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Baumffarten's Jahresbericht
1896
JAHRESBERICHT
Über die Fortschritte in der Lehre von den
PATHOGENEN MIKROORGANISMEN
umfassend
BACTERIEN, PILZE UND PROTOZOEN
Unter Mitmrkung von Fachgenossen bearbeitet
und herausgegeben
Dr. med. P. von BAUMGARTEN
o. ö. Professor der Pathologie an der Universität Tübingen
und
Dr. med. F. TANGL
0. ö. Professor der Physiologie an der thierärztUchen Akademie in Budapest
ZWÖLFTEM JAHRGANG
1896
LlßRARY
NEW YORK
BOTANICAL
QAi^iiciS
BRAUNSCHWEIG
HARALD BRUHN
Yerlagsbuchbandlung fär Naturwissenschaft und Medioln
1898
Alle Rechte vorbehalten
Fürstlich priv. Hofbuohdnxckerei (F. Mltzlaff), Rndolstadt
QAi^D£jiV
Vorwort
iNocli rascher als der vorjährige (XL) Jahrgang unserer
Berichte über die Fortschritte in der Lehre von den pathogenen
Mikroorganismen ist der diesjährige XII. Jahrgang, den wir hier-
mit der Oeffentlichkeit übergehen, seinem Vorgänger gefolgt und
. wir können hinzufügen, dass der XIII. Jahrgang (Literatur des
Jahres 1897) bereits soweit im Druck vorgeschritten ist, dass
wir hoffen dürfen, wenigstens den I. Theil desselben noch in
diesem Jahre erscheinen zu lassen.
Wesentliche Veränderungen in der Bearbeitung des vorlie-
genden Berichtes gegenüber den früheren sind nicht eingetreten.
Dass das Capitel: ,Tuberkelbacillus' jetzt wieder in Eeih' und
Glied mit den, die anderen pathogenen Bacillen behandelnden
Capiteln, statt an den Schluss, gestellt wurde, erwähnen wir,
weil damit ein von verschiedenen Seiten geäusserter Wunsch er-
füllt worden ist. Als eine wesentliche Verbesserung, die wir
versuchsweise schon im vorjährigen Berichte einführten, dürfen
wir wohl hervorheben, dass die Literaturverzeichnisse vervoll-
ständigt wurden durch Anführung auch solcher Arbeiten, welche
— sei es, weil sie den Herren Eeferenten nicht zugänglich waren
oder weil ihr Inhalt keine wesentlich neuen Thatsachen oder Auf-
fassungen brachte — nicht besonders im Text besprochen werden
konnten. Derartige, bloss im Literaturverzeichniss aufgeführte
aber nicht referirte Arbeiten sind, um sie sofort als solche kennt-
jy^lich zu machen, nicht numerirt worden. Trotzdem weist das
g^ Literaturverzeichniss des vorliegenden Berichtes die Schlussziffer
^1933 auf, während der vorangehende Bericht nur die Ziffer lö85
jy^ erreicht hatte. Man ersieht hieraus das mächtige Anwachsen
Cj) der bacteriologischen Literatur und die immer grösser werdende
VI Vorwort
Schwierigkeit, dieses kolossale Material in regelmässigen Inter-
vallen zn sammeln, zu sichten und zu besprechen.
Um so erfreulicher und werthvoller ist es daher für uns,
dass sich der Bestand unserer geschätzten Herren Mitarbeiter im
Grossen und Ganzen unverändert erhalten hat. Herr Professor
Dr. Bordoni-Uffreduzzi, unser langjähriger treuer Mitarbeiter,
hat uns allerdings, wegen zu grosser anderweitiger Beschäftigung,
verlassen müssen. Es sei dem verehrten Herrn CoUegen auch
an dieser Stelle unser erkenntlichster Dank für seine ausgezeich-
nete, verdienstvolle Unterstützung ausgesprochen. An seine Stelle
ist Herr Professor Dr. Trambusti (Ferrara) getreten, dem wir
für seine Bereitwilligkeit bestens zu danken auch hierorts nicht
verfehlen wollen.
Möchte auch dieser Bericht wohlwollende Aufnahme bei dem
medicinischen Publikum finden.
Baum garten Tangl
Tübingen Budapest
Mitte October 1898.
Vorwort VII
Alphabetisches Yerzeichniss
der Herren Mitarbeiter an dem vorliegenden Berichte nebst An-
gabe des von Jedem derselben behandelten Referirgebietes :
Docent Dr. R. Abel (Hambnrg) — Pestbacillus , Variola nnd
zahlreiche Referate in den Abschnitten: Kokken, Bacillen
und allgemeine Mikrobiologie.
Docent Dr. Alexandek - Lewin (St. Petersburg) — Russische
Literatur.
Docent Dr. M. Askanazy (Königsberg) — Ein grosser Theil der
Arbeiten aus dem Capitel: Tuberkelbacillus.
Prof. Dr. 0. Beumer (Greifswald) — Tetanusbacillus.
Prof. Dr. 0. Bujwid (Krakau) — Polnische Literatur.
Docent Dr. E. Czaplewski (Köln) — Allgemeine Methodik, Tecli-
nisches und zahlreiche Einzelreferate.
Dr. E. DelbAnco (Hamburg) — Leprabacillus.
Docent Dr. A. Eber (Dresden) — Englische und amerikanische
Veterinär-Literatur.
Prof. Dr. H. Eppinger (Graz) — Milzbrandbacillus.
Prof. Dr. E. Finger (Wien) — Syphilis-Miki-obien , Smegmaba-
cillen, Bacterienbefunde bei weichem Schanker.
Prosector Dr. E. Fraenkel (Hamburg) — Typhusbacillus.
Dr. A. Freudenberg (Berlin) — Pneumonie-Mikrobien, Meningitis-
Kokken, Bacterienbefunde bei (menschlicher) Influenza.
Prof. Dr. A. Guillebeau (Bern) — Französische Veterinär-Lite-
ratur.
Prof. Dr. C. Günther (Berlin) — Lyssa und pathogene Protozoen.
Prof. Dr. G. Hauser (Erlangen) — Pleomorphe Bacterien.
Docent Dr. F. Henke (Breslau) — Allgemeine Mykopathologie
und Einzelreferate im allgemeinen Abschnitt.
Prof. Dr. Axel Holst (Christiania) — Skandinavische Literatur.
Dr. B. Honsell (Tübingen) — Allgemeine Morphologie und Bio-
logie der Mikroorganismen und Einzelreferate im allgemeinen
Abschnitt.
Prof. Dr. J. Jadassohn (Bern) — Gonorrhoe -Kokken und Pro-
tozoen der Haut.
VIII Vorwort
Dr. C. 0. Jensen (Kopenhagen) — Dänische Veterinär-Literatur.
Dr. Wilhelm Jensen (Kopenhagen) — Einzelreferate aus der
dänischen Literatur.
Med.-Rath Prof. Dr. A. Johne (Dresden) — Deutsche Veterinär-
Literatur.
Prof. Dr. A. A. Kanthack (Cambridge) — Englische und ameri-
kanische Literatur (für die im Text mit dem Namen des
Herrn Collegen unterzeichneten Eeferate).
Dr. F. Keäl (Prag) — Hyphomyceten und Sprosspilze.
Prof. Dr. H. Preisz (Budapest) — Ungarische Literatur. Bacterium
coli commune.
Prof. Dr. St. v. Ratz (Budapest) — Rauschbrandbacillus, Bacillen
der Septikaemia haemorrhagica, Schweinerothlaufbacilliis.
Prof Dr. G. Eiehl (Leipzig) — Bacterien bei dermatitischen
Processen.
Docent Dr. 0. Samter (Königsberg) — Actinomyces.
Dr. Gr. Sentinon (Barcelona) — Spanische, portugiesische und neu-
griechische Literatur.
Docent Dr. Gr. Sobeenheim (Halle) — Diphtheriebacillus.
Prof. Dr. C. H. H. Speonck (Utrecht) — Niederländische Literatur.
Prof. Dr. A. Trambusti (Ferrara) — Italienische Literatur (für
die überschriftlich bezw. unterschriftlich mit dem Namen des
Herrn Collegen gezeichneten Capitel bezw. Einzelarbeiten).
Dr. P. G. Unna (Hamburg) — Leprabacillus.
Prof. Dr. A. Vossius (Giessen) — Ophthalmologische Bacterien-
literatur.
Dr. K. Walz (Tübingen) — Referate aus den Capiteln: Tuberkel-
bacillus und allgemeine Mikrobiologie.
Prof. Dr. A. Weichselbaum (Wien) — Rotzbacillus, Cholera-
spirillum und choleraverwandte Vibrionen.
Dr. E. Ziemke (Berlin) — Pyogene Kokken.
Inhalt
Seite
I. Lelirbücher, Compendien und gesammelte Ab-
handliiugen 1-8
II. Original-Abhandlungen 9-848
A. Parasitische Organismen 9-698
1. Kokken 9-152
a) Pyogene Kokken und Erysipelkokkus 9
b) Fraenkel's ,Pneumomekokkus' (Weichselbaum's
jDiplokokkus pneumoniae' und ,Diplokokkus meningitidis
intracellularis') 69
c) Kokkus der Cerebrospinalmeningitis der Pferde (Borna'sche
Pferdekrankheit) 93
d) Friedlaender's ,Pneumonie-Mikrokokkus' 98
e) ,Kokkus der Pleuropneumonie der Ziegen' 101
f) Der Gonorrhoekokkus 102
g) ,Mikrokokkus Brisou' 147
h) ,Diplokokkus des Keuchhustens' 147
i) Kokkus bei Skorbut 147
k) ,Mikrokkus tetragenus citreus (septicus?)' 148
1) ,Mikrokokkus militensis' 148
m) ,Kokkus der infectiösen Parotitis' 148
n) ,Streptokokkus involutus' 149
o) ,Kokkus der Druse' 149
p) ,Kokku8 der Hundestaupe' 150
q) Kokkus bei Septikämie der Hühner 151
r) jKokkus des Lemming-Piebers' 151
2. Bacillen 153-578
a) Milzbrandbacillus 153
b) Bacillus des ,malignen Oedems' 169
c) Rauschbrandbacillus 170
d) Schweinerothlaufbacillus ■ 174
e) Bacillengruppe der ,Septikaeniia haemorrhagica' ... 184
f) Tetanusbacillus 194
g) Diphtheriebacillus 205
h) Bacillen bei Diphtherie der Thiere 301
i) ,Influenzabacillus' 302
k) Typhusbacillus 310
X Inhalt
Seite
1) Bacillengruppe des Bacterium coli commune .... 337
m) Rotzbacillus 349
n) Leprabacillus 360
o) Tuberkelbacillus 383
p) Bacillus der Pseudotuberkulose 478
q) Bacillen bei Syphilis und Ulcus moUe 480-487
cc) Bacillen bei Syphilis 480
ß) Bacillen bei Ulcus molle (Unna 'scher und Ducrey-
K r ef t in g' scher Bacillus) 485
r) Bacillus pyocyaneus 487
s) ,Bacillus der Bubonenpest' 488
t) Neiss er 'scher ,Xerosisbacillus' 489
u) jOzaenabacillus' 490
v) Bacillus der .Schaumorgane' 493
w) jNomabacillus' 495
x) Bacillus bei ,Psittakosis' 496
y) Bacillus des .acuten epidemischen Augenkatarrhs' . . . 499
z) Diplobacillus bei einer subacuten Conjunctivitis . . . 500
a) Bacillen bei Seborrhoe 501
ß) Bacillen bei Trichorrhexis nodosa barbae 501
y) Bacillen bei Hospitalbrand 502
8) ,Bacillus der Pellagra' 504
e) Bacillen bei Gehirnerkrankungen 505
g) Bacillen bei Darmerkrankungen 506
■rj) Bacillen bei Fleischvergiftungen 508
^) Bacillen bei einer (secundären) hämorrhagischen Infection 511
i) Neuer ,Pneumoniebacillus' 511
k) Bacillen bei Nephritis 512
X) Loeffl er 'scher Bacillus typhi niurium 512
im) Bacillus der ,Mäusephlegmone' 513
v) ,Bacillus des Kanincheneiters' 514
^) Bacillen bei Lungenseuche (.Pneumobacillus liquefaciens
bovis') 515
c) Bacillus .des infectiösen Abortus der Kühe' 521
ot) Bacillen bei der ,infectiösen Parese (Kalbefieber) des
Rindes' . . . . 524
(j) Bacillen bei der seuchenhaften Kälberruhr 525
g) Bacillen bei Leberabcess des Rindes 525
t) ,Bradsotbacillus' 526
v) Bacillen bei Pneumonie der Schafe und Ziegen .... 528
ott's (2) Büchlein ist ein Leitfaden für Anfänger und kann diesen
auf's Wärmste empfohlen werden. Es ist eine kurzgefasste Einführung in
die Bacteriologie. Forderungen der Theorie und Praxis sind dem Verf. stets
gegenwärtig gewesen, auch sind alle Beispiele und Experimente gut ge-
wählt. Die praktischen Methoden sind gut und klar beschrieben, und es ist
keine einzige wichtige Manipulation ausgelassen; wirkliche Fehler in dem
theoretischen Theile findet man sehr selten. Verf. ist ein praktischer Bac-
teriologe aus guter Schule und somit ein zuverlässiger Lehrer für den An-
fänger. Kanthack.
Die neue Auflage des Kleill'schen (13) Werkes ist gänzlich umgear-
beitet und deshalb von grossem Werthe, weil darin in unabhängiger Weise
die Meinungen des Verf.'s dargelegt werden. K.'s Werk ist eines der besten
Lehrbücher und Compendien. 5
Bücher, die in englischer Sprache über pathologische Bacteriologie geschrie-
ben sind. Es unifasst fast alle eigenen Arbeiten des fleissigen Verf.'s. Die
Abbildungen, nach den herrlichen Photogrammen des Verf.'s hergestellt,
welche in England sehr berühmt sind, sind fast sämmtlich gut gelungen.
Vor Allem wird man die Capitel über Cholera, Typhusbac. und Bact. coli
mit Interesse lesen. K. hat auf dem Gebiet der Bacteriologie so viel ge-
leistet, dass Alle, die sich mit dem Resultat seiner Arbeiten vertraut zu
machen wünschen, das Buch studiren müssen, zumal da K., wenn er von
Anderen abweicht, seine Unabhängigkeit bewahrt. Kanthack.
In dem ersten Bande des grossen Sammelwerkes, welches unter der Aegide
von Prof. Alll)lltt (3) herausgegeben wird, finden sich ausführliche, zu-
sammenfassende Capitel über bacteriologische Fragen, soweit sie die interne
Medicin, Pathologie und Therapie behandeln. Sie sind meistentheils von
den verschiedenen Autoren mit grossem Fleisse zusammengestellt und ge-
währen eine gute Einsicht in den heutigen Stand der Bacteriologie in Eng-
land. Es ist unmöglich, die einzelnen Arbeiten zu referiren, von denen
einige von grosser Länge sind und unabhängige Abschnitte bilden. Die
Entzündung wird in 80 Seiten von Adami behandelt, die allgemeine Patho-
logie der infectiösen Krankheiten vom Ref. in derselben Anzahl von Seiten.
Es folgen dann längere Capitel über die Bacteriologie der Septikämie und der
Pyämie und des Erysipels von Watson Cheyne, der Endocarditis maligna
und des Abdominaltyphus von Dreschfeld, Diphtherie und Cholera vom
Ref., Tetanus von Sims Woodhead, ausser kleineren Arbeiten über andere
Themata. Kantkack.
MacFarland's (17) Werk ist ein Handbuch für Anfänger und enthält
nichts Neues. Es hat keine besonderen Vorzüge vor den vielen kleineren
Büchern, die denselben Gegenstand behandeln, und beschäftigt sich nur mit
pathogenen Bacterien; von allgemeiner pathologischer Bacteriologie linden
wir dagegen Nichts, so dass für den Anfänger Vieles unverständlich bleiben
muss. Kanthack.
Das Buch von Pearmaill und Moor (19) kann kaum auf wissenschaft-
lichen Werth Anspruch erheben; zudem ist es flüchtig geschrieben. Für
den Mediciner und Pathologen ist es gänzlich bedeutungslos, da die Verff.
selbst mit der Medicin nicht vertraut, die pathologische Bacteriologie gar-
nicht zu würdigen verstehen. Der Zweck des Buches ist, dem Studenten
beim Examen behülflich zu sein. Indessen sollte dieser eigentlich vor dem
Buche dringend gewarnt werden, weil es zahlreiche Ungenauigkeiten und
sogar grobe Fehler enthält. Kanthack.
Sternberg's (20) Werk ist ein vielfach verbesserter und vermehrter
Abdruck des ersten Theiles seines grossen Handbuches'. Es besteht aus
4 Theilen: 1. Classification und Morphologie der Bacterien und Methodik,
2. Allgemeine Biologie, 3. Pathogene und nicht pathogene Bacterien. Leider
ist die Serumbehandlung und ihr Princip nicht ausführlich besprochen. Das
Werk ist gut illustrirt ; viele der Photogramme sind vorzüglich. Kanthack.
1) Jahresber. VIII, 1892, p. 2. Ref.
Q Lehrbücher und Compendien.
(fOOdall und Waslibourn (10) behandeln in klarer und mustergültiger
Weise die Infectionskrankheiten vom Standpunkt der Bacteriologie. Mag
man auch in mehreren Punkten nicht mit den Meinungen der Verff. über-
einstimmen, so genügen doch deren Namen, um dem Buche viele Leser zu
sichern. Es ist jedoch merkwürdig, dass die Cholera keinen Platz in dem
sonst ziemlich ausführlichen Werke gefunden hat, zumal da es doch in erster
Linie für den Studenten geschrieben ist. KmitJmck.
Canestrini (6) hat in einer kurzen Abhandlung die Grundzüge der
Bacteriologie dargelegt. Die wissenschaftliche Natur des Inhalts hat den
Verf. nicht abgehalten, diesem Handbüchlein jenen gemeinverständlichen
Charakter zu geben, welcher der Eigenart der ,Manuali Hoepli' entsprechend
ist, indem sie dem Verständniss der Nicht-Mediciner die jüngsten Erfahr-
ungen auf diesem wichtigen Zweige der medicinischen Wissenschaft zugäng-
lich machen.
Das Bändchen besteht aus einem allgemeinen und einem besonderen Theil.
Der erstere enthält die allgemeine Biologie der Mikroorganismen und die
bacteriologische Technik, während sich der besondere Theil mit den haupt-
sächlichsten pathogenen Mikroorganismen und den Fragen betreffend die
Serumtherapie der Lifectionskrankheiten befasst. Tramhusti.
Al)l)a (I) hat in einem Handbuch die neuesten auf die Hygiene ange-
wandten mikroskopischen und bacteriologischen Untersuclmngsmethoden
zusammengestellt. Das Handbuch ist ausserordentlich praktisch und nütz-
lich zum Gebrauch im mikrobiologischen Laboratorium. Trambusti.
Auf 112 Seiten 8 « giebt Miliaraki (18), Arzt und Professor der Botanik
an der Universität zu Athen, eine gedrängte Monographie der Spaltpilze
nebst einem Ueberblick über die Geschichte der Bacteriologie. Sentinon.
Das Werk M. Kirchiier's (12), welches wir nach den damals erschie-
nenen Lieferungen bereits im VII. Jahrgang unserer Berichte p. 5 be-
sprochen haben, ist nun vollendet und liegt als ein stattlicher, 1180 Seiten
zählender Band vor uns. Ursprünglich als ,Grundriss' bestimmt, ist das
Werk während der Bearbeitung zu einem grossen Lehrbuche herangewach-
sen, welches alle Theile der Hygiene, mit besonderer Berücksichtigung der
Militärhygiene, umfasst. Wenn man die Vielseitigkeit des behandelten
Stoffes betrachtet und bei dem Studium der einzelnen Abschnitte immer
wieder derselben vollkommenen Beherrschung des Materials, der gleichen
Exactheit und Gründlichkeit der Darstellung begegnet, so wird man zu auf-
richtiger Bewunderung einer solchen Leistung veranlasst. Wir gratuliren
dem Herrn Autor zu einem so schönen und hervorragenden Werke und
wünschen diesem W^erke den verdienten Erfolg. Bau?ngarfe?i.
Cramer (7) ist es gelungen, in seinem kurzen Lehrbuche der Hygiene
in knapper und klarer Weise das Wichtigste aus dem Gebiete dieser Wissen-
schaft zusammenzustellen. In dem 15. Capitel werden die Aetiologle und
Prophylaxe der parasitären Erkrankungen auf etwa 70 Seiten mit der dem
Umfange des Buches durchaus entsprechenden Ausführlichkeit besprochen,
unter Berücksichtigung der neuesten Ergebnisse der Bacteriologie und
Parasitenkunde. Tnngl.
Lehrbücher und Compendien. 7
In dem kurzgefassten Büchlein von Lockwood (15), welches die Grund-
lagen der aseptischen Chirurgie behandelt, werden zu Anfang die gewöhn-
lichen Wund- und Eiter-Bacterien beschrieben, sodann folgt eine Be-
sprechung ihrer Verbreitung und der Mittel, die uns bei ihrer Bekämpfung
zur Verfügung stehen, auch wird die Art und Weise angegeben, wie sich
ihrer der Chirurg bedienen kann. Das Buch ist jedoch für den Pathologen
und Bacteriologen werthlos, weil es nicht fehlerfrei ist. Kanthack.
V. Wasielewski (21) hat ein sehr zeitgemässes Specialgebiet, die
Sporozoenkunde, einer zusammenhängenden Bearbeitung unterworfen.
In erster Linie ist es für den Mediciner bestimmt, der sich mit derartigen
Untersuchungen beschäftigt, und diesem wird ein solcher „Leitfaden" sehr
erwünscht sein auf einem Gebiet, das ihm für gewöhnlich doch ferner liegt,
und wo er mancherlei schweren Täuschungen bei der Beurtheilung der Be-
funde sich aussetzen kann. Das nicht zu umfangreiche Werk ist aber doch
so specialistisch gehalten, dass es auch dem Zoologen dienen soll, zumal eine
ausführlichere Zusammenfassung von Seiten berufener Fachmänner fehlt.
Die Darstellung ist eine übersichtliche und durch eine grössere Zahl instruc-
tiver Abbildungen illustrirt, die durchgängig den entsprechenden Special-
arbeiten entnommen sind. Noch nicht Feststehendes, so namentlich eine
Anzahl der noch wenig beglaubigten Sporozoen-Infectionen beim Menschen,
ist in die Darstellung nicht aufgenommen worden Dass sich der Verf. als
ein Schüler des auf diesem Gebiet wohl erfahrensten Forschers, des Herrn
Geh. Eath L. Pfeiffer in Weimar, bekennt, wird dem kleinen Werk, das
zweifellos einem vorhandenen Bedürfniss entspricht, gewiss zur Empfehlung
dienen. Henke.
Miller hat eine gute englische Uebersetzung von Hanseil's (11) ,Unter-
suchungen aus der Praxis der Gährungsindustrie' ^ geboten. Das Buch,
welches über H.'s Forschungen auf dem Gebiete der Gährung und über
seinen Antheil an den Fortschritten in der Gährungsindustrie berichtet,
besitzt grossen Werth, da es die Resultate des dänischen Forschers und
seine Arbeiten in knapper und klarer Weise zusammenfasst. H.'s Rein-
culturmethoden werden beschrieben, ferner seine Untersuchungen über die
Hefearten, Aufbewahrung des Bieres, technische Analyse der Luft und des
Wassers, der Saccharomyces Pastorianus und die Bierkrankheiten ; das Buch
schliesst mit einer üebersicht über die Anwendung seines Systems der Rein-
cultur von Hefearten. Mit gerechtem Stolz blickt H. zurück auf die schwer
und mühsam errungenen Triumphe seiner Lebensarbeit; wir sind dankbar,
dass er uns eine kurze .Skizze seines Kämpfens gegeben hat. Kanihack.
Berger's (5) 300 klein 8^ Seiten umfassendes Buch ist eine hauptsäch-
lich dem praktischen Bedürfniss entsprechende Belehrung über die Abwehr
und Unterdrückung der Infectionskrankheiten. Im Anhange zum allge-
meinen Theile giebtVerf. einen im Wesentlichen den RAPMUND'schen Aus-
führungen '^ entsprechenden Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Bekämpf-
') Jahresber. IV, 1888, p. 332. Ref.
-) X. Hauptversammlung des preuss. Medicinal- Beamtenvereines in Berlin
1895. Ref.
8 Gesammelte Abhandlungen.
ung- ansteckender Krankheiten. Im speciellen Theile bespricht Verf. 37 In-
fectionskrankheiten, bei jeder kurz die Art und Weise der Ansteckung, die
Symptome, die Verbreitung-, Dauer der Ansteckungsmöglichkeit und die
Verhütungsmaassregeln. Die besprochenen Krankheiten sind am Schlüsse
übersichtlich in eine Tabelle zusammengestellt. Ta7igl.
In diesem Berichtsjahre erschien das 2. Heft des 2. Bandes der von
P. V. Baumgakten herausgegebenen Arbeiten (4) seines Institutes mit
ebenso reichem wie vverthvollem Inhalte. Von den 14 Arbeiten sind 10
bacteriologischen Inhaltes und werden in den entsprechenden Capiteln die-
ses Berichtes eine eingehende Besprechung erfahren. An dieser Stelle seien
nur die Titel dieser Arbeiten angeführt. G. B. Apostolopoulos : Zur Histo-
logie der Pseudotuberkulose; A. Weeneck de Aguilae: Ueber Fibrinbil-
dung bei den verschiedenen anatomischen Producten der Tuberkulose;
F. Roloff: Combination der WEiGERx'schen Fibrinfärbung mit der Färbung
auf Tuberkelbac. ; R. Dahmer: Untersuchungen über das Vorkommen von
Streptok. im Blut und inneren Organen von Diphtheriekranken; F. Henke :
1. Beitrag zur Frage der iutrauterinen Infection der Frucht mit Tuberkel-
bac; 2. Beitrag zur Bacteriologie der acuten primären Cerebrospinal-
meningitis; K. Kerle: Beitrag zur Aetiologie der Meningitis tuberculosa;
B. Honsell: 1. Zur Frage der Cholera-Uebertragung durch die Luft; 2. Ein
Fall von Pneumok.-Infection des Auges; 3. Ueber Differentialfärbung zwi-
schen Tuberkelbac. und den Bac. des Smegma's. — Dem Hefte sind 7 sehr
schön ausgeführte Steindrucktafeln beigegeben. Tangl.
II. Original -Abhaiidluiigeii
A. Parasitische Organismen
1. Kokken
a') Pyogene Kokken und Erysiyelkokkns
Referenten: l)r. E. Zieiuke (Berlin).
l)oc.Dr.Alexauder-Lewiii(St. Petersburg), Prof. Dr. A.OuillebeaufB er n)^
Med.-Rath Prof. Dr. A. Johne (Dresden), Prof. Dr. A. A. Kanthack (Cam-
li r i d g e), Dr. (x. Sentinon (Barcelona), Prof. Dr. C. H. H. Sprouck (Utrecht),
Prof. Dr. F. Tangl (Budapest), Prof. Dr. A. Trambusti (Ferrara),
Prof. Dr. A. Vossius Giessen).
22. Albarrail, J., et S. Baiizet, Note sur la bacteriologie des absces
urineiix (Annales des Malad, des Organ, genito-urin. p. 388; ref.: Fort-
schr. d. Medicin 1897 p. 465). — (S. 59)
(Albert, E., und A. Kolisko,) Beiträge zur Kenntniss der Osteomye-
litis. Mit 12 Tafeln. UM. Wien, Holder.
2B. Aronson, H., Ueber Antistreptokokken-Serum (Berliner klin. Wcli-
schr. p. 717). — (S. 32)
(Auche, H., et Loewel,) Eruption scarlatiniforme et purpura hemor-
rhagique dans un cas d'infection locale mixte, staphylococcique et sur-
tout streptococcique (Journal de Med. de Bordeaux mai 17 et 24).
24. Ausset et Rouz^, Un cas tres grave de streptococcie puerperale,
traite par les injections de serum Maemorek (Eevue de Med. p. 590).
— (S. 38)
25. Baginsky, A., Die Anwendung des Antistreptokokkenserum Maemo-
rek's gegen Scharlach (Berliner klin. Wchschr. p. 340). — (S. 37)
26. Baiardi, I)., A proposito della genesi infettiva del rachitisrao (Setti-
mana medica no. 39). — (S. 60)
27. Bailance, C. A., and F. C. Al)l)Ott, Acute haemorrhagic septicae-
mia treated vvith antiStreptococcus serum (British med. Journal vol. 2
p. 2). — (S. 40)
28. Banzet, S., Quelques mots sur les principaux microbes de la suppu-
ration (Gaz. hebd. de Med. p. 54). — (S. 42)
20. Baumm, P., Ueber Antisepsis und Asepsis in der Geburtshilfe (Archiv
f. Gynäk. Bd. 52 p. 621). — (S. 65)
30. Beale, 0. B., Anticarcinomatous toxin (British med. Journal vol. 2
p. 12). — (S. 27)
10 Pyogene Kokken. Literatur.
31. Beco, L., Contribution ä Fetude de la stomatite diphteroide infantile
[Clinique medicale de l'Universite de Liege] (Arcliiv de Med. exper.
no. 4). — (S. 55)
3*2. Berg, H. W., Pneumonia as a coraplication of diphtheria in cliildren
(Medical Record vol. 49 p. 365). — (S. 57)
33. Bernheim, J., Zwei Fälle von Streptokokkenseptikämie mit Ausgang-
in Heilung (Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 43, H. 2/3 p. 204). — (S. 62)
34. Bokenham, T. S., Note on the preparation of antiStreptococcus serum
(British med. Journal vol. 2 p. 3). — (S. 33)
35. Bolognesi, A propos de la serotherapie de l'erysipele (Semaine med.
p. 69). — (S. 36)
36. Bonhoff, H., Ueber die Wirkung der Streptokokken auf Diphtherie-
culturen [Vorläufige Mittheilung] (Hygien. Rundschau p. 97). — (S. 51)
37. Bonhoff, H., Ueber die Wirkung von Streptokokken auf Tuberkel-
bacillen-Culturen und deren Giftbildung [Vorläufige Mittheilung] (Ibi-
dem p. 145). — (S. 22)
38. Bonome, A., e G. Viola, Sulla produzione delle antitossine strepto-
cocciche mediante l'elettricitä (Rivista di Patologia generale e di
Anatomia patologica fasc. 7). — (S. 21)
39. Bonome, A., und G. Viola, Ueber die Production der Streptokokkus-
Antitoxine mittels Elektricität (Ctbl. f. Bacter. Bd. 19 p. 849). —
(S. 20)
40. Boruemann, B., Ueber das Antistreptokokkenserum Marmoeek
(Wiener klin. Wchschr. No. 51 p. 1201). — (S. 35)
41. Boucheron, De l'emploi du serum antistreptococcique preventive-
ment ä l'operation de la cataracte chez les diabetiques (Comp. rend. de
la Soc. de Biol. p. 432). — (S. 37)
42. Boucheron, Serotherapie antistreptococcique dans la dacryocystite
purulente rebelle ä streptocoques et dans les streptococcies oculaires
(Ibidem p. 932). — (S. 41)
43. Brieger, 0., Ueber die pyämische Allgemeiuinfection nach Ohreiter-
ungen (Ztschr. f. Ohrenheilk. Bd. 19 p. 97). [Wesentlich special-
klinischen Inhalts, ohne bacteriologisch Neues zu bringen. Ziemke.]
44. Brunner, C, Eine Beobachtung von acuter Staphylokokken-Allge-
meininfection nach Varicellen. Zur Ausscheidung der Mikrobien durch
die Secrete (Deutsche Medicinalztg. No. 1-3 p. 1, 11, 23). — (S. 64)
45. Brunner, C, Eine Beobachtung von acuter Staphylokokken-Allge-
meininfection nach Varicellen. Zur Ausscheidung der Mikrobien durch
die Secrete [Nachtrag zu dem Artikel: Deutsche Medicinalztg. No. 1-3]
(Ibidem No. 7 p. 71). [Ergänzende Literaturangabe. Ziemke.^
46. Brunner, C, Bemerkung zu der Mittheilung von P. G. Unna: ,Zur
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Baumgarten's Jahresbericht XII 2
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Identität der verschiedenen Streptokokken.
166. Taille, lieber das Vorkommen von Streptokokken in der Scheide Ge-
bärender (Ztsclir. f. Geburtsh. u. Gynäkol. Bd. 35, H. 2 p. 192). —
(S. 65)
167. van de Telde, H., Contribution a l'immunisation des lapins contre
le staphylocoque et le streptocoque pyogenes (Annales de l'Inst.
Pasteue no. 10 p. 580). — (S. 23)
168. Vinay, Ch., Traitement de la septicemie puerperale par le serum
antistreptococcique (Lyon med. p. 109). — (S. 38)
169. Widal, F., et F. Bezan^Oii, Etüde des diverses varietes de strepto-
coques (Arcli. de Med. exper. t. 8, no. 3 p. 398). — (S. 18)
170. Widal, F., F. Bezaii^ou etLeinoine, Des angines dites a strepto-
coques (Semaine med. p. 116). — (S. 56, 57)
171. Williams, J. D., The value of antiStreptococcus serum in the treat-
ment of severe puerperal septicaemia (British med. Journal vol. 2
p. 1285). — (S. 40)
(Wodoii, J.,) Otite moyenne purulente aigue [suite de scarlatine]
avec extension a l'apophyse mastoide et au sterno-mastoidien. Gue-
rison due au serum antistreptococcique (Presse med. de Beige no. 44
p. 346).
172. Wolf, S., Beiträge zur Kenntniss der Wirkungsweise der Staphylo-
kokken- und Pneumokokkenstoffwechselproducte (Ctbl. f. Bacter. Bd.
20 p. 375). — (S. 24)
173. Woodhead, 0. S., Discussion on the relation of morbid conditions
dependent on or associated with the presence of Streptococci (British
med. Journal vol. 2 p. 917). — (S. 66)
174. Woroiiiii, W., Zur Frage der Bindegewebsverflüssigung bei eitrigen
Entzündungen (Ctbl. f. allg. Pathol. H. 11 u. 12 p. 452). — (S. 44)
Lemoiiie (106) kommt auf Grund seiner an 42 verschiedenen Streptok.-
Culturen gemachten Erfahrungen zu dem Resultat, dass keine der als
Unterscheidungsmerkmal aufgestellten Eigenschaften der Streptok.
stabil genug ist, um verschiedene Arten zu unterscheiden. Es handelt
sich in allen Fällen um dieselbe Mikrobienart. Ziemke.
Aus Untersuchungen, welche sie an 144 Streptok.-Culturen ver-
schiedener Herkunft angestellt haben, ziehen Widal und Bezaii^on
(169) den Schluss, dass es nicht möglich ist, nach morphologischen oder
culturellen Gesichtspunkten oder nach ihrer Virulenz die Streptok. in scharf
zu unterscheidende Arten zu trennen. Ziemke.
Blilloch (48) hält an der Identität des Streptok. pyog. und Ery-
sipelatos fest und erklärt die verschiedenen Läsionen und Krankheiten,
welche der Streptok. verursachen kann 1 . durch Variationen der Virulenz ;
2. Variationen in der Art und Tiefe der Inoculationen ; 3. Variationen in
der Wiederstandskraft des Individuum; 4. Mischinfectionen. B. bespricht
in ziemlich ausfüluiicher Weise die verschiedenen Läsionen und Infec-
tionen, die durch den Streptok. erzeugt werden, nämlich Erysipel, Phleg-
mone, Pyämie und Septikämie, Puerperal-Fieber und die secundären Infec-
Pyogene Kokken. Identität des Streptok. pj'Og. und Erysipelkokkus. 19
Streptokokkus aggregatus.
tionen, welche durch den Streptok. im Verlaufe anderer Krankheiten und
Infectionen eingeleitet werden. Neues enthält die Arbeit nicht, doch ist sie
eine gute allgemein zusammenfassende Abhandlung. Kanthaclc.
Durch Ueberimpfung eines aus Peritonealeiter stammenden Streptok.
auf Carcinomkranke konnte Petruschky (132) in 2 Fällen typisches Ery-
sipel erzeugen und hat damit endgiltig die Identität des „Streptok.
pyog." und „Streptok. Erysipel atos" erwiesen. Aus den Versuchen
geht ferner die interessante Thatsache hervor, dass für Thiere (Kaninchen)
maximal virulente Streptok. völlig avirulent für Menschen sein können.
Hohe Thier- Virulenz eines Mikrobions berechtigt also durchaus nicht zur
Annahme der gleichen Eigenschaft für Menschen. Ziemke.
Bei seinen Untersuchungen über den Streptok. pyog-. in den verschie-
densten Krankheiten des Menschen fand Seitz (150) in der Mundhöhle
und im Auswurf Formen, die er als eine besondere Gestaltung dieses
Kokkus aufzufassen sich berechtigt glaubt. Neben typischen Streptok.-
Colonien sah er auifallend häufig' ganz abweichende Formen von üppiger
Wucherung, welchen er den Namen „Maststreptok.", „Streptok. aggrega-
tus "und wegen charakterischer Eunzelung seiner Colonien „ Runzelstreptok. "
beilegt. Bei der unmittelbaren mikroskopischen Untersuchung waren oft
nur Staphylok. und Diplok.- Formen vorhanden, während Kettenformeu
ganz fehlten oder doch höchstens spurweise angedeutet waren ; Bouillon,
Zuckerbouillon, Glycerinagar- und Serumcondenswasser hingegen enthielten
die schönsten Kettenbildungen in grösster Menge und Reinheit. Anderer-
seits können auch die Colonien Abweichungen vom gewöhnlichen Typus
aufweisen von den kleinsten kaum erkennbaren bläulich durchschimmern-
den Scheibchen bis zu grösseren selbst centimeterbreiten flächenhaften
Ausbreitungen von klarer, feuchter Masse: „Punktstrepto-, Kleinstrepto-,
Maststrepto-Colonien", die dem Staphylok. albus ähnlich sehen, sich von
ihm nur dadurch unterscheiden, dass die wie weisse Oelfarbe gieichmässig
weisse Farbe und Undiu^chscheinbarkeit nicht bis zum Rande der Colonie
reicht. Mit der massigen Grössenentwicklung der Colonien geht eine Hem-
mung der Kettenbildung einher, es kommt zu kleineren oder grösseren An-
häufungen von einfachen oder sich theilenden Kugelformen „ Streptokugel-
nestern" ähnlich den Staphylok.-Haufen. Die Ausstrichpräparate von Mund-
belägen und Auswurf ergaben oft ganz ähnliche Befunde, wie die Deckglas-
verstreichungen der Mastcolonien und Hessen deutlich den Uebergang der
typischen in diese vielgestaltigen atypischen Formen durch Verkürzung
und seitliche Theilung der Ketten erkennen. In Bouillon, Zuckerbouillon,
Condenswasser von Agar, Glycerinagar und Zuckeragar konnten stets die
reinen Kettenformen wieder erzielt werden. Weder aus der Gestalt der
Einzelglieder noch aus der Form der Colonien oder aus der Thierpathogeni-
tät Hessen sich durchgi'eifende Unterschiede zur Aufstellung verschiedener
Streptok.-Arten gewinnen. Aus Eiterungen erhielt Verf. nur 2mal Mast-
strepto-Colonien, aus Mundhöhle und Sputum dagegen unzählige Male. Er
erklärt sich diesen Häufigkeitsunterschied aus den ungleichen Lebens-
bedingungen, welche die Streptok. bei der Eiterung in Wunden und im
20 Pyogene Kokken. Streptok. peritonitidis equi, Streptok. bovis,
Einfluss der Elektricität auf pyogene Kokken.
Unterhautzellgewebe und bei ihrem Wachsthum in der Mundhöhle finden.
Für die Diagnose ist das Fehlen von Kettenformen in den Deckgiasver-
streichungen der Stammsubstanz nicht maassgebend für den Ausschluss der
Streptok., sondern erst das Ausbleiben der Kettenbildung in den flüssigen
Nährböden. Ziemkc.
Hambiirgei* (83) fand als Ursache einer serösen Peritonitis beim
Pferde einen Streptok., den er mikroskopisch und culturell näher unter-
suchte und der nur für Pferde pathogen war. Intraperitoneale Injection
rief bei einem Thier wieder Peritonitis serosa mit Temperatursteigerung
bis 40^ C. und subcutane Injection in das Hinterbein bedeutende Anschwel-
lung hervor. Bei Hunden und Kaninchen trat nur vorübergehende Tempe-
raturerhöhung ein. Der Streptok. war in Reincultur vorhanden und liess
sich mit den gebräuchlichen Farbstoifen und nach Geam färben. Seine
Gelatinestichcultur, die nicht verflüssigt, zeigt Oberflächen wachsthum in
weisser Schicht und ist „sägenförmig". Er wächst bei Zimmertemperatur,
besser bei Körpertemperatur, dagegen nicht unter IS** C. Auf der Platte
bildet er sowohl auf wie unter der Oberfläche zarte weisse Colonien. Seine
Entwicklung erfolgt gut in Pferde-, Rinder- und Hundebouillon, im Humor
aqueus von Rindern; langsam oder gar nicht in frischem Pferdeserum; in
8 Tage bei 56** C. sterilisirtem Pferdeserum, in frischer Lymphe, Humor
aqueus und Ascitesflüssigkeit vom Pferde wächst er schnell. In frischem
Rinderserum zerfällt er bald, dagegen bleibt er lebensfähig ohne sich zu
vermehren in Rinderserum, das fractionirt sterilisii-t ist. Ziemke.
Shattock (152) hat mit einer Cultur des Streptok. pyog. bovis ge-
arbeitet, die ihm ursprünglich von Ckookshank übergeben war, und die
letzterer aus einer eitrigen Peritonitis einer Jersey-Kuh gezüchtet hatte.
Ckookshank glaubt, dass der Streptok. pyog. bovis von dem des Menschen
verschieden ist, weil, wenn man beide unter gleichen Verhältnissen culti-
vii% sie von einander mehr abweichen, als der Streptok. pyog. hominis vom
Streptok. erysipelatos. S. findet, dass der Streptok. bovis auf den gewöhn-
lichen Nährmedien gut und lange gedeiht, sich in seinen Culturverhältnissen
oft allmählich verändert und einer Cultur des Bact. coli ähnlich wird. Wei-
teres findet sich in der Arbeit nicht; mehrere Photogramme sind derselben
beigefügt. Kanthack.
Bouome und Yiola (39) haben die interessanten Untersuchungen von
Smiknow^ und von d'ARSONVAL und Charrin" über den Einfluss der
Elektricität auf Culturen pathogener Mikrobien wieder aufge-
nommen und zu ihren Versuchen den Streptok. pyog. gewählt, dessen Cul-
turen sie mit hochgespannten Wechselströmen behandelten. Sie fanden
hiernach die Virulenz frischer, 1-4 Tage alter Cultm-en herabgesetzt, die
älterer (20-30 Tage alter) Culturen völlig aufgehoben; ebenso konnten sie
eine neutralisirende Wirkung der elektrisirten Toxine auf virulente Strep-
tok.-Culturen und eine schützende und Heil- Wirkung der durch Elektrici-
tät gewonnenen Streptok.-Antitoxine beobachten. Ihre Schlussfolgerungen
lauten:
') Jahresber. X, 1894, p. 187. Ref. — ^j Jahresber. IX, 1893, p. 284. Ref.
Pyogene Kokken. Einwirkung der Elektricität 21
auf die Stofi'wechselproducte der Streptokokken.
1. Die elektrischen hochgespannten Wechselströme besitzen die Fähig-
keit, die virulentesten Ciüturen des Streptok. pyog. unschädlich zu machen,
ohne Aenderimg der chemischen Eeaction und Form der Parasiten. Diese
Wirkung tritt auch nach kurzer Einwirkungsdauer der Ströme auf und ist
constant.
2. Diese Wirkung kommt fast ausschliesslich auf die gelösten Toxine
zum Ausdruck. Der Streptok., auf einen neuen Nährboden übertragen, ent-
wickelt sich mit der gleichen Schnelligkeit, wie früher, und behält seine
pathogene Wirkung unverändert; er kann in elektrisirtenCulturen 2 Wochen
lang lebend erhalten werden.
3. Die Toxine des Streptok. verwandeln sich unter dem Einflüsse der
hochgespannten Wechselströme in Antitoxine, die sich analog den Anti-
toxinen des Blutserums immunisirter Thiere verhalten.
4. Die mittels Elektricität aus alten Culturen erhaltenen Streptok.-An-
titoxine sind sehr activ; man kann in vitro Dosen von Streptok. -Culturen
neutralisiren, die für Kaninchen lOfach tödtlich wirken; dagegen sind die
auf demselben Wege aus frischen Culturen erhaltenen Antitoxine schwach,
weil sie eine geringe Menge von in Antitoxin umzuwandelndes Toxin ent-
halten.
5. Diese Antitoxine besitzen ein kräftiges Schutz- und Heilvermögen
für die Streptok. -Infection des Kaninchens.
G. Sie verhalten sich wie eigentliche Vaccine und sind ähnlich den Vac-
cinen, die man durch Erhitzung der Streptok.-Culturen auf 55^-60^ C. nach
Mironoff's Methode^ erhält, für den Kaninchenorganismus nicht als ganz
unschädlich zu erachten, denn sie rufen bei den Kaninchen progressiven
Marasmus hervor und haben zu Beginn eine Temperatur erhöhende Wir-
kung.
7. Die Wirkung dieser Antitoxine besteht wohl in der Anregung zur
Bildung von Substanzen , die im Stande sind , den Streptok. zu vernichten ;
in \atro kommt diese Wirkung in der Degeneration der Streptok. zum Aus-
flruck. Ziemke.
Boiiome und Yiola (38) machten einige Versuche über die Entsteh-
ung von Streptok.-Antitoxinen bei Anwendung hoch gespannter
und frequenter elektrischer Ströme, Die Streptok.-Culturen be-
sassen eine Virulenz, die bei einer Dosis von ^500"^ soo ^^™ ^"^ Kaninchen
in etwa 4 Tagen tödtete. Die verwandten elektrischen Ströme wurden von
einem Tksla'scIicu Transformator erzeugt, welcher seinerseits von einem
von Accumulatoren betriebenen RuHMKORFp'schen Inductor gespeist wurde.
Die zu den Experimenten dienenden Culturen befanden sich in einem
U-förmigen Rohr, in welches die aus Platindrähten bestehenden Elektroden
eintauchten. Die Electricität wirkte jedesmal 20-45 Minuten lang ein.
Die Verflf'. gelangten zu folgenden Schlüssen:
1. Elektrische Ströme von hoher Spannung und grosser Frequenz haben
die Eigenschaft , virulente Culturen des Streptok. pyog. abzuschwächen,
») Jahresber. IX, 1893, p. 631. Ref.
22 ryogone Kokkon. Kntstohung der Stroptok.- Antitoxine
durch Kloktricität. Stroptokokkenwirkung aut'Tuberkolbac.-Caltuien.
ohne dass sich hierbei die chemische Reaction der Cultur oder die Form
des Parasiten ändert. Diesellje Wirkung- zeigt sich schon bei kurzer Ein-
wirkung der Ströme und zwar mit nachhaltigem Eifect.
2. Die Wirkung dieser Ströme maclit sicli fast ausscliliesslicli in dem
flüssigen Tlieil der Cultur fühlbar, mit anderen Worten eher auf die gelösten
Toxine als auf den Streptok. selbst. Wenn man diesen nämlich auf einen
neuen Nährboden überimpft, so wächst er mit unveränderter Geschwindig-
keit und behält seine patliogene Wirkung ungeschwächt bei. Der Streptok.
bleibt auch in einer elektrisch behandelten Cultur ungefähr 14 Tage lebend.
3. Durch elektrische Ströme von hoher Spannung und grosser Frequenz
verwandeln sich die Toxine des Streptok. in Antit^)xine; diese verhalten sich
genau so, wie die aus dem Blut immunisirter Thiere hergestellten Antitoxine.
4. Die durch die Elektricität aus alten Culturen gewonnenen Antitoxine
sind ausserordentlich wirksam, sodass sie lOfach tödtliche Dosis Streptok.-
Culturen neutralisiren. Die aus jungen Culturen gewonnenen Antitoxine
sind sehr schwach wirksam, da sie nur eine geringe Menge Toxin enthalten,
welches sich in Antitoxin umwandeln kann.
5. Diese Antitoxine besitzen eine starke prophylactische und lieilende
Kraft gegen die Streptok. -Infection des Kaninchens.
6. Diese Antitoxine verhalten sich zwar wie wirkliche Impfstoffe, sind
aber dennoch ganz unschädlicli für den Organismus des Kaninchens. Ebenso
nämlich, wie die nach der Methode von Mironow+ durch Erwärmung der
Streptok. -Culturen auf 35-66" C. hergestellten Vaccine, erzeugen auch
unsere Antitoxine beim Kaninchen einen fortschreitenden Marasmus und
zeigen von Anfang an eine pyogene Wirkung.
7. Die Wirkung dieser Antitoxine besteht darin, dass sie im Organismus
des Kaninchens die Bildung von Substanzen anregt, welche den Streptok.
zerstören, und indem sie im Glase ein Abster])en der Streptok. l)ewirken.
TraynhustI .
Boilholf (37) machte auch die Streptok.-Wirkung auf Tuber-
kelbac-Culturen und deren Giftbildung zum Gegenstand von Un-
tersuchungen. Es zeigte sich, dass die Tuberkelbac. in Streptok. -Bouillon
oder deren Filtrat viel langsamer wachsen, als in gewöhnlicher Glycerin-
Bonillon; dieser hemmende Einfluss war am deutlichsten in der unfiltrirten
Streptok. -Bouillon. Intraperitoueale Verimpfung der 6-8 Wochen alten,
filtrirten, Streptok.-Tuberkelbac.-Culturen Hess eine günstige Beeinflussung
des tuberkulösen Processes in den Lungen bei allen so behandelten Meer-
schweinchen erkennen, wenn sie 17 Tage nach der Gifteinverleibung mit
Tuberkelbac. subcutan inficirt wurden. Auch nicht vorbehandelte Thiere,
die mit auf Streptok.-Bouillon gewachsenen Tuberkelbac. subcutan geimpft
wurden, schienen den gleichen Befund — minimale Erkrankung der Lun-
gen, kolossale der Bauchorgane — regelmässig aufzuweisen. Bei Control-
thieren war niemals im 3. Monate nach der Impfung ein so auffallendes
Zurückbleiben der Lungenerkrankung zu constatiren*. Ziemke.
+) Jahresber. IX, 1893, (331. Rod.
*) Aber auch keine so „kolossale" der Bauchorgane! Baumyarten.
Pyogene Kokken. Virulenz des Staphylok. pyogenes. 23
Toxinbildung in Streptokokkenculturen.
Im Anschluss au seine Untersuchungen über die Virulenz des Sta-
phylok. p yog-.^ hat van de Yelde QGTj weitere Versuche mit Exsudaten
gemacht, die er durch Injection vonStaphylok.-Culturen in die Pleurahöhle
von Kaninchen erhielt. Nachdem dieselben durch Zusatz von Aether steril
gemacht waren, wurden sie in allmählich steigenden Dosen (0,04 ccm bis
2,0 ccm), ohne erwärmt zu werden, Kaninchen injicirt und verliehen
deren Serum nach mehreren Wochen bemerkenswerthe schützende Eigen-
schaften. Mischte man 1 Th. Serum mit 1 bis 2 Th. leukocidinhaltigem
Exsudat, so konnte man beobachten, dass die Leukocj'ten, von der leukoci-
den Substanz unverändert, am Leben blieben. Wurde das Serum vorher
erwärmt, so besass es dem Leukocidin gegenüber keine neutralisirende
Wirkung. Für die Streptok. gelten diese Thatsachen nicht; hier verhalten
sich die erwärmten Toxine ebenso wie die nicht erwärmten. Zieirtke.
de Oiaxa und Pane (78j konnten nachweisen, dass bei Streptok. -
Culturen, dieselben mögen alt oder frisch sein, in Hitze oder durch Ab-
sterben oder durch Carbol säure sterilisirt sein, nie eine irgend wie in's Ge-
wicht fallende freie oder gebundene Toxinbildung nachweisbar ist. Ko-
lossale Mengen solcher Culturen wirkten, selbst direct in das Blut der Ka-
ninchen eingespritzt, niemals tödtlich. Ein 1820 g schweres Kaninchen,
dem binnen 2 Minuten 227 ccm einer 37 Tage alten Streptok.-Cultur in
die Randvene des Ohrs eingespritzt wiude, blieb bei einer Temperatur von
35° steril, ertrug alles vorzüglich und nahm nach 48 Stunden sogar an Ge-
wicht zu. Diese auf die eine oder andere Weise sterilisirten Culturen machen,
Kaninchen injicirt, dieselben immun. Dasselbe kann man auch schneller
dadurch erreichen, dass man direct in das Blut eine einzige starke Cultur-
einspritzung macht. Diese künstlich hervorgerufene Immunität ist so gi'oss,
dass die Thiere das lOOfaclie der sonst tödtlichen Dosis des Virus vertragen
können.
Dieselben immunisirenden Wirkungen erzielt man, wenn man Aufschwem-
mung von abgestorbenen Bacterien injicirt. Culturen von 20 Tagen, die
durch Flie.sspapier filtrirt und bei 37" getrocknet waren, wurden fein pul-
verisirt und endlich in physiologischer Kochsalzlösung aufgeschwemmt.
Spritzte man kleine Mengen (0,08-0,10 des pulverisirten Rückstandes) 2
Kaninclien ein, so zeigten die Thiere keinerlei Reaction, verhielten sich
aber G Tage später einer lOOmal tödtlichen Cultureneinspritzung gegen-
über refractär. Diesen Resultaten zufolge muss man annehmen, dass in
d«'n Culturen und den abgestorbenen Kokken Substanzen enthalten sind, die
die Fähigkeit liaben, den Organismus eines Thieres so zu verändern, dass
sie ihm eine bactericide Kraft oder eine Immunität gegen vorhandene Toxine
verleilien. Trnmbusti.
Caiiipaiia (51) brachte mit einem Pinsel oder Gazebau.sch auf seine
eigene Haut und die der Versuchsthiere die Brühe des Staphylok.
aur. und des Streptok. pyog., welche durch Filtration sterilisirt
war. Diese die Toxine besagter Mikrobien enthaltende Brühe rief Hyper-
') Jahresber. X, 1894, p. 26. Ref.
24 Pyogene Kokken. Wirkung der Stoffwechselproducte
des Staphylok. pyog. aur. und des Pneumok.
ämie und leichte Infiltration hervor. Auf Psoriasiseruptionen aufgetragen
bewirkte die Brühe Besserung, wie Eiterungen zu thun pflegen. Tr'aiiibiisti .
Wolf (172) suchte durch Versuche an Kaninchen zu ermitteln, ob
die Stoffwechselproducte des Staph3flok. pyog. aur. und des
Pneumok. allein im Stande sind, die tödtliche AVirkung auf den thieri-
schen Organismus auszuüben, welche die Bacterien selbst hervorrufen, wenn
man sie in Reincultur demselben einverleibt. Um die Toxine möglichst
stetig ohne jede Unterbrechung auf den Thierkörper einwirken zu lassen,
also eine Nachahmung der Verhältnisse, wie sie bei der gewöhnlichen Sta-
phylok.-Infection vorliegen, zu schaifen, wurde die Staphj'lok.-Bouilloncultur
in Collodiumsäcke gefüllt und diese in die Bauchhöhle von Kaninchen ver-
senkt. Die Collodiumsäckchen waren, wie Verf. sich durch Vorversuche
überzeugt hatte, fähig, die Toxine diifundiren zu lassen und dabei doch ein
Eindringen der Mikrobien selbst in die Bauchhöhle zu verhindern. Bei
dreien der Versuchsthiere waren diese Säckchen undicht gewesen; dem
entsprechend fanden sich bei diesen in der Bauchhöhlenflüssigkeit, sowie
im Herzblute massenhafte Staphylok. Bei den übrigen 6 war das Herzblut
stets steril, die Peritonealflüssigkeit enthielt bei einigen neben Colibac.
spärliche Staphylok., deren Vorfinden Verf. auf ein zufälliges Hineinfallen
während der Operation oder auf ein Durchwandern der lädirten Darmwand
zurückführen möchte. Peritonitis, sowie eine mehr oder weniger starke
Trübung des Nierenparenchyms war bei allen verendeten Thieren der Effect
der Versuche; 2 Thiere blieben am Leben. In einem Säckchen waren die
Staphylok. bei der Section bereits abgestorben. Verf. denkt sich den Ver-
lauf der Versuche wie folgt: Durch die langsam und stetig diffundirenden
Toxine, deren Resorption zunächst keinen Schwierigkeiten begegnet, werden
in erster Linie das Peritoneum, in zweiter die Nieren geschädigt, welclf
letztere den Zustand der trüben Schwellung aufweisen. Auf diese Weise
wird die Ausscheidung der Stoff'wechselproducte aus dem Thierkörper be-
einträchtigt, sie häufen sich in solchen Mengen an, dass sie eine erhebliche
Schädigung des Bauchfells, eine chronische Peritonitis bewirken, die sehr
bald zu einer eitrigen wird. Die Toxine wirken also direct eitererregend*.
Hierdurch wird an circumscripten Stellen die Darmwand geschädigt und
ermöglicht den Darmbacterien die Einwanderung in die Bauchhöhle. Die
zwei überlebenden Kaninchen schienen durch die Toxinresorption einen
Schutz gegen die Minimaldosis virulenter Staphylok.-Culturen erhalten zu
haben.
Fünf mit Culturen verschiedener Virulenz intravenös inficirte Thiere
starben innerhalb 18-48 Stunden. Der Grund für die schnelle tödtliche
Wirkung liegt nach Verf.'s Ansicht wohl darin, dass die Toxine hier ihre
schädliche Wirkung direct auf das für das Leben wichtige Herzgewebe in
viel grösserer Menge und nicht erst auf dem Umwege der Resorption, son-
dern in statu nascendi auszuüben vermögen ; dazu kommt weiter der mecha-
nische Einfluss der lebenden Keime.
Die Versuche erscheinen nicht ganz beweiskräftig. Baumgärten,
Pyogcne Kokken. Wirkung der Streptok.-Toxine auf das Nervensystem. 25
Behandlung bösartiger Tumoren mit Erysipel- und Prodigiosus-Toxinen.
Die mit Pneumok.-Culturen nach der Säckchenmethode unternommenen
Versuclie ergaben das Ausbleiben einer Giftwirkung der Stoffwechselpro-
ducte analog den Eesultaten von E. Levy und C. Steinmetz ^. Ziemke.
Laitiuen (100) injicirte besonders concentrirte Streptok.-Toxine,
über deren Gewinnung im Original genaue Angaben gemacht werden, Ka-
ninchen in das Rückenmark und die Nerven und beobachtete danach
Lähmungen und Paresen. Makroskopisch zeigte der Nerv in frischen Fällen
eine in's Graue spielende Farbe und war dicker, manchmal auch reichlicher
vascularisirt, als ein gesunder Nerv ; in älteren Fällen war die Farbe grau
und nicht glänzend. Mikroskopisch fand sich in einigen Fällen Schwellung
und zellige Infiltration des Epi- und Perineuriums, z. Th. auch Blutungen ;
die Axencylinder mancher Nervenfasern waren körnig zerfallen, in andern
Fällen waren sie mit den Markscheiden zu einer körnigen Masse verschmol-
zen. In relativ frischen Fällen trat eine geringe Kernvermehrung auf. An
den peripheren Theilen des Nervenquerschnittes waren die Veränderungen
am intensivsten. Diese entzündlichen und degenerativen Veränderungen
waren beim Ischiadicus im ganzen Verlauf des Nerven vorhanden, nach
oben hin abnehmend, ferner auch in den Sacral- und Lumbaiwurzeln des
Rückenmarks, wo auch Blutungen zu constatiren waren. Bei Injectionen
in's Rückenmark fanden sich die Veränderungen ebenfalls in der ganzen
Länge desselben. In einigen Fällen waren reichliche Blutungen, besonders
in der Gegend des hinteren Septums und in der grauen Substanz. Manche
Ganglienzellen der Vorderhörner und in den Spinalganglien schienen ver-
ändert zu sein. Injection von lebenden Streptok.-Culturen rief die gleichen
Veränderungen hervor. Ziemlcp.
Claude (61) impfte Meerschweinclien mit filtrirten Culturen vi-
rulenter Streptok. und Staphylok. und konnte in 2 Fällen acute Mye-
litis danach beobachten, spastische Paralyse mit folgender Parese der oberen
Extremitäten im einen, einfache Paraplegie im andern Fall. Die Stoffwech-
selproducte der pyogenen Kokken sind demnach im Stande, ausgesprochene
Veränderungen im Rückenmark hervorzurufen. Zienikc.
Coley (64) stellt seine Erfahrungen zusammen, die er in der Behand-
lung von nichtoperirbarenFällen vonbösartigenTumoren(Car-
cinoma und Sarcoma) mit Einspritzungen von den gemischten
Toxinen des Streptok. erysipelatis und desBac. prodigiosus ge-
macht hat. Er beginnt mit der Geschichte dieser Behandlung, die seit Fehl-
eisen datirt. Der modus operandi ist folgender: Zuerst züchtet man den
Streptok. in Bouillon 10 Tage lang, fügt dann Prodigiosus-Toxin hinzu,
lässt das Wachsthum weitere 10 Tage fortfahren, erhitzt auf 58^-60° C. und
spritzt das sterile Product ohne zu liltriren, ein. Der Werth des Präparates
liängt von der Virulenz der Culturen ab. Man beginnt die Einspritzungen
mit 0,03 ccm der sterilen Cultnr und lässt die Dosis täglich ein wenig an-
wachsen, bis jede Injection eine Temperatursteigerung auf 38,5'*-39,2'^' C.
erzeugt. Es ist nothwendig, für den Erfolg eine derartige Reactjon zu he-
') Archiv f. exper. Pathologie No. 37 p, 89. Ref.
26 Pyogene Kokken. Behandlung bösartiger Tumoren
mit Erysipel-Prodigiosus-Toxinen.
kommen. Die Behandlung- wird 2-3 Wochen fortgesetzt und muss in dieser
Zeit ausgesprochene Besserung bringen, sonst muss sie aufgegeben werden.
Sollte sie indessen erfolgTeich sein, so kann sie monatelang angewendet
werden.
Mit dem Toxingemisch wurden behandelt: Sarkom 94 Fälle, und zwar
Rundzellen-Sarkom 52
Spindelzellen „ 14
Melanotisches ,. 7
Chondrosarkom 2
Unbestimmtes „ 8
Carcinom: 63 Fälle, und zwar Carcinoma mammac 31
„ uteri 3
„ der Wange 4
„ des Sternum 1
„ Linguae 4
'„ des Halses 3
Recti 3
„ der Lippe 2
zweifelhaft ob Sarkom oder Carcinom 10 Fälle.
Ausserdem wurden behandelt Tuberculosis 2 Fälle
Keloid 1 Fall
Struma 2 Fälle
Fibroangioma 1 Fall
Mycosis fungoides 1 „
Fibroma 1 „
Von den Sarkom-Fällen zeigten 45 Besserung, das Spindelzellen-Sarkom
am meisten, die melanotischen am wenigsten, von denen 5 keine Besserung
und 2 nur wenig Besserung aufwiesen. Was die Krebsfälle betrifft, so ver-
sehwand die Geschwailst in zweien (T^/^-l Jahr), doch im Allgemeinen ist
hier die Behandlung kaum eine ideale. In 4 Fällen (augenscheinlich Sar-
kom) ist ein Recidiv nach 2^/2-4^/., Jahren nicht eingetreten. Von 18 Fällen
werden ausführlichere Beschreibungen gegeben und 15 Photogramme be-
gleiten dieselben; sie müssen in der Originalarbeit nachgelesen werden.
Von dem Erysipel - Serum in der Behandlung bösartiger Tumoren hält C.
nach seinen eigenen Erfahrungen sehr wenig; er hat es nun gänzlich auf-
gegeben. Zum Schlüsse werden 16 Fälle aus der Praxis anderer Chirurgen
angeführt, welche, wie C. glaubt, auf's überzeugendste zeigen, dass das Toxin-
gemisch einen starken antagonistischen Einfluss auf unoperirbares Sarkom
ausübt. Den Einwand, dass in seinen Fällen die Diagnose auf einem Irr-
thum beruhe, weist er entschieden zurück. Seine Schlussfolgerungen fast
C, auf folgende Weise zusammen: 1. Das Toxingemisch übt einen antago-
nistischen und specifischen Einfluss auf bösartige Tumoren aus, es kann sie
sogar heilen. 2. Dieser Einfluss, obwohl schwach bei den Carcinomen, ist
sehr markirt bei den Sarkomen, hauptsächlich in den spindelzelligen. 3. Die
Wirkung des Gemisches ist nicht nur eine locale, sondern auch eine allge-
meine. 4. Das Gemisch soll nur in Fällen benutzt werden, die dem Messer
Pyogene Kokken. Behandlung bösartiger Tumoren 27
mit Erysipel-Prodigiosus-Toxinen.
nicht zugängig- sind. 5. Die Eesultate hängen direct von der Virulenz der
Culturen ab, die zur Erzeugung der Gifte angewendet werden. — Am Ende
der Arbeit befindet sich eine Bibliographie. Kanthack.
Beale (30) berichtet über einen Fall von Mammakrebs (histologisch
nicht untersucht), der mit Coley's Lösung behandelt wurde. Der Patient
besserte sich so sehr, dass die Axillardrüsen entfernt wurden. Es zeigte
sich keine Spur von Krebs darin. Kantlmck.
Koch (98) berichtet über seine Resultate, die er mit Erysipel-Pro-
digiosus-Toxinen bei der Behandlung maligner inoperabler
Neoplasmen in 4 Fällen, 3 Carcinomen und 1 Fibrosarkom, erzielte. In
keinem derselben wurde ein therapeutischer Erfolg erreicht ; das Fibrosar-
kom wurde zwar anfangs weicher und etwas kleiner, Hess aber später keine
weitere Rückbildung erkennen. Nach den bis jetzt vorliegenden Erfahr-
ungen kann von einem „Heilmittel" nicht die Rede sein; Verf. hält da-
gegen die Anwendung der Toxintherapie da für angebracht, wo sie durch
zeitweilige Rückbildung des Tumors das Leben des Kranken zeitweilig zu
verlängern vermag. Das scheint bei vielen Sarkomen, nicht bei Carcinomen
der Fall zu sein. Ziemke.
Coley's Beispiel^ hat Oreeue(82) verleitet, dasselbe Toxingemisch
z u r B e h a n d 1 u n g von Syphilis anzuwenden. Er berichtet über 7 Fälle,
die ungenügend beobachtet wurden; die Resultate sind somit nutzlos. Es
verlohnt sich nicht, die Arbeit zu lesen, da sie ganz unwissenschaftlich ist.
KantJmck.
Stoiie (158) beschreibt einen Fall von unoperirbarer bösartiger
Geschwulst der Gebärmutter, die er mehr oder weniger erfolgreich mit
Coley's Toxingemisch behandelte. Sieben Aerzte konnten die Dia-
gnose auf Krebs oder Sarkom nicht feststellen. Die Cervix wurde amputirt,
und dann das Toxingemisch eingespritzt; nach 9 Monaten hatte die Patien-
tin an Gewicht zugenommen, der Uterus war klein und die Infiltration ver-
schwunden. Ueberzeugend ist der Fall gewiss nicht. Kanthack.
Petersen's (130) klinische Beobachtungen über die Bacteriothera-
pie maligner Geschwülste erstrecken sich sowohl auf die CoLEY'sche
Toxinmethode, wie auf die Serummethode von EMMERICH-ScHOLL^ Es wurde
eine grössere Zahl von Carcinomen und Sarkomen behandelt, von denen
nur ein Parotissarkom einen deutlichen Rückgang und bis zu '/., Jahr kein
Recidiv zeigte. In keinem andern Fall eine ähnliche Wirkung; in einem
Tlieil der Fälle zwar circumscripte Erweichungen und Verkleinerungen,
doch nie von Dauer. Mikroskopisch fand sich ödematöse Durchtränkung,
fettige Degeneration der Geschwulstzellen: stärkere Entzündung nur beim
Streptok.- Sterilisat. Das Urtheil des Verf.'s über seine Beobachtungen ist
in den weiter unten referirten Sätzen enthalten. Ziemke.
Opitz (126) untersuchte histologisch 2 Fälle von Uteruscarcinom
nach Injection von EMMERiCH'schem ,Krebsserum"- resp. von Alkohol
t) S. Referat No. 164 p. 25. Red. - ') Jahresber. XI, 1895, p. 32. Ref.
2) Jahresber. XI, 1895, p. 32. Ref.
28 Pjogene Kokken. Behandlung bösartiger Tumoren
mit EMMERiCH-ScHOLL'schem Erysipelserum.
absolutus. In dem mit Krebsserum behandelten Fall fand er das Bindege-
websgerüst des Carcinoms kleinzellig infiltrirt und durch Flüssigkeit aus-
einandergedrängt. Die Epithelnester sind grösstentheils in krümligen De-
tritus umgewandelt, der aus einzelnen gequollenen Zellen, losen, oft stark
geschrumpften Kernen und Theilchen von solchen und Lymphkörperchen
besteht. Auch die noch erhaltenen Zellen sind glasig gequollen ; die Kerne
ebenfalls in einem Zustande der Quellung oder Schrumpfung mit allen
Uebergängen zur völligen Auflösung. Vor der Behandlung war der Tumor
nicht untersucht worden. Ganz ähnlich waren die Veränderungen im 2.
Fall nach Injection von Alkohol absol., hydropische Quellung und Degene-
ration der Epithelzellen; vor der Behandlung fehlten dieselben^. An den
Randpartien fanden sich bei beiden Tumoren auch nach der Behandlung
keine ähnlichen Veränderungen, dieselben waren nur in centralen Partien
vorhanden, wohin injicirt worden war. Verf. lässt es dahin gestellt sein,
ob diese destructiven Vorgänge als Heilungsprocess aufzufassen sind, hält
jedoch eine günstige Wirkung der Injectionen für nicht unwahrscheinlich,
da gerade das eigentliche Carcinomgewebe stark beeinflusst sei. Jedes
Mittel, das relativ ungiftig für den Körper und ohne üble Nebenwirkungen
sei, dabei aber antiparasitär und entzündungserregend wirke, eigne sich
für die Behandlung, so in hervorragendem Maasse der Alkohol', Ziemkr.
V. Jaksch (91) behandelte 5 Fälle maligner Tumoren mit Emme-
BicH-ScHOLL'schem Erysipelserum, von denen 4 (1 Sarkom, 2 Lympho-
sarkome, 1 Carcinom) keine therapeutischen Erfolge aufwiesen, 1 (1 Sar-
kom) anscheinend sich besserte, aber durch eine schwere acute Nephritis
complicirt wurde, welche wohl als Folge der Serumbehandlung aufgefasst
werden rausste. Nach vielen Injectionen traten Schüttelfröste auf, die un-
gemein schwer und lange anhaltend waren, ferner auch andere subjective
Beschwerden und Schmerzen (die ja grade durch die Seruminjectionen nach
Emmerich-Scholl völlig beseitigt werden sollen! Ref), sodass die Kranken
Angst und Furcht vor den Injectionen bekamen. Verf. kann daher das ge-
genwärtig gelieferte Serum zur Anwendung am Krankenbette nicht empfeh-
len, da es bei zweifelhaften therapeutischen Erfolgen Gefahren und schwere
Beschwerden für die Kranken bringt. ZwmJce.
Mandry (111) machte in einem inoperablen Fall von Mammacarci-
nom mit Metastasen im Darmbein, die auf den Ischiadicus drückten und
starke Schmerzen verursachten, einen Versuch mit EMMERiCH-ScHOLL'schem
^) Hier ist nicht gesagt, ob die Probeexcisioii von den Randpartien oder aus
der Mitte stammt. Ref.
^) Ob die gefundenen Veränderungen im Carcinomgewebe allein auf die In-
jection des Serums, resp. des Alkohols zurückzuführen sind, erscheint zweifel-
haft, da im 1. Fall die Beschatfenheit des Tumors durch Untersuchung vor den
Injectionen nicht festgestellt wurde; auch im 2. Fall nicht ersichtlich ist, aus
welchem Theil des Tumors die Probeexcision gemacht wurde. Andererseits sind
regressive Vorgänge in der Mitte maligner Geschwülste , und vornehmlich der
Portiocarcinome nichts ungewöhnliches, sodass die beschriebenen Veränderun-
gen sich auch als schon vor den Injectionen bestehende Zerfallsprocesse , die
durch die infiltrirende Flüssigkeit modificirt worden sind, auffassen lassen. Ref.
Pyogene Kokken. Bacteriotherapie bösartiger Geschwülste. 29
Krebsserum ohne jeden Erfolg- auch auf die Schmerzen, obwohl eine völ-
lige Beseitigung derselben angeblich nach der Serumbehandlung- eintritt.
Verf. warnt vor der Anwendung des EMMERiCH-ScHOLL'schen Mittels, weil
es unwirksam und gefährlich ist. Keine der internen Methoden bei der
Therapie der malignen Geschwülste hat bisher auch nur einigermaassen
gesicherte Erfolge zu erzielen vermocht. Zicmkc.
Lartsclmeider (102) liefert einen casuistischen Beitrag zur
Krebsserumtherapie. Es wurden behandelt 4 Carcinome und 2 Sar-
kome. ,Bei ersteren war ein deutlicher Eiufluss auf den Tumor erkennbar,
ob derselbe als Heilerfolg anzusehn war, erscheint dem Verf. zweifelhaft;
der primäre Tumor sowie die Metastasen, diese sogar im Bereich der durch
Seruminjectionen gerötheten und ödematös geschwellten Haut wuchsen un-
bekümmert weiter. Ein Lymphosarkom zeigte eine deutliche Verkleinerung,
was bei dieser Art Tumoren indess auch spontan vorkommt. Ziemkc.
Hasse's (84) Aufsatz über Krebsheilung enthält die Mittheilung,
dass er eine Anzahl von Carcinomen und Carcinomrecidiven durch Injec-
tion von verdünntem Alkohol geheilt habe, die nun z. Th. schon 23
Jahre recidivfrei geblieben seien. Eine Bestätigung des schon in früheren
Jahren von demselben Verf. empfohlenen Verfahrens von andrer Seite ist
bisher ausgeblieben. Die neueren bacteriotherapeutischen Methoden werden
in der Arbeit nicht berührt. Ziemke.
Im Anschluss an die therapeutische Nachprüfung in der Heidelberger
chirurgischen Klinik unterzieht Petersen (131) in einer sehr exacten und
lesenswerthen Arbeit über die Grundlagen und Erfolge in der Bac-
teriotherapie bösartiger Geschwülste diese Heilversuche einer kri-
tischen Besprechung, deren Gesammtergebniss er in folgenden Sätzen
niederlegt:
„Bei Carcinom sind alle bisherigen Methoden aussichtslos.
Bei Sarkom ist nur in ganz vereinzelten Ausnahmefällen ein Erfolg zu
erwarten ; die Ursachen dieser Sonderstellung einzelner Tumoren sind uns
unbekannt, weitere Versuche sind zu beschränken auf inoperable Sarkome
oder auf Prophylaxe nach Operationen.
Der Erfolg ist im allgemeinen proportional der Stärke der allgemeinen,
(weniger der localen) Reaction und damit zugleich der Gefährlichkeit. Es
folgen sich nach ihrerAVirksamkeit geordnet: Einimpfung virulenter Streptok.,
das Mischcultur-Sterilisat und Prodigiosus-Sterilisat, das Streptok.-Sterili-
sat, das Streptok.-Filtrat und das Krebsserum. Die Wirkung des Misch-
cultui--Sterilisats beruht zum weitaus grössten Theil auf den Prodigiosus-
toxinen. Das Krebsserum entspricht in seinen Eigenschaften und seinen
Wirkungen einem verdünnten Streptok.-Filtrat.
Die Wirkung der Toxine beruht auf der AUgemeinreaction des Organis-
mus (besonders dem Fieber), sowie auf der localen Reaction der Tumoren
(parenchymatöse Entzündung).
Den fraglichen Vortheilen stehen gegenüber die Gefahren einer Intoxi-
cation, sowie einer Beförderung des Geschwulstwachsthums". Ziemke.
In Form eines zusammenfassenden Referats bespricht Le Deiitu (104)
30 Pyogene Kokken. Bacteriotherapie bösartiger Geschwülste.
Heilserum gegen pyogene Infectionen.
die toxintherapeutischen und serumtherapeutischen Versnche
zur Heilung- der malignen Neoplasmen, indem er auf ihre Entstehung,
ihre Technik, Wirkungsweise und klinischen Ergebnisse näher eingeht.
Auf Grund der letzteren glaubt er sich ablehnend verhalten zu müssen.
Erst wenn man durch genaue Dosirung der Streptok.- Wirkung mit wünschens-
werther Sicherheit gleich günstige Einwirkungen auf maligne Tumoren er-
reichen kann, wie sie in seltenen Fällen ein accidentelles Erysipel ausübt,
ist man berechtigt, dieser Methode einen Platz in der Therapie einzu-
räumen. Bisher haben die Toxin- wie die Seruminjectionen zwar merk-
würdige und wissenschaftlich interessante, aber nur vorübergehende Ver-
änderungen und, was die Heilung der Tumoren anlangt, völlige unfrucht-
bare Resultate aufzuweisen. Ziemke.
Olücksmanu (79) bringt eine zusammenfassende Besprechung der
bacteriotherapeutischen Bestrebungen bei bösartigen Neu-
bildungen von den ersten FEHLEiSEN'schen^ Versuchen an bis auf die in
neuester Zeit veröffentlichten Arbeiten und stellt zum Schluss als Erklärung,
für die in manchen Fällen beobachteten Heilwirkungen des Erysipels, eine
auf allgemein-pathologischen Principien aufgebaute Theorie auf. Die Heil-
factoren beruhen in der natürlichen Reaction des Organismus, sowohl in
der allgemein fieberhaften, wie ganz besonders in der localen entzündlichen,
welche das Erysipel erzeugt, analog der Wirkungsart des Tuberkulins und
der Zimmtsäure bei Tuberkulose durch Steigerung der entzündlichen Stö-
rungen von Seiten des Circulationsapparates. Die Wirkung der erysipela-
tösen Entzündung ist insofern als specifisch anzusehen, als nicht jede andere
Entzündung auf bösartige Neubildungen in gleicher Weise zu wirken ver-
mag und ihre Specifität besteht gerade in dem Hervortreten der entzünd-
lichen Ernährungsstörungen im Tumorgewebe und zwar an den typischen
Geschwulstelementen. Als Vorzüge seiner Theorie sieht Verf. es an, dass
sie keine bestimmten Voraussetzungen über die Aetiologie der malignen
Geschwülste zu machen nöthig hat, dass sie die zuweilen vorkommenden
floriden Recidive zu erklären vermag und endlich auch die Beobachtung,
dass die Metastasen von der Heilwirkung unbeeinflusst bleiben. Ziemke.
Parascandolo (128) immunisirte Thiere gegen die pyogenen Mikro-
bien, um ein heilkräftiges Serum für pyogene Infectionen zu er-
langen. Dadurch dass er die Staphylok. und die Streptok., welche durch
Züchtung auf zuckerhaltigen Nährböden und mehrfache Thierpassage eine
hohe Virulenz erlangt hatten , auf Zuckerbouillon bis zu 60 Tagen weiter
züchtete und nach Zusatz von 0,5proc. Phenol filtrirte, will er Toxine von
zunehmender Stärke erhalten haben, sodass z. B. 1 ccm einer 24stündigen
Cultur in 7 Tagen, 0,5 ccm einer IStägigen in 3 Tagen, 0,05 ccm einer
60tägigen in 12 Stunden und selbst noch 0,01 ccm einer 6 Otägigen Cultur
in 24 Stunden tödtlich wirkte. Er hält diese Methode der Immunisirung
für besser, als die BEHRiNG'sche, weil sie erheblich schneller ausführbar
ist. Verf. zieht aus seinen Versuchen folgende Schlussfolgerungen: Die
*) Aetiologie des Erysipels. Leipzig 1883, Thieme.
Pyogene Kokken. Antistreptokokkenservmi. 31
zuerst sauren Culturen der pyogenen Kokken werden später alkalisch
lind bewahren diese Reaction auch auf der Höhe ihrer Giftigkeit, welch'
letztere man durch Züchtung der Kokken in Traubenzuckerbouillon oder
in einer Mischung- von Bouillon und Blutserum cumuliren kann. Die Immu-
nisirung erreicht man durch Verimpfung dieser hochvirulenten Culturen
auf Thiere. Hunde, Kaninchen imd Meerschweinchen sind zur Immunisirung
geeignet; die ersteren, welche resistenter sind und kräftiger auf die Toxine
reagiren, geben das wirksamste Serum. Die erhaltene Schutzkraft ist auch
bei den pyogenen Mikrobien nur eine vorübergehende. Das Serum der im-
munisirten Thiere wirkt in vitro sowohl auf die Toxine wie auf die Culturen
neutralisirend und besitzt schützende und heilende Kraft gegen septische
Processe; ebenso verhält sich das Serum der gegen Erysipelkokken immu-
nisirten Thiere. Verimpfung von Erysipelculturen auf die intacte Uterus-
schleimhaut hat keinen pathogenen Effect ; ist diese indes verletzt, so treten
die gleichen Allgemeinsymptome auf, wie bei den puerperalen Infectionen.
Auch diesen gegenüber besitzt das Anti - Erysipelserum schützende und
heilende Eigenschaften. Zieuike.
Deiiysnnd 3Iarchaii(l (69) untersuchten, wielmmunität bei Kanin-
chen durch Injection von Pferde-Antistreptokokken-Serum zu
Stande kommt. Die erzeugte Immunität ist von zweierlei Wirkungen
des Serums abhängig: einmal davon, dass es direct das Wachsthum der
Streptok. hemmt, sodann von seiner Fähigkeit, die Leukocyten geeigneter
zu machen, die Kokken einzuschliessen. Auch normales Serum besitzt bac-
tericide Eigenschaften; das Anti-Streptok.- Serum enthält dagegen noch eine
Substanz, welche die Phagocytose sehr stark anregt. Hierin liegt das We-
sen der Immunität, welche durch Antisti*eptok.-Serum-Injection vom Pferde
auf Kaninchen übertragen wird*.
Im zweiten Abschnitt ihrer Arbeit geben die Verflf. eine neue Art der
Anwendung des Antistreptok.-Serums bekannt. Von der Erfahrung, die sie
in vitro gemacht, ausgehend, dass die Phagocytose sich um so stärker gel-
tend macht, je reichlicher das Antitoxin vorhanden ist, versuchten sie ein
Erysipel am Kaninchenohr einzudämmen diu'ch zahlreiche Injectionen
mit geringen Mengen eines derartigen Serums, welche sie ringsum die
ergriffenen Partien machten. Es gelang auf diese Art unter Fieberab-
fall die Affection zu begrenzen und zwar mit 0,25 ccm Serum, eine Dosis
welche sonst subcutan applicirt kaum einen Erfolg hervorruft. Noch wirk-
samer ist das Serum, wenn es prophylaktisch an einer Stelle injicirt wird,
an der 12 Stunden später eine Streptok.-Impfung vollzogen wird; 0,1 ccm
genügt dann schon, um jede Krankheitserscheinung zu unterdrücken. Die
Verff. rathen bei Behandlung von Streptok.-Infectionen des Menschen soviel
*) Es ist weder den Lesern noch mir zuzumuthen, fortgesetzt auf diesen,
sachlich längst widerlegten, geistreichen Irrtlium der ,,Phagocytentheorie" kri-
tisch einzugehen; ich möchte daher die Gelegenheit ergreifen, zu bemerken,
dass ich in Zukunft von einer Kritik der zu Gunsten der ,,Phagocytentheorie"
plaidirenden Arbeiten Abstand nehmen werde, es sei denn, dass in diesen Ar-
beiten neue, noch nicht bereits definitiv widerlegte Argumente beigebracht
werden. Baumgarten.
32 fyogene Kokken.
Darstellung von Antistaphylok.- und Antistreptok. -Serum.
wie möglich das Serum um den Kranklieitsheerd oder um die Lymphstämme,
welche denselben durchziehen, zu vertheilen, weil man so viel bessere Resul-
tate erzielt, als wenn die Injection fern von der erkrankten Stelle gemacht
wird. Ziemle.
Zur Darstellung eines „Antistaphylok. -Serums" immunisirte Cap-
mail (52) Hunde, indem er sich durch Züchtung in Iproc. leicht alkalischer
Peptonbouillon 15-20 Tage bei 37*^ im Brütofen sehr stark toxinhaltige
Staphylok.-Culturen verschatfte und hiervon den Versuchsthieren allmäh-
lich steigende Dosen subcutan injicirte, immer soviel zulegend, dass noch
eine maximale Reaction erzielt wurde. Nach jeder Injection wurde die
Rückkehr von Temperatur und Gewicht zur Norm abgewartet und dann
noch mehrere Tage ausgesetzt. Eine Hauptbedingung für die gute Brauch-
barkeit des Serums war die, es nicht zu früh den Thieren zu entnehmen,
da es sonst noch zu stark toxisch wirkte. In der Regel Hess Verf. die Hunde
15 Tage bis 3 Wochen nach dem Rückgang der Temperatur zur Norm
verbluten. Das so gewonnene Serum besass antibacterielle und antitoxische
Eigenschaften. Zur Immunisirung waren geringere Serummengen nöthig,
als zur Heilwirkung. Das Staphylok.-Toxin war leichter zu vernichten wie
die Culturen; Allgemeininfectionen erforderten höhere Dosen, als Local-
affectionen, ebenso wie die Virulenz der Culturen, Race, Alter und Ernäh-
rungszustand der Versuchsthiere von Einfluss waren. Zicmke.
AroilHOU (23) beschäftigte sich mit experimentellen Untersuchungen
zur Herstellung eines wirksamen Antistreptok.-Serums. Culturen
von ausserordentlich hoher Virulenz erhielt er durch Züchtung in frischer,
schwach alkalischer Pferdefleischbouillon mit Zusatz von ^/g^/o Pepton und
^Ito^lo Traubenzucker. Trotz des gleichen Gehalts an Nährstoffen und Al-
kali kommen indes erhebliche Unterschiede bei Benutzung verschiedener
Bouillon -Sorten vor, die nur auf Verschiedenheit des benutzten Fleisches
zurückgeführt werden können. Aenderung in der Länge der einzelnen
Streptok.-Ketten liess sich durch verschieden grossen Traubenzuckergehalt
des Fleisches, der je nach dem Zersetzungszustande desselben variabel ist,
hervorrufen ; durch Modification des Nährmediums gelang es übrigens auch
in dem Wachsthum und Aussehn der gleichen Streptok.-Art alle möglichen
Unterschiede zu erzielen, eine Thatsache, die deutlich für die Einheit der
Streptok. spricht. Versuche, ein wirksames Streptok. -Toxin zu bereiten,
blieben ergebnisslos ; dagegen gelang es mit lebenden virulenten Culturen,
Immunisirung von Pferden und Eseln herbeizuführen. Das beste Serum
lieferte ein Pferd, das innerhalb von 6 Monaten etwa 3 1 Bouillonculturen
erhalten hatte. Vergleiche mit dem MAKMOKEK'schen Serum zeigten das-
selbe den Streptok. des Verf. 's gegenüber völlig unwirksam, während das
Pferdeserum wirksam blieb. Ein anderes Pferdeserum, das mit 0,5^/q Phenol
conservirt wurde, hatte ebenfalls schon nach 3 Monaten mindestens 90 ^/^
seiner Antikörper eingebüsst. Die Streptok.-Antikörper sind also, wenigstens
wenn das Serum mit 0,5 ^Jq Phenol conservirt wird, nicht haltbar. Nach
Verf.'s Ansicht ist die Frage nach dem praktischen Werth des Antistreptok.-
Serums von einer sicheren Entscheidung noch weit entfernt. Ziemke.
Pyogene Kokken. Bereitung des Antistreptokokken-Serums. 33
Erysipel-Impfungen an Carcinomkranken.
Blilloch (49) beschreibt die Methode, welche an dem ,British Insti-
tute for Preventive Medicine' zur Bereitung- des Antistreptok.-Se-
rums benutzt wird. Der Streptok. pyog. muss erst virulent gemacht werden
durch wiederholte Passagen durch den Kaninchenkörper. Es gelang, nach
3 Monaten hoch virulente Culturen zu bekommen, sodass sehr kleine Dosen
genügten, um eine letale Streptok. -Septikämie hervorzurufen. In dem Blute
eines Thieres, das an solcher Septikämie gestorben war, fanden sich viele
Diplokokken, zuweilen sogar mit Kapseln. An einen Unterschied von Strep-
tok. longus und brevis glaubt Verf. nicht. 4 Pferde wurden immunisirt,
2 mit Bouillon-Culturen des Streptok. allein, 2 andere erst mit Diphtherie-
Toxin und dann mit Streptok.-Culturen. Die beiden letzteren vertrugen die
Streptok.-Impfungen viel besser als die beiden ersteren. In den ersten Tagen
der Immunisirung ist das Pferdeserum tödtlich für Kaninchen. Schliesslich
bekam das Serum immunisirende und heilende Kraft; doch bedarf es eines
ganzen Jahres, ehe das Serum seinen Maximal werth erreicht, welcher je-
doch nicht sehr bedeutend ist. Kanthack.
Bokenliam (34), der das Serum für die Firma Burroughs & Well-
come bereitet, gebraucht zur Präparation desselben den Esel, welcher
mittels wiederholter Injection von hochvirulenten Streptok.-Culturen im-
munisirt wird. Die Culturen werden in ihrer Virulenz durch serienweise
Passage durch den Kaninchenkörper erliöht. Das Serum ist mehr bacte-
ricid als antitoxisch; 0,01 ccm davon muss eine letale Dosis sicher neu-
tralisiren, und da Streptok. in dem Eselblut nach einer Einimpfung vorhan-
den sein mögen, so ist es nöthig, dass das Serum durch ein Porzellanfilter
getrieben wird. Kanthack.
Gelegentlich ihrer Erysipel-Impfungen an Carcinomkranken zu
therapeutischen Zwecken suchten R. Koch und Petruschky (99) eine
Anzahl anderer theoretisch und praktisch wichtiger Fragen zu lösen. Sie
fanden für Kaninchen maximal virulente Streptok. selbst in grossen
Dosen für den Menschen unwirksam. Die individuell verschiedene Wider-
standsfähigkeit bewirkt, dass von menschlichem Erysipel stammende Strep-
tok. bei anderen Menschen nicht wieder Erysipel hervorzurufen brauchen*.
Active Immunität gegen Streptok. -Infectionen wurde durch mehrfaches
Ueberstehen leichter Erysipele nicht erworben; auch gelang es nicht, pas-
sive durch Vorbehandlung mit Antistreptok. -Sera zu tibertragen. Ein äusser-
lich sichtbarer Fortschritt der Geschwülste konnte innerhalb der Wochen,
iu denen die Impfungen ausgeführt wurden, nicht beobachtet werden; sämmt-
liche Knoten wurden flacher und etwas weicher, völlig verschwand jedoch
keiner. Im Verhältniss zu diesem günstigen Einfluss war der Rückgang der
Körperkräfte ein sehr erlieblicher. Ziemhe.
*) Diese Thatsachc kann aber auch so erklärt werden, dass die vom mensch-
lichen Erysipel stammenden Kokken bei der Cultur auf todten Nährböden ihre
Virulenz (für den Menschen) oingebüsst hatten. Die Annahme einer s))Ocifischen
,,indi viduellen" Disposition bezw. Immunität für bezw. gegen Infectiona-
krankheiten scheint mir zur Zeit nicht erwiesen, sie bedürfte jedenfalls schärfe-
rer Beweise, als der obigen, um acceptirt zu werden. BaiivKjarten.
Baumgarteu's Jabiesberlcht XII 3
34 Pyogene Kokken.
Wirkung des MARMOREK'sclien Antistreptokokkenserum.
In knapper und präciser Form giebt Petniscllky (133) seine Erfahr-
ungen über das MARMonEK'sche Autistreptok. -Serum bei Nachprü-
fung desselben im Institut für Infectionskrankheiten zu Berlin bekannt.
Die Prüfungen der Schutzkraft sowohl des MARMOKEK'schen Serums, sowie
eines Lyoner Serums gegenüber dem Streptok. Maemorek, und zwei von
P. isolirten Streptok.-Stämmen, von denen 1 Milliontel ccm Kaninchen fast
regelmässig tödtete, fielen vollständig negativ aus. Die Virulenzprüfung
des MAEMOKEK'schen Streptok. ergab als sichere Dosis letalis nur 1 Mil-
liontel ccm, dagegen keine sicher tödtliche Wirkung in der von Marmorek
angegebenen Verdünnung von ein Hundertmilliontel ccm. Da infolge der
ausserordentlich hohen Verdünnung die Sicherheit der Infectionsmethode
leidet, bediente sich Verf. des folgenden Verfahrens zur Beurtheilung der
Schutzwirkung des Serums : Er inflcirte Kaninchen durch Einreibung einer
unverdünnten Streptok. -Cultur in einen kleinen Impfsclmitt^ wonach die-
selben innerhalb 48 Stunden regelmässig an acuter Streptok. -Sepsis zu
Grunde gingen. Da nun der Effect, den eine Streptok.-Infection hervorruft,
abhängig ist von dem Verhältniss zwischen der Virulenz des Streptok. für
die betreffende Thierspecies und der Widerstandsfähigkeit des inficirten
Individuums*, sodass z. B. bei einem mittleren Verhältniss ein Erysipel ent-
steht, bei Verschiebung desselben zu Gunsten der Virulenz, aber eine acute
Sepsis und zu Gunsten der Eesistenzfähigkeit des Individuums eine leichte
Localerkrankung, so musste sich durch Vorbehandlung mit Serum, wenn
dieses wirksam w^ar, eine Erhöhung der Widerstandsfähigkeit der Kanin-
chen ergeben, die acute Sepsis des Controlthiers bei den mit Serum behan-
delten Thieren als Erysipel auftreten. Dies war nicht der Fall. Die mit
Pariser Serum behandelten Thiere starben regelmässig gleichzeitig mit den
Controlthieren ohneLocalerscheinungen; andere mit Serumsorten verschie-
dener Herkunft vorbehandelte Thiere hingegen bekamen ein Ohrerysipel
und starben später, als die Controlthiere» eine Thatsache, die zugleich gegen
eine specifische Serumwirkung spricht. Verf. zieht aus seinen Versuchen
folgende Schlüsse :
1. Neue Ergebnisse über die Virulenzhöhe von Streptok. sind durch die
Arbeiten Marmorek's nicht gewonnen worden.
2. Eine Schutzwirkung gegen die Infection mit dem Streptok. Marmo-
rek, sowie mit 2 anderen, für Kaninchen maximal virulenten Streptok.-
Stämmen zeigte weder das aus Paris, noch das aus Lyon gelieferte Serum
im Thierversuche.
3. Die betreffenden Serumsorten können daher zu therapeutischen Ver-
suchen am Menschen nicht empfohlen werden.
4. Ein sicherer Beweis für die Möglichkeit einer Serumtlierapie gegen
Streptok.-Infection ist bisher nicht geliefert worden. Ziemkc.
Die an anderer Stelle in Kürze bekannt gegebenen und oben referirten
Versuche Petriischky's (134) mit Antistreptok.-Serum werden vom
Verf. nochmals und in eingehenderer Darlegung mitgetheilt. Ziemke.
*) Vgl. meine voranstehende Bemerkung. Baumgarten.
Pyogene Kokken. 35
Wirkung des MAKMOREK'schen Antistreptokokkenserum.
Nacliprüfungen Boriiemauii's (40) mit MARMOREK'schem Antistrep-
tok . - 8 e rum ergaben uugleichmässige Resultate. Die Versiichs-Kaninchen
wurden mit einem von Marmoeek erhaltenen Streptok. inficirt, dessen sichere
Dosis letalis 0,0001 ccm betrug. Zur Infection wurde in der Mehrzahl der
Fälle 0,01 ccm benutzt. Die meisten der vorbehandelten Thiere starben,
einige blieben zunächst am Leben, gingen aber später an einer acuten Strep-
tok.-Infection zu Grunde. Mit normalem Pferde- und Menschenserum (2-4
ccm) behandelte Controlthiere erlagen sämmtlich der Infection. Zwei vom
Verf. selbst gewonnene Serumsorten von einem Pferd und einem Esel wurden
ebenfalls an dem MAKMOREK'schen Streptok.-Stamm geprüft und schützten
mehrfach, aber nicht in allen Fällen, in grösseren Dosen von 0,1-0,5 ccm.
Ziemke.
Merieux und Niemanu (113) haben die bisher in den Handel gebrach-
ten Anti streptok. -Sera: ,. Serum antistreptococcique, d'apres la Methode
des MM. les Professeurs Eoger et Charrin, Paris", Chaix et Remy; Se-
rum antistreptococcique de l'Institut Pasteur, Paris; und Serum antistrep-
tococcique prepare par MM. Mf:RiEux et Carre, Lyon-Vaise, hinsichtlich
ihrer Wirksamkeit einer Piüfung unterzogen.
Das Serum „Lyon-Vaise" und Serum Marmorek besass schützende Wir-
kung gegen den Streptok. „Lyon-Vaise", letzteres in geringerem Grade;
das Serum Charrin-Roger war dagegen auf denselben unwirksam. Auch
gegen einen von einer Scarlatina stammenden Streptok. schützte Serum
„Vaise" und Serum Marmorek, während Serum Charrin-Roger unwirk-
sam blieb. Marmorek's Streptok. wurde von dem Serum Marmorek erheb-
lich intensiver beeinflusst, als von dem Serum „Vaise" ; dagegen besass das
Serum Roger -Charrin auch diesem gegenüber keine Schutzkraft.
Aus diesen Versuchen ist ersichtlich, dass die Sera aus Vaise und dem In-
stitut Pasteur eine Schutzwirkung von verschiedener Stärke gegen die Infec-
tion mit den drei genannten Streptok.-Stämmen besitzen*, das Serum Char-
rin-Roger dagegen in allen Fällen ohne Wirkung blieb, Verff. empfehlen
daher die beiden ersten Sera zur therapeutischen Anwendung. Ziemke.
Sieber-Choumova's (154) Arbeit giebt nach einer ausführlichen ein-
leitenden Besprechung der serotherapeutischen Bestrebungen, insbeson-
dere des MARMOREK'schen Streptok.-Serums^, Mittheilung über eigene Unter-
suchungen, welche die Auffindung eines Heilserums für die ver-
schiedenen reinen und Mischformen der septischen Affectio-
nen zur Aufgabe hatten. In dem Ziegenserum glaubt Verf. ein solches
gefunden zu haben. Es wurden 2 Ziegen und 2 Pferde mit virulenten
lebenden Streptok.- Culturen, 1 Ziege mit Staphylok. aur.-Culturen inimuni-
sirt; den Culturen wurde Lugol'scIic Lösung oder Jodtrichlorid in albnäli-
lich abnehmender Dosis zugesetzt. Yov Verwendung des Serums zu Heil-
zwecken wurde das Blut der immunisirten Thiere auf Mikrobien und auf
seine toxische Wirkung untersucht, da sich die lebend injicirten Kokken
») Jabresbor. XI, 1895, p. 29, 31. Ref.
*) Nach den gänzlich negativen Erfahrungen Petrüschky's (s. o.) ist obige
Annahme mit Vorsicht aufzunehmen. Baumgarten.
3*
36 Pyogene Kokken. Wirksamkeit des Antistreptokokkenserum
bei Erysipel.'
lange im Thierkörper halten können. Von den Pferden starb eins während
der Immunisirung; bei der Obduction fand sich fettige Degeneration der
inneren Organe und starke Hyperämie der serösen Häute. Die Ziegen er-
scheinen vorzugsweise für die rasche Gewinnung von Immunserum geeignet
zu sein, da sie neben ihrer verhältnissmässigen Billigkeit die Injection
lebender Mikrokokken gut vertragen und ziemlich resistent gegen die In-
fection sind. Das Serum ist wirksam bei Pyämie, Septikämie, septischen
Formen der Diphtherie, Erysipel, Phlegmonen, Osteomyelitis etc., kurz bei
allen reinen septischen, wie Mischinfectionen (? Eed.). Ziemke.
Salbrazes (147) theilt die Resultate mit, welche Rondot (Bordeaux) mit
dem Antistreptok.-Serum bei Erysipel erhielt. Nach der Application
trat eine rapide Besserung des Allgemeinbefindens auf, Sinken des Fiebers,
Naclilass der Schwere und der Dauer der Krankheit, Rückgang der Haut-
veränderungen. In 2 Fällen wurde das Serum mit Erfolg bei Eiterungen
erysipelatöser Herkunft angewandt; eine acute Peritonitis heilte ebenfalls
sehr schnell auf Serumbehandlung. Ziemke.
Bolognesi (35) wendet sich gegen die von Chantembsse^ aufgestellte
Statistik, welche die Wirksamkeit des Antistreptok.- Serums auf
Erysipel darthun soll, aber den jeweiligen Charakter der Krankheit ganz
unberücksichtigt lässt. Wie es leichte Formen giebt, die so zu sagen von
selbst heilen, hat Verf. auch schwere Fälle gesehen, die auf Behandlung
mit Ichthyol oder Traumaticin oder Bäderbehandlung heilten. Um den
Werth des Antistreptok. -Serums für die Erysipelbehandlung zu erweisen,
muss seine AVirksamkeit auf die recidivirenden und schweren Formen fest-
gestellt werden. Ziemke.
Gouin (81) sah bei einem hochfiebernden Kranken mit Gesichtsery-
sipel nach Injection von 2 ccm MAKMOKEK'schem Serum innerhalb 24
Stunden Abfall der Temperatur und der Pulsfrequenz, sowie Abnahme der
erysipelatösen Dermatitis. Nach einer 2. Injection erlosch das Erysipel.
Ziemke.
Chantemesse (56) theilt in einem Bericht an den Pariser Stadtrath
seine mit Antistreptok.-Serum bei Erysipel und Diphtherie erzielten
Resultate mit. Beim Erysipel ergab die Serumbehandlung eine grössere
Anzahl von Heilungen, als die anderen therapeutischen Mittel (2,59 '^j^.
Wenn das Serum nicht zu früh den geimpften Pferden entnommen war,
traten keine üblen Nebenwirkungen nach der Injection ein; ein Mann mit
eitriger Pleuritis ertrug 300 ccm innerhalb 14 Tagen ohne Nachtheil. Die
Besserung tritt schon meist nach 24 Stunden ein und betrifft sowohl die
localen Krankheitserscheinungen, wie das Allgemeinbefinden Die zur
Heilung nöthige Serumdosis schwankt zwischen 20-40 ccm. Bei der Diph-
therie wurde eine Mortalität von 14 ^/^ erzielt. Alle Diphtheriekranken
hatten kurz nach ihrem Eintritt in's Spital eine Injection von Diphtherie-
heilserum erhalten. Ziemke.
Calvo (50) erzählt in der ,Gesellschaft für klinische Studien' die Ge-
^) Vgl. das nachstehende Referat (56). Ref.
Pyogene Kokken. Antistreptokokken-Serum 37
bei Streptok.-Lymphangitis, bei Scharlach.
schichte der Serumbeliandlung im Allgemeinen, sowie die der Strep-
tok.-Affectionen im Besondern, beschreibt den Kettenkokkus und seine
Culturen, giebt an, dass Acosta bei einer Leprakranken ein Erysipel mit
dem von ihm und Dävalos bereiteten Streptok.-Serum geheilt und berichtet
darauf ausführlich einen Fall von Gesichtserysipel bei einem irren Chinesen
und einen andern von Erysipel am Beine bei einem 17jährigen Burschen,
die nach mehrmaliger Einspritzung von Antistreptok.-Serum glücklich in
Heilung übergingen. Sentihon.
Boucheroii (41) nahm an einem 70jährigen Diabetiker, der infolge
einer Streptok.-Lymphangitis am Fuss mit Antistreptok.-Serum
behandelt wurde, die Kataraktoperation vor; die Wunde heilte schnell und
prima intentione trotz der bestehenden Streptok.-Infection und des Diabetes,
was Verf. der Schutzwirkung des Serums zuschreibt. ZIemke.
Marmorek (112) behandelte im Hospital Teousseau 96 scharlach-
kranke Kinder von wechselnder Schwere derinfection mit Antistrep-
tok.-Serum. Bei allen Hessen sich durch die bacteriologische Untersuch-
ung Streptok. entweder in Reincultur oder mit anderen Mikrobien gemischt
nachweisen; in 17 Fällen waren die Streptok. mit dem LoEPFLER'schen
Diphtheriebac. associirt, von diesen starben 4 trotz Anwendung von Diph-
therie- und Antistreptok.-Serum. Ein anderes 2 Jahre altes Kind starb an
einer doppelseitigen Pneumonie während der Behandlung; über den bac-
teriologischen Befund der Pneumonie wird nichts angegeben.
Die Injectionsdosis betrug gewöhnlich 10 ccm, bei schweren Fällen das
Doppelte; die gesammte injicirte Menge war in leichten Fällen 10-30 ccm,
in schweren bis 90 ccm. Die Injectionen wurden täglich bis zum Abfall
der Temperatur wiederholt; gewöhnlich genügten 1-2 Dosen. Falls Drüsen-
schwellungen oder Spuren von Eiweiss auftraten, wurden dieselben wieder
aufgenommen und solange fortgesetzt, bis der normale Zustand wiederher-
gestellt war.
Die Wirkung des Serums bestand nach Verf. in einer Besserung des
Allgemeinbefindens, in einer günstigen Beeinflussung der Drüsenschwel-
lungen und der Albuminurie und in Verhütung von schweren Complica-
tionen. Ziemke.
A. Bagiusky's (25) Erfolge mit dem Antistreptok.-Serum IIar-
morek's bei Scharlach sind anscheinend günstige; die Mortalität betrug
nur 14,6 ^/f, gegen im Mittel 26,9 °/o der 5 Vorjahre und gegen 24,9 ^/^
von unbehandelten Fällen derselben Epidemie. Mit Sicherheit kann in-
des nur registrirt werden, dass der Krankheits verlauf unter der Serum-
behandlung kein ungünstigerer war, als früher, und dass die Epidemie zur
Zeit der Serumbehandlung nicht leichter war, wie früher. Im Ganzen
wurden 48 Fälle mit Serum behandelt; bei 27 derselben war der Erfolg
ein überraschend günstiger wegen des schnellen Temperaturabfalls, der
infolge seiner Gleichartigkeit und relativen Häufigkeit als Effect der Serum-
injectionen imponirte, wegen des leichten und günstigen Verlaufs der be-
gleitenden Anginen und des Rückganges der Drüsenschwellungen. Auch
Albuminurit' und Nephritis trat in diesen Fällen nur ganz vereinzelt auf.
38 Pyogene Kokken. Antistreptokokkenserum bei Scharlach,
bei puerperaler Sepsis.
In einer zweiten Gruppe erwies sich das Serum wirkungslos, obwohl es bei
einem Theil der Fälle reichlich und consequent zur Anwendung kam. Eine
dritte Reihe umfasst Fälle, bei welchen die Serumtherapie mit Rücksicht
auf besondere Complicationen im Verlaufe vorgeschrittener Scharlach-
erkrankuDgen angewandt wurde; in 4 Fällen wurde ein Erfolg erzielt, in
einem blieb er aus. Zienike.
Josias (95) giebt die in der Klinik Trousseau im Jahre 1895 mit
dem Antistreptok. -Serum bei Scharlach gemachten Erfahrungen
bekannt. Verf. benutzte zwei Sera verschiedener Herkunft: das Serum
NocAED vom Hammel und das Serum Maemoeek vom Pferde entnommen.
Letzteres war angeblich das wirksamere, (was mit den später gemachten
Angaben über die Erfolge an den Kranken in Widerspruch steht. Ref.);
die Mortalität betrug bei Hammelserumapplication 2,08*^/^, bei Anwendung
von Pferdeserum hingegen 5,31*'/q, ein Procentsatz, der dem bei gewöhn-
licher Behandlung erzielten von 5,8 1^/^ nur um weniges nachsteht.
Behandelt wurden 49 Kinder mit einer mittleren Menge von 5 ccm, wo-
bei als einzige Nebenwirkung zuweilen eine locale oder universelle Urtica-
ria auftrat, und 96 Kinder mit im Mittel von 10 ccm pro dosi; einige
erhielten bis zu 90 ccm in mehreren Dosen. Bei dieser letzten Gruppe
wurden von Nebenwirkungen Streptok.-Abscessein 4, erysipelatöseLymphan-
gitiden in 8, polymorphe Exantheme in 10 und Purpura in 7 Fällen be-
obachtet, Zufälle, die Verf. für wenig schwerwiegend hält, die Ref. indes,
zumal bei Kindern, z. Th. nicht für so harmlos ansehen möchte. Nach der
Serumbehandlung trat eine schnelle Besserung der pseudomembranösen
Anginen auf und ein Rückgang der Drüsenschwellungen, die nicht in Eite-
rung übergegangen waren; die Albuminurie, das Fieber und der allge-
meine Krankheitsverlauf blieben unbeeinflusst. Auf die schon vereitern-
den Drüsenschwellungen war das Serum ebenfalls wirkungslos. Ziemke.
M^ry (115) isolirte aus dem Blute eines Scharlachkranken einen
Streptok., auf den das Antistreptok. -Serum unwirksam blieb; weder
eine Schutz- noch eine Heilwirkung gegen die intravenöse, intraperitoneale
oder subcutane Infection von Mäusen und Kaninchen konnte mit dem
Serum erzielt werden, obwohl sich dasselbe auf eine dem Verf. von Mae-
moeek übergebene viel virulentere Streptok.-Cultur als wirksam erwies.
Dies spricht nicht gegen den Werth des Serums an sich-, beweist aber die
Ungleichheit seiner Wirkung. Ziemke.
Von 4 mit Antistreptok. -Serum behandelten Fällen puerperaler
Sepsis sah Yiiiay (168) bei den 2 leichteren nach den Injectionen ecla-
tante Besserung unter Temperaturabfall und Hebung des Allgemeinbefin-
dens eintreten; in den beiden anderen schweren Fällen, von denen die eine
Kranke erst am 22. Krankheitstage in die Behandlung kam, die andere an
einer puerperalen Melancholie erkrankt war, blieb die Serumtherapie ohne
Wirkung. In allen Fällen wurde gleichzeitig eine Localbehandlung des
Uterus vorgenommen. Ziemke.
Bessere Erfolge mit dem MAEMOEEK'schen Serum haben Aiisset und
Roiize (24) in einem Fall von sehr schwerer puerperaler Streptok.-
Pyogene Kokken. Antistreptokokken-Serum bei puerperaler Infection. 39
Infection aufzuweif5en, dessen Heilung- sie nur der prompten Wirksamkeit
des Serums zuschreiben. Während das Curettement des Uterus so gut wie
gar nicht half, war nach 4 Injectionen von im Ganzen 50 ccm die Krank-
heit beseitigt. Ausser Urticaria beobachteten sie keine Nebenwirkungen.
Ziemke.
Chaleix (55) beschreibt einen Fall von allgemeiner puerperaler
septischer Infection, in welchem dieinjection von Makmoeek's Anti-
streptok. -Serum, obwohl genau nach Vorschrift ausgeführt, keinen Er-
folg hatte, hingegen durch subcutane Infusion von künstlichem Serum
(Salzlösungen. Eef.) eine sichtliche und andauernde Besserung erzielt wurde.
Ziemke.
In der Sitzung der GreseUschaft französischer Geburtshelfer vom 10. April
1896fasstCliarpeiitier (156) seine Erfahrungen über die Behand-
lung des Puerperalfiebers mit Antistreptok. -Serum dahin zusam-
men, dass diese neue Methode bisher die grossen Hoffnungen, die man nach
den Empfehlungen ihrer Entdecker auf sie zu setzen berechtigt war, nicht
erfüllt, vielmehr den Beweis ihrer Brauchbarkeit noch zu liefern habe. Unter
40 behandelten Fällen heilten 22, das sind 42,5"/q, und rechnet man von
diesen 5 schwere Fälle ab, die in extremis zur Behandlung kamen, 35, 29*^/^.
In 16 Fällen wurden Streptok. in Reincultur gefunden, 9 davon wurden
geheilt, 7 starben. 9mal handelte es sich umMischinfectionenmitStaphylok.
oder dem Colibac; von diesen Kranken wurden 5 geheilt, 4 starben. Die
angewandten Dosen waren verschieden gross. Neben der Serumtherapie
wurde in aUen Fällen eine locale intrauterine Behandlung eingeleitet.
Nebenwirkungen zeigten sich in Gestalt von Erythemen, Urticaria, Pruri-
tus und nervösen Störungen.
In der folgenden Discussion berichtet Dubrisay über einen Fall von pu-
erperaler Sepsis, bei dem die Serumtherapie 32 Stunden nach Beginn der
Erkrankung mit Erfolg angewandt wurde; auch er sah Nebenerscheinungen;
nach der ersten lujection ein den mercuriellen ähnliches Exanthem, nach
der zweiten einen Abscess an der Injectionsstelle und nach der dritten
einen Anfall von Athemnoth, ohne dass eine Erkrankung der Lungen nach-
weisbar war.
Bar und Tissiek haben verschiedene Sera benutzt von Makmobek, Mak-
CHüUx und von Roger-Chakrin, können aber ebensowenig über ermuthigende
Resultate berichten. Von 13 mit MARMOREK-Serum behandelten Wöchne-
rinnen starben 6; bei Verwendung des Serums Roqer's belief sich die Mor-
talität auf 4 von 5 Fällen. 4 an Erysipel erkrankte Neugeborene starben
sämmtlich trotz Serumtherapie. Im Allgemeinen kann man sagen die
schweren Infectionen starben, die relativ leichten kamen durch. An Neben-
wirkungen wurden beobachtet f]rytheme, Abscesse und bei einer Kranken
schwere Zuiälle von Temperaturabfall und Herzschwäche, die vielleicht
durch das Serum bedingt waren. Da Roux und Marmorek die Ansicht
vertreten, dass durcli eine Localtherapie des Uterus die Wirksamkeit des
Serums gehindert werde, wurde anfangs eine solche unterlassen, später aber
wieder aufgenommen, als die erwarteten günstigen Resultate nicht eintraten.
40 Pyogene Kokken.
Antistreptokokken-Serum bei septischen Erkrankungen.
BuE bringt eine in 2 Fällen aufgetretene Albuminurie mit der Serum-
therapie in urscächlichen Zusammenhang.
BoissARD, BuDiN uud Bar sprechen sich sämmtlich für die Beibehaltung
der Localbehandlung des Uterus aus, wobei letzterer die Serumtherapie des
Puerperalfiebers nicht grundsätzlich verworfen wissen will, da er sie für
die Therapie der Zukunft hält, von deren weiteren Ausbildung er sich
bessere Resultate verspricht, Ziemke.
Bailance und Abgott (27) beschreiben einen Fall von acuter Sep-
tikämie in Folge einer Verletzung bei einer Obduction eines Falles von
eitriger Peritonitis, der äusserst heftig war. Am 3. Tage wurde Anti-
streptok.- Serum (Burroughs & Wellcome) angewendet und alle 4 Stun-
den eingespritzt. 28 Einspritzungen wurden gegeben, und jedesmal sank
die Temperatur; in 2 Tagen war Patient ausser Gefahr. Kanthack.
Coleman und W.akeliug' (63) beschreiben einen Fall von Septi-
kämie der schon 14 Tage gedauert hatte; der Patient war bewusstlos, ehe
die S e r u m b e h a n d 1 u n g begonnen wurde. Das Serum (Burroughs & Well-
come) wurde alle 4 Stunden eingespritzt, und nach ungefähr 2 Wochen trat
Heilung ein. Nach jeder Einspritzung fiel die Temperatur, auch das All-
gemeinbefinden wurde besser. Eine positive Cultur vom Blute wurde zwei
Tage nach dem Beginn der Serumbehandlung erhalten. Kanthack.
Die 2 Fälle, über die A. H. und A. B. Cook (66) berichten, wurden
nicht bacteriologisch untersucht. Im 1. Falle wurde das Serum am 8. Tage
in Anwendung genommen, zugleich jedoch auch Desinfection und Incision
nicht ausgelassen; 2 Einspritzungen waren nothwendig. Im 2. Falle wurde
das Serum erst nach 3 Wochen benutzt, und nur eine Einspritzung gege-
ben zusammen mit gewöhnlicher antiseptischer Behandlung. Beide Fälle
genasen; das Serum war vom , British Institute of Preventive Medicine' be-
zogen. Kanthack.
Steele's (157) Fall betrifft ein einjähriges Kind, welches sich ver-
brannt hatte; 16 Tage später gangränöse Ulceration im Gesicht, die sich
schnell verbreitete. Operative Behandlung und Cauterisation waren nicht
erfolgreich, sondern der Zustand des Kindes wurde schlimmer, und die Ulce-
ration schritt weiter fort. Endlich wurde Serum (,British Institute of Pre-
ventive Medicine') eingespritzt und nun trat rasch Besserung ein, bis das
Kind genas. Streptok. wurden bacterioskopisch nachgewiesen. Kanthack.
Davles (68), Leask (103), MacKerroii (110) und Williams (171)
berichten über 11 Fälle, die mit An ti streptok. -Serum behandelt wur-
den. Von diesen starben 3, und zwar 1. ein Fall, von Davies beschrieben,
in dem Serum der Firma Burroughs & Wellcome gebraucht wurde, die
Behandlung jedoch zu spät begonnen wurde und keine bacteriologische
Untersuchung angestellt war; 2. einFallMAcKEKEON's (Serum des, British
Institute of Preventive Medicine'), 3. einer von Williams's Fällen, in welchem
das Serum des ,British Institute of Preventive Medicine' erst spät benutzt
wurde und eine bacteriologische Untersuchung nicht gemacht w^urde. Die
übrigen 8 Fälle genasen, und zwar 1. der Fall von Leask beschrieben, in
dem das Serum (Burroughs & Wellcome) am 11. Tage zuerst eingespritzt
Pyogene Kokken. Antistreptok. -Serum bei eitriger Dacvyocystitis, 41
bei der Druse des Pferdes, bei Pferdetyphus.
Künstliches Serum bei septischer Peritonitis.
wurde, eine bacteriologische Untersuchung jedoch nicht angestellt wurde;
2. und 3. beide Fälle von MacKereon beschrieben, in denen das Serum des
,Bi'itish Institute of Preventive Medicine' in Anwendung kam ohne bacterio-
skopische Untersuchung; die übrigen 5 Fälle sind von Williams beschrie-
ben ; in keinem einzigen liest man von einer bacteriologischen Untersuchung ;
in allen wurde das Serum des , British Institute of Preventive Medicine'
benutzt. Williams bemerkt, dass nach jeder Serum-Injection die Tempe-
ratur sank, dass die Lactation wieder eintrat und auch die Lochia wieder
erschienen, Kopfschmerzen verschwanden und Schlaf wiederhergestellt
wurde. Es ist fast unglaublich, dass in so vielen Fällen ein specifisches
Heilmittel angewendet werden konnte, ohne eine bacteriologische Unter-
suchung zu machen. Ka?ithack.
Boucheroil (42) empfiehlt die Anwendung des MARMOREK'schen S e -
rums bei eitriger Dacryoc3'stitis, bei derer in einem sehr hartnäcki-
gen Fall nach 3 Injectionen rasche Heilung erzielte. Auch als Präventiv-
mittel gegen Eiterungen nach Traumen oder Operationen am Auge hält er
die Seruminjectionen für zweckmässig. Ziemke.
Lignieres (108) untersuchte die Wirkung des Antistreptok.-Se-
rums von Marmorek auf den Streptok. der Druse des Pferdes und
denjenigen der Brustseuche desselben Thieres. Mäuse und Kaninchen,
die nach oder während der Infection mit dem Drusenstreptok. Antiserum er-
hielten, oder die mit einem Ansteckungsstoff inficirt wurden, der vorher der
Wirkung des Antiserums ausgesetzt worden war, starben ebenso rasch wie
die Mäuse, die mit Antiserum nicht behandelt wurden. Letzterem ging so-
mit jede schützende Wirkung ab.
Aehnlich fielen die Versuche mit dem Erreger der Brustseuche aus.
Cadiot hat ebenfalls keinen Nutzen von der Serumtherapie gesehen.
Guilleheau.
Moilillerou und Kossigliol (122) haben 17 Fälle von Pferdetyphus
meist mit Erfolg mit dem Antistreptok.-Serum von Marmorek behan-
delt. Sie gaben kleinen (20,0 mehrmals täglich) Gaben den Vorzug vor
grossen. Bei reinen Fällen von Pferdetyphus trat die Heilung in 5 Tagen
ein; bei Fällen, die mit Pneumonie, Angina, Druse complicirt waren, wurde
das Leiden in 6-10 Tagen gehoben; doch gingen von diesen Kranken einige
trotz der Injectionen zu Grunde. (juillebcau.
Michaux (118) empfiehlt bei der septischen Peritonitis nach Ope-
rationen intravenöse Injectionen von künstlichem Serum, von
denen er in den meisten Fällen gute Erfolge sah. Er injicirt V-lO^'/po fil-
trirte und sterilisirte Salzlösungen von 38-40^ C. in Mengen von 1000-3000
ccm in die Armvenen und konnte danach baldige Besserung des Allgemein-
zustandes, Hebung des Pulses, Rückkehr der Temperatur zur Norm beob-
achten. Ausser einigen leichten bald vorübergehenden Zufällen wurden keine
üblen Nachwirkungen der Injectionen bemerkt. Verf. tritt für eine mit der
Injectionsbehandlung einhergeliendc Anwendung der bisher üblichen Mittel
ein, wie Entleerung des Darms durch Abführmittel, Analeptica etc. Zionke.
42 Pyogene Kokken. Künstliches Serum bei Septikämieen.
Wirkung der Glykose auf die pyogene Wirkung des Staph. pyog. aur.
Pozzi's (138) Mittheilungen beziehen sich auf die von Duret vorge-
schlagene Behandlung der puerperalen und der nach Operatio-
nen entstehenden Septikämieen mit Injectionen grosser Mengen
künstlichen Serums. Wie sich dieselbe in Fällen von Blutungen, von
Shock nach Operationen, bei nervöser Depression etc. bewährt hat, leistet
sie auch bei diesen septischen Infectionen gute Dienste, wenn sie früh ge-
nug angewandt wird. In besonders schweren Fällen soll man mit einer in-
travenösen Injection beginnen und mit den subcutanen Injectionen fortfahren.
Man kann in 24 Stunden 2-3 1 Flüssigkeit in mehreren Absätzen injiciren ;
schon ^/^ Stunde danach tritt im Allgemeinen ein Umschwung zum Besseren
ein. Die Flüssigkeit besteht aus einer 7-10 **/qq Lösung von NaCl in destil-
lirtem Wasser und wird vor dem Gebrauch auf etwa 40*^ C. im Wasserbad
erwärmt. Verf. sieht die Wirkung dieser Behandlungsmethode darin, dass
neben einer Hebung des Blutdrucks und der Widerstandskraft des Kranken,
die blutbildenden Organe Zeit finden, neue Blutelemente zu produciren und
die Niere durch gesteigerte Function eine schnelle Eliminirung der Toxine
hervorrufen kann. Zlemke.
Bujwid's^ Mittheilung, dass die pyogene Wirkung des Staphylok.
pyog. aur. durch Glykose gefördert werde, rief vielfach Widerspruch
hervor. Nicolas (123) trat daher dieser Frage durch erschöpfende Unter-
suchungen nochmals näher, deren Resultate die folgenden sind:
Traubenzucker vermehrt im Allgemeinen die pyogene Wirkung des Sta-
phylok. aur. und setzt seine Virulenz herab, wenn er zugleich mit dem Kokkus
direct ins Gewebe gebracht wird. Die Eiterung bleibt aus, wenn der Zucker
nur wenige Zeit später injicirt wird. Wird der Zucker intravenös, das Mi-
krobion subcutan injicirt, so scheint die Virulenz abzunehmen und die Ent-
wicklung localer Veränderungen wie hämorrhagisches Oedem, Neigung zu
Brand, begünstigt zu werden. Gleichzeitige Injection von Zucker und Kok-
ken in die Blutbahn hatte anscheinend Zunahme sowohl der pyogenen Wir-
kung, wie auch der Virulenz zur Folge. Dasselbe wurde erreicht, wenn
Thieren, die mit ganz geringen Culturdosen von Staphylok. subcutan inti-
cirt waren, Zuckerlösungen oder gewöhnliches destillirtes Wasser intrave-
nös beigebracht wurde ; dieselben gingen unter Bildung von Abscessen sehr
bald zu Grunde. Hinsichtlich des Diabetes mellitus beim Menschen liegen
nach Verf.'s Ansicht die Verhältnisse nicht so einfach ; -seine Wirkung auf
pyogene Processe liegt nicht allein in der Begünstigung der Mikrobien
durch den im Gewebe vorhandenen Zucker. Ziemke.
Banzet (28) bespricht in seiner Arbeit die hauptsächlichsten Mi-
kroorganismen der Eiterung hinsichtlich ihres Vorkommens
im und ihrer besonderen Wirkung auf den Organismus. Die ver-
schiedenen Formen der Eiterung unterscheiden sich nach der Intensität
ihrer Allgemeinreaction, nach der Heftigkeit der Localerscheinungen, durch
den Charakter des Eiters, durch ihre Neigung sich auszubreiten oder local
zu bleiben etc. Nicht ebenso entsprechen ihnen verschiedene, für jede Form
specifische Keime, vielmehr kann dasselbe pyogene Mikrobion bald diese
1) Jahresber. IV, 1888, p. 404. Ref.
Pyogene Kokken. Vorkommen und besondere Wirkung 43
der Mikroorganismen der Eiterung.
bald jene Form der Eiterung- erzeugen. Die Ursachen hierfür liegen in der
verschiedenen Resistenzfähigkeit des inficirten Organismus* und in der wech-
selnden Virulenz der Mikrobien. Abgesehen vom Tuberkelbac, den man
wegen seiner Eigenschaft die sog. kalten Abscesse zu erzeugen, die in sel-
tenen Fällen auch von den gewöhnlichen pyogenen Kokken verursacht
werden können, zu den Eitererregern rechnen kann**, gehören zu denselben
in erster Reihe, der Streptok., Staphylok., das Bact. coli, der Pneumok. Es
folgt nun eine Cliarakteristik dieser einzelnen Mikrobien, von der in Kürze
das wesentliche wiedergegeben werden soll.
Der Streptok. besitzt eine sehr labile Vitalität und Virulenz; in einem
disponirten Organismus zeigt er ausgesprochene Neigung zu schweren, dif-
fusen Processen und verursacht schwere acute Allgemein-Infectionen, dif-
fuse Phlegmonen, Pyo- und Septikäinie. Die Wirkung der Staphylok. ist
eine mehr stabile, ihre Virulenz ist weniger Wechsel voll ; sie finden sich da-
her selten bei schweren Allgemeininfectionen, meist nur bei Infectionen
mittlerer Intensität, in metastatischen Abscessen bei kachektischen Kranken
und langdauernden Eiterungen; gewöhnlich handelt es sich um circumscripte,
localisirte Zellgewebseiterungen. Indessen kommen zuweilen auch ausge-
breitete Processe durch Staphylok. vor; dann sind es mehr „phlegmonspar
ditfusion", als „phlegmons diffus", indem bei ihnen die Ausbreitung Schritt
für Schritt weitergeht, um allmählich eine grosse Ausdehnung zu erreichen,
während bei den , phlegmons diffus' die Tendenz zur Ausbreitung das primäre
ist. Furunkel und Carbunkel sind immer Staphylok. -Infectionen, ebenso die
Osteomyelitis, welche nur bei Neugeborenen häufig durch Streptok. hervor-
gerufen wird. Bei den Eiterungen der serösen Häute ist das Vorkommen
beider Mikrobien wechselnd; nur ausnahmsweise finden sich Staphylok. im
Eiter von Empyemen, wenigstens allein, zuweilen aber bei Mischinfectionen ;
Streptok. sind im Empyemeiter sehr häufig, ebenso im Salpingitiseiter, in
dem man fast niemals Staphylok. findet. Beide Kokkenarten können bei
gewissen Infectionskrankheiten secundäreComplicationen bewirken; soder
Streptok. beim Scharlach und Typhus, wo seine Anwesenheit eine ganz be-
sonders schwere Primärinfection zu bedeuten scheint. Staphylokokken-
Abscesse bei Typhus kommen ebenfalls vor, sind aber viel ungefähi'licher.
Das Bact. coli kann sowohl Allgemeininfectionen, wie die verschieden-
sten localen Eiterungen hervorrufen, die besonders häufig in den dem Darm
benachbarten Organen gelegen sind. Bei den Infectionen der uropoetischen
Organe spielt es eine hervorragende Rolle, ebenso bei der Infection der
Gallenblase und den periintestinalen, perityphlitischen, periproctalen Abs-
cessen, sowie bei der Peritonitis. Zuweilen scheint es als secundärer Infec-
tionserreger bei Salpingitiden vorzukommen. Im Eiter urethraler Abscesse
und bei Urininfiltrationen findet es sich oft allein oder mit andern ]\likrobien,
ebenso häufig bei den perivesicalen und perinephritischen Abscessen. Die
Virulenz des Colibac. ist sehr wechselnd, eine bestimmte pathogene Wirkung
*) Vgl. meine Bemerkung auf p. 33 dieses Berichtes. Baunigartcn.
**) Die sog. kalten Abscesse haben mit wirklichen Abscessen nichts zu thun,
es sind erweichte käsige Heerde ohne P]iterung; die Tuberkolbacillen erweisen
sich also auch in diesen Fällen nicht als Eitererreger. Bmimgartcn,
44 r^'ogene Kokken. Bindegewebsverflüssigung bei Eiterungen.
Catgut-Eiterung.
fehlt ihm; er ist in noch höherem Maasse, wie der Streptok., ein „niicrobe
ä tout faire".
Viel seltener bei Eiterungen ist der Pneumok.; er hat seine bestimmten
Prädilectionsstellen, die serösen Häute, besonders die Pleura, die Menin-
gen, die Synovialis der Gelenke, das Pericard. Häufig ist er auch bei Mit-
teloh reiterun gen, dagegen selten bei subcutanen Zellgewebseiterungen,
Knochenabscessen und schweren Allgemeininfectionen. Er ist von relativer
Gutartigkeit.
Auch der Typhusbac. soll Eiterungen hervorrufen; jedenfalls geschieht
dies nur in seltenen Fällen; vielleicht steht er in ursächlichem Zusammen-
hang mit den Periostitiden nach Typhus.
Der Gonokokkus kommt bei Schleimhauteiterungen der Urethra und des
weiblichen Genital tractus vor; in einzelnen Fällen will man ihn auch in
„Trippermetastasen" gefunden haben.
Eotzbac. und Actinomycespilz werden vom Verf. ebenfalls noch unter
die pyogenen Mikrobien gerechnet mit dem Zusatz, dass sie „specifische"
Eiterungen erregen. Ziemke.
Woronin (174) tritt der Annahme der Bindegewebsverflüssigung
beieitrigen Entzündungen entgegen. Zum Studium dienten ihm Terpen-
tinabscesse beim Hunde und Karbunkel vom Kinde. Verf. fand bei den
Eiterungsprocessen ebensowenig eine Einschmelzung des Bindegewebes,
wie bei anderen pathologischen Processen. „Wenn man nicht nur verschie-
dene Uebergangsbilder aus den Orten der vermeintlichen Bindegewebsauf-
lösung, sondern womöglich das Schicksal aller Bündel eines gewissen Ge-
biets zu verfolgen sucht, so zeigt es sich, dass keine merkliche Gewebs-
schmelzung stattfindet, dass aber alles Bindegewebe nach den Seiten aus-
einandergepresst ist, wo es Material für die Bildung der Membrana pyo-
genica liefert" *. Ziemke.
Poppert (137) hat sich mit der durch Catgut verursachten Eite-
rung beschäftigt, die nach der herrschenden Meinung stets durch Bac-
terien, vorzüglich durch die Eiterkokken bedingt wird. Seine Versuche an
Thieren haben ihn zu der Ueberzeugung gebracht, dass das Catgut zu-
weilen, trotz völliger Keimfreiheit, Eiterung zu erregen ver-
mag und dass diese durch chemische, dem Catgut anhaftende Stoife erzeugt
wird, deren Natur näher zu bestimmen nicht gelang. Im Gegensatz zu
den bacteriellen Eiterungsprocessen zeigt die Catguteiterung stets einen
gutartigen Charakter. Eine Intoxication bei Verbrauch grösserer Mengen
solchen Catguts ist nach dem Verf. deswegen nicht zu befürchten, weil nie-
mals am Menschen bedenkliche Störungen des Allgemeinbefindens beobach-
tet worden sind und auch an Thieren durch Einführung des Catguts unter
die Haut oder in die Bauchhöhle immer nur Eiterungen leichten Grades
entstanden. Da es bisher nicht möglich war, das Catgut von seinem che-
misch wirkenden Körper zu befreien, wird empfohlen bei Operationen, avo
absolute Zuverlässigkeit des Nahtmaterials erwünscht ist, mit Hilfe des
*) Diese Auffassung muss beanstandet werden ; das Vorkommen von elasti-
schen Fasern und anderen Gewebsbestandtbeilen im Eiter beweist die Gewebs-
schmelzung bei der Eiterung untrüglich. Baumgarten.
Pyogene Kokken. Eiterung mit und ohne Mikroorganismen. 45
Bacterien in den Zellen bei Eiterungsprocessen.
Thiervei'suchs sich vor der Benutzung- von seiner Brauchbarkeit zu über-
zeugen. Zicmke.
Poliakoflfs (136) Antwort auf Kaufmann's Vorwurf, seine Arbeit über
Eiterung mit und ohne Mikroorganismen^ habe eine Anzahl von
Autoren nicht berücksichtigt und im wesentlichen nur schon vorher be-
kannte Dinge wiederholt, rechtfertigt diese Thatsache mit dem Bemerken,
dass die nicht erwähnten Autoren nur negative Resultate verzeichneten
und weist ferner darauf hin, dass er mit Hilfe der Methode der subcutanen
Einführung von Celloidin-Kapseln die Bedeutung der stetigen und lang-
samen Ausscheidung minimaler Dosen chemisch reizender Substanzen sowohl,
als auch pyogener Stoffe von Culturen pyogener Mikroorganismen für die
Entstehung der Eiterung dargethan habe ; ebenso, dass es keinen wesent-
lichen Unterschied zwischen septischem und aseptischem Eiter gebe. Ziemke.
Kaufmann (96) erwidert auf Poliakoff's obenerwähnte Ausfüh-
rungen, dass die Eiter erregende Wirkung des Digitoxins ausser von ihm
auch von Gkawitz bestätigt sei und dass er daran festhalten müsse, dass
Poliakoff's Arbeit grösstentheils längst Bekanntes beweise. Ziemke.
In einer umfangreichen Arbeit sind von v. Hil)ler (88) Untersuchungen
angestellt worden über das constante Vorkommen von Spaltpilzein-
schlüssen in den Zellen bei Eiterungsprocessen des Menschen
und experimentell erzeugten Thier-Infectionen nicht immunisirter Thiere.
Hier können nur die Untersuchungsergebnisse in Kurzem mitgetheilt wer-
den, betreffs genauerer Information muss auf das Original verwiesen werden.
Bei den verschiedensten durch Mikrokokken erregten Eiterungsprocessen
des Menschen kommt es constant und ganz allgemein zur Aufnahme von
Kokken in die Leukocyten. Auch bei den Thierversuchen mit verschiede-
nen Kokken- und Stäbchenarten ist die Einschliessung der Spaltpilze in
Leukocyten und Endothelien constant. In keinem der 13 untersuchten
Fälle von Eiterungsprocessen des Menschen und der mit 8 verschiedenen
pathogenen Spaltpilzarten an 52 Thieren angestellten Versuche ergab
sich ein widersprechender Befund. Dabei ist die Spaltpilzspecies ohne Ein-
fluss; keine der zur Untersuchung benutzten zeigte ein ihr eigenthümliches,
charakteristisches Verhalten inbezug auf den Zelleinschluss.
Die Spaltpilzeinschlüsse fanden sicli vorzugsweise in den polynucleären
Leukocyten, jedoch auch in den raononucleären und den Bauclifellendo-
thelien der Versuchsthiere. Bei der Beurtheilung derselben sind Irrthümer
durch Auflagerung auf die Zellen möglich und zu vermeiden. Die Ansamm-
lung der Mikrobien zeigte sich vorwiegend an der äquatorialen Grenzlinie
der Zelle, deren Kern durch gewisse Formveränderungen (Einkerbungen)
oft einen Schluss auf die intracelluläre Lage der Spaltpilze gestattete. Am
reichlichsten waren die Einlagerungen in der peripheren Infiltrationszone
dei- Eiterung, sie verminderten sich nach dem Centrum hin; in der Zone
des zerfallenden Eiters, der Nekrose und der Gewebslösung waren sie nur
in seltenen Ausnahmen zu treffen. Der Grund hierfür liegt in der That-
saclie, dass im abgeschlossenen, stagnirenden Eiter bald eine Auflösung
»j Jahresber. XI, 1895, p. 44. Ref.
46 Pyogene Kokken. Bacterien in den Zellen bei Eiterungsprocessen.
Pliagocytose.
und Zerstörung der Zellen, sowie der Mikroblen erfolgt. Dies ist nicht der
Fall, wenn der Eiter günstige Abflussbedingungen hat; daher auch im
gonorrhoischen Eiter die mikrobienführenden Zellen sehr zahlreich sind.
Sowohl an den Spaltpilzen, wie an den Zellen waren regressive Verände-
rungen zu beobachten; an ersteren Verkleinerung unter Verkürzung und
Verschmälerung, zuweilen auch Krümmung des Mikrobienkörpers, Umfor-
mung in ovale oder knglige Gebilde oder Körnchen; an letzteren Vacuolen-
bildung, Hofbildung um die eingeschlossenen Spaltpilze, Verwischung der
Zellgrenze, Lage und Gestaltsveränderung der Kerne, Karyolyse, Plasmo-
lyse, Abnahme der Färbbarkeit. Mit Formalin abgetödtete Culturen boten
hinsichtlich der Lage der Mikrobien in den Zellen die gleichen Befunde,
wie die mit lebenden Culturen angestellten Thierversuche ; auch hier konn-
ten ganze Spaltpilzverbände in den Zellen beobachtet werden, eine That-
sache, die geeignet ist, die Möglichkeit der biologischen Leistungsfähigkeit
der Spaltpilze nach ihrer Aufnahme in die Zelle einzuschränken. Aus die-
sen Versuchsergebnissen schliesst Verf., dass den Befunden von Spaltpilz-
einschlüssen in Zellen der Werth eines bei der diagnostischen Bestimmung
gewisser Spaltpilzarten, wie Gonokokkus und Diplokokkus intracellularis,
entscheidenden Kriteriums abgesprochen werden muss*; auch bei diesen
beiden Kokken ist zur Diagnose neben der mikroskopischen Exploration
die Reincultur und der positive Uebertragungsversuch nöthig. In Bezug
auf die Frage der Pliagocytose betont v. H., dass die Spaltpilze im Verlauf
des Zelleinschlusses wohl zu Grunde gehen können, dass sie aber, speciell
unter den Verhältnissen schwerer und tödtlicher Infectionen, wie solche
bei seinen Thierversuchen vorlagen, in grosser Ausdehnung unter zu Grunde-
gehen der Zellen das Uebergewicht erhalten können. Ziemke.
Aus Versuchen, welche darin bestanden, an Kaninchen und Meerschwein-
chen Traumen verschiedener Art künstlich zu erzeugen, sowie aus klini-
schen von ihm selbst beobachteten Fällen glaubt Pilloil (135) schliessen
zu können, dass die Pliagocytose eine wichtige Rolle bei der Ent-
stehung des traumatischen, sozusagen „aseptischen" Fiebers
spielt, wo eine mikrobielle Infection nicht besteht** ; vielleicht der Art, dass
die in das Innere des traumatischen Heerdes abgesonderten Ergüsse eine
positiv -chemotaktische Wirkung besitzen und die zahlreich angezogenen
Leukocyten fiebererregende Substanzen absondern, welche die traumatische
aseptische Hyperthermie hervorzurufen im Stande sind. Ziemke.
Unna (164) behandelt die Einwanderung der Staphylok. in die
*) Eine so typische, so gut wie ausschliessliche intracellulare Lagerung,
wie sie die Gonorrhoe-Kokken und der ,,Diplok. intracellularis" darbieten,
kommt nach meinen Beobachtungen bei den gewöhnlichen Eiter-Kokken nie-
mals vor, und wird demnach obige Erscheinung immer einen bedeutenden Werth
für die Diagnose der genannten beiden Kokkenarten beanspruchen dürfen.
Batimgarten.
**) Die Voraussetzung, dass bei dem sog. „aseptischen" Fieber keine „mikro-
bielle" Infection bestehe, halte ich nicht für erwiesen; es fehlt hierüber durch-
aus an entscheidenden Untersuchungen. Baumgarten.
Pyogene Kokken. Einwanderung der Staphylok. 47
in die menschliche Haut.
menschliche Haut und fasst seine Erörterungen in folgende Thesen zu-
sammen :
1. Wo bei einer Infectionskrankheit für die betreifenden Mikroparasiten
geeignete Impfthiere, scharfe culturelle und tinctorielle Merkmale fehlen
und wo eine Anzahl verwandter und ähnlicher Mikroorganismen existiren,
ist auf die genaue histologische Verfolgung der Infectionswege in den ein-
zelnen Organen besonderer Werth zu legen.
2. Ausgenommen die bekannten staphylogenen Erkrankungen der Haut
(Impetigo, Folliculitis, Sycosis staphylog., Furunkel, Panaritium, Haut-
abscess, umschriebene Phlegmone), ist eine Ubiquität der echten eiter-
erregenden Staphylok. auf der gesunden und erkrankten Haut nicht so sicher
bewiesen, dass dadurch die Speciiicität derselben in Frage gestellt würde.
3. Die Epithelien der Stachelschicht zeigen unter dem Einfluss des Sta-
phylok.-Einbruchs keine Zeichen von Degeneration oder parenchymatöser
Entzündung.
4. Die von den Staphylok. chemotaktisch angezogenen Leukocyten ster-
ben in der Nähe ersterer ab, ohne dieselben in sich aufzunehmen.
5. Wo in das lebendige Hautgewebe Staphylok. eingedrungen sind, fin-
den wir sie von einem Leukocytenwall umgeben. Kokken, die daselbst
nicht leukotaktisch wirksam sind, dürfen nicht ohne Weiteres als echte
Staphylok. betrachtet werden. In der normalen (abgestorbenen, trockenen)
Hornschicht können die Staphylok. längere Zeit symptomlos (leukotaktisch
unwirksam) vegetiren.
6. Die Haarspalte zwischen Haar und Stachelschicht des Haarbalges bietet
am unverletzten Follikel den Staphylok. ebenso leicht eine Stätte ihrer Wirk-
samkeit dar, wie ein Einriss der Hornschicht an der Oberfläche der Haut,
7. Ein annähernd vertical gerichteter Kokkencylinder ist das Wahr-
zeichen des Durchganges der Staphylok. durch die Haarspalte.
8. Bei tiefer Vereiterung starker Haarbälge hat man es histologisch
liäufig nur mit einer an die Impetigo des Haarbalges sich anschliessenden,
eitrigen Perifolliculitis zu thun.
9. Hautabscesse und Furunkel sind in extremer Ausbildung anscheinend
unvergleichbare Processe (Abscesse der Neugeborenen — Haarbalgfurunkel
der Erwachsenen). In Wirklichkeit sind sie jedoch durch üebergänge mit
einander verbunden und gewinnen ihr verschiedenes Aussehen hauptsäch-
lich durch accessorische Umstände (Alter des Individuums, Topographie —
erschwerte Colliquation, vermehrte Spannung). Auch der Furunkel ist ein
Conglomerat von elementaren, im Centrum kokkenhaltigen Hautabscessen.
10. Wo um einen Staphylok.-Einbruch sich in der Haut rasch und leicht
ein dichter Leukocytenwall ausbilden kann (Impetigo, Hautabscess) trägt
der Process nur den Charakter einer einfachen Leukotaxis, wo die Bildung
des Leukocytenwalls auf Schwierigkeiten stösst (Fiu'unkel, tiefgreifende
Sycosis), bilden sich die 4 klinischen Cardinalsymptome der Entzündung aus.
11. Die Knäueldrüsen bilden nicht die Eingangspforte der Staphylok.
und die tiefe Lagerung der Abscesse der Neugeborenen lässt sich nicht da-
rauf zurückführen, dass Knäueldrüsen den Ausgangspunkt der Eiterung
48 Pyogene Kokken. Hämatom und pyogene Infection.
Einfluss des Fiebers auf acute Infections- Krankheiten.
Veränderung des Knochenmarks bei Eiterungen,
bildeten. Dieselben verhalten sich bei dem Process vielmehr ganz passiv
und werden erst secundär in die Abscesse einbezogen.
12. Auch bei starker Vereiterung des subcutanen Gewebes und dichter
Durchsetzung desselben mit Staphylok. (Abscesse der Neugeborenen) sind
die secundär von der Eiterung ergriifenen Knäueldrüsen kokkenfrei, schei-
nen also wenig geeignet, eine secretorische Ausscheidung der Staphylok.
aus dem Körper zu bewirken. Ziemhe.
Dorst (71) hat im Laboratorium von Tavel in Bern Thierversuche
angestellt, um zu erforschen, ob das Bestehen eines Hämatoms an
der Impfstelle die Empfänglichkeit für pyogene Kokken er-
höht. Er fand, dass Kaninchen, welche eine gewisse Quantität einer Cultur
von Staphylok. in dem kurz vorher erzeugten Hämatom erhielten, erkrankten
und theilweise an den Folgen der Infection zu Grunde gingen, während die
nämliche Infection bei gesunden Thieren gar keine oder fast keine Krank-
heitserscheinungen veranlasste.
Aehnliche Versuche mit Streptok. und Pneumok. sind misslungen, offen-
bar weil die benützten Streptok. für Kaninchen fast avirulent waren, die
Pneumok. schon in minimalen Dosen Septikämie verursachten. Spronck.
Cheiuisse (60) untersuchte den Einfluss des Fiebers auf die Ent-
wicklung acuter Infectionskrankheiten. Er inficirte Thiere mit
S t aphylok.- Cultur en und behandelte einen Theil derselben mit Guaja-
colanstrich, der bekanntlich antithermisch wirkt. Während diese letzteren
äusserst rapide innerhalb 24-48 Stunden an Septikämie zu Grunde gingen,
starben die unbehandelten Controlthiere erst nach 2-4 "Wochen an einer all-
gemeinen purulenten Infection mit Abscessbilduug in den verschiedenen
Organen. Dieses Ergebniss ist nicht durch den Guajacol-Anstrich an sich
oder durch eine toxische Wirkung des Guajacols, sondern allein durch den
Abfall des Fiebers verursacht. Ziemke.
Nach Untersuchungen Roger und Josiie's (145) über die Verände-
rung des Knochenmarks bei Eiterungen, die an mit virulenten Sta-
phylok.-Culturen inficirten Kaninchen beobachtet wurde, besteht dieselbe
wesentlich darin, dass eine fast völlige Eesorption der Fettzellen im Mark
stattfindet und an deren Stelle eine ausserordentlich starke Proliferation der
übrigen Zellen des Knochenmarks tritt. Die Folge dieser Proliferation ist
eine Vermehrung der Leukocyten, welche bestimmt sind, durch Zerstörung
der Infectionserreger (Phagocytose) den Organismus zu schützen*. Ziemke.
Mit abgeschwächten Culturen von Staphylok. aur. in geringer
Quantität konnte Lexer (107) von der Blutbahn aus eine der menschlichen
Osteomyelitis ähnliche, leichte Erkrankung an jungen Kaninchen
hervorrufen mit osteomyelitischen Localisationen in wenigen oder nur einem
*) Dass bei starken Eiterungen, wie bei allen consumirenden Processen eine
regenerative Hyperplasie im Knochenmark eintritt, ist durch E. Neumann's be-
kannte grundlegende Untersuchungen erwiesen. Diese Hyperplasie dient nach-
weislich dem Wiederersatz verloren gegangener Blutbestandtheile. Der Zweck
der „Phagocytose" ist phantasievoll hineingedacht. Batimgarten.
Pyogene Kokken. Wirkung derselben auf die Nieren, 49
auf das Nervensystem.
einzigen Knochen. Durch vorherige entzündliche Reizung des Knochen-
marks, die er durch Infection mit dem Bac. des Kanincheneiters (Schimmel-
busch) erzielte, erhielt er eine Neigung der Eiterung zur localen Ausbrei-
tung; es kam zu ausgedehnten osteomyelitischen Processen.
Ausser dem Staphylok. aur. sind noch andere pyogene Mikrobien im Stande,
vom Blutwege aus spontan, d. h. ohne Hinzutreten äusserer Einflüsse, (Trau-
men), sich im Knochensystem zu localisiren und hier acute Eiterungen zu
erregen. Nächst dem Staphylok. aur. am häufigsten spielt der Staphylok.
albus die Rolle des Infectionserregers, seltener der Streptok. pyog. ; auch
der Pneumok. kommt vor. Versuche des Verf.'s mit Letzterem an Kaninchen
blieben indes ohne Erfolg. Mischinfectionen mit Staphylok. und Streptok.
verlaufen sehr acut mit multiplen Localisationen in allen Organen, auch im
Knochenmark. Ziiemke.
Nach Morse (121) erzeugen intravenöse Einspritzungen des Sta-
phylok. pyog. aur. bei Kaninchen in den Nieren kleine weisse dichte
Heerde, welche gewöhnlich zahlreicher in der Marksubstanz sind als in der
Rindenschicht. Mikroskopisch findet man in solchen Fällen im Centrum eine
Masse von Kokken, um diese eine nekrotische Zone, und weiter auswärts
eine eitrige Infiltration. M. spritzte in die Ohrvene eines Kaninchen zu
wiederholten Malen Mengen von sterilen und filtrirten Bouillon-Culturen
des Staphylok. pyog. aur. und fand später (nach 3 Monaten) Zellprolifera-
tion in dem Bindegewebe der Nieren zwischen den Harnkanälchen der Rinde.
In der Nähe einiger Glomeruli ist diese Proliferation mehr ausgeprägt als
anderswo, das Epithel der gewundenen Kanälchen ist geschwollen und kör-
nig; manchmal sind sie hyalin, und der Streifensaum ist verwischt. Ein ähn-
lichesResultat erhielt er mit zwei anderen Thieren. M. schliesst, dass eine
prolongiite Wirkung von Bacteriengiften eine interstitielle Proliferation er-
zeugen kann und dass es somit möglich ist, dass auch beim Menschen die chro-
nische interstitielle Nephritis zum Theil durch ähnliche Gifte hervorgerufen
werden kann. Zwei Tafeln sind der Arbeit beigefügt. Kanthack.
Niebergall (124) bi-ingt eine ausführliche Besprechung der primären
und secundären Eiterungen in dem dieNiere umgebendenFett-
bindegewebe (primäre und secundäre Paranephritis). Die hier nur in-
teressirenden, die bacterielle Aetiologie berührenden Ausführungen geben
Bekanntes wieder, indem sie auf die Entstehung der Infection dui'ch Ein-
wanderung der Mikrobien vom Darm aus oder durch metastatische Ver-
schleppung hinweisen. Ziemke.
Hom??ii (90) injicirte in den Ischiadicus und das Rückenmark
eines Kaninchen eine virulente Streptok. -Cultur, welche Kaninchen
innerhalb 24 Stunden tödtete, und fand die Kokken entlang den Lymph-
gefässen dem Verlaufe des Nerven folgend bis in das Rückenmark sich aus-
breitend und hier zwischen die nervösen Elemente von der Peripherie nach
dem Centrum vordringend. Der Vertheilung der Mikrobien entsprachen
liistologische Veränderungen der Nervenfasern, der Zellen der Vorderhörner
und der Spinalganglien. Aehnliche Veränderungen traten nach Injection
von Toxinen des Streptok. auf. Aus diesen Versuchen erhellt der toxisclie
Uaumgarteu's Jahresbericbt XU 4
50 Pyogene Kokken. Experimentelles Streptok. -Geschwür
der Hornhaut. Septische Infectionen des Genitalkanals.
oder infectiöse Ursprung- mancher Eückenmarksinfection, sowie eine ana-
tomische Grundlage für die Theorie von der Neuritis ascendens. Zicmke.
V. Sicherer (153) hat Versuche über den Ei nfl US s der subconjuncti -
valen Injection verschiedener Mittel auf das experimentell er-
zeugte Staphylok. -Geschwür der Hornhaut von Kaninchen mit-
getheilt. Er injicirte die Staphj^lok.-Cultur in die Cornea selbst und führte
dann 24 Stunden nachher die subconjunctivale Injection folgender Mittel aus
(Sublimat 1:1000, 2proc. Kochsalzlösung, Hydrargyr. oxycyanat 1:1000,
und 1 : 500, zimmtsaures Natron 5 : 100, sterilisirte Papayotinlösung 2 : 100).
Schon nach 24 Stunden machte sich (da die einzelnen Mittel graduell ver-
schieden) eine Verkleinerung der das Infiltrat der Cornea umgebenden ne-
krotischen Zone bemerkbar, welche der mikroskopischen Untersuchung nach
durch vermehrte Leukocyteneinwanderung bedingt wurde. Der günstige
Einfluss dieser Leukocyteneinwanderung ist darin zu erblicken, dass die
von den Leukocyten ausgeschiedene Alexinmenge dem HornhautgeM'ebe
einen Schutz verleiht gegen das weitere Eindringen der Mikroorganismen.
Unter den vom Verf. verwendeten Mitteln zur subconjunctivalen Injection
verdient die 2proc. Kochsalzlösung den Vorzug. Papayotin hat keine che-
motaktische Wirkung; das zimmtsaure Natron war den andern Mitteln
in dieser Beziehung mindestens an die Seite zu stellen. Am Schluss der
Arbeit sind die Versuchsresultate in 4 Tabellen übersichtlich zusammen-
gestellt und dabei auch noch die therapeutischen Resultate mit gelber
Salbe, Cauterisation des Ulcus, mit Aleuronat, Glutincasei'n und zimmt-
saurem Natron auf künstliche Epitheldefecte der Kaninchenhornhaut an-
gegeben. Vossius.
Caselli (53) suchte festzustellen, wie septische Infectionen des
Genitalkanals je nach ihrer Aetiologie und Pathogenese und je
nachdem es sich um einen graviden oder nicht graviden Uterus handelt ver-
laufen. Die ersten Untersuchungen stellte er bei Kaninchen mit Erysipel-
kokken an, und zwar mit Culturen gesättigter Virulenz. Und zwar wurde
einmal die Wand des unbefruchteten, ein anderes Mal die des befruchte-
ten Uterus geimpft. In einer zweiten Reihe von Versuchen legte der Verf.
Tampons, welche mit Streptok.-Culturen inficirt waren in die Scheide von
unbefruchteten und in verschiedenen Stadien befruchteten Thieren ein. Die
Resultate sind folgende :
1. Eine virulente Streptok.-Cultur kann den Tod des Thieres vom nicht
schwangeren Uterus aus herbeiführen.
2. Beim trächtigen Thier tritt erst Abort dann Tod ein.
3. Bei verletzten Uteruswänden kann der in die Scheide gebrachte Strep-
tok. eine allgemeine septische Infection bewirken.
4. In der unverletzten Vagina bleibt der Streptok längere Zeit hindurch
virulent, so dass die Entbindungen, welche 45 Tage nach Einführung der
Keime in die Scheide erfolgten, infectiös und tödtlich verliefen.
5. Ausser der acuten Allgemeininfection kann der Streptok. auch andere
Erscheinungen, wie Beckenabscesse, Embolien, Pericarditis, Salpingitis etc.
veranlassen. Trambusti.
Pyogene Kokken. Fälle von Enteritis, Diphtherie, 51
Erysipel, Purpura, Erythem.
Tonarelli (161) wurde durch die klinischen Beobachtungen von Tavel
und de Ci^;KENviLLE^ und anderen Autoren über Fälle von Enteritis
durch vStreptok. hervorgerufen, veranlasst, Experimente an Ka-
ninchen zu machen. In der That gelang- es ihm, nachzuweisen, dass
der Streptok. im Stande ist, acute charakteristische Enteritis zu erzeugen.
Die Localisation im Darm erfolgte stets ohne besondere Störung oder Prä-
disposition des Magendarmkanals, sie erfolgte auch bei Neutralisirung des
Magensaftes mit 5proc. Lösung von kohlensaurem Natron. Tramhusti.
Durch subcutane Injection lebender Culturen eines bei Diphtherie
gefundenen Streptok. oder deren Filtrate konnte Bonlioft* (36), wenn er
zuvor dieselben mit Diphtheriebac. geimpft hatte, an Meerschweinchen in
jedem Falle pathologische Veränderungen der Nieren hervorrufen, die
wesentlich in einer stark ausgeprägten Glomerulitis bestanden und mit den
Befunden übereinstimmten, wie man sie bei diphtheriekranken während
einer acuten Nephritis verstorbenen Kindern findet. Mit den Eeinculturen
des Streptok. allein Hessen sich keine Krankheitserscheinungen bei Meer-
schweinchen auslösen. Auch gelang es nur in einem von 200 Fällen,
durch gewöhnliche Diphtherieculturen bei geeigneter Dosis ähnliche Ver-
änderungen zu erzeugen. Ziemke.
v. Jaworski (92) züchtete aus dem Erysipel einer Gravida, die
im Verlauf desselben an Puerperalfieber erkrankte, sowohl aus den Ery-
sipelblasen, wie aus dem Blut und dem Genitaltractus Streptok. Die Iden-
tität derselben, sowie die gleichzeitig erysipel- und eitererregende Eigen-
schaft auf Thiere konnte er durch die bacteriologische Untersuchung, speciell
durch Thierimpfungen, feststellen. Zieinke.
Röiia (146) beobachtete den seltenen Fall eines primären Penis -
erysipels, das von einer geringfügigen Excoriation ausging, das Scrotum
ergriff und eine hochgradige Gangrän nach sich zog mit partieller Denu-
dation des Hodens und folgender Oligospermie. Bacteriologisch wurde der
Fall nicht untersucht. ZiemJce.
Roger (144) liefert an der Hand von 937 eigenen Beobachtungen einen
benierkenswerthen Beitrag zum klinischen Studium des Erysipels,
auf dessen Einzelheiten hier nicht eingegangen werden kann, da Fragen
von bacteriologischem Interesse nicht berührt werden. Ziemke.
Silvestriui und Baduel (155) hatten Gelegenheit, zwei Fälle von
Purpura und einen Fall von Erythem zu beobachten und viele bac-
teriologische Untersuchungen in verschiedenen Stadien der Krankheit an-
zustellen.
Unter den klinischen Momenten sind folgende hauptsächlich interessant:
In allen Fällen fing die Erkrankung mit Störungen im Darm an. Nie
fehlten Nierenreizungen. Die Vermehrung des Eiweisses fiel immer mit
der Steigerung des Krankheitsprocesses und dem Auftreten einer neuen
Blutung zusammen.
Nie fehlten Gliederschmerzen und Schmerzen in den Knochen. Die Blu-
tungen erfolgten häufig in Gelenke.
^) Jahresber. XI, 1895, p. 23, 26, 53. Ref.
4*
52 Pyogene Kokken. Fälle von Ekthyma, metastatischem Hautexanthem.
Aus der bacteriologischen Untersuchung ist hauptsächlich zu erwähnen :
Im Harn fanden sich vom Anfang der Erkrankung an bis zur vorge-
schrittenen Genesung Staphylok. und zwar in kolossaler Menge auf der
Höhe der Krankheit, in bedeutend geringerer Menge während der Besserung.
Mit der Heilung verschwanden sie. Im Blut, in der Milz (ein Fall) fanden
sich Staphylok., während sie in den Hämorrhagien fehlten. Ein Meer-
schweinchen, welches mit Urin von einem Purpurakranken geimpft wurde,
starb nach 14 Tagen an typischer Purpura und zeigte bei der Section Osteo-
myelitis und Periostitis. Ein anderes Meerschweinchen, welchem subcutan
Harn von einem an Erythema multiforme erkrankten Patienten einge-
spritzt wurde, bekam einen Abscess und einen acuten Schenkelbruch. Aus
der Milz und dem Knochen des ersten und aus dem Eiter des zweiten
Meerschweinchens konnte man eine Cultui- desselben Mikroorganismus
züchten, den man aus dem Urin der resp. Patienten gezüchtet hatte, näm-
lich bei Purpura den Staphylok. albus, bei Erythem den wachsgelben
Staphylok. Trambusti.
In 5 von 6Ekthyraafällen fanden ThiMerge und Bezan^on (160)
Streptok.in reichlicher Menge, oft fast in Reincultur, zuweilen mit Staphylok.
oder Saprophyten veimischt. Die Streptok. zeigten in allen Fällen die Eigen-
schaften des Erysipelk., für Kaninchen waren sie nicht pathogen. Zieynkc.
Gastoil (77) behandelte ein Kind mit einem Ekthyma-ähnlichen
vesico-pustulösen Eczem, dessen Blaseninhalt den Staphylok. in
Reincultur nachweisen Hess. Histologisch fand er kleinzellige Infiltration
um die Schweissdrüsen, die Blasen und Bläschen, und in der Epidermis
kleine Risse. ZiemJce.
R.Meyer (117) beschreibt ein metastatisches Hautexanthem bei
einer durch den Staphylok. pyog. aur. verursachten Sepsis, welche von
einem Furunkel an der Stirn ausgegangen war. Die Hautaffection bestand
aus einem punktförmigen Exanthem, das sich mit Ausnahme des Gesichts
und der Beugeseiten der Extremitäten über die ganze Körperoberfläche ver-
breitete ; es zeigte alle Uebergänge von Stecknadelkopf- bis Linsengrösse
und bildete z. Th. mit trüber Flüssigkeit gefüllte Pusteln. Die bacterio-
logische Untersuchung des Bläscheninhaltes, sowie die Untersuchung des
Blutes aus der Armvene während des Lebens ergab den Staphylok. pyog.
aur. ; der gleiche Kokkus wurde post mortem aus dem Milzsaft gezüchtet.
Die histologische Untersuchung der Hautpusteln ergab circumscripte In-
filtrationen des Stratum papilläre der Haut, deren Mitte mit zalüreichen
capillären Staphylok.-Embolien erfüllt war. Das Stratum Malpighii war
in der Umgebung der betrofi'enen Papille zerstört, die Epidermis blasen-
förmig abgehoben, aber intact. Die grösseren Pusteln boten die gleichen
Veränderungen, nur ausgedehnter und ohne in die Tiefe zu gehen. Weder
in den Schweissdrüsen, noch in den Haarbälgen fanden sich Staphylok. In
diesem Falle handelt es sich also um wirkliche Metastasen in der Haut in-
folge einer allgemeinen Staphylok.-Infection; es giebt mithin neben den
Hautexanthemen auf chemischer und toxischer Basis auch Formen, welche
auf einer Bacterieninvasion beruhen. Zfiemke.
Pyogene Kokken. Fälle von staphylogener Sepsis. 53
Hämorrhag. Bläscheneruption.
Immunität der Knäueldrüsen gegen Eiterkokkeninvasion.
Unna (163) unterwarf in einem von Deutsch veröffentlichten Fall von
staphylogener Sepsis, indessen Verlauf ein acutes pustulö s es Exan-
them aufgetreten war, drei Hautpusteln einem eingehenden histologischen
Studium. Die klinische Annahme, dass dieses durch Staphylok. -Metastasen
auf dem Wege des Blutes entstanden sei, konnte mit einer gewissen Sicher-
heit aus dem histologischen Befunde bestätigt werden, wenn es auch nicht
gelang, um die ihrer Form nach Gefässausgüsse repräsentirenden Kokken -
häufen Gefassendothelien nachzuweisen. Das histologische Bild war total
verschieden von dem dei' Impetigo staphylogenes, bei der es sich um eine
von Staphylok., die durch die Horndecke der Haut von aussen nach innen
eingedrungen sind, verursachte Localerkrankung handelt. Nach Analogie '
der Pockenefflorescenz fand sich bei der Pustulosis staphylog. der Boden
der Pustel von Kokken durchsetzt und von hier aus durchzogen Kokken-
schwärme den ganzen Blasenraum, ohne die Horndecke der Blase zu er-
reichen; die unter der Efflorescenz gelegenen Capillaren enthielten allein
Kokkenembolien; das Exsudat war ein serös-eitriges mit degenerirtem Epi-
thel innig gemischt, die Stachelschicht also hochgradig in Mitleidenschaft
gezogen. Bei der Impetigo liegt dagegen das rein eitrige Exsudat zwischen
Horndecke und Stachelschicht, ohne letztere weiter als mechanisch durch
Druck zu beeinflussen, die Staphylok.-Einwanderung erfolgt von der Horn-
decke aus in horizontaler Ausbreitung, nie durchdringen dieMikrobien den
von der Stachelschicht gebildeten Blasenboden. Zwei diesem ähnliche Fälle
wurden von R. Meyer ^ und von E. Fraenkel^ beschrieben. Ziemke.
Monnier (120) sah im letzten Stadium einer Cirrhose eine hämor-
rhagische Bläscheneruption, aus deren Inhalt er Streptok. und Coli-
bac. züchten konnte, ein Beweis für die Ansicht Charrin's^, dass die hä-
morrhagischen Infectionen durch verschiedene Mikrobien bedingt sein
können. Ziemke.
Unna (165) vertheidigt seine Ansicht von der Immunität des Knäuel-
drüsenapparates gegenüber der Eiterkokken-Invasion auf Grund
seiner negativ ausgefallenen histologischen Untersuchungen und hält den
histologischen Nachweis der Staphylok. im Knäueldrüsenapparat in dem
BRUNNER'schen Fall* von Staphylok.-Pyämie für nöthig zum Beweis für
die Annahme, dass die Kokken durch die Schweissdrüsen ausgeschieden
worden sind. Ziemke.
In seiner Bemerkung zu der Mittheilung Unna's (s. vorstehendes Referat)
über Immunität der Knäueldrüsen gegen pyogene Kokken stützt
sich IJrunner (46) auf die von ihm nicht allein mit Bac. prodigiosus, son-
dern auch mit Staphylok. früher unternommenen Thierversuche, durch
welche er den Uebergang der in das Blut gebrachten Mikrobien in Schweiss
und Speichel nachweisen konnte. Ziemke.
') S. Referat No. 117 p. 52. Ref.
'^j Im biologischen Verein zu Hamburg 1896 demonstrirt. Ref.
'*) S. Referat No. 58 p. ßl. Ref.
*) Jahresber. VII, 1891, p. 40 und die beiden Referate in diesem Bericht. Ref.
54 Pyogene Kokken. Patholog. Anatomie und Bacteriologie
der eitrigen Keratitis.
Die umfangreiche Arbeit von Uhtlioif nnd Axenfeld (162) über die
pathologische Anatomie und Bacteriologie der eitrigen Kera-
titis zerfällt in zwei Hauptabschnitte. In dem ersten behandeln die Verff. die
pathologische Anatomie der eitrigen Keratitis, speciell des vorwiegend nach
Verletzungen sich entwickelnden Ulcus corneae serpens, an der Hand von 1 1
Fällen, deren klinischer und anatomischer Befund eingehend geschildert wird.
Dieser Theil der Arbeit interessirt mehr den Ophthalmologen von Fach als
den Bacteriologen ; es wird darin vor Allem ein wichtiger Aufschluss über die
Veränderungen der DESCEMEx'schen Membran und ihres Endothels, sowie
über das Verhalten des Hornhautparenchyms und die Herkunft des Hypo-
pyons erbracht ; nach den Erfahrungen der Verff., welche mit denen Lebee's
übereinstimmen, wird das Hypopyum nicht von der Hornhaut, sondern von
der Iris, der Umgebung des FoNTANA'schen Raumes und des ScHLEMM'schen
Kanals geliefert. Bei peripherem Sitz des Ulcus corneae serpens in der
Nähe des Hornliautrandes besteht offenbar eine geringere Neigung zur
Hypopyonbildung, als bei centralem Sitz des Processes.
In dem zweiten Theil, dem bacteriologischen, wird zunächst eine ein-
gehende Literaturübersicht über die bisherigen bacteriologischen Befunde
bei der eitrigen Keratitis des Menschen vorangeschickt. Die eigenen Unter-
suchungen der Verff. betrafen 50 Fälle, welche sich folgendermaassen ver-
theilten: 1. Eigentliches typisclies Ulcus corneae serpens 35mal. 2. Hypo-
pyonkeratitis, jedoch nicht in der Form des typischen Ulcus serpens, lOmal.
o. Keratomalacie resp. nekrotisches Ulcus corneae im Lidspaltentheil 2mal.
4. Keratomycosis aspergillina Imal. 5. Beginnende Panophthalmie im An-
schluss an frühere ulceröse Hornhautprocesse 2mal. Nach dem bacterio-
logischen Befund eingetheilt, verhielten sich die Fälle folgendermaassen:
a) Nur Fkaenkel - WEicHSELBAUM'sche Diplokokken (Pneumok.) in 26
Fällen, hiervon waren 24 Fälle typisches Ulcus corneae serpens, 2 Fälle:
beginnende Panophthalmie im Anschluss an frühere ulceröse Hornhaut-
processe b) Pneumok. gleichzeitig mit anderen Mikroorganismen in 7 Fällen,
hiervon 5mal typisches Ulcus serpens c) keine Pneumok., wohl aber andere
Mikroorganismen in 13 Fällen, hiervon 4mal typisches Ulcus serpens d)
negativer bacteriologischer Befund in 4 Fällen, hiervon 2mal Ulcus serpens.
Der Pneumok. spielt hiernach eine Hauptrolle bei dem Ulcus serpens
entweder für sich allein oder mit anderen pathogenen Mikroorganismen ge-
paart; hier handelt es sich vorwiegend um Staphylok., die auch in der 3.
Gruppe von Fällen angetroffen wurden. In der letzteren wurden ferner
Streptok., Xerosebac. und Imal ein nicht näher untersuchter Bac. gefunden.
In dem Hypopyon wurden vor Perforation der Hornhaut niemals Mikrobien
nachgewiesen. Die Verff. fügen dann noch genauere Mittheilungen über die
Mikroorganismen, speciell die Pneumok., über ihr Färbe- und Culturverhalten
und ihre Virulenz in Bezug auf die Cornea von Kaninchen an; sie sind in
Uebereinstimmung mit Leber zu der Ueberzeugung gekommen, dass der
Phagocytose nicht eine Hauptrolle in dem Kampf gegen die Mikroorganis-
men zukomme, weil ihr Auftreten sehr wechselnd und inconstant und weil
sie gerade bei den schweren Infectionsheerden in der Cornea wenig oder gar
nicht aufzutreten scheint, schon aus dem Grunde, weil wenigstens im An-
Pyogene Kokken. Bacteriologie der diphtheroidenStomatisis bei Kindern. 55
Bacteriologie der Anginen.
fang die Leukocyten keinen directen Zugang durch den nekrotischen Ring
hindurch zu den Mikroorganismen haben. In den Fällen der Verff., wo aus-
gesprochene Phagocytose in der Umgebung des Ulcus oder in der Tiefe des
Auges getroffen wurde, lagen die anatomischen Verhältnisse immer so, dass die
Phagocyten direct mit den Mikroorganismen in Verbindung treten konnten.
Bei Ulcus serpens pflegt die Zahl der Phagocyten wie bei allen durch Pneu-
mok. erzeugten Entzündungen eine grosse zu sein. Was die Herkunft der
Pneumok. bei eitriger Keratitis, speciell bei Ulcus serpens anlangt, so können
dieselben wohl kaum mit dem verletzenden Fremdkörper direct in die Cor-
nea gelangen, vielmehr weist die häufige Complication mit Thränensack-
leiden und Ozaena auf den Thränensack hin ; auch durch Taschentücher und
Finger, sowie durch Speichel kann die Uebertragung erfolgen. In dem Fall
von Keratomycosis aspergillina handelte es sich um den Aspergillus fumiga-
tus, der in allen bisherigen Fällen, soweit Culturverfahren eingeleitet wur-
den, gerade als der Erreger ermittelt worden ist. Der fleissigen und sorg-
fältigen Arbeit sind auf 4 Tafeln 20 sehr instructive Abbildungen beige-
geben. Yossius.
Beco (31) beschreibt eine diptheroide Stomatitis bei Kindern,
die er an 13 Fällen in Lüttich zu beobachten Gelegenheit hatte und von der
Stomatitis aphthosa getrennt wissen will. Die bacteriologische Untersuchung
ergab in 7 Fällen 5mal den Staphylok. aur., 2 mal den Streptok. pyog. Die
Aftection kann durch verschiedene Mikrobieu verursacht werden, besitzt
also keine specifische parasitäre Aetiologie. Ihrem klinischen Bilde nach
tritt die Krankheit in Form von gelblichen bis grauweisslichen Plaques in
der Mundhöhle auf, nach deren Entfernung leichtblutende Schleimhautde-
fecte zurückbleiben. Bevorzugt werden die Stellen der Mundhöhle, welche
am meisten mit der Nahrung in Berührung kommen. Leichte Drüseu-
sch wellungen , massiges Fieber, Speichelfluss und zuweilen fötider Athem
sind die einzigen Begleiterscheinungen, Nur das erste und zweite Lebens-
jahr werden befallen. Ziemke.
Lemoine (105) bespricht die Bacteriologie der Anginen. Beiden
diphth Britischen spielt die Hauptrolle der specifische Loefflee'scIib
Bac, daneben kommen noch eine ganze Anzahl andrer Mikrobieu vor, Sta-
pliylok., Streptok. und Bac. Während die Diphtheriebac. erst in der Tiefe
der Membranen zu charakteristischen Gruppen gelagert zu finden sind,
sitzen die anderen Mikrobieu häufig nur in den oberflächlichen Theilen und
bilden hier eine zusammenhängende Lage*. Durch gewisse dieser Mikrobien-
associationen werden die Diphtheriebac. ohne Zweifel in ihrer Entwicklung
gelündert, so giebt die Anwesenheit der Stapliylok. eine günstige Prognose
für die Heilung der Diphtherie. Bei anderen, wie bei den Streptok., ist der
Einfluss auf die LoEFFLEK'schen Bac. noch unklar.
Bei den nicht diphtheritischen Anginen nimmt der Streptok. den ersten
*) Dies entspricht nicht ganz den thatsächlicheu Verhältnissen. Die Dipli-
theriebac. liegen immer ziemlich oberflächlich in den diphtherischen Mem-
branen, jedenfalls sieht man sie niemals in das Bindegewebe der Schleim-
haut eingedrungen. Die Streptok. trifft man dagegen iiäufig, in Fällen von
eigentlicher Diplitlieritis (im anatomischen Sinne) stets, im Sclileimhautbinde-
gewebe. B mim rj arten.
56 Pyogene Kokken. Streptokokken bei der Diphtherie.
Fall von Streptok. -Angina..
Platz ein; er kommt hei fast allen Anginen vor und ist meist in überwie-
gender Menge vorhanden, sodass in der Mehrzahl der Fälle ein bestimmender
Einfluss desselben auf die Erkrankung anzunehmen ist. Er kann eine ein-
fache, eine eitrige oder eine pseudomembranöse Angina erzeugen; in den
sog. Streptok.-Anginen findet er sich in Reincultm\ Bei einfachen herpeti-
formen und pseudomembranösen Anginen kommt auch der LoEFFLEß'sche
Bac. vor. Eine Eintheilung der Anginen auf bacteriologischer Grundlage
ist zur Zeit verfehlt, Ziemke.
Dalimer (67) hat ohne Rücksicht auf das Vorhandensein oder Nicht-
vorhandensein der Diphtheriebac. 36 Fälle von Diphtherie auf das Vor-
kommen der Streptok. untersucht. Das Ergebniss war Folgendes: in
4:7^1 Q Reinculturen von Streptok. aus Herzblut und Milz, in 85 "/q Streptok.
aus den Lungen, in 10 Fällen, also 28 ^j^ vermischt mit Staphylok., in
100 ^/q, also in sämmtlichen Fällen, neben dem sehr zahlreichen und häu-
figen Staphylok. alb. und aur. den Streptok. aus der Trachea. Verf. zieht
aus seinen Beobachtungen folgende Schlussfolgerungen : I. Der Diphtherie-
bac. ist in keinem Falle echter Diphtherie, selbst nicht in den allerersten
Anfangsstadien, allein, d. h. ohne Beimengung mit anderen Bacterien,
besonders Streptok., in Reincultur gezüchtet worden. II. Dem Streptok.
pyog. kommt wahrscheinlich bei der genuinen Diphtherie nicht eine sub-
ordinirte, sondern eine dem Diphtheriebac. coordinirte Stellung zu. III. Der
Streptok. bewirkt in allerdings nicht zu häufigen Fällen primär und aus-
schliesslich Fälle von Rachendiphtherie, die indessen wohl mit der genuinen
Diphtherie nosologisch nicht gleichwerthig sind (A. Fraenkel's Fälle,
manche Fälle von Rachendiphtheritis bei Scharlach, Masern etc.). IV. Die
leichteren Formen der echten Diphtherie beruhen auf der vorherrschenden,
aber nicht absolut ausschliesslichen Einwirkung des Diphtheriebac, indem
neben ihm stets, auch in diesen leichten Fällen, die Streptok. vorhanden
sind. V. Die schweren Formen der echten Diphtherie sind wahrscheinlich
immer Mischinfectionen von Diphtheriebac. und Streptok., deren Gefährlich-
keit nicht allein in der Combinirung der Action und der specifischen patho-
genen Leistungen beider Mikrobien, sondern auch in einer durch den Strep-
tok. bewirkten Virulenzsteigerung des Bac. beruhen dürfte (Gbanchee,
Barbiee, Roux und Yeesin). VI. Der deletäre Einfluss, den der Streptok.
an und für sich auf den klinischen Verlauf der Diphtherie ausübt, geht vor
Allem daraus hervor, dass derselbe in vielen Fällen — in der Untersuchungs-
reihe des Verf.'s in fast 50 ^/^ der Fälle — durch Invasion in die Blutbahn
eine tödtliche Sepsis hervorruft. Tangl.
Gouguenheim (80) behandelte einen Kranken an membranöser nicht
diphtheritischer Streptok. -Angina, in deren Verlauf Erkrankungen der
Claviculargelenke , der Pleura, des Pericards und der linken Lunge unter
Febris continua auftraten. Während des Fieberabfalls und des Verschwin-
dens der Albuminurie wurde der Kranke von einer heftigen eitrigen Peri-
carditis ergriffen, der er erlag. Ziemke.
Witlal und Bezanc^on (170) haben 122 Streptok.- Arten der ge-
sunden und kranken Mundhöhle hinsichtlich ihrer morphologischen
und biologischen Eigenschaften geprüft ohne wesentliche Unterscheidungs-
P3'0gene Kokken. Vorkommen der Streptokokken in der gesunden 57
und kranken Mundhölile, bei Scharlachdiphtherie, bei Bronchopneumonie.
merkmale zu finden und halten daher eine Eintheilung der acuten Anginen
auf bacteriologischer Grundlage für verfehlt. Es giebt nur zwei Arten
acuter Anginen, die diphtheritischen und die nicht diphtheritischen ; die
letzteren sind ohne Rücksicht auf den bacteriologischen Befund nach ihrer
allgemeinen Aetiologie , ihrem Localbefund und ihrem klinischen Verlauf
einzutheilen. Lemoine (170) hält diese Ansicht vom praktischen Stand-
punkt aus für berechtigt, betont aber die wichtige EoUe, welche die Strep-
tok. in der Pathogenese der Anginen im Allgemeinen spielen. Ziemke.
In einer x^rbeit über Scharlachdiphtherie theilt V. Rauke (139)
die Ergebnisse der im Münchener Kinderkrankenhause seit etwa 2 Jahren
systematisch ausgeführten bacteriologischen Untersuchungen sämmtlicher
Diphtheriefälle mit. Es seien in Folgendem die Resultate derselben wieder-
gegeben :
Bei etwa 65*^/^ aller aus der Stadt aufgenommenen frischen Scharlach-
fälle Münchens fanden sich diphtherische Auflagerungen im Rachen. Bei
mehr als der Hälfte dieser Fälle konnte der Diphtheriebac. nachgewiesen
werden, grösstentheils mit dem Streptok. pyog. gemischt (etwa 53,7*^/(j).
Bei 38,8°/o wurden Streptok. allein gefunden. Die grössere Häufigkeit der
Streptok. - Diphtherie bei Scharlach im Vergleich zur primären Diphtherie
ist charakteristisch und beschränkt sich nicht auf die lacunären Formen,
sondern kehrt bei allen, auch den schwersten Formen der Scharlachdiph-
therie wieder. Auch bei reiner Streptok.-Diphtherie kommt beim Scharlach
zuweilen ein Absteigen des diphtherischen Processes auf den Kehlkopf und
weiter abwärts vor. Wenn nach längerem Bestehen von Scharlach sich
nachträglich noch Diphtherie entwickelt, nähert sich der bacteriologische
Befund in solchen Fällen mehr dem bei primärer Diphtherie d. h. die Strep-
tok.-Diphtherie tritt mehr zuinick und der Diphtheriebac. wird in sehr über-
wiegender Häufigkeit gefunden. Wegen der verhältnissmässigen Häufig-
keit des Diphtheriebac. bei der Scharlachdiphtherie empfiehlt es sich, das
Diphtherie-Heilserum auch bei Scharlachdiphtherie anzuwenden*% Ziemkr.
Berg (32) erwähnt, was schon seit längerer Zeit bekannt ist, dass in
manchen Fällen von Diphtherie, die tödtlich verenden, Bronchopneu-
monie gefunden wird. So fand Brannau Bronchopneumonie in 66 von
124 Fällen; Stukges und Coupland fanden Bronchopneumonie in 20 Fäl-
len und Pneumonie in 14 Fällen unter 100 letal verlaufenden Fällen. Der
diphtheritische Process kann von Larynx oder Trachea in die Lungen sich
erstrecken, in die Lungen hinein aspirirt werden oder eine Schluckpneu-
iiionie mag vorkommen. In diesen Processen findet man nach B. den Strep-
tok. am häufigsten, wie Vklter schon früher behauptet hat. Obgleich
Bronchopneumonie am häufigsten vorkommt, so findet man doch zuweilen
aucli echte Pneumonie. In der ganzen Arbeit ist wenig von eigenen Beob-
achtungen die Rede, auch ist Verf. nicht einmal vertraut mit den Schi'iften
*) Diese sorgfältigen bacteriologischen Untersuchungen v. Ranke's stützen din
auch aus pathologisch-anatomischen Gründen sehr wahrscheinliche Annahme,
dass die „Scharlach-Diphtherie" und die .genuine Diphtherie" eine und dieselbe
Krankheit sind. Ist dies der Fall, dann steigt die Chance für die Bedeutung des
Streptokokkus als Diphtherieerreger natürlich bedeutend. Baumgarten.
58 Pyogene Kokken. Bacteriologie der Eiterungen
in den Nebenhöhlen der Nase, der Eiterungen des Ohres.
seiner Landsleute (Wkight und Stokes). Er empfiehlt ein Doppelserum
(Diphtherie- und Streptok.-Serum) zui* Behandlung- von Fällen, in denen
eine Bronchopneumonie zu befürchten ist. Es lohnt sich kaum die Arbeit
zu lesen. Kanthack.
Jemma (93) berichtet über einen Fall von Gesichtsrose, an den
sich nach kurzer Zeit eine Bronchopneumonie und zuletzt eine Menin-
gitis anschloss. Er fand bei dieser Gelegenheit den Streptok. zuerst allein,
dann im Verein mit anderen Mikrobien.
Aus Impfungen auf Agar, welche während des Lebens mit der durch
Lumbalpunktion entnommenen Flüssigkeit angelegt wurden, entwickelten
sich reine Streptok.-Colonien. Tramhusti.
Herziel (1 und Herrmauii (87) fanden in 10 Fällen von Kiefer-
höhlen-Eiterung 5mal den Staphylok. aur., 3mal den Staphylok. alb.,
8mal Streptok. und Imal Fkiedlaender's Kapselbac. Die Pathogenität
für Thiere war bei allen nur gering. Ausser diesen pathogenen Mikrobien
wurden neben anderen Saprophyten noch eine Reihe Bacterien angetrofi'en,
die bei Brüttemperatur nicht wachsen. Ziemke.
Herzfeld (86) behandelt in einem Vortrag die Eiterungen der
Nebenhöhlen der Nase. Die bacteriologische Untersuchung des eitrigen
Secrets lehrt uns als Erreger derselben die pyog. Staphylok. und Streptok.,
Pneumok., Fkiedlaendeb's Pneumobac. und eine Anzahl anderer Bact. ken-
nen, die z. Th. keine pathogenen Eigenschaften erkennen Hessen, was nach
Verf. vielleicht mit der bactericiden (Hajek\ Würtz und Leemoyek) Eigen-
schaft des Nasensecrets zusammenhängt, analog der bactericiden Wirkung
des Scheidensecrets (Menge-)'^ Der grössere Theil der Arbeit behandelt
klinische Fragen und ist von keinem bacteriologischen Interesse. Ziemke.
Rauge (140) bespricht die Eiterungen des Ohrs und ihre Behand-
lung davon ausgehend, dass eine rationelle Therapie derselben nur möglich
ist, wenn man ihre Aetiologie und die anatomischen Ursachen kennt, die
ihre Hartnäckigkeit bedingen. Die Bacterien erhalten zu dem von Natur
sehr geschützt liegenden Mittelohr Zutritt entweder durch den äussern Ge-
liörgang nach Verletzung des Trommelfells oder dui'ch die Tube vom Nasen-
Eachenraum her, der selbst in gesundem Zustand, eine ganze Flora von
Bacterien beherbergt. In erster Linie ist der Pneumok. ein häufiger Bewoh-
ner desselben, der sich etwa in der Hälfte der Mittelobreiterungen findet,
dann der Streptok. und die verschiedenen Arten des Staphylok. Bei den
acuten Eiterungen findet man meist den Pneumok. und den Streptok., letz-
teren namentlich in den schweren Formen, während die chronischen Eite-
rungen fast durchgehends durch die Staphylok. veranlasst werden, deren
Eindringen vielfach durch schlechte aseptische Verbände ermöglicht wird.
1) Jahresber. IV, 1888, p. 462. Ref. — ") Jahresbor. X, 1894, p. 101, 611. Ref.
^) Ob die geringe Pathogenität der Mikrobien auch für den Menschen bestand,
wie Verf. anzunehmen scheint, ist aus ihrer geringen Thier-rathogenität jeden-
falls nicht zu schliessen. Wie Petruschky experimentell erwiesen hat (vgl.
diesen Jahresber. p. 19), können für Thiere hochvirulente Culturen für Men-
schen selbst in grossen Dosen völlig avirulent sein, die Thierpathogenitäfc kann
also in keiner Weise als Maassstab für die Pathogenität der Mikroorganismen
dem Menschen gegenüber Geltung haben. Ref.
Pyogene Kokken. 59
Casuistische Mittheilungen über verschiedene Abscesse.
Die Ansiedlung der patliogenen Mikrobien im Mittelohr wird durch die
anatomischen Verhältnisse desselben, durch die Ausbuchtung seiner Wände
und seine ausgedehnte Oberfläche begünstigt, und die Hartnäckigkeit der
erzeugten Eiterungen dui'ch die schwere Zugänglichkeit der Höhle für die
Behandlung erklärt. Der frische acute Process spielt sich gewöhnlich in
der Paukenhöhle ab, beim chronischen setzt sich die Entzündung auch auf
das Antrum mastoid. und die Cellulae mastoi'deae fort. Zum Schluss erör-
tert Verf. die Indicationen für die verschiedenen Behandlungsarten der
Mittelohreiterungen. Ziemhe.
Otto (127) weist in einem Vortrag über Aetiologie und Therapie
der acuten eitrigen Mittelohrentzündungen darauf hin, dass eine
Trennung der einzelnen Formen auf bacterieller Grundlage nicht möglich
ist. Seine weiteren Ausführungen betreffen klinisch-therapeutische Fragen.
Zßemke.
In seltenen Fällen können „kalte" Abscesse nicht tuberkulösen
Ursprungs sein, wie aus Ricard's (142) Mittheilung ersichtlich ist, der
in 2 Fällen dui'ch genaue bacteriologische Exploration nur Streptok. und
zwar in Reincultur nachweisen konnte. Die Verimpfuug derselben auf
Meerschweinchen ergab ausser einer kleinen localen Induration keine Krank-
heitserscheinungen, sodass man einen Virulenzverlust der Mikrobien an-
nehmen muss. Der Sitz der Abscesse in den Halsdrüsen sowie die klinische
Entwicklimg ohne Fieber und locale Entzündungserscheinungen rechtfer-
tigte die Annahme einer tuberkulösen Infection. Trotzdem konnte dieselbe
weder aus der mikroskopischen Untersuchung noch aus der Thierimpfung
erwiesen werden*. Zientkr.
Mery und Bensautle (116) beobachteten bei einem s c h a r 1 ac h k r a n k e ii
Kinde in der Folge von Coffeininjectionen das Auftreten von Abscessen.
Im Eiter, wie im Blute fanden sich Streptok. Bei einem anderen Kind, das
an Pneumonie erkrankt war, traten ebenfalls Abscesse nach den Coffeinin-
jectionen auf, welche Pneumok. in Reincultur enthielten. Verff. nehmen an,
dass die Abscessbildung in beiden Fällen durch Localisation der im Blute
kreisenden Krankheitserreger an der (durch den Eingriff prädisponirten ? Ref.)
Injectionsstelle entstanden sei. Zicmke.
Albarraii und Banzet (22) untersuchten 20 Fälle von „Absces
urineux" (Abscedirungen an den Genitalien, speciell periurethrale) mi-
kroskopisch und bacteriologisch. Sie fanden: 2mal keine Bacterien, 12mal
Jjact. coli, davon 4mal in Reincultur, 8mal associirt mit Staphylok. und
Streptok. oder mit beiden und mit einem nicht isolirten Bac. ; 3mal waren
Staphylok. in Reincultur, 2mal mit Streptok. und einem Bac, Imal waren
nur Streptok. vorhanden. Zieinke.
An der Hand einiger seltener sehr charakterischer Kranklieitsbeobach-
tungen bespricht Elirich (74) latente im Knochen vorkommende
Kiterheerde, die Jahrzeliiite lang bestehen können, ohne an Infectiosität
zu verlieren und trotz winziger Kleinheit bei Localisatinn in der Epiphyse
*) Hiermit ist aber die tuberkulöse Natur der Absccsso niclit widerlegt, da in
tuberkulösen .kalten Abscossou" die Tuberkolbacillen häufig abgestorben und
zerfallen sind. Baumyarlen.
60 Pyogene Kokken. Casuistische Mittheilungen über Osteomyelitis.
Infectiöse Natur der Rachitis. Staphylok.-Endocarditis.
das benachbarte Gelenk unter dem klinischen Bilde des recidivirenden Ge-
lenkshydrops oder Rheumatoids in Mitleidenschaft ziehen können. Dieselben
treten auf als Ostitis albuminosa, als sklerosirende, nicht eitrige Osteomye-
litis und als eigentliche Knochenabscesse und sind als atypische Formen
der acuten Osteomyelitis aufzufassen, von der sie sich durch ihren subacuten
oder chronischen Verlauf unterscheiden. In allen diesen Formen konnten
pyogene Staphylok. nachgewiesen werden. Ziemke.
Jordan (94) berichtet über atypische Formen der acuten Osteo-
myelitis. Früher verstand man unter Osteomyelitis eine typische acute,
mit localer Eiterung und schwerem fieberhaftem Allgemeinzustand einher-
gehende, mit Nekrose des befallenen Knochens abschliessende, oft tödtlich
verlaufende Erkrankung des jugendlichen Alters ; in neuerer Zeit ist dieser
Symptomencoraplex nur als eine Form einer Gruppe von Erkrankungen er-
kannt, welche alle dem Staphylok. aur. ihre Entstehung verdanken. Diffe-
renzen in der Virulenz und Verschiedenheit der Resistenzfähigkeit des be-
fallenen Organismus bedingen Varietäten des klinischen Bildes. Man kann
eine Osteomyelitis acutissima, acuta, subacuta, chronica unterscheiden, exsu-
dative Formen, je nach der Beschaffenheit des Exsudats seröse, eitrige, hä-
morrhagische, und nicht exsudative oder sklerosirende; alle zeigen wieder
eine mehr oder weniger grosse Differenz im klinischen Verlauf. Verf. theilt
eine Anzahl solcher von ihm beobachteten, atypischen Fälle mit; einen
sehr milden Verlauf der acut eitrigen Form — circumscripte Abscessbil-
dung in der rechten Tibia ohne Allgemeinreaction im Gefolge einer hart-
näckigen Furunkulose des Arms — , einen chronisch verlaufenden Fall, bei
dem durch Staphylok.-Nachweis und Auffindung eines Sequesters die tuber-
kulöse Ostitis ausgeschlossen werden konnte, und 2 Fälle von sklerosirender,
sarkomähnlicher Osteomyelitis. Ziemke.
Baiardi (26) hatte Gelegenheit, Osteotomien bei rachitischen Kindern
zu machen und einige Beiträge bezüglich der Frage der infectiösen
Natur der Rachitis zu machen. Die diesbezüglichen Untersuchungen
des Verf.'s ergaben, dass die Gegenwart pyogener Kokken in den Knochen
und in dem Liquor cerebrospinalis rachitischer Kinder nur selten und zu-
fällig beobachtet wird. Aus diesem Grunde darf man nach Ansicht des
Verf.'s vorläufig keinen ätiologischen Zusammenhang zwischen den Bacterien
und der Rachitis annehmen*. - Trambusti.
Charrin (57) hatte Gelegenheit, bei einem 18jährigen Kranken eine
durch den Staphylok. pyog. aur. verursachte Endocarditis an
den halbmondförmigen Klappen der Arteria pulmonalis zu beobachten, bei
welcher die Tonsillen, wie intra vitam aus dem Bestehen einer membra-
nösen Angina nachgewiesen** werden konnte, die Eingangspforte für die
Infectionserreger gebildet hatten. An der Hand dieses Falles wird das Zu-
standekommen derartiger Infectionen eingehend erörtert. Ziemke.
Remlingen (141) theilt einen Fall von typischer LANDBx'scher
*) Es liegt auch sonst gewiss nicht der geringste Grund für diese Annahme
vor. Baumgarten.
**) Meines Erachtens wäre statt „nachgewiesen" höchstens zu sagen: „wahr-
scheinlich gemacht". Baumgarten.
pyogen e Kokken. LANDRY'sche Paralyse. Recidive bei Scharlach. 61
Fall von Hämorrhagie. Streptok. bei Endocarditis maligna.
Paralyse im Anschluss an Malaria mit, bei dem nach dem Tode aus allen
Theilen des Rückenmarks, besonders reichlich aus der Cervicalgegend,
ßeinculturen von Streptok. gezüchtet wm^den. Dieselben gehörten zu dem
Streptok. longus v. Lingelsheim's' und waren für Kaninchen nicht pathogen.
Bei Färbung von Eückenmarksschnitteu nach Nissl fanden sich diese Mi-
krobien ausschliesslich zwischen den grossen Zellen der Vorderhörner, da-
neben noch entzündliche Veränderungen. Plasmodien konnten nicht nach-
gewiesen werden*. Ziemke.
In einer Discussioil (70) über Recidive bei Scharlach theilt
CoMBY zwei von ihm beobachtete derartige Fälle mit. Beide Recidive traten
mit erneutem Fieber und scarlatiniformen Exanthem am 14. Krankheitstag,
bezw. während der Desquamation auf; in dem einen entwickelte sich im An-
schluss eine doppelseitige Otitis media. Rendu, Rogee und Bi;cLfiRE halten
diese Exantheme nicht für echte Scharlachausschläge, sondern für die Folge
einer secundären Streptok.-Infection, wobei letzterer darauf hinweist, dass
dieselben besonders bei Complicationen, wie Otitis media, Pleuritis etc., auf-
treten. Le Gendke und Comby glauben aber damit nicht alle Fälle erklärt,
sondern nehmen ein Wiederaufflackern der Virulenz des noch nicht völlig
beseitigten Scharlachvirus an. Ziemke.
Charrin (58) fand in einem Fall von Hämorrhagie einen Staphylok.
pyog. aur. von geringer Virulenz. Der an Mitralinsufficienz leidende Kranke
war durch den Biss eines wuthkranken Hundes stark erregt worden. Verf.
schliesst, dass der gefundene Kokkus bei der bestehenden Erkrankung wohl
eine Rolle spielt, die Fähigkeit, ein petechiales Exanthem hervorzurufen,
aber erst in einem dazu disponirten Organismus entfalten kann. Ziemke.
Axel Holst (89) isolirte aus einer Endocarditis maligna einen
Streptok., der in kurzen Ketten wachsend die Bouillon diffus trübte und
die Milch erst nach 4-5 Tagen zur Gerinnung brachte. Subcutane Ver-
impfung am Kaninchenschenkel, 2mal nach einander, verursachte kleine
Abscesse ; bei der dritten Ueberimpfung verendete das Thier nach 4 Tagen
an einer diffusen Phlegmone. Die aus dieser angelegten Culturen bewahrten
ihre Virulenz seit mehr als 8 Jahren unverändert; die Verimpfung einer
frisch angelegten Cultur rief ausnahmslos und unfehlbar in 2-4 Tagen den
Tod des Versuchsthieres hervor; ältere Culturen waren weniger virulent.
W^urden dieselben aber umgezüchtet, so wurde die neue Generation wieder
vollvirulent. Das Blut inficii-ter Thiere, das 2'^!^ Jahre in zugeschmolzenen
Glasröhrchen aufbewahrt war, enthielt noch keimfähige Kokken, die lauge
gewundene Ketten bildeten, sonst aber die gleichen Eigenschaften, wie
früher, besassen. Ihre Virulenz war so hoch, dass die geimpften Thiere
schon nach l^/.,-2 Tagen starben. Milch wurde nicht mehr zur Gerinnung
1) Jahresber. VU, 1891, p. 16. Ref.
*) Es dürfte sehr fraglich sein, ob die Streptok. in ursächlichem Zusammen-
hang mit der „typischen LxNDRY'schen Paralyse* standen, da einerseits bisher,
trotz sehr genauer Untersuchung, bei der genannten Krankheit keine Streptok.
im Rückenmark gefunden wurden und andererseits bei typischen Streptok. -In-
fectionen bisher niemals das Symptomenbild der LxNDBY'scheu Paralyse beob-
achtet wurde. Baumgarten.
62 Pyogene Kokken. Fälle von Septikämie.
Miscliinfection mit Streptokokken.
gebracht. Genau den gleichen Kokkus konnte Verf. einmal bei einer Broncho-
pneumonie finden; seine Virulenz liess sich schnell so steigern, dass die Ver-
suchsthiere in 2-4 Tagen eingingen. Ziemke.
Merlin (114) liefert einen Beitrag zur Casuistik der im Gefolge
von cariösen Zähnen auftretenden septischen Infectionen. Der von
ihm beobachtete Fall zeichnete sicli durch seinen schweren Verlauf aus
(Ausbreitung der Eiterung vom rechten Molarzahn längs des Unterkiefers
auf die linke Kopf- und Halshälfte, auf linke Orbita und Bulbus, Mittelohr
und Warzenfortsatz). Bacteriologisches ist in dem Aufsatz nicht ent-
halten. Ziemke.
Bernheini (33) beschreibt zwei bei Kindern beobachtete Fälle von
Septikämie mit Ausgang in Heilung; in beiden wurden Streptok. im
Blut nachgewiesen. Eine zur Blutentnahme besonders bei Kindern sich
eignende Methode wird angegeben. Ziemke.
Die Beobachtung Millon und Leroux's (119) bezieht sich auf einen
Fall von Septikämie nach Diphtherie, in welchem die bacteriologische
Untersuchung des Blutes intra vitam die Anwesenheit von Streptok. ergab*.
Bei einem 4jährigen Kind traten nach einer Angina diphtheritica, die durch
Mischinfection von LoEFFLEE'schen Diphtheriebac. und Streptok. entstanden
war, eine Eeihe septikämischer Erscheinungen auf, obwohl die Krankheit
unter Behandlung mit Roux'schem Serum schon in Heilung übergegangen
war: Masern-Scharlach-Purpura-ähnliche Exantheme, Lymphdrüsen- und
Parotisschwellungen, bulbäre und schliesslich meningitische Symptome mit
einer diphtheroiden Angina, in deren Pseudo-Membranen Streptok. und Sta-
phylok. nachgewiesen wurden. Alle diese Nachkrankheiten waren auf eine
acute Streptok.-Infection zurückzuführen, welche sich Verf. dadurch ent-
standen denkt, dass nach Behandlung mit Diphtherieserum der Organismus
wohl von dem LoEi'FLEE'schen Bac. und seinen schädlichen Wirkungen
befreit war, nicht aber von den Streptok., die nun Veranlassung zu einer
secundären septischen Allgemein-Infection gaben. Ziemke.
Nach den Beobachtungen von Sevestre und Mery (151) kann die An-
wendung des Roux'schen Diphtherieserums von mehr oder weniger schwe-
ren Nebenwirkungen, wie polymorphe Exantheme, Urticaria, Arthropathien,
Verschlechterung des Allgemeinbefindens begleitet sein, welche nur auf-
treten, wenn es sich um M i s c h i n f e c t i o n e n m i t S t r e p-t o k. handelt. Das
Serum scheint den Ausbruch dieser Complicationen zu befördern, vielleicht
dadurch, dass es die Virulenz der Streptok. zu steigern vermag. Verf. hält
das Serum bei reiner Diphtherie für ungefährlich; bei Mischinfectionen von
LoEEPLEE'schen Bac. mit Streptok.** ist dasselbe mit Vorsicht anzuwenden,
unwirksam bleibt es bei reinen Streptok.-Anginen. Ziemke.
Hentschel (85) liefert durch eingehende Untersuchung und kritische
Besprechung von 4 hierher gehörenden Fällen einen Beitrag zur Lehre
*) Nach Dahmer (vgl. oben p. 56) tritt iu 50 ^j^^ aller Fälle von Diphtherie
eine Streptok.-Septikämie auf. Baumgarten.
**) Nach Beobachtungen von mir, Dahmer u. A. sind in allen Fällen von
Diphtherie Streptok. vorhanden. Baumgarten.
Pyogene Kokken. 53
Pyämie und Sepsis. Fälle von Pyämie und Septikopyämie.
von der Pyämie und Sepsis. Unter Pyämie ist zu verstehen dieUeber-
schwemmung des Blutes mit pyogenen Keimen mit anschliessender meta-
statischer Eiterung-. Zur Illustration werden zwei Fälle von typischer Pyä-
mie beschrieben ; eine Tendovaginitis des rechten Zeigefingers, die zur Ver-
eiterung des Schultergelenks und zur Pyämie führte und als deren Erreger
sich der Diplokokkus lanceolatus-FRAENKEL herausstellte (ein relativ sel-
tener Befund) und eine schwere Lippenfurunkulose mit folgender Allgemeiu-
infection, verursacht durch den Staphylok. citreus. Bei der „Sepsis" oder
besser „Toxinämie" handelt es sich um eine Intoxication des Organismus
durch Resorption von Bacteriengiften aus gangränösen Processen. In zwei
beobachteten Fällen typischer Sepsis konnten im Blute niemals Bacterien
nachgewiesen werden, obwohl die schwersten Allgemeinerscheinungen be-
standen ; auch die histologische Untersuchung zeigte das Bild einer heftigen
Giftwirkung, ähnlich dem bei Sublimatintoxicationen, allgemeine zur Ne-
krose führende Veränderungen der Zellen'. Ziemke.
Kimiiii's(143)Mittlieilung bezieht sich aufdie Beobachtung eines Falles
von Pyämie infolge acuter eitriger Mittelohrentzündung, ein
Vorkommniss, das nach Schwartze verhältnissmässig selten ist (2 *^/o).
Verf. bespricht die über das Zustandekommen der Pyämie bestehenden Hy-
pothesen und empfiehlt ein von Anfang an energisches Vorgehen gegen die
Otitis media acuta, die nicht als ein harmloses Leiden aufzufassen sei. Neues
ist in der Arbeit nicht enthalten. Ziemke.
Im Anschluss'an 3 von ihm beobachtete Fälle von septicopyämi-
schen Nabelinfectionen bei Neugeborenen giebt M. Colm (62)
eine kritische Darstellung der Principien, welche für die Prophylaxe der
Nabel wundinfectionen in Betracht kommen mit eigenen in dieser Rich-
tung angestellten Versuchen. Im ersten Fall trat im Gefolge einer Ompha-
lophlebitis suppurativa eine metastatische Vorderarmphlegmone und spon-
taner Durchbruch des phlebitischen Eiters durch den Nabel nach aussen
ein, während im zweiten sich ein phlegmonöses Fusserysipel und Peritoni-
tis suppurativa mit tödtlichem Ausgang entwickelte; bei einem 3. Neuge-
borenen wurde eine Pyämie mit ausgedehnten multiplen Abscedirungen,
wahrscheinlich ebenfalls infolge Infection der Nabelwunde, beobachtet. Die
bacteriologische Untersuchung ergab in den beiden letzten Fällen Streptok.
als die Eitererreger. Verf. erörtert die Infectionsraöglichkeiten und Be-
dingungen der Nabelschnurinfection durch pathogene Keime (Contactinfec-
tion) und Saprophyten (Luftinfection) und empfiehlt zur Verhütung der-
selben neben strenger Anti- und Asepsis die Beförderung der Mumificirung
des Nabelschnurrestes, was am schnellsten durch möglichst unbehinderten
Luftzutritt erreicht wird. Die interessanten Ausführungen haben vorwie-
gend klinisch -therapeutisches Interesse. Ziemke.
(ilaiij^itaiio (76) behandelte einen tödtlich verlaufenden Fall von Sta-
jjhylokokk ämie, liei welchem die Allgemeininfection von einem kleinen
Furunkel in der Ecke der Oberlippe ausging. Bei der Section fand Verf.
localisirte Staphylok.-Heerde in den Lungen, den Nieren, den Mammae und
*) Der ganze Aufsatz bringt eigentlich nichts Neues. Baumgarten.
64 Pyogene Kokken. AUgemeininfection nach Varicellen,
nach einer Verwundung der Hand. Aseptisches Fieber.
Durch ProjectUe mitgerissene Kleiderfetzen als Infectionsgefahr.
dem Bindegewebe der Lippen. In verschiedenen Organen hatte derMikro-
kokkus kleine purulente Infiltrationen veranlasst. Tramhusti.
Brunuer (44) beobachtete bei einem 5jährigen Kind im Anschluss
an eine Varicellen-Erkraukung eine äusserst acute AUgemeininfec-
tion, die durch den Staphylok. pyog. aur. erzeugt wurde und unter Ent-
stehung zahlreicher Eitermetastasen letal endete. Die Krankheitserreger
wurden wälirend des Lebens in Eeincultur massenhaft im Eiter sowie in
Blut und Secreten (Harn und Seh weiss) nachgewiesen, ebenso wie auch post
mortem die gleiche Kokkenart aus Blut und Eiter gezüchtet werden konnte.
Die Virulenz der Mikrobien für Meerschweinchen war erheblich, indem
^/.^-l ccm Cultur subcutan applicirt äusserst rasch Abscessbildung hervor-
rief. Verf. bringt diese Staphylok.-Invasion mit den Varicellen in Zusam-
menhang und hält dieselbe für eine Secundär-Infection, deren Eingangs-
pforte durch die nach Austrocknung und Abfall der Varicellenpusteln viel-
fach zurückgebliebenen Hautdefecte gegeben war. Ihm erscheint der be-
schriebene Fall am besten mit der Bezeichnung „acute metastasirende Sta-
phylok.-Pyämie" charakterisirt. Des näheren geht Verf. sodann auf die
Ausscheidung der Mikrobien durch die Secrete, besonders durch Harn und
Schweiss, ein unter entsprechender Würdigung der einschlägigen Literatur
und sucht in kritischer Besprechung Unna's^ Einwände gegen die Beweis-
kraft seiner^ und der v. EiSELSBERG'schen^ Untersuchungen über die Aus-
scheidung der Bacterien durch den Schweiss zu entkräften. Ziemke.
Pedenko (129) beschreibt einen Fall von einer vernachlässigten
eiternden Wunde der Hand, bei welchem unvermittelt im Harne viel
Eiweiss und Blut, nebst granulirten und Blutcylindern sich zeigten. Die
bacteriologische Untersuchung des sterilentnommenen Harnes ergab Sta-
phylok. pyog. albus in Eeincultur. Im Eiter der Wunde prävalirte derselbe
Mikroorganismus, während er im Blute nicht gefunden wurde. Gleichzeitig
mit der Eeinigung und Heilung der Wunde verschwand auch die Bacte-
riurie und die Nephritis. Alexander -Lew in.
Auf Grund eigener experimenteller Untersuchungen fühi-en Schnitzler
und Ewald (149) die als „aseptisches" Fieber bezeichnete Temperatur-
steigerung, welche bei nicht inficirten* Verletzten häufig beobachtet wird,
zwar auch, wie frühere Autoren, auf die aus dem traumatisii'ten Gebiete
stattfindende Resorption bestimmter Substanzen zurück, erklären dieselbe
aber nicht durch die Annahme einer Fibrinferment-Intoxication, sondern
als eine Wirkung resorbirter Nucleine und Albumosen. Ziemke.
Die durch Projectile mitgerissenen Kleiderfetzenbedeutennach
Brunner (47) durch die ihnen anhaftenden Keime in jedem Falle eine
Infectionsgefahr für die Wunde. Fkaenkel und Pfuhl's* Versuche
^) S. Referat No. 164 und 163 p. 46 bezw. 53. Ref. — -) Jahresber. VII, 1891.
p. 40. Ref.
3) Jahresber. II, 1886, p. 25; VH, 1891, p. 41. Ref.
*) Jahresber. IX, 1893, p. 638. Ref.
*) Es düi-fte doch noch fraglich sein, ob in solchen Fällen nicht eine Infection
vorliegt. Baumgarten.
Pyogene Kokken. Puerperale Infection. 65
Streptokokken im Scheidensecret.
sind nicht als Beweis des Geg-entheils anzusehen, da die bei Thieren erhal-
tenen Resultate wegen der für Mensch und Thier verschiedenen Virulenz
der pyogenen Mikrobien nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragen
werden dürfen. Die häutig- beobachteten Eecidive eitriger Entzündungen
viele Jahre nach der Infection können sowohl durch ein Wiedererwachen
der bis dahin latent gebliebenen Keime, wie auch, obwohl seltener, durch
Neuinfection verursacht werden. Für erstere Möglichkeit wird als Beleg-
ein entsprechender Fall angeführt. Ziemlce.
Die Mittheilungen Kol)lailk's (97) über puerperale Infection be-
stätigten Ahlfelb's Ansicht', dass die Differenzen in den Morbiditätssta-
tistiken der Wöchnerinnen in den verschiedenen Anstalten durch unzuver-
lässige Temperaturmessungen bedingt sind. (Bei eigener Ablesung der
Temperatiu-en fand er auch für die kgl. geburtshilfliche Klinik in Berlin einen
erheblich höheren Piocentsatz von Temperaturerhöhungen im Puerperium,
als in früheren Jahren.) Er betont aber weiter, dass hierdui-ch wohl schnell
vorübergehende leichte Fieberzustände, nicht aber schwerere septische In-
fectionen übersehen werden können. Ziemke.
Saft (148) weist an einem umfangreichen Material der Breslauer Heb-
ammenlehranstalt nach, dass die schwereren Fälle des Wochenbett-
fiebers hauptsächlich die innerlich Untersuchten und Operirten
betreffen; er fand bei ersteren eine 3fach grössere Morbidität, als bei den
nicht innerlich Untersuchten. Daher empfiehlt er, die innere Untersuchung-
möglichst durch die äussere zu ersetzen, sowie die operativen Maassnahmen
auf die nothwendigsten zu beschränken. Weiterhin wird die Therapie des
Puerperalfiebers besprochen. Ziemke.
Baiimm (29) bestätigt die Angaben Aillfeld's'- über die Morbidität
im Wochenbett und spricht sich in gleichem Sinne über die Ursachen
derselben aus; er empfiehlt als einzig zuverlässige Methode die Rectal-
messung. Die Ursachen des Wochenbettfiebers liegen darin, dass
die Scheidenkeime, die von vornherein zwar nicht unschädlich, aber un-
gefährlich, weil avirulent, sind, bei besonders günstiger Beschaffenheit des
Nährbodens ihre Virulenz erhöhen. Durch künstliche Verletzung der ge-
sunden Genitalschleimhaut wird solch' ein günstiger Nährboden geschaffen ;
durch Unterlassung aller inneren Eingriffe kann diese Gefahr vermieden
werden. Eine Nachprüfung der AHLFELD'schen Desinfectionsversuche er-
gab im wesentlichen die gleichen Resultate. Schon nach 1 Minute wurden
Streptok.- und Staphylok.-Culturen durch Alkohol, selbst noch in SO'^/o Ver-
dünnung getödtet. Auch 2^/o() Sublimatlösung zeigte im Reagensglas eine
hohe bactericideKi'aft; dieselbe vermag aber nicht so leicht, wie der Alko-
hol, die fettige Oberhaut zu durchdringen und ist deswegen zur Händedes-
infection unzuverlässig. Zievike.
Vahle (166) untersuchte in der Marburger geburtshilflichen Klinik das
Scheidensecret von 30 Schwangeren am Ende der Gravidität
und konnte eine Scheidung desselben in normales und pathologisches im
») Jahresber. IX, 1893, p. 638. Ref. — '') Jahresber. IX, 1893, p. 638. Ref.
üaumgarten's Jahresbericht XII 5
^&
t'yogene Kokken. Bedeutung derselben als Eitererreger.
Sinne Döderlein's' nicht feststellen. Weder aus der Eeaction des Secrets,
noch aus dem mikroskopischen Bilde des Deckglaspräparates, noch aus dem
makroskopischen Aussehen sind bestimmte Schlüsse auf die Art der in den
Culturen aufgehenden Mikrobien zu ziehen. Es fanden sich im Scheiden -
secret Staphylok., Streptok., DöDERLEiN'sche Bac, Diplokokken, kurze
Stäbchen etc. unabhängig von der Reaction desselben.
Bei 60 Gebärenden fand Verf. 15mal, d. i. in 25''/^, der Fälle, Streptok.
im Scheidensecret, von denen eine Cultur für Kaninchen virulent war, 4 an-
dere zeigten nur geringe oder keine Virulenz ; ein Beweis für die vielfach
bestrittene Thatsache, dass von Haus aus virulente Streptok. in der Scheide
Gebärender vorkommen können.
Nach den Untersuchungen Verf.'s und anderer Autoren (Steffeck^, Dö-
DEKLEiN, Walthard") ist also das Vorkommen von Streptok. im Scheiden-
secret Schwangerer und Gebärender zweifellos. Abweichende Resultate
sucht Verf. aus der Beschaffenheit der zur Cultur verwandten Nährböden
zu erklären, deren Zusammensetzung für das Wachsthum und Auffinden
der Streptok. von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit ist, wie er selbst
durch eigene Untersuchungen feststellte. Ziemke.
In einer Discussion in der ,British medical Association' zu Carlisle be-
hauptet Woodhead (173), dass der Streptok, eine mehr secundäre
Bedeutung als Eitererreger hat und nicht für die primäre Ursache
anzusehen ist. Er findet sich überall und bei den verschiedenen Infectionen
in Verbindung mit anderen Mikroorganismen. Neues und Wichtiges findet
sich übrigens in der etwas flauen Discussion nicht*. Kanthack.
Dowd (72) untersuchte die folgenden pyogenen Infectionen: Cellulitis
51 Fälle. — Frische Wundinfectionen 17 Fälle. — Granulirende Wun-
den 18 Fälle. — Heilende Wunden 5 Fälle. — Furunkeln 7 Fälle. —
Abscesse 37 Fälle.
Seine Resultate werden in tabellischer Form gegeben.
o
&^
53
\H
Streptok. pyog. in Reincultur . .
„ „ prädominirend . .
„ „ in Minderzalü . .
Staphylok. „ aur. in Reincultur .
„ „ „ prädominirend
„ ,. „ in Minderzahl
„ „ albus in Reincultur
^) Das Scheidensecret und seine Bedeutung für das Puerperalfieber. Leipzig
1892, Besold.
2) Jahresber. VII, 1891, p. 39. Ref.
^) Archiv f. Gynäkol. Bd. 48, 1895, p. 201. Ref.
*) Und jedenfalls ist die von W. aufgestellte Ansicht, dass der Streptok. kein
primärer Eitererreger sei, unrichtig. Batimgarten.
tyogene Kokken. Vorkommen beim Schweifeczem des Pferdes, 67
beim Kalbefieber.
fe'S
5
w^
16
— 3
1
6
1
1
11
3
3
3
6
Staphylok. pyog. albus prädominirend . . .
„ „ „ in Minderzahl
„ cereus albus
„ citreus
Nichts wuchs auf Agar
Wenig „ „ „
Bac. pyocyaneus
Bact. coli commune
Ueberwuchert etc
Aus diesen Befunden wird geschlossen 1 . dass eine heftige Entzündung,
die eine Tendenz zeigt, sich in den Geweben zu verbreiten, durch den
Streptok. pyog. verursacht ist; 2. dass eine heftige Entzündung, die eine
Tendenz zur Localisation zeigt, durch den Staphylok. aur. hervorgerufen
wird; 3. dass eine milde Entzündung ihren Ursprung dem Staphylok. pyog.
albus verdankt oder auch dem Staphylok. pyog. citreus; 4. dass in einigen
langsam verlaufenden Entzündungen keine Bacterien gefunden* werden;
5. dass manchmal die pyogenen Kokken auch andere Organismen gänzlich
verdrängen (Bac. pyocyaneus und Bact. coli com.). Was die Behandlung
anbetrifft, so erfordert eine Streptok. -Entzündung stark maassnehmende
operative Eingriffe, Staphylok. -Entzündung etwas weniger energische Be-
handlung, während Entzündungen durch den weissen und citronengelben
Staphylok. erzeugt, nur kleine Incisionen erfordern. Abscesse, die keine
Bacterien enthalten, müssen vor Infectionen geschützt werden. In vielen
Fällen kann die bacterioskopische Untersuchung vor der Behandlung ge-
schehen, doch häufig ist die klinische Behandlung schon hinreichend.
Kantkack.
Caspar (54) gelang es, in dem Secret des Schweifeczems (Schweif-
grindes) beim Pferde den Streptok. pyog. nachzuweisen. Sowohl durch
Einreiben des Secretes, als auch durch Einreiben des Bodensatzes daraus ge-
züchteter, 24 Stunden alter Keinculturen dieses Kokkus in die Haut des
Pferdes gelang es, die gleiche Krankheit zu erzeugen. Johne.
Nocard (125) hält das Kalbefieber (dasselbe entspricht dem Puerpe-
ralfieber der Frau) für eine besondere Infectionskrankheit ; doch hat er
umsonst den Erreger des Leidens im Blute, in der Galle, im Harne und in
den Geweben der Milz, der Leber und der Centralorgane des Nervensystemes
gesucht. Er stellte fest, dass die Glykosurie eine constante Begleiterschei-
nung des Leidens ist. Die Geburtswege fand er immer normaP, docli kamen
auf der Schleimhaut des Uterus in fast allen Fällen verschiedene Unterarten
') Andere Forscher finden stets anatomische Veränderungen. Ref.
*) Was nicht beweist, dass nicht doch Bacterien die Erreger der Entzündun-
gen waren. Baumgarten.
5*
ßS Pyogene Kokken. Vorkommen beim Kalbefieber, im Abscess des Gesäuges.
Monographie des Mikrok. tetragenus. Fälle von Tetragenusinfection.
des Staphylok. pyog. , wie Aur., Albus, Citrcusvor. I5mal fand er ferner
Colibac, 2raal Streptok. Die Staphylok. fehlten dagegen in den Central-
organen des Nervensystehies, in denen sie Verf. mehrmals suchte. Da beim
Kalbefieber die Lähmungserscheinung:en in den Vordergrund treten, so ver-
muthet N., dieselben möchten eine Spätwirkung- der Toxine der Staphylok.
sein.
Als Zusatz zu diesem Aufsatze erklärt CnAuvEAii, dass das Kalbeüeber
zweifellos durch einen Mikroorganismus bedingt sei, doch dringe derselbe
nicht erst nach der Geburt in den Organismus der Kühe, sondern sei schon
vorher in demselben zugegen; die besonderen Verhältnisse der Geburt be-
günstigten in hervorragender Weise seine Entwicklung. (iuilleheau.
Favereau (75) fand beim Gebärfieber der Kühe meist Streptok.
und seltener Staphylok. in der Gebärmutter. Ouülebeau.
Lucet (109) beobachtete eine Hündin mit Abscessbildung im Ge-
säuge. Die Krankheit endete tödtlich am 7. Tage. Der Eiter, das Blut,
die Leber, Milz und Niere enthielten sämmtlich den Staphylok. pyog-. albus.
In der Leber und Milz kamen zahlreiche, kleinste Abscesse vor, welche
äusserst reich an Staphylok. waren. Ouülebeau.
Teissier's (159) Arbeit enthält eine Monographie über den Mikro-
kokkus te tragen US nach eigenen umfassenden Untersuchungen. Nach
den Neues nicht enthaltenden Angaben über seine morphologischen und
biologischen Eigenthümlichkeiten geht Verf. auf seine Thierpathogenität
ein ; er ist für Thiere pathogen und zwar besonders für Meerschweinchen
und weisse Mäuse. Steigerung seiner Virulenz lässt sich durch vorherge-
hende Injection erhitzter filtrirter Culturen odei- von Tuberkulin erreichen.
Je nach dem Grade seiner Virulenz ruft er subcutan injicirt Infiltration,
trocknen oder feuchten Schorf oder käsige kalte Abscesse hervor. Auf den
serösen Häuten entstehen adhäsive Entzündungen oder Ergüsse seröser,
hämorrhagischer oder eitriger Natui-. Neben den localen Veränderun-
gen erzeugt der Mikrokokkus tetragenus an den Versuchsthieren allgemeine
Septikämie mit Fieber, Prostration, Somnolenz und Kräfteverfall. Er soll
auch von Muttei- auf Foetus übergehen. Die Giftwirkung der durch Hitze
abgetödteten und durch Alkohol im Vacuum bei niederer Temperatur extra-
hirten Culturen wird als besonders stark geschildert. Zicmke.
Chauffard und Rainoiul (59) beschreiben 2 tödtlich verlaufende
Fälle von Tetragenus-Infection. In keinem derselben waren tuber-
kulöse Lungenerkrankungen vorhanden, somit die Annahme einer Secun-
därinfection von der Lunge her ausgeschlossen. Der eine Fall betraf ein
15jäliriges Mädchen, dass nach einer heftigen Influenza unter den Erschei-
nungen einer schweren Pyämie zu Grunde ging. Bei der Section fanden
sich Abscesse von schmierig-käsigem Aussehen in allen Organen und bräun-
lich-eitrige, mit zahlreichen Fetttropfen vermischte Ergüsse in Pleura und
Pericard, deren bacteriologische Untersuchung, wie die der Kniegelenk-
flüssigkeit, für Mäuse und Meerschweinchen virulente Tetragenus-Kokken
ergab. Die Eingangspforte für die Infection blieb unbekannt. Im zweiten
Fall handelte es sich um einen 1 SJährigen Menschen, bei dem die Infection
Fraenkel's Pneumoniekokkus. Literatur. (39
wahrscheinlich von kleinen Geschwüren auf der Zunge erfolgte. Auch hier
fand sich in dem ähnlich beschaffenen Eiter derselbe Kokkus.
Für beide Fälle war die ungewöhnliche Schwere der Infection, sowie die
schmierige Beschaffenheit des Eiters und das käsige Aussehn der Abscesse
charakteristisch. Das gleiche Aussehn wiesen die bei den Versuchsthieren
erzeugten Veränderungen auf. Ziemke.
b) A. Fraenkel's ,Puonmoniekokkiis'
(Wcichselbaiiin' s , Diplokokhts pneumoniae' und Diplokokkus mcningitidis
intracellularis)
Referenten: Dr. A. Freudenberg (Berlin),
Prof. Dr. A. A. Kauthack (Cambridge), Prof. Dr. F. Taugl (Budapest),
Prof. Dr. A. Trambusti (Ferrara), Prof. Dr. A. Vossius (Giessen).
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Wchschr. Xo. 41 p. 717). — (S. 91)
20G. Leuhartz, H., Ueber den diagnostischen und therapeutischen Werth
der Lumbalpunction (Münchener med. Wchschr. No. 8 u. 9 p. 169
u. 202). — (S. 90)
207. Levy, E., und C. Steinmetz, Studien über den Diplokokkus pneu-
moniae Fraenkel (Archiv f. exper. Pathologie Bd. 37 p. 89). — (S. 72)
208. 3Iarcantonio, A., Contributo alle lesioni extra polmonali del pneumo-
cocco (Riforma med. vol. 12, no. 4). — (S. 85)
(Marclioux, ( '.,) Note sur trois cas de meningite cerebro-spinale epi-
demique, observes a Fhöpital de Saint-Louis [Senegal] (Arch. de Med.
navale, juillet p. 46).
209. M<^ry, H., Absces ä pneumocoques et a streptocoques consecutifs ä
des injections souscutanees de cafeine, infection d'origine sanguine
[Societe de biologie, seance du janvier 18] (Compt. rend. de la Soc.
de Biol no. 2 p. 62). — (S. 81)
210. de Michele, P., Sulla frequenza delle nefriti primarie e secondarie
da diplococco lanceolato (Morgagni no. 8 p. 524). — (S. 80)
211. Nicolaysen, L., Om Pneumokokkens localisationer udenfor Lungen
[Ueber Localisationen des Pneumokokkus ausserhalb der Lungen]
72 Fraenkel's Pneumoniekokkus. Literatur. Abarten desselben.
(Norsk Magazin for Lsegevidensk. [Christiania] no. 4; Autoreferat:
Ctbl. f. Bacter. Bd. 20 p. 598). — (S. 82)
212. Petersen, 0., Zur Epidemiologie der epidemischen Genickstarre
(Deutsche med. Wclischr. No. 36 p. 579). — (S. 93)
213. Piccinino, J., Su di un caso di paralisi del Landry. Ricerche isto-
logiche e batterioscopiche (Atti della R. Accad. medico-chirurgica di
Napoli no. 4). — (S. 84)
214. Remlinger, Paralysie et atrophie musculaire consecutives ä des in-
jections de cultures sterilisees de pneumocoques (Compt. rend. de la
Soc. de Biol. no. 27 p. 830). — (S. 75)
215. Schabad, J. A., Ein Fall von allgemeiner Pneumokokkeninfection
[A. d. St. Petersburger städt. OBUCHOW-Hospital] (Ctbl. f. Bacter.
Bd. 19, No. 25 p. 991). — (S. 81)
216. Thoinot, L. H., et Y. Griff ou, Pleuresie purulente mediastine ä
pneumocoques (Bull, de la Soc. anat. no. 16 p. 568). — (S. 78)
217. Vogelius, Ch., Les arthropathies dans la pneumonie croupale (Arch.
de Med. exper. t. 8 p. 186). — (S. 85)
218. Zuber, Absces ä pneumocoques dans la convalescensce d'une Pneu-
monie, ä la suite d'injections souscutanees de benzoate de cafeine
[Soc. de biologie, seance du janvier 11] (Compt. rend. de la Soc. de
Biol.no. Ip. 50). — (S. 81)
Levy imd Steinmetz (207) sind auf Grund 3jähriger Untersuchungen
zu völliger Uebereinstimmung mit der Ansicht von Kruse und Pansini^
gekommen, dass es zahlreiche Abarten von P.-K."'' giebt, ohne dass es
gelingt, „wirklich distincte Varietäten mit aller Schärfe zu unterscheiden",
und ohne dass diese Abarten als unwandelbare aufzufassen sind. Verff.
haben vielmehr nur zu häutig Gelegenheit gehabt, zahllose Uebergänge
zwischen den einzelnen Spielarten zu beobachten. Von besonderem Inter-
esse war eine Spielart, die auf Gelatine, bei der relativ niederen
Temperatur von 16-18^ gedieh.
Die Cultur des P.-K. geht am besten vor sich in verhältnissmässig ei-
weissreichen Nährböden-; so bekamen L. und St. sehr günstige Resultate,
wenn sie dem Nährmaterial zugleich mit der Impfung viel Blut
beifügten. Sie weisen weiter auf die schon von A. Fraenkel betonte Wich-
tigkeit des richtigen Alkale scenzgrades des Nährbodens hin, und
führen das schnelle Eingehen der Culturen auf die Wirkung des Sauer-
stoffes der Luft zurück : in hoher Stichcultur gelingt es viel länger, die P.-K.
übertragungsfähig zu erhalten. — Flüssige Nährmedien, die auch nur einen
Tag den Diplok. lanceolatus beherbergten, erwiesen sich für eine Neuimpf-
ung mit demselben völlig ungeeignet.
Die Virulenz der FRAENKEL'schen Diplok. war je nach ihrer Herkunft
ganz ausserordentlich verschieden. Versuche zur Frage, ob der P.-K. gif-
1) Jahresber. VII, 1891, p. 62. Ref.
2) Vgl. Bunzl-Federn : Jahresber. X, 1894, p, 67. Ref.
t) P.-K. = Pneumokokkus bezw. Pneumokokken. Red.
Fkaenkbl's Pneumoniekokkus. Abarten desselben. 73
tige vStoffwechselproducte bildet, fielen negativ aus. Dieselben wur-
den angestellt mit Injection von durch das CHAMBEKLAND-Filter filtrirten
Bouillon-Culturen bezw. peritonitiscliem und pleuritischem Exsudate eines an
intraperitonealer P.-K.-Injection eingegangenen Hundes.
Ebenso waren Versuche, mit denStoffwechselproductenderP.-K., sowohl
mit den in den Culturen, als auch mit den im thierischen Organismus
gebildeten, Immunität zu erzeugen — im Gegensatz zu G. und F. Klemperer^
Emmerich und Fowitzky^ u. A. — sämmtlich vergebens. Es konnte
nicht einmal mit Sicherheit constatirt werden, dass der Verlauf der Infec-
tion dadurch irgendwie verzögert wurde.
Versuche, Thiere durch künstliche Leukocytose — erzielt mittels
Injection von Milzextract nach Jacob — resistent gegen P.-K.-Infection
zu machen, hatten nur bei einem Kaninchen ein günstiges Resultat, so dass
das Thier nach Einverleibung von 0,9 ccm „nicht sonderlich virulenter"
— der oben erwähnten auf Gelatine fortkommenden Abart — P.-K.-Cul-
tur am Leben blieb; alle Bemühungen aber, noch einmal ein gleich gün-
stiges Ergebniss zu erzielen, scheiterten 'l Frcudcnherg.
Emmerich* hat früher schon gezeigt, dass man durch Züchtung des P.-K.
in grossen Mengen von Bouillon stets sogar nach zwei Monaten noch Cul-
turen bekommen kann, wenn die ganze Culturmasse in frische Bouillon ge-
bracht wird. Eyreund Washbouril (185) haben diese Beobachtung bei
einer Nachprüfung bestätigt gefunden und dabei gezeigt, dass die neue Ge-
neration morphologisch, biologisch und pathologisch von der Urcultur abweicht.
E. und W. haben eine neue Abart erzeugt, die nicht virulent ist und bei
Zimmertemperatur gut gedeiht. In einem Falle jedoch gelang es ihnen, die
neue Abart durch Passage durch den Kaninchenkörper in den ursprüng-
lichen typischen P.-K. zurückzuführen. Die Verff. glauben durch ihre Ver-
suche die Möglichkeit dargethan zuhaben, einen höchst parasitären Mikro-
organismus fast in einen reinen Saprophyten umzugestalten, letzteren
wiederum pathogen zu machen und ihn seiner erworbenen saprophytischen
Natur zu berauben. Die P.-K. wurden in 500 ccm Bouillon gezüchtet, es
gelang den Verff. durch 4 Versuche nach 36, 43, 83 und 45 Tagen Cul-
turen zu gewinnen. Der neue P.-K. wuchs auf Agar als ein dichter weisser
Belag, gedieh auch auf saurem Agar, Kartoffeln und Gelatine, welche ver-
flüssigt wurde, und war sogar nach 3 Monaten noch culturfähig. Mikro-
skopisch wurden grosse Haufen von Kokken und Diplok. gefunden und so-
gar Kokken, die sich nach Art der Gonokokken theilten. Thiervcrsuche
schlugen in 3 Fällen fehl und gelangen erst beim vierten : eine Maus und
ein Kaninchen blieben am Leben, ein zweites Kaninchen starb an typischer
P.-K.-8eptikämie; aus seinem Blute wurde der typische P.-K. gezüchtet, der
nach wiederholter Passage äusserst virulent sich zeigte"'. Kanthack.
M.Iahresber. VIT, 1891, p. 67. Ref. — '-) Jahrosber. VII, 1S91, p. (3tt. Ref.
'') Vgl. die im allgemeinen Theil referirte vorläufige Mittheilung von Löwy
und Richter. Ref.
*) Jahresber. X, 1H{)4, p. 68. Ref.
*) Es handelt sich vielleicht um Verunreinigung mit einer Sarcina-Art, denn
es ist doch auffällig, dass ein Kokkus, der sich normaler Weise in einer Rieh-
74 Fraenkel's Pneumoniekokkus. Züchtung in defibrinirtem Blute.
Gilbert und Fouruier (190) züchteten den P.-K. in defibrinirtem
Blute und zwar vom Menschen — gesunden wie Pneumonie - Kranken
bezw. -Reconvalescenten — , Hund und Kaninchen. Auf flüssigem
defibrinirten Blute bei 33'' gedeiht er sehr üppig und bildet Kapseln wie
im Serum. Lebens- und Fortpflanzungsfähigkeit, sowie Virulenz bleibt
sehr lange erhalten. Das Blut verändert dabei seine Farbe, so dass es nach
24 Stunden weinhefenfarben, später wie Pflaumenbrühe aussieht. Diese
Farbenveränderung beruht auf der Umwandlung des Hämoglobin in
Methämoglobin, wie daraus hervorgeht, dass im Spectroskop zuerst
die Absorptionsstreifen beider, später nur die des Methämoglobin in saurer
Lösung vorhanden sind; letztere gehen bei Zusatz von Alkali in die des
Älethämoglobin in alkalischer Lösung über. Die Umwandlung des Hämo-
globin in Methämoglobin scheint nicht durch die Toxine des P.-K. be-
dingt zu sein, da Zusatz von Serum, in welchem P.-K. gezüchtet worden,
zum frischen defibrinirten Blute diese Umwandlung nicht hervorriefen. —
Auf durch Hitze geronnenem defibrinirten Blute wächst der P.-K.
nur in die Tiefe; auch hier hält er sich ziemlich lange lebensfähig (nicht
über einen Monat) und virulent (nicht über 10 Tage), wenn auch wesent-
lich weniger lange, als auf dem flüssigen Nährboden. Nach 18-20 Stun-
den wird durch sein Wachsthum der chocoladenfarbige Nähr-
bodengrünlich, später i sab eil -gelb (,jaune-chamois"). Welche chemi-
schen Veränderungen dabei vorgehen, vermögen die Verff". nicht zu sagen,
aber dass sie mit dem Wachsthum der P.-K. zusammenhängen, ergiebt sich
namentlich auf Durchschnitten durch den Nährboden ganz deutlich.
Andere Bacterien, wie das FRiEDLAENDER'sche Bacterium, Influenzabac,
Diphthei'iebac, Milzbrandbac, Typhusbac, das Bact. coli, Staphylok. ge-
deihen auf dem festen defibrinirten Blute, ohne diese Reactio-
nen zu geben; sie wachsen, wie auf dem Serum, an der Oberfläche und
producireu keine Farbenveränderung. Für den Streptok. haben die Verff".
die Frage noch nicht entschieden.
Verff. sehen in dem festen defibrinirten Blute nach ihren
Kesultaten nicht nur einen ausgezeichneten Nährboden für
den P.-K., sondern auch einen werthvollen Behelf zur Differen-
tialdiagnose desselben gegenüber anderen Mikroorganismen.
Freiidenherg.
Caprara (182) konnte durch experimentelle Untersuchungen
nachweisen, dass der Fraenkel- WEiCHSELBAUM'sche Pneumok. bei ge-
wöhnlicher Temperatur (13-17*^) in Milch von Kuh und Ziege leben und
sich vermehren kann, ohne sich wenigstens innerhalb einiger (bis 14) Tage
irgendwie zu verändern oder seine Virulenz einzubüssen. Es wird hierdurch
tung theilt, in einen verwandelt wird, der sich nach zwei oder mehreren Kich-
tungen theilt*. Ref.
*) Ich muss mich diesem Bedenken anschliesson. Die Virulenz ist wohl eine
schwankende und veränderliche Eigenschaft, nicht aber der F o r m Charakter,
der im Gegontheil sich nach den bisherigen Untersuchungfn als sehr beständig
erwiesen hat. Baumgarten.
Fraenkel's Pneumoniekokkus. Verhalten in Milch. Conservirungsmethode. 75
Wirkung der sterilisirten Cultur. Pneumonie durch Sturz in's Wasser.
bewiesen, dass die Milch ein höchst gefährliches Vehikel für die Verbrei-
tung des P.-K. abgiebt. — Nach Ansicht Verf.'s begünstigt besonders der
Milchzucker die Entwicklung des P.-K. Es ist interessant, dass, wie die
Untersuchungen Verf.'s beweisen, degenerirte alte P.-K.-Culturen in Milch
oder milchzuckerhaltigen Flüssigkeiten noch lange Zeit am Leben erhalten
werden können. Tramhusti.
Beruabeo (180) gelang es ungefähr ein Jahr lang den P.-K. Fbaenkel
und den Streptok. Fehleisen lebend und virulent zu erhalten. Seine
Conservirungs-Methode war folgende:
Er nahm 5 mm weite und 20 cm lange Glasröhren, die er an einem Ende
in eine Spitze auszog, während das andere Ende am untersten Drittel etwas
eingeschnürt war. Vor diese Einschnürung wurde etwas Watte gelegt.
Nachdem die Röhren gründlich in weiten Probirröhrchen trocken sterilisirt
waren, wurden sie bis zur Einschnürung mit dem Blute des inficirten Ka-
ninchens gefüllt, welches aus dem Herzen mittels der Spitze der Röhre auf-
gesogen wurde. Dann wiu-den beide Enden am Feuer geschlossen. Anstatt
die Röhren, wie A. Feaenkel räth, 24 Stunden bei 37^' zu halten, zieht
Verf. vor, sie in Lufttemperatur zu lassen.
Der Grund, warum bei dieser Methode die beiden Mikroorganismen ihre
Virulenz so lange behalten, ist nach Ansicht Verf.'s M^ahrscheinlich der,
dass sie auf diese Art gegen die Einwirkungen des Lichts und des Sauer-
stoffs geschützt sind. Trambusti.
Remlinger (214) demonstrirte ein Kaninchen, dem Vaillard in 2
Malen 10 ccra einer durch Chloroform sterilisirten P.-K. -Cultur inji-
cirt hatte. 12 Tage nach der 2. Injection erkrankte das Thier mit Fieber.
Torpor, Appetitlosigkeit. Gleichzeitig stellte sich eine Atrophie der Mus-
keln der vordem Extremitäten ein, die allmählig complett wurde und zu
vollständiger Paralyse der vordem Extremitäten geführt hat,
ohne sich weiter zu verbreiten und bei jetzt gutem Allgemeinbefinden des
Thieres. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Myelitis, analog den bei
Menschen mitP.-K.-Infection beobachteten Fällen von Myelitis und analog
den Paraplegien, die Ballet und Lebon durch Injection virulenter Pneu-
mok.-Culturen beim Kaninchen erzeugt haben*. Freiidenhcrg.
A. Fraenkel (187) hat zwei Fälle von Pneumonie in unmittelbarem
Auschluss an einen im angetrunkenen Zustande erfolgten Sturz in's
Wasser beobachtet. Der eine Fall ging in Heilung aus, der andere endete
letal. In dem einen Falle wurde im rubiginösen Sputum fast eine Reincul-
tiu' von P.-K. constatirt, und auch eine Aussaat aus dem Blute, nach der
Methode von Sittiniann^ voi'genommen, ergab massenhaft P.-K. (aus einem
ccm Blut auf der Agarscliale etwa 250 Colonien). F. nimmt für die Ent-
stellung der Pneumonie eine Aspii-ation der in den obern Luftwegen schon
in der Norm vielfach vorhandenen l\-K. in Anspruch, wobei die durch das
') Jahresber. XI, 1895, p. 64. Ref.
*) Die That.sache, dass Kaninchen nicht selten auch spontan an Lähmungen
(Myolitis) erkranken, lässt einige Vorsicht bei der Deutung von Beobachtungen,
wie der obigen, geboten erscheinen. Baumgarten,
76 Fraenkel's Pneumoniekokkus. ßacteriologische Befunde
bei durcb Aspiration erzeugten Bronchopneumonien.
eindringende Wasser erfolgende Schädigung der Bronchial- und Alveolen-
Epithelien als begünstigendes Moment in Betracht kommt. Er weist auf
die forensische Bedeutung hin, die solche sicher beobachteten Fälle für die
Frage haben können, ob in das Wasser gestossene Personen dadurch
eine Pneumonie aquiriren können. — Einen ähnlichen Fall hat bereits Bein
publicirt^. Freudenberg.
KreiMch (202) suchte festzustellen, 1. welche Bacterien in dendurch As-
piration erzeugten Bronchopneumonien gefunden werden, 2. welche
sich an der Entzündung betheiligen, und 3. ob das Exsudat in qualitativer
Beziehung von der Art der gefundenen Bacterien abhängig ist.
Zur Untersuchung kamen 28 Fälle, und zwar 27 Fälle von Lobulärpneu-
monie und 1 Fall von Lobärpneumonie. Von den 27 Lobulärpneumonien
waren 20 als durch Aspiration entstanden aufzufassen. Der Fall von Lo-
bärpneumonie bot dadurch ein besonderes Interesse, dass das Culturverfah-
ren aus der Lunge eine Eeincultur von Bact. coli com. ergab, welcher
Mikroorganismus übrigens auch in G Fällen von Lobulärpnenmonie, hier
aber stets in Gesellschaft von andern Bacterien, constatirt wurde*. Thier-
versuche an Kaninchen mit dem Bact. coli des ersteren Falles ergaben Ver-
dichtungsheerde in der Lunge. (Das Nähere ist im Original nachzulesen.)
Der Feaenkel - WEiCHSELBAUM'sche P.-K. fand sich in 23 Fällen, und
zwar llmal allein, 12mal in Verbindung mit andern Mikroorganismen.
14mal gelang es, deutliche Kapselfärbung nachzuweisen, in 9 Fällen zeigten
sich entfärbte Zonen um den Kokkus, aber keine gefärbte Kapsel.
Der Streptok. pyog. wurde 2mal in Reincultur gefunden, doch ist das
Resultat in Bezug auf Reincultur insofern nicht ganz sicher, als ein etwa
vorhandener P.-K. möglicherweise übersehen wurde.
Der ORTNER'sche Mikrokokkus pneumoniae" fand sich in 3 Fällen,
K. hält ihn für eine Uebergangsvarietät zwischen Diplok. lanceolatus und
Streptok. pyog (? Ref.); durch Wachstlmm in Gelatine bei Zimmertempe-
ratur unterscheidet er sich vom P.-K., durch stark diffuse Trübung der
Fleischbrühe vom Streptok. pyog.
Die zweite Frage beantwortet K. dahin, dass die Broncho- bezw. Aspi-
rationspneumonie M'esentlich durch den P.-K. erzeugt wird. Der Ein-
fluss anderer Bacterien ist aber dabei nicht zu unterschätzen, und nament-
lich ist nach K. auch das Bact. coli im Stande lobäre Pneumonien zu erzeu-
gen** und jedenfalls an dem Zustandekommen von Lobulärpneumonien mit-
zuwirken. Eine postmortale Invasion derselben war in einem Falle mit
Gewissheit auszuschliessen, in den andern durchaus unwahrscheinlich***.
^) Jahresber. XI, 1895, p. 64. Ref. — ") Jahresber. IX, 1893, p. 757. Ref.
*) Es dürfte sehr wahrscheinlich srein, dass auch in dem Falle von Lobär-
pneumonie das Bact. coli in Gesellschaft von anderen Bacterien, und zwar
der typischen P.-K., in der erkrankten Lunge vorhanden war. Bekanntlich
sterben die P.-K. leicht post mortem ab, und die Z uchtungsversuche aus der
erkrankten Lunge ergaben dann nur Culturen der secundär eingewanderten
saprophytischen Bacterien (Bact. coli). Baumgarten.
**) Was aber jedenfalls nicht durch die obige Beobachtung von K. erwiesen
wird (vgl. vorige Anmerkung). Baumgarten.
***) Wie man die postmortale Einwanderung des Bact. coli in L eichen -
Organen „mit Gewissheit" oder grosser Wahrscheinlichkeit ausschliessen will,
Fraenkel's Pneumoniekokkus. Bacteriologische Befunde 77
bei Aspirationspneumonien, bei abscedirender lobärer Pneumonie.
Die Aspirationspneumoiiie stellt sich K. wesentlich als durch Autoin -
fection von der Mundhöhle aus entstanden vor, wo sich der Diplok.
pneumoniae ja bei Gesunden häufig findet. Als Disposition wirkt dabei
verminderte Triebkraft des Herzens (hypostatische Hyperämie) mit. Eine
Aspirationspneumonie durch Bact. coli scheint besonders leicht dann zu
entstehen, wenn erbrochene Massen in die Bronchien eindringen.
Die Beschaffenheit des Exsudates scheint davon unabhängig zu
sein, ob der P.-K. allein oder vergesellschaftet mit anderen Bacterien sich
in der Lunge ansiedelt; bei Ueberschwemmung mit grösseren Men-
gen infectiösenMateriales scheinen hämorrhagische Exsudate
einzutreten (3 Fälle). Bei Lobulärpneumonien mit Ausgang in Vereite-
rung konnte K. in einem Falle den Staphylok. pyog. für die Nekrose und
Abscedirung in der Lunge verantwortlich machen. Bei Ausgang in
Gangrän ergab das Cultm'verfahren aus den nekrotischen Partien den
Diplok. pneumoniae, in dem putriden Bronchialinhalte zahlreiche verschie-
dene Mikroorganismen. — Den Ausgang in Induration stellt sich K. mit
Wahrscheinlichkeit als eine Folge des Reizes vor, den die Stofi'wechselpro-
ducte der nicht in das Lungengewebe eindringenden Bacterien auf das Ex-
sudat ausüben, derart, dass dieses einen mehr productiven Charakter erlangt.
Freudenherg.
Griifon (191) isolirte aus 5 Fällen von abscedirender lobärer
Pneumonie als ausschliesslichen Befund den P.-K. Auch mit dem
Lungeneiter geimpfte Mäuse zeigten bei ihrem Tode als ausschliesslichen
Befund den P.-K.^ Im Gegensatz zu der Auffassung von Netter, Lan-
douzy, Sallaed, welche die Vereiterung als eine Secundärinfection durch
Streptok. und Staphylok. auffassen, zeigte sich also, dass der P.-K. selbst
eine Vereiterung der lobären Pneumonie hervorrufen kann. Nur Zenker'
hat dies bereits behauptet. Während aber dieser die Vereiterung auf eine
erhöhte Vii'ulenz des P.-K. zurückführt, neigt G. mehr dazu, für diese
Fälle eine verminderte Vitalität und Virulenz des P.-K. anzunehmen*.
Freudenherg.
bleibt unklar. Doch können bekanntlich (Beco) die Colibacterion auch schon
ante mortem in die Organe eindringen, speciell in die Lungen auch durch „er-
brochene Massen", wie Verf. selbst angiebt. Baumgarten.
^) Dies würde natürlich nicht beweisen, dass der P.-K. im Lungeneiter
ausschliesslich vorhanden gewesen, wie ja schon der gleiche Befund bei
der Sputumseptikämie lehrt. Aber die Cultur hat ja nach den Angaben Grif-
fon's den verlangten Beweis geliefert. Ref.
-) Jahresber. VIII, 1892, p. 53. Zenker aber scheint in seinem Falle mehr
Gewicht auf die kolossale Zahl der vorhandenen P.-K., aJs auf ihre erhöhte
Virulenz gelegt zu Vuiben. Ref.
*) Da die Vitalität und Virulenz der P.-K. gegen Ende der Pneumonie immer
abnimmt bezw. erlischt, so müsste, wenn die Ansicht Verf.'s richtig wäre, die
Abscedinmg der regelmässige Ausgang der Pneumonie sein, was glücklicher-
weise nicht der Fall ist. Nach meinen Erfahrungen kommt die eclite Absce-
dirung des pneumonisch erkrankton Lungengewebes immer nur durch Secundär-
infection mit pyogonen Kokken zu Stande. Es werden aber häufig die blossen
puriformen Schmelzungen der Exsudatpfröpfe fälschlich als „Abscedirung"
bezeichnet; hierzu bedarf es allerdings keiner Eiterkokken, die P.-K. bewirken
diesen Process allein und zwar wahrscheinlich durch Substanzen, welche aus
den absterbenden oder todten Kokkenleibern frei werden. Bmivujarten.
78 Fkaenkel's Pneumoniekokkus. Vorkommen im Blute bei Pneumonie.
Befunde in pleuritischen Ergüssen.
Banti (179), der schon früher ^ auf das Vorkommen der P.-K. im Blute
bei Pneumonie hingewiesen, wurde durch diese Befunde zu der Vermuthung
geführt, dass die bei Pneumonie häufig auftretende meist geringe, mitunter
aber auch stärkere icterische Färbung der Schleimhäute, insbesondere der
Conjunctiven, auf eine hämolytische Wirkung des Diplok. lanceolatus zu-
rückzuführen, also ein infectiöser Icterus sei. Er konnte jetzt den Be-
weis dafür erbringen, indem es ihm gelang, aus einer Reihe von schweren
Pneumonien mit Icterus einen im Uebrigen seinem Diplok. lanceolatus
Caps, ir-^ entsprechenden P,-K. zu züchten, der bei Kaninchen und Hunden
die übliche Diplokokkämie mit — namentlich bei Kaninchen, aber auch bei
Hunden — ausgespi'ochener Hämoglobinurie erzeugte. Aus gewöhn-
lichen Fällen von Pneumonie ohne Icterus herrührende Diplok., im Uebri-
gen ebenfalls vollständig B.'s Diplok. lanceolatus caps. 11 entsprechend, er-
zeugten bei Kaninchen keine Hämoglobinurie*. Freudenberg.
Aschoff (175) kommt auf Grund der Untersuchung von 200 serösen
pleuritischen Ergüssen, die er auf der Abtheilung A. Fkaenkel's im
städtischen Krankenhaus am Urban zu Berlin vorgenommen, zu folgenden
Schlüssen :
1. Die serösen Ergüsse der Pleura sind fast alle frei von eitererregenden
Mikroorganismen.
2. Sind Eitererreger vorhanden, so kommt es über kurz oder lang zur
Vereiterung**. Ausgenommen sind vielleicht die P.-K.-Exsudate. Es hängt
dies vielleicht mit dem vielfach beobachteten früheren Absterben dieser
Mikrobien zusammen.
3. Derartige vereiterte pleuritische Ergüsse können jedoch bisweilen
auch ohne Operation vollkommen ausheilen.
4. Das Vorkommen einer isolirten rheumatischen Pleuritis ist sehr frag-
lich, jedenfalls sehr selten.
5. Die bei der Arthritis acuta entstehenden Ergüsse in die Pleurahöhle
sind fast ausnahmslos mit Affectionen des Herzens verbunden.
6. Der Salicylbehandlung kann kein besonderer Vorzug in der Therapie
der pleuritischen Ergüsse zuerkannt werden.
7. Die sogen, idiopathischen Ergüsse beruhen fast alle auf Tuberkulose.
Dieselben können aber ausheilen. F'reudenbe?'g.
Thoinot und Grilfou (216) berichten über einen dul-ch P.-K. bedingten
Fall von Empyem a mediastini. Die 5 Tage früher unter Schüttelfrost
und Seitenstichen erkrankte 45jährige Frau kam mit hohem Fieber und
1) Jahresber. VI, 1890, p. 62 und Casati: Jahresber. IX, 1893, p. 48. Ref.
2) Jahresber. VI, 1890, p. 61. Ref.
*) Obige Annahmen von der „hämolytischen" Fähigkeit des P.-K. erscheint
aus verschiedenen Gründen sehr fraglich. Bisher ist kein Mikrobion bekannt,
dem man diese Eigenschaft bestimmt zuschreiben dürfte. Ausserdem sind Hämo-
globinämie und Icterus verschiedene Dinge, die in keinem nothwendigen Zu-
sammenbang stehen. Der Icterus entsteht immer nur durch eine Störung der
Leberthätigkeit — auch der sog. „infectiöse" Icterus. Baumgarten.
**) Wohl ein lapsus calami! Statt Vereiterung muss es heissen : Eiterung, oder
besser noch: Eitrigwerden des Exsudats. Baumgarten.
Fraenkel's Pneumoniekokkus. '^9
Fälle von Empyema mediastini, eitriger Pericarditis, Peritonitis.
Secundäre Erkrankungen im Verlaufe der Pneumonie.
Starker Athemnoth in das Hospital und starb zwei Tage später. Bei der
Section fand sich eine abgesackte Eiterliöhle zwischen innerer Fläche der
linken Lunge und linker Seite des Mediastinum, die von dicken fibrinösen
Pseudomembranen begrenzt war, und sich nach unten nach der vorderen
und linken Partie des Diaphragma fortsetzte. Sowohl in dem Eiter dieses
Emp3^ems, wie in dem eines gleichzeitig bestehenden Lungenabscesses fand
sich — durch Cultur und Thierversuch sichergestellt — derP.-K. als aus-
schliesslicher Bacterienbefund.
Aehnliche Fälle kennen die Verff. nur von Andiial( 1 829), Laennec (1831),
BouvERET (1890) und neuerdings einen von Dieulafoy (1896)^, in welch'
letzterem ebenfalls der P.-K. als Erreger constatirt wurde. Freudenherg.
de Beurmaiiii und Griftoii (181) berichten über ein 17jähriges Mäd-
chen, das, nachdem es von einer acuten Gonorrhoe fast geheilt, mit hohem
Fieber und allgemeiner Abgeschlagenheit, darauf Schluckbeschwerden er-
krankt, in einen typhösen Zustand verfällt und 4-5 Tage nach dem Beginn
stirbt. Bei der Section rindet sich eine eitrige Pericarditis. Aus dem
etwa 60 g betragenden, wenig dicken, von Pseudomembranen freien Eiter
wird der P.-K. — durch Cultur und Mäuseimpfung identificirt — als aus-
schliesslicher Bacterienbefund gezüchtet. Es fand sich daneben eine
frische Endocarditis vegetans der linken Herzklappen. Freudenherg.
Lance und Kanthack (203) haben die secundären Erkrankungen,
die im Verlaufe von croupöser Pneumonie zur Erscheinung gelangen,
untersucht und gefunden, dass unter 170 Fällen Glmal secundäre Infec-
tionen vorkamen. Pericarditis fand sich am häutigsten, nächstdem Pleuritis
und Empyem und sodann Endocarditis in 8 ^/^ aller FäUe. Pericarditis
kam allein vor oder auch zusammen mit anderen Entzündungen als z. B.
Endocarditis, Pleuritis, Peritonitis, Meningitis ; und Endocarditis auch allein
oder gemeinsam mit Pericarditis, Pleuritis oder Meningitis. Diese secun-
dären Entzündungen werden wahrscheinlich durch den P.-K. hervorgerufen.
Kanthack.
Cassaet (183) bespricht monographisch die durch P.-K. erzeugte
Peritonitis, die man nach seiner Ansicht häufiger finden würde, wenn
man mehr auf sie achten würde. Der P.-K. kann, wie es das Thierexperi-
ment schon früher vermuthen Hess, entweder eine primäre Peritonitis er-
zeugen, oder eine solche als Complication einer anderen P.-K. -Erkran-
kung, oder endlich als postpneumonische Peritonitis. Für die Gruppe
der postpneuraonischen Peritonitis führt C. 4 Fälle (Cornil, Weich-
selbaum, Babes, NiiLATON) an, darunter einen Fall von Nelaton aus dem
Jahre 1890: Peritonitis nach Ablauf einer Pneumonia duplex, Laparotomie;
in den 0-7 1 Eiter, die entleert wurden, constatirte Cazin zahllose, exqui-
site Ketten bildende P.-K., deren Identität durch Cultur und Mäuseimpfung
sichergestellt wurde. — Die II. Gruppe: coraplicirende Peritonitis bei
anderweitiger P.-K.-Infection „Peritonite associee" enthält 8 Fälle, und
*) Dieulafoy, Pleuresie mediastine ä pneumocoques: Presse med. no. 48 p.
281. Ref.
80 Fraenkel's Pneumoniekokkus. Postpneumonische Peritonitis.
Secundäre postpneumonische Erkrankungen bei Kindern.
zwar: a) eine von vornherein allgemeine Infection mit vorherrschender Pe-
ritonitis (BozzoLo), b) 4 Fälle von Peritonitis mit Pleuritis (2 Weichsel-
baum, Banti, Gobiastsckine), c) 2 Fälle von Peritonitis mit Meningitis
(BouLAY mit CouKTois-SuPFiT, Nextek), d) 1 Fall von Peritonitis bei Ver-
eiterung am rechten Fuss (Kiemisson). — In der letzten Gruppe sind die
Fälle von rein primärer Peritonitis aufgenommen, die durch Culturen und
Thierversuch sich als rein oder fast rein dui'ch den P.-K. bedingt ergaben.
Sie umfasst 8 Fälle. (Sevestee, Galliaed, Chaeein et Veillon, 2 Goeiast-
scKiNE, MoEissE, Beault, Aenozan et Cassaet).
Aus dem Studium der im Ganzen 20 Beobachtungen folgert C, dass die
durch den P.-K. erzeugte Peritonitis unabhängig ist von Alter, Geschlecht,
Beruf, Jahreszeit. Die Infection wii'd gefördert wahrscheinlich durch eine
vorausgegangene Läsion des Peritoneum (alte Adhärenzen, Magencarci-
nom, Ascites bei Lebercirrhose, Trauma), oder eine verminderte Wider-
standsfähigkeit des geschwächten Individuums (z. B. durch Alkoholismus,
Absinthismus, starke Abkühlung), vor Allem aber durch eine gesteigerte
Virulenz des P.-K. Derselbe kann durch die Haut (bei Trauma) oder durch
den Dar nik anal, oder durch die Genitalwege eindringen, aber auch
durch die Blut- und Lymphgefässe hintransportirt werden. — Das Ex-
sudat ist bald mehr serös, bald trübe, am häufigsten seropurulent oderpu-
rulent und enthält eine Masse krümlicher Flocken; es gleicht häufig etwa
dem Aussehen zweier Butterbrote, die mit Gewalt von einander getrennt
wurden. Pseudomembranen entwickeln sich sehr schnell. Was die Symp-
tome betrifft, so setzt die primäre P.-K. -Peritonitis ganz plötzlich ohne
Vorläufer ein, häufig unter sehr heftigen Schmerzen, mit biliösem Erbrechen,
abundanten Diarrhoen, spärlichen Schüttelfrösten. Der Schmerz nimmt bald
ab, der Puls wird äusserst frequent, die Respiration keuchend, der Urin
eiweisshaltig. Der gespannte Leib zeigt eine Art weicher Resistenz, even-
tuell eine teigige Anschwellung und leichte Fluctuation. Heilung ist mög-
lich bei schneller Operation eines abgekapselten Abscesses.
Die Prognose ist äusserst ungünstig; von 20 Kranken starben 15 ==
75 ^/o Todesfälle, darunter 4 trotz chirurgischen Eingriifes. Bei den 5
Geretteten war der Erfolg dem chirurgischen Eingriffe zu danken, der
schleunigst durch Laparotomie mit grosser Incision erfolgen
muss. Spontanheilung kam niemals vor. ' Freudenberg.
de Michele (210) hat zahlreiche Sectionen bei Kindern, welche an in-
fectiöser Pneumonie gestorben waren, gemacht und mit den bacterio-
logischen Untersuchungen gleichzeitig histologische verbunden. Nach zahl-
reichen Untersuchungen kommt Verf. zu folgenden Schlüssen :
1. Die durch den FEAENKEL'schen Diplok. erzeugten Pneumonien bei
Kindern sind stets mit Nephritis verbunden, welche denselben Krank-
heitserreger hat.
2. Bei jungen Individuen zeigen sich häufig durch P.-K. bedingte Ne-
phritiden, meist mit tödtlichem Ausgang.
3. Die Symptome sind bei Kindern häufig nicht charakteristisch, so dass
die Nephritis oft nicht erkannt wird.
Fraenkel's Pneumoniekokkus. Vorkommen in Abscessen. 81
Allgemeininfection.
4. Die Anzeichen der schweren Allgemeininfection, die sich gleich in
den ersten Tagen erkennen lassen, lassen vermuthen, dass die Mikroorga-
nismen durch den Blutstrom in die Nieren gelangen und dass die Nephri-
tis durch die Passage des Giftes verursacht wird. Tramhusti.
Mery (209) berichtet über ein Kind, bei welchem die im Verlaufe
einer Pneumonie gemachten subcutanen Coffei'ninjectionen nach 40-50
Tagen Ab sce SS e erzeugten, welche ausschliesslich den P.-K ent-
hielten. Ausgang in Genesung. — Ausserdem über ein anderes Kind mit
Scharlach, bei dem sich ans derselben Ursache nur Streptok.-haltige Ab-
scesse bildeten. Tod an allgemeiner Streptok.-Infection. Nachweis der-
selben auch im Blut. M. ist der Ansicht, dass in beiden Fällen die Mi-
krobien durch die Blutbahn an den Ort der Abscessbildung gelangt sind,
obwohl nur im zweiten der Nachweis der betreffenden Bacterien im Blute
geliefert wurde^. Freudenberg.
Zuber (2 1 8) theilt einen Fall von Pneumonie mit, bei welchem sich
an der Stelle von während der Krankheit gemachten subcutanen Injectio-
nen von Coffein benzoic. Abscesse bildeten, die den P.-K. in Reincultur
enthielten. Dies wurde durch Mikroskop, Cultur und Mäuseimpfung sicher-
gestellt. Z. nimmt Infection auf dem Blutwege von der Pneumonie aus an,
wobei die Injectionen als localer Reiz veranlassten, dass die P.-K. sich ge-
rade dort localisirten, ähnlich wie man auf gleiche Weise, durch Vereinig-
ung von Allgemeininfection und localem Reiz, Meningitis, Pericarditis, Ar-
thritis beim Kaninchen erzeugt habe'". Freudenberg.
Schabad (215) beschreibt einen Fall von mit eitriger Pericarditis
und Peritonitis, sowie eitriger Coxitis und Gonitis einhergehender
Pneumonie, in welchem er am Lebenden aus dem Blute, durch Ueber-
tragung von einer Platinöse bis zu 1 Tropfen Fingerblut auf Agarröhi'chen
den FüAEXKEL'schen P.-K. nachweisen konnte. Bei der Section wurde der P.-K.
ebenso aus dem Lungenheerde, dem Herzblute, der Milzpulpa, dem Peri-
cardial- und Peritonealexsudate, sowie aus dem Eiter der Gelenke gezüchtet.
Am zahlreichsten fand er sich in dem Gelenkeiter, am wenigsten zahlreich
in Herzblut und Milzpulpa. Eine besonders hohe Virulenz desselben
war beim Thierexperiment nicht zu constatireu, weswegen Sch. eine be-
sondere Prädisposition des Kranken annimmt, für welche er eventuell die
bei der Section gefundene Aortensklerose, Lebercirrhose und chronische
Milzhyperplasie in Anspruch nimmt. — Neben dem P.-K, fand sich überall
das Bact. coli com., worauf Sch. keinen besonderen Werth legt, nachdem
es WüRTZ und Hermann"^ Beco^, Lesage und Macaigne'' als so häufigen
Befund in den Organen der Leichen nachgewiesen.
*) Die M()glichkeit, vielleicht auch die Wahrscheinlichkeit, dass dem
so ist, wird man auch für den ersten Fall zugeben, obwohl es immerhin auf-
fallend wäre, dass erst nach 40-")0 Tagen sich Abscesse gebildet haben. Noth-
w endig ist diese Auffassung aber nicht, da auch eine Infection von aussen
oder durch die Spritze vorliegen kann. Dasselbe gilt übrigens auch für die
nachstehend referirte Mittheilung von Zuber. Ref
'^) Vgl. vorhergehende Anmerkung. Ref.
') Jahresber. Vll, 1891, p. 2)rospinalfiüssigkeit genüge. Ref.
92 Fraenkel's Pneumoniekokkup. Vorkommen und Bedeutung
des jDiplokokkus intracellularis meningitidis'.
Uebertragungs versuche auf Kaninchen und Meerschweinchen ergaben
KiEFEE (s. gleich) — in Uebereinstimmung mit Heubner — (vgl. oben)
ein negatives Resultat. Freudenherg.
Kiefer (199) hatte in dem vorstehend referirten Falle von FtJRBRiNGER
und später bei einer im Verlaufe seiner Untersuchungen selber acqui-
rirten einseitigen Rhinitis purulenta, die mit erheblichen Allge-
meinerscheinungen und unangenehmen Sensationen im Nacken, aber ohne
Fieber verlief, Gelegenheit, den Meningokokkus intracellularis nachzu-
weisen und zu Studiren. Er weist auf die — dui'ch Abbildungen belegte
— frappirende Aehnlichkeit zwischen Meningokokkus und Gonokokkus
hin. Als Unterschiede fand er höchstens die erheblichere Grössen- Variabilität
der Meningokokken und die enorme Menge, in der sie wenigstens in demFüR-
BRiNGER'schen Falle, sich vorfanden; es erwiesen sich in ihm etwa 90*^/^,
der Leukocyten als von ihnen dicht durchsetzt. Ihr Verhalten
zum Kern\ ebenso wie die vermeintliche Kapsel^, die K. nur als eine schlei-
mige Secretionsschicht der Stoffwechselproducte des Meningokokkus auf-
fasst, hält K. nicht für charakteristisch gegenüber dem Gonokokkus. Ebenso
konnte Fürbringer im Verhalten des Meningokokkus zur GRAM'schen Färb-
ung, inclusive der KiEFER'schen Modification des GRAM'schen Verfalirens-,
keinerlei Unterschied gegenüber dem Gonokokkus finden. Kettenbildung
beobachtete er n i c h t. Grundlegende Unterschiede constatirte dagegen auch
er bei der Cultur, und der wichtigste von diesen ist das üppige Wachs-
thum des Meningokokkus auf gewöhnlichem Glycerinagar, auf
dem der Gonokokkus nicht gedeiht. Thierversuche fielen trotz
vielfacher Variation negativ aus.
K. weist zum Schluss darauf hin, dass aus seiner eigenen Infection durch
den Meningokokkus hervorgehe, dass dieser ein exquisiter Eiterer-
reger für menschliche Schleimhäute ist, und dass durchaus die Mög-
lichkeit bestände, dass manche der nach dem mikroskopischen
Eiterbefund — ohne Culturbestätigung — gonorrhoisch genannten
eitrigen Erkrankungen von Nase, Ohr und Mundschleimhaut
anstatt des Gono- den Meningokokkus zum Erreger liatte.
Freudenherg.
Holdlieim (197) berichtet über 4 Fälle von epidemischer Genick-
starre, in denen die Diagnose durch den Nachweis von Diplok. intra-
cellul. mittels Lumbalpunktion sichergestellt wurde. 3 davon endeten
letal, darunter der bereits von Fürbringer publicirte^. Culturen gelangen
stets auf Glycerinagar-Röhrchen. „Eine Entfärbung nach Gram war im
Allgemeinen in gleicher Weise, wie bei den Gonokokken zu constatiren,
nur bisweilen fiel auf, dass die Mikroparasiten zum Theil ihre Tinction be-
wahrten". Ein Fall, in welchem bei durch Section constatirter tuberkulöser
Meningitis und bei Fehlen des Diplok. intracell. im Ausstrichpräparat in
der Cultur Diplok. intracellul. aufging, und welcher die Deutung nahe-
1) Vgl. Jaeger: Jahresber. XI, 1895, p. 65. Ref.
2) Jahresber. XI, 1895, p. 93. Ref.
^) Vgl. die beiden vorstehenden Referate. Ref.
Fraenkel's Pneumoniekokkus. Vorkommen und Bedeutung 93
des ,Diplokokku8 intracellularis meningitidis'. Kokkus der Cerebrospinal-
meningitis der Pferde (Borna'sche Pferdekrankheit). Literatur.
legte, dass die Desinfection der Punktionsnadel mit den üblichen Antisep-
ticis nicht genügt hatte, um die Diplok. des vorhergehenden Falles zu
tödten, zeigte, wie lebenszäh die Kokken sind, ist aber auch eine ernste
Mahnung, die Sterilisirung von Spritzen und Punktionsnadeln nur durch
die Hitze vorzunehmen. Freudenberg.
0. Petersen (212), Bezirksphysikus in Berlin, hat 26 ihm bekannt ge-
wordene sichere Fälle von Genickstarre zusammengestellt und ihren
Zusammenhang, soweit möglich, zu eruiren versucht. Er kommt zu dem
Resultat, dass es sich in der That um eine Epidemie handelt. Die Ansteck-
ung wurde bewirkt durch persönliche Berührung, durch Zwischenträger
und durch Besuch von bestimmten inücirten Räumlichkeiten. Die Krank-
heit bevorzugte das kindliche Alter, so dass erwachsene Zwischenträger
gesund blieben, während die inficirten Kinder erkrankten und zum grössten
Theil starben. Sie bevorzugte die ärmeren Bevölkerungsklassen und an-
scheinend auch Personen, bei denen Kopfverletzungen oder Nervenkrank-
lieiten vorangegangen. Die Incubationszeit beträgt 3-4 Tage. Bei den
meisten Fällen ging den nervösen Erscheinungen eine Erkrankung der
oberen Respirationswege voraus. Die Mortalität erscheint nach der Zahl
der gemeldeten Fälle sehr hoch; doch ist anzunehmen, dass eine Reihe
der nicht tüdtlich endenden Fälle unter dem Bilde anderweitiger Erkrank-
ungen verlaufen. Die Erreger der Krankheit scheinen ausserhalb des mensch-
lichen Körpers längere Zeit lebens- und ansteckungsfähig bleiben zu können.
— Schliesslich betont P. die Schwierigkeiten, welche sich der Bekämpfung
einer weitern Verbreitung der Epidemie entgegenstellen. Freudenherg.
lemma (198) beobachtete die vollständige Heilung einer schweren
C er ehr 0 spinal meningitis, welche durch den Diplok. Fraenkel er-
zeugt war*. Verf. hatte die Lumbalpunktion vorgenommen und ungefähi*
20 ccm einer purulenten, serös fibrinösen Flüssigkeit entleert, in welcher
er die lanzenförmigen Diplok. fand. Bei Impfung dieser Flüssigkeit auf
Blutserum entwickelten sich die charakteristischen FRAENKEL'schen Diplok.
Tramhusti.
c) Kokkus der Oerebrospiualmeningitis der Pferde (Borua'sehe
Pferdekraukheit)
Referent: Med.-Kath Prof. Dr. A. Johne (Dresden).
219. Geiisert, E., Die Borna'sche Krankheit (Berliner thierärztl.Wchschr.
p. 447). — (S. 97)
220. Haase, C., Beobachtungen über die Gehirnrückenraarksseuche der
Pferde, Meningitis cerebrospinalis epidemica (Ibidem p. 603). —
(S. 97)
221 . Joline, A., Zur Kenntniss der seuchenartigen Cerebrospinalmeningitis
der Pferde (Deutsche Ztschr. f. Thiermed. Bd. 22 p. 369). — (S. 96)
222. Llebuer, H., Ueber die Borna'sche Krankheit [Cerebrospinalmenin-
gitis] der Pferde (Berliner thierärztl. Wchschr. p. 571). — (S. 98)
*) Vgl. meine Anmerkung auf p. 90 dieses Berichts. Baumgarteti.
94 Kokkus der Cerebrospinalmeningitis der Pferde
(Borna'sche Pferdekrankheit).
Symptome und pathologisch-anatomische Befunde der Krankheit.
223. Schumm, M., Die Borna'sche Pferdekrankheit (Ibidem p. 462). —
(S. 97)
224. Siedamgrotzky, 0. A., und M. Schlegel, Zur Kenntniss der
Seuchenhaften Cerebrospinalmeningitis der Pferde (Archiv f. wiss. u.
prakt. Thierheilk. Bd. 22 p. 287). — (S. 94)
Siedamgrotzky und Schlegel (224) berichten ausführlich über die
Resultate ihrer Untersuchungen bei der sogen, Borna'schen Krankheit
(Meningitis cerebrospinalis) der Pferde. Zur Geschichte dieser Krankheit
wird mitgetheilt, dass dieselbe schon 1878 und 1879 später 1883-1886
in den Amtshauptmannschaften Zwickau, Plauen und Auerbach gehäuft
beobachtet worden sei. 1890-1893 habe sie sich mehr nach Norden aus-
gebreitet und sich 1894 bis Frühjahr 1896^ in bedenklicher Weise nament-
lich in der Gegend von Borna (daher der Name. Ref.) gesteigert. 1895
erkrankten dort etwa 269, in den ersten 4 Monaten 1896 457 Pferde
Die Krankheit beginnt plötzlich mit Schüttelfrösten oder es gehen Vor-
boten (Appetitsverstimmung, Gelbfärbung der Schleimhäute, Gähnen) und
Trägheit voraus. Dann folgen psychische Störungen , ähnlich wie bei sub-
acuter Meningitis, mehr oder weniger starke Abstumpfung neben Schreck-
haftigkeit und hin und wieder Tobsuchtsanfälle. Eigenartig aber sind die
Erregungs- bezw. Lähmungserscheinungen in den verschiedenen Nerven-
gebieten ; nämlich an den Augen Pupillen-Erweiterung , Verdrehung der
Augenachse, zuweilen Sehnervenlähmung ; an den Kopfmuskeln Zuckungen
im Gesicht, den Augenlidern, Ohren, Lähmungen der Lippen, Ohren etc.,
fast constante Functionsstörung der Kaumuskeln und der beim Ergreifen
und Abschlingen thätigen Muskeln, fester Maulverschluss, heftige Kaube-
wegungen mit lautem Zähneknirschen, Schlundkopflähmung, Schluckpneu-
monie. Weiter wurden beobachtet chronische Krämpfe in den Halsstreckern,
oft dauernde Krümmung des Halses nach einer Seite, oder starke Beugung
desselben mit Tieflialtung des Kopfes. Ferner Zwangsbewegungen in Form
von Manegebewegung bis Zeigerbewegung; Gleichgewichtsstörungen:
Schwanken, Taumeln, Niederstürzen. Temperatur von 37,5-41'^ C, am
häufigsten 39-39,5; Puls normal oder massig vermehrt; vermehrte Wärme
am Schädel.
Ve r 1 a u f meist ein langsam eintretender Tod in 1 0- 1 8 Tagen in Folge von
Kräfteverfall, Schädelfracturen, Fremdkörperpneumonie, Septikämie. Gene-
sung langsam ; häufig hinterbleiben Dummkoller, Gleichgewichtsstörungen ;
oder ziemlich häufig schwarzer Staar. DieMortalität betrug 76-80*^/o, etwa
13^/o vollständige Genesungen.
Die Section liefert das Bild einer serösen Leptomeningitis , welche das
Gehirn, verlängerte Mark und den obersten Halstheil des Rückenmarkes
betrifft. Im Subduralraum reichliche Mengen fast klarer Flüssigkeit, ebenso
in sämmtlichen Kammern die Gefässe der Pia stärker gefüllt, namentlich
^) Die Krankheit forderte noch im Jmii 1897 zahlreiche Opfer, ist aber heute
(December 1897) nahezu erloschen. Ref.
Kokkus der Cerebrospinalmeningitis der Pferde 95
(Borna'sche Pferdekrankheit).
Morphologische und biologische Eigenschaften, pathogene Bedeutung.
in den Basaltheilen. Adergeflechte stellenweise stark gelatinös gequollen,
geröthet,
Znr Auffindung desinfectionserregers wurden aus dem Serum, sowie
aus Substanz der verschiedensten Theile des erkrankten Gross- und Klein-
hirns, der Medulla oblongata und des Rückenmarkes, auch aus den gequol-
lenen Adergeflechten Aussaaten auf verschiedenartige Nährböden vorge-
nommen. Als Gesammtergebniss derselben wird die Anwesenheit eines
Kokkus festgestellt, dessen Morphologie und Biologie in folgender
Weise beschrieben wird: Form: Monokokken und Diplok., Grösse durch-
schnittlich 0,6 fJb. Beweglichkeit: Drehende und kreiselnde Rotationen.
Wachsthum: 1. Auf Gelatine, und zwar auf Platten: erst grieskorngrosse,
grauweisse Pünktchen in der Gelatineplatte, welche „wie mit Gries besät"
aussieht; später schmutzig grauweisse, scharf umschriebene, linsengrosse
Colonien mit charakteristischem, dichterem Punkte im Centrum derselben;
auf Stichculturen: trichterförmige Einschmelzung und Trübung der Gela-
tine um den Stich herum. Strichculturen: wie bei Agar-Agar.
2. Auf Agar-Agar: Stichculturen: dünner, spiegelglatter, weisser Hof
um den Einstich, Stich selbst weisse Linie bildend ; Strichculturen : a) dünner
bandartiger Streifen nach Ueberimpfungen ; b) bei Isolirung runde, weisse,
spiegelglatte, scharf begrenzte Colonien.
3. Auf Kartoffeln: schmutzighellgrauer, auf der Oberfläche glänzender
Belag, bezw. feucht glänzende, runde, hellgraue Colonien.
4. Auf Pferdeblutserum : flüssiges: kein Wachsthum; erstarrtes: Wachs-
thum langsam, kümmerlich; Einschmelzung in der nächsten Umgebung der
Colonien.
5. In Bouillon: keine Bildung von Haut an der Oberfläche, gleichmässige
Trübung und starker, flockiger Niederschlag am Boden.
Temperaturverhältnisse: Teraperaturoptimum bei 38*^ C, bei Zimmer-
temperatur vermehren sich die Kokken langsam.
Luftbedürfniss: wächst in sauerstoft'haltiger und -freier Atmosphäre.
Verhalten zur Gelatine: verflüssigend.
Verhalten zu Anilinfarbstoffen: färbt sich rasch mit gewöhnlichen Ani-
linfarben ; bleibt bei der GßAM'schen Methode gefärbt.
Infectionsversuche wurden theils mit Gehirnsubstanz, theils mit Culturen
vorgenommen, und zwar an kleinen Versuchsthieren und Pferden.
Die Kokken erwiesen sich bei Mäusen und Kaninchen nicht pathogen,
da sie weder bei Impfungen auf Mäuse noch bei verschiedener Uebertra-
gungsweise auf Kaninchen Entzündung und Eiterung veranlassten. Intra-
venöse Injection der Kokkenculturen bei 3 Pferden konnte die specifische
Krankheit nicht mit Sicherheit erzeugen. Die Thatsachen jedoch, dass bei
einem Pferde nach der inti-avenösen Injection der Kokken Erscheinungen
des Dummkollers zurückblieben, bei einem andern die Erscheinungen einer
leichten Gehirnerkrankung auftraten und bei der Section in den Gehirn-
flüssigkeiten wie in der Gehirn-Rückenmarksubstanz dieselben Kokken nach-
gewiesen waren, dass ferner bei einem Pferde nach snbduraler Einimpfung
96 Kokkus der Cerebrospinalmeningitis der Pferdes
(Borna'sche Pferdekrankheit).
Morphologische und biologische Eigenschaften, pathogene Bedeutung.
der Kokkenciüturen eine heftige Meningitis und Encephalitis hervortrat, und
auch hier die Kokken wieder fast rein nachgewiesen werden konnten, machen
es nach Ansicht der Verff. wahrscheinlich, dass die oben charakterisirten
Kokken unter günstigen Umständen die Krankheit erzeugen. Johne.
Nach Johne (221) darf die sogen. Borna'sche Krankheit der Pferde
nicht als eine seröse Cerebrospinalmeningitis bezeichnet werden.
Sie stellt nach seinen Untersuchungen vielmelu* eine schwere Gehirnrücken-
markerkrankung dar, welche durch die Einwirkung gewisser, specifisch
erregend bezw. lähmend auf das Centralnervensystem oder einzelne Ab-
schnitte desselben einwirkender Bacteriengifte anzusehen ist. Nach des
Verf.'s Ansichten ist die Krankheit bei Pferden somit keine Entzüudungs-
krankheit, sondern eine Autointoxication. Gegen das Vorhandensein der erste-
ren spricht mit aller Entschiedenheit der anatomische Befund, der nur das Bild
einer venösen Stauungshyperämie und eines Gehirnödems bietet, sowie der
ausserordentlich geringe Eiweissgehalt des serösen Transsudates, der selbst
unter dem Eiweissgehalt der normalen Gehirnrückenmarkflüssigkeit bleibt^.
Diese Gifte (Toxine) sind das Product specifischer in die Subdural- und
Subarachnoidealräume , zum Theil wohl auch in die Substanz des Gehirns
und Rückenmarkes, sowie in die Ventrikeln des Gehirns eindringender
Spaltpilze, während der in allen Fällen vorhandene, mehr oder weniger
hochgradige Hydrops theils als das Product der vorhandenen venösen
Stauung zu betrachten ist, theils auf die schädigende Einwirkung der Toxine
auf das Endothelrohr der Blutgefässe und auf die hierdurch bedingte grössere
Durchlässigkeit dieser Gefasse, vielleicht auch auf eine gewisse „lymph-
treibende" Wirkung dieser Toxine zurückzuführen ist. Dass der Druck
des Transsudates, wo solches in erheblicher Menge vorhanden ist, das kli-
nische Krankheitsbild melii* oder weniger beeinflussen muss, ist selbstver-
ständlich. Hierüber würde die öftere Anwendung der spinalen Punktion
beim Pferde leicht weitere Aufschlüsse geben".
J. hat in der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit einen Spaltpilz ge-
funden, welcher ausschliesslich in der Form eines kleinen charakteristischen
Diplok. auftrat, den Verf., da das Mikrobion vielfach intracellulär auftritt,
als Diplok. intracellularis equi bezeichnet. "Wichtig scheint es, dass dieser
von J. gefundene Diplok. in jeder Beziehung identisch mit dem von Jaeger'^
bei der epidemischen Cerebrospinalmeningitis des Menschen gefundenen
^) Weitere Versuche (Ber. ü. d. Veterinärwesen im Königr. Sachsen für 1896
p. 57) haben mittlerweile ergeben, dass auch die bisher ganz allgemein als
pathologisch betrachtete Menge der im Gehirn und Halstheil des Rückenmark-
kanales enthaltenen serösen Flüssigkeit, welche bis zu 150 g angegeben wird,
nicht als pathologisch betrachtet werden kann, da selbst bei ganz gesunden,
lediglich zur menschlichen Nahrung geschlachteten Pferden in den bezeichneten
Abschnitten des Centrain ervensystems erheblich grössere und wie schon be-
merkt, eiweissreichere Flüssigkeitsmengen gefunden werden. Ref.
^) Diese Erklärung dürfte nach den in der Anmerkung 1 kurz referirten
neueren Untersuchungen des Verf.'s zu modificiren sein. Ref.
3j Jahresber. XI, 1895, p. 65. Ref.
Kokkus der Cerebiospinalmeningitis der Pferde 97
(Borna'sche Pferdekrankheit).
Morphologische und biologische Eigenschaften, pathogene Bedeutung.
Diplok. intracellularis ist. ~ Die vom Verf. mit diesem Mikroorganismus an-
gestellten Impfversuche ergaben, dass derselbe sowohl bei Meerschweinchen
bei intraperitonealer Impfung pathogen wirkt, als auch bei 2 intraspinal
geimpften Ziegen und einem intraspinal geimpften Pferde Erscheinungen
hervorrief, die denen der Borna'schen Krankheit vollständig ähnlich waren^
Nach diesen Untersuchungen, die selbstverständlich noch weiter fortzu-
setzen sind, kann es nach J.'s Ansicht kaum einem Zweifel unterliegen, dass
der von ihm gefundene Diplok. intracellularis equi als die Ursache der bei
Pferden epidemisch auftretenden, pathologisch-anatomisch nicht ganz zu-
treffend als Cerebrospiualmeningitis bezeichneten Grehirn-Rückenmarker-
krankung anzusehen ist. Johne.
Haase(220)theiltl8Fälle von Gehirnrückenmarkseuche (Menin-
gitis cerebrospinalis, Borna'sche Krankheit) mit und neigt sich
ebenfalls der Ansicht des Ref. zu, dass die von ihm gefundenen Kokken,
welche er in ihrer grössten Mehrzahl im Blute nachgewiesen haben will,
wesentlich eine Giftwirkung entfalten. Nach seiner Ansicht ist die Anwe-
senheit der Kokken im Blute das Wesentlichste. Die weiteren Deductionen
des Verf.'s sind im Original nachzulesen. Johne.
Geiisert (219) theilt seine Beobachtungen über die Borna'sche
Krankheit mit, welche auch in der Provinz Sachsen dort auftrete, wo
dieselbe an das Königreich Sachsen angrenze. Besonders sollen derselben
in den Kreisen Merseburg, Weissenfeis und Delitzsch seit dem vorigen Jahre
etwa 500 Pferde zum Opfer gefallen sein.
Verf. beschreibt dann weiter die im Original nachzulesenden klinischen
Erscheinungen dieser Krankheit, welche im Allgemeinen mit den von
SiEDAMGROTZKY uud Schlegel"*" beschriebenen übereinstimmen. Dagegen
stellt er sich (wie auch Ref.) auf den Standpunkt, dass bei der Section ent-
zündliche Verändei'ungen im Gehirn und Rückenmark makroskopisch nicht
nachzuweisen gewesen seien, ^'erf. hält die Krankheit, welche 80-90 ^i^
Verluste bedinge, für infectiös und stellt die Forderung, dass die Anzeige-
pflicht angeordnet und so den beamteten Thierärzten Gelegenheit gegeben
werde, die Krankheit, deren Ursache und Verbreitung noch vollständig
i'äthselhaft sei, weiter zu untersuchen. Johne.
Schuuim (223) fand bei der Borna'schen Pferdekrankheit bei
sämmtlichen Pferden Entzündungen und bei vielen Pferden eine Verdickung
der harten Hirnhaut und erheblichen wässrigen Erguss in einer oder beiden
Hirnkammern. Ebenso fand er klares Serum in der Schädelhühle, Röthung
des verlängerten und des Lendenmarkes, und wässrigen Erguss im Wir-
belkanal. Die Lendenpartie des Rückenmarkes war vielfach stark serös
durchfeuchtet, erweicht. Bei einzelnen Pferden war eine geringe Darment-
^) Diese mittlerweile fortgesetzten Versuche haben die Infectiosität bei Meer-
schweinchen weiter bestätigt und nachweisen lassen, dass der fragliche Mikroor-
ganisnjus sich sowohl im Blute, als auch dem llanio der erkrankten Thiere vor-
fand. Ref.
t) Vgl. Referat auf p. 94. Red.
Bau mgart e n" s Jahresbericht XII 7
98 Friedlaender's Pneumonie-Mikrokokkus. Literatur.
Zündung und intra vitam Temperatursteigerung bis zu 40,3^' zu consta-
tiren. Johne.
Lielmer (222) beobaclitete ebenfalls die Borna'sche Krankheit
(Cerebrospinalmeningitis) der Pferde in den Kreisen Bitterfeld und
Delitzsch. Dieselbe sei schon seit Ende der siebziger Jahre beobachtet
worden, habe 1895 ihren Höhepunkt erreicht und eine Mortalität von 80°/o
entwickelt. In 70*'/^, der Fälle bleibe die Krankheit auf einzelne Thiere
beschränkt. Johne.
d) Friedlaender's ,Pneiiiuonie-Mikrokokkns'
Referenten: Dr. A. Freudenberg (Berlin),
Dr. Alexander-Lewin (St. Petersburg), Med.-Rath Prof. Dr. A. Joline
(Dresden), Prof. Dr. A. Trambusti (Ferrara).
225. Bruiiiier, C, Zur pathogenen Wirkung des Bacillus Friedlaendee.
Ein Fall von acut metastasirender Allgemeininfection nach Otitis
media und Empyem des Proc. mastoides (Münchener med. Wchschr.
No. 13. u. 14 p. 286, 318). — (S. 100)
226. Coinl)a, C, Un caso di setticemia da bacillo del Friedlaender in
un neonato associata a sclerema (Sperimentale no. 2 p. 112). —
(S. 100)
227. rierow, K. Tli., Ueber die fermentativen Eigenschaften des Ba-
cillus Feiedlaendeei und seine Aehnlichkeit mit Bacillus lactis aero-
genes [Russisch] (Russkij Archiv Pathologii, klinitscheskoi Medicinij
i Bacteriologii Bd. 1 p. 476). — (S. 99)
228. Grrimbert, L., Action du pneumobacille de Friedlaender sur la
xj^lose etrarabinose[Societe de biologie, seance du fevrier 15] (Compt.
rend. de la Soc. de Biol. no. 6 p. 280). — (S. 99)
229. Griuibert, L., Sur diverses varietes du pneumobacille de Fried-
laender isolees des eaux [Societe de biologie, seance du mars 7]
(Compt. rend. de la Soc. de Biol. no. 9 p. 660). — (S. 99)
230. (xrimliert, L., Recherches sur le pneumobacille de Friedlaender.
2 memoire (Annales de l'Inst. Pasteur no. 12 p. 708). — (S. 99)
231. Hallbail, J., Beitrag zur Pathogenität des FRiEDLAEXDi;;;'schen Ba-
cillus pneumoniae (Ein Fall von Haematokele scroti suppurativa)
[Aus Hofrath Albert's Chirurg. Klinik in Wien] (AViener klin.
Wchschr. No. 44 p. 1002). — (S. 100)
232. Haueusteiii, E., Zur Frage über die croupöse Pneumonie der Kälber
(Mitth. a. d. Kasaner Veterinär -Institute Bd. 18 p. 370; ref. :
Ellenberger-Schütz-Baum's Jahresber. p. 99). — (S. 100)
233. Moiitt-Saavedro, R., Zwei Fälle von Cystitis mit Befund von Diplo-
bacillus Friedlaender [A. d. bacteriol. Abth. d. Laboratoriums d.
med. Klinik in Strassburg] (Ctbl. f. Bacter. Bd. 20 p. 171). —
— (S. 100)
234. Wilde, M., Ueber den Bacillus pneumoniae Friedlaender und ver-
wandte Bacterien [A. d. hygien. Inst. d. Univ. Bonn] (Diss.). Bonn
(Ausführl. Autoreferat: Ctbl. f. Bacter. Bd. 20 p. 681). -— (S. 99)
Feiedlaender's Pneuuionie-Mikrokokkus. 99
Verhältniss zu anderen Kapselbacillen. Vorkommen im Wasser.
235. Wolf, Siduey, Befund von FRiEDLAENDER'schem Kapselbacillus in
einem Erapj'em [A. d. bacteriol. Abth. d. Laboratoriums d. Strass-
burger med. Klinik] (Berliner kliu. Wchschr. No. 12 p. 249). —
(S. 100)
Wilde (234) hat eine grössere Zahl von verschiedenen Kapsel-
ba c, wie sie auf Grund kleinerer oder grösserer Unterschiede von zahl-
reichen Autoren als besondere Arten aufgestellt sind, untersucht und ver-
glichen. Er kommt zu dem Resultate, dass alle diese in ihrem morpho-
logischen und biologischen Verhältnisse so ähnlichen Bac. zu einer Gruppe
vereinigt werden müssen. Ob dieselben aber nur als Varietäten ein und
desselben weitverbreiteten Mikroorganismus aufzufassen sind, glaubt Verf.
noch unentschieden lassen zu müssen. Um eine bessere Uebersicht über die
grosse Anzahl der „Arten" dieser Gruppe zu erhalten, scheidet er sie, unter
besonderer Berücksichtigung der durch sie bedingtenGährungserscheinungen,
in folgende Tj^pen:
1. Typus: Bac. lactis innocuus;
2. Typus: Sklerombac;
3. Typus: Bac. pneumoniae Friedlaexder;
4. Typus: Bac. aerogenes;
5. Typus: Bac. coli immobilis.
Das Nähere muss im Original nachgelesen werden. Freudenberg.
Griml)ert (228) fand, dass der FRiEDLAENDER'sche Bac. aus der Xy-
lose nicht Alkohol, sondern Milchsäure bildet, aus der Arabinose da-
gegen Aethyl-Alkohol , Essigsäure und Acid. succinic. Er hat auch einen
Colibac. gefunden, der, ebenso wie der Pneumobac, aus Lactose Acid. succinic.
statt Milchsäure, und aus Glykose Linksmilchsäure bildet. Freude?iberg .
Orimbert (229) hat aus dem Wasser Kapselbac. züchten können.
Alle, mit Ausnahme von 2 Arten, die Dulcit nicht angriffen, vergährten
Glyceiin und Dulcit, und gaben mit Lactose Acid. succinic. und mit Gly-
cerin Linksmilchsäure. G. glaubt sie deswegen mit den Friedlaender'-
schen Bac. identificiren bezw. zu einer gemeinsamen Gruppe zusammen-
fassen zu müssen. Freudenherg.
Orimbert (230) kommt zu dem Resultat, 1. dass man häufig im Wasser
Bac. findet, die ihre morphologischen und besonders biologischen Eigen-
schaften (Gährungsvermögen etc.) dem FRiBDLAENDER'schen Bac. an die
»Seite zu stellen gestatten;
2. Dass der MoRi'sche Bac. capsulatus' wahrscheinlich zu dieser Kate-
gorie gehört;
3. Dass der FRiEDLAENDER'sche Bac. sich leicht aus dem Wasser iso-
liren lässt durch die Verwendung von mitCarbol versetzten Nährböden, be-
s(jnders nach dem Verfahren PftRi'o's-. Freudenherg.
Flerow (227) verglich den Bac. Frikdlaender's mit dem Bac. lac-
tis aerogenes in Bezug auf deren mikroskopische und biologische Eigen-
1) Jahresber. IV, 1888, p. 484. Ref.
2j Annales de l'Inst. Pasteur 1891 p. 79. Ref.
7*
100 Friedlaendee's Pneumonie-Mikrokokkus.
Vorkommen bei Empyem, Cystitis, vereitertem Hämatom des Scrotum.
Schäften und konnte durchaus keinen Unterschied zwischen denselben ent-
decken. Beide wachsen ganz ähnlich auf allen künstlichen Nährmedien,
coaguliren die Milch und sind auch in der pathogenen Wirkung auf Thiere
sehr ähnlich. Verf. neigt zu der Ansicht von Denys und Martin \ dass diese
beiden Mikroorganismen nur Varietäten einer und derselben Art seien und
weist auf die Schädlichkeit der dieselben enthaltenden Milch hin.
Alexander -Leivin .
Sidiiey Wolf (235) constatirte in einem Falle von interlobulärem
Empyem, das im Anschluss an eine atypiscli verlaufende Pneumonie sich
entwickelte und in die Lunge perforirte, in dem bei der Operation entleerten
Eiter als ausschliesslichen Befund den FRiBDLAENDEE'schen Kapsel-
b a c, durch Mikroskop, Cultur und Thierversuch sichergestellt. Milch wurde
durch ihn nicht zur Gerinnung gebracht — die Angaben hierüber schwan-
ken auch sonst — , obwohl das Mikrobion darin gut gedieh. Freudenberg.
Montt-Saavedro (233) berichtet sehr cursorisch über 2 Fälle von
Cystitis, bei denen er — unter Leitung von E. Levy — den Feied-
LAENDER'schen Bac. aus dem Urin züchten konnte. In dem ersten Falle
(53jähriger Alkoholiker, wegen Aorteninsufficienz aufgenommen) — fand
sich der FRiEDLAENDEK'sche Bacillus bei 4maliger Untersuchung als aus-
schliesslicher Befund in dem stark trüben, mit krümeligen grösseren
und kleineren Flocken untermischten schwachsauren Harne. Patient ent-
leerte am Schlüsse der Urinentleerung Gasbläschen, indem gleichzeitig
„ein Geruch sui generis" auftrat. — In dem zweiten Falle handelte es sich
um ein Carcinom der Prostata, welches unter septischen Erscheinungen
zum Tode führte. Hier wurde der FRiEDLAENDEK'sche Bac. vergesell-
schaftet mit dem Staphylok. pyog. (oder wie 4 Zeilen weiter steht: dem
Streptok. pyog.) im Urin vorgefunden. Frendetiberg .
Hall)an (231) constatirte den Friedlaender' sehen Bac. als aus-
schliesslichen Befund in dem Eiter eines spontan vereiterten Häma-
toms des Scrotum. 8 Tage nach der Operation schloss sich auf dem
Wege der Lymphbahnen, welche sich bei der Section als mit Eiter gefüllt
erwiesen, eine Peritonitis mit sehr reichlichem eitrigen Exsudat in der
Bauchhöhle an, welcher der Patient erlag. Ob der FRiEDLAENDEK'sche Bac.
sich auch im Peritonealeiter fand, geht aus der Mittheilung nicht hervor.
Die Sicherstellung des Bacterium geschah durch Mikroskop, Cultur und
Thierversuch — wobei sich der Mikroorganismus freilich bei intraperi-
tonealer Injection auch für ein Kaninchen tödtlich erwies — und wurde
von Weichselbaum bestätigt.
Als Weg, auf dem die Infection des Hämatoms zu Stande kam, nimmt
Verf. entweder die Blutbalm an — in welche es aus den oberen Luftwegen
oder dem Darm gelangt sein könnte — , oder aber directe locale Infection
von den Urogenitalwegen aus. Freudenberg.
Bruiiiier (225) theilt einen Fall mit, in welchem eine eitrige Otitis
media zur Mastoiditis, sowie weiterhin zur Meningitis und pyämischen
Allgemeiuinfection (Schüttelfröste, Nierenabscesse) führte. Sowohl in dem
1) Jahresber. X, 1894, p. 8L Ref.
Friedlaender's Pneumonie-Mikrokokkus. 101
Vorkommen bei Septikämie und Sklerom, bei Pneumonie der Kälber.
,Kokkus der Pleuropneumonie der Ziegen'.
bei der Operation entnommenen Eiter der Mastoiditis, wie bei der Sec-
tion im Meningealeiter, Blut aus Sinus longitudinalis, in Leber,
Milz, Nieren, Urin fand sich als ausschliesslicher Befund der Fried-
LAENDEK'sche Bac, dagegen nicht im Herzblut, wie Verf. annimmt, weil er
hier zu wenig Flüssigkeit verwendet. Die Identität des Bac. wurde durch
Mikroskop, Cultur und Thierversuch sichergestellt.
Aehnliche Beobachtungen haben Weichselbaum ^ und Dmochowski-
mitgetheilt; auch Etienne hat 2 Fälle von durch das Fried liAENDER'sche
Bacterium bedingter metastasirender Pyämie beobachtet. Freudenberg.
Comba (226) hat bei einem 6 Tage alten Kinde, das an Septikämie
und Sklerom gestorben war, aus dem Herzblut, welches er einige Stunden
nach dem Tode entnahm, den FRiEDLAENDER'schen Bac. züchten können,
welchen er bei der Autopsie rein aus den Lungen darstellen konnte. Hier
schien sich der Parasit zuerst localisirt und eine diffuse Broncho-Pneumonie
erzeugt zu haben, von hier sind dann die Mikrobien in das Blut überge-
gangen und haben die Septikämie veranlasst.
Als Folgen dieser Infection fand er ausser den Läsiouen in den Lungen
eine starke Erweichung, fettige Degeneration und trübe Schwellung der
Leber und Nierenzellen und wahrscheinlich in Folge der Veränderung in
den Nieren das Sklerom. Tramhusti.
Haiieiistein (232) hat auf zwei Gütern eine croupöse Pneumonie
der Kälber in enzootischer Verbreitung beobachtet.
Prof. KiRiLLow hat die erkrankten Lungen der Kälber histologisch
untersucht und kam zum Schluss, dass sie „ein vollständig klares
Bild der croupösen Pneumonie, oder, was dasselbe ist, Lungen-
seuche der Rinder im acuten Stadium der Entwicklung, geben".
Veterinärarzt Garkawi hat aus den Lungen den FRiEDLAENDER'schen
Pneumok. cultivirt. Johne.
e) ,Eokkus der Pleiiroimenmonie der Ziej?eu'
■230. Storch, A., Die Pleuropneumonie der Ziegen im Steinbacher Grund
(Berliner thierärztl. Wehschr. p. 567).
Storch (236) berichtet über eine Pleuropneumonie der Ziegen,
welche durch einen Transport von 20 im Mai 1894 importirten „Saanen-
ziegen" eingeschleppt worden war.
Klinisch- und pathologisch-anatomisch bot die Krankheit nichts Beson-
deres, war in letzterer Beziehung vielleicht nur ausgezeichnet durch umfäng-
liche chronisch-bronchitische und atelectatische Veränderungen. Die Krank-
heit verlief chronisch und gutartig. In dem Lungenabstrich fand Verf.
„runde bis ovale" Bact., welche häulig zu zweien an einander lagen und
die Grösse des Bact. avicidum l)osassen. I^urch Impfung mit Lungenabstrich
wurde ein Kaninchen typisch inficirt und starb an umfangreichen Hepati-
sationen der Lunge, deren Abstrich die gleichen Bacterien enthielt. Johne.
») Jalü-ösber. IV. 1888, p. 63. Ref. — «) Juliresber. X, 1894, p. 82. Ref.
102 Gonorrhoe-Kokkais. Literatur.
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Gonorrhoe-Kokkus. Färbung. Virulenz Veränderung, 119
GKAM'schen Methode (wirklich conceutrirte, alkoholische Gentianaviolett-
lösung in 2^/3 ^/^ Carbolwasser unter leichtem Erwärmen eine Minute,
Wasser, LuooL'sche Lösung 30-60 Secunden, Wasser, Alkohol [eventuell
zu dem Alkohol ein Tropfen Anilinxylol] im Ganzen eine Minute, Wasser,
zehnfach verdünntes Carbolglycerinfuchsin [1 g Fuchsin mit 5 ccm Acid.
carbol. liquefact. verrieben ; dazu 50 ccm Glycerinum purum, dann 100 ccm
destill. Wasser] unter leichtem Erwärmen 1 Minute ; — eventuell statt dieser
Methode auch die W^EiGERx'sche Entfärbung mit Anilin-Xjdol (2:1), dem
auch etwas Alkohol zugesetzt werden kann; Xylol , Trocknen, Carbol-
glycerinfuchsin).
Die schlechte Färbbarkeit degenerirter G.-K. im Gewebe hat besonders
Wertheim bei seinen Untersuchungen über Blasengonorrhoe constatiren
können.
Pick und Jacol)SOhu (359) empfehlen folgende Färbung für ver-
schiedene Bacterien, besonders aber für die G.-K. Die getrockneten und
3mal durch die Flamme gezogenen Präparate werden 8-10 Secunden ge-
färbt in einer Farblösung von folgender Zusammensetzung : Destill. Wasser
20,0; Carbolfuchsin 15 Tropfen; conceutrirte alkoholische Methylenblau-
lösung 8 Tropfen; dann Abspülung in Wasser, Trocknung. Die Zellkerne
sind dann hellblau mit röthlichem Ton, die G.-K. tiefblau (dunkler als
andere Bacterien), Schleim und nekrotische Zellelemente hellroth, der Leib
der Epithelien leuchtend roth.
Die G.-K. bewahren in der Schleimhaut ihre Virulenz; das erkennt in
Uebereinstimmung mit Schauta auch Bumm vollständig an ; doch giebt er
[in Uebereinstimmung mit dem Ref.] zu, dass man eine gewisse Aenderung
auch an ihnen auf Grund des bekannten WERTHEiM'schen Experimentes
der Superinfection mit fremden G.-K. annehmen müsse, während Neisser
(274) noch jede Virulenzveränderung des G.-K. leugnet. Ob die ausserhalb
des Organismus gezüchteten G.-K. an Virulenz verlieren, lässt B. in seiner
grossen Arbeit noch unentschieden ; später — in der Polemik gegen Wert-
heim — erklärt er, dass er das jetzt ganz bestimmt sagen könne. Er hat
einmal mit der 20. Generation (auf Blutserum) eine sehr starke, mit der
30. eine schwache, ohne Therapie in kurzer Zeit heilende Gonorrhoe er-
zeugt, ist aber natürlich weit davon entfernt, aus diesem einen Versuch de-
finitive Schlüsse ziehen zu wollen. Schauta sagt, dass „ auf Nährböden
eine Virulenzabschwächung zu stände kommt, doch auch da erst sehr spät".
Finger steht (p. 324) auf dem Standpunkt, dass .,die acute Form der
Gonorrhoe des "W'eibes durch Uebertragung reichlichen purulenten Secrets,
also durch Infection von einem an acuter Blennorrhoe leidenden Manne"
entsteht, „die schleichende Form als Folge acuter latenter nicht ausge-
heilter chronischer Gonorrhoe des Mannes anzusehen"' ist^.
Die Zahl der übertragenen Pilze spielt, wie Bumm auf Crrund von
Impfexperimenten angeben kann, „so gut wie gar keine Kolle, wofür ja
^) Das Wort ^acut" im let/.t citirten Passus ist natürlich als lapsus calatni
anzusehen. Es musste aber registrirt worden, dass Finoer den Standpunkt von
der Veränderung der Virulenz der G.-K. an dieser Stelle aufrecht erhält. Eigene
120 Gonorihoe-Kokkus. Incubationszeit. Frage der Superinfection.
auch spricht, dass die Mehrzahl der Ansteckungen von chronischen Gonor-
rhoen ausgeht".
Eine Incubationszeit ist bei Gonorrhoe nachBuMM kaum vorhanden,
wenigstens nicht bei Uebertragung vonCulturen; bei der Uebertragung auf
dem natürlichen Wege müssen sich die Keime natürlich erst vermehren
und das täuscht gleichsam eine Art von Incubation vor; aber auch dann
werde die Zeit von 3 Tagen nie überschritten, bei genauer Untersuchung
zeige sich die Erkrankung immer schon nach 1-2 Tagend
Zu der bekannten durch Wektheim's Inoculationsexperiment angeregten
Frage der Superinfection giebt Bumm seine Meinung dahin ab, dass es
gewöhnlich bei Männern mit chronischer Gonorrhoe „nach der Hochzeit
nicht lange bei einer geringen Secretion bleibt und selbst da, wo sie vorher
ganz fehlte, kommt es unter dem Reiz des geschlechtlichen Verkehrs als-
bald zu einem Aufflackern der Entzündung in der kranken Partie der Harn-
röhre und damit zu einem Ausfluss, der die Ansteckung unvermeidlich
macht".
Jadassolin (303) berichtet über Versuche bezüglich der Superinfection
chronisch gonorrhoischer Schleimhäute. Er hat dazu, um die natürlichen
Verhältnisse möglichst nachzuahmen, reichlich G.-K. enthaltenden Eiter
von frischen Gonorrhoen benutzt. Von 6 Fällen chronischer Gonorrhoe
reagirten zwei wie der in dem bekannten WERTHEiM'schen Versuch mit
einer acuten Exacerbation des gonorrhoischen Processes. Die 4 anderen
Fälle aber blieben trotz der Inoculation mit ihnen fremden G.-K. sowohl
in Bezug auf die Secretion als auch in Bezug auf den G.-K.-Gehalt unver-
ändert. Ganz in Uebereinstimmung damit konnte Eef. auch einen Fall
beobachten, in welchem die chronische Gonorrhoe eines jungen Ehemannes,
trotzdem sie bei der Frau eine ganz acute Gonorrhoe hervorrief, durch die
auf dem neuen Nährboden umgezüchteten G.-K. nicht superinficirt wurde.
Daraus ergiebt sich also, dass die chronischen Gonorrhoen sich keineswegs
immer so verhalten, wie Weetheim nach dem Erfolg seines Experimentes
geglaubt batte, sondern dass es sowohl solche giebt, die auf eine Infection
mit fremden G.-K. reagiren, als auch solche, die dagegen thatsächlich im-
mun sind. „Es handelt sich dabei um eine rein locale Immunität bei noch
bestehender Krankheit — denn über G.-K. in ganz gesunder Schleimhaut
haben wir nur eine Mittheilung Bumm's, deren Beweiskraft kaum zu erwei-
sen ist — , während es sich bei dem Vorhandensein von Virulenten Diph-
therie- und Cholerabac. nach der Heilung um gesundete , allgemein immu-
Beweise für diese Autfassung giebt Finger nicht an ; die Thatsachen , die in
früheren Berichten angeführt worden sind, scheinen dem Ref. ganz abgesehen
von dem bekannten WERTHEiM'schen Experiment zu beweisen, dass dieser Stand-
punkt unhaltbar ist, Ref.
^) Diese Anschauung Bümm's kann Ref. nicht ganz bestätigen; die Fälle mit
langer Incubationszeit sind jetzt doch kaum mehr bestreitbar; und wenn man
— wozu jedoch kaum je Gelegenheil vorhanden ist — bei minutiösester
Untersuchung bei solchen Fällen auch minimale Krankheitserscheinungen
nachweisen könnte, so muss man doch anerkennen, dass klinisch in diesen
Fällen eine Incubationszeit nicht zu leugnen ist. Ref.
Gonorrhoe-Kokkus. Frage der Superinfectioa. 121
nisirte Individuen und bei der Immunität secundär Syphilitischer gegen den
Primäraifect um zwar noch kranke, aber ebenfalls allgemein immunisirte
Individuen handelt"^.
Die Mittheilung Bumm's, welche Ref. an dieser Stelle citirt hat, wird
durch Bemerkungen Bumm's in seiner neuesten Arbeit erweitert und modi-
ficirt. BuMM hatte früher^ gemeint, dass G.-K. sich im Lumen des Cervical-
Kanals dann finden können, wenn die Schleimhaut selbst schon vollständig
zur Norm zurückgekehrt ist. Jetzt findet er „bei chronischer Cervical-Go-
norrhoe die G.-K. -Invasion auf einzelne sehr kleine Partien der Mucosa
beschränkt ; hier liegen in dem metaplastischen Epithel die Kokkenrasen ;
von hier aus mischen sich die Infectionsträger dem Secret bei". Bumm
meint also jetzt nicht mehr, dass die G.-K. auf wirklich normaler Schleim-
haut vegetiren können. Er betont aber die Thatsache, dass das wieder
ganz zur Norm zurückgekehrte Epithel — trotz seiner Cylinderzellenform
immun gegen G.-K. ist. Er giebt damit die früher angenommene heilende
Wirkung der Epithelmetaplasie auf und führt diese vielmehr „auf functio-
nelle Veränderungen des Protoplasmas der regenerirten Zellen, welche die-
selben widerstandsfähig machen, zurück".
Aber, so sagt er weiterhin, „die erworbene Immunität dauert nur so
lange als noch G.-K. im Secret vorhanden sind und besteht, wie die Impfung
gezeigt hat, nur gegen die G.-K. des Individuums, nicht gegen fremde
Keime, welche an einer noch chronisch erkrankten Schleimhaut eine neue
Entzündung bewirken können".
Eine einzelne Beobachtung Bumm's ist ebenfalls von allgemeinerer Be-
deutung: Ein Mann hat 6 Monate nach rasch geheilter Gonorrhoe gehei-
rathet, die Frau concipirt sofort; nach der Geburt vergeht wegen einer
längeren Krankheit des Mannes lange Zeit bis zur 1. Cohabitation; der
Mann bekommt nach dieser eine acute Gonorrhoe.
Ferner berichtet Fingee, dass Kwiatkowski einen Patienten „mit den
eigenen rein gezüchteten G.-K. noch mit dem Resultate ziemlich acuter
Urethritis zu inficiren vermochte".
Endlich geht aus einer Beobaclmng von Fritsch (284) hervor, dass „ein
latenter Tripper des Mannes einen Tripper der Frau erzeugt, der bis zum
Wochenbett so symptomlos verläuft, dass er unbeobachtet bleibt"; „der
Ehemann bekam bei den häufigen Coitus in der ersten Zeit der Ehe nicht
einen acuten Tripper".
Feitsch bespricht auf Grund dieses Falles noch speciell die Frage, ob es
einen chronisch einsetzenden Tripper giebt — er steht wie Bumm, Neissee,
KiEFEE und Weetheim auf dem Standpunkt, dass „die Gonorrhoe eine ty-
pische Krankheit ist, dass sie sicher stets ein acutes und ein chronisclies
Stadium hat" und er erklärt, wie Weetheim, Schauta u. A. es gethan haben,
die Thatsache, dass ein acutes Stadium der weiblichen Gonorrhoe so oft
fehlt, damit, dass in solchen Fällen die Localisation, speciell die im Cervical-
') Ref. ist leider ans äusseren Gründen noch nicht dazu gekommen, über diese
Versuche ausführlich zu Iterichton, hottt das aber in Bälde thun /u können. Ref,
•^) Jahresber. VIII, 1892, p. 79. Ref.
122 Gonorrlioe-Kokkus. Lebensdauer im Körper.
kanal, die scheinbare Syiiiptomlosigkeit der Erkrankung begreiflich macht,
während Sänger an eine „Einschleichung" der Gonorrhoe glaubt^
lieber die Lebensdauer der G.-K. im Körper macht Bumm einige
Angaben; er hat in einem Falle schon 6 Wochen nach der Infection in
einer erkrankten Tube G.-K. nicht mehr gefunden, Winter (39G) hat die
Wachsthumsfähigkeit der G.-K. in den Tuben im Allgemeinen nach 6-8
Monaten erloschen gefunden; auch Kiefer (272) glaubt, dass wenn sie
länger zu bestehen scheine, eine Neuinfection die Ursache dafür sei. Die
Kurzlebigkeit der G.-K. in serösen Höhlen betont Pichevill (357).
^) Die oben berichteten Erfahrungen dienen zur Erweiterung unserer Kennt-
nisse auf einem Gebiete der Gonorrhoelehre, das vom allgemein-pathologischen
Standpunkt aus vielleicht das interessanteste der zur Zeit zur Discussion stehen-
den ist. Ich verweise auf die im Jahresber. X, 1894, p. 96 und 97 gegebenen
Darlegungen undbetone hier nur Folgendes : Die von mir damals ausgesprochene
Erfahrung, dass die Gewöhnung einer Schleimhaut an ihreG.-K. nicht regelmässig
eintritt, wird durch das Experiment Kwiatkowski's auch streng wissenschaft-
lich gestützt; die von mir experimentell bewiesene Thatsache., dass eine chro-
nisch-gonorx'hoische Schleimhaut auch gegen fremde, bezw. in einem anderen
Organismus umgezüchtete G.-K. immun (im WERTHEiM'schen Sinne) d. h. nicht
reactionsfähig sein kann, wird durch die oben citirten Fälle von Fritsch und
vom Ref. klinisch erhärtet. Die Anschauung, dass die G.-K. ihre volle Virulenz
für andere Individuen in der chronisch-gonorrhoischen Schleimhaut bewahren,
wird auch von Bumm betont; er scheint das Hauptgewicht auf die „Umstim-
mung der Schleimhaut" zu legen, um die Immunität — immer wieder: die Im-
munität gegen acute Erkrankung — zu erklären; dass eine solche unbedingt
postulirt werden muss, habe ich a. a. 0. u. Jahresber. VIII, 1892, p. 89, Anm. 2
betont; aber ich habe auch hervorgehoben, dass sie allein nicht genügt, son-
dern dass man auch eine Aenderung des G.-K. annehmen müsse, da es sonst
nicht zu erklären wäre, warum die Schleimhaut, die auf die in ihr vegetiren-
den G.-K. nicht mehr reagirt, auf fremde mit acuter Entzündung antwortet.
Es muss sich auch in diesen Fällen wie in Bümm's Reagensglasversuchen um
eine Abschwächung der Virulenz, ,wenn auch nur der dem einen Individuum
gegenüber" handeln. Freilich ist es ja nicht bekannt, ob in Fällen, die histo-
logisch, wie die Bumm's von chronischer Cervicalgonorrhoe schon über grosse
Strecken eine volle Rückkehr zur Norm aufweisen, die Superinfection mit frem-
den G.-K. wie in Wertheim's Falle oder wie in denen des Ref., d. h. mit oder
ohne Resultat verlaufen würde — ob dieses gegen die G.-K. des Individuums
immune Cylinderepithel auf fremde reagiren würde; da aber überhaupt Fälle,
wie der AVertheim's, die Finger's und die 2 des Ref. vorkommen, ist es zweifel-
los, dass es G.-K. giebt, die nicht fähig sind, eine Schleimhaut acut zu reizen,
welche von andern G.-K. acut gereizt wird; — das aber ist'doch nichts anderes
als Viralen zabscliwächung.
Der Befund Bcmm's, dass Cylinderepithel — und zwar von Haus aus nicht
immunes, wie das von Drüsen, das Bumm in Uebereinstimmung mit dem Ref
für immun hält — immun geworden sein kann, ist sehr interessant, weil er ein
besonders eclatantes Beispiel einer reinen localen functionellen Zellimmunität
darstellt. Dass Bumm jetzt zuletzt erklärt, dass zwischen diesem Cylinderepi-
thel noch einzelne Stellen mit Pflasterepithel vorhanden sind, und dass die
G.-K. nur an diesen Stellen vegetircn, das steht in voller Uebereinstimmung
mit der vom Ref. aprioristisch (Jahresber. VIII, 1892, p. 89, Anm. 2) ausge-
sprochenen Annahme, dass Bumm mit der 1892 gegebenen Darstellung von
dem Vegetiren der G -K. mir im Secret bei ganz normaler Schleimhaut nicht
recht haben könne, sondern dass man ,, vielmehr meinen möchte, dass die G.-K.,
die sich im Secret finden, zum grösseren Theil aus bestimmten Gewebsbestand-
Gonorrhoe-Kokkus. Diagnostische Bedeutung. 123
Dagegen hat Bumm manchmal noch nach 5 und 10 Jahren massenhaft
G.-K. gefunden; bei der Mehrzahl der Männer mit chronischer Gonorrhoe
sind sie vorhanden^.
Die d i a g- n 0 s t i s c h e B e d e u t u n g der G.-K.-Untersuchung wird in immer
weiteren Kreisen anerkannt. Bumm meint, dass die Cultur ihm diagnostisch
nie mehr geleistet habe, als das Mikroskop; das Culturverfahren ist bei An-
wesenheit anderer Mikroorganismen auch jetzt noch schwierig. Er hält die
starke Tingibilität, die Grösse (auf die er gegenüber den kleineren Strepto-
uud Staphylok. besonderes Gewicht legt), die Häufchenbildnng, besonders
in den Leukocyten, für so charakteristisch, dass er „keinen Augenblick
zügern w'ürde, auch in gerichtlichen Fällen auf einen solchen Befund hin
sich positiv zu äussern"; er bezeichnet die GEAM'sche Methode als nur selten
notliwendig; die klinische Untersuchung ist nur bedingt ausschlaggebend,
speciell beim Cervicalkatarrh.
Neisser (346) betont die Nothwendigkeit der mikroskopischen Unter-
suchung bei der weiblichen Gonorrhoe (trotz der von vielen Gynäkologen,
so von Winter und Klein, hervorgehobenen Möglichkeit, auch aus dem kli-
nischen Symptomencomplex die Diagnose zu stellen), ganz besonders mit
Rücksicht auf die Frage der noch oder nicht mehr vorhandenen Infectiosität.
Unter den Gynäkologen haben sich neben Bumm auch Feitsch, MacCaim
(336), Winter für die diagnostische Bedeutung der mikroskopischen Unter-
suchung ausgesprochen; einzelne z. B. Pagenstecher (353), Klein (274)
und mehrere Pester Gynäkologen wie Baecker (275), Taüffer etc. be-
tonen die Unsicherheit negativer Befunde.
Veillon und Halle halten die mikroskopische Untersuchung meist für
genügend, doch ist die Culturmethode „plus sensible et plus demonstrative''.
Dagegen ist v. Hibler der Ansicht, dass die „pathologisch-anatomische
Diagnose" nicht berechtigt, die Cultur unbedingt nothwendig ist.
theilen stammen, in denen sie sich dauernd zu halten vermögen". Wir stehen
also jetzt gemeinschaftlich auf dem Standpunkt, dass die G.-K. dann nicht
., weiter wuchern, Avenn sie auch nicht zeitweise mehr die Möglichkeit liaben,
irgendwo auf dem Gewebe festen Fuss zu fassen". Die G.-K. existiren, so weit
wir wissen, nirgends in der Natur auf die Dauer als reine Saprophyten, ausser
auf unseren Nährböden. —
Was endlich das chronische Einsetzen von Gonorrhoen angeht, so muss ich
auch FiiiTscH und Neisser gegenüber betonen, dass ich, „obwohl ein Dermato^
löge von der stricten Observanz" überzeugt bin, dass es nicht nur wegen der
Localisation symptomlos, sondern wirklich „clironisch" beginnende Fälle giebt,
wenngleich die ersteren die viel häufigeren sind, dass atypische Gonorrhoen
ohne ein acutes Stadium vorkommen: neben den 1894 von mir hervorgehobenen kli-
nischen Finzclbeobacbtungcn beim Mann möchte ich jetzt noch betonen, dass
wir speciell bei der Urethritis posterior häufig Gelegenheit haben, zu beobachten,
dass es neben dem typischen acuten Einsetzen chronisch, schleichend begin-
nende Fälle ohne reichliche Secretion gieljt. Ref.
') In dieser Beziehung unterscheidet sich Bumm's Ansicht wesentlich von der
der meisten Andrologen (s. auch unten) — das liegt wohl wesentlich daran,
dass Bumm seine Erfahrungen naturgemäss wesentlich an solchen Männern ge-
sammelt hat, deren Frauen inficirt waren, also eine Ueberzahl von virulenten
Processen finden musste; im Allgemeinen sind unter den chronischen Urethri-
tiden des Mannes die nicht mehr virulenten sehr häufig. Ref.
124 Gonorrhoe-Kokkus. Diagnostische und forensische Bedeutung.
Dass die mikroskopische Untersuchung- gelegentlich einmal im Stiche lässt,
wo die culturelle ein positives Resultat ergiebt, erhellt aus einem Falle
Welander's (389), in welchem „aus dem beinahe klaren Cervicalsecret"
G.-K. wuchsen, lehrreich ist auch die von Fritsch publicirte Kranken-
geschichte, nach welcher eine am 14. Tage post partum wegen Fieber und
Schmerzen untersuchte Puerpera in dem „glasigen nicht eitrig und nicht
blutig gefärbten Cervixschleim einwandfreie ziemlich zahlreiche, an Epi-
thelhaufen gebundene G.-K.-Gruppen" aufwies^.
Dass die mikroskopische Untersuchung auch für die Diagnose desjenigen
gonorrhoischen Processes, der immer als der leichtest und sicherst erkenn-
bare galt, nämlich der Blennorrhoea conjunctivae, von Wichtigkeit ist, geht
implicite aus so manchen Aeusserungen in H. Cohn's (261) Sammelbericht
hervor. Auch Chiavaro (259) betont ihre Nothwendigkeit, da auch andere
Mikroorganismen als die G.-K. ein ähnliches Krankheitsbild hervorrufen
können.
Koblank (319) verlangt die G.-K.-Untersuchung speciell bei den leich-
teren Formen. Er hat aus der Conjunctivitis catarrhalis Staphylok. ge-
züchtet.
Chartres (258) betont, dass die mikroskopische Untersuchung auch
prognostischen Werth habe, weil die Prognose am günstigsten sei, wenn
man nur G.-K. fände; sie sei ungünstiger, wenn zugleich Staphylok. oder
Diphtheriebac. vorhanden wären.
Die forensische Bedeutung des G.-K. wird betont von MacCann und
Ravogli (361), welche die Cultur noch nicht für verwendbar halten; die
Nothwendigkeit der G.-K.-Untersuchung für die sanitätspolizeiliche Controle
der Prostituirten heben H. Schultz (370) und Lanz (324) auf Grund zahl-
reicher eigener Untersuchungen hervor, und Wintritz (397) befürwortet
die regelmässig zweimal wöchentlich vorzunehmende bacteriologische Ex-
ploration durch speciell geschulte Aerzte (daneben kostenlose Behandlung,
Meldepflicht für die Aerzte, regelmässige Untersuchung auch der Arbeiter,
populäre Belehrung etc.).
Dagegen leugnet Simon (376) die forensische Bedeutung des G.-K.-
Nachweises und Faitoilt (281) veröffentlicht einen Fall, in welchem er,
wie vor Jahren Straus, glaubt, dass eine eitrige Urethritis mit G.-K. durch
Masturbation entstanden sei, saprophytische Diplokokken durch die Reizung
pathogene Eigenschaften erhalten haben'-.
Von bacteriologischen Untersuchungen bei Gonorrhoe und
gonorrhoeähnlichen Erkrankungen, welche nicht den G.-K.
') Vgl. dagegen Wertheim: Jahresber XI, 1895, p. 105. Ref.
^) Der Fall Faitout's muss erklärt werden, entweder, indem man annimmt,
dass der Patient trotz aller Vertrauenswürdigkeit gelogen hat, oder — er hat
eine nicht beobachtete chronische Gonorrhoe gehabt, die Monate lang bestanden
hat, bis sie sich nach besonders starken „Reizungen" acut nianifestirt hat. Auf
Grund einer solchen Beobachtung auf die SxRAUs'schen Deductionon, der G.-K.
könne als „böte inoffensif", als Saprophyt in der Harnröhre vorkommen, und
plötzlich pathogen werden, wieder zurückzukommen, dazu liegt gar kein Grund
vor. Ref.
Gonorrhoe Kokkus. Bacteriologische tJntersucliungen bei Gonorrhoe. 125
Indirecte Infection mit Gonokokken.
selbst betreffen, ist die Wittkowsky's (399) zu erwähnen, welcher
in 11 Fällen acuter männlicher Gonorrhoe und gelegentlich auch im Vagi-
nalsecret eine auf Zuckeragar anaerob, aber auch aerob (in Gelatine, be-
sonders in der Tiefe), auf Agar reichlich wachsende Diplok.-Art culturell
— nicht aber mikroskopisch — aufgefunden hat. Die einen ziemlich brei-
ten Spalt zwischen sich lassenden Diplok. waren Kurzstäbchen ähnlich,
lagen in Ketten von 4 und mehr Gliedern, in Haufen oder Paaren und blie-
ben nach Gkam gefärbt; zur gewöhnlichen Tinction verwendete W. zur
Hälfte verdünnte ZiEHL'sche Lösung. Diese Bacterien, welche mit den bis-
her bekannten Diplok. nicht identisch sind, wurden in gesunden Urethrae
und bei einer G.-K.-freien Urethritis nicht gefunden; über ihre eventuelle
pathogene Bedeutung weiss W. noch nichts.
Callari (254) fand bei der Gonorrhoe eines 15jährigen Mädchens neben
den G.-K. einen Streptobac. vaginalis, welcher in dem Einzelindividuum
dem Wurzelbac, in der Lagerung dem Bac. des malignen Oedems glich
und sich als nicht pathogen erwies.
Einen Fall von Urethritis chronica und Prostatitis follicularis
mit sehr reichlichen Mengen von Bact. coli veröffentlichte Pezzoli (354);
derselbe lässt es dahingestellt, ob es sich um eine ursprüngliche Infection
mit diesen Mikroorganismen gehandelt hat, wie in dem Fall van der Pluym's
und TER Laag's ^ oder ob — was er für wahrscheinlicher hält — ursprüng-
lich eine gonorrhoische Infection vorhanden war und erst nachträglich das
Bact. coli hinzugekommen ist.
Auch Josipovice (305) veröffentlicht Beobachtungen, bei denen acute
eitrige Urethritis durch Bact. coli hervorgerufen wurde.
Dieser Anschauung ist ferner Schlif ka(369), welcher die „Bacteriurie"
als Complication der gonorrhoischen Erkrankung bespricht. Das Bact. coli
spielt dabei die w^esentlichste Bolle — es kann per urethram oder von be-
nachbarten Organen einwandern; Sch. hat bei Gonorrhoe, nachdem das
Secret schon versiegt war, dicken Ausfluss mit massenhaft Bact. coli auf-
treten sehen.
Ueber die Möglichkeit indirecter Infection mit G.-K., welche ja
zweifellos bei der Vulvo-Vaginitis kleiner Mädchen eine grosse Rolle
spielt und bei dieser im Anschluss an einen eclatanten Fall von Reigllier
(236) betont wird, spricht sich AVelander auf Grund einiger Beobachtun-
gen aus. Er hat schon im Jahre 1886" nachgewiesen, dass der G.-K. „ausser-
halb des menschlichen Körpers seine Vitalität behält, sobald derselbe feucht
verbleibt". In einem Fall trat bei einer Patientin, die im gleichen Saale
mit einer an Augenblennorrhoe leidenden lag, die gleiche Erkrankung auf;
jede Möglichkeit einer Infection diu'ch das ärztliche oder Wartepersonal,
durch Gebrauchsgegenstände schien W. ausgeschlossen und er nahm des-
wegen an, dass die Uebertragung durch die in dem Krankenzimmer sehr
reichlich vorhandenen Fliegen zustande gekommen sei. Um dieser An-
') Jahresber. XI, 1895, p. 101. Ref.
^) Einige Untersuchungen über die Vitalität der G.-K. ausserhalb des mensch-
lichen Körpers : Hygiea 1886. Ref.
126 Gonorrhoe-Kokkus. Gynäkologische Bedeutung desselben.
nähme eine positive Unterlage zn geben, tauclite er 2 Fliegen mit den
Füssen in G.-K. -haltigen Eiter, Hess sie dann 1, resp. 8 Stunden in einer
grossen Eprouvette herumkriechen und brachte sie dann in Schalen mit
Ascites-Agar; in der That wuchsen auf diesen in beiden Fällen G.-K.
W. sucht auf diese Weise auch eine Blennorrhoe-Epidemie, die er im Jahre
1883 in einer Entbindungsanstalt beobachtet hat, zu erklären. Wenn
solche sonst unerklärliche Ansteckungen nicht häufiger auftreten, so liegt
das, meint W., an den kräftigen Reflexbewegungen, mit denen das Auge
gemeinhin Fremdkörper sofort eliminirt^
Beuiiati (242) bespricht auf Grund einer Beobachtung die Möglichkeit
einer indirecten Infection ab ore — eine an sich wohl nicht specifische
Stomatitis soll die Infection vermittelt haben.
Eine „extragenitale Infection" berichtet auch ein ,,Dr. Aquila" (238),
der auf einer Prostituirtenabtheilung als Assistent angestellt und vielfach
mit der Anfertigung von G.-K.-Präparaten beschäftigt, nachdem er die Des-
infection seiner Hände wegen eines Eczems hatte vernachlässigen müssen,
an einer ganz acuten typischen Gonorrhoe (die Diagnose wurde auch durch
die Cultur bewiesen) erkrankte und da eine genitale Ansteckung ausge-
schlossen war, annimmt, dass er sich die Ansteckung „durch an den Händen
haftendes, wahrscheinlich von dem eingetrockneten Objectträgerbelag stam-
mendes Secret zugezogen habe". Er spricht im Anschluss an diese Beob-
achtung die Mahnung aus, mehr als es bisher geschieht, auf die Möglichkeit
extragenitaler Infection zu achten"-.
Die Gynäkologen haben sich theils in Einzelarbeiten, theils in Dis-
cussionen sehr eifrig mit der Gonorrhoe beschäftigt; ich führe hier aus ihren
klinischen Studien dasjenige an, was für die Auffassung der Gonorrhoe als
bacterielle Krankheit von Wichtigkeit ist; die für die allgemeine Patholo-
gie und pathologische Anatomie interessanten Befunde werden an anderer
Stelle besprochen.
Die Urethritis ist nach Bumm's Ansicht im Gegensatz zu der von
Fehling '^ und in Uebereinstimmung mit der des lief, bei der Frau ausser-
') Vgl. hierzu p. 116, Anmerkung 1. Ref. ,
-] Leider giebt Verf. nicht an, seit wie langer Zeit eine „etwaige Infections-
möglichkeit per viam genitalem" nicht vorhanden gewesen -war; denn seit wir
einzelne Fälle von Gonorrhoe mit aussergewöhnlich langer Incubationszeit ken-
nen, müssen wir in der Annahme extragenitaler Infection beim Erwachsenen dop-
pelt vorsichtig sein. Der Fall des Verf.'s steht, wie er selbst betont, bisher ganz
vereinzelt da ; die von ihm herangezogene Vulvo-Vaginitis der kleinen Mädchen
entstellt ganz gewiss meistentheils durch indirecte Infection — aber grade weil
das bei Kindern so häufig ist, bei Erwachsenen aber — männlichen und weib-
lichen — die directe Infection doch fast immer concedirt wird , grade darum
haben wir stets nach einem Grunde für die verschiedene Empfänglichkeit
von Erwachsenen und Kindern gegenüber einer indirecten Infection gesucht.
Eine einzelne Ausnahme kann gewiss concedirt werden; aber trotz derselben
werden wir bei Erwachsenen wohl kaum fehlgehen, wenn wir ihre Erzählungen
von indirecter Infection meist nach dem Grundsatz „Omnis gonorrhoicus men-
dax" beurtheilen. Ref.
3) Jahresber. XI, 1895, p. 103. Ref
Gonorrhoe-Kokkus. Gynäkologische Bedeutung desselben. 127
ordentlich häufig. Schultz fand sie in 74^/o seiner Fälle und in 21^1^
waren die G.-K. nur in der Urethra vorhanden^. In Bezug auf die Vagini-
tis hält er im Allgemeinen an seiner früheren Auffassung fest: sie ist bei
Erwachsenen ausserordentlich selten. In 5 Fällen hat er gonorrhoische
Vaginitis, in 8 Fällen eine echte gonorrhoische Vulvitis bei Erwachsenen
gesehen, und zwar2mal im Pubertätsalter, Iraal bei einer Frau im Climac-
terium; der Beweis füi' die wirklich gonorrhoische Natur dieser Processe
wird dadurch erbracht, dass sich nach sorgfältiger Reinigung noch G.-K.
in Rasen auf den Epithelien abschaben lassen. Das Secret enthält im Anfang
fast nur G.-K., später auch andere Mikroorganismen, in ganz frischen Fällen
war es bernsteingelb, serös, mit losen Fibrinfetzen, in denen Epithelien und
G.-K. vorhanden waren. Eine chronische Vaginitis gonorrhoica giebt es
nicht. Die Vaginitis granulosa hat nach B. nichts mit Gonorrhoe zu thun,
während sie nach Sänger eine Form seiner „residualen Gonorrhoe" ist.
Auch Schultz hält die vaginale Gonorrhoe für selten.
In Bezug auf die Bartholinitis gonorrhoica steht Bumm auf dem
Standpunkt des Ref., dass nur der Ausführungsgang gonorrhoisch erkrankt;
die BARTHOLiNi'schen Abscesse sind in der Mehrzahl Pseudoabscesse. —
Gripfon hat, wie See (373) mittheilt, in 2 Abscessen der BARTHOLiNi'schen
Drüse nur G.-K. gefunden.
Die Frage, ob bei einer Cervicalgonorrhoe immer oder meist der Uterus
mit erkrankt sei, .wird von Bumm, Fritsch und Schultz verneint, während
sie Wertheim- und mit ihm Schauta und Döderleiil (273, 276) bejaht
haben; Bumm glaubt den Uebergang des Processes auf das Corpus klinisch
diagnosticiren zu können; dieser wird begünstigt durch die bei der Men-
struation eintretende Vorwölbung der Uterusschleimhaut, durch Bewegun-
gen, Excesse, ev. auch durch die Therapie. Schultz hat mit möglichst
grosser Vorsicht aus dem Uterusinneren Secret mit einer BRAUN'schen
Spritze mit Aluminiumrohr aspirirt und es auch dann oft G.-K. -frei gefun-
den, wenn die Adnexe erkrankt waren ; er erörtert darum die Möglichkeit,
ob nicht, wie nachgewiesenermaassen oft in den Tuben, so auch im Uterus
die G.-K. spontan zu Grunde gehen können.
Die bacteriologische Untersuchung vor und nach der Menstruation hat
Bumm ergeben, dass nach derselben die eitrige Secretion oft vermehrt ist;
manchmal aber ist sie doch auffallend spärlich — man hat den Eindruck,
als wenn wirklich eine „Reinigung" stattgefunden hätte.
Unter der Bezeichnung „residuale Gonorrhoe'' beschreibt Sänger
(367) eine grosse Anzahl von solchen Symptomen, bei welchen G.-K. nicht
mehr nachweisbar sind, welche aber charakteristische Zeichen einer übei--
slandenen Gonorrhoe sind; die längst von andrologischer Seite betonte Er-
fahrung, dass auch nach dem detinitiven Verschwinden der G.-K. Entzün-
dungserscheinungen zurückbleiben können, wird von Sänger zur Aufstel-
lung einer ganzen Serie retrospectiver diagnostischer Momente benutzt.
*) Vgl. hierzu die Anmerkung des Ref.: Jahresber. XI, 1895, p. 103. Ref.
ä) Jahresber. XT, 1895, p. 105. Ref.
128 Gronorrhoe-Kokkus. B edeutung für Schwangerscbaft und Wochenbett.
welche hier natürlich nicht angeführt werden können, deren Werth aber
in der Discussion von Bumm bestritten wurde (speciell auch die Bedeutung
der spitzen Condylome). Sänger will dadurch, dass solche residuale Symp-
tome auch bei chronischer Gonorrhoe vorkommen und dass die Anamnese
stets in Bezug auf Mann, Frau oder Kind positives ergiebt, beweisen, dass
diese Symptome immer auf eine Gonorrhoe , und zwar bei weitem am häu-
figsten auf eine abgelaufene Gonorrhoe zurückzuführen sind. In der Dis-
cussion wurde verschiedentlich gegen die Sicherheit einer solchen Deduction
opponirt^.
Mehrfach haben sich die Gynäkologen auch mit der Bedeutung derG.-K.
für Schwangerschaft und Wochenbett beschäftigt.
Bumm hält es für möglich, dass bei chronisch -gonorrhoischer Aifection
der Uterus-Schleimhaut Conception stattfindet; man könne sich vorstellen,
dass dann bei der Verwachsung der Decidua vera und reflexa die G.-K. zu
Grunde gehen, oder dass ein Abort eintritt. Bei cervicaler Gonorrhoe hat
Bumm Gravidität öfter gesehen ; in 5 Fällen hat er während der Gravidität
eine Infection mit starker Secretion einsetzen und das Puerperium trotzdem
normal verlaufen sehen. Auch nach spontan abgeheilter Tubengonorrhoe
ist Conception noch möglich. Sind die Tuben nicht erkrankt, so bedingt
die Gonorrhoe an sich keine dauernde Sterlilität.
Maslowsky (338) hat bei einer Gravida im 9. Monat eine heftige Blu-
tung und dann eine normale Geburt beobachtet, nachdem er im Cervical-
kanal G.-K. gefunden hatte; er konnte dann mikroskopisch eine Endome-
tritis decidualis gonorrhoica constatiren, über deren anatomische Details
später berichtet wird. Auch Neiimaim (348), welcher bisher trotz zahl-
reicher Untersuchungen von abortiven und reifen Placenten nie G.-K. in
der Decidua gefunden hatte — auch wenn im Cervicalkanal G.-K. nach-
weisbar waren — hat jetzt in 2 Fällen in der Decidua G.-K. nachgewiesen.
Dass viele der sogen, puerperalen Processe auf die Gonorrhoe zu beziehen
sind, betont Schumacher (371); auch Bumm berichtet über die Zunahme
der G.-K. im Puerperium; sie erscheinen in den Lochien fast rein, und ganz
besonders üppig (er bezeichnet sie geradezu als „fett"); Blutungen seien
ihnen eher schädlich. Im Früh Wochenbett bedingen sie kein Fieber; im
Spätwochenbett zeigt sich eine besondere Neigung zum Ascendiren, das
dann natürlich oft mit Fieber combinirt ist.
Auch Burr (253) betont die Bedeutung derG.-K. für das Puerperium;
*) Dass wie bei der männlichen , so auch und vielleicht noch mehr bei der
weiblichen Gonorrhoe nach Ablaut' der infectiösen Periode Erscheinungen für
lange Zeit zurückbleiben können , welche nicht weiter durch die G.-K. unter-
halten werden, daran haben wir niemals gezweifelt. Ob es empfehlenswerth ist,
diese Symptome als residuale Gonorrhoe zu bezeichnen, ob man sie nicht i-ich-
tiger postgonorrhoische Erscheinungen nennen sollte, mag unerörtert bleiben.
Der springende Punkt dieser Discussion ist: Kann man aus diesen Erscheinungen
mit Bestimmtheit die retrospective Diagnose: „Aus Gonorrhoe entstanden"
stellen? und diese Frage ist bei der Frau, bei der für die Entstehung solcher
Dinge mannigfachere Ursachen vorhanden sind, als beim Manne, noch weniger
mit Sicherheit zu bejahen, als bei dem letzteren. Ref.
Gonorrhoe-Kokkus. Fälle von Vulvo-Vagimtis. 129
er publicirt 6 Fälle schwerer puerperaler Erkrankung-, von denen 3 rapid
zum Exitus kamen. Bei 5 derselben waren ante partum Gr.-K. constatirt,
bei den 3 geheilten wurden sie später im Cervicalkanal gefunden, und die
Kinder erkrankten an Blennorrhoe.
Während Broese (248) und mit ihm Dühessen für das Vorkommen einer
diffusen eigentlichen gonorrhoischen Peritonitis mit meist günstigem Aus-
gang bei der Frau eintritt, und Mackenrodt (272) glaubt, dass dieselbe
sogar zum Tode führen kann, hält Bümm, sowie Winter und Kieper die
Einwirkung des G.-K. auf das Peritoneum immer für eine örtlich und zeit-
lich beschränkte ; er hat bei anscheinend frischer Exsudation um die Tuben-
tricliter 3inal vergeblich nach G.-K. gesucht. „Allgemeine Peritonitis nach
Art der septischen Bacterien machen die G.-K nie". MacCailll (335) hält
die gonorrhoische Peritonitis für eine Mischinfection, Lewin hat sie nie
gesehen.
Baginsky hat in einem Fall von Vulvo-Vaginitis bei einem 11jährigen
Mädchen Peritonitis mit Exitus letalis eintreten sehen und in dem Exsudat
G.-K. und Staphylok. gefunden — es waren neben der Peritonitis Ovarial-
abscesse und Pyosalpinx vorhanden.
ScHAUTA erklärt, dass es in seiner Klinik öfter gelungen ist, G.-K. bei
Peritonitis nachzuweisen.
Eeymond glaubt im Gegensatz zu Wertheim, dass die G.-K. nur durch
das Tubenostium-, nicht durch die Tubenwand ins Peritoneum gelangen
und auf dieses wie ein „relativ inoffensiver" Mikroorganismus wirken.
In den Tuben hatDEYCKE fast ausschliesslich G.-K. gefunden; Prochow-
NiK hat unter ca. 100 Pyosalpingitiden -j.^ keimfrei, E. Fraenkel eben-
falls meist nichts gefunden.
Ueber die Vulvo-Vaginitis gonorrhoica sind mehrere Publica-
tionen erschienen, von denen die Agramoilte's (237) wesentlich klinischen
Inhalts ist; Sheffield (375) hat bei 65 Kindern eine durch Bäder ver-
breitete Endemie von durch die mikroskopische Untersuchung verificirter
Gonorrhoe gesehen; bei 52 dieser Fälle fehlten die subjectiven Symptome
fast vollständig; bei 4 Kindern kam es zu einer Ophthalmoblennorrhoe; 2
Knaben wurden — wahrscheinlich durch Wäsche — ebenfalls inficirt.
Laborde (323) hat in -^ ^ aller Vulvo-Vaginitiden G.-K. gefunden; das
letzte Viertel wird durch die einfachen katarrhalischen Formen gebildet,
welche durch die Wucherung von Saprophyten in der Vagina entstehen.
Veillon und Hall*; haben unter 27 Fällen 25mal G.-K. mikroskopisch
gefunden. Unter 21 Fällen, die sie culturell auf den verschiedensten Nähr-
böden untersucht haben, wurden 17mal G.-K. gezüchtet, darunter 5mal in
Reincultur, 12mal in Combination mit den normalen Mikrobien der Vagina,
nämlich: Bac. pseudodiphtheriticus communis, keulenförmiger Bac. pseudo-
diphtheriticus (Weeks), nicht pathogener Streptok., Staphylok. epidermiditis
albus. In den 4 Fällen, in denen G.-K. fehlten, wurden ausser den eben
erwähnten Bacterien einmal pyogene Streptok., einmal Bact. coli in Rein-
culturen nachgewiesen. Auch Veillon und Hall*; betonen die sehr gering-
fügigen klinischen Erscheinungen mancher Fälle und die Nothwendigkeit
Baumgar ten's .lahresberlcht XIl Vi
130 Gonorrhoe-Kokkus. Fälle von Urethritis beim Manne.
der mikroskopischen Untersuchung. — Bümm hebt hervor, dass auch bei
Säuglingen Genitalinfectionen mit G.-K. vorkommen.
DuPEf; hat, Avie SfiE mittheilt, in 23 Fällen von Vulvo-Vaginitis 23mal
G.-K. gefunden.
Coyne und Auche (265) publiciren 2 Fälle heftiger Vulvo-Vaginitis,
in deren einem sie Bacterium coli, Strepto- und Staphylokokken, in deren
anderem sie neben den letzterwähnten zahlreiche andere Bacterienarten,
aber keine G.-K. fanden.
Ueber die Gonorrhoe des Mannes liegen vom bacteriologischen
Standpunkt erwähuenswerthe Arbeiten nur in sehr geringer Zahl vor.
Käufer (308) hat an der LASSAB'schen Klinik eine grössere Anzahl
chi'onischer Gonorrhoen untersucht und 14^/^ typische G.-K. gefunden; nui'
in 30*^/o fehlten Bacterien; die verschiedenen Bacterien, welche ausser den
G.-K. in der Harnröhre bei chronischer Gonorrhoe zu finden sind, werden
von dem Verf. als nicht unbedenklich bezüglich ihrer Infectiosität gedeutet^.
Gegen diese Anschauung wendet sich Neilberger (347), welcher bei
dem grösseren Theil der Urethritiden in den Filamenten G.-K., in dem Rest
andere Bacterien gefunden hat.
Ehr mann (277) knüpfte an die Demonstration eines paraurethralen
Ganges die Bemerkung an, dass solche Gänge, wenn sie von der Urethra ver-
sprengte Schleimhautstückchen darstellen, gonorrhoisch erkranken können,
nicht aber wenn sie Talgdrüsen- oder epidermoidale Natur aufweisen.
Sorel (379) hat in einem vom Perineum aus punktirten Prostataabscess
G.-K. mikroskopisch nachgewiesen. — Erjiud (279) macht darauf aufmerk-
sam, dass es Fälle von Prostatavergrösserung bei alten Leuten gäbe, die
gewöhnlich als Hj^pertrophie aufgefasst werden, bei denen aber eine sorg-
fältige Untersuchung ganz vereinzelte G.-K. nachweist, und die sich auch
therapeutisch anders als eigentliche Prostaliypertrophie verhalten.
Die nicht gonorrhoischen Urethritiden sind vonFaitout (280) und
Nacciarone (344) bearbeitet worden, — sie werden wesentlich in inner-
lich und äusserlich bedingte unterschieden; die Untersuchung auf G.-K. ist
differentialdiagnostisch natürlich die Hauptsache. Zu demselben Resultat
kam Guiard in den sehr ausführlichen Discussionsbemerkungen, welche
er im Anschluss an einen von Delefosse (267) vorgestellten Fall von
nicht gonorrhoischer, wahrscheinlich traumatischer Urethritis machte. Neben
der aseptischen Phase der Gonorrhoe unterschied er eine „Urethrite asep-
tique d'emblee" und eine traumatische Urethritis. — Auch Casper (257)
glaubt, dass auch andere Bacterien als die G.-K. Urethritiden unterhalten
^) Dafür wird irgendwelches positive Beweismaterial nicht beigebracht. —
Zu der Arbeit Käuter's muss der Ref. eine historische Bemerkung machen : K.
stellt es so dar, als wenn Friedlaender (Jahresber. X, 1894, p. 98) vor Wekt-
HEiM den Nachweis erbracht hätte, ,,dass die von ihrem latent gonorrhoischen
Mann inficirte Ehefi'au die bisher latente Gonorrhoe des Gatten in ein florides
Stadium umzuwandeln vermag". Davon ist aber in der Arbeit Friedlaender's
nichts zu finden; in keinem dermitgetheilten Fälle ist der Beweis geliefert, dass
der Mann zur Zeit der „Reinfection" G.-K. in der Harnröhre gehabt hat. Ref.
Gonorrhoe-Kokkus. Fälle von Urethritis beim Manne. 131
können und unterscheidet daneben aseptische Katarrhe nach Trauma und
nach Gonorrhoen.
Picard (355) berichtet einen einzelnen Fall von eitriger Urethritis
nach der ersten Cohabitation eines jungen Mannes ohne G.-K. und ohne
nachweisbare andere Mikroorganismen.
Koiia (365) hat bei ca. ^I^^jo aller acut entzündlichen Harnröhrener-
krankungen G.-K. nicht nachweisen können und berichtet einen Fall, bei
dem eine Infection so gut wie ausgeschlossen war und bei dem in Urethritis
und Prostatitis follicularis G.-K. nicht gefunden werden konnten.
Macaigue und Vauverts (332) beschäftigen sich in einer ausführlichen
.Studie mit den acuten Orchi-Epididymitiden, von denen die gonorrhoische
die häufigste ist. Sie sehen diese als eine Erkrankung per contiguitatem
an, glauben aber, dass sie auch durch andere Mikroorganismen als die G.-K.,
speciell durch den Orchiokokkus Eraud's zu Stande kommen können; auch
bei nicht gonorrhoischer Urethritis kommen sie vor — in einem Falle haben
die Verff. in dem Eiter von Abscessen, die sich um die Samenstränge beider
Seiten nacheinander bildeten, den Pneumokokkus Friedlaendee gefunden,
bei einem Patienten, der eine sehr chronische postgonorrhoische Urethritis
hatte ; sie haben denselben Mikroorganismus auch aus der Harnröhre dieses
Mannes cultivirt und nehmen darauf hin an, dass er wie in der Mundhöhle,
so auch in der Urethra saprophytisch vegetiren nnd gelegentlich pathogene
Eigenschaften entfalten kann. Auch die Orchi-Epididymitiden, die sich bei
anderen Infectionskrankheiten, Parotitis, Typhus etc. einstellen, schliessen
sich zum Mindesten oft an eine Urethritis an, auch bei diesen ist die Mög-
lichkeit einer Mischinfection, ev. mit dem Orchiokokkus vorhanden.
Pagexstechek legt besonderes Gewicht anf die Möglichkeit, dass G.-K.
in Hoden und Samenbläschen vorhanden seien und durch die Ejaculation
herausbefördert werden können ; er räth, den Eheconsens von einer Sperma-
untersuchung abhängig zu machen.
l\)utoii (384) betont besonders die Nothwendigkeit, sehr häufig und
nach „Provocation" zu untersuchen, um die Infectiosität einer chronischen
Urethritis auszuschliessen — er bespricht die eventuellen Schädigungen,
welche eine solche Provocation mit sich bringen kann.
Auch Vale (386) legt grosses Gewicht auf die sehr häufige Untersuchung
chronischer lu-ethritider Männer, ehe der Eheconsens ertheilt werden darf
und berichtet über einzelne die Wichtigkeit allergrösster Vorsicht bewei-
sende Fälle; er hebt die chronischen Gonorrhoen mit G.-K. in Prostata oder
Niere (?) hervor, in welchen er eine besonders häufige Infectionsquelle für
junge Frauen sieht.
BuRR wünscht wegen der Gefaliren der Gonorrhoe-Uebertragung in der
Ehe gradezu ein Gesundheitszeugniss für Ehecandidaten.
Pezzoli hat nach der früher von v. Crippa ^ angegebenen Methode con-
statirt, dass „die Miterkrankung der LiTXRf'i'schen Drüsen und Morgaoni'-
schen Taschen bei der Urethritis acuta eine geradezu ausnahmslose Compli-
') Jahresber. X, 1894, p. 10:1 Ref.
9*
132 Gonorrhoe-Kokkus. Beiden Geschlechtern gemeinschaftliche
gonorrhoische AfFectionen.
cation darstellt", dass bei der chronischen Urethritis G.-K. im Secrete dieser
Organe häufiger nachzuweisen sind, als in der Urethra, dass bei der Ure-
thritis acuta posterior „die gonorrhoische Erkrankung der Prostatadrüsen
eine fast ausnahmslose Complication darstellt", und dass sich bei der chro-
nischen Urethritis posterior „G.-K. im Secret der Prostatadrüsen ebenso
häufig erhalten, als im Secret der pars posterior" ^.
Neubekgee hat auch ohne Ausdrücken und Massiren das Drüsensecret
constatirt: als „kleine und grössere mehr oder weniger rundliche Conglome-
rate von durch zellmembranähnliche, mucinhaltige Brücken unter einander
geschiedenen, runden alveolären Hohlräumen, die zumeist leer, seltener
Leukocyten oder Plattenepithelien in sich bergen. In diesen netzartig an-
geordneten Hohlräumen finden sich nun sehr häufig typische grössere und
kleinere G.-K.-Haufen". In Fällen chronischer Gonorrhoe, in welchen G.-K.
sonst nicht nachweisbar sind, erleichtern diese Massen, da sie auch schon
bei schwacher Vergrösserung auffindbar sind, die mikroskopische Unter-
suchung sehr wesentlich.
Von deh beiden Geschlechtern gemeinschaftlichen gonor-
rhoischen Affectionen ist dieKenntniss der Cystitis durch Wertheim
(393, 394), dessen erste diesbezügliche Mittheilung bereits im vorigen
Jahre mitgetheilt worden ist, gefördert worden. In seiner ausführlicheren
Arbeit theilt er ausser dem bereits referirten Fall mit, dass die wirklich
gonorrhoische Cystitis keineswegs so selten sei, wie man bisher geglaubt
habe; er habe selbst noch 5 Fälle sicher durch G.-K. bedingter Cystitis ge-
sehen. Auch ScHAUTA erklärt, dass er „in einer sehr beträchtlichen An-
zahl von FäUen auch (?) bei saurer Reaction des Harns G.-K. in der Blase
und durch G.-K. bedingte Veränderungen der Blasenschleimhaut" gefunden
habe. Fritsch (285) erkennt ohne x^nführung eigener Befunde das Vor-
kommen rein gonorrhoischer Cystitis an. Im Gegensatz dazu steht die Be-
merkung Bumm's, dass er, obwohl er die Beweiskraft von Webtheim's
histologisch untersuchtem Fall nicht bezweifele, doch die eigentliche gonor-
rhoische Cystitis für ausserordentlich selten halten müsse, und Finger's An-
gabe, dass man „bei jeder Cystitis im Urin der Blase Mengen von Kokken
und Bacterien findet, während eine grössere Menge von G.-K., die auf eine
Vermehrung in der Blase schliessen Hesse, nicht nachzuweisen ist, diese,
wenn überhaupt, vielmehr stets nur in geringerer Zahl zu finden sind".
Dagegen hat Liiidholm (331) in dem Urin eines gonorrhoisch erkrankten
Mädchens mikroskopisch und cultui^ell ausschliesslich G.-K. und cystosko-
pisch eine starke Entzündung der ganzen Blasenschleimhaut gefunden.
Kelly (311) berichtet über einen Fall von „gonorrhoischer Pyelitis und
Pyelo-Ureteritis" und hat in dem zeitweise ein gelbliches Sediment enthal-
tenden neutralen Urin viele Diplok. in Leukocyten gefunden, die er augen-
^) Verf. betont selbst, dass die Methoden zur Gewinnung der einzelnen Secrete
keine ,, absolut exacten" sind. Ich glaube, dass sie recht wenig exact und dass
die auf sie gegründeten Resultate nicht zuverlässig sind — doch ist hier nicht
der Ort, in eine ausführliche Besprechung dieser doch im Wesentlichen kli-
nischen Fragen einzutreten. Ref.
Gonorrhoe-Kokkus, Rectalgonorrhoe. 133
sclieinlich geneigt ist, für G.-K. zu lialten — sie waren ..viel kleiner als
Staphylo- oder Streptok." ^
Auch Pollitz (360) giebt an, im Eiter eines an Pyelitis verstorbenen
Paralytikers, bei dem sich sonstige Spuren von Gonorrhoe nicht fanden,
G.-K. gefunden zu haben.
Die Rectalgonorrhoe hat ausführliche Besprechung durch Baer (240)
gefunden. Dieser Verf. hat am städtischen Krankenhause zu Frankfurt a.
M. bei der Untersuchung der Prostituirten wie der venerisch kranken Frauen
überhaupt einen ausserordentlich hohen Procentsatz von Eectumgonorrhoen
gefunden (32-35^/q der gonorrhoischen^ 21-22 "/^^ der venerischen Frauen).
Manmuss diese Localisation, die ganz symptomlos verlaufen kann, suchen
und zwar mit dem Anal-Speculum ; dann findet man eitrigen Belag der Schleim-
haut und in diesem G.-K. in allen ihren charakteristischen Eigenschaften.
Der Verf. glaubt, dass Coitus per rectum und Durchbruch von einem gonor-
rhoisch erkrankten Organ aus ins Rectum bei der Aetiologie dieser Affec-
tion niu' eine sehr geringe Rolle spielt; die grösste Bedeutung hat das
Ueberfliessen, bezw. mechanische Hineinbringen des gonorrhoischen Secretes
in das Rectum. Die bei weitem überwiegende Anzahl der Patientinnen
hatte eine Cervicalgonorrhoe, oft mit sehr reichlichem Secret; in einzelnen
Fällen konnte auch constatirt werden, dass das Rectum nach dem Cervical-
kanal erkrankte; dazu kommen noch als prädisponirend alte Dammrisse,
Schlatfheit der Genitalien etc. Die Schleimhaut war immer stark geröthet,
vielfach erodirt, einige Male waren tiefe Ulcerationen mit „hahnenkamm-
ähnlichen Wucherungen" vorhanden. Das Secret war sehr verschieden
reichlich. In 2 Fällen trat eine Periproctitis ein, die einmal spontan zurück-
ging, das andere mal incidirt werden musste — im Eiter derselben waren
G.-K. nicht nachzuweisen.
Bei einer Besprechung der JuLLiEN'schen' Mittheilungen über das
gleiche Thema betont Baer, dass er das Ulcus recti und das „Cond^iom"
an der Analöffnung — beide waren von Julliex als besonders charakte-
ristische Zeichen der Rectumgonorrhoe bezeichnet worden — ebenfalls oft
gesehen habe; doch hält er sie im Gegensatz zu Julliex nur für „postgo-
norrhoisch", denn er hat 3 solche Condylome excidirt und bei der mikro-
skopischen Untersuchung nichts von G.-K. gefunden, sondern nur dichte
rundzellige Infiltration, Erweiterung der Lymphgefässe etc. Baer hält diese
Erscheinungen auch nicht für absolut specifisch für Gonorrhoe, er meint,
dass sie auf Stauung, mechanische Reizung etc. zurückzuführen sind. ]\tisch-
iufectionen mit Ulcus molle oder mit syphilitischen Symptomen wie sie
JuLLiEN beschrieben hat, liat B. nicht gesehen. Dagegen beschreibt er
eine complete Mastdarmfistel, welche sich im Anschluss an einen periproc-
titischen Abscess gebildet hat — während in dem Abscesseiter massenhaft
andere Bacterien, aber keine G.-K. vorhanden waren , fanden sich in dem
Fistelsecret G.-K. Die Fistel wurde excidirt, und bei der Gewebsunter-
') Daraus scliliesst Bimm. dass es U.K. nicht gewesen sein können, da diese
grösser als Staphylo- und Streptok. sind. Ref.
■') Jahresber. XI, 1895, p. 112. Ref.
134 Gonorrhoe-Kokkus. Rectalgonorrlioe. Blennorrhoe der Neugeborenen.
sucliung gelang der Nachweis der Gr.-K. nur in dem Infiltrat der Mastdarni-
schleimhaut, nicht aber in dem weiteren Verlauf der Fistel. Verf. lässt es
unentschieden, ob der periproctitische Abscess auf die G.-K. selbst zurückzu-
führen ist oder ob nur eine secundäre Infection mit anderen Mikroorganismen
eingetreten war ; das Vorhandensein der Gr.-K. in dem Fistelsecret ist durch
das Ueberfliessen des gonorrhoischen Rectaleiters zu erklären. Auch in dem
Secret eines „paraanalen Ganges" der sich im Anschluss an die Narbe eines
vor längerer Zeit incidirten periproctitischen Abscesses gebildet hatte, fan-
den sich G.-K. — nicht aber bei seiner histologischen Untersuchung. End-
lich hat der Verf. in einem Fall G.-K. in einem starrwandig infiltrirten,
stricturirten Rectum gefunden und bespricht im Anschluss daran die Bedeu-
tung der Gonorrhoe für die ätiologisch noch vielfach unklaren stricturiren-
den Processe des Eectums.
Jullien (306) fügt seinen im Vorjahr publicirten Beobachtungen nichts
wesentlich Neues bei; Mermet (339) giebt eine zusammenfassende Ueber-
siclit unserer Kenntnisse der Rectalgonorrlioe und bespricht die Infections-
möglichkeiten, ohne Neues hinzuzufügen ; Larseil's (325) Befunde sind kli-
nischer Natur; er publicirt auch 2 Fälle von Gonorrhoe des Mundes bei
Prostituirten und glaubt, dass diese nicht so selten sei, wie man im Allge-
meinen annehme.
Schultz fand unter 174 Patientinnen 14 Rectalgonorrhoen — auch er
glaubt an die Möglichkeit, dass die G.-K. aus dem herabfiiessenden Genital-
secrete auf mechanischem Wege, d. h. durch Wischen oder Reinigen, in's
Rectum gelangen.
Miirray (342) hat einen Fall von Rectumgonorrhoe mit ruhrähnlicheu
Erscheinungen beobachtet, bei welchem die Aetiologie aufgeklärt werden
konnte : ein gonorrhoekrankes Dienstmädchen hatte ein sonst für Klystiere
benutztes Rohr zu Scheidenausspülungen angewendet.
BuMM hat Rectalgonorrhoe immer nur nachCoi'tus per rectum gesehen'.
Die Blennorrhoe der Neu geborenen hat vom statistischen Stand-
punkt eingehendste Berücksichtigung in H. Cohn's Sammelbericht gefun-
den. Ausser den bereits erwähnten pseudogonorrhoischen Processen spielt
bei den Discussionen über die Blennorrhoe die Secundär- oder Spätinfec-
tion eine wesentliche Rolle. Köstlin (322) hält dieselbe meist für
primär (mit längerer Incubationszeit) , ebenso KoMailk (319), welcher
hervorhebt, dass der Ausbruch der Blennorrhoe auch durch Instillationen
(z. B. Zinc. sulfo-carbolicum) aufgeschoben werden kann.
Die Fähigkeit der G.-K., Metastasen hervorzurufen, wird kaum mehr
bestritten, doch ist es wünschenswerth, dass neues Beobachtungsmaterial
^) Ich habe speciell auf Grund der Baer 'sehen Resultate während der letzten
Zeit meiner Thätigkeit in Breslau das dortige Prostituirtenmaterial nach den
von Baer angegebenen Regeln auf Gonorrhoe des Rectums untersucht und
untersuchen lassen — der Procentsatz war aber ein ausserordentlich viel gerin-
gerer als in Frankfurt a. M. Worauf diese Differenz zurückzuführen ist, muss
vorderhand dahingestellt bleiben. Dagegen kann ich Baer darin beistimmen ,
dass die JuLLiEN'schen Zeichen nicht specifisch sind. Einen pararectalen mit
Gonokokken inficirten Gang haben wir ebenfalls einmal gefunden. Ref.
Gonorrhoe-Kokkus. Metastatische Erkrankungen : 135
Tendovaginitis, Arthritis.
klinischer und vor Allem experimenteller Natur nocli beigebracht werde,
um die sich an die Bedingnng-en des Zustandekommens dieser Metastasen
knüpfenden Fragen der Entscheidung näher zu bringen.
An die Spitze zu stellen ist der bereits im Vorjahr referirte Fall Wektheim's,
in welchem es diesem gelang', Gr.-K. in den Blutgefässen der Blase theils in
Degenerations-, theils aber auch in wohlerhalteuen Formen nachzuweisen.
Griffou (293) konnte in dem an Hüft- und Handgelenk aufgetretenen
eitrigen Gelenkserguss bei einem mit Ophthalmoblennorrhoe und Vulvo-
vaginitis gestorbenen Neugeborenen mikroskopisch Gr.-K. nachweisen —
culturell hat er nur Staphylok. und Bac. gefunden.
Seiffert (374) veröffentlicht einen Fall von Tendovaginitis am Hand-
gelenk bei einem Kinde mit Vulvo-Vaginitis (zugleich knotig-e Verdickun-
gen an den Fingergelenken). In dem 3 Wochen nach Beginn der Entzün-
dung entleerten Exsudat fanden sich mikroskopisch nach Geam entfärbbare
Diplok. und neben Eiterkörperchen Endothelien (von der Sehnenscheide);
auf Ovarialcystenflüssigkeit mit Agar wuchsen — aus dem in der Spritze
einige Tage haften gebliebenen Eiterrest — einige wenige G.-K.-Colonien,
die allerdings nicht weiter züchtbar waren ; auch auf gewöhnlichem Agar
trat allerdings sehr spärlich und verspätet Gr.-K.-Wachsthum ein.
In einer ausführlichen Mittheilung über gonorrhoischen Eheumatismus
erwähnt Koenii^ (321), dass er — und seine Assistenten — bei einem
sehr reichlichen Material von gonorrhoischen Arthritiden niemals G.-K.,
•häufig aber Streptok., Staphylok. (auch einmal Pneumok.) gefunden haben;
er will in nicht präjudicirlicher Weise von Arthritiden bei Gonorrhoikern
sprechen und bringt dann in der Discussion seine Meinung dahin zum
Ausdruck, dass er glaubt, es beruhe Vieles von diesen Processen auf
Mischinfection ; dieser Meinung ist auf Grund der klinischen Beobachtung
auch Schulder (271); G. Lewiii (271) hat nie G.-K. gefunden. Dagegen
erwähnt Nasse (271), dass sein Assistent Rindfleisch unter 27 Fällen
von Gelenk- und Sehnenscheidenentzündung 14mal G.-K., darunter 3mal
mit anderen Mikroorganismen zusammen nachgewiesen habe. „ In den anderen
18 Gelenken wurde nichts gefunden oder die gewöhnlichen Eitermikroorga-
nismen". Nasse meint also, dass man doch in einer grossen Zahl der Fälle
die eigentlich gonorrhoische Natur dieser Processe constatiren kann. Er
betont ferner, dass von den nicht pyämischen puerperalen Arthritiden ge-
wiss ein grosser Theil gonorrhoisch sei.
Auch Dezaniieau (2(39) führt (ohne eigene Befunde) den gonorrhoischen
Rheumatismus auf G.-K.-Metastasen zurück; ebenso Tyrrell (385) (Ar-
thritis beider Handgelenke bei Blennorrhoea neonatorum) und Woltt'(400)
(Metacarpo Phalangealgelenk bei Vulvo-Vaginitis eines Smonatlichen
Kindes).
Mallierbe (337) publicirt 2 Fälle von gonorrhoischer Arthritis, in deren
erstem der Eiter steril war, während bei dem zweiten geringe Mengen eines
sich bei der Maus als niclit virulent erweisenden Staphylok. wuchsen. In
der Discussion bemerkt Eraud, dass auch er nie G.-K, bei gonorrhoischer
Arthritis gefunden hat.
136 Gononhoe-Kokku.s. Metastatische Erkrankungen :
Arthritis, Endocarditis, pyämische Processe.
Pichevin (356) sah eine Arthritis an der Hand sofort zurückgehen,
nachdem er einen entzündlichen Tumor im hinteren Douglas, in welchem
G.-K. und Staphylok. nachgewiesen wurden, incidirt hatte.
Singer (377) hat in 4 Fällen von gonorrhoischer Arthritis, die er bac-
teriologisch untersuchen konnte, keine Bacterien, die irgendwie ätiologisch
in Frage kamen, speciell keine Gl.-K. gefunden. Die Flüssigkeit wird in
3 Fällen als „dicklich serös, viscide, trübserös" bezeichnet, nur einmal als
„trüb serös, dicklich, sehr zellreich". Die Punktionen wurden am 8.,
7., 22. Tage und erst 4 Wochen nach Beginn der Erkrankung vorgenommen.
In einem Fall dagegen, in welchem im Anschluss an eine Myomoperation
zwar sofort Krankheitserscheinungen, aber erst nach etwa 6 Wochen eine
Kniegelenksentzündung unter Schüttelfrost auftrat, wurden aus dem dick-
flüssigen serösen, leicht getrübten, leukocytenreichen Inhalt dieses Gelenks
auf Glycerinagar „ganz spärliche, feine grauweisse Colonien" gezüchtet,
welche dann auf Rinderblutserumagar „Colonien mit allen Merkmalen des
G.-K." ergaben. Eine zweite Punktion desselben Gelenks ergab ein Exsu-
dat, aus dem auf Serumagarplatten zahlreiche Colonien von G.-K. wuchsen.
Später — das Kniegelenk war inzwischen unter Ankylosirung geheilt,
eine leichte Endocarditis zurückgegangen — erkrankte dann die Patientin
an einem Decubitus und an einem pyämischen Zustand, der zum Exitus
fühlte; einen Tag vor dem Tode wurden im Venenblut Staphylok. gefunden ;
aus der Leiche wurden aus Herzblut Staphylok. und Bact. coli, aus Tuben
und Peritoneum Staphylok. gezüchtet. Verf. fasst die erste Phase dieser
Erkrankung als eine gonorrhoische Pyämie, die zweite als eine Staphylok.-
Pyämie auf Grund des Decubitus auf.
Lilienthal (330) will auch makroskopisch an der Beschaffenheit des
Exsudats die rein gonorrhoische Aithritis von der durch Mischinfection be-
dingten unterscheiden können; die erstere liefere eine plastische*, zähe
Flüssigkeit, die letztere Eiter.
Welch giebt an, dass es ihm gelungen sei, auf dem von ihm empfohlenen
Nährboden (s. ob.) G.-K. aus einem Gelenkerguss zu züchten (Discussion zu
NORTHRUP).
Finger bespricht neben den Arthritideu mit G.-K.-Befund und denen
durch Secundärinfection auch diejenigen, in denen Mikroorganismen nicht
gefunden worden sind. Er erklärt diese negativen Befunde- einmal in der
Weise, wie das der Eef. gethan hat^. Dass die G.-K. zwar in die Synovialis
eindringen, aber nicht aus dieser heraus in die Gelenkliöhle gelangen und
weiter dadurch, dass die G.-K. im Exsudat schnell zu Grunde gehen können,
speciell unter dem Einfluss einer höheren Temperatursteigerung,
Besonders zahlreich sind die Publicationen über gonorrhoischeEndo-
c a r d i t i s und pyämische Processe im Berichtsjahr gewesen. Leydeil
(329) bespricht die Frage allgemeiner und bezieht sich ausser auf seinen
früher publicirten auch auf einen neuen Fall, den Michaelis (340) unter-
') Jahresber. VI, 1890, p. 139. Ref.
*) Diese Bezeichnung ist wenig verständlich. Baumgarten.
Gonorrhoe-Kokkus. Metastatische Erkrankungen: 137
Endocarditis, pyämische Processe.
sucht und ausführlicher publicirt hat. Bei einer 5 Wochen nach der In-
fection aufgetretenen schweren Endocarditis, welclie zum Exitus führte,
fanden sicli in den mit reichlichen fibrinösen Auflagerungen versehenen
ülcerationen des Endocards Diplok. in der charakteristischen Form inner-
halb der Zellen, nach Gkam und durch Alkohol leicht entfärbbar, deren Cultur
nicht gelang. Verf. spricht diese Mikroorganismen mit Bestimmtheit als
G.-K. an und meint, dass die Cultur keine Erfolge ergeben konnte, weil die
Leiche 24 Stunden im Keller gelegen hatte, während Leyden überhaupt
der Cultur bei solchen Fällen eine sehr geringe Bedeutung beiraisst*.
Zawadzki und Bregmanii (401) fanden bei einer 85 Tage nach der
(nicht durch die Auffindung von G.-K. in den Genitalsecreten erwiesenen)
Infection gestorbenen Puella neben Pleuritis, Nephritis etc. in der verru-
cösen Biscupidalklappe „neben vielen anderen" Bacterien G.-K., gruppen-
weise zum Theil in der Zwischensubstanz, zum Theil in den Zellen, am
zahlreichsten am freien Klappenrande, spärlicher in den tieferen Schichten.
Thayer und Bluiner (383) erwähnen in ihrer im .John Hopkins
Bulletin' publicirten Arbeit einen 2. Fall\ in welchem sie Reinculturen von
G.-K. von den Klappen, dem Herzblut und dem Pericard auf menschlichem
Serum erzielten, während im ersten Fall aus dem Blut auf Blutagar-Agar
G.-K. gezüchtet werden konnten, nicht aber aus den Klappenauflagerungen,
auf denen sie nur mikroskopisch nachgewiesen werden konnten.
Ebenso fanden Babes und Sioil (239) sowohlauf den ulcerirten Aorten -
Klappen eines an Endocarditis gonorrhoica verstorbenen Patienten freie
und intracelluläre nach Gkam entfärbbare Diplok., welche auf Einderserum
nicht wuchsen, und dieselben Mikroorganismen mehrmals intra vitam im
Blute.
Bei einem in Heilung übergegangenen Fall von weiblicher Gonorrhoe
(Urethritis, Vaginitis, BARTHOLiNi'scher Abscess, Adnexerkrankung, Ute-
rus-Ausschabung, Perimetritis, Arthritis fast sämmtlicher Gelenke mit Aus-
nahme der Hüftgelenke, Abscesse der Sehnenscheiden, systolisches Geräusch
an der Mitralis) fand Nailliotti (345) in den Sehnenscheidenabscessen und
in verschiedenen Gelenken im serös-eitrigen Inhalt nui" G.-K. (mikrosko-
pisch und culturell). Er betont, dass die G.-K.-Pyämie im Allgemeinen
weniger bösartig sei, als die Streptok.-Pyämie.
In einer kritisch-historischen Studie bespricht Finger (283) die Diffe-
renzen zwischen den G.-K.-Pyämien und den Staphylok.- und Streptok.-
Pyämien, indem er sich auf seine früheren Untersuchungen stützt und die
gonorrhoischen Processe für gutartiger erklärt.
Eine maligne Endocarditis der Pulmonalklappen, bei welclier nur
') Jahresbericht XI, 18yn, p. 115. Ref.
*) Dann bleibt aber die Diagnose unsicher. Dies gilt namentlich jetzt, nach-
dem wir in dem „Diplokokkus intracclkilaris" einen dem G.-K. mikroskoju'sch
so ähnlichen Mikroorganismus kennen gelernt haben. Wenn auch die Diti'orential-
diagnose zwischen diesen beiden Mikrobicn für die Urethra (und Conjunctiva)
kaum in Frage kommen dürfte, so doch für andere Thoile, an welche die Er-
krankung durch G.-K. nicht typisch ist. Banmgartcn.
138 Gonorrhoe-Kokkus. Metastatische Erkrankungen :
Endocarditis, pyämische. Processe.
Streptok. im Herzen (mikroskopisch und culturell) aufgefunden wurden und
die im Auschluss an gonorrlioischen Rheumatismus aufgetreten war, ver-
öffentlicht Keller (310); er fasst den Fall als Mischinfection von Streptok.
und G.-K. auf (V).
Bacteriologische Untersuchungen fehlen bei Combemale's (263) Fall
von gonorrhoischer Pyämie, die unter dem Bilde eines polyarticulären Rheu-
matismus mit Nephritis, Parotitis etc. zum Tode führte, bei Boytl's (246)
Beobachtung von Septikämie ebenfalls nach gonorrhoischer Arthritis, bei
Bretoii's (247) beiden Fällen (Schwellung der Lymphdrüsen, Milz, Ge-
lenke, Endocarditis, Arthritis, Erythem etc.) und bei Rol)iilSOli's (364)
Beobachtung einer mit Purpura und Arthritis combinirten letalen Infection
nach gonorrhoischer Strictur (G.-K. wurden in der Urethra constatirt);
das Resultat steht noch aus bei Wllite's (395) Fall von maligner Endo-
carditis der Pulmonalklappen, bei welcher das Blut sicher steril gefunden
wurde.
In einem Fall von gutartiger, zur Heilung gekommener gonorrhoischer
Endocarditis hat Singeb ebenso wenig G.-K. in (grösseren Mengen von)
Blut gefunden, wie in einem der oben erwähnten Fälle von gonorrhoischer
Arthritis ohne G.-K. im Exsudat und wie in dem ebenfalls bereits mitge-
theilten Fall von „gonorrhoischer Pyämie" mit G.-K. im Exsudat; im letz-
teren Fall erwies sich auch der Harn zu wiederholten Malen steril. Da-
gegen giebt Shathock (in der Discussion über Northeup's Vortrag) an,
dass er 3mal Culturen aus dem Blute gewonnen habe.
Dass die Gonorrhoe in manchen Fällen eine Allgemeininfection ist, er-
wähnen auch andere als die erwähnten Verff., wie See und Pagenstechee.
Eine sehr merkwürdige Beobachtung publiciren Pichevill und Ray-
Uioud (358); sie haben bei einer Patientin, welche seit vielen Jahren in
jedem Frühling eine Drüsenanschwellung am Halse bekam, im Anschluss
an eine Gonorrhoe eine Vereiterung dieser Drüsen eintreten sehen und in
dem Eiter G.-K., und zwar nur diese, gefunden, von denen die Verff. an-
nehmen, dass sie durch die Blut- oder die Lymphbahn in die Drüsen gelangt
sind. — Auch Rendu giebt (im Anschluss an Pichevin's Vortrag über
^) Wenn wir das Material, das in diesem Jahre von gonorrhoischer Endocar-
ditis publicirt worden ist, überblicken, müssen wir bei unserem im vorigen Jahre
auf Grund der FiNGER'schen Arbeit ausführlicher begründeten skeptischen Stand-
punkt bezüglich der Endocarditis ulcerosa mit reiner G. -Infection stehen blei-
ben. Nur Thayer und Blumer geben positive Cultur-Resultate an. Doch muss
eine weitere Bestätigung abgewartet werden, ebenso wie bezüglich der Blut-
culturen dieser Verff. und Babes' und Sion's. Nicht die Möglichkeit, dass die
G.-K. eine ulceröse Endocarditis machen können, bestreiten wir, sondern die
wissenschaftliche Beweiskraft des bisher publicirten Materials*. Gegen die Nei-
gung, alle metastatischen gonorrhoischen Processe als „pyämische" zu bezeich-
nen, lässt sich nur vom praktischen Standpunkte aus einwenden, dass das Wort
„pyämisch" nun einmal für die allgemeinen durch pyogene Mikroorganismen
bedingten Processe reservirt ist und dass die Diiferenzen zwischen diesen und
den gewöhnlichen gonorrhoischen Arthritiden doch sehr grosse sind. Ref.
*) Ich kann diese Ansicht nur unterschreiben. Baumgarten.
Gonorrhoe-Kokkus. Gonorrlioisclie Pleuritis. 139
Kückenmarks-, Augenerkrankungen bei Gonorrhoe.
Rlieumatisnins gonorrlioicus) an, dass er bei einer Wöchnerin in einem
abscedirenden Ganglion der Eegio subclavicularis Gr.-K. gefunden habe^.
Dagegen fehlt die bacteriologische Untersuchung in dem Falle Mlir-
sell's (343), in welchem eine im Anschluss an einen gonorrhoischen Bubo
auftretende Parotitis als gonorrhoisch aufgefasst wird.
In seinen Studien über gonorrhoische Pleuritis bericlitet Bertrand
(244) ausser über den Fall von Chiaiso und Isnaebi^ über eine eigene
Beobachtung mit G.-K. in dem pleuritischen Exsudat — diese sind das
einzige diiferential-diagnostische Moment, das die — meist leichte — go-
norrhoische Pleuritis unterscheidet von der parablennorrhoischen, bei wel-
cher die Gonorrhoe nur die Invasionspforte für banale Keime abgiebt, und
von der gewöhnlichen sich nur zufällig mit einer Gonorrhoe combinirenden
Pleuritis.
Mit den R ü c k e n m a r k s e r k r a n k u n g e n bei Gonorrhoe beschäftigt sich
Leyden wesentlich im Anschluss an seine früheren Publicationen und an
die Arbeit Bukkie's 'l ohne neue Beobachtungen beibringen zu können. Bac-
teriologische Untersuchungen fehlen auch in der Arbeit Cipriaiii's (260),
welcher einen zur Heilung gekommenen Fall von Myelitis gonorrhoica
beschreibt und es unentschieden lässt, ob die G.-K. selbst oder ihre Toxine
die Rückenmarkserkrankungen veranlassen; und ebenso rein klinisch und
deswegen hier nur zu erwähnen sind die Mittheilungen von Coilloiiina
(264) (Hebephrenie — zurückgeführt auf Arachnoiditis mit serösem Er-
guss), von Lazarus (326) (Posticuslähmung mit Gonorrhoe als einziger
auffindbarer Ursache), von Campbell (256) (Neuro-Retinitis nach, bezw.
durch Gonorrhoe).
Ueber 2 Fälle „arthri tisch er Augenerkrankung" bei Gonorrhoe,
Iritis, das eine Mal unter dem Bilde einer Iritis serosa, das andere Mal mit
umschriebenen Hornhautgeschwüren, beide Male bei Polyarthritis gonor-
rhoica berichtet Burchardt (252); er führt diese Erkrankungen auf „An-
steckung des Blutes mit G.-K." zurück.
Ueber die Bedeutung der Toxine für die Pathologie der gonorrhoischen
Erkrankungen äussern sich mehrere Verff., ich erwähne hier Seiffebt, der
die graue kachektische Farbe seiner oben erwähnten kleinen Patientin
durch die Toxämie zu erklären versucht, See, Kiefer u. A.
Noch weiter geht Bennati, welcher einen schädigenden Einfluss der
Gonorrhoe auf die Nachkommenschaft in Folge nicht nur „dynamischer",
sondern auch chemischer Läsionen der Generatiousorgane (Prostata, Hoden,
Uterus und Ovarien) im Verlauf der chronischen Erkrankung (etwa in Ana-
logie mit der Lues) annimmt und dieselben als „parablennorrhoische" Affec-
tionen bezeichnet.
Nur erwähnen möchte ich als ebenfalls liierher gehörig die ^iittlieiluiigen
Oravagua's (292) über die „Isotonie des Blutes bei Gonorrhoikern" —
er hat die mittlere und niedrigste Resistenz der rothen Blutkörperchen und
') Leider fehlen diesen MittheUungen genauere Angaben. Ref.
■') Jahresber. X, 1894, p. 106. Ref. — ») Jahresber. X, 1894, p. 107. Ref.
140 Gonon-hoe-Kokkus. Toxine desselben.
Pathologische Anatomie des gonorrhoischen Processes.
zugleich ihre Zahl bei der acuten Gonorrhoe vermindert und die weissen
Blutkörperchen wesentlich vermehrt gefunden — diese Veränderungen
gleichen sich nach Ahlauf der Gonorrhoe wieder aus ; und ebenso soll nur
hingewiesen werden auf die Untersuchungen Yalerio's (387), welcher sich
mit dem Stoffwechsel bei der Arthritis gonorrhoica — als derjenigen Er-
krankung, bei -welcher Fieber, Albuminurie, Nervenstörungen auf Toxin-
wirkung deuten — beschäftigt hat. Er hat Harnstoff und Chloride im
acuten Stadium vermindert, später vermehrt gefunden ; die Phosphate ver-
hielten sich umgekehrt; die Leukocyten sah auch er im acuten Stadium
vermehrt, rothe Blutkörperchen und Hämoglobin vermindert; die Urin-
menge war normal.
Die von Bona (366) angestellten Untersuchungen über Fieber bei
Gonorrhoe haben ergeben, dass solches nur sehr selten bei Fällen auftritt,
die nicht irgendwie complicirt sind, und zwar wesentlich im Anfang des
acuten Processes; in solchen Fällen wäre es möglich, das Fieber als Aus-
druck einer Allgemeininfection oder Intoxication aufzufassen.
Die „wahre Albuminurie", welche nach GrOldberg's (290) Unter-
suchungen in 12 ^Iq aller Fälle vorkommt, wird von diesem Verf. nur in
seltenen Fällen als Ausdruck einer „Continuitätserkrankung", einer Cysto-
uretero-p3^elonephritis angesehen ; meistens ist sie als eine bacteritische (und
zwar durch Metastase der G.-K. bedingte) oder toxische Nephritis aufzu-
fassen, die entweder sehr unbedeutend ist und spontan heilt oder (selten)
unter dem Bilde chronischer Nephritis zum Tode führt.
Die Anschauung Kiefer's, dass die Toxine auch nach dem Absterben
der G.-K. noch weiter wirken können, ist oben bereits erwähnt worden; er
meint auch, dass die restirenden Toxine bei mechanischer Reizung durch
ihre grosse chemotaktische Attractionski'aft wieder eine grössere Eiter-
ansammlung in den Tuben bedingen und ein Fortschreiten der Entzündung
vortäuschen können; auch Sänger glaubt au die Möglichkeit von Exacer-
bationen und Verschlimmerungen seiner „residualen Gonorrhoe" ohne An-
wesenheit von G.-K., eine Anschauung, die Bumm entschieden bestreitet \
Die pathologische Anatomie des gonorrhoischen Processes
hat die wesentlichste Förderung durch Bumm's ausführliche, bereits wieder-
holt citirte Darstellung erfahren. Aus dieser, sowie aus Blimm's (251)
Abwehr von Wertheini's(391, 392) Angriff'heben wir diejenigen Punkte
hervor, welche für die noch zur Discussion stehenden Fragen von Bedeu-
tung sind und fügen dann einzelne andere Befunde noch bei.
Die G.-K. haben nach Bumm eine chemotaktische Wirkung auf ziemlich
weite Entfernung. Unter ihrer Einwirkung kann es „stellenweise auch zu
einer croupösen Ausschwitzung kommen, wobei sich dann die Kokken in
^) Es ist natürlich, dass, wenn postgonorrhoische Secundärinfectionen vor-
handen sind, diese mit oder ohne nachweisbare Gelegenheitsursache eine Ver-
schlimmerung bedingen. Ein chronisch entzündlicher Process kann aber — das
sehen wir beim Mann oft genug — auch aseptisch fortbestehen und so afficirtes
Gewebe kann wohl auf irgend eine Läsion hin viel energischer reagiren, als
vollständig zur Norm zurückgekehrtes. Ref.
Gonorrhoe-Kokkus. X41
Pathologische Anatomie des gonorrhoischen Processes.
den fibrinösen Faserwerk und den eingelagerten lymphoiden Zellen in Ge-
stalt zierlicher Häufchen und Reihen verbreiten".
In Bezug auf die Frage: Tiefen- oder Oberflächen-Infection steht Bumm
— wie auch Neissek — auf dem Standpunkt, dass die Oberfläclieninfection
die Regel ist, dass die Kraft der G.-K. im Allgemeinen an der Bindege-
websgrenze der Schleimhaut gebrochen wird; dass Ausnahmen von dieser
Regel, wie sie Wertheim nachgewiesen hat, vorkommen, aber dass solche
Fälle von tiefer Durchwucherung des Bindegewebes eben als Ausnahmen
und zwar als seltene Ausnahmen aufzufassen sind. In einer Polemik mit
Webtheim, in welcher dieser seinen Standpunkt wieder betont, handelt es
sich wesentlich um diesen Punkt.
Bumm legt jetzt bei der Beurtheilung der Infectionsfähigkeit eines Epi-
thels nicht mehr auf die Form, sondern — wie Touton es zuerst gethan
hatte — , auf die Weichheit des Epithels, überhaupt auf seine physiologi-
schen, nicht auf die morphologischen Eigenschaften das Hauptgewicht. Das
secernirende Drüsenepithel hält er in Uebereinstimmung mit dem Ref.
für immun gegen G.-K.
Im Einzelnen beschreibt Bumm die Urethritis acuta der Frau ganz ebenso
wie seinerzeit die Conjunctivitis; die G.-K. finden sich im Epithel und nur
in den obersten Lagen des Bindegewebes; weiterhin entsteht durch Meta-
plasie ein mächtiges Lager von Plattenepithel, die G.-K. liegen dann nur
auf und zwischen den Epithelien.
Die Vaginalinfection wird im Allgemeinen bei der erwachsenen Frau
durch eine „mehr oder weniger dicke Hornschicht verhindert". „Bei ein-
zelnen erwachsenen Personen erhält sich an der Vaginalschleimhaut die
kindliche Zartheit oder die Hornlamelle geht später, z. B. bei atrophischer
Vaginitis, im Climacterium wieder zu Verlust, und die Vagina ist dann für
das gonorrhoische Virus empfänglich"'. Bei gonorrhoischer Vaginitis von
Erwachsenen und Kindern liat Bumm G.-K. im Bindegewebe nicht gesehen.
Bei der Bartholinitis hat auch er nur den Ausführungsgang inficirt gefunden.
Bei der frischen Cervicalgonorrhoe hat er die G.-K. in den obersten Lagen
des Bindegewebes, nicht aber in den Drüsenlumina mit ihren normalen hohen
Cylinderepithelien nachgewiesen (zweimal lagen die G.-K. in der Epithel-
Auskleidung eines Ovulum Nabothi),
Bei chronischer Gonorrhoe des Uterus fand Bumm in Uebereinstimmung
mit Weetheim in der Muskulatur Rundzellenheerde, die aber „auch sonst
häufig'' längs der Gefässe zu sehen sind und von denen Bumm nicht glaubt,
dass sie auf eine unmittelbare Einwirkung der G.-K. zu beziehen sind. Er
hat auch in Majjlener's^ Präparaten nichts von G.-K. gefunden. Am wenig-
sten verändert war die Schleimhaut des Cervicalkanals, speciell die Drüsen
waren ganz intact. Die Papillen trugen auf weite Strecken ihr normales
Epithel, vielfach noch mit Flimmerhaaren, Rundzelleninfiltration fand sich
an der Epithelgrcnze, einzelne Leukocyten waren in der Durchwanderung
begriffen. Wo Cylinderzellen vorhanden sind, da fehlen die G.-K. „An
'j .lahresber. XI, 189."), p. 106, 120. Ref.
142 Gonorrhoe-Kokkus.
Pathologische Anatomie des gonorrhoischen Processes.
irgend einer nur sehr begrenzten Stelle, an der Spitze einer Papille, an
ihrem seitlichen Rande, oder auch in einer Einsenkung zwischen 2 Papillen
hört plötzlich das Cylinderepithel auf und es treten an seine Stelle platte
Zellen in ein- oder mehrfacher Lage. Hier sind regelmässig Gr.-K. -Rasen
zu sehen, die entweder nur oberflächlich aufliegen oder zwischen den Zellen
eine kurze Strecke in die Tiefe dringen. Das Bindegewebe wird an dieser
Stelle von den G.-K. nirgends erreicht".
Im Corpus uteri sind bei chronischer Gonorrhoe die G.-K.-Heerde reich-
licher als im Cervicalkanal, sie finden sich hier auch in den oberflächlich-
sten Bindegewebslagen ; eine Wucherung' der Drüsen ist nicht constant
(die Rundzelleninfiltration reicht meist nicht über die Drüsenzone hinaus).
Von den Drüsenausführungsgängeu sind nur die äussersten Enden mit er-
krankt. Der Process ist disseminirt, nicht diffus.
In den Tuben hat Bumm nur ältere Processe zu untersuchen Gelegenheit
gehabt; er hat dabei gefunden, dass die Serosa mit einem fibrinösen Ex-
sudat bedeckt, ihr Endothel meist zerstört ist; die Wand ist durch heerd-
weise kleinzellige Infiltration und durch Hyperplasie des Bindegewebes
verdickt oder bei stärkerer Eiteransammlung durch Schwund der Muscu-
laris und Atrophie des Bindegewebes verdünnt. Die Infiltration kann spe-
ciell auf der Höhe der Falten in eitrige Schmelzung übergehen, während
in den Ausbuchtungen selbst das Epithel manchmal sogar noch mit den
Flimmerhaaren erhalten sein kann. Sonst ragt auf weiten Strecken das
Bindegewebe wie ein Granulationsgewebe frei oder mit Resten durch ein-
ander geworfenen und mit Leukocyten durchsetzten Epithels bedeckt ins
Lumen. In drei Fällen mit G.-K. im Tubeneiter hat Bumm im Gewebe G.-K.
nicht gefunden; in einem vierten lagen sie auf der mit plattem Epithel ver-
sehenen Schleimhaut und im Bindegewebe. Webtheim's Befund von Durch-
wachsung der ganzen Tubenwand mit G.-K. hält Bumm für ein singuläres
Vorkommniss in Uebereinstimmung mit Kiefer, der ebenfalls keinen sol-
chen Fall kennt, und mit Reumonb, w^elcher nie in der Tiefe der Tuben
weder nach Webtheim's, noch nach Nicolle's Färbungsmethode G.-K. ge-
funden hat. Auch die Gonorrhoe der Tuben ist nach seineu Erfahrungen
eine Oberflächenerkrankung.
In den Ovarien kommen Abscesse selten vor — Bumm hält es für wahr-
scheinlicher, dass ihre Infection vom Peritoneum aus zu Stande kommt, so
zwar, dass die Follikel bezw. die Corpora lutea inficirt werden und dass
dann die feine Oeffnung durch die Peritonitis verklebt wird.
In frischem Exsudat um die Tubentrichter hat Bumm 3mal vergeblich
nach G.-K. gesucht.
Die G.-K. verschwinden nach Bumm im Allgemeinen dann aus dem Binde-
gewebe, wenn sich die Epitheldecke regenerirt hat, ohne Vereiterung her-
vorgerufen zu haben. Er giebt das Vorkommen von Vereiterung auf rein
gonorrhoischer Basis nach den Untersuchungen von Dinklee, Wertheim
und dem Ref. im Princip zu, glaubt aber, dass zu ilirem Zustandekommen
besondere Vorbedingungen gegeben sein müssen, unter denen er hypothe-
tisch schwerere Circulationsstörungen, seröse Durchtränkung etc., nennt.
Gonorrhoe-Kokkus. 143
Pathologische Anatomie des gonorrhoischen Processes.
Die „Bedeutung der Pseudoabscesse zur Erklärung mancher nur schein-
barer Vereiterungen" erkennt BuMM an; zugleich aber betonter, dass auch
nach der Erkenntniss von der Möglichkeit rein gonorrhoischer Abscedirung
der Misch- oder besser der secundären Infection noch eine wesentliche Rolle
bei der Gonorrhoe zugeschrieben werden müsse; er hat im Tubeneiter 4mal
Streptok., einmal Bact. coli neben den Gr.-K. gefunden; auch bei der Ver-
eiterung der Bartholinitis, der Folliculitiden der Harnröhre und des Vesti-
bulum, sowie bei den paiametritischen Exsudaten ist die Secundär-Infec-
tion von grösster Bedeutung. In der Polemik mit Wertheijni erwähnt Bumm
einen Fall von Peritonitis nach Tubenexstirpation, bei dem er im serösen Ex-
sudat nur Streptok., im Tubeneiter viel Streptok. und G.-K. gefunden hat.
In einem Fall glaubt Bumm eine Secundärinfection mit Tuberkelbac. an-
nehmen zu können.
Die Ausheilung wird, wie jetzt auch Bumm vollkommen anerkennt, nicht
durch die Metaplasie des Epithels bedingt. Die oben schon citirten Befunde
von regenerirten Cylinderzellen, die auf G.-K. nicht reagiren, beweisen,
dass eine nicht morphologisch, sondern chemisch bedingte Immunität ein-
tritt, welche als die Ursache der Heilung aufzufassen ist.
Gerade für die chronischen Processe betont Bumji ihre Oberflächlichkeit
in den meisten Fällen und deswegen hält auch er in solclien Fällen eine
besonders tiefgreifende Behandlung nicht für nothwendig.
Die Metastasen durch reine G.-K.-Infection giebt Bumm zu und meint,
dass auch eine oberflächliche Bindegewebsiufection zu ihrer Erklärung ge-
nüge, da ja in Wertheim's Blasenpräparaten die G.-K. in ganz oberfläch-
lich liegenden Gefässen sich fanden.
Die Bedeutung der Secundärinfection wird auch im Auschluss an die
oben berichteten Fälle von ]\rALHERBE (und in der Discussion von Eeaud),
von PiCHEViN, der allerdings die pj^ogenen Fähigkeiten der G.-K. hervor-
hebt, ferner von MacCaxx für die Tuben und für die Peritonitis gonorrhoica
(durch Culturen erwiesen), von Gottsclialk und Immerwahr (291) ge-
legentlich der von Immekwahr schon im Vorjahr^ publicirten Befunde von
Staphylok. nach Gonorrhoe im Uterus (sie haben nie G.-K. und Staphylok.
gleichzeitig gefunden) und von Finger besprochen. Kiefer (313) hat bei
40 wegen geplatzter Pyosalpinx operirten Fällen 62 ^\^ bacterienhaltig
gefunden, darunter 32 ^/^ G.-K.-haltig; sehr häutig hat er das Bacterium
coli nachgewiesen, durchweg im Ovarialabscess.
Eine Mischinfection wird von Kaufmann für alle „schweren Gewebs-
vereiterungen" angenommen. Schauta giebt sie in demselben Umfange zu
wie Wertheim.
Auch Brop:se glaubt, dass die G.-K. nicht nur entlang dem Epithel,
sondern auch durch Bindegewebe, Blut- und Lymphgefässe sich verbreiten.
Kiefer erwähnt gelegentlich einen Fall, in welchem bei doppelseitiger,
culturell als rein gonorrhoisch erwiesener Pyosalpinx eine Verwachsung mit
dem Rectum vorhanden war; es entstand daher bei der Operation ein l):ii-m-
') Jahresber. XI, 1895, p. lOG. Ref.
144 Gonorrhoe-Kokkus.
Pathologisclie Anatomie des gonorrhoischen Processes.
defect, und in der Muskulatur des Darmes fanden sich sträng- und heerd-
förmige Infiltrate mit nur polynucleären Leukocyten und in diesen massen-
haft G.-K. Der Redner betonte, dass in einem solchen Falle die Möglich-
keit einer rein gonorrhoischen Perforation des Darmes wohl möglich ge-
wesen wäre.
Wertheim polemisirt gegen Neisser, der in der Frankfurter Discussion
betont hatte, „dass die gonorrhoische Erkrankung wesentlich eine epithe-
liale und der Sitz der Gr.-K. wesentlich im Epithel zu suchen sei" — er
erklärt, dass sie ,,bei jeder Schleimhautgonorrhoe in das subepitheliale
Bindegewebe einzudringen scheinen" — eine Thatsache, die von funda-
mentaler Bedeutung sei. „Wenn im Verlaufe einer Schleimhautgonorrhoe
die G.-K. nur mehr ganz oberflächlich in oder auf dem Epithel hausen, dann
ist der Process dem Erlöschen nahe, es bedarf nur mehr kurzer Zeit und
auch diese oberflächlichen G.-K. sind verschwunden; es handelt sich also
dann nicht um einen chronischen Process, sondern um einen in Abheilung
begriffenen".
Chronisch werden die Gonorrhoen deshalb, weil die G.-K. häufig über die
Norm lange aus dem subepithelialen Bindegewebe nicht verschwinden ^ .
Gegenüber Bumm hebt Wertheim die Resultate seiner früheren Unter-
suchungen bezüglich der Tiefeninfection und der reinen G.-K.-Abscedirung
hervor; er meint, der G.-K. sei kein „reiner Schleimhautparasit", weil er
auch in die Tiefe eindringe, und er giebt zwar zu, dass „hierzu disponirende
Umstände nöthig" sind, hält sie aber für „keineswegs so sehr selten". Er
betont weiterhin, dass Tiefeninfection und Abscedirung nicht identisch sei,
sondern dass der G.-K. in die Tiefe eindringen könne, ohne Vereiterung
hervorzurufen. Er giebt die Mischinfection für Cystitis, Bartholinitis, Ar-
thritis als „sicher häufig in Betracht kommend" zu. Als neue positive That-
^) Die Behauptung Neisser's sollte wohl nicht besagen, dass die oberfläch-
liche Infection des Bindegewebes so selten sei, sondern dass während des grösse-
ren Theils der bei Weitem meisten Gonorrhoen die G.-K. nur epithelial vege-
tiren — in Uebereinstimmung mit dem von Bumm und dem Ref. ei-brachten
Nachweis, dass in sehr vielen Fällen nach Ablauf des acuten Stadiums, nach
Reparation der Epitheldecke G.-K. im Bindegewebe nicht mehr aufzufinden sind.
Von diesen Fällen — • ich erinnere an die zahlreichen paraurethralen Gänge und
an die chronischen Cervicalgonorrhoen Bumm's — behaupten zu wollen, dass
sie erst in dem Augenblick zur Untersuchung gekommen sind, als der Process
schon im Uebergang zur Heilung war, das geht wohl doch nicht an ; und dass
wir die G.-K. im Bindegewebe tinctoriell nicht gut hätten darstellen können,
das ist, nachdem wir sie im Epithel und im Bindegewebe (in anderen Fällen)
so gut mit derselben Methode gesehen haben, nicht wahrscheinlich. Von that-
sächliclien Beweisen aber, dass die chronische Gonorrhoe in der Mehrzahl der
Fälle eine Bindegewebsinfection ist, bringt Wertheim eigentlich nur die Er-
fahrung vor, dass chronische Gonorrhoen therapeutisch schwer beeinflussbar
sind. Nun kann man aber, was ich schon früher betont habe, bei der männ-
lichen Gonorrhoe sehr häufig die Erfahrung machen, dass die G.-K. durch anti-
septische Behandlung auffallend schnell und definitiv verschwinden, und bei
Männern und Frauen spielt bei den ungünstigen Fällen das Vorhandensein der
G.-K. in Schlupfwinkeln wohl eine viel grössere Rolle als die Bindegewebs-
infection. Ref.
Gonorrhoe-Kokkus. Vorkommen bei Erkrankungen 145
der weiblichen Genitalien.
sacke ist aus den puleinisclieii Aufsätzen Wertheim's hervorzuheben, dass
„demnächst zur Veröifentlichung- gelangende, in der Klinik Schauta durch-
geführte Untersuchungen"' beweisen, dass auch in der Vagina im subepi-
tlielialen Bindegewebe G.-K. vorkommen'.
Nach Schauta ist im Allgemeinen die Vagina nicht disponirt — aus-
genommen bei Kindern, Greisinnen, Schwangeren, Blondinen mit besonders
zarten Schleimhäuten etc.
Bei seiner Darstellung der Endometritis und Metritis gonorrhoica steht
DöDERLEix ganz auf Wertheim's Standpunkt, citirt auch Madlenek's Be-
funde von G.-K. in der Uterusmuskulatur als beweiskräftig, während Meilge
(273) trotz aller Anerkennung der Möglichkeit der Tiefeninfection im All-
gemeinen Bumm's und des Ref. Standpunkt vertritt. Er hat übrigens in
einem Fall G.-K. in einem Abscess der Uterus wand gefunden.
Jullien (307) macht darauf aufmerksam, dass es wie am Rectum, so
auch auf anderen zarten Schleimhäuten durch die Gonorrlioe zu Elimination
des oberflächlichen Gewebes, zu wirklich nekrotischer Ulceration kommen
kann (so in Vulva, Cervix etc. als ,. Erosion chancriforme blennorrhagique").
Pezzoli hat das Vorkommen der eosinophilen Zellen bei der männ-
lichen Gonorrhoe einer genaueren Untersuchung unterzogen. Er hat ein
einziges Mal G.-K. in einer eosinophilen Zelle gefunden. Fast immer ist
diese Zellart nachzuweisen, doch ist ihr«^ Zahl sehr verschieden. Sie ist
grösser bei schon bestehender Urethritis posterior, als ohne solche; im
Secret der LiTXEfj'schen Drüsen geringer als in dem der Urethra anterior,
in dem der Prostata grösser als in dem der Urethra posterior, und in der
Urethra posterior grösser als in der Urethra anterior. Bei den acuten Fäl-
len findet sicli zugleich mit der Vermehrung der eosinophilen Zellen in den
Secreten auch eine solche im Blute, und dieses Verhältniss im Zusammen-
hang mit der Thatsache, dass bei Miterkrankung der Prostata und Urethra
posterior auch die Secrete der Uretlira anterior reicher an eosinophilen
^) Wie aus dem oben Berichteten hervorgeht, deckt sich der jetzige Stand-
punkt Bumm's fast ganz mit demjenigen des Ref., den derselbe in diesen Berich-
ten und in einer besonderen Arbeit (Jahresber. X, 1894, p. 108) niedergelegt
hat. Die grosse Anzahl von Einzeluntersuchungen, auf die sich Bumm's Stand-
punkt stützt, giebt ihm naturgemäss eine ganz besondere Bedeutung. Die Ober-
flächlichkeit des Processes in dem Gros der Fälle, die Pseudoabscesse, das frühe
Untergehen der G.-K. im Hindegew^ebe nach Regeneration der Epitheldecke —
all das sind Punkte, in denen nunmehr Uoboreinstimmung erzielt ist.
In der Polemik mit Wkrthkim — es ist sehr zu bedauern, dass eine solche
zu Stande gekommen ist zwischen den beiden Forschern, denen wir nach der
Entdeckung der G.-K. am meisten auf dem Gebiete der Gonorrhoe -Lehre zu
verdanken haben — handelt es sich thatsächlich nur um Ditterenzen in den
Worten: ob man die Tiefeninfection als „sehr selten" oder als ,, relativ selten"
bezeichnet, darüber kann man doch wohl kaum streiten: und ganz ebenso irre-
levant ist der Streit über die Häufigkeit der Mischinfection, die ja auch Wert-
heim im Princip zugiebt. Das Einzige von Werth, was sich aus dieser Polemik
ergiebt, ist, dass man aus ihr ersehen kann, dass vielfach die Nachfolger Wert-
heim's in ihren Anschauungen weiter gegangen sind, als dieser selbst es will —
und dagegen war es nothwondig Stellung zu nehmen, was der Ref. im Jahre
1894 mit seinor Arbeit versucht hat. Ref
Baumgarteirs JahreRbericlit XII 10
146 Gonorrhoe-Kokkus. Therapie der gonorrhoischen Erkrankungen.
Prophylaxe der Gonorrhoe.
Zellen werden, beweist, dass durch die Erkrankung- der Urethra posterior
und Prostata eine Vermehrung der eosinophilen Zellen im Blute stattfindet.
In Bezug auf die Therapie der gonorrhoischen Erkrankung-en,
soweit dieselbe vom bacteriologischen Standpunkt aus ein Interesse dar-
bietet, ist nichts wesentlich Neues publicirt worden. In einer Discussion
über die abortive Behandlung der Gonorrhoe in der französischen Gesell-
schaft für Urologie hat Jaiiet (304) seine Kali-hypermanganicum-Spülun-
gen und Guiard (270) dieselben in schwächerer Dosis (1 : 10-5000) be-
sonders energisch empfohlen; andere, wie speciell Eraild (270), drücken
sich sehr viel skeptischer aus. Eine Anzahl von Einzelfragen kann hier
nicht erwähnt werden.
Galewsky (289) hat zur Frühbehandlung der Gonorrhoe methodische
Ausspülungen mit dem Argentum nitricum warm empfohlen. Das vom Refe-
renten in die Therapie eingeführte Argonin (Argentum -Casein) hat Bender
(241), Boltz (245), Gutlieil (295), Neubkkgek, Lewiu (328), Swiu-
biirne (380) gute Resultate ergeben. Airol ist von Legueii und L^vy
(327), Tausig- (382), Epstein (278), Howald (300) versucht und als
sehr brauchbar empfohlen worden.
Das citronen saure Silber (Itrol) ist von Werler (390) mit Vor-
theil angewendet worden. Witauoff (398) hat Argentum nitricum und
Argentamin untersucht und empfiehlt besonders das erstere. — de Sniet
(378) und Howland (301) empfehlen Formalin in ^/„proc. Lösung- zur Be-
handlung- der acuten Gonorrhoe, während Nogues (351) damit günstige
Resultate nicht erzielt hat.
Ueber die JANEx'sche Methode werden noch immer Arbeiten in grösserer
Anzahl mit diflerenteu Resultaten publicirt, ebenso wird weiter lebhaft
discutirt über die expectative und die antiseptische Behandlung der gonor-
rhoischen Entzündungen bei der Frau.
Callari (255) hat die Thermotherapie bei der Urethritis — auf
Grund der Angaben über die Empfindlichkeit der G.-K. gegen höhere Tem-
peraturen versucht. Er hat Temperaturen von 44-46^ angewendet (die
normale männliche Urethra hat 36,5, die weibliche 37,5; die gonorrhoisch
erkrankte 37,5 bezw. 37,8) und gute Erfolge erzielt.
Auch Knies (318) macht den Vorschlag, nicht bloss die Augenblennor-
rhoe, sondern auch andere Localisationen, speciell die Gonorrhoe der Frau,
durch Hitze zu behandeln und zwar mittels Vollbädern von 40 ^ C. durch
12 Stunden hindurch.
Bei der Besprechung der Prophylaxe der Gonorrhoe beim Manne
tritt Nol)l (350) für die von Blokusew^ski vorgeschlagene Maassregel
(Einträufelung von Argentum nitricum in die Fossa navicularis) ein ; er hat
mit dem Endoskop constatirt, dass die Lösung dabei 1-1 V-2 ^^^ ^i^f ©in-
dringt. — Fingek dagegen steht diesen Maassregeln skeptischer gegenüber.
Die Prophylaxe der Blennorrhoea neonatorum hat eine recht grosse Zahl
von Verff. beschäftigt; von diesen treten Cohn (auf Grund einer grossen
Sammelforschung), Chiavaro, Chautbes, Schauta, Orossmann (294),
KöSTLiN theils für die zwangsweise, theils für die facultative Einführung
,Mikrokokkus ,Brisou'. — ,Dii)lokokkus des Keucliliustens'. 147
Kokkus bei Skorbut.
des CKEDE'schen Verfahrens ein. Andere, wie Olshausen, halten die 2 ^/^
Argen tumlüsung für zu stark und so empfiehlt Gusserow nur 1 ^j^, Blldin
(249) 1 : 150 Argentuni nitricum, Czempix Sublimat 1 ^^^q, Kol)lank (320)
Argonin, Klam.aiiii (317) Creolin.
Auch zur Behandlung der Blennorrhoea neonatorum werden vom bac-
teriologischen Staudpunkt aus verschiedene neue Vorschläge gemacht: so
von Klamann Chinosol 1 : 500, von Sym (381) Sublimat 1 : 5000 (1-2-
stündlich und daneben iVrgentum nitricum und Jodoformsalbe).
g) ,Mikrokokkus Brison'
402. Routli, A. G., Micrococcus Brisou (Boston med. a. surg. Journal
vol. 134, no. 4 p. 83).
Kouth (402) giebt eine Beschreibung des von Roux und Yeksin' zuerst
beschriebenen Mikrokokkus Bmsou. Man findet ihn in Pseudomembranen
und bei Anginen ; er ist ein kleiner runder Kokkus, der einzeln oder in unregel-
mässigen Gruppen vorkommt; nicht beweglich; nicht pathogen; färbt sich
nach Gram; aerobe; gedeiht am besten bei 37^ C; verflüssigt Gelatine ; auf
der Platte bildet er kleine Colonien; erzeugt keine Säure und bringt Milch
nicht zur Gerinnung; reducirt Nitrate nicht ; Bouillon trübt er. Seine Gegen-
wart weist stets auf gute Prognose. Kanthack.
h) ,l)iplokokkus des Keuchhustens'
403. Ritter, J., Ueber den Keuchhusten (Berliner klin. Wchschr. No. 47
p. 1040 u. No. 48 p. 1069).
Ritter's (403) Studien über die Verbreitung des Keuchhustens führten
ihn zu der Ueberzeugung, dass die Krankheit keineswegs eine Prädilec-
tionszeit im Jahresumlauf besitze. Manche Familien sind gegen die Per-
tussisinfection geschützt, häufig besteht aber nur eine scheinbare Immuni-
tät, dadurch vorgetäuscht, dass die anscheinend refractären Individuen nur
nicht in genügend enge Beziehung, wie sie ziu" Uebertragung des Keuch-
hustens nöthig ist, zu den Erkrankten treten. Ein Alter über 5 Jahre ver-
ringert die Empfänglichkeit. Den schon früher von ihm beschriebenen
Keuchhusten - Diplok. hat E. in allen untersuchten Fällen, 147 an der
Zahl, im Bronchialsecret gefunden, spärlich im katarrhalischen und End-
stadium, enorm zahlreich im spasmodischen Stadium. Therapeutisch erwies
sicli das Bromoform in nicht zu geringen Gaben als dem Chinin überlegen.
Abel
i) Kokkus bei Skorbut
404. Afiiiiassieff, S. A., Bacteriologische Untersuchung des Skorbuts
[Russiscli] (Wratsch no. 33).
Afaiiassieff* (404) untersuchte in 10 Fällen von Skorbut den Eiter, der
sich um einen aseptisch unter die Haut eingeführten, sterilisirten Faden
') Annales de Tlnst. Pasteur 1894 p. 650. Kef.
10*
148 ,Miki-okokkus tetragenus citreiis'. — .Mikrokokkus militensis'.
,Kokkus der infectiösen Parotitis'.
sammelte. In 9 Fällen fand er einen Kapselkokkus, den er nun ausführlich
beschreibt. In Bouillonculturen bildet derselbe so viel schleimige Substanz,
dass man die Reagensrühre fast horizontal neigen kann, ohne das Niveau
der Flüssigkeit zu verändern. Der Kokkus färbt sich nach Gram, wächst
reichlich auf allen gewöhnlichen Nährmedien, verflüssigt nicht oder nur
sehr schwach die Gelatine, wächst nicht unter Sauerstoffabschluss oder
unter 16*^0., coagulirt sehr schwach die Milch und bildet Gas aus Trauben-
zucker. Er ist in grossen Mengen für Kaninchen schwach pathogen und
verursacht manchmal recht bedeutende Blutungen im Unterhautbindegewebe
und in den inneren Organen. Alexander -Lewin.
k) ,Mikrokokkns tetragenus eitreus (septicus?)'
405. Sterling, S., Ein neuer Mikrokokkus im Blute und Harn gefunden
(Ctbl. f. Bacter. Bd. 19 p. 141).
Sterling (405) beschreibt einen Mikrokokkus tetragenus eitreus (sep-
ticus ?), den er in einem Falle von Endocarditis ulcerosa (post septicopyae-
miam kryptogeneticam ?) aus Harn und arteriellem Blute gezüchtet hat.
Nach Gram färbbare Tetradenformen , Gelatine unter Bildung eines citro-
nengelben Farbstoffes verflüssigend. Auf Kartoffeln dünner, citronengelber
Belag, keine Indolbildung, keine Milchgerinnung, keine Gährung, kein
anaerobes Wachsthum. In der ersten Generation schlecht färbbare Kapseln,
später keine. Pathogenität nicht geprüft. Abel.
1) ,Mikrokokkiis militensis'
406. Hughes, 31. L., Note on the endemic fever of the Mediterranean
(Lancet no. 3790 p. 1063).
Hughes (406). Mediterranean Fever ist ein specifisches undeigen-
thümliches Fiebej-, welches in Malta und Gibraltar vorkommt. Die Tempe-
raturcurve zeigt Perioden von Pyrexie und Apyrexie. 1886 entdeckte
BsucE^ einen Mikrokokkus in den Geweben, den ,Mikrokokkus militensis',
der in Affen das Fieber erzeugt und alle Anforderungen erfüllt. Die Krank-
heit kommt vom Mai bis October vor und ist nicht contagiös. Kantlmck.
ni) ,Kokkus der infectiösen Parotitis'
407. Mecray, P. M., and J. J. Walsh, Some notes on the bacteriology
of mumps (New-York med. Record vol. 50 p. 440).
Mecray und Walsh (407) untersuchten mehrere Fälle von infectiöser
Parotitis und fanden im Ductus Stenonianus den von Laveran und
Catrin"- beschriebenen Kokkus; derselbe wurde auch im Blute von 6 Pa-
>) Vgl. auch Jahresber. IX, 1893, p. 101. Ref.
2j Jahresber. IX, 1893, p. 100. Ref.
, Streptokokkus involutus'. — ,Kokkus der Druse'. 149
tienten gefunden. Dieser Kokkns scheint jedoch der Staphylok. epidermi-
ditis albus zu sein. Die Verif. selbst vermuthen dieses, und ihre Arbeit
fiösst wenig- Zutrauen ein. Kanthack.
u) ,Streptokokkns involutus'
408. Klirth, H., Bemerkung zum angeblichen Vorkommen des Strepto-
kokkus involutus beim gesunden Vieh in Sardinien und Mittheilung
über weitere Befunde desselben (Ctbl. f. Bacter. Bd. 20 p. 168).
Klirth (408) weist den angeblichen Fund des Streptok. involutus,
den Sanfelice^ im Speichel auch gesunden Viehes in Sardinien gefunden
haben wollte, als irrthümlich zurück, einmal, weil er ihn bei sorgfältig
vorgenommenen Versuchen selbst niemals an gesunden Thieren fand und
ferner, weil das einzig geeignete Mittel zur Differenzirung von andern
Streptok. -Arten, der Zusatz von Blutserum zu den Nährmedien unterlassen
worden sei. \'erf. hält seinen Grundsatz, wonach „der Streptok. involutus
ein regelmässiger Befund auf dem Grunde der Bläschen bei der Maul- und
Klauenseuche des Rindviehs und, da er sich anderweitig nicht findet, zu-
gleich ein Erkennungszeichen dieser Krankheit ist", völlig aufrecht und
theilt 2 Befunde desselben beim Menschen mit. Derselbe fand sich im Hals-
belage zweier diphtheriekranker Kinder bei Einsaat des Impfmaterials in
Blutserumagarplatten und war mit AVahrscheinlichkeit aus der Milch an
Maul- und Klauenseuche erkrankten Rindviehs in die Mundhöhle gelangt,
wo er sich in der für Streptok. günstigen Brutstätte der diphtherischen
Membranen vermehrt hatte. Körner-, Hof- und Schollenbildung konnte K.,
wenn auch selten, bei Streptok. sehn, welche zur Maul- und Klauenseuche
sicher nicht in Beziehung standen; diese Merkmale, insbesondere die grossen
auf der Oberfläche schwimmenden Schollen in flüssigem Blutserum, waren
aber viel geringer ausgeprägt. Ziemke.
o) , Kokkns der Druse'
409. Bermbach, F., Uebertragung des Drusecontagiums von den Saug-
fohlen auf das Euter des Mutterthieres (Berliner thierärztl. Wchschr.
p. 437).
410. Hamliurger, H. J., und D. A. Klaiiwers, Streptokokkus peri-
tonitidis equi (Ctbl. f. Bacter. Bd. 19 p. 882).
Kcrinbacli (409) konnte constatiren. dass das Drusecontagium
von zwei Fohlen auf das Enter ihrer ]\Iütter übertragen wurde, und
dass in letzterem eine heftige F.ntzündung mit Abscessbildung und Morti-
flcation je einei- Euterhälfte führte. Eine der Stuten starb an eitriger
Lympliangitis und Adenitis. In beiden Eutern hat Verf. in grossen Mengen
jene Streptok. nachgewiesen, welche sowohl nach Schütz- dem von ihm
') Jahresbev. Xt, 1895, p. Mb. Kef. — 2) Jahresher. IV, 1888, p. 88. Ref.
150 ,Kokkus der Druse'. — ,Kokkus der Hundestaupe'.
als Drusekokkus bezeichneten Mikroorganismus, als auch nach Hell und
FoTH^ den Streptok. pyogenes zukamen. Verf. hält gerade deshalb, weil
die Uebertragung dieses Mikroorganismus von den Fohlen auf das Euter
der Stuten nur locale Eiterung, keine Druse hervorrief, die Identität des
sogen. Drusekokkus mit dem Streptok. pyog. für bewiesen. Johne.
Hamburger und KlauAvers (410) haben seröses Exsudat von einem
an Peritonitis gestorbenen Pferd untersucht und einen Streptok. isolirt,
welcher in Bouillon, auf Pferdeserum, in frischer Lymphe, sowie Humor
aqueus und Ascitesflüssigkeit wächst, in frischem oder sterilisirtem Rinder-
serum aber nicht. Gelatine- und Agarstichculturen haben die Form einer
Säge, und an der Oberfläche des Nährbodens entwickelt sich eine weisse
Schicht. Die Entwicklung findet auch bei Zimmertemperatur statt, schneller
aber bei Körperwärme. Bouillonculturen bei Kaninchen und Hunden sub-
cutan, intravenös oder intraperitoneal injicirt, verursachen eine vorüber-
gehende und geringfügige Temperatursteigerung. Die subcutane Einspritz-
ung einer Bouilloncultur in das Hinterbein des Pferdes verursachte eine
bedeutende Anschwellung, welche bei der Eröffnung Streptokokken ent-
haltende, seröse Flüssigkeit enthielt. Temperatursteigerung wurde nicht
beobachtet. Nach einer intraperitonealen Injection bei einem Pferde ent-
stand eine seröse Peritonitis mit einer Temperatursteigerung bis zu 40*^ C.
V. Ratz.
p) ,Kokkus der Hundestaupe'
411. Hürlimann, Staupeepidemien am Langensee (Schweizei' Archiv f.
Thierheilk. p. 120).
412. Zielinski, E., L. v. Neiicki und J. Karpiuski, Die Entzündung
der TENON'schen Kapsel [Tenonitis] und ihr Verhältniss zur Hunde-
staupe (Berliner klin. Wchschr. No. 9 p. 190).
In einem Warschauer Hause erkrankten, wie Zielinski, V. Nencki
und Karpinski (412) beschreiben, in wenigen Tagen Zwischenraum nach
einander 6 Personen an einer Entzündung der TENON'schen Kapsel mit
starker Protrusio bulbi und seröser Schwellung der Conjunctiva. Daneben
war nervöse Verstimmung, Mattigkeit, Kopfschmerz und Schlaflosigkeit
vorhanden, Fieber bis 39,6. 2 Patienten klagten über Muskelschmerzen,
je einer bekam Tracheolaryngitis und Bronchitis diffusa mit Pneumonie.
Nach 14 Tagen Heilung, aber langsame Peconvalescenz. Ausser den 6
Hausbewohnern erkrankte ziemlich zu gleicher Zeit und in ähnlicher Weise
noch eine Person, die im Hause gewesen w^ar, 9 Monate später eine andere, die
häufig imHause verkehrte. Die Verff. glauben, dass es sich um eine Uebertrag-
ung der Hundestaupe auf den Menschen gehandelt hat. 3-4 Wochen vor dem
Auftreten der Erkrankung bei den Menschen hatte ein im Hause gehaltener
junger Mops die Staupe durchgemacht, zugleich mit den Menschen erkrankte
ein anderer, einem derselben gehöriger, aber nichtim Hause befindlicher Mops,
1) Jahresber. VIT, 1891, p. 19 u. 49. Ref.
Kokkus bei Septikämie der Hühner. — ,Kokkus des Lemmingfiebers'. 151
11 Monate später ein dritter junger Mops im Hause selbst. Die Identität der
Erkrankung beim Menschen und beim Hunde schliessen die Verff. aus der
Aehnlichkeit der Krankheitserscheinungen und daraus, dass es ihnen ge-
lang, beim Menschen wie beim Hunde denselben Krankheitserreger zu iso-
liren. Es ist dies ein dem Staphylok. pyog. albus höchst ähnlicher Mikro-
organismus, aber dadurch von diesem verschieden, dass er Traubenzucker
stärker zersetzt (wohl vergährt. Ref.). Mit Reinculturen in den Conjuncti-
valsack geimpfte Möpse erkrankten unter Erscheinungen, welche die Verff.
glauben als Staupe ansehen zu müssen. Abel.
HUrlimaim (411) berichtet über eine umfangreiche Staupeepidemie
bei Hunden in der Umgebung des Langensees (s. über Erscheinungen
das Original). Prof. Zschokke in Zürich constatirte, dass in allen Theilen von
einer eingesendeten Lunge eines daselbst verendeten Hundes „die kleinen
sonderbaren Diplok. dominirten, wie sie sich auch bei unseren Staupe-
epidemieen regelmässig in den Lungen constatiren lassen". Johne.
{{) Kokkus bei Septikämie der Hühner
413. Saiitori, S., Su di una nuova forma di setticemia sviluppatasi in al-
cuni pollai di Eoma causoto da un cocco-batterio-cromogeno [eritro-
batterio] (Annali d'Igiene sperim. vol. 6, fasc. 2).
Saiitori (413) hatte Gelegenheit, eine schwere Form von Septi-
kämie zu beobachten, die bei römischen Hühnern in den Monaten Sep-
tember und October 1895 eine Sterblichkeit von etwa 60^/o erzeugte. Der
Verlauf der Krankheit ist bei Hühnern ein sehr schneller und wdrd meist
gar nicht bemerkt. Die Kokken, welche Verf. als Krankeitserreger be-
obachtete, nannte er Erithrob acterien. Dieselben sind beweglich, zeigen
auch gelegentlich amöboide Bewegungen, entwickeln sich gut auf den ge-
bräuchlichen Nährböden und färben dieselben bei Lufttemperatur intensiv
roth. Die Virulenz ist sehr gross und die Culturenproducte äusserst toxisch.
Kaninchen, Meerschweinchen und weisse Mäuse starben stets 10-18 Stun-
den nach der subcutanen Impfimg. Wurden die Culturen dagegen per os
einverleibt, so trat der Tod erst nach mehreren Wochen ein. Tramhusti.
Y) , Kokkus des Leminiug-Fiebers'
414, Malm, 0., Undersögelser om Lemän-Feberns Mikrobe [Untersuch-
ungen über den Mikroorganismus des Lemming-Fiebers] [Verhandl.
d. med. Ges. zu ChristianiaJ (Beilage zu Norsk Magazin for Ltege-
vidensk. p. 39).
Eine vorläufige Mittheilung Mallil's (414) bezieht sich auf eine Reihe
Lemminge', die der Seuclio, die diese Tliierchen in Norwegen in grossen
i\rassen tödtet (das Lemming-Fieber) als Opfer gefallen und von ihm in
Verbindung mit Thierarzt IIukxk bacteriologisch untersucht wurden. Es
') Lemnus borea]is. Ret'.
J52 ,Kokkus des Lemniingfiebers'.
Hessen sich in den inneren Organen der Thiere massenhafte, sehr kleine
Mikrokokken nachweisen, die schwer zu färben und zu züchten waren ; in
Glycerin-Agar-Culturen gingen sie als feinste klare Tropfen auf, die aus
kurzen Ketten bestanden. Der Kokkus war für Mäuse, Kaninchen, und
Meerschweinchen, nicht aber für Tauben virulent. Die Krankheit war so-
wohl mittels subcutaner und intravenöser Impfung wie mittels Verfütterung
und Inhalation übertragbar. Von einem geimpften Thiere, das in einem
Käfige des Thierstalles angebracht war, verbreitete die Krankheit sich
spontan und tödtlich zu sämmtlichen übrigen 41 Meerschweinchen des
Stalles. Die Thiere zeigten u. a. eine constante Schwellung aller Lymph-
drüsen, besonders der Bronchialdrüsen, ein Symptom, das auch bei ver-
schiedenen Fällen bei Menschen, die mit derselben Seuche inficirt sind
und die deshalb ebenfalls ,Lemming-Fieber' genannt wird, beobachtet ist.
Nach intravenöser Injection einer Cultur entstand auch bei einem Kaninchen
eine Endocarditis verrucosa. Axel Höht.
Milzbrandbacillus. Literatur. 153
2. Bacillen
a) Milzbrandbacillus
Referenten: Prof. Dr. H. Eppinger (Graz),
Doe. Dr. A. Eber (Dresden), Med.-Rath Prof. Dr. 1. Johne (Dresden),
Prof. Dr. A. Trambusti (Ferraraj.
415. Belfanti, S., Ilcarbonchio e la sieroterapia (Morgagni uo. 4 p. 25(3).
— (S. 159)
*Bormans, A., Süll' azione che 11 siero di sangue di alcuni aiiimali
spiega contro la proprietä sporificatrice del bacillo del carbonclilo
(Riv. d'Igiene vol. 7, iio. 2). [Vgl. Jahrg. XI, 1895, p. 138.]
41 ß. Brataiiich, A., Die Fleischvergiftung in Schönau und Umgebung
[Milzbrand combinirt mit Trichinose] (Prager med. Wchschr. S.-A.).
— (S. 160)
41 7. Buchner, Ueber die physiologischen Bedingungen der Sporenbil-
dung beim Milzbrandbacillus. Eine Bericlitigung (Ctbl. f. Bacter. Bd.
20 p. 806) — (S. 159)
418. Clement, A., Le charbon metastatique chez Fhomme (Annales de
Microgr. t. 8 p. 1). — (S. 162)
410. Dollar, J. A. W., A further note on an outbreak of anthrax in
horses (Veterinarian vol. 69 p. 24). — (S. 169)
420. Dollar, J. A. W., A further note on equine anthrax (Ibidem p. 118).
— (S. 169)
421. Ellis, W., A case of malignant pustule recoverj^ (Lancet no, 12
p. 749). — (S. 165)
422. (iarth, W., Ueber Milzbrand bei Schweinen (Deutsche thierär/tl.
Wchschr. p. 55). — (S. 169)
42*.$. (iordzialkowski, J., Zur Frage über die Milzbrandschutzinipf-
uugen mittels vSporenvaccins nach der Methode von Prof. Cihnkowski
(St. Petersburger Journal f. öftentl. Veterinärmed. p. 286 ; ref. : Ellen-
tikrgp;r-Schütz-Baum's Jahresber. p. 25). — (S. 160)
424. (i ruber, M., Ueber ]\Iil/brand in Gewerbebetrieben und über pro-
pliylactische Maassnalimon gegen diese Infectionskrankheit (Oesterr.
Sanitätswesen Bd. 8 p. 60). — (S. 165)
425. Haase, C, Zum Nachweis der Kapsel an Milzbrandbacilleii (Ztschr.
f. Veterinärkunde Bd. 8 p. 311). — (S. 154)
426. Jaliresbericlit über die Verbreitunj? der Thierseuelieu im
Deutscheu Reiche i. J. 1895: Milzbrand. — (S. 169)
154 Milzbrandbacillus. Literatur. Kapsel- und Sporenbildung.
427. Kasparek, Th., und K. Kornauth, Ueber Infectionsfälngkeit der
Pflanzen durch Jülzbrandböden (Archiv f. Physiol. Bd. 63 p. 293).
— (S. 160)
428. Lelinert, €., Milzbrandätiologie (Bericht ü. d. Veterinärwesen im
KgT. Sachsen 1895 p. 67). — (S. 169)
429. Massa, C, Studi batteriolog-ici sulla trasmissione del bacillus an-
thracis dalla madre al feto (Riforma med. vol. 20, no. 120). — (S. 159)
430. V. Ratz, St., Der Milzbrand beim Schweine (Monatsh. f. prakt.
Thierheilk. Bd. 7 p. 145). — (S. 168)
431. V. Ratz, St., Infectionsversuche mit Milzbrand beim Schweine (Ctbl.
f. Bacter. Bd. 19 p. 305). — (S. 167)
432. Schreiber, 0., Ueber die physiologischen Bedingungen der endo-
genen Sporenbildnng bei Bacillus anthracis, subtilis und tumescens
(Ibidem Bd. 20, No. 10/11 u. 12/13). — (S. 154)
*Sclavo, A., Sulla preparazione del siero anticarbonchioso. Memo-
ria 2 (Riv. d'Igiene vol. 7, no. 18-19). [Vgl. Jahrg. XI, 1895, p. 148.]
433. Sill)ersclimi(lt, W., Rosshaarspinnerei und Milzbrandinfection,
ein Beitrag zur Milzbrandinfection (Ztschr. f. Hygiene Bd. 21 p.455;
auch als Referat: , Milzbrand und Rosshaarfabrikation' Correspdzbl. f.
schweizer Aerzte No. 7 p. 212). — (S. 166)
434. Uebertragungen des 3Iilzl)raii(les auf Menschen (Ber. ü. d.
Veterinärwesen im Kgr. Sachsen 1895 p. 67). — (S. 167)
435. Zange, Bericht über die Thätigkeit der bacteriologischen Station
des Kasaner Veterinär-Institutes i. J. 1895 (Mittheil. d. Kasaner Ve-
terinär-Inst. Bd. 13, Beilage No. 11; ref. : Ellenbbrgek-Schütz-
Baum's Jahresber. p. 27). — (S. 169)
Haase (425) verweist gelegentlich der Mittheilung von Np:tzel^, dass
es diesem gelungen sei, die Kapsel der Mzbc.'^ durch ein besonderes
Färbungsverfahren auch an den auf künstlichem Nährboden gezüchteten
Bacterien nachzuweisen, darauf, er habe schon früher- darauf hingewiesen, '
dass auch durch das von Johne"^ angegebene Färbungsverfahren an den
auf Fleisch wasserpeptongelatine gezüchteten Mzbc. die Kapsel nachgewiesen
werden könne*. Johne.
Die Versuche Schreiber's (432) über die Sporen bil düng bei dem
Mzb. wurden als Reinzüchtungen in jedesmal näher bezeichneten Nähr-
^) Ueber den Nachweis von Kapseln an Mikroorganismen : Fortschr. d. Me-
dicin Bd. 14, No. 2. Ref.
-) Deutsche Zeitschr, f. Thiermed. Bd. 20, 1894, p. 429. Ref.
'■') Jahresber. X, 1894, p. 129. Ref.
*) Ref. verweist bez. dieser Erinnerung des Verf.'s auf seine zu dem früheren
citirten Artikel desselben gemachte Fassnote, in welcher er ausdrücklich zu-
gegeben hat, dass durch das von ihm angegebene Färbungsverfahren die Gallert-
hülle an dem auf künstlichen Nährböden gewachsenen Mzbc. zeitweilig, aber
niemals so deutlich, wie an den Mzbc. de.s Blutes nachzuweisen sei. Dabei
bleibt Ref. auch heute noch stehen. Ref.
t) Mzbc. = Milzbrandbacillus bezw. Milzbrandbacillen. Red.
Milzbrand bäcillus. Physiologische Bedingungen 155
der endogenen Sporenbildung.
medien, theils in ERLENMEYEB'schen Kölbchen, Eeagensröhrchen, oder in
Culturen im hängenden Tropfen, theils als Agarculturen auf schiefer Agar-
fläche und zwar bei constanter Temperatur von 30^ C. und neutraler Re-
action (unter Zusatz von Natrium carbonicum) des Nährbodens ausgeführt.
Die Bedingungen der Sporenbildung wurden studirt unter dem Einfluss
1. der Ernährung, 2. des Lichtes, 3. der Temperatur, 4. des Sauerstoffes
und 5. wurden die Beziehungen des Wachsthums zur Sporenbildung in
Betracht gezogen.
ad. 1. Zunächst wurde Pflaumendecoct verwandt, wobei das spärlichste
Wachsthum beobachtet werden konnte. Ausgesäte Sporen des Mzbc.
bildeten nach 20 Stunden eine zarte Wolke am Boden der Flüssigkeit,
welche aus wenig gekräuselten und dünnen Fäden bestehen. Im weiteren
Verlaiife treten krankhafte Verkrümmungen der Fäden auf, und erst in 75
Stunden wird spärliche Sporenbildung in den gesund gebliebenen Fäden
beobachtet. Nach Aussäung von Sporen des Bac. subtilis bilden sich in
demselben Nährboden nie lange Fäden, sondern nur 2,2 (U- lange und 0,7 /t*
breite, sehr bewegliche Stäbchen, von denen reichliche kolbige Anschwel-
lungen an ihren Enden zeigen. Nach 48 Stunden bildet sich ein oberflächliches
braunes Häutchen, in welchem es nach 60-65 Stunden zur Sporenbildung
kömmt. Die geringste Entwicklung zeigen Sporen des Bac. tumescens.
Die ausgewachsenen kurzen, schwach rotireuden Stäbchen zerfallen bald
körnig, und nur ausnahmsweise kommt es nach 75 vStundeu zur Sporenbil-
dung. Im Heuextract wachsen die Anthraxsporen zu langen, breiten, wellig
verlaufenden Fäden aus, in denen sich nach 70-72 Stunden Sporen neu
bilden. Durch die Sporen des Bac. subtilis wird der Heuextract getrübt
durch bewegliche, kurze Stäbchen, die nach und nach an die Oberfläche ge-
rathen, hier zu Fäden auswachsen, alsbald eine dicke, gefaltete, wie be-
staubt aussehende, grau bis weisse dicke Haut bilden, in der es zu Sporenbil-
dung kommt. Die Sporen des Bac. tumescens verhalten sich im Heuextract
so, wie im Pflaumendecoct. In Liebig's Fleischextract bilden die Anthrax-
sporen reichliche, ausserordentlich lange Fäden, in denen schon nach 60
Stunden Sporen ausgebildet sind. Subtilissporen im LiEBia'schen Extract
wie im Heuextract. Die Sporen des Bac. intumescens trüben sehr bald den
LiEBiG'schen Extract, wachsen zu Stäbchen, welche in der Höhe der Flüs-
sigkeitssäule einen weissen Ring bilden, in welchem die Sporenbildung vor
sich geht.
Dann kamen feste Nährböden, von unbestimmter chemischer Zusammen-
setzung zur Verwendung: LiEBiG'scher Fleischextract mit Agar ää l^/^,
und Kartoffeln. Auf ersteren Nährböden gelangen ausgesäte Anthraxsporen
zur Bildung eines anfänglich zarten, dann dünnen, glänzenden und fein
gelappten, aus sehr langen und diclit verschlungenen Fäden bestehenden
Belages, in welchem schon nach 54 Stunden vollständige Sporenbildung
gegeben ist. Der Bac. subtilis überzieht in 24 Stunden die ganze Fläche
mit einer trockenen, mattglänzenden, grau-weissen, bald sich verdickenden
und faltenden Haut kurzer Fäden, in denen nach 50 Stunden Sporen vor-
kommen. Der Bac. tumescens bildet eine lappige Haut, wie der Anthrax-"
156 Milzbrandbacillus. Physiologische Bedingungen
der endogenen Sporenbildung.
bac; doch besteht sie aus kurzen Stäbchen, in denen nach 50 Stunden
Sporen erzeugt sind. Auf Kartoffeln, nach Esmabch zubereitet, wächst der
Bac. anthr . nach 1 4 Stunden in Form weisser Pünktchen, die zu einem trockenen
mattglänzenden Belag zusammenfliessen, der aus langen Fäden und kurzen
Stäbchen besteht, und ist schon nach 43-45 Stunden die Sporenbildung be-
endet. Der Heubac. bildet auf Kartoifeln einen anfänglich trockenen, dann
schleimigen Belag, der die ganze Kartoifel und das Glas überzieht, aus
kurzen Stäbchen besteht, und in dem nach 48 Stunden auf der Kartoifelfläche,
nach 40 Stunden am Glas die Sporenbildung erfolgt ist. Der Bac. tumes-
cens bildet in 15 Stunden einen schmierigen Belag kurzer Stäbchen, in dem
sich nach 48 Stunden die Sporen ausgebildet zeigen.
Endlich wurde in Nährböden von bestimmter chemischer Zusammen-
setzung gezüchtet. In Nährlösungen von l"/o Pepton, 0,l"/o Kalium phos-
phoricum, 0,05^/y Magnesium sulfuricum wachsen die Mzb.-Sporen schon
in 12 Stunden, unter Bildung einer haselnussgrossen Wolke, zu langen,
verschlungenen Fäden aus, in denen sich nach 54 Stunden bereits Sporen
gebildet haben. Heubac. trüben die Flüssigkeit unter Bildung kiu'zer be-
weglicher Stäbchen, die sich nach 24 Stunden oberflächlich ansammeln,
länger werden und schon in 50-54 Stunden dichtestens von Sporen durch-
setzt sind. Mit steigender Peptonconcentration wird die Vegetation und
damit auch die Sporenbildung befördert, die schon nach 36-40 Stunden
vollendet sein kann; doch ist damit das Auftreten kurzer Stäbchen, z. B.
auch beim Anthraxbac, der sonst nie Fäden bildet, verbunden. Zusatz von
Asparagin oder weinsaurem Amoniak erweist sich nur für den Heubac. zu-
länglich ; doch bilden sich an den Stäbchen sehr bald degenerirte Verände-
rungen, und nur in wenigen bilden sich oft erst nach 80 Stunden Sporen.
Unter den Kohlenstoflfverbindungen sind Traubenzucker, Maltose und Gly-
cerin vorzügliche Nährstoffe ; nur wird unter ihrer Anw^esenheit die Sporen -
bildung etwas verzögert, und muss übrigens auch ein gewisser Procentsatz
eingehalten werden, über den hinaus dann Wachsthum und Sporenbildung
ausbleiben. Für Traubenzucker gelten 15*^/^,, über welche hinaus keine
Vegetation mehr stattfindet. Bei Maltose gilt als Grenzconcentration : 6^/^
für den Mzbc, 7^/^ fttrSubtilis und lO^/^ für Bac. tumescens, und bei Gly-
cerin: 5"/o für den Mzbc, 12^/^ für den Heubac. und IO^/q für den Bac.
tumescens. Betreffs der Fleischextractlösungen fand ScH.-auch Optima- und
Grenzprocente. So für den Mzbc. 8*^/^, bezw. 12"/o, für den Heubac. 25*^/0
bezw. 40-45**/y, für den Bac. tumescens IQ^j^ bezw. 23*'/o.
In gleicher Weise wie die Kohlenstoffquellen wurden auch die Salze:
Kalium phosphoricum, Kalium nitricum und Magnesium sulfuricum in ilu-en
Beziehungen auf das Wachsthum und die Sporenbildung geprüft, indem sie
in den einzelnen Concentratiouen einer Iproc. Peptonnährlösung zugesetzt
wurden. Der Gehalt von 0,1^ j^^ Kalium phosphoricum verursacht das beste
Wachsthum und die reichlichste und schnellste Sporenbildung bei allen
drei Bac.-Sorten. Die oberste Grenze sind für Mzbc. '3^1^, für den Heubac.
und Bac. tumescens 5 ^j^y. Bei Kalium nitricum gestalten sich die Werthe so,
dass bei einem Gehalt von P/o die einzelnen Entwicklungsstadien bei allen
Milzbrandbacillüs. Physiologische Bedingungen 157
der endogenen Sporenbildung.
drei Bac. scharf hervortreten ; bei einem Gehalt von 3^/q an traten bereits
Involutionserscheinungen auf, und beträgt die Grenzconcentration für den
Bac. anthrac. 7*^,,j, für den Bac. subtilis 12*^/0 und den Bac. tumescens lO^'/o-
Für Magnesium sulfuricum liegt das Optimum bei 0,05*^/^; bei 0,V'j^) tritt
Verzögerung des Wachsthums ein ; und das Maximum ist für den Bac. anthr.
2^/0, den Bac. subtilis und Bac. tumescens bei 5"/o zu suchen. Der Zusatz
von Natrium chloratum wirkt übeiiiaupt verzögernd. Die höchsten Concen-
trationen, die überhaupt vertragen werden, sind für den Bac. anthr. 4, für
Bac. subtilis und tumescens 7^/y.
So geht aus diesen Angaben hervor, dass Pepton das Wachsthum und die
Sporenbildung beschleunigen, die erwälmten Kohlenstoffverbindungen und
Salze dagegen verzögernd wirken. Uebrigens wiu'den die Untersuchungen
bei neutraler Eeaction gepflogen. Betreffs der Untersuchungen mit alka-
lischen (Peptonnährlösungen versetzt mit Natrium carbonicum) und sauren
(Peptonnährlösung mit Weinsäure) Nährböden ergab sich, dass das Optimum
der Ersteren beim Anthraxbac. mit 0,5-l,0^/o, bei Bac. subtilis und Bac.
tumescens mit 2"/(,, das Maximum mit 3"/,, bezw. mit 5"/q Alkalizusatz be-
rechnet wiu'de. Für sauer reagirende Nährböden ergab sich, dass der Bac.
anthr. nur 0,3°, o» der Bac. subtilis und tumescens bis zu l^j^) Säure vertragen.
Endlich wurde auch die Grenze der natürlichen sauren ßeaction imLiEBia'-
schen Fleischextract für die Vegetation der Bacterien zu bestimmen ge-
sucht. Dieselbe liegt beim Bac. anthr. zwischen 7 und 10*^/o, für denHeu-
bac. und Bac. tumescens bei 1 8*^/0 der Lösung.
ad. 2. Düsteres Tageslicht und Dunkelheit verhalten sich vollkommen
gleich und üben keinen fördernden und hemmenden Einfluss aus. Dagegen
wirken directe Sonnenstrahlen (die Erwärmung durch dieselben wurde
hintangehalten duixh Beobachtung der Röhrchen im fliessenden Wasser)
entschieden ungünstig. Sporen des Bac. anthr. und des Bac. tumescens
keimen nach 2stündiger, die des Bac. subtilis nach 3stündiger Einwirkung
nicht mehr aus. Die Sporenbildung in bereits ausgewachsenen Fäden wird
durch dii'ecte Sonnenstrahlen hintangehalten: bei Bac. anthr. nach 15 Mi-
nuten langer, bei Bac. subtilis nach 1 stündiger und bei Bac. tumescens
nach 40 Minuten langer Einwirkung.
ad. 3. Betreffs Einwirkung der Temperatur hat Sch. ermittelt: Das Op-
timum liegt für Bac. anthr. bei 34^' C, für Bac. subtilis und Bac. tumescens
bei 30° C. Unter 8° C. findet beim Bac. subtilis kein AVachsthum mehr
statt; für den Bac. tumescens gilt das bei 10°C.; der Bac. anthr. zeigt bei
12° C. noch ein geringes Wachsthum, und unter 14° C. nie eine Sporen-
bildung. Das Wachsthum des Bac. anthr. wii'd bei plötzliclien Scliwank-
ungen der Temperatur auch innerhalb der Wachsthumsgrenze beeinflusst,
so dass, wenn man ihn z. B. bei 37° auskeimen lässt und ihn darauf nach
14 Stunden in Zimmertcmiieratur (18° C.) bringt, sofort Involutionserschei-
nungen auftreten.
ad. 4. Die 3 in Frage kommenden Bac. sind Aürobionten. Wenn in
flüssigen Nährböden die ausgekeimten, unbeweglichen Fäden des Bac. anthr.
zu Boden sinken, so hängt es von der Höhe der Flüssigkeitssäule ab, i»b sie
158 MilzbrandbacUlus. Physiologische Bedingungen
der endogenen Sporenbildung.
sporuliren. Sch. konnte feststellen, dass eine Flüssigkeitsmenge bis zu 15
mm Höhe über der Mzb. -Wolke am Boden das Zustandekommen der Sporen-
bildung nicht hemmt. Höhere verlangsamen sie, machen sie unvollständig
und heben sie auch ganz auf. Beim Bac. subtilis und Bac. tumescens ermit- ^
telte Sch., dass zum normalen Ablauf der Entwicklung für den Ersteren
mindestens 3 ccm, für den Letzteren sogar 5 ccm Luft über der Flüssigkeits-
säule sich befinden müssen.
ad. 5. Zwischen Wachsthum und Sporenbildung bestehen Beziehungen,
und ist die Sporenbildung der Ausdruck plötzlicher Wachsthumshemmung
unter den sonst günstigsten äusseren Bedingungen. Um diese Correlation zu
erhöhen oder zu beseitigen, experimentirte Sch. nach Muster von Buchner
mit destillirtem Wasser und 2proc. Kochsalzlösung. Aus gut genährter
Cultur (Peptonnährlösung) wird nach 24stündigem Wachsthum die Mzbc-
Flocke in ein Eöhrchen mit 1 ccm destillirten Wassers, ein anderes in ein
solches mit 1 ccm 2proc. Kochsalzlösung gethan bei Zutritt von Luft und
bei Behinderung von Verdunstung und Verunreinigung. In ersterem ist
nach 12 Stunden, in letzterem nach 10 Stunden Sporenbildung eingetreten.
Das bedeutet eine Abkürzung um 8 bezw. 20 Stunden. Bei dem Bac. sub-
tilis und tumescens beträgt die Beschleunigung 14 bezw. 16 Stunden. Es
wurden dann noch jüngere Culturen der drei Bac.-Sorten verwendet, und zwar
von festen Nährböden (l^/o LiEBiG'scher Fleischextract , 10 "/^ Pepton,
I^Iq Agar), um das Uebertragen ohne Nährstoffe besorgen zu können, so
dass unter 6 Stunden alte, noch gar nicht sichtbare Culturen, bezw. die
Sporen selbst in hängenden Tropfen von destillirtem Wasser bezw. 2proc.
Kochsalzlösung betreffs ihrer Auskeimung von Sporen beobachtet wurden
Sch. konnte zu dem Schluss gelangen, dass die endosporen Bacterien, Bac.
anthr., subtilis und tumescens schon nach der ersten Auskeimung befähigt
sind, Sporen zu bilden. Endlich wurde jeder der in den Versuchen ange-
wendeten Stoffe für sich in Lösung von destillirtem Wasser in verschiede-
nen Concentrationsgraden zu Züchtungen benutzt, und da stellte es sich
heraus, dass alle Stoffe, welche das Wachsthum hemmen, die Sporenbilduug
befördern. Andererseits wird die Sporenbildung hinausgeschoben durch
niedere Temperaturen und durch Zusatz von, das Wachsthum verzögernden
Stoffen in den ermittelten Concentrationen, wogegen die Verhinderung durch
fortwährende Erneuerung der das Wachsthum befördernden Nährstoffe be-
wirkt wird, was übrigens schon Büchner dargethan hat. Die längste Zeit
zur Erneuerung beträgt für eine Nährflüssigkeit aus 1 ^/^ LiEBiG'scher
Fleischextractlösung mit l^/o Pepton für den Anthraxbac. 48 Stunden, für
den Bac. subtilis und tumescens 42 Stunden. Uebrigens wird auch dui'ch
Züchtung bei mangelhaftem Luftzutritt die Sporenbildung verhindert. Wenn
aber die so erhaltenen vegetativen Formen unter gegentheilige Verhältnisse
gelangen, sind sie jederzeit geeignet, Sporen zu treiben.
Aus allen diesen Versuchen folgert Sch. : Dauerndes, lebhaftes Wachs-
thum unter den günstigsten Bedingungen ruft niemals Sporenbildung her-
vor ; ungenügende Ernälirung und ungünstige äussere Bedingungen stellen
die Sporenbildung sehr in Frage; plötzliche Hemmung des Wachsthums
Milzbrandbacillus. Physiologische Bedingungen 159
der endogenen Sporenbildung.
Uebertragungsfähigkeit von Mutter auf Foetus.
nach verausgegaiigener guter Ernährung veranlasst sofort Sporenbildung ;
speciell das Wachsthum hemmende und in Folge dessen die Sporenbildung
befördernde Substanzen sind: Natrium carbonicum, Magnesium sulfuricum,
Natrium chloratum und destillirtes Wasser. Der Sauerstoff der Luft ist für
die Bildung der Sporen aerober Bacterien eine specifisclie und nothwendige
Bedingung. Ejypinger.
Wie aus voranstehendem Eeferate ersichtlich, gelangte Schkeiber auf
Grund eingehenderer und ausgedehnterer Versuche zu gleichem Resultate
wie seiner Zeit (1880) Buchner: „Dauerndes lebhaftes Wachsthum
unter den günstigsten Bedingungen ruft niemals Sporenbildung hervor; —
plötzliche Hemmung des Wachsthums nach vorausgegangener guter Er-
nährung veranlasst dagegen jederzeit sofort schnell und vollständig Sporen-
bildung " . Biicliuer (417) verwahrt sich aber dagegen, dass er in dem Mangel
der Nahrungsstofte die „ directe Ursache " der Sporenbildung gesehen hätte,
warnt davor in dem soeben gedachten Momente die „directe Ursache" der
Sporenbildung zu erblicken und zwar aus theoretischen Gründen, da eine
„directe Ursache " eines phj'siologischen Vorganges, hier der Sporenbildung,
Niemand klar zu definiren in der Lage ist. Bei ph3^siologischen Erschei-
nungen giebt es nur Mechanismen und auslösende Reize, und ausserdem
auch mitwirkende Bedingungen. Diese mögen genau geschildert werden,
und dann bedarf es nicht des unklaren Wortes „Ursache", das er aus der
Naturforschung ausgeschieden wissen möchte. Und wenn er damals (1880)
sagte: „und die physiologische Ursache der Sporenbildung aber liegt in dem
eintretenden Mangel an Ernährungsmaterial", so wollte er die Ursache im
physiologischen Sinne präcisirt, eben nur den auslösenden Reiz bezeichnet,
niemals aber die „directe Ursache" dargestellt haben. Im energetischen
Sinne würde er als die „Ursache" der Sporenbildung den infolge vorange-
gangener reichlicher Ernährung vorhandenen Reichthum an Zellplasma
betrachten. Ejjpinger.
Massa (429) bespricht zuerst die wichtigsten Arbeiten über Ueber-
tragungsfähigkeit pathogener Mikrobien von Mutter auf Foe-
tus. Dann berichtet er übei' einige Experimente, die er an Kaninchen,
Meerschweinchen und Ratten mit dem Mzbc. angestellt hat. Seine Schlüsse
sind folgende:
1. Die Mutter kann intra vitain Mikroorganismen auf den Foetus über-
tragen, wenn die Placenta Veränderungen erleidet*.
2. Die Placenta verändert sich unmittelbar nach dem Tod der Mutter,
infolge der rapiden Zersetzungsvorgänge, w'elche für Mzb. typisch sind.
'6. Im lebenden Foetus linden sich keine Bac.
'1. Auch im todten Foetus sind niclit immer Bac. nachweisbar, jedoch im
Blute und in der Amnionflüssigkeit sind Krankheitskeime (Sporen) zu linden.
Tramlnusfi.
Belfaiiti (415) bespricht in einem Vortrage, w'elchen er in der lonibar-
*) Es steht aber jetzt ausser Zweifel, dass solche Veränderungen nicht noth-
Avendig sind. Baumgarten.
160 Milzbrandbacillus. Serumtherapie, Schutzimpfung.
Infectionsfähigkeit der Pflanzen durch Milzbrandböden.
dischen Thierarzneischiüe hielt, die neueren Fragen über Serumtherapie
bei Mzb. Nach Ansicht des Verf.'s ist das Serum weder genüg-end wirk-
sam um zur Heilung der Menschen benutzt werden zu können, noch kann
es sicher und dauernd die perniciösen Folgen der Mzb.-Infectiou verhindern.
Tramhust i .
(xOrdzialkowski (423) verwendet zur Schutzimpfung nach Cien-
KowsKi reine, durch Züchtung abgeschwächten Mzbc. in Bouillon bis zur
Sporulation und Mischung dieser Culturen mit 2 Volumen mittels Glycerin
hergestellte Anthraxsporenvaccine. In zugeschmolzenen Gläsern aufbe-
wahrte Vaccine war noch nach 4 Jahren vollständig wirksam. Johne.
Kasparek und Kornaiith (427) stellten sich die Aufgabe, durch Ver-
suche Anhaltspunkte zu gewinnen dafür, ob und auf welche Weise
Pflanzen, die in milzbrandhaltigem Boden gewachsen waren,
als Transportmittel für die Verbreitung des Mzb. dienen kön-
nen. Die Versuchsanordnung war die, dass sterilisirte Blumentöpfe bis
zur Hälfte mit sterilem Boden gefüllt, und auf diesen je 10 ccra einer reich-
liche Sporen und Fäden des Bac. anthr. enthaltenden Bouillon aufgegossen,
und dann in den so vorbereiteten Boden sterilisirte, in ihrer Keimfähigkeit
aber nicht beeinträchtigte Samen von Gerste, Weizen, Hafer, Raps, Mais
eingebettet, und dann endlich die Töpfe bis zum Eand mit sterilem Boden
angefüllt wurden. Nach Ablauf von zwei Monaten ergab die Untersuchung,
dass die Erde in den Töpfen von der Mitte (wo die ursprüngliche Aussaat
der Sporen geschah) bis zur Oberfläche von Mzb. -Sporen durchsetzt war,
und dass Bodenpartikelchen, den Mäusen verimpft, bei diesen Mzb. -Tod be-
wirkten und zu Plattenaussaat benutzt, Milzbrandcolonien aufschiessen
Hessen. Die gewachsenen Pflanzenvvurzeln waren mit Mzb. -Sporen bedeckt,
in dem Gewebe derselben aber keine wahrnehmbar. Ob in das Gewebe
Mzb. -Keime eindringen, wenn die Oberfläche der Wurzeln lädirt worden
wäre, haben die Verfasser nicht in das Bereich ihrer jetzigen Versuche ge-
zogen; versprechen aber, dies in einer künftigen Arbeit zu thun. Sie er-
örtern aber an der Hand vorliegender Versuche die Frage, wieso es zur
Verbreitung der Mzb. -Sporen von Ort und Stelle der Aussaat (Mitte des
Topfes) bis zui' Oberfläche des Bodens in den Töpfen gekommen, und beant-
worten sie dahin, dass dies durch das capillare Aufsaugungsvermögen des
Bodens bewirkt werde. Diese Versuche, in's Praktische übersetzt, beweisen,
dass dort, wo z. B. durch Eingraben von Mzb.-Cadavern Sporen in's Erd-
reich gelangen, dieselben sich bis zur Oberfläche desselben verbreiten kön-
nen (schon bekannt diu'ch Untersuchungen, namentlich von Soyka ^), so dass
es sich empfehlen wird, von der Eingrabung von Mzb.-Cadavern Umgang
zu nehmen und dieselben lieber zu verbrennen. Eppinger.
Die Arbeit von Bratailich (416) umfasst den Bericht über eine Massen-
erkrankung in Schönau bei Teplitz in Böhmen auf Grund amtlicher
Protokolle und fachlicher Gutachten. Es erfolgten nämlich in genanntem
Orte vom 22. März bis Anfang Mai 1894 Erkrankungen bei 27 Männern,
\) Jahresber. II, 1886, p. 125. Ref.
Milzbrandbacillus. Massenerkrankung : Milzbrand combinirt \Q\
mit Trichinose.
39 Weibern und 2 Kindern (im Ganzen 68 Fälle) in directem, ausschliess-
lichen und mitunter unmittelbarem Zusammenhange mit dem Genüsse von
Wurst- imd Selchwaaren aus einem bestimmten Geschäfte, wobei die mei-
sten Kranken speciell den Genuss von Mettwurst (^/g Rind und "/.:j Schweine-
fleisch, bloss geräuchert) als Krankheitsursache bezeichneten. Nur wenige
Kranke beschuldigten den Genuss von Knackwurst oder Schinken aus obigem
Geschäfte als Ursache der Erkrankung. Das Krankheitsbild, durchwegs im
Allgemeinen das gleiche, liess drei mehr oder minder scharf geschiedene
Stadien unterscheiden und zwar a) das erste Stadium der gastroenteritischen
Störungen, das etwa 4-7 Tage währte, worauf ein mehrtägiger Stillstand
aller Krankheitserscheinungen auftrat, der den Erki-ankten sogar gestattete,
ihrer gewohnten Beschäftigung durch 4-8 Tage nachzugehen ; b) das zweite
Stadium war regelmässig durch das Auftreten von Bindehautkatarrhen ver-
schiedener Heftigkeit und Oedemen der Augenlider, der Kaumuskelgegend
imd zuweilen des ganzen Gesichtes gekennzeichnet. Diesen Erscheinungen
schlössen sich an: Schmerzhaftigkeit der Muskulatur und ein sich pralles
Anfühlen der erkrankten Muskeln ; Fieber, das nach dem Auftreten des Oe-
dems im Gesichte sich einstellte, gewöhnlich mit leichtem Frostanfalle ein-
geleitet war, einen remittirenden Charakter mit Tempei-atui-en von 38,0
bis 38,4" C. des Morgens und 40** bis über 41'* C. des Abends zeigte; Milz-
tumor (in 26 Fällen sichergestellt). Dieses Stadium währt 6-12 Tage.
c) Das 3. Stadium, das mitunter viele Wochen währte, war durch allgemeine
Schwäche, geringe Esslust, Schlaflosigkeit und Oedeme der unteren Ex-
tremitäten charakterisirt, und sämmtliche Kranke boten in diesem Stadium
das Bild eines im Ablaufen begriffenen Ileotyphus dar. Es starben 4 Kranke
(ein 42jähriges Weib, 62jäliriger Mann, dann noch ein 42- und ein 43jäh-
riges Weib) nach 23- bezvv. 16-, 29- und 2 Otägiger Krankheitsdauer. Die
Obduction derselben (in den drei letzten Fällen von Prof. Chiari [Prag]
durchgeführt) ergab: auffällig flüssige Beschafi'enheit des Blutes, acuten
Milztumor, parenchymatöse Degeneration des Herzens, der Leber und Nieren.
Im 1. Falle überdies Hämorrhagien unter dem Zwerchfell, Peritoneum und
der Serosa des Duodenums, im 2. Falle Röthung der Schleimhaut des Py-
lorustheiles des Magens und des oberen Dünndarmes, im 3. Falle Tubercu-
losis chron. pulm. und lobuläre Pneumonie, im 4. Falle Decubitus gangrae-
nosus. Mikroskopisch wurden im ersten Falle durch die obducirenden Amts-
ärzte pilzfadenartige Gebilde und in deren Umgebung grosse Bac, in den
übrigen Fällen durch Prof. Chiari milzbrandähnliche Bac. im Pericardium,
im Hei'zblute und in den Nieren, in letzteren innerhalb der Capillaren, in
grossen Mengen gefunden. Dann wurden durch Prof. Chiari in den beiden
letzten Fällen sofort nach der Section, in den beiden ersten P'ällen nach-
träglich Trichinen in ziemlich reichlicher Anzahl in den i\[uskeln nachge-
wiesen. Milzbrandgkiche Bac. und Trichinen hat Prof. Chiari auch in den
noch erhältlichen Wurstwaaren, deren Sorten die Eikrankungeu hervor-
gerufen haben, nachweisen können. Doch waren die Mzbc. schwer färbbar.
Cultivirungsversuche gelangen endlich mit dem Safte aus der Milz der
3. Leiche, aus dem .sich in verflüssigter Gelatine Trübung und ein Boden-
Baumgarten'.s .Juhresberlcht XU 11
162 Milzbraiidbacillus. Massenerkiankung: Milzbrand combinirt
mit Trichinose. Metastatischer Milzbrand beim Menschen.
satz gebildet haben, die ans erhaltenen und degeuerirten Mzbc. gleichen
Bac. und Fäden bestanden und auf Agarplatten mittels Ausstriches Colo-
nien von dem Aussehen der Mzbc.-Colonien aufschiessen Hessen. Sporen-
bildung wurde ebenso wenig, wie der Nachweis der Virulenz erzielt. Dem-
gemäss wurde die Annahme des Vorhandenseins von in ihren Lebens-
erscheinungen abgeschwächten Mzbc. gemacht. 4 Kaninchen, die mit Rein-
culturen des gefundenen abgeschwächten bezw. avirulenten Mzbc. ausgiebig
geimpft wurden, wurden 3 Wochen später mit virulenten (Controlversuche
positiv) Mzb. geimpft und zeigten keine Störung ihres Allgemeinbefindens.
Sie waren immunisirt. Demgemäss wurde das Gutachten abgegeben, dass
es sich bei der geschilderten Massenerkrankung um ein Zusammentreffen
von Trichinose und einer Mzbc.-Infection handle. Den amtlichen Nach-
forschungen ist es gelungen, die Provenienz der Trichinose und der Mzbc.
zu finden, nämlich in einem Schweine, das von dem Inhaber des oben be-
zeichneten Geschäftes unter der Hand gekauft und zu den gedachten Rau-
cher- bezw. Selcherwaaren verarbeitet worden ist. Zwei mittlerv*^eile gekaufte
andere Schweine haben sich von Ersterem her nur trichinös, aber nicht
milzbrandig inficirt ^
Wie Clement (418) mittheilt, bespritzte sich beim Zerstückeln einer
an Mzb. gefallenen Kuh ein Mann im Gesichte mit flüssigem Inhalt
aus dem Darme der Kuh. Bald darauf schwoll das obere Augenlid des
rechten Auges, dann die rechte Gesichtshaut und auch die Kopfhaut an.
Es traten Bläschen am oberen Augenlide auf. Hierbei empfand der Kranke
^) Dem Verf. erschien es nothwendig, etwas ausführlicher zu berichten, da
in der That in dem Zusammentreffen der zweifellosen Trichinose und der den sorg-
fältigen Untersuchungen zufolge angenommenen Mzb.-Infection, als der Ursache
der berichteten Massenerkrankung in Schönau und nächster Umgebung, etwas
geradezu ga,nz Merkwürdiges gelegen ist. Wenn nur die Trichinose vorgelegen
wäre, dann wäre das Krankheitsbild, das die Erkrankten darboten, ganz ver-
ständlich ; hatten doch die behandelnden Aerzte nur Trichinen vermuthet. Es
mag ja sein, dass, wie B. in seiner Epikrise bemerkt, Erscheinungen zu Tage
traten (initiale gastro-enteritiscbe), die sonst bei Trichinose nicht verzeichnet
werden. Aus den literarischen Notizen meines Collegen und Freundes B. geht
aber auch hervor, dass sonst neben den charakteristischen Muskelschmerzen und
Oedemen verschiedenerlei Symptome vorkommen können, was nicht zu ver-
wundern sein wird, als ja die Trichinen als solche kaum, sondern, so lange
sie frei, lebend und uneingekapselt sind, ihre Stoffwechselproducte schwere
toxische, daher wechselnde Erscheinungen hervorrufen dürften. Ob die Trichi-
nen selbst Träger von Infectionserregern sind, ist eine Frage, die zum Mindesten
erhoben werden könnte. Gerade die berichtete Massenerkrankung wäre geeig-
net, eine solche Frage aufzustellen. Allerdings muss zugegeben werden, dass
hier, wo so unverdrossen auf Trichinen geforscht worden ist und solche endlich
gefunden win-den, gewiss die Trichinen genau an- und durchgesehen worden sind,
lind man in ihnen vielleicht die Bac. gefunden hätte. So zweifellos uns die
Trichinose erscheint, so merkwürdig gestaltete sich die mit ihr in Couibination
getretene Mzb.-Infection in den Fällen der Massenerkrankung. In der Art, wie
sie hier beobachtet wurde, ist sie geeignet, eine gründliche Bresche in die bis
jetzt bekannten Lehren von der Mzb.-Infection und Mzb.-Erkrankung zu schlagen.
Den vorliegenden Untersuchungen zufolge muss es sich doch, da die Capillaren
verschiedener Organe mit Mzbc. vollgepfropft erschienen, um eine Mzb.-AUge-
Milzbrandbacillus. Metastatischer Milzbrand beim Menschen. 163
casuistische Mittheiluug.
keine Schmerzen, sondern nur Kitzeln am äusseren Aug-enwinkel ; bald traten
Athmungs- und Schlingbeschwerden ein. Am 3. Tage nach der Affaire
Aufnahme in's Spital. Hierselbst ausser gedachten Schwellungen massiges
Fieber, leichter Lungenkatarrh, ein diarrhoischer Stuhl, Ueblichkeiten.
Zwei Tage darauf Ausbreitung- der Schwellung bis zum Schlüsselbein, noch
Diarrhoen, massiges Fieber (38,9). Weitere 3 Tage darauf schwand die
Schwellung an der Vorderfläche, um sich rückwärts weiter auszubreiten;
und am Abend des G. Krankheitstag-es klagte der Kranke zum ersten Male
über Magenschmerzen. Den Tag darauf weiteres Schwinden der Hautan-
schwellung; doch steigern sich die Ueblichkeiten, besteht Diarrhoe und tritt
Hüsteln ein. Temperatur 36,6, Puls 80. Nachmittags desselben Tages
bricht kalter Seh weiss aus; Temperatur 35,0, Puls unregelmässig. Abends
Ausdehnung- des Bauches, der sich seitlich härtlich anfühlt; die Haut kühl;
in der Nacht continuirliche Schmerzen im Epigastrium. Es wird peritonealer
Erguss und beiderseitige Pleuritis nachgewiesen; die Lippen werden blau,
der Puls elend. Am 9. Tage der Erkrankung traten Respirationsbeschwei'den
ein, die Zunge wird trocken und belegt, die kalte Haut mit Schweiss bedeckt,
und unter zunehmender Cyanose, ohne das Bewusstsein zu verlieren, geht
der Kranke zu Grunde. — Die Section zeigte: entzündliches Oedem der
rechten Gesichtshälfte mit Diplok. - Befund, hämorrhagisch-serösentzünd-
liche Schwellung der regionären Lymphdrüsen mit Bac.-Befund, hämor-
rhagisch entzündliche Lobul-Heerde der Unterlappen der Lungen mit Bac,
Staphylok. und Diplok. Serum in Pleuren mit Bac. ; flüssiges Blut mit Bac. im
Herzen ; gelatinöses Oedem des Mesenteriums und peritonealen Bindegewebes,
meininfection gehandelt haben, bei welcher ein localer bezw. primärer Mzb.-
Heerd sich nicht vorfand, ein Verhältniss, das bei für Mzb. hochempfindlichen
Thieren gefunden wird, beim Menschen bis jetzt nicht beobachtet wurde, und
auf eine sehr intensive Empfänglichkeit, auf hohe Virulenz der Bac. deutet, und
aller Erfahrung nach eine kürzeste Dauer der Erkrankung voraussetzt. Hier
aber sind: Allgemeininfection, keine locale primäre infectiöse Veränderung,
auffallend lange Dauer der Erkrankung (16-29 Tage), erwiesener Maassen auf-
fallend abgeschwächte, besser gesagt avirulente Infectionserreger. Die Krank-
heitserscheinungen passen auf keine der bekannten Formen der Mzb. -Erkran-
kung; auch der anatomische Befund ist ein solcher, der einen so erfahrenen
Anatomen, wie Chiari, nur zur Annahme einer Infection überhaupt veranlasste,
und der also abweicht von dem einer jeden bis jetzt bekannten Form des Mzb. beim
Menschen. -Jedenfalls dienen die Erfahrungen aus der Massenerkrankung in
Schönau in Böhmen, die durch die Arbeiten Zörkendörfer's (Jabresber. X, 1894,
p. 145) und die vorliegenden B.'s zur allgemeinen Kenntniss gelangt sind, dazu,
reiflich darüber nachzudenken, bezw. durch Experimente zu erforschen trach-
ten, wie bei Trichinose des Menschen oder unter dem Einflüsse dei-selben, aviru-
lente Mzbc. zur Mzb. -Allgemeininfection ohne oder mit unscheinbarer, localer
Infectionsverändorung führen können, wie dann eine solche Mzb. -Allgemein-
infection ohne markirtere Erscheinungen verlaufe, und warum sie so lange währe,
und in bei Weitem häufigeren Fällen zur Genesung führe. Da die Provenienz
der Erkrankungen mit vollster Bestimmtheit auf geräucherte Schwoinewaai-en
zurückgeführt wurde, so könnte der bis jetzt geltende Satz, dass Schweine mit
Ausnahme der der amerikanischen und englischen Rasse (s. v. Ratz p. 1(>8) gegen
Mzb. sich immun verhalten, undRäuchorung die Lebenstahigkeit der vorhande-
nen Mzbc, herabsetze, auf ihre Richtigkeit von Neuem geprüft werden. Ref.
11*
164 Milzbrandbacillus. Metastatischer Milzbrand beim Menschen,
casuistische Mittheilung.
Echymosen der Mesenterialdrüse mit kolossalen Mengen von Bac. ; massige
Milzschwellung; vielfache hämorrhagische Heerde des Magens und Dünn-
darmes. Mzbc. wurden gezüchtet aus dem Herzblut, der Lunge, der Leber,
der Niere, der Milz, der peritonealen Flüssigkeit und dem Mesenterium.
Die mikroskopische Untersuchung lehrte, dass das obere Augenlid den pri-
mären Mzbc.-Heerd vorstellt. Hierbei fanden sich die Mzbc. in den Inter-
stitien und Lymphgefässen, seltener in den Talgdrüsen, und hier nur dann,
wenn sie von aussen her, wo der Epidermisdefect war, in sie eingedrungen
sein konnten. In den Lungen fanden sich die Mzbc. innerhalb der Capillaren
im Bereiche des unveränderten Gewebes und sehr sparsam in Capillaren
und Lymphgefässen im interstitiellen etwas zellig infiltirten Gewebe um
die dichtereu Stellen in den Unterlappen, die kartarrh. pneumon. Heerden mit
Kokkeninvasion entsprechen. C. erklärt diese lobulären Heerde als Secun-
därinfection auf durch die Toxine der Mzbc. vorbereitetem Boden. Im Darm-
kanal fanden sich an unveränderten Stellen überhaupt keine Bac. ; dort, wo
Anfänge der Hämorrhagien sind, kolossal weite Gefässe in der Submucosa,
Muscularis und Mucosa mit Bac.-Heerden im Lymphsystem und nur spärlich
da und dort in Capillaren. Das Epithel und die Drüsen solcher Stellen sind
unverändert, wenn auch bis an sie heran Bac. gelagert erscheinen. An den
ausgebildeten hämorrhagisch-nekrotischen Stellen finden sich Bac.-Herde
in der Submucosa, durch die die Muscularis mucosae bloss gelegt, und von
denen aus die Bac. bis in die Scheimhaut und die Zotten vorgedrungen er-
scheinen. Auch hier sind das Epithel und die Drüsen unverändert. C. er-
klärt die einfachen hyperämischen Erscheinungen durch die Toxine der
Mzbc, wogegen die Nekrosen mit den Bacterieuheerden zusammenhängen,
wobei letztere meist durch Vermehrung der durch die Blutbahn zugeführten
Bac. in bereits entstandenen Hämorrhagien, seltener durch Austritt der
Bac. aus den Gefässen entstehen. Die Unterkiefer und Mesenterial-Lmph-
drüsen enthalten die meisten Bac. und zwar in den peripheren Zonen um
Blutgefässe herum, nicht aber in den centralen Partien. In den Nieren
fanden sich da und dort innerhalb der Capillaren die Keime einzelner Bac.
In der Leber fanden sich diese noch spärlicher und am spärlichsten in der
Milz. C. zieht aus dem vorliegenden Falle und nach Erwägung der Mzb.-
Veränderungen bei sehr und minder empfindlichen Thieren den Schluss, dass
bei Menschen die Mzb.-Infection sich verschieden verhalten kann; einmal
bleibt es bei localer Infection, ein anderes Mal kommt es zur Allgemeinin-
fection mit Bacteriämie, und endlich kommt es auch zu Metastasenbildungen
von der primären Infectionsveränderuug aus, wahrscheinlich wenn der Or-
ganismus durch die Mzb.-Toxine geschwächt worden ist*. Das verhältniss-
mässig spärliche Vorkommen der Bac. in den Blutgefässen und in der Leber,
zumal die Wiu'zeln der Pfortader (Darmvenen) in die Bacterienheerde des
Darmes eingetaucht erscheinen, lassen die Annahme, dass die Eesorption
*) Dass bei der Mzb.-Infection Bacterientoxine eine Rolle spielen, ist durch
nichts erwiesen, und alle Erscheinungen der Mzb.-Infection lassen sich ohne die
Annalime einer Mitwirkung solcher Toxine erklären. Baumgarten.
Milzbrandbacillus. FaH von Pustula maligna. \Q^
Milzbrandkeime auf Ross- und Büifelhaaren.
der Bac. nicht auf dem Wege der Blut-, sondern der Lyinphgefassbahn
stattgefunden hat, für diesem Fall zu Recht bestehen. Eppinger.
In Ellis' (421) Fall hat sich ein Bauernsohn an den Zähnen eines stützigen
aber gesunden Schafes verletzt. Es bildeten sich an den Fingern der rechten
Hand 2 mit centi"alen Schorfen versehene Pusteln, von denen jede von einen
Ring von Bläschen umgeben war. Es folgte Schv^'ellung der Hand und der
Lymphdrüsen in der Axilla. E. nimmt an, dass, nachdem das Thier, an
dem er sich verletzte, gesund war, eine spätere Infection der Wunde statt-
gefunden hätte, da in der Nachbarschaft Mzb.-Fälle vorgekommen sind. Die
Pusteln wurden excidirt und es erfolgte Heilung. — Eine mikroskopische
Untersuchung fand nicht statt, daher ist auch kein Beweis vorhanden, dass
überhaupt Mzb. -Infection stattgefunden hat. Eppinger.
M. Grilber (424) verfuhr bei Versuchen, Mzb.-Keime auf Ross-
und Büffelhaaren nachzuweisen, in der AVeise, dass Büschel und
Knäuel derselben in sterilisirten Kolben mit sterilisirtem Wasser lo lange
gewaschen wurden, bis die Wasch wässer nur eine geringe Trübung darboten.
Die Spülwässer wurden dann auf 60-70^ C. erwärmt, um die vegetativen
Formen zu ertödten und die 3Izb.-Sporen ungeschädigt zu erhalten. Um
nun diese abzuscheiden, wurde künstliche Klärung vorgenommen, indem
zuerst sterilisirte Alaun- oder Eisenvitriol- und hierauf eine Sodalösung in
solcher Menge zugesetzt wurde, dass die erstgenannten Salze vollständig
zersetzt, und die Reaction der Flüssigkeit erkennbar alkalisch wurde. Die
Niederschläge wurden durch Dekantiren von der Flüssigkeit gesondert,
noch mehrmals durch Dekantiren gewaschen, bei niedriger Temperatur
getrocknet und die trockenen Bröckeln mit sterilisirter Bouillon zerrieben,
und diese ausgesät. Die Aussaaten, wie auch directe Verimpfungen der
Bouillonaufschvvemmung auf Mäuse lieferten wegen gleichzeitiger Anwesen-
heit anderer Sporen, z. B. des malignen Oedems und eines dem Proteus capsu-
latus ähnlichen anaerobischen Bac, keine betreffs des Milzbrandes positiven
Resultate. G. trachtete sonach die etwaigen Mzb. -Sporen zu isoliren unter
der zunächst theoretischen Voraussetzung, dass bei anaerobem Züchtungs-
verfahren die Jlzb.-Sporen nicht, die Sporen der übrigen anaeroben Bac.
wohl auswachsen, die ausgekeimten Bac. durch Hitze ertödtet und die un-
ausgekeimteu Mzb.-Sporen zurückbleiben würden. Durch vorbereitende
Versuche ist diese Voraussetzung als richtig erwiesen worden, indem es
sich herausstellte, dass Mzb.-Sporen in der That nicht keimen, wenn ihnen
keine Spur von freiem Sauerstoff zur Verfügung steht. So konnten in den
Bouillonaufschwemmungen unter absolutem Luftabschluss, nach Abtödtung
der inzwischen ausgekeimten vegetativen Formen der anaeroben Bac. durch
Erhitzen auf 60-70^ C. in 3 aufeinander folgenden Tagen, die vorhandenen
Mzb.-Sporen fcinnlich isolirt werden. Diese Bouillonaufschwemmungen wur-
den nun Mäusen injicirt und solche aus einzelnen Materialien verschiedener
Rosshaarhandlungen riefen Mzb. -Infection hervor. So war wenigstens bei
einem Theil des verdächtigen ^latorials der Nachweis gelungen, dass an
den Haaren lebende virulente Mzb.-Sporen hafteten, und ist damit der letzt«
Zweifel über den Ursprung der beobachteten Mzb.-Erkrankungen in den
16f) Milzbrandbacillus. Milzbrandkeime auf Ross- und Büftelbaaren.
Rosshaarsj)innerei und Milzbrandinfection.
Eosshaarspinnereien und Bürstenbindereien beseitigt. Behufs Hintanhal-
tung- der Infectionsgefahr bei mit eventuell milzbrandig inficirten Ross-
haaren Beschäftigten empfiehlt G. die Desinfection des Eohmaterials, schon
vor Reinigung desselben, entweder schon bei den Grosshändlern oder bei
den Industriellen selbst. Die sicherste Desinfection wird im Dampf-Des-
infectionsapparate erzielt. Ein zweites, wie es scheint, praktisch durch-
führbares Verfahren, wäre die Behandlung der Rohproducte mit den
Dämpfen des Formaldehyds. Nach G.'s Versuchen wäre eine 24-48stün-
dige Einwirkung solcher Dämpfe erforderlich. Die praktische Durchfüh-
i'ung dieser Desinfectionsmethode würde sich am besten so gestalten, dass
die zu desinficirenden Objecte in dichtest schliessenden Kammern auf Hür-
den aus Draht oder Hanffäden ausgelegt und unter den Hürden die käuflichen
40proc. Formaldehyd-Lösungen in flachen grossen Schalen aufgestellt wer-
den möchten. In diesen Kammern hätten die Objecte die vorgeschriebene
Zeit zu verweilen. Dann müssten die Objecte einige Zeit hindurch gelüftet
werden. Das alles geschieht, wie G. sich überzeugt hat, ohne Schaden für
das Material. Einen grossen Werth misst G. gewissen prophylaktischen
Maassnahmen zu bei der ersten Reinigung der Rohmaterialien. Sie bestehen
in Verschluss der sog. „Wölfe" in gut deckenden Gehäusen, aus denen der
Staub durch ein vollkommenes Ventilationsverfahren in Staubkaramern ab-
gegeben wird, wobei der Luftstrom ins Freie nur nach voraufgegangener
Erhitzung oder Verbrennung der mitgerissenen Partikelchen austreten ge-
lassen wird. Arbeiter, die mit Reinigen der Staubkammern, in denen der
Staub zuvor durch Formaldehyddampf sterilisirt werden muss, beschäftigt
sind, wie auch solche, die die angekommenen Waarenballen zu eröffnen
haben, müssen mit guten Respiratoren versehen sein. Der Staub in den
Arbeitsräumen muss angefeuchtet und verbrannt werden. Arbeiter in solchen
Räumen müssen für die Zeit der Arbeit eine besondere, bei Nichtgebrauch
in Formaldehyddämpfen aufgehängte Arbeitskleidung benutzen. Das Mit-
bringen und Verzehren von Nahrungsmitteln in den Arbeitsräumen ist zu
untersagen, und den Arbeitern eine gründliche Reinigung vor dem Ver-
lassen des Arbeitslokals anzuempfehlen, und ihnen aufzutragen, eventuelle
Verletzungen und Wunden ausheilen, oder sie, bevor sie arbeiten, gehörig
verbinden zu lassen. Eppinger.
Silberschmidt (433) berichtet, dass in einem Orte -des Kanton Zürich
in den letzten Jahren auffallend viele Mzb.-Infectionen beim Rindvieh vor-
kamen. Bei Erforschung der Infectionsquelle hat es sich herausge-
stellt, dass diese in einer in der Nähe befindlichen Rosshaarspinnerei zu
suchen sei, in der, ausser den nicht in Betracht kommenden Schweinsborsten,
Rosshaare aus dem Ausland, und namentlich aus Russland, wo Pferdemilz-
brand ungewöhnlich häufig vorkommt, verarbeitet werden. Die angelangten
Materialien werden entstäubt, dann in warmem Wasser gewaschen, und
dann, ohne überhaupt desinficirt worden zu sein, der weiteren Verarbeitung
überliefert. Nun erkrankten Thierc aus Stallungen in der nächsten Nähe
des staubabführenden Kamines, aus dem die Infectionskeime auf den Boden
der nächsten Umgebung verstreut wurden. Die Provenienz der Infection
Milzbrandbacillus. Uebeitragungen des Milzbrandes auf Menschen. 1(37
Milzbrandepidemie bei Schweinen.
konnte auch in einem Falle dahin eruirt werden, dass das Stauhmaterial
auf einen Misthaufen deponirt wurde, von dem aus Dünger auf Wiesen
und Felder geschafft wird. Heu von einer der Wiesen mochte der Träger
der Infection gewesen sein. Es erkrankten auch Thiere, die Arbeitern in
der Rosshaarspinnerei gehörten, und Tliiere, die mit solchen Thieren zu-
sammengespannt waren. Kurz der Zusammenhang der Rosshaarspinnerei
mit den Erkrankungen konnte in 18 unter 23 Fällen nacli gewiesen werden.
Die mit den der Rosshaarspinnerei entnommenen Rosshaaren und dem Staub
derselben vorgenommenen Versuche lieferten anfänglich negative Resultate,
bis endlich eine Maus, der eine Aufschwemmung von einer weiteren Probe
in sterilisirtem Wasser injicirt wurde, an wirklichem Milzbrande zu Grunde
ging; aus der Maus wurden Mzbc. rein gezüchtet. Mit Reinculturen des-
selben geimpfte Mäuse , Meerschweinchen und Kaninchen gingen an typi-
schen Mzb. zu Grunde. Wiederholte Versuche mit der Aufschwemmung
lieferten auch positive Resultate. Damit war der Beweis der Provenienz
der Infection aus der Rosshaarspinnerei erbracht. Schwierig, eigentlich
unmöglich ist es, zu eruiren, welche Sorte der Rosshaare milzbrandverdäch-
tig ist. ScH. hält das aus Russland, Sibirien und den überseeischen Ländern
entstammende Rosshaar für das gefährliche, und plaidirt dafür, dass schon
auf den Hauptmarktplätzen (Leipzig und Hamburg) Sorge für Desinfection
der dahin gelangten Rosshaarballen getragen werden möchte. Eppingcr.
Uebertraguugcn des Milzbrandes auf Menschen (434) erfolgten
im Königreich Sachsen 1895 17mal. 16 Personen (10 Fleischer, 3 Besitzer,
1 Stallschweizer, 2 Arbeiter) hatten sich beim Nothschlachten, eine beim
Zerhacken eines mit Mzb.-Blut besudelten Brettes inficirt. 2 Personen starben.
Johne.
Im allgemeinen erkranken die Schweine selten an Mzb. ; doch im Sommer
1895 wurde auf der Puszta Gyäl in Ungarn, wie v. Batz (431") mittheilt,
(Mue M z b. - E p i d e m i e b e i S c h w e i n e n beobachtet. Die erkrankten Thiere
waren zumeist Jälirlinge. Die Symptome während des Lebens waren: Feste,
warme und schmerzhafte Anschwellung des Halses, den die Thiere in-
folgedessen steifhalten. Bei der Section ünden sich: Geblich- weisse luid
sulzige Infiltration des subcutanen und peritrachealen Bindegewebes mit
Schwellung der Lymphdrüsen, volle Mesenterialgefässe, bis haselnussgross
geschwollene, graurothe und saftreiche Mesenterialdrüsen, acuter Milztumor,
dunkelrothe Schleimhaut der Pylorushälfte des Magens, fleckige Hyperämie
der Darmschleimhaut und darüber Köthung der Serosa; die Coronalgefässe
des Herzens gefüllt, im Herzen dickes flüssiges Blut und Ecchymosen unter
dem Endocardium. 3Izbc. fanden sich in den Lymphdrüsen in reichlicher, in
der Milz in spärlicher Menge; dcnigcmäss gelangen die Impfversuche an
Mäusen mit Lymphdrüsensaft positiv, mit Milzsaft negativ, v. R. glaubt
annehmen zu sollen, dass die Schweine früher an Erstickung sterben, ehe
die Bac. ins Blut, bezw. Milz gelangen. Betreffs der Art und Weise der
Entstehung dei- Endemie ist nichts auszusagen, da auf der Puszta seit 5 Jahren
kein Mzb.-P'all vorgekommen ist. Weitere Inipfversuche an 4-6 Monate
alten Ferkeln führten zu den Resultaten, dass durch Fütterung gar kein
168 Milzbrandbacillus. Milzbrand bei Schweinen.
krankhafter Zustand, durch subcutane Injection eine Geschwulstbildung,
durch Injection in die Rachenhöhle bei Verletzung derselben eine leichte
Erkrankung, niemals aber Tod an Mzb. hervorgerufen wurde. Wiederholte
Impfungen au einem und demselben Ferkel hatten auch keinen Erfolg. Die
Schweine sind demnach der Mzb.-Infection gegenüber sehr Mäderstands-
fähig. Uebrigens kommt es auf die Rasse an. Die amerikanischen und eng-
lischen Rassen erkranken viel leichter, und gehörten die gefallenen Schweine
auf der Puszta Gryäl der Poland-China-Rasse an, während unter ungarischen
Schweinen kein einziger Erkrankungsfall beobachtet wird. Eppinger.
V. Bätz (430) theilt über den Mzb. bei Schweinen zunächst mit,
dass die frühere Anschauung, der Mzb. komme bei Schweinen ungemein häufig
vor, ebenso übertrieben und irrthümlich wie die Ansicht einzelner Autoren
neuerer Zeit sei, welche das Vorkommen des Mzb. bei Schweinen mit Be-
stimmtheit leugnen wollten, v. R. selbst beobachtete den Mzb. mit dem
Comitatsthierarzt Wahl in einer aus 43 Thieren bestehenden Schweine-
heerde, von denen 7 innerhalb 24-36 Stunden umstanden.
Von den Erscheinungen intra vitam war am auffälligsten eine An-
schwellung rings um den Hals, in Folge deren die Thiere den Hals ganz
steifhielten. DieSection ergab besonders: Gelblichweisse sulzige Infiltra-
tionen des subcutanen Bindegewebes am Hals, der Kehlgangs- und Parotis-
gegend, starke Schwellung der Kehlgangs- und oberen Halslymphdrüsen.
Das Bauchfell war blutreich, Mesenterialdrüsen geschwollen, Milz kaum
vergrössert, ihre Ränder etwas abgerundet, die Oberfläche bläulich höckerig,
die Milzpulpa erweicht. Die Pylorusdrüsenschleimhaut war dunkelroth, die
Serosa des Dünndarmes stellenweise geröthet und diesen Stellen entsprechend
die Mucosa blutroth, im Herzen schwarzrothes flüssiges Blut, unter dem
Endocard Hämorrhagien verschiedener Grösse.
In der Milz und den Halsdrüsen wui-den Mzbc. nachgewiesen, doch fanden
diese sich in der Milz nur in geringer, in den Halslymphdrüsen jedoch in
grosser Anzahl ; die Bac. wurden mit Erfolg auf weisse Mäuse verimpft. Die
Entstehungsursache blieb unaufgeklärt; wahrscheinlich erfolgte die
Infection durch die Follikel der Mandeln.
V. R. benutzte ausserdem die eingesandten Cadavertheile und die aus den-
selben gezüchteten Anthraxculturen zur Untersuchung der Art der künst-
lichen Infection der Schweine, da bekanntlich die- diesbezüglichen
Resultate der einzelnen Autoren (welche v. R. anführt) sehr verschieden
sind. V. R. inficirte 7 Ferkel und kam dabei zu dem Resultate, dassinden
7 Fällen kein einziges Mal eine tödtliche Infection erfolgte, d,
h. dass bei den Fütterungsversuchen eigentlich gar keine Reaction, bei den
subcutanen Impfversuchen nur eine Geschwulst an der Einstichstelle und
erst bei Impfung in die Rachenhöhlen wand eine schwerere Erkrankung ein-
trat. Die V. R.'schen Beobachtungen erbringen mithin wieder den Beweis,
dass die Schweine eine bedeutende Widerstandsfähigkeit gegen
Mzb. besitzen, welche die Infection nur ausnahmsweise und unter bisher
noch nicht vollkommen aufgeklärten Umständen zu besiegen vermag, v. R.
glaubt jedoch, dass die Widerstandsfähigkeit der einzelnen Schweinerassen
Milzbrandbacillus. Milzbrand bei Schweinen, Pferden. 169
Aetiolog'e des Milzbrandes. Seuchenberichte.
Bacillus des malignen Oedems.
verschieden und dass die Widerstandsfähigkeit der ungarischen Rassen eine
grössere als die der englischen und amerikanischen Rassen ist. Johne.
Oarth (422) weist an der Hand zahlreicher literarischer Angaben und
eigener Beobachtungen nach, dass die Immunität der Schweine gegen
Mzb. durchaus keine so grosse sei, als man bisher angenommen. Johne.
Dollar (4 19) berichtet über einen Ausbruch von 3Izb. in einem grösse-
ren Pferd ehe st an de. Da nur der Hafer als Träger des Infectionsstoffes
in Betracht kam, so wurden mit dem Spülwasser einer grösseren Quantität
des zur Fütterung gelangenden Hafers Impfversuche bei Meerschweinchen
und einem Schafe angestellt, welche erfolgreich ausfielen. A. Eber.
Dollar (420) berichtet mit Bezugnahme auf seine früheren Veröffent-
lichungen über 2 weitere Fälle von Mzb. bei Pferden und spricht die
Ueberzeugung aus, dass der Mzb. unter den Pferden in London eine ver-
hältnissmässig häufige Krankheit ist. A. Eber.
Lehnert (428) theilt zur Aetiologie des Mzb. mit, dass in einem
Gehöft im Juli 1894 zwei Kühe an Mzb. verendet seien. Der Stall sei gründ-
lich desinficirt, die an der Grube vorhandene Jauche nach reichlicher Ver-
setzung mit Schwefelsäure und Kalkmilch in den Grasgarten gegossen worden.
Das daselbst gewachsene Gras war im Herbste ohne Nachtheil verfüttert
worden; als jedoch im Frühjahr 1895 das Gras von der betroffenen Stelle
gefüttert wurde, erkrankte und verendete eine Kuh an Mzb. Johne.
Zange (435) berichtet, dass im Departement Kasan, Sparatoio, Tambow
undUfim 7137 Pferde, 10 210 Rinder, 100492 Schafe, 23 Ziegen, 221
Schweine und 86 Kameele gegen Mzb. schutzgeimpft worden sind. Nach
der ersten Impfung sind neun Schafe gefallen, nach der zweiten kein ein-
ziges Thier. Die localen Erscheinungen an der Impfstelle waren sehr ge-
ring, Erkrankungen nach der Impfung sind gar nicht beobachtet worden.
Ueber Controlimpfungen nach der Vaccination wird im Bericht nichts er-
wähnt. Johne.
Nach dem Reichsseucheiibericht (426) erkrankten an Mzb. im Deut-
schen Reiche i. J. 1895 169 Pferde, 3183 Rinder, 551 Schafe, 3 Ziegen,
43 Schweine = 3949 Thiere, d. h. 250 mehr als i. J. 1894. Die meisten Fälle
ereigneten sich in den Kreisen Trebnitz und Oels (Regierungsbezirk Bres-
lau) und Dermbach(Grossherzogthum Sachsen-Weimar). — Schutzimpfungen
wurden nur bei einem kleinen Viehbestand des württenibergischen Jagst-
kreises ausgeführt. — Entschädigt wurden auf Grund landesgesetzlicher
Bestimmungen 135 Pferde und 3022 Rinder mit 782 290,10 Jl/l. Johne.
b) Kucillus des malignen Oedems
430. Ehrliardt, R., Malignes Oedem (Schweizer Archiv t. Thierheilk.
Bd. 38 p. 82).
Ehrhardt (436) vertritt auf Grund eigener Erfahrung die Ansicht,
dass es sich beim malignen Oedem um eine W^indinfectionskrankeit handelt.
Spontanes Auftreten dürfte wohl zu den Seltenheiten gehören. Johne,
170 Rauschbrandbacillus. Literatur. Züchtung bei Luftzutritt.
c) Rau8chbrau(ll>aeillu8
Referenten: Mod.-Rath Prof. Dr. A. Joliue (Dresden),
Dr. C. 0. Jensen (Kopenhagen).
437. Beier, 0., Ein Eauschbrandfall beim Einde (Ber. ü. d. \'eterinär-
wesen im Kgr. Sachsen 1895 p. 68). — (S. 173)
438. Corneviü, Ch., lieber die Schutzimpfungen gegen Kauschbrand
(Ber. ü. d. 6. internal. thierärztL Congr. zu Bern 1895 p. 371). —
(S. 171)
439. Jahresbericht üher die Verbreitung; der Thierseiicheu im
Deutschen Reiche i. J. 1895 : Rauschbrand. — (S. 173)
440. Jensen, C. 0., Miltbrandsemfysemets Forekomst 1 Danmark [Das
Auftreten des Eauschbrandes in Dänemark] (Maanedsskrift for Dyr-
Ifeger Bd. 8 p. 296). — (S. 173)
441. Kitt, Th., Die Züchtung des Eauschbrandbacillus bei Luftzutritt
(Ctbl. f. Bacter. Bd. 17, No. 5/6). — (S. 170)
442. Marek, J., Eauschbrand bei Schweinen (Monatsh. f. prakt. Thier-
heilk. Bd. 1, Heft 11 p. 489). — (S. 173)
443. Schossleitner, Die Eauschbrandimpfung (Thierärztl. Ctbl. 1895
p. 114). — (S. 172)
444. Strebel, M., Die Schutzimpfungen gegen Eauschbrand. Statistik
über die Schutzimpfungen und deren Eesultate (Ber. ü. d. 6. Internat,
thierärztl. Congr. zu Bern 1895 p. 415). — (S. 171)
445. Strebe], M., Das unmittelbare schlimme Eesultat der Eausclibrand-
impfung im Frühjahr 1896 im Kanton Freiburg und noch anderswo
(Schweizer Archiv f. Thierheilk. Bd. 38 p. 269). — (S. 172)
44(). Strebe], M., Statistik der Eauschbraudschutzimpfungeu und deren
Eesultate bis zum Jahre 1895 (Ibidem p. 269). — (S. 172)
447. Suchaniia, F". J., Die Eauschbrandimpfungen 1894 im Hrzgth.
Salzburg (Oesterr. Monatsschr. f. Thierheilk. Bd. 21 p. 97). — (S. 172)
448. Suchau]ta, F. J., Die Eauschbrandimpfungen 1895 im Hrzgth.
Salzburg (Ibidem p. 193). — (S. 172)
Kitt (441) züchtete Eauschbrandbac. bei Luftzutritt in nur
mit Wattepfropf verschlossenen Gläsern, wenn er, statt Reagensgläser zu
benutzen, ^/.^-l 1 Bouillon in gewöhnlichen Eollflaschen besäte und diese
aerob in den Brütofen stellte. Die Bouillonculturen wachsen jedoch nicht
jedesmal aerob, denn manche bleiben klar und ohne Vegetation, wogegen
andere schon in 2 Tagen zu schäumen anfangen. Von den einmal aerob ge-
wachsenen Culturen gelingt es unschwer fort und fort aerob zu züchten.
Ein Wachsthum auf Kartoifeln oder schiefem Agar bei Luftzutritt ist nicht
zu erzielen gewesen. Gelatinestichculturen gelingen in einigen Fällen ohne
Schichtung. Die Gründe, warum die Rauschbraiidbac. bei den angegebenen
Massenzüchtungen sich zum aeroben Wachstliume bequemten, sind nicht
klar. Es dürfte sich vielleicht um eine facultative Aerobiose einzelner
Exemplare der ausgesäten Bac. und ihrer Nachkommenschaft handeln.
Rauschbrandbacillus. Schutzimpfungen. 171
Das Gelingen der betr. Culturen ist lediglich abhängig von der Menge der
Aussaat. K. übertrug in die grossen von ihm benützten Gläser mehrere ccm
des Culturmaterials. Ausserdem constatirte derselbe, dass Eauschbrand-
culturen über 7 Monate virulent bleiben können. Die Infectionsfähigkeit
ist hierbei auf die Tenacität der Sporen des Rauschbrandbac. zurückzu-
führen. Johne.
Coriievin (438) bespricht die bisherigen Resultate der Schutz-
impf u n g e n g e g e n R a u s c h b r a n d. Er giebt über die Erfolge der Rausch-
brandimpfungen mit dem von ihm und Akloing^ hergestellten Impfstoff
eine Statistik, aus welcher hervorgeht, dass in 23 Veterinärbezirken Hol-
lands, Frankreichs und Algeriens 1893 6696 Thiere mit nur einem Impf-
verlust von 5 = 0,74"/oo, 1894 8222 von 8 = 0,96^00, ™ ersten Halb-
jahr 1895 9636 von 5 = 0,72^/oo. Die Durchschnittssterblichkeit in
Folge Rauschbrand vor und nach der Rauschbrandimpfung betrug in 19
Veterinärbezirken250:10,250:3,250:0, 180:4, 170:2,2, 120:0,120:0,
100:0, 100:0, 80:70, 70:0, 70:0, 50:2, 40:1, 40:1, 30:0, 30:0, 20:1,
20:0.
Gegenüber diesen ausserordentlich günstigen Resultaten seien die un-
günstigen Resultate auffällig, welche in der letzten Impfcampagne mit
demselben Impfstoff in der Schweiz erzielt worden wären. 1895 seien von
7200 Stück 56 = 7,8*^/00 Verlust geimpft worden, eine Mortalitätsziffer,
welche die bisher höchst beobachtete in Folge der Impfung sei. Da Ver-
suche bewiesen hätten, dass der hierbei verwendete Impfstoff nicht stärker
gewesen sei, als der in Holland, Frankreich und Algerien verwendete, so
glaubt er bei den 1895 in der Schweiz geimpften Thieren eine gesteigerte
Empfänglichkeit annehmen zu müssen, die, wie Verf hofft, auch wiederum
verschwinden werde. Johne.
Strebel (444) bespricht die Schutzimpfung gegen Rausclibrand,
giebt zunächst einen geschichtlichen Ueberblick derselben, schildert auch
den Erreger des Rauschbrandes, seine geographische Verbreitung, den
Bodencharakter der Rauschbrandlocalitäten, die Schutzimpfungen und
deren Methoden sowie deren successiven Modificationen des Impfverfahrens
(Ohr- und Schulterimpfungen etc.), kritisirt hierbei in abfälliger Weise die
einmalige Impfung mit dem KixT'schen Reinculturen-Impfsttiff- und giebt
schliesslich eine ausführliche Statistik, auf welche im Einzelnen zu ver-
weisen ist. Im Ganzen sollen von 1884 ab bis einschliesslich 1894 in allen
Ländern 436 017 Thiere der Schutzimpfung gegen Rauschbrand mit einem
(Tcsamnitimpfverlust von 297 Stück = 0,68^/(,o unterworfen worden sein.
Von dpu -135 720 überlebenden Thieren haben sich 1650 = 0,38''/oo als
nicht iramunisirt erwiesen und sind später dem Rauschbrand erlegen. Des
Verf 's Gesammtschlüsse sind folgende (8. 442 d. Origin.): 1. Die zwei-
malige subcutane Einverleibung des durch starke Erhitzung abgeschwäch-
ten Rauschbrand virus vermindert in sehr erheblicher Weisi^ die Empfäng-
lichkeit des Rindsorganismus fin- den Krankheitserreger. Den statistischen
Daten zufolge verringert die Schutzimpfung die Rauschbrandfälle wenig-
'rj;aive«ber. II, 1886, p. 135. Ret. — '^^ Jahresber. X. 1894. p. 149. Ret",
172 Rauschbrandbacillus. Schutzimpfungen.
stens um SO^/p. Es bildet somit die Impfung des Jungviehs mit richtig ab-
geschwächten Rauschbrandvirus ein sehr werthvolles prophylaktisches
Mittel gegen den Rauschbrand. 2. Die doppelte in bestimmtem Zeitabstande
stattfindende Impfung mit abgestuften Impfstoffen erweist sich als besser
immunisirend und zugleich für den Impfling gefahrloser wie die nur ein-
malige Impfung mit stark virulentem Impfstoflf. 3. Die durch die Impfung
am Schwänze erzeugte Procentzahl der Rauschbrandfälle ist etwas kleiner
als jene bei der Impfung in der Schultergegend. 4. Die Impfung am
Schwänze mit Berner Impfstoff hat eine 4mal höhere Procentzahl Impf-
rauschbrandfälle erzeugt, als jene mit Lyoner Impfstoff. 5. Die sofortige
Verimpfung des Kixx'schen in strömendem Wasserdampf bereiteten Impf-
stoffes, der an Virulenz dem 2. Impfstoff von Aeloing und Coknevin gleich-
kommen soll, hat eine verhältnissmässig hohe Impfrauschbrandzahl zur
Folge gehabt. Ueberdies war auch der Procentsatz der spontanen Rausch-
brandfälle bei den Impflingen ein merklich höherer, als jener bei der dop-
pelten Impfung am Schwänze und bei denjenigen in der Schultergegend.
(3. Der Erfolg der mit Kixx'schem Reincultur-Impfstoff vorgenommenen
einmaligen Impfungen hinter der Schulter war kein günstiger. Sowohl der
Procentsatz der Impf rauschb randfälle, als der spontanen Krankheitsfälle
bei den Impflingen war ein hoher. Der Gesammtmisserfolg übersteigt das
3fache des Verlustprocentes bei der doppelten Impfung mit Lyoner Impf-
stoff am Schwanz und in der Schultergegend. Es wäre aber voreilig, schon
jetzt den Stab über den Werth dieser Impfmethode zu brechen. Johne.
lieber die mit KiTi'schen Reinciüturen (nur einmal vorgenommenen)
Rauschbrandimpfungen im Herzogthum Salzburg berichtet
Siichanka (447, 448) Folgendes:
1894 wurden geimpft 1101 Stück. Davon starben an Rauschbraud 3
(0,27 *^/o), während von 2249 nicht geimpften Rindern 21 (0,93 '^/q) um-
standen. In Steiermark wurden 4332 Stück geimpft; davon fielen 76 (1 ,7*^/q),
von 10 203 nicht geimpften Stücken dagegen 68 (0,6 ^/o). — In Sieben-
bürgen wurden 300 Stück geimpft; kein Thier fiel, dagegen starben von
382 nicht geimpften 11 (2,8 ^/o).
1895 wurden 1071 Thiere geimpft, wovon 4 (0,37 ''/o) an Rauschbrand
starben. Von 2010 nicht geimpften, auf denselben Weiden befindlichen
Thieren starben hingegen 25 (1,2 *'/o). ' Johne.
Schossleitner (443) berichtet über die in Tirol vorgenommenen
Rauschbrandimpfungen, und beweist den grossen Erfolg derselben. Johne.
Strebel (446) vergleicht zunächst die Erfolge der nach den ver-
schiedenen Methoden bis Ende 1895 ausgeführten Rausch-
brandschutzimpfungen und stellt dieselben in der auf folgender Seite
stehenden sehr instructiven Tabelle zusammen. Johne.
In der zweiten Arbeit berichtet Strebel (445) über die sehr ungünstigen
Resultate (bis 5 ^/^ Mortalität), welche derselbe bei Impfung in die Schulter-
gegend mit einem von Arloing und Cobnevin bezogenen, etwas stärkeren
Impfstoff erhalten hat; sowie über die noch ungünstigeren bei Verwendung
eines aus Bern bezogenen Impfstoffes. Johne.
Rauschbrandbacillus. Schutzimpfungen. Rauschbrand beim Schwein.
Rauschbrandfall nach dem Kalben. Rauschbrand in Dänemark.
Seuchenbericht.
173
Impfmethoden
Impfrausch-
brandfälle
pro Mille
An spontanem
Rauschbrand
gef. Impflinge
pCt.
Zweimalige Impfung am Schwanz. Im Mittel 0,60 0,38
Mit Lyoner Impfstoff 0,25 0,37
Mit Berner Impfstoff 1,07 0,37
Gesammte Impfungen in der Schultergegend 0.98 0,41
Zweimalige Impfungen in der Schulter-
gegeud 0,63 0,44
li^it Lyoner Impfstoff 0,22 0,42
Mit Berner Impfstoff 3,50 0,58
Einmalige Impfung hinter der Schulter mit
KiTx'schem Trocken-Impfstoff ... 1,52 0,32
Einmalige Impfung hinter der Schulter mit
KiTx'schem Eeinculturen-Irapfstoff . 1,41 1,43
Ranschbrand beobachtete Marek (442) bei zwei Schweinen. Das
Kranklieitsbild war so, dass der Rauschbrand allein aus dem makroskopi-
schen Befunde diagnosticirbar war. Die Diagnose wurde in beiden Fällen
durch bacteriologische Untersuchung nnd durch Impfversuche (an Tauben,
Kaninchen, Meerschweinchen, Schafen und einem Ferkel) bestätigt; beson-
ders hervorgehoben sei jedoch, dass die Ueberimpfung des Rauschbrandes
auf Kaninchen positiv ausfiel (was bisher noch nicht gelungen war), während
das mit erkranktem Fleisch geimpfte Schwein und die geimpften Schafe an
Rauschbrand nicht erkrankten. Johne.
Beier (437) beobachtete einen Rauschbrandfall beim Rinde im An-
schluss an die 3 Tage vorher leicht erfolgte Geburt und Retention der Ei-
häute. Tod nach 1 2 Stunden. Johne.
C. 0. Jensen (440) giebt auf Basis der Literatur, der officiellen Be-
richte und der Berichte, die er von 146 praktischen Thierärzten bekommen
hat, eine Uebersicht über das Auftreten des Rauschbrandes in
Dänemark in früherer Zeit und jetzt. Es wird höchstwahrscheinlich ge-
macht, dass diese Krankheit früher eine grosse ökonomische Bedeutung in
Dänemark gehabt hat; in den letzten 30-50 Jahren ist sie sehr zurück-
gegangen und kommt jetzt fast überall nur sehr selten und nur in ganz
einzelnen Fällen vor; nur an 6 verschiedenen Orten tritt Rauschbrand fast
jedes Jahr in einzelnen Fällen auf. Die Ursache der jetzigen Seltenheit
der Krankheit sucht J. (auf Grund genauer Beobachtungen) in der in den
letzten 50 Jahren durchgeführten Cultivirung der Felder und Trocken-
legung der sumpfigen Wiesen. C. (). Jensen.
Nach dem Reichsseuclienbericlit (439) erkrankten im Deutscheu
Reiche an Rauschbrand 772 Rinder, 30 Schafe und 1 Schwein; 3 Rinder
sind angeblich genesen. Die zahlreiclisten Fälle entfallen auf die baye-
rischen Kreise Schwaben, Unterfranken, Oberbayern, Mittelfranken, sowie
174 Schweinerothlaufbacillus. Literatm-.
in Preussen auf die Rlieinprovinz und die Regierungsbezirke Schleswig und
Münster. Die Zahl der hier erkrankten Thiere entspricht 72,34 ^/q des
(resamratverlustes. Johne.
d) Schweinerothlauf bacillus
Referenten: Prof. Dr. St. v. Ratz (Budapest),
Med.-Rath Prof. Dr. A. Johne (Di es den), Prof. Dr. A.Trambusti(Ferrara).
449. * ^ *, Zur Beurtheilung des Porcosan (Deutsche thierärztl.
Wchsehr. Bd. 4 p. 218). — (S. 179)
450. Aloiizo, S., Della Influenza del bacillo del mal rosso e dei suoi pro-
dotti snllo sviluppo e decorso dell' infezione carbonchiosa. Contri-
buto alle studio delle infezione miste (Riv. d'Igiene e di Med. pratica
no. 23 p. 49, 97). — (S. 175)
451. Attinger, J., Ueber Rothlaufschutzimpfungen (Wchsehr. f. Thier-
heilk. p. 321). — (S. 177)
452. Attiiig-er, J., Ueber Porcosan (Ibidem p. 498). — (S. 179)
458. Attinger, J., K. Ehreuhard, R. Hermann, E. Balz, J. Huss,
II. Flessa, Ueber Rothlaufschutzimpfungen (Ibidem p. 321). —
(S. 180)
454. Bal)es, A., und C. Stracovici, Experimentelle Untersuchungen
über Rothlauf und Schweineseuche (Bericht ü. d. 6. Internat, thier-
ärztl. Congr. zu Bern 1895 p. 545). — (S. 183)
455. Brüller, M., Schutzimpfungen mit Porcosan (Wchsehr. f. Thier-
heilk. p. 304). — (S. 180)
456. Deupser, C, Experimentelle Untersuchungen über das Porcosan
[Schutzmittel gegen den Rothlauf der Schweine des Farbwerkes
Friedrichsfeld Dr. Paul Remy, Mannheim] (Ctbl. f. Bacter. Bd. 20,
No. 12/13 p. 421). — (S. 182)
457. Eber, A., Nesselfieber und Rothlauf der Schweine (Ber. ü. d. Ve-
terinärwesen im Kgr. Sachsen 1895 p. 79). — (S. 183)
458. Ehlers, H., Ueber Schutzimpfungen der Schweine gegen Rothlauf
(Berliner thierärztl. Wchsehr. No. 11 p. 112). — (S. 177)
459. Flessa, 11., Ueber Rothlaufschutzimpfungen (Wchsehr. f. Thier-
heilk. p. 321). — (S. 177)
460. Frick, K., Die Bekämpfung des Rothlaufes der Schweine (Berliner
thierärztl. Wchsehr. p. 327). — (S. 177, 182)
461. Fuchs, Ph., Ueber Versuche mit Porcosan (Deutsche thierärztl.
Wchsehr. Bd. 4 p. 353). — (S. 180)
462. Oeusert, E., Der Kampf gegen den Rothlauf der Schweine (Ber-
liner thierärztl. Wchsehr. p. 519). — (S. 183)
46B. Graftunder, 0., Die Schweineseuchen [Vortrag] (Autoref.: Berliner
thierärztl. Wchsehr. No. 2 p. 13). — (S. 183)
464. (xiitachtliche Aeusserung der technischen Deputation für
das Yeterinärwesen üher Dr. Bemv's Porcosan (Deutsche
thierärztl. Wchsehr. Bd. 4 p. 378). — (S. 178)
Schweinerothlaufbacillus. Literatur. ]^75
465. Gützlaff, Th., Porcosan (Berliner thierärztl. Wchschr. p. 342). —
(S. 181)
466. Haussier, Schutzimpfungen mit Porcosan (Wchschr. f. Thierheilk.
p. 249). — (S. 181)
467. Höhne, M., Ueber Impfung- mit Porcosan (Ibidem No. 37 p. 437).
— (S. 181)
468. Holleuliach, E., Porcosanimpfung (Ibidem p. 249). — (S. 181)
469. Jahresbericht üher die Yerhreitung der Thierseiicheii im
Deutschen Reiche i. J. 1895: Schweinerothlauf. — (S. 184)
470. Johne, A., Zur Porcosanfrage (Deutsche Ztschr. f. Thiermed. Bd. 22
p. 415). — (S. 179)
471. Koppitz, Ueber ßothlauf und Schweineseuclie (Thierärztl. Ctbl.
1895 p. 285) — (S. 183)
472. Lorenz, 0., Die Bekämpfung des Schweinerothlaufs durch Schutz-
impfung (Ctbl. f. Bacter. Bd. 20, No. 22/23 p. 792). — (S. 176)
473. Lorenz, 0., Die Bekämpfung des Schweinerothlaufes diu'ch Schutz-
impfung [Vortrag gehalten auf der Naturforscherversammlung in
Frankfurt a. M.] (Deutsche thierärztl. Wchschr. p. 332). — (S. 176)
474. Lorenz, 0., Schutzimpfung gegen Rothlauf mit An\\endung eines
aus Blutserum immunisirter Schweine hergestellten Impfpräparates
und darauf folgender Injection von Rothlaufcultur (Berliner thier-
ärztl. Wchschr. p. 367). — (S. 177)
475. Miller, ß., Schutzimpfung mit Porcosan (Wchschr. f. Thierheilk.
p. 348). — (S. 181)
476. Nopitsch, E., Impfung mit Porcosan (Ibidem p. 365). — (S. 180)
477. Remy, P., Schutzimpfung mit Porcosan (Deutsche thierärztl.
Wchschr. p. 236). — (S. 179)
478. Rieck, M., Rothlauf der Schweine auf Schlacht- und Viehhöfen
(Ber. ü. d. Veterinärwesen im Kgr. Sachsen 1895 p. 80). — (S. 183)
479. Schaible, F., Einige Versuche der Schutzimpfung gegen Schweine-
rothlauf mit Porcosan (Deutsche thierärztl. Wchschr. No. 43 p. 355).
— (S. 181)
480. Schmitt, H. , Schutzimpfungen gegen die Rothlaufseuche nach
LoRExVz'schen Verfahren (Ibidem Bd. 4 p. 73). — (S. 1 77)
481. Schmitt, H., Porcosan-Schutzimpfung (Ibidem p. 330). — (S. 180)
482. Versuche mit der Schutzimpfung gegen Schweineroth-
lauf in Württemberg (Ibidem p. 167). — (S. 178)
483. Voges, ()., Praxis und Theorie der Rothlaufschutzimpfungen und
Rothlaufimmunität (Ztschr. f. Hygiene Bd. 22 p. 515). — (S. 178)
484. Völlers, I)., Rothlauf und Schweineseuche (Mittheil. f. Thierärzte
Bd. 3 p. 70). [Ein allgemein gehaltener, über die Aetiologie und patho-
logische Anatomie beider Krankheiten orientirender Vortrag. Johne.]
Alonzo (450) hat viele Experimente angestellt, um zu erproben, ob der
R 0 1 li 1 a u f b a c. u n d s e i n e t o x i s c h e n P r o d u c t e irgend welchen Eiufluss
auf den Verlauf der Milzbrandinfection haben. Die Resultate waren
folgende :
176 Schweinerothlaufbacillus.
Sein und seiner toxischen Producte Einfluas auf die Milzbrandinfection.
Schutzimpfung.
Thiere, welche erst mit Milzbrand und dann (1 Stunde später) mit Roth-
lauf geimpft wurden, starben an dieser zweiten Infection, ohne dass der
Milzbrand sich entwickelte; lässt man dagegen die Milzbrandimpfung der
einige Zeit vorher gemachten Rothlaufimpfung folgen, so bekommt erstere
das Uebergewicht und das Thier stirbt an Milzbrand.
Macht man erst Rothlaufimpfungen, dann solche von Milzbrand, und
lässt dann wiederholte Rothlaufeinspritzungen folgen, so stirbt das Thier
an Rothlauf. Die löslichen Producte des Rothlaufs verhindern die Entstehung
des Milzbrandes nicht, gleichviel ob vorher oder nachher eingespritzt, das
Thier stirbt an Milzbrand.
Auch verdünnte Rothlaufinjectionen können weder vor noch nach der
Infection eingespritzt die Entwicklung von Milzbrand verhindern. Wenn
man den gegen Rothlauf immunen Thieren, wie Meerschweinchen, vor und
nach der Milzbrandimpfung wiederholt Einspritzungen mit Rothlauf macht,
widerstehen sie der Milzbrandimpfung.
Um dieses Resultat zu erreichen, muss man jedoch Sorge tragen, dass
die Einspritzungen mit Rothlaufculturen sehr reichlich und in nächster
Nähe der Milzbrandimpfung gemacht werden. Trambusti.
Loreiiz (473) bespricht die Bekämpfung des Schweinerothlaufes
durch Schutzimpfung, welche sich bekanntlich auf die Thatsache stützt,
dass das Blutserum immunisiiler Thiere auf Schweine verimpft nur eine
kurzdauernde Immunität hervorruft, dass sich dagegen eine dauernde Immu-
nität erzeugen lässt, wenn man den Thieren während der Serum-Immunität
virulente Rothlauf bac.-Culturen injicirt. Es wird hierdurch aber nur eine
Bacterienimmunität, keine Giftimmunität erzeugt. Die bacterienimmun ge-
wordenen Schweine liefern also kein immunisirendes Serum. Verf. polemisirt
im Anschlüsse hieran gegen die gegentheilige Ansicht von Voges, die er
als vollständig unbegründet bezeichnet. Verf. schildert dann die Her-
stellung seines Impfstoffes, welche zunächst in Separation des defibrinirten
Blutes immun gemachter Schweine mittels Centrifuge besteht. Dann werden
die Blutalbumine, welche den immunisirenden Bestandtheil enthalten mittels
Ammoniumsulfat ausgefällt und nach dem Trockenen in Glycerin, Wasser
und 0,5°/() Carbolsäure gelöst. ' Johne.
Lorenz (472) hat festgestellt, dass die Rothlauf keime sich so lange er-
halten, bis noch eine Spur Feuchtigkeit in dem Culturrest vorhanden ist.
Es stimme dies mit den Beobachtungen, dass die Rothlaufseuche bei trockener
Witterung weniger häufig auftrete, als beim feuchten Wetter. Die Back-
steinblattern seien nur eine milder verlaufende Form von Rothlauf. L. hat
in einer ganzen Reihe von Fällen aus diesen Flecken Reinculturen gezüchtet.
Dieselben zeichneten sich dadurch aus, dass sie in Nährgelatine gleich von
vornherein die Gläserbürstenform im Wachsthum zeigten. Den Abschluss
nach unten bilde in der Virulenz der Rothlauf keime die Mäuseseptikämie ;
die gegen diese immun gemachten Thiere seien auch gegen die anderen
Rothlauffornien immun. Bereits vor 4 Jahren hat L. versucht, durch Ver-
Schweinerothlaufbacillus. Schutzimpfungen. 177
impfung vonMäuseseptikämie oder Backsteinblattern bei Schweinen Impf-
schutz gegen Rothlauf zu erzeugen; diese Impfung hat sich aber für
unsicher bewiesen. Eine dauernde Immunität lässt sich dadurch erzielen,
wenn man den durch die Einspritzungen immunisirenden Serums für kürzere
Zeit gegen Rothlauf immun gemachten Thieren lebende Rothlaufculturen
injicirt. L. hat nach seinen diesbezüglichen Erfahrungen ein Schutzimpfungs-
verfahren angebahnt, welches sich in der Praxis gut bewährt hat. Bis jetzt
sei ihm das Ergebniss von nahezu 6000 Impfungen bekannt geworden, und
nach den diesjährigen Impfungen (mehr als 4000) sei kein einziger Verlust
an Impfrothlauf vorgekommen ; chronische Rothlauferkrankungen seien nach
seinem Verfahren noch nie beobachtet worden.
L. ist der Ansicht, dass die immunisirten Thierebacterienimmun werden.
Die mit Serum vorbehandelten und nachher mit lebenden Culturen injicirten
Thiere wiesen in ihrem Blute auch nach öfteren steigenden Dosen von Cultur
oder Gift keine Antikörper oder höchstens nur solche von nur geringer
Wirksamkeit auf.
Die Rothlaufseuche werde durch sein Verfahren nicht verbreitet, weil
die Thiere mit Serum vorbehandelt seien und nicht rothlaufkrank würden.
Impfungen von einzelnen Thieren sind auch schon in grossen Beständen
vorgenommen, ohne dass darin Rothlauferkrankungen aufgetreten seien.
V. Ratz.
Ehlers (458) berichtet über Schutzimpfung der Schweine gegen
Rothlauf mit PASTEUR'scher Lymphe bei 177 jüngeren und älteren
Schweinen. Von den im Alter von 2-4 Monaten erkrankte keines, weder
an Rothlauf noch an einer anderen Krankheit, während von den älteren
5 Monate bis 1 Jahr alten Schweinen 12°/^ an „Gliedersteiflieit", eines
an Endocarditis verrucosa, vier an Nesselfieber, eins 9 Wochen nach der
Impfung an Reizerscheinungen der Gehirnhaut erkrankte; etwa 30^/o der
Impflinge fi'assen vom 3. Tage nach der Impfung ab 2-10 Tage schlecht;
ihre 2. Impfung unterblieb. Eine Ansteckung durch geimpfte Schweine
hat Verf. nicht beobachtet. — Attiuscr (451) impfte 135 Schweine mit
aus Stuttgart bezogener PASxEUR'scher Lymphe, wovon 2 nach der 2.
Impfung am Rothlauf verendeten. — Flessa (459) impfte nach Pasteur
81 Schweine, wovon 4 an Impfrothlauf starben. Johne.
H. Schmitt (480) schutzimpfte nach dem LoRENz'schen Verfahren
1894 226. 1895 109 Schweine ohne jeden Verlust. — Flesssi (459) impfte
24 Schweine nach Lorenz ohne Verluste. — Frick (460) spricht sich auf
Grund von 311 von ihm ausgeführten Impfungen warm zu Gunsten der
LoRENz'schen Methode^ aus. Lorenz (474) macht Mittheilungen über sein
^'erfahren der Schutzimpfung gegen Rothlauf, die sich auf die
Menge des bisher von ihm hergestellten Präparates und dessen Preis (15 ^^
für den Cubikcentimeter) beziehen. Johne.
Aus dem Bericht über die im Jahre 1890-1895 auf Veranlassung des
Ministerium des Innern vorgenommenen Versuche mit der Schutz-
') Jahvesber. X, 1894, p. löl; XI, 189r), \>. lüO. lief,
liaumgarteu's Jahroabei'lcbt XXI 12
178 ScLweinerotlilaufbacillus. Schutzimpfungen.
Impfung gegen den Kotlilanf der Scliweine in Württemberg
(482) geht Folgendes hervor:
Mit dem PAsxEUE'schen Impfstoff wurden 115 Schweine geimpft.
Hiervon erkrankten im Anschluss an die Impfung mit Lymphe I 24, nach
der mit Lymphe II 2, zusammen 26 Stück = 22,6'^/o. Von den nach
Lymphe I erkrankten Schweinen sind 4, von den nacli Lymphe II erkrankten
ist kein Thier gestorben, so dass der Impfverlust 15,4*^/0 der nach der
Impfung erkrankten und 3,5 der geimpften Thiere beträgt. Von den über-
lebenden nach der Impfung erkrankten 22 Schweinen mussten 4 wegen
Folgen der Impfung geschlachtet werden, während 2 ohne zwingenden
Grund geschlachtet wurden. Vollständig genesen sind daher nur 16 Stück.
Mit dem LonExz'schen Serumpräparat wurden geimpft 206 Schweine.
Hiervon erkrankten nach Impfung des Serumpräparates nur 1 Schwein,
das sehr bald völlig genas, nach der 2. Impfung mit Reinculturen kein
Schwein. Impfverluste sind somit nicht eingetreten, ebensowenig sonstige
üble Folgen. Ein Schwein musste 6 Monate nach der Impfung geschlachtet
werden. Die Grenze des Impfschutzes bei nur einmaliger Nachimpfung mit
ßeinculturen scheint also zwischen dem 5. und 6. Monate nach der Vor-
nahme der Schutzimpfung zu liegen. Johne.
Yoges (483) bespricht die Mängel der Rothlaufschutzimpfungen
und kommt zu dem Resultate, dass das LoBENz'sche Verfahren"'' dieselben
Nachtheile hat, welche bei PASXEun'schen Impfungen vorkommen, indem
die lebenden Rothlauf bac. in den Koth übergehen, somit auf andere, nicht
seuchenfeste Thiere sich verbreiten können, und bei den geimpften Thieren
kann eine chronische Rothlauferkrankung zu Stande kommen. Zugleich
berichtet Verf. über seine eigenen Experimente, durch welche er den Be-
weis erbringt, dass die Rothlaufimmunität höchstwahrscheinlich darauf be-
ruht, dass im Körper des activ oder passiv immunisirten Thieres im Blut-
serum gelöste Schutzstoffe kreisen, welche die Bacterienzelle direct an-
greifen und ihren vitalen Untergang herbeiführen. Das Serum, welches
von rothlaufimmunisirten Thieren entstammt, entfaltet somit eine bacteri-
cide Wirksamkeit, die specifisch wirkenden Rothlaufantikörper sind aber
nur im Thierkörper wirksam, v. Rätx.
Ueber die Schutzimpfungen mitPorcosan liegen eine grosse An-
zahl von Mittheilungen vor.
Das Porcosan ist eine von der Firma Dr. Paul Remy, Farbwerke in
Friedrichsfeld, in den Handel gebrachte gelblichbraune syrupartige und
neutral reagirende Flüssigkeit von süsslich-salzigem Geschmack, welche
aus einer etwa 25°/o Glycerin enthaltenden Fleischpeptonkochsalzlösung
und ganz geringem Fett besteht und durch deren einmalige subcutane Ver-
impfung eine absolute Immunität gegen den Rothlauf bewirkt werden soll.
In einer gutachtlichen Aeusserung der teclinischen Depu-
tation in Preussen (464) wird berichtet, dass weisse Mäuse, welche mit
je einer Oese voll des Porcosans geimpft worden waren, am 4. Tage unter
t) Vgl. Referat No. 473 p. 176. Red.
Schweinerothlaufbacillus. Schutzimpfungen mit Porcosan. 179
den Erscheinungen des Eotlilaufes zu Grunde gegang-en seien; in ihrem
Blute seien Eothlaufbac. nachgewiesen worden, demnach müsse das Prä-
parat noch lebende Eothlaufbac. enthalten. Letztere seien auch in Platten-
aussaaten desselben nachgewiesen worden. Wenn, wie berichtet wird,
Schweine nach der Porcosanimpfung an localem Quaddelausschlag, Nessel-
fieber, oder schwer an allgemeinem Eothlauf, oder endlich an chronischen
Gelenkerkrankuugen erkrankt bez. gestorben seien, so wäre dies diesem
Gehalt an Eothlaufbac. zuzuschreiben. Das Porcosan verhalte sich in
dieser Beziehung genau wie der PASxEUK'sche Impfstoff. Eine Gefahr liegt
auch darin, dass das Verschütten dieses Impfstoffes in bisher ganz seuchen-
freien Ställen zur Einschleppung des pathogenen Bac. Veranlassung geben
könne. Johne.
Johne (4-70) hat die Schutzkraft des Porcosans an weissen Mäusen und
Tauben geprüft, aber nur constatii-en können, dass alle mit Porcosan vor-
geimpften Versuchsthiere nach der Impfung mit virulenten Eothlaufbac.
an Eothlauf erkrankten und starben. J. kommt wie Deupser (s. p. 182)
zu dem Schlüsse, dass, wenn der Nachweis nicht erbracht w^erden könne,
dass sich Mäuse gegen den Eothlauf anders verhalten, wie die Schweine,
angenommen Averden müsse, dass das Porcosan nicht als ein sicheres Im-
munisirungsmittel gegen den Schweinerothlauf betrachtet werden könne.
.1. hebt noch besonders hervor, dass sich der experimentelle Nachweis der
immunisirenden "Wirkung des Porcosans allerdings schwer deshalb erbrin-
gen lassen werde, weil Schweine mit virulenten Eothlaufbac. nicht immer
mit Sicherheit inficirt w'erden konnten. — Die von der technischen Depu-
tation (s. 0.) gemachte Beobachtung, dass das Porcosan noch lebende Eoth-
laufbac. enthalte, konnte von J. weder durch Impfversuche, noch durch
Plattenaussaaten bestätigt werden. Sonach sind die betr. Bouillonculturen
der Eothlaufbac, denn solche stellt das Porcosan dar, sehr ungleichmässig
abgeschwächt und von unsicherer Wirkung. — Ein ungenannter Be-
richterstatter (449) fasst das Eesultat seiner Untersuchungen in folgen-
den Sätzen zusammen:
1 . Das Porcosan ist kein Serum, sondern eine ölartige, Glycerin enthal-
tende Flüssigkeit, welche Bacterien verschiedener Arten enthält.
2. Virulente Eothlaufbac. sind nicht darin enthalten.
3. Porcosan besitzt bei Mäusen absolut keine immunisirenden Eigen-
schaften.
4. Porcosan, in der Menge von 0,3-0,5 ccm unverdünnt Mäusen einge-
spritzt, tödtet dieselben nach 1-2 Stunden wahrscheinlich in Folge des hohen
Glyceringehaltes.
Reniy (477), der Besitzer der Porcosanfabrik, hält die Warnungen
gegen den Gebrauch des Porcosans für unbegründet. Der Erfinder des
Porcosans sei Herr Dr. med. P. Jetter in Cannstatt- Württemberg.
Die Berichte über die klinischen Beobachtungen bei der Porcosan-
impfung sind theils unbedingt günstige, theils weniger günstige.
a) Günstige Erfolge wurden folgende veröffentlicht: Attinger (452)
glaubt nach früher weniger günstigen Erfahrungen (s. u.) in dem Porcosan
12*
180 Schweinerothlaufbacillus. Schutzimpfungen mit Porcosan.
doch ein wirksames Immuuisirungsmittel gegen Schvveinerothlauf gefunden
zu haben. Von 10 erkrankten Schweinen zeigte keines eine krankliafte
Reaction. Ein geimpftes Schwein blieb trotz der Fütterung grosser Mengen
von Milz, Nieren, Leber und Blut zweier wegen Rothlauf nothgeschlachteter
Schweine gesund. — Nopitsch (476) hat bei 109 geimpften Schweinen
niemals eine üble Nachwirkung beobachtet. — H. Sclimitt (481) hat 4
Schweine mit Porcosan geimpft. Einen reichlichen Monat nachher wurde
eines dieser Thiere, sowie ein Controlthier mit Milz, Leber, Lymphknoten
und Herz (mit Gefässstämmen und Blutinhalt) von vier wegen Stäbchen-
rothlauf nothgeschlachteten Scluveinen gefüttert. Die Giftigkeit dieser
Fütterungsmasse wurde durch den Bac.-Nachweis und die erfolgreiche Impf-
ung dreier Tauben festgestellt. Das Controlthier erlag der acuten, malig-
nen, septikämischen Form der Stäbchenrothlaufseuche, das mit Porcosan
geimpfte blieb gesund. 15 Tage später wurden neue Controlversuche mit
den betr. Thieren angestellt, indem 2 derselben wiederum mit den Organ-
theilen von an Rothlauf gestorbenen Schweinen gefüttert, die beiden ande-
ren mit dem Niereusaft solcher subcutan an der inneren Schenkelfläche ge-
impft wurden. Verf. ist von der immunisirenden Kraft des Porcosans voll-
ständig überzeugt und hält dasselbe zur Einführung in der Praxis für um-
somehr geeignet, als er bei der anderweiten Impfung von etwa 40 Schweinen
keine Nebenerscheinungen beobachtet hat. — Auch Brüller (455) be-
richtet über 52 günstig verlaufene Impfungen, ohne aber einen Beweis für
die erlangte Immunität beibringen zu können.
b) Ungünstige bezw. weniger günstige Erfolge: Attiiiger (453)
impfte zuerst 50 Schweine mit Porcosan. Schon 2 Tage nachher erkrank-
ten alle Impflinge schwer und zeigten den bekannten Nesselausschlag;
1 Schwein starb. Später erhielt er ja bessere Resultate (s. oben). — Ehreil-
liard (453) impfte 30 Schweine, von denen die eine Partie aus zwei roth-
laufverseuchten, die andere aus einem z. Z. wenigstens seuchenfreien Ge-
höfte stammten. 3 Impflinge erkrankten schwer ; 1 genas, 1 starb, 1 wurde
geschlachtet. — Herrmann (453) impfte 12 Schw'eine, welche bis zum
3. Tage sämmtlich an Nesselausschlag erkrankt waren, der bis zum 7. Tage
verschwunden war. — Balz (453) impfte 50 Schweine; bis zum 5. Tage
zeigten sämmtliche Schweine schwere locale und allgemeine Krankheits-
erscheinungen (Quaddelausschlag, Petechien, Fieber, Appetitlosigkeit), aber
alle genasen und blieben dann gesund, während die nicht geimpften wegen
Rothlauferkrankungen sämmtlich geschlachtet werden mussteu. — Huss
(453) impfte 14 Schweine mit dem gleichen Erfolg. Ob Immunität einge-
treten, ist nicht berichtet. — FucliS (461) impfte 30 Schweine, während
10 als Controlthiere ungeimpft blieben. Bei 7 Impflingen stellte sich am
5. Tage ein Quaddelausschlag ein, welcher bald normal abheilte. Nach
14 Tagen wurden 14 der geimpften Schweine mit den gehackten Einge-
weiden eines an Rothlauf verendeten Schw'eines, die übrigen mit je 1 ccm
Flüssigkeit, welche aus Zerreiben von Milzpulpa in sterilisirtem Wasser
hergestellt war, am rechten Hinterschenkel geimpft. In gleicher AVeise
wurden die Controlthiere inficirt. Das Resultat war, dass 1. keins der ge-
Scliweinerotlilaufbacillus. Schutzimpfungen mit Porcosan. \Q\
impften Schweine erkrankte; 2. dass von den mit Rotlilaufeingeweiden ge-
fütterten Controlschweinen 2, von den geimpften Controlschweinen 3 an
gestörtem Appetit, Mattigkeit, Fieber, Augenlidkatarrh, aber ohne Quaddel-
ausschlag erkrankten; 3. dass ein getrennt in einer anderen Bucht befind-
liches zu keinem Versuch verwendetes Controlschwein an Rothlauf er-
krankte und starbt Johjie.
Haussier (466) impfte 4 Schweine mit Porcosan. 3 Tage nach der
Impfung zeigte sich bei allen Schweinen ein quaddelförmiger, sehr schmerz-
hafter Ausschlag; die Thiere lagen beständig, die Fresslust sistirte fast
ganz. Erst am 7. Tage nach der Impfung waren die Thiere genesen. H.
kann auf Grund dieser Erfahrungen der Ansicht, dass die Schweine die
Porcosanimpfung ohne Reaction vertragen, nicht beistimmen. — Höhne
(467) impfte 122 Schweine verschiedenen Alters. Alle sollen am Tage
nach der Impfung das Futter versagt und sich mehrere Tage krank gezeigt,
grösstentheils auf der Haut auch rothe Flecken von Thalergrösse (Nessel-
ausschlag? Ref.) bekommen haben. Trotzdem in dem betreffenden Orte
1894 und 1895 ununterbrochen der Rothlauf geherrscht hat, soll nach der
Porcosanimpfung kein Schwein mehr an Rothlauf erkrankt sein. Die Re-
daction macht hierzu die sehr treffende Bemerkung, dass jedenfalls die Be-
merkung der Fabrik, die Schweine vertrügen die Impfung mit Porcosan
ohne Reaction, nicht richtig sei. — Hollenbach (468) hat 180 Schweine
geimpft. 3 erkrankten an Rothlauf, 44 zeigten kurze Zeit niedergradige
Appetitstörungen, 34 bekamen Anschwellungen an den Impfstellen, 1 einen
leichten Quaddelausschlag. — Miller (475) theilt mit, dass von 94 ge-
impften Schweinen 90 nicht die geringste Reaction zeigten, 2 zeigten am
3. Tage einen Quaddelausschlag, 2 starben am Tage nach der Impfung.
M. glaubt, dass die letzteren schon vor der Impfung durch Rothlauf inficirt
waren. — Schaible (479) impfte in 6 Ortschaften 116 Schweine jeden
Alters, sogar auch tragende und säugende Thiere. Sämmtliclie Schweine
vertrugen den Eingriff ohne bedeutende örtliche oder allgemeine Störun-
gen. 4 Schweine mussten am 3. bezw. 5. Tage nach der Impfung wegen
Rothlauf nothgeschlachtet werden, doch kann — nach Sch. — mit Bestimmt-
heit angenommen werden, dass dies auf die Seuche zurückzuführen war,
welche kurz vorher in den betreffenden Ställen geherrscht hatte. Da diese
Thiere schon nach 3 bezw, 5 Tagen erkrankten, die Impfungen aber nach
den Angaben des Fabrikanten erst nach Ablauf von 10-14 Tagen voll-
ständige ^Viderstandsfähigkeit verleihen sollen, so könne für diese Unfälle
das Porcosan nicht verantwortlich gemacht werden.
Oützliiff (465) warnt ohne nähere Angaben wegen seiner gemachten
schlechten Erfahrungen direct vor der Anwendung des Porcosans. Johne.
') Dieser Versuch beweist liüchstoiis die von Johne betonte Tliatsache, dass
durch experiraontolle Impfung die Wirkung des Porcosans schwor zu beweisen
sein dürfte. Von 9 kün.stlich und sehr intensiv inficirtcn Thieren erkrankten
nur 5 unter P>schcinungen, von denen der BeAveis in keinerlei Weise erbracht
worden ist, dass dieselben auf Rothlauf zurückzuführen waren. Der Beweis der
erlangten Immunität der mit Porcosan geimpften Thiere kann somit gar nicht
als erbracht angesehen werden. Ref.
182 Schweincrotlilaufbacillus. Schutzimpfungen mit Porcosan.
Bekämpfung des Schweinerotblaufes.
Deupser (456) hat die Frag-e erledigen wollen ob das Porcosan im
Stande sei, bei kleineren Versuchsthieren eine Immunität gegen den
Impf rothlauf hervorzubringen? Zu diesen Versuchen sind weisse und
graue Mäuse, Kaninchen und eine Taube genommen worden und die Impf-
ungen waren derart geordnet, dass die Probeinjectionen, mit virulenten
Rothlaufculturen, erst nach Verlauf von mindestens 14 Tagen nach der
Immunisirung gemacht seien. Zuerst wurden 12 Mäuse und eine Taube
subcutan geimpft (0,01-0,5 ccm), von denen diejenige, welche 0,5 ccm Por-
cosan erhalten hatte, nach 1 Stunde 25 Minuten unter Streckkrämpfen starb ;
der Tod dieser Thiere wäre infolge des hohen Glyceringehaltes eingetreten.
Zu der zweiten Versuchsreihe sind 4 weisse Mäuse (0,001-0,3 ccm) und
3 Kaninchen (0,2-0,5 ccm) ebenfalls subcutan geimpft worden. Sämmtliche
Versuchsthiere zeigten ein ungetrübtes Allgemeinbefinden, nur die mit
0,005 ccm Porcosan geimpfte Maus starb nach 7 Tagen; im Ausstrichprä-
parat des Herzblutes fanden sich zahlreiche plumpe Stäbchen. D. nimmt
an, dass der tödtliche Bac. im Porcosan vorhanden war, indem die aus dem
Porcosan angelegten Bouillonculturen Spaltpilze verschiedener Art ent-
hielten. Nach 18 bezw. 19 Tagen wurden sämmtliche Mäuse subcutan mit
je 0,2 ccm einer 3tägigen Rothlaufcultur geimpft. Zwei Controlmäuse sind
schon nach 40 Stunden eingegangen, während die Impflinge erst nach 40-48
Stunden oder nach 3 Tagen eingingen ; nur eine weisse, mit 0,2 ccm Porcosan
geimpfte Maus starb nach einer Krankheitsdauer von 5^/^ Tagen. Irgend
ein Verhältniss in der Zeitdauer oder Heftigkeit der Krankheitserscheinun-
gen zu der injicirten Porcosanmenge hat sich nicht ergeben. Ebenso resultat-
los waren die Impfungen bei den Kaninchen und der Taube. Verf. erachtet
es also für bewiesen, dass „das Porcosan nicht im Stande ist, bei den ge-
bräuchlichen Impfthieren eine Immunität gegen die virulenten Bacterien
des Schweinerothlaufs hervorzurufen". v. Ratz.
Frick (460) fordert bei der Bekämfung des Eothlaufes der
Schweine 1. Verstopfung der Ansteckungsquelle; 2. Beschränkung der
Seuche bezw. des Ansteckungsstoffes auf ihren Heerd. Während die
erstere Forderung sich durch Isolirung und Sperrmaassregeln leicht er-
füllen lassen, biete die zweite erhebliche grösserer Schwierigkeiten, da die
Bac. ein saprophytisches Dasein zu führen vermögen. Hierdurch werde
ihre weitere Verbreitung bedingt, was wiederum die Desinfection ganz er-
heblich erschwere. Besonders trügen Niederschläge zur Verbreitung des
Eothlaufes bei, daher das häufige Auftreten des Rothlaufes in Gehöften,
welche an Gebirgshängen liegen. Die Folge des Umstandes, dass Roth-
laufbac. in den meisten Fällen auch in die Umgebung des Seuchengehöftes
gelangen, ist die Thatsache, dass sich mit polizeilichen Maassregeln gegen
Rothlauf meist nicht viel ausrichten lässt. Das einzig sichere Mittel zur
Bekämpfung des Rothlaufs sei die Impfung. Verf. bespricht nun die mit
PASTEUR'schem Verfahren bewirkten Erfolge, welche nach seiner Ansicht
durchaus nicht zur Anwendung desselben auffordern können, um so mehr,
als dieses Verfahren nur für Schweine im Alter von 2-4 Monaten verwend-
bar sein soll. Hieran anschliessend bespricht er das LoRENz'sche Impfver-
Schweinerothlaufbacillus. Klinische Formen, Incubationsdauer, 183
Diagnose, vielfache Localisation des Schweinerothlaufes.
fahren \ das bei Scli weinen jeden Alters anwendbar, nahezu vollständig
gefahrlos für die Impfung sei und absoluten Schutz und weit bessere Re-
sultate gewähre. Verf. berichtet dann über 3 von ihm nach diesen Ver-
fahren geimpfte Schweine mit 0,36^/q Verlust. Johne.
Gensert (462) bemerkt bez. des Kampfes gegen den Eothlauf der
Schweine, dass derselbe nur mit Hülfe der Impfung durchzuführen sei, die
indess, um ein sicheres Urtheil über ihren Werth zu erhalten, von den
Regierungen in die Hand genommen werden müsse. Johne.
(jraff'under (463) bespricht in einem Vortrage die Rothlauf- oder
Rothlauf bac- Gruppe der Schweineseuchen, ohne hierbei Neues mit-
zutli eilen. Er trennt dieselben in a) die gewöhnliche reinseptische Form,
b) die maculöse oder Fleckrothlaufform, c) die Nesselfieberform, klinisch,
pathologisch, anatomisch, ätiologisch und prophylaktisch, ohne dem hierüber
Bekannten Neues hinzuzufügen. Etwas unklar erscheint die Stellung, welche
Verf. den letzteren beiden Formen giebt, da er dieselben einerseits als
Exantheme auch bei der Schweineseuche vorkommen lässt; andrerseits aber
als klinische Formen des Rothlaufs darstellt. Johne.
Koppitz (471) glaubt, dass das Incubationsstadium des Roth-
laufes und der Schweineseuche 14 Tage bis 3 Wochen betragen könne.
Johne.
Kieck (478) macht bezüglich der Diagnose des Rothlaufes der
Schweine mit Recht darauf aufmerksam, dass dieselbe mit Sicherheit nur
durch die bacteriologische Untersuchung des Cadavers gestellt werden
konnte. Von den in Zwickau p. Bahn todt angekommenen 92 Schweinen
konnte er auf Grund der bacteriologischen Untersuchung (Anlegung von
Culturen) nur zwei als mit dem Rothlauf behaftet bezeichnen, trotzdem
äusserlich bei vielen der Schweine Erscheinungen vorhanden waren, welche
einen Rothlaufverdacht aufkommen Hessen.
Meist handelte es sich aber um Schweine, welche an Erstickung oder Herz-
schlag durcli zu dichtes Verladen zu Grunde gingen. Die Cadaver solcher
Schweine sind roth bis blauroth verfärbt und dabei vielfach stark aufge-
trieben; Sectionserscheinungen für Rothlauf fehlen aber, wobei zu berück-
sichtigen ist, dass punktförmige Blutungen am Epicard nicht immer als
Zeichen einer septischen Erkrankung aufzufassen sind. Bei Rothlauf fehlt
niemals die charakterische hämorrhagische Nephritis, die meist mit bedeu-
tender Schwellung des Organs verbunden ist. Johne.
A. Eber (457) berichtet als Beispiel für die vielfache Localisation
des Rothlaufes einen solchen Fall beim Schweine, das am Nesselfieber
litt, dem sich eine totale Nekrose des Ohrlappens und chronisches Siech-
thum anschloss. Bei der Schlachtung fand sich auch eine Endocarditis
verrucosa (bacillosa) beider Atrioventricularklappen. Johne.
15al)es und Stracovici (454) haben über ihre e x p e r i m e n t e 1 1 e n U n t e r-
Kuchungen über Rothlauf und Schweineseuche berichtet, welche
zu folgenden Schlüssen geführt haben, dass die im Herbst 1892 unter dem
») Vgl. Referat No. 473 p. 176. Ref.
184 Schwemerothlaufbacillus. Seuchenbericht.
Bacillengruppe der ,SeptiTiaemia haemorrhagica'. Literatur.
Schweinebestand in Rumänien herrschende Seuche z. Th. dem Bac. der
Schweineseuche, z. Th. demjenigen des Eothlaufes zuzuschreiben war und
dass man bei sorgfältiger Untersuchung in der Mehrzahl der Fälle den
Rothlauf bac. in Gemeinschaft mit dem Bac. der Schweineseuche vorfindet,
eine Thatsache, welche auf die Impfung gegen Rothlauf von Einfluss sein
dürfte. Johne.
Nach dem Reichsseiiclieiibericlit (469) liegen über die Verbreitung
des Rothlaufes der Schweine genaue Angaben nur aus Baden vor, aus
welchem Lande über 7769 Erkrankungsfälle (3274 mehr als im Jahre
1894) in 503 Ortschaften berichtet wird. In Preussen ist eine Statistik
der ansteckenden Schweineseuchen im October 1894 für die Provinzen Ost-
preussen, Westpreussen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien und
Sachsen eingeführt, sie hat ergeben, dass die Verbreitung dieser Krank-
heiten eine ungemein bedeutende gewesen ist, und dass dieselbe sehr hohe
Verluste im Gefolge gehabt hat. Für die übrigen oben nicht genannten
Provinzen ist die Sammlung von statistischem Material erst gegen Ende
1895 angeordnet worden, so dass genauere Zahlen erst im nächsten Jahre
angeführt werden können. Johne.
e) Bacilleugnippe der ,8eptikaemia haeiuorrliagica'
Referenten: Prof. Dr. St. y. Ratz (Budapest),
Prof. Dr. A. Guillebeaii (Bern), Med.-Ilath Prof. Dr. A. Johne (Dresden),
Prof. Dr. C. H. H. Spronck (Utrecht), Prof. Dr. A. Trambusti (Ferrara).
485. Bong'iirtz, M., Besprechung der Maassregel gegen Schweineseucheu
(Berliner thierärztl. Wchschr. p. 321). — (S. 190)
486. yan Eecke, J. W. W. F. J., Pectorale vorm van septicaemia hae-
morrhagica [Die pektorale Form von Septikaemia haemorrhagica]
(Veeartsenijkundige Bladen voor Nederl. Indie Bd. 9, 1895, p. 300).
— (S. 190)
487. Fiorentini, A., Alcune considerazioni intorno alla epidemia dei
suini che ha dominato nella provincia di Pavia (Boll. della Societa
med.-chirurg. di Pavia no. 1). — (S. 189)
488. Fiorentiui, A., Hämorrhagische Septikämie der Schwäne (Ctbl. f.
Bacter. Bd. 19 p. 932). — (S. 193)
489. Fischer, D. J., Septicaemia haemorrhagica (Veeartsenijkundige
Bladen voor Nederl. Indie Bd. 9, 1895, p. 153). — (S. 190)
490. Fischer, D. »T., Exanthematische vorm van septicaemia haemor-
rhagica (sakit-ngorok) [Die exanthematische Form von Septikaemia
haemorrhagica] (Ibidem Bd. 10 p. 192). — (S. 191)
491. Göring, Ph., Ueber das Vorkommen der Schweineseuche in Bayern
im J. 1895 (Wchschr. f. Thierheilk. p. 413). [Nichts Neues. Johne.]
492. Graifunder, 0., Die deutsche Schweineseuche (Berliner thierärztl.
Wchschr. p. 472). [Nichts wesentlich Neues. Johne.]
49B. Kitt, Th., Neues über Schweinepest (Monatsh. f. prakt. Thierheilk.
p. 324). — (S. 188)
Bacillen gruppe der ,Septikaemia haemorrhagica'. Literatur. 185
Frage nach der Identität des Bacillus der Hühnercholera,
Kaninchenseptikämie, Wildseuche und Schweineseuche.
494. Koch, A., Beiträge zur Kenntniss der Schweinepest [Schweine-
seudie] (Oesterr. Monatssclir. f. Tliierheilk. p. 1). — (S. 188)
495. Leclainche, E., La pneumo-enterite des bovides (Revue veter. t. 21
p. 64). — (S. 191)
496. Marks, P., Noch einmal die Schweineseuchen (Berliner thierärztl.
Wchschr. No. 46 p. 543). — (S. 190)
497. V. Batz, St., A sertesveszrol körboncztani szemponthöl [Ueber die
Schweineseuche vom pathologisch-anatomischen Standpunkte] (Vete-
rinarius p. 1). — (S. 188)
498. \. Ratz, St., Ueber die Barbonekrankheit [Büflfelseuche] (Deutsche
Ztschr. f. Thiermed. Bd. 22 p. 329). — (S. 191)
499. V. Bätz, St., Ueber die pathogene Wirkung der Barbonebacterien
(Ctbl. f. Bacter. Bd. 20 p. 289). — (S. 191)
500. Schindelka, H., Incubationszeit der Schweineseuche (Thierärztl.
Ctbl. No. 1). — (S. 189)
501. Schweinepest unter den Wildschweinen (Ibidem p. 553). —
(S. 190)
502. Schweineseuche und Schweinepest im Königreich Sachsen
und dem preussischen Regierungsbezirk Breslau (Ber. ü.
d. Veterinärwesen im Kgr. Sachsen p. 81; Archiv f. Tliierheilk. Bd.
22 p. 344). [Allgemein übersichtliche Zusammenstellungen über das
Auftreten beider Krankheiten, elolme.]
503. Seiberg, F., Beiträge zur Kenntniss der Giftwirkung der Schweine-
seuche-Bacterien und andererbacteriologisch verwandter Arten [Diss.].
Berlin. — (S. 185)
504. Toges, 0., Kritische Studien und experimentelle Untersuchungen
über die Bacterien der hämorrhagischen Septikämie und die durch
sie bewirkten Krankheitsformen (Ztschr. f. Hvgiene Bd. 22 p. 149).
— (S.186)
Seiberg (503) hat Forschungen angestellt, ob nicht durch die Gifte
der Hühnercholera-, Kaninchenseptikämie-, Wildseuche- und
Schweineseuchebacterien die Identität oder die Differencirung der
verschiedenen Septikämiebacterien sich feststellen Hesse. Zuerst hat S.
durch abgetödtete Culturen die Toxicität derselben bewiesen, um dann den
Sitz des Giftes zu erforschen. Die Resultate dieser Untersuchungen haben
Folgendes gezeigt:
1. Die Bacterien der Schvveineseuche, Hühnercholera, Kaninchensepti-
kämie, Wildseuche, Hog-cholera (Billings) und Swine-plague (Salmon)
produciren ein intracelluläres Gift, welches erst mit dem Zerfall der Zelle
frei wird und alsdann in die Nährflüssigkeit übergeht.
2. Die Gewinnung dieses Giftes geschieht am besten durch Abtödtung
der 20stündigen Cultur durch Chloroform, Trikresol oder Siedehitze. Als
weniger geeignet erwiesen sicli das Phenol und das Toluol. Direct gift-
schädigend wirkt der absolute Alkohol.
3. Die im physiologischen Thierexperiment hervortretenden Giftwirkun-
186 Bacillengruppe der ,Septikaemia haemorrhagica'.
Frage nach den in diese Gruppe gehörenden Bacillen.
g-en der verschiedenen verwandten Bacterienarten sind nicht derartig diffe-
rent, dass sie mit absoluter Sicherheit eine Differencirung- der verschiedenen
Arten gestatten. v. Rdix.
Yoges (504) hat die Bacterien der hämorrhagischen Septikämie
vergleichend untersucht und die Eesnltate seiner experimentellen Unter-
suchungen in einer umfangreichen Arbeit publicirt. Die wissenschaftlichen
Ergebnisse seiner Arbeit lassen sich kaum in kurze Sätze fassen, infolge-
dessen wollen wir nur deren Hauptergebnisse aufzählen.
Zuerst wurde es bewiesen, dass die Unterschiede, welche im Wachstimm
zwischen den Bac. der deutschen und amerikanisch-dänischen Schweine-
seuche bestehen sollen, nur Kunstproducte sind, hervorgerufen durch Ver-
wendung schlechten Nährmaterials, denn sie lassen sich unter Einhaltung
gewisser Bedingungen absolut verwischen. Die Schwankungen der mor-
phologischen Verhältnisse können in den Rahmen der Artconstanz unter-
gebracht werden. Die verschiedene Thierpathogenität der Culturen ist auch
nicht beweiskräftig, indem die Rassenindividualität und die Rassendispo-
sition, sowie die Virulenz der Bacterien und die Dosirung fast von allen
Seiten ausser Acht gelassen wurde. Mit der fortschreitenden Verfeinerung
der Schweinerassen wird gleichzeitig ihre natürliche Resistenz herabgesetzt,
daher bildet der Magendarmkanal die Prädilectionsstelle der Erkrankungen
an Rothlauf und Schweineseuche, und die intestinale Form der Schweine-
seuche nimmt fortwährend zu. Man hat ferner darin einen Unterschied ge-
sucht, dass die beiden Bacterienarten für ganz verschiedene Tliiere viru-
lent waren. V. hat aber gezeigt, dass die von den verschiedensten Autoren
benutzte Virulenz fast nie eine maximale gewesen war, obzwar es möglich
ist, die Virulenz so weit in die Höhe zu treiben, dass es gelingt, mit einem
Hundertmillionstel eines einzigen Culturtröpfchens, d. h. mit einem ein-
zigen lebendigen Keime, ein Meerschweinchen in 5-8 Stunden umzubringen.
Die maximale Virulenz ist aber nur eine individuelle, stets nur für eine be-
stimmte Thierspecies giltig. Virulenzunterschiede sind also als Differential-
momente zwischen Schweineseuche und Schweinepest nicht zu verwerthen.
Als allein unwiderlegbares DifPerencirungsmerkmal kann nur die Beweg-
lichkeit der einen und die Unbeweglichkeit der anderen Bacterienart an-
erkannt werden. Dieses Phänomen ist ein wichtiges Factum, die Bedeutung
desselben wird jedoch ganz wesentlich herabgedrückt dadurch, dass beweg-
liche und unbewegliche Bacterien sowohl in derselben Epidemie wie in dem-
selben Thier sich befinden. Es hat daher die Annahme eines einheitlichen
Erregers für alleFormen derSchweineseuche sehr viel Bestechendes an sich*.
Die Wildseuche und die Hühnercholera treten ähnlich auf, wie die
Schweineseuche, und es giebt keine bacteriologische Thatsache, durch
*) Die Möglichkeit, dass eine und dieselbe Bacterienart theils im beweglichen,
theils im unbeweglichen Zustand auftritt, wird man zugeben müssen. Ich habe
einmal eine Cholerabac.-Cultur beobachtet, welche einen ganzen Winter lang
trotz successiver Fortzüchtungsfähigkeit nur unbewegliche Formen aufwies,
während im Sommer wieder die typischen beweglichen Formen in der Cultur
auftraten. Baumgarten.
Bacilleugruppe der ,Septikaemia haemorrbagica'. 187
Frage nach den in diese Gruppe gehörenden Bacillen.
welche eine streng wissenschaftliche Differencirimg dieser Bacterien von
denen der Schweineseuche gerechtfertigt wäre.
Das einzige unterscheidende Merkmal ist die Beweglichkeit der einen,
die Unbeweglichkeit der anderen Bacterienarten. Unbeweglich sind die
Bac. der Schweineseuche Loepfler- Schütz, Swine-plague Salmon-Smith^,
Hog- Cholera Billings, pneumoenterite des porcs Chantemesse - Coenil ,
Kaninchenseptikämie Koch-Gaffky, spontane Kaninchenseptikämie, Wild-
seuche, BüifelseucheOEESTE-ARMANNi-, Hühnercholera, Entencholera Cor-
NiL-TouPET^, Cholera der Steinhühner Kaelinski, Bac. galliuarum Klein.
Dagegen sind die Bacterien der Hog-cholera Salmon-Smith, Swine-plague
Billings, Schweinepest Selander, Swine-fewer und grouse disease Klein,
pneumoenterite des porcs Rietsch-Jobert*, Schweinepest Deupsee^ und
Frettchenseuche ^ beweglich.
Im weiteren Verlaufe der Arbeit beschäftigt sich V. mit der Frage, ob
die Culturen überhaupt giftig sind. Die diesbezüglichen Untersuchungen
haben gezeigt, dass das Gift an den Zellleib gebunden ist. Anfangs enthält
die Culturflüssigkeit kein gelöstes Gift, erst mit dem Zerfall der Zelle wird
die giftige Substanz frei und kann in die Nährmedien übertreten oder im
Thierkörper seine deletäre Wirkung entfalten. Bei der Bestimmung der
Giftigkeit treten ziemliche Schwankungen auf, welche durch die Eesorptions-
verhältnisse und durch die individuelle Resistenz der Thiere bedingt sind;
ausserdem ist aber auch der Abstufungsmodus nicht gleichgiltig.
V. hat Immunisiruugsversuche ausgeführt, indem aber auch die Sera
ganz gesunder normaler Thiere oftmals eine bactericide oder autitoxische
Wirkung ausüben, war es nothwendig, den Einfluss normaler Sera kennen
zu lernen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen bestehen darin, dass das
Serum von nicht vorbehandelten Meerschweinchen, wie auch von anderen
Thierarten eine ausgesprochene bactericide und ausserdem eine gewisse
antitoxische Wirkung gegenüber den Bacterien der Schweineseuche, bezw.
gegenüber den Giften der Schweineseuchebacterien und wahrscheinlich auch
der verwandten Arten besitzt.
Die activen Immunisirungsversuche sind an Kaninchen und Meerschwein-
chen gemacht worden. Als immunisirende Substanzen wurden abgetödtete
Agarculturen verwendet. Eine Giftfestigung trat jedoch gegen das Zellgift
der Schweineseuche, Hühnercholera, Wildseuche, Kaninchenseptikämie,
Hog-cholera und Swine-plague nicht ein. Nach wiederholten Injectionen
zeigten sich indes die Thiere widerstandsfähig gegen gewisse Dosen voll-
\irulenter Cultur, es schien daher, als ob die Thiere die Fähigkeit erlangt
liätten, durch bactericid wirkende specifische Antikörper sich der Bacterien
zu entledigen. Im Blutserum konnte man aber nichts von bactericid wir-
kender Substanz nachweisen. Auch das Serum mit lebenden Culturen be-
handelten Thieren erwies sich unwirksam. Bei Tauben, Hühnern, Mäusen,
Hunden und einem Schaf war der Erfolg auch immer nur die Erkenntniss
>) Jahreeber. II, 1886, p. 151. Ref. — 2) Jahref>ber. III, 1887, p. 124. Ref.
«) .Jahresber. IV, 1888, p. 139. Ref. — ■■) Jabresber. IV, 1888, p. 136. Ref.
») Jahresbor. X, 1894, p. 154. Ref. — ») Jahresber. V, 1889, p. 188. Ref.
138 Bacillengruppe der ,Septikaemia haemorrhagica'.
Aetiologie und pathol. Anatomie dei* Schweineseuclie und Schweinepest.
der Unmöglichkeit specifischer Wirkung der Sera von den Thieren, die mit
den verschiedenen Bacterien der hämorrliagischen Septikämie behandelt
waren. Die Thiere haben nur einen gewissen Grad von activer Widerstands-
fähigkeit erlangt, welche sofort hinfällig wird, wenn man sich der Gift-
grenze nähert.
Die erworbene Widerstandskraft scheint nur in Erhöhung der allgemeinen
Resistenz und der gesammten natürlichen Abwehrkräfte zu beruhen. Mit
den angewandten Methoden gelingt es also nicht, eine echte und dauernde
Immunität mit den Bacterien der hämorrhagischen Septikämie hervorzu-
rufen. Die Seuchenbekämpfung kann also nur eine prophylaktische sein,
und gerade im Bezug auf die Praxis könnte man an einer Identiticirung der
Septikämiebacterien denken. v. Edtz.
A. Koch (494) bespricht die Schweinepest in Oesterreich, welche
nach seiner Darstellung bis zum Jahre 1895 daselbst unbekannt war,
nach ihren klinischen Erscheinungen, Sectionsbefunden und ihrer Aetiologie
und kommt zu folgenden Schlüssen : Die in Oesterreich aufgetretene Schweine-
seuche ist ihren pathologischen Befunden nach der amerikanischen Schweine-
cholera (Hog-cholera) am ähnlichsten. Ihr Infectionserreger sind Bacterien,
welche in Form sehr kleiner, ovoider Körperchen, die im Zustand der
Theilung Diplok. darstellen, in allen erkrankten Organen massenhaft vor-
handen sind, nach Gram -Weigert leicht gefärbt werden können und
facultative Aerobien sind. Das Contagium ist fix und flüchtig, kann mit
Luft oder Nahrung in den Körper eindringen und in Lunge, Leber, Nieren,
Magen und Darm nach einem kurzen vorübergehenden Eeizstadium chro-
nische, durch Ernährungsstörungen zum Tode führende Entzündungen ver-
anlassen. Bei acut verlaufenden Fällen dürften vor allen giftige Stoff-
wechselproducte der bezeichneten Bacterien zur Geltung kommen. Haupt-
sächlich werden junge Schweine bis zu 1 Jahr leicht, ältere schwerer inficirt,
letztere erkranken aber schwerer. — Eine gründliche Tilgung ist nur von
Abschlachtung aller kranken und verdächtigen Thiere und gründlicher Des-
infection zu erwarten. Johne.
Kitt (493) stellt in einem vorzüglich bearbeiteten Sammelreferate alles
zusammen, was Wichtiges in neuerer Zeit über die Schweinepest und
Schwein es euche veröffentlicht worden ist. Er begrüsst mit Freuden die
von ZscHOKKE^ auf dem Berner Congress ausgesprochene Ansicht, dass
Schweineseuche und Schweinepest als eine Seuche zu betrachten seien, geht
dann näher auf die von Prus"'^ gelieferte, die gleiche Ansicht vertretende
bacteriologisch - pathologisch - anatomische Arbeit ein und wendet sich
schliesslich zu der von MacFadyean*^ gemachten neueren Entdeckung,
welche die vollständige Identität beider Krankheiten wieder etwas zweifel-
haft macht. Johne.
V. RAtz (497) beschreibt die pathologisch-anatomischen Ver-
ändern ngenbei der S c h w e i n e s e u c h e , welche er während der Epidemie
in Ungarn beobachtet hat.
') Jahresber. XI, 1895, p. 165. Ref. — 2) Jahvesber. XI, 1895, p. 165. Ref.
3) Jahresber. XI, 1896, p. 163. Ref.
Bacillengruppe der ,Septikaemia haemorrhagica'. 189
Patholog. Anatomie der Schweineseuche.
Incubationsdauer derselben. Schweineseuche in Italien.
Auf dem Borstenviehmarkte in Köbänya zeigte die Krankheit zu Beginn
der Seuche fast ausnahmslos einen pei-acuten Charakter, später wurden
immer häufiger subacute Fälle, mit vornehmlicher Erkrankung der Lungen
und des Brustfells, also in der Form der deutschen Schweineseuche, während
noch später die croupös-diphtheritischen Erkrankungen der Gedärme in
den Vordergrund traten, und die Seuche zeigte ähnliche Charaktere, wie die
von Salmon beschriebene Hog-cholera. Man konnte nicht nur nebenein-
ander, sondern in den meisten Fällen auch in einem und demselben Thiere
alle jene Veränderungen feststellen, die der Schweineseuche, bezw. der
Schweinepest zugeschrieben werden. Verf. glaubt daher, dassvom patho-
logisch-anatomischen Standpunkte aus die Trennung dieser zwei
Krankheiten nicht leicht begründet werden kann*.
Zugleich berichtet v. R. über diphtheritische Erkrankungen des Rachens
und der Gedärme, welche viel Aehnlichkeit mit der Schweineseuche auf-
weisen, obzwar das Wesen der ersteren ganz verschieden ist. In Ungarn
sind diese diphtheritischen Erkrankungen von v. R. bei Ferkeln, sowie auch
bei älteren Schweinen beobachtet worden, zuweilen mit nekrotischen Heerden
in den Lungen. Als Krankheitserreger sind die BANG'schen Nekrose-Bac.
nachgewiesen worden. v. Rcitz.
Schindelka (500) setzt nach seinen bisherigen Erfalu-ungen die Incu-
bationsdauer bei der Schweineseuche (s. Schweinepest) auf 2-3
Wochen fest. Er fand, dass trotz oft nicht unerheblich ausgebreiteter pneu-
monischer Heerde während des Lebens nahezu gar kein Husten gehört
werden konnte.
Ueberhaupt habe diese Seuche keinen typischen Verlauf. Verlauf und
Ausgang seien ganz unberechenbar, Prognose stets sehr zweifelhaft. Nm-
mit den schärfsten veterinär-polizeilichen Maassregeln könne man Herr
dieser Seuche werden. Johne.
Fiorentiili (487) hatte Gelegenheit eine schwere Epidemie bei
Schweinen in der Provinz Pavia zu studiren. An der Sterblichkeit der
Thiere waren verschiedene Erkrankungen schuld. Rothlauf, Pneumoente-
ritis, welch' letztere in ganz besonders schwerer Form auftrat. Mit diesen
Erkrankungen gleichzeitig herrschte noch die Schweinepest. In Bezug
auf diese letzte Erkrankung ist Verf. der Ansicht Silberschmii)t's+, dass
die Schweinepest und die Pneumoenteritis in demselben Miki'oorganismus
ihre Ursache haben. Beweisend hierfür erachtet er den Umstand, dass er
Schweinepest bei Thieren sich entwickeln sah, welche bereits an Pneumo-
enteritis erkrankt waren. Trambusti.
1) Jahresber. YHI, 1892, p. 314. Ref.
t) Jahresber. XI, 1895, p. 163. Red.
*) Ich habe trotz der gegen die Identität sprechenden pathologisch-anato-
mischen Resultate der experimentellen Arbeiten meiner Schüler Dr. Raccuglia
und Dr. Affanassieff (vgl. Arbeiten a. d. Tübinger pathologischen Institut Bd.
1, Heft 2. Braunschweig 1892, Bruhn) imuier an der Möglichkeit der Identität
beider Krankheiten, der „Schweineseuche" einerseits und der .Schweinepest"'
bezw. „Hog-cholera" andererseits, festgehalten. Baiimgarten.
190 Bacillengruppe der ,Septikaemia haemorrhagica'. Sdiwemeseuche
vom Veterinär-polizeilichen Standpunkt. Rinderseuche auf Java.
Die Schweinepest (501) soll auch in dem 2000 Stück zählenden Wild-
schweinebestand des Kaiserlichen Thiergartens inLainz bei Wien aus-
gebrochen, und sollen schon 400 Stück Schweine derselben erlegen sein.
Johne.
Bougartz (485) behandelt in einem Vortrage die Schweineseuchen
in Preussen, vor allem deren Tilgung ohne Neues mitzutheilen. Johne.
Marks (496) bespricht die Schweineseuchen vom veterinär-
polizeilichem Standpunkt, will, wie Zschokke^ von diesem aus
Schweineseuche und Schweinepest unter ersterem Namen identificirt wissen
und betrachtet als Grundlage der veterinär-polizeilichen Bekämpfung aller
Schweineseuchen (Rothlauf, Schweineseuche, Schweinepest) : in erster Linie
die strengste Anzeigepflicht, zweitens die Schutzimpfung in Verbindung
mit Entschädigungspflicht und bespricht dann ausführlicher die verschie-
denen Schutzimpfungsmethoden beim Rothlauf, wobei er besonders die
Vortheile und Nachtheile der PASTEun'schen und LoRENz'schen Methoden-
neben einander stellt. Den off'enbar grösseren Werth der letzteren hält er
indes noch nicht für vollständig entschieden und schliesst daher mit den
Worten: „Die Vornahme der Prüfungen des LoEENz'schen Verfahrens von
Seiten des Staates und die endgiltige Bestätigung seines Werthes wäre
die segensreichste That für die Land wirth schaff, eines der kleinsten Mittel,
das Grosses bewirken würde, und zugleich ein Segen für die Werthsteige-
rung der Thierärzte". Johne.
Im August 1894 beobachtete D.J. Fischer (489) in den Abtheilungen
Buitenzorg und Meester Cornelis (Java) eine Rinder seuche, wobei die
Thiere fieberten, beschleunigte, erschwerte, schmerzliche Athmung zeigten
und schon nach 6-24 Stunden zu Grunde gingen. Ausser dieser Krankheit,
von den Einländern ,Koerang uapas' genannt, kamen gleichzeitig spora-
dische Fälle von Septikaemia haemorrhagica (Bollingek's Wild- und Rinder-
seuche) vor, und zwar die exanthematische Form (Sakit gigit oelar —
Schlangenbiss und sakit ngorok — Schnauben genannt). Auch die Ergeb-
nisse der Section schienen dafür zu sprechen, dass ,koerang napas' der
Septikaemia haemorrhagica angehörte, und zwar als die pectorale Form
zu betrachten war. Die mit dicken, serofibrinösen Pseudomembranen be-
deckten Lungen waren gross, morsch, zerreisslich. Beim Durchschneiden
fiel der starke Blutgehalt auf, besonders aber die marinorartige Zeich-
nung der Schnittfläche, welche dadurch bedingt wurde, dass in das Innere
der Lunge, den Bindegewebszügen entsprechend, gelbliche Bänder ziehen,
aus welchen bei Druck ein seröses Fluiduni hervorquillt. Spronek.
Die bacteriologische Untersuchung, welche von vail Eecke (486) im
Laboratorium zu Weltevreden angestellt wurde, bestätigte die von D. J.
Fischer (s. o.) gestellte Diagnose. Aus dem Blute von an ,koerang napas'
erkrankten Thieren wurden Mikroorganismen gezüchtet, deren Identität
mit dem Erreger der Septikaemia haemorrhagica durch Cultur und Thier-
1) Jahresber. XI, 1895, p. 165. Ref.
2) Vgl. Referat No. 473 und No. 472 p. 176. Ref.
Bacillengruppe der ,Septikaemia haemorrhagica'. 191
Wild- und Rinderseuche. Die ,Barbone' der Büffel (Büffelseuche).
versuche ausser Zweifel gestellt wurde. Die Mikroorganismen, welche von
Thieren stammten, welche der pectoralen Form erlegen waren, verm--
sachteu bei den Versuchsthieren nicht die pathognostischen Veränderungen,
welche beim Rinde vorgefunden wurden. Nur ausnahmsweise traten bei
Turteltauben (turtur tigrinus und bitorquatus) nach intramuskulärer In-
fection Veränderungen in den Lungen auf, welche an diejenigen des Rindes
erinnerten. Spronck.
Im August 1895 beobachtete I). J. Fischer (490) noch 9 sporadische Fälle
der obengenannten, von den Eiuländern ,sakit ngorok' genannten Krankheit,
und jetzt bot sich die Gelegenheit, auch diese bacteriologisch zu unter-
suchen. Die dabei gefundenen Mikroorganismen waren identisch mit den-
jenigen der Septikaemia haemorrhagica. Es handelte sich also thatsäch-
lich, wie F. auf Grund der beobachteten Symptome und des Leichenbefundes
angenommen hatte, um die exanthematische Form dieser Krankheit. Sproncic.
Leclaiiiclie (495) beschreibt Fälle von Wild- und Rinderseuche
(hämorrhagische Septikämie) bei 8 Kühen, von denen einige wiederum ge-
nasen. Die Sectionsergebnisse und der bacteriologische Befund entsprechen
den bekannten Verhältnissen, doch ist hervorzuheben, dass die Virulenz
für die Meerschweinchen rasch abnahm, für die Kaninchen und Ziegen nie-
mals bestand. Guillebeau.
V. Batz (499) hat die pathogenen Eigenschaften der Barbonebac-
terien durch Impfversuche erforschen wollen und stellte fest, dass man
durch üeberimpfung einer Reincultur oder des Blutes eines an Barbone
zu Grunde gegangenen Thieres im Stande ist, nicht nur Büffel, sondern
auch weisse Rinder, Pferde, Schweine, Kaninchen, Meerschweine, weisse
und graue Mäuse, sowie auch Tauben zu inficiren. Hunde und Schafe sind
der Krankheit gegenüber viel widerstandsfähiger; Hühner und Enten
zeigen sich vollständig immun. Nach spontaner Infection erkrankten je-
doch nur die Büffel und Schweine ; die weissen Rinder erwiesen eine con-
stante Widerstandsfähigkeit, wenn sie auch der Infectionsgefahr ausgesetzt
waren. Die Barbone steht der Wildseuche am nächsten, verläuft
aber immer in Form einer Septikämie, denn ein entzündlicher Process der
Lungen und des Brustfells wurde in Ungarn noch nicht beobachtet. v.Rdtx.
V. RAtz (498) berichtet eingehend über eine in Ungarn und Italien als
Barbone bezeichnete Büffelseuche. Die Krankheit tritt im Sommer
oft sehr verheerend auf und führt zuweilen schon nach 6-7 Stunden, meist
nach 12-24 Stunden, selten nach 2-3 oder gar nach 8 Tagen den Tod her-
bei. Genesung selten, es sterben oft 70 ^/^ der Kranken. Die Krankheit
befällt besonders die jungen, auf der Weide befindlichen Büffel; selten tritt
die Krankheit im Winter bei Stallfütterung auf.
Das auffällige Krankheitsbild setzt sich aus dem Auftreten einer Um-
fangsvermehrung der Kehlgangsgegend des Halses und Kopfes, manchmal
der Zunge, in Verbindung mit einem hochgradigen Fieber und Schwer-
athmigkeit zusammen. Es ähnelt daher sehr derjenigen Milzbrandform,
welche unter dem Namen Schlund- oder Zuugeanthrax hinlänglich bekannt
ist. Der Milzbrand unterscheidet sich jedoch von der Barbone auch schon
192 Bacillengruppe der ,Septikaemia haemorrhagica'.
Bacillen der Büffelseuche (,Barbone').
dadurch, dass die letzterwähnte Krankheit die weissen Rinderarten in Ungarn
nie befällt, selbst wenn diese einer Infectionsgefahr dauernd ausgesetzt sind.
Die Pferde und vSchafe erkranken nach der natürliclien Infection ebenfalls
nicht. Es ist hingegen oft beobachtet worden, dass in Ortschaften, wo die
Barbonenkrankheit herrschte, auch die Schweine massenhaft fielen, und
zwar unter Erscheinungen einer Infectionskrankheit, welche der Barbone
sehr ähnelt.
Das Eindringen des Infectionsstoffes kann sowolil vom Verdauungskauale,
wie von der äusseren Decke aus geschehen. Die Versuche von v. R. sprechen
dafür, dass die Infection am leichtesten durch die Substanzverluste der Haut
geschieht; hingegen sind die Infectionsversuche durch den Darmkanal er-
folglos geblieben. — Die zur Winterszeit während des Stallaufenthaltes
vorgekommenen Fälle der Barbonenkrankheit beweisen jedoch, dass die
natürliche Infection auch auf dem Wege des Verdauungskanales, und zwar
mit Hülfe des Wassers und Futters zu Stande kommen kann. Diese Infec-
tionsweise wird natürlich bedeutend erleichtert, wenn die Thiere an den
Lippen und der Maulschleimhaut Substanzverluste haben, welche dem In-
fectionsstoffe als Eingangspforte dienen können. Dass die Initialstelle der
Infection oft an den oberen Verdauungswegen gelagert ist, dafür sprechen
die auifallenden anatomischen Veränderungen der Schlundgegend.
Im Blute, im Serum der Unterhaut, in der Milz u. s. w. finden sich eigen-
artige Bacterien, die v. R. gezüchtet hat. Mit den Reinculturen hat er
Infectionsversuche vorgenommen. Diese zeigten, dass unter den benutzten
Versuchsthieren das Kaninchen das empfänglichste war. Die Meerschwein-
chen waren schon widerstandsfähiger; noch mehr waren dies die Tauben;
bei Hühnern und Enten hatten die Impfungen keinen Erfolg; weisse
Mäuse starben 19-36 Stunden nach der Injection; ebenso verhielten sich
graue Mäuse. In Bezug auf grössere Thiere beobachtet v. R. Folgendes:
Das Pferd geht durchschnittlich in 20, das weisse Hornvieh in 20-48,
das Schwein in 20-40 Stunden nach der subcutanen Impfung zu Grunde.
Eine hochgradige Infiltration an der Impfstelle ist jedesmal vorhanden, und
der Krankheitsverlauf bietet das Bild einer Septikämie; charakteristische
anatomische Veränderungen sind nicht vorhanden.
Bei Hund und Schaf sind Fütterungs- und Impfungsversuche beinahe
immer erfolglos geblieben, nur in einem Falle ist ein Hund und ein Schaf
nach subcutaner Injection mehrerer Cubikcentimeter einer virulenten Bouil-
loncultur innerhalb kurzer Ze-it verendet.
Die Versuche mit Büffelkälbern bewiesen, dass eine Infection von der
Haut aus nur durch cutane und subcutane Impfung mit Reinculturen mög-
lich war und den Tod der Büffel in 24-36 Stunden bewirken konnte.
Die Uebertragung des Infectionstoffes per os hat v. R. an Büffeln in der
Weise versucht, dass er virulente Bouillonculturen in grosser Quantität mit
Milch vermischte oder das Futter mit dem Blute eines an Barbone verendeten
Büffels verunreinigte, und diese Stoffe den Büffeln beibrachte. Nach den
ersten Infectionsversuchen trat zwar eine geringgradige Reaction, wie leichte
Temperatursteigerung, Mattigkeit, Appetitlosigkeit auf, aber nicht die Bar-
bone; die genannten Symptome verschwanden jedoch rasch, und die Thiere
Bacillengruppe der ,Septikaemia haemorrhagica'. 193
Hämorrhagisclie Septikämie der Schwäne.
schienen wieder vollkommen gesund. Nach wiederholten Versuchen ver-
schwand die Reaction allmählich, schliesslich waren die Büffel vollkommen
unempfänglich, indem die Thiere sogar auf eine subcutane Impfung des
Infectionsstoffes nur ganz unbedeutend reagirten und am Leben blieben.
Die wiederholte Infection hat also den Thieren Immunität verliehen.
Bei Schweinen tritt beim Herrschen der Büffelseuche eine ganz ähn-
liche Krankheit auf, die mit der Schweineseuche nicht identisch ist. Durch
Impfung kann die Barbonenkrankheit auf Schweine übertragen werden.
Die Barbonenkrankheit ist auch der Wild- und Rinderseuche sehr
ähnlich. Die Krankheit verläuft jedoch nicht unbedingt in Form einer
Septikämie, sondern kommt auch in einer sogenannten pectoralen Form vor,
während im Verlaufe der Barbonenkrankheit ein entzündlicher Process der
Lungen in Ungarn noch nicht beobachtet worden ist; als Differencirung
dient ferner die Thatsache, dass in Ungarn eine ähnliche Erkrankung der
weissen Rinder nicht vorkommt, und dass der Thierbestand der Wildparke
bis heute verschont wurde. Johne.
Fioreiitini (488) hat eine hämorrhagische Septikämie der
Schwäne untersucht, welche bei jungen Vögeln mit einer ödematösen In-
filtration der Lungen, mit Ecchymosen, Hyperämie der Darmschleimhäute
und trüber Schwellung der Leber verläuft; bei älteren Schwänen ist eine
fibrinöse Lungenentzündung, exsudative Perihepatitis, fettige Degeneration
der Leber, zahlreiche Ecchymosen auf den serösen Häuten festzustellen.
Die Blutuntersuchung ergab die Anwesenheit eines kurzen, an den Enden
abgerundeten, beweglichen Bac, der sich mit allen Anilinfarben färbte, be-
sonders an den Polen, nach der Methode von Geam wird er aber entfärbt.
Die peptonisirte Fleischbrühe wird von dem Bac. schon nach 24 Stunden
intensiv getrübt. Die Trübung dauert Monate lang, nui" das obere ^'iertel
der Bouillon klärt sich nach langer Zeit. In Gelatinestichculturen wächst
er in Form von kleinen runden Colonien, und an der Oberfläche dehnt sich
die Cultur mächtig aus. Auf Gelatineplatten entwickelt er sich in kleinen
grauen Colonien, welche fein granulirt und an den Rändern strahlenförmig
gestreift erscheinen. Die Agarcultur des Septikämiebac. wächst sehr üppig
in umfangreichen, rund zulaufenden Colonien, die sich in ihrer Mitte stärker
hervorwölben und ineinander fliessen. Auf Kartoffeln entwickelt er sich
reichhaltig und bildet knopfförmige, honiggelbe Colonien, welche so zu-
sammenfliessen, dass die Cultur einige cm breit und über ^/„ cm dick er-
scheinen kann. Die Kartoffeln bekommen eine helle Chokoladefarbe und
verbreiten einen stinkenden Geruch.
Frische Culturen tödten Kaninchen, Meerschweinchen, Enten, Gänse,
Hühner und Tauben. Es genügt einige Tropfen einer Bouilloncultur in die
Brustmuskeln einzuimpfen und die Thiere sterben in 8-10 Stunden nach
einem komatösen Zustande. Bei Hühnern zeigte die Impfstelle keine Se-
quester und bei Meerschweinchen entwickelten sich keine Abscesse.
Die atmosphärische Luft vermindert die Virulenz der Culturen. Nach
einem Monate verursachen sie keine tödtliche Krankheit mehr bei Hühnern.
Bei 70*^ C. sterben die Culturen in 10 Minuten ab.
F. erachtet seinen Bac. für eine eigene Abart der Septikämiebac. v. Rdtx.
Baumgarten's Jahresbericht XII 13
1 94 Tetanusbacülus. Literatur.
f) Tetanusbacülus
Referenten: Prof. Dr. 0. Beumer (Greifswald),
Doc. Dr. A. Eber (Dresden), Prof. Dr. A. Guillebeau (Bern),
Prof. Dr. A. Holst (Chris tiania), Med.-Rath Prof. Dr. A. Johne (Dresden),
Prof.Dr.A.A.Kanthack(Canibridge),Prof.Dr.C.H.H.Spronck(Utrecht),
Prof. Dr. F. Tangl (Budapest), Prof. Dr. A. Tranibusti (Ferrara).
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Antitoxin. Genesung. KantJmck.]
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1 p. 289). [3 Fälle von Tet. 2 Tet. traumaticus und 1 Tet. idio-
pathicus. Letzterer und einer der ersteren — leichte Fälle — ge-
nasen; der dritte (Verletzung beim Fussballspiel) starb. Ka?ithack.]
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550. Trevelyau, E. F., Remarks on treatment of tetanus: with a report
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krampfes (Berliner thierärztl. Wchschr. p. 507). — (S. 204)
552. Voorthuis, D. J. A., Een geval van Tetanus traumaticus behandeld
met Antitoxine [Ein mit Antitoxin behandelter Fall von Tetanus trau-
maticus] (Geneesk. Tijdschr. vor Nederl. Indie Bd. 36 p. 8). — (S. 202)
553. Willemer, C, Ein mit BEHRiNG'schem Antitoxin behandelter Te-
tanusfall (Deutsche med. Wchschr. No. 46 p. 737). — (S. 200)
554. Williams, R. E., No title (Lancet vol. 2 p. 1619, Annotations).
— (S. 201)
555. Withington, C. F., A case of tetanus following abortion, treated
by antitoxin: recovery (Boston med. Journal vol. 134, no. 5 p. 53).
— (S. 201)
MacFarland (533) giebt die Besclireibung eines einfachen Apparates
zur Gewinnung grosser Mengen von Tet.-Toxinen.
Tetanusbacillus. Apparat zur Gewinnung von Tetanustoxin. 197
Wirkung, Localisation, chemische Natur desselben.
Wirkung desselben auf das Rückenmark.
Eine kleinmündige Flasche von 1 1 Inhalt wird nach ihrer Sterilisation bis
zur Schulter mit Bouillon gefüllt und nach der gewöhnlichen intermittiren-
den Methode sterilisirt. Nach Besäung der Bouillon wird soviel BouiUon
weiter in die Flasche gegeben, um letztere bis zur Hälfte des Halses zu
füllen. Die Flasche wird nun geschlossen mit einem Gummistöpsel, der in
seiner Mitte durchbohrt ist mit einer etwa S^/^ cm langen Grlasröhre; letztere
ist am oberen Ende zu einer feinen Spitze ausgezogen. Dann Einsetzen der
Flasche in warmes Wasser, welches bis auf 70 ^ C. erhitzt wird. Während
der Erwärmung fliesst die sich ausdehnende Bouillon in den Capillartheil
der Glasröhre, letztere wird nun mit BuNSEN-Flamme gelötet. Allmähliche
Abkühlung der Flasche. Bei der Abkühlung zieht sich der Inhalt der Flasche
bis zur Schulter zurück. So entsteht in der Flasche ein Vacuum, der Luft-
druck treibt den Stöpsel tief in den Flaschenhals. Paraffinverschluss. Die
Toxine entwickeln sich in 4-6 Wochen. Zur Oeffiiung der Cultur wird das
Ende der Röhre abgebrochen, die Luft schiesst dann in den leeren Raum
mit einem lauten Ton ein. Beumer.
Blumenthal (513) stellte an zwei Fällen von Tet., welche auf der I.
medicinischen Klinik in Berlin zur Beobachtung gelangten, Untersuchungen
an über die Wirkung, Localisation und chemische Natur des im
menschlichen Organismus gebildeten Tet.-Giftes.
Diese Untersuchungen führten B. zu folgenden Ergebnissen:
1 . Das im menschlichen Organismus kreisende Tet.-Gift ist ein in kochsalz-
haltigem Wasser löslicher Körper, welcher nicht zu den Eiweissstoffen gehört.
2. Durch Injectionen von Heilserum wird das im Blute kreisende Tet.-
Gift unwirksam.
3. Die Rückenraarksubstanz enthält das Tet.-Gift. Es wird daselbst durch
das im Blute kreisende Antitoxin nicht unwirksam gemacht. Hierauf be-
ruhte in unserem Falle höchstwahrscheinlich der Misserfolg der Serum-
therapie.
4. Das im menschlichen Organismus gebildete Tet.-Gift erzeugt bei Meer-
schweinchen nicht wie beim Menschen eine Erhöhung der Körpertemperatur,
sondern eine Erniedrigung derselben.
5. Der Urin Tet.-Kranker enthält kein Tet.-Gift in wirksamer Concen-
tra|;ion. Urin nicht mit Tet. behafteter Versuchsthiere kann an und für sich
tetanusartige Symptome bei Mäusen und Meerschweinchen hervorrufen.
Beumer.
Marineseo (535) hat mittels der NissL'schen Methode das Rücken-
mark dreier Meerschweinchen untersucht, die mit Tet. -Toxin vergiftet
wurden. Sowohl in den vorderen wie in den hinteren Hörnern fanden sich
diffuse Hämorrhagien. In den Nervenzellen zeigen die clu'omatophilen
Körperchen die augenscheinlichsten Veränderungen. Sie sind verkleinert,
oft sind sie als unregelmässig geformte Granulationen im Zellkörper zer-
streut. An manchen Stellen zeigen die Nervenzellen ähnliche Veränderung
wie bei Lyssa oder nach Unterbindung der Aorta. Auch weisen manche
Zellen Coagulationsnekrose auf. Die angeführten Veränderungen trifft man
198 Tetanusbacillus. Locale Krämpfe als erstes Symptom
des Tetanus.
sowohl im Vorder- wie im Hinterliorn, Die Grliazellen sind vergrössert.
Wird der Tet. chronisch, so kann man in der weissen Substanz auch dege-
nerative Processe sehen. Tangl.
An der Hand eines geeigneten Falles bespricht Klemm (530) das Vor-
kommen der localen Krämpfe als erstes Symptom des Tet.
Zwischen menschlichem Tet. und dem experimentell beim Thier hervor-
gerufenen ist insofern ein Unterschied vorhanden, als bei dem ersteren zu-
meist Trismus und dann von oben nach unten fortschreitend Starre die ein-
zelnen Muskelgruppen befällt, während beim Impftetanus die der Infections-
pforte nahegelegenen Muskelgruppen stets zuerst ergriffen werden. K. ist
der Ansicht, dass hier ein wesentlicher Unterschied nicht vorhanden ist; dass
vielmehr in einer ganzen Reihe von Fällen auch beim Menschen die ersten
Zeichen der Erkrankung in der Nähe der inficirten Wunde auftreten, aber
diese Zeichen werden vom Kranken nicht genügend beachtet, erst der dann
eintretende Trismus treibt durch seine schweren Folgen die Kranken zum
Arzt. Für diese Anschauung beweisend ist insbesondere der Kopftetanus,
bei welchem die feine Mechanik der Gesichtsmuskeln schon geringe Störun-
gen erkennen lässt.
Belehrend für K.'s Anschauung, dass doch öfter die ersten Symptome in
der Nähe der Wunden auftreten, sei der folgende Fall:
20jähriger Bauernknecht erlitt in der Höhe des letzten Lendenwirbels,
4 Querfinger rechts von der Wirbelsäule eine Schussverletzung. 2 Wochen
darauf Krämpfe, die ihren Sitz in der Gegend um die Schussöffnung hatten,
derart, dass der Rücken ganz schief nach rechts herübergezogen war. All-
mählich breiteten sich die Krämpfe auf die Muskulatur der rechten Rücken-
hälfte aus, ergriffen den Nacken, es entstand Trismus und dann fand ein
Uebergreifen auf die linke Rückenseite und den Bauch statt. Auf der
rechten Seite aber waren die Krämpfe stets intensiver, als links. Der Rücken
des Kranken beschreibt sowohl im Liegen wie Stehen einen nach rechts
concaven Bogen. Am intensivsten contrahirt ist der rechte Erector trunci.
Die rechte Lendenwölbung ist tiefer als die linke. Die Muskeln, die diese
ausfüllen, sind steinhart gespannt. Die Brust- und Bauchmuskeln sind te-
tanisch contrahirt, doch auch hier lässt sich constatiren, dass rechts der
Contractionsgrad ein höherer ist, als links. Von Zeit zu Zeit traten beim
Untersuchen tetanische Stösse auf, wodurch die Rechtsbeugung der Wirbel-
säule noch um vieles deutlicher wird. Im Verlauf von Wochen genas der
Kranke.
Nach der Beobachtung eines solchen Falles muss K. an einer peripheren
Wirkung des Tet.-Giftes festhalten, es muss eine Veränderung peripherer,
motorischer Nerven stattfinden. Die Gründe für die Verschiedenheit im
Auftreten der Symptome, ob in der Nähe der Wunde, ob rasch allgemeine
Krämpfe, müssen gesucht werden in den biologischen Eigenschaften der
eingedrungenen Tet.-Bac. und der Resistenzfähigkeit des Organismus.
Bnmier.
Behriua^ und Knorr (510) geben Mittheilung über Anwendung des
unter ihrer Mitwirkung von den Höchster Farbwerken hergestellten Tet.-
Tetanusbacillus. Anwendung des Tetanusantitoxins. 199
Antitoxins. Dieses Antitoxin zeigt unzweifelhafte Heilwirkung bei inli-
cirten Meerschweinchen und Mäusen auch bei bereits ausgebrochenem Tet.
Die Höchster Farbwerke liefern zunächst 2 Präparate, eines in trockenem
Zustande, das zweite in Lösung ; das erste soll zur Heilung dienen bei schon
ausgebrochenem Tet. des Menschen und der Pferde, das zweite hat nur
prophylaktischen Werth.
1. Das trockene Präparat ist ein Tet. a. n ^^^, d. h. ein hundertfaches Tet.-
Normalantitoxin, von welchen 1,0-100 Antitoxinnormaleinheiten enthält.
Dasselbe ist vorräthig in Fläschchen mit 5,0 Inhalt, enthält also 500 Anti-
toxinnormaleinheiten. Die Menge stellt dar die einfache Heildosis für Mensch
und Pferd. Vor dem Gebrauch wird das Präparat in 45,0 ccm destill. Wassers
von höchstens 40*^0. aufgelöst, auf einmal eingespritzt beim Menschen sub-
cutan, bei Pferden intravenös. Letztere Art der Injection ist überhaupt auch
beim Menschen vorzuziehen, da bei ihr die Antitoxinwirkung 24 Stunden
eher zur Geltung kommt. Ist die intravenöse Injection beim Menschen nicht
möglich, muss die subcutane Einverleibung gewählt werden, so kann in
acut verlaufenden Fällen nur dann auf günstigen Erfolg gerechnet werden,
wenn die Behandlung vor Ablauf der ersten 36 Stunden nach Ausbruch
des Tet. begonnen ist. Krankenhäuser und veterinärärztliche Institute müssen
daher das Mittel vorräthig halten. Spätere Anwendung des Mittels ist durch
höhere Dosirung noch weniger auszugleichen, als beim Diphtherie-Antitoxin.
Trotz der Allgemein-Behandlung ist der inficirende Fremdkörper zu
entfernen, die- Wunde zu reinigen, um die Quelle der stetigen Giftproduction
zu vernichten.
2. Das gelöste Antitoxin ist ein Tet. A. N. ^ d. h. ein fünffaches Normal-
antitoxin, von welchem 1 ccm 5 Antitoxinnormaleinheiten enthält; dieses
Präparat wird in Fläschchen verabfolgt a 5 ccm.
Die Dosirung des Präparates (0,5-5,0 ccm) ist abhängig zu machen von
der seit der Verletzung verstrichenen Zeit. Völlige Sicherheit betreffs Ver-
hütung des Tet. kann nicht gegeben werden, wenn die Verletzung vor län-
gerer Zeit erfolgt ist, immerhin darf auf Grund der Thierexperimente ein
milder gutartiger Verlauf prognosticirt werden.
Eine prophylaktische Impfung vor Beginn einer Operation die erfahrungs-
mässig nicht selten Tet. im Gefolge hat, erfordert nur 0,2 ccm.
Das erste trockene Präparat, über dessen Heilwerth die klinische Prüfung
mitscheiden muss, enthält keine conservirenden Zusätze, es ist ein einge-
trocknetes Serum, welches sich in geschlossenen Gefässen steril und wirk-
sam erhält auf unbegrenzte Zeit. Der Preis der einfachen Heildosis beträgt
30 Jl/l. Das zweite flüssige Präparat enthält einen Phenolzusatz, um es
vor dem Verderben durch Luftkeime zu schützen. Beiimer.
Bien wal d (5 1 2) hat mit Beheing 'sehen Tet.-Antitoxin (Tet. a. n. ^^)
einen 32 Jahr alten Futterknecht behandelt; Beginn der ärztliclien Behand-
lung am 18. November. Unter reiclilicher Anwendung von Morphium In-
jectionen verlief der 19. und 20. November leidlich, die Zahl der Krampf-
anfälle war eine beschränkte. Die Nacht vom 20. zum 21. November war
eine sehr schlechte, Anfall folgte auf Anfall. Am 21. November traf das
200 Tetanusbacillus. Berichte über Antitoxin-Behandlung.
telegraphisch erbetene Serum von den Höchster Farbwerken ein. Sofortige
Injection von 5,0, gelöst in 45,0 destill. Wasser. Tod 5 Stunden nach der
Injection.
B. betont die Nothwendigkeit das Antitoxin in Krankenhäusern vorräthig
zu halten, da selbst bei schleuniger Bestellung und Expedirung des Mittels
bis zum Eintreffen 36 Stunden meist vergehen. Nur die Anwendung des
Mittels alsbald nach Erkennung der Krankheit, d. h. innerhalb der ersten
36 Stunden nach Ausbruch des Tet., kann nach den Angaben von Behking-
Knokk (s. oben) Aufschluss über den Heilwerth geben. Beniner.
Willemer (553) berichtet über einen Tet.-Fall, welcher mit Beh-
RiNG'schen Tet. -Antitoxin (Tet. a. n. ^^^) behandelt worden ist.
25jähriger Kesselschmied erlitt am 19. September eine starke Durch-
nässung. Am 23. September erste Erscheinungen von Steifigkeit in rechter
Hals- und Nackengegend. Bis zum 30. September hatte sich das Krank-
heitsbild völlig entwickelt, es folgte die Ueberführung in das Krankenhaus.
Bei der Aufnahme fand sich hinter dem rechten Ohr, nahe dem Musculus
sternocleido-mastoideus eine unbedeutende, zur Zeit in Verheilung begriffene
Kratzwunde; ausgesprochener Tet.
Am 1. October: Subcutane Injection von 5,0 des lOOfachenTet-Normal-
Antitoxins, die in 50,0 destill. Wasser gelöst, auf drei Stellen der Brust ver-
theilt. Am 2. October : Andauernde subjective und auch deutlich wahrnehm-
bare objective Besserung, die jedoch nur bis zum 3. October anhielt. Am
6. October: Geringe Verschlimmerung in den letzten 3 Tagen, daher erneute
Injection von 4,0 Tet. a. n. ^^^. Am 7. October: Subjective und objective
Besserung, die in den nächsten Tagen stetig zunahm, sodass am 23. Oc-
tober die Entlassung erfolgen konnte.
W. lässt unberührt die Genese der nach seiner Ansicht mittelschweren
Tet.-Erkrankung, die Incubationszeit des Virus konnte nicht festgestellt
werden, da eine Verletzung nicht vorhanden war; den Injectionen wird
günstige Einwirkung zugeschrieben, schädliche Wirkungen sind nicht be-
obachtet. Beu7mr.
Jacob (529) giebt Bericht über eine Tet.-Erkrankung, welche einen
14jährigen Knaben betraf, der durch einen Pistolenschuss am
1, XI. 1896 eine sehr verunreinigte Wunde der linken Schulter erlitt. Am
16. XI. ausgesprochener Tet. Morphium, Chloral, Einschlagen in wollene
Decken.
17. XI. subcutane Einspritzung von 5,0 Behring's Antitoxin in 50 Aq.
gelöst an 5 Stellen der rechten Rumpfhälfte.
18. XI. Besserung aller Erscheinungen. Bis zum
22. XI. Zunahme der tetanischen Symptome, dass am Abend dieses Tages
2. Injection von 5,0 BEHEiNG'schem Antitoxin neben Morphium. Am
24. XI. deutliche Abnahme aller Erscheinungen, dann fortschreitende Besse-
rung, die langsam in Genesung tiberging.
J. rechnet den Fall zu den mittelschweren. Die Incubationszeit betrug
höchstens 12 Tage, die erste Injection erfolgte ungefähr 5 Tage nach Aus-
bruch der Krankheit, darauf ungenügende Besserung, die aber 2 Tage nach
Tetanusbacillus. Berichte über Antitoxin-Behandlung.
201
der 2. Injection langsam eine völlige wurde. Schädliche Wirkungen der
10,0 Antitoxin sind bei dem 14jährigen Knaben nicht beobachtet. Beumer.
Die Tet.-Fälle, die in England, Indien und Amerika mit Antitoxin be-
handelt wurden, sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt:
Anfang
Gesammt-
menge des
rt
Verfasser
Incubation
Antitoxin
der
Behandlung
Wirkung
ange-
wendeten
Antitoxins
"3
in
Ol
1. Baker, 0., (508)
10 Tage
B. I. P. M.i
2. Tag
5 Injectionen
-
6,5 g
Tod
2. Baker, 0., (609)
chronisch
9
16. Tag
13 Injectionen
Besserung
nach 4 Tagen
12,5 g
Heilung
3. Baker, fJ. A., (507)
chronisch
B.I. P.M.
?
—
3 g
Tod
4. Bronner, 11., (514)
chronisch
9
9
?
6g
Hellnng
5. Bewar (518)
7 Tage
2. Tag
3 Injectionen
—
30 ccm
Tod
6. Fenwick (522)
12 Tage
9
2. Tag
2 Injectionen
~
3 g
Tod
7. Grayson (523)
7-8 Tage
9
12. Tag
langsam
30 ccm
Heilung
8. (ireenwoü«! (524)
11-12 Tage
T. n. C-
4. Tag
13 Injectionen
langsam
10 g
Heilung
9. Macartney (531)
8 Tage
B. I. P. M.
8. Tag
2 Injectionen
—
■i g
Tod
10. .Macartney (S31)
7 Tage
B. I. P. M.
1. Tag
3 Injectionen
—
1.2 g
Tod
11. Macartnc}' (531)
3-4 Tage
B. I. P. M.
sogleich
2 Injectionen
—
~
Tod
12. MufEwen (532)
10 Tage
Koux
11. Tag
1 Injection
-~
50 ccm
Tod
13. Jliii-Eweii (532) .
8 Tage
(puerperalis)
Roux
12. Tag
—
10 ccm
Tod
14. Maidlcw (534)
12 Tage
T. u. C.
8. Tag
3 Injectionen
—
3 g
Heilung
15. Miins (637)
10-12 Tage
Park, Davis
& Co.
14. Tag
—
40 ccm
Hellung
16. Steer (645)
10 Tage
B. I. P. M.
6. Tag
13-14 Inject.
nach 4-5
Tagen
13 g
Heilung
17. Traeey (549)
12 Tage
T. u. C.
7. Tag
12 Injectionen
nach 15-17
Tagen
5,37 g
Heilung
18. Trerelyan (550)
12 Tage
Koux
2. Tag
2 Injectionen
~
~
Tod
19. Williams (554)
4 Tage
9
sogleich
4 Injectionen
60 ccm
Tod
20. RidifO (542)
13 Tage
B. I. P. M.
9. Tag
13 Injectionen
nach 7 Tagen
13 g
Hellung
21. I'urrant (521)
8 Tage
T. n. C. und
B. I. P. M.
2. Tag
5 Injectionen
—
1 g
Tod
22. Treveljan (550)
acut?
Roux
—
—
—
Tod
23. TreTPljun (550)
acut?
T. u. C.
—
—
—
Tod
24. Austin (505)
? 6 Tage
nicht Bclilimm
New-York
7. Tag
1 Injection
—
20 ccm
Heilung
25. Withington (655)
ß Tage
Tet. puerpe-
ralis
New-York
20. Tag
4 Injectionen
nach 2-3
Tagen
90 ccm
Heilung
Von 25 Fällen sind 14 gestorben (56 ^/o); 11 haben den Tet. überstan-
den (44 ^/q). Von Fällen mit einer Incubation von 7 Tagen und darunter,
die dabei auch acut waren, finden wir 0, von denen 6 starben; von 19 mehr
chronischen Fällen starben 8. Es muss bemerkt werden, dass im Allge-
meinen zu wenig Antitoxin angewandt ist, dass in manchen Fällen das Anti-
toxin zu spät in Gebrauch genommen wurde und dass in einigen Fällen die
Heilung sicherlich mit dem Antitoxin nichts zu thun hatte. Im Uebrigen
') British Institute of Preventive Medicine. Rof.
"^j TizzoNi und Cattani. Ref.
202 Tetanusbacillus. Berichte über Antitoxin-Behandlung.
solle man die Tabelle selbst studiren und selbstständige Schlüsse ziehen.
Von wirklich acuten Fällen wurde keiner geheilt. Kanthack.
Casali (516) berichtet über einen Fall von Tet., den er durch Injec-
tionen von TizzoNi'schem Antitoxin geheilt hat. Der Fall ist für die
offenbare Wirkung des Mittels beweisend, da es erstens eine schwere kli-
nische Form war und zweitens die Antitoxininjectionen in ziemlich vorge-
schrittenen Krankheitsstadien gemacht wurden. Trambusti.
Cercignaui (517) machte in einem Fall von Tet. mit bedrohlichen
Bulbärerscheinungen Injectionen mit TizzoNi'schem Antitoxin. Er nahm
80 ccm Serum und 24 g Antitoxin, zusammen 320 ccm Serum entsprechend.
Die Besserung begann 72 Stunden nach der ersten Einspritzung und
zeigte sich zuerst an dem weniger häufigen und milderen Auftreten der An-
fälle, in dem Nachlassen der Muskelstarre, welche in derselben Art vorüber-
ging, wie sie entstanden war.
Die Kranke wurde 45 Tage nach Beginn der Krankheit und 33 nach
Beginn der Behandlung mit TizzoNi'schem Antitoxin geheilt. Trambusti.
Rabitti (540) hat einen besonders schweren Fall von Tet. mit Tiz-
zoNi'schem Antitoxin vollständig geheilt. Verf. hat die Einspritzungen in
möglichster Nähe der verletzten Stelle gemacht, um zu sehen, ob auch beim
Menschen sich die von Tizzoni gefundene Thatsache bestätigt, dass Injec-
tionen in nächster Nähe der Stelle, auf die das Gift zuerst gewirkt hat,
wirksamer sind, als an entfernteren Stellen. Im ersteren Falle soll nämlich
der Organismus befähigt werden schon durch eine geringere Serummenge
das Gift zu neutralisiren.
Der Erfolg war in diesem Fall ein glänzender, denn es gelang Verf.,
diesen schweren Fall von Tet. mit kleinen Antitoxiudosen (3 g) zu heilen.
Trambusti.
Rani a^iii (541) berichtet über den klinischen Verlauf eines durch Tiz-
zoNi'sches Antitoxin geheilten, schweren Tet. Schon 24 Stunden
nach der ersten Injection trat Besserung ein. Während der ganzen Cur
wurden 10,25 g Antitoxin, welche ungefähr 100 ccm Serum und 4000000
Immunitätseinheiten entsprechen, eingespritzt.
Aufser einer ziemlich heftigen Urticaria zeigten sich trotz der grossen
Menge von eingespritztem Antitoxin keine Nebenwirkungen, Trambusti.
Tome (548) versuchte bei einem schweren Fall vonTet. Injectionen
mit TizzoNi'schem Antitoxin. Am 7. Tage nach Beginn der Krankheit
wurde die erste Einspritzung gemacht und zwar nahm er 30 ccm antitetani-
sches Pferdeserum. Die während der folgenden 9 Tage gemachten täglichen
Injectionen waren schwächer (10-5-4 ccm) und zwar nahm er zuletzt das
Serum von Hunden. Im Ganzen wurden ungefähr 110 ccm Serum einge-
spritzt, und der Kranke genas vollkommen. Trambusti.
Voorthiiis (552) theilt die Krankengeschichte eines typischen,
schweren Falles von traumatischem Tet. mit, der im Koeliekranken-
haus zu Fandjoug Marawo (Deli) zur Beobachtung kam, mit Antitoxin von
Tizzoni-Cattani behandelt wurde und rasch in Heilung überging. Im Gan-
zen erhielt die 21jährige Patientin 3 subcutane Injectionen, die 1, von 2, die
Tetanusbacillus. Berichte über Antitoxin-Behandlung. 203
2. von 1,5, die 3. von 1 g Antitoxin-Pulver. Bemerkenswerth ist, dass das be-
nützte Antitoxin schon 1 0 Monate in den Tropen aufbewahrt war *. Spronck.
Harbitz (526) bespricht folgenden Fall von Tet.: Ein Mann bringt
einem Bahnbeamten mittels eines Steinwurfes an der linken Seite der
Stirne eine grössere Wunde mit entsprechender Depression des Knochens
bei. Die Wunde wird sofort sorgfältig gereinigt und genäht, antiseptisch
verbunden und verheilt nach wenigen Wochen ohne jede Reaction. Patient
nimmt wieder seine Geschäfte auf, zeigt aber von jetzt an eine autfällige
Verstimmung, klagt hin und wieder über Kopfschmerz, und der bisher sorg-
fältige Beamte fängt an seine Bücher ungenau zu führen; nach und nach
entwickelt sich um die Narbe eine massige, etwas schmerzhafte Schwel-
lung. 35 Tage nach der Verletzung entsteht Trismus, worauf sich
typischer Tet. des ganzen Körpers ausbildet; Exitus am 5. Krankheitstage.
Man findet eine der besagten Schwellung (die sofort nach Entstehung des
Tet, im Reichshospital, wo Patient aufgenommen ward, incidirt wurde)
entsprechende consolidirte, mit einer geringen Depression verbundene kleine
Schädelfractur; zwischen derselben und der Dura etwas geronnenes Blut
und granulirende Wucherungen ; die innere Seite der Dura glatt, aber stark
blutüberfüllt, ebenso auch die Convexität der linken Gehirnhälfte; die Ge-
hirnhäute an einigen Stellen etwas fibrös verdickt; das Gehirn sonst normal.
An der Aussenfläche der Fractur eine kleine granulirende Höhle mit wenig
Eiter. Die Flüssigkeit des Subduralraumes steril; im Eiter der erwähnten
Höhle Tet.-Bac, welche — wie der Eiter selbst — an Mäusen und Kanin-
chen verimpft typischen Tet. hervorriefen. Wegen der sofort vorgenomme-
nen Reinigung etc. und des reactionslosen Verlaufes der Wunde hielt Verf.
es für sehr unwahi'scheinlich, dass die Infection nach der Entstehung der-
selben stattgefunden habe; dagegen musste angenommen werden, dass der
Tet.-Bac. mit dem erwähnten Steine in die Wunde eingedrungen sei. Zu-
folge dieses Gutachtens wurde der Mann, der den Stein /beworfen hatte,
wegen Körperverletzung, die den Tod zur Folge gehabt, verurtheilt. Verf.
hat in der Literatur keinen Fall mit einer Incubation von so langer Dauer
finden können. xixel Holst.
Ueber die Heilung des Tet. beim Pferd durch BEHEiNö'sches
Tet.-Antitoxin liegen folgende Mittheilungen vor: Bens (511) wendete
die Einspritzung 4 Tage nach der vermuthlichen Entstehung des noch
nicht hochgradig entwickelten Tet. an. Schon am nächsten Tage Besserung,
Heilung erst etwa 14 Tage nach der Injection. — Diecker hoff und Peter
(519) berichten über 5 Fälle, von welchen 3 geheilt wurden und 2 an Ver-
schluckungs-Pneumonie starben. Der Heilerfolg war insofern ein eclatanter,
als der Verlauf der Krankheit von 5-6 Wochen auf 3 Wochen abgekürzt
*) Trotz der oben von den Herren Collegen Tr^vmbusti und 8pronck referirten
nicht ganz kleinen Zahl von Heilung.sfällen bei z. Th. schwerem Tet. nruss man sich
doch gegenüber der von den Autoi-en angenommenen Heilwirksamkeit des Tiz-
zoNi'schen Antitoxin sehr skeptisch verhalten, weil dieses Mittel in vielen anderen
Fällen (vgl. z. B. den vorjähr. Bericht) gänzlich vorsagt hat und sich in den mit
grosser Umsicht ausgeführten experimentellen Prüfungen Beck's (vgl. Jahresber.
XI, 1895, p. 174) als ,, vollständig wirkungslos" erwiesen hat. Baumgarten.
204 Tetanusbacillus. Berichte über Antitoxin-Behandlung.
Verwendung des Fleisches von tetanisch erkrankten Thieren.
wurde. Möglichst frühzeitige Anwendung des Mittels sei erforderlich, da
in weit vorgeschrittenen Fällen das Antitoxin den Eintritt der durch Ver-
schluckung entstehenden gangränösen Bronchopneumonie nicht zu ver-
hindern vermöge. — Melde (536) berichtet über einen Fall, der erst nach
der 2. Injection zur Heilung gelangte. — Siedamgrotzky (544) behan-
delte einen Fall von Tet. mit Antitoxininjection bei einem 7jährigen Pferde ;
der Fall war ungefähr 2 Tage alt. Etwa 2 Stunden nach der Injection in
die Jugularis Hess das Speicheln nach und war nach 5 Stunden völlig ver-
schwunden. Am nächsten Tage war eine besondere Aenderung im Befinden des
Thieres nicht eingetreten, es schien sogar die allgemeine Muskelspannung
etwas zugenommen zu haben. Am 3. Behandlungstage hatte der Krampf
etwas nachgelassen, doch liess sich erst vom 6. Tage ab ein deutlicher all-
mählicher Rückgang der Muskelspannung und der Schreckhaftigkeit, sowie
eine Eückkehr der Munterkeit feststellen. Am 13. Behandlungstage war der
allgemeine Muskelkrampf nahezu verschwunden, speciell konnten die Kiefer
weit geöffnet werden. Bei einer nochmaligen Untersuchung am 17. Tage
nach der Antitoxin-Injection zeigte sich das Pferd völlig normal und konnte
wie früher zum Eeitdienst verwendet werden^. Johne.
Yan (551) rühmt unter Anführung einer grossen Casuistik bei Be-
handlung des Tet. vor allem sorgfältige Desinfection der Wunde und
Verband derselben mit 5^/^ Jodlösung in Glycerin. Joh7ie.
Rohr (543) hat in einem Militärstalle, in dem Tet. nach Verletzungen
häufig war, 14 Thiere präventiv mit antitetanischem Serum behandelt
und bei keinem Tet. auftreten sehen, während bei 3 anderen Pferden, die nicht
präventiv behandelt wurden, der Starrkrampf zum Ausbruch kam. Bei 2
derselben heilte die Krankheit ab, das dritte ging zu Grunde. Guilleheau.
Dieildonnö (520) bestätigt den Nutzen des antitetanischen Serums
als Vorbeugungsmittel gegen Tet. Bis dahin gingen in seiner Praxis
von den wegen Nabelbruch operirten Fohlen 3 von 10 an Tet. zu Grunde.
Durch die Einspritzung von antitetanischem Serum im Anschluss an die
Operation hat D. in 2 Fällen die Operirten durchgebracht, die ohne diese
Vorsicht vielleicht Tet. bekommen hätten. Ouillebeau.
Newsoni (538) injicirte einem mit Tet. behafteten Pferde 1 g Tet. -
Antitoxin gelöst in 10 g Wasser, wonach Nachlassen der Krampf-
erscheinungen und später völlige Genesung eintrat. - A. Eber.
Niebel (539) fordert bei Besprechung der Frage Tet. und Fleisch-
genus s, dass bei Beurtheilung der Verwendung an Tet. erkrankter Pferde
zur menschlichen Nahrung 1. alle mit fieberhaften Allgemeinleiden behaf-
teten Thiere zurückgewiesen, und dass 2. bei allen zum Genüsse zugelas-
senen Pferden vorher diejenige Körper region entfernt werden solle, von
welcher aus die Infection stattgefunden habe. Diejenigen Fälle, in welchen
das Atrium infectionis nicht nachgewiesen werden könne, dürften zur
Schlachtung für obigen Zweck nicht zugelassen werden. Johne.
1) Im Verlaufe des 1. halben Jahres 1897 sind in der deutschen thierärzt-
lichen Literatur neben vielen günstig, auch ziemlich viel ungünstig verlaufene
Fälle von Tet.-Antitoxinbehandlungen veröffentlicht worden. Ref.
Diphtheriebacillus. Literatur. 205
g) Diphtheriebacillus
Referenten: Doc. Dr. G. Soberuheim (Halle),
Dr. Alexander-Lewin (St. Petersburg), Prof. Dr. Axel Holst (Chris tiania),
Dr. MV. Jensen (Kopenhagen), Prof. Dr. A. A. Kanthack (Cambridge),
Prof. Dr. H. Preisz (Budapest), Dr. d. Sentinon (Barcelona),
Prof. Dr. C. H. H. Sproncli (Utrecht), Prof. Dr. F. Tangl (Budapest),
Prof. Dr. A. Trambusti (Ferrara), Prof. Dr. A. Vossius (Griessen).
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17 p. 195, No. 18 p. 207). — (S. 274)
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welcher mit hochwerthigem Heilserum [Höchst] behandelt wurde
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Nachwort von Späth über die Erfolge der Serumtherapie bei Diph-
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No. 47 p. 372). — (S. 252)
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im Jahre 1895 (Wiener klin. Wchschr. No. 22). — (S. 255)
IJernheim und Folj?er(575)bestätigen und erweitern dieBeobachtungen
C. Fraenkel's ' über Astbildung bei D.-B.+ insofern, als es ihnen häutig
gelungen ist, in Ausstricliprä paraten diphtherischer Membranen verzweigte
Formen der LoEFFLER'schen Stäbchen aufzufinden.
') .rahres])er. XI, 1895, p. 202. Hof.
t) D.-B. = Diphtheriebacillus bezw. Diphtheriebacillen. Red.
220 Diphtheriebacillus, Verzweigte Formen. Metacliromatismus,
Verhältniss zum Xerosebacillus.
Das Diphtherieserum als differentialdiagnostisches Mittel.
Die Verzweigungen stellten sich entweder so dar, dass von einem ge-
raden oder auch winkelig gekrümmten Faden eine oder mehrere seitliche
Knospen unter nahezu rechtem Winkel abgingen, oder aber dass das dicke
Ende eines keulenförmigen Stäbchens sich gabelartig in 2 Fortsätze theilte,
die ihrerseits wiederum gabelige Theilung erkennen lassen konnten.
Bei Uebertragung derartigen Materials auf künstliche Nährmedien zeigten
auch die erhaltenen Culturen vielfach das Phänomen der Astbildung. Die
besten Resultate konnten Verff. hierbei mit Eiculturen erzielen, welche nach
dem Vorgange C. Fkaenkfl's^ angelegt wurden; weniger empfahl sich
Blutserum, während bei Züchtung auf Agar oder in Bouillon in der Regel
nur spärliche und unvollkommene Verzweigungen zur Ausbildung gelangten.
Das makroskopische Aussehen der Colonien von verzweigten und nor-
malen D.-B. war das gleiche. Sohernheini.
Kanthack (681) bemerkt zu den Mittheilungen Bernheim's und Folger's
(s. oben) über verzweigte D.-B., dass diese morphologische Eigenthümlich-
keit bereits früher ausser von C. Fraenkel auch von Babes'^, Klein^ und
ihm selbst* beobachtet und beschrieben worden sei. Sohernheim.
Gossage (644) glaubt, dass, wenn man 6-12^/oGlycerinzu demLoEPF-
LER'schen Serum hinzufügt, dasselbe für den D.-B. eine grössere Affinität
bekommt und mehr electiv wird. Auf solchem glycerinhaltigen Serum
zeigt der D.-B. ausgeprägten Metachromatismus mit Methj^lenblau ; dies hält
er für charakteristisch für den echten D.-B.; derPseudo-D.-B. zeige keinen
Metachromatismus. Kanthack.
Dem gegenüber zeigt Kall thack (670), dass der Metachromatismus
zur Unterscheidung der echten von den falschen D.-B. absolut werthlos ist
was ja auch Babes^ schon vor Jahren gezeigt hat. Der Pseudo-D.-B. zeigt
oft den schönsten Metachromatismus. Kanthack.
Schanz (751) kommt auf Grund seiner Untersuchungen zu der Ueber-
zeugung, dass der Xerosebac. weder morphologisch noch culturell von
dem LoEFPLER'schen D.-B. zu unterscheiden sei und lediglich eine wenig
oder gar nicht pathogene Varietät des letzteren darstelle^. Sobernheiin.
Sproiick (771, 772) hat die specifischen Eigenschaften des
Diphtherieserums für die differentialdiagnostische Unter-
scheidung des Loeefler' sehen Bac. von diphtherieähnlichen
Bacterien zu verwerthen gesucht. Von verschiedenen Culturen des „Ba-
cille court", welche Verf. auf ihre Pathogenität prüfte, vermochten 5 nach
1) ] c jief.
2) Jahresber. XI, 1895, p. 521. Ref. — ») Jahresber. VI, 1890, p. 838. Ref.
*) In Allbutt's ,System of medicine' vol. 1 p. 719. London, Macmillan & Co.
5) Jahresber. IV, 1889, p. 343. Ref.
^) Diese Anschauung dürfte beute wohl nicht mehr haltbar sein, nachdem
wir namentlich in der Doppelfärbungsmethode Neisser's ein wichtiges und
sicheres differentialdiagnostisches Hilfsmittel kennen gelernt haben*. Ref.
*) Eine Dift'erenz der Farbenreaction, also eine Differenz des chemischen Ver-
haltens, erscheint doch wohl nicht ohne weiteres ausreichend, eine Verschieden-
heit der Art (Species) zu begründen. Baiimgarten.
Diphtheriebacillus. Diphtherieserum 221
als differentialdiagnostisches Mittel. Züchtungsverfahren.
subcutaner Impfung bei Meerschweinchen ausgesprochene Krankheitserschei-
nungen und starke Infiltration an derinjectionsstelle hervorzurufen. Ebenso
verhielten sich drei Culturen des Xerosebac. Die Controle vermittels des
Diphtherieserums ergab jedoch, dass es sich in keinem Falle um echte D.-B.
handelte. Thiere, welche mit beträchtlichen Mengen eines äusserst wirk-
samen Serums behandelt wurden, reagirten auf die Infection mit irgend
einer der erwähnten Bacterienarten genau in der nämlichen Weise wie un-
behandelte Controlthiere*. Sobernheim.
C. Fraenkel (630) bestätigt die Beobachtung Speokck'sS dass Pseudo-
D.-B. in ihrer gelegentlich vorhandenen pathogenen Wirksamkeit durch
Diph.-Serum in keiner Weise beeinflusst werden. So erwiesen sich die localen
Erscheinungen, wie sie F. nach der subcutanen Injection einiger Pseudo-
Diph.-Cultui'en (5-10 ccm) bei Meerschweinchen in Form von Schw^ellung
und Infiltration an der Impfstelle auftreten sah, der Serumbehandlung als
durchaus unzugänglich. Vorherige, gleichzeitige und nachträgliche Ein-
spritzungen des Serums Hessen den Ablauf des Processes unberührt**.
Dagegen trat im Reagensglase irgend eine specifische Wirkung des
Diph.-Serums nicht zu Tage. Alle untersuchten Diph.- und Pseudo-Diph.-
Culturen gelangten in derartigem Serum, ebenso wie in normalem Pferde-
serum, bei Brütwärme zu gleich üppiger Entwicklung. Sobernheim.
Guthmanil (651) empfiehlt für die Zwecke der bacteriologischen
Diph. -Diagnose die Benutzung von Blutserum - Glycerinagarplatten,
welche in der Wfeise hergestellt werden, dass man steriles Rinderblutserum
mit verflüssigtem Glycerinagar bei 40^ mischt, in Platten giesst und nun
mit dem verdächtigen Material bestreicht. Als besonders zweckmässig er-
wies es sich, die zum Ausstrich verwendeten Membranen bezw. Schwämm-
chen, Wattebäuschchen u. s. w. auf den Platten zu belassen und, falls die
letzteren nach 24 Stunden keine Diph.-Colonien erkennen Hessen, aber-
mals über den Nährboden auszustreichen. Auf diese Weise gelang es —
vermuthlich wegen einer Art von „Anreicherung" der Bacterien — auch
geringe Mengen von D.-B. in manchen Fällen nachzuweisen.
Unter 48 Fällen, welche auf der medicinischen Klinik in Strassbui'g der
bacteriologischen Untersuchung nach verschiedenen Methoden unterworfen
wurden, lieferten 44 ein positives Resultat. Am sichersten und schnellsten
arbeitete dabei das Serum-Agarplatten verfahren. Sobernheim.
1) Vgl. Referat No. 771, 772 p. 220. Ref.
*) Ohne damit die Identität des „Bacille court" und der „Xerosebac." mit
den „LoEKFLER-Bac." behaupten zu wollen, halte ich doch das Ergebniss obiger
Versuche nicht für entscheidend zur Beantwortung der aufgeworfenen Frage.
Denn die Wirksamkeit des sog. Diph.-Serums ist auch den LoEKKLER-Bac. gegen-
über bei Versuchsthieren eine nicht ganz sichere und namentlich zeitlich eng-
begrenzto (Henke). Baunujarten.
**) Dasjenige, was das Diph.-Serum wesentlich zu hindern vermag, sind die
toxischen Allgemeinwirkungen der LoEFFLEE-Bac. , nicht aber deren etwaige
Reizwirkungen an der Impfstolle. Die Annahme, dass die sog. „Pseudo-D.-B."
ungiftig gewordene LoEKFLER-Bac. seien, würde also durch obige Versuchs-
ergebnisse nicht widerlegt. Im Uebrigen verweise ich auf meine Anmerkung
zu dem Referate über Spbonck's Arbeit (s. o.). Baunigarten.
222 Diphtheriebacillus. Züchtungsverfahren,
Haegler (653) empfiehlt auf das Wärmste das LoEFPLER'sche Serum
für die Zwecke einer raschen und sicheren bacteriolog'i sehen Diph. -Dia-
gnose, während alle sonstigen Nährmedien, auch Glycerinagar , nach
seinen Erfahrungen als weniger geeignet zu bezeichnen seien.
Sohernheim.
Kanthäck und Stephens (672) benutzen für die Diph. -Diagnose an
Stelle des LoEFPLEn'schen Serums einen Nährboden aus serösen (ascitischen,
pleuritischen u. s. w.) Exsudaten. Die Vorschrift ist die folgende:
100 ccm des Exsudates werden mit 2 ccm lOproc. Kalilauge und VI,^-2^Jq
Agar versetzt, welcher vorher in angesäuertem Wasser aufgeweicht wor-
den. Die Mischung wird hierauf im KocH'schen Darapftopf bis zur völligen
Lösung des Agars gekocht, wobei die Flüssigkeit klar und durchsichtig-
wird, und nun im Heisswassertrichter durch gröberes Filtrirpapier filtrirt.
Zu dem Filtrat wird schliesslich Glycerin (4-6^/o) hinzugefügt.
Handelt es sich um sehr eiweissreiche, beim Kochen etwa erstarrende
Exsudate, so müssen dieselben vor der Verarbeitung mit mindestens ihrem
doppelten Volumen destillirten Wassers verdünnt werden. Sohernheim .
Arndt (563) berichtet über das Verfahren, welches nach dem Vor-
schlage von Prof. Tavel von der Commission der amtlichen Bacteriologen
der Schweiz zur Entnahme und Verschickung diphtherie ver-
dächtigen Materials als das zweckmässigste befunden und zur allge-
meinen Anwendung empfohlen worden ist. Es dient für diesen Zweck ein
galvanisirter Eisendraht, welcher an dem einen Ende einen Wattebausch,
an dem anderen einen Ring trägt, und mit Hilfe des letzteren in dem
Wattestopfen eines Reagensglases von etwa 12 mm Weite befestigt ist.
Das Ganze wird im Dampf sterilisirt und gelangt in einem Holzkistchen
zur Versendung an die Aerzte. Zur Gewinnung des verdächtigen Materials
wird der Draht dem Glasröhrchen entnommen, der Wattebausch über die
erkrankte Schleimhaut gestrichen, und der Draht wieder in dem Röhrchen
untergebracht.
Zwei andere Vorschläge, nach welchen ein in Wachstaffet eingeschlage-
nes steriles Wattebäuschchen, bezw. ein in Pergamentpapier eingewickeltes
steriles Schwämmchen in Couverts aus festem Papier zur Versendung des
Diph. -Materials dienen sollten, wurden von der Commission als weniger
geeignet abgelehnt. , Sohernheim.
Kempner (676) empfiehlt neben dem LoEFPLEE'schen Blutserum den
TocHTERMANN'schen Nährboden^ für den culturellen Nachweis
der D.-B., und zwar in der Form von Blutserum- Agarplatten. Das Aus-
sehen der Colonien ist hier ein ausserordentlich charakteristisches und pflegt,
bei mikroskopischer Besichtigung, bereits nach 10-12 Stunden eine sichere
Diagnose zu gestatten. Von allen Fällen, in denen dieser Nährboden neben
dem LoEFPLER'schen Serum zur Anwendung gelangte, Hess er nur ein ein-
ziges Mal im Stiche. Dagegen konnte Verf. mit dem DEYCKE'schen Alkali-
albuminatagar-, sowie mit 4proc. Glycerinagar nur ungünstige Resultate
Jahresber. XI, 1895, p. 204. Ref. — 2) Jahresber. X, 1894, p. 659. Ref.
Diphtheriebacillus. Bacteriologische Diphtheriediagnose. 223
Verhalten zur CO«, in roher Milch, in Speisen und Getränken.
erzielen. Beide Nährmedien versagten in einer Reihe von Fällen, welche
auf LoEFFLEK'schem Serum und TocHXEKMANN'schem Serumagar positiven
Befund ergaben. Unter 41 Fällen klinischer Diph. gelang 36mal (88^/0)
der Nachweis von D.-B. Sohernheim.
Joos (669) hat im Jahre 1895 519 bacteriologische Diph. -Unter-
suchungen, 305mal mit positivem Erfolge, ausgeführt und dabei von einem
Nährboden Gebrauch gemacht, der ihm vielfach gute Dienste leistete.
Derselbe enthält: neutrale Peptonbouillon 1000, Agar 20, Natronalbuminat
(in besonderer Weise hergestellt) 20, steht also dem DEYKE'schen Alkali-
albuminatagar^ nahe, soll jedoch ein electives Wachsthum der D.-B. rascher
und sicherer zu Tage treten lassen. Die Anwendung erfolgte in Form des
Plattenverfahrens (PETRi'sche Schalen), die Diagnose konnte in der Regel
nach G-12 Stunden gestellt werden"-. Sobernheirn.
HugOUiieiKi und Doyoii (663) haben entgegen den Angaben Uschins-
ky's'^ auf dem von ihm empfohlenen ei weissfreien Nährboden, selbst
nach Peptonzusatz, kein Wachsthum von D.-B. erhalten, obwohl zahlreiche
andere Bacterienarten sich gut entwickelten. Sohernheim.
Hesse (659) erapüehlt, veranlasst durch die Mittheilung Dräer's'* und
im Gegensatz zu der von letzterem geübten Methode, bei der Untersuchung
diphtherieverdächtigen Materials das Deckglaspräparat vor der Impfung
des Nährbodens herzustellen, und zum Zwecke des culturellen Nachweises
mindestens zwei Röhrchen mit LoEFPLER'schem Serum zu benutzen.
Sohernheim.
Biedert (577) wünscht, unter Hinweis auf die Bedeutung der bacte-
riologischen Diagnostik für die Diph., die Errichtung hygienisch -
bacteriologischer Centralanstalten, welchen neben dem einfachen culturellen
Nachweis der Bacterien in erster Linie die Aufgabe zufallen würde, die
Klärung hygienisch wichtiger Fragen bezüglich Aetiologie und Prophylaxe
der Infectionskrankheiten zu fördern.
Zur Entnahme und Versendung diphtherieverdächtigen Materials em-
pfiehlt B. den Aerzten die bisher von ihm mit vielem Erfolge benutzte Es-
MARCH'sche Schwämmchenmethode'. Sohernhcihi.
Schierl)eck (754) will, entgegen der sonst herrschenden Anschauung,
gefunden haben, dass Kohlensäure das Wachsthum der Bacterien,
im besonderen der D.-B., begünstigt. So beobachtete er in Bouillon-
culturen beim Durchleiten von S^/o CO., enthaltender Luft eine üppigere
und raschere Entwicklung der D.-B. als gewöhnlich, während beim Durch-
leiten kohlensäurefreier Luft überhaupt jedes Wachsthum ausblieb. Die
günstige Wirkung der Kohlensäure beruht, wie Verf. annimmt, darauf, dass
») Jahresber. X, 1894, p. 659. Ref.
'^j Nach Ansicht des Ref. besteht kein Bodürfniss, den vorzüglichen Nähr-
boden, den wir in dem LoEFi'LER'schen Rlutserum besitzen, durch ein anderes
Substrat zu ersetzen. Ref.
3) Jahresber. IX, 1893, p. 173. Ref.
*) Verg]. Referat No. 611 p. 290. Ref.
6) Jahresber. XI, 1895, p. 256. Ref.
224 üipMheriebacillus. Verhalten in Milch, Butter, Wein, Brod, Kuchen.
Entstehung des Diphtheriegiftes.
die alkalische Reaction des Nährbodens in eine saure übergeführt wird,
welche dem Wachsthum der D.-B. besonders förderlich sei ('?). Auch die
Toxinbildung soll nach den Beobachtungen des Verf.'s rascher von statten
gehen, wenn man die Culturen in geeigneter Weise mit genügenden Mengen
von CO2 versorgt. Sobernheim.
Schöttelius (758) hat feststellen können, dass D.-B. in roher Milch
sich äusserst rasch und üppig vermehren, dagegen in sterilisirter Milch nur
zu beschränkter Entwicklung gelangen. Sohernheivn.
BlontefiiSCO (702) hat Untersuchungen darüber angestellt, wie sich der
D.-B. den gebräuchlichsten Speisen und Getränken gegenüber
verhält.
Er machte Versuche mit Wasser, mit Milch, mit Butter, mit AVein, mit
Brod, mit Kuchen, mit Früchten und mit Suppengrün.
Der benutzte D.-B. zeigte starke Virulenz:
Wurde der Bac. in sterilisirtes Wasser gebracht, so behielt er 2 Tage
lang denselben Grad von Virulenz und verlor dieselbe dann erst nach und
nach, bis sie am 5. Tage erlosch. Die Abschwächung trat schon nach kurzer
Zeit ein, wenn man den Bac. in Wasser brachte, welches eine, wenn auch
nur kleine, Menge gewöhnlicher Mikroorganismen enthielt.
In roher Milch hörte die Entwicklung des D.-B. nach drei Tagen auf,
und seine Virulenz verlor er nach 24 Stunden, dagegen lebte er in sterili-
sirter Milch kräftig weiter.
In Butter lebte der Bac. nur 2 Tage, und seine Virulenz schwächte sich
schon nach 6 Stunden ab, um nach 12 Stunden völlig zu schwinden. Diese
Hemmung der Entwicklung in der Butter kommt ebenso, wie bei der Milch,
durch die Säurebildung und den Kampf mit den in dem Substrat selbst vor-
handenen Mikroorganismen zu Stande.
In reinem Wein starb der Bac. bereits nach kaum einer Stunde ab, in
verdünntem Wein nach wenigen Stunden. Nur in der Säure ist das bacteri-
cide Moment zu suchen.
Im Brode und auf trockenem Kuchen und Confect erhält sich der Mikro-
organismus mehrere Tage lebensfähig, dagegen starb er bald ab, sobald
die Süssigkeiten mit Eum oder Cognac zubereitet waren oder wenn es sich
um Confect aus sauer reagirenden Früchten handelte. Auf Früchten starb
der Bac. meist schnell ab und ebenso auf der Oberfläche sauer reagirender
Fruchtschnitten. Dagegen erhielt er sich ziemlich lange auf Suppenkräutern.
Tramhusti.
H. Kossei (679) bestätigt durch besondere Versuche die heute wohl
ziemlich allgemein vertretene Anschauung, dass das Diph.-Gift nicht etwa
durch Zerfall und Auslaugung abgestorbener Bacterienzellen aus der Leibes-
substanz der letzteren in das Nährsubstrat übergehe, vielmehr ein Secre-
tionsproduct der lebenden Bacterien darstelle, welches innerhalb der
Bacterienzelle aus dem dargebotenen Nährmaterial gebildet und alsbald
ausgeschieden wird. So lieferten einerseits junge Diph. - Culturen bereits
am 1. oder 2. Tage des Bacterienwachsthums, also zu einer Zeit, wo von
dem Absterben grösserer Bacterienmengen noch nicht gut die Rede sein
Diphtheriebacülus. Darstellung des DipMherietoxins. 225
konnte, keimfreie Filtrate von stark giftigen Eigenschaften, wogegen
andererseits die aus den Bacterienleibern in besonderer Weise herge-
stellten Extrakte eine relativ geringe Giftvvirkung entfalteten. Sobernheifn.
Brieger und Boer (592) haben zur Darstellung des Diph.-Toxins
Culturen der D.-B. in Peptonbouillon und steril aufgefangenem flüssigen
Blutserum benutzt. Die Culturflüssigkeiten wurden, nachdem die Bacterien-
leiber „in der üblichen Weise" entfernt worden waren, mit Iproc. Zink-
chloridlösung versetzt, und der entstehende Zinkniederschlag nun durch
combinirte Behandlung mit gewissen Ammoniakderivaten (Ammonium-
bicarbonat, Ammoniumphosphat, Ammoniumsulfat) weiter zerlegt. Auf diese
Weise gelang es ihnen schliesslich eine Substanz zu erhalten, welche das
Diph. -Toxin quantitativ einschliesst und von den anhaftenden Spuren
mitgerissenen Peptons durch Auflösen in Wasser und Schütteln mit fein
gepulvertem Natriumsulfat in der Regel befreit werden kann.
Bei Züchtung der D.-B. auf eiweiss freiem Nährboden, vorzugsweise
auf dialysirtem Menschenurin, erhielten Verflf. mit Hülfe der angegebenen
Methode sofort ein eiweiss- und peptonfreies Diph.-Toxin.
Das Diph.-Toxin kann somit nicht zu den Eiweisskörpern gezählt werden
und wird durch schwache Alkalien, sowie durch reducirende Substanzen
wenig angegriffen, dagegen durch Säuren, selbst Kohlensäure, sowie oxy-
dirende Substanzen, ferner auch Alkohol, Aether, Aceton u. s. w. mehr
oder minder rasch zerstört.
Thiere, welche mit diesem Toxin immunisirt wurden, lieferten ein specifisch
wirksames Diph.-Serum, so dass die von Verff. dargestellte giftige Substanz
wohl in der That als speciflsches Diph.-Gift anzusehen ist.
Reste des löslichen Diph. -Giftes wurden auch aus den Leibern der
D.-B. durch mehrstündiges Schütteln mit concentrirtem Ammoniumchlorid
extrahirt.
Eine zweite lösliche Substanz konnte aus den des specifischen Giftes
völlig beraubten Bacterienleibern dadurch gewonnen werden, dass die letz-
teren getrocknet und dann nochmals mit Ammoniumchlorid und wiederholt
mit destillirtem Wasser geschüttelt wurden. Die aus diesen Lösungen durch
Aussalzen mit Ammoniumsulfat zur Ausscheidung zu bringende Substanz war
gleichfalls eiweiss- und peptonfrei, aber selbst in grössten Mengen ungiftig.
Wurden die Bacterienleiber nach allen diesen Proceduren in gepulvertem
Zustande Meerschweinchen subcutan injicirt, so gingen die Thiere nach
Dosen von 0,01 g unter Nekrotisirung und Eiterung an der Injectionsstelle,
zu Grunde. Es beweist dies das Vorhandensein einer dritten Substanz,
welche giftige nekrotisirende Eigenschaften besitzt, aber fest an den Bac-
terienkörpern haftet und in den gebräuchlichen Agentien unlöslich ist.
Auch die Darstellung und Reinigung des Tetanustoxins nach der
gleichen Methode haben Verff. mit Erfolg versucht, doch ist nach iliren Er-
fahrungen die ursprüngliche Art der Gewinnung durch Behandlung mit
Amnioniumsulfat (Bkikgkk und Fraenkel') und Ausfällung des wieder
1) Jahresber. VI, 1890, p. 344. Ref.
Baumgavt eu's Jahresberlolit XII lo
226 Diphtheriebacülus. Gewinnung wirksamen Diphtherietoxins.
Giftigkeit verschiedener Diphtheriecultmen.
in Lösung gebrachten Toxins durch eine schwache Sublimatlösung vorzu-
ziehen, da die Zerlegung des Zinkniederschlags gewisse Schwierigkeiten
zu bereiten pflegt. 8obernhei?n.
Nicolle (712) giebt folgende Vorschrift für die sichere und rasche Ge-
winnung eines wirksamen Diph. -Toxins:
500 g f r i s c h e s Eindfleisch (von einem am Morgen geschlachteten Thiere !)
werden fein zerhackt, mit 1 1 Wasser versetzt und über Nacht bei einer
Temperatur von 10-12^ gehalten. Nun fügt man 2*^/o Pepton und 0,5 '^/^
Kochsalz hinzu, kocht auf, filtrirt, alkalisirt ziemlich stark und erhitzt 10
Minuten auf 120'^. Hierauf wird nochmals filtrirt und das Filtrat in Gefässe
eingefüllt, in denen die endgiltige Sterilisirung durch viertelstündiges Er-
hitzen auf 115^ erfolgt.
Die so hergestellte Nährbouillon wird nun mit frischer Diph.-Cultur ge-
impft und 5 Tage bei 37*^ (ohne Duixhleitung eines Luftstromes) gehalten.
Die keimfreien Filtrate derartiger Culturen tödten Meerschweinchen von
500 g in der Dosis von ^/^^ ccm nach subcutaner Impfung innerhalb 48
Stunden. Die Filtrate 7tägiger Culturen pflegen noch wirksamer zu sein.
Mit einer, nach dem Vorschlage Speonck's\ aus älterem Fleisch herge-
stellten Bouillon hat N. weniger günstige Resultate erhalten. Sobernheim.
Madsen (694) hat beobachtet, dass die Giftigkeit der verschie-
denen Diph. -Culturen sehr variirt und versucht, die Ursachen dieser
Verschiedenheit festzustellen. Zur Untersuchung dienten ausser selbst ge-
züchteten D.-B. Culturen aus London, Stockholm, Warschau. Zur Züchtung
wurde Bouillon von Kalbfleisch mit Zusatz von 1^/^ Witte's Pepton und
^/s^/o ClNa benutzt. Mittels einer Normalnatronlösung (Indicator: Phenol-
phthalein) stellte Verf. die Bouillon meist auf dieselbe Alkalinität ein.
Gewöhnlich wurden die Culturen nach 3-4 Wochen filtrirt und mittels
Toluol sterilisirt, nachdem Verf. durch mikroskopische Untersuchung mit
derSALOMONSEN'schenCarbolfuchsinmethode ihre Reinheit festgestellt hatte.
Zur Prüfung der Toxicität injicirte M. Meerschweinchen subcutan 0,1 ccm
auf 500 g Körpergewicht; die Zeit, die bis zum Eintritte des Todes ver-
läuft, giebt ein ziemlich brauchbares Maass für die Stärke ab, nur müssen
immer möglichst dieselben Versuchsbedingungen eingehalten werden.
Die Verschiedenheiten der Culturen zeigen sich schon darin, dass viele
sauer reagiren und immer ungiftig sind, andere alkalisch reagiren und dann
zuweilen ganz schwach toxisch, beinahe ungiftig, meistens aber stärker
toxisch sind.
Diese verschiedene Giftigkeit ist nach Verf. unabhängig von : 1 . Infection
der Culturen mit anderen Bacterien; 2. Glas und Form der Kolben; 3. der
Menge der Aussaat; 4. stetiger Strömung von Luft über die Culturen ; 5. dem
Alter des Fleisches; 6. der Sterilisationsweise. Dagegen bewirkt der Zu-
satz von kohlensaurem Kalk, dass der Säuregrad, bei welchem die Bacterien
gedeihen, nicht überschritten wird, so dass sie weiter wachsen und Toxin
produciren können.
1) Jahresber. XI, 1895, p. 205. Ref.
Diphtheriebacillus. Giftigkeit verschiedener Diphtherieculturen. 227
Darstellung des Diphtheriegiftes.
Der Alkalescenzgrad der Bouillon hat auch insofern eine Bedeutung,
als schwach alkalische Bouillon immer saure, also atoxische Culturen, stark
alkalische immer alkalische, aber nicht immer toxische Culturen giebt.
Mittelstarke Alkalescenz kann sowohl saure wie alkalische Culturen geben.
Passage der D.-B. durch Meerschweinchen hilft nichts.
Man kann schwach toxische Culturen dadurch verstärken, dass man das
Toxin mit SO^ (NH^)., ausfällt und in P/q ClNa-Lüsung wieder auflöst.
In den ersten G Monaten wurden 228 Culturen gemacht, die alle alka-
lisch und toxisch waren; im nächsten Monat waren 180 Culturen theils
toxisch theils ungiftig und im darauf folgenden wieder alle 360 Culturen
ungiftig, wogegen 192 Culturen des nächsten Monats alle toxisch waren,
trotzdem alle ganz gleich angelegt wurden.
Nach einigen Bemerkungen über den Verlauf der Diph.- Vergiftung, die
theils acut in 30-40 Stunden, theils chronisch, in mehreren Wochen ver-
laufen kann, geht Verf. zu seinen Versuchen einer Vergleichung der fran-
zösischen und der BEHKiNG-EHKLiCH'sclien Methode der Werthbestimmung
des Diph.-Serums über. Er kommt zu dem Resultat, dass diese letztere ent-
schieden vorzuziehen ist, weil sie namentlich viel präciser ist: 5-10 Anti-
toxineinheiten können bestimmt werden, wogegen mit der französischen
Methode oft nicht einmal 1 : 100,000 und 1 : 200,000 unterschieden werden
kann. Dazu ist sie schneller; schon am 4. Tage hat man das Resultat; nach
der französischen Methode dagegen kann es eine Woche dauern. Dann ist
die deutsche Methode auch billiger, weil jüngere Thiere verwendet werden
und dabei bequemer, weil man die Injection auf einmal macht, wogegen man
bei der anderen Methode in Zwischenräumen von 1 2 Stunden injiciren muss.
Um eine gleichartige Werthbestimmung des Serums zu erzielen, schlägt Verf.
vor, dass man überall in der ganzen Welt die Einheit des deutschen Serums
als Normaleinheit annehme und danach die verschiedenen Probetoxine
bestimme.
In einem Anhang werden verschiedene interessante Beobachtungen über
Paresen mitgetheilt. Sie stellen sich besonders nach Serumproben ein, auf
welche das Thier wohl mit grosser Infiltration reagirt, aber doch nicht ein-
geht. Ausserdem wird die Krankengeschichte eines Pferdes mitgetheilt, das
nach 3 Injectionen von 0,1 ccm, 0,5 ccm und 1,0 ccm Toxin am 3. Tage
nach der letzten Injection paretisch zu werden begann. Zwei Wochen da-
nach war die Parese am stärksten, um nach 6 Wochen beinahe wieder ganz
zu verschwinden.
Am Schlüsse sind die Versuche tabellarisch zusammengestellt.
W. Jensen.
Nikaiiorow (713) suchte das Diph.-Toxin mit essigsaurem Kupfer
niederzuschlagen, löste den Niederschlag in schwacher Sodalösung, Hess
einen Strom von C()2 hindurchgehen, tiltrirte den entstandenen Niederschlag
ab und benutzte das Filtrat zu experimentellen Zwecken. Auf gleiche
Weise untersuchte er auch das Antidiphtlierieserum. Es zeigte sich, dass
das Toxin auf diese Weise niclit in den Niedeisclilag übergeht, wohl aber das
Antitoxin, von welchem aber ein Theil immer aucli in das Filtrat gelangt.
lö*
228 Diphtheriebacillus. Wirkung der elektrischen Ströme,
der RöNTGEN-Strahlen auf das Diphtheriegift.
Steigerung der Virulenz. Wirkung des Diphtheriegiftes.
Aus einem unschädlichen Gemisch von Toxin und Antitoxin wird nur das
Letztere niedergeschlagen; das Toxin bleibt in der Lösung, aber in einem
stark abgeschwächten Zustande. Wahrscheinlich weil ein Theil des Anti-
toxins ebenfalls gelöst bleibt. Es folgt daraus jedenfalls, dass das Toxin
vom Antitoxin (in vitro) nicht zerstört wird und keine feste chemische Ver-
bindung mit ihm eingeht. Alexander -Lewin.
d'Arsonval und Charriu (564) haben Diph.-Gift und Pyocyaneusgift
der Einwirkung elektrischer Ströme unter den verschiedensten Be-
dingungen ausgesetzt und dabei feststellen können, dass eine Abschwächung
der Toxine sowohl am positiven wie am negativen Pole stattfand. Eine un-
mittelbare Beziehung des Grades der Abschwächung zur Menge der durch-
geleiteten Electricität war nicht nachzuweisen. Sobernheim.
Berton (576) hat nach 16-, 32- und 64stündiger Einwirkung von RöNT-
GEN-Strahlen auf Bouillonculturen des Diph.-Bac. weder eine Vermin-
derung der Wachsthumsenergie noch eine Herabsetzung der Thierpatho-
genität constatiren können. Sobernheim.
T. Dungeru (614) hat die Virulenz von D. -B. durch Züchtung in
Ascitesflüssigkeit sehr erheblich zu steigern vermocht, so dass Culturen,
welche für Kaninchen ursprünglich nur geringe Pathogenität besassen,
später sicher tödtlich wirkten. Dagegen hatte Züchtung in Kaninchenserum
keine Virulenzsteigerung zur Folge. Die besten Resultate erhielt Verf. bei
Anwendung einer Mischung von Ascitesflüssigkeit und Peptonbouillon. Die
Filtrate derartiger Culturen waren 12mal so giftig als die Filtrate gleich-
altriger Ascitesculturen, welche letzteren die Filtrate der gewöhnlichen
Bouillonculturen bereits um das 3fache übertrafen. SobeimJieiyn.
Bonlioif (587) hat D.-B. dadurch zu erhöhter pathogener Wirk-
samkeit gebracht, dass er sie in Bouillonculturen einer bestimm-
ten Streptok.-Art züchtete. Wurden derartige Mischculturen von D.-B.
und Streptok. Meerschweinchen subcutan injicirt, so genügten weit gerin-
gere Mengen zur Tödtung der Thiere als von einer Diph.-Reincultur, obwohl
die Streptok. für sich allein nicht die geringsten Krankheitserscheinungen
hervorzurufen vermochten.
Der gleiche Erfolg wurde bei Züchtung der D.-B. in den keimfreien
Filtraten älterer, etwa 4 Wochen alter Streptok. -Culturen erreicht.
Sehr auffallend war bei dem Sectionsbefund regelmässig eine hämorrha-
gische Nepliritis, welche namentlich bei chronischem Verlaufe der Infection
zu starken, bereits makroskopisch erkennbaren Veränderungen der Glome-
ruli zu führen pflegte.
Nur in einem einzigen Falle unter etwa 200 hat Verf. diese Verände-
rungen nach der Injection gewöhnlicher Diph .-Culturen nachweisen können.
Sobernheim.
Lapicque (684) kann die Angaben von Teissier und Guinaed^, wo-
nach das Diph. -Toxin von der Pfor tader aus erhöhte Wirksamkeit
äussern soll, keineswegs bestätigen. Kaninchen, welchen das Gift in einen
1) Jahresber. XI, 1895, p. 555. Ref.
Diphtheriebacillus. Wirkung des Diphtheriegiftes. 229
Ast der Pfortader gebracht wurde, gingen nicht rascher zu Grunde als die
in die Ohrvene geimpften Thiere. Von einem virulenzsteigernden Einfluss
der Leber w^ar somit keine Rede. Ebensowenig zeigte der Glykogengehalt
der Leber in den einzelnen Stadien der Vergiftung einen Unterschied je
nach der Art der Toxineinverleibung. Sobeniheim.
de Croly (607) injicirte Kaninchen intravenös Diph.-Toxin, um nach-
zusehen, wie lange dasselbe im Blute nachzuweisen ist. Zu diesem Zwecke
wurde vom Blute dieses Thieres in verschiedenen Zeiträumen in ein anderes
Kaninchen transfundirt. Die zahlreichen Versuche ergaben, dass das Diph.-
Toxin nur sehr langsam aus dem Blute verschwindet, da selbst nach Stunden
das transfundirte Blut eine Intoxication hervorruft. Die Geschwindigkeit
mit der das Diph.-Toxin aus dem Blute verschwindet ist der Concentration
proportional. Von dem Moment an, wo das Toxin aus dem Blute verschwindet
bis zum Tode des Thieres, wirkt das Blut nicht mehr toxisch. Tangl.
Scagliosi (750) hat bei der Obduction von 6 Diph. -Leichen (Kindern)
feststellen können, dass die Veränderungen, welche sich in der Herz-
muskulatur etablirt hatten, den Charakter einer parenchymatösen Ent-
zündung trugen. Eine kleinrundzellige Infiltration im interstitiellen Binde-
gewebe konnte gewöhnlich nicht beobachtet werden. Die toxische Substanz,
welche im Blute circulirt, greift nach S.'s Ansicht zunächst die Gefässwan-
dungen an, um dann in das Muskelgewebe des Herzens einzudringen.
Sohernheim.
Das einzige von Interesse in Trevelyan's (788) Arbeit ist der Befund
des Herzens in einem Falle von Diph., in welchem der Tod durch Syncope
eintrat. T. fand acute fettige Degeneration des Myokards, Verwischung der
Streifung an vielen Stellen, d. h. acute Degeneration. Kanthack.
Fenyvessy (623) hat die Wirkung des Diph.-Toxins und Anti-
toxins auf das Frosch herz durch eine Reihe sorgföltiger Untersuchun-
gen zu analysiren gesucht und dabei sehr bemerkenswerthe Resultate ge-
wonnen.
Unter Berücksichtigung des Bouillon- und Carbolgehaltes der Toxin-
lösungen in besonderen Controlversuchen ergab sich für die reine Wirkung
des Toxins, dass es sich um ein Herzgift handelt, welches in geringerem
Grade ein Aussetzen und Schwachwerden der Herzsystolen, in höherem
Grade vollständige Herzlähmung herbeiführt. Die Herzganglien scheinen
dabei unverändert zu sein, während die Reizbarkeit und Reizübermittlungs-
fähigkeit der Muskulatur abgenommen haben.
In Bestätigung dieser, zunächst am isolirten Froschherzen gewonnenen
Ergebnisse, erwies sich auch für das mit dem Organismus zusammenhän-
gende Herz das Diph.-Toxin als ein Gift, welches Lähmung des Herzmus-
kels herbeiführt.
Demgegenüber führten Versuche mit dem Diph. -Antitoxin, welche theils
mit letzterem allein, theils mit Toxin- Antitoxinmischungen angestellt wur-
den, zu dem Resultat, dass das Antitoxin das Zustandekommen der Herz-
paralyse verhindert, und zwar deshalb, weil es die Herzmuskulatur reizt
und somit eine dem Toxin entgegengesetzte Wirkung ausübt.
230 Diphtheriebacillus. Wirkung des Diplitheriegiftes
auf äas Nervensystem, auf die Leber- und Nierenzellen.
Es kann, wie "\^erf. aus seinen Versuchen folgert, die Antitoxinwirkung
jedenfalls nicht durch chemische Neutralisation des Toxins, vielmehr nur
durch eine antagonistische Beeinflussung der Zellen (Muskelzellen) erklärt
werden. Sohernheitn.
Coiirmout, Doyoii und Paviot (604)^ haben die Einwirkung des
Diph.-Giftes auf das Nervensystem an Fröschen, Hunden und Pfer-
den studirt und dabei lediglich Krankheitserscheinungen periplierischer
Natur festzustellen vermocht. Neben histologisch nachw^eisbaren Verände-
rungen (Neuritis) waren meist zu beobachten Lähmungen und Miiskel-
atrophie, mehrfach fehlten aber auch alle auifälligen Symptome, so dass
selbst die Erregbarkeit der Nerven unbeeinflusst zu sein schien.
Um Frösche der AVirkung des Diph.-Giftes zu unterwerfen erwies es sich
als nothwendig, die Thiere bei einer Temperatur von 38" zu halten, wes-
halb Verff. das Diph. -Toxin den löslichen Fermenten an die Seite stellen,
welche gleichfalls hinsichtlich ihrer physiologischen Wirkung auf die er-
höhte Temperatur des V^armblüters angewiesen seien. Sobernheim.
Ceili (598) hat festgestellt, dass die Diph.-Infection beim Menschen,
namentlich wenn sie sehr acut auftritt, nicht immer nennenswerthe mor-
phologische Veränderungen in den Nervenelementen hervorruft.
Hingegen ist bei Thieren (Meerschweinchen, Kaninchen), die mit dem D.-
B. geimpft wurden oder denen Diph.-Toxin eingespritzt wairde, der Tod
stets unter ausgesprochenen Veränderungen der Nervenelemente erfolgt.
Die Schwere dieser Veränderungen liängt weniger von der Menge des inji-
cirten Giftes, als von der Einwirkungsdauer der Toxine ab. Die schwersten
Veränderungen sieht man an den Thieren, die nach längerer Zeit (18-40
Tage) sterben. Diese morphologischen Veränderungen der Nervenelemente,
die Verf. nach der GoLGi'schen Methode untersucht hat, bestehen sowohl
bei acuter, als auch bei chronischer diphtherischer Vergiftung darin, dass
die Zellen varicös und atrophisch werden. Diese Veränderung beschränkt
sich auf die Protoplasmafortsätze. Der Zellkörper und die Nervenfortsätze
bleiben meist verschont. Wälirend bei Menschen, die an Diph. gestorben
sind, die morphologische Veränderungen sich auf wenige vereinzelte Nerven-
elemente beschränken, erstreckt sich bei Thieren dieser Process auf ganze
Zellgruppen und nimmt einen um so diffuseren Charakter an, je langsamer die
Vergiftung fortgeschritten ist. Bei Thieren, welche gegen -Diph. sich refrac-
tär verhalten, bewirken nach Verf. selbst starke Toxininjectionen keinerlei
Veränderungen der Zellelemente in den Nervencentren. Trambusti.
Baldassari (568) hat bei Kaninchen nach der Impfung mit D.-B. oder
Diph.-Toxin schwere Veränderungen der Leberzellen und der Nie-
renepithelzellen nachweisen können, welche je nach der Dauer der toxi-
schen Wirkung die sämmtlichen Zellelemente oder nur den Zellkern betrafen.
Die Alterationen des Protoplasmas gelangten in einem mehr oder minder
erheblichen Grade von trüber Schwellung zum Ausdruck, während für die
Kernveränderungen mit Hülfe der BioNDi'schen Fäi'bung festgestellt wer-
Vgl. Jahresber. XI, 1895, p. 210. Ref.
Diphtheriebacillus. Durch das Diphtheriegift erzeugte 231
pathologische Veränderungen. Verhalten der Leukocyten
bei der diphtherischen Infection und Intoxication.
den konnte, dass die chromatische Substanz des Kernes nicht mehr färbbar
war und auch der plasniatische Nucleolus sich nicht mehr färbte. Eine so
schwere Degeneration wie die letzterwähnte will Verf. nur noch bei Phos-
phor- und Arsenikvergiftung beobachtet haben. Sobernheim,.
Pettit (723) beschreibt die Veränderungen, welche die Nebennieren
unter dem Einflüsse verschiedener Gifte — Pilocarpin, Curare, Diph.-Gift
— erleiden. Die Mittheilung ist rein histologischen Inhalts. Soherriheim.
Barbacci (570) erblickt in den Veränderungen, welche an den
inneren Organen (Milz, Lymphdrüsen, Leber) von Diph.-Leichen
nachweisbar sind, den Ausdruck eines chemischen Eeizes, welcher, je nach
der Intensität, einerseits aktive Zellvermehrung, andererseits mehr oder
weniger vollständige Nekrose der Zellen hervorbringen kann.
Auf weitere histologische Einzelheiten der an einem Material von 60
Sectionen angestellten und sehr ausführlich mitgetheilten Beobachtungen
kann an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden. Sobernheim.
Reiche (734) veröffentlicht die Sectionsprotokolle von 88 Diph. -
Fällen. Die Untersuchung war im wesentlichen auf die Veränderungen
der Nieren gerichtet und ergab, dass in diesem Organ constant, seltener in
der Leber, hin und wieder im Pankreas „Läsionen sich darboten, welche zum
kleineren Theil auf höchstgi'adige Blutstauung zurückzuführen sind, zu-
meist aber als Effecte einer acuten toxischen Einwirkung sich darstellen —
Läsionen, welche hauptsächlich degenerativer Natur sind, daneben aber auch
einen productiv entzündlichen Charakter tragen können". Sobernheim.
Ceni (599) hat Hunden und Kaninchen in verschiedenen Stadien der
Trächtigkeit Injectionen von Diph. -Toxin gemacht und zwar in einer
Dosis, welche in 3-5 Tagen tödtlich wirkte. Die histologische Untersuchung
des Nervensystems nach Golgi zeigte bei den Mutterthieren mit grosser
Deutlichkeit morphologische Veränderungen der nervösen Apparate, welche
Verf. schon in einer anderen Arbeit beschrieben hat. Dieselben bestehen in
varikösen Veränderungen der Protoplasmafortsätze. Beim Foetus fanden
sich diese Veränderungen nur sehr selten, und daraus schliesst Verf , dass
jugendliche Individuen dem Gifte der Diph. gegenüber wesentlich wider-
standsfähiger seien als ältere. Trambusti.
Trainlmsti (786) knüpfte an die Ansichten von Hankins, Buchner
u. A. an, welche die Leukocyten als Producenten chemischer Substanzen
betrachten, die die Eigenschaft besitzen, die Bacterien ausserhalb der Zellen
zu zerstören.
Er machte verschiedene Experimente, um durch histologische Unter-
suchungen den Mechanismus zu finden, durch welchen diese morpho-
logischen Elemente auf eine Infection oder eine mehr oder minder
schwere Intoxication reagiren.
Verf hat bei kräftigen Kaninchen mit Diph. experimentirt, indem er
bald Culturen, bald die toxischen Substanzen benutzte.
Die Culturen und Toxine wurden in verschiedenen Mengen subcutan in
das Unterhautzellgewebe gespritzt.
232 Diphtberiebacillus. Verhalten der Leukocyten bei der diphtherischen
Infection und Intoxication. Blutbefunde bei Diphtheriekranken.
In verschiedenen Zeiträumen nach der Injection wurden die Thiere ge-
tödtet, und dem Oberschenkel entnommene Kochenmark wurde sofort in
Sublimat oder FLEMMiNG'scher Lösung fixirt. Die Structurveränderungen,
die Verf. in den Zellen des Markes der mit virulenten Culturen vergifteten
Thiere beobachtete, waren dieselben, wie bei den mit Toxinen vergifteten. Die
interessantesten histologischen Veränderungen sind im Markparenchym und
schwanken je nach der Periode der Infection und der Menge der injicirten
Substanz. Zum Schluss fasst Verf. die Resultate seiner Untersuchungen
im Folgenden zusammen:
Die lymphatischen Elemente des Knochenmarks zeigen, wenn man das
Thier mit Diph.- Toxin in genügender Menge geimpft hat, in der ersten
Periode der Erkrankung charakteristische Structurveränderungen, welche
auf eine gesteigerte functionelle Thätigkeit der Elemente selbst hinweisen.
Diese energische Thätigkeit besteht sowohl in einer Steigerung der Secretion,
als auch in einer vermehrten Neubildung und Phagocytose.
Mit zunehmenden Vergiftungserscheinungen nimmt diese Steigerung der
Thätigkeit ab, und erlischt, wenn die Toxine sich im Organismus reichlich
vermehrt haben. So lange sie in massiger Menge vorhanden waren, übten
die Toxine einen functionellen Reiz auf die Zellthätigkeit aus, bei Anhäufung
derselben jedoch wirken sie lähmend und vernichtend auf die Zellen selbst.
Nach diesen Darlegungen wirft Verf. die Frage auf, ob diese Steigerung
der Secretionsthätigkeit der Leukocyten. welche er aus der Vermehrung
der intra und extracellulären Granulationen schliesst, den Zweck hat, dem
Organismus antitoxische und bactericide Kräfte zuzuführen. Nachdem Verf.
die Resultate seiner Untersuchungen denen anderer Forscher gegenüber
gestellt hat, giebt er zwar keine definitive Beantwortung dieser Frage, zeigt
sich aber geneigt, dieselbe zu bejahen. Er thut dies um so mehr, als die
von ihm beobachteten Structurveränderungen der Leukocyten, welche er
als den Ausdruck einer gesteigerten Secretionsthätigkeit ansieht, sich be-
sonders dann nachweisen lassen, wenn dem Thierkörper massige Mengen
toxischer Substanz einverleibt werden, wonach sich die antitoxische und
bactericide Kraft des Blutes wesentlich steigert. Die experimentellen Be-
obachtungen Verf.'s stimmen vollkommen mit den klinischen Erfahrungen
überein, welche lehren, dass gerade bei schweren tödtlich verlaufenden
Fällen von Diph. sich häufig schon früh Störungen im lymphatischen Apparat
nachweisen lassen*. Trambusti.
Billings (578) hat eine fleissige Untersuchung über die Blutbefunde
bei Diph. -Kranken gemacht und kommt zu folgenden Schlüssen: 1. die
rothen Blutkörperchen werden in schweren Fällen verringert. 2. Die Leu-
kocyten nehmen zu, ausgenommen in leichten und sehr schweren Fällen ; die
*) Die Beobachtungen des Herrn Verf.'s sind gewiss sehr exact und interessant.
Es dürfte jedoch in hohem Grade fraglich sein, ob die den Beobachtungen ge-
gebene Deutung zutreffend ist. ^Die Vermehrung der intra- und extracellu-
lären Granulationen", welche Verf. als den „Ausdruck einer gesteigerten Secre-
tionsthätigkeit ansieht " könnten ebenso gut alsDegenerations- Erscheinungen
angesprochen werden. Baumgarten.
Diphtlieriebacillus. Leukocytosis bei Diphtherie. 233
Verhalten des Blutserums gesunder und diphtheriekranker Kinder
gegenüber dem Diphtherie-Toxin.
Leukocytosis hängt meistens von der Intensität der Infection ab; die Leu-
kocytosis erzeugen neutrophile Blutkörperchen. 3. Der Hämogiobingehalt
entspricht der Zahl der rothen Blutkörperchen. 4. In mit Antitoxin behan-
delten Fällen sind die rothen Blutkörperchen meistens nicht vermindert, die
Leukocytosis bleibt jedoch unberührt. 5. In gesunden Individuen übt das
Antitoxin auf die rothen und weissen Blutkörperchen keinen Einfluss aus,
G. Von prognostischem Werth ist die Blutuntersuchung nicht. Kmithack.
Schlesinger (755) hat feststellen können, dass die Diph. beim Men-
schen mit einer mehr oder minder gesteigerten Leukocytose einher-
geht. Von 24 Fällen zeigten 21 diese Vermehrung der weissen Blutkörper-
chen, wobei der Grad der Leukocytose zwischen 1:71 und 1 : 275 schwankte.
Ein Einfluss des Alters, der Körpertemperatur, der Schwere der Erkran-
kung u. s. w. auf die erhöhte Leukocytenzahl liess sich in keiner Weise
constatiren. Dagegen trat bei günstigem Verlaufe der Krankheit alsbald
eine Verminderung der H3T)erleukocytose ein, während sie bei ungünstigem
Ausgang bestehen blieb.
Bei Anwendung des Heilserums wurde die „Leukocytencurve" in sehr
charakteristischer Weise geändert. Es machte sich nach der Seruminjection
alsbald eine beträchtliche und rapide Abnahme der Leukocytenmenge be-
merkbar, welcher dann von neuen eine Hyperleukocytose zu folgen pflegte,
ohne jedoch den ursprünglichen Grad wieder zu erreichen. Sohernheini.
Loos (691) berichtet über eine Reihe von Untersuchungen, durch welche
das Verhalten des Blutserums gesunder und diphtheriekranker
Kinder gegenüber dem Diph. -Toxin ermittelt werden sollte.
Das Blut wurde regelmässig durch Venäsection entnommen und nun nach
dem EHBLiCH'schen Mischungsverfahren auf seine Toxin -neutralisirende
Wirkung an Meerschweinchen geprüft.
Die hierbei gewonnenen Resultate lassen sich etwa folgendermaassen zu-
sammenfassen:
1. Gesunde Kinder, welche keine oder geringe Mengen von Schutzstoffen
in ihrem Blute besitzen, liefern nach der Injection einer Dosis Heil-
serum (Behring III = 2000 A.-E.) ein antitoxisch wirksames
Blutserum.
2. Die Injection einer Immunisirungsdosis (150 A.-E.) verleiht dem
Blute von Kindern keine antitoxische Wirksamkeit.
3. Ein Kind, welches keine oder nui* wenig wirksame Schutzkörper be-
sass, erkrankte an Diph. und verfügte nun 15 Tage, in noch höherem Maasse
00 Tage nach überstandener Erkrankung über ein Blutserum von
sehr ausgesprochenem Antitoxingehalt.
4. In 2 anderen Fällen gelang es, Schutzstoffe, die während des Be-
stehens der Diph. fehlten, nach Ablauf des Processes zweifellos nachzuweisen.
5. Das Blut von 2 gesunden Kindern, auf deren Schleimhäuten viru-
lente D.-B. gefunden wurden, besass starke antitoxische Eigeiischaften.
(3. Das Blutserum eines diphtheriekranken Kindes äusserte im Thier-
versuch toxische Wirkung.
234 Diphtheriebacillus. Wirkung der rectalen Injection des Diph.-Toxins.
Wirkung der NaCl-Injection bei Vergiftung mit Diph. -Toxin.
Wirksamkeit d. Blutes Neugeborener gegenüber d.Diph.-Infectionu. -In toxication.
7. Ob die gelegentlich beobachteten antitoxischen Eigenschaften nor-
malen menschlichen Blutserums dauernde oder wechselnde sind, war bis-
her nicht mit Sicherheit zu entscheiden. Tage und Wochen scheinen eine
Aenderung des Verhaltens jedenfalls nicht zu bewirken. Sobernheim.
Oibier (640) will Folgendes festgestellt haben :
1. Bei Kaninchen, Hunden und Meerschweinchen übt die rectale Injec-
tion von relativ hohen Dosen des Diph.- oder Tetanus-Toxins keine
sichtliche Wirkung aus.
2. Die vielfach wiederholte rectale Injection derartiger Toxinmengen er-
zeugt nicht die geringste Spur von Immunität
3. Mengen von Diph.- oder Tetanus-Antitoxin, welche lOOOmal grösser
sind als die vom Unterhautzellgewebe wirksamen, sind bei Zuführung per
rectum nicht im stände Thiere gegen die tödtliche Minimaldosis der be-
treffenden Gifte zu schützen.
4. Es ist anzunehmen, dass die Darmschleimhaut die Toxine und Anti-
toxine zurückhält oder vielleicht zerstört. Erfolgt eine Resorption, so wür-
den die Substanzen wahrscheinlich bei ihrer Verschleppung durch das Pfort-
adersystem in der Leber unwirksam gemacht. Sobernheim.
Enriqiiez und Halliou (618) haben durch nachfolgende intra-
venöse Kochsalzinjectionen bei Hunden, welche mit Diph. -Toxin ver-
giftet wurden, vorübergehende Besserung, vor allen Dingen Steigerung des
stark gesunkenen arteriellen Druckes erzielen können, während umgekehrt
eine vorhergehende Kochsalzinjection bei Hunden und Kaninchen eine
spätere Diph.-Intoxication in ungünstiger Weise beeinflusste. Die Wirkung
der Küclisalzinfusion ist daher nach Ansicht der Verff. nur eine blutdruck-
steigernde, keine antitoxische. Sobernheim.
Charriii (601) erklärt die Bezeichnung der zu intravenösen und subcu-
tanen Injectionen benutzten Salzlösungen als „Serum" oder „künstliches
Serum" für unwissenschaftlich und unzulässig. Sobernheim.
Fischl (626) hat in Gemeinschaft mit v. Wunschheim^ das Blut von
Neugeborenen auf seine Wirksamkeit gegenüber der Diph.-Infec-
tion und -Intoxication untersucht und in 68 von 82 Fällen die Anwesen-
heit wirksamer Schutzstoffe nachweisen können. Die Menge der letzteren
betrug für das Gesammtblut eines Neugeborenen von 3000 g Durchschnitts-
gewicht im Falle höchster Schutzkraft 20 Normalantitoxineinheiten. Das
Alter der Mütter war dabei für den Schutzwerth des Blutes von gewisser
Bedeutung, insofern als in dem Alter von 21-25 Jahren die Resultate am
günstigsten waren.
Durch Erhitzen auf 55 "^ und 65^ blieb die aiititoxische Wirksamkeit des
Serums unbeeinflusst. Im Reagensglase übte das Blutserum der Neugebore-
nen auf D.-B. weder bactericide noch abschwächende Wirkung aus.
Sobernheim.
Schmid und Pflanz (756) haben festzustellen gesucht, ob die Milch
von Wöchnerinnen ebenso wie das Blut Neugeborener (Fischl und
») Vgl. Jahresber. XI, 1895, p. 211. Ref.
Diphtheriebacillus. Anfcitoxische Wirkung der Milch von Wöchnerinnen. 235
Antitoxingehalt des normalen I^ferdeserums.
Künstliche Darstellung des Diph. -Antitoxins auf elektrolytischem Wege.
V. Wunschheim ^) über antitoxische Fähigkeiten g-egenüber der
Wirkung des Diph.-Griftes verfügt. Die Versuche wurden in der Weise
ausgeführt, dass nach dem Vorgange Ehrlich's bestimmte Mengen der Milch
mit einer sonst sicher tödtlichen Dosis des Dipli.-Toxins im Reagensglase
gemischt und nun Meerschweinchen unter die Banchhaut gespritzt wurden.
Gleichzeitig wurde stets das Blutserum der betreffenden Wöchnerinnen
(aus Placentarblut gewonnen) in der nämlichen Weise auf seinen Gehalt
an Diph. -Antitoxin geprüft.
Hierbei ergab sich, dass sowohl Blut wie M i 1 c li v o n W ö c h n e r i n n e n ,
welche niemals an Diph. oder Scharlach erkrankt gewesen, meist deutliche
Schutzwirk ungeu ausübten. Verff. kommen daher auf Grund ihrer, durch
eine Anzahl von Tabellen erläuterten Untersuchungen zu folgenden Schlüssen:
1. Die in dem Blute der AVöchnerin enthaltenen Schutzkörper gehen in
die Milch über.
2. Die Menge derselben ist in der Milch erheblich geringer als im Blute,
so dass man stets ein mehrfaches Quantum der ersteren benöthigt, um die
gleiche Wirkung zu erzielen. Sohernheim.
Bolton (585) untersuchte das Seium von 12 Pferden, ehe sie in Behand-
lung genommen wurden, auf seinen Antitoxingehalt. Das Serum von 3 Pfer-
den zeigte ^/,jQ I.-E. Der Gehalt an Antitoxin vor der Behandlung hat
keinen Einfluss auf die künstliche Antitoxinproduction. 2 Pferde, welche
anfangs Antitoxin in ihrem Serum aufwiesen, lieferten gänzlich verschiedene
Sera nach der Toxinbehandlung-. Kantliack.
SmirilOW (7(35, 766) hat das früher von ihm beschriebene Verfahren
einer künstlichen Darstellung des Diph. -Antitoxins auf elek-
trolytischem Wege^ noch zu verbessern gestrebt.
Als Ausgangsmaterial für die elektrolytische Umwandlung des Toxins
in das Antitoxin bewährte sich ein aus Bouillonculturen gewonnenes
Diph.-Gift am besten, namentlich ein älteres, 4-6 Monate altes, und bereits
etwas abgeschwächtes Bouillon-Toxin.
Um eine Vermischung der bei der Elektrolyse entstehenden vei'schiede-
nen Substanzen nach Möglichkeit zu vermeiden und lediglich mit dem
Anodeprodukt zu arbeiten, wurde in der zu diesen Versuchen benutzten
U-förmigen Röhre ein Tampon aus hygroskopischer Watte direct unter dem
positiven Pol angebracht und nun die über dem Tampon befindliche Flüssig-
keit abgehoben und der Prüfung unterworfen.
Platinelektroden erwiesen sich als ungeeignet, da dieselben eine con-
stante Beimengung von Platinchlorid zu dem entstehenden Antitoxin be-
wirkten, und wurden durch Kohleelektroden ersetzt, welche zur Ent-
fernung des in ihnen enthaltenen Eisens gut in Salzsäure ausgekocht wor-
1) Jahresber. XI, 1895, p. 211. Ref.
'-) Diese Thatsachen sind ja schon vor der Veröffentlichung dieser Arbeit be-
kannt gewesen; Verf. scheint auch nicht eingesehen zu haben, dass das Anti-
toxin vor der Behandlung etwas ganz anderes ist, als das nach der Behand-
lung. Ref.
236 Diphtheriebacillus. Künstliche Darstellung
des Diphtherie- Antitoxins auf elektrolytischem Wege.
den waren. Ferner übte der Chlorgehalt der Lösungen einen sehr nach-
theiligen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit des erhaltenen Antitoxins aus,
so dass Verf. sich genöthigt sah, Bouillon ohne Kochsalzzusatz zu benutzen
oder aber das Chlor durch Elektroden aus metallischem Silber am positiven
Pol zu entfernen.
Weitere Versuche zeigten die Nothwendigkeit, dem kochsalzfreien Toxin
wieder einen Zusatz von Alkali, am besten Kalilauge, zu geben, um den
Strom während der Dauer der elektrolytischen Einwirkung möglichst auf
gleichmässiger Höhe zu erhalten.
Nach vielfachen Abänderungen hat sich daher das folgende Verfahren
am meisten bewährt und zu befriedigenden Eesultaten geführt: Das 0,5^/o
kochsalzhaltige Toxin wird der Elektrolyse mit Kohleelektroden unter-
worfen, dann die Kohleelektrode am positiven Pol zur Entfernung des Chlors
durch mehrmals wechselnde Silberelektroden ersetzt und während dieser Zeit
Alkali (KHO) am positiven Pol zugegossen. Die Dauer des ersten Actes,
der „Chlorirung", ist für die Heilkraft des Antitoxins von ausschlaggeben-
der Bedeutung, während für die Elektrolyse mit Silberanode die exakte
Einhaltung einer bestimmten Zeit nicht erforderlich zu sein scheint.
Mit Hülfe eines derartig hergestellten, künstlichen „Antitoxins" in Dosen
von 0,5-1 ccm hat Verf. Meerschweinchen 16-18 Stunden nach der
Infection mit 0,1 ccm Diph.-Bouilloncultur heilen können. Das Antitoxin
selbst war frei von allen giftigen Eigenschaften, wenigstens für normale
Thiere, wogegen von diph.-inficirten Thieren ein Ueberschuss an Antitoxin
nicht ohne weiteres vertragen zu werden schien.
Auch bei Hunden will Verf. Heilerfolge mit seinem Präparat erzielt
haben.
Gegenüber dem aus dem Blute künstlich immunisirter Thiere in Gestalt
des Diph. -Serums zu erlangenden Antitoxin besitzt das auf elektrolytischem
Wege direkt aus dem Toxin erzeugte Präparat nach Ansicht Verf.'s den
Vorzug der einfacheren Bereitungsweise, grösserer Billigkeit, und auch,
namentlich in späteren Stadien der Infection, der stärkeren Wirksamkeit^.
Sobernheim.
1) Jahresber. X, 1894, p. 187 ; XI, 1895, p. 206. Ref. _
^) Auch diese neue Mittheilung S.'s bleibt den Beweis schuldig, dass es ihm
gelungen ist das Diph. -Toxin thatsächlich in ein „Antitoxin" umzuwandeln.
Die Versuche bestätigen nur die auch von anderer Seite festgestellte Möglich-
keit, Bacterienculturen und Bacteriengifte durch elektrolytische Behandlung
abzuschwächen oder selbst ihrer pathogenen Wirksamkeit vollkommen (?) zu
berauben. Wenn diese entgifteten Bacterienproducte nun heilende Fähigkeit
erwerben, so sind dieselben damit noch keineswegs als „Antitoxin" im Sinne
Behring's charakterisirt. Als „Diph.-Antitoxin" darf nur ein solcher Körper
bezeichnet werden, welcher sich hinsichtlich seiner chemischen Eigenschaften
und der besonderen Art seiner antitoxischen Leistungsfähigkeit genau so ver-
hält, wie die in dem Blutserum künstlich immunisirter Thiere specifisch wirk-
same Substanz. Ueber die chemischen Eigenschaften des „oxydirten Toxins"
finden sich aber in der S. 'sehen Arbeit gar keine Angaben, über seine immuni-
sirende und heilende Kraft ist aus den in Kürze angeführten Thierversuchen
kein sicheres Urtheil zu gewinnen. Vor allem ist die Virulenz der zur Prüfung
benutzten Diph.-Cultur (tödtliche Minimaldosis!) nicht mitgetheilt. Ref.
Diplitlieriebacillus. Gewinnung eines wirksamen Diph.-Heilserums. 237
Bereitung des Heilserums. Agglutinirende "Wirkung des Diph. -Serums.
Pawlowsky und Maksutow (721) empfehlen zum Zwecke möglichst
rascher Gewinnung- eines wirksamen Diph.-Heilserums, Pferde
der combinLrten Behandlung mit grossen Toxinmengen und Antitoxin zu
unterwerfen. Das Verfahren gestaltet sich am Sichersten so, dass man
dem Pferd zunächst eine grosse Antitoxindosis injicirt und nun in kurzen
Zwischenräumen von je 2 Tagen abwechselnd subcutane und intravenöse
Injectionen grosser Giftmengen folgen lässt. Zeigt das Thier zu heftige
Reactionen oder sonst irgend bedenkliche Erscheinungen, so muss zunächst
wieder eine genügende Antitoxinmenge injicirt werden, ehe man mit den
Toxineinspritzungen fortfährt. Auf diese Weise gelang es den Verff. schon
nach 40-50tägiger Behandlung ein Serum von 150-200 Antitoxinein-
heiten pro ccm und darüber zu erhalten. Sobernheim.
Wood (797) behauptet, dass man zur Bereitung des Antitoxins
Bouillon- Toxin und Serum-Toxin gebrauchen solle, d. h. filtrirte Bouillon-
culturen, die ein Enzym entlialten, und filtrirte und erhitzte Cultui-en in
einem Gemisch von Bouillon und Serum (10-20*^/o). In diesem Serumge-
misch wird der D.-B. wenigstens 3-4 Wochen lang gezüchtet, vor dem
Gebrauch eine Stunde auf 65*^ erhitzt und sodann filtrirt. Dieses Serum-
toxin ist stark pyrogen. Ein Pferd empfing in 12 Tagen 380 ccm Serum-
toxin in 3 Injectionen; am 19. Tage wurden ihm 50 ccm nicht filtrirtes,
erhitztes Serumtoxin injicirt, sowie 150 ccm Bouillontoxin (von dem 0,5 ccm
ein 500 g Meerschweinchen in 48 Stunden tödtete); am 28. Tage erhielt
es eine weitere Injection von 50 ccm Bouillontoxin und am 30. Tage noch
115 ccm. Am 32. Tage war der Titre des Serums 10 I.-E. — Ein zweites
Pferd empfing in den ersten 12 Tagen 1350 ccm Serumtoxin mit Antitoxin;
während der nächsten Woche 550 ccm Bouillontoxin (0,25 ccm tödtlich für
ein Meerschweinchen in 48 Stunden), und 100 ccm Serumtoxin; in der
folgenden Woche je 400 ccm und 250 ccm. Am 30. Tage war der Titre
des Serums 100 I.-E.; nach 9 Wochen gab die Behandlung ein Serum von
250 I.-E. Bei einem 3. Pferde war der Titre des Serums nach 4 Wochen
125 I.-E. Es wurden nun Pferden, die seit Langem in Behandlung waren,
am ersten Tage 300 ccm Serumtoxin eingespritzt, am nächsten Tage schon
das Bouillontoxin und während der folgenden 5 Tage täglich oder ein Tag
um den andern ein schwaches Bouillontoxin; im Laufe der nächsten
Woche wiederum 300 ccm Serumtoxin und mehrmals Bouillontoxin. Nach
2 Wochen war bei einem Pferde der Titre von 40 zu 250 gewachsen, bei
einem andern von 40 zu 75. KantJmck.
Berestnew (573) beschreibt die Bereitung des Di ph. -Heilserum
im Moskauer bacteriologischen Institut ohne irgendwelche von den allge-
mein üblichen abweichende Methoden zu erwähnen. Alexander -Leivin.
Nach Nicolas (711) äussert das Diph.- Serum gegenüber den Loeff-
LEK'schen D.-B. agglutinirende Wirkung.
1. Fügt man gut entwickelten Bouillonculturen des D.-B. eine gewisse
Menge Diph. -Serum hinzu, so tritt die GRUBER'sche Reaction ein. Normales
Serum bleibt wirkungslos^.
*) Die Angaben N.'s sind sicher unzutreffend; D.-B. werden durch Diph.-Serum
nicht agglutinii-t. Vgl. C. Fkaenkel (Referat No. 630 p. 221). Ref.
238 Diphtheriebacillus. Ursachen der Trübung des Diph.-Heilserums.
Antitoxicität verschiedener Heilsera.
Wirksame Substanz im Antidiph. -Serum.
2. Die Reaction entwickelt sich gleichfalls, wenn mau sterile Bouillon
nach Zusatz von Diph.-Serum mit D.-B. impft; entsprechend dem Wachs-
thum der Bacterien, kommt es alsbald zur Haufenbildung-, während die
Bouillon völlig klar bleibt.
3. Das Diph.-Serum beeinflusst den Bac. pyocyaneus und Typhusbac.
gar nicht, übt aber auf Colibacterien eine schwache Agglutinationswirkung
aus. Sobernheim.
DsershgOWSki (613) erblickt die Ursachen der Trübung des
Diph.-He ilserums „in einer ungenügenden Ausscheidung des Fibrins,
in dem verschiedenen gegenseitigen Verhältniss der fibrinoplastischen Sub-
stanzen im Blutplasma, oder in der Bildung von Gährungen bei längerer
Conservirung. Als Kunstproduct ist die Trübung aufzufassen, wenn diu'ch
Zusatz von desinficirenden Substanzen die Löslichkeitsverhältnisse der Ei-
weisskörper und Fette modificirt, der Gehalt an freien Alkalien verändert,
unlösliche Eiweisskürper gebildet werden. Zwecks näherer Untersuchung
des Niederschlags wurden die Eiw^eisskörper mit Aether extrahirt, chemisch
untersucht, und der Trockenzustand bestimmt. Die Asche bestand aus
phosphorsaurem Kalk, Chlornatrium und geringen Mengen essigsaurer
Salze. Der Zusatz einer 0,5proc. Carbolsäure vernichtet die in's Serum ge-
langten Bacterien (ausgenommen die widerstandsfähigsten, wie dieAnthrax-
bac), der Zusatz von Kampfer tödtet nur einige Bacterien. Die eventuell
schädliche Wirkung der zugesetzen Carbolsäure wird reichlich aufge-
wogen durch die Garantie, ein bacterienfreies Serum in der Hand zu
haben " . Sohernheun .
Aaser (558) prüfte die Antitoxicität von 2 Flaschen ScHERiNG'schem,
4 Flaschen BEHEiNG'schem und 1 Flasche von in der bacteriologischen Ab-
theilung des Krankenhauses Ullevold zu Christiania bereitetem Serum.
Die ScHEB.rNG'schen Flaschen waren bezw. vom 3./7. und 11. /4., die Beh-
KiNG'schen bezw. vom 19. /5., 5./6., 9./6. und2./ll., das ULLEWOLD-Serum
vom 20. /7. 1895 datirt; die Prüfung wurde Ende November und Anfangs
bis etwa Mitte December desselben Jahres an Meerschweinchen vorgenom-
men. Das ÜLLEvoLD-Serum zeigte genau dieselbe Antitoxicität wie vor 4
Monaten; dagegen war die Antitoxicität von 5 der übrigen Serumsorten
gegenüber dem vom Verf. benutzten Toxin geringer, wie man nach den
auf den Flaschen angegebenen Immunisir ungseinheiten hätte erwarten
sollen. Verf. glaubt indessen, dass dieser Umstand einer grösseren Giftig-
keit des von ihm verwendeten Toxins und nicht einer Abnahme der ur-
sprünglichen Antitoxicität zuzuschreiben sei, indem auch nicht das Beh-
EiNG'sche Serum vom 2./11. mehi" antitoxisch war. Axel Holst.
Um die wirksame Substanz im Antidiph.-Serum festzustellen,
hat Baldi (569) Untersuchungen an einem Serum mit sehr hoher Immuni-
sirungs-Kraft angestellt. Er benutzte dazu dasselbe Verfahren, nach wel-
chem man im normalen Serum das ScHMiDT'sche Fibrin-Ferment darstellt.
Verf. hat auf diese Weise 2 Substanzen gewonnen, welche sich in Bezug
auf ihre Löslichkeit in destillirtem Wasser nicht wesentlich unterscheiden.
Die eine Substanz löste sich reichlich die andere sogar vollständig, aller-
Diphtheiiebacillus. Wirksame Substanz im Antidiph. -Serum. 239
Einfluss der Filtration durch CnAMBEBLAND'sche Kerzen
auf den Werth des Antidiph. -Serums.
dings erfolgte die Lösung in weit längerer Zeit als in normalem Serum.
Eine andere Thatsache, welche auf einem nicht unwesentlichen Unterschied
dieses Serums gegenüber dem normalen hinweist, besteht darin, dass, während
die leicht lösliche Substanz die normale Quantität des ScHiviiDx'schen Fibrin-
Ferments darstellte, die andere schwerer lösliche Substanz aus Eiweiss-
stoifen bestand aber trotzdem keinen Schwefel enthielt. Ausserdem unter-
schieden sich die beiden Substanzen durch ihren Gehalt an Phosphor; die
leichter lösliche Substanz enthielt Phosphor die andere nicht.
Beide Substanzen erwiesen sich als immunisirend wirksam. Erstaunt
darüber, dass der alkoholische Niederschlag des Diph.-Serums sich mehr oder
weniger leicht in destillirtem Wasser löslich erwies und keinen Schwefel
enthielt, hat Verf. sich klar machen wollen, wieso die Protein-Moleküle den
Schwefel verloren hätten und durch welchen Körper sie functionell in den
freigebliebenen Molekülen ersetzt würden.
Verf. glaubt folgende hypothetische Erklärung geben zu können. Das
Toxin T. wirkt im Organismus auf ein Eiweiss- Molekül, welches er der
Einfachheit halber mit [(S x) y] bezeichnet. Das Toxin spaltet von diesem
den Schwefel und die ihm eng verbundene Seitenkette, welche wir mit x
bezeichnen wollen, ab, so bildet sich ein neuer Körper T (S x); der Haupt-
kern des Eiweismoleküls y bleibt unverändert. Der Körper T (S x) erleidet
kaum gebildet starke Veränderungen im Organismus und bildet vielleicht
auf Kosten der Seitenkette x einen schwefelhaltigen Körper TSb, welcher
weiter gespalten oder auch unverändert den Organismus verlässt und einen
zweiten Körper A, welcher das Antitoxin bildet. Dieses ersetzt die Grösse
S X in der Formel [(S x) y] und stellt dadurch das Eiweiss-Molekül (A y)
wieder her, in welchem das Antitoxin den fehlenden Schwefel ersetzt.
So könnte man es sich erklären, dass alle vom Verf. aus dem Diph.-Serum
isolirten Körper, so weit sie schwefelhaltig sind, immunisirend wirken.
Trambu.sti.
de Martini (697) hat den Einfluss der Filtration durch Cham-
beeland's Kerzen auf den Werth des Antidiph. -Sern ms untersucht
und gelangte zu folgenden Schlüssen:
1 . Schon bei den ersten Portionen des filtrirten Serums ist der antitoxische
Werth geringer als der des untiltrirten Serums. Diese Abnahme seines
Werthes nimmt zu, bis schliesslich die letzten tiltrirten Proben eine helle
wässrige fast ganz unwirksame Flüssigkeit darstellen.
2. Verdünnt man Serum, das sehr reich an Antitoxinen und sehr dick-
flüssig ist, mit W^asser, so ist die Antitoxinmenge, welche die Kerze durch-
lässt grösser als die, welche bei unverdünntem Serum filtrirt.
8. Die Antitoxindurchlässigkeit variirt von Kerze zu Kerze.
4. Wenn das zu filtrirende Serum schon dickflüssig und reich an Anti-
toxinen ist, so gehen von Letzteren nur wenig durch die Kerze.
5. Die Abnahme des antitoxischen Werthes einer bestimmten Menge til-
trirten Serums entspricht immer einer Abnahme seiner trockenen Rückstände.
Nach diesen Resultaten räth Verf. entschieden die CHAMUEKLAND'sche
Filtrationsmethode zur Sterilisation des Serums zu verwerfen. Trambiisti.
240 Diphtheriebacillus. Filtration des Heilseruujs durch CHAMBERLANo'sche
Kerzen. Wirksamkeit des Heilserums auf gesunde Kaninchen.
Veränderung des Antitoxingehaltes des Blutes während der Immunisirung.
de Martini (698) will ermittelt haben, dass das Diph.-Heilserum bei
der, namentlich durch Funck^ empfohlenen Filtration durch Chamber-
LAND'sche Kerzen sehr erhebliche Verluste an Antitoxin erleidet. Die
Abnahme des Antitoxingehaltes soll dabei vorwiegend die letzten Fractionen
des Filtrates betrefifen, welche unter Umständen, je nach der Beschaffenheit
der Kerze, eine klare, wässrige, fast antitoxinfreie Flüssigkeit darstellen
können"-. Sohej'nheini.
Poix (728) fand bei Kaninchen, welche eine subcutane Injection von
5 ccm Diph.- Serum erhalten hatten, während der nächsten 2 bis 6 Tage
die Menge des Harnstoffs im Urin vermehrt. Diese Wirkung war indessen
nicht auf den Antitoxingehalt des Serums zurückzuführen, denn normales
Pferdeserum hatte den gleichen Erfolg. Sobernheim.
SaloniOiisen und Madseii (747) haben mittels sehr häufiger Messungen
nach der BEHRiNG-EnRLicH'schen Methode die Veränderungen in der Stärke
(Immunisirungswerth) des Serums einer Stute verfolgt, die im Verlaufe der
Immunisirung geboren hatte. 19 Tage vor der Geburt war das Serum 150-
fach, 23 Tage nachher war es 45fach, die Milch ^/^-^/i und das Blut des
Füllen 9fach. Am 88. Tage nach der Geburt nahmen die Versuche ihren
Anfang, und jeden oder jeden 2. Tag wurden gleichzeitig Proben vom Blute
und der Milch der Stute genommen. Die Stärke wurde, wie gesagt, nach
Ehrlich untersucht mit einem Toxin, dessen Minimaldosis 0,026 ccm be-
trug, was nach Versuchen an 98 Meerschweinchen bestimmt wurde. Das Blut
wurde mit der Genauigkeit von 5 Einheiten, und die Milch mit ^/g bestimmt.
Es zeigte sich bei 19 gleichzeitigen Messungen ein sehr constantes Ver-
hältniss zwischen der Stärke des Serums und der Milch, nämlich 200 : 1
(genau 194 : 1). Die Veränderungen sind augenscheinlich, man sieht sehr
deutlich wie der Immunisirungswerth von Blut und Milch in den ersten
Tagen nach den Toxininjectionen sinkt, um später am 9.-10 Tag gleich-
zeitig die frühere Höhe zu überschreiten. Diese Veränderungen sind jedoch
bei den 3 Injectionen nicht gleich. Bei der letzten ist weder das Fallen
noch die Steigerung so ausgesprochen. Esberuhtdies vielleicht auf besserer
Angewöhnung.
Nach einer Venäsection von 7 1 folgt am 3. Tage ein Fallen von 120 zu
85fach, den 5. Tag steigt es zu 100, um dann constant zji bleiben.
Zur Erklärung dieser Veränderungen nehmen Verff. an, dass die Zellen,
auf die das Toxin einwirkt, die Eigenschaft erwerben, Antitoxin ausscheiden
zu können, und dass dieses ununterbrochen gebildet, destruirt und ausge-
schieden wird. Die nach Toxininjectionen erfolgende Schwächung des Blutes
an Antitoxingehalt könnte man als Folge einer Intoxication der antitoxin-
secernirenden Zellen auffassen, die sich aber schnell daran gewöhnen und
dann mit erneuten Kräften wieder Antitoxin produciren.
1) Vgl. Referat No. 697 p. 239. Ref.
^) Es stehen diese Angaben mit der allgemeinen Erfahrung und namentlich
mit der entscheidenden Thatsache in Widerspruch, dass das von Funck herge-
stellte und durch Filtration gereinigte Diph.-Serum gerade über sehr erheb-
liche antitoxische Eigenschaften verfügt. Ref.
Diphtheriebacillus. Wirkung des per os gereichten Heilserums. 241
Dauer der Immunität.
Ob die maximale Steigerung am 9.-10. Tage für alle Pferde constantist,
müssen weitere Versuche entscheiden. Die Mittheilung dieser Thatsache
ist zweifellos eine Aufforderung, den Zeitpunkt festzustellen, wo der Anti-
toxingehalt des Blutes am grössten ist. W. Jensen.
Periui (722) hat einen experimentellen Beweis für die klinische Be-
obachtung von Chantemesse geliefert, welcher gute Heilerfolge bei
Diph. erzielte, wenn er das Serum per os gab.
Die experimentellen Untersuchungen stimmten vollkommen mit der kli-
nischen Beobachtung überein, denn man kann in kurzer Zeit den Hunden
durch innerliche Darreichung eine grosse Widerstandsfähigkeit verleihen;
ein Erfolg, welchen man an der stark toxischen Wirkung des Blutes erkennt.
Die passive Immunität, welche man durch innerliche Darreichung des Serums
erreicht, geht langsam vor sich. Während bei subcutaner oder intravenöser
Injection nichts von der antitoxischen Substanz verloren geht, beobachtet
man bei Darreichung per os einen grossen Verlust derselben. Tramhusti.
Passini (720) hat die Dauer der Immunität, wie sie durch präven-
tive Impfung mit BEHEma'schem Diph.-Heilserum verliehen werden kann,
in der Weise festzustellen gesucht, dass er bei einer Eeihe von Individuen,
den Gehalt des Blutes an Antikörpern zunächst vor und dann, in verschie-
denen Zwischenräumen, nach einer Seruminjection bestimmte.
Die Versuche wurden anfangs an Ziegen und Pferden, später an Men-
schen ausgeführt. Der antitoxische Werth des Blutserums wurde mit Hülfe
der EHELiCH'schen Methode — Mischung mit einer bestimmten Toxindosis
und Prüfung des Gemisches an Meerschweinchen — ermittelt.
Es zeigte sich hierbei, dass Ziegen, welche eine einmalige subcutane
oder intravenöse Injection von 200 Antitoxineinheiten erhalten hatten,
während der nächsten Zeit ein antitoxisch wirksames Serum producirten.
Wiederholte Versuche lieferten übereinstimmende Ergebnisse: Das Blut
der Ziegen, welches ursprünglich über keine antitoxischen Fähigkeiten ver-
fügte, besass 30 Minuten nach der Seruminjection sehr ausgesprochene
Wirksamkeit, doch liess dieselbe bis zum 3. Tage schon erheblich nach und
w^ar nach 6 Tagen wieder vollkommen verschwunden.
Die Erfahrungen an Pferden deckten sich mit den oben erwähnten nach
jeder Richtung.
Die Blutuntersuchungen am Menschen bestätigten zunächst die An-
gaben anderer Autoren (Wassekmann^, Abel'-^ u. a.), dass das Blutserum
von Personen, welche, soweit nachweisbar, niemals an Diph. gelitten haben,
gelegentlich stark antitoxische Eigenschaften verrathen kann. Von 12
Menschen lieferten 4 ein höchst wirksames Serum, während bei den übrigen
die giftneutralisirende Wirkung nur geringfügig war. Von ersteren wurden
zwei für die weiteren Untersuchungen herangezogen, mit Diph.-Serum inji-
cirt und nun auf die Leistungsfähigkeit ihres Blutes geprüft. Die Prüfung
erfolgte aus besonderen Gründen in einer von dem einfachen Verfahren
etwas abweichenden, hier im einzelnen nicht näher zu erörternden Weise
') Jahresber. XI, 1895, p. 211. Ref. — •^) Jahresber. X, 1894, p. 198. Ref.
Baumgart en 's Jahresbericht XII 16
242 Diphtheriebacillus. Immunisirungsversuche mit Heilserum.
und führte zu dem Resultat, dass mehrere Stunden und Tage nach
der Seruminjection das Blut der beiden Personen eine deut-
liche Steigerung seiner antitoxischen Fähigkeiten erfahren,
nach 11-12 Tagen aber wieder bis auf die letzten Spuren ver-
loren hatte.
Ein sicherer Beweis, dass die Serumimmunität bei Diph. nun etwa nicht
länger als 11-12 Tage bestehen könne, ist durch diese Versuche, wie Verf.
wohl mit Recht betont, nicht erbracht. Die Möglichkeit darf nicht von der
Hand gewiesen werden, dass die Heilserumwirkung auch die Gewebe des
Organismus angreift und daher, unbeschadet der Entwerthung des Blut-
serums, noch längere Zeit fortbestehen kann.
In einer „Nachschrift" sucht P. die abweichenden Ergebnisse, zu wel-
chen Loos^ gelangte, durch die Verschiedenheit der Untersuchungsmethoden
zu erklären. Sobernheim.
LÖhr (690) berichtet über Immunisirungsversuche mit Behbing'-
schem Heilserum, welche auf der Kinderklinik der Kgl. Charite ange-
stellt worden sind.
Das Serum gelangte zunächst auf der Hauptstation zur Anwendung,
da hier fortgesetzt Diph.-Erkrankungen auftraten — vom l.October 1894
bis 30. Juni 1896 23 Fälle allein im Hauptsaale — , und zwar in der
Weise, dass anfänglich nur die Kinder in den Nebenbetten, später der
ganze Saal, dann, seit November 1895, sämmtliche Kinder von 1-3 Jahren,
welche in einem bestimmten Theile des Saales untergebracht wurden, so-
gleich bei der Aufnahme, und schliesslich, vom Januar 1896 an, überhaupt
sämmtliche neu aufgenommenen Kinder immunisirt wurden.
Die Gesammtzahl der ausgeführten Immunisirungen betrug 460, von
denen auf die Hauptstation 254 entfielen. Dieselben betrafen Kinder mit
den mannigfachsten Erkrankungen, sowie jeden Alters. In letzter Zeit
wurde fast ausschliesslich 1 ccm Serum mit 200 bezw, 250 J.-E. injicirt
und nur bei directem Diph. -Verdacht von grösseren Dosen Gebrauch ge-
macht.
Der Schutz der Seruminjection erwies sich im Ganzen als ein zuver-
lässiger. Wurden, nachdem ein Diph.-Fall constatirt war, die Kinder in
den Nachbarbetten immunisirt, so blieben dieselben verschont, während
unter den anderen Kindern Erkrankungen auftraten ; wurden dagegen alle
Kinder des Saales immunisirt, so erkrankte kein einziges an Diph. Seit Ein-
führung der Impfung bei allen neu aufgenommenen Kindern erkrankte nur
noch ein Knabe, bei welchem aus besonderen Gründen von einer Serum-
injection Abstand genommen worden war, am 7. Tage an leichter Diph.
Dass der Impfschutz kein dauernder war, zeigten einzelne Fälle,
bei welchen sich nach gewisser Zeit doch noch eine Diph. entwickelte.
Ebensowenig war die Immunisirung von irgend welchem Einfluss auf die
Schwere einer späteren Diph.-Erkrankung.
Gleich günstige Resultate, wie auf der Hauptabtheilung, konnten auf
») Vgl. Referat No. 691 p. 233. Ref.
Diphtheriebacillus. Wirksamkeit des Diphtherieserums 243
auf Entwicklung und Virulenz desselben.
der Masern Station und Schar lach Station verzeichnet werden. Die
Immunisirung- erfolgte nach den nämlichen Grundsätzen. Von 99 Masern-
fällen ist nur ein Kind an Diph. erkrankt und zwar nach Ablauf von 37
Tagen. Aus der Thatsache, dass nicht ein einziges Mal der früher sehr
häufige „Maserncroup" bei injicirten Kindern beobachtet werden konnte,
glaubt Verf. diese Sekundärinfection als eine diphtherische und nicht als
eine Erkrankung besonderer Art auifassen zu müssen.
Infection immunisirter Kinder mit Diph. erfolgte auf der Scharlach-
abtheilung nur in einem Falle, in welchem das Kind offenbar bereits vor-
her inficirt gewesen.
Von 12 gesunden Kindern, welchen Verf. Serum injicirte, erkrankte
eines an Diph.
Nebenwirkungen wurden gelegentlich beobachtet, ohne aber jemals „auch
nur den geringsten schädlichen Einfluss auf den Verlauf der bestehenden
Krankheit" auszuüben. Die Zahl der Exantheme schwankte zwischen 2,8^ Jq
und 5,5^/q. Ob dieselben in der That stets als Folge der Serurainjection
aufzufassen waren, lässt Verf. dahingestellt. Sohernheim.
Nicolas (710) fasst das Resultat seiner Untersuchungen über die Wirk-
samkeit des Diphtherieserums in die folgenden Sätze zusammen:
1. Die therapeutische und immunisirende Wirkung des Diph.-Serums
bei spontan erkrankten oder absichtlich inficirten Individuen äussert sich
in der raschen Abstossung der Pseudomembranen, mehr oder weniger
raschen Entfernung der LoBFFLEE'schen Bac. und Abschwächung- der in-
fectiösen und toxischen Allgemeinerscheinungen, und ist offenbar auf ver-
schiedene Ursachen zurückzuführen.
2. Neben der antitoxischen Wirkung- des Serums, welche in neueren
Arbeiten fast ausschliesslich in Betracht gezogen wird, spielen bactericide
Eigenschaften, und zwar im weitesten Sinne des Wortes, eine sehr wesent-
liche Rolle. Bisher geleugnet, ist die bactericide Fähigkeit des Diph.-Serums
durch unsere Untersuchungen sicher erwiesen.
3. Diese Wirkung äussert sich im Reagensglase gegenüber den Loeff-
LER'schen Stäbchen in einer Entwicklungshemmung und Abschwächung
der Virulenz* und scheint mit dem Immunisirungswerth des Serums Hand
in Hand zu gehen. Morphologische oder chemische Veränderungen haben
wir unter dem Einflüsse des Serums an den Bacterien nicht nachzuweisen
vermocht.
4. Entwicklungshemmung und Virulenzverlust scheinen bei Uebertrag-
ung in neue, günstige Nährmedien wieder aufgehoben zu werden.
5. In normalem Pferdesernm scheint sich die Virulenz der D.-B. besser
und länger zu halten, als in 2proc. Peptonbouillon, wie dies in ähnlicher
Weise bereits für andere Infectionserreger, besonders Streptok. gezeigt
werden konnte. Sobernheim.
Shuiiy (763) berichtet über 26 mit Antitoxin und LoEFPLEn'scher
*) Untersuchungen, die im hiesigen Institute von Herrn Dr. Henke angestellt
worden sind, haben nicht den geringsten Einfluss dos „Diph.-Serums" auf Ent-
wicklung und Virulenz der D.-B. erkennen lassen. Bawmgarteii.
16*
244 Diphtheriebacillus. Serumtherapie in Deutschland.
Lösung behandelte Diph. -Fälle, von denen 4 tracheotomirt wurden und von
letzteren 2 auch intubirt. Diese 4 genasen alle. Von innerhalb der beiden
ersten Tage behandelten Fällen starb keiner; Paresis kam in IQ^Jq der
Fälle vor; Exantheme, die schnell verschwanden, in 8 Fällen; nur 2 starben,
von denen einer schon sterbend war. Kanfhack.
W. Rindfleisch (737) berichtet, dass in dem ersten Versuchsjahre
mit Behking's Heilserum (1894/95) auf der Kgl. chirurgischen Univer-
sitätsklinik zu Berlin (v. Bergmann) 132 diphtheriekranke Kinder zur
Behandlung kamen. Abgesehen von den Seruminjectionen hatte „weder in
den Principien der Behandlung, noch der Indication der Tracheotomie, noch
in der Aufnahme der Fälle irgend eine Aenderung stattgefunden." Die
Mortalität betrug 29,5 *^/q gegenüber dem bisher günstigsten Procentsatz
von 43,2 "^/q im Jahre 1888. An diesem Erfolge waren die tracheotoniirten
Fälle noch in höherem Maasse betheiligt als die übrigen, indem hier die
Zahl der Todesfälle gegen den Durchschnitt der letzten 10 Jahre und gegen
das günstigste Jahr (1891) um 15,0 bezw. 6,5^/o sank, bei den Nichttrache-
otomirten aber nur um 13,2 bezw. 0,7 ^/q. Dabei gelangten die ersteren
meist nicht vor dem 6. Tage der Erkrankung, häufig noch später zur
Behandlung. Den höchsten Procentsatz an Todesfällen stellte das erste
Lebensjahr.
Schädliche Nebenwirkungen der Seruminjectionen wurden nicht be-
obachtet.
Nach dem Fieberverlauf Hessen sich die gesammten Fälle in 4 verschiedene
Gruppen mit sehr charakteristischen Temperaturcurven scheiden. Das Ver-
halten der Körpertemperatur zeigte bis zu einem gewissen Grade eine Ab-
hängigkeit von dem operativen Eingriff der Tracheotomie, in einer grossen
Anzahl von Fällen auch von der Seruminjection bezw. der Entwicklung des
localen Processes, und erwies sich in prognostischer Hinsicht von sehr we-
sentlicher Bedeutung. Sobernheim.
H. Kossei (680) weist an der Hand der Statistik nach, dass seit Ein-
führung der Serumtherapie in den Krankenhäusern, trotz gesteigerter
Aufnahme von Diph.-Fällen, eine erhebliche Verminderung nicht nur der
procentualen, sondern auch der absoluten Mortalitätsziffer festzustellen
ist. In der Kgl. Charite betrug die Zahl der Diph.-Fälle in den früheren
Jahren durchschnittlich 146, mit einer durchschnittlichen Mortalität von
78, dagegen in der Zeit von 1894/96 durchschnittlich 285 mit einer Mor-
talität von nur 40. Aufnahme und Sterblichkeit an Diph. insämmtlichen
Berliner Krankenhäusern Hessen ein ähnliches Verhältniss zu Tage
treten. Entsprechend der Abnahme der Mortalität in den Krankenhäusern
sank auch die Diph.-Sterblichkeit in ganz Berlin im Jahre 1895 sehr be-
trächtlich, während die Aufnahme- bezw. Meldeziffer gegen die früheren
Jahre stieg.
Werden die absoluten Sterbezahlen auf die Bevölkerungszahl ver-
rechnet, so starben an Diph. in deutschen Städten über 15 000 Einwohner
auf je 100 000 in der Zeit von 1886-1894 durchschnittlich 106, im Jahre
1895 nur 53.
Diphtheriebacillus. Serumtherapie in Deutschland. 245
Schliesslich ergaben die absoluten Mortalitätszahlen von Paris mit dem
Einsetzen der Serumtherapie einen Abfall der Diph. -Sterblichkeit von etwa
1200-1700 auf 993 im Jahre 1894 und 411 im folgenden Jahre.
Sobernkeim.
V. Ranke (732) berichtet über 225 Diph.-Fälle, welche in der Mün-
chener Universitäts- Kinderklinik mit Serum behandelt wurden. Die
Mortalität betrug 19,1 '^/q (43 Fälle) gegenüber 42,2 7^-57 7o in den
vorausgegangenen 8 Jahren.
Besonders günstig war der Verlauf von diphtherischen Laryux-
stenosen. Von 108 Fällen, welche bei der Aufnahme Stenoseerscheinun-
gen boten, wurden 33 (30,5 ^/q) ohne Operation durch Seruminjection
geheilt. In 68 Fällen musste eine Operation vorgenommen werden, wobei
nur 21 = 30,9 °/q starben, gegenüber einer Mortalität dieser Gruppe von
59,5-75,4 *^/o in früheren Jahren. Namentlich wurden die Erfolge der In-
tubation unter dem Einfluss der Serumtherapie wesentlich gebessert.
Auch in Fällen „septischer Diph." bewährte sich das Serum unzweifel-
haft. Unter 30 Kindern kamen 22 vor Ablauf des 3. Krankheitstages in
Behandlung. Von diesen starben nur 2, während von den übrigen 8 Fällen,
die erst in der Zeit vom 4.-7. Krankheitstage aufgenommen wurden, 6 tödt-
lich verliefen. Aus der günstigen Wirkung des Diph.-Heilserums, sowie
auf Grund sorgfältiger bacteriologischer Untersuchungen glaubt Verf. mit
Bestimmtheit annehmen zu müssen, dass auch die „septischen" Formender
Diph. in einer Reihe von Fällen durch eine Reininfection mit Loeffler'-
schen Bac. veranlasst werden können und nicht ausnahmslos als Misch-
infectionen aufzufassen sind*. Sobernkeim.
Nach dem Berichte Rogler's (740) wurden im Jahre 1894 im städti-
schen Krankenhause zu München 14 Diph.-Fälle behandelt, von denen 7
genasen und 6 starben, während 1 auf Wunsch der Angehörigen ungeheilt
entlassen werden musste. Die Mehrzahl der Fälle trug schweren Charakter.
In 4 Fällen gelangte BEHRiNö'sches Heilserum zur Anwendung; hiervon
wurden 2 geheilt (einer nach dem Ueberstehen länger dauernder Lähmungs-
erscheinungen), der 3. Fall, der erst am 8. Tage der Erkrankung injicirt
wurde, starb, und der 4. betraf den ungeheilt entlassenen Patienten.
Aus dem Krankenmaterial des Jahres 1895 hebt Verf. zum Schlüsse be-
reits einen Fall hervor, der, am 5. Krankheitstage mit BEHRiNG'schem Heil-
serum injicirt, nach rascher Abheilung des localen Processes und vorüber-
gehender Besserung des Allgemeinbefindens später unter Collapserschei-
nungen zu Grunde ging. Snbeniheim.
Der Bericht, welclien Seitz (760) im Namen der Serumcommission der
*) Nach meinen sehr zahlreichen und genauen Untersuchungen fehlen in
keinem Falle von echter Diph. dio Streptok. ; gar nicht zu übersehen sind
sie aber wegen ihrer Reichlichkeit in den Fällen von „septischer Diph.". ich
verstehe auch gar nicht, wie man einen Fall bestimmt als „septische" Diph.
bezeichnen kann ohne den Nachweis der Streptok. resp. Staph>'lok. Der Hp-
grift' der „Sepsis" ist doch jetzt kein grosser Topf mehr, in welchen alles Mög-
liche hineingeworfen wird sondern die Bezeichnung für die durch die pyogenen
Kokken hervorgerufenen Allgemeininfectionen. Baumgarten.
246 Dipbtlaeriebacillus. Serumtherapie in Deutschland.
ärztlichen Vereine Münchens über die Resultate der Serum behand-
lung in der Privatpraxis der Münchener Aerzte während der Zeit vom Oc-
tober 1894 bis December 1895 erstattet hat, betrifft 2422 Erkrankungs-
fälle mit 246 Todesfällen. Schon hieraus ergiebt sich ein Sinken der
Mortalitätsziffer um nahezu b^j^, obw^ohl die Häiifigkeit der Erkran-
kungen sowohl im Verhältniss zur vermehrten Bevölkerungszahl als auch
absolut zugenommen hatte.
Die Beobachtung der einzelnen mit Serum injicirten Fälle, deren Zahl
nicht mit Sicherheit anzugeben war, führte übereinstimmend zu der Ueber-
zeugung, dass unter dem Einfluss des Diph.-Heilserums der locale Process
in der überwiegenden Mehrzahl der Erkrankungen zum Stillstand gebracht
wird und auch die Allgemeinerscheinungen meist in kurzer Zeit eine auf-
fallende Wendung zum Besseren erkennen lassen. Eine dauernde Schädi-
gung des Organismus bezw. der Nieren wurde niemals beobachtet.
Sober7iheim,
Soltmaim (768) ergänzt seine früheren Mittheilungen^ über die Er-
folge der Serumtherapie durch einen Bericht, welcher die Resultate des
ganzen Jahres 1895 wesentlich in tabellarischer Uebersicht wiedergiebt.
Hiernach sind von 423 Seruminjicirten — die Zahl sämmtlicher auf-
genommenen Fälle betrug 439 — nur 88, d. h. 20,8^ j^ gestorben, und zwar
13,7 ^Iq an Rachendiph., 27,8 ^/o an schwereren Diph.-Formen. Besonders
günstig verliefen die gleichzeitig intubirten Croupfälle, da unter 127 Se-
rum-Intubirten nur 50 = 39,3^/^) starben. Noch bessere Erfolge erwartet
Verf., wenn die Kinder früher zur Aufnahme in das Krankenhaus und da-
mit zur Injection gelangen. Es zeigte sich eine rapide Zunahme der Mor-
talität von Tag zu Tag, je später das Serum injicirt wurde. Die Verhält-
nisse lagen aber für die Leipziger Kinderklinik wenig vortheilhaft insofern,
als nur 148 Kinder :^ 34*^/^ innerhalb der ersten 3 Krankheitstage in die
Anstalt gebracht wui'den. Gerade bei der Behandlung der Croupfälle sah
Verf. nach frühzeitiger Seruminjection mit gleichzeitiger Intubation
häufig einen überraschend schnellen Rückgang der Erscheinungen, wogegen
spätere Anwendung des Serums meist keine Besserung mehr bewirken, auch
nicht das Fortschreiten des Processes auf die tieferen Luftwege und tödt-
liche Respirationspneumonieen verhindern konnte.
Bezüglich der Dosirungsfrage glaubt S., dass die ursprünglich inji-
cirten Mengen zu gering gewesen seien. Seit Anwendung stärkerer Dosen,
namentlich seit Benutzung des Höchster „hochwerthigen" Serums wurde
kein Recidiv und kein Fall von Reinfection mehr beobachtet. Auch der
Carbolgehalt der zur Injection erforderlichen Serummenge sei bei dem
hochwerthigen Serum natürlich ein entsprechend geringerer und völlig un-
bedenklich, wälu-end nach Anwendung des früheren Serums, wie Verf. an
der Hand sorgfältiger Untersuchungen darthut, sehr häufig im Urin der
Kinder Carbolsäure nachgewiesen werden konnte. Soheimheim.
Fürth (634) berichtet über weitere Erfahrungen" mit dem Behring'-
1) Jahreeber. XI, 1895, p. 220, 221. Ref. — ^) Jahresber. XI, 1895, p. 230. Ref.
Diphtheriebacillus. Serumtherapie in Deutschland. 247
sehen Heilserum in der raedicinischen und chirurgischen Klinik zu Frei-
burg i. B.
Im Verlaufe eines Jahres wurden 150 Fälle gespritzt, von denen 123
durch den bacteriologischen Nachweis der LoEFFLEß'schen Stäbchen, 27,
bacteriologisch nicht untersuchte Fälle durch den klinischen Verlauf un-
zweifelhaft als echte Diph. charakterisirt waren. 12 weitere mit Serum
behandelte Fälle, welche klinisch zwar als Diph. imponirten, aber bei der
bacteriologischen Untersuchung nur Streptok. und andere Kokkenarten er-
kennen Hessen, sind nicht in die mitgetheilte Statistik aufgenommen worden.
Keiner der letzterwähnten Fälle verlief tödtlich.
Die Gesammtmortalität der 150 Diph.-Fälle betrug 23 = 15,37o- Von
122 Fällen reiner Diph. starben nur 12 = 9,8^1^, wobei der Hauptantheil
auf die Tracheotomirten entfiel. Von den übrigen 28 Fällen complicirter
Diph. — Complicationen mit Masern, Scharlach, Typhus, Tuberkulose u. s. w.
— starben 11 = 39''/q, wiederum mit einer erheblicheren Mortalitätsziffer
unter den Tracheotomirten.
Die Diph.-Sterblichkeit wies unter dem Einfluss der Serumbehandlung
sowohl absolut (23) wie procentisch (15,3^/q) wesentlich geringere Zahlen
auf, wie in früheren Jahren, in denen die Todesfälle sich auf 35-56 (34-
53,6^/o) zu belaufen pflegten. Namentlich war die auffallende Vermin-
derung der Tracheotomieen bemerkenswerth. 17 Fälle mit schweren
Stenoseerscheinungen gingen auf die Seruminjection ohne operativen Ein-
griff zurück.
Von 19 Kindern unter 2 Jahren starben nur 3, obwohl 8 tracheo-
tomirt werden mussten, während in früheren Perioden die Diph.-Sterblich-
keit in den beiden ersten Lebensjahren 60-100^ j^ betragen hatte.
Die klinischen Erscheinungen (Allgemeinbefinden, Fieberverlauf,
Ablauf des Localprocesses u. s. w.) wurden stets günstig beeinflusst. Neben-
wirkungen der Seruminjectionen kamen nur ganz vereinzelt zur Beob-
achtung und waren bedeutungslos. Exantheme waren seit Anwendung des
neueren, concentrirten Höchster Serums überhaupt nicht mehr aufgetreten.
Die Todesfälle betrafen fast ausnahmslos solche Patienten, welche erst
am 4. Tage und noch später in Behandlung kamen oder aber bereits in
trostlosem Zustande aufgenommen und bald darauf tracheotomirt wurden.
Sobernheiyyi.
Cnopf (603) gelangt auf Grund seiner Beobachtungen im Nürnberger
Kinderspital während des Jahres 1895 bezüglich der Serumtherapie
bei Diph. zu folgenden Ergebnissen:
1. Die Berechnung der Diph. -Mortalität auf 10000 der Bevölkerung
giebt ein unzutreffendes Bild, weil die 10000 keine constante, sondern bei
der Fluctuation der Bevölkerung und dem Zufluss nicht empfänglicher
Elemente eine variable Grösse ist.
2. Auch die procentuale Berechnung erfordert eine Berücksichtigung
aller einflussreichen Momente, wenn Vergleichungen nicht ein falsches Re-
sultat ergeben sollen.
3. Unter Berücksichtigung derselben ergiebt sich, dass unter der Ein-
248 Dipbtheriebacillus. Serum therapie in Deutschland.
Wirkung des Serums in Berlin wie in Nürnberg die Mortalität um bO^j^
zurückgegangen ist.
4. Auf gleiche Einwirkung ist die verminderte Nothwendigkeit opera-
tiver Eingriffe und ihre kürzere Dauer, wie überhaupt die kürzere Dauer
des deutlich sichtbaren Processes zurückzuführen.
5. Nachdem in Nürnberg sowohl, wie auch an anderen Orten die im Ver-
lauf des ganzen Jahres 1895 gemachten Beobachtungen die in den letzten
3 Monaten des Jahres 1894 gemachten nur bestätigen, so dürfte damit ein
Beweis für den hohen therapeutischen Werth des Serums erbracht sein,
und dessen Verwerthung zur Bekämpfung einer so mörderischen Krank-
heit, wie es die Diphtherie ist, zur Pflicht werden. Sobernheim.
Hammer (654) berichtet über die Erfolge der Heilserumtherapie
in der Universitäts-Kinderklinik in Heidelberg. Die Zahl der behan-
delten Fälle betrug 112. Die bacteriologische Untersuchung, für welche
sich Ausstreichen des verdächtigen Materials aufPETKi-Schalen mitDEYCKE'-
schem Agar^ als besonders empfehlenswerth erwies, ergab 87mal die An-
wesenheit der LoEFFLER'schen Stäbchen, ISmal negativen Befund und
musste in 7 Fällen aus äusseren Gründen unterbleiben.
Die Gesammtmortalität belief sich auf 15^/^ (17 Todesfälle) oder
aber, wenn nur die bacteriologisch bezw. anatomisch gesicherten Fälle in
Betracht gezogen werden, auf 17,6^/o. Die Diph.-Statistik früherer Jahre
zeigte demgegenüber eine Sterblichkeit von 41-67"/o. Der Charakter der
Epidemie war etwa der gleiche wie früher.
Die Tracheotomie wurde 27malausgeführt, mit 13 Todesfällen =48%.
Meist handelte es sich dabei um Kinder, welche bereits moribund einge-
liefert oder wenige Stunden nach der Aufnahme operirt wurden. Ohne
Tracheotomie blieben 63 Fälle, von denen 3 = 4,7^/^ starben. Von 54
Fällen mit mehr oder weniger hochgradigen Stenoseerscheinungen sind 27
unter dem Einfluss der Serumtherapie in Heilung übergegangen, während
bei den mit freiem Kehlkopf aufgenommenen Patienten in keinem einzigen
Falle nach der Seruminjection ein Uebergreifen des Processes auf die tiefe-
ren Luftwege beobachtet wurde.
Die Injectionsdosis schwankte zwischen 1000 und 5000 Antitoxin-
Einheiten. Gewöhnlich war bereits am Tage nach der Injection eine „ausser-
ordentlich auffällige Besserung des Allgemeinbefindens" zu constatiren,
häufig, aber nicht regelmässig auch ein Abfall der Temperatur. Nur vier-
mal haben die Injectionen völlig versagt.
Nennenswerthe Schädigungen wurden durch das Serum in keinem
Falle hervorgerufen. Die Albuminurien des vom Verf. beobachteten Kranken-
materials haben sich in keiner Weise anders verhalten als sonst und konnten
durchaus nicht ohne Weiteres als Folgeerscheinungen der Seruminjectionen
betrachtet werden.
Ein Einfluss der Serumtherapie auf die postdiphtherischen Lähmungen
liess sich nicht wahrnehmen, wohl aber schien d erVerlauf der Reconvales-
cenz in einer Reihe von Fällen ein besonders günstiger zu sein. Sobernheim.
1) Jahresber. X, 1894, p. 659. Ref.
Diphtheriebacillus. Serumtherapie in Deutschland. 249
Tirneisel (791) berichtet über die günstigen Erfolge der Heilserum-
therapie im Bürgerhospital zu Coblenz. Von 150 Fällen, welche mit
BEHKiNG'schem Serum behandelt wurden, starben nur 19 ^ 12,7^/q, da-
runter vorwiegend solche, welche erst in hoffnungslosem Zustande injicirt
und wegen schwerer vStenoseerscheinungen tracheotomirt worden waren.
Nach Abzug dieser Fälle würde die Mortalität nur 9,3^/o betragen haben.
Die Heilerfolge waren am 1 . Krankheitstage am grössten und gelangten
in einer günstigen Beeinflussung des Localprocesses wie der Allgemein-
erscheinungen rasch zum Ausdruck.
Schädliche Nebenwirkungen konnten nicht festgestellt werden.
Sohernheim.
Hubert (661) erklärt nach den in der Königsberger Poliklinik ge-
sammelten Erfahrungen : Die Mortalität wird durch die S e r u m t h e r a p i e
bedeutend herabgesetzt, der Verlauf des Einzelfalles ist sehr günstig, in-
dem die Temperatur bald zur Norm zurückkehrt, die locale Exsudation stille
steht oder nach kurzem Fortschreiten schnell zur Ausheilung gelangt, der
Process nicht auf den Larynx übergreift, oder, falls dieser bereits afficirt
ist, auch hier eine schleunige Wendung zum Bessern erkennen lässt.
Von 40 mit Serum behandelten Diph.-Kranken, welche z. Th. sehr
schwere Erscheinungen darboten, starb nur ein Fall, der erst am 8. Tage
der Erkrankung in höchst desolatem Zustande zur Injection gelangte. Für
23 ohne Serum behandelte Patienten betrug die Mortalität 13^/q.
Die Mortalität des gesammten Berichtsjahres 1894/1895 (Fälle mit und
ohne Serum) blieb mit 6,35"/() um 8^/o hinter dem bisher günstigsten,
um \1^1q hinter dem Durchschnitt der letzten 6 Jahre zurück.
Albuminurie, Exantheme, Lähmungen wurden mehrfach beobachtet, in
einem Falle kam es zu einem Recidiv.
Die Zahl der ausgeführten Schutzimpfungen bei Geschwistern diph-
theriekranker Kinder betrug 97, in 40 Familien. Die Injection von 300
Antitoxineinheiten erwies sich als ausreichend, den diphtheriebedrohten
Kindern Impfschutz für die Dauer von etwa 4-5 Wochen zu verleihen.
Nach Anwendung geringerer Antitoxineinheiten traten hin und wieder Er-
krankungen auf, allerdings von äusserst mildem Charakter und kürzester
Dauer. Sohernheim.
Adolph (560) berichtet über 100 Diph.-Fälle, welche mit BEHKiNG'-
schem Heilserum behandelt wurden. Von diesen starben 20 (20*^/q). Zur
Tracheotomie gelangten 27 Kinder, von denen 12 (44, 4*^/^) starben, wäh-
rend die Mortalität der übrigen 73, nicht tracheotomirteu Kinder nur 8
(iP/f)) betrug. Dabei ist zu bemerken, dass von ersteren 8 bereits mori-
bund in das Krankenhaus eingeliefert und sofort nach der Aufnahme tracheo-
tomirt wurden.
Der Erfolg der Serumbehandlung war am 1. und 2. Tage der Erkrankung
ein durchaus günstiger, indem von 36 Kindern nur 1 der Infection erlag,
und wurde erst unsicher, wenn die Behandlung am 3., 4. Tage oder noch
später eingeleitet wurde.
Von Nachkrankheiten und Complicationen konnten in 22 Fällen Lähmun-
250 Diphtheriebacillus. Serumtherapie in Deutschland.
gen, 6mal Ataxie, sehr häufig (58 Fälle) Albuminurie beobachtet werden.
In einem Falle kam es nach 14 Tagen zu einem Recidiv.
Als Folge der Seruminjection stellten sich bei 27 Kindern urticariaartige
Ausschläge, 3mal Gelenkaffectionen und mehrfach ein zwischen dem 11.
und 13. Tage auftretendes „Nachfieber" ein. Sobernheim.
Clessiii (602) hat gelegentlich einer Diph.-Epidemie 29 Fälle beob-
achtet und hiervon 22 mit BEHRiNG'schem Serum behandelt. Die letzteren
genasen sämmtlich, wogegen von den 7 nicht injicirten Fällen 3 starben.
Im Anschluss an die Seruminjection traten 5mal Exantheme auf, 6mal
wurde Albuminurie und in 3 Fällen Augenmuskellähmung constatirt. Ge-
lenkschwellungen wurden niemals beobachtet. Sobernheim.
Crohll (606) berichtet über günstige Erfahrungen mit dem Diph. -
Heilserum. Unter 300 Fällen, welche zu Immunisirungszwecken
100-200 Antitoxineinheiten erhielten, erkrankten 2 Kinder nach 4 Wochen
und 5 nach 6 Wochen an Diph., allerdings auch nur mit leichten Erschei-
nungen. Innerhalb der ersten 4 Wochen trat kein Erkrankungsfall ein.
Von 150 Diph.- Fällen, welche mit Heilserum behandelt wurden, star-
ben nur 5. In 6 Fällen war die Tracheotomie nothwendig und zwar aus-
schliesslich in solchen, welche bereits zu Beginn der Behandlung Zeichen
von Larynxstenose aufgewiesen hatten.
Der Krankheitsverlauf war unter der Wirkung des Serums meist ein
wesentlich milderer. Nebenwirkungen der Seruminjection wurden zwar
gelegentlich beobachtet, waren aber meist geringfügiger Natur.
Sobernheim.
Leiihartz (686) hat von dem Diph. -Serum zu prophylaktischen und
therapeutischen Zwecken erfolgreichen Gebrauch gemacht. Da in der zum
allgemeinen Krankenhause zu Hamburg - St. Georg gehörenden Augenheil-
anstalt fortgesetzt Kinder an Diph. erkrankten, eine Räumung und Des-
infection der betreffenden Säle aber aus äusseren Gründen nicht angängig
war, so wurden sämmtliche neu zugehenden Kinder (201) sofort nach der
Aufnahme mit 175-200 I.-E. injicirt. Eine neue Infection trat seit
dieser Zeit nicht mehr auf. Nur 2 Kinder des Bestandes waren noch
am 1. Tage nach der Seruminjection an leichter Diph. erkrankt. Off"enbar
hatte die Infection hier schon vor der Immunisirung bestanden.
Ferner wurden noch 5 masernkranke Kinder injicirt, da 2 Masernfälle
mit Diph. gleichzeitig auf der Abtheilung lagen. Keines der geimpften
Kinder wurde von Diph. befallen.
Zur therapeutischen Anwendung gelangte das Heilserum in 137 Fällen
echter Diph., von denen 136 bacteriologisch gesichert waren. Die Morta-
lität betrug 12,4**/q. Die Beobachtung der einzelnen Krankheitsfälle liess
keinen Zweifel über die günstige Wirkung der Seruminjectionen.
Für das Auftreten der gewöhnlichen Nebenwirkungen konnte in erster
Linie die Menge des injicirten Serums verantwortlich gemacht werden.
Recidive wurden unter 137 Fällen 3mal beobachtet. Sobernheim.
Palmer (717) preist das Diph. -Serum als ein Mittel, welches sich
ihm in der Privatpraxis vortrefflich bewährt habe. Seit October 1894 hat
Diphtheriebacillus. Seiumtherapie in Deutschland. 251
P. im Biberacher Bezirk, wo die Diph. iii den letzten Jahren eine starke
Verbreitung angenommen hat, über 300 Injectionen ausgeführt, darunter
etwa 200 Schutzimpfungen. Bei den Diph.-Kranken handelte es sich um
90 Fälle von Eachendiph. und 17 Croupfälle, von denen im Ganzen nur 6
starben. Die letzteren kamen meist sterbend, jedenfalls erst nach dem
4. Tage, in Behandlung. Von 45 Todesfällen, welche im Jahre 1895 in
dem gesammten Bezirke vorkamen, waren 33 überhaupt nicht, die übrigen
in einem sehr späten Stadium injicirt worden.
P. hält es nach seinen Erfahrungen für durchaus nothvvendig, dass nach
Ausbruch von Diph. in einem Hausstande sämmtliche Mitglieder des letz-
teren injicirt werden, da er unter Durchführung dieses Princips bisher nie-
mals mehrere Erkrankungen in einer Familie, im Gegensatz zu früher, be-
obachtet hat. Ebenso sind Diph.-Kranke und Diphtherieverdächtige mög-
lichst sofort mit Serum zu behandeln.
Für gewöhnlich wurden bei Kranken 1000 l.-E. injicirt. Der Erfolg
äusserte sich alsbald in schneller Sistirung des localen Entzündungsprocesses
sowie sichtlicher Besserung des Allgemeinzustandes.
Nebenwirkungen (Hautausschläge, Muskelschmerzen, Verdauungsstörun-
gen) traten gelegentlich auf, spielten aber in keinem der behandelten Fälle
eine irgendwie erhebliche Rolle. Sobernheini .
J. Becker (572) vergleicht die Erfahrungen, welche er in Sprendlingen
in der Privatpraxis mit dem Diph. -Heilserum gemacht hat, mit den Er-
folgen früherer Behandlungsmethoden.
Vom 1. April 1893-31. März 1894 wurden von ihm 112 Diph.-
Kranke in der allgemein üblichen Weise mit Umschlägen, Gurgelungen,
Pinselungen u. s. w. behandelt. Es starben 39 = etwa 35^/q.
Im folgenden Jahre beschränkte sich B. fast ausschliesslich auf Pinselun-
gen mit reinem Liq. ferri und erzielte damit günstige Resultate. Von 40
Patienten, welche bis zum 1. April 1895 in dieser Weise behandelt wur-
den, starben nur 2 = b^j^.
Die Serumtherapie gelangte dann vom 1. April 1895-1. April 1896
an 22 Kindern, im Alter von 8 Monaten bis zu 8 Jahren, zur Anwendung.
Sämmtliche Fälle gingen in Heilung über.
Verf. glaubt hiernach dem Heilserum in der Behandlung der Diph. den
ersten Platz unter den therapeutischen Maassnahmen einräumen zu müssen,
weil es, abgesehen von der Sicherheit des Erfolges, die Krankheitsdauer
abkürzt, Arzt und Pflegepersonal am wenigsten in Anspruch nimmt und
somit namentlich in der Armen- und Kassenpraxis das billigste Mittel
darstellt. SobernJwim.
Strahlmann (777) hat gelegentlich einer grösseren Diph. -Epidemie,
welche in den Jahren 1893-1890 im Amte Wildeshausen (Oldenburg)
herrschte und durch eine Reihe hygienisch bedenklicher Umstände (Unrein-
lichkeit in Familien und Schulen, Ueberfülluug der Klassen, Gelegenheiten
zur Ansammlung von Menschen, u. s. w.) in ihrer Ausbreitung unterstützt
wurde, auch von dem BEHRiNo'schen Serum Gebrauch gemacht, und zwai"
mit bestem Erfolge. Unter 1098 Erkrankungen wurden — seit Mai 1894
252 Diphtheriebacillus. Serumtherapie in Deutschland.
— 490 Fälle der Serumbehandlung unterworfen. „Die Hauptvorzüge des
Serums bestanden in der baldigen Besserung des Allgemeinbefindens, in dem
relativ raschen Temperaturabfall und in der schnelleren Abstossung der Be-
läge. Auch war die Reconvalescenz im Grossen und Ganzen eine kürzere.
Nach Einführung des Serums sank die Mortalitätsziffer in meiner Clientel von
13, P/o auf 5,3*^/0". Das Heilserum äusserte auch „in der Nachbehandlung
bei Tracheotomie eine entschieden günstige Wirkung". Sobcrnheim.
Cuno (608) berichtet über 488 Fälle, welche in der Zeit vom 1. Octo-
ber 1894 bis 1. October 1896 in Dr. Chkist's Kinderkrankenhaus in
Frankfurt a. M. mit BEHKiNG'scliem Heilserum behandelt worden sind.
Im Ganzen starben 51 = 10,5^/o, und nach Abzug derjenigen Fälle, welche
bereits moribund eingeliefert wurden oder nach längst geheilter Diph. an
anderen Affectionen zu Grunde gingen, nur 34 = 7,03^/o. Demgegenüber
schwankte die Diph. -Sterblichkeit der früheren Jahre zwischen 32,6 und
43,8^/0- Ein günstiger Einfluss der Seruminjection wurde in der Regel
schon nach 13-15 Stunden beobachtet.
Bacteriologisch untersucht wurden 363 Fälle, wobei sich 291mal D.-B.
nachweisen Hessen. Von diesen 291, bacteriologisch diagnosticirten Fällen
sind 38 = 13,05^/o gestorben.
Die Zahl der postdiphtherischen Lähmungen schien geringer zu sein als
früher. Eine specifische Behandlung derselben erwies sich jedoch als
nutzlos. Soheimheim.
Baader (567) berichtet über 17 Diph.-Fälle, welche mit schwersten
Stenoseerscheinungen zum Zwecke der Operation dem Krankenhaus zuge-
führt wurden. 8 Patienten waren bereits vor der Aufnahme mit Behring'-
schem Heilserum (No. I und II) injicirt worden. Diese sowohl, wie die
übrigen erhielten im Krankenhaus sofort eine Einspritzung von Serum
No. III bezw. II, bis zu 2000 1.-E., und wurden wegen directer Erstickungs-
gefahr tracheotomirt. Nur 1 Kind starb, die übrigen genasen innerhalb
kurzer Zeit.
In einem Nachwort tritt Späth unter Berufung auf dieses überaus gün-
stige Resultat mit aller Entschiedenheit für die allgemeine Durchführung
der Serumtherapie ein. Sobernheim.
J. Thiersch (782) hat in der Hauspraxis 16 bacteriologisch dia-
gnosticirte Fälle von Diph. mit BEHRiNG'schem Heilserum erfolgreich
behandelt und empfiehlt eine ausgedehnte und rasche Anwendung des Mit-
tels auf das angelegentlichste. Alle Fälle führten zur Genesung, die meisten
innerhalb kurzer Zeit, nachtheilige Folgen der Injection wurden so gut wie
niemals beobachtet. Sobernheim.
Erdberg (619) giebt die Krankengeschichten von 12 Diph. -Fällen,
welche er auf dem Lande mit Heilserum behandelt hat. Die bacterio-
logische Untersuchung wurde in keinem Falle ausgeführt, doch konnte die
Diagnose auf Grund klinischer und epidemiologischer Beobachtungen fast
stets als gesichert gelten. Nur zwei Fälle waren möglicherweise als zweifel-
haft anzusehen, Sämmtliche Erkrankungen betrafen Kinder, darunter 10
im Alter unter 4 Jahren.
Diphtheriebacillus. Serumtherapie in Deutschland, 253
in Oesterreich.
Es starben im Ganzen 3 Kinder, d. h. der vierte oder, nach Abzug der
zweifelhaften Fälle, der dritte Theil der behandelten Patienten. Das rela-
tiv ungünstige Ergebniss wird von E. auf den Umstand zurückgeführt, dass
die Seruminjection meist erst in einem späten Stadium der Erkrankung
ausgeführt werden konnte. Am 1. und 2. Krankheitstage wurde nur je ein
Mal injicirt, während in allen übrigen Fällen mit der Serumtherapie erst
am 3., 4., 5. Tage und noch später begonnen wurde.
Die Localerscheinungen besserten sich stets sichtlich. Die Beläge ver-
kleinerten sich ausnahmslos am 2. Tage und waren nach 5 Tagen gewöhn-
lich ganz verschwunden. Fast in allen Fällen liess sich bald nach der In-
jection eine reicliliche Expectoration von Membranen wahrnehmen. In
einem Falle ging eine Larynxstenose ohne operativen Eingriff zurück.
Bedenkliche Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet.
Ein 13. Fall, welcher einen Erwachsenen betraf, wurde am 1. Krank-
heitstage mit Serum (Behring II) injicirt und war nach kurzer Frist wieder-
hergestellt. Sobernheim.
Picard (724) hat in 3 Diph. -Fällen von dem Heilserum Gebrauch
gemacht. Die Fälle gingen zwar in Heilung über, doch war eine unmittel-
bare günstige Wirkung der Seruminjection — vermuthlich wegen Anwendung
einer zu geringen Antitoxindosis bei relativ vorgeschrittener Erkrankung
— nicht mit Sicherheit festzustellen. Sohernheim.
A. König und Moxter (678) haben einen Fall von Diph. bei einem 5 Tage
alten Säugling beobachtet und mit Heilserum erfolgreich behandelt. Die
Ansteckung war offenbar durch eine an Diph. erkrankte 4jähi'ige Schwester
des Kindes erfolgt. Sohernheim,
Bornemaim (588) hat einen Fall von hochgradiger diphtherischer
Larynxstenose ohne Operation mit BEHKiNo'schem Serum geheilt. Das
5jährige Kind erhielt am 2. Tage der Erkrankung 1000 Immunitätsein-
heiten injicirt, worauf während der beiden nächsten Tage zunächst eine
bedi'ohliche Zunahme der Stenosenerscheinungen, dann aber eine plötzliche
Wendung und rasche Heilung erfolgte. Sobernheim.
Jessen (667) bemerkt zu dem AuERBAcn'schen ^ Falle wohl mit Recht,
dass bei dem völligen Versagen des Heilserums und dem Fehlen jeder An-
gabe über den Nachweis der LoEPFLER'schen Bac. die Diagnose „Diph."
zweifelhaft erscheinen muss, und beruft sich zur Bestätigung dieser An-
sicht auf einen ähnlichen, von ihm selbst beobachteten Krankheitsfall.
Sobernheim.
Dem Berichte, welchen das ,staatliche Institut für die Herstellung
von Diphtherielieilserum in Wien' (020) über die Ergebnisse der
daselbst eingeleiteten Sammelforschung erstattet, ist zunächst zu entnehmen,
dass vom 1. Juli 1895 bis 1. Juli 1896 etwa 19000 Fläschcheu zu durch-
schnittlich 1000 Antitoxineinheiten abgegeben wurden. Aerztliche Mit-
theilungen liefen ein über 1103 curativ und über 148 präventiv behandelte
Fälle, und zwar aus den verschiedensten Theilen des Landes.
1) Vgl. Referat No. 566 p. 285. Ref.
254 Diphtheriebacillus. Serumtherapie in Oesterreich.
Von den 1103 Diph.-Fällen genasen 970, starben 133 = 12,50/o. Diese
Mortalitätsziffer würde nach Abzug der moribunden bezw. innerhalb der
ersten 12 Stunden verstorbenen Fälle auf 9"/o reducirt werden.
Nach der Intensität der Erkrankung betrachtet, waren 177 Fälle als
leicht zu bezeichnen, mit 1 Todesfall, mittelschwere Fälle 514 mit 9 Todes-
fällen, und 411 schwere Fälle mit einer Mortalität von 30^/o (123).
Der Werth möglichst frühzeitiger Serumanwendung war unverkennbar,
indem allgemein die am 1 . und 2. Krankheitstage behandelten Kranken die
grösste Genesungsziffer stellten. Im besonderen documentirte sich die gün-
stige Wirkung in dem Stillstande des localen Processes, was darin zum
Ausdruck gelangte, dass nach Seruminjection secundäre Larynxdiph. in der
Regel ausblieb oder aber bestehende Larynxaffectionen ohne weiteren Ein-
griff" zurückgingen. Unter 348 Fällen mit Laryngeal-Erscheinungen wurden
nur 20 operirt.
In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle war gleichzeitig eine sichtliche
Besserung des Allgemeinbefindens und Temperaturabfall zu constatiren.
Die Genesung trat meist innerhalb kurzer Zeit ein. lieber Recidive wurde
in 2 Fällen berichtet.
Die Angaben über Nebenwirkungen, sowie bacteriologische Befunde waren
im allgemeinen lückenhaft. Lähmungen fanden sich 53mal, Exantheme
etwa 150mal verzeichnet.
Von den 148 immunisirten Fällen, (140 Kindern und 8 Erwachsenen)
erkrankten 10, und zwar sämmtlich in der ersten Woche.
Zum Schlüsse des Berichtes folgen noch einzelne Mittheilungen, welche
der Institutsleitung nicht bei Gelegenheit der Sammelforschung, sondern
auf anderem Wege von Aerzten zugestellt wurden und sich in höchst günstiger
Weise über die Serumtherapie äussern. Mit Einrechnung dieser Fälle würde
sich die Gesammtzahl der behandelten Diph.-Kranken auf 1217 belaufen
mit 138 (ll,3"/o) Todesfällen, die der präventiv Geimpften auf 318 mit
20 (0,6^/o) meist leichten, durchweg geheilten Erkrankungen. Sobernheim.
Mouti (704) hat im Jahre 1895 weitere^ 104 Fälle von Diph. mit
Heilserum behandelt und fasst die Ergebnisse seiner Beobachtungen, über
welche er an der Hand tabellarischer Zusammenstellungen ausführlich be-
richtet, in folgende Worte zusammen:
1. Auch nach den Ergebnissen meiner Beobachtungen im Jahre 1895
muss ich das Diph.-Antitoxin als unser bestes Heilmittel gegen Diph. ansehen.
2. Bei der fibrinösen Form dieser Krankheit ist die Heilserumbehandlung
die einzige, welche glänzende Resultate liefert und die im Stande ist, auch
bei Erkrankung des Kehlkopfes die chirurgische Hilfe auf ein sehr be-
schränktes Gebiet zu reduciren. Bei dieser Form gelingt es, die Mortalität
mittels Heilserumtherapie auf 10^/^ herabzusetzen.
3. Bei der Mischform kann man mit der Heilserumbehandlung günstige
Erfolge erzielen, wenn deren Anwendung frühzeitig erfolgt und genügende
Dosis des Heilserums verwendet wird. Bei verspäteter Anwendung des-
t) Jahresber. XI, 1894, p. 238. Red.
Diphtheriebacillus. Serumtherapie in Oesterreich. 255
selben und bei ungenügenden Dosen von Antitoxin wird es nicht gelingen,
einen wesentlichen Einfluss auf die Sterblichkeit auszuüben, und sind daher
in dieser Richtung neue Forschungen nöthig, um die Methode dahin zu ver-
vollkommnen, dass dieselbe gleiche Erfolge wie bei der fibrinösen Form
ergebe.
4. Bei der gangränösen Form der Diph. wird es nur in einzelnen Fällen,
bei frühzeitiger Anwendung des Heilserums in grossen Dosen, gelingen,
Heilerfolge zu erzielen. Sobernheiin.
Neurath (709) berichtet über 100 Diph. -Fälle, welche in der Zeit
vom August 1895 bis Anfang Juli 1896 im Carolinen - Kinderspitale zu
Wien behandelt worden sind. Mit Ausnahme eines einzigen, moribund ein-
gelieferten Falles wurden sämmtliche Kinder der Serumtherapie unter-
worfen. Die Zahl der Todesfälle betrug 13, nach Abzug der bereits mori-
bunden 8 = 8,4°/o. (Während des gleichen Zeitabschnitts wurden in ganz
Wien 3033 Diph.-Erkrankungen zur Anzeige gebracht, von denen 611
(20,l«/o) tödtlich verliefen).
Die Zahl der Fälle, welche vom Jahre 1889 bis zum Beginn der Serum-
therapie zur Aufnahme gelangt waren, betrug 633, darunter 292 Todes-
fälle (46,l°/o), während seit Einführung der Serumbehandlung im Ganzen
200 Fälle aufgenommen wurden mit einer Mortalität von nur 34 = 17*^/q.
Bei 78 Fällen konnte der Nachweis von D.-B. erbracht werden, 12mal
war der Befund negativ, in den 10 übrigen Fällen musste die bacteriolo-
gische Untersuchung aus äusseren Gründen unterbleiben.
Die weitaus grössere Zahl der 100 Fälle machte nach der Auffassung
des Verf.'s einen leichten Eindruck. Von den am 1. und 2. Krankheits-
tage der Serumtherapie unterzogenen 47 Kindern sind 2 (4,25*^/q) gestor-
ben. Der Verlauf der ernsteren, tracheotomirten Fälle war ein durchaus
günstiger; die Localerscheinungen schwanden meist nach km-zer Zeit,
wogegen eine merkliche Beeinflussung des Allgemeinbefindens und der
Defervescenz nicht zu constatiren war.
Nebenwirkungen der gewöhnlichen Art konnten gelegentlich beob-
achtet werden. Als besonders auffallend hebt N. hervor, dass in mehreren
Fällen nach relativ kurzer Zeit, wenigen Tagen oder Wochen, Recidive
auftraten. Sobernheiin.
Zuppinger (798) berichtet über 160 Diph.-Fälle, welche während des
Jahres 1895 im Kronprinz-Rudolf-Kinderspitale der Serumbehandlung
unterworfen wurden: 120 (75*^/^) konnten geheilt entlassen werden, 40
(25"/o) starben. Nach Abzug von 9 Fällen, welche in moribundem Zustande
aufgenommen wurden und innerhalb der ersten 24 Stunden starben, blieb
eine Mortalität von nur 19^/(j. Schon vor Anwendung des Heilserums
war in früheren Jahren die Sterblichkeit gelegentlich eine etwa ebenso ge-
ringe gewesen und hatte z. B. in den Jahren 1887 und 1891 die des Serum-
jahres 1895 nur um 2 bezw. 3^/q übertroffen.
Das Krankenmaterial war insofern ein günstiges, als die Zahl der
Larynxdiphtherieen nur ungefähr ein Drittel sämmtlicher Diph.-Fälle bil-
dete. Von 72 Fällen mit Rachendiph. starben 8 = ll°/o, von 32 Fällen
256 Diphtheriebacillus. Serumtherapie in Oesterreich.
mit Eachen-Nasendiph. 13 = 40°/o (28*^/0 nach Abzug der moribund ein-
gelieferten) und endlich aus der Gruppe der Rachen-Kehlkopfdiphtherieen
(56 Fälle) 19 = 33«/o (bezw. 25«/o).
Die Sterblichkeit im ersten Lebensjahre war mit 69^/^ am höchsten.
Nach Jahreszeiten betrachtet, lieferte der Januar eine Mortalität von 53*^/q,
während im November von 14 Kindern kein einziges starb.
Das Serum wurde stets in grossen Dosen, bei leichteren Fällen zunächst
1000-1500, bei schwereren sofort 2000-3000 A.-E. injicirt. Ernstere
Nebenerscheinungen wurden nicht beobachtet. Während eine Beeinflussung
des Allgemeinbefindens, des Fiebers, der Albuminurie und der postdiphthe-
rischen Lähmungen sich nach keiner Richtung in nennenswerther Weise be-
merkbar machte, war in den localen Erscheinungen, Abstossung oder
Verflüssigung der Membranen u. s. w., eine entschieden günstige Wirkung
des Serums zu constatiren, welche bei den Fällen von Larynxdiph. am evi-
dentesten zu Tage trat. Die letzteren gingen auf die Seruminjection ohne
operativen Eingriff zurück oder führten bei gleichzeitiger Intubation bezw.
Tracheotomie zu einem auffallend gutartigen Verlauf.
In 7 septischen Fällen zeigte sich die Serumtherapie vollständig machtlos,
in 3 anderen, gleichfalls letal verlaufenen Fällen hatte sich trotz frühzeiti-
ger und hochdosirter Seruminjectionen eine sekundäre Diphtherie der Ma-
genschleimhaut entwickelt. Am günstigsten, wenn auch nicht absolut zu-
verlässig, war der Erfolg, sobald die Seruminjection am 1. Krankheitstage
ausgeführt wurde. Die Mortalität betrug hier nur lO^^/^ (3 von 29 Kindern).
Die bacteriologische Untersuchung war nur in 122 Fällen vorge-
nommen worden. Dabei erwiesen sich 45 als „fast reine" Diphtherieen, 44
als Mischinfectionen, während in 33 Fällen der Nachweis LoEFPLEE'scher
Stäbchen überhaupt nicht gelang. Von diesen 3 Gruppen zeigte die erste
eine Mortalität von 37^/q (meist schwere Formen von Larynxdiph. u. s. w.),
die Mischformen eine solche von 13^/^, und die dritte Gruppe 21^/q.
Zulmmunisirungsz wecken wiirdedasSerumbei29Kindern, ausnahms-
los Geschwistern von Diph.-Kranken, mit Erfolg angewendet. Sohernheint.
Posselt (730) berichtet aus dem allgemeinen Krankenhause in Innsbruck
über 58 Diph.-Fälle, von denen 32 der Serumtherapie unterworfen wur-
den. Die Gesammtmortalität betrug 18,9^/o (11 Fälle) gegenüber 22,2*^/^
im Jahre 1892, 48^^ im Jahre 1893, und 41,6o/o im Jahre 1894. Von
den 32 mit Serum behandelten, durchweg schweren und schwersten Fällen
starben 9 = 28,1 V
Aus den Krankengeschichten der Serumfälle, über welche ausführlich be-
richtet wird, ergiebt sich, dass das Heilserum in manchen Fällen eine rasche
günstige Wirkung auf den localen Process sowie auf das Allgemeinbefinden
ausübte. Namentlich wurden schwere Bewusstseinsstörungen in auffallend
günstiger Weise beeinflusst. Temperaturabfall trat in einer Reihe von Fällen
im Anschluss an die Seruminjection ein, während in anderen neuerliche
Temperatursteigerungen und Recidive nicht verhütet werden konnten.
Einige Male blieben die Einspritzungen ohne jeden Erfolg. In 3 Fällen
stellte sich trotz Seruminjection tödtliche Herzschwäche ein.
Diphtheriebacillus. Serumtherapie in Oesterreicli. 257
Erytheme, CTelenkaifectionen und Albuminurie wurden mehrfach beob-
achtet. Sohernheim.
Grermouig's (639) Bericht erstreckt sich auf 1526 Fälle, die vom 20.
August 1894 bis 31. December 1895 im Triester Bürgerspital mit Behking'
schem Heilserum behandelt wurden. Die bacteriologische Untersuchung
wurde in 1033 Fällen ausgeführt, der D.-B. in 949 Fällen (=91,87o)
gefunden, stets mit anderen Mikroorganismen. Von den 1526 Fällen waren
schwere 585 — davon starben 243 — ; mittelschwere 797 — davon starben
5 — ; leichte 144, die alle geheilt wurden. Gesammtmortalität248 = 16,3*^/o.
Verf. ist auf Grund seiner Erfahrungen Anhänger der Serumtherapie. Be-
züglich der Analyse des statistischen Materials verweisen wir auf das Original,
in dem auch in zahlreichen übersichtlichen Tabellen alle klinischen Angaben
der einzelnen Fälle zusammengestellt sind. Tangl.
Bliimenfeld (582) berichtet über die Erfolge der Serumtherapie
während des Jahres 1895 im politischen Bezirke Brück a. d. Leitha.
Im Ganzen wurden 229 Fälle, ausschliesslich in der Privatpraxis und
grösstentheils auf dem Lande, mit Heilserum behandelt. Die Mortalität be-
trug 20 = 8,73"/o, wobei noch zu berücksichtigen ist, dass unter den letal
verlaufenen Fällen mehrere erst am 4.-7. Krankheitstage, unter Umständen
wenige Stunden vor dem Tode injicirt worden waren.
60 Fälle mussten zu den allerschwersten Erkrankungen gezählt werden.
Gerade hier „zeigte sich am eclatantesten die ausserordentlich günstige
Wirkung der Seruminjection".
Die bacteriologische Diagnose war nur in einigen Fällen gestellt worden,
doch konnte über die Natur der Erkrankungen meist kein Zweifel bestehen,
um so weniger als die grosse Mehrzahl derselben in 4 Ortschaften vorkam,
in welchen die Diph. seit Monaten epidemisch herrschte.
Schädliche Nebenwirkungen der Serumtherapie konnten nicht beobachtet
werden.
Zu Immunisirungszwecken wurde das Serum bei 45 Kindern injicirt,
stets mit dem beabsichtigten Erfolge. Nur in einem Falle kam es trotz der
Seruminjection zu einer diphtherischen Erkrankung, allerdings erst nach
3^/., Monaten.
Die Zahl der während des Jahres 1895 aus den verschiedensten Gründen
nicht mit Serum behandelten Diph. -Fälle betrug in dem Bezirke 48. Hier-
von starben 11 = 23°/o. Sohernheim.
Kobler (677) hat im Bosnisch - Herzegowinischen Landesspitale zu
Serajevo 50 Diph. -Fälle mit BEHKiNG'schem Serum behandelt. 6 Fälle
endeten letal, darunter einer, welcher nach völliger Herstellung 4 Wochen
später einem Recidiv, das nicht wieder mit Serum behandelt wurde,
erlag.
8 Fälle mit schwerer Larynx- und Trachealstenose wurden unter der
Serumbeliandlung alsbald derartig gebessert, dass von der beabsichtigten
Tracheotomie Abstand genommen werden konnte. In 5 anderen Fällen,
welche gleichfalls schwere Stenoseerscheinungen boten, musste neben der
Seruminjection zur Tracheotomie geschritten werden. Hiervon starben 3,
Baumgarteu's Jahresbericht XII 17
258 Diphtheriebacillus. Serumtherapie in Oesterreich, in Ungarn.
darunter das erwähnte Recidiv, während die beiden übrigen Fälle „auffal-
lend günstig" verliefen.
Die Abstossung der Membranen, wie überhaupt der Verlauf des Pro-
cesses erschien allgemein unter dem Einfluss des Serums rascher zu erfol-
gen, als ohne Serumbehandlung. In keinem einzigen Falle wurde nach
Anwendung des Serums ein Fortschreiten des Processes auf den Larynx
beobachtet.
Schädliche Nebenwirkungen waren bedeutungslos, Nephritis und Herz-
schwäche traten nicht häufiger auf, als ohne Serumtherapie. Sobernheim.
Vliceti^ (793) beschreibt einen Fall, in welchem sich bei einem 3jäh-
rigen Knaben 56 Tage nach dem Ueberstehen einer schweren Diph. ein
Recidiv von gleich starker Intensität entwickelte. Beide Erkrankungen
waren durch die bacteriologische Diagnose als Diph. sicher gestellt. Das
Recidiv trat auf, obwohl bei dem ersten Male sehr erhebliche Mengen von
Heilserum zur Anwendung gelangt waren. Verf. schliesst hieraus, dass
weder einmaliges Ueberstehen der Krankheit noch starke Serumdosen eine
länger dauernde Immunität bei Diph, zu hinterlassen vermögen.
Sohernlieim.
Bökay (583) behandelte vom September 1894 bis Januar 1896-402
Diph.-Kranke mit Heilserum, bei Hinweglassung jedes localen Verfahrens;
unter diesen Fällen waren 151 operirte. Von 251 nicht Operirten genasen
218 (= 877o), von den Operirten 75 (= 50Vo)- Vom September 1891
bis September 1894 wurden im Spitale 1029 Diph.-Fälle ohne Serum be-
handelt; von 468 nicht Operirten genasen 295, von 561 Operirten hingegen
179; durchschnittlich starben also von 1029-555. Abgesehen von dieser
bedeutenden Herabsetzung der Mortalität hat die Serumbehandlung nach
B.'s Erfahrung noch den Vortheil, dass sie die operative Einschreitung bei
Stenosen bei einem grösseren Procentsatz der Fälle überflüssig macht, dass
sie die Genesung der Operirten auffällig begünstigt und die Dauer der In-
tubation vermindert. Preisx.
Y. Oerlöczy (638) hat im St. Ladislaus-Spital in Budapest 500 Diph.-
Fälle der Heilserumbehandlung unterzogen. 401 Fälle gehörten dem
Jahre 1895 an, die übrigen entfielen noch auf die letzten Monate des Jah-
res 1894. Die bacteriologische Untersuchung lieferte. 442mal positiven
Befund. Ein Vergleich mit der Diph. -Statistik früherer Jalu'e ergab fol-
gendes Resultat:
Es gelangten im Jahre 1893 zur Aufnahme 213 Fälle mit einer Mor-
talität von48,8«/o, 1894 227 Fälle, Mortalität 44,90/o und im Jahre 1895
401 Fälle mit einer Mortalität von nur 19,9^/o.
Das Heilungsprocent stieg also mit Einführung der Serumtherapie um
ein beträchtliches, und zwar nicht „nur bei den Fällen von reiner Rachen-
diph. , sondern auch bei denen von Larynxcroup und noch mehr bei jenen
von Croupdiph". Aus der Reihe der intubirten Fälle wurden bei gleich-
zeitiger Serumanwendung 49^/o geheilt gegenüber einem Procentsatz von
nur 26,9^/o bezw. 17,4^/^ in den Jahren 1893 und 1894. Am günstigsten
waren die Erfolge, sobald die Injection innerhalb der ersten 3 Krankheits-
Diphtheriebacillus. Serumtherapie in Ungarn. 259
tage ausgeführt werden konnte, während in einem späteren Stadium die
Chancen der Heilung geringer wurden.
Die therapeutische Wirkung des Diph.- Serums äusserte sich bei den
Kranken in einer günstigen Beeinflussung des Localprocesses, wie der All-
gemeinerscheinungen. Charakteristisch waren nach der Injection des
Serums: Schnelle Demarkation der diphtherischen Auflagerungen, sowie
schnelle Reinigung der Rachenhöhle , rasche Rückbildung der Drüseninfil-
trationen; der kleine und frequente Puls wui'de kräftig und langsam, das
Fieber sank, die Albuminurie war, wo sie auftrat, nur von kurzer Dauer.
Gaumenlähmungen wurden in 14 Fällen im Anschluss an reine Rachen-
diph., 1 Imal nach Croup beobachtet. Exantheme traten häufiger auf, jedoch
ohne ernstere Bedeutung.
Verf. kommt zu dem Schlüsse, dass „das Heilungsprocent der Diph. sich
bei frühzeitiger, ausnahmlos in jedem Falle erfolgender Anwendung des
Serums um 25*^/0 bessert". Sobernheim.
V. Gerlöczy (637) fasst die Heilresultate vor und nach Anwendung des
Heilserums zusammen. Ohne Serum genasen im Jahre 1893 von 213 Fällen
109 (= 52,2o/o), 1894 von 227 Fällen 125 (= 55,lo/o); im nächsten
Jahre, nach Einführung der Serumtherapie genasen von 401 Kranken 321
(== 80,lo/o).
Von sämmtlichen mit Serum behandelten 500 Fällen (worunter bei 442
die Diagnose bacteriologisch festgestellt wurde) genasen 392 (= 78,4°/o);
und zwar trat Heilung bei reiner Rachendiph. in 89,5 ^/o, bei reinem Larynx-
croup in 61,2^/o, bei combinirten Formen in 58,4^/^ ein. Mit Serumbe-
handlung löste sich der Belag bedeutend schneller ab, als bei allen früheren
Heilverfahren ; desgleichen bildeten sich auch vorhandene Drüsengeschwülste
rapid zurück. Albuminurie wurde beobachtet bei 100 (= 31,5^/o) von 315
Rachendiphtherien, bei 14 (= 19,4ö/o) von 72 Larynxcroup, und bei 40
(= 36,3^/o) von 113 complicirten Fällen.
1893 wurden intubirt von 42 combinirten Fällen 27, hiervon heilten 3
(= ll,l^/o der Intubirten); 1894 wurden intubirt von 54 ähnlichen Fällen
28, davon heilten 2 (== 7,1*^/^); nebst Serumbehandlung wurden von 113
gemischten Fällen intubirt 82, davon heilten 39 (= 47,5*^/0).
Die mit verschiedenem Heilserum (Behring, Roux, Preisz, Pertik-
NioKÄM) erzielten Heilresultate variiren zwischen 76,2 und 83,4"/o^ Preisx.
Thuröczy (784) berichtet über 400, fast ausschliesslich mit Beh-
RiNG'schem Serum behandelte Fälle ; dabei zeigte sich, dass der Procent-
Satz der Geheilten mit dem Heilwerthe des Serums in keinem geraden Ver-
liältnisse steht, denn von 80 mit Serum No. I Behandelten starben 8,7 "/o,
von 224 mit II Behandelten starben 1 7,8"/o, von 76 mit III Injicirten starben
21,0**/ü. Vom 1. December 1894 bis 1. März 1896 wurden im Nyitraer
Comitate 1106 Diph. -Erkrankungen verzeichnet, davon 407 (= 36,8 ^/q)
mit letalem Ausgange; werden von dieser Summe die 400 mit Serum be-
*) Die verwendeten Serummengen sind nach ihrem Heilwerthe nicht genau
verzeichnet. Ref.
17*
260 Diphtheriebacillus. Serumtherapie in Ungarn,
in der Schweiz, in England.
handelten, und eine Mortalität von 15,7*'/o aufweisenden Fälle abge-
rechnet, so bleiben 706, auf andere gebräuchliche Art behandelte Fälle mit
einer Mortalität von 48,7'^/o. Auch Präventiv-Impfungen nahm Th. in 133
Fällen vor, ausschliesslich an Kindern, die längere Zeit mit Diph.-Kranken
in Berührung gestanden, oder mit solchen wohnten; mit Ausnahme von 5
blieben sie gesund. Preisz.
In einer 487 Einwohner zählenden Gemeinde erkrankten binnen 5 Mo-
naten von 120 Kindern wöchentlich 1-2, im Ganzen 22 {= 18,3*^/o); von
diesen 120 Kindern impfte Kärmän (673) 114 mit Heilserum ; in den fol-
genden zwei Monaten erkrankte nur ein Kind, und dieses war präventiv
nichtgeimpft. In den benachbarten Gemeinden, wo keine Präventivimpfungen
vorgenommen wurden, konnte ein Nachlassen der Epidemie nicht beobachtet
werden. Zur Schutzimpfung nahm K. von PREisz'schem Serum etwa 100
I.-E. (nach Behring berechnet) auf ein Lebensjahr. Preisz.
Dem Berichte Egger's (615) ist zunächst zu entnehmen, dass in 121
Fällen, welche das klinische Bild der Diph. mit Sicherheit geboten hatten,
der bacteriologische Befund 113mal positiv ausfiel. Im Ganzen wurden
267 Diph.-Fälle behandelt, von denen 21 = 7,86^0 starben. Die Morta-
lität der früheren Jahre (1875-1891) hatte 13,8*^/0 betragen. Namentlich
ging die Sterblichkeit unter den schweren, in die Spitäler geschickten
Fällen im Jahre 1895 unter dem Einfluss der Serumtherapie bedeutend
herunter (von 45,5«/o auf 23,97o)-
Die Wirkung des Serums war indessen „keine frappant und augen-
fällig in den gesammten localen und allgemeinen diphtherischen Process
eingreifende", die Beläge verschwanden bei Localbehandlung unter Um-
ständen noch etwas rascher als nach Seruminjection , eine wesentliche Be-
einflussung des Fiebers liess sich nicht mit Sicherheit wahrnehmen.
Lähmungen traten bei Serumbehandelten häufiger auf als bei Unbe-
handelten.
Exantheme und Albuminurie erwiesen sich als vorübergehende Schädi-
gungen, ohne ernsteren Charakter. Sobernheim.
Wieland (795) entscheidet sich, nach den Erfahrungen der Serum-
behandlung bei Diph. im Basler Kinder- und Bürgerspital vom November
1894 bis Juli 1895, für „eine rückhaltlose Empfehlung des neuen Heil-
verfahrens, das rechtzeitig angewendet völlig gefahrlos und von hervor-
ragendem Heilwerth ist". Von 109 Fällen starben 28 (25,7<^/o), obwohl
die Epidemie eine ungewöhnlich schwere war und die Seruminjection oft
spät, im extremen Krankheitsstadium erfolgte. Die Mortalität der operir-
ten Fälle sank im Kinderspital auf 26,9^/^, im Bürgerspital auf 35,7^/o,
gegenüber ^9^Iq bezw. 55"/^ in früheren Jahren. Sobernheim.
May und Kantliack (699) besprechen die Diph.-Fälle, die von Juli 1895
bis Mai 1896 im St. BAETHOLOMÄus-Hospital (London) mit Antitoxin
injicirt wurden. Es muss zunächst erwähnt werden, dass hier nur die sehr
schweren Fälle aufgenommen wurden, die man nicht ohne Gefahr nach den
Infectionshospitälern schaffen konnte.
Verff. zeigen, dass von 58 Fällen 23 = 39,6"/o starben; für Fälle, die
Diphtheriebacillus. Serumtherapie in England. 261
während der 3 ersten Tage zur Behandlung kamen, betrug die Mortalität
24^0» füi' die übrigen 51,51^/^; für Kinder unter 5 Jahren 40,4^/o, und
zwar 27,27^/o wo das Antitoxin in den ersten 3 Tagen injicirt werden
konnte, 52^/q, wo es später zur Anwendung kam. Für die Jahre 1888 bis
1894 betrug die Mortalität aller Fälle 50,8^/q, für Kinder unter 5 Jahren
68,6«/o.
Was die Tracheotomiefälle anbetrifft, fanden Verff. vor dem Gebrauch
des Antitoxins eine Mortalität von 76,75^/q, mit Antitoxin von 36,7 6^/q.
Für Klbin's Antitoxin ergab sich eine Mortalität von 42,85^/^, für das-
jenige Aronson's 40^/^. Verff. zeigen jedoch, dass zu wenig Antitoxin ge-
braucht wurde und dass es meist volumetrisch und nicht nach I.-E. bemessen
wurde. Sie dringen darauf, dass man nie weniger als 1000 I.-E. einspritzen
und damit solange fortfahren solle, bis Patient und Arzt zufrieden gestellt
sind. Als Complicationen werden erwähnt Exantheme, Gelenkentzündungen,
Entzündungen und Abscesse, Nephritis und Albuminurie, Collaps und Fieber,
doch messen Verff. denselben keine Bedeutung bei. Paresis wurde 1 Omalinden
58 FäUen gefunden, und Verff. glauben, dass man dafür nicht dem Antitoxin
Schuld geben darf, sondern dem Umstände, dass dank des Antitoxins mehr
schwere Fälle am Leben bleiben. Bronchopneumonie fand sich oft und fast
immer in letalen Fällen; post mortem wurden D.-B. in den Lungen gefun-
den. Streptok.-Infection trat häufig ein. Als Todesursachen erwähnen Verff.
a) diphtherische Bronchopneumonie, b) diphtherische Toxämie, c) infective
Toxämie, d) Septikämie, e) Syncope und Parese, f) Asphyxie. M. u. K. sind
der Ansicht, dass man mit der Tracheotomie in schweren Kehlkopffällen
nicht warten solle, sondern sie frühzeitig ausführen müsse, um eine diph-
therische Lungenaffection zu verhüten. Bronchopneumonie solle man stets
zu verhüten suchen, denn in ihren letalen Fällen fanden sich stets diph-
therische pneumonische Heerde in den Lungen, d. h. das Infections- und
somit das Intoxicatiousgebiet war selir vergrössert. Die Rachendiph. solle
ebenso energisch behandelt werden, als die Kehlkopfdiph. Kanthack.
Martin und H. R. Smith (696) geben folgende Statistik über die Anti-
toxinbehandlung bei Diph. :
Von 75 Fällen sind 21 gestorben (Antitoxin von dem , British Institute of
Preventive Medicine' bezogen).
In 2 Fällen von laryngealerDiph. wurde das Antitoxin in eine Vene ge-
spritzt: beide genasen.
Exanthemata in 32 Fällen (3-17 Tage nach der Injection des Anti-
toxins): in einem dieser Fälle auch Synovitis im Kniegelenk. Die Aus-
schläge wurden keineswegs durch die Dosis modificirt, die übrigens volume-
trisch gemessen stets ziemlich gross war.
Bacteriologische Untersuchung in 70 Fällen, von diesen positiv in 65 (in
einem Falle eine Reincultur noch 6 Wochen nach dem Verschwinden der
Membrane).
Wenn man die Resultate dieses Jahres mit denen der Jahre 1891-1894
vergleicht, so findet man, dass die Mortalität um 13,5^/^ herabgesetzt ist;
betrachtet man die laryngealen Fälle allein, so war die Mortalität in 1895
262 Diphtheriebacillus. Serumtherapie in England.
14"/q niedriger als 1894 und 45"/o niedriger als 1894; für Kinder unter
5 Jahren wurde die Mortalität 10-26*'/o niedriger und für die Fälle von
Kehlkopfdiph. unter 5 Jahren 20-45''/q niedriger.
Ordnet man die Fälle nach dem Krankheitstage, an welchem die Behand-
lung begonnen wurde, so findet sich, dass 1895 die Mortalität 17, ^^Jq be-
trug, in den anderen Jahren 28-48,7^/o, wo das Antitoxin in den ersten
Tagen injicirt wurde, während das Verhältniss dann, wenn die Behandlung
nicht vor dem 5, Tage begonnen wurde, 46,4^/(j und 38,1-58^/q betrug.
Für in den ersten 4 Tagen mit Antitoxin behandelte Kinder unter 5 Jahren
ergab sich für das Antitoxinjahr eine Mortalität von 24*^/^ anstatt 36,8 bis
69,2^/^; für Kinder unter 5 Jahren, die nach dem 4. Tage injicirt wurden,
betrug die Mortalitätsziffer 47,8^/^ und 33,3-66,6^/o.
Todesursachen : Von 1 1 letalen Fällen von Rachendiph. starben
an Diphtherie 9,
an tuberkulöser Meningitis 1 ,
an Streptok.-Septikämie 1,
Von 10 letalen Fällen von Kehlkopfdiph. starben
an Diph. 8,
an Empyem und Pericarditis 1,
an Schrumpfniere mit Herzhypertrophie 1.
Parese: Von 57 beobachteten Fällen war in 27 das Nervensystem ange-
griffen; bei diesen war das Ausbleiben des Kniereflexes das einzige Zeichen.
Martin erwähnt zum Schluss, dass er jetzt ausnahmslos jedem Patienten
4000 I.-E. innerhalb der ersten 24 Stunden einspritze. Kanthack.
Ruffer (744) behauptet, dass Martin und Smith (s. oben) sich ver-
rechnet hätten^ denn sie hätten angeben müssen, dass sich die Mortalität von
1891 bis 1895 um 15-33%, für Kinder unter 5 Jahren um 22-56^0 ^^nd
für Kehlkopfdiph. um 40-95^/^ verringert habe^. KantkacJc.
In seinen letzten Statistiken zeigte Martin (695), dass die Mortalität
im Jahre 1896 im ,University College Hospital' auf 25,5^/^ gesunken ist
und dass sie für 1895 und 1896 25,1% beträgt. 1896 war sie niedriger,
weil das Antitoxin stärker war. Nach Abzug der Fälle, die innerhalb 36
Stunden starben, finden wir für die Jahre 1891, 1892, 1893, 1894, 1895,
1896 die folgenden Zahlen: 38,6%, 22,27^, 32%, 31,6%, 20,67« »ii) Jahresber. XI, 1805, p. 238. Ref.
*) Bezüglich dieses sehr wichtigen Punktes wolle man meine Anmerkung auf
273 und 274 dieses Berichtes vorgleichen. Baumgarten.
280 Diphtheriebacillus.
Serumtherapie bei diphtherischen Augenerkrankungen.
Ewezky (622) hat in 2 Fällen von Conjunctivitis diphtherica,
bei welchen der Nachweis des LoEFFLEn'schen Bac. mikroskopisch und
culturell gelungen war, das Diph -Heilserum mit bestem Erfolg angewendet.
„In einem dieser Fälle, der mehr dem klinischen Bild der Conjunctivitis
crouposa entsprach, genügten 2 Injectionen von je 5 ccm, im 2. sehr bösartigen
Falle mussten 2 Injectionen von je 10 ccm gemacht werden. Beide Fälle
gingen rasch in Heilung über". Sobernheim.
Aubineau (565) stützt sein Urtheil über die Erfolge der Serum-
therapie bei Augenerkrankungen auf 10 eigene Beobachtungen,
sowie auf die bisherigen anderweitigen Mittheilungen und fasst dasselbe in
die folgenden Sätze zusammen:
1. Das Diph.-Serum wirkt sicherund rasch bei Conjunctivitis diphtherica.
2. Diese Wirkung bleibt aus bei nicht-diphtherischer pseudomembra-
nöser Conjunctivitis.
3. Die Wirkung ist specifisch und kann daher die Diagnose unterstützen.
4. Man kann in zweifelhaften Fällen, so lange der diphtherische Cha-
rakter der Affection noch nicht erwiesen, ohne Schaden von dem Serum
Gebrauch machen.
5. Die Diagnose darf nie vernachlässigt werden. Häufige bacterio-
logische Untersuchungen haben darüber zu entscheiden, ob die Serumthe-
rapie fortgesetzt oder abgebrochen werden soll.
6. Für Mischinfectionen ist, auch bei Anwendung des Serums, die Prog-
nose vorsichtig zu stellen. Wenn selbst nach den Seruniinjectionen die
LoEFPLBR'schen Bac. verschwinden, so kann der Krankheitsprocess durch
andere Mikroorganismen, namentlich Streptok., noch weitergeführt werden.
7. Eine Localbehandlung schadet der allgemeinen Therapie keineswegs und
kann sogar in Fällen, wo die Serum therapie sich als unzureichend erweist und
eine Kokkeninfection vorherrscht, von grösstem Nutzen sein. Sobernheim.
Griitmann (652) stellt fest, dass die Behandlung diphtherischer Anginen
mit BEHEiNG'schem Heilserum keinen Schutz vor dem späteren
Auftreten von Accomodationslähmungen gewährt.
Unter 70 Fällen von Augenmuskellähmungen, welche in der Zeit vom
Januar 1894 bis Februar 1896 in der Poliklinik der Kgl. Augenklinik
behandelt wurden und — nach Ausweis der Krankenjournale, Fragebogen
u. s. w. — grösstentheils auf diphtherischer Basis sich- entwickelt hatten,
waren 16 Fälle vorher der Serum therapie unterworfen worden. Gerade auf
diese letzteren entfielen 3 Fälle mit besonders schweren Erscheinungen
(neben der Accomodationslähmung: Abducensparese, Astigmatismus, Läh-
mungen der unteren Extremitäten, Rückenmuskeln u. s. w.), während die
ohne Serum behandelten Fälle durchweg leichteren Charakter trugen.
Die Zeit zwischen diphtherischer Primärerkrankung und dem Auftreten
der ersten Lähmungserscheinungen betrug bei Anwendung der Serumthe-
rapie durchschnittlich 3^/^ Wochen, ohne Serum etwa 3 Wochen, die Dauer
der Lähmungen im ersten Falle 6^/3, ohne Serumbehandlung 5 Wochen.
Auch die Menge des injicirten Serums war für Dauer und Schwere der
postdiphtherischen Lähmungen ohne jede Bedeutung. Sobernheim.
Diphtheriebacillus. 281
Allgemeines über die Serumtherapie der Diphtherie.
Brillkmauil (593) hat in 2 Fällen von Scheid en-Diph., welche im
Anschluss an das Wochenbett znr Entwicklung gelangten, das Behring'-
sche Serum (No. II) injicirt und danach die Krankheitserscheinungen
schwinden sehen. Sohernheim.
Paliner (718) giebt in anspruchsloser Form eine gemeinverständliche
Darstellung unserer Impfanschauungen, wie sie sich unter dem Einflüsse
Jenner's, Pasteur's, R. Koch's und Behring's entwickelt haben, und
unterwirft besonders die theoretischen Grundlagen, wie praktischen Erfolge
der Serumtherapie einer eingehenden Besprechung. Sobernheim.
Amtorosius (562) bespricht in seinem Vortrage die wissenschaftlichen
Grundlagen der Serumtherapie, sowie Darstellungs weise und Wir-
kung des Diph. -Heilserums. Sobernheim.
Rubens (743) erblickt in der Serumtherapie das werth vollste Mittel
zur Bekämpfung der Diph. und ist nach seinen eigenen Erfahrungen der
Ueberzeugung, dass es möglich sein werde, die Diph. -Sterblichkeit auf ein
Minimum herunterzudrücken, sobald die Behandlung nur frühzeitig einsetze.
Auch eine Abnahme der Nierenentzündungen und Lähmungen glaubt R.
unter dem Einfluss des Heilserums constatirt zu haben.
Neben der Serumtherapie hält Verf. eine, für sich allein unzureichende,
Localbehandlung der diphtherisch erkrankten Stellen für durchaus ange-
bracht. Sobernheim,
Hauslialter (656) erwägt die Indicationen der Serumtherapie
und wünscht zunächst diejenigen Fälle von der Anwendung des Diph.-Heil-
serums auszuschliessen, bei welchen die Erkrankung unter dem Bilde einer
einfachen folliculären Angina ohne Membranbildung auftritt.
Selbst wenn hier echte LoEFFLER'sclie Bac. nachgewiesen werden, so dürfe
man nicht so „voreilig" und „unvorsichtig" sein, Serum zuinjiciren. Nicht
der bacteriologische, sondern der klinische Befund müsse für die Therapie
das bestimmende sein.
Auch, wenn es sich um diphtherische Anginen mit Membranbil-
dung handelt, ist nach H. die Serumtherapie nicht ohne Weiteres indicirt.
Der Nachweis der LoEFFLER'schen Stäbchen kann allein nicht als ausrei-
chende Indication gelten, so lange der Process sich noch innerhalb engerer
Grenzen hält. Nur, sobald die Ausbreitung der Membranen weiteren Um-
fang angenommen oder gar Stenoseerscheinungen auftreten, wird man ohne
Verzug zur Seruminjection seine Zuflucht nehmen. Ebenso sind alle Fälle
von Croup, bei welchen der Larynx und noch tiefere Theile des Respira-
tionstractus befallen sind, sofort zu injiciren, gleichgültig, ob daneben ein
operativer Eingriff (Intubation oder Tracheotomie) zur Ausführung gelangt.
Die Anwendung des Heilserums zu prophylaktischen Zwecken hält
H. für durchaus unzulässig, so lange die immunisironde Wirkung beim
Menschen nicht besser bewiesen sei als bisher. Höchstens in Zeiten einer
besonders heftigen, mörderischen Epidemie dürfe man es wagen, gesunden
Individuen eine so bedenkliche Substanz, wie das Serum einer anderen Thier-
art, versa(lisweise zu injiciren ^ Sobernheim.
') Wer sich an die Vorschriften H.'s hält, wird ohne Zweifel den rechten
282 Diphtheriebacillus. Allgemeines über die Wirksamkeit
der Serumtherapie bei Diphtherie.
Stumpf (779) vermag sich mit der Serumtherapie nicht recht zu be-
freunden und glaubt aus seinen Beobachtungen in der Praxis schliessen zu
sollen, dass das Diph.-Serum nach längerer Zeit der Aufbewahrung eine
merkliche Einbusse seines Schutzwerthes erfährt. So sei z. B. 5-6 Monate
altes Serum vollkommen wirkungslos, während andererseits das frische
Präparat, in der gewöhnlichen Dosis injicirt, zuweilen lebensgefährliche
Erscheinungen hervorrufe. Neben der Serumtherapie, welche für sich allein
unzureichend sei, könne die Anwendung localer Mittel nur dringend em-
pfohlen werden. Die Nothwendigkeit einer Serurainjection in jedem einzel-
nen Diph.-Falle will Verf. als begründet nicht anerkennen. Sobe?"nheim.
Hüls (664) vertritt nach seinen Erfahrungen einer fast 20jährigen
Privatpraxis (meist Landpraxis) die Anschauung, dass die Diph. durch
frühzeitige und energische Localbehandlung — am besten mit Argent.
nitr. — erfolgreich bekämpft werden könne, und sucht an der Hand seiner
eigenen Diph. -Statistik den Nachweis zu führen, dass die bisher für die
günstige Wirkung des Diph. -Serums geltend gemachten statistischen Mit-
theilungen nicht ohne Weiteres als beweisend anzusehen seien.
Sobe?'nheim.
Chailloil (600) empfiehlt, auf Grund seiner Erfahrungen an dem reichen
Krankenmaterial des Pavillon Trousseau, neben der Serum therapie
bei Fällen diphtherischen Croups die Intubation als sichersten und ein-
fachsten Eingriff zur Hebung von Stenoseerscheinungen. Die durch eine
Reihe von Zeichnungen, Tabellen und Curven illustrirten Mittheilungen
Verf.'s sind im Uebrigen von rein klinischem, im Besonderen chirurgisch-
technischem Interesse, weshalb auf eine AViedergabe weiterer Einzelheiten
an dieser Stelle verzichtet werden muss. Sohernheim.
Berilheim (574) bestreitet die specifische Wirkung der Heil-
serumtherapie und sucht an der Hand seiner Aufzeichnungen über die
von ihm in den letzten 20 Jahren behandelten Diph.-Fälle den Nachweis
zu erbringen, dass wir uns „seit 11 Jahren auf dem absteigenden Aste
einer schweren Epidemie befinden" und dass neben der Mortalitätsziffer
auch die Intensität der einzelnen Erkrankungen eine erhebliche Abnahme
erkennen lasse. Sobernheim.
Die Mittheilungen Gläser's (641) über die vom Jahre 1872-1891 auf
der chirurgischen und medicinischen Station des Hamburger Allgemeinen
Krankenhauses behandelten Diph.-Fälle bringen ein überreiches Material
z. Th. recht bemerkenswerther Beobachtungen, deren Wiedergabe im Rahmen
eines kurzen Referates wir uns leider versagen müssen. Durch Zusammen-
stellung und Betrachtung dieser Fälle nach den verschiedensten Gesichts-
Augenblick für die Seruminjection in der Mehrzahl der Fälle vorsäumen und
daher nothwendigerweise zu wenig günstigen Resultaten gelangen. Nur durch
rascheste, möglichst frühzeitige Anwendung des Heilserums ist eine sichere Be-
kämpfung der Diph. zu erreichen. Das hat der Laboratoriumsversuch und die
klinische Erfahrung zur Genüge bestätigt. Deshalb wird man im einzelnen
Falle nicht erst warten dürfen, bis die Diagnose nach allen Richtungen hin
sichergestellt ist oder gar die Prognose eine ungünstige Wendung genommen
hat, sondern sofort, auch schon bei Diph. -Verdacht, injiciren, Ref,
Diplitheriebacillus. Allgemeines über die Wirksamkeit 283
der Serumtherapie bei Diphtherie.
punkten sucht G. an der Hand zahlreicher Tabellen, Curven u. s. w. im
besonderen die Ansicht zu vertreten, dass bereits in früheren Jahren vielfach
ebenso günstige therapeutische Erfolge erzielt worden seien wie in der Aera
der Serumtherapie. Der höchst skeptische Standpunkt, welchen Verf. der
Wirksamkeit des Heilserums gegenüber einnimmt, dürfte wohl am besten
durch die weitere Thatsache illustrirt werden, dass er auch für den Rück-
gang der Pockenmortalität, bezw. das fast völlige Erlöschen der Seuche in
einzelnen Ländern nicht ohne weiteres den Einfluss der Vaccination als
entscheidend anzuerkennen vermag. Sohernheim.
Kassowitz (675) sucht an dem Beispiel von Triest den Beweis zu liefern,
dass der Rückgang der Diph. -Sterblichkeit, wie er in einigen Städten seit dem
Jahre 1894 mehr oder weniger deutlich festzustellen sei, nicht ohne Wei-
teres auf die Einführung der Serumtherapie bezogen werden dürfe.
So starben in Triest während der Jahre 1888-93 durchschnittlich 147
Menschen an Diph., während die Diph.-Sterblichkeit in den Jahren 1894
(Serumtherapie seit August durchgeführt) und 1895 sich auf 349 bezw.
271 Fälle belief. Vergleicht man nur die vierten Quartale der einzelnen
Jalire, so ergeben sich folgende Zahlen:
Es starben an Diph. im 4. Quartal 1888 = 30
1889= 34
1890= 39
1891= 61
1892= 69
1893= 63
„ 1894=120
„ 1895= 88
Die absolute Mortalitätsziffer hat somit trotz der Anwendung des Diph.-
Heilserums zugenommen und ist (mit 16,9 : 10,000 Einwohner) die höchste
unter allen grösseren Städten Europas. Die entscheidende Thatsache jedoch,
dass die procentuale Mortalität — auf die Zahl der gemeldeten Kranken
berechnet — gleichzeitig erheblich abgenommen hat und als die ge-
ringste in ganz Oesterreich(!) gerühmt wird, will K. nicht zu Gunsten
der Serumtherapie sprechen lassen, vielmehr auf eine Reihe anderer Um-
stände bezogen wissen. Sohernheim.
Roseill)ach (741) polemisirt gegen die allgemein geübte Art der Diph.-
Statistik und bestreitet, unter Hinweis auf die AVellenbewegungen im
Verlaufe von Epidemien, den therapeutischen Werth des Diph.-Heilserums.
SohcDiheim.
Ladauy i (682) bekämpft die Ausführungen Pubjesz's\ indem er betont,
dass einmal vor Anwendungdes Diph. -Heilserums von einem so weitgehenden
spontanen Zurückweichen der Seuche niemals die Rede gewesen sei, dann
aber, und namentlich, dass die klinische Beobachtung des einzelnen
Kranklieitsfalles über die günstige Local- und Allgemein Wirkung des
Heilserums keinen Zweifel lasse. Sobcrnhcini.
') Jahresber. XI, 1895, p. 255. Kef.
284 Diphtheriebacillus. Nebenwirkungen des Heilserums.
Exantheme, Gelenkerkrankungen.
Hartuilg (655) giebt in einem sehr ausführlichen Bericht die Beobach-
tungen wieder, welche in der Universitäts-Kinderklinik zu Leipzig hinsicht-
lich der Serumexantheme bei Diph. in der Zeit vom 1. Januar bis
1. December 1895 gemacht worden sind.
Aus der Fülle der Einzelbeobachtungen kann nur das Wichtigste in
Kürze aufgeführt werden.
Unter 375 Fällen wurden nach der Seruminjection 73 allgemeine
Exantheme und 20mal locale, nur auf die Injectionsstelle beschränkte
Exantheme beobachtet. Das Auftreten des Exanthems Hess unzweifelhaft
einen Zusammenhang mit der angewendeten Serumsorte erkennen, indem
einzelne Fläschchen sehr zahlreiche, andere nur wenige oder gar keine
Exantheme veranlassten. Andererseits stand die Häufigkeit der Exantheme
in gar keinem directen Verhältniss zur Menge des eingeführten Antitoxins.
Eine erhebliche Anzahl der Serumexantheme entwickelte sich erst ge-
raume Zeit nach der Injection und zwar in etwa 50 ^/o der Fälle nach
10 Tagen oder noch später. Auch Spätexantheme zu Ende der 3., bezw.
Anfang der 4. Woche wurden beobachtet.
Von den allgemeinen Exanthemen trat zwar ein nicht geringer Bruch-
theil ganz flüchtig auf, z. Th. nur eine halbe Stunde, die Mehrzahl bestand
jedoch 1-3, oder auch 4-5 Tage, während die Dauer der localen Exantheme
meist nur kurz, einige Stunden oder höchstens 1-2 Tage, währte.
Die Körpertemperatur war häufig erhöht und durch eine schnell vorüber-
gehende, etwa der Dauer des Exanthems entsprechende Fieberbewegung
charakterisirt. Störungen des Allgemeinbefindens wurden nach localen
Exanthemen niemals, wohl aber nach allgemeinen beobachtet. Erscheinungen
von Seiten der Gelenke traten unter den 73 Fällen lOmal auf, ebenso
nicht selten Digestionsstörungen und Albuminui'ie.
Nach der besonderen Art des Serumexanthems konnten verschiedene
Gruppen unterschieden werden, nämlich Serum Urticaria, scharlachähnliche
und diffuse Exantheme, Masern- bezw. Rötheln-ähnliche Exantheme und
polymorphe Serumexantheme.
Verf. hebt zum Schlüsse hervor, dass das Diph.-Serum trotz seiner häu-
figen Nebenwirkungen „nie einen deletären Einfluss gehabt und nie dauernde
Nachtheile hinterlassen habe, die eine Contraindication gegen die Anwendung
des Heilserums bilden könnten". , Sobernhehn.
Poix (729) hat die Nebenwirkungen des Diph. -Serums in be-
sonders eingehender Weise studirt. Am häufigsten treten Exantheme auf,
in den verschiedensten Formen und meist in Begleitung von Gelenkerkrank-
ungen, welche durch mehr oder weniger heftige Gelenkschmerzeu charakte-
risirt sind, aber niemals zur Eiterung führen. Die Exantheme sind bedingt
durch toxische Substanzen des Pferdeserums, nicht durch den Gehalt des
letzteren an Antitoxin, da auch normales Serum die nämlichen Erschei-
nungen hervorzubringen vermag.
Das Diph.-Serum ruft eine Verminderung der Zahl derweissenBlut-
körperchen hervor, aber nur für kurze Zeit.
Subcutane Injectionen bewirken mehr oder weniger bedeutende T e mp e -
Diphtheriebacillus. Nebenwirkungen des Heilserums. 285
Exantheme, Gelenkerkrankungen.
ratursteigerung, doch kann das gleiche durch normales Pferdeserum
erreicht werden. Ebenso wird der Stickst off geh alt des Harns sowohl
durch antitoxisches wie durch normales Serum gesteigert; die Menge der
Chloride und Phosphate scheint nicht verändert zu werden. Auf die N i e r e n
übt das Diph.-Serum keine bemerkenswerthe Wirkung aus; Albuminurie
wird nicht hervorgerufen, bestehende Albuminurie in keiner Weise be-
einflusst.
Auf diphtherische Lähmungen ist das Serum ohne Wirkung*.
Die Anwendung des Serums bei der Diph. Tuberkulöser ist bedenk-
lich, da unter diesen Umständen der diphtherische Process wenig gemildert,
der tuberkulöse leicht ungünstig beeinflusst wird.
Die Serumtherapie schützt nicht vor Recidiven. Die prophylaktische
Injection von 10 ccm Roux'schen Serums verleiht für etwa 3-4 Wochen
Impfschutz. Erkrankungen, welche gelegentlich innerhalb dieser Zeit auf-
treten, sind durchaus gutartiger Natur. Sobeniheim.
Auerbacll (566) beobachtete in einem Falle von mittelschwerer Rachen-
diph. nach Injection von 2 ccm hochwerthigen Höchster Serums (1000 1.-E.)
ein typisches Erythema nodosum, welches mit heftigen periostitischen
Erscheinungen und Gelenkschwellungen einherging und 4-5 Wochen an-
dauerte. Die ersten Erscheinungen stellten sich am 4. Tage nach der Serum-
injection ein.
Der eigentliche diphtherische Process wurde durch das Serum gar nicht
beeinflusst. Die Beläge gingen erst nach Localbehandlung mit Liq. ferri
allmählich zurück. Sobernheim.
Seiffert (759) hat einen Fall von Serumexanthem histologisch
untersucht. Der Befund bietet in bacteriologischer Hinsicht nichts Bemer-
kens werthes. SobernJiewi .
Sandulli (748) bespricht die Hautausschläge, welche nach Ein-
spritzungen mit Heilserum oft beobachtet werden. Er glaubt, dass der
Ausschlag durch Absonderung von Substanzen, die im Serum enthalten und
nach VARioxt albuminöser Natur sind, hervorgerufen wird. Trambiisti.
Sardemaiin (749) hat rheumatoide Gelenkerkrankungen im Anschluss
an Diph. bei einem Patienten beobachtet, welcher nicht mit Heilserum
behandelt worden war, und hält es daher nicht für gerechtfertigt, derartige,
auch nach Seruminjectionen gelegentlich auftretende Erscheinungen ohne
Weiteres auf die Wirkung des Serums zu beziehen.
Gleichzeitig berichtet S. über 2 andere Fälle, welche nach der Serumbe-
handlung alsbald in Heilung übergingen. Sobernheim.
Tramitz (787) berichtet über Gelenkerkrankungen, welche sich als
Nebenwirkungen der Serumtherapie in 3 von 151 injicirten Fällen
einstellten, und constatirt auf Grund dieser eigenen, sowie der sonst in der
Literatur mitgetheilten Beobachtungen, dass derartige, meist von einem Exan-
them begleitete Gelenkschmerzen und -Schwellungen wesentlich das Knie-,
*) Vgl. meine Anmerkungen p. 274 und p. 279. Baumgarten.
t) Jahreaber. XI, 1«95, p. 215. Red.
286 Diphtheriebaclllus. Nebenwirkungen des Heilserums : Exantheme,
Gelenkerkrankungen, Albuminurie u. s. w.
Fuss- und Ellenbogengelenk, mitunter das Hüftgelenk, selten die kleinen
Gelenke zu befallen pflegen. In der Eegel treten die Erscheinungen während
der Reconvalescenz, 10-14 Tage nach der Injection auf. SohernJieim.
Roger (739) giebt eine zusammenfassende Uebersicht der nach Serum-
injectionen (Diph.- und Streptok.-Serum) bisher beobachteten Neben-
erscheinungen und ist der Ansicht, dass dieselben im allgemeinen auf
die Wirkung des Serums als solches zurückzuführen seien. Die Injection
eines fremdartigen Serums, nicht der Gehalt an Antitoxinen, ist in
erster Linie von Bedeutung, da auch normales Serum die nämlichen Wirk-
ungen zu äussern vermag. Nur gewisse Blutveränderungen, welche
durch eine, auf negativer Chemotaxis beruhende Hypoleukocytose, sowie
durch gesteigerte Färbbarkeit der Leukocyten charakterisirt sind,
scheinen ausschliesslich durch antitoxisches Serum hervorgerufen zu
werden. Sobernheim.
Froelich (632) hat bei einem 17jährigen Mädchen mit Nasen-Rachen-
diph. nach 3 Seruminjectionen (zu je 10 ccm) sehr schwere Nebenwirk-
ungen, in Form von heftigem Nasenbluten, Gaumenlähmungen, Albumi-
nurie, Anurie, Gelenkerkrankungen und Exanthemen, auftreten sehen und
zieht aus dieser Beobachtung den Schluss, dass das Diph.-Serum ein ge-
fährliches Mittel sei, dessen Anwendung man nur bei rascher Ausbreitung
der Pseudomembranen oder bei laryngitischen Erscheinungen wagen dürfe.
Durch das Serum würden zwar die Membranen gelöst, nicht aber das diph-
therische Gift zerstört, da Lähmungen trotz seiner Anwendung, zur Ent-
wicklung gelangten. Bei Kranken mit Nierenaffectionen erscheine das Mittel
direct contraindicirt. Sobernheim.
Gensichen (636) hat sich selbst infolge einer Erkrankung an Rachen-
dipli. mit BEHRiNG'schem Heilserum behandelt. Während die diphtherischen
Erscheinungen bald zurückwichen, entwickelten sich in näherer und weiterer
Umgebung der Injectionsstelle eine Reihe von Abscessen, welche G. ohne
Weiteres als eine auf die Seruminjection zurückzuführende Rotzinfection
hinzustellen sucht und dazu benutzt, vor der Anwendung des Diph.-Serums
dringend zu warnen.
Mit Recht betont demgegenüber die Redaction der Berliner klinischen
Wochenschrift, dass es im Interesse einer ruhigen Entwickelung der Heil-
serumfrage höchst wünschenswert!! sei, an derartige Mittheilungen einen
etwas kritischeren Maassstab anzulegen, um so mehr, als für den rotzartigen
Charakter der vom Verf. beobachteten Abscesse jede beweisende Unterlage
fehlte. Sobernheim.
Hlltinel (665) ist der Ansicht, dass die Nebenwirkungen, welche
nach der Injection desDiph. -Heilserums gelegentlich beobachtet werden
(Erythem, Albuminurie, Gelenk- und Muskelschmerzen, Fieber u. s. w.),
den Ausdruck einer Secundärinfection mit Streptok. darstellen, da der
Symptomencomplex in hohem Maasse — wenn auch gewisse Differenzen
unverkennbar seien — an das Bild einer Streptok. - Vergiftung erinnere.
Das Serum als solches kann nach Ansicht des Verf/s nicht für diese Er-
scheinungen verantwortlich gemacht werden, welche ebensogut bei Diph.-
Diphtheriebacillus. Nebenwirkungen des Heilserums: Exantheme, 287
Gelenkerkrankungen, Albuminurie u. s. w.
Kranken ohne Serumbehandhmg beobachtet worden seien. Nur scheint,
wie Verf. an der Hand einiger eigenen Beobachtungen darzuthun sucht, in
Fällen von Mischinfection des LoEFFLEK'scheu Bac. mit Streptok.
unter dem Einfluss der Seruminjection die Entwicklung einer „Strepto-
kokkie" begünstigt zu werden. Es muss dahingestellt bleiben, ob unter
diesen Bedingungen die auf den Schleimhäuten vorhandenen Streptok.
durch die gleichzeitige Anwesenheit des D.-B. zu besonderer Virulenz be-
fähigt werden, oder ob die Diph.-Infection einfach durch Herabsetzung der
allgemeinen und localen Widerstandsfähigkeit des Organismus eine beson-
dere „Disposition" für die Wirkung der Streptok. schafft. Sobernh^im.
Rosenberg (742) beschreibt einen Fall von Diph., in welchem früh-
zeitig eine Antitoxininjection vorgenommen wurde, die in kurzer Zeit zu
sehr beunruhigenden Symptomen einer Intoxication führte. Von dieser
erholte sich die Patientin, ein 4jähriges Mädchen, nur bei energischer Be-
handlung mit Strychnin und Nitroglycerin. Die Schwester, welcher von
demselben Antitoxin eingespritzt wurde, zeigte keine Beschwerden.
KantJmck.
Siegert (764) äussert sich auf Grund klinischer wie experimenteller
Untersuchungen über die Wirkung des BEHRiNG'schen Diph. -Heilserums
auf die Nieren folgendermaassen:
1. Im Anschluss an die subcutane Injection des BEHRiNG'schen Diph.-
Heilserums findet sich häufig eine leichte, vorübergehende Albuminurie und
Albumosurie sowohl bei den mit dem Serum behandelten Kranken, wie bei
den zu Immunisirungszwecken injicirten Kindern. Dieselbe kann nicht als
eine ei'nstere Nierenschädigung aufgefasst werden.
2. Die gleiche Albuminurie und Albumosurie, begleitet von einer Ver-
minderung der Menge und Erhöhung des specifischen Gewichtes des Harns,
ergiebt der Thierversuch.
3. Diese Albuminurie ist abhängig von dem Serum, nicht von der in ihm
enthaltenen Carbolmenge, welche letztere keine Albuminurie bedingt und
im Gegensatz zum Serum schwach diuretisch wirkt.
4. Als stärkere Nierenveränderung sind in unmittelbarem Anschluss an
die Seruminjection beim Kranken acute parenchymatöse und hämorrhagische
Nephritis beobachtet worden. Doch ist deren Abhängigkeit von unverän-
dertem BEHRiNG'schen Heilserum nicht nachgewiesen.
5. Die ebenfalls am Krankenbette beobachtete Anurie ergiebt sich auch
zuweilen beim Thierversuch.
G. Schon bestehende Albuminurie Diph .-Kranker zeigt bei Anwendung
der Serumtherapie einen im Allgemeinen gutartigen, schnellen Verlauf.
7. Anatomische Nierenläsionen können bei subcutaner Injection von 10
ccm des BEHRiNG'schen Serums beim Kaninchen nicht hervorgerufen werden.
8. Relativ kleine Serummengen beeinflussen die Diurese beim Thierver-
such nicht, sind demnach am Kraukenbette vorzuziehen. Daraus ergiebt
sich die Forderung nach dem inzwischen bereits hergestellten concentrirteren
Serum.
9. Sollte sich das BEHRiNo'sche Diph.-Heilserum als Specificum gegen
288 Diphtheriebacillus. Nebenwirkungen des Heilserums: Exantheme,
Gelenkei'krankungen, Albuminurie u. s.w. Tod nach derSeruminjection.
Diph. erweisen, so könnte die meist unbedeutende Nebenwirkung auf die
Nierenfunction nicht als genügender Grund gegen seine Anwendung gelten.
Sohernheim.
LeFilliatre (685) berichtet über einen Fall eigenartiger post-
diphtherischer Lähmung. Ein Kind erkrankte unter den Zeichen der
Diph. und erhielt, da auch der bacteriologische Befund positiv ausfiel, 2 Se-
ruminjectionen von je 15 bezw. 10 ccm, worauf bald völlige Genesung er-
folgte. 5 Wochen später stellten sich Lähmungserscheinungen von Seiten
der Gaumenmuskulatur ein, wenige Tage später wurde auch die Nacken-
muskulatur befallen, sodass der Kopf auf die Brust herabsank und nicht
selbstständig gehoben werden konnte. Sensibilitätsstörungen waren nicht
vorhanden, die Reflexe normal. Unter elektrischer Behandlung gingen die
Lähmungen innerhalb 4 Wochen wieder vollkommen zurück. Sohernheim.
Barth (571) giebt eine kurze zusammenfassende Uebersicht über die in
der Literatur beschriebeneu und von ihm selbst gelegentlich beobachteten
schädlichen Nebenwirkungen des Diph. -Serums (Erytheme, Oedeme,
Gelenkschwellungen u. s. w.), welche gegenüber den grossen Erfolgen der
Heilserumbehandlung vollkommen in den Hintergrund treten müssten. Im
Besonderen fehlt nach seiner Ansicht bisher der einwandsfreie Beweis, dass
das Auftreten von Albuminime als Folge der Seruminjection angesehen
werden darf. Sohernheim.
Strassmann (778) spricht sich in dem gemeinsam mit MixTENzwEia
erstatteten Gutachten über den seinerzeit in ärztlichen Kreisen und
in der Tagespresse lebhaft erörterten Fall Langer h ans dahin aus, dass
der Tod des vorher völlig gesunden Kindes, welcher 10 Minuten nach der
prophylaktischen Injection von 1,2 ccm BEHRiNG'schen Heilserums plötzlich
erfolgte, weder durch die Beschaffenheit des Serums, noch durch
die Art der Impfung veranlasst worden ist. Das Serum erwies sich
als keimfrei und war in weit erheblicheren Mengen von anderen Kindern
ohne schädliche Folgen vertragen worden. Auch der Carbolgehalt war der
gewöhnliche. Die Todesursache liess sich mit Sicherheit nicht ermitteln.
Aus gewissen Verhältnissen des Sectionsbefundes hält es St. jedoch nicht
für ausgeschlossen, dass das Kind, welches kurz nach der Injection einen
starken Hustenanfall bekam, hierbei Speisereste in die Luftröhre befördert
hat und durch Erstickung zu Grunde gegangen ist. , Sohernheim.
Laiigerhans (683) hält gegenüber dem Gutachten von Strassmann
und Mittenzweig (s. oben) an der Ansicht fest, dass sein Kind „durch Beh-
BiNö'sches Serum vergiftet" worden sei und weist die von den genannten
Sachverständigen gegebene Erklärung des Todes durch Erstickung zurück.
Sohernheim.
Veranlasst durch den Tod des Kindes Langerhans macht Ehrlich
(617) die Bestimmungen über die staatliche Controle des Diph.- Heil-
serums bekannt, wie sie unter seiner Leitung mit peinlicher Gewissen-
haftigkeit zur Durchführung gelangen, und weist darauf hin, dass bei nach-
träglicher wiederholter Prüfung auch die im Falle Langerhans zur Impf-
ung verwendete Serumprobe sich hinsichtlich ihres Antitoxingehaltes, Gar-
Diphtheriebacillus. Nebenwirkungen des Heilserums. 289
Tod nach Seruminjectionen.
bolzusatzes und ihrer Keimfreiheit als völlig einvvandsfrei erwiesen hat.
Dementsprechend ist auch bei anderen Kindern nicht die geringste schäd-
liche Nebenwirkung von der Injection dieses Serums beobaclitet worden.
Sobcrnhchn.
Paltauf (719) hält es für unstatthaft, den Tod des Kindes Lakger-
HANS auf das Diph. -Serum als directe Todesursache zu beziehen und pro-
testirt mit Entschiedenheit gegen eine derartige Deutung. Das Serum habe
noch in keinem einzigen Falle eine so rapide tödtliche Wirkung ausgeübt.
Die Möglichkeit des Todes infolge anormaler Körperconstitution lympha-
tisch chlorotischer Natur sei in Betracht zu ziehen. Sobem/ichu.
Kassowitz (674) bemüht sich in einer „kritischen Studie aus Anlass des
Falles Langerhans" den Beweis zu führen, dass die viel gepriesenen Er-
folge der Serumtherapie nur scheinbare seien und einfach auf Täuschung
beruhen. Im Besonderen müsse, nach den bisherigen Berichten, der Ver-
such, den Menschen auf künstlichem Wege vermittels des Heilserums gegen
Diph. zu immunisiren, als gescheitert angesehen werdend Sobernlieini.
Krückmauu (681) ist nach einer Injection von BEHRixG'schem Heil-
serum, die er sich selbst an der Dorsalfläche des linken Vorderarmes aus
prophylaktischen Gründen beigebracht hatte, unter stürmischen Er-
scheinungen erkrankt. Es stellte sich Schwindel und Ohrensausen ein,
dabei starke Hinfälligkeit und Temperatursteigerung (39 **), und nach kurzer
Zeit entwickelte sich über den ganzen Körper, mit Ausnahme der Füsse,
ein stark juckender rother Quaddelausschlag. Das Abdomen war aufge-
trieben, Stuhlgang normal, sparsames Erbrechen. Schon nach 24 Stunden
war wesentliche Besserung eingetreten und K. am 3. Tage wieder voll-
kommen hergestellt. Sobernhcim.
Hoffuer (662) hat in einer Familie 6 diphtlieriekranke Kinder gleich-
zeitig mit Heilserum behandelt. 5 genasen nach kurzer Zeit, während
das 6. eine halbe Stunde nach der Injection — in Abwesenheit des Arztes
— gestorben sein soll. Da das Krankheitsbild sich bei der Untersuchung
als ein nicht sehr schweres dargestellt hatte, hält H. es nicht für ausge-
schlossen, dass „der Tod auf das Heilserum zurückzuführen" war"-.
SobernJiei))).
Oottsteill (646) giebt, veranlasst durch den im Anschluss an eine Diph.-
Seruminjection erfolgten Tod des Kindes Langerhans, eine Zusammen-
stellung der in der Literatur bekannten Fälle, bei welchen „von dem Be-
obachter selbst die Frage aufgeworfen worden ist, ob der Tod mit dem
Serum in Zusammenhang zu bringen sei". G. hat 7 derartige Todesfälle
bei diphtheriekranken und 4 bei nichtdiphtheriekranken, nur zu Immuni-
sirnngszwecken geimpften Kindern ermittelt und ist geneigt, die dabei be-
') Nach den Mittheilungen von Lüirii, Leniiartz u. A. (vgl. die Referate No.
690 p. 242 und No. 086 p. 2r)0) dürfte die klinische Beobachtung in andoroni
Sinne entscheiden, als jene „kritische Studie". Ref.
'^) Bei dem Mangel joder genaueren Beobachtung und Angabo über Krank-
lieitsverlauf, Art do.s Todes, Soctionsbofund u. s. w. erscheint eine vorsiclitigere
Beurtheihing des Falles durchaus gpl)ofen. Rff.
Ruurugarten'.s Juhresbericht XII 1'.)
290 Diphtheriebacillus. Vorkommen bei Diphtherie,
bei secundärem Croup.
obachteten Erscheinungen als den Ausdruck einer Fibrinfermentintoxication
aufzufassen. Sohernheim.
Dräer (611) hat 400 Fälle von Diph., diphtherieverdächtigen Erkran-
kungen und Anginen bacteriologisch untersucht und dabei gefunden,
dass der klinische Begriif der Diph. durch die bacteriologische Diagnose
nicht unwesentlich (etwa 20 '^/q) eingeschränkt wird*. Das verdächtige
Material wurde mit Hülfe der v. EsMAKcn'sclien Schwämmchenmethode ^
entnommen und nun auf je einem Röhrchen mit LoEFFLER'schera Blutserum
und Glycerinagar zur Aussaat gebracht, sowie zur Anfertigung eines Deck-
glaspräparates benutzt. Unter 193 Fällen klinischer Diph. gelang auf diese
Weise nur 115mal der bacteriologische Nachweis, während andererseits in
106 Fällen, welche klinisch als Nicht-Diph. bezeichnet worden waren,
16raal die Anwesenheit von D.-B. festgestellt werden konnte. Von 101
Fällen klinisch zweifelhafter Diph. erwiesen sich 3 1 auf Grund der bac-
teriologischen Diagnose als echte Diph.
Die Heranziehung des Thierversuchs zur Unterscheidung echter D.-B.
von Pseudo-D.-B. hält Verf. nur dann für wünschenswerth, wenn das mikro-
skopische Bild für die letztere Art zu sprechen scheint, da gelegentlich die
LoEFPLER'schen Stäbchen eine gewisse Aehnlichkeit mit Pseudo-D.-B. be-
sitzen können. Umgekehrt ist bei einiger Uebung eine Verwechslung von
Pseudo-D.-B. mit echten D.-B. unmöglich und daher in denjenigen Fällen,
welche mikroskopisch als Diph. diagnosticirt worden sind, der Thierversuch
vollkommen tiberflüssig**. Sohernheim.
de Blasi und Russo-Travali (580) prüften bei Verdacht auf Diph.
234 Pseudomembranen auf Bacterien und constatirten:
In 20 Fällen fehlte der LoEFFLER'sche Bac, hingegen fanden sie Sta-
phylok., Streptok., den FRAENKEL'schen Pneumok. und das Bact. coli. In
102 Fällen fand sich der LoEFFLER'sche Bac. in Reincultur, in 76 Fällen
in Gemeinschaft mit dem Staphylok. pyog., in 20 Fällen mit dem Streptok.,
in 7 Fällen mit dem FRAENKEL'schen Pneumok. und in 3 Fällen mit dem
Bact. coli. Verff. machten auch experimentelle Untersuchungen über die
Vereinigung des D.-B. mit dem Bact. coli und bewiesen, dass nicht tödt-
liche Dosen jeder einzelnen Cultur tödtlich wirken, sobald sie gleichzeitig
den Thieren injicirt werden. Tramhusti.
Sproiick (773) betont, dass der nicht diphtherische Croup in
Holland wenigstens, recht selten ist. Er hat 48 Fälle von secundärem
Croup bacteriologisch untersucht und in 47 = 97,9^/^ D.-B. gefunden. In
1) Jahresber. XI, 1895, p. 256. Ref.
) Ich habe gegen diese Auffassung, welcher einerseits eine petitio principii
zu Grunde liegt und welche andererseits an dem Fehler leidet, dass sie die vie-
len Zufälligkeiten, welche den Nachweis der vorhandenen D.-B. verhindern
können, ausser Acht lässt, wiederholt meinen ablehnenden Standpunkt be-
kundet. Baumgarten.
**) Verf. befindet sich mit dieser Sicherheit in einer beneidenswerthen Lage.
Die besten Kenner der D.-B. haben einräumen müssen, dass nach dem blossen
mikroskopischen Bilde eine Unterscheidung von D.-B. und Pseudo-D.-B. nicht
möglich ist. Baumgarten.
Diphtheriebacillus. Vorkommen bei secundärem Croup, ausserhalb 291
des menschlichen Körpers. Vergesellschaftung mit anderen Bacterien.
dem einen Falle, wo diese Bac. vermisst wurden, konnte die Untersuchung
nur einmal stattfinden. Eine genaue, wo nöthig, wiederholte bacterio-
logische Untersuchung in 25 Fällen von primärem Croup zeigte, dass in
23 = 92**/o Fällen D.-B. im Spiele waren. In den 2 Fällen, in welchen
deren Nachweis nicht gelang, blieb ein Zweifel bestehen, indem kein anderes
Material wie Pharynxschleim zu erhalten war und ausserdem eine Wieder-
holung der Untersuchung nicht vorgenommen werden konnte.
Während Loefflee angegeben hat, dass z. B. in Ost-Preussen der nicht
diphtherische Croup gar nicht selten ist, Chaillou und Martin^ in Paris
sogar in 30 ^/^ der Fälle von primärem Croup keine D.-B. nachweisen
konnten, behauptet Sp., dass er in 6 Jahren in Utrecht (90 000 Einwohner)
nicht einen Fall von nicht diphtherischem Croup mit Sicherheit constatiren
konnte. Obschon in Fällen von primärem Croup die Aussaat von Pharynx-
schleim meistens sofort ein positives Resultat ergab, soll man negative Re-
sultate mit Vorsicht verwerthen und die Untersuchung, wo möglich, öfters
wiederholen. Hat man nicht die Gelegenheit, dem Larynx direct entnom-
menes Exsudat zu untersuchen, so bleibt meistens ein Zweifel bestehen.
Auifallend war dagegen, dass in Fällen von Angina mit Belag, aber ohne
Larynxaffection, wo also das gewünschte Material leicht zu erhalten war,
bei 102 untersuchten Fällen D.-B. sich nur in 75 (= 73,5 ^jo) Fällen
nachweisen Hessen*.
Schliesslich wird vorgeschlagen, klinisch alle Fälle von Croup (Laryn-
gitis fibrinosa) als der Diph. angehörend zu betrachten und an dieser Dia-
gnose so lange festzuhalten, bis bacteriologisch die Abwesenheit von D.-B.
genügend dargethan ist. Spronck.
Onneii's (7 1 5) Arbeit ist nur epidemiologischen Inhaltes. Wir müssen
uns darauf beschränken, das Ergebniss ganz kurz zusammenzufassen. Viele
ärztliche Beobachtungen und statistisch-epidemiologische Untersuchungen
sollen mit unseren heutigen im Laboratorium gewonnenen Vorstellungen
über die natürliche Verbreitungsweise der Diph. nicht harmoniren. In
vielen Fällen kann man kaum anders als die Oertlichkeit als inficirt an-
sehen und dabei der Anhäufung von Zersetzungsproducten organischer
Stoffe eine grosse Bedeutung zuerkennen. In diesen Stoffen soll der D.-B.
seine Lebensfähigkeit längere Zeit behalten, vielleicht selbst ein günstiges
Medium finden, um sich zu vermehren. Obschon eine Dauerform des D.-B.
bisher nicht bekannt ist und den Laboratoriumforschungen zufolge der
Diph.-Erreger diu'ch Saprophyten überwuchert und getödtet wird, so soll
damit noch nicht erwiesen sein, dass eine solche Dauerform nicht existirt
und dass es in der Aussenwelt kein Nährmedium giebt, in welchem D.-B.
der Concurrenz von Saprophyten Widerstand leisten können. Spronck.
de Blasi und Russo-Travali (581) fanden beider bacteriologi-
schen Untersuchung von 234 Diph. -Fällen neben den LoKFFLPR'schen
1) Jahresber. X, 1894, p. 226. Ref.
*) Man sieht also aus diesen Angaben eines so gewiegten Untersuchers, dass
es mit der vermeintlichen Constanz des Nachweises der D.-B. bei Diph. doch
noch ein Häkclien hat. Bawiigartcn.
ly*
292 Diphtheriebacillus. Vorkommen bei Scharlachdiphtherie,
in den inneren Organen bei Diphtherie.
Stäbchen eine Eeihe anderer Bacterienarten, nnd zwai- meistens Kokken,
3mal das Bact. coli com. Die letzteren 3 Fälle endeten letal.
Im Thierversnch stellte sich heraus, dass die Wirkung des Dipli.-Toxins
durch gleichzeitige Verimpfung von Colibacterien wesentlich erhöht
werden kann, während die keimfreien Fi 1 träte der gleichen Colicul-
turen das Diph. -Toxin in keiner Weise beeinflussten. Sohernheiyn.
V. Kailke (731) hat 67 Fälle, welche mit Scharlachdiph. zur Auf-
nahme in das Krankenhaus gelangten, bacteriologisch untersucht und da-
bei in 53,7^/o LoEFFLER'sche D.-B., theils in Reincultur, theils mit Strep-
tok. vermischt, nachweisen können, in 38,8*^/0 nur Streptok.*
In 10 weiteren Fällen, bei welchen sich erst im Krankenhause im Ver-
laufe von Scharlach später eine Diph. entwickelte, wurden 8mal die Lobpf-
LEE'schen Stäbchen angetroifen.
12 Fälle, welche umgekehrt unter dem Bild der primären Diph. in die
Diph.-Abtheilung aufgenommen wurden und später an Scharlach erkrankten,
lieferten llmal positiven Befund von D.-B.
E. empfiehlt daher, das Diph. -Heilserum auch zur Behandlung der Schar-
lachdiph. in Anwendung zu bringen^. Sohernheim.
Nowak (714) hat Herzblut und Milzsaft von 22 Diph.-Leichen mög-
lichst frisch bacteriologisch untersucht und dabei unter vorsichtigster An-
wendung aller aseptischen Cautelen regelmässig pathogene Mikroorganis-
men angetroffen.
In 21 Fällen wurden Streptok. nachgewiesen, darunter 2mal mit Lobpf-
LEn'schen D.-B., und in einem Falle Staphylok. mit D.-B. Sohernheim.
Wie Robinson (738) mittheilt, erkrankte in einer Familie die Mutter
an einer Angina, klinisch nicht diphtheritisch, doch bacteriologisch als solche
festgestellt. Noch ehe die bacteriologische Diagnose gemacht war, wurden
der Vater und die 3 Kinder von der Patientin getrennt und zu Hause ge-
halten. 7 Tage später erkrankte der Vater, 9 Tage später ein Kind und
10 Tage später ein anderes. Alle 4 Fälle wurden mitBEHniNG's Antitoxin
No. III behandelt und geheilt, doch fanden sich D.-B. im Sachen des einen
Kindes noch 4-5 Tage, in dem des anderen Kindes noch 10 Tage und in
*) Wie soll man nun diese Beobachtungen deuten? Waren von diesen 67
Fällen von , Scharlachdiph." 53 ^/^ BßETONNEAu'sche Diph. und nur 38 ^\^ Schar-
lachdiph.? Oder waren sämmtliche 67 Fälle BRETONNEAu'sche Diph., bei wel-
chen aber in 38*^/o derselben die D.-B. fehlten oder sehr zurücktraten und wesent-
lich nur Streptok. als Krankheitserreger vorhanden waren? Ichmuss der letzte-
ren Annahme als der natürlicheren Deutung den Vorzug geben. Baumgarten.
*) Der überraschend hohe Procentsatz der Fälle, in welchen „D.-B." aufge-
funden wurden, dürfte vielleicht mit der früher überaus schwierigen oder ganz
unmöglichen Trennung der Gruppe der Pseudo-D. -B. von den echten Loeff-
LER'schen Stäbchen zu erklären sein und eine Nachprüfung dieser Angaben mit
Hülfe der verbesserten Untersuchungsmethoden als entschieden wünschenswerth
erscheinen lassen**. Ref.
**) Warum gerade in diesen Bällen von veritabler Diph. die gefundenen Bac.
Pseudo-D.-B. gewesen sein sollen, ist nicht recht ersichtlich. Man müsste
dieselbe Einwendung dann auch für alle früheren Fälle von Diph. mit positivem
Bac.-Befund erheben. Bamngarteii.
Diplitheriebacillus. Vorkommen bei Rhinitis fibrinosa, 293
bei croupöser und diphtherischer Conjunctivitis.
des Vaters Rachen noch 15 Tage. Das 3. Kind (3 Jahre alt) erkrankte
nicht, obgleich es der Ansteckung mehr ausgesetzt war, als die anderen.
In allen Fällen wurde der Rachen täglich untersucht und die Patienten
nicht aus dem Hause gelassen, bis die Bac. verschwunden waren. Dieser
Fall beweist 1. den Werth der bacteriologischen Untersuchung, 2. dass
Personen, die mit Diph. -Kranken in Berührung kamen, ansteckungsgefähr-
lich sind. In einem anderen Falle, der klinisch diphtheritisch zu sein schien,
und bei dem auch die Möglichkeit einer Ansteckung vorhanden war, wurden
keine D.-B. gefunden, obwohl 3 Untersuchungen gemacht wurden. Später
ergab dann auch die klinische Untersuchung, dass es sich um keine Diph.
gehandelt hatte. Kanthack.
Pliuler (727) vertritt den Standpunkt, dass die Rhinitis fibrinosa als
eine Form diphtherischer Erkrankung anzusehen sei und durch den
LoEFFLER'scheu Bac. hervorgerufen werde. Die sonstigen Ausführungen
des Verf.'s über die von ihm beobachteten und mitgetheilten Fälle bieten
im Wesentlichen nur klinisches Interesse. Sohernheim.
Freemau (631) beschreibt 5 Fälle von fibrinöser Rhinitis, bei
denen in dreien der D.-B. gefunden wurde. Kanthack.
Yossius (792) kommt in seiner Abhandlung auf Grund der bisherigen
ausführlich zusammengestellten Literatur und seiner eigenen Erfahrung an
22 Fällen zu dem Schluss, dass die croupöse Bindehautentzündung
in einer grossen Reihe von Fällen eine Form der diphtheritischen Binde-
hautentzündung ist. Er begründet diese Ansicht mit dem Nachweis der
LoEFPLER'schen D.-B. und mit der auch von anderer Seite vor ihm ge-
machten Beobachtung, dass Personen in der Umgebung derartiger Patien-
ten mit sog. croupöser Conjunctivitis oder diese Patienten selbst gleichzeitig
an echter Diph. des Rachens oder der Nase leiden. So wurde in seiner
Klinik ein Kind mit derartiger Conjunctivitis crouposa die Veranlassung
zum Ausbruch einer kleinen Hausepidemie von Rachen- und Bindehautdiph.
auf der Kinderabtheilung. Mit Rücksicht hierauf spricht sich V. gegen die
Harmlosigkeit der croupüsen Conjunctivitis aus und ertheilt den dringenden
Rath, für sofortige Isolirung derartiger Krankheitsfälle zu sorgen. Vos.sius.
Pichler (725) berichtet in seiner interessanten Arbeit über 19 Fälle
von diphtheritischer Bindehautentzündung, die er als Assistent in
der Augenklinik in Innsbruck und Prag zu beobachten Gelegenheit hatte.
In allen Fällen ist eine genaue bacteriologische Untersuchung der Membra-
nen in Deckglaspräparaten vorgenommen; ausserdem wurden Culturver-
suche und Thierversuche bei Kaninchen, Mäusen, Meerschweinchen und
einem Affen ausgeführt. Auch auf an Innern Augenleiden erblindete Men-
schen wurden Uebertragungsversuche gemacht. Die Virulenz der gefunde-
nen Mikroorganismen wurde mit den frischen Culturen durch Impfung
unter die Haut oder in die Bauchhöhle an Meerschweinchen, Mäusen wnd
Kaninchen geprüft. Auf die Details der bacteriologischen Untersuchungen
einzugehen, würde den Rahmen dieses Referates zu sehr überschreiten. In
10 Fällen wurde der LoEFFLER'sche D.-B. nachgewiesen, und zwar nur
3nial allein, 3mal mit dem Staphylok. pyog. aur. gepaart, 3mal mit dem
294 Diphtheriebacillus. Vorkommen bei diphtlierisclier Conjunctivitis,
bei Diphtherie des Nabels, der Vulva, im Empyemeiter.
Staphylok. pyog. albus, Imal mit dem Stapliylok, pyog. aureus und dem
Kettenkokkus zusammen. In den übrigen 9 Fällen der diphtlieritisclien
Conjunctivitis wurden andere Mikroorganismen ermittelt: 4mal der Sta-
phylok. pyog. aur. (Imal allein, Imal mit dem Pneumok., Imal mit dem
Staphylok. pyog. albus und dem Kettenkokkus und Imal mit dem Ketten-
kokkus zusammen), 5mal wurde der Staphylok. pyog. albus allein, 2mal
der Kettenkokkus (Imal allein, Imal mit dem Soorpilz und einem frag-
lichen Bac. zusammen) nachgewiesen. Für das von dem Kliniker diagnosti-
cirte diphtheritische Bindehautleiden kommen demnach ausser den Loeff-
LEE'schen D.-B. noch andere Mikroorganismen in Frage. Der Loeffleb'-
sche D.-B. kann nicht nur das Krankheitsbild der Conjunctivitis diphtheri-
tica, sondern auch das der Conjunctivitis membranacea erzeugen. Verf.
hält es nun für praktisch, vorläufig die Begriffe diphtheritisch und mem-
branös bei den Bindehauterkrankungen nur im anatomischen Sinne zu ge-
brauchen und die alte Eintheilung zu belassen, weil wir heute noch nicht
im Stande sind, ein ätiologisches Eintheilungsprincip an ihre Stelle zu setzen.
Die alte anatomische Eintheilung gewähre uns ausserdem noch den Vortheil,
dass wir mit der Diagnose gleichzeitig auch die Schwere des Falles und
damit die Voraussage ausdrücken.
Die Arbeit ist ferner von Interesse durch die Mittheilungen über die
Serumbehandlung, über deren Erfolge Verf. sich nach seinen Erfahrungen
sehr vorsichtig äussert. Er erwähnt, dass in den Fällen ein rasches Ver-
schwinden oder wenigstens eine schnelle Lockerung der bis dahin festhaf-
tenden Häutchen und Einlagerungen eintrat; indessen sei der Unterschied
gegenüber den ohne Serum behandelten Fällen nicht sehr auffallend ge-
wesen. Er giebt ferner an, dass in Bezug auf die Serumbehandlung keine
nennenswerthe Verschiedenheit zwischen den Fällen gefunden werden
konnte, in welchen der Nachweis der LoEFFLEß'schen Stäbchen gelang,
und jenen, in welchen dieselben mangelten. Ueble Folgen wurden nie be-
obachtet; niemals enthielt der Harn Eiweiss, Vossius.
Tocli (785) hat 3 Fälle von Diph. beobachtet, bei welchen wegen des
ungewöhnlichen Sitzes der Erkrankung erst durch den bacteriologischen
Nachweis der LoEFFLER'schen Stäbchen die klinische Diagnose gesichert
werden konnte. Der erste dieser Fälle betraf ein 55 Tage altes Kind mit
Nabeldiph., der zweite ein Kind von '^/^ Jahren mit'Diph. der Vulva,
der dritte einen 23 Tage alten Säugling mit Diph. der Nasenschleim-
haut. In den beiden letzten Fällen entwickelte sich im Anschluss an die
diphtherische Primärerkrankung später eine Rachendiph. Sobernkeim.
Trumpp (789) hat gelegentlich aus einem Empyem neben dem Fraen-
KEL'schen Pneumok. einen Mikroorganismus isolirt, welcher alle Eigen-
schaften des Ps endo -D.-B. zu besitzen schien und für Meerschweinchen
nicht pathogen war, aber bei Züchtung in neutraler Traubenzuckerbouillon
rasch eine deutliche Säuerung der Nährlösung herbeiführte. Es ist T. ge-
lungen, vermittels gleichzeitiger Injection dieser avirulenten Cultur und
geringer, allein nicht tödtlicher Mengen von Diphtherietoxin Meerschwein-
chen zu tödten und auf solche "Weise durch wiederholte Thierpassagen eine
Diphtheriebacillus. Vorkommen in der Mund- und Rachenhöhle 295
nicht diphtherischer Kinder.
sehr erhebliche Virulenzsteigerung des fraglichen Mikroorganismus zu be-
wirken. Die früher unwirksame Dosis von 5 ccm Bouilloncultur vermochte
schliesslich Meerschweinchen in 12 Stunden unter typischen Erscheinungen
zu tödten, sodass T. die Ansicht vertritt, es habe sich in dem vorliegenden
Falle von Anfang an um einen echten, nur aus irgend welchen Gründen in
seiner Virulenz stark geschwächten LoEFFLEs'schen D.-B. gehandelt.
Sohei'nheim.
Lichtwitz (687) hat den Schorf, welcher sich nach der Entfernung der
Tonsillen mittels der elektrischen Schlinge an der Operationsstelle bildet,
in 27 Fällen bacteriologisch untersucht und llmal LoEFFLEK'sche Bac.
nachweisen können. Die damit behafteten Personen, meist Kinder, zeigten
keinerlei Krankheitserscheinungen ; die Heilung ging ebenso günstig von
statten wie bei den übrigen. Sobernhmn.
E. Müller (706) hat auf dem Mädchensaal der Kinderstation der Kgl.
Charite in Berlin Mund- und Rachenhöhle nicht diphtherischer
Kinder während längerer Zeit continuirlich auf das Vorkommen von
D.-B. untersucht und, da in dem betreffenden Krankensaale fortgesetzt
Fälle von Diph. auftraten, im Besonderen ermitteln wollen, ob hier die An-
steckung erst im Krankenhause erfolgte oder ob die neu aufgenommenen
Kinder die D.-B. bereits von aussen hereinbrachten.
Zu diesem Zwecke wurde jedes Kind sofort an den 3 ersten Tagen nach
der Aufnahme abgeimpft. Fanden sich keine D.-B., so wurde die Unter-
suchung in regelmässigen Intervallen von 3-4 Tagen fortgesetzt. Die Ab-
impfung erfolgte mittels Platinöse von Tonsillen, Uvula und hinterer Rachen-
wand, die Aussaat des Materials auf LoEFFLEn'schem Blutserum. Als aus-
schlaggebendes Kriterium hat Verf. indessen erst das Wachsthum auf Agar
angesehen, da Züchtung auf Blutserum die D.-B. nicht mit der wünschens-
werthen Sicherheit erkennen liess^.
Von 100 Fällen, welche im Verlaufe von 5 Monaten an den mannig-
fachsten Erkrankungen auf dem Mädchensaal der Kinderabtheilung lagen
und in der angegebenen Weise untersucht wurden, waren 24 mit D.-B. be-
haftet. Mund \u\ä Rachenschleimhaut wiesen dabei keinerlei krankhafte
Veränderungen auf. 4 dieser Fälle befanden sich zu Beginn der Untersuch-
ungen bereits auf der Abtheilung, sodass nicht ermittelt werden konnte,
ob die Bacterien bereits mitgebracht oder erst im Krankenhaus acquirirt
worden waren. Von den übrigen 20 Kindern Hessen 6 schon bei der ersten
Abimpfung D.-B. erkennen, waren also mit D.-B. in das Haus eingeliefert
worden, während in 14 Fällen erst zu einer späteren Zeit, im Kranken-
hause selbst, die LoEFFLER'schen Stäbchen auf den Schleimhäuten erschie-
nen. Von den ersterwähnten 6 Fällen stammte nur 1 Kind aus einer Fa-
milie, in welcher Diph. geherrscht hatte; die übrigen 5 entstammten völlig
gesunden Familien und waren selbst nie an Diph. erkrankt gewesen. Die
14 Fälle, welche erst im Laufe des Krankenhausaufenthaltes D.-B. acqui-
*) Die letztere Angabe ist überraschend, da bei richtiger Anwendung das
LoEFFLER'sche Serum allen anderen Nährmedien für den angedeuteten Zweck
entschieden weit überlegen ht. Ref.
296 Diphtlieriebacillus. Vorkommen diphtlierieähnlicher Bacillen
in der Zimmerluft, im Fussboden.
rirteu, zeigten hinsichtlich des Zeitpunktes der Ansteckung- sehr schwankende
Zahlen. Dieselbe erfolgte bald nach einigen Tagen, bald erst nach Wochen.
Nicht selten wurden Uebertragungen von einem Kinde auf die Nachbar-
betten beobachtet.
Die D.-B., und zwar virulentester Natur, wurden wochenlang, in einem
Falle bis zu 2^/., Monaten, von den Kindern im Munde beherbergt, ohne die
geringsten Krankheitserscheinungen hervorzurufen. Verf. ist geneigt, diese
Thatsache mit der nach den Untersuchungen Wassebmaj^n's^, Fischl's-
u. a. offenbar vorhandenen „individuellen Immunität" zu erklären*.
Schliesslich erwähnt Verf. als Ergebniss des Thierversuches, dass von
den 24 Diphtherieculturen 12 an Meerschweinchen geprüft worden sind,
wobei 6 sich als vollvirulent erwiesen, während die andern 6 nur einen re-
lativ geringen Grad pathogener Wirksamkeit besassen. Sobernheim.
Slldeck (780) hat in der Zimmerluft diphtherieähnliche Bac-
terienarten nachzuweisen vermocht. Glycerinagarplatten, welche einige
Zeit in offenen PETRi'schen Schalen in verschiedenen Eäumen des Ham-
bui'ger Krankenhauses gehalten worden waren, Hessen Colonien von Bac-
terien zur Entwicklung gelangen, welche in ihrem morphologischen und
culturellen Verhalten eine weitgehende Aehnlichkeit mit den Loeffler'-
schen D.-B. zu erkennen gaben. Die Mehrzahl der Culturen erwies sich
als nicht virulent, während andere bei subcutaner Injection Meerschweinchen
tödteten, allerdings nur unter dem Bilde einer chronischen, mit fortschreiten-
der Kachexie nach 14-30 Tagen zum Tode führenden Erkrankung. Alle
Versuche, eine Steigerung der Virulenz auf dem Wege der Thierpassage oder
durch Züchtung in Streptok.-Bouillon u. s. w. herbeizuführen, scheiterten
vollständig. S. glaubt daher die von ihm isolirten Arten vorläufig nur als
„diphtherieähnliche" Bacterien bezeichnen zu dürfen**.
Ferner erAvähnt Verf., dass es ihm gelungen sei, im Blute von Diph.-
Leichen und Diph. -Kranken in einer Reihe von Fällen echte D.-B. nachzu-
weisen. Zu einem abschliessenden Resultat haben diese Untersuchungen
indessen noch nicht geführt, da bei der ursprünglich gewählten Methode
des Ausstrichs auf Agarplatten eine Verunreinigung der letzteren durch
jene diphtherieähnlichen Luftkeime nicht mit Sicherheit vermieden werden
konnte und somit die Beurtheilung der Ergebnisse wesentlich erschwerte.
Sohemlieim,.
Sharp (762) untersuchte den Fussboden von Localitäten, in denen Diph.
mehr oder weniger endemisch war. In einigen Fussboden fand er Bac, die
morphologisch mit dem D.-B. identisch sind; er hat aber weitere Beweise
nicht erbracht, was doch unumgänglich nothwendig gewesen Aväre.
Kant hack.
1) Jahresber. XI, 1895, p. 211. Ref. — -) Jahresber. XI, 1895, p. 211. Ref.
*) Man kann diese Thatsache aber auch so erklären, das« man annimmt, die
„D.-B." seien nicht die eigentlichen Erreger der Diph. Baumgarten.
**) Der Mangel der Virulenz würde nicht gegen die Identität der in Rede
stehenden Bac. mit den LoEFFLEß'schen Bac. sprechen, da die Virulenz man-
cher Bacterien leicht verloren geht, Ich erinnere hier nur an das Beispiel der
Streptok. Bamngarten,
Diphtheriebacillus. Aetiologie und Prophylaxe der Diphtherie. 297
Die Aufgaben, welche C. Fraenkel (628) in den überzeugenden und
erschöpfenden Darlegungen seines Vortrags einer consequenten , zielbe-
wussten prophylaktischen Bekämpfung der Diph. vorzuzeichnen wünscht,
finden in den folgenden Thesen prägnantesten Ausdruck :
1. Der Erreger der Diph. im eigentlichen Sinne ist der von Loefj<"ler
entdeckte Bac*. Er findet sich a) regelmässig auf den erkrankten Theilen
(Haut und Schleimhäuten), b) häufig in der Umgebung der kranken, c) selten
auf den Schleimhäuten gesunder Individuen,
2. Die Ansteckung erfolgt a) unmittelbar vom erkrankten auf den ge-
sunden Menschen (Anhusten, Küsse u. s. w.), mittelbar durch ZAvischen-
träger, an denen die specifischen Keime haften (Betten, Wäsche und Kleidungs-
stücke der Kranken, Spielsaclien, Ess- und Trinkgeschirre, Nahrungs-
mittel u. s. w.)
3. Die Infection entwickelt sich, wie das Vorkommen der D.-B. im ge-
sunden Organismus beweist, nur auf Grund einer besonderen Anlage (Dis-
position).
Die Bekämpfung der Diph. hat demnach hinzuwirken auf:
1. die Vernichtung der D.-B. a) im kranken Menschen durch a) rasche
Heilung und Abkürzung des Krankheitsverlaufes mit Hilfe der specifischen
Therapie durch das BEHEiNö'sche Serum, ß) örtliche Behandlung der be-
fallenen Theilc mit desinficirenden Mitteln (Loeeelek's Mischung); b) in
der Umgebung der Kranken durch Desinfection der von ihnen gelieferten
Krankheitsstoffe (Auswurf, Membranen), sowie ferner der Krankenzimmer,
der Kleidung, Wäsche u. s. w.
2. Die Schliessung der Wege, auf denen die Uebertragung erfolgt: Ab-
sonderung der Kranken und ihres Wartepersonals bis zum völligen Ver-
schwinden der specifischen Keime; Verbot des Schulbesuchs der Kranken
und ilirer Angehörigen; Verbot der Ansammlung von Menschen, namentlich
Kindern, im Kranken- oder Sterbehause ; Beaufsichtigung des Verkehrs mit
Nahrungsmitteln.
Für Punkt 1 und 2 von der grössten Bedeutung ist a) die möglichst
frühzeitige Erkennung der Fälle von echter Diph. durch die bacteriologische
Untersuchung aller verdächtigen Erkrankungen, am besten in geeigneten
'Centralstellen, und b) eine auf Grund der so gewonnoien Befunde gehand-
habte und streng durchgeführte Auzeigepflicht.
3. die Beseitigung der Disposition durch a) Pfiege der Mund- und Kachen-
schleimhaut: prophylaktische Gurgelungen mit desinficirenden Mitteln;
b) Immunisirung mit Hilfe des BEHßiNu'schen Serums. Sohcrnhriin.
Der Standpunkt Henilis:'s (658) in der Diph. -Frage ist durch die
beiden Sätze seiner Veröffentlichung charakterisirt :
„Dass die Entdeckung des LoEEFLEn'schen Bac. für die Praxis voll-
ständig gleichgültig ist, weil derselbe durchaus nicht als der specitische
Erreger der BKfixoNNEAu'sclien Diph. angesehen werden kann, sondern dass
*) Ich glaube nicht, dass diese Annahme hinlänglich erwiesen ist (vgl. meine
Mittheilung: .Ujitersucluingen über die Fat böge nose und Aetiologie der diph-
therischen Membranen': Berliner klin. Wchschr. 181)7, No. 31). Bannujartcn.
298 Diphtheriebacillus. Aetiologie der Diphtherie.
Medicamentöse Therapie derselben.
bis jetzt eiue Diagnose auf Diph. lediglich aus dem klinischen Befunde ge-
stellt werden darf, falls wir nicht eine grosse Verwirrung in diagnostischer
und damit einen durch nichts gut zu machenden Fehler in therapeutischer
Hinsicht begehen wollen" und
„Fällt der LoEFFLER'sche Bac. als specifischer Erreger der Diph., so
darf auch die auf demselben aufgebaute Heilmethode nie und nimmer als
eine specifische bezeichnet werden".
Dieses vernichtende Urtheil gründet sich auf die Erfahrungen, welche
H. bei 35 klinisch zweifellosen Diph. -Fällen gesammelt hat. Diese Fälle,
deren Krankengeschichte und bacteriologischen Befund Verf. in Tabellen-
form wiedergiebt, lieferten bei 43 bacteriologischen Untersuchungen, mit
Einrechnung der Pseudo-D.-B. und diphtherieähnlichen Bacterien, nur in
57,1^/q ein positives Eesultat. Dagegen konnten in mehreren Fällen, welche
wegen .später eintretender Lähmungen sicher diphtherischer Natur waren,
trotz wiederholter Untersuchungen (v. Esmarch und Czaplewski) die
LoEFFLER'schen Stäbchen nicht aufgefunden werden.
Die scheinbaren Erfolge der Serumtherapie müssen nach H.'s Ansicht
zurücktreten gegenüber den günstigen Resultaten, welche er mit Hülfe
seiner eigenen medicamentösen Behandlungsmethode bei Diph. erzielt hat.
Auf 1913 Fälle entfielen nur 59 = 3,08^/o Todesfälle^. Sobernheim.
Der Vortrag Heimig's (057) wiederholt im Grossen und Ganzen die
früheren Ausführungen (s. oben) des Verf.'s und richtet an die Praktiker
den energischen Appell, sich „wenigstens in der Diph.-Frage endlich von dem
Gängelbande zu befreien, an dem uns die Bacteriologen nun schon seit 10
Jahren führen". Sobernheim.
Auch Crocq (605) will den LoEFFLER'schen Bac. noch immer nicht als
Erreger der Diph. gelten lassen und erklärt denselben, da man ihn auch
bei Gesunden und in Fällen nicht-diphtherischer Anginen fönde, für einen
„nosoparasitischen" Mikroorganismus. Sobernheim.
Schneider (757) bespricht in Kürze die verschiedenen klinischen Er-
scheinungsformen der Diph. und deren medicamentöse Behandlung.
Sobernheim.
Neumayer (708) will in seiner Privat- und Krankenhauspraxis mit der
von ihm geübten localen Therapie (Combination von Kaliumchlorat und
Kalkwasser, sowie Alaun) bei der Behandlung der Diph. ebenso günstige,
z. Th. günstigere Erfolge erzielt haben, als sie die Serumtherapie liefert.
Sobernheim.
Alexander (561) will von dem Antitoxin nichts wissen: Kalium chlo-
ratum und Extractum phytolaccae sind Universalraittel, wenn man die Lo-
calbehandlung mit H., 0., niclit vergisst und natürlich auch auf den Stuhl-
^) Den Mittheilungen H.'s ist nicht mit Bestimmtheit zu entnehmen, worauf
das negative Resultat der von autoritativer Seite ausgeführten bacteriologischen
Untersuchung in einer Anzahl von Diph -Fällen zurückzuführen ist. Es können
hier eine Reihe der verschiedensten Factoren von Bedeutung sein, zu deren
Charakterisirung auf die Ausführungen C. Fbaenkel's über „die ätiologische Be-
deutung des LoEFFLER'schen Bac. " (Jahresber. XI, 1895, p. 202) verwiesen sei. Ref.
Diphtheriebacillus. Bekämpfung der Diphtherie. 299
Epidemiologisches.
gang achtet. A. hat in einigen Jahren Hunderte von Fällen von maligner
Diph. in Mexico behandelt und alle ohne Ausnahme schnell und sicher ge-
heilt. KanfJiack.
Loeft'ler (689) giebt in seinem Vortrage einen Ueberblick über die
für Aetiologie, Verbreitungsweise und Bekämpfung der Diph. bedeutungs-
vollen Momente und vertheidigt namentlich, gegenüber den in der Discussion
von Unvereicht geltend gemachten Bedenken, die therapeutische Wirksam-
keit des Diph.-Heilserums. Sobernheim.
Gottstein (645) wendet sich gegen die von C. Feaenkel^ zur Bekämpf-
ung der Diph. vorgeschlagenen Maassregeln, indem er dieselben zum Theil
für unausführbar oder direct schädlich erklärt und ferner an der Hand der
Statistik darzuthun sucht, dass die Seuche seit einem Jahrzehnt auf natür-
lichem Wege freiwillig zurückweiche und auch ohne zielbewusste Ver-
nichtung des LoEFFLEE'schen Bac. spontan erlöschen könne. Sobernheim.
Demgegenüber hält C. Fraenkel (629) seine frühere Behauptung auf-
recht, dass die „Fabel von dem freiwilligen Zurückweichen der Diphtherie
vor der Statistik nicht bestehen könne", und weist nach, wie wenig gerade
die von Gottstein (s. oben) angeführten Zahlen für eine spontan fortschrei-
tende Verminderung der Diph. -Mortalität sprechen. Sobernheim.
Breitling (591) erblickt in der Herabsetzung der individuellen
Disposition die wichtigste Aufgabe einer wirksamen Diph. -Prophylaxe
und empfiehlt für diesen Zweck : aufmerksame Pflege der Nasen- und Rachen-
schleimhaut (Nasenrachenspülungen), sowie Beseitigung aller krankhaften
Processe, welche in der Existenz von Krypten der Tonsillen ihre Ursache
haben, am besten durch Schlitzung der Mandeln (v. Hoffmann).
Sobernheim.
Thiele (781) hat in wenigen Sätzen und populärster Darstellung
die Verb alt ungsmaassregeln zusammengefasst, welche bei Auftreten
eines Diph. -Falls von den Familienmitgliedern und Hausbewohnern, nament-
lich vor der Ankunft des Arztes, zu befolgen sind. Sobernheim.
Moiiti (703) giebt in seiner, im Wintersemester 1895/1896 an der all-
gemeinen Poliklinik in Wien gehaltenen Vorlesung über Diph. ein umfas-
sendes klinisches Bild der Krankheit, unter besonderer Berücksichtigung
der ätiologischen und therapeutischen Verhältnisse. In letzterer Hinsicht
wird dem Diph.-Serum, seiner theoretischen Bedeutung, seiner Herstellung
und praktischen .Anwendung, eine eingehende Erörterung zu Theil.
Sobernheim.
Mitsclia (701) macht über eine Diph. -Epidemie, welche im Jahre
1894 unter den Zöglingen eines Kindergartens in Klosterneuburg (Nieder-
österreich) ausbrach, die folgenden interessanten Mittheilungen.
Nach Feststellung des ersten Falles, welcher sofort zu Hause isolirt
wurde, erkrankten in dem Kindei'garten noch 23 weitere Besucher. Da
alle diese Kinder in der Stadt zerstreut wohnten, mit einander ausserlialb
des Kindergartens nicht in Berührung kainen und auch sonst nirgends
') Vgl. Referat No. 6'2h p. 297. Ret.
300 Diphtheriebacillus. Epidemiologisches.
Dipli.-Erkraukuiigen auftraten, musste die Infection in der Anstalt erfolgt
sein und zwar, wie M. bestimmt annimmt, in Folge der gemeinschaftlichen
Benutzung des einzigen zur Verfügung stehenden Trinkglases.
Im Anschluss an diese ersten 24 Erkrankungen wurden noch 11 weitere
Diph. -Fälle ausserhalb der Anstalt constatirt, wobei ausnahmslos die An-
steckung durch irgend einen der früher erkrankten Kindergartenzöglinge
nachgewiesen werden konnte.
Die Epidemie war eine äusserst schwere. Von den 35 Fällen starben 16;
hiervon entfielen 1 2 auf die zuerst erkrankten Zöglinge.
Weitere Diph. -Erkrankungen wurden nicht mehr beobachtet.
Soheniheim.
Igl (668) findet in seiner ausserordentlich sorgfältigen, durch zahlreiche
Tabellen erläuterten epidemiologischen Studie die Anschauung be-
stätigt, dass nicht der Boden, die Hoch- oder Tief läge der Stadttheile, nicht
Untergrund oder Bebauungsweise, sondern der Mensch selbst in erster Linie
für Auftreten und Verbreitung der Diph. verantwortlich zu machen ist. Auf-
fälliger Weise begegnete I. der Krankheit bei Wohlhabenden relativ häu-
figer als bei Minder- und Unbemittelten. Auch schien eine gewisse Familien-
disposition von Bedeutung zu sein.
Bezüglich der Prophylaxe und Behandlung der Diph. schliesst sich Verf.
den gegenwärtig unter dem Einfluss der bacteriologischen Forschung prä-
cisirten Maassregeln an^ und wünscht auf Grund seiner in den letzten Jah-
ren gemachten Erfahrungen namentlich der Serumtherapie eine bevorzugte
Rolle bei der Bekämpfung der Diph. anzuweisen. Sohernhcim.
Nach Giiiraud (650) zeigen die Curven epidemischer Krank-
heiten in Intervallen von 15-20 Jahren stets eine Wiederkehr des glei-
chen, schweren oder gutartigen Charakters der Infection. So erreichte z. B.
im Südwesten Frankreichs die Diph. i. J. 1892 ein seit langer Zeit unbe-
kanntes Minimum, welches aber durchaus dem Verhalten der Curve um das
Jahr 1880 entsprach. Die Berücksichtigung derartiger Verhältnisse ist
nach G.'s Ansicht namentlich bei der Beurtheilung therapeutischer Maass-
nahmen unerlässlich. Sohernheim.
Wartmann (794) gelangt auf Grund sorgfältiger statistischer Erheb-
ungen, welche sich auf die klinisch diagnosticirten und gemeldeten Diph. -
Fälle des Kantons St. Gallen erstrecken, zu folgenden Schlüssen:
1. Die Diph. zeigt im Kanton St. Gallen in toto eine deutliche, während
der letzten Jahre (bis zum Jahre 1894. Ref.) rasche Zunahme; besonders
stark ist diese Zunahme in der Stadt St. Gallen.
2. Schwere eigentliche Epidemien sind in den letzten Jahren seltener
aufgetreten als früher; die Erkrankung zeigt vielmehr „endemischen Cha-
rakter mit wachsender Intensität" ganz analog wie z. B. in Basel.
3. Die Mortalität ist durchschnittlich eine massige. Sohernheim.
Aus der Zusammenstellung, welche Scliellong (753) über das Vor-
kommen der Diph. in den Tropen giebt, ist zu ersehen, dass die
1) Vgl. Referat C Feaenkel No. 628 p. 297. Ref.
Bacillen bei Diplitherie der Thiere. Literatur. 301
Aetiologie der Geflügeldiphtherie.
Krankheit dort eine ausserordentlich geringe Verbreitung erfährt, nur an
einzelnen Stellen sporadisch erscheint und im Ganzen durch einen milderen
Verlauf ausgezeichnet ist. Nui' in einigen Staaten Nordamerika's (Minnesota,
Massachusetts, San Francisco etc.), in Chile und Argentinien (Buenos Ayres),
in China, in einzelnen Städten Japan's u. s. w. ist die Diph, gelegentlich
etwas häufiger aufgetreten. Die feuchten tropischen Flachländer pflegen
im Allgemeinen verschont zu bleiben. Sohernheini.
h) Bacillen bei Diphtherie der Thiere
799. Barella, Considerations sur la diphterie (Bull, de l'Acad. roy. de
Med. de Belgique no. 3 p. 197).
800. Faguet, E., Recherches sur la diphterie aviaire et ses rapports avec
la diphterie de l'homme [These]. Bordeaux.
801. Oallez, L., Recherches experimentales sur l'origine aviaire de la
diphterie humaine (Ibidem p. 218).
802. Synies, J. 0., Diphtheria in cats (British med. Journal vol. 1 p. 1385).
Barella (799) erörtert eine Reihe von Thatsachen und Beobachtungen,
welche theils für, theils gegen die Identität der menschlichen Diph.
und der Geflügel-Diph. geltend gemacht worden sind. Er selbst ist
nicht von der Identität beider Aifectionen überzeugt und würde auch die
Möglichkeit einer Uebertragung der Infection von Thieren auf den Menschen
für ein Moment von untergeordneter Bedeutung halten. Die Verbreitungs-
weise der Bacterien komme wenig in Frage. Da die LoEFFLER'schen Stäb-
chen auch in den Halsorganen Gesunder angetroifen würden, so sei die Ent-
stehung der Diph. im Wesentlichen abhängig von der allgemeinen und
localen Disposition des Individuums. Sohernheim.
Nach Fagliet (800) giebt es bei den Hühnern klinisch zwei verschie-
dene Arten von Diph. Die eine ist charakterisirt durch die Bildung sehr
ausgebreiteter Pseudomembranen, bei der anderen findet man viel zartere.
Die erste Varietät wird durch den Bac. coli com. erzeugt. Der Erreger der
zweiten Varietät ist der D.-B. (Klebs-Loeffljer), den Verf. mikroskopisch,
culturell und mit Thierversuchen nachwies. Diese letztere Form der Diph.
ist auf den Menschen übertragbar, erfordert also dieselben prophylak-
tischen Maassregeln wie die menschliche Diph. Tangl.
Nach Oallez (801) werden unter dem Begriff der „Geflügel-Diph." ver-
schiedene Krankheiten zusammengefasst. Im Wesentlichen kommen 2
Affectionen in Betracht: Die eigentliche pseudomembranöse Diph. und die
katarrhalische Form der „Diph." oder der „contagiöse Katarrh". Während
die erste Krankheit, die Diph. der Hühner, mit der menschlichen Diph.
nichts zu thun hat, glaubt G. auf Grund seiner experimentellen Ermittel-
lungen den contagiösen Katarrh („morve") und die menschliche Diph. als
identische Erkrankungen auffassen zu müssen.
In allen bacteriologisch untersuchten Fällen von contagiösem Katarrh
der Hühner konnte ein Stäbchen aufgefunden werden, welches sich von
302 Bacillen bei Diphtherie der Thiere. Diphtherie bei Katzen.
Influenzabacillus. Literatur.
dem LoEFFLER'schen Bac. nur durch seine geringe Virulenz unterschied.
Durch künstliche Viruleuzsteigerung oder bei Anwendung stärkerer Dosen
gelang es jedoch mit Hilfe dieses Mikroorganismus Jleersch weinchen unter
den gleichen Erscheinungen zu tödten, wie nach der Infection mit LoEFFLER'-
schen D.-B. Bei Hühnern rief die Impfung typischen Rachenkatarrh her-
vor. Die LoEFFLEß'schen Stäbchen wirkten in der gleichen Weise.
Die Anwendung des Roux'schen Diph. -Serums war von unzweifelhaft
günstigem Erfolge. Eine Reihe von Hühnern, welche schwer an contagiösem
Katarrh erkrankt waren, konnten durch wiederholte Seruminjectionen ge-
rettet werden, während erfahrungsgemäss die Krankheit sonst meist zum
Tode zu führen pflegt. Recidive schienen trotz Serumbehandlung aufzu-
treten. Sohernheim.
Symes (802) berichtet über ein Kätzchen, welches in das Haus einer
Dame gebracht wurde und bei ihr 2 Wochen lang beständig blieb. Die
Dame bekam Diph. und starb nach 4 Tagen. Eine Woche später erkrankte
die Katze an einer Angina mit einer Schwellung im Halse und starb nach
3 Tagen. Es ist zu verwundern, dass es unterlassen wurde, eine bacterio-
logische Untersuchung vorzunehmen. Kanthack.
i) Influeuzabacillns
Referenten: Dr. A. Freudenberg (Berlin),
Prof. Dr. F. Tangl (Budapest).
803. Boens, M,, Communication sur l'influenza [Academie royale de mede-
cine de Belgique, seance du 23 fevrier 1895] (Bull, de l'Acad. roy. de
Med. de Belgique 1895, t. 9 p. 167). — (S. 308)
804. Bulliug:, A., Otitis media bei Influenza (Ztschr. f. Ohrenheilk. Bd.
28 p. 294). — (S. 308)
805. Cantaili jiin., A., Wirkung der Influenzabacillen auf das Central-
nervensystem (Ztschr. f. Hygiene Bd. 23, H. 2 p. 265). — (S. 303)
(Diquot, P.,) L'epidemie de grippe de 1894/1895 ä Paris et les
conditions meteorologiques concomitantes. Clermont.
806. Högerstedt, A., Ueber Pericarditis suppurativa influenzosa (St. Pe-
tersburger med. Wchschr. No. 17). — (S. 308)
807. Kainei), L., Beitrag zum klinisch-bacteriologischön Studium der In-
fluenza (Wiener med. Wchschr. No. 1 u. 2). — (S. 306)
(Kormauii, E., H. Bohu und 0. Heubuer,) Influenza, Die Haut-
krankheiten. Die Syphilis im Kindesalter [Handbuch der Kinder-
krankh. Hrsg. v. C. Gerhardt 1. Nachtrag. Schluss. 3 Jl/l Tübingen.
Laupp].
808. Leichtenstern, 0., Influenza und Dengue [Spec. Pathologie u.
Therapie hrsg. v. H. Nothnagel Bd. 4, Th. 2, Abth. 1. 6 Jl/l. 40 4.
Wien, Holder]. — (S. 308)
(Mercie,) Une epidemie de grippe ä bord de l'Alger (Arch. de Med.
navale no. 6 p. 429).
809. Pfuhl, A., und K. Walter, Weiteres über das Vorkommen von
Influenzabacillup. Literatur. 303
Seine und seiner Toxine Wirkung auf das Gehirn.
Inflnenzabacillen im Centralnervensystem [Aus der Uutersuchungs-
station d. 10. Arraeecorps in Hannover] (Deutsche med. Wchschr.
No. 6 u. 7 p. 82 u. 105). — (S. 305)
(Schlossnianii, A.,) Ueber Influenza im Kindesalter [Verhandl. d.
12. Versamml. d. Ges. f. Kinderheilk. in Lübeck 1895 p. 202. Wies-
baden, Bergmann].
810. Schmid, F., Die Influenza in der Schweiz in den Jahren 1889-1894.
Auf Grund amtlicher Berichte und sonstigen Materiales dargestellt.
Hrsg. V. schweizer Gesundheitsamt. Mit 1 7 lithogr. Tafel u. 6 Karten
in Farbendruck und mit graph. Darstell, im Text. 8 M. Bern,
Schmid, Francke & Co. — (S. 309)
811. Schmid, H., Ueber Influenza (Schmidt's Jahrb. Bd. 250 p. 30).
[Enthält eine referirende Zusammenstellung einer grösseren Zahl von
Arbeiten über Influenza. Freudenberg .^
812. Scliiirmayer, B., Complicationen, Folgekrankheiten und Folgeer-
scheinungen der Influenza. 3 Jli 20 ^. Basel, Sallmann. — (S. 309)
81 3. Solonzew, K., Zur Influenzafrage in ihrer Beziehung zu den meteoro-
logischen Erscheinungen (Wesnik ob sehest wenn oj gigijeni, sudebnoji
praktitscheskoj medicini no. 8; ref.: St. Petersburger med. Wchschr.
Russische med. Literatur p. 9). — (S. 309)
814. Trouillet et Esprit, Meningo-encephalopathies de nature grippale
(Semaine med. 1895 p. 170). — (S. 306)
815. Weber, E., Epidemie d'influenza ä Bole en fevrier, mars et avril 1895
(Correspdzbl. f. schweizer Aerzte No. 3 p. 76). — (S. 310)
816. Wunderlich, Die Influenzaepidemie in der Anstalt Schussenried
im Frühjahr 1895 (Med. Correspdzbl. d. württembergischen ärztl.
Landesvereins No. 19 p. 145). — (S. 310)
Cantani j un. (805) stellte an 350 Kaninchen umfangreiche Versuche
über die Wirkung der Influenzabac. und ihrer an den Zellleib ge-
bundenen Toxine auf das Gehirn an. Nachdem Vorversiiche mit
Trepanation und Injection von sterilem Wasser und Bouillon ergeben hatten,
dass diese Eingrifle, wenn in den vordem Theil des Gehirns und mit nicht
zu hohen, ^/^ ccm nicht übersteigenden Flüssigkeitsmengen vorgenommen
von den Thieren gut vertragen wurden — , und nachdem durch Versuche
mit Intraperitonealinjection massig virulenter FRAENKEL'scher Diplok. an
trepanirten Kaninchen festgestellt worden, dass der operative Eingriff an
sich selbst in solchem Falle keine Schädigung hervorzurufen brauchte, ging
C. zur intracraniellen Injection von Influenzabac. über, nunmehr gesichert,
dass die in diesen Experimenten auftretenden Erscheinungen nur als Aus-
druck der Bacterieninfection angesehen werden mussten.
Es gelang, die Kaninchen schon durch intracranielle Injection
von relativ geringen Dosen lebender Influenzabac. zu tödten.
Die ersten Krankheitserscheinungen, bestehend in Temperatursteigerung,
beginnen 8-10 Stunden nach der Injection, das Fieber erreichte seine Acme
(bis 42**) in 6-12 Stunden, dann folgte eine Remission bis zur subnormalen
304 Influenzabacillus. Wirkung anf das Centralnervensystem.
Temperatur und Tod 18-36 Stunden nach der Infection. Bei nicht tödt-
licher Dosis nach mehr oder weniger langem Anhalten des fieberhaften Zu-
Standes Rückkehr zur Norm im Verlaufe von 28 Stunden. Mit dem Fieber
einhergehen Dj^spnoe, paralytische Erscheinungen, die von den Hinterbeinen
ausgehend, sich über den ganzen Körper verbreiten, stürmische klonische
Krämpfe bei Berührung und spontanen Bevvegungsversuchen, hin und wie-
der lang anhaltende Schreie. Bei nicht letalen Dosen häufig Erscheinungen
einer chronischen Meningitis, die noch letal enden oder in Genesung über-
gehen kann. Die letale Dosis schwankt — von 2 Oesen bis zu 0,5 mg einer
20stündigen Blutagarcultur — und hängt von der jeweiligen Virulenz ab.
Der Obductionsbefund ergab alle allgemeinen Erscheinungen eines an
einer starken Infection eingegangenen Thieres. Oft fand sich blutig-se-
röses Exsudat in der Bauchhöhle, Hyperämie der Peritonealgefässe, Ver-
grösserung und Hyperämie der Milz, Nephritis mit Hämaturie, Nebennieren
stark geröthet, Leber immer sehr hyperämisch und in beginnender Verfet-
tung, Lungen blutreich, im Pericard oft eine ziemlich grosse Menge klarer
durchsichtiger Flüssigkeit. An der Trepanirungsstelle wurde oft ein sub-
cutanes gallertiges Oedem bemerkt, welches zahlreiche Influenzabac. ent-
hielt; Meningen stark geröthet und getrübt, oft hämorrhagische Ergüsse,
immer ein blutig seröses Exsudat zeigend. Gehirn stark hyperämisch, Ven-
trikel enthielten oft ein eitriges Exsudat mit mikroskopisch und bacteriell
nachweisbaren Influenzabac. Auf der Schnittfläche des Gehirns zahlreiche
punktförmige Blutungen in der grauen Substanz, massenhafte Influenza-
bac. in der mikroskopisch reichlich mit Leukocy ten infiltrirten Hirnsubstanz.
Die Zahl der Influenzabacterien war hier so gross, dass eine Vermehrung
derselben in der Hirnsubstanz unzweifelhaft war. Die Bacterien schienen
sich besonders durch die Lympfgefässe zu verbreiten. — Auch im Rücken-
mark fanden sich die Influenzabac. — Im Blut, Peritonealexsudat
und allen anderen Organen Hessen sich niemals, weder mikro-
skopisch noch culturell Influenzabac. nachweisen.
Zahlreiche Controlversuche mit anderen pathogenen und nicht patho-
genen Bacterien ergaben, dass auch bei anderen Bacterien die Pathogenität
eine entschieden grössere bei iutracranieller, als bei subcutaner und intra-
peritonealer Injection ist; dass mithin das Gehirn entschieden einen locus
minoris resistentiae darstellt.
Mehrfache Passagen von Influenzabac. durch das Gehirn von Kaninchen
ergaben eine ziemliche Steigerung der Virulenz derselben. Durch
directe subcutane bezw. intraperitoneale Einspritzungen der Gehirn-
emulsion eines an Influenza gestorbenen Kaninchens, gelang es
sogar bei Kaninchen, die sonst auf diesem Wege für Influenza soviel wie
nicht empfänglich sind, „in den meisten Fällen" den Tod zu erzeugen^.
Aehnliche Resultate ergab gleichzeitige Injection von Influenzaculturen
und Emulsion eines normalen Gehirns, so dass es danach wahrscheinlich
') Genauer angeführt werden nur 4 Versuche — 2 mit intraperitonealer, 2
mit subcutaner Injection von Gehirnemulsion — , von denen nur bei den beiden
ersteren anscheinend der Tod eingetreten, während bei den beiden letzteren
Influenzabacillus. Localisation im Centrain ei'vensystem. 305
erscheint, dass die patliogene Wirkung' m diesen Fällen dadurch zu Stande
kommt, dass die Influenzabac. in der Gehirnsubstanz einen höchst günstigen
Nährboden finden.
Auch bei intracranieller Injection von Influenzabac.-Culturen, die durch
l\/.,stündigen Aufenthalt im Thermostaten bei 57*^ abgetödtet
waren, gelang es die Thiere zu tödten unter äusseren Erscheinungen, die
ganz den bei gleicher Anwendung lebender Culturen glichen. Die noth-
wendige Menge schwankte zwischen 2-6 mg der Bacteriencultur. Mit ähn-
lichen Dosen anderer Bacteriengifte gelang es nicht, ähnliche Eifecte
wie mit dem Influenzagift auszulösen.
Es ergiebt sich also als Facit aus der Arbeit, dass es möglich ist, bei
Kaninchen eine Infection mit kleinen Dosen lebender Influenzabac. her-
vorzurufen, aber nur dann, wenn man den Ort als Angriffsstätte
benutzt, welcher einen natürlichen Locus minoris resistentiae
bildet, das Gehirn. Der Tod tritt wahrscheinlich durch Vergiftung
mit dem Gifte der Bac. ein. Freudenberg.
Pfulil und Walter (809) fügen als weiteren Beweis für die Behaup-
tung, dass der Influenzabac. viel häufiger, als man anfangs annahm, seine
ersten Einfallspforten überschreitet und insbesondere im Central -
nervensystem bei tödtlich verlaufenden Fällen sich bei syste-
matischer Untersuchung wohl regelmässig finden lassen wird,
den früher publicirten Fällen Pfuhl's^ zwei neue und in einem Nachtrage
noch einen dritten Fall zu, in welchen es ihnen, bezw. Kirchneb und Walter
gelungen, den Influenzabac. im Centralnervensystem nachzuweisen. Der
Nachweis geschah im Fall 2, in welchem nur alte Präparate untersucht
werden konnten, nur durch das Mikroskop, in den beiden andern durch
Mikroskop und Cultur. Alle 3 Fälle waren unter dem Bilde schwerer Ce-
rebrospinalmeningitis verlaufen, und waren Influenzaerkrankungen in den
betreffenden Bataillonen theils vorangegangen, theils gefolgt. Ob für die
a u f f a 1 1 e n d h ä u f i g e schwere Betheiligung des Centralnervensystems durcli
die Influenza gerade beim Militär die grossen Anforderungen an die
muskuläre Leistungsfähigkeit des Organismus und damit auch an die
motorischen Centren zur Erklärung herangezogen werden müssen —
Schwächung, Uebermüdung des betreff"enden Gewebes, Anhäufung von Stott-
wechselproducten u. dergl. — , oder ob andere ursächliche Verhältnisse dafür
ausschlaggebend sind, muss dahingestellt bleiben.
Im Ganzen liegen damit — einschliesslich des NAuwERCK'schen Falles'"
— 12 Fälle von Influenzaerkrankung mit vorwiegender Betheiligung des
(Zentralnervensystems vor, in denen der Influenzabac. in letzterem selbst
mit Sicherheit festgestellt wurde. In allen diesen Fällen — ausser dem
NAuwERCK'schen — handelt es sich dabei um Mischinfectionen. Nur
anscheinend nur ein durch den Influenzabac. erzeugter Abscoss sich bildete, mit
Aus<^ang in Genesung. Wenigstens ist in letzteren beiden Versuchsprotokollen
weder von Tod, noch von einem Soctionsergebniss die Rede. Ref.
») Jahresbcr. VHI, 18iJ2, p. 211 u. 215; XI, 1895, p. 276 u. 278. Ref.
-) Jahresber. XI, 1895, p. 277. Ref.
li.iumgarten's Jahresbericht XII 20
306 Influenzabacillus. Localisation im Centrain ervensystem.
in dem NAuwERCK'schen fand sich der Influenzabac. als ausschliesslicher
Befund.
Bezüglich des Nachweises von Influenzabac. im Centralnervensystem,
der einerseits durch die Spärlichkeit ihres Vorkommens, andererseits durch
die Mischinfectionen besonders erschwert ist, empfehlen Verff. die Berück-
sichtigung folgender Punkte der Methodik: 1. Man impfe niemals auf
Röhrchen, sondern nur auf Platten (PBTRi'sche Schalen oder „Kry-
stallisationsschälchen" oder die alten Glasplatten), da nur so die Möglich-
keit garantirt ist, dass man unter dem Mikroskop bei schwacher Ver-
grösserung jede einzelne Colonie herausfischen kann; 2, man bereite
den Agar mit der grössten Sorgfalt, eventuell unter 2-3maliger Fil-
trirung, damit er an Klarheit einer guten Gelatine gleichkommt; lasse
ihn dann, nach völliger horizontaler Erstarrung, 2-3 Tage im Brut-
schrank schräg stehen, bis alles Condenswasser herausgepresst und durch
Pipette oder Fliesspapier oder Abgiessen entfernt ist. Erst dann, eventl.
erst im Augenblick des Bedarfs, wird das Agar mit Menschen- oder
T au benblut beschickt; letzteres gewinnen Verff. nicht aus der Flügel-
vene, sondern aus dem nach Abbinden entfernten Herzen des durch Hals-
umdrehen getödteten Thieres. Das HuBER'sche Hämatogenagar^ halten sie
für diagnostische Zwecke nicht für zweckmässig, nachdem sich er-
geben, dass auf demselben das Wachsthum langsamer erfolgt; 3. für die
Verimpfung der fraglichen Objecte wenden sie die Strichaussaat mittels
feinsten Platindrahtes — nicht mittels Oesen — an, indem sie 5-10
und mehr zarte, oberflächlich gehaltene, parallele Striche in Ab-
ständen von etwa */, cm auf dem Blutagar ziehen. „Oft kostet es frei-
lich mehrere Thiere und erhebliche Mengen von Blutagarschälchen, ehe
man zum Ziele kommt". Freudenberg.
Troiüllet und Esprit (814) beschäftigen sich mit den Gehirner-
scheinungen bei Influenza, die sie klinisch in gutartige, in Fälle von
mittlerer Intensität und endlich in schwere Fälle eintheilen. Sie behaupten
in allen Fällen im Blute die Bacterien von Teissier, Roux und Pittion
als ausserordentlich bewegliche Diplobac, — um so zahlreicher je schwerer
die Krankheit, — gefunden zu haben. In Culturen nahmen dieselben nach-
einander die Form von Bac. und später Streptok. an. Bei Kaninchen und
Meerschweinchen erzeugten sie eine der Grippe analoge Allgemeinerkran-
kung. Auch bei Autopsien wurden sie, und zwar in allen Körperflüssig-
keiten und allen Organen, gefunden. Mitunter fanden sie sich zugleicli mit
andern Bacterien, wie den Eitererregern und selbst den Tuberkelbac."
iYeudenberg.
Kamen (807) studirte einzelne für die Diagnose wichtige Symptome
1) Jahresber. IX, 1893, p. 202. Ref.
-) Die Arbeiten R. Pfeiffer's und seiner Nachuntersucher scheinen T. u. E.
nicht zu kennen, jedenfalls werden sie durch dieselben nicht angefochten. Im
Uebrigen vergl. zur Kritik der angeblichen „Influenzabacterien" von Teissier,
Roux und Pittion das im Jahresbericht VIII, 1892, p. 204 in der Anmerkung
Gesagte. Ref.
Influenzabacillus. Symptome der Influenza. 307
der Influenza genauer. Das Fieber der leichten Fälle hält nur we-
nige, 1-4, Tage an, ist remittirend, und sinkt rasch und stetig, nachdem es
am ersten oder höchstens am zweiten Tage die Akme erreicht hat. Die In-
fluenz apneumonie wird von einem continuirlichen Fieber begleitet, wel-
ches 6 Tage anhält und am siebenten regelmässig kritisch abfällt. Es gleicht
hier vollständig dem Fieberverlauf bei der genuinen fibrinösen Pneumonie.
Trotzdem ist K. der Ansicht, dass dieser Fiebertypus bei der Influenza-
pneumonie nichts mit dem Pneumok. zu thun hat, da er in einem von 3 Fäl-
len von Influenzapneumonie in dem frisch entleerten Auswurf die Influenza-
bac. ausschliesslich, in den beiden anderen ganz überwiegend gegenüber
nur sporadisch in kleinen Gruppen zu 2-5 aufzufindenden Pneumok. con-
statirte. Der Nachweis der Influenzabac. wurde dabei mikroskopisch wie
culturell sichergestellt. — Das Influenza typhoid endlich verläuft wie
ein protrahirtes Fieber der leichten Fälle: es ist remittirend, hält in der
Regel 12 Tage, selten weniger oder mehr an, und erreicht die Akme in den
ersten Tagen der Erkrankung, um von da an stetig bis zum gänzlichen
Aufhören zu sinken. Nur in zwei von 50 bezüglich des Fiebers genau ver-
folgten Fällen hat K. Abweichungen von den skizzirten Fiebertypen gesehen.
Für geradezu pathognomonisch hält K. die grosse Prostration der
Influenzakranken, verbunden mit den neuralgischen rheumatoiden
Schmerzen.
Die katarrhalischen Erscheinungen fehlen nach K. niemals, wenn
sie auch vom leichtesten, kaum nachweisbaren bis zum schwersten, diffusen,
mit Entleerung eines massenhaften eitrigen Auswurfs einhergehenden Ka-
tarrh variiren. Aus diesem Grunde empfiehlt K. die bisher übliche Ein-
theilung in nervöse, katarrhalische und gastrische Formen ganz fallen zu
lassen ^ nnd nur einfach leichte, schwere und complicirte Formen gelten zu
lassen. In seinen bacteriologischen Untersuchungen, die sich auf nahe-
zu 100 Fälle erstreckten, kam K. auch „nicht ein einziger" vor,
in dem er den PpEiFFER'schen Influenzabac. vermisst hätte. Frei-
lich muss man, um jedesmal zum Ziele zu kommen, den auf der Höhe des
Processes nach wiederholtem Ausspülen des Mundes fris.ch entleerten und
in sterilen Glasschälchen aufgefangenen Auswurf zur Untersuchung neh-
men, und in ihm die rein eitrigen, resp. bei schleimiger Beschaftenheit die
milchigen oder grauweissen, bei rostbrauner Farbe (Influenzapneumonie)
die dichtesten Partien auswählen.
Die Influenzabac. sind nach K. der GRAM'schen Methode nicht ganz
unzugänglich, wie ihm auch* Pfeiffkr — entgegen seiner ursprünglichen
Angabe- — schriftlich mitgetheilt, dass dieselben „leicht einen schwärz-
lichen Farbton behalten, wenn die Entfärbung nicht zu weit getrieben wird".
K. empfiehlt, sich stricte an das PFEiFFEß'sche Züchtungsverfahren auf mit
') Vielleicht doch niclit ganz mit Recht! Es scheint dem Ref. doch, dass die
obigen Yk'zoichnungcn klinisch recht gut das durch das Prävaliren des einen
oder andern Symptomencomplexes so überaus variirende Bild der Influenza
charakterisiren. Ref.
•-) Jahresber. VIII, 1892, p. 205; IX, 1893, p. 198. Ref.
20*
308 Influenzabacillus. Otitis media, Pericarditis bei Influenza.
Aetiologie der Influenza.
Blut bestriclienem Nährboden zu halten, da er wenigstens ein besseres nicht
gefunden, trotz vielfacher Versuche. Auf dem NASTjuKow'sclien Nährboden ^
hat er kein Wachsthum der Influenzabac. erzielen können.
Im Gegensatz zu Pfeiffer, welcher den Influenzabac. als eine obligat-
aerobe Bacterie bezeichnet, fand K., dass derselbe sowohl in Wasserstoff-
atmosphäre, als auch in sauerstoffarmer Luft (Pyrogallusmethode), selbst
Kohlensäure ebenso gut gedeiht, wie bei Luftzutritt, und auf diese Weise
gezüchtet, sich sogar durch eine grössere Lebensfähigkeit auszeichnet, so
dass K. noch nach 3 Wochen erfolgreiche Ueberimpfungen auf frischem
Blutagar erzielte, während die bei Luftzutritt gehaltenen Culturen in 10-14
Tagen eingehen. K. hält es deswegen für möglich, dass die von Pfeiffer
angezweifelten BRuscHETTiNi'schen^ Culturen doch echte gewesen. Er ist
der Ansicht, dass diese Beobachtung ^ vielleicht zur Erklärung der länge-
ren Pausen zwischen den einzelnen Ausbrüchen sowohl der Einzel-, als auch
Massenerkrankungen herangezogen werden kann. Freudenberg.
Bulling; (804) hat nur in 2 von 5 Fällen von Otitis media nach
Influenza^ in dem Ohreiter Influenzabac. mikroskopisch und durch Züch-
tung auf mit Blut bestrichenem Agar nachweisen können. Von den Fällen
mit negativem Befunde quoad Influenzabac. waren in dem einen Falle ein
positives Resultat bei der bereits langen Dauer (3 Wochen) des Krankheits-
processes nicht zu erwarten, in den beiden anderen kam nur das Blut aus
Blutblasen auf dem Trommelfell zur Untersuchung. In allen 5 Fällen fan-
den sich Staphylok. Freudenherg .
HÖgerstedt (806) constatirte bei der Section in dem 2 1 betragenden
grüngelben Eiter einer neben Lungen- und Pleuraentzündungen bestehen-
den Pericarditis mikroskopisch „eine grosse Menge feiner, in allen we-
sentlichen Punkten den PFEiFFER'schen Influenzabac. gleichender Stäb-
chen". Culturversuche wurden nicht gemacht. Freitdetiberg.
Das Capitel Influenza und Dengue in Nothnagel's ,Specielle Patho-
logie und Therapie' ist von Leiclitenstern (808) mit bekannter Gründ-
lichkeit bearbeitet. Die Influenza umfasst 195 Seiten. Der 1. Theil handelt
von der Geschichte, Epidemiologie und Aetiologie der Influenza, der 2. Theil
von der Pathologie und Therapie derselben. Den Schluss dieses Capitels
bildet ein ausserordentlich reichhaltiges Literaturverzeichniss — 16 eng
petit-gedruckte Seiten — in der wohl keine nennenswerthe Arbeit fehlen
dürfte. Ein Quellenwerk ersten Eanges. Tangl.
Boens (803) stellt mit beneidenswerther Sicherheit die Behauptung auf,
dass die Kälte das einzige erzeugende Agens („le seul agent genera-
teur") der Influenza ist, und dass die Mode-Bezeichnung („expression mon-
daine ä la mode") Influenza nur Sinn hat als Synonym für Erkältungs-
krankheit.
1) Jahresber. IX, 1893, p. 203; X, 1894, p. 659; XI, 1895, p. 273. Ref.
2) Jahresber. VIII, 1892, p. 206 und IX, 1893, p. 207-210. Ref.
^) Die freilich erst weiterer Bestätigung bedürfte. Ref.
*) Die übrigens in mehreren der Fälle dem Ref. einigermaassen diagnostisch-
zweifelhaft zu sein scheint; bacteriologische Untersuchungen des Auswurfs
auf Influenzabac. scheinen zur Sicherstellung nicht gemacht zu sein. Ref.
Influenzabacillus. Berichte über Influenzaepidemien. 309
Complicationen und Folgeerscheinungen der Influenza.
Seine Behandlung besteht in ebenso beneidenswerther Einfachheit darin,
die Kranken Flanell tragen zu lassen. Er ist aber so tolerant, Andern das
unschuldige Vergnügen („cette innocente pretention") zu lassen, nach einem
besondern Bacterium dieser „phantastischen" Krankheitsgruppe zu suchen^.
Freiidenberg.
Solonzew (813) berichtet, dass von 1889-1893 im Mariahospital zu
»St. Petersburg 1903 Influenzafälle zur Betrachtung kamen. Am meisten
betroffen war das Alter von 20-30 Jahren (Kinder unter 10 Jahren werden
in dem Hospital nicht aufgenommen). Ein Einfluss des Geschlechts oder
der Temperatur auf die Häufigkeit der Erkrankungsfälle war nicht nach-
zuweisen. Hingegen hatten einen grossen Einfluss auf dieselbe die atmo-
sphärischen Niederschläge, insofern nach spärlichem aber langdauerndem
Regen, oder gleich nach starkem Eegen die Influenza mit verstärkter Vehe-
menz auftrat, das Maxiraum der Erkrankungen aber mit dem Minimum der
Niederschläge zusammenfiel. Freudenbei'g .
Sclimid (810), Director des schweizerischen Gesundheitsamtes, giebt
in einem inhaltvollen, mit Tafeln, Karten, Tabellen und Kurven reich aus-
gestattetem, von dem schweizer Gesundheitsamte herausgegebenen Sammel-
werke eine Darstellung des Ganges der Influenza in der Schweiz in den
Jahren 1889-1894, mit besonderer Berücksichtigung der Epidemie von
1889/90. Es werden nacheinander besprochen: der Verlauf im Allgemeinen,
die Zahl der Erkrankungen, die Influenza bei dem Personal der Verkehrsan-
stalten (Post, Eisenbahn, Dampfschiffpersonal), in den Schulen und Fabriken,
in geschlossenen A nstalten (Strafanstalten, Klöster, Irrenanstalten, Kranken-
häusern, Verflegungs- und Armenanstalten, Erziehungsinstitute), der Ein-
fluss von Alter, Geschlecht und Beruf, persönliche Immunität und Recidive,
die Zahl der Influenzatodesfälle und ihr Einfluss auf die allgemeine Morta-
lität, der Einfluss der Influenza auf die Natalität, die Art ihrer Verbreitung,
der Einfluss der örtlichen Lage und der Witterungsverhältnisse auf die Aus-
breitung und der Ablauf der Epidemie, ihr Einfluss auf das Auftreten
anderer ansteckender Krankheiten, der Charakter der Epidemie, Krank-
heitsformen, Complicationen und Nachkrankheiten, endlich auch Prophylaxe
und Therapie. Endlich ist in einem Anliange eine chronologische Tabelle
über das Auftreten der Influenza in der Schweiz vom Jahre 1387 an gegeben,
mit bibliographischer Zusammenstellung der Literatur.
Karten, Tabellen, Tafeln u. s. w. sind ebenso reichhaltig, wie vortrefflich
und erleichtern in glänzender Weise das Verständniss und die Uebersicht.
Freuden bercj.
In der 149 Seiten umfassenden Monographie von Schürinayer (8 1 2) über
Complicationen, Folgekrankheiten und Folgeerscheinungen
der Influenza finden wir eine sehr gewissenhafte, einheitliche Zusammen-
fassung unserer derzeitigen Kenntnisse über die Begleiterscheinungen bei
Influenza. Verf. hat nicht weniger als 124 Arbeiten berücksichtigt. Die
') Lassen wir auch ihm das unschuldige Vergnügen seiner antediluvianischen
Anschauungen! Es muss auch solche Käuze geben. Ref.
310 Influenzabacillus. Berichte über Influenzaepidemien.
Tj'phusbacillus. Literatur.
Eintheilung des Gegenstandes ist die folgende: Erkrankungen der Respira-
tionswege, Lunge und Pleura; Erkrankungen der oberen Luftwege, Gaumen,
Mund, Nase und deren Nebenhöhle ; Erkrankungen des Verdauungs-Tractus ;
Erkrankungen des Circulationsapparates; Erkrankungen des Urogenital-
Apparates,Gestaltung der Geburtsziifern : Nervöse Erkrankungen ; Psyphische
Störungen ; Haut- und Muskelgewebe ; Combination von Influenza mit anderen
Infectionskrankheiten ; Combination mit anderen Krankheiten; Pathogenese
der Complicationen und Folgeerscheinungen mit Influenza; Weiteres über
Influenza-Encephalitis, Tangl.
Wlilldeiiich (816) berichtet über eine in der Anstalt zu Schussenried
(anscheinend Irrenanstalt) beobachtete Epidemie, die mit Allgemeinerschei-
nungen, meist geringem Fieber, sowie kolikartigen Leibschmerzen, oft Diar-
rhoe einherging und die er als Influenzaepidemie auffassen zu müssen glaubte.
Die Epidemie verlief leicht; 2 Todesfälle, wovon einer wohl auf den durch
vorhergehende Nahrungsverweigerung gesetzten Schwächezustand des Pa-
tienten zu schieben war. Befallen wurden auf der Frauenabtheilung von
den Anstaltspflegerinnen 18,3^/o, von den Wärterinnen 62*^/o; auf der
Männerabtheilung von den Pfleglingen 22,l^/o, von den Wärtern 58^/q;
also ein starkes Ueberwiegen des Wartepersonals! In dem einen Todesfalle
fanden sich im Darme zahlreiche querverlaufende, zum Theil ziemlich tiefe
Geschwüre. Ueber bacteriologische Untersuchungen wird nichts angegebenV
Freudenberg.
Weber (8 1 5) beobachtete in dem nur ungefähr 500 Einwohner zählenden
Bole eine Influenzaepidemie, die sich durch das überwiegende Einhergehen
mit Bronchopneumonie und durch ihre hohe Mortalität auszeichnete. 14
solche Fälle werden mitgetheilt, von denen 6 (= 43^/q) erlagen. Bemerkens-
werth war die grosse Vorliebe, mit der diese Influenzapneumonien Individuen
mit hereditären tuberkulösen Autecedentienbeflelen. Bacteriologische Unter-
suchungen scheinen auch hier nicht gemacht zu sein. Freudenberg.
k) Tj phusbacillus
Referenten: Prosector Dr. E. Fraeukcl (Hamburg),
Doc. Dr. R. Abel (Hamburg), Dr. Alexander -Lewin (St. Petersburg),
Prof. Dr. A. A. Kanthack (Cambridge), Dr. G. Sentinou (Barcelona),
Prof. Dr. C. H. H. Spronck (Utrecht), Prof. Dr. F. Ta'ugl (Budapest),
Prof. Dr. A. Trambusti (Ferrara).
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849. Maiiges, M., The antitoxic and the antiseptic methods in treatment
of typhoid fever (Medical News vol. 69 p. 541). [Eine Discussion der
Behandlnng des Abdominaltyphus mittels Tntestinalautisepsis, die
nichts Neues bringt. Kanthack.]
(Menetrier,) Fievre typhoide compliquee de pleuresie droite, reac-
tion agglutinative du serum sanguin; pas de reaction agglntinative
du serum de l'epanchement (Soc. med. des Hopitaux, hovembre 27).
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(Soc. niöd. Hopitaux, novfuibre 27).
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(Widal, F., et Sicard,) La reaction agglutinante cliez les typhiques
comparee pendant l'infection et pendant l'immunite (Presse med., de-
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110. 38 p. 301). — (S. 320)
(Widal, F., et Sicard,) Variations de la reaction agglutinante dans
la serosite pleurale des typhiques (Soc. med. des Hopitaux, decembre 11).
(Zinn, W.,) Die Typhiisfälle des städtischen Krankenhauses zu Nürn-
berg in den Jahren 1890-1894 [Sitzungs-Protokoll des ärztl. Vereins
zu Nürnberg Jahrg. 1895 p. 8. München 1896].
Nach Klie (844) wachsen Typhus- und Coliculturen in lO^j^ Ge-
latine bei höherer Temperatur in von den gewöhnlichen abweichenden For-
men, welche bei niedriger Temperatur in verdünnter Gelatine deutlicher
zu Tage treten. Neben den gewöhnlichen Colonien mit völlig glattem
Rande kommen andere vor, von deren Rändern Bacterienfädchen auswach-
sen, ferner solche, aus welchen kleine Bacterienverbände ausschwärmen
und endlich solche, welche völlig in Auflösung begriffen sind und aus wel-
chen die Bacterien einzeln ausschwärmen. Das gilt sowohl für tief gelegene
als oberflächliche Colonien. Sowohl Typhus- als Colibac.-Colonien zeigen
bei geeigneten Lebensbedingungen Spirillenbildung. Dife Colonien des Coli-
bac. sind im Allgemeinen grösser als gleichaltrige Typhusbac.-Colonien,
während bei den letzteren zahreichere Fädchen ausgehen. Dieser Unter-
schied lässt sich am besten nach einem Wachsthum von 24-36 Stunden in
3,3*^/0 Gelatine bei einer Temperatur von 18-19*^ beobachten. Differentiell-
diagnostische Schlüsse sind jedoch aus diesem Befund nicht zu ziehen, da
bei beiden Bacterien Uebergänge von der einen zur andern Form beobach-
tet sind. E. Fraenkeh
Die Untersuchungen Piorkowski's (857) verdanken ihre Entstehung
dem Bestreben, „ die so ausserordentlich unsichere D i f f e r e n ti al - D i a g n 0 s e
zwischen Bact. coli und Typhusbac. zu erleichtern". Als Nähr-
böden kamen Harnbouillon, Harngelatine und Harnagar zur Verwendung
Typhusbacillus. Diffeientialdiagnose zwischen Typhusbac. und 317
Bact. coli. Bacteriolog. Untersuchung des Blutes, des Harns
und der Dejectionen Typhuskranker.
[bez. deren Zubereitung vgl. Orig.]. Das Wachstlium des Bact. coli auf
diesem verlief annähernd analog dem auf Normalgelatine, wohingegen die
Entwicklung des Typhusbac. eine wesentliche Verlangsamung erfährt. Das
gilt sowohl für das Wachsthum auf Gelatine und Agar bei Impfung im
Stich und Strich als auch bei Impfung auf Harnbouillon. Dem entsprechend
wird das Sediment in mit Colibac. beschickten Röhrchen reichlich, spärlich
in mit Typhusbac. beimpften. Den Harnnährböden entnommener Colibac.
säuerte nach P. bei Uebertragung auf Milch diese zwar an, brachte sie aber
nie zum Gerinnen^. E. Fraenkel.
Romoud's (863) Verfahren, den Typhusbac. vom Colibac. zu
differenciren, ist folgendes: 4 ^/o Laktose enthaltende Gelatine (oder
Agar) wird mit einigen Körnern Säurefuchsin („rubine acide") kirschroth
gefärbt, auf 70-80^ C. erhitzt und mit 1-2 Tropfen Sodalösung versetzt,
bis sie farblos wird. Durch die Alkalinisirung entsteht ein Niederschlag,
der abfiltrirt werden muss. Die ganz farblose und durchsichtige Gelatine-
(oder Agar)-Lösung wird nun während 5 Minuten bei 105^ C. sterilisirt.
Ein solcher Nährboden wird vom Colibac. in einigen Stunden intensiv roth
gefärbt, während der Typhusbac. keine Veränderung hervorruft. Auf
Plattenculturen erscheinen nach 24-36 Stunden die Colonien des Colibac.
roth, während diejenigen des Typhusbac. farblos und durchscheinend sind.
Tangl.
Silvestrini (867) machte viele bacteriologische Untersuchun-
gen des Blutes, des Harns und der Dejectionen Typhuskranker,
die für die Diagnose sehr wichtig sind. Nach Ansicht des Verf. 's kann
man stets die Diagnose auf Typhus stellen, wenn das der Milz entnommene
Blut nach 15 Stunden die Fleischbrühe gleichmässig trübt, und wenn man
im hängenden Tropfen dieser Bouillon Bac. findet, die sich schnell nach
verschiedenen Richtungen bewegen, theils eiförmig, theils einzeln und stab-
förmig und theils stabförmig in Ketten zu 3 und 4 vereinigt sind und sich
schnell aalartig fortbewegen.
In dem der Milz Typhuskranker entnommenen Blute fand Verf. nie das
typische Bact. coli, während es nach dem Tode der Kranken in der Milz
leicht zu finden war.
Wird das Blut bei Lebzeiten entnommen, so ist der Typhusbac. nicht
immer leiclit zu finden, wenn er aber vorhanden ist, zeigt er dieselben
Eigenschaften, wie der in der Milz gefundene.
Im Blut Typhuskranker fand Verf. nie das typische Bact. coli.
Bei den bacteriologischen Blutuntersuchungen bediente sich Verf. fol-
gender Methode:
*) Ob die P.'sche Methode anderweitig zur Anwendung gekomuion ist, habe
ich aus der Literatur nicht erfahren. Ks wäre zu einer allgemeineren Kmpfeh-
hinp derselben nöthig gewesen, ihre Loistungstahigkeit gegenüber Bactorien-
geniischcn zu erproben, welche die beiden zu ditt'erencirenden Bact er ionarten
gleichzeitig enthalten. Dass dies von P. selbst versucht worden ist, geht aus
seiner Mittheilung nicht hervor. Ref.
318 Typhusbacillus. Das ELSNER'sche Verfahren
zum Nachweis der Typhusbac.
Mit einer TuRSiNi'schen Spritze, welche eine sehr feine Spitze haben
muss, entnimmt man das Blut einer recht prall gefüllten Vene der Arm-
beuge. In der TuRSiNi'schen Röhre bewegt sich ein am unteren Ende spi-
ralig gedrehter Messingdraht, vermittels desselben man das Blut leicht
defibriniren kann, was die Culturen und Impfungen auf Tliiere sehr er-
leichtert.
Im Harn Typhuskrauker fand Verf. oft den EßERTH'schen Bac. und mit
ihm oder auch anstatt seiner Bacterienarten, deren Eigenschaften denen
des EnERTH'schen und EscHERicn'schen Bac. sehr ähnlich waren. Sowohl
in den Dejectionen als auch im Harn Typhuskranker fand Verf. Bacterien-
formen, die viele, aber nicht alle Eigenschaften des Bact. coli haben.
Trambusti.
Pollak (858) verwerthete das ELSNER'sche Verfahren zum Nach-
weis der Typhusbac. aus Stühlen an der Hand von 20 Fällen. Die
Patienten befanden sich zwischen 4. und 30. Krankheitstag. Verf. ver-
impfte eine Oese Stuhl in 3 ccm gewöhnliche Bouillon und stellte von da
aus 2 Verdünnungsplatten auf ELSNER'schem Nährboden her. Die letztere
hielt P. entgegen der Vorschrift Elsner's schon mit Jodkali versetzt vor-
räthig. In der 2. Platte waren die Unterschiede zwischen Bact. coli und
typhi sehr deutlich. Nach Analysirung einzelner Fälle, die klinisch Interes-
santes und in differentiell - diagnostischer Beziehung Schwierigkeiten dar-
boten, zu deren Beseitigung sich die Elsner'scIic Methode als wirksam
erwies, äussert sich P. über den Werth des Verfahrens dahin, dass es auch
für den Kliniker einen bedeutenden Fortschritt bedeutet, indem es gestat-
tet, in verhältnissmässig kurzer Zeit zu einer differentiellen Diagnose zu
gelangen. Eine sichere Diagnose lediglich auf das Aussehen der Platten -
cultur hin zu stellen, hält P. nicht für möglich, erklärt es vielmehr für noth-
wendig, stets auch sämmtliche Eigenschaften des fraglichen Bac. aufs
Genaueste zu prüfen. „Damit wird aber gleichzeitig das ganze Verfahren
zeitlich in die Länge gezogen und kommt bei dem so wohl charakterisirten
Bilde des Abdominaltyphus der längeren klinischen Beobachtung nahe, die
es wohl dann erheblich stützen dürfte". E. Fraenkel.
Chizzola (834)probirte nach derELSNER'schenMethode'*' auf dem von
diesem angegebenen speciellen Nährboden Fäkal- und, Harnbestand-
theile von Typhuskranken und anderen Patienten (Darmkatarrh,
Darmstenosen, Peritypleitis, Erkrankungen an Anchylostomum, Bandwurm,
Blutvergiftung C3'stitis, Nephritis, Pneumonie) zu impfen. Nach Ansicht
Verf.'s ist die ELSNER'sche Methode kein sicheres Mittel, den EsERTH'schen
Bac. zu diagnosticiren, da auch andere Bac. sich ebenso wie der Typhusbac.
entwickeln. Trambusti.
Chailtemesse (831) hebt vor Allem die grosse Bedeutung der bac-
teriologischen Diagnose des Typhus mittels der ELSNER'schen Me-
thode hervor. Es gelang ihm mit der letzteren von 1 6 Typhusfällen in 1 3
in den Stuhlgängen der Kranken die Typhusbac. nachzuweisen. Von den
t) Jahresber. XI, 1895, p. 282. Red.
Typhusbacillufi. Dio WiDAL'sche Serumreaction. 319
3 negativen Fällen war der eine bereits seit 3 Wochen geheilt, bei den
zwei anderen wurden Fehler beim Anlegen der Culturen begangen. Verf.
bespricht dann 3 Fälle, in welchen allein die bacteriologische Untersuchung
die Diagnose sicherte, während die klinischen Symptome noch Zweifel zu-
liessen. Schliesslich erwähnt Ch., dass es ihm gelungen ist durch Immuni-
sirung von Pferden gegen Typhus ein Serum zu gewinnen, von welchem
^/- Tropfen genügte, um Meerschweinchen gegen eine 24 Stunden später
erfolgte Infection mit einer tödtlichen Dosis von Typhus -Virus erfolgreich
zu schützen. Dieselbe Dosis des anti- typhösen Serums immunisirt nicht
gegen die kleinste tödtliche Dosis von Colibac. Dieses Serum hat auch bei
3 Typhuskranken, von welchen der eine sehr schwer erkrankt war, sehr
gute Dienste geleistet. 7 Tage nach Beginn der Serumtherapie trat Apy-
rexie und Genesung ein. Tangl.
In einei- am 26. Juni 1896 abgehaltenen medicinischen Sitzung machte
Widal (877) die ausserordentlich interessante Mittheilung, dass das Blut-
serum von Typhuspatienten und Eeconvalescenten eine immo-
bilisirende und agglutinirende Wirkung auf in Bouillon ge-
züchtete Typhusbac. ausübt. Von dem mittels steriler Spritze ent-
nommenen Blut lässt man das Serum abstehen und setzt einige Tropfen des
letzteren zu einem Bouillonröhrchen im Verhältniss von 1 : 10-15; zu 4 ccm
Bouillon 8 Tropfen Blutserum und conservirt bei 37". Nach 24 Stunden
ist die mit Serum versetzte Bouilloncultur nur wenig getrübt, einige Flocken
liegen am Boden des Eeagensglases und eine wenig dichte weissliche Trü-
bung ist in der Flüssigkeitssäule suspendirt. Besonders deutlich treten die
Verhältnisse, auch bei weniger ausgesprochenen Versnchsergebnissen, zu
Tage, wenn man die mit Serum versetzte Typhusbouillon vergleicht mit
einer serumfreien, gleichmässig grauw'eiss getrübten Bouilloncultur. Das
Serum gesunder oder an nicht typhösen Erkrankungen leidender Menschen
übt eine solche Wirkung nicht aus und ebenso wenig werden Colibac. durch
Typhusserum beeinflusst. W. hatte bei seiner ersten Mittheilung die von
ihm als Sero-Diagnostik bezeichnete Methode bei 6 Typhuskranken erprobt.
In einer am 3. Juli abgehaltenen Sitzung^ machte Rendu Mittheilung
von einem Fall, der, unter typhusähnlichen Erscheinungen verlaufend, die
WiDAL'sche Reaction nicht zeigte und dessen weiterer Verlauf die An-
nahme, dass es sich nicht um Typhus handelte, rechtfertigte. Widal ver-
fügte im Gegensatz dazu über eine Beobachtung, bei welcher die Serodia-
gnostik gestattete, den bis dahin zweifelhaften Fall mit Sicherheit als Ty-
phus aufzufassen, was durch die weitere klinische Beobachtung bestätigt
wurde*. Fj. Fmenkel.
Nur bei 2 von 16 Typhusreconvalescenten sah Widal (878) die agglu-
*) Semaine medicale no. 84 p. 269. Ref.
*) Ich möchte gleich an dieser Stelle zugleich für alle weiteren, in gleichem
Sinne lautenden Arbeiten bemerken, dass dem WiDAL'schen Verfahren, so inter-
essant es in theoretischer Hinsicht ist, eine absolute Sicherheit in praktisch-
diagnostischer Hinsicht nicht zukommen dürfte. Die späteren Jahresberichte
werden hierfür Belege erbringen. Baumgarten.
320 Typhusbacillus. Die WioAL'sche Serumreaction.
tinirendeii Eigenschaften des Serum verschwinden. Andererseits
bestand dieselbe noch bei 3 Personen, die vor 6 Monaten, 3 und 7 Jahren
Typhus durchgemacht hatten. Bei Typhuskranken wurde die agglutinirende
Fähigkeit noch nachgewiesen bei einer Verdünnung des Serum mit Bouillon -
cultur im Verhältniss von 80 und 60 Tropfen Cultur zu 1 Tropfen Serum.
Bei Reconvalescenten bedurfte es eines wesentlich stärkeren Serumzusatzes
1 : 20-10 und noch weniger. W. fasst das Agglutinationsphänomen nicht
als Iramunitäts-, sondern als Infections-Reaction auf, die sich im Laufe der
Reconvalescenz abschwächt, d. h. in dem Moment, wo die Immunität am
stärksten ist. E. Fraenkel.
Widal und Sicard (879) imprägnirten kleine Stückchen Schwamm mit
Blut oder Serum Typhuskranker. Nach 48 Stunden betropften sie
die getrockneten Schwammstückchen mit 10-15 Tropfen Bouillon und ent-
nahmen nach * /„stündigem Contact der Schwammstückchen mit Bouillon
einen Tropfen zur Vermischung mit 10 Tropfen einer 1-2 Tage alten
Typhusbac.-Cultur in Bouillon. In Zeiträumen von einigen Minuten bis
zwei Stunden untersuchten sie von diesem Gemisch Tropfen unter dem Mi-
kroskop. Nur mit den Serumschwammstückchen erhielt man positive Er-
gebnisse. Von den blutspendenden Patienten war einer auf der Höhe der
Krankheit, zwei im Verlauf der Erkrankung, 1 Person hatte vor 7 Jahren
Typhus durchgemacht ; ihr Serum ergab noch bei jeder Untersuchung ag-
glutinirende Eigenschaften. Controluntersuchungen mit dem Blut von an-
deren Krankheiten fielen negativ aus. Auch das durch ein Vesicans ge-
wonnene Serum zeigte bei Typhuskranken das Agglutinationsphänomen.
Auch hierbei führten Control -Untersuchungen zu negativen Ergebnissen.
E. Fracnkef.
Grüiibaum (840) beschreibt seine Methode der Agglutinations-
diagnose des Abdominaltyphus, die sich auf die Beobachtungen von
(tkuber und DüRHAM stützt, dass Typhusserum Typhusbac. agglutinirt.
Er benutzt geringe Mengen von Blut, verdünnt das Serum zu 1-30 und
macht seine Beobachtungen im hängenden Tropfen. Die Agglutination muss
sich in 30 Minuten einstellen. Seine Methode soll sicherer und zuverlässiger
sein, als die von Widal (s. oben) beschriebene, die hauptsächlich makro-
skopisch ist, mehr Blut, mehr Zeit und schliesslich auch noch das Mikroskop
erfordert. In starken Verdünnungen reagirt eigentlich nur das Typhus-
serum auf den Typhusbac. Kmifhfiek.
Widal (876) beginnt einen Prioritätsstreit mitGuüNBAUM (s. oben),
den er später fortsetzt. Verf. behauptet und zeigt, dass er die Serum-
diagnose ausführlich, lange vor Geltneaum beschrieben hat, und sagt, dass
auch er die mikroskopische Methode und minimale Mengen von Blut benutze.
Kant/iack.
Dieulafoy (838) macht im Auftrage von Widal und Sicakd Mitthei-
lungen, aus denen hervorgeht, dass das des Globulins beraubte Serum Typhus-
kranker unfähig geworden ist, Typhusbac. zu agglutiniren. Versetzt
man Blut eines Typhuskranken mit einer Oxalverbindung im Verhältniss
von 1,5 ^JoQ, dann muss man in dem sich ausscheidenden Plasma auch die
Typhusbacillus. Die WioAL'sche Serumreaction. 321
Agglutinirende Eigenschaften der Milch.
fibrinogene vSubstanz berücksichtigen und es stellt sich dann heraus, dass
sowohl das Globulin als Fibrinogen stark agglutinirend wirken. Das Albu-
min und Globulin der Milch verhalten sich wie die entsprechenden Stoffe
des Blutes. Ebenso besitzt das isolirte und nachher wieder in Lösung ge-
brachte Casein stark agglutinirende Eigenschaften. Entzieht man also dem
Blut oder der Milch Typhuskranker die genannten Substanzen, dann be-
raubt man diese Flüssigkeiten ihrer agglutinirenden Eigenschaften.
• E. Fraenkel.
In von Chaiitemesse (832) beobachteten 11 Typhusfällen erwies sich
die WiDAL'sche Reaction absolut genau. Coli-Culturen wurden gar
nicht beeinflusst. Die Patienten befanden sich in allen Stadien zwischen
*.t. Krankheitstag und vollendeter Reconvalescenz. E. Fraenkel.
Bei einer typhuskranken Amme, deren Serum die WiBAL'sche Reaction
gab, stellte Acliard (818) fest, dass auch die Milch agglutinirende Eigen-
schaften besass. Die Milch an anderen Krankheiten leidender Patienten
entfaltete diese Wirkung nicht. Erwärmen der Milch auf 60** modificirte
diese Fähigkeit der Milch nicht, während ein 15 Minuten langes Erhitzen
auf 120° dieselbe zum Verschwinden bringt. In gleicherweise wirkt Fil-
tration der Milch durch Prozellanfilter. Das Serum des von der betr. Amme
gestillten, übrigens vollkommen gesunden Kindes, besass keine agglutinirende
Eigenschaften. E. Fraenkel.
Courmont (836) hat in 9 sicheren Typhusfällen mittels der WiDAL'schen
Methode^ positive, in 2 zweifelhaften Fällen negative Resultate erhalten.
Serum von Pneumonie -Pleuritis -Tuberkulosekrauken, Diphtherie- und
Antistreptok.-Serum haben keine Wirkung auf Typlmsbac.-Culturen.Typhiis-
serum giebt auf Colicultm-en theilweise positive Reaction, zuweilen ist die
Reaction sogar stärker als bei dem Typhusbac. Andere als von Typhuskranken
stammende Sera haben die gleiche Wirkung auf Coli-Bac. Die Reaction
des Typhusserum auf einen Bac. beweist deshalb nach C. nicht, dass man
es mit dem EßERTH'schen Bac. zu thun hat, und der Effect eines Serum auf
den Colibac. zeigt nicht, dass ein typhöses Fieber vorliegt. Dagegen scheint
die Wirkung eines Serum auf den Typhusbac. nur bei Abdominaltyphus
vorzukommen. E. Fraenkel.
Hauslialter (841) hat 37 Fälle mittels der WiDAL'schen Methode
untersucht. 15 Fälle waren voll entwickelt, die Serumreaction war sehr
ausgesprochen, ebenso in 4 anderen Fällen, wo zur Zeit des Fieberabfalls
geprüft wurde. In 8 zweifelhaften Fällen fiel die Probe 5mal positiv aus.
Die agglutinirende Wirkung des Serums erwies sich in einem Falle als
transitorisch. In einem Falle von sicher constatirtem Tj^phus mit Roseolen
fehlte die Reaction constant. Tamjl.
Wie Thiroloix (872) angiebt, trat die WiDAL'sche Serumreaction bei
21 Typhusfällen in 10-20 Minuten auf; bei 28 anderen Erkrankungen fiel
die Probe immer negativ aus. In 3 Fällen, wo die Reconvalescens seit bezw.
3, 7 und 8 Monate bestand, war die Reaction positiv. Trden.
Diese fasst B selbst so zusammen: „dass 1. das antitoxische Hannuelsernm
auch in grossen Quantitäten sich füi- den nu'iiscliliclun Organismus viillig
unschädlich erweist und 2. eine günstige Beeintlussung des Krankheitspro-
330 Tyiihusbacillus. Uebertragung des Typliusbac. von der Mutter
auf den Foetus. Cholecystitis bei Typhus.
cesses beim Typhus abdominalis in uncomplicirten leichteren Fällen bei
frühzeitiger Behandlung (vor dem 10. Krankheitstage) mit Typhusheil-
serum vielleicht zu erwarten ist". E. Fraenkel.
Kesiiielli (862) hat gelegentlicli eines Abortes bei Abdominal-
typhus unter Anderem Folgendes festgestellt:
1. Die Uebertragung des Typliusbac. von der Mutter auf den
Foetus findet nicht immer statt. Sie hängt von besonderen Umständen ab,
wie placentare oder einfache Blutungen, Localisation des typhösen Pro-
cesses in der Placenta, Veränderungen, welche Läsionen der Capillaren des
Chorions erzeugen*.
2. Trotz der erhöhten Temperatur und der Infection der Mutter, kann
die Gravidität bestehen bleiben und der Foetus sich weiter entwickeln, und
von der Infection frei bleiben ; indessen werden die im mütterlichen Orga-
nismus erzeugten Toxine jedenfalls einen mehr oder weniger gefährlichen
Einfluss auf den Foetus ausüben. Trambtistt.
In der Leiche eines Neugeborenen, von einer in der 3. Woche des
Abdominaltyphus befindlichen Patientin stammenden, nur 9 Stunden alt
gewordenen Kindes gelang es Düi'ck (839) aus Leber und Milz culturell
und in Schnitten (der Milz) Typhusbac. und den Staphylok. pyog. albus
nachzuweisen. Beide Arten lagen frei zwischen den Zellen des Pulpage-
webes, spärlich in den Follikeln. Milz vergrössert, die Leber etwa finger-
breit beide Rippenbogen überragend, besonders der linke Lappen stark ge-
schwollen, unter der Kapsel zahlreiche, dichtstehende Extravasate. Au
den übrigen Organen nichts Bemerkenswerthes. Verf. schliesst an den
Bericht über den sehr interessanten, als Paradigma einer echten placen-
taren Mischinfection anzusehenden Fall eine kurze Zusammenstellung der
einschlägigen Literatur und charakterisirt zutreffend den Process, dem das
Kind erlegen ist, in Uebereinstimmung mit Eknst^, dem wir eine analoge
Beobachtung verdanken, als Bluttyphus. Das Bestehen der Milz- und Le-
berschwellung, sowie der subkapsulären Leberblutungen spricht nach I).
dafür, dass der Uebergang der Bacterien in den kindlichen Kreislauf nicht
erst während der Geburt, sondern in einem früheren Zeitpunkt des intra-
uterinen Aufenthalts der Frucht erfolgt ist. K. Fraenkel.
Aiiderson (821) berichtet über einen anfangs als Malaria diagnosti-
cirtcn Fall von Abdominaltyphus, bei welchem Cholecystitis suppura-
tiva als Complication eintrat. Durch Bersten der Gallenblase entstand allge-
meine eitrige Peritonitis, die tödtlicli verlief. Post mortem fanden sicli
Galleusteine in dem Gallengang und Ulcera auf der Mucosa der Gallenblase,
1) Jahrpsber. VI, 1890, p. 21«, Ref.
*) Die Thatsacbe, dass pathogene Bac. nicht immer d. h. nicht in jedem
einzelnen Falle von der Mutter auf den Foetus übergehen, nöthigt keineswegs,
besondere prädisponii-ende Veränderungen in der Placenta anzunehmen. Wenn
pyogene Kokken im Blute kreisen, so können sie in verschiedensten Organen
die Gefässwände durchdringen, ohne dass irgend eine Constanz in diesem
Geschehen vorhanden ist und ohne dass in den positiven Fällen irgend welche
prädisponirende pathologische Veränderungen in den betreffenden Oi-ganen
vorhanden zu sein brauchen. Baumgarten.
Typbusbacillus. Aetiologie clor Abscessbildungen bei Tjiibus. 331
Osteomyelitis nach Typhus.
wovon einer perforLrt war. Die Milz wog 170 g, und im Darm zeigten sich
typische Typhusgeschwüre. In der Gallenblase fand sich ein kurzer Bac.
mit abgerundeten Enden, der die Bouillon niclit sauer machte und vom
Verf., da er auch keine Indolreaction hervorbrachte, mit Walirscheinlich-
keit als Typhusbac. angesprochen wurde. Genauere Beweise bringt A. je-
doch nicht. Kanthack.
Im Falle von A. Schmidt (866) hatten sich bei einem 34jährigen Mann
8 Wochen nach seiner Erkrankung an Abdominaltyphus die Erscheinungen
eines linksseitigen subplirenischen Abscesses gebildet, aus welchem
operativ etwa 3 1 dünnflüssigen, hellbraunen, fade aber nicht fäkalriechen-
den Eiters entleert wurden. Ausgangspunkt unbekannt. Durch Cultur'
wurde der Tj'phusbac. ohne Beimengung anderer Bacterien gewonnen. —
In einem Falle von linksseitigem Pleura-Empyem, das sich im Anschluss
an eine schwere Colitis entwickelt hatte, wies Verf. Colibac. in Reincultur
nacli. E. Fraenkel.
Bucalossi (829) fand in einem Typhusfall den Typhusbac. in Ab-
scessen des Thränensackes und des Ohres, die sich während der
Krankheit bildeten, uiul auch in solchen Abscessen am linken Ellenbogen
und linken Bein, welche sich erst nach der Heilung bildeten. Verf. bringt
die vielen Abscesse mit den wiederholten und reichlichen Darmblutungen
zusammen ; diese hatten den Organismus schliesslich zu sehr in seiner Wider-
standskraft geschwächt. Tramhisti.
31ori (850) beobachtete einen Abscess des rechten Schilddrüsen-
lappens, der diu'ch den EßERTH'schen Bac. während einer Typhusinfection
veranlasst war. Die Localisation des Bac. in der Drüse vollzog sich bereits
am 10. Tage, während andere Typhnscomplicationen meist erst am Ende
der Krankheit auftreten*. Trambusti.
3Ios('ilcci (851) impfte Eiter aus einem kleinem Geschwür, das
sich am Halse eines Typhusreconvalescenten gebildet hatte, auf Gela-
tine; es entwickelten sich viele Mikroorganismen, die Verf. als Bact. coli
diagnosticirte, weil in der mit Milch versetzten Bouillon Gasbläschen auf-
stiegen (V). Trambusti.
Eine 33jälnige Dame erkrankte, wie ßruiii (828) mittheilt, in der Eecon-
valescenz nach Typhus anOsteomyelitis im unteren Drittel des rechten
Femur, welche nach einem operativen Eingriff mit Hinterlassung einer Fistel
heilte, deren erneuter Operation sich I'atientin widersetzte. Schon damals
behauptete Patientin, auch im linken Unterschenkel Schmerzen empfunden
zu haben. Allmählich verschwanden diese, um später wiederzukehren und
sich im obeien Diittel dieses Unterschenkels zu localisiren. l'atientin wurde
allmählich arbeitsunfähig und Hess sich schliesslicli im Hospital aufnehmen.
') Angaben über Tiiiewersuche mit doni Eiter und das Resultat der mikro-
skopischen Untersuchung des letzteren fehlen**. Hei'.
*) Die Identität dos von IJucalossi (s. o.) und von Moni got'nndoiion Uac. uiit
dem Tyj)husl)ac. scheint nicht genüfj^end sicher erwiesen. Ihii)in/n?-fen.
**) Es ist also nicht erwiesen, dass der Typhusbac. den Abscess hervorgerufen
liatte. Baiinit/artcii.
332 Typhusbacillus. Vorkommen bei Osteoperiostitis,
im Eiter einer Ovarialcyste nach überstandenem Typhus.
6 Jahre nach ihrer Erkrankung- an Typhus. Dort wurde die Diagnose auf
chronische Osteomyelitis des Unterschenkels, wahrscheinlich typhöser Natur,
gestellt. An der schmerzhaftesten Stelle wurde die Tibia aufgemeisselt und
eine mit Granulationen und einer „faible quantite de pus mele ä du sang
bleuätre" gefüllte Höhle angetroffen, ihr Inhalt ausgeschabt und bacterio-
logisch untersucht. Durch das Culturverfahren wurde ein auch durch das
PFEiFFER'sche Eeagens als Typhusbac. erkanntes Mikrobion isolirt^.
E. Fraenkel.
Briiiii (827) berichtet einen interessanten klinischen Fall, eine Dame
betreffend, welche während der Reconvalescenz nach einem Typhus
an einer Osteoperiostitis im unteren Drittel des rechten Oberschenkels
erkrankte. Nach der Operation behielt Patientin einen fistulösen Gang zu-
rück, welcher mehr als 6 Jahre bestand, ehe die Patientin sich zu einer
neuen Operation entschloss. Bei dieser unternahm Verf. eine bacterio-
logische Untersuchung der aus dem Knochen entfernten Massen. Er fand
dabei den Typhusbac. und kam zu dem Schluss, dass dieser zunächst gene-
ralisirt eine acute Krankheit hervorgerufen habe, sich dann aber in dem
Knochenmark localisirt und eine chronische, fieberlos verlaufende Erkran-
kung erzeugt habe, welche eine Knochentuberkulose vortäuschte*.
Tramhusti.
Bei einer 32jährigen, 7 Wochen vor ihrer im Neuen allgemeinen Kran-
kenhaus zu Hamburg erfolgten Aufnahme, an Abdominal-Tj^phus erkrank-
ten Patientin wurde, wie Sudeck (870) berichtet, am 15. December 1895
eine vereiterte, rechtsseitige Ovarialcyste durch Laparotomie entfernt,
und aus dem eitrigen Inhalt Bac. inReincultur gewonnen, welche nach
allen biologischen Eigenschaften als Typhusbac. angesprochen werden
mussten. Die histologische Untersuchung der Cystenwand ergab aber,
neben sehr vereinzelten Bac. an der Innenfläche, Häufchen von meist in
Diploform angeordneten Kokken, welche sowohl der Innenfläche aufgelagert,
als auch, und zwar zum grösseren Theil, im Gewebe selbst localisirt waren.
Die Züchtung dieser Kokken gelang nicht. Sehr mit Recht bemerkt S.,
dass der culturelle Nachweis der Typhusbac. in diesem Falle nichts für die
pyogene Natur derselben beweist, nachdem das Mikroskop die Anwesenheit
anderer Mikrobien im Gewebe der Cystenwand festgestellt hat und „wenn
auch dieser Fall natürlich nicht geeignet ist, in der strittigen Frage, die
Eiter bildende Fähigkeit des Typhusbac. betreffend, eine allgemeine Be-
deutung zu beanspruchen, so kann er doch als eine Illustration dafür gelten.
') Schnitte dmxh das Granulationsgewebe sind nicht gemacht und dadurch
weist auch dieser Fall eine bedauernswerthe Lücke auf und lässt der Kritik
einen berechtigten Angriffspunkt. Ref.
*) Diese Auffassung kann nicht ohne weiteres acceptirt werden. Dass der
Typhusbac. ein so langlebiger Parasit sein könne, dass er eine mehr als 6jährige
Affection zu unterhalten vermöge, hat bis jetzt Niemand sicher erwiesen. Auch
die vorliegende Beobachtung erbringt diesen Beweis nicht, weil die Identität
des gefundenen Bac. mit dem echten Typhusbac. nicht sicher dargethan und
die ev. Anwesenheit von pyogenen Kokken in dem Knochenabscess nicht aus-
geschlossen ist. Baumgarten.
Ty])husbacülus. Amylolytisches Ferment des Eiters bei Typhus. 333
Fall von Septico-pyämia typhosa, von Meningitis typhosa.
wie wenig solche und ähnliche Fälle, in welchen nur durch Culturverfahren
in dem fraglichen Eiter der Typhusbac. nachgewiesen ist, für die ätiolo-
gische Bedeutung desselben beweisen". E. Fraenkel.
Afanassieff' (820) gewann Eiter von Typhuskranken dadurch, dass er
ihnen einen sterilisirten dicken Faden unter die Haut einführte und 24
Stunden liegen Hess. Der herausgenommene Faden wurde darauf in ein
Reagensglas mit Stärkelösung gebracht, welche nach w'eiteren 24 Stunden
auf Zucker geprüft wurde. Die amylolytische Wirkung nahm im Ver-
lauf der Krankheit fortwährend zu. Warme Bäder setzten sie herab.
Alexander- Lewin.
Die Beobachtung Kühnail (845) wirft, wie er mitRecht hervorhebt, „ viel-
leicht mehr Fragen auf als sie beantwortet" . Es handelt sich um eine G Tage
nach Beginn der Erkrankung rechtzeitig von einem lebenden Kinde entbun-
dene 32 jährige Frau, welche, nachdem sie im Verlauf den der an das klinische
Bild des Abdominaltyphus erinnernden Krankheit (auch die bacteriolo-
gische Blutuntersuchung hatte Typhusbac. ergeben) einmal einen Schüttel-
frost — in der 3. W^oche — gehabt und 10 Tage ante mortem von einem
(jesichtserysipel, sowie 2 Tage vor dem Tode von einem Erysipel der
Lumbai- und Glutäalgegend befallen worden war, etwa 8 Wochen nach
Beginn der Erkrankung zu Grunde ging. Die von Ponfick ausgeführte
Section ergab, ajs für die Auffassung des Falles wichtig, den „ Darmtractus
in seiner ganzen Länge als vollkommen normal". Dagegen fanden sich
nekrotische Heerde in einzelnen Mesenterialdrüsen, multiple kleine Nieren-
abscesse, eitrig zerfallene Thromben in der rechten Vena spermat. Aus dem
Eiter der Gekrösdrüsen, der Nierenabscesschen und den erweichten Throm-
benmassen der Vena spermat. wurde durch Culturverfahren der Typhusbac.
gefunden. AVie Ponfick den Fall anatomisch aufgefasst hat, ist aus der
K. 'sehen Arbeit leider nicht ersichtlich, da die Mittheilung einer Sections-
diagnose unterlassen ist. Lediglich nach dem culturellen Ergebniss erklärt
K. den Fall als „eine Infection des Blutes" mit dem Typhusbac, von wel-
chem er annimmt, dass er vom Endometrium aus in die Blutbahn einbrach.
Es könnte sich aber nach K. auch um eine unbestimmte Infection mit Ueber-
springung der ersten Lifections-Etappe im Darm gehandelt haben. „Auf
jeden Fall handelt es sich wieder um einen Fall von Typhus sine t3^pho" ^.
E. Fraenkel.
Bei einem 32jährigen, in der 9. Woche eines Abdominaltyphus ver-
storbenen Manne, bei welchem die bacteriologische Blutuntersuchung, wie
liüliiiaii (84(j) angiebt, in vivo die Anwesenheit von Typhusbac. ergeben
hattf, wurde bei der Section, abgesehen von charakteristischen älteren und
frischen Dünndarmveränderungen eitrige Convexitäts-Meningitis ge-
funden. In dem Eiter der Meningen wurden als Typhusbac. identiticirte
') Ref. vermag sich dieser Auffassung des Herrn Verf. 's durchaus nicht anzu-
schliessen*. Hcf.
*) Ich ebensowenig. Der Fall lehrt nur, wie bedenklich es ist, Biic., welche
die culturellen Eigenschaften des Typhusbac. besitzen, ohne weiteres als wirk-
liche Typhusbac. anzusprechen. Baunigarten.
334 Ty}3husbacillus. Localisirung im Nebenhoden.
Mischinfection mit Recurrensspirillen. Austern und Typhus.
Typhus-Therapie mit Pyocyaneus-Culturen.
Stäbclien nachgewiesen, und K. steht nicht an, den Bac. für den Erreger
der Meningititis und der Eiterbildung in den Meningen anzuseilen^.
E. Fraenkcl.
Nach dem Keferate im Centralblatt für innere Medicin [Orig.-Arbeit nicht
zur Verfügung] handelte es sich im Falle Sall^S und Bayoil (865) um
einen sowohl am Hoden als Nebenhoden localisirten Process mit Bil-
dung eines massigen Ergusses zwischen die Blätter der Tunica vaginal. Das
durch Punktion des Testikels am 6. und 7. Tage gewonnene Serum enthielt,
wie durch Cultur festgestellt wurde, ausschliesslich Typhusbac. K. Fraenkel.
Ippa (8 43) beschreibt einen Fall von Unterleibstyphus, dessen Ver-
lauf von zwei deutlichen Anfällen von Recurrens unterbrochen wurde.
Auf der Höhe des zweiten Anfalls wurden im Blute Recurrensspirillen con-
statirt, während gleichzeitig in dem mit der PnAVAz'schen Spritze aus der
Milz gewonnenen Blute Plattenculturen angelegt wurden, welche den
Typhusbac. in Reincultur ergaben. Der Kranke genas. Alexander- Lew in.
Cameron (830) behauptet in dieser kleinen Arbeit, dass er Gefässe mit
Milch in die Nähe von einem Abdominal typhusstuhl gesetzt habe,
und dass diese in 1 0 Minuten mit dem Typhusbac. inficirt war. — Wunderbar !
Katithack.
Newsliolme (853) bespricht ausführlich die Beziehung zwischen
Abdominaltyphus, Austern und anderen Muscheln, die mit Fäkalien
u. s. w. verunreinigt sind, giebt mehrere fast zwingende Beispiele an und
fordert, dass Muscheln u. s. w. reingehalten werden sollen. Die Arbeit ist
äusserst lesensvverth. Kanthaeh.
Nach dem Vorgehen E. Fraenkei.'s, welcher zuerst den Typhus abdom.
mit abgetödteten Typhusculturen behandelte'- und damit wesentlich Herab-
setzung und Abkürzung des Fiebers, entsprechende Besserung des Allge-
meinbefindens, oft auch Steigerung der Diurese erzielte, haben Rumpf und
WilckeilS (864) abgetödtete Culturen des Bac. pyocyaneus in
gleicher Weise verwandt. Die Resultate „wichen von denjenigen E. Fraen-
kel's kaum oder nur in geringem Grade ab". Bei der Behandlung von
61 Fällen hatten sie „guten Erfolg in 52,46^/q, zweifelhaften in 21,3*'/<,
und gar keinen in 26,33*^/(,".
Injicii't wurden 72 Stunden alte und dann abgetödtete Culturen von Bac.
pyocyan. in Thymusbouillon. (1 Oese Reincultur auf 1 Reagensglas Th}'-
musbouillon). Begonnen wurde mit Dosen von 0,25 ccm und z. Th. bis
auf 8 ccm gestiegen. Beste Wirkung war bei 4 ccm, bei grösseren Gaben
öfters Abscesse. Ausführliche Einzelheiten finden sich in 20 Curven und
64 kurzen Krankengeschichten. K. Fraoikel.
^) Ref. hält diese Behauptung für nicht genügend begründet. Gerade bei
Meningialexsudaten ist, wie in diesen Berichten wiederholt betont worden,
die Heranziehung des Thierexperiments absolut unerlässlich, um mit Sicher-
heit die An- oder Abwesenheit des Diplok. lanceolatus anszuschliessen. Diese
Versicherungsmaassregel hat K. unterlassen, es kann seiner Beobachtung daher
die ihr vom Verf. vindicirte Bedeutung nicht beigelegt werden. Ref.
2) Jahresber. IX, 1893, p. 229. Ref.
Typhusbacillus. Behandlung des Alxlominaltyphus 335
mit sterilen Cnlturen des Typhusbac. Behandlung mit Bädern.
Vorkommen des Typhusbac. im Boden, im Wasser, in den Faeces.
Hensliaw (842) resumirt die Beobachtungen über die Behandlung-
des Abdominaltyphus mit sterilen Cnlturen des Typhusbac. in
Thymus-Extractund fügt ihnen seine eigenen Beobachtungen über 13 Fälle
hinzu. Er glaubt, dass von diesen in 8 die Krankheitsdauer verringert
wurde, 1 starb, 4 wurden nicht beeinflusst. Grossen Erfolg scheint diese
Behandlung nicht gehabt zu haben. Kmdhach.
Yogi (8 7 5) tritt auf's Wärmste ein für die streng methodische Bäder-
behandlung des Typhus nach Brand. Die Ueberlegenheit dieser Me-
thode wird bewiesen durch vergleichende diesbezügliche Zahlen deutscher,
französischer und amerikanischer Forscher, durch die Ergebnisse der
Münchener Garnison, sowie durch die Erfolge bei der Behandlung der
Typhusepidemie der Münchener Garnison von 1893. Die von V. behan-
delten 217 Fälle hatten, obwohl die Epidemie durch Combination mit In-
fluenza einen schweren Charakter besass, eine Sterblichkeit von 7,^^Iq-
V. rühmt die im einzelnen Fall zu beobachtende günstige Beeinflussung
der Temperatur, der Herzaction, Innervation und der Nierenfunktion. Dem-
gegenüber müssen die übrigen Behandlungsmethoden ganz in den Hinter-
grund treten. Beim Antipyrin ist jeder erreichte Temperaturabfall von
einem compensatorischen Anstieg gefolgt. Ausserdem hat es toxische, für
Herz, Nieren und Darm schädliche Nebenwirkungen. — Die speciftsche
Behandlung von E. Fraenkel^ mit abgetödteten Typhusculturen und von
RiTMPP- mit abgetödteten Pyoc3'^aneusculturen bedarf noch weiterer Nach-
prüfung. Die gemässigte Hydrotherapie ist etwas Halbes und leistet ent-
sprechend weniger als das streng durchgeführte BRAND'sche Verfahren.
E. Fraenkel.
Remliiiger und Schneider (861) haben mit dem ELSNER'schen Ver-
fahren im Trinkwasser, im Boden und in den Stühlen von nicht an
Typhus erkrankten P e r s o n e n T y p h u s b a c. gesucht. Von 36 Wasser-
proben enthielten 8 einen Bacillus dessen Identität mit dem Typhusbac.
zweifellos ist; er gab die Gruber- WiDAL'sche Serumreaction und das anti-
typhöse Serum Ciiantemesse (s. Referat 831 p. 318) schützte Meerschwein-
chen gegen die Infection mit demselben. Zwei von diesen W^asserproben
stammten aus Städten, wo zu jener Zeit Thyphus lierrschte; 5 andere kamen
aus 2 Städten, wo einige Monate vorher eine Typhusepidemie war. Einmal
kam der Typhu.sbac. im Seinewasser vor. — Von 10 Bodenproben — theils
aus oberflächlichen vSchichten, theils ans einer Tiefe von 50 cm — enthielten
6 den T3'phusbac. — Schliesslich fand sich der T^'phusbac. im Stuhl von 3
Patienten, die nicht an Typhus erkrankt waren und auch vorher nie an
Typhus gelitten haben. — Sowohl bei diesen als auch bei den Erdbac. wurde
die Identität des T3'phusbac. durch dieselben Proben erwiesen wie bei den
Wasserbacillen. Tanyl.
An der Hand eines selir reichhaltigen Jiaterials, vielfach veranschaulicht
durch Tafeln und Abbildungen, schildert Keiiicke (860) die Verbrei-
'j'jahresber. IX, 1893, p. 229. Ref.
•') Vgl. Referat No. 864 p. 334. Ref.
336 Typhusbacillus. Epidemiologische MittheiJungen.
tungswege des Typhus in Hamburg und Altona, die er selbst kurz
so zusammenfasst:
1. Einschleppungen auf dem Seewege und von der Oberelbe in unseren
Hafen und Infection des Eibwassers vor der Stadt durch die zugereisten
Kranken.
2. Infection des Elbvvassers durch Kranke in der Stadt, deren Stahl-
abgänge undesinticirt durch die Siele dem Strom zugeführt werden.
3. Infection von Schiffsinsassen auf dem Strome und von städtischen
Hafenarbeitern und Badenden durch das Eibwasser.
4. Infection der städtischen Bevölkerung- mit Nahrungsmitteln, welche
mit Eibwasser in Berührung gekommen sind (Fische, Gemüse, Milch).
5. Infection der städtischen Bevölkerung durch das mittels der Wasser-
kunst in die Stadt gepumpte, unfiltrirte Eibwasser, bis zur Eröffnung der
Sandfiltration im Mai 1893.
6. Einschleppungen auf den verschiedenen Landwegen, sowohl durch
Kranke wie durch Nahrungsmittel (Milch, Gemüse, Austern).
7. Secundäre Heerde verschiedener Generationen, innerhalb der Stadt
entstanden durch directe Uebertragung oder durch Infection von Nahrungs-
mitteln und Brunnen, besonders zahlreich in der zweiten Hälfte der grossen
Epidemien.
Bezüglich der Hülfsursachen bei der Epidemiologie des Typhus betont
er u. a., dass die anerkannt günstige Beeinflussung der Typhusfrequenz
durch die Kanalisation nicht sowohl in einer Eeinigung des Untergrundes
liege, sondern dass die Kanalisation vielmehr dadurch wirke, dass sie die
Wasserbezugsquellen der Menschen von unreinen Zuflüssen frei hält.
Am Scliluss empfiehlt R. noch dringend den Versuch, jeden einzelnen
Typhusfall auf seinen Heerd zu beschränken durch grosse Reinlichkeit in
der Umgebung des Kranken und regelmässige Desinfection aller seiner
Abgänge. E. Fraenkel.
Bälimler's (822) Zusammenstellung der Typhusaufnahmen
in das klinische Hospital von 1870-1895, welche den Gesammttyphus-
erkrankungen in der Stadt proportional sind, ergiebt eine stetige Ab-
nahme der Frequenz seit dem Jahre 1876. Diese Verminderung hält
gleichen Schritt mit der immer weiteren Durchführung von Wasserleitung
und Schwemmkanalisation. Ebenso hat die Zahl der inficirten Häuser in
den letzten 15 Jahren um über 90 ^/^ abgenommen, bei einer Zunahme der
Häuserzahl überhaupt im selben Zeitraum um fast 44 ^Z^,. Dabei war der
Charakter des Typhus in Bezug auf Schwere seit den siebziger Jahren der
gleiche. E. Fraenkel.
Bacillengruppe des Bacterium coli commune. Literatur. 337
1) Bacilleugruppe des Bacterium coli comuiuue
Referenten: Prof. Dr. H. Preisz (Budapest),
Doc. Dr. R. Abel (Hamburg), Doc. Dr. F. Henke (Tübingen),
Dr. C. 0. Jensen (Kopenhagen), Prof. Dr. A. Trambusti (Ferrara).
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881. Abba, F., Ueber ein Verfahren, den Bacillus coli communis schnell
und sicher aus dem Wasser zu isoliren (Ctbl. f. Bacter. Bd. 19, No. 1
p. 13). — (S. 343)
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(Giornale di Medicina legale p. 1). — (S. 348)
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d'Igiene no. 3-4). — (S. 339)
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coli e colle sue tossine (Annali d'Igiene sperim. vol. 6, fasc. 2 p. 201).
— (S. 344)
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cerche sulla diarrea verde dei bambini. Nota preventiva (Pediatria,
luglio). - (S. 346)
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ictere; obturation du canal choledoque par un ascaride; cholecystite
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Baumi^arten's Jahreaberlcbt XII 22
338 Bacillengruppe des Baclerium coli commune. Literatm-.
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thologisch-anatomische und bacteriologische Untersuchung der im
Stefanie-Findelhause beobachteten endemischen Gastroenteritis] (Gyc3-
gyäszat p. 307). — (S. 346)
Piecoli (900) machte eine Cultur von Bact. coli in Fleischbrühe. Er
beobachtete, nachdem sie 28 Tage stand und in Folge der Verdunstung das
Niveau sank, ein blasses, weisses den Rohrenwänden anhaftendes Häutchen,
das an den Rändern opalisirte und eine erhebliche Menge von ovalen, gleich
grossen und gestalteten Körperchen enthielt, die alle Eigenschaften
der Sporen besassen.
Impfte man diese auf verschiedene Nährböden, so entwickelten sich Rein-
culturen des Bact. coli. Obgleich Verf. bei Wiederholung des Experimentes
kein positives Resultat hatte und aus Mangel an Material die histologischen
Eigenschaften der von ihm gefundenen Sporen nicht feststellen konnte, be-
hauptete er doch, dass es sich um einen wirklichen Fall von sporenbilden-
dem Bact. coli handelte. Trambusti.
Ficker (888) hat mit dem Bact. coli com. Studien über die Wachs-
thumsgeschwindigkeit der Colonien auf Platten angestellt. Für
die Zählung der Keime erwies sich directes Zählen als am sichersten, was
mit dem ZEiss'schen und SEiBERx'schen Ocularmikrometer bewerkstelligt
wurde. Bei der Anstellung der Versuche sei es weiterhin nöthig, sich eine
möglichst constante Aussaatgrösse zu verschaffen. Nach der Bestimmung
des Inhalts der gewöhnlich verwendeten Platinösen — durch Titriren ver-
mittels Salzsäure — ergab es sich aber, dass durch die Unterschiede der
Tropfengrösse in den Oesen die Fehlerbreiten in den gleichartig angelegten
Verdünnungen ausserordentlich grosse sind. Ebenso ungleichmässig fielen
die Versuche aus, mittels geaichter Tropfpipetten ein genau gleiches Aus-
saatmaterial zu gewinnen. Die gleichmässigsten Resultate wurden, bei
Beachtung gewisser Vorsichtsmassregeln, erzielt, wenn Tropfgläschen
verwendet wurden. Es wurde zur Aussaat eine 24stündige Colonie von
einer bestimmten Dimension aus einer Platte entnommen und in dem ste-
Bacillengruppe des Baet. coli commune, 339
Wachsthumsgeschwindigkeit der Colonieii. Eigenschaften
der aus dem Darm Neugeborener gezüchteten Colibac.
rilen Tropfgläschen in steriler Kochsalzlösung verteilt. Mit dieser Auf-
schwemmung werden die Platten gegossen. So wurden die erhaltenen Re-
sultate verhältnissmässig constant. Aus den in Tabellenform zusammen-
gestellten Versuchen wäre hervorzuheben, dass die Keimzahl in einer Colonie
nicht direct proportional dem Alter der Colonie ist. Nach einiger Zeit, ge-
wöhnlich nach einigen Tagen, tritt ein Wachsthumshinderniss, ein Still-
stand ein. Die Zeit, in der der Durchmesser der Colonie sein Maximum er-
reicht, ist sehr abhängig von der Temperatur, bei der die Platten gehalten
werden. Bei höherer Aussentemperatur wird das Maximum natürlich schneller
erreicht. Auf dichtbesäten Platten wird gleichfalls das Maximum des Colo-
niendurchmessers schneller erreicht, als auf dünnbesäten, jedenfalls wieder
in Folge der ernährungsschädigenden Wirkung der gebildeten Stoffwechsel-
producte.
Ist das Maximum des Coloniendurchmessers erreicht, so fängt die Colonie
wieder an zu schrumpfen, und es gehen die Colonien in einer dichten Platte
viel rascher zu Grunde, wie in einer dünner besäten. Verf. glaubt, dass,
wenn solche Beobachtungen auch an anderen Organismen, die in den mensch-
lichen Organismus eindringen, sich bestätigen, sich vielleicht verschiedene
weitere Schlüsse ziehen lassen. Er sagt: „es wäre z. B. daran zu denken,
dass bei Infectionskrankheiten, wo wir von einer Krise sprechen, der plötz-
liche Abfall des Fiebers den plötzlichen Abfall der Keimzahl, wie wir ihn
in den dichten Culturen wahrnehmen konnten und die allmähliche Genesung
den weiteren Untergang der Keime bedeutet". Henke.
Bordaiio (883), welcher Gelegenheiten hatte, Bac. unmittelbar aus
dem Darm neugeborener Kinder zu isoliren, untersuchte, welche von ihnen
die für den Bac. Eschkrich vorgeschlagenen Eigenschaften hatten.
Nach der Ansicht Verf 's kommt die Bezeichnung ,Bact. coli com.' nicht
einer einzigen Art, sondern einer ganzen Gruppe von Darmbacterien zu.
Die den meisten Keimen dieser Gruppe anhaftenden Eigenschaften sind:
1 . Die Kraft, die Milch zur Gerinnung zu bringen.
2. Bildung von Jod namentlich in Culturen auf peptonisirtem Wasser.
3. Die Fähigkeit, Zucker zu Gährung zu bringen entweder durch Bildung
von Kohlensäure aus Glukose (Versuche von Germano und Mattrea) oder
durch Bildung nicht flüchtiger Säuren aus dem Milchzucker (Versuche von
ClIANTEMESHE, WiDAL UUd PeKDRIX) (VcrSUCh VOU WÜRTZ).
Verf behauptet, dass nicht alle der Gnippe Bact. coli angehörenden Formen
alle diese Eigenschaften gleichzeitig besitzen, so dass man die Keime auf die
verschiedenen Eigenschaften hin prüfen muss. Nach Verf 's Ansicht zeigt
sich das Bact. coli com. im Darm 1 ;> Stuiulen nach der Geburt. Tramhusti.
Ehrenfest (886) machte sich zur Aufgabe die im normalen mensch-
lichen Kothe Erwachsener vorhandenen auf Gelatine zücht-
baren, und dem „landläufigen Begriffe" des Bact. coli ent-
sprechenden Bacterien zu untersuchen. Zu diesem Zwecke legte
er aus solchen Faeces 15 (Telatiiicplattcn an und gewann auf diese Weise 10
Arten von Bacterien, deren Plattencultnren dem Bac. coli entspiechend
340 Bacillengruppe des Bact. coli commune. Arten aus dem Menschen-,
aus dem Hundekothe. Verhalten zur Glykose und Pepton.
wuchsen, ganz abgesehen von der Form der einzelnen Mikroorganismen
selbst. Bei eingehender Untersuchung dieser 1 0 Stammculturen erwiesen sie
sich als 6 Arten ganz verschiedener Mikroorganismen, und zwar fand E. 1 . ein
unbewegliches Kurzstäbchen, das Trauben- und Milchzucker vergährt,
Milch zum Gerinnen bringt, und in zuckerfreier Bouillon Indol bildet;
2. ein unbewegliches Kurzstäbchen, ohne Indolbildung ; 3. zwei von ein-
ander ganz verschiedene Kokkenarten; 4. ein Kurzstäbchen ohne Bewegung,
bringt Milch nicht zur Gerinnung, vergährt Traubenzucker sclüecht, Milch-
zucker gar nicht; 5. 5 Arten eines Kurzstäbchens mit Geissein, die auf
Gelatine zarte Häutchen bilden, nach Gkam sich nicht färben, Bouillon
gleichmässig trüben, Trauben- und Milchzucker unter Gasbildung vergäliren,
Milch gerinnen machen und Indol bilden. „Wir dürfen die Bezeichnung,
Bact. coli com. nicht als gemeinsame Bezeichnung so vieler, verschiedener
Mikroorganismen beibehalten, sondern müssen sie überhaupt fallen lassen,
oder auf die Art der Darmbacterien beschränken, welche uns die Culturen
E. etc. (die unter 5 genannt), repräsentiren". Preisx.
Lembke (897) züchtete aus Hundekoth zwei Bacterienarten, die
nach Wachsthum und Form dem Colibac. ähnlich sind; sie unterscheiden
sich aber von jenem dadurch, dass das eine kein Indol, das andere in zucker-
haltigen Nährböden kein Gas bildet, daher die Benennungen als Bact. coli
anindolicum und anaerogenes ; das erste ist beweglich und giebt in Bouillon
mit Kaliumnitrat und Schwefelsäure eine rothe Farbe, ferner vergährt es
Milch und Traubenzucker unter Gasbildung und Säuerung; das zweite ist
unbeweglich und ohne Geisselu, es vergährt beide Zuckerarten unter Säue-
rung, doch ohne Gasbildung. Diese Säurebildung benutzte Verf. zur Diffe-
rencii'ung des Typhusbac. vom Colibac, nachdem er die Erfahrung ge-
maclit, dass das Bact. coli com. 3-4mal mehr Säure bildet, als der Typhus-
bac. ; zwischen beiden stehen die beiden gefundenen Coliarten, von denen
nur das Bact. coli aerogenes auf Mäuse, Meerschweinchen und Kaninchen
pathogen wirkt. Preisx.
Pere (898) hatte bereits früher nachgewiesen, dass in einer Lösung
von Glykose und Pepton aus gewissen Thieren stammende Colibac.
rechtsdrehende, während besonders vom Menschen stammende Colibac.
linksdr eilende Milchsäure erzeugen; da nach Bl achstein' das Bact.
coli com. in gleicher Lösung rechtsdrehende Milchsäure bildet, so nahm P.
Untersuchungen vor von Faeces von Säuglingen und fand, dass der Colibac.
der Säuglinge (10 Proben) rechtsdrehende Milchsäui'e bildet, deren Zink-
salz aber linksdrehend ist. P. lässt unentschieden, ob der linksdrehende,
Säure bildende Colibac. der Erwachsenen aus dem Colibac. der Säuglinge
geworden ist, oder ob er an dessen Stelle neu eingewandert ist; für erstere
Möglichkeit spricht die Thatsache, dass auch der Colibac. der Säuglinge
linksdrehende Milchsäure erzeugen kann, und zwar kann dies erreicht wer-
den, indem der Nährlösung statt des Peptons Ammoniaksalze zugesetzt
werden. Colibac. 2-3jähriger Kinder geben bereits linksdrehende Milch-
säure. Preisz.
1) Jahresber. X, 1894, p. 252. Ref.
Bacillengruppe des Bact. coli commune. Verhalten einer Art 341
zur Lactose. Arten aus verschiedenen Wässern.
Verhältniss zum ,Bac. alkaligenes'.
Grimbert (892) berichtet über einen Colibac.,ausDejecten stammend,
der alle übrigen Eigenschaften dieses Bac. besass, der aber aus Lactose
nicht rechts- oder linksdrehende Milchsäure erzeugte, wie dies P£ke (s. oben)
vom Colibac. constatirte, sondern Bernsteinsäure. Mit Glykose aber ver-
hielt sich dieser Bac. ähnlich dem FRiEDLAENDER'schen Pneumobac, indem
er nur linksdrehende Milchsäure erzeugte ; das Zinksalz dieser Säure drehte
das polarisirte Licht nach rechts. Die Bildung von Bernsteinsäure wurde
bereits durch P^re constatirt bei einem aus einem Menschenmagen stam-
menden Colibac. G. hält den Bernsteinsäure bildenden Bac. für eine neue
Varietät des Colibac. Preisz.
Reflk (901) untersuchte verschiedene Wässer auf Bact. coli; er fand
letzteren fast constant im Wasser von Constantinopel und seiner Umgebung,
lind zwar in Brunnen, Cysternen und Quellen. R. fand 5 verschiedene
Typen dieses Bac. Typus A vergährt mit Lactose (3 ^/^j) versetztes
Pepton wasser, so auch Zuckeragar (2^ /q), macht Milch gerinnen und bildet
kein Indol ; B vergährt Lactose und Glykose, macht Milch nicht gerinnen,
bildet Indol; C vergährt Lactose und Glykose, bildet kein Indol, verändert
Milch nicht; D vergährt weder Lactose noch Glykose, macht Milch gerinnen,
giebt kein Indol ; E vergährt nicht, bildet kein Indol, verändert Milch nicht.
Alle 5 Typen Iiaben Eigenbewegung, besitzen höchstens 8 Geisseifäden,
gedeihen auf sämmtlichen Nährböden schneller als Typhusbac, auch in der
Fraenkel - UscHiNSKi'schen Flüssigkeit^ sehr gut, worin der Typhusbac.
kaum fortkommt. Preisz.
Petruschky (899) macht darauf aufmerksam, dass in menschlichen
Darmentleerungen nicht selten ein Bac. — „Bac. alkaligenes" — gefunden
wird, der bei nicht genügender Aufmerksamkeit mit dem Typhusbac.
verwechselt werden kann. Wie dieser ist er lebhaft beweglich, besitzt
einen vollständigen Geisseikranz und ist nach Gram nicht färbbar. Seine
Colonien auf der Gelatineplatte sehen wie die des Typhusbac. aus, Indol und
Gas producirt er nicht, Milch bringt er nicht zur Gerinnung. Als Unter-
scheidungsmerkmale können dienen — ausser der Immunitätsreaction mit
Typhusserum, die der Alkaligenes nicht giebt — die Cultur auf der Kar-
toffel und in Lackmusmolke. Auf der Kartoffel giebt der Alkaligenes im
Verlauf mehrerer Tage einen dicken, weissen Belag unter Bräunung des
Substrates. Lackmusraolke trübt der Alkaligenes zunächst (in weniger als
24 Stunden) und macht sie dann alkalisch (in spätestens 48 Stunden),
während der Typhusbac. dieselbe fast vollkommen klar lässt und leicht
säuert (bis zu 3",^ Zehntel-Normalsäure). Bact. coli trübt Lackmusmolke
unter starker Säurebildung. Auch in der Milchcultur besteht ein Unter-
schied zwischen Bac. typhi und alkaligenes, obwohl beide die Milch nicht
sichtbar verändern; ersterer bildet nämlich etwas Säure, letzterer in 48
Stunden Alkali.
Zur Unterscheidung des Alkaligenes vom Typhusbac. in Plattenaussaaten
») Jahresber. IX, 1893, p. 148. Ref.
342 Bacillengruppe des Bact. coli. Verhältniss zum ,Bac. alkaligenes'.
Methode zum Nachweis im Wasser.
aus Danninhalt, Wasser u. s. w. empfiehlt P. Abinipfung von den verdäch-
tigen Colonien in Lackmusmolke und auf Agar. Fällt die Lackmusmolkecul-
tur für Typhus positiv aus, so wird die Agarcultur sofort mittels der Pfeiffer-
schen Immunitätsreaction geprüft und damit die Diagnose gesichert.
Von anderen Autoren ist angegeben worden, dass bisweilen auch nicht
als Typhusbac. anzusehende Bacterien in Lackrausmolke ein typhusähnliches
Wachsthum zeigen. Sind derartige Bacterien in Beweglichkeit, Gestalt
und Gelatinecultur dem Typhusbac. ähnlich, so handelt es sich nach P.'s
Erfahrungen stets um Stämme des Bact. coli, die mit auffällig geringer
Säurebildung begabt sind. Durch Titration der Molke kann man sie vom
echten Typhusbac. unterscheiden ; sie liefern stets mehr Säure als der Typhus-
bac, der nie mehr als S'^'/o Zehntel-Normalsäure producirt.
Die Thierpathogenität ist beim Alkaligenes eine ähnliche wie beim
Typhusbac, eine „Peritoneal -Pathogenität". In die Bauchhöhle einge-
bracht, vermehrt er sich lebhaft ; durch Uebertragung des Peritonealraum-
inhaltes in die Bauchhöhle eines anderen Thieres ist eine Fortpflanzung
der Infectionsreihe möglich, nicht bei Verinipfung in das Unterhautgewebe
eines zweiten Thieres von der Peritonealhöhle des ersten aus.
Molke mit b^j^^ Blutserum versetzt und zu Agar verarbeitet, giebt einen
Nährboden, auf dem der Typhusbac. Colonien von der Grösse der Streptok.-
Colonien auf Agar giebt, während die Ansiedelungen des Bact. Coli und
Alkaligenes grösser sind. Durch Zusatz von 0,25*^/0 Normalsalzsäure kann
man den Nährboden für das Wachsthum der Streptok. ungeeignet machen.
Abel.
Abl)a (880) empfiehlt folgende Methode zum Nachweis des Bac.
coli im Wasser: Man bereitet sich folgende Nährlösung
Milchzucker 200 g
Pepton, sicc. 100 g
Kochhalz 50 g
Gewöhnliches Wasser 1000 g^.
Diese Lösung kocht man eine halbe Stunde in einem Kocn'schen Ofen,
filtrirt und dampft in einem EßLENMEYER'schen Kolben bis auf 100 ccm
ein. Die Sterilisation wird fractionirt innerhalb 3 Tagen je 10 Minuten
lang im Kocn'schen Sterilisator vorgenommen.
Das Verfahren des Nachweises ist nun folgendes: Man giesst 1 1 des zu
untersuchenden Wassers in einen sterilen Kolben, fügt das oben besprochene
Quantum Nährlösung hinzu und schüttelt um. Zu dieser Mischung setzt
man 0,5 ccm einer 1 ^/^ alkoholischen Phenolphthaleinlösung und soviel
kalt gesättigte Sodalösung zu, bis die ganze Flüssigkeit eine bleibende
rosa Färbung angenommen hat. (Je nach der Temperatur benöthigt man
dazu 2-4 ccm).
Dieses so in Nährlösung verwandelte Wasserquantum wird auf 5-6
^) Wenn man die Untersuchungen ausserhalb des Laboratoriums vornehmen
will, so kann man der Bequemlichkeit halber 800 g Gelatine oder Hausen-
Blase zufügen. Ref,
Bacillengruppe des Bact. coli commune. Nachweis im Wasser. 343
ERiiBXMEYEß'sche Kölbchen vertheilt imd in einen Thermostaten von 33®
gebracht.
Gleichzeitig giesst man 10 ccm Agar in eine PETKi'sche sterilisirte Schale
und lässt den Agar erstarren; das Schälchen bringt man um die Oberfläche
des Agar gut zu trocknen in einen Thermostaten von 37®.
War der Bac. coli im Wasser enthalten, so zeigt sich nach 12, 16-24
Stunden die Flüssigkeit in einem oder mehreren Kölbchen vollständig
entfärbt.
Man entnimmt nun mit einer Platinöse ein kleines Tröpfchen der entfärb-
ten Nährlösung von der Oberfläche, welche mit einem feinen Stäbchen bedeckt
zu sein pflegt, und streicht den Tropfen in Zick-Zack-Linien über die Ober-
fläche des in der erwähnten PEXRi'schen Schale befindlichen Agar. Diese
wird dann in Thermostaten zurückgebracht, indem man darauf achtet, dass
der Agar nach oben zu liegen kommt, damit etwa am Deckel sich bildendes
Condenswasser nicht auf den Agar tropfen kann.
Nach 8-12 Stunden sieht mau auf den mit der Platinöse eingeritzten
Linien mehr oder weniger zahlreiche confluirende Colonien entwickelt.
Erwiesen sich bei der Prüfung der isolirten Colonien diese als denen des
Bac. coli ähnlich und entspricht auch die Form der einzelnen Mikroorga-
nismen der des in Rede stehenden Bac, so impft man jetzt auf schräg er-
starrten Agar.
Die Colonien des auf Agar gewachsenen Bac. coli sind kreisrund luid
erhaben, weisslich, bei durchscheinendem Lichte opalescirend oder iridi-
sirend; der Inhalt der Culturschale entwickelt einen scharfen Geruch.
Den isolirten Bac. kann man durch folgende charakteristische Eigen-
schaften identificiren : Form, Grösse, Beweglichkeit, Entfärbung nach Gram,
Anordnung der Geissein, Aussehen der Colonien, Entwicklung übelriechender
Gase, positiver Ausfall der Indolreaction, rasche Entfärbung der Phenol-
phthalein Nährlösung, Giftwirkung auf Thiere.
Eine andere Methode den Bac. coli nachzuweisen und zwar in AVasser,
welches nur spärlich Keime enthält, besteht darin, dass man eine grosse
Menge dieses Wassers durch eine Porzellankerze filtrirt, ein wenig von
dem Niederschlag sammelt und diesen mit Phenol-Phthaleinlösung ver-
dünnt. Bei Gegenw'art vom Bac. coli tritt bei 37® eine rasche Entfärbung
ein. Die Isolirung geschieht wie oben. Auch bei 42-43® entfärbt sich die
Bouillon ebenso wie bei 33®. TrambusH.
Al)ba (881) empfiehlt zum schnellen Nachweise des Colibac. im
Wasser die Bereitung einer Nährlösung aus 200 g Milchzucker, 100 g
trockenem Pepton, 5(J g Chlornatrium, 1000 g Wasser; diese wird nach
halbstündigem Kochen bei 100® C. in Kolben von 100 g Inhalt aufbewahrt.
Zu einem Liter des zu untersuchenden Wassers werden 100 g jener Flüssig-
keit, 0,5 ccm einer Iproc. alkoholischen Lösung von Phenolphthalein, und
so viel von einer kaltgesättigten Natriumcarbonatlösung gegeben, dass die
Mischung eine bleibende Rosafarbe bekomme; nachher wird in 5-6 Erlen-
MEYER'sche Fläschchtn vertheilt und in den Thermostaten gestellt (auf
37'' C). Ist der Colibac. zugegen, so wird die Lösung in 12-24 Stunden
344 Bacillengruppe des Bact. coli. Verhalten im Wasser.
Verhältniss zur Aetiologie der Dysenterie.
vollständig entfärbt; nun nimmt man mit einer Platinöse von der Ober-
fläche der Flüssigkeit (wo der Colibac. überwuchert), und bestreicht die
Oberfläche einer bereits vorher in eine PETRi'sche Schale gegossenen Agar-
fläclie; entwickeln sich auf letzterer bei 37^ C. nach 8-12 Stunden denen
des Colibac. entsprechende Oolonien, so werden selbe zum weiteren Studium
isolirt.
Ein anderes Verfahren besteht darin, dass man das zu untersuchende
Wasser durch Thonfilter lässt, dann etwas von dem sich an der Aussen-
fläche des Filters bildenden Belag in eine Nährflüssigkeit giebt, die mit
Milchzucker und Phenolphthalein versetzt wurde. Das weitere Verfahren
gleicht dem obigen. Preisz.
V. Freiidenreicli (889) stellte Versuche an zur Feststellung der Frage,
ob auch bei der Untersuchung auf Colibac. an der Regel festge-
halten werden müsse, das Wasser unmittelbar nach der Entnahme
zu untersuchen, bezw. in Eis transportiren zulassen, oder ob ein Wasser
stehen könne, ohne eine Vermehrung der Colibac. zu erfahren. Eine hier-
auf bezügliche Versuchsreihe zeigte, dass Colibac. sich im Wasser, wenn
sie allein vorhanden sind, vermehren, jedoch nicht so rasch, wie die ge-
wöhnlichen Wasserbacterien. Ein Gemenge von 1 Theil Aare-Wassers
und 9 Theilen sterilisirten Wassers enthielt in ^/gQ ccm anfänglich den
Colibac. nicht immer, während dieser nach 24 Stunden bereits in jedem
^/looo ^^^ anzutreffen war; betreffs der Einwirkung anderer Bacterien auf
die Entwicklung des Colibac. ergab sich, „dass der Bac. coli in Concur-
renz mit den gewöhnlichen Wasserbacterien in einem nicht verunreinigten
Wasser im Allgemeinen keinen günstigen Boden findet". Die Untersuch-
ung auf Colibac. hat nach v. F. unmittelbar nach der Wasserentnahme zu
geschehen, beziehungsweise muss das Wasser in Eis gesandt werden. Preisx.
Celli (884) hat bereits in einer früheren Arbeit bewiesen, dass die
Amoeba coli nicht als directe, primäre Hauptursache der Dysenterie an-
zusehen ist, dass diese vielmehr durch Bacterien erzeugt wird. Er machte
nun eine neue Reihe von Untersuchungen, um nachzuweisen, welchen Einfluss
das Bact. coli und seineToxine auf die Aetiologie der Krankheit haben.
Das Versuchsmaterial fand Verf. in Alexandrien in Egypten, in Belluno,
in Tivoli, in Rom, Siena und Catania bei Kranken, die sich im allerersten
Stadium acuter Infection befanden.
Die Untersuchungen machte Verf., indem er, wenn es irgend möglich
war, Katzen, die für diese Krankheit am empfindlichsten sind, mit dysente-
rischen Stoffen (Dejectionen) impfte. Auch machte er Impfungen mit Bac-
terienculturen und ihren Toxinen. Ausserdem stellte er nochlmmunisirungs-
versuche an. Er kam zu folgenden Resultaten:
1. Gleichviel, ob man dysenterische Dejectionen, das aus diesen gezüch-
tete Bact. coli oder das Toxin dieses Bacterium einimpft, man erzeugt bei
fleischfressenden Thieren stets eine experimentelle Dysenterie, die alle
charakteristischen Zeichen, Hyperämie, Hämorrhagie, häraoi'rhagische In-
filtration des Dickdarms, Nekrose der Oberfläche und daran anschliessende
Ulceration der Schleimhaut selbst aufweist.
Bacillengruppe des Bact. coli. Verhältniss zur Aetiologie 345
der Dysenterie.
2. In den Fäkalien und dem kranken Gewebe kann man kein speciflsches
Bacterium nachweisen. Hingegen ist nnter den vielen, dort vorhandenen
sicher eine Abart des Bact. coli, welche den Tod des Thieres herbeiführt.
Um seinen Ursprung und Einfluss anzudeuten, nennt Verf. diesen Mikro-
organismus „Bact. coli dysentericum".
3. Die Aetiologie der dysenterischen Infection beruht wohl auf einer
primären Darmintoxication, die in specifischer Weise durch die Toxine
dieses „Bact. coli dysentericum" hervorgerufen ist und einer secundären,
ulcerösen Infection, welche die gewöhnlichen Eiterbacterien des Darms, in
der durch jene Toxine bereits prädisponirten Dickdarmschleimhaut hervor-
rufen*.
4. Dieses Toxin kann entweder gleichzeitig mit diesen Symptomen oder
auch ohne dieselben eine locale, intestinale oder eine allgemeine Infection
hervorrufen.
5. Werden den Thieren langsam steigende Dosen dieses Toxins beige-
bracht, so können sie sich an die locale und auch an die allgemeine Infection
vorübergehend gewöhnen; die Eiterungen aber bleiben bestehen.
6. Beim Menschen sowohl wie beim Tliier, welche auf künstlichem oder
natürlichem AVege Dysenterie bekommen haben, kann man das erwähnte
Toxin aus dem Blute herstellen.
7. Das Toxin des Typhusbac. und des gewöhnlichen Bact. coli unter-
scheidet sich von dem des „Bact. coli dysentericum" nicht durch die Art
der durch sie hervorgerufenen Darmveränderungen, sondern nur durch die
Localisation der letztern. Tramhiisti .
Oalli-Yalerio (890) behauptet aus den blutigen Entleerungen Dysen-
teriekranker wie Celli (s. oben) eine Varietät des Bact. coli gezüchtet zu
haben, deren Eeinculturen Hühnern subcutan, Hunden ebenso oder per os
applicirt, bei diesen Thieren dysenterieartige Erscheinungen hervorrufen
sollen. Hunde Hessen sich gegen diesen Bac. „coli-dysentericus" im-
mun isiren und lieferten dann ein Blutserum, das andere Thiere gegen
die Wirkung des Bac. siclierte. G.-V. hält den Organismus für den Erreger
*) Diese AuiFassung erscheint nicht sehr plausibel. Die epidemische Dysenterie
macht nach allen Richtungen hin den Eindruck einer echten Infections-
krankheit, und es ist demgemäss, nach Analogie zu schliessen, höchst wahr-
scheinlich, dass derselben ein specifisch parasitäres Mikrobion zu Grunde liegt.
Die sog. „Dysenterie- Amöben" möchte ich allerdings auch nicht für die wahren
Dysenterie-Parasiten halten. Die experimentellen Erfolge sind bei dieser Frage
mit grcsser Vorsicht zu beurtheilen. Dysenterie, speciell ,, epidemische Dysen-
terie" ist ein klinischer Begriff, die Bezeichnung für die bekannte eigenthüm-
lichelnfectionskrankheit; was man experimentell an Thieren hervorrufen kann,
sind diphtheritische Veränderungen der Darmschleimhaut, die an und für
sich nicht pathognostisch für jene Infectionskrankheit sind, da sie sich durch
sehr verschiedene Noxen chemischer Art und auch durch verschiedene patho-
gene Bacterien erzeugen hissen. Es handelt sich hier um ein ähnliches Verhält-
niss, wie zwischen , .Diphtherie" und ,,Diphthoritis faucium et laryngis", letztere
ist auch an sich niclit alisolut iiathognostiscli für „Diphtlierio", sondern kann
ausser durch das specifischo diphtherische Virus auch nocli durch verschiedene
andere Noxen chemischer und bacterioller Natur hervorgerufen werden. Baum-
(jarten.
346 Bacillengruppe des Bact. coli. Verhältnis^ zum Bac. viridis.
Vorkommen bei Gastro-Enteritis der Säuglinge, bei Icterus gravis,
Cholecystitis.
dt;r Dysenterie des Menschen und sieht nach seinen Untersuchungen eine
Serotherapie der menschlichen Eulir für möglich und aussichtsvoll an'. Abel.
Diirante (885) berichtet über einige Experimente behufs Erforschung
des Zusammenhanges zwischen dem Bac. viridis und dem Bact.
coli. Er schliesst aus den gefundenen Thatsachen, dass bei Vorhandensein
beider Bacterien der Bac. viridis die Uebermacht hat und gleichzeitig viru-
lenter ist, als wenn er allein auftritt. Trainbiisti.
Gelegentlich einer Endemie von Gastro-Enteritis bei Säuglingen, mit 9
Erkrankungs- und 4 Todesfällen konnte Szegö (902) in drei Fällen den
Bac. coli A und B, in einem anderen Falle den Bac. coli A nachweisen;
ausserdem waren auch Sarc. lutea, Bac. subtilis, pyogeues foetidus und
Staphylok. albus nachweisbar. Der anatomische Befund zweier Verstorbener
entsprach jenem bei Cholerafällen; aus dem Blute beider Leichen konnte
der Bac. coli A in Reincultur gezüchtet werden, und zwar 4 Stunden nach
dem Tode; dieser Colibac. war bedeutend virulenter, als der aus Säuglingen
gewöhnlich züchtbare Bac. coli, denn 1 ccm einer Bouilloncultur desselben
tödtete Meerschweinchen binnen 10-17 Stunden. Li Baucliorganen fanden
sich auch andere Bacterienarten. Gestützt auf die besonders durch Klecki-
nachgewiesene Thatsache, dass durch die Aenderung der Ernährung und
Function des Darmes auch die Virulenz des darin befindlichen Colibac. variirt,
nimmt Sz. au, dass auch bei der in Rede stehenden Endemie die Virulenz-
steigerung des Colibac. endogen, d. h. durch die krankhaft veränderte Darm-
wand, zu Stande kam. Für eine solche Möglichkeit scheint Sz. auch jenes
Experiment zu sprechen, wo er den vorher avirulenten Colibac. nach Dar-
reichung von Eicinusöl in demselben Kinde virulent werden sah. Preisx.
Hjiiiot (894) schildert einen von ihm beobachteten Fall von Icterus
gravis, der geeignet ist als weitere Stütze für seine Theorie'" zu dienen,
welcher zufolge ein durch Bact. coli veranlasster Icterus gravis mit
Hypothermie, ein durch Streptok.- oder Staphylok.-Infection bedingter mit
Hyperthermie einhergeht. Es handelt sich bei der neuen Beobachtung um
ein Icterus gravis in einem Falle von secundären Leberkrebs (Primärkrebs
an unbekannter Localisation), bei dem in der Agone Streptok. aus dem
Blute cultivirt werden konnten. Der Icterus verlief mit deutlicher Hyper-
thermie. Abel.
Etieime (887) untersuchte eine 43jährige Frau, bei der die Autopsie
Krebs des Ductus cysticus, Icterus, Verstopfung des Chole-
^) Dazu ist Folgendes zu bemerken: Was Verf. über die Culturverhiilfcnisse
seines Bac. mittheilt, schliesst es vollkommen aus, dass es sich um eineSpielait
des Bact. coli handelt: Der Bac. verflüssigt Gelatine, bildet einen grünen Farb-
stofi", kein ludol, färbt sich nach Geam! Die in Form einer vorläufigen Mit-
theilung gemachten Angaben Verf.'s lassen absolut kein ürtheil darüber zu, in
wie vielen Fällen sich der Bac. in den Dejecten Dysenteriekranker gefunden hat,
wie er isolirt worden ist u. s. w.; seine ätiologische Bedeutung für die mensch-
liche Ruhr ist nichts weniger a.ls erwiesen. Ref.
2) Jahresber. XI, 1895, p. 306. Ref.
^) Vgl. auch Jahresber. IX, 1893, p. 294. Ref.
Bacillengruppc des Bact. coli. Vorkommen bei primärer 347
Pyelonephritis, bei Pyäniie, bei gangränöser Mittelohrentzündung.
doclius durch einen Ascariden, eitrige Gallenblasenentzün-
dung nachwies. Zwei Tage vor dem Tode wurden aus dem Blute, später
aus dem Eiter der Gallenblase auf Agar zahlreiche Culturen gewonnen, die
jenen des Colibac. entsprachen; diese Bac. vergährten Milchzucker und
bildeten ludol, sie machten jedoch Milch nicht gerinnen; sie waren beweg-
lich und entfärbten sich bei Anwendung der GKAM'schen Methode; einige
Tropfen einer 48stündigen Bouilloncultur einem Meerschweinchen unter
die Haut gebracht tödteteu dieses Thier binnen 20 Stunden. Der klinische
Befund entsprach keiner Krebskachexie , sondern einer septikämischen
Infection. Preisx.
Cüraf (891) berichtet über zwei Fälle anscheinend primärer Pyelo-
nephritis und den aus dem Urin gewonnenen Bacterienbefund. Beidemal
fand sich ein mit dem Bact. coli com. identischer oder ihm doch sehr nahe
stehender Bac. Die cultitrellen und thierpathogenen Eigenschaften der ge-
fundenen Bac. werden näher beschrieben. Eine eigentliche experimentelle
Pyelonephritis gelaug es nicht mit ihnen zu erzeugen, auch nicht bei directer
Injection in den Ureter nach Unterbindung des unteren Endes. Klinisch
erschien die Diagnose einer bestehenden Pyelonephritis gesichert, und Verf.
hält die gefundenen Bac. für die Erreger der Affection.
Auch die im Tübinger pathologischen Institut vorgenommene Prüfung
der Culturen ergab, dass es sich um einen dem Bac. coli com. nahestehen-
den Mikroorganismus handeln müsse*. Henke.
Hitschmaiiii und Micliel (895) untersuchten einen nach Dilatation
einer Harn röhre nstrictur entstandenen, unter Schüttelfrost, Fieber, Ic-
terus, Blutungen und endocarditischen Erscheinungen tödtlich endenden Fall ;
im ulcerüsen Endocardium, sowie in den metastatischen Abscessen und In-
farcten der inneren Organe wurde das Bact. coli in Beincultur nachgewiesen.
Verff. nahmen an, dass die Allgemeininfection von der durch die Dila-
tation der Harnröhre bedingten Wunde ausging; dies kann jedoch nicht
als erwiesen betrachtet werden, da die Läsion der Harnröhre bloss mikro-
skopisch untersucht wurde; in den Schnitten aus letzterer fanden sich
dreierlei Bacterien, darunter der Streptok. pyog. und ein Bac, den Verff.
für den Colibac. ansprechen. Preisx.
Ouizzetti (893) isolirtegelegentlich einer sich an gangränös er Mittel-
ohrentzündung anschliessenden septischen Pj'ämie, welche letal endete,
einen Bac, der in fast allen Organen culturfähig befunden, als der haupt-
sächlichste, ja vielleicht alleinige Krankheitserreger anzusehen ist. Be-
sagter Bac. hat eine Eänge von 2-3 jtt, ist an den Enden abgerundet
und gleicht sehr dem T3'phusbac. Er ist aber unbeweglich und ohne Cilien.
In einei- langen Versuchsreihe bestimmte Verf. die Art dieses Bac. und
seine biologischen Eigenschaften. Er fand, dass derselbe eine gewisse Ver-
wandtschaft mit dem Typhusbac. und Bact coli hat, so da-^s er wohl zu
*) Gerade für gewisse Formen von Cystopyelonephritis ist mii- die specifisch-
pathogene Bedeutung des Colibac. sehr wiihrscheinlich ; doch selbst in diesen
Fällen möchte ich dio Möglichkeit einer secundären Einwanderung nicht
für absolut ausgeschlossen halten, Bawngarten.
348 Bacillengruppe des Bact. coli. Vorkommen und Bedeutung
im Darminhalte neugeborener Kinder. Bedeutung in der Thierpathologie.
derselben Gruppe gehört. Mit Rücksicht darauf, dass dieser Mikroorganis-
mus, ebensowohl bei Menschen, wie bei Versuchstliiei*en Gangrän hervor-
ruft und dass er ferner beim Menschen und bei der weissen Ratte septisch
wirkt, wenn man vorher die Virulenz steigert, schlägt Verf. vor, den Bac.
„bacillus necrosans septicus" zu nennen. Tramhusti.
Biiida (882) stellte Untersuchungen an, welche zum Theil eine Controle
der schon von Malvoz^ veröffentlichten sind, um nachzuweisen, dass es
möglich sei, aus dem Vorhandensein oder Fehlen des Bac. coli com.
im Darm zu diagnosticiren, ob das Kind lebend oder todt geboren sei.
Verf. stellte eine Anzahl Untersuchungen an über den Darminhalt todt
geborener Kinder, lebend geborener, aber nach der Geburt oder dem An-
legen verstorbener und endlich lebender Kinder vor und nach dem Anlegen.
Die Resultate waren folgende :
1. Das Meconium todt geborener Kinder ist steril.
2. Im Darm-Inhalt lebender Kinder, welche noch nicht getrunken haben,
findet sich das Bact. coli nicht.
3. Im Darminhalt lebender Kinder, die bereits Nahrung aufgenommen
haben, findet sich das Bact. coli, nach mehreren Mahlzeiten bekommt es
das Uebergewicht über alle anderen Mikroorganismen.
4. Im Darminhalt derjenigen Kinder, welche mehrere Stunden gelebt
haben, ohne Nahrung aufzunehmen, ist kein Bact. coli.
5. Im Darminhalt der nach dem Anlegen gestorbenen Kinder findet sich
das Bact. coli.
Hieraus ergiebt sich, dass das Vorhandensein des Bact. coli im Darm,
nicht wie aus den Untersuchungen von Malvoz hervorzugehen schien, ab-
hängig von der Luft, sondern lediglich von der Nahrung ist. Es ist also
durchaus falsch, aus dem Vorhandensein des Mikroorganismus zu schliessen,
dass das Thier lebend geboren sei, da das Bacterium auch dann fehlt,
wenn das Kind Stunden, ja selbst Tage gelebt hat, ohne Nahrung aufzu-
nehmen. Tranihasti.
C 0. Jeiiseii (896) giebt eine Uebersicht über die Bedeutung des Bact.
coli com. als Krankheitserreger beim Menschen und eine Mittheilung über
seine Untersuchungen über die Bedeutung dieses Bac. in der Thier-
pathologie. Er hat den Colibac. gefunden:
1. Als Ursache der Kälberruhr; die bei dieser Krankheit vorkommen-
den Colibac. sind sehr virulent;
2. bei anderen Diarrhoeformeu; die Untersuchungen sind nicht ab-
geschlossen; Verf. meint aber, dass Bact. coli eine grosse Rolle bei vielen
Darmkatarrhen (z. B. bei der Staupe) spielt;
3. bei Peritonitis. Bei der „spontanen" acuten, purulenten Perito-
nitis des Hundes kommt Bac. coli theils in Reincultur, theils mit anderen
Bacterien vor;
4. bei Cystitis der Hunde. J. hat 3 Fälle untersucht. Zwei Mal
wurden Colibac. in Reincultur angetroffen, einmal eine andere nahestehende
t) Jahresber. VII, 1891, p. 294. Red.
Bacillengruppe des Bact. coli. Bedeutung in der Thierpathologie. 349
Rotzbacillus. Literatui*.
Bacterienform. Die Colicystitis ist beim Hunde „sauer", d. h. die Colibac-
terie ruft nicht eine ammoniakalische Gährung hervor;
5. beiCystitismit suppurativerPyelonephritis bei einem Hunde;
C. bei Pyelonephritis suppurativa bei einem Hirsche (Cervus
canadensis) und bei einem Schwein;
7. bei Prostataabscessen der Hunde;
8. mit anderen Bacterien bei Omphalophlebitis der Kälber;
9. bei Mastitis der Kühe;
10. mit anderen Bacterien zusammen bei Endocarditis ulcerosa (2
Fälle) der Hunde ;
11. bei Endometritis purulenta chronica der Hunde. 2mal wur-
den die Bacterien in Reincultur, einmal mit anderen Bacterien zusammen
angetroffen ;
12. bei Staupe Pneumonie der Hunde; diese Pneumonie wird nach
den Untersuchungen des Verf.'s durch Streptok. verursacht, aber gewöhn-
lich sind auch andere Bacterien und besonders Bact. coli in dem Bronchial-
schleim vorhanden.
Verf. hebt noch hervor, dass die Colibacterien höchstwahrscheinlich noch
bei anderen Krankheiten vorkommen und von Bedeutung sind, z. B. bei
gewissen Leberabscessen des Rindes und bei septischen Metritiden der
Kühe*. • C. 0. Jensen.
in) Rotzbacillus
Referenten: Prof. Dr. A. Weichselbaum (Wien),
Prof. Dr. 0. Bujwid (Krakau), Doc. Dr. A. Eber (Dresden),
Prof. Dr. A. Gulllebeau (Bern), Mcd.-Rath Prof. Dr. A. Johne (Dresden),
Prof. Dr. A. Tranibusti (Ferrara).
903. Buschke, A., Ueber chronischen Rotz der menschlichen Haut nebst
einigen Bemerkungen über die Anwendung des Malleins beim Men-
schen (Archiv f. Dermat. u. Syph. Bd. 36 p. 323). — (S. 359)
(Dele, E.,) Morve et malleination. La morve dans la Grande-Bre-
tagne et sourtout a Londres (Mouvement hygienique no. 8/9 p. 319).
1)04. Duval, GasneetCriiillemot, Observation de morve aigue humaine
(Arch. de Med. exper. t. 8, no. 3 p. 361). — (S. 358)
005. Elirieli, E., Zur Symptomatologie und Pathologie des Rotzes beim
Menschen (v. Bruns' Beiträge z. klin. Cliir. Bd. 17, H. 1 p. 1). —
(S. 359)
90(>. Foth, H., Ueber die Gewinnung eines festen Malleins und über
seine Bedeutung für die Diagnose der Rotzkrankheit. 1 Jlil 50 ^.
Berlin. Schoetz. — (S. 352)
907. Eraii(*()is et Eseot, Relation au sujet d'une epizootie de morve au
depöt de remonte de 8aint-Lo (Recueil de Med. veter. t. 73 p. 407).
— (S. 354)
*) Bei der grossen Geneigtheit des Colibac, post mortem, ja bisweilen schon
ante mortem in die Organe einzudringen, wird man die postmortalen Befunde
dieses Bac. mit Reserve zu beurtheilen haben. Baumgarten.
350 Rotzbacillus. Literatur.
908. Frau^ois et Juiiot, Injections de malleine (Bull, de la Soc. centr.
de Med. veter. t. 50 p. 212). — (S. 354)
909. Gorilii, C, Osservazioni sulla diagnosi batteriologica della morva
(Giorn. d. R. Societä ital. d'Tgiene no. 3/4 p. 125). — (S. 351)
910. CrOrini, C, Observations snr le diagnostic bacteriologique de la
morve (Annales de Microgr. no. 3 p. 111). — (S. 351)
911. Jahresbericht über die Verbreitung der Thierselichen im
Deutschen Reiche im Jahre 1895: Rotz. — (S. 359)
912. Jewssejenlia, Rotz und seine Diagnose [Russisch] (St. Petersburger
Journal für öffentl. Veterinärined. p. 35). — (S. 354)
913. Kitt, Th., Versuche über Rotz und Mallem (Jahresber. d. kgl.
thierärztl. Hochschule zu München 1895/96 p. 49). — (S. 354, 358)
914. Kutscher, Zur Rotzdiagnose (Ztschr. f. Hygiene Bd. 21 p. 156).
— (S. 351)
915. Locusteano, A. J., St. Furtuna und C. Starcovici, Ueber die
Anwendung des Malleins und speciell des Morvins von Babes in Ru-
mänien (Ber. über d. 6. internat. thierärztl. Congr. zu Bern 1895
p. 255). — (S. 355)
916. MacFadyeaii, J., Preliminary note on the sero-diagnosis of glanders
(Journal of comp. Pathol. and Therap. vol. 9, part. 4 p. 322). —
(S. 356)
917. Nenclii, L., und J. Priiszyiiski, W. sprawie Zakazenia mosaciznq,
[Zur Frage der Rotzinfection] (Gaz. lekarska p. 268). — (S. 359)
918. Nocard, E., Sur les tubercules translucides du poumon cliez les
chevaux morveux (Bull, de la Soc. centr. de Med. veter. t. 50 p. 196).
— (S. 357)
919. Olver, H., The use of mallein and the diagnosis of glanders (Vete-
rinarian vol. 69 p. 200). — (S. 354)
920. Ossikowski, Zur Frage über den diagnostischen und therapeutischen
Werth des Malleins [Russisch] (St. Petersburger Archiv f. Veterinär-
wissenschaft p. 426; ref.: Jahresber. über Veterinärmed. p. 36). —
(S. 355)
921. Prignaca, R., Un caso di morva diagnosticato colla iniezione di
malleina e coli' inoculazione all'asino (Clinica veterinaria vol. 19,
no. 1). — (S. 354)
922. Priischkoivski, Injectionen von Malle'in und Tuberkulin bei rotz-
verdächtigen und drusekranken Pferden [Russisch] (St. Petersburger
Archiv f. Veterinärwissenschaft H. 2 p. 125; ref.: Jahresber. über
Veterinärmed. p. 37). — (S. 355)
923. Scliadrin,N., Zur bacteriologischen Diagnostik des Rotzes (St. Peters-
burger Archiv f. Veterinärwissenschaft H. 8 p. 355 ; ref. : Jahresber.
über Veterinärmed. p. 33). — (S. 356)
924. Schneider, G., Malleinimpfung (Wchschr. f. Thierheilk. p. 353).
— (S. 354)
925. Sieber, N., Zur Malleinimpfung (Berliner thierärztl. Wchschr. No. 26
p. 232). — (S. 354)
Rotzbacillus. Ijiteratur. Färbung. 351
Bacteriologische Diagnose des Rotzes. Ein ähnlicher Bacillus.
926. Sittmaiiu, Cr., lieber Malleinirapfungen (Ztschr. f. Veterinärk. Bd.
8 p. 112). — (S. 354)
927. SobariiOW, Zur Frage über die Malleinwirkung [Russisch] (St. Peters-
burger Archiv f. Veterinärvvissenschaft H. 2 p. 137; ref.: .Tahresber.
über Veterinäruied. p. 36). — (S. 355)
928. Teissier, J., et L. Gumard, Effets de la mall^ine apres injections
dans le Systeme portale (Corapt. rend. de la. See. de Biol. no. 11p. 335).
— (S. 352)
929. Troester, C, Bericht über die bei Malieinimpfung'en der Truppen-
pferde im Jahre 1895 gemacliten Erfahrungen (Ztschr. f. Veteri-
närk. Bd. 8 p. 31). — (S. 354)
930. Völlers, D., Malleinimpfung (Mittheil. f. Thierärzte Bd. 3, H. 6/7
p. 161). — (S. 354)
931. Willacli, P., Die grauen durchscheinenden und die kalkig-fibrösen
Lungenknötchen der Pferde und Esel (Deutsche thierärztl. Wchschr.
Bd. 4 p. 143). — (S. 358)
932. /awadzki, M., Zakazenie septyczne skryte Pyosepticaemia crypto-
genetica [Versteckte septische Infection, Pyoseptikaeraia crypto-
genetica (Cfaz. lekarska p. 261) — (S. 359)
Goriili (910) empfiehlt zur Färbung der Rotzbac. eine Eosin-Me-
thylenblaulösung von folgender Zusammensetzung: 1 Theil einer wässrigen
gesättigten Methylenblaulösung, 1 Theil einer 0,5^/(, Eosinlösung in 70^/^
Alkohol und 2 Theile destillirtes Wasser. Die Färbung dauert für Deck-
glaspräparate einige Minuten, für Schnitte ^„"1 Stunde. Culturell erklärt
er die Züchtung auf Kartoffel als die verlässlichste und charakteristischste
Art der Rotzcultur. Nacli G. coagiüirt der Rotzbac. nacli 10-12 Tagen
Milch. Weichselbaum.
Goriili (909) hat anlässlich einiger Versuche über die Diagnose des
Rotzes zeigen können, dass Glycerinagar nicht immer der geeignetste
Nährboden für Rotzbac. ist. Will man den Bac. aus pathologischem Material
isoliren, so thut man gut, neben Glycerinagarculturen auch Kartoffelculturen
anzulegen. Diese kann man nicht nur als Mittel zur Identiticirung benutzen,
da sich bekanntermaassen auf diesen Boden der Rotzbac. besonders charak-
teristisch entwickelt, sondern auch als einen wirklich geeigneten Boden
für Isolirungsculturen, die hier viel leichter und schöner als auf Glycerin-
agar gelingen.
Verf. hatte auch Gelegenheit zu beobachten, dass der Rotzbac. bei einer
Temperatur von 37" in 10-12 Tagen Milch zur Gerinnung bringt und
zwar mit neutraler Reaction, ohne weitere Pepton- oder Labbildung.
Trambusti.
Kutscher (914) fand bei einem mit dem Naseusecrete eines rotzkranken
Pferdes geimpften Meerschweinchen einen bisher noch nicht beschriebenen
Bac, der morphologisch und thierexperimentell gewisse Aehn-
lichkeit mit dem Rotzbac. hat. Auf Rinderblutserum haben die Colo-
nien tieforangegelbe Farbe, die Gelatine wiid verflüssigt, und gleichen die
352 Rotzbacillus. Darstellung eines festen Malleins
und dessen Bedeutung für die Rotzdiagnose.
Colonien in Gelatineplatten, wenn sie grösser werden, älteren Clioleracolo-
nien ; auf Kartoft'eln bildet er einen reinen, weissen Belag, Tinctorell ver-
hält er sich wie der Rotzbac; er ist unbeweglich, hat keine Sporen.
Meerschweinchen intraperitoneal geimpft zeigen Schwellung der Hoden.
Knotenbildung im Netz, kurz das von Steaus^ als typisch für Rotz ange-
gebene Sectionsbild. Dadurch hat die SxRAUs'sche Methode der ßotzdiagnose
ihre Specifität verloren. Hühner und Tauben sind unempfänglich, für die
graue Hausmaus ist der Bac. hochgradig pathogen, weniger für Kaninchen.
Weichsclbauvi.
Teissier und Guinard (928) berichten über Versuche mit Mallein und
Tuberkulin, die zeigten, dass das Malleintoxin bei einer Injection in
eine Mesenterialvene, also in den Pfortaderkreislauf, eine bedeutend heftigere
und schwerere Affection der Versuchsthiere bewirkte, als bei einer Ein-
spritzung in die Jugnlarvene. Das Tuberkulin hatte in keinem Falle einen
wesentlichen Effect. Weichselbaum.
Foth (906) stellt alle jenen Beobachtungen zusammen, welche er seit
dem Jahre 1892 bezüglich der Darstellung eines festen Mallei'ns
und dessen Bedeutung für die Rotzdiagnose gemacht hat, und die
bisher von ihm in einzelnen zerstreuten Arbeiten veröffentlicht worden
waren. In der von ihm veröffentlichten Schrift behandelt er:
1. die Steigerung der Virulenz der Rotzbac. .zu einer con-
stanten maximalen Höhe. F. hat hierzu Feldmäuse, Katzen und Meer-
schweinchen benutzt. Am zvveckmässigsten haben sich hierzu Feldmäuse
bewährt, bei welchen sich die Infectiosität des Rotzgiftes durch fortgesetzte
Weiterimpfungen in einer Weise steigern Hess, dass die subcutan geimpften
Thiere schon nach 48-CO Sunden unter dem Bilde einer Septikämie ohne
jede Localaffection starben. Zu seinen Versuchen verwendete Verf. nur
die aus dem Blute gewonnenen Colonien.
2. Die Methoden der für die möglichst üppigen Entwick-
lungen der Culturen zu empfehlenden Züchtung. Zweifellos am
üppigsten sollen die Rotzbac. auf dem mit Glycerin {A,h^l^ versetzten
LoEFPLER'schen Fleischwasser mit Kochsalz- und Peptonzusatz in den üb-
lichen Mengen und von amphoterer oder schwach saurer Reaction. Für die
Agarbereitung giebt Verf. eine besondere Vorschrift (s. p. 12 d. Orig.),
welche das W^achsthum der Rotzbac. ausserordentlich begünstigen soll.
Im Uebrigen hält er 3 Wochen alte Bouillonculturen für die geeignetsten
zur Gewinnung eines gut wirkenden Präparats.
3. Die Gewinnung des flüssigen Extractes wird in der Weise be-
wirkt, dass man die betreffenden Bouillonculturen bei einer constanten Tem-
peratur von 70-70^ C. bis auf ungefähr ein Zehntel des früheren Volumens
einengt. Dann folgt die Filtration durch ein Faltenlilter, die sehr langsam
vor sich geht und im Dunkeln erfolgen muss. (Die Filtration von 1 1 er-
fordert mehrere Tage). Erheblich rascher wird diese Procedur natürlich
mittels Luftdruckes in geeigneten Filtrirapparaten bewirkt.
4. Die Gewinnung des festen Präparates aus dem völlig klaren,
tiefdunkelbraunen Filtrat erfolgt in der AVeise, dass man solches in einem
Rotzbacillus. Darstellung eines festen Mallei'ns 353
und dessen Bedeutung für die Rotzdiagnose.
dünnen Strahl in die 25-30fache Menge möglichst absoluten Alkohols
giesst, den fast augenblicklich entstehenden dichten, feinen weissen Nieder-
schlag sinken lässt und dann den darüber befindlichen klaren Alkohol nach
24 Stunden vorsichtig abhebert. Der Niederschlag wird dann unter den
im Original (p. 18) nachzulesenden Cautelen auf einem Filter gesammelt,
der Alkohol mittels Luftpumpe abgesaugt und im Vacuum bei Zimmer-
temperatur mit Zuhilfenahme von frisch ausgeglühtem Chlorcalcium sorg-
fältig getrocknet. „Ein gut getrocknetes Präparat soll sich, auf Papier ge-
streut und Tage lang der Zimmerluft ausgesetzt, nicht bräiuien". Im Ueb-
rigen verweist Verf. auf seine, denselben Gegenstand betr. Veröffentlichungen
in der Zeitschrift für Veterinärkunde 1893 p. 517^.
5. folgt nun eine Darstellung der praktischen Anwendung des
Präparates zu diagnostischen Zwecken, wie solche in den eigenen
Arbeiten des Verf.'s'-, sowie denen von Schindelka^ und Rudovsky* ent-
halten und in diesem Bericht in der Hauptsache bereits in früheren Jahr-
gängen referirt sind und auf welche hiermit verwiesen wird.
Zum Scliluss spricht sich Verf. dahin aus, dass die endgiltige Lösung der
Malleinfrage noch verhindert werde durch die Divergenz der zur Zeit
herrschenden Ansichten über die Pathogenese und die pathologisch-ana-
tomischen Verhältnisse der Eotzki-ankheit, bezw. über die pathogenetische
Natur der in den Lungen rotz verdächtiger Pferde vorkommenden Knötchen.
Die namentlich in neuerer Zeit durch die Arbeiten von Schütz und Olt'''
gegen die rotzige Natur der in den Lungen rotzverdächtiger Pferde vor-
kommenden Knötchen erhobenen Zweifel würden leicht gehoben werden
können, wenn man bei Pferden mit künstlich abgeschwächten Bac. chro-
nischen Rotz zu erzeugen versuchen würde". Johne.
1) Jahresber. IX, 1893, p. 244. Ref.
2) Deutsche Ztschr. f. Thiermedicin Bd. 20, 1894, p. 223 (Jahresber. X, 1894,
p. 277j und Bd. 21, 1895, p. 331 (Jahresber. XI, 1895, p. 312); Ztschr. f. Veteri-
närk. 1893, No. 12 (Jahresbor. IX, 1893, p.244) und 1894, No. 7/8 (Jahresber. X,
1894, p. 277); Ctbl. f. Bacter. Bd, 16, 1894, p. 550; Deutsche thieiärztl. Wchschr.
1894, No, 5; Berliner thierärztl. Wchschr. 1895, No. 8 p. 85 (Ja.hresber. XI,
1895, p. 314); Fortschr. d. Med. 1895 p. 637. Ref.
") Einige Erfahrungen über die Anwendung des Malleins als diagnostisches
Mittel: Oesterr. Ztschr. f. Wissenschaft). Veterinärk. Bd. 5, 1894, p, 97 (Jabres-
bor. X, 1894, p. 287) und Bd. 6, 1894, H. 4. Ref.
■*) Ueber die Impfungen mit Malleiin: Oesterr. Ztschr. f. Wissenschaft]. Vete-
rinärk. Bd. 5, 1894, p. 105 (Jahresber. X, 1894, p. 283); Impfungen mit MalU-in:
Thierärztl. Ctbl. Bd. 17, 1894, p. 146 (Jahresber. X, 1894, p. 274); die Rotz-
krankheit der Pferde und die Anwendung des Malloins zur Sicherstelhing dieser
Krankheit. Brunn 1895, Winkler. Ref.
••) Jahresber. XI, 1K95, 318. Ref.
") In meiner Abhandlung über den Rotz, in der 5. Auflage des 1. Theiles der
liathülogischen Anatomie von Bikcu-Hirscufelü (Leipzig 1897, Vogel)
liiibe ich p. 373 u. rt. schon betont, dass sich ein so einheitlich schematisches
Bild d(!r Lungenrotzknötchen, wie es z. B. Schütz und Oi.t aufstellen, gar niclit
aufstellen lasse. Die Virulenz der Rotzbac. veringeio sich bekanntlich sehr
rasch l)is zum völligen Verschwinchm derselben, und dem entsprechend würden
die durch diese verschiedenen Vindcnzgrade erzeugten Knötchen theils in Form
Baum t^urleu'a JubieübericUt Xll 23
354 Rotzbacillvis. Vorwendung des Malleins zur Rotzdiagnose.
Ueber den Werth der Mall ein impf iing liegen in der deutschen
thierärztlichen Literatur nur G Mittheilungen vor, von denen die von
Troester (929) und Sittmaiiii (926) ungünstige, die von Kitt (913),
Sieber (925), Völlers (930) und Schneider (924) günstige ürtheile
enthalten. Johne..
Fraii(*ois und Jiniot (908) und Fraiii^'ois und Escort (907) schildern
die Anwendung des Malleins in grössern von Kotz inticiilen Pferdebestän-
den und rühmen die Ergebnisse der Injectionen. Ouülebeau.
Olver (919) hat bei 140 Pferden diagnostische Malleinimpf-
ungen ausgeführt und das Mallein als Diagnosticum bewährt gefunden.
A. Eber.
Prifl^liaca (921) hat bei einem auf Rotzkrankheit verdächtigen Pferd
eine subcutane Einspritzung von 2^1^ ccm Mallein gemacht und erzielte
dadurch ausser der Steigerung der klinischen Symptome eine Temperatur-
erhöhung von 3-4^. Die experimentelle Impfung bei einem Esel und die
pathologisch-anatomischen Ergebnisse bei der Autopsie des Pferdes bestä-
tigten die Diagnose. Tramhnsti .
Ueber Verwendung des Mallei'ns zur Rotzdiagnose in Rnss-
land liegen folgende Mittheilungen vor:
Jewssejeilka (912) hält das Mallein für ein gutes Diagnosticum. In
162 Fällen wurde durch dasselbe eine Reaction bewirkt, und hat die bac-
teriologische Untersuchung die Diagnose in allen Fällen bestätigt. Nur
bei 3 weiteren Fällen war dies nicht möglich. Bemerkenswerth ist, dass,
wenn man einem nachweisbar rotzigen Pferde vor der Malleininjection sub-
cutan Chin. muriat. oder Acid. carbol. einspritzt, keine Temperatursteige-
rung eintritt (12 Versuche); wenn man hingegen gesunden Pferden vorder
Malleininjection 01-Sinapis oder Unguent. cantharid. in die Haut einreibt,
so bekommt man auch bei ihnen eine vollständig typische Reaction ( 1 7 Ver-
suche). J. hat einmal Gelegenheit gehabt, bei 14 rotzkranken Pferden vier
nach einander folgend(? Malleininjectionen auszuführen. Nach jeder folgen-
den Injection reagirten die Pferde schwächer und schwächer, und nach der
4. Injection haben manche Pferde gar nicht mehr reagirt. Zu gleicher Zeit
hörte der Nasenausfluss auf, bei 2 Pferden verschwanden aucli die An-
schwellungen der Submaxillardrüsen. Die nach einem Monat vorgenommene
bacterioh)gische Untersuchung dieser 2 Pferde hat ein negatives Resultat
ergeben; bei ihrer Obduction wurden nur verkalkte Knötchen in den Lungen
gefunden. Verf. hat ausserdem beobachtet, dass Injectionen von Blutserum
rotzkranker Pferde dieselbe Wirkung wie die Malleininjection haben. Johne.
schweior nekrotisirender Entzündungen von progressivem Charakter, theils nur
als entzündlich productive Processo mit wenig oder keiner Neigung zum Zerfall
in die Erscheinung treten. Die von den Gegnern des Malleifns als einzig sicher
bezeichneten Nachweise der rotzigen Natur der aufgefundenen Knötchen durch
den mikroskopischen Nachweis der Rotzliac, oder deren Nachweis durch Cultur-
oder Impfversuche könnten trotz der rotzigen Natur der Knötchen im Stiche
lassen, eine Annahme, die durch neuere Arbeiten Kitt's vgl. Referat No. 913
p. 358 mehrere hohe werthvollo Bestätigungen erhält. Ref.
RotzbacilluH. Verwendung des Mallel'na zur ftotzdiagnose. 355
Sobariiow (927) beschreibt einen Fall von typischer und wieder-
holter Malleinreaction bei einem seiner Ansi(;ht nach deshalb nicht
rotzigen Pferde, weil ein mitNasensclileim desselben geimpftes Meerschwein-
chen gesund Ijlieb '. Eine Section des Pferdes ist nicht gemacht worden.
Jotme.
Ossikowski (920) berichtet über den diagnostischen und thera-
peutischen W'erth des Malleins. Es wurde bei 3G Pferden angewen-
det und ergab bei 10 Pferden eine typische, durch Obduction und bacterio-
logisclie Untersuchung bestätigte Reaction. Bei 24 Pferden trat keine oder
nur unbedeutende Reaction ein; Controlimpfungen, sowie bacteriologische
Untersuchungen blieben erfolglos ; die Pferde wurden indess nicht getödtet.
Johne.
Pruschkowski (922) wendete Malleininjection zur Rotzdia-
gnose bei 2G Pferden an; seine Mittheilungen lassen keine bestimmten
Schlüsse zu. — Bei drusekranken Pferden bewirkte Mallein keine Re-
action. — Tuberkulin rief bei rotzkranken Pferden füi- gewöhnlich keine
Reaction hervor. Nur in einem Falle wurde eine Temperatursteigerung
um 2^ beobachtet. Johne.
Locusteano, Furtuiia und Starcovici (015) berichten über die
Verwendung des Malleins und speciell des ,Morvins' von Babes
zur Rotzdiagnose. Baues stellt aus Kartoffelculturen (Kartoffelbrei mit
Bouillon vermischt, neutralisirt und sterilisirt, dann mit Rotzculturen ge-
impft, nach (3-7 Wochen mit destillirtem Wasser wiederholt ausgewaschen,
aus dem Filtrat mit absolutem Alkohol ausgefällt, filtrirt, der Filterrück-
stand wiederholt mit Alkohol und zuletzt mit Aether ausgewaschen und
dann getrocknet) ein Toxalbumin, von ihm „Morvin" genannt, dar, welches
völlig identisch ist mit dem von Foth ' als Trockenmallein oder festes Mal-
lein bezeichneten. Mit diesem Präparat, sowie mit dem Mallein Roux und
dem FüTH'schen Malleinum siccum wurden durch eine Commission V'er-
suche bei über 2000 gesunden, der Ansteckung verdächtigen, rotzverdäch-
tigen und rotzigen Pferden angestellt, welche die Wirksamkeit aller drei
Malleinpräparate beweisen. Das , Morvin' von Bauks soll schon in Dosen
von 0,03 g eine Temperatursteigerung von 4^ C. erzeugen, während die
locale Reaction schwächer, und das Präparat sehr lange lialtbar sein soll.
Die Versuche ergaben, dass gesunde Pferde nur eine Reaction innerhalli der
physiologischen Grenzen, kranke dagegen eine solche von 2-4" C. zeigen;
ferner, dass bei allen verdächtigen Pferden, welche eine Temperatursteige-
i-ung über 2" zeigten, die Section stets die P>sch(;inungen des latenten
Rotzes nachweisen Hess; endlich dass sich bei Pferden, welche auf Morvin nur
schwach oder mit weniger als 2" C. und in atypischer Weise reagirten,
entweder gar keine oder nicht virulente, bezw. eingekapselte, verkalkte
oder vernaibte Rotzveränderungen vorfanden, mit welchen weder bei em-
*) Die von Kitt (vgl. Referat No. iil-'i p. li'iS) zu verschiedenen Zeiten nach-
gewiesene verHchiedone Virulenz des Hotzbac. und die zeitlich vcrHclücdeno
liiiiuuiiitiU der Iinpt'thidro orkliiron dfigluiclKMi i'.colnichtungen lünlängbch. Hef.
t) Diener IJoricht p. 352. Ked.
23*
356 Rotzbacillus. Verwendung des Malleins zur Rotzdiagnose.
Blutserum rotzkranker Pferde als diagnostisches Mittel.
pfänglichen Thieren der Eotz erzeugt, noch durch bacteriologisches Ver-
fahren der Rotzbac. nachgewiesen werden konnte.
Auf Grund der in einem Protokoll (S. 261 d. Orig.) niedergelegten Re-
sultate ihrer Untersuchung empfiehlt die Commission folgende Maassregeln
gegen Rotz anzuordnen:
Die gestützt auf den klinischen Befund als rotzkrank erkannten Pferde
werden geschlachtet; die Eigenthümer können gemäss den Vorschriften des
Polizeigesetzes entschädigt werden.
Wenn in einem Pferdebestande Rotz ausbricht, so sind alle Thiere wieder-
holt der Morvin-Impfung zu unterwerfen: die nicht reagirenden werden nach
erfolgter Desinfection freigegeben, die typisch reagirenden dagegen, welche
Erscheinungen von Rotzverdacht aufweisen, werden geschlachtet ; diejenigen
endlich, die reagiren, ohne äussere Erscheinungen zu zeigen, werden nach
8-lOtägigen Intervallen neuerdings geimpft. Im Verlauf dieses Verfahrens
bemerkt man, dass die typische Reaction atypisch wird und gradweise ab-
nimmt, indessen kann es auch mitunter vorkommen, dass auf eine schwache
eine starke Reaction folgt. Schliesslich bleibt die Reaction ganz aus. Pferde,
welche auf 2 einander folgende Injectionen nicht reagiren, werden als ausser
jeder Gefahr betrachtet und sind nach erfolgter Desinfection freizugeben.
Zum Schlüsse dieser Darstellung ihrer Ansichten über den Werth des Mal-
leins glaubt die rumänische Commission, dass in wissenschaftlicher Bezieh-
ung sämmtliche competenten Kreise von der grossen Bedeutung des Mal-
leins und Morvins als Mittel zur Bekämpfung des Rotzes überzeugt sind ;
in praktischer Hinsicht, sowie mit Bezug auf die internationale Veterinär-
polizei wäre es wünschenswerth, über folgende Punkte üebereinstimmung
zu erzielen: 1. Welche Charaktere muss die thermische Reaction aufweisen,
um als sicherstes Erkennungszeichen des Rotzes zu gelten? 2. Als Grund-
lage einer ohne Zweifel sehr lehrreichen statistischen Zusammenstellung
sollte über die Resultate der Malleinimpfung ein monatliches Bulletin her-
ausgegeben werden. Johne.
MacFadyean (916) hat das Blutserum eines notorisch rotzigen
Pferdes mit dem neunfachen Volumen steriler Bouillon verdünnt und
dann mit einer gleichen Menge Bouillon gemischt, die zahlreiche Culturen
des Rotzbac. enthielt. Schon nach Verlauf von einer Stunde begannen sich
die Bac. haufenweise zusammenzuballen und nach Verlauf von zwei Stunden
hatten sich alle Bac. zu grossen, unregelmässigen, bewegungslosen* Klumpen
vereinigt. Controlversuche mit dem Blutserum gesunder Pferde brachten
die gedachte Veränderung nur in undeutlicher Weise hervor. Verf. schliesst
hieraus, dass obiges Verfahren unsere Methoden der Rotzdiagnose
event. bereichern könnte. A. Eber.
Schadrill (923) beschreibt seine Beobachtungen über Rotzdia-
gnose durch Verimpfung des Nasenausflusses rotzverdächtiger Pferde auf
Katzen. Mit solchen, von 22 dergleichen Pferden wurden 30 Katzen sub-
*) Es ist hier darauf hinzuweisen, dass auch die normalen unbeeinflussten
Rotzbac. unbeweglich sind. Baumgarten.
Rotzbacillus. Entstehung des Lungenrotzes. 357
cutan geimpft. Die von 11 Pferden geimpften Katzen (13) erkrankten
alle an Rotz, deshalb wurden diese Pferde getödtet, und die Section hat
die Rotzdiagnose bestätigt. Von den übrigen 1 1 Pferden geimpfte Katzen
(17) erkrankten theils gar nicht, theils an einer unbekannten Krankheit,
die mit dem Rotze nichts gemeinsam hatte. Nichtsdestoweniger haben diese
Pferde auf Mallein typisch reagirt, und bei der Obduction wurden sie alle
als rotzkrank befunden. Bemerkenswerth ist dabei, dass bei allen diesen
Thieren auch Rotz der Nasen- und Nebenhöhlen constatirt wurde. Bei 3
rotz verdächtigen Pferden wurden ausserdem die submaxillären Lymph-
drüsen exstirpirt, zu Brei verrieben und damit Culturen angelegt und Katzen
geimpft. Das Resultat ist in allen drei Fällen negativ gewesen, obgleich
die Pferde auf Malle'm typisch reagirt haben und nach der Tödtung sich
rotzkrank erwiesen (2 litten an Lungenrotz, eins an Lungen- und Nasenrotz).
Johne.
Nocard (918) berichtet über 20 Infectionsversuche durch Verfütterung
des Bac. mallei, welche alle zunächst zur Bildung kleiner durch-
scheinender Knötchen in der Lunge Anlass gaben. Zu diesen Ver-
suchen dienten 18 Pferde, 1 Esel, 1 Maulthier. Das Verfahren bestand in
der Verabreichung einer sehr virulenten Rotzcultur, welche mit einem
lialben Eimer von Wasser einem hungrigen Pferde vorgesetzt wurde. Die
Verabreichung. eines ferneren Eimers von Wasser bezweckte allfällige, in
der Maul- und Rachenhöhle zurückgebliebene Culturreste sofort wegzu-
schwemmen. Nach 3-8 Tagen war die Rotzinfection zu Stande gekommen,
bei 13 trat in dieser Zeit Schwellung der Gland. lymph. subraaxill. ein;
bei 4 Thieren entwickelten sich Geschwüre am Larynx, an den Nasen-
muscheln und der Nasenscheidewand. Bei 8 Thieren war die Krankheit
zunächst durch eine Malleineinspritzung nachweisbar.
Alle Thiere zeigten bei der Section zum Theil graue durchscheinende,
zum Theil verkäste und erweichte Knötchen in der Lunge. In einem Falle
wurde am 13. Tage der Infection der Gehalt der Knötchen an Bacterien
geprüft. Die Aussaat des Eiters von erweichten Knötchen auf 3 Kartoffel-
stücke ergab 32-80 Culturpunkte und 3 intraperitoneal geimpfte Meer-
schweinchen zeigten schon am 2. Tage eine charakteristische Orchitis. Sehr
viel ärmer an Bacterien waren die durchscheinenden Knötchen. 20 dieser
Knötchen wurden in einem Mörser zerrieben und das Material derselben
auf 4 Kartoffeln und 4 Agarröhrchen verstrichen. 2 Kartoffeln blieben
steril, auf der dritten wuchs 1, auf der vierten wuchsen 2 Culturpunkte;
zwei Agan-öhrchen blieben steril, in einem vermehrten sich 3, in dem vierten
1 Bac. Verf. macht die Annahme, dass wenn die Knötchen anstatt 13 Tage
einen Monat alt gewesen wären, dieselben voraussichtlich gar keine lebenden
Bac. mehr enthalten hätten.
Verf. tritt warm für die Häufigkeit der Abheilung ganz frischer Fälle von
Rotz (>iii, möchte jedoch diese Annahme nicht auf die Fälle schwerer In-
fection ausgedehnt wissen. Für die spdiitano Infection der Pferde ist die
Aufnahme des Virus mit dem Futter und dem Getränke von sehr grosser
Wichtigkeit. GuiUcbeau.
358 Rotzbacillus. Versuche über Rotz und Mallein.
Die „Lungenknötchen* der Pferde und Esel.
Kitt (913) konnte nachweisen, dass auch in Rotzknoten, welche schon
partiell verkalkt sind, noch lebenskräftige, virulente Eotzbac. vorhanden
sein können. Ebenso: dass einzelne Meerschweinchen, wie dies früher schon
Baumgarten, Nocard und er selbst nachgewiesen, eine temporäre, auf-
fallende Resistenz gegen Rotz besitzen, beziehungsweise, „dass das Rotz-
virus nicht blos aus Culturen, sondern wie es aus dem Pferdekörper kommt,
verschiedene Virulenz hat, und zuweilen so abgeschwächt ist, dass
es Meerschweinchen nicht prompt inficirt". Diese Thatsache habe insofern
ein hohes diagnostisches Interesse, weil es unwiderlegbar darauf hinweist,
dass nur das positive Ergebniss der Meerschweincheu-Inoculation Werth
besitzt, das negative aber nicht zu dem Urtheile berechtige, es sei das Pferd,
dessen Material verimpft wurde, rotzfrei. Von 19 zu diesen Versuchen ver-
wendeten Meerschweinchen wurden 10 nicht rotzig. Es lag aber hierbei
keine wirkliche, sondern nur eine temporär-individuelle Resistenz vor, da
5 dieser Meerschweinchen, als sie später mit frischen Rotzculturen erneut
geimpft wurden, Rotz acquirirten. (Näheres s. Original).
Auffällige Resultate lieferten noch folgende Inipfresultate beim Pferde:
a) Ein intravenös mit Saft von Lungenrotzknötchen geimpftes Pferd zeigte
nach Malleinimpfung 15 Tage später eine doppelgipflige Reaction mit 1-2,3°
Steigung. 14 Tage später reagirte es auf eine neue Malleminjection gar
nicht, liess auch weder klinisch noch bei der Section auch nur eine Spur
rotziger Veränderungen erkennen, trotzdem ein seiner Zeit gleichzeitig mit
demselben Material geimpftes Meerschweinchen rotzig geworden war. Es
liegt also auch hier eine individuelle Widerstandsfähigkeit vor,
und muss das Resultat der ersten Malleinimpfung wohl auf die noch im
Blute des Thieres circulirenden Rotzbacillen der Impfung (oder deren
Stoffwechselproducte? Ref.) zurückgeführt werden. — b) In einem anderen
Falle entstanden nach intravenöser Injection einer aufgeschwemmten Kar-
toffelcultur bei einem Pferde neben einzelnen Rotzknötchen an der Impf-
stelle, in der Lunge und in der Milz zahlreiche Rotzabscesse in der Mus-
kulatur der Hinterschenkel. Es handelte sich also um eine ganz irreguläre
Infection. — c) Ein anderes intravenös geimpftes Pferd zeigte sich in der
Lunge von zahlreichen miliaren und erbsengrossen, grauweissen, hyalinen,
z. Th. central erweichten Knötchen durchsetzt, während die Bronchial-
di'üsen vollständig frei waren. Johne.
Willach (931) gelangt bezüglich der Natur der bei der Rotzdia-
gnose bei Pferden und Eseln eine grosse Rolle spielenden „grauen durch-
scheinenden" und „kalkig-fibrösen" Knötchen zu folgenden Resultaten :
1. dass die „grossen durchscheinenden" and „kalkig-fibrösen" Knötchen
der Eselslungen ebenso wie diejenigen der Pferdelungen zooparasitären
Ursprungs sind;
2. dass unter den Parasiten, welche diese Knötchen bedingen können,
Distomenentwicklungsformen ebenfalls eine Rolle spielen. Johtie.
Duval, Gasiie et Giiillemot (904) konnten in einem Fall acuten
menschlichen Rotzes während des Lebens im Eiter der zahlreichen Ab-
BC^sse un4 im Blute culturell die Bac nachweisen. Für ihre Dar-
Rotzbacillus. Fälle von Rotz beim Menschen. Seuchenbeiicht. 359
Stellung in Schnitten empfehlen die Verf. Färbung mit ZiEHL'scher Lösung
und Entfärbung in Tanninlösung nach Nicolle^. Weich selbaurn.
Buschke (908) kommt in seiner Arbeit zu folgenden Resultaten: Es
giebt neben den an und um die Nasenschleimhaut sich localisirenden Fällen
von chronischen Rotz mit meistens multiplen Heerden im Körper, einen auf
eine Extremität localisirten chronischen Rotz. Die Rotzgeschwüre
haben an sich nichts Charakteristisches. Die Diagnose wird bacteriologisch
durch das SxKAUs'sche Verfahren gestellt, wobei jedoch die gewonnenen
Bac. durch Färbung und Cultur mit Rotzbac. zu identificiren sind. Das
Mallem ist möglicherweise auch für den menschlichen Rotz als diagnosti-
sches und prognostisches Mittel verwendbar. Therapeutisch ist eine chirur-
gische Behandlung der localen Heerde indicirt. Weichselbaum.
Zawadzki (932) und später Xencki und Pniszynski (917) beschreiben
eine Infection in dem ersten Falle von ganz dunklem Ursprung, welche
den Tod zweier Aerzte zur Folge hatte. Dr. R. Laskowski, praktischer Arzt in
Kielce (Russisch Polen), erkrankte am 26. Mai 1895 mit den Erscheinungen
einer acuten Infection, welche nach längerer Beobachtung von verschiedenen
Aerzten und Dr. Zawadzki als eine Pyoseptikämie erkannt worden ist.
1 1 Tage nach der Erkrankung bildete sich am rechten Beine ein Abscess ;
das Resultat der Untersuchung seines Inhalts durch Dr. Mayzel in War-
schau war: „enthielt keine pyogene Kokken, sondern kurze, dicke coli-
ähnliche Stäbchen". Leider wurde keine Cultur hergestellt. In der einige
Monate währenden Krankheit des Patienten trat zuerst etwas Besserung
ein, dann aber verschlimmerte sich sein Zustand sehr, und es bildete sich
noch ein Abscess, welcher von Dr. Jawdyn'ski operirt wurde. Dieser hat
sich bei der Operation den Finger ganz leicht und oberflächlich verletzt.
Anfänglich hatte Prof. Kosinski bei dieser Krankheit Verdacht auf Rotz;
jedoch neigte die Annahme mehr zu einer Pyoseptikämie und zwar um so
mehr, da die nochmals vorgenommene bacteriologische Untersuchung keinen
sicheren Aufschluss ergab. Der Kranke ist am 5. December gestorben.
Drei Tage nach der Verletzung seines Fingers bei der Operation stellte
sich bei Dr. Jawdynski Schüttelfrost ein, dann andauerndes Fieber, und
am 21. Januar 1896 trat der Tod ein. Nur in der letzten Woche wurde
die Krankheit durch bacteriologische Untersuchung von Nencki und Pbus-
ZYNSKi als Rotz festgestellt. Aus diesem traurigen Fall ergiebt sich die
Wichtigkeit rechtzeitiger genauer bacteriologischen Analyse; ihr Mangel
allein hatte einen so tragischen Ausgang zur Folge. Bujtvid.
Ehrich (905) giebt einen genauen Befund der bacteriologischen,
histologischen und pathologisch - anatomischen Ergebnisse
eines an Rotz erkrankten Kunstreiters. Es dürfte sich um einen Impf-
rotz der äusseren Haut gehandelt haben. Weich.selbaum.
Nach dem Keichsseucheiibericht (911) erkrankten im Jahre 1895
im Deutschen Reiche an Rotz 710 Pferde (10 mehr als im Jahre 1894),
von denen 33 gefallen, 642 auf polizeiliche Anordnung und 35 auf Veran-
•) Jahresber. VUI, 1892, p. 603. Ref.
360 Leprabacillus. Literatur.
lassiiiig der Besitzer getödtet worden sind. Die 710 Pferde vertheilteii
sich auf 204 Gehöfte; in den während des Berichtsjahres verseuchten
waren im Ganzen 1238 Pferde vorlianden. Auf die preussischen Pro-
vinzen Ostpreussen, Westpreussen, Posen und Schlesien entfallen 396 Pferde
= 55,7 7"/q des Gesammtverlustes. In Preussen vertheilten sich die auf
polizeiliche Anordnung getödteten Pferde mit 39,9 7^/^ auf grössere Güter,
mit 27,ll^/o auf kleinere Landwirthschaften und mit 26,58"/^ auf Fuhr-
werksbetriebe. An Entschädigung für auf polizeiliche Anordnung getödtete
Pferde sind 280559 Jl/l 58 ^, davon in Preussen 224595 M 38 ^ ge-
zahlt worden. Johne.
n) Leprabacillns
Referenten: I)r. P. (I. Unna (Hamburg) und l>r. E. Delbaiico
(Hamburg).
933. Ariiaud, Quelques observations sur la lepre en Tunesie. Un cas de
cette affection traite par les injections de tuberculine (Annales de
Dermatol. et de Syphiligr. no. 3 p. 293). — (S. 373)
934. Aslimead, A. S., Peculiaritys of columbian leprosy (Journal of the
American med. Association 1895). — (S. 372)
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der Lepra (Allg. med. Centralztg. No. 77 u. 78). — (S. 376)
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klin. Wchschr. No. 50 p. 1105). — (S. 382)
(de Brim, H.,) L'ainhum des auteurs constitue-t-il une entite morbide
distincte ou bien n'est-il qu'une modalite de la lepre? (Bull, de l'Acad.
3ieme serie, t. 36, no. 33 p. 248).
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Leprabacillus. Literatur. 361
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superficie del corpo e in alcuiie secrezioni deH'organismo dei leprosi
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nen Individuums [A. d. kgl. bacteriolog. Inst. Lissabon] (Ctbl. f.Bacter.
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forma med. no. 189 p. 459). — (S. 363)
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(Monatsli. f. prakt. Dermatol. No. 5 p. 221). - (S. 362)
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Lepra anaestlietica |r)iss.|. Strassburg. — (S. 375)
0()5. l'honipson, A., and F. IMdswell, Leprosy in New South Wales.
Report on tlie year 1895. Report from Printing Committee, Novem-
ber 11. — (8. 379)
362 LeprabacUlus. Färbungedifferenzen
zwischen Tuberkel- und Leprabacillen.
966. Ulllia, P. G.y Die verschiedenen Knotenformen der Lepra. Bemerk-
ungen gelegentlich der Vorstellung eines Falles von Cutislepromen
(Deutsche Medicinalztg. No. 93). — (S. 375)
967. Wijcligel, G. J., De Lepra in de Oeliasers [Die Lepra auf den
OeliaserinselnJ (Geneesk. Tijdschr. voorNederl. Indie Bd. 3(3 p. 55).
— (S. 379)
968. Zambaco-Pasha, L'ainhum des auteurs constitue-t-il une entite
morbide distincte ou bien n'est-il qu'une modalitö de la leprose?
(Bull, de l'Acad. de Med. seance du juillet 28 p. 90). — (S. 376)
Spiegel (963) nahm Gelegenheit im UNNA'schen Laboratorium die
principiellen Färbungsdifferenzen zwischen Tuberkel- und
Leprabac. im Lungensputum zu studiren. Das Lepramaterial entstammt
einer in der UNNA'schen Klinik an Lepra behandelten Patientin. Zur
Darstellung der Coccotrixform der beiden Bac.-Arten empfiehlt Sp. um
die gleichzeitige Färbung anderer Bacterien auszuschliessen, eine Com-
bination der Säure- mit den Jod- bezw. Blutlaugensalzmethoden. Seine
Ergebnisse fasst Verf. in einer kleinen Tabelle zusammen:
Lepra Tuberkulose
1. Zahl der Bac: Aeusserst reichlich in Stets weniger zahl-
allen Organen und Se- reich,
creten.
2. Lagerung der Bac: In cigarrenbundähn- Mehr vereinzelt; seit-
lichen Haufen geordnet, ner in unregelmässigen
Haufen.
3. Form der Bac: Stäbchenförmig, Fadenförmig, gebogen
gerade und plump. und fein.
4. Knickungsstellen: Eckig. Rundlich.
5. Ausselien der Körner: Grob. Fein.
6. Lagerung der Körner: Weit auseinander Nahe zusammen
liegend. liegend.
Gravagiia (947) untersuchte den Körper und die Secretionen Lepra-
kranker auf den HANSEN'schen Bac. und fand denselben:
1. Auf der Oberfläche frischer lepröser Geschwüre.
2. Bei alten geheilten Geschwüren.
3. Auf Stellen der Haut, auf denen sich nie Lepra gezeigt hatte.
4. Im Seh weiss.
5. Im Sperma. Tranihusti.
Kellogg (954) giebt die Resultate der Untersuchung eines in Al-
kohol gehärteten leprösen Nervus medianus. Die Arbeit entstammt
dem UNNA'schen Laboratorium. Nach einem kurzen Ueberblick über die
vorliegenden Hauptansichten bezüglich der leprösen Neuritis wenden sich
die Ausführungen K.'s vornehmlich gegen Lie^. Die wichtigen Ergebnisse
wurden mittels der Zerzupfungsmethode der Celloi'din - Längsschnitte ge-
») Jahresber. X, 1894, p. 313. Ref.
Leprabacillus. Histologie rler Nervenlepra. 363
Bronchopneumonie bei Leprösen.
Wonnen. Die entcelloidinirten Schnitte wurden 12-24 Stunden in eine stark
verdünnte Lösung von Essigsäure oder Soda zur Aufquellung gebracht, mit
Wasser gründlich abgespült, dann gefärbt.
Böhmer's Hämatoxylin "^/^ Stunden. Längere Abspülung in H.,0, starke
Gegenfärbung in verdünnter Carbolfuchsinlösnng. (Leichte Abtrocknung
auf dem Objectglas mit Fliesspapier). Entfärbung mittels einiger Tropfen
HNO., und Anilinöl. Die Schnitte wurden dann unter einen Tropfen des
stark eingedickten Cedernöls gesetzt, das eine Ende mit Fliesspapier gut ab-
getrocknet und mittels eines quer darüber gelegten feinen Streifens von
gummirten Papier auf den Objectträger festgeklebt. Der übrige alles wesent-
liche enthaltende Theil des Längsschnittes wird sodann mittels zwei zu
allerfeinsten Spitzen ausgezogener Glasstäbchen zerzupft. Beide Glasspitzen
werden vom festen Ende des Schnittes gleichmässig und gleichzeitig bis zum
entgegengesetzten Ende bewegt, sanft über den Schnitt müssen sie hin-
streichen und ihn dabei in seine Fasern zertheilen. Zuerst trennen sich die
seitlich den Längsschnitt begrenzenden bindegewebigen Streifen, welche das
Perineurium darstellen. Dann fasert das eigentliche Nervenbündel, zuerst
in gröbere, dann in feinere Bündel auf und zerfällt schliesslich in einfache
Nervenfasern unter gleichzeitiger Entblössung der eingeschlossenen Bac-
Massen. Verf. kommt zu folgendem Resultat: 1. Die weitaus grösste Mehr-
zahl aller Colonien ist auf den Nerven und nicht im intrafasciculäreu
Bindegewebe, am wenigsten innerhalb dessen, sehr dürftig ausgestatteten
Zellen zu finden. Es fehlen alle Zeichen einer reactiven Wucherung (in
Verf.'s Falle) des fibrillären Bindegewebes, es fehlen jene vielen Plasma-
zellen und grosse nahezu nackte (grösstentheils saure) Kerne, welche nach
Unna- regelmässig bei der leprösen Invasion des Hautgewebes auftreten
und aus diesem Grunde eben tritt das Princip der Bac.-W^ucherung in den
L5'mphspalten hier im Allgemeinen noch deutlicher hervor, als an der Haut.
Die Invasion des Medianus ist als eine bacilläre Druckatrophie der Nerven
ohne compensirende Bindegewebshypertrophie zu bezeichnen.
2. Die Bac. wandern nicht in die atrophirenden und ihre des Markes be-
raubten Nervenröhren ein, sondern sitzen auf ihnen und sind, w ie die Profil-
bilder zeigen, in die Nerven eingedrückt. 3. Die von Lie hervorgehobenen
Druckerscheinungen an den Kernen erklären sich ebensogut bei einem
extraneuralen Sitz der sich vergiössernden Bac.-Colonie wie bei einem
intraneuralen (Lie). 4. Die ,. langgestreckten Zellen" (Lie) des Endoneu-
riums existiren nicht, werden vorgetäuscht durch marklose Nervenfasern
mit aufsitzenden Bac.-Haufen.
Scagliosi (9*31) konnte in einem Falle von Bronchojmeunionie, die er
bei der Autopsie eines Leprösen constatirte, weder in den kleinzelligen In-
filtrationen noch in den alveolären Septen noch in den Alveolen Leprabac.
finden. Eben.so fand er keine Tuberkelbac. Dap:egen fanden sich ziemlich
zahlreiche Staphylok. und Streptok., deren pathogenen p]inHuss Verf. das
Entstehen der bronchopneumonischen Heerde zuschreibt. Tramhusii.
Im Falle von Pestjina ('Simara und IJetteiicourt (958) bestand
klinisch : Kyphose, Lähmung und Muskelatrophie der Extremitäten, starke
364 Leprabacilliis. Syringomyelie und Lepra.
Ansteckungsfälligkeit der Lepra. Die Lepra auf Island.
Therraoanästhesie und Analgesie hauptsächlich an den oberen Extremitäten
und am Rumpfe, trophische Störungen der Haut (glossy skin). Die stärkste
Veränderung des Rückenmarkes zeigte sich an der Verdickung der
Nackenregion und erstreckte sich aufwärts bis zum Bulbus; sie bestand
aus einer gliomatösen Veränderung, an die sich gleichzeitig eine Sklerose
und die Bildung einer syringomyelitischen Höhle anschloss. Die Substanz,
welche innen die Höhle bekleidete, enthielt Leprabac, nämlich säurefeste
Bac. von der Grösse und Charakter der Leprabac, die sich in heisser, wäss-
riger Fuchsinlösung leicht färbten und auf Meerschweinchen verimpft keine
Tuberkulose hervorriefen. Die übrigen Organe waren leprafrei. Verff. be-
trachten ihre Beobachtung als eine Bestätigung der Ansicht von Zambaco"'',
ohne soweit zu gehen, wie dieser, alle Fälle von Syringomyelie für Lepra-
fälle zu halten.
Kaposi (953) läugnet die Ansteckungsfähigkeit der Lepra.
Die Uebertragung, Haftbarkeit und Entwicklungsfähigkeit des Leprabac.
sind sehr gering, deshalb ist die Krankheit nicht ansteckend. „Man sollte
alle Syphilitischen, wenn es ihrer nicht so viele gäbe, zusammensperren und
verhüten, dass sie mit irgend Jemandem in Contact kommen, bei den Leprösen
hat das aber gar keinen Sinn".
F. Sclnimami (962) theilt seine Arbeit in einzelne Capitel ein, die
überschrieben sind „Geschichtliches", „Vorkommen", „Pathologische Ana-
tomie", „Impfungen", „Klinische Eigenthümlichkeiten", „Ausbreitungs-
weise", „Vergleich mit anderen Krankheiten", „Rückblick und Erklärung
der Meinungsverschiedenheiten", Modus der Contagion". Eine grosse Zahl
längst gekannter Thatsachen, denen er Neues nicht hinzufügt, sucht Verf.
z. Th. in Einklang, z. Th. in Widerspruch mit den einzelnen Autoren zu
Gunsten der Contagiosität der Lepra zu verwerthen; Verf. erscheint zum
Schluss 1. eine allgemeine Verbreitung des Aussatzes über Europa durch-
aus nicht von vornherein als dem Bereich der Unmöglichkeit angehörig;
2. in der rücksichtslosen Isolirung der Patienten das einzig wirksame
Mittel für ihre Bekämpfung zu liegen*.
Historische Studien haben Elllers (944) zu der Ueberzeugung gebracht,
dass in Norwegen, Dänemark und Island der Aussatz mit Sicherheit nicht
länger als bis zum Schluss des 12. Jahrhunderts verfolgt werden kann.
Die gegentheiligen Behauptungen entbehren nach E. der Begründung, nach
denen schon vor dem Beginn der Kreuzzüge auf Island Lepra bekannt ge-
wesen sei.
Da neben dem HANSEN'schen Bac. noch gewisse Gelegenheitsursachen
bei der Ausbreitung der Lepra eine Rolle spielen, hat E. sich der Mühe
unterzogen, die hygienischen Verhältnisse auf Island zu studiren. #
Die Wohnungsverhältnisse sind die denkbar traurigsten, die Reinlichkeit
t) Jahresber. IX, 1893, p. 274 u. 2Sl. Red.
*) Warum hat sich aber, trotz mangelnder Isolirung der Leprakranken und
trotz des immer mehr zunehmenden internationalen Verkehrs, die Lepra aus
Europa immer mehr und mehr, bis auf einige wenige Heerde daselbst zurück-
gezogen ? Baumgarten.
Leprabacillus. Die Lepra auf Island. 365
steht auf dem Niveau des schmutzigsten Thieres. Als der wesentlichste
Vorwurf gegen die Kost der Isländer hebt E. den Mangel an Kohlehydraten
hervor, im Uebrigen werden vorzugsweise unverdauliche Nahrungsmittel
und verdauliche in unzvveckmässiger Zubereitung genossen. Verdauungs-
krankheiten sind häufig und bahnen der Ausbreitung der Lepra und anderer
chronischer Erkrankungen den Weg. In Gallbringe am Thingvallasee, wo
die Lepra fast ausgestorben ist, werden vorzugsweise fette Fische genossen,
denen man im Volksglauben eine ätiologische Rolle zuertheilt. Das „Ostamt"
von Island ist am wenigsten zu allen Zeiten ergriffen gewesen, am meisten
sind die „südwestlichen" Winkel befallen, wahrscheinlich, weil hier die
Krankheit in das Land gebracht worden ist und in der armen Fischer-
bevölkeruug so kräftige Wurzel geschlagen hat.
Durch seine neuerlichen Untersuchungen auf Island ist E. in der Ansicht
bestärkt worden, dass die Lepra contagiös sei, und dass die Lehre von der
Erblichkeit entschieden bestritten werden müsse. Die letzte officielle Zäh-
lung von 1889 ergab auf Island 47 Aussätzige, 1894-1895 158 Kranke,
91 Männer und 67 Frauen. Von diesen 158 Patienten hat E. 119 persön-
lich untersucht. Er theilt sie in 2 Gnippen, in solche, in deren Familie
Fälle von Aussatz vorgekommen sind (56), und solche, in deren Familie
nie ein Fall von Lepra vorgefallen ist (63). In gedrängter Kürze werden
die Fälle einzeln aufgezählt.
5 Patienten sind wahrscheinlich in der Ehe angesteckt worden. Dieser
Modus der Ansteckung ist nach E. häutiger, als gewöhnlich angenommen
wird, und es ist kein Zufall, dass gewöhnlich dabei die mildere Form, die
Lepra anaesthetica, resultirt. Die bezüglichen Fälle von E. werden genau
skizzirt. E. fühlt sich zu der Annahme einer Lepra frustra sive abortiva
gedrängt. Zambaco Pascha\s+ Anschauungen tritt er nur bedingt bei. Auf
Cxrund zweier bezw. dreier Krankengeschichten glaubt E. die Identität der
MoKV AN 'sehen Krankheit und der mutilirenden Lepra mit behaupten zu
dürfen, dagegen hat E. nicht einen Fall von Sklerodaetylie und Sklerodermie
auf Island beobachtet und bestreitet die Zugehörigkeit dieser Aifectionen
zur Lepra. Aus seinen Conclusionen interessirt der Schlusssatz, dass der
Aussatz eine ansteckende Krankheit ist, bei welcher die Vererbung durch-
aus keine Rolle spielt*.
t) Vgl. Referat No. 968 p. 376. Red.
*) Sollten sich die älteren berühmten Lepraforscher Danielssen, Boeck, Con-
RADi, BiEDENKAP, ViRcuow u. A. wirküch so arjj getäuscht haben, wenn sie die
Vererbung, zwar niclit als die ausschliessliche, aber doch als die hauptsächliche
Ursache der Lepra aufgestellt haben"? Durch die Entdeckung des Leprabac. ist
die Lepra gewiss nicht „ansteckender" geworden, als sie ihrer Natur nach ist
und .sein kann. Die „ Ansteckungstlieorie'' ist ja keineswegs neu, sondern sie
hatte früher grosse Geltung, bis eben die genannten Forschor die Erblichkeit
als das hauptsächliche Moment der Fortpttanzung und Verbreitung der Lepra
in den Vordergrund stellten. Den Contagionisten der Neuzeit möchte ich die
Sätze ins Gedächtniss zurückrufen, die Virchow in seinem Ge.schwulstwerk be-
treffs der Ansteckungsfähigkoit der Lepra geäussert hat: „W^enn also eine lui-
portation stattgefunden hat, so müsste dieselbe in einer sehr viel früheren Zeit
geschehen sein, was aber um so mehr unwahrscheinlich ist, als die Voraussetz-
366 Leprabacillus. Ausbreitung und Bedinf^ungen der Lepra auf Island.
Die Memeler Epidemie.
Eichniüller (945) hatte Gelegenheit, Ehlkes auf seiner zweiten Reise
durch Island zu begleiten. Zweck der Reise war, die Ausbreitung und
die Bedingungen der Lepra auf Island zu studiren.
In gi'ossen Zügen giebt Verf. die Geschichte der Bewegung der Lepra.
Dann wendet sich E. zu einer Analyse und zur Klinik seiner 122 Beob-
achtungen unter übersichtlicher Benutzung der Literatur. Ein weiteres
Capitel behandelt die Aetiologie der Erkrankung.
Verf. fasst seine Beobachtungen in folgende Sätze zusammen:
1. Island hat seine Lepra wahrscheinlich aus Norwegen bezogen.
2. Die ersten zuverlässigen Nachrichten stammen etwa aus dem Jahre
1555.
Die Abnahme der Lepra auf Island muss auf die Einrichtung der 4 Le-
proserien bezogen werden und auf die Bevölkerung stark decimirende Epi-
demien (Variola u. s. w.)
3. Die Zahl der Leprüsen auf Island, die 1866 von Schleisnek auf (Mj
angegeben wird, ist nach Ehlers' Zählung ( 1 894-1895) auf 158 gestiegen.
Doch dürfte diese Zahl noch zu gering sein.
4. Die Leprösen bewohnen hauptsächlich die südwestlichen, westlichen
und nordwestlichen Küstentheile. Der Osten ist immun.
5. Die Lepra präsentirt sich auf Island unter den drei von Leloir be-
schriebenen Formen, und unter den classischen Symptomen, wie sie überall
da zu finden sind, wo die Lepra endemisch ist.
6. Sämmtliche Beobachtungen sprechen zu Gunsten der Contagiosität
der Erkrankung. Für Heredität liegen keine Beweise vor.
Blascliko (937) giebt Eingangs seiner ausführlichen Arbeit einen ge-
schichtlichen Ueberblick übei- die Bewegung der Lepra. Dann wendet er
sich zu einer Schilderung von Land und Leuten, soweit die Memeler Epi-
demie in Frage kommt. Letztere an Ort und Stelle zu studiren, wurde
durch den Wunsch veranlasst, den Zusammenhang der Epidemie mit den
Lepraheerden in den russischen Ostseeprovinzen festzulegen.
Die Landbevölkerung des Kreises Memel besteht zumeist aus Litthauern.
Die Wohnungs- und Nahrungsverhältnisse sind die denkbar traurigsten.
Der Alkohol spielt eine grosse Rolle. Verf. giebt dann 25 genaue Kranken-
geschichten, die zum grösseren Theil schon an anderer Stelle bekannt ge-
worden sind, z. Th. seitens Verf.'s neuentdeckten Patienten angehören. Von
den 25 Patienten leben zur Zeit noch 10. Die Zalü der Leprösen dürfte
mit ihnen kaum erschöpft sein. Zeitlich reichen die ersten Erkrank-
ung, dass der Aussatz eine contagiöse Krankheit sei, mehr und mehr aufgegeben
worden ist. Denn man hat in neuerer Zeit kein einziges Beispiel von Einschlep-
pung der Krankheit in aussatzfreie Länder beobachtet, obwohl doch nach Eng-
land, Frankreich, Deutschland u. s. w. gelegentlich Leprakranke aus Ost- und
Westindien, Südrussland u. s. w. kommen; auch hat man selbst da keine deut-
liche Uebertragung (wenngleich einzelne Fälle von Erkrankung) gesehen, wo
gewisse Personen viele Jahre lang immerfort mit derartigen Kranken in Be-
rührung waren, wie das namentlich in Hospitälern der Fall ist, wo einzelne
Wärter zwanzig bis dreissig Jahi-e lang in Vei'bindung mit den Kranken leben,
ohne dass Uebertragung erfolgte". Baumgarten.
Leprabacillus. Die Meiueler Lepraepidemie. 367
ungsfälle wahrscheinlich bis in die Mitte der siebziger Jahre zurück. Der
Gang- der Epidemie ist nicht sicher zu bestimmen. Von Hauptinteresse ist
das durcli mühsame Nacliforschungen gewonnene Resultat, „dass vor Mitte
dieses Jahrhunderts es im Memeler Kreise keine Lepra gegeben hat" und
„dass von Livland und Kurland aus die Lepra südöstlich landeinwärts in
das Gouvernement Kowno, südlich längs der Küste in den Kreis Merael
gedrungen ist. Die Memeler Epidemie ist als letzter Ausläufer der von
ihren russischen Hauptheerden langsam vordringenden Lepra, und zwar
als Ausläufer auf deutschem Boden aufzufassen.
Die Memeler Epidemie scheint Verf. die Annahme zu bestätigen, dass in
Ländern, wo die Lepra zum ersten Male auftrete, die tuberöse Form vor-
herrsche. Im Uebrigen verwirft B. die Eintheilung in tuberöse und an-
ästhetische Lepra und schlägt an Stelle dessen eine solche in tuberöse und
nicht tuberöse Lepra vor, weil es keinen Fall von Lepra gebe, bei dem nicht
in irgend einem Stadium des Verlaufes Anästhesien vorkommen. Als An-
fangsstadien der Erkrankung dürften nach B. erythematöse Flecke bei allen
Fällen vorhanden sein.
Wie schwer es ist, aus solchen Flecken auf tuberöse bezw. nicht tuberöse
Lepra zu schliessen, citirt B. des genaueren den von ihm mit Bkasch ge-
meinsam beobachteten und in der Berliner medicinischen Gesellschaft de-
monstrirten Fall.' B. neigt der Ansicht zu, dass die Haut stets die Eintritts-
stelle für den Leprabac. abgebe*, für die nicht tuberöse Form schliesst er
sich der Ansicht an, dass die Nerven stets secundär in aufsteigender Rich-
tung von der erkrankten Hautparthie aus befallen werden Auch der ana-
tomische Bau der anästhetischen Flecke scheint B. diese Annahme zu be-
stätigen. Man findet, wie es Dehio treffend beschreibt, in den oberen
Schichten der Cutis, sowie in der Umgebung der Schweissdrüsen, Talg-
drüsen und Haarbälge die Haut von einer kleinzelligen Neubildung durch-
setzt, deren Anordnung es wahrscheinlich macht, dass es sich um eine peri-
vasculäre Infiltration handelt.
„AVährend aber bei der tuberösen Form sehr bald eine analoge Erkran-
kung der tieferen Hautschichten und des Unterhautfettes hinzutritt und
durch intensive Wucherung des neugebildeten Gewebes allmählich knoten-
förmige Vorbuckelungen der Haut erzeugt werden, bleibt es in den an-
ästhetischen Flecken bei der mehr flachen Infiltration, die nicht nach allen
Dimensionen hinauswuchert, sondern mehr die Tendenz hat, sich flächen-
haft in die Breite auszudehnen; histologisch unterscheidet sich diese klein-
zellige Wucherung in nichts von der bei der tuberösen Form auftretenden
Neubildung". Durch den Bac. -Befund in den anästhetischen Flecken (Phi-
lippson''', Babes und Kalindero ■*"♦■) ist für B. die wesentliche Identität dei-
anästhetiscben Flecken mit den Knoten festgestellt.
Die Syringomj^elie (uiul MouvAN'sche Krankheit) uiul Lepra sind nach
*) Kine für mich ganz uniumelinibaro Ansicht, wofür ich die Gründe in mei-
nem , Lehrbuch der pathologischen Mykologie' ausführlich dargebracht habe.
Bauntqarten.
t) Jahresber. IX, 1893, y. 275. Hed. - ttj Jahresber. XI, 1895, p. 323. Red.
368 Leprabacillus. Die Memeler Lepraepidemie.
Contagiosität und Sporenbildung.
B. keine identischen Aifectionen. Das wesentliche Unterscheidungsmerk-
mal wird wohl stets das Fehlen oder Vorhandensein eines leprösen Exan-
thems sein. Ob in dem einzelnen Falle weiter einfache Vitiligo oder lepröse
„Morphaea" vorliegt, ist, wie an einem Falle demonstrirt wird, äusserst
schwierig. B. legt Werth auf die Localisation, welche bei der Lepra mehr
den Rumpf und namentlich die medial gelegenen Theile desselben betrifft,
bei der Vitiligo vorzugsweise Hals, Gesicht, Vorderarm und Hände, mit be-
sonderer Vorliebe Beckengürtel und Genitalien. Entscheidend sind jedoch
nur die Sensibilitätsstörungen, welche bei den Lepratiecken nie fehlen.
B. kommt darauf hinaus, dass die Memeler Epidemie ein redendes Zeug-
niss für die Contagiosität der Lepra sei*. Die Forderungen für die Prophy-
laxe müssen in erster Reilie die tuberösen Formen berücksichtigen, an
denen das Secret zerfallener Haut- und Seh leimhau tleprome, vielleicht zeit-
weise der Auswurf und möglicher Weise, wenn auch nicht wahrscheinlich,
der Schweiss contagiös seien.
Die Forderung hygienischer Besserung der Erkrankten ist nur in einer
Leproserie zu erfüllen. Eine solche verlangt B. für den Kreis Memel. Um
eine weitere Ausbreitung der Lepra zu verhüten, verlangt B. weiter eine
amtliche Durchsuchung des gesammten Kreises auf Lepra, welche in be-
stimmten Intervallen zu wiederholen ist, und eine Ueberwachung der von
Russland einwandernden Personen. Die Gefahr eines Wiederaufwachens
der Lepra ist für Deutschland nach B. völlig ausgeschlossen**.
Inipey (951) berichtet über seine Leprareise nach Europa und Aegypten,
auf welcher er möglichst viel Lepraforscher um ihre Ansichten hinsichtlich
der Contagiosität, der Sporenbildung, der Gefahr der anästhetischen
Form in Bezug auf Verbreitung der Krankheit und der Möglichkeit, die
Lepra in einem früheren Stadium zu heilen, befragte. Es geht aus den im
Einzelnen mitgetheilten Antworten hervor, dass die Meisten die Lepra für
contagiös halten und nur durch Contagion die Verbreitung erklären, dass
die anästhetische Form oft von selbst heilt, dass die Gefahr der Verbreitung
durch anästhetische Lepröse so gering ist, dass sie praktisch nicht in Be-
tracht kommt und dass entzündliche Affectionen, speciell das Erysipel, in
einem frühen Stadium eine heilende Wirkung äussert. I, theilt darauf aus-
*) Das kann ich in keiner Weise finden. Von den Memeler Leprakranken
waren einige viele Monate in Königsberg i. Pr. im Jahre 1883/84 zur Beobach-
tung und Behandlung, und ich habe wesentlich an Material von diesen Kran-
ken meine histologischen und bacteriologischen Untersuchungen über Lepra
gemacht. Trotz des monatelangen Aufenthaltes dieser Kranken in Königsberg
und obwohl dieselben in keiner Weise isolirt waren, ist in Königsberg kein
einziger Fall von Lepra durch Uebertragung von diesen (oder anderen nach
Königsberg eingewanderten) Leprakranken bis auf den heutigen Tag beobachtet
worden. Warum sollen nun dieselben Kranken in Memel „angesteckt" haben,
in Königsberg dagegen nicht? Aus derselben Quelle oder Ursache, welche die
ersten Memeler Lepratalle hervorgerufen, können sich auch die nachfolgenden
Fälle die Krankheit geholt haben. Ein Theil der Fälle wäre vielleicht durch
hereditäre Uebertragung zu erklären. Baumgarten.
**) Warum? Wenn die Krankheit ansteckend ist und vorläufig doch noch
keine „Leproserien" in Deutschland bestehen? Baumgarten.
Leprabacillus. Contagiosität und Sporenbildung. 369
führlichere Berichte über einzelne Leprainterviews mit, so von Leloir und
Ehlers, die die schon bekannten Ansichten der Autoren wiedergeben.
Nach Ehlers' Photographien scliliesst I., dass die Lepra auf Island etwas
milder verlaufe, als araCap der guten Hoffnung; die Knoten erschienen ihm
kleiner und etwas mehr isolirt, die Extremitäten mehr aflicirt, die Knoten
mehr geeignet zu früher Ulceration und die Zerstörungen geringer. Bei
BoECK (Christiania) will I. Leprabac. in den Schweissdrüsen gesehen haben,
allerdings waren sie „viel kleiner als die Bac. im Nachbargewebe",
Sand (Trondhjem) hält Kinder und Greise für besonders geeignet, Lepra
zu acquiriren. Kaurin glaubt, dass das Ulcus perforans nicht an der Ober-
fläche beginnt, sondern von einer Knochennekrose ausgeht. Er trennt
scharf die tuberösen Fälle mit Anästhesien ohne die trophischen Stö-
rungen der rein anästhetischen Fälle und die wahren gemischten (sehr sel-
tenen. Ref.) Fälle, in welchen beide Symptomencomplexe von vornherein
ausgebildet sind.
A. Hansen findet, dass anästhetische Lepröse die Operationen an Haut
und Muskeln nicht fühlen, beim Abschaben des Periosts vom Knochen
Schmerzen empfinden und hält es für möglich, wenn auch sonderbar, dass
die wenigen Nervenfasern, die in zerstörten Nerven stets übrig bleiben,
gerade das Periost versorgen. Aus Lie's Interview ist hervorzuheben, dass
derselbe nun auch den Bac.-Schleim (bacilli slime) in der Biologie der Lepra
berücksichtigt. Loopt hat niemals mit Sicherheit Bac. in Knäueldrüsen
gefunden. In der Versammlung Stockholmer Aerzte wurde die An-
sicht ausgesprochen, dass die Zerstörung der Nerven in der anästhetischen
Form einem Bac. -Toxin und nicht der Gegenwart der Bac. in den Nerven
selbst zuzuschreiben sei. Sederholm will auch Bac. im Lumen der Knäuel-
drüsen gefunden haben; jedoch sollen diese ungewöhnlich dick und kurz
sein (s. oben Boeck). Saltzmann (Helsingfors) erzählt einen interessanten
Fall. Auf einer Insel (Finnland) weit von Nachbarn entfernt in einem ein-
samen Farmhause, wohnte ein Hirt mit einem leprösen Weibe. Der Hirt
wurde selbst leprös; sie starb; er heirathete nach einander 3 Frauen, die
successive alle leprös wurden*. — Petersen (St. Petersburg) giebt an, dass
die verschiedenen Klimate von Russland keinen Unterschied in dem Auf-
treten der Lepra zeigen; sie kommt im kältesten Nordsibirien und heissen
Centralasien, auf den Höhen des Kaukasus und der Älarschgegend Süd-
russlands vor. Aber es scheint, dass in Europa die tuberösen Formen, im
heissen Centralasien die anästhetischen Formen vorwalten. — Koppel
(Dorpat) verwirft die Ansicht, dass die Neuritis leprosa durch ein Toxin
hervorgerufen wird, da die Neuritis dann bei den grossen Bac. -Mengen der
tuberösen Form erst recht ausgebildet sein müsste. Er zeigte I. einen sel-
*) In einer Gegend, wo überhaupt Lepra vorkommt, beweist eine solche Be-
obachtung gar nichts. Ich habe einen Arzt gekannt, der in seiner Jugend eine
tuberkulöse Attection der Lungen durchmachte, die aber völlig zur Abheilung
gelangte. Dieser Herr heirathete wiederliolt, und alle seine Frauen starben an
Phthise. Hatte er nun mit seiner geheilten Tuberkulose die Frauen angesteckt?
Baumgartvn.
Baumgarten's Jabresberlcbt XII 24
370 Leprabacillus. Contagiosität und Sporenbildung.
Lepra in Brasilien.
tenen Fall von anästhetischem Fleck auf dem Kopfe mit Haarverlust. —
Reissner (Riga) glaubt nicht an die Lehre von den Leprazellen, die er für
Bacillenklumpen in erweiterten Lympbbahnen hält; er findet keine Bac. in
anästhetischen Fällen und beobachtete, dass, wenn Bac. in den Erythemen
solcher Fälle vorkommen, die wie anästhetische aussehen, sich dann stets
Tubera entwickeln; er glaubt — im Gegensatz zu Hansen — dass die Ne-
phritis nicht auf Bac. in den Nieren, sondern auf übermässig lange Abson-
derungen von Geschwüren zurückzuführen ist. Bei Reissner sah L einen
tuberösen Fall, der durch seine dicken buschigen Augenbrauen auffiel.
Reissner hat in vielen Fällen einen Initialaff"ect in Gestalt eines braunen
Pigmentfleckes lange dem Ausbruch der Lepra vorhergehen sehen. L sah
dort noch einen Patienten mit einem erythematösen Fleck der Flachhand;
er hatte im Ganzen den Eindruck, dass die Lepra in den russischen Pro-
vinzen schwerer auftritt als in Norwegen, aber nicht so schwer, wie am
Cap. Die Tubera waren röther und verbreiteter über den ganzen Körper,
aber nicht so confluirend. — Kossel (Berlin) behauptet, dass im Innern
der Knoten die Bac. nicht in Zellen liegen, wohl aber in der Peripherie
und dass hier die Bac. von Leukocyten der entzündeten Umgebung aufge-
nommen seien. — Arninö sagt, die Bac. mögen in Zellen oder nicht in
Zellen liegen ; keinenfalls seien die Zellen nöthig zum Wachsthum der Bac. ;
die Körner im Verlaufe der Bac. seien Sporen, die ins Blut als solche über-
gehen, aber nicht darin nachgewiesen werden können, da sie die Färbung
nicht annehmen; er habe Bac. gezüchtet durch monate- und jahrelange
Immersion im Wasser. — Thin glaubt, alle Leprologen stimmten mit ihm
überein, dass die Nerven durch ein Toxin und nicht durch die Bac. zer-
stört werden. — Roux theilte I. in Bezug auf die Erysipelbehandlung der
Lepra mit, dass in Pasteur's Institut eine erysipelheilendes Serum darge-
stellt sei, wodurch diese Behandlung ihre Gefahr verloren habe. — De
SusA Martin (Lissabon) ist der Ansicht, dass die Lepra in Portugal seit
dem Aufgeben gesetzlicher Isolirung in Zunahme begriffen sei. — Salado
(Sevilla) glaubt noch an eine Umwandlung schwerer Tuberkulose und Sy-
philis in Lepra ( ! ). Im Seviller Leprahospital unter Panizo Munck traf I.
Fälle von Lupus, Syphilis und Elephantiasis Arabum (!).'— Campana theilt
I. seine Ansicht mit, dass die nervöse Lepra ohne Bac. keine Lepra sei
und zeigte ihm einen typischen Fall, den aber I. wegen Abwesenheit von
Anästhesie und Ulceration nicht für Lepra hielt^.
Havelburg (948) giebt in gedrängter Kürze seine in Rio de Janeiro
gesammelten Erfahrungen über Lepra. In Brasilien giebt es Staaten wie
San Paolo, in denen Ortschaften existiren, deren gesammte Bewohner leprös
afflcirt sind. In Brasilien ist die Lepra durch die Portugiesen eingeschleppt
worden, einer Verfügung des portugiesischen Vicekönigs entstammt die In-
stitution, aus der das Lepra-Hospital in Rio de Janeiro, eine der bestein-
gerichteten Leproserien hervorgegangen ist. Das Hospital hat 70 Betten,
^) Die nicht uninteressanten Notizen von I. sind wegen der Art ihrer Gewin-
nung mit Vorsicht aufzunehmen. Ref.
Leprabacillus. Die Lepra in Brasilien, Dalmatien. 371
das Alter der Patienten schwankte zwischen 10 und 72 Jahren, der jüngste
Leprakranke, den H. gesehen hat, war ein Mädchen von 5 Jahren. Die Zahl
der Leprösen Brasiliens dürfte 3000 übertreffen, die Affection verschont
keine Nationalität und keine Rasse, Männer erkranken häufiger als Frauen.
Züchtungsversuche des Bac. sind fehlgeschlagen. H. bekennt sich als
Anhänger der Contagiosität, von 63 Hospitalkranken war bei 16 die Existenz
der Lepra in der Familie nachzuweisen, 22 konnten über ein mehr oder
minder intimes Zusammenleben mit Lepra berichten, bei den übrigen 25
konnte etwas verlässliches nicht eruirt werden. Im Hospital sind Erkrank-
ungen vorgekommen, die H. auf Contagion bezieht. Ein Koch erkrankte
nach 30jähriger Dienstzeit, ein Verwalter nach 5jähriger, ein Portier nach
4jähriger Dienstzeit. Ausserdem sindH. 2 Aerzte bekannt, in deren Familien
keine Lepra vorgekommen ist, von denen der eine seine Infection auf Be-
ziehungen zu einem intimen leprösen Freunde zurückfülirt. Es ist sicher,
dass auch in Brasilien die Lepraausbreitung an ungünstige und niedere
hygienische Verhältnisse gebunden ist. Die Incubactionsdauer wird illustrirt
an 2 Deutschen, die die ersten Zeichen der Infection Vj^ bezw. 2 Jahre
nach ihrer Uebersiedlung nach Deutschland boten.
Die Scheidung der Leprafälle in tuberöse und maculo-anästhetische Formen
ist keine strikte, da Uebergänge zwischen beiden bei jedem einzelnen Fall
zu constatiren ist. Zur Anfangsdiagnose der Lepra empfielt H. die Blut-
untersuchung der verdächtigen Stellen. Als Todesursache der Leprösen,
soweit sie nicht der Tuberkulose anheimfallen, bezeichnet H. hochgradige
Anämie und Atrophie aller Organe, die zur Cachexie führt. Als Ausdruck
dieser betrachtete er auch die amyloi'de Degeneration der Organe, die auch
ohne Eiterung und Verlust von Körpersäften oft genug zur Beobachtung
kommt.
In der Therapie ist H, zur Zeit Nihilist. Unter den Versuchen sei die
erfolgte Anwendung des EMMEEicH-ScHOLL'schen Erysipelserums hervor-
gehoben. Zum Schluss warnt H. vor der unbehinderten Reisegelegenheit
Lepröser.
Hovorka v. Zderas (949) giebt Nachricht über einen Lepraheerd
auf der 2 Stunden von Janjina entfernten Insel Meleda. Im südöstlichen
Theile der Insel, in der Ortschaft Maranovici, sollen 10-12 Lepröse leben,
in der Hauptortschaft Babinopolje zwei, im Dorfe Blato auch zwei. Letztere
sah Verf. und beschreibt sie als zur Lepra maculosa gehörig. Sensibilitäts-
störungen fanden sich nicht bei dem einen genauer untersuchten Falle^, der
den Au.ssatz an beiden Handflächen, sowie an beiden Fusssohlen hatte,
Syphilis war nicht nachzuweisen. Die Heredität scheint auf der Insel
Meleda bei der Lepra eine Rolle zu spielen.
Glück (946) bezweifelt bei der wenig genauen Wiedergabe des einen
von Hovorka v. Zderas (s. oben) untersuchten Falles die Diagnose Lepra,
dennoch ist es Thatsaclie, dass in Dalmatien Lepra vorkommt. Verf. be-
*) Von I. Necmann inzwischen als Keratoma lieredituriuni palmare et plan-
tare erkannt. Ref.
24*
372 Leprabacillus. Die Lepra im oesterreichischen Occupationsgebiete,
in Columbien.
richtet ausführlich über einen Fall von Lepra tubero-anaesthetica seu mixta.
Es handelt sich um einen 23jährigen Mann aus Banja, Gemeinde Orgozae,
pol. Bezirk Makarska. Eine mikroskopische Bestätigung konnte leider nicht
gegeben werden. Die Frage, ob die Lepra im vorliegenden Fall acquirirt
oder hereditär war, musste offen bleiben. Die Mutter hatte den Patienten
die Fischnahrung verboten, „weil sich durch dieselbe die Krankheit steigern
soll". G. glaubt nicht an die Stichhaltigkeit der Fisch-Theorie von Hut-
chinson^.
Pordes (959) hat 8 Lepraßllle in verschiedenen Theilen des Occupations-
gebietes während 12 Jahre beobachtet, 3 im Bezirk Visoko, 3 im Bezirke
Prozor, 2 im Bezirke Konjica. Des Genaueren berichtet P. über einen
30jährigen Mohamedaner, den einzigen Fall in der Gemeinde Ostrozar mit
1067 Einwohnern. Früher soll da nie ein Leprafall vorgekommen sein.
Vorfahren und Kinder des Patienten weisen auch keine Lepra auf. P. er-
klärt den Fall für autochthon entstanden, zuerst waren es reine Lepra
anaesthetica, dann kam die Lepra maculoso-tuberosa. Die Lepra mutilans
bildete das Endstadium. Zur Zeit bestehen die drei Formen bei den Pati-
enten nebeneinander.
Ashniead (934) theilt aus einer Schrift des columbischen Arztes Al-
FREDO GARc:fis ciue Eeihe von Thatsachen und Theorien mit, unter welchen
Einiges bemerkenswerth erscheint. Alle dortigen Leprösen gaben an, dass
ihre Krankheit gelegentlich einer starken Erkältung und stets mit „Urti-
caria" begonnen habe. Eine junge Dame soll durch Wanzen Stiche in
dem Bette eines Gasthofes, in welchem vorher ein Lepröser gelegen hatte,
inficirt sein ; alle Wanzenstiche wandelten sich in Leprome und lepröse Ge-
schwüre um. Das kühle und feuchte Klima verschlimmert die Lepra, ein
Aufenthalt in der terra caliente hält den Gang derselben auf. In dem küh-
leren District von Popayan existirt eine Erkrankung der Extremitäten,
charakterisirt durch Atrophie und Absorption von Phalangen einiger Finger
und Zehen ; die dadurch entstehenden Deformationen und Mutilationen sind
nicht blos an und für sich lepraähnlich, sondern auch von Anästhesien und
Analgesien begleitet; sie sind stets symmetrisch und überschreiten nie den
Fuss und den Vorderarm. Derartige Fälle ( — die sicher von Zambaco für
abortive Lepra erklärt würden Ref.) zeigen zuweilen später lepröse Symp-
tome; in der grösseren Mehrzahl der Fälle aber bestehen diese Verstümme-
lungen viele, selbst 20 Jahre und länger als rein locales Uebel. Garc£s
und mit ihm A. deuten diese Fälle nach ihrer Lepratheorie so, dass sie eine
präparatorische Nervenaffection darstellen, in welche der Leprabac. even-
tuell einwandern kann. Nach diesen Verff. kann man letzteren beherbei^gen,
ohne leprös zu sein und Lepra haben, ohne den Bac. aufzuweisen. Auf
eine Reihe offenbarer Missverständnisse (so soll der Leprabac. schwer zu
züchten, aber einmal gezüchtet, von äussert rapidem Wachsthum sein) kann
hier nicht eingegangen werden.
Ashmead (935) behauptet als Resultat eines sorgfältigen Studiums der
») Jahresber. V, 1889, p. 245; VI, 1890, p. 251. Ref.
Leprabacillus. Die Lepra in Columbien, in Tunis, in Skandinavien. 373
amerikanischen, präcolumbischen Gräberfunde, nämlich einer-
seits pathologisch veränderter Knochen, andererseits von Thongefässen mit
missgestalteten menschlichen Köpfen, dass sich wohl Anzeichen von Syphilis
und Tuberkulose, aber nicht von präcolumbischer Lepra finden. Von den
vielen interessanten Einzelheiten sei hervorgehoben, dass der Autor, welcher
in Japan pathologische Studien gemacht hat, angiebt, dass daselbst keine
Tabes vorkäme, obwohl Lepra und Syphilis in Japan nicht zu den Selten-
heiten gehören.
Wie Aslimead (936) mittheilt, giebt der Pater Evasio Rabagliati,
der die Bevölkerung Columbiens zu Abwehrmaassregeln gegen die über-
handnehmende Lepra aufruft, nach verschiedenen Berichten die Anzahl der
columbischen Leprösen auf 15000 oder 27,250 (!) an.
Arnaud (933) hatte während eines 3jährigen Aufenthaltes in Tunis
Gelegenheit, unter der italienisch-maltesischen Bevölkerung 4 Fälle von
Lepra zu beobachten, einen 5. Fall unter den muselmännischen Bewohnern.
Die Leprösen dürften bei genauer Nachforschung noch weit zahlreicher
sein. Eltern und Grosseltern waren in allen Fällen gesund. Die Lifections-
quelle war nicht zu ermitteln.
Verf. berichtet über einen 32jährigen Patienten mit Lepra tuberosa.
Keine hereditäre Belastung. Kinder, darunter 2 nach Ausbruch der Krank-
heit geboren, gesund. Im Blut fand sich der HANSEN'sche Bac. Die Affec-
tion bestand schon 7 Jahre. Patient erhielt 7 Einspritzungen mit ^1^-2
mg Tuberkulin. Nur eine zu 3 mg, der eine gefälu'liche Allgemeinreaction
folgte. Die Leprome erweichten und trockneten weg. Die Besserung war
noch 2 Jahre nach der Behandlung zu constatiren.
Da die Lepra bekanntlich unheilbar ist (?), muss der Schwerpunkt aller
gegen sie gerichteten Bestrebungen auf die Prophylaxe gelegt werden.
Mit dem neuerlichen Aufflackern der Lepra in Ostpreussen ist für Deutsch-
land eine Gefahr gegeben. Die völlige Ausrottung der Lepra kann nur
durch streng durchgeführte Isolirung der Leprösen erfolgen. Den Beweis
liefern Schweden und Norwegen*. F. Koch (955) giebt einen gedrängten
Ueberblick über die in Skandinavien getroffenen Maassnahmen
zur Bekämpfung der Lepra und die Einrichtung der dortigen Leprose-
rien. Von letzteren macht K. die Abnahme der Leprakranken abhängig,
was er durch Zahlen zu beweisen sucht. Allerdings werden die prophy-
laktischen Bemühungen durch die relative Immunität der europäischen Be-
völkerung bezüglich der Lepra unterstützt. Verf. recapitulirt die Ansichten
der Lepraforscher Skandinaviens über die ansteckende bacilläre Natur der
Krankheit und kommt auf die Forderungen hinaus, dass von Staatswegen
in Königsberg eine Leproserie errichtet wird, in welches, von seltenen
Ausnahmefällen abgesehen, die Leprakranken einziehen müssten. Der Grenz-
verkehr mit Russland wäre zu überwachen, Lepröse zurückzuweisen, eine
Lepracommission seitens des Provinzial-Medicinal-Collegiums zu ernennen,
*) Grado dort ist abnr docli die Lopra nocb vorhanden, während sie in
anderen Ländern, wo sie früher grassirte, auch ohne Isolirung ganz ausgestorben
ist? Baumyarten.
374 Leprabacillus. Vorschläge zur Bekämpfung der Lepra.
Casuistisches über Lepra.
an ihre Spitze hätte der dirigirende Arzt des Leprahospitals zu treten. In
zweiter Linie müsste mehr als bisher auf die meist aus den Tropen in die
Welt- und Hafenplätze eingeschleppten Fälle geachtet werden.
F. Koch (956) plädirt gegen Blaschko''' für die Errichtung des Lepra-
hospitals in Königsberg anstatt zu Prökuls im Kreise Memel. In der Uni-
versitätsstadt sind die Bedingungen gegeben, um die Kenntniss der Lepra
mehr zum ärztl. Allgemeingut zu machen und das Material besser wissen-
schaftlich auszunutzen.
Eine kurze Erwiderung Blaschko's (938) auf F. Koch's Vorschlag (s. oben)
das ostpreussische Leproso riumin Königsberg zu errichten. B. wünscht
„unter möglichst geringer Belästigung der Kranken eine Weiterverbreitung
der Lepra unter der gesunden Bevölkerung zu verhüten". Das ungünstigste
Mittel hierfür wäre die Unterbringung der Kranken in Königsberg.
Es müsste sich um die Errichtung einer Ackerbaucolonie handeln, von
der aus die Kranken mit Leichtigkeit ihre Angehörigen besuchen könnten,
ebenso wie sie Besuche empfangen dürften. Bei der armen Bevölkerung
ist die Entfernung bis Königsberg in Erwägung zu ziehen. Eine lebens-
längliche Internirung in K. wäre eine überflüssige Grausamkeit.
In einer Bemerkung theilt die Eedaction der Deutschen medicinischen
Wochenschrift mit, dass eine Baracke zur Unterbringung Lepröser auf der
Süderspitze bei Memel eingerichtet werden soll.
I. Neumanu (957) giebt einen kurzen Ueberblick über die Erfolge,
welche in den einzelnen Ländern durch das Isolirungssystem erzielt
worden sind und bekennt sich als Anhänger eines solchen, wenn es ratio-
nell durchgeführt wird. N. kommt auf eine Reihe Forderungen hinaus, für
welche er eine internationale Verständigung empfiehlt.
1. Sämmtliche in Europa vorhandenen und neu hinzukommenden Fälle
müssen streng controllirt werden.
2. Die Leprakranken eines Landes müssen in besonderen Leprahospi-
tälern untergebracht werden.
3. Für die Leprösen müsste ein Heirathsverbot erlassen werden.
4. An die Spitze der Leproserien hätten fachmännisch gebildete Aerzte
zu treten, denen das specielle Studium der Krankheit obliegen müsste.
Czerny (942) demonstrirt einen 41jährigen Tagelöhner aus Helmhof.
Nur während des letzten Krieges war Patient ausserhalb Deutschlands ge-
wesen. 1870 war er in einem Lazareth bei Orleans an Typhus behandelt
worden. Seit 1886 war er wiederholt in der Heidelberger chirurgischen
Klinik gewesen wegen Lymphangitis, Phlegmone, Lupus (unter dieser Dia-
gnose ambulant behandelt), fluctuirender Schwellung über dem rechten
Fussrücken und Fistel unterhalb des Sprunggelenkes. Bei dem letzten
Aufenthalt im Hospital 1890 waren auffallende Pigraentveränderungen an
Stamm und Extremitäten festgestellt worden, z. Th. waren die veränderten
Partien umsäumt von kleinen röthlichen, leicht schuppenden, derben Knöt-
chen. Ausserdem war eine knotige Verdickung des Nebenhodens bemerkt
t) Vgl. Referat No. 937 p, 366. Red,
Leprabacillus. Casuistische Mittheilungen. 375
worden. 1896 kam Patient wieder mit einer hühnereigrosseu Geschwulst
in der Subcutis iibei der linken Achillessehne und einer Schwellung an den
Zehen des rechten Fusses, die grosse Zehe wurde brandig. Keine Sensibi-
litätsstörungen ausser einer Unteremplindlichkeit der Haut bis handbreit
oberhalb des Köpfchens des Mittelfussköpfchens. Abstrichpräparate von
der Schnittfläche eines der lupusähnlichen Knötchen ergab zahlreiche von
in Form der Leprazellen gelagerten Bac.-Haufen. Der Fall beweist nach
C, dass die Lepra in Deutschland noch nicht ausgestorben ist*.
Dlina (966) stellt einen aus Brasilien stammenden 12jährigen Knaben vor,
bei dem es sich um den seltenen Fall reiner, uncomplicirter, echter
Cutislepra handelt. Keine Neiu'olepride und Pigmentanomalien in Flecken-
und Ringform, keine subcutanen Schw^cllungen und Infiltrate, keine Nerven-
tumoren. Verf. bespricht gelegentlich dieser Demonstration die verschiede-
nen Knotenformen der Lepra. Der Fall interessirt auch wegen der völlig
intacten Augenbrauen, während v. Bergmann gelegentlich einer Lepi*a-
demonstration Blaschko's+ die Behauptung aufgestellt hatte, dass „die
Knotenformen der Lepra auf der Stirn nicht ulcerirt und ohne Ausfall der
Augenbrauen nicht vorkommt".
U. nimmt noch Veranlassung, davor zu warnen, das Publikum in einen
Zustand chronischer Leprophobie zu versetzen, indem dem ostpreussischen
Lepraheerd eine Bedeutung gegeben wird, welche durch Nichts gerecht-
fertigt sei**.
Stephan (964) berichtet über einen 30jährigen Patienten mit Lepra
anaesthetica, einem geborenen Elsässer, der vor 15 Jahren nach Bra-
silien ausgewandert war, nach Sjährigem Aufenthalt daselbst erkrankte.
Die Atfection zeigte sich im Auftreten von Flecken und von gefühllosen
Stellen, beiderseitiger Verdickung des N. ulcenaris, grosser Mattigkeit und
allgemeinem Krankheitsgefühl. Ein Stillstand des Zustandes war dui'ch
Klimawechsel nach Rückkehr in die Heimath eingetreten. Patient litt im
Uebrigen noch an Seborrhoea capillitii und Dj'sidrosis pedum. In 60 Blut-
proben, 30 von Hautstellen, die völlig normal empfindlich waren und
keinerlei Veränderungen zeigten, 30 von leprös afficirten Hautregionen,
fanden sich reichlich Leprabac. in und ausserhalb von Leukocyten.
Joseph (952) berichtet über einen 41jährigen Patienten mit Lepra
tuberös a. Der Kranke war vor 18 Jahren aus Deutschland nach Monte-
video ausgew^andert. Die Affection setzte vor 5^0 Jahren mit einem roth-
braunen Fleck an der Streckseite des rechten Oberschenkels ein. October
1893 stellte sich bei dem stark passive Päderastie treibenden Patienten ein
eitriger Ausfluss aus dem Anus ein, welche zunahm unter Sj^mptomen einer
Mastdarmstrictur. Aus dem Status interessirt letztere, welche J. nicht an-
*) Es erscheint mir nicht eiwicKen, dass die betreffenden Bac. wirklich Le-
prabac. waren. Warum konnten sie nicht Tuberkelbac. sein? Auch diese
liegen bisweilen in Häufchen. Baunigarten.
**) Mir ganz aus der Seele gesprochen! (Vgl. meine obigen Bemerkungen zu
dem Referat über die Abhandlung von Blaschko). Baunigarten,
t) Vgl. Referat No. 939 p. 376. Red.
376 Leprabacillus. Casuistische Mittheilungen. „Ai'nhum" und Lepra.
steht nach Analogieschlüssen an anderen Organen, vor allem des Kehl-
kopfes, für eine lepröse Strictur zu erklären. Vielleicht ist die Päderastie
schuld an der leprösen Infection. Weiter macht J. aufmerksam auf die
Tliatsache, dass die Lepra hier einen in guten äusseren Verhältnissen
lebenden Herrn befallen. Die Therapie hat sich bislang als machtlos er-
wiesen. Durch irrthümliche Diagnose hatte Patient eine Zeit lang auch
unter Quecksilbercur — gleichfalls mit negativem Ergebniss — gestanden.
J. fordert zum Sclüusse bei der wachsenden Lepragefahr die Errichtung
einer Leproserie und eine internationale Kegelung der Internirung Lepröser.
Blaschko (939) berichtet ausführlich über einen am 1. October 1895
in der Berliner medicinischen Gesellschaft vorgestellten Leprösen. Es han-
delt sich um einen Fall von Lepra maculosa mit ausgebreiteten
nervösen Symptomen. Aus dem Status sei hervorgehoben, dass die
linke Augenbraue unversehrt war, die rechte zeigte, wo das Exanthem
hineinragte, eine Rarefication, doch keinen completen Haarschwund. v.Bebg-
MANN hatte auch auf Grund der erhaltenen Augenbrauen seine Zweifel an
der Diagnose wiederholt geäussert. Blaschko erhärtete die Diagnose durch
Bac. -Nachweis in einem excidirten Stückchen eines Astes des nv. supra-
orbitalis und macht v. Bergmann aufmerksam auf eine Reihe Widersprüche
in früheren und späteren Aeusserungen von ihm zur Symptomatologie und
Diagnostik der Lepra.
Brasch (939) berichtet über einen 49^/2Jährigen Zinkgiesser, bei dem
die Diagnose offen bleibt, ob Syringomyelie ob Lepra. Es handelt sich um
einen Mann aus Ostpreussen mit Vitiligo und progressivem Muskelschwund.
Blaschko schliesst Lepra aus, weil auf der nicht anästhetischen Seite die
vitiliginosen Flecke keine Spur einer Sensibilitätsstörung aufweisen.
Zambaco-Pascha (968) versucht das Ainhum — wie früher die
MoBVAN'sche Krankheit — als eine Specialform der Lepra hinzustellen.
Anknüpfend an einen Fall von Bkun (Beyrut), welcher neben Abschnürung
der 5. Zehe auch Verlust der 2.-4., sodann trophische Veränderungen (der
Oberhaut, Nägel, Phalangen) vasomotorische, sensible und motorische Stö-
rungen aufwies, von Brun aber wegen des Fehlens der klassischen Symp-
tome der Nervenlepra als eine merkwürdige Form voi;i dem (bisher in
Syrien unbekannten) Ainhum aufgefasst war, behauptet er das häufige
Vorkommen einer ganz local bleibenden, „monosymptomatischen" Form
von mutilirender Lepra, die nicht blos an der fünften Zehe, sondern an allen
und auch an den Fingern vorkommen soll. Da in den abgeschnürten Gliedern
niemals Bac. gefunden werden, ebensowenig wie bei der mutilirenden Lepra,
so fehlt das einfachste und durchgreifendste Charakteristicum zur Entschei-
dung der Frage. Z. führt andererseits v. Düking'*', Collas, Corre und
GuYOT, DU Silva, Amarol, und dos Anjos an, welche ähnliche Fälle von
ainhumähnlicher Lepra beschrieben haben. Er zeigt an dem bekannten
(im internationalen ,Atlas seltener Hautkrankheiten' abgebildeten) Falle
von V. DüRiNG, wie hier die Krankheitsbilder der Lepra sich mit denen der
+) Jahresber. X, 1894, p. 317. Red.
Leprabacillus. Casuistisclie Mittheilungen. Lepra visceralis. 377
Sklerodactylie und des Ainhum (sklerotischer, abschwärender Ring an der
Fingerbasis) vermischen und weist andererseits nach, dass nicht alle euro-
päischen Fälle von Ainhum den abschnürenden sklerotischen Ring, dagegen
echte Leprasymptome nervöser Natur gezeigt haben. Z. geht aber nicht
blos so weit, alle diejenigen Fälle von sog. Ainhum der Lepra zuzureihen,
die ausser den 3 klassischen Symptomen des afrikanischen Ainhum (Loca-
lisation an der 5. Zehe, Benignität, Mangel von Allgemeinsymptomen) an-
dere Nervenstörungen aufweisen, sondern behauptet, auf einen an einer
Sudanesin in Konstantinopel beobachteten Fall von Ainhum gestützt, dass
auch das Ainhum der Nagos-Neger nichts als eine abgeschwächte, locali-
sirte Lepra sei^.
V. Reisner (960) giebt im Anschluss an Arning's Veröffentlichung
über Lepra visceralis^ eine kurze Mittheilung über die Sectionsergeb-
nisse im städtischen Leprosorium zu Riga. In den vorgeschritteneren Fällen
der Erkrankung an Lepra tuberosa fanden sich regelmässig specitische,
lepröse Veränderungen in der Leber, in der Milz. In den Lungen war trotz
schwerer Veränderungen der Nachweis desLeprabac. nicht geglückt. Nieren
und Pancreas ohne specitische Veränderungen. Eine miliare Form der
Lepra visceralis fand sich so wenig, wie eine miliare Form der Lepracuteos.
Die erkrankten Organe zeigten beständig den Typus der breiten Infiltration
des subepitheliälen Bindegewebes (?); auch auf der Haut sassen die oft
miliaren Knötchen als secundäre Eruptionen auf breiten Infiltraten. Verf.
giebt genauere Protokolle über 3 Sectionen. Das Interesse liegt in den
Darmbefunden. Im 1. Falle im Colon und Ileum zahlreiche, 2-3 cm lange
Geschwüre, rundlich, flach mit scharfem, reactionslosem Rand. In den Lungen
keine Tuberkulose. In den beiden anderen Fällen dagegen ausgebreitete
Lungentuberkulose. Im Dickdarm beidemal Geschwüre mit wulstartiger
Verdickung und bläulich-rother Verfärbung der Geschwürsränder. Den
mikroskopischen Unterschied zwischen dem leprösen Geschwür im ersten
Fall und den tuberkulösen Ulcera im 2. Fall fixirt Verf. dahin: im Fall 1
flache Infiltration, keine Verkäsung, wenig Neigung zu regressiver Meta-
morphose. Zahlreiche einzelliegende Bac. und Bac. - Haufen , keine Riesen-
zellen. Fall 2 : keine Bac, zahlreiche Riesenzellen, miliare Knötchen mit
centraler Verkäsung, Fall 3: einzelne Bac. und Riesenzellen. Letzteren
legt Verf. weniger grossen Werth für die differentielle Diagnostik bei,
wichtiger dünkt ihn der Umstand, dass dieLeprabac. schon in l*/.j Minuten
den Farbstoff in kalter Lösung genügend stark aufnehmen, um der Ent-
färbung mit 25*^/0 HNO.j zu widerstehen, während Tuberkelbac. ebenso
viele Stunden erfordern*.
') Die letztere Behauptung geht für den licntigon Staml unserer Kenntnisse
oüenbar zu weit; sie könnte nur durch den Nnchwois von Loprabac. bei affi-
cirten Nagos-Negern exact bewiesen werden. Die .scharfe Kritik der ainhuni-
ähnüchen Fälle in Europa und die Aufdeckung lepröser Symptome bei don-
f) Jahrosber. I, 1885, p. 95. Ref. — «) Jahresber. I, 1885, p. 96. Ref.
=») Jahresber. VII, 1891, p. 665. Ref. — •*) Jahresber. I, 1885 p. 97. Ref
"*) Jahresber. VI, 1890, p. 267. Ref.
398 Tuberkelbacillus. Färbungsmethoden
zur Unterscheidung von Sraegmabacillen. Fettgehalt.
Nachförben mit halb mit Wasser verdünntem alkoholischem Methylenblau.
Sind noch rothe Bac. vorhanden, so sind diese als T.-B. anzusprechen. Walx.
Bunge und Trantenroth (993) prüfen in eingehender Weise, wieweit es
möglich ist, Tuberkel- undSmegmabac. durch Färbungsmethoden
zu unterscheiden. Sie besprechen die Fundorte der Smegmabac, welche
über die ganze Korperoberfläche verbreitet vorkommen und die Natur ihrer
Säurefestigkeit, die sich nicht auf einen „Fettmantel" beziehen lasse, son-
dern vielleicht durch die Aufnahme von Fettsäuren in den Bac.-Leib selbst
bedingt sein könnte. In 7 spontan gelassenen ürinen fanden sich Smeg-
mabac, zum Theil in Häufchen; sie fehlten, wenn der Harn von denselben
Patienten mit dem Katheter entnommen wurde. Das Vorhandensein von
Smegmabac. im katheterisirten Urin bildet also zum mindesten eine Aus-
nahme. Morphologisch zeigen sich die Smegmabac. als kurze, plumpe,
kokkenähnliche Gebilde bis zu schlanken, langen, geraden oder leicht ge-
krümmten Stäbchen, auch Stäbchen mit Körnelung kommen vor. Es dürfte
sich danach nicht um eine einheitliche Art von Mikroorganismen handeln.
Bezüglich der Tinctionsverfahren werden zunächst solche mit und ohne
Verwendung von Alkohol geprüft. Säuren allein sind zur differential-dia-
gnostischen Färbung unbrauchbar. Was den Alkohol als entfärbendes
Princip betriift, so zeigt sich, dass die entfärbende Kraft desselben proportional
mit seiner Concentration zunimmt. (Beachtenswerth ist eine Beobachtung
der Verff., aus der herauszugehen scheint, dass T.-B. im ammoniakalischen
Harn sich in ihren tinctoriellen Verhalten ändern können, indem sie sich
in Alkohol schnell entfärben). Wurde Alkohol allein benutzt, so waren die
Resultate günstiger als wenn die Präparate zuvor noch mit Säuren behandelt
waren. Der absolute Alkohol erwies sich als brauchbarstes Entfärbungs-
mittel für Smegmabac, aber auch seiner Einwirkung trotzten einzelne Bac.
Darum versuchten Verff. durch geeignete Vorbehandlung der Präparate
den Widerstand der Smegmabac. gegen Entfärbungsmittel herabzusetzen,
indem sie die Präparate in Alkohol und Aether entfetteten und Chrom-
säurebehandlung vorausschickten. Als einzige Methode, die sie nie im Stich
gelassen hat, empfehlen sie:
absol. Alkohol nicht unter 3 Stunden
n'^/f, Chromsäure nicht unter 15 Minuten
Carbolfuchsin
Ac sulf. dil. 2-3 Minuten
conc. alkohol. Methylenblau mindestens 5 Minuten. Askanaxy.
In seiner Histopathologie der Haut hat Ulllia (1139) bereits kurz von
dem Constanten Fettgehalt der Leprabac. und des „Leprabac- Schleims"
Mittheilung gemacht. Nachdem er dieses Resultat durch weitere Prüf-
ungen bestätigt hat\ untersucht er T.-B. auf ihren Fettgehalt. T.-B.-
Culturen reduciren OsO^, wie sich zeigt, wenn man eine frische Glycerin-
agarcultur mit FLEMMiNG'scher Lösung übergiesst und eine Nacht stehen
^) In Uebereinstimmung damit habe ich gefunden, dass die Leprabac. sich
nach der (Fettfärbungs-) Methode von Mabchi und Markscheidenfärbung von
Weigekt schwarz färben. Ref.
Tuberkelbacillus. Fettgehalt. Chemische Zusammensetzung. 390
lässt: Der Bac.-Belag erscheint dann schwarz auf weissem Grunde. Kocht
mau die Culturen zuvor in Alkokol oder Aether oder einem Gemisch von
beiden, so nehmen sie dann nur eine bräunlich-gelbe Lehmfarbe an, wohl
nur noch einer Färbung- des Bacterienplasmas entsprechend. Untersucht
man die osmirten Culturen mikroskopisch, so erscheinen die einzelnen Bac.
und auch die kokkenähnlichen Körner in denselben geschwärzt. — U. führt
nun die Säurefestigkeit der Lepra- undT.-B. auf ihren Fett-
gehaltzurück. Im Einklänge damit steht die Erfahrung, dass alkalische
Farbstoiflösungen die Färbung der in Eede stehenden Bac. erleichtern, in-
dem sie die Benetzbarkeit der Eiweissmoleküle^ erhöhen. Die als wirk-
same Zusätze bekannten Körper, wie Anilin, Phenol u. s. w., zeichnen sich
durch die Eigenschaft aus, dass sie sich auch mit fetten Flüssigkeiten
mischen. Die leichtere Tingibilität der Bac. bei Erhitzung der Färbungs-
mittel ist auf dieser Basis ebenfalls verständlich. Und auch die Resistenz
der Bac. gegen die entfärbende Kraft der Mineralsäuren erklärt sich da-
durch, dass sie, gerinnungserregend, die Benetzungsfähigkeit des Bacterien-
leibes aufheben oder stark vermindern. — In einem Zusätze zu diesem
Aufsatze wird weiter erwähnt, dass nach den Untersuchungen Delbanco's
der Fettgehalt in allen T.-B.-Culturen abzunehmen scheint. Ferner stellte
sich bei der specifischen Färbung zweier sonst ganz gleich behandelter
Ausstrichpräparate einer T.-B.-Cultur heraus, dass das in heissem Aether
entfettete Präparat entfärbte Bac. aufwies, während das Controlpräparat
noch recht gut gefärbt erschien. — U. stellte schliesslich Agarstäbchen von
der Dicke der gewöhnlichen Urethralbac. her, die theils aus einfachem Agar
bestanden, theils 10"/q Fettzusatz (Kokosöl, Cacaobutter, Adeps lanae) ent-
hielten. Ein Stäbchen jeder Art wurde eine Nacht hindurch in Carbol-
fuchsin gefärbt. Wurden sie dann mit verdünnter Salpetersäure Über-
gossen, so entfärbte sich das fettfreie in 10 Minuten vollkommen, während
das fetthaltige noch ebenso dunkelroth gefärbt blieb wie zuvor. In thera-
peutischer Hinsicht weist U. darauf hin, dass man Antiparasitica gegen
Lepra und Tuberkulose in fettlösenden Vehikeln z. B. als ölige Injectionen
in Anwendung bringen solle, und dass der Fettgehalt dieser Mikrobien auch
die gute Wirkung der Hitze verständlicher mache. Äskanaxy.
V. Schweiiiitz und Borset (1 126) haben in dem , Journal of the Ame-
rican Chemical Society' im August 1895 einen Aufsatz über die Zusam-
mensetzung der T. -B. veröffentlicht, in dem die wahrscheinliche Com-
jjosition der in den Bac. enthaltenen beträchtlichen Fettmengen angegeben
ist. Getrocknete T.-B. bestanden zu 37*^/o ihres Gewichtes aus Fett. Ge-
nauere Untersuchungen lassen Verff". nun Folgendes erkennen: Die Fette
der T.-B. enthalten vorzugsweise Palmitinsäure, wenig von einer flüch-
*) Den Fettgehalt der T.-B. und die Abhängigkeit der specifischen Färbung
von demselben haben Klebs (s. unten) und Unna unabliängig von einander auf-
gefunden. Ref. niöclite daran erinnern, dass Gewobaschnitte aus MüLLER'scher
Flüssigkeit nach der Tuberkel- und Leprabac. -Färbung ausser den genannten
Bacterien öfters noch rothgefärbto Fettzellen und ev. rothtingirte Markscheiden
an den Nervenfasern erkennen lassen. Ref.
400 Tuberkelbacillus. Chemische Zusammensetzung. Immunisirende
Wirkung gewisser StotFwechselproducte. Züchtungsverfahren.
tigen Fettsäure, der die T.-B.-Culturen ihren charakteristischen Geruch
verdanken sollen, ferner Säuren, in denen nach dem Schmelzpunkt Laurin-
und Arachinsäure vermuthet werden. Askanaxy.
Klebs (1062) berichtet, dass mit seinem aus der Flüssigkeit der T.-B.-
Culturen hergestellten Antiphthisin in Nordamerika ausgedehnte Ver-
suche angestellt und günstige Resultate erzielt sind. An Thieren versuchte
er die Bedingungen für die besten Erfolge zu studiren. Er bespricht:
I. Die chemische Zusammensetzung der T.-B. Die T.-B. ent-
halten:
1. fettige Substanzen in grosser Menge und zwar durch Aether extra-
hirbares, festes, rothgefärbtes Fett, bei 42^ C. schmelzend, zu 20,5^/^, der
Gesammtmasse der Bac. und ein in Aether unlösliches, durch Benzol extra-
hirbares, festes, weisses Fett zu l,14^/o. Die speciftsche Färbung ist an
das Fett gebunden, denn das extrahirte Fett giebt dieselbe Reaction und
die entfetteten T.-B. haben ihr Färbevermögen verloren. Die sog. degene-
rirten, nur noch einzelne fetthaltige Körner aufweisenden Bac.-Formen
sind als atrophische T.-B. zu bezeichnen;
2. den grössten Theil des Bac. - Inhaltes ausmachend, Nuclein mit
8-9°/o Phosphor. Weder die Fette noch das Nuclein des Bac.-Leibes be-
sitzen heilende oder immunisirende Eigenschaften;
3. durch Glycerinwasserextrakt nachweisbare Substanz, von der noch
zu entscheiden ist, ob sie einfach ist oder nicht, ob sie insgesammt immuni-
sirend wirkt oder nur immunisirende Fermente enthält.
II. Die Imraunisation der Tuberkulose. Durch Anwendung ge-
wisser Producte der T.-B. soll dem Organismus eine specifische Wider-
standskraft verliehen werden. Solche Immunisirungsversuche führte er
mit todten T.-B., welche den Verlauf der Infection zu verzögern schienen,
und mit wässrigem Glycerinextract der T.-B. aus; letzteres bringt „einen
hohen Grad von Immmiisation " zu Wege und ist auch beim Menschen ver-
werthbar (7,5 g auf 50 kg würden ausreichend sein, um einen Erwachsenen
für mehr als 3 Monate zu immunisiren).
III. Die Bac.-tödtende Wirkung des Antiphthisin.
Das Antiphthisin ist nicht im Stande, T.-B. in 2-3 Tagen zu tödten, be-
wirkt aber eine Abschwächung der Infectionsfähigkeit so behandelter Bac;
die Tuberkelentwicklung erscheint dann verzögert. Äskanazy.
Dulbois (1014) fängt pleuritisches oder peritonitisches Exsu-
dat, das virulente T.-B. enthält, aseptisch in ßeagensgläsern auf; zu jedem
Gläschen werden je 2 ccni nicht sterilisirten Kaninchenserums mit 7 "^/o
Glykose und 2 ^jo Glycerin zugesetzt. Dieser Zusatz wird täglich so lange
wiederholt, bis so viel Serum zugesetzt ist als Exsudat verwendet wurde.
Die Gläschen werden im Thermostaten gehalten. Nach 12-14 Tagen erkennt
man schon die angegangenen Culturen ; von diesen kann man dann nach der
gewöhnlichen Art auf glyko-glycerinirte feste Nährböden überimpfen.
Tangl.
V. Schweinitz und Dorset (1127) bringen einige neue Mitthei-
lungen über den T.-B. Eine von den Verff. unternommene Versuchs-
Tuberkelbacillus. Wachsthum auf sauren Nährböden. 401
Einfluss von Luft und Sonnenlicht auf Entwicklung und Virulenz.
reihebeschäftigtsichmitdemWachsthumdesT.-B. auf säurehaltigen
Nährböden. Zur Ansäuerung der Nährböden diente Salzsäure von einem
bestimmten Normalgehalt. Verff. folgern aus ihren Versuchen, dass der
T.-B. sich leicht an säurehaltige Ernährungsflüssigkeiten gewöhne, dass
er sich überhaupt leicht an veränderte Lebensverhältnisse anpasse, und
selbst durch eine kleine Menge freier Salzsäure in seinem Wachsthum nicht
beeinflusst werde. Ferner heben Verff. hervor, dass unter gewissen Ver-
liältnissen von den Keimen selbst eine gewisse giftige Substanz erzeugt
werde, die ihrem eigenen Leben schädlich sei. Ä. Eber.
01)ici (1099) hat untersucht, welchen Einfluss andauernde Luft-
ströme auf die Entwicklung und die Virulenz des T.-B. haben.
Er hat die Bac. in Fleischbrühe, auf Glycerinagar und in Serum gezüchtet
und mit der FiscHEß'schen Pumpe einen continuierlichen Luftstrom über
die Nährböden streichen lassen. Der Luftstrom hatte erst ein U-Rohr mit
Sublimat durchtränkter Watte und dann ein solches mit sterilem destillirten
Wasser zu passiren. Verf. konnte feststellen, dass unter diesen Umständen
die Bac. ungemein schnell wuchsen. Trambusti.
Obici (1100) prüfte den Einfluss des Luftstromes auf das Wachs-
thum der T.-B., indem er nach einer im Original genauer geschilderten
Methode sterilisirte, erwärmte und feuchte Luft durch die Culturröhren
streichen Hess,- Er beobachtete einen günstigen Einfluss auf die Ent-
wicklung der T.-B., auch wenn die letzteren schon abgeschwächt waren.
Weitere Mittheilungen über die Virulenz und toxischen Producte derartig
gezüchteter Bac. werden in Aussicht gestellt. Askanaxy.
Migneco (1090) untersuchte die Wirkung des Sonnenlichtes auf
die Virulenz der T.-B. Er überstrich Leinentücher und Wollstoffe mit
tuberkulösem Sputum und setzte diese auf Rahmen gespannter Stoffe im
Garten dem directen Sonnenlicht während der heissesten Tagesstunden (in
Catania) aus. Nach einem gewissen Zeitraum wurden Streifen herausge-
schnitten, angefeuchtet und Meerschweinchen wie ein Haarseil unter die
Haut inoculirt. Aus den tabellarisch zusammengestellten Experimenten^
ergiebt sich, dass die T.-B., die durch Sputis auf Leinen- und Wollstoffe
gelangen, dem Sonnenlichte nicht länger als 24-30 Stunden widerstehen.
Die Virulenz der Bac. schwächt sich allmählich nach 10-15 Stunden ab.
Askanaxif.
Babes und Proca (975) stellten Untersuchungen über die Wirkung
der T.-B. und über „gegenwirkende" Substanzen an. Sie be-
sprechen in der Einleitung die Wirkung des Tuberkulin und die bisherigen
Versuche, dessen Wirkungsweise zu erklären. Die Kenntniss der Toxine
des T.-B. hat nicht nur theoretisches Interesse, sondern eröffnet vielleicht
auch einen AVeg, die Tubei'kulose wirksam zu bekämpfen. Verff'. theilen
Versuchsreihen mit, die folgende Fragen aufzuklären bestimmt sind:
') Die ungleiche Zahl und Vertheilung der T.-B. im Simtuni bezeichnet Verf.
selbst als ein Moment, welches die Analyse der experimentellen Resultate er-
schwert. Ref.
Baumga vten's Jahresbericht XII 26
4Ö2 Tüberkelbacillus. Wirkung der Tuberkulosetoxine
und des antituberkulösen Serums.
I. Ueber die Wirkung der Tuberkulosetoxine auf die durch todte Bac.
gesetzten Krankheitsheerde. Die Ergebnisse dieser Experimente sind: 1. Der
Körper wird nach Einverleibung todter T.-B. gegen Tuberkulin emptind-
lich. 2. Nicht nui' Tuberkulin, sondern auch eine abermalige Einbringung
todter Bac. erzeugt eine Tuberkulinreaction. 3. Die localen Veränderungen
nach subcutanen Injectioneu todter T.-B. heilen unter Tuberkulineinspritz-
ungen. 4. Unter dem Einflüsse des Tuberkulin können die todten Bac. aus
dem localen Heerde in die Circulation gelangen und in verschiedenen inneren
Organen tuberkelähnliche Knötchen hervorbringen. 5. Nach Injection
grösserer Mengen todter T.-B und von Tuberkulin tritt öfters der Tod unter
den Erscheinungen von Lungenhyperämie ein. 6. Die todten Bac. wirken
nicht bloss durch ihren Tuberkulingehalt (cf. Abscessbildung etc.).
II. Ueber die Wirkung der Tuberkulosetoxine auf lebende T.-B. —
Wie reagirt ein mit Tuberkulin oder todten Bac. vorbehandelter Organis-
mus auflebende Bac? Im Gegensatze zu R. Koch und Baumg arten glauben
Verff., dass die Tuberkeltoxine dem Organismus die Fähigkeit verleihen,
gegen die Bac. selbst anzukämpfen, indem sie die bactericiden Eigenschaften
des Körpers steigern*. Bezüglich der Tuberkulinreaction zeigt sich, dass
sie nach Einspritzung todter Bac. schneller eintritt als nach der von lebenden.
Die schädlichen Producte entständen oft erst in den degenerirenden Bac,
so sei es auch bei den T.-B., nach deren Abschwächung durch Tuberkulin
die Toxine zur Wirkung gelangten. Verff. nehmen an, dass die tuberku-
lösen Toxine auf die tuberkulösen Heerde specifisch wirken, wodurch aus
denselben diffusible toxische Substanzen in Freiheit gesetzt werden.
III. Die Wirkung des antituberkulösen Serums. Baees^ hat schon früher
auf die antitoxischen Qualitäten des Serums mit T.-B. oder ihren Toxinen
behandelter Organismen hingewiesen. Das antitubevkulöse Serum wirkt in
kleinen Dosen ungünstig, in grösseren Dosen wiederholt angewandt, günstig,
indem es den Infectionsprocess verlangsamt. Das Serum enthält bactericide
und antitoxische Stoffe, ferner solche, welche eine Auflösung und ein Frei-
werden wirksamer Substanzen aus den tuberkulösen Heerden bewirken,
endlich regt es den Organismus zur Bildung antituberkulöser Stoffe an.
Die bactericide Wirkung verräth sich dadurch, dass T.-B., die in das anti-
tuberkulöse Serum eingebracht werden, vom 1 2. Tage an schwächer wirken
und am 14. Tage ihre Lebensfähigkeit und Virulenz eingebüsst haben**.
Schwammen die Bac. jedoch auf die Oberfläche des Serum, so blieben sie
lebensfähig und virulent***. Die antitoxische Wirkung äussert sich in der
Art, dass Tuberkulin, mit dem Serum gemischt, bei Tuberkulösen kein
Fieber erzeugt. Die dazu noth wendige Serummenge sei aber wechselnd und
1) Jabresber. IX, 1893, p. 735. Ref.
*) Diese Hypothese wird aber durch das Verhalten der T.-B. im Körper
tuberkulöser, mit Tuberkulin behandelter Thiere in keiner Weise gestützt.
Baumgarten.
**) Sind Controlversuche mit gewöhnlichem Serum gemacht? Baumgarten.
***) In den tieferen Schichten des Serums wachsen bekanntlich die T.-B.
nicht, sterben wegen Aufhebung der für ihr Leben wahrscheinlich nöthigen
Assimilitionsprocesse allmählig ab und werden somit unwirksam. Baumgarten.
Tuberkelbacillue. Wirkung des Tuberkulins auf die Milchproduction. 403
Diagnostischer Werth des Tuberkulins.
bei gTossen Tuberkiüindosen genügt auch der Zusatz einer lOOfachen Serum-
menge nicht, um das typische Fieber zu verhindern. 80 hat die Behandlung
mit „paralysirtem Tuberkulin" bisher kaum einen praktischen Werth, mit
dem antituberkulösem Serum sei die Behandlung aber doch nicht aussichtslos.
In den Schlussbetrachtungen ergehen sich Verlf. in allgemeinen Reflexionen
über den tuberkulösen Process mit Berücksichtigung der Tuberkeltoxine.
Askanazy.
Fal)er und Fehsenmeier (1019) gelangten bei ihren Untersuchungen
über den Einfluss der Tuberkulinimpfung auf die Milchmenge
bei Kühen zu folgenden Resultaten: 1. Bei Kühen, welche auf die Impf-
ung mit Tuberkulin unzweifelhaft reagiren, kann eine vorübergehende
Abnahme der Milchmenge eintreten. Die Schwankung ist aber in wenigen
Tagen mit dem Verschwinden des Fiebers ausgeglichen. 2. Die Impfung
mit Tuberkulin hat bei Külien, welche nicht reagirt haben, und bei solchen,
welche Temperaturerhöhungen bis zu 1,2 ^C. aufweisen, in der Regel keiner-
lei Einfluss auf Menge und Qualität der Milch. — B. Müller (1093) impfte
12 Milchkühe mit Tuberkulin, wovon 10 reagirten. Das gesammte Milch-
quantum aller dieser Kühe fiel durch 3 Tage um täglich 5 1, die Milch-
quaÜtät blieb unverändert. Er zieht hieraus die gleichen Schlüsse, wie die
vorigen Beobachter. — Zu ähnlichen Beobachtungen gaben die Impfver-
suche von Möbius und Noack (1092) Gelegenheit ^ Johne.
Auch v.Schweinitz (1125) untersuchte die Wirkung von Tuberku-
lininjectionen auf die Milch von gesunden und kranken Kühen.
Es wurden 1 gesunde, 2 off'enbar kranke und 8 mittels der Tuberkulinprobe
als tuberkulös erkannte Kühe zu den Versuchen verwandt. Bei der ge-
sunden Kuh trat eine Veränderung in der Menge des Milchfettes nicht ein.
Diebeiden offenbar kranken Kühe zeigten zwar keine Temperatursteigerung
wohl aber eine entschiedene Abnahme des Fettgehaltes der Milch nach der
Injection. Bei den letzten 8 Kühen endlich hielt das Schwinden des Milch-
fettes mit der Temperatursteigerung gleichen Schritt. Verf. setzt die Ver-
minderung des Fettgehalts zwar zum Theil mit auf Rechnung des Fiebers,
hält dieselbe aber anderseits ebenso wie die Temperatursteigerung selbst
für ein wichtiges Hilfsmittel zu Erkennung der Tuberkulose. ^-1. Eber.
Grrasset und Tedel (1034) haben, bis jetzt allerdings nur in einer
geringen Zahl von Fällen, sehr günstige diagnostische Resultate
mit Tuberkulin erhalten. Sie glauben, dass das Tuberkulin in dieser
Hinsicht in Miscredit gekommen ist, weil es in zu hohen Dosen angewandt
wurde, und verwenden "^/lo'^'io ™& ^^^ ®^^® erste, ^/jq mg für eine zweite
Injection und glauben, dass dadurch die Unschädlichkeit eine viel sichere
ist als bei höheren Dosen. Bei weit vorgeschrittenen Stadien der Krankheit
tritt keine Reaction auf diese kleinen Dosen ein, auch ist Syphilis (Lepra
und Actinomykose) wegen eventueller Reaction auszuscliliessen. Wah.
*) Die Milchabnahme ist nicht als eine specifische Wirkung des Tuberkulins
'/.u betrachten, da bei fieberhaften Zuständen jeder Art bei Milchkühen steif
die Milchsecretion nachUisst. Ref.
26*
404 Tuberkelbacillus. Diagnostischer "Werth des Tuberkulins.
Heilwirkung desselben.
Kaatzer (1056) hat trotz der allgemeinen Depression die Tuberkulin-
Behandlung seit 5 Jahren fortgesetzt, wie er glaubt mit günstigem Resul-
tate. Er hält sie bei richtiger Individualisirung und so lange keine Compli-
cation besteht, für erfolgreich, durch Combination mit anderen Methoden
werde die Heilung der Tuberkulose rascher, sicherer und angenehmer als
früher herbeigeführt. Der abweisende Standpunkt gegenüber der Tuber-
kulinbehandlung sei daher nicht gerechtfertigt*. Walz.
Saildberg: (1117) kommt zu dem Schlüsse, dass Tuberkulin ein
werth volles MittelfürdieDiagnose von Tuberkulose in der chirurgischen
Praxis ist. Therapeutisch will er es anderen Methoden nicht vorziehen.
Seine Erfahrungen gründen sich auf 13 Fälle. Kanihach.
Fiorentiiii, Francesclii und de Capitani (1022) haben, um die Ver-
wendbarkeit des Tuberkulins als diagnostisches Mittel bei
Tuberkulose der Thiere zu beweisen, Injectionen bei einer Anzahl Rindern
gemacht, die wenige Tage nachher auf dem Viehhof geschlachtet wurden,
so dass die Diagnose gut zu controlliren war. Sammtliche Thiere reagirten
stark auf die Injection und wurden tuberkulös befunden. Trambusti.
Well)er (1147) erstattete im Namen einer von der Academie eingesetzten
Commission Bericht über den Werth des Tuberkulins als diag-
nostisches Mittel der Rindertuberkulose. Erst seit wir im Besitz
des Tuberkulins sind, ist man im Stande, eine Statistik über die Häufigkeit
der Tuberkulose aufzustellen; in manchen Gegenden Frankreichs ist die
Zahl der tuberkulösen Thiere 5^/o, in anderen Ländern noch höher. Der
Einwand, dass die Injection mit Tuberkulin gesunde Thiere tuberkulös
machen könne, ist durch die Art der Herstellung hinfällig. Dass bei manchen
durch die Autopsie als tuberkulös erkannten Thieren keine Reaction eintritt,
ist feststehend, aber dies ist nur bei so hohen Graden der Tuberkulose der
Fall, dass dieselben leicht durch klinische Untersuchungsmethoden erkannt
werden. Anerkanntermaassen wirkt das Tuberkulin um so stärker, je ge-
ringer der Process ist. Dass das Tuberkulin auch bei gesunden Thieren die
Reaction hervorrufe, ist unrichtig, denn bei genauester Untersuchung finden
sich immer tuberkulöse Heerde, wenn auch in geringem Grade. Dass nicht
tuberkulöse Aflfectionen die Reaction hervorrufen können, ist ebenfalls nicht
richtig; dass das Tuberkulin die Verbreitung der Tuberkulose im Körper
begünstige, trifft, für das Rind wenigstens, nicht, oder jedenfalls nur in ganz
unwesentlichem Grade zu. Dass endlich eine erste Injection die Reaction
auf eine zweite verhindere, ist nur für die erste Zeit richtig. Nach 1 Monat
tritt die Reaction wieder prompt ein. Das Resume ist, dass das Tuberkulin
ein werthvolles Mittel für die Diagnose der Rindertuberkulose ist und dass
es vortheilhaft ist, seinen Gebrauch zu empfehlen. Wah.
*) Der zustimmende Standpunkt kann aber durch so unzureichende Beweise,
wie sie K. beibringt, nicht gestützt werden, während „der abweisende Stand-
punkt" nicht bloss in den zahlreichen Misserfolgen am Krankenbett, sondern
auch in den gegen den Heilwerth des Tuberkulins ausgefallenen thierexperi-
mentellen Erfahrungen wohlbegründet ist. Baumyarten.
Tuberkelbacillus. Bedeutung des Tuberkulins für die Diagnostik 405
der Rindertuberkulose und seine Verwendung zur Bekämpfung derselben.
Kitt (1061) hat nach dem Vorgang-e von Malm^ Versuche mit intra-
venöser Tnberkulinimpfung gemacht und sie empfehlenswerth für
diejenigen Fälle gefunden, wo es sich um eine raschere Eeaction handelt.
Die Injection lässt sich in den oberen ^/., Theilen der V. Jugularis mittels einer
Pravazspritze mit einer etwas stärkeren Canüle leicht und gefahrlos aus-
führen. Zur Injection wurden theils 0,3-0,5 Höchster Tuberkulin (wie üb-
lich verdünnt), theils 2 ccm Rohtuberkulin (mit 3 ccm Wasser verdünnt) ver-
wendet; die Reactiou trat bei den morgens zwischen 7 und 8 Uhr geimpften
Kühen schon in typischer Weise zwischen 12 und 5 Uhr Nachmittags auf. Die
Impfung wurde bei 9 Kühen vorgenommen und durch die folgende Section
controlirt. 4 mittelgradig tuberkulöse Rinder hatten deutlich und prompt
reagirt; eine schon vorher fiebernde tuberkulöse Kuh reagirte nicht; bei
einem schon klinisch deutlich erkennbar hochgradig tuberkulösen Rind trat
nur eine minimale, bei einem ebenfalls schon vorher fiebernden klinisch
tuberkulösen Rinde eine unsichere Reaction ein. Zwei vollständig tuberkel-
freie Rinder reagirten gar nicht. — Interessant ist hierbei, dass eine mit
Hühnertuberkulose subcutan geimpfte Kuh, welche käsig-eitrige Hautknoten •
acquirirt hatte, ebenfalls auf Tuberkulin reagirte.
Injectionen von Mallein und Geflügeltuberkulin, welche nicht das spe-
cifische Tuberkulin enthielten, riefen bei intravenöser Injection erst Re-
actionen bei Dosen von 10-45 ccm hervor.
K. hat zugleich die Beobachtung gemacht, dass sich das einfache, nicht
eingedickte Rohtuberkulin noch nach ^/.^ Jahre gleich wirksam zeigte.
Joh7ie.
Ueber die Bedeutung des Tuberkulins für die Dias:uostik der
Rindertuberkulose und seine Verwenduuf? zur rationellen Be-
kämpfiini^ derselben (979) lagen dem G. internationalen thierärzt-
lichen Congress eingehende Berichte von Bang, Hess und Sbmmer vor.
Während Hess und Gtuillebeau vor der Anwendung des Tuberkulins des-
halb warnten, weil es die Tuberkulose steigere und zur acuten Miliartuber-
kulose führe, schilderte Bang die günstigen Erfolge, welche mit der in
grossartigem Maassstabe durchgeführten Tuberkulinimpfung in Dänemark
gemacht worden seien. Unterstützt wurden seine Angaben durch die Mit-
theilungen Nocarb's, Malm's, Butel's, Feser's, Hutyra's u. A. Es ge-
langten in Folge dessen folgende Anträge zur Annahme (S. 885, III):
1. Das Tubeikulin ist ein sehr schätzenswerthes Diagnosticum und kann
die grössten Dienste im Kampfe gegen die Tuberkulose leisten. Es liegt
kein Grund vor, aus Furcht vor einer Verschlimmerung der vorhandenen
Krankheit vor seiner allgemeinen Anwendung zu warnen*. — 2. Der Con-
>) Jahresber. X, 1894, p. 777. Ref.
*) Die Herren Hess und Güii.lebeau, beide sehr zuverlilssigo Beobachter,
werden aber gewiss ihre Gründe gehabt haben, um die erwähnte Befürchtung
auszusprechen (vgl. Annierk. ** auf nächster Seite). Es wäre doch auch schwer ver-
ständlich, warum das 'l'uberkulin, namentlich in grösseren Dosen, auf die K inds-
tuberkulose nicht ungünstig wirken sollte, wäluend es notorisch auf die Tuber-
kulose der Kaninchen und Meerschweinchen ungünstig wirkt. Baiinnjartoi.
406 Tuberkelbacillus. Bedeutung des Tuberkulins für die Diagnostik
der Rinder tuberkulose und seine Verwendung zur Bekämpfung derselben.
gi'ess spricht den Wunsch aus, es möchten die Regierungen die Anwendung
des Tuberkulins in denjenigen Heerden anordnen, in welchen die Tuber-
kulose festgestellt worden ist. Johne.
Bezüglich der diagnostischen Verwendung des Tuberkulins
als Hülfsmittel bei der Tilgung der Tuberkulose unter unseren
Rinderbeständen liegen neben einer Anzahl im Original nachzusehender
casuistischer Mittheilungen von Wedekin(l(l 148), König, Hartenstein,
Schaller, Möbius, Noack, Röder, Prietscli, Haubold und Wilhelm
(1067) und Münzer (1094) eine Reihe Abhandlungen vor, unter welchen
vor Allem die von Bang (977) das höchste Interesse in Anspruch nimmt.
Derselbe schildert die Maassregeln, welche mit Hülfe der Tuberkulinimpf-
ung in Dänemark zur Bekämpfung der Tuberkulose ergriffen worden sind.
Nach den Mittheilungen B.'s sind in Dänemark innerhalb 2 Jahren
53 303 Thiere geimpft worden, von welchen 20 665 = 38,7 ^/^ reagirt
haben. Bei 515 Sectionen ergaben sich 50 Fehldiagnosen (9,7 ^\^ in Be-
zug auf die diagnostische Bedeutung des Tuberkulins*. Das Tuberkulin
kann sonach als ein vorzügliches Mittel zur Erkennung der Tuberkulose
betrachtet werden. In Hinsicht auf die Frage, ob die Tuberkulinimpfungen
bei Tuberkulösen eine Verschlimmerung des Leidens (ein acutes Aufblühen)
hervorrufen, bemerkt B., dass dies nach seinen Erfahrungen nur ganz aus-
nahmsweise vorkommt** und nur für Fälle vorgeschrittener Tuberkulose
zu befürchten ist. Die Anwendung des Tuberkulins ist sonach nicht mit
besonderer Gefahr verbunden. Zur Bekämpfung der Tuberkulose
muss man:
1. Den verdächtigen Bestand mit Tuberkulin impfen, 2. die gesunden
Thiere von den reagirenden trennen, 3. die offenbar erkrankten Thiere
entweder sofort oder nach einer schnellen Mästung schlachten, 3. die Kälber
der reagii'enden, aber sonst anscheinend gesunden oder wenigstens nur
leicht ergriffenen Kühe züchten, 4. dieselben aber sofort nach der Geburt
aus dem inficirten Stalle entfernen, sie in der gesunden Abtheilung auf-
stellen und sie vor weiterer Ansteckung, namentlich durch die Milchnah-
rung, schützen, 5. den Stall der gesunden Tliiere sorgfältig desinficiren und
6. die gesunde Abtheilung jedes Jahr ein- oder zweimal wieder mit Tuber-
kulin impfen, damit man in Stand gesetzt werden kann, solche Thiere schnell
aus dieser Abtheilung zu entfernen, welche trotz aller Vorsichtsmaassregeln
dennoch inficirt worden sind.
Diese Methode begründet sich auf den Anschauungen, dass 1. die An-
steckung die einzige Ursache der Tuberkulose ist***, 2. die Keime nicht überall
zugegen sind, sondern dass die Ansteckung namentlich durch das lange Zeit
fortgesetzte Zusammenleben mit tuberkulösen Rindern, sowie durch die Er-
*) Man sieht also, ein absoluter Werth kommt dem Tuberkulin als Dia-
gnosticum nicht zu. Baumgarten.
**) Also doch, wenn auch nur ausnahmsweise! (Vgl. Anmerkung * auf voriger
Seite.) Baumgarten.
***) Das sagt Bang , obwohl er selbst das Verdienst für sich beanspruchen
kann, zahlreiche Fälle von congenitaler Tuberkulose bei Rindern constatirt
zu haben!! Baumgarten,
Tuberkelbacillus. Bedeutung des Tuberkulins für die Diagnostik 407
der Rindertuberkulose und seine Verwendung zur Bekämpfung derselben.
nährung der Kälber mit roher, von tuberkulösen Kühen gelieferter Milch
entsteht*.
Dass B. den Rath gab, die von den reagirenden, sonst aber scheinbar
gesunden Kühen geborenen Kälber zu züchten, beruht darauf, dass er auf
Grund des statistischen Materiales zu der Ueberzeugung gekommen ist,
dass die grosse Mehrzahl solcher Kälber in der That gesund ge-
boren wird**.
Die Statistik über das Alter der in Dänemark mit Tuberkulin geimpften
Rinder ergiebt:
Unter V. Jabr
gesund] reag.
Etwa 1 Jahr
gesund I reag.
Etwa 2 Jahre
gesund j reag.
Erwachsene
gcesundl reagr.
Zahl der Rinder
Procent . . .
6449
84,5
1181
15,5
5310
59,5
3611
40,5
12891 I 12548
50,7 I 49,3
7988 3225
70,6 I 29,4
Die Tabelle zeigt die relative Gesundheit der jüngsten Classe und die
stufenweise Zunahme der Krankheit durch die folgenden Jahre. Die Tuber-
kulose ist somit in der Regel keine angeborene, sondern eine erworbene
Krankheit.
Von angeborener Tuberkulose hat B. 31 Fälle beobachtet; sie spielt
also eine Rolle, aber keine grosse***.
Bezüglich der Ansteckungsgefahr bei der Tuberkulose äussert
sich B. dahin, dass ausser der durch das Zusammenleben der Tliiere be-
dingten Gefahr vor Allem bei den Kälbern in dem Genuss der Milch kranker
Thiere eine grosse Gefahr zu suchen sei. Dass dies in der That der Fall
ist, erhellt aus den in Dänemark gemachten Erfahrungen über den Sitz
der tuberkulösen Aflfection bei Kälbern, welche nach einer Tuberkulin-
reaction gesell laclitet sind. B. hat festgestellt, dass bei ungefähr 70-7 b^j^
tuberkulöser getödteter Kälber Fütterungstuberkulose (d. h. alleinige oder
wenigstens älteste Tuberkulose in den retropharyngealen oder mesenteri-
alen Lymphdrüsen, bisweilen auch in der Darmwand) gefunden wird. Da
aber diese Kälber überwiegend mit Milch gefüttert sind, ist man zweifellos
berechtigt, dieses Nahrungsmittel als Quelle der Infection zu bezeichnen****.
*) Für diese Anschauung liefert aber Bang keinerlei zwingende Beweise.
Batwiffarten.
**) D. h. gesund, soweit die in den Schlachthäusern geübte makroskopische
Untersuchung im Stande ist, eine vorhandene Tuberkulose aufzudecken. Nicht
nur ich, sondern auch Andere, so namentlich unser verehrter Mitarbeiter Joune,
haben aber darauf hingewiesen, dass auf diesem Wege gewonnene negative Re-
RuUato das Vorhandensein versteckter oder in beginnender Entwicklung be-
griffener Tuberkelprocesse nicht ausschliessen. Baumyarten.
***) Bang vermag aber nur die Fälle zu zählen, die zur Zeit der Untersuch-
ung bereits eine makroskopische Entwicklung erfahren und in den der Unter-
suchung leichter zugänglichen Organen etablirt waren. Bäng's Annahme von
der geringen Bedeutung der congenitalen Tuberkulose entbehrt also genügen-
der Begründung. Baumgarten.
****) Diese Schlussfolgorung kann ich nicht acceptiren. Die durch Nahrungs-
infection entstandene Tuberkulose findet sich, nach allen maassgebendcn Experi-
mentalorgebnissen, ganz vorwiegend auch in der Darmachleimhaut.
Baiimgartcn,
408 Tuberkelbacillus. Bedeutung des Tuberkulins für die Diagnostik
der Rindertuberkulose und seine Verwendung zur Bekämpfung derselben.
Bei den Schweinen, welche ja zum grossen Theile mit abgerahmter Milch,
Molke und Buttermilch gefüttert werden, spielt die Fütternngstuberkulose
auch eine hervorragende Rolle. Bei Pferden tritt die Tuberkulose — nament-
lich in Form einer evidenten Fütterungstuberkulose mit Darmgeschwüren
und kolossalen Ablagerungen in den Gekrösdrüsen, bisweilen auch in den
peripharyngealen Drüsen, sowie secundären Ablagerungen in den Lungen
— in Dänemark gar nicht selten auf, was zweifellos mit dem ausgedehnten
Gebrauch der Milch als Mastfutter für junge, zum Verkauf bestimmte Pferde
zusammenhängt*.
Die Tuberkulinuntersuchungen haben es demnächst in hohem Grade
wahrscheinlich gemacht, dass die Sammelmeiereien nicht selten zur Ver-
breitung der Tuberkulose beitragen. Die Lieferanten erhalten nämlich die
abgerahmte Milch zurück, um damit Kälber und Schweine zu füttern, und
sie erhalten selbstverständlich nicht ihre eigene Milch, sondern einen Theil
der gesammelten Milchmenge. Findet sich nun unter den anderen Liefe-
ranten einer, welcher tuberkulöse Milch liefert, so ist die Gefahr vorhanden,
dass auf diese Weise die Tuberkulose in einen bisher gesunden Bestand
eingeschleppt werden kann. Und dass solches in der That geschieht, dafür
spricht die nicht ganz selten gemachte Beobachtung, dass bei der Tuber-
kulinprobe alle erwachsenen Rinder eines Bestandes gesund gefunden werden,
während einige Kälber oder Färsen reagirten.
Aus den erwähnten Beobachtungen geht hervor, dass die inficirte Milch
eine sehr grosse Rolle für die Verbreitung der Tuberkulose spielt**. Glück-
licher Weise besitzen wir ein leicht zu verwendendes und sicheres Mittel
hiergegen in dem Kochen (bezw. hochgradigem Erwärmen) der Milch. Am
ersten Lebenstage kann das Kalb jedoch nur mit Schwierigkeit das Colo-
strum entbehren, vom zweiten Tage an wird aber die gekochte Milch vor-
züglich vertragen.
Die bei Tuberkulinimpfungen gesammelten Erfahrungen haben mit aller
Evidenz dargethan, dass die Befolgung des einfachen Rathes, die Milch
immer im gekochten (bezw. hoch pasteurisirten) Zustande zu geben, die
vorzüglichsten Erfolge gehabt hat. Li den Gehöften, wo diese Methode
benutzt wurde, waren fast alle Kälber gesund, selbst wenn die Tuberkulose
unter den erwachsenen Thieren sehr verbreitet war***. — B.' beschreibt dann
einen auf einem grossen Gute gemachten Versuch eingehend. Der Versuch
*) Wenn auch jede Pütteruiigstuberkulose stets als primäre Darmtuberkulose
auftritt, so ist doch nicht jede Darm tuberkulöse auf Fütterung zurückzuführen.
Erstens können, wie dies bei der gewöhnlichen Lungenphthise des Menschen der
Fall ist, die Darmläsionen durch secundären Bac.-Import auf dem Wege des
Digestionstractus (Verschluckung von Sputa, bacillenhaltiger Geschwürssecrete
der Mund-Rachenhöhle), andererseits aber auch durch hämatogen en Bac.-
Import (von tuberkulösen Primärheerden anderer Organe aus) entstanden sein.
Bauwgarten.
**) Diese Ansicht können wir nicht als erwiesen ansehen (vgl. die voran-
stehenden Anmerkungen). Baiimyarten.
***) Kälber leiden aber überhaupt relativ selten an ausgesprochener, d. h.
durch die Schlachthaus-Untersuchung leicht festzustellender Tuberkulose. Baum-
garten.
Tubeikelbacillus. Bedeutung des Tuberkulins für die Diagnostik 409
derRindertulterkulose und seine Verwendung zur Bekämpfung derselben.
beweist die Brauchbarkeit der von ihm vorgeschlagenen Methode der Be-
kämpfung der Tuberkulose. Auch andere von anderer Seite angestellten
Versuche beweisen dies. Das Nähere über die Art der Bekämpfung der
Tuberkulose in Dänemark und die Erfolge derselben, ist im Original-Artikel
nachzulesen. Johne.
Weiter liegen interessante Tuberkulinversuche von Feser (1021) vor.
Derselbe berichtet zunächst über einen solchen bei 24 zum Verkauf be-
stimmten Mastrindern auf einem Grossgute Oberbayerns. Von diesen 24
Versuchsthieren zeigten 21 = 87 ^/^^/o ganz deutliche Temperatursteigerung,
so dass dieselben als tuberkulös bezw. als in hohem Grade tuberkulöse ver-
dächtig bezeichnet werden mussten. Der Versuch lehrte ferner, dass die
dänische Vorschrift sich am besten bewährt, wonach die Temperaturab-
nahme spätestens 9 Stunden nach der Injection zu beginnen hat und 2-3stünd-
lich bis etwa 24 Stunden nach der Injection fortzusetzen ist.
Eine zweite Versuchsreihe beti'af Versuche mit Tuberkulin mit nach-
folgender Schlachtung an 20 zur Schlachtung für die Freibank bestimmten
Kühen (17) und Ochsen (3). Hiervon ergaben 7 Stück eine völlig negative
Reaction, mussten somit als völlig frei von Tuberkulose erklärt werden;
die übrigen 13 reagirten mit Differenzen von 1,1-2,8 gegenüber der Aus-
gangstemperatur.
Von den letzteren zeigten 12 eine positive, 1 eine zweifelhafte Reaction.
Das Resultat der Schlachtung war folgendes:
1. Alle Stücke mit negativer Reaction erwiesen sich ausnahmslos völlig
frei von Tuberkulose.
2. Alle Thiere mit positiver Reaction zeigten sich unzweifelhatl tuber-
kulös.
3. Der Fall mit zweifelhafter Reaction ist auch bei der Schlachtung
nicht weiter aufgeklärt worden.
Die Ergebnisse der Versuche bezeichnet F. somit bezüglich der erhaltenen
positiven und negativen Resultate als vorzüglich günstig für den Werth
des Tuberkulins als Diagnosticum. In einem Falle konnte ferner festge-
stellt werden, dass einfache Abscesse oder Echinokokken eine positive
Tuberkulinreaction bei tuberkulosefreien Thieren nicht veranlassen. Johne,
Kühiiau (1069) berichtet über die von ilim zum Zwecke der Tuber-
kulosebekämpfung vorgenommenen Tuberkulinimpfungen. Er
hat in einem Bestände von 24 Rindern 18 = 75^/o, in einem zweiten von
1 58 Rindern 88 = 56*'/o reagirende Thiere gefunden. Den Unterschied
sen Obwohl der Abscess am AlitteU'oll nicht
auf Tuberkulin reagirt hatte, könnten immerhin anderweitige Krankheiis-
procease eine Tuberkulinreaction auslösen. Ich will keineswegs leugnen, dass
in manchen Fällen positive Tuberkulinreactioncn bei anscheinend nicht
tuberkulösen, aber anderweitig kranken Thieren auf die von Johnk angenom-
mene Weise zu erklären sind, aber eine allgemeine Gültigkeit möchte ich
dieser Erklärung auf die vorliegende vereinzelte Beobachtung hin doch nicht
zusprechen. Baumqarten.
2) Jahresber. VII, 1801, p. 708. Ref.
**) Reinigungen und Vernarbungen der durch subcutane Inoculation von
T.-B, entstandenen tuberkulösen Hautgeschwüre kommen aber auch spontan
412 Tuberkelbacillus. Heilwirkung des Tuberkulins.
Um das vermehrte Auftreten von T.-B. im Blute nach der Tuberkulin -
injection zu erklären, stellt Verf. die Vermuthung- auf, dass das Tuberkulin
eine für die T.-B. positiv chemotactische Substanz ist, und ergeht sich
darüber in Gedanken, die nicht durchweg acceptabel erscheinen. Weder
durch die Cultur noch durch Thierimpfung konnte übrigens nachgewiesen
werden, dass die T.-B. des Blutes noch infectionstüchtig sind, was aber bei
der Spärlichkeit des Bac. zu keinem sicheren Schlüsse berechtigt*.
II. Die Untersuchung der anderen Gewebe umfasst den zweiten
Abschnitt des Aufsatzes. Die Protokolle der makroskopischen Befunde und
die mikroskopischen Bilder der tuberkulösen Organveränderungen werden
ausführlich geschildert. Letztere führen Verf. bezüglich der Histogenese
der tuberkulösen Processe zu den von v. Baumgarten experimentell wohl-
begründeten Anschauungen. Was die besonderen Wirkungen des Tuber-
kulins betrifft, so konnte auch L. die von Koch vermuthete nekrotisirende
Eigenschaft des Tuberkulins nicht wahrnehmen. Er findet folgende Unter-
schiede: 1. in der Vertheilung der tuberkulösen Heerde, indem Leber
und Milz weniger stark, die Lungen stäi-ker erkrankt sind als bei nicht
behandelten Thieren. Das will Verf. damit erklären, dass Tuberkulin die
Bac. aus dem Milzgewebe in die reichlichen Gefässe dieses Organs chemo-
taktisch hineinlockt. (?)**
2. In der Ausdehnung und Entwicklung der einzelnen Heerde. Hier
wird der Infiltration der tuberkulösen Heerde mit polynucleären Leuko-
cyten gedacht. Die mehr circumscripten verkästen Leberheerde sollen so
zu Stande kommen, dass die T.-B. durch gegenseitige Attraction zusammen-
wirken und an beschränkter Stelle schneller verkäsend wirken.
3. in der Vertheilung und Quantität der Bac. und Riesenzellen. Verf.
d. h. ohne Tuberkulinbehandlung vor und sind daher, ohne entsprechende Con-
trolexperimente, kein Beweis für einen curativen Einfluss des Tuberkulins. Baum-
e/arten.
*) Dass durch die Tuberkulinbehandlung ein reichlicherer Import von T.-B.
aus den tuberkulösen Heerden ins Blut bewirkt wird, möchte ich auch aus pa-
thologisch-anatomischen Gründen für sehr wahrscheinlich halten, weil that-
sächlich bei den Tuberkulin-Thieren die metastatischen Tuberkeleruptionen sehr
viel reichlicher sind, als bei den unbehandelten Thieren. Aber ich glaube nicht,
dass die in Rede stehende Erscheinung mit chemotactischen Einflüssen des
Tuberkulins zusammenhängt, sondern einfacher dadurch zu erklären ist, dass
durch das Tuberkulin der Lymphabfluss gesteigert wird, und dadurch eine
grössere Zahl von Bac. aus den tuberkulösen Organen in das But übergeführt
werden. Baumgarten.
**) Die stärkere Betheiligung der Lungen gegenüber den anderen Organen
haben auch ich und meine Schüler als Effect der Tuberkulinbehandlung con-
statirt, aber meines Erachtens bedarf es auch zur Erklärung dieser Erschei-
nung der Annahme chemotactischer Einflüsse nicht, sondern lässt sich ein-
facher durch den rascheren Bac.-Import ins Blut erklären. Die Lunge bildet na-
türlich immer die erste Ansiedlungsstelle der metastasirenden T. B. und wird
daher bei stärkerem Bac.-Import von vornherein der Sitz reichlicherer Tuberkel-
heerde werden. Diese reichlichere Tuberkelbildung wird aber einen stärkeren
Verschluss der abführenden Blut- und Lymphbahnen bewirken, welcher dann
seinerseits rein mechanisch eine stärkere Ansammlung, gewissermaassen eine
Aufstauung der Bacillen in den Lungen herbeiführt. Baumgarten.
Tuberkelbacillus. Tuberkulincur bei Actinomykose. Antiphthisin. 413
Immunisirende Wirkung filtrirter Toxine der Tuberkelbac.
meint, eine dichte Anhäufung- von Bac. führe zu einer energischen reac-
tiven Entzündung, welche die Heerde umkapselt, dass also eine grössere
Zahl von Bac. gewissermaassen heilsamer wirke^ (? Ref.). Riesenzellen
sind in den Lungen tuberkulinisirter Tliiere nicht vorhanden, wo die Affec-
tion stürmisch verläuft, in Milz und Lymphdrüsen spärlich. Verf. kommt
zu dem Schlüsse, dass das Tuberkulin in jeder Beziehung die Wirkung der
Bac. potencirt*. Askcmaxy.
Friedrich (1024) berichtet über einen Fall von Actinomykose der
Bauchdecken, bei dem nach 6 wöchentlicher Beobachtung eine Tuberku-
lincur eingeleitet wurde. Fieberhafte Reaction bis auf 38,1^ C. trat erst
bei einer Dosis von 0,2 g, örtliche Reaction überhaupt nicht ein — obwohl
die spätere Section mehrfache ältere Käseheerde in den Lungen aufdeckte.
Nach 121 Tagen wurde eine Dosis von 1 g Tuberkulin injicirt, im ganzen
erhielt Patient 14^/. g Tuberkulin in 5'/, Monaten. Das Allgemeinbefinden
hatte sich gebessert, die Bauchwandgeschwülste waren bis zum 4. Theil
ihres früheren Umfanges zurückgegangen, so dass zur Operation geschritten
wurde, in deren Folge eine Kothfistel entstand. Der Tod erfolgte bald, und
die Section ergab ausgedehnte actinomykotische Abscesse in der Leber, die
keine typischen Pilzdrusen enthielt, sondern fast durchweg einzelne, das
Parenchym durchwachsende Pilzfäden. Verf. zieht aus seiner Beobachtung
folgende Schlüsse :
1. Es ist durch nichts bewiesen, dass Tuberkulin ein Heilmittel der Acti-
nomykose ist.
2. Mit dem Tuberkulin kann man bei allmählicher Gewöhnung an das
Mittel bis zu 1 g steigen, ohne objectiv nachweisbare, nennenswerthe Stö-
lungen zu erzeugen.
3. In der vorliegenden Beobachtung könnte die febrile Reaction auf die
tuberkulösen Lungenheerde bezogen werden. Askanaxy.
Ambler (969) berichtet über 7 Fälle von Tuberkulose, die mit Anti-
phthisin Klebs behandelt wurden. Fall 1 : Phthisis pulmonalis; Fall 2:
Tuberkulose der Lymphdrüsen ; Fall 3: Tuberkulöses Geschwür des Augen-
lides; Fall 4: Tuberkulöses Geschwür am Knie; Fall 5: Tuberkulöse Otitis
media; Fall G: Phthisis pulmonalis; Fall 7: Tuberkulöses Geschwür am
Septum nasi. In allen Fällen trat ausserordentliche Besserung bezw. Hei-
lung ein**. Kantkack.
Bernlieim (980) iramunisirt Thiere gegen Tuberkulose mit fil-
trirten Toxinen des T.-B. Die Bouillonculturen werden mittels Kita-
.sATo'scher Filter filtrirt und in, je nach der Grösse der Thiere, variablen
Dosen 5-6 Monate liindurch injicirt. Die Immunität der so behandelten
*) Wenn Verfasser die Bildung dichter Bindegewebsmassen um Bac.-reichere
lleerde als stürmische Reactionserscheinung ansieht, so trifft das eben nicht zu. Ref.
*) Im Ganzen stimmen die thatsächlichen Beobachtungen Verf. 's mit den
von mir und meinen Schülern über die Wirkung des Tuberkulins bei tuberku-
lösen Thieren gemachten Beobachtungen überein. Bauvujarten.
**) Die Zahl der Fälle ist aber viel zu gering, als dass aus dem Verlaufe dieser
Fälle ein Schluss auf eine Heilwirkung des Tuberkulins gezogen werden könnte.
Bdumgarten.
414 Tuberkelbacillus. Immunität gegen Tuberkulose
und Tuberkulose-Antitoxin. Antituberkulin.
Kaninchen, Meerschweinchen, Hunde und Ziegen wurde dann stets mit
Controlinfectionen geprüft Mit dem Serum der auf diese Weise immuni-
sirten Thiere konnten andere empfängliche Thiere gegen T.-B. immunisirt
werden. Ein solches Serum konnte auch in der Mehrzahl der Fälle Kaninchen
und Meerschweinchen retten, welche 14 Tage vorher mit T.-B. inficirt
wurden. Auch bei tuberkulösen Menschen konnte mit solchem Serum mit
50-60 lujectionen von je 3 ccm — an jedem 2 Tage eine Injection — be-
deutende Besserung erzielt werden*. Tangl.
Niemaiiii(1096)fasst die Eesultate seiner Untersuchungen über Immu-
nität gegen Tuberkulose und über Tuberkulose- Antitoxin kurz
zusammen. Durch Tnberkulin-Injectionen konnte bei Thieren künstliche
Immunität erzeugt werden, so dass die Einführung virulenter T.-B. zu
keiner tuberkulösen Infection führte. Die so erworbene Widerstandsfähig-
keit erlischt aber schon 4-7 Wochen nach dem Ende der Tuberkulinbehand-
lung**. Die Bildung des Antituberkulin kann durch Injection mitigirter T.-B.
oder von Tuberkulin veranlasst werden, besonders geeignet sind ein- bis
zweijährige Ziegen. Die mit Tuberkulin behandelten Thiere sind häufig
schon immun, ehe Antituberkulin in ihrem Blutserum nachweisbar ist.
Andrerseits können im Blute behandelter Meerschweinchen Antitoxine vor-
handen sein, ohne dass bei frischer tuberkulöser Infection die örtliche Reac-
tion ausbleibt. Askanaxy.
Yiquerat (1 144) berichtet, dass intravenös mit T.-B. inficirte Esel zwar
anämische, mechanische (? Ref.) Tuberkelknötchen in der Lunge bekommen,
aber nach 35-40 Tagen wieder ganz gesund und tuberkelfrei sind. Ihr
Blut enthielt nie Antituberkulin, sondern immer Tuberkulin. Endlich
fand er in älteren Maulthieren ein geeignetes Thier zur Gewinnung von
Antituberkulin, und zwar seien nur die Weibchen zur Antituberkulin-
bildnng tauglich. Aeltere Maulthiere reagiren auf die Impfung stärker,
20-30 Jahre alte Thiere wurden bevorzugt. 1-2 ccm dieses Serum wöchent-
lich reichen aus, um ein seit 3 Wochen tuberkulöses Meerschweinchen in
2-3 Monaten zu heilen, nach der 6. Infectionswoche ist von einer absoluten
Heilung kaum noch die Rede. Schutzimpfungen blieben bisher resultatlos.
Am Menschen werden glänzende, dauernde Heilungen, besonders bei Knochen-
tuberkulose, behauptet. Verf. stellt sein Antituberkulin unentgeltlich den
Forschern zur Verfügung***. Askanaxy.
*) Die Beobachtungen de.s Verf.'s am tuberkulösen Menschen können
nicht ohne weiteres als beweisend angesehen werden. Was die Beobachtungen
an Thieren anlangt, so erscheint es von vom herein sehr zweifelhaft, dass „den
filtrirten Toxinen des T.-B." eine „immunisirende" Wirkung gegen die Infection
mit T.-B. zukommen sollte, da die KocH'schen ^Tuberkuline", welche doch diese
Toxine enthalten, einer solchen Leistung als nicht mächtig befunden worden sind.
Baumgarten.
**) Es ist weder mir noch meinen Schülern jemals gelungen, durch Appli-
cation von Tuberkulin eine Immunität gegen Tuberkulose zu erzeugen. Baum-
garten.
***) Die Angaben des Verf.'s können nicht ohne weiteres acceptirt werden.
Bestätigung von anderer Seite bleibt abzuwarten. Baumgarten.
Tuberkelbacillus. Maragliano's antituberkulöses Heilserum. 415
Maifucci und di Testea (1085) berichten über die Resultate ihrer
Serumtherapie gegen die tuberkulöse Infection. Sie benutzten
Blutserum von Schafen, denen todte T.-B. fortgesetzt injicirt \vurden, wobei
sich zeigte, dass die abgetödteten Bac. nicht so stark auf Schafe wie auf
Meerschweinchen, Kaninchen und Hunde wirkten, vielmehr der Organismus
des Schafes sich mit todter Bac.-Substanz geradezu „sättigen" Hess. Die
lebende Bac.-Substanz soll die Schafe in der Regel nicht tuberkulös machen,
aber schwere Allgemeinerscheinungen hervorrufen. Mit diesem „tuberku-
linisirten" Blutserum wurden Meerschweinchen und Kaninchen behandelt;
die ersteren ertrugen relativ bedeutende Dosen, während eine Gesammt-
dosis von 0,4-l,5^''o gesunde oder frisch injicirte Kaninchen von 1^2 kg
unter den Erscheinungen der Hämoglobinurie tödtete, 0,2^/q aber bereits
Kaninchen, die vor einigen Wochen tuberkulös inlicirt waren. Dem normalen
Serum des Schafes fehlte diese Wirkung. Das Serum äussert keine prophy-
laktischen oder heilenden Wirkungen bei experimenteller Tuberkulose der
Meerschweinchen, doch lebten die vor- oder nachbehandelten Thiere etwas
länger als die nicht behandelten, und auch einzelne anatomische Erschei-
nungen (geringe Verkäsung und Neigung zur Vernarbung) gestatteten die
Deutung einer modificirenden Einwirkung des Serums. Seine Eigenschaften
zeigten manche Analogie mit Koch's Tuberkulin. Askanaxy.
Nachdem Maragliano (1087) sich schon früher^ über die Wirkungen
des antituberkulösen Heilserums beim Menschen geäussert hat, be-
richtet er jetzt über die Herstellung des Serums und die in ihm enthaltenen
Toxine. Er schildert demnach
I. DieHer Stellung desHeilserums. Zuvörderst wurden die toxischen
Producte der T.-B. dargestellt, indem (Gruppe A) die Culturen 3-4 Tage
bei 100^ C im Wasserbade verblieben oder (Gruppe B) die Culturen bei
Zimmertemperatur Chambekland - Filter passiren und dann im Vacuum
eingeengt wurden. A. enthält die Proteine der Bac.-Leiber, B. vornehmlich
die von den Bac. secernirten Toxalbumine, welche hohe Temperaturen nicht
vertragen Zu den Inoculationen benutzte M. eine Mischung von 3 Theilen
A und 1 Theil B, die in progressiven Dosen (2 bis 40-50 mg pro kg Thier)
bei Hunden, Eseln und Pferden zur Anwendung kamen. Nach 6 Monaten
tritt Immunisirung ein, die Thiere „ertragen" dann intravenöse Einspritz-
ungen virulenter Bac. und enthalten Antitoxine im Blutserum. Nach weiteren
3-4 Wochen wird das Serum entnommen, namentlich wurden Pferde bevor-
zugt. In dem Serum befindet sich
II. Das tuberkulöse Antitoxin, Substanzen, welche die toxischen
Principien der T.-B. annulliren. 1 g Serum schützt ein kg gesundes Meer-
schweinchen vor einer tödtlichen Quantität des tuberkulösen Protein. Das
Serum rettet ein tuberkulöses Meerschweinchen von einer sonst tödtlichen
Menge Tuberkelprotein. 1 ccm Serum neutralisirt die Tuberkulinwirkung
bei einem tuberkulösen Menschen.
III. Das Serum zeigt in vitro dem T.-B. gegenüber bactericide Eigen-
schaften.
^) Jahreaber. XI, 1895, p. 712. Ref.
416 Tuberkelbacillus. Maragliano's antituberkulöses Heilserum.
IV. Die Dosirung wird mittels Tuberkulin beim gesunden Meerschwein-
chen gemacht. Aslmnaxy.
Maragliano (1086) impfte Thiere behufs Erzeugung tuberkulösen
Antitoxins mit den toxischen Bestandtheilen aus sehr virulenten Tuber-
kelculturen.
Die angewandten Toxine theilten sich in zwei Gruppen. Die erste Gruppe
erhielt er durch 3-4tägiges Eindampfen der Tuberkelculturen im Wasser-
bade bei einer Temperatur von 100^ nach der Methode der Kocn'schen
Tuberkulinbereitung. Die zweite Gruppe erhielt er dadurch, dass er die
Tuberkelculturen im Vacuum bei Zimmertemperatur eindickte, dann durch
eine Chamberland- Kerze filtrirte und das Filtrat von neuem im Vacuum
bei einer Temperatur unter 30^ einengte. Die erste Gruppe enthält die
Bacterienprotei'ne oder Tuberkuline, die zweite Toxalbumine und kleine
Mengen von Bacterienprotei'nen.
Da M. sah, dass nicht alle Culturen die gleiche Menge wirksamer Sub-
stanzen enthielten, stellte er zuerst den Angriff einer toxischen Einheit fest.
Als solche bezeichnete er diejenige Menge toxischer Substanz, die im Stande
ist, ein gesundes Meerschweinchen zu tödten. Auf solche toxischen Einheiten
nun stellte er die toxischen Producte der beiden Gruppen durch geeignetes
Verdünnen oder Concentriren ein. Jedes Cubiccentimeter Flüssigkeit der
ersten oder zweiten Gruppe entspricht 100 toxischen Einheiten und tödtet
daher ein gesundes Meerschweinchen. Zur Impfung der Thiere (Hunde,
Esel, Pferd) bedient sich Verf. einer Mischung von 3 Theilen Flüssigkeit
der ersten und ein Theil Flüssigkeit der zweiten Gruppe. Diese Mischung
wurde in steigenden Mengen, stets entsprechend dem Gewicht des Ver-
suchsthieres, injicirt, so zwar, dass er mit 2 mg pro kg Thier begann, jeden
Tag 1-2 mg bis auf 40-50 mg pro kg Thier stieg. Die Impfungen müssen
ungefähr 6 Monate fortgesetzt werden ; erst dann findet man im Allgemeinen
eine ausgesprochene Immunität des Thieres und kann aus seinem Blut er-
hebliche Mengen Antitoxin gewinnen.
Das Serum wird erst 3-4 Wochen nach der letzten Injection gesammelt,
damit man sicher ist, dass es keine Toxine enthält.
Nach Verf.'s Ansicht enthält das so bereitete Serum specifische antitoxische
Substanzen, die im Stande sind, bei Thieren und Menschen die Wirkung
der Tuberkulose-Toxine zu vernichten.
Diese Wirkung konnte M. bei gesunden Meerschweinchen, bei tuberku-
lösen Meerschweinchen und bei tuberkulösen Menschen nachweisen.
Verf. wies nach, dass 1 ccm Serum ein gesundes Meerschweinchen vor
der minimalen letalen Dosis Tuberkulosetoxin schützt; will man jedoch ein
gleiches Gewicht tuberkulöses Meerschweinchen gegen dieselbe letale Dosis
schützen, so braucht man mindestens die 4fache Menge Serum.
Bei dem tuberkulösen fieberfreien Menschen wird die minimale fieber-
erzeugende Tuberkulinmenge neutralisirt durch 1 ccm Heilserum.
Nach einer Reihe von Injectionen verlieren die Tuberkulösen die Reac-
tionsfähigkeit selbst gegen grosse Dosen Tuberkulin.
Verf. misst die Menge der antitoxischen Kraft des Antituberkuloseserums,
Tuberkelbacillus. Maeagliano's antituberkulöses Heilserum. 417
indem er als antitoxische Einheit diejenige Menge Antitoxin bezeichnet,
welche die gleiche Gewichtsraenge gesunder Meerschweinchen gegen die
kleinste letale Dosis Tuberkuloseproteins schützt.
Jedes Cubiccentimeter des vom Verf. hergestellten Serums enthält 1000
antitoxische Einheiten. Dieses Serum zeigte sich in vitro bactericid gegen
T.-B., selbst wenn es mehrere Tage bei 55-60*^ aufbewahrt wurde.
Tramhusti.
Fasano (1020) berichtet dem Vorstand des ,Ospedale della Face' in
Neapel über seine Erfahrungen mit dem MARAGLiANo'schem Antituber-
k ul i n. Er fand seine Wirkung vollkommen immunisirend ; es machte keine
Nierenreizung, und die einzige Nebenerscheinung war mitunter eine Urti-
caria, die schnell wieder schwand.
Das Serum von Maeagliano ist nach Verf.'s Ansicht ein sicheres Mittel
das Fieber herabzusetzen und hat auf das locale und allgemeine Befinden
der Ki-anken einen günstigen Einfluss; die Kranken nehmen an Gewicht
zu, die Respiration wird kräftiger, die Schweissabsonderung nimmt ab und
hört schliesslich ganz auf, die Expectoration wird geringer. Nach Verf.
ist dies Serum bei vorgeschrittenen Formen von Phthise mit Cavernenbil-
dung und hohen Temperaturen als symptomatisches Mittel gegen diese lo-
calen Beschwerden, bei beginnenden Fällen mit beschränkter Verbreitung
als Heilmittel anzusehen. Tramhusti.
de Kenzi (1110) hat das Serum Maeagliano in vielen Tuberkulose-
fällen angewendet und kam zu folgenden Schlüssen:
1. Die Behandlung mit Serum veranlasst keinerlei erhebliche Störungen.
2. Mit dem Gebrauch des Serums nimmt oft der Appetit zu, und ein Ge-
fühl des Behagens tritt ein. Bei vielen Kranken wird das Leiden stationär
oder es tritt auch fortschreitende Besserung ein.
3. Die günstigen Resultate des Serums offenbaren sich sehr langsam, und
die Besserung nimmt fast unmerklich zu.
4. Starke Dosen, behufs Beschleunigung der Cur injicirt, geben weniger
gute Resultate.
5. Die besten Heilerfolge wurden in Fällen von Lungentuberkulose ohne
Complicationen, mit möglichst circumscripten, nicht destructiven Heerden
und ohne oder wenigstens mit nur geringen Temperatursteigerungen erzielt.
Trambiisti .
Aildreoli (970) konnte in einem Falle von ziemlich schwerer Lungen-
tuberkulose, welchen er mit MARAOLiANo'schem Serum behandelte, eine
merkliche Besserung der Local- und Allgemeinerscheinungen feststellen.
Tramhusti.
Cresciniaiiiio (lOOG) hat in einem Falle von laryngo - pulmonarer
Tuberkulose klinisclio Heilung durch Beliandlung mit MAHAiiLiANo's ehern
S e r u m erreiclit. Tramhusti.
('rotto (1007) legt die Hauptuntersuchungen über Serum therapie
und speciell über die Behandlung mit MABAOLiANo'schem Serum bei Tuber-
kulose dar. Er hält letzteres für das therapeutisch wirksamste. TramJmsti.
Tcrrilc (1138) behandelte eine tuberkulöse Infection mit Mahaoua.no'-
liaiimgai'ten'a Jubresberiuht XII 27
418 Tuberkelbacillus. Mabagliano*s antituberkulöses Heilserum.
Antitoxiscbe und bactericide Eigenschaften des Blutes mit T.-B.
inficirter Hühner.
s ehern Serum. Die Injectionen wurden erst jeden 2., dann jeden Tag
gemacht. Bei dieser Behandlung schwand das andauernde und ziemlich
hohe Fieber gänzlich, und die broncho-pneumonischen Beschwerden besserten
sich. Sogar die Tuberkel und deren Bac, die sich im Sputum fanden, schwan-
den, und der Kranke hatte am Ende der Cur 1 0 kg zugenommen. Trambusti.
Pizzini (1103) hat einen klinisch beobachteten Fall von Tuberkulose
mit MARAGLiANo'schem Serum behandelt und merkliche Besserung erzielt.
Tramhiisti.
Keignier (1108) hat Versuche mit Maragliano's Serum an Kranken
angestellt; dieselben erstrecken sich jedoch nur auf 3 Patienten, bei sehr
kurzer Behandlung, so dass R. selbst aus den günstigen erhaltenen Resul-
taten, Verminderung des Hustens, Modification des Sputums und localen
Befundes, Besserung des Allgemeinbefindens etc. ein abschliessendes ürtheil
nicht geben kann. Wah.
Biisseniiis (995) theilt, nach einer Einleitung über die Behandlung der
Tuberkulose auf Grund der bacteriologischen Kenntnisse überhaupt, seine
Resultate mit Maragliano's Serum bei klinischer Behandlung von 7 Fällen
mit verschiedenartiger Tuberkulose mit. Ein abschliessendes ürtheil wagt
er bei der geringen Zahl der Fälle nicht abzugeben, doch hat er nicht den
Eindruck, als ob das Serum einen heilenden oder überhaupt einen wesent-
lichen Einfluss auf die tuberkulösen Processe ausübt, und als ob es sich von
gewöhnlichem gesunden Serum unterscheide. Der Einfluss auf die Tempe-
ratur war schwankend und unberechenbar. Mehrfach beobachtete er ein
gesteigertes Nahrungsbedürfniss mit Gewichtszunahme ; inwieweit dies von
der Hoffnungsfreudigkeit abhing, wagte er nicht zu entscheiden. Jedenfalls
lasse sich dies auch durch andere Mittel erreichen. Einen schädlichen Ein-
fluss des Serums konnte B. nicht constatiren. Wah.
Caiiucci (1001) berichtet über 5 Fälle von Phthise, die mit Mara-
gliano's Serum behandelt wurden. Die Ergebnisse sind die folgenden : 1 . Das
Serum ist harmlos, 2. es bringt die broncho-pneumonischen Heerde zum Ein-
trocknen, 3. es bessert den Appetit und das allgemeine Wohlbefinden des
Patienten, 4. die Wirkung ist eine langsame und allmählige. 5. Es wirkt
besser als andere Heilmittel. Seine 5 Fälle zeigten Besserung*. Kmithack.
Von der Erfahrung ausgehend, dass die Vögel gegen die menschliche
Tuberkulose sehr resistent sind, untersuchte Auclair (973) das Blut des
Huhnes auf antitoxische oder bactericide Eigenschaften nach
Injectionen von T.-B. oder deren in Bouillon gebildeten Producten.
Das Blut oder Serum dieser Thiere wurde dann leicht tuberkulös zu infici-
renden Thierarten eingespritzt und zugesehen, ob sich eine relative Immu-
nität gegen die Krankheit zeigte, etwa wie Aronson ein wirksames Serum
aus der mit Diphtheriebac. geimpften, aber an Diphtherie selbst nicht er-
krankenden Ratte gewann. Die Resultate sind folgender Art:
*) Ich glaube doch, dass erst noch zahlreiche weitere Beobachtungen abzu-
warten sind, ehe man über den Werth des MABAGLiANo'schen Serums ein be-
stimmtes, abschliessendes Ürtheil fällen kann. Baimigartcn.
Tuherkelhacillus. Wirkung abgeschwächter und sterilisirter Culturen. 419
Histogenese des Tuberkels.
1 . Die Injection von virulenten Bac. der menschlichen Tuberkulose scheint
bei Hühnern keine antitoxischen Stoffe im Blute zu erzeugen.
2. Meerschweinchen, die mit dem Serum derartig behandelter Hühner
inoculirt und mit Tuberkulose inficirt wurden, starben in demselben Zeit-
raum wie die Controlthiere.
3. Die mit menschlicher Tuberkulose geimpften Hühner starben, ohne
tuberkulöse Veränderungen darzubieten.
4. und 5. Negativ fielen auch die immunisirenden Versuche mit Injection
von Bouillon aus, in der die T.-B. gewachsen waren.
6. Injicirt man solche T.-B.-Cultur-Bouillon Hühnern zu wiederholten
Malen, so sterben sie unter identischen Congestionserscheinungen, wie sie
auch nach der Bac.-Injection auftreten. Askanaxy.
V. Schweiiiitz und Schroeder (1128) berichten über Experimente
mit einem abgeschwächten T.-B., die sie zunächst an einem Affen,
dann an Meerschweinchen, Kaninchen, Kühen, Kälbern und Pferden zur
Ausführung brachten. In keinem Falle konnte durch Impfung mit dem
abgeschwächten Material die Tuberkulose erzeugt werden. Trotz seiner
Unschädlichkeit bei Thieren wuchs der mitigirte Bac. auf künstlichen
Nährböden sehr gut, und das von dieser Caltur gewonnene Tuberkulin er-
wies sich eben so wirksam als das eines virulenten Keimes*. A. Eher.
Nach Besprechung der einschlägigen Versuche von Stkaus^, Gamaleia
u. A. theilt BugjE^e (990) die Ergebnisse einiger intravenöser Ein-
spritzungen mit, die er an Kaninchen mit sterilisirten Culturen
eines von einer Meningitis tuberculosa gezüchteten T.-B. vorgenommen
liat. Die Bac. wurden mit steriler Bouillon zu einer groben Emulsion ver-
rieben, im Autoklaven während 20 Minuten auf 120*^-125'^ erhitzt und in
einer Menge bis 1,5 cg Cultur eingespritzt. Die (5) Thiere wurden nach
l-S^/g Monaten getödtet und zeigten alle mehr oder weniger zahlreiche
Knötchen in den Lungen; dieselben verhielten sich sowohl makro- wie
mikroskopiscli wie Tuberkel; u. a. fand sich öfters eine ausgesprochene
käsige Degeneration**, wie auch Riesenzellen nachweisbar waren; ausserdem
zahlreiche T.-B; Verimpfung der Knötchen an Meerschweinchen rief keine
Tuberkulose hervor. Axel Höht.
Kockel (1065) studirte die Histogenese des Tuberkels an der
Leber von Meerschweinchen, denen er T.-B.-Reinculturen subcutan oder
intravenös, vorwiegend in die ÄFesenterialvenen, einspritzte. Zum Vergleiche
wurden die nach Injection von Weizengries eintretenden mikroskopischen
Veränderungen lierangezogen. Die Entwicklung der histologischen Pro-
cesse nach Injection von T.-B. spielt sich in der Leber folgendermaassen ab.
') Jahresber. VIII, 1892, p. 6H8. Ref.
*) Solche avirulonte, aber mit voller Wachsthnmsenergiebefjalite T.-H. kenne
auch ich ans eigener Erfahrung, liatimynrtp)}.
**) Eine käsige Degeneration haben wir bei zahlreichen Experimenten, die
im hiesigen Institute mit sterilisirten T.-B. -Culturen angestellt wiu'den, niemals
beobachtet. (Vgl. die demnächst erscheinende einscliliigigc Arbeil von Dr.
Kki.hkr). Baiimgarten.
27*
420 Tuberkelbacillus. Histogenese des Tuberkels.
1. Zunächst entstehen in zahlreichen Lebergefässen Pfropfe, vor-
nehmlich aus Leukocyten, wie sie auch nach Grriesinjection sich ausbilden.
Nach 2 Tagen überwiegen einkernige Elemente, theils Leukocyten, theils
junge Bindegewebs- und Endothelzellen (mit Mitosen). Vom 2. Tage ab
zeigen die Bac. -Pfropfe insofern Besonderheiten gegenüber den Griespfröpfen,
als erstere in ihrer Peripherie reichliche mehrkernige Leukocyten enthalten,
ihre Grenze gegen das proliferirende Nachbargewebe sich verwischt und
etwa bis zum 7. Tage jede Gefässbildung ausbleibt. —
2. Heerdförmige Nekrosen entwickeln sich in der Leber, die nichts
Specifisches haben, da sie auch nach Griesinjection auftreten. Sie sind die
Folge des mechanischen Verschlusses von Pfortaderästen. Auffallend war,
dass die Nekrosen gerade bei Thieren ausblieben, denen grössere Mengen
der Griesaufschwemmung eingespritzt waren. Vielleicht müssen die Pfropfe
eine gewisse Länge besitzen, um Nekrosen zu erzeugen.
3. Es vollziehen sich Veränderungen im Gewebe der GLissoN'schen
Kapsel, die in den ersten Tagen die nämlichen sind wie bei Griesinjection.
Das periportale Gewebe verbreitert sich durch Anhäufung von Zellen, die
zum geringen Theil wohl charakterisirte Leukocyten, zum grösseren Theil
mit einem grossen, bläschenförmigen Kern ausgestattete, zumeist auch als
Leukocyten angesprochene Elemente darstellen. Zwischen diesen Zellen
findet sich spärliches Fibrin, also zunächst vornehmlich Erscheinungen ent-
zündlicher Exsudation. Vom 4. Tage an traten — - anders als bei der Gries-
injection — rundliche Leukocytenheerde auf, dann eine Proliferation der
Endothel- und Bindegewebszellen auf dem Wege der Mitose, die am 11. Tage
reichlich zu beobachten ist. Das resultirende Granulationsgewebe wu-
chert den Pfortaderverzweigungen entlang und führt zur förmlichen Cirrhose,
ohne Tendenz zur narbigen Metamorphose und ohne scharfe Grenze gegen
das Lebergewebe. Die Gefässneubildung dauert nicht lange an, am 18. Tage
nach der Impfung können die „inneren" Bezirke nur vereinzelte oder gar
keine Capillaren enthalten. Die Capillarendothelien produciren keine Ge-
fässe mehr, sondern lediglich Epithelo'idzellen. Auf das „Ausbleiben^ der
Gefässbildung", nicht auf den direct nekrotisirenden Einfluss der T.-B. wird
die spätere Nekrose des Granulationsgewebes bezogen. An den Aesten der
Leberarterie und Pfortader wuchert die Intima verschieden stark, stellen-
weise bis zum Gefässverschluss, ein nicht specifischer Vorgang.
*) Das „Ausbleiben" der Gefässbildung kann für die spätere Nekrose des Ge-
webes wohl kaum verantwortlich gemacht werden. Ohne zureichende Ernäh-
rung seitens des Gefässsystems würde eine weitere Proliferation des Gewebes
trotz des „fovmativen Reizes" der T.-B. nicht statthaben; das „Ausbleiben" der
Gefässneubildung würde eine fernere Zellvermehrung sistiren können, aber nicht
den körnig molekularen Zerfall von Zellen herbeiführen, zu deren Entstehung
dieselbe Gefässmenge genügte. Auch die Obliteration bereits existirender Ge-
fässe genügt zur Aufklärung der bis zum gewissen Grade specifischen Form der
„käsigen" Nekrose nicht, vielmehr wird man auf die directe Einwirkung der
T.-B. zu recurriren nicht umhin können*. Ref.
*) Diese kritische Berichtigung der obigen Auffassung Verf.'s durch Herrn
CoUegen Askanazy unterschreibe ich meinerseits vollständig. Baumgarten.
Tuberkelbacillus. Histogenese des Tuberkels. 421
4. Am 9. Tage nach der Impfimg sieht man junge Tuberkel inner-
halb der Lebercapillaren*. Sie bestehen aus dicht aneinander liegen-
den Zellen mit grossem, bläschenförmigen Kern, zwischen denen mehrker-
nige, später auch einkernige Leukocyten und rothe Blutkörperchen in ge-
ringer Zahl, wie etwas feinfädige, nach Weigekt's Fibrinmethode sich nicht
färbende Masse liegt. Sie enthalten nie Capillaren, manchmal eine centrale
Riesenzelle. Die Tuberkelzellen sind Abkömmlinge der Endothel- und spär-
lichen Bindegewebszellen des Leberparenchyms ; gegen die epitheliale Ab-
kunft der Tuberkelzellen macht Verf. das Fehlen von Glykogen und Gallen-
pigment in den Tuberkelzellen, ihr von den Leberzellen diiferentes Ver-
halten gegen Eosiu, ferner die diffuse Verbreitung der Leberzellmitosen
über das ganze Lebergewebe geltend, welches mehr als Ausdruck eines
regenerativen Processes imponire. Als wichtiges Argument will er den
Umstand betont wissen, dass die Leberzellen in der Nachbarschaft der Tu-
berkel oft die Zeichen der Druckatrophie verrathen. Auch die Fähigkeit
der fibrösen Metamorphose von Tuberkeln will er gegen die epitheliale Ab-
kunft von Tuberkelzellen verwerthen^ Der Tuberkel ist gefässlos, da die
T.-B. das Gefässendothel nur zur Production von Tuberkeln anregen, die
Gefässbildung verhindern. Häufig beginnt der Lebertuberkel mit dem Auf-
treten einer Riesenzelle. Was die Herkunft der letzteren betrifft, so findet
Verf. für die epitheliale Abkunft derselben in seinen Präparaten keinen
Anhaltspunkt, will aber einen epithelialen Ursprung nicht ausschliessen.
Die Riesenzellen der Lebertuberkel sollen auf 2 Arten entstehen: 1. aus
einem hyalinen Gerinnsel, mit dessen Oberfläche Leukocyten und besonders
Endothelien verkleben, welch' letztere weiterhin Proliferationsvorgänge
aufw'eisen ^. 2. durch Aufquellung und nachherige Verschmelzung der Endo-
thelien**. Die tuberkulösen Riesenzellen besitzen keine einheitliche Pro-
venienz***. DasReticulum der jungen Lebertuberkel erklärt Verf. vor wie-
*) Das halte ich nicht für gut möglich ; die Capillaren sind doch viel zu fein, als
dass sie allein Raum für die Tuberkelentwicklung abgeben könnten. Baiongarten.
*) Der Vorgang der fibrösen Metamorphose lässt sich aber nicht generaliter
gegen die epitheliale Herkunft gewisser Tuberkelzellen ins Trotten führen, denn
neben den Tuberkel- Elementen bindegewebiger Herkunft kommt das Öinde-
gewebe der Nachbarschaft hierbei besonders in Frage; dass es sich um ein „Hin-
einwachsen" von Bindegewebe handelt, ist ja für die fibröse Umwandlung ver-
käster Bezirke eo ipso anzunehmen. Dass sich Epithelzellen aber an der Tu-
berkelbildung auch in solchen Organen Vjetheiligen, in welchen wir das Vor-
kommen fibröser Tuberkel kennen, beweisen z.B. die Lunge und der Hoden*. Ref.
*) Dass die Leberzellen sich an der Bildung der epithelioiden Elemente be-
theiligen können, davon glaube ich mich bei meinen experimentellen Beobach-
tungen ganz bestimmt überzeugt zu haben. Auch Weigert nimmt auf Grund
seiner an menschlichen Lebortuberkeln gemachten Erfahrungen an, dass die
epithelioiden P]]emente bezw. die Riesenzellen in diesen Tuberkeln aus Leber-
zellen hervorgehen können. Baumgarten.
'^) Derartigen Bildungen dürfte man aber nicht das Prädicat einer „Riesen-
zelle" vindiciron! Ref.
**) Dadurch allein entsteht aber auch niemals eine echte Riesenzclle; zu ihrer
Bildung ist stets eine Kernproliferation nothwondig. Baumgartm.
***} Aber nur insofern nicht, als sie (sei. in der Leber) sowohl aus Leberzellen
als auch aus CapUlarendothelien und Bindegowebs^ellen hervorgehen können.
Bauvigartcn,
422 Tubei'kelbacillus. Histogenese des Tuberkels.
gend für ein Kuustproduct*. Die Verkäsung soll dadurch zu Stande kommen,
„dass in Folge des schädigenden Einflusses der Bac. auf die Endothelien
die Gefässbildung ausbleibt und bereits gebildete Gefässe durch abnorme
Wucherungsvorgänge an den Endothelien obliteriren". Askanazy.
Gilbert und Claude (1029) injicirteu Hunden und Kaninchen in
die Arteria hepatica T,-B. und tödteten die Thiere nach verschieden
langer Zeit, um die Histogenese des tuberkulösen Processes fest-
zustellen. Im Anfange sammeln sich die Leukocyten in den Spalten des
portalen Bindegewebes und in den Wänden der Gallengänge an. Die leu-
kocytäre Infiltration breitet sich sehr rasch im portalen Bindegewebe aus,
wo sich tuberkulöse Heerde mit Riesenzellen bilden. Auch Nekrose kann
eintreten. Es kann also die Tuberkulose der Gallengänge durch Infection
auf dem Wege der Blutgefässe entstehen**. Tangl.
Scliieek (1121) legt in einem Ueberblick die abweichenden Anschau-
ungen über die Histogenese des Tuberkels dar und sucht zur Auf-
klärung der Differenzen zu entscheiden, inwieweit das Bild des experimen-
tellen Tuberkels durch Variationen der Versuchsanordnung beeinflusst
wird. Er benutzte zu seinen Versuchen die von Wanderzellen fast freie
Hornhaut der Kaninchen und atropinisirte die Augen, von v. Baumgaktp^n
abweichend, nicht, weil „durch die enorme Gefässverengung und Com-
pression des Irisgewebes eine Auswanderung von Leukocyten gehindert"^
werden könnte. Zur Infection wurden Eeinculturen von T.-B. benutzt, die
Verf. der Implantation tuberkulöser Gewebspartikel vorzieht. —
Zunächst constatirte S., dass schon eine Stunde nach der Operation
Leukocyten aus dem Conjunctivalsack durch die Stelle des Epitheldefects
in die Cornea einwandern und in den folgenden Stunden sich in dem be-
treffenden Hornhautbezirk ansammeln. Zog das Epithel lückenlos (bei ge-
wisser Schnittrichtung) über die Wunde hinweg, so fehlte auch die Leuko-
cytenansammlung.
Nach Infection mit T.-B. fanden sich nun in der jungen Narbe kleine
Anhäufungen von Zellen, die, in derselben Richtung wie die Zellen des
Narbengewebes liegend, zum Unterschiede von letzteren einen stärker ge-
blähten Zelleib besassen, zum Theil rund, oval erschienen; auch ihr Kern
war blasser und hatte verwaschene Conturen. Die Zahl der Mitosen in
diesen Zellen war meist nicht grösser als in den Zellen der Narbe ohne
tuberkulöse Infection, also käme auch eine directe Kerntheilung in Be-
tracht***. Die fraglichen Zellhaufen fanden sich nur in der Nachbarschaft
*) Wie die eigenen Versuche Vei'f.'s lehren, ist diese Besorgniss aber über-
flüssig. Ref.
*) Für die intraacinösen Lebertuberkel mag dies zutreffen, da im Innern
des Acinus nur sehr wenig Bindegewebe enthalten. In denperiacinösen Tu-
berkeln wird aber, wie in allen auf bindegewebigem Boden sich entwickelnden
Tuberkeln das echte Tuberkel-Reticulum durch auseinander gedrängte Binde-
gewebsfasern gebildet. Baunigarten.
**) Ueber die ,, Histogenese" des tuberkulösen Processes erfährt man eigentlich
aus obiger Mittheilung nichts. Bautngarten.
***) Ich glaube nicht, dass man aus den vorliegenden Beobachtungen diesen
Tuberkelbacillus. Histogenese des Tuberkels. 423
von T.-B.; die Frage, ob Bac. auch iu Zellen lagen, hält Verf. mit den heu-
tigen Hilfsmitteln nicht für exact lösbar. Diese geblähten Zellen sind „epi-
thelioid degenerirte fixe Zellen", denn 1. zeigten sie sich nur in der
Hornhautwunde nach bacillärer Infection, 2. existirten zwischen den Zellen
der Narbe und diesen Zellformen alle möglichen üebergänge und 3. waren
Leukocyten überhaupt nicht nachweisbar, kamen also für deren Genese
nicht in Frage. Durch Proliferation und epithelioi'de Degeneration weiterer
Cornealzellen dehnte sich der kleine Zellheerd in die Breite. — Wurde
das Hornhautepithel über den Heerdchen durch die Bac. angegriifen, so
drangen Wanderzellen aus dem Conjunctivalsack, am Limbus auch vom
Rande her ein. Dann blähten sich auch die Epithelzellen und verloren an
ihrer Färbbarkeit, oder sie lockerten sich, stiessen sich schichtweise bis
zum völligen Epithelverlust ab. Schloss sich der Epitheldefect von vorn-
herein nicht mehr, so wanderten reichliche Leukocyten in die Cornea und
zwar mehr bei tuberkulöser Infection als bei Einbringung von Tusche.
Dass die Wanderzellen von den T.-B. selbst angezogen wurden, ging
aus ilirer Gruppirung um die Bac. hervor. Unter der Zahl der Leukocyten
können die epithelioiden Zellen fast gänzlich verschwinden. Beweise für
den Uebergang der Leukocyten in epithelioi'de Zellen waren an der Cornea
nicht zu erbringen. Die Zahl der T.-B. beeinflusste den Habitus der Tu-
berkel insofern,- als eine grössere Zahl das Epithel eher schädigte und den
Leukocyten reichlicheren Eintritt gewährte. Auch die Qualität der Bac.
erwies sich von Bedeutung. Abgeschwächte Bac. (durch längeres Stehen-
lassen im Zimmer) erzeugten einmal erst nach mehr als 4 Wochen Tuberkel,
die sonst einer Entstehungszeit von etwa 14 Tagen entsprechen. Anderer-
seits gelaugte die Hornhautwunde bei Verwendung einer sehr virulenten
Cultui' kaum zur Verheilung, und man konnte da bisweilen schon nach 10
Tagen von Verkäsung der tuberkulösen Heerde reden. —
S. schliesst sich demnach der Lehre v. Baumgakten's von der Rolle der
tixen Hornhautzellen bei der Tuberkelbildung an, hebt zugleich hervor,
dass die T.-B. auch Leukocyten anlocken. Die quantitativ schwankende
Mitbetheiligung der Leukocyten ist abhängig 1. von der ihnen gebotenen
Gelegenheit, einzuwandern (vgl. Operationstechnik), 2. von der Zahl der
T.-B. und 3. von deren Virulenzgrad. Aus diesen Momenten erklären sich
auch die abweichenden Resultate der Verff. Askanaiy.
Leray (1078) hat die S t r u c t u r d e s T u b e r k e 1 s sowohl beim Menschen
als bei spontanen und experimentellen Tuberkulosen der verschiedensten
Thiere einer Untersuchung unterzogen. Die Riesenzellen hält er für ein
Product der Verschmelzung von Epithelioidzellen, die wiederum sich aus
Leukocyten bilden und sucht dies des Genaueren zu beweisen*. Er unter-
scheidet bei der Structur des Tuberkels drei Stadien, ein embryonales,
Schluss ziehen kann; die Mitosen können sehr leicht der Beobachtung entgehen,
da sie relativ .schnell ablaufen. Iktumgarten.
*) Die veriiieintlichcn Beweise sind aber keine Beweise. Dass sich die epi-
thelioiden Tiiberkelzellen aus Leukocyten bilden sollen, dürfte ein gegenwärtig
fast völlig verlassener Standpunkt sein. Daumyarten.
424 Tuberkelbacillus. Histogenese des Tuberkels.
adultes und käsiges oder fibröses Stadium. Während makroskopisch die
fixen Gewebszellen eine grosse Eolle beim Bilde des Tuberkels spielen, wie
sich dies an starker Zottenwucherung im Darm zeigt, wovon L. eine Ab-
bildung giebt, verhalten sich mikroskopisch die Zellen der Umgebung wie
normale physiologisch functionirende Zellen. Während bei seinen Ver-
suchen mitSäugethiertuberkulose die injicirten Thiere stets Tuberkel zeigten,
die denen der menschlichen Miliartuberkulose völlig analog waren, fand er
bei Impfung der Mammiferen mit Hühnertuberkulose in den Zellanhäufungen,
welche das erste Stadium des Tuberkels darstellen. Hunderte von Bac. inner-
halb der Zellen liegend, ohne die mindeste Verkäsung, ohne Chromatolyse oder
Zellnekrose, zum Unterschied von der spontanen Geflügeltuberkulose, worüber
er früher berichtete^. Walx.
Sclimaus und Allbrecht (1123) untersuchen die Entstehung der
Verkäsung an Impftuberkeln von Meerschweinchen. Sie schildern
zunächst den Bau und die Elemente des unveränderten Tuberkels. Schon
an ganz jungen Tuberkeln, an denen sich im Centrum eben eine dunklere
Färbung mit diffus tingirenden Farbstoffen bemerkbar macht, findet sich
1. eine Fibrinabscheidung zwischen den Zellen*, 2. die Bildung einer eigen-
thümlichen Masse zwischen den Zellen, von den Verff. als „Fibrinoid" be-
zeichnet und 3. eine Umwandlung der Zellen selbst. Das Fibrin ist in re-
lativ geringer Menge vorhanden. Das „Fibrinoid" ist fasrig, körnig, hyalin
oder bildet dicke knorrige Balken, färbt sich nach van Gieson gelb, mit
Weigebt's Fibrinreaction nur blassblau. Das Fibrinoid setzt sich meist
ganz scharf gegen den noch unveränderten Theil des Tuberkels ab, wo es
beginnt, sind die Zellen fast völlig verschwunden. Schon im Centrurti ganz
junger Tuberkel finden sich einzelne Zellen ohne Kernfärbung oder ohne
sichtbaren Kern. Die Zellen werden homogen und schollig, manche zer-
fallen körnig oder in Bruchstücke, und diese Umwandlungsproducte gleichen
in ihrem tinctoriellen Verhalten dem Fibrinoid. Bei den verschiedenen
Formen der Kerndegeneration (Kernwandhyperchromatose, Degeneration,
Flemming's Chromatolyse, Pyknose) sind die einzelnen Zelltypen nicht mehr
zu unterscheiden. An den Leukocyten zerfallen die Kerne zu kleinsten
Chromatinpartikeln.
Das Hyalin, welches Schmaus und Uschinsky früher in Tuberkeln'- auf-
fanden, war bei diesen neueren Versuchen nicht nachzuweisen, es ist mit
dem Fibrinoid nicht identisch und auch keine Vorstufe der Verkäsung,
kann nachträglich noch selbst verkäsen. Immerhin fällt das Fibrinoid unter
den allgemeinen Begriff der hyalinen Substanzen, es dürfte sich um ein
exsudatives Hyalin handeln mit alsbald eintretender homogener Ge-
1) Jahresber. XI, 1895, p. 700. Ref.
*) Man ersieht auch aus diesen Beobachtungen, dass die Fibrinabscheidung
ein ganz regelmässiger Vorgang in den Tuberkeln ist, gegenüber Obth's An-
schauung, welcher diesen exsudativen Voi'gang allein auf die tuberkulösen
(käsigen) Pneumonien beschränkt wissen wollte. (Vgl. das nachfolgende
Referat: Webneck de AQtFiLAR). Baumgarten,
2) Jahresber. X, 1894, p. 722. Ref,
Tuberkelbacillus. Fibrinbildung bei verschiedenen Formen 425
der Tuberkulose.
rimiung der transsudirteu Massen, wofür das Vorkommen der gleichen
Masse in Gefässen spriclit. Auch bei der scholligen Metamorphose der
Zellen könnte eine Gerinnung vorliegen. — Verff. beschreiben sodann
diffuse Verhärtungen unter der Cutis an der Injectionsstelle, die sich miki-o-
skopisch namentlich durch Zellproliferationen innerhalb von Lj^mphspalten
auszeichnet, welch' letztere sich mit sehr grossen, weiterhin ebenfalls
nekrotisirenden Zellen ausfüllen. Auch an diesem Orte schlagen sich plas-
matische Exsudationsproducte nieder, die mit den librinoiden Massen Aehn-
lichkeit besitzen. So findet man hier wie in den Tuberkeln bei der Ver-
käsung „das Auftreten einer intercellulären, wahrscheinlich
von einem Transsudat herstammenden, festwerdenden
Zwischensubstanz" neben einer spärlichen Abscheidung charakteri-
stischen Fibrins. Im einzelnen finden sich aber an den beiden Orten Ver-
schiedenheiten bei der Verkäsung. Im Tuberkel hat die Zwischensubstanz
„Fibrinoid" grossentheils die Form des kanalisirten Fibrins, im Bereich
der difi"usen Gewebswucherungen erscheint sie in körniger bis köruigfädiger
Form. Hier sind die absterbenden Zellen auch räumlich das weitaus Vor-
wiegende, während in den Tuberkeln die Zwischensubstanz bei der Bildung
der käsigen Partien in erster Linie betheiligt ist. So zeigt die Verkäsung
schon an verschiedenen Orten bei derselben Thierart Differenzen in ihrer
Genese, es wird daher angezeigt sein , die Befunde zunächst nicht zu ver-
allgemeinern. Verff'. heben vorläufig nur so viel hervor, dass bei der Ver-
käsung neben dem Absterben der Zellen das Auftreten einer aus dem
Blute stammenden und wahrscheinlich dann erstarrenden Transsudations-
masse eine wichtige Eolle spielt. Das Schwinden des Chromatins der Zell-
kerne ist am ehesten als Folge einer Auslaugung desselben zu erklären.
Das rasche Schwinden des Chromatins und das spärliche Vorkommen von
Umlagerungen desselben in den absterbenden Kernen unterscheidet die Ver-
käsung von der einfachen anämischen Nekrose. Askanaxy.
Werneck de Aquilar (1149) hat die Fibrinbildung bei den ver-
schiedenen Formen der Tuberkulose näher untersucht und an der
Hand von nach Weigert hergestellten Präparaten der menschlichen Lunge
den Grundsatz der Unitätslehre Baumgabten's, dass alle tuberkulösen Ge-
websproducte die Combination eines proliferativen und exsudativen Vor-
ganges sind, lediglich mit quantitativen Schwankungen, gegenüber der
ÜRTH'schen Dualitätslehre geprüft. Aus seinen Untersuchungen, welche er
durch eine Keilie beigegebener Tafeln unterstützt, geht hervor, dass bei den
verschiedensten Formen der Tuberkulose exsudative und proliferative Pro-
cesse Hand in Hand gehen, speciell dass die käsige Pneumonie niemals eine
reine fibrinöse Exsudation wie die genuine croupöse Pneumonie darstellt,
sondern dass sich dabei in liervorragcndem Maasse auch Proliferationsvor-
gänge seitens des Alveolarepithels betheiligen. Die Zahl der von der crou-
pösen Pneumonie gelieferten epitlielialen Zellen innerhalb der Alveolen ist
eine minimale im Vergleich mit der käsigen Pneumonie. Man wird somit
bei allen tuberkulösen Processen zwei (Ti-undfactoren anzunehmen haben,
einmal das proliferative Moment, das durcli die Einwirkung des Bac.
426 Tuberkelbacillus. , Fibrinoide Degeneration" in der Wandung
der Lungen cavernen. Histologische Vorgänge bei der Heilung
der Bauchfelltuberkulose nach Lapai'otomie.
auf den Zellkörper ausgelöst wird, andererseits das exsudative Moment,
hervorgerufen durch die Wirkung der Bacillen auf die Gefässwände'. Walz.
In seiner Abhandlung über die „fibrinoide Degeneration" des Binde-
gewebes schildert E. Neuinauil (1095) im 2. Capitel die Wandung der
t u b e r k u 1 ö s e n L u n g e n c a V e r n e n. Gelegentlich sind dieselben mit einer
ziemlich festen, gelblichen Membran ausgekleidet, welche makroskopisch an
Croupmembranen erinnert. Dieses ist aber nur der höchste Grad eines Zu-
standes, der in geringerer Entwicklung eine ganz gewöhnliche Erscheinung
ist, nämlich als dünne, graugelbliche Schicht auf der stark vascularisirten
Gewebslage an der abgespülten Cavernenwand zu Tage tritt. Diese nekro-
tische Zone zeigt mikroskopisch nicht das Aussehen verkästen Gewebes,
wie das zumeist geglaubt und dargestellt wird. Wie im Gewebe der Ca-
vernenwand gewöhnlicli tuberkulös - pneumonische Veränderungen oder
circumscripte Tuberkel gänzlich fehlen, besteht auch die nekrotische Lage
nicht aus verkästem tuberkulösen Gewebe, sondern zeigt die Structur
der histologischen Producte der Schleimhautdiphtherie. Dass diphtherische
Nekrosen keine specifischen Erzeugnisse der ,Diphtheriebac.' sind, steht
fest, und es ist nur bemerkenswerth, dass sich anatomisch ganz gleichartige
diptheroide Processe an der Innenwand der Cavernen und ebenso auch an
der Oberfläche der Cavernenstränge abspielen. 2 Figuren illustriren die
Analogie der anatomischen Bilder hier wie dort. Das glänzende Netzwerk,
aus dem sich das diphtherisch-nekrotische Gewebe vornehmlich aufbaut,
leitet N. von einer „fibrinoiden Degeneration" der netzartig verflochtenen
Bindegewebsbündel ab, die dabei zu glänzenden, dem Fibrin mikrochemisch
durchaus ähnlichen Bälkchen aufquellen. Askcmaxy.
Gatti (1027) machte, um die histologischen Vorgänge bei der
Heilung der Bauchfelltuberkulose nach der Laparotomie zu
untersuchen, Versuche an Hunden, Kaninchen und Meerschweinchen. Er
impfte diese Thiere intraperitoneal mit Theilen des tuberkulösen Omentum
majus oder Reincultnren der T.-B. Bei jeder Laparotomie und Nekropsie
wurden Stücke des Peritoneum, besonders vom Netz herausgeschnitten und
nach Härtung in Alkohol oder Sublimat-Gemischen untersucht. 31 genauer
mitgetheilte Versuche am Meerschweinchen lelu'ten, dass die Wirkung
der Laparotomie sehr von dem Zeitpunkt der Operation abhängt, die erfolg-
los bleibt, wenn die Tuberkel nocli nicht voll entwickelt sind. Die wahr-
nehmbaren Veränderungen zeigen sich erst nach dem 6. Tage post Laparo-
tomiam. Die histologische Heilung des fibrösen " Tuberkels geschieht durch
hydropische Entartung der Epitlielioi'dzellen, Verschwinden der Lympho-
cyten, Verdichtung des präexistirenden Bindegewebes um eine central ge-
^) Obige Arbeit ist bereits Ende 1892 als Dissertation angenommen, die Ver-
ött'entlichung jedoch infolge äusserer Momente längere Zeit zurückgehalten
worden. Inzwischen ist das Resultat mehrfach bestätigt worden. (Vgl. Jahresber.
IX, 1893, p. 758). Ref.
^) Unter „fibrösem" Tuberkel versteht Verf. nicht den „fibrös metamorpho-
sirten", sondern den noch nicht verkästen Bindegew ebstuberkel. Ref.
Tuberkelbacillus. Histologische Vorgänge bei der Heilung 427
der Bauch felltuberkulose nach Laparotomie.
legeue Gefässgruppe. Während die fibröse Tuberkulose dui'ch den Bauch-
schnitt geheilt wird, wird die käsige in ihrer Entwicklung nur gehemmt.
Eine Aufsaugung der käsigen Substanz erfolgt nicht. Auch auf die tuber-
kulöse Allgemeininfection äussert die Laparotomie eine günstige Einwirk-
ung. — 7 Versuche an Kaninchen ergaben im Wesentlichen das näm-
liche Resultat; vereinzelte Käseknoten schliesseu die Heilung nicht aus,
sondern können verkalken. — 26 Experimente am Hunde Hessen erken-
nen, dass die Bauchfelltuberkulose des Hundes der menschlichen Peritoneal-
tuberkulose am nächsten steht. Die Laparotomie ist wirkungslos, wenn sie
zu früh unternommen wird. Nach dem Bauchschnitt zeigt sich keine Li-
filtration mit Rundzellen, keine Vermehrung der Fibroblasten und des
Bindegewebes, auch die Phagocytose wird nicht stärker als vorher, dagegen
tritt 1. eine seröse Flüssigkeit in der Bauchhöhle auf, und stellt sich 2. eine
hydropische Entartung der Epithelioidzellen ein. Beim Hunde wird die
fibröse Tuberkulose durch die Laparotomie verlangsamt, gehemmt, zur
histologischen Heilung gebracht, die käsige Tuberkulose kann gehemmt
werden und sich abkapseln, eine Resorption der Käsemassen findet nicht
statt. — Die T.-B. verschwinden, wenn die Entartung der epithelioiden
Zellen einen bestimmten Grad erreicht hat, im heilenden Tuberkel findet
man ausgesprochene Involutionsformen der Bac. — Verf. resumii't: Die
Heilung der fibrösen Tuberkulose durch die Laparotomie beruht nicht auf
entzündlicher Reaction und activer Wucherung des Bindegewebes, sondern
auf hydropischer Degeneration und Resorption der Epithelioidzellen, wobei
die Rundzellen und Bac. allmählich verschwinden, so dass zuletzt nur noch
das präexistirende bindegewebige Stroma mit seinen Gefässen zurückbleibt.
G. nimmt an, dass der nach der Laparotomie auftretende, röthlich gefärbte,
seröse Erguss als Blutserum seine bactericitlen Eigenschaften entfaltet* und
die T.-B. vernichtet oder abschwächt, dass die Proteine der absterbenden
Bac. die langsame Entartung der epithelioiden Zellen einleiten**. Asknnaxij.
Vassilewsky (1142) hat eine Reihe von Kaninchen (31 in vier Gruppen)
mit einer Aufschwemmung von T.-B.-Reincultur intraperitoneal inficirt
und einen Theil derselben nach verschieden langer Zeit laparotomirt;
später wurden die Thiere getödtet und die Organe einer genauen mikro-
skopischen Untersuchung unterworfen. V. gelangt zu den Resultaten, dass
die Laparotomie bei den tuberkulösen Kaninchen die histologische Structur
der Peritonealtuberkel derart verändert, dass die epithelioiden Zellen,
die Abkömmlinge der fixen Bindegewebszellen, vermehrt sind, während
gleichzeitig die nicht stabilen Elemente, die Leukocyten, an Zahl ab-
nehmen, dass also die Tuberkel im Sinne Baumgakten's einen gutartigeren
*) Mit dieser Auffassung stinnnt die Erfahrung nicht überein, dass gerade
chronischer Ascites z. B. bei Lebercirrhoso eine Präilisposition für die Entwick-
lung von Buuchfellstuberkuloso setzt. Bamiiijartcit.
**) Auch diese Hypothese diiifto sich kaum baiton lassen. Wir finden sehr
oft Tuberkel , in denen die Bac. giinzlicli oder grösstentheils zu Grunde ge-
gangen sind, ohne dass die epithelioiden Zollen dieser Tuberkel die geringste
Spur einer Degeneration erkennen lassen. Buunigartin,
428 Tuberkelbacillus. Experimentelle Tuberkulose der weissen Ratten.
Lungenphthise einer Ziege.
Charakter annehmen. Ferner treten regressive Processe später auf als bei
den Controlthieren, und die Laparotomie begünstigt bis zu einem gewissen
Grade die Resorption der Zerfallsprodukte, die im Tuberkel vor der Ope-
ration angehäuft sind, wie auch die T.-B. an Zahl vermindert sind. In einigen
Fällen verhinderte die Laparotomie eine weitere Ausbreitung und eine
Generalisation des Processes. Walx.
Ledoux-Lebard (1076) hat 20 weisse Ratten ein- oder mehrmals
mit dem Bac. der menschlichen Tuberkulose intraperitoneal ge-
impft und nur 3 derselben sind gestorben. Die übrigen befanden sich an-
scheinend wohl, zeigten aber, wenn sie nach einigen Monaten getödtet
wurden, ebenfalls tuberkulöse Veränderungen. Leber und Milz waren frei,
aber die Lunge enthielt eine Aussaat von Miliartuberkeln. Man kann fol-
gende 3 anatomische Formen unterscheiden 1. die Miliartuberkulose der
Lunge, ist am häufigsten, Riesenzellen wurden nicht beobachtet. 2. Tuber-
kulöse Infiltration und Sklerose der Lunge, Imal constatirt. In den Al-
veolarwäuden liegen reichliche T.-B., vielfach mit Fadenform. 3. Tuber-
kulöser Leberabscess, Imal gesehen. Der Abscess enthielt lange und ver-
ästelte Bac. — Diese nur in den beiden letzten Formen der Tuberkulose
gefundenen, einfachen oder verzweigten fadenförmigen Bil-
dungen der T.-B. werden eingehender geschildert, den Beschreibungen
der anderen Autoren entsprechend. Ein Einfluss der Resistenz des Ver-
suchsthieres auf die Fadenbildung war nicht nachzuweisen. Die Erschei-
nungen der „Phagocytose" Hessen bei der Ratte und den Meerschweinchen
keinen Unterschied erkennen*. Verf. will in dem Netz der Ratten nur
wenige Tage nach der Inoculation im Centrum verkäste Tuberkel gefunden
haben, in denen die Bac. aus der Bauchhöhle gewissermaassen abgefangen
waren. Von 5 Ratten, die mit Fragmenten von Milz oder Lunge tuberku-
löser Ratten geimpft wurden, zeigten 3 später Tuberkelknötchen, 2 keine
makroskopischen Veränderungen. Mit der Rattenlunge geimpfte Meer-
schweinchen starben recht schnell. Die Tuberkel der Ratte mit faden-
förmiger T.-B. erzeugten bei weiterer Verimpfung Tuberkulosen mit ge-
wöhnlichen Bac.-Formen. Askanaxy.
AroilSOn (971) demonstrii-te in der Berliner medicinischen Gesell-
schaft eine mehrere Cavernen, käsig pneumonische Heerde und miliare
Tuberkel enthaltende Lunge einer Ziege. Die Lungenphthise war bei
der Ziege nach Impfung mit T.-B. zur Entwicklung gekommen, wenig-
stens hatte die genaue Beobachtung vor der Impfung keine Erkrankung
der Ziege erkennen lassen. R. Koch hat einen Fall spontan entstandener
Lungenphthise bei einer Ziege beschrieben**. Askanazy.
Maragliano (1088) spricht über latente und larvirte Tuber-
*) Ein sehr handgreifliches Zeugnis für die Bedeutungslosigkeit der , Phago-
cytose" für die Vorgänge bei der absoluten oder relativen Immunität der ein-
zelnen Thierklassen gegen Tuberkulose. Bawngarten.
**) Man wird also nicht bestimmt behaupten können, dass die Phthise in der
Lunge der geimpften Ziege ein Eifect der Impfung war. Baumgarten,
Tuberkelbacillus. Latente und larvirte Tuberkulose. 429
Hypoleukocytose bei acuter Tuberkulose.
kulose. Die Tuberkulose ist latent, wenn sie sich weder durch locale noch
durch allgemeine Störungen zu erkennen giebt. Erst bei weiteren Fort-
schritten der Krankheit zeigen sich allgemeine Ernährungsstörungen, „in
geringer Quantität üben die tuberkulösen Toxine einen beträchtlichen Reiz
auf die Ernälirung aus". Mit wenig Bac. geimpfte Meerschweinchen wur-
den fett, ebenso zu Immunisirungszwecken geimpfte Pferde und Hunde.
Es giebt nun Phthisiker, die selbst bis zum Lebensende keine locale, sondern
nur allgemeine Erscheinungen darbieten, das sind Fälle, die M. als „lar-
virte Tuberkulose" bezeichnet. Redner schildert Fälle, in denen die An-
nahme der latenten Tuberkulose nicht zu umgehen ist. Der plötzliche Aus-
bruch nach der latenten Periode manifestirt sich oft in Blutungen oder Bronchi-
tiden. Sputum, in welchen keine Bac. gefunden wurden, wurde bei solchen
i'ecurrenten Bronchitiden auf Meerschweinchen verimpft und erzeugte in ^/^
der Fälle Tuberkulose. Nach diesen Bronchitiden entwickelt sich etwas
Emphysem und schliesslich das typische Bild der Tuberkulose. Die lar-
virte Tuberkulose äussert sich klinisch in zweierlei Art: als dystrophische
und typhöse Art, von denen die erste als progressive Ernährungsstörung
mit Anämie auftritt und erst später durch locale Processe entlarvt wird,
die zweite dagegen mit Fieber eingeht, das leicht als Typhus oder recur-
rirendes gastrisches Fieber gedeutet wird. Die typhöse und dystrophische
Form können sich combiniren. Die Erscheinungen der larvirten Tuber-
kulose sind die Folge der von den verborgenen Krankheitsheerden ausge-
streuten Bacterieugifte, besonders der gegen Hitze empfindlichen Toxine;
am häufigsten sitzen die latenten Heerde in den Lungen und Lymphdrüsen.
— Unter den diagnostischen Hilfsmitteln bei larvirter Tuberkulose betont
Verf. einmal das Fehlen erkennbarer Organerkrankungen und dann den
Nachweis vermehrter Toxicität des Blutes. Solches Blutserum kann in der
Dosis von 3-5 ccm für ein kg Kaninchen tödtlich sein. Zur Erkenntnis»
der latenten Tuberkulose ist das Tuberkulin verwendbar und vom Verf.
in Gebrauch gezogen. Er hat eine positive Reaction bei ganz Gesunden in
9°/o bei Verdächtigen in 23**/o erhalten und spricht sie als Anzeichen la-
tenter Tuberkulose an.
Auch bei larvirter Tuberkulose kann das Tuberkulin von Nutzen sein.
M. injicirt zuerst 1, dann 3, dann 10 mg und wenn auch dann noch keine
Reaction eintritt, 25 mg; eine jetzt auftretende Reaction wird nur als tuber-
kulöse aufgefasst, wenn sich zugleich Erkrankungsheerde in einem Organe
bemerkbar machen. Bezüglich der tuberkulösen Antitoxine, die im Serum
nach Tuberkulininjection auftreten, nimmt M. die Priorität gegenüber Bkh-
RiNG für sich in Anspruch. Nach derartigen Seruminjectionen geben Per-
sonen, die früher auf 1-2 mg reagirten, nicht einmal auf 25 rag eine allge-
meine oder locale Reaction. Askanaxy.
Warthill (114G) findet, dass bei acuter Miliartuberkulose das
Blut der Erkrankten eine markante Abnahme der weissen Blut-
körperchen zeigt (Hypoleukocytose). Von den Leukocyten waren die
neutrophilen verhältnissmässig am zahlreichsten, während die Lympho-
cyten mächtig abgenommen hatten. Da nun beim Abdominaltyphus auch
430 Tuberkelbacülus. Dannfäulnisa nacli Verfütterung des Fleisches
tuberkulöser Rinder. Tuberkulöses Fleisch als Nahrungsmittel.
Empfänglichkeit verschiedener Thiere. Congenitale Infection.
keine Leukocytose vorhanden ist, so hilft uns bei der Diagnose das Bhit-
körperchenzählen nicht. Kanthnek.
Kutscher (1070) geht von dem Gedanken aus, dass auch das ana-
tomisch nicht erkrankte Fleisch tuberkulöser Rinder chemisch ver-
ändert sein dürfte und sucht festzustellen, ob solches Fleisch im Darmkanal
rascher und in höherem Grade der Darmfäulniss verfällt als das
Muskelfleisch gesunder Thiere. Eine gesteigerte Darmfäulniss muss sich
durch ein schnelleres und stärkeres Anschwellen der Aetherschwefelsäuren
im Harn anzeigen. Es wurden mit demselben Hunde zwei Versuchsreihen
angestellt, aus denen sich ergab, dass nach Fütterung mit dem mikroskopisch
nicht veränderten Fleisch einer tuberkulösen Kuh die Werthe für die ge-
paarten Schwefelsäuren im Harn bereits vom 2. Tage relativ beträchtlich
anstiegen. Wurde derselbe Hund einerseits mit normaler, andererseits mit
tuberkulöser Rinderlunge (beidemal mit normalem Muskelfleisch vermischt)
gefüttert, so zeigte sich, dass die tuberkulös erkrankten Organe der Darm-
fäulniss weit zugänglicher sind, als die gleichen Organe gesunder Thiere.
Askanaxy.
Rumpel (1114) stellt Untersuchungen über die Verwendung tuber-
kulösen Fleisches zu Genusszwecken an, indem er derartiges Fleisch
auf seinen Nährwerth und seine Ausnutzung im Verdauungskanal prüft.
Eine Hündin erhielt in 2 Versuchsreihen 8 Tage lang normales Fleisch
und weitere 8 Tage Fleisch von einem tuberkulösen Rinde. Von den Fleisch-
portionen wurden 2 parallele Stickstoff bestimmungen gemacht und derN-Ge-
halt der während der Versuchsdauer ausgeschiedenen Harn- und Koth-
mengen ermittelt. Es liess sich nicht der Beweis erbringen, dass das Fleisch
tuberkulöser Thiere hinsichtlich seiner Verwerthung und Resorption minder-
werthig war. Der Nährwerth dieses Fleisches ist in keiner Weise beein-
trächtigt; man kann es für den menschlichen Consum als geeignet erklären,
wenn die übrigen Anforderungen (Kochen u. s. w.) erfüllt werden. Askanaxy.
Brigidi (987) spricht zuerst über die Empfänglichkeit verschie-
dener Thiere gegenüber dem T.-B., um dann die Umstände anzu-
geben, unter denen der T.-B. in den thierischen Organismus gelangen
kann. In dem engen Rahmen einer Vorlesung führt Verf. eine Anzahl von
Tuberkulosen vor, deren Uebertragung durch Einathmung, durch Impfung
und Uebertragung auf genito-urinalem Wege verursacht wurde und die
sehr wichtig für die Kenntniss der Aetiologie ist. Tramhusti.
Henke (1041) bringt einen neuen Beitrag für das Vorkommen der con-
genitalen Uebertragung der T.-B. Von dem 4 Tage post partum ge-
storbenen Kinde einer tuberkulösen Mutter, bei welchem makroskopisch
keinerlei Zeichen von Tuberkulose zu finden waren, verimpfte er in ein-
wandsfroier Weise unter allen Kautelen ein etwa erbsgrosses Stückchen
einer Bronchialdrüse unter die Bauchhaut eines Meerschweinchens. Nach
37 Tagen zeigte das getödtete Thier Käseheerde in der Nähe der ge-
schwürigen Impfstellen, verkäste Inguinaldrüsen, Tuberkelknötchen im Netz
und in der Milz und in den periportalen und sternalen Lymphdrüsen. Ueberall
Tuberkelbacillus, Frage der congenitalen Tuberkulose. 431
Hessen sich reichliche T.-B. nachweisen, Mit andern Beobachtern, welche
ähnliche Fälle mitgetheilt hatten, nimmt H. an, dass die mit dem Nabel-
venenblut in den Körper der Frucht gelangten Bac. mit Vorliebe die Lymph-
gefässe aufsuchen und sich in den Lymphdrüsen ansiedeln. Die besondere
Bedeutung des mitgetheilten Falles liegt in dem mit grosser Wahrschein-
lichkeit erbrachten Nachweis des Uebergangs von T.-B. auf das Kind bei
chronischer Tuberkulose der Mutter, während in den bisher bekannten
Fällen es sich um Miliartuberkulose oder tuberkulöse Endometritis gehan-
delt hatte. Es ist anzunehmen, dass die auch bei chronischer Tuberkulose
zeitweise im Blut kreisenden Bac. durch die Placenta, mit oder ohne Er-
krankung der letzteren, in das Kind gelangen. Walz.
Bugj^e (991) bringt Beiträge zur Lehre von der angeborenen
Tuberkulose. Im Fall I handelt es sich um ein erblich belastetes 39jäh-
riges Dienstmädchen, das seit 2 Jahren die Erscheinungen der Phtliise dar-
bot und 4 Tage nach einer Entbindung verstarb, während das schwache
Kind P.O Stunden nach der Geburt zu Grunde ging. Die Section der Mutter
ergab eine chronische Lungentuberkulose mit Cavernen und mikroskopische
Tuberkel in Leber und Nieren, ausserdem als Ausdruck einer durch Sta-
phylok. aureus bedingten puerperalen Infection Endocarditis aortica mit
kleinen Abscessen im Herzen und den Nieren, weichem Milztumor mit In-
farkten. Die Untersucluing des Kindes ergab in den sämmtlichen Aus-
strichpräparaten des Nabelvenenblutes und in einem Blutgefäss eines Leber-
schnittes T.-B. Je ein Meerschweinchen wurde mit Nabelvenenblut, mit
einem Leber- und einem Lungenstück subcutan geimpft, und alle 3 Thiere
starben an Impftuberkulose.
Hier liegt eine placentare Infection des Kindes vor, die in letzter Zeit
erfolgt sein muss, da sich noch keine tuberkulösen Veränderungen ent-
wickelt hatten.
Im Fall TI und III zeigte das Kind einer tuberkulösen Mutter nach Aus-
weis der mikroskopischen Untersudiung und des Thierversuches keine
tuberkulöse Infection. Im Falle I-III wurde die Placenta nicht untersuclit.
Im Falle IV und V offenbarte die Placenta tuberkulöser Mütter, deren
Kinder am Leben blieben, keine Zeichen der Tuberkulose. Äskanaxy.
H. Kossel (1068) schildert die anatomischen Befunde an 22 Kin-
dern, die im Alter von 2 Monaten bis zu 5 Jahren an Tuberkulose
gestorben waren, im Zusammenhange und zieht auch tuberkulöse Heerde
heran, die bei anderen Kindersectionen nebenher gefunden wurden. Meist
zeigten sich Veränderungen am Respirationstractus und seinen Lymph-
drüsen, erst in zweiter Linie am Verdauungskanal. In den hepatisirten
Bezirken der Lungen wurden regelmässig andere pathogene Mikroorga-
nismen nachgewiesen, die verkäsenden Hepatisationen bei Säuglingen be-
stätigen die Angabe von A. Fraenkkl und Tho.ik^ nicht, dass solche käsige
Pneumonien gewöhnlich ohne die Mitwirkung anderer Bacterien entstehen*.
') Jahresber. IX, 1893, p. 758. Ref.
*) Das Vorhandensein anderer Mikroor^'anismon in den kilsig-pneumonischen
Heerden beweist aber nielit, diis.s diese Mikroorganismen bei der Entstehung
432 Tuberkelbacillus. Frage der angeborenen Tuberkulose.
K. erörtert weiterhin die Frage des Infectionsweges der Tuberkulose bei
Kindern. Bei Tuberkulose des Vaters sei eine erbliche Uebertragung des
Keimes nicht anzunehmen*. In der Leber konnte Verf. keine älteren tuber-
kulösen Heerde finden^, die vielmehr stets im Gebiete der Lunge bezw. deren
Drüsenbezirken lagen. Aus einer Tabelle zeigte sich, dass die Zahl der
latenten Tuberkulosen mit dem Alter steigt. Auch mit Hülfe einer genauen
Anamnese sucht K. festzustellen, dass die Tuberkulose aus der persönlichen
Umgebung auf das Kind übertragen werde. Nach alledem glaubt er, dass
wir die Annahme einer congenitalen Infection zur Erklärung der frühzeitigen
Tuberkulose nicht brauchen. „Alles spricht dafür, dass wir es mit der
Uebertragung des Krankheitserregers in den ersten Monaten nach der
Geburt zu thun haben"**.— Es finden dann die diagnostischen Anhaltspunkte
für die Tuberkulose im Kindesalter eine genaue Besprechung, und zum
Schlüsse werden dann die einzelnen Krankengeschichten mit Sectionser-
gebnissen und den bacteriologischen Resultaten mitgetheilt. Askcmaxy,
Nocard (1098) fand bei einer an tuberkulösen Darmgeschwüren leiden-
den Kuh einen tuberkulösen Foetus. Quilleheau.
Bucher (988) constatirte bei dem 6 monatlichen Foetus einer wegen
Tuberkulose geschlachteten Kuh eine typische fötale Tuberkulose der
Leber und deren Portaldrüsen. Die Deckglasaufstrichpräparate der Knöt-
chen aus der Leber und den Portaldrüsen Hessen bei Färbung nach Ziehl-
Gabbet in grosser Anzahl T.-B. sowie vereinzelt mit solchen geradezu
„gespickte" Riesenzellen erkennen. Bei der betr. Mutter war nur eine
ausgebreitete Tuberkulose von Lunge, Brustfell, Leber und verschiedenen
Körperlymphdrüsen vorhanden. Johne.
Klepp (1063) hat der angeborenen Tuberkulose der Kälber be-
züglich ihrer Häufigkeitseine besondere Aufmerksamkeit zugewendet. InBe-
rücksichtigung derThatsache, dass sich beiden mit Bauchfelltuberkulose be-
hafteten Kühen häufig eine mehr oder weniger ausgebreitete Uterustuberku-
lose vorfindet, hat er eine peinlich genaue Untersuchung aller geschlach-
teten, sogen, nüchternen (d. h. neugeborenen) Kälber, namentlich im Be-
der genannten Heerde ursächlich betheiligt sind. Es kann sich um reine Epi-
phyten handeln. Dass die T.-B. ganz allein, d. h. ohne jede Mitwirkung an-
derer Mikrobien, käsige Pneumonien erzeugen können, habe ich experimentell
über jeden Zweifel festgestellt. Baumgarten.
*) Dass übrigens alle mit der Nabelvene zugeführten Keime zuerst die Leber
passiren müssen, ist wegen des Vorhandenseins des Ductus venosus Arrantii
nicht zutreffend. Ref.
*) Warum nicht? Was bei der Syphilis erwiesen ist, muss doch auch bei
der Tuberkulose möglich sein! Baumgarten.
**) Bei diesem „Alles" berücksichtigt der Verf. aber nicht die gewichtigen
Thatsaehen der experimentellen Pathologie, die für die Entscheidung der vor-
liegenden Frage von sehr viel grösserem Belange sind, als die aus der ^.Statistik"
und der „Anamnese" hergeholten Argumente. Es steht fest, dass ein Zeit-
raum von 2 Monaten nicht genügt, um selbst bei ganz kleinen Thieren (Meer-
schweinchen, Kaninchen) und massenhaftester Inoculation von hochvirulenten
T.-B., wie eine solche spontan niemals in Kraft treten kann, eine über das
Stadium der frischen Miliareruption fortgeschrittene Tuberkulose hervorzu-
bringen. Baumgarten.
Tuberkelbacillus, Hereditätslehre der Tuberkulose. 433
Entstehung der acuten allgemeinen Miliartuberkulose.
Zug' auf deren Portallymphdrüsen vorgenommen. Dabei zeigte es sich,
dass, während von 1887-1895 nur 9 tuberkulöse nüchterne Kälber in Kiel
gefunden worden w^aren, diese Zahl in den ersten 5 Monaten 1896 auf 20
stieg*. Bei letzteren waren 11 mal die Leber und Portaldrüsen oder auch
nur die letzteren, 9mal noch andere Organe, und zwar 5mal die Bronchial-
und Mediastinaldrüsen und lOmal verschiedene andere Körper lymphdrüsen
und Organe erkrankt. — Die Infection dieser tuberkulösen Kälber führt
K. vorwiegend auf eine Ansteckung der Placenta von der tuberkulösen
Uterusschleimhaut aus und folgende Zuführung der T.-B. durch die Nabel-
vene zum Foetus zurück. Dieser Infectiousmodus ist bekanntlich durch
die Untersuchungen von Lungwitz ^ und Nocard ^ bereits nachgewiesen
worden, und spielt nach K.'s Meinung bei der mütterlichen Vererbung der
Tuberkulose eine Hauptrolle. Die veterinärpolizeilichen Maassnahmen wür-
den bei einer Bekämpfung der Tuberkulose hierauf Rücksicht nehmen müssen,
und jedes Kalb, welches von einer durch die Tuberkulinreaction als tuber-
kulös erkannten Kuh stammt, sollte einige Wochen nach der Geburt einer
Impfung unterzogen werden. Johne.
J. Wol ff (11 53) erklärt, dass die Her editätsl ehre der Tuberkulose
wieder überall in ihre Rechte eingesetzt ist, und nur die Sti'eitfrage zu ent-
scheiden bleibt, ob die Tuberkulose oder die Widerstandsfähigkeit gegen
dieselbe vererbt' wird. Er ist der Ansicht, dass die Tuberkulose der Er-
wachsenen auf eine in frühester Jugend oder erblich erworbenen Infection
zurückzuführen ist. In diesem Aufsatz bespricht er die auslösenden Momente,
welche den Ausbruch der Tuberkulose begünstigen und solche, die, wie der
Aufenthalt im Gebirge, die tuberkulöse Erkrankung trotz der Anlage dazu
verhindern. Empirisch leitet er einige Sätze ab, um über die Quelle der
hereditär- tuberkulösen Infection eine Vermuthung oder ein Urtheil aufzu-
stellen. Er gedenkt der bisweilen wohl etwas lockeren Beziehungen tuber-
kulöser Familien zu anderweitigen Erkrankungen. „Die richtige Abwägung
der hereditären Ursachen gegenüber den sonstigen Veranlassungen zur
Erkrankung ist von eminent praktischer Bedeutung". Die letzteren Ver-
anlassungen, die auslösenden Momente, sind im Auge zu behalten, die bei
einer latent tuberkulösen Mutter eingreifender sein müssen als bei einer
ausgesprochen tuberkulösen und die mehr durch die Dauer ihres Bestehens
als durch ihre Intensität wirken. Askanaxij.
Siff/» (1130) bringt in einer eindringenden sorgfältigen Arbeit Beiträge
zur Entstehung der acuten allgemeinen Miliartubei'kulose. Seine
Darstellung umfasst 9 Capitel, in deren ersteren er an der Hand von Sectionen
Hanau's (1887-1894) die Pathogenese des Leidens in den Einzelfällen
*) Hieraus ergiebt sich, dass sich der Procentsatz der (manifest) congenitalen
Tuberkulose um so höher stellt, je genauer man untersucht, was ich immer be-
liauptet habe. Wie gross würde wohl die Zahl der congenitalen Tuberkulosen
werden, wenn es möglich wäre, alle Kälber ganz genau in allen Organen
makro- und mikroskopisch und mittels des Impfexperimontes auf das Vorhanden-
sein von Tuberkulose zu prüfen? Bautnijar/cn.
') Jahresber. X, 1894, p. 749. lief. — ^j Jahresber. XI, 189.^., p. 738. Ref.
Baumgart en's Jahresbericht XII 28
4B4 fuberkelbacillus.
Entstehung der acuten allgemeinen Miliartuberkulose.
verfolgt. Bezüglich des Vorhandenseins von Venentuberkeln oder Tuberkeln
des Ductus thoracicus ergaben unter 24 Fällen aus Zürich 15 ein positives,
9 ein negatives Resultat; unter diesen 9 sind aber nur 3 so eingehend
Untersucht, dass der negative Befund in Betracht kommt. Unter den Fällen
aus St. Gallen wurde 13mal die Einbruchstelle gefunden, 11 mal nicht,
auch hier ist die Zahl der negativen Befunde wegen unvollständiger Revi-
sion einzelner Fälle und weiterer Fassung des Begriffes der Miliartuber-
kulose zu reduciren. Unter den einzeln mitgetheilten Fällen befindet sich
eine Beobachtung, in der es sich um den Durchbruch einer Lungencaverne
in die aneurysmatisch ausgeweitete Aorta handelt. — Im 2. Capitel schil-
dert S. das mikroskopische Bild einiger Einbruchsstellen. Die Venentuberkel
sind keine tuberkulös gewordenen Thromben, sondern tuberkulöse Wuche-
rungen der Wand. Die Zahl der T.-B. wechselte. — Im 3. Capitel finden
einige Besonderheiten im Verlaufe der acuten Miliartuberkulose ihre Be-
sprechung. Dabei wird betont, dass sich unter den 28 positiven Fällen 6
befanden, in denen multiple Venentuberkel vorhanden waren. Der Ein-
bruch erfolgte 11 mal in Lungenvenen, 15mal in den Ductus thoracicus,
Imal in die Vena supravenalis und Imal in die Aorta. — Im 4. Capitel
schildert Verf. die Methode zur Aufsuchung der Einbruchsstelle. — Im 5.
Capitel werden sämmtliche bisher publicirte genetisch aufgeklärte (etwa
100) Fälle von acuter allgemeiner Miliartuberkulose tabellarisch zusammen-
gestellt^, und im 6. erfährt dieses Material eine statistische Verarbeitung
und Beleuchtung. Es ergiebt sich, dass in ^/^ aller Fälle Lungenvenen und
Ductus thoracicus die Einbruchspforten darstellen. Im 7. Capitel werden
die anatomischen Formen des Einbruchs der Tuberkulose in das Gefäss-
system geschildert. An den Einbruchsstellen in die Venen lassen sich
unterscheiden: 1. reliefartige, knopfartige Venentuberkel, 2. grossere Knoten
in der Nachbarschaft der Venen, welche auf die Venenwand übergreifen,
3. gehäufte Miliartuberkel auf der Intiraa der Vene, 4. offene Communi-
cation der Vene mit einer Caverne. — Am Ductus thoracicus zeigt sich :
1. eine Verwachsung des Ductus mit tuberkulösen Drüsen und miliare
Eruptionen auf seiner Intima, 2. ein vorspringender, ulcerirter Käseknoten
der Wand, die Klappen einbeziehend, 3. finden sich käsige Tromben, in
*) Auch andere Pathologen werden ebenso wie Ref. über eigene Befunde von
Venentuberkeln bei allgemeiner Miliartuberkulose verfügen. In zwei Fällen
sah ich multiple Tuberkel auf der Intima der Lungenvenen, als theils miliare,
theils grössere Bildungen. Ob die langgestreckten, thrombusähnlichen Tuberkeln
nicht mit echten Thromben makroskopisch bisweilen verwechselt sind, sei da-
hingestellt. Uebrigens hat v. Baumgarten immer mit Recht betont, dass man
erst den hinreichenden Bac.-Gehalt der Venentuberkel nachweisen müsse, wenn
man dieselben als Quelle der allgemeinen Miliartuberkulose ansprechen wolle.
Dieser Punkt liat aber nicht immer genügende Beachtung ei fahren*. Ref.
*) Ich bin Herrn Gollegen Askanazy für diese Erinnerung an mein Postulat
sehr dankbar. Hinzufügen möchte ich noch, dass nicht nur der Nachweis grösse-
rer Bac. -Mengen, sondern auch derjenige einer Ulceration der Venentuberkel
geliefert sein muss, um diese Tuberkel als Quellen der tuberkulösen Blutinfection
anzuerkennen, da aus geschlossenen (nicht ulcerirten) Tuberkeln keine
Bac. an das circulirende Blut abgegeben werden. Baumgarten.
Tuberkelbacillus. 435
Entstellung der acuten allgemeinen Miliartuberkulose.
einem seitlichen Lympligefäss, weiterhin Knötchen und Klappenaffectionen
am Ductus, 4. am häufigsten Klappenaffectionen mit Knötcheneruptionen
zwischen den Klappen, 5. streckweise Wandverkäsungen, käsige Ulcera-
tionen und Thromben, vielfach auf Klappenerkrankung zurückzuführen. In
den letzteren Fällen (4 und 5) haben sich die in den Ductus eingeschleppten
T.-B. auf der Innenwand des Ductus niedergelassen, wie Mikroorganismen
bei der Endocarditis es thun. Dann ist der Ductus also nicht selbst die
Einbruchsstelle, es können aber fortdauernd Bac. in die Circulation über-
gehen. — Im 8. Capitel finden Bemerkungen über die Genese der tuber-
kulösen Meningitis Platz, wobei der käsigen Bronchialdrüsen nicht Erwäh-
nung geschieht. — Im 9., dem Schlusscapitel, werden vornehmlich einige
Fälle erwähnt, in denen sich die Verbreitung maligner Geschwülste auf
dem Wege der Circulation aus dem Vorhandensein von Geschwulstthromben
erkennen liess. Askanaxy.
Hanau (1038) giebt einen klaren Ueberblick über die historische Ent-
wicklung und den gegenwärtigen Stand der Ansichten von der Genese
der acuten allgemeinen Miliartuberkulose. Er spricht sich im
Sinne Weigeet's dahin aus, dass dieser Process sich bei genauerem Zu-
sehen auf einen Tuberkel der Venenwand oder des Ductus thoracicus
zurückführen lasse, auch in Fällen, bei denen z. B. in einer Gelenktuber-
kulose der Ausgangspunkt vermuthet werden könnte, v. Baumgarten
gegenüber, der diese Verallgemeinerung nicht acceptirt, betont Verf., dass
eine „seichte Zerstörung" über dem Intimatuberkel genüge, um dem Bac.
den Eintritt in die Blutbahn zu öffnen* und dass die Befunde am Kaninchen
auf den Menschen nicht übertragbar seien**. Bei ausgebreiteter Drüsen-
tuberkulose der Menschen könne allgemeine Miliartuberkulose fehlen***. H.
vermisst genauere Angaben v. Baumgarten's betreffs der grossen Venen-
tuberkel und speciell „den Nachweis ihres häufigen Vorkommens ohne acute
Miliartuberkulose " . Askanaxy.
*) Diese „seichten Zerstörungen"' sind aber für die überwiegende Mehrzahl
der Fälle nicht nachgewiesen und in vielen einschlägigen Fällen habe ich direct
gefunden, dass sie fehlen. Der gewöhnliche von mir erhobene Befund ist der,
dass die Venentuberkel nach dem Lumen des Gefässes hin von einer derben,
völlig bacillenfreien Bindegewebsschicht überzogen sind. Baumgarten.
**) Die Befunde am Kaninchen lehren aber aufs Klarste und mit jeder, auch
auf den Menschen übertragbaren Deutlichkeit, dass eine typische allgemeine
Miliartuberkulose auftreten kann, ohne jeden Venen- oderLymi)hgefässtuberkel.
Baumyarteu.
***) Dies widerlegt aber durchaus nicht meine Erwiderungen. Erstens habe
ich ja durchaus nicht die Lymphdrüsentuberkulose als nothwendige Quelle
der allgemeinen Miliartuberkulose bezeichnet, sondern nur behauptet, dass sie
in vielen Fällen die in Betracht kommende Quelle, ohne Mitwirkung von Venen-
oder Lymphgefässtuberkeln und ohne etwaige Perforation verkäster Lymphome
ins Blutgefässsystem, ist. Dass nicht alle tuberkulösen Lj'mphome allgemeine
Miliartuberkulose herbeiführen, widerlegt die Thatsache, dass einzelne es thun,
ebensowenig, als die Thatsache, dass von gewissen Lymphomen Leukämie aus-
geht, dadurch widerlegt wird, dass andere anscheinend anatomisch ganz gleich-
artige Lymphombildiingen keine Leukämie in Gefolge haben. Es kommt
eben noch auf gewisse Nebenumstände (llilfsbedingungen) an. die wir in beiden
Fällen noch nicht ganz zu übersehen im Stande sind. Baumyarten.
28*
436 Tuberkelbacillus. Intimatuberkulose, Herzerkrankungen
im Verlaufe der chronischen Lungentuberkulose.
Boltz (982) schildert den Befund bei einem 20j<ährigen Manne, der bei
der Section im wesentlichen eine Endocarditis ehren, der Aorten- und
Mitralklappen mit Stauungserscheinungen, ferner alte Lungentuber-
kulose mit frischen Knötcheneruptionen, Tuberkulose des Darms und der
Mesenterialdrüsen darbot und an einer Verblutung aus einer geborstenen Vene
im Grunde eines tuberkulösen Darmgeschwürs gestorben war^. B. betont das
Vorhandensein tuberkulöser Processe trotz der starken venösen Hyperämie
namentlich am Darm, in Hinblick auf die bekannten Anschauungen des
gegenseitigen Ausschlusses von Tuberkulose und Cyanose. Askanaxy.
Hanot und L^yy (1040) fanden in einem Falle von Miliartuber-
kulose einen Intima-Tuberkel von der Grösse eines kleinen Steck-
nadelkopfes an der Aorta thoracica. Er zeigte, mikroskopisch betrachtet,
beginnende centrale Verkäsung und enthielt T.:B. Die anderen Gefäss-
häute waren bis auf ein kleines, einfaches entzündliches Heerdchen an der
Grenze der Adventitia intact. Äskanaxy.
V. Leydeil (1079) spricht in einem Vortrage über das Vorkommen
von Herzerkrankungen im Verlaufe der chronischen Lungen-
tuberkulose. Er gedenkt im Eingange seiner Ausführungen der tuber-
kulösen Pericarditis, Synechieen, Dislocationen, Hypertrophie, Atrophie des
Herzens, derTachycardie, derRoKiTANSKY'schen Auffassung von der gegen-
seitigen Ausschliessung der Herzleiden und Tuberkulose, die sich als nicht
immer zutreffend erwiesen hat. Dann wendet sich v. L. zu den tuber-
kulösen Processen am Herzen selbst, deren er, von der Pericarditis
abgesehen, 3 unterscheidet und bespricht. Er stellt
I. Fälle von Tuberkeln im Herzmuskel zusammen^, erörtert
IL die Endocarditis tuberculosa. Bei den im Gefolge der Tuber-
kulose auftretenden Endocarditiden ist die Frage von Bedeutung, wie weit
T.-B. selbst als Erreger der Krankheit im Spiele sind. Man hat T.-B. in
den Auflagerungen der Klappen nachgewiesen, andrerseits eine granulöse
und ulceröse bezw. käsige Klappenaffection bei Tuberkulose geschildert,
zumeist aber den Bac. -Nachweis dann nicht erbracht, v. L. sah in einem
Falle von Endocarditis ulcerosa bei Phthise nur Streptok., in 4 anderen
Fällen wurden T.-B. in den Auflagerungen und im Endocard gefunden^.
^) Es fand sich eine Aorta von 7,5 cm Umfang. Wenn Verf. diese „hoch-
gradige Enge der Aorta als das Primäre für das ganze Ki-ankheitsbild" ansieht,
so dürfte das schon darum kaum angehen, weil der Umfang der Aorta nicht
reducirt ist. Vierohdt (Daten und Tabellen p. 19 u. 182j giebt den Umfang der
Aorta beim Manne auf 7,6 bezw. 7,25 cm an. Ref.
^) Der Satz des geschätzten Verf.'s, dass die Skelettmuskulatur gegen Tuber-
kulose ganz immun ist, gilt heute doch nicht mehr. P]s giebt nach meiner
Kenntnis sogar Muskeltuberkulosen verschiedener Genese: 1. eine Tuberkulose,
die sich von einer Knochen- oder Gelenksaffection auf die Muskulatur conti-
nuirlicli fortpflanzt, 2. einen hämatogenen Process und 3. eine Impftuberkulose
der Muskeln, wie ich sie z. B. an den Rückenmuskeln nach Punction eines tuber-
kulösen Empyems beobachten konnte. Ref.
^} Tuberkulöse Veränderungen des Klappengewebes werden nicht er-
wähnt*. Ref.
*) Es dürfte sich daher auch in den v. LEYDEN'schen Fällen nur um acci-
Tuberkelbacillus. Tuberkulöse Myocarditis. Ausschliessungs- 437
verhältniss zwischen Klappenfehlern und Lungenschwindsucht.
III. schildert Verf. Tuberkulose der Herzthromben, indem einmal
nur T.-B. in dem vitalen Gerinnsel, dann auch Tuberkelbildungen in dem
den Thrombus organisirenden Gewebe beschrieben sind. In v. L.'s Klinik
constatirte Michaelis auch T.-B. in einem Herzthrombus. Die T.-B. lagen
oft in Zellen, und solche Bac.-haltigen Zellen werden als Transporteure des
Virus angesprochen, v. Ij. glaubt danach, dass T.-B.-haltige Zellen auch in
Alveolar -Exsudate bei fibrinöser Pneumonie einwandern und eine Ver-
käsung einer typisch pneumonischen Infiltration verursachen könnten.
Äskcmazy.
Bari6 (978) bespricht nach einer Darlegung der Frage des angeblichen
Antagonismus zwischen Herzfehlern und Lungentuberkulose, neben der
tuberkulösen Endo- und Pericarditis, besonders die tuberkulöse Myocar-
ditis, deren spärlicher Casuistik er einen eigenen Fall hinzufügt. Walz.
Otto (1101) studirt das Ausschliessungsverhältniss zwischen
Klappenfehlern und Lungenschwindsucht und betont dabei, dass
man die Klappenerkrankungen der beiden Herzhälften auseinanderhalten
muss, wenn man ihren Einfluss auf die Blutversorgung der Lungen beur-
theilen will. Es zeigt sich denn auch, dass Klappenfehler am rechten
Herzen die Entwicklung der Lungenschwindsucht nicht verhindern, am
wenigsten die Pulmonalstenose. Dagegen tritt zu Klappenfehlern des
linken Herzens kaum jemals Lungentuberkulose hinzu, selbst dann nicht,
wenn eine erbliche „Prädisposition" dafür besteht; bei Schwindsüchtigen
können sich aber nachträglich Klappenfehler entwickeln. Die Untersuch-
ungen der Verfasserin, welche diese Auffassungen weiter prüfen, gehen
zunächst den literarischen Mittheilungen der Autoren nach und bringen
dann eine Analyse des Materials der Klinik von Eichhokst; es werden die
Fälle der Jahre 1884-1895 verwerthet, Männer und Frauen gesondert be-
trachtet. Unter den männlichen Patienten konnten 48 Fälle von Herz-
fehlern und 185 Phthisiker für die Untersuchung herangezogen werden,
die Folgendes ergab. In keinem Falle war zu einem ausgebildeten Herz-
fehler eine Tjungentuberkulose hinzugetreten, dagegen hatte sich einmal bei
einem Phthisiker, wie die Anamnese ergiebt, später eine Klappenaffection
eingestellt und vollkommen ausgebildet. Dass sich primäre Lungentuber-
kulose mit klinisch nicht oder kaum erkennbaren, secundären endocardi-
tischen Processen verbindet, wnrde mehrfach gesehen, indem unter 185
Phthisikern 29 abgelaufene und 4 frische Erkrankungen des Endocards
nachzuweisen waren. In einzelneu Fällen schien es, dass Herzfehler die
weitere Propagation der Tuberkulose verhindert hatten. — Von den weib-
lichen Kranken standen 63 Fälle von Klappenfehlern und 133 Phthisen
zur Prüfung der studirten Fragen zur Verfügung. Hier werden ein paar
Fälle genauer mitgetheilt, in denen anscheinend als Ausnahme von der
Regel secundäre Lungentuberkulose sich zu einem primären Klappenfehler
hinzugesellte, Fälle, die aber, wie die Verfasserin selbst zugiebt, nicht ganz
dentelle Auflagerungen von T.-B. aus dem vorbeiströmenden Blute gehandelt
haben. Batimgarten.
438 Tuberkelbacillus. Wesen der Scrophulose.
eindeutig- sind. Immerhin lassen sich solche Beobachtungen auch erklären,
und zwar zieht Verf. noch besondere den Organismus und damit auch das
Herz schwächende Momente oder Zustände am Herzen selbst, wie schlaffe
Muskulatur oder Fehlen der Hj'pertrophie heran, um zu zeigen, dass trotz
des Herzfehlers die Blutversorgung der Lungen nicht imstande ist, den
Ausbruch oder Fortschritt der Lungentuberkulose zu verhindern. Secun-
däre Herzerkrankungen bei Phthise fanden sich ziemlich häufig; Fälle, bei
denen ein entwickelter Herzfehler die Ausbreitung der Lungentuberkulose
hinderte, wurden auf der Frauenabtheilung nur in spärlicher Zahl gesehen.
Nach alledem glaubt Verfasserin hervorheben zu müssen, dass der Satz, zu
Klappenfehlern des linken Herzens geselle sich keine Lungentuberkulose
hinzu, nur sehr seltene Ausnahmen erleide. Aslianaxy.
Biedert (981) sucht den alten Begriff und das alte Gebiet der „Scrophu-
lose" auf Grund eigener Forschungen und Untersuchungen zu rehabilitiren.
Es ist, sagt B., unmöglich, den ganzen Complex der Erscheinungen der alten
Scrophulose unter die Tuberkulose zu rubriciren. Selbst hierzu geneigte
Autoren, wie Eichhorst u. A., müssten für Haut- und Schleimhautleiden
einen anderen Zusammenhang suchen und es sei nöthig, das Verhältniss
zwischen den zweifellos einfach entzündlichen und den früher oder später
mehr oder weniger ausgesprochen tuberkulösen Veränderungen aufzu-
klären. Diese Aufklärung glaubt B. dadurch geben zu können, dass er,
in Uebereinstimmung mit Viechow's einstiger Definition, das Wesen der
Scrophulose in einer Constitutionsanomalie erblickt, charakterisirt
durch eine Neigung zu eigenartig hartnäckigen und zu Recidiven tendirenden
Entzündungen zugleich aber durch eine „Neigung zur Aufnahme des
Tuberkelgiftes", durch welche Aufnahme dann in Haut, Drüsen, Knochen
und Gelenken die mehr oder weniger ausgesprochene Localtuberkulose, in
der Lunge die Phthise entsteht.
B. stützt diese seine Auffassung wesentlich auf die von ihm und anderen
Forschern festgestellte Thatsache, dass in den sog. scrophulösen Oberflächen-
aff'ectionen die T.-B. so gut wie vollständig fehlen, sowie auf die Annahme,
dass in den tiefergehenden scrophulösen Erkrankungen (scrophulose Ent-
zündungen der Lymphdrüsen, der Knochen und Gelenke, der Lungen) die
T.-B. ebenfalls im Anfang nicht selten gänzlich vermisst würden und auch
später meist nicht in einer der Intensität und Ausdehnung der Erkrankung
entsprechenden Anzahl und Vertheilung vorhanden wären.
Zu obigen Anschauungen B.'s gestattet sich der Ref. folgendes zu bemerken :
Dass in den sog. scrophulösen Überflächenerkrankungen (Ophthalmien, Der-
matitiden etc.) keine T.-B. zu finden sein würden, war von vornherein äusserst
wahrscheinlich, weil diese scrophulösen Augenentzündungen, Hautaus-
schläge u. s. w. anatomisch mit der Tuberkulose nicht das Geringste zu
tliun haben und T.-B. nach allen unseren Erfahrungen sich ausschliesslich
dort finden, wo richtige Tuberkel- oder tuberkulöse Entzündungen im histo-
logischen Sinne vorhanden sind. Wenn aber B. auch in den sog. scrophu-
lösen Lymphdrüsen- und Knochengelenkaffectionen sowie bei den sog. scro-
phulösen (phthisischen) Pneumonien die T.-B. anfangs fehlen, und erst später
Tuberkelbacillus. Wesen der Scrophulose. 439
als mehr accidentellen Befund hinzutreten lässt, so wird er mit dieser
Ansicht die Zustimmung der pathologischen Anatomen nicht gewinnen;
nach meinen sehr zahlreichen einschlägigen Untersuchungen finden sich
darin stets und von Anfang an T.-B. Auch im anatomischen Sinne
sind die genannten Affectionen stets von vornherein echt tuberkulös, nicht
etwa s e c u n d ä r tuberkulisirende Entzündungen. Allerdings sind die T.-B.
in den in Eede stehenden Producten nicht immer ganz leicht nachzuwei-
sen und es muss zugegeben werden, dass bisweilen ein Missverhältniss
zwischen der Zahl der nachweisbaren Bac. und der Ausdehnung der
Krankheitsproducte besteht. Aber dies kann B.'s Ansicht nicht stützen
und die hier vertretene Auffassung nicht wiederlegen. Denn die Erfah-
rungen über die Schicksale der T.-B. in den Geweben haben gelehrt, dass
diese Parasiten eine relativ kurze Lebensdauer haben und sich sehr bald
dem Nachweis in den von ihnen erzeugten, aber sie an Dauerhaftigkeit
übertreffenden tuberkulösen Gewebsproducten entziehen, so dass man also
nur in sehr acut verlaufenden Tuberkelprocessen eine topographische Ueber-
einstimmung zwischen T.-B. und tuberkulösen Producten erwarten darf,
nicht aber in den subacuten und chronischen Fällen, wo die Zahl und Ver-
theilung der Bac. der Ausbreitung der Krankheitsproducte regelmässig
nicht entspricht. Also die tieferen „scrophulösen" Affectionen sind sämmt-
lich tuberkulös, -die oberflächlichen sind es sämmtlich nicht. Für die erst-
genannten Processe ist mithin die Bezeichnung der „Scrophulose" fallen zu
lassen, für die letzteren könnte man darüber discutiren, ob für sie dieser
althergebrachte Begriff beibehalten werden solle oder nicht. Ich für meinen
Theil hätte nichts dagegen einzuwenden, wenn man unter „ scrophulösen" Ent-
zündungen solche Entzündungen der äusseren Haut und Schleimhäute ver-
stehen will, welche bei hereditär tuberkulös belasteten Individuen
auftreten und unter dem Einfluss dieser Belastung gewisse Abweichungen
von dem Verlaufe gewöhnlicher Haut- und Schleimhautentzündungen
annehmen. Wie den Lesern bekannt sein dürfte, verstehe ich unter „erb-
licher tuberkulöser Belastung" wesentlich die ererbte Tuberkulose selbst,
leugne aber nicht, dass diese Belastung ausser den durch congenitale Ueber-
tragung der T.-B. entstandenen Tuberkeln noch anderweitige Anomalien
zum Ausdruck bringen kann. Es steht ja fest, dass sich unter dem Einfluss
der in zahllosen Generationen fortgepflanzten Erbtuberkulose allmählich
gewisse Eigenthümlichkeiten des Körpers entwickelt haben, welche, ebenso
wie die Tuberkelkeime, auf die Descendenten tuberkulöser Individuen
übergehen können. Ich erinnere hier an den sog. „phthisischen Habitus",
insbesondere an den phthisischen Thorax", der zweifellos vererbt wird
und in manchen Fällen vererbt werden kann, ohne dass die T.-B. mit ver-
erbt werden. Eine solche Neben- odei- Tlieilerscheinung der hereditären
Tuberkulose könnte nun auch die „Scrophulose" sein, worunter also die
Neigung zu jenen Entzündungen der äusseren Haut und Schleimhäute zu
verstehen wäre, obgleich es vorläufig unmöglich sein würde, zu sagen, worauf
diese Neigung (Disposition) beruhe, in welchen Abweichungen von der
normalen Beschaffenheit der Gewebe sie begründet sein solle. Dieser Dis-
440 Tuberkelbacillus. Woscn der Tuberkulose.
Position eine Beziehung zur Tuberkulose in dem Sinne zu vindiciren, dass
die auf der Basis derselben entstehenden Entzündungen einen besonders
geeigneten Nährboden, gewissermaassen eine Lockspeise für den T.-B. ab-
gäben, wie B. dies thut, kann ich nicht für richtig halten. Dagegen spricht
ja, von allen aprioristischen Gründen abgesehen, auf das Deutlichste die
Thatsache, dass in den Producten dieser Entzündungen niemals T.-B. ge-
funden werden. Wenn B. zur Stütze seiner Ansicht auf die früher sog.
„scrophulösen" Lymph- und Knochengelenkleiden hinweist, die nach ihm
von Haus aus ebenfalls nichts anderes sind, als „scrophulöse Entzündun-
gen", die aber später, eben wegen des von ihm supponirten Zusammen-
hangs zwischen Scrophulöse und Tuberkulose, tuberkulös würden, so
wissen wir, dass dies nicht zutrifft, indem diese Processe von Anfang an
tuberkulös sind. Und warum sollten nur die tiefen, und nicht auch die
oberflächlichen Producte die T.-B. anziehen, da sie doch einer äusseren
bacillären Infection weit mehr ausgesetzt sein müssten, als die tieferge-
legenen Erkrankungen? Wenn man also die „Scrophulöse" aufrecht er-
halten und einen Zusammenhang derselben mit der Tuberkulose festhalten
will, so kann es, meines Erachtens, nur im Sinne der von mir oben auf-
gestellten Möglichkeit geschehen. Unklar bliebe dann allerdings, warum
nur die Haut und äusseren Schleimhäute die „scrophulöse" Disposition zu
erkennen gäben, die übrigen Organe des Körpers dagegen nicht. Deshalb
erscheint es mir fraglich, ob wir überhaupt die Scrophulöse als eine be-
sondere Constitutionsanomalie aufrecht erhalten dürfen? Genöthigt sind
wir hierzu nicht! Denn was ist denn an diesen sog. „scrophulösen"
Haut- und Schleimhauterkrankungen eigentlich Besonderes? Die Erreger
dieser Entzündungen sind die gewöhnlichen Eiterkokken (Staphylok.) und
das histologische Bild dieser Entzündungen unterscheidet sich in nichts
von den gleichnamigen Entzündungen bei Constitutionen ganz intacten
Individuen. Nur der Verlauf weicht einigermaassen vom Gewöhnlichen ab;
es ist eine grössere Dauerhaftigkeit der Störung und eine Neigung zu
Recidiven vorhanden. Ich bin nun der Meinung, dass sich diese Be-
sonderheiten auch ohne Annahme einer bestimmten Constitutionsanomalie
erklären lassen , wenn man annimmt , dass dieselben , , in vielen Fällen
wenigstens, bedingt sind durch eine gleichzeitig vorhandene regionäre
latente Lymph-Drttsentuberkulose. Durch letztere müssen natür-
lich Unregelmässigkeiten des Lymphabflusses entstehen; die Resorption
der Entzündungsproducte und auch der Entzündungserreger muss hintan-
gehalten werden und so lässt sich die Neigung dieser Entzündungen zu chro-
nischem Verlaufe und zu Recidiven wohl begreifen. Man hat die thatsäch-
lichen Beziehungen dieser Haut- und Schleimhautentzündungen zur Tuber-
kulose der regionären Ljanphdrüsen bisher immer so gedeutet, dass die Ent-
zündungen in den von Haus aus intacten Lymphdrüsen zunächst consensuelle
einfache oder hyperplastische Lymphadenitis hervorriefen, auf deren Boden
sich dann secundär die Tuberkel, in Folge von Invasion der T.-B. durch
die, in Folge der Entzündung gewissermaassen geöffneten Atrien der Haut
und Schleimhäute in die Drüsen, entwickeln sollten. Da ein solches ein-
Tuberkelbacillus. Wesen der Scrophulose. Tul)erkulose 441
im Kindesalter.
faches Durchschlüpfen der T. -B. durch die Eingangspforten, ohne dass
daselbst Tuberkel entständen, nach meinen sehr zahlreichen einschlägigen
Untersuchungen nicht anzunehmen ist, so hat die von mir oben gegebene
Deutung der Erscheinungen die sehr viel grössere Wahrscheinlichkeit für
sich. In anderen Fällen, in denen eine Drüsentuberkulose nach jenen Ent-
zündungen nicht eintritt, können die Eigenthüralichkeiten der Entzün-
dungen durch rein örtliche Anomalien bei übrigens ganz gesunden Indi-
viduen hervorgerufen sein, wie dies Suchannek in seiner sogleich zu refe-
rirenden Arbeit begründet hat. Ich glaube also, wir können den Begriff
der „Scrophulose" ganz fallen und sie in der Tuberkulose aufgehen lassen.
Baumgarten.
Suclianneli (1137), der verdienstvolle Züricher Ehino-Laryngolog,
kommtin seiner mit grosser Sachkenntniss und sicherem Urtheil geschriebenen
Abhandlung zu dem Resultat, dass den Erscheinungen der sog. „Scrophu-
lose" keine ursächliche Einheit zu Grunde liegt, sondern dass sie grössten-
theils in das Gebiet der Tuberkulose hineingehören, andererseits, wie die
sog. „scrophulose" Rhinitis, das „scrophulose" Ekzem, die „scrophulösen"
Ophthalmien undOtitiden „nichts Eigenartiges" sondern gewöhnliche Ent-
zündungen der betreffenden Theile darstellen, deren Chronicität und Neigung
zu Recidiven auf rein locale Ursachen, die Rhinitis z. B. mit ihrer so lange
für specifisch scrophulös gehaltenen „Lippenverdickung" auf Verlegung
der ersten Athemwege durch Rachenmandelhypertrophie etc. zurückzu-
führen sei. S schlägt also vor, die „Scrophulose" ganz aus der Krankheits-
lehre zu streichen, fürchtet aber, dass dies wohl immer nur ein „frommer
Wunsch" bleiben werdet Bmimgarten.
Dennig (1011) giebt in einer sorgfältigen, vorwiegend klinisch inter-
essanten, Monographie eine umfassende Darstellung der Tuberkulose im
Kindesalter. Bei den vielen Eigen thümlichkeiten, welche die letztere
gegenüber der Tuberkulose der Erwachsenen zeigt, ist eine genaue Schilde-
rung sehr willkommen. Nach einer Besprechung der Aetiologie und Patho-
genese folgt eine ausführliche Darstellung der Krankheit bei den einzelnen
Organen, namentlich auch mit Berücksichtigung der seltener befallenen
Körpertheile. Interessant ist unter anderem die statistisch nachgewiesene
Zunahme der Tubei'kulose in Tübingen seit 1885, nicht ausschliesslich in
Folge von Epidemien, welche die Zunahme nicht vollständig erklären lassen.
Wie frühere Beobachter, hat auch D. gefunden, dass von den an Tuberku-
lose gestorbenen Kindern das Säuglings alter am meisten betroffen ist,
nämlich in 25*^\j. Auf das erste Jahrfünft kommen 71 "/,i, auf das zweite
20,0 "/o, auf das dritte 8,8 »/„. Mak.
Starck (1132) beobachtete bei Kindern den Zusammenhang von
Halsdrüsen Schwellung und Zahncaries. Unter allen untersuchten
Kindern mit Schwellung der Hals- und Kieferdrüsen fehlte Zahncaries bei
^) Es genügt wohl vorläufig, wissenBchiiftlich festgestellt zu haben, dass keine
Nöthigung vorliegt, eine bestimmte Krankheit oder Krankheitsanlage, die man
als „Scroplmlose" zu bezeichnen hätte, aufrechtzuerhalten. Kef.
442 Tuberkelbacillus. Zusammenhang von Halsdrüsenschwellung
und Zahncaries.
20^/q; unter diesen 20^/,^ war nur einmal ein ätiologisches Moment nicht
aufzufinden, bei den anderen lag Tuberkulose, Diphtherie, Angina oder
frühere Zahncaries zu Grunde. Von den übrigen 80^/q waren 16,8°/o
tuberkulös hereditär belastet, 22,2^/q hatten noch andere für die Drüsen-
schwellung in Betracht kommende Krankheiten, bei 41'^/q erschien die
Zahncaries als alleinige Ursache der Drüseuschwellung. In ^/^ dieser Fälle
entsprachen die Drüsen in ihrem Sitz genau den kranken Zähnen, stets
sassen sie auf derselben Seite. Bei noch geringer Zerstörung der Zähne
waren die Drüsen druckempfindlich und weich. Danach, schliesst Verf.,
ist „die Zahncaries als die relativ weit häufigste Ursache der Halsdrüseu-
sch wellungen der Kinder anzusehen". Die Drüsenschwellungen besitzen
im Allgemeinen einen harmlosen Charakter, doch zeigt sich neuerdings,
dass cariöse Zähne auch für die Entstehung tuberkulöser Halsdrüsen ver-
antwortlich gemacht werden, nachdem T.-B. nicht nur in den hohlen Zähnen
der Phthisiker, sondern auch bei Gesunden gesehen^ wurden. S. berichtet
nun 3 Krankengeschichten, in den sich bei im übrigen gesund erscheinen-
den Kindern eine Halsdrüsentuberkulose mit cariösen Zähnen combinirt
zeigte. „Dass hier das tuberkulöse Virus die cariösen Zähne als Eingangs-
pforte benutzt hat, ist mehr als wahrscheinlich. Trotzdem gelang es in
keinem der cariösen Zähne, T.-B. nachzuweisen". In zwei weiteren Fällen
hatten sich nach vorausgehenden Zahnschmerzen tuberkulöse Halsdrüsen
auf derselben Seite entwickelt. Im ersten Falle wurden in zwei hohlen
Zähnen nach Ziehl-Gabbet rothgefärbte Bac. festgestellt, aber Verf. be-
merkte daneben Formen mit „kleinen Differenzen" gegenüber den T.-B.
und erklärt es selbst für fraglich, ob nicht erst durch Eeincultur oder
Thierimpfung ein endgiltiges Urtheil zu gewinnen ist. Der betreifende
Patient hatte übrigens eine Lungenspitzenatfection auf derselben Seite. Im
zweiten Falle enthielt der cariöse Zahn keine T.-B., aber zwischen seinen
Wurzeln wurde tuberkulöses Granulationsgewebe constatirt. Dass die
T.-B., besonders bei Kindern, auf dem Wege der cariösen Zähne zur Drüsen-
tuberkulose führen, will Verf. durch eine präexistirende chronische Ent-
zündung der Drüsen erklären: Die bereits geschwächten Mikro- und Makro-
phagen sollen im Kampfe mit den eindringenden T.-B. unterliegen. Sx.
plädirt für Pflege des Mundes und der Zähne, die schon bei Schulkindern
beginnen muss. Äskanazy.
Starck (1134) untersuchte 113 Kinder mit Halsdrüsenschwel-
lungen bezüglich eines Zusammenhanges der Drüsenaftection mit vorhan-
dener Zahncaries. Er führt bei 41^/o aller Untersuchten die Entstehung
der Drüsen auf gleichzeitige Zahncaries zurück, die sich fast stets auf der-
selben Seite in der entsprechenden Region vorfand und auch zeitliche Be-
^) Wobei man sich freilich vor der Verwechslung mit Smegmabac. zu hüten
hat. — Uebrigens geht es wohl etwas zu weit, wenn Verf. sagt: Nachdem man
in den cariösen Zähnen Bacterien verschiedener Art gefunden hat, „war man
keinen Augenblick im Zweifel, dass auch der durch seine Ubiquität (? Ref.) sich
auszeichnende T.-B. sich in den Schlupfwinkeln cariöser Zähne aufhalten
jnüsse". Ref.
Tuberkelbacillus. Halsdrüsenschwellung der Kinder. 443
Ziehungen zeigte, indem oftmals Zahnweh voraus ging. 3mal fanden sich
tuberkulöse Halsdrüsen, deren Beziehung zur Zahncaries dem Verf. mehr
als wahrscheinlich ist, da die Drüsen in ihrer Lage den kranken Zähnen
entsprachen und zweimal nach Zahnschmerz entstanden waren. T.-B. wur-
den in den gezogenen Zähnen dieser Fälle nicht gefunden. Dagegen wurden
in einem weiteren Falle tuberkulöser Halsdrüsen zahlreiche T.-B. in den
cariösen Zähnen nachgewiesen, und in einem letzten Falle von Lympho-
mata tuberculosa der Unterkiefergegend zwischen den Wurzeln des cariösen
Zahnes mikroskopisch sichergestelltes, tuberkulöses Granulationsgewebe
constatirt. S. erörtert die ätiologische und prophylaktisch-therapeutische
Bedeutung derartiger Befunde, solche cariöse Zähne sind wie Tonsillen mit
tuberkulösem Primäraffect zu entfernen, Zahn- und Mundpflege besonders
zu betonen*. Askanaxy.
Nachdem Vollanu^ bei kleinen Kindern das häufige Vorkommen
geschwollener Halsdrüsen festgestellt und danach vermuthet hatte,
dass die Kinder T.-B. vom Boden aus in die Haut und Schleimhäute des
Gesichts prakticiren und dann scrophulöse Drüsen acquii'iren, unternahm
es Laser (1074) die Angaben Volland's nachzuprüfen. Er liess sich von
den Schülern einer Volks- und einer Mittelschule eine kurze Anamnese in
Gestalt eines kurzen Fragebogens ausstellen und untersuchte dann die ein-
zelnen Kinder, die Ergebnisse auf der Rückseite des Fragebogens notirend.
Aus den anamnestischen Angaben war die Erkrankungszitfer an Diphtherie,
Masern u. s. w. zu ersehen, aus dem objectiven Untersuchungsbefund zu
entnehmen, wieviel Kinder frei von Drüsenschwellungen waren (137 von
1216). Wurden von der grossen Zahl mit fühlbaren Halsdrüsen behafteter
Kinder diejenigen abgezogen, welche an Angina litten oder gelitten hatten,
Ekzem oder Mandelhypertrophie aufwiesen, so würden noch 32-59*^/0 mit
Drüsenanschwellung übrig bleiben, eine Zahl, die Verf. selbst als zu hoch
bezeichnet, um als Index einer Drüsentuberkulose angesehen zu werden.
Aus den Schlusssätzen seien hier folgende angeführt:
Die Häufigkeit des Vorkommens von Halsdrüsenanschwellung steht nicht
im Verhältniss zur Häufigkeit der Tuberkulose. In der Mehrzalil der Fälle
sind die Anschwellungen auf andere ätiologischen Momente zurückzuführen.
„Es ist immerhin als sicher anzunehmen, dass die Tuberkulose meist nicht
*) Der {;twaigo Natliweis von T.-B. in cariösen Zähnen von Kindern mit
tuberkulösen Halslymphdrüsen genügt keineswegs, um die cariösen Zähne als
Eingangspforte für die tuberkulöse Infection der genannten Drüsen zu erklären.
Um diesen Zusammenbang wahrscheinlich zu machen, ist nothwendig, dass in
den, den kranken Zahn umgebenden Weich theilen tuberkulöse Processe vor-
handen sind, welchen Nachweis 8t. nur in einem seiner Fälle erbracht bat.
Andornfalls lässt sich der Thatbestand so deuten, dass die T.-B. zufällig von
anderen Stellen her in die cariösen Zähne gelangt sind, aus dem Mundschleim
bei gleichzeitig vorhandener Lungen- oder Mandel- Tuberkulose. Aut diese
Deutung der St.'schen IJeobachtungen hat schon Suchannek in seiner oben he-,
sprochenen Abhandlung hingewiesen. Daumgarten.
') Jahrosber. IX, 1893, p. 745. Ref.
444 Tuberkelbacillufi. Tuberkulose der Tonsillen.
durch Vererbung des Krankheitskeims übertragen wird*", sondern durch
Infection post partum. Die Kinder sind vor dem Einathmen zerstäubten,
„tuberkulösen Staubes" und vor directer Infection mittels der am Erdboden
beschmutzten Hände zu hüten. Askana^y.
Nachdem die Thatsache, dass die Tuberkulose der Tonsillen keine
Seltenheit, sondern bei Phthise sogar recht häufig ist, durch pathologisch-
anatomische Untersuchungen festgestellt ist, fasst Rllge (1113) die kli-
nische Bedeutung dieser Feststellung ins Auge. Er betont die Schwierig-
keit der makroskopischen Diagnose und hebt hervor, dass die Erkrankung
an klinischem Interesse verliere, wenn es sich nur um einen secundären In-
fectionsprocess bei Schwindsüchtigen handele. Er berichtet nun über einen
Fall von Malum Pottii, in welchem eine Mandeltuberkulose mehr Aufmerk-
samkeit erregt. Ein kräftig aussehendes Dienstmädchen litt schon seit 3
Wochen an Reissen im Hinterkopf und Nacken, als sie einen schweren
Wäschekorb tragend, plötzlich den Kopf nicht mehr bewegen konnte. In
der Klinik wurde ein Malum Pottii suboccipitale und eine Vergrösserung
der rechten Tonsille diagnosticirt. Die Mandel wurde exstirpirt und zeigte
sich unter dem Mikroskope von typischen, z. Th. confluirenden Tuberkeln
durchsetzt; auch käsige Heerde waren eingeschlossen, T.-B. vereinzelt. An
geschwollenen Mandeln litt das Mädchen schon seit der Schulzeit, Verf. ist
es nicht zweifelhaft, dass der tuberkulöse Process von der Tonsille auf den
Wirbelkörper „übergegriifen" hat**. Da irgend welche Erscheinungen von
Tuberkulose an anderen Organen nicht nachzuweisen sind, ist die Tuber-
kulose der Tonsillen als wahrscheinlich primär anzusehen, wohl als Folge
einer Fütterungstuberkulose. — Bei Revision älterer Krankengeschichten
von Malum Pottii fand R. noch einen Fall, indem sich Spondylitis cervicalis
mit einer „Tonsillitis" combinirt hatte. — R. untersuchte ferner eine An-
zahl von Tonsillen von Lebenden und auf der Klinik Verstorbenen, im
Ganzen bei 18 Fällen und fand darunter 6mal Tonsillar-Tuberkulose. Er
beschreibt zunächst 2 Fälle, in denen die Mandeln zu Lebzeiten durch
Excision gewonnen wurden, beide phthisische Individuen, bei denen die
Tuberkulose der Tonsillen als seciindärer Process aufzufassen ist. Verf.
führt hier den langsamen Verlauf der Mandelaffectionen auf die Spärlich-
keit der T.-B. zurück; Verkäsung und Schrumpfung des Gewebes voll-
ziehe sich langsam, ohne dass Geschwürsbildung erfolgt: Chronische, nicht
ulcerirende Erkrankungsforra. In 3 weiteren Fällen 4-6 wurde die Tuber-
kulose der Tonsillen erst post mortem sichergestellt:
Fall 4: Phthisiker, dessen Tonsillen durch das Sputum iniicirt sind.
Fall 5: Phthisiker, der 3 Monate nach Beginn der Krankheitserschei-
*) Weshalb dem Verf. diese seine Annahme als so „sicher" erscheint, ist nicht
ersichtlich. Baumgarten.
**) Ohne näheren Nachweis der Continuitätspropagation des tuberkulösen
Processes von den Mandeln auf die Wirbelkörper ist diese Annahme doch sehr
hypothetisch. Es ist ja doch sehr gut eine coordinirte Entstehungsweise beider
Heerderkrankungen, der Mandeltuberkulose einerseits, der Wirbeltuberkulose
andererseits, denkbar. Baumgwrteti.
Tuberkelbacillus. Tuberkulose der Tonsillen. 445
nungen starb. Die Section ergab Lungentuberkulose mit Cavernen, käsige
Peribronchitis, Pleuraadhäsionen u. s. w., mikroskopisch wurde eine chro-
nische Tuberkulose der rechten Mandel constatirt. R. erklärt nun die
Tonsillar-Tuberkulose für den älteren Process wegen der fibrösen Gewebs-
massen, der grossen Epitheldefecte an den Tonsillen einerseits, des nur
Smonatlichen Krankseins andererseits und betont die Möglichkeit, dass die
Tuberkulose von den Tonsillen, die Ketten der Drüsen passirend, auf die
Lungen fortgeschritten sei^.
Fall 6: Phthisica mit Syphilis und Schrumpfnieren. Da die rechte
Mandel hier ältere Veränderungen ergab, hält Verf. es wieder für nicht
ausgemacht, ob Lungen oder Mandeln primär erkrankt sind'-.
Weiterhin berichtet Verf. über 2 Fälle beginnender Lungentuberkulose
mit nicht tuberkulösen Tonsillen und 10 weitere Fälle, bei denen die
Mandeln sich frei von Tuberkulose zeigten.
R. steDt den häutigen secundären Mandelaffectionen den Fall pri-
märer Erkrankung bei Spondylitis gegenüber; er bedauert zu weiteren
Untersuchungen bei diesen Leiden und scrophulösen Kindern kein Mate-
rial gefunden zu haben. Er statuirt, dass die Mandeln wichtige Eingangs-
pforten für Tuberkulose sind, recurrirt in diesem Sinne auf die experimen-
tellen Ergebnisse v. Baumgarten's'^ bei Fütterung von Kaninchen mit
T.-B.-haltiger Milch*. Askanaxy.
Schlesinger (1122) hat speciell die Tuberkulose der kindlichen
Tonsille zum Gegenstand seiner Untersuchungen gemacht. Während
*) Die Grösse der Epitheldefecte ist für die Beurtheilung des Alters der Er-
krankung kaum verwerthbar, und die Bindegewebsneubildung zeugt auch nicht
dafür, dass die Mandeltuberkulose älter ist als die Lungenphthise, da sich hier
auch in Lunge und Pleura Bindegewebswucherungen vorfinden. Die Möglich-
keit, dass der Tonsillar-Process 3 Monate alt ist, kann eben so wenig geleugnet
werden, wie die, dass Patient schon vor 3 Monaten zeitweise Sputum expecto-
rirt hat. Lässt sich in dem Gros der Fälle die Tonsillar-Tuberkulose bei Lungen-
phthise als secundäre Erkrankung erweisen, so ist dieser Fall nicht geeignet,
einen anderen Gang der Infection bei Phthisikern zu begründen. Ref.
^) Das Erste dürfte das "Wahrscheinlichere sein. Ref.
*) Pathologische Mykologie. Ref.
*) Meine Experimentalergebnisse beweisen aber doch nur die Möglich-
keit einer primären tuberkulösen Erkrankung auf dem Digestionswege. Ob
jedoch spontan eine solche Erkrankung beim Menschen vorkommt, und ob sie
häufig vorkommt, diese Frage wird durch meine Experimente nicht in bejahen-
dem Sinne beantwortet. Denn die Mandeltuberkulose erfolgte in meinen Expe-
rimenten nach Verabreichung einer Milch, welche künstlich sehr stark mit
T.-B. versetzt war, so stark, dass der Bac.-Gehalt dieser Versuchsmilch den-
jenigen der natürlichen ,, tuberkulösen Milch" um das mehr als hundert- bis
tausendfache übertraf. Setzteich den Bac.-Gehaltmeiner Versuchsmilch herunter,
so wurde das Eintreten der Mandeltuberkulose unsicher und blieb schlie.sslich
Ranz aus. Es ist mir daher durchaus fraglich, ob durch den Genuss natür-
licher tuberkulöser Milch eine primäre Mandeltuberkulose hervorgerufen wer-
den kann. Die Mehrzahl der Mandeltuberkulosen beim Menschen möchte ich
für Secundärerkrankungen in Folge von Infection durch tuberkulöses Sputum,
ein Theil derselben jedoch für durch hämatogene Infection entstandene Pa-
rallelerkrankungen der tuberkulösen Lymphome der Halsgegend halten. Bauin-
tjurten.
446 Tuberkelbacillus. Tuberkulose der Tonsillen. Primäre Intestinal-
tuberkulose nach Genuss von Fleisch tuberkulöser Rinder.
früher ein Parallelismus zwischen Lungentuberkulose und Tuberkulose der
Mandeln angenommen wurde, schien bei Kindern, trotz ausgedehnter Lungen-
tuberkulose, die Mandeltuberkulose selten zu sein. Seh. fand jedoch unter
13 Fällen florider Lungentuberkulose bei Kindern 12mal auch die Mandeln
ergriffen. Also auch bei Kindern geht Lungentuberkulose fast immer mit
Tonsillartuberkulose einher, und umgekehrt bei Tonsillartuberlose fehlt nie
Lungentuberkulose. Bei unbedeutenden Lungenerkrankungen fehlt jene.
Die Infection durch das Sputum prädominii^t über alle andern Infections-
wege. Das Verhältniss zwischen Tuberkulose der Tonsillen und derjenigen
der Cervicaldrüsen scheint anders zu sein bei den Kindern, als bei den Er-
wachsenen. Während bei diesen meist secundär die Cervicaldrüsen fast
immer erkranken, ist bei Kindern die Möglichkeit einer Infection der Mandeln
auf dem Weg des retrograden Lymphstroms von den Drüsen aus wohl nicht
ganz von der Hand zu weisen. Walz.
(xOttstein (1031) berichtet aus der Klinik von Professor Stöek über
Fälle von Tuberkulose der Pharynx- und Graumentonsillen. Unter
33 Pharynxtonsillen erwiesen sich 4 als tuberkulös, unter 20 Gaumenton-
sillen 2. Alle diese Fälle boten klinisch nicht den geringsten Anhaltspunkt
für Tuberkulose, von kleinen Halsdrüsen, wie sie so häutig vorkommen,
abgesehen. Die einzelnen Beobachtungen werden mit genauerem Befund
mitgetheilt, Verkäsung und T.-B. wurden vermisst. Verf. neigt, da eine
retrograde Infection mittels des Lymphstroms von den Halsdrttsen aus un-
wahrscheinlich ist, zur Annahme, dass die Infection von der freien Ober-
fläche her erfolgt sei, und zwar wird für die Eachentonsille die Infection
durch die Inspirationsluft, für die Gaumentonsillen die Ansteckung sowohl
durch die Luft — bei Ausschaltung der Nasenathmung — wie durch in-
flcirte Nahrung angenommen. Bezüglich des Einwandes, es möchte doch
ein latenter Lungenheerd bestehen, meint G., dass dieser Einwurf jeder
klinischen Beobachtung gemacht werden kann^. Als selbstverständlich
wird vorausgesetzt, dass die betr. Tonsillen vor dem Eindringen der T.-B.
bereits hyperplastisch waren, wofür die Beschränkung der tuberkulösen
Heerde auf kleine Bezirke spricht. Die Prognose ist günstig, da die lo-
calen Heerde nur wenig Neigung zum Wachsthum haben, nur das Ohr ist
gefährdet. Askanaxy.
Danzer (1008) theilt einen Fall von primärer Intestinaltuber-
kulose durch den Genuss von halbrohem Fleisch tuberkulöser
Rinder mit. Nach dem SectionsprotokoU fanden sich im untern Ileuui
an mehreren kleinen Stellen ein circulär gestellter, fast die ganze Peripherie
des Darmes umgreifender Substanzverlust mit unterminirten Rändern,
^) Der Einwand ist immerhin sehr zu berücksichtigen, zumal wenn man die
auf Sectionsergebnissen fussenden Resultate der einschlägigen Arbeiten zum
Vergleiche heranzieht. — Im Fall II des oben referirten Aufsatzes handelt es
sich z, B. um ein hereditär belastetes Mädchen, welches ö'/i Wochen nach der
Entfernung der adenoiden Wucherungen eine percutorische Differenz an den
Lungenspitzen aufweist, von der Verf. selbst sagt, dass sie möglicherweise
schon z. Z. der ersten Untersuchung bestanden hat. Hier dürfte die Tuberku-
lose der Vegetationen doch kaum primärer Natur sein. Ref.
Tuberkelbacillus. Verhältniss zwlscten Tuberkulose 44?
und malignem Lymphom.
ferner verkäste Mesenterial- und Bronchialdrüsen, Käseheerde in den Lungen,
tuberkulöse Pericarditis, Kniegelenkstuberkulose. Der Vater des Kindes
gab zu, dass es öfters perlsüchtiges Fleisch gegessen habe^. Walx.
Dietrich (1012) betont 3 Möglichkeiten, wie sich Tuberkulose und
malignes Lymphom zu einander in Beziehung setzen können. Ein-
mal kann sich neben malignem Lymphom eine Tuberkulose in anderen Or-
ganen, besonders in den Lungen entwickeln, dann können beide Processe
gleichzeitig in den Drüsen bestehen, endlich giebt es eine geueralisirte, zur
Einschmelzung nicht tendirende Lymphdrüsentuberkulose, welche klinisch
unter dem Bilde einer Pseudoleukämie verläuft. D. berichtet über 2 Fälle
von malignem Lymphom, deren histologische Untersuchung Nekro.sen in
den Lymphdrüsen ergab, ohne dass eine tuberkulöse Erkrankung derselben
nachgewiesen werden konnte. Er fand im Gewebe der erkrankten Drüsen
eosinophile Zellen, deren reichliches Vorhandensein einen Anhaltspunkt
für die Diagnose des malignen Lymphoms und gegen Tuberkulose geben
könnte. Bei der Untersuchung des Falles wurden ausserdem in den Drüsen,
welche eine Zeit lang gelegen hatten, CHAECOT-NEüMAXN'sche Krystalle
gefunden. D. stellt folgende Schlusssätze auf:
1. Es giebt Combinationen von malignen Lymphomen mit Tuberkulose
der Drüsen selbst oder anderer Organe, doch ist ein ätiologischer Zusammen-
hang zwischen beiden nicht anzunehmen.
2. Es giebt nicht selten Fälle von multiplen Lymphomen, bei denen die
klinische Differentialdiagnose zwischen malignen und tuberkulösen Lym-
phomen kaum zu stellen ist, ja es giebt eine seltene Form tuberkulöser
Drüsenerki'ankung, welche völlig unter dem Bilde eines malignen Lymphoms
verläuft, ohne Erweichung und Aufbruch, ja selbst auf dem Sectionstische
oft noch nicht erkannt werden kann*.
3. Nekrose und Erweichung allein können zu einem Schluss auf Tuber-
kulose noch nicht genügen, da sie auch in sicheren Fällen von malignem
Lymphom beobachtet sind; ihre Ursache ist nicht bekannt, scheint sich aber
nicht immer auf die Wirkung einer Injectionsbehandlung zurückführen zu
lassen.
4. Die Diagnose auf maligne Lymphome muss immer erst durch Probe-
excision und histologische Untersuchung festgestellt werden.
5. Von diagnostischem Werth ist vielleicht das Voi"kommen eosinophiler
Zellen, die in malignen Lymphomen zahlreich, in tuberkulösen nur ver-
einzelt vorzukommen scheinen". Askanaxy.
') Der Beweis für die , primäre'' Intestinaltuberkuloso ist durch die sehr flüchtig
mitgetheDten Protokolle in keiner Weise gestützt. Verf. nimmt die Tliatsache
einfach als erwiesen an, ohne den geringsten Versuch des Beweises zu machen. Ref.
*j Dieser Satz 2 ist bereits von mir. Askanazy und Weishaupt in unseren
voraufgehenden diesbezügl. Arbeiten au-sgeaprochen und begründet worden.
Baumgarten.
'^) Begreiflicherweise ist dem Herrn Verf. eine Anmerkung in meinem Aufsatze
,Uober Leukämie etc.' (Vihciiow's Archiv Bd. 187 p. 7) entgangen, in der
ich angebe, dass ich (übrigens schon wiederholt) in malignen Lymphomen
(bei fehlender leukämischer Beschaffenheit) CiiARCOT'sche Krystalle angetroffen
448 Tuberkelbacillus. Chirurgische locale Tuberkulose.
Tuberkulöser Eiter.
F. Kölli^ (1066) entwirft in seinem Vortrage ein Bild von der histolo-
gischen Entwicklung' der Anschauungen über chirurgische, lo-
cale Tuberkulose, deren Natur als Product einer allgemeinen Infections-
krankheit durch histologische, experimentelle und bacteriologische Studien
sicher gestellt wurde. Die Ansicht von der Besserung oder Heilung tuber-
kulöser Leiden, von Brehmer für die Schwindsucht zuerst begründet und
bewiesen, erhielt auch durchdie chirurgischen Erfahrungen mit Messer, Glüh-
eisen, Jodoform u. s w. weitere Stützen. K. bespricht dann insbesondere
die Geschichte der Knochen- und Gelenkstuberkulose; er gedenkt der älteren
Schilderungen, der Mittheilung Köster's von dem Vorkommen der Tuber-
kelknötchen in den Granulationen fungöser Gelenke, des VoLKMANN'schen
Nachweises, dass es tuberkulöse Knochenheerde sind, die in den Synovial-
sack durchbrechen, endlich der Erzeugung fungöser Gelenksentzündungen
bei Thieren durch Einspritzung käsigen Eiters (Hüter, Schüller, König
und seine Schüler). Auf diesem Wege und mit Verwerthung des Sections-
materials gewann man die Ueberzeugung, dass das Gelenk durch einmalige
Zufuhr von Infectionsmaterial vornehmlich auf dem Wege der Blutbahn
erkrankt, dass diese Erkrankung also an präexistirende tuberkulöse Or-
ganheerde gebunden ist und als Theilerscheinung einer acuten Miliartu-
berkulose auftreten, aber auch eine solche selbst hervorrufen kann. Die
deutsche Gesellschaft für Chirurgie hat an den Ergebnissen dieses Forschungs-
gebietes grossen Antheil, denn ihre Arbeiten haben bewiesen, dass 1. der
Fungus eine Gelenkstuberkulose ist, 2. die Krankheit nur eine Theil- oder
Folgeerscheinung anderer tuberkulöser Heerde ist, 3. local das Leiden etwa
gleich häufig von dem Knochen wie von der Kapsel ausgeht und 4. die Ge-
lenktuberkulose ausheilen oder sich sequestriren, abkapseln kann. Die Er-
kenntniss dieser Verhältnisse hat die therapeutischen Maassnahmen zweck-
mässig beeinflusst, aber gerade hierin ist eine Einigung noch nicht erzielt,
noch manche Arbeit zu thun. Äskanaxy.
Laiiueloiigue und Acliard (1073) haben 51 Fälle von tuberkulösem
Eiter untersucht, mit der Unterscheidung von geschlossenen und offenen
Abscessen; bei den geschlossenen Abscessen achteten sie besonders auf solche
mit acuten Entzündungserscheinungen. Es schien ihnen, dieser Unterschied
bei früheren Untersuchungen versäumt worden zu sein. Es ergab sich in
sämmtlichen offenen Abscessen eine Mischinfection mit pyogenen
Kokken; eine Mischinfection war ausnahmsweise (6mal) bei geschlossenen
Heerden und zwar nur bei gleichzeitigen acuten Entzttndungserscheinungen
vorhanden. Mit diesen letzteren muss eine Mischinfection aber nicht noth-
wendig verbunden sein, denn sie fehlte bei 8 acuten Fällen. Die Unter-
habe und ebenfalls auf die Coincidenz im Vorkommen der Krystalle und eosi-
nophiler Zellen hinweise. Auch nach meiner Erfahrung möchte ich die Beob-
achtung reichlicher eosinophiler Zellen und CHAHCOT'scher Krystalle bei der
histologischen Diiferentialdiagnose der malignen Lymphome empfehlen, natür-
lich neben gleichzeitiger Blutuntersuchung und Berücksichtigung des mikro-
skopischen Bildes der Drüsen. Ref.
Tuberkelbacillus. Tuberkulose der Gelenke, der Knochen, 449
der Meningen.
suchung erstreckte sicli auch auf eventuelle Anaerobien, mit negativem
Resultat. Wah.
Lejars und Labl)e (1077) halten auf Grund der Literatur und eigener
Untersuchungen die G e 1 e n k e n t z ü n d u n g mit R e i s k ö r p e r c h e n b i 1 d u n g
für eine essentielle tuberkulöse Erkrankung. Ihre sehr sorgfältige
Arbeit hat vorwiegend klinisches Interesse. Walz.
Starck (1133) betont in seiner Abhandlung über die T u b e r k u 1 o s e d e s
Unterkiefers die Seltenheit des Processes und führt dieselbe zum Theil
auf das nicht häufige Vorkommen tuberkulöser Erkrankungen der Mund-
höhle, besonders des Zahnfleisches, zurück. Die 8 von ihm beobachteten
Fälle trennt er in I. primäre Tuberkulose des Unterkiefers, von der er 3
Fälle aufführt und die er als primär bezeichnet, weil die Tuberkulose als
erste klinische Erscheinung im oder am Kieferkörper auftritt. Die Patienten
sind tuberkulös belastet, die Eintrittspforte der Bac. ist nicht nachzuweisen,
„kryptogene Tuberkulose". Das klinische Symptomenbild des sehr hart-
näckigen, der radicalsten Therapie trotzenden Leidens wird genauer ge-
schildert. IL die s e cu n d ä r e Kiefertuberkulose wird durch 5 Beobachtungen
repräsentii't, wo sich eine tuberkulöse Ostitis der Mandibula nach Alveolar-
Periostitis bezw. Zahncaries einstellt. Auch hier handelt es sich meist um
Patienten aus tuberkulöser Familie. Ihre Klagen beginnen meist mit Zahn-
schmerzen. Die Affection des Kieferknochens kann primär eitrig oder primär
tuberkulös sein. Entweder schreitet der Process längs der Zahnwurzel fort
oder es bildet sich zuerst ein Zahnfleischgeschwür, an das sich eine Alveo-
lar-Periostitis anschliesst. Bei der primär eitrigen Entzündung tritt die
tuberkulöse Infection erst secundär hinzu, indem die T.-B. bei Phthisikern
aus dem Sputum, bei anderen Patienten aus der Umgebung durch Luft-
oder Contactinfection in die gangränöse Zahnpulpa oder zum Periost ge-
langen. Die Anschwellungen des Kiefers geben zu Incisionen Anlass, die
regionären Drüsen erkranken, tuberkulöse Heerde an anderen Knochen
treten zu Tage, die möglicherweise „ Symptome einer primären tuberkulösen
Multiplicität" sind, „da ja alle derartigen Individuen tuberkulöse Disposition
in sich tragen". Dann sind primäre und secundäre Kiefertuberkulose nicht
mehr zu unterscheiden. — Weiterhin knüpft Verf. eingehende differential-
diagnostische, prognostische und therapeutische Bemerkungen an. Askfmaxi/.
Kerle (1059) bespricht in einer Arbeit aus v. Baumqarten's Institut die
Wege, auf welchem der T.-B. in den Körper und speciell zu den Meningen
gelangt. Er theilt einen Fall mit, bei dem sich neben tuberkulöser Meningitis
tuberkulöse Spitzenindurationen, Bronchialdrüsentuberkulose und ein er-
scheinungslos verlaufener tuberkulöser Process in der Wirbelsäule vor-
fand. Eine Fortsetzung des Processes im Knochen per continuitatem auf die
Meningen des Rückenmarks war auszuschliessen. Da eine metastatische
Verbreitung von der vertebralen Tuberkulose aus wenig wahrscheinlich
ist, ebenso wie auch von der geringfügigen Spitzentuberkulose, so wird der
Ursprung in den B r o n c h i a 1 d r ü s e n zu suchen sein, wie auch B.\i:mg argten
in säiiinitlichen von ilim secirten Fällen von tuberkulöser Meningitis niemals
eine Bronchialdrüsentuberkulose vermisst hat. Ein Durchbruch in Lungen-
Baumgarten 's Jahresbericht XII 29
450 Tuberkelbacillus. Tuberkulöse Meningitis. Tuberkulose der Pleura,
gefässe konnte zwar in obigem Fall nicht gefunden werden, doch ist eine
Blntinfection auch indirect auf dem Lymphweg möglich*. Walz.
Janssen (1053) beschreibt einen Fall, der die ausgesprochenen klini-
schen Erscheinungen einer Meningitis darbot und dann nach etwa 1^/.^
Monaten als geheilt entlassen werden konnte. Der Patient starb nach 3
Jahren an Ltingentuberkulose, und da zeigte die Hirnsection aus gelblichen,
weichen Knötchen zusammengesetzte Bildungen an der Convexität und ver-
einzelte graue Knötchen, zumal im Bereiche der Adventitia der Blutge-
fässe. Ob Tuberkel (eventuell fibröse) vorlagen, ist aus der histologischen
Notiz nicht deutlich zu entnehmen, T.-B. wurden nicht gefunden**. Verf.
meint, dass diese Heilung der Meningitis tuberculosa durch die The-
rapie beeinflusst ist; es wurden grosse Dosen (bis 40 g pro die) Jodkalium
gegeben. ÄsJcanaxy.
Busse (994) schildert einen Fall von Meningeal-Tuberkulose,
der ein aussergewöhnliches anatomisches Bild zeigte. Er betriift eine 37jäh-
rige Frau, die an Paranoia hallucinatoria litt und in einer Irrenanstalt
unter den Erscheinungen von Kopf- und Rückenschmerzen, Abmagerung
und weiterhin Fieber zu Grunde ging. Das entleerte Sputum enthielt T.-B.
Die Section ergab von dem Hydrocephalus int. abgesehen, eine Verwachsung
der Hirnhäute an der rechten Seite und graurothe, derbe, flache Erheb-
ungen auf der Pia ohne Verfettung und Verkäsung. Mikroskopisch zeigten
diese V^ucherungen riesenzellhaltige Knötchen und T.-B. Verkäsung
fehlte, dagegen hatte sich schwieliges Bindegewebe entwickelt. Das Gra-
nulationsgewebe fiel hier also nicht der käsigen Nekrose anheim, sondern
bildete sich in eine fibröse Schwarte um***. Diese seltene Form der Menin-
geal-Tuberkulose vergleicht Verf. mit gewissen Formen von Muskeltuber-
kulose, bei denen die Verkäsung auch zurücktritt und sehniges Bindege-
webe zur Entwicklung gelangt^. Askanaxy.
Habel's (1036) Mittheilung über die Bedeutung des Herp es labialis,
den er auch bei tuberkulöser Meningitis in einem Fall beobachten
konnte, für die Differentialdiagnose zwischen eitriger und tuberku-
löser Meningitis ist ausschliesslich von klinischem Interesse. Zietnkc.
PÖron (1102) widmet der Tuberkulose der Pleura eine eingehende,
4 Capitel umfassende Studie.
Im ersten Capitel schildert er die pathologische Anatomie und Histo-
logie des Processes, die Vertheilung der Bac. in den tuberkulösen Heerden.
Anatomisch unterscheidet er:
*) Vgl. meine Bemerkungen zu den Referaten Sigo (1130) und Hanau (1038)
auf p. 434 und 435 dieses Berichts. Baumgarten.
**) Es ist nach alledem nicht sicher erwiesen, dass die meningitisähnliche
Erkrankung vor 3 Jahren wirklich eine Meningitis tuberculosa gewesen.
Ba7imga?ien.
***) Das eigentliche Granulationsgewebe verkäst auch bei der Tuberkulose
niemals, sondern stets nur die darin enthaltenen Tubei'kel. Baumgarten.
^) Aber auch an anderen Orten (z. B. an Schleimbeuteln, serösen Häuten)
stellen sich manchmal solche geschwulstartigen, fibrös - tuberkulösen Wuche-
rungen ein, in denen es zur Production schwieliger Massen kommt, während
die Verkäsung mehr oder minder gering ist. Ref.
Tuberkelbacillus. Tuberkulose der Pleura. 451
A. die Pleuritis sero-fibrinosa acuta tuberculosa. Meist sind die Tuberkel
makroskopisch sichtbar, doch giebt es auch eine exsudative Pleuritis ohne
makroskopisch erkennbare Tuberkel, dann soll die Entzündung derKnötchen-
bildung vorausgehen. Die Quantität des exsudirten Fibrins ist in schweren
Fällen spärlicher als in leichten. Mikroskopisch zeigt die Lungenoberfläche
die fibrinöse Pseudomembran und darunter die organisirte Neomembran
aus gefä sshaltigem Bindegewebe, in welchem Rieseuzellen liegen, z. Th.
von Epithelioi'dzellen umgeben, zum Th. in Gruppen käsige Bezirke um-
schliessend. Die Gefässe sind unter der Pseudomembran sehr reichlich,
bilden förmliche Angiome. In der ursprünglichen Serosa findet mau keine
T.-B., spärlich sind sie auch in der Neomembran, ein wenig reichlicher in
der Pseudomembran, wo sie im Bereiche von Zellhäufchen in „Makro-
phagen" liegen. Betreifs der Pleura parietalis ist zu bemerken, dass sich in
den Intercostalräumen eine Infiltration mit Leukocytenhaufen bis zwischen
die Intercostalmuskeln erstrecken kann; in der Nachbarschaft atrophirt
der Muskel, das Bindegewebe umgiebt isolirte Fasern: „Muskelcirrhose".
So kann die Tuberkulose auch durch das Zw^erchfell fortschreiten und eine
fibröse Perihepatitis hervorrufen. — Unter der Lungenpleura sind die
Alveolen gesund oder der Sitz von Tuberkeln, die in ihrer Entwicklung
dem subpleuralen Lymphgefässnetz folgen. Interstitielle Processe kommen
dazu. Die Lymphdrüsen im Hilus theils verkäst, theils frei.
B. Als Uebergänge zum Empyema tuberculosum werden Fälle mit serös
fibrinösem, oft hämorrhagischem Exsudat aufgefasst, in denen das Exsudat
sehr infectiös, die Eeactionserscheinungen im Gewebe sehr unbedeutend,
die Heilungstendenz sehr gering ist. Fibrinflocken sind spärlich, die Pseudo-
membran ist auf eine sehr feine Lage reducirt, die Neomembran besteht
aus wenig gefässreichem , von Extravasaten durchsetzten Bindegewebe.
Die Feststellung der Bac. ist hier leicht.
C. Pleuritis purulenta tuberculosa. Cultur des Eiters bleibt im ange-
zogenen Falle steril, die Verimpfung auf Meerschweinchen ergab Tuber-
kulose. Hier existirt mikroskopisch die Pseudomembran nicht mehr, son-
dern sie ist durch eine käsige Gewebsschicht von beträchtlicher Dicke er-
setzt. Die Neomembran ist bindegewebsreich, bildet eine flbröse Barriere
ohne junges Keimgewebe; Kiesenzellen sind sehr selten, Gefässe weniger
reichlicli. Käsige Heerde in der Neomembran fliessen mit der oberfläch-
lichen Verkäsungszone zusammen. In der Lunge zeigt sich eine bis zur
Gewebssklerose führende chronische Pneumonie, an der Pleura parietalis
wiederum tuberkulöse Läsionen im Intercostalraum. T.-B. waren im Ganzen
spärlich, in den eingeschlossenen Käseheerdchen zahlreicher.
Als früliestes Stadium des studirten Processes schildert P. das Verhalten
der Pleura in einem Falle hämatogener Miliartuberkulose. T.-B. -haltige
Leukocyten finden sich und werden vom Verf. als Phagocyten betont. Von
dem Ausgang dieses Kampfes soll der weitere Verlauf der Pleuritis ab-
hängen.
Der Heilungsprocf^ss beginnt mit dem Erscheinen des Narbengewebes,
welches den grössten Theil der Neomembran bildet. Die Ncomembranen
29*
452 Tuberkelbacillus. Tuberkulose der Pleura.
der Pleurablätter verschmelzen, ihre Gefässe treten in Anastomose. Das
tuberkulöse Gewebe wird dabei zerstört oder eingekapselt. Kalkablage-
rungen etc. können weiterhin folgen. Tuberkel und Riesenzellen verschwin-
den allmählich, nur eingeschlossene Käseheerdchen bleiben noch. Das Pro-
duct eines localen Processes sind die Pleuraadhärenzen bei Phthisikern.
Das zweite Capitel behandelt den experimentellen Theil, Versuche,
die Formen der Pleuratuberkulose bei Thieren zu reproduciren. Benutzt
wurden in erster Linie Hunde, bei denen auch spontan Pleuraergüsse auf-
treten. Die Injection in die Pleurahöhle erfolgte nach Freilegung eines
Intercostalraums mittels parallel ziu' Thorax wand eingestochener Kanäle.
Diese Injection erzeugt beim Hunde alle Formen der menschlichen Pleura-
tuberkulose, die Form ist nur eine Frage der Dosis und Virulenz. Die
Culturen der erhaltenen serösen oder eitrigen Exsudate bleiben steril, nur
auf Glycerinkartoffeln wuchsen Eeiuculturen von T.-B. Mikroskopisch
konnten in dem centrifugirten Exsudat leicht Bac. gefunden werden, die
beinahe alle in Leukocyten eingeschlossen waren. Nach dem Tode fanden
sich die Veränderungen der allgemeinen Tuberkulose und solche der Pleura.
Die Verhältnisse der letzteren, auch die histologischen, erinnern an die
analogen beim Menschen, Riesenzellen fehlen beim Hunde. Bemerkt sei,
dass auch hier Verdickungen der Adhärenzen der Pleura zurückbleiben,
die nichts Specifisches mehr zu enthalten brauchen. — Bei Meerschwein-
chen führt die intrapleurale Bac.-Injection zu einer sich schnell generali-
sirenden Tuberkulose, neben der die Pleuraaffection zurücktritt. Man muss
daher zu vorliegendem Zwecke wenig virulente bezw. abgeschwächte Bac.
benutzen. Kaninchen und junge Katzen sind weniger geeignet, weil die
intrapleurale Injection bei ihnen nur zu partiellen Veränderungen der
Pleuren fültf t. Die gleichzeitige Injection von Argent. nitr. oder Eiterkokken
gab bei den Thieren keine besonderen Eesultate. Die Thierversuche zeigen
die Abhängigkeit der Pleuratuberkulose von der Virulenz der Bac. und
der Empfönglichkeit des Thieres. Um eine Pleuritis mit serös-fibrinösem
Exsudat zu erzeugen, ist ein resistentes Thier oder eine leichte tuberkulöse
Infection erforderlich.
Das dritte Capitel gilt der allgemeinen Pathologie des Processes. —
Der in die Pleurahöhle hineingelangende T.-B. soll sich zunächst nur wie
andere pathogene Mikroorganismen verhalten, der Tuberkel sei erst die
secundäre Bildung. Auf 2 Arten gelangt der Bac. in den Pleurasack : durch
gewaltsamen Einbruch beim Pneumothorax und durch Leukocyten. Meist
sind ältere Heerde vorhanden (Lunge, Lymphdrüsen am Hilus), fehlen
solche, so denkt Verf. an eine Inhalationstuberkulose, bei der die Bac. in
die Alveolen gelangen und von Wanderzellen, zumal Staubzellen, in die
Pleurahöhle getragen werden (? Eef.). Hier treten die polynucleären Leuko-
cyten, dann die einkernigen Makrophagen — in den Kampf. Aus der Se-
rosa entwickelt sich ein Gewebe, welches der Infection eine Grenze setzen
soll. Im Fibrin spielen sich die Phagocytenkämpfe ab, während das Binde-
gewebe die zerstörten Producte, Bac. und Leukocyten abzukapseln sucht.
Da sind bei der serösen Form besonders die Eiesenzellen thätig, die aus
Tuberkelbacillus. Tuberkulose der Pleura, der Lunge. 453
einer Verschmelzung ausgewanderter Makrophagen entstehen sollen. In-
dem Exsudat, Tuberkel und Pseudomembran verschwinden, vollzieht sich
die Heilung. Dagegen ist das tuberkulöse Empyem der Ausdruck des
Bankrotts seitens der Hilfsmittel des Organismus*. — Verf. wendet sich
dann zur Frage, warum der Mensch, der sonst so leicht eine Beute der
Tuberkulose wird, die Tuberkulose der serösen Höhlen so häufig erfolg-
reich übersteht und denkt daran, dass das serös-fibrinöse Exsudat vielleicht
therapeutische Eigenschaften besitzt. Er injicirte einem Hunde 400 g
seröses Exsudat in die Bauchhöhle und 1 ccm einer T.-B.-Suspension ins Blut ;
dieselbe Bac.-Emulsion erhielt ein Controlthier, welches früher starb. Mög-
licherweise besitze das pleurale Serum schwach heilende Eigenschaften
bei einer Blutinfection mit T.-B.
Im 4. Capitel werden die bacteriologischen Ergebnisse der sero-fibri-
nösen Exsudate des Menschen, die Virulenz dieser Exsudate besprochen
und eine kritische Ueborsicht über die gewonnenen Resultate gegeben. —
Hier betont P., dass die einfache culturelle Feststellung eines wenig oder
nicht virulenten Mikrobions nicht genügt, um die Natur desProcesses auf-
zuklären. Ein positiver Impferfolg an Meerschweinchen hat absoluten
Werth. Es empfiehlt sich, 25 ccm Exsudat einem Meerschweinchen von
300 g, 35 ccm. einem von 400 g u. s. w. zu injiciren, mehrere Thiere zu
benutzen und nach 1 Monat zu tödten. Für die klinisch primäre serofibri-
nöse Pleuritis prävalire weitaus die tuberkulöse Aetiologie, manches andere
ätiologische Moment sei erst noch exact zu beweisen. Äskanaxy.
Piilawski (llOG) beschreibt einen Fall von Pleuritis exsudativa
mit blutig gefärbtem Exsudate, worin Bacterien weder mikroskopisch noch
culturell gefunden worden sind. Bei der Autopsie stellte sich eine Pericar-
ditis tuberculosa mit zahlreichen miliaren Tuberkeln und etwa 400 ccm
eines blutig-serösen Exsudates heraus. In der rechten Lunge fand sich ein
kleiner käsiger Knoten. Bujwid.
Haiiot (1039) giebt eine interessante klinische Besprechung der Dauer
der Lungentuberkulose, welche von den verschiedensten Factoren ab-
hängig ist; er geht des Genauem ein auf den natürlichen Zustand des Or-
ganismus, den verschiedenen Virulenzgrad der Bac, auf klinische und sociale
Verhältnisse, intercurrenteKrankheiteinmdEinfluss der Behandlung. Wnlx.
Nach einer Besprechung der einschlägigen Literatur referirt V. F. Holst
(1048) 6 Fälle von acuter tuberkulöser Pneumonie; in einem Falle
entstand die Krankheit bei einem bisher anscheinend gesunden, in den
übrigen Fällen bei wahrscheinlich schon lungentuberkulösen, erwachsenen
Menschen. In 3 Fällen fing die Krankheit mit einem starken Frostanfalle,
in den übrigen mit wiederholtem Frösteln oder auch (1 Fall) mit gewöhn-
lichem Unwohlsein an. 3mal waren die unteren, 3mal die oberen Lappen
angegriffen. Das Expectorat war 4mal von Anfang an typisch pneu-
monisch ; in einem dieser Fälle wie in einem 5. trat nach einiger Zeit eine
lange dauernde grasgrüne Farbe ein; im t3. Falle war das Expectorat nicht
*) Trutz der massenhaft darin vorhandenen PbagocytenV Das ist doch
sonderbar ! Baumyarten.
454 Tuberkelbacilluö. Tuberkulose der Lungen.
charakteristisch. 3 Fälle starben nach bezw. 23, 8 und 6 Monaten, indem
die Dämpfung" tlieils stehen blieb und allmählich in Cavernensymptome über-
ging-; theils (1 Fall) bildete die Dämpfung sich schnell zurück, worauf sich
Cavernen langsam bildeten. Im 4. Falle fanden sich nach einem Jahre
Zeichen einer weit vorgeschrittenen Phthisis; der Verlauf dieses wie der
2 übrigen Fälle ist nicht bekannt. In einem der tödtlichen Fälle, wo die
Dämpfung bestehen blieb, Hessen sich neben wenigen T.-B. auch Pneumok.
im Expectorate nachweisen ; in den übrigen Fällen fanden sich nur T.-B. und
zwar 2mal in grossen und 2mal in sparsamen Mengen, während ihr Nach-
weis im 5. Falle (den Verf. deshalb als zweifelhaft bezeichnet, obwohl Pa-
tient sonst alle klinischen Zeichen einer Tuberkulose darbot) allein mittels
des Thierversuches gelang. Axel Holst.
F. Wolff (1152) bespricht die diagnostische Bedeutung und
Aetiologie der Hämoptoe bei Phthisikern. Für die Beurtheilung
des Zustandes nach einer Blutung sind die Quantität des verlorenen Blutes,
der Kräftezustand des Patienten, die Behandlungsmethode und der Lungen-
befund maassgebend. Mit Eecht hebt Verf. hervor, dass uns die Ursachen
der Lungenblutung noch nicht in vollem Umfange bekannt sind; nicht
immer sind sie in schwereren Veränderungen des Lungenprocesses zu suchen.
W. denkt z. B. bei initialen Blutungen an individuelle Eigenschaften des
Kranken, die mit der Natur der Erkrankung an sich nichts zu thun haben.
Die Patienten zeigten zuweilen eine gewisse Hämophilie. Unter 100 Pa-
tienten, die jemals eine Lungenblutung hatten, erklärten 21 bestimmt, 9
unsicher ihre Neigung zu Blutungen. 4 Patienten kamen wegen ihrer
Lungenblutung immer wieder in Behandlung ohne dass sich „ ernstere Ver-
änderungen auf den Lungen" einstellten, davon gehörte einer freilich einer
hämophilen Familie an. Einen Exitus unter einer Blutung hat Verf. bei
1200 Tuberkulösen mit 31 Todesfällen 3raal beobachtet; bei zweien zeigte
sich Hämophilie. Ferner bemerkte W., dass besonders gross gewachsene
Phthisiker zu Blutungen neigen; aus demselben Grunde vermuthlich neigt
das weibliche Geschlecht weniger zu Hämoptoe als das männliche. Askariaxy.
Msierks (1089) hat bei 9570 Sectionen, die in den Jahren 1873-1895
im Kieler pathologischen Institut gemacht wurden, in 869 Fällen (9,08"/o)
abgelaufene Tuberkulose gefunden und zwar 639 (6,68*^/0) sichere
Fälle, darunter 484 sichere ohne Neuausbruch und 155 mit Neuausbruch;
ferner 98 (l,02^/o) wahrscheinliche und 132 (l,387o) zweifelhafte Fälle.
Er hält somit die abgelaufene Tuberkulose für ein häufiges Vorkommniss,
namentlich in den Lungen und Bronchialdrüsen. Ein localer Heerd
kann durch Abkapselung, Verkäsung und Verkalkung zu jahrelangem Still-
stand und völliger Ausheilung kommen, jedoch meist nur relativ, da virulente
Bac. im Innern dieser Heerde schlummern können. Jedenfalls ist die Pro-
gnose bei Beginn des Processes keinesweges schlecht. Walz.
Scliabad (1119) untersuchte bacteriologisch 31 Fälle von Lungen-
schwindsucht zum Studium der Mischinfectionen. Die Untersuchung
des Sputums lieferte 20 verschiedene Bacterienarten, das Blut von 8 Fällen
nui* einmal ein positives Eesultat (Staphylok. albus). 17 Fälle wurden
Tuberkelbacillus. Giftigkeit des tuberkulösen Sputums. 455
Malaria, Lues und Tuberkulose. Purpura bei einem Phthisiker.
Tuberkulose des Oesophagus.
post mortem mikroskopisch und culturell sehr genau untersucht. Nur in
einem Falle waren ausser T.-B. keine anderen Mikroorganismen zu finden,
in einem Falle war daneben der Mikrokokkus tetragenus vorhanden, in
allen übrigen 15 Fällen der Streptok. pyog. Einmal fand sich ausser dem
Streptok. auch noch der Staphylok. und einmal der Pneumok. Ausserdem
zeigten sich häufig die von Kkuse, Pansini und Pasquale^ beschriebenen
„Streptok. der Schleimhäute", welche sich durch die fehlende Pathogenität
von den pyogenen Streptok. unterscheiden*. Alexander -Leivin.
Chretieii(1004)prüftedieGiftigkeit des tuberkulösen Sputums.
Er verdünnte dasselbe vierfach mit destillirtem Wasser, durchrührte es
tüchtig und liess es 24 Stunden auf Eis stehen. Nachher wurde durch Thon
filtrirt und das keimfreie Filtrat — in nicht grösseren Dosen als 10 ccm —
Kaninchen intravenös injicirt. Die Versuche ergaben, dass in den tuber-
kulösen Sputis toxische Substanzen enthalten sind, die Fieber erzeugen
können (bei Kaninchen bis über 4P C). Das hektische Fieber kann dem-
nach durch Resorption dieser toxischen Substanzen entstehen, muss also
nicht durch eine Streptok.-Septikämie bedingt sein. Tangl.
Riist (1115) beschreibt einen Fall von Phthise, der mit Malaria
complicirt war. Im Sputum wurden T.-B. gefunden, im Blut Halbmonde
und kleine ringförmige intra-corpusculäre Plasmodien. 1 g Chinin pro die
brachte die Temperatur bald herab. Die Verabreichung von Chinin be-
schleunigte augenscheinlich die Metamorphose in Geisselfornien. Kanthack.
DÖtsch (1013) berichtet über einen diagnostisch schwierigen Fall von
liUes mit secundärer Tuberkulose. Die Syphilis vermag nach seiner
Ansicht einen locus minoris resistentiae zu schaffen, sodass ein ursprüng-
lich luetisches Geschwür tuberkulös werden kann. Walz.
Oalliard und Marchais (1026) theilen den seltenen Fall von tödt-
licher Purpura haemorrhagica bei einem chronischen Phthi-
siker mit. Walz.
E. Fraenkel (1023) berichtet über einen Fall von Tuberkulose des
Oesophagus bei einem Phthisiker. Die Speiseröhre war theils mit zahl-
reichen miliaren Knötchen, theils mit kleinen Wanddefecten ausgestattet
und zeigte mikroskopisch in allen Wandschichten Tuberkel mit spärlichen
Riesenzellen und Bac. Das Epithel war defect oder stark verdünnt. F.
lässt es unentschieden, ob die Tuberkulose durch Inoculation oder auf embo-
lischem Wege entstanden ist. — Weiter demonstrirt F. die Genitalien einer
an tuberkulöser Spondylitis gestorbenen Frau, deren Cervix in ihrer ganzen
Ausdehnung mit Zottenbüscheln besetzt ist. Mikroskopisch an der Sehleim-
haut der Portio und des mit papillären Excrescenzen bedeckten Cervical-
theiles Riesenzellen theils in circumscrij)ten Miliartuberkeln theils in einer
>) Jahresbor. VI, 1890, p. 62 und VIII, 189'-', p. 11. Ref.
*) Aus dio.spn Befunden golit al)cr in keiner Weise hervor, dass die Phthise
im allgemeinen eine Mischinfection ist, sondern sie zeigen nur, dass sich secundär
in dem Bronchial- und Cavernensecret sehr verschiedene Mikroorganismen an-
siedeln können. Baumyarten.
456 Tuberkelbacillus. Tuljerkulöse Darmstenosen.
Tuberkulöse Hornhautentzündung.
mehr gleiclimässigeii tuberkulösen Infiltration; keine ausgesprocliene Ver-
käsung; T.-B. ziemlich reichlich. Die Mucosa der linken Tube in ein tuber-
kulöses Granulationsgevvebe umgewandelt, das Corpus uteri frei von Tuber-
kulose. F. unterscheidet 3 Typen der Tuberkulose des Mutterhalses
1. den der miliaren Knötchen, 2. der diffusen verkäsenden Infiltration,
3. der papillären Neubildung. Die Genitaltuberkulose hat sich als secun-
därer Process im Anschluss an die Wirbelerkrankung entwickelt. Äskanazy.
Da multiple Darmstenosen auf tuberkulöser Grundlage selten
sind, theilt Hofmeister (1045) zunächst eine eigene dahingehörige Be-
obachtung mit. Er fand bei einem Patienten, der die Erscheinungen des
Darmverschlusses darbot, bei der Operation 10 Einschnürungen am Dünn-
darm, durch die sich der Darrainhalt manchmal kaum noch durchschieben
Hess. Die Section lehrte, dass stricturirende tuberkulöse Darmgeschwüre
vorlagen, im ganzen 12, ausserdem eine massig weit vorgeschrittene Lungen-
tuberkulose. Verf. stellt aus der Literatur 13 operativ behandelte und 8
bei der Section gefundene Fälle multipler tuberkulöser Darmstrictur zu-
sammen. Dieselben hatten ihren Sitz vorwiegend im Ileum. H. bespricht
eingehend das chirurgische Vorgehen in den einzelnen Fällen und wägt
die Chancen der Operationsmethoden unter verschiedenen Bedingungen des
Krankheitsprocesses ab. Insbesondere weist er darauf hin, da sein Patient
infolge von Darmperforation durch die Punctionsöffnung einer beiderseits
stenosirten Schlinge gestorbenist, derartige Punctionsstellen extraperitoneal
in die Bauch wunde einzunähen. In einer Schlusstabelle sind 70 operativ
behandelte Fälle von solitärer tuberkulöser Darmstenose aufgeführt.
Äskanazy.
In Fällen, wo man weder im Sputum, Urin oder Eiter T.-B. finden kann
und dennoch Tuberkulose fürchtet, räth Sawyer (1118) den Mucus des
Mastdarmes zu untersuchen, indem man etwas Schleim von der durch den
Stuhldrang evertirten Schleimhaut entnimmt, färbt und auf kleine Häuf-
chen von T.-B. untersucht. Er hat in 3 Fällen T.-B. gefunden^. Kanthack.
Bacli (976) bespricht in seiner Mittheilung die verschiedenen Formen
der Hornhautentzündung auf tuberkulöser Grundlage, am häu-
figsten erfolgt eine tuberkulöse Erkrankung der Cornea im Anschluss an
eine primäre Tuberkulose des Uvealtractus. Entweder beobachten wir das
typische Bild der parenchymatösen Keratitis, welcher das Auftreten von
Tuberkelknötchen im Ligamentum pectinatum vorausgeht, oder die soge-
nannte sklerosirende Keratitis, bei welcher sich der Tuberkelknoten ganz
allmählich vom Hornhautrande in die Cornea vorschiebt und nach der
Heilung eine zungenförmige grauweisse Trübung zurückbleibt. Diese letztere
Form hat er auch auf experimentellem V^^ege durch Impfung von Bac. ver-
schieden alter und virulenter T.-B.-Eeinculturen in die Randtheile der Cornea
von Kaninchen erzielt. Nach 2-4 Wochen trat ein graugelbes Knötchen
an der Impfstelle auf; dasselbe schob sich in einzelnen Fällen 1-2 mm weit
in die Hornhaut vor und nach 3-6 Wochen bildeten sich die Knötchen mit
^) Verf. scheinen die Smegma-Bac. unbekannt zu sein. Ret",
Tuberkelbacillus. Tuberkulo.se der Bindehaut, der Iris, 457
des Corpus ciliare, der Chorioidea.
Hinterlassung einer zung-enförmigen grauweissen Trübung mit und ohne
Oberflächenzerfall des Hornhautgewebes zurück. Auch bei Impfung in die
mittlem Hornhautpartien traten nach 14 Tagen bis 4 AVochen Knötchen
auf, in denen eine grössere Neigung zum Oberflächenzerfall bestand. Durch
die anatomische Untersuchung wurde an der Impfstelle und deren Umgebung
die Bildung von Tuberkelknoten erwiesen. An den frischen Fällen machte
der Nachweis von T.-B. keine Schwierigkeiten; in den älteren Fällen gelang
ihr Nachweis bisweilen nicht mehr. An der Stelle der Tuberkeleruption
war die Hornhaut beträchtlich verdickt und eine Auflockerung der Horn-
hautfibrillen besonders auffallend. Vossins.
Deiiig (1009) giebt in seiner Arbeit zunächst eine tabellarische Ueber-
sicht über die Tuberkulose der Bindehaut, der Iris und des Corpus
ciliare und der Aderhaut nach den Berichten der Literatur und Beobach-
tungen der Würzburger Augenklinik. Es sind berücksichtigt Alter, Ge-
schlecht, hereditäre Belastung, Zeichen früher überstandener Tuberkulose,
oder gleichzeitiger Tuberkulose anderer Organe, im Anschluss an die
Augenerkrankung aufgetretene Tuberkulose der übrigen Organe bezw.
Exitus letalis und dauernde Gesundheit nach überstandener Augentuber-
kulose. Im Ganzen sind 174^ Fälle von Tuberkulose der Bindehaut, Iris
und Aderhaut zusammengestellt; 72 betrafen die Bindehaut, 86 Iris und
Corpus ciliare. In 31 Fällen lag Aderhauttuberkulose vor.
I). nimmt eine primäre Augentuberkulose an, da in einer grossen Zahl
von Fällen solche Individuen befallen waren, welche weder vorher noch
gleichzeitig Zeichen von Tuberkulose darboten, da ferner der Process local
verlief und bei Tuberkulose anderer Organe eine Betheiligung der Augen
sehr selten vorkommt — unter 220 derartigen Patienten fand er nur bei 5
Augenveränderungen. Dieser Localtuberkulose gegenüber stellt er die me-
tastatische bei einem primären Erkrankungsheerd im Körper; das Zustande-
kommen dieser Form scheint besonders dann begünstigt zu werden, wenn
der primär tuberkulöse Heerd einen acuteren Charakter annimmt. Die Pro-
gnose hängt von der Form der Tuberkulose ab, ob sie ein locales oder me-
tastatisclies Leiden ist. Die locale Form ist durchschnittlich günstig quoad-
vitam zu beurtheilen, indessen kann sie auch Metastasen machen und das
Leben bedrohen. Hierbei spielt das Lebensalter unstreitig eine grosse Rolle ;
je älter der Patient, desto günstiger die Prognose. Die Fälle der zweiten
Form geben eine ungünstige Prognose. Am Auge kann man ähnlich wie bei
der Tuberkulose anderer Organe alle Stadien beobachten, beginnend mit
der das Auge destruirenden und das Leben gefährdenden Granulations-
geschwulst bis zu den relativ harmlosen tuberkulösen Knötchen; die Tuber-
kulose des Auges kann auch wie in anderen Organen ausheilen (Leber's
abgeschwächte Tuberkulose). Vossius.
3Iitvalsk.v (1091) boriclitet in seinem Vortrag über die tuberkulöse
Bindehautentzündung im Anschluss an das klinische Krankheits-
') Diese Zahl stimmt nicht überein mit der Summe der einzelnen mit den ver-
schiedenen Thcilon des Auges bezeichneten Fälle. Ref,
458 Tuberkelbacillus. Tuberkulose des Auges, der Thränendrüse.
Tuberkulose der Haut.
bild im Allgemeinen über 6 eigene Beobachtungen bei einem Själirigeu
und einem 11jährigen Mädchen, einem 8jährigen scrophulösen Knaben,
einem 9jährigen Mädchen mit Gehöreiterung und Knochenabscess im Ni-
veau der 10. Rippe und am Metacarpus der rechten Hand, bei einem 20jäh-
rigen sonst gesunden Dienstmädchen und bei einem 17jährigen Mädchen
mit ausgedehnten scrophulösen Narben am Hals und Gesicht, sowie mit
frischen scrophulösen Geschwüren der Gesichtshaut. In diesem letzten Fall
war der Process vom Thränensack ausgegangen und auf die Bindehaut des
untern Augenlides und des Bulbus übergegangen, woselbst das Bild der
miliaren Tuberkulose aufgetreten war. In dem I.Fall handelte es sich um
ein grosses tuberkulöses Geschwür der Conjunctiva tarsi des oberen Lides,
im 2. Fall um eine höckrige, kuchenartige, granulationsähnliche, polypöse,
Bildung, im 3. Fall um zahlreiche, über die ganze Bindehaut zerstreute
Knötchen in verschiedenem Niveau gelegen mit Betheiligung der Horn-
haut beider Augen in Form von peripher sitzenden Knötchen. Bei dem 4.
Patienten war das obere Drittel der Bulbusbindehaut Sitz submiliarer, bis
stecknadelkopfgrosser, meistens ganz isolirter Tuberkel und in der Nähe
des Limbus von zahlreichen miliaren, kraterförmigen Geschwüren. In dem
5. Fall war die mit üppigen chronischen hypertrophischen Granulationen
dicht besetzte Conjunctiva tarsi des oberen Lides Sitz der Erkrankung. Nach
der Uebergangsfalte fanden sichhahnenkammartigeExcrescenzen. In allen
Fällen wurde die klinische Diagnose durch die mikroskopische Untersuchung
excidirter Gewebsmassen bestätigt; es fand sich tuberkulöses, riesenzellen-
haltiges Granulationsgewebe mit spärlichen T.-B. Impfexperimente in die
vordere Augenkammer von Kaninchen hatten ein positives Eesultat, Hin-
sichtlich der Details sei auf das Original verwiesen. Vossius.
van Duyse (1017) publicirt einen Fall von Tuberkulose der
Thränendrüse bei einer 12jährigen, an beginnender Lungentuberkulose
leidenden Patientin. Die äussere Hälfte beider obern Augenlider war herab-
gesunken und seit 6 Monaten angeschwollen. An Stelle der Thränendrüse
war beiderseits ein bohnengrosser Tumor fühlbar, über dem die Lider ver-
schieblich waren ; der linke Tumor hatte knorpelige Consistenz, der rechte
einen leicht gelappten Bau. Beide Tumoren waren bei der Patientin schmerz-
los. Aus dem rechten Tumor wurde ein Stückchen zur mikroskopischen Unter-
suchung excidirt; dieselbe ergab die tuberkulöse Natur des Tumors. Die
Untersuchung auf T.-B. fiel negativ aus. Vossius.
V. Hof mann (1044) berichtet folgenden, von ihm als „Impf tuber-
kulöse" aufgefassten Fall. Eine 47jährige Frau, die hereditär tuberkulös
belastet ist und 2 Kinder an Tuberkulose verlor, stach sich im Jahre lb87
mit einer Nadel, die sie häufig bei der Ausbesserung der Wäsche ihres
kranken Sohnes gebrauchte, in den rechten Zeigefinger. Derselbe war am
folgenden Tage roth, geschwollen und schmerzhaft; 3 Tage danach zeigte
sich ohne vorausgegangene Verletzung derselbe Process am rechten kleinen
Finger. Aus dem Panaritium des Zeigefingers entwickelte sich ein chro-
nisches Geschwür, in dessen Umgebung Tuberkelknötchen aufschössen und
flas zur Infection der Achseldrüsen führte. Nach Enucleation des Zeige-
Tuberkelbacillus. Tuberkulose der Haut, der Brustdrüsen, 459
des Eierstocks.
fingers und Exstirpation der axillaren Lymphdrüsen im Jahre 1890 konnte
die tuberkulöse Natur des Leidens anatomisch festgestellt werden. Der
Process am kleinen Finger heilte in 6 Monaten ab. Ashinaxy.
Woltersdorf (1154) erzählt, dass er sich einen Leicheutuberkel
am Finger zugezogen hatte, der nicht schwinden wollte. 2 Jahre nach
dessen Entstehung verlobte sich Verf. ; der Verlobungsring erzeugte an dem
kranken Finger eine Stauungshyperämie im Sinne Bier's, und die Haut-
tuberkulose heilte in 3-4 Monaten vollständig aus. Verf. hält die Heilwir-
kung der Stauung in diesem Falle für eclatant und empfiehlt sie in analogen
Fällen, er plaidirt selbst für Unterbindung der Vena facialis bei Lupus
Faciei. Askcmaxy.
Herr^E^ott (1042) hat 2 Fälle von Lupus erythematodes genauer
untersucht, und ebensowenig, wie frühere Autoren, einen histologischen Be-
weis für die tuberkulöse Natur erbringen können. Er ist als eine Krankheit
sui generis zu betrachten, die wahrscheinlich bacteriellen Ursprungs sei.
Wah.
Audry (974) berichtet über einen Fall von Elephantiasis cruris mit
ausgebreitetem Ekzem bei einer 38jährigen Frau. Im Laufe vielmonat-
lichen Spitalsaufenthalts waren 2 kalte Abscesse in der Supraclavicular-
und Trochantergegend aufgetreten, später über der linken Lungenspitze
Dämpfung, Reiben und Knarren.
A. schliesst aus dem klinischen Bilde — bacteriologische Untersuchung
wurde nicht vorgenommen — , dass bei Individuen mit schM'eren Haut-
leiden nicht tuberkulöser Natur eine allgemeine Tuberkulose zum Ausbruch
kommen kann, dass diese von ersteren nur insofern abhängig ist, als jene
ilir den Boden vorbereiten. Kiehl.
Sabrazes und Binaud (1116) geben eine kritische Uebersicht über die
pathologische Anatomie und Pathogenese der Brustdrüsen-
tuberkulose. Sie fassen die Ergebnisse ihrer Prüfungen dahin zusammen,
dass die Primitivtuberkel in der Brustdrüse immer mesodermaler Herkunft
sind', dass sie sich im interstitiellen Bindegewebe zwischen den Acini ent-
wickeln. Die Infection schreite nicht längs der Milchgänge und Kanälchen
fort, der Infectionskeim gelangt, von der Propagation nachbarlicher Pro-
cesse abgesehen, auf dem Lymph- oder Blutvvege zur Mamma. Zum Schlüsse
findet sich eine ausführliclie Zusammenstellung der einschlägigen Literatur.
At<}M7iaxy.
Betreffs der Tuberkulose des Eierstocks präcisirt 15. Woltt'(1151)
3 Fragen als besonders belangreich, nämlich die Häufigkeit ihres Vorkom-
mens, die anatomischen Formen der Erkrankung und die specielle Aetiologie
des Processes. Er benutzt 1 7 Sectionen aus dem Material Weigkkt's, um
einen Beitrag zur Lösung der angeregten Fragen zu liefern. Er bringt im
ersten Abschnitt einen eincreheuden Literaturbericht über die Ovarialtubcr-
^) Worin Verö'. zu weit gehen, da sich eine Betheiligung des Driisenepithels
öfters documentirt; vgl. Jahrosbor. X, 1S'.J4, p. 763. So dürfte es kaum zutreffen,
wenn Verff tuberkulöse Riesonzellen im Innern eines Acinus von eingedrungenen
Wanderzellen ableiten wollen, Ref.
460 Tuberkelbacillus. Tuberkulose des Eierstocks, der Tuben,
des Uterus.
kulose, schildert im zweiten seine eigenen Befunde und zieht im dritten die
Consequenzen aus seiner Untersuchung. Im ersten Capitel folgt auf die
tabellarische Zusammenstellung der Casuistik (145 Fälle von 77 Autoren)
eine die obigen Fragen betreffende Analyse des Materials. Im 2. Capitel
theilt er die eigenen Untersuchungen von 17 tuberkulösen Frauen mit. Er
unterscheidet
1. Fälle mit allgemeiner Peritonealtuberkulose mit Tuben- bezw. Uterus-
tuberkulose: in beiden Beobachtungen doppelseitige Ovarialtuberknlose.
2. Fälle mit allgemeiner Peritonealtuberkulose ohne Tuben- bezw. Ute-
rustuberkulose: in einer der beiden Beobachtungen beiderseitige Eierstocks-
tuberkulose.
3. Fälle mit Tuben- bezw. Uterustuberkulose ohne disseminirte Bauch-
felltuberkulose: in beiden Beobachtungen keine Eierstockstuberkulose.
4. Fall ohne Tuben- bezw. Uterustuberkulose mit Tuberkeln an ver-
schiedenen Stellen des Peritoneum: keine Eierstockstuberkulose.
5. 10 Fälle ohne Tuben-, Uterus-, Peritonealtuberkulose: Ovarien frei
von Tuberkulose.
Im Schlusscapitel hebt W. folgende Ergebnisse seiner Untersuchungen
hervor. Die 3 Fälle von Eierstockstuberkulose waren doppelseitig, mit all-
gemeiner Bauchfelltuberkulose combinirt und betrafen Ovarien, die sich frei
von bindegewebigen Verwachsungen zeigten. In allen 3 Fällen waren die
tuberkulösen Heerdchen erst mikroskopisch zu erkennen. Es ist dem-
nach „sehr wahrscheinlich, dass wir darauf rechnen können, mikroskopisch
kleine Tuberkel in den Keimdrüsen zu finden, wenn das Bauchfell in all-
gemeiner Ausdehnung tuberkulös erkrankt ist, wenn die Eierstöcke nicht
durch bindegewebige Membranen (oder hochgradige Atrophie?) zuvor gegen
die Infectiou geschützt waren". Aus der Casuistik ergiebt sich, dass auch
die käsige bezw. käsig-eitrige Eierstockstuberkulose häufiger ist, als man
meist annimmt. Bezüglich des anatomischen Bildes der miliaren Eierstocks-
tuberkulose hebt W. 4 Punkte hervor: Die hauptsächliche Lagerung der
Tuberkel in der peripherischen Zone der Eierstöcke, die geringe Ausdeh-
nung des Processes, das gänzliche oder fast gänzliche Fehlen der Verkäsung,
die circuläre Umschliessung der Knötchen durch Bindegewebsfasern. — Die
Aetiologie dieser miliaren Eierstockstuberkulose ist in einem directen Fort-
schreiten des tuberkulösen Processes von den Tuben oder dem Peritoneum
auf die freie Oberfläche des Ovarium zu suchen.
In einer Schlussbemerkung gedenkt Verf der Möglichkeit, dass beim
Platzen eines inficirten Follikels der T.-B. zugleich mit dem Ovulum, dem
letzteren anhaftend, in den Uterus kommen und hier in dem sich entwickeln-
den Ei „zur Ausbreitung gelangen" könnte*. Askanaxy.
Maas (1084) theilt einen Fall von Genitaltuberkulose bei einem
5jährigen Mädchen mit, dessen Section käsige Tuberkulose von Tuben
und Uterus, allgemeine Miliartuberkulose und tuberkulöse Meningitis ergab.
Es fanden sich ausserdem 2 vom Nabel ausgehende Stränge am Peritoneum
*) Diese Möglichkeit habe ich stets als einen ins Auge zu fassenden Modus
der „germinativen" tuberkulösen Infection betont. Baumgarten,
Tuberkelbacillus. Tuberkulose tlev weiblichen Genitalien. 461
parietale mit Tuberkeln in fibröser Metamorphose, ferner peritonitische
Verwachsungen mit käsigen Knötchen und flüssiges Exsudat in der Bauch-
höhle. An diesen Fall schliesst sich eine Zusammenstellung weiterer 7 ein-
schlägiger Beobachtungen aus der Literatur. M. erörtert dann im Allge-
meinen die Frage, wie T.-B. in den Sexualapparat gelangen können. Für
seinen Fall nimmt er wegen der erwähnten „Stränge" eine Infection vom
Nabel aus \ für die anderen Fälle theils eine primäre (bei Tuberkulose der
Vagina), theils secundäre, hämatogene oder vom Darm fortgepflanzte Tuber-
kulose an. Askannxy.
Schenk (1120) theilt einen Fall primärer Tuberkulose der äusse-
ren Genitalien bei einem 4'/.,jährigen Mädchen mit. Dasselbe zeigte im
Vestibulum vaginae ein flaches Ulcus, dessen Secret T. - B. enthielt, und
beiderseits angeschwollene Inguinaldrüsen, in denen nach der Exstirpation
Riesenzellen und T.-B. gefunden wurden. Die inneren Organe Hessen bei
der klinischen Untersuchung keine tuberkulösen Veränderungen erkennen.
Das Kind besass die Gewohnheit, öfters an den Genitalien zu kratzen, und
konnte seine Finger im Verkehr mit einer wahrscheinlich phthisischen
Schwester oder einem sicher tuberkulösen Nachbarskinde mit Bac. verun-
reinigt haben*. Askanaxy.
Küttnei* (1071) schildert folgenden Fall von Tuberkulose der
äusseren weiblichen Genitalien. Das Mädchen litt im 3. Lebensjahre
an der Anschwellung einer Leistendrüse, die nach einer Incision 2 Jahre
lang Eiter secernirte. Nach einer Behandlung mit dem Thermocauter ver-
heilte die Wunde zeitweilig bis auf eine kleine Stelle an der Schamlippe,
bald dehnte sich der Process jedoch weiter aus, besonders über die Genita-
lien. Hier fand sich bei der Untersuchung in der Klinik ein grosses und
mehrere kleine Geschwüre, ferner waren die Inguinaldrüsen geschwollen.
Nach operativer Entfernung der erkrankten Theile durch Professor Bruns
wurde die tuberkulöse Natur des Processes histologisch sichergestellt.
Tuberkulöse Erscheinungen seitens anderer Organe waren nicht nachzu-
weisen. Mit Rücksicht auf die Anamnese wäre die Tuberkulose der Leisten-
drüsen als primäre Erkrankung zu bezeichnen; Verf. denkt aber, weil er
eine derartige primäre Localisation der Tuberkulose für ungewöhnlich hält
und mit der Möglichkeit rechnet, dass ein kleines Geschwür vor der Drüsen-
schvvellung der Mutter entgangen ist, doch mit gewisser Wahrscheinlich-
keit an eine primäre Tuberkulose der äusseren Genitalien. Die Erfahi'ung,
dass scheinbar nur Kinder an primärer Tuberkulose der äusseren Genitalien
erkranken, erklärt K. durch die Zartheit der kindlichen Genitalien und
den Mangel der Pubes**. Askaii(i\ij.
') Dass diese „Stränge" eine Theilerscheinung der chronischen tuberkulösen,
von der Tubentuberkulose doch wohl abzuleitenden Peritonitis gewesen sind,
lässt sich nach der Darstellung nicht sicher ausschliessen. Ref.
*) Diese Möglichkeit soll nicht bestritten worden. Es kommen aber Fälle
von Tuberkulose der äusseren weiblichen Genitalien ohne Anhalfsi)unkte für
eine Entstehung durch äussere Ansteckung vor. Banmgarten.
**) Ich liabf Tubcikulose d(!r äusseren Genitalien auch bei erwachsenen weib-
lichen Individuen beobachtet, liaumyarlen.
462 Tuberkelbacillus. Tuberkulose der Papageien.
Braatz (984) weist darauf hin, dass der Umgang mit Papageien,
die häufig an Tuberkulose leiden, für den Menschen zur Quelle einer
tuberkulösen Infection werden kann. Da die Bac. der menschlichen
und Vogeltuberkulose Varietäten der nämlichen Art sind, können die Bac.
der Geflügeltuberkulose auch für die Menschen nicht als ungefährlich gelten,
zumal letztere Bac. bereits beim Menschen angetroffen sind. B. hat in einer
Familie seiner Praxis einen tuberkulösen Papagei gesehen und untersucht.
Er empfiehlt diese Ansteckungsquelle der Aufmerksamkeit weiterer ärzt-
licher Kreise. Askanaxy.
StrailS (1136) schildert das anatomische Verhalten der Tuberkulose
des Papageis und betont die Prädilectionsstellen der Haut und Orificien
(Lider, Schnabel, Nasenlöcher u. s. w.) für den Process. Da der Papagei
ausser Contact mit anderen Vögeln, aber in inniger Gemeinschaft mit den
Menschen lebt, mag man die Möglichkeit seiner Infection durch tuberkulöse
Producte vom Menschen nicht abstreiten. S. erhielt 2 Papageien, an denen
er diese Frage zu prüfen sucht. Das erste Thier zeigte einen tuberkulösen
Tumor an der Nase, einen zweiten käsigen, Bac.-reichen unter der Zunge,
war sonst bei der Section frei von Tuberkulose. Die käsigen Massen wurden
auf 3 Meerschweinchen und 2 Hühner verimpft; die Meerschweinchen
wurden tuberkulös, ihre Unterleibsdrüsen waren mit Tuberkeln durchsetzt,
die Hühner blieben gesund und zeigten auch bei Autopsie keine Spur von
Tuberkulose. Der zweite Papagei stammte von einem an Phthise gestorbenen
Individuum. Bei seiner Section fand sich ein geschwüriger Tumor an der
Nase, ferner solche unter der Zunge, hinter dem Larynx und im Pharynx;
die inneren Organe erschienen normal, doch enthielten Ausstrichpräparate
von Leber und Milz spärliche T.-B. Mit den käsigen Producten wurden 3
Meerschweinchen und ein Huhn geimpft. Das Resultat war das nämliche
wie beim ersten Papagei. — Daraus folgerte St., dass die Tuberkulose des
Papageis nicht mit der Hühnertuberkulose identisch ist, sondern die Charak-
tere der menschlichen Tuberkulose darbietet. In gleichem Sinne sprach
ein positiver Impferfolg bei einem Hunde. Diese Ergebnisse machen die
Hypothese plausibel, dass der Papagei durch die Producte der menschlichen
Tuberkulose inficirt wird, zeigen aber auch, dass beide Arten der Tuber-
kulose nicht identisch sind^, denn auch auf einen Vogel, den Papagei, über-
tragen, nimmt die Tuberkulose noch nicht den Charakter der Geflügel-
(Hühner-) Tuberkulose an. Äskanazy.
Cadiot, Gilbert und Roger (999) schliessen aus ihren zahlreichen
Untersuchungen, dass die Tuberkulose der Papageien oft, wenn nicht
immer von Menschen herstammt. Der T.-B. erlangt in diesen Vögeln eine
für gewisse Säugethiere — Meerschweinchen — sehr ausgesprochene Viru-
lenz. Die T.-B. finden sich in grosser Zahl in den tuberkulösen Verände-
rungen der Haut — die oft gewissen Formen des Lupus verrucosus ähnlich
sind — , im Speichel, im Nasensecret und öfter in den Excreten. Auf diese
^) Aber wie andere Beobachtungen lehren von einander auch nicht principiell
verschieden sind. Es wlire wünschenswerth, noch Versuche zur experimentellen
Uebertragung der Hühnertuberkulose auf Papageien auszuführen. Ref.
Tuberkelbacillus. Verhältniss der Geflügeltuberkulose 463
zur Tuberkulose der Säugetbiere, ihre DifFerencirung.
Weise können diese inficirten Papageien eine neue Quelle der tuberkulösen
Infection des Menschen abgeben. Tcingl.
Cadiot (997) verweist auf seine früheren Arbeiten^, in denen er in
Gemeinschaft mit Gilbert und Roger den Nachweis leistete, dass die
menschliche Tuberkulose leicht auf Papageien zu übertragen
sei und theilt im Anschluss hieran die Krankengeschichte eines Papageis
mit, der voraussichtlich von seinem Besitzer inficirt worden war und nach
einjährigem Krankheitsverlaufe folgende Veränderungen zeigte: Grosse
Abmagerung, am Halse ein nussgrosser subcutaner Tuberkel, an einem
Fusse eine bolinengrosse tuberkulöse Gelenkanschwellung und eine tuber-
kulöse Anschwellung in der Muskulatur, eine tuberkulöse Peritonitis, eine
Leber-, Milz- und Lungentuberkulose. GuiUebeau.
Cadiot, Clilbert und Roger's (998) neuerdings fortgesetzte Versuche
über das Verhältniss der Geflügeltuberkulose und Tuberkulose
der Säugethiere haben die früheren Ergebnisse bestätigt. Die Tuber-
kulose der Gallinaceen lässt sich leicht auf Kaninchen, schwerer auf Meer-
schweinchen überimpfen. Nach mehreren Passagen durch den Säugethier-
körper kann dieser T.-B. ebenso, wie der vom Menschen stammende, auch
für das Meerschweinchen sehr virulent werden; zu gleicher Zeit kann er
seine Virulenz für die Gallinaceen verlieren. Um sich von dieser Thatsache
zu überzeugen, bedarf es jahrelanger Thierversuche. Verif. führen einen Ver-
such an, in dem die Passagen durch den Säugethierkörper 5 Jahre dauerten.
Tangl.
Da der Streit über die Differencirung der Säugethier- und Ge-
flügeltuberkulose noch nicht entschieden ist, hat Straus (1135) Ex-
perimente unternommen, um die Wirkung der im Verdauungskanal einge-
führten T.-P). beiderlei Art bei Meerschweinchen und Kaninchen zu prüfen.
Schon 1 888 hat St. in Gemeinschaft mit Würtz'^ 7 junge Hühner und einen
Hahn Monate lang mit Bac. -reichem Sputum gefüttert — ein Huhn hatte in
einem Jahr 50 kg tuberkulöses Sputum verschluckt — , ohne dass die Thiere
erkrankten oder bei der Section eine Spiu' von Tuberkulose zeigten. St.
stellt nun sj'stematische Untersuchungen an, indem er Glycerin-Bouillon-
Culturen von menschlicher und Vogeltuberkulose mit der Sonde in den
Magen der Versuchsthiere einbringt. Bei Meerschweinchen werden 3 Ex-
perimente mit den Bac. der menschlichen, 8 mit denen der Geflügeltuber-
kulose, bei Kaninchen 2 Experimente mit jeder Bac.-Art genauer geschil-
dert. Bei Meerschweinchen ergab sich, dass die Einführung einer ein-
maligen, grossen Dosis menschlicher T.-B. in den Magen die Thiere sicher
tuberkulös macht. Die Erkrankung befällt besonders das Coecum, in zweiter
Linie das Colon und den unteren Dünndarm. Ebenso werden Meseuterial-
drüsen, Milz, Leber oft auch Lungen tuberkulös. In den Excrementen sind
die Bacillen zuerst sehr reichlich und verschwinden im Allgemeinen gegen
den 8. Tag, erscheinen dann nach einem Monat von neuem und bleiben bis
*) Jahresber. X, 1894, p. 139 und vorhergehendes Referat. Ref.
2) Jahresbor. IV, 1888, p. 178. Ref.
464 Tuberkelbacillus. Verhiiltniss der Gefiügeltuberkulose
zur Tuberkulose der Säugethiere.
zum Tode; die ersten Bac. stammen von den eingeführten Culturen, die
letzten von den Darmgesclivvüren. Viel resistenter ist das Meerschwein-
chen gegen die — selbst sehr reichliche — Einbringung von Culturen der
Geflügeltuberkulose ; es behält sein Gewicht und zeigt, wenn es nach 3-4
Monaten getödtet wird, einige dünn gesäte, kleine Tuberkel im Coecum
oder Dünndarm, ganz selten generalisirte Tuberkulose. Wenn diese Bac.
aus den Excrementen verschwunden, erscheinen sie nicht mehr wieder. Bei
den Kaninchen sind die differenten Wirkungen beider Culturen weniger
ausgesprochen. In beiden Fällen bleiben die Thiere fett und zeigen, wenn
sie nach 3-4 Monaten getödtet werden, eine mehr oder weniger reichliche
Eruption kleiner Tuberkel im Coecum, und zwar an der Einmündung des
Dünndarms und im Wurmfortsatz. Askanaxy.
Veranlasst durch die Arbeit von Straus' betonen Gilbert und Roger
(1028) unter Berufung auf die vorstehend referirten Untersuchungen die
Unicität der Geflügel- und Säugethiertuberkulose. Es könnte
höchstens von 2 Variationen, aber keinesfalls von 2 Species der T.-B. die
Rede sein. Tangl.
Ligni^res (1083) schildert Beobachtungen von Cozette, welche darauf
hinweisen, dass die Hühner durch den Auswurf tuberkulöser Men-
schen doch inficirt werden können. Cozette sah nämlich in einem
Hühnerhofe, in dem seit fünf Jahren keine Fälle von Hühnertuberkulose
vorgekommen waren, diese Krankheit häufig auftreten, nachdem die Vögel
Gelegenheit erhielten, Auswurf tuberkulöser Menschen aufzunehmen, und
die Krankheit verschwand wiederum, sowie diese Infectionsquelle beseitigt
wurde. Die Sectionen von Hühnern ergaben, dass bei
26 Individuen nur die Leber und die Milz,
30 „ „ der Darm,
32 ,, die Leber, die Milz und der Darm,
2 „ nur die Lungen,
4 „ Leber, Milz, Darm und Lunge
von der Krankheit befallen waren. Ouilleheau.
Bray (985) stellte das häufige Vorkommen von Tuberkulose
unter den jungen Hühnern einer Farm fest und ermittelte als Ur-
sache das wiederholt beobachtete gierige Verschlingen des Aus-
wurfs eines alten, hochgradig tuberkulösen Mannes, welcher
seiner Krankheit wegen den Garten der Farm täglich besuchte. B. ver-
langt die sanitätspolizeiliche Controle des Hühnerfleisches. A. Eber.
Duraute (1016) will mit folgendem Falle beweisen dass die Tuber-
kulose von einem Vogel auf den Menschen übertragen wird: eine
Wittwe, (die übrigens zwei tuberkulöse Kinder hatte) wird von einem Sper-
ling der längere Zeit kränkelte, in den Daumen gebissen. Der Sperling
starb dann — eine Section wurde nicht gemacht, die Todesursache blieb
also unbekannt, — An der Bissstelle entwickelte sich ein typischer Lupus,
mit charakteristischen Tuberkeln, in welchem die T.-B. durch Thierver-
>) Vgl. Referat No. 1136 p. 462. Ref.
Tuberkelbacillus. Tuberkulose bei "Vögeln, beim Schweine, 465
Hunde, Pferde.
suche nachgewiesen wurden. Die tuberkulöse Infection soll nun vom Sper-
ling herstammen! Tcmgl.
Lieiiaiix (1082) hebt hervor, dass die Tuberkulose bei den
Schwim m vög-el n selten sei. Dennoch sah er diese Krankheit bei 2 Enten,
ferner bei 3 Tauben und 1 Truthahn. Guilleheau.
Hobday (1043) beobachtete bei einem Strausse einen hühnerei-
grossen Tumor an der Hinterfläche der Epiglottis, der verhältnissmässig
leicht zu entfernen war und sich bei der Untersuchung tuberkulös erwies.
A. Eber.
Bulling (992) beschreibt einen Fall spontaner Lungentuberkulose
einer Ziege mit Pleuraadhäsionen und Käseknoten verschiedener Grösse
in beiden Lungen, Verkäsung bezw. Verkreidung der Bronchialdrüsen.
Die traditionelle Annahme von der Immunität der Ziegen gegen Tuberku-
lose ist vielleicht unbegründet, auch auf die Ziegen ist als mögliche Ver-
breitungsquelle der Tuberkulose das Augenmerk zu richten, ihre Milch nur
in gekochtem Zustande zu geniessen. Askanaxy.
Auf die unverhältnissmässig grosse Verbreitung der Tuberkulose
unter den in Molkereien gehaltenen und gemästeten Schweinen
(1143) wurde in einer in Danzig abgehaltenen Versammlung des Central-
vereins westpreussischer Landwirthe hingewiesen. Von 45000 Schweinen,
die auf dem Dariziger Schlachthofe geschlachtet wurden, waren iP/o tuber-
kulös gewesen, während Schweine, die aus einzelnen Molkereien stammten,
bis zu 60 und 70^/ (, tuberkulös befunden wurden. Jolme.
Cadiot (996) beobachtete bei einem halbjährigen Hunde einen Fall
von acuter Septikämie, veranlasst durch den T.-B. Leber und Milz
waren bedeutend vergrössert, jedoch frei von Knötchen. Die Leber hatte
eine gelbliche Farbe und eine homogene Schnittfläche, auf welcher die
feineren Structurverhältnisse verwischt waren. Die Milzpulpa war weich,
schwärzlich, ihre Schnittfläche glich derjenigen einer leukämischen Milz.
Das Thier war abgemagert und hatte Ascites. Einige Stunden nach einer
Tuberkulininjection, welche eine Temperatursteigerung von nur einigen
Zehntel Grad veranlasst hatte, ging der Hund zu Grunde. Die Section er-
gab nebst der schon erwähnten Zustände noch eine Schwellung der Mesen-
terialdrüsen. Entscheidend für die Diagnose war der Umstand, dass in den
Schnitten der Leber und Milz eine ungeheuere Zahl von Bacterien nach-
gewiesen werden konnten, während eine Neubildung von Granulationsge-
webe vollständig fehlte. Guilleheau.
Nocard (1097) hebt hervor, dass, wenn auch die Tuberkulose beim
Pferde selten ist, ihm bis jetzt doch gegen 100 Fälle dieser Art bekannt
geworden sind. Der tuberkulöse Process verläuft bei diesem Thiere nach
zwei verschiedenen Typen, die man als den abdominalen und den pul-
monalen bezeichnen kann. Letzterer ist durch das Vorhandensein einer
miliaren Tuberkulose, oder zahlreicher eingekapselter Abscesse, oder end-
lich grosser, sarkomähnlicher Geschwülste gekennzeichnet. Die Krankheit
ist in der für den Säugethierbac. der Tuberkulose bekannten Weise ver-
impfbar.
Baumgarteu's Jahresbericht XII 30
466 Tuberkelbacillus. Tuberkulose des Pferdes.
Beim abdominalen Typus, der voraussichtlich durch eine Infection
vom Darrakanal aus entsteht, sind die Mesenterialdrüsen geschwollen und
erweicht; die Milz ist ausserordentlich vergrössert und von weissen Tumo-
ren durchsetzt; auf der Darmschleinihaut und hier namentlich auf den
PfiYER'schen Plaques kommen zahlreiche Geschwüre vor. Allfällige Er-
krankungen der Lungen sind stets frisch und bestehen in einer diffusen
Hypertrophie des Bindegewebes ohne Knötchenbildung und Erweichungs-
lieerde. Die wichtigsten Symptome dieser Krankheit sind Abmagerung,
Schwäche, Polyurie. Gelegentlich wachsen die Bac. vom Pferdekörper gleich
auf Glycerin-Kartoffeln, und die Culturen haben das Aussehen der Culturen
von Vögeltuberkulose.
Bei einem Uebertragungsversuche erkrankte das Meerschweinchen wenig.
Zwei Kaninchen bekamen eine rasch tödtlich endende miliare Lungentuber-
kulose und eine bedeutende Milzschwellung. Bei der Section eines geimpf-
ten Huhnes fand sich eine bedeutende Milzschwellung vor. Verf. schliesst
aus diesem Verhalten, dass er einen etwas veränderten Bac. der Vogel-
tuberkulose vor sich hatte. Das Pferd kann somit sowohl durch den Bac.
der Vogeltuberkulose als denjenigen des Menschen inficirt werden; im ersten
Falle entsteht die abdominale, im zweiten die pulmonale Form der Tuber-
kulose. Guilleheau.
Schwertltfeger (1129) berichtet über einen Fall von Pferdetuber-
kulose. Die Section ergab eine dem Entwicklungsgrade nach nur als pri-
mär aufzufassende Tuberkulose der Mesenterialdrüse und secundäre Tuber-
kulose der Lunge. Es handelte sich somit um eine Fütterungstuberkulose.
Johne.
Waltlier (1145) berichtet über einen anscheinend typischen Fall von
Fütterungstuberkulose bei einem Pferde. Dasselbe war, nachdem
es seit 1^/.^ Jahre in einem Kuhstall gestanden hatte, in dem innerhalb 2
Jahren 8 Kühe an Tuberkulose zu Grunde gegangen waren, immer mehr
abgemagert und schliesslich an heftigem Durchfall erkiankt und verendet.
Bei der Section fand sich eine ausgedehnte acute Tuberkulose des Bauch-
felles, sowie Tuberkulose sämmtlicher Gekröslymphdrüsen, der Leber und
des Darmes. Das Pferd hatte als Futter ausser Hafer tvuch jeden Rest
aus den Kuhtrögen erhalten*. Johne.
Cliamlbers (1003) beschreibt einen Fall von ausgebreiteter tu-
berkulöser ülceration der Schleimhaut des Hüftdarmes beim
Pferde. Es wurden fernerhin ein kleiner Abscess in der einen Niere und
einzelne Kalkknötchen in der Leber gefunden. A. Eber.
Cartwriglit (1002) fand bei der Section eines an einem acuten Lei-
den verendeten Pferdes zahlreiche harte, trockene, weissliche Ab-
lagerungen in Leber und Milz, deren tuberkulöse Natur späterhin
durch Professor Williams festgestellt wurde. A. Eber.
*) Um den Fall als „typische Fütterungstuberkulose" auffassen zu können,
hätte eine Tuberkulose der Darmschleimhaut dagewesen sein müssen. Bauvi-
garten.
Tuberkelbacillus. Tuberkulose-Mortalität und -Morbidität 467
in München. Therapie der Phthise.
Goldschmidt und Luxenbiirger (1030) entwerfen zur Prüfung der
Tuberkulose -Mortalität und -Morbidität für München tabella-
rische Uebersichten der Sectionen der dortigen medicinischen Universitäts-
Poliklinik (Prof. MoKiTz). Unter 83 Obducirten waren 39 an Lungentuber-
kulose gestorben, 10 zeigten active, 18 inactive d. h. ausgeheilte Lungen*
tuberkulöse als Nebenbefund und 16 Hessen keine sicheren tuberkulösen
Residuen erkennen. Bei Hinzunahme weiterer 1 7 Fälle schwankt die Mor-
talität an Tuberkulose zwischen 44 und 47^/o, entsprechend hoch ist die
Mortalitätsziifer ; in den die Poliklinik aufsuchenden Volksschichten sind
80®/o tuberkulös. Zu den geheilten Phthisen zählen Verif. nm- Fälle, in
denen die Lungen überhaupt keine Käseheerde mehr enthielten. Verff.
empfehlen ländliche Heilstätten für die Lungenschwindsüchtigen und zeigen
an der Hand einer Tabelle, dass die tuberkulösen Männer ein höheres durch-
schnittliches Lebensalter erreichen als die tuberkulösen Frauen, diese Be-
obachtung damit begründend, dass die ersteren mehr im Freien arbeiten
und mehr Geld auf ihre Ernährung verwenden. Askanazy.
Carasso (1000) bringt die Krankengeschichten einiger an Lungentuber-
kulose Erkrankter, die mit Einathmung von Oleum menthae pip. be-
handelt wurden. Wird diese Cur gewissenhaft durchgetülirt, so bessern
sich nach Verf.'s Ansicht die localen Erscheinungen wesentlich. Tramhusti .
Koseilberger (1112) referirt die Angaben über eine Besserung oder
Heilung tuberkulöser Lungenleiden in Cellulosefabriken durch Einath-
mung der daselbst gebildeten Gase und durch das auf Grundlage dieser
Beobachtungen hergestellte „Lignosulfit". Er betont, dass noch kein Be-
weis für die specifische Wirkung dieser Stoffe gegen Tuberkulose erbracht
sei, doch günstige Erfolge des „Lignosulfit" von mehreren Aerzten aner-
kannt seien, und daher eine weitere Prüfung des Mittels sich empfehle. Die
Errichtung von Sanatorien für dieses Medicament müsse aber unterbleiben,
bis seine Wirksamkeit sicher festgestellt sei. Askanazy.
Dunwody (1015) berichtet über 4 Fälle von Phthise, die mit Pferde-
serum (? normalem) behandelt wurden. Fall 1 betraf Verf. selbst, der sich
monatelang mit dem Serum einspritzte; er hält sich für genesen. Die Fälle
2 und 3 haben sich sehr gebessert, während Fall 4 keine Besserung zeigte.
"\'erf. fand T.-B. in seinem Sputum und erwartet natürlich viel von der Be-
handlung mit Pferdeserum. Kanthack.
Um die Vermuthung, dass das Höhenklima durch Ozon günstig auf
die Lungentuberkulose wirke, zu prüfen, machte Sporinaiiii (1131) ein
paar Versuche mit Entladung elektrischer Funken im Dunkeln, aus denen
sich noch nicht viel entnehmen lässt. Er empfiehlt ausserdem zur „Er-
weiterung" des Thorax einen Geradehalter. Askanaxy.
Hoiizel (1050) betont, dass man streng individualisiren müsse und nur
P h t h i s i k e r mit scrophulöser, nicht mit ulceröser Lnngen-Plithise ans M e e r
schicken düife. W(il\.
Uilterberj^er (1141) hebt in anschaulicher Weise die Erfahrungen,
speciell statistischer Erhebungen hervor, welche gegen die häutige Ueber-
trugung der Tuberkulose auf dem Wege; der directen Ansteckung sprechen.
468 Tuberkelbacillus. Behandlung der Lungenkranken in Sanatorien.
Hydrotherapie der Phthise.
Er erklärt die Tuberkulose für eine Constitutionskrankheit, die erblich über-
tragen wird. AVie Krankheiten des Gefässsystems, z. B. Arteriosklerose, auf
die Descendenten übergehen, so soll bei der Tuberkulose „ein specifisch
krankhaftes (tuberkulöses) Lymphgefässsystem" vererbt werden, und Mi-
krobien oder chemische Stoffe genügen, um das Krankheitsbild der Tuber-
kulose hervorzurufen. Der T.-B. könne fehlen, er stelle nichts für Tuber-
kulose Specifisches dar^. Die Behandlung hat Vernichtung des Sputums
und Kräftigung des Organismus anzustreben. U. schildert das zweckent-
sprechende Eegime in Haus-Sanatorien. Askanavy.
ünterberger (1 140) empfiehlt die Einrichtung von Haus- Sanatorien,
d. h. die einfache Verwerthung grosser, luftiger, nach Süden gelegener, mit
Tannenbäumen in Kübeln ausgestatteter Eäume, in denen die Schwind-
süchtigen unter zweckmässigem Regime leben (Abreibungen, reichliche Er-
nährung). Von 28 Patienten wurden 14 „relativ geheilt". Äskanaxy.
Knopf (1064) glaubt, dass die Befürchtung, die Sanatorien für
Schwindsüchtige seien eine Gefahr für die Umgebung, in keiner
Weise zutreffe für eine gut geleitete Anstalt, in der Arzt, Personal und
Kranke vereint den Kampf gegen den Bac. im Auswurf unternehmen durch
peinlichste Zerstörung desselben*. Walz.
Ascher (972) schildert die Bestrebungen und Einrichtungen der ver-
schiedenen Staaten, um den unbemittelten Lungenkranken in Sana-
torien eine geeignete Behandlung zu Theil werden zu lassen, wie sie z. B. in
England schon seit einem Jahrhundert in Entwicklung und Gedeihen be-
griffen sind. Noch immer spärlich sind solche Institute im Deutschen Reiche
und A. spricht die Hoffnung aus, dass es dem Vereine vom Rothen Kreuz
gelingen werde, die einzelnen Bestrebungen zu erfolgreichen Wirken zu
centralisiren. Da gerade die schwer arbeitende Bevölkerung in grosser
Zahl der Tuberkulose zum Opfer fällt, komme für die Vorstände der
Krankenkassen zu den weiteren Gesichtspunkten ein materielles Interesse
hinzu, nämlich die Sparung einer sonst zu zahlenden Rente. Die Berechnung
ergäbe, dass mit der Einrichtung eigener Heilstätten re vera eine finanzielle
Mehrbelastung der Versicherungs-Anstalten nicht eintrete. Es falle dem-
nach den Invaliditätsanstalten eine grosse Aufgabe zu, aber auch der freien
Vereiusthätigkeit bleibe noch ein reiches Feld vorbehalten. Die Resultate
der Heilstättenbehandlung sind nach Dettweilek's maassgebendem Aus-
spruche im ganzen recht zufriedenstellend. Askanazy.
Wiiiteriiitz (1150) ergreift in der balneologischen Gesellschaft noch
einmal das W^rt, um für die Hydrotherapie der Lungeuphthise,
freilich nicht als allein anzuwendendes Heilverfahren, energisch einzutreten.
Dass kaltes Wasser prophylaktisch wirksam sei, indem es den Körper ab-
^) In einem Briefwechsel mit dem Verf. hatte ich Gelegenheit, das Unzutreffende
und von den woblbegründeten Anschauungen Abweichende der Darlegungen in
dem oben referirten Aufsatze hervorzuheben. Ref.
*) Diese Sanatorien haben erfahrungsgemäss auch früher keine Gefahr für
die Umgebung gebildet, als man noch keine, contagionistischen Principien
huldigende Voi-kehrungen in den Sanatorien getroffen hatte. Baumgarten.
Tuberkelbacillus. Heisswasserbäder bei Lungentuberkulose. 469
, Hospitaltuberkulose ". Tuberkelbacillen im Zimmerstaube.
härte, werde allgemein anerkannt. Aber gerade bei der sich eben ent-
wickelnden Tuberkulose zeitigen die Wassercuren die grössten Erfolge,
und auch bei entwickelter Phthise, selbst progressiven Processen mit hec-
tischem Fieber ergebe die h3'driatische Behandlung oft überraschende Ee-
sultate. Die Hydrotherapie sei für jede Form der Phthise verwendbar.
Der Redner schildert die iVpplicationsweise des Wassers, dessen Temperatur
7-8^ betragen soll. Askanaxy.
Jac'Oby (1052) hat mit Ingenieur Dökk zusammen einen Apparat con-
struirt, der auf die oberen Thoraxpartien Heisswasserbäder appli-
cirt, vermittels einer Guniraiweste, die den oberen Brustkorb luftdicht um-
schliesst und das erhitzende Element in sich aufnimmt. Durch diesen Appa-
rat soll das Blut in die oberen Lungenabschnitte getrieben werden, und
durch reichlichen Blutzufluss — ■ nach bekannten Analogien — die Ent-
wicklung der Tuberkulose gehemmt werden. Verf. empfiehlt den Apparat
den Fachgenossen zur Würdigung und Prüfung seiner Leistungen.
Aska)iazy.
Von einer Compagniekammer verimpfte M. Kirchner (1060) den Staub
verschiedener Gegenstände auf Meerschweinchen, da 3 Unteroffiziere,
die auf dieser Kammer den Dienst versahen, nach einander an Luugen-
tuberkulose erkrankt waren. Nach einer ersten negativen Versuchsreihe
wurden 8 Staubproben auf die Versuchsthiere verimpft, und 3 davon er-
hielten T.-B. im virulenten Zustande, denn 3 Meerschweinchen gingen an
Tuberkulose ein, eins davon freilich mit ausschliesslicher Localisation in
Lungen und Nebenhoden. „Zum ersten Male ist der Nachweis von T.-B. in
einem nicht der Krankenpflege dienenden Raum gelungen". Der Befund
spricht dem Verf. „mit an Gewissheit grenzender Wahrscheinlichkeit" für
die Thatsache, dass die Unteroffiziere sich durch die Einathmung jenes
Staubes inficirt haben*. K. knüpft Bemerkungen über die Uebertragung der
Tuberkulose an, weist auf die Bedeutung des Staubes als Infectionsquelle
und seine zweckmässige Beseitigung hin und gedenkt der Krankheitsüber-
tragung durch alte Kleider. Askanaxy.
Jaccoud (1051) hat 3 Fälle beobachtet, bei denen sich während der
Spitalbehandlung wegen Traumen, die den Brustkorb betrafen, Tuberkulose
entwickelte. Die von J. geforderten Beweise für Hospitaltuberkulose
oder wenigstens die Bedingungen, welche den Verdacht auf solche recht-
fertigen, schienen vorhanden: Weder erbliche noch individuelle Belastung;
Abwesenheit verdächtigen Charakters der Krankheit, welche den Spital-
aufenthalt benötliigte; sicher beobachtete Thatsache, dass einer nicht
bacillärcn Phase eine bacilläre folgte; schliesslich dieSection, welche keiner-
lei alte, sondern nur frische Heerde erweist. Wenn sich auch durch das
Trauma ein locus minoris resistentiae gebildet hat, so bleibt doch die
Frage, woher die Bac. kommen. Entweder stammen sie aus dem Hospital,
oder, sie waren in inactivem Zustande vorher schon im Organismus, oder,
*) Es ist abermindestens ebensogut möglich, dass der Staub in der Compagnie-
kammer die in ihm nnthaltenen T.-B. doui Auswurf der drei (tuberkulösen)
Unteroffiziere zu verdanken hatte. Baiimgarten.
470 TuLerkelbacillus. Tuberkulose in der Armee.
was in zwei seiner Fälle in Betracht kommen konnte, sie kamen während
eines Intervalls zwischen zwei Spitalaufenthalten von aussen. Eine sichere
Entscheidung ist nicht möglich, ist überhaupt in dieser Frage nicht zu er-
warten. Für die Praxis aber folgt, dass der Schutz gegen Infection mit
Tuberkulose im Hospitale eine Forderung der Hospitalhygiene ist, und das
fundamentale Mittel hierfür ist die absolute Unterdrückung j eglichen Staubes*.
Wak.
Kelsch (1058) lenkt, ohne ein Gegner der Contactinfection der Tuber-
kulose zu sein, die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung der latenten tu-
berkulösen Heerde, der Autoinfection bei der Entstehung der tuber-
kulösen Affectionen. Trotzdem die tuberkulösen Soldaten beim ersten Ver-
dachte aus den Kasernen entfernt und ihre Wäsche und Betten in Desinfec-
tionsapparaten sterilisirt werden, trotz periodischer strenger Desinfection
der Kasernen, vermehrt sich, nicht bloss in Frankreich, die Tuberkulose
in der Armee. Dies ist unverständlich, wenn man als Hauptquelle die Ver-
breitung durch den Staub annimmt. K. ist der Ueberzeugung, dass mehr
Tuberkulöse in die Armee eintreten, als Gesunde in ihr tuber-
kulös werden. In mindestens ^/., der wegen zufälliger Todesursache
secirten Soldaten hat er latente tuberkulöse Heerde gefunden. Die oft be-
trächtlichen Dimensionen dieser käsigen oder verkalkten Heerde weisen
auf ihre Entstehung in der ersten Jugend hin, sind doch von anderer Seite
bei ^j„ der secirten Kinder unter 2 Jahren latente tuberkulöse Heerde ge-
funden worden. Und diese Heerde wieder, deren Entstehung durch extra-
uterine Infection sich schwer erklären lassen, sind im Sinne Batjmgarten's
u. A. leicht verständlich, wenn man sie der germinativen oder häma-
togen en Infection zuschreibt. Walx.
Grranjlix (1033) bespricht eingehend die Tuberkulose in der fran-
zösischen Armee, in welcher mehr als 7"/,)o Soldaten von dieser Krank-
heit befallen sind, ein Verhältniss, dass bei der Civilbevölkerung im gleichen
Alter geringer ist. Das Verhältniss ist bei allen europäischen Armeen etwa
das gleiche, steigt aber von Jahr zu Jahr, und zwar geht es Hand in Hand
mit der Vermehrung der jungen und Verminderung der alten Soldaten,
bezw. mit der Nothwendigkeit, den Unterricht in möglichst kurzer Zeit zu
vollenden. Die Ursache der Erkrankung liegt in der Einreibung von Leuten
mit latenter Tuberkulose und beruhtauch auf Ansteckung. Um die ersteren
abzuhalten, muss für die ärztliche Untersuchung mehr Sorgfalt und Zeit
verwendet werden können, muss ein Minimum der ßobusticität mit Hilfe
des Perimeters und Gewichts aufgestellt und die tuberkulöse Heredität bei
der Tauglichkeitserklärung berücksichtigt werden ; auch ist die zeitweise
Entlassung einzuführen für alle, deren Brustumfang, statt sich zu vei'-
*) Verf. setzt sich durch diese Annahme mit sich selbst in einen gewissen
Widerspruch, denn er giebt oben zu, dass sich nicht sicher entscheiden lasse,
ob die Bac. der „Hospitaltuberkulose" von aussen kommen oder in „inactivem
Zustand schon vorher im Organismus vorhanden" waren. Diese letzteren wird
man gewiss nicht durch „Unterdrückung jeglichen Staubes" in ihrer verderb-
lichen Tliätigkeit zu hemmen im Stande sein, Battmgarten,
Tuberkelbacillus. Maassregeln gegen die Ausbreitung 471
der Tuberkulose.
grössern, kleiner wird. Um die Ansteckungsgefahr auf ein Minimum zu
reduciren, ist es nöthig, den Luftraum pro Kopf zu vergrössern, die Kasernen
periodisch zu desinficiren und mit Spucknäpfen zu versehen, Betrügereien
der Nahrungsmittellieferanten strenger zu unterdrücken, den Verkauf von
Alkohol in den Kantinen zu verbieten und namentlich Ueberanstrengung
der Leute zu vermeiden. Diese Reformen können nur durch eine unab-
hängige ärztliche Controlbehörde ausgeführt werden. Walz.
Kammerer (1057) setzt in einem Aufsatze unter Hinweis auf die ana-
logen Bestrebungen in Deutschland die Nothwendigkeit auseinander,
Maassregeln gegen die Ausbreitung der Tuberkulose zu er-
greifen. Solche Maassregeln sind 1. Beseitigung des tuberkulösen Aus-
wurfs, 2. separate Behandlung tuberkulöser Personen, besonders in Sana-
torien, 3. Einführung der obligatorischen Desinfection nach Todesfällen
durch Tuberkulose. Die Staubcalamität sei durch Wasserbespritzung zu
beseitigen, Arbeiter in staubentwickelnden Gewerben zu schützen. Im
gleichen Sinne wirken Förderung der Wohnungshygiene, der Volksernäh-
rung, von Seehospizen undReconvalescentenhäusern, Abhärtung der Jugend,
Regelung des Ammenwesens, prophj^laktische Bestimmungen in Milchwirth-
schaft und Fleischschau und Beaufsichtigung des Lehrlingswesens.
Askaiiaxy.
Predöhl (.1104) hat einen Spucknapf construirt, der überall leicht
anzubringen, unzerbrechlich aus Emaille hergestellt ist, und nicht rostet.
Er soll in halber Durchschnittshöhe des Spuckenden an die W^and gehängt
werden. Er ist leicht zu reinigen, ohne Ecken, hat einen Deckel, um Fliegen
abzuhalten, kann daher auch im Freien angebracht werden, und trägt eine
deutliche, den Zweck bezeichnende Aufschrift. Wah.
Lalesque und Riviere (1072) haben experimentell die Wirk-
samkeit prophylaktischer Maassregeln gegen Ansteckung mit
Tuberkulose, speciell den Schutz gegen Inhalationen tuberkulösen Aus-
wurfs durch Desinfection der Räume und Gebrauch der Speigläschen (Dett-
wioiler) studirt. Nach gründlicher Desinfection der Räume, in denen
Tuberkulöse sich aufgehalten hatten, impften sie, in verschiedener Ver-
suchsanordnung, 85 Meerschweinchen mit dem Staub, aus verschiedenen
Winkeln u. s. w. gesammelt. 12 starben an Septikämie oder Tetanus, 72
wurden nach 40-60 Tagen getödtet, ohne eine Spur von Tuberkulose zu
zeigen. Ferner impfton sie mit dem Zimmerstaub von Kranken, welche
peinlich die Speigläschen benutzten, 15 Meerschweinchen; keines wurde
tuberkulös. Somit konnten sie Coknet's bekannte Versuche bestätigen*.
Wah.
Le('laiiiche( 1 075)findet, auf Grund eines mühsam zusammengetragenen
statistischen Materials der verschiedensten Länder, als sicher erwiesen, dass
*) Eine Bestätigung der bekannton CoRNET'schen Anschaiuingon würde nur
dann gegeben gewesen sein, wenn die Autoron Control Untersuchungen mit
dein Staul) aus nicht desinficirten Käumen und mit dem Staub von Kranken-
raunion, deren Insassen sich nicht der DETTWEiLER'schenSixngläsclionhedienton,
gemacht hätten. Sowie sie dastehen, beweisen die Versuche nichts. Baumgarten.
472 Tuberkelbacillus. Verbreitung der Rindertuberkulose.
Tuberkulosetilgung vom Standpunkt der Fleischbeschau.
bis vor kurzem die Rindertuberkulose in den meisten Gegenden selten
oder unbekannt war und seit etwa 50 Jahren bedeutend zugenommen hat.
Der Grund liegt einestlieils in der zunehmenden Erleichterung des geschäft-
lichen Austausches, anderntheils in der Einfuhr englischer Zuchtstiere in
alle Länder. Der gewöhnliche Infectionsweg ist die Einstellung eines tuber-
kulösen Thieres in einen gesunden Stall, daher ist die Tuberkulose da am
häufigsten, wo keine Aufzucht getrieben und viel Vieh eingeführt wird.
Die Tuberkulose folgt also der Eisenbahn und nimmt mit Erweiterung des
Bahnverkehrs zu. Begünstigend wirkt ferner die Anhäufung des Viehes
in grossen Ställen. Jeder Heerd wird wieder eine neue Quelle der Infection
für die Umgebung. Statistisch nachgewiesen ist die Verbreitung der Krank-
heit durch englische, horrend bezahlte Zuchtstiere über Schweden, Däne-
mark, Eussland, Japan, Nordamerika, Chile, Australien, Walz.
Haifiier (1037) behandelt die Frage der Tuberkulosetilgung vom
Standpunkt der Fleischbeschau und geht hierbei von der Anschauung aus,
dass die Technik unserer heutigen Fleischbeschau die Verbreitung der
Tuberkulose eher fördere, als hemme. Abgesehen davon, dass der Genuss
der Milch tuberkulöser Kühe, die für die Verbreitung der Tuberkulose eine
erheblich grössere Rolle spiele, als die Verbreitung der Tuberkulose durch
das Fleisch solcher, gar keiner Beschränkung unterliege, seien es nament-
lich zwei Punkte, welche bei unserer heutigen Fleischbeschau verbesserungs-
bedürftig seien. Einmal lege dieselbe zwar eine grosseBedeutung auf das Gene-
ralisirtsein der Tuberkulose, ohne dabei aber genügende Rücksicht auf das
Alter der betr. Heerde zu nehmen. Bei der mehr oder weniger vollständigen
absoluten Immunität der Muskulatur gegen Tuberkulose und bei der hier-
durch von vornherein sehr geringen Wahrscheinlichkeit einer gleichzeitigen
Muskeltuberkulose bei bestehender generalisirter Tuberkulose, sowie ferner
bei Berücksichtigung, dass in den weitaus meisten Fällen nur ein einmaliger
Einbruch der Tuberkelbacillen in den Blutstrom stattfinde, könne man,
wenn es sich um ältere Heerde handle, unbedenklich das Fleisch nach Be-
seitigung der tuberkulös inticirten Organe auch bei generalisirter Tuber-
kulose frei geben und damit wie bei localisirter Tuberkulose verfahren,
— Viel grösser sei die Gefahr bei ausgebreiteter localisirter Tuberkulose,
weil in solchen Fällen das Fleisch vielfach secundär inflcirt werde durch
das Messer des Fleischbeschauers, mit dem erst tuberkulöse Organe zer-
schnitten und dann die Tuberkulose auf das gesunde Fleisch übertragen
wird. Verf. versteigt sich hierbei zu der (ungeheuerlich übertriebenen ! Ref.)
Behauptung, dass das Fleisch aller Thiere mit ausgebreiteter (nicht gene-
ralisirter)Tuberkulose (welches für gewöhnlich freigegeben wird), wenn es den
Schlachthof verlässt, mit tuberkulösem Virus behaftet ist. Verf. stellt seine
diesbezüglichen Ansichten in folgenden Sätzen zusammen: 1. „Es ist bisher
noch in keinem einzigen Falle nachgewiesen, dass ein Mensch durch Genuss von
Fleisch tuberkulöser Thiere erkrankt wäre; Fütterungsversuche waren
meist negativ. 2. Das Fleisch selbst gilt als fast immun gegen das Tuberkel-
virus, die Menge der in ihm befindlichen Infectionsstoffe wäre im un-
günstigsten Falle so minimal, dass schon deshalb eine Infection des Con-
Tuberkelbacillus. 473
Tuberkulosetilgung vom Standpunkte der Fleischbeschau.
sumenteii eine äusserst geringe Wahrscheinlichkeit hat, zumal da zum Zu-
standekommen einer solchen noch weitere ungünstige Momente hinzutreten
müssten, nämlich 1. dass das betreffende Fleisch im rohen Zustande, 2. dass
es von einem wenig widerstandsfähigem Magen genossen wird. 3. Primäre
Darmtuberkulose ist beim Menschen sehr selten und dann meist dem Ge-
nuss roher Milch zuzuschreiben. 4. Zum Mindesten kommt der Genuss des
Fleisches tuberkulöser Thiere im Vergleich zu anderen Ursachen der mensch-
lichen Tuberkulose, gegen die wir in keiner Weise obrigkeitlich vorgehen,
gar nicht in Betracht. 5. Wir sind mit unsern heutigen Hilfsmitteln und
bei unserer Betriebsweise nicht im Stande, auch nur mit einer gewissen
Wahrscheinlichkeit schädliches Fleisch vom gesunden zu trennen. Unsere
schematischen Methoden sind höchst mangelhaft".
Verf ist auf Grund dieser Anschauungen der Ansicht, dass es angezeigt
erscheine, unsere jetzigen Principen der Tuberkulosebehandlung des Fleisches
zu ändern. Diese Gefahr der Nichtbeanstandung des Fleisches von Thieren,
welche an generalisirter Tuberkulose litten, rücke uns zwar einer mini-
malen Gefahr der Infection durch den Genuss solchen Fleisches näher.
Diese Gefahr werde aber wettgemacht dadurch, dass sich die weit grösseren
Gefahren einer künstlichen Infection des Fleisches durch vorsichtigeres
Umgehen mit dem tuberkulösen Material bedeutend verringern. Ausser-
dem ebene die grössere Schonung des Fleisches tuberkulöser Thiere die
Wege für die Sanitätspolizei und die Einführung einer obligatorischen
Fleischbeschau. — Als unerlässliche Bestimmung einer Fleischschauord-
nung nach diesen Gesichtspunkten stellt Verf. folgende Forderungen auf:
1. „Das Fleisch ist möglichst zu schonen. Vernichtung oder Sterilisation
sollte nur bei hochgradiger Abmagerung oder allgemeiner acuter Miliar-
tuberkulose beschlossen werden. 2. Dafür ist grössere Sorgfalt darauf zu
verwenden, dass wirklich alle tuberkulösen Organe beanstandet werden.
Sind nur die Lymphdrüsen erkrankt, so sind die Organe der Körperhöhlen
deshalb ungünstiger zu beurtheilen, als das in gleicher Lage befindliche
Fleisch, weil in ihnen thatsächlich oft Tuberkel gefunden werden, selbst
wenn sie bei oberflächlicher makroskopischer Betrachtung nicht sichtbar
sind. — 3. Schliesslich hat die Fleischschauordnung vor allen Dingen da-
rauf zu sehen, dass mit dem tuberkulösen Material möglichst vorsichtig
verfahren wird, dass z. B. zum Anschneiden der Kaumuskeln, zur Be-
handlung der mit ausgebreiteter Tuberkulose behafteten Binder etc. ge-
eignete Leute angestellt werden". Es werde sich namentlich empfehlen,
die letzteren durch besondere Schlachthausangestellte schlachten zu lassen.
Endlich erfordere Milchhygiene eine strengere Berücksichtigung.
I )ie Theorie, dass die Mischmilch von mehieien Thieren weniger gefährlich sei,
weil mit der Menge der darin enthaltenen T.-B. die Gefahr der Infection
abnehme, sei der Thatsache gegenüber werthlos, dass im Durchschnitt 40"/(,
aller Kühe, ja z. Th. 70*7o "nd darüber tuberkulös seiend
') Verf. vcrgisst, dass nur die Milch derjenigen Küho T.-B. enthält, welche
an Eutorinborkulose leiden. Diese bilden aber nur einen Bruchtheil dieser
40-70«/.,. lief.
474 Tuberkelbacillus. Tuberkulose des Schlachtviehes.
Gesundheitsschädlichkeit des Fleisches tuberkulöser Thiere.
Zur Bekämpfung der Tuberkulose werde es genügen, mit Hilfe der Er-
gebnisse der Schlachthäuser zunächst die Hauptseuchenheerde der Tuber-
kulose zu bezwingen. Dort „sollte man sich darauf beschränken, nur die
offenbar kranken, die stark abgemagerten und hustenden Thiere, die doch
in erster Linie oder vielleicht allein die Tuberkulose weiter verbreiten, zu
eruiren und schlachten zu lassen"^.
Vor allem müsse auch der Kälbertuberkulose eine grössere Beachtung
geschenkt werden, die fast ausscliliesslich eine congenitale oder in der
Säugeperiode erworbene sei. Das tuberkulöse Kalb lasse auch eine hoch-
gradig tuberkulöse Mutter voraussetzen. Während man das meist gewiss
völlig unschädliche Fleisch des Kalbes vernichte, werde dessen Mutter zu
Haus ruhig als Milchkuh benützt und ihre Milch richte gewiss, roh ge-
nossen, grosses Unheil an. Bei der ziemlich hohen Gefährlichkeit der tuber-
kulösen Milch sei die Ermittlung und Beseitigung jeder Kuh, welche ein
tuberkulöses Kalb geboren habe, jedenfalls viel wichtiger, als die Vernich-
tung aller während der gleiclien Zeit beanstandeten Thiere^. Eine Bekämpf-
ung der Schweinetuberkulose müsse durch ein strenges Verbot, Molkerei-
abfälle roh zu verfüttern^ bewirkt werden. Joknc.
Edelmaim (1018) constatirt auf Grund der Schlachthof- Berichte aus
29 Städten des Königreichs Sachsen, dass die Zahl der tuberkulös be-
fundenen Schi acht thiere zugenommen habe, nur bei Schafen, Ziegen
und Pferden sei ein schwacher Rückgang bemerklich gewesen. Es waren
tuberkulös von 82763 geschlachteten Rindern 27,48*^/0, von 201643 Käl-
bern 0,24«/o, von 132578 Schafen 0,13o/o, von 3007 Ziegen 0,430/o, von
384473 Schweinen 2,717^, von 3240 Pferden 0,097^, 388 Hunden 0,257o.
Johne.
Reissinanil (1109) hat in einer sehr sorgfältigen, auf umfassende Lite-
^) Diesen Standpunkt, der auch in einem im Königreich Sachsen in der Vor-
bereitung begriffenen Gesetzentwurf zur Bekämpfung der Tuberkulose vertreten
wird, hält Ref. nicht für richtig, soweit es sich hierbei um eine Bekämpfung
der Tuberkulose unter den Rinderbeständen handelt. Offenbar kranke, stark
abgemagerte und hustende Thiere bilden für die Gesammtheit der Viehbestände
keine Gefahr mehr. Diese kommen nicht mehr oder nur höchst ausnahmsweise
noch in den Handel. Solche Thiere kauft Niemand mehr zur Zucht, sie gelangen
nur zur Schlachtbank. Die Hauptgefahr bilden die scheinbar noch gesunden
Thiere. Sobald der veterinärpolizeiliche Kampf gegen die Tuberkulose be-
ginnt, werden die meisten Besitzer aufmerksam sein und jede Kuh, welche die
ersten Erscheinungen der Tuberkulose (Husten u. s. w.) zeigt, zur Zucht ver-
kaufen und hierdurch zur Verbreitung der Tuberkulose beitragen. Der einzig
richtige Weg der Tuberkulosetilgung würde der sein, alle Thiere eines Stalles,
in dem die Tuberkulose durch die Fleischbeschau ermittelt ist, mit Tuberkulin
zu impfen, alle reagirenden Thiere mit einem unvertilgbaren Zeichen am Ohr
zu kennzeichnen, die darunter befindlichen ,, offenbar ki-anken, stark abmagern-
den und hustenden Thiere" aber mit zwei solchen Zeichen zu versehen, zu iso-
liren und in einer bestimmten Zeit abzuschlachten. Durch das Zeichnen aller
scheinbar noch gesunden, aber bereits inficirten Thiere wird erreicht, dass Nie-
mand dieselben zur Zucht kauft und dadurch der Weiterverbreitung der Tuber-
kulose ein wirksamer Damm entgegen gesetzt wird. Alle anderen Vorschläge
kosten Geld, führen aber bestimmt nicht zum Ziele. Ref.
^) Ein sehr beachtenswerther Vorschlag. Ref.
Tuberkelbacillus. Tuberkulose des Schlachtviehes. 475
Gesundheitsschädlichkeit des Fleisches tuberkulöser Thiere.
ratiirangabeu gestützten Arbeit die wichtige Frage der Gesundheits-
schädlichkeit des Fleisches tuberkulöser Thiere ausführlich be-
handelt. Nach interessanter historischer Einleitung, welche die vielfachen
Wandlungen der Ansichten vor Augen führt, giebt er eine eingehende
Kritik der wichtigsten Arbeiten. Die Wichtigkeit der Frage vom volks-
wirthschaftlichen Standpunkt erhellt allein daraus, dass z. B. in den Jahren
1895-1896 in Berlin 1885 Rinder und 2442 Schweine wegen Tuberkulose
im Schlachthause beanstandet wurden, von den diagnostischen Resultaten
des Tuberkulins ganz zu schweigen. Aus den gesammten Beobachtungen,
die R. mittheilt, zieht er das Facit, dass es sicher erwiesen ist, dass intra-
poritoneale Impfungen von Fleisch und Fleischsaft bisweilen Tuber-
kulose hervorruft, und zwar besonders dann, wenn die Tnberkelheerde im
Thierkörper von käsiger Beschaffenheit waren. Dagegen Fütterungs-
versuche mit Fleisch erwiesen sich fast ausnahmslos negativ, aber aus-
nahmsweise ist eine Infection auch vom Darmkanal möglich. Die Vorsicht
gebietet demnach, Fleisch, das tuberkulöse Keime, d. h. Tnberkelheerde oder
Bac, enthält dem Genuss überhaupt, oder doch in rohem Zustand, zu entziehen,
wobei die Möglichkeit der Verunreinigung mit Tuberkelvirus durch die
Manipulationen des Schlächters nicht ausser Acht zu lassen ist. Nicht bloss
bei allgemeiner Miliartuberkulose auch oft bei localer Erkrankung bei
gleichzeitiger Betheiligung von Lymphdrüsen, z. B. der Brust- und Bauch-
wand, kann man die Anwesenheit von Keimen im Fleisch annehmen. Un-
schädlich für den Genuss, aber mit bedeutendem wirthschaftlichen Schaden,
kann das Fleisch durch Kochen im Dampfapparat gemacht werden.
Es ist also bei auffälliger Abmagerung, oder Veränderung des Fleisches
selbst der Genuss überhaupt zu verbieten. Bei localer Tuberkulose
kann das Fleisch in unerheblichen Graden frei, in erheblichen Graden unter
Declaration verkauft werden. Bei Ergriffensein der Lymphdrüsen, der
Brust- und Bauchwand müssen diese Theile ganz entfernt werden. Bei
Processen, deren locale Natur zweifelhaft ist, ist das sterilisirte Fleisch
unter Declaration zu verkaufen. Organe, welche selbst, oder in den zuge-
hörigen Drüsen Tuberkel enthalten, sind jedenfalls vom Consum auszu-
schliessen. Den Schluss der Arbeit bildet eine Uebersicht über die theil-
weise veralteten, zu rigorosen oder zu milden Gesetzesbestimmungen der
verschiedenen Länder. Walz.
Reissmaim (1 109) fasst seine Ansichten über die G e s u n d h e i t ss c h ä d-
lichkeit des Fleisches tuberkulöser Thiere in folgenden Sätzen
zusammen: Hat die Tuberkulose bereits zu auffälliger Abmagerung oder
Veränderung des Fleisches geführt, so ist dasselbe ohne Rücksicht auf den
allgemeinen oder localen Charakter des Falles technisch zu verwerthen oder
zu vernichten. Sind aber
A. bei localer Tuberkulose (ohne Mischinfection)
1. die Processe auf die Eingeweide beschränkt, Sf» ist das Fleisch bei un-
erheblichen Graden der Krankheit dem freien Verkehr zu überlassen, bei
erheblichen Graden derselben aber (möglichst im rohen Zustande) untef
Declaration zu verkaufe»,
476 Tuberkelbacillus. Bekämpfung der Tuberkulose
unter dem Rindvieh.
2. Sind zng-leich Brust und Bauchfell nebst den Lymphdrüsen der unteren
und der oberen Brustwand bezw. den Lenden-Darmbeindrüsen ergriffen, so
sind Brust- und Bauch wand der afficirten Viertel zu beanstanden und nach
Entfernung der erkrankten Theile je nach dem geringeren oder höheren
Grade der Erkrankung entweder durch Sterilisiren (Garkochen) genuss-
tauglich zu machen oder zu vernichten. vSind die genannten Lymphdrüsen
noch gar nicht verändert und die serösen Häute nur in beschränktem Um-
fange erkrankt, so genügt die blosse Entfernung der letzteren.
Mit tuberkelfreien Vierteln und den übrigen fleischreichen Theilen der
erkrankten Viertel (Keulen, Schulter, Hals-, Rücken- und Lendenpartie ohne
Wirbelkörper) ist je nach dem Grade der Erkrankung gemäss A 1 zu
verfahren.
B. Bei Processen, deren Natur zweifelhaft ist (Cavernenbildung, begin-
nende Ernährungsstörung), ist das in kleinen Stückchen sterilisirte (gar-
gekochte) Fleisch unter Declaration zu verkaufen.
C. Sind bei verallgemeinerter Tuberkulose
1. die tuberkulösen Veränderungen zweifellos auf die Eingeweide (ein-
schliesslich der Milz und der Nieren) beschränkt und haben die auf All-
gemeininfection hinweisenden Heerde bei mindestens Hanf korugrösse bereits
eine trockenkäsige oder kalkige Beschaffenheit angenommen, so ist je nach
dem Grade der Erkrankung gemäss A 1, bei gleichzeitiger Erkrankung der
serösen Häute gemäss Abschnitt A 2 und in den ausgebreiteteren Fällen
gemäss Abschnitt B zu verfahren.
2. Erstrecken sich die Veränderungen auch auf die Fleischlymphdrüsen
oder die Knochen, so ist bei nur einem Heerde in der Gesammtheit dieser
Theile das Fleisch gut genährter Thiere nach Entfernung des erkrankten
Theiles gemäss Abschnitt B zu behandeln, bei multiplen Heerden und in
zweifelhaften Fällen aber technisch zu verwerthen, zu vernichten, was
3. auch bei acuter Miliartuberkulose stets geschehen muss.
Organe, welche selbst oder in den zugehörigen Lymphdrüsen Tuberkel
enthalten, sind vom Consum auszuschliessen. Johne.
Wedekiiltl (1148) stellt sich hinsichtlich der Bekämpfung der Tu-
berkulose ganz auf Bang's+ Standpunkt: Trennung der kranken Thiere
von den gesunden, Desinfection der Ställe, Ernährung der Kälber vom 2.
Tage nach der Geburt ab mit gekochter Milch; Tuberkulinimpfung 3 bis
4 Wochen nach der Geburt. Eine zweite Impfung soll nach einem Jahre
stattfinden, ehe die Kuh das erste Mal zum Stiere gebracht wird*. Johne.
€. 0. Jensen (1054) wendet sich gegen die Bestimmung, dass alle aus
Dänemark nach Deutschland eingeführten Rinder zur Verhüt-
ung der Einschleppung der Tuberkulose mit Tuberkulin ge-
impft werden sollen. Abgesehen davon, dass die Tuberkulose unter den
deutschen Rindviehbeständen ebenso verbreitet sei, wie unter den dänischen,
habe Dänemark den Kampf gegen diese Krankheit seit mehreren Jahren
*) Meine Stellung zu diesen Forderungen Bakg's habe ich oben (vgl. p. 407
dieses Berichts) in mehreren Anmerkungen niedergelegt. Baumgarten,
t) Vgl. Referat No. 977 p. 406. Red.
Tuberkelbacillus. Bekämpfung der Tuberkulose 477
unter dem Rindvieh.
sehr energisch aufgenommen, wälirend in Deutschland hiergegen kaum die
ersten schüchternen Versuche hierzu gemacht wurden. Vor Allem seien
aber die aus Dänemark nach Deutschland eingeführten Rinder Schlacht-
tliiere. Dieselben erst in den Quarantäneanstalten zu impfen, die reagiren-
den Thiere aber sofort an Ort und Stelle zu schlachten und hierdurch ihren
Schlachtwerth im hohen Grade zu verringern, sei nicht gerechtfertigt, da
kaum anzunehmen sei, dass die reagirenden Rinder auf ihrem Transport
von der Quarantäneanstalt nach dem Schlachthofe (der ja überdies per Bahn
erfolgt. Ref.) die Tuberkulose auf anderes Vieh übertragen können. Die
schon in Frankreich und Belgien getroffene Bestimmung, dass solche rea-
girende Thiere auf den Schlachthöfen in einer gewissen kurzen Zeit abge-
schlachtet werden müssen, würde vollständig für den Schutz der inländischen
Viehzucht genügen. Derartige Bestimmungen hätten mit der Veterinär-
polizei nichts mehr zu thun, sondern seien Interessenpolitik ^ Johne.
Fuchs (1025) bespricht die Noth wendigkeit, dass auch in Baden mit der
energischen Bekämpfung der Tuberkulose der Anfang gemacht werde.
Die Resultate der Fleischbeschau in den Schlachthäusern bewiesen, dass die
Tuberkulose unter den Rindern stetig an Ausbreitung zunehme. Die über-
dies enorme Opfer erfordernde Keulung sei undurchführbar und zwecklos;
die verschiedenen wirthschaftlichen Verhältnisse gestatteten aber kein ein-
heitliches Vorgehen nach den Vorschriften von Bang"!". Die Tuberkulin-
impfung dürfe nur von Thierärzten vorgenommen werden. Bei der Impfung
seien nicht nur die klinisch tuberkulösen, sondern alle reagirenden Thiere
zu kennzeichnen". Jeder Zuchtstier müsse vor seiner Einstellung mit Tuber-
kulin geimpft werden; ebenso muss der Besuch der Jungvieh weiden durch
neues Vieh von der Tuberkulinprobe abhängig gemacht werden. Die tu-
berkulöseMilch überbiete in ihrer Infectiosität viel, viele Mal
noch die des Fleisches hochgradig tuberkulöser Thiere, so dass
schon deshalb auch im sanitären Interesse die Bekämpfung der Tuberkulose
geboten sei. Diese müsse auf öffentliche Kosten erfolgen. Johne.
Buege (989) hat 18 Meerschweinchen Milch aus Halle intraperitoneal
injicirt, 8 starben an Peritonitis, bei 3 jedoch fand sich Tuberkulose.
Directe Untersuchung von Milchproben durch Sedimentirung nach Biedert,
Centrifugiren nach Entfettung mittels Aether - Chloroform oder nach Pan-
creatinzusatz, gab negative Resultate. Walx.
Sclilicliardt (1124) hat 28 Meerschweinchen B utter zur Untersuchung
auf Tuberkulose intraperitoneal injicirt. Von diesen ist ein einziges an
Tuberkulose erkrankt, die Mehrzahl, mit Ausnahme der bald an Peritonitis
gestorbenen Thiere blieb gesund. Einige der Versuchsthiere hatten auf
Tuberkulininjectionen reagirt, zeigten aber bei der Section keine Tuber-
kulose. Zudem ist das Resultat des einzigen tuberkulösen Thieres zweifel-
haft, da nur die Lungen ergriffen waren, was bei intraperitonealer Infection
') Diesen Auslassungen ist vollständig beizustimmen. Ref.
1) Vgl. Referat No. 977 p. 40ß. Red.
'^) Vgl. meine Anmerkung S. 411 unter '. Ref.
478 Tuberkelbacillus. Bekämpfung der Tuberkulose. Bacillus der
Pseudotuberkulose. Literatur. Histogenese des Pseudotuberkels.
gegen alle Eegel wäre. Das Resultat der Versuche ist demnach ein bedeutend
günstigeres, als das der frühern Untersucher Roth ^ und Brüsafekro"*. Walx.
Oranclier et Thoinot (1032) erstatten im Namen der ,Commission de
l'Assistance publique de Paris' Bericht über die Hospitalisation der
Tuberkulösen. Dieselben müssen im eigenen wie im Interesse anderer
Kranker in Specialhospitälern oder Pavillons verpflegt werden. Es wird
ausführlich eingegangen auf die Antiseptis in den Hospitälern, den Schutz
und die Ausbildung des Wartepersonals und auf die Desinfection der
Wohnungen der zu Hause verpflegten Kranken. Walx.
p) Bacillus der Pseudotuberkulose
1156. ApostolopoilloSjG.B., Zur Histologie der Pseudotuberkulose [Arb.
a. d. Gebiete d. pathol. Anatomie u. Bacteriol. a. d. pathol. Inst, zu
Tübingen Bd. 2, H. 2. Braunschweig, Bruhn].
1157. Galli-Valerio, B., Pseudotubercolosi del maiale (Giorn. d. R. So-
cieta e Accademia veteriuaria italiana p. 86).
1158. Mazza, C, e E. Teiisi, La pseudotuberculosi nell'uomo (Gazz. med.
di Torino vol. 47, no. 17-18).
1159. Terili, C, Pseudotubercolosi spontanea del maiale (L'Ufficiale sani-
tario p. 159).
Apostolopoulos (1156) hat in v. Baumgarten 's Institut die durch
den PFEiPFER'schen Bac. der Pseudotuberkulose hervorgerufenen Ver-
änderungen in Bezug auf ihre histologische x\ehnlichkeit mit Tuberku-
lose näher untersucht. Als Infectionsort benutzte er die vordere Augen-
kammer albinotischer Kaninchen. Der Untersuchung konnten 26 Augen zu
Grund gelegt werden, welche nach 2, 3, 4-10 Tagen, bis 6 Wochen
enucleirt wurden, mit sofort sich anschliessender Tödtung und Section
der Thiere. Nach einer kurzen Schilderung des Krankheitsverlaufs und
des Sectionsbefundes geht A. des Näheren auf den histologischen Befund
ein. Eine brauchbare Doppelfärbung für Bacterien und Gewebe zu finden,
gelang nicht. Den ersten Ansiedlungspunkt bildete der FoNTANA'sche
Raum, wo die Knötchen immer bedeutend grösser waren als in der Iris.
An der Iris entwickelt sich eine acute diffuse Entzündung, der Cyclitis
und Exsudat ion in die vordere Kammer folgt. Vom 3. Tag nach der In-
oculation ab fanden sich im Irisgewebe selbst Knötchen mit ziemlich
weitgehender Uebereinstimmung mit echten Tuberkeln. Die Grenzen
waren zwar nicht so scharf, doch fanden sich Epithelioidzellen in Aussehen
und Anordnung wie im Tuberkel, auch ein Reticulum, das sicher nicht
Fibrin war. In den Irisknötchen fanden sich weder Riesenzellen, noch
1) Jabresber. X, 1894, p. 730. Ref. — -) Jahresber. VI, 1890, p. 271. Ref.
*) Im hiesigen pathologischen Institut sind in den letzten Monaten umfang-
reiche Untersuchungen über den vorliegenden Gegenstand angestellt worden,
welche ein vollständig negatives Ergebniss bez. des Vorkommens von T.-B.
in der Marktbutter gehabt haben. Dagegen fanden sich einige Male die von
anderen Autoren angegebenen tuberkelbacillenähnlichen Bacterien. Bmim-
garten.
Bacillus der Pseudotuberkulose. Fälle von Pseudotuberkulose 479
beim Menschen, beim Schweine.
Verkäsung, wohl aber in Knötchen anderer Organe ; Ursache dieses Mangels ist
wohl der rasche Verlauf der Infection, wie ja auch bei echter Tuberkulose
Riesenzellen sich nur bei mehr chronischem Verlauf finden. Bac. Hessen sich
in den Knötchen nur schwer und spärlich nachweisen, dagegen waren sie
stets leicht zu züchten. In der Leber besonders zeigten die Knötchen
durchaus tuberkelähnliclie Structur und waren regellos über das Parenchym,
ganz unabhängig von der acinösen Structur, zerstreut, was die Entstehung
aus hyperplastischen vorhandenen Follikeln ausschliesst, wie auch schon
das Vorkommen in der Iris, wo Follikel fehlen; während bei Fütterungs-
vei'suchen die Darmfollikel immerhin zur Verwechslung Anlass geben
können. In der Milz waren die Knötchen nicht so scharf abgegrenzt wie
in der Leber. Vollkommene Verkäsung fand sich nur in der Darm wand
der mit dem ,Pseudo-T.-B.' gefütterten Mäuse, wo vielleicht auch andere
Bacterien des Darms mitwirkten. A. hält daher zwar daran fest, dass der
Pseudo-T.-B. Knötchen vom Bau des Riesenzelltuberkels her-
vorrufen kann, hält aber den Beweis nicht für erbracht, dass
er auch tj'pische Tuberkel verkäsung auszulösen im Stande ist*.
Walz.
Mazzaund Teiisi(1158) konnten bei einem Kinde, das durch Erapyem-
eiter eine Allgemeininfection erlitten hatte, aus dem Blute der Milz und
aus dem Auswurf einen Mikroorganismus isoliren, der dem von Pfeiffer +
beschriebenen ähnelt. Verff. kamen zu folgenden Resultaten:
1. Die Pseudotuberkulose hat einen specifischen polymorphen Krank-
heitserreger zur Ursache, welcher auch für den Menschen pathogen ist und
bei ihm dieselben Neubildungen hervorruft, welche bei pseudotuberkulösen
Thieren beobachtet werden.
2. Die Pseudotuberkulose kann klinisch der wahren Tuberkulose gleichen.
Verff. waren die ersten, welche die Pseudotuberkulose beim Menschen
erkannt haben, bei der sie mit aller Sicherheit die Abwesenheit des Koch'-
schen Bac. feststellen konnten**. Trombusti.
Oalli-Yalerio (1157) und Teriii (1159) fanden gleichzeitig und un-
abhängig von einander bei 2 bezw. bei 1 Schweine in tuberkelartigen ver-
kästen Knötchen Bac, die sie als Bac. der Pseudotuberkulose ansprechen.
Tuberkelbac. wurden in keinem Falle gefunden. Für Meerschweinchen,
Kaninchen und Mäuse waren die Bac. pathogen. G.-V. verspricht eine aus-
führlichere Mittheilung. Tangl.
*) In dieser Vereinigung des Structurbildes des Riesenzelltuberkels mit der
typischen, vom Centruni aus beginnenden käsigen Nekrose erblicke ich aber
gerade das pathognostische histologische Substrat der echten Tuberkulose.
Knötchen mit der Structur des Riesenzelltuberkels können ja, wie ich gezeigt
habe (vgl. Histogenese des tuberkulösen Processes. Berlin 1885, Hirschwald),
auch durch ganz indifferente Fremdkörper hervoi'gerufen werden. Diesen
Knötchen aber fohlt, ebenso wiedendurcli todte T.-B.hervorgerufeuenKnötchen,
die käsige Nekrose. Baumgarten.
t) Jahrosber. VI, 1890, p. 320. Red.
**) Ich kann den Nachweis einer ^Fseudotuberkulose'' beim Menschen durch
die vorliegenden Beobachtungen nicht als erbracht ansehen. Baumgarten,
480 Bacillen bei Syphilis und Ulcus uiolle. Bacillen Lei Syphilis.
Literatur.
(|) Bacillen bei Syphilis und Ulcus niolle
Referenten: Prof. Dr. E. Finger (Wien),
Prof. Dr. A. A. Kanthack (Cambridge), Prof. Dr. A. Trambusti (Ferrara).
a) Bacillen bei Syphilis
1160. Barliilg, A. S., The serum treatment in syphilis (British med.
Journal vol. 1 p. 334). — (S. 483)
1161. Boeck, C, Behandlung recenter Syphilis mit tertiär-syphilitischem
Serum (Archiv f. Dermatol. u. Syph. Bd. 25, H. 3). — (S. 482)
1162. Cotterell, E., The treatment of syphilis by injections of syphilitic
antitoxine (British Journal of Dermatology 1895, November p. 349).
— (S. 482)
1163. V. Düring, E., Klinische Vorlesungen über Syphilis. 6 Jli. Hamburg
1895, Voss. — (S. 484)
1164. Finger, E., Die Syphilis und die venerischen Krankheiten. 4. we-
sentlich vermehrte Auflage. 7 til/l. Wien, Deuticke. — (S. 484)
1165. de Grazia, Sulla sifilide estragenitale (Riforma med. no. 266 p.
481). — (S. 485)
1166. Heubuer, 0., Syphilis im Kindesalter [Aus Geehardt's Handb. d.
Kinderkrankh. o Jl/l. Tübingen, LauppJ. — (S. 484)
1167. Krenier, J.,Ueber das Vorkommen von Schimmelpilzen bei Syphilis,
Carcinom und Sarkom (Ctbl. f. Bacter. Bd. 20 No. 2/3). p. 63. —
(S. 481)
1 168. Lourier, A., Sui' la valeur therapeutique des injections de serum de
cheval dans le traitement de la syphilis (Journal des Mal. cutan.
et syphil. no. 7). — (S. 483)
1169. Lurje, A. dr., Ueber die Wirkung von Pferdeserum bei subcutanen
Injectionen auf die Zusammensetzung des Blutes der Syphilitiker
[Congr. russischer Aerzte in Kiew, Sitzung v. 22. April]. — (S. 483)
1170. Maiiriae, Ch., Traitement de la syphilis. Paris, Massen. — (S. 483)
1171. Müller-Kaiiiiberg, Zur Serumtherapie der Syphilis (Archiv f.
Dermat. u. Syph. Bd. 25, No. 2). — (S. 483) .
1172. Neumaim, I., Die Hämatotherapie der Syphilis (Therapeut.
Wchschr. No. 3). — (S. 482)
1173. Neumaun, I., Syphilis [Spec. Pathologie u. Therapie . Hrsg. v. H.
Nothnagel Bd. 23 Wien, Holder]. — (S. 484)
1174. Vau Niessen, Der Syphilisbacillus. Wiesbaden, Bergmann. —
(S. 481)
1175. van Niessen, W^eiteres über das Syphiliscontagium (Wiener med.
Wchschr. No. 36). — (S. 481)
1176. Roclion, Lesindicationsdelaserotherapiedans la syphilis (Medecine
moderne, august p. 533). — (S. 483)
1177. TarnovTSky, B., Ueber die Behandlung der Syphilis mittels Blut-
serum [Congr. russischer Aerzte in Kiew. Sitzung v.22 April] (Archiv
f. Dermat. u. Syph. Bd. 26, H. 1, 2). — (S. 482)
Bacillen bei Syphilis. Der van NiESSEN'sche Bacillus. 481
1178. Tomniasoli, P., Sulla sieroterapia dellasifilide(Giorn. ital d. Malat.
ven. e d. Pelle no. 1). — (S. 483)
van Niesseil (1174) giebt in vorliegender Broschüre die Beschreibung
eines von ihm bei Syphilitischen gefundenen Bac, den er ursprüng-
lich für einen Schimmelpilz hielt, dann aber mit Lustgarten's Syphilisbac.
identificirte und als Erreger der Syphilis ansieht. Verf. züchtete denselben,
indem er Patienten mit florider tertiärer SyplÄis Blut entnahm und im
hohlen Objectträger aufbewahrte und beobachtete. Nach 10-14 Tagen
zeigen sich dann am Bande des Bluttropfens Stäbchenhaufen, die sehr be-
deutenden Pleomorphismus zeigen und bei Bluttemperatur zu Ketten aus-
wachsen und Sporen bilden. Auf Gelatine stellen sich die Culturen als
kleine weisse, später gelbe bis grünliche punktförmige Colonien dar, die
die Gelatine verflüssigen. Das Temperaturoptimum des „Bac. veneris" ist
30^ C, sein bestes Nährmedium Menschenblutserum, Kartoffel. Der Bac.
färbt sich nach Lustgarten und Gram sowie mit Carbolfuchsin. Culturen
auf Kaninchen und Ziegen verimpft, erzeugten angeblich an der Impfstelle
Knoten, Pusteln, Geschwüre. Verf. spricht sich schliesslich über die Syphilis
aus, die er für unheilbar hält, Luetikern nie die Ehe gestattet u. s. w. und
verspricht Versuche behufs Gewinnung des Syphilisantitoxins anzustellen.
Sowohl die Versuche der Reinzucht seines Bac. sind so wenig vertrauens-
erweckend, als auch die Mittheilungeu betreffs der bei Thieren erzielten
Impfsyphilis so wenig überzeugend, dass die vom Verf. gewonnenen Eesul-
tate nur mit grösster Skepsis angesehen werden können. Finger.
van Niesseil (11 75) giebt in diesem Nachtrage Angaben über weitere von
ihm in der Frage des Syphiliscontagium angeblich mit positivem Er-
folge angestellte Erfolge. Verf. ging bei seinen Züchtungen diesmal aus von der
paralytischen Hirnrinde und dem tabischen Rückenmarke, verschiebt aber
die Mittheilung der bacteriologisch-histologischen Befunde auf spätere Zeit.
Verf. berichtet weiter über angebliche positive Impf- und Züchtungsversuche.
Insbesondere impfte er in letzter Zeit mit Erfolg Nager und Zweihufer
mit dem Secrete von Sklerosen, sowie mit Reinculturen seines aus derselben
gewonnenen Syphilisei-regers, dessen grosse Polymorphie er neuerdings be-
tont, so dass derselbe ebensowohl „Syphilisbac." als „Sj^philiskokkus" zu
b»;nennen wäre. Als Ergebnisse seiner Impfungen führt Verf. an: typische
Initialaftecte am Genitale der Ziege, furunkulöse initiale Geschwüre und
metastatische Indurationen beim Kaninchen, gummöse Neubildungen mit
beginnendem centralen Zerfall. Aber alle die Angaben Verf.'s machen den
entschiedenen Eindruck, dass derselbe, ohne genügende Selbstkritik, das
Opfer einer groben Selbsttäuschung geworden wäre, die z. B. soweit geht,
einem gonorrhoischen Patienten, in dessen Secrete Verf. seinen „Syphilis-
erreger" fand, ohne jeden weiteren Anhaltspunkt sofort die Diagnose con-
stitueller I.ues an den Hals zu hängen. Die Angaben Verf.'s sind daher
mit der grössten Skepsis zu betrachten! Fhiger.
Kreiiier(llG7) hat in sieben Fällen von Syphilis einen sehr poly-
moi'phen Aspergillus gefunden, dessen verschiedene Formen alle der-
Uauiu^artcn'ä JuhresbcrlcLt XII 81
482 Bacillen bei Syphilis. ,Syphilisaspergillus*.
Behandlung der Syphilis mit Blutseram.
selben Art angehören und durch Umzüchtung erhalten werden können.
Verf. bezeichnet den Pilz, da positive Inoculationsversuche bisher nicht
vorliegen, unpräjudicirlich als Syphilisaspergillus*. Finger.
Boeck (1161) hat 7 Fälle recenter Syphilis mit von einem tertiär-
syphilitischen Patienten gewonnenen Serum behandelt und be-
obachtete: 1, Raschere Involution des Primäraffectes und der benachbarten
indolenten Drüsen, als bei exspectativer Behandlung. 2. Verzögerung des
Ausbruches der secundäi^n Symptome in jenen Fällen, in denen die Cur
im Primärstadium begonnen wurde. 3. Deutliche Abschwächung der In-
und Extensität der secundären Erscheinungen. 4. Constante rasche Besse-
rung des Allgemeinbefindens. 5. Deutliche Abkürzung der Dauer der se-
cundären Periode. 6. Die Injectionen sind, je frühzeitiger angewendet, um
so wirksamer. 7. Das tertiäre Serum ist wirksamer als das Serum der
Secundärperiode. Finger.
Tarnowsky (1177) giebt zunächst eine Uebersicht der über Behand-
lung der Syphilis mittels Blutserum angestellten Versuche und be-
richtet dann über seine eigenen Untersuchungen. Als am meisten infec-
tionsfähig fand T. junge Füllen. Zwar fand er bei zwei wiederholt mit
Syphilisgift geimpften jungen Füllen in vivo keine Veränderungen, aber
bei der Section Infiltration und Bindegewebsneubildung in Lymphdrüsen,
Leber, Herz u. s. w. 6 Patienten mit dem Serum solcher mit Syphilis in
verschiedener Weise geimpfter junger Füllen behandelt, zeigten jedoch
keine Einwirkung dieser Therapie auf den Syphilisprocess. Von der An-
sicht ausgehend, das Quecksilber, dem Blute einverleibt, habe antitoxische
Eigenschaften, hat Verf. nun einige Patienten mit Blutserum mit Queck-
silberinjectionen behandelter Füllen behandelt, doch sind diese Versuche
bisher nicht abgeschlossen. Finger.
I. Neumaiili (1172) berichtet, nach einigen allgemeinen Bemerkungen
über 5 Fälle, die mit tertiärem Blutserum behandelt wurden. Die
Injectionen wurden, bis auf geringe Temperatursteigerungen, gut vertragen.
Die Einwirkung auf den Syphilisprocess, leichte Verschiebung der Erup-
tionsperiode, war keine solche, dass aus ihr über den Werth der Methode
ein definitives Urtheil abgegeben werden könnte. , Finger.
Cotterell (1162) hat 18 Syphilitische mitinjectionen von Blut-
serumSyphilitischer behandelt und folgende Resultate erzielt:
1. Institution der Behandlung im Primärstadium bringt den Initialaftect
zu rascher Heilung, nur geringfügige secundäre Symptome folgen, die oft
aber auch ganz ausbleiben.
2. Im Secundärstadium durchgeführt, bedingt die Behandlung raschen
Schwund der Symptome, rascher als mit Mercur, nur die Halssymptorae
schwinden langsam.
3. Das Allgemeinbefinden bessert sich.
*) Dann könnte man aber auch einen Aspergillus, der in einer Reihe von
Fällen in tuberkulösen Lungencavernen gefunden wird, als „Tuberkuloseasper-
gillus" bezeichnen, was ich doch nicht empfehlen möchte. Baumgarten.
Bacillen bei Syphilis. Serumbetanlliing der Syphilis. 483
4. Das Serum florider recent syphilitischer Individuen ist wirksamer, als
das tertiärer.
5. Die Dosis der Injection scliwankt von 1-5 ccm. Finger.
Barliilg' (1160) berichtet über einen Fall von Syphilis, der mit 10 ccm
Serum (Buvroughs & Wellcome) behandelt wurde. Der Zustand des Pa-
tienten besserte sich bedeutend und schnell. KantJiack.
Rocliou (11 76) betrachtet dieinjectionen von Blutserum tertiär
Syphilitischer insbesondere wieder bei Behandlung tertiär Syphilitischer
als indicirt, doch seien sie auch bei maligner Syphilis und syphilitischer
Neurasthenie von Nutzen. Verf. führt 3 erfolgreich behandelte Fälle der
letzten x\rt an, wirft aber selbst die Frage auf, ob hier nicht auch anderes
Serum als das Syphilitischer Erfolg erzielt hätte. Finger.
Loui'ier (1168) giebt zunächst eine Literaturübersicht über die Se-
rn mbehandlung der Syphilis und führt dann sieben eigene, sehr sorg-
fältig angestellte Versuche an, in denen besonders dem Zustand des Blutes
und der chemischen Zusammensetzung des Urins grosse Aufmerksamkeit
vor und während der Behandlung gewidmet wurde, und kommt zum Schlüsse,
dass die Pferdeseruminjectionen weder auf die Syphilissymptome, noch auf
die syphilitische Blntveränderung irgend einen curativen Effect ausübte.
Finger.
MUller-Kannberg (1171) hat auf der Klinik Lewin's 12 Patienten mit
Pferdeserum der ScHERiNG'schen Fabrik (mit Zusatz von4-5^/QTrikresol)
behandelt. Bei allen Patienten waren auf die ersten Injectionen schwere All-
gemeinerscheinungen, Erytheme, Urticaria gefolgt, die zur Sistirung der
Therapie führten, während die Syphilissymptome durch die Behandlung
nicht beeinflusst wurden. Finger.
Liirje (1169) konnte bei Injection von Pferdeserum bei 7 Syphi-
litikern im Secundärstadium weder eine günstige Einwirkung auf den syphi-
litischen Process, noch eine Einwirkung auf jene Blutveränderungen, die
die Syphilis stets bedingt, constatiren. Diese Blutveränderungen traten in
der gleichen Weise und in demselben Maasse, als bei mit Pferdeserum nicht
behandelten Patienten auf. Finger.
Tomiiijisoli (1 178) theilt nach einigen allgemeinen Erörterungen seine
seit mehreren Jahren angestellten Versuche mit:
1. Injection mit Ascitesflüssigkeit von einem an S3'philitischer
Hepatitis leidenden Patienten. Behandelt 7 Patienten mit secundärer Lues.
Resultat: Besserung des Allgemeinzustandes, geringe Einwirkung auf die
luetischen Manifestationen.
2. Injectionen von Milch von Frauen mit recenter Syphilis. Behan-
delt 7 Patientinnen. Zwei derselben zeigten rasche auffallende Besserung,
eine dritte massige Besserung, in 4 Fällen war der Erfolg negativ.
3. Darreichung von frischem Rindermark. (20,(j-100,y). Nur 3
Patienten konnte Verf. zu p]nde beobachten und constatlrte auftallig rasche
Besserung von luetischen Knochenschinerzen. Finger.
Mauriac (1170) widmet in seinem Buche über die Syphilisbehand-
lung ein Capitel der Serumtherapie, bringt die einzelnen Literaturan-
31*
484 Bacillen bei Syphilis. Pathologie und Aetiologie der Syphilis.
gaben, insbesondere ausführlich die von Tommasoli und Pellizzaeei,
sowie der französischen Autoren und kommt nach eigenen Versuchen zu
dem Eesultate, dass die bisherigen Experimente kaum zu gewissen Hoff-
nungen berechtigen. Er hat rasche und entschiedene Erfolge bisher nicht
beobachtet, lange keine solchen, als man sie mit antiluetischer Therapie
oft erzielt. Finger.
Fingier (1164) steht auch in dieser 4. Auflage seines Buches über die
Syphilis und die venerischen Krankheiten auf dem bei Besprechung der
früheren Auflagen von uns bereits gekennzeichneten Standpunkt^ Er
trachtet manche bisher dunkle Capitel der Pathologie der Syphilis,
besonders deren hereditäre Verhältnisse, durch die Hypothese aufzuklären,
dass die verschiedenen ephemeren vagen Symptome der Secundärperiode,
rheumatoide Schmerzen, Fieber u. s. w., ebenso auch die Immunität, Folge
der Toxine des Syphilisvirus sind, als Folge deren Einwirkung auf den
Organismus er auch die tertiären Erscheinungen betrachtet.
In der Frage der Natur des weichen Schankers steht er auf dem Stand-
punkt, dass wohl eine Gruppe local bleibender, contagiöser Geschwüre
durch den DucKEY-KßEFTiNa'schen Bac. erzeugt werden, dass es aber da-
neben noch andere, aus anderem ätiologischen Momente abzuleitende, auch
contagiöse, localbleibende Gesell w.ürsprocesse gebe. Finger.
I. Neumann (1173) verhält sich gegen die bisherigen Syphilisbac.
ablehnend, betrachtet den DucREY'schen Bac. als Erreger des weichen
Schankers als noch nicht mit hinlänglicher Sicherheit festgestellt, sieht
die Immunität gegen Syphilis als Product der Durchsetzung des Organismus
mit den Toxinen des Syphilisvirus an, will über den Werth der Serotherapie
der Syphilis noch kein endgiltiges Urtheil abgeben. Finger.
Heul)lier(1166) steht, von der uns hier interessirenden Frage, vielfach
auf dem Standpunkte Fingeh's, dass die Erscheinungen allgemeiner
Intoxicati on bei Syphilis durch die Wii'kung der Syphilis toxine
zu erklären sein, ebenso auch die Immunität des Colles 'sehen und Profeta-
schen Gesetzes. Auch die parasyphilitischen Symptome Fourniek's würden
so eine befi'iedigende Erklärung linden. Gegenüber der von Fingek und
V. DüEiNG aufgestellten Hypothese der Entstehuug der tertiären Symp-
tome dui'ch Toxinintoxication verhält sich H. noch zuwartend. Der Misch-
infection weist H. bei dem Symptomenbilde der hereditären Syphilis eine
grosse Eolle zu. So ist die Furunkulose syphilitischer Säuglinge, die eitrige
Meningitis, der sie oft erliegen, die eitrige Gelenksentzündungen und peri-
artikulären Abscesse neben und im Anschlüsse an Osteochondritis meist
unter das Capitel septischer Infection einzureihen, sie entstammen Eiter-
erregern, die z. B. von Pemphigusblasen aus, in den Organismus eindringen.
Finger.
V. Düriii^ (1163) acceptirt in der Auffassung der Pathologie der
Syphilis den FmGER'schen Standpunkt. Jedes Individuum, das seine
secundäre Syphilis durchmachte, befindet sich nach Elimination des Virus
1) Jahresber, IX, 1893, p. 264. Ref.
Bacillen bei Ulcus moUe. Literatur. Diagnose des Ulcus moUe. 485
im Zustande einer Intoxication mit den Toxinen des Virus, dieser Zustand
äussert sich durch zwei Momente: Immunität, Möglichkeit tertiärer Er-
krankung. In demselben Zustande „tertiärer Latenz" befindet sich jener
bisher gesunde Organismus, der per placentam nur Toxine, aber kein Virus
aufnahm, also die gesunde Mutter eines ex patre syphilitischen Kindes, die
gesunden Kinder post conceptionem inficirter Mütter. In beiden Fällen ist
das betreffende Individuum, ohne Syphilis durchgemacht zu haben, immun
gegen dieselbe und es kann an unvermittelter tertiärer Syphilis erkranken.
In der Frage des weichen Schankers steht er am Boden der Specifität des
DucBEY'schen Schankerbac, giebt aber neben demselben die Existenz einer
Reihe verschiedenartiger durch Eiterkokken per coi'tum veranlasster Infec-
tionen am Genitale zu, die weder mit der Syphilis noch dem „typischen"
weichen Schanker etwas gemein haben. Finger.
de Grazia (] 165) bringt in kurzer Besprechung eine Uebersicht der be-
merkenswerthesten Fälle von extragenitaler Syphilisinfection die in der
Literatur bekannt sind. Tramhusfi.
ßj Bacillen bei Ulcus molle
[Unna' scher und D^icr ey- Kr efting' scher Bacillits]
1179. Colombiiii , P., La diagnosi batteriologica dell' ulcera venerea
(Gazz. d. Ospitali no. 25). — (S. 485)
1180. Coloilibini, P., Due parole sullo streptobacillo dell' ulcera molle
[a proposito di un articolo del Dr. Unna] (Giorn. ital. d. Malat. ven.
e d. Pelle no. 1). — (S. 486)
1181. Darier, J., Ecthyma terrebrant de la verge [Societe frang. de Der-
matologie et de Syphiligraphie, seance novembre 12]. — (S. 486)
1182. Favre, A., und B. L. Bar1)ezat, Der Bacillus des gangränösen
Schanker (Virchow's Archiv Bd. 145, H. 2). — (S. 486)
1 183. Jordan, A., üeber die Mikroorganismen des Ulcus molle (St. Peters-
burger med. Wchschr. No. 1). — (S. 486)
1184. KreftiiijS?, K., Extragenitale ulcera mollia [Extragenitaler weicher
Schanker] (Norsk Magazin for Ltegevidensk. Februar). — (S. 487)
1185. Lang, E., Vorlesungen über Pathologie und Therapie der Syphilis,
2. Auflage. 25 Jl. Wiesbaden, Bergmann. — (S. 486)
1186. Swinbnrne, Ct., Case of urethral Chancroid (Journal of cutan. and
genito-urinary Dis. no. 1). — (S. 486)
1187. V. Zeissl M., Ueber den gegenwärtigen Stand der Erkenntniss des
Schankergiftes (Wiener klin. Wchschr. No. 2 u. 3). — (S. 486)
Colonibini (1179) empfiehlt zur Diagnose des Ulcus molle das fol-
gende Verfahren: Nachdem das Ulcus molle mit sterili.sirter Gaze ge-
reinigt wurde, wird der Geschwürsgrund mit stumpfrandigem Spatel vor-
sichtig abgeschabt, so dass keine Blutung entsteht. Das auf diese Weise
gewonnene Material wird vorsichtig zwischen zwei Deckgläschen verrieben,
diese eintrocknen gelassen, mit Aether-Alkohol oder Sublimatlösuug (Subli-
486 Bacillen bei Ulcus molle. Vorkoinuicn des DucREY'schen Bacillus.
Ulcerationen der Mundschleimhaut.
mat 3, Wasser 100, Essig-Säure 1 ) lixirt und mit Wasser abgespült. Hierauf
Färbung mit Methylenblau oder GKAM-Fuchsin. Die Bac. zeigen in so ge-
wonnenen Präparaten ihre charakteristische Gestalt und Kettenform.
Finger.
V. Zeissl (1187) giebt nach Uebersicht über die bisherige Literatur
Bericht über seine Untersuchungen an 18 Schankern und 11 Impf-
schanker n. Er spricht sich für die Identität der UNNA'schen und Duceey-
KKEFTiNö'schen Bac. aus undanerkenntdessenSpecitität, für welche spricht:
1. Die Constanz des Befundes. 2. Der ausschliessliche Befund desselben
in Impfschankern zweiter und dritter Generation. 3. Die Lagerung in
Leukocyten. 4. Nachweis im Bubo. 5. Fehlen bei ähnlichen Geschwürs-
processen. Wohl werde der Bac. in Impfschankern manchmal vermisst,
doch dieser negative Befund sei nicht maassgebend. Finger.
Jordan (1183) konnte den DucKEv'schen Bac, den er mit dem UNNA'-
schen für identisch hält, in 34 Fällen von Ulcus molle constant nachweisen,
vermisst ihn im Secrete von Sklerosen, Papeln, Acnepusteln, konnte ihn aber
unter 6 Fällen von Ulcerationen des Praeputium, die klinisch nicht den
Eindruck von Ulcera mollia machten, viermal nachweisen. In zwei typi-
schen Fällen von DucREY'schen Bac. im Secrete folgte Induration und con-
secutive Syphilis. Der bacteriologische Befund ist also für die Frage zu
erwartender allgemeiner Syphilis werthlos. Finger.
Colombiili (1 180) verficht seine Ansicht gegenüber einer Arbeit Unna's,
in welcher dieser die verschiedenen Phasen bespricht, die die Lehre vom
„Streptok. ulceris mollis" durchgemacht hat und behauptet, dassder Strep-
tobac. Unna's identisch mit dem DucREY'schen Bac. sei. Und zwar sei der
letztere nichts anderes als der UNNA'sche Bac. in einem vorgeschrittenen
Stadium, mit denselben charakteristischen Eigenschaften, denen er seinen
Namen verdankte, bis er sich im Innern des Gewebes vorfand. Trambusti.
Lang' (1185) nimmt die Speciütät des DucREY'schen Bac. bei weichem
Schanker als wahrscheinlich an, leitet die Immunität gegen Syphilis von
Syphilotoxinen ab, erwähnt der Serotherapie der Syphilis nicht. Finger.
Swiill)urne (1186) fand in einem Falle von Harnröhrenschanker
neben zahlreichen DucREY'schen Bac. auch zahlreiche Kokken im Secrete.
Bei Verimpfung desselben in Generationen zeigte die dritte Generation
das ausschliessliche Vorkommen von Kokken imEitei-, während der Duceey'-
sche Bac. aus dem Eiter der Impfschanker verschwunden war. Finger.
Im Anschluss an einen Fall ausgedehnter Ulceration des Penis unklarer
Provenienz bemerkt Darier (1 181) man beobachte an der Glaus und dem
Penis mitunter eitrige Geschwüre, die ganz wie weiche Schanker aussehen
können, sich aber darstellen als durch Eiterkokken bedingte Läsionen,
Impetigo und Ecthyma mit ungewöhnlicher Localisation. Finger.
Favre und Barbezat (1182) beschreiben drei Fälle von Ulceration
der Mundschleimhaut contagiöser Natur, die mit Bildung einer Blase
beginnt, welche zunächst in ein kleines kraterförmiges einem Ulcus molle
sehr ähnlich sehendes Geschwür übergeht, das in einigen Tagen noma-
artig gangränescirt. Auf gesunde Partien der Mundschleimhaut gebrachtes
Bacillen bei Ulcus uioUe. Extragenitale Ulcera mollia. 487
Bacillus pyocyaneus. Literatur.
Farbstoff- und Krystallbildung in den Culturen.
Secret dieser Gangrän erzeugt daselbst weissliche diphthero'ide Auflage-
rungen, die rasch in Gangrän übergehen. Verff. betrachten den Process
als gangränösen Schauker, mit dem er den Beginn, die kraterförmige Ul-
ceration, die Tendenz zum Zerfall, Consistenz, gemein hat, aber als eine spe-
cielle, vom weichen Schanker differente Art. Aus dem Secrete der Geschwüre
erhielten Verff. auf Agar Culturen eines dicken, sporenbildenden Bac, der
feste zusammenhängende Rasen bildet, Gelatine verflüssigt, auf Kartoffel
braune Culturen erzeugt, welche die Kartoffel cousumiren. Thierversuche
blieben negativ, Impfung am Menschen auf Handwunden erzeugten Gangrän.
Verff. schliessen, sie hätten einen neuen Bac. erhalten, der auf Wunden
Symptome von Nosocomialgangrän, auf intacten Schleimhäuten gangränöse
Schanker erzeugt. Finger.
KreftiiiJ? (1184) berichtet über 7 Fälle extragenitaler meistdurch
Autoinoculation entstandener Ulcera mollia an Sternum, Handrücken,
Daumen, Mittelfinger, Unterarm. In allen Fällen gab Probeimpfung und
Untersuchung auf Schankerbac. positiven Erfolg. Finger.
r) Bacillus pyocyaneus
1188. Charriii, A., La maladie pyocyanique chez l'homme (Semainemed.
p. 275).
1189. Dorset, M., Characteristic crystals produced in culture media by
the bacillus pyocyaneus (Ctbl. f. Bacter. Bd. 20, No. 6/ 7 p. 217).
1190. Le Noir, P., Infection urinaire mixte. Presence du bacille pyo-
cyanique dans l'urine de l'homme (Medecine moderne p. 56).
1191. NicoUe, M., et Zia Bey, Note sur les fonctions pigmentaires du
bacille pyocyanique (Annales de l'Inst. Pasteur no. 11p. 669).
1192. Potlieil, Drei Fälle von Cholera nostras. Bacteriologische Studie
(Ztschr. f. Hygiene Bd. 22 p. 140).
Nicolle und Zia Bey (1191) haben vier Stämme des Bac. pyocyaneus
verschiedener Provenienz auf ihre FarbstoffTaildung in verschiedenen Sub-
straten hin untersucht und dabei einzelne, wenig erhebliche Differenzen
gefunden. Phosphorsaure Salze sind nicht, wie Gessakd angegeben hat,
nöthig zur Erzeugung des vom Pyocyaneus gelieferten fluorescirenden Farb-
stoffes, doch bef(irdert ihre Gegenwart im Nährsubstrat seine Bildung we-
sentlich. Beim Filtriren von Culturen durch Ciiambkrlani)- Kerzen soll
der fluorescirende Farbstoff nicht mit dem P3'oc3^anin und den beiden an-
deren Farbstoffen (dem grünliclien Farbstoft' und dem bräunlichen, durch
Oxydation des fluorescirenden entstandenen Pigment) passiren, sondern zu-
rückgehalten werden. Abel.
Dorset (1189) fand in einer Cultur eines typischen Bac. p3'ocyan('US
auf neutralem Agar schöne Krystalle, die sich chemisch als Calciumphos-
phat mit einer Spur von Magnesium erwiesen Der Bac. stammte aus einem
Meerschweinchen, das mit einer Oleomarg.arinprobe inflcirt wurde. Pyo-
cyaneusbac. anderer Herkunft zeigten ebenfalls, wenn auch nicht so aus-
488 Bacillus pyocyaneus. Voikoiuiuoii bei Cholera nostras im Harn
nach Lithothrypsie, bei chronischer Mastitis. Bacillus der Bubonenpest.
Literatur. Morphologie und culturelles Verhalten.
gesprochen, Krystallbildung. Letztere bleibt bei allen aus, wenn dem Agar
7^/0 Glycerin zugesetzt wird. Tmigl.
Pottien (1192) fand in drei Fällen von Cholera nostras im Darni-
inhalt einen dem Pyocyaneus sehr ähnlichen, aber durch reichliche
Schleimbildung in Culturen und Besitz einer Kapsel von diesem unter-
scheidbaren, für Thiere pathogenen Bac. Er glaubt, dass der von ihm mit
den subtilsten Details beschriebene Organismus vielleicht eine Rolle in der
Aetiologie der Cholera nostras spielt. Abel.
Le Noir (11 90) fand bei einem Patienten, bei dem vor einem Jahre eine
Lithothrypsie vorgenommen wurde, den Bac. pyocyan. im Harn, ohne dass
in der Harnblase irgend welche Störungen vorhanden gewesen wären. —
Wird der Bac. pyocyan. im Harn gezüchtet, verliert er seine Fähigkeit,
Farbstoff zu erzeugen, die er wieder erlangt, wenn zum Harn Zucker zu-
gesetzt wird. Tangl.
Charriii (1188) fand im Secrete bei einem Falle von chronischer
Mastitis den Bac. pyocyan. in Reincultur. Tmigl.
s) Bacillus der Bubonenpest
HOB. Mah^, Apergu sur les principales apparitions de la peste depuis les
dix dernieres annees [1886-1895] avec rappel des apparitions an-
terieures de 1855 ä 1885 (Bull, de l'Acad. de Med. t. 35, no. 16
p. 414).
1194-, Moiiod, J., Historique du premier cas de peste traite et gueri par
l'eraploi de serum antipesteux (Ibidem t. 36, no. 31 p. 195).
1195. Zettnow, Beiträge zur Kenntniss des Bacillus der Bubonenpest
(Ztschr. f. Hygiene Bd. 21 p. 165).
Unter Beifügung hervorragend schöner Photogramme bringt Zettiiow
(1195) Angabenüber das morphologische und culturelle Verhalten
des Bac. der Bubonenpest. Bei Färbung von Agarculturausstrichen
nach der LoEFFLEK'schen Geisselfärbemethode sah er die Bac. von einer
leicht gefärbten breiten Hülle umgeben. Er deutet diese als das Plasma der
Bacterienzelle und sieht das, was man gemeinhin für den Bac. selbst hält,
nur als den Kern der Zelle an. Auch im ungefärbten Präparate unter dem
Wärmemikroskop bei 35^ konnte er eine entsprechende Hülle wahrnehmen.
Auf Glyceringelatine wächst der Bac. bei 18-22° langsam. Die tiefen Colo-
nien in der Platte sind scharfrandig und feinkörnig, die oberflächlich ge-
legenen schieben einen feinen Rand vor. Gelatinestichciüturen erscheinen
schneeweiss, überziehen die ganze Gelatineoberfläche. In jungen Glycerin-
agar- oder Bouillonculturen zeigt die Mehrzahl der Bac. fast Kugelgestalt,
kleine Verbände, die zu 4-6 Exemplaren von Bac. vorkommen, erinnern an
Streptok. Daneben finden sich deutliche Bac.-Formen. Scliwache Färbung
derselben mit Methylenblau oder Entfärbung mit Alkohol nach Fuchsin-
färbung lässt die Pole stärker als den mittleren Theil gefärbt hervortreten.
Das Gleiche war in einer Anzahl von Kitasato übersandter Blut- und Eiter-
Bacillus der Buboneiipost. Casuistisches. Epidemiologisches. 489
NEissER'scher ,Xerosisbacillus'. Verhältniss zum Diphtheriebacillus.
Präparate von pestkranken Menschen zu bemerken. Im Blute erkrankter
Menschen fanden sich nur wenige grössere Haufen der Bacillen. Abel.
Monod (1194) berichtet nach brieflichen Mittheilungen von Yjiesin und
Anderen über den ersten Fall von Pest, den Yersin mit seinem Pestserum
behandelt hat^. Der Patient war ein junger Chinese. Sein Allgemeinbe-
finden war schlecht, in der rechten Achsel hatte er einen schmerzhaften
Bube. Er erhält im Verlauf von 4 Stunden dreimal 10 ccm Serum. Nach
wenigen Stunden tritt Besserung ein, der Bubo beginnt zu verschwinden,
18 Stunden nach der ersten Injection hält sich der Kranke selbst für ge-
lieilt. Er wird schnell völlig gesund. Abel.
Malie (1193) giebt eine Zusammenstellung über die Häufigkeit der Pest
in den letzten 10 Jahren (bis 1895), der zu Folge die Seuche während
dieser Zeit lOmal aufgetreten ist und zwar in Arabien und Mesopotamien,
in Persien und in China. Zwischen 1840 und 1845 begann die Pest in
Vorderasien zu verschwinden, nahm aber mit Ende der fünfziger Jahre
wieder beträchtlich zu. Im ganzen kann man seit 1855 mehr als 60 Pest-
epidemien zählen, wobei in China aufgetretene wegen der ungenauen Nach-
richten über sie nicht genau zu rechnen sind. Den Verlust an Menschen-
leben durch diese Epidemien kann man auf annähernd 300000 schätzen.
Abel.
t) Neisser'scher ,Xerosisbacillus'
119(>. Schanz, F., Die Bedeutung des sogenannten Xerosebacillus beider
Diagnose der Diphtherie (Berliner klin. Wchschr. No. 12 p. 250).
1107. Schanz, F., Zur Aetiologie der Conjunctivitis pseudoraembranosa
(Archiv f. Augenheilk. Bd. 33 p. 224).
Schanz (1196) verglich eine Cultur von Xerosebac. mit mehreren
Diphtheriebac.-Stämmen und kam zu dem Resultate, dass die beiden Orga-
nismen weder mikroskopisch noch in der Cultur von einander zu unter-
scheiden sind. Auch in den Virulenzverhältnissen fand er nur graduelle
Unterschiede, denn sein Xerosebac. erzeugte nach subcutaner Application
im jV[eerschweinchenkörper vorübergehendes Üedem und verminderte Fress-
lust. ScH. schliesst weiterhin, dass der im Auge so häufige Xerosebac. —
er fand ihn in 10 untersuchten normalen Conjunctivalsäcken 4mal — wohl
auch im Radien häufig sein luuss und nimmt nach den Beschreibungen in
der Literatur an, dass der v. HoFFMANN-Luj^FFLER'sche Pseudodiphtherie-
bac. mit ihm identisch sei". Es bestehen nun nach Sch. zwei Möglichkeiten :
„Entweder sind beide Bac.-Arten doch zwei verschiedene Mikroorganismen-
arten, die wir noch nicht genügend trennen können, dann ist eben der gif-
tige"' der Erreger der Diphthrrie; die andere Möglichkeit ist: der ungiftige
^) Inzwi.schen hat Yersin selbst über diesen und andere Fälle berichtet:
Annales de l'Inst. Pasteur 1H97 p. S5. Ref.
■^) Von der Unrichti^fkoit dieser seiner Annahme hätte sich Sch. leicht durch
eigene Untersuchungen überzeugen können. Ref.
'•) Musste consequent nach dem Vorausgehenden wohl heissen: ,,der stärker
giftige". Ref.
490 NEissER'scher ,Xorosisbacniu«'. Verhältniss zum Diphtheriebacillus.
,Ozaenabacillus'. Literatur.
wird im Diphtherieprocess giftig-, dann freilich kann er kaum mehr als der
Erreger der Diphtherie angesehen werden", nur zum Schwererwerden der
Erkrankung kann er dann beitragen. Zur Stellung der Diphtheriediagnose
hält ScH. immer die Prüfung der Giftigkeit der Bac. für nothig^ Abel.
Schanz (1197) theilt 4 Fälle von Conjunctivitis pseudomembra-
nosa mit, in welchen in den die Conjunctiva bedeckenden Membranen Bac.
gefunden wurden, welche von den KLEBS-LoEFFLER'schen Diphtheriebac.
nicht zu unterscheiden waren, deren Culturen aber bei der Uebertragung
auf Meerschweinchen wirkungslos blieben, die also sich als ungiftig er-
wiesen. Da man neuerdings geneigt ist, derartige früher für relativ harm-
los gehaltene Bindehautentzündungen mit der Conjunctivitis diphtheritica
zu identificiren, so ist Verf. der Ansicht nach jenen Beobachtungen, dass
man dies Opfer erst bringen könne, wenn die Möglichkeit ausgeschlossen
sei, dass dieser ungiftige Bac, den er für den sogen. Xerosebac. hält,
in der Fibrinmembran giftig würde. In einem Theil der Fälle finde man
den LoEFFLER'schen Bac, in einer anderen Reihe einen ganz ähnlichen,
der nicht giftig ist; das Verhältniss dieser beiden Bacterien sei zur Zeit
noch nicht klar. Ein zwingender Grund unsere alten Anschauungen über
die Differenzirung von diphtherischer und croupöser Conjunctivitis fallen
zu lassen und beide Processe zu identificiren, liege demnach nicht vor.
Man müsse vielmehr die Familie oder Klasse der Bacterien, welche wir
jetzt mit dem Namen LoEPFLEK'sche Bac. bezeichnen, weiter studiren. Erst
wenn hierin melir Klarheit geschafft ist, könnten die bacteriologischen Be-
funde unsere klinischen Anschauungen beeinflussen. l^ossius.
u) jOzaeuabacillus'
1198. Abel, R., Die Aetiologie der Ozaena (Ztschr. f. Hygiene Bd. 21
p. 89). — (S. 491)
1199. Belfanti, S., e della Vedova^ SulF eziologia dell' ozena e sulla
sua curabilitä colla sieroterapia (Giorn. d. R. Accad. di Med. di To-
rino no. 3 p. 149). — (S. 498)
^) Die Arbeit von Sch. würde grösseren Werth haben, wenn Verf. mehr selbst
untersucht, als aus den einander oft widersprechenden Angaben der Literatur-
gefolgert hätte. Er würde dann wahrgenommen haben, dass die sog. Xerosebac.
des Auges im Rachen sehr selten sind (dort bei etwa 50'*/q, hier etwa bei P/^
aller Individuen nach meinen Erfahrungen vorhanden sind). Auch würde er
sich leicht von der Verschiedenheit der Rachenpseudobac. und der Augenpseudo-
bac. überzeugt haben und ebenso davon, dass es gar keine Schwierigkeit für
den mit guten Sehwerkzeugen ausgestatteten und nicht voreingenommenen Be-
obachter hat, die Rachenpseudobac. von den echten Diphtheriebac. zu unter-
scheiden*. Ref.
*) In diesem Punkte vermag ich unserem geschätzten Herrn Mitarbeiter nicht
zu folgen. Worin sollen denn die charakteristischen morphologischen Unter-
schiede zwischen sog. Pseudodiphtheriebac. und den „echten Diphtheriebac."
liegen? Ich kenne keine und meines Wissens haben auch andere Untersucher,
welche auf diesem Gebiete versirter sind, als ich, zugestanden, dass sichere
morphologische Unterscheidungsmerkmale zwischen Diphtherie- und Pseudo-
diphtheriebac. nicht vorhanden sind. Baumgarten,
,Ozaenabacillus'. Aotiologio der Ozaena. 491
1200. Gradenigo, 0., Sulla sieroterapia nelF ozena (Archivio ital. di üto-
logia, Rinologia e Laring-ologia, aprile). — (S. 492)
1201. Pes, 0., e G. GradeiiigO, Note batteriologiche sull' ozena (Giorn,
deUa R. Accad. di Med. di Torino no. 6-7). — (S. 492)
In Fortsetzung seiner früheren Untersuchungen über die Aetiologie der
Ozaena simplex^ kommt Abel (1198) zu dem vSchlusse, dass die Krankheit
eine durch die schon früher von ihm beschriebene Bac.-Art aus der Gruppe
der Pneumobac. erzeugte Infectionskrankheit ist. Er legt dar, dass man
von falschen Voraussetzungen ausgegangen ist, wenn man bisher den Fötor
bei der Ozaena als das wesentlichste Symptom angesehen liat. Er ist ein
inconstantes begleitendes Moment des Ozaenaprocesses, denn er verschwin-
det oft für längere oder kürzere Zeit und es giebt eine Rhinitis atrophicans,
welche niemals fötide wird. Auch die Schleimhautatrophie ist nicht in
allen Stadien ausgesprochen. Charakteristisch ist dagegen die Art der
Secretion, die Bildung eines zähen, schleimig-eitrigen, zur Borkenbildung
neigenden und, wenn entfernt, sich schnell wieder bildenden Secrets.
Man findet nun nicht selten in der Nase an circumscripten Stellen kleine
Heerdchen derartiger Secretion und von ihnen bis zu den ausgedehnten
Secretflächen bei der ausgebildeten Ozaenaerkrankung nimmt man alle
Uebergänge wahr. Verf. schliesst, dass die Ozaena simplex ein Process ist,
welcher sich aus den geschilderten kleinen Secretheerdchen durch Betheilig-
ung immer grösserer Schleimhautpartien entwickelt. Dafür spricht der
bacteriologische Befund. Ueberall wo die beschriebene abnorme Secretion
vorhanden ist, mag es sich nun um junge Heerdchen oder um einen alten
Ozaenaprocess handeln, findet man den erwähnten „Ozaenabac", wie Verf.
bei der Untersuchung von 100 Fällen constatiren konnte. In alten fötiden
Fällen gelingt der Nachweis wegen der zahlreich vorhandenen anderen
Bacterien oft erst nach wiederholter Entfernung und Neubildung des Se-
cretes. Die Untersuchung der Nasenhöhlen von etwa 250 nicht ozaena-
kranken Individuen ergab niemals die Bac. Bei der Untersuchung des
Rachen- und Mundsecretes von etwa 400 Personen wurden 6mal die Bac.
gefunden; drei der ])ositiven Fälle konnten weiter untersucht werden und
wiesen Ozaena der Nase auf Danach kommen die Ozaenabac. wahrschein-
lich nur bei Ozaenakranken vor. Eine Literaturzusammenstellung zeigt,
dass Bac. vom T3'pus des Pneumobac. überliaupt nur bei l-3°/o aller Men-
schen in Nasen- und ^lundliöhh^ gefunden werden; vielleicht sind diese
wenigen positiven Fülle, wenigstens zum Theil, auch noch beginnende
Ozaenen gewesen, die verkannt wurden. — Dass in dem Bac. der Erreger
der Ozaena gefunden worden ist, dafür führt der Verf. ausser der Betonung
des Constanten Vorkommens bei dem Ozaenaprocess, des Fehlens ausserhalb
desselben weitere Gründe an, zunächst die Fälle von Autoinfection bei
Kranken : Patienten mit Ozaena der Nase bekommen im Verlaufe der Er-
krankung Attectionen der Larynx- und Trachealsclileimhaut, welche sich
») Jahresbcr. IX, 18'Ji3, p. 58. Ref.
492 jOzaenabacülus'. Aetiologie der Ozaena.
Behandlung mit Diphtherieserum.
genau wie die als junge Ozaena gedeuteten Secretheerde in der Nase vei'-
lialten und die Bac. in Reincultur in sich bergen. Vergrösserung dieser
Heerde im Larynx führt zur SxöKK'schen Blennorrhoe, bei der von anderer
Seite die gleichen Bac. gefunden worden sind. Ferner gelang es in einem
Falle, durch Einimpfung von Cultur in die Nase eines Menschen bei diesem
die ersten vStadien des Ozaenaprocesses, die abnorme Secretion, zu erzielen.
Für die Infectiosität der Krankheit, die wahrscheinlich sehr gering ist,
spricht das Vorkommen von Familienozaenen. Auch andere Autoren haben
fast immer die Bac. in der Ozaenanase gefunden. — Die Pathogenese der
Krankheit denkt sich Verf. so, dass die Bac. auf der Oberfläche der Schleim-
haut wuchern. Theils durch Resorption ihrer Giftstoffe, theils durch Druck
der Secretborken entsteht eine Ernährungsstörung der Schleimhaut, die
als Atrophie endet. Der Fötor entsteht durch Anwesenheit anderer Mi-
krobien in dem Secret und dessen dadurch herbeigeführte Zersetzung. Abel.
Pes und GradeiligO (1201) haben in verschiedenen Fällen von Ozaena
ausser den LoEWENBBRG-ABEL'schen"'', den BELFANxi'schen, und den Della
VEDOVA'schen Bac^''' einen neuen sehr kleinen sich schwer färbenden Bac.
isolirt, der sich nicht nach Gram entfärbt, für Kaninchen und Meerschwein-
chen pathogen ist, jedoch eine inconstante Virulenz zeigt. Dieser Bac. ge-
deiht gut auf den gewöhnlichen Nährböden, trübt Bouillon gleichmässig,
bildet auf Agar eine dünne, weisse, die Gelatine nicht verflüssigende Schicht.
Die Culturen zeigen keinen auffallend üblen Geruch. Er ist kein Anaerobion.
Impfungen des Bac. in das Unterhautzellgewebe des Meerschweinchens be-
wirken nach 24 Stunden ein starkes Oedem an der Impfstelle und später
die Entstehung eines nekrotischen Schorfes. Eine Verimpfung auf die
Nasenschleimhaut von Kaninchen und Meerschweinchen bewirkt bei allen
Thieren eine starke katarrhalische Rhinitis.
Verft'. halten weitere Untersuchungen darüber für nothwendig, welcher
der zahlreich bei Ozaena gefundenen Mikroorganismen als der eigentliche
specifische Erreger dieser Krankheit anzusehen ist. Möglicherweise können
aber auch ganz bestimmte Symbiosen verschiedener Bacterien für die Ent-
stehung der typischen Ozaena erforderlich seien. Tranibiist?'.
GradeiiiSTO (1200) hat in 9 Fällen von Ozaena keine sehr befriedi-
genden Resultate bei Behandlung mit Antidiphtherieserum erhalten. Verf.
führt die Misserfolge darauf zurück, dass er, fussend auf der Hypothese,
dass einige früher von ihm behandelte Fälle von Ozaena durch einen ande-
ren Bac. hervorgerufen wären, zu kleine Dosen nahm, es handelte sich aller-
dings meist um Fälle in vorgeschrittenerem Stadium*. Trambusti.
*) Was hat denn das „Antidiphtherieserum" mit der „Ozaena" zu thun? Der
Erreger derselben ist höchstwahrscheinlich der von Abel (s. o.) gefundene Bac,
ein Bac, der von dem Diphtheriebac. vollständig verschieden ist. Vielleicht
ist der Begriff Ozaena hier weiter gefasst und die „Rhinitis fibrinosa" mit in-
begriffen, zu welcher ja allerdings der „Diphtheriebac." in naher Beziehung
steht. Bmtmgarten.
t) Jahresber. IX, 1893, p. 58. Red.
tt) Vgl. das voranstehende Referat No. 1201. Red.
,özaenat)acillus'. Aetiologie der Ozaena. 493
Behandlung mit Diphtherieserum. Bacillus der ,Schaumorgane'.
Belfanti und della Tedova (1199) fanden bei 63 Ozaena-Kranken
ausser dem Bac. mucosus von Loewenberg und Abel noch stets einen
anderen Mikroorganismus, welcher dem Diphtherie- und Pseudodiphtherie-
bac. verwandte Eigenschaften hat. Dieser für Mäuse nicht pathogene Mikro-
organismus ruft beim Meerschweinchen (wenn man 10-15 Tage alte Cul-
turen impft) eine Schwellung und einen sich schnell verbreitenden Schorf
an der Impfstelle hervor.
Dieser Mikroorganismus ist auch dem Xerosebac. sehr ähnlich, welcher
sich bekanntlich von dem Diphtheriebac. nur dadurch unterscheidet, dass
er, während jener Oedem und Tod verursacht, nur ein leichtes Oedem an
der Impfstelle hervorruft, welches nach einigen Tagen verschwindet.
In der Schädlichkeitsscala der genannten Bac, welche nach Ansicht der
Verff. alle derselben Art angehören und sich nur durch die verschiedene
Pathogenese unterscheiden, würde der von Verif. bei Ozaena gefundene
Mikroorganismus einen Grad unter dem Xerosebac. rangiren.
Der erwähnten Annahme gemäss behandelten Verff. 32 Ozaena-Fälle mit
Diphtherie-Serum. Von diesen 32 Fällen wurden 16 vollständig geheilt,
7 gebessert und fast geheilt, 4 gebessert, 5 zeigten nur langsame Besserung.
Diese therapeutischen Erfolge bestätigten also die Ansicht der Autoren
über die Aetiologie der Ozaena. Trcunbusti .
v) Bacillus der ,Schauuiorgaue'
120*2. Goel)el, C, Ueber den Bacillus der „Schaumorgane" (Jahrbücher
d. hamburgischen Staatskrankenanstalten Bd. 4 p. 402).
1203. Welch, W. H., and S. Flexner, Observations concerning the ba-
cillus aerogenes capsulatus (Journal of experimental Medicine vol.
1 p. 5).
1204. Williams, H. U., The bacillus aerogenes capsulatus in a case of
suppurative pyelitis (Johns Hopkins Hospital Bulletin no. 61 p. 66).
Goebel (1202) gelang es, in drei Fällen von Schaumorganen aus dem
Blute oder der Localisationsstelle der in den verschiedenen Organen (Leber,
Niere, Nebenniere, Milz, Harnblasen- und Magenwandung u. s. w.) vorhande-
nen Oasblasen Organismen zu cultiviren, welche er mit dem, ähnliche Er-
scheinungen im Körper hervorrufenden Bac. aerogenes capsulatus (Welch
und Nuttall)' und dem Bac. phlegmones emphysematosae (E. Fraenkkl)*
identificirt. Es handelt sich um einen grossen plumpen Bac. mit abgerun-
deten Enden, der in Gewebsausstrichen gekapselt ist, sich nach Gram färbt,
der Beweglichkeit ermangelt und nur anaörob wächst, aber gegen geringe
Mengen von Sauerstott' namentlich in lange fortgezüchteten Cnlturen nicht
gar zu empfindlich sich erwies. Einer der drei Bac.-Stämme verflüssigte
Gelatine nicht, die anderen thaten dies ziemlicli stark, trotzdem hält G.
alle drei für identisch. In Culturen ist lebhafte Gasbildung, allerdings bei
>) Jahresber. VllI, 1092, p. ;JUH. Kof. *) Julncsber. IX, 1893, p. 327. Ref.
494 Bacillus der ,Schaumorgane'. Biologische Eigenschaften.
Fälle von , Schaumorganen' und emphysematöser Entzündung,
den drei Stämmen auch in verschieden hohem Grade bemerkbar. Sporen-
bildung- wurde nur ein einziges Mal beobachtet (in der Stäbchenmitte).
Auf Kartoifeln kein Wachsthum. Milch wird zur Gerinnung gebracht.
Subcutane Application von Culturen giebt bei Meerschweinchen Veran-
lassung zur Entstehung eines Gasabscesses, der aber meist nicht zum Tode
führt, sondern platzt und ausheilt. Intravenöse Impfung ist für Meer-
schweinchen unschädlich. Kaninchen und Mäuse verhalten sich ganz re-
fractär. Inficirt man sie aber intravenös und tödtet sie bald, so entwickeln
sich in dem warm gehaltenen Cadaver die Bac. weiter und veranlassen
Bildung von Gasblasen, die stets in dem Gefässsystem sitzen. G. nimmt an,
dass in seinen drei Fällen die Bac. noch während des Lebens in den Körper
eingedrungen sind, wofür ihre Verbreitung durch die verschiedenen Or-
gane spricht. Ob sie aber an dem Tode der Patienten Schuld gewesen sind,
oder auch nur dessen Eintritt befördert haben, ist zweifelhaft. Abel.
Welcli und Flexiier (1202) berichten in einer lesenswerthen Arbeit
über mehrere Fälle von Schaumorganen und emphysematöser Ent-
zündung. Zu Anfang geben sie einen historischen Ueberblick, der sich
hauptsächlich mit den Arbeiten von Welch und Nuttall, E. Fkaenkel
und GoBBEL (s. oben) beschäftigt. Sie besprechen sodann ihre eigenen 23
Fälle. In allen wurde der Bac. aerogenes Welch und Nuttall gefunden
und durch Cultur- und Uebertragungsversuche auf verschiedene Thiere
festgestellt. Im 1. Fall zeigte sich Gas im Kniegelenk nach einer Schuss-
verletzung; im 2. Fall entstand Gasbildung nach einer schweren Verletzung:
ein Mann wurde überfahren, so dass sein Bein sogleich amputirt werden
musste; nach 24 Stunden trat Emphysem in der Nähe der Wundränder auf;
Fall 3 post-mortales Emphysem; Fall 4: Bruch der Patella; Gasentwick-
lung schon intra vitam in der Nähe der Wunde; Fall 5: Gasentwicklung
36 Stunden nach schwerer Verletzung; Fall 6: emphysematöse Gangrän
des Armes; Fall 7: Phlegmonöse Entzündung der Hand mit post-mortalem
Emphysem; Fall 8: eitrig-fibrinösePneumoperitonitis nach Perforation des
Darmes bei Duodenalkrebs; Fall 9 und 10: Darmperforation bei Typhus;
Fall 11: Perforation des Proc. vermiformis; Fall 12: Umbilicalhernie, Stran-
gulatio und Herniotomie; Fall 13: Pneumoperitonitis ohne Perforation des
Darmes; Fall 14: Bac. aerogenes aus dem Darm eingewandert; Fall 15
und 16: aus den Lungen eingewandert; Fall 17-19: eitrige Entzündung
des Harntractus; Fall 21: Ausgangspunkt zweifelhaft; Fall 22: typhöse
Ulcerationen ; Fall 23: Einwanderung in die Gallengänge. Es besteht kein
Zweifel, dass der Bac. aerogenes noch intra vitam in dem Körper sich ver-
breiten kann. In allen Fällen fanden Verff. den von Welch und Nuttall
beschriebenen Bac. Die Fortsetzung dieser Arbeit ist seit Jahresfrist ver-
sprochen, aber bis jetzt noch nicht erschienen. Kanthack.
Williams (1204) beschreibt einen Fall von Pyelitis suppurativa,
in welchem bei der Obduction eine Schaumleber gefunden wurde. An-
aerobe Culturen in Buchner's EÖhrchen auf Dextrose-Litmus-Agar-Agar
wurden mit Material aus dem Herzblut, der Leber und dem Niereneiter
angestellt. Viel Gas zeigte sich und Mischculturen verschiedener Bac-
^Nomabacillus*. Fälle von Noma. 495
terien, nämlich grosse, breite Bac. mit und ohne Kapseln, sowie kleinere
lind dünnere Bac. und ovale kokkenartige Gebilde.
Thierversuche wurden mit den unreinen Culturen augestellt, indem man
Kaninchen intravenös einspritzte. Als die Thiere nach 5 Minuten getödtet
und darauf an einem warmen Platze niedergelegt waren, zeigten sich post-
mortale Gasbildung und grosse Bac, die morphologisch culturell mit dem
Bac. aerogenes capsulatus (Welch nnd Nuttall) übereinstimmten. W. er-
innert an einen von Goebel (s. oben) beschriebenen Fall, sowie an zwei
Fälle von Welch und Flexner (s. oben), wo Schaumorgane nach Infectionen
des Tractus uro -genitalis gefunden wurden. Die Schaumbildung ist post-
mortal, die Infection hat jedoch intra vitam stattgefunden. Kauthack.
w) ,Nomabacillus'
1205. Guizzetti, P., Ricerche batteriologiche e istologiche nel noma (Poli-
dinico no. 18 p. 405).
1206. Nieolayseu, L., Om Noma [Ueber Noma] (Norsk Magazin for Lae-
gevidensk. p. 137).
Ouizetti (1205) hat in vier F ä 1 1 e n v o n N o m a bacteriologische Unter-
suchungen angestellt. In einem Fall, den er besonders sorgfältig untersuchen
konnte, hat er den Bac. von Baeks und Zambilovici isolirt und seine biolo-
gischen Eigenschaften eingehend verfolgt. Bei Kaninchen bewirkten die
Einimpfungen Nekrose, manchmal auch Abscessbildung, nur bei gesteigerter
Virulenz entstand Septikämie; bei Meerschweinchen bilden sich Abscesse
und Infiltrationen; bei Tauben entsteht nach subcutanen Einspritzungen
Gangrän. Bei den Ratten tritt nur manchmal Septikämie auf. Diese Bac.
fanden sich zahlreich bei der Noma an der Grenze des erkrankten Gewebes.
Tra)}ihusti .
Nieolayseu (1206) untersuchte 2 tödtliche Fälle von Noma. Der
eine Fall betraf ein 3jähriges Kind, das während eines Keuchhustens an
Bronchopneumonie erkrankt war; im gangränösen Gewebe, in dessen Peri-
pherie keine zellige Infiltration nachzuweisen war, fanden sich j\[assen von
feinen Stäbchen, die sich nach Gram entfärbten, neben kleineren Mikro-
kukken, die auch im angrenzenden gesunden Gewebe wie im Herzblut vor-
handen waren. In Culturen gingen ausser den Mikrokokken nach Gram
unregelmässig färbbare, massig üppig wachsende, nicht verflüssigende, Milch
nicht coagulirende Stä1)chen auf, die polymorph waren und deren Körper
sich öfters ungleichniässig färbte; in Peptonwasser nach 14 Tagen Indol;
keine Fermentation von Lactose Weder die Mikrokokken noch die Stäb-
chen erwiesen sich als pathogen; ein Kaninchen, das mit einer direct von
einem Hautstückclien angelegten unreinen Bouilloncultur geimpft \\ ar, ver-
endete an Streptok.-Pyämie. (2 Mäuse, mit derselben Cultur geimpft, blieben
am Leben). — Im 2. Falle entstand das Leiden bei einem 14jährigen Mädchen
während eines 'J'yphustiebers. Auch hier fanden sich mikroskopisch massen-
haft feine Stäbchen, die sich nachGuAM entfäibten, wie auch Mikrokokken;
die letzteren gingen in Cultui-en nicht auf, während dagegen auch dies Mal
496 ,Nomabacillus'. Fälle von Noma. — Bacillus bei ,Psittakosis'.
Literatur. Fälle von ,Psittakose'.
zahlreiche Colonien derselben nach Gram unregelmässig färbbaren Stäbchen
wie im 1. Falle aufgingen; auch dies Mal konnte eine Pathogenität der
Culturen nicht nachgewiesen werden, während dagegen die subcutane
Verimpfung eines Hautstückchens an einem Kaninchen wieder den Tod
nach 18 Tagen herbeifülirte ; an der Impfstelle ein grosser Abscess mit
zahlreichen Mikrokokken und nach Gkam entfärbbare Stäbchen, die nach
mehreren Tagen in Culturen aufgingen, sich aber dann nicht weiter züchten
Hessen. Verf. bespricht schliesslich das Verhalten dieser Befunde gegen-
über denjenigen anderer Beobachter z. B. Schimmelbusch\ dessen Bac.
mit dem oben erwähnten nicht übereinzustimmen scheint; er hebt hervor,
dass besonders die peripheren Stücke der gangränösen Haut untersucht
worden, wodurch vielleicht der Unterschied zwischen seinen Befunden und
denjenigen von Babes und Zambilovici (1895) (die einen bei Thieren
z. Th. progressive Gangrän erzeugenden, verflüssigenden Bac. bei 2 Fällen
von Noma nachwiesen) zu erklären sei*. Axel Holst.
x) Bacillus bei ,Psittakosis'
1207. Del)OVe, De la maladie des perroquets et la psittacose humaine (Gaz.
des Hopitaux no. 124 p. 1220). — (S. 498)
1208. Delamarre et Descazals, Relation d'une epidemie de psittacose
(Gaz. des Hopitaux no. 93 p. 925 et no. 94 p. 937). — (S. 496)
1209. Descazals, La psittacose (Ibidem no. 111p. 1093). — (S. 497)
1210. Malenchini, 8., Nuove ricerche suUa presunta psittacosi (Speri-
mentale p. 129). — (S. 498)
Delamarre und Descazals (1208) beobachteten eine kleine Epidemie
von Psittakose. In einer Familie wurde ein kürzlich nach Frankreich
importirter Papagei angeschafft. Derselbe war die ersten acht Tage lang-
munter und gesund, dann wurde er traurig, struppig, bekam profuse stin-
kende Diarrhoeen und starb nach etwa drei Wochen dauernder Krankheit.
Bald darauf erkrankten vier Personen in der sieben Köpfe zählenden
Familie und eine sie häufig besuchende Verwandte mit sdiweren Allgemein-
erscheinungen, hohem Fieber, Status typhosus und auf Bronchopneumonie
deutenden Symptomen. Am schwersten befallen war eine Frau, welcher
der Papagei das Futter von den Lippen zu picken gewöhnt gewesen war.
Dieses Individuum starb. Die Section ergab Milzhyperplasie, bronchopneu-
monische Heerde. Im Sputum von drei Kranken wurden Pneumok. und
Streptok.in grosser Zahl gefunden. Aussaaten durch Venäsection gewonnener
Blutproben blieben steril. Abel.
») Jahresber. V, 1889, p. 340. Ref.
*) Dass die Noma durch irgend einen Bac. hervorgerufen werde, wird Nie-
mand, der die Pathologie dieser Affection genauer kennt, glauben wollen. Die
Noma ist eine durch innere Einflüsse bewirkte eigenthümliche Nekrose. Dass
auf dem nekrotischen Boden secundär fäulnisserregende Mikroorganismen ver-
schiedener Art Platz greifen, ist selbstverständlich. Baumyarten.
Bacillus bei .Psittakosiy'. Fälle von Psittakose. 497
Angeregt durch die von ihm in Gemeinschaft mit Delamaree beobach-
teten Fälle von Psittakose liefert Descazals (1209) ein zusammenfassen-
des Bild des über diese Affection bekannt Gewordenen. Es handelt sich
um eine eigenartige Infectionskrankheit, an der nur fi'isch aus den Tropen
importirte Papageien erkranken. Vom Papagei ist sie auf den Menschen
übertragbar. Nach einem etwa zehntägigen Incubationsstadium entwickelt
sich bei diesem gewöhnlich sehr plötzlich eine schwere Beeinträchtigung
des Allgemeinbefindens mit hohem Fieber. Das Krankheitsbild ähnelt dem-
jenigen des Typhus abdominalis, unterscheidet sich ausser durch andere
Kennzeichen aber schon durch das plötzliche Einsetzen der Symptome.
Milzvergrösserung, schubweise mit Fiebersteigerungen einsetzende Broncho-
pneumonien sind stets vorhanden, bisweilen Diarrhoen. Der Tod ist kein
seltener Ausgang.
Die erste Epidemie von Psittakose in Frankreich fiel in das Jahr 1892
und ist von Dujakdin-Beaumetz im Conseil d'hygiene publique et de sa-
lubrite du departement de la Seine am 1. April 1892 beschrieben worden.
Zwei Händler hatten in Buenos-Ayres 500 Papageien gekauft, von denen
etwa 300 während der Ueberfahrt nach Frankreich starben. Den Rest
theilten sie, in Paris angekommen, und trennten sich. Der eine Händler
begab sich nach der Eue Dutot in das Haus seines Vaters. Kaum ange-
langt, erkrankt er, dann sein Vater, der stirbt, und acht Einwohner des-
selben Hauses. Ein Freund, dem er eine Anzahl Papageien zur Aufbewah-
rung übergeben hatte, erkrankt ebenfalls, weiterhin dessen Frau, Schwieger-
sohn und fünf Personen, die mit den Papageien in Berührung gekommen
waren. Eine Dame, die einen Papagei kauft, erkrankt, ebenso ihre Con-
cierge und der behandelnde Arzt der vorerwähnten Patienten. Der zweite
Händler zog nach der Rue de la Roquette. Hier kommen 20 Krankheits-
fälle unter Leuten, die mit den Papageien zu thun gehabt haben, vor. Im
Ganzen sind 42 sicher durch die Papageien vermittelte Erkrankungen mit
14 Todesfällen beobachtet worden. Dujaedin-Beaümetz erklärte die Fälle
für „Pneumonie grippale infectieuse", hielt sie nicht für eine besondere In-
fectionskrankheit, sondern nahm an, dass die Papageien nur als Ueber-
träger des Grippecontagiums von einem Menschen zvim anderen gedient
hatten. Von dieser Meinung kam er später aber wieder ab und erkannte
an, dass es sich um eine Krankheit sui generis, eine Infection von Menschen
durch specifisch erkrankte Papageien — wie es scheint, meist Sittiche —
gehandelt hatte. Zu gleicher Ansicht kamen die Beobachter weiterer Epi-
demien, von denen in Paris bis 1896 noch etwa ein halbes Dutzend, aller-
dings immer nur wenige Personen betreffend, vorgekommen sind.
Bacteriologische Untersuchungen des Sputums und Blutes der Kranken,
der Federn und Excremente der Papageien wurden von Gaston, Netter
und Triboulet ausgeführt, zeitigten aber kein zufriedenstellendes Resultat,
da man einen specifischen Krankheitserreger nicht finden konnte. Diesen
glaubt Nocard 1893 nach seiner Mittheilung im Conseil d'hygiene publique
et de salubrite du departement de la Seine vom 24. März 1893 gefunden
zu haben. Da ihm erkrankte Papageien selbst nicht zur Verfügung standen,
Uaumgurttiu'!> Jubresberlcbt XU 32
498 BaciUus bei ,Psittakosis'. Fälle von Psittakose.
so musste er sich darauf beschränken, das Knochenmark aus den Flügeln
von Thieren, die wälirend der Ueberfahrt von Buenos -Ayres nach Europa
gestorben waren, zu untersuchen. Er fand darin einen kurzen, ziemlich
dicken Bac. mit abgerundeten Enden, der sehr beweglich ist, aerob und
anaerob und auf den meisten gebräuchlichen Substraten, wenn sie neutral
oder leicht alkalisch sind, gedeiht. Nach Gbam ist er nicht färbbar, ver-
flüssigt Gelatine nicht, vergährt Zucker nicht und bringt Milch nicht zur
Gerinnung. Pathogen erweist er sich nicht nur für den Sittich, sondern auch
für Taube, Huhn, Maus, Kaninchen, Meerschweinchen und andere Thiere.
Nach trachealer, peritonealer oder intravenöser Impfung sterben die Thiere
innerhalb 48 Stunden au einer hämorrhagischen Septikämie; im Blute sind
die Bac. spärlich vorhanden. Infection in Haut und Muskeln oder Verfütterung
wirkt weniger intensiv. Meist ist dabei der Krankheitsverlauf protrahirt über
8-14 Tage. Die Thiere magern ab und haben profuse Diarrhoen, sterben
gewöhnlich, aber kommen manchmal durch. Zur Infection von Papageien
genügt es übrigens schon, Federn kranker Thiere in ihren Käfig zu werfen.
— Soweit es D. bekannt geworden ist, hat man den NocAüD'schen Bac. im
Blut oder in den Organen von Psittakose befallener Menschen noch nicht
finden können. Abel.
Nach den Angaben Del)OVe's (1207) haben aber Gilbert und Fouenier
bei einer Psittakoseepidemie, die fünf Erkrankungen bei Menschen mit zwei
Todesfällen umfasste, den NocARD'schen Bac. nicht nur in den Organen
eines befallenen Papageis, sondern auch im Blute eines erkrankten Men-
schen nachweisen können. Nach ihrer Beschreibung soll der Bac. dem
Typhusbac. sehr ähnlich sein, sich von ihm aber gut durch seine Wachs-
thumseigenthümlichkeiten auf Gelatine und Kartofl'el und durch seine hohe
Virulenz gegenüber den Laboratoriumsversuchsthieren unterscheiden lassen.
"Genauere Angaben über diese Punkte lässt D.'s Mittheilung vermissen. Abel.
Maleiichini (1210) hat im vorigen Jahre^ anlässlich einer Pneumonie-
Epidemie Untersuchungen angestellt, in Folge deren er eine Abart des
Diplokokkus Fraenkel als Krankheitserreger erkannte. In dieser neuen
Arbeit erörtert er die Untersuchungen, die Dr. Palamidessi über den-
selben Gegenstand gemacht hat, und bei denen dieser einen anderen Krank-
heitserreger gefunden haben will. In dieser Arbeit macht der Verf. einige
andere interessante Mittheilungen über eine schwere Pneumonieepidemie,
welche eine ganze Familie heimsuchte und deren Entstehung (wie in seiner
ersten Beobachtung) mit dem Tode einesPapageis zusammenfällt. Von
6 gleichzeitig erkrankten Individuen starben 5. An einem wurde die Au-
topsie gemacht und dabei durch Impfung bei Ratten und Kaninchen der
FRAENKEL'sche Diplokokkus isolirt, den Verf. als einzigen culturfähigen
Mikroorganismus erklärt, der bei der Ansteckung zwischen Mensch und
Papagei eine Rolle spiele. Unglücklicherweise und gegen den Willen des
Verf.'s wurde auch bei dieser Beobachtung die Autopsie des Papageis un-
möglich, und die bacteriologische Untersuchung des Blutes und der Or-
gane des Thieres musste unterbleiben. Trambusti.
t) Jahres ber. XI, 1895, p. 64. Red.
Bacillus des ,acuten epidemischen Augenkatarrhs'. 499
y) Bacillus des ,acuten epidemischen Augenkatarrhs'
1211. Gelpke, Th., Ueber ien Erreger des acuten epidemischen Augen-
katarrhs [Schwellungskatarrh] (Sitzungsber. d. 25. Versammlung
d. ophthalmolog. Ges. Heidelberg 1896 p. 191. Wiesbaden 1897,
Bergmann).
1212. Grelpke, Th., Der acute epidemische Schwellungskatarrh und sein
Erreger [Bacillus septatus]. Eine klinische und bacteriologische
Untersuchung (v. Gräfe's Archiv f. Ophthalmol. Bd. 42, H. 4 p. 97).
Oelpke (1211) hatte Gelegenheit bacteriologische Untersuchungen bei
acuter epidemischer Bindehautentzündung in 2 aneinander gren-
zenden Ortschaften nahe bei Karlsruhe anzustellen. Die Epidemie war von
der Kleinkinderschule ausgegangen, in welcher alle 83 Kinder innerhalb
2 Tagen inficirt wurden, und hatte sich von hier aus in die einzelnen Häuser
und Familien sehr rasch verbreitet. Die meisten Krankheitsfälle wurden in
den Häusern an der verkehr- und staubreichen Hauptstrasse beobachtet; sie
verliefen gutartig, nur wenige zeigten Hornhaut- oderRegenbogenhautcom-
plicationen. Kinder und Frauen wurden mit Vorliebe befallen. Nach 6 bis
8 Wochen war die Epidemie erloschen. Es wurde eine Untersuchung von
Deckglaspräparaten vorgenommen und Secret auf verschiedene Nährböden
geimpft. Den besten Nährboden bildet Fleischpeptonagar mit l-6°/oGlycerin-
zusatz. Es wuchs bei 35-37 ^ ein Bac. von 0,6-0,7 fi Länge und 0,2 ^ Dicke,
welcher keine Eigenbewegung iu seinem Plasma eine Lücke zeigte, und
sich leicht mit allen Anilinfarben und nach Gram färbte. Er entwickelte
sich durch Theilung fort, hatte aber nicht die Fähigkeit, Dauerformen in
Gestalt von Sporen zu bilden. Impfversuche auf Kaninchen- und gesunde
menschliche Bindehaut verliefen negativ. Bei 5 Personen, deren Bindehaut
vor der Impfung einen leicht entzündlichen Zustand zeigte, entwickelte sich
in 36-48 Stunden das typische Bild des Schw'ellungskatarrhs, welches nach
6 Tagen wieder schwand. Der Bac. war dem Xerosebac. ähnlich, aber nicht
mit ihm identisch. Vosshis.
Die Arbeit von Gelpke (1212) in dem v. GRÄFE'schen Archiv enthält
eine weitere Ausführung seiner auf dem Heidelberger Ophthalmologen-Con-
gress mitgetheilteu klinischen Erfahrungen und der bacteriologischen Unter-
suchungen über den Erreger einer E p i d e m i e v o n S c h w e 1 1 u n g s k a t a r r h
in Teutschneureut bei Karlsruhe. Die Morphologie und Wachsthumseigen-
schaften des von ihm Bac. septatus bezeichneten Mikroorganismus werden
genau geschildert. Ueberimpfungsversuche gelangen durchschnittlich bis
zum 20. Tage von dem Impfmaterial, solange die Staramcultur unter gün-
stigen Ernährungsbedingungen (constante Bluttemperatur, genügender
Feuchtigkeitsgrad) stand; die Lebensfähigkeit und Entwicklung des Bac.
nahm jedoch rasch ab (schon vom 10. Tage an), sobald die Stammcultur
austrocknete und durch Aufenthalt in niedriger Zimmertemperatur an der
Fortentwicklung gehemmt war. Aus dieser Thatsache folgert Verf., dass
die Fortpflanzung nicht durch Sporen erfolgt; er nimmt vielmehr dieThei-
32*
500 Diplobacillus bei einer subacuten Conjunctivitis.
hing als die typische Fortpflanzimgsweise an. Schon in den ersten Tagen
der Entwicklung wird dieselbe durch Auseinanderdrängung des Zellenleibes
eingeleitet, wobei sich Plasmalücken und einzelne Segmente bilden. Je
mehr der Nährboden erschöpft wird, desto schneller erfolgt die Segmen-
tirung, bis schliesslich ein Zerfall eintritt und die einzelnen Segmente als
neue Organismen frei werden. Die Pathogenität dieses Bac. wurde durch
Thierversuche und durch Uebertragung auf Menschen festgestellt, bei denen
unter gewissen Bedingungen eine Bindehautaffection mit dem Charakter
des acuten Schwellungskatarrhs auftrat. — Es werden ferner mitgetheilt
Controlversuche bei 50 Patienten mit acuten Augenentzüudungen. Bei 46
Personen wurden Mikroorganismen gefunden und zwar Kokken allein 22mal,
Bac. 11 mal, Kokken und Bac. 13mal. Der Bac. septatus fand sich bei 18
Personen. Von diesen litten an Schwellungskatarrh 15, an acutem Folli-
kularkatarrh 2 und an acutem Bindehautkatarrh 1. Der segmentirte Bac.
wurde in keinem Fall von Schwellungskatarrh vermisst. Am Schluss der
Arbeit giebt Verf. eine Literaturübersicht über die bei acuten Bindehaut-
entzündungen bisher gefundenen Mikroorganismen und kommt dann noch
auf den Xerosebac. zu sprechen, von dem sich sein Bac. septatus unter-
scheidet. Vossi'^is.
z) Diplobacillns bei einer subacuten Conjunctivitis
1213. Morax, Y., Note sur un diplobacille pathogene pour la conjonctive
humaine (Annales de l'Institut Pasteue no. 6 p. 337).
Morax (1213) beobachtete das nicht seltene Vorkommen einer beson-
deren subacuten Form von Conjunctivitis, gekennzeichnet durch
einen leichten Katarrh mit schleimig- eitriger Secretion, Juckreiz und vor
allem einen eigenartigen Bacterienbefund: Frei oder auch in Eiterzellen
und Epithelien zeigen sich im Conjunctivalsack sehr zahlreiche Diplobac,
ungefähr in der Form des Feiedlaender' sehen Pneumobac, aber etwas
länger und stets ohne Kapsel. Sie sind mit allen Anilinfarben färbbar,
nicht nach Geam darstellbar, unbeweglich. Auf gewöhnlichen Substraten
gedeihen sie nicht, aber sehr gut auf Agar, das mit Blut oder Serum vom
Menschen oder von Thieren bestrichen, bezw. gemischt ist, ebenso in Bouil-
lon mit Zusätzen dieser Substanzen. Sie w^achsen nur bei 30-37*^, auf Agar
in Form thautröpfchenartiger Colonien, welche sich nach 5-6 Tagen auf
2-3 mm Durchmesser vergrössern und etwas weniger durchsichtig als
Pneumok.-Colonien sind, in Bouillon unter Bildung gleichmässiger Trübung
zuerst, eines Bodensatzes später. Sporenbildung ist nicht zu beobachten.
Bei 35^ aufbewahrt, halten sich Culturen mehrere Wochen lebend, bei
Zimmertemperatur noch nicht 48 Stunden. Für Versuchsthiere (auch Affen),
sind die Bac. bei verschiedenster Applicationsweise nicht pathogen; in den
Conjunctivalsack derselben gebracht erzeugen sie keine Conjunctivitis.
"Wohl aber entsteht bei Impfung eines Tropfens Cultur in den Conjunctival-
sack des Menschen ein Katarrh von demselben Charakter, wie ihn die den
Bac. liefernden Fälle aufweisen. Abel.
Bacillen bei Seborrhoe. — Bacillen bei Trichorrhexis nodosa barbae. 501
k) Bacillen bei Seborrhoe
1214. yaii Hoorii, W., Uebe r Mikroorganismen bei Seborrhoe [Vorläufige
Mittheilung] (Monatsh. f. prakt. Dermatol. Bd. 20, 1895, No. 10
p. 545).
1215. van Hoorii, W., Mikroorganismen bei der Seborrhoe (Ibidem Bd.
23, No. 10 p. 525).
In dem auf dem 5. niederländischen Congresse für Naturforscher und
Aerzte (Amsterdam, April 1895) gehaltenen Vortrage giebt van Hooril
(1214) einen geschichtlichen Ueberblick über die bisher beschriebenen Se-
borrhoe-Organismen (Malassez, Bizzozero, Boeck, Pekelhabing, Unna)
und resumirt die Ergebnisse seiner eigenen Untersuchungen, van H. fand
regelmässig in Seborrhoeschuppen von der Kopfhaut 1. Bizzozero's Sac-
charomyces sphaericus als identisch mit dem von Pekelhabing gezüchteten
Saccharomj^ces, 2. den Flaschenbac ünna's identisch mit Bizzozebo's
Saccharomyces ovalis und 3. einen sehr kleinen Bac, der an einem Ende
etwas dünner ist als am anderen.
Den unter 2 erwähnten Flaschenbac, den Unna aus Comedonen züchten
aber nur einmal überimpfen konnte, cultivirte van H. in unbegrenzter An-
zahl von Generationen aus Pityriasis capillitii. Bezüglich der ätiologischen
Rolle dieser Organismen verw^eist Verf. auf eine spätere Arbeit. Riehl.
vau Hoorn (1215) giebt zunächst in dem hierpublicirten Vortrag (ge-
lialteu am 3. internationalen Dermatologen-Congress in London) eine Wieder-
holung seiner früheren Mittheilung (s. oben) und berichtet weiter, dass es
ihm gelungen ist, nach einjähriger Unterbrechung der Arbeit aus alten
Gelatineculturen frische Culturen zu erzielen.
In alten Culturen fand van H. den Saccharomyces in grösseren Formen,
manchmal mit eingerissener Hülle, aus der eine Menge färbbarer Punkte
sich entleert (Sporen?).
Der Flaschenbac. bildet bei üppigem Wachsthum manchmal ein Pseudo-
Mycelium, öfter Arthrosporen, aus denen sich neue Bac. entwickeln.
Die weiteren Resultate seiner Züclitungs- und Impfexperimente will Verf.
in einer späteren Arbeit mittheilen. Riehl.
ß) IJacilleii ]»ei Trichorrhexis nodosa barbae
1210. V. Essen, 0., Bacteriologische Untersuchung eines Falles von Tri-
chorrhexis nodosa barbae (Archiv f. Dermatol. u. Syph. Bd. 23,
H. 3 p. 415).
V. Essen (1 216) hat einen ansclicincnd typischen Fall von Trichorrhexis
nodosa barbae bacteriologisch untersucht. Er fand in fast sämmtlichen kran-
ken Haaren Bacterien (Färbung nach Pick).
Als regelmässige Befunde konnte v. E. einen Bac. und eine Kokkenart
constatiren. Der Bac. Hess sich aus 21 von 23 Haaren züchten. Er bietet
folgende Merkmale: Er wächst ziemlich langsam, am intensivsten auf Kar-
502 Bacillen bei Trichorrliexis nodosa barbae.
Bacillen bei Hospitalbrand.
toffeln, am besten bei 20^ C, aber auch bei Zimmertemperatur, kümmerlicher
bei Bluttemperatur. Auf Gelatine wirkt er spcät verflüssigend. DieCulturen
nehmen auf Gelatine, Agar und Kartoffeln einen gelblichen mit der Zeit
intensiver werdenden Farbenton an; auf Gelatine und Agar zeigen sie eine
charakteristische Zeichnung. Der Bac. gedeiht an der Oberfläche im Stich-
kanal und in den tiefen Schichten des Nährboden und producirt kein Gas.
Der Bac. ist ein kurzes Stäbchen mit abgerundeten Enden, variirt in der
Grösse: auf Agar 0,8-1,6 |tt:0,4-0,8 y,; auf Gelatine 1 :2,7 }i: 0,4-0,5 /it;
auf Bouillon 1,6-2,8:0,4-0,8; auf Kartoffeln 1,6-3,2:0,3-0,6 fj,.
In jungen Culturen wurde bisweilen Kapselbildung beobachtet (Bouillon);
Grösse mit Kapseln 2,4-3,2 fi:l,Q ß. Mitunter hängen die Kapselbac. in
kurzen Ketten aneinander oder liegen in einer gemeinsamen Zoogleamasse.
Bei wiederholter üeberimpfung geht die Kapselbildung verloren.
Die Bac. färben sich mit basischen Anilinfarben, jedoch nicht nach Gram.
In gesunden Haaren konnten diese Bac. nie nachgewiesen werden, eben-
sowenig in 3 Fällen von Trichorrhexis capillitii.
Der erwähnte Kokkus, der als gross bezeichnet wird, sich auch nach
Geam färbt, wurde gleichfalls gezüchtet; er bildet auf Gelatine und Agar
milchglasweisse Culturen von porzellanartigem Glanz und in durchfallendem
Lichte zeigen die Culturen ein perlmutterartiges Farbenspiel.
V. E. erklärt ihn für nicht pathogen.
Auch V. E's Bac. entwickeln sich noch aus Haaren, die einen Tag in
Alkohol absolut, gelegen waren, während die Kokken abgetödtet werden.
V. E. rieb einem gesunden Manne Kartoffelculturen in 3-4tägigen Inter-
vallen durch 3 Monate in die Barthaare ein und konnte darauf Entstehung
von Trichorrhexis nodosa constatiren. Seine Bac. aus dieser Trichorrhexis
wieder zu züchten, gelang ihm aber nicht. An abgeschnittenen Haaren und
an Mäusen wurde durch Infection mit der Bac.-Cultur kein Effect erzielt.
Der Bac. v. E. ist mit dem Hodara's^ nicht identisch. Richl.
y) Bacillen bei Hospitalbrand
1217. Coyon, A., Note sur un cas de pourriture d'höpital (Annales de
ITnst. Pasteur t. 10 p. 660). — (S. 504)
1218. Vincent, H., Sur l'etiologie etsurleslesionsanatomo-pathologiques
de la pourriture d'höpital (Ibidem p. 488). — (S. 502)
Yincent (1218) hatte Gelegenheit, in Algier unter den vom Feldzuge
nach Madagaskar zurückkehrenden Truppen eine grosse Zahl Fälle von
Hospitalbrand zu beobachten. Die von ihm dabei erhobenen Befunde
sind sehr interessante und bedeutungsvolle. Zunächst ist hervorzuheben,
dass alle Fälle arabische Träger betrafen. Mit der ihnen eigenen Gleich-
gültigkeit hatten diese Leute die Verbände von ihren Wunden genommen
und ihre Verletzungen ganz unbehandelt gelassen. Es entstanden schmutzige,
phagedänische Geschwüre, mit jauchiger Absonderung und grauen pulpösen
Jahreaber. XI, 1895, i». 365, Ref.
Bacillen bei Hospitalbrand. 5Q3
oder pseudomembranösen Belägen. Die bacteriologische Untersuchung von
Abstrichen solcher Wunden in ^-1 Fällen gab V. ständig das auffallende
Resultat, dass die jauchenden "^V^unden nicht, wie man annehmen sollte,
zahllose Mikroorganismenarten enthielten, sondern dass mikroskopisch haupt-
sächlich nur zwei Bacterienarten , die eine stets, die andere meist mit ihr
vergesellschaftet, sich fanden. Constant wui'de ein Bac. wahrgenommen,
dessen wesentliche Kennzeichen folgende sind: Stäbchen von 4-8 ft Länge,
1 |it Dicke, bald gerade, bald leicht gekrümmt oder Sfürmig, bisweilen in
Fäden angeordnet. Aehnlich dem Bac. des malignen Oedems. Leicht färb-
bar, doch bleiben unregelmässig geformte und gelegene, nicht sporenartig
scharf begrenzte Stellen des Bac. oft ungefärbt oder wenig tingirt. Nach
Geam nicht darstellbar. Unbeweglich. Alle Culturversuche auf den ver-
schiedensten Medien, Einsaat in Culturen anderer Bacterien blieben negativ.
Li sieben Fällen war dieser Bac, wie mikroskopische Untersuchung und
Cultur nachwiesen, allein vorhanden. In den anderen vierzig Fällen trat
neben ihm ein feines Spirillum in die Erscheinung^. In manchen Präparaten
Äelen andere Stäbchen und auch Kokken auf. Culturen ergaben den Sta-
phylok. albus 19mal, den aureus 11 mal, den Streptok. lOmal, Proteus vul-
garis 4mal, Pyocyaneus und Coli 2mal, Bac. Friedlaendbr Imal.
Musste schon das regelmässige Vorhandensein des beschriebenen Bac. in
den Ausstrichen- auffallen, so legte die mikroskopische Untersuchung von
Schnitten durch die diphtheritisch erkrankten Wunden erst recht die Auf-
fassung nahe, dass ihm für die Entstehung der Erkrankung eine Eolle zu-
komme. Unter einer mehr oder weniger starken Pseudomembran folgt eine
nekrotische Gewebsschicht, in der nur noch die Kerne der reichlich vor-
handenen leukocytenartigen Zellen einigermaassen färbbar sind. An der
Oberfläche der nekrotischen Schicht liegen enorme Massen der B a c,
allein oder auch in manchen Fällen untermischt mit den feinen Spirillen.
Die Nachbarschaft des Heerdes ist von zahllosen jungen Zellen durchsetzt,
bemüht, ein Granulationsgewebe zu bilden.
Im höchsten Maasse auffallend sind die Ergebnisse von Versuchen, die
Wundinfection auf andere Menschen oder Thiere zu überimpfen. Nach
unseren heutigen Auffassungen und den Erfahrungen der vorantiseptischen
Zeit halten wir es für selbstverständlich, dass der Hospitalbrand eine stark
ansteckende, leicht übertragbare und leicht haftende Infection gewesen ist
und sein muss. Indessen blieben alle Verimpfungen des Secretes der Wunden
auf Verletzungen von Menschen und Thieren inV.'s zahlreichen Versuchen
ganz ohne l\esultat. V. schloss daraus, dass besondere Factoren mitwirken
müssen, damit der Erreger des Hospitalbrandes — und als diesen sieht er
den beobachteten Bac. an — auf Wunden haften kann*. Es gelang ihm
nach vielen Versuchen endlich, bei einem Kaninchen, das an Tuberkulose-
*) Eine nähere Beschreibung desselben giebt V. nicht. Es scheint sich um
die in allerlei faulenden patliologischen Absonderungen des Körpersso gewöhn-
lichen ganz feinen Si)irillen gehandelt zu haben. Ref.
*) Man kann jedoch aus diesen negativen Ergebnissen auch schliessen, dass
der V.'scbe Bac. gar nicht der Erreger des , Hospitalbrandes " ist. Denn die
504 Bacillen bei Hospitalbrancl. — ,Bacillus der Pellagra'.
Cachexie litt, durch Uebertragung von Wundjauche unter die Haut ein
jauchendes Geschwür mit diphtheroidem Belag zu erzielen. Dasselbe Re-
sultat wurde erreicht bei anderen Thieren durch Einspritzung von Jauche
mit Culturen von Streptok. pyogenes, Staphylok. aureus, Bac. coli (am besten
mit Gemischen der beiden letzteren) zusammen. In den entstehenden Ge-
schwüren, welche denen beim Menschen ähnlich sehen, prädominiren die
V.'schen Bac. in der Tiefe und zeigen eine ähnliche Lagerung wie oben
beschrieben. Die anderen eingeimpften Mikroorganismen vermehren sich
wenig. Dtrect in das ichoröse Wundsecret eingeimpft, kommen sie nicht
fort, sondern nehmen allmählich an Zahl ab. In diesem Verhalten liegt
wohl die Erklärung für das alleinige oder fast alleinige Vorhandensein der
V.'schen Bac. in den befallenen Wunden. Sie siedeln sich im geschwächten
Körper an, besonders auf Wunden, welche schon von anderen Infectionser-
regern befallen worden sind. Dann verdrängen sie diese und bleiben allein
auf dem Wahlplatz zurück. Abel.
Denselben Bac. wie Vincent^ fand Coyon (1217) im Secret einer vom
Hospitalbrand befallenen Wunde. Es scheinen in Frankreich, wo C.'s Fall
sich ereignete, demnach dieselben Mikrobien wie in Algier und Madagaskar
die Erreger der Infection zu sein. Culturen gelangen auch hier nicht. Von
einer Reihe von Thierversuchen führte einer zu positivem Resultat. Ein
Kaninchen, dem eine tiefe zackige Muskelwunde im Hinterbein gesetzt
worden war, bekam nach Einimpfung des Secretes ein jauchendes, mit einer
Membran sich bedeckendes Geschwür. Abel.
8) ,Bacillus der Pellagra'
1219. Carraroli, A., Süll' eziologia della pellagra; piano di ricerche
e conclusioni (Giorn. d. R. Societä ital. d'Igiene no. 7/9 p. 250).
Carraroli (1219) fand fortgesetzt in den verschiedenen Maismehl-
proben einen besonderen Bac, den er isoliren konnte, wenn er eine kleine
Quantität kochender Polenta in ein schräg erstarrtes Agarröhrchen brachte.
Diesen Bac. konnte Verf sowohl aus den wässi^igen Maisextracten (mit
dem SoxHLET ausgezogen), als auch aus der Brühe von verfaultem Mais
isoliren.
Auf Gelatineculturen geimpft entwickelt sich der Bac. nur selten, in-
dessen bildet sich auf der Oberfläche eine gewölbte Kuppe von weisslich
gelber Farbe. Auf der Oberfläche des Agar bildet er ein gelblich-weisses,
fein gefaltetes Häutchen, während er sich auf Glycerin-Agar nur küm-
merlich und wenig charakteristisch entwickelt. Auf Blutserum bildet er
ein faltiges weissliches , auf Kartoffel ein grau-braunes, auf Fleischbrühe
positiven Befunde, die von V. gemacht wurden, erscheinen keineswegs genügend,
die specifisch-pathogene Bedeutung des Bac. zu legitimiren. Ich für meinen
Theil würde den Streptok. pyog. für den Erreger des Hospitalbrandes halten.
Baumgarten.
^) Soweit sich nach dem mikroskopischen Bilde eine Gleichheit behaupten
lässt, Ref.
,Bacillus der Pe]]agra\ — Bacillen bei Gebirnerkrankungen. 505
ein ebenfalls faltiges Häutclien, unter dem die Fleischbrühe getrübt er-
scheint.
Dieser Mikroorganismus färbt sich ziemlich gut mit den gebräuchlichen
Anilinfarben und widersteht der GRAM'schen Entfärbungsmethode.
Er bildet Sporen und widersteht eine Stunde und länger dem Kochen
und im trockenen Zustand der Temperatur von 135^-145^. Ebenso wider-
steht er eine Stunde lang im Dampftopf einem Druck von 2-4 Atmosphären.
Wird der Bac. direct aus Agarcultnren als wässrige Emulsion subcutan
oder in die Venen von Kaninchen und Meerschweinchen gespritzt, so wirkt
er nicht pathogen. Impft man ihn jedoch in Mais oder Maisbrühe, die vor-
her völlig sterilisirt worden sind, und bringt diese für 3 Tage in den Ther-
mostaten bei 37^, so entwickeln sich in beiden stark giftige Substanzen,
denen die Versuchsthiere in kurzer Zeit unterliegen
In 4 Fällen von Pellagra im ersten Stadium konnte Verf. diesen Mikro-
organismus beobachten*. Machte Verf. kräftige Extracte aus gesundem
Mais und aus solchem, der auf feuchtem Boden aufbewahrt war und in dem
der von ihm beschriebene Bac. in reichlicher Menge vorhanden war, so
fand er, dass erstere absolut ungefährlich waren, letztere dagegen durch-
aus toxisch wirkten. Hieraus schliesst Verf., dass die Pellagra eine chro-
nische Vergiftung durch die toxischen Producte des Bac. bedeutet, und
möchte daher diesen von ihm isolirten Parasiten den Pellagrabac. nennen.
Trambusti.
i) Bacilleu bei (itehiruerkraukuugeu
1220. Cabitto, C, Sull'esame batteriologico del sangue nel delirio acuto
(Riv. dl patologia nervosa e mentale no. 2 p. 56).
1221. Picciniiio, S., Una ricerca batterioscopica sulla corteccia cerebrale
di individui morti con paralisi generale progressiva (Atti d. R.
Accad. med.-chirurg. die Napoli no. 1)
Piccinino (1221) hat eingehende bacteriologische Untersuch-
ungen an den Gehirnen von Paralytikern gemacht, und es gelang
ihm durch eine von ihm angegebene Färbemethode, im Nervengewebe dieser
Kranken Bac. darzustellen, welche sich nie im Gehirn von Nichtparaly-
tikern finden. Die Methode Verf.'s, eine Modification der LusTGARTKN'schen,
ist folgende:
Die Schnitte, welche vorsichtig mit destillirtem Wasser auf die Object-
träger aufgeklebt werden, werden mit Xylol von Paraftin befreit und dann
in eine ziemlich concentrirte Gentianaviolettlösung gebracht, worin sie 24
Stunden bei einer Temperatur von 37*^ und noch weitere 2 Stunden bei 40"
*) Wo? In welchen Theilcn des erkrankten Organismus? — Wenn Verf. an-
nimmt, dass die , Pellagra" eine Vergiftung des Organismus durch die giftigen
Producte des ^Pellagrabac." ist und dass die Bac. diese Gifte durch ihr Wachs-
thuni in dem Maismehl erzeugen, im sich aber für den thierischen Organismus
ino ffensiv sind, so ist doch nicht zu erwarten und anzunehmen, dass die Bac.
sich im Innern des pellagrakranken Menschenkörpors finden werden. Baum'
garten.
506 Bacillen bei Gehirnerkrankungen. — Bacillen bei Darmerkrankungen :
bei der grünen Diarrhoe im Kindesalter.
bleiben. Dann werden die Objectträger wiederholt mit absolutem Alkohol
gewaschen und ^/„ Minute in eine 1,5 proc. Kaliumpermanganatlösung ge-
bracht und schliesslich in eine gesättigte wässrige Lösung von schwefliger
Säure übertragen. In dieser Lösung bleiben die Schnitte nur wenige Se-
cunden, damit sie nicht ganz entfärbt werden, danach kommen sie nach
längerem Verweilen in destillirtem Wasser auf einige Secunden in die Per-
manganatlösung zurück. Die mehrere Male mit absolutem Alkohol getrock-
neten Objectträger werden über der Flamme getrocknet und mit Balsam
eingedeckt.
Gelingt es, die Entfärbung in dem Moment zu unterbrechen, in dem der
Grund noch schwach violett ist, kann man deutlich ziemlich dicke Bac.
unterscheiden, welche doppelt so lang als breit sind, und welche theils ver-
einzelt, bald in Griippen auftreten, theils gerade, theils kommaförmig ge-
krümmt sind, theils V-förmig angeordnet sind und im Intercellulargewebe
besonders zahlreich vorkommen*. Trarnbusti.
Cabitto (1220) hat in 6 Fällen von Delirium acutum das Blut bac-
teriologisch untersucht. In 5 Fällen war der Erfolg negativ. Niu' in einem
Falle hat Verf. einen Mikroorganismus gezüchtet, welcher sich jedoch nach
mehreren Eichtungen von dem kürzlich durch Bianchi und Piccinino^ bei
dieser Krankkeit beschriebenen unterscheidet**. Tramhusti.
l) Bacillen bei Darmerkrankuugen
1222. Cathelilieau, H., Contribution ä l'etude biologique du bacillus viri-
dis de Lesage (Annales de l'Inst. Pasteur t. 10, no. 4 p. 228).
1223. Finkelnsteill, H., Zur Aetiologie der folliculären Darmentzün-
dungen der Kinder (Deutsche med. Wchschr. No. 38 und 39 p. 608
und 627).
Catheliueau(1222) studirte einige biologische Eigenschaften des Bac.
der grünen Diarrhoe im Kindesalter (Bac. viridis Lesage), den er
selbst in zwei Fällen aus Stühlen isolirt hatte. Der Bac. wächst in sehr
einfach zusammengesetzten Lösungen (Recepte s. im Original). Aus Gly-
kose, Lävulose, Lactose bildet er Ameisen-, Essig- und Milchsäure, aus
Galactose auch Bernsteinsäure; Rohrzucker, Mannit, Glycerin greift er wenig
an. In Milch bildet er die genannten Säuren ausser Milchsäure. — Die Cul-
turen fluoresciren und bilden einen grünen Farbstoff, der auch ohne Gegenwart
von Phosphaten entsteht. Es gelang, denselben inThierkohle aus den Culturen
aufzunehmen und aus dieser mit heissem Alkohol auszuziehen. Der Farb-
stoif ist rothbraun, amorph, hygroskopisch, von bitterem Geschmack; bei
*) Ich muss den bacillären Charakter der beschriebenen Foiuien anzweifeln.
Bavmgarten.
t) Jahresber. IX, 1893, p. 325. Red.
**) Wenn wir schon so weit gekommen sind, den Bac. des ..Delirium acutum"
gefunden zu haben, dann wird es gewiss nicht mehr lange dauern, bis wir auch
den Bac. der „Verrücktheit", der „Manie" der „Melancholie" u. s. w. in Händen
haben werden! Solche kritiklose Untersuchungen können der Bacteriologie nur
schaden. Baumgarten.
Bacillen bei der Enteritis follicularis der Kinder. 507
80" wird er syrupös. Unlöslich in Chloroform, Aether, Schwefelkohlenstoff,
Benzin, wird er vom Wasser leicht, von Alkohol nnd Aceton nur in der
Wärme gut gelöst. Die Lösungen reagiren neutral auf Lackmus, färben
sich mit Alkalien grün, entfärben sich bei Säurezusatz. Die Zusammen-
setzung ist etwa C^Hj^O^. Frösche sterben nach subcutaner Injection des
Farbstoftes; eine deutliche Wirkung auf das Froschherz war nicht bemerkbar.
Abel.
Fink elusteiu (1223) ist geneigt, in einem Bac. der Coligruppe den Er-
reger der „Enteritis follicularis" der Kinder zu sehen. Er begreift
unter diesem Namen eine Erkrankungsform, welche sich klinisch kenn-
zeichnet durch kurze prodromale Diarrhoeen, darauf folgende zahlreiche
schleimige, blut-und eiterdurchsetzte Stuhlentleerungen, schliesslich oft ohne
fäkulente Beimischungen, Tenesmus, manchmal Fieber, mehr oder weniger
ausgesprochene Beeinflussung des Allgemeinbefindens. Pathologisch-
anatomisch findet sich deutliche Schwellung der Darmfollikel mit Neigung
zur Ulceration, die zu ausgedehnten Verschwärungen führen kann. Darm-
katarrh mit Tendenz zu Hämorrhagien, vorwiegende Beschränkung auf
Colon und unteren Dünndarm, doch sind bei acutem Verlauf auch die oberen
Darmpartien ergriffen. Die Atfection ist infectiöser Natur ; F. sah von einem
ins Krankenhaus gebrachten Fall aus sich andere Kinder inficiren. Der
die Krankheit erregende Mikroorganismus muss sowohl eine Schleimhaut-
reizung bedingen, als auf den ganzen Körper toxisch wirken können, da in
den einzelnen Fällen bald die lokalen, bald die Allgemeinerscheinungen im
Vordergrunde stehen. In mehr als 50 Fällen der Aff'ection fand F. stets
einen Bac. in denDejecten, der diesen beiden Anforderungen Thierversuchen
zufolge genügt; es war auch das einzige Bacterium, das sich constant in
jedem Falle vorfand. Der Mikroorganismus ist dem Bact. coli äusserst ähn-
lich. Er unterscheidet sich aber von diesem durch Verschiedenheiten in
derCultur und in der Pathogenität. Seine Colonien auf Gelatine sind trans-
parenter als die Colicolonien, nicht so gross wie diese, weniger gezackt,
häufig ganz rund (besonders in frischen Culturen). TiefliegendeColonien zeigen
stets und früher als Coli eine concentrische Zeichnung. Milch gerinntschneller
und mit breiterer Serumzone. Auf Kartoffeln entstehtein rahmartiger, weisser
bis grauweisser, feuchter Ueberzug, durchsetzt mit reichlichen Gasblasen.
Beim Thierversuch liegt der Hauptunterschied darin, dassderF.'sche Bac. bei
der Verfütterung an Mäuse diese nach 5-6 Tagen unter Erscheinungen von
Darmkatarrh u. s. w. (ganz wie sie der LoEFFLEn'sche Mäusetyphus hervor-
bringt !)tödtet. Coliculturen tödten Mäuse, per os applicirt, nicht, wie schon an-
dere A utoren und F. selbst noch eigens durch Versuche mit sieben St ä mmen von
Bact. coli nachgewiesen liaben. F. reclinet nach der Thierpatliogenität
seinen Bac. in die (^ruppe der Septikaemia haemorrhagica ein. Dass der-
selbe der Erreger der Enteritis follicularis ist, hält er schon auf Grund des
Constanten Vorkommens in den Dejecten bei dieser Aftection für wahrschein-
lich. Freilich Innd der Bac. sich auch bei anderen Darmerkrankungen;
aber bt-i den meisten derselben entwickelte sich später die charakteristisdie
J)ickdainiaffecti(>n. Niclit nur bei Mäusen setzte der Bac. deutliche Daruh
508 Bacillen bei Fleischvergiftungen.
erkrankungen, sondern auch bei grösseren Thieren, zumal wenn dem infi-
cirten Futter gepulvertes Glas beigemengt worden war ; auch Ulcerationen
im Rectum traten dabei auf. Dass der Bac. toxische Substanzen bildet, er-
wähnt F. nur kurz ; sie sollen in den Bacterienleibern enthalten sein. Beim
Menschen scheint (wie bei Mäusen) auch eine Aufnahme des Bac. vom Darm
aus in andere Organe vorzukommen, wodurch metastatische hämorrhagisch-
eitrige Localisationen in denselben bedingt werden* (Pneumonien, Pleuri-
tiden, Empyeme, Niereneiterungen). Abel.
rj) Bacillen bei Fleischvergiftungen
1224. van Ermeugem, E., Untersuchungen über Fälle von Fleischver-
giftung mit Symptomen von Botulismus (Ctbl. f. Bacter. Bd. 19 p.
442). — (S. 509)
1225. Hamburger, H. J., Bijdrage tot de bacteriologie der vleeschver-
giftiging. Bacillus cellulaformans [Beiträge zur Bacteriologie der
Fleischvergiftung. Bacillus cellulaformans] (Nederl. Tijdschr. v.
Geneesk. Bd. 2 p. 161).— (S. 510)
1226. Kaensche, C, Zur Kenntniss der Krankheitserreger bei Fleisch-
vergiftungen (Ztschr. f. Hygiene Bd. 22 p. 53). - (S. 508)
1227. Silberschmidt, W., Ueber eine Fleischvergiftung (Correspdzbl.
f. schweizer Aerzte. No. 8). — (S. 509)
In Breslau erkrankten über 80 Personen nach Genuss von Fleisch einer
Kuh, welche wegen Durchfalls und Fiebers nothgeschlachtet worden war,
mit Erbrechen, Diarrhoeen, Fieber, Mattigkeit, Herpeseruption. Kein Exan-
them, kein Todesfall. Das Fleisch war vom Thierarzt für ungeniessbar er-
klärt und zur Vernichtung bestimmt worden, aber trotzdem auf den Markt
gelangt. Kaensche (1226) untersuchte Stücke des verdächtigen
Fleisches und fand darin in Reincultur eine besondere Bac.-Art. Mäuse,
mit dem Fleische gefüttert, erkrankten bereits nach 3-4 Stunden mit pro-
fusen Diarrhoeen und darauffolgender Lähmung der Hinterbeine; nach 12
bis 32 Stunden waren sie todt. Die Section ergab Füllung des Dünndarmes,
dessen Wand rosaroth gefärbt und mit einzelnen Blutmengen durchsetzt
war, mit gelblicher Flüssigkeit, Dickdarm voll flüssigen Inhaltes, Schwellung
der Milz, in den Organen zahlreich die aus dem Fleisch cultivirten Bac.
Gefütterte Hunde und Katzen erkrankten nicht. Der isolirte Bac. gleicht
in seinem Verhalten dem von van Eemengem in einer Epidemie von
Fleischvergiftung^ gefundenen. Er ist sehr ähnlich auch dem Gäkt-
ner' sehen Bac. enteritidis, aber im Wachsthum auf Gelatine von
diesem etwas verschieden ; auch sind einige Differenzen in der Wirkung
auf Versuchsthiere aufzufinden. Der GÄRXNER'sche Bac. hatte bei den in-
ficirten Personen auch Hauterkrankung bewirkt, der K.'s nicht. Jedenfalls
stehen sich beide Bac.-Arten ausserordentlich nahe. Der Bac. K.'s inficirte
*) Ich halte die specifisch-pathogene Bedeutung des gefundenen Bac. durch
die Resultate des Verf. 's für nicht genügend erwiesen. Baumqarten.
>) Zu Moorseele, vergl. Jahresber. Vin, 1892, p. 285. Ref.'
Bacillen bei Fleischvergiftungen. 509
Versuchsthiere auch bei subcutaner, intravenöser etc. Einimpfung-. Aufge-
kochte Bouillonculturen in Dosis von i,0 ccm Mäusen intraperitoneal bei-
gebracht wirkten tödtlich; Zeichen einer starken Enteritis traten auch
schon nach geringeren Dosen ein. Abel.
Aus einem Schinken, dessen Genuss Menschen unter den Erscheinungen des
B 0 1 u 1 i s m u s hatte erkranken lassen , isolirte van Er mengem (1224) einen
anaeroben Bac, „Bac. botulinus" genannt, den er auch aus der Milz
eines nach Genuss des Schinkens gestorbenen Menschen züchten konnte
und den er als den Erreger der Vergiftungserscheinungen ansieht. Der beweg-
liche, mit zahlreichen Geissein versehene grosse Bac. bildet Sporen, ver-
flüssigt Gelatine, riecht in Culiuren schwach ranzig. Er ist für zahlreiche
Thierarten pathogen, vermehrt sich nicht (wenigstens so lange die Thiere
leben) in den Geweben* und wirkt durch ein Toxin. Die Erscheinungen,
welche nach einer Infection mit dem Bac. bei Thieren auftreten, sind sehr
ähnlich denen des Botalismus beim Menschen. Sie gleichen denen, welche
sich nach Verfütterung des Schinkens oder Verimpfung einer wässrigen
Maceration desselben besonders bei der Katze, der Taube und auch bei
Kaninchen, Meerschweinchen und Affen einstellten: Mydriasis, Aphonie,
Aphagie, Paresen u. s. w. — Die Publication ist in Form einer vorläufigen
Mittheilung gehalten, bringt keine Details. Abel.
Silberschmidt (1227) studirte eine kleine Epidemie von Fleischver-
giftung. In einer Familie im Kanton Thurgau erkrankten 12-24 Stunden
nach Genuss von geräuchertem Schweinefleisch 7 Personen mit Erbrechen,
heftigen Diarrhoen, Leibschmerzen, Fieber, allgemeiner Mattigkeit, Ein
4jähriges Kind starb. Nachforschungen ergaben, dass das Fleisch von einem
Ferkel stammte, das etwa G Wochen vorher wegen „Magendarm-Katarrhes"
auf Eath eines Thierarztes geschlachtet worden war. Das Fleisch war erst
gesalzen, dann geräuchert und zum ersten Male war von ihm an dem Tage,
an welchem die Erkrankungen auftraten, genossen worden. Die Unter-
sucliung des Stuhles einer kranken Person führte zu keinem Resultate;
ebenso wenig die Verfütterung von Proben des verdächtigen Fleisches an
Versuchsthiere. Das Fleisch wurde derart bacterioskopisch untersucht, dass
zunächst Stückchen desselben in Bouillon geworfen und aus der Bouillon
nach 24stündiger Bebrütung bis 370Culturen auf festen Nährböden ange-
legt wurden. Dabei ergab sich, dass fast in Reincultur ein Organismus
wuchs, der die grösste Aehnlichkeit mit dem GÄRTNER'schen Bac. enteri-
tidis hat. Es handelt sich um ein sehr kurzes, ziemlich plumpes Stäbchen,
ohne charakteristische Gruppirung inCulturen, mit lebhafter Eigenbewegung
und meist 4, seltener ü-8 seitlichen langen Geissein. Wachsthum am üppigsten
bei 37", auch anaerob, aber schwächer als aerob. Nach Gram nicht dar-
stellbar; bei schwacher Färbung mit Anilinfarben die Mitte des Bac. oft
schwächer gefärbt als die Pole. Keine Sporenbildung. Abtödtuug durch
*J Wenn er sich aber nicht in den Geweben vermehrt, wie kann er dann
durch ein Toxin wirken? Man wird nur sagen können, dass die von dem Bac.
auf todton organischen Substanzen gebildeten Stofle giftig wirken. Baum-
(jarten.
5lO Bacillen bei Fleisch Vergiftungen.
Erwärmen auf 58°. Auf Gelatine Entwicklung ohne Verflüssigung im Typus
des Bac. lactis aerogenes. Gutes Wachsthum auf Agar, auf Kartoffel, in
Bouillon. Ueppige Gasbildung in Traubenzuckerbouillon. Milch wird nicht
zur Gerinnung gebracht. Mäuse starben bisweilen nach subcutaner Injec-
tionbeträchtlicherBouillonculturmengen; nähere Angaben über dieSections-
befunde fehlen. Meerschweinchen gingen nach intraperitonealer Einspritzung
grosser Dosen (3-5 ccm)Bouilloncultur an Peritonitis ein, subcutane Applica-
tion gab Abscesse. Kaninchen waren nicht zu inficiren. — Verf. nimmt an, dass
der von ihm isolirte Bac. analog den in zahlreichen anderen Fleischvergif-
tungen gefundenen ähnlichen Bac, die Ursache der Fleischvergiftungen, die
alsinfectionen aufzufassen seien, gewesenist. Der „ Magen darmkatarrh" des
das Fleisch liefernden Thieres sei als eine Infection mit dem Bac. aufzu-
fassen*, der das spätere Pökeln und Eäuchern überstanden habe. — Be-
merkenswerth ist es, dass auch Personen, welche von dem Fleische nur in
gekochtem Zustande genossen hatten, mit Diarrhoen u. s. w. erkrankten**.
Es gelang nicht, mit aufgekochten wässrigen Auszügen des Fleisches toxische
Wirkungen bei Thieren zu erzielen, doch ist es ja nicht unmöglich, dass die
Empfindlichkeit des Menschen gegen etwaige im gekochten Fleische vor-
handene Giftstoffe, die mau wohl als Stoffwechselproducte der angeschuldigten
Bacterien denken muss, eine höhere ist als die der benutzten Versuchsthiere.
Abel.
Hamlbiirger (1225) untersuchte Reste von gekochtem Fleisch,
welches im Utrecht'schen Diakonissenhaus bei vielen Personen, sowohl ge-
sunden als kranken, Diarrhoe verursacht hatte. Er fand in diesem Fleisch
1-1,5 /* lange, 0,4 /U- breite Bac. ohne Eigenbeweglichkeit, auf den gewöhn-
lichen Nährmedien, sowie auf gekochtem Rinder-, Kalbs- und Pferdefleisch
üppig wachsend, Nährgelatine nicht verflüssigend. In Fleischculturen war
Ammoniakbildung deutlich. In Bouillonculturen bildeten die Bac. starke
oberflächliche Kahmhäute, während die Culturflüssigkeit sich fast gar nicht
trübte. Ob der Bac. Sporen bildet, wird nicht angegeben.
Weisse Mäuse, welche mit künstlich inticirtem Fleisch gefüttert wurden,
bekamen Diarrhoe und gingen nach 2-4 Tagen zu Grunde. Bei der Section
wurde Darmkatarrh, fettige Degeneration der Leber und der Nieren ge-
funden, während sowohl im flüssigen Inhalt des Darms, als in der Milz die
einverleibten Bac. vorgefunden wurden.
Die subcutane Injection tiltrirter Bouilloncultur veranlasste beim Hunde
Apathie und Diarrhoe. Erhitzung auf 100*^0. nahm dem Filtrat diese Eigen-
schaft. Meerschweinchen und Kälber zeigten sich immun.
H. glaubt in diesem Bac. einen bisher unbekannten, für den Menschen
*) Es ist aber aus den Angaben nicht zu ersehen, ob der Nachweis geliefert
ist, dass der betreffende Bac. sich im Magendarmkanal der betreffenden Thiere
befunden habe. Baumgarten.
**) Hiernach wird es sehr wahrscheinlich, dass nicht die gefundenen Bac,
sondern im Fleische vorhandene giftige Substanzen, die möglicherweise
ganz anderen Bac, als den gefundenen, ihre Entstehung verdanken, die eigent-
liche Ursache der Erkrankung sind. Baumgarten.
Bacillus einer (secundären) liÜDiorrliagisclieii Infection. 511
Neuer ,Pneumoniebacillus'.
pathogenen Bac. gefunden zu haben, .^ essen pathogene Eigenschaften den-
jenigen der Proteusarten Hauser's gleichen. Eine ausführlichere Mitthei-
lung wird versprochen*. Spronck.
^) Bacillus einer (secundären) hämorrhagischen Infection
1228. Babes, V., und E. Pop, Ueber Pustula maligna mit secundärer
hämorrhagischer Infection, verursacht durch einen specifischen Ba-
cillus (Deutsche med. Wchschr. No. 4 p. 49).
Babes und Pop (1228) beschreiben einen Fall von Milzbrandinfection
beim Menschen, in dem die Milzbrandbac. sich nur in dem am Nacken ge-
legenen Karbunkel nachweisen Hessen, während sie in den inneren Organen
fehlten. Ein nekrotisch-hämorrhagischer Heerd im Jejunum, mul-
tiple Hämorrhagien in der Umgebung der Pustel, in den Pleuren, Lungen,
Nieren, im Peritoneum und in der Darmschleimhaut waren auf die Invasion
des Körpers durch einen von der Pustel aus eingedrungenen, an allen ge-
nannten Stellen in Menge und zwar fast überall in Reincultur nachweis-
baren Bac. zurückzuführen. Derselbe ähnelt in Grösse, Beweglichkeit und
culturellem Verhalten im Ganzen dem Bact. coli, verflüssigt aber die Gela-
tine, bildet auf Agar dünne, durchsichtige Ueberzüge mit fingerförmigen
Zacken. Die Stäbchen „quellen leicht auf und bilden zugleich reich-
liche Zwischensubstanz". Reinculturen des Bac, auf Thiere verimpft,
verursachen „hämorrhagische Septikämie, bei acuter Wirkung auch hä-
morrhagische Entzündung der serösen Häute, und in Fällen, wo das Thier
länger am Leben bleibt, Abscesse, chronische Entzündung und Pigmentiruug
der Leber, sowie chronische Nephritis, immer aber mit Neigung zu Hämor-
rhagien". Dem Eindringen dieses Bac. ist nach Verff. „die Schwere und
der tödtliche Ausgang der Erkrankung zuzuschreiben". Der Milzbrandl)ac.
war bei der Section in der Pustel am Nacken nur noch mikroskopisch wahr-
zunehmen, nicht mehr culturell aus ihr zu gewinnen. Vielleicht kommt es
öfter vor, dass der Tod nach dem Auftreten eines Milzbrandkarbunkels
nicht durch eine Verallgemeinerung der Milzbrandinfection oder die Wir-
kung von Toxinen der Milzbrandbac, sondern durch eine vom Primärheerd
ausgehende Secundäriufection statthat. Abel.
i) Neuer ,Pueumoniel)acillus'
Vl'lS). Müller, Johannes, Schwefelwasserstoff bildender Bacillus als Er-
reger von Pneumonia crouposa (Ctbl. f. innere Med, No. 26 p,.665).
J. Müller (1229) nahm in einem Falle von Pneumonia crouposa
einen starken Geruch des sauren trüben Harnes, als er einige Stunden lang
stand, nach Schwefelwasserstoff wahr. Er fand im Harne in grosser Menge
stäbchenförmige Bacterien von 2-4 n Länge, vielfach in Haufen zu-
*; Hoffentlich wird diese ausführliche Publication die sehr erbeblichen Zweifel,
welche die vorläufige Mittheilung von der pathogenen Bedeutung des obigen
Bac. aufkommen lässt, beseitigen. Baumyartcn.
512 Bacillen bei Nephritis. — LoEFFLKR'scher Bacillus typhi muriuni.
sammenliegend und schwach beweglich. Die gleichen Bacterien fanden sich
auch im Sputum und nach dem Tode des Patienten im Blute (vorher nicht
untersucht). Der kurzen Beschreibung zufolge wachsen die Bac. auf Gela-
tine und Agar als weisslicher, schwach schillernder, ganz dünner Rasen.
Sie verflüssigen Gelatine nicht, bilden in der Tiefe der Gelatineröhrchen
Gas, bei Zusatz von Kupfersulfatlösung zum Nährboden Schwefelkupfer. —
Die Erkrankung der Lunge, eine ausgesprochene Pleuropneumonie, hatte
sich nach drei Wochen langer Prodromalzeit entwickelt. Ob ausser den
beschriebenen noch andere Bacterien sich in den erkrankten Lungenpar-
tien fanden, findet man nicht angegeben*. Abel.
x) Bacillen bei Nephritis
1230. Orixomi, G., Su di un nuovo bacillo polimorfo riscontrato in un
caso di nefrite suppurata da calcolosi (Riforraa med. no. 235-237
p. 111,122, 134).
(xrlxomi (1230) hat in einem Fall von eitriger Nephritis, die sich
an ein Steinleiden anschloss, einen Bac. inEeincultur isolirt, den er „Bac.
polymorphus" nennt. Dieser 1-20 fi lange Bac. ist unbeweglich und färbt
sich gleichmässig auf der ganzen Oberfläche. Er entfärbt sich nach Geam
und gedeiht auf den gebräuchlichsten Nährböden. Er verflüssigt Gelatine
nicht. Alkalische Fleischbrühe wird durch den Bac. nicht getrübt, aber er
bildet darin schnell zu Boden fallende Flöckchen und später auf der Ober-
fläche eine dünne, aber widerstandsfähige Haut. Auf Agar vermehrt er
sich kräftig und bildet in kurzer Zeit eine weissliche, feuchte und sehr
dichte Colonie. 18 Stunden nach der Impfung auf Kartoffeln bilden sich
an allen Stellen, die die Platinnadel gestreift hat, glänzende, bräunliche
Färbungen, die sich nach und nach auf die ganze Oberfläche der Kartoffel
verbreiten. 30 Stunden nach der Impfung bilden sich kleine, erhabene,
rundliche Colonien, die ebenfalls bräunliche Farbe haben, welche aber heller
als die der Kartoffel ist.
Milch bringt der Bac. nicht zur Gerinnung. Er wächst weder in saurem
noch alkalischem Urin, auch nicht in sterilisirtem Wasser.
Der „Bac. polymorphus" tödtet Mäuse, die mit Agarculturen geimpft
werden, in 30 Stunden. Die Meerschweinchen zeigten selbst starken sub-
cutanen Dosen gegenüber grosse Resistenz ; auch auf Tauben und Kanin-
chen wirkt der Bac. nicht pathogen. Tranihiisti.
X) Loef fler'scher Bacillus typhi muriuni
1231. Mereschkowsky, S. S., Feldversuche, angestellt zur Vertilgung
der Mäuse mittels des aus Zieselmäusen ausgeschiedenen Bacillus
(Ctbl. f. Bacter. Bd. 20 p. 85 u. 176).
*) Es fehlt also eigentlich alles, was erforderlich wäre, um die gefundenen
Bac. als „Pneumoniebac." zu charakterisiren. Baunigarten.
LoEFFLER'scher Bacillus typhi muriuiu. 513
Bacillus der ,Mäu;?ephlegmone'.
12B2. Schmidt, J., Erfahrungen über die Wirksamkeit des Loeffler'-
schen Mäusetyphusbacillus (Ber. ü. d. Veterinärwesen im Kgr. Sachsen
1895 p. 54).
Mereschkowsky (1231) versuchte, ähnlich wie Loeffler^ mit dem
Bac. typhy murium, die Mäuseplage auf den Feldern durch Infection der
Thiere mit einem Bac. aus der Gruppe des Mäusetypliushac. zu bekämpfen,
den er aus spontan erkrankten Zieseln gezüchtet hatte. Als Köder benutzte
er einen aus Bouillonculturen des fraglichen Bac. und Mehl gekneteten Teig,
welcher von den Mäusen sehr gern angenommen wurde. Im Ganzen waren
die Erfolge zufriedenstellend. Wenn genügende Mengen Teig ausgelegt
worden waren, gingen die Mäuse zahlreich ein. Der Infectionsstoff erhielt
sich lange wirksam, wiu^de auch durch inficirte Mäuse weiter auf nicht mit
Teig belegte Felder verschleppt. Abel.
J. Schmidt (1232) hat aus dem pathologischen Institut der thierärztlichen
Hochschule zu Dresden vom 1. October 1895 bis I.April 1896 3063 Cul-
turen des Mäusetyphusbac. an Landwirthe abgegeben. Die Culturen
waren vorher im Laboratorium sämmtlich geprüft, und bei den an 81 Mäusen
angestellten Infectionsversuchen war nicht ein einziger Misserfolg beobachtet
worden. — Behufs Gewinnung eines Ueberblickes über die Wirksamkeit
der abgegebenen Culturen wurde bei 50 Abnehmern Umfrage angestellt,
worauf 42 Antworten einliefen. 15 derselben (35,7°/^,) berichten über sehr
gute, theil weise sogar glänzende Resultate. 15 (35,7^/q) sind zufrieden,
aber nicht ganz sicher, ob nicht andere zufällige Einflüsse (Witterungs-
wechsel, Giftlegen u. s. w.) ebenfalls mitwirkten. 12 (28,6"/q) sprechen sich
direct ungünstig aus. Von mehreren der letzteren ist unrichtige Verwend-
ung der Culturen, lange AutTaewalirung bekannt geworden, worauf sich die
Misserfolge zurückführen lassen. Johne.
ft) Bacillus der ,MsiiisepliIegmoue'
1233. Kicker, (x., Der Bacillus der Mäusephlegmone (Fortschr. d. Medicin
Bd. 14, No. 12 p. 449 u. No. 13 p. 489).
Aus der Pyometra einer weissen Maus isolirte Kicker (1233) eine als
„Bac. der Mäusephlegmone" von ihm bezeichnete Mikroorganismen-
art. Es handelt sich um lebhaft bewegliche Bac, ungefähr von der Grösse
der Mäuseseptikämiebac, die nach Gram nicht, sonst leicht färbbar sind,
bei gewöhnlicher und Körpertemperatur auf den gebräuchlichen Substraten
gedeihen. Beim Studium des Bac. fand sich zuerst niemals Eiterung, wenn
Culturen Mäusen subcutan beigebracht wurden ; nur erysipelatöse Rötliung
und Scliwellung war um die Impfstelle zu bemerken. Plötzlich gab aber
eine Cultur kolossal starke Eiterungen bei Mäusen. Es ergab sich, dass die
Virulenz der Culturen sehr schwankend war niul dass avirulente, erysipel-
erregende und Eiterungen producireiide Generation mit einander abwech-
selten. Auch in den Culturen zeigten sicli erhebliche Unterschiede: Beide
») Jahresber. VIII, 1892, p. 312. Rof.
Baumgarten's Jahresbericht XII 33
514 »Bacillus des Kaninclieneiters^
Virulenzformen, die erj^sipel- und die eitererregende Variation des Bac.
wuchsen in coliartigem Typus auf der Gelatine. Die eitererregende Form
bildete in der Tiefe der Gelatine braune Colonien mit einer braunen
Verfärbung des Substrates in deren Umgebung und vermochte Milch zur
Gerinnung zu bringen, während die Erysipel veranlassende Spielart weder
Farbstoff in Gelatineculturen bildet, noch Milch gerinnen macht. Trotz
dieser Differenzen hält E. beide Formen nur für Varietäten der gleichen
Art^. Die pathogene Wirkung auf Mäuse documentirt sich als eine Durch-
wucherung der Haut an der Impfstelle durch die Bac, starke Eiterbildung
bei der dazu fähigen Spielart, ausgedehnte Nekrose der Leber um dichte
in den Gefässen liegende Bac.-Haufen, Milzhyperplasie , hämorrhagische
Infiltrationen der Lungen. Die pathologisch-anatomischen Befunde werden
sehr eingehend beschrieben. — Die gleichen Bac. hat R. noch achtmal in
Abscessen von Mäusen gefunden. Bei Kaninchen lassen sich experimentell
Abscesse mit ihnen erzeugen. Abel.
v) ,Bacillns des Kauiuclieueiters'
12B4. Lexer, E., Osteomyelitisexperimente mit einem spontan bei Ka-
ninchen vorkommenden Eitererreger (Archiv f. klin. Chir. Bd. 52,
No. 3 p. 576).
1235. Schimnielbuscli, C, und Mühsam, Ueber eine spontane eitrige
Wundinfection der Kaninchen (Ibidem Bd. 52 p. 564).
Aus spontan entstehenden Abscessen bei Kaninchen züchteten
Schimniell)usch und Mühsam (1235) eine Bacterienart, welche in ßein-
cultur vorhanden war, leicht gezüchtet werden konnte und in Culturen auf
Kaninchen verimpft, bei diesen wiederum Abscesse hervorruft. Der Mikro-
organismus ist ein äusserst kurzes Stäbchen ohne Eigenbewegung, nach
Gkam nicht färbbar. Auf Agar ist er cultivirbar, auf Gelatine selbst nicht
bei Bruttemperatur. Bei 37^ soll er am besten gedeihen, bei welcher nied-
rigsten Temperatur er noch fortkommt, findet sich nicht angegeben. In
Bouillon bildet er einen zähen Bodensatz ohne Trübung des Fluidums, ob
er in Milch gedeiht, ist fraglicli; auf Kartoffeln wächst, er nicht, dagegen
auf Brotbrei. Gegen Austrocknung sind die Culturen sehr empfindlich. Nach
subcutaner Verimpfung an Stellen mit lockerer Subcutis entstehen bei Ka-
ninchen Abscesse mit gelblichweissem, zähen Eiter. In diesem finden sich
nur wenige Bac, zahlreicher sind sie in den phlegmonös frisch infiltrirten
Partien. Erfolgt die Einimpfung an Körperstellen mit festerem Unterhaut-
gewebe, so verläuft die Infection chronisch, Eiterung und Tod treten langsam
') Ref. hätte gewünscht, dass zu überzeugender Demonstration dieser Iden-
tität genaue Vex'suchsprotocolle über die Variationen in bestimmten von einer
isolirten Colonie auf der Platte aus gezüchteten Culturenreihen vom Verf. ge-
geben worden wären. Auch wenn man gern die Richtigkeit der R.'schen Be-
obachtungen anerkennen möchte, wird man beim Fehlen der exacten Beweis-
führung schwarz auf weiss den Verdacht nicht los, dass es sich vielleicht doch
um Mischculturen gehandelt hat, in denen bald diese, bald jene Species über-
wog. Ref.
jBacillus des Kaninclieneiters'. — Bacillen bei Lungenseuclie. 515
Literati' r.
ein, das Gewiclit der Tliiere nimmt dabei stark ab. Entleerung der Abscesse
führt zur Heilung. Bei tüdtlicli verlaufenden Fällen fanden sich Pneumonie,
Hämorrliagien in den Lungen, eitrige Pleuritis und Peritonitis, Leber-
hyperämie und -abscesse, Nephritis; nicht in jedem Falle finden sich alle
diese Erscheinungen, aber einzelne davon. In alten Bouillonculturen und
bei Erwärmung auf 52^ eine halbe Stunde lang verloren die Bac. ihre
Virulenz. Abel.
Lexer (1234) versuchte mit dem ,Bacillus des Kanincheneiters-
Schimmelbusch' an jungen Kaninchen experimentell eine der menschlichen
Osteomyelitis ähnliche Local-Erkrankung zu erzeugen. Es fanden sich nie-
mals spontan entstandene Eiterungen im Knochenmark, sondern als einziger
coustanter Befund eine starke dunkle Röthung desselben mit feinen punkt-
förmigen, graugelben Heerden, die besonders an den breiteren Diaphysen-
enden makroskopisch zu erkennen waren, und mikroskopisch aus heerd-
förmig angeordneten Rundzellenhaufen bestanden; in den acut verlaufenden
Fällen waren häufig kleine Blutungen zu sehen. Zu weiterer Entwicklung
einer Eiterung in diesem entzündeten Mark kam es von selbst niemals ; bei
vorhandenen Gelenkeiterungen konnten keine ostitischen Heerde nach-
gewiesen werden.
Auch durch directe Injection des Bac. in's Knochenmark wurde nur eine
streng begrenzte Eiterung erreicht. Nach vorausgegangenem Trauma (Frac-
tur oder Beklopfen des Knochens) wurde allerdings durch intravenöse In-
fection eine Osteomyelitis erzeugt, die infolge Progredienz der Eiterung,
Propagation in die benachbarten Muskelinterstitien, Zerstörung des Periosts,
Nekrose des Knochens mit Neubildung einer Knochenschale das charakte-
ristische Krankheitsbild lieferte.
Diu'ch Mischinfection des Bac. mit dem Staphylok. aur. gelang es, spon-
tane Eiterung im Knochenmark zu erhalten ; dieselbe zeigte indes keine
Tendenz zur Progredienz. Injection des Bac. 3 Tage nach der Staphylok.-
Infection ergab ein dem vorigen ähnliches Bild, mit dem Unterschied, dass
sich zahlreiche Gelenke vereitert fanden. Nachträgliche Infection mit dem
Staphylok. aur. nach vorgängiger Injection des Bac. erwies eine günstige
Wirkung der durch den Bac. bewirkten entzündlichen Veränderungen im
Knochenmark auf die Ausdehnung einer Eiterung, wenn dieselbe durch die
Localisation des Staphylok. angeregt wurde. Ziemke.
I) Bacillen bei Limgenseiiche
(,Pneumobaeillus liquefaciens bovis')
Referenten: Prof. Dr. A.(iuillel)eau (Bern), Med.-Uath Prof. Dr. A. Johne
(Dresden).
ri.'Ul. Ai'loin^, S., Remarques sur revolution des lesions de laperipneu-
monie contagieuse du boeuf (Bull, de la Soc. centr. de Med. veter.
t. 50 p. 4:52). — (S. 5 IG)
12H7. Arloiiil?, S., Sur le pouvoir bactericide du st'rum sanguin d'une
genisse inuculee avec une grande quantite de serosite peripneumo-
33*
516 Bacillen bei Lutigenseuche. Literatur.
Aetiologische Bedeutung des Pneumobacillus liquefaciens.
nique, a l'egard du pneumobacillus liquefaciens bovis (Ibidem p. 437).
— (S. 517)
1238. Arloing, S., Zu den von Eossignol geschilderten Versuchen über
Lungenseuche in Pouilly-le-Fort (Ibidem p. 496). — (S, 519)
1289. Arloiiig, S., Berichte über das Pneumobacillin und seine Verwen-
dung bei der Lungenseuche (Ber. über d. Verhandl. d. 6. internation.
thierärztl. Congr. zu Bern p. 367). — (S. 517)
1240. Arloillg, S., Bericht über das Pneumobacillin und seine Verwen-
dung bei der Lungenseuche (Ibidem p. 347). — (S. 517)
1241. Ellinger, R., Die bisherigen Erfolge des Kampfes gegen die
Lungenseuche in den europäischen und aussereuropäischen Staaten
(Berliner thierärztl. Wchschr. No. 27 p. 315). — (S. 520)
1242. Jahresbericht iiher die Yerhreitung der Thierseiichen
im Deutschen Reiche i. J. 1895 : Lungenseuche. — (S. 520)
1243. Leistikow, J., Versuche zur Gewinnung von Lungenseuchelymphe
durch Impfung von Kälbern (Archiv f. Thierheilk. Bd. 22 p. 1). —
(S. 519)
1244. Lignieres, J., Le pneumobacillus liquefaciens bovis, böte habituel
du poumon sain (Bull, de la Soc. centr. de Med. veter. t. 50 p. 563).
— (S. 516)
1245. Liingenseuchetilgiiug uud Limgenseucheimpfung (Ber.
über d. Verhandl. d. 6. internation. thierärztl. Congr. zu Bern
p. 3). — (S. 520)
1246. Rossigiiol, H., Experiences sur la peripneumonie portant sur des
essais comparatifs d'inoculations preventives faites d'apres les me-
thodes Arloing et Willem (Recueil de Med. veter. t. 73 p. 370).
— (S. 518)
Ligniferes (1244) stellte fest, dass der ,Pneumobac. liquefaciens
bovis' (Arloing)\ den sein Entdecker als Ursache der Lungenseuche be-
trachtete, ein gewöhnlicher Bewohner der Bronchien gesunder
und kranker Einder ist. Der Nachweis dieses Bac. in einer beliebigen
Lunge gelingt am besten, wenn man die Lungen nach dean Tode 2-3 Tage
lang liegen lässt und dann unter Beobachtung der nöthigen Vorsichts-
maassregeln einen Bronchus eröifnet, umihn mit2-3 ccmsterilisirten Wassers
auszuspülen. Das Spülwasser wird mit einer sterilen Pipette wieder auf-
gefangen und in diesem Proberöhrchen während 1-2 Tage bei einer Tem-
peratur von 18-20^ C. stehen gelassen. Nach dieser Zeit kann man ver-
mittels Gelatineplatten eine sehr grosse Zahl von Individuen der betreffen-
den Bac. nachweisen. Ouillebemi.
Arloing (1236) hat versucht, den Eintritt und den Charakter der
Nekrose bei der Lungenseuche genauer zu erforschen. In weniger
als 50 Tagen können bei dieser Krankheit faustgrosse Sequester in der
Lunge, umgeben von 1 ccm dicken, liarten fibrösen Kapseln, auf deren
1) Jahresber. X, 1894, p. 117. Ref.
Bacillen bei Lungenseuche. Iu>munisirung.sversuche. 517
Das ,Pneumobacillin' als Diagnosticum.
inneren Fläche eine namhafte Menge breiiger Zerfallmasse liegt, entstehen.
Der eine Sequester hatte eine blassgraue Farbe, ähnlich derjenigen des
Glaserkittes, der andere, gleich alte, zeigte lebhaft blaurothe Läppchen,
umgeben von helleren Scheidewänden. Aus der Farbe und Consistenz der
Sequester ist es ganz unmöglich Rückschlüsse auf das Alter der Verände-
rungen zu ziehen.
Die histologische Untersuchung des hellgrauen Sequesters zeigt eine
durch Einlagerung von Exsudat bedingte ausserordentliche Anschwellung
der Interstitien, mit vollständiger Compression der Alveolen, in denen kein
Platz für ein Exsudat übrig geblieben war. Im roth gefärbten Sequester
waren die Interstitien auch geschwollen, aber die nur wenig comprimirteu
Alveolen enthielten viel zellenarmes, fibrinöses Exsudat. Guüleheau.
Aiioing (1237) prüfte die Wirkung des Blutserums eines gegen
Lungenseuche hoch immunisirten Rindes auf den ,Pneumobac.
liquefaciens bovis'. Das junge Rind, welches das Serum lieferte, hatte
in der Zeit von 5 Monaten 800 ccm seröser Flüssigkeit aus der Lunge
lungenseuchekrauker Thiere erhalten. Schliesslich vertrug dasselbe ganz
gut eine einmalige Injection von 20 ccm dieses Serums.
Das Blutserum des immunisirten Thieres in der Menge von 3 cg zu 2 ccm
einer Aufschwemmung einer Bac.-Cultur auf Agar in Bouillon oder 7^/oo
Salzwasser erzeugte sehr deutlich die Agglutinationserscheinungen, indem
die Bac. sich zu niedersinkenden Flocken vereinigten, während die Flüssig-
keit klar wurde. Gleichzeitig schwächte sich bei den Bac. das Färbungs-
vermögen ab, und dieselben zerfielen körnig. Dem Blutserum nicht immu-
nisirter Thiere geht das Agglutinations vermögen ab.
NocARD ergänzte die Mittheilung mit der Angabe, dass er bis jetzt ver-
geblich mit dem Blutserum hochimmunisirter Thiere den Verlauf einer sich
ungünstig gestaltenden ersten Impfung zu bessern bestrebt war.
Guüleheau.
Arloing (1239), welcher in der Lunge lungenseuchekrauker Rinder be-
kanntlich einen von ihm für die Ursache dieser Krankheit gehaltenen Bac,
den ,Pneumobac. liquefaciens bovis' entdeckt hat, theilt mit, dass sich aus
dessen Culturen ein dem Tuberkulin analoges Product, das Pneumo-
bacillin, isoliren lasse, welches ein diagnostisches Hülfsmittel zur Er-
kennung der Lungenseuche bilde*. Johne.
Arloiug (1240) berichtet über das Pneumobacillin und seine Ver-
wendung bei der Lungenseuche. Es ist ein Glycerinextract der künst-
lichen oder natürlichen Culturflüssigkeiten, in welchen der ,Pneumobac.
liquefaciens bovis' vegetirt hat, welcher vom Verf. als der Erreger der Lungen-
seuche bezeichnet wird. Aus seinen Versuchen zieht der Verf. folgende
Schlüsse (p. 368 d. Orig.):
Die Anwendung des Pneumobacillins für die Diagnostik der Lungen-
seuche erfordert eine aufmerksamere und umfassendere Beobachtung als
*) Diese Annahme wird aber sehr problematisch, wenn der ARLOiNo'sche Bac,
wie LiGNif-;ßES (s. c, p. 516) behauptet, ein ganz gewöhnlicher Saprophyt ist.
Bawngarten.
518 Bacillen bei Lungenseuche. Diaguostisclier Werth
des Pneumobacillin, Schutzimpfungen mit demselben.
diejenige des Malleins und des Tuberkulins für die Erkennung der dies-
bezüglichen Krankheiten. Ausnahmefälle vorbehalten, gestattet die Tempe-
raturreaction für sich einzig ein definitives Urtheil nicht. Man muss viel-
mehr alle Momente der charakteristischen Gesammtreaction (Temperatur,
Puls und Athmung) und dazu die organischen Eeactionen beiziehen. Die
Temperaturreaction ist einigermaassen an Werth durch die Athmungs-
reaction übertroffen. Bestehen diese beiden Eeactionen und ist die letztere
bedeutend, so ist das Vorhandensein von Lungenseuche fast zweifellos. Die
Diagnose ist leichter, wenn die charakteristische Gesammtreaction alle drei
Momente aufweist, und noch leichter, wenn sie begleitet ist von stark hervor-
tretenden functionellen Störungen des Drüsen-, Muskel- und Nervensystems,
des Verdauungs- und Athmungsapparates, Husten u. s. w. (organische Ee-
actionen). Die Eeactionen haben keinen absoluten Werth ; derselbe ist viel-
mehr von der früheren Temperatur, Puls und Athmung, abhängig. Die
Temperaturreaction insbesondere ist abhängig von dem vorhergehenden
Zustand; eine schwache Eeaction kann wichtig sein in den Fällen, wo die
Temperatur vor der Injection sehr hoch oder fast normal ist.
Von der Impfung an sind alle 2 »Stunden vollständige Beobachtungen
während 8-12 Stunden vorzunehmen. Je nach der persönlichen, praktischen
Erfahrung kann man indessen von dieser Eegel abweichen. Von der An-
wendung des Pneumobacillins ist bei Thieren Umgang zu nehmen, welche
irgendwie acut erkrankt sind oder augenscheinlich functionelle Störungen
aufweisen. Die nach der Pneumobacillinimpfung auftretende Eeaction ist
aufmerksam zu verfolgen und vorsichtig zu beurtheilen. Das geschilderte
Verfahren ist namentlich bei frischen Seuchenheerden mit Erfolg anzu-
wenden; ganz besonders werden Thiere mit umschriebenen Läsionen früh-
zeitig erkannt, welche nach kurzem Unwohlsein wieder gesund aussehen
und das Krankheitsgift lange Zeit in den Sequestern aufbewahren können.
Diese diagnostische Methode entbehrt leider der gewünschten Einfach-
heit, sie verdient indessen auch in ihrer gegenwärtigen Gestalt etwelche
Aufmerksamkeit, damit man sich rasch daran gewöhne, sie mit Sicherheit
anzuwenden*. Johne.
Rossignol (1246) berichtet über wichtige, in Pouilly-le-Fort vorge-
genommene Versuche, betreffend die Schutzimpfung des E in d vi eh es
gegen Lungenseuche. Anfangs des Jahres wurden aus einer vollständig
seuchenfreien Gegend 40 Stück Eindvieh zusammengebracht und in B
Gruppen eingetheilt. Eine Gruppe von 13 Stück erhielt zwei, 14 Tage
auseinander liegende Einspritzungen von Culturflüssigkeit des ,Pneumo-
bacillus liquefaciens bovis' (Aeloing), von der vorausgesetzt wurde, dass
sie die Thiere zu immunisii'en im Stande sei. Eine zweite Gruppe von
ebenfalls 13 Thieren wurde am Schwänze nach der WiLLEM'schen Methode
mit Lungensaft präventiv geimpft. Eine dritte, 14 Stücke umfassende
Gruppe blieb ungeimpft und diente zur Gegenprobe.
Am 17. Februar waren die Geimpften im Besitze ihrer eventuellen Im-
*) Vgl. meine vorige Anmerkung. Bmimgarten,
Bacillen bei Lungenseuche. Schutzimpfungen mit Pneumobacillin. 519
Limgenseuchelymphe von Kalbern.
munität; daher Hess mau sie in einer Sclieune sich frei bewegen und brachte
für 4 Tag-e ein notorisch lungenseuchekrankes Thier unter dieselben ; ferner
wurde am 1. und am 16. März je für acht Tage ein von der Krankheit be-
fallenes Thier der Heerde beigesellt.
Die Section der drei Kranken bestätigte, dass dieselben wirklich an
Lungenseuche gelitten hatten.
27 Tage nach der ersten Begegnung derThiere mit einer lungenseuche-
kranken Kuh machten sich die vSymptome der Krankheit bei verschiedenen
Rindern bemerkbar.
Aus der Gruppe der mit Reincultur des ,Bac. liquefaciens bovis' ge-
impften Thiere mussten am 25. März am 2., am 3. und 23. xlpril je 1 Stück wegen
Lungenseuche getödtet werden. Ein fünftes Stück erlitt dasselbe Schick-
sal wegen Nephritis. In der Gruppe der ungeimpften Thiere waren 8
Nothschlachtungen wegen Lungenseuche am 1., 2., 7., 17., 23., 25. April
und 7. Mai noth wendig. In der Gruppe der nach Willem Geimpften fielen
2 Thiere an intercurrirenden Krankheiten; die Section derselben zeigte,
dass sie frei von Lungenseuche waren. Am 10. wurde die Section des
Restes, also der 25 bis dahin noch am Leben gebliebenen Thiere, vorge-
nommen. Das Gesammtergebniss lautete:
a. Gruppe der ungeimpften Thiere: 4 gesund, 10 lungenseuchekrank,
Morbidität 7P/o,
b. Gruppe der mit dem ,Bac. liquefaciens bovis' Vorgeimpften : 4 gesund,
9 lungenseuchekrank, Morbidität 69^/^.
c. Gruppe der nach Willem Geimpften: kein Fall von Lungenseuche,
Morbidität = 0.
Die Schutzimpfung gegen Lungenseuche nach Willem's hatte somit die
Probe glänzend bestanden. Guilleheau.
Arloinj^ (1238) hebt hervor, dass bei den Versuchen über Lungen-
seuche-Impfung in Pouilly-le-Fort die mit dem Pneumob ac. geimpften
Thiere länger gelebt und weniger heftig erkrankt sind, als die ungeimpften
Rinder. Er hält somit an der Ansicht fest, dass die genannte Mikrobienart
die Lungenseuche bedinge*. Dem entgegnet Nocard, dass zwischen der
Wirkung des Serums aus der Lunge lungenseuchekranker Thiere und der
Culturen des Pneumobac. sehr wesentliche Unterschiede vorhanden sind.
Erstens erzeugen die Injectionen der ersteren unter die Haut sofort eine
Entzündung, diejenigen der letzteren erst nach 10 Tagen. Die durch erstere
experimentell erzeugte Pneumonie ist nicht contagiös. Endlich hat Nocard
in sehr wirksamem Serum aus 10 seuchekranken Lungen durch keines der
üblichen Culturverfahren Bacterien nachweisen können. GuiUebeau.
Leistikow (1243) bespricht seine Versuche zur Gewinnung von
Lungenseuchelymphe durch Impfung von Kälbern. Er gelangte auf
Grund seiner Versuche zu folgenden Schlüssen : 1 . Durch Einspritzung von
Lymphe aus den Lungen lungenseuchekranker Kinder in die Unterhaut von
Kälbern entsteht ein phlegmonöser Process, aus welchem sich eine verimpfbare
*) Vgl. dorn gegenüber die obige Mittheilung von LiONiftRES (p. 516).
Baumgarten.
520 Bacillen bei Lungenseucbe. Lungenscuclietilgung
und Lungenseucheimpfung.
Flüssigkeit gewinnen lässt. 2.NacliderVerimpfungdieserFlüssigkeit(Kälber-
Ijanphe) erfolgt bei Rindern eine gleiche Reaction wie nach Verimpfung
der aus den Lungen lungenseuchekranker Rinder entnommenen Lymphe.
3. Es ist mit ausreichender Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass die Impfung
mit Kälberlymphe den geimpften Rindern in derselben Weise Schutzkraft
gegen die natürliche Ansteckung durch Lungenseuche verleiht, wie dies
für die Impfung mit Lungenlyraphe nachgewiesen ist. — Freilich hat Verf.
bisher mit dieser gewonnenen Lymphe nur erst 21 Rinder geimpft, von
denen 20 eine typische Reaction gezeigt haben sollen. Johne.
Limgenseiichetilgimg und Lungenseuclieimpfuiig (1245) haben
auf den 6. internationalen thierärztlichen Congress durch die Arbeiten von
LiAUTAKD (S. 3), HiRZEL (S. 163), Stückel (S. 11), Leblanc (S. 109), Tho-
MAssEN (S. 51), Speck (S. 133), Genebali (S. 33), Lindquist (S. 43) und
ViuREUNyRoDRiGUEz (S. 45), sowie durch die mündlichen Mittheilungen von
Leblanc, Pebroncito, Hirzel, Stubbe, Willems, Aeloing, Lothes, Wirtz,
Pütz, Claes, Leblanc und Feser (S. 781-824) eine gründliche Erörterung
gefunden, als deren Resultat angesehen werden kann, dass nur die Ab-
schlachtung als einziges Tilgungsmittel der Lungenseuche in Frage kommen
kann, und dass sich die Seuche geradezu in jenen Bezirken hartnäckig
erhält, wo man von diesem Radicalmittel keine Anwendung macht, sondern
noch der Impfung huldigt. Auf Grund dieser Erörterungen wurden folgende
Anträge vom Congress angenommen (S. 887, VIII): „Der 6. internationale
thierärztliche Congress ist der Meinung, dass die ansteckende Lungenseuche
des Rindes in ihrer Ausbreitung in kurzer Zeit und vollständig aufgehalten
werden kann, wenn bei der Bekämpfung derselben folgende Grundsätze be-
folgt werden:
a) Die an der Lungenseuche erkrankten Tliiere sind auf immer vom öffent-
lichen Verkehr auszuschliessen.
b) Bei Ausbruch der Seuche ist es nothwendig, alle verseuchten, bezw. der
Seuche oder der Ansteckung verdächtigen Thiere zu schlachten.
c) Die obligatorische Fleischbeschau ist überall einzuführen.
d) Die Schutzimpfung gegen die Lungenseuche kann Dienste leisten in
denjenigen Seuchenheerden, in welchen die Bestände häufig erneuert werden
und die Wirkung der sanitärischen Maassregeln durch die bestehenden
Verhältnisse mehr oder weniger eingeschränkt wird". Johne.
Elliliger (1241) stellt an der Hand der Berner Congressbrochüreu
(6. internationaler thierärztlicher Congress) die bisherigen Erfolge des
Kampfes gegen die Lungenseuche in den europäischen und ausser-
europäischen Staaten zusammen, welche im Original nachzulesen sind. Im
Allgemeinen geht daraus hervor, dass sich dieser Seuche gegenüber kein
Tilgungsverfahren so radical und verhältnissmässig billig erweist, als die
Anwendung der Keule unter gleichzeitiger Entschädigung für die getödteten
Rinderbestände. Wo man, wie z. B. in Oesterreich, Holland, Dänemark,
Luxemburg, Amerika, Schweiz, Schweden und Norwegen in dieser Weise
vorgegangen, ist die Seuche getilgt worden. Johne.
Nach dem Reichsseiicheiill3ericht (1242) sind 1895 an Lungen-
Bacillus ,des infectiösen Abortus der Kühe'. 521
Seuche im Deutschen Eeiche gefallen 30, auf polizeiliche Anordnung ge-
tödtet 890, auf Veranlassung der Besitzer abgeschlachtet 1274, der Ver-
lust beträgt mithin im Ganzen 2194 Stück Rindvieh (687 mehr als im
Jalu-e 1894). Von den auf polizeiliche Anordnung getödteten erwiesen
sich 21,8 *^/o, von den auf Veranlassung der Besitzer abgeschlachteten 83,2 ''/o
bei der Section nicht mit Lungenseuche behaftet. Die Verluste vertheilen
sich auf 7 Staaten, 15 Regierungsbezirke, 32 Kreise, 88 Gemeinden und
166 Gehöfte. Jo1me.
o) Bacillus ,des infectiösen Abortus der Kühe'
1247. Bang, B., Den infectiöse Kastning hos Kvteget [Dei- infectiöse
Abortus der Rinder] (Maanedsskrift for Dyrlseger Bd. 8 p. 146). —
(S. 521)
1248. Hartenstein, B., und K. Pröger, Beseitigung des seuchenhaften
Abortus bei Kühen durch subcutane Carbolsäureinjection, Desin-
fection der Geschlechtsorgane und des Stalles (Ber. über das Vete-
rinärwesen im Kgr. Sachsen 1895 p. 104). — (S. 522)
1249. Peters, F., Gute Wirkung der subcutanen Carbolsäureinfection
beim infectiösen Verkalben (Archiv f. wiss. u. prakt. Thierheilk.
Bd. 22 p. 350). — (S. 522)
1250. Beindl, W., lieber seuchenhaftes Verwerfen der Kühe (Berliner
thierärztl. Wchschr. p. 388). — (S. 522)
Bang (1247) beschreibt erst die früher vorgenommenen aber resultat-
losen Untersuchungen über die Aetiologie des Abortus und veröffentlicht
dann Untersuchungen, welche er in Verbindung mit Stribolt gemacht
liat und die die pathologische Anatomie sowohl als die Aetio-
logie der Krankheit klargelegt haben. Zwischen der Uterusschleim-
liaut und den Eihäuten findet man eine grosse Menge eines gelben, eiter-
artigen Exsudates, das sehr reich an grösseren desquamirten Epithelzellen
ist ; die Eihäute sind sehr ödematös geschwollen und oft etwas hämmorrhagisch.
Allantois- und Amnionflüssigkeit normal. Der Abortus ist also ein speci-
fischer desquamativer Katarrh der Uterusschleimhaut. Im
Exsudate sind eine grosse Menge von sehr kleinen Bacterien vorhanden,
die theils frei liegen, theils in grosser Anzahl in vergrösserten und abge-
lösten Zellen eingeschlossen sind. Die Bacterien haben Aehnliclikeit mit
Kokken, nähere Untersuchungen haben aber dargethan, dass es sich um
Bac. handelt, die nur schwach gefärbt werden und die einige Körnchen
enthalten, die leichter gefärbt werden.
Der Abortusbac. lässt sich in Serum-Gelatineagar leicht züchten und
wächst in einer so charakteristischen Weise, dass er sich leicht nachweisen
lässt; wenn man die Bac. mit flüssigem Serum-Gelatineagar vermischt, die
Flüssigkeit in Keagirgläser erstarren und diese einige Tage im Thermostat
stehen lässt, da)in bilden die l^ac. ganz kleine ('ol(»nien, die aber nur in
einer bestimmten Höhe zur Entwicklung kommen, nämlich '/a'-^V? ^"^
522 Bacillus des , infektiösen Aburfcus clor Kühe'.
Bacillen bei der ,infectiösen Parese (Kalbefieber) des Rindef.'.
unter der Oberfläche; der Bac. ist also weder aerob noch anaerob. Es ge-
lang auch, die Bac. in Serum-Glycerin-Bouillon zu cultiviren.
Dieser Bacillus war bei einer Kuh, die während des Abortus geschlachtet
wurde, in Eeincultur vorhanden, und wurde weiter von 21 Fällen reinge-
züchtet. Zweimal gelang es, den Bac. im Darminhalte des Foetus aufzufinden.
Es gelang bei Einspritzung von Culturen in die Scheide Abortus her-
vorzurufen. Zwei Kühe von nicht injicirten Beständen, beide trächtig im
3. Monat, wurden gekauft. Am 1 4. x\pril wurde Cultur in der Scheide ein-
gespritzt; am 23. Mai wurde eine neue Injection gemacht, und eine dritte
wurde, da die Kühe scheinbar fortwährend gesund waren, am 4. Juni vor-
genommen. Am 24. Juni abortirte die eine Kuh; die andere war auch
krank und wurde deshalb geschlachtet; die pathologisch-anatomischen Ver-
änderungen waren die oben genannten ; der Foetus schien einige Zeit todt ge-
wesen zu sein. Der Abortusbac. war in Eeincultur vorhanden. Auch von
den Eihäuten der ersten Kuh gelang es leicht, Culturen zu züchten.
B. nimmt an, dass die Kühe schon nach der ersten Einspritzung inticirt
worden sind; die Incubationszeit ist dann etwa 10 Wochen gewesen,
und dieses stimmt mit den Resultaten von in England vorgenommenen
Uebertragungsversuchen von Thier auf Tliier überein.
Höchst interessant ist weiter folgende Beobachtung: In einer Kuh aus
einem inficirten Bestände fand man beim Schlachten einen mumiticirten
Foetus, umgeben von einer braunen, klebrigen Exsudatmasse; und in dieser
Hess sich der Abortusbac. durch Cultivirung nachweisen. Verf. nimmt an,
dass man in allen ähnlichen Fällen auch mit der Wirkung des Abortus-
bac. zu thun hat, während man in denjenigen Fällen, wo eine Torsio uteri
oder Aehnliches die Ursache der Mumification ist, nicht die braune Exsu-
datraasse linden wird. C. 0. Jensen.
Hartenstein und Pröger (1248) sowie Peters (1249) bestätigen die
gute Wirkung der seiner Zeit von Beaeuer'*' gegen den seuchen haften
Abortus der Rinder empfohlenen subcutanen Carbolsäure-Injectionen.
Johne.
Reindl (1250) berichtet über das seuchenhafte Verwerfen der
Kühe, betrachtet dasselbe als eine Infectionskrankheit, vermag aber über
Aetiologie, Symptome und Therapie im Grunde nichts Neues hinzuzufügen.
Nur glaubt er bezüglich der letzteren einen besonders günstigen Erfolg
damit erreicht zu haben, dass er zur Scheidenausspülung nicht eine Lysol-
oder Carbollösung, sondern solche mit Zusatz von Soda (l-l^/._,proc. Acid.
carbülic, 2-2^/.,proc. Natr. carbonic.) verwendet. Der pathogene Mikro-
organismus soll nach Nocaed nur auf saurem Nälu'boden gedeihen. Johne.
n) Bacilleu bei der ,iufectiöseu Parese (Kalbeflcbcr) des Rindes'
1251. Albrecht, M., Die Hypothese von Nocaed über die Pathogenese
der Geburtslähme [Kalbelieber] des Rindes (Wchschr. f. Thierheilk.
p. 181). — (S. 524)
+) Jahresber. XI, 1895, p. 377. Red.
Bacillen bei der ,infectiösen Parese (Kalbefieber) dos Rindes'. 523
1252. Ehrliardt, Die Gebärparese(vScliweizer Archiv f. Thierheilk.p. 145).
— (S. 524)
1253. Nocard, E., Sur la Pathogenese de la fievre vitulaire (Recueil de
Med. veter. no. 2). — (S. 524)
1254. Zschokke, E., Ueber infectiöse Parese beim Eiiid (Ibidem p. 169).
— (S. 523)
Zschokke (1254)berichtetüber infectiöse Parese beim Rinde. Die
sogen. Gebnrtsparese, welche sich bei Kühen unmittelbar an die Geburt
anschliesst, daher meist als Kalbefieber oder paralytisches Kalbefieber be-
zeichnet, scheint deshalb infectiöser Natur zu sein, weil dieselbe in gewissen
Stallungen oft so häufig eintritt, dass man ohne weiteres an eine Infection
erinnert wird. Ausserdem kommen eine Anzahl von FäUen progredienter
Parese des Rindes mit Schlafsucht ja selbst bei Ochsen vor, welche denselben
Symptomencomplex in so auffälliger Weise zeigen, dass man ihm nicht ohne
AVeiteres jede Beziehung zum paralytischen Kalbefieber absprechen kann, weil
sie nicht mit dem Geburtsprocess zusammenfallen. — Verf. hat nun einige
dieser letzteren Fälle, von denen ihm Präparate eingesendet wurden, bacterio-
logisch untersucht. In dem Falle I fand er in der Leber feine anaerob
wachsende Bac. und ein Kokkobacterium; beide waren bei Impfungen auf
1 Schwein und 2 Kaninchen unwirksam. — Im Falle II handelte es sich
um 2 Fälle bei Pferden, welche ohne jede erkennbare Ursache zusammen-
brachen und binnen wenigen Stunden todt waren^. Schon wenige Tage darauf
erkrankten und starben in dem Stalle desselben Besitzers einige Kühe unter
Erscheinungen, welche lebhaft an die Gebnrtsparese des Rindes erinnerten ;
besonders war ausgesprochene Lähmung des Schlundkopfes und der Zunge
vorhanden. Für eine Intoxication durch Futter fehlte jeder Anhalt, während
das Trinkwasser milchig trübe und aus einem Teiche nach dem Gehöft
geleitet war. Mikroskopisch fanden sich in allen Organen, auch denen frisch
getödteter Thiere, besonders reichlich in der Leber und den Lymphdrüsen
des Darmes, Kokkobacterien von etwa 1,5//' Länge und 0,7 fi Breite, welche
im Allgemeinen an Bact. coli com. erinnerten.
Auf Peptongelatine bildeten dieselben bei Zimmertemperatur nach 2x24
Stunden scliarf umschriebene weisse Pünktchen, auf Agar bei 37" C. einen
grauen durchscheinenden Belag. Im Stich und Condenswasser Gasentwick-
lung ohne speciftschen Geruch (nach SiLüERSCioriDT in Zuckerlösungen
ähnlich wie bei Bact. coli com.); keine A\n-flüssigung des Nährbodens; Wachs-
thum nahezu in Reinculturen. Bouillonculturcn der 2. Generation trübten
sich. — Subcutane Injection (1 ccm) von Aufschwemmungen einer Agar-
cultur erzeugte ohne örtliche Reaction Appetitlosigkeit, paro tische Schwäche
ohne Zungenlähmung, Fieber. Vom 4. Tage ab Genesung. — 2 am Ohr
geimpfte Kaninchen zeigten daselbst Oedeme und Appetitlosigkeit, erholten
sich aber vollständig. 2 intraperitoneal mit je ^4^^'»! Blut einer verendeten
Kuh geimpfte Kaninchen starben nach 24 bezw. 36 St. ; weder im Blute, noch
*) Beide Fälle haben jedoch in ihrem Auftreten und Vorlauf auch nicht die ent-
fernteste Aehnlichkeit mit dem paralytischen Kalbelieber des Kindes ! Kef,
524 Bacillen bei der .infectiöseu Parese (Kalbefieber) des Rindes'.
im Harne konnten die Kokkobacterien nachgewiesen werden. Von 2 ge-
impften Mäusen starb nur eine.
2 Monate später wurde in den betreffenden Stall eine neue Kuh einge-
stellt. Schon nach 8 Tagen erschwertes Schlingen und Schäumen, zunehmende
Parese und Schlummersucht, Schlachtung am 13. Tage. Derselbe bacterio-
logische Befund. Mit Aufschwemmung von einer Agarcultur wurde ein
Kaninchen (2,5 ccm) und ein Schwein (3 ccm) subcutan geimpft. Ersteres
zeigte geringe Störungen des Allgemeinbefindens, erholte sich aber; letzteres
reagirte nicht.
Eine mit 7 ccm intravenös geimpfte Ziege erkrankte schwer, stöhnte,
zeigte anfangs 25, später 60 mit Stöhnen begleitete Athemzüge und starb
nach 13 Stunden. Im Herzblut die gleichen Kokkobacterien.
Verf. hält das Trinkwasser für die Quelle der durch das gefundene Bac-
terium bewirkten, dem Charakter der Gebärparese entsprechenden Infection.
Dasselbe enthielt pro ccm 106,000-114,000 Keime, zeigte sich aber bei
subcutaner Injection von 10 ccm subcutan wirkungslos. Verf. findet es aber
bezeichnend, dass das mit Milch genährte Kalb desselbenGehöftes gesund blieb,
ebenso zwei neu angekaufte Pferde, welche dasselbe Heu und denselben
Hafer, aber anderes Wasser erhielten. Johne.
Ehrliardt (1252) ist der Ansicht, dass das Wesen der Gebärparese in
einer chronischen Autointoxikation bestehe, die nur diu-ch die Vorgänge bei
der Geburt acut in die Erscheinung trete. Sie haben ihren Grund in einer ver-
mehrten Anhäufung von giftigen Stoffwechselproducten im späteren Abschnitt
der Trächtigkeit und in einer verminderten Elimination derselben während der
Galtzeit. Johne.
Nocard (1253) ist es bei seinen eingehenden Versuchen über die Aetio-
logie des Kalbe fiebers nicht gelungen, ein charakteristisches Mikrobion
im Körper der Kranken zu finden; weder im Blute, noch im Harn, noch in
der Galle, noch in den Organparenchymen konnte ein Mikroorganismus
charakteristischer Art gefunden, bezw. cultivirt werden. Alle Culturver-
suche hatten einen negativen Befund. N. hat dann weiterhin die Hypothese
der Entstehung des Kalbefiebers durch eine uterine Infection geprüft, indem
er die Uteri von Kühen, die wegen Kalbefiebers geschlachtet wurden, unter-
suchte. Er fand in denselben die bekannten Varietäten von Staphylok. pyog.
(aureus albus citreus) einige Male auch daneben den Bac. coli und Streptok.
N. glaubt aus der constanten Anwesenheit der Staphylok. schliessen zu
dürfen, dass diese bei der Entstehung der Gebärparese eine grosse Rolle
spielen. Er nimmt an, dass die Staphylok. in der Gebärmutterwand Gifte
produciren, welche die Lähmung veranlassen. Johne.
All)recht(1251) kritisirt die NocAKr)'sche(s. oben) Hypothese über
die Pathogenese der Geburtslähme (Kalbefieber) des Kindes.
Dieser ist der Ansicht, dass Staphylok. in der Uterus wandung Toxine erzeugen,
welche nach ihrer Resorption lähmend wirken (analog der Pathogenese des
Tetanus). A. führt eine Reihe von Gründen an, welche gegen diese Theorie
sprechen (Fieberlosigkeit, rasches Auftreten und Wiederverschwinden, Vor-
kommen in gewissen Gegenden, unter besonderen wirthschaftlichen Ver-
Bacillen bei der seuchenhaften Kälberrulir. 525
Bacillen bei Leberabscess des Rindes.
hältnissen, vorzugsweise bei gut genährten Thieren u. s. w.). Vor Allem
aber spricht dagegen das Vorkommen des Kalbefiebers vor der Geburt
beim Vorhandensein ganz gesunder Früchte. Dagegen stimmt A. mit No-
CARD darin überein, dass in der Aetiologie des Kalbefiebers eine toxische
Substanz eine Rolle spielen muss. Diese entsteht aber wahrscheinlich nicht
im Uterus, sondern im Körper. Johne.
q) Bacillen bei der seiicheuhafteu Kälberrulir
1255. Reiudl, W., Ueber seuchenhafte Kälberruhr (Berliner thierärztl.
Wchschr. p. 401).
Beindl (1255) bespricht die seuchenhafte Kälberruhr, hält dieselbe für
eine Infectionskrankheit, welche durch einen vom Boden auf die Genitalien
des trächtigen Mutterthieres übertragbaren und bei der Geburt in die Ver-
dauungsorgane des Jungen eindringenden Mikroorganismus erzeugt werde.
Daher würden auch die Jungen erkranken, welche von Müttern geboren
worden seien, welche erst unmittelbar vor der Geburt aus dem inficirten
Stalle entfernt worden sind.
Bezüglich der Symptome führt Verf nichts Neues an. Bei mikrosko-
pischen Untersuchungen will Verf. das von Jansen entdeckte ovale Bac-
terium ebenfalls gefunden haben. Johne.
g) Bacillen bei Leberabscess des Rindes
1256. Grips, W., Zur Aetiologie der Leberabscesse des Rindes (Mittheil,
f. Thierärzte Bd. 3 p. 321).
Grips (1256) behandelt die Aetiologie der Leberabscesse des Rin-
des. Er unterscheidet in diesem Organ 1. typische, mit dickem, rahm-
artigen Eiter von gelber oder gelbgrüulicher Farbe gefüllte und von einer
ziemlich breiten, grau-gelben bis grau-röthlichen Granulationsschicht um-
gebene Abscesse. Im Deckglaspräparat fanden sich stets sclüanke, zarte
Stäbchen von meist beträchtlicher Länge, welche sich mit wässriger Anilin-
farbe tingiren und anaerob auf Rinderblutserum wachsen. Sie bilden nach
4-5 Tagen einen zarten, gleichmässig grauen Belag. In isolirten Colonien
bilden sie meist eine runde Delle von anfangs gelblich glänzender Farbe,
und um sie herum findet sich ringförmig ein zarter grauer Belag. In der
Agarstichcultur entsteht, etwas entfernt von der Oberfläche, ein Körnchen-
stich mit kurzen, zackigen Fortsätzen in der Umgebung. — Sowohl bei sub-
cutaner und intravenöser Impfung, als auch bei Einverleibung von Rein-
culturen per os entstanden in verschiedenen Organen (s. Original) kleinere
und grössere eitrig-käsige Knoten von verschiedener Grösse, in welchen
sich die fraglichen Stäbchen in grosser Menge vorfanden. — Verf. hält sie
für die Ursache der multiplen Leberabscesse, und glaubt, dass ihre Auf-
nahme per os erfolge und dass die Infection der Leber durch die Pfortader
vom Darm aus erfolge.
526 ,Bradsotbacil]us'.
Mit diesen multiplen Leberabscessen seien nicht zu verwechseln 2. die
multiplen nekrotischen Heerde in der Rinderleber, welche grau-
g-elbe, derbe und trockene Knötchen bildeten. Die Ursache derselben seien
Stäbchen, die den oben beschriebenen zwar ähnlich, aber nicht mit diesen
identisch, sondern stärker seien und häutig zu Fäden ausvvtichsen. Im Gegen-
satz zu oben ist ihm die Züchtung dieser Stäbchen, welche mit den schon
von Bang^ beschriebenen Nekrosebac. identisch seien, nicht in befriedigen-
der Weise gelungen. Verf. hat nie gesehen, dass diese nekrotischen Heerde
in Leberabscesse übergehen". Johne.
r) ,Bra(lsotbacillus'
1257. Brulaiul, J. N., Om bräsot (Norsk Veterinser-Tidsskrift Bd. 9
p. 33 u. 90). — (S. 528)
1258. Jenseil, C 0., Om Bradsotbacillen (Maanedsskrift for Dyrleeger
Bd. 8 p. 23). — (S. 528)
1259. Jensen, C. 0., UeberBradsot und deren Aetiologie (Deutsche Ztschr.
f. Thiermed. Bd. 22 p. 249). — (S. 527)
1260. Jensen, C. 0., Zur Natur der Schafseuche „Braxy", ein Beitrag
zur Frage des Genusses des Fleisches kranker Thiere (Ztschr. f.
Fleisch- und Milchhygiene Bd. 7 p. 4). — (S. 528)
1261. Nielsen, J., lieber Bradsot [Gastromykosis ovis] (Monatsh. f. prakt.
Thierheilk. Bd. 8 p. 55). — (S. 526)
J. Nielsen (1261) hat die an der Westküste Norwegens auf den däni-
schen Inseln Island und Farör und wahrscheinlich auch in Schottland unter
den Schafen vorkommende milzbrandähnliche Krankheit, die seit alter Zeit
als Bradsot (die schnelle Seuche) bezeichnet worden ist, genauer untersucht
und giebt darüber im Wesentlichen Folgendes an: Die Symptome können
selten beobachtet werden, da sehr rasch der Tod eintritt; am auffallendsten
ist eine grosse Mattigkeit, die in einen comatösen Zustand übergeht, bis unter
Zähneknirschen und beschleunigter Athmung der Tod eintritt. Bei der
Section findet sich die Mucosa des Labmagens in der Regel in grösserer
oder kleinerer Ausdehnung ödematös und hämorrhagisch intiltrirt; Hämor-
rhagien können als dunkelblaue Flecken auf der Mucosa sichtbar werden
(charakteristisch!); diese pathologischen Veränderungen können sich auf
grössere Theile des Darmkanales ausdehnen, aber auch gänzlich fehlen; es
kann sich ausserdem eine Allgemein-Infection hinzugesellen, dann findet
man ausgebreitete parenchymatöse Degeneration in allen Organen mit be-
deutender Milzschwellung. In den erkrankten Organen, besonders den Lab-
magen, findet man einen 2-6 |t* langen und ungefähr 1 ^ dicken Bac, der
im todten Thiere Sporen bildet, die am Ende oder in der Mitte liegen und
dem Bac. eine mehr ovale Form verleihen. Die Krankheit dürfte mithin
als eine Gastromycose aufzufassen sein, welche durch einen bestimmten
») Jahresber. VIII, 1892, p. 314. Ref.
'■^) Dies muss Ref. entschieden bestreiten. Man kann im Gegentheil die ver-
schiedensten Uebergänge der Nekrose in die Abscesse verfolgen. Ref.
,Bra.dsotbacillus'. 527
Bac. erzeugt wird, der mit dem Futter in den Labmagen gelangt. Subcu-
tane Verimpfung von bacillenhaltigem Material erzeugt bei Mäusen und
Meerscliweinchen eine charakteristische tödtlich verlaufende Infection, bei
Schafen entstand letztere jedoch nur ausnahmsweise und erst dann, w^enn
hochgradig virulentes Material verimpft wurde. Der Bac. lässt sich in
Fleischbrühe-Pepton, Agar und Gelatine züchten. Die Culturen entwickeln
sich im untersten Theil des Nährmediums bis etwa 1 cm von der Oberfläche.
Bei schwacher Vergrösserung erscheinen sie als fein granulirte Colonien
mit einem dunklei'en Centrum, welche am 2.-3. Tage lebhafte Gasentwick-
lung zeigen; die Gasblasen nehmen, wenn sie in die Höhe steigen, einen
Theil der Cultur mit, so dass entlang ihres Weges eine neue Aussaat ent-
steht, wodurch allmählich die Culturen ein eigenthümliches Aussehen er-
halten. Die Gasentwicklung kann so stark werden, dass der Wattepfropf
herausgetrieben wird. Durch Verimpfung der Reinculturen konnte die
Krankheit auf Meerschweinchen und Mäuse verimpft werden, doch büssen
bei Weiterimpfung die Culturen rasch ihre Virulenz ein. Verf. hat auch
die prophylaktische Impfung der Schafe in der Weise versucht, dass
er Nierensubstanz eintrocknete, pulverisirte und nach Verreibung mit
Wasser (Näheres s. im Original) an der Innenseite des Schenkels subcutan
injicirte. Während ohne Impfung etwa 40*^/^ der Lämmer starben, gingen
von den geimpften nur 4 ^j^ zu Grunde. Johne.
C. 0. Jensen (1259) berichtet ebenfalls überBradsot der Schafe,
eine milzbrandähnliche Krankheit, welche auf Irland, den Farörinseln und
in einigen Gegenden Norwegens, vorkomme. Es handle sich herbei um eine
acut verlaufende, mit einer hämorrh. Entzündung der Schleimhaut des Lab-
magens beginnende und zu starker Gasentwicklung im Magen und Darm-
kanal führende Infections-Krankheit, welche theils durch eine Allgemein-
infection, theils durch Dyspnoe tödte. — Nachdem Verf. zunächst die Ge-
schichte der Krankheit besprochen, geht er näher auf die Ursachen der-
selben ein. — Als solche fand er den schon von Nielsen (s. oben) be-
schriebenen, sporentragenden Bac, dessen Widerstandsfähigkeit eine sehr
grosse zu sein scheint. Verf. erhielt nämlich sowohl von Irland, als auch
von Norw'egen IVIaterial von an Bradsot erkrankten, bezw. gestorbenen
Thieren, und zwar theils Organstücke, die in Spiritus oder Glycerin z. Th,
wochenlang gelegen hatten, ferner eingetrocknete Säfte oder Parenchym,
z. Th. Deckglaspräparate von Nieren-, Muskelsaft u. s. w. Er fand sporen-
haltige Bac. in allem untersuchten Materiale, selbst in solchen, das 7 Wochen
in Alkohol gelegen hatte. Auch im faulenden Blute erhielten sich die Sporen
lebend und widerstanden der Siedehitze. Es gelang .1. aus beinahe allem
ihm überbrachten, schleclit conservirten Materiale eine bestimmte, sporen-
tragende Bac.-Form zu isoliren, die nach ihrem Aeusseren und nach der
Anzahl der erzielten Colonien als absolut identisch mit jener angesehen
werden musste, welche durch die mikroskopische Untersuchung in den
ihm übergebenen gefärbten Präparaten constatirt worden war.
Die von J. mit Reinculturen angestellten I n f e c t i o n s v e r s u c h e ergaben,
dass der fragliche Bac. im Stande ist, an der lufectionsstelle eine intensive
528 jBradsotbacillus'. — Bacillen bei Pneumonie der Schafe und Ziegen.
hämorrhagische Entzündung hervorzurufen, dass er unter Umständen in
das Blut übergehen und nach dem Tode des Thieres darin in grossen Mengen
auftreten kann. Durch Fütterung bacillenh altigen Materiales am Schafe
wurde die Krankheit nicht erzeugt.
Es gehört zweifellos eine bestimmte, augenblickliche Disposition der
Thiere dazu, um die natürliche Infection stattfinden zu lassen.
Der Bradsotbac. ist anaerob und steht dem Eauschbrandbac. sehr nahe;
in den Culturen, sowie beider Impfung in den Geweben entwickelt er reichlich
Gas. Er ist Schweinen, Mäusen, Tauben und Hühnern gegenüber pathogen,
im Gegensatz zum Eauschbrandbac. Seine Culturen gleichen denen des
Oedem- und des Eauschbrandbac. Die Bradsotimpfung giebt, wie J. bewies,
keine Immunität gegen Eauschbrand. Beide Krankheiten sind also nicht
identisch. Nach Nielsen (s. oben) scheint es möglich zu sein, eine Vacci-
nation gegen die Bradsotinfection mit Erfolg auszuführen, ähnlich wie dies
gegenüber dem Eauschbrande gelungen ist.
J. bezeichnet die Bradsot als eine Art Fütterungsrauschbrand der Schafe,
die allerdings durch eine andere Bac.-Form verursacht wird. Johne.
C. 0. Jensen (1258) giebt eine kurze Uebersicht über seine Unter-
suchungen über den Bac. der Bradsot der Schafe; sie sind ausführlicher
in der Deutschen Zeitschrift für Thiermedicin (s. oben) veröifentlicht.
C. 0. Jetisen.
Bruland (1257) giebt theils eine historische Uebersicht über das Auf-
treten der Bradsot unter den Schafen auf Island, theils ein Verzeichniss
der Verluste im Winter 1894-1895 und endlich eine Uebersicht der bis
jetzt auf Island vorgenommenen Schutzimpfungen gegen Bradsot, welche
nur theilweise gute Eesultate gegebenhaben. Im Winter 1894-1895 wurden
29841 Bradsotfälle angemeldet; Berichte von 71 Orten sind nicht einge-
gangen, so dass der Verlust in Wirklichkeit noch grösser sein muss.
C. 0. Je')isen.
C. 0. Jensen (1260) theilt mit, dass in Schottland das Fleisch von an
„Braxy" oder „Bradsot", einer intensiv hämorrhagisch eninfectiösen und
rasch tödtenden Entzündung des Labmagens, gestorbenen Schafen in Schott-
land überall ohne Bedenken und ohne Nachtheil gegessen werde. Jolme.
v) Bacillen bei Pueiinionie der Schafe und Ziegen
1262. Lienanx, E., Etüde d'une pneumonie enzootique du mouton (An-
nales de Med. veter. t. 45 p. 625).
1263. Nicolle et Reflk-Bey, La pneumonie des chevres d'Anatolie. I|?
Memoire (Annales de l'Inst. Pasteur no. 6 p. 321).
Lienaux (1262) beschreibt eine chronische Pneumonie, welche seuchen-
artig in einer belgischen S chafh eerde auftrat und im Laufe von 2 Jahren
^/jQ der Thiere befiel. 30 derselben gingen zu Grunde, die anderen Kranken
wurden geschlachtet. Die Section ergab grössere pneumonische Heerde im
Zustande der weichen, grauen Hepatisation und an der Oberfläche eine geringe
Menge von pleuritischera Exsudate.
Bacillen bei Pneumonie der Schafe nnd Ziegen. 529
Der Saft der kranken Lungenabschnitte enthielt ein ovales Stäbchen von
1-2 fx Länge, '/j-'/^ /i* Dicke, das auf den Nährböden zu längeren Orga-
nismen auswuchs. Dasselbe war unbeweglich und leicht färbbar, doch nicht
nach der Methode von Gram.
Es wuchs auf den gewöhnlichen Culturböden: in Bouillon entstand ein
Bodensatz und die Flüssigkeit wurde sauer ; auf Serum entwickelten sich runde,
trockene Culturen ; auf Agar-Agar wuchsen feucht glänzende grosse Rasen ;
Gelatine wurde nicht verflüssigt. Das Wachsthum war ein ausschliesslich
aerobisches. Der Mikroorganismus tödtete rasch Meerschweinchen und
Mäuse. Tauben, Hühner, Ratten und Kaninchen erkrankten nicht. Dagegen
erkrankten Ziegen und Schafe. Bei diesen Thieren erzeugte die intra-
pulmonale Injection eine Pneumonie; die Verfütterung, die Injection in die
Trachea und die subcutane Injection veranlassten Fieber, Schwäche, Durch-
fall, Arthritis, aber keine Pneumonie. Quülebeau.
Nicolle und Reflk-Bey (1263) beobachteten in der Umgebung von
Constantinopel auf asiatischer Seite das Vorkommen einer Infectionskrank-
heit bei Ziegen, welche sich als eine Pleuropneumonie darstellt und patho-
logisch-anatomisch grösste Aehnlichkeit mit der entsprechenden Krankheit
beim Menschen hat. Die mit Husten und Athemnoth einhergehende Er-
krankung dauert etwa zehn Tage. In den letzten 4-5 Tagen treten Lähm-
ungen der Extremitäten auf. Nur V^'^/s ^®^' erkrankten Thiere kommen
durch, besonders jüngere Thiere erliegen leicht. In den erkrankten Lungen-
partien, nicht in anderen Organen findet sich in Massen ein Kokkobac. aus
der Gruppe der Bac. der Septikaemia haemorrhagica. Er ist unbeweglich,
sporenlos, nach Gram nicht färbbar. Mehr oder weniger reichlich wächst
er auf den üblichen Substraten, (nicht auf Kartoffeln), am besten bei 35-37",
auch anaerob, nicht verflüssigend. Bei gewöhnlicher Temperatur stirbt er
schnell ab, besser hält er sich im Eisschrank. Seine Virulenz sinkt in fort-
gezüchteten Culturen bald herab. Mäuse, Meerschweinchen, Kaninchen,
Tauben gehen auf Impfungen an Septikämie ein; subcutane Impfung bei
Meerschweinchen und Kaninchen giebt bisweilen in Heilung ausgehende
Abscesse. Injection unter die Haut von Ziegen tödtet die Thiere langsam ;
dabei treten Lähmungen der Extremitäten auf. Ueberstehen einer Impfung
mit geringer Dosis zeitigt eine gewisse Resistenz gegen weitere subcutane
Impfungen. Injection in die Lunge hat nur Erfolg, wenn gleichzeitig etwas
Milchsäure miteingespritzt wird. Das gleiche Krankheitsbild wie bei spontan
erkrankten Thieren scheint dadurch nicht erzielt worden zu sein, vielmelu'
nur Pleuritis und Hämorrhagien. Die Bac. fanden sich nach dem Tode
der Thiere bald nur in der Lunge, bald in allen Organen, Das Ueberstehen
einer intrapulmonalen Impfung scheint gegen eine folgende Injection in
dasselbe Organ, nicht aber unter die Haut zu schützen. Auch Kälber und
Hunde sind inficirbar, wenn auch nicht ganz leicht, nämlich nur mit dem
Peritonealexsudat in die Bauchhöhle geimpfter Meerschweinchen.
Verff'. glauben, dass ihr Bac. von dem der septischen Pleuropneumonie
der Kälber verschieden ist. Denn unter den erkrankten Ziegen gehaltene
Kälber erkranken nicht spontan, ausgewachsene Ziegen aber, für welche
üaunigarten's Jahresbericht XII 34
^30 Bacillus der eitrigen Lympliangitis der Haut des Pferdes.
der Kälberbac. sehr wenig pathogen sein soll, werden zahlreich befallen.
Im Gegensatz zu der Kälberkrankheit fehlt bei der Ziegenpneumonie die
Verbreitung der Erreger durch den ganzen Organismus und eine Betheiligung
des Darmkanals an der Erkrankung. Dagegen treten hier Lähmungen auf,
die bei der Kälber afifection nicht vorkommen. Auch existiren Unterschiede
in den culturellen Eigenschaften : der eine Bac. wächst auf Kartoffeln, der
andere nicht. Abel.
(p) Bacillus der eitrigen Lymphangitis der Haut des Pferdes
1264. Nocard, E., Sur une lyraphangite ulcereuse simulant le farcin
morveux chez le cheval (Annales de l'Inst. Pasteur t. 10 p. 609).
Dass die eitrige Lymphangitis der Haut oder des Unterhautzellge-
ge wehes beim Pferde, der sogen. Wurm (französisch Farcin), nicht aus-
schliesslich eine Manifestation der Malleusinfection ist, wie man ursprüng-
lich annahm, sondern auch im Anschlüsse an Wundinfectionen, bei der
Druse, den Pferdepocken und als besondere durch die Hefeart erzeugte
Affection (farcino cr3rptocochico Eivolta) vorkommt, ist im Laufe der
Zeit festgestellt worden. In fast allen Culturländern bestehen gesetzliche
Bestimmungen, denen zu Folge rotzkranke Pferde sofort getödtet werden
sollen. Um nun festzustellen, ob ein Pferd, welches eine als Hautrotz imponi-
rende eitrige Lymphangitis aufweist, wirklich rotzkrank ist, also getödtet wer-
den muss, oder an einer Lymphangitis aus anderer Ursache leidet, benutzt
man in der Praxis zwei Methoden zu schneller Diagnose, nämlich die Probe-
injection des Pferdes mit Mallem und die Verimpfung von Eiter in die
Bauchhöhle des männlichen Meerschweinchens.
Um die letztere, von Steaus empfohlene Methode vorauszunehmen, so
entsteht 2-3 Tage nach der Impfung eine eitrige Entzündung der Hoden-
hüllen, die zur Schwellung des Hodens, Vereiterung desselben, Durchbruch
des Eiters nach aussen führt, und nach etwa 14 Tagen erfolgt der Tod des
Thieres an Allgemeininfection, — falls Rotzbac. in dem Eiter des Pferdes
vorhanden waren. Indessen können nicht nur Rotzbac, sondern auch an-
dere Mikroorganismen derartige Erscheinungen hervorbringen, wodurch
die Bedeutung der Methode stark beeinträchtigt wird. So fand Kutscher
im Naseneiter eines rotzigen Pferdes neben Malleusbac. einen anderen Bac,
welcher, in die Bauchhöhle des Meerschweinchens gebracht, Testikel Ver-
eiterung bewirkte, Hallopeau und Bureau erreichten das gleiche Re-
sultat bei Verimpfung von Eiter einer Mycosis fungoides. Nocard (1264)
konnte feststellen, dass es eine dem Rotz der Haut äusserst ähnliche Lymphan-
gitis purulenta beim Pferde giebt, deren Erreger die gleichen Erscheinungen
wie Rotzbac. bei Verimpfung in den Peritonealsack des Meerschweinchens
hervorrufen, von ihnen aber durchaus verschieden sind.
Eine Vorstellung von der Häufigkeit dieser rotzähnlichen Erkrankung
geben folgende Zahlen: Bei der Untersuchung von 67 rotzverdächtigen
Pferden trat 59mal nach Anwendung der SxRAUs'schen Methode Hoden-
eiterung bei Meerschweinchen ein. Aber nur 43mal handelte es sich um
Bacillus der eitrigen Lymphangitis der Haut des Pferdes. 531
echten Malleus, die übrigen 16 Fälle waren Infectionen mit dem von N.
entdeckten Bac. — Die durch denselben erzeugten Krankheitserscheinungen
beim Pferde sind denen des echten Rotzes sehr ähnlich. Es treten diffuse
Schwellungen, Knoten, ulcerirende Wunden, geschwollene Lymphstränge
in die Erscheinung. Der Verlauf der Erkrankung ist acut, so dass die
Thiere in wenigen Wochen mit zahlreichen Geschwüren und Abscessen, be-
sonders an den Extremitäten, zu Grunde gehen, oder chronisch, indem von
Zeit zu Zeit Abscesse entstehen, die wieder abheilen, und die Gesundheit
und Leistungsfähigkeit des Thieres selbst Jahre lang wenig beeinträch-
tigen. Die zu den erkrankten Bezirken gehörigen Lymphdrüsen sind ge-
schwollen, aber sie werden nie hart, entzünden sich nicht und vereitern
nie. In drei Fällen sah N. die Lymphangitis centralwärts auf die grossen
Lymphstämme des Rumpfes fortschreiten. Bei der Section fanden sich
Rindenabscesse der Niere, zweimal grosse hämorrhagische bronchopneu-
monische Heerde — an beiden Orten die von N. entdeckten Bac. — , wäh-
rend die anderen Innern Organe intact erschienen. Die Infectiosität der
Erkrankung scheint nicht gross zu sein, denn nur zwei befallene Thiere
stammten aus demselben Stalle; die übrigen hatten, selbst mit eiternden
Wunden, zwischen anderen Pferden im Stalle gestanden, ohne ihre Nach-
barn zu inficiren.
Der die Affection erregende Bac. findet sich sehr reichlich im Eiter und
ist leicht cultivirbar. Im Eiter liegt er in Haufen angeordnet, seltener ein-
zeln, innerhalb und ausserhalb der Eiterzellen. Er ist ein feines Stäbchen
von grosser Aehulichkeit mit dem Diphtheriebac, aber in frischen Culturen
ohne dessen ungleichmässige Färbbarkeit. In älteren Culturen sind seine
Formen mehr kokkenartig, auch finden sich dann Keulenformen vor. In
glycerinhaltigen Substraten ist er von vornlierein kurz und plump. Er färbt
sich leicht, auch nach Gram („admirablement"). Culturen sind nur bei
Körperwärme zu erzielen. Das beste Medium ist erstarrtes Blutserum. Hier
entstehen nach 36-48 Stunden runde leuchtende Colonien, deren Farbe auf
Pferdeserum schmutzigweiss, auf Rinderserum geblich ist. Die Mitte der
Colonie prominirt bisweilen etwas, in die Tiefe des Substrates wachsen wie
bei Streptothrixarten feine büschelförmige Bac.-Züge hinein. Auf Agar
bilden sich kleine weissliche undurchsichtige Colonien mit scharfen oder
gezackten Rändern und hervorgewölbtem Centrum; sie haften nicht auf
dem Nährboden fest. In Bouillon entsteht ein feiner krümeliger Bodensatz
ohne Trübung des Mediums. Beim Aufschütteln der Cultur entwickelt sich
eine nicht wieder verschwindende Trübung der Bouillon. In glycerinhaltiger
Bouillon entsteht kein krümeliger, sondern ein pulveriger weisslicher Boden-
satz. Auf der Kartoffel wächst der Bac. in Form eines schmutzigweissen,
dünnen, wie ein trockenes Pulver aussehenden Rasens. In Milch gedeiht
er schlecht, ohne ihr Aussehen und ihre Reaction zu verändern. Ueberhaupt
beeinflusst seine Vermehrung in einem Medium dessen Reaction nicht.
Anaerob entwickelt er sich nicht, Sporenbildung wurde nicht beobachtet.
Die Culturen erhalten Monate lang, auch bei Zimmertemperatur, ihre
Lebensfähigkeit und Vii'ulenz. Isolirung des Bac. aus dem Eiter gelingt
34*
532 Bacillus der eitrigen Lymphangitis der Haut des Pferdes.
leicht bei fractionirter Aussaat auf Serum oder Agar. — Verirapfung des
Eiters in den Peritonealraum von Meerschweinchen führt, wie schon er-
wähnt, zur Eiterung der Hodenhüllen mit consecutiver Vereiterung des
Testikels selbst, und zwar beginnen die Ei'scheinungen 36-120 Stunden
nach der Infection. Sterben die Thiere, so findet man ausserdem etwas
fadenziehende Flüssigkeit in der Bauchhöhle, kleine Heerde mit käsigem
Eiter im Netz und Eiterfleckchen im Mesenterium viscerale mit zahlreichen
Bac. Oft leben die Thiere Monate laug; man findet dann bei der Section
in Netz, Milz, Leber einzelne grosse abgekapselte Eiterheerde mit dickem
Pus und lebenden, virulenten Bac. Impfungen mit Culturen in die Bauch-
höhle des Meerschweinchens geben das gleiche Bild nur, wenn sehr wenig
Material verimpft wurde, sonst entsteht eitrige Peritonitis, Abscessbildung
im Netz und unter Temperatursturz erfolgt nach 24-48 Stunden der Tod.
— Subcutane Impfungen mit Eiter oder Cultur erzeugen beim Meerschwein-
chen, Pferd, Maulthier und Esel der Eegel nach nur bald sich öffnende und
darauf abheilende Abscesse. Nur einmal entstand nach Infection mit Cultur
bei einem Pferde eine progressive ulceröse Lymphangitis. Intravenöse
Impfung beeinflusste in erheblicher Weise von allen genannten Thieren
nur Kaninchen; diese erlagen nach 15-30 Tagen unter Abmagerung: Sec-
tions- und Bacterienbefund negativ. Weisse Mäuse erliegen nach 24-48
Stunden mit Eiterung an der Impfstelle bei subcutaner Impfung unter septi-
kämischer Verbreitung der Bac. Hühner sind refractär, Tauben gehen nach
intravenöser Impfung manchmal ein, ohne pathologische Processe in den
Organen zu zeigen^.
Nachdem wir aus N.'s Schilderung den „Pseudorotz" der Haut beim Pferde
kennen gelernt haben, wird man für die Praxis der SiEAus'chen Methode
zur Diagnose einen noch geringeren Werth nur beimessen dürfen, als sie
ihn noch nach den Untersuchungen Kutschee's wie Hallopeau und Bübeau's
behalten hatte; jedenfalls darf man nicht ohne genaue Untersuchung des
Eiters bei Vereiterung der Testikel geimpfter Meerschweinchen die Diagnose
auf Eotz stellen, wie es in der thierärztlichen Praxis wohl hier und da ge-
schieht. Die mikroskopische Prüfung des Eiters vom Pferde sowohl wie
vom Meerschweinchen lässt leicht den N.'schen vom rechten Rotzbac. unter-
scheiden. Jener nimmt die Geam'scIic Färbung an, dieser nicht.
Mit Erfolg kann man sich auch des ersten Eingangs genannten Ver-
fahrens zur Rotzdiagnose bedienen, — der Mallei'nprobe : Pseudorotzkranke
Pferde reagiren absolut nicht auf eine Malleininjection, während beim rotz-
kranken Thiere, nach N.'s Angaben wenigstens, unweigerlich eine starke
Temperaturerhöhung nach der Einspritzung sich bemerkbar macht, wenn
auch die locale Reaction an der Injectionsstelle und die Allgemeinreaction
sehr gering sein können. Abel.
*) Ref. vermisst Angaben über die Pathogenität des Bac. für Feldmäuse, die
bei dem bekannten Verhalten desRotzbac. diesen Thieren gegenüber interessant
gewesen wären. Auch findet sich keine Mittheilung darüber, ob die Nasen-
schleimhaut bei dem Pseudorotz ergriffen wird, bezw. ob sich im Nasensecret
die Bac. finden. Ref.
Bacillus der Hundestaupe. Bacillus einer Kanarienvogelseuche. 533
x) Bacillus der Hundestaupe
1265. Galli-Valerio, B., Der Mikroorganismus der Hundestaupe (Ctbl.
f. Bacter. Bd. 19, No. 18/19 p. 694).
Galli-Yalerio (1265) hat in vielen Fällen von Hundestaupe einen
Ovalbac. in Lunge, Gehirn, Rückenmark, in dem Exsudat der Hirn- und
Rückenmarkshäute, im Eiter der Sinus frontalis, sovi'ie im Conjunctival-
secret nachgewiesen und gezüchtet. Impfungen (mit Reinculturen?) bei
alten Hunden sind erfolglos geblieben, dagegen hat die subcutane Impfung
eines Hundes, der 5 Monate alt war, alle Symptome der Hundestaupe ver-
ursacht, und bei der Obduction konnte G. den Ovalbac. nachweisen. In
einem Falle hat sich bei einem Kaninchen an der Impfstelle ein Geschwür
gebildet, und in Culturen konnten die Ovalbac. nachgewiesen werden.
In Gelatineculturen erscheinen nach 24 Stunden Gasblasen und auf der
Oberfläche entwickelt sich ein weisser Belag, welcher sich in der Mitte
trichterförmig einzieht, die Gelatine wii'd aber nicht verflüssigt. Auf Agar-
culturen entwickeln sich kleine weisse Punkte, die später zusammenfliessen.
In erstarrtem Pferdeserum sieht man nach 24 Stunden längs des Impfstiches
eine Trübung und es entwickelt sich eine trichterförmige Cultur. Im flüssigen
Pferdeserum erscheinen kleine Flocken am Grunde des Gefässes, das Serum
bleibt aber durchsichtig. Die Bouillonculturen zeigen zuerst Trübung, nach
einigen Tagen Bodensatz. Auf Kartoifeln wächst der Ovalbac. in weiss-
lichen, durchscheinenden Auflagerungen. Die Bac. sind in den Culturen
bald isolirt, bald zu zweien, durch eine helle Substanz verbunden; manch-
mal in der Mitte eingeschnürt, zu langen Fäden oder zu Ketten vereinigt
und immer beweglich. Hie und da findet man Bac. mit vergrösserten Enden,
die eine kleine Spore enthalten. Nach Gkam färben sie sich gut, aber nicht
gleichmässig, denn die Enden erscheinen oft besser gefärbt, v. Rätx.
y\)) Bacillus einer Kanarienvogelseuche
1 266. Kern, F., Eine neue infectiöse Krankheit der Kanarienvögel (Deutsche
Zeitschr. f. Thiermed. Bd. 22 p. 171).
Kern(1266) hatte Gelegenheit eine neue infectiöse Krankheit der
Kanarienvögel zu beobachten, welche im allgemeinen eine grosse Aehn-
lichkeit mit dem Geflügeltyphoid hatte, aber durch andere Bacterien hervor-
gerufen war, deren morphologische Beschaff'enheit allerdings nm- ungenügend
beschrieben ist. Ausführlich wird dagegen das biologische Verhalten des
aufgefundenen Bacteriums geschildert, seine Uebertragbarkeit auf Kanarien-
vögel und Sperlinge erwähnt, vor allem aber wird in diagnostischer Be-
ziehung hervorgehoben, dass der Bac. nicht auf Hühner übertragbar sei.
Johne.
534 Variola und Vaccine. Literatur.
a) Variola und Vaccine
Referenten: Doc Dr. R. Abel (Hamburg), Prof. Ur. A. Gnillebeau
(Bern), Prof. Dr. A. A. Kanthack (Cambridge), Prof. Dr. ¥. Tangl
(Budapest), Prof. Dr. A. Trambusti (Ferrara), Dr. K. Walz (Tübingen).
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Einen von ihm „Variolokokkus" getauften Streptok. sieht Le Dantec
(1305) als das Variolacontagium an. Er fand diesen Streptok. in 50
Variolafällen im Blute, bei nicht foudroyant tödtlich verlaufenden Fällen
auch in den Organen. Dem Erysipelstreptok. ähnlich unterscheidet sich der
Variolokokkus von ihm doch dadurch, dass er in Bouillonculturen grosse
zu Boden sinkende Flocken bildet und Milch zur Gerinnung bringt. Eine
Immunisirung von Kaninchen mit dem einen Kokkus gegen den anderen ist
nicht möglich (VersuchsprotokoUe fehlen). Auch im Inhalt der Variolapustel
findet sich der Variolokokkus stets. Er wächst aus dem Pustelinhalt aber
zunächst nur anaerob, erst von der zweiten Generation an auch aerob.
Der aus dem Pustelinhalt gezüchtete Kokkus ist identisch mit dem aus dem
Blute zu gewinnenden, aber weniger virulent als dieser. Versuche an Kälbern
mit Reinculturen des Variolokokkus hat Le D. nicht gemacht; seine Ueber-
zeugung, dass dieser Organismus der Erreger der Variola sei, gründet sich
nur auf die Thatsache des angeblich constanten Vorkommens des Kokkus
bei Variolaerkrankungen.
Le D. schildert auch kurz die von ihm in Gemeinschaft mit Layet''' ange-
stellten erfolgreichen Versuche zur üeberimpfung von Variola mittels des
Blutes Erkrankter auf Kälber. Er glaubt, durch diese Versuche die Identität
von Variola und Vaccine erwiesen zu haben, während Layet diesen Schluss
nicht für nothwendig hält*. Abel.
Copeman (1274) giebt an, es sei ihm gelungen, den von Klein und ihm
schon früher in Pockensecret und Vaccinelymphe gesehenen Bac, den er für
den Erreger der Variola und Vaccine hält, im Hühnerei zu züchten,
t) S. Referat No. 1304 p. 547. Red.
*) Vor allem ist es nicht erwiesen, dass der gefundene Streptok., dessen Iden-
tität mit dem Streptok. pyog. s. erysipelatis mehr als wahrscheinlich ist, der
Erreger der Variola sei. Die deutschen Bacteriologen sind längst darüber
einig, dass die im Blute von Variolakranken und in den Vaccinepusteln vor-
kommenden Streptok. Zeichen einer secundären pyogenen Infection beim Va-
riolaprocesse sind. Baumgarten.
Variola und Vaccine. Parasitologisches über das Pockengift. 539
Reinzüchtung des Vaccinecontagiums.
mit Verimpfimg der Eiculturen auf Kälber bei diesen aber wiederum Vaccine
zu erzeugen. Die Versuche Verf.'s, sind allerdings recht wenig beweisend.
Er brachte Pockenpustelsecret in rohe Hühnereier und bebrütete diese bei
37^ einen Monat lang. Dann impfte er mit dem Eiinhalt, in dem sich mikro-
skopisch angeblich nur der C.'sche Bac. fand, Kälber, welche danach auch
an Vaccine erkrankten. Es ist indess dabei zu berücksichtigen, dass die
Kälber gleichzeitig immer, wenn auch an einer anderen Körperstelle, mit
Vaccinelymphe inficirt wurden, so dass also eine Uebertragung des Impf-
stoifes von dort aus auf die mitEicultur inficirten Stellen möglich war, ferner,
dass die Eicultur in erster Generation verimpft wurde; es ist wahrscheinlich,
dass neben den Bac. noch die echten Vaccinerreger in der Eicultur in lebens-
fähigem und virulenten Zustande vorhanden waren, und dass die Bac. keine
Eolle bei der Infection der Tliiere spielten. Abel.
Eine zusammenfassende Darstellung unserer Kenntnisse über die Variola
giebt Immermann (1294) in Nothnagel's specieller Pathologie und The-
rapie. In einem Capitel „Parasitologisches über das Pockengift"
werden die bisherigen Bemühungen, das Pockencontagium zu eruiren, kurz
und kritisch gewürdigt, mit dem Resultat, dass den Protozoenbefunden vom
Verf. die grösste Bedeutung für die Lösung der Frage, die ihm übrigens
noch nicht entschieden zu sein scheint, zuerkannt wird. Eine ausführliche
Schilderung erfährt die Vaccination; die Methoden zur Gewinnung brauch-
baren Impfstoffes, der Nutzen der Impfung, die durch sie möglichen Gesund-
heitsschädigungen werden eingehend besprochen. Abel.
Einen üeberblick über die seit dem Jahre 1887 unternommenen Ver-
suche zur Reinzüchtung des Vaccinecontagiums giebt L. Pfeiffer
(1319). Verf. hatte bereits 1887^ eine Zusammenfassung der bis dahin
erschienenen Arbeiten über die Variola- und Vaccineätiologie gegeben, an
die seine jetzige Publication anschliesst. Wie damals, ist er auch jetzt noch
der Meinung, das eine Züchtung des Variolaerregers auf den üblichen Bac-
teriennährböden nicht möglich ist. Weder in den CopEMAN-KLEiN'schen Bac.
noch in den VoiGT-RuEXE'schen Kokken vermag er den echten Pockener-
reger zu sehen, überhaupt glaubt er nicht, dass die Variola und Vaccine zu
den durch Bacterien erzeugten Infectionskrankheiten gehört. In den von
Buist'-' ausgeführten Untersuchungen über die Bedeutung der in der Lymphe
häufig enthaltenen Hefezellen für die Variolavaccine vermag Pf. eine wesent-
liche Förderung unserer Kenntnisse nicht zu erblicken. Er ist der Ansicht,
dass das bisher allein sicher bekannte erste Entwicklungsstadium des Variola-
Vaccineparasiten durch Guarnieri'^ bei seinen, von L. Pfeiffer, E. Pfeif-
fer*, V. Sicherer'' u. A. mit gleichem Erfolge wiederholten Versuchen „in
den Corneal-Epithelien reingezüchtet worden ist". Offen lässt er die Frage,
ob der Parasit „zu den Blastomyceten, Schimmelpilzen oder Acystosporidien
gehört". Jedenfalls sei der Parasit ein Zellschmarotzer. Verf. legt des
Näheren dar, wie sich der Verlauf der Variola- und Vaccineerkrankung
1) Jahresber. III, 1887, p. 5L Ref. — «) Jahresber. III, 1887, p. 48. Ref.
. >) Jahresber. VIII, 1892, p. 438. Ref. — ") Jahresber. XI, 1895, p. 495. Ref,
») Jahresber. XI, 1895, p. 361. Ref.
540 Variola und Vaccine. Variola- Vaccineparasiten.
Bacteriengehalt der Lymphe.
unter Annahme dieser Parasiten als Erreger erklären lässt^ — Der Arheit
ist ein ausführliches, ziemlich vollständiges Literaturverzeichniss beige-
geben. Abel.
Eine zweite, sehr sorgfältige, mit umfassendem Literaturverzeichniss
versehene Rundschau über die in der Literatur niedergelegten Unter-
suchungen bezüglich des Variola-Vaccineparasiten hat Steril-
berg (1327) zum Verf. Derselbe kommt zu dem Schlüsse, dass das speci-
fische Infectionsagens noch nicht nachgewiesen sei. Keine der bisher vor-
liegenden Untersuchungen beweise unzweifelhaft, dass dieses oder jenes der
als Variolaparasiten angesprochenen GebiMe wirklich den Erreger der
Krankheit darstelle. Es sei nach den angestellten, ausgedehnten Experi-
mentaluntersuchungen anzunehmen, dass der Parasit nicht zu den Bacterien
gehöre.
Des weitereu giebt St. einen Ueberblick über den Stand unserer Kennt-
nisse von der Immunität gegen Variola und Vaccine. Bei Besprechung der
Frage, ob eine Immunisirung gegen Vaccine mit Hülfe des Serums vacci-
nirter Thiere möglich sei, citirt St. von ihm ausgeführte und von Kinyoun
und Reed mit gleichem Erfolg wiederholte Versuche, nach denen das Serum
geimpfter Thiere anscheinend das Vaccinevirus bei directer Berülirung zer-
stören kann, denn längere Zeit mit Serum immuner Thiere in Berührung
gebrachter Impfstoff hatte seine W^irksamkeit eingebüsst. Wenn Kindern
1-5 ccm Blutserum von vaccinirten Kälbern oder Variolareconvalescenteu
subcutan in demselben Augenblicke injicirt wurde, in dem sie vaccinirt
wurden, so hinderte diese Injection die Entwickelung der Vaccinepusteln
nicht. Diese Erfahrung steht in Einklang mit den Ergebnissen ähnlicher
Versuche von Beumer und Peiper"*", Rembold"''"*' u. A., denen zufolge kleine
Dosen Serums immuner Thiere eine (zweifellose) Schutzkraft nicht ent-
wickeln. Abel.
Ebenfalls eine Uebersicht über die Arbeiten, welche sich mit der Ent-
deckung des Variola-Vaccine-Organismus beschäftigen, giebt Cope-
man (1275). Dieser Verf. glaubt in einem von Klein und ihm selbst ge-
fundenen, im Hühnerei cultivirten Bac.^ den Erreger der Krankheit sehen
zu dürfen, während er die Bedeutung der GuARNiERi'schen „Parasiten"
nicht anzuerkennen vermag. Abel.
Landnianii (1302) untersuchte Proben der von einer Anzahl deutscher
Impfanstalten gelieferten Lymphe auf ihren Bacteriengehalt. Er fand
alle Speciraina bacterienhaltig. Die Zahl der auf Glycerinagar bei 37° in
48 Stunden entwickelungsfähigen Keime schwankte zwischen 50 und
25000000 pro 1 ccm. Unter ihnen fanden sich in einer nicht geringen
Zahl von Proben der Staphylok. pyog. aureus, zweimal auch der Strepto-
^) Ref. unterlässt es, auf die diesbezüglichen Ausführungen Pf.'s näher einzu-
gehen, da es ihm durchaus noch nicht erwiesen scheint, dass der GuAENiERi'sche
sog. Parasit wirklich ein körperfremdes Gebilde darstellt. Ref.
. t) Jahresber. XI, 1895, p. 362. Red. — tt) Jahresber. XI, 1895, p. 361. Red.
^) Vgl. das Referat über Copeman p. 538. Ref,
Variola und Vaccine. Abtödten der Bacterien 541
in bacterienhaltiger Lymphe.
kokkus pyogenes^ ; beide erwiesen sich als virulent für Thiere. L. beobachtete
nun, dass eine, zahlreiche Bacterien, auch pyogene Staphylok. und Streptok,
enthaltende, Lj^mphe bei der Verimpfung auf Kinder eine starke Entzündungs-
reaction in der Umgebung der Pockenpusteln veranlasste, während eine
keimarme und von den genannten pathogenen Bacterien freie Lymphe in
einer grösseren Versuchsreihe (40 Kinder) Pusteln ergab, bei welchen die
Breite der entzündlichen Zone um den Pustelrand 1 cm nicht übertraf. Aus
diesen Wahrnehmungen glaubt L. den Schluss ziehen zu dürfen, dass stärkere
Reizerscheinungen bei der Entwicklung der Vaccinepusteln auf den Gehalt
der Lymphe an pathogenen Bacterien zurückzuführen sind. Er verlangt fort-
laufende bacterioskopische Untersuchung der Lymphe sämmtlicher Impf-
anstalten an einer Centralstelle und allgemeine Einführung einer noch aus-
zuprobirenden Methodik der Impfstoifgewinnung, welche eine möglichst
keimarme Lymphe herstellen lässt. Ist die Anwesenheit pathogener Keime
(ausser den Vaccineerregern natürlich) in der Lymphe durch die Art ihrer
Gewinnung nicht auszuschliessen, so muss, selbst auf die Gefahr hin, dass
die Wirkung der Lymphe dadurch etwas leidet, eine Entfernung oder Ab-
schwächung der pathogenen Keime in der Lymphe versucht werden.
L. stellt die Bekanntgabe von Verfahren in Aussicht, welche dieses Ziel
erreichen lassen. Abel.
Seine Versuche, in bacterienhaltiger Lymphe die Bacterien ab-
zutödten, haben aber Laiidmauii (1303), wie er in einer weiteren Publi-
cation mittheilt, keine ganz zufriedenstellenden Resultate ergeben. Mit
den abzutödtenden Bacterien wurden leicht auch die Vaccineerreger ge-
schädigt, die Wirksamkeit der Lymphe erheblich herabgesetzt. Daher zog
L. späterhin voi", den Impfstoff womöglich gleich bacterienfrei Zugewinnen.
Er will durch peinliche Aseptik bei der Impfung der Kälber und bei Be-
nutzung des Rückens der Thiere, der weniger stark als der Bauch Verun-
reinigungen während des Reifens der Pocken ausgesetzt ist, als Impffeldes
Lymphe erzielt haben, welche entweder ganz keimfrei war oder wenigstens
patliogene Keime nicht enthielt". Zu zweckmässiger Verwendung dieser
Lymphe empfiehlt L. die Benutzung sterilisirter Impfinstrumente und
Reinigung der Haut des Impflings mit Watte und Aether vor der Vaccination.
Die Älittheilungen Landmann's haben sich insofern als recht verdienst-
lich erwiesen, als sie die Anregung zu Untersuchungen darüber gegeben
haben, ob thatsächlich den in der Lymphe vorkommenden Bacterien das
Auftreten unangenehmer Nebenerscheinungen im Verlaufe der Pocken-
entwicklung nach der Vaccination zur Last zu legen sei. Die Frage ist
von allen Autoren, welche sich mit ihr beschäftigt haben, im wesentlichen
*) Der Befund von pyogenen Streptok. ist nicht, wie L. annimmt, von ihm zum
ersten Male, sondern schon früher von Crookshank (Intern, hygien. Congr. Lon-
don 1S92, Bd. 2 p. 1891), Copemann (.Jahre.sbcr. IX, 1893, p. 30ö), Won-ow
(.lahresber. VI, 1890, p. 4'2) erhoben worden. Rof.
^j Die L.'scho, von Morck in üarnistadt vertriebene Lymphe liat sich ver-
schiedenen Untersuchern zwar keimfrei, aber bisweilen als Impfstoff wirkungs-
los, bisweilen wirkungsschwach und auch nicht reizloser als bacterienhaltige
Lymphe erwiesen (vgl. Allg. med. Central-Ztg. p. 1232, 1243). Ref.
542 Variola und Vaccine. Bacterienfreie animalische Lymphe.
Bedeutung der Bacterien in der Lymphe.
in verneinenden Sinne beantwortet worden, wie sich aus den gleich folgen-
den Referaten ergiebt. Trotzdem macht sich überall das Bestreben geltend,
Verfahren zu finden, welche die Bacterien von der Lymphe fernzuhalten
oder aus ihr zu beseitigen gestatten. Wenn es ohne allzu grosse Störungen
des Lymphgewinnungsbetriebes angeht, ist es ohne Frage ja auch nur em-
pfehlenswerth, die Lpmphe von den für die Wirksamkeit nicht erforder-
lichen Mikroorganismen freizuhalten; muss man doch immer mit der Mög-
lichkeit rechnen, dass, obwohl im Allgemeinen bedeutungslos, der Gehalt
der Lymphe an Bacterien doch gelegentlich, wenn z. B. besonders stark für
den Menschen pathogene Bacterien zugegen sind, ein Factor wird, der un-
günstig in den Verlauf der Vaccination eingreifen kann, jedenfalls nicht
unbedingt sicher zu beherrschen ist.
Eine unverdient herbe Kritik haben Landmann's Publicationen wohl
deshalb erfahren, weil die Impfgegner sich derselben bemächtigt und den
Satz Landmann's, die Lymphe der meisten staatlichen Impfanstalten
Deutschlands enthalte für den Menschen notorisch pathogene Bacterien,
als ein probates Mittel zur Discreditirung der Schutzpockenimpfung immer
und immer wieder angebracht haben. Es war die Thatsache selbst ja längst
bekannt; sie musste aber durch Landmann's Angabe, dass stärkere Reiz-
erscheinungen an den Pusteln der Anwesenheit der pathogenen fremden
Keime zuzuschreiben seien, eine ganz besondere Bedeutung bekommen.
Abel
Leoili (1306) nimmt für sich die Priorität in Anspruch, animalische
Lymphe bacteriologisch rein dargestellt zu haben. In der That hat
er schon im Jahre 1 889 gezeigt, dass die Schwierigkeit, animale Lymphe
im frischen Zustande zu erhalten, durch die Gegenwart verschiedener Bac-
terien bedingt wurde, welche verschwinden, wenn die Lymphe längere Zeit
in Glycerin und bei bestimmter Temperatur aufbewahrt wird. Verf. hat
nachgewiesen, dass die vollständig keimfreie Lymphe sich 20 Tage bis 4
Monate lang wirksam erhält. Nach dieser Zeit tritt eine Abschwächung
ein, und die Wirkung wird zweifelhaft. Verf. hält conservirte Lymphe für
das ideale und allein wirksame Präparat. Tramhusti.
Auf einer Versammlung der Vorstände der staatlichen Lymphgewinnungs-
anstalten erstattete Neidhart (1313) ein Referat über die Bedeutung
der mit unseren Hülfsmitteln zücht- und sichtbaren Bacterien
in der Lymphe und die Mittel zur Erzielung eines, abgesehen von dem
specifischen Vaccinecontagium, von mikroskopischen Lebewesen freien Impf-
stoffes. N. hob hervor, dass die allerdings in frischer Lymphe bei der jetzt
üblichen Gewinnungsweise fast stets vorhandenen Bacterien zum grössten
Theile für den Menschen unschädliche Saprophyten seien. Die bisweilen
vorhandenen pathogenen Mikrobien könnten wohl gelegentlich unerwünschte
Complicationen des Vaccinations Verlaufes bedingen. Bei der Seltenheit der
Complicationen einerseits und der Häufigkeit der pathogenen Staphylok. und
auch Streptok. andererseits sei es jedoch augenscheinlich, dass durchaus
nicht immer, sondern nur ausnahmsweise eine schädigende Wirkung der
Keime sich geltend mache. Es sei anzunehmen, dass leichtere entzündliche
Variola und Vaccine. Gewinnung eines keimarmen 543
animalischen Impfstoffes.
Erscheinungen, welche Landmann auf Rechnung der pathogenen Keime
setzt, in der Pusteiumgebung durch die Wirkung des Vaccinecontagiums
selbst verursacht würden. Im späteren Verlaufe der Pustelbildung ein-
tretende Complicationen seien als durch secundäre Infection bedingt anzu-
sehen. Bei der fraglos nur geringen Bedeutung der fremden Keime in der
Lymphe sei eine sie enthaltende, aber guten Impferfolg gebende Lymphe
unbedingt einer bacterienfreien, aber weniger wirksamen Lymphe vorzu-
ziehen. Zur Gewinnung keimfreier oder wenigstens keimarmer Lymphe sei
Impfung der zu vaccinii'enden Thiere mit aseptischen und antiseptischen
Cautelen und ihre Infection mit möglichst keimarmer Lymphe empfehlens-
werth. Keimarme Lymphe scheine man nach den Versuchen der im zweit-
nächsten Referat zu erwähnenden Commission durch Centrifugiren der
Lymphe erreichen zu können. Auch in alter, mit Glycerinzusatz conser-
virter Lymphe sei die Keimzahl der Regel nach eine weit geringere als in
frischer Lymphe. N. belegt seine Schlüsse durch Mittheilung von eigenen
Beobachtungen und Angaben in der Literatur. Er fand mit seinen Folge-
rungen den Beifall der übrigen anwesenden Vorsteher von Lymphgewin-
nungsanstalten. Abel.
Bei seinen in der Wiener Impfstoff-Gewinnungs-Anstalt ausgeführtenUnter-
suchungen constatirte Paul (1316), dass sich sehr gewöhnlich in der vom
Kalbe gewonnenen Lymphe der Staphylok. pyog. aur. und zwar
in virulentem Zustande neben zahlreichen anderen Bacterien
findet. Durch Impfung auf die gut gewaschene, mit Lysollösung desinficirte,
danach mit sterilem Wasser bespülte Haut der Thiere gelang es, wenn
die Vorsicht gebraucht wurde, auch vor der Abnahme des Impfstoffes die
Haut noch einmal mit sterilem Wasser zu waschen, eine Lymphe zu ge-
winnen, welche frei von Schimmel- und Sprosspilzen war, die jedoch immer
noch Bacterien, auch den Staphylok. aur., in Menge enthielt. Diese Keime
Hessen sich auch nicht bei Verwendung sehr keimarmer Lymphe zur In-
fection der Kälber und der Rücken- statt der Bauchimpfung sicher von der
Lymphe fernhalten. Wie schon anderen Ortes so gelang es auch in Wien,
die Bacterien der Lymphe durch Glycerinzusatz zu derselben so zu schädigen,
dass sie nach 4-8 Wochen langer Aufbewahrung zum grössten Theile, der
Staphylok. aur. sogar ganz verschwunden waren. Zur Impfung erwies sich
solche alte „abgelagerte Lymphe" als sehr gut brauchbar.
Ob Beziehungen zwischen der Heftigkeit der Reaction an den Impfstellen
beim Menschen und dem Gehalte der Lymphe an Staphylok. aur. bestehen,
musste zweifelliaft bleiben. Auffallend war es, dass die humanisirte Ljinphe
eines im Wiener Findelhause seit dem Jahre 1802 von Arm zu Arm fortge-
züchteten Vaccinestammes regelmässig einen sehr virulenten Staphylok.
aur. enthielt und dass trotzdem die durch diese Lymphe erzeugten Impf-
pusteln bei Kindern eine selir geringe Zone von Entzündungsröthe besassen.
Abel.
Besonders eingehend experimentell hat sich eine vom preussischen Cultus-
minister eingesetzte Commission, welcher Mitglieder des Institutes für Infoc-
tiüuskrankheiten und die Dirigenten dreier Impfaustalten angehörten und
544 Variola und Vaccine. Rolle der züchtbaren Mikroorganismen
in der Lymphe. Gewinnung von möglichst reizlose Impfpusteln
gehender Lymphe.
deren Bericliterstatterrrosch(l 284) ist, mitUntersucliungen über di e Rolle
der züchtbaren Mikroorganismen in der Lymphe, die Mittel zu
ihrer Beseitigung und zur Gewinnung einer gut aussehenden,
möglichst reizlose Impfpusteln gebenden Lymphe befasst.
Die Untersuchungen zeigten zunächst, dass die von den staatlichen Impf-
anstalten gelieferte Lymphe immer keimhaltig ist. In älterer, mit Glycerin-
zusatz conservirter Lymphe ist die Bacterienzahl wesentlich geringer als
in frischer. Die grössten Keimzahlen erhielt man durch Züchtung auf frisch
hergestelltem Glycerinagar bei Brüttemperatur. Streptok. wurden trotz
sehr zahlreicher Probenahmen niemals in der Lymphe gefunden; ebenso
wenig echte Diphtheriebac, dagegen ziemlich häufig Xerosebac.^. Staphylok.
waren oft nachweisbar. Viele derselben verflüssigten aber Gelatine nicht
und waren dadurch von den pyogenen Staphylok. unterscheidbar. Von den
verflüssigenden Staphylok. waren die meisten, selbst in grossen Mengen,
d, h. 2-4 ccm frischer Bouilloncultur, Kaninchen und Mäusen intraperitoneal
beigebracht, absolut unschädlich. Nur fünf Stämme erwiesen sich als viru-
lent, vier davon in geringem, nur einer in hohem Grade.
Wurden pyogene Streptok. zu einer in der üblichen Weise mit Glycerin
versetzten Lymphe hinzugefügt, so blieben sie bei Zimmertemperatur 11
Tage, im Eisschrank 18 Tage am Leben. Man kann annehmen, dass in
alter Lymphe vorkommende Streptok. nicht zu den pyogenen gehören, son-
dern Abkömmlinge der auf der Haut des Kalbes als harmlose nicht pyogene
Hautepiphyten oft vorhandenen Streptok. sind. Diphtheriebac. starben in
Glycerinlymphe bei Zimmertemperatur innerhalb von 20 Tagen ab, bei
Conservirung im Eisschrank waren sie nach 3 Monaten und vielleicht gar
länger noch lebensfähig.
Die bisher von den Impfinstituten gelieferte Lymphe hat infolge der Bei-
mischung von Blut und Gewebspartikelchen eine trübe Beschafi'enheit, wes-
halb sie von den Impfgegnern mit Vorliebe als Geschwürsjauche bezeichnet
wird. Es war der Commission zur Aufgabe gemacht worden, eine Methode
zu finden, welche die Herstellung eines klaren gut aussehenden Impfstoffes
gestattet; schon das Aussehen der Lymphe sollte womöglich ein Urtheil
über die Güte derselben ermöglichen. Blutbeimischungen von der Lymphe
fei-nzuhalten gelang dadurch, dass die Lymphe erst nach Ausbluten der
Impfthiere entnommen oder dass sie am lebenden Thiere unter starkem,
zur Hautanämie führenden Drucke des scharfen Löff'els mit diesem aus den
Pusteln entleert wurde. Immerhin war solche Lymphe durch Gehalt an
Gewebstheilchen noch trübe. 60 ^/q Glycerinzusatz machte sie in 5 Tagen
nahezu keimfrei. Filtration und Dialysirung der Lymphe gab keine guten
Resultate. Bei Sedimentirung der mit Glycerin versetzten Lymphe im Eis-
schrank erhielt man nach etwa einem Monat in der über dem Bodensatz
stehenden klaren Flüssigkeit einen gut wirksamen und bacterienarmen
') Es ist wohl ein Versehen von F., dass er als Unterscheidungs-Merkmal der
Xerosebac. und echten Dij^htheriebac. angiebt, jene bildeten in Lackmusbouillon
Säure „in den ersten Tagen der Züchtung". Das thun die Diptlieriebac. be-
kanntlich auch, meist sogar in stärkerem Grade. Ref.
Variola und Vaccine. Rolle der züchtbaren Mikroorganismen 545
in der Lymphe. Gewinnung von möglichst reizlose Impfpusteln
gebender Lymphe.
Impfstoff; der Bodensatz gab nach nochmaliger Verreibung mit Zusatz-
flüssigkeit und wiederholter Sedimentation noch ein zweites Mal gut wirk-
samen klaren Impfstoff ab. Besonders günstig waren die durch Centrifugi-
rung der Lymphe erhaltenen Eesultate. Der sehr fein verriebene Impfstoff
wurde mit Wasser 1 : 4 aufgefüllt und auf einer Centrifuge bei 4000 Um-
drehungen pro Minute ausgeschleudert. Der Bodensatz wurde nach Ab-
hebern der ziemlich klaren darüberstehenden Flüssigkeit wiederum mit
Wasser im gleichen Yerhältniss aufgefüllt und centrifugirt ; mit dem dann
verbleibenden Bodensatz wurde das Verfahren zum dritten Male wieder-
holt. Die drei dekantirten Flüssigkeiten, vermischt und nochmals ausge-
schleudert, erschienen schliesslich wasserklar, frei von Gewebsbestandthei-
len und waren auch nahezu keimfrei. vSie erhielten dann die übliche Gly-
cerinmenge als Zusatz. Die Wirkung als Impfstoff war eine sehr zufrieden-
stellende. — Ozonisirung der Lymphe machte sie zwar klar und bacterien-
frei, vernichtete aber auch ihre Wirksamkeit.
Durch aseptische und antiseptische Behandlung des Impffeldes beim
Kalbe vor der Infection, Impfung auf dem Rücken statt am Bauche und
Bedeckung des Impffeldes mit einem Verbände gelang es, den Keimgehalt
der Lymphe recht erheblich zu verringern. Eine keimfreie Lymphe Hess
sich aber selbst durch Benutzung eines — immer von den Vaccinekeimen
natürlich abgesehen — keimfreien Impfstoffes nicht gewinnen. Ein keim-
freier Impfstoff stand im Safte der Milz, Leber, in der Leistendrüsensub-
stanz, der Mesenterialdi'üsensubstanz und dem Knochenmarke geimpfter
Kälber zur Verfügung; bis zur dritten und vierten Woche nach der Vacci-
nation enthielten die genamiten Organe der geimpften Kälber Vaccine-
keime ; sie waren dabei absolut frei von züchtbaren Bacterien. Aus dem Um-
stände, dass es selbst bei Verwendung solchen keimfreien Impfstoffes nicht
gelang, die Zalü der Bacterien in der Lymphe zu verringern und ilu'e Art
zu beeinflussen, muss man folgern, dass der Bacterienreichthum der Lymphe
aus anderen Quellen als vom Impfstoffe herstammt. Unsere Maassnahmen
zur Verringerung des Bacteriengehaltes der Lymphe haben weniger die zu
verimpfende Lymphe, als die anderweiten Umstände, wie Veruni'einigung
der Impffläche, Verletzung der Impfpustel u. dergl., zu berücksichtigen.
Die mikroskopische Untersuchung von Impfpusteln beim Menschen und
beim Kalbe in Schnitten ergab als Resultat, dass das Pockengewebe genau
so bacterienfrei ist wie die Variolapocke in der ersten Fieberperiode es ist.
Die mit dem Impfstoff auf die Haut gebrachten Bacterien dringen nicht in
das Gewebe der Pocke ein. Erst wenn die Pustel verletzt wii"d, finden sie
den Weg in das erweichte Pustelgewebe offen. Zu der Zeit, wo die Lymph-
abnahme zu geschehen pflegt, ist die Kalbspocke selbst sicher noch bac-
terienfrei. Schon nach diesen Befunden musste ein ursächlicher Zusammen-
hang zwischen den Reizerscheinungen an der Impfstelle beim vaccinirteu
Menschen und dem Bacteriengehalt der Lymphe als unwahrscheinlich be-
zeichnet werden. ^Vurde Lymphe mit virulenten Streptok. versetzt und auf
Kälber verimpft, so fanden sich im Pockengewebe keine Streptok., nur in
dem in und über dem Impfschnitt gelegenen Impfschorf; hier landen sich
Baumgarten's Jahresbericht XII 35
546 Variola und Vaccine. Rolle der züchttjaren Mikroorganismen
in der Lymphe. Gewinnung von möglichst reizlose Impfpusteln
gebender Lymphe. Wirkung eines aus der Lymphe gezüchteten Kokkus.
auch reichlich andere Bacterien. Eeichlicher Zusatz von Diphtheriebac. zur
Lymphe verhinderte die Pustelbildung, geringer Zusatz nicht; Diphtherie-
bac. waren im Pockengewebe nicht aufzufinden.
In einer grossen Reihe von Parallelversuchen mit bacterienhaltiger und
bacterienfreier Lymphe zeigte sich deutlich, dass der Grad der Entzündungs-
reaction an den Pusteln nicht in Beziehung zum Bacteriengehalte steht.
Mit keimfreier oder keimarmer Lymphe erzeugte Pusteln waren ebenso
häufig und intensiv wie durch stark keimhaltige Lymphe hervorgebrachte
Pocken von starken Eeizerscheinungen begleitet. Die bacteriologische
Untersuchung der Pusteln ergab, dass in beinahe ^/j^ aller Fälle von in-
tensiveren Reizerscheinungen die entzündeten Partien bacteriell steril oder
nahezu steril waren, während in völlig reizlosen Pusteln die Gegenwart
von Bacterien, darunter von Staphylok. aur. in Reincultur fast in jedem
dritten Fall nachweisbar war. In pseudoerysipelatösen und phlegmonösen
Hautentzündungen wurden specifische Erreger (Staphylo- und Streptok.)
nicht gefunden. Nach diesen Beobachtungen kann kein Zweifel daran ob-
walten, dass den Lymphebacterien ein besonderer Einfluss auf den Ablauf
der Impfreaction nicht zukommt.
Lymphstämme zu züchten, welche constant reizlose Pusteln gaben, er-
wies sich als unmöglich. Die entzündliche Reaction auf die Impfung ist
eine durchaus individuelle, denn Lymphe von einer reizlosen Pustel auf
andere Kinder verimpft gab hier bisweilen starke Reizerscheinungen und
umgekehrt blieb bei Impfung mit Lymphe von Pusteln mit starkem Ent-
zündungshof oft jede Reaction aus. Die Höhe der Reaction ist von der in-
dividuellen Körperbeschaifenheit abhängig. V^enn einem Kinde auf den
einen Arm Lymphe von stark, auf den anderen Arm von garnicht mit Ent-
zündungszone versehenen Pusteln gebracht wurde, so war die Reaction stets
beiderseits die gleiche, entweder stark oder schwach.
Die gewöhnliche Lymphe scheint noch in 10-20facher Verdünnung eben
so gut wie im unverdünnten Zustande brauchbar zu sein. Sie scheint in
dieser Verdünnung zwar kaum weniger stark als unverdünnte zu reizen,
aber Monate lang haltbar zu sein und sicheren Pockensch'utz zu verleihen.
Die durch starke Entzündung der Impfstellen gesetzte Belästigung Hess
sich vermeiden, wenn man die Impfschnitte über die Aussenseite des ganzen
Oberarmes vertheilte und in Form eines Quincunx anlegte. Dann confluir-
ten die einzelnen Entzündungshöfe nicht leicht.
Von Landmann bezogene Proben seiner Lymphe (s, oben) gaben gleich
starke Reizerscheinungen wie stark bacterienhaltige Impfstoffe, erwiesen
sich ausserdem, zum Theil wenigstens, als gar nicht keimfrei, zum Theil
auch als in ihrer Wirkung abgeschwächt. Abel.
Arloing (1267) hat mehrfach Lymphe auf künstliche Nährböden gesät
und einen Mikrokokkus rein gezüchtet, der bei subcutaner Einverleibung
kleine Papeln, nie Pusteln erzeugte und in grösserer Quantität subcutan inji-
cirt, keine Immunität bewirkte. Er hält dies für einen bemerkenswerthen Fall
von wahrer secundärer oder concomitirender Infection. Walz.
Variola und Vaccine. Uebertragung der Variola 547
vom Menschen auf das Kalb.
Nach verschiedenen vergeblichen Versuchen gelang es Freyer (1282)
1895abermals, wie schon im Jahre 1892''' einmal, Variola vom Menschen
anfdas Kalb zu verimpfen, auf diesem fortzuzüchten und in Vaccine
verwandelt, auf den Menschen zurück zu übertragen. Der Pockenstoff wurde
am fünften Tage nach dem Hervortreten des Pockenausschlages von der
erkrankten Person gewonnen. Ein noch am gleichen Tage damit geimpftes
Kalb blieb reactionslos, wurde auch gegen eine später ausgeführte Vacci-
nation nicht immun. Ein zweites Kalb, mit dem elf Tage lang im Eisschrank
aufbewahrten Pockenstoflf geimpft, bekam zahlreiche Pocken und erwies sich
gegen eine sieben Tage später vorgenommene Vaccination als immun. Her-
vorzuheben ist, dass die Impfung mit dem Variolamaterial ausserhalb der
Impfanstalt vorgenommen wurde; der Einwand, die Pockenbildung sei auf
eine zufällige Mitverimpfung von Vaccine zurückzuführen, ist also gegen
diesen Versuch nicht wie gegen andere zu erheben. Dasselbe Kalb wurde
ausser mit dem am 5. Krankheitstage des Patienten gewonnenen Pocken-
stoif auch noch mit trockenen, in Glycerin und Wasser verriebenen am 16.
Krankheitstage gewonnenen Pockenschuppen geimpft. An den mit diesen
Schuppen geimpften Stellen entstanden niu' feine trockene, stecknadelkopf-
grosse Knötchen, keine Pusteln. Ein drittes Kalb, elf Tage darauf geimpft
mit den im Eisschrank bewahrten trockenen Pockenschuppen vom 16. Krank-
heitstage bekam 3-4 kleine, knötchenartige Erhabenlieiten mit geringer
Einziehung in der Mitte, aber ohne deutliche Pustelbildung. Auf eine später
vorgenommene Vaccination reagierte es nur schwach.
Vom zweiten Kalbe aus wurde der Pockenstoff dreimal von Kalb zu Kalb
weiter gezüchtet, dann auf Kinder verimpft, wo er vollen Impferfolg ergab
und Pocken, die von den mit Vaccinelymphe erzeugten in keiner Weise
sich unterscheiden Hessen. Abel.
Von Layet (1304) liegen zwei Serien von Versuchen, Kälber mit Va-
riolazuinficiren,vor. In der ersten Reihe wurde ein Kalb mit Pocken-
stoff, entnommen von einer Frau mit confluirender Variola vor dem Suppu-
rationsstadium, und gleichzeitig mit Blut eines eben gestorbenen Pocken-
kranken am Bauch, und zwar durch Schnitt, Stich, subcutane Injection und
Einreibung auf Cauterisationsstellen inflcirt. Als am siebenten Tage alle
Impfstellen reizlos erschienen, wurde das Thier mit Vaccine geimpft. Der
Erfolg der Vaccination war ein geringer, nur wenige Pusteln gingen auf.
Am vierten Tage nach der Vaccination fand man unerwartet an einer nicht
rasirten Stelle neben dem Impffelde eine grosse Pustel, die so weit ent-
wickelt war, dass ihre Entstehung nicht von der Vaccine-, sondern der
Variolaimpfung hergeleitet werden musste. Die Lymphe dieser Pustel, mit
Glycerin FiFi conservii't, wurde einen Monat später auf ein- Kalb verimpft
und zeitigte hier eine Reaction wie Vaccine.
Für die zweite Serie diente als Ausgangsmaterial Blut eines an Variola
gestorbenen Menschen. Ein Kalb, mit diesem Material geimpft, bekam
einzelne Papeln und Pusteln. Von ihm aus wurde der Impfstoff durch drei
t) Jahresber. VIII, 1892, p. 290. Red.
548 Variola und Vaccine. Uebertragung der Variola
vom Menschen auf das Kalb.
weitere Kälber fortgezüchtet. Bei den ersten Thieren war die vom Impf-
stoff gesetzte Reizung stark, um die Pusteln bildete sich ein ausgedehnter
Entzündungshof; auch an nicht geimpften, aber beim Rasiren leicht ver-
letzten, ja anscheinend sogar an unversehrten Hautstellen schössen Pocken
auf. In den späteren Generationen wurde die Wirkung des Impfstoffes dem
der Vaccine vollkommen gleich. Gegen später vorgenommene Vaccination
waren die Thiere immun geworden.
Trotzdem Verf. anerkennt, dass das Variolamaterial, im Körper des
Kalbes fortgezüchtet, bei wiederholter Passage schliesslich nur nocliErschei-
nungen wie Vaccineimpfstoff macht, so glaubt er doch daraus nicht auf eine
Identität der beiden Contagien schliessen zu dürfen. Rückimpfungen vom
Kalb auf den Menschen zu machen, hat er nicht gewagt. Abel.
Voigt (1333) gelang es im Jahre 1881 durch Verimpf ung von Va-
riolapockenstoff vom Menschen auf Kälber einen Variolavaccine-
stamm zu erzeugen, der bei Uebertragung auf dem Menschen eine ähnliche
Reaction wie die gewöhnliche von Kuhpocken herstammende Va c c i n e lieferte,
sich aber stärker wirksam als diese erwies und vorzügliche, kräftige Pusteln
gab. Diese Eigenschaften behielt der Stamm einige Jahre lang, um dann in
seiner Wirkung der gewöhnlichen Vaccine vollkommen gleich zuwerden. Es
stellte sich nun heraus, dass ein ganz auffallend hoher Procentsatz der Kinder,
welche mit der Lymphe zur Zeit ihrer hohen Wirksamkeit geimpft worden
waren, bei der zur gesetzmässigen Zeit vorgenommenen Revaccination sich
noch als refractär gegen die Wiederholung der Impfung erwiesen. Man darf
daraus wohl schliessen, dass diese Kinder sich auch eines besonders guten
Schutzes gegen die natürlichen Pocken erfreuen. Es würde wichtig sein, zu
untersuchen, ob frische Variolavaccine immer einen so verhältnissmässig
lange dauernden, also wohl auch hohen Impfschutz zu gewähren vermag.
Abel.
King (1296) hat die interessante Thatsache festgestellt, dass wenn
man Thiere (Kälber) mit Variola impft, und sich bei ihnen allgemeine
Symptome ohne Blasenbildung zeigen, Vesikeln nur langsam aber trotzdem
typisch erscheinen, sobald man sie nach dieser modificirten Variolisation mit
Vaccine inoculirt. Die Lymphe dieser Thiere ist jedoch sehr activ und
gänzlich regenerirt; sie giebt auf Kälber verimpft, äusserst gute Lymphe.
Kanthack.
Copeman (1274) erwähnt von ihm. Klein und vielen Anderen ausge-
führte Experimente, welche beweisen, dassmitVariolainficirteKälber
schliesslich mit Vaccine reagiren. Affen sind empfindlich gegen Vaccine und
Variola. C. hat gezeigt, dass sowohl Vaccine als Variola den Affen gegen
Variola und Vaccine immunisirt. Er behauptet, dass er als erster bewiesen
habe, dass die Lymphe durch beigemischtes Glycerin von nicht dahin gehörigen
Bacterien befreit werde. Mit Klein zusammen, jedoch unabhängig, hätte er
einen kleinen Bac. in der Lymphe und in Variolamaterial gefunden , oft in
grosser Anzahl und (praktisch) inReiucultur. Den Bac. könnte man nur in den
Vesikeln finden, und, wenn diese reifen, so sei er nicht mehr zu entdecken,
wahrscheinlich, weil er sich in eine Spore verwandelt habe. Auf keinem
Variola und Vaccine. Vaccine-Impfung auf Füllen. 549
Schutzvermögen des Blutserums vaccinirter Kälber.
Nährboden wachsen diese Bac, weder aerob noch anaerob, ausgenommen
das Hühnerei (?!). In diesem wuchs der Bac, so behauptet C, doch könne
er auch dann nicht auf den gewöhnlichen Nährböden gezüchtet werden.
Thierversuche wurden auch angestellt, jedoch in denkbar unwissenschaft-
lichster Weise, so dass Eef. nicht einzusehen vermag, weshalb sie auch nur
für erwähnenswerth gelten konnten. Jedes T hier, das mit dem Eier-
brei geimpft wurde, inoculirte man gleichzeitig an einem an-
dern Körpertheile mit Vaccine-Lymphe. C. sagt: „es ist möglich,
dass accidentelle Impfung vorgekommen ist trotz aller Vorsicht"^.
Kanthack.
Arloiiig (1269) sah nach intravenöser Injection von Vaccine
beim Füllen in einem Falle ein generalisirtes atypisches Exanthem auf-
treten^. Das Exanthem war ein vesico-papulöses, ähnlich jenem, welches
sich nach Injection des Variola -Virus entwickelt. Tangl.
Arloing (1268) stellte sich zur Aufgabe, bei der Entnahme vonCultur-
proben aus den Vaccinepu stein jede Infection von aussen zu vermeiden.
Er verimpfte zu diesem Zwecke die Kuhpockenlymphe intravenös auf Fohlen.
Sobald das allgemeine pustulöse Exanthem sich entwickelt hatte, wurde die
Haut pasiert, sorgfältig desinficirt und nun erst mit dem Pustelinhalt eine
Aussaat gemacht. Auf allen Culturböden wuchs an diesen Pusteln dieselbe
Art von Mikrokokken, der aber die Fähigkeit, Pusteln zu erzeugen, durch-
aus abging. Dieser Mikroorganismus war somit nicht die Ursache des
Exanthemes. Interessant aber war der Umstand, dass er vom Blute aus
das Vaccinecontagium in alle Localisationen hinein begleitet. Guilleheau.
Experimente von B^cl^re, Chamboii und Meuard (1271, 1311) sollen
zeigen, dassdasBluts er um vaccinirter Kälber ein Schutzvermögen
im Körper anderer Thiere erkennen lässt, wenn es niu' in hinreichend
grossen Quantitäten auf diese übertragen wird. Verflf. begannen ihre Ver-
suche damit, dass sie Kälbern, welche in der üblichen Weise wie zur Ge-
winnung von Lymphe an Bauch und Schenkeln geimpft worden waren,
längere oder kürzere Zeit nach dem Abheilen der Pusteln Blut entnahmen
und das von diesem abgeschiedene Serum in beträchtlichen Dosen ungeimpften
Kälbern subcutan injicirten. Wurden diese letzteren dann mit virulenter
Lymphe cutan geimpft, so blieb die Entwicklung von Pocken zwar niemals
ganz aus — abgesehen von einem nicht ganz einwandsfreien Versuche — ,
aber sie war. wenn die Thiere hohe Dosen Serum enthielten, d. h. 1 1 und
mehr, gering; manche Impfschnitte blieben ganz reactionslos andere zeigten
nur abortive Pocken, („eruption vaccinoide"). Ebenso zeigte das Serum
noch hemmende Wirkung, wenn es zu der gleichen Zeit wie das Väccine-
impfmaterial dem Thiere applicirt wurde, ja sogar noch, wenn es 24-48
Stunden nach der Vaccination zur Anwendung kam.
Nun könnte man den Einwand erheben, mit dem Serum seien auch im
Blute der vaccineimmunen Thiere vielleicht noch vorhandene Vaccinepara-
*) Möglich ? — Es ist mehr als möglich, fast sicher und unvermeidlich. Jeden-
falls sind solche Experimente ganz nutzlos. Ref.
^) Vgl. das folgende Referat. Ref.
550 Variola und Vaccine. Schutz vermögen des Blutserums
vaccinirter Kälber.
siteu in dem Körper der zu impfenden Thiere übertragen worden, die Immu-
nität dieser Tliiere sei dalier nicht eine passive, durch Schutzstoffe des
Serums bedingte, sondern eine active, erzeugt durch die Keaction des Körpers
auf etwaige im Serum enthaltene Vaccineparasiten. Um diesen Einwand
zu beseitigen, stellten Verff. durch Versuche fest, wie lange Zeit nach der
subcutanen Application von Vaccinelymphe vergehen muss, ehe eine Immu-
nität des geimpften Thieres erkennbar wird. Sie injicirten stets 50-60
Tage lang in Glycerin conservirte, daher bacterienfreie Lymphe und be-
kamen bei Verwendung derselben keinerlei Schwellung an der Injections-
stelle, wie sie früher Chauveau bei Verwendung bacterienhaltiger Lymphe
beobachtet hatte. Bis zum 4. Tage nach der Injection haftete die Vacci-
nation immer, vom 4. Tage an wurde die Zahl der aufgehenden Pusteln
geringer, aber erst vom 8. Tage an war völlige Immunität gegen cutane
Impfung vorhanden. AVie es bei anderen Infectionen der Fall ist, entstand
also auch bei der subcutanen Application von Pockenimpfstoff die specitische
Immunität erst im Verlaufe einer Eeihe von Tagen. Da das Serum eine
Schutzwirkung dann selbst erkennen Hess, wenn es gleichzeitig mit dem
Momente der Vaccination und auch noch, wenn es 24-48 Stunden nach der
Vaccination zur Anwendung kam, so konnte es nicht durch einen Gehalt
an Pockenparasiten immunisirend wirken, musste vielmehr eine sofort ein-
tretende passive Immunität im Körper der Versuchsthiere durch Ueber-
tragung vorgebildeter Schutzstofte zeitigen.
Weitere Experimente ergaben die interessante Thatsache, dass die „rudi-
mentären vaccinoiden" Pocken, welche bei den vor oder nach der Vaccination
mit Immunserum behandelten Thieren sich bildeten, eine Lymphe lieferten,
welche sehr wenig virulent war, auf Kälber oder Kinder übertragen, gar
keine oder sehr geringe Pockenbildung herbeiführte.
Am stärksten war der Scliutzeffect des Serums dann, wenn es unmittelbar
vor der Vaccination injicirt wurde; immerhin musste aber zur Erreichung
eines deutlichen Effectes selbst da noch etwa ^J^^q des Körpergewichtes dem
Thiere an Serum beigebracht werden. Es lag nahe, zu versuchen, ob man
nicht mit wiederholten subcutanen Injectionen von Lymphe einen höheren
Schutzwerth des Blutserums bei den dasselbe liefernden Thieren erzielen
könnte. Indessen blieben Versuche nach dieser Richtung erfolglos. Selbst
ein Kalb, das 42 Tage lang täglich eine subcutane Lympheinjection em-
pfangen hatte, lieferte kein wahrnehmbar wirksameres Serum als einfach
vaccinirte Kälber, auch war das Tliier selbst nicht absolut refractär gegen
eine cutane Vaccination geworden, bekam vielmehr eine Reihe abortiver
Pusteln danach^ da die Untersuchungen Chauveau's schon 18G7 ausge-
führt sind!
^) Die Angabe, dass eine Steigerung der Wirkung des Serums nicht möglich
ist, fällt auf. Es wäre das ein Verhalten des Serums, welches im Gegensatz zu
den bei anderen Infectionskrankheiten gemachten Erfahrungen steht. Wo das
Blutserum zweifellose Schutzwirkung zeigte, hat sich diese Wirkung in ihrer
Höhe durch Weiterbehandlung des blutliefernden Thieres auch immer steigern
lassen. Ref.
Variola und Vaccine. Schutzverniögen des Blutserums 551
vaccinirter Kälber. Dualität des Variola- und Vaccinevirus.
Die Arbeit von B:6cLfiKE, Chambon und M^inakd lässt Controlversuche
mit dem Blutserum nicht vorbehandelter Kälber vermissen. Es wäre zu
prüfen gewesen, ob normales Kälberserum, in so grosser Dosis wie das-
jenige vaccineimmuner Kälber verwendet, nicht den gleichen Schutzeffect wie
dieses erkennen lässt. Abel.
Nach einigen im Impfinstitute zu Hannover angestellten Versuchen, von
welchen eine Zusammenstellung über die Thätig:keit der deutschen
staatlichen Inipfanstalten im Jahre 1895 in den niedicinalsta-
tistischen Mittheil ung en aus dem kaiserlichen Oesundheitsamte
(1329) berichtet, scheint thatsächlich das Blutserum normaler Kälber eben
so stark wie das vaccinirter hemmend auf die Entwicklung der Pusteln zu
wirken. Man sah dort bei Injection von normalem wie Immunserum in Menge
von 1 ccm pro 1 kg Thier 24 Stunden vor der Impfung beim Kalbe die Pusteln
nur perlschnurartig, nirgends strichförmig sich entwickeln und verzögert
reifen, sodass die Abnahme der Pusteln erst nach 6mal 24 Stunden stattfinden
konnte. Der Inhalt der Pusteln erzeugte, auf Kälber fortgeimpft, wieder
verlangsamte oder nicht besonders gute Entwicklung von Pusteln^. Eine In-
jection von sterilem Leitungswasser 1 ccm pro 1 kg Thier 24 Stunden vor der
Impfung hatte keinen Einfluss auf die Entwicklung der Pocken. Abel.
B^clere (1270) hat auch schon den Versuch gemacht, an Variola erki-ankte
Menschen mit dem Serum vaccineimmuner Kälber zu behandeln. Die Erfolge
sollen gute gewesen sein. Es wurden nur Fälle behandelt, bei welchen
spontane Heilung nicht zu erwarten war, Injectionen in Höhe von ^/gQ-^/oo (0
des Körpergewichts gemacht. Von 17 Patienten starben 3, darunter 2
besonders schwer erkrankte. Abel.
Freyer (1283) erörtert die Frage, ob man zur Zeit noch, wie es in Frank-
reich angenommen wird, berechtigt sei, die Dualität des Variola- und
Vaccinevirus zu behaupten. Nach den Versuchen von Voigt^, Fischer'^,
Haccius*, Fbeyee, Copeman^ und Layet®, ', um nur einige neuere Autoren
zu nennen, kann es keinem Zweifel unterliegen, dass die Variola, wenn auch
nicht in jedem Falle mit Erfolg, auf das Kalb durch Impfung übertragen werden
kann, dass sie dort ihren Variolacharakter verliert, Erscheinungen wie Vaccine
macht und nach einigen Passagen durch den Körper von Kälbern auf den Men-
schen zurückverimpft, bei diesem wie Vaccine sich verhält. Die Versuche ChAu-
veau's aus den sechziger Jahren, welche von diesem im Sinne der Dualität
beider Virus gedeutet wurden, sind insofern nicht einwandsfrei, als der Pocken-
stoff nicht lange genug im Kalbskörper fortgezüchtet wurde, um sich bei
') Also im Ganzen der gleiche Erfolg, wie ihn Bj-icläre, Chambon und Mft-
NAKiJ hatten, trotzdem nur der zehnte Thoil der von diesen Autoren verwende-
ten Serummenge iniicirt wurde. Ref.
2) Vgl. Referat No. 1333 p. 548. Ref.
') Jahresber. VIU, 1892, p. 289. Rof. — ') Jahrosbcr. VH, 1891, p. 304. Ref.
'>) Jahresber. X, 1894, p. 330. Ref. — «) Vgl. Referat p. 547. Ref.
'j denen weiterhin noch aus der neueren Literatur die zu gleichem Ergeb-
nis» führenden Experimente von Klein (ref. : British med. Journal vol. 1 p. 1305)
und Simpson (ref.: American Journal of tbe med. Sciences) angereiht werden
können. Ref,
552 Variola und Vaccine. Frage nach der Dualität bezw. Unicität
des Variola- und Vaccinevirus.
Rückirapfung auf den Menschen zu Vaccine abgeschwächt zu zeigen. Neuere
Experimente Layet's^ sprechen trotz der abweichenden Auffassung dieses
Autors für die Einheit des Variola- und Vaccinecontagiums. — Nach einigen
Beobachtungen könnte es scheinen, als hafte der Variolapockenstoff leichter
im Körper des Kalbes, wenn er nicht frisch, sondern nach einiger Zeit der
Conservirung in Glycerin auf diese Thiere verimpft wird. Abel.
Im Gegensatz dazu hält Hervieux (1292) an der Meinung fest, das
Variola- und das Vaccinecontagium seien von einander durch-
aus verschieden. Es sei unrichtig, daraus, dass die Variola, auf das
Kalb übertragen, wie Vaccine sich zeige, auf die Identität der Contagien
zu schliessen, denn gerade in der Art der Pockenbildung bestehe ja die
Aehnlichkeit der beiden Affectionen überhaupt. Wer mit Variolavaccine
impfe, stehe immer vor der Gefahr, dass eines Tages die Lymphe bei den
Geimpften ihre volle Variolavirulenz und Furchtbarkeit wieder zeige. An-
gesichts der vorzüglichen Schutz Wirkung, welche die Vaccine liefere, sei
es ganz unnöthig, sich des durch Thierkörperpassage abgeschwächten
Variolacontagiums als Impfstoffes zu bedienen. Abel.
Die von Eilerts de Haan (1277), der zahlreiche Ueb er trag-
ungen von Vaccine- und Variolainfectionsstoff auf Affen und
zwar auf eine Makakenart vornahm, gewonnenen üntersuchungsergebnisse
sprechen für dieldentität des Virus der Variola mit dem der Vaccine.
Nach Einimpfung von Retrovaccine in die Haut der Affen entwickelten sich
in Verf.'s Experimenten stets innerhalb der folgenden sieben Tage kräftige,
mit Dellen und Areolen versehene Pusteln. Nach ihrem Abheilen waren
die Affen sowohl gegen Vaccine- wie gegen Variolaeinimpfung immun.
Durch 7 Generationen hindurch Hess sich die Vaccine von Affe zu Affe
weiterzüchten. Wie auf die Impfung mit Vaccinestoff reagirten die Affen
auch auf Infection mit Variolainfectionsstoff vom pockenkranken Menschen
mit Bildung von Pusteln an der Impfstelle innerhalb der nächsten 7 Tage ;
nur in einem Falle wurde eine Verallgemeinerung der Infection, ein Aus-
brechen von Pusteln auch an mehreren von der Impfstelle entfernten
Körperstellen beobachtet. Bei den ersten mit Menschenpockenstoff ge-
impften Affen blieben die Pusteln manchmal klein; die Pustelbildung
wurde eine üppigere bei der Fortzüchtung des Infectionsstoffes von Affe
zu Affe, die bis zur 6. oder 7. Generation möglich war, dann aber
versagte. Die geimpften Affen wurden gegen Vaccine wie gegen Variola
immun. Vom Affen in sechster Generation auf ein Kalb überimpft, erzeugte
der Variolastoff innerhalb von 5 Tagen Pusteln, wie sie bei der Impfung
des Kalbes mit Vaccine sich bilden; die Impfung hin terliess Immunität des
Kalbes gegen Vaccineinfection^. Das Variolavirus vom Affen zurück auf
den Menschen experimenti causa zu verimpfen, scheute sich Verf. Derselbe
1) Vgl. auch Referat No. 1304 p. 547. Ref.
2) Aehnliche Versuche sind auch von Copemän (Jahresber. X, 1894, p. 330)
und Voigt (Med.-statist. Mittheil. a. d. kais. Ges. -Amte Bd. 3 p. 43 und 321) an
Rhesusaffen mit gleichem Erfolge wie die von Eilerts de Haan angestellt
worden. Ref.
Variola und Vaccine. Berichte über Pockenepidemien. 553
glaubt, dass man in den Tropen, wo es nicht immer leicht gelingt, animale
Vaccine im Körper des Kalbes zu züchten, von der Empfänglichkeit des
Affen für die Vaccine Gebrauch machen und diesen als Impfstoff lieferndes
Thier verwenden könne. In Batavia ist es erst seit dem Jahre 1884 ge-
lungen, die Vaccine mit Erfolg auf Kälber zu übertragen. Bis dahin hat
man ausschliesslich, vielfach auch noch in den letzten Jahren, von Arm zu
Arm den Impfstoff fortgezüchtet. Wurde eine solche Reihe irgendwie unter-
brochen, so war die Gewinnung neuen Impfstoffes schwierig, denn von
Europa importirtes conservirtes Virus gab negative oder wenigstens nicht
gute Resultate. Abel.
Fürbringer (1285) und Yagedes (1330) bringen Schilderungen des
Verlaufes der kleinen im Winter 189 5 in Berlin vorgekommenen Pocken-
epidemie. Der Infectionsstoff wurde durch ein Individuum aus Warschau
in eine Berliner Familie eingeschleppt. In dieser erkrankte darauf ein unge-
impftes Kind, wurde mit der Diagnose „Masern" ins Krankenhaus Fried-
richshain gebracht und starb, nachdem es alsVaricellenfall behandelt worden
war. Der Verdacht, dass es sich um Variola handeln könne, war zwar auf-
gestiegen, man hatte sich aber für die Varicellennatur der Affection ent-
schieden, weil das Kind angeblich mit Erfolg — Impfnarben fehlten —
vaccinirt worden sein sollte. An diesen ersten Fall schlössen sich 15 weitere
Erkrankungen an. Diese kamen vor in der erst befallenen Familie, in einer mi t
dieser in Verkehr stehenden anderen Familie, unter dem Kranken- und
Pflegepersonal des Krankenhauses, das in der Nähe der ersten Patientin
zu thun gehabt hatte, unter Studenten, welche bei Sectionen oder klinischen
Vorstellungen der Befallenen sich inficirten. Todesfälle trafen auf die
16 Erkrankungen fünf; sie betrafen alle ungeimpfte Kinder. Ein weiteres
ungeimpftes Kind genas nach schw^erer Erkrankung. Die übrigen Erkrankten
waren alle wenigstens einmal geimpft, zumTheil auch revaccinirt worden;
sie überstanden, ohne dauernde Gesundheitsschädigungen zu erleiden. In
einer Familie erkrankte von vier Kindern allein das einzige, welches unge-
impft geblieben war; in einem Krankensaale wurde ein ungeimpftes Kind
zwischen geimpften allein befallen. Der durch die Impfung gewährte Schutz
ist somit auch in dieser kleinen Epidemie wieder klar erkennbar gewesen.
Abel.
Zu derselben Zeit, als in Berlin die kleine Pocken epidemie herrschte,
von welcher die vorstehenden referirten Arbeiten von Fükbringer und
Vagedes berichten, beobachtete Löhr (1309) in der Charite zwei Fälle
von Varicellen mit tödtlichem Ausgange. Der Tod erfolgte beide
Mal an Complicationen, das eine Mal mit einer Phlegmone, das andere Mal
mit Miliartuberkulose. Der erste Fall kam bei einer kleinen Familien-
epidemie von Varicellen vor; nur sorgfältige Berücksichtigung aller Ver-
hältnisse konnte hier von vornherein vor dem Verdachte schützen, dass es
sich um echte Pocken handele. Abel.
Stadol man n ( 1 3 2 6) berichtet dieKrankengeschichte eines Kindes, das von
einer tödtlich verlaufenden Pockenerkrankung b<*fallen wird, nachdem
es kaum acht Tage vorher eine als Variolois aufgefasste Erkrankung durch-
554 Variola und Vaccine. Pockenepidemie bei Kühen
mit Uebertragung auf den Menschen. Casuistisches.
gemacht hat. Verf. ist eher geneigt, in dem Falle ein Eecidiviren der Pocken-
infection anzunehmen, als die wie Variolois erscheinende Ersterkrankung
als Varicelleninfection anzusehen. Abel.
Seit dem Seltenwerden von Pockenerkrankungen beim Menschen in
Deutschland sind auch Kuhpockenepidemien nur noch ausnahmsweise ein-
mal zu beobachten, ein Beweis für die Identität des Variola- und Vaccine-
contagiuras und für die Entstehung der Pocken beim Rindvieh durch Infection
der Thiere mit Menschenpockengift. Kaemplfer (1 295) hatte Gelegenheit,
eine grosse Pockenepidemie bei Kühen mit Uebertragung auf den
Menschen zu verfolgen. Bei einem Bestände von 90 Thieren in einem Stalle
erkrankten nach und nach etwa 60. Der Sitz der Pocken war ausnahmslos
am Euter und zwar an den Strichen. Zu einer eigentlichen Pustelbildung
kam es nicht, weil die erkrankten Thiere weiter gemolken wurden ; die sich
bildenden erweichenden Pockenknötchen wurden, ehe sie sich in Pusteln
verwandeln konnten, dadurch zerqetscht und lieferten schmerzhafte langsam
abheilende Geschwüre. Wie das Contagium eingeschleppt worden war, blieb
unklar. Das zuerst befallene Thier stand schon seit zwei Jahren im Stall;
neu zugekaufte waren nicht pockenkrank befunden worden.
Von 16 Melkerinnen inficirten sich an den Kühen zehn. Alle waren
geimpft und revaccinirt worden. Ihr Alter lag zwischen 16 und 29 Jahren.
Bis auf zwei, bei welchen die Injection erst 9-10 Tage nach dem Melken
kranker Thiere in die Erscheinung trat, erkrankten Alle 3-4 Tage nach der
ersten Infectionsgelegenheit. Die Zahl der Pocken schwankte zwischen einer
und acht. Localisationsorte waren die Beugeseiten der Finger und die Dor-
salseite der Hand, letztere wohl deshalb, weil sie beim Melken der hinteren
Striche mit den vorderen Strichen in Berührung kommt. Die Pocken eta-
blirten sich auf kleinen Verletzungen der Haut; ihr Verlauf war analog dem
der Impfpocken, die Abheilung an den Streckseiten schnell, an den Beuge-
seiten langsam. Starke Lymphangitis und Ljanphdrüsensch wellung war auch
in den Fällen vorhanden, in welchen an die Pocken nicht secundäre Wund-
affectionen sich schlössen. — Künstliche Verimpfungen der Vaccine blieben
erfolglos, „da die Geimpften die Vaccine bald abgewischt hatten". Abel.
Kronenberg (1299) hatte einen Knaben zu behandeln, bei welchem
eine ekzematös erkrankte Partie des Gesichtes mit Vaccine von den Impf-
pusteln eines anderen Knaben inficirt worden war. Der Fall ging in Hei-
lung aus. Tödtlich verlief ein ganz analog liegender, von Riether (1320)
beobachteter Fall bei einem 7 Monate alten Kinde. Hier hatte sich das
Ekzem mit einem confluirenden Belage von Vaccinepusteln bedeckt.
Ein dritter, dem vorigen entsprechender, von Klamailll (1297) be-
schriebener Fall verlief schwer, aber in Heilung. Hier war vermuthlich
durch ein Badetuch von dem gimpften Schwesterchen, der mit Ekzem be-
haftete, daher von der Impfung zurückgestellte Knabe inficirt worden. Abel.
Witowitz (1336) sah bei einem Kinde entfernt von der Impfstelle auf
den Residuen eines beinahe geheilten Ekzems sich Impfpusteln entwickeln.
Verf. glaubt hier Generalisirung der Vaccine durch Vermittlung des Kreis-
l?iufes und Etabliruug des Virus an dem durch das Ekzem gegebenen Locus
Variola und Vaccine. Vaccinepusteln auf der Augenlidhaut. 555
Gesundheitsschädigungen durch Vaccination.
Wirksamkeit und Entwicklung der Kuhpockenirapfung.
minoris resistentiae, nicht directe Infection des Ekzems von der Impfstelle
aus annehmen zu sollen. Abel.
Kost (1322) stellt unter Beifügung einer eigenen Beohachtung die
Literatur über das Vorkommen von Vaccinepusteln auf der Augen-
lidhaut zusammen. Vaccinepusteln an dieser Localisation entstehen hei
Vaccinirten durch Autoinfection, bei anderen Personen durch Ansteckung
von Impflingen aus. Prädilectionsstellen sind die Lidränder und die äussere
Haut des Lidrückens. Bisweilen schliesst sich Keratitis an die Liderkran-
kung an. Abel
Ausset (1291) sah ein Individuum, welches einmal als Kind, zweimal
als Soldat erfolglos geimpft worden war. bei einer vierten Impfung im
27. Lebensjahre aber Impfpocken bekam. Da die Mutter des Mannes, als
sie mit ihm gravide war, die Pocken überstanden hatte, mag vielleicht
eine angeborene, langdauernde Immunität in diesem Falle vorgelegen
haben. Abel.
Falkeiibeim (1279) wie Peiper undSchuaase (1317,1323) haben
bei einer grossen Zahl von Erstimpflingen und Wiederimpflingen auf das
Auftreten vonEiweiss imUrin nach der V accination Achtgegeben.
Nicht selten sind Spuren von Eiweiss im Harn nachweisbar geworden, aber
niemals soviel, .dass man auf das Vorhandensein einer Nephritis, für die
auch alle sonstigen Symptome fehlten, hätte schliessen müssen. Abel.
In einem ,Die Pathologie der Schutzpocken-Impfung' betitelten lesens-
werthen Werkchen liefert Fürst (1286) eine anschauliche Darstellung
der Gresundheitsschädigungen, welche die Vaccination durch ab-
normen Ablauf der Vaccineerkrankung oder dadurch, dass sie das Auftreten
infectiöser Krankheiten vermittelt, zu bedingen vermag. Das Wesen der
Schutzpockenirapfung wie die Versuche zur Auffindung des Vaccineerregers
werden kurz abgehandelt. Abel.
Von den Gegnern der Pockenschutzimpfung wird seit langem als ein
eclatanter Beleg dafür, dass die Impfung nicht gegen die Variola sichere,
die von Keller verfasste Pockenstatistik der österreichischen Staatsbahn-
gesellschaft citirt, der zufolge ein letaler Ausgang der Pockenerkrankung
bei Geimpften eben so häufig wie bei Ungeinipften sein soll. An der Hand
des amtlichen Materiales, soweit es noch erhältlich war, weist Körösi (1298)
unwiderleglich nach, dass Keller in seiner Statistik willkürlich ihm von
anderen Beobachtern gemachte Zahlenangaben so verändert hat, dass sie
nicht mehr für die Wirksamkeit der Impfung, sondern gegen diese sprachen,
kurz, dass die KELLER'sche Statistik gefälscht, also werthlos ist. , Abel.
Meyor (1312) bespricht mehrere Arbeiten über die Entwicklung der
K u h p 0 c k e n i m p f u n g und behandelt eingehend die Untersuchung Crooks-
mank's, der schon vor einiger Zeit gleichzeitig mit Klein den Pockonbac.
isolirt haben will. Trambusti.
Wie grosse Verluste an Menschenleben in Afrika und allenthalben, auch
inden deutschen Colonien',dip Pocken verursachen, geht aus einer Schilderung
') Nähere Mittheilungeu über die Variola und Vaccination in Deutschland^
556 Variola und Vaccine. Wirksamkeit der Schutzimpfung
gegen Variola.
von Schoeil (1324) hervor. Schntzirapfungen machen insofern Schwierig-
keiten, als eine Impfung von Arm zu Arm wegen der grossen Verbreitung
ansteckender Krankheiten, namentlich der Syphilis, nicht angängig ist, als
andererseits die Gewinnung von Thierlymphe an Ort und Stelle schwierig
ist und Lymphesendungen aus Europa oft stark in der Wirkung geschädigt
oder in ganz unbrauchbarem Zustande anlangen. Verf. räth Versuche an
zum Zwecke der Auffindung geeigneter Verfahren für den Export von Lymphe
nach Afrika oder ihre Erzeugung in den Colonien selbst. Abel.
Vorzüglich functionirt das Impfinstitut in Saigon (Cochinchina),
wie Lepinay (1 307) berichtet. Als Impfthiere dienen hier Büffel im Alter
von 5-10 Monaten. Die Uebertragung des Impfstoffes findet von Tliier zu
Thier statt, die Entnahme der Lymphe am fünften Tage. Im Jahre 1895
haben 250 Büffel Impfstoff für mehr als 180 000 Impfungen geliefert. Die
Lymphe ist auch nach Madagaskar transportirt und dort mit Erfolg ver-
wendet worden. Aus diesen Angaben geht hervor, dass auch in heissen
Klimaten eine Fortzüchtung der Vaccine bei Verwendung geeigneter Impf-
thiere möglich ist. Fontaine (1280) bestätigt, dass die Lymphe aus Sai-
gon sich in Annam und Tonkin gut bewährt hat. Abel.
Aus Mittheilungen von Serez (1325) ergiebt sich, dass die von den
muhammedanischen Priestern geübte Variolisation in den französischen
Colonien am Senegal immer aufs Neue die Quelle für die Entstehung von
Pockenepidemien abgiebt. Die Einrichtung von Lymphgewinnungsanstalten
ist vorübergehend erfolgt; es ist auch in dieser Tropengegend gelungen,
Vaccine von Kalb zu Kalb fortzuzüchten. Abel.
Am 14. Mai 1896 waren 100 Jahre vergangen seit dem Tage, an wel-
chem Jenner die erste zielbewusste Schutzimpfung gegen die Variola mit
humanisirter Kuhpockenlymphe ausgeführt hat. Die hundertste Wiederkehr
dieses Tages hat eine grosse Zahl von Publicationen ins Leben gerufen,
welche eine Würdigung der Entdeckung Jenner's zu geben versuchen und
die Entwicklung der Schutzpockenimpfung seit jenem Tage schildern. Der-
artige Abhandlungen sind z. B. von Gerhardt (1287), V. Leyden (1308),
Doli (1276), Stumpf (1328), Pagel (1314), Bisel (1321), Hay (1288),
V. Jaksch (1293), Yoigt (1334), Petersen (1318), Hervieux (1290),
Foster (1281) veröffentlicht worden. In manchen dieser Arbeiten, so in
der von v. Jaksch, findet man interessante, aus seltenen Quellen geschöpfte
und daher wenig bekannte Literaturcitate. Dem gleichen Anlasse verdanken
Publicationen von d'Espine (1278), Toigt (1332), Paschen (1315),
Behrend (1272), Werner (1 335), Heimann (1289), Woim)erg(l 337),
welche sich mit der Variolation, der Entwicklung der V^accination an be-
stimmten Orten oder der Impfstatistik befassen, ihre Entstehung. Die Deutsche
afrikanischen Colonien finden sich in den ,Mittheilungen aus deutschen Schutz-
gebieten': Arb. a. d. kais. Ges.- Amte Bd. 13, H. 1 unter All und B III. Es ergiebt
sich aus ihnen, dass Lymphe, welche im Winter von Deutschland nach Afrika
geschickt wird, in ziemlich gut brauchbarem Zustande anlangen kann. VonLeuten,
welche früher Variola überstanden hatten, erwiesen sich viele als für die Vacci-
nation empfänglich. Ref.
Variola und Vaccine. Wirksamkeit der Schutzimpfung 557
gegen Variola. Schafpocken. Literatur.
medicinische Wochenschrift, das British medicalJournal (hier eine Wieder-
gabe von Kirtland's Aquarellen über den Verlauf der Variola inoculata und
der Vaccine vom 1.-15. Tage!) und der Practitioner haben besondere Fest-
nummern gebracht. Abel.
Auch das vom kaiserlichen Gesundheitsamte herausgegebene Buch
über ,Blatterii und Schutzpockeuimpfung' (1273) ist als eine
Denkschrift zur Erinnerung an die Entdeckung der Schutzpockenimpfung
zu bezeichnen. Es hat aber vor allem die Bestimmung, darzuthun, welchen
Nutzen das Impfgesetz vom Jahre 1874 für Deutschland gehabt hat und
in Zukunft haben wird und die Bedeutungslosigkeit der gegen den Impf-
zwang und die Impfung überhaupt geltend gemachten Einwände aufzu-
zeigen. Sehr eindrucksvoll ist ein Satz, der auf Vergleichung der amtlichen
Zahlen aus den Jahren 1889-1893 basirt: Wäre die Blatternsterblichkeit
bei uns so gross wie in den französischen Städten, Belgien, Oesterreich oder
Russland, so hätte unser Vaterland einen jährlichen Verlust von 7321,
12584, 15558, oder gar 41584 Menschenleben zu beklagen gehabt. That-
sächlich starben im Jahresdurchschnitt niu- 115 Personen an den Pocken.
Abel.
Zwei Arbeiten von Kubier (1300, 1301) bietenin einer ähnlichen Weise
wie die Denkschrift des Gesundheitsamtes die Wiederlegung neuer Behaup-
tungen von Impfgegnern wie sie theils in einer Schrift von Vogt aufge-
taucht, theils im deutschen Reichstage vorgebracht worden sind. Es wird
gezeigt, dass Benutzung unrichtigen statistischen Materials oder falsche
Deutung authentischer Zahlen die unhaltbaren Angaben der Impfgegner
über Erfolglosigkeit der Impfung und Wiederimpfung, über Impfschädig-
ungen, Harmlosigkeit der Pocken von heutzutage u. s. w. verhandelt hat.
Auch gegen die Auffassung von Landmann^, den Bacterien der Lymphe
käme ein schädigender Einfluss auf die Entwicklung der Vaccinepusteln
zu, wird energischer Protest erhoben. Abel.
Als zur schnellen Orientirung über die im Jahre 1895 erschienene, die
Schutzpockenimpfung betreifende Literatur ausgezeichnet geeignet, ist eine
ziemliche vollständige und übersichtlich angeordnete Zusammenstellung von
Voigt (1331) zu empfehlen; desgleichen eine ähnliche Uebersicht von
Woltemas (1338). Abel.
b) Schafpockcu
1330. Daiiou, H., La vaccination contre la clavel^e (Recueil de M(5d.
v6ter. t. 73 p. 738). — (S. 559)
1340. Duclert, Del'immunite congenitale dans la variole ovine (Compt.
rend. de la Soc. de Biol. no. 10 p. 272). — (S. 559)
1341. Duclert, Attenuation du virus claveleux par la chaleur (Ibidem
no. 22 p. G30). — (S. 558)
1342. Duclert, Sur la vaccination contre la variole ovine (Ibidem p. 637),
— (S. 558)
') S. Referat No. 1302 p. 540. Ret.
558 Scliafpocken. Literatur. Versuche über Schutzimpfung.
1B4B. Duclert, Le serum des sujets vaccin^s contre la clavelee est pre-
ventif et curativ (Compt. rend. de la Soc. de Biol. no. 11p. 330).
— (S. 559)
1344. Soiili^^, Clavelisation des moutons algeriens; Moyens pratiques de
la realiser (Revue veter. t. 21 p. 421). — (S. 558)
Duclert (1341) schwächte das Schafpockenvirus ab, indem er
es erhöhter Temperatur aussetzte. Bei 37^, 33*^ C. verliert es sehr schnell
seine Virulenz. Bei 25*^ C. wird es ganz wirkungslos, wenn es 12 Tage bei
dieser Temperatur gehalten wird. Wird es nur 10 Tage der Temperatur
von 25" ausgesetzt, erzeugt es eine leichte locale Erkrankung, die noch
ausgesprochener ist, aber doch nur local bleibt, wenn das Virus 9 Tage bei
der angegebenen Temperatur gehalten wurde. Mit diesem letzteren abge-
schwächten Virus hat Verf. 34 Lämmer geimpft, die alle die Impfung über-
standen haben und gegen das vollvirulente Pocken -Virus immun geworden
sind, mit Ausnahme von 2, die keine Immunität erlangt haben. Tangl.
Duclert (1342) bespricht die Resultate, die er bei der Immunisirung
der Lämmer und Schafe gegen Pocken mit seinem nach der im vorher-
gehenden Referate beschriebenen Methode abgeschwächten Virus erreichte.
Am leichtesten gelingt die Immunisirung an Lämmern, die eine gewisse
Immunität von ihren Müttern ererbt haben. — Gewöhnlich impfte Verf.
11 Tage und dann erst 9 Tage lang bei 25" C. gehaltenes Virus ein. - -
Die Immunität war eine sehr feste. Das Resultat der Immunisirung wurde
immer mit Controlversuchen geprüft. Tangl.
Soulie (1344) hat, auf Grund mehrerer Versuche festgestellt, dass durch
die Auswahl und successive Verimpfung mild verlaufender Fälle von S ch af -
pocken, bei Schafen ein fixer Stamm von Contagium zu erzielen ist, der
beim algerischen Schafe nur an der Injectionsstelle einen Pockenausschlag
erzeugt, dagegen nie zu einem generalisirten Exanthem Anlass giebt.
Wenigstens beim algerischen Schafe gestattet dieses Contagium die Vor-
nahme einer wirklichen Schutzimpfung.
Verimpft man den Virus an 15-20 Stellen auf die rasirte, aseptische
Körperwand eines Schafes, so ist es möglich, mit Umgehung der Gefahr
einer Generalisation, ebenso viel Pusteln zu erhalten. Nach Spaltung der
Pustel mit dem Messer und beim Gebrauch einer Pockenzange ist es am
10. Tage des Exanthemes möglich, aus jeder Pustel etwa 3 ccm Lymphe zu
gewinnen. Eine Verdünnung derselben mit 14 Theilen einer 3 ^j^ Borsäure-
lösung oder einer 2 "/o Lösung von salicylsaurem Natron behält in gut ver-
schlossenen Flaschen, im Dunkeln und bei einer Temperatur von 20", ihre
Virulenz während ungefähr 2 Monaten. Da ein Schaf bis 500 ccm ver-
dünnter Lymphe liefert und zur Impfung je 1 Tropfen genügt, so könnten
mit dem Ertrage eines Thieres bis 10 000 Schafe geimpft werden.
Als Ort der Schutzimpfung wählt man die sorgfältig gereinigte untere
Seite des Schwanzes. Die Spritze, mit der man einen längeren wagrechten,
oberflächlichen Gang bohrt, verdient vor allen anderen Instrumenten den
Vorzug. OidUebeau.
Schafpocken. Yeisuche über Schutzimpfung. 559
Danou (1339) berichtet über die Arbeiten von Duclert, welchem es
gehmgen ist, aus dem Contagium der Schafpocken einen zuverläs-
sigen Impfstoff gegen diese Krankheit zu gewinnen. Zu diesem Zwecke
wird einem Lamme auf der medialen Seite des Schenkels etwas Pnstelinhalt
unter die Haut gespritzt. Nach acht Tagen hat sich eine ausgedehnte
Schwellung entwickelt, worauf das Gewebe dieser Stelle dem Thiere aseptisch
entnommen wird. Die Asepsis wird durch Rasiren undVerwendung vonsterili-
sirtem Wasser erzielt, die Verwendung von Antiseptica wegen der eventuellen
Wirkung auf das Contagium sorgfältig vermieden. Das entzündete Gewebe
wird in kleine Stücke geschnitten und in 40 ccm Glycerin, das bei 120"
sterilisirt worden war, bei einer Temperatur von höchstens 10" aufbewahrt.
Unter diesen Verhältnissen bleibt der Impfstoff etwa zwei Monate lang
virulent. Die Abschwächung des Contagiums geschieht durch die Wärme,
indem eine Temperatur von 25" jede Viiulenz in der Zeit von 12 Tagen
vernichtet; nach lltägiger Abschwächung erzeugt der Impfstoff eine ganz
schwache localeReaction; nach 9tägiger Abschwächung bekommt man eine
kräftige, aber nur locale Reaction, die nur selten bei einem überempfind-
lichen Thiere zu einem allgemeinen Exantheme führt.
Auf diese Thatsachen gestützt empfiehlt Duclert die Anwendung eines
zuerst während 1 1 Tagen abgeschwächten und nachher eines 9 Tage lang
mitigierten Ansteckungsstoffes.
Um zu impfen, nimmt man ein kleines Stück Gewebe, zerquetscht es in
einer sterilen Reibschale und filtrirt den Brei mit Glycerin durch feine
Leinwand. Von deniFiltrat spritzt man ^/^ßCcm unter die Haut. Abscesse
sind nicht zu befürchten.
DucLEET hat festgestellt, dass die Empfänglichkeit der Schafe sehr ver-
schieden gross ist. Heilt die Krankheit bei einem weiblichen Thiere ab, so
sind die Nachkommen desselben in der ersten Generation immun. Von der
zweiten Generation an ist keine Immunität mehr vorhanden.
Die von Duclert erzeugte Pustel ist eine regelrechte Schafpocke, der
nur die Fähigkeit der Generalisation genommen ist. In der Pustel erlangt
das Contagium jedesmal seine ursprüngliche Virulenz wieder zurück, sodass
immer von Neuem abgeschwächt werden muss.
NocARD ergänzt die Mittheilung mit dem Hinweise, dass die Abschwäcli-
iing des Contagiums nach seiner Ansicht vorzugsweise auf die Wirkung des
Glycerins zurückzuführen sei. OuiUehedii.
Duclert (1340) prüfte die Lämmer von Schafen, die die Pocken über-
standen haben, auf ihre Immunität gegen diese Infectionskrankheit. Die
Lämmer wurden 3-4 Monate nach der Geburt mit einem virulenten Virus
inficirt. Es stellte sich heraus, dass sie immun waren; von 5 reagirten 2
gar nicht, die übrigen nur local. 2 Controllämmer desselben Alters er-
krankten sehr schwer. Die congenitale Immunität scheint nur vor-
übergehend zu sein. Tangl.
Duclert (1343) hat auf Grund der Thatsache, dass die Immunität
gegen Schafblattern erblich ist. Versuche mit dem Serum von Thieren
angestellt, welche einer schweren Epidemie im Juli 1894 widerstanden
560 Pocken bei Ziegen. Varicellen bei Rindern. — Lyssa. Literatur.
hatten, Versuche, welche beweisen, dass wiederholte Injectionen von 10-20
ccm andere Thiere gegen subcutane Impfung schützen und bei inficirten
Thieren, wenn frühzeitig injicirt, die Entwicklung der Krankheit hindern.
Wah.
c) Pocken bei Ziegen
1 345. Zeel), H., Pockenkrankheit bei Ziegen (Deutsche thierärztl. Wchschr.
No. 31 p. 259).
Zeeb (1345) beobachtete eine Pockenseuche bei Ziegen. Die Pocken
traten als „Euterpocken" auf, verbreiteten sich indessen auch auf die
Innenfläche der Hinterschenkel, und Z. glaubt, dass die erste Ansteckung
von einer Kuh aus erfolgt sei. Die Krankheitsdauer betrug bei den ein-
zelnen Thieren 16-21 Tage. Johne.
d) Varicellen bei Rindern
1846. Ehrhardt, Pockenartige Erkrankung (Schweizer Archiv f. Thier-
heilk. Bd. 38 p. 81).
Ehrhardt (1346) beobachtete das Vorkommen von Spitzpocken(Vari-
cellen) unter den Rindern. Diese sog. falschen Pocken sind an-
steckend und zeigen nicht selten enzootische Ausbreitung. An den Zitzen
entstehen Epithelverluste, welche starke Entzündung veranlassen und nicht
nur das Melken erschweren, sondern bei einem Melker, welcher Schrunden
an den Händen hatte, auch eine Uebertragung veranlassten. Nach einigen
Tagen schwoll die Hand stark an und es kam unter heftigen Schmerzen
und gleichzeitiger Schwellung der Achsellymphdrüsen zur Entwicklung
zahlreicher bis erbsengrosser Blasen. Heilung in 14 Tagen. Johne.
e) Lyssa
Referenten: Prof. Dr. C. GJüntlier (Berlin),
Prof. Dr. 0. Bujwid (Krakau), Doc. Dr. A. Eber (Dresden),
Med.-Rath Prof. Dr. A. Johne (Dresden), Dr. 0. Sentinon (Barcelona),
Prof. Dr. A. Trambusti (Ferrara).
1347. Acosta, E., La rabia y el tratamiento Pasteur en la Habana [Die
Wuthkrankheit und die PAsxEUR'sche Behandlung zu Havanna]
(Crön. med.-quir. de la Habana no. 23). — (S. 567)
1348. de Blasi, L., et Gr. Russo-Travali, Statistique de l'institut anti-
rabique municipal de Palerme (Annales de l'Inst. Pasteur no. 4
p. 238). — (S. 567)
1349. Bruschettiui, A., Ricerche batteriologiche sulla rabbia (Giorn,
d. R. Accad. di Med. di Torino no. 6-7). — (S. 562)
1350. Bruschettini, A., Bacteriologische Untersuchungen über die
Hundswuth [A. d. von Prof E. Perroncito geleiteten Laborat. für
Parasitologie d. Kgl. Univ. Turin] Vorläufige Mittheilung (Ctbl. f.
Bacter. Bd. 20, No. 6/7 p. 214). — (S. 562)
Lyssa, Literatur, 561
1B51. Calabrese, A., Sulla inoculazione del virus rabbico nella camera
anteriore dell' occhio e specialmente sulla via cli sua diffusioue,
Ricerclie sperimentali. Napoli. — (S. 564)
1352. Calabrese, A., Süll' esistenza in natura del virus rabbico rinforzato
(Giorn. internaz. delle Scienze med. fasc. 9). — (S. 564)
1853. Calabrese, A., Sur l'existence dans la nature d'un virus rabique
renforce (Annales de l'Inst. Pasteuk no. 2 p. 97). — (S. 564)
(Hollmann, H.,) Hundesteuer, Tollvvuth und Schutzimpfung.
Eine statistische Skizze [Aus: Rigaer Tageblatt]. Reval, Kluge.
1354. Jahresbericht über die Verbreitung der Thierseiichen
im Deutschen Reiche i. J. 1895: Lyssa. — (S. 568)
1355. Kraiouchkine, W., Les vaccinations antirabiques a St. Peters-
bourg. Rapport annuel du Service de traitement preventif de la
rage ä l'institut imperial de medicine experimentale (Archives des
Sciences biologiques de St. Petersbourg p. 476). — (S, 567)
(Lepinay,) Institut bacteriologique colonial de Saigon. Service des
vaccinations contre la rage pendant Tannee 1895 (Annales de Med.
navale vol. 2, no. 2 p. 129).
1356. V. Linibeck, R., Ueber den Stickstoif- Stoffwechsel eines Falles
von Lyssa humana (Wiener klin, Wchschr. No. 16 p. 293). —
(S. 565)
(Lioon, Ch.,) L'institut antirabique de Marseille; resultats statis-
tiques (Marseille med. feviier 15).
1357. Marx, E., Kritische Bemerkungen zu den Arbeiten über die Aetio-
logie der Lyssa von Memmo und Bkuschettini [A. d. Inst. f. In-
fectionskrankh. Berlin] (Ctbl. f. Bacter. Bd. 20, No. 22/23 p. 803).
— (S. 563)
1358. Memmo, 0., Beiträge zur Aetiologie der Rabies [A. d. hygien.
Inst. d. Univ. Rom] Vorläufige Mittheilung (Ibidem No. 6/7 p. 209).
— (S. 563)
1359. Moore, A., A disease in cattle not distinguishable from rabies
(Bulletin No. 10. U. S. Department of Agriculture, Bureau of Animal
Industry, January. Washington). — (S. 568)
1300. Müller, 0., Ein Beitrag zur Kenntniss der Tollwuth (Monatsh. f.
prakt. Thierheilk. Bd. 7 p. 481). — (S. 567)
1361. Müller, 0., Zwölf Fälle von Tollwuth bei Hunden (Ber. über d.
Veterinärwesen im Kgr. Sachsen 1895 p. 70). — (S. 567)
1362. Palmirski, W., 0 leczniczej wtasnosci surowicy krwi zwierzat
uodpornionych pszeciw wsciekliznie [Ueber die Heilwirkung des
Serums der gegen Tollwuth immunisirten Thiere] (Medycyna 1895
p. 422). — (S. 565)
1363. Paltauf, R., Die Erriclitung der Anstalt für Wuthschutzimpfung
in der k. k. Krankenanstalt Rudolf-Stiftung (Wiener klin. Wchschr.
No. 16 p. 285). — (S. 565)
1364. Pottcvln, H., Les vaccinations antirabiques a l'institut Pastelr
en 1895 (Annales de l'Inst. Pasteuk no. 2 p. 95). — (S. 566)
Baumgarteu's Jubresbericlit XU 30
562 Lyssa. Literatur. Bacillenbefunde im Rückenmark.
1365. Pourtale, Ueber die Schutzimpfung gegen Tollvvuth (Ber. über d.
Verhandl. d. 6. internat. thierärztL Congr. in Bern p. 445). —
(S. 568)
(Turquan, V.,) La statistique de la rage (Revue scientiftque vol. 2,
no. 2 p. 41).
Bruschettini (1349) operirte mit Agar, welcher mit Bouillon vom
Hunde und Kaninchen vermischt war, ferner mit gewöhnlichem Agar, dem
aus Eigelb gewonnenes Lecithin zugesetzt war, und endlich mit gewöhn-
lichem Agar unter Zusatz von Hunde- und Kaninchen-Gehirnextract. So
gelang es ihm, aus dem Nervensystem von mit Hundswuth befallenen
Thieren, einen speciellen Mikroorganismus zu isoliren, dessen Cul-
turen selbst nach mehrfachen Verdünnungen im Stande waren, Kaninchen
in 5-8 Tagen mit den typischen Erscheinungen der paralytischen Hunds-
wuth zu tödten. Der isolirte Mikroorganismus ist ein kurzer, dicker, an
den Enden abgerundeter Bac, der sich mit dem LoEFFLER'schen Blau und
dem ZiEHL'schen Fuchsin färbt. In seinem Mittelpunkt zeigt sich ein klei-
ner heller Fleck, der ihn dem Diplokokkus von Feaenkel sehr ähnlich er-
scheinen lässt. Mit der GßAM'schen Methode färbt er sich nicht. Er ist
unbeweglich.
Der Bac. lagert sich wie der Diphtheriebac. in Gruppen.
In Culturen stirbt er ziemlich schnell ab. Die Impfungen mit lOtägigen
Culturen blieben steril. Er entwickelt sich kümmerlich bei Luftabschluss
und wächst gleichmässig bei 16^ wie bei 37 *' zu sehr kleinen Colonien aus,
welche sich mit blossem Auge kaum unterscheiden lassen und Thautröpf-
chen ähnlich sehen ; sie sind durchsichtig und confluiren nie. Aus den Cul-
turen entwickelt sich weder Gas noch Geruch. Bei starkem Wachsthum
sind die Conturen unregelmässig, der Inhalt feinkörnig, und im Mittelpunkt
eine dunklere Zone.
Wenn man die Culturen 10 Tage lang bei 37^ aufbewahrte, verloren
sie die Eigenschaft, Hundswuth bei Kaninchen zu erzeugen ; dies war nicht
der Fall, wenn man sie auf eine Temperatur von 18*^ brachte, nachdem sie
24-48 Stunden im Thermostaten bei 37 ^ gehalten waren-. Es gelang Verf.,
den Hundswuthbac. auch auf anderen Nährböden zu züchten, wie z. B. in
Bouillon von Hundehirn, welche mit Glykose und Glycerin versetzt war,
in defibrinirtem Hundeblut. Ferner versuchte Verf., Hundswuthbac. im
Nervensystem kranker Thiere nachzuweisen. Zu diesem Zweck verfuhr er
folgendermaassen: Kleine Stückchen aus dem Nervensystem Hess er 24 Stun-
den in HEEMANN'scher Flüssigkeit oder in einer Mischung von gleichen
Theilen gesättigter Sublimatlösung und 1 ^/^ Platinchloridlösung legen.
Nachdem die Stückchen gründlich in Wasser ausgewaschen, in Alkohol ge-
härtet und in Paraffin eingebettet waren, wurden sie mit einer sauren alko-
holischen Fuchsinlösung oder NöGöEBATH'schen Mischung gefärbt.
Trambiisti.
Bruschettini (1350) stellte sich unter Benutzung von Glycerin, Gly-
kose und Hundehirnbrühe einen Agarnälirboden dar, auf dem er aus dem
Lyssa. Blastomycetehbefuncle; Aetiologie der Hunclswuth. 503
Nervensj^stem von Kaninchen, die nach Impfung mit Virus fixe gestorben
waren, einen „sehr kleinen, kurzen und dicken Bac." cultivirte. Dieser
„Wuthbac", welcher auf den gewöhnlichen Nährböden durchaus nicht
zum Wachsthum zu bringen war, rief nach subduraler Injection von Cul-
turen der 3., 4. und 5. Generation „bei den Kaninchen den Tod in einem
zwischen 5 und 8 Tagen variirenden Zeiträume mit allen Erscheinungen
der paralytischen Wuth hervor". Verf. sieht in ihm „den wirklichen spe-
cifischen Erreger der Wuthkrankheit". In dem Nervensystem von Thieren,
welche nach subduraler Infection mit Virus fixe gestoi^ben waren, vermochte
Verf., wenn auch nicht in allen Fällen, mikroskopisch Bac. nachzuweisen,
„die in Form und Anordnung vollständig den aus dem Nervensystem wuth*
kranker Thiere isolirten gleichen". Zu diesem Nachweis war eine beson-
dere Färbungsmethode nöthig. Günther.
Memmo (1358) „gelang es nach einer Reihe fruchtloser Versuche end-
lich im Monat November 1895 aus dem Gehirn eines an experimenteller
Rabies gestorbenen Kaninchens einen Blastomyceten in Reincultur zu
isoliren". Zu gleicher Zeit starb im Hospital St. Spirito (Rom) ein von einem
tollen Hund gebissenes vierjähriges Kind, aus dessen Gehirn es Verf. glückte,
„denselben Blastomyceten zu isoliren". Nach den angestellten Thierver-
suchen ist Verf. geneigt, diesem Blastomyceten die Fähigkeit zuzuschreiben,
Wuthkrankheit hervorzurufen: „ dieser Blastomycet ist befähigt, die Thiere
nach langer In cubation durch eine Krankheit zu tödten, welche Rabies, be-
sonders des lähmenden Typus, zu sein scheint". Günther.
Marx (1357) beleuchtet in einer kritischen Besprechung die vor-
stehend referirten Arbeiten von Memmo und Beuschettini über die Aetio-
logie der Hunds wuth. „Was zunächst den Blastomyceten von Memmo
anbetrifft, so hält dieser einer Kritik wohl überhaupt nicht Stand. Dieser
Befund erweist sich durch das Eingeständniss des Verf.'s als hinfällig, dass
es ihm bisher nicht gelungen ist, von mit seinem Blastomyceten subdural
geimpften und angeblich dann an Rabies gestorbenen Hunden die Wuth
auf Kaninchen zu übertragen". Specielle Versuche Verf.'s, den Memmo'-
schen Blastomyceten in dem Organismus von Hundswnththieren wieder zu
finden, waren vergeblich. — Was den BnuscHETxiNi'schen Bac. angeht^
so hatten entsprechende Untersuchungen Verf.'s, die z. Th. vor, z Th. nach
der Publication von Bruschettini angestellt wurden, negative Resultate.
Verf. ist der Ansicht, dass es sich bei dem BRuscHEXTiNi'schen Bac. um
einen thierpathogenen Organismus handelt, der durch zufällige Verunrei-
nigung in den von Bruschettini angestellten Culturen gewachsen ist.
Die von Bruschettini bei Kaninchen mit diesem Bac. hervorgerufene
Krankheit hält Verf., wie er des näheren ausführt, nicht für paralytische
Wuth. Die Behauptung Bruschettini's, den Rabieserreger gefunden zu
liaben, muss vorläufig als nicht genügend begründet und als äusserst un-
wahrscheinlich zurückgewiesen werden*. Günther.
*) Ich muss mich dieser Kritik von M. anschliessen. Ich vermisse auch, dass
Bruschettini seine „Wuthbuc." nicht iuif Hunde übertragen hat, die doch ge-
36*
564 Lyssa. Existenz eines stärkeren Gifts in der Natur.
Impfung in die vordere Augenkammer.
Calalbrese (1353) macht an der Hand von 280 Kaninchenimpfungen,
die er mit dem Virus an natürlicher Hunds wuthinfection gestorbener Thiere
(244 Hunde, 18 Katzen, 7 Schweine u. s. w.) ausführte, darauf aufmerk-
sam, dass die Incubationszeit bei diesen geimpften Kaninchen — die
in der Mehrzahl der Fälle zwischen etwa 12 und 18 Tagen beträgt — im
Uebrigen zwischen? und 33 Tagen schwanken kann. Aus den Fällen
mit sehr kurzer Incubationszeit schliesst der Verf., dass es in der Natur
Hundswuthfälle giebt, deren natürliches Virus ebenso virulent ist, wie das
künstlich im Laboratorium durch Passageimpfung hergestellte Virus fixe.
Zu demselben Ergebniss kam bereits 1889 Boedoni-Ufpreduzzi^. C. führte
nun weiter mit dem Virus zweier natürlicher Hundswuthfälle, welches die
Versuchskaninchen nach besonders kurzer Incubationszeit an Hundswuth
erkranken Hess, Passageimpfungen an Kaninchen aus. In dem einen
Falle handelte es sich um einen Hammel, in dem andern um einen Hund.
Mit dem Hammelvirus wurden die Impfungen bis zur 24. Passage, mit dem
Hundevirus bis zur 28. Passage fortgeführt. Die ersteren Passagekaninchen
erkrankten sämmtlich nach 7-8 Tagen und gingen nach 9-10 Tagen zu
Grunde, die letzteren erkrankten nach 6-7 Tagen und gingen nach 8-10
Tagen zu Grunde. Eine Steigerung der Virulenz wurde bei diesen Passage-
impfungen nicht beobachtet: die beiden Virus verhielten sich wie das
Virus fixe der Laboratorien. — Bezüglich des Verhaltens gegen das Aus-
trocknen, gegen die Wirkung höherer Temperaturen, gegen Desinfections-
mittel verhielten sich die beiden Virus ebenfalls ähnlich wie das Virus
fixe; sie näherten sich in allen untersuchten Eigenschaften mehr dem letz-
teren als dem gewöhnlichen Strassenvirus. Günther.
Calalbrese (1352) hat wiederholt Hunde und Kaninchen mit ganz
frischem Hundswuth virus geimpft und festgestellt, dass die Thiere
eine weit kürzere Incubationszeit (7 Tage) aufwiesen, als man sie be-
obachtet, wenn man die Thiere mit solchem Virus impft, welches im Labo-
ratorium gezüchtet worden ist. Verf. wollte nun untersuchen, ob man dies
in Rede stehende Virus als eine Abart des schon von Natur verstärkten
Virus betrachten könne und ob seine Eigenschaften denen des im Labora-
torium gezüchteten entsprächen. Zu diesem Zweck setzte Verf. dieses
Virus verschiedenen äusseren Einwirkungen aus (Eintrocknung, Hitze,
Sublimat, Carbolsäure) und prüfte dann die Wirkung auf Kaninchen und
andere Thiere. Er fand die Wirkung mit dem im Laboratorium gezüch-
teten Virus identisch. Hieraus schloss er, dass es auch in der Natur ein
gesättigtes Virus gäbe, welches mit dem experimentell erzeugten identisch ist.
Tramhusti.
Calal)rese (1351) wollte feststellen, ob man durch Einimpfung des
Hundswuthvirus in die vordere Augenkammer die intracranielle
Impfung ersetzen könne. Er kam zu dem Resultat, dass durch die erstere
Impfung die Rabies sicher übertragen wird, dass sie aber doch der intra-
wiss zur Entscheidung der Frage, ob ein gefundener Bac. der Hundswuthbac. ist
oder nicht, viel geeigneter sind, als Kaninchen. Baumgarten.
^) Jahresber. V, 1889, p. 132. Ref.
Lyssa. Immunisirung von Thioron zur Erhaltung von Heilserum. 565
StickstoiF-StofFwechsel eines Falles von Lyssa humana.
Berichte über Schutzimpfungen.
craniellen Impfung nachsteht, da bei dieser Dosen wirksam sind, die viel
weniger concentrirt sind, als die kleinen Dosen bei Augenimpfungen. Die
Incubation ist ceteris paribus bei der intrabulbären Impfung 2-8 Tage
länger, als bei derintracraniellen. Was die Verbreitung des Virus anlangt,
so glaubt Verf., dass bei der intraoculären Impfung dieselbe durch die Ci-
liarvenen vor sich geht, da der Bulbus sich früher als die Grehirnlappen
virulent zeigte und der erste Ast des Trigeminus und das Gangliom Gasseei
auf der geimpften Seite virulent waren. Tramhusti.
Palmirski (1362) theilt seine Resultate der Immunisirung von
Thieren (Hunden und Ziegen) mit, behufs Erhaltung eines Serums, welches
eine Heilwirkung auszuüben vermochte. Zu diesem Zwecke spritzte P.
einem Thiere immer gi-össere Quantitäten frischen Rückenmarks von an
fixer Tollwuth gestorbenen Kaninchen ein. Nach monatelanger Behand-
limg war eine Ziege im Stande, die Einspritzung der Emulsion aus dem
ganzen Gehirn eines Kaninchens zu ertragen. Von so während 6-12 Mo-
naten immunisirten Ziegen hat P. ein Serum erhalten, welches deutlich
prophylaktische und selbst therapeutische Wirkung zur Folge hatte. Ka-
ninchen, welche eine lOfache letale Minimaldosis des frischen Rückenmarks
erhalten hatten, erlagen ohne Serum alle der Tollwuth, hingegen blieben sie
mit Serum behandelt nach subduraler Injection des ToUwuthgiftes von 3-6
Tagen meistens gesund. Das für solche Heilwirkung nöthige Serumquan-
tum beträgt 5-10 ccm. Wenn aber eine Mischung der lOfachen Dosis
und 0,001-0,0001 des Serums unter die Dura injicirt wurde, so blieben
alle Kaninchen am Leben. Das Serum besitzt also eine ausgesprochene
prophylaktische Wirkung in einem Verhältnisse 1:25000-1:50000 des
Körpergewichts. Diese Resultate beweisen, dass die Serotherapie bei der
Behandlung der Tollwuth nach weiteren Versuchen eine bedeutende Rolle
spielen kann. Bujivid.
v. Liml)eck (1356) hatte Gelegenheit, über den Stickstoff-Stoff-
wechsel eines (mit Seruminjectionen behandelten, tödtlich verlaufenen)
Falles von Lyssa humana Untersuchungen anzustellen. Die Resultate
der angestellten Harnanalysen im Verein mit den während der Kranken-
beobachtung dem Patienten zugeführten N-Werthen ergeben, wie Verf.
glaubt, den einen Schluss, dass bei dem Falle zunehmende Inanition be-
stand. Eine Steigerung des Zerfalles von Körpereiweiss, wie solche häufig
bei schweren andersartigen Vergiftungen beobachtet wird, liess sich nicht
erkennen. Günther.
Pal tauf (1363) berichtet über das neuerdings in Wien errichtete
Institut für Wuthschutzimpfung, dessen Leiter Verf. ist. Die in
der k. k. Krankenanstalt Rudolf-Stiftung errichteten Räumlichkeiten be-
stehen aus einem kleinen Gebäude mit einem Geschoss, welches getheilt
auf der einen Seite den Raum für die inficirten Versuchsthiere, auf der
anderen Seite einen kleinen Operationsraum und anschliessend eine Dunkel-
kammer, durch einen Gasofen auf eine Temperatur von 20-23*^ C. erwärmt,
enthält. Der Operationsraum wird ausschliesslich für die Operationen, zur
566 Lyssa. Berichte über Schutzimpfungen.
Infection der Kaninchen und zur Entnahme der Rttckenmarke verwendet ;
die Dunkelkammer dient zum Trocknen der in Schränken verwahrten, über
Aetzkali in Flaschen aufgehängten Rückenmarke. Alle Räume haben
Betonboden und waschbaren Oelanstrich; das Operationslocal hat eigene
Sterilisirungsapparate u. s. w. Die Vornahme der Impfungen erfolgt in
eigenen, durch Vergrösserung- der Prosectui' des Krankenhauses in derselben
disponibel gewordenen Räumen mit eigenem Eingang vom Garten aus. Sie
bestehen aus einem Wartezimmer und dem eigentlichen Impfzimmer. Die
Methode ist die ursprünglich von Pasteub eingeführte und auch jetzt noch
in Paris übliche. Das Rückenmark von an Virus fixe verendeten Kaninchen
wird möglichst frisch und völlig aseptisch herausgenommen, in mehreren
Stücken in sterilen Flaschen, auf deren Boden Aetzkali liegt, an Seiden-
fäden suspendirt und im Dunkelraum bei etwa 23^ C. getrocknet. Jeder
Markstreifen wird 24 Stunden nachher auf seine Sterilität geprüft, indem
ein Stückchen in NährbouiUon auf 24 Stunden bis 2 Tage im Thermostaten
bei 37^ C, ferner noch im warmen Trockenraume gehalten wird; das völlige
Klarbleiben der Bouillon, die Unverändertheit des Markstückchens bezeugen
die Sterilität. (Ein Markstreifen, bei dem irgend eine Bacterienentwicklung
zu Stande gekommen ist, wird eliminirt). Von den Markstreifen werden
l-l^/.2 cm lange Stückchen mit 10 ccm verdünnter steriler Bouillon verrieben,
und von dieser 3 ccm injicirt; vom ötägigen Mark an werden 2 ccm, vom 4tägi-
gen 1 ccm injicirt. Die Impfung beginnt gewöhnlich mit 14 Tage altem und
endet mit 4-3tägigem Mark; die Behandlung dauert 14 Tage, in schweren
Fällen (mehrfache Verletzungen u. s. w.) wird sie auf 20 Tage ausgedehnt.
Es kamen nie Abscesse oder länger als 24 Stunden dauernde Infiltrate
vor; Erytheme an der Impfstelle traten mehrfach auf; sie schienen von
individuellen Eigenthümlichkeiten abzuhängen, da andere, gleichzeitig mit
derselben Emulsion geimpfte Personen keine Folgen aufwiesen.
Vom August 1894, wo das Institut seine Thätigkeit begann, bis zum
31. August 1895 kamen 83 Personen in Behandlung, von denen 2 vor
Vollendung derselben austraten. Hundswutherkrankungen bei den Behan-
delten sind nicht bekannt geworden. Günther.
Potteviu (1364) berichtet über die im Jahre 1895 im Institut
Pasteue zu Paris ausgeführten antirabischen Schutzimpfungen.
Insgesammt wurden 1523 Personen den Impfungen unterzogen, von denen
5 an Hundswuth starben. Von diesen Letzteren hatten sich bei 3 die ersten
Krankheitssymptome vor Ablauf von 15 Tagen nach der letzten Impfung
eingestellt. Diese werden aus der Statistik ausgeschieden, und es resultirt
so eine Mortalität von 0,13 ^/q. Es ist dies die niedrigste Mortalitätsziffer
seit Beginn der Behandlungen im Jahre 1 886. — Die Tollwuth des beissen-
den Thieres wurde festgestellt in 122 Fällen experimentell durch Thier-
impfungen, in 949 Fällen durch thierärztliche Untersuchung; in 449 Fällen
war das beissende Thier der Tollwuth nui" verdächtig. Am Kopfe wurden
156 Personen gebissen (kein Todesfall), an den Händen 829, sonst an den
Extremitäten 535 (je 1 Todesfall). Die Gebissenen waren 1263 Franzosen
und 257 Ausländer; unter den Letzteren befanden sich 173 Engländer.
Lyssa. Berichte über Scliutziiupfungen. 567
Klinisches Bild der Tollwuth bei Hunden.
Unter den 91 Departements von Frankreich steht bezüglich der Anzahl
der Fälle wiederum das Departement de la Seine (359) obenan. Günther.
de Blasi und Russo-Trayali (1348) geben statistische Daten über
die im städtischen Institut für antirabische Schutzimpfungen
zu Palermo vom 7. März 1887 bis zum 31. December 1895 ausgeführten
Impfungen. Insgesammt handelt es sich um 2221 Fälle. Von diesen wurde
in 55,8 ^iQ die Hundswuth des beissenden Thieres experimentell (durch
Thierimpfung) festgestellt, während bei den übrigen auf Hundswutherkran-
kung des beissenden Thieres aus anderen Gründen geschlossen wurde. Das
beissende Thier war in 2066 Fällen der Hund, in 87 die Katze u. s. w. Im
Frühling kamen stets die meisten Fälle zur Behandlung; dann folgte der
Winter, in letzter Linie kamen Sommer und Herbst. 5 Menschen starben
während der Behandlung, 5 andere vor Ablauf von 15 Tagen nach dem
Schlüsse der Behandlung. Ausser diesen, welche aus der Statistik ausge-
schaltet werden, ereigneten sich 9 Todesfälle (0,4 ^j^ Mortalität). In 3
Fällen von ausgebrochener Hundswuth (von denen 2 vorher behandelt
waren, während der dritte unbehandelt war) versuchten Verff. durch intra-
venöse Injectionen des Vaccin Hülfe zu bringen; der Erfolg war stets ein
negativer. Günther.
KraiOllchkine (1355) berichtet über die Thätigkeit des ,Institut im-
perial de Medecine experimentale' zu St. Petersburg bezüglich der im
Jahre 1895 ausgeführten Schutzimpfungen gegen Hundswuth.
269 Personen wurden behandelt, von denen 2 starben. Der eine Todesfall
ereignete sich während der Behandlung. Wird derselbe abgerechnet, so
beträgt die Mortalität 0,4 ^/q. In 248 Fällen war das beissende Thier der
Hund, in 12 der W^lf, in 9 die Katze. — Eine besondere Thätigkeit ent-
wickelte das Institut in der Frage der Diagnosestellung u. s. w. bei Thieren.
Es wurden während des Berichtsjahres 531 Thiere eingeliefert (darunter
467 von St. Petersburg selbst); von diesen wurden 490 als hundswuthver-
dächtig unter Beobachtung gestellt, 25 von anderen wuthkranken Thieren
gebissene getödtet, 16 mit Schutzimpfungen behandelt. Günther.
Acosta (1347) theilte auf dem 2. allamerikanischen Congresse zu Mexico
mit, dass in Havanna vom April 1887 bis Mai 1896 im Ganzen 1721
Gebissene ins ,Instituto antirabico' gekommen, aber nur 856 der Be-
handlung unterworfen worden sind und zwar 543 über und 313 unter 15
Jahren. Erwiesen war die Tollwuth der beissenden Thiere in 177 der
ersteren und 134 der letzteren. Von den Geimpften starben 14 (9 Er-
wachsene und 5 Kinder) = 1,63 ^/q. Sentiiion.
(i. Müller (1360, 1361) giebt auf Grund eigener, im Thierspital der
thierärztlichen Hochschule in Dresden gemachter Wahrnehmungen folgen-
des Bild der Tollwuth: Bei allen Hunden war totale Appetitlosigkeit
vorhanden, die Thiere selbst aber waren munter. Die Sucht, ungeniessbare
Gegenstände zu verzehren, war bei den meisten Hunden m. o. w. scharf
ausgeprägt. Aufregung, auffällige Munterkeit und Unruhe waren im Krank-
heitsbeginn wohl bei allen Hunden vorhanden. Schreckhaftigkeit fand sich
bei 3 Hunden. Lecksuclit und aufgeregter Geschleclitstrieb hingegen wiir-
568 Lyssa. Schutzimpfung der Hunde. Wutliälmliche Rinderkrankheit.
Seuchenbericht.
den stets vermisst. Beisssiicht fehlte niemals, stets wurde völlig unver-
mittelt gebissen. Veränderte Stimme war stets zugegen; bei allen Hunden
klang sie heiser, bei 3 erschien sie als das cb xrakteristische Bellgeheul.
Stets kam es zu Lähmungserscheinungen. Die Krankheitsdauer betrug
durchschnittlich reichlich 5 Tage. Betreffs der genaueren Einzelheiten
muss auf das Original verwiesen werden. Johne.
Pourtal^ (1365) berichtet über die Resultate der von ihm angestellten
Experimente bezüglich einer Schutzimpfung der Hunde gegen Toll-
wuth. Da der Congress indess der Meinung war, dass die Prophylaxis
gegen Tollwuth viel besser durch polizeiliche Maassregeln erreicht werde
und die von P. empfohlene Schutzimpfung ohne jede Bestätigung geblie-
ben sei, so gelangte mit einer schwachen Mehrheit nur der folgende Antrag
desselben zur Annahme: „dass alle Diejenigen, welche sich mit experimen-
tellen Untersuchungen abgeben, die Thatsachen nachprüfen, welche den
Schlüssen des Referenten zu Grunde liegen, um die Einführung der Schutz-
impfung gegen die Wuth in den verschiedenen Staaten Europas anzu-
bahnen". Johne.
Moore (1359) beschreibt eine Rinderkrankheit, welche von der
Wuth nicht zu unterscheiden ist. Die beobachteten Krankheitsfälle
betrafen sämmtlich eine einzige Rinderheerde. Die erkrankten Thiere ver-
sagten das Futter, zeigten trübe und geröthete Augen, vollführten uncoor-
dinirte Bewegungen und verfolgten Hunde, Katzen und Schweine. Gegen
den Menschen verhielten sie sich nicht aggressiv. Der Tod erfolgte in der
Regel nach 6 Tagen. Bei der Section fand sich die Schleimhaut des Duo-
denums und Jejunums mit gallig gefärbtem Schleime bedeckt. Milz dunkler
gefärbt. Schleimhaut des Pharynx und der Trachea mit punktförmigen
Blutungen durchsetzt. Stirnlappen des Gehirns oberflächlich mit Pigment-
flecken gesprenkelt. Chorioidalplexus injicirt. Bacterielle Untersuch-
ung negativ. Ein intracraniell mit dem von einem verendeten Stiere er-
haltenen Virus geimpftes Kaninchen starb nach 7 Wochen unter den Er-
scheinungen der paralytischen Wuth. Da Verf. auf Grund angestellter
Erhebungen die Möglichkeit des Bisses durch einen tollen Hund selbst zu-
giebt, so liegt kein Grund vor, die beschriebene Krankheit als
etwas anderes als einen Ausbruch Von Wuthkrankheit beim
Rinde aufzufassen. A. Eber.
Nach dem Reichsseuclienbericht (1354) sind im Deutschen Reiche
an Tollwuth gestorben bezw. getödtet 431 Hunde (40 weniger als im
Jahre 1894), 1 Katze, 4 Pferde, 35 Stück Rindvieh, 8 Schafe, 2 Ziegen
und 8 Schweine. Von den 431 tollwuthkrank befundenen Hunden entfallen
347 (fast genau 80 ^/q) auf die an Russland grenzenden preussischen Pro-
vinzen. 125 wuth verdächtige, herrenlos umherstreifende Hunde sind ge-
tödtet worden, ebenso 1017 der Ansteckung verdächtige Hunde, während
67 mit tollwuthkranken in Berührung gewesene unter polizeiliche Beob-
achtung gestellt wurden. Johne.
Flecktyphus. — Beri-Beri. 569
f) Flecktyphus
1B66. Fuchs, H., Ueber eine Flecktyphusepidemie in Danzig (Allg. med.
Centralztg. No. 54 p. 647).
1367. Riita, Sni microrganismi del tifo esantematico (Riforma med.
no. 214 p. 757).
1368. Spillmanil, P., Contribution ä l'histoire du typhusexanthematique
(Revue de Med. t. 16 p. 609).
Fuchs (1366) beschreibt kurz eine kleine Epidemie von Flecktyphus
in Danzig. Von den 7 Fällen stammten 6 aus einem Hause, das von vaga-
bondirendera Volk als Absteigequartier benutzt wurde und sich in ganz
verwahrlostem Zustande befand. Der siebente Kranke hatte mit den üb-
rigen Befallenen in Verkehr gestanden. Von woher die Infection einge-
schleppt worden war, Hess sich nicht klarstellen. Alle Patienten genasen
nach leichtem Krankheits verlauf, weder Aerzte noch Wärter inficirten sich
durch ihre Behandlung. In den Stühlen der Patienten fanden sich zahl-
reiche Streptok. ; die zur Sicherung der Diagnose angestellte Untersuchung
der Faeces auf Typhusbac. blieb negativ. Im Blute der Roseolen waren
keine Bacterien nachweisbar. Abel.
Ruta (1367) giebt eine kurze Zusammenstellung der wichtigsten Unter-
suchimgen, welche sich auf die Aetiologie des Typhus exanthematicus be-
ziehen. Er verbreitet sich eingehender über die Betrachtungen von Le-
WASCHEW^, dem es im Jahre 1891 bei der Epidemie von Abdominaltyphus
in Kasan gelang, einen specifischen Tnfectionserreger zr isoliren. Trnnihusti.
Spillmann (1368) beobachtete eine kleine Flecktyphusepidemie
in Nancy. Zunächst erkrankten 3 Insassen des Gefängnisses. Woher der
Infectionsstotf eingeschleppt worden war, blieb unklar. Weitere Fälle im
Gefängniss traten nicht auf. Eine sorgfältige Desinfectiou war dort vorge-
nommen worden. Es erkrankten aber weiterhin ein Wärter und eine
Schwester, welche die Kranken gepflegt hatten. Ziemlich zu gleicher Zeit
kamen drei weitere Erkrankungen von Arbeitern und Vagabunden vor;
die Ansteckungsquelle blieb dunkel. Von den 9 Kranken starben 5, einer
davon am Typhus selbst, die anderen an Nachkrankheiten und Complicationen
(Otitis und Parotitis suppur. mit Pyämie u. s. w.). Die bacteriologische
Untersuchung ergab nichts für die Aufklärung der Aetiologie verwerth-
bares. Bei fünf Kranken vorgenommene Untersuchungen von Blut blieben
ergebnisslos. Abel.
g) Beri-Beri
Referenten: Doc. IM*. K. Abel (Hamburg), l'rof. Dr. ('. H. H. Spronck
(Utrecht).
1369. van den IJurg, C. L., Statistiek der Beri-Beri in hetNederlandsch
Oost-Indisch leger van 1873 tot en met 1894 [Statistik der Beri-
Beri in der niederländisch -ostindischen Armee von 1873-1 894J
(Nederl. Tijdschr. v. Geneesk. Bd. 2 p. 83). — (S. 570)
t) Jah"re8ber. VID, 1892, p. 296. Red.
570 Beri-Beri. Literatur. Contagiosität.
1370. Eijkinail, C, Polyneuritis bij Hoenders [Polyneuritis bei Hühnern]
(Geneesk. Tijdschr. v. Nederl. Indie Bd. 36 p. 214). — (S. 571)
1371. Kroiiecker, F., Einiges über die Beri-Beri in dem malayischen
Archipel (Hygien. Rundschau No. 18 p. 883). — (S. 570)
1372. Tamson, J. A., Bijdrage tot de Contagieusiteit van Beri-Beri [Bei-
träge zur Contagiosität der Beri-Beri] (Geneesk. Tijdschr v. Nederl.
Indie Bd. 36 p. 88). — (S. 570)
Kronecker (1371) macht interessante Mittheilungen über die Beri-
Beri im malayischen Archipel. In der holländischen Colonie Atjeh sind
bestimmte Cantonnemeuts der Truppen ständige Infectionsheerde. Wechsel
des Aufenthaltsortes ist von günstigem Einfluss auf den Verlauf leichterer
Fälle. Die schwere ödematöse Form der Krankheit überwiegt hier im
Gegensatze zu Japan. Nicht sehr selten sieht man auch die acuten Fälle
vonHerzinsufflicienz. Phrenicusatrophien und daraus resultirendeAthmungs-
störungen sind weit seltener als in Brasilien. Bei Atrophie der Waden-
muskeln wird der Gang ein ganz eigenthümlicher. Abel.
Tamson (1372) theilt eine in Pontianak gemachte Beobachtung mit,
welche ihm für die Contagiosität der Beri-Beri zu sprechen scheint.
Versuchsweise wurde aus Batavia ein Beri-Beri-Kranker nach Borneo
transportirt, um zu erproben, ob das Beri-Beri-freie Klima von Borneo
einen günstigen Einfluss auf den Patienten ausüben würde. Am 22. Juli
wurde der schwer Erkrankte mit hochgradigem ausgedehntem Oedem ins
Pontianak'sche Krankenhaus aufgenommen, wo er alsbald eine Pneumonie
mit starker Hämoptoe bekam und schon am 29. Juli starb. Unmittelbar
neben diesem Patienten wurde ein Beri-Beri-Kranker verpflegt, der schon
vor längerer Zeit ins Krankenhaus gekommen und reconvalescent war, so-
dass er schon im Garten arbeiten konnte. Am 19. August trat bei diesem
»Schlafkamerad plötzlich eine heftige Exacerbation auf, an welcher derselbe
nach einigen Stunden zu Grunde ging. Neben diesem Patienten lag ein
Arbeiter, der am 10. August mit Cachexia paludosa aufgenommen war.
Am 23. August bekam auch dieser einen heftigen Beri-Beri-Anfall mit
Fieber, Herzklopfen, Lähmungen und Anästhesie der unteren Extremitäten.
Am 3. September bekam ausserdem ein Kraukenwärter einen ähnlichen,
acuten Beri-Beri-Anfall. Die beiden letztgenannten Patienten, welche vor-
her gar keine Erscheinungen von Beri-Beri gezeigt hatten, sind genesen.
Bemerkens werth ist, dass derartige acute Fälle von Beri-Beri im Kranken-
haus zu Pontianak nicht bekannt waren und innerhalb kurzer Zeit nach
dem Tode des von Batavia hinüber gebrachten Beri-Beri-Kranken zur Be-
obachtung kamen. T. meint, dass die Mikroorganismen der Beri-Beri im
Blute kreisen und hält es für wahrscheinlich, dass die Hämoptoe des ersten
Patienten zu der Infection seines Schlafkameraden Veranlassung ge-
geben hat. Spronck.
van den Bnrg (1369) giebt eine Uebersicht über die Beri-Beri in
der niederländisch-ostindischen Armee vom Jahre 1873 bis 1894.
In dieser Periode war dieses Heer ±: 32 000 Mann stark und bestand
Beri-Beri. Epidemie-Berichte, 571
Beri-Beri-ähnliche Krankheit bei Hühnern.
aus 15 200 Europäern und 16 800 Asiaten. Vom Jahre 1877 an ver-
breitete sich die Beri-Beri mehr und mehr und erreichte in den Jahren
1885-1886 die höchste Höhe. Zu dieser Zeit wurden 10 000 Mann an-
g-egriifen. Nach 1886 nahm die Zahl der Krankheitsfälle stetig ab bis
1889. Nichtsdestoweniger ist seitdem die Zahl der Erkrankten fortwährend
viel grösser geblieben, als vor der Epidemie im Jahre 1885. Denn jährlich
erkrankt ungefähr ^/g der Armee. Im Jahre 1873 erkrankten z. B. 734,
im Jahre 1894 dagegen 5000 Manu.
Obschon weitaus die Mehrzahl der Erkrankten genest, so richtet doch
die Beri-Beri grossen Schaden im Heere an, denn von den Genesenen sind
recht viele später nicht mehr im Stande, als Soldaten zu dienen. Im Jahre
1885 verlor die Armee ^/j^ ihrer Stärke, und in den späteren Jahren be-
trägt der Verlust noch fortwährend ^/^^ der Gesammtzahl.
Im Allgemeinen werden viel mehr Asiaten von Beri-Beri befallen als
Europäer. Als im Jahre 1877 die Krankheit epidemisch auftrat, erkrankten
anfangs hauptsächlich die Asiaten. Die Eui'opäer dagegen wurden erst im
Jahre 1883 ernstlich angegriffen. Bemerkenswerth ist aber, dass seit
1889 die Europäer viel weniger verschont geblieben sind als vorher, so-
dass es den Anschein hat, als seien die Europäer seit der Epidemie im Jahre
1885 für Beri-Beri mehr disponirt. Diese Thatsache tritt klar hervor,
wenn man die Jahre 1873 und 1894 mit einander vergleicht: 1873 dienten
in der indischen Armee 18 000 Europäer, von welchen 36 = 0,2 ^/q, und
14 200 Asiaten, von welchen 698 = 4,9*^/o Beri-Beri bekamen. 1894
zählte man 11 600 Europäer, von welchen 829 = 7,1 ^j^ erkrankten, wäh-
rend auf 20 800 Asiaten 4254 = 20,4 ^j^ Krankheitsfälle notirt wurden.
Sjjronck.
Eijkman (1370) berichtet über eine Beri-Beri-ähnliche Krank-
heit bei Hühnern, welche im Institute für pathologische Anatomie und
Bacteriologie in Weltevreden (Batavia) spontan aufgetreten war. Es han-
delt sich um eine Lähmung der Muskeln, welche von unten nach oben fort-
schreitet und in wenigen Tagen die Hühner soweit schwächt, dass sie weder
zu trinken noch zu fressen vermögen. Schliesslich tritt Parese der Athem-
rauskeln auf, das Thier wird dyspnoisch, soporös, die Körpertemperatur
sinkt. Beim peracuten Verlauf folgt der Tod am 2.-3. Krankheitstage,
meistens aber einige Tage später. Die genaue anatomische Untersuchung
ergab, dass es sich um eine Polyneuritis handelt.
Zunächst glaubte E. mit einer Infectionskrankheit zu thun zu haben. Es
zeigte sich aber, dass die Krankheit durch die Ernährung mit Reis ver-
ursacht wurde. Während die mit rohem, ungeschältem Reis gefütterten
Hühner gesund blieben, wurden solche, die geschälten Reis erhielten, von
der Krankheit befallen. Bei den mit gekochtem, geschältem Reis gefütter-
ten Thieren dauerte das Incubationsstadium 3-4 Wochen, bei den mit rohem,
geschältem Reis ernährten Thieren etwas länger. Fütterung mit halb-
geschältem Reis, d. h. Reis, der nur von der groben, äusseren Schale befreit
ist, also mit der inneren, feineren Hülle, dem sog. Silbt-rhäutchen noch be-
deckt ist, verursachte die Krankheit nicht. Mischte man dem gescliälteij
572 Beri-Beri-ähnliche Krankheit bei Hühnern.
Reis Silberhäutcheu (Reiskleie) bei, so wurden die Hühner nicht allein
nicht krank, sondern die von der Krankheit schon befallenen Thiere konnte
man mit solcher Nahrung heilen. Ein Zusatz von einer Quantität grober,
äusserer Schalen zu geschältem Reis vermochte dagegen nicht diesen gün-
stigen Effect herbeizufülii^en.
Seine Untersuchungen fortsetzend, beobachtete E, dass verschiedene
indische Stärkearten wie Ambo-Sago, Perl-Tapiocca und Sago der Aren-
Palme (Arenga vaccharifera) die nämliche Krankheit bei Hühnern verur-
sachten. Dagegen zeigte sich Kartoffelstärke unschädlich. Bestimmte
Arten von Stärke müssen also Träger eines Nervengiftes sein oder es bildet
sich aus denselben ein solches Gift im Darmkanal oder in den Geweben.
Die Silberhäutchen des Reiskornes aber enthalten eine Substanz, welche
dieses Gift in irgend einer Weise unschädlich macht. Der heilsame Ein-
fluss der Reiskleie beruht zweifellos nicht auf deren Reichthum an Eiweiss
und Salzen. Denn aus vielen Versuchen ergab sich, dass weder Salz-
hunger noch Eiweisshunger die Polyneuritis veranlasste.
Verf. neigt am Meisten zu der Annahme, dass die stärkehaltige Nahrung
im Darmkanal unter Einwirkung von Fermenten chemische Zersetzungen
erfährt, wobei das Nervengift gebildet wird. Die Unschädlichkeit von Kar-
toffelstärke dürfte darauf zurückzuführen sein, dass dasselbe weniger leicht
als die obengenannten Stärkearten von chemischen, sowie von organisirten
Fermenten angegriffen wird. Dass aber im Kropfmagen der Hühner that-
sächlich aus stärkehaltiger Nahrung ein Gift gebildet wird, Hess sich bis-
her nicht nachweisen. Affen, die fast ein Jahr lang ausschliesslich mit
Kropfinhalt reisfressender Hühner gefüttert wurden, erkrankten nicht.
Erfolglos blieben auch Versuche bei Hühnern mit Extract und Destillat
aus solchem Kropfinhalt.
Dass diese Polyneuritis der Hühner identisch sei mit der Beri-Beri, be-
hauptet E. nicht. Dass beide Krankheiten aber gewisse Eigenthümlich-
keiten gemein haben, ist nicht zu verkennen. Vielleicht werden auch die
Resultate der Erforschung dieser Htthnerkrankheit sich zur Bekämpfung
der Beri-Beri verwerthen lassen. Denn eine auf Java und Madura darauf-
hin gerichtete Untersuchung ergab bereits, dass Beri-Beri besonders in
solchen Gefängnissen herrscht, in welchen vollkommen geschälter Reis als
Hauptnahrung benützt wird.
Schliesslich sei vermeldet, dass es E, wünschenswerth scheint, seine Fütte-
rungsversuche mit Reis in einer Gegend zu prüfen, wo Beri-Beri nicht vor-
kommt. Spronck.
h) Maul- und Klauenseuche
Referenten: Prof. Dr. St. v. Ratz (Budapest),
Med.-Rath Prof. Dr. A. Johne (Dresden), Prof. Dr. C. H. H. Spronck
(Utrecht).
1373. Albrecht, M., Zur Uebertragbarkeit der Maul- und Klauenseuche
des Rindes auf andere Hausthierarten (Wchschr. f. Thierheilk. p.
37, 49, 61). — (S. 575)
Maul- und Klauenseuche. Literatur. Mikrobien der Seuche. 573
Uebertragungsversuche bei Schafen.
1374. Behla, K., Der Streptokokkus involutus und der Erreger der Maul-
und Klauenseuche (Berliner thierärztl. Wchschr. No. 45 p. 532).
— (S. 573)
1875. Belila, ß., Künstliche Uebertragung der Maul- und Klauenseuche
auf Schafe (Ibidem No. 33 p. 389). — (S. 573)
1376. Bussenius und Siegel, Zur Frage der Uebertragung von Maul-
und Klauenseuche auf den Menschen (Deutsche med. Wchschr.
p. 799). — (S. 574)
1377. Epstein, W., Einige Mittheilungen über die durch das Maul- und
Klauenseuchegift beim Menschen veranlassten Krankheitserschei-
nungen (Ibidem p. 129 u. 154). — (S. 574)
1378. Furtuiia, J. St., Entdeckung betr. das Contagium der Aphthen-
seuche (Berliner thierärztl. Wchschr. p. 507). — (S. 573)
1379. Jahresbericht über die Verbreitung der Thierseuchen
im Deutschen Reiche i. J. 1895 : Maul- und Klauenseuche. —
(S. 575)
1380. Jungers, J. P., Beitrag zum Wesen der Maul- und Klauenseuche
(Berliner thierärztl. Wchschr. No. 53 p. 629). — (S. 574)
1381. Möbius, K., Intrauterine Uebertragung der Maul- und Klauen-
seuche (Ber. über d. Veterinärvvesen im Kgr. Sachsen p. 73). —
(S. 574) •
1382. Paszotta, E., Schutzmaassregeln gegen Maul- und Klauenseuche
(Veeartsenijkundige Bladen voor Nederlandsch Indie Bd. 10 p. 200).
— (S. 575)
1383. Thomas, Ph., Beiträge zur Aetiologie der bösartigen Maul- und
Klauenseuche (Wchschr. f. Thierheilk. p. 497). — (S. 574)
Furtuna (1378) theilt vorläufig mit, dass es Stakcovici im Institute
von Babes gelungen sei, das Mikrobion der Aphthenseuche zu ent-
decken, durch dessen subcutane Verimpfung und durch dessen Einver-
leibung per OS die charakteristischen Symptome dieser Seuche erzeugt wer-
den konnten. Johne.
Behla (1374) behauptet, dass der Streptok. involutus Kukth\
welcher nicht identisch mit dem von Sanfelice- gefundenen sei, als der
Erreger der Maul- und Klauenseuche nicht anzusehen, sondern als
ein secundärer Begleiter zu betrachten sei. Der wahre Erreger gehöre zu
den Protozoen, was auch durch die Untersuchungen von Piana und Fio-
iiENTiNi bestätigt werde. Er theilt dann weiter seine Züchtungsversuche
aus vertrocknetem Aphthenmaterial mit und schlägt vor, die betreffenden
Mikroorganismen als „Sporozoon aphtliae epizooticae" zu bezeichnen.
Johne.
Behla (1375) berichtet über eigene und fremde Uebertragungsver-
suche der Maul- und Klauenseuche bei Schafen und betont dabei
nochmals, dass nach seiner Ueberzeugung die von ihm zuerst, später von
') Jahi-esber. IX, 1893, p. 1U8. Ref. — ■^) Jahresber. X, 1894, p. 79. Ref.
574 Maul- und Klauenseuctie. Wesen; intrauterine tnfection,
bösartige Form. Vorkommen beim Menschen.
PiANA und FioEENTiNi Im Bläsclieniiilialte und im Blute gefundenen hya-
linen, gekörnten, stark lichtbrechenden, gestalts- und ortsverändernden, zu
den Protozoen gehörigen Gfebilde als die Ursache der Maul- und Klauen-
seuche aufzufassen seien. Er empfiehlt gleichzeitig zur Entscheidung der
Diagnose zwischen Moderhinke und Schafaphthenseuche das Einstellen eines
Kalbes unter die betr. Schaf heerde. Handle es sich um Aphthenseuche, so
werde dasselbe in 3-4 Tagen an derselben erkranken^. Jokne.
Jüngers (1380) berichtet in einem Beitrage zum Wesen der Maul-
u n d K 1 a u e n s e u ch e ebenfalls über das Auffinden der BEHLA'schen (s. oben)
und PiANA-FioRENTiNi'schen Körperchen im Blute und im Inhalt der Bla-
sen. Bei der Färbung derselben soll es nöthig sein, die bestrichenen Deck-
gläschen sehr lufttrocken werden zu lassen, 5-6mal dmxh die Gasflamme
zu ziehen und den Farbstoff (am besten Methylenblau) fast bis zum Trock-
nen einwirken zu lassen. Da die bez. Körperchen „bedeutend grösser"
seien wie Blutkörperchen, so sei das rasche apoplectische Verenden in Folge
Verstopfung der Capillargefässe durch Hirn- oder Herzschlag leicht zu er-
klären^. Johne.
Möbius (1381) beobachtete eine intrauterine Tnfection mitMaul-
und Klauenseuche bei 2 Kälbern, welche von hochgradig an dieser
Krankheit leidenden Kühen geboren waren. Beide Thiere starben 2 Stun-
den bezw. 3 Tage nach der Geburt. Johne.
Thomas (1383) ist der Ansicht, dass die sog. bösartige Form der
Maul- und Klauenseuche eine secundäre, durch Schimmelpilze bedingte
Infection darstellt. Er empfiehlt daher als Prophylacticum die Vermeidung
alles schimmligen Futters, sowie die innerliche Verabreichung von Alkohol
mit unschädlichen Desinfectionsmitteln. Johne.
Epstein (1377) berichtet über zwei Beobachtungen, welche es beweisen,
dass durch die Maul- und Klauenseuche der Hausthiere, nach einer
3-4tägigen Incubationsdauer, bei Menschen in der Mund- und Eachenhöhle,
sowie auf der Haut localisirte Störungen auftreten. Die Erscheinungen be-
standen in dem ersten Falle in Stomatitis aphthosa, mit ausgedehntem
maculo-papulösem und erythematösen Exanthem, während in dem zweiten
Falle ein diphtheroides Gauraengeschwür mit erythematösem Exanthem zu
beobachten war.
Nach E. lassen alle Bläscheneruptionen im Munde, sowie Aphthenbil-
dungen daselbst zuerst an eine Infection mit Maul- und Klauenseuche den-
ken, indem die anderen für die Entwicklung von Aphthen angegebenen
ätiologischen Momente unbewiesen sind. v. Rah.
Bussenins und Siegel (1376) haben die über Maul- und Klauen-
*) Der Herr Verf. möge doch darauf hingewiesen werden, dass kein Sach-
verständiger Moderhinke und Aphthenseuche verwechseln wird. Ref.
-) Diese Folgerung ist zwar richtig, steht aber doch in ganz gewaltigem
Widerspruch zu der Thatsache, dass solche apoplectische Todesfälle bei der
Maul- und Klauenseuche sehr selten vorkommen. Wären die gefundenen Kör-
perchen also constante Vorkommnisse bei der Maul- und Klauenseuche, so
müsste ja der apoplectische Tod bei derselben ein häufiges Vorkommen sein. Ref.
Maul- und Klauenseuche. Üebeitragbarkeit vom Rind 5 75
auf andere Thiere. Schutzmaassregeln. Reichsseuchenbericht.
Seuche vorhandene wissenschaftliche Literatur nach Berichten über
menschliche Infection durchforscht. Die aufgestellte Seuchentabelle ent-
hält 16 Epidemieangaben. Die Seuche herrschte stets auch unter dem
Rindvieh. Wiederholt wurde die Uebertragung durch Milch, deren Pro-
ducte oder durch directe Infection bei Pflege und Behandlung des er-
krankten Rindviehs deutlich erkannt. Ausserdem haben Verff. die Einzel-
erkrankungen zusammengestellt und nicht weniger als 139 Mittheilungen
gefunden, welche etwa 900-1000 Fälle von Infection des Menschen zur
Kenntniss bringen. Von 1887 bis 1894 sind im Deutschen Reiche allein
etwa 600 Fälle vorgekommen.
Die Disposition des Menschen scheint nach B. u. S. nicht gerade eine sehr
grosse für diese Seuche zu sein, schwere Erkrankungen, ja selbst Todesfälle
können aber doch eintreten. v. Ratz.
Albrecht (1373) theilt bezüglich der Uebertragbarkeit der Maul-
und Klauenseuche des Rindes auf andere Hausthierarten mit,
dass er zunächst durch klinische Beobachtungen zu der Ueberzeugung ge-
langt sei, dass die Maul- und Klauenseuche des Rindes jedenfalls sehr selten
spontan auf Pferde nnd Hunde übertragen werde. Ausserdem impfte er 2
Pferde, 3 Hunde, 3 Katzen und 6 Hühner mit dem noch warmen Speichel
von Rindern, welche 2-4 Tage erkrankt waren, in der Weise, dass er den-
selben in reichlichen Mengen in die Mundhöhle der betr. Impfthiere brachte
und in derselben einrieb. Trotzdem diese Impfung zweimal innerhalb von
4 Tagen erfolgte, erkrankte keines der Impfthiere. Später wurden diese
Impfungen bei 2 Hunden, 1 Schaf und 2 Ziegen, sämmtlich trächtig, sowie
mit 4 Hunden, 3 Schafen, einem Lamm, 2 Kitzen, 2 Katzen und 2 Hühnern
in ähnlich intensiver Weise im Maule bezw. im Klauenspalt wiederholt,
aber nur ein '^/Jähriges Widderlamm wurde in geringgradiger Weise mit
Aphthenseuche inficirt. — Verf. schliesst hieraus, dass Pferde, Hunde und
Katzen unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht inficirbar sind. Jokiie.
Paszotta (1382) bespricht die Schutzmaassregeln gegen Maul- und
Klauenseuche für Java und betont, dass die Abhaltung der Ansteckung
durch das Isoliren, so zutreffend es für Europa auch sein mag, nicht durch-
führbar ist, da der Zuckerfabrikant nicht mit eigenem Vieh arbeitet und
durch die Lage seiner Felder oft nicht verhindern kann, dass sein Trans-
portvieh mit dem anderer Fabriken in Berührung kommt. Deswegen ist
es erforderlich, auf Präventivmittel bedacht zu sein. Er empfiehlt Jodkali
(PiCK-Prag) oder Salpetersäure (Jenisch -Rheinsberg). Auf Grund prak-
tischer Erfahrung räth P. an, auch in Zeiten, wo keine Epidemie herrscht,
bei den Transporttliieren täglich die Klauen gründlich zu reinigen, am Saum
und im Spalt mit Holztliecr zu bestreichen. Ist die Seuche ausgebroclien,
so bleibt nichts weiter übrig, als die gesunden Thiere mit dem Speichel der
erkrankten zu inficiren, wodurch die Dauer der Seuche abgekürzt, der Be-
trieb auf den Fabriken minder gestört wird und alle Thiere auf einmal
gleichmässig und correct behandelt werden können. Spronck.
Nach dem Rciclisseuclu'iil)ericlit(1379)hat die Maul- und Klauen-
seuche an Ausbreitung im Deutschen Reiche zugenommen. Dieselbe
576 Brustseuche. Serumimpfungen.
herrschte 1895 in 23 Staaten, 77 Reg.-Bezirken, 642 Kreisen, 4543 Ge-
meinden, 16 975 Gehöften. Die Verbreitung erlangte ihren Höhepunkt im
4. Quartal. Frei von Maul- und Klauenseuche blieben: Mecklenburg-Stre-
litz, Schaumburg-Lippe, Lübeck, die oldenburgische Enclave Lübeck, in
Preussen die Reg.-Bez. Stralsund, Osnabrück und Aurich. Die Verbreitung
war eine geringfügige in Oldenburg, Lippe, sowie in den preussischen Reg.-
Bez. Gumbinnen, Danzig, Köslin, Münster und Aachen. Die Zahl der ver-
seuchten Bezirke war am Schlüsse höher als im Beginn des Jahres. Johne.
i) Brustseuche
1384. Bliitserumimpfuiigeu bei Brustseuche [Die Brustseuche unter
den preussischen Armeepferden i. J. 1895] (Statist. Veterinär-
Sanitäts-Ber. über d. preuss. Armee 1895 p. 47).
1385. Schirmann, 0., Ueber Brustseuche (Ztschr. f. Veterinärk. Bd. 8
p. 153).
Schirmami (1385) berichtet über Serumimpfungen bei Brust-
seuche in einem preussischen Kürassier-Regiment. Frühere Impfungen
hatten in demselben Regimente ungünstige Resultate ergeben. Diesmal
wurde das Blutserum nur von Reconvalescenten gewonnen, welche eben
durchgeseucht hatten und 32 jungen Remonten täglich 50,0 an 4 hinter-
einander folgenden Tagen, also in Summa 200 g injicirt. Der Erfolg war
wiederum ungünstig. Unter den 13 überhaupt Erkrankten der betr. Es-
kadron befanden sich 1 0 geimpfte Pferde, darunter mehrere schwerkranke.
Johne.
Blutserumimpfungen (1384) zum Zwecke der Tilgung der
Brustseuche wurden nur bei 2 Regimentern vorgenommen. Bei dem
einen Regimente wurden 140 Pferde geimpft, welche nachweislich die
Brustseuche noch nicht überstanden hatten. Zur ersten Impfung wurde
das Blutserum von Pferden verwendet, welche seit etwa 4 Wochen gesund
waren, zur zweiten Impfung entnahm man es reconvalescenten Pferden,
welche seit 18-21, zur dritten und vierten Impfung von solchen, welche
seit etwa 11 Tagen fieberfrei waren, und zwar betrug die jedesmalige
Dosis 40 g. Die meisten Pferde zeigten nach der Impfung keinerlei Stö-
rungen des Allgemeinbefindens, nur sehr wenige Hessen eine Temperatur-
erhöhung von 0,1-0,6" C. erkennen. Ueber den Erfolg der Impfung Hess
sich ein Urtheil nicht fällen, da die Seuche bald nach der Impfung erlosch.
— Bei dem zweiten Regiment wurden zusammen 32 Pferde geimpft, von
denen späterhin 10 erkrankten; die Krankheit trat bei ihnen nicht leichter
auf, als bei den nicht geimpften^.
*) Im gedachten Jahre erkrankten überhaupt In der preussischen Armee an
Brustseuche 1407 Pferde, wovon 1270 geheilt, 60 gestorben, 70 in Behandlung
verblieben sind. — In der sächsischen Armee (Ber. über das Veterinärwesen im
Kgr. Sachsen p. 157) erkrankten 98 Pferde, von denen 69 genasen, 4 starben,
25 in Behandlung verblieben. Ref.
Südafrikanische , Pferdesterbe'. 571?
k) Südafrikanische , Pferdesterbe'
1386. Hayes, M. H., South Africa Horse-Sickness [Oedema Mycosis]
(Veteiinary Journal vol. 42 p. 22).
1387. Sanders, Südafrikanisdie Epizootien mit besonderer Berück-
sichtigung der ,Pferdesterbe' (Archiv f. vviss. und prakt. Thier-
heilk. Bd. 22 p. 15).
1388. Sclilibeii, Zur Aetiologie der Pferdeseuchen in Südafrika (Ber-
liner thierärztl. Wchschr. 1897 p. 270).
Hayes (1386) g-iebt eine übersichtliche Zusammenstellung der
neueren, die südafrikanische , Pferdesterbe (Oedema mycosis)'
betreffenden Forschungsergebnisse unter besonderer Benutzung
der Arbeiten von Edington"'' und Wiltshike, von denen ersterer in dem
Blute der erkrankten Pferde ein Mikrobion gefunden haben will, das er
für den Erreger der Krankheit ansieht, ohne dass es ihm bis jetzt gelungen
ist, dasselbe rein zu züchten, bezw. durch Ueberimpfen der Krankheit zu
erzeugen. A. Eber.
Sclml)erl (1388) glaubt die Aetiologie der südafrikanischen
Pferdesterbe in Beziehung bringen zu sollen mit der von ihm in seiner
Praxis vielfach beobachteten Kernpilzvergiftung. Palythrincium tri-
folii wuchere auf Klee und Luzerne und erzeuge bei Pferden und Wieder-
käuern ein Krankheitsbild, welches vielfach mit der südafrikanischen
jPferdesterbe' übereinstimme. Johne.
Sanders (1387) liefert die Fortsetzung zu seinem vorjährigen Artikel
über südafrikanische Epizootien und schildert, nachdem er früher
1. die sogen. Pferdesterbe, nach seiner Ansicht eine Milzbrandform \ be-
sprochen, in dem vorliegenden Artikel 2. den Milzbrand bei Rindern, der
in Südafrika grosse Verluste veranlassen soll, sowie dessen Behandlung.
3. beschreibt Verf. eine unter dem Namen Nieuwe (Dikkop- Ziekte-
Strangles der Engländer) bekannte Pferdekrankheit, die mit der in Deutsch-
land unter dem Namen , Druse' bekannten Krankheit identisch sein dürfte.
Die ad 4 geschilderte Spoonziekte (Okapiranka, Ongamero) entspricht
der als ,Rauschbrand' bei uns bezeichneten Krankheit der Hausthiere, die
S. nur bei Rindern beobachtet liat. 5. hat S. malignes Oedem beobachtet.
Eine in Südafrika grosse Verluste verursachende Krankheit ist 6. die
Lungenseuche der Rinder, die seit 1 840 dort herrscht und damals von Eu-
ropa eingeschleppt wurde. Man sucht gegenwärtig die Seuche durch die
Impfung zu bekämpfen. Auch in Südafrika liildet 7. die Maul- und Klauen-
seuche der Wiederkäuer eine Plage für die Landwirthe. Allerdings kommt
diese Seucho hier wesentlich unter den kleinen Wiederkäuern vor. 8. Der
Rotz der Pferde ist erst seit verhältnissmässig kurzer Zeit in Südafrika
bekannt. Weiterhin schildert S. 9. auch gewisse als Malariakrankheiten
aufzufassende Krankheiten und 10. die Räude der Schafe und Ziegen. Zum
Schlüsse bespricht S. die nacli seiner Ansicht zur Bekämpfung der Thier-
seuchen nothwendigen Schutz- und Tilgungsmaassregeln. Jolnic
tyriahresber. XI, 1895, p. 845. Rod.
BiuiuiKnrten's JabreBberlcht XII 37
57S Scal-latinoul beim Pfercln.
1) Scarlatiiioirt beim Pferde
1381). Marek, J., Ein Scarlatinoid beim Pferde (Monatsh. f. prakt. Thiei-
heilk. Bd. 7 p. 346).
Marek (1389) beschreibt ein Scarlatinoid beim Pferde, welches die
Form einer schweren, acuten, exantheinatischeii Infectionskrankheit trug
und in vieler Beziehung- an Petechiallieber oder an acuten Rotz erinnerte,
ohne eines von beiden zu sein. Die grösste Aehnlichkeit hatte es mit der
atypischen Form des Scharlachs beim Menschen. M. fasst deshalb den
Krankheitsfall als Scarlatino'id, eine dem Scharlach des Menschen ähn-
liche Krankheit auf und glaubt, dass es sich um dasselbe Leiden handelte,
das Champeliek als maligne Form des Scarlatiuoids beim Pferde
beschrieben. Betr. der ausführlich beschriebenen Erscheinungen intra
vitam und post mortem sei auf das Original verwiesen. Johne.
Spivilluni chnlerae asiaticae. Literatur. 579
S. Spirillen
a) Spirillnin cholerae asiaticae
(Kocli's KoiiiiuabaclUus der Cholera asisitica)
Refor eilten: Prof. Dr. A, Weicliselbaiim (Wien),
I)oc. Dr. \lexamier-Lewiii (St. Petersburg), Prof. Dr. A. Ä. Kanthack
(Cambridge), Prof. Dr. C. H. H. Spronck (Utrecht),
Profi Dr. A. Trambiisti (Ferrara).
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soi'dins auf Cholera Vibrionen (Ibidem No. 45 p. 1100). — (S. 595)
1392. Bordet, J., Sur la mode d'action des seruras preventifs (Annales
de rinst. Pasteur t. 10, no. 4 p. 193). — (S. 595)
1393. Chauvin, Gr., Du traitement du cholera asiatique (Eevue de Med.
t. 16 p. 529). — (S. 603)
1394. Cholera, die, in Oalizien im Herhst und Winter 1895/1896
(Das österreichische Sanitätswesen Bd. 8 p. 48). — (S. 602)
1395. Cholera, die, in Marokko. Bericht des Dr. Soulie, 2. Directors
des Instituts Pasteur, über die imHerbstl 895 inMarokkoherrschende
Epidemie au den französischen Geschäftsträger (Berliner klin.
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— (S. 585)
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chez le lapin par intoxication cholerique (Compt. rend. de la Soc. de
Biol. no. 21 p. 603). — (S. 585)
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intestinaux dans le cholera asiatique (Cellule t. 10, fasc. 1; ref.:
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vibriunen und anderen denselben nahestehenden Vibrionen (Ztschr.
f. Hygiene Bd. 21 p. 295). — (S. 592)
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lianai. d. 14. ('(.ngr. f. innere Medicin p. 228). — (S. 589)
580 Spiriilum cholerae asiaticae. Literatur.
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1403. Eugel-Bey, F., Die Cholera in Egypten (Berliner klin. Wchschr.
No. 23 p. 525). — (S. 603)
1404. Federn, S., Ueber das Wesen des Choleraprocesses und dessen Be-
handlung (Wiener med. Presse No. 25 p. 824). — (S. 600)
1405. Fermi, (J., e A. Salto, Süll' immunitä verso il colera (Annali
d'Igiene sperim. vol. 6, fasc. 1 p. 1). — (S. 598)
1 400. Fermi, C, und A. Salto, lieber die Immunität gegen Cholera (Ctbl.
f. Bacter. Bd. 19, No. 14/15 p. 525). — (S. 597)
1407. Friedheim, Erwiderung [Cholera] (Ibidem Bd. 19, No. 8 p. 286).
[Polemisch gegen 0. Voges. Weichselbaum.]
1408. Oaleotti, G., Eicerche sull' immunizzazione delle cavie contro la
peritonite colerica (Sperimentale vol. 50, no. 2 p. 92). — (S. 593)
1409. Golowkow, D. U., Ueber das Eindringen von Choleravibronen in
Hühnereier [Russisch] (Wratsch no. 7). — (S. 583)
1410. Gruljer, M., Prioritätsanspruch bezüglich der Wirkungsweise der
Immunsera gegen Cholera und Typhus und ihrer diagnostischen
Verwerthung (Deutsche med. W^chschr. No. 15 p. 234; Wiener klin.
W^chschr. No. 14 p. 244). [Polemisch gegen R. Pfeiffek. Wc/'rhsel-
bcmm.]
1411. Grrul)er, M., lieber active und passive Immunität gegen Cholera
und Typhus (Verhandl. des 14. Congr. f. innere Med. p. 207). —
(S. 589)
1412. Gruber, M., Ueber active und passive Immunität gegen Cholera
und Typhus, sowie über die bacteriologische Diagnose der Cholera
und des Typhus (Wiener klin. Wchschr. No. 11, 12, p. 183, 204).
— (S. 586)
1413. Gruber, M., Theorie der activen und passiven Immunität gegen
Cholera, Typhus und verwandte Krankheitsprocesse (Älünchener
med. Wchschr. No. 9). — (S. 586)
1414. Gruber, M., Umtaufe (Wiener klin. W^chschr. No. 13 p. 229). —
(S. 587)
1415. Gruber, M., und H. E. Durhaui, Eine neue Methode zur raschen
Erkennung des Choleravibrio und des Typhusbacillus (Münchener
med. AVchschr. No. 13 p. 285). — (S. 588)
1416. Hankin, M. E., Les microbes des rivieres de ITnde (Annales de
ITnst. Pasteub no. 3 p. 175). — (S. 584)
1417. Hankin, M. E., L'action bactericide des eaux de la Jumna et du
Gange surle microbe du cholera (Ibidem no. 9 p. 511). — (8. 584)
141(S. Hankin, E. A., Ueber sporadische Cholerafälle (Hygien. Rund-
schau Bd. 6, No. 17 p. 809). — (S. 601)
1419. .Johnson, E.,Historyofthe Cholera contro versy. London, Churchill.
[Nicht lesenswerth. Kanthack.]
1420. Karlinski, J., Die Vibrioneninfection per os bei jungen Thieren
(Ctbl. f. Bacter. Bd. 20, No. 4/5 p. 150). — (S. 597)
Spirillum cholenie asiaticae, Literatur. 581
1421. Kiniiiile, L., Erwiderung- auf das Referat des Herrn 0. VocxEs-
Berlin über meine Arbeit: ,Die Choleraepidemie in Tolkemit in
Westpreussen im Jahre 1894' (Ibidem Bd. 19, No. 8 p. 281). [Po-
lemiscli gegen 0. Voges. WcicJiselbaum.]
1422. Klein, E., Ueber Varietäten des Choleravibrio und über den dia-
gnostischen Werth des Typhus- und Choleraserums (Hygien. Rund-
schau No. 1(5 p. 753). — (S. 590)
1423. Kolle, W., Zur activen Immunisirung des Menschen gegen Cholera
(Ctbl. f. Bacter. Bd. 19, No. 4/5 p. 97). — (S. 596)
1 424. Kolle, W., Die active Immunisirung des Menschen gegen Cholera,
nach Haffkine's Verfahren in Indien ausgeführt — kritisch be-
sprochen (Ibidem No. 6/7 p. 217). — (S. 596)
1 425. Kubier, P., Entgegnung auf F. Wolter's Bemerkungen zu meinem
Berichte über die C'holera im Eibgebiete (Münchener med. Wchschr.
No. 4 p. 82). [Nichts Erwähnenswerthes. Weichselbaum. ^
142H. V. Liel)erineister, C, Cholera asiatica und Cholera nostras [Speci-
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(S. 594)'
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(Petri, R. J.,) Wie gestaltet sich zur Zeit die bacteriologische
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No. 15 p. 325).
1431. Pfeiifer, R., Kritische Bemerkungen zu Gbubbr's Theorie der
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— (S. 589)
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(Ctbl. f. Bacter. Bd. 19, No. 16/17 p. 593). — (S. 591)
1433. Pfeiffer, R., und J{. Proskauer, Beiträge zur Keuntniss der
specitisch wirksamen Körper im Blutserum von choleraimmunen
Tliieren (Ibid.Mu No. 6/7 p. 161). — (S. 593)
1434. Pfeiffer, ]{., und W. Kolle, Weitere Untersuchungen über die
specitische Immunitätsreaction der Choleravibrionen im Thierkörper
und Reagensglase (Ibidem No. 4/5 p. 129). — (S. 592)
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Choleravibrionen mit Hilfe der specifischen Clioleraantikörper (Ibidem
No. 11 p. 385). — (S. 591)
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(Ztschr. f. Hygiene Bd. 21 p. 247). — (S. 597)
1-1:37. Riimpel, Tli., Die einheimischen Brechdurchfälle in Hamburg von
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Bd. 4 p. 202). — (S. 601)
1438. Sluyts, Ch., Etüde sur les proprietes dupoison du cholera asiatique
(Cellule t. 10, fasc. 1; ref.: Hygien. Rundschau No. 15 p. 722). —
(S. 585)
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agglutinins (Hygien. Rundschau No. 23 p. 1145). — (S. 590)
1440. Sol)eriilieini, Gr., Zur Frage der specifischen Serumreaction (Ibidem
No. 7 p. 303). — (S. 596)
1441. Sperling, P., Die Cholera seit dem Spätherbst 1895 (Deutsche
med. Wchschr. No. 31 p. 505). — (S. 603)
144*2. Stutzer, A., Untersuchungen über das Verhalten der Cholera-
bacterien in städtischer Spüljauche und im Boden der Berliner Riesel-
felder (Ctbl. f. Bacter. Bd. 19, No. 6/7 p. 200). — (S. 584)
1443. Terui, C, unter Mitwirkung von M. Galli, Die Choleraepideniien
in der Provinz Bergamo (Ztschr. f. Hygiene Bd. 22 p. 209). —
(S. 602)
1444. Tschisto witsch, Tli. J., lieber die pathologisch - anatomischen
Veränderungen des Gehirns bei der asiatischen Cholera (Virchow's
Archiv Bd. 144 Suppl). — (S. 600)
1445. Voges, 0., Bemerkungen zu den Ausführungen der Herren Fried-
heim und KiMMLE (Ctbl. f. Bacter. Bd. 19, No. 8 p. 293). [Polemisch.
Weichselbau7n.]
1446. Voges, 0., Die Cholera-Immunität (Ibidem No. 9/10 p. 325, No. 11
p. 395, No. 12/13 p. 444). — (S. 593)
1447. Yrijheid, J. A., Jets over Cholera-rood reactie [Ueber die Cholera-
rothreaction] (Nederl. Tijdschr. v. Geueesk. Deel 2 p, 779). — (S. 583)
1448. Weshrook, F. F., Vergleichende Untersuchungen über die Virulenz
aerober und anaerober Choleraculturen (Hygien. Rundschau No. 6
p. 242). — (S. 583)
1449. Wiener, E., Die Vibrioneninfection per os bei jungen Katzen (Ctbl.
f. Bacter. Bd. 19, No. 6/7 p. 205). — (S. 597)
1450. Wiener, E., Zur Vibrioneninfection per os bei jungen Kaninchen
(Ibidem No. 16/17 p. 595). — (S. 600)
1451. Wolter, F., Bemerkungen zu dem Berichte des Herrn Reg.-Rathes
Dr. KüBLER über die Verbreitung der Cholera im Eibgebiete 1892
(Münchener med. AVchschr. No. 2 p. 31). [Nichts Erwähnenswerthes.
Weichselbau?n.]
1452. Zia-Bey, Examen bacteriologique d'anciennes dejections choleriques
(Annales de l'Inst. Pasteur t. 10, no. 6 p. 334). — (S. 584)
Spirillum cholerae asiaticae. Atypische Variation. Aschebestandtlieile. 583
Eier-Culturen. Für die Cbolei'aroth-Reaction günstiger Nährboden.
1453. Zia-Efeiidi, Note sur un vibrion cholerique anormale (Ibidem No. 2
p. 92). — (S. 583)
Bei einem an typischer Cholera verstorbenen Individuum konnte Zia-
Efeiidi (1453) einen ganz atypischen Vibrio isoliren. Er war länger
als der Kocn'sche, trug 4 Geissein, verflüssigte die Gelatine nicht; bräunte
die Gelatine im Impfstich ; bildete auf Kartoffel einen dunkelbraunen Rasen ;
coagulirte Milch nicht; bildete ein zartes Häutchen auf Bouillon und Pep-
ton wasser; gab keine Nitroso-Indol-Reaction und war für die Thiere nicht
pathogen. "Verf. konnte den Vibrio auch mehrere Male im Constantinopeler
Leitungswasser nachweisen. — Gewagt ist jedenfalls die Schlusshypothese
des Verf.'s: Sollten nicht dieselben unterstützenden Ursachen (microbes fa-
vorisants de j\[etschnikoff), welche einen Choleravibrio erst für den Men-
schen pathogen machen, auch einen Wasservibrio in derselben Periode zu
einem pathogenen umgestalten? Weichselbaum.
Unter Benutzung eines tadellos reinen, nicht durch Beimengungen aus dem
Nährmaterial verunreinigten Bacterienmateriales kommt Cramcr (1398)
in seiner Arbeit ,Die Aschebestandtheileder Cholerabac.'zu folgen-
den Resultaten: Die Cholerabac. passen sich qualitativ und quantitativ in
ihrem Aschegehalt dem Nährboden an, doch geht dies nur bis zu einer ge-
wissen Grenze.. Haben sich die Bacterien in ihrem Aschegehalte an irgend
einem Bestandtlieil besonders angereichert, so bringt eine weitere ganz
beträchtliche Zufuhr keine weitere Steigerung zustande. Die Cholerabac.
nehmen die einzelnen Aschebestandtheile ganz verschieden auf. Substanzen,
welche ihnen besonders zusagen, vermögen sie in ihrer Asche gegenüber
der Nährbodenasche erheblich anzureichern. Die Ausnützung der ge-
sammten Nährbodenasche beträgt rund höchstens ^2^/0- Weichselbaum.
Oolowkow (1409) Hess unter allen Cautelen äusserlich mit Sublimat
sterilisirte Eier in Cholerabouillon 2-10 Tage lang liegen und legte
dann aus deren Inhalt Plattenculturen an. Schon bei den 2 Tage in Cholera-
bouillon gelegenen Eiern war das Ergebniss manchmal, bei den länger
gelegenen immer positiv. Alexander -Lewin.
Als eine für die Anstellung der Cholerarothreaction sehr geeig-
nete Nährflüssigkeit empfiehlt Yrijheicl (1447):
Pepton, sicc. (Witte) 4,00
Natr. chlor, purissim. 0,55
Sol. Natr. nitric. purissim. (0,100:100,00) 3,00
Destill. Wasser 400,00.
Besonders ist zu beachten, dass das Pepton, das Natr. chlor, und das
Natr. nitric, sowie die zur Anstellung derReaction benutzte Schwefelsäure
nitrat- und nitritfrei seien. Spronck.
In Gegensatz zu Hvki'pe's Behauptung' konnte Wesbrook (1448) fest-
stellen, dass aerobe Cholcraculturen weit virulenter waren als anaerobe,
gleichgültig ob es sicli um junge oder um ältere Culturen handelte.
Wcichselbaum.
*) Jahresber. X, 1894, p. 370. Ref.
584 Spirillum cliolerae asiaticae. Vorhalten im Flusswasscr,
in Spüljauclie, in Dejecten. Toxinbildung.
Aufmerksam g-emacht durch die Thatsache, dass niemals Choleraerkrau-
kuugen am Granges und Jumna vorkommen, obwohl häufig Choleraleichen
in dieselben geworfen werden, untersuchte Hankiii (1416) das Fluss-
wasser auf seine bactericiden Eigenschaften. Impfte er es so reich-
lich mit Choleravibrionen, dass ursprünglich etwa 1000-2000 aufgingen, so
war es nach 2 Stunden völlig steril. Im gekochten Flusswasser wie im
Brunnenwasser fand dagegen eine starke Vermehrung der Vibrionen statt.
In einem 2. grösseren Artikel berichtet Hailkiii (1417) ausführlicher über
seine Untersuchungen, doch ist es ihm nicht gelungen, die Natur der bac-
tericid wirkenden Substanzen nachzuweisen*. Weichselba? tm .
Stutzer (1442) prüfte experimentell das Verhalten der Chol er a-
vibrionen in städtischer Spüljauche und im Boden der Berliner
Rieselfelder und kommt zu dem Resultate, dass in einem städtischen
Kanalwasser, in welches Fäkalien, Urin und dergl. eingelassen werden, die
Choleravibrionen schnell zu Grunde gehen. Dagegen ist die Gefahr einer
Choleraverbreitung durch Kanalwasser, in welches keine oder nur geringe
Mengen von Fäkalien eingeleitet werden, viel grösser. Es scheinen eben
gewisse Bacterienarten und nicht die in der Kanalflüssigkeit enthaltenen
Stoifwechselproducte die Entwicklung des Kocn'schen Vibrio zu hemmen.
Weichselbatim.
In Bestätigung anderer Arbeiten konnte Zia-Bey (1452) in ursprüng-
lich Cholera Vibrionen enthaltenen Stühlen nach Verlauf von 3-22 Monaten,
während Avelcher Zeit die Dejecta unter wechselnder Temperatur aufbe-
wahrt wurden, keine Choleravibrionen nachweisen. Dagegen fand er Bact.
coli, Streptok., Bac. subtilis und andere. Bezüglich des Streptok. ergab
sich, dass er ziemlich häufig in Cholerastühlen vorhanden ist, aber im all-
gemeinen keine pathogene Art darstellt**. Weichsclbaum .
Metsehnikoff, Roiix und Taurelli-Salimbeiii (1428), welche be-
kanntlich die Ansicht vertreten, dass nur dielebendenCholerabacterien
ein lösliches und diffundirbares Gift abscheiden, beweisen ihre
These durch eine äusserst originelle Versuchsreihe. — Ein steriles Säck-
chen aus Collodium wird mit 3-4 ccm einer 2proc. Peptonlösung gefüllt;
dann wird der Inhalt mit Cholera geimpft, und hierauf da,s Ganze fest ver-
schlossen in die Bauchhöhle eines Meerschweinchens versenkt. Einem
zweiten Versuchsthiere wird ein gleiches Säckchen, das aber abgetödtete
Choleraculturen enthält, eingebracht. Das Controlthier erhielt ein Säck-
chen mit Peptonlösung. Während nun das Controlthier dauernd gesund
bleibt und das zweite mit den abgetödteten Vibrionen nur vorübergehende,
*) Es dürfte fraglich sein, ob der Untergang der Cliolerabacterien im Ganges-
Wasser auf Anwesenheit „bactericider" Substanzen in demselben zurückzu-
führen ist. Bekanntlich gehen die Cholerabacterien im niclitsterilisirten Was-
ser jeder Provenienz sehr rasch zu Grunde (vgl. Jahresber. II, 1886, p. 400-402) ;
aber auch im sterilisirten Fluss- etc. Wasser sterben die Cholerabacterien bald
ab, wenn das Wasser nicht einen besonders hohen Procentsatz an Nährstoffen
enthält. Bmtmgarten.
**) Richtiger wäre zu sagen: „nicht pathogen ist" ; denn ob es pathogene und
nicbtpathogene Arten von Streptok. giebt, wissen wir nicht sicher. Bannig arten.
Spirillum cholerae asiaticae. Toxmbildung. 585
leichte Erkraiikungserscheinungen zeigt, stirbt das erste Thier am 3.-5. Tage
unter den Zeichen einer Choleravergiftung, obwohl in keinem Organe Vi-
brioneu nachweisbar sind. Es konnten daher nur lösliche nnd aus dem
Collodiumsäckchen, in welcliem sich die Koca'schen Bac. stai'k vermehrt
hatten, diffundirte Gifte der lebenden Bacterien dieses Krankheitsbild
erzeugt haben.
Im weiteren gelang es auch Verff.'n, ausserhalb des Thierkörpers ein
äusserst wirksames Choleratoxin zu erzeugen: -^/^ ccm des Kerzenfiltrates
(ödteten 100 g Meerschweinchen bei subcutaner Injection in 16-24 Stunden.
Das Toxin wird durch Kochhitze nicht wesentlich verändert, verliert aber
seine toxische Kraft durch Luftcontact und unter dem Einflüsse von Licht. —
Mit diesem Toxin wurden nun Meerschweinchen, Kaninchen, Ziegen, Pferde
immunisiit und es wurde hierdurch ein Schutzserum gewonnen, das nicht
nur gegen die lebenden Vibrionen, sondern auch gegen deren Toxine Schutz-
kraft verlieh. Von einem Pferde z. B. wurde nach 6 Monaten ein Serum
erzielt, das pro 1 ccm die 4fach tödtliche Dosis Toxin neutralisirte. Dieses
antitoxische Serum konnte daher auch gegen eine Choleraintoxication ver-
wendet werden. Der Erfolg war der, dass von den behandelten Thieren
5P/(,, von den Controlthieren 19^ Iq mit dem Leben davon kamen. Verff.
hoffen, die antitoxische Kraft des Serums derart zu erhöhen, dass dasselbe
auch zu therapeutischen Resultaten führen könnte. WeichseJhamn.
In Uebereinstimmung mit Behking, Ransom\ Eoux- u. s. w. kommen
('ouriiioilt und Doyoil (1396) bei ihren Experimenten mit dem Cholera-
toxin zu folgenden Ergebnissen: Nur der lebende Choleravibrio
erzeugt* in den Culturen ein oder mehrere lösliche, filtrirbafe Toxine.
Dieses Toxin verursacht bei Meerschweinchen den bekannten Symptomen-
complex mit Temperaturabfall und bei Kaninchen eine schlaffe l^araplegie
nnd Anästhesie bedingt durch eine periphere Neuritis. Da das Toxin gegen
Luftzutritt sehr empfindlich ist, muss es unter Oelabschluss aufbewahrt
werden. Die durch allmähliches Erhitzen auf 53*^ abgetödteten Culturen
sind giftiger, wie die filtrirten; es scheint ein Theil der Toxine durch das
Filter zurückgehalten zu werden. — Die anaeroben Culturen sind weniger
toxisch wie die aeroben. Weicfiscihaiim.
Im Anschluss an ihre Arbeit über die Wirkung der Choleratoxine
(s. oben) berichten Courinoiit, Boyoii und Paviot (1397) über hierbei
beobachtete schlaffe Lähmungen und völlige Anästhesie der untern Extremi-
täten der Versuchskaninchen. Histologisch fand sicli eine periaxiale Neu-
ritis der peripheren Nerven und ganz geringgradige Veränderungen der
(Tanglienzellen der Vorderhöiner. Weichsel bäum.
Sluyts( 1438) stellte fest, dass das Choleragift selbst eint'r längeren
T e m p e r a t u r e i n w i r k u n g von 1 20 " ( 1 - 1 ' /., h) w i d e r s t e li t ; ferner wird
») Jahresber. XI, ls Aehnliclikeit haben, die al)er niclit iliircli die specifisehen
^fikrobien der Cholera asiatica hervorgerufen siiul. Wciclisclbaum.
Haiikiii (1418) gelanges bei sporadischen Choleiafällen durch ge-
naue Nachforschungen die Q u e 1 1 e 11 d e i' I n f e c t i nn zu linden. So wies er ein-
(502 Spirillnm diolerae asiaticae. Epidemiologisches.
mal in dem Wasser eines sog. Mussaks (AVasserschlaucli), bei seiner eigenen
Erkrankung in dem Wasser, in welchem Gurkenstückchen lagen, die er
auch genossen, ein anderes Mal in dem benutzten Brunnen Choleravibrionen
nach*. Meist ist es absichtlich verunreinigtes Leitungswasser oder das aus
religiösen Gründen vorgezogene Ganges wasser, wodurch die Infection erfolgt.
Zur Erklärung der Frage, warum nur immer ein so kleiner Theil der Be-
völkerung erkrankt, nimmt er eine „Latenz" der Vibrionen an. Zu solchen
latenten Vibrionen müssen dann noch nicht näher bestimmbare Verhält-
nisse hinzukommen, um die plötzlich entstellende Epidemie zu erklären.
H. neigt sich mehr der Vorstellung zu, dass diese Veränderung der latenten
Vibrionen in dem Darmtractus kranker Pilger vor sich gehe, als ausser-
halb des menschlichen Körpers, im Brunnenwasser. Weichselbaum.
Nach einem kurzen historischen Ueberblick bezüglich der Auffassung von
der Verbreitung der Cholera durch die Wasserläufe, die namentlich
von den Engländern J. Sxow und W. Budd auf das Entschiedenste ver-
treten wurde, führt Netter (1429) Beweise für die Eiclitigkeit dieser Be-
obachtungen aus den jüngsten Epidemien an. Sowohl in Deutschland, wie
auch bei der Pariser Epidemie des Jahres 1892 ist das Wasser ein Haupt-
vehikel bei der Ausbreitung des Cholerakeimes gewesen. An der Hand
mehrerer Skizzen führt N. verschiedene deutsche und französisclie Epide-
mien vor, aus deren Verlauf er seine Schlusssätze formulirt. Eine Haupt-
rolle bei der Ausbreitung der Cholera spielt das Wasser. Indem das Wasser
durch menschliche Fäkalien verunreinigt wird, gelangt der Cholerakeim
in dasselbe. Dort vermehrt sich der Vibrio** und kann nun entweder, indem
das Wasser direct getrunken wird, oder Milch und andere Lebensmittel
mit demselben vermengt werden, odei- auch durch ein Bad u. s. w. unter
Umständen eine Epidemie erzeugen Docli müssen noch andere, vorläufig
nicht ganz geklärte begünstigende Verhältnisse hinzutreten. Ein Haupt-
augenmerk ist auf dieUeberwacliung der Schiffer zurichten. WeichselbmiDi.
Der kurze Bericht über die Clioler.a in Giilizieii im Herbst und
Winter 1895/1800 (1394) stellt das wahrscheinliche Einschleppen der
Seuclie aus Eussland fest. Die Gesammtzahl der Erkrankungen und Todes-
fälle beträgt 453, beziehungsweise 296. - Weichselbaum.
Terni (1443) schildert an der Hand von 2 Tafeln und genauer sta-
tistischer Tabellen die verschiedenen Choleraepidemien in der Pro-
vinz Bergamo. Auch hier bestätigt sich, dass die Verunreinigung des
Wassers die Hauptursache der Ausbreitung der Choleraepidemien ist, wäh-
rend die physikalische Beschaffenheit des Bodens, die Niederschlags- und
Feuchtigkeitsverhältnisse eine wesentlich geringere Rolle hierbei spielen.
Weichselbaiun.
*) Bei der fast bis zur Unnnterscheidbarkeit gehenden Aehnlicbkoit zwischen
Cholerabacterien und gewissen Wasservibriouon ist es jetzt ausserordentlich
schwierig geworden, Cholerabacterien mit Sicherheit im Wasser zu diagnosti-
ciren. Baumgarten.
**) Das ist eben die Frage! Gewöhnlich gehen die Cholerabacterien im nicht-
sterilisirten Wasser schnell zu Grunde. Baumyarten.
Spirillum cholenie asiaticae. Epidemiologiwdies. 603
Cbolcraverwandto und andere Spirillen. Literatur.
Die bereits von anderer Seite bescliriebene Constantinopeler Epide-
mie theilt Nicolle (1430) in 2 Abschnitte. Die erste erstreckt sich vom
24. August 1893 bis Mitte April 1894 ; dann einzelne Fälle bis zum 2. Theil
— vom December 1894 bis März 1895 — dann noch 2 isolirte Fälle im
Januar 1896. Die Verbreitung- geschah nach 2 Typen: durch directeCon-
tagion, und auf dem Wege der Wasserleitung und des Cj^sternenwasser, in
welchen die Vibrionen häutig gefunden wurden. Stets wurde der typische
KocH'sche Vibrio nachgewiesen. Die im Wasser gefundenen Vibrionen
konnten eingetheilt werden in solche, welche die Gelatine verflüssigten —
Typus Koch, Finkler-Priok, Deneke, eine Type mit negativer Indol-
reaction, 1 Type mit langsamer Verflüssigung der Gelatine und in
Gelatine nicht verflüssigende. N. glaubt ferner, den zahlreichen Regen-
güssen und der milden Temperatur des Jahres 1 895 einen Einfluss auf die
Epidemie zuschreiben zu können. Interessant ist der constatirte favori-
scirende Einfluss der Nahrung: mehrere AVochen hindurch erkrankten fast
ausschliesslich Griechen, die in der Fastenzeit nur Pflanzenkost genossen.
Weichselbaum.
Eiigel-Bey's (1403) Bericht über den x^usbruch und Verlauf der
Cholera in Aegypten im Jahre 1896. Der Ursprung der Epidemie Hess
sich nicht genau eruiren, wiewohl ihr Auftreten sich eng an die Pilgerfahrt
nach Mekka anschloss. Es gelang durch die sanitären Maassregeln, die ganz
im Sinne der KocH'schen Anschauungen getrofl'en waren, der Weiterver-
breitung der Seuche entschieden Einhalt zu tlmn. Eine Skizze der Cholera-
heerde in Unteregypten und eine Curve der täglichen Cholerafälle lässt die
Ausbreitung, wie die Morbititäts- und Mortalitätsverhältnisse der Epidemie
erkennen. Weicliselbaum.
Speiiill;^ (1441) giebt eine kurze Schilderung des Verlaufes der Cho-
lera in verschiedenen Ländern, wie Galizien, Eussland, Türkei, Egypten,
Marokko, Ostasien seit dem Herbste 1 895. Weickselhaum.
('hjiuviil (1393) empfiehlt zur Behandlung der Cholera folgendes Ke-
cept: Rp.
Acidi hydrochl. dilut. 1 g
Pepsin, germ. blanche 1,50 g
Laudanum Sydenham 1,50 g
Aq. menthae piperitae 120,00 g
S3TUP. orang. 30,00 g
D. S. Stündlich ein Esslöflel. Weichselbaum.
1») Cholera verwandte und andere Spirillen
Ii'eferoiit: l»rof. Dr. A. AVeiolisclIuuiiii (^\'icn),
Prof. I»r. .V. .V. Kanthark (('.iiulnidge), l>r. K. /ienikc (üorlin).
1454. Abholt, A. C, The signihcance of pathogenic spirilla in Ameriinn
Surface Waters, with a description of one isolated from thc Schuyl-
kill River at Philadelphia (Journal of experim. Med. vol. 1 p. 419).
— (S. 004)
(504 Clioleraverwandte und andere Spirillen. Literatur.
Choleraähnliche Wasserspirillen.
1455. IJoilhoif, H., Untersuchungen über Vibrionen und Spirillen. I.
1. Vibrio rugula. 2. Spirillum tenue. 3. Spirillnni ündula. 4. Spi-
rillen aus Cholera nostras (Archiv f. Hygiene Bd. 20, H. 2 3 p. 162).
— (S. 604)
145(>. Friedrich, L., Zur Diagnostik des Eiters [Festschr. f. Bknnu
Schmidt. Leipzig, Besold]. — (S. 606)
1457. Jorge, K., Ueber einen neuen Wasservibrio (Ctbl. f. Bacter. Bd. 19,
No. 8 p. 277). — (S. 605)
1458. Neiimanii, 0., und E. Orth, ^'ersuche zum Nachweis choleraähn-
licher Vibrionen in Flussläufen (Ztschr. f. Hygiene Bd. 2 1 p. 263).
~ (S. 604)
1459. Salomoil, H., Ueber das Spirillum des Säugethiermagens und sein
Verhalten zu den Belegzellen (Ctbl. f. Bacter. Bd. 19, No. 12/13
p. 433). — (S. 605)
14()0. Stephens, J. W. W., und K. F. Wood Smith, Mbrio tonsillaris
(Klein), Beschreibung eines aus der Mundhöhle isolirten Vibrios
[A. d. pathol. Laborat., Sx. Bartiiolomew's Hospital, London]
(Ibidem No. 24 p. 929). — (S. 605)
1461. Zettnow, Bilder von Spirillum Undula niajus bei freiwilligem Ab-
sterben (Ibidem No 6/7 p. 177). — (S. 605)
1462. Zettnow, Nährboden für Spirillum Undula majus (Ibidem No. 1 1
p. 393). — (S. 605)
Nennianu und Orth (1458) untersuchten 556 Wasserproben aus der
Elbe und ihren Zuflüssen, sowie Proben von Abwässern, von Schweine-
und Kuhstalljauche und von Düngergi'uben auf das Vorkommen von Vibri-
onen und fanden choleraähnliche Vibrionen nur im August und Sep-
tember, sodass es den Anschein hat, als ob die Jahreszeit, wo Vibrionen
in den Gewässern eine grosse Verbreitung ünden, mit der Jahreszeit zu-
sammenfällt, zu der in unseren Gegenden die Choleraepidemien sich aus-
zubreiten pflegen. Weiclisclbaum.
Abhott (1454) fand ein Spirillum im Wasser des Schuylkill River,
welches gewisse Aehnlichkeit mit dem Vibrio Metschnikovi hat. Zwei
Tafeln sind der Arbeit beigegeben. KnnfJiack.
Bei der Untersuchung eines dem hygienischen Institute in Berlin über-
sandten Weichselwassers aus Danzig konnte Bonholf (1455) neben
echten, Avenig virulenten Choleravibrionen, den Vibro rugula, das Spi-
rillum tenue und eine Vibrionenart nachweisen, welch letztere sich von
Cholera Vibrionen durch ganz fehlende Virulenz für Versuchsthiere und
durch eigenthümlich lange Fäden, die an Stelle der Geisscln dem einen
Ende meist in Einzahl angeheftet waren und die etwa 5-6mal so lang als
der Vibrio selbst waren, unterschieden. B. fasst dann die zum Theil schon
bekannten culturellen und tinctoriellen Eigenthümlichkeiten von Vibrio
rugula und Spirillum tenue zusammen. Hierauf berichtet er über seine
Befunde von Spirillum Undula. Endlich theilt B. seine und fremde Befunde
Choleraveiwandte und andere Spirillen. Wasservibvionen. ß05
Spirillen im Säugethiermagen, beiRachendipbtherie des Menschen.
von Spirillen bei Cholera-nostras-Fällen mit. Seine Cultiiren waren tliier-
pathogen nnd bildeten Nitrosoindol*. Weicliselbamu.
Zettiiow (1461) beschreibt in seiner Abhandlung an der Hand einer
Lichtdrucktafel Bilder von Spirillum Undula niajus bei freiwilligem
Absterben. Bezüglich der Details mnss auf das Original verwiesen werden.
WeicJiselbaum.
In einer zweiten x\rbeit giebt ZettllOW (1462) einen Nährboden znr
leichten Cultivirung- obenerwähnten Spirillums an, der im wesentlichen aus
Fleischwasser -Agar und einem 0,1 •'/„ Zusatz von Ammoniumsulfat und
Kaliumnitrat besteht. Weichselbau n/.
Jorge (1457) beschreibt einen im Leitungswasser von Porto (Portugal)
gefundenen Wasser vibrio. Derselbe ist anfangs nur ein schwach ge-
krümmter Bac; nach mehreren Generationen zeigt er deutlich Vibrionen
form, doch erhält sich eine grosse Polymorphie. Auf Kartotfel bildet er
meist wenig gekrümmte Bac; in Bouillon kokkenähnliche Bac; auf Agar
vereinzelt kommaähnliche Formen ; auf Albumin halbmondähnliche Formen ;
nur auf Gelatine zeigt er exquisit Vibrionengestalt. Er ist lebhaft beweg-
lich, trägt 1-2 endständige, lange Geissein. Bei Bruttemperatur wächst er
erst in späteren Generationen. Auf Peptonwasser entsteht kein Häutchen;
coagulirtes Eiweiss wird langsam gelöst; auf Kartoffeln typhusähnliches
Wachsen; Gelatine wird nicht verflüssigt; auf der Gelatineplatte wieder
typhusähnliche Colonien. Nitrosoindolreaction ist negativ, Indol, Säure-
bildung positiv. Die Färbung gelingt leicht; seine thierpathogene Wirkung
ist eine sehr geringe. WeicJiselbaum.
Saloiuoii (1459) beschäftigt sich eingehender mit dem von Bizzozero^
bereits beschriebenen Spirillum des Säugethiermagens. Dasselbe
findet sich constant im Magen des Hundes, doch auch der Katze und der
Wanderratte. Die Zahl der Windungen schwankt zwischen 2-24; seine
Form ist eine wechselnde. Es besitzt lebhafte Beweglichkeit; die ('ultur-
versuche geben ein negatives Resultat, doch gelingt es leicht, die Spirillen
in den Magen der weissen Mäuse zu übertragen. Besonders bemerkenswerth
ist sein intracelluläres Vorkommen im Protoplasma der Belegzellen wie in
ihren Vacuolen. Zwei Photogranime erläutern seine Morphologie wie sein
\'erhaltfn in der Magenschleimhaut. Weichselbau)ii.
Stcplu'lis und Wood Siliitli (1460) beschreiben einen bereits von
Kij;iN gefundenen Vibrio, den sie mehrere Male bei Fällen echtei'
Rachendiphtherie isoliren konnten. Bezüglich seines Culturverhaltens
sei erwähnt, dass er die Gelatine nicht verflüssigt, im Bouillon kein Häutchen
bildet und t-ine negative Indolreaction giebt. Der Vibrio ist pleomoi'phisch,
ist sehr beweglich, trägt 1-2 endständige Geissein und ist für Meerschwein-
chen nicht pathogen. Wricliselbauni.
*) Ks wäre von Interesse gewesen, nel)en diesen Uebereinstiuiniungen auch
die etwaigen Unterschiede der in Rede stehenden Mikrobien von den echten
(Jliolerabacterien keimen zu lernen. Dcmruyartrti.
'j .lahresber. IX, 1«9:^, p. 4'2'2. Hef.
ß06 Spirillen im periostitischen Eiter. Recurrensspirillen. Literatur.
Die Grundlagen der Serumtherapie.
Friedrich (1456) fandin dem Eiter einer Periostitis nachZahn-
extraction kleine, actinomj^ces-ähnliclie Kügelchen, welche sich mikro-
skopisch aus einem Gewirr feinster Spirillen bestehend erwiesen. Sie
waren in Kochsalzlösung lebhaft eigenbeweglich, besassen meist 6-10 schön
ausgebildete Wellungen und zeigten mehr protoplasmatische, als Kern-
tinction ; mit Carbolfuchsin gelang die Färbung am gleichmässigsten ; Komma-
und S-Formen, sowie Andeutung einer Grliederung in Einzelelemente wur-
den nie beobachtet. Eeincultur sowohl, wie das Thierexperiment miss-
langen. Das Vorkommen von Spirillen in überwiegender Menge bei Eite-
rungen, abgesehen von ihrer noch zweifelhaften pathogenetischen Stellung
(ausser ihnen wurden noch andere Mikrobien in demselben Eiter gefunden)
ist sicher ein seltenes. Nur 2 Angaben von Verneuil und Clai)o\ sowie
von Rosenbach berichten noch über Spirillenbefunde im Eiter. Zieinhe.
c) Recurrensspirillen (Spirocliaete Obeumeieri)
Referent: Prof. I)r. C. (iüuther (Berlin).
1403. Oal)ritschewsky, Les bases de la serotherapie de la fievre recur-
rente (Annales de l'Institut Pasteur p. 630).
1-104. Metsclinikoif, E., Quelques remarques ä propos de l'article de M.
GABRrrscHEwsKY sur la fievre recurrente (Ibidem p. 654).
Gahritscliewsky (1463) führt in einer ,die Grundlagen der
S e r u m t h e r a p i e d e s E e c u r r e n s f i e b e r s' betitelten Arbeit experimentell
den Nachweis, dass in dem Blute von Eecurrenstieberkranken in bestimmten
Perioden der Krankheit Substanzen auftreten, welche gegen die Eecurrens-
spirillen bactericid wirken. Die Versuche beziehen sich auf extravascu-
läre Verhältnisse. Mit Hilfe von sterilen Pipetten wurde Blut — und zwar
einestheils spirillenhaltiges Blut des inticirten Affen, anderntheils Blut des
recurrenskranken Menschen in verschiedenen Stadien — entnommen. Nach
der Gerinnung und Abscheidung des Serums (in welchem sich, bei Spirillen-
gehalt des Blutes, die Spirillen wiederfinden) wurde das Serum wiederum
mit Hilfe von sterilen Pipetten aufgesogen, um dann weiter zu den Ver-
suchen benutzt zu werden. Bringt man nun spirillenhaltiges Serum mit
normalem Serum zusammen, so bleiben die Spirillen bei Zimmertemperatur
im Mittel etwa 160 Stunden lang lebend (beweglich), während sie in Con-
tact mit Serum eines Patienten, der eben einen Eecurrensfall überstanden
hat, bei 37" in etwa ^/.^ Stunde, bei Zimmertemperatur in ca. 2-4 Stunden
unbeweglich werden und zu Grunde gehen. In ähnlicher Weise zeigt sich
auch bei dem künstlich mitEecurrens inficirten Affen ein „kritisches" Auf-
treten bactericider Substanzen gleichzeitig mit dem Eintreten des kritischen
Temperaturabfalles.
Weitere Experimente Verf.'s beziehen sich auf das Auftreten bacteri-
cider Substanzen im Blut von Thieren, die von Natur refractär gegen Ee-
currens sind, in Folge von intravenöser Einverleibung spirillenhaltigen
1) Jahresber. IV, 1888, p. 280. Ref.
Recunensspirilleii. Grundlagen der Serumtherapie. 007
Blutes (Versuche am Hund, Kaninchen, Pferd u. s. \v.); ferner auf die Eigen-
schaften der bactericiden Substanzen im Recurrensblut (Zerstörung durch
5 Minuten lange Erhitzung auf 00*^ etc.); ferner auf die Möglichkeit thera-
peutischer Verwendung dieser bactericiden Substanzen (Versuche an Affen).
Oünther.
Metsclmikoff (14(54) giebt eine kritische Besprechung der vorstehend
referirten GABRiTSCHEWSKY'schen Arbeit. Er erkennt sehr gern die Ent-
deckung von Gabritschewsky an, dass das Blut von Personen, welche
einen Recurrensanfall überstanden haben, die Eigenschaft besitzt, die Ober-
MEiEK'schen Spirillen zu zerstören, kann sich aber mit den weitgehenden
Schlussfolgerungen, die (tabritschewsky aus seinen Versuchen zieht*,
nicht einverstanden erklären. Vor Allem macht M. auf die grosse ^'ariabi-
lität der bactericiden Kraft des Blutes, wie sie sich aus den Ctabritschews-
Kv 'sehen Versuchen selbst ergiebt, aufmerksam, ferner auf die Thatsache,
dass die Ergebnisse extravasculär angestellter Versuche nicht ohne Wei-
teres auf die Verhältnisse im lebenden Organismus übertragen werden
dürfen*. Die GABRiTSCHEwsKY'sche Ansicht, dass zwischen der bactericiden
Kraft des Blutes und der Immunität gegenüber der Infection mit dem Re-
currensspirillum causale Beziehungen bestehen, ist nach M.'s Ansicht nicht
liinreichend experimentell gestützt. Die GABRiTscHEwsKY'sche Ansicht der
Existenz von Dauerformen der Recurrensspirillen ist nach M. völlig unbe-
gründet. Günther.
'j Auf diese Schlussfolgerun treu wnnlo in unserem obigen Keferate (.le-;Nill;e-
ren nicht eingegangen. Kef.
*) Ks freut mich, in diesem Punkte meine volle Uebereinstimmung mit
MuTSCHNiKOFF cuHstatireu zu können. Die von ihm ausgesprochene Warnung
ist auch von früheren Autoren über sog. „bactericide" Wirkungen des Blutes
leider viel zu wenig bei ücksichtigt worden. Banitn/arten.
ß08 Pleomorphe Bacterienarten. Literatur.
Infectionsversuche mit Proteus vulgaris.
4. Pleomorphe Bacterienarten
Referenten: Prof. Dr. (i, Häuser (Erlangen),
Med.-Rath Prof. Dr. A. Jobue (Dresden).
(Brodiueyer, A.,) lieber die Beziehung des Proteus vulgaris
Häuser zur ammoniakalischen Harnstoffzersetzung [Diss.]. Er-
langen.
1405. Kasparek, Tli., Die Wurmkrankheit der Einder [Farcin du boeuf]
(Thierärztl. Ctbl. 1895 p. 166). — (S. 609)
1400. Laniieloii^ue et Acliard, Sur les infections provoquees par les
bacilles du groupe Proteus et sur les proprietes agglutinantes du
serum dans ces infections (Compt. rend. de la 8oc. de Biol. no. 14
p. 533). — (S. 608)
1407. de Nlttis, J., Serotherapie du Proteus vulgaris (Ibidem no. 21
p. 600). — (8. 609)
Laimelougiie und Achard (1466) fanden den Proteus vulgaris in
Gemeinschaft mit Streptok. in 2 Fällen von jauchig-eitriger Meningitis im
AnschlussanKreuzbein-Decubitus; ferner 2mal bei Kindern im stinkenden
Eiter des Proc. mastoideus, ebenfalls in Oemeinschaft mit anderen Bac-
terienarten.
Die gev^^onnenen Culturen zeigten grosse Virulenz, sodass die gering-
sten Dosen genügten, um Kaninchen zu tödten. Die Art der erzeugten
Krankheitsprocesse war sehr mannigfaltig: Phlegmone mit Gangrän, Peri-
tonitis, Pleuritis, eitrige Gelenkentzündung, Osteomyelitis, Broncho-Pneu-
monie, eitrige Meningitis, eitrige Otitis, Pyelo- Nephritis und Cystitis.
Bei Injection in die Blutbahn gingen die Thiere in der Regel an allge-
meiner Intoxication zu Grunde; nur einmal entstand hierbei eine eitrige
Gelenkentzündung bei einem Thiere mit der ßhachitis ähnlichen Verände-
rungen.
Wurden Proteus und die gewöhnlichen Eitererreger gleichzeitig in das
Blut injicirt, so fand nur von letzteren eine Localisirung statt. Bei gleich-
zeitiger localer Injection von Eitererregern und Proteus gingen nur erstere
ins Blut über, während der Proteus oft allein zurückblieb. Diese Beobach-
tungen stimmen damit tiberein, dass der Proteus nur selten spontan in das
Gewebe eindringt, sondern mehr in Wundhöhlen oder in präformirten
Höhlen (Blase, Uterus u. s. w.) mit stagnirendem Beeret wuchert und haupt-
sächlich durch die Bildung von Toxinen schädigende Wirkung ausübt.
Pleomorphe Bacterien. Proteus bei Lungengangrän. 609
Aetiologie der Wurrakrankbeit der Rinder.
Das Serum gegen den Proteus immunisirter Thiere hat für denselben
agglutinirende Wirkung. Schon am 3.-4. Tage nach erfolgter Infection
lässt sich diese Erscheinung nachweisen; sie wird auch durch das Blut
selbst hervorgerufen, in schwächerem Grade durch den Urin und inconstant
auch durch den Humor aqueus. Bei schnell tödtlich verlaufender Infection
vermisst man die agglutinirende Wirkung des Serums ; ebensowenig lässt
sie sich erzielen durch Vermengung von Blut mit Proteus-Culturen nach
dem Tode, und ist daher eine postmortale Entwicklung der Eigenschaft in
der Leiche auch bei Anwesenheit von Proteus ausgeschlossen; wohl aber
erhält sich dieselbe, wenn sie einmal vorhanden war, auch in der Leiche,
so dass man aus ihrem Vorhandensein mit Sicherheit auf eine Proteus-In-
fection intra vitam scliliessen kann. Umgekehrt schliesst jedoch das Fehlen
der agglutinirenden Eigenschaft des Serums eine kurz vor dem Tode statt-
gehabte Invasion des Proteus nicht aus, da die Eigenschaft mindestens 3
Tage für ihre Entwicklung nöthig hat. Häuser.
Bei dem von Chakkin und Nobkcourt ' beobachteten häufigen Vorkom-
men des Proteus vulgaris in Fällen von Lungengangrän und
jauchiger Pleuritis hielt es de Nittis (1467) von Interesse, ein gegen
die P r 0 1 e u s - 1 n f e c t i 0 n i m m u n i s i r e n d e s Serum herzustellen. Es ge-
lang ihm ein solches von Meerschweinchen zu gewinnen, welchen intraperi-
toneal Proteus-Culturen injicirt worden waren. Nach Ablauf einer Woche
oder später liefern derartig behandelte Meerschweinchen ein Serum, durch
dessen Injection die gegen Proteus sehr empfindlichen Kaninchen auch gegen
die Einverleibung grösserer Proteus-Mengen völlig immunisirt wurden. Die
mit virulenten Proteus-Culturen iujicirten Controlthiere gingen ausnahms-
los zu Grunde. Hauser.
Kasparek (1465) beschreibt den von Nocaed entdeckten Krankheits-
erreger der Wurmkrankheit der Einder, Farcin du boeuf; derselbe
gehört zur Gattung der Fadenpilze (Streptothrix) oder Oospora. Der
Wurm der Rinder entwickelt sich sehr langsam, hat seinen Sitz gewöhn-
lich an den Schenkeln und am Bauche in Form von circumscripten Tumoren
oder Strängen, die nicht schmerzhaft, sehr oft recht hart, manchmal auch
fluctuirend sind. Oft brechen auch die Geschwülste auf und entleeren eine
weisse, geruchlose Schmiere, in welcher der Pilz enthalten ist. Die meisten
Thiere gehen endlich langsam an Marasmus zu Grunde. Johne.
') .Tahresber. XI, 1895, p. 432. Ref.
Baumniirten's JuLie.sbeiicht XII 39
ßlO Actinomycesv Literatur.
5. Actiiiomyces
lief ereilten: Doc. Dr. 0. Samter (Königsberg).
l)oc. Dr.Alexauder-Lewin (Petersburg), Dr. CO. Jensen (Kopenhagen),
Metl.-Rath Prof. Dr. A. Johne (Dresden), Prof. Dr. A. A. Kauthack
(Cambridge), Prof. Dr. A. Tramlnisti (Ferrara), Prof. Dr. A. Vosslus
(Giessen).
1468. Audry, Cli., Ueber einige zellige Veränderungen an der Wand
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lich typisch und einander gleich sind. 4 Heilungen. Smntrr.]
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39*
612 Actinomyces. Cultur- und Thiervei-suche.
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(S.615)
1500. Yennerliolm, J., Aktinomykos hos vära husdjur [Actinomykose
bei unseren Hausthieren] (Svensk. Veterinärtidskrift Bd. 1 p. 22,
33 u. 81). — (S. 618)
Gasperini (1484) hat mit Reinculturen von Actinomyces,
welche von Dr. Dessy aus einem Falle von pseudotuberkulöser Actinomy-
kose bei einem Tjährigen Kinde gezüchtet waren, verschiedene Ver-
such e bei T hier en an gestellt. Er wollte experimentell beweisen, was
er schon früher betreffs der Bedeutung der Keulenpilzmycelien behauptete,
dass man mit Cultiu^en des menschlichen Actinomyces bei Thieren die klas-
sische Form des Strahlenpilzes erzeugen könne.
Die bereits virulenten Culturen wurden meist in die Peritonealhöhle
junger Katzen und einiger Meerschweinchen eingespritzt.
Die von der Oberfläche des Culturbodens gesammelten und in Fleisch-
brühe suspendirten Mikroorganismen wurden einem Kalb in den einen
Kiefer subcutan eingeimpft. Nach 4 Tagen wurde das Thier getödtet*; es
zeigte sich an den Impfstellen eine Geschwulst, gefüllt mit käsigem Eiter
von gelblich-milchiger Farbe und von alveolärem Bau. In dem Eiter fanden
sich deutliche Granulationen von verschiedener Grösse, welche alle Merk-
male des Actinomyces trugen, sowohl bezüglich der Farbe wie der Form.
Einige Granulationen glichen einer Zoogloea, andere hatten Drusen-Form.
Wieder andere zeigten ausgeprägte keulenförmige Fasern und Kalkablage-
rungen zwischen den Drusen. Wurden diese Granulationen auf Agar ge-
bracht, so entwickelte sich wieder Actinomyces. Giftig war der so ge-
wonnene Pilz für Meerschweinchen, Kaninchen, Katze, Hund. Tauben,
Hühner, weisse Ratte, Wasserratte, Schildkröte und Eidechse starben ent-
weder in kurzer Zeit an den toxischen Producten oder wurden vollkommen
geheilt. Je jünger die Thiere, um so empfindlicher waren sie für den Pilz.
Alte Hunde, welche subcutan intraperitoneal oder intrapleural geimpft
wurden, gaben stets negative Resultate. Dagegen entwickelten sich nach
Injectionen in die Blutbahn miliare Knötchen und zwar hauptsächlich im
Myocard, in den Lungen und in den Nieren.
Der klinische und pathologisch-anatomische Befund bei den Thieren,
welche in der Blutbahn, in die Körperhöhlen, in die Leber, in die Testikel
und in die Mammae geimpft wurden, ähnelte namentlich beim Hunde und
beim Kaninchen dem der Tuberkulose. Der dem Eiter entnommene Pilz
*) Warum so früh? Der Actinomyces konnte sich doch in so kurzer Zeit
kaum entwickelt haben! Baumgarten.
Actinoiuyccs. Varietäten. Vorkonmien auf Grannen (313
der Weizenspreu. Pseudoactinomykose.
und mehr noch der wiederholt (bis zu 18mal) von Hund auf Hund über-
tragene näherte sich bei einer Züchtung auf Agar und mit Gh^cerin ver-
setzter Fleischbrühe dem Tuberkelbac. Trambusti.
l)or(1475) gewann in einem Falle von Unterkieferactinomykose
aus einem chronisch entwickelten Abscess in der Nähe des Unterkiefer-
winkels besonders grosse actinomyces-ähnliche Körner, deren Grösse er je-
doch nicht näher angiebt. Auftallig in dem mikroskopischen Befunde schien
ihm, dass die Fäden, aus welchen sich die Drusen zusammensetzten, sich
nicht dichotomisch verzweigten und dass in den durch die Fäden gebildeten
Netzmaschen sich ovoi'de Körner befanden. Culturversuche auf den gewöhn-
lichen festen Nährböden fielen vollständig negativ aus; weder von den in
den Drusen befindlichen Fäden, noch auch sonst von etwaigen gewöhnlichen
Eitermikrobien ging irgend eine Colonie auf. Auf flüssigem Nährboden
jedoch (Nährbouillon) fand unter Trübung der Bouillon eine Entwicklung
von Mikroorganismen statt, welche, wie Verf. es angiebt, alle Zwischen -
formen zwischen den ovoi'den Körnchen, kurzen Stäbchen und langen Fäden
darboten; doch fand sich auch hier nirgends eine Spur von dichotomischen
Verzweigungen an den gebildeten Fäden. Die Fadenmasse färbte sich nach
Gbam nicht.
Verf. ist nun der Ansicht, wie schon in der Ueberschrift ausgesprochen
ist, dass es sich um eine Mykose mit gelben Körnern handelte'. Samter.
Korsak (1488) untersuchte die Weizenspreu auf die Anwesenheit von
Actinomyces oder actinomycesähnlichen Pilzen und fand hierbei ein ver-
zweigtes Bacterium an den Grannen der Weizenspreu. Die auf
A garplatten angelegten Culturen haben nach der im Original nachzulesen-
den Beschreibung, namentlich bez. ihres weissen, kalkigen Ansehens eine
gewisse Aehnlichkeit mit Actinomyces, indess blieben die bei Kälbern,
]\Ieerschweinchen u. s. w. angestellten Impfversuche resultatlos. Bei Ka-
ninchen trat nur Abscessbildung auf. Johtic.
Sawtscheilko (1498) beschreibt einen Fall, der klinisch wie Acti-
nomykose verlief: Im Eiter fanden sich Körnchen, welche den Actino-
mycesdrusen sehr ähnlich waren, aber bei näherer Betrachtung sich als
Bac.-Zooglöen erwiesen. Der Bac. war ein obligates Anaerobion, wuchs
gut auf flüssigem Blutserum und auf Glycerinbouillon und Glycerinagar
und zwar nur bei Körpertemperatur, trübte die Bouillon, coagulirte flüs-
siges Blutserum, ohne Säure zu bilden. Die sehr kleinen Bac. färbten sich
nicht nach Gram und bildeten bei Sauerstoff'zutritt lange, aufgetriebene
Fäden ohne Verzweigungen. Bei Kaninchen und Meerschweinclien verur-
sachten sie grosse Eiterungen und Tod durch Kachexie, aber keine Septiko-
pyämie. Alexander -Lewin.
*) In Anbetracht des Umstaiidos, dass ein Wachsthuni nur auf flüssigem Niihr-
lioden erfnlgto, und der Kiter in grosser Nähe der Mundhöhle gefunden worden,
ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass hier in flüssigem Nährboden, wenn
auch nicht ein gewöhnlicher Eitererreger, so doch irgend ein anderer aus der
Mundhöhle stammender Mikroorganismus '/-um Auskeimen gelangt ist, während
der daneben befindliche Actinomyces überhaupt nicht wachst humstali ig mein- war;
sieht man doch bei Culturversuchen durchaus nicht alle Körner auskeimen, Ref.
Q\4: Actinomyces. Unterschied zwischen Actinomykose
und Pseudoactinomykoso. Histologie actinomyko tischer Abscesse.
Fälle von Unterkieforactinomykose.
Gialli-Valerio (1483) hat anlässlich eines Falles von Actinomykose beim
Menschen, die auf den Unterkiefer beschränkt blieb und deren klinischen
Verlauf er beobachten und bei welchem er mikroskopische Untersuchungen
anstellen konnte, den Unterschied zwischen Actinomykose und
Pseudoactino mykose klar zu stellen versucht.
Nachdem er festgestellt hatte, dass sich die Actinomykose im Organis-
mus aus den verschiedensten Ursachen entwickeln kann*, ohne die charakte-
ristischen Symptome zu veranlassen, glaubt er, dass man sich nur auf Cul-
turen und Impfungen bei der Diagnose der verschiedenen Arten verlassen
könne. Tramhiisii.
Audry (1468) unterwarf das Granulationsgewebe aus einem
Abscess der Nackengesichtsgegend, dessen Eiter von Körnern wimmelte,
einer mikroskopischen Untersuchung. Die Schnitte selbst enthielten weder
Körner noch die gewöhnliclie Knötchenbildung. Zur Färbung verwendete
er nach Unna Methylen polychromicum in Verbindung mit Tannin und
Fuchsin (Säurefuchsin? Ref.) sowie Carminalaun. Abgesehen von einigen
Riesenzellen, die nur spärlich und regellos namentlich in der Peripherie
des Abscesses lagen, gewahrte Verf. eine ausgedehnte Fläche des entzün-
deten Gewebes, wo das Orcein einen Schwund des elastischen Gewebes
deutlich erkennen liess. Die Zellen, die dieses Gewebe zusammensetzten,
standen recht dicht und waren in eine amorphe Masse eingebettet, die sich
mit Fuchsin rosa färi)te. Die meisten schienen Plasmazellen zu sein; es
fanden sich aber auch Leukocyten. Verf. beobachtete nun Zellen, welche
eine progressive Atrophie des Kernes und gleichzeitig eine ungeheuere
Schwellung des Protoplasmas zeigten. Allmählich verliert der Kern seine
centrale Lagerung, liegt peripher und verschwindet schliesslich ganz. Das
Protoplasma färbte sich mit Fuchsin rosa, wie die amorphe körnige Masse.
Verf. vermuthet, dass es sich um einkernige Leukocyten handelt, die die de-
generirten Theile der amorphen Masse ans der Umgebung in sich aufnehmen.
Sodann beobachtete er hyalin entartete (?) Plasmazellen. Samter,
Diicor (1477) beschreibt einen Fall von Unterkieferactinomykose,
der angeblich seit 9 Jahren unter dem Bilde eines Unterkiefertumors be-
steht. Derselbe ist einer der seltenen, welche „a forme, neoplasique limitee
analogue de l'actinomycome des bovides" ist. Holzharte Stellen der Knoten-
geschwulst wechselten mit weichen ab. Neben dem Actinomyces fanden
sich Streptok., weshalb das MARMOREK'sche Antistreptok. -Serum — ver-
geblich — angewendet wurde. Unter Jodkalium (intern und injicirt) Ver-
kleinerung der Geschwulst. Samter.
Der Fall von Legreiil (1490) war durch Zerfall des Unterkiefer-
knochens in der Mitte unter Pseudarthrosenbildung ausgezeichnet. Ein-
spritzung von LuGOL'scher Lösung wirkte günstig. Samter.
Der Fall von Delore (1474) betraf einen 26jährigeu Landbewohner,
welcher mit einer seit 8 Monaten bestehenden Un terkief er actin omj'-
kose zur Behandlung gelangte („forme temporo-maxillaire") und trotz
*) Dieser Passus ist nicht recht verständlich. Baumgarten,
Actinomj^ces. Fälle von Unterkiefer-, Darm-, Leber- Qlb
und Thränenkanälchenactinomykose.
grosser Jodkaliummengen (300 g während der Behandlung) an einer acti-
nomykotischen Meningitis purulenta zu Grunde ging. Poncet, in dessen
Klinik der Kranke beobachtet wurde, wies (mit Eecht. Ref.) darauf hin,
dass der Strahlenpilz manchmal besonders bösartig beim Menschen aufzu-
treten vermag. Die Meningitis wird als eine metastatische angesehen, da
makroskopisch keine Fortleitung des Processes durch den Schädel zu be-
merken war'. tSamfcr.
Duquet's (1478) Fall ist eine Unter kieferactinomy kose eines
Mannes, der ein Pferd pflegte. Ausgang anscheinend von den Zähnen.
Durch Jodkalium Besserung. Samter.
Fairweather (1481) beschreibt einen Fall von Actinomykose des
Appendix vermiformis. Jodkali wurde ohne Erfolg verabreicht, denn
der Patient starb. Was die Infectionsquelle betrifft, erwähnt Verf., dass
Patient die Gewolmheit hatte, Kornähren in den Mund zu stecken und zu
kauen. Kanthaek.
Loris-Melikow (1491) beschreibt den makro- und mikroskopischen
Befund eines Falles von Darm actinomykose, welcher nichts Bemerkens -
werthes darbot. Alexander -Lewin.
Boari (1471) beobachtete eine primäre Leber- Actinomykose
beim Menschen. In dem grossen Abscess, der fast die ganze Leber in
Mitleidenschaft zog, fand Verf. ausser zahlreichen miliaren Knötchen, die
von Actinomycesfäden gebildet wurden, eine beträchtliche Anzahl Sta-
phylok. Trambusti.
Ewetzky (1480) giebt in seiner Publica tion zunächst einen kurzen
Ueberblick über die bisher in der Literatur veröffentlichten Fälle von Ac-
tinomykose der Thränenkanälchen und berichtet dann über eine
eigene Beobachtung bei einer 35jährigen Patientin, welche seit 1'/., Jahren
an Thränenfliessen und Entzündung des rechten Auges litt. Aus dem er-
weiterten unteren Thränenpunkt entleerte sich bei Druck etwas trübes
Secret. Aus den gespaltenen Thränenröhrchen wurden rundliche graue
Körnchen entfernt, welche der mikroskopischen Untersuchung nach aus
einem Granulationsgewebe bestanden, in welchem sich typische Actino-
mycesfäden und Drusen fanden. Vossins.
V. Schröder (1499) beschreibt 2 neue Fälle von Actinomykose des
Thr an enr öhrchens. In dem ersten Falle handelte es sich um ein ISjäh-
riges Mädchen, welches seit 7 IVIonaten eine erbsengrosse, langsam ge-
wachsene, teigig elastische Anschwellung am rechten unteren Lide unter-
halb des Tliränenröhrchens hatte; der Thränenpunkt war stark erweitert,
und in seiner Oeffnung sah man grünlich-gelbe j\Iassen. Auf Druck ent-
leerte sich etwas trübe Flüssigkeit. Nach Schlitzung des Tliränenröhrchens
entleerten sich drei grünlich-gelbe Körner mit dem Aussehen von Actino-
myceskörnern. Die Diagnose wurde durch die mikroskopische Untersuch-
') Bei dem naheliegenden Verdacht auf einen solchen Zusammenhang wäre
freilich eine sehr genaue Unter.suchung der Schädelba.sis an ihrer Aussenfläche
eventuell mikroskopisch nöthig gewesen, um die Möglichkeit einer continuir-
lichen Fortleitung ausschliessen zu können. Ref.
616 Actinomyces. Acfcinoniykose der örbita. Verschiedene Fälle.
iiDg, sowie durch die GRAM'sche Färbung bestätigt. Der Fall war noch
dadurch interessant, dass auch in der Wandung des Thränenröhrchens
Actinomycesfäden nachgewiesen werden konnten; der ganze Heerd, in
welchem dieselben sich fanden, zeigte histologisch den Aufbau eines Tu-
berkels. Eine Granne konnte nicht ermittelt werden. — In dem zweiten
Fall handelte es sich um eine 32jälirige Frau, welche seit Vj,^ Jahren am
Innern Winkel des rechten unteren Augenlides eine teigige erbsengrosse
Geschwulst unterhalb des Thränenröhrchens bei starker typischer Erweite-
rung des unteren Thränenpunktes zeigte. In dem stark erweiterten Thrä-
nenröhrchen fanden sich einige grünliche Körner, deren mikroskopische
Untersuchung die typischen Bilder der Actinomycesdrusen- und Fäden
ergab. Vossins.
Ransom (1496) beschreibt genau einen Fall von Actinomykose der
Orbita, der tödtlich verlief. Er erwähnt aus seiner eigenen Praxis 4 Fälle
von Actinomykose des Gesichts und des Nackens, die mittels Jodkali und
chirurgischer Behandlung geheilt wurden, 2 Fälle von actinomykotischer
Perityphlitis, die beide starben, sowie einen Fall von Actinomykose des
Eectum und der Prostata, der auch geheilt wurde. In allen Fällen von
Actinomykose solle man die medicinische Behandlung mit der chirurgischen
combiniren. Kanthack.
Habel (1485) theilt fünf sehr sorgfältig beobachtete Fälle von Actino-
mykose mit, von denen 3 in der Lunge, einer unter dem Bilde der Peri-
typhlitis, einer schliesslich unter dem Bilde der Peritonitis verlief, und
welche rasch letal endeten. In einem der Fälle war ein Lungenoberlappen
zuerst ergriffen.
In 2 Fällen lag tuberkulöse Heredität vor, in einem 3. Falle Mischinfec-
tion mit Tuberkulose, in einem Falle Pleuritis; in letzterem erschienen die
Lungen durch den Beruf (Steinsetzer) geschwächt. Verf. hält es für be-
merkenswerth, „dass bei Leuten, die für den Tuberkelbac. doch eine gewisse
Empfänglichkeit haben, sich eine, durch ihre Symptome der Tuberkulose
sehr ähnliche Krankheit gebildet hatte, sodass man an gleiche Beziehungen
zwischen beiden Affectionen denken muss". Samter.
F. Bruuner (1472) berichtet, nachdem er kurz die bisher in der
Schweiz beobachteten Fälle von Actinomykose zusammenstellt,
über 7 eigene Beobachtungen : 1. 26jähriger Mann, bei dem der Process
wahrscheinlich vom rechten mittleren Lungenlappen auf Pleura, Pericard,
Leber übergegangen war; 2. 20jähriger Mann mit perityphlitischer Schwel-
lung ; 4jähriger Verlauf des Leidens, welches unter Verschwinden der ur-
sprünglichen Schwellung (nach Incision) zur Bildung von Leberabscessen
und disseminirte Lungenactiuomykose geführt hatte (Complication mit einem
tuberkulösen Larynxgeschwür?). 3. 26jährige Frau mit Unterkief eractino-
mykose, welche als periostitischer Abscess auftrat. 4. 57jähriger Mann,
bei welchem nach einem Schlage auf die Blinddarmgegend eine innerhalb
17.1 Jahren tödtlich verlaufende Aff'ection des Coecums, mit Verbreitung
des Processes nach dem Oberschenkel und aufwärts nach dem Psoas hin,
entwickelte. 5, 49jäliriges Mädchen mit Localisation am Darmbein. 6. 33-
Äctinomyces. Verschiedene Fälle von Actinomykose. (317
Behandlung mit Jodkalium. Actinomykose bei Rindern.
jäluij?es Mädchen mit Ausbreitung- des Processes in der Lendengegend.
7. 13Jähriges Kind, bei welchem vom rechten imteren Lungenlappen der
Frocess auf Pleura und Zwerchfell übergriff und innerhalb 5 Monaten tödt-
lich endete. Verf. meint, dass sich gewiss häufig die Actinomj^kose dia-
gnosticiren lässt, ohne dass die Körner zu Gesicht gekommen sind und be-
vor ein chirurgischer Eingriff unternommen wird". Jodkalinm, in zwei
Fällen angewendet (6 und 7) war ohne jeden Erfolg. Samter.
Juriiilia (1487) empfiehlt auf Grund günstiger Erfahrungen, welche
in der WöLFLEn'schen Klinik bei drei Fällen mit der Anwendung von
J 0 d k a 1 i u m gemacht worden sind, dieses Mittel zur Behandlung der mensch-
lichen Actinomykose. Samter.
Bei einer 23jährigen Frau, welche die Gewohnheit hat, Getreideähren
zu kauen, entwickelt sich, wie Korif (1489) berichtet, nach einer Zahn-
extraction eine ünterkieferperiostitis, mit allmählichem Uebergang auf den
Hals und Nacken. Dauer 18 Monate. Heilung nach 60 Incisionen und
100 Injectionen von Carbol, Sublimat, Jodoform. Zunahme der Schwel-
lungen während der Schwangerschaft. Samter.
Nacciaroiie (1493) bespricht in gedrängter Uebersicht die anderen
Ansichten über Actinomykose-Infection beim Menschen.
Tra?)ihust/'.
Sanfelice (1497) beschreibt actinomykotische Knötchen in der
Leber bei Rindern. Er hat 8 Fälle derselben beobachtet. Dieselbe
tritt in Form von mehr oder weniger zahlreichen, gleichmässig über das
ganze Organ verbreiteten Knötchen auf, welche sich nach ihrem äusseren
Ansehen in zwei Gruppen theilen lassen ; die einen, wo die Knötchen durch
eine fibröse Bindegewebsschicht in der Peripherie von dem umgebenden
Lebergewebe abgegrenzt sind, die zweite, wo diese Abgrenzung fehlt und
eine grössere Tendenz zur Ausbreitung vorhanden ist. Die ersteren schwan-
ken zwischen Erbsen- und Kastaniengrösse und enthalten im Centrum einen
cremeartigen Eiter. Die letzteren zeigten ähnliche Grössenverhältnisse,
sowie, wenn an der Oberfläche prominirend, eine kleine Delle; das Innere
enthält eine consistentere Masse von gelber Farbe, welche sich z. Th. leicht
herauslösen lässt. Um diese Schicht lagert eine Schicht cremeartigen Eiters,
welche von einer „Gewebsschicht" von der Consistenz des angren7>enden
Lebergewebes umgeben wird. Das zwischen den Knoten liegende Leber-
gewebe ist in allen Fällen normal. Durch die mikroskopische Untersuch-
ung, sowie durch Impfungen und Plattenculturen konnte in allen Fällen
innerhalb der Knötchen der Actinomycespilz nachgewiesen werden. Die
sehr eingehend geschilderten Details sind im Original nachzulesen. Ein
l}esonderes diagnostisches Gewicht legt Verf. auf das Vorkommen von spär-
lichen Bac. in dem Knötcheneiter, die weiter nichts seien, als Segmente der
verzweigten Bac.-Formen (Streptothrix). Johne.
NelliielH'l (1494) berichtet über seuchenhaftes Auftreten d(>r
Actinomykose bei Rindern. Bei einer Kuh entwickelte sich Ende
December am Triel eine wallnussgrosse Geschwulst, welche sicli schnell
vergrösserte, aufbrach und gelben dicken Eiter entleerte, worauf eine Haut-
(318 Actinomycos. Actinomykose bei Rindern und Pferden. Therapie.
Verdickung' zuiückblieb. Schon nach einigen Tagen entstand bei derselben
Kuh eine Gescluvulst am Triel von gleicher Beschafli'enheit, gleichzeitig
aucli bei anderen Rindern, so dass nacli 14 Tagen bei 14 Rindern derartige
üeschwülste am Kopf und Triel sich gebildet hatten; bei einem Thiere
traten dann auch noch am rechten hinteren Schienbein drei bis fanstgrosse,
nicht untereinander in Verbindung stehende Knoten auf, welche fest auf
dem Knochen sassen. Csokor untersuchte den Inhalt der Geschwülste und
constatirte Actinomykose. Joline.
Prietsch (1495) glaubt die ausgebreitete Actinomykose bei
einer Kuh (Zunge, Kehlkopf mit zugehörigen Lymphdrüsen, Schlund,
Dünndarm und Lunge), sowie das gleichzeitige Auftreten der Actinomykose
bei zwei anderen Kühen desselben Stalles, welche von ersterer nicht inficirt
sein konnten, auf die Verabreichung eines Futters zurückführen zu sollen,
welches von Wiesen, die an einer vielbefahrenen, sehr staubigen Landstrasse
liegen, geerntet worden war. Johne.
Berg (1470) beschreibt einen Fall von einem Actinomykom im Meta-
tarsus eines Stieres. C. 0. Jensen.
Hallaiider (1486) theilt einen Fall von Actinomykose bei einem
Pferde mit; die kleine Geschwulst sass an der linken Seite der Oberlippe
und war tlieilweise purulent zeifallen ; die Diagnose wurde mikroskopisch
festgestellt. Gelegentlich theilt H. mit, dass er mehrmals Actinomykome
in der Oberlippe und als kleine, erdbeerenförmige Tumoren an der Nasen-
schleimhaut bei Kühen gesehen hat. C. 0. Jensen.
Yeniierholiii (1500) giebt eine Darstellung der Pathologie der
Actinomykose der Haus thiere überhaupt und eine Uebersicht über
das Vorkommen der Krankheit in Schweden. In den Jahren 1890-1892
sind 3560 Fälle beobaclitet worden und 626 Thiere sind gestorben.
C (). Jensen.
Ehrhardt (1479), Meisingor (1492) und Clausseii (1473) bestätigen
durch ihre Mittheilungen die auffällig günstige Wirkung des innerlichen
Gebrauches des J o d k a 1 i u m s g e g e n A c t i n o m y k o s e (besonders Zungen-
actinomykose) des Rindes. Johne.
Frick (1482) empfiehlt zur Behandlung grösserer Actinomy-
kome in der Parotisgegend bei Rindern die Anwendung des Arseniks
in Substanz. Derselbe wird durch einen tiefen Einstich in Stückchen von
0,2-0,5 g möglichst bis an die hintere Grenze des Tumors gebracht. Dieser
stirbt nekrotisch ab, mumificirt, wird abgestossen, und die Heilung erfolgt
ohne Schwierigkeit durch Granulations- und Narbenbildung. Johne.
Botryomyces. 619
6. Botryomyces
1501. Fröhiier, E., Ueber die Bedeutung und operative Behandlung der
Botryomykose beim Pferde (Monatsli. f. prakt. Thierlieilk. Bd. 7 p. 97).
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Samenstranges durch Jodkalium (Deutsche thierärztl. Wchschr. Bd.
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1504. Yeiiuerholm, J., Fall af jufverbotryomykom [EuterbotryomykoseJ
(Svensk Veterinärtidskrift Bd. 1 p. 46).
Fröhner (1501) giebt eine Zusammenstellung von 12 Fällen von Bo-
tryomykose beim Pferd, aus welcher die klinische Bedeutung dieser
erst in den letzten Jahren allgemeiner bekannt werdenden Infectionskrank-
heit hervorgeht (s. hierüber das Original). Johne.
Yeniierholm (1504) berichtet über einen Fall von Euterbotryomykose
bei einer Stute. C. 0. Jensen.
Fröhner (1502) und Malkniiis (1503) sind über die Wirkung des Jod-
kaliums auf den Botryomycespilz (Mikrokokkus ascoformans Johne)
ganz entgegengesetzter Ansicht. Während Ersterer der Jodtherapie gar
keinen Erfolg zuschreibt, berichtet Letzterer über ein sehr gutes Ee-
sultat^ Johne.
^) Die Ursache dieser Verschiedenheit liegt, wie iiucli Vknnerholn in einer
neueren Mittheilung: Ztschr. f. Thionnedicin ISiJT, Hd. 1 p. IS2 bestätigt, darin,
dass nur grössere (r.vlion, täglich \'l-\-) j? im Trinkwasser, eine Wirlaiug äussern,
während klniue (laben, pro die 5,0, wirkungslos sind. Ket",
520 Hjphoinyceten und Sprosspilze. Literatur.
7. Hypliomyceten und Sprosspilze
Referenten: J)r. F. Kräl (Prag),
Prof. Dr. A. (liuillebeau (Bern), Prof. Dr. J. Jadassolm (Bern), Med.-Rath
Prof. Dr. A. Johne (Dresden), Prof. Dr. H. Preisz (Budapest), Prof. Dr.
F. Taugl (Budapest), Prof. Dr. A. Trambiistl (Ferrara), Prof. Dr. A.
Vossiiis (öiessen).
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[„cultureller" Pleomorphismus] der pathogenen Schimmelpilze, ins-
besondere des Pilzes des Ekzema marginatum (Ibidem Bd. 37 p. 3).
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1507. Wende, G. W., An interesting case of tinea favosa epiderraidis
(Journal of cutan. a. genito-urinary Dis. vol. 14 p. 383). — (S. 634)
Thiele (1561), welcher den Einfluss verschiedener Nährstoffe (Lösungen
anoi-ganischer Salze mit verschiedenen Kohlenstoflfquellen) bei verschiedener
Concentration und Eeaction auf die Variabilität des Temperaturmaximums^
der Schimmelpilze (Penicillium glaucum und Asp. niger) untersuchte, fand,
dass für PeniciUium auf Grlycerin gegenüber Glykose die Verschiebung des
Temperaturmaximums nach aufwärts 5 *^, auf Ameisensäure gegenüber Gly-
kose 4:^ beträgt. Bei Aspergillus wird durch Ameisensäure eine Herab-
minderung des Temperaturmaximums um 3 ^ gegenüber Glycerin und Gl}^-
kose bewirkt. Zunehmende Concentration der Glykose erhöht das Tempe-
raturmaximum für die Gesaramtentwicklung, steigende, Concentration der
Ameisensäure erniedrigt es. Die verschiedene Eeaction verschiebt das
Temperaturmaximum nicht wesentlich, nur das Wachsthum erscheint besser
bei neutraler Eeaction als bei Gegenwart stärkerer Säuremengen. Der Nähr-
werth eines Körpers ist demnach bis zu einem gewissen Grade von der
Temperatur abhängig, da ein Stoff, der bei einer gewissen Temperatur noch
assimilirt werden kann, einige Grade höher oder tiefer nurmehr geringe Ent-
wicklung gestattet. Kräl.
Gosio (1524) hat bacteriologische und chemische Untersuchungen bei
verdorbenem Mais angestellt, um die Beziehungen zur Aetiologie der
Pellagra zu bestimmen. Nachdem Verf. die bisher bekannten wichtigsten
Theorien zur Erklärung der Pathogenese dieser Krankheit dargelegt hat.
^) Nicht mit dem zwischen Temperaturniinimum und -maximum liegenden
Temperaturoptimum zu verwechseln. Ref.
Hyphomyceten. Aetiologie der Pellagra (Penicillium glaucum). 625
berichtet er über die Resultate seiner Untersuchungen, die er in folgender
Reihenfolge anstellte:
1. Isolirung der Maiskeime, welche in einer von Pellagra durchseuchten
Gegend gesammelt waren.
2. Reinculturen in sterilisirter Maisstärke.
3. Experimente über die Giftigkeit der Extrafte dieser Culturen.
4. Isolirung der giftigen Producte.
5. Untersuchung der isolirten Gifte und Erklärung des Mechanismus
ihrer Bildung.
Die vom Verf. untersuchten Proben zeigten deutlich Grünfärbung. Unter
allen Mikroorganismen (Bacterien und Schizomyceten), welcheauf dem ver-
dorbenen Mais isolirt werden konnten, fand sich am häufigsten das Peni-
cillium glaucum, welches Verf. einem ganz besonderen Studium
unterwarf.
Die Culturen des Penicillium glaucum erwiesen sich als ausserordentlich
giftig. Die mit ihnen angestellten Versuche hatten folgende Ergebnisse:
Im Mais bilden sich sehr leicht ein Ferment, vom Verf. zuerst entdeckt, und
das in der Natur sehr verbreitete Penicillium glaucum vermittelt diese
Fermentbildung. Wenn dieser Pilz auf dem Mais wuchert, bildet er beträcht-
liche Mengen chemischer Substanzen, welche zur aromatischen Reihe ge-
hören, sie geben eine Phenolreaction, und meist handelt es sich um Carbol-
säure.
Zu dieser Bildung dient dem Parasiten die Stärke, ausser der im Mais
und den anderen Getreidearten enthaltenen Stärke mögen auch andere
Kohlenhydrate und ihnen ähnliche Substanzen: Glykose, Dextrin, Malz,
Mannit u. s. w. mehr oder weniger zui" gleichen Fermentbildung wirken.
Obgleich alle Abarten des Penicillium glaucum die gleichen morphologischen
Eigenschaften haben, sind sie in ihrer Wirksamkeit nicht immer gleich,
man kann aber auf dem Mais stets wirksame Pilze isoliren. Weniger wirk-
same Abarten verstärkt man, indem man sie unter günstigen Bedingungen
namentlich bei geeigneter Temperatur, auf gute Nährböden verpflanzt.
Die Phenolverbindungen, welche sich unter den Umsatzproducten des
Penicillium glaucum finden, haben verschiedene chemische (wahrschein-
lich auch physiologische) Eigenschaften, je nach den verschiedenen Perioden
der Fermentation und dem Substrat, in dem der Parasit sich entwickelt.
Aller Wahrscheinlichkeit nach durchlaufen die Pilze eine Reihe von Stadien,
welche den Phasen entspricht, die die Substanz durchläuft bis sie zur stabilen
Form gelangt. Diese stabile Form ist eine leicht krystallisirende Verbindung
mit der Formel C" H '^ 0''. Diese procentuale Zusammensetzung und andere
Eigenschaften veranlassen Verf. zu der Annahme, dass es sich hier um Para-
hydrokumarsäure handelt. Jedoch bedarf diese Annahme noch weiterer
Bestätigung. Eine der Hauptursachen für das Verderben des l^Iais ist dem-
nach das Penicillium glaucum, welches die Bildung grösserer oder geringerer
j\lengen von Phcnolverbindungen veranlasst. Es ist demnach von grosser
Wichtigkeit, auf Carbolsäureverbindungen bei Getreide zu untersuchen, um
den Grad des Verderbens festzustellen.
Hanmgarten's Jahresbericht XU 40
626 flypliotnyceten. Aetiologie der Pellagra fPenicillium glaucum).
Farben der Sporen des Aspergillus fumigatus.
Die Favbenreaction einiger dieser Verbindungen ist ganz identiscli mit
derjenigen der Salicylsäure. Dieser Umstand ist zu beachten bei der Unter-
sncliung des Antiferments, denn bei einem eventuellen Entwicklungsprocess
eines Scliizomyceten, wie er leicht bei allen, namentlich stärke- und zucker-
haltigen Nährstoffen vorkommt, könnte man leicht eine Verwechslung mit
Salicylsäure begehen.
Die Maisextracte, auf welchen Reinculturen des Penicillium glaucum
gezüchtet wurden und welche die Phenolreaction gaben, wirkten toxisch
auf Kaninchen bei subcutanen und intravenösen Einspritzungen.
Die Weinstein-Zuckerlösung von Raulin wirkte, wenn sie der Fermen-
tation ausgesetzt wurde, ebenfalls schädlich. TranibiiMi.
Gosio und Ferrati (1525) beschäftigten sich damit, die ph3'sio-
logischen Wirkungen der Gifte des durch das Penicillium glau-
cum verdorbenen Mais zu untersuchen. Seine Eigenschaften und
chemischen Zusammensetzungen hat Gosio bereits in einer anderen Arbeit
dargelegt (s. oben).
Unter anderem wollten Verff. untersuchen, in welchem Grade die che-
mischen Verbindungen, welche durch den Pilz sich bilden, giftig seien, in
welcher Weise sie wirken, welche Organismen ihnen am zugänglichsten
sind und welcher Einfluss ihnen bei der Entstehung der Pellagra zuzu-
schreiben ist.
Während Extract aus gesundem Mais bei Dosen, die einer Menge von
2 g Mehl entsprächen, nicht giftig wirkt, tödtet der Extract aus verdorbenem
Mais bei einem Zehntel obiger Dosis eine Ratte in wenigen Stunden. Auch
noch geringere Dosen sind im Stande, heftige Vergiftungserscheinungen
hervorzurufen. Diese durch Penicillium glaucum auf Mais erzeugten Gifte
wirken auch toxisch, wenn sie in den Darmkanal eingeführt werden. Die
toxischen Substanzen gehören der Phenolreihe an und entwickeln sich auch,
wenngleich weniger energisch auf Brod.
Die Toxine erreichen ihre grösste Wirksamkeit im Stadium der Sporen-
bildung, nach dieser hält sich die Production auf constantem Niveau bis
zum 26. Tage.
Ohne behaupten zu wollen, dass die Pellagra sich allein durch Intoxi-
cation mit dem im inficirten Mais bildenden aromatischen Körpern herleite,
scheinen doch diese phenolartigen Körper bei Entwicklung der Krankheit
eine grosse Rolle zu spielen. Tramhiisti.
Die Farbe der Sporen des Asp. fumigatus ist nach Keuou (1540)
auf sauren Nährmedien grünlich, auf alkalischen schwärzlichbraun. Diese
Farben erleiden keine Veränderung nach dem Hinzufügen von schwachen
Dosen von Silbernitrat, Jod, Jodkalium, Chlornatrium und AVeinsäure. Die
Sporen nehmen, wenn sie 6 Wochen lang unter Luftabschluss bei 87*^ ge-
halten werden, eine gelbe Farbe an, die sie indess nach dem Oeffnen der
Röhrchen wieder sehr rasch verlieren. Hierbei bleibt die Virulenz der
Sporen unverändert. Kral.
Die vergleichenden Versuche von KeiiOll (1545) mit Asp. fumigatus
und Asp. niger an Fröschen zeigen, dass die verschiedenen Temperaturen
Hyphomyceteii. Versuche über die Pathogenität 627
des Aspergillus fumigatus.
nicht die Ursache der verschiedenen Wirkung- der beiden Filze sind, da die
bei 20-25*^ und die bei 36-38^ gehaltenen Thiere ebenso gut dem FUmi^
gatus wie dem Niger widerstanden. In ihren Organen konnten die beiden
Pilze mittels Culturveffahrens noch nach 35 Tagen nachgewiesen werden.
Am Kaninchen lässt sich leicht feststellen, dass die Fnmigatus-Sporen im
Nierengewebe eine leukocj'täre Reaction erst nach einer gewissen Zeit
(frühestens nach 3 Stunden) auslösen. Doch sind die meisten Sporen zu
dieser Zeit noch frei, und es tritt eine wahre phagocytäre Reaction erst
gegen die 12. Stunde auf, was mit der beginnenden Entwicklung desFara*
siten coincidirt. Genau dasselbe lässt sich für den Fumigatus in vitro
(nach der Methode von Fordet^) nachweisen. Anders verhält sich der Asp^
niger in vitro. Trotzdem seine Sporen grösser sind, als jene des fumigatus,
werden sie dennoch sehr viel rascher und in weit grösserer Anzahl von den
Leukocyten aufgenommen, bewahren aber ihre Vitalität im Organismus des
Kaninchens. Die leukocytäre Reaction im Beginne der aspergillären In-
fection stehe daher ausser Zweifel. Ihre Abwesenheit oder Geringfügigkeit
gegenüber dem pathogenen Pilze sei vielleicht die unmittelbare Ursache
seines pathogenen Vermögens. K7'äl.
Ueber die seltene Infection der Pleura bei einem Kaninchen auf dem
Wege des Kreislaufs durch den Asp. fumigatus berichtet ReiiOii (1542).
Das Thier hatte endovenös eine Aufschwemmung von virulenten Sporen des
Filzes erhalten. Ausser einem fibrinösen Exsudat auf der linken Lunge und
leichten pneumonischen Läsionen war auf der verdickten Pleura ein fibri-
nöses Reticulum vorhanden, das Leukocyten, Erythrocyten und Pilzmycel
enthielt. Aus den Pseudomembranen konnte der Asp. fumigatus wieder
gezüchtet werden^.
Ronoii (1541) beobachtete an einem Kaninchen, das endovenös Sporen
des Asp. fumigatus erhalten hatte, eine eigenthümliche Aspergillose der
Wirbelsäule, die klinisch der FoTx'schen Krankheit ähnlich erschien. Nach
vorangegangener Paraplegie der hintern Extremitäten und nachfolgender
Paralyse des Stammes unterlag das Thier sehr rasch. Ausser den durch
Culturen als aspergillär nachgewiesenen Läsionen in Milz und Nieren"'
fanden sich nach dem Entfernen des Rückenmarks je ein Abscess in der
dorsalen und lumbalen Region vor, die das Mark compriniirt hatten und an
der Vorderseite der Wirbelsäule hervorragten. Mikroskoiiisch und culturell
(Raulin'scIic Flüssigkeit) konnte der Asp. fumigatus in dem käsigen Ab-
scessinhalte nachgewiesen werden. W^irbelschnitte Hessen im Knochen-
gewebe und in der Nähe der Abscesse ausser einer Zellinvasion käsige
Punkte sehen, welche von verzweigtem Mycel des IMlzes umgeben waren.
Der KocH'scheBac. war weder in den Wirbelschnitten noch im Abscessinhalte
mikroskopisch aufzufinden, auch die Verimpfung des letzteren an Meer-
scliweinclien blieb resultatlos. Toxine konnte R. aus Fumigatus-Culturen
1) Jahresber. X, 1894, p. :)64. Ref.
^) Vgl. auch die voranstehenden Referate R^non. Ref.
•') Vgl. das voranstehende Kotbrat R^non. Ref.
40'
628 Hyphomycoten. Pathogenität des Aspergillus famigatus.
Aspergillus-Keratitis.
nicht extrahiren, sieht daher die Wirkung des Pilzes als eine rein mecha-
nische an. Kral.
Nach R^ilOii (1544) bringen die Sporen des A s p. f u m i g a t u s , Kaninchen
endovenüs oder per os applicirt, ähnliche Krankheitserscheinungen hervor,
wie der KocH'sche Tuberkelbac. Bei 6 endovenüs geimpften Thieren war
der Sitz der Läsionen in Leber, Niereu, Muskeln und gleichzeitig auch im
Dünndarm, namentlich im Coecum, seltener im Dickdarm. Die zahlreichen
kleinen Tuberkel bestanden aus einer centralen, in Erweichung begriifenen
käsigen Masse, die von sehr zartem, dünnem Mycel umgeben war. Li
einem Falle trat noch eine Peritonitis ascitischer Form hinzu, die, wie Cul-
turen erwiesen haben sollen, durch den Pilz verursacht worden war. Ver-
fütterung der Sporen führte, als nach dem Uebergange zur Winternahrung
leichte gastrointestinale Affectionen eine gewisse Prädisposition geschaffen
haben luochten, in 3 Fällen zum Tode. Ein Thier ging nach zufälliger
Sporen Inhalation an einer Lungenaffection zu CTrunde\ Kral.
Renoil (1543) konnte im direct der Harnblase entnommenen Urin von
Kaninchen, die nach endovenöser Impfung mit Sporen des Asp. fumigatus
zu Grunde gegangen waren, nahezu constant das Vorhandensein von Pilz-
mycel nachweisen und zwar sowohl mikroskopisch in dem centrifugirten
Sediment, als auch durch Culturen in RAULiN'scher Flüssigkeit. Einen
ähnlichen Befund lieferte der Urin von Thieren, die 24 bis 48 Stunden
nach erfolgter Infection getödtet worden waren. Eine je längere Zeit seit
der Infection verstrichen war, um so häufiger fand sich Mycel im Urin vor.
Bei Thieren, die 5, 7, 10 und 15 Minuten nach der Sporeninjection ge-
tödtet wurden, waren Sporen im Urin nicht vorhanden. Bei ausnahmslos
intakten Harnleitern wurden tuberkulöse Läsionen der Blase häufig be-
obachtet, die zur Retention des Urins mit aussergewölmlicher Erweiterung
des Organs führten. Das Auftreten des Fumigatus-Mycels im Urin lässt sich
aus den beträchtlichen Nierenläsionen während des Verlaufes der Asper-
gillose erklären. Kräl.
Den Fall von Schimmelpilzkeratitis, welchen Schirm er (1557)
bei einem 14jährigen, vor 1 2 Jahren durch Verletzung erblindeten Knaben
histologisch zu untersuchen Gelegenheit hatte, und hinsichtlich dessen De-
tails ich auf das Original verweise, reiht sich den Beobachtungen von
Uhthoff, Leber- und Fuchs^ in der Literatur vollkommen an. Welche
Ai't von Aspergillus vorlag, konnte nicht eruirt werden, ebensowenig wie
die Pilze ins Auge gekommen waren. In der Cornea fanden sie jedenfalls
einen guten Nährboden; sie wucherten in die Tiefe, verliessen die Cornea
und drangen in einem Narbenstrang eine kurze Strecke in den Glaskörper.
In dem von Pilzen durcliwachsenen Heerd war die Cornea nekrotisch; die
Reaction auf den Eindringling erfolgte erst in einiger Entfernung von dem
Pilzheerd. Die Wirkung der Pilze documentirte sich ferner in der Bildung
eines Hypopyums. Das enucleirte Auge war buphthalmisch geworden; nach
M Vgl. Jabresber. IX, 1893, p. 445; XI, 1895, p. 445, 446, 447. Ref.
2} Jahresber. VII, 1891, p. 582. Ref. - •'') Jahresber. X, 1894, p. 462. Ref.
Hyphomyceten. Pathogene Bedeutung ß29
des Aspergillus fnmigatus für die Hausthiere.
innen unten vom Centrum liatte ein erbsengrosses nicht sehr tiefes Geschwür
gesessen, welches durcli den Aspergillus veranlasst war. Die Entzündung
war erst 14 Tage bemerkt und schmerzlos verlaufen. Da eine conservative
Behandlung zwecklos war, wurde der degenerirte Augapfel herausgenommen.
Vos.sius.
K^lion (1539) untersuchte den Nasenschleim und den Speichel von
gesunden und verschiedenen kranken Personen auf die Gegenwart von As-
pergillus-fumigatus- Sporen. Als Culturmedium wurde die RAULiN'sche
Flüssigkeit gebraucht. Von 58 Fällen wurden die Sporen nur Imal im
Speichel und (3mal im Nasenschleim gefunden. Tangl.
Lucet (1532) veröffentlicht eine thierärztliche Arbeit über Asp. fumi-
gatus. Nach der Aufzählung früherer Arbeiten über diesen Gegenstand
theilt er die von ihm selbst beobachteten Fälle von Aspergillose mit.
Eine Kuh, welche an Bronchitis schwer erkrankt war, zeigte später
Urticaria der Haut. Bei der Section kamen an den Urticariastellen und
überdies an vielen anderen Orten im Bindegewebe flache kleinere Blut-
austritte vor. Dieselben enthielten meist nur Sporen des Asp. fumigatus,
seltener auch kurze Mycelfäden. Im Brutschrank konnten diese Sporen
zur Auskeimung gebracht werden.
Eine junge, sehr magere Gans und ein ebenfalls sehr magerer Fasan
litten an fötider Diarrhoe. Bei der Section fand sich in einem Luftsacke
ein grosser, sporentragender Rasen von Asp fumigatus vor. Kleinere Rasen
hatten die Eingeweide und die Bronchien besetzt; die Leber enthielt kleine
Knoten. Die Unterlage der Pilze bestand aus einem Rundzellengewebe,
welches auch die Substanz der Knötchen bildete. Letztere enthielten im
Centrum eine von Pilzfäden durchsetzte Zerfallsmasse.
Ein Pferd erkrankte in derselben Weise wie die Kuh. Auch bei dem
Pferde kamen bei der Section eine sehr grosse Zahl kleinerer bis eigrosser,
sporenhaltiger Blutaustritte vor, aus denen bei jedem Versuche Pilzrasen
im Thermostaten aufgingen.
Ein besonderes Interesse bot die Feststellung des enzootischen Auftretens
der inneren A'erschimmelung von Enteneiern während der Bebrütung, welche
bewirkte, das von 100 Hennen unterlegten Piiern nur 20 Entchen erhält-
lich waren. Die Durchleuchtung der der Bebrütung ausgesetzten Eier
zeigte, dass die Verschimmelung sich manchmal auf die liUftkanimer be-
schränkte, das andere Mal aber die ganze innere Fläche der Eischale über-
zogen hatte. Üev Inhalt der Eier w'ar, wie in gewöhnlicher Weise faul
geworden, besass aber einen Schimmelgeruch. Die Embryonen starben
früh ab; nur zweimal krochen aus den verschimmelten Eiern noch lebendige
Entchen hervor, die aber am 1.-3. Tage starben und bei der Section 1-2
weisse, linsengrosse Knötclien in der Leber aufwiesen, deren Aussaat Rasen
von Asperg. fumig. ergab(Mi.
Intravenöse Injectionen der Sporen tödteten Gänse, Tauben, Kaninchen,
Meerschweinchen in 3-9 Tagen. Die Sectionen ergaben zahlreiche miliare
Knötchen, bei den Gänsen in der lieber, beim Kaninchen in der Leber,
Niere, Milz, Herzmuskulatur, Stammesrauskulatur u. s. w. Aus den Knoten
ß30 Hyphomyceten. Pathogenc Bedeutung
des Aspergillus fumigatus für die Hausthiore.
konnte der Pilz durch Cultur stets wiedergewonnen werden. 2 Hunde und
ein Scliaf starben nach solclien Injectionen nicht. Intraperitoneale, intra-
pulmonale, subcutane Injectionen nach Verfütterungen verursachten in
seltenen Fällen den Tod; meist blieben die Thiere gesund oder wenn sie
erkrankten, genasen sie bald wieder.
Die durch Porzellan filtrirte, zu Culturen verwendete Cultiirflüssigkeit
bewirkte nach der intravenösen oder subcutanen Injection eine deutliche
mehrstündige Steigerung der Körperwärme. Ein Toxin scheint nicht gebildet
zu werden, und man kann die Thiere nicht immunisiren Durch subcutane
Injectionen von Jodtinctur (2-3 Tropfen) oder arseniger Säure (1 Tropfen
der Iproc. Lösung) wurde der Verlauf der Krankheit sehr verzögert, der
tödtliche Ausgang jedoch nicht verhindert.
Die spontane, immerhin seltene Injection dürfte durch die Lunge zu
Stande kommen.
Um dem Schimmelpilz Zutritt zu den Eiern zu gestatten, genügte es
nicht, die Sporen mit einem Pinsel auf die trockenen oder mit Wasser ange-
feuchteten Schalen aufzutragen. Nothwendige Vorbedingung ist das Vor-
handensein eines dünnen Ueberzuges an einer Stelle, in dem die Sporen
keimen können, z. B. einer dünnsten Schicht von Agar-Agar, Gelatine,
Fett u. s. w. Unter diesen Bedingungen vollzieht sich die Verschimmelung
in der kürzesten Frist. Die spontane Infection dürfte in dem Ankleben von
etwas Hautsecret der brütenden Hennen gesucht werden, und prophylaktisch
müsste die Beobachtung einer genügenden Reinlichkeit bei der Anlage der
Nester zu empfehlen sein.
Die vom Verf. gelieferte ausführliche Schilderung der morphologischen
Verhältnisse und der Wachsthumsbedingungen können im Original nach-
gelesen werden. Asp. fumigatus wächst auch anaerobisch, ohne jedoch unter
diesen Bedingungen Sporen zu bilden. Das Wachsthumsoptimum liegt bei
37-38*^ C, die maximale Temperatur, die noch Lebenserscheinungen ge-
stattet, bei 55^ C, die minimale Wärme bei 15** C.
Die Widerstandsfähigkeit der Sporen gegen schädigende Einflüsse ist
eine ganz ausserordentlich grosse. Dieselben vertragen;
1^ auf Kartoifeln, Licht- und Lufteinwii'kung im Zimmer während 29
Monaten,
2^ auf Papier dieselben Einflüsse während 2 Jahren,
3° auf Kartoffeln eine Wärme von 37^ während 10 Monaten,
4^ auf Papier, welches mehrmals angefeuchtet wurde, die Luftwirkung
des Zimmers während 4^/,, Monaten,
5^ in neutralem Glycerin der Aufenthalt während 15 Monaten,
6" auf Papier den Aufenthalt im Eise während 2 Monaten,
7" den Aufenthalt in trockener Luft von (57'^ während 8 Stunden, und
hierauf in feuchter Luft von derselben Wärme während 9 Stunden,
8" den Aufenthalt in trockener Luft von 80-87" während 1 Stunde, und
hierauf in feuchter Luft von 75-80^* C. während derselben Zeit,
9" den Aufenthalt bei 12° C, in alkalischer, in zugeschmolzenen Röhren
aufbewahrter Kalbsbouillon, während 6 Monaten,
Hjplioniyceten. Vorkommen von Aspergilleen bei einer Mykose 631
des Pferdes, bei Syphilis, Carcinom und Sarkom.
10*^ den Aufenthalt in unzerbroclienen, verschimmelten Eiern während
1 Jahr,
ll*' den Aufenthalt in faulenden tlüerischen Abfällen während 1 Monat,
12^ den iVufenthalt während 10 Wochen in dem subcutanen Abscesse
eines Kaninchens
Der Asp. fnmigatus ist in der Natur ausserordentlicli verbreitet. Den-
selben enthielten von 60 Getreideproben 48, von 24 Heu- und Strohproben
1 8, von mehreren Halmen, die noch auf dem Felde standen, die Hälfte.
OuillebeaiL
Droiiiii und Rt^noil (1518) beschreiben eine Mykose beim Pferde, die
grosse Aehnlichkeit mit der Brotr3^om3^kose hatte. Es bildeten sich in der
Haut fibröse, massive Neubildungen mit sehr lieftigen Pruritas, und zahl-
reichen Fisteln, aus denen reichlich ein eigenthümlich riechender Eiter
fioss. In den Neubildungen fand sich ausser verschiedenen Eiterkokken ein
Pilzmycel, das eine grosse Aehnlichkeit mit dem M y c e 1 i u m f u m i g a t u s
hatte. Dieser wuchs auch in den Cultureu. Ob diese eigenthümliche My-
kose eine „Aspergillose" war, ^ssen Verff. unentschieden. Vielleicht han-
delte es sich um einen dem Actinomj^ces oder Botryomyces ähnlichen Para-
siten*. Tangl,
Kremer (1530) sah im Bläscheninhalte von einem Falle von Herpes
Zoster brandspörenähnliche Zellen mit dunkelbrauner warziger Membran,
dann constant in den Zerfallsproducten von Sklerosen und Papeln bei etwa
20 Fällen von Syphilis ähnliche Formen mit warziger oder glatter, farb-
loser, grünlicher oder brauner Membran, manchmal in Reihen oder in Haufen
geordnet. In Carcinomen, mehr noch in Sarkomen und Melanosar-
komen fanden sich helle runde Zellen vor, manchmal mit Sprossung, manch-
mal mit homogenem oder granulirtem Inhalt und dieser von der Membran
durch einen hellen Ring getrennt. Züchtungsversuche ergaben hefeartige
Zellen mit Sprossuug oder mit Ansätzen zur Mycelbildung. Einmal wurde
an einem Krebszapfen von einem frisch untersuchten Carcinom der Zunge
eine ganze Fruchthyphe mit terminalem Conidienstande gesehen. Alle diese
mikroskopisch beobachteten Formen sollen nach den Züchtungsversuchen
von K. Aspergilleen zugehören. K. beschreibt ausführlich die gezüch-
teten Pilze und ilire P^ntwicklungs- und Fructificationsformen. Der sehr
pleomoriihe Sy])hilispilz, von 7 Fällen von liues gewonnen, ist ein grüner
Aspergillus, der wegen der Kleinheit seiner Dimensionen Asp. gracilis
oder nach dem Fundorte Sy philis asper gi Hu s genannt wird. Nicht nur
seine Conidicn, auch die Sterigmen weisen eine schöne smaragdgrüne Farbe
auf, ja in Hrodculturen kann das ganze Mycel leuchtend grün gefärbt
werden. Ausser Conidien soll der Pilz Chlamydosporon, Oidien und Spross-
zellen produciren können. Weitere Formen des Syphilispilzes, eher selb-
*) Wenn sich in den Neiibikknif^en wirklicli ein ^Pilzmycel" befunden hat
und in den Cultureu der .. Aspergilhis fiunigaius" wuchs, so könnte die Diagnose:
r Aspergillose"' kaum zweifelhaft sein. .Jedenfalls geben weder Botryomyces
noch Actinomyces ^ein dem Mycelium des Asp. funiigatus ähnliches Pilzmycel".
Bauiinjartcu,
g32 Hypliomyceten. Polymorphismus des Favuspilzes.
ständige Arten darstellend, seien die Botrytis form mit ovalen Conidien,
l'ycniden, Coremien und Chlamydosporen, ferner die Dematiumform mit
Conidien, Oidien und Chlamydosporen, auf Agar auch sprosspilzartig vege-
tirend. Aus dem erwähnten Carcinoma linguae wuchs in der Nährlösung
eine Hefe, erst nach Monaten „ging aus dieser ein Aspergillus hervor," der
sehr ähnlich dem Syphilisaspergillus ist. Nur hat der Carcinomasper-
gillus ein lichteres grün als jener, das später in grau erblasst. Von einem
Melanosarkom der Haut wuchs ebenfalls zunächst die Sprossform, aus welcher
sich ein von den beiden vorigen morphologisch verschiedener Aspergillus
mit blaugrünen, später goldgelben Rasen entwickelte. Thiervei'suche, mit
den genannten Pilzen angestellt, fielen negativ aus^. Kral.
Kluge (1529) unterzog 6 Favuspilze von Fällen aus drei geo-
graphisch auseinander gelegenen Orten stammend, davon 4 von Favus des
behaarten Kopfes, 1 von Favus herpeticus gezüchtet und eine aus Wien
erhaltene Cultur, einer eingehenden Untersuchung ihres culturellen und
morphologischen Verhaltens, wobei eine begrenzte Anzahl von Nährböden
benutzt wurde, um möglichst viele Culturen auf demselben Medium gleich-
zeitig beobachten zu können. Auf Grund seiner Ergebnisse steht K. nicht
•sa\, die 6 Pilze für identisch zu erklären trotz zahlreicher morphologischer
und biologischer Abweichungen, die sich aber nicht nur zwischen den Pilzen
verschiedenen Ursprungs, sondern auch bei den von ein und der-
selben S t a m m c u 1 1 u r hervorgegangenen Colonien einstellten. Mittels
der KRÄL'schen Vertheilungsmethode- überzeugte sich K., dass die Stamm-
culturen wirkliche Reinculturen waren. Andererseits konnten von den
Stammculturen verschiedener Herkunft stets Colonien erhalten werden, die
sich culturell und mikroskopisch bis in die feinsten Einzelheiten glichen.
Variabel sind nach K. die Intentität und Schnelligkeit des Wachsthuras,
Umfang der Colonien, Höhen-, Breiten- und Tiefenausdehnung, Decken-
bildung, Färbung und Gestaltung der Ober- und Unterfläche, Eintritt der
Verflüssigung der Gelatine; ferner die Zeit des Eintritts des Fadenzerfalls,
der Sporenbildung, die Dicken- und Verzweigungsverhältnisse der Fäden,
das Verhalten ihrer Enden. Als bisher bekannte Ursachen des Poly-
morphismus des Favuspilzes nennt K. die chemische Zusammensetzung, Con-
sistenz, Reaction, oberflächliche Beschaffenheit und Erschöpfung des Nähr-
bodens, dann die Züchtungstemperatur und die Grösse der überimpften
Masse. Die Concentration, der Alkalescenzgrad und die Grösse des ausge-
säten Fragments haben namentlich bei der Gelatine einen wesentlichen Ein-
_ *) Verf. hat eine Isolirung der verschiedensten Pilzsporen und Mikroorganismen,
wie sie auf ulcerirenden nach aussen aufgebrochenen Carcinomen und Sklerosen
und überhaupt auf allen der nicht filtrirten atmosphärischen Luft zugänglichen
Geschwüren in grosser Menge sich vorzufinden pflegen, nicht vorgenommen.
Wir sind daher berechtigt, den Züchtungsresultaten des Verf.'s und ihrer Deu-
tung nicht anders als skeptisch gegenüberzustehen*. Ref.
*) Die von vornherein in hohem Grade unwahrscheinlichen Resultate VertVs
entbehren aus den von unserem verehrten Herrn Mitarbeiter klar hervorge-
hobenen Gründen jeglicher Beweiskraft. Baumgarien.
2) Jahresber. Vi, 1890, p. 417. Ref.
Ilypliouiyceten. Histologische Untersuchungen übur Favus. 633
fluss auf das frühere oder spätere Verflüssig'en (kann vor 3 Tagen und erst
nach 4 Wochen eintreten) derselben durch die Pilzvegetation. Mehrfache
Impfungen am Menschen erwiesen, dass die Pilze ebensowohl auf den be-
haarten wie auf den unbehaarten Körperstellen Favuserkrankung hervor-
zubringen vermögen. K. hält seinen Favuspilz für identisch mit dem y-Pilze
von Quincke^ höchstwahrscheinlich auch mit dem von Gäawitz", Elsen-
berg'^ und BiRO*, wahrscheinlich auch mit dem von Kkäl' gezüchteten Pilze.
Kral.
Mibelli's (1533) histologische Untersuchungen über Favus**
waren schon vor den diesbezüglichen Arbeiten von Unna' und von Waelsch^
in extenso veröffentlicht worden, sind aber Unna unbekannt geblieben.
Die Resultate der beiden Autoren bestätigen in vielen Punkten die Ergeb-
nisse von M. M. habe sowohl beim erythematösen (herpetischen) wie beim
scutulären Favus stets eine centrifugale Richtung der Pilzvegetation und
nicht eine centripetale, wie Unna, beobachtet. Die Asymetrie des Scutulums
und die centrale Depression seiner oberen Fläche seien nicht dem (nicht
immer) vorhandenen centralen Haare (Kaposi) zuzuschreiben. Das Scu-
tulum ist von einer zuweilen beträchtlichen Menge exsudirter Flüssigkeit
umgeben, das vom entzündeten Derma emporsteigt und der Pilzvegetation
zur Nahrung dient. Wenn das Scutulum eine gewisse Grösse erreicht hat,
kann die Flüssigkeit nicht mehr bis in den oberen Theil des Raumes ge-
langen, in dem sie sich befindet, das weitere Wachsthum hört demnach an
dieser Stelle auf, und die Höhle trocknet aus. Besonders in sehr grossen
Scutulis der unbehaarten Haut habe M. zahlreiche, verschieden grosse mit
Flüssigkeit angefüllte Hohlräume angetroffen'*. Vielleicht stellt dieser Be-
fund in Beziehung zu der klinischen Foi-m von Favus suberinus. Die con-
centrischc Anordnung der Pilzvegetation im Scutulum scheine aus einem
schubweisen Wachsthum hervorzugehen. Bei hochgradiger Atrophie im Ver-
laufe des favösen Processes fehlen nicht nur die Talgdrüsen, sondern auch
die Follikel. Nach M. stellt der Favus eine mit leukofibriuöser Exsudation
verbundene Entzündung dar, die sich durch eine besondere Neigung aus-
zeichnet, oberfläcliliche oder follikuläre Hyperkeratose zu erzeugen. Die
Hyperkeratose bildet die Bedingung, welche das Festsetzen der Pilzvege-
tation im Stratum corneum ermöglicht. Die charakteristische F^igenscliaft
des Achorion, auf der Haut Colonien in Form von Scutulis zu bilden, ist
') Jahresber. 11, 1886, p. 83:5; III, 1887, p. 818 u. V, 1S8'J, p. 41'J. Kof.
■-) .Jahiesbor. II, 1886, p. 830. Ref.
•'} .lahresber. \^ 18S9, p. 417 und VI, 1890, p. 417, 418. lief.
M Jahresber. IX, 1893, p. 451, 452. Ref.
•') 1. c. und Jahresber. VII, 1891, p. 8G4. Ref.
") Jahresber. VIII, 1892, p. 398. Ref.
') Jahresber. VII, 1891, p. 368, dann desselben Autors ,Histopathologie der
Hautkrankheiten' [Berlin 1894, Hirschwald] und Jahresbor. XI, 1895, p. 450,
Hoforat Kkllogo. Ref.
*) Jahresber. XI, 1895. j). 449. auch das nachstehende Referat Waelsch. Ref.
") Was bei Kartoffel- und Rübencnlturen von Achorion Schoenleinii und von
Trichophyton tonsurans ebenfalls nicht selten beobachtet worden kann. Rcf,
634 Hyphomjcelen. Fälle von Favus. Grösse der Tricbophytonsporen.
weiter nichts, als die Folge der besonderen Reactionsvveisc der Epidermis
bei der Pilzinvasion. Die favösen Atropliien sind das Eesultat des Druckes,
welchen die .Scutula eine sehr lange Zeit hindurch auf die entzündliche
Haut ausüben und hängen keineswegs ab von einer deletären Wirkung des
Plasmon! s, das sich im Gewebe der Cutis entwickelt. Kicil.
Die Meinung, dass Favus von eingeborenen Amerikanern nur
ausnahmsweise acquirirt wird, hingegen bei den Eingewanderten relativ
häufig vorkomme, kann Wende (1567) nicht theilen, denn von 29 von
ihm und von Ebnest Wende behandelten Favusfällen entfielen nicht weniger
als 21 auf in Amerika geborene Individuen. Der von W. eingehend be-
schriebene Fall von Favus betraf einen 12jährigen Knaben, seit seinem 2.
Lebensjahre favuskrank, mit zahlreichen auf der ganzen Körperoberfläche
disseminirten typischen Borken und Schildchen von 1 bis 12 cm Durch-
messer. Die Scutula wiesen mikroskopisch die bekannten Elemente des
Achorion Schoenleinii auf. Züchtungsversuche geschahen nicht\ KrcU.
Der von Taveriiier und Ot'rard (1560) mitgetheilte Fall von Favus
des Sero tu ms- betraf einen 15 ^/.Jährigen Knaben, welcher wegen chro-
nischer, wahrscheinlich tuberkulöser Arthritis in Spitalsbehandlung stand,
jedoch weder bei seiner Aufnahme noch je vorher an irgend einer Haut-
aifection gelitten hatte. Die Dermatomykose begann sich einige Tage nach
einem genommenen Bade zunächst am Scrotum zu manifestiren und befiel
bald nachher auch diebenachbarten inneren Schenkelflächen in beschränktem
Umkreise. Bei der letzteren Localisation waren die typischen schwefel-
gelben Scutula verschiedener Grösse auf ery thematösen Plaques situirt. Die
zahlreichen Scutula am Scrotum wiesen hingegen eine elfenbeinweisse Farbe
auf. Alle übrigen behaarten und nicht behaarten Körperflächen blieben
von der Pilzinvasion verschont. Das Achorion Schoenleinii wurde in
den Schildchen mikroskopisch agnoscirt, Culturversuche aber nicht ange-
stellt. KrcU.
Bodiii (1507) isolirte von einem trichophytiekranken Kalbe einen
Pilz, welcher morphologisch, culturell und physiologisch den Favuspilzen
näher steht, als den Trichophytiepilzen und daher den von B. vom Pferde
und vom Esel gewonnenen favnsähnlichen Trichophytiepilzen'' sich anreiht.
Die Affection stellte sich klinisch und mikroskopisch als wahre Trichophytie
dar. B. nennt sie „favus a lesions trichophytoides". Krcil.
Krösiiig' (1531) bestätigt zunächst Kräl's Angaben bezüglich der
wechselnden Grösse der Tricbophytonsporen*. K.'s Trichophytiepilze
prodncirten allemal Sporen von verschiedener Grösse. Selbst bei demselben
Pilze und in derselben Cultur schwankt die Sporengrösse innerhalb weiter
Grenzen, weshalb die SABOURAui)'sche'^ Eintheilung in gross- und klein-
sporige Pilze ungerechtfertigt und zugleich die auf der Sporengrösse basirte
Eintheilung der menschlichen Trichophytien unhaltbar ist. Entgegen der
M Vgl. auch Jahresber. II, 1886, p. 335 und X, 1894, p. 464. Ref.
•2) Vgl. auch Jahresber. XI, 1895, p. 451. Ref.
^) Vgl. das nachstehende Referat Bodin. Ref.
1) Jahresher. X, 1894, p. 464. Ref. — ^) Jahresber. VIII, 1892, p. 40'2. Ref.
Hypliomycetcn. Fiage nach verschieflenen Alton boz. Varietäten (335
des Trichophytiepilzes und deren pathologische Bedeutung.
fiüher^ ausgesprochenen Hoffnung gelang es nicht, Trichoph^ytiepilze
mikroskopisch zu differenziren, weil ein und dieselhe Cultur, abgesehen
von dem Einflüsse verschiedener Züchtungsbedingungen, verschiedene Arten
von Generations- und Fructiticationsorganen enthalten könne. Dahingegen
sei das makroskopische Aussehen der Culturen geeignet, insofern sie sich
auf dem gleichen Nährboden bei gleicher Temperatur und Luftfeuchtigkeits-
gelialt entwickelt haben und gieichalterig sind, verschiedene Trichophytie-
pilze von einander zu unterscheiden. Namentlich auf der Kartoffel sei das
Wachsthum am charakteristischesten. Nach ihren Kartoftelculturen theilt
K. die von ihm isolirten Trichophytiepilze in 3 Gruppen ein: I. in solche
mit trockenem pulverigen Belag und Braunfärbung derKartoliel am Rande
der Cultur; IL in ebensolche nhne Kartoffelverfärbung; IIT. in solche mit
weissem, wollig-wattigem Belag ohne Kartoffelverfärbung. Gruppe I soll
dem Tr. fuscum tardum Rosenbach-, Gruppe II dem Tr. farinaceum album
polysporum Rosenbach nahe stehen. Jeder trichophytischen Affection liegt
nur ein Pilz zu Grunde'l Sycosis und Trichopln^tia circinata, also tiefe und
oberflächliche Läsionen können durch den gleichen Pilz hervorgerufen
werden. Eiterungen kann das Trichopliyton allein verursachen. Aus dem
klinischen Bilde einer Trichophytie kann bisher auf die Art des parasitären
Pilzes nicht geschlossen werden. Die Culturbilder der K.'schen Pilze auf
Kartoffel variirten — entgegen Kral' — nicht, wenn sie von Culturen
auf verschiedenen Nährböden oder verschiedenen Alters aus angelegt worden
waren. Die K.'schen Pilze gediehen bei stark saurer und bei stark alka-
lischer Reaction der Nährböden, sowie bei verhindertem und bei freiem
0-zutritt und veränderten nicht die Reaction des Nährbodens. Nie kam es
bei den mit verschiedenen Trichophytonculturen epidermidal geimpften
Meerschweinchen zur Bildung sykotischer Knoten. Die nach subcutaner
Impfung bei derselben Thierart auftretende knotige Infiltration wäre blos
1) Jahresber. X, 1894, p. 468. Ref.
2) Jahresber. X, 1894, p. 466. Ref.
*) Bei der vom Verf. befolgten Methodik (1. c.) war kaum ein anderes Resultat
zu erwarten, selbst wenn thatsächlich in dem Material von irgend einem der
Fälle des Verf'.'s mehrere Pilze gleiclizeitig vorhanden gewesen wären. Denn
Verf. hat, ebenso wie Rosenhach (1. c. auch Fussnote daselbst), nur Culturen
(junge Mycolrasen), nicht aber direct die pathologischen Producte zum
Plattenverfahren verwendet, walirscheinlich aus dem Grunde, weil ilim das Zer-
reiben von trichophytischem Materiale niclit gelang. Nun sind aber, nach der
eigenen Angabe des Veri'.'s Trichopliytien des Capillitiuni bei Kindern ihm in
Breslau noch nie zu Gesichte gekommen, während Ref. eben nur solche Fälle
(Trichophytia capillitii) zu untersuchen Gelegenheit hatte, von welchen die
erkrankten Haare zufolge ihrer sprödbröckeligen Beschaffenheit sich müluilos
bis zum völligem Versclnviuden mit Kieselsäure verreiben licsscn (vgl. auch das
nachfolgende Kei'eraL: Waelsch). Zu welchem Zwecke Verf. auch Fiter vor der
Aussaat mit Kieselsäure zu behandeln vorsuchte, ist dem Ref. uuerlindlich. hu
übrigen scheint Verf. von soincn klinisch verschiedenen Trichophytien nur einen
einzigen Pilz gewonnen zu liaben. Denn die von ihm l)oschrieboiion Cultur-
bilder lassen sich auf der Kartotf'el mit einem und demselben Tricho]>liytiopilze
hervorbringen. Ref.
■*) .hihresl)or. X, 1S9I, p. 469. Fussnote. Hof,
636 Ilyphomyceten. Frage nach verschiedenen Arten hez. Varietäten
des Trichophytiepilzes und deren pathologische Bedeutung.
als Ecizwirknng aufzufassen, da der injicirte Pilz, wie mikroskopische Unter-
suclmng und Culturverfahren gezeigt haben, abzusterben scheint. Krcll.
Ssil)Ourau(l (1554) formulirt die Resultate seiner Untersuchungen über
Trichophytie^ als „Abschliessende Untersuchung" (1892-1896) in nicht
weniger als 82 Paragraphen. Wir können hier nur einige Hauptpunkte
derselben streifen. Die sich stets gleich bleibenden Eigenschaften aller
Trichophytonarten, die bei keinem anderen parasitären Mikroorganismus
angetroffen werden sollen, seien das Verursachen einer circinösen Erkrank-
ung der menschlichen Haut, das Vorkommen auf derselben als Mycelium und
als Myceliumspore (Endospore), das Fehlen von externer Sporenbildung auf
der Haut, die constante Bildung freier Sporen auf künstlichen Nährböden
und das Assimiliren von Kohlehydraten in den Culturen. Von allen tricho-
phytischen Producten der verschiedensten klinischen Form erhält man von
demselben Individuum immer die gleiche Cultur, wenn die Infectionsquelle
die gleiche war, hingegen eine recht beträchtliche Anzahl verschiedener
Keime bei verschiedenen Infectionsquellen. Es giebt eine namhafte Anzahl
von Pilzarten, die beim Menschen Trichophytiasis erzeugen. Sie gehören
sämmtlich zur Familie Sporotrichum Botrytis (L. Sacc.) der Klasse der
Mucedinen. Jede Trichophytonart scheint ihren bestimmten Länderstrich
zu haben, in dem sie heimisch ist. In Paris kommen bei Kindern Tricho-
phytonarten vor (Herpes tonsurans scholae), die ausschliesslich das Haar-
innere (Tr. endothrix purus) invadiren. Herpes tonsurans scholae ist eine
trockene Form ohne entzündliche Erscheinungen an der Haut, fast immer
begleitet von Uebertragungen auf die unbehaarte Haut. Das Tr. endothrix
der Kinder umfasst eine kleine, einander sehr nahe stehende Anzahl von
Arten mit kraterförmiger Cultur. Sämmtliche Trichophytien bei Kindern
auf dem Lande, selbst in dem Umkreise von Paris, rühren von Tr. ectothrix
her. Dieses kommt als purus beim Menschen selten, bei Thieren häufiger
vor. Tr. endo-ectothrix ist dagegen bei Menschen und Thieren sehr oft
vorhanden. Alle Fälle von Sycosis des Bartes, '■'/^q aller Fälle von Haut-
trichophytien, ^j^^ der Fälle von Herpes tonsurans und sämmtliche Onycho-
mykosen scheinen durch das Tr. endo-ectotlirix oder das Tr. ectothrix purus
verursacht zu werden. Einzelne Trichophytonarten mit weisser Cultur er-
zeugen (in Frankreich) fast immer Eiterungen. Wenn sie sehr abgeschwächt
sind oder erhitzt worden waren, können sie auch blos einen trockenen
Trichophytieheerd hervorbringen. Eine ziemlich grosse Zahl von circinösen
Haut- und Haarerkrankungen, deren trichophytische Natur klinisch nicht
anzuzweifeln ist, geben Achorion-ähnliche Culturen. Die Culturen ge-
deihen, wie jene aller bekannten Achorionarten, bei 30-35^ rascher als bei
10-20", verflüssigen im Gegensätze zu den Trichophytonarten schon 3-4
Tage nach dei' Aussaat die Gelatine, vermögen Kohlehydrate nicht zu assi-
miliren, entbehren der für das Trichopiiyton so charakteristischen Trauben-
bildung und erzeugen am Menschen oder am Thiere keine Scntula. Es
1) Jahresber. VIU, 1892, p. 402; IX, 1893, p. 457; X, 1894, p. 469, 470, 472,
475; XI, 1895, p. 454. Ref.
Hyphomyceteu. Frage nacli versclüedenen Arten bez. Varietäten (337
des Trichoijhytiepilzes und deren pathologische Bedeutung.
i?ebe daher echte Favusarten, die V)eim Menschen die lilinischen Erschei-
nungen der Trichopliytie auslösen und deren Erreger erst durch die Cultur
agnoscirt werden können. Die Alopecia chronica, durch das Mikrosporon
AuDOuiNi verursaclit, bietet grosse Plaques mit grauen, feinen, festsitzenden
Schuppen dar (Pityriasis alba parasitica), auf welchen die 6-7 mm langen
Haare mit einem grauen Pilzbelage überzogen sind, der als Haarscheide
noch 3-4 mm in die Haut eindringt. Wenn nicht gleich im Beginne be-
kämpft, wird die Krankheit sehr hartnäckig. Sie ist für Kinder höchst
contagiös, verschwindet aber spontan gegen die Pubertät, ohne dauernde
Kahlheit zu hinterlassen. Der Pilz umgiebt das Haar als unregelmässig
gelagerte polyedrische Sporen, im Innern des Haares erscheint er als faden-
förmiges Mycel, das mit seinen Endtibrillen das Haar durchbohrt. Auf den
letzteren sind nun die „Ectosporen" neben einander befestigt. Das Mikro-
sporon AuDOuiNi bildet auf allen festen Nährböden eine flache Scheibe von
weissem flaumigem Rasen, auf Kartoifel einen grauen feuchten Strich, der
später rothbraun wird und sich mit spärlichem Flaum bedeckt. Das Mycel
ist keulenförmig, die Sporen entstehen auf kammartigen Schleifen. Nur
beim Pferde (Herpes contagiosus des Füllens) kommt eine Varietät des M.
AuDOuiNi vor, die sich morphologisch, nicht, culturell nur durch ihre rothe
oder gelbbraune Farbe von M. Audouini unterscheidet und in seltenen
Fällen auch auf den Menschen übertragen wird. Die beiden Mikrosporon-
pilze sollen der Familie Marteusella am nächsten stehend Kral.
Nach Collavitti (1510) wären bei den verschiedenen klinischen For-
men der Trichophytie des Menschen nur zwei Pilze'- betheiligt: das gross-
sporige Trichophyton mit Sporen von 5-7 jtt Durchmesser und mit sicht-
barem Mycel, die Haartrichophytien verursachend; das kleinsporige Tricho-
phyton mit Sporen von 0,5'^-3,(J ^ Durchmesser und mit nicht oder selten
wahrnehmbarem Mycel, die schweren Trichophytieformen hervorbringend.
Eine dritte Gruppe würde die Trichophytiepilze der Thiere zu umfassen
haben. C. bespricht an der Hand je eines eingehender geschilderten Falles
(nur mikroskopische Untersuchung ohne Culturverfaliren) die verschiedenen
') Die Behauptung Verf. 's (sub 1), ,,dass das Veranlassen einer circinären Er-
krankung eine stets gleichbleibende Eigenschaft aller Trichophytonarten sei,
die bei keinem anderen parasitären Mikroorganisuius angetroffen wird", wider-
legt Verf. (sub 60) selljst: ,,Es giebt echte Favusarten, die beim Menschen die
klinisclinn Erscheinungen der Trichophytiasis verursachen'". Das Assimiliren
von Kohlenwasserstoffen, besonders von Zucker, soll ausser den Trichoi)hytou-
arten „keinem anderen parasitären Mikroorganismus", vor allen auch nicht dem
Achorionpilze zukommen. CJerade das Gegentheil davon ist allgemein — Verf.
ausgenommen — bekannt, nämlich dass neben vielen pathogenen Bacterien
auch alle pathogenen (Achorion inbegriffen) und nicht pathogenen Fadenpilze
verschiedene Zuckerarten zu assimiliren vermögen, ja dass vielen von ihnen
diese Kohlenstoftquelle besser zusagf als jede andere. Im übrigen sei auf die
Fussnofen .lalueslicr. VIII. 1S92, ].. 408;' IX, 189:'.. p. A'u ; X, 1.^94, p. 47-2;
XI, 1.S9."), p. 4"):} und auf die hier referirte Trichophytie- und Favus -Literatur
Band VIll-XII hingewiesen, lief.
*) die Verf. einmal als „sjiecie", das andere Mal als ..varietä" Ijezeichnet. Ref.
■') Trichopbytonsporen von 0,ö /i hat lief, nie, weder in Schuppen oder Haa-
ren, noch in Culturen gesehen, lief.
638 Hyphouiyceten. Frage nach verschiedenen Arten bez. Varietäten
des Trichophytiepilzes und deren pathologische Bedeutung.
klinischen Formen von Trichophytiasis beim Menschen, Ekzema margina-
tum lind einen Fall von trichophytischem Tumoi- mit inbeg-riffen (letzterer
von Caju'Ana auch culturell und von C. studirt). Kral.
Velaii-sitti (1536, 1587) hat im Ganzen 30 Fälle von Trichophytie
des behaarten Kopfes, 17 von Barthaartrichophytie, 4 von Trichoph3'ti6
der unbehaarten Haut, 1 von trichophytischer Onychomykose und 4 von
Trichophytie der Hausthiere (Pferd, Rind, Hund) studirt \ Die Untersuch-
ung der Haare geschah nach dem Vorgange Sabouraub's, die Reinzüchtung
des Pilzes ähnlich der Methode von Kral"-'. Bei vielen Fällen von Tricho-
phytia capillitii hatte der Pilz sich innerhalb des Haares, bei den Bart-
haartrichophytien zwar häufig ausserhalb des Haares angesiedelt, doch
war bei mehreren Fällen der ersteren Localisation das Trichophj^ton aus-
schliesslich nur ausserhalb und bei vielen Fällen der letzteren nur inner-
halb des Haares vorhanden. P. beobachtete überdies bei der von Zeit zu
Zeit vorgenommenen Untersuchung von erkrankten Haaren derselben Läsion,
dass der ursprünglich nur ausserhalb des Haares vorgefundene Pilz später-
hin nur innerhalb der Haare vorkomme. Von allen Fällen erhielt P. Pilz-
culturen und zwar 8 „botanische Varietäten" des Trichophyton, die nach
ihrer Farbe bezeichnet werden als violettrothe, rosenrothe, gelb weisse,
weisse, braungelbe, bestäubte (polverosa) gelbe, kraterförmige gelbe und
schwarze Varietät '^ Die violettrothe Varietät wurde von der Mehrzahl der
Fälle verschiedenster Localisation, die schwarze nur einmal (vom Hunde)
isolirt. P. giebt eine eingehende Beschreibung der culturellen Merkmale der
8 Varietäten auf verschiedenen Nährsubstraten. Er wendet sich gegen die
Conmiensualismus-Tlieorie von Saboukaud ^ als aus mangelhafter Methodik
hervorgegangen und erklärt die Eintheilung der KRösiNo'schen (s. S. 634)
Trichophytiepilze in Gruppen mit bestäubtem und mit nicht bestäubtem
Rasen als nicht berechtigt, da man mittels geeigneter Nährböden von dem-
selben Pilze nackte oder bestäubte Colonien erhalten könne. Impfungen
am Menschen, die P. mit seinen 8 Trichophytonvarietäten vornahm, waren
stets von Erfolg begleitet, wenn Kartoifel- oder Rübenculturen benutzt
wurden, sie verliefen resultatlos mit Agar- und Gelatinecultureu, wenn der
Pilz eine längere Zeit saprophytisch fortgezüchtet worden war. Das direct
^) Jahresber. XI, 1895, p. 451: Mibelli. Ref.
^) Verf. zerzupft die vorher mit Kalilauge und 1 ";(,„ Sublimat behandelten
trichophytischen Haare mit einer Nadel und bringt die Fragmente auf das
Nährmedium. Sowie eine stecknailelkopf'grosse Colonie sich entwickelt hat,
wird sie in einer sterilen Flüssigkeit mittels Glasstab möglichst zerrieben und
hiervon Platten angelegt: also eine Methode, die im Princip identisch ist mit
jener von Rosen'bach (vgl. Jahresber. X, 1894, p. 466 und Fussnote) und von
Krösing (vgl. Jahresber. X, 1894, p. 468), aber gänzlich verschieden von jener
des Ref. (vgl. Jahresber. VI, 1890, p. 417; X, 1894, p.464 und XI, 1895, p. 453,
Fussnote). Ref.
"■') Alle diese und noch einige andere „Varietäten" hat Ref. von einer genu-
inen Trichophytonspore aus züchten können (vgl. Jahresber. X, 1894, p. 464
und XT, 1895, p. 452, Fussnote). Ref.
•*) Vgl. Jahresber. X, 1894, p. 472 und Fussnote, auch XI, 1895, p. 453, Fuss-
note. Ref.
Hyphomyceten. Frage nach verschiedenen Arten bez. Varietäten 639
des Trichophytiepilze.s und deren pathologische Bedeutung.
vom Thiere stammende Trichophyton erzeugte experimentell so schwere
Erscheinungen, dass sofort therapeutisch eingeschritten werden niusste.
Von Sykosen isolirte Pilze brachten wohl auch suppurirende Trichophytie,
jedoch von weit geringerer ]\ralignität hervor. Weniger virulent waren
die von Kopf haartrichophytien gewonnenen, am wenigsten virulent die auf
Agai- cultivirten Pilze. Nach P. sei die Pluralität der Trichophytonvarie-
täten „zweifellos durch die Culturen nachgewiesen'. Eine jede Varietät
könne die verschiedenen trichophytischen Tjäsionen erzeugen und es liesse
sich daher aus dem klinischen Bilde nicht schliessen, welcher Varietät der
pathogene Pilz zugehöre, ebensowenig als man aus den Culturcharakteren
feststellen kann, von welcher klinischen Trichophytieform der betreffende
Pilz herstammt. Die Art der Situirung und Anordnung des Pilzes im Haar
entbehrt eines diiTerential-diagnostischen Werthes. Die einzelnen Pilzai'ten
k) Vgl. auch Jahiesber. IX, 1893, p. 457, Referat No. 941. Kef.
546 Ilyphouiyceten. Pluralität des Trichophytiepilzes.
Mikrosporon Audouini.
Pilzes durch Eiterung- an der Impfstelle und einer serpiginüsen Tricho-
phytie von sehr langer Dauer. Der Pilz, 8 Monate lang auf künstlichen
Nährböden gezüchtet, erwies sich noch virulent und behielt seine Vitalität
auf Bierwürze 5-G Monate hindurch. Im Gegensatze zu dem pyogenen Tr.
ist das Tr. mit wurmförmigen gelben Culturen für das Pferd (250 Fälle,
Pferde eines Regiments betreffend) und für den Menschen sehr contagiös.
Die durch den Pilz beim Pferd ausgelöste trockene Mykose breitet sich
rasch über grössere Flächen ans, ohne foUiculäre Eiterung zu verursachen.
Beim Menschen bleibt die Pilzinvasion ebenfalls auf die oberflächlichsten
Schichten der Haut beschränkt. Die endo-ectothrichal befallenen Haare
sind an ihrer Basis von einer weisslichen Pilzhülle umgeben und sehr ge-
brechlich. Meerschweinchen acquiriren nach Impfung mit Culturen dieses
Pilzes eine ähnliche Dermatomykose. Ausser der traubenähnlichen Fructi-
tication producirt der Pilz auch perithecienähnliche Gebilde, die 4-5 grosse
Sporen einschliessen. Die vom favusähnlichen Tr. mit braunen Culturen
beim Pferde erzeugte trockene squamöse Trichophytie, nur bei jungen
Thieren vorübergehend auch von vesicopustulöser Form, ist für Pferd (38
Fälle von 40 Thieren desselben Stalles) und Mensch (5 Fälle spontaner
Infection) sehr contagiös. Der endo-ectothrichale, manchmal nur ecto-
thrichale Pilz ist für den Menschen ebenso pyogen wie jener mit weissen
Culturen. Er entwickelt sich auf den künstlichen Nährböden sehr langsam,
auf zuckerhaltigen Medien und auf Kartoffel kümmerlich. Das favusähn-
liche Trichophyton mit grauen Culturen wurde von einem jungen Esel iso-
lirt, dessen Trichophytie klinisch mit jener durch den vorigen Pilz am
Pferde erzeugten übereinstimmte. Ausschliesslich ectothrichale Localisation
dieses Pilzes führt beim Menschen (3 Fälle von spontaner Uebertragung)
zu einer circinären Trichophytie mit vereinzelten Eiterheerden und gut-
artigem Verlauf bei leichter und rascher Heilbarkeit. Der Pilz entwickelt
sich sehr langsam und nur innerhalb des Nährbodens und verflüssigt Gelatine
rasch. Er verursacht beim Meerschweinchen Eiterung an der Impfstelle
und eine langsam verlaufende circinäre Trichophytie mit endo-ectothrichaler
Localisation des Pilzes^ Krül.
^) Verf. betont die auch von Säbouraud bei anderen Trichopliytiepilzen ge-
machte Beobachtung, dass alle seine (Verf.'s) Culturen von Tricliophytiepilzen
vom Pferde während einer längeren oder kürzeren Zeit das Aussehen von Rein-
culturen bewahrten. Nach mehreren Wochen traten aber an irgend einer Stelle
des Rasens von diesem verschiedene, beispielsweise flaumige, weisse oder feuchte
graue Vegetationen auf. Diese Erscheinung möchte Vei-f. nur in gewissen Fällen
als aus Pilzassociationen (Commensalismus Säbouraud: vgl. Jahresber. X, 1894,
p. 472 und Fussnote ^) hervorgegangen betrachten. Zumeist soll ihr Polymor-
phismus zu Grunde liegen, und Verf. will auch bei-eits die Entstehung neuer
Formen bei gewissen Trichophytiepilzen beobachtet haben. Nichts desto-
weniger behauptet Verf., Ref. sei vollständig im Irrthum, wenn er glaubt, dass
der Polymorphismus einer Trichophytonart genüge, um die verschiedenen Cul-
turformen zu erklären, die von verschiedenen klinischen Formen von Tricho-
phytie erhalten werden. Es sei, entgegen Kral, ,, bewiesen", dass man sehr zahl-
reiche Trichophytonarten mittels der Cultur differenziren könne. Die Pluralität
der Trichophytiepilze stehe ausser Zweifel. Hierauf dürfte die kurze Entgeg-
Hyphomyceten. Pluralität des Trichophytiepilzes. 647
Mikrosporon Aüdouini. Pilz der Pityriasis versicolor.
Courinoiit (151 7), glücklichei" als Saboukaud^, gelang- es, mittels Scari-
fication und Aufbringen reichlicher Culturmengen von Mikrosporon
AuDouiNi, vom Kinde und von einem jungen Senegalneger isolirt, am Meer-
schweinchen, Kaninchen und Pferde positive Impfresultate zu erzielen. Die
experimentell erzeugten Läsionen stellen sich dar als squamüse, excentrisch
sich vergrössernde Flächen von gering-er Ausdehnung bei vollständigem
Haarausfall. Nur am Kaninchen erschienen im Beginne der Krankheit die
vom Pilze invadirten Hautflächen geröthet. Sehr milder Verlauf, kurze
Dauer und spontane Heilung dieser experimentellen Dermatomykose, die
sich in nichts von anderen experimentellen thierischen Trichophytien unter-
scheiden soll. Krcil.
Spietschka (1559) gelang es, aus den Schuppen von Pityriasis ver-
sicolor (12 Fälle) mittels der KBAL'schen Methode auf Harnagar stets
ein und denselben Fadenpilz reinzuzüchten. Die grob granulirten grau-
weisslichen oder gclbweisslichen Colonien des Pilzes waren in den Platten
gegenüber jenen fremder Mikroorganismen häufig in überwiegender Anzahl,
bisweilen in förmlicher Reincultur vorhanden. Die Colonien entwickeln sich
in der Regel sehr langsam, weshalb die weiteren üebertragungen zumeist
in KnÄL'sche Plattendosen (Dauerplatten) vorgenommen wurden. In den-
selben treten nach einigen Wochen von allen Colonien peripher moosartige
Ausläufer mit .sehr zierlichen Verzweigungen aus. Die Colonien können
nung genügen, dass die französischen Trichophytieforscher (Sabouraud und
Verf.) entweder Mischculturen ,, isolirt" und stndirt haben, und dann sind
ihre diesbezüglichen Arbeiten sammt allen ihren Schlüssen vollkommen wertli-
los; oder sie hatten an Reinculturen Wachsthumsvariationen (Polymoi-phismus)
wahrgenommen, welche von Sabouraud irrthümlicherweise als Commensalisnius
(vgl. auch Jahresber. XI, 1 S9o,p. 453, Fussnote'-) gedeutet worden waren, während
Verf. sich nun, allerdings unter Sträuben und Laviren, der Macht der That-
sachen nicht länger verschliessen kann. Sabouraud und Verf. behaupten,
weil ihre Trichophytonculturen verschiedene Farben und Formen aufwiesen,
ebenso viele verschiedene Pilzarten vor sich gehabt zu haben. Ref. hat dahin-
gegen nachgewiesen, dass aus einer einzigen Trichophytonconidie Culturen
von verschiedener Farbe und Form hervorgehen können. Trichophytiepilze
sind also mittels der Cultur allein (ebensowenig wie andere Mikroorganismen)
nicht ditferenzirbar, und ihre Pluralität (deren Möglichkeit vom Ref. übrigens
nie bestritten worden ist: vgl. Jahresber. VUI, 1.S92, p. 403, Fussnotc -) steht
bislang nichts weniger als ausser Zweifel. Wie man willkürlich eine lieliobig
grosse Anzahl von „Arten" von Achorion und Trichophyton anfertigen kann,
hat Ref an dieser Stelle (vpl. Jahresber. VII, 1S91. p. 3B9, Fussnote und X,
1894, p. 464) dargethan. Die Frage von der Kinheit oder Vielheit des Tricho-
phylicpilzes ist daher auch heute noch als eine oti'ene zu betrachten.
Jeder pathogene Fadenpilz erwirbt bei sehr langer Züchtung auf ein und
demselben Substrate (Mensch, Thier, künstliche Nährmedien), als Parasit oder
als Saprophyt neue morphologische und physiologische Kigenschaften, die sich
auch auf einem anderen Substrate zeitlich constant, also zeitlich vererblich
erhalten können. Deshalb ist aber der Pilz noch nicht zu einer neuen Art, nicht
einmal zu einer Varietät im botanischen Sinne geworden. Wir haben uns eben
mit allen Formen, die in den Fvolutionscyclus einer Fadenpilzart hineingeboren,
vertraut zu machen, nicht aber diese verschiedenen Kntwicklungst'ormen ohne
Weiteres als neue Arten hinzustellen. Ref.
') Jahresber. X, 1894, p. 470, auch das voranstehende Referat: Saboubaud. Ref.
648 Hyphomyceten. Pilz der Pityriasis versicolor, des Mycetoma.
nach 8-10 Wochen einen Durchmesser von 6-8 mm erreichen. Sie bestehen
aus kugeligen Sporen, die kleinsten kaum grösser als ein Eiterkokkus, die
grössten bis zum lOfachen Durchmesser eines solchen, zumeist in Haufen,
manchmal kettenartig angeordnet; ferner aus kurzen oder langen, septirten
oder nicht septirten und verzweigten Fäden, bisweilen mit keulenförmig
geschwellten Enden, die namentlich in jungen rasch entwickelten Ober-
flächencolonien zu sehr langen, schön gewundenen Fadenbündeln vereint
sich vorfinden. Die Dicke der langen Fäden erreicht nicht 1 /a. Besonders
die langen Fäden zerfallen sehr rasch perlschnurartig in Sporen. Rasch
wachsende Colonien waren noch nach ^/^ Jahre mit Erfolg übertragbar,
langsam wachsende Colonien gleichen Alters hatten ihre Entwicklungs-
fähigkeit bereits verloren. Am besten gedeiht der Pilz auf Harn-, Glycerin-
Zucker- und auf Glycerinagar, am langsamsten auf Gelatine, Kartoffel und
Zuckerrübe. Der Pilz peptonisirt nicht Gelatine und coagulirt nicht die
Milch. Auf coagulirtem Eiweiss bildet der Pilz mitunter braunes Pigment,
sehr ähnlich der durch den Pilz hervorgerufenen Braunfärbung der mensch-
lichen Haut, auf Eigelb stellenweise orangefarbiges Pigment, nach weiterer
Uebertragung der orangegelben Cultur von Eigelb auf Eigelb und Eiweiss
wieder graubraunen Farbstoff. Der Pilz ist von dem von Unna und v. Sehlen^
bei Pityriasis versicolor gefundenen gänzlich verschieden, besitzt hingegen
mehrere gemeinsame Eigenschaften mit dem Pilz von Kotljar^, mit
welchem er von Sp. dennoch nicht identificirt werden kann. Impfungen am
Menschen mit Reinculturen des Pilzes, die Sp. an sich selbst und an 6 Indi-
viduen verschiedenen Alters vornahm, führten in einem Falle zu einem
positiven Ergebnisse: deutlich graubraune Verfärbung der Haut (Oberarm)
ohne Entzündungserscheinungen mit reichlicher Desquamation. In den
Schuppen konnte das Mikrosporon furfur mikroskopisch in typischer Anord-
nung nachgewiesen und aus ihnen wieder ein mit dem verimpften culturell
identischer Pilz isolirt werden. Sp. betrachtet demnach den von ihm rein-
gezüchteten Pilz als den Erreger der Pityriasis versicolor. KräJ.
Hy(le,SeiiliundBisliOp (1528) bringen die klinischen und pathologisch-
anatomischen Befunde von einem von ihnen untersuchten Fall von My-
cetoma, einen 20jährigen Studenten betreffend, der nie die Vereinigten
Staaten verlassen hatte. Der Patient pflegte als 7jähriger Knabe während
der Sommermonate mit Vorliebe in Wasserläufen zu waten. Bald nachher
bemerkte er einen harten Knoten auf der Plantarfläche des linken Fusses,
der zwar nach Behandlung mit Salpetersäure schwand, nach einigen Jahren
aber wieder auftrat. Die Affection breitete sich mit der Zeit über Plantar-
und Dorsalfläche des Fusses und über die Zehen aus, so dass schliesslich
die vorderen Zweidrittel des Fusses in eine formlose Geschwulst umgewandelt
erschienen, auf welcher sich zahlreiche schwammige Knoten von Erbsen-
bis Haselnussgrösse erhoben. Die meisten der Knoten waren mit einer oder
mehreren fistelähnlichen Oeffnungen versehen, von welchen aus einigen
eiterähnliches Secret ausgedrückt werden konnte, das jedoch nie fischrogen-
1) Jahresber. VI, 1890, p. 416/417. Ref. — '•') Jahresber. VIII, 1892, p.406. Ref.
Hyphomyceten. Pilzbefunde bei Mycetoma, bei Piedra nostras. 649
artig war. Knoten und Geschwulst bestanden bis zum Periost der Knochen
aus spongiösem Granulationsgewebe, aus dem auf Druck zahlreiche weissliche
kleinstecknadelkopfgrosse Körperchen austraten. Im Derma und dem tiefer
gelegenen Gewebe waren Körperchen von strahlenartigem Aussehen vor-
handen, die in Uebereinstimmung mit Kanthack ^ aus 3 tinctoriell ver-
schieden sich verhaltenden Zonen bestanden. In ihnen Hessen sich die zarten
Mycelfäden des Mycetomapilzes (Streptothrix madurae) mit wässrigem
Methylenblau, Safranin und besonders gut mit der WEiGERT'schen Methode
nachweisen'-. Vollkommene Heilung nach Amputation. Kral.
Gerny und Vincent (1521) hatten neuerdings'^ Gelegenheit, einen Fall
von Mycetoma zu beobachten, der einen etwa 36jährigen Kabylen betraf.
Der Patient bemerkte vor 3 oder 4 Jahren einen Knoten auf der Plantar-
fläche des rechten Fusses; bald traten daselbst und auf der Dorsalfläche
neue Knoten, einzelne auch am Unterschenkel, auf und schliesslich war
das Glied einem Elefantenfuss ähnlich geworden. An den erbsengrossen
Knoten öffneten sich früher oder später eiternde Fistelgänge, aus welchen
auf Druck die charakteristischen gelblichweissen Körner hervorquollen. An
der abgesetzten Extremität konnte festgestellt werden, dass das erkrankte
Gewebe bis zum Fussskelett von zahllosen Eiterheerden durchsetzt war, aus
welchen die erwähnten Körner bei P^inschnitt spontan in grossen Mengen
austraten. Alle Knochen waren leicht zerreiblich, theils mit Invasion der
Streptothrix madurae auf und unter dem Periost, theils mit solcher im Knochen-
gewebe selbst. Im übrigen bestätigen G. und V. bezüglich der morpho-
logischen und culturellen Eigenschaften der bei diesem Falle isolirten Strepto-
thrix madurae und bezüglich des Vorkommens von Streptok. und Staphy-
lok. in einzelnen Eiterlieerden ihre frülieren (1. c.) Angaben*. Kral.
Trachsler (1562) verglich Knotenhaare und die von ihnen gewonnenen
Culturen von jenen zwei Fällen von Piedra nostras herrührend, die be-
reits von Behbend''' und von Unna" untersucht worden waren. Makrosko-
pische oder mikroskopische Differenzen boten die Haare (an Schnitten durch
die Knoten) im Allgemeinen nicht dar. Dahingegen zeigten die Pilzculturen
von beiden Fällen sich etwas verschieden. So hatten die Pilzrasen von Fall
B. auf Peptoncaseinagar und auf Peptonlävuloseagar einen weniger fein-
strahligen Randsaum als jene von Fall U., auch waren die Culturen vom
crsteren Falle stets feuchter und von geringerer Consistenz als jene vom
letzteren. Der Pilz B. verflüssigt die Gelatine, dem Pilze U. fehlt dieses
Vermögen. Die Tiefenvegetation des Pilzes B. zeichnet sich durch starre,
mehr geradlinige und breitere Fäden mit sehr geringer Verzweigung und
durch dickere und kürzere Sporen aus, jene vom Pilze U. besteht aus wel-
') Journal of Pathology and Bacteriology 1892 p. 140 and 1893 \^. 140. l.Vf.
2) Vgl. auch Jahresbor. VllI, 1892, p. 380; IX, 1893, p. 438; X, 1894, i). 449,
478 und XI, 1H9.^), p. 41G. Ref.
») .Tahresber. VITI, 1^92, ]). 380 und X, 1894, p. 47-s. Rot".
^) Vgl. auch Jahresber. VIII, 1S92, p. 395; IX. 1893. p. 438, 439; X, 1894,
p. 449, 47H; XI, 1895, p. 460 und das voranstehende Referat: Hyde, Senn und
BisHoi'. Ref.
^j Jahresber. VI, 1890, p. 420. Ref. — «) Jahresber. XI, 1895, p. 461. Ref.
650 Hj'pboniyceten. Pilzbefunde bei Piedra nostras,
bei Pseudolupus vulgaris.
ligeii, nicht selten koikzioheiartiggekrümniten, schlankeren und längeren,
besonders am Ende mehr verzweigten, Fäden und aus kleineren Sporen.
Die Pilzzellen von Fall B. besitzen dünne Membranen und einen relativ
voluminösen Inhalt, jene von Fall U. dickere Membranen und einen spär-
lichen Zellinhalt'. Kral.
Unna (1564) hatte Gelegenheit, die von ihm von einem Falle von Piedra
nostras- gewonnenen Pilzculturen mit solchen zu vergleichen, die er aus
Knotenhaarcn des von Behrend"^ mitgetheilten Falles züchtete. Gewisse
constante culturelle und morphologische, von U. und von Tkachsler* cruirte
Verschiedenheiten Hessen es, trotz der klinischen Identität des Krankheits-
bildes unmöglich erscheinen, die von den beiden Fällen cultivirten Pilze
ein und derselben Art zuzuweisen. Da die Pilzsporen seines Falles etwas
schmäler und regelmässiger oval sind als jene des BEHREND'schen, benennt
U. nun seinen Piedrapilz: Trichosporon ovale. Mittlerweile in den Besitz
echter columbischer Piedrahaare gelangt, fand U., dass es sich bei diesen
mikroskopisch um eine sehr grosssporige besondere Art des Trichosporon
handle. Kral.
Der von (xilclirist und Stokes (1523) mitgetheilte Fall von Pseudo-
lupus vulgaris betraf einen oSjährigen Mann, dessen Krankheit vor 11 '/t
Jahren von einer weizenkorngrossen Prominenz am linken Ohr ihren Aus-
gang nahm. Die Affection breitete sich sehr langsam und vorwiegend band-
artig über das Ohr und die linke Wange aus, erreichte erst nach 7 Jahren
den linken äusseren Augenwinkel, übergriff' dann auf Stirn, Nase, rechtes
Auge und rechte AVange. Secundäre Heerde an anderen Regionen (Rücken-
fläclie der rechten Hand, Scrotum, Schenkel, Hals) heilten spontan oder
nach eingeleiteter Therapie. Die Läsionen an der Stirne waren theil weise
erythematös und oberflächlich ulcerirt, sonst aber, wie auch jene der Wan-
gen und Nase von ausgesprochen papillomatösem Aussehen mit Papillen
bis zu grosser Stecknadelkopfgrösse, zwischen welchen manchmal eine ge-
ringe Menge Eiter ausgepresst werden konnte. An anderen Stellen erhoben
sich die Papillen bis 6 mm über die normale Hautfläche. Die abgeheilten
Flächen stellten eine continuirliche atrophische Narbe dar, die weisser und
dünner als die normale Haut erschien. Die histologische Untersuchung er-
gab Hypertrophie der Epidermis mit zahlreichen miliaren Abscessen oder
namhafte Infiltration derselben mit polynucleären Leukocyten, grosse An-
häufungen von Granulationszellen im Corium, im oberen Tlieile derselben
noch einzelne miliare Abscesse, im tieferen Theile wahrnehmbarer Beginn
von Bildung einzelner tuberkelähnlicher Knoten. Zwischen den Granu-
lationszellen des Corium, am zahlreichsten jedoch in den miliaren Abscessen
^) Alle diese von der Frau Verf. angeführten ^feineren Unterschiede'', das
übrigens gleichfalls labile Peptonisirungsvermögen ausgenommen, können, wie
Ref. nachgewiesen und an dieser Stelle des öfteren hervorgehoiien hat und wie
jüngst von Waelsch, Krösino und von Pelagatti (vgl. die voranstehenden
Referate dieser Autoren) bestätigt worden ist, an ein und derselben, aus einem
Keime hervorgegangenen Fadenpilzcultur sich vorfinden. Ref.
^) Jahresber. XI, 1895, p. 461. Ref. — 3) Jahresber. VI, 1890, p. 420. Ref.
'j Vgl. das voranstehende Referat: Trachsler. Ref.
Hyphomyceten. — Soor. 651
waren runde und ovoide, doppelt conturiile Körper von 10-20/* vorhanden,
viele von ihnen mit Knospen, manchmal auch mit einer Vacuole versehen.
Riesenzellen fanden sich vereinzelt vor, Tuberkelbac. konnten nicht nach-
gewiesen werden. Eiter, von zwei verschiedenen Stellen entnommen, ergab
Keinculturen des in den Schnitten gesehenen Pilzes. Im hängenden Tropien
wuchs er zu Hyphen aus, an Avelchen lateral auf dünnen Sterigmen Conidien
von Form und Grösse der Mutterzelle entstanden. Das Oidium wächst gut
aber langsam auf den verschiedensten Nährböden, vergährt niclit Glykose,
Laktose, Saccharose, peptonisirt nicht Gelatine und bildet kein Indol. Auf
Gl^^cerinagar und Kartoffel bedecken sich die weissen Colonien mit zarten
Stacheln ^ Meerschweinchen erkrankten nicht nach Impfung mit frischen
Gewebsstücken, es war daher Tuberkulose auszuschliessen. Ein mit Kein-
cultur geimpfter und nach 2 Monaten getödteter Hund wies eine grosse
Anzahl von erbsengrossen, festen, lichtgelben Knoten an den pleuralen
Lungenflächen und im Lungengewebe auf, die histologisch das Bild der
Coagulationsnekrose darboten und das Oidium in Reincultur enthielten.
Meerschweinchen intraperitoneal mit Lungenknoten vom Hunde und ein
Pferd, subcutan mit Reincultur geimpft, reagirten durch Abscesse an der
Impfstelle, deren Eiter ausser grossen Mengen des Pilzes keine anderen
Mikroorganismen enthielt. Kräl.
In den letzten 2 Jahren hatte man auf der 2. Klinik für Geburtshilfe
uiul Gynäkologie der Budapester Universität mit einer Soor- Endemie zu
kämpfen; bei dieser Gelegenheit sah Grosz (152G) die Erfahrungen Berg's
sich bestätigen: eine Amme verliess ihr an Soor leidendes 10 Tage altes
Kind, um ein Kind eines Arztes zu säugen; letzteres erkrankte nach 1-2
Tagen an Soor. Die Infection geschah also angeblich durch die Brust.
Gefördert wird die Entstehung der Soorerkrankung hauptsächlich durch
die in den ersten Ijcbenstagen stets stark aufgelockerte und desquamirende
Schleimhaut der Zunge; mit Epstein hält G. das Mundwaschen bei Soor für
)iachtheilig, da durch selbes die Schleimhaut noch mehr geschädigt, und
das Auftreten der BEUNAii'schen Aphthen unterstützt wird; desgleichen
sind auch die prophylaktischen Mundwaschungen nach G.'s Erfahrungen
werwerflich. Bei Mundwaschung erkrankten von 447 Neugeborenen 145
(== 32,0 "/^,); nach gründliclier Reinigung der betreffenden Räume und nach
"-'monatlicher Auslüftung derselben erkrankte nach Ilinwrglassung der
Mundwaschung und bei Reinigung der Brust vor und nach dem Stillen, von
45 Neugeborenen nur eines an Soor. Im nächsten Monate verschlimmerten
sich jedoch die Verhältnisse wieder, denn von 45 erkrankten 12. Nachher
v\urde nadi Art der prophylaktischen Bindehautl)ehandlung (nach Ckkuk)
die Mundliöhle der Neugclxirenen während ihres Aufcntlmltes im Spitalc
täglicli einmal mit 1 pi'oc. Silbernitrat- Lösung ausgepinselt, worauf von ÜiO
Neugeborenen nur 20 (= 9,25 ^/o) erkrankten. Trotzdem empfiehlt G.
dieses Verfahren nur bei liartnäckigen Endemien. Prrf'.<<\.
') Diese Ersclieimnig l'Uegt in der 'l'hat lioi O'iMicn und Fusarien auf gewissen,
insbesondere /.uckerhaltigcn Nähiliödcn aufzutroton. Hof,
552 Hyphomyceten. Der Soorpilz.
Nacli Cliarrill und Ostrowsliy(1515) übt der Soorpilz im Organismus
ausser einer mechanischen Wirkung, die sich namentlich an den Ansiede-
luugsheerden des Pilzes manifestirt, auch einen toxischen Einfluss aus.
Seine Toxine verändern die Temperatur, die Zusammensetzung des Urins
und können auch den Tod herbeiführen. Der Pilz kann an Innern Organen,
insbesondere an Nieren und Darm, intensive Läsionen erzeugen, die zur
Retention der Toxine und somit gewissermaassen zu einer Autointoxication
führen. Diese Annahme stützen die klinischen Symptome, die Toxicität von
Serum und Urin, sowie die histologischen Befunde. Immunisirte Thiere
erwerben eine höhere Resistenz, wenn sie mit steigenden Dosen von lebenden
aber abgeschwächten Soorpilzculturen behandelt werden^. Kral.
Meerschweinchen unterliegen nach Roger (1546, 1547) der subcutanen
Injection von 1 ccm Soorpilzcultur nach einigen Tagen mit zahlreichen
miliaren Abscessen an den Nierenoberflächen. Mit sehr kleinen Dosen begin-
nend, gelingt es, die Thiere g^g&w die doppelte bis dreifache tödtliche Dosis
zu immunisiren. Bouillonculturen des Soorpilzes, welchen einige Tropfen
Serum von gegen Soor immunisirten Thieren hinzugefügt werden, ent-
wickeln sich dürftig. Solche Culturen enthalten viel reichlicher die Hefe-
formen und weit seltener die Fadenformen, als die gleichen Culturen ohne
Serumzusatz. Gleichzeitig erscheinen Hefen und Hyphen von einer Art
gelatinöser Substanz umhüllt, agglutinirt. Weitere Uebertragungen der
Bouillonculturen mit Serum in Bouillon mit Serum gehen überhaupt nicht
an, in Bouillon ohne Serum ergeben ein kümmerliches Wachstlmm"^. KräL
Monnier (1534) beschreibt einen von ihm beobachteten Fall von pseudo-
membranöser Angina, verursacht durch den Soorpilz. Ein 35jähriger Ar-
beiter, wegen Verbrühung in Spitalbehandlung befindlich, acquirirte während
der letzteren eine Angina mit sehr dicken aber leicht ablösbaren Pseudomem-
branen auf beiden Tonsillen und der ganzen Zungenoberfläche, die, wie
mikroskopisch, culturell und durch das Thierexperiment (Kaninchen endo-
venös positives, Mäuse und Meerschweinchen subcutan negatives Resultat)
festgestellt werden konnte, dem Soorpilz ihr Entstehen verdankte. Kral.
Ouitli (1527) behauptet in einer Monographie über „Mughetto", dass
der dieser Krankheit eigenthümliche Mikroorganismus der Klasse der Saccha-
romyceten angehört. Ti'ambusH.
Porak (1538) beobachtete auf der Zunge eines 4 Tage alten Säuglings
eine Anzahl kleiner, meist ovaler, etwas unregelmässig conturirter Auf-
lagerungen von weisslicher Farbe mit bläulichem Schimmer, die sehr fest
an ihrer Unterlage adhärirten, doch sich, einmal entfernt, nicht wieder er-
neuerten. Nach der von Perron vorgenommenen bacteriologischen Unter-
suchung bestanden die Auflagerungen mikroskopisch aus wenigen Epithel-
zellen, dann Mycelfäden und aus runden, ovoiden Zellen von mehr als
der Grösse eines Erythrocyten. Culturen ergaben grosse Hefezellen, die
auf bestimmten Nährmedien ebenfalls Mycelfäden bildeten. Klinisch unter-
\) Vgl. auch Jahresber. XI, 1895, p. 461. Ref.
-) Vgl. auch das voranstehende Referat: Charrin und Ostrowsky. Ref.
Sprosspilze. Färbung und Cultur von „Blastomyceten". 653
schieden sich diese Auflagerungen von Soor durch ihre Farbe, Form, Ad-
härenz zur Mucosa und durch das fehlende Wiedererneuern^. Kral.
Aievoli (1505) schlägt folgende von ihm modificirte SANPELiCE'sche
Methode zur Färbung von Blastomyceten vor:
Fixirung der Gewebe in absolutem Alkohol; Aufhellen kleiner Stücke
in Xylol; Einbetten in Paraffin; Schneiden mit Mikrotom. Aufkleben auf
Deckgläschen mit Eiweiss. Entparaftiniren in Xylol. Entxylolisiren in ab-
solutem Alkohol. 10-20 Minuten langes Einlegen der Schnitte in Ehr-
liiCH'sche Lösung.
Auswaschen in destill. Wasser. Einlegen in 5proc. Oxalsäure. Aber-
maliges Auswaschen in destill. Wasser. Entfärben in absolutem Alkohol,
bis die Schnitte völlig farblos erscheinen. Einlegen in Iproc. wässrige
Saffraninlösung 2-3 Minuten. Auswaschen in destill. Wasser. Wiederholtes
Durchwaschen mit absolutem Alkohol bis die Schnitte beinahe rosa aus-
sehen und wasserfrei sind. Endlich Aufhellen in Xylol und Einbetten in
Balsam.
Bei dieser Methode, welche nach Ansicht Verf.'s ausgezeichnete Resultate
giebt, erscheinen die Parasiten blau, die Kerne roth gefärbt.
Nach dieser kurzen technischen Anleitung macht Verf. einige Bemerk-
ungen über Form und Verbreitung der Blastomyceten. Es scheint ein ge-
wisser Zusammenhang zwischen den Parasiten und dem Aufbau des Rete
Malpighii zu bestehen. Nach den Beobachtungen Verf.'s verbreiteten
sich die, in den eitrigen Geschwülsten zahlreich vorkommenden Parasiten
stets in langgestreckten Colonien den Lymphwegen folgend.
In Bezug auf die Formen der Parasiten stimmen die Beobachtungen Verf.'s
mit denen anderer Forscher überein. Tranihisti.
Campauiui(1512)beobachtetenichtpathogeneCulturen von Blasto-
myceten, die schon bei einer Temperatur von 55-60** steril wurden, wäh-
rend eine pathogene Art noch bei 60-66** sich gut, wenn auch langsam ent-
wickelte und erst bei 70° aufhörte, sich zu vermehren. Auch im Verhalten
gegen niedrige Temperaturen konnte Verf. einen Unterschied zwischen den
pathogenen und nicht pathogenen Arten feststellen. Während erstere näm-
lich Temperatureinwirkungen von 20** lange Zeit widerstehen und sich
sogar schneller entwickeln und weniger morphologische Veränderungen
zeigen, ist das bei den nicht pathogenen Pilzarten nicht der Fall.
In Bezug auf ihre antiseptischen Eigenschaften untersuchte Verf. Bor-
säurelösungen, Salicylsäure, Bor und Salicyl zusammen, hj'permangansaures
Kali, Chlorkalk, Chlorzink, Zincum sulfocarbonicum, Carbolsäure, Sublimat.
Aus diesen Versuchen geht hervor, dass sich selbst bei 5**/,) Lösung die
Blastomyceten in Borsäurt', Salicylsäure allein und in einer Mischung von
beiden, ebenso in hypermangansaurem Kali ruhig weiter entwickeln. Zincum
sulfocarbonicum, Chlorkalk und Chlorziuk sind noch bei B^/^ unwirksam.
') V^iolleicht liandelt en sich nichtsdestoweniger um den Soorpilz, von welchem
wir zwei, allerdings nahe verwandte Varietäten (vgl. Jahresber. X, 1894, p. 479,
Referat: Fischek und Brebeck) kennen gelernt haben. Ref.
(354 Sprosspilze. Widerstandsfähigkeit der „Blastorayceten".
Vorkommen beim Lebercarcinom.
Die Carbolsäure nur bei 1*^/^, das Sublimat hindert das Fortkommen der
Pilze, sobald seine Lösung stärker ist als 1 : 25000. Trainhii.sii.
Cjidcddil (1511) untersuchte die Widerstandsfähigkeit giftiger
und ungiftiger Blastomyceten gegen physikalische und clie-
niische Einwirkungen. Nach den Erfahrungen Verf.'s sterben die
lUastouiyceten schon eine Minute nach der Einwirkung von Sublimatlösung
1 : lOOi) und nach 5 Minuten in Carbolsäurelösung von 3 *'/(j, in Th^mol bei
1 : 1000, in salpetersaurem Silber bei 1 : 100. Auch widerstehen sie weder
den concentrirten Alkalien noch starken Säuren. Tannin (1 : 100), hyper-
mangansaui'es Kali (1 : 1000), Lysol (1 : 100) und absoluter Alkohol beein-
tiussen die Pilze nur wenig. Fast alle Blastomyceten, mit denen ex-
perimentirt wurde, starben, gleichviel welchen Ursprungs sie waren, nacli
1-3 Minuten, sobald sie einer feuchten oder trockenen Hitze von 100'^ C.
ausgesetzt wurden. Mit kleinen Diiferenzen, die durch ihren Ursprung be-
dingt waren, zeigten sich die untersuchten Pilze sehr wenig wider-
standsfähig gegen Holzrauch und wenig gegen Einwirkung putrider Flüssig-
keiten mit und ohne Mikroorganismen. In trockenem Zustande erhalten
sie sich fast unverändert; sie lebten noch nach 5 Monaten. Tramhusti.
Ferini und romponi (1520) versuchten experimentell die Wider-
standsfähigkeit der Blastomj^ceten verschiedener Provenienz gegen
physische und chemische Einflüsse zu erproben; sie untersuchten die Ent-
wicklung der Bacterien in Verbindung mit Säuren und Alkalien, und ihr
Verhalten gegen Alkaloide; ferner machten sie Versuche mit reinem Gl}^-
cerin, Glycerin und AVasser, Glycerin und Zucker und Pepton. Auf diese
Weise konnten Verff. die Widerstandsfähigkeit der Blastomyceten bei Er-
schöpfung, ihre Entwicklung bei Vorhandensein verschiedener Gase und
ihre Involutionsfähigkeit beobachten. Tramhiisii.
Sailfelice (1555) isolirte bei der Section eines Ochsen, der an pri-
märem Lebercarcinom mit Ausbreitung über das ganze lymphatische
System getorben war, einen neuen Blastomyceten, der sich von dem
früher von demselben Verf. beschriebenen „Saccharomyces neoformans" nur
durch die Art, wie er im Organismus degenerirt, unterscheidet. Wenn Verf.
frische, direct dem Gewebe entnommene Parasiten ohne Hülfe von Fixir-
flüssigkeit beobachtete, konnte er freie und intracelluläre Formen unter-
scheiden. Die freien Formen zeigten häufiger in den grossen als in den
kleinen Elementen nur eine lichtbrechende Hülle, andere einen hyalinen
Hof von verschiedener Dicke, welche die Membran umgab. Der Inhalt wird
meist von einem homogenen Protoplasma gebildet, in welchem sich licht-
brechende Körnchen in verschiedener Anzahl und Grösse befanden. Neben
diesen normal aussehenden Formen waren andere, die, wie Glas, stark licht-
brechend wirkten und den Eindruck machten, als wären sie durch gleich-
zeitige Verdickung der Membranen und des Centralkerns entstanden. Diese
Blastomyceten stellten einen durchscheinenden Ring dar, der eine gleich-
falls lichtbrecliende runde Masse umgab. Dann wieder zeigten sie die blasto-
mj'cetische Degeneration der Zellen, wie man sie bei der Entwicklung findet.
Nach den Untersuchungen Verf.'s ist diese Degeneration mit darauf-
PproRspike. Pathogene Wivlvung der „Blastomyceten". ß55
folgendem Tode der Parasiten auf clieniisclie Einwirkungen zurückzuführen.
Es handelt sich um eine durch Kalkphosphat erzeugte kalkige Degeneration.
Wegen dieses Vorganges in den Geweben nennt ihn Verf: Saccliaromyces
lithogenes. Der Saccharomyces lithogenes wirkt bei Meerschweinchen und
weissen Mäusen pathogen. Bei den Meerschw'einchen erzeugt er eine sich
hauptsächlich durch die Lymphgefässe über alle Organe ausbreitende allge-
meine Infection. Aus den Lymphgefässen geht sie gewölinlich in den Blut-
strom über und gelangt in die Nieren, in denen sie durch Degeneration
grössere Kalkmassen bildet als in den anderen Organen.
Injicirt man den Saccharomyces lithogenes weissen Mäusen in das ünter-
hautbindegewebe, so sterben sie meist nach 8 Tagen. Hier verbreiten sich
die Parasiten über die Lymph- und Blutgefässe, localisiren sich aber nicht
in den Organen. Wahrscheinlich ist die Maus dem Oift des Saccharomj'ces
lithogenes zugänglicher.
Wird der Sacharumyces lithogenes Schafen eingeimpft, so zeigt er auf-
fallend schnell die degenerative Form*. Trainbitsli.
Saufelice (1556) legt zuerst in dieser dritten Arbeit über die patho-
gene Wirkung der Blastomyceten die morphologische Uebereinstim-
mung zwischen cancerüsen Körpern, die von anderen Autoren in Geschwülsten
gefunden wurden und als Sporozoen betrachtet wurden und den verschie-
denen Formen pathogener Blastomyceten dar. Dann berichtet er über ver-
schiedene andere Resultate, die er durch Einimpfung von Reincultiu*en des
Saccharomyces neoformans bei Mäusen, weissen Batteii, Kaninchen, Hunden
und Hühnern erzielte.
Bei kleinen Mäusen bewirkte der Saccharomj'ces neoformans eine Allge-
meininfection, indem die Parasiten sich in den Lymph- und Blutgefässen
aufhalten und sich in den Lymphdrüsen, der Milz und anderen Organen
localisiren. In Folge der grossen Ansteckungsfähigkeit der Thierc ist die
Läsion der Gewebe eine geringe.
Bei weissen Ratten verursacht der Saccharomj^ces neoformans eine aus-
gebreitete Infection, die jedoch nicht so ausgiebig wie beim Meerschweinchen
ist und bei der die Reaction von Seiten der Gewebe eine stärkere ist.
Bei den Kaninchen, welche diesem pathogenen Organismus gegenüber
weniger empfindlich sind, entwickelt sich der Saccharomyces neoformans
weit schwächer, während die Gewebe, in denen sich der Parasit localisirt,
kräftiger reagiren.
Wurden Hündinnen in die Mamnme geimpft, so beobachtete Verf. zwei-
mal Knfitclien neoplastischer Natur, welche auch in den Lymphdrüsen und
Nieren auftraten. Iiei llülmern wurden durch die Impfung ebenfalls Neo-
plasmen erzeugt. Der Saccharomyces neoformans zeigte in den Geweben
der verschiedenen Thiere einen ausgesprochenen Polymorphismus, sodass,
*) Es er.scheijit sehr fraglicli, ob es sich bei den Dingt'ii, die Verf. gesehen
hat lind beschreibt, wirklich um Blastomyceten gehandelt hiit, wie überhaupt
die ganze Lehre von doii „patliogenen" Hlastoinyceteii luich ;uit' solir schwachen
Füssen steht, wenigstens soweit es sich iini ilic Knegung kniiikhat'tcr l'roces.'-e
])eiin Menschen handelt. Baunigartcii.
656 Sprosspilze. Vorkommen der „BJastomyceten" in Epitheliomen.
selbst wenn die Injectionen nicht alle mit derselben Cultur gemacht wur-
den, mau daran denken mnss, dass es sich vielleicht um verschiedene Para-
siten handeln müsste*. Trcimhiisti.
Bonoali (1548) hat aus einem, in Folge secundärer Infection durch
Brustsarkom entstandenen Epitheliom der Zunge und der Achseldrüsen
eine Art Blast omyceten in Reincultur gezüchtet, dem er den Namen:
„Blastomyces vitro simile degenerans" giebt.
Dieser Blastomj^cet degenerirt im Gewebe des Kaninchens und formt
glasartig durchsichtige Massen, die denen des Saccharom3'ces lithogenes
von Sanp'elic'e"'' und dem vom Verf. in den Krebsnestern des Ovariums ge-
fundenen sehr ähnlich sind.
Der Blastomyces v. s. d. widersteht kräftig sowolil mit Zucker versetzten
Agar und Gelatine, als auch denselben Stoffen ohne Zucker. Gelatine wird
nicht verflüssigt. Auf Kartoffel werden die Zellen mehr als einmal so gross
als auf gezuckerter Bouillon , Gelatine und Agar. Sie haben eine dicke
Membran, und in ihrem Protoplasma befinden sich zahlreiche, lichtbrechende
und hohle Körperchen.
Dieser Blastomycet ist pathogen für Meerschweinchen, welche in das
Peritoneum geimpft nach 15, 20, 25 oder 30 Tagen sterben. Meist zeigen
sich Veränderungen an den Impfstellen. Ein einziges Mal beobachtete
Verf. einen erbsengrossen Knoten, der beim Schneiden resistent war und
auf der Schnittfläche eine graumelirte, weisse Farbe zeigte. Interessanter
sind die dauernden Schwellungen der Leistendrüsen, der Achseldrüsen, des
Mesenteriums, der peritonealen und retrosternalen Drüsen und die weiss-
lichen Knötchen in der Milz, dem Netz und dem Pankreas.
Bei der Prüfung im frischen Präparat und bei dem Schneiden der in
Alkohol fixirten Organe fanden sich stets vereinzelte Formen von Parasiten
mit einem hyalinen Hof und einer stark lichtbrechenden Kapsel. Dazwischen
lagen Haufen von eigenthümlichen glasigen Aussehen, welche der Form
nach denen ähnlich sind, die man beim Zuugenepitlieliom gefunden hat
und welche aus Anhäufungen von degenerirten Blastomyceten bestehen.
Aus der auffallenden Vermehrung der fixen Bindegewebszellen in den
Lymphdrüsen, in der Milz, sowie aus der Proliferation der Endothelien der
Lungenalveolen und der Gefässe schliesst Verf., dass die Gewebe auf die
Impfung mit dem Blastomyceten ausschliesslich durch Neubildung und
durch Eiterung reagiren**. TrambiisH.
Binaghi (1506) hat 53 Epitheliome folgender Körpergegenden auf
Blastomyceten untersucht: 5 vom Penis, 6 von den Lippen, 2 aus dem
Pankreas, eins von der Wange, 13 aus der Mamma, 6 aus dem Magen, 6
aus dem Uterus, 4 von der Zunge, eins aus einer Lymphdrüse, eins aus der
*) Bestätigung dieser Angaben über einen pathogenen „Saccharomyces"
bleibt abzuwarten. Vorläufig ist grosse Reserve geboten. Baumgarten.
t) S. Referat No. 1556 p. 655. Red.
**) Wie sollte sie denn noch anders reagiren als durch Neubildung und Eite-
rung? Im Uebrigen gelten für die Angaben Roncali's dieselben Bedenken, wie
für diejenigen Sanfelice's (s. o.). Bawmjarten.
Sprosspilze. ,Blastomyceten''-Befunl)er, Nieprawidiowy rozwöy przy szczepienia oclironnem [Ueber
atypische Iiiipfpustel] (Metlycyna no. 20; ref.: Ctbl. f. Bacter. Bd.
21, No. 7). — (S. 675)
1610. WiiiO^^radow, K., Ueber das Epitlielioma contag-iosnm (Journal
d. russischen Ges. f. Volkshygiene No. 10; Monatsh. f. prakt. Der-
matol. Bd. 24, 1897, No. 1 p. 54). — (S. 670)
Die Zahl der Publicationen über die Psorospermosen der menschlichen
Haut wird jetzt allmählich geringer. Am zahlreichsten sind noch immer die-
jenigen, welche sich mit dem Epithelioma sowie Molluscum contagi-
osum beschäftigen. Wesentlich neue Gesichtspunkte sind allerdings auch
bei der Untersuchung- dieser Geschwulstform nicht zu Tage gefördert worden.
Mit grosser Bestimmtheit tritt WiiiOgradow (1619) für die para-
sitäre Natur der MoUnscumkürperchen ein. Er beschreibt die in den
unteren Schichten gelegenen Gebilde als runde oder birnförmige, zuweilen
aber auch undeutlich contourirte, körnige, glänzende Klümpchen von der
Grösse eines rothen Blutkörperchen, die meist in der Nähe des Zellkerns —
zuweilen zusammen mit ihm von einer Vacuole umgeben — liegen; je weiter
nach oben, um so grösser werden sie ; sie stellen dann Gruppen eng zu-
sammenliegender sehr kleiner, runder Zellen dar, in denen noch ein homo-
gener heller Kern mit einem glänzenden Kernkörperchen sich „neben einer
kaum merkbaren Schicht feinkörnigen Protoplasmas" unterscheiden lässt.
Dann verwischen sich die Grenzen dieser Gebilde allmählich, die Kürper-
chen werden compacter und gleichmässig glänzend. „Es unterliegt — so
resumirte der Referent J. Gruenbekg die Ansicht W.'s. — keinem Zweifel,
dass diese sich allmählich umwandelnden Formen der Molluscumkörperchen
Vermehrungs- und Wachsthumserscheinungen selbständiger zelliger Orga-
nismen darstellen, die mit den Zellen der Geschwulst in keinem genetischen
Zusammenhang stehen". Eine Epithelhyperplasie in der Umgebung findet
nur da statt, wo eine Infection des Rete schon eingetreten ist.
Casagrandi (1590) hat an den Kämmen und Kehllappen junger
Hühner durch Inoculation eines Blastomyceten (?) Knötchen erzeugt, welche
durch ihre epidermoidalen Zelleinschlüsse dem Molluscum contagiosum
gleichen sollen.
Jürgens (1599) hat sich gelegentlich seiner Untersuchungen über die
Aetiologie der Sarkome auch mit dem Molluscum des Huhnes beschäftigt,
das eine keineswegs harmlose Erkrankung ist, sondern durch Eindringen
der „Gregarinen" in Kehlkopf und Oesophagus, durch Pericarditis und
Pneumonie oft zum Tode führt. Er hat sich selbst versehentlich damit am
Daumen inficirt, und auch in der bei ihm entstandenen Geschwulst fanden
sich „dieselben Gregarinen".
Auch Lindströni (1602) tritt für die parasitäre Aetiologie des Mollus-
cum contagiosum gelegentlich der Besprechung eines universell ausge-
breiteten Falles ein, während Scliainl)erg' (1614) nur die diagnostische
Bedeutung der Molluscum-Körperchen hervorhebt und die mikroskopische
Untersuchung zur Diagnose für nothwendig hält.
Protozoen im Molluscum contagiosum. Aetiologisclie Bedeutung. ß7l
Diliberto (1593) hat 5 Inoculationsversuche an der Stirn von Kindern
nnd einen am Oberschenkel einer alten Frau gemacht und in einem Falle
bei einem Kinde einige Centimenter von der Inoculationsstelle entfernt
8 Tumoren erhalten; er hat dazu ]\laterial von jüngeren Mollusca benutzt
und auf gesunde abgeschabte oder geradezu lädirte Haut inoculirt^
Salzer (1613) glaubt, dass 2 Fälle von Molluscum contagiosum an den
Lidern von 2 Frauen im selben Hause dadurch zu Stande gekommen sind,
dass die Patientinnen Tauben gefüttert hatten, welche Verf. z^Yar nicht
selbst untersuchen konnte, von denen er aber auf Grund der ihm gegebenen
Beschreibung (sie waren abgemagert, hatten stellenweise die Federn vei'-
loren und hatten kammartige Bildungen an dem Schnabelrücken) annahm,
dass sie Hühnerpocken gehabt hätten.
Dagegen glaubt 3[uetze (1607), welcher an der Uebertragbarkeit der
]\lollusca ebensowenig zweifelt, wie die anderen Autoren , dass die Mollus-
cumkörperchen Producte der durch das Contagium veranlassten eigenthüm-
lichen Epitheldegeneration sind, welche ihrerseits, wie er besonders betont,
im Protoplasma und nicht im Kern beginnt.
C. Beck (1588) hat seine Untersuchungen wesentlich zum Zweck des
Studiums der Pigmentverhältnisse beim Molluscum angestellt ; seine Resultate
interessiren uns hier nur soweit, wie sie sich auf die Molluscumkörperchen
beziehen. Er hat die folgende Präparationsmethode angewendet, auf welche
er grossen Werth legt: Die Stücke kommen für 24 Stunden in concentrirte
wässrige Pikrinsäurelösung, werden dann oberflächlich in Wasser ausge-
waschen, in 95 ^/y Alkohol, der während 2-3 Tagen 2-3mal gewechselt
wird, gehärtet, so dass die Pikrinsäure grösstentheils, aber nicht ganz ex-
trahirt ist; Einbettung in Paraffin, Schnittfärbung in alkalischer Methylen-
blaulüsung, Auswaschung in Wasser, Einbringung der Schnitte in eine
strohgelbe Pikrinsäurelösung (3-4 Tropfen concentrirte wässrige Pikrin-
säureh'isung auf ein llhrschälchen mit Alkohol) ; in dieser werden die Schnitte
grün und theilweise entfärbt, sie erhalten aber auch stellenweise eine leicht
roth- violette Färbung; ist diese eingetreten, so werden die Schnitte in ab-
soluten Alkohol gebracht; Xylol, Balsam. Dabei färben sich die ausgebil-
deten Molluscumkörperchen dunkelgrün, die Hornschicht und das Kerato-
h3'alin i"othviolett aber mit einem braunen Ton; in den Epithelzellen unter-
halb der ausgebildeten M(dlnscumkürperchen werden die bei andei'en Piii-
jiarationsniethoden blassen, niclit gefärbten Flecke, welche tlieils für Vacu-
olen, theils für Körperchen gehalten woi'den sind, sehr schön roth-violett
gefärbt; dieselbe Färbung nimmt auch der Inhalt der Spalten an, vyelche
die Zellsegmente von einander trennen. Da sich die seröse Flüssigkeit
zwischen Fibrinfäden und in den Blutgefässen, sowie zwischen denStaclud-
zellen des Rete äliiilich färbt, glaubt B., dass die crwälintfii (Tcbilih' dieser
Flüssigkeit chemiscli nalicstchcn ; mit der \'erlini innig hätten sie nichts zu
thnn, weil sie sich mehr braun färben. Bei einer epikritischen Besprechung
') Wieweit man diesem Iiiociilationsversvieli Uewoisknit't wird zuschreiben
können, ist, da die Inoculationsstelle selbst frei blieb, /.woit'olliat't. Doch be-
dürfen wir ja des Beweises der Inotulabilitiit nicht mehr. Verf.
672 Protozoen im Molluscum contagiosum, bei ,PAaET's Dii3ease'.
kommt Verf. zu dem Schluss, dass „die Annalime, die in der veränderten Zelle
befindliche Substanz sei irg-end ein Parasit, sich nur auf einige morpholo-
gische Aehnlichkeiten stützen kann", und dass wir „die letzten Gründe bei
Seite lassend, annehmen müssen, dass die Vorgänge im Zellinnern eine re-
gressive Metamorphose sind, deren Ursache vielleicht in einem Contagium
gelegen ist, welches wir aber nicht genau kennen"^.
Gilchrist (1594) hat 4 Mollusca untersucht und sie mit seinen Proto-
zoen (s. u.) verglichen; er kommt zu dem Resultat, dass beim Molluscum
Entwicklungsformen und entzündliche Erscheinungen fehlen, dass die ver-
meintlich parasitären Gebilde nur in der Epidermis vorhanden sind, dass
Inoculationsexperimente oft negativ ausgefallen sind, dass die Molluscum-
körperchen homogen sind und für Degenerationsproducte gehalten werden
und dass sie mit seinen Protozoen keinerlei Aehnlichkeit haben. Auch er
sieht in ihnen nur das Resultat eines Degenerationsprozesses-.
Kaposi (1600) sprach gelegentlich der Demonstration eines ganz ansser-
gewöhnlich grossen Molluscum contagiosum, das in riesigen warzenähn-
lichen Plaques bei einem 6 Monate alten Knaben sich entwickelt hatte,
seine Ansichten über diese Erkrankung neuerdings aus. Es ist hervorzu-
heben, dass er jetzt die Möglichkeit, dass sich das Molluscum auch aus dem
Rete direct entwickelt, zugiebt, wenn er auch die Entstehung aus Talg-
drüsen noch immer für das häufigere hält. Er seheint die Contagiosität
jetzt nicht mehr zu bestreiten. Die eigenartigen histologischen Formen im
Molluscum, die er eingehender beschreibt, hält er mit „den meisten neueren
Untersuchern" für „chemische Degenerationsproducte des Zellprotoplasmas"
und führt als wesentlichstes Beweismoment für diese Anschauung die con-
stante, regelmässige Anordnung dieser Gebilde an.
Ueber die Paget's Disease of the nipples liegen fast ausschliesslich
klinische Mittheilungen vor; so von Graiidi (1595), von Mariiiadiike
Sheild (1G04), von Malcolm Morris (1606), Clarlce (1591).
Lustgarten (1603) hält die grosse Zahl der „peculiar bodies" neben
der epitheliomatösen Structur für recht charakteristisch und diagnostisch
_ ^) Es bedarf wohl bloss der Erwähnung, dass man mit solchen tinctoriellen
Differenzen in dieser Frage nichts beweisen kann. Ref.
2) So sehr G. auch nach der Ansicht des Ref. mit seiner Kritik der Protozoen-
befunde bei Krebsen, Zoster. Varicellen (s. u.) im Recht ist, so sehr lässt sich
doch sein Standpunkt bezüglich des Molkiscum bekämpfen; er vernachlässigt
einmal die Bedeutung der positivenlnoculationsexperimente, welche den Gegnern
der infectiösen Natur des Molluscum trotz der vielen negativen Versuche den
Widerspruch unmöglich gemacht haben; er hat ferner augenscheinlich mit unge-
eigneten Methoden untersucht — dafür sind seine Abbildungen der beste Beweis;
er kennt, wie aus seinem Literatur-Verzeichniss hervorgeht, die Hauptarbeiten
Neisser's nicht, sonst wäre es ihm gelungen, sich davon zu überzeugen, dass
man in den jüngeren Stadien des Molluscums Anderes findet, als was er abbildet
— auch er macht die unrichtige Annahme, dass die MoUuscumkörperchen „für die
Parasiten gehalten worden sind", während sie doch auch nach der Ansicht
Neisser's nur das Endstadium von Epithelzelle plus Parasit darstellt. Auch geht
G.zu weit, wenn er erwartet, dass alle Protozoenkrankheiten der Haut den
beiden von ihm beschriebenen ähneln müssen. Ref.
Protozoen bei dei' ,Psorospennosis follicularis vegetans' 673
(ÜARiER'sche Krankheit).
verwerthbar, wie man sie auch deuten möge. Jackson (1597) sieht auf
Grrund der von John Slade Ely angestellten mikroskopischen Untersuch-
ung die sphärischen hellen R.äume oder Vacuolen in den Zellen, die für
Psorospermien gehalten worden waren, als den Ausdruck einer hydropischen
Degeneration an — er hat ähnliche Dinge auch sonst an entzündeter Haut
gesehen. Auch Clakke hält, wie in der Disciissioii (1598) Bowlby, das
mikroskopische Bild für sehr charakteristisch, ohne von den „Psorosper-
mien" zu sprechen.
Audry (1586) hat einen Fall von Paget's Disease genau untersuchen
können; auch er kommt zu dem Resultate, dass die „DAEiER'schen Körper"
keine Psorospermien sind; er hat alle Uebergänge von der epithelialen
Metaplasie (mit Verlust der Epithelfäden) bis zur Cystenbildung mit Leich-
tigkeit verfolgen können und beurtheilt diese Bildungen als das Resultat
einer „Epithelite acantholytique", deren Beginn in den tiefen Schichten
liegt und die er entweder für autochthon oder auch für bacterieller Natur
hält: denn er hat verschiedene Mikroorganismen, speciell Diplokokken und
Bac. in dem Gewebe gefunden — er hält den parasitären Ursprung des
Carcinoms für ebenso plausibel wie den der PAGEx'schen Erkrankung,
glaubt aber, dass man die Untersuchungen eher „in der Richtung derBac-
teriologie, als in der der Sporozoen" anstellen solle ^.
ImAnschluss aii eine Demonstration Robinsoil's (1612) berichtet Pif-
FAiiD, dass er in seinen Präparaten weder Coccidien noch Epithelperlen
gefunden habe. Während LusTaARXEN die Erkrankung für ein Carcinom
hält, meint Fordyce, dass es sich um eine primäre Epithelveränderung
handele, welche die normale Verhornung verhindere, während das Carci-
nom nur secundärer Natur sei.
Nur Meueiiu (1605) spricht sich rückhaltlos, aber ohne Anführung
neuer Beweismomente, dafür aus, dass die Paget's Disease auf Psorosper-
mien beruhe, welche die einfachste mikroskopische Untersuchung auf-
decken könne"-.
Von den Arbeiten, welche sich mit der „Psorospermosis follicularis vege-
tans" oder, wie man jetzt zu sagen vorzieht, der „DAKiEK'schen Krank-
heit" beschäftigen, ist die von Darier (1592) selbst die wichtigste. D. hat
Gelegenheit gehabt, in einem von Hallopeaii (1596) beschriebenen Falle
dieser Erkrankung, welcher mit der Acanthosis nigricans vielfache Aehn-
lichkeiteu aufwies, seine früheren Untersuchungen zu wiederholen, und er
kommt, wenn wir liier von den rein anatomischen Befunden absehen, zu
dem Resultat, dass seine soviel discutirte Anschauung, die eigenthümlichen
bei dieser Erkrankung gefundenen Gebilde seien Psorospermien, nicht auf-
recht zu halten sei. Er schliesst sich jetzt vielmehr der von Boeck, Buzzi,
*) Dass solche Untersuchungen ein Resultat haben weiden, ist sehr zweifel-
haft. Ref.
'^) Nachdem Dakier selbst (s. u.) die Deutung seiner „Figures coccidiennes"
Ikh der , Psorospermosis follicularis" aufgegeben hat, wird er wohl auch die von
ihm und Wkkiiam in ganz aiialogi'r Weise beschriebenen liebilde bei der Pauet's
Disease nicht mehr als Coccidien aufgefasst wissen wollen. Hof.
Baumgarten's Jahresbericht XII 43
674 trotozoen "bei der ,t'sorosperinosi8 follicularis vegetans*
(DARiER'sche Krankheit).
Petersen^ und vielen Anderen ausg-esproclienen Ansicht an, dass die
„Grains" sowohl wie die „Corps roeds" das Resultat einer „in ihrem Mecha-
nismus, ihrer Topographie und selbst in ihrem letzten Product anormalen
Verhornung" sei. „Diese Veränderung steht vielleicht in Zusammenhang
mit der Verflüssigung des Protoplasmas einiger Zellen ; vielleicht reizt das
schädliche Agens, welches einzelne Zellen zerstört, andere schnell und un-
regelmässig Veränderungen einzugehen, welche zur Production von Eleidin
und Keratin führen". — Die Untersuchung auf Mikrobien oder andere
Mikroorganismen hat Dabier Resultate nicht ergeben.
Bowen (1589) hat ebenfalls einen neuen Fall der Erkrankung genau
untersuchen können. Seine Beschreibung ist wesentlich histologischer Na-
tur; auch er hält die „Psorospermien" für Producte abnormer Verhornung
und ist der — schon 1889 von White"- ausgesprochenen — Ueberzeugung,
dass die Erkrankung „in allen ihren Phasen eineKeratose oder modificirte
Verhornung der Epithellager" ist. Auf demselben Standpunkt steht Laiig
(1601). I. Neumaim (1608) hat in einem der DARiER'schen Krankheit
ähnlichen Fall die „Psorospermien" nie gefunden und Kaposi erwähnte in
der Discussion, dass er sich der Ansicht anschliesst, welche diese Gebilde
für Verhornungsanomalien hält.
Rille (1610), der den Fall Neumann's histologisch untersucht hat, be-
tont die Uebergangsfälle zwischen Acanthosis nigricans und der DARiER'-
schen Erkrankung; er hat bei dem erwähnten Fall zwar keine „Psoro-
spermien", aber wie bei vielen anderen Keratosen Lückenbildungen in den
Retezellen in und um den Zellkern gefunden und hält diese Lückenbildung
für eine Vorstufe der „fälschlich als Psorospermien bezeichneten endogenen
Zellbildung" '\
Gilclirist (1594) zieht einen Vergleich zwischen den Formen, wie sie bei
der Psorospermose Darier (von der er zwar selbst keinen Fall gesehen hat) und
anderen ähnlichen epidermo'idalen Veränderungen vorkommen, und seinen
Protozoen (und Blastomyceten), wie sie in dem unten beschriebenen Fall sehr
reichlich und zum Theil neben den DARiER'schen Figuren vorhanden waren,
und kommt, wie die bei Weitem überwiegende Zahl der Autoren zu dem
Resultat, dass die Unterschiede zwischen den einen und d^n anderen ganz
prägnante sind und dass die DARiER'schen Figuren weder für Protozoen
noch für Blastomyceten, sondern nur für abnorme Verhornungsbilder ge-
halten werden dürfen.
In einem Fall von sicher benigner epidermoidaler Hypertrophie an der
Hand hat G. in grosser Zahl Körperchen gefunden, welche er nach den
Zeichnungen und nach dem Vergleich mit vielen Präparaten von Hautcanc-
^) Vgl. die letzten Jahresberichte. Ref.
2) Jahresber. VI, 1890, p. 459. Ref.
^) Das Urtheil über die Coccidiennatur der DARiER'schen Körperchen bei der
„Psorospermosis" ist nun wohl definitiv gesprochen, da ihr Entdecker selbst
auf seine ursprüngliche Deutung verzichtet hat. Ich unterlasse es daher, auf die
für diesen Bericht unwesentliclie genaue Beschreibung und die im Einzelneu
noch ditferente Deutung, welche die verschiedenen Autoren den eigenartigen
Verhornungsanomalien geben, einzugehen. Ref.
Protozoen bei Variola und Vaccine. 675
roiden für identisch mit den von Ruffer^, Flimmer u. A. beschriebenen
Krebsparasiten liält. Er ist geneigt, diese Gebilde, von denen er mannig-
fache Formen abbildet, auf sehr verschiedene Processe zurückzuführen:
Chromatinmassen in Folge abnormer Karyokinese, RussEL'sche Körperchen,
Eleidin-Granula, Kerndegenerationsproducte u. s. w. Mit seinen (weiter
unten beschriebenen) Protozoen haben auch sie keinerlei Aehnlichkeit.
Barralt Wakelin und Niisserwanji Surveyor (1587) ziehen einen
Vergleich zwischen den sogenannten Coccidien bei Kaninchen, Ratten,
Affen, beim Molluscum contagiosum und der Paget's Disease einerseits und
den Eiern von Cestoden, Nematoden und Trematoden, Acari etc. anderer-
seits und kommen zu dem Resultat, dass sie in Grösse, Zahl, Form, Be-
schränkung der Entwicklung in sich etc. so sehr übereinstimmen, dass Verff.
glauben, die „Psorospermien" seien unreife höhere Organismen'^.
Die Zellveränderungen, die Power (1609) in einem Tumor der Mamma
gefunden hat, führt diesen Verf., der früher vielfach an die Bedeutuug
der Psorospermien bei solchen Processen glaubte, auf eine Art colloi'der
Degeneration ziu'ück,
Verhältnissmässig still geworden ist es auch von den Protozoen bei Va-
riola und ähnlichen Erkrankungen. Ich habe nur Folgendes zu erwähnen:
Weber(1617) beschreibt imBlutvon P ocke nkrankensehr verschiedene
Formen, welche er für verschiedene Entwicklungsstadien von Protozoen
hält, und zwar 1. kleine, kuglige, stark Licht brechende, grünliche oder
bläuliche Gebilde mit Rotations- und eventuell auch mit fortschreitenden
Bewegungen, welche manchmal 2. in grossen kugligen, homogenen Gebilden
mit oder ohne eigne Bewegung vorhanden sind („Sirenenkörperchen");
3. grössere, unbewegliche und nicht mehr glänzende Gebilde, die in ihrem
Inneren manchmal 1-2 kleine Körnchen aufweisen (junge Formen der
„Sirene"); 4. durch einen Faden verbundene solche Körnchen. Die Sirenen-
körperchen sind mit Methylenblau und alkoholischem Eosin färbbar. Von
den älteren nehmen nur die Körnchen Eosin an. Culturen sollen in alka-
lischer, halb erstarrter Agarlösung gelungen sein. (Aehnlich aus Scharlach
und Masernblut). Makroskopisch sind solche Culturen nicht bemerkbar. In
sehr dünnflüssigem Agar geht die Sirene als weisser Niederschlag üppig auf.
Die Sirenen sind im Blute nur im Eruptionsstadium vorhanden; und zwar
um so reichlicher, je schwerer der Fall. In den Pusteln nehmen sie beim
Beginn des Eitei'stadiums zu und werden bis 15 /li gross. Sie enthalten dann
1 oder 2 opake und einen hellen Kern; dieses „Endstadium der Sirenen"
ähnelt den eosinophilen Zellen, unterscheidet sich aber von ihnen durch die
rege Bewegung der Körnchen. Verf. hält die Sirenen nicht für specifisch
für Variola ; ob sie eine pathogene Bedeutung haben, lässt er unentschieden.
In einer zweiten Arbeit beschreibt Weber (1618) dunkelrothe, glatte,
glänzende Knötchen, welche manchmal bei Re vaccinirten statt der Impfpusteln
auftreten und mit Schuppung und Pigmentirung abheilen. Im Blute aus
') Vgl. Jahresber. X, 1894, p. 504. Ref.
^) Man sieht, zu wieabenteuerlichen Ideen die Beschäftigung mit den Coccidien
in meuschlichen und thierischen Geweben verleitet. Ref.
43»
(576 Protozoen bei Varicellen, in der Kubpockenlymphe.
solchen Knötchen hat er 10-16 |tt im Diu-chmesser haltende „Amöben"
mit einer Anzahl von langsam beweglichen Körnchen in dem glanzlosen,
feinkörnigen Protoplasma gefunden. In Fällen, in denen sich auf der Ober-
fläche der Knötchen eiterähnliche Ansammlungen fanden, konnten in deren
Inhalt die „Sirenen", im Blute aus dem Hofe solcher Stellen aber nur die
Amöben gefunden werden. Daraus schliesst Verf., dass die atj'^pischen Impf-
knoten durch die Amöben, die typischen Pusteln durch die Sirenen zu Stande
kommen, und dass Amöben und Sirenen zusammen atypische, vereiternde
Knötchen hervorrufen\
Wassermaiin (16 IG) hat weder die BuTTERSACK'schen Gebilde, noch
irgend etwas von Protozoen bei Variola auffinden können.
Gilchrist (1594) bespricht die Veränderungen bei Herpes Zoster und
Varicellen; er hat die bekannten mehrkernigen Gebilde besonders beim
Zoster in allen, auch in den frühesten Stadien gefunden ; namentlich wo sie
frisch entstanden sind, ist deutlich zu erkennen, dass die Kerne mit denen
in der Nachbarschaft vollständig übereinstimmen; in dem umgebenden Proto-
plasma hat er (bei Farbigen) Pigment in grosser Menge gesehen: bei Vari-
cellen sah er einige Male Formen, welche seinen Protozoen (s. w.) etwas
ähnlicher waren. Er ist überzeugt, dass diese Gebilde auf einer Degene-
ration der Epithelzellen beruhen.
Vedeler (1615) fand in (humanisirter) Kuhpockenlymphe kleine
Körperchen von rundlicher Form und etwas wechselnder Grösse, die er als
Sporen oder eine andere Entwicklungsstufe von Protozoen
deutet. Dieselben fand er auch wieder, wenn er feine Schnitte von der
Cornea von Kaninchen, die bezw. 2, 3, 5 und 7 Tage vorher mit der Lymphe
geimpft waren, nach vorangehender Fixirung in 5 ^/^ Sublimat und darauf-
folgender Alkoholhärtung anfertigte und sie mittels Hämatoxylin- Eosin
färbte. Er fand dann im Protoplasma, bisweilen auch in den Kernen des
Corneaepithels, ausser den besagten „Sporen" eine Reihe Uebergangsstufen
zu voll entwickelten „Protozoen", die sich alle dadurch auszeichneten, dass
ihr Protoplasma vom Eosin gelb-bräunlich gefärbt wurde (die Kerne wur-
den vom Hämatoxylin blau), wodurch sie sich von gewöhnlichen Zellein-
schlüssen bezw. degenerirten Blutkörperchen oder anderen Zellen des Ka-
ninchens unterschieden. Diese Gebilde waren am 7. Tage nach der Impf-
ung am grössten und füllten dann öfters den weitaus grössten Theil des
Zellkörpers, in dem sie eingelagert waren, aus; es Hessen sich dann auch
öfters in ihrem Protoplasma statt eines grösseren Kernes kleinste, vom
Hämatoxylin blau gefärbte Pünktchen nachweisen, die Verf. als Kerne
neuer Tochter-Protozoen deutet. ■ — Die einschlägige Literatur wird be-
sprochen. Axel Holst.
Abseits zu stellen von den bisher beschriebenen Psorospermosen der Haut
sind folgende Beobachtungen:
ßixford und Gilclirist (1611) beschreiben 2 Fälle, welche sie unter
*) Ich habe mich in der Wiedergabe dieser Arbeiten an das Referat im Cen-
tralblatt für Bacteriologie halten müssen und verzichte auf ein kritisches Ein-
gehen auf die Angaben Verf.'s. Ref.
Protozoen bei einer eigenthümlichen Psorospermose der Haut. 677
dem g-emeinscliaftlichen Titel: „Protozoen-Infection" zusammenfassen. In
dem ersten derselben entwickelte sich am Nacken eines Patienten eine 5-6
Jahre local bleibende Hauterkrankung, die sich zunächst nur über andere
Partien der Haut ausbreitete ; erst nach Ablauf von 8-9 Jahren wurden die
nächstgelegenen Lymphdrüsen ergriffen; damit trat intermittirendes Fieber
ein, das Allgemeinbefinden wurde schlechter; der Patient starb nach 10
Jahren. Die Hautveränderuugen ähnelten am meisten denen der Tubercu-
losis verrucosa cutis: Warzig-hypertrophische Gebilde, Exsudation von Eiter
und miliare Abscesse, Krustenbildung, Abheilung im Centrum, hyperä-
mischer Saum. Das Gewebe dieser Bildungen war ausserordentlich weich,
und als ein grosser Theil der erkrankten Partien mit dem Löifel entfernt
wurde, blieben grosse Geschwüre, die dann relativ gut heilten. — Beide
Augen gingen zu Grunde. Bei der Section fanden sich 2 kleine Sequester,
eine der Tuberkulose gleichende Erkrankung der Testikel und Nebenhoden
— mit einer Fistel — , in beiden Lungen sehr zahlreiche graue etwa einen
mm grosse Knötchen, einige kleine Cavernen, viel narbige Veränderungen ;
Herz und Pericard, Magen, Darm, Gehirn gesund; in Leber, Milz, Peri-
toneum Knötchen; Mesenterialdrüsen, Samenbläschen, Prostata vergrössert
und zum Theil vereitert, in den ebenfalls stark vergrösserten Nebennieren
unregelmässige gelbliche Massen.
Die histologische Untersuchung ergab überall ein der Tuberkulose ausser-
ordentlich ähnliches Bild: Epithelioide Zellen, Riesenzellen, Verkäsung,
Leukocyten in der Peripherie; in der Haut Hypertrophie der Epidermis,
die mit miliaren Abscessen durchsetzt war, Abscesse und viel Granulations-
gewebe und ebenfalls tuberkuloide Heerde in der Cutis. Tuberkelbac. wur-
den nirgends nachgewiesen: dagegen fanden sich schon in dem intra vitam
entleerten Eiter der Geschwüre und in excidirten Stücken, sowie überall
in den bei der Section entnommenen erkrankten Partien massenhaft Ge-
bilde, welche Verff. als Protozoen und als die Erreger der Krankheit auf-
fassen. Dieselben lagen theils frei in den käsigen und eitrigen Massen, be-
sonders gern aber und oft in grosser Zahl in den Riesenzellen, einmal auch
in einer Epithelzelle. Sie stellen sphärische einzellige Körper von 7-27 fi
im Durchmesser dar, — in der eingekapselten Form von einer dicken, dop-
pelt contourirten, wie Verff. glauben, aus Chitin bestehenden und schwer
berstenden Kapsel umgeben, welche ein fein granulirtes Protoplasma um-
schliesst. Ein Kern war nicht mit Sicherheit nachzuweisen. Der Parasit
vermehrt sich durch Sporulation und zwar konnten bis 100 kleine Sporen
oder Sporozoiten in einem Organismus nachgewiesen werden ; während ihrer
Bildung verdünnt sich die Kapsel, und durch einen oder mehrere Risse in
derselben werden die Sporen frei und wachsen dann wieder aus. Sichel-
förmige Körper konnten nicht gefunden, eine amöboide Bewegung nicht mit
Sicherheit constatirt werden — trotz lange fortgesetzter Beobachtung auf
dt'ni erwärmten Objecttisch, und trotzdem einzelne Formen auf eine solche
liinzuweisen schienen; Verff. sind dnher geneigt, eine Ausbreitung der Er-
krankung durch Verschleppung der Sporen anzunehmen. Einzelne Form-
abweichungen werden noch beschrieben, die von geringerer Bedeutung
(578 Protozoen bei einer eigenthümlichen Psorospermose der Haut.
sind. Die Parasiten färben sich leicht, geben aber die Farbe meist leicht
wieder ab; sie wurden tingirt mit Hämatoxylin- Eosin, Fuchsin, Carbol-
fuchsin, Safranin, Carmin — am meisten empfehlen Verif. für Schnitte
dünne wässrige Methylenblaulösung und dann für kurze Zeit wässrige
Eosinlösung; dabei färben sich die Parasiten blau, das Gewebe meist roth.
Die Sporen nehmen — nicht regelmässig — Weigert's Fibrinmethode an;
nach Gabbett wird die Kapsel roth, das Protoplasma und die Sporozoiten
blau gefärbt. In 5 *^/o Kalilauge werden die Protozoen noch deutlicher. In
frischen Präparaten treten am meisten die ältlichen Formen als schmutzig-
gelbliche opake Gebilde hervor.
Culturversuche ergaben keinerlei Resultat, trotzdem sie in der verschie-
densten Weise variirt wurden.
Dagegen verliefen von den Thierversuchen 2 positiv — das eine Mal
bei einem Hunde, welchem Gewebe mit Protozoen in die scarificirte Haut
des Beins eingerieben wurde; es entstand ein Geschwür mit leicht erhabe-
nen Eändern und geschwollenen Papillen ; die Inguinaldrüsen schwollen an
und abscedirten — , sowohl in der Haut, als in den Drüsen fanden sich die
Protozoen, in der Haut etwa einen Monat nach der Inoculation sehr reich-
lich — , histologisch waren hier miliare Abscesse, Granulationsgewebe und
oberflächliche Nekrose vorhanden. — Autoinoculationsversuche auf den
Patienten selbst ergaben kein Eesultat; trotzdem glauben Verff., dass die
Affection von der Haut ausgegangen ist, da sie sich so lange nur in der
Haut hielt.
Verff. zweifeln nicht, dass diese Gebilde die Erreger der beschriebenen
schweren Erkrankung waren; sie sind am meisten geneigt, sie zu den Coc-
cididae zu rechnen, welche zu den Monocystideae, der einen Classe der von
BüTSCHLi eingetheilten Gregariniden, gehören, und zwar würden sie spe-
ciell bei der „tribus Polysporea (Schneider)" einzureihen sein. Sie stim-
men mit diesen Mikroorganismen überein durch ihr Leben in Zellen und Ge-
weben, durch die Bildung von Cysten mit doppeltcontourirter Membran,
welche von dem Protoplasma durch einen hellen Zwischenraum ge-
trennt ist, durch die Bildung von Sporen innerhalb der Kapsel ; indirecte
Sporulation, wie sie bei den Coccidien vorkommt, fehlte; die Sporen waren
augenscheinlich Gymnosporen; es fehlten auch die sichelförmigen Körper.
Der Uebergang des ganzen Protoplasmaleibes in eine Spore mit secundärer
Bildung weiterer Sporen, wie bei Orthospora (Schneider) und Eimeria
(Schneider) war nicht zu constatiren. Die Schwierigkeiten der Classifi-
cation, welche auch bei den Malaria-Protozoen vorhanden waren, bestimm-
ten Verff., die von ihnen beschriebenen Parasiten zu bezeichnen als „Coc-
cidioides", und sie fügen das Adjectiv „immitis" zur Bestimmung der
Art hinzu. Die Erkrankung wäre als „Protozoen- oder coccidio-
idale Pseudotuberkulose" zu charakterisiren.
Verff. liaben dann noch einen 2. Fall allerdings weniger genau unter-
suchen können. Der Patient erkrankte plötzlich mit Blutbrechen, dann
traten kleine Papeln zuerst im Gesicht, weiterhin am ganzen Körper auf,
die sich bald mit einer Pustel bedeckten und sich dann in Geschwüre mit
Protozoen bei einer eigenthümlichen Peorospermose der Haut. 679
leicht erhabenen und etwas indurirten Rändern, papillärem Gj-unde und
eitriger Exsudation umwandelten ; die grösseren dieser Geschwüre (bis 5 cm
gross) ähnelten denen im ersten Fall sehr. Der Verlauf war in diesem 2.
Fall viel rapider, die Drüsen schwollen schnell an, die Efflorescenzen traten
in kurzer Zeit in viel grösserer Menge auf, Lungenerscheinungen kamen
hinzu und der Patient starb bereits 3 Monate nach Beginn der Erkrankung.
Da die Section nicht gemacht werden konnte, konnte nur aus den klinischen
Erscheinungen auf die Betheiligung auch der inneren Organe geschlossen
werden. In dem Eiter dei' Geschwüre und in den exsidirten Partien fanden
sich Protozoen, welche denen in dem erstbeschriebenen Fall sehr ähnlich
waren; sie waren im Allgemeinen grösser, die Sporulationsformen waren
reichlicher, sie hatten eine manchmal recht grosse Vacuole in ihrem Cen-
trum, die fast während der ganzen Entwicklung beobachtet werden konnte;
die Kapsel war nicht so dicht und nicht so regelmässig, wie in dem ersten
Fall, der Raum zwischen Kapsel und Protoplasma nicht so breit und nicht
so scharf abgesetzt; es fanden sich auch contrahirte Formen in sehr ver-
schiedener Gestalt; die freiliegenden Sporozoiten waren nicht sehr scharf,
aber ausserordentlich zahlreich und sehr klein (2 jtt). Histologisch waren die
Zeichen acuterer Entzündung stärker ausgeprägt; miliare Abscesse in der
zum Theil hypertrophischen, zum Theil nekrotischen Epidermis, keine reich-
lichere Ausbildung von Granulationsgewebe, sehr spärliche Riesenzellen.
Verff. nennen den Parasiten in dem 2. Fall, den sie in dieselbe Classe
rechnen wie den im ersten Fall, „Coccidioidespyogenes". Die Unterschiede
zwischen beiden Fällen beruhen wesentlich in dem viel acuteren Verlauf in
dem zweiten, sodass hier das Bild einer Pseudotuberkulose nicht zu Stande
kommen konnte; die kolossale Menge der Sporozoiten, welche augenschein-
lich schnell in die nächstgelegenen Lymphdrüsen und wahrscheinlich auch
weiter verschleppt wurden, macht das schnelle Ende wohl verständlich —
dieser 2. Fall ist also wohl als eine „acute Protozoen-Infection" zu bezeichnen.
In diesen beiden Fällen haben die Protozoen nekrotisirende bezw. pyo-
gene Eigenschaften gehabt, sie haben wohl auch toxische Substanzen pro-
dncirt, welche für die Entstehung der localen, wie der allgemeinen Symp-
tone Bedeutung gehabt haben mögen.
In der Literatm- haben Verff. nur einen Fall gefunden, Avelcher Aehnlich-
keit mit den von ihnen beobachteten gehabt hat; das ist der von Wernicke'
beschriebene einer der Mycosis fungoides ähnlichen Erkrankung, bei wel-
cher ebenfalls Protozoen und Riesenzellen vorhanden waren; der Parasit
Weunicke's scheint zum Mindesten zum selben Genus gehört zu haben. Doch
verhält sich die Mycosis fungoides histologisch und klinisch ganz anders.
Hervorzuheben ist endlich noch, dass beide Patienten Portugiesen waren,
gebürtig von den Azoren, und dass sie beide lange in Californien gelebt
und in San Joaquin Valley gearbeitet haben^.
') Jahresber. VIII, 1892, p. 435. Die Aehnlichkoit in der mikroskopischen
Beschreibung ist in der That auftauend ; auch klinisch sind grosse Analogien
vorhanden. Roi'.
^) Die Arbeit der Vertt'. ist von einer grossen Anzahl von Abbildungen —
680 Protozoen bei einer eigentliümlichen Psorospermose der Haut.
Darrnamöben, Amöben bei Diarrhoe und Dysenterie. Literatur.
Ich habe bereits verschiedentlich auf die Arbeit hingewiesen, in wel-
cher GiLCHRisT einen Vergleich durchführt zwischen seinen Protozoen und
denen bei verschiedenen anderen Krankheiten beschriebenen. Hier sei
nur noch erwcähnt, dass er auch den Krebsparasiten eine eingehende Be-
trachtung widmet, und dabei zu dem Kesultat kommt, dass diese einerseits
bei Carcinomen nicht constant vorkommen, dann aber auch bei nicht-kreb-
sigen Erkrankungen gefunden werden (s. oben; G. hat sie auch bei syphi-
litischen Veränderungen gesehen), dass sie ausserordentlich mannig-
faltige Formen haben, dass sie nur bei bestimmten Färbungsmethoden con-
statirt worden sind, dass sie ganz verschieden waren von seinen Protozoen,
welche klinisch und anatomisch ganz andere Processe bedingten — und
dass wiederum bei diesen auch den „Krebsparasiten" ähnliche Bildungen
vorhanden waren, dass Inoculationsversuche nie gelungen sind und dass die
Reaction mit Kalilauge, welche bei Protozoen (und Blastomyceten) ein so
günstiges Resultat giebt, bei den „Krebsparasiten" fehlschlägt.
Verf. stellt sich auf Grund seiner Untersuchungen auf den Standpunkt
Derer, welche die Krebsparasiten als auf zum Theil noch nicht genau ver-
folgte Degenerationsprocesse zurückführen.
c) Dariuamöben, Amöben bei Diarrhoe und Dysenterie
1620. Boas, J., Ueber Amöbenenteritis (Deutsche med. Wchschr. No. 14
p. 214). — (S. 681)
1621. Casagraudi, 0., e P. Barbagallo-Rapisardi, Balantidium coli
sive paramaecium coli [Malmsten-Loven 1857]. Con 1 tavola.
Catania. — (S. 683)
(Casagramli, 0., e P. Barbagallo-Rapisardi,) SuH'araeba
coli [Löscif]. Ricerche biologiche e cliniche. Seconda nota. Ca-
tania 1895.
(Cramer, E.,) Neuere Arbeiten über die Tropenruhr oder Amöben-
dysenterie (Ctbl. f. allg. Pathol. Bd. 7, No. 4).
1622. Pajardo, F., Ueber amöbische Hepatitis und Enteritis in den Tro-
pen [Brasilien] (Ctbl. f. Bacter. Bd. 19, No. 20 p. 753). — (S. 683)
162B. Fiori, T., Sulla vita delle amebe nell'intestino dell'uomo sano e
malato (Annali d'Igiene sperim. vol. 6, fasc. 2 p. 467). — (S. 681)
1624. Männer, F., Ein Fall von Amöbendysenterie und Leberabscess
(Wiener klin. Wchschr. No. 8 u. 9; ref.: Ctbl. f. Bacter. Bd. 20,
No. 1 p. 33). — (S. 682)
Kranken und mikroskopischen Photographien und Zeichnungen — begleitet,
welche die oben wiedergegebenen interessanten Resultate illustriren. Auch ein
Zoologe Dr. Stiles, hat die Auffassung, dass es sich um Protozoen handelt, be-
stätigt*. Die Wichtigkeit dieser bisher fast ganz isolirt dastehenden Beobach-
tungen wird noch durch die Erfolge der Thierexperimente erhöbt und rechtfertigt
die ausführliche Wiedergabe. Ref.
*) Vollgültige Beweise für die Protozoönnatur der in Rede stehenden Körper-
chen vermag ich trotzdem in den Beobachtungsresultaten und Ermittlungen der
Verff. nicht zu erblicken. Batimgarten,
Protozoen. Amöben im Darme gesunder Menschen; bei Enteritis. (581
(3Iatlneil, A., et M. Soiipault,) Les aniibes de Fintestiii; leur
valeur semeiologique et pathogenique (Gaz. des Hopitaux no. 119
p. 1169).
1625. Nacciaroue, Le amebe deH'intestino (ßiforma med. no. 261 p. 421).
— (S. 683)
1()26. Schuberg, A., Die Coccidien aus dem Darme der Maus [Verhandl.
d. naturw.-med. Vereins Heidelberg. N. F. Bd. 5, 1895, H. 4. Mit
1 Tafel] (Ref.: Ctbl. f. Bacter. Bd. 19, No. 14/15 p. 573). —
(S. 683)
(Young, A. A.,) Amebic catarrh of tlie intestinal tractus (Buffalo
med. Journal no. 10 p. 769).
Fiori (1623) hat durch Untersuchung des Stuhlganges gesunder
Menschen constatirt, dass Amöben, welche sich in grosser Menge Inder
Atmosphäre finden, äusserst selten im Darm gesunder Menschen vorkommen.
Er führte nun bei Individuen mit gesundem Magen und Darm beträchtliche
Mengen von Amöben in den Gallengang ein und zwar solche, welche zu
den von Celli und Fiocca isolirten Abarten gehören. Keine dieser Amö-
ben, die Amoeba coli inbegritfen, rief Krankheitserscheinungen hervor.
Dieser Versuch beweist also klar, dass beim gesunden Menschen Amöben,
die in den Gallengang eingeführt werden, den Darmkanal passiren, ohne
dort länger als 5-7 Tage zu verweilen. Wurden dieselben Amöben Kran-
ken eingeimpft, welche an Gastroenteritis oder chronischer tuberkulöser und
eitriger Enterocolitis litten, so fand Verf. im Stuhlgang Amöben. Schliess-
lich prüfte S. das Verhalten der Amoeba coli im kranken Darm und zwar
bei den eben erwähnten pathologischen Fällen. Die Resultate waren
folgende:
1. Im kranken Darm findet die Amoeba coli die günstigsten Bedingungen,
sich zu vermehren und mehr oder weniger lange zu erhalten. Während
die Amöbe nach der Impfung gesunder Mensclien schon 2 Tage später im
Stuhlgang nachweisbar war, wurde sie 7-18 Tage zurückgehalten.
2. Colonien von Amoeba coli im kranken Darm beeinflussen nicht den
ferneren Krankheitsverlauf.
3. Die günstigen Bedingungen für das Leben und die Entwicklung der
Amoeba coli im kranken Darm sind reichliche katarrhalische Erscheinungen
mit Secretion der Darmschleimhaut und sehr flüssige Entleerungen.
4. Es steht fest, dass sich im Darm eine ausserlialb desselben entstandene
und entwickelte Amöbe doch weiter ausbilden kann und deshalb ist eine
schroft'e Trennung zwischen ausserhalb des Körpers entwickelten und ento-
parasitären Amöben nicht zulässig. Tninihiisti.
IJoaN( 1(320) berichtet über zwei in Berlin beobachtete (•hroiiiscbo Fälle von
Amöl)enenteritis. Der erste Fall betiaf eine 32jähiige Kaufmannsfrau,
welche wälirend eines Landaufenthaltes in einem ()rtederUmgel)inig Berlins
im.Tahrf! 1892 an Diarrlioe erkrankte, und bei der sicli dieses Leiden Jahre
lang hielt. Verf. sali die Patientin zuerst im ]\Iärz 1 895. Die Ausleerungen
waren von erbsenpnreeartiger Beschaffenlieit, zeigten starke Gasbildung
682 Protozoen. Amöbenenteritis. Amöben in Leberabscessen.
lind hatten alkalische Reaction. Sclüeim- oder Blutbeimengungen wurden
nie beobachtet. Mikroskopisch fanden sich sehr zahlreiche Amöben, und
zwar wurden 3 verschiedene Formen beobachtet: 1. encystirte Formen
(kreisrunde, scharf contourirte und lichtbrechende Gebilde in der Grösse
von 10-15ft); im frischen Zustande untersucht zeigten sie einen oder meh-
rere Kerne; 2. ruhende Formen (meist von Bisquitgestalt, aber auch in
anderen, vielgestaltigen Formen auftretend, in der ßegel mit einem oder
mehreren, peripherisch gelegenen Kernen versehen); 3. in lebhafter Be-
wegung und Theilung begritfene Formen (mit Pseudopodien versehen, die
zeitweilig ausgestreckt werden). Die erste Form war am häufigsten vor-
handen, am seltensten die dritte. Einschlüsse von rothen Blutkörperchen
in dem Leibe der Amöben hat Verf. nie gesehen, dagegen vielfach Ein-
schlüsse von Bacterien, sowie Detrituskörnchen. Als geeignete Färbe-
mittel erwiesen sich für die Amöben die GBAM'sche Methode, ferner Ve-
suvin, ganz besonders aber das Safranin, weniger Gentianaviolett, Me-
thylenblau oder Eosin. Infectionsversuche mit frischem Material dieses
Krankheitsfalles bei 3 Katzen (Injectionen in den Anus) hatten ein durch-
aus negatives Resultat: die Thiere blieben gesund, und Amöben fanden
sich nicht in ihren Ausleerungen. — Der 2. Fall betraf eine 39jährige
phthisische Frau, welche seit 5 Jahren an Diarrhoen litt. Die Stühle zeigten
dieselbe Beschatfenheit wie bei dem 1. Falle; die Amöben waren etwas
kleiner als in jenem ; es fanden sich auch hier viel encystirte Formen, aber
auch bewegliche.
Um der Frage näher zu treten, ob im gesunden Darm Amöben vor-
kommen, hat Verf. an einem grösseren Material (43 Fälle) bezügliche
Untersuchungen angestellt. In diesen 43 Fällen wurden allerdings 12mal
Gebilde gefunden, die ihrer Grösse und Gestalt nach als Amöben gedeutet
werden konnten; aber Bewegungsformen in der bei dem ersten Fall ge-
schilderten Weise waren nicht sichtbar.
Was die Frage der ätiologischen Bedeutung der Amöben angeht, so
scheint es Verf. nach der vorliegenden Literatur und nach seinen eigenen
Erfahrungen heute schon erlaubt, die Amöbenenteritis als eine be-
sondere Form der Enteritis zu charakterisiren, und z war als eine, wie
es scheint, äusserst hartnäckige und zu Recidiven neigende*. Günther.
Männer (1624) beobachtete nach der citirten Quelle einen Dysenterie-
kranken Mann, in dessen Stühlen stets Amöben nachweisbar waren, die
der Araoeba coli glichen. Bei der Section fanden sich Leberabscesse,
deren Wand sowohl wie deren Eiter ebenfalls Amöben enthielt. Eine Katze,
welcher zu Lebzeiten des Patienten per rectum eine Injection des amöben-
haltigen Stuhls gemacht wurde, bekam blutige Darmentleerungen und ging
nach einer Woche zu Grunde. Im Dickdarm zeigten sich bei dem Thiere
*) Ich glaube doch nicht, dass die bisherigen Beobachtungen dazu angethan
sind, Amöben als Erreger bestimmter Darmkrankheiten anerkennen zu dürfen.
Es hindert nichts, sie als blosse Begleiter dieser Erkrankungen anzusehen, wie
dies u. a. auch aus Fiori's (s. o.) Beobachtungen hervorgeht. Bamngarten.
Protozoen bei Diarrhoe. Coccidien aus dem Darme der Maus. 633
Morphologische Eigenschaften des Balantidium coli.
Geschwüre ; Amöben fanden sich am reichlichsten in den tieferen Theilen der
Schleimhaut, Oünther.
Fajardo (1622) berichtet über Untersuchung von Fällen von Diar-
rhöen, die er in Rio de Janeiro anzustellen Gelegenheit hatte. In Dy-
senteriefällen wurden sowohl in den Faeces wie auch im Eiter zweier
Leberabscesse Amöb en nachgewiesen. Die Untersuchungen beziehen
sich insgesammt auf 10 Kranke, von denen 2 starben und secirt wurden.
Trockenpräparate sowohl wie Schnitte wurden mit Hämatoxylinlösung ge-
färbt. Culturversuche verliefen ergebnisslos. Günther.
Nacciaroue (1625) bespricht kurz und übersichtlich die Hauptarbeiten
über die E i n g e w e i d e - A m ö b e n. Trambusti.
Schuberg (1626) untersuchte, wie die citirte Quelle berichtet, die Ei-
meria falciformis der Maus bezw. ihre Beziehungen zu Sporen, welche
er im Mäusekoth gefunden hatte, und die sich wie echte Coccidiura-Sporen
verhielten. Die encystirten Coccidien des Mäusekothes fanden sich auch
im Colon und Rectum der Thiere, nicht im Dünndarm. In der feuchten
Kammer zeigten diese Cysten weitere, im Laufe von 4-6 Tagen bei Zimmer-
temperatur sich abspielende Entwicklung: die kagelig abgerundete Coccidie
zerfällt simultan in 4 Theilstücke, die sich allmählich strecken und in die
Sporen umwandeln, welche neben einem Restkörper 2 Sporozoiten enthalten.
Die Untersuchung der Eimeria falciformis, die Verf. in den Epithelzellen
des Dünndarms zweier Mäuse fand, führt Verf. zu der Annahme, dass die
Eimerien, und zwar gewisse stark granulirte Formen, sich encystiren, in
das Darmlumen und schliesslich ins Freie gelangen, wo sie sich zu den oben
beschriebenen „Dauersporen" verwandeln. Oünther.
Casagrandi und Barbagallo-Rapisardi (1621) prüften die morpho-
logischen Eigenschaften des Balantidium coli, das sie bei einem
an Diarrhoe leidenden Individuum gefunden hatten. Der Kern dieses Para-
siten hat die verschiedensten Formen. Bald tritt er stabförmig, bald bis-
quitförmig auf. Er enthielt keine Kernkörperchen. Die Vacuolen können
doppelt vorhanden sein. In der Mitte sind grössere excentrisch gelegen.
Unter sich haben sie keinen Zusammenhang. Ist nur eine Vacuole vor-
handen, so ist es immer die grössere, nie die kleine allein. Die Grösse der
Vacuolen kann auf die Beweglichkeit der Parasiten einen gewissen Einfluss
haben; je grösser dieselbe, um so geringer die Beweglichkeit, Das Balanti-
dium vermehrt sich durch Theilung. Es kommt aucli Encystirung vor, beim
Menschen allerdings niemals beobachtet. Beim Huhn riefen Verff. dieselbe
Erkrankung hervor, indem sie demselben die Faeces ihres Kranken zu
fressen gaben oder die Balantidien auf Eiter aus einem Leberabscess züch-
teten. In dem beobachteten Falle konnte kein Einfluss der Balantidien auf
Entstehen oder Verlauf der Krankheit festgestellt werden. Die Balantidien
schwanden, während die Krankheit ihren weiteren \'erlauf nahm.
684 Protozoen im Krebsgewebe und in anderen Geschwülsten.
Literatur. Aetiologie des Carcinoms.
d) Protozoeu iin Krebsgewebe und iu anderen tieschwülsteu
1627. Castelli, A., Sul potere emolitico della tossina cancerigna. Ricerche
cliniche e sperimentali sul sangue e sull' urina dei carcinomatosi
(Riforma med. no. 213-215). — (S. 686)
(Gallet et Deschamps,) Enquete sur le Cancer en Belgique. Etio-
logie et traitement (Presse med. de Beige no. 29-31).
(Kahane, M.,) Der Parasit der bösartigen Geschwülste (Ctbl. f.
allg. Pathol. Bd. 7, No. 11 u. 12).
(Lambotte, E.,) Contribution a la pathogenie du cancer. Ante-
cedents purulents des cancereux. Enquete sur 30 cas (Presse med.
de Beige no. 21 p. 161).
(Laurent, 0.,) A propos de l'origine maligne des tumeurs (Cli-
nique, mai 21).
(3Iathis et Mayet,) Transmission du cancer du chien au chien;
resultat positif dans un cas (Revue des Mal. cancereuses, octobre).
1628. Piaiiese, G., Beitrag zur Histologie und Aetiologie des Carci-
noms. Histologische und experimentelle Untersuchungen. Aus dem
Italienischen übersetzt von R. Teuscher. Mit 8 Tafeln. 24 Jl/l.
Jena, Fischer [Ziegler's Beiträge z. pathol. Anatomie Suppl. Heft 1].
— (S. 684)
(Pozzi, S.,) Rapport sur un memoire de M. le Dr. Guermonprez,
concernant la contagion professionelle du cancer (Bull, de l'Acad.
deMed.no. 18 p. 457).
1629. Rosenthal, F. P., üeber Zellen mit Eigenbewegung des Inhaltes
beim Carcinom des Menschen und über die sog. Zelleinschlüsse auf
Grund von Untersuchungen an lebensfrischem Material [A. d. kgl.
Frauenklinik Dresden] (Archiv f. Gynäkol. Bd. 51, H. 1 ; ref.: Ctbl.
f. Bacter. Bd. 19, No. 22/23 p. 892). — (S. 684)
(Trombetta, D. S.,) Sulla siero-terapia del cancro (Morgagni no.
1 p. 54).
1630. Vedeler, Protozoen bei Lipom (Norsk Magazin for Liege videusk.
Februar; Ctbl. f. Bacter. Bd. 19, No. 8 p. 274). — (S. 686)
Kosenthal (1629) hat, wie die citirte Quelle angiebt, Untersuchungen
über die Aetiologie des Carcinoms an lebensfrischem Material
angestellt. Alles in Allem kommt Verf. zu dem Ergebniss, dass zunächst
kein Grund vorliegt, die in den Carcinomen zu findenden Zelleinschlüsse
für Protozoen anzusehen. Verf. fordert die Carcinomforscher auf, ihre
Studien an lebensfrischem Material zu machen. Günther.
Pianese (1628) bespricht im I. Theil seiner ausführlichen Arbeit über
die Histologie und Aetiologie des Carcinoms den gegenwärtigen
Stand der Frage der Pathogenese des Krebses. Im II. Theil beschreibt
er seine Untersuchungsmethoden und Resultate, welche er durch ausgezeich-
nete zahlreiche Abbildungen belegt. Seine Untersuchungen erstreckten sich
auf Carcinome verschiedenster Herkunft, welche er theils mit den Methoden
Protozoen in Geschwülsten. Aetiologie des Carcinoms. 685
der früheren Untersucher, theils mit eigenen Härtungs- und Färbemitteln
behandelte. Seine Härtungsflüssigkeit besteht in
wässriger Iproc. Lösung von Chlorplatinnatrium 15 ccm
wässrige 0,25proc. Lösung von Chromsäure 5 ccm
wässrige 2proc. Lösung von Hj^perosmiumsäure 5 ccm
reinste Ameisensäure 1 Tropfen.
Kleinste Stückchen lässt man 36 Stunden in dieser Mischung, dann 12 Stun-
den Auswaschen in fliessendem Wasser, darauf Alkohol, Terpentin, Paraffin.
Ferner wandte er G neue Färbemethoden an, für Sublimathärtung Kar-
min und Picronigrosin, oder Methjdenblau und Eosin in borsaurem Natron ;
für seine eigene Härtungsflüssigkeit Malachitgrün 1 g, saures Fuchsin 0,4 g,
''Nigrosin 0,1 g, destill. Wasser 50,0, Alkohol mit essigsaurem Kupfer ge-
sättigt 50 ccm. Hiervon werden 20 Tropfen mit 10 ccm destill. Wasser
verdünnt und die völlig entwässerten Schnitte 24 Stunden gefärbt. Ent-
färbung in ^/o ^lo wässrigen Lösung von Oxalsäure, entwässern, Alkohol,
Xylolbalsam.
Alle Kerne der ruhenden Zellen werden leicht roth, Protoplasma gelb, nur
die karj'okinetischen, typischen und atypisclien Figuren werden auch vom Ma-
lachitgrün gefärbt und zwar Nuclein grün, die Fibrillen der achromatischen
Spindel und des Mitoma roth, ebenso die Polarkörper und das Centrosom.
Ferner wandte er noch eine Mischung von saurem Fuchsin und Picro-
nigrosin, dann Lichtgrün und Hämatoxylin und Hämatoxylin mit saurem
Fuchsin an. Gute Resultate gab auch eine Modification der oben ausführ-
licher gegebenen Methoden, nach der auch die übrigen Gewebselemente sich
färbten: Malachitgrün 0,5, saures Fuchsin 0,1, gelb von Martins 0,01.
Destill. Wasser 150,0, Alkohol 96 *^Iq 50 ccm. In der unverdünnten Lös-
ung bleiben die Schnitte ^j^ Stunde; ohne Säurebehandlimg werden sie ent-
wässert. Die Kerne der ruhenden oder sich theilenden Zellen werden grün;
Zellprotoplasma, Bindegewebe u. s. w. rosa, Krebskörperchen in der Haupt-
sache roth.
Nach Anwendung dieser Methoden und vergleichenden Untersuchungen
nicht carcinomatöser Gewebstheile, sowie der Psorospermien der Kaninchen-
leber und a. kommt P. zu der Ueberzeugung, dass alle die verschiedenen
„Protozoen" des Krebses, die beschrieben sind, nichts anderes sind, als
Producta specieller Alterationen entweder des Protoplasmas
oder des Kerns oder beider zugleich. Die hauptsächlichsten Degene-
rationen des Protoplasmas der Epitheliome sind Lucidification, Keratohya-
linosis, fadige Plasmolysis; in Drüsenkrebsen pseudomucöse Metamorphose,
hyaline, colloide und amyloidartige Degeneration. Alle diese Processe und
ihre mannigfaltigen Erscheinungen werden ausführlich und klar besprochen.
Die vielfachen Versuche, Hlastomyceten aus Carcinomen zu züchten,
waren erfolglos. Aus diesem Grunde und weil er den wahren Hlastomycetcn
ganz ähnliche Zellenveiänderungen in den Ei)ithelialzellen anderer {latho-
logischer Processe antraf, glaubt P., dass auch diese noch nicht aufgeklärten
Bildungen keine Parasiten sind*. Wah.
*) Diesen Ansichten scbliesse ich mich dmcbaus an. Baiwujarten.
Ö8C Protozoen in Geschwülsten. Lipom. Urintoxin Krebskranker.
Tedeler (1630) hat Lipomstückchen in 5proc. Sublimatlösung fixirt,
mehrere Wochen in immer erneuertem Aether entfettet, in Alkohol gehärtet,
mit Hämatoxylin-Eosin gefärbt und in Paraffin eingebettet. Er beschreibt
Gebilde, die Kernen von Endothelien mit hyaliner Degeneration sehr ähn-
lich sehen, und, wie er selbst hinzufügt, vielleicht auch sind. Die Degene-
ration beginnt mitten im Kern, sie kann auch aus ihm heraustreten und
ihn in 2 Theile theilen^. Während sich diese Gebilde in den mittleren Par-
tien finden, liegen in den peripheren stark violettgefärbte, kreisrunde, bis
IQ (j, grosse Körper, innerhalb der Kapseln der Fettzellen, mit einer blau-
schwarzen Begrenzungsmembran, die durch einen helleren Zwischenraum
von dem undurchsichtigen Inhalt geschieden ist. Diese nicht sehr zahl-
reichen Gebilde haben einen weissen Glanz wie Fett, werden aber durch
Aether nicht mehr verändert. Mit salzsaurem Alkohol werden sie zum
grossen Theil entfärbt, bleiben aber doch undurchsichtig, und durch Druck
auf das Deckglas springen sie. In sehr feinen Schnitten sieht man ausser-
dem noch hellere Gebilde mit deutlicher Kapsel, blasenförmigem Kern und
einem Kernkörper und mit fein punktirtem Protoplasma. Bei den kleinsten
dieser Gebilde sind nur Kernkörper zu unterscheiden. Die Sporen dieser
verschiedenen als Ent wicklungsstadien eines Protozoon anzusehenden Formen
findet Verf in über 20 fi grossen, mit sehr feiner Grenzhaut versehenen, kern-
losen Gebilden in deren amorphem Protoplasma stark gefärbte, kleine
Punkte mit schmalen, klaren Höfen liegen. Aus diesem Befunde schliesst
Verf., dass wie bei Carcinomen, Sarkomen, Myomen so auch bei den Lipomen
ein lebendiges Irritament nöthig ist"-. Jadassokn.
Castelli (1627) prüfte die Wirkung des Urintoxins von Indivi-
duen, die am Magenkrebs litten, auf Thiere. Das Toxin wurde durch
Gkiffiths' Methode aus reichlichen Urinmengen extrahirt, Kaninchen ein-
geimpft und dann ausser dem Gewicht der Thiere auch die numerische und
morphologische Beschaffenheit der Blutkörperchen und ihr Häraoglobin-
gehalt constatirt.
Schon nach den ersten Injectionen beobachtete Verf ausser fortschreiten-
der Gewichtsabnahme eine Abnahme des Hämoglobingehalts, der Zahl der
rothen Blutkörperchen, während die Zahl der Leukocyten beträchtlich zu-
nahm. Gleichzeitig bemerkte er grosse Mengen von Mikrocyten und Lympho-
cyten, sowie einige Riesenzellen.
Wurden die täglichen Einspritzungen mit Krebstoxin einen Monat hindurch
fortgesetzt, so stiegen die Veränderungen im Blut immer bedenklicher an.
Beim zweiten Kaninchen sank die Zahl der rothen Blutkörperchen von
4080000 auf 1800000, die der Blutplättchen von 195000 auf 113000.
Dagegen stieg die Zahl der Leukocyten von 6500 auf 14300. Es fanden
*) Es scheint mir auch nach den Abbildungen nicht zweifelhaft, dass es sich
bei diesen Bildungen um die in neuerer Zeit beschriebenen „ Lochkerne " im Fett-
gewebe bandelt. Ref.
^) Auf wie schwachen Füssen diese Deduction steht, bedarf keiner ausführ-
lichen Begründung. Ref.
Protozoen in verschiedenen kranken und gesunden Geweben. 687
Literatur. Trichomonas.
sich ziemlich zahlreich eosinophile Zellen. Somit hat das aus dem Urine
Krebskranker isolirte Toxin, wenn es Thierchen eingespritzt wird, die
Fähigkeit, das klinische und anatomische Bild des Blutes Krebskranker zu
erzeugen. Trambusti.
e) Protozoen in verschiedenen kranken und gesunden Geweben
des Mensehen und der Thiere
1631. Babes, Y., und C. Starcovici, Bemerkungen über den Parasiten
der Hämoglobinurie und über die parasitäre Ictero-Hämaturie der
Schafe (Bericht über d. 6. internation. thierärztl. Congr. zu Bern
1895 p. 553). — (S. 689)
1632. Kurloff, M., Keuchhusten -Parasiten [Vorläufige Mittheilung] Mit
1 Tafel (Ctbl. f. Bacter. Bd. 19, No. 14/15 p. 513). — (S. 688)
1633. Y. Leydeu, E., und F. Schaiidiun, Leydenia gemmipara Schaü-
DiNN, ein neuer, in der Ascitesflüssigkeit des lebenden Menschen
gefundener, amöbenähnlicher Rhizopode. Mit 1 Tafel (Sitzungsber.
d, kgl. preuss. Akad. d. Wissensch. zu Berlin Bd. 89 p. 13; ref.:
Ctbl. f. Bacter. Bd. 20, No. 12/13 p. 465). — (S. 687)
1634. Nencki, M., und N. Sieber, Zur Aetiologie der Rinderpest (St.
Petersburger Archiv f. Veterinär Wissenschaften H. 7 p. 309). —
(S. 691)
1635. 01t, A., Der Schrotausschlag des Schweines (Archiv f. wissensch.
u. prakt. Thierheilk. Bd. 22 p. 434). — (S. 692)
1 636. Rou^et, J., Contribution ä l'etude du trypanosome des mammiferes
(Annales de ITnst. Pasteuk t. 10, no. 12 p. 716). — (S. 693)
1637. Ruta, II trichomonas in patologia (Riformamed. no. 16 p. 181). —
(S. 687)
1638. Semmer, E., Aetiologie der Rinderpest und die Bekämpfung dieser
Seuche (Deutsche Ztschr. f. Thiermed. Bd. 22, H. 1 p. 32). — (S. 689)
1639. Tartakowsky, Betrachtungen über die Aetiologie der Rinderpest
(Arch. des Sciences biolog, [St. Petersbourg] t. 4, no. 3 p. 295). —
(S. 691)
1 640. Völlers, D., Das Texasfieber (Archiv f. wissensch. u. prakt. Thier-
heilk. Bd. 22 p. 346). — (S. 688)
1641. Williams, W., Cattle disease in .Tamaica (Veterinary Journal
vol. 43 p. 309, 404). — (S. 689)
1642. Woronzow, >V., und N. Eckert, Die Rinderpest bei Schafen und
Ziegen [Russisch] (Beilage zum Journal f. öff"entl, Veterinärmed.;
Ref.: Jahresber. über Veterinärmed. p. 22). — (S. 692)
Ruta (1637) referirt über die Hauptuntersuchnngen des Trichomonas
und glaubt, dass man bei gewissen Fällen eine pathogene Einwirkung dieses
Parasiten annehmen müsse. Tirunbnsti.
V. Leydeii und Scliaudiiiii (1633) constatirten, nach Mittheilung der
citirten Quelle, bei zwei an Krebs leidenden Patienten mit Ascites in der
durcli Punction entleerten trüben Flüssigkeit mikroskopisch grosse, blasse,
ßgg Protozoen im Sputum von Keuchhustenkranken,
im Blute von an Texasfiebor erkrankten Rindern.
theils runde, theils polymorphe Zellen mit strahlen- oder borstenförmlgen
Ausläufern, erheblich grösser als Leukocyten und mit fettartigen Tropfen
und Pigment angefüllt. Dieselben zeigten lebhafte amöboide Beweglich-
keit. Verif. rechnen die genannten Gebilde zu den Protozoen. An den
lebenden Gebilden wurde Kuospenbildung und Theilung beobachtet. Verif.
erklären, dass sie „über den möglichen Zusammenhang der beobachteten
Amöben mit der gleichzeitigen Krebskrankheit noch nichts Bestimmtes
auszusagen im Stande sind"*. Günther .
Klirlolf (16B2) berichtet über mikroskopische Untersuchungen des
Sputums von Keuchhustenkranken, deren Ergebnisse den Verf. zur
Entwicklung der folgenden Ansicht führen: Der Grund der Ansteckung
beim Keuchhusten liegt an einer Amöbe, die sich durch ein kleinkörniges
Protoplasma auszeichnet und eine grosse Fähigkeit zu amöboiden Beweg-
ungen besitzt. Wenn diese Amöbe heranwächst, so gelangt sie zu einer
bedeutenden Grösse, wobei in ihrem Körper grosse, glänzende, sich allmäh-
lich vergrössernde Körnersporen in concentrischen Schichten zum Vorschein
kommen. Beim Bersten der Zellen treten die bezeichneten Sporen frei her-
aus und fahren fort, an Umfang zuzunehmen, bis schliesslich, und zwar
theils noch im Körper des Kranken, aus diesen Sporen beim Bersten der
Hülle junge Individuen von amöboidem Charakter hervorgehen, welche eine
sehr grosse Fähigkeit haben, sich fortzubewegen, indem sie Sprossen her-
vorstrecken. Auf solche Weise endet der Entwicklungskreis der vorherr-
schenden Form des Parasiten mit diesen Gebilden, obgleich in frischen
Keuchhustenfällen im Sputum ausserdem noch andere, mittels Wimperchen
sich fortbewegende, amöboide Körperchen anzutreffen sind. In welcher
verwandtschaftlichen Verbindung sie mit der ersten Gruppe von Parasiten-
formen stehen, ist Verf. noch nicht sicher. — Nach Ansicht Verf.'s hat be-
reits vor 10 Jahren Deichler ^ die fraglichen, von Verf. als Parasiten ge-
deuteten Gebilde beschrieben**. Oünther.
Völlers (1640) konnte bei einem Transport von 362 aus Amerika ein-
geführten Rindern das Texas fi eher constatiren. Wie bei allen schweren
Infectionskrankheiten trat vor Allem eine grosse, sich oft als Lähmung
darstellende Schwäche auf; einzelne Thiere litten auch an Hämoglobinurie.
Section: Starker Milztumor, hämorrhagische Nephritis, Verdickung der
Blasenschleimhaut, Katarrh des vierten Magens und Dünndarmes, starke
Schwellung der Leber und des Dünndarmes. Lunge und Halsorgane ohne
Sonderheiten. In den rothen Blutkörperchen fanden sich die von Th. Smith
*) Die vorliegende kurze Mittheilung gestattet nicht, sich ein bestimmtes
Urtheil über die Bedeutung der als Protozoen angesprochenen Formen zu bilden.
Inmierhin darf wohl hervorgehoben werden, dass die Möglichkeit, es habe sich
um zellige Gebilde des nie lisch liehen Körpers gehandelt, durch die vor-
liegende Beschreibung nicht ausgeschlossen erscheint. Baximgarten.
1) Jahresber. II, 1886, p. 347; V, 1889, p. 441. Ref.
**) Die parasitäre Natur der beschriebenen amöboiden Zellen erscheint fraglich.
Baumgarten.
Protozoen bei Texasfieber, der Hämoglobinurie und Ictero-Hämatui-ie 689
der Schafe. Aetiologie der Rinderpest.
u. A. als Ursache des Texastiebers bezeichneten Protozoen Pyrosoma bi-
geminum. Joline.
Williams (1641) hat im Auftrage der englischen Regierung die auf
der Insel Jamaica in verheerender Weise herrschende Rinder-
seuche an Ort und .Stelle studirt und als eine chronische Form des
Texasfiebers erkannt. Die Krankheit wird in ganz gleicherweise
durch Vermittlung der Rinderzecken von Thier zu Thier und von Ort zu
Ort verschleppt. Sie wird häufig durch die gleichzeitige Anwesenheit von
Strongylus contortus im vierten Magen complicirt und verschlimmert. Zur
Bekämpfung der Seuche empfiehlt W. die in Amerika erprobten Maass-
nahmen (Tilgung der Zecken durch Absuchen von den lebenden Thieren,
Abbrennen der Weiden u. s. w.). A. Eber.
Babes und Starcovici (1631) berichten kurz über den Parasiten
der Hämoglobinurie und über die parasitäre Ictero-Häma-
turie der Schafe und nehmen die Priorität der Entdeckung entschieden
für sich in Anspruch. Sie heben hervor, dass der Parasit die meisten Eigen-
schaften der Bacterien besitzt, durch sein Aussehen in lebendem Zustande,
seinen Sitz in den rothen Blutkörperchen, die Unmöglichkeit oder grosse
Schwierigkeit der Züchtung, wie durch gewisse morphologische Merkmale
aber an die einfachsten Protozoen erinnert. Verff. schlagen daher vor,
dies Mikrobion in der Classification eine Stelle zwischen den Protozoen und
den Bacterien anzuweisen*. Bonome habe den Parasiten genau nach der von
ihnen bezeichneten Weise gefärbt und in seinen Präparaten die nämliche
Form nachgewiesen, wie die von ihnen beschriebene. Bei den in den letzten
Jahren gemachten Studien hätten sie Gelegenheit gehabt, alle Entwicklungs-
phasen des Hämoglobinurie-Parasiten zu beobachten und die Beziehungen
desselben zu den Zecken festzustellen. Johne.
Semmer (1638) ist bei seinen Untersuchungen über die Aetiologie
der Rinderpest zu dem Ergebniss gekommen, dass sich Schizomyceten,
w^enigstens mit den bisherigen Färbungsmethoden differenzirbare und nach
dem bisherigen Verfahren cultivirbare specifische Schizomyceten, als Ur-
sache der Rinderpest nicht nachweisen lassen.
Bei der Rinderpest kämen ähnliclie Gebilde vor, wie sie bei den Pocken
beschrieben werden. Sie gehörten zu den Protozoen**.
Es gelang S. in sterilem, in zugeschmolzenen Glascapillaren aufbewahrtem
Uterusschleim eines rinderpestkranken Kalbes amöboide Form Veränderungen
an einzelnen zelligen Elementen auf dem Wärmetisch zu beobachten. Die
Grösse und geringe Anzahl solcher Gebilde im Iiupfstofte lässt aber Zweifel
darüber aufkommen, dass diese fertigen Gebilde das Contagium repräsen-
tiren.
Es können nur sehr kleine, schwer differenzirbare, im leben-
den Thierkörper sich schnell vermehrende Körperchen im
*) Solche Wesen sind bis jetzt sonst nicht bekannt. Hauinf/arteii.
**) Die Pocken- „Protozoen* sind aber z. Z. noch sehr fragwürdige üebilde.
Bauftigarten.
naunigarten'.s JahreHborlclit XII 44
ßgO Protozoen bei der Rinderpest.
SporenzustandealsKrankheitserreger angesehen werden. Auch
solche sind vorhanden. Sie sind von sehr verschiedener Grösse (von der
Grösse kleinster Kokken und Blutplättchen bis zur Grösse eines farbigen
Blutkörperchens) und fast hyaliner Beschaffenheit und lassen sich durch
Hämatüxylin, BiONDi'sche Dreifarbenmischung und Thymol-Methylenblau-
lösung differenziren. Meist sitzen sie in den vergrösserten Zellkernen zu
1-6 und sind oft von einem hellen Hof umgeben. Nach Zerfall der Zellen
und Kerne trifft man sie frei in den Flüssigkeiten und Zerfallsproducten an.
In gehärteten Präparaten, sowie in Canadabalsam und anderen Einschluss-
flüssigkeiten schrumpfen sie und entfärben sich auch theils schnell, weshalb
ihre Darstellung- in Photogramraen auf »Schwierigkeiten stösst. Da es bis-
her leider nicht gelungen ist, diese Gebilde zu isoliren und rein zu züchten,
so lässt sich der Beweis der Pathogenität und Specificität derselben für die
Rinderpest nicht beibringen*.
Das Contagium ist bei Rinderpestkranken in sämmtlichen Geweben und
Flüssigkeiten enthalten. Es ist zum Beginn des Fieberstadiums im Blute,
im Harne und in der Milch vorhanden. Im Blute scheint es an die farblosen
Blutkörperchen gebunden zu sein, kann aber nach Zerfall derselben auch
im Serum enthalten sein; dagegen scheinen die rothen Blutkörperchen frei
davon zu sein. Entgegen dem Pockencontagium conservirt sich das Rinder-
pestcontagium nichtlängere Zeitin Glycerinundin eingetrocknetem Zustande,
auch nicht in antiseptischen Lösungen und in Capillarröhrchen eingeschlossen.
Am längsten erhält es sich im Schleim (am besten in sterilem Uterusschleim)
und in steril entnommenen und aufbewahrten Milzen im Eisschrank (bis zu
6 Monaten und länger). Im Blute, im Harn und in der Milch verliert es in
4-6 Wochen seine Wirksamkeit. Durch CHAMBEKi.AND'sche Filter filtrirtes
Material enthält vom Contagium nichts mehr, da grosse Mengen solchen
Filtrats, subcutan beigebracht, von Kälbern ohne Nachtheil ertragen werden.
Eine Mitigation des Contagium s kann erzielt werden durch Ein-
wirkung höherer und niederer Temperaturen, des Lichtes, der Luft (Ein-
trocknen und Sauerstoff), schwacher antiseptischer Lösimgen und vermittels
Durchlei tung- durch andere Thiergattungen. Mit solchem Material können
Thiere nach leichter Erkrankung dauernd immunisirt werden. Durch sub-
cutane Application von Blutserum und Milch immunisirter Rinder und von
Pferdeblutserum wird die Empfänglichkeit für Rinderpest nur auf einige
Zeit abgeschwächt, aber nicht dauernd aufgehoben.
Bekanntlich überstehen die Rinder der grauen Steppenrasse die Rinder-
pest meist besser, als die übrigen Rinderrassen. Vom grauen Steppenvieh
fällt infolge natürlicher Ansteckung 30-50 ^j^, infolge der Impfung mit
ungeschwächtem natürlichem Impfstoff 5-10 ^/q, bei den übrigen Rassen
aber 90-98 ^Jq. Ein Mitigationsgrad, der für das graue Steppenvieh hin-
reichend ist, genügt nicht für das Nichtsteppenvieh, und bei letzterem macht
*) Es fehlt aber auch in dem, was uns Verf. über seine Beobachtungen luit-
getheilt hat, an zureichenden Beweisen dafür, dass die gesehenen Gebilde
wirklich parasitäre Organismen (Protozoen) waren. Baumgarten.
Protozoen bei der Rinderpest. ß9l
sich die Tendenz bemerkbar, das einmal mitigirte Contagium in sich wiederum
von Generation zu Generation zu verstärken und seine Virulenz zu erhöhen.
S. gelang- es, Thiere durch wiederholte Impfungen mit auf 60, 55, 52,
50, 47,5 und 45^ C, 15-30 Minuten lang- erwärmten Impfstoif und durch
Impfungen mit Impfstoff, der bedeutenden Kältegraden (bis auf 20^) aus-
gesetzt worden war, sowie mit durch Meerschweinchen geführten Impfstoff,
sowohl bei der grauen Steppenrasse, als auch beim rothen, bunten und
schwarzen Nichtsteppenvieh und bei Schafen und Ziegen Immunität ohne
vorhergehende bedeutende Erkrankung- hervorzurufen.
Durch längere Einwirkung von Temperaturen von + 50-60*^ C. und
— 20-25^ C. wird das Einderpestcontagium zerstört. Zu Immunisirungs-
zwecken sind Temperaturen von -|- 45-50^ C. und Kältegrade bis — 20^^ C.
am geeignetsten.
Ein von einer immunisirten Kuh geborenes Kalb zeigt ebenfalls Immu-
nität gegen Impfung und natürliche Ansteckung mit Rinderpest. Eine Kuh
ist gleichzeitig gegen Rinderpest und gegen Tuberkulose immunisirt worden.
S. hat 62 Rinder, 18 Schafe, 17 Ziegen, 1 Ferkel, 26 Kaninchen, 137 Meer-
schweinchen, 2 Hunde, 47 Mäuse, 14 Geflügel zu seinen Versuchen ver-
wendet.
Ein Heilmittel gegen die Rinderpest konnte nicht gefunden wer-
den. Leider haben die S. 'sehen Mitigations- und Immunisirungsversuche
nicht zu Ende geführt und nicht mit einem genügend grossen Versuchs-
material angestellt werden können. Aeussere Verhältnisse haben S. ge-
hindert, die Versuche so, wie er es gewünscht und vorgeschlagen hat, aus-
zuführen und damit eine praktisch und wissenschaftlich ungemein wichtige
Frage endgültig zu lösen. Für Russland ist die Rinderpestfrage von einer
so grossen Bedeutung, dass man keine Kosten scheuen sollte, diese Frage
ihrer Lösung- zuzuführen^. Johne.
Nencki und Sieber (1634) haben die Aetiologie der Rinderpest
zu erforschen gesucht, und sind in Uebereinstimmung mit Semmer (s. oben)
zu der Ueberzeugung gekommen, dass es sich hierbei nur um Protozoen
handeln kann. Sie glauben solche im Blute rinderpestkranker Thiere nach-
gewiesen zu haben und wollen durch Verimpfung solcher in der 1.-4. Gene-
ration auf Rinder wieder Rinderpest hervorrufen. Es ist hierbei aber wohl
zu beachten, dass Verff. nicht mit eigentlichen Reinculturen, sondern mit
einer unbekannten Mischung von das Rinderpestcontagium enthaltenden Ma-
terial gearbeitet haben. Die von Verff. gefundene iramunisirende AVirkung
des Blutserums rinderpestkranker Thiere ist von Semmer schon ISOS"*"
nachgewiesen worden. Johne.
Tartakowsky (1639) bespricht die Aetologie der Rinderpest und
kommt zu folgenden Schlüssen: 1. Alle Mikroorganismen ohne Ausnahme,
welche von verschiedenen Autoren als Erreger der Rinderpest beschrieben
worden sind, haben nichts mit dieser zu thun. 2. Kein Mikroorganismus,
^) Diese Versuche dürften neben den neueren Kocii'schen Beobachtungen nicht
niibeachtlich sein. Kef.
tj .Taliresber. IX, 1893, p. 330. Red.
44*
(392 Protozoen bei der Rinderpest, beim Schrotaussclilag des Schweines.
welchen man auf gewöhnlichen Nährböden züchten konnte, hat nach der
Impfung in den Verdauungstractus, in die Nasenhöhle, Trachea oder Vagina
der Rinder Einderpest erzeugt. 3. Die Mikroorganismen, welche man im
Verdauungstractus, der Eespirationsschleimhaut und den äusseren Genita-
lien rinderpestkranker Thiere fand, fanden sich meistens auch bei gesunden
Thieren. 4. Das Blut und die inneren Organe der von der Rinderpest be-
fallenen oder an dieser Krankheit umgestandenen Thiere war derartig
steril, dass man Bacterien weder durch das Mikroskop noch auf andere
Weise nachweisen konnte. Und dennoch enthalten diese Organe ein Virus,
welches bei Rindern typische, tödtlich verlaufende Rindei-pest erzeugt. 5.
Bei der Rinderpest findet man selten Bacterien und wenn es der Fall ist,
handelt es sich um postmortale Erscheinungen oder secundäre Infection vom
Darmtractus aus. 6. Die Rinderpest ist wahrscheinlich keine durch Bac-
terien hervorgerufene Krankheit; der Krankheitserreger hat wahrschein-
lich zu den Sporozoen Beziehungen*. 7. Die Rinderpest ist nicht übertrag-
bar auf Meerschweinchen, Kaninchen, weisse Mäuse und Katzen. Johne.
Die von WoronzowundEckert(lG 12) veröffentlichten Untersuchungen
über die Rinderpest bei Schafen und Ziegen haben die schon längst
bekannte Thatsache ergeben, dass Schafe und Ziegen bei der Impfung mit
dem Rinderpestcontagium sowie spontan an dieser Seuche erkranken können.
Johne.
01t (1635) hat den allgemein bekannten Schrotausschlag des
Schweines näher untersucht und dabei ermittelt, dass dieser eigenthüm-
liche Hautausschlag durch Coccidien vej-anlasst wird, die bei dieser Krank-
heit regelmässig in den Schweissdrüsen nachgewiesen werden können. Sie
siedeln sich hier im Drüsenepithel an, bedingen Hypertrophie und Hyper-
plasie und theilweisen Zerfall derselben. Die hierdurch entstehenden, mit den
Coccidien gemischten Zerfallsmassen häufen sich in den Drüsenschläuchen
an und bedingen Secretstauungen. Zuweilen ist die Menge der Coccidien
eine so bedeutende, dass sie Kanäle direct verstopfen. Die in den Schläuchen
extra- und intraepithelial liegenden Parasiten erscheinen bei schwächerer
Vergrösserung als braune Körnchen oder als Körperchen von verschiedener
Grösse und Gestalt, die entweder eine Kapsel besitzen oder membranlos
sind; bei stärkerer Vergrösserung werden die Körncheii und' Körperchen
als Protozoen erkannt**. Verf. hat sie mit dem Namen „Coccidium fuscum"
belegt. — Die Stauung des Inhaltes führt in den Drüsenschläuchen zui'
Bildung von mehr oder weniger tief im Corium liegenden Cysten, den defi-
nitive Bläschen des Schrotausschlages. (Details s. im Original).
Nach den Ergebnissen der vorstehenden Untersuchungen wird die als
*) Es ist aber nicht nothwendig, dass das Contacrium der Rinderpest des-
halb ein Protozoon sein müsse, weil es bisher noch nicht gelungen ist, Bac-
terien bei dieser Krankheit nachzuweisen. Denn es könnte sich ja um mit den
bisherigen Methoden nicht nachweisbare Bacterien handeln. Uebrigens ist ja
auch die Suche auf Rinderpest-Protozoen bisher so gut wie negativ geblieben
(vgl. die voranstehenden Referate). Baumgarten.
**) Dies dürfte doch nicht so leicht sein ! Baumgarten.
Protozoen bei der Beschälseuche des Pferdes. ß93
Schrotausschlag des Schweines bezeichnete Hautkrankheit durch eine bis-
her unbekannte Coccidienart veranlasst, welche in die Schweissdrüsen ein-
dringt und letztere reizt. Diese Krankheit ist deshalb als eine C o c c i d i o s e
derKnäueldrüsen, als Spiradenitis coccidiosa suis zu bezeichnen.
Die Bezeichnung „Schrotausschlag" hat nur eine descriptive Bedeutung. Zur
Zeit ist die Knäueldrüseu-Coccidiose des Schweines das einzig bekannte Haut-
leiden dieser Art und, abgesehen von den Erregern, die einzige specifische
Krankheit, welche von den Knäueldriisen der Thiere bekannt ist.
Wenn auch die Veränderungen, welche das „Coccidium fuscum" in den
Knäueldrüsen hervorruft, Gesundheitsstörungen nicht bedingen, und daher
dieses Hautleiden in der Therapie keine weitere Beachtung flndet, so ist
demselben dennoch in wissenschaftlicher Hinsicht eine Bedeutung nicht
abzusprechen. Für die Protozoenforschung dürfte diese Krankheit vielleicht
die Veranlassung zu recht interessanten und dankbaren Studien abgeben.
Der Schluss der Abhandlung bietet eine sehr eingehende Schilderung der
Untersuchungstechnik. Johne.
Im Blute eines an Beschälseuche eingegangenen Pferdes fand
BoujE^et (1636) eine Trypanosomaart, welche auf künstlichen Sub-
stanzen zwar nicht cultivirbar war, aber von Thier zu Thier 2^/, Jahre
lang fortgezüchtet werden konnte. Der Parasit ist schlangenförmig, leb-
haft beweglich und trägt an einem Ende eine Geissei. Sein Körper besteht
aus gleichmässig aussehendem Protoplasma, an dem nicht mit einer Geissei
versehenen Körperende ist darin eine kleine glänzende, nicht färbbare Kugel
zu bemerken. Eine zarte Hülle umgiebt das Protoplasma und bildet hier
und da Falten am Rande. Länge 18-26 fi, Breite 2-2,5 (x in der Körper-
mitte. Färbung gelingt mit Anilinfarben.
Kaltblüter, Vögel, Fledermäuse, Meerschweinchen waren unempfänglich
für Impfungen, Kanalratten zum Theil. Weisse und graue Mäuse, weisse
Ratten, Kaninchen, Hunde waren leicht zu inficiren und zwar durch sub-
cutane, intravenöse, intraperitoneale Injection, ja selbst durch Eintropfen
von Blut in den Conjunctivalsack. Verfütterung blieb erfolglos. Der Ver-
lauf der Infection ist bei den einzelnen Thierspecies verschieden. Bei Mäusen
erschienen die Parasiten 1-3 Tage nach der Impfung im Blute und ver-
mehrten sich derart, dass sie nach einigen Tagen zahlreicher als die rothen
Blutkörperchen waren. Fortpflanzungsvorgänge konnten nicht beobachtet
werden. Nach 5-11 Tagen erlagen die Thiere, erschienen aber erst in
den letzten Stunden krank (gesträubtes Fell, Trübung der Corneae). Die
Section ergab manchmal blutigen Erguss in die Bauchhöhle, immer H.vppi'"
ämie der Bauchdecken, Leber- und Milzschwellung wie der Lymph-
drüsen nahe der Injectionsstelle. Der Parasit fand sich in allen Körper-
flüssigkeiten ausser Urin, nicht im Darminhalt. Beim Tödten des Thicres
mit Chloroform oder Aether blieb er unbeeinflusst. 8-10 Stunden nach
dem Tode war er im Kfirper aller Versuchsthiere zu Grunde gegangen.
— Beim KaninclK n fanden sich die Parasiten, naclidem sie einmal nach
der Infection aufgetreten waren, nicht ständig im Blute, sondern nur ab
und zu, aber unabhängig von den bei den Thieren zu beobachtenden Fieber-
Q 9^ AUgemeines über Protozoen. Literatur.
anfallen. Als Krankheitssymptome erschienen Oedeme der Ohren mit Haar-
ausfall und Nekrosen zuerst, dann ähnliche Erscheinungen am übrigen
Körper, Lähmung des Hinterkörpers, schleimig eitrige Conjunctivitis (mit
Parasiten im Secret). In den Geschlechtsorganen fanden sich Oedeme. Nach
1-4 Monaten erfolgte der Tod; Sectionsbefund wie bei den Mäusen. Ent-
milzte Thiere zeigten gleichen Krankheitsverlauf. — Beim Hunde ist der
Krankheitsverlauf derselbe wie beim Kaninchen. Ausser Conjunctivitis
kommen auch Keratitiden vor, die motorischen Störungen sind stark aus-
geprägt, ebenso die Oedeme der Genitalien. — Impfungen an Pferden
konnten nicht vorgenommen werden. — Serotherapeutische Versuche geben
insofern ein interessantes Resultat, als sich zeigte, dass Kaninchenserum,
Mäusen zugleich mit oder vor der Injection von trypanosomenhaltigem
Blute beigebracht, diese Thiere zum Theil vor der tödtlichen Infection
schützte, zum Theil wenigstens länger am Leben erhielt.
Ueber die Beziehungen zwischen der Beschälseuche und dem Trypano-
soma spricht R. keine feste Ansicht aus. Er meint aber, dass die von der
Seuche befallenen Thiere anscheinend in grosser Zahl der Tr3^panosoma-
infection erliegen*. Abel.
f) Allgemeines über Protozoen
1643. Abel, E., Zur Färbung des Coccidium oviforme (Ctbl. f. Bacter.
Bd. 20, No. 25 p. 904). — (S. 695)
1644. Beyerinck, M. W., Culturversuche mit Amöben auf festem Sub-
strate (Ibidem Bd. 19, No. 8 p. 257). — (S. 695)
(ßokoriiy, Th.,) Vergleichende Studien über die Giftwirkung ver-
schiedener chemischer Substanzen bei Algen und Infusorien (Archiv
für Physiol. Bd. 64, No. 5 und 6 p. 262).
1645. Casagrandi, 0., e P. Barbagallo-Rapisardi, Sui terreni di
coltura delle amebe (Eiforma med. no. 157). — (S. 697)
1646. Celli, A., Die Cultur der Amöben auf festem Substrate [A. d. hygien.
Inst. Rom] (Ctbl. f. Bacter. Bd. 19, No. 14/15 p. 530). — (S. 696)
(Dock, G.,) Trichomonas as a parasite of man (American Journal
of the med. Sciences, January p. 1).
1647. Gorini, C, Die Cultur der Amöben auf festem Substrate [A. d.
hygien. Inst. d. Univ. Pavia] (Ctbl. f. Bacter. Bd. 19, No. 20 p. 785).
— (S. 696)
(Le Dantec et L. Berard,) Les sporozoaires et particulierement
les coccidies pathogenes. Paris, Gauthier- Villars & fils.
1648. Leger, L., Sur l'origine du Plasmodium et des cristaux dans les
lithocystis (Compt. rend. de la Soc. de Biol. no. 28 p. 887). — (S. 697)
(Lindner, (x.,) Die hygienische Bedeutung der parasitischen stiel-
losen Vorticellen (Deutsche Medicinalztg. No. 65 p. 697).
_ *) Soviel aus Obigem ersichtlich, hat aber Verf. das Trypanosoma nur in
einem einzigen Falle von Beschälseuche des Pferdes und zwar nicht im leben-
den, sondern im L eichenblute nachgewiesen. Baumcjarten,
Allgemeines über Protozoen. Färbung des Coccidium oviforme. 695
Culturversuche mit Amöben.
1649. Neisser, M., Ueber die hygienische Bedeutung des Protozoen-
befundes im Wasser (Ztschr. f. Hygiene Bd. 22 p. 475). —
(S. 697)
1650. Perroncito, E., e 0. Bosso, Sullo sviluppo e proliferazione dell'
ameba (Giorn. d. R. Accad. di Med. di Torino no. 2). — (S. 697)
1651. Schardinger, F., Reinculturen von Protozoen auf festen Nähr-
böden (Ctbl. f. Bacter. Bd. 19, No. 14/15 p. 538). — (S. 696)
Abel (1643) hat gefunden, dass sich Coccidium oviforme (in Ma-
terial, welches auf Deckgläsern ausgestrichen wurde, sowie in Schnitt-
material) sehr zweckmässig mit Hülfe der Tuberkelbac. -Färbungs-
methode gefärbt darstellen lässt. Die encystirte Form nimmt Farbstoffe
relativ schwer auf, hält sie aber, einmal gefärbt, auch hartnäckig fest.
Verf. färbte Deckglaspräparate mit Carbolfuchsin unter Aufkochen; darauf
wurde mit 5proc. Schwefelsäure und 70proc. Alkohol entfärbt. Schnitte
werden mehrere Stunden lang in Carbolfuchsin gelegt, dann mit Säure und
Alkohol und schliesslich mit einer Contrastfarbe behandelt. Niemals wui'-
den bei den genannten Behandlungen der Präparate alle Coccidiencysten
roth gefärbt. Während ein Theil roth wird, bleibt ein anderer ungefärbt,
ein dritter, gewöhnlich an Zahl sehr geringer, wird von der Nachfärbung
getroffen. Diese Verschiedenheit im Verhalten beruht nach Ansicht Verf.'s
aller Wahrscheinlichkeit nach auf Differenzen in der Dicke und Durch-
lässigkeit der Cystenhülle. — Beiläufig erwähnt Verf., dass die Haken der
Echinokokken-Scolices sich ebenfalls mit Carbolfuchsin färben lassen
und gefärbt säure- und alkoholfest sind, während die Scolices selbst sich
entfärben und eine Contrastfärbung zu den Hakenkränzen, z. B. mit Me-
thylenblau, aufnehmen. Günther.
Beyerinck (1644) berichtet über künstliche Cultur zweier ver-
schiedener Amöben auf festem Substrat. Die erste derselben, „Amoeba
nitrophila" w'urde auf einem zur Cultur von Nitrobacterien („Nitritfer-
ment der Ammonsalze") hergestellten Nährboden gezüchtet. Der letztere
wird durch Auslaugen von Agar (welches vorher in Wasser gelöst und
tiltrirt wurde) mit Wasser und Zufügen von 0,2 ^/^ Phosphorsalz (NH^ Na.j
PO4 -f- 4 H.,0), 0,05 "/(, Kaliumchlorid und etwas Calciumcarbonat bereitet.
Wird ein derartiger Nährboden (in Form der Schälchencultur) mit Boden-
material beschickt, so zeigen sich die entstehenden Bacteriencolonien hier
und da umgeben von einem durchsichtig werdenden Kreisfelde (der Auf-
lösung der Kreide durch die gebildete freie salpetrige Säure entsprechend).
Sobald diese Erscheinung auftritt, sieht man mit der Lupe da und
dort auf der Platte körnige Stellen auf der glänzenden Oberfläche der
Platte, welche aus Ansammlungen der oben genannten, in der Erde sehr
verbreitet vorkommenden Amöbe bestehen. Diese Stellen können sich be-
trächtlich ausbreiten. Sie sind an die gleichzeitige Anwesenheit von Colo-
nien der Erdbacterien gebunden: die Amöben ernähren sich mit den
Bacterien. Die Amöbe misst 15-20 |U. Die hyaline Körpersubstanz zeigt
einen deutlichen Kern und meistens 2 Vacuolen, deren eine pulsirt, wäh-
696 Allgemeines über Protozoen. Culturversuche mit Amöben.
rend die andere ruht. Theilung-svorgänge können leicht verfolgt werden.
Ein Theil der Körpersubstanz wird für die Sporenbildung in Anspruch ge-
nommen; von letzteren bilden sich 1 oder 2, sehr selten 3. Die Sporen
messen 10-11 y^ oder sind kleiner. Nach Ueberbringung der Sporen von der
Platte in die feuchte Kammer in destillirtes Wasser konnte die Sporenkei-
mung beobachtet werden. Die jungen Amöben sind 10-12 if* gross. — Die
andere Amöbenart, „Amoeba zymophila" wnrde von Weintrauben er-
halten, welche in spontane Gährung übergegangen waren. Die Amöbe
ernährt sich mit Apiculatus-Hefe und auchmitEssigbacterien;
ferner gelang die Ernährung auch mit Bact. coli comm. Die Cnltur gelang-
auf Malzgelatineplatten, auf denen die Amöben einen schleierartigen Belag
erzeugen („Amöbenschleier"), ferner auch auf gewöhnlicher Gelatine und
gewöhnlichem Agar, aber immer nur in Gegenwart von Bacterien oder
Hefe (s. oben). Die Amöben verflüssigen die Nährgelatine stark, was vom
Verf. auf die Bildung eines tryptischen Enzyms bezogen wird. Amoeba
zymophila führt einen Zellkern. Sporen- oder Cystenbildung* wurden nicht
beobachtet. Pulsirende und Nebenvacuolen, wie bei Amoeba nitrophila,
wurden hier nicht beobachtet. Der Körper der Amöbe ist relativ klein,
höchstens 10-12 /t* gross. — Der Arbeit ist eine Tafel mit Zeichnungen der
Amöben beigegeben. Günther.
Celli (1646) hat (in Gemeinschaft mit Fiocca) als geeignetsten Nähr-
boden für die Cultur von Amöben den Fucus Crispus gefunden, „der
wie Agar mit 5 ^/^ Wasser" (? Ref.) „mit oder ohne Bouillon hergestellt
und stets stark alkalisirt wird". Bacterienfreie Amöbenculturen waren
nicht lebensfähig zu erhalten: die Symbiose der Amöben mit den Bacterien
muss eine sehr intime sein. Mit Hülfe des genannten Nährbodens wurden
cultivirt: Amoeba guttula, oblonga, undulans, coli, spinosa, diaphana, ver-
micularis, arborescens. Günther.
Scliardlnger (1651) stellt sich zur Cultur von Protozoen folgen-
den Nährboden her: 30-40 g Heu oder Stroh werden mit 1 1 Wasser auf-
gekocht; dem Filtrate giebt man 1-1^/., ^/^ Agar-Agar zu, kocht bis zur
Lösung, fügt Soda bis zur alkalischen Reaction (Lackmus) zu und füllt in
Eeagensgläser ein. Darauf wird sterilisirt. Aus Kanalwasser gewann Verf.
mit Hülfe von Nährgelatine sowie des genannten Nährbodens eiüe bestimmte
Protozoenart (theils runde, theils ovale, spindel- oder halbmondförmige Ge-
bilde von 3-9 fx Grösse, auf den Nährböden grünliche Colonien bildend);
ferner gelang mit Hülfe des angegebenen Agar-Nährbodens die Cultur eines
Mycetozoons aus Kanaljauche (am meisten, der ZoPF'schen Beschreibung nach,
mit Protomonos Spirogyrae Borzi übereinstimmend) ; auch diese Art wächst
auf Nährgelatine. Ferner wurde aus dem Stuhle eines an fieberhafter Diar-
rhöe leidenden Mannes eine Amöbe gezüchtet, welche Verf. mit Amoeba
coli identisch zu sein scheint. Günther.
Gorini (1647) berichtet über Amöbenzüchtungsversnche, die er
mit einer Cultur von Amoeba zymophila anstellte, welche er sich von
Beyeeinck hatte schicken lassen (vgl. Referat p. 695). In Gegenwart von
Saccharomyces apiculatus liess sich — das ist das Neue in der vorliegenden
Allgemeines über Protozoen. Culturversuche mit Amöben. (397
Krystalle der Lithocystis Schnelderi. Hygienische Bedeutung
der Protozoenbefunde im Wasser.
Mittlieilung — die genannte Amöbe auch auf den verschiedensten Kar-
toffelsorten cultiviren, und zwar ohne Alkalisirung der Kartoffeln.
OüntJier.
Perroucito und Bosso (1650) stellten einige Versuche über Amoe-
ba terricola an, welche auf Strohauf guss gut gedeiht und sich auf frisch
bereitetem Agar züchten lässt. Impft man diese Amöben in Agarröhren
oder auf PETui'sche Schalen, so entwickeln sie sich in G-8 Tagen zum Zu-
stand völliger Reife und encystiren sich dann. Impft man von neuem, so
werden die encystirten Amöben wieder frei, und man sieht an ihnen die
protoplasmatischen Bewegungen wieder auftreten und beobachtet wie sie
die Bacterien umfliessen und verdauen. Die jungen Amöben nehmen an
Volumen zu und beginnen sich nach etwa 3 Tagen zu vermehren, was sich
durch das Auftreten kugliger, durchsichtiger, kernartiger Körperchen inner-
halb des Protoplasmas kennzeichnet. Diese sind 2-3 fi gross, werden zum
Theil frei und entwickeln sich ihrerseits wiederum zu Amöben. Die ency-
stirten Amöben messen 4-19 1«-. Diese Form ist die Dauerform. Die Pro-
tozoen können so Monate und Jahre existiren, bis sie auf einen neuen geeig-
neten Nährboden verpflanzt wieder frei werden. Trambiisii.
Casagrandi und Barbagallo-Kapisardi (1645)experimentirten be-
hufs Auffindung eines geeigneten Nährbodens für die Entwicklung
der Amöben nach den verschiedenen Methoden von Balsamo Ckivelli
und Maggi, Cunningham, Kartulis, Vivaldi, C. 0. Millek, Celli und
FioccA, PiccAEDi, Peeroncito uud Bosso, Beyerinck u. s. w. Unter allen
diesen Methoden gab die von Celli und Fiocca mit 5proc. „Fucus crispus"
die besten Resultate. Nach Verff. ist bei diesen Untersuchungen von dem
Gebrauch der gewöhnlichen Pflanzenaufgüsse , gleichviel ob sie eingedickt
sind oder nicht, abzurathen. Jedenfalls behaupten sie, dass es bei allen
Untersuchungsmethoden nie gelinge Culturen aus Amöben, die auf Parasi-
ten leben, zu züchten, obgleich es leicht gelingt, solche aus frei lebenden
Amöben herzustellen. Tramhusti .
L^gei* (1(348) untersuchte die Entstehung der pigmentirten, plasmodia-
len Massen und der Krystalle der Lithocystis Sciineiberi, eines in der
Körperhöhle des Echinocardium cordatuin lebenden Sporozoons. Er kommt
zu dem Schlüsse, dass die Krystalle ein Excretionsproduct dieser parasiti-
schen Gregarine sind. Die pigmentirten Plasmodiummassen hingegen sind
die Reste der I^liagocyten des Wirthes, die im Kampfe gegen die Parasiten
unterlegen sind. Tcmgl.
31. Neisser (1G49) hat im FLüGGE'schen Institut Untersuchungen an-
gestellt über die hygienische Bedeutung des Protozoenbefundes
im Wasser. Es zeigte sich zunächst, dass Brunnenwasser, das reich an
chemisch nachweisbaren Stoffen ist, gleichwohl arm an Protozoon sein kann.
Ferner kann bei Brunnen, deieii chemisches \'ei"lialtcn unverändert geblie-
ben ist, wenn man sie zu verschiedenen Zeiten unteisucht, der Protozoen-
gehalt ein ganz verschiedener sein. Weitere Prüfungen galten der Ent-
scheidung der Frage, ob das Vorhandensein einer grösseren Protozoenfauna
598 Allgemeines über Protozoen. Hygionisclie Bedeutung
des Protozoenbefundes im Wasser.
auf den Zufluss hygienisch verdächtigen Materials einen Schhiss zulässt.
Es war dazu nöthig, die Untersuchungsobjecte zuvor in eine Anreiche-
rungsflüssigkeit zu bringen; bei weitem am besten unter allen den an-
gegebenen Medien hat sich zu diesem Zwecke das neutrale, nicht zu con-
centrirte, sterile S t r o h i n f u s bewährt ; in einigen Fällen wurde auch steriles
Moorinfus oder blosse sterile physiologische Kochsalzlösung verwendet.
Was die Frage anlangt, wie viel Tage lang man die Proben untersuchen
muss, so hält Verf. im Allgemeinen 6 Tage für ausreichend. Bezüglich der
Untersuchung genügt nach seinen Erfahrungen die Entnahme des Materials
von der Oberfläche der Culturflüssigkeit; sowohl in qualitativer wie in
quantitativer Beziehung geben andere Stellen der Flüssigkeit kein besseres
Resultat. — Es ergab sich bei den Untersuchungen, dass der Protozoenbe-
fund einen Schluss über die Natur des Zuflusses, der die Protozoen in den
Brunnen brachte, nicht zulässt. Der Protozoenbefund ist also kein Krite-
rium, das geeignet ist, ein auf andere Weise gew'onnenes hygienisches Ur-
theil zu modificiren. Ebensowenig ist es angängig, in dem Protozoenbe-
funde ein Symptom zu sehen, das die Anwendung anderer hygienischer
Untersuchungsmethoden überflüssig macht. Günther.
Allgemeine Morphologie und Biologie der Mikroorganismen. ß99
Literatur.
B. Allgemeine Mikrobiologie
Referenten: I>oc. Dr. R. Abel (Hamburg), Doc. l)r. Alcxauder-Lewiu
(St. Petersburg), Prof. I>r. 0. Bupvid (Krakau), Doc. Dr. E. Czaplewski
(Köln), Dr. A. Freudeuberg (Berlin), Doc. Dr. F. Henke (Breslau),
Prof. Dr. Axel Holst (Christiania), Dr. B. Honseil (Tübingen), Med.-
Batli Prof. Dr. A. Johne (D r e s d e n), Prof. Dr. A. A. Kauthack (C a m b r i d g e),
Prof. Dr. H. Preisz (Budapest), Prof. Dr. G. Riehl (Leipzig), Dr. G. Sen-
tinon (Barcelona), Prof. Dr. F. Taugl (Budapest), Prof. I)r. A. Tram-
busti (Ferrara), Prof. Dr. A. Vossiiis (Giessen), Dr. K. Walz (Tübingen),
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"702 Allgemeine Morphologie und Biologie. Literatur.
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LÖwit (1676) berichtet über Untersuchungen, welche die Frage nach
der Zellnatur der Bacterien zum Gegenstande haben. Von den ver-
schiedensten Bacterienarten stellte sich L. eintägige Bouillon- oder Agar-
culturen her und färbte dieselben alsdann nach dem LoEFPLER'schen Geissel-
färbungsverfahren theilweise unter Anwendung gewisser Modificationen.
Bei allen untersuchten Arten mit Ausnahme des Spirillum undulans und
der Schweinerothlaufl»ac. hat L. um eine stärker gefärbte centrale Partie
des Bacterienleibes eine hellere Randzone gefunden, in der sich wieder in-
tensiver gefärbte Granulationen zeigen. L. möchte den centralen Körper
als den Kern, die Randzone als das Protoplasma der Bacterie ansprechen,
in den Granulis sieht er in der Hauptsache Differenzirungen des Bacterien-
protoplasmas. Was die Geissein anbetrifft, so findet er, dass sie sich tinc-
toriell meist von der Randzone verschieden verhalten, indem gerade dann,
wenn letztere deutlich ist, erstere unsichtbar sind, und umgekelirt, trotzdem
schliesst er sich der Ansicht jener Autoren an, welche in ihnen nur Aus-
läufer der Randzone also des Bacterienprotoplasmas sehen. Hotisell.
Rodet (1689) unterscheidet 3 Arten von Formveränderungen bei
Bacterien.
1. die morphologischen Variationen; sie bleiben auch dann be-
stehen, wenn die Bedingungen, welche die Variation hervorgerufen haben,
weggefallen sind.
2. den Polyphormismus; er ist eng an die ihn verursachenden Um-
stände geknüpft und verschwindet mit diesen.
3. die individuellen Verschiedenheiten, welche bei Culturen
Allgemeine Morphologie. Kapselbildung bei Bacterien. 703
gleicher Provenienz trotz gleicher Wachsthumsbedingungen an einzelnen
Bacterien vorkommen.
Bei Bac. coli fand E. die Variationen, wenn er die Culturen aus patho-
logischem Gewebe entnahm; der Polymorphismus trat auf bei Züchtung in
höhei'en Temperaturen (44-45*') oder in laktosehaltigen Nährmedien, in-
dividuelle Verschiedenheiten werden besonders in künstlichen Culturen be-
obachtet.
Die Formveränderungen bestanden bei Verwendung der laktosehaltigen
Nährböden in einer Verkürzung im übrigen in einer Verlängerung der
Bacterien gegenüber der Norm.
R. berichtet ferner über Versuche, das Bact. coli in g all eh alt igen
Nähr med ien zu züchten. Aus der Gallenfistel eines Patienten wurde ein
typisches Bact. coli isolirt. In reine Galle gebracht, wuchs es merklich, doch
ohne das Substrat zu trüben, dagegen trat die Trübung sofort ein, sowie der
Galle Bouillon, also eine nährende Substanz zugesetzt war ; eine Abschwächung
der fermentativen Thätigkeit des in Galle gezüchteten Bact. coli konnte
nicht constatirt werden. R. schliesst hieraus, dass die Galle zwar ein
schlechter Nährboden für Bacterien sei, aber keine antiseptischen Eigen-
schaften — wenigstens gegenüber dem Bact. coli besitze. HonselJ.
MijSfula (1679) verbreitet sich über die sogen. Kapselbildung bei
Bacterien. Er giebt zwar zunächst zu, dass es vollkommen richtig sei,
die Kapselbildung bei den Milzbrandbac. als Unterscheidungsmerkmal vcn
ähnlichen Arten zu betrachten. Man dürfe aber nicht vergessen, dass es
noch zahlreiche andere Bacterien gäbe, welche ebenfalls Kapseln besässen.
Was w ir über die Natur der Bacterienkapseln A\üssten, sei Folgendes : Die-
selbe sei nichts anderes, als eine besonders quellbare, chemisch und tincto-
rell abweichende Aussenschicht der Bacterienmembran. Wahrscheinlich
bei allen Bacillenarten vorhanden, erreiche sie nur bei einzelnen eine be-
sonders auffällige Dicke. Die Kapsel bestehe in den meisten Fällen aus
Eiweisskörpern. Sie färbt sich schlecht, und wird deshalb, weil sie sich
beim Eintrocknen des Aufstriches auf das Deckglas als ein feines dünnes
Häutchen um die eigentliche Membran eng herum legt, schwer sichtbar.
Die Verhältnisse, unter denen die Kapsel bei den einzelnen Arten im ge-
färbten Präparat sichtbar gemacht werden können, sind verschieden. Zum
Schluss macht Verf. noch darauf aufmerksam, dass auch in faulenden Flüssig-
keiten der verschiedensten Art nicht selten dem Milzbrand ähnliche Stäb-
chen mit Kapseln vorkommen'. Johne.
^) Zu diesem und dem den gleichen Gegenstand behandelnden Artikel von
NöTZEL (siehe folgendes Referat), in welchem auf meinen Artikel über die
Kapselbildung beim Milzbrandbac. und deren diagnostischen Werth hingewiesen
ist (Deutsche Zeitschrift für Thiermedicin Bd. 19, p. 244), bemerke ich noch-
mals mit aller Entschiedenheit, dass es im Cadaverblut von an Milzbrand ver-
endeten Thieren keinen den Milzbrandbac. im übrigen morphologisch ähnlichen
Bac. giebt, welcher bei der von mir vorgeschlagenen Färbungs-
methode eine derartige (Jallertkapsel zeigt, wie ich solche in den meiner Ar-
beit beigegebenen Photogrammen in geradezu überraschend klarer Weise de-
nionstriren konnte. Ich bezweifle keinen Augenblick, dass man bei Anwendung
704 Allgemeine Morphologie und Biologie. Darstellung der Bacterienkapseln.
Geisseifärbung. Chemische Zusammensetzung der Bacterien.
NÖtzel (1682) bringt interessante Beiträge zu der Darstellungs-
weise von Kapseln an Bacterien. Er geht aus von der JoHNE'schen
Milzbrandbac.-Färbung^; dieselbe lieferte ihm ebenso wie die gleichfalls
die Darstellung einer Kapsel bezweckenden Methoden von Lüpke'^ und
Klett'^ durchweg gute Resultate ; freilich konnte er nach dem JoHNE'schen
Verfahren auch bei den sogen. Cadaverbacterien entgegen der Behauptung
Johne's eine kapselartige Hülle darstellen und muss demnach den differen-
tialdiagnostischen Werth der Methode einschränken. An Milzbrandculturen
gelang N. die Darstellung der Kapsel am besten, wenn er sie nach Bunge's
Vorschlag vor der Färbung mit 5^/o Essigsäure behandelte, oder wenn er
als Quell üugsmittel eine Iproc. Kalilauge benutzte, letzterer giebt er vor
der Essigsäure den Vorzug, da sie eine minder starke Aufquellung bewirkt
und dementsprechend die natürlichen Formen am wenigsten verändert. Um
möglichst natürliche Formverhältnisse zu gewinnen, wurde des Weiteren
versucht, die Präparate nach Herrmann mit Platinchlorid-Osmium-Essig-
säure oder mit Sublimat (7,5 '*/o) zu tixiren. In beiden Fällen wurden die
Kapseln sichtbar, wenn auch die Resultate den Erwartungen nicht voll
entsprachen.
Bezüglich der Deutung seiner Präparate möchte N. mitBüTSCHLi^, Bunge^
u. a. den stark gefärbten centralen Körper als Kern, die schwächer tin-
girte Hülle als das Protoplasma der Bacterienzelle ansprechen.
In gleicher Weise wie beim Milzbrand hat N. auch bei verschiedenen Pro-
teusarten, Staphylok., Streptok., Pneumokokken, dem Pneumobac. Fried-
LAENDER Kapseln darstellen können ; beim Diphtheriebac. scheint ihm der
Kapselnachweis ebenfalls gelungen zu sein, doch wie er zugiebt, noch nicht
in völlig einwandfreier Weise. Honscll.
Remlinger (1687) stellt die Ergebnisse der bisherigen Forschungen
über Sporen und Spornlation zusammen, ohne Neues zu bringen.
HonselL
Remlinger's (1688) Aufsatz enthält eine kurz gefasste Darstellung
der verschiedenen Methoden, die Geissein der Bacterien sichtbar
zu machen, sowie Bemerkungen über die Natur der Geissein. Wesentlich
Neues wird nicht gebracht. Honseil.
Lyons' (1677) Arbeit beschäftigt sich mit der che mischen Zusammen-
setzung der Bacterien, im speciellen mit dem Einfluss, welchen
der Traubenzuckergehalt des Nährbodens auf dieselbe ausübt. 3
Allen von Kapselbacterien, darunter der Kapselbac. Pfeifperi, werden in
Fleischextractagar mit einem Zusatz von 1,5 und 10 ^/^ Traubenzucker
48 Stunden lang bei 37° C. gezüchtet und hiereiner chemischen, quantita-
anderer Methoden (Anwendung 1 ^j^ Kalilauge, wie solche Nötzel verwendete)
Andeutungen einer Gallertkapsel auch bei anderen Cadaverbac. zur Darstellung
bringen kann, aber niemals mit dem von mir angegebenen Verfahren. Darin
liegt aber eben der diagnostische Werth der von mir für die Milz-
brandbac. angegebenen Kapselfärbung. Ref.
1) Jahresber. X, 1894, p. 129. Ref. — ^) Jahresber. VII, 1891, p. 145. Ref.
3) Jahresber. X, 1894, p. 133. Ref. — *) Jahresber. V, 1889, p. 467. Ref.
^) Jahresber. X, 1894, p. 648. Ref.
Allgemeine Biologie. Leben ohne Stickstoff. 705
Sauerstoffbindungsvermögen gewisser Bacterien.
tiven Analyse unterworfen. Die letztere bezog sicli auf Stickstoff-Substanz,
Aether-Extract, Alkohol-Extract und Asclienbestandtheile. Das Ergebniss
der Untersuchungen fasst L. in folgende Sätze zusammen :
1. Mit zunehmendem Traubenzuckergehalt des Nährbodens findet eine
Abnahme des Bacterieneiweisses statt.
2. Unter denselben Bedingungen nehmen Alkohol- und Aetherextract-
stoffe erheblich zu, allerdings scheinen bei einem Traubenzuckergehalt von
mehr als 5 ^/o schon die günstigsten Bedingungen für die Bildung von fett-
artigen Körpern überschritten, während die alkohollöslichen Extractivstoffe
auch bei weiteren Zusätzen von Traubenzucker zum Nährboden noch zu-
nehmen.
3. Es scheint nicht unwahrscheinlich, dass die Kohlenhydratbildung bei
den untersuchten Bacterien in einer gewissen Abhängigkeit steht von dem
Kohlenhydratgehalt des Nährbodens. Honsell.
Ferilii (1662) fügt seinen früheren Untersuchungen neue hinzu, die
sich damit beschäftigen ob das Leben ohne Stickstoff möglich sei, ob
es Lebewesen gäbe , in deren Körper keine Spur dieses Elementes nachzu-
weisen sei und ob die, eventuell unter solchen Bedingungen erzeugten En-
zyme nichtstickstoffhaltige Körper seien.
Die Unters.uchungen wurden unter den strengsten wissenschaftlichen
Cautelen angestellt und zwar mit verschiedenen Schizomyceten, Saccharo-
myceten mit Oi'dium und dem proteolytischen Enzym.
Als Culturboden diente eine 3proc. Zuckerlösung in destill. Wasser, für
die Enzyme 3*^/o. Zuckerlösung in ö^/^ Glycerin. Die Resultate waren:
1. Unter allen auf 5^/^ Zucker cultivirten Mikrobien fixirte keine den
atmosphärischen Stickstoff". Diese Untersuchungen stimmen mit denen
Winogradsky's überein.
2. Es giebt Mikrobien, die speciell zu den Saccharomyceten, dem Oidium
und den Schizomyceten gehören, bei denen es auch mit den empfindlichsten
Methoden nicht möglich ist. Stickstoffspuren nachzuweisen, wenn die Cul-
turen nicht auf Stickstoffsubstraten gemacht wurden. Diese Mikrobien
würden also ausschliesslich aus Kohlenhydraten bestehen.
3. Die Erzeugung von proteolytischen Enzymen seitens einiger Mikrobien
in stickstofffreien Substraten ist möglich.
4. Die Enzyme können nichtstickstoffhaltige Körper sein. Es ist wohl
möglich, dass ebenso wie die Zusammensetzung des Protoplasmas auch die
der Enzyme wechselt.
5. Das Leben ist ohne Stickstoff und Mineralsalze möglich.
Tramhusti.
VtVffVi" (1686) hat gefunden, dass gewisse Farbstoffbacterien,
darunter Mikrokokkus agilis, Staphylok. citreus, Bac. cinnabareus u. a. die
Fähigkeit besitzen, ähnlich wie das Hämoglobin, gewisse
Sauerstoffmengen locker zu binden, d. h. mehr Sauerstoff aufzuneh-
men, als sie momentan verbrauchen können. \Verden diese Bacterien in
einen sauerstoftfreien Raum gebracht, so geben sie den überschüssigen Ü
Baumgurteu's Jahresbericht XII 45
706 Allgemeine Biologie. Reductionsvermögen von Bacterien
und Bacterien-Nährhöden. Färb- und Lichtbildung bei Bacterien.
wieder ab; wie weitere Versuche zeigten, geht mit dieser Sauerstoffabgabe
auch eine Ausscheidung von Kohlensäure Hand in Hand. Es scheint, dass
diese lockere Bindung von 0 nicht von den Bacterien, sondern von dem
Farbstoff ausgeht, da letzterer auch im alkoholischen Extracte noch dieselbe
Wirkung erzielt, während sie bei farblosen Bacterien nicht beobachtet
werden konnte. Honsell.
Th. Siuitli (1693) kommt bei seinen Untersuchungen über dasReduc-
tionsvermögen von Bacterien und Bacterien-Nährböden zu fol-
genden Schlüssen:
1. Methylenblau, indigschwefelsaures Natron und Lackmus werden von
sterilen Culturfiüssigkeiten, sowie von Bacterien entfärbt. Methylenblau
wird am leichtesten, Lackmus am schwersten reducirt, letzteres überhaupt
nur bei Gegenwart von Trauben-, Milch- oder Fleischzucker.
2. Die Reductionswirkung der Bacterien diesen Farbstoffen gegenüber
ist eine Function des Bacterienplasmas und diffundirt nicht in die umgebende
Flüssigkeit. Sie scheint allen Bacterien, aerob sowie anaerob wachsenden,
eigen zu sein.
3. Die Stärke der Eeductionswirkung oder die Schnelligkeit der Ent-
färbung hängt von der Zahl der Bacterien sowie der Temperatur ab.
4. Die Reductionswirkung des Bacterienplasmas kann eine Zeit lang
nach dem Tode der Bacterien, unter Umständen, theilvveise erhalten bleiben.
Honsell.
Tliiry (1696) beschreibt eine neugefundene Bacterienart, den „Bac.
polychromus", welcher die Fähigkeit besitzt, je nach seinen Lebensbe-
dingungen die verschiedensten Farbstoffe zu produciren; so wächst
er auf Peptonwassergelatine grün, auf Peptonbouillongelatine lebhaft roth,
in gewöhnlicher Bouillon farblos, unter andern Umständen indigoblau, grau-
blau, gelb, braun u. s. w. Manchmal finden sich all diese verschiedenen
Farbennuancen auch auf demselben Nährboden in einer Cultur beisammen.
Die Farbstoffe lassen sich theils in Wasser, theils in Alkohol ausziehen und
geben charakteristische chemische Reactionen; zur Krystallisation konnten
sie bis jetzt noch nicht gebracht werden. Honsell.
Ooriiii (1669) constatirt gegenüber einer Behauptung von Biel* als
erster einen ein schwarzes Pigment producirenden Bac. gefunden
zu haben, dass sowohl von Scheibenzuckek^ als von ihm^ selbst schon Bac-
terien mit ähnlichen Eigenschaften gefunden und beschrieben worden sind.
Honsell.
Kitt (1672) bespricht ausführlich die Photobacterien und das
Leuchten des Fleisches etc. im Anschluss an einen von ihm selbst
beobachteten Fall.
Er giebt zunächst einen geschichtlichen bezw. einen die Literaturan-
gaben erschöpfenden Ueberblick über die sämmtlichen bis jetzt (besonders
1) Ctbl. f. Bacter. 1896, Abth. 2, No. 5. Ref.
•-) Jabresber. V, 1889, p. 463. Ref.
^) Giern, della R. Societä d'Igiene 1894, gennaio; Jahresber.X, 1894, p. 253. Ref.
Allgemeine Biologie. Cliemische Wirkungen der Bacterien. 707
Wirkung auf Zucker, Harnsäure, Albumin.
von Pflüger, Fischer-^, Beybeinck^, Katz) entdeckten Photobacterien
und deren Eigenschaften, über das Wesen des Leuchtens u. s. w. und schil-
dert dann, wie er selbst Gelegenheit hatte, an einem im Präparirsaale ge-
legenen Sarkom das Leuchten zu beobachten. Er stellte sofort Versuche
an, die Photobacterien zu züchten, was ihm auch auf Meersalzagar und in
Meersalzgelatine gelang; die erhaltenen Culturen leuchteten intensiv mit
gelblich grünlichem Lichte, meist gleich vom 2. Tage ab mehrere Wochen
hindurch, selbst 4 Monate lang ohne Umzüchtung; auch liessen sie sich auf
frisches Fleisch, Organstücke, gekochte Schellfische u. s. w. übertragen,
welche dadurch ebenfalls ins Leuchten geriethen. Die aus den Culturen
gezüchteten Bacterien, farblose oder etwas gelbliche, runde und ovale Bac-
terien, welche meist im Centrum ein dunkles Pünktchen, gleich einem stark
lichtbrechenden Körnchen, enthielten und keinerlei Eigenbewegung kund
gaben, stimmen im Allgemeinen mit dem Photobacterium Pflügbri
überein, wenn auch geringfügige Abweichungen beobachtet wurden. Johne.
Lepine, Lyomiet und Martz (1674) haben die Beobachtung gemacht,
dass die Fähigkeit, Traubenzucker in Alkohol und Kohlensäure
zu zerlegen, die bekanntlich einer grossen Zahl von Bacterienarten eigen-
thüralich ist, auch dem Filtrate ihrer Culturen zukommt. Die glj'ko-
lytische Wirkung schwankt in ihrer Energie je nach den Lebensbedingun-
gen der betreffenden Culturen, sie ist durchschnittlich sehr energisch bei
Bact. coli com., Streptok. und Staphylok., gering bei Typhusbac, gleich
Null bei Bac. pj^ocyaneiis.
Verff. wollen hieraus erklären, warum bei Diabetikern unter dem Ein-
fluss acuter Infectionskrankheiten der Zuckergehalt des Urins abnimmt.
Honsell.
Gerard (1668) berichtet über die Wirkung der Bacterien auf
künstlich hergestellte Harnsäurelösnng. Er brachte in 500 g
destill. Wasser 0,5 g Harnsäure und setzte zur Lösung derselben 3 g phos-
phorsaures Natron zu. Die Flüssigkeit wurde in einem offenen Kolben auf-
gestellt und nach bestimmten Zeiträumen chemisch untersucht. Schon nach
4 Tagen war die Flüssigkeit durch Bacterien getrübt worden, es w\aren
Kokken und Stäbchen, und zwar jeweils dieselben Arten, welche sich in
der Lösung vermehrt hatten. Ihre Wirkung bestand darin, dass sie die
Harnsäure in Harnstoff" und Ammoniumcarbonat spalteten. Honsell.
Ferini und Pampersi (1063) berichten über ihre Untersuchungen, die
sie machten, um festzustellen, ob die Mikrobien das Albumin pepto-
nisiren und ob in den Fäulnis.sstoffen Pepton producirt wird.
1. Entgegen den allgemeinen Ansichten der Bacteriologen (Loeffler,
Miller, Huei'I-k, Rosenbach, Passet u. A.) peptonisiren weder die mit
proteolytisclien Enzym versehenen Mikrobien, noch die nicht damit ver-
sehenen l'arasiten. Die proteolytischen Enzyme derMikroorganismen können
wohl die Albuminoide ausscheiden (Gelatine, Fibrin, Casein, geronnenes
Serum), sie aber nie peptonisiren. Sic sind proteinbildend, aber nicht pep-
tonbildend.
"^»yjähresber. III, 1887, p. 343. l?(f. — ■') .Tahrosber. V, 1889, p. 430. Ref.
45*
708 Allgemeine Biologie. Chemisclie Wirkungen der Bacterien.
Alkaloide und Bacterien.
2. Entgegen der all gemeinen Ansicht der Physiologen (Beaunis, Landois)
wird in den Fäulnissproducten kein Pepton producirt.
Diese experimentellen Erfahrungen der Verff. werden durch folgende
Thatsachen und Ueberlegungen unterstützt:
1. Das Pepton ist nicht zum Leben der Mikrobien nothwendig, denn sie
entwickeln sich auch in einfachem Albumin.
2. Auch für die Zellen des thierischen Organismus ist das Pepton ent-
behrlich. In der That ist es in den Zellen nie nachgewiesen.
3. Sollte das Albumin von den Mikrobien peptonisirt werden, so müsste
es in diese selbst eindringen. Sobald das Albuminoidmolecul das Mikrobion
durchdrungen haben würde, wäre aber die Peptonisation des Albumins, die
den Zweck hat, das endosmotische Aequivalent herabzusetzen, d. h. die
Diffusion durch die Membranen zu erleichtern, nicht mehr nöthig.
4. Endlich kommt das Peptonisiren, d. h. die einfache Flüssigmachung,
nur der Thätigkeit der Enzyme und nicht der viel energischeren des Pro-
toplasmas ZU; diese letztere bringt durch Trennung und Vereinigung der
verschiedenen Substanzen viel eingreifendere Veränderungen hervor, als
die Enzyme. Die Enzyme verflüssigen das Albumin, zersetzen den Zucker,
während das Protoplasma das Albumin in Ammoniak umwandelt.
5. Wenn die Peptonisirung durch die Mikrobien oder das Protoplasma
bewerkstelligt würde, würde sie in viel energischerer Weise vor sich gehen,
als durch die peptonisirenden Enzyme. Trambusti.
Ottoleng'lii (1684) cultivirte etliche Faul nissbacterien (Bac.mesen-
tericus, Bac. subtilis undBac. putrefaciens) in Atropinlösungen. Er be-
obachtete, dass die Lösungen von 1 : 100000 schon am 4. Tage keine Wir-
kung mehr auf das Kaninchenauge haben, Lösungen von 1 : 10000 schon
am 3. Tage sich abschwächen und nach 14 Tagen gänzlich wirkungslos sind.
Wurden dieselben Organismen in Bouillon gezüchtet, der 0,004 ^/o Strych-
nin zugesetzt war, so zeigten sie zuerst auffallend erhöhte toxische Wirkung
des Alkaloids, die später sich mehr oder weniger abschwächte. Nur bei dem
Bact. putrefaciens zeigte sich auch später keine Abnahme der Toxicität des
Strychnins. Die Cultur wirkte dauernd stark toxisch, jedoch unter ver-
änderten Phänomenen, denn die vom Strychnin erzeugten tetanusartigen
Krämpfe wurden durch Lähmungen ersetzt. Trambusti.
Ottolenglii (1685) sucht die Frage zu beantworten, ob das Auffinden
von Alkaloi'den in Leichen durch die Fäulniss erschwert bezw.
unmöglich gemacht werden könnte. Zu dem Zwecke brachte er gewisse
Mengen von Atropin und Strychnin in Bouillonculturen verschiedener Fäul-
nissbacterien und impfte hiervon in bestimmten Zeiträumen auf Thiere ab.
Die Versuche ergaben, dass sowohl Atropin wie Strychnin an Giftigkeit
während ihres Verweilens in der Faulflüssigkeit entschieden einbüssen,
dass aber dieser Toxicitätsabnahme beim Strychnin eine kurze Periode
höherer Toxicität vorangeht. Letztere hält 0. nur für scheinbar und da-
durch bedingt, dass die Toxine der Bacterienculturen die Thiere in höherem
Maasse für das Gift empfänglich machen. Honseil.
Hugouneuq und Doyoii (1671) machten die Beobachtung, dass sich
Allgemeine Biologie. Chemische Wirkungen der Bacterien: Krystall- 709
bildungin Agarculturen, Nitrification. Verhalten auf Nebennierenextract.
iu der grünen Galle des Ochsen und des Hundes bei längerem Stehen
in einem oifenen Gel ass ein schön -rother Farbstoif entwickle. Wie ihre
bacteriologischen und chemischen Untersuchungen ergaben, entsteht dieser
Farbstoif aus dem Biliverdin durch die Thätigkeit eines „Coccobacillus",
welcher selir beweglich ist, die Gelatine verflüssigt, sich nach Geam nicht
färbt und Kaninchen wie Meerschweinchen innerhalb 8-10 Tagen bei sub-
cutaner Impfung tödtet. Auch einige andere Bacterien, wie die Bac. des
malignen Oedems, der Cholera asiatica und der Staphylok. aur., wirken in
gleicher, wenn auch weniger intensiver Weise auf das Biliverdin ein. Der
rothe Farbstoff" steht dem Biliverdin nahe, kann jedoch weder mit diesem
selbst, noch mit einem der Biiirubinderivate identificirt werden. Honseil.
Stutzer und Hartlel) (1694) haben gefunden, dass bei der Nitrifi-
cation durch Mikroorganismen in erster Linie ein Schimmelpilz
thätig ist*. Derselbe bildet ein weitverbreitetes Mycel, Makrosporen und
Mikrosporen. Je nach dem Entwicklungsstadium, in dem sich der Pilz be-
findet, je nach der Qualität des Nährbodens und der Menge des ihm zuge-
führten Sauerstoffes ist seine Wirkung verschieden. Näheres über den
Schimmelpilz mitzutheilen, behalten sich St. und H. noch vor. Honsell.
Nowak und Ciechanowski(1683)habenKry Stallbildung in Agar-
culturen, wie sie von Marion Dorset^ als specifisch für eine Abart des
Bac. pyocyanetis beschrieben worden sind, bei den verschiedensten Bacterien-
arten gefunden; da das betreffende Agar schon ziemlich lange vor dem Ge-
brauch gestanden war und dieselben Culturen auf frisches Agar gebracht,
keine Krystallbildung hervorriefen, so glauben N. und C, dass die Krystall-
bildung in einer chemischen Veränderung des Agar ihre Ursache habe,
jedenfalls sei sie nichts für irgend welches Bacterium Charakteristisches.
Honsell.
Wrolblewski (1700) hat verschiedene pathogene Bacterien
auf Nährböden, welchen NebennierencTctract zugesetzt war, ge-
züchtet. Frische Ochsennebenniere ward fein zerhackt und verrieben, mit
Wasser gekocht, dann der Aufguss mit Glycerinagar, Gelatine oder Bouil-
lon zu Nährböden verarbeitet.
Auf dem Agar wuchsen sämmtliche Bacterienarten ; Bact. coli wuchs
rascher als auf gewöhnlichem Agar, Bac. anthracis ebenso rasch, die anderen
langsamer; erwähnenswerth ist, dass zwischen Bact. coli und Bac. typhi,
sowie zwischen Spir. cholerae asiaticae und den verwandten Arten deutliehe
Unterschiede auftraten. In Gelatine waren die Ergebnisse ähnliche; in
Bouillon waren die Differenzirungen im Wachsthum undeutlicher, dagegen
traten Färbungsunterschiede auf; im Gegensatz zu Spir. Finkler-Prior,
Spir. Miller u. A. trat bei dem Choleraspir. neben deutlichem Oberflächen-
wachsthum eine Umsetzung der ursprünglich dunkel kirschrothen Bouillon-
*) Diese Annahme widerspricht der bisher allgemein accoptirten Annahme,
dass die Nitrification wesentlicli durch Bacterien, und zwar vornehmlich
durch das von Schlösing und Müntz entdeckte Bacterium nitrificana hervor-
gerufen wird. Baimif/arten.
') Vgl. diesen Jahresber. unter Bac. pyocyaneus p. 487. Ref.
•j^Q Allgemeine Biologie. Bacterientoxine.
Einfluss der Elektricität auf die Stoffwecliselproducte der Bacterien.
färbe in eine helle rostigrothe ein, bei Bac. prodigiosus setzt sich ein rosa-
rother Farbstoff in der Tiefe ab, bei Bac. anthracis wird die Farbe dunkler.
Diese Unterschiede dürften, wie W. annimmt, für die Bestimmung von Bac-
terien werthvoll sein. Honsell.
Nach Gautier's (166G) Definition sind die Toxine, jene von Mikro-
organismen oder dem thierischeu Stoffwechsel gebildeten Gifte, welche, in
den Organismus gebracht, bezw. nur unvollkommen aus demselben aus-
geschieden, hier einen pathologischen Zustand hervorrufen, welcher mit
tiefgreifenden Störungen der Ernährung und Vitalität der Zellen einher-
geht. Verf. unterscheidet 3 Arten: die Ptomaine, die Leukomaine und die
Toxine im engeren Sinne; unter ersteren versteht er die Alkaloide, welche
durch Mikrobien erzeugt werden , unter den Leukomainen basische , vom
Thierkörper gebildete Stoffe, unter den Toxinen im engeren Sinne albu-
minoide oder ihrer chemischen Natur nach noch unbestimmbare Gifte mit
fermentativer Wirkung, sie sind die Producte der pathogenen Bacterien,
sowie das wirksame Princip in den von höheren Pflanzen und von Thieren
abgesonderten giftigen Substanzen. Nächst den Toxinen werden die lös-
lichen Fermente von Pflanzen und Thieren, die specifischen Drüsensecrete
und vor Allem die Antitoxine eingehend gewürdigt. G. durchflicht seine
Ausführungen vielfach mit noch nicht publicirten Eesultaten seiner zahl-
reichen eigenen Arbeiten auf diesem Gebiete.
Der Aufsatz Gautier's (1667) über die Natur der Toxine fällt inhalt-
lich mit dem vorstehenden zusammen. Honsell.
Cambier's (1661) Versuche sollen in Erinnerung bringen, dass viele
Bacterienarten durch eine Heisslufterhitzung, wenn dieselbe 150"
nicht übersteigt, noch nicht abgetödtet werden. Honsell.
(l'ArsonYal und Charriu (1654, 1655, 1656, 1657) berichten über
denEinfluss, welchen die Elektricität auf die Stoffwechselpro-
ducte der Bacterien ausübt. Sie leiteten in zahlreichen Experimenten
Inductionsströme von grösster Frequenz (200000 Unterbrechungen in der
Secunde) und hoher Intensität durch Toxine des Diphtheriebac. und des
Bac. pyocyan. In jedem Fall wurde eine erhebliche Abschwächung der
Giftigkeit erzielt, ausserdem scheinen die Toxine durch dieses Verfahren
auch immunisirende Eigenschaften zu gewinnen, wenigstens haben von 3
Thieren, welchen derart behandeltes Diphtherie-Toxin injicirt war, 2 eine
nachherige Impfung mit einer absolut tödtlichen Toxiumenge überstanden.
Nach d'A. undÜH. ist diese Veränderung der Toxine nicht zu beziehen auf
eine Erhitzung, denn die Wirkung trat auch dann ein, w^enn eine Erhitzung
der Toxine verhindert wurde, sie ist ferner auch nicht zu beziehen auf rein
elektrolytische Einflüsse, da sie nicht nur am positiven, sondern auch am
negativen Pol erzielt wird ; d'A. und Ch. sehen in ihr vielmehr den Effect
einer moleculären Umsetzung der Toxine ohne chemische Zersetzung.
Honsell.
Marinier (1678) kritisirt die von Smiknow und Kbügek^ sowie von
d'Aesonval und Chakbin (vgl. voriges Eeferat)^ aufgestellten Thesen,
^) Jahresber. IX, 1893, p. 576. Ref. — '^) Jahresber. IX, 1893, p. 284, Ref,
Allgemeine Biologie. Einfluss der Elektricität auf die Bacterien. 711
dass constante bezw. rasche Inductionsströme die Toxine ab-
schwäche n , ja in Antitoxine verwandeln. Bezüglich der constanten Ströme
findet M., dass die vermeintliche Abschwächung der bacteriellen Stoff-
wechselproducte und ihre Umwandlung in antitoxisch wirkende Substanzen
lediglich darauf beruht, dass durch Elektrolyse in den Flüssigkeiten Hypo-
chlorite und Chlor gebildet werden, also Agentien, welche die Toxine ver-
nichten. Bei Anwendung rasch unterbrochener Ströme nach der Versuchs-
anorduung von d'Aesonval und Chabkin konnte M. irgend eine Toxinab-
schwächung überhaupt nicht constatiren. Honsell.
d'Arsoilval (1653) weist gegenüber den anzweifelnden Bemerkungen
Makmiee's (s. voriges Referat) daraufhin, dass eine Wiederholung seiner
Versuche von neuem ergeben habe, dass Toxine durch Inductionsströme
von hoher Frequenz abgeschwächt werden, und dass diese AbSchwächung
nicht auf etwaige Erhitzung sondern auf specifische Eigenschaften der
Ströme zu beziehen sei. Honsell.
Lortet (1675) berichtet über den Einfluss der Inductionsströme
auf die Bewegungen der Bac. Wurden Bac, welche lebhafte Beweg-
ung unter gewöhnlichen Umständen zeigen, zwischen die Elektroden eines
Inductionsstromes gebracht, so stellten sich mit einem Schlag sämmtliche
Bac. mit ihrer Längsachse in die Stromrichtung und stellten ausser kleinen
Oscillationen jegliche Bewegung ein; wurde der Strom unterbrochen und
in einer anderen Richtung durch das bacterienhaltige Medium durchgeleitet,
so stellten sich auch die Bac. in die neue Richtung ein. Mit dem Aufhören
des Stromes bewegten sich die Keime wieder in normaler Weise. Dass es
sich hier nicht um einen Polarisationsvorgang handelt, dürfte daraus her-
vorgehen, dass die Bacterien keine geschlossene Masse bilden, sondern in
Abständen von einander bleiben, dass ferner unbewegliche und todte Bac.
das Phänomen nicht zeigen.
Die Technik ist sehr einfach : auf einem Objectträger werden an gegen-
überliegenden Seiten Platinelektroden angebracht, welche in der Mitte
einen Raum von etwa 1 qcm frei lassen ; auf letzteren kommt der bacterien-
haltige Flüssigkeitstropfen, welcher mit einem Deckglas bedeckt wird.
Sorgt man dafür, dass die Flüssigkeit nicht austrocknet, so kann die Be-
wegungsänderung der Stäbchen stundenlang beobachtet werden. Honsell.
-Friedeutlial (1064) bringt eine kritische Besprechung der bisherigen
den Einfluss der Elektricität auf B acte rien behandelnden Arbeiten.
Die Wirkung der Influenzelektricität ist überhaupt noch nicht geprüft, In-
ductionsströme vermögen nach d'Aesonval und Chaerin (s. oben) nur die
Farbstoffbildung (Bac. pyocyan.) aber nicht Lebensfähigkeit und Virulenz
der Keime zu vernichten. Mit constanten Strömen gelingt es dagegen recht
wohl Bacterien zu tödten, doch nach KrIigke's Untersuchungen^ nur in-
direct durch die Elektrolyse und die Wärmeerzeugung. Werden diese beiden
Momente ausgeschaltet, so wirkt die Elektricität ebensowenig antiseptisch
als das Licht bei Mangel an Sauerstoff. F. weist speciell noch darauf hin,
») Jahresber. IX, 1893, p. 576. Ref.
712 Allgemeine Biologie. Einfluss der Elektricität der RÖNiGEN-Strahlen,
des stickstoiFsauren Na und (NHj) auf Mikroorganismen.
dass durch die Blasenbildung- auch bei der Elektrolyse Keime erhalten
bleiben können, sowie auf die Schwierigkeiten, die sich der Beobachtung
einer gleichmässigen Temperatur und Stroradichte entgegenstellen. Will
man Flüssigkeiten durch den constanten Strom sterilisiren, so empfiehlt sich
ein Znsatz von starker Kochsalzlösung, weil dann am wenigsten von der
elektrolytischen Kraft verloren geht (System Hermite). Honsell.
Gottstein (1670) tritt den Ausführungen Friedenthal's (s. voriges Ee-
ferat), wonach elektrische Ströme nur durch Erzeugung von
Wärme und Elektrolyse bactericid wirken, entgegen. Für die an-
tiseptischen Eigenschaften speciell der Inductionsströme sprächen sowohl
seine gemeinsam mit Spilkee^ veröffentlichten Versuche, als auch die zweite
und dritte von d'Aesonval und Charein^ über diesen Gegenstand gebrachte
Arbeit (Feiedenthal hat nur die erste Arbeit von d'Aesonval und
Chaeein angezogen), denn sowohl bei Gottstein und Spilkee's wie bei
d'Aesonval und Charrin's Experimenten sei Wärmewirkung und Elektro-
lyse ausgeschaltet gewesen. Honsell.
Friedeiitlial (1665) bemerkte in einer Replik auf den Gottstein'
sehen Aufsatz (s. voriges Referat), dass er die Versuche vouSpilkee und
Gottstein einer Nachprüfung unterzogen hat, dieselben aber in keiner Weise
hat bestätigen können. Die Experimente von d'Aesonval und Chaeein,
wonach im magnetischen Felde einer von einem Teslastrom durchflossenen
Spirale Bacterienabtödtung eintritt, hat F. aus Mangel an Apparaten nicht
wiederholen können. Er bezeichnet aber eine solche Wiederholung als
dringend nothwendig zur definitiven Lösung der Frage, ob die Elektricität
direct oder nur indirect durch Wärmewirkung und Elektrolyse bactericid
wirke. Honsell.
Miuk (1680, 1681) hat sich die Frage vorgelegt, ob die Röntgen-
Strahlen irgend w^elcheu Einfluss auf Leben und Wachsthum
vd'n Baoterien ausüben könnten. Er impfte Typhusbac. in Agarplatten
und unterwarf diese dann den Strahlen einer HiTTOEF'schen Röhre in den
ersten Versuchen für 30-35 Minuten, später 2-8 Stunden lang. Er kommt
zu dem Ergebniss, dass den RöNTOBN-Strahlen keinerlei bacterienhemmende
oder bactericide Kraft innewohne. Honsell.
Wittlin (1699) hat die MiNK'schen Versuche (s. voriges Referat) nach-
geprüft und die Prüfung ausser auf Typhusbac. auch auf Bact. coli com.,
Diphtheriebac, Staphylok. aureus, Spirochaeta cholerae und Tyrothrix tenuis
DucLAux ausgedehnt. Er hat die betr. Aussaaten je eine volle Stunde ex-
ponirt und kommt ebenfalls zu dem Ergebniss, dass die RöNTOEN-Strahlen
keinen schädigenden Einfluss auf Wachsthum und Leben den Bacterien
ausüben. Honsell.
Schattenfroh (1690) untersuchte die Wirkung von stickwasser-
stoffsaurem Natrium und Ammonium auf Schimmel-, Spross-, und
Spaltpilze, wobei diese Salze sehr stark wachsthumhemmend wirkten. Als
Culturflüssigkeiten wui'den für Schimmel- und Sprosspilze Bierwürze, für
») Jahresber. VII, 1891, p. 470. Ref. — '^j Jahresber. IX, 1893, p. 284, 573, Ref.
Allgemeine Biologie. Wirkung von Acetanilid, Airol, 713
Phenol und Kresol auf Bacterien.
die Bacterien und Cladothrix-Arteu Pepton-Fleischwasser verwendet und
durch Vermischen mit wässrigen N^^Na- bezw. N,j(NH^)-Lösungen Concen-
trationen von l-^/g ^/oq hergestellt. Die stark antiseptische Wirkung dieser
Salze schliesst natürlich eine Assimilation ihres Stickstoffes durch die niederen
Lebewesen aus. Weiser.
Walsh (1697) zeigt, dass Acetanilid als desinficirendes Agens
keinen Werth hat. Setzt man jedoch eine Gelatineplatte der Luft aus und
bestreut eine Hälfte der Platte mit Acetanilid, so findet Wachsthum nur
auf der unbestreuten Hälfte statt. Wenn man 1 ccm Wasser zu einem Ge-
latineröhrchen hinzufügt, eine Platte giesst und eine Hälfte mit Acetanilid
bestreut, so bleibt wiederum diese Hälfte steril. Denselben Erfolg hat man
mit pyogenen Organismen : sie wachsen nur auf der unbestreuten Hälfte.
Aehnliche Resultate giebt das Acidum boricum, wenn man es auf Gelatine-
platten streut: Mehl, Stärke und Kreide üben jedoch keine Wirkung aus.
Das Acetanilid zerstört die Organismen nicht, denn es tritt Wachsthum
ein, sobald es entfernt wird. Kanthack.
Andriusclitenko (1652) fand, dass das Airol (Bismuth-oxyioddigallat)
das Wachsthum des Bac. pyocyan. und Bac. prodigiosus hemmt. Nach einer
15 Minuten langen Einwirkung von Airol auf Milzbrand- und Staphylok.-
Culturen wurde deren Wachsthum gehemmt und nach 30 Minuten gänzlich
aufgehoben. Die nicht abgetödteten Staphylok.-Culturen büssten ihre eite-
rungserregende Eigenschaft ein. Alexander -Letvin.
Wiardi-Beckman (1698) hat eine Nachprüfung der ScHEUKLEN'schen
Arbeit^ über die Verstärkung der Phenolwirkung durch Zusatz
einer starken Kochsalzlösung nachgeprüft. Er unterwarf Culturen
von Staphylok. aureus und Milzbrandbac. (sporenhaltige) einer Iproc.
Phenollösung, welche in verschiedener Concentration mit Kochsalz versetzt
war; bei den Versuchen mit Staphylok. geni.gte schon ein Zusatz von 1 ^/q
bei Anthraxbac. erst ein solcher von 24 ^/^ Kochsalz, um eine deutliche Ver-
stärkung der Phenolwirkung zu erzielen. Die Ergebnisse der Scheurlen'
sehen Experimente werden somit in ganzem Umfang bestätigt. Der Scheur-
LEN'schen Erklärung, dass die Kochsalzwirkung auf Wasserentziehung be-
ruhe, möchte sich W.-B. nicht anschliessen, er hofft in späteren Versuchen
eine befriedigendere Lösung zu finden. Honseil.
-Schütz (1691) hat vergleichende Untersuchungen über den desinfi-
cirenden Werth einiger Kresolpräparate, des Kreolin, Lysol,
Solveol, Kresol (Nördlingek), Phenol und des Metakresol angestellt. 2proc.
Lösungen der betreffenden Agentien wurden mit dem gleichen Quantum
22-24 Stunden alter Bouillonculturen von Staphylok., Streptok., Typhus-
und Cholerabac. versetzt und nach einer Einwirkungsdauer von V»"^^ ^^"
nuten Abinipfungen vorgenommen. Kresol Nökdlinger und Metakresol
hatten schon nach ^/^ i\linute sänimtliche Bacterienarten vernichtet, Lysol
brauchte zur Al)tüdtung der Staphylok. eine ganze Minute, stand aber sonst
den beiden Präparaten gleich, geringer war der Desinfectionswerth des
») Jahrosber. XI, 1895, p. 535. Ref.
714 Allgemeine Biologie. Wirkung des Trikresol, des Chinins
auf Bacterien. Fäulnisswidrige Eigenschaften der Milch.
Kreolins, weit geringer der der Carbolsäure und am schwächsten wirkte das
Solveol. Milzbrandsporen wurden in 2proc. Metakresollösung in 1 4 Tagen
in der Entwicklung gehemmt*, bei täglichem Umschütteln vernichtet. Sub-
cutane Injection von 0,25-0,75 Metakresol pro kg bei Meerschweinchen
rief Krämpfe, Salivation und Temperatursenkungen hervor, ein Thier starb
nach 3 Tagen (nicht einwandsfrei), die beiden anderen erholten sich. Nach
den ScHüTz'schen Untersuchungen dürfte somit das Metakresol ein durch-
aus empfehlenswerthes und dem Phenol, Solveol, Lysol und Kreolin vorzu-
ziehendes Antisepticum sein. Honsell.
Broiistein (1660) prüfte die Wirkung des Trikresols (ein Ge-
misch von Ortho-, Meta- und Parakresol) auf Reinculturen von Staphylok.
pyog. aureus und albus, Streptokokkus pyog., Typhusbac, Bac, pyocyan.,
Cholera-, Rotz- und Diphtheriebac. Die Einwirkung einer Ipromil. Lösung
während 2-3 Tagen erwies sich für alle diese Mikroorganismen tödtlich, den
Bac. pyocyaneus ausgenommen. Eine Iproc. Lösung tödtet die Staphylok.
und den Typhusbac. in 5 Minuten, die Cholera-, Eotz- und Diphtheriebac. in
3 Minuten, den Pyocyaneus in 10 Minuten. Schwächere Lösungen hemmen
das Wachstlium der Culturen und bewirken das Auftreten von Involutions-
formen. Alexander-Lewin.
Tappeilier (1695) fand, dass das Chinin in seiner Wirkung auf
niederethierischeOrganismen von einem seiner Derivate, dem /-Phe -
nylchinoliu sowie den Phosphinen noch weit überholt werde. Das erstere
leistete beispielweise in Lösungen von 1 : 10000 noch dasselbe, was das Chinin
in Lösung von 1 : 1000 leistet. Das letztere tödtete Infusorien in einer Ver-
dünnung von 2:1000 fast augenblicklich. Auf Gährungsorganismen, also
auf Bacterien, hatten dagegen beide nur einen geringen Einfiuss. Zusätze von
1:1000 vermochten die alkoholische Gährung des Traubenzuckers, die
Buttersäuregährung und die ammoniakalische Harngährung nur zu ver-
zögern, nicht gänzlich zu hemmen. Honsell.
Seelig (1692) sucht die Frage zu lösen, ob die Ursache der bekannten
fäulnisswidrigen Eigenschaft der Milch in der Gegenwart von
Milchzucker zu suchen sei. Er ging hierbei in der Weise vor, dass er Pep-
tonlösungen zur Hälfte mit Milchzucker beschickte, zur Hälfte als Control-
objecte verwandte und beide mit Bact. coli com. impfte; die Culturen blieben
14 Tage lang in Bruttemperatur stehen, und wurden dann auf das Vor-
handensein von Fäulnissproducten untersucht. Es zeigte sich, dass die milch-
zuckerhaltigen Kolben nur Aldehyd, das aber in vorliegendem Fall nicht als
das Product fauliger Zersetzung anzusehen war, enthielten, während die
Controlkolben ludol, Phenol, Aldehyd, Fettsäuren enthielten, also in Fäul-
uiss übergegangen waren. Folglich ist Milchzucker entschieden als fäul-
nisswidriges Agens anzusehen. Zum Schluss wirft S. die Frage auf, ob der
Milchzucker von diesem Gesichtspunkt aus nicht auch therapeutische Ver-
wendung finden könnte. Honsell.
*) Dies soll wohl besagen: in der Entwicklungsfähigkeit beeinträchtigt?
Baumgarten.
Allgemeine Biologie. Verhalten der Bacterien in lebenden Pflanzen. 715
Symbiotisches Verhältniss zwischen Bacterien und Algen.
Allgemeine Mykopathologie. Literatur.
Kornauth (1673) beschäftigt sich mit der Frage, ob pathogene Bac-
terien in lebenden Pflanzen fortkommen können. In einer ersten
Versuchsreihe wurden Maiskörner und Erbsensamen nach vorheriger Be-
handlung mit 2proc. Sublimatlosung, Alkohol und Aether in Bouillon ein-
gelegt^ und letztere mit Anthrax- bezw. Streptok.-Culturen geimpft. Nach
3 Wochen wurden die Keimlinge in derselben Weise wiederum gewaschen,
dann zerquetscht und in Bouillon übertragen bezw. zu mikroskopischen
Schnitten verwandt, sie erwiesen sich als steril. Zweitens wurden Mikro-
kokkus cinnabareus pneumoniae, Streptok. pyog., Bact. coli, Bac. prodig.,
Diphtherie-, Typhusbac, Milzbrandbac. (Sporen und Fäden) und Actinomyces
in die Oberhaut verschiedener Pflanzen nach seichter Incision und vorheriger
Desinfection eingebracht; keine der Bacterienarten zeigte eine Vermehrung,
Bac. anthracis, prodigiosus, coli com., Mikrokokkus cinnabareus hatten sich
lebensfähig erhalten, die anderen waren abgestorben; ähnlich waren die Re-
sultate, wenn die Keime in tiefere Gewebeschichten verimpft waren. Drittens
sind Bac. anthracis und Mikrokkus cinnabareus in die Blattknospen frischer
Kartoffeln geimpft und in feuchter Kammer gehalten worden ; diesmal er-
folgte eine Vernichtung beider Arten durch die reichlich wuchernden
Schimmelpilze. K. kommt demnach zu dem Eesultat, dass in der lebenden
Pflanze pathogene Bacterien sich nicht vermehren können. Honsell.
Bouilhac (1659) berichtet über merkwürdige symbiotische Ver-
hältnisse, welche zwischen Algen und Bacterien gefunden werden.
In einem stickstofffreien Wasser vermögen weder die einen noch die anderen
sich für sich allein zu entwickeln, bringt man aber eine gewisse Algenart,
das Nostoc punctiforme, zugleich mit Bacterien in ein stickstofffreies Wasser,
so zeigen beide ein kräftiges Wachsthum und nehmen aus der Luft Stick-
stoff auf. Honsell.
b) Allgemeine Mykopathologie
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worden sind. lief.
716 Allgemeine Mykopathologie. Literatur.
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Versuche der Einheilung von chemischen und mikroparasitären
Fremdkörpern. Was die letzteren anbelangt, so hat er in Gelatine-
kapseln eingeschlossene Schwämmchen, welche mit Staphylok. aureus-Cul-
turen durchtränkt waren, in die Bauchhöhle von Meerschweinchen einge-
führt. Dieselben hafteten bereits nach 7 Stunden fest an und waren gleich
anfangs mit fibrinös-eitrigem Belag bedeckt, der mit jedem Tag zunahm.
Charakteristisch für die ganze Versuchsreihe w'ar, dass sich stets eine cir-
cumscripte fibrinös -eitrige Peritonitis mit der Neigung zu abgekapselter
Exsudatbildung fand. Walx.
Biittersack (1724) ist, besonders auf Grund der ViEROKDT'schen Lehre,
dass die eingeathmete Luft nicht bis in die Lungenzellen dringe, sondern
grösstentheils in den oberen Partien der Athmungsorgane bleibe, der An-
sicht, dass die Aufnahme mikroskopischer Körperchen im Wesent-
lichen im obersten Abschnitt des Respirationstractus erfolge, wo
sie zurückgehalten werden. Die Stelle, wo sich Staub u.s.w. in den Lungen
ansammle, brauche nicht die Stelle zu bezeichnen, wo das Gift eingedrungen
ist (Lichtheim). Es kann, begünstigt durch Stauung in den geschwollenen
Lymphdrüsen, ein retrograder Transport nach v. Eecklinghausen statt-
linden, und wäre der Vorgang so zu denken, dass Bacterien u.s.w., besonders
in den Mandeln und Follikeln, aufgenommen und in die Bronchialdrüsen
verschleppt werden, von wo sie secundär in die Lungen gelangen können*.
Walx.
M. Neisser (1770) hat durch Thierversuche die von Andern gefundene
Thatsache — gegenüber französischen Forschern — bestätigen können,
dass der normale Chylus auch bei reichlichster Bacterienveifütterung ab-
solut keimfrei ist, auch keine bactericide Eigenschaften besitzt, dass also,
was die Durchgängigkeit der Darmwand anlangt, normaler Weise
nicht ein einziges Bacterium auf dem Lymphwege durcli Resorption oder
I )urch wachsen in die Circulatiun übergeht; auch das directe Eindringen in die
Blutbahn konnte ausgeschlossen werden, da frische getödtete Thiere stets
*) Dies wird aber gewiss nicht die Regel sein, sondern gewöhnlich gelangen
die eingeathmeten Körperchen (Stanbkörnchon, Bacterien u. s. w.), wie ich mich
durch vielfache eigene Versuche überzeugt habe, bis in die Alveolen und
werden von da aus in die Lungen und sodann in die Bronchialdrüsen trans-
portirt. Baumgarten.
726 AUgeuieine Mykopathologie. Bacterien des Bruch wassers.
Bacteriurie.
keimfreie Organe besassen. Aus einer Reihe weiterer Versuche geht her-
vor, dass Tage lang zahllose, unter anderen Bedingungen höchst pathogene
Bacterien im Darm vorhanden sein können, ohne Allgemeininfection her-
vorzurufen. Auch an sich schvi^ere Darmschädigungen (durch Glassplitter
u. s. w.) genügen nicht, ein Einwachsen der Saprophyten in die Circulation
zu ermöglichen, und dass auch pathogene Bacterien unter diesen Bedingungen
unschädlich sein können. Anscheinend nur unter bestimmten Umständen
und durch bestimmte Bacterien findet in seltenen Fällen eine Allgemein-
infection vom Darm aus statt. Der Darm spielt somit keine grössere Rolle bei
der Infection wie die Haut und Schleimhäute*. Walz.
Scharfe (1791) hat unter Leitung von C. Fraenkel bei 10 Fällen von
in carcerirtenHerniendenBruch sackin halt auf Bacterien unter-
sucht. In Uebereinstimmung mit früheren Untersuchern fand er nur in einem
Theil der Fälle Bacterien, in 3 unter 10. Die Zusammenstellung von 91
aus der Literatur gesammelten Fällen ergiebt, dass in etwa 25 ^j^ der Fälle
im Bruchwasser incarcerirter Hernien beim Menschen sich Bacterien nach-
weisen lassen. Die Stärke der Einklemmung oder die Schädigung der Darm-
wand stehen in keinem constanten Verhältniss zum Bacteriengehalt des
Bruchwassers. Die Arten, die in dem Bruchsackwasser eingeklemmter
Hernien gefunden werden, stimmen mit denen im Darmlumen überein.
Henke.
Brentano (1721) hat in 80 Fällen das Bruchwasser einge-
klemmter Hernien bacteriologisch untersucht und ist namentlich
infolge Verwendung flüssiger Nährböden zu dem Resultat gekommen, dass
sich weit häutiger (67,7 °/o), als die bisherigen Untersuchungen ergaben,
Mikroorganismen fanden. Er verwandte auch möglichst viel des Bruch-
wassers, da sich, vermuthlich infolge bactericider Eigenschaften des Bruch-
wassers, die Bacterien häufig in sehr geringer Zahl und in abgeschwächtem
Zustande finden. Die Anwesenheit der Bacterien im Bruchwasser scheine
in engem Zusammenhang mit allen jenen Factoren zu stehen, welche bei
einer Brucheinklemmung die Vitalität der eingeklemmten Theile gefährden.
Auf eine Bestimmung der Anzahl der Bacterien hat B. infolge seines An-
reicherungsverfahrens verzichtet; auch ist die genaue Bestimmung der
Bacterienarten nicht gemacht worden; meist fanden sich Kokken, dann
Bact. coli com. Walz.
Goldenburg (1743) handelt über Bacteriurie. Der Harn ist ge-
wöhnlich trübe und besitzt einen unangenehmen Geruch, ist sauer oder
*) Dieser Schlussfolgerung kann ich doch nicht ganz zustimmen. Nach mei-
nen zahlreichen diesbez. Untersuchungen dringen die verschiedensten Bacterien
mit grosser Leichtigkeit in die Darmwand ein. Das weitere Resultat ist davon
abhängig, ob die eingedrungenen Bacterien für die betreifende Thierspecies in-
fectiös sind, oder nicht. Im letzteren Falle gehen sie bald, und zwar bereits
innei'halb der Darmwand, zu Grunde, im ersteren Falle wachsen sie in der Darm-
wand aus und bewirken die für sie specifische Darmerkrankung (Anthrax, Tu-
berkulose, Cholera, Typhus u. s. w.). Der Darm stellt also doch eine sehr viel
wichtigere und häufiger betretene Eingangspforte für Infectionen dar, als die
(unverletzten) Haut und äusseren Schleimhäute. Baumgarten,
Allgemeine Mykopathologie. Ausscheidung der Mikroorganismen. 727
Selbstinfection. Allgemeines über Toxicität.
neutral. Die Trübung klärt sich durch Wärme oder Mineralsäuren oder
Filtriren nicht. Bei mikroskopischer Untersuchung findet Verf. Bacterien,
darunter Bact. coli am häufigsten. Die Ursache der Bacteriurie ist ent-
weder Infection oder Autoinfection , in letzterem Falle vom Darmtractus
aus, im ersteren von aussen her. Zur Behandlung soll der Darm ausgeleert
und der Mastdarm durch Enemata (Wasser und Seife) gereinigt werden.
Kanthack.
Biedl und Kraus (1714) haben ihre früheren^ an der Niere vorge-
nommenen Thier versuche aufgenommen und die Ausscheidung intra-
venös injicirter Mikroorganismen durch die Leber und Sub-
maxi 1 1 a r i s untersucht. Die Ausscheidung durch die Leber begann frühestens
13 Minuten nach der Injection und war constant während der l^/2-2stün-
digen Versuche. Durch den Speichel dagegen wurden innerhalb der gleich-
dauernden Versuche keine Bacterien ausgeschieden. Verflf. finden in diesen
Resultaten über die Ausscheidung durch die Leber eine neue Bestätigung,
dass die Gefässwand normaler Weise für Bacterien durchgängig sei. Das
Verhalten der Subraaxillaris beruhe wohl auf histologischen Ursachen und
ist noch näher zu untersuchen. Walz.
Krikliwy (17G2) impfte Katzen mit Milzbrand-Culturen und sammelte
den nach Pilocarpininjectionen gewonnenen Schweiss. Die bacte-
riologische Untersuchung desselben auf Milzbrandbac. ergab in allen 6 Ver-
suchen ein negatives Resultat, selbst in denjenigen 2 Fällen, wo die gleich-
zeitige Untersuchung des Blutes (17 und 1 Stunde vor dem Tode) positiv
ausfiel. Alexander- Lew in.
Kaempffer (1756) theilt einen tödtlich verlaufenden Fall von puerpe-
raler Sepsis mit, bei dem jede äussere Infection durch manuelle Eingriffe
absolut auszuschliessen war, sodass nur die Annahme von Selbstinfection
als Erklärung blieb. Walx.
Joffroy und Serveaiix (1755) modificiren Bouchaed's Definition des
toxischen Aequivalents, indem sie als toxisches Aequivalent die
kleinste Giftmenge annehmen, welche in einem gegebenen
Moment vollständig im Blute eines Thieres enthalten, ein kg
lebender Substanz tödtet. Sie unterscheiden zwei Arten von Toxi-
cität: 1. Die wahre oder absolute, d. h. die Giftraenge, welche noth-
wendig ist und genügt, für sich ein kg Thier in kurzer Frist zu tödten ; sie
ist nur durch viele Experimente nachzuweisen.
2. Die experimentelle, mit wenigen Experimenten zu finden, d.h. die
Giftmenge, welche den Tod eines kg Thieres herbeiführt, wenn man die
Injection fortsetzt bis zum Tode des Thieres, constatirt durch die letzte
Respiration.
Sie weisen ferner darauf hin, dass man die intravenösen Injectionen
ziemlich schnell vornehmen muss, um nicht Giftmengen während der-
selben durch Au.sscheidung zu verlieren, andererseitsaber nicht zu schnell ,
weil reflectorisch durch die Erhöhung des Blutdrucks infolge der Injectionen
t) Vgl. Jahresber. XI, 1895, p. 552. Rod.
728 Allgemeine Mykopathologie. Giftwirkung eines Milchbacteriums.
Experimentelle Vergiftung mit Pyocyaneus- und Tetanustoxin.
vielleicht auch durch die Wirkung der toxischen Substanz selbst, oft be-
trächtliche Gefässverengerungen entstehen. Bei Injection mit gewöhnlichen
Spritzen kann die Nichtbeachtung dieses Widerstandes bei rücksichtslosem
Druck zu Gefässzerreissung führen. Sie empfehlen daher den Gebrauch
der Makiotte's c h e n Flasche. Walz.
Lübbert (1769) hat zunächst den von Flügge^ als Bac. I bezeich-
neten Mikroorganismus genauer auf seine Giftwirkung untersucht. Der-
selbe gehört zu der Gruppe der peptonisirenden Milchbacterien, die
sämmtlich sehr verbreitet sind, nur bei höherer Temperatur wachsen und
gegen strömenden Dampf äusserst resistente Sporen besitzen. Bac. I greift
Fett und Milchzucker gar nicht an, bildet jedoch aus den Eiweisskörpern
in erster Linie Caseosen. Junge Hunde erkranken bei Fütterung der 24
Stunden vorher inficirten Milch rasch an Diarrhoen mit theilweisem Exitus
letalis. Aeltere Hunde, analog den seltenen Darmkrankheiten nach Milch-
genuss beim Erwachsenen, wurden nicht krank. Bei dem Versuch der Dar-
stellung des Giftkörpers zeigte es sich, dass er mit dem unveränderten
Casein und Fett im Kieseiguhrfilter zurückgeblieben und sehr labil war,
da er durch Chloroform und Erhitzen zerstört wurde. Schüttelt man die
Milch vor dem Filtriren gut durch, so wird durch das die Filterporen ver-
stopfende Casein und Fett dem Gifte der Durchgang nicht gestattet, und
man hat es in der Hand, giftige oder ungiftige Filter zu erzeugen und zu
constatiren, dass analytisch nachweisbare Differenzen nicht zwischen ihnen
bestehen. L. sucht nun zu beweisen, dass das Gift nicht ein Stoff-
wechselproduct der Bac. ist, sondern in ihrer Leibessubstanz
selbst sich findet. In der That findet sich eine Beziehung zwischen
toxischem Effect und der Zahl der vorsichtig vom Nährboden befreiten Bac-
terien, die nach der sich trefflich hierbei bewährenden M. NEissEB'schen
Methode- gezählt wurden. Die Bac.-Leiber allein genügen zur Erklärung
der Giftwirkung in der Milch, der genauere chemische Vorgang hierbei
lässt sich nicht feststellen. Für die Praxis wichtig ist, dassdurchKochen
getödtete Agarcultur ungiftig ist, wie auch die Milch. Letztere
muss aber frisch gekocht genossen werden, schon 1-2 Stunden nachher kann
infolge Auskeimens der nicht getödteten Sporen die Giftwirkung wieder
beginnen. Da diese resistenten Sporen durch die üblichen Sterilisations-
methoden nicht getödtet werden, muss die Bezeichnung „keimfrei" bei der
käuflichen Milch entfernt werden, da hierdurch eine verhängnissvolle Ver-
trauensseligkeit erzeugt wird. Walz.
Claude (1734) hat in zwei Fällen von allmählicher Vergiftung mit
Pyocyaneus- und Tetanustoxin bei einem Kaninchen und einem Meer-
schweinchen Blutungen der Gallenblase beobachtet. Er glaubt, dass
auch beim Menschen bei gewissen Infectionskrankheiten ähnliche Vorgänge
angenommen werden dürfen. Die Blutcoagula können einen guten Nähr-
boden für Bacterien des Gallengangs abgeben, oder Coliken hervorrufen
oder den Kern von Gallensteinen bilden. Walz,
1) Jahresber. X, 1894, p. 683. Ref.
=) Ztschr. f. Hygiene Bd. 24, 1897, p. 443. Ref.
Allgemeine Mykopathologie. Wirkung der Bacterientoxine. 729
Einfluss von Fäulnissextract auf Infectionskrankheiten.
Charrin (1730) hat in früheren Arbeiten ^ gezeigt, class es möglich ist,
durch Toxine Herzhypertrophie, acute und chronische Myocarditis,
Degenerationen, selbst Amyloid der Muskelfasern künstlich zu er-
zeugen. Bei der Injection von Toxinen des Pyocyaneus, gelegentlich der
Erforschung ihrer Wirkung auf die Vasomotoren, hat er nun mit Gley
mehrmals gesehen, dass das Myocard nachgab und dass sein Durch-
messer sich vergrösserte, bis zur Functionsstörung. Er erklärt
damit die Zufälle, welche als Paralyse und Herzcollaps beschrieben wurden
und glaubt, dass diese Resultate ein Licht auf die in letzter Zeit mehr be-
achteten Erscheinungen der gespaltenen Herztöne, des Galopprythmus bei
der Auscultation werfen. Walz.
Charrin (1731) vertritt seinen Standpunkt, dass die verschieden-
sten Bacterien die Eigenschaft besitzen, Hämorrhagien zu er-
zeugen, und diese Eigenschaft je nach den Stämmen oder dem Nährboden
sich verlieren oder wieder entstehen könne. Walz.
Teissier und Gliiuard (1802) halten gegenüber Charrin, CAssiNund
Lapicque (Societe de Biologie, 21. December und 7. März 1895) ihre frühere
Behauptung- aufrecht, dass die Wirkung der Leber gegenüber den
in diePfortader eingespritztenToxinen eher schädlich für den
Organismus, als nützlich sei, und glauben, dass die gegentheiligen
Befunde darin ihre Ursache finden, dass die Gegner keine Hunde zu ihren
Versuchen benützten. Zwei Hypothesen sind möglich, entweder wird die
Leber so alterirt, dass sie ilire giftzerstörende Eigenschaft verliert; oder,
was sie für wahrscheinlicher halten, bewirken die Toxine in der Leber, die
ja physiologisch ein chemisches Laboi'atorium bildet, die Entstehung der
Gifte besser und schneller, übereinstimmend mit der Hypothese, dass diese
Toxine keine directen Gifte seien, sondern Fermente, welche die Entstehung
der Gifte erst hervorrufen, indem sie die organischen Elemente zu ihrer
Bildung anreizen. Walz.
Chelmoüski (1738) hat den Einfluss von Fäulnissextract auf In-
fectionskrankheiten untersucht. Faulendes, fein zerhacktes Ochsen-
fleisch wurde ausgepresst, der Saft sterilisirt, filtrirt und eingedickt. Bei In-
jectionen an Kaninchen fand sich fast keine locale Veränderung; selbst auf
die geringste Dosis trat dagegen Temperaturerhöhung ein, bei grossen Dosen
starben die Thiere häufig nach einigen Tagen. Angewöhnung hat er nicht
beobaclitet. Auch bei Menschen tritt nach intramusculärer Injection kleiner
(1-2 mg Trockensubstanz) Dosen Fieber auf, bei grösseren Dosen zuweilen
Somnok'iiz, Kopfschmerz, Muskelschmerzen, Schüttelfröste, oft war eine Er-
weiterung der Gefässe besonders am Kopf zu bemerken. Bei fiebernden
Kranken spritzte er, da der Extract natürlich ungleich war, so viel ein,
als beim Gesunden eine Temperatursteigerung auf 38" C. hervomef und
erstreckte seine Versuche auf 9 Fälle von Abdominalt3'phus, 8 Fälle Fleck-
typhus und andere Infectionskrankheiten. Er constatirto audi in vitro den
hemmenden Einfluss des Extractes, auch abgesehen von seiner sauren Re-
^) Jahresbcr. X, 1894, p. 534. Ref. — -^) Jahrcsber. XI, 1895, p. 555. Ref.
730 Allgemeine Mykopathologie. Autointoxication. •
action, auf Milzbrand- und Typliusculturen. Er folgert, dass mehrmals
wiederholte kleine Injectionen von Fäulnissextract bei Menschen in keiner
Weise schaden, dass bei mehreren Infectionskrankheiten durch die Injec-
tionen die Dauer verkürzt und der Verlauf gemildert wird, dass aber die
auf seine Weise hergestellte Fäulnissflüssigkeit wegen ihrer von ungreif-
baren Factoren abhängigen Veränderlichkeit der Wirkung und wegen ihrer
Undauerhaftigkeit zu Heilzwecken nicht verwendet werden könne. Walx.
Prisco (1783) führte Versuchsthieren per os und auf subcutanem Wege
Fäulnissproducte aus dem Darm in steigenden Dosen zu. Er erzielte
dadurch schwere Veränderungen in der Leber und in den Nieren. Tramhusti .
Albu (1705) giebt eine Uebersicht über den gegenwärtigen Stand der
Lehre von den Autointoxicationen und sucht nachzuweisen, dass die-
selbe keineswegs im Widerspruch mit der Cellularpathologie steht. Von
den Autointoxicationen im engeren Sinne trennt er die an Wundinfectionen
sich anschliessenden Intoxicationen. Walx.
Poehl (1781) führt aus, dass die Anhäufung von unvollständig oxydir-
ten Stoffwechselproducten im Organismus das wesentliche Moment aller
Autointoxicationen sei. Die Fortschaffung dieser Producte geschehe
besonders durch Oxydation und namentlich sei es die Gewebsathmung,
welche durch die katalytisch-oxydirende Wirkung ihres Fermentes, des
Spermins, den Organismus vor Anhäufung der Stoffwechselproducte schütze.
Die einzelnen Autointoxicationen lassen sich, weit eher als durch die Sec-
tion, durch die Harnanalyse unterscheiden. P. wendet, um die Energie der
Oxydationsprocesse zu beurtheilen, seit 15 Jahren das Verhältniss des Ge-
sammtstickstoffgehaltes des Harns zum Harnstoffstickstoff an. Der Coefli-
cient der Oxydationsenergie, wie ihn P. bezeichnet, sei normal beim Ver-
hältniss von 100 Gesammtstickstoff: 97 bis 94 Harnstickstoff und ist we-
sentlich unter der Norm bei 100 : 90 bis 63. P. verwendet die Resultate
dieser Bestimmungen auch zur Erklärung der Wirkung des Sperminum-
PoEHL und hofft, dass auf Grund solcher Harnanalysen auch der Begriff
der Autointoxication bald ein unbestrittenes Bürgerrecht in der klinischen
Medicin erhalten werde*. Walz.
Scliupfer (1793) setzte experimentell fest, welche Wirkung es auf den
Organismus ausübt, wenn man die Pfortader in die Vena cava inferior ein-
näht, ob namentlich hierdurch eine, vom Darm ausgehende Autointoxi-
cation hervorgerufen werden kann. Er fand:
1 . Dass durch besagte Operation das Leben der Hunde nicht gefährdet wird.
2. Dass die Giftigkeit des Urins sich nach der Operation nicht steigert,
so lange der Hund nicht Intoxicationserscheinungen zeigt oder die Gifte auf
anderem Wege von sich giebt (Erbrechen, Stuhlgang).
3. Die operirten Hunde reagiren ebenso wie die gesunden auf Einführung
von Atropin in den Magen.
4. Die Toxicität des Urins steht weder im Zusammenhang mit der ge-
sammten Stickstoffausscheidung, noch mit dem Harnstoff, noch mit dem nicht
*) Mit seiner „ Spermin-Hypothese " ist P. bisher in der Wissenschaft isolirt
geblieben. Baumgarten.
Allgemeine Mykopathologie. Abnahme und Steigerung 731
der Virulenz bei Bacterien. Einfluss der Industriegase
auf die Empfänglichkeit gegen Infectionen.
im Harn enthaltenen Stickstoff, noch mit dem specifischen Gewicht. Einen
gewissen Einfluss übt die Menge des NH,^ im Urin.
5. Da der urotoxische Coefficent bei den verschiedenen Hunden sehr
wechselt, kann man die verschiedenen Resultate nicht vergleichen, sondern
muss in jedem einzelnen Falle den urotoxischen Coefficienten vor und nach
der Operation bestimmen.
6. Die Toxicität des Harns nimmt während der Tntoxicationsstadien (Er-
brechen u. s. w.) enorm ab, was für eine Zurückhaltung der toxischen Sub-
stanzen im Organismus spricht.
7. Die EcK'schen und QßiROLo'schen Operationen sind nicht dazu an-
gethan, den Glauben an die schützende Kraft der Leber gegen die Darm-
gifte zu unterstützen.
8. Obgleich die Intoxication durch Mikrobien, durch die Secretion der
Mikroorganismen oder durch die Alkaloide, die Albumosen, die Nucleine
oder Nucleo-Albumine, die sie enthalten, vermittelt wird; obgleich man es
ferner nicht absolut verwerfen kann, dass die innere Darmfläche ebenso wie
sie auf die Albumine und Peptone wirkt, auch einen begrenzten Einfluss
auf die Albuminoide dieser Secretionen ausüben könne, so ist es doch nicht
erwiesen, dass sie gegen alle Mikrobienproducte wirksam ist.
Hingegen hat die Theorie, dass die Leber einen schützenden Einfluss
ausübe, nach den bisherigen Experimenten noch die meiste Berechtigung.
Trambusti.
Krikau (1761) bringt eine eingehende Darstellung der Momente, durch
welche es bis jetzt gelungen ist, bei pathogenen Bacterien Virulenz ab-
nähme und Steigerung zu erzielen. Die Arbeit enthält nichts Neues,
doch ist die Literatiu* in sehr vollständiger Weise ausgenützt; der Aufsatz
wird daher Jedem, der sich über einschlägige Fragen unterrichten will,
schätzenswerth sein. Honsell.
Wood (1811) beschreibt eine neue Methode, die Virulenz von patho-
genen Bacterien mittels Passage durch den Thierkörper zu steigern.
Er injicirt dem Thier in das lockere Unterhautgewebe eine Bouillon-
cultur und spritzt dann, ohne die Nadel herauszunehmen, eine Lösung von
sterilem colloiden Silicat (Winogradsky) ein. Das Silicat wird fest; die
Bacterien vermehren sich darin. Wenn das Thier stirbt, nimmt man das
Silicat heraus, wirft ein Stückchen in ein Bouillonröhrchen und gebraucht
dann diese Flüssigkeit zur zweiten Passage u. s. w. KaiitJiack.
di Mcittei (1772) hat eine Reihe von Untersuchungen darüber angestellt,
ob die in der Industrie gebräuchlichsten Gase die Empfindlichkeit des
Organismus gegen infectiöseKrankheitensteigernoderherabsetzen.
Er theilt die Gase nach Fllbt folgendcrmaassen ein:
1. Indifferente Gase (H,N).
2. Irrespirabele Gase (unterschweflige Säure, schweflige Säure, Salpeter-
säure, salpetrige Säure, Chlor, Ammoniak).
3. Giftige Gase (Kohlenoxyd, Kohlensäure, Schwefelwasserstoff, Schwefel-
kohlenstoff).
732 Allgemeine Mykopathologie. Einfluss der Industriegase, des Alkohols
auf die Empfänglichkeit gegen Infectionen.
4. Gase und Dämpfe von wenig bekannter Wirkung (Jod, Brom, Terpen-
tin, Theer, Petroleum).
In der ersten Versuchsreihe beschäftigt sich Verf. nur mit den den drei ersten
Gruppen angehörenden Gasen. Die Versuchsthiere (Meerschweinchen, Ka-
ninchen, Tauben, Hühner) mussten das Gas längere Zeit oder Tage hindurch
einathmen und wurden dann der Einwirkung solcher virulenter oder ver-
dünnter infectiöser Stoffe unterworfen, denen gegenüber sie sich unter nor-
malen Verhältnissen empfänglich bezw. immun zeigten. Die benutzten Mikro-
organismen waren: der Milzbrandbac, der Bac. der symptomatischen Pest,
der Typhusbac, das Bacterium coli, Choleravibrionen, Bac. der Hühner-
cholera, der Diplokokkus Fkaenkel.
Für jedes der 4 Gase wurden 3 Versuchsreihen gemacht. In die erste
Reihe gehören die für Infection empfänglichen Thiere, welche mit virulenten
Mikrobien geimpft waren. In die zweite Eeihe gehören die empfänglichen
und mit verdünnten Culturen geimpften Thiere. In die dritte Eeihe gehören
immune oder wenig empfängliche mit stark pathogenen virulenten Stoffen
geimpfte Thiere.
Die Schlüsse, die man aus den für alle 4 Gase übereinstimmenden Resul-
taten ziehen kann, sind:
1. Die der Infection zugänglichen Thiere, welche der Einathmung der
giftigen Gase ausgesetzt wurden, zeigten sich der Infection gegenüber
weniger widerstandsfähig als gesunde Thiere oder mit anderen Worten,
bei den chronisch vergifteten Thieren verläuft die Infection schneller.
2. Die der Inhalation giftiger Gase ausgesetzten Thiere zeigen sich der
Infection sehr zugänglich, selbst wenn die Stoffe so verdünnt sind, dass sie
unter normalen Verhältnissen den Tod der Versuchsthiere nicht herbeiführen
können.
3. Die der Infection gegenüber refractären oder wenig empfänglichen
Thiere verlieren nach Einathmung der giftigen Gase ihre natürliclie Immu-
nität und werden für die Infection prädisponirt*.
4. Die Empfänglichkeit der von Natur prädisponirten, ebenso wie die der
ursprünglich immunen Thiere ist proportional der Dauer der einzelnen In-
halation, der Menge des eingeathmeten Gases und der Dauer des Experiments.
5. Der Einfluss der für Infectionskrankheiten prädisponirenden giftigen
Gase auf den Organismus kann nicht als eine specifische Einwirkung des
Giftes auf ein besonderes Organ oder Gewebe erklärt werden. Vielmehr
findet eine mehr oder weniger eingreifende Störung des Stoffwechsels statt,
die eine Schwächung und ein Siechthum des Organismus durch functionelle
und Ernährungsstörungen herbeiführt. Trcmibusti.
Albbott (1701) zeigt, dass tägliche Verabreichung von Alkohol bis
zur acuten Intoxication Kaninchen gegenüber der Streptok. -Infec-
tion mehr empfindlich macht; dies ist weniger markant bei Infection
und Intoxication mit Bact. coli und zweifelhaft bei Infection mit Staphylok.
*) Diese Beobachtung wäre sehr wichtig, wenn sie sicher constatirt ist. Die
summarische Angabe der Versuche gestattet kein Urtheil über die Beweiskraft
derselben. Baumgarten.
Allgemeine Mjkopathologie. Einfluss des Hungers, 733
des Winterschlafes, des Nervensystems auf Infectionen.
pyog. aureus, obgleich hier die Miliarabscesse ausgeprägter waren als bei
den Controlthieren. Alkohol wirkt also wie der Hunger und irgend ein
anderer künstlich hervorgerufener Schwächezustand*. KantJiack.
Ferraniiii (1739) versuchte festzustellen, ob ein mehr oder minder
vorgeschrittenes Hungerstadium Einfluss auf das Vorhandensein
von Mikrobien im Blute haben könne. Nachdem er sich vergewissert
hatte, dassman im Blute des gesunden, fastenden Hundes keine Mikrobien
nachweisen kann, wenn man ihn vorher geimpft hat, machte er subcutane
Impfungen mit Bouillonculturen des Bact. coli com. sowohl bei normalen
Kaninchen als auch bei solchen in verschiedenen Inanitionsstadien.
Bei Kaninchen, die vor der Impfung 3-8 Tage absolut ohne Nahrung
blieben, ist 14 Tage nach der Impfung das Bact. coli im Blut nachweisbar,
während er sich im Blut des mit denselben Dosen derselben Cultur geimpf-
ten normalen Kaninchens nicht wiederfindet**. Tramhusti.
Billiüger (1715) untersuchte auf Grund der Thatsache, dass die patho-
genen Mikroorganismen nur bei höherer Temperatur gedeihen, das Ver-
halten der Thiere während des Winterschlafes gegen Infection.
Er erhielt an Haselmäusen und Murmelthieren mit Milzbrand-, Rotz- und
Tuberkelbac. negative, mit Tetanus günstigere Resultate. Eine therapeu-
tische Verwerthung auf hypnotischem Wege hält er nicht für unmöglich.
Walx.
Picciuino und Grimaldi (1780) untersuchten den Einfluss des
Nervensystems bei der Infection, indem sie Hunden, bei denen vor-
her der Vagus durchschnitten war, eine Emulsion von tuberkulösem Spu-
tum theils per os, theils durch subcutane oder intrapleurale Injectionen
zuführten.
Verff. konnten so eine Vaguspneumonie erzeugen, haben aber im Gegen-
satz zu den von Babes und Cornil bei Kaninchen erzielten Resultaten nie
eine Localisation der Tuberkulose in den Lungen gefunden***. Trambusti.
Beriiabeo (1713) versuchte nachzuweisen, welches die prädisponiren-
den Momente für die Localisation der Bacterien im Gehirn seien.
*) Auch diese Angabe fordert die Kritik heraus und kann nicht ohne weiteres,
d. h. ohne nähere Kenntnissnahme der einzelnen Versuche, acceptirt werden.
Baimiyarten,
**) Die Richtigkeit dieser Beobachtung vorausgesetzt, würde sie nicht be-
weisen, dass durch den Hungerzustand ein sonst gegen eine Infection unom-
pfängliclies Thier empfänglich gemacht werden könne. Denn das Auftreten
des Bact. coli im Blute ist nicht der Ausdruck, und vor Allem nicht der Beweis
einer Infection: Durch Beco u. A. ist nachgewiesen, dass das Bact. coli sehr
oft in den letzten Stunden oder Tagen des Lebens im Blute nachzuweisen ist,
ohne dass deshalb eine Infection mit dem genannten Bacterium vorliegt; es
handelt sich hierbei viehuehr nur darum, dass in Folge der abnehmenden Vita-
lität des Organismus die sonst piompt erfolgende Abtödtung dieses gewöhn-
lichen Darmsa])ropbyten seitens der Körpersäfte nicht mehr vollständig ge-
leistet wird. Üaunuidticn .
***) Bei der Schncdligkcnt, mit welcher die Thiere einer (bilateralen) Vagus-
sectiun zu erliegen pflegen, ist die Kntwicklung einer Tuberkulose innerhalb
der gegebenen Zeit nicht wohl möglich. Bauiiiyartcn.
734 Allgemeine Mykopathologie. Localisation der Bacterien im Gehirn.
Einfluss der Splenectomie auf die Infectioii.
Die vom Verf. erzeugten experimentellen Eingriffe waren folgende: Zu-
nächst Unterbindung einer oder beider Carotiden, Unterbindung der
beiden äusseren Jugularvenen oder aller Venen in der oberen Halsgegend,
aseptische Punction der Gehirn flüssigkeit, Entfernung etwas weisser Sub-
stanz, Einspritzung einiger Tropfen flüssigen Ammoniaks in den subduralen
Raum, Gehirnerschütterung und subcutaner Bruch der Schädelknochen,
Compression durch Laminaria.
Die gefundenen Organismen waren: der EsERXH'sche Bac, das Bact.
coli, der Pneumok. Fraenkel, der Streptok. Fehleisen, der Staphylok.
pyog. aureus*.
Verf. kam zu folgenden Eesultaten:
1. Bei den Kaninchen prädisponirt die Unterbindung einer oder beider
Carotiden für die Localisation des Bact. coli, des Bac. Eberth und des
Pneumok. Fraenkel im Gehirn.
2. Die Unterbindung beider äusseren Jugular- und der anderen kleinen
Venen des Halses prädisponiren noch in höherem Grade für Wucherungen
der genannten Mikroorganismen im Gehirn.
3. Erschütterungen, Verletzung und starker Druck des Gehirns, leisten
der Localisation des Typhusbac. und des Pneumok. Fraenkel ganz beson-
ders Vorschub.
4. Die Einführung reizender chemischer Substanzen in den Duralraum
prädisponirt für alle 3 Mikroorganismen.
5. Das Gehirn ist nicht sehr aufnahmefähig für den Erysipel-Streptok.
und für den Staphylok. pyog. aureus.
G. Nur die Unterbindung beider Carotiden und der oberen Halsvenen,
die starken Reizungen der Hirnhaut sind die einzigen Eingriffe nach den
Erfahrungen Verf. 's, welche die Localisation der beiden letztgenannten
Mikroorganismen begünstigen**. Tramhusti.
Meluikow-Raswedenkow (1773) hat die Versuche Bardach's^ bezüg-
lich der Wirkung von Milzbrandinfection auf splenectomirte Thiere
wieder aufgenommen und ist zu etwas anderen Resultaten gekommen. Die
Splenectomie erscheint, wie jede andere Operation mit Entfernung eines
ganzen Organs, durchaus nicht indifferent. Splenectomirte Thiere werden
daher bei mangelhaften Lebensbedingungen eher krank und können für
Infection empfänglicher sein als gesunde Thiere. Dies hängt sowohl von
der Operation direct ab, als von Veränderungen, die im ganzen Organismus
auftreten und bis jetzt nicht genügend aufgeklärt sind. Die Splenectomie
wirkt bei der Immunisation der Thiere als schwächender Umstand, die Milz
selbst wirkt nicht im Sinne der Phagocytentheorie, denn zwischen splenecto-
*) Man vermisst eine Angabe über den Modus der Einführung der genannten
Mikroorganismen in den Körper. Baumgarten.
**) Die obigen Experimente haben nur geringen Werth. Durch die genannten
Eingriffe dürfte in den meisten Fällen das Gehirn in den Zustand der totalen
oder partiellen Nekrose versetzt werden, und dass dann alle möglichen Mi-
kroorganismen mehr oder minder leicht darin wuchern, ist nicht zu verwun-
dern. Baumgarten.
>) Jahresber. V, 1889, p. 522; VII, 1891, p. 481. Ref.
Allgemeine Mykopathologie. Einfluss der Exstirpation der Milz, 735
einer Nebenniere auf die Infection.
Ausscheidung von Ammoniak bei Infectionskrankheiten.
mirteu und nicht splenectomirten Thieren ist kein bedeutender Unterschied
zu bemerken, wenn die operirten Thiere in möglichst günstigen Verhält-
nissen leben und wenn das zur Imraunisirung und zur Infection gebrauchte
Gift seiner vStärke nach den Zielen des Experiments entspricht.
Die Splenectomie hat also auf Grund seiner und anderer Forscher Expe-
rimente kein Ergebniss geliefert, auf Grund dessen man der Milz eine Haupt-
rolle im Kampf mit der Infection zuschreiben kann. Wah .
Courmont und Duifaii (1735) haben gefunden, dass sich Kaninchen
nach Milzexstirpation gegen Infection mit verschiedenen
Bacterien verschieden verhalten. Innerhalb 1-8 Tagen war die
Resistenz gegen Pyocyaneus und Staphylok. pyog. bei den splenectomirten
Thieren vermindert, gegen den Streptok. pyog. dagegen erhöht. Nach 25
Tagen schien das Yerhältniss gegenüber dem Pyocyaneus gleich geblieben zu
sein, während die Resistenz gegen Staphylok. pyog. wieder normal war. Das
splenectomirte Thier immunisii'te sich, innerhalb 2-29 Tagen nach der Exstir-
pation, gegen abgeschwächten Streptok. weniger als das nichtoperirte. ^Val\.
Lciiiglois und Charriii (1763) haben entgegen ihren Experimenten
in vitro, dass die Nebennieren antitoxisch gegen Alkaloide, wie Nikotin und
Atropin, wirken, durch Thierexperimente gefunden, dass die Entfernung
einer Nebenniere, trotz der Operation, die Resistenz gegen Pyo-
cyaneusgift nicht vermindert, oft sogar erhöht. Wah.
Rumpf (1788) hat eine Anzahl von Untersuchungen über die Aus-
scheidung von Ammoniak an Patienten, die an Infections-
krankheiten leiden, angestellt. Er findet, dass das Verhältniss, in
welchem der Ammoniakstickstotf zum Gesammtstickstoff steht, bei den unter-
suchten Infectionskrankheiten eine Erhöhung von 37 ^/q erfährt. Die rela-
tive und die absolute Vermehrung der Ammoniakausscheidung steht aber
in keinem bestimmten Verhältniss zu der Höhe des Fiebers. Es ergiebt sich
weiterhin, dass bei den untersuchten Infectionskrankheiten, Typhus, Influ-
enza, Polyarthritis, die Vermehrung der Ammoniakausscheidung nicht auf
Aenderungen in der Ernährung zurückgeführt werden kann. Verf. wirft
die Frage auf, ob nicht vielleicht, wenigstens zum Theil, das Ammoniak als
ein Product der in dem Körper eingedrungenen Mikroorganismen zu be-
trachten sei. Die Untersuchung der Nährböden von Bacterienculturen auf
Ammoniak stellte fest, dass nur in den Culturen von Cholerabac, Staphylok.
und Streptok. mehr Ammoniak sich fand, als in den unbeschickten Nähr-
böden; bei anderen daiaufhin untersuchten Mikrobien fand .sich kein Plus
von Ammoniak. R. neigt nach diesem Ergebniss doch mehr der Ansicht zu,
dass die Vermehrung dei' Ammoniakausscheidung bei Infectionskrankheiten
auf die schweren Stoftwechselveränderungen zurückzuführen sein wii'd,
welche die Krankheit mit sich führt. Henke.
Passier und RoiulX'r^ (1777) fassen ihre früheren und neuen Ver-
suche über das \'('rhalten von Herz und VasouKttoren bei Infec-
tionskrankheiten dahin zusammen, dass Ijei den Pneumok., bei Pyocj'aneus
und Diphtheriebac. die Lähmung der N'asoniotoren es ist, welche das Ver-
736 Allgemeine Mykopathologie. Herz und Vasomotoren
bei Infectionskrankheiten. Bedeutung des Granulationsgewebes.
Spaltpilzeinschlüsse in Zellen.
sagen des Kreislaufes, bisher als Herzschwäche bezeichnet, hervorruft. Das
Verhalten des Herzens ist klinisch charakteristisch, tritt aber in thatsächlicher
Bedeutung gegen die Lähmung der Vasomotoren vollständig zurück. 1 Vah.
Afanassietf (1703) berichtet in dieser vorläufigen Mittheilung über
seine an über 120 Thieren angestellten Versuche über die Bedeutung
des Granulationsgewebes, aus denen er folgende Schlüsse zieht:
1. Die auf das unbeschädigte Granulationsgewebe gebrachten Bacterien
(Milzbrand und Vibrio Metschnikoff) dringen nicht in die inneren Organe
ein, allgemeine Infection findet nicht statt.
2. Thiere, welche nach ihrer Infection durch das Granulationsgewebe am
Leben bleiben, sind immun gegen wiederholte Infection mit virulenten Cul-
turen vermittels frischer Wunden.
3. Die aus dem Granulationsgewebe rein gezüchteten Culturen der ein-
geführten, vorher voll virulenten Culturen, sind meist 4-12 Stunden nach der
Infection in ihrer Virulenz abgeschwächt.
4. Unter dem Einfluss des Granulationsgewebssaftes findet Zerstörung und
Degeneration der Bacterien statt; der Phagocytose, die viel später eintritt,
kommt dabei nicht die Bedeutung zu, welche ihr Metschnikoff zuschreibt.
Die Degeneration findet ihren Ausdruck in dem Auftreten heller, ungefärbter
Zwischenräume in den Bacterienleibern, oft quellen letztere auf und ver-
lieren die Fähigkeit, sich mit basischen Anilinfarben zu färben, während
sie mit Eosin deutlich hervortreten und zwar treten solche eosinophile Bac-
terien, nicht in Zellen eingeschlossen, sehr früh auf, im Gegensatz zu Bordet's
Beobachtungen, der sie hauptsächlich im Innern von Leukocyten traf und
daraus schloss, dass diese Degeneration nur unter dem Einfluss der Ver-
dauungsthätigkeit der Phagocyten erfolgen kann.
A. knüpft an seine Forschungen die Hoffnung, dass sie ein neues, ein-
faches und sicheres Mittel zur Immunisirung der Thiere bieten und einen
einfacheren Weg zeigen, um abgeschwächte Culturen zu erhalten, welche
ihrerseits als Vaccine dienen können. Walz.
V. Hibler (1747) hat eine grössere Zahl von mikroskopischen Unter-
suchungen über das Vorkommen von Spaltpilzeinschlüssen in den
Zellen, besonders den Eiterkörperchen, gemacht. Er hat theils
Eiter untersucht von verschiedenen mit Eiterung einhergehenden Krank-
heitsprocessen des Menschen, zum anderen Theil hat er an Thieren experi-
mentirt, denen er Eeinculturen von eitererregenden Mikrobien in die Bauch-
höhle eingeführt hatte. In den 12 untersuchten Fällen von Eiterung bei
Menschen handelte es sich um Lifectionen mit den pyog. Strepto- und Sta-
phylok., Gonokokken und dem Diplokokkus intracellularis (Weichselbaum-
Jäger). In sämmtlichen Präparaten der untersuchten Eiterarten fanden
sich die betreffenden Mikrobien z. Th. in den Zellen, besonders den Leuko-
cyten eingeschlossen. Nicht nur Einzelindividuen, sondern auch Mikrobien-
verbände wurden in den Zellen beobachtet, z. B. ganze Streptok.-Ketten.
Ausser in den Leukocyten finden sich Spaltpilzeinschlüsse auch in Epithelien,
Endothelzelleu, ebenso den Zellen des Knochenmarks (bei der Untersuchung
Allgemeine Mykopatliologie. Spaltpilzeinschlüsse in Zellen. 737
Leukocytenschutz gegen Infectionen.
von osteomyelitischem Eiter). Vielfach waren die eingeschlossenen Spaltpilze
derart an die Kerne der Zellen angelagert, dass Einkerbungen des Kerns
zu beobachten waren. Sehr verschieden war die Zahl der Bacterieneinschlüsse
in den einzelnen Eiterarten, auch in ein und demselben Eiter, in dem die
peripheren Theile der Eiterheerde z. B. immer viel mehr Bacterieneinschlüsse
zeigten, als die centralen, der frische Eiter mehr als der zerfallende. Verf.
glaubt auch, dass auf den letzteren Grund der auffallende Reichthum der
Präparate von gonorrhoischem Eiter an mikrobienführenden Zellen zurück-
zuführen sein möchte, weil der gonorrhoische Eiter in Folge der günsti-
gen Abflussverhältnisse immer frisch und völlig unzersetzt zur Beobachtung
komme. Bezüglich der erwähnten Beobachtung, dass auch ganze Bacterien-
verbände in den Zellen gefunden wurden, stellt Verf. weiterhin fest, dass
es sich nicht wohl um eine Vermehrung und ein Auswachsen der betreffenden
Art in den Zellen handeln könne, weil auch mit Formaliu abgetödtete Bac-
terien, Thieren eingespritzt, dieselben Bilder geben. An den Zellen, die Spalt-
pilze enthalten, und ebenso an den eingeschlossenen Bacterien, lassen sich
in vielen Fällen regressive Veränderungen nachweisen, an den Zellen Va-
cuülenbildung und andere Protoplasmaschädigungen, die genauer beschrieben
werden, auch Veränderungen der Kernsubstauz, (schlechte Färbbarkeit der-
selben). Die .Angaben von Jäger\ dass der Diplokokkus intracellularis
(Weichselbaum) auch innerhalb der Kerne der Zellen eingelagert gefunden
werde, kann Verf. nicht mit Sicherheit bestätigen.
Als praktisch diagnostisch wichtig ergiebt sich aus den Untersuchungen
des Verf.'s, dass dem Befund von Spaltpilzeinschlüssen in den Zellen der
Werth eines bei der diagnostischen Bestimmung gewisser Spaltpilzarten
entscheidenden Kriteriums abgesprochen werden müsse. Er meint besonders
für die in Betracht kommenden Arten, den Gonokokkus und den Diplokokkus
intracellularis, deshalb auf den entscheidenden Werth des Culturverfahrens
verweisen zu sollen.
Ueber die Deutung der Spaltpilzeinschlüsse als phagocytäre Vorgänge
nach Metschnikoff, drückt sich Verf. sehr vorsichtig und zurückhaltend
aus. Auch die mit Formalin abgetödteten Bacterien wurden in gleicher
Weise von den Zellen aufgenommen, wie die lebenden; man könne in dieser
Frage aus seinen Beobachtungen keine Schlüsse ziehen. Henke.
Haliii (1746) hat die Versuche Buchner's fortgesetzt, in welchen
letzterer nachzuweisen sucht, dass Exsudate (durch Injection von Weizen-
kleber oder Aleurouatmehl in die Pleurahöhle von Kaninchen) in höherem
(irade bactericid sind, als das Serum des gleichen Thieres. Um möglichst
rein die Leukocyten zu erhalten, laparotomirte er Kaninchen unter asep-
tischen Cautelen und führte in die Bauchhöhle Wattebäusche oder
Schwäinmchen ein, die mit Aleuronatstärkebrei durchtränkt
waren. Nach 24 Stunden zeigten sich die sterilen Schwämmchen verlöthet
mit den Därmen und angefüllt mit Leukocyten, welche durch Auspressen
der Schwämme, bezw. Zerkleinern der Bäuschchen und Extrahiren mit
») Jahresber. XI, 1895, p. 65, G6. Ref.
B u u lu g u r t e n ' 3 Jahreabericlit XU 47
738 Allgemeine Mykopathologie. Elnfluss artificiell erzeugter Leukocytose-
veränderungen auf künstlich hervorgerufene Infectionskrankheiten.
Kochsalzlösung gewonnen wurden. Vermischt mit Serum tödtete dieses
leukocyten haltige Serum nach Besäung mit Staphylok. oder Typhus-
bac. stets mehr Keime ab, als das mit Kochsalz verdünnte Serum,
das auch ohne Verdünnung schwächer wirkte, wie auch die nicht mit Serum
versetzte Leukocytenflüssigkeit an sich eine mindestens gleiche bactericide
Wirkung zeigte, wie das unverdünnte Serum. Dass diese Schutzstoffe nicht
Zerfallsproducte, sondern Secretionsproducte der Leukocyten seien, glaubt
H. als wahrscheinlich annehmen zu dürfen, weil Blut, mit einer Histonlüs-
ung vermengt, welche das Gerinnen verhindert, also keine Zerfallsproducte
enthält, das gleiche bactericide Vermögen wie die obigen Flüssigkeiten
zeigte*. Wah.
Jacob (1753) hat Versuche über den Einfluss arteficiell erzeug-
ter Leukocytoseveränderungen auf künstlich hervorgerufene
Infectionskrankheiten unternommen. Als Versuchsthiere dienten Ka-
ninchen; zur Erzeugung der Leukocytoseveränderungen benützte erHemi-
albumose und aus dem WixTE'schen Pepton selbst hergestellte Protalburaose
und Deuteroalbumose. 2-4proc. Lösungen wurden injicirt, 5 ccm bei sub-
cutaner, 1 ccm bei intravenöser Injection. Als Infectionsmaterial dienten
Pneumok. und Bac. der Mäuseseptikämie. In 7 Versuchsreihen injicirte er
zunächst die Albumose, um 1. eine Hypoleukocytose durch subcutane, 2. eine
solche durch intravenöse Injection zu erzielen; 3. um desgl. eine Hyper-
leukocytose durch subcutane und 4. durch intravenöse Injection hervorzu-
rufen, 5. spritzte er das Infectionsmaterial, direct nach der subcutanen In-
jection der Albumose, intravenös ein ; in 3 weiteren Versuchsreihen spritzte
er G. das Infectionsmaterial später als die Albumose ein, zur Zeit der durch
das letztere bedingten Hypo- oder am Beginn oder Ende der Hyperleuko-
cytose. Aus den ausführlichen Tabellen erhellt eine grosse Verschiedenheit
des Verlaufs. Wenn ein Thier im Stadium der Hypoleukocytose inficirt
wurde, ging es stets zu Grunde, meist schneller als das Controlthier. Gün-
stig war die Einwirkung auf den Krankheitsverlauf, wenn die Injection
während der Hyperleukocytose erfolgte, und zwar während des Ansteigens
*) Obige Versuche sollen beweisen, dass die „bactericiden" Stoffe (Buoh-
ner's Alexine) hauptsächlich aus den Leukocyten stammen. Ich vermag jedoch
nicht anzuerkennen, dass die Versuche wirklich diesen Beweis liefern. Denn
wenn die „ Alexine " wie Büchner annimmt, bestimmte Eiweisskörper sind, so
ist sehr wohl denkbar, dass bei der Entzündung gerade diese Eiweisskörper
durch das electiv wirkende Filter der Gefässmembran besonders reichlich durch-
treten, dass also die „Alexine" gewissermaassen concentrirt in dem leukocyten-
reichen Exsudat vorhanden seien. Aber selbst wenn man die stärkere „bacte-
ricide" Wirkung des letzteren gegenüber dem zellfreien Serum auf den Leu-
kocytengehalt des ersteren beziehen müsste, so wäre damit doch nicht erwiesen,
dass die „bactericiden" Stoffe aus den Leukocyten abstammten, da die Mög-
lichkeit vorliegt, dass die aus anderer Quelle stammende „Alexine" des Serums
von den Leukocyten besonders lebhaft angezogen und somit in ihnen aufge-
speichert werden. Dass diese Stoffe durch „Secretion" und nicht durch Zerfall
aus den Leukocyten frei werden, wird durch den „Histon -Versuch" nicht er-
wiesen; denn wenn auch keine , Gerinnung" in dem Histon-Blut eintritt, so giebt
dies doch keine Garantie, dass durch das Histon keinerlei sonstige Schädigungen
der zelligen Elemente des Blutes hervorgerufen werden. Baumgarten.
Allgemeine Mykopatliologie. Einfluss von Fieber und Leukocyten 739
auf den Verlauf von Infectionskrankheiten.
derselben; kein Thier ging zu Grunde, die Hälfte zeigte gar keine Krank^
lieitserscheinungen. Dagegen die Thiere, bei denen die Infection während
des Sinkens der Hyperleukocytose erfolgte, starben, wenn auch später als
die Controlthiere. Massig günstig ist die Modification, in der die Infection
etwa ^/^ Stunde nach der Albumoseinjection geschah. Wurde aber umge-
kehrt die Albumose ^/^ Stunde nach dem intravenös injicirten Infections-
raaterial, also zur Zeit der durch letzteres bedingten Hypoleukocytose, ein-
gespritzt, so gingen die Thiere alle zu Grunde.
Den Einfluss der Leukocyten bei den künstlich erzeugten Infections-
krankheiten sucht er, nach Zurückweisung anderer, besonders der Metsch-
NiKOFF'schen Ansichten, auf Grund chemischer Vorgänge zu erklären
und stellt die Hypothese auf, dass in den blutbereitenden Organen
Stoffe liegen, welche, in Folge der auf die daselbst aufge-
speicherten Leukocyten ausgeübten positiv chemotaktischen
Wirkung, durch die Leukocyten in den Kreislauf gelangen und
von ihnen dann wahrscheinlich abgeschieden werden, um den
Kampf mit den Bacterien bez w. ihren Toxinen aufzunehmen.
Wah.
LÖwy und Richter (1768) theilen vorläufig die Eesultate von Thierver-
suchen mit, die sie über den Einfluss von Steigerung der Körper-
temperatur einerseits undder Leukocytose andererseits auf den
Verlauf von Infectionskrankheiten angestellt haben. Die Steigerung der
Körpertemperatur erzielten sie durch den Sachs -AEONsoHN'schen Hirn-
stich, die Leukocytose durch intravenöse Injection von Gewebssäften und
albumoseartigen Körpern, insbesondere von Spermin. Die Versuche
der ersten Reihe wurden mit den Bac. der Diphtherie, der Hühnercholera,
des Schweinerothlaufs und mit Pneumok., die der zweiten Reihe nur
mit Pneumok. angestellt. Es ergab sich bezüglich der Wirkung er-
höhter Körpertemperatur: bei Dosen, die das Hundert- und Mehrfache
der eben tödtlichen Gabe betrugen (Hühnercholera, Pneumonie-Diphtherie)
eine Ve r 1 ä n g e r u n g d e s L e b e n s gegenüber den Controlthieren ; bei Dosen,
die das Zwei- bis Dreifache der tödtlichen Gabe betrugen (Pneumok.)
Lebenserhaltung; bei Infection mit Schweinerothlauf zunächst Steige-
rung des localen Processes, darauf langsamerer Verlauf, mitunter
Lebenserhaltung.
Bezüglich der Wirkung der experimentellen Leukocytose gelang t.'s
stets, Thiere die das Drei- und Vierfache der tödtlichen Dosis
erhalten hatten, zu heilen, wenn die Leukocytose bereits vorher her-
beigeführt war, dabei wurde keine oder nur geringe Temperaturerhöhung
als Zeichen der eingetretenen AUgemeininfection beobachtet. Wesentlich
geringer war der therapeutische Effect, wenn die Leukocytose erregenden
Mittel erst 24 Stunden nach der Pneumok. -Infection einverleibt wurden,
liier wurde nur Lebensverlängerung, aber keine definitive Heilung erzielt.
Jedenfalls ist nach Meinung von L. und R. der Nachweis erbracht, „dass
der Organismus in der That in dem Fieber und der Leukocytose
über Einrichtungen verfügt, welche einer Infection gegenüber
47*
740 Allgemeine Mykopathologie. Immunität und Pliagoc3d;ose.
als Schutzkräfte dienen können, und deren künstliche Erzeugung
oder Steigerung vielleicht auch für die menschliche Therapie nutzbar ge-
macht werden kann"'. Freudenbery.
Bortlet (1719), welcher der Meinung ist, dass die Hauptmomente der
Theorie, nach welcher die Immunität, wenigstens zum grössten Theile,
der regelmässigen Function der Phagocytose zuzuschreiben ist, heutzu-
tage fast universell angenommen sei*, — hat einige noch nicht allgemein
anerkannte Punkte, nämlich die Rolle der Chemotaxis bei der Infection und
Immunität und die Veränderung der Mikrobien im Innern der Phagocyten
näher studirt. Er konnte mit Anderen bestätigen, dass bei Injection viru-
lenter Streptok. in das Peritoneum des Meerschweinchens in kurzer Zeit
enorm viele Leukocyten, mehr als Bacterien da sind, auswandern, dass je-
doch, trotzdem viele Bacterien von ihnen aufgenommen werden, sich doch
noch solche in der Flüssigkeit frei finden; und nun beginnt die zweite Phase,
nach etwa 6 Stunden enthält das Exsudat sehr viel, inzwischen vermehrte,
Mikrobien und Leukocyten, die aber alle leer sind. D. h. : die schwach viru-
lenten Mikrobien sind positiv chemotaktisch, auf sie stürzen sich die Phago-
cyten; die stark virulenten, besonders der neuen Generation, sind negativ
chemotaktisch, sie stossen die Phagocyten ab.
Um das Verhalten der Bacterien im Leibe der Zellen zu studiren, das
sich auch in vitro beobachten lässt, verwandte er leukocytenhaltiges Ex-
sudat, erhalten durch intraperitoneale Peptonbouilloninjection, das mit Bac-
terienemulsion gemengt und in feuchter Kammer bei 37*^ gehalten war.
Nach Fixation mit Pikrinsäui'e färbte er mit Eosin und Methylenblau.
Cholerabac. fanden sich so in körnigem Zerfall, während die freien Bac.
fast alle normal waren. Auch die Leukocyten nahmen öfters die Eosin-
färbung statt des Blau's an. Auch bei anderen Bacterien fand sich, nach
individuell verschiedener Zeit und nicht immer gleichmässig, eine gewisse
Anzahl im Innern der Leukocyten, ohne die sonstige Färbbarkeit, mit dem
saiu-en Eosin tingirt, wie schon Andere constatii't haben. Doch glaubt er
feststellen zu können, dass die Mikrobien (Cholera, Typhus, Coli, Pyoc),
welche bekanntlich auch ausserhalb von Zellen körnig zerfallen können,
die gleiche Modification bei neuen Thieren eingehen können. Doch zeigt
sich dies, wenn man mit frischen Thieren operirt, nur da, wo die bactericide
Substanz am concentrirtesten ist, nämlich im Phagocyten**, Walz.
Scliattenfroli (1792) hat auf Grund zahlreicher Versuche unter Buch-
ner gefunden, dass Hefe, intraperitoneal einem Versuchsthier einverleibt,
in kürzester Zeit durch Phagocytose zu Grunde gehe; Blut und Serum
waren, nach der im Münchener hygienischen Institut üblichen Methode***,
*) Vgl. dagegen die bezüglich der Schutzwirkung künstlicher Leukocytose
p. 72 referirten Resultate von Levy und Steinmetz. Ref.
*) Thatsächlich ist diese „Theorie" nahezu allgemein verlassen. Bamngarlen.
**) Die notbgedrungene Alliance der „Phagocytentheorie" mit der Theorie
von der bactericiden Wirkung der Körpersäfte, welche sich in den neueren Ar-
beiten der Phagocytentheoretiker ausspricht, zeigt am besten die Schwäche der
erstgenannten Hypothese. Baumgarten.
***) Die fehlerhaften Schlüsse, die aus dieser Methode gezogen werden, fühi-en
Allgemeine Mykopathologie. 741
Selbstschutz der Organismen gegen Infectionen.
wirkungslos auf das Waclistlium der Hefe, Alexinwirkung dalier jedenfalls
von untergeordneter Bedeutung. Dagegen kam bei einer Anzahl untersuch-
ter pathogener Bacterien neben der Alexinvvirkung eine Phagocj'tose gar
nicht in Betracht. Eine Erklärung hierfür lasse sich zur Zeit nicht geben.
Eine Brücke zwischen der Alexintheorie und der MExscHNiKOFF'schen
Lehre sei ja durch die wahrscheinliche Abstammung der Alexine von den
Leukocyten gegeben. Walz.
Kondr.ltieff (1758) hat, von der klinischen Erfahrung der Jahrzehnte,
oft während des ganzen Lebens, dauernden Immunität nach überstandenem
Typhus, Scharlach, Pocken u. s. w. ausgehend, zahlreiche Versuche zur
Auffindung der Schutzstoffe des Körpers angestellt, die nach seiner Ver-
muthung nicht in einem so veränderlichen Medium, wie dem Blute, ihre
Quelle haben, sondern in den Organen, besonders Leber und Milz,
worauf auch die parenchymatösen Veränderungen bei Infectionskrankheiten
hinweisen, als Ausdruck des Kampfes des Körpers gegen die Infection. Von
allen geprüften Verfahren erschien ihm das Extrahiren der Organe
mittels Glycerin und das Fällen der erhaltenen Flüssigkeit mittels fünf-
fachen Volumens 96^ — noch besser absoluten — Alkohols als das beste.
Die Masse der zerkleinerten Organe ist vorher mit Wasser zu befeuchten,
da sich der wirksame Stoff nur in wasserhaltigem Glycerin zu lösen scheint.
Der filtrirte und getrocknete Niederschlag wird mit 10 Theilen Wasser
verdünnt; Injectionen von 1 ccm täglich, 3 Tage vor der Infection, schützen
50 ^/q der Mäuse unbedingt vor der tödtlichen Dosis von Tetanusgift. Je-
doch gelang Verf. die Extraction nicht immer. Mit nach anderer Methode
bereiteten Flüssigkeiten erreichte Verf. immer negative Rt-sultate. Ueber
die Eigenschaften des so gefundenen Schutzstoffes hat K. noch kein be-
stimmtes Urtheil und vermuthet nur, dass der Stoff ein Bestandtheil der
Organzellen ist, der sich wahrscheinlich erst nach Zerstörung der Integrität
derselben durch das Wasser extrahiren lässt, in den Organsäften fast gar
nicht enthalten ist und im Pferdeblutserura sich in unbedeutender, Ver-
zögerung des Todes der mit Tetanus inficirten Thiere herbeiführender,
Menge vorhanden ist. Der Stoff gehört nicht zu den Eiweissstof-
zur Verwirrung, wie sich aus dieser Arbeit besonders deutlich crgicbt. Früher
war die ^Phagocytose" im BucHNER'schen Institute zu Gunsten der „Alexin-
wirkung-' völlig abgethan — neuerdings werden ihr daselbst wieder erhebliche
Concessionen gemacht. Und warum? Weil Hefezollen intraperitoneal unter
Phagocytose-Erscheinungen zu Grunde gehen, während sie im extravasculäreu
Blutserum des gleichen Thieres nicht zu Grunde gehen. Der principiello
Unterschied zwischen lebendem und todtem Serum wird bei dieser Sclihiss-
tblgerung nicht berücksichtigt. Es ist ja längst durch Versuche aus meinem
Laboratorium einwurisi'rei festgestellt, ilass aaprophytische Mikroorganismen,
oder solche, welche für bestimmte Thierspecies nicht pathogen sind, in der Peri-
toneal flüssigkeit der betreffenden Thiere stets zu Grunde gehen, auch wenn
man die Leukocyten vollkommen ausschaltet. Wenn nun das zellfroie
Serum des Arierlassblutes die Hefezellcn nicht abzutödten vermag, so kann dies
nicht an der Abwesenheit der Leukocyten in letzterem liegen, sondern muss darin
begründet sein, dass todtes und lebendes Serum chemisch verschiedene Dinge
sind. Baumgarten.
7^2 Allgemeine Mykopathologie. Serumdiagnose.
„Bactericide" Wirkung des Blutes.
fcn, Beimengung solcher scheint sogar die Schutzwirkung zu
vermindern. Höhere Temperatur schadet seiner Wirkung nichts (bis
15 Minuten strömender Dampf nur wenig herabsetzend); Dialysation sehr
langsam. Zum Theil wird er aus den Lösungen mit den Niederschlägen
mechanisch fortgerissen; er ist leicht löslich in Wasser und verdünntem
Glycerin, wird gefällt durch Alkohol, nicht beeinträchtigt durch sehr
schwache Alkalien, stark geschädigt durch selbst schwache Lösungen*.
Walz.
Silvestrini (1794) bespricht gelegentlich einiger Betrachtungen über
Serumdiagnose einige Untersuchungen aus der Florentiner medicinischen
Klinik und die Schlüsse, die er und Andere daraus zogen.
Es geht daraus hervor:
1. Dass die bactericide Kraft bei verschiedenen Infectionen im Blut ge-
sunder Menschen vorhanden ist und sogar bisweilen stärker ist, als im Blute
kranker und von Reconvalescenten.
2. Dass die bactericide Kraft, sowohl im Blute Gesunder, als auch Kran-
ker, bei jedem Individuum verschieden ist.
3. Dass bei schweren Infectionszuständen die bactericide Kraft des Se-
rums auf den specifischen Krankheitserreger gleich Null sein kann.
4. Dass das Blut von Thieren, die gegen eine Infection geimpft wurden,
in den ersten Stunden nach der Vermischung die Entwicklung der Infections-
keime hindern, aber nicht alle Keime zerstören kann.
5. Dass die bactericide Kraft in den verschiedenen Infectionsperioden
verschieden ist.
6. Dass während der Reconvalescenz nach einer Infection ganz wider-
sprechende und verschiedene Eesultate gewonnen werden können.
7. Dass je nach der Modalität der Infection die bactericide Kraft wech-
selt. Tramhusti.
Szekely (1800) studirte die bactericide Wirkung des Blutes zur Controle
der bisherigen Angaben über diese Frage. Er nahm auf aseptischem Wege
Blut aus der Carotis von Kaninchen, und gewann aus selbem nach einigen
Stunden reines Serum bezw. durch Schütteln mit Glasperlen bereits nach
5 Minuten defibrinirtes Blut. Zur Besäung dienten mit 0,7proc. Kochsalz-
Lösung aufgeschwemmte Agarculturen; nachher wurde das Serum bezw.
das defibrinirte Blut geschüttelt, in gewissen Zeitintervallen mit gleichen
Mengen (immer mit derselben Platinöse gewonnen) der Flüssigkeit Gelatine-
culturen angelegt ; letztere wurden bei Zimmertemperatur, die besäte Flüssig-
keit bei 37*' C. gehalten. Die Zählung der Colonien auf den Platten war
zumeist keine durchschnittliche, sondern sie betraf die thatsächlich vor-
handenen Colonien. Es ergab sich dabei, dass die Zahl der in das Serum
oder defibrinirte Blut gesäten Milzbrand-, Cholera-, Typhusbac, sowie Sta-
phylok. sich verminderte oder dass diese Bacterien, besonders im Serum,
auch ganz zu Grunde gingen; wenn letzteres nicht eintrat, so erfolgte nach
*) Obige Versuche würden bestenfalls beweisen, dass sich auf die genannte
Weise ein Antitoxin (Antitetanin) gewinnen lässt, geben aber über die Frage
nach der eigentlichen Immunität keinen Aufschlu.ss. Baumgarten.
Allgemeine Mykopathologie. „Bactericide" Wirkung des Blutes. 743
der 4.-5. Stunde eine Vermehrung der Bacterien. Ferner machte Sz, Ver-
suche, ob auch dem im Körper circulirenden Blute eine bacterientödtende
Wirkung zukommt oder nicht. Zu diesem Zwecke bediente er sich Culturen
von Milzbrand- und Cholerabac. und Staphylok. In verschiedenen Zeit-
intervallen nach stattgefundener subcutaner Infection mit Milzbrandbac.
wurde dem Versuchsthiere (Kaninchen) Blut entnommen und die Wirkung
des letzteren auf den betreffenden Bac. geprüft; da fand nunSz., dass defi-
brinirtes Blut solcher Kaninchen, die erst vor 19-24 Stunden inficirt wurden
und deren Blut in Folge dessen nur wenig (nur durch das Culturverfahren
nachweisbare) Keime enthält, keimtödtende Wii-kung entfaltet, während
dasselbe in späteren Stadien, 28-56 Stunden nach der Infection, wo das Blut
durch Milzbrandbac. bereits stark durchsetzt ist, gar keine bactericide Wirk-
ung äussert. (Bei letzteren Versuchen wurden nur die im Blute bereits vor-
handenen Bac. belassen, während bei allen vorher erwähnten Experimenten
dem defibrinirten Blute frische Bac. zugesetzt wurden). Letzteres steht im
Einklänge mit den Angaben von Flltgge, Dexys und Kaisin^. Desgleichen
fand Sz., dass das defibrinirte Blut mit Cholerabac. intravenös inficirter
Kaninchen, so lange die Bac. im Blute vorhanden sind, gar keine tödtende
Wirkung entfaltet, nämlich den Cholerabacterien gegenüber: „wo also das
dem Organismus entnommene Blut keine bactericide Wirkung äussert, dort
vermag dies auch das lebende, kreisende Blut nicht". Die Erklärung der
ebengenannten Erfahrung mit Cholerabac. sieht Sz. in folgenden "S'ersuchs-
resultaten: Wiederholt beobachtete er, dass ein Serum nach Zusatz von
Bacterienproducten (sterilisirter Culturen) demselben Bac. gegenüber keine
tödtende Wirkung mehr entfaltet; hierdurch erkläre es sich, dass ein Blut,
welches Bacterien und somit auch deren Producte enthält, nicht mehr tödtend
wirke. Die hemmende Wirkung der Bacterienproducte ist keine speciiische,
denn die Producte des einen Bacterium können die tödtende Wirkung für
ein anderes Bacterium hemmen, wie es auch Bastin^ fand. Als hielier ge-
hörig erwähnt Verf. jene Versuche, wo bei mit Milzbrand inficirten Kanin-
chen die Bac. bedeutend rascher im Blute erschienen, wenn die Thiere mit
Producten des Staphylok. behandelt wurden. Verf. schliesst aus seinen Ver-
suchen, dass aus der Wirkung des dem Organismus entnommenen Blutes
auf die Wirkung des lebendes Blutes geschlossen werden darf*.
Fernere Versuche waren darauf gerichtet, festzustellen, ob das Blut iin-
munisirter Thiere eine bedeutendere keimtödtende Wirkung besitzt oder
nicht. Kaninchen wurden mit Blutserum von Cholera genesener Menschen
behandelt; die kt'imtüdtend(! Wirkung solchen Kaninchenblutes erwies sich
nicht erhöht; desgleichen wurde das Serum gegen Älilzbrand nach Roux
und C]iAMBERLAM) immuuisirter Kaninchen nicht wirksamer gefunden, als
vor der Immunisirung, woraus Verf. schliesst, dass die sogenannte bacteri-
cide Wirkung des Blutes bei der Immunität gegen Alilzbrand-Infcction keine
Rolle spielt. Endlich stellte Sz. Versuche an, deren Resultate er dahin deutet,
>) Jahresber. IX, 1893, p. 598. Ref. — *) Jahresbor. VllI, 1892, p. MO. Ref.
*) Diese wichtigen Schlussfolgorungon zu stützen, erscheinen jedoch die Ver-
suche des Verf. 's nicht geeignet. Baumgarten.
744 Allgemeine Mykopathologio. „Bactericide" Wirkung des Blutes.
dass die Vermindernng der Bacterien im Serum bezw. im defibrinirtem Blute
nicbt aus der bactericiden Wirkung dieser Stoffe, sondern durch den Wechsel
des Nährbodens zu erklären sei ; Beweise hierfür sieht Verf. in jenen seinen
Experimenten, wo gleiche Mengen desselben Serums bezw. detibrinirten
Blutes nach Besäung mit ungleichen Bacterienmengen sehr ungleiche Mengen
der letzteren tödteten; es tödtete z. B. eine bestimmte Serummenge von
271 Staphj'lok. 246, während dieselbe Serummenge von 66 ähnlichen Keimen
nur 60 vernichtete. Ferner zeigte Serum in dem, nach bereits bethätigter
keimtödtender Wirkung, die Bacterien sich stark vermehrt hatten, nach
Filtrirung durch ein MttNCKE'sches Thonfilter wieder eine ähnliche keim-
tüdtende Wirkung, wie vorher; am meisten beweisend aber sind die Resul-
tate folgender Versuche: Aus dem Blute eines gesunden Versuchsthieres
wurde Serum oder defibrinirtes Blut hergestellt; ein Theil des letzteren
wurde mit der Cultur eines Bacterium beschickt, um letzteres an diesen
Nährboden zu gewöhnen ; am 1.-3. Tage wurde in einen zweiten Theil des-
selben Serums von den Bacterien des ersten Theiles tiberimpft; ein dritter
Theil des Serums wurde vergleichshalber mit einer Cultur auf ktinstlichem
Nährboden besät. Die Zahl der Keime wurde mit Plattenverfahren zeit-
weise controlirt, so wie oben erwähnt. Das Ergebniss zeigte, dass solche
Bacterien, die sich an ein gewisses Blut gewöhnt hatten, im selben Blute
keine Verminderung ihrer Zahl erfahren. Dieses Angewöhnen vollzieht sich
nicht bei allen Bacterien in gleichen Zeiträumen; den Staphylok. genügen
hierzu 24 Stunden, während dieser Zeitraum dem Milzbrandbac. nicht immer
genügte. Die sogenannte bactericide Wirkung, die in geringerem Maasse
auch z. B. der Nährbouillon zukommt, beruht also darauf, dass Bacterien in
andere Nährböden übertragen, zum Theil, namentlich die wenig widerstands-
fähigen Individuen, erliegen*. Verf. ist weit davon, nach alldem anzunehmen,
dass dem Blute bei der Vertheidigung des Organismus gegen Bacterien
keine Rolle zukomme. Preis-^.
London (1767) hat die bactericide Wirkung des Blutes unter
dem Einfluss verschied ener pathologischer Einwirkungen ex-
perimentell untersncht. Theilweise und unvollständige Nahrungsentziehung
entziehen dem Blute fast in allen Fällen die bacterientödtende Wirkung**,
Ebenso die behinderte Athmung und Entwicklung. Centrale Reizung des
unterbundenen Ischiadicus mit dem Inductionsstrom ergab bei 7 Thieren
Abschwächung, bei einem Aufhebung der Wirkung. Urämie nach Unter-
bindung der Ureteren ergab mit der Entwicklung der Urämie zunehmende
Abschwächung und schliesslichen Verlust der Wirkung. Anhaltende Chloro-
formnarkose, kalte Bäder, Aufenthalt im Dunkeln, ergab negative Resultate.
Bei sämmtlichen Versuchen wurden Controlthiere verwandt. Das Blut wurde
jedesmal defibrinirt, das Serum beschickt mit frischer Milzbrandcultur, und
*) Zu einer ähnlichen Auffassung war auch schon Jetter in seiner im Tü-
binger Laboratorium ausgeführten Arbeit (vgl. Jahresber. VIII 1892, p. 543)
gekommen. Baumgarten.
**) Das wäre sicher sehr merkwürdig: Warum soll denn bei unvollständiger
Nahrungsentziehung die „ Alexin" -Production ganz aufhören? Baumgarten,
Allgemeine Mykopathologie. „Bactericide" Kraft des Serums, 745
des Speichels. Antitoxine und Toxine.
von diesem Serum wurde ein Tropfen von Zeit zu Zeit entnommen und durch
das Platten verfahren untersucht*. Walz.
Nacciarone (1775) bringt eine kurze Uebersicht über den heutigen
Stand der Frage nach der bactericiden Kraft des Serums bei natür-
licher oder erworbener Immunität. Tramhusti.
Hllgensclimidt (1751) kommt auf Grund zahlreicher eigner Versuche
zu dem Resultat, dass die bactericiden Eigenschaften des Speichels
experimentell nicht bewiesen sind und dass es zweifelhaft ist, ob sie bei der
Abschwächung der Virulenz der in der Mundhöhle heimischen pathogenen
Mikrobien eine Eolle spielen. Dagegen besitzt der nicht filtrirte Speichel
chemotaktische Eigenschaften an sich, namentlich aber auch durch Vermitt-
lung der löslichen Bacterienproducte, die sich in ihm bilden. Die positiv
chemotaktischen Eigenschaften erklären die wichtige Diapedese der Leuko-
cyten, welche normaler Weise zum Zweck der Vernichtung der Bacterien
im Munde stattfinde**. Die Diapedese sei besonders intensiv bei Wunden,
welche von Speichel umspült werden.
Rhodankalium, dessen Existenz theilweise im Speichel bestritten wird,
habe jedenfalls nicht die ihm vindicirte antiseptische Wirkung. Walx.
Brieger und Boer (1722) haben versucht die Antitoxine und Toxine
durch die in der Chemie gebräuchliche Methode der Ueberführung in mög-
lichst unlösli(^he Doppelverbindungen mit nachfolgender Zerlegung in ihre
Componenten — rein darzustellen und möglichst quantitativ zu
bestimmen. Zunächst untei^zogen sie die mechanischen Fällungsmethodeu
einer Nachprüfung und fanden, dass bei geeigneter Combination des Koch-
salzes mit gewissen Salzen, Chlorkalium, unter Umständen auch Jodkalium,
bei längerer Einwirkung von Temperaturen von 30-37^ C. die Antitoxine
aus dem Blutserum und auch der Milch vollständig quantitativ ausge-
schieden werden. Dabei werden aber Salze und Eiweiss mit ausgeschieden,
und das letztere zu entfernen, ist bis jetzt nicht gelungen.
Weiter untersuchten sie das Verhalten der Salze der Schwermetalle, das
vermuthen liess, dass die Antitoxine mit solchen zu mehr oder weniger
lockeren Verbindungen zusammentreten, die sich in Alkalien jedenfalls sehr
leicht lösen. Am besten eignen sich gewisse Zinksalze, Zinksulfat und Zink-
chlorid; so gelingt es durch Filtriren, Trocknen, Entfernung der in Wasser
löslichen Zinkalbuminate, Behandlung der in Wasser unlöslichen, in Alkalien
löslichen, Zinkantitoxine mit Kohlensäure, den grössten Theil des Zinks zu
entfernen. Die Versuche, die letzten Spuren zu entfernen, werden noch
fortgesetzt.
Eine quantitative Ausfällung der Totanus- und Diphtherie-Toxine ge-
lang nur mit Quecksilberchlorid, Zinksulfat oder noch l)esser mit Zinkclilorid.
Diese Toxine sind jedenfalls kein Eiweissderivat im landläufigen Sinn. Ganz
rein sie darzustellen, ist jedoch auch noch nicht gelungen. Wnlx.
*) Eine Nachprüfung dieser Versuche erscheint dringend erwünscht. Baum-
(/arten. . ^ t^- • i i i-
**) Es ist nur wunderbar, dass trotz dieser „zweckmiissigon" Einrichtung die
Bacterien nirgends besser gedeihen, als in der Mundhöhle. Baiitn garten.
746 Allgemeine Mykopathologie. Ein neues Grundgesetz der Immunität.
Theorie der Immunität.
K. Pfeiifer (1779) hält in seiner Arbeit ,Ein neues Grundg-esetz
der Immunität' auf Grund zahlreicher Versuche für erwiesen, dass im
Choleraserum speci fische Antikörper in grosser Menge vorhanden
sind, welche an sich nicht die Kocn'schen Vibrionen abtödten, sondern erst
indirect durch offenbar actives Eingreifen des damit immunisirten Tliier-
körpers specifisch bactericideProcesse hervorrufen. Diese Antikörper wirken
nicht durch Paralysirung der Choleragifte, es fehlt vielmehr dem Cholera-
serum jede specifisch antitoxische Eigenschaft völlig. Auch durch das wirk-
samste Choleraserum bekommen Meerschweinchen keinen stärkeren Schutz
gegen die Vergiftung mit den abgetödteten Culturen, als durch das Serum
normaler Ziegen. Nach P. gilt daher das BEHKiNo'sche Gesetz nicht für
die giftigen Zellsubstanzen der Vibrionen. P. vertritt den Standpunkt, dass
die immunisirenden Substanzen des Choleraserums, welche an sich nur
schwach entwicklungshemmende Eigenschaften besitzen, genetisch zu-
sammenhängen mit den erst im Meerschweinchenperitoneum sich bildenden
specifisch vibrionenauflösenden Stoffen und gewissermaassen eine Vorstufe
derselben darstellen. Die activen specifisch bactericiden Stoffe sind sehr
labil, im Gegensatz zu den stabilen inactiven immunisirenden Stoff'en des
Choleraserums. Der Thierkörper sucht die gebildeten Schutzstoffe möglichst
lang sich zu erhalten und speichert sie in einer beständigen Form auf; im
Bedarfsfall würden durch actives Eingreifen der Körperzellen, durch Fer-
mentwirkung, die inactiven Substanzen des Serums in specifisch wirksame
umgewandelt. P. vertheidigt diese Ansicht eingehend gegenüber den Hypo-
thesen von Behring^ Büchner^ und Metschnikopf"'. Wah.
Wasserin.anii (1809) hat ausgedehnte Untersuchungen über theore-
tische Punkte der Immunitätslehre angestellt und hierzu den Bac.
p y 0 c y a n e u s benutzt, da derselbe sowohl im Thierorganismus sich stark ver-
mehrt und pathogen ist und andererseits auch in Nährsubstraten ein sicher
tödtliches Gift bildet und zugleich gestattet, gegen diese beidenNoxen Thiere
künstlich zu imraunisiren. Sein Gift wird durch Kochen nicht völlig zer-
stört, und die Körpersubstanz desselben ist nur schwach toxisch. Was die
active Immunität anlangt, so zeigte sich zunächst ein grosser Unter-
schied, ob mit lebenden Bacterien oder mit Gift immunisirt wird. Die auf
erste Art vorbehandelten Thiere sind nur gegen die Bac-
terien, aber nicht gegen das Gift, die mit Gift vorbehandelten
Thiere sind mit ihrem Giftschutz gleichzeitig auch gegen die
Bacterien gefestigt. Durch weitere Versuche beweist W., dass eine
einmalige Injection von Gift genügt, um die „Grundimmunität" (Ehr-
lich) hervorzubringen ; diese active Immunität tritt kritisch ein. Der Zeit-
punkt des Eintrittes schwankt individuell. Der Eintritt und die Höhe
der Grundimmunität im Oi-ganismus ist nicht proportional der Menge der
zur Vorbehandlung verwendeten Substanz. Da das in seiner toxischen
Wirksamkeit (durch Kochen) etwas herabgesetzte Gift auch eine herabge-
') Jahresber. X, 1894, p. 197. Ref. — ^) Jahresber. X, 1894, p. 577. Ref.
») Ebenda X, 1894, p. 578. Ref.
Allgemeine Mykopathologie. Theorie der Immunität. 747
setzte immunisirende Kraft hat, ist wohl sicher das Gift selbst als
das Agens anzusprechen, das im Organismus die zur Immunität führende
Eeaction hervorbringt. Die Steigerungsfähigkeit der Immunität
gegen Pyocyaneus- Gift wie gegen Bacterien ist nachweisbar eine be-
grenzte. Das Verhalten der in dem immunen Organismus einverleibten
Bacterien ist identisch mit den von Pfeiffer^ bei Cholera- und Typhus-
immunität gefundenen Eesultaten.
Zur Untersuchung der passiven Immunität benutzte Verf. das Serum
von Meerschweinchen und Ziegen ; je nachdem das Serum gegen Gift oder
lebende Bacterien schützt, ist ein antitoxisches oder bactericides Serum zu
unterscheiden. Aus den zeitraubenden Versuchen geht hervor, dass das
Serum bei der Immunisirung mit steigenden Dosen Gift bacte-
ricide und antitoxische Körper enthält; dass bei der Weiter-
immunisirung mit steigenden Mengen lebender Cultur die bac-
tericide Kraft des Serums bedeutend zunimmt, viel stärker als
beider Immunisirung mit Gift, dass aber die antitoxische Func-
tion des Serums abnimmt. Wenn stark wirkende antitoxische
Körper im Serum er zielt werden sollen, mussmitgelöstenGiften
immunisirt werden. Antitoxische und bactericide Körper sind
verschiedeneSubstanzen, trotz identischen Verhaltens gegen-
über chemischen und physikalischen Einflüssen, da ihre Zu-
und Abnahme im Serum ganz unabhängig von einander erfolgt.
Sobald infolge Immunisirung mit sterilisirten Bouilloncul-
turen antitoxische Körper im Serum sich finden, sind stets
auch bactericide Functionen vorhanden, nicht aber umge-
kehrt. Das Serum kann stark specifisch bactericid sein und
entfaltet keine antitoxischen Kräfte.
Die Wirkung der bactericiden Stoffe auf die lebenden Bacterien im Or-
ganismus erfolgt, wie für andere Bacterien schon nachgewiesen, auch
beim Pyocyaneus nicht entsprechend seiner vom gewöhnlichen Serum nicht
unterschiedenen Wirkung in vitro, sondern entfaltet stark bactericide
Eigenschaften. Die experimentell bewiesene Ansicht von der Abspaltung
der bactericid wirkenden Stoffe aus dem Immunserum durch Vermittlung
des lebenden Organismus ist für die Pyocyaneus-Infection noch unwiderlegt.
- Die bactericide Kraft des Serums ist keine unbegrenzte. Bei Vermeh-
rung der injicirten Bac.-Quantität wird zwar ein Thcil abgetödtet, aber ein
anderer Theil vermehrt sich, wirkt specifisch krankmachend auf den Orga-
nismus, seine Fähigkeit, die Antikörper zu inactiviren erlischt, und er muss
trotz grösster Seruminjectionen das Immunserum unbenutzt lassen.
Bezüglich der antitoxischen Stoffe des I'yocyaneus verhält es sich ganz
ähnlich wie bei der bactericiden. In der iVIischung von Pyocyaneus-Gift und
Pyocyanous-Antitoxin ist das Gift noch intact erhalten, beide weilen neben-
einander. Erst nach der Injectinn d(>r Alischung wird das Cüft im Orgnnis-
mus zerstört. Das Antitoxin wirkt demnach nicht direct auf das Gift ein,
1) Jahresber. X, 1894, p. 255 u. 382. Ref.
748 Allgemeine Mykopatliologie. Verhältniss der immiuiisirenclen
Substanzen zu den specif. Bacterien. Alkalescenz und Immunität.
sondern erst nach Vermittlung des lebenden Org-anismus wird
ans dem Antitoxin diejenige active Verbindung frei, welche
dann im lebenden Körper das Gift unschädlich macht.
Verf. bezieht alle Eesultäte, ohne verallgemeinern zu wollen, nur auf
den Pj'ocyaneus. Walx.
E.Kleiii (1757) theil t eigene Versuch e üb er das Verhältni SS der
immunisir enden Substanzen in denspecifischenMikrobienmit,
die beweisen sollen, dass die immunisirenden und germiciden Substanzen
im Diphtherieserum auf Rechnung der Diphtheriebac. selbst, ohne Mit-
wirkung des Diphtherietoxins im Thierkörper producirbar sind. — In der
einen Serie behandelte K. Meerschweinchen intraperitoneal mit steigenden
Dosen von Schräggelatineculturen von Diphtheriebac. Die Mehrzahl der
Thiere blieb gesund und am Leben, und es fanden sich schon bald nach der
Injection keine lebenden Diphtheriebac. mehr in der Peritonealflüssigkeit.
Die Minderzahl acquirirte eine Peritonitis mit Bildung kleiner Abscesse im
Netz, wobei eine massenhafte Vermehrung der eingebrachten Diphtheriebac.
zu constatiren war. Ungefähr 14 Tage nach der 7. Injection wurde das
Blutserum eines überlebenden Thieres auf seine immunisirenden und germi-
ciden Eigenschaften geprüft und es ergab sich, dass 0,25 ccm dieses Serums
genügte, um eine sonst subcutan tödtliche Dosis einer Gelatineculturauf-
schwemmung vollkommen zu neutralisiren. Toxinmitwirkung hält Klein
bei diesem Immunisirungsverfahren für ausgeschlossen. Eine zweite Ver-
suchsserie, bei der ausserdem noch vorher den Thieren 0,1 ccm Diphtherie-
antitoxin subcutan einverleibt worden war, lieferte dasselbe Resultat. Das
Resultat blieb auch in einer 3. Versuchsserie dasselbe, wenn die Anordnung
so variirt wurde, dass den Meerschweinchen zu Anfang gleichzeitig 0,1 ccm
Diphtherieantitoxin und die minimal tödtliche Dosis einer Gelatinecultur
injicirt wurde.
Verf. hält, wie gesagt, bei dieser Versuchsanordnung die Mitwirkung von
Toxinen bei der Bildung der immunisirenden Substanzen im Serum für aus-
geschlossen. Henke.
Bonne (1717) bespricht, ohne eigene Versuche beizubringen, die neueren
Arbeiten über die Beziehungen der Alkalescenz des Blutes zur
Immunität von Löwy und Richter, v. Fodor, Pohl u. s. w.^ in zustim-
menden Sinne. Ueber Untersuchungen an Tauben über die Beschleunigung
der Blutgerinnung durch Abkühlung, will Verf. später berichten. Er glaubt
diese Beobachtung gleichfalls in Zusammenhang mit der Herabminderung
der Alkalescenz des Blutes setzen zu sollen. Henke.
Cantani jnn. (1728) hat versucht, an Thieren experimentell zu studiren,
ob in Folge von Einspritzungen immunisirenden Serums eine
Erhöhung der Alkalescenz des Blutes stattfand, wann dies eintrat,
wie lang die Erhöhung dauert und ob sie mit der Dauer der Immunität des
Thieres übereinstimmt. Als immunisirendes Mittel benützte er Diphtherie-
heilserum und entnahm das Blut den Art. femorales bei Kaninchen. Aus seinen
1) Jahresber. XI, 1895, p. 560. Ref.
Allgemeine Mykopathologie. Alkalescenz und Immunität. 749
Antitoxische Wii'kung der Albumosen. Blutgerinnung und Immunität.
Erblichkeit der erworbenen Immunität.
Versuchen geht hervor, dass eine gewisse Erhöhung der Alkalescenz ein-
tritt, die erst zwei Stunden nach der Einspritzung beginnt, nach etwa 10
Stunden ihren Höhepunkt erreicht, und nach 20 Stunden wieder normal ist.
Ob die Alkalescenz mit der Immunität gleichen Schritt hält, lässt sich noch
nicht entscheiden. Eine Erhöhung der Alkalescenz tritt auch ein, wenn
man schon mit Serum immunisirten Thieren eine tödtliche Dosis Toxin ein-
spritzt, während die nicht mit Serum vorbehandelten Thiere eine vermin-
derte Alkalescenz zeigen. Walz.
Calal)rese (1725) ging von der Hypothese Behking's aus, die gleich-
zeitig mit diesem auch Fodor und Zagaki aufgestellt haben, dass die Im-
munität gewisser Thiere gegen bestimmte Infectionen mit der Alkales-
cenz des Blutes zusammenhinge. Er machte Thiere künstlich immun
und untersuchte dann das Blut auf etwaige Veränderungen. Aus seinen
Untersuchungen geht hervor, dass die Alkalescenz des Blutes proportional
mit der sich steigernden Immunität wächst. Bei immunisirten Thieren be-
wirkt die Injection toxischer Substanzen nie eine Abnahme der Blutalkales-
cenz bis unter die Norm, was hingegen bei nicht immunisirten Thieren
stets nach antitoxischer Injection erfolgt. Nach Verf. ist die Alkalescenz
des Blutes das beständigste und wirksamste Schutzmittel des Organismus
gegen schädliche Einwirkungen. Trambusti.
Freuud und Orosz (1740) haben ihre früheren Versuche über den
Einfluss gerinnungshemmender Substanzen auf den Verlauf der Diphtherie-
intoxicationen^ ausgedehnt auf die Wirkung der Deuteroalbumose und
Protalbumose bei Diphtherie- und Tetanustoxinvergiftung. Sie finden, dass
die Albumosen in relativ geringen Mengen den specifischeu
Antitoxinen analog wirken. Walz.
Bosc und Delezeiiiie (1720) kommen auf Grund von Versuchen im
Keagensglas und am lebenden Thier zu dem Resultat, dass gewisse, die
Gerinnung des Blutes verhindernde Substanzen, wie Blutegelex-
tract und Pepton, bei Injection in die Blutbalm im Stande sind, die Schutz-
vorrichtungen des Organismus gegen das infectiöse Agens zu
erhöhen. Dieselben seien charakterisirt durch beträchtliche Steigerung
der Vitalität und der phagocytären Eigenschaften der weissen Blutkörper-
chen und durch erhöhte Wirkung der antibacilläreu Eigenschaft des Blutes.
Die intravenöse Injection dieser Substanzen 15-45 Minuten vor der Infec-
tion von Bact. coli oder Streptok. rufe bei Kaninchen und Meerschweinchen
wirkliche Immunität hervor, und verhindere selbst vollständig jede experi-
mentelle Infection. Walx.
Vaillard (1807) hat die Erblichkeit der erworbenen Immuni-
tät an Thieren untersucht, welche gegen Tetanus, Cholera, Milzbrand und
Vibrio avicidus imnuniisirt waren. Niemals haben die Thiere, welche von
einem hypeivaccinirten Vater und nornuiler Mutter abstammten, einen
auch noch so geringen Grad von Resistenz gezeigt. Hypervaccinirte Weib-
chen dagegen hatten alle ohne Unterschied ihre lunuunität auf die Jungen
') Jahresber. XI, 1895, p. 214. Ref.
750 Allgemeine Mykopathologie. Sei-umtheiapie.
übertragen. Weiterhin ergab sich, dass diese ererbte Immunität nur von
kurzer Dauer war und in den ersten Lebensmonaten schon wieder erloscli.
Wak.
Jackson (1752) giebt eine kurze Zusammenfassung über die Serum-
behandlung.
1. Tetanus: Er hat 44 Fälle gesammelt, von denen 36 ^j^ starben.
Unter diesen waren 7 Fälle Tetanus neonatorum, von denen 6 starben
(einer, ein chronischer, genas). Verf. schliesst, dass die Gesammtmortalität
durch das Antitoxin bedeutend herabgesetzt ist, obwohl er gesteht, dass der
Heilwerth des Antitoxins weder experimentell noch klinisch bewiesen ist.
Bei Tetanus solle man stets Antitoxin anwenden*.
2. Streptok.-Infection: a) Er erwähnt 413 Fälle von Erysipel, von
denen 3,87 ^/q starben (anstatt 5 ^/o). Das Antistreptok.-Serum drückt die
Temperatur herunter und bessert die Localentzündung-en, wie auch die
allgemeinen Symptome.
b) Von 7 Fällen von Puerperalfieber (reine Streptok.-Infection) starb
keiner.
c) In 10 Fällen von Phlegmone trat schnelle Besserung ein.
d) Bei Scharlach hat das Serum auch Gutes geleistet**.
3. Tuberkulose: Er spricht sich mit Misstrauen über Makagliano's
Serum aus.
4. Abdominaltyphus: Verf. kann noch nichts Befriedigendes berichten.
5. Flecktyphus: Von 40 Fällen, ohne Serum behandelt, starben 12.
Von 39 mit Serum von einem genesenen Menschen behandelten Fällen
starb nur einer.
Ueber den Gebrauch von Serum bei Meningitis, Hundswuth und Lepra
sagt er wenig, da hier kaum etwas zu berichten ist. KanthacJc.
Boger (1784) bespricht in einem ausführlichen Referate auf dem Con-
gress in Nancy die Erfolge der Serumtherapie bei den einzelnen
Krankheiten, die üblen Zufälle und die Wirkungsweise der Methode. Trotz
der zahlreichen Untersuchungen habe die Serumtherapie doch nur für die
Diphtherie unleugbare praktische Erfolge gebracht, wo sie zudem noch
weniger wirksam beim Menschen sei, als beim Thiere. Letzteres lasse sich
daraus erklären, dass die Versuche an gesunden Thieren gemacht wurden,
während die kranken Menschen weniger resistent seien und oft auch zu
spät eingegriffen werde. Und selbst bei rechtzeitigem Eingriff bekämpfe
das Serum nur die bacterielle Intoxication, nicht aber die Autointoxication
als Folge der Alteration der Organe durch frühere oder die bestehende
Krankheit. Dies sei der Grund, weshalb das Serum im Laboratorium mehr
reüssire als am Krankenbett und weshalb die alte Therapie nicht verlassen
werden dürfe. Die Methode bedürfe auch noch einer Verbesserung, nament-
lich durch reine Darstellung der Antitoxine. Haushalter, als Correferent,
*) Die Statistik des Verf. 's giebt eigentlich kaum Anlass zu dieser Empfeh-
lung. Baumgarten.
**) In Deutschland steht das sogen. Antistreptok.-Serum nach den bisherigen
Erfahrungen in allgemeinem Misscredit. Baumgarten.
Allgemeine Mykopathologie. Serumtherapie. 751
liatte nur Diphtherie und Tetanus zu behandeln und giebt eine Uebersicht
über den Stand der Serumtherapie in dieser Hinsicht. Walz.
Bordet (1718) giebt einen zusammenfassenden Ueberblick über die
neueren Arbeiten über immunisirende Sera nebst einer Kritik, beson-
ders der PFEiFFEß'schen und GRUBEE'schen Eesultate im Sinne Metsch-
NiKOEp's. Walz.
Weiss (1810) hat 10 Fälle von acutem Gelenkrheumatismus mit
dem Blutserum von Individuen behandelt, die kurz vorher im
Krankenhaus einen acuten Gelenkrheumatismus durch gern acht
hatten. Die Injectionen wurden subcutan, gewöhnlich in der Menge von
6,0-10,0 g, gemacht. Die Keaction, mit der der Organismus auf die Injec-
tion antwortete, gestaltete sich nicht nur in jedem Falle, sondern auch nach
jeder Injection verschiedenartig. Schon daraus schliesst Verf., dass wir
von einem specifisch heilbringendem Wesen dieser Serumtherapie nicht
sprechen können. Während in 9 Fällen eine günstige Beeinflussung der
vorhandenen Gelenkaffectionen einzutreten schien, war in 6 Injectionsfällen
gar keine Wirkung auf den Krankheitsprocess zu sehen, und in 3 Fällen
trat sogar eine Verschlimmerung ein, derart, dass trotz der Injection ein
Fortschreiten der Erkrankung auf bisher freie Gelenke stattfand. W. fasst
die Reaction,- die nach den Injectionen eintritt, als eine Allgemeinwirkung
des Serums auf, nicht als eine specifische Reaction, die vorgetäuscht werden
kann. Henke.
Albarran und 3Iosny (1704) haben die präventive und curative
Wirkung der Serotherapie auf die Infection der Harnwege
untersucht, welch' letztere nach früherer Untersuchung gemeinsam mit
HALLij hauptsächlich durch Bact. coli entstehe. Theils durch Vaccination
mit successiven Injectionen lebender Culturen, theils durch Inoculation von
Filtraten macerirter Organe der an Coliinfection zu Grunde gegangener
Thiere, theils namentlich durch abwechselnde Injection von Filtraten und
lebenden Culturen gelang es ihnen, ein Serum herzustellen, das in der Menge
von ^l„Q ccm eingespritzt, ein Meerschweinchen gegen eine 24 Stunden
später einverleibte tödtliche Dose schützte. Ferner blieben die Meerschwein-
chen, die mit der doppelten Dose geimpft waren, welche die Controltliiere
in 24 Stunden tödtete, am Leben, wenn sie zwei Stunden nach der Impfung
2 ccm des Serums erhielten. Verft'. glauben sich dadurch zu Versuchen am
Menschen berechtigt und werden über diese später berichten. Walz.
Arlüiiij; (1707) hat anknüpfend an Versuche von Grubeh, Dukham
und BucHNEK ein Pneunionicserum durch Immunisirung einer jungen
Kuh mit Rinderpneumoniesaft erhalten, das deutliche GiiuBEK'sche Reaction
gab. Erfand, dass die antibacterielle Wirkung des normalen
Serums bei Gegenwart von reinem AVasser gesteigeit wird, während das
Serum der immunisirten Kuh unter gleichen Verhältnissen keine Zusam-
menballung der Bacterien ergab. Chlornatriuni, welches bei Innnunisiruug
die Reaction erscheinciu lässt, ist bei normalem Serum wie die einfache Bouillyn
und Peptonlösung fast ohne Wirkung. Kalichlorat und Natriumbicarbonat
in l^jin) Lösung, welche die schädliche Wirkung des Wassers auf das anti-
752 Allgemeine Mykopathologie. Serum therapie.
bacterielle Vermögen des immunisirteu Serums paralysiren, lieben dagegen
die günstige Wirkung des normalen Serums bei Gegenwart von Wasser
auf. Eine Erklärung dieses merkwürdigen Verhaltens lässt sich noch nicht
in befriedigender Weise geben. Walx.
Arloing: und Courmout (1708) haben gefunden, dass Injectionen
mit Serum vom Esel, der vorher mit menschlichem Krebssaft
aus der Umgebung der malignen Tumoren geimpft war, weder
die Metastasenbildung, noch das Wachsthum der Tumoren zu verhindern
vermögen*. Wohl aber bewirken sie eine momentane Verkleinerung der
Tumoren, wahrscheinlich durch Rückbildung der peripheren Entzündungs-
zone. Dies kann bewirken, dass ein vor den Injectionen inoperabler Tumor
noch operabel wird. Jedenfalls schwinden meist die Oedeme und die
Schmerzen. Das so präparirte Esel-Serum scheint toxische Substanzen zu
erhalten, die eine cumulirende Wirkung haben, indem, meist nach der fünften
Injection, Keactionserscheiuungen, Oedem, Purpura, Fieber, Insomnie u. s. w.
auftreten. Normales Eselserum habe dieselbe Wii'kung wie das präparirte,
ohne dessen Nebenwirkungen und wird zu therapeutischen Versuchen em-
pfohlen. Walz.
Beclere, Chambou und Menard (1710) haben nach Injection von
Pferde-Serum bei Rindern allgemeine Exantheme beobachtet und
schliessen daraus, dass Pferdeserum Substanzen enthält, welche für Rinder
toxisch wirken. Bacterielle Ursache war auszuschliessen. Ihre Versuche
erstrecken sich freilich nur auf wenige und theilweise gleichzeitig vacci-
nirte Rinder, die mit Serum von Pferden, welche theilweise auch vorher
Injectionen mit Diphtherieserum und Lymphe erhalten hatten, behandelt
wurden. Sie vergleichen ihre Resultate mit den von andern Seiten am
Menschen erhaltenen und führen sie als Stütze auf für die Ansicht, dass die
üblen Zufälle der Serumtherapie speciell bei Diphtherie, nicht den einge-
führten Toxinen, sondern dem Serum selbst, das als Vehikel dient, zuzu-
schreiben sind. Auf Grund eines einzigen Versuches an einem Thier hoffen
sie, dass diese Zufälle sich durch Erhitzen des Serums vermeiden lassen
werden. Walx.
Chassevaiit ( 1 7 32) kommt auf Grund von Experimenten zu dem Schlüsse,
dass Injectionen von grossen Dosen künstlichen Serums die
Strychninintoxication dann zu verhindern scheinen, wenn sie vor
Auftreten der nervösen Erscheinungen vorgenommen werden. Walz.
Trombetta (1803) behandelte zwei Fälle von Mammacarcinom
mit Injectionen von Anticarcinomserum. Das Serum wurde aus
der Carotis von Hunden entnommen, denen 7 Tage hintereinander täglich
4 ccm Jauche aus einem frisch exstirpirten und in geeigneter Weise con-
servirten Mammacarcinom injicirt wurde.
Bei beiden Kranken war negativer Erfolg.
Nach Ansicht Verf.'s wirkt das Serum manchmal in der Art des Pyoc-
*) Dass ist gewiss nicht auffallend. Auffallend ist nur, wie man einen solchen
Erfolg überhaupt erwarten kann. Baumyarten.
Allgemeine Mykopathologie. PFEiFFER'sche und GRUBER'sche 753
Serumreaction. Serum gegen Schlangengift. Wirkungen
des Schlangengiftes und Abrins.
tannins ludern es, wenn die Flüssigkeit direct in die krebskranken Zell-
massen eingespritzt wird, die Geschwulst verkleinert. Das Serum übt keinen
Einfluss auf die malignen Tumoren aus, kann aber in beschränktem Maasse
und ganz local dadurch wirken, dass es ebenso wie Arsen und Pyoctannin
einige Krebszellen um die Injectionsstelle herum zum Zerfall bringt. Die
grosse Masse des Tumors bleibt unberührt. Trambusti.
Sobernheim (1795) konnte die Pbeiffer'scIib und GrRUBER'sche Se-
rumreaction bestätigen. Er glaubt, eine streng specitische Wirkung an-
nehmen zu dürfen und ist auf Grund von Versuchen zur Ansicht gelangt,
dass eine Auflösung von Bacterien in der Bauchhöhle der Meerschweinchen
unter dem Einfluss des Schutzserums erfolgen kann, auch wenn eine vorher-
gehende Schädigung der Bacterien im Sinne der scholligen Verklebung weder
ausserhalb noch innerhalb des Thierkörpers nachweisbar war. Walx.
Calinette (1726) hat sein früher beschriebenes^ Serum gegen
Schlangengift mit Hilfe imraunisirter Pferde im Grossen dargestellt und
davon besonders nach Indien und Australien Proben gesandt. Der Immu-
nitätswerth beträgt V20000J ^- ^^- ^^ genügt bei einem Kaninchen von 2 kg
Gewicht 1 g Serum, um es gegen eine Dose Cobragift zu schützen, die das
Coutrolthier .in 3-4 Stunden tödtet. Hankin in Agra hat dieses Serum da-
zu verwandt, um ein chemisch unbestimmbares Gift zu bestimmen, das in
gewissen Theilen Indiens verwandt wird und schloss, da dieses Serum gegen
jenes Gift immunisii-te, dass es sich um Schlangengift handelt. Dies brachte
C. auf den Gedanken, das Serum auch zu sonstigen diagnostischen Zwecken
zu verwerthen, und er konnte darlegen, dass man das Serum von gegen
Abrin immunisirten Kaninchen zur Diagnose der Jequirityvergiftung be-
nutzen kann. Auf Grund einiger Krankengeschichten glaubt C. sein Serum
als unschädliches und, wenn kurze Zeit nach dem Schlangenbiss verwandt,
sicheres Mittel empfehlen zu können. Walx.
Calmette und Delarde (1727) haben in einer grossen Reihe von Ver-
suchen die Wirkungen des Schlangengifts und Abrins studirt und
kommen zu dem Schlüsse, dass das Serum der von Natur gegen diese Gifte
refractären Thiere nur selten antitoxische Eigenschaften bezüglich derselben
Gifte besitzt, und das jedenfalls das antitoxische Vermögen in keinem Ver-
liältniss zum refractären Zustand steht. Refractäre Warmblüter, nicht aber
Kaltblüter, können unter dem Einfluss wiederholter Toxininjectionen Anti-
toxine erzeugen. Refractäre Kaltblüter können immun werden, ohne dass
ihr Serum antitoxiscli wird. Antitoxisches Serum, gegen Abrin wie gegen
Schlangengift, könne praktisch zur Erregung passiver Immunität beim Men-
schen und bei Thieren verwandt werden, ebenso auch zur toxikologischen
Diagnose. Die active Substanz des Serums alterire die Toxine in vitro nicht,
scheint normalerweise im Protoplasma der Leukocyten vaccinirter Thiere
vorzukommen, von wo es in das Blutserum ditfundire. Ferner können gewisse
Substanzen, die keinerlei speciflsche Wirkung auf die Toxine ausüben, wie
Bouillon, Kinderserum, deutliche Schutzwirkungen gegen Infectionen und
') JäTireaber. X, 1894, p. 565. Ref.
Baumgarten's JahreBberlcht XII 48
7 54 Allgemeine Mykopathologic. Die„DEüTSCHMANN'scheMigrationstlieorie''.
Die Weck'scIic contagiosa und die Pneumok. -Conjunctivitis.
Intoxicationeu zeigen, wenn man sie neuen Thieren einspritzt. Kurz, C. und
D. glauben, dass sowohl die nattti'liclie wie die erworbene Immunität nicht der
Gegenwart einer chemischen Substanz im Blut der refractären oder vaccinirten
Thiere zuzuschreiben sei, mit der Eigenschaft, die Toxine zu zerstören oder
zu modificiren. Die antitoxische Wirkung ist nach den Autoren unabhängig
von der Immunität, da diese ohne jene bestehen kann; und die natürliche
und die erworbene Immunität ist das Resultat einer specifischen Eigenschaft
der Zellen, welche passiv dem Einfluss der Toxine unterstehen, wie ein
Stück Eisen dem Magnet, je nach den äusseren Bedingungen und der Zu-
sammensetzung ihrer Elemente. Walz.
Bach (1709) hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die von Deutschmann^
verfochtene Migrationstheorie und seine Untersuchungsresultate einer
Nachprüfung zu unterwerfen. Zu dem Zweck hater eineEeihe experimentell-
bacteriologischer Untersuchungen an Kaninchen mit Injection verschiedener
Mikroorganismen (Staphylok., Pneumok , Tuberkelbac.) in den Glaskörper
und in den Sehnerven angestellt und klinisch-bacteriologische Beobach-
tungen an menschlichen, wegen sympathischer Oplithalmie enucleiter Augen
mitgetheilt. Die Zahl seiner Experimente an Kaninchen belief sich auf 31 ;
ferner wurden 16 menschliche Augen untersucht, Theils wurde der tinc-
torielle Nachweis von Bacterien, meist wurden Impfungen vorgenommen ; zu
den Impfungen wurden die verschiedensten Nährböden benutzt. Die Expe-
rimente bei Kaninchen fielen durchaus negativ aus und die bacteriologische
Untersuchung aller menschlichen Augen sowie der daran befindlichen Seh-
nervenstümpfe hatte ein negatives Resultat. Am Schluss der Arbeit stellt
Verf. diejenigen Gründe zusammen, welche ihn veranlassten, gegen die
Migrationstheorie Stellung zu nehmen und die sympathische Ophthalmie
für eine neurotische Entzündung zu erklären*. Vossius.
CJasparriiiiiii (1742) führt einige Merkmale an, um die Pnemnok.-Con-
junctivitis von der acuten contagiösen Conjunctivitis Weck's zu unter-
scheiden. Die Pneumok.-Conjunctivitis wird sehr leicht chronisch, heilt
schwer und veranlasst mehr oder minder schwere Veränderungen an der
Hornhaut und der Iris. Bei der Pneumok.-Conjunctivitis zeigt die Conjunc-
tiva bulbi öfters punktförmige zerstreute Hämorrhagien, die nicht über die
sklero-corneale Grenze hinausgehen. Diese Blutungen kommen bei der
WECK'schen Conjunctivitis entweder überhaupt nicht vor oder wenn sie
vorhanden sind, sind sie ausgedehnter und von rothbrauner Farbe.
Die Injection der Conjunctiva bulbi kann im ersten Stadium der Krank-
heit die Diagnose bestimmen.
Bei Pneumok.-Conjunctivitis zeigt die Bindehaut eine feine reticuläre In-
1) Jabresber. IX, 1893, p. 624. Ref.
*) Teil hatte kürzlich Gelegenheit, einen Fall von sympathischer Ophthalmie
genau mikroskopisch zu untersuchen. Es war mir nicht möglich , daraus die
Ueberzeugung einer bacteritischen Grundlage des Processes zu gewinnen. Ich
möchte daher meinerseits schliessen, dass die sympathische Ophthalmie wenig-
stens nicht in allen Fällen auf Bacterienproxjagation längs der Sehnervenbahnen
beruht. Baumgarten.
Allgemeine Mykopathologie. Aetiologie des Sclmupfens. 755
Gehörorgan bei Masern. Aetiologie der Akne.
jection, während sie bei der WECK'schen Conjunctivitis ganz gerothet er-
scheint, mit dicken, meist venösen Gefässen, die nach der Cornea zu ge-
richtet sind.
Verf. hatte auch Gelegenheit, eine Form von Conjunctivitis zu beobachten,
die auf den ersten Blick als diphtherische erscheinen konnte, jedoch von
Staphylok. pyog. aureus verursacht war, dessen Virulenz sich sehr deutlich
bei Kaninchen nachweisen liess. Tramhusti.
Fermi und Bretsclmeider (1737) haben eine Reihe von Versuchen
über die Aetiologie des Schnupfens gemacht. Sie glauben, dass der
Schnupfen eine nervöse trophische Gefässreizung sei, welche durch physi-
kalisch-chemische Einflüsse hervorgerufen wird. Aus folgenden Gründen
sei Schnupfen keine parasitäre Krankheit:
1. Weil das Leiden oft unmittelbar durch physikalisch-chemische Ein-
flüsse hervorgerufen wird, ohne dass eine für Infectionskrankheiten charak-
teristische Incubationszeit vorhergeht.
2. Weil sich in der Nase nie pathogene Mikroorganismen finden*.
3. Weil sich dieselben Mikroorganismen auch auf der gesunden Schleim-
haut finden und bei Schnupfen nur unbedeutend vermehren.
4. Weil die neuen Bacterienarten nicht beständig vorkommen und fast
alle auch den Arten angehören, die sich, wenn auch in geringer Menge, in
der Luft befinden.
5. Weil die von anderen Autoren gefundenen pathologischen Arten auch
gelegentlich zurückgehalten werden**.
6. Weil die von anderen Autoren als specifisch für den Schnupfen er-
achteten Mikroorganismen durchaus nicht immer gefunden werden.
7. Weil endlich Impfungen mit Nasenschleim von an Schnupfen leidenden
Individuen in Älenschen- und Thiernasen unwirksam blieben***. Trambiisti
Rudolph (1786) hat mit Bezold in Masernfällen das Schläfenbein
von der Leiche eröffnet und jedesmal schleimig-eitriges oder rein eitriges
Secret gefunden. Die bacteriologische Untersuchung (Dr. Scheibe) er-
gab am häufigsten, mehrmals in Reincnltur, Streptok., halb so häufig den
Staphylok. albus und etwas seltener den Staphylok. aureus. In jedem
Falle fanden sich Mikroorganismen . Wah.
Lomry (1766) hat durch die Untersuchung von zahlreichen Pusteln
und Comedonen von Aknek ranken die Aetiologie dieser Kranklieit klar-
zustellen versucht. Wir können hier nur die Ergebnisse kurz mitthcilen:
C, fand in Aknepusteln constant vorkommend Staphylok. pyog. albus
von schwacher Virulenz, daneben mitunter einen Hefepilz und einen kleinen
Bac, aber stets in geringer Zahl.
*) Dieser Satz ist nicht aufrechtzuhalten. Baumgarten.
**) Dieser Satz ist nicht ganz verständlich. Baumfjarteii.
***) Dies letzte Argument würde ich für das ontschoidonslo lialton. Trotzdom
scheint mir die Ansteckungsfilhigkeit des Schnujifons durch allf iigliclie 1^'oliach-
tung fast ülier jeden Zw eitel erwiesen zu sein und möchte ich domgemiU's glau-
l)en, dass es später noch gelingen werde, die specifischon Schnupfenbacterien
aufzufinden. IkiuiiKjatioi.
48»
756 Allgemeine Mykopathologie. Entstehung der Warzen. Mikroorganismen
bei Pityriasis rosea. Abbildungen zur Histopathologie der Haut.
Im Coniedo finden sich immer zahlreiche Mikrobien, darunter auch Sta-
phylok. pyog-. albus, aber nicht in so überwiegender Zahl als in der Pustel.
Die Haut nicht Aknekranker ist ebenso reich an Mikrobien als die
Aknekranker.
Das Vorhandensein gewisser Mikrobien g'enügt nicht zur Erklärung der
Akne* — ein specifischer Erreger der Akne ist nicht anzunehmen.
Unna's besonderer Bac. ist eine wenig virulente Varietät des Bact. coli.
Riehl.
Schall (1790) führt auf Grund eigener Beobachtung die Entsteh-
ung der Warzen auf das Eindringen von Fremdkörpern in die Haut zu-
rück. Haftet an den Fremdkörpern kein Bacterium, so entstehen Warzen,
im anderen Falle Eiterung**.
ScH. erklärt die Entstehung der Warzen als Folge des mechanischen
Reizes der Fremdkörper auf die Papillen, der zu Schwellung und vermehrter
Bildung von Epidermis führe.
Die Heilung erfolge dadurch, dass die Oberhaut rasch erneuert und wieder
abgestossen und schliesslich der Fremdkörper mit den an die Oberfläche ge-
langenden tieferen Epidermisschichten eliminirt werde. Biehl.
Taiidler (1801) fand in Schuppen der Pityriasis rosea keine Pilz-
elemente, in manchen Staphylok. und vereinzelte Sporenhäufchen. Tricho-
phyton tonsurans fehlte.
Nach dem Verfahren von Kbäl mittels der üblichen Nährböden ange-
legte Culturen blieben — abgesehen von vereinzelten Staphylok.-Colonien
— stets steril. Biehl.
Unter einem Collectivtitel veröffentlicht Unua (1806) Abbildungen
und Beschreibungen einer Serie von histologischen Präparaten, welche ihm
bei Abfassung seiner Histopathologie der Haut^ als Grundlage gedient
haben und beabsichtigt damit im Laufe der Zeit (zu diesem Werke) einen
colorirten Atlas erscheinen zu lassen.
Da der Text zu diesen Illustrationen bereits seit längerer Zeit vorliegt,
glauben wir auf die Beschreibung, welche Verf. zu den einzelnen Bildern
giebt, hier nicht näher eingehen zu sollen und begnügen uns mit der Wieder-
gabe der Titel der einzelnen Veröffentlichungen:
I. Impetigo staphylogenes Bd. 22, No. 10, p. 497.
IL Folliculitis staphylogenes Bd. 23, No. 2, p. 66.
III. Impetigo, Folliculitis und PerifoUiculitis staphylogenes Bd. 23, No. 5,
p. 217.
IV. Furunkel der Erwachsenen und Abscess der Neugeborenen Bd. 23,
No. 7,p. 317. Riehl.
*) Ich wüsste nicht, warum die in der Aknepustel stets vorhandenen pyogenen
Mikroorganismen nicht genügen sollten, die Entstehung dieser Pustel zu erklären.
In manchen Fällen leistet allerdings eine mechanische oder chemische Schädigung
der Haarbälge der Entstehung von Akne-Pusteln Vorschub. Baumgarten.
**) In der Mehrzahl der Fälle von gewöhnlicher Warzenbilaung ist nichts von
einem Eindringen von Fremdkörpern nachzuweisen. Batmigarten.
^) J. Orth, Lehrbuch der speciellen pathologischen Anatomie. Lfg. 8 (Er-
gänzungsbd. Th. II) 28 M. Berlin, Hirschwald. Ref.
I. Primäre Hautkrankheiten . ,.
parasitäre
IL Secundäre
Allgemeine Mykopathologie. Eintheilung der Hautkrankheiten. 757
Pathologie des Keuchhustens, des Heufiebers. Aetiologie der Anginen.
Leredde (1765) basirt seine Eintheilung der Hautkrankheiten
liauptsächlich auf die Aetiologie derselben und stellt folgende Gruppen auf:
{1. traumatische
2.
1 ^ ,. ,, ci4.- \ a) nervös
1. functionelle Störungen •; , ; , ..
° ( b) hämatogen
et T\ 4. f a) nervös
l. Dermatosen {,(,..
y b) hämatogen
III. Missbildungen und Neubildungen.
Alle bisherigen Systeme leiden an dem Fehler, dass ihr grundlegendes
Eintheilungsprincip zur Abgrenzung der Gruppen nicht genügt und daher
bei den bekannten Systemen meistens verschiedenartige Merkmale als Basis
dienen. Es hat dieser Mangel in den Grenzen unseres Wissens seine Be-
gründung. — Lekedde versucht nun das ätiologische Moment als Basis
für sein System durchzuführen. — Ein Blick auf dasselbe zeigt uns aber,
dass mit Ausnahme der Gruppe I dieses Eintheilungsprincip nach unseren
jetzigen Kenntnissen weniger auf Thatsachen als auf Hypothesen begründet
wird, ja es scheint uns gerade die Aetiologie als Eintheilungsprincip für
eine weite Zukunft hinaus weniger geeignet, da vorerst noch fundamentale
Fragen der allgemeinen Pathologie geklärt werden müssten, bevor man
au eine vollkommene Erkenntniss der Aetiologie der Hautkrankheiten
denken kann.
Damit sollen die Ausführungen Verf.'s, welche manchen werthvollen Ge-
danken aussprechen, nicht in ihrem Werthe herabgesetzt werden. Auf die-
selben näher einzugehen, scheint hier nicht der Ort, da dieselben keine
neuen Thatsachen bezüglich der Bacteriologie der Hautkrankheiten ent-
halten. Iliehl.
Sticker (1796) giebt in Nothnagel's Handbuch der speciellen Patho-
logie und Therapie vorzüglich geschriebene, sehr lesenswerthe Darstellungen
iHiserer Kenntnisse über den Keuchhusten und über den BosTocK'schen
Katarrh, das sogenannte Heufieber. Besonders hervorzuheben ist die
ausserordentliche Gründlichkeit, mit der die historischen und ätiologischen
Verhältnisse beider Krankheiten behandelt worden sind. Abel.
Stoos (1797) hat inzahlreichenFällen von Anginen, mit möglichstem
"Ausschluss der Diphtherie, bacteriologische Untersuchungen angestellt, in-
dem er mit dem Platinlöft'el die erkrankten Theile leicht abkratzte, hiervon
ein frisches Präparat anfertigte und in der Regel auf Gelatine, Agar und
Bouillon verinipfte. Sämmtliche gefundenen Bacterien waren Bewohner
der normalen Mundhöhle, die auf unbekannte Weise parasitisch werden.
St. nimmt an, dass sie bei Ansammlung grösserer Mengen durch ihre Zahl
pathogen wirken können, so bei Ansammlung von Mikrokokken und Lepto-
thrix in den Krypten ; ferner dass die Resistenz der Gewebe herabgesetzt
sei, wie bei den an ^lagendarmkatarrh leidenden, von Soor befallenen Kin-
dern, und dass die Virulenz derMikrobien erhöht sei, worüber abschliessende
Beobachtungen noch nicht existiren. Neben der Autoinfection durch die
normalen Saprophyten der Mundhöhle könne auch auf dem Blutwege wohl
758 Allgemeine Mykopatliologie. Aetiologie der acuten Rachen-
und Mandelentzündungen. Theorie der Gefüblsstörungen
bei habitueller Verstopfung.
eine Localisation im Rachen erfolgen, wofür der Fall zweier Aerzte spricht,
die nach Verletzung bei einer Section Beide Tonsillitis bekamen. Da sich
immer zahlreiche Bacterienarten gleichzeitig finden, ist es schwer zu ent-
scheiden, welcher die Hauptrolle zufällt. Die bedeutungsvollsten scheinen die
Streptokokken zu sein, hinter denen die Staphylok. bedeutend zurückstehen ;
Pneumok. scheinen auch Anginen zu erregen, unsicher ist es vom Feied-
LAENDER'schen Bac, vom Tetragenus, Kokkus conglomeratus und Lepto-
trix. Die schwersten Formen bilden die, bei denen sich vorwiegend Streptok.
finden, mittelschwere Staphylok. mit Streptok. Relativ gutartige Asso-
ciationen seien vorwiegend Kokkus conglomeratus mit Streptok. vorwiegend
Pneumok. oder Leptothrix mit Streptok. Erst nach der bacteriologischen
Untersuchung habe man ein Recht von Streptok.- oder Pneumok.-Angina
oder Diptherie zu reden. Für die Wichtigkeit dieser Untersuchung führt
St. einen seiner Fälle an, bei dem echte Diphtherie unter dem Bilde der
katarrhalischen Angina verlief*. Walz.
Turrö (1805) berichtet über die LEMOiNE'schen Untersuchungen^ und
nimmt an, dass die acuten Rachen- und Mandelentzündungen von
Streptok. und die chronischen vom Bact. coli com. herrühren**. Sentinon.
Die verschiedenen Theorien zur Erklärung der Gefühlsstörungen,
der Störungen von Seiten des Magens und der Psyche in Folge
habitueller Hartleibigkeit unterziehen Fermi und Casciani (1738)
einer Besprechung. Sie gruppiren die verschiedenen Ansichten folgender-
maassen:
I. Autointoxication
a) durch Resorption von toxischen Stoffen von Seiten des Darms,
b) durch Retention von toxischen Stoffen, die durch den Darm aus-
geschieden werden;
IL Reflexe, erzeugt
a) durch chemische Reize,
b) durch mechanische Reize,
c) durch die behinderte Function des Darms.
Sie glauben, dass das Krankheitsbild durch verschiedene Ursachen
zu Stande kommt, weder Glenard's mechanische Theorie, noch die nervöse
von Bouceeet, noch die der Autointoxication von Bouchard genüge für
alle Fälle. Ausser der Autointoxication in Folge von Resorption,
sowie derjenigen in Folge Retention komme vor Allem in Be-
tracht die Reflexwirkung, die von mechanischen oder che-
mischen Reizen oder von behinderterDarmfunction ausgeht.
Walz.
*) Auch Verf. steht ganz unter dem Einfluss der petitio prineipii. Wo Diph-
theriebac. sind, da ist Diphtherie, wo sie fehlen, ist keine. In Consequenz dieser
Anschauung müsste man auch die Fälle als Diphtherie bezeichnen, wo die
„Diphtheriebac." in der ganz gesunden Mundhöhle gesunder Menschen sich auf-
halten. Baumgarten.
1) Jahresber. XI, 1895, p. 50. Ref.
**) Letzteres ist sicher nicht zutreffend. Baumgarten.
Allgemeine Mykopathologie. Bacteriologic der Cholera nostras, 759
Cholera infantilis. Durchfall bei Kindern nach Genuss der Milch
von Kühen, die mit „befallenem" Klee gefüttert waren.
Pottien (1782) findet in 3 Fällen von Cholera nostras den Bac.
fluorescens capsulatus zum Theil fast in Reincultur, zum Theil im
Verein mit einem liochvirulenten Bact. coli. Weichselbaum.
Cozzolino (1736) hat bei verschiedenen an Cholera infantilis er-
krankten Kindern den Mageninhalt und das Blut auf Bacterien untersucht.
Bei 14 Kindern im Alter von 2 bis 14 Monaten fand er im Mageninhalt
8mal die Sarcina rosea, 4mal das PeniciUium glaucum, 4mal das Oidium
lactis, 4mal den kleinen rothen Staphylok., Imal das Bact. coli und einmal
einen Bac, welcher rothes Pigment producirte und für weisse Mäuse patho-
gen war. Eigentlich sind demnach die Bacterien des Mageninhalts bei den
so erkrankten Kindern fast dieselben wie die, welche Langermann bei
gesunden Kindern fand. Die Blutuntersuchungen, welche 4mal bei lebenden
Kindern vorgenommen wurden, hatten 3mal negatives Resultat, einmal fand
sich der pathogene weisse Staphylok. In drei nach dem Tode vorgenom-
menen Untersuchungen war 2mal ein negatives Resultat, einmal das Bact.
coli nachweisbar.
Nach diesen Erfahrungen schliesst Verf. :
1. Dass das Vorkommen von Bacterien im Magen an Cholera infantum er-
krankter Kinder nicht den Schluss zulässt, dass diese Mikroorganismen die
Krankheit Yerursachen oder den Verlauf beeinflussen könnten.
2. Ebenso ist eine Blutinfection als Krankheitsursache auszuschliessen.
Tramhiisti.
In der Landes-Heil- und Pflege -Anstalt Uchtspringe erkrankten, wie
Alt (1706) schildert, plötzlich zahlreiche Kinder an starkem, aber das AU-
gemeinbelinden nicht beeinträchtigenden Durchfall. In Verdacht, die
Erkrankungen verschuldet zu haben, kam sofort die Milch; alle anderen
Speisen ausser dieser hatten sowohl erkrankte wie nicht erkrankte Insassen
der Anstalt gemeinsam erhalten. Versuchsweise wurde noch weiteren fünf
Kindern die verdächtige Milch gereicht, und diese bekamen ebenfalls Durch-
fall. Nunmehr wurde die Verabfolgung der Milch eingestellt, worauf die
Diarrhoen verschwanden. Die in der Anstalt selbst gehaltenen, die ver-
dächtige Milch liefernden Kühe waren gesund. Irgend welche giftigen Zu-
sätze konnten zu der, stets sofort nach dem Melken abgekochten und an die
Pfleglinge vertheilten Milch nicht gemacht worden sein, auch eine Zersetz-
ung derselben war bei der kurzen, zwischen Gerinnung und Genuss liegen-
den Spanne Zeit ausgeschlossen. Es stellte sich aber heraus, dass die Kühe
seit zwei Tagen vor dem Auftreten der Diarrhoen bei den Kindern mit „be-
fallenen" Klee gefüttert worden waren, d. h. Klee, auf welchem Pilze
(Phoma und Pseudopeziza trifolii), auch Bacterien reichlich gewuchert
waren. Alt vermuthet, dass Giftstoff"e aus dem befallenen Klee in die Milch
der Kühe übergegangen waren; er führt einige Beispiele an, die dafür
sprechen, dass von eikrankten, an und für sich nicht giftigen Pflanzen aus,
die mit dem Futter aufgenommen worden, Giftstott'e in die Älilch passiren
können. Es schien ihm, als wenn die Kühe selbst, nachdem die Fütterung
mit dem befallenen Klee einige Zeit gewährt hatte, weniger munter, strup-
pig wurden imd Schmerzen in den Zitzen beim Melken bekamen. Abel.
760 Allgemeine Mykopathologie. „Käse Vergiftungen". Bacteriologische
Befunde bei jauchigen Leberabscessen, bei abdominalen Abscessen.
Axel Holst (1749) bespricht die Untersuchungen von 5 verschiedenen
„giftigen Knetkäsen", deren Ergebnisse tlieil weise auch in deutscher
Sprache publicirt sind^ und die die Anwesenheit von Bac. ergaben, welche
besonders virulente, bei Kälbern Durchfall erregende Varietäten des Bact.
coli zu repräsentiren schienen In einem 6. Falle Hessen sich dagegen nicht
solche Bacterien, sondern massenhafte Staphylok. (aureus) nachweisen; nach
Verfütterungen derselben nahmen die Entleerungen des Kaninchens dieselbe
breiige Consistenz an, wie es nach Verfütterung der Coli-ähnlichen Bac. der
Fall war. Axel Floht
Axel Holst (1750) hat 5 verschiedene, in Norwegen nicht seltene Epi-
demien von Käsevergiftung (mit norwegischem „Knetkäse") untersucht.
Er glaubt auf Grund seiner Versuche, dass die Ursache nicht in einer In-
toxication, sondern in einer Infection mit einer Abart des Bact. coli zu
suchen ist, einer Varietät, die dem JENSEN'schen Bac. der Kälberruhr"^ sehr
nahe steht oder mit ihm identisch ist. Walx.
Ueber einen wahrscheinlich primärenjauchigenAbscess in Leber
und Milz berichtet Straus (1798). Der Kranke war in typhösem Zustand
mit leichtem Icterus, erheblicher Leber- und Milzvergrösserung, Druck-
schmerz in der Lebergegend ins Hospital gebracht, wo er bei intermittiren-
den Fieberbewegungen, terminaler Peritonitis und Entleerung stinkenden
Auswurfs nach 15 Tagen starb. Bei dei- Section fanden sich die Leber
von multipeln, wallnussgrossen Abscessen durchsetzt, die Milz ebenfalls in
ihrer oberen Hälfte in eine grosse Abscesshühle umgewandelt. Der Eiter
enthielt reichlich abgestorbenes Gewebe, war von grünlicher Farbe und
stinkendem Geruch, die Abscesswände waren von einer pyogenen Membran
ausgekleidet. Bei einem kleineren, in der rechten Lungenspitze befind-
lichen Abscess, der im übrigen denen der Leber und Milz gleich war, fehlte
die letztere; ebenso war noch keine pneumonische Zone um denselben zu
erkennen. Die bacteriologische Untersuchung des Eiters ergab eine Anzahl
mannigfacher Mikrobien, von denen eine Anaerobienart zu isoliren, auch
durch Züchtung unter Luftabschluss nicht gelang. Verf. ist geneigt, diese
anaeroben Bacterien für die Erreger der Abscesse zu halten und glaubt,
dass sie, da eine ulcerative Veränderung im Verdauungstractus nicht nach-
weisbar war, durch eine für das Auge nicht wahrnehmbare Eingangspforte
die Darmschleimhaut durchdrungen haben*. Ziemke.
Kreil)icli(1760)hat 5 abdominale Abscesse bacteriologisch unter-
sucht und fand je einmal den Staphylok. aur., Streptok. pyog., einen der
Gruppe des FRiEDLAENDER'schen Pneumobac. angehörigen Kapselbac. und
einen unbestimmten Bac. bezw. Vibrio, der die Gelatine später verflüssigte,
1) Centralbl. f. Bacter. Bd. 20, No. 4/5 p. 160. Bef.
2) Jahresber, IX, 1893, p. 300. Ref.
*) Es ist nicht recht einzusehen, warum gerade die Darmsebleimhaut die
Eingangspforte der Infection gebildet haben soll. Ferner liegt kein bestimmter
Grund vor, gerade eine Anaerobienart als Erreger der Abscessbildungen anzu-
nehmen, um so weniger, als es „nicht gelang, eine Anaerobienart zu isoliren".
Die gewöhnlichen Eiterbacterien, verbunden vielleicht mit dem Bac. pyog. foe-
tidus, könnten die Abscesse hervorgerufen haben. Baiiinyarten.
Allgemeine Mykopathologie. Bacteriologischer Befund 761
bei emphysematöser Gangrän, bei Pyonephrose. Diagnose clor
Urethritis membranacea. Pathogenese der Endo)netriti.s.
in Bouillon zu langen Fäden aus wuchs, mit schleimiger Umwandlung des
ganzen Nährbodens, auf Kartoffeln trockene Perlen bildete und für Thiere
nicht pathogen war. Einmal ergab sich negatives Resultat, auch bei Unter-
suchung auf Taberkelbac. mittels Thierversuchs. Walz.
MiiSCatello(1774) hat in einem Falle von fortschreitender emphyse-
matöser Gangrän den Proteus vulgaris, dasBact. coli und einen grossen
nicht pathogenen, sporeubildenden Bac. isolirt. Sowohl der Proteus vul-
garis wie das Bact. coli sind isolirt unfähig, die progressive emphysema-
töse Gangrän zu erzeugen, selbst wenn vorher dem Versuchsthier ein Ge-
lenk verletzt war. Sobald aber beide Mikroorganismen vorhanden sind,
erzeugen sie das typische Bild der Krankheitsform. Trambifsti.
Hirsclilaft* (1748) hat in einem Fall von Pyonephrose den von
Heyse^ als Bac. lactis aerogenes identificirten Bac. im steril entnommenen
Eiter nachweisen können. Der Infectionsweg des Darmbacteriums lässt sich
nicht bestimmen. Wah.
Jadassolin (1754) macht darauf aufmerksam, dass zur Diagnose einer
Urethritis membranacea nicht nur die makroskopische Constatirung
von Fetzen und Schüppchen im Harn genüge, sondern dass ganz ähnliche
Schüppchen auch durch Bacterienhaufen gebildet werden, die nur mikro-
skopisch von Epithelfetzeu zu unterscheiden sind. WYdz.
Carla und de Aniicis (1729) stellten bacteriologische Untersuchungen
zur Feststellung der Pathogenese der Endometritis an.
Die Resultate ihrer Untersuchungen sind folgende :
1. Culturen, welche mit aseptisch aus dem Cervicalkanal entnommenen
Uterinsecret von 50 Patientinnen, die an schwerer Endometritis litten, ge-
impft wurden, zeigten stets zahlreiche Saprophyten und nur in 7 Fällen
waren pyogene Bacterien (Staphylok. und pyog. Bac.) nachweisbar.
2. Die isolirten pathogenen Mikroorganismen glichen in Bezug auf ihre
morphologischen und culturellen Eigenschaften den gewöhnlichen pyogenen
Bacterien. Wenn sie den Thieren eingeimpft wurden, zeigten sie sich nicht
virulent.
3. Wemi das Uterinsecret von Frauen mit schwerer Endometritis Thie-
ren eingeimpft wurde, zeigte es sich ebenfalls wirkungslos.
- 4. Man kann nicht annehmen, dass eine directe ätiologische Beziehung
zwischen dem ^'orhandensein pathogouer Mikroorganismen im Uterinsecret
und der Endometritis besteht.
Verft'. wendeten ihre Erfahrungen auf das Problem der puerperalen Selbst-
infection an, und ihre Folgerungen haben ein praktisches Interesse: die anti-
septischen Ausspülungen solleii nicht nur nicht verboten, sondern während
der Gravidität, bei der Entbindung und im Wochenbett anempfohlen werden*.
Trambusti.
») Jahresber. X, 18!34, p. 828 Rof.
*) Diese KiupiViiliing steht im Widerspruch mit dem Satze 4. Tliatsäclilich
dürfte aber diis (legontlieil von Satz 4 anzunehmen sein; jedenfalls steht doch
tost, dass die Endometritis puorjicralis duroh von der Utorusliölilo aus in die
Schleimhaut eindringende pyogene Milvroorganisuien erzeugt wird. Baumyartcn.
762 Allgemeine Mykopathologie. Aetiologie des acuten Gelenkrheumatismus,
des Icterus gravis. Fälle von Melaena, Morbillen.
Lered(le(1764) kommt, vorwiegend auf Grund philosophischer De-
duction, zum Schluss, dass der acute Gelenkrheumatismus vermöge
seiner Eigenthtimlichkeiten unter die bacteriellen Krankheiten zu
zählen sei, dass der Erreger unbekannt, vielleicht saprophytisch und
zweifellos aerob sei, dass man ihn im Knochenmark, Blut oder der Gelenk-
kapsel suchen müsse und dass man ihn vielleicht aus dem Pharynx isoliren
könne, da oft eine Angina anscheinend die Eingangspforte der Infection
darstelle. Walx.
Boix (1716) kommt auf Grund einer sorgfältigen Durchsicht der fran-
zösischen Literatur über den Icterus gravis zu dem Schlüsse, dass diese
Affection nicht eine Krankheit sui generis ist und nicht auf der Einwirkung
eines bestimmten Organismus auf den Körper basirt. Jede Infection, welche
die Leber in Mitleidenschaft zieht, kann unter der Maske des Icterus gravis
auftreten. Neben den zu dessen Krankheitsbilde gehörenden Symptomen
kann man häufig noch andere Erscheinungen des infectiösen Krankheits-
processes wahrnehmen. Erbliche Anlage und chronische Krankheitsvor-
gänge in der Leber disponiren zum Zustandekommen des Icterus gravis,
der nichts ist, als das Zeichen einer acuten Zerstörung der Leberzellen bei
gleichzeitiger Beeinträchtigung der Nierenfunction. Als specifische Formen
der Erkrankung kann man nach unseren heutigen Kenntnissen nur die auf
Phosphorvergiftung beruhenden und die durch das Vii'us des Gelbfiebers
bedingten ansehen. Durch Phosphorvergiftung und durch Bact. coli er-
zeugter Icterus gravis geht mit Hypothermie einher, während der durch
den Gelbfiebererreger, durch Staphylok., Streptok., Pneumok. und Proteus
verursachte unter Hyperthermie verläuft. Abel.
Swol)0(la (1799) beschreibt ausführlich vier Krankheitsfälle bei
Säuglingen, welche unter dem Bilde der Melaena verliefen. Es han-
delte sich aber bei allen vier Fällen nicht um Blutungen aus dem Magen
und Darm, vielmehr wurde bei sorgfältiger Untersuchung die Quelle der
Blutung in der Nase entdeckt. Zweimal handelte es sich dabei um echte
Diphtherie (mitBac.) der Nasenschleimhaut. Ausser der Blutung aus Mund
und Nase waren auch schwarze Stühle vorhanden. Abel.
J. Samter (1789) berichtet über mehrere, vorwiegend klinisch inter-
essante Fälle von Combination von Varicellen mit Morbillen, und
von Scharlach mit Morbillen. Walx.
Gottstein (1744) beobachtete einen Fall von Masernerkrankung,
der ein Kind betraf, welches noch nicht zwei Jahre vorher die Masern über-
standen hatte. Auffallend war es bei der zweiten Erkrankung, dass das
Exanthem erst drei Tage nach Ausbildung der „Angina morbillosa", also
später, als es gewöhnlich der Fall ist, zum Ausbruch kam. G. deutet
diese Verzögerung im Sinne von Sohleich's^ localistischer Theorie der er-
worbenen Immunität so, dass das Hautsystem von der ersten Erkrankung
eine gewisse locale Resistenz gegenüber der Einwirkung des Masern-
contagiums bewirkt habe. Abel.
') Jahresber. X, 1894, p. 218. Ref.
Allgemeine Mykopathologie. Masern bei Thieren. Die Epidemie 763
von Aransa. Bacteriologische Blut- und Harnuntersuchungen.
Behla (1711) hat durch Thierexperimente zu erforschen gesucht, ob
eines der gewöhnlichen Hausthiere für Masern empfänglich sei, da
das Vorkommen der Masern bei Thieren bis jetzt nicht ganz sicher
feststehend scheine. Er brachte frischen Schleim aus Mund und Nase von
Masernpatienten direct auf Schleimhäute von Kaninchen, Meerschweinchen,
Katze, Maus, Hund, Lamm, ohne eine Allgemeininfection bezw. Hautaus-
schlag zu erzeugen. Dagegen bei einem Ferkel entstand bei gleichzeitiger
Verletzung der Schleimhäute mit der Impfung, ein Exanthem mit Ab-
schuppung an verschiedenen Körpertheilen. Ohne künstliche Infection ver-
breitete sich dieses Exanthem auf einige andere Schweine des-
selben Stalles*. Walz.
Below (1712) macht eine vorläufige Mittheilung über eine indemPyre-
näendorfe Aransa ausgebrochene Epidemie eigenthüml icher Art.
Von 300 Einwohnern erkrankten in vier Tagen etwa 100 unter Erschei-
nungen von grosser Unruhe, stechendem Schmerz im Epigastrium, Schwäche
und Schlaflosigkeit. Athmungs- und Respirationstractus normal, kein Fieber.
Die Affection dauerte Monate lang, auf Besserung folgten Rückfälle. Todes-
fälle kamen zuerst nur unter Kindern vor, bei denen die Krankheit wie bei
den Erwachsenen begann, dann aber zum Auftreten von Kopfschmerz,
Krämpfen, Genickstarre, Bewusstlosigkeit, Hemiplegie führte. Bei einzel-
nen Leuten wurde vollständige Lähmung beobachtet, auch plötzliche Todes-
fälle ohne irgend welche vorhergehenden Krankheitserscheinungen kamen
später vor. Der behandelnde Arzt glaubte eine nervöse Grippe mit Locali-
sation des Infectionserreger in Hirn und Medul la vor sich zu haben. Pfeiffkr'-
sche Influenzabac. wurden aber nicht gefunden. Auffallend ist es, dass Ent-
fernung aus dem Orte Aransa fast augenblickliche Heilung nach sich zog.
Ein grosser Theil der Symptome ist vielleicht auf die stark neurasthenische
Constitution der Bevölkerung, unter der Cretins, Schwachsinnige, Hyste-
rische zahlreich sind, zurückzuführen. Abel.
Kraus (1759) ist auf Grund zahlreicher Versuche zu den Schlüssen ge-
kommen, dass zu bacteriologischen Blutuntersuchungen intravitam
das Blut am besten der Vene direct durch den Troikart zu entnehmen
sei. Die Gewinnung des Harns geschieht, wenn auch nicht einwands-
frei, am besten durch den Katheter. Aus den postmortalen Blutbefunden
kann nicht ohne Weiteres auf intravitale Verhältnisse (Menge und Ver-
theilung der Mikroorganismen) geschlossen werden. Normale Nieren können
Bacterien ausscheiden. Die Durchtrittsbedingungen für Mikroorganismen
sind für verschiedene Organe verschieden. Specifische Blut- und Harnbe-
*) Mir ist nicht bekannt, dass bisher irgend etwas Zuverlässiges über Masern-
erkrankung bei Thieren berichtet worden wäre. Ob der masernähnliche Aus-
schlag bei den Ferkeln wirklich Masern gewesen, erscheint daher sehr fraglich.
Bekanntlich gicht der sogen. Schweinerothlauf ein ähnliches Bild der Haut-
att'ection. Es wäre nun einerseits tlenkbar, dass die, wahrsclioinlich mit den
weitveibrcitoten „Mäuscscptikäniieljac." identischen, ,Schw('inerothlaufl)ac.'' in
den Imptsecreteu vorhanden gewesen waren; andererseits, dass os sich um das
zutallige Intercurriren einer kleinen ^.Kothlaufopizootie" bei den Ferkeln ge-
handelt habe. Baiimgarten.
764 Allgemeine Mykopathologie. Infusionen mit künstlicliem Serum.
Wirkung der Sulfocyanaten bei einigen Infectionen.
Nosologische Eintheilung der Mikroorganismen.
fuiide in vivo sind bei Infectionskrankheiten nicht häufig. Heterologe Bac-
teriämieen und Bacteriurien werden relativ oft constatirt. Nur specifische
Erreger im Blut und Harn, nicht aber die heterologen Bacterienarten sind
für die Aetiologie der Infectionskrankheiten verwerthbar. Unter heterolog
verstellt er nach Tavel z. B. das Vorhandensein des Staphylok. aureus
im Blut Typhuskranker oder Tuberkulöser. Seine Versuche in vivo er-
strecken sich auf Puerperalprocesse (Staphylok. und Streptok. meistens nach-
weisbar); Eklampsie (negativ im Blut); Parametritis, Typhus (Untersuch-
ung nicht verwerthbar), Perityphlitis, Peritonitis tuberculosa; Icterus;
Pneumonie (auch hier Untersuchung für Diagnose nicht verwerthbar) ; Me-
ningitis (negativ) ; Pleuritis, Bronchitis, Pericarditis, Endocarditis (in einem
Fall Streptok. im Blut); Tuberculosis pulmonum (Untersuchung giebt Auf-
klärung über hinzugetretene heterologe Bacteriämie und Bacteriurie) ; Bac-
teriurie (Staphylok.), Gelenkrheumatismus (Blut negativ) ; Arthritis gonor-
rhoica (Blut und Harn negativ), Nephritis; Scharlach; Angina und einige
chronische Krankheiten. Walz.
Tiiffier (1804) hat die Infusionen mit Kochsalzlösung (künst-
lichem Serum) seit 1892 nicht nur bei Blutverlusten, sondern auch bei
Tetanus, peritonealen Septikämien und renalen Infectionen in der chirur-
gischen Praxis ausgedehnt angewandt. Er hält die Erfolge für unbestreitbar
und erklärt die, besonders für Tetanus allein in Betracht kommende, Eli-
minirung der Toxine besonders durch die Wiederherstellung des normalen
Blutdruckes, der nach seiner Beobachtung, als erstes Symptom, bei schweren
chirurgischen Infectionen vermindert ist. Als unmittelbare Folge stellt sich
reichliche Diurese ein, wodurch wahrscheinlich viele Giftstoffe entfernt
werden. Walz.
Martinotti(1771) ist durch die Arbeit A. Mülleb's^ veranlasst worden,
seine schon vor diesem mit Sulfocyanaten bezüglich ihrer Wirkung
auf den Verlauf einiger Infectionen angestellten, aber nicht zu Ende
geführten Versuche bekannt zu geben. Besonders empfahl sich das Natrium-
sulfocyanat. Er sah den Verlauf des Rotzes und der Experimentaltuber-
kulose, bei intraocularer Impfung unter dem Einfluss von Dosen, welche
vom Organismus ohne Schaden vertragen wurden, günstig beeinflusst. Walz.
Roseilli)acli (1785) theilt nach der nosologischen Bedeutung die
Mikroorganismen ein in 1. Accidentelle, Oberflächenparasiten, Ekto-
siten. 2. Histositen (Endositen), welche zerfallen in a) Nosoparasiten (Libb-
beich), d. h. in die Classe der secundären Noxen und b) in die direct patho-
genen Organismen, die Classe der primären Noxen. Eine Nothwendigkeit,
Mikrobien, die nicht im Blute auftreten (Hämoparasiten) oder in den Ge-
weben fest angesiedelt sind (Histoparasiten) mit der Krankheit in Zusam-
menhang zu bringen, besteht in keiner Weise. Anwesenheit im Belag bezw.
in Excreten ist für R. keineswegs identisch mit Anwesenheit im Gewebe,
daher die bacteriologische Diagnose der Diphtherie z. B. nicht von der
Wichtigkeit, mit der sie proclamirt wird. Dagegen können jene Mikrobien
') Jahresber. VI, 1895, p. 537. Ref.
Allgemeine Mykopatbologie. Uebertiagung von Infectionski'ankheiten 765
in Cuvorte. Eintiuss der Epidemie auf die Kindersterblichkeit.
Vorkommen und Bedeutung der Mikroorganismen auf der äusseren und inneren
Körperoberfläche.
mit der Erkrankung' in äusserem, secundären oder directem Zusammenhang
stehen, d. h. Begleiterscheinung, Folge und Ursache sein, sie können nur
äusseres Accidens sein, oder Nosoparasiten, wenn sie sich im Gewebe
schwacher Organismen entwickeln. Der Cholerabac. z.B. ist fürR. acci-
dentell, nicht einmal Nosoparasit. R. zieht gegen die, seiner Meinung nach
falschen, Schlüsse der Bacteriologen aus ihren Funden zu Felde und giebt
ein Resume seiner diesbezüglichen Ansichten. Walz.
Fürst (1741) tritt der Frage der Uebertragung von Infections-
krankheiten in die Curorte und deren Verhütungsmittel näher. Er
schlägt neben einer Aufklärung der Laien und eines Appells an die Haus-
ärzte die Errichtung einer permanenten Sanitätscommission in den Curorten
vor, mit dem Recht Coutrole auszuüben und Anordnungen zur Isolirung
u. s. w. zu treffen. Für Isolirungsstationen und geeignete Transpormittel
ist ferner zu sorgen^. Walz.
Gottsteiil (1745) hat auf Grund des Zahlenmaterials des pi-eussischen
statistischen Bureaus den Einfluss der Epidemien auf die Kinder-
sterblichkeit der Jahrgänge von 0-10 Jahren untersucht und ist zudem
Resultat gekommen, dass die Sterblichkeitsbewegung eine Neigung zur
"Wiederherstellung des Gleichgewichts hat gegenüber den Störungen nach
oben, dass sie aber daneben noch eine allgemeine Tendenz ziu- Senkung
besitzt, welche die in dieser Richtung gewonnenen Herabsetzungen der
Durclischnittssterblichkeit als dauernde Errungenschaft bewahrt. Damit
erhalte erst die Auffassung der epidemischen Krankheiten als „verraeid-
barer" Schädigungen ihre wissenschaftliche Begründung. Walz.
c) A'orkommeii und IJedeutiiug der Mikroorgauismen auf der äusseren
iiud iuuereu Körperoberfläche
1S12. Bach, L., Antisepsis oder Asepsis bei Bulbusoperationen? Ver-
gleichend-bacteriologische Studie (Archiv f. Augeuheilk. Bd. 33
p. l).-(ß. 766)
1813. Casciiiui, P., Sulla desinfezione del canale intestinale (Aniuxli
d'Igiene sperim. vol. 6, fasc. 1 p. 111). — (S. 768)
T814. Demateis, P., Di alcuni microrganismi rivenuti nell' intestino
(Giorn. d. R. Accad. di Med. di Torino no. 8-9). — (S. 770)
1815. Ebeiie, R., Zählung der Bacterien im normalen Säuglingskoth
(Ctbl. f. Bacter. Bd. 19, No. 1 p. 2). — (S. 768)
1810. Ferini, C, Sülle cause determinanti la stabilitä della flora intes-
tinale in relazione coli' immunitä verso il colera (Policlinico vol. 3,
no. 2 p. 1). — (S. 770)
1817. Foote, C'. J., Bacteriology of the normal conjunctiva (New York
med. Record vol. 49 p. 765). [Nichts Neues. KantJtHckI]
1818. Franz, K., üeber die Bacterien der uoi'malen männlichen Urethra
') In der darautl'olgenden Discussion werden die Hedenkon gegen die.se Vor-
schläge zur Geltung gebracht. Ref.
766 Vorkommen und Bedeutung der Mikroorganismen auf der äusseren
und inneren Körperoberfläche. Literatur. Bacterien der Conjunctiva.
und deren Einfluss auf den Keimgehalt des normalen Harnes (Wie-
ner klin. Wchschr. No. 28 p. 631). — (S. 771)
1810. Galippe, Parasitisme normal (Compt. rend. de la Soc. de Biol. no.
3 p. 87). — (S. 769)
1820. Goeliel, Bacteriengehalt des Cervix (Ctbl. f. Gynäkol. Bd. 20, No.
4 p. 84). — (S. 770)
1821. CrOttschalk, S., und li. Iiiimerwalir, lieber die im weiblichen
Grenitalkanal vorkommenden Bacterien in ihrer Beziehung zur
Endometritis (Archiv f. Gynäkol. Bd. 50, H. 3 p. 406). — (S. 770)
(Laimois,) Oreille moyenue normale etmicrobes (Lyon med. p. 117).
1822. Lembke, W., Beitrag zur Bacterienflora des Darmes (Archiv f.
Hygiene Bd. 26 p. 293). — (S. 767)
1828. Niittal, (x., und H. Thierfelder, Thierisches Leben ohne Bac-
terien im Verdauungskanal (Ztschr. f. physiol. Chemie Bd. 22, H.
1 p. 62). — (S. 769)
1824. Robinson, D. G., On certain micro-organisms of obstetrical and
gynaecological interest (Transactions of obstetrical Society [London]
vol. 37 p. 263). [Alles Neue in dieser Arbeit ist ungenau, der Rest
ist altbekannt. Kanthack.']
(Scharfe, H.,) Ueber die Durchlässigkeit der Darmwandungen
für Bacterien [Diss.] Halle a. S.
1825. Thomson, St. C, and R. T. Hewlett, The fate of micro-orga-
nisms in inspired air (Lancet no. 3776 p. 86; British med. Journal,
January 18). — (S. 767)
(Vaillon, A., et J. Halle,) Etüde bacteriologique des vulvo-vagi-
nites chez les petites et du conduit vulvo-vaginal ä l'etat sain (Arch.
de Med. exper. no. 3 p. 281).
1826. Wilson, F. M., Bacteria and Ophthalmie surgery (New York
med. Eecord vol. 49 p. 766). [Nichts Neues. Kanthack.]
Bach (1812) hat zur Ergänzung seiner frühern Versuche mit mecha-
nischerEeinigung des Lidrandes und Bindehautsackes bei gleich-
zeitiger Irrigation mit physiologischer Kochsalzlösung ähnliche Versuche
mit Sublimatlösung 1 : 3000 gemacht und vor wie nach dieser Manipulation
Impfungen vom Lidrand und dem Bindehautsack auf Agar ausgeführt. Zu
den Versuchen wurden nicht nur normale resp. normal aussehende Binde-
hautsäcke und Lidränder herangezogen, sondern auch solche mit mehr oder
minder ausgesprochenen Erscheinungen von Katarrh der Bindehaut. Im
Ganzen wurden 25 Versuche angestellt. Das Resultat war folgendes:
I. Mechanische Reinigung mit gleichzeitiger Irrigation
bei Antisepsis bei Asepsis
in in
Verminderung der Keime am Lidrand durch
Waschen 44 »/o 42 »/o
Verminderung der Keime im Bindehautsack
durch Waschen 44% 30 «/o
Vorkommen und Bedeutung der Mikroorganismen auf der Conjunctiva, 767
in der Trachea. Einfluss der verschiedenen Nahrung auf die Darmflora.
bei Antisepsis bei Asepsis
in in
Sterilität des Lidi'andes dnrcli Waschen 56 ^/o 50 ®/o
Sterilität des Bindehautsackes durch Waschen 40 "/o 40 ^Jq
Scheinbare Vermehrung- der Keime im Binde-
hautsack durch Waschen beim Abimpfen 16 ''/o 5 ^/o
IL Blosse Spülung- des Bindehautsackes mit Antisepticis (Fkanke)
Verminderung der Keime im Bindehautsack in 24 ^/q
Sterilität des Bindehautsackes in 0,75 **/o.
Verf. stellte durch seine neuen Versuche zunächst fest, dass durch mecha-
nische Reinigung bei gleichzeitiger Irrigation in Bezug auf Herabminderung
der Keime mehr geleistet wird als durch blosse Spülung und dass der Erfolg
bei Antisepsis und Asepsis nahezu gleich ist. Er verkennt zwar den Segen
der Antisepsis nicht, tritt aber nur für die Asepsis bei Augenoperationen,
speciell bei Staaroperationen ein und beschreibt genau seine augenblicklich
geübten Vorbereitungen für die letztere. Vossivs.
Thomson und Hewlett (1825) fanden, dass der Schleim aus der
Trachea gesunder Thiere wie auch die echte Mucosa der gesunden Nase
gewöhnlieh steril sind, obwohl das Vestibulum nasi, die Vibrissae und
Krusten sämmtlich reich an Bacterien sind. Die Vibrissae sind daher ein
Keimfilter. Inoculirt man die Nasenhöhle und das Septum innerhalb des Vesti-
bulums mit Bac. prodigiosus, so findet man, dass dieser Bac. in zwei Stunden
gänzlich verschwindet. Der Nasenschleim ist nicht bactericid, doch hält er
die Vermehrung auf. Verff. machten ferner Versuche, welche zeigten, dass,
während die Ijuft vor der Nasenathmung in einem Falle 29 Schimmelpilze
und 9 Bacterien enthielt, diese durch die Athmung fast ganz verschwanden*.
Kanihack.
Leiiibke (1822) hat den Einfluss der verschiedenen Nahrung
auf die Darmflora näher untersucht und zu diesem Zwecke zwei Hunde
mit bestimmter, nach einer Eeihe von Tagen geänderter Kost ernährt, und
deren Faeces auf den Bacteriengehalt untersucht. Er fand neben dem con-
stanten Bact. coli com. 32 verschiedene Arten, unter den besonders zwei
interessiren, die eine Zwischenform zwischen dem Coli commune und dem
Typhus-Bac. zu bilden scheinen und die er Bact. coli anindolicum und anaero-
- genes benennt, weil ersteres keine Indolreaction giebt, letzteres den Trauben-
zucker ohne Gasbildung spaltet. Nach seineu Untersuchungen, übereinstim-
mend mit dem Resultat anderer Forscher, ist der Einfluss der Nahrung auf die
Darmflora ein sehr grosser. Mehr als 1 2 Arten gleiclizeitig fanden sich nicht,
nur Coli commune fand sich constant, alle anderen wechseln beständig.
Namentlich bei Brod- und andererseits Fleischkost ist die Bacterienflora
eine durchaus andere ; die Fettkost zeigt eine der Brodkost ähnliche. Es
scheint, dass die mit jeder neuen Kost eingeführten Bacterien das Coli com-
mune etwas in seiner Zahl zurückdrängen, und dass dieses erst wieder all-
*) Aehnlicho, nur viel weiter ausgeführte Versuche mit ähnlichen Resultaten
hat bereits IIildeuhandt in meinem Laboratorium (Königsberg) niedergelegt,
(vgl. Jahresber. IV, 1888, p. 378). Baumgarten.
768 Mikroorganismen des Darmes. Zählung der Bacterien
im normalen Säuglingskoth . Desinfection des Verdauungskanals.
mählich die Oberhand gewinnt. Jedenfalls lasse sich durch die Kostände-
riing die Bacterienflora des Darmes ändern, was für die Therapie namentlich
der Säuglingserkraukung- von Bedeutung ist. Wak.
Eberle (1815) zählte die Bacterien im Koth eines 2 Monate alten, aus-
schliesslich mit GÄRTNER'scher Fettmilch ernährten Säuglings. Die Einzel-
heiten der Versuchszählungen mögen im Original eingesehen werden. Bei
Zählung im Ausstrichpräparate berechnete E. als Mittelzahl 33021206
Bacterien in 1 mg feuchtem Koth, in Agarculturen dagegen nur 3518232
und in Gelatineculturen gar nur 1494104 Colonien pro 1 mg Koth. In
seinem 7. Versuch fand er in aeroben Agarculturen 1 827 720, in anaeroben
Agarculturen dagegen nur 1391120 Colonien. Er zieht daraus folgende
Schlüsse: 1. „Die Zahl der im normalen Kothe eines mit steriler oder doch
nahezu steriler Milch genährten Säuglings ist eine ganz enorme. Es zeigt
dies, dass die Art und die Menge der in der Nahrung enthaltenen Spaltpilze
durchaus nicht bestimmend zu sein braucht für die Art und Menge der im
Stuhl vorhandenen Bacterien", worauf schon Escherich hinwies. 2. „Die
Zahl der lebens- bezw. auf unsern Nährmedien entwicklungsfähigen Spalt-
pilze beträgt nur 4,5-10,6 *'/o derjenigen Bacterien, welche durch die Färbe-
methode im Kothe nachgewiesen werden können. Entweder handelt es sich
bei diesen letzteren um Bacterienarten, welche auf unseren Nährböden
überhaupt nicht zur Entwicklung kommen oder die weitaus grösste Zahl
der im Stuhl vorhandenen Bacterien ist bereits abgetödtet oder doch in
einem so geschwächten Zustande, dass sie unter den gegebenen Verhältnissen
sich nicht mehr vermehren können. Die zunehmende Austrocknung und
Verarmung an Nährstoffen, welche der Koth im Dickdarm erleidet, wirkt
zweifelsohne schädigend auf die Bacterien des Darminhaltes ein". 3. „Die
Zählung bei Körpertemperatur und Luftzutritt hat einen entschieden be-
günstigenden Einfluss auf die Entwicklung der im Kothe enthaltenen Keime.
AVir erhalten bei Züchtung auf Gelatine nur 4,5 *^/o, aber auch bei Züchtung
auf Agar nur 10,6°/o der im mikroskopischen Bilde sichtbaren Bacterien.
Man wird also bei einem Fahnden nach im Darminhalt vorhandenen Krank-
heitserregern die mikroskopische Untersuchimg der Faecesbacterien nicht
unterlassen und etwaigen negativen Befunden der bacteriologischen Unter-
suchung keinen allzugrossen Werth beilegen dürfen. Cxapleivski .
Casciani (1813) hat verschiedene Untersuchungen mit den Mineral-
wassern von Montecatini und einigen bekannten Antisepticis angestellt,
um die Frage der Desinfection des Verdauungskanals zu klären.
Die Einwirkung derselben auf den bacteriellen Inhalt des Darms war im
Wesentlichen folgende :
1. Bei gesunden Individuen und gleicher Diät ist bei wiederholten Ex-
perimenten der Reichthum an Bacterien schon bei demselben Individuum
sehr grossen Schwankungen unterworfen; dieselben werden noch viel grösser
bei verschiedenen Individuen.
2. Das Mittel der Darmbacterien bei gesunden Individuen schwankt
zwischen 12200 und 23400; jedes Milligramm normaler Entleerung ent-
hält ungefähr 16000 Mikroorganismen.
Verhalten und Bedeutung der Bacteilen im Verdauungskanal. 769
3. Die Eruährung beeinflnsst die Zahl der Bacterien. Bei Milchdiät ist
sie am geringsten, bei Maisnahrung am höchsten.
4. Die Zahl der Bacterien hängt ferner vom Gesundheitszustand und von
der Ai't der Erkrankung ab. Bei Verstopfung ist sie am geringsten, bei
Durchfall am grossten. In dünnflüssigem Stuhl sind mehr Bacterien als in
weichem und hartem.
5. Nur bedeutende und durch mehrere Experimente nachgeprüfte Schwank-
ungen in der Ab- und Zunahme der Mikroorganismen im Stuhlgange sind
maassgebend. Differenzen, welche die gewöhnlichen Schwankungen nicht
übertreffen, haben keinen Werth.
6. Salol, Benzonaphtol, Naphtol, Resorcin und Carbol reichen zur Des-
infection des Verdauungstractus nicht aus, aber unter dem Einfluss des
Carbols, Salols und Naphthols vermindert sich der Mikrobiengehalt ganz be-
trächtlich.
7. Die Reinigung des Darmkanals durch Gebrauch der Mineralquelle
von Montecatini ist im Stande, die Bacterien auf ein Minimum zu re-
duciren.
Auf der Basis dieser Schlüsse hat Verf. noch andere Untersuchungen
angestellt und nachgewiesen, dass die Giftigkeit der Faeces und die des
Harns dadurch herabgesetzt wird, dass in Folge des Gebrauchs der Quellen
von Montecatini die Zahl der Mikroorganismen sich vermindert. Trambiisti.
Galippe (1819) wendet sich gegen den von Nuttal und Thier-
FELDER aufgestellten Satz^, dass einFoetus innerhalb der Ei-
häute aseptisch sei, keine Mikrobien enthalte. Auf Grund zahlreicher,
eigener Versuche ist er, in vielen Fällen wenigstens, zum gegentheiligen
Resultate gelangt*. Ferner erwähnt er, dass ein Foetus, der keine Keime
enthalte, nach dem Tode seine charakteristische Form behalte und eine
Art von Mumification eingehe. Auch in Früchten und Samen, speciell in
grünen Mandeln, seien Mikrobien enthalten**. Walz.
In Fortsetzung ihrer früheren Arbeit"- über thierisches Leben ohne
Bacterien im Verdauungskanal untersuchten Nuttal und Thier-
felder (182:3), 1. ob auch die Verdauung vegetabilischer Nahrung ohne
Mithilfe von Bacterien im Verdauungskanal vor sich gehe und 2. ob der
Harn bacterienfreier Thiere aromatische Substanzen enthalte oder nicht.
Als Nahrung wurden neben Milch englische Bisquits gegeben, die bei
150" sterilisirt wurden. Die Anordnung der Versuche war dieselbe, wie
sie in der ersten Mittheilung beschrieben wurde. Dieselben ergaben und
bestätigten weiterhin den schon aus dem ersten Experimente abgeleiteten
Satz, dass Thiere ohne Bacterien im Verdauungskanal zu leben und zu
wachsen vermögen. Für die ausreichende Verdauung derjenigen Nährstoffe,
welche auch ausserhalb des Körpers durch die Fermente der Verdauungs-
') Jahresber. XI, 189-5, p. 603 und das folgende Referat. Ref.
*) Dies gegentheilige Resultat dürfte jedoch auf Untersuchungsfehlern be-
ruhen, liaiiniyarten.
**) Auch dies Resultat dürfte auf Fehlerquellen beruhen. Baumgarten.
^) Jahresber. XI, 1895, p. 003. Ref.
Baumgarten's Jahresbericht XII 49
770 Vorkommen und Bedeutung der Bacterien im Darmkanal.
Bacterien des weiblichen Genital kanals.
Säfte in lösliche Producte umgewandelt werden können, bedarf es der Mit-
wirkung von Seiten der Bacterien nicht.
Bei der chemischen Untersuchung des Harnes fanden Verff. die Angabe
von E. Baumann bestätigt, dass die aromatischen Oxysäuren auch unab-
hängig von der Darmfäulniss entstehen. Weiser.
Fermi (1816) hat es sich zur Aufgabe gemacht, festzustellen, in welcher
Weise die Flora des Darms denselben beeinflusst, warum diese Flora fast
ausschliesslich aus dem Bact. coli und seinen Abarten besteht, und warum
endlich keine der fortwährend den Darm passirenden anderen Bacterien-
arten dort Wurzel fassen können.
Nachdem Verf. verschiedene Hypothesen erwähnt und besprochen, glaubt
er in Folgendem die Erklärung für obige Thatsache geben zu können: Die
verschiedenen Bacterien, selbst solche, die sich sehr schnell entwickeln,
widerstandsfähiger sind und sogar grössere antagonistische Kraft haben,
als das Bact. coli, könnten, trotzdem ihre Entwicklung durch Berührung mit
dem Darminhalt noch begünstigt wird, intra vitam sich nicht im Darm ent-
wickeln, weil die Schleimhautzellen einen directen Widerstand und schä-
digenden Einfluss ausüben. Dagegen bildet sich zwischen dem Bact. coli
und seinen Abarten und den Zellen der Darmschleimhaut eine gegenseitige
Anpassung, eine Art Pseudosymbiose. Verf. nimmt an, dass die Schleimhaut -
Zellen, namentlich diejenigen, die die Aufsaugung im Verdauungskanal
bewerkstelligen, eine gewisse antibacterielle Thätigkeit ausüben.
Trambtisti.
Demateis (1814) fand bei zwei Patienten, welche an den Erschei-
nungen eines acuten Darmkatarrhs zu Grunde gingen, einen Mikroorga-
nismus, welcher alle Kennzeichen der Leptothrix aufwies; in einem weite-
ren, ebenfalls letal verlaufenden Fall fanden sich grosse Mengen von Oidium
albicans. Hieraus schliesst Verf , dass diese beiden Parasiten eine wichtige
Rolle bei der Aetiologie der Darmerkrankungen spielen. Trambusti.
Die divergirenden Befunde über den Bacteriengehalt der Cervix
Schwangerer bewogen Goebel (1820), bei 30 Schwangeren bacterio-
logische Untersuchungen in folgender Weise anzustellen: Die Portio wurde
mit warmer Sodalösung, darauf mit Alkohol abgewaschen, dann wurde mit
einer Platinöse der Cervixschleim entnommen und damit Plattenculturen
angelegt. Die Untersuchungen ergaben bei 29 Schwangeren ein negatives
Resultat. In einem Falle, bei welchem die Cervix nicht normal war, wuch-
sen auf der Platte Staphylok.
Bei dieser Gelegenheit theilt Verf. auch die Resultate der bacterio-
logischen Untersuchung von 5 Tumoren mit (3 Ovarial Cysten und 2 Pyosal-
pinx). Sämmtliche Ovarialcysten waren, ebenso wie die Cervix, steril. Auch
der Inhalt der einen Pyosalpinx war steril. Die andere Pyosalpinx ent-
hielt Staphylok. ; bei diesem Falle trat nach einigen Tagen eitrige Perito-
nitis auf. Wellmann.
Gottschalk und Immerwalir (1821) haben die Beziehung der
Bacterien des weiblichen Genitalkanals zur Endometritis stu-
dirt, indem sie 60 anderweitig noch nicht untersuchte oder behandelte Fälle
Vorkommen von Bacterien in der Urethra. 771
verwertheten. Bei 84^/2*^/0 konnte ein primärer Keimgehalt der Uterus-
höhle mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen werden*. In 39 Fällen fanden
sich entweder Staphylok. (nie Streptok.) und verschiedenste nicht patho-
gene Bacterien. Es ergab sich auch, dass die specifische Gonokokken-
Schleimhautentzündung nach dem Verschwinden der Gonokokken durch
Staphylok. weiter unterhalten werden kann. Die Conception wird durch
die Anwesenheit der nichtpathogenen Bacterien nicht gestört; während der
Menses nahm die Zahl der Bacterien ab, bis zur Keimfreiheit. Walx.
Franz (1818) untersuchte den normalen Harn von 36 Männern, die nie
an Gonorrhoe gelitten hatten. Eine Platinöse wurde in die Urethra ein-
geführt, und das so gewonnene Urethralsecret zur Anlegung von Agar-
platten verwendet. Gleichzeitig wurden in vielen Fällen mit dem Urethral-
secrete Deckgläschen bestrichen, mit Fuchsin gefärbt und mikroskopisch
untersucht. In einigen Fällen wurden vom Smegma in Agarplatten Culturen
angelegt. Nun folgte die Eeinigung des Glans penis mit einer Subliniat-
lösung 1 : 1000 mit der Vorsicht, dass von der Lösung in die Harnröhre
nichts gelange. Der Harn wurde dann in sterile Eprouvetten aufgefangen,
und zwar die erste und die letzte Fortion desselben. Von beiden wurde
eine bestimmte Anzahl von Oesen in noch flüssiges Agar gebracht und
Platten gegossen, und zum Vergleiche dieselbe Quantität des Harnes auf
bereits erstarrten Agarplatten mit der Platinöse verstrichen. So weit es
möglich war, wurde hierzu der einige Stunden in der Blase zurückgehaltene
Harn benutzt. Gleichzeitig wurden öfters Agarplatten 5 Minuten lang der
Luft des Krankenzimmers ausgesetzt, um festzustellen, ob einzelne daselbst
zur Entwicklung gelangte Keime mit den im Urethralsecret und im Smegma
vorgefundenen identisch seien.
Das Resultat der Untersuchungen ist folgendes: Das Urethralsecret wurde
41mal untersucht und zwar 28mal mit positivem, 13mal mit negativem
Resultate, der Harn 52mal, darunter 21mal positiv, 31mal negativ. Es
fanden sich verschiedene Kokken, Diplokokken, Streptok., Staphylok., kurze
Bac, Bac. coli und Sarcina alba.
Die Untersuchungen bestätigen, dass die normale Urethra Bacterien ent-
halte, und zwar ist der Keimgehalt in der Fossa navicularis am grössten
. und nimmt ab, je weiter man mit der Oese eindringt. — Harn und Urethral-
secret wurde gleichzeitig in 57 Fällen untersucht. Der Befund war 26mal
im Urethralsecret und 18mal im Harne positiv, wovon 16mal dieselben
Mikroorganismen im Harn und Urethra sich vorgefunden haben. Diese
Zahlen beweisen zur Genüge, dass die Methode der Harnnahme ohne Ka-
theterisation absolut ungeeignet ist, um aus durch sie gewonnenen bacterio-
logischen Untersuchungen Schlüsse auf die Aetiologie der Erkrankungen
zu ziehen. Wellmmin.
*) FiS wird trotzdem angenommen werden müssen, dass die Infection des
Endometriums von der Uternshöhle aus erfolj^te. Baiimgarten.
49'
772 Vorkommen und Verhalten der Bacterien in der Aussenwelt.
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Scofone (1844), der an der wissenschaftlichen Expedition auf dem Monte
Rosa 1894-1895 Theil nahm, konnte beobachten, dass selbst in den höchsten
Regionen der Schnee durchaus nicht bacterienfr ei ist. Doch fand er
in den, aus der Nähe häufig besuchter Aborte entnommenen Schneeproben
nie die gewöhnlichen Darm- und Fäulnissbacterien und erklärt dies aus der
Einwirkung des Lichtes und der starken und häutigen Temperaturschwan-
kungen auf hohen Bergen. Die Anzahl der Bacterien im ccm Wasser
schwankte sehr, was Verf. durch die wechselnde Ruhe- und Bewegungs-
zustände des Wassers bedingt glaubt.
Bezüglich der Luft fand Verf. die allgemeine Annahme bestätigt, dass
in heissen Tagen die Atmosphäre in der Höhe sehr rein ist. Liess man die
KocH'schen Apparate stundenlang offen in verschiedenen Stellungen, so
blieben sie fast immer steril. Die isolirten Mikrobien waren fast alle gewöhn-
liche Wassersaprophyten. Ein einziger, den Verf. öfter fand, gehörte einer
neuen Art an, die er „Bac. roseusRosae" nennt. Er ist ein kurzer, beweg-
licher Bac, tritt oft paarweise auf, bildet keine Sporen und ist 2 fi lang.
In Gelatine entwickelt er sich nicht längs des Stichkanals, sondern nur auf
der Oberfläche. Hier wächst er kräftig und bildet Colonien, die wachsweiss
aussehen, rundlich sind und ziemlich regelmässige Ränder haben. Die Colo-
nien wachsen schnell und entwickeln dabei eine zarte rosa Farbe, die sich
der Gelatine raittheilt, während die Colonien wachsweiss bleiben. Die Gela-
tine verflüssigt sich sehr langsam. Auf Agar aufgestrichen wird die Colonie
citronengelb, und der Agar nimmt die charakteristische rosa Farbe an.
Bacterien des Wassers. Bacteiiologisclie Wasseruntersuchungen, 775
Bouillon wird homogen getrübt ohne die rosa Farbe anzunehmen. Der
Bac. roseus Eosae ist weder für Kaninchen noch für Meerschweinchen
pathogen. Trambusti.
Abba (1820) beantwortet die Kritik des Dr. Ingria über seine Arbeit,
den Bacterien geh alt der Gewässer betreffend. Er bestätigt seine
früheren Untersuchungen, denen zu Folge es gelingt, Wasser, in das unter
dem gebräuchlichem Druck, wie ihn die Sj'phonflaschen ertragen, Kohlen-
säure gebracht wird, während Tagen, Monaten und Jahren steril zu erhalten.
Tramhusti.
Maul (1840) legt bei der Beurtheilung des Trinkwassers grossen
Werth auf den Nachweis von Darmbacterien (Prototyp. Bact. coli). Gelingt
der Nachweis derselben, so müsse man ein solches Wasser als verdächtig
zurückweisen^. Mit dem BuRRi-SxuTZER'schen Verfahren' hat er eine Reihe
von Wässern geprüft; gingen Colonien auf, so bestanden sie aus Bact. coli.
Einmal habe er damit auch den T3q3husbac. (identificirt durch Eeincultur
und bestätigt durch das klinische Bild der localausgebrochenen Epidemie)
isolirt'l Die chemische Analyse könne als wichtiges Hilfsmittel ziu- vor-
läufigen Orientirung noch nicht entbehrt werden und sei für den praktischen
Arzt geradezu unerlässlich^. Cxaplewski.
Holz (1836) berichtet über chemische und zum geringen Theil auch
bacteriologische Untersuchungen des Wassers der Mosel und Seille
bei Metz. Dieselben wurden angestellt zur Klärung der Frage einer
eventuellen Kanalisation von Metz, welche sowohl Abwässer wie Fäcalieu
aufzunehmen im Stande wäre. Bis jetzt gehen die flüssigen Abfallstoffe des
Haushalts und gewerblicher Anlagen, ferner nach Schätzung Verf.'s auch
etwa ^/g der Fäcalien durch eine Kanalisation an verschiedenen Stellen von
Metz in die Mosel und ihren Nebenfluss die Seille, welche das Weichbild der
Stadt durchfliessen. Im Uebrigen werden die Fäcalien in Gruben gesammelt,
welche pneumatisch entleert werden. Dies geschieht bei einzelnen aber in
7-10 Jahren nur einmal ! Sowohl durch die chemische als auch durch die leider
spärlichen bacteriologischen Untersuchungen des Flusswassers der Mosel
an 7 und der Seille an 2 Punkten wurde eine deutliche Verum-einigiing des
Fluss Wassers nachgewiesen, welche jedoch schon ca. 10,5 km unterhalb der
Stadt durch Selbstreinigung des Flusses wieder ausgeglichen war.
( 'xapleu\ski.
Preisich (1841) giebt anschliessend an seine Wasserantersuchungen
eine kurze Beschreibung der Budapester künstliclien Sandfilter. Die
Filtrirschicht ist 1,35 m dick, bestellt aus 30 cm geklopftem Stein, 30 cm
') Verf. rechnet hierbei nicht mit der kolossalen Verbreitung des Bact. coli. Ref.
2) .Tahresbor. XI, 1895, p. 646. Ref.
'^) Diese Angabe Verf.'s ist, da jede genauere Angabe darüber fehlt, aufweiche
jMethoden sich die Identificirung des fraglichen Typhusbac. stützt, mit Reserve
aufzunehmen. Ref.
') Der epochemachende Umschwung in den Anschauungen über Trinkwasser-
bourtheilung, das in den Vordergrundstollon der Localiiispoction, ein Stand-
punkt, der von den bedeutendsten Hygienikern neuerdings vertreten wird, scheint
dem Verf. noch ganz unbekannt geblieben zu sein. Ret.
77G Bacteriologische Wasseruntersuchungen.
feineniKiesel, 75 cm feinem Sand. Der die Filtration verbessernde, aber auch
hemmende Schlamm wird von der Oberfläche der Filter in Zeiträumen von
17-18 Tagen abgetragen; wird dabei die Sandschicht 50 cm dick, so wird
sie wieder auf 75 cm ergänzt; die Filtrirgesch windigkeit wechselt zwischen
0,7-2,5 m pro Stunde. Aus diesen Filtrirwerken stammendes Wasser unter-
suchte P. ein Jahr (1894) hindurch. Eine Gelatine von 0,13-0,15proc.
Alkalicität erwies sich am brauchbarsten, denn schwächer alkalische Gela-
tine wurde von den verflüssigenden Bacterien zu schnell gelöst. Fünfmal
wurde eine bedeutende Ansteigung des Bacteriengehaltes beobachtet: zwi-
schen Januar und Februar, Anfang Mai, gegen Mitte Juli, zwischen August
und September und Ende December. Diese Ansteigung fiel theils mit der
Reinigung (Schlammabtragung), theils mit einer zu grossen und uucon-
stanten Schnelligkeit (2,0 m) der Filtrirung zusammen. Wie aus den bei-
gefügten Tabellen ersichtlich, variirte der Bacteriengehalt pro ccm zwischen
30 und 2000. Zuletzt giebt P. eine Skizze über die neuen Wasserwerke
bei Käposztäs Megyer; dieselben werden von 15 Brunnen gebildet, wovon
derzeit 8 vollendet und im Gebrauche sind. Die Brunnen sind 50-90 m
vom Donauufer entfernt, gehen durch eine 1,8-4,0 m dicke Humusschicht,
und eine 4,5-9,5 m hohe Sand- und Kieselschicht bis auf eine Schicht blauen
Thons. Im oberen Theil sind die Brunnen eng (2,83 m) und ausgemauert,
im untern weit (5 m im Durchmesser) und mit durchbrochenen Eisencylin-
dern ausgekleidet; das zur Pumpe führende Ableitungsrohr beginnt 30 cm
über dem Boden jedes Brunnens. Das AVasser dieser Brunnen hat 12-14" C. ;
sein Keimgehalt betrug im ccm 5-63. Die oben erwähnten Sandfilter liefern
bei einer Filtrirschnelligkeit von 1 m täglich 12 000 cbm Wasser; von den
letztgenannten Brunnen liefern die fertigen 8 täglich 60 000 m, die noch
nicht fertigen sind für ein ähnliches Quantum berechnet. Mit dem von
älteren Brunnen gelieferten W^asser berechnet P. die Leistungsfähigkeit
der Budapester Wasserwerke auf 114 000 cbm. Thatsächlich beträgt der
durchschnittliche Tagesbedarf 90 000 m, was per Kopf gerechnet 180 1
giebt. Preisz.
Zurakowski (1846) beschreibt die Resultate seiner Untersuchungen
vonWeichselwasser, welches für die Wasserversorgung vor dem Ge-
brauche mittels Sandfiltern filtrirt wird. Z. kommt zu dem Schlüsse, dass
die Anzahl der Keime im filtrirten Wasser stets abhängig ist von der des
untiltrirten und dass das Verhältniss 0,95 ^Jq beträgt. Er ist der Meinung,
dass die Bacterien im filtrirten Wasser qualitativ dieselben sind, wie die
im unfiltrirten, eine Thatsache, welche im Widerspruch steht mit früheren
Resultaten, welche Ref.^ gelegentlich gleicher Untersuchungen ausgespro-
chen hat. Die Anzahl der Bacterien in untiltrirtem Wasser beträgt nach
Z. durchschnittlich 2785 in 1 ccm, auch in Tagen des Hochwassers. Wenn
man aber die Hochwasseranzahl herausnimmt, so beträgt die normale Bac-
terien-Anzahl in unfiltrirtem Wasser 880. In filtrirtem Wasser ergiebt
1) Jahresber. X, 1894, p. 701. Ref.
Bacteriologische Wasseruntersuchungen. 777
Bacterientödtende Wirkung des Wassers indischer Flüsse.
sich eine Anzahl von 40 im ganzen Jahre, in Hochwasser-Tagen dagegen
nur 22 in 1 ccm. Bujivid.
Uankin (1835) berichtet in einem Briefe aus Agra über selir auffallende
bacterientödtendeEigenschaften, welche das Wasser mehrerer
indischer Flüsse (Jumna und Ganges) gegenüber dem Choleravibrio ent-
faltet. Bei Agra (160000 Einwohner) wird die Jumna durch sämmtliche
Abwässer der Stadt verunreinigt. Der Bacteriengehalt (oberhalb der Stadt
300-750 Keime in 1 ccm) steigt auf 16000-21 000, fällt aber in 3-4 Meilen
unterhalb bis auf 4500, 5-6 Meilen unterhalb bis auf 500-760, und beträgt
120 Meilen unterhalb nur noch 125-130, ganz wie bei Dhobus-Strat, welches
5-6 Meilen stromaufwärts von Agra liegt. Der Fluss besitzt also eine
enorme Selbstreinig•ung^ Es zeigte sich nun, dass in dem Wasser der
Jumna Cholerabac. meist in 2, spätestens in 3 ^Z, Stunden abgestorben waren
(Peptoncultur), während das bei Wasser aus Brunnen nicht der Fall war.
Durch Kochen verlor auch das Jumnawasser seine bactericide Eigenschaft*.
Cxapleivsld.
Flügge (1831) tritt in einer, hauptsächlich rein h3^gienische Fragen
berührenden Abhandlung warm für die sachverständige Localinspection
bei der Begutachtung von Brunnenwässern ein und bringt weitere
Beläge für die Werthlosigkeit der bisherigen Untersuchungs-
methoden- bei. Ein Vergleich der Resultate der Inspection und der
chemischen Untersuchung ergab zwischen diesen beiden erhebliche Dis-
harmonien. Bei den durch chemische Analyse erhaltenen Beanstandungen
käme es darauf an, ob die gefundenen chemischen Verunreinigungen ab-
hängig sind von localen Defecten der Anlage, welche ausschliesslich zu Infec-
tionen Aulass geben können, oder ob sie durch ganz andere Einflüsse bedingt
sind, welche keine Infectionsgefahr mit sich bringen und dann freilich die
chemischen Resultate zu einem ungeeigneten hygienischen Criterium machen.
Was nun diese letzteren Einflüsse anbetriift, so steigt erstens mit grosserer
Bodendichtigkeit der Gehalt des Grundwassers an verunreinigenden Stoffen
und sinkt umgekehrt — bei sonst gleicher Zufuhr an verunreinigenden
Stoffen — mit zunehmender Durchlässigkeit des Bodens. Zweitens kommt
dafür die Tieflage der Brunnensohle in Betracht, insofern die Verunreinigung
um so grösser zu sein pflegt, je flacher der Brunnen ist; dilttens ferner die
stärkere oder geringere Benutzung des Brunnens ; viertens zeitliche Schwan-
kungen bedingt durch Witterungsverhältnisse und Regenmengen. Eine
deutliche Verbesserung des Grundwassers infolge Bodenreinigung nach
Einführung der Kanalisation Hess sich nicht constatiren. Dieser Keinigungs-
process des Bodens verläuft vielmehr äusserst chronisch (mitunter erstin 20-40
Jaliren messbar). Durch Vergleich des Geluilts von der Oder verschieden
weit entfernter Brunnen an Kalk und des Chlor- und N.,0..gehalts bei nied-
rigem Wasserstand bezw. bei Hochwasser konnte F. den Zutiitt von Oder-
') wobei wohl auch die Sonnonwirkung luilspielfn dürfte. Rol".
*) Dieser Umstand weist daraufhin, dass die ^bacterientödtende" Eigenschaft
wohl nur in dem Moment der Concurrenz der Wasserbacterieii zu suchen ist.
Baumgarten.
778 Bacteriologische Wasseruntersuchungen.
Hygienische Beurtheilung von Trink- und Nutzwasser.
Wasser zum Grundwasser nachweisen. Er misst diesem letzteren aber keine
grosse hygienische Bedeutung- bei. Namentlich wurde dadurch die Infections-
gefahr nicht geändert. Die durch Brunnendefecte in den Brunnen gelangten
Keime würden durch das zutretende Flusswasser sicher nicht aus diesem
entfernt; andererseits träten, wie die bacteriologischen Analysen bewiesen,
auch nicht die zahlreichen Keime des Flusswassers in die Brunnen über,
sondern würden durch den feinporigen Breslauer Boden schon in geringer
Schichtdicke abfiltrirt. Was die Beurtheilung der Brunnenverunreinigung
anlangt, so rangire man die Brunnen nach Chlor-Nitratgehalt etc. in Stufen
mit regelmässigem Abstand ein; „solange innerhalb einer Stufe noch zahl-
reiche und zu einem grösseren Terrain gehörige Brunnen vorkommen,
rechnet man dieselben noch zu den in durchschnittlicher Weise verun-
reinigten; diejenigen höheren vStufen, welche uns durch einzelne, zerstreute
Brunnen repräsentirt werden, sieht man als local verunreinigte und der
Controle bedürftig an". Nur mit dieser Einschränkung könne man noch
die chemische Untersuchung für die hygienische Beurtheilung des Wassers
benutzen. Eine Zufuhr gelöster „Stoffe" durch den Grundwasserstrom bei
sonst tadelloser Anlage, Ausschluss von Defecten und Einlaufen in den
Brunnenschacht und appetitlicher Beschaffenheit des Wassers, hält er für
unbedenklich. G'xapleivski.
Flügge (1832) hatte auf der 20. Versammlung des ,Deutschen Vereins
für öffentliche Gesundheitspflege' zu Stuttgart am 11.-13. September 1895
das 5. Eeferat über die hygienische Beurtheilung von Trink- und
Nutz Wasser übernommen, welches in folgenden Schlusssätzen gipfelt:
1. „Die bis jetzt übliche hygienische Begutachtung der Wässer, lediglich
auf Grund der chemischen, bacteriologischen und mikroskopischen Unter-
suchung eingesandter Proben ist fast in allen Fällen verwerflich". 2. „Die
einmalige Prüfung eines Wassers auf seine hygienische Zulässigkeit als
Trink- oder Brauchwasser muss vor Allem durch Besichtigung und sach-
verständige Untersuchung der Entnahmestelle und der Betriebsanlage er-
folgen. In manchen Fällen liefert diese Prüfung allein bereits eine Ent-
scheidung. Meistens ist eine Ergänzung durch grobsinnliche Prüfung des
Wassers, sowie durch die Eisen- und Härtebestimmung wünschenswerth,
selten ist eine weitergehende chemische, bacteriologische oder mikroskopische
Untersuchung zur Sicherung der Resultate erforderlich. Bei Neuanlagen
von centralen Grundwasserversorgungen muss man sich mit besonderer
Sorgfalt von der Keimfreiheit des betreffenden Grundwassers vergewissern".
3. „Zur fortlaufenden Controle von Wasserversorgungen, deren An-
lage und Betrieb bekannt ist, eignet sich die bacteriologische, zuweilen
auch die chemische Analj^se einwandfrei entnommener Proben. Die hygie-
nische Bedeutung auffälliger Resultate der Analyse ist meist nur aus einer
wiederholten Besichtigung und Untersuchung der Versorgungsanlage zu
entnehmen", Hinsichlich der höchst interessanten Details des Vortrages,
in welchem Verf. den allmählichen Umschwung in der Beurtheilung des
Trink- und Gebrauchswassers entwickelt, muss auf das Original verwiesen
werden. Cxaplewski.
Bacteriologische Wasseruntersuchungen. 779
Hygienische Beurtheilung von Trink- und Nutzwasser.
Hammeii (1834) untersuchte das Wasserwerk der Stadt Graz
vom hygienischen Standpunkte aus. Die interessante Arbeit enthält wenig
bacteriologische Angaben. Auf Grund seiner vergleichenden Untersuch-
ungen der verschiedenen Pumpbrunnen und der Sammelbrunnen der Wasser-
leitungsanlage einerseits, sowie des Flusswassers der Mur andererseits
kommt er zu dem Schlüsse, dass das Grazer Leitungswasser ein Misch-
wasser ist, welches sich zusammensetzt einerseits aus Grundwasser, welches
grösstentheils von den im Nordosten der Thalsohle, in welcher Graz liegt,
aufsteigenden Erhebungen, andererseits aus seitlich filtrirten Flusswasser
der Mur. Das Mischungsverhältniss ist verschieden je nach Lage der
Schöpfstelle, Höhe des Grundwasserstandes und Hochgang des Flusses. Bei
niedrigem Grundwasser und starkem Wasserverbrauch wird mehr Mur-
wasser übertreten. Bei umgekehrten Verhältnissen wird das Grundwasser
überwiegen. Trotzdem ist das Grazer Leitungswasser physikalisch-chemisch
und auch bacteriologisch als einwandsfrei und hygienisch nicht zu bean-
standen zu bezeichnen, da die ültrirende Erdschicht ein Uebertreteu von
Keimen aus dem Flusse in die Brunnen nicht zulässt. Ja das Wasser der
Schöpfstellen zeigt den Typus von Grundwasser, da es sehr keimarm, mit-
unter keimfrei ist, Bacterienzunahme auf äussere Verunreinigungen zurück-
geführt werden kann und auch wieder von selbst schwindet. Cxap/civski.
Loeffler, Oesten und Seiidtuer (1838) haben im Handbuch der Hy-
giene von Th. Weyl die Bearbeitung des Capitels ,Wasser' übernommen.
Die Wasserversorgung wird behandelt von Oberingenieur Oestp:n in
Berlin (p. 415-504), die chemische Untersuchung des Trinkwassers von
R. Senbtxer, Inspector der kgl. Untersuchungsanstalt in München (p. 509
bis 543). Der die Leser des Jahresberichts hauptsächlich interessirende
diitte Theil des Buches (p. 548-734) ist bearbeitet von Geheimrath Pro-
fessor Dr. Loeffler in Greifswald. Nach einer kurzen Einleitung ent-
wickelt er die Lehre von den mikroskopischen Wasserorganismen, und giebt
im 3. Abschnitt eine Uebersicht der hygienisch wichtigeren Wasserorga-
nismen (Wassertlüere, Wasserpflanzen, Bacterien). Der 4. Abschnitt be-
handelt die Methoden zur Untersuchung der Wasserorganismen, der 5. das
AVasser in seinem Kreislauf und die Mikroorganismen und beleuchtet die
Wandlung in den Anschauungen über den Werth der bacteriologischen
Untersuchung für die Beurtheilung der Wässer. Der (3. Abschnitt ist der
Verbreitung von Krankheiten durch das Wasser gewidmet, der 7. dem Ver-
halten der pathogenen Bacterien im Wasser unter Berücksiclitigung der
experimentellen Ergebnisse. Der 8. und 10. Abschnitt schildern den Ein-
fluss niederer Temperaturen und des Lichtes auf die Bacterien im Wasser,
sowie das Verhalten derselben in kohlesäureluiltigen Wässern und in natür-
lichen Mineralwässern. Der 11. und 12. Abschnitt behandeln dann im Zu-
sammenhange die Bacteriologie und die wasserreinigenden Vcrfaliren und
Apparate, sowie die wasserleitenden Apparate (einschliesslich Desinfection
derselben). — Der 4. Theil des Buches ist der Beurtheilung des Trink-
wassers gewidmet. Die Einleitung, ferjier die Abschnitte über Beurtheilung
auf Grund der Ocularinspectiou, sowie der chemischen Analyse und über
780 Bacteriologische Wasseruntevsuchungen.
Schwemmkanalisation in Kiel. Kanalwasser in Warschau.
die Anforderungen an ein Trinkwasser auf Grund der physikalischen und
chemischen Untersuchung sind von Dr. Sendtner, der 4. sehr wichtige
über die Beurtheilung des Wassers vom sanitären Standpunkt aus von Pro-
fessor LoEFPLEE verfasst. — Auf Einzelheiten des gediegenen Wei'kes kann
natürlich hier nicht eingegangen werden. Die Ausstattung des Buches ist
die bekannte des Gustav Fi seh er 'sehen Verlages. Durch zahlreiche
zweckentsprechende Abbildungen im Text wird das Verständniss des Ge-
schilderten unterstützt. Literaturverzeichnisse sind den einzelnen Capiteln
beigegeben. Czaplewsld.
B. Fischer (1830) tritt in einer eingehenden und werthvollen Studie
für die Einführung der Schwemmkanalisation in Kiel ein. Die
Reinhaltung des Hafens soll durch Einleiten der Schmutzwässer in die
Aussenföhrde gesichert werden. Auf die zahlreichen interessanten Details
der umfangreichen Arbeit kann hier nicht näher eingegangen werden. Von
den bacteriologischen Details mögen folgende Sätze hier Erwähnung finden:
Nicht verunreinigtes Meerwasser enthielt an der Oberfläche in der Regel
weniger als 100 Keime in 1 ccm, eine grössere Bacterienzahl legt den Ver-
dacht einer stattgehabten Verunreinigung nahe. „Enthält das Hafenwasser
an einer Stelle mehr als 500 Bacterien, und ist dieser erhöhte Keimgehalt
nicht etwa durch eine vermehrte Aufnahme von Keimen aus den Ufern
bezw. aus dem Hafengrunde zu Stande gekommen, was bei dem Wasser
in nächster Nähe der Ufer, namentlich an seichteren Stellen und bei stär-
kerer AVellenbewegung, stattfinden kann, so müssen wir diesen stärkeren
Bacteriengehalt auf eine Verunreinigung durch Abgänge von den
Schiffen, durch von Land eingeleitete Seh mutz w'ässer u. s. w. beziehen, und
zwar auch dann, wenn durch die physikalisch - chemische Untersuchung
Zeichen einer Verunreinigung nicht aufgefunden werden". Wird bei stär-
kerem Keimgehalt an der Oberfläche in 1-3 m Tiefe ein erheblich niedrigerer
Keimgehalt angetroffen, so sei damit schon die Verunreinigung des Ober-
flächenwassers zur Genüge dargethan. Gelegentlich der Eröffnung des
Kaiser- Wilhelm-Kanals stieg der Keimgehalt im Kieler Hafen bis 2 Tage
vor der Kanalfeier um das 7 fache, 2 Tage nach der Beendigung derselben
bis auf das 25fache! Diese Keimsteigerung glaubt F. jedoch nicht auf die
von den Schiften ausgegangene Verunreinigung, sondern in der Hauptsache
auf die Schmutzwässer der in den Hafen entwässernden Ortschaften zurück-
führen zu sollen bei fehlender bezw. schwacher Strömung und Wellen-
bewegung. Mitbesprochen sind die Untersuchungsergebnisse bei anderen
verunreinigten Seehäfen: Palermo (nach Alessi), Oran (nach Cassedebat)
und Flensburg (nach Kreisphysikus Dr. Deneke). Details siehe im Original.
Cxaplewski.
Ziirakowski (1847) beschreibt einige Beobachtungen, welche er an
dem Kanalwasser des Hauptcollectors in Warschau gemacht hat.
Warschau besitzt seit einigen Jahren eine Schwemnikanalisation, mittels
welcher die ganze Stadt kanalisirt worden ist. Das Schmutzwasser sam-
melt sich in einem grossen Collector, welcher alles Kanalwasser unterhalb
der Stadt bei Bielany in die Weichsel führt. In dem Schmutzwasser hat
Bacterien der Milch. Der pathogene Bac. I von Flügge. 781
Z. bei der ersten Versuchsreihe durchschnittlich 11,875 bis 10,095 Millio-
nen Keime gefunden, bei der zweiten, bei welcher möglichst genau das-
selbe Wasser aus einer 2,700 m langen Strecke an drei verschiedenen
Stellen entnommen wurde, hat er 6,32 bis 9,44 Millionen Keime gefunden.
Es ist mithin keine Abnahme in der Keim-Anzahl während des Diu'ch-
laufens dieser Strecke bemerkt worden. Btijivid.
Roeper (1842) hat in 28 Proben die Milch von 12 Frauen unter-
sucht und nur 5mal Keimfreiheit gefunden. Meist fand sich der Sta-
phylok. pyog. albus, dann der aureus. Wahrscheinlich sei die Milch selbst
steril, und gelangen die Mikroorganismen aus den grösseren Ausführungs-
gängen der Brustwarze bei der Entleerung der Milch in dieselbe. Walz.
Lübbert (1839) hat eine der von Flügge^ seinerzeit aus der Milch be-
schriebenen pathogenen Bacterienarten (Bac. I von Flügge) einer eingehen-
den Untersuchung unterzogen. Dieselbe gehört zu den peptonisir enden
Milch bacterien Flxjgge's und ist sehr widerstandsfähig, da die fertig
ausgebildeten Sporen ein zweistündiges Erhitzen im Dampf von 100^
ohne Schaden ertragen. Die Milch wird durch diese Art bei 35*^ in den
ersten 12 Stunden grobsinnlich nicht verändert, dann bildet sich zuerst
eine schmale Serumzone und fortschreitende Peptonisirung ohneReactions-
änderung. Die Milchculturen erwiesen sich bei Fütterung für junge
Hunde und Meerschweinchen als giftig, ältere Hunde vertrugen grössere
Mengen ohne Schaden. Auch bei subcutaner und intraperitonealer Impf-
ung waren die Milchcultm-en für Meerschweinchen sehr giftig und zwar
am giftigsten, wenn die Milchcultur in ganz dünner Schicht bei 35" ge-
züchtet wurde. In diesem Falle tödtete 1 ccm intraperitoneal Meerschwein-
chen von 300 g innerhalb 24 Stunden. Durch Filtriren mittels Kaolin-
filter, Papierfilter etc. werden ungiftige Filtrate erhalten. Das Gift gelangte
nur ins Filtrat, wenn man für ein schnelles Ablaufen Sorge trägt. Durch
mikroskopische Untersuchungen und Culturen wiu'de nun erwiesen, dass die
ungiftigen Filtrate keimfrei bezw. keimarm, die giftigen dagegen enorm
keimhaltig waren. Dadurch kam Verf. zur Vermuthung, dass das wirksame
giftige Princip der zersetzten Milch kein Stoffwechselproduct, sondern die
Leibessubstanz der Bac. selbst sei. Zum Beweise w^irden Versuche mit iso-
lirten Bac. von Culturen angestellt, welche diese Vermuthung vollauf bestä-
tigten. Bei intraperitonealer Impfung genügten 25 Millionen isolirteBac, um
Meerschweinchen von 300 g zutödten; für kleinere Thiere genügten 12'/.,
Millionen. Auch durch Fütterung mit isolii'ten Bac. konnten Meerschwein-
chen und junge Hunde getödtet werden. Es genügten also die in der zer-
setzten Milch vorhandenen Bac.-Leiber allein schon zur Erklärung des
toxischen Eftectes. In allen Fällen handelt es sich nur um lutoxication,
keine Infection; die Bacterien sind nur im Darm, aber niclit ausserhalb des-
selben im Körper nachweisbar. Wie der Bac.-Leib seine so eminent toxische
Wirkung ausübt, konnte Verf. nicht entscheiden. Die Verdauungssäfte
vermochten aus den Bac. kein Gift in Lösung zu bringen. In der Bauch-
') Jahreaber. X, 1894, p. 683. Ref.
782 Vorkommen uutl Verhalten der Bacterien in der Milch.
höhle des lehenden Thieres werden die Bac. sehr rasch aufgelöst. Der durch
Chloroform oder Kochen abgetödtete Bac. ist dagegen ungiftig wie ge-
kochte giftige Milch, erst bei sehr grossen Dosen intraperitoneal wurden
die Resultate zweifelhaft.
Die Bedeutung des Bac. für die Sommerdiarrhoe des Kindes müssten
weitere Untersuchungen ergeben. Der Nachweis sei aber sehr schwierig.
Verf. betont hierbei, dass der Bac. mitunter Sporen ohne Resistenz bilden
kann. — In railchhygienischer Hinsicht fordert er das Verbot der Bezeich-
nung „keimfreier" oder „sterilisirter" Milch, weil diese eben häufig ge-
rade durch diesen gefährlichen Bac. zersetzt ist. Man solle auch nie den
Kindern Milchvorrath an abgekochter Milch für den ganzen Nachmittag
oder mehrere Stunden mitgeben, weil sich in dieser Zeit bereits dieser ver-
derbliche Bac. entwickelt haben kann. Cxwplewski.
Blumeutlial (1827) studirte die Zersetzung der Milch bei der
spontanen Zersetzung und nach Impfung mit Bact. coli, Milch-
säurebacterien, Oidium lactis, Typhusbac, Pneumoniediplo-
kokken, Cholerabac, Milchsäurebac. (Hueppe). Nur der letztere
leitet eine reine Milchsäuregährung ein, wie eine solche auch bei der spon-
tanen Milchzersetzung stattfinden kann. Häufiger sei bei der spontanen
Milchzersetzung die Bernsteinsäuregährung. Letztere ist eine sehr ver-
breitete in der Milch vorkommende Zersetzungsart. Die Bernsteinsäure-
gährung geht einher unter Bildung von Alkohol, Aldehyd, flüchtigen Säuren
und der Bernsteinsäure, welche ohne Rücksicht auf die Reaction vorzüglich
aus dem Milchzucker entstehen. Bei Bruttemperatur verläuft die Gährung
schneller. Zusatz von kohlensaurem Kalk scheine die Bildung flüchtiger
Säuren zu begünstigen. Letztere finden sich auch bei der Milchsäuregäh-
rung, gleichfalls aus dem Milchzucker stammend. Auch die Phosphorfleisch-
säure kann eine Quelle für die Zersetzungsproducte der Milch bilden. Nur
vom lebenden Eiweiss werde Milchsäure gebildet, nicht aber in einem ab-
gestorbenen Gewebe, auch nicht bei der bacteri tischen Zersetzung der Ei-
weisskörper. Ueberall, wo bei der Eiweisszersetzung von Milchsäure die
Rede ist, sei dafür Bernsteinsäure zu setzen.
Durch Versuche mit den Bacterien der Cholera, Diphtherie und des Teta-
nus wurde festgestellt, dass in alkalisirter Milch mehr Toxine gebildet
wurden. Die neutrale Reaction, nicht aber der Milchzucker als solcher, be-
sitze einen wesentlichen Einfluss bei der Hinderung der Toxinbildung. Die
Toxine brauchten überhaupt nicht aus dem Eiweiss des Zersetzungsmaterials
zu stammen; in den Versuchen an Milch zeigte sich gerade, dass die Bac-
terien, trotzdem ihnen reichlich Eiweisskörper zur Zersetzung geboten wur-
den, dieselben dennnoch zur Toxinbildung verschmähen. Cxapleivski.
Effront (1829) beschäftigt sich mit der Frage der Milchsäuregäh-
rung, welche letztere bekanntlich bei der Presshefefabrication und bei
der Brennerei vor der Anstellung mit Hefe in der zu vergährenden Würze
u. s. w. eingeleitet wird. Er kommt dabei zu folgenden Schlüssen:
1. Der günstige Einfluss der Milchsäuregährung kann nicht der antisep-
tischen Wirkung der Milchsäure beigemessen werden.
Vorkommen und Verbalten der Bacterien in der Milch. 783
Rothwerden der Speisen.
2. Die allgemeinen Bedingungen, unter denen man industriell die Milcli-
säuregälirung bewirkt (Conceutration, Acidität der Würze, niedere Gähr-
teraperatur) beeinflussen sehr merklich die physiologischen Eigenschaften
der Hefen; die unter diesen Bedingungen erzeugten Zellen sind durch ihre
grosse Wirksamkeit ausgezeichnet.
3. Die Wirksamkeit einer Hefe hängt ab besonders von ihrem Gährver-
mögen; eine Hefe gezüchtet unter Bedingungen, welche ein schwaches
Gähr vermögen erzeugen, wird wenig kräftige Zellen liefern. Umgekehrt,
wenn die Bedingungen für die Hefebildung ungünstig, das Verhältniss
zwischen zerstörtem Zucker und gebildeter Hefe gross ist, werden die aus
dieser Arbeit resultirenden Zellen eine um so grössere Wirkungskraft
zeigen, als die Gährkraft höher ist. Die Wirkungskraft hängt also von
den Ernten ab; eine Hefe, welche eine starke Ernte geliefert hat, wird
wenig wirksame Zellen liefern, v/ährend dieselbe Hefe in einer an Nähr-
stoffen reichen W'ürze gezüchtet, aber unter Bedingungen, welche die Ver-
mehrung beschränken, Generationen sehr wirksamer Zellen liefert.
4. Unter den Bedingungen, welche man in der Praxis zur Erzielung
der Milch säuregährung einhält, kann die Vermehrung der Hefe nicht be-
trächtlich sein, und die Wirksamkeit der Hefe ist eine Folge ihrer schwachen
Vermehrung.
5. Die Milchsäurebildung vollzieht sich in der Industrie bei 50^. Die
Wahl dieser Temperatur kann man dadurch erklären, dass sich bei dieser
Temperatur durch Selection gerade eine milchsäui'ebildende Art entwickelt,
welche diese hohe Temperatur gut verträgt, eine schnelle Säuerung be-
wirkt und nur minimale Mengen flüchtiger (Fett-) Säuren bildet.
Cxaplewski.
Für die Milchuntersuchung fügt Frye (1833) zu 50 ccm sterilen
Wassers 0,5 ccm Milch und bringt von dieser Verdünnung 1 ccm in flüssige
Gelatine oder Agar-Agar zum Zwecke der Plattengiessung. Die Platten
werden dann in dem kalten bezw. warmen Thermostaten aufbewahrt und
nach 48-72 Stunden die Colonien gezählt. Man niuss auf die Temperatur
der Incubation achten und auch auf die Frische der Milch. 4 Tabellen sind
der Arbeit beigefügt, die Auskunft geben über die Anzahl der Bacterien,
die in verschiedenen Milchproben gefunden werden. Kmühack.
Scheurleu (1843) giebt eine lesenswerthe Darstellung der Entwick-
lung unserer Kenntnisse über den Bac. prodigiosus. Ein Ueberblick über
die durch ihn vei'anlassten Epidemien von Kothwerden der Speisen
ergiebt, dass es hauptsächlich die Älonate Juli bis September gewesen sind,
in denen solche Ereignisse eintraten. Die Art und Weise, wie sich der
Prodigiosus verbreitet, räth Sch. zu studiren, weil man daran „ein gutes
Vergleich sobject mit den Hausepidemien von Typhus und Cholera" habe.
Nach Sch. 's experimentellen Untersuchungen ist der Prodigiosus ein be-
weglicher Bac. mit abgerundeten Enden und 2 bis 4 Geissein an den Längs-
seiten. Auf Kartoffeln erscheint er unbeweglich und in mikrokokkenähn-
licher Form, weil ein von ihm erzeugtes flüchtiges Alkali (Ammoniak) die
äussere Schicht der Bacterien schleimig aufquellen lässt; in flüssigen Sub-
784 Rothwertlen der Speisen. Vorkommen und Verhalten der Bacterien
in Austern und anderen Mollusken.
Straten hat er seinen erstbeschriebenen Charakter, weil hier seine ihn
schädigenden Stoftwechselproducte abgeführt bezw. neutralisirt werden.
Der Farbstoff des Prodigiosus ist in Alkohol, Aether, Chloroform, Xylol,
fetten und ätherischen Oelen, Eisessig, Schwefelkohlenstoff, Laugen leicht
löslich, schwer löslich in reinem und angesäuertem Wasser. Stickstoff
enthält der Farbstoff nicht oder höchstens sehr wenig. Säurezusatz lässt
ihn roth, Alkali gelb erscheinen. Reducirende Mittel entfärben ihn; eine
Reoxydation gelingt nicht. Ausser dem Farbstoff bildet der Prodigiosus
noch grosse Mengen von Ammoniak, geringe Mengen Methylamin, Ameisen-
säure und Bernsteinsäure. Zucker vergährt er nicht. In einer mit Soda
neutralisirten Zuckerboiüllon entsteht unter seinem Wachsthum allerdings
Gas, aber nicht durch Vergährung des Zuckers, sondern infolge von Ver-
drängung der Kohlensäure durch die gebildeten stärkeren Säuren, u'ibel.
E. Klein (1837) untersuchte das Verhalten des Typlmsbac. und Cholera-
vibrio in Abfuhrwasser, reinem Wasser und Seewasser; ihr Ver-
halten im Körper der Auster und die Bacterien, die sich in gewöhnlichen
Austern linden lassen. Er zeigt u. A., dass, wenn man Austern in Wasser
legt und mit Typlmsbac. inficirt, dieser Bac. noch 4-18 Tage später aus
der Auster gewonnen werden kann. K. fand, dass, wenn er mit Cholera-
vibriouen in derselben Weise experimentirte, diese im Austerkörper stark
verändert werden können und zwar so sehr, dass sie nicht mehr die Pfeif-
FER'sche Reaction geben. Der Arbeit sind 16 ausgezeichnete Tafeln mit
sehr guten Photogrammen beigefügt. Ein jeder, der sich mit der Variabilität
des Choleravibrio beschäftigt, muss sie studiren, da sie sich nicht gut zu
einem kurzgedrängten Referat eignet. Bei der Züchtung in der Auster
fand Verf. 5 verschiedene Varietäten, die sämmtlich von einer einzigen Art
stammten, K. bereitete sich ein Choleraserum, indem er ein Meerschweinchen
gegen die Stammart immunisirte. 3 der neuen Varietäten reagirten nicht
mit Agglutination; 2 gaben keine PFEiFPEK'sche Reaction. Kanthach:
Wood (1845) hat im Laboratorium die Umstände studirt, welche
Austern und andere Mollusken als Infectionsträger gefährlich
machen können. Er weist zu Anfang darauf hin, dass Austern haupt-
sächlich an den Flussmündungen gezüchtet werden, wo natürlich oft in
Menge das Abfuhrmaterial der Syle sich ansammelt. Man muss deshalb
untersuchen, in wieweit eine solche Verunreinigung der Austern für den
Menschen von Gefahr sein kann. Dies ist um so wichtiger, da jüngst in
England und Frankreich die Auster als Ursache mehrerer Ausbrüche von
Abdominaltyphus verdächtigt wurde. W. machte Versuche, um sich zu über-
zeugen, wie lange Typhusbac. und Choleravibrio in der Auster und im See-
wasser leben können. Er weist nach, dass diese beiden Organismen lange
Zeit in See- und Flusswasser leben können, im sterilisirten Wasser gewöhn-
lich mehrere Monate lang, gleichgültig ob die Temperatur niedrig (4-7 ^ C.)
oder hoch war (12-20 ^), sodass man an der Dauerhaftigkeit dieser Bacterien
im Salzwasser nicht zweifeln kann. Legt man Austern für 12 Stunden
in Wasser, in welchem Vibrionen suspendirt sind, und überträgt sie dann
in frisches Wasser, welches öfters gewechselt wird, so können Vibrionen
Vorkommen und Verhalten der Bacterien in Austern. 785
noch nach 18 Tagen in denselben gefunden werden. Als W. die Versuche
mit Staphylok. aureus wiederholte, fand er, dass die Anzahl der Colonien
von Tag zu Tag abnahm; während er nämlich am ersten Tage 80-100000
Colonien züchtete, ergaben sich am 21. Tage nur 10-15. In der von der
Auster eingeschlossenen Flüssigkeit vermehren sich Typhusbac. und Cholera-
vibrionen bei höherer Temperatur, jedoch nicht bei der gewöhnlichen Auster-
temperatur. Wäscht man die Austern in sterilem Wasser, so kann man
fast alle Organismen entfernen, sodass sich die Auster wahrscheinlich
schnell aller Contamination entledigen kann. Bewahrt man Austern lege
artis auf, so vermehrt sich die Anzahl der Bacterien in ihrer Körper-
flüssigkeit sehr schnell und zwar von 60-80 am ersten Tage bis zu 12-14000
am G. Tage. Verf. schliesst, dass Verunreinigungen des Austerbettes gefahr-
bringend sein können, man solle daher alle aus verunreinigtem Wasser
stammenden Austern nicht geniessen. Kanthack.
Boyce und Herdmau (1828) weisen darauf hin, dass reines See-
wasser das beste Nährmedium für Austern darstellt und dass verun-
reinigte Austern durch reines Seewasser von pathogenen Bac-
terien befreit werden können. Sie zeigen ausserdem, dass Bact. coli
und Typhusbac. 14-21 Tage im Seewasser gut gedeihen können. Im Magen
der Auster fand sich Bact. coli oft in grosser Anzahl, auch Proteus. Der
Typhusbac. vermehrt sich weder im Wasser* noch im Austergewebe. Durch
Aufenthalt in reinem Seewasser wird die Auster schnell gereinigt, denn sie
gedeiht besser in fliessendem reinen Wasser, als in einer schmutzigen, stag-
nirenden Lache. Kmitlmck.
*) Dies widerspricht der obigen Angabe, wonach „Typhusbac." 14-21 Tage
im Seewasser gut gedeihen können. Bauvifjarten.
Banin gart eii's JahreBberloht \Xl 50
786 Allgemeine Methodik, Desinfectionspraxis und Technisches.
Literatur.
C. Allgemeine Methodik,
Desinfectionspraxis und Technisches
Referenten: Doc. Dr. E. Czaplewski (Köln),
Prof. Dr. A. Holst (Christiania), Dr. B. Honseil (Tübingen),
Med.-Rath Prof. Dr. A. Johne (Dresden), Prof. Dr. A. A. Kanthack
(Cambridge), Prof. Dr. €. H. H. Spronck (Utrecht), Prof. Dr. F. Taugl
(Budapest), Prof. Dr. A. Trambustl (Ferrara).
1848. Alilfeld, F., Einige Bemerkungen zu der vorstehenden Arbeit des
Herrn Dr. Leedham-Green (Deutsche med.Wchschr. No. 23 p. 361).
— (S. 835)
1849. Ahlfeld, F., und F. Yahle, Die Wirkung des Alkohols bei der
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Czaplewski (1861) empfiehlt zur GEAM'schen Methode, das leicht ver-
derbende Anilinwasser-Gentianaviolett durch das haltbare Carbolgentiana
zu ersetzen. Er hat, seit er 1890 gelegentlich seiner Tuberkelbac.-Studien
das von Eugen Fraenkel (Hamburg) 1885^ zur GEAM'schen Färbung em-
pfohlene Carbolgentiana kennen lernte, dieses immer statt des Anilinwasser-
Geutiana mit bestem Erfolge benutzt. Carbolgentiana wird wie Anilin-
wasser-Gentiana bereitet, nur dass statt des Anilinwassers die gleiche
Quantität 2,5proc. Carbolwasser genommen wird. Es muss darauf gesehen
werden, dass die alkoholische Gentianaviolettlösung, welche zu seiner Be-
reitung verwandt wird, auch wirklich concentrirt ist. Uebrigens färbt dies
Carbolgentiana auch unverdünnt innerhalb etwa einer Minute Ausstrich-
präparate scharf, dunkel und distinct und bewirkt weniger leicht Mitfärb-
ung des Grundes, weswegen es sich auch gut zu Geisseipräparaten eignet
(Bunge). Scharf färbt es vorzüglich solche Mikrobien, welche nach Gram
entfärbt werden und sich mit LoEFPLER'schem Methylenblau verhältniss-
mässig schlecht oder wenigstens nicht brillant färben, so Vibrionen, die
Bacterien der Typhus-coligruppe, Rotzbac, und Bac. pyoc3%'in., welcher sich,
namentlich in nicht ganz jungen Culturen, auffallender Weise sehr schlecht
mit Loefflek's Methylenblau färbt. Verf. macht besonders darauf auf-
merksam, dass der Satz: „Eine Bacterienart färbt sich nach Gram oder
nicht nach Gram", eine gewisse Einschränkung erfahren muss. AVohl giebt
es Arten, welche sich nie nach (ieam färben. Es giebt aber auch Arten,
welche sich bald nach Gram färben, bald nicht, und zwar ist dies Verhalten
bei den einzelnen Arten oft sehr verschieden. Es zeigt sich nämlich, dass
die jungen Individuen sich nach Gram färben, die älteren die Farbe ab-
geben, zuerst theilweise (körnige Färbung), dann ganz. Bei manchen Arten
färben sich überhaupt nur ganz junge Culturen noch nach Gram, z. B. Bac.
))y()cyan. und fluorescirende Bac. -Arten. Je schärfer das Entfärbungsmittel
ist und je länger seine P]in Wirkung dauert, um so leichter tritt aucli die
Entfärbung bei der GRAM'schen Methode ein. Am schonendsten ist Eut-
') Deutsche med. Wochenschr. 1885, No. 33 p. 576. lief.
794 Allgemeine Methodik. Modificiiung der GRAM'sclien Färbemethode.
färbung nacli Weigert mit Anilinxylol, weniger schonend mit reinem
Anilin, dann mit Alkohol nach Gram\ am wenigstens schonend ist Be-
handlung mit Säurealkohol nach Eibbert (Essigsäurealkohol) und Günther
(Salzsäurealkohol). Durch diese Thatsachen lassen sich widersprechende
Angaben von verschiedenen Autoren über Färbbarkeit bezw. Nichtfärbbar-
keit von Bacterien nach Gram, z. B. für den Diphtheriebac (welcher sich
ganz gut nach Gram färbt), wohl erklären.
Im Gegensatz zu Günther'' fasst Verf. die GRAM'sche Methode niclit als
ein Entfärbungs-, sondern als ein Färbungsverfahren auf, indem er den
Schwerpunkt des Verfahrens in der Jodbehandlung sieht. Die Jodirung
fasst er als eine Art Beizung auf, indem dadurch der Farbstoff in gewissen
Theilen des Präparates fixirt wird, und vergleicht dieselbe mit der Tannin-
wirkung bei der NicoLLE'schen Methylenblaumethode'^. Auch möchte Verf.
die GRAM'sche Methode nicht einmal so allgemein als Kernentfärbungsver-
fahren bezeichnen, da die Kerne oft den Farbstoff erst bei den stärker
wirkenden Differenzirungsmitteln (Säurezusatz) hergeben.
Um nun neben den nach Gram färbbaren Bacterien auch die nach Gram
entfärbten zur Anschauung zu bringen, suchte er letztere mit einer passen-
den Bacterienfarbe in Contrastfärbung nachzufärben. Als Contrastfarbe
wählte er das Fuchsin* und zwar als Carbolfuchsin. Da letzteres aber
wegen seines Alkoholgehaltes den Verdacht einer nachträglichen Schädig-
ung der GRAM'schen Färbung nicht ganz abweisen Hess und da es
ausserdem leicht Farbstoffniederschläge giebt und rändert, so suchte er den
Alkoholgehalt zu vermeiden. Er ersetzte mit Erfolg den Alkohol durch
den weniger leicht flüchtigen dreiatomigen Alkohol-Glycerin. Das „Car-
bolglycerinfnchsin" wird wie folgt bereitet: In einer geräumigen Reib-
schale wird 1 g Fuchsin (Rosanilinchlorhydrat) mit 5 ccm flüssiger Carbol-
säure innig verrieben. Dazu werden unter beständigem Verreiben allmählich
50 ccm reines Glycerin und danach 100 ccm destill. Wasser zugesetzt.
Diese dunkelrothe Lösung zeigt auf der Oberfläche kein schillerndes Fuchsin-
häutchen, ist bereits unfiltrirt verwendbar und lässt sich beliebig mit destill.
Wasser zu klaren Lösungen verdünnen (am besten 1 : 10 Th. destill. Wassers).
Die verdünnte Lösung kann zur Tuberkelbac- Färbung (namentlich für
Schnitte, welche sie weniger angreift) verwandt werden, die unverdünnten
Lösungen sind zu Ausstrichpräparaten sehr gut; die Lösung 1:10 färbt
weniger leicht den Grund mit, z. B. bei Peptonwasserpräparaten. Auch
die verdünnten Lösungen sind haltbar.
Um nun Ausstrichpräparate nach Gram mit Carbolglycerinfuchsin nach-
zufärben, verfährt Verf. wie folgt: Mit einer an der Spitze zu einem Spa-
^) Hier wäre einzuschieben Entfärbung mit Acetonalkobol nachNicOLLE (vgl.
Jabresber. XI, 1895, p. 625). Ref.
-) Einführung in das Studium der Bacteriologie. 4. Aufl. Leipzig 1895, Thieme.
») Jabresber. Vm, 1892, p. 603. Ref.
*) Ref. bedauert lebhaft, dass ihm der gleiche Vorschlag von Nicolle unbe-
kannt geblieben, da in dem überhaupt sehr mangelhaften Referat über die
NicoLLE'sche Arbeit, das ihm zunächst nur bekannt vrurde, gerade dieser Vor-
schlag vollkommen unerwähnt blieb. Ref.
Allgemeine Methodik. Modificirung der GRAM'sclien Färbemethode. 795
telchen breitgehämmerten dicken Platinnadel wird das zu untersuchende
Material auf dem Objectträger möglichst dünn ausgestrichen, bezw. mit der
Platinnadel in einem Tröpfchen aufgekochten destill. Wassers vertheilt.
Nach Trocknen und Fixiren wird etwa eine Minute lang mit Carbolgentiana
gefärbt unter leichtem Erwärmen, Abspülen mit Wasser, LuGOL'sche^ Lö-
sung etwa 30 bis 60 Secunden. Abspülen mit Wasser, Diiferenziren mit
Alkohol", bis keine gröberen Farbstoifwolken abgehen (etwa eine Minute).
Löst sich der Farbstoff nicht gut, so hilft Zusatz von einem Tropfen Anilin-
xylol zu dem Präparat, danach Spülen mit Alkohol. Abspülen mit Wasser,
Nachfärben mit dem verdünnten Carbolglycerinfuchsin (1 : 10) unter
leichtem Erwärmen. Nach Abspülen mit Wasser und Trocknen — wobei
sorgfältig beim Trocknen über der Flamme darauf zu achten ist, dass alles
Wasser von dem Präparat durch Abblasen entfernt wird, da es sonst beim
Erwärmen als Entfärbungsflüssigkeit wirkt — kann das Präparat nach
Neisser's Vorgang sofort mit einem Tropfen Immersiousöl bedeckt niikro-
skopirt werden, sonst kann es in Wasser oder Xylolbalsam untersucht werden.
Nach der erwähnten Methode kann man bequem 8 Präparate neben einander
auf einem Objectträger nach Ctraji mit Nachfärbung versehen, z. B. wenn
es sich darum handelt, 8 verschiedene Colonien auf Färbbarkeit nach Gram
zu prüfen. (Den Anfang der Eeihe markirt man durch einen Strich mit
dem Gelbstift auf der linken Seite des Objectträgers). Die nicht nach Gram
gefärbten Mikrobien erhält man dann roth.
Auch die WEiGERT'sche Modification der GRAM'schen Methode lässt sich
mit dieser Eothnachfärbung gut verbinden. Es wird das Präparat nach
Einwirkung der LuGOL'schen Lösung mit Wasser abgespült und getrocknet,
Anilinxylol (2:1) wie üblich differenzirt. Geht die Diflferenzirung nicht
gut von Statten, so gebe man vorsichtig einen Tropfen Alkohol zu, worauf
sich sofort energische Farbstoffwolken ablösen. Sofort wird wieder mit
Anilinxj'lol unter leichter Neigung des Objectträgers nachgespült. Das
Anilinxylol wird nach erfolgter Differenzirung mit Xylol entfernt und
letzteres verdunstet. Darauf Nachfärbung mit Carbolglycerinfuchsin etc.
Zur bequemen Ausführung der Methode hält Verf. die Carbolgentiana-
violett- und LuooL'sche Lösung sowie die Carbolglycerinfuchsinlösung iu
Pipettenflaschen mit Saughütchen; für Alkohol, Anilinxylol und Xylol
benutzt er dagegen die Patenttropfflaschen (Traube-Kattentidt). Verf.
empfiehlt diese Modification der GRAM'schen Methode neben nacliLoEFFLER
gefärbten Präparaten zum Vergleich bei Diphtherie- und Gonokokken-
Untersuchungen.
Bei Untersuchung von Diphtherieproben auf v. EsMARCH'schenSchwämm-
chen weicht Verf. das Schwämmchen in einem Tropfen sterilen Pepton-
wassers auf sterilem Objectträger mittels steriler Pincette ein, legt von der
') Hier könnte wohl mit Vortheil die von Nicolle (vgl. .luhiosbor. XI. 1895,
p. 625) angegebene stärker concontrirte LuGoi/sche Lösung verwandt werden. Ref.
'■') Bei Ausstrirhon von ])atliologischen rrodiicten, s]-iecioll gonorrhoischem
Eiter, könnte man wolil gut den Sochstel-Aceton-Alkohol nach Nicoli.e ver-
wenden. Ref.
796 Allgemeine Methodik. Doppelfärbung von Ausstrichpräparaten.
trüben ausgedrückten Flüssigkeit Cultiiren an und macht die Ausstrich-
präparate nach LoEFFLER und nach Gram mit Nachfärbung^. Diphtheriebac.
und die wenigen nach Gram sonst färbbaren in solchen Präparaten vor-
kommenden anderen Bacterien (meist Staphylok. und Streptok.) sind danach
blau bis schwarzblau, die nach Gram entfärbten Bacterien roth. — Bei
Gonokokkenpräparaten^ werden die (nach Gram entfärbbaren) Gonokokken
roth, während Eiterkokken schwarzblau gefärbt bleiben, Bact. coli und bei
Blasenkatarrh Bact. lactis aerogenes roth, Proteus vulgaris meist roth
werden. — Die Methode giebt oft sehr zierliche Bilder. Cxaplewski.
Pick und Jacobsolm (1909) empfehlen als neu zur einseitigen Dop-
pelfärbung von bacterienhaltigera Eiter, Sputum, Sedimenten u. s. w.
Gemische von 2 basischen Anilinfarben. Am besten und empfehlens-
werthesten erwies sich ihnen ein Fuchsinmethylenblaugemisch. Dasselbe
besteht aus 20 ccm destill. Wasser + 15 Tropfen ZiEHL'schem Carbolfuchsin
-f- 8 Tropfen concentrirter alkoholischer Methylenblaulösung. Die Lösung
ist sofort gebrauchsfertig, dunkelblauroth, ziemlich dünn. Fixirte Präparate
werden damit beschickt, 8-10 Secunden (jedoch nicht länger eher kürzer!)
gefärbt und dann abgespült, getrocknet etc. Die Schicht erscheint fuchsin-
roth mit leicht bläulichem Schimmer; die Bacterien (mit Ausnahme der
schwer färbbaren) sind scharf gefärbt tiefblau, Zellkerne hellblau, mitunter
mit leicht röthlicher Beimischung, Zellprotoplasma, Schleim, nekrotische
Zellelemente hell fuchsinfarben, Deckepithelien besonders lebhaft roth.
Verff. empfehlen die Färbung speciell für Gonokokkenfärbung, welche dabei
sehr tief dunkelblau werden.
Die Farblösung ist nur einige Tage haltbar, kann aber nach Filtriren
durch Zusatz von Carbolfuchsin wieder regenerirt werden.
Ausser dem Fuchsinmethylenblau verwandten Verff. mit Erfolg noch
Gemische von Gentianaviolett-Methylenblau, Methylgrün - Dalilia, Methyl-
grün-Fuchsin, Safranin-Methylenblau. In den Gemischen mit Methylen-
blau war stets dieses, in den Gemischen mit Methylgrün der violette oder
rothe Farbstoff der distinct „dectiv" färbende.
Verff. bezeichnen ihre Methode als eine neue'l Czaplewski.
Noetzel (1902) unternahm auf Eberth's Anregung die Nachprüfung
JoHNE'scher Angaben* über den Nachweis von Kapseln an Mikro-
organismen, im besonderen am Milzbrandbac. In nach Johne's Angaben
gefärbten Präparaten von Milzbrandmäusen (Milz- oder Lebersaft) (nach
Fixiren, 1 ^/., Min. Färben mit 2proc. wässeriger Gentiana- Violettlösung unter
Erwärmen, Abspülen in Wasser, 8-10 Secunden mit l-2proc. Essigsäure
differenziren, gründlich abspülen in Wasser) waren die von Johne be-
^) Hier ist die GRAM-WEiGEKT'scbe Modificaiion besser. Ref.
^) Hier besser nicht GRAM-WEiGERT'sche Modification. Ref.
^) Ref. möchte dem gegenüber daran erinnern, dass bereits Gibbes (Lancet
1888 p. 771) seinerzeit eine einzeitige polychroniatische Färbung mittels Fnchsin-
methylenblau , welche ebenfalls mittels Election wirkt, für Tuberkelbac-
Färbung beschrieben hat. Ref.
*) Jahresber. IX, 1893, p. 119; X, 1894, p. 129. Ref.
Allgemeine Methodik. Nachweis von Kapseln 797
an Mikroorganismen.
schriebeuen Kapseln sehr schön nachweisbar ungefärbt, selten blassblan.
Man brauche sich dabei nicht ängstlich an die JoHNE'sche Vorschrift zu
halten; das Princip der Methode sei die geschrumpfte Kapsel durch die
heisse Flüssigkeit zu quellen und durch die Essigsäure zu entfärben. Dass
die quellende Kraft der Essigsäure lüerbei nicht in Betracht komme, beweise
die LüPKE'sche Methode^ (Färbung unter Erwärmen mit nur 0,2proc. Gren-
tiana -Violettlösung), welche ohne Essigsäure ebenfalls sehr schöne Resultate
ergab (Kapsel ungefärbt). Auch das KLExx'sche Verfahren* (Aufquellen
des fixirten Präparates mit heissem Wasser, Färben mit kalten Farblösungen)
lieferte gute Bilder.
An Cadaverbac. konnte Verf. mit dem JoHNE'schen Verfahren- ganz
analoge Kapseln nachweisen, sodass damit die von Johne erhoffte difife-
rential-diagnostische Bedeutung der Fäi'bung hinfällig wird. Zur Diag-
nose des Milzbrandbac. wird man nach wie vor immer auf seine sonstigen
Merkmale zurückgreifen müssen. An Milzbraudreinculturen Hessen sich
die Kapseln, wie Juhne selbst angiebt, nur unsicher und meist nicht typisch
darstellen. Bessere Resultate erhielt Verf., wenn er die fixirten Präparate
nach Bunge einige Minuten mit 5proc. Essigsäure, dann nach sorgfältigem
Abspülen mit BuNßE'scher Geisseibeize und mit wässriger Gfentianaviolett-
lösung oder Carbolgentiana (dann aber Differenziren mit l-2proc. Essig-
säure) behandelte, wobei die Bac. ohne Gliederung dunkelblau von dem
breiten diffus blau gefärbten Hof der stark gequollenen Kapsel umgeben
erschienen. Noch klarere Bilder ergab dieselbe Methode aber mit Fort-
lassung der BuNGE'schen Beize. Jetzt zeigten sich die Glieder der Bac-
Kette getrennt; die umgebende Hülle erschien als blassblauer Hof von dem
Kern durch eine schmale ungefärbte Zone getrennt, mit zarter aber deutlicher
Grenzlinie, nach aussen weniger scharf abgesetzt. Um eine starke Quellung
zu verhindern, versuchte Verf. ohne Erfolg schwächere Essigsäurelösungen ;
er erhielt auch Quellung mit 10 ^/o Wasserstoffsuperoxyd und Natrinm-
dioxyd. Die besten Resultate ergab 3 bis höchstens 5 Minuten Quellen des
fixirten Präparates mit Iproc. Kalilauge, sorgfältiges Abspülen mit Wasser
und Färbung wie oben mit Gentianaviolett. Wässeriges Gentianaviolett
giebt zartere, distinctere Bilder, ohne Niederschläge ; Carbolgentiana giebt
aber eine deutlichere Kapselfärbung.
Die Kalilauge erzeugt nur geringe Quellung, sodass die Bilder an Ge-
webesaftpräparate bei JoHNE'scher Färbung erinnern. Um die natürlichen
Formen der Bac. dabei besser zu erhalten, suchte Nüetzel ohne Erfolg die
Bacterien lebend mit Platinchlorid -Osmium -Essigsäure nach Hermann,
bezw. mit 7,5proc. Sublimatlösung zu fixiren. N. neigt der BüTscHn'schen
Anschauung zu, den intensiv gefärbten Tlieil als Zellkern und den blassen
oder ungefärbten Hof zwischen diesem und der Kai)selmembran als Zellleib
anzusi)rechen. In gleiclicr Weise wie beim Milzbrandbac. gelang es ihm auch
an Reinculturen von Htaphylok. aureus, Staphylok. albus, Streptok. pyog.,
Diplok. lanceolatus, Pneumoniebac. und bei Proteusarten, nicht sicher aber
') Jabresber. VII, 1891, p. 145. Ref. — '^j Jahresber. X, 1894, p. 129. Ref.
798 Allgemeine Metliodik. Geisselfäibung. Doppelfärbung,
jDeckglastrockner'.
beim Diphtheriebac, Kapseln nachzuweisen. Für den FEiEDLAENDER'schen
Pneumoniebac. sei es besser ^/^-^/.^-proc. Kalilauge nur kurz wirken zu
lassen. Noch besser bewährt sich hier Fixirang in Sublimat oder Her-
MANN'scher Flüssigkeit und Färbung mit Loeffler's Methylenblau oder
Saffranin. Bei zu starken Quellungsmitteln verquellen die Kapseln des
Pneumobac. zu halbgefärbten ungeformten Massen. Oxaplewsld.
Otto (1903) erzielte mit der van ERMENGEM'schen Geissei färb un gs-
methode^ gute Resultate unter strenger Befolgung der Vorschrift. Viel
komme dabei auf tadellose Reinheit der ßeagentien an, namentlich der
Osmiumsäure und der Silbernitratlösung. Erstere müsse beim Zusammen-
giessen mit der Tanninlösuug eine schwarzviolette, nicht schwarzblaue
Farbe geben; letztere müsse durchaus unzersetzt sein und dürfe sich erst
nach Minuten im Licht schwärzen. Die Geisselfärbung gelang bei allen
untersuchten Mikrobien (Bac. typhi abdominalis, Vibrio cholerae asiaticae,
verschiedene Eibwasservibrionen, Vibrio Finklee - Prior, Proteus mira-
bilis und vulgaris, Bac. fluorescens liquefaciens, Bac. pyocyan., Bact. coli) am
schwersten bei Bact. coli, welches einer längeren Beizung bedürfe. Bei Bac.
typhi fand er durchweg sehr zahlreiche, leicht färbbare, stark gewundene
Geissein, bei Bact. coli meist 2, höchstens 4. Eventuell könnte die Geissel-
färbung für manche schwer differenzirbare Arten differentialdiagnostisch
werthvoll sein. In der Discussion empfiehlt Tauefer zur Geisselfärbung
6 Stunden alte Agarculturen, ferner statt der umständlicher zu behandelnden
Deckgläschen Objectträger zu benutzen und die Vertheilung der im Wasser
suspendirten Keime mit einem Tube effile vorzunehmen. Auch die Loeff-
LER'sche Methode gebe übrigens sehr schöne und sichere Resultate. — Um
das Verderben der Osmiumsäurelösungen zu vermeiden, empfiehlt Unna,
dieselben statt in Wasser, in Wasserstoffsuperoxyd zu lösen. Cxapleivski.
Kiiaack (1885) empfiehlt zur Doppel färbung nach Methylenblau für
Ausstrichpräparate ganz verdünnte Eosinlösungen (stärkere entfärben
auch die Bacterien). Bei Färbung mit verdünntem wässerigen Methylen-
blau genügt 1-1 ^/o Minuten Nachfärbung mit wässeriger Lösung von Eosin
*'' Vioo- -^^^ concentrirtem, wässerigen Methylenblau braucht man Eosin ^' ^/iqo
5 Minuten oder ^"^/^oo 1-2 Minuten. Doch bleiben hierbei, besonders bei
Fixation auf dem Objectträger, leicht blaue Flecken zurück. Im Uebrigen
sind die Zellen rosa, die Kerne stärker rosa, die Bacterien dunkelblau. Mit
der umgekehrten Färbung Eosin und nachfolgender Metliylenblaufärbung
konnte K. nicht so gute Resultate erzielen. Cxapleivsld.
Jacol)SOlm (1880) trocknet Deckglaspräparate mit Hilfe eines „Deck-
glastrockners". Dieser Apparat besteht aus einem in der Mitte durch-
bohrten Stahlring und zwei an demselben befestigten Metallarmen, welche
in entgegengesetzter Richtung verlaufen und einen Winkel von 180^ zwi-
schen sich lassen. Der Stahlring wird auf die verticale Achse der Gen tri -
fuge aufgesetzt und mit einer kleinen Schraube befestigt. Bei dieser Ein-
richtung genügen wenige Umdrehungen des Kurbelgriffes der Centrifuge,
1) Jahresber. IX, 1893, p. 652. Ref.
Allgemeine Methodik. Methoden zur Anfertigung von Blutausstrich- 799
Präparaten, von Dauerpräparaten, von Gefrierscbnitten.
Bereitung von Serum alkalialbuminatagar.
um das Präparat lufttrocken zu machen. Man kann auch, nacli geschehener
Färbung und Abspülung in Wasser, mit Hilfe dieses Apparates die bisher
übliche Zuhilfenahme von Fliesspapier vermeiden. Wellmann.
Mauson ( 1 898) empfiehlt eine übrigens altbekannte M e t h 0 d e , u m B 1 u t -
aus Strichpräparate anzufertigen. MannehmeSeidenpapier6x3cm,
fange auf diesem einen kleinen Blutstropfen auf und bestreiche mit diesem
Papier eine Reihe von Deckgläschen. Auf diese Weise bekommt man äusserst
dünne und feine Präparate. Kanthack.
Pick's (1908) Methode gestattet, curettirte oder excidirte Partikel der
Uterus - Schleimhaut, in 12 bis 15 Minuten, ja in nocli kürzerer Zeit, als
gefärbte Dauerpräparate der mikroskopischen Durchmusterung zu unter-
ziehen. Die Gefrierschnitte haben bei der gewöhnlichen Behandlung be-
kanntlich mehrere Nachtheile, wegen welcher sie nicht zu Dauerpräparaten
verwendet werden können. Namentlich zerfallen sie sehr leicht, sind sehr
zerreisslich, färben sich unvollkommen und schrumpfen in Alkohol oder im
Aufliellungsmittel. Alle diese Uebelstände werden für die Gefrierschnitte
des Endometrium mit einem Schlage in kürzester Zeit durch die unmittelbare
Uebertragung von der Messerklinge in 4proc. Formalinlösung beseitigt.
Diese Methode ist kurz folgende: 1. Schneiden der von Blut u. s. w. durch
Abspülen in Wasser befreiten, auf dem JuNo'schen Hobelmikrotom gefrore-
nen Partikel ; 2. Uebertragung der Schnitte auf der Fingerkuppe in 2proc.
Formalinlösung 2 bis 3 Minuten; 3. Abspülen in Wasser ^/., Minute (hier
wie bei den folgenden ^^ornahmen : Uebertragung mit Glasstab) ; 4. 3 bis 4
Minuten 4proc. Alauncarmin; 5. Auswaschen 1 Minute in Wasser; 6. Al-
kohol von 80 ^Iq 1 Minute; 7. Absoluter Alkohol 10 Secunden; 8. Carbol-
xylol 1 Minute; 9. Canadabalsam. WellnuDiii.
Kanthack und Stepheus (1882) stellen sich ein Serumalkalial-
buminatagar auf folgende Weise her: Zu je 100 ccm (von in grösseren
Krankenhäusern ja leicht erhältlichen) eiAveisshaltigem, mensclilichem se-
rösem Exsudat werden 2 ccm lOproc. Kalilauge (wodurch das Exsudat in
Folge Bildung von Kalialbuminat beim Koclien nicht gerinnt) und l,5-2"/o
Agar-Agar (vorher in angesäuertem Wasser eingeweicht) zugesetzt und
die Mischung bis zur Lösung des Agars im Dampftopf gekocht; durch
gröberes Filtrirpapier im Heisswassertrichter filtrirt und das Filtrat mit
4-5 ^/q Glycerin versetzt, abgefüllt und sterilisirt. Das gewonnene Agar
ist liell ; nur müssen die Exsudate schnell nach Gewinnung aus dem Körper
verarbeitet werden. Ist das Exsudat eiweissreich, so, dass es gleich beim
Kochen einer Probe gerinnt, so muss es vorlier mit dem doppelten Volumen
Wasser verdünnt werden. Oline Agarzusatz konnte das Kalialbuminat auch
als flüssiges Nährmedium benutzt werden. Von einem Zuckerzusatz (0,5-2*\'o
Glykose) sahen Verff. keinen Vorzug, nur wurde das Agar leicht dunkler.
Vertf. rühmen die Khuheit und Schnelligkeit der Bereitung dieses Serum-
agars. An electiver \\'irkung für Diplitlieriebac. soll es noch die anderen
Serumsorten übertreffen und noch dazu die Isolirung von Bacterien gestatten,
welche auf anderem Nährboden nicht wachsen. Oxaplewski.
800 Allgemeine Methodik. Modificirung des ELSNER'schen Nährbodens.
Eidotter als Nährbodenzusatz.
Orimbert (1869) modificirte die Bereitung des ELSNER'schen Nähr-
bodens^ in folgender Weise: 500 g Kartoffeln werden zerstossen und mit
1 1 Wasser vermischt. Decantiren und Filtriren nach 3-4 Stunden, dann
10 Minuten Kochen im Autoclaven. Hierauf wird neuerdings in einen
Kolben liltrirt, in dem sich bereits die Gelatine befindet (15^/o). Nachdem
sich das Gemisch auf 55*^ abgekühlt hat, wird das mit etwas Wasser ge-
schlagene Eiweiss eines Eies hinzugefügt. Mit Kalkwasser wird nunmehr
die Acidität bestimmt (Indicator Phenolphthalein). Wei'den mehr als 5 ccm
Kalkwasser auf 10 ccm Gelatine verbraucht, so wird bis zu dieser Grenze
normale Sodalüsung zur Gelatine zugesetzt. Die auf diese Weise erhaltene
Gelatine wird zum Schlüsse während ^/^ Stunde im Autoclaven bei 110^
gekocht, dann filtrirt und in Reagensröhrchen abgefüllt. Beim Gebrauch
wird jedem Röhrchen 1 ccm einer sterilisirten 10*^/^ Jodkaliumlösung zu-
gesetzt. Die Erfahrungen, die G. mit diesem modificirten Nährboden
machte, sind folgende: Die Reaction des ELSNER'schen Nährbodens rührt
zum grossen Theil von der Acidität der Gelatine und nicht vom Saft der
Kartoffeln her. Es ist zweckmässig, wenn man mit einer bestimmten Aci-
dität arbeitet. G. schlägt folgende Titer vor: 1 g H.,SO^ auf 1 1, dem bei-
läufig 5 ccm Kalkwasser auf 10 ccm Gelatine entspricht. Mit diesem Nähr-
boden konnte er in 6 Fällen 4mal den Typhusbac. isoliren. Die zwei nega-
tiven Fälle betrafen Reconvalescenten. Tmtgl.
Auf Grund der Analysen vom Kartoffelsaft bereitet Griiiibert (1870)
in folgender Weise einen künstlichen ELSNER'schen Nährboden:
Destill. Wasser .... 1000
Maltose 1
Lösliche Stärke .... 2
Asparagin 2
Neutr. Kaliumphosphat . 2
Kaliumsulfat 2
Magnesiumsulfat ... 2
Ammoniumbimalat ... 2
Magnesiumcarbonat . . 1.
Dieser Lösung werden 15 ^j^ Gelatine zugefügt und die Mischung weiter
so behandelt, wie es im vorstehenden Referat für die Mischung Kartoffel-
saft und Gelatine angegeben ist. Mit diesem künstlichen ELSNER'schen
Nährboden will Verf. sehr gute Resultate erzielt haben. Tangl.
Capaldi (1858) empfiehlt Eidotter als Nährbodenzusatz. Der
Eidotter wird nach Entfernung des anhaftenden Eiweisses in eine sterile
PETRi-Schale gethan. Bei frischen Eiern soll er immer steril sein, was be-
kanntlich beim Eiweiss nicht der Fall ist. An einer Stelle wird nun die
Dotterhaut mit einem glühenden Glasstabe verbrannt, die verbrannte Stelle
mit einer starken Platinöse entfernt und je 3-4 Platinösen Eidotter in Röhr-
chen mit verflüssigtem Agar von 45 bis 47 '^ vertheilt. Die Mischung wird
schräg erstarrt oder zu Platten gegossen, sieht gelblich trübe, undurch-
sichtig aus, ist aber in dieser Hinsicht nicht schlechter als undurchsichtig
erstarrtes Blutserum. Verf. rühmt diesem Nährboden nach, dass Diphtherie-
^) Jahresber. XI, 1895, p. 282. Ref.
Allgemeine Methodik. Automatischer Abfüllapparat 801
für flüssige Nährböden.
bac, darauf ebenso gut wie auf LoBFrLER'schem Serufii wachsen (zur Diph-
theriediagnose benutzbar), ebenso auch Tuberkelbac. Auch als Zusatz zu
Bouillon kann man den Eidotter benutzen. Diphtheriebac. bilden darauf
mehr Gift als in reiner Bouillon, jedoch nicht, wenn diese Eigelbbouillon
vor Besäung sterilisirt wurde. Verf. suchte nachzuweisen, welchem Be-
standtheile des Dotters diese günstigen Wirkungen zuzuschreiben seien.
Auf Lecithinagar wuchsen die Bac. der Diphtherie und Tuberkulose sehr
gut. Influenzabac, welche auf Eiernährboden, wenn überhaupt, sehr küm-
merlich wachsen, kamen auf Hämatogenagar nicht fort. Czapleivslä.
Kretz (1889)giebteineneinfachen, automatischen Abfüllapparat
für flüssige Nährböden an, der auf dem Princip des intermittirenden
Hebers beruht. Eine grössere Eprouvette wird am Boden abgeschnitten und
umgekehrt. Ihre frühere Mündung (jetzt nach unten gerichtet) wird mit
einem doppelt durchbohrten grauen Gummistopfen (verträgt Sterilisation
bis über 3 Atmosphären) verschlossen. Durch
die eine Oeffnung geht (der Heberschenkel
im Innern der Eprouvette) das hirtenstab-
förmig gekrümmte Heberrohr (längerer
Schenkel 14 cm lang, am untern Ausfluss
[nach Lode] schräg abgeschliffen, kürzerer
Schenkel je nach Menge der abzufüllenden
Flüssigkeit l^/., bis 3 cm lang und unten ge-
hörig trichterförmig erweitert). Durch die
zweite Oeffnung geht ein mit dem höher ste-
henden abzufüllenden Gefäss durch Heber
und Kautschuckschlauch mit Klemme ver-
bundenes Zuflussrohr, an der Spitze ver-
schlossen und dicht unterhalb derselben mit
einer seitlichen engen Oeffnung, welche den
Gummipfropf der Eprouvette nur wenig über-
ragt. Durch Ausquetschen der Luft aus dem
Kautschuckschlauch wird der Zufluss in Gang
gesetzt. Die Flüssigkeit steigt nun in der Eprouvette bis der Heber in
Thätigkeit gesetzt wird , worauf die Flüssigkeit schnell bis zum Ende des
kurzen Schenkels entleert wird. Am besten functionirt der Apparat, wenn
er sich nach je 10 bis 20 Secunden einmal in ^/., bis 1 Secunde entleert.
Kleine Correcturen (Verminderung der ablaufenden Menge) lassen sich diu'ch
Untertauchen eines Glasstabes in das Flüssigkeitsniveau unter die Heber-
kuppe erzielen. Nach Aufsetzen eines Wattepfropfs wird der Apparat vor
Benutzung sterilisirt. Der Apparat wird vom Glasbläser Pfeuffer in Wien
IX, Schlagergasse 2, übrigens auch ganz in Glas, ausgeführt. Czaplewsld.
Lode (1895) beschreibt eine im Wiener hygienischen Institute im Ge-
brauche betindliche Bürette mit automatischer Abfüllung abge-
messener Mengen von Nährlösungen etc. Eine Bürette hat gegen
ihr Ausflussende ein T-stück angeschmolzen und besitzt im Kreuzungspunkt
einen Dreiweghahn. Mittels eines Gummisclilauches ist der horizontale Ast
Baunigarten's Jahresbericht XII
51
302 Allgemeine Methodik. Automatischer Abfüllapparat
für flüssige Nährböden. Culturen in pETEi'schen Schalen.
des T-Stücks mit dem die abzufüllende Flüssigkeit enthaltenden Gefäss,
z. B. einem Scheidetrichter, welcher oben mit einem Wattepfropfen ver-
sehen ist, verschlossen. Bei geeigneter Stellung des Dreiweghahns füllt
sich die Bürette aus dem Vorrathsgefäss, bei Drehung des Hahns um 90^
nach links entleert sie sich. Um nun abgemessene Mengen Flüssigkeit abzu-
füllen, ist in der Bürette ein Stem-
pel, wie bei einer Spritze beweglich,
der in seinem durchbohrten Kolben
eine Art Kugelventil trägt (es ist
keine Kugel sondern ein lang ei-
förmiger Glaskörper als Schwim-
I mer), welches, durch die in der Bü-
rette emporsteigende Flüssigkeit
emporgedrängt, die Communication
nach oben verlegt und beim Ab-
lassen der Flüssigkeit aus der Bü-
rette nach entsprechender Drehung
des Bürettenhahns sinkt. Für die
richtige Function kommt alles auf
tadellosen Schliff dieses Schwim-
merventils und auf seine Eeinhal-
tung an. Um letztere zu ermög-
lichen, ist die Kapsel des Ventils
aus Metall zum Auseinanderschrau-
ben eingerichtet. Die Theilung ist
nun nicht auf der Bürette selbst,
sondern auf dem Stempel ange-
bracht. Die Einstellung geschieht
in der Weise, dass der gewünschte
Theilstrich der Scala mit dem Niveau der Metallhülse, welche oben die Bü-
rette schliesst, zusammenfällt. Die auf freien Abfluss geaichte Bürette soll
selbst bei längerem CTebrauch auf ^lo ^^^ ^/20 ^^"^ genau arbeiten^. Wollte
man auf den Vortheil verzichten, beliebige Mengen mit demselben Apparat
abzumessen, so müsste das Bürettenrohr selbst verjüngt endigen, analog
wie oben die Schwimmerkammer, und hier wäre der Schwimmer exact ein-
zuschleifen. — Die Sterilisation wird im strömenden Dampf vorgenommen,
wobei der Dreiweghahn, um Platzen zu verhüten, herausgezogen werden
muss. Gxaijlewski .
Hesse (1875) benutzt die Petiu' sehen Doppelschalen auf folgende
Weise zu lange dauernden Züchtungen: Hochrandige PETKi'sche Schalen
werden nach Impfung ihres Inhalts umgekehrt; auf die Innenseite der jetzt
also als Fuss dienenden Deckelschale kommt ein kleines Schälchen mit
Wasser. Dadurch wird wochenlange Fortsetzung der Culturen bei 37**
') Diese automatische AbfüUbürette ist zu beziehen von Glasbläser Pfeuffer
in Wien IX, Schlagergasse 2, für 10 Jl = 6 fl. Ref.
Allgemeine Methodik. Anaerobe CuUuren in flüssigen Nährböden. 803
Einstellung des D'AESONVAL'schen Thermostaten. Bacterienfilter.
ohne Austrocknimg odei' Zusammenfliessen der Colonien durch Condens-
wasser ermöglicht. H. giebt an, damit schöne Tuberkelculturen erzielt zu
haben. Cxaplewski.
Kasparek (1883) benutzt für anaerobe Culturen in flüssigen
Nährböden beliebig grosse Ballonkolben mit etwas längerem Halse, an
welchem etwa 1 cm von seiner Basis ein seitliches, etwas nach unten ge-
richtetes, mit einer kugelförmigen, geschlossenen Ausbauchung endigendes
Röhrchen angesetzt ist. Der Kolben wird knapp bis zum Halse mit Bouil-
lon gefüllt und etwa 3 ccm verflüssigtes Parafflnum solidum nachgegossen.
Darauf wird der mit Watte verschlossene Kolben im Dampf sterilisirt, wo-
bei das verflüssigte Paraffin durch die ausgedehnte Bouillon in das Ansatz-
röhrchen getrieben wird, sodass nur noch eine dünne Schicht Paraffin auf
der Flüssigkeit bleibt. Nach Abkühlen wird z. B. mit Tetanus geimpft und
das durch gelindes Anwärmen verflüssigte Paraffin aus dem Ansatzröhr-
chen durch Neigen auf die Flüssigkeit gegossen, auf welcher es zu einem,
im Halse des Kolbens festsitzenden und sich später immer mehr festkeilen-
den Pfropf erstarrt ^. Cxaplewsld.
Meliiikow-Kaswedeiikow (1899) hält — worin ihm viele Untersucher
gewiss nicht beistimmen werden — den D'AESONVAL'schen Thermostaten
noch immer für den besten Thermostaten, um eine möglichst beständige
Temperatur zu erhalten. Zur genauen Einstellung, welche schwierig
ist, giebt er detaillirte Vorschriften. Das zur Füllung benutzte Wasser
muss luftfrei (destillirt oder gekocht) sein. Um den störenden Einfluss der
sogenannten elastischen Nachwirkung des Kupfers, welche in den ersten
Tagen ein Steigen der Temperatur bedingt, zu vermeiden, solle man den
Apparat zuerst mit Wasser füllen, das die verlangte Temperatur um unge-
fähr 10^ übertrifft. Die grobe Einstellung der Temperatur wird durch die
Regulirschraube bewirkt. Zur feinen Einstellung müsse man sich jedoch
der Schwere der Wassersäule in der Glasröhre bedienen. Die Glasröhre
dürfe nicht über 75 cm lang sein und muss etwa ^/.^ bis ^j^ cm Durchmesser
besitzen. Er räth von dem Gebrauch eines Capillarrohres ab, weil es zu
zerbrechlich sei, vergisst aber dabei, dass es Capillarrohre mit ganz dickem
Glas giebt. Um eine genaue Einstellung des Wasserstandes in seinem Rohre
zu erreichen, ist dasselbe graduirt. Mittels eines eingehängten Hebers,
welcher am unteren Ende mittels Gummischlauch und Quetschhahn ver-
schlossen ist, kann Wasser abgelassen, durch eine oberhalb befestigte Bü-
rette mit Quetschhahn dagegen Wasser bis zum gewünschten Niveau zu-
gelassen werden. Czaplewskl.
Pawlowsky und Oladiii (1005) haben sich einen Apparat zusammen-
gestellt, welcher gestattet, l)ei Filtration mittels Bacterienfiltern
während der Filtration Filtratproben zu entnehmen. Der Kolben, welcher
die zu filtrinüule Flüssigkeit aufnimmt und welcher am Boden eine kurze
trichterförmige Spitze zur Aufnalime des Bodensatzes und einige Centimeter
') Verf. hätte sich seinen Apparat ersparen können, da er nur den von Kita-
SATO gebrauchten Ausdruck flüssiges Paraffin (gemeint ist l'arafHnum liiiuiduiii)
als verflüssigtes raraffinum solidum auffasste. Ref.
51*
804
Aligemeine Methodik.
Apparat zur Filtrirung bacterienhaltiger Flüssigkeiten.
Oberhalb derselben ein Abflussrohr besitzt, wird am Stativ hochgestellt mit
einer PASTEUE'schen Kerze verbunden. Letztere steckt in der einen Boh-
runo- des dreifach durchbohrten Gummipfropfens des Auffangegefässes für
das Filtrat, während die zweite Bohrung in üblicherweise mit einer mög-
lichst grossen (etwa 3 1 fassenden) WouLFF'schen Flasche verbunden ist.
In der dritten Bohrung steckt ein Glasheber, aussen mit einer Glasrohre,
welche mit Gummischlauch verbunden ist, vervollständigt. Die Glasröhre
trägt am andern freien Ende, mit Gummischlauch verbunden, eine kurze,
spitz ausgezogene Glasröhre, über deren Mündung als Schutz ein kurzes
Gummiröhrchen, welches mit Quetschhahn verschlossen ist, übergeschoben
ist Gegen die WouLFF'sche Flasche ist das Aufnahmegefäss mit einem
kleinen Watteluftfilter versehen. Wird von der WouLFF'schen Flasche her
mit Wasserstrahlluftpumpe aspii-irt, so filtrirt die Flüssigkeit aus dem Kol-
ben in das Auffaugegefäss. Bei genügend hohem negativen Druck fallen die
Schlauchverbindungen des Hebers zusammen (Zeichen für Dichtheit und
gutes Functioniren des Apparates). Die WouLFF'sche Flasche ist durch
eine Schraubenklemme gegen die Wasserstrahlluftpumpe abschliessbar.
Will man Filtratproben entnehmen, so trennt man das Aufnahmegefäss
des Filtrats von der WouLFF'schen Flasche, worauf sich der Heber mit
Filtrat von selbst füllt. Man braucht nun nur die Klemme des Endschlau-
Allgemeiue Methodik. Injectionsspritzen. Steriles Impfmesser. 805
ches des Hebers auf die nächst höhere Schlauchverbindung in die Höhe zu
streifen, um nach Abziehen des Endschlauches das Filtrat mit dem Heber
unter Beachtung der gewöhnlichen Vorsichtsmaassregeln abzuzapfen. Da
es gefährlich ist, den Apparat unbeaufsichtigt zu lassen, wegen etwaigen
Springens, klemmt man, wenn man genöthigt ist, fortzugehen, den Verbin-
dungsschlauch zwischen Wasserstrahlluftpumpe und WouLFp'scher Flasche
zu. Ist letztere gross genug, so functionirt der Apparat noch 12-20 Stun-
den. Er wird im Dampf sterilisirt oder im Autoklaven (in letzterem springt
er aber leicht)^. Angefertigt wird der Apparat von Dr. Hermann Rohr-
beck in Berlin, die Kolben von Rocke in Kiew. Oxajplewski.
(jabritschewsky (1866) beschreibt eine in Russland für die Injection
von Heilserum benutzte Spritze. Dieselbe beruht auf dem Princip der
Spritzflasche, indem mittels einer Gummibirne durch einen mittels Gummi-
stopfen auf die Serumflasche aufgesetzten kleinen Heber mit angesetztem
Schlauch die Flüssigkeit in die Injectionscanüle getrieben wird. Das me-
tallene Röhrchen, welches den Gummipfropf durchbohrt, nebst Ansatzschlauch
und Canüle \\'ird in heissem Wasser sterilisirt, dann auf das Originalserum-
gläschen (Höchst oder Institut Pasteur) aufgesetzt, die Gummibirne an-
gefügt und die Spritze ist gebrauchsfertig. Bei Beendigung der Injection
wird der Gümmischlauch vor der Canüle susammengedrückt, um Luftein-
tritt unter die Haut zu vermeiden. Die Spritze ist von Paul Altmann
in Berlin zu beziehen. Cxapletvski.
Böhm (1853) hat zur Bewältigung von Massenimpfungen (bes.
bei Rauschbrand) eine Injectionsspritze construirt, welche in einer be-
sonders construirten Hülse leicht transportirt werden kann, und vor allem
gestattet, die noch mehr oder weniger mit Impfstoff gefüllte Spritze zu
transportiren, ohne fürcliten zu müssen, dass derselbe unbrauchbar wird,
oder verloren geht. Weiteres s. im Original. Käuflich bei Katsch in
München, Bayerstrasse, für 15 tjtl). Johne.
Weissenberg (1932) erinnert gelegentlich der WixTE'schen Empfeh-
lung des WEicHHARDx'schen sterilen Impfmessers an eine noch zweck-
mässigere, ältere französische Erfindung, den „Vaccinostyle individuel"
von Dr. MarIcchal, genannt „le Jenner", welches den gleichen Zwecken
dient — und dabei billiger ist. Der „Vaccinostyle" ist eine etwas ver-
kleinerte Schreibfeder aus Stahl mit lancetförmiger Spitze, welche flach
oder ausgehöhlt ist und wii'd vonBlanzy, Poure & Cie. in Paris, Boule-
vard de Sebnstopol 107, zu Sbezw. 4 fr. geliefert. Etwa 25 Federn können
in einem Ivoagensgläsclien in Sodalösung sterilisirt werden und werden
nach Abtrocknen auf Federhalter gesteckt. Es existiren dafür auch eigene
Halter (porte-vaccinostyle autoexpulseur — fr. 1,25). Ein ganzes, prak-
tisch zusammen gestelltes Impfbesteck, enthaltend 20 flache, 20 ausge-
höhlte Federn, 1 Röhrchen für Lymphe, einige Uhrgläser, 2 Federhalter,
kann für fr. 7,50 bezogen werden.
*) Die Anordnung der Filtration in der Kerze von innen nach aussen ist un-
zweckmässig. Ref.
SOG Allgemeine Methodik. Bacteriologische „Handgriffe und Methoden".
Technik der Wasseruntersuchung. Nachweis der Tuberkelbac.
in der Marktmilch.
Die Federn werden trocken oder in Sodalösung (worin sie nicht rosten
sollen) aufbewahrt. OzapletvsJd.
Czaplewski's (1862) „Bacteriologische Notizen" enthalten die Be-
schreibung von einer Reihe sehr praktischer kleiner Handgriffe und Me-
thoden, die gewiss bei vielen Fachgenossen mit Nutzen Verwendung linden
werden. Da Cz. in seiner Mittheilung in präciser Kürze nur das zum Ver-
ständniss Nothwendigste bringt, muss die Beschreibung der Handgriffe und
Methoden im Original nachgelesen werden. Wir beschränken uns darauf,
an dieser Stelle ganz kurz anzugeben, um was es sich handelt; 1. Pipetten-
gläser zum reinen Auffangen von Eiter und Exsudaten etc. 2. Methode zum
bacteriologischen Verarbeiten von Organstücken. 3. Sterilisation von Messern
und Spritzen. 4. Herstellung der Nährgelatine. 5. Impfen der Vögel. 6.
Desinficiren von infectiösem Material und gebrauchten bacteriologischen
Glassachen. 7. Maassstäbe für Platinösen. 8. Methode um Eier zu impfen.
9. Aufbewahrung von Nährlösungen, welche in bestimmten Concentrationen
und abgemessenen Mengen als Zusätze, z. B. bei Wasseruntersuchungen,
dienen sollen. 10. Verfahren um Blutproben in vivo bacteriologisch zu ent-
nehmen. 11. Verfahren, um viele Colonien von Plattenculturen oder Rühr-
chen zu untersuchen. 12. Aufbewahrung von Farbflüssigkeiten und anderer
Reagentien. 13. Modification der KüHNB'schen Auethol-Methode der Ein-
bettung von Schnittpräparaten für das Gefriermikrotom. (Statt Anethol
Kakaobutter). 14. Verfahren zum bequemen Transportiren von kleinen
Gewebsstückchen, Secrettropfen, Beläge etc. in's Laboratorium. 15. Ver-
fahren zum Transportiren von Eiter in das Laboratorium zum Zwecke der
bacteriologischen Untersuchung. 16. Methode zum Füllen von Lymph-
röhren mit infectiösen Flüssigkeiten. Tamjl.
Bordoui-Uffreduzzi (1854) macht neue Vorschläge für die bacterio-
logische Technik bei Wasser Untersuchungen. Die erste Aenderung be-
steht darin, dass er die Mischung des Wassers mit der Gelatine direct in
der PETKi'schen Schaale macht, um das Anhangen von Wasser und Gela-
tinetheilen in der Röhre zu vermeiden. Ferner vermehrt er den Procent-
satz des Fischleims in der Nährgelatine, sodass die Culturen sich auch bei
einer Temperatur von 24 bis 27*^ halten lassen, wenn man die Dauer des
Experimentes abkürzt. Die dritte Aenderung macht er, indem er die ge-
bräuchliche Gelatine (mit frischem Fleischsaft zubereitet) durch folgende,
weniger kostspielige ersetzt:
1 1 Wasser.
12g LiEBiö'scher Fleiscliextract,
160 g Fischleim.
Dieser gekochten und neutralisirten Mischung fügt man 1,5 g Soda
hinzu, um den Nährboden alkalisch zu machen. Trmnhitsii.
Zum Nachweis der Tuberkelbac. in der Marktmilch centrifu-
girte sie Buege (1856), welcher unter C. Feaenkel's Leitung arbeitete,
in der GEEBER'schen Handcentrifuge (für jede Probe zwei Röhrchen, also
zusammen 40 ccm), mischte dann den mit steriler Pipette entnommenen
Allgemeine Methodik. Nachweis der Tuberkelbac. in der Marktrailch. 807
Dampffeuchtigkeitsmesser.
Rahm und Bodensatz [in beiden finden sich nach Scheurlen die Tuberkel-
bac. Eef.] in sterilen Schälchen und injicirte von jeder Probe je 2 Meer-
schweinchen je 5 ccm intraperitoneal. Auf diese Weise wurden 9 Proben
untersucht. Bei drei ]\reerschweinchen, welche sich auf 2 von den 9 Pro-
ben vertheilten, wurde auf diese Weise Tuberkelbac. in der Marktmilch
nachgewiesen. Ein Theil der Thiere starb früh an Peritonitis, war also
für den Thierversuch verloren. Verf. meint, dass diese Verluste vielleicht
durch das Bact. coli bedingt sind, welches in der Hallenser Marktmilch
nach Rottig fast regelmässig vorkommt und in den Milchschmutz über-
geht. Es wäre daher nach Verf. vielleicht zweckmässig, in Zukunft für
solche Versuche allein den Rahm zu benutzen, aus dem das Bact. coli aus-
geschleudert wird, während die Tuberkelbac. darin sich noch in ziemlicher
Menge anzusammeln pflegen. Da dieser Thierinfectionsversuch viele Nacli-
theile besitzt, namentlich nicht schnell genug die Diagnose zu stellen er-
laubt, so versuchte Verf. den directen mikroskopischen Nachweis nach den
Methoden von Biedekt\ Spengler^ und Schrank"^. Nach allen diesen Me-
tlioden gelang es nur schwer, selbst geringe Mengen absichtlich zugesetzter
Tuberkelbac. in der Milch nachzuweisen. Bei der Anwendung dieser Me-
thoden auf Marktmilch gelang es jedoch nicht, Tuberkelbac. damit nach-
zuweisen, obwohl der Thierversuch, wie oben erwähnt, bei 2 Proben positiv
ausgefallen war*. ('xaplewski.
Dreyer (1864) hat unter Leitung Wolffhijgel's auf Ansuchen Dün-
cker's den von letzterem construirten D a m p f f e u ch ti gk e i t s m e s s e r einer
Nachprüfung gegenüber den Angaben von Sander und Clarenbach"^ sowie
Dräer^ unterzogen, ist dabei aber zu ziemlich gleichen Resultaten wie die
Genannten gelangt. Er fand dabei, dass die Länge und Dicke der Saiten
variirt. Mit zunehmender Länge der Saiten wird das Eintreten der Meldung
verzögert. Unterschiede in der Dicke der Saiten ergaben keine typischen
Abweichungen. Es kommen bei dem Apparat Functionsstörungen vor. Es
kommt vor vorzeitige Meldung durch falschen Contact der Schleife an der
Metallwand der Hülse oder durch Feuchtwerden der hygroskopischen Darm-
saite. Die Meldung kann aber auch ausbleiben in Folge Oxydation der Con-
tactstellen. Ferner fand D. in Uebercinstimmung mit Dräer, dass der
Dampffeuchtigkeitsmesser bereits auf feuchte heisse Luft mit Temperaturen
1) Jahresber. II, 1886, p. 216. Ref. — ^) Jahresber. XI, 1896, p. 697. Ref.
'^) Vgl. Dr. Paul Sommerfeld, Die Methoden der Milchuntersuchung. 1 M
20 ^. Berlin, Ilirschwald. Ref.
*) Die Feststellung der Identität der Tuljcrkelbacillen ist gegenwärtig noch
viel schwieriger geworden, als früher, weil auch ein positiver Impfversuch noch
nicht ohne weiteres das Vorhandensein wirklicher Tuberkelbac. in dem Impf-
material beweist. Erst wenn die entstandenen Knötchen das Stracturbild des
verkäsenden Riesenzelltuberkels aufweisen, sinil die in den Knötchen enthal-
tenen säure- vmd alkoholfesten Bacillen als Tuberkelbac. anzusprechen. Ich
verweise diesbezüglich auf eine demnächst in den , Arbeiten a. d. Tübinger
patholog. Institute' erscheinende Hxperimentalarbeit über tuberkelbacillen-
ähnliche Mikroorganismen in der Marktbutter. BauiiKjartcn.
■') (jesundheitsingenieur 1898, No. 20.
») Jahresber. X, 1894, p. G81. Ref.
gQg Allgemeine Methodik und Desinfectionspraxis.
Dampffeuchtigkeitsmesser. Sterilisatoren.
von 80 bis 85^ reagirt. Der Apparat kann melden ehe ein luftfreier ge-
sättigter Wasserdampf von 99 bis 100^/^ etwa 4 bis 5 Minuten lang ein-
gewirkt hat, kann diese Anzeige aber auch wesentlich verspätet machen.
Verf. hatte ferner aber auch Desinfectionserfolge zu verzeichnen ohne
dass der Apparat gemeldet hat, sodass er meint selbst Eohrbeck und
DuNCKBR könnten daraufhin das Zugeständniss nicht versagen, dass es
bei der Desinfection mit Wasserdampf wohl doch nicht gar so ängstlich
darauf ankommen kann, ob auch der letzte Eest der Luft aus den Objecten
ausgetrieben ist. „Luftinseln" nach Rohreeck würden nur bei Anwendung
mehrerer Apparate bemerkbar werden, für die Praxis sei dies zu beschwer-
lich. Ferner meldet der Apparat aber auch, ohne dass es unter Einhaltung
der erforderlichen Einwirkungsdauer zu einem Desinfectionserfolg gekom-
men ist. Das Contactthermometer erwies sich wiederholt als zuverlässiger,
sodass Verf. die Frage aufwirft ob überhaupt noch ein Bedürfniss für einen
Controlapparat, wie den Dampffeuchtigkeitsmesser, vorliegt. Verf. meint,
dass DuNCKER zu seinen günstigen Angaben nur dadurch gekommen ist,
dass er den Apparat nicht wie Verf. unter Controle mit verschiedenen
Dampfapparaten und mit bacteriologischen Proben prüfen konnte und dass
die von Duncker benutzten Thermometer vielleicht unzureichend nachge-
prüft waren. Czupleivski.
Kronacher (1890) hat den von ihm angegebenen' transportablen
Sterilisator modificirt. Die Instrumentenpfanne dient jetzt zugleich als
Dampfentwickler, auf welche der unten mit einem Falz versehene Kasten
für Verbandstoffe (unter Dichtung durch einen Filzstreifen) aufgesetzt
werden kann. Der mit einem Drahtboden versehene Verbandkasten kann
durch einen unterhalb desselben liegenden verschiebbaren Metallboden nach
der Sterilisation geschlossen werden. Am Deckel ist eine centrale durch
eine um einen Stift sich drehende Metallscheibe verschliessbare Oeffnung
für Abzug des Dampfes bei der Sterilisation. Der Apparat wird von C.
Stiefenhofer (E. Wiezemann) in München, Karlsplatz 5, geliefert.
Cxapleivsld.
Den Anforderungen gemäss, welche an einen leistungsfähigen Sterili-
sirapparat zu stellen sind, construirte Nagy (1900) einen neuen Apparat,
der hauptsächlich für den praktischen Arzt geeignet ist. Derselbe besteht
aus einem kupfernen Kessel von Kassettenform, gross genug, um die ge-
wöhnlichen Operationsinstrumente aufzunehmen, mit einem abnehmbar her-
metisch verschliessbaren Deckel, dem ein Ausströraungsrohr für den Dampf
angesetzt ist. Dies Rohr hat ein Ventil, das nur einem grösseren Druck
als eine Atmosphäre nachgiebt, wodurch der Dampf über 100^ C. erreicht.
Mit diesem Abströmungsrohr kommt ein zweites in Verbindung, welches
oben eine kreisförmige, siebförmig durchbrochene Platte angesetzt trägt.
Dieser Constructionstheil befindet sich im Innern einer cylinderförmigeu
Bleibüchse, welche das zu sterilisirende Verbandmaterial enthält. Dieselbe
ist mit einem Filzmantel umgeben. Der Kessel wird mit Iproc. Sodalösung
gefüllt und mit einer Spiritusflamme erhitzt. Die Dauer des Sterilisirens
^) Jahresber. X, 1894, p. 68L Ref.
Desinfectionspraxis. Desinfectionsversuche mit Tonnen. 809
Milchsterilisirung. Dampfsterilisirappaiat.
beträgt 20 bis 30 Minuten. Im Vereine mit N. Gstöttnee prüfte N. den
Effect des Apparates, wobei er 10 Versuche mit verschiedenen Bacterien-
species anstellte. Dieselben bezeugten, dass mit dem Apparat vollkommene
Sterilisation erreichbar ist. Weiser.
Nach einer Besprechung anderer einschlägiger Versuche theilenAinuiid-
seil und Ustvedt (1850) einige Desinfectionsversuche mit Tonnen
mit, die sie im Auftrage des norwegischen Justizministeriums vorgenommen,
um einen zweckmässigen Desinfectionsapparat für Kleidungsstücke Tuber-
kulöser in ländlichen Gemeinden zu finden. Es ergab sich durch verschie-
dene Versuche, dass Milzbrandsporen, tuberkulöse Sputa u. a. Versuchsobjecte
in zusammengerollten wollenen Decken mittels einer gewöhnlichen Tonne
und eines gewöhnlichen Wasserkessels sicher zu sterilisiren sind; damit
der Dampf aber nicht an den Seiten der Tonne entweiche, muss man darauf
Acht geben, dass die Tonne einen geringeren Durchmesser als der Kessel
hat, so dass ihr unterer Rand fortdauernd ins Wasser eintauchen kann (der
Rand ruht auf winklich gebogenen, flachen Eisenstäbchen, deren anderes
Ende über den Rand des Kessels mittels einer Biegung gehakt wird). Der
Dampf, der vom Wasser innerhalb des Tonnenrandes gebildet wird, kann
dann nur seinen Weg durch die Tonne und deren Inhalt nehmen. — Der
Boden der Tonne wurde entfernt; die Bettstücke u. s. w. wurden etwas
weiter oben auf einem hölzernen Stäbchen-Gerüst angebracht; der Deckel
der Tonne wurde mit einem Loche von 3 cm versehen; Desinfectionszeit:
^/^ Stunde nach dem ersten Ausströmen von Dampf durch dies Loch. Feue-
rung durch Holz; der Apparat wurde im Freien aufgestellt. Axel Holst.
Stewart (1926) untersuchte die Genauigkeit verschiedener Methoden
der Milchsterilisation. Es ist unmöglich, alle Experimente zu refe-
riren. Es ist interessant, dass nach Pasteurisation bei 65*' ^/^ Stunde lang
von 12 Proben 9 steril, während nach halbstündiger Pasteurisation bei 70"
alle Proben steril waren. Bei 65^ wurde nur 14,4^ des löslichen Eiweisses
niedergeschlagen, bei 70*^ aber 38 ^/o, bei 65° blieb der Geschmack un-
verändert, bei 70*^ war er nur wenig verändert. Krnithack.
Heuflix (1851) beschreibt den von Dr. Bassfreund construirten
Dampfs terilisir-Apparat. Das Princip desselben beruht darauf, dass
der in einem etwa 400 ccm Wasser fassenden Kessel erzeugte Wasserdampf
mit Gummischläuchen direct in die Milchflaschen geleitet wird, wodurch,
das Aufkochen des Wassers im Kessel inbegiiifen, in 30 Minuten die Milch
vollkommen steril ist. Die Flaschen tragen eine Scala von 1 bis 9 Strich,
bis zu welchem man je nach dem Alter des Kindes die Flaschen füllen soll.
Der Apparat ist handlich, die Sterilisation ist rasch und im Zimmer auszu-
führen, doch haftet demselben gegenüber dem SoxHLEi'chen Apparat der
Mangel an, dass auf einmal nur der Inlialt von 5 Flaschen sterilisirbar ist,
während nach Soxiilet der ganze Tagesbedarf in einer Procedur steril
gemacht werden kann. In I^ezug auf die sterilisirende Wirkung fand
Baginsky bei bacteriologischer Prüfung desselben, dass die Entkeimung
ebenso vollkommen ist, wie bei Soxhlet's Apparat. Wcfser.
Saul (1918) hat auf Anregung des verstorbenen Schimmelbusch siedende
310 Desinfectionspraxis. Catgutsterilisiiung.
Alkohole zur Catgutdesinfection benutzt. Zuerst geprüft wurden diese,
ohne Erfolg, von RfipiN^ im Institut Pasteuk. S. fand nun zunächst, dass die
untersuchten Alkohole ohne Eücksicht auf ihren Siedepunkt bei einer Ver-
suchsdauer selbst von 3 Stunden einen Desinfectionswerth = 0 hatten. Durch
Wasserzusatz wurde aber proportional der Höhe des Siedepunktes und der
zugesetzten Wassermenge der Desinfectionswerth gesteigert. Während der
OOproc. siedende Aethylalkohol Milzbrandsporen erst in 3 Stunden tödtete,
vernichtete sieder80proc. bereits in einer Stunde. Hervorragende Steigerung
über Erwarten wurde durch einen weiteren Zusatz von Carbolsäure erhalten.
Als beste Combination empfiehlt S.: 85 Alkohol, 5 Acid. carbol. liquef.
10 destill. Wasser. Diese Lösung bedarf nun zum Gebrauch eines Apparates,
welcher gestattet, auch beim Sieden dieselbe Concentration einzuhalten.
Der von Lautenschläger gelieferte Apparat besteht aus einem dampf-
dicht verschliessbaren Metallcy linder ; auf einer Oeffnung im Deckel wird
ein Condeusator aufgesetzt. Nachdem der Apparat mit voller Flamme bis
75** angeheizt ist, wird die Flamme durch Querstellung des Hahnes redu-
cirt, worauf die Temperatur langsam bis zum Siedepunkt (je nach Baro-
meterstand 78-80^) schwankt. Diese Temperatur lässt man 15 Minuten
einwirken, sodass der ganze Process etwa 45 Minuten dauert. Das Catgut
kann in dieser Lösung beliebig oft gekocht, die Lösung beliebig wiederholt
benutzt werden. Das Catgut kann direct aus der Lösung benutzt werden
oder wird, wenn man es weicher wünscht, vorher in mit frisch abgekochtem
sterilem Wasser hergestellten OOproc. Alkohol gelegt^. Czaplewshi .
Schaetfer (1920) konnte die von Saul (s. oben) gerühmten sicheren
Erfolge des von Saul für die Catgutsterilisation angegebenen Appa-
rates nicht bestätigen. Milzbrandsporen wurden selbst bei 25 Minuten
langem Kochen nicht abgetödtet, zeigten allerdings ein stark verlangsamtes,
dann aber lebhaftes Wachsthum. Abweichend von Saul hatte Sch. die
Catgutfäden locker in Filtrirpapier eingeschlagen in die Lösung gebracht.
Als Grund für die abweichenden Resultate nimmt Sch. an, dass 1. Saul es
versäumt hat, die Sporenträger (Catgut- oder Seidenfäden) nach beendeter
Desinfection in lauwarmem sterilem Wasser gründlich (10-20 Minuten)
abzuspülen, 2. dass Saul mit ungewöhnlich wenig widerstandsfähigen Milz-
brandsporen gearbeitet hat. Dies könne zum Theil an der von Saul geübten
Gewinnung der Milzbrandsporen aus Bouillonculturen bei 36-38'^ liegen,
da Bouillonculturen und die gewählte Temperatur hierzu nicht sehr ge-
eignet seien.
Dass die Milzbrandsporen, mit denen Saul arbeitete, sehr wenig resistent
waren, beweist er aus dessen eigenen Angaben, da dieselben nur 1 Minute
Kochen in Wasser, nur 4 Stunden Oleum junipcri vertrugen, in 10 Minuten
durch Ojlproc. wässrige Sublimatlösung (bei Schwefelammoniumbehandlung)
und durch Iproc. wässrige Sublimatlösung in 1 Stunde getödtet wurden. Diese
P Jahresber. X, 1894, p. 679. Ref.
^) Die ausführlichere Publication steht: Archiv f klin. Chirurgie Bd. 52,
Heft L Ref.
Desinfectionspraxis. Oatgutsterilisirung. 811
Werthe bleiben erheblich hinter den von Geppert^ und von Verf. - bei der Nach-
prüfung mit seinen eigenen Milzbrandsporen gefundenen Werthen zurück.
Auch Hofmeister'^ habe die Angabe Saue's nicht zu bestätigen vermocht,
dass 5 bis 7 Minuten lange Behandlung mit siedender x\lkohol-Carbolsäure-
lösung die Keimfreiheit des Catgut verbürgt. Als das Wesentlichste der
SAUL'schen Mittheilung rühmt er dagegen, dass Saue damit ein ganz neues
weiter verwerthbares Princip angegeben habe. Saue habe dabei die Grenze
der zulässigen Alkoholverdünnung festgestellt, mit welcher Catgut ohne an
Haltbarkeit zu verlieren, gekocht werden kann. Saue habe dabei weiter
die wichtige Entdeckung gemacht, dass selbst ein geringer Wasserzusatz
dem siedenden Alkohol eine ungeahnte desiufectorische Kraft giebt, welche
durch Zusatz eines Antisepticums noch weiter verstärkt werden kann. Auch
verwirkliche der SAUE'sche Apparat einen ganz originellen Gedanken des
Coustanterhaltens des Alkohol-Procentgehaltes*.
Das Catgut ist gemäss seiner Herstellung aus Katzen- oder Schafdarm
Verunreinigungen durch Bacterien, ja unter Umständen, bei Fabrication
aus dem Darm von milzbrandkranken Thieren, auch der Infection durch
Milzbrand ausgesetzt, wie letzteres in einem Falle von v. Volkmann '^ vor-
gekommen ist. Da nun in der Praxis diu'ch Eiweissgerinnungen und Fett-
durchtränkung die Desinfection noch bedeutend erschwert wird, stelle das
Gelingen eines Infectionsversuches mit inficirten Seiden- oder Catgutfäden
oder Sporenemulsionen immer nur das Minimum der zu stellenden Anfor-
derungen dar, verbürge aber noch lange nicht die unbedingte Sicherheit des
Erfolges in der Wirklichkeit — selbst hinsichtlich der einen untersuchten
Pilzgattung. Bei Catgut sei nun durch den hohen Fettgehalt desselben, und
durch Berührung mit den schweissigen Fingern und Imbibition mit Haut-
talg das Eindringen der Antiseptica besonders erschwert. Man müsse also
verlangen, dass das Desinfectionsverfahren möglichst sämmtliche bekannte
Mikroorganismen und nicht nur die Eiterkokken abtödtet. Ferner wisse
man nicht, welche Rolle auch nicht pathogene Mikroorganismen im Körper
spielen, und ob sie nicht etwa durch ilire Ansiedlung den Boden für die
Ansiedlung pathogener Mikroorganismen vorbereiten. Lauenstein habe
ganz recht, wenn er sage'', ein mit der Wunde in Berührung zu bringender
Gegenstand, z. B. Catgut, werde, so lange es noch entwicklungsfähige
Keime enthält, nicht frei werden von dem Verdachte, dass es zu einer
Wundinfection Aiilass geben könne.
Zu seinen eigenen Versuchen benutzte Verf. Milzbrandsporen, den Cat-
gutbac. Krönig und den Kartoffelbac, die an 1 cm langen Seidenfädeu
1) Jahrebber. V, 1889, p. 486. Ref. — -) Jahrosbor. X, 1894, p. 544. Rof.
3) Ctbl. f. ChirnrpiR No. 9. Ref.
•') Aohnlich bereits im SoxnLEr'Kcbon Fcttoxtractionsapparat und von Ruth
zur Sterilisation von Blutsorum mittels constant siedender FJüssigkoiton (Jahros-
ber. 1, 1885, p. 181) benutzt. Rot.
*) Ber. über d. 0. Congr. d. Deutschon GeHollsch. f. Cliirurgio: Deutsche Ztschr.
f. prakt. Med. 1877 p. 18. Ref.
•*) Verhaiidl. d. Deutschen Ges. f. Chirurgie: 24. Congr. Berlin, 17.-20. April
1895, Th. 2 p. 33. Ref.
312 Desinfectionspraxis. Catgutsterilisirung.
angetrocknet waren, welche vorher ^/^ Stunde in schwacher Sodalösung
gekocht wurden. Zum Vergleich wurden in Oel getränkte Testfäden in
den Versuchen benutzt. Verf. benutzte Seidenfäden und nicht Catgutfäden,
weil diese sich nicht gut gleichmässig inficiren und desinficiren lassen.
Zuerst wurde die v. BERGMANN'sche Lösung (800 Alkohol, absol., 200
Wasser und 10 g Sublimat) geprüft, in welche die Catgutfäden gelegt
werden, nachdem sie 24 Stunden in Aether entfettet sind. Kartoffelbac-
Sporen gingen nur nach 1 Tag Liegen in der v. BEUGMANN'schen Lösung
an, später nicht mehr. Waren die Seidenfäden vorher durch Olivenöl ge-
zogen, so gingen die Culturen noch nach 4tägigem Liegen der Fäden in
der Lösung an und blieben erst nach 6 Tagen steril. Verf. betrachtet da-
nach die V. BERGMANN'sche Methode als zuverlässig, wenn mau die Lösung
2 Tage und länger auf entfettetes Catgut einwirken lässt. Bei über 6
Tage Einwirkung quillt aber das Catgut und wird zerreisslich. Als Nach-
theil sei nur zu bezeichnen, dass man für die Methode incl. Entfettung zu-
sammen wenigstens 3 Tage braucht.
Die MARTiN'sche Methode (5 Tage lang Iproc. alkoholische Sublimat-
lösung, dann Aufbewahrung in einer Mischung von 1 Th. Oleum Juniperi
und 2 Th. Alkohol [nach Kxjster]) erwies sich als unzuverlässig. Sowohl
eingeölte wie entfettete Kartoffelbac.-Sporenfäden gingen selbst bei 8täg-
igem Liegen in einer Lösung von 1,0 Sublimat in 980 ccm Alkohol -|- 20 g
Grlycerin (nach Küster) an^.
Die Mischung von 1 Ol. juniperi zu 2 Alkohol erwies sich ferner selbst
bei 6 Tage langer Einwirkung auf entfettete Kartoffelbac.-Faden und bei
Entfernung des Ol. juniperi durch 5 bis 10 Minuten Liegen in Schwefel-
kohlenstoff und 10 Minuten Alkohol und sterilem Wasser als wirkungslos,
da alle Fäden ohne Wachsthumsverlangsamung angingen. Dagegen gingen
bei Desinfection mit reinem Ol. juniperi (24 Stunden, dann Alkohol und
Wasser) die Kartoffelbac.-Sporen nur nach einem Tag noch an, waren aber
nach 2 bis 6 Tagen vernichtet. Das Ol. juniperi scheine also sehr be-
deutend desinfizirend zu wirken, doch solle dies nur vom frischen Oele
gelten, auch sei bei der gewählten Versuchsanordnung das Juniperusöl noch
nicht genügend nach dem Versuch ausgewaschen.
Verf. geht dann über zu dem von Kossmann und Vollmer" neuerdings
empfohlenen Verfahren der Catgutsterilisation durch Formalinlösung. Er
rügt bei allen Formalinversuchen, dass man bisher nicht daran gedacht
habe, nach dem Versuche das Formalin durch ein Antidot zu paralysiren*^.
Verf. empfiehlt nun als Antidot lebhaft das Ammoniak, welches mit dem
Formaldehyd einen ziemlich complicirten Körper das Hexomethylentetra-
^) Hier ist ein Widerspi'uch in den Angaben Verf.'s zu moniren. In der Mar-
TiN'schen Vorschrift spricht er von Iproc, in der KüsTER'schen von Ipromill.
Sublimatlösung. Ref.
2) Diesen Bericht p. 816. Ref.
") Verf. befindet sich hierbei in einem thatsächlichen Irrthum, da vrenigstens
die französischen Forscher hierzu mehrfach das Ammoniak bereits verwandt
haben. Ref.
ßesinfectionspraxis. Catgutsterilisirung. 813
min bildet, welches seinerseits gar keine bactericiden Eigenschaften besitzt.
Das Ammoniak sei dem Formalin gegenüber ein noch stärkeres Antidot als
das Schwefelammouium dem Sublimat gegenüber. Bei der Prüfung der
VoLLMEß'schen 2proc. Formaldehydlösung (= 5 ^/^ Formalin) zeigten
sich Kartoffelbac.-Sporen in 24 Stunden noch nicht, wohl aber in 24 Stun-
den abgetödtet, eingeölte Fäden aber noch nicht in 48 Stunden. Eine 5proc.
Formaldehyd- (= 2,5proc. Formalinlösung) tödtete eingeölte Fäden noch
nicht in 24, wohl aber in 48 Stunden.
In der Praxis könne man aber nicht so starke Ijösung lange auf Catgut
wirken lassen, da dadurch die Haltbarkeit des Catguts leidet, und z. B.
dui'ch Stägiges Liegen in Sproc. Formaldehydlösung brüchig und zerreiss-
lich wird. Das KossMANN-VoLLMER'sche Verfahren sei als sicheres Sterili-
sationsmittel für Catgut jedenfalls nicht zu betrachten. Durch 2stündige
Behandlung von eingeölten Kartoffelbac. konnte keine Keimfreiheit erzielt
werden.
Was nun die übrigen Verfahren anlangt, so gewährleisten die trockene
Sterilisation nach Reverdin und die Kumolsterilisation von Kröniö aller-
dings absolute Sterilisation des Catguts, sind aber zu umständlich. Das von
Hofmeister und Halban-Hlawacek angegebene Verfahren, Catgut bis
24 Stunden in Formalinlösung einzulegen, bestände aus einer Combination
zweier an sich unzureichender Verfahren und beeinträchtige Haltbarkeit
und Verwendbarkeit des Catgut. Bei Kochen im Wasser quillt das Catgut
in einer Minute, in kochender Sodalösung löst es sich auf. Verf. probierte
nun zahlreiche Mittel in wässriger Lösung, da nur eine solche Dose nach
Koch's Feststellungen (cf. Carbolöl) eine Desinfectionswirkung versprach.
Alle (Tannin, Essigsäure, Kalium aceticum. Aluminium aceticum, Kalium
bichromatum, MüLLER'sche Lösung, Formalin, Sublimat, Carbolsäure) brach-
ten eine Quellung des Catgut hervor. Nur concentrirter Alkohol machte
eine Ausnahme; aber schon 50proc. erzeugte Quellung. Der siedende Alko-
hol besitze keine Desinfectionswirkung, selbst bei mehrstündiger Einwirk-
ung. Neu sei daher die von Saul (s. oben) festgestellte Thatsache, dass
10-20^/o Wasserzusatz die Desinfectionskraft des Alkohols in unerwarteter
Weise steigern und dass das Catgut das Kochen in dieser Mischung gut
verträgt. Verf nahm nach der SAUL'schen Veröffentlichung und nach Fest-
stellung der Thatsache, dass die keimtödtende Kraft seiner Lösung von Saul
etwas zu hoch angenommen wurde, seine Versuche unter Befolgung des SAUL'-
schen Princips wieder auf. Geprüft wurde dabei Formalin, Kalium aceticum
und antiseptische Zusätze zum Alkohol. Dabei wurde besonders auf die Halt-
barkeit des Catgut Rücksicht genommen. Von einem gebrauchsfähigen Cat-
gut müsse man verlangen, dass es bei starkem (nicht mit lebhafter Schmerz-
empfindung verbundenen) Anzielien mit den Händen unzerreissbar ist. Diese
Prüfung zieht er den HoEi-MEiSTEu'schen Dynamometerversuchen vor, da sie
allein für die Praxis maassgebend ist. No. 1 bis 3 des nach Hofmeister
präparirten Catguts konnte Verf ohne zu grosse Anstrengung zerreissen.
Versuche mit systematisch wachsenden Zusätzen von Formalin zu Alko-
hol ergaben, dass kochende FormalinalkohoUösungen zur Catgutsterilisation
gj^4 Desinfectionspiaxis. Catgutsteiilisirung.
nicht verwerthbar sind, da das Catgut dabei zerreisslich wird. Dagegen
fand Vei'f., dass 20-25 Minuten langes Kochen in einer Lösung von 80 ccm
Alkoll. absol., 20 Aqu. dest. und 100 g Kali aceticum die Haltbarkeit von
Catgut (No. 2 bis 4) nicht beeinträchtigt und Milzbrandsporen in 15-20
Min. zu Grunde richtet. Was ferner die antiseptischen Zusätze anlangt, so
zeigte sich, dass bezüglich des Carbolsäurezusatzes die SAUL'sche Mischung
in der That die glücklichste Combination war. Aseptol (Orthophenolsulfo-
säure) wirkte noch stärker, veränderte auch das Catgut nicht, vermochte
aber Kartoifelbac. auch nicht abzutödten. Bei Kochen in Iproc. Sublimat-
alkohol gingen Milzbrandsporen in jedem Falle an (Schwefelammonfällung).
Dagegen erwies sich gut 0,5 bis Iproc. Sublimatlösung in 85proc. Alkohol,
welche bei 12 bis 15 Minuten langem Kochen stets sichere Sterilisation
ergab.
Verf. benutzt zur Ausführung des Verfahrens folgenden Apparat: In ein
Präparatenglas von etwa 500 ccm kommt das Catgut auf gläsernen Eollen
in etwa 250 ccm einer Lösung von bestem Alkoh. absol. 85 ccm, destill.
Wasser 15 ccm, Sublimat (ohne Kochsalz, welches die Festigkeit des Cat-
gut schädigt!) 0,5 g. Die Flasche kommt in ein gewöhnliches Wasserbad,
verschlossen durch einen Gummistopfen, welcher von dem Condensirapparat
durchbohrt ist. Derselbe besteht aus einem gläsernen vertical gestellten
System von 2 kugligen und einer glockenförmigen Ausbauchung. Letztere
wii'd mit einem Uhrgläschen bedeckt. Das Condensirsystem ist vor Erwär-
mung durch Strahlung mittels einer horizontalen Glasplatte, welche dicht
über dem Gummistopfen angebracht ist, geschützt. Beim Versuch heizt
man das Wasserbad an, bis der in den Ausbauchungen des Condensirappa-
rates condensirte Alkohol zurücktropft. Danach wird die Flamme kleiner
gemacht und noch 15 Minuten gekocht. Schliesslich kommen die Catgut-
spulen in 95proc. Alkohol zur Aufbewahrung. Um auch zugeschnittene
Catgutfäden desinficiren zu können, dient eine Modilication des Apparates,
bei welcher die Pulverflasche durch ein 36 cm hohes cylindrisches Glas-
gefäss ersetzt wird. Dieses wird seinerseits vor Umfallen durch einen
breiten Kegelmantel aus Eisenblech, von welchem gehalten es im Wasser-
bade steht, geschützt. Das Flüssigkeitsniveau soll hierbei das Catgut etwa
1 cm überragen (etwa 500 bis 600 g). Dies Verfahren garantire 1. abso-
lute Keimfreiheit, schädigt 2. die Haltbarkeit des Catgut nicht, dauere 3.
nur 30 bis 40 Minuten, 4. sei der Anschaffungspreis des Apparates nicht
hoch K C'xapleivski .
Hofmeister (1878) theilt mit, dass Schäffer (s. oben) seine vordem
abfällige Ansicht über die H.'sche Catgutsterilisation vollkommen geändert
habe. Schäffer nenne dieselbe brieflich „hinsichtlich der Sterilität ja
geradezu ideal". An einer ihm von H. übersandten nach dessen Vorschrift
(aber eine halbe Stunde in Wasser gekochten) Catgutprobe habe sich
Schäffer von der absoluten Festigkeit des so behandelten Catguts überzeugt.
Czaplewskf.
^) Beide Apparate kosten zusammen bei Kaebler «fe Martini in Berlin,
Wilhelmstrasse 50, 15 M. Ref.
Desinfectionspraxis. Catgutsterilisirung. 815
Saul (1919) antwortet auf die Angriffe Hofmbistbr's und Schäffer's
(s. oben). Er vertritt den Standpunkt, dass nach der Definition von Koch,
V. EsMAECH, Behring, Schimmelbusch Desinfection die Abtüdtung von
pathogeneu Mikroorganismen bedeute, nicht aber die Abtödtung von
Mikroorganismen schlechthin. Auf ubiquitäre Mikroorganismen, wie Kar-
toffel- undHeubac. brauche man keine Rücksicht zu nehmen. „Als Maass-
stab dessen, was durch ein Desiufectionsverfahren unter allen Umständen
geleistet werden müsse, gelte die Abtödtung des Milzbrandbac^ Freilich
schwankt die Resistenz desselben innerhalb sehr weiter Grenzen. Die
Desinfectionskraft des siedenden AVassers oder des strömenden Dampfes
sei zu gross, um diese Resistenzschwankungen deutlich erkennen zu lassen.
Ergebe zu, dass es vielleicht noch resistentere Milzbrandsporen geben möge,
als die von ihm benutzten, immerhin habe er über genügend resistente
(deren Resistenz mindestens einen Durchschnittswerth repräsentirte) ver-
fügt, da sie heisse Luft von 140^ mehr als 2 Stunden vertrugen'-. Durch
Untersuchung habe er sich davon überzeugt, dass in seinen Bouillonculturen
reichlich Sporen gebildet wurden. Da die Fäden total von Anthraxbac. um-
wuchert waren, kann von einer oberflächlichen Inficiriing, wie Hofmeister
meint, keine Rede sein.
Bei seinen Versuchen habe er vorher durch mehrmalige Abspülung der
Fäden und Uebertragen an aufeinanderfolgenden Tagen von Bouillon zu
Bouillon nach Gruber festgestellt, dass für diese Versuche die GsppERT'sche
Entwicklungshemmung'' nicht in Betracht kommt. Diese komme nur bei
Arbeiten mit antiseptischen Mitteln in Betracht. Die SoHÄFFER'sche Sub-
liinatmodification hält er nicht für glücklich, da sie ein Verfahren, welches
sich vollkommen in den Rahmen aseptischer Methoden fügt, in ein anti-
septisches »verwandele und ihm damit seinen besten Vorzug raube"*. Er
m(jnirt ferner, dass Schäpfer nur mit Sporenfäden, statt mit den viel
empfindlicheren Sporenemulsionen nach Geppert arbeitete. Dass Schäffer
statt des SAUL'schen metallenen Apparates einen zerbrechlichen Glasapparat
habe wählen müssen (wegen des Sublimats) bedeute einen wirthschaftlichen
Nachtheil. Ausserdem müsse das Catgut vor der Sublimatdesinfection ent-
fettet werden, da seine 7,5 *^/q Fettgehalt die Subliiuatvvirkung illusorisch
machen könnten. Durch die llnbeständigkeit der Sublimatlösung sei ein
häufiges Wechseln derselben erforderlich. Die Carbolsäurealkohollüsung
werde in ihrer Desinfectionsintensität, wie Hofmeistkr bestätigen konnte,
nocl» gesteigert. Auch eine längere Einwirkung der Lösung (wie sie Hof-
meister wünscht, um auch Kartoftelbac. abzutödteu), werde vorzüglich ver-
tragen von gutem Material, aber nicht von solchem, welches aus fauligen
Därmen hergestellt ist. Sehr bemerkeii.swerth sei die Bemerkung Pop-
') Hier iiioiiit Verf. iiiitürlicli den simrenlialtigou Milzbnuulbiic. lief.
-) Rof. hält diese i'riifiiiif^ füi iiiclit selir glücklicli, da wenigstens in den
Trockenselirilnken gewöhnlicher Construetion die Erhitzung oft sehr ungleich-
niils.sig erfolgt. Ref.
•') Jahresber. V, 1889, p. 486. Ref.
*) Diese leztere Behauptung des Verf.'s ist dem Ref. unverstilndlich. Ref.
316 Desinfectionspraxis. Catgutsterilisirnng.
pert's, dass ein Theil der Catguteiterungen, auf solches schlechte Material
zurückzuführen sei. „Die Fülle der Gesetzmässigkeiten in den bactericiden
Wirkungen siedender absoluter und combinirter Alkohole reiclie in ihrer
Bedeutung weit über die engere Frage des Catgnt hinaus und eröffne neue
Perspectiven für die Theorie und Praxis der Desinfeclion". Czaplewski.
Halbau und Hlawacek (1872) prüften die Verwendbarkeit des
Formal ins zur Catgut Sterilisation. Sie wollten besonders folgende
Fragen betrachten: Wii'd durch Formalin eine vollständig sichere Des-
infection bewirkt? Ist das Catgut nach der Formalin-Behandlung für kli-
nische Zwecke gut verwendbar? Die Versuche ergaben, dass die minimalen
Formalinraengen, von einem kleinen Stückchen formalinisirten Catgut der
Bouillon mitgetheilt, genügen, um die Entwicklung von Mikroorganismen
(Anthrax) vollständig zu hemmen. Auch Thierversuche wurden angestellt,
welche ergaben, dass mit Anthrax inficirte, dann Formalindärapfen ausge-
setzte Seidenfäden Mäuse nicht tödten. Das mit Formalindämpfen sterili-
sirte Catgut ist geschmeidig und nicht zerreisslich, wird es aber nach einigen
Tagen. Dies lässt sich jedoch durch vorheriges Auskochen und dann Ueber-
tragen in Sublimatalkohol verhindern. Bequemer und sicherer ist die Prä-
parirung des Catguts mit 5proc. wässeriger Formalinlösung. Solches Cat-
gut ist auch nach Monaten gut brauchbar. Das so sterilisirte Catgut ver-
trägt aber eine neue Sterilisirung nicht mehr. Aehnlicher Weise lässt
sich in Formalinlösung aufbewahrtes Catgut nicht noch einmal auskochen.
Bei raschem Verfahren — wobei das Catgut der Luft nicht ausgesetzt wird
— ist also absolute Sterilisirung des Catguts zu erreichen. Wellinann.
Kofeud (1886) prüfte auf der Klinik Gussenbauer die von der Koss-
MANN'schen Klinik empfohlene neue Präparation des Catguts mit
Formalin und fand, dass sich Catgut mittels Formalin sterilisiren lässt,
doch lässt es sich als klinisches Ligaturmaterial nicht recht gebrauchen.
Bei dieser Gelegenheit empfiehlt K. folgende neue Methode der Sterili-
sation : Catgutfäden werden mit Tupfern und grüner Seife gut ausgerieben,
mittels Aether entfettet und in Alkoh. absolut, ausgewaschen. Dann wer-
den die Rollen zwischen Gazetupfern bis zwei Stunden in einem Heissluft-
sterilisator.(130^ bis 140" C.) gelegt, dann zum Aufquellen 1 bis 2 Tage
in l'^/oo wässrige Sublimatlösuug, worauf sie in die Conservirungsflüssig-
keit (1: 1000 Sublimatalkohol, 50 g Glycerin) kommen. So sind sie schon
nach wenig Stunden zum Gebrauche bereit. Die so erhaltenen Fäden sind
steril, geschmeidig und behalten ihre Festigkeit Monate lang. Sie werden,
wie Thierexperimente zeigten, noch am siebenten Tag nicht resorbirt.
Man kann daher ilu-e sichere Haltbarkeit für mindestens acht Tage an-
nehmen. Wellinann.
Kossmanii (1887) vertheidigt das von ihm^ bezw. seinem Assistenten
Vollmer- vorgeschlagene Formalindesinfections verfahren für
Catgut gegenüber den Einwänden von R. Schäffer (s. S. 810). Er könne
1) Ztschr. f. Geburtsh. Bd. 32, 1895, p. 325. Ref.
'^) Jahresber. XI, 1895, p. 669. Ref.
Desinfectionspraxis. Catgutsterilisirung. 317
Verhalten der Bacterien zu chemischen Reagentien.
den Prüflingsmethoden mit schwer abtödtbaren, als Krankheitserreger nie
(Kartoflfelbac.) oder allenfalls einmal unter hunderttausend Fällen (Milz-
brand) in Betracht kommenden Bacterien höchstens den Werth beimessen,
„dass sie unser subjectives Gefühl der Sicherheit gegenüber den leichter
abtödtbaren Bac. etwas erhöhen". Durch diesen objectiv betrachtet zweifel-
haften Vortheil dürfe man sich aber nicht veranlasst fühlen, ein wie das
Formalinverfahren einfaches zur Beseitigung aller für die Praxis nach-
gewiesenen Gefahren (hauptsächlich Staphylok. und Streptok.) ausreichendes
Verfahren durch ein complicirtes (wie das ScHÄFPER'sche) zu ersetzen.
Wer auch die Sporen alle abgetödtet wünscht, möge das KRÖNia'sche Cumol-
verfahren anwenden; er selbst habe es aufgegeben, seit dabei einmal für
60 M Catgut ohne aufgeklärte Ursache verdorben wurden. Das Formalde-
hydverfahren scheine aber doch wirksamer zu sein als Schäffer glaubt,
da dieser selbst zugeben muss, dass nach 48 Stunden in 5^/o Formalin
auch die Kartoffelbac. des Catguts abgetödtet waren. Belastungsversuche
ergaben, dass im Gegensatz zu Schäffer's Angaben dieses Catgut nicht
brüchiger und zerreisslicher, sondern ebenso haltbar als Juniperuscatgut
war. Die Behauptung Schäffer's, dass solche Belastnngsversuche nicht
maassgebend seien und dass man sich nur auf Zerreissungsversuche mit den
Händen verlassen könne, werde schwerlich Anerkennung finden. Ein Kochen
von sterilem Catgut (Hofmeister, Halban, Hlawacek) hält er für ganz
übrig, da die unnöthig gefürchteten Dauersporen das Kochen so ausge-
zeichnet vertragend Cxapleivsld .
Paul und Kröiiig's (1904) Arbeit umfasst eingehende Unter-
suchungen über die Wirkung einer ganzen Reihe von Sub-
stanzen: Salzen, Säuren, Basen, Halogenen, Oxydationsmitteln und orga-
nischen Verbindungen auf Bacterien. Obgleich in der Literatur eine
grosse Anzahl derartiger Versuche verzeichnet ist, sind die Resultate der-
selben wenig vergleichbar, da die einzelnen Versuche unter den verschie-
densten Bedingungen ausgeführt wurden. Um diesem Uebel abzuhelfen,
hielten Vertf. die einzelnen Versuchsbedingungen, wie Temperatur, Reactions-
zeit, Concentration womöglichst gleich, um so untereinander vergleichbare
Zahlen zu erhalten. Die Mehrzahl der Versuche wurde mit . Milzbrand-
sporen angestellt, ausser welchen noch die Sporen eines aus dem Rnhcatgut
gezüchteten Bac. und die vegetativen Formen des Staphylok. pyog. aur.
in Verwendung kamen. Um für vergleichende Versuche mit einer gleichen
Anzahl Sporen arbeiten zu können, bedienten sich Vertf. vorher gereinigter
böhmischer Granaten von möglichst gleicher Grösse, die in einem Schüttel-
r'ylinder mit der wässrigen Sporenaufschwemmung geschüttelt und dann
im p]isschranke bei 1^ C. getrocknet wurde. Von den so vorbereiteten
(Granaten wurden nun je 30 Stück in kleinen Platinsiebchen in die zu
prüfende Lösung gebracht und mit dieser in einen OsrwALD'schen Thermo-
staten bei 18® C. bestimmte Zeit gehalten. Darauf wurden die Granaten
*) Ifiorzu niöclito Hof. Folgendes bemerken: Die Danersiioron, auch von Kar-
totlelbacillen, vertragen zwar mitunter sehr lange Dampf, aber werden durch
Kochen in Wasser etc. sehr schnell vernichtet. Hef.
Baumgarte n 's Jahresbericht XII 52
^-^Q t)esinfectionspraxis.
Verhalten der Bacterien zu chemischen Reagentien.
mit Wasser abgespült, die weitere Einwirkung des Desinfectionsmittels
mit chemischen Reagentien aufgehoben. Metallsalze wurden hierbei mit
einer 4proc. Schwefelammoniumlösung gefällt, Säuren und Basen neu-
tralisirt. Von den gereinigten Granaten wurden die Sporen durch kräf-
tiges Schütteln mit Wasser in passenden Probirröhren abgespreugt, die
Sporenaufschwemmung auf 37*^0. erwärmt und mit 10 ccm flüssigen Agar
von 42 ^ in vorgewärmte PEXKi-Schalen gegossen. Die Gussplatte wurde
nun 3 Tage in einem Brutschrauk gehalten und die Zahl der entwickelten
Colonien bestimmt. Die Zahl der letzteren ist unter sonst gleichen Be-
dingungen abhängig von der Dauer der Einwirkung des Desinfections-
mittels und von der Concentration der Lösung. Auf diese Weise unter-
suchten Verff. eine ganze Reihe der oben erwähnten Verbindungen.
Fassen wir die Ergebnisse ihrer Untersuchungen kurz zusammen, so
ergiebt sich für Milzbrandsporen und den Staphylok. pyog. aur. Folgendes:
1 . Den Salzen der Schwermetalle, mit Ausnahme des Platins, spec. den Gold-,
Silber- und Qaecksilbersalzen, kommt eine specifische giftige Eigenschaft zu.
Die Desinfectionswirkung der Metallsalze hängt nicht allein von der
Concentration des in der Lösung befindlichen Metallsalzes ab, sondern ist
abhängig von den specifischen Eigenschaften der Salze und des Lösungs-
mittels. Die Ansicht Behring's, dass der desinticirende Werth der Queck-
silberverbindungen im Wesentlichen nur von dem Gehalt an löslichem Queck-
silber abhängig ist, die Verbindung mag sonst heissen wie sie wolle, kann
nicht zu Recht bestehen.
3. Metallsalzlösungen, in denen das Metall Bestandtheile eines complexen
Jons und in Folge dessen die Concentration seines Jons sehr gering ist,
üben nur eine äusserst schwache Desinfectionswirkung aus.
4. Die Wirkung eines Metallsalzes hängt nicht nur von der specifischen
Wirkung des Metallious ab, sondern von der des Anions bezw. des nicht
dissociirten Antheils.
5. Die Halogenverbindungen des Quecksilbers einschliesslich des Rhodans
und Cyans desinficiren nach Maassgabe ihres Dissociationsgrades.
6. Die Desinfectionswirkung wässeriger Quecksilberchloridlösung wird
durch Zusatz von Metallchloriden herabgesetzt.
7. Die starken Säuren wirken noch in Concentrationen von 1 1 (d. h. wenn
1 Gramm Molekül in 1 1 gelöst ist) und darüber nicht nur entsprechend
der Concentration ihrer Wasserstoff- Jonen, sondern auch vermöge der speci-
fischen Eigenschaften des Anions. Die verdünnteren starken und die
schwachen organischen Säuren scheinen nach Maassgabe ihres Dissociations-
grades zu wirken.
8. Die annähernd gleich dissociirten Basen KOH, NaOH und LiOH des-
inficiren fast gleich; das viel schwächer dissociirte NH^(OH) desinficirt
sehr wenig.
9. Die Oxydationsmittel NHO.,, H.Cr^O,, HCIO3, HMnO^ wirken ent-
sprechend ihrer Stellung in der für Oxydationsmittel auf Grund ihres elek-
trischen Verhaltens aufgestellten Reihe. Das Chlor passt sich dieser Reihen-
folge nicht an, sondern übt eine sehr starke specifische Wii-kung aus.
Desüifectionspraxis. Desinfection mit Sublimat, 819
mit Quecksilbersilicofluorür.
10. Die Desinfectionswirkung der Halogene Cb, Br, J nimmt entsprechend
ihrem sonstigen chemischen Verhalten mit steigendem Atomgewicht ab.
11. Die Angaben Scheuklen's, dass Phenollösungen durch Zusatz von
Salzen besser desinticiren, konnten Verff. bestätigen. Eine Ursache für diese
Erscheinung liess sich aus den bisher angestellten Versuchen nicht ermitteln.
12. Die bekannte Thatsache, dass die in absolutem Alkohol und Aether
gelösten Körper fast ohne jede Wirkung auf Milzbrandsporen sind, konnte
bestätigt werden.
13. Wässeriger Alkohol von bestimmtem Procentgehalte erhöht die Des-
infectionswirkung des HgCl.^ und des AgNO^. Weiser.
Vrijheid (1930) berichtet über Resultate von Versuchen, welche er
angestellt hat, um den Einfluss massig erhöhter Temperatur auf
die desinficirende Wirkung von Sublimat zu prüfen. Er benutzte
Milzbrandsporen, die an 1 cm langen Seidenfädchen angetrocknet waren. Die
Temperatur der l"/oo Sublimatlösung betrug in den verschiedenen Versuchen
10, 12, 21, 26, 31, 34, 35, 40, 41 bezw. 48^ C. Je nach Verlauf von 1,
2, 3, 4 und 5 Minuten wurden 2 Fädchen in Nährgelatine übertragen. Die
Beobachtungsdauer bei 37^ C. betrug 1 5 Tage bis 3 Monate. Die Resultate
waren nun folgende: Temperaturerhöhung bis zu 35*^ C. steigerte kaum die
Wirksamkeit des Desinfectionsmittels, welche eine inconstante war. Bei
40^ C. aber trat eine überraschende Steigerung auf. Schon nach einer
Minute zeigten sich die Fädchen bei 40, 41 und 48*^ C. constant vollkom-
men steril. Dass die auffallende Steigerung gerade mit dem Temperatur-
optimum des Wachsthums des Bac. anthracis zusammentrifft, würde viel-
leicht so zu erklären sein, dass bei dieser Temperatur, bei welcher die
Sporen zu entkeimen anfangen und schwellen, das Sporenhäutchen feinste
Risse bekommt oder auf anderer Weise melir permeabel wird, sodass das
Desinfectionsmittel auf den protoplasmatischen Inhalt leichter einwirken
kann. Spronck.
Hiillioii, Lefranc und Poupinel (1873) haben sich durch Versuche
mit den Bac. Pyocyaneus, Milzbrand- und Diphtheriebac. überzeugt, dass
das Quecksilbersilicofluorür (HgSiFlg) ein viel grösseres antisep-
tisches Vermögen besitzt, wie das Sublimat. Ist die Desinfectionskraft des
Sublimates 1, so ist die des erwähnten Salzes 2. Lösungen von 1 : 1000 oder
1 : 2000 haben sich auch praktisch gut bewährt. Tangl.
(Jhavigiiy (1859) prüfte auf Anregung von Valllaed anknüpfend an
die bekannten GKi'PERx'schen Untersuchungen über die nur scheinbare
hohe Desinfectionskraft des Sublimats die Wirksamkeit der in
derPraxis noch vielfach gebräuchlichen Sublimatzerstäubun-
gen zur Wolinungsdesinfection. Wenn man nach Miquel^ Staubproben in
eine Sublimatlösung Viooo bringt, davon nach verschiedenen Zeiten einige
in '/^ Literkolben mit Bouillon bringt, bleibt trotz der angegebenen Ver-
dünnung, bei welcher das Antisepticum fast unwirksam wird, die Bouillon
steril, woraus MiyuEL eine Abtödtung der Keime durcli das Sublimat folgert.
') Jahrosber. X, 1894, p. 682. Ref.
320 Desinfectionspraxis. Desinfection mit Sublimat.
Wenn man aber nach Geppert eine Waschung mit Schwefelammonium
vor der Einsaat in die Bouillon einschaltet, gehen die Proben, wenn auch
verzögert, an. Ch. stellt sich nun vor, dass das Antisepticum durch Capillar-
attraction nach Art einer Färbung auf der Oberfläche der Mikrobien bezw.
ihrer Keime sich ablagert und hier eine Oberflächenschicht bildet, welche
durch Coagulation des Protoplasmas oder sonst wie die Diffusion zwischen
der Zelle und der Umgebung ändert. Diese Schicht begleite unverändert
die Mikrobien beim Einbringen in ein neues Nährmedium, wobei die Ver-
dünnung des Antisepticums keine Rolle mehr spielt und die entwicklungs-
hemmende Wirkung nicht oder sehr wenig sich ändert. Durch eine
Waschung mit Schwefelammonium werde nun diese Schicht zerstört^ In
seinen Versuchen inticirte Verf. zunächst Vierecke von plätre, welche ste-
rilisirt waren, mit verschiedenen Staubproben und besprayte sie 1 bis 1 0
Minuten aus einer Entfernung von 1,50 m mit dem kleinen Apparat von
Gen ESTE und Herrscher mit einer Lösung von Sublimat ^looo' ^ ^ Koch-
salz, 5 ccm concentrirter Salzsäure. Vor der Probeentnahme wurden einige
Stellen mit sterilem Schwefelammonium behandelt. Bei Schwefelammonium-
behandlung war selbst 10 Minuten Spray wirkungslos geblieben; ohne die-
selbe wurden schon bei 5, noch mehr bei 10 Minuten Spray unsichere Re-
sultate mitunter mit Wachsthumshemmung erzielt. Mit Zunahme der Dauer
des Sprays wurde die Zahl der noch zur Entwicklung kommenden Bacterien-
arten geringer, wobei, wie zu erwarten stand, Bac. mehr Widerstandsfähigkeit
zeigten als Kokken. Ungleichmässigkeiten im Ausfall einiger Experimente
schiebt Verf. auf den Umstand, dass die sehr gemischten Staubproben
wohl ungleichmässig vertheilte und verschieden widerstandsfähige Keime
enthielten. Wurden die Staubproben, statt besprayt, gebadet, so wurden
kaum abweichende Resultate erhalten, woraus Verf. folgert, dass entsprechend
seiner Theorie die Concentration des Sublimats keine Rolle spiele. Verf.
stellte dann noch einige analoge Experimente mit einigen Bacterienculturen
an. Staphylok. aureus war sowohl durch Spray wie Bad in 5 Minuten
scheinbar abgetödtet, bei Schwefelammoniumbehandlung aber noch nicht
nach 10 Minuten. Milzbrandbac. (wohl sporenfrei. Ref.) waren bei Schwe-
felammoniumbehandlung nach 2 Minuten noch nicht sicher, nach 5 Minuten
aber mit und ohne solche vernichtet. Kartoffelbac. vertrug bei Schwefel-
ammoniumbehandlung dagegen 48stündiges Bad in der Sublimatlösung.
Tuberkulöse Sputa blieben selbst bei längerer Einwirkung des Sublimat-
sprays vollkommen virulent für Meerschweinchen.
Verf. schliesst daher, dass Zerstäubungen von Sublimatlösung '/looo ^*^^^'
die Praxis zur Vernichtung und Abschwächung pathogener Keime unge-
^) Verf. vergisst hierbei vollkommen, dass sich durch Schwefelammonium
das vollkommen unlösliche also wohl ungiftige Schwefelquecksilber bildet.
Danach dürfte die Theorie, welche eine Aufspeicherung des giftigen Sublimats
ev. als Doppelverbindung um die behandelte Spore etc. und sozusagen eine
deletäre Dauerwirkung dieses aufgespeicherten Giftstoffes auf die Spore an-
niumit, wohl doch mehr Wahrscheinlichkeit für sich haben als die Theorie des
Verf's. Ref.
Desinfectionspraxis. Desinfection mit Formaldehyd (Formalin). 321
eignet sind. Die Wirkung, welche sie zu entfalten scheinen, ist nur tem-
porär und schwindet, wenn die gebildete schützende antiseptische Hülle
zerstört und damit die Verbindung des Protoplasmas mit der Umgebung
wieder hergestellt wird. Czapleivski.
Strehl (1927) [unter Leitung E. v. Esmarch's] konnte mit selbst 50
ccm reinem ScHERiNo'schen Formalin in einer ^/^ cbm grossen Kiste nach
24 stündiger Einwirkung bei 20^ C. an Seidenfäden angetrocknete Milz-
brandsporen (welche 6 Minuten strömenden Dampf vertrugen) und Staphy-
lok. nicht abtödten. Die Versuchsobjecte waren theils in feinmaschigen
Drahtkörbchen frei aufgehängt, theils in sterilisirtes Papier gewickelt und
in die Tasche eines beim Versuch den Formalindämpfen zu exponirenden
Rockes gethan. Sterilisationsversnche an Tapeten mittels Formalinspray
(bis die Tapete überall gleichmässig feucht war) zeigten bei Anwendung
5proc. Formalinlösung noch Wachsthum der benutzten Staphylok. Durch
lOproc. Formalinspray wurden dagegen alle Bacterien abgetödtet. Es
schiene darum fast, als ob Formal indämpfe auf eingetrocknete Bacterien
keine oder eine nur sehr geringe Desinfectionswirkung auszuüben im Stande
seien. Formalinlösung selbst schiene dagegen bei directer Berührung sehr
wirksam zu sein. Auf feuchte Objecte schienen aber auch Formalin-
dämpfe stark desinticirend zu wirken. Mit Bouillonculturen von Milzbrand
und Staphyloik. bestrichenes Papier, feucht in die Kiste gethan, war durch
die Dämpfe von 10 ccm 5proc. Formalinlösung in 24 Stunden desinficirt.
Cxapleivski.
Walter (1931) berichtet nach eingehender Darlegung der älteren
Formalin-Literatur über das Resultat seiner eigenen auf Anregung von
Kirchner angestellten Desinfectionsversuche mit Formaldehyd.
Was die Bezeichnung der Dosirung anlangt, so geht er von der Schering'-
schen Stammlösung (Formalin = 40proc. Formaldehydlösung) aus und
bereitet sich daraus schwächere Lösung, z. B. Iproc, durch Hinzufügen
von ] ccm Formalin zu 99 ccm destill. Wassert Die Resultate seiner man-
nigfach variirten Versuche fasst er selbst in folgende Sätze zusammen:
1. „Formalin macht in Concentrationen von 1 : 10000 für Milzbrand,
Cholera, Typhus, Staphylok. pyog. aureus und Diphtherie jedes Wachthum
unmöglich".
- 2. „Als Gas hemmt es bereits in starker Verdünnung das Wachsthum".
3. „Es tödtet in Iproc. Lösungen Reinculturen patliogener Keime in 1
Stunde ab. In verdünnten alkoholischen Lösungen wird die Wirkung
intensiver".
4. „Mit 3proc. Lösungen, etwaigen Falls unter Alkoholzusatz, gelingt
es, die Hände sicher keimfrei zu machen. Inwieweit die Haut dabei ange-
grift'en wird, werden ausgedehntere Versuche zu erweisen haben".
5. „Durch Besprayen mit Formalinlösnngen und nachherigem luftdich-
tem Abschluss kann man künstlich inlicirte Stoifproben sterilisiren".
(5. „Durch Formalin bezw. Formaldehj'd gelingt es, auch im Grossen,
*) Richtiger wäre 1 g Formalin -|- 99 ccm destill. Wassers. Ref.
322 Desinfectionspraxis. Desinfection mit Formaldehyd (Formalin).
Ledersachen, Uniformen u. s. w. sicher zu desinficiren ohne die betreffen-
den Objecte irgendwie zu beschädigen. Die dazu nöthige Zeit beträgt vor-
läufig 24 Stunden. (Die Möglichkeit der Ziramerdesinfection ist durch die
Arbeiten anderer Autoren als erwiesen anzusehen)".
7. „Faeces werden bereits in Iproc. Lösung fast augenblicklich desodo-
rirt und binnen 10 Minuten in lOproc. Lösung keimfrei".
8. „Formalin leistet als Aetzmittel gute Dienste".
9. „Es ist ein vorzügliches Conservirungsmittel".
Bei der Versuchsanordnung muss als Mangel gerügt werden , dass die
eingetretene Wachsthumshemmung bezw. Vernichtung durch Gelatinenähr-
böden controlirt wurde. Dass die Gelatine aber auch für Diphtheriebac.
verwendet wurde, welche bekanntlich auf Gelatine gar nicht oder nur
schwierig wachsen, ist Ref. nicht recht verständlich. In den Versuchen,
das Formaldehyd als Gas wirken zu lassen, wurde theils Formalinlösung
verdampft, theils die KRELL'sche Lampe verwandt. W. wirft hierbei die
Frage auf, ob hier nicht die Anwesenheit von kleinen Mengen von Wasser-
dampf bestimmend auf die Wirkung ist. Auf Grund seiner Versuche glaubt
er im Formaldehyd ein vorzügliches, vielseitiges und bequem anzuwendendes
Desinfectionsmittel begrüssen zu dürfen, welches z. B. bei Zimmer- und
Uniformdesinfection den Wasserdampf zu ersetzen geeignet ist. Czaplewski.
Krause (1888) stellte Versuche an über die Wirkung des Formalde-
hyd und dessen Wirkung auf pathogene Mikroorganismen, so-
wie seine Erzeugung durch die BARTHEL'sche Lampe an, deren Re-
sultate in folgenden Sätzen zusammen zu fassen sind:
1. Milzbrandbac. waren schon nach einer 15 Minuten dauernden
Einwirkung der Dämpfe bei 30 g Holzgeistverbrauch mit Sicherheit abge-
tödtet. Nach 8 Minutenlanger Einwirkung zeigten die Culturen schwaches
Wachsthum, die Wirkung derselben war bedeutend abgeschwächt.
2. Die Bacterien der Geflügelcholera und des Schweineroth-
laufs waren nach 8 bezw, 10 Minuten langer Einwirkung und bei 20 g
Alkoholverbrauch so beeinflusst, dass sie kein Wachsthum mehr zeigten
und ihre pathogene Wirkung eingebüsst hatten.
3. Der Mikrokokkus prodigiosus hatte seine vollständige Keim-
fähigkeit bei 25 g Alkoholverbrauch erst nach 30 Minuten langer Ein-
wirkung, bei 50 g Alkoholverbrauch nach 20 Minuten langer Einwirkung
verloren.
4. Um Milzbrandsporen abzutödten, waren grössere Mengen Alkohol
und längere Einwirkungszeiten nöthig, denn die Sporen hatten bei 50 g
Alkoholverbrauch erst nach 2 Stunden, bei 100 g Alkohol in 1^/^ Stunden,
bei 200 g Alkohol in 1 Stunde ihre Lebensfähigkeit verloren.
5. Die verschiedenen, zu den Versuchen verwendeten Milben starben
ziemlich rasch. Acarus folliculorum starb bei einem Alkoholverbrauch
von 25 g nach 15 Minuten, sobald die Milben in Borken auf Objectträgern
oder in Leinwand verpackt den Dämpfen ausgesetzt wurden, während sie
in der intacten Haut, von einem wegen Räude getödteten Hunde stammend,
noch nach 35 Minuten bei 50 g Alkohol verbrauch ihre Lebensfähigkeit
Desinfectionspraxis. Desinfection mit Fonnaldehyd (Formalin). 823
beibehalten hatten. Sarcoptes squamiferus verhielt sich ebenso. Der-
matophagus starb erst bei 50 g Alkohol nach 15 Minuten langer Ein-
wirkung. Dermatoryctes mutans vertrug die Formaldehyddämpfe am
wenigsten, denn schon nach 10 Minuten bei 25 g Alkoholverbrauch war
der Tod eingetreten. Johne.
Hofmeister (1877) empfiehlt eine von ihm ausprobirte Methode zur
Sterilisirung von Lederstempelspritzen mittels Formalin. Das
Princip seines Verfahrens beruht auf der Eigenschaft des gewöhnlichen
Leders, dass es, nachdem es eine Zeit lang in Formalin gelegen hatte in
Wasser gekocht werden kann, ohne seine Haltbarkeit, AVeichheit und Ge-
schmeidigkeit einzubüssen. Verwendbar sind nur solche Spritzen, welche
nur aus Glas, Metall oder Leder bestehen, bei denen also die Metalltheile
nicht durch Kitt, sondern durch Gewinde amCylinder befestigt sind. Stempel
und Dichtungsring werden herausgenommen, und durch Aether oder Petro-
leumäther von dem Fett befreit. Hierauf kommen sie auf 24 bis 48 Stun-
den in 2- bis4proc. Formalinlösung. Nach beliebigen Auswaschen desFor-
malins kann die Spritze wieder zusammengestellt werden und ist dann
kochfertig. Wellmann.
Niemanii (1901) prüfte mehrere der neueren Verfahren zur Desin-
fection von Wohnräumen mittels Formaldehyd experimentell nach.
Den Apparat von Bartels konnte er nach dem Erfolg von 3 Versuchen,
bei denen es selbst nach 24 stündiger Einwirkung des Formaldehyds in
einem Zimmer von 23 cbm Eauminhalt bei 359 g Methylalkoholverbrauchs
nicht gelang, Staphylok. aureus und Milzbrandsporen abzutödten, als nicht
zweckentsprechend bezeichnen. Die Angaben Rosenbekg's (s. S. 829)
über die günstigen Wirkungen des OppERMANN-EosENBERG'schen Holzin-
Verdunstungsbreuners konnte er gleichfalls nicht bestätigen. Nur in einem
einzigen Versuche von 22 Stunden Dauer waren einzelne Milzbrandfäden
und die Staphylok. -Fäden in der Entwicklung gehemmt, Typhusfäden steril
(letztere zeigten schon bei kürzerer Versuchsdauer Entwicklungshemmung).
Eine vollkommene Vernichtung von Milzbrandsporen und Staphylok. au-
reus gelang nicht. N. macht darauf aufmerksam, dass zwar beim Ver-
dunsten des Holzins keine Polymerisation des Formaldehyds eintritt, da-
für aber das indifferente Methylal CH.^ (0. CH..)., gebildet wird. Aeusserst
befriedigende Resultate erhielt N. dagegen mit dem TEiLLAx'schen For-
malinautoclaven (Füllung auf 1000 g 40proc. wässeriger Formaldehyd-
lösung, welclie, um r>ildung des unwirksamen Methylal zu vermeiden, nicht
mehr als 1*^/,, Methylalkohol enthalten darf, 200 g Calciumchlorid in 400 ccm
Wasser gelöst;. Die Mischung wird von Teillat Formochlorol genannt;
der Calciumchloridzusatz soll die Polymerisation verhindern. Als Vortheil
des Verfahrens hebt N. hervor, dass man das Auslassröhrchen des Auto-
claven durcli das Schlüsselloch in das zu desinficirende Zimmer leiten kann,
sodass man von dcnFormaldehyd-Dämpfcn nichtbelästigt wird und etwaigen
Falls den Apparat während des Versuchs neu beschicken kann. Für 200
cbm Kaum soll 1 1 Formochloral ausreichen, doch muss das doppelte Quan-
tum gebraucht werden, um den Autoclaven vor Schaden durch Auskochen
324 Desinfectionspraxis.
Desinfection von Wohnräumen mit Formaldchyd (Foniialin).
etc. zu bewahren. Nur in einem einzigen Versuche von nur 15 Stunden
Dauer bei 2200 com Formochloralverbrauch auf 450 cbm Raum waren 2
Milzbrandsporen in Papierkapseln lebensfällig geblieben, sonst in allen
Versuchen die sämmtlichen Testobjecte einschliesslich Milzbrandsporen ab-
getödtet. N.'s Resultate bestätigen also die günstigen Angaben von Roux
und Tkillat (s. S. 825), Bosc und Teillat (s. S. 828) und Bardet\ .
Cxaplewski.
Pfuhl (1907j berichtet über Desinfection von Wohnräumen im
Grossen mittels Formaldehyd. Er benutzte dazu die auch vonDiEU-
DONNfi" benutzte, aber inzwischen verbesserte KRELL'sche Methylalkohol-
lampe. Die neuen Lampen besitzen ein Mundstück, welches nach Einfüh-
rung des Platingeflechtes auf das Brennrohr aufgesetzt wird, die Flamme
zum Verlöschen bringt und ausserdem zur Regulirung der Lampe dient.
Beim Anheizen bis zum Versuchsbeginn verbrauchte die Lampe im Durch-
schnitt 16,8 g Methylalkohol, sodass bei 200 ccm Füllung nur etwa 141 ,2 g
Methylalkohol für den Versuch übrig blieben. Bei den Versuchen blieben
in den Zimmern Möbel und sonstige Sachen unberührt ohne Schaden zu
leiden. Als Testobjecte kamen frische und angetrocknete virulente tuber-
kulöse Sputa, Typhusbac, Choleravibrionen, Diphtheriebac. , Streptok.,
Staphylok. aureus, Milzbrandsporen, Tetanussporen, theils in frischen Agar-
culturen, theils an Seidenfäden angetrocknet, ferner auch Tetanusholz-
splitter und Zimmerstaub zur Verwendung. Die Abdichtung der Zimmer
machte viel Schwierigkeit und bedingte Verluste an Formaldehyd. Die
Temperatur betrug meist 16-9^ C. sinkend, die Versuchsdauer 20-21, sel-
tener nur 15 Stunden. Nach Beendigung des Versuches schwand nach
Oeffnen der Fenster der Greruch meist schnell, sodass man bald danach (eine
Stunde später) im Zimmer arbeiten konnte, war oft aber noch nach 2 Tagen
bemerkbar. Sehr unangenehm war der Hineintrag der Lampen wegen Be-
lästigung der Schleimhäute. Ein mit Alkohol getränkter Schwamm vorge-
halten, half auch nicht viel. Nachdem Verf. bei 8 Lampen in einem Zimmer
mit 92 cbm und bei 9 Lampen in einem Raum von 60 cbm die Abtödtung
angetrockneter Typhusbac. und des Staphylok. aureus noch immer nicht
erreicht hatte, ging er zu kleinereu Räumen, einem Hausflur von 9 cbm,
einer Desinfectionskammer von 2,22 cbm und einem Kleiderschrank von
1 cbm Inhalt, welche sich zudem besser abdichten liessen, über. Die erhal-
tenen Versuchsresultate sind tabellarisch zusammengestellt. Es zeigte sich
dabei, dass die Resultate mitunter ungleichmässig ausfielen, insofern In-
fectionskeime, die durch geringere Mengen Formaldehyd in einigen Ver-
suchen abgetödtet waren, in anderen durch grössere Mengen nicht abge-
tödtet wurden (frisches tuberkulöses Sputum, Agarculturen von Cholera-
und Typhusbac, angetrocknete Diphtheriebac). Er glaubt, dies paradoxe
Verhalten durch verschiedene Dicke der Schicht und verschiedenes Ein-
dringen des Formaldehydgases in die Schicht erklären zu müssen. Ziem-
^) Bull, gener. de Therapeutique 1895, mal 15. Ref.
2) Jahresber. XI, 1895, p. 670. Ref.
Desinfectionspraxis. 825
Desinfection von Wohnräumen mit Formaldehyd (Formalin).
lieh leicht Hessen sich, was vortheilhaft wäre, tuberkulöse Sputa (frisch
oder angetrocknet), desinficiren, doch würde man für einen Raum von 74
cbm (mit 2 Betten) mindestens 9, meist wohl 10 bis 11 Lampen a 200 ccm
brauchen. Director Krell hat den eventuellen Bau von Lampen mit Fül-
lung von 500 ccm in Aussicht genommen; von diesen würden 4 genügen.
Für Desinfection von Zimmern oder grösseren Räumen, die mit Typhus,
Cholera, Diphtherie, Tetanus oder Milzbrand inficirt sind, möchte Verf. das
\'erfaliren nicht empfehlen. Milzbrandsporen wurden überhaupt nicht, selbst
bei Verbrauch von 94,1 g Methylalkohol auf 1 cbm abgetödtet, ebenso an-
getrocknete Tetanussporen und einzelne Bacterien des Zimmerstaubes. Für
die Anwendung des Formaldehyds wäre es am bequemsten, wenn man das-
selbe flüssig in Bomben verwenden könnte. Dies ist vorläufig nicht möglich,
wegen Eintreten von Polymerisation zu indifferenten Polymeren. Bis jetzt
sei jedenfalls das vom Verf. geprüfte Verfahren der Wohnungsdesinfection
mit Formaldehyd unbrauchbar und vermöge das bewährte Verfahren der
Wohnungsdesinfection nicht zu ersetzen. CxapleivsJa.
Roux und Trillat (1916) berichten über Wohnungsdesinfections-
versuche mittels Formaldehyd im Grossen, welche sie theils mit dem
Apparat zur Oxydation von Methylalkohol nach Dr. Bakdet \ theils mit
dem „Autoclave formogene" anstellten. Der letztere stellt einen nicht
emaillirten A.utoclaven aus Kupfer von etwas längerer Form wie gewöhn-
lich dar. Er besitzt ein Manometer, ein Sicherheitsventil, eine verschraub-
bare Einfüllöffnung und ein Dampfauslassrohr von 3 mm Weite. Der Appa-
rat wird höchstens zu ^!^ mit einer Mischung von Formaldehydlösung, welche
4 bis 5 ^Iq eines neutralen Chlorürs, oder eines löslichen, wasseranziehenden
Salzes enthält, beschickt. Nimmt man Chlorcalcium, so muss man es vorher
zerkleinern und langsam der Formaldehydlösung zusetzen, um plötzliche
Temperatursteigerungen zu vermeiden, am besten unter einem Abzug.
Macht man die Mischung direct im Autoclaven, so muss man vorsichtig er-
wärmen, da sonst die Masse überschäumt und alle Oeffnungen verstopft.
Sind nach dem Anheizen und Schliessen des Autoclaven 8 Atmosphären
erreicht, so lässt man durch das Dampfauslassrohr die entwickelten Fornial-
dehyddämpfe heraus; dieselben sind trocken. Bei geringerem Druck wird
das Formaldehydgas zu langsam entwickelt. Die Zeitdauer der Thätigkeit
des Apparats hängt von der Grösse des Locals und vom Druck ab. 3 bis
3' ., Atmosphären genügten. Durch Vermehrung der Brenner wird die
Gasentwicklung beschleunigt und die Zeitdauer abgekürzt. Der Apparat
kann innerhalb, auch ausserhalb des zu desinficirenden Raumes stehen.
Letzteres ist bequemer und vorzuziehen. Spalten und Ritzen des Raumes
verstopfe und verklebe man. Bei kleinen Zimmern von 40-60 cbm trägt
man den auf 3 bis 4 Atmosphären gebrachten gefüllten Autoclav hinein,
öffnet den Dampfauslass und iiberlässt den Apparat sich selbst. Nach 25
Minuten kann der Apparat entfernt werden. Um den Formaldehydgei-uch
später zu entfernen, kann man Schalen mit Ammoniak anfstellen. EinDes-
'J Bull, gener. de Therapeutique 1895, mai 15. Ref.
826 Desinfectionspraxis.
Desinfecfcion von Wohnräumen mit Formaldehyd (Formalin).
infectionsexperiment mit dem BARDET'sclien Verbrennuiigsapparat ergab in
einem Raum von 78 cbm bei einem Verbrauch von 5 1 Methylalkohol ganz
unzureichende Resultate. Zwei Experimente mit dem Autoclaven bei
370 cbm Raum und S^/., Stunden Apparatbetrieb und 3 1 Formaldehyd-
verbrauch, sowie bei 1400 cbm Raum, 5 Stunden Betrieb, 9 1 Formal-
dehydverbrauch ergab vollständige Sterilisation sämmtlicher Testobjecte
(darunter auch Milzbrandsporen!). Luftanalysen vor und nach Desinfection
ergaben nach der Desinfection vollkommene Sterilisation der Luft, falls die-
selbe nicht, wie wohl in einem Falle, durch Luftzug von aussen wieder
inficirt wurde.
Weitere Versuche ergaben, dass Bacterien und Schimmel an den Wän-
den durch die Desinfection vollkommen vernichtet wairden, während sich
im Fussbodenstaube noch ein geringer Procentsatz — etwa 1,13 ^/^ — er-
halten blieb (Bac. subtilis und mesentericus). Besondere Versuche Messen
eine Schädlichkeit der mit Formaldehyd behandelten Luft nicht erkennen.
Es zeigte sich ferner, dass die groben Staubpai'tikelchen schwerer zu des-
inficiren waren, als der ganz feine Staub. In Uebereinstimmung mit den
Resultaten von FoTTEviN^, welcher fand, dass bei höherer Temperatur For-
moldämpfe jetzt auch den Bac. subtilis zu vernichten vermochten, stellten
VerflP. fest, dass bei 30^ durch Formoldämpfe auch Staub vollkommen ste-
rilisirt wurde, was bei 0-15" nicht der Fall war. Durch längere Einwirk-
ung reichlicher Formoldämpfe konnte auch der Zimmerstaub vollkommen
sterilisirt werden, bis auf 2 Proben, welche Luftzutritt von aussen bekom-
men hatten. Das Formol besitzt auch Tiefenwirkungen. Eiweiss wird durch
Formaldehyddämpfe in 10 Tagen hart und unlöslich in Wasser und den
meisten Reagentien. Eine Gelatinelösung halb und halb wird auf Zusatz
einiger Ti"opfen Formol augenblicklich in eine durclischeinende unlösliche
Masse verwandelt. Eine lOfach verdünnte Formollösung, in welche ein
Stückchen frische Haut geworfen wird, enthält nach 3 bis 4 Tagen kein
Aldeli}^! mehr. Rinderblutserum mit etwas Formaldehyd versetzt, verliert
die Gerinnbarkeit beim Kochen und verträgt dasselbe anscheinend ohne
Veränderung. Anilinfarben, wie Fuchsin und Saffranin, welche Amido-
gruppen mit freien H-atomen enthalten, werden unter Condensation und
H„0-Austritt verändert, wobei der Methylenrest die Stelle der H-atome ein-
nimmt. Rothe Farben werden dabei gebläut und von links nach rechts in
der Reihenfolge der Strahlen des Spectrums verändert. Es handele sich
also um keine Degradation der Farbstoffe, sondern vielmehr um eine Ver-
stärkung derselben mit Veränderung des Farbtons.
In geistreicher Weise haben Verff. diese Beobachtungen zum Nachweis
der Formaldehydwirkung bei den Desinfectionsversuchen nutzbar gemacht.
Kleine Glastäfelchen, mit Gelatine bestrichen, werden im Raum bei der
Desinfection vertheilt. Bei genügender Formaldehydwirkung ist dann die
Gelatine unlöslich geworden. Ebenso wurden mit Fuchsinlösung getränkte
Seidenvierecke von 1 qcm vertheilt, welche bei Formaldehydwirkung ihre
Jahresber. X, 1894, p. 542. Ref.
Desinfectionspraxis. 827
Desinfection von Wohnräumen mit Formaldehyd (Formalin).
Farbe aus roth in blauviolett verändern. Ferner giessen Verff. solide Cylin-
der von 5 bis 6 cm Höhe und Durchmesser aus Gelatine (mit 2 Th. Wasser
und einigen Tropfen Fuchsinlösung'). Nach dem Erkalten und Erstarren
wurden diese isolirten Cylinder im Desinfectionsraura vertheilt. Nach dem
Versuch lässt sich auf Schnitten durch die Cylinder die Tiefenwirkung des
Formaldehyds erkennen.
Verff. schliessen, dass die Desinfection mit Formaldehyd sicher und un-
gefährlich sei (keine Bildung von Kohlenoxyd). Immerhin müsse man bei
praktischen Versuchen wegen der stark reizenden Eigenschaften die nöthi-
gen Vorsichtsmaassregeln für die Nachbarschaft treffen. CxaplewsJd.
Vaillard und Lemoiue (1929) berichten über den Ausfall von Ver-
suchen, welche sie auf Ansuchen Tkillat's im Auftrage des französischen
Kriegsministeriums anstellten. Zur Verwendung kamen die drei von Trillat
der Reihe nach angegebenen Apparate zur Desinfection mittels For-
maldehyd: 1. ein Apparat zur Erzeugung von Formaldehyd durch Oxy-
dation von Methylalkohol, 2. ein Apparat zur Erzeugung von feuchten For-
moldämpfen, 3. Apparat zur Entwicklung von trocknen Formaldehyd-
dämpfen (Autoclave formogene). Zu Versuchszwecken stand ein Zimmer
von 39 cbm und ein Krankensaal von 660 cbm zur Verfügung. Die Test-
objecte (trockene diphtherische Pseudomembranen, Stoffproben mit ange-
trocknetem, "tuberkulösem Sputum, Pneumokokken-Blut, Eeinculturen von
Staphylok. aureus, Vibrio cholerae, Bac. pj^ocyaneus, Streptok., Typhusbac,
sporenhaltigem Milzbrand, Bac. des malignen Oedems, Tetanusbac, Bac.
subtilis) wurden frei, theilweise aber auch versteckt unter den Falten einer
Decke an verschiedenen Stellen des Raumes und in verschiedener Höhe
exponirt. Nach beendigter Desinfection wurden Staubproben (auch aus
Fussbodenritzen), mitunter auch ein Haar aus einer Matratze, zur Probe
entnommen. Die Proben wurden vor der Aussaat mit Ammoniakwasser
gewaschen. Beim ersten Versuch in dem kleinen Zimmer mit dem ersten
Apparat wurden die Testobjecte bis auf die mit resistenten Sporen ver-
sehenen (Malignes Oedem, Tetanus, Bac. subtilis) in 24 Stunden abgetödtet,
auffallenderweise auch Milzbrand. Malignes Oedem und Tetanus zeigten
Entwicklungshemmung. Bei einem "\^ersuch im grossen Saale reichten aber
selbst bei 24stündiger Wirkung der Dämpfe 2 Lampen nicht aus, um ein
auch nur annähernd ähnliches Resultat zu erzielen. Nur in der Nähe des
Apparates waren die am wenigsen resistenten Testobjecte abgetödtet. Auch
Versuche mit dem zweiten Apparat, welcher Formaldehyd aus einer 85proc.
Lösung mittels Wasserdampfstrom freimacht, fielen wenig befriedigend
aus. Nach 6 Stunden war die Desinfectionswirkung kaum merklich; erst
nach 24 Stunden waren die Testobjecte mit Ausnahme der sporenbildenden
Bac. (Malignes Oedem, Tetanus, Bac. subtilis), a])er auch sporenlialtiger Milz-
brand zerstört. Die unter der Falte einer Decke versteckten Testobjecte
waren aber sämmtlich lebend geblieben; aiTch Staub in dickerer Schicht
schien nur partiell sterilisirt zu werden. Viel besser waren die Versuche
mit dem „autoclave formogene". Das Maximum des Desinfectionseffects
war bereits nach 6 Stunden erreicht (bis auf Milzbrand, welcher erst nacli
g28 Desinfectionspraxis.
Desinfection von Wohnräumen mit Formaklehyd (Formalin).
24 Stunden vernichtet war). Auch jetzt waren aber die obenerwähnten
sporenhaltigen Culturen nicht vernichtet, wenn auch im Wachsthum stark
gehemmt. Die daraus gezogenen Tetanussporen waren hoch virulent. Verff.
schliessen daraus, dass Formäldehyd bessere Desinfectionseffecte liefert als
Zerstäubung von Sublimat. Zur sichern Wirkung müssen aber die Formol-
dämpfe schnell und in grosser Menge entwickelt werden. Das Formaldehyd
ist jedoch nur als ein Oberflächendesinficiens ohne Tiefenwirkung zu betrach-
ten und demgemäss zu behandeln. Cxaplewski.
Bosc (1855) berichtet über den Ausfall eines Desinfectionsver-
suches im Grossen in einem Infectionspavillon des Städtischen Kranken-
hauses von Montpellier mit dem Verfahren von Tkillat (autoclave formo-
gene) an einem grossen Krankensaale mit 2 Nebenräumen mit einem Ge-
sammtrauminhalt von 737,55 cbm. Der Formaldehydautoclav stand
ausserhalb des grossen Saales am Fusse des T, welches der Saal zusammen
mit den Nebenräumen bildete. Der Apparat wurde um 9 Uhr Morgens in
Gang gesetzt, rasch auf 4 Atmosphären gebracht. Gegen 10 Ulir Morgens
war die Luft des Saales und der Nebenräume mit Formaldehyddämpfen,
welche durch eine dünne kupferne Röhre aus dem Autoclaven in den Saal
geleitet wurden, gesättigt. Der Apparat blieb im Gang bis Mittag und
enthielt noch 2 1 der Lösung, sodass also 4 1 verbraucht waren. Vorher
waren die Oeifnungen des Eaumes wie gewöhnlich verschlossen, auifalleiide
Löcher verstopft. Als Testobjecte dienten sterile Stoffproben, welche mit
jungen virulenten Culturen von Staphylok. aureus, Bact. coli com., Diph-
theriebac, Rotzbac, sporenhaltigem Milzbrand, Bac. pyocyaneus, Hühner-
cholera, jungen Sporen von Aspergillus und Trichophytonsporen inficirt
waren. Diese Infectionsproben waren überall in den Räumen auf den Kran-
kenbetten, Vorhängen, in einer Schublade des Nebenraumes in aufgehäuften
Tüchern, in einer Rocktasche, in einer nicht abgezogenen und unter einer
zusammengeschlagenen Matratze vertheilt. Ferner waren Staub und Erd-
proben, sowie tuberkulöse Sputa angetrocknet oder mit Sand verrieben,
als Testobjecte verwendet. Der Apparat war ca. 2^1^ Stunden im Gang,
man Hess dann das Formaldehydgas noch bis zum nächsten Morgen um 9,
also fast 24 Stunden, wirken (die Räume rochen noch stark nach Formal-
dehyd). Es war aber vorher bereits um 5 Uhr Nachmittags, also nach
etwa 6 Stunden möglichst vorsichtig eine erste Probe der Testobjecte ent-
nommen worden. In der ersten ßstündigen Probe (Staphylok., Bact. coli,
Diphtheriebac, Rotzbac, Milzbrandsporen, Aspergillus- und Trichophyton-
sporen, Laboratoriumsstaub) blieb alles steril bis auf die Staubproben,
welche reichliche Culturen des Bac. subtilis lieferten, welcher ja enorm
widerstandsfähige Sporen bildet, für die praktische Desinfection als nicht
pathogen aber belanglos ist. Eine vollständige Vernichtung aller frei auf-
gestellten Infectionsproben wurde auch bei der zweiten Probeentnahme
constatirt und zwar an allen Stellen des Saales und seiner Adnexe und auch
in den verschiedenen Höhen des Raumes. Bei den Trieb ophytonculturen
war die Oberfläche der Cultur gehärtet und steril. Die tiefen Partien gaben
noch Mycelcolonien unter merklicher Wachsthumsverzögerung. Ferner
Desinfectionspraxis. 829
Desinfection von Wohnräumen mit Formaldehyd (Formalin).
wurde derStaphylok. in einer Rocktasche, derBac. pyocyaneus unter Tüchern,
Bact. coli unter zusammengefalteter Matratze, der Diphtheriebac. in einer
Schublade getödtet, während Bact. coli in der Rocktasche, Staphylokokkus
unter Tüchern und Milzbrandsporen unter der Matratze mehrtägige Ent-
wicklungshemmung zeigten. Staubproben waren steril oder ergaben nur
Bac. subtilis oder Bac. mesentericus. Verf. kommt danach zu folgenden
Schlüssen: 1, Trockene Formaldehyddämpfe, gesättigt, zerstören innerhalb
5 Stunden die pathogenen Keime auf trockenen Stoffproben, falls sie den
Dämpfen gut ausgesetzt sind. 2. Fast trockene Testproben wurden unter
gleichen Bedingungen gleicherweise getödtet. 3. Diese Abtödtung wurde
erzielt in der ganzen Ausdehnung des Versuchsraumes und seiner Neben -
räume trotz des beträchtlichen Rauminhalts. 4. Trockene Sporen von Pilzen
wurden ebenso selbst in ziemlich dicker Schicht zerstört. Der Staub des
Saales und der Wände und auswärtige Staubproben wurden ebenfalls bis
auf den bedeutungslosen Bac. subtilis und Bac. mesentericus sterilisirt. 5. Den
Formaldehyddänipfen gut zugängliche Stellen waren gut desinficirt; bei
schwierigem Zutritt der Dämpfe wird das Resultat unsicher, es macht sich
aber Entwicklungshemmung bemerkbar. (Verf. weist auf das Experiment
mit der Rocktasche, der nicht abgezogenen und der blos zusammenge-
schlagenen Matratze hin), 6. Feuchte Proben sind, wenn gut zugänglich
für die Formaldehyddämpfe, ebenso wie die trockenen getödtet. In offenen
üulturröhrchen blieben einige jedoch lebend. 7. Der Tuberkelbac. war in
angetrockneten oder mit Sand verriebenen trocknen Sputen oder frischen
feuchten Sputen ausnahmslos getödtet, selbst in 1 bis 1^/., mm dicker Schicht.
8. Es sollen daher die Desinfectionsobjecte den Formaldehyddämpfen mög-
lichst zugänglich gemacht werden; Anhäufungen von Tüchern und anderen
Ubjecten sind zu vermeiden, Wäsche oder Kleider sind auf Leinen oder am
Boden auszubreiten. Rocktaschen sind umzukehren, Matratze umzuwenden.
Nach beendigter Desinfection sorge man für Ventilation. Bei offenem Fenster
kann man schon nach \', Stunde den Raum wieder betreten. Nach 2 Tagen
ist, selbst wenn jetzt geschlossen wird, der Geruch verschwunden. 9. Die
Formaldehyddämpfe haben die Objecte weder in ihrer Natur noch Farbe
verändert. Das ganze Verfahren erschien leicht und wenig der Aufsicht
bedürftig. Cxaplewski.
de Haan (1871) giebt eine zusammenfassende, klar geschriebene Ueber-
sicht der bisher publicirten Arbeiten über das Formaldehyd als Des-
infectionsraittel und empfiehlt die Methode von Teillat. Spronck.
Roseuherg (1914) bedient sich zur Desinfection von Wohnräumen
mittels Formaldehyd nicht, wie sonst üblich, des Methylalkohols allein,
sondern er setzt demselben von vornhei'ein 60*'/(j Formaldehyd, sowie, um
die reizenden Wirkungen des Formalins auf Schleimhäute zu verhüten,
eine geringe Menge Menthol zu. Diese Mischung, von R. llolzinol genannt,
wird auf einem Asbestteller mittels eines lange glimmenden Glühkürpers
zur \'erdunstung gebracht. Auf solche Weise sollen schon durch ganz ge-
ringe Mengen des Desinficiens (5 bis 10 bis 15 cbm) gewöhnliche Wohn-
räume völlig „sterilisirt" werden können, es sollen sich die Dämpfe des
Ö30 Desinfectionspraxis. Desmfection mittels Formaldehyd (Formalin).
Formalingelatine.
Holzinols ferner zur Desinfection von Nahrungsmitteln sowie zur Inhalation
bei Keuchhusten vortrefflich verwenden lassen. Des weiteren berichtet E..,
dass die alkoholische Formaldehydlösung- (Holzin) sich vorzüglich zur Des-
infection von Böden, Viehwägen u. s. w. eigne; dass ferner eine mit Formal-
dehyd gesättigte Milchzuckerlösung (Sterisol) innerlich in Dosen bis zu 0,06
Formaldehyd pro die ohne zu schaden genommen werden könne. Honsell.
Horton (1879) schliesst aus seinen Versuchen, dass man in geschlosse-
nem Eaume Bücher mittels Formalin (1 ccm auf 300 ccm Luft) des-
inficiren kann; die Wirkung des Formalins ist schnell (15 Minuten) und
in Betreff der Bücher nicht deletär. Es wurde das Formalin von der Firma
Bender & Hobein in München gebraucht, und Testorganismen waren
Typhusbac, Diphtheriebac. und Staphylok. pyog. aureus, die auf Papier-
stückchen gestrichen zwischen die Blätter der Bücher eingelegt wurden.
Das Buch oder mehrere Bücher wurden sodann mit einer Schale Formalin
unter eine Glasglocke gesetzt. Kanthack.
Rosen l)erg (1915) betont gegenüber Gottstein (s. folgendes Referat),
dass das von ihm beschriebene Verfahren zur Conservirung von Nah-
rungsmitteln mittels Formaldehyd mit dem GoTTSTEiN'schen keines-
wegs identisch ist, sondern sich von demselben 1. durch die Methode, 2.
durch das Mittel selbst unterscheide. — Er gebrauche nicht Formalin, son-
dern Holzin, eine Substanz, bei welcher eine Verbindung von Formaldehyd
mit Menthol verdunstet. Wie Menthol schon in geringer Menge zugesetzt
dem Formaldehyd seine explosiven Eigenschaften nähme, so benehme er
auch dem Formaldehyd seine störenden und gefährlichen Eigenschaften.
Man dürfe nicht ohne weiteres von Formaldehyd sprechen ohne Unterschied
ob es in der Form des Holzins oder Formalins wirkt, ebensowenig wie man
Jodkali und Jodtinctur indentificiren dürfe, nur weil beide Jod als wirk-
samen Bestandtheil enthalten. In der That zeige das Holzin ganz neue
unbekannte Eigenschaften, die Zeitdauer der Einwirkung der Holzindämpfe
auf die Nahrungsmittel sei gleichgültig. Nach Sterilisation in den Holzin-
dämpfen taucht R. die Nahrungsmittel in sterile Gelatine. 1 kg Fleisch,
welches er von 1 Uhr Mittags bis 10 Uhr Vormittags in diesen Dämpfen
hängen Hess, war nach 6 Wochen noch vollkommen weich, frisch und
geniessbar. Czapleivski.
Schleich (1922) ist es durch Trocknen von in Wasser gelöster Gela-
tine über For malin dämpfen gelungen, ein Präparat herzustellen, das
die Eigenschaften der Gelatine ganz verloren hat, für sich selber nicht anti-
septisch und nicht giftig ist. Innerhalb des Organismus wird aber diese
Formalingelatine von den Gewebszellen derart zersetzt, dass sich ein
ziemlich lang anhaltender continuirlicher Strom von Formalin entwickelt,
der nun von dem grössten Desinfectionsvermögen ist. Nach dieser neuen
Art von Antisepsis geschieht die Abtödtung der Infectionskeime innerhalb
der Wunden und Gewebe durch einen sonst indifferenten Körper. Die Ver-
suche, die ScH. an Wunden verschiedenster Art ausführte, ergaben, dass
er in der Formalingelatine ein äusserst praktisches und werthvoUes Anti-
septicnm fand. Es gelingt damit, jede acute Eiterung zu coupiren und für
Deainfectionspraxis. Conservirung von Nahrungsmitteln 831
mittels Formalin. Wirkung des Jodoforms.
jede Wunde den aseptischen Verlauf ohne alle weiteren Maassnahmen zu
garantiren. Während nun die meisten chemischen Eeagentien auf die For-
maldehydgelatine ohne jede Wirkung sind, wird sie innerhalb des Organis-
mus durch die Zellthätigkeit in ihre Componenten gespalten. Ausserhalb
des Organismus vermag nur Pepsin-Salzsäure-Lösung die Formalingelatine
zu zersetzen, wodurch diese mit Hilfe dieses Mittels auch dort mit Erfolg
zu gebrauchen ist, wo dieselbe in Folge von Nekrose der Gewebe oder an-
derer Ursachen wirkungslos ist. Weiser.
Gottstein (18G7) berichtet gegenüber den günstigen Angaben von
Rosenberg (s. oben) über eigene ungünstige Resultate, welche er bei C o n -
servirungsversuchen von Nahrungsmitteln mittels Gelatine und
Formalin erhielt. Er tiberzog verschiedene Nahrungsmittel, wie Eier,
Kartoffeln, Früchte, Fleisch, mit einer ganz dünnen Schicht verflüssigter
Gelatine und setzte sie dann mehrere Stunden Forraaldehyddämpfen aus.
Zwar verhornte der Gelatineüberzug nach Wunsch, auch faulten und schim-
melten die Nahrungsmittel nicht, aber sie wurden durch die Formalinein-
wirkung so verändert, dass sie zu Genasszwecken untauglich wurden. Sie
sind dabei zu hart geworden. Formaldehydalbumin sei zwar von Blum
als Nahrungsmittel empfohlen, auch könnten mit Formalin behandeltes
Fleisch und Kartoffeln durch Pepsinsalzsäure (Schleich und Gottstein)
wieder in Lösung gebracht werden; als Nahrungsmittel seien sie zunächst
untauglich. Vielleicht leiste das von Rosenberg empfohlene Holzin mehr
als das von Verf. benutzte alte Formaldehyd. CxapleivsM.
Loinry's (1896) Arbeit zerfällt in 3 Theile: 1. Ueber die Wirkung
des Jodoforms auf die künstlich inficirten Wunden der Thiere. 2. Ueber
die Wirkung des Jodoforms auf die Mikrobien „in vitro". 3. Ueber die
Wirkung des Jodoforms auf die weissen Blutkörperchen. L. zieht folgende
Schlussfolgerungen aus seiner Arbeit:
1. Wenn man beim Hunde oder beim Kaninchen Wunden mit Staphylok.
oder Streptok. pyog. inficirt und die einen mit Jodoform behandelt, die
anderen ihrem Schicksal überlässt, so ergiebt sich, dass das Jodoform unbe-
streitbar eine günstige Wirkung auf die Wunde ausübt; diese hat ein
besseres Aussehen, die Leukocyten sind mindestens ebenso zahlreich und
besser erhalten, die Secretionen sind vermindert und die Vernarbung voll-
zieht sich schneller.
2. Man darf den Bacteriologen nicht Glauben schenken, welche jede anti-
septische Eigenschaft des Jodoforms ableugnen. Sie sind zu diesen Resul-
taten gelangt, weil sie für ihre Untersuchungen Nährböden gebraucht
haben, welche das Jodoform nicht lösen. Wenn man „in vitro" mit natür-
lichen Nährböden arbeitet, so sieht man, dass das Jodoform eine unbestreit-
bare Wirkung ausübt.
3. Das Jodoform schwächt die Virulenz des Staphylok. und Streptok.
pyog. ab*.
4. Das Jodoform neutralisirt oder zersetzt die Mikrobientoxine, aber diese
Neutralisation oder Zersetzung ist unvollständig.
*) Das halte icli für unrichtig! Baumgarten,
832 Desinfectionspraxis. Jodoform, Jocloformin, JodoformoL
Xeroform, Sanoformgaze.
5. Das Jodoform ist weder für die amöboiden Bewegungen noch für die
phagocytäre Tliätigkeit der weissen Blutkörperchen schädlich; es regt im
Gegentheil ihre Bewegungen sogar ein wenig an [? Red.]. Weiser.
Reuter (1912) empfiehlt das von der Fabrik von C. Gerhardt in Bonn-
Bleuel in den Handel gebrachte Jodoform in und Jodoformal zu prak-
tischen Versuchen , da er mit bacteriologischen Vorversuchen ermuthigende
Resultate erhalten. Die genannten Präparate stellen Verbindungen des
Jodoforms mit Derivaten des Formaldehyds bezw. Jodäthyls dar, wodurch
der lästige Geruch des Jodoforms beseitigt, seine antibacterielle Wirkung
womöglich aber noch g'esteigert werden sollte. Er stellte nun Versuche
auf festen und flüssigen Nährböden (Blutserum, Bouillon, Agar, Gelatine),
welche theils mit Jodoform, Jodoformin oder Jodoformal überschüttet oder
vermengt wurden, mit Staphylok., Streptok., Milzbrand, Pyocyaneus, Proteus
und Choleravibrio unter Leitung von Kruse in Bonn an. Das Jodoform
hemmte dabei die Bacterienentwicklung bezw. hob sie bei Cholera ganz
auf. Viel stärker wirkte das Jodoformin, und bei Jodoformal blieb meist
jedes Wachsthum aus. Beide Präparate zeigen den Jodoformgeruch in ge-
ringem Grade; doch fehlt derselbe nicht ganz, da sich in Berührung mit
lebendem Gewebe Jodoform abspaltet. Das als Ersatzmittel des Jodoforms
empfohlene Jodol und Nosophen zeigte keine oder geringere Wirkung als
das Jodoform. Jodoformin und Jodoformal sind noch weniger löslich als
Jodoform und relativ unschädlich. Meerschweinchen, welche Jodoform
bezw. Jodoformin oder Jodoformal 1 : 2500 bis 5000 Körpergewicht erhal-
ten hatten (in Olivenöl oder Glycerin), zeigten Gewichtsabnahme ebenso
freilich auch ein Controlthier, welches nur Glycerin erhalten hatte (Glyce-
rin ist selbst giftig. Ref.). Cxaplewski.
Hesse (1876) fand, dass auf mit Xeroform bestäubten Luftagarplatten
sich um so weniger Colonien entwickelten, je dicker die Schicht aufgestäubt
war. Auf dünn bestäubter Platte wuchsen ungefähr ebensoviel Colonien
wie auf Controlplatten, auf etwas dicker bestäubten nur der vierte, auf
ziemlich dick bestäubten nur der zehnte Theii. Xeroform wirke also wachs-
thumshemmend, in dickeren Schichten entschieden wachsthumsverhindernd.
Auf Jodoform platten entwickelten sich die Colonien zwar etwas lang-
samer, aber in nahezu gleicher Zahl wie in den Controlplatten, ohne dass
die dickere Aufstäubung einen ausgesprochenen Einfluss erkennen liess.
Cxaplewsh.
Nach Schlesinger (1923) kann man Sanoformgaze trocknen oder
mit durchströmendem Dampf sterilisiren, ohne dass das Sanoform, wie die
chemische Analyse ergab, von seiner Wirksamkeit etwas einbüsst. Zur Aus-
führung der Analyse wurde ^j.-, m lOproc. Sanoformgaze, deren Gewicht in
nicht imprägnirtem Zustande 11,5 g betrug, im SoxHLET'schen Extractions-
apparat mit Aether extrahirt. Aus letzterem krystallisirten 1,12 g Sano-
form wieder aus, das den richtigen Schmelzpunkt 110° zeigte. Sanoformgaze
ist wie Sanoform selbst weiss und zeigt im Gegensatz zu anderen Jodoform-
surrogaten keinerlei Farbstolfnatur. Reizerscheinungen waren nie zu be-
obachten. Als Darmdesinficiens ist es absolut ungiftig. Wellmann.
Desinfectionspraxis. 333
Wirkung des Alkohols bei der Händedesinfection.
Alilfeld und Table (1849) suchen die Wirkung des Alkohols bei
der Händedesinfection experimentell zu erklären. Die Füebkingek'-
sche Hypothese^ dass der Alkohol die Hand vom Fette befreie und daher
dem nachfolgenden Desinficiens eine kräftige Einwirkung auf die Haut-
mikrobien gestatte, widerlege sich allein schon durch die Thatsache, dass
auch ohne Desinficiens die Keimfreimachung der Hand dem Alkohol allein
gelingt. Um die REiNiCKE'sche Hypothese"-, dass die vom Alkohol mit
dem Fett zugleich aufgenommenen Bacterien um so leichter mit Wasser
abgespült werden könnten, zu widerlegen, stellten Verif. parallele Versuche
mit Alkohol bezw. mit dem Fett noch besser lösenden Aether in reichlichem
Uebersclmss an. Von 36 Schülerinnen erhielten mit Aether um^ 8 = 22,2^/o,
mit Alkohol dagegen 32 = 88,88^/0 einen keimfreien Finger bei sonst
gleicher Versuchsanordnung. Die dritte Hypothese von Krönig^, welcher
annahm, dass die Alkoholwirkung trügerisch sei, indem die Mikrobien in
der durch Alkohol geschrumpften Epidermis festgehalten würden und daher
nicht auskeimen könnten, werde ferner dadurch widerlegt, dass Verflf. nach
der Alkoholeinwirkung die Hand durch Einbringen in heisses steriles
Wasser auf mindestens 5 Minuten wieder auslaugten und aufweichten,
ohne dass dadurch die sterilisii'ende Wirkung des Alkohols aufgehoben
wurde. Es blieb also nun noch die vierte von den Verflf. aufgestellte Hypo-
these experimentell zu prüfen übrig. Verflf. betrachten nämlich den Alkohol
als einen bactericiden Körper, der aber seine Wirkung nur unter bestimm-
ten Bedingungen ausüben kann, nämlich wenn die Mikroorganismen selbst
wasserhaltig sind. Zur Prüfung wurden mehrere Platinösen von Rein-
culturen in etwa 2 ccm 96proc. Alkohol abgeirapft und hiervon minuten-
weise je eine Oese in Bouillon übertragen, welche bei 37° gehalten wurde.
Um die antiseptische Wirkung des dabei mitübertragenen Alkohols auszu-
schliessen, wurden Controlculturen angelegt, indem in Bouillon mit 3 Oesen
Alkoholzusatz die betreflfenden Reinculturen überimpft wurden. Es zeigte
sich nun, dass die meisten der an den Händen vorkommenden gewöhnlichen
Mikroorganismen durch eine Minute lange Einwii-kimg von Alkohol abge-
tödtet wurden, ebenso auch besonders virulente Streptok. Kurze bouillon-
trübende Streptok. waren erst nach 5 Minuten todt, wenn auch bereits nach
3 Minuten abgeschwächt^. Besondere Versuche ergaben, dass Staphylok.
aureus-Fäden trocken noch nicht nach einer Stunde, feucht (5 Minuten Lie-
gen in sterilem Wasser) dagegen bereits nach 2 Minuten abgetödtet waren.
Verflf. erklären sich dieses auffällige Verhalten in der Weise, dass um
trockene Fäden sich sofort eine starre Schicht um die Aussenfläche der
Bacterienmasse bildet, welche ein Weitereindringen des Alkohols und damit
die Abtödtung hindert, oder dass sicli um trockene Mikroorganismen eine
») Jahresber. III, 1887, p. 494; lY, 1888, 544. Ref.
2j Jahresber. X, 1894, p. 678. Ref. — ■') Jahresbor. X, 1894, p. 678. Ref.
■*) Der Schluss der Verff. : , Dieselben haben die Bouillon sehr stark getrübt,
können also keine virulenten Streptok. sein, da diese die Bouillon nur ganz
unbedeutend und feinkörnig trüben", ist nur bedingt richtig, da es auch viru-
lente Streptok. giebt, welche Bouillon trüben. Ref.
BautDKarten's Jahi-esberlcht XU. 53
g34 Desinfectionspraxis.
Wirkung des Alkohols bei der Händedesinfection.
feste äussere Schicht, gleichsam eine Schale bildet, welche für Alkohol un-
durchlässig ist^.
Grobmechanisch erläutern Verff. den Vorgang durch folgenden Versuch :
Eine getrocknete Amnionmerabran wird auf Filtrirpapier gelegt und beide
zu einem Filter gefaltet auf einen Trichter gebracht. Wird jetzt mit Me-
thylenblau gefärbter Alkohol auf dies Filter gebracht, so hält das Amnion
den Farbstoff zurück, das Filtrirpapier bleibt weiss. Es wird jedoch blau,
wenn das Amnion vorher angefeuchtet wird; in diesem Falle vermag das-
selbe den gefärbten Alkohol nicht zurückzuhalten. Verff. betonen, dass
sich jetzt die von ihnen und von anderer Seite vielfach gemachte Beobach-
tung ungezwungen erkläre, dass der verdünnte Alkohol besser wirkt als
der absolute. Bei der Händedesinfection sei dies freilich nicht der Fall,
denn nach reichlicher Reinigung der Hand mit heissem Wasser erzielten
mit 48proc. Alkohol nur 81,25 ^/o, mit 96proc. dagegen 88,88 ^/^ der
Hebammenschülerinnen in ihren Versuchen keimfreie Finger". Czaplewski.
Leedham-Green (1893) unterzog anknüpfend an die Versuche von
Reinicke^, Krönig*, Ahlfeld''' und Schaefer" die Desinfection mit
Alkohol bei der praktischen Händedesinfection einer sorgfältigen
Nachprüfung. Die Versuche wurden zunächst an normalen, dann aber auch
mit Reinculturen oder im Berufe inficirten Händen vorgenommen. Nach
Kürzung der Nägel wurden die Hände zur Beseitigung des Schmutzes in
verschiedenen Wasser gewaschen, dann mit sterilisirter Seife und heissem
Wasser gewaschen, gerieben, und der Nagelschmutz mit sterilisirten, zuge-
spitzten, etwas rauhen Elfenbeinstäbchen entfernt. Darauf werden die Hände
mit Wasser gespült und 3 bis 5 Minuten mit Alkohol (96proc. oder de-
naturirt) behandelt mit Hilfe einer Nagelbürste und sterilem Loofah oder
Charpie. Zum Schluss Spülung mit heissem sterilem Wasser. Jetzt wurde
von der Oberfläche der Hand bezw. aus den Unternagelräumen Proben
mittels steriler Elfenbeinstäbchen entnommen, welche dann in Röhrchen
mit flüssigem Agar geworfen wurden. Nach 3 Tagen bei 37'' wurden die
Röhrchen geprüft. In 12 Versuchen waren nur 2mal die Hände ganz, ein-
mal fast ganz steril; in zweien dieser Fälle war die Versuchsperson nicht
in der Praxis thätig gewesen. In den übrigen Fällen fanden sich Staphy-
lok. und auch 2mal Bac. pyocyan. Eine zweite Reihe von Versuchen stellte
Verf. mit Händen an, welche mit Bac. pyocyan. und einem Kartoffelbac. in-
ficirt waren. Nur in einem einzigen Falle (8 Minuten denaturirter Spiri-
tus) war der Bac. pyocyan. abgetödtet, sonst nie, ebenso wie der Kartoffel-
bac. Meist zeigte sich dichtes Wachsthum. Einige Hände waren benutzt,
nachdem sie eine Obduction vorgenommen, einen Abscess geöffnet, eine
^) Ref. möchte hier an die GüNTHER'sche Beobachtung erinnern, dass Anilin-
Farbstoffe in absolutem Alkohol gelöst, Bacterien nicht zu färben vermögen,
wohl aber bei Anwesenheit von Wasser. Ref.
^) Die Haut der Hand nimmt aber im heissen Wasser selbst leichter Wasser
auf. Ref.
8) Jahresber. X, 1894, p. 678; Archiv f. Gynäkol. 1895, H. 3. Ref.
*) Jahresber. X, 1894, p. 678. Ref. — &) Jahresber. XI, 1895, p. 648. Ref.
•) Therap. Monatsh. 1895, No. 7 p. 338. Ref.
Desinfectionspraxis. 835
Wirkung des Alkohols bei der Händedesinfection.
Brandwunde verbunden hatten. Weil Verf. glaubte, nach dem Alkohol
nicht genügend abgespült zu haben, wurde dies in einigen Versuchen be-
sonders beobachtet. In 2 Versuchen bei Infection der Hände mit Kartoffel-
bac. bezw. Bac. pyocyan. fand sich trotz 5 Minuten langem Reiben mit
Wasser und Seife, Abspülen in sterilem Wasser während 1 Minute, Reiben
mit Alkohol 5 Minuten, wieder Reiben mit Seife und Wasser 3 Minuten,
1 Minute Abspülen mit sterilem Wasser, bei Entnahme von Proben mit
dem Elfenbeinstäbchen bedeutendes Wachsthum von Kartoffelbac. bezw.
Pyocyaneus. Auch die Haut, in gleicher Weise wie die Unternagelräume
behandelt, liess sich nicht leichter desinficiren. Von 6 Versuchen ergab
nur einer mit Bac. pyocyan. bei 5 Minuten Alkohol Wirkung Sterilität.
Einen Versuchsfehler durch Infection der Rohrchen bei seinen Versuchen,
deren Resultate denen von Reinicke, Ahlfeld u. A. widersprechen, glaubt
Verf. ausschliessen zu können, da 1. alle Controlen steril blieben, 2. bei den
Versruchen, zu welchen abwechselnd der Kartoffelbac, bezw. der Bac. pyo-
cyan. genommen wurde, stets nur die verwendete Art reichlich wuchs,
3. bei vorsichtigem Einführen des Elfenbeinstäbchens und schnellem Er-
starren des Agars das etwaige Wachsthum stets nur vom Ende des Stäb-
chens ausging und 4. die Coloniezahl im umgekehrten Verhältniss zur Zeit
stand, während welcher die Hände desinficirt waren. Cxaplewski.
Ahlfeld (1848) betont gegenüber Lebdham-Geeen's Arbeit (s. oben),
dass es nur sehr vereinzelte Fehlerquellen giebt, welche ein für die Steri-
lisation der Hand positives, hingegen sehr viele, die ein negatives Re-
sultat hervorbringen können. Was nun etwaige Fehlerquellen anlangt,
so könne 1. der imprägnirte iilkohol nicht, wie das Krönig^ annimmt, ent-
wicklungshemmend wirken, da in A.'s Versuchen die Hand nach der Alko-
holdesinfection mindestens 5 Minuten lang in sterilem, heissen Wasser aus-
gelaugt wurde, 2. sei nicht, wie das Peters einwarf, die Abschabung mit
dem Hölzchen zu oberflächlich gemacht^, 3. der Einwand, dass die Cultur-
flüssigkeit für die Keime eine ungünstige gewesen sei, werde dadurch wider-
legt, dass zur Controle schon nach der Heisswasserwaschung vor der Des-
infection eine entnommene Schmutzprobe reichlich Culturen ergab. Auf
Leedham-Green's Angaben könne A. zunächst nicht näher eingehen, da
der Bericht desselben zu kurz gehalten sei und keine Erklärungsversuche
bringe. Leedham-Green wäre wohl zu günstigeren Resultaten gelangt,
wenn er mit der Sterilisation eines Fingers und nicht gleich mit der ganzen
Hand angefangen hätte.
Zur Abschwächung der eindrucksungünstigen LEEDHAM-GREEN'schen
Resultate berichtet er über eigene, günstige Resultate. Von den 50 Heb-
ammenschülerinnen erreichten bei ihrer 2. Desinfectionsübung mit der
Heisswasser-Alkoholmethode (3 Minuten Alkohol, Abreiben mit Flanell)
40 einen sterilen Finger, von den 4 restirenden 3 bei der zweiten, die vierte
erst bei der dritten Alkoholdesinfection. Bei 80 Stichproben auf die Zu-
verlässigkeit der Methode, indem die Finger einer Hebamme etc. vor Ein-
»yjataber. X, 1894, p. 678. Ref.
■•"') Monatsschr. f. Geburtah. Bd. 2 p. 30. Ref.
53*
g36 Besinfectionspraxis. Desinfection der Hand, der Haut.
führung in die Genitalien einer Parturiens auf Sterilität untersucht wur-
den, wurden nur 4 negative Eesultate (davon 3 bei ungeübten) erhalten.
Die übrigen hatten Sterilität erzielt. Bei 2 tödtlichen Puerperalfieberfällen
mit septischer Endometritis vermochte sowohl A., als sein Assistent Dr.
Kühne (letzterer nach ^/^ Stunde Antrocknen des Secrets) ihre Hände
vollkommen zu sterilisiren. Gegenüber Leedham-Green bemerkt A., dass
er nicht 60, sondern über 1000 weitere Desinfectionsversuche vorgenom-
men, ehe er endgiltig seine Eesultate veröffentlichte. Cxaplewski.
Samter (1917) führte seine Versuche über die Hand desinfection
nach der antiseptischen Methode in 67 Operationsfällen in folgender
Weise aus: Die Haut wird einer vorbereitenden Reinigung mittels grüner
Seife unterworfen, worauf die eigentliche Desinfection beginnt. 5 Minuten
langes Einreiben von gekochter grüner Seife mittels steriler Tupfer, 1 Minute
Spiritus, 1 Minute 3proc. Carbolsäure, 1 Minute ^/g ^/oo Sublimat. Zum Schluss
wird die Hautstelle mit Sublimat-Tupfern bedeckt. Dann werden mit sterilem
Messer und Pincette zwei erbsengrosse Hautstückchen excidirt. Dieses mit
Sublimatlösung bedeckte Hautstückchen wurde 2 Stunden lang in destil-
lirtes, sterilisirtes Wasser bezw. Bouillon gelegt, worauf die Ueberführung
auf Agar oder Gelatine erfolgte. In weiteren 12 Fällen wurde die Haut-
stelle vorher mit Mikrokokkus prodigiosus-Culturen in 2 Fällen mit Cul-
turen des rothen Wasserbac. bestrichen. Diese Versuche ergaben von 67
Fällen nur 20mal die Keimfreiheit des entnommenen Hautstückchens. Beim
positiven Befund bekam S. niemals den bekannten Bacterienarten ähnliche
Bacterien. Es waren meist zwei Arten von Diplokokken, von welchen
der eine die Gelatine verflüssigte, der andere nicht. S. kommt zum Schluss,
dass das von ihm angewendete Desinfectionsverfahren meistens nicht im
Stande ist, die Haut wirklich keimfrei zu machen. Wellmann.
Laiienstein (1891) führte 147 Einzeluntersuchungen an 104 Patienten
aus, um festzustellen, ob es möglich ist, die Haut des zu operirenden
Kranken zu desinficiren. Zur Untersuchung excidirte Verf. Stücke von
einmal oder mehrere Male desinficirten oder nicht desinficirten, theils in-
tacten, theils entzündeten Hautstellen. Die excidirten Stückchen wurden
zur Anlage von Culturen verwendet, die L. dann auch mikroskopisch geprüft
hat. Die Ergebnisse der Untersuchungen sind folgende: Unter 23 Fällen
nicht desinficirter Haut waren: a) entzündete und fistulöse Haut. Befund:
Imal negativ (Staphylok. pyog. albus); b) intacte Haut: 21. Befund 4mal
negativ und 17mal positiv (Staphylok. pyog. alb. 15mal, Bac. subtilis 5mal,
Kokken und kui'ze Stäbchen Imal). Unter 50 Fällen einmalig desinficiiler
Haut (nach Fürbkingek, nach Ahlfbld, unter Hinzuziehung von Aether,
von Aether und Terpentin bezw. Creolin. vasogen. 5^/o) waren: a) 5 Fälle
von entzündeter bezw. fistulöser Haut. Erfolg 2mal positiv, 3mal negativ
(Imal Staphylok. pyog. alb., Imal Staphylok. nicht näher charakterisirt,
Imal Doppelkokken und Schimmelpilze); b) 45 Fälle von intacter Haut
Erfolg: 12mal positiv, 33mal negativ, (21mal Staphylok. pyog. albus,
5mal aureus und Schimmelpilze, Imal Kokken und kurze Stäbchen, 3mal
kui'ze Stäbchen, Imal Subtilis, Imal grosse Kokken).
Desinfectionspraxis. Desinfectionskraft verschiedener Seifensorten. 837
Unter 75 Fällen mehrmaliger Desinfection waren a) entzündete oder fistu-
löse Haut: 17, darunter 2mal positiver, 15mal negativer Erfolg (13raal
Staphylok. pyog. albus, Imal albus und aureus zusammen, einmal aureus
allein), b) Intacte Haut: 58 Fälle. Davon 33mal positiv, 25mal negativ
(Befund: 21mal albus, Imal aureus, Imal Staphylok. ohne nähere Angabe,
Imal Bac. subt. mit Sporen, einmal zahlreiche Kokken ohne nähere Angabe).
15mal entnahm Verf. sowohl undesinficirte als auch desinficirte Haut von
demselben Patienten. Bei diesen scheint nur in 3 Fällen der Einfluss der
Desinfection bemerkbar, insofern die desinficirte Haut steril war, während
die undesinficirte den Staphylok. albus enthielt. Verf. zieht aus seinen Ver-
suchen die praktische Consequenz, dass es zu vermeiden ist, von der Haut
aus in die Tiefe der Gewebe führende Nähte anzulegen. Welhna7in.
Beithoffer (1911) prüfte, um die groben Widersprüche zwischen den
diesbezüglichen Angaben älterer Autoren zu lösen, die Desinfections-
kraft von 3 verschiedenen Seifensorten (gewöhnliche Schmierseife,
weisse mit Nitrobenzol parfümirte Mandelseife und feste Patent-Kaliseife)
gegenüber verschiedenen Infectionserregern nach. Ueber die Einzelheiten
der Versuchsanordnung, bei welcher den GnuBER'schen Forderungen Eech-
nung getragen wurde, möge man im Original nachsehen. Entgegen den
Angaben K>'isl's und in Uebereinstimmung mit anderen Autoren konnte
eine Begünstigung des Wachsthums von Choleravibrionen durch Seifezusatz
nicht beobachtet werden. Bei Versuchen mit Patent-Kaliseife trat zwar
bei 0,2proc. Seifegehalt in Bouillon Wachsthum ein, dasselbe war aber
schon bei 0,5proc. Seife spärlich und kümmerlich, und blieb bei 1 bis 2 *'/o
Seifegehalt aus, wobei Abtödtung, nicht bloss Entwicklungshemmung, con-
statirt werden konnte. Weitere Versuche ergaben Abtödtung der Vibrionen
der Cholera asiatica und von Vibrio Massauah durch 10 *^/o Seife in ^/.^ Mi-
nute, durch 5 und 2,5 ^l^ innerhalb 5 Minuten. Bei einer Concentration
von 2 **/o tödteten die Patent-Kaliseife und die Mandelseife den Vibrio Mas-
sauah innerhalb einer Minute, während die schwächere Schmierseife bei
2 ^/o dies erst in 2 bis 5 Minuten vermochte. Selbst Iproc. Concentrationen
waren noch sehr wirksam. Durch 1 ^/q Patent-Kaliseife wurden Cholera-
vibrionen stets innerhalb ^/., bis 1 Minute getödtet. Der Vibrio Massauah
wurde dagegen von 1 "/o aller drei Seifesorten immer erst in über 3 bis zu
5 Minuten abgetödtet. 0,5 ^/o Patent-Kaliseife tödtete die Choleravibrionen
in 5 Minuten, die Massauah-"\'ibrionen dagegen selbst in '/., Stunde nicht
mehr vollständig, wenngleich die meisten schon nach 10 Minuten abgetödtet
waren. Durch 0,5 *^/o Sclimierseife wurden erst nach 30 Minuten die
Mehrzahl der Vibrionen getödtet, durch 0,5 ^/o Mandelseife dagegen schon
in 3-5 Minuten. Noch geringere Concentrationen wirkten nur noch sehr
schwach.
Verf. folgert aus seinen Versuchen in Uebereinstimmung mit den An-
gaben von Niji.and' und Jollks'-, „dass man Wäsche, Kleider, Möbel u.
s. w. einfach durch Einlegen und Waschen in Seifenlösung, die Hände ein-
») Jahresber. IX, 1893, p. 370. Ref. — «) Jahresber. IX, 1893, p. 369. Ref.
838 Desinfectionspraxis. Desinfectionskraft verscliieclener Seifensorten.
fach durcli Waschen mit Seife rasch und völlig sicher von Cholerakeimen
desinficiren kann". In Praxi müsse man darauf Rücksicht nehmen, dass
das Medium, in welchem sich die Keime befinden und hartes Wasser Seife
zersetzen können. Immerhin dürfte eine 4 bis 5proc. Lösung guter Seife zur
Abtödtung innerhalb 5 bis 10 Minuten genügen. Vorsicht sei bei Kaliseife
geboten, da die Schmierseifen des Handels „oft ausserordentlich unreine und
minderwerthige Producte" darstellen dürften, woraus wohl auch die Knisl'-
schen Angaben zu erklären seien.
Unter Umständen könnten auch zur Desinfection bei Typhus Seifen Ver-
wendung finden. Doch sind hier schon bei ßeincultursuspensionen in Wasser
10^ Iq erforderlich, um die Typhusbac. in 1 Minute zu tödten. 5 ^/^ brauchten
dazu 3 (Mandelseife) bis 10 Minuten (Schmierseife). Noch schwächer wirkte
die 5proc. Lösung auf Bact. coli. Hier schien die Patent-Kaliseife wirk-
samer. — Vollständig oder für den praktischen Gebrauch vollständig ver-
sagten leider die Seifen gegenüber den Eiterkokken, da von Staphylok.
pyogen, aureus durch 10 bis 20 ^/q Seife selbst bei einer Stunde oder noch
längerer Einwirkung nicht einmal die Mehrzahl der Keime abgetödtet war.
Es hatte sich bei den Versuchen eine gewisse Ueberlegenheit der Mandel-
seife herausgestellt. Die letztere beruht, wie vermuthet, nachweislich auf
dem geringen Nitrobenzolgehalte derselben.
Bei Prüfung einer Kali-Creme-Seife mit 40 ^/^ Lysol zeigte sich, dass
die Lysolseifenlösungen weniger wirksam waren, als gleichwerthige reine
Lysollösungen.
Parallelversuche mit Carbolsäureseifen ergaben, dass die Wirkung der
Carbolsäure durch den Seifezusatz geschwächt wird und dass der Seifen-
zusatz, wenn er über ein gewisses Verhältniss hinausgeht, geradeso schä-
digend wirkt, wie der Zusatz von Alkalihydraten bei der Solutolbereitung.
Man solle sich daher erst mit Seife waschen und dann erst mit dem Des-
infectionsmittel desinficiren. Cxaplewski.
Beyer (1852) unterzog die in dem Rundschreiben des Reichskanzlers
vom 27. VL 1893 bezw. 13. VII. 1893 für die Desinfection von Wäsche
sowie Eisenbahn-Personen und Schlafwagen bei Cholera vorgeschriebenen
3proc. Kalischmierseifenlösungen einer eingehenden Prüfung bezüglich
ihrer Desinfectionskraft. Die früher von Beheing+ angegebenen sehr
günstigen Resultate bei Desinfection mit Schmierseifen können hierbei nicht
verwerthet werden, daBEHKiNG mit 12proc. Lösungen arbeitete, auf ihren
Alkaligehalt Werth legt, während viele Schmierseifen neutral sind. Seinen
Angaben entgegengesetzt lauteten die Angaben von Heidek, dass Schmier-
seife in 0,5- bis 5proc. Lösungen keine sichere Desinfection garantire. Die
günstigen Angaben der Gebrüder Jolles über Schmierseifendesinfection
hält B. nicht für maassgebend, da ihre Versuche den Anforderungen der
Praxis nicht entsprächen. B. besorgte sich nun eine Anzahl billiger Schmier-
seifenproben, Der Gehalt derselben an freiem Alkali (nach A. H. Leeds
bestimmt) war = 0 oder minimal (0,0963 '^/o im Maximum). Falls durch
t) Jahresber. VI, 1890, p. 508. Red.
Desinfectionspraxis. Desinfectionskraft verschiedener Seifensorten. 839
solche Seifen eine Desinfection erzielt wird, könne diese daher nicht auf
dem Alkaligehalt beruhen. Nach Kitas ato^ wirken entwicklungshemmend
bezw. abtödtend für Cholera 0,16 bis 0,18 bzw. 0,2 bis 0,237, für Typhus
0,12 bis 0,14 bezw. 0,16 bis 0,18 Alkali bezw. Aetznatron. Aus seinen
mannigfach variirten Versuchen kommt Verf. zu dem Schlüsse:
„Die gewöhnliche Schmierseife ist in 3proc. Lösung nur dann als Des-
inficiens bei mit Cholerakoth behandelter Wäsche anwendbar, wenn die
Wäsche mindestens 1 Stunde in der Seifenlösung auf 50*^ erwärmt wird
und dann noch 24 Stunden in der Flüssigkeit verbleibt" . Weniger von Belang
erscheine dabei der Alkaligehalt der Seife, da derselbe bei manchen Seifen
so gering sei, dass demselben kein Desinfectionswerth beizumessen sei. Aus-
zuschliessen seien aber Seifen mit Ammoniakalkalinität, da diese geradezu
wachsthumsbegünstigend zu wirken scheinen. Aehnlich wie bei Cholera
waren die Resultate bei Typhus und mit dem Bact. coli. Der Typhusbac.
wurde jedoch erst ganz sicher vernichtet, wenn die auf 50 "^ erhitzte Seifen-
lösung 1 bis 3 Stunden und dann 48 Stunden bei Zimmertemperatur auf
Typhuskothwäsche gewirkt hatte, meist waren allerdings die Keime schon
nach 1 bis 3 stündiger Einwirkung der auf 50^ erwärmten Seifenlösung
abgestorben. Bei Staphylok. aureus fand Desinfection erst nach 48stündiger
Ein Wirkung, der verschiedenen Seifen statt. Mit Diphtherieserumculturen
iniicirte Wäsche konnte durch 3proc. Naturkernseifelösung nach 48 Stunden
bei Zimmertemperatur desinficirt werden. Mit glatter grüner Seife konnte
die Desinfection aber erst sicher erreicht werden, wenn die Diphtherieserum -
culturwäsche mit der 3proc. Lösung 1 bis 3 Stunden bei 50^ und dann 48
Stunden bei Zimmertemperatur behandelt wurde.
Da sich nun eine solangdauernde gleichmässige Erhitzung von Wäsche
auf 50^ nur schwer erreichen lässt und die Gefahr vorliegt, dass die Tempe-
ratur doch höher steigt und dann Koth und Blutflecken einbrennen, prüfte
B. auf Gäbtner's Vorschlag das Kalkwasser und zwar in hohen Gefässen
mit kleiner Oberfläche um weniger Bildung von kohlensaurem Kalk zu
erhalten. Cholerawäsche mit überschüssigem gesättigtem Kalkwasser ab-
gespült, darin eine Zeit lang liegen gelassen und wieder in frisches Kalk-
wasser gelegt, war in 24 Stunden stets desinficirt, ebenso auch Typhus,
Bact. coli, Staphylok. aureus und Diphtherie. Wurde die Wäsche jedoch
ohne Abspülen nur in das Kalkwasser hineingelegt, so erfolgte die Ab-
tödtung erst nach 48 Stunden. 50proc. Kalkwasser wirkte schwächer. In
der oben geschilderten Weise angewendet empfiehlt jedoch Verf. das Kalk-
wasser als wirksames Desinfectionsmittel für Wäsche. Ein ülassenversuch
im grösseren Maassstab ausgefülirt mit Cholera, Typhus und Staphylok pyog.
aureus lieferte eine genaue Bestätigung der im Kleinen erhaltenen Resul-
tate. Was die Einwirkung des Kalkwassers auf die Gewebsstoffe anlangt,
so ergaben die Versuche, „dass Wolle durch Behandlung mit Kalkwasser
in Farbe und Festigkeit sehr ungünstig verändert wird, wälirend Leine-
wand wie Baumwolle in ihrer Farbe gar nicht, Leinewaiul in ihrer Festig-
') Jahresber. IV, 1888, p. 140 u. '2G7. Ref.
840 Desinfectionspraxis. Desinfectionsversuche mit Carbol,
Sapocarbol, Kresol, Solveol, Kresolseifen.
keit gar nicht, Baumwolle sehr wenig beeinflusst werden. Aus diesem
Grunde sind Wollstoffe von einer Desinfection mit Kalkwasser auszu-
schliessen, während bei Leinwand und Baumwolle Kalkwasser ohne Schaden
als Desinfectionsmittel angewandt werden kann". Czaplewski.
Roll (1913) hat Paralleldesinfectionsversuche angestellt mit
roher Carbolsäure und Sapocarbol. Letzteres war nach Duuesma's
Vorschrift bereitet: 5 Th. rohe Carbolsäure werden mit 3 Th. grüner Seife
zusammengeschmolzen. Als Testobjecte dienten Erde, Sedes, Eiter, Sputa
u. s. w. Es stellte sich dabei heraus, dass mit einer 3proc. Sapocarbol-
lösung die nämlichen Erfolge erzielt wurden wie mit einer lOproc. Emul-
sion roher Carbolsäure. Pyogene Mikroorganismen in Eiter waren nach
^/j Stunde, Tuberkelbac. im Sputum nach P/g Stunden abgetödtet. Um
normale und dünnflüssige Sedes vollständig zu sterilisii^en, genügten 12
Stunden nicht. Erde war nach 24stündiger Einwirkung der 3proc. Sapo-
carbollösung noch nicht steril. Obschon also das Sapocarbol nicht in allen
Fällen schnell und sicher desinficirt, verdient es doch nichtsdestoweniger
als billigeres Desfectionsmittel für Senkgruben, Private, Ställe u. s. w. den
Vorzug vor roher Carbolsäure. Spronck.
Schttrinayer (1924) hat das Kresol Raschig (Liq. Kresoli saponatus)
einer vergleichenden Untersuchung mit Kresol. liquef. (Nöed-
lingee) Kresol. pur. liqu. (Nöedlingee) Solveol und Kresolseifen-
lösung (Nöedlingee) und Acid. carbol. liquef. unterzogen. Wie bei
mehreren der jetzt gebräuchlichen Kresolpräparate sind im Kresol Easchig
die Kresole des Steinkohlentheers, welche bei der Carbolsäurefabrication
als Nebenproduct gewonnen werden, durch Seife wasserlöslich gemacht.
Es kommt hierbei darauf an, diesen nützlichen Seifenzusatz nicht unnöthig
hoch zu bemessen, da es im Uebermaass zugesetzt die bacterientödtende
Kraft der Kresole herabsetzt. Neben den Kresolen sind im Rohkresol des
Handels noch bei 40°/o Xylenole (höhere Homologen) vorhanden, welche
zwar auch keimtödtend sind, zur Lösung aber unnöthig hohe Seifezusätze
erfordern. Während bei ^O^Jq Kresole + Xylenole durch 40*^/0 Seife in
Losung gehalten werden, wie das bei Lysol thatsächlich geschieht, werden
im Kresol Easchig ^O^Iq Kresole durch nur 20"/o Seife gelöst. Die reinen
Kresole werden durch fractionirte Destillation des Eohkresols unter 200^
gewonnen.
Auf Grund seiner Versuche kommt Verf. zu folgenden Schlüssen : Das
Kresol Easchig ist 1 . in allen Verhältnissen, und zwar momentan in Wasser
löslich (bei Kalkgehalt nur leichte Opalescenz, keine Trübung), 2. frei von
unangenehmem Gerüche (gegenüber Lysol und Creolin). 3. Es desinficirt
in schwächeren Lösungen besser als Carbol und Solveol, auch Lysol. Auch
stärkere 8 bis lOproc. Lösungen können unbeschadet zur Eohdesinfection
Anwendung finden. Für chirurgische Zwecke sei vielleicht das wasserklare
Kresol. pur. liquef. Nöedlingee vorzuziehen, welches aber weniger löslich
und stärker ätzend ist. Es ist nicht schlüpfrig wie das Lysol. Auch die soge-
nannte Giftigkeit sei für dieselbe Volumeinheit (90^/^ Ortho Kresol) bei
Kresol. pur. liq. Nöedlingee grösser, ohne dass bei Eeduction der Lösung
DesinfectioDspraxis. Wirkung des Glutols. 841
Antiseptischer Werth der antiseptisclien Oele und Salben.
zur Herstellung gleichen Kresolgehaltes derselbe Desinfectionseifect erreicht
würde. 5. wirkt das Kresol Raschig bei Fehlen eines eigenen penetranten
Geruches desodorisirend. 6. ist es das billigste aller geprüften Präparate.
Es kosteten nämlich Kresol. pur. liqu. Nökdlinger 4 bis 5 M, Solveol Jl/l
3,50, Creolin Peakson M 2,50, Lysol M 2,40, Kresol E aschig Jl/l 1,50.
AVas die Versuchsanordnung anlangt, so ist zu bemängeln, dass zum Nach-
weis der Keime bei den Desinfectionsprüfungen Gelatineplatten zur Ver-
wendung kamen. Erwähnt werden mag noch aus den Versuchen zur Fest-
stellung des Grades der Giftigkeit, dass die letale Kresoldosis zu 5 Million-
stel Gramm pro 1 g Körpergewicht bei Mäusen gefunden wurde. Details
s. Original. Cxaplewski.
lieber die Wirkung des Glutol ,Schleich' in der Thierheil-
kunde berichtet Tiburtius (1928), welcher von der Anwendung bei
Stichwunden sowie in Form von Vaginalkugeln bei hochtragenden Kühen
gegen Kälberruhr günstige Wirkung beobachtete. Die vom Verf. kennen
gelernten Eigenschaften sind: Glutol ist ein kräftiges, längere Zeit wirk-
sames Deficiens, welches mit den Blutbestandtheilen in innige Verbindung
tritt und auf weichen Wunden feste Schorfe bildet, Wundkauäle längere
Zeit ausfüllt. Es besitzt dabei den grossen Vorzug, dass es als Constituens
nur einer Anfeuchtung bedarf. Johne.
Jess (1881) fasst die Vorzüge des Glutols in folgenden Sätzen zusam-
men: Glutol ist ungiftig, bewirkt einen aseptischen Wundverlauf, das bei
der Heilung normaliter auftretende Juckgefühl fehlt oder ist gering, in
Folge dessen stören die Thiere die Heilung nicht durch Scheuern u. s. w., und
schliesslich ist der Preis nicht zu hoch, denn das Mittel ist in der Verwen-
dung sehr sparsam. Das Glutol ist als ein für die thierärztliche Wundbe-
handlung recht brauchbares Mittel anzusprechen, bezüglich dessen es wohl
angebracht erscheint, in geeigneten Fällen einen Versuch damit zu machen.
Erst weitere Erfahrungen an einem grösseren Material werden uns erken-
nen lassen, welche Bedeutung endgültig dem Glutol in der thierärztlichen
Wundbehandlung beizumessen ist. Johne.
Scheiirlen (1921) berichtet über sehr interessante Versuche, welche
er anknüpfend an die bekannte Verdammung des Carbolöls durch Koch,
WoLFFHüGBL uud Knorke^ angestellt hat, und welche wesentlich dazu
beitragen dürften, den wirklichen antiseptischen Werth der anti-
septischen Oele und Salben gerechter zu beurtheilen und danach die
zweckentsprechenden Combinationen auszuwählen. Sch. untersuchte zu-
nächst gemeinsam mit Stabsarzt Dr. Reinhardt wie viel von einer je 5"/^
Lösung von Carbolsäure in verschiedenen Oelen an Wasser abgegeben
werde. Es wurden zum Versuch je 200 ccm destill. Wassers mit 10 ccni
des zu untersuchenden Geis überschichtet bezw. bei Salben 10 g derselben
auf einer Scheibe weissen Papiers darauf zum Schwimmen gebracht. Unter
besonderen Vorsichtsmaassregcln wurde dann zuerst nach der von Siii. bei
seinen Saproiversuchen benutzten Methode, später nach dem Verfahren von
') Mittheil. a. d. Kais. Ges.-Amte Bd. 1, 1881, p. 352. Ref.
342 Desinfectionspraxis.
Antiseptischer Werth der antiseptischen Oele und Salben.
Wolffhügel-Knorre 20 ccm von dem Wasser vom Bodensatz entnommen
und der Carbolgehalt nach der SuEBERT-KoppE'schen Methode titrirt. Bei Ver-
suchen mit Parafinum liquidum mussten übrigens lO^/f^ Olivenöl demselben
zugesetzt werden, um die Carbolsäure in Lösung zu halten. Diese Versuche
mit den verschiedensten Oelen ergaben nun eine ganz ungleiche Carbolab-
gabe, indem z. B. Gelböl SQ^Jq, Paraffin, liquid. 60 ^/f,, Olivenöl 36 "/q,
Lanol-LiEBREicH und Lanol anhydric. nur 14 bezw. ll,2^/o und Vaselin
sogar nur 2,8*^/q abgaben. Hiermit gingen weder die Jod- noch die Ace-
tylzahlen oder die Zähflüssigkeit parallel; dagegen zeigte es sich, „dass je
geringer das specifische Gewicht des Oeles bezw. je grösser die Differenz
zwischen seinem specifischen Gewicht und dem des Carbols ist" , desto
leichter das carbollösliche Oel an das Wasser Carbol abgiebt. Bei Zimmer-
temperatur ist diese Abgabe geringer, ohne dass dies Reihengesetz dabei
geändert wird, ausser wenn ein bei höherer Temperatur flüssiges Oel bei
Zimmertemperatur fest wird, in welchem Falle es viel weniger Carbol ab-
giebt. Bei stärkerem Carbolgehalt wird auch die Carbolabgabe entsprechend
gesteigert. Doch-konnte Sch. bei seinen Versuchen selbst bei 20proc. Car-
bollösungen bestenfalls eine 0,2proc. Carbollösung erhalten, von welcher
nicht viel antiseptische Wirkung zu erwarten war.
Sch. ging in Folge dessen zu Versuchen mit den stärker wirkenden
Kresolen über und benutzte reines krystallisirtes 0-Kresol und reines flüssiges
M-Kresol. Auch bei diesen Versuchen wurde die nämliche Eeihenfolge der
Oele wie bei der Carbolsäure festgestellt. Es wurde entsprechend der ge-
ringeren Löslichkeit des Kresols stets weniger Kresol als Carbolsäure aus-
gelaugt, im Verhältniss 1 : 1,25 bis 2,0 meist 1 : 1,5. Da nun eine Iproc.
Kresollösung an Desinfectionswerth einer 3proc. Carbollösung gleichkommt,
diese sich also wie 1 : 3 verhalten, so dürfte man vom Kresolöl eine doppelt
so starke Wirkung erwarten als von gleichstarkem Carbolöl. Bei stärke-
rem Kresolgehalt stieg entsprechend auch die Kresolabgabe. Es zeigte sich
bei den Versuchen, dass Paraffin, liquidum die beste, Ungu. paraffini (Vase-
lin) die schlechteste Kresolabgabe aufwies. Von besonderem Interesse war
dies Factum, da Ungu. paraffini eine Lösung von 25 ^/^ Paraff. solid, in
Paraff. liquid, ist. Besonders daraufhin angestellte Versuche ergaben nun
in der That, dass mit steigendem Zusatz von Paraff. solid, zu Paraff. liquid,
die Carbol- bezw. Kresolabgabe der Mischung abnahm. Bei Versuchen mit
Carbol gaben die 5 und lOproc. P. solid.-Lösungen das Carbol etwas besser
ab als Olivenöl; die 20 bezw. 25proc. Mischungen standen ober- bezw. unter-
halb des russischen Mineralöls. Bei Versuchen mit 5proc. 0-Kresol gaben
die 5 bezw. lOproc. P. solidum- Lösungen sogar noch mehr Kresol ab als das
Gelböl, während die 20- und 25proc. Mischungen zwischen Olivenöl und
Lanolin rangirten. Bei 10*^/o Kresolgehalt wurde die Kresolabgabe noch
gesteigert. 0- und M-Kresol verhielten sich dabei ziemlich gleich.
Um zu sehen, inwieweit bei solchen Versuchen auch eine Desinfections-
wirkung entfaltet würde, wurde bei einem Versuche statt reinem Wasser
zur Unterschichtung eine Prodigiosussuspension genommen und ^j^, 5 und
24 Stunden nach Aufbringen der Salbe mit je 3 Tropfen vom Boden der
Desinfectionspraxis. Desinfection mit Holzrauch. 843
Kritische üebersicht über die chemischen Desinfectionsmittel.
Suspension Gelatiueplatten g-egossen. Nach ^j.-. Stunde gaben nur die Misch-
ungen mit A. Paraff. liqu. 100, P. sol. 10, 0-Kresol 10 = 16, B. Paraff.
liqu. 100, solid. 10, M-Kresol 10 = 700, C. Paraff. liqu. 80, ol. oliv.
20, M-Kresol 10 = 22 Prodigiosuscolonien. Alle übrigen Platten und
die Platten A, B, C von 5 Stunden ab blieben steril, während die Con-
trolplatten ein üppiges Wachsthum zeigten. Ein zweiter Versuch, bei dem
die Prodigiosussuspension mit der gleichen Menge flüssigen sterilen Blut-
serums versetzt wurde, verlief etwas ungünstig, insofern hier nach ^/.^
Stunde Einwirkung auf sämmtlichen Platten Wachsthum war. Nach 5 und
24 Stunden blieb es jedoch aus, während ihre Controlplatten üppig ge-
wachsen waren.
ScH. resumirt, dass für den Desinfectionswerth von antiseptischen Oelen
und Salben das Constituens von sehr wesentlichem Einfluss ist. In der
Praxi9»habe sich ihm eine Salbe aus 100 Paraff. liqu., 10 bis 15 Paraff.
solid, und 5 bis 10°/^ Kresol sehr bewährt, namentlich bei Eiterungen.
Nur wurde kurze Zeit nach Application über Brennen geklagt, das bald
nachlasse. Für Schleimhäute sei dieselbe un verwendbar. Wenn auch unsere
Laboratoriumsversuche mit den Verhältnissen der Praxis nur sehr entfernte
Aehnlichkeit besassen, gäben sie doch gewisse Anhaltspunkte. Wären diese
Versuche früher angestellt, so hätten sie wohl vei^hindert, dass statt des
„ganz leidlichen" Carbolöls das „wesentlich schlechtere" Carbolvaselin
eingeführt wurde. Cxajüeivski.
Pelozzi (1906) desinficirte wiederholt Gegenstände in Räumen
dadurch, dass er Hobelspäne verschiedener Holzarten verbrennen Hess.
Er konnte dabei nachweisen, dass der Holzrauch nicht nur mikrobientödtend
auf die pathogenen Keime in der Luft oder an den in der Wand befind-
lichen Stoffen wirkt, sondern auch auf die darin enthaltenen Toxine.
Nach Verf. kann der Holzrauch nicht allein den Vergleich mit allen
anderen chemischen gasigen Desinfectionsmitteln, so weit sie bisher in
Gebrauch sind, aushalten, sondern man kann ihn sogar dem Formaldehj'd
zur Seite stellen. Um einen sicheren Erfolg vom Holzrauch zu haben, ist
erforderlich :
1. Dass der Eaucli wenigstens 36 Stunden einwirkt.
2. Dass der Rauch alle 12 Stunden erneuert wird.
3. Dass die Atmosphäre hermetisch abgeschlossen ist, dass kein Rauch
abzieht.
4. Dass die Hobelspäne möglichst feucht sind, um die grösste Menge
Rau(!li zu liefern. Tramhiisti.
Dräer (1863) giebt eine zu.sammenfassende kritische Üebersicht
über die in den letzten Jahren in Gebraucli gekommenen und geprüften
chemischen Desinfectionsmittel, beginnend mit der Carbolsäure und
den Kresolen bis zum Apolysin; insgesammt werden 77 Desinfections-
mittel besjjrochen, weldie das Wissenswerthcste über diese Mittil aus den
Originalarbeiten geschickt und in prägnanter Kürze zusammenstellt. Der
Artikel ist zu einer schnellen Orientirung vorzüglich geeignet. Ein Lite-
raturverzeichniss von 135 Nummern ist beigefügt. Cxaplewski^
344 Desinfectionspraxis. Desinfectionskraft der Erde mit und ohne
Kalkzusatz, Klärung und Sedimentirung des Berliner Sielwassers.
Canalis (1857) hielt beim ligurischen Aerztecongress in Spezia einen
Vortrag, in dem er die hauptsächlichsten Desinfectionsmethoden und
ihre v/issenschaftliche Berechtigung bespricht, auch einige praktische
Winke giebt. TrambusH.
Siunlml)er (1925) unterzog auf Veranlassung E. v. Esmakch's die
Desinfectionskraft der unverniischten, rohen bezw. mit Kalk
versetzten Erde einer genaueren Prüfung. Seine Eesultate führen ihn
dabei zu folgenden Schlüssen:
1. „Pulverisirte Gartenerde besitzt nicht die geringste keimtödtende
Kraft. Wenn die Erde feucht bleibt, können sich Cholerabac. monatelang
in ihr lebensfähig erhalten". 2. „Die Erde erhält eine bactericide Kraft,
wenn ihr fein pulverisirter Äetzkalk zugesetzt wird. Bei einem Zusatz von
3 "/o lassen sich Cholerabac. schon nach 4 Stunden nicht mehr nachweisen,
ein Zusatz von 4 ^/o gentigt, um sie in einer halben Stunde, ein Zusatz von 8^j(,
um sie in ^/^ Stunde abzutödten". 3. „Durch den Zusatz von Kalk büsst
die Erde ihre desodorirende Kraft nicht ein, sodass ein Gemisch von Kalk
und Erde gleichzeitig desodorirend und desinflcirend wirkt". 4. „Länger
lagernde Kalkerdemischungen, besonders solche, die der Luft ausgesetzt
sind, verlieren an desinficirender Kraft, jedoch ist die Abnahme nur eine
geringe und allmähliche, sodass bei einem Alter von mehreren Wochen noch
eine sichere Wirkung eintritt". Als brauchbares Streumittel zur Desodo-
rirung und Desinficirung von Closets empfiehlt er ein Gemisch von trockener
pulverisirter Erde und pulverisirtem Äetzkalk (8 bis 10 ^/o) und rechnet
etwa ^/g bis ^j^ kg pro Defäcation. Gründliche Durchmischung mit den
Faeces ist zu einer sicheren Desinfection nothwendig. Zum Schluss ist die
Literatur über Erdclosets und ihre Wirkung zusammengestellt.
CxaplewsM.
Grether (1868) hat auf Eubner's Veranlassung das Berliner Siel-
wasser namentlich in Bezug auf Klärung und Sedimentirung ein-
gehenden Studien unterzogen. Die Resultate dieser bemerkenswerthen Arbeit
können hier jedoch nur insoweit sie bacteriologisches Interesse haben, be-
sprochen werden.
Es zeigte sich, dass Filtriren durch Filtrirpapier den Keimgehalt des
Sielwassers schon viel mehr herabsetzte als einfaches Sedimentiren. Im
sedimentirten Wasser ist die Zahl der Bacterien durchweg geringer, als
im Rohsielwasser, jedoch nur, wenn man rechtzeitig die Sedimentation
unterbricht. Die Sedimentation wird in praxi meist mit einer chemischen
Klärung verbunden und zu dieser meist Kalk genommen. Aus Billigkeits-
rücksichten verwendet man dabei diekleinste eben zur Klärung ausreichende
Menge (0,5 Calciumoxyd zu 1000 Kanalwasser und weniger), wodurch man
wohl Klärung des Wassers aber ohne Keimfreiheit des geklärten Wassers,
geschweige denn Desinfection des Niederschlages erzielt. Verf. suchte nun
auf Rubner's Veranlassung zunächst die Frage zu entscheiden, ob das Ka-
nalwasser durch Vorbehandlung mittels einfacher Sedimentirung für die
weitere Behandlung mit Kalkmilch geeigneter gemacht werden konnte.
Zu den Versuchen bediente er sich der genaueren Messung wegen einer
Besinfectionspraxis. 845
Klärung und Seclimentiiung des Berliner Sielwassers.
Kalkmilch 1 : 40 statt der zu dickflüssigen 1 : 4. Ein entsprechender Ver-
such ergab dabei folgende Resultate. In 1 ccm Kanalwasser fanden sich
12962000 Keime. Eine Probe Kanalwasser Ja wurde dann mit 0,2, eine
zweite Ib mit 0,1 und eine dritte Ic mit 0,05 ^/^ CaO versetzt, 24 Stunden
stehen gelassen, dann daraus eine kleine Schicht Gelatineplatten gegossen.
Platte la blieb (10 Tage lang) überhaupt steril, Ib zeigte erst nach 5
Tagen einige Keime, dann zunehmend mehr, nach 9 Tagen 2090. Platte
Ic hatte schon in 3 Tagen zahlreiche Colonien entwickelt, nach 10 Tagen
156000 in 1 ccm. Das 2 Tage nach dem Kalkzusatz untersuchte Sedi-
ment ergab erst nach 4 Tagen 85 Colonien bei Ib 1400, bei Ic 168000
Colonien in 1 ccm. Was den noch vorhandenen Kalkgehalt anlangt, so
enthielt 24 Stunden nach dem Kalkzusatz das geklärte Wasser la noch
0,0616, Ib 0,0275, Ic 0,0096 *^/o CaO gelöst. — Im Versuche II wurde
dasselbe zu Versuch I benutzte Kanalwasser vor der Kalkbehandlung erst
24 Stunden im Eisschrank sedimentirt, wobei sich eine etwa 0,5 ccm hohe
Schmutzschicht ohne wesentliche Klärung der Flüssigkeit absetzte.
Das sedimentirte Wasser II enthielt 11040000 Keime in 1 ccm. Nach
Kalkklärung blieb Platte IIa wie la steril, IIb zeigte erst nach 4 Tagen
Wachsthum, nach 8 Tagen 200 Colonien, IIc nach 4 Tagen 239000 Colo-
nien ohne spätere Zunahme. Das Sediment von IIa zeigte wie das von la
nach einigen Tagen etwa 80 Colonien. Der nach dem Versuch noch in
Lösung befindliche Kalk betrug bei IIa 0,084, bei IIb 0,0 1 9 ^Z^, bei IIc
nur Spuren. In ähnlicher Weise wurde noch eine Anzahl gleichartiger
Versuche ausgeführt, auf Grund deren Verf. zu dem Schluss kommt, dass
ein vorhergehendes Sedimentiren für die Desiufectionswirkung des Kalks
ohne Vortheil erscheint. Auffallend war bei diesen Versuchen, dass meist
die Zahl der Bacterien im sedimentirten Wasser grösser war als im frischen
(im Durchschnitt 8 137 000 im frischen Kanalwasser zwischen 8 und 9 Ulu*
morgens, 11232 000 im sedimentirten). Verf. glaubt diese merkwürdige
Erscheinung z. Th. dadurch erklären zu können, dass in dem nicht sedimen-
tirten Wasser viele grobe Suspensionsstoffe vorhanden sind, welche durcli
ihr Volum entsprechende Wassermengen verdrängen, sodass dementsprechend
in 1 ccm weniger Bacterien vorhanden sein können. Ferner glaubt er, dass
bei dem langsamen Ausfluss des Kanal wassers aus der Pipette beim Platten-
giessen sich in der Zwischenzeit während des Tropfenfallens feste Sub-
stanzen an der Ausflussmündung der Pipette anhäufen können, sodass der
herabfallende Tropfen den Durchschnittsgehalt des Kanalwassers an fester
Substanz übersteigt. Ferner meint Verf., dass an dem festen Material viel-
fach Bacterien adhäriren, dann beim Plattengiessen sich schwer ablösen
und dadurch in Folge Raummangel nicht zur sichtbaren Entwicklung ge-
langen.
Verf. versuchte weiter, den Kalkzusatz nicht auf einmal, sondern frac-
tionirt zu machen, d. h. zunächst durch geringen Kalkzusatz (0,05 ^/q z.B.)
einen vorläufigen Niederschlag zu erzielen und die dadurch geklärte Flüssig-
keit mittels nochmaligen Kalkzusatzes weiter zu behandeln. Die Resultate
übertrafen dabei vielfacli die bei der gewöhnlichen Methode erhaltenen.
346 Desinfectionspraxis. Der Verkehr mit Lumpen.
Der erhaltene zweite Niederschlag war wenig grau, bestand daher wohl
grösstentheils aus Kalksalzen und konnte vielleicht zur Wiedergewinnung
des Kalkes verwerthet werden. Ein Unterschied in der Menge des gelöst
bleibenden Kalkes bei beiden Methoden war nicht nachweisbar.
Die desinficirende Kraft des Kalkes war aber bei fractionirtem Zusatz
desselben gesteigert. Verf. schliesst ferner, dass in dem nach Kalkzusatz
sich bildenden Sediment viele Bacterien, speciell Dauerformen, mitgerissen
und lebensfähig bleiben, dass aber schon ein geringer Kalkzusatz eine
Wachsthumsverzögerung der Mikrobien herbeiführe. Bei dem fractionirten
Kalkzusatz ist die Belästigung durch freiwerdendes Ammoniak geringer,
weil die Entwicklung desselben in 2 Zeiten erfolgt. Der Alkalescenzgrad
des geklärten Wassers steigt daher nicht proportional dem Kalkzusatz.
Ein mit Kalk geklärtes Wasser könne seiner chemischen Beschaffenheit
nach unbedenklich einem Flusse übergeben werden. Vom bacteriologischen
Standpunkte aus lasse sich diese Frage namentlich wegen etwaiger dadurch
nicht abgetödteter pathogener Bacterien, nicht so allgemein beantworten.
Zum Schluss beschreibt G. 4 bei den Desinfectionsversuchen mit Ber-
liner Kanalwasser mittels Kalkmilch beobachtete ganz besonders resistente
und häufig wiederkehrende Bacterienarten. Czaplewski.
Eyff* (1865) hat den Lumpenhandel zum Gegenstand einer ein-
gehenden Studie von vorwiegend hygienischem Interesse gemacht. Von den
Krankheitserregern, welche mit den Lumpen infectionstüchtig verschleppt
werden können, kommen vor allem in Betracht der sporenbildende Milz-
brandbac, der Typhusbac. und Tuberkelbac. Für eine Verbreitung der Pocken
durch Lumpen spricht eine Reihe statistischer Angaben. Für Cholera machen
theoretische Erwägungen eine Verschleppung durch Lumpen unwahr-
scheinlich; die bisherigen Erfahrungen und statistischen Nachforschungen
sprechen nicht gegen diese Ansicht. Nach Finkblnbüeg^ soll Rothlauf
und nach Eulenberg- die Pest durch Lumpen verschleppt sein. Was die
„Hadernkrankheit" anlangt, so stelle sie nicht eine einheitliche Infections-
krankheit dar, sondern verdankt verschiedenen Erregern ihre Entstehung.
Zu ihr gehören Fälle von Milzbrand, malignem Oedem u. s. w. Seine Er-
gebnisse fasst E. in folgenden Schlüssen zusammen :
1. „Bei dem Verkehr mit Lumpen machen sich gesundheitsschädliche
Einflüsse geltend". 2. „Der Lumpenstaub ist entweder durch Waschen der
Lumpen vor dem Verkauf an den Händler zu entfernen oder durch zweck-
mässiges Entstauben durch unter und über den Sortirtischen angebrachte
Staubabsauge Vorrichtungen während der Verarbeitung zu beseitigen",
3. „Eine gute in allen Räumen, in welchen Lumpen lagern oder verarbeitet
werden, durchgeführte künstliche oder natürliche, regulationsfähige Ven-
tilation bezweckt den Arbeitern gute Luft zu liefern, die bei der Verarbei-
tung entstehenden üblen Gerüche zu beseitigen, die Lumpen zu trocknen
und Selbstentzündung zu verhüten, ist in Folge dessen eine wichtige sani-
^) Deutsche Vierteljahrsschr. f. öflfentl. Gesundheitspflege Bd. 20. Ref.
-) Handbuch d. öffentl. Gesundheitswesens Bd. 2. Berlin 1882, Hirsch wald. Ref.
Desinfectionspraxis im Allgemeinen. 847
Ueberh-agung ansteckender Krankheiten durch die Schule.
tätspolizeiliclie Forderung". 4. „Die Lumpendepots müssen geräumig- und
trocken sein". 5. „Lumpenhandlungen müssen an der Peripherie der Städte
liegen, Papier- und Kunstwollfabriken auf dem Lande". 6. „Zur Beseitigung
der Infectionsgefahr wäre die Anordnung zu treffen, dass nur vorher ge-
kochte Lumpen in den Handel gebracht werden dürfen". 7. „Die Desin-
fection der zum Versandt gelangenden Lumpenballen ist nur möglich mit
Schädigung der Waare, vertheuert das Material und beeinträchtigt den
Handel". 8. „Die Gefahren, welche die Lumpen durch Verschleppung von
Infectionskeimeu bringen, sind verhältnissmässig geringe; deshalb ist die
Desinfection aller zum Versandt oder zur Verarbeitung gelangenden Ijumpen
nicht erforderlich". 9. „Die Desinfection der Hadernballenhüllen ist nutz-
los". 10. „Zum Versandt müssen die Ballen festschliessende, nicht zerrissene
Umhüllungen erhalten". 11. „Die Musterentnahme ist auf den Zwischen-
statioffen zu verbieten". 12. „In Epidemiezeiten ist der Lumpenhandel nur
für den Import aus den inficirten Gegenden zu untersagen". 13. „Um die
Arbeiter gesund und erwerbsfähig zu erhalten, sind Verordnungen zu treffen,
welche erfahrungsmässig geeignet sind, Erkrankungen zu vermeiden und
Verletzungen zu verhüten". Cxapleivski.
Zadek (1933) behandelte in der Sitzung der Deutschen Gesellschaft für
öfientliche Gesundheitspflege zu Berlin vom 28. Januar 1895 (? soll wohl
1890 heissen)dieUebertragung ansteckender Krankheiten durch
die Schule. Die Kernpunkte des höchst interessanten Vortrages sind in
folgenden Thesen zusammengefasst:
1. „Die Schule, insbesondere die Volksschule, trägt zur Ausbreitung an-
steckender Krankheiten in hervorragendem Maasse bei". 2. „Die bestehen-
den Schuleinrichtungen und gesetzlichen Bestimmungen genügen nicht, um
dieser Ausbreitung wirksam zu begegnen". 3. „Die rechtzeitige Ermitt-
lung, Isolirung und Wiederzulassung erkrankter Schulkinder, die weiteren
prophylaktischen Maassnahmen und deren Controle erfordern die ständige
Mitarbeit beamteter Aerzte (Schulärzte)". 4. „Ist ein Fall von schwerer
ansteckender Erkrankung bei einem Schüler ärztlich constatirt, so hat noch
am selben Tage die Desinfection der inücirten Classe zu erfolgen". 5. „Die
Fernhaltung der gesunden Geschwister erkrankter Kinder vom Schulbesuch
ist von zweifelhaftem Werth und durch sorgfältige Beobachtung dieser
Kinder in der Schule zu ersetzen". 6. „Der Schulschluss bei gehäuften
Erkrankungen ist möglichst zu vermeiden, insbesondere bei Volksschulen
in dichtbevölkerten Städten". 7. „Die Schulräume sind täglich nachzu-
reinigen. Wände, Fenster, Thüren mindestens allmonatlich zu seifen".
8. „Anderweite Reformen in Schuleinrichtungen und Unterricht, insbeson-
dere die Herabsetzung der Frequenz in den unteren Classen auf 30-40
Kinder, sind geeignet, die Gefahr der Uebertragung ansteckender Krank-
hoitf'U durch die Schule wesentlich zu verringern". 9. „Die häuslichen
Verhältnisse der Schüler sind für die Einschleppung übertragbarer Krank-
heiten in die Schule von grundlegender Bedeutung und daher ohne die Heb-
ung der arbeitenden Classen alle schulhygienischen Maassnahmen von nur
beschränkter Wirksamkeit" .
848 Desinfectionspraxis. Desinfectoren.
Bei der Discussion, in welcher unter Anderem die Verbreitung der Tuber-
culosis durch die Schule eingehend gewürdigt wurde, ergab sich im Allge-
meinen eine höchst erfreuliche Uebereinstimmung mit den Thesen des Vor-
tragenden. Zum Schlüsse wurde eine Resolution an den Magistrat und die
Stadtverordneten Berlins beschlossen: „Die Deutsche Gesellschaft für öffent-
liche Gesundheitspflege erklärt es für unbedingt noth wendig, dass die Schul-
räume täglich durch nasses Aufwischen gründlich gereinigt werden".
Czaplewsld.
Der Circularerlass der Stattlialterei iu Tirol und Yorarllberg
(1860) vom 27. August 1895 fordert die autonomen Städte auf, „sich mit
geschulten Desinfectoren zur Vornahme der Desinfectionen in
den Häusern und zur Ueberwachung derselben in den Desinfections-
anstalten, sowie der Tragbahren und sonstigen Beförderungsmittel, welche
zum Transporte von mit ansteckenden Krankheiten Behafteten gebraucht
werden, in entsprechender Zahl zu versehen". Als eine Art Leitfaden wird
zur Ausbildung der Desinfectoren die amtliche Einleitung zum Desinfections-
verfahren und die Cholerainstruction empfohlen. Cza/plewsJd.
Autor en - Register
[Die eingeklammerten ( ) Arbeiten sind nicht referirt. Dieselben sind
nur im Literaturverzeichniss angeführt.]
AaseT, Serumtherapie bei Diphtherie
273, 274; Wie lange behält das Diph-
therieserum seine Antitoxicität?
238.
Abba, Bacteriologische Wasserunter-
suchungen 775; Diphtherie-Serum-
therapie in Turin 267; Mikrosko-
pie und Bacteriologie in der Hy-
giene 6; Nachweis des Bact. coli
im Wasser 342, 343.
Abbott, Alkoholismus u. Widerstands-
fähigkeit 732; Gi-undlagen der Bac-
teriologie 4 ; Pathogene Spirillen im
Wasser 604.
Abbott s. a. Ballauce u. A. 40.
Abel, Färbung des Coccidium oviforme
695; Ozaena 491.
Abel s. a. Loeffler u. A. 327.
Achard, Agglutinirende Wirkung der
Milch typhuski-anker Fi-auen 321.
Achard u. Bensaude, Agglutination
verschiedener Typhusbacillen 322.
Achard s. a. Lannelongue u. A. 448,
608.
Acosta, (Förderung der Diagnose und
. Therapie durch die Bacteriologie
715);Wuthkrankheitu.Pasteur'sche
Behandlung zu Havanna 567.
Adolph, Diphthorio mit Heilserum be-
handelt 249.
Afaiiassieff, N., Granulationsgewebe
bei der Ini'ection 736.
Afanassieff, S. M., Ferment desFiters
bei Typhus 333; Skorbut 147.
Agramonte, Vulvovaginitis bei Kin-
dern 129.
Ahlfeld, Bemerkungen zu der Arbeit
des Herrn Dr. Leedham-Green 835.
Ahlfeld u. Vahle, Alkohol bei der Des-
infection 833. (653.
Aievoli, Sprosspilze in Geschwülsten
Baumgarten's Jahresbericht XII
Albarran u. Banzet, Urin-Abscesse 59.
Albarran u. Mosny, Serumthei-apie
der Urininfection 751.
(Albert u. Eolisko, Osteomyelitis 9.)
Albrecht, Geburtslähme des Rindes
524; Maul- und Klauenseuche 575.
Albrecht s. a. Schmaus u. A. 424.
Albu, Autointoxicationen 730.
Alexander, Diphtheriebehandlung
ohne Antitoxin 298.
Allbutt, System der Medicin 5.
Alonzo, Rothlauf- und Milzbrandbac-
Mischinfection 175.
Alt, Durchfall bei Kindern nach Genuss
der Milch von Kühen, die mit , be-
fallenem" Klee gefüttert waren 759.
(Amat, Desinfection 786.)
Ambler, Antiphthisin 413.
Ambrosius, Diphtherieheilserum 281.
de Amlcis s. Carta u. de A. 761.
Amundsen u. Ustvedt, Desinfections-
tonnen 809. (330.
Anderson, Cholecystitis bei Typhus
Andreoli, Maragliano's Tuberkulose-
serum 417.
Andriuschtenko , Einwirkung von
Airol auf Bacterien 718.
Apert s. Charrier u. A. 322.
(Apert s. a. Marfan u. A. 391.) (478.
Apostolopoulos , Pseudotuberkulose
Aquila,PjxtragenitaleTripperinfection
126.
Arbeiten auf dem Gebiete der patho-
logischen Anatomie und Bacterio-
logie aus dem pathologisch -ana-
tomischen Institut zu Tübingen 8.
Arloing, Atypisches Vaccine - Exan-
them 540; Bactericide Kraft des
Blutserums 751; Einfluss des Vac-
cine-Exanthems auf Bacterien-Lo-
calisation 549 ; Peripneumonie 516
54
850
Autoren-Register
Pneumobacillin 517; Rossignol's
Versuche über Lungenseuche 519;
Secundäre und concomitirende In-
fection 546; Serumtherapie bei
Lungenseuche 517.
Arloing u. Courmont, Tumorenbe-
handlung mit Eselserum 752.
Arnand, Lepra in Tunis. Tuberkulin-
behandlung 373.
Arndt, Bacteriologische Diagnose der
Diphtherie 222. (786.)
(Arnould, Oeffentliche Desinfection
(Arnozau, Infectiöse Nephritis 716.)
(Aronsohn , Lungentuberkulosebe-
handlung mit Menthol 383.)
Aronson, Antistreptokokken - Serum
32 ; Phthise bei einer Ziege 428.
d'Arsonval u. Charrin, Wirkung der
Elektricität auf Toxine 228, 710,711.
(Artaud, Typhus-Behandhmg 311.)
Ascher, Volksheilstätten für Lungen-
Ascho«f, Pleuritis 78. [kranke 468.
Ashmead, (Beri-Beri 716); Lepra in
Columbien 372, 373.
(de Astros, Diphtherie in Marseille,
Serumtherapie 205.)
Attinger, Porcosan 179; Rothlauf-
schutzimpfungen 177.
Attinger , Ehreuhard , Hermann ,
Balz, Huss, Flessa, Rothlauf-
schutzimpfungen 180.
(Aubert, Identität von Variola und
Vaccine 534.)
Anbineau, Diphtherie-Serumtherapie
in der Augenheilkunde 280.
(Auche u. Loewel, Scharlachähnlicher
Ausschlag und Purpura bei Misch-
infection 9.)
Auche s. a. Coyne u. A. 130. (418.
Anclair, Tubei-kulose - Serumtherapie
Audry, Paget'sche Krankheit 673;
Tuberkulose und Elephantiasis-
Dermatitis 459; Wand des actino-
mykotischen Abscesses 614.
Auerbach, Diphtherie mit Heilserum
behandelt 285.
Ausset u. Bouze, Streptokokkeninfec-
tion, Marmorek's Serum 38. (83.
Axenfeld, Bindehautentzündungen 82,
Axenfeld s. a. Uhthoff u. A. 54.
üaader, Diphtherie in Esslingen,
Serumtherapie 252.
Babes, A., u. Starcovici, Hämoglobi-
nurie und parasitäre Ictero-Häma-
turie der Schafe 689 ; Rothlauf und
Sehweineseuche 183.
(Babes, V., üebertragung der immuni- /
sirenden Eigenschaften 716.)
Babes, V., u. Pop, Pustula maligna mit
secundärer hämorrhagischer Infec-
tion 511.
Babes, V., u. Proca, (Serumtherapie
der Tuberkulose 383); Tuberkel-
bacillen und gegenwirkende Sub-
stanzen 401.
Babes, V., u. Sion, Endocarditis und
Pyoseptikämie nach Gonorrhoe
Baccelli, Malaria 667. [137.
Bach, Antisepsis oder Asepsis bei Bul-
busoperationen? 766; Sympathische
Ophthalmie 754; Tuberkulose der
Hornhaut 456.
Baduel, Diplokokken-Nephritis u. All-
gemeininfection 84.
Baduel s. a. Silvestrini u. B. 51.
Baginsky, Antistreptokokkenserum
gegen Scharlach 37,
Baiardi, Rachitis 60.
Baldassari, Wirkung der Diphtherie-
toxine auf den Zellkern 230.
Baldl, Diphtherieserum 238.
Ballance u. Abbott, Antistreptokok-
kenserum bei hämorrhag. Septikä-
mie 40.
Balz s. Attinger, Ehrenhard, Her-
mann, Balz, Huss u. Flessa 180.
Bang, Abortus der Rinder 521 ; Tuber-
kulin in dem Kampfe gegen die
Tuberkulose des Rindviehes 406.
Banti, Gelbsucht bei Pneumonie 78.
Banzet, Eitermikrobien 42.
Banzet s. a. Albarran u. B, 59.
Baer, Weibliche Rectalgonorrhoe 133.
Barbacci, Milz, Lymphdrüsen und
Leber bei der Diphtherieinfection
231.
Barbagallo-Rapisardi s. Casagrandi
u. B. (680), 683, 697.
Barbezat s. Earre u. B. 486.
Barella, Diphtherie 301.
Bari^, Tuberkulose des Herzens 437 ;
(Tuberkulose im Greisenalter 384).
Barjon s. Salles u. B. 334 ; (723). (483.
Barling, Serumtherapie der Syphilis
(BarloTV, Trichorrhexis nodosa 620.)
(Baron, Verunreinigungen der Kuh-
milch 699, 772.)
(Barozzi, Lungentuberkulose u.Misch-
infectionen 384.)
BarraltWakeliu u. Surveyor, Psoro-
spermosis 675.
Barth, Nebenwirkungen des Diphthe-
rieheilserums 288.
Battle s. Yllli6s u. B. 322.
Autoren-Register
851
Bäumler, Typhusfrequenz in Freiburg
in B. 336.
Baamin, Antisepsis und Asepsis in der
Geburtshilfe 65.
Beale, Krebsserum 27. (324.
Bebi, Serumdiagnostik beim Typhus
Beck, C, MoUuscum contagiosum 671.
(Beck (x., Serumspritze 786.)
Becker, J,, Diphtheritis in Sprend-
lingen 251.
Beclere, Serumtherapie der Variola
551.
Beclere, Chambonu.Menard, Neben-
wirkungen der Serumtherapie 752 ;
Vaccine-Immunität 549.
Beco, Diphthero'ide Stomatitis 55.
Bedeutung, die, des Tuberkulins für
die Diagnostik der Rindertuber-
kulose und seine Verwendung zur
rationellen Bekämpfung derselben
405.
Behla, Masern bei Thieren 763; Maul-
und Klauenseuche 573.
Behrend, Variolation 556. (178.
Beier, Rauschbrandfall beim Rinde
Belfauti, Milzbrand u. Serumthera-
pie 159.
Belfauti u. delle Vedova, Ozaena,
Serumtherapie 493.
Below, Epidemie von Aransa 763.
Bender, Argonin 146.
Bendix, Dr. Bassfreund's Dampf-Steri-
lisir- Apparat 809.
Beunati, Extragenitale Tripperinfec-
tion 126.
Bensaude s. Achard u. B. 322.
Beusaude s. a. Mery u. B. 59.
(Berard, Menschliche Actinomykose
610.)
(Berard s. a. Le Bantec u. B. 694.)
Berestnew, Bereitung des Diphtherie-
heilserums 237.
Berg, H. W., Pneumonie bei Diphthe-
rie 57.
Berg, A'., Actinomykose 618.
Berger, H., Infectionskrankheiten 7.
van den Bergh, Verhalten des Gono-
kokkus ziu- (Tram'schon Färbeme-
thode 118.
Bernibacb, Uebertragung des Druse-
contagiums 149.
Bernabeo, Bacterienlocalisation im
(ichirn 733; Conservirung von
l'ncuiuo- u. Streptokokken 75.
(Iternbard, Infectionskrankheiten im
Kindesalter 716.)
Iternbeini, J., Streptokokkenseptikä-
mie 62.
Bernheim, J., u. Folger, Verzweigte
Diphtheriebac. 219.
Bernheim, P., Serumbehandlung bei
Diphtherie 282.
Bernheim, S., Tuberkulose -Immuni-
sation u. Serumtherapie 413.
(Berthier , Malaria - Hämoglobinurie
661.)
Berton, Wü-kung der Röntgen-Strah-
len auf den Diphtheriebac. 228.
Bertrand, Plem-itisbei Gonorrhoe 139.
(Besson s. Vaillard u. B. 792.)
Bettencourt s. Pestana u. B. 363.
de Beurmann u. Griffon, Pneumo-
kokken-Pericarditis 79.
(Beuttner, Antisepsis und Asepsis in
der Geburtshilfe 786.)
Beyer, Th,, Wäschedesinfection mit
Schmierseifenlösungen und Kalk-
wasser 838.
Beyerinck , Culturversuche mit
Amöben 695.
(Bezan^on, Milz bei Infectionskrank-
heiten 716.)
Bezan^on s. a. Thibierge u. B, 52.
Bezan^on s. a. Widal u. B. 18.
Bezan^on s. a. Widal, Bezan^on u.
Lemoine 56, 57.
Biedert, Hygienische Centralstationen
223 ; Scrophulose 438.
Biedl u. Kraus, Ausscheidung der
Mikrooi-ganismen 727.
(Biel , Pigmentbildender Kartoifel-
bacillus 772.)
Bignami, Malariaparasiten ausserhalb
des Organismus 665.
Billiiiger, Winterschlaf u. Infection
733.
Billings, Blutkörperchen bei Diph-
therie 232. (656.
Biuagbi, Sprosspilze in Geschwülsten
Binaud s. Sabrazes u. B. 459.
Binda, Bact. coli als Zeichen für das
Leben Neugeborener 348.
Bishop s. Hyde, Senn u. B, 648.
Bjerknäs, Wie lange behält das Diph-
therieserum seine antitoxischen
Eigenschaften? 274.
Blachstein, Verhalten des Chrysoidins
gegen Cnoleravil)rionen 595.
(Blaise, Immunisation u. Serumthe-
rapie gegt'ii Tuberkulose 384;
Lungentuberkulose mit Mara-
gliano-Serum behandelt 384.)
Blascbko, Lepra im Kreise Memel 366 ;
Unt(4-l(ringnng der L(>pröseu 374.
Blascbko u. Brasch, Früh- und
Differentialdiaguose der Lepra 376.
54*
852
Autoren-Register
de Blasi u. Russo-TraTali, Bacterien-
Associationen bei Diphtherie 290,
291; Statistik des antirabischen
Instituts in Palermo 567.
Blattern und Schutzpockenimpfung.
Denkschrift 557.
Blumenfeld^Blutserumtherapie gegen
Diphtheritis 257 ; (Desinfection von
Sputum und anderen Abgangs-
stoffen 786).
Blumeuthal, Producte der bacte-
rischen Zersetzung der Milch 782.
Bliimer s. Thayser u. B, 137.
Blutseruiiiimpfungeu bei Brust-
seuche. Brustseuche unter den
preussischen Armeepferden 576.
Boari, Menschliche Actinomykose 615.
Boas, Amöbenenteritis 681.
Boeck, Behandlung recenter Syphilis
mit tertiär-syphilitischem Serum
482.
Bodin, Favus-Trichophytie 634; Her-
pes der Pferde, Uebertragung auf
Menschen 644.
Boens, Influenza 308.
Böhm, Massenimpfungen 805. (302.)
(Bohn s. Korinanu, Bohn u. Heubner
(du Bois Saint - Sevrin, Malaria-
Diagnose 661.)
(Boisson , Malaria - Hämoglobinurie
661; Malariaparesis 661 ; Malaria-
Pigment 661.)
Boix, Icterus gravis 762.
Bökay, Serumbehandlung gegen Diph-
therie 258.
(Bokelmann, Antisepsis in der Ge-
burtshilfe 786.)
(Bokenham, T. J., Antidiphtherie-
serum 206.)
Bokenham, T. S., Antistreptokokken-
serum 33.
(Bokorny, Giftwirkung chemischer
Substanzen bei Algen und Infu-
sorien 694 ; Nahrung der Bacterien-
Hefezellen etc. 699.)
Bolognesi, Serumtherapie des Ery-
sipels 36.
Bolton, B, M., Diphtherie-Antitoxin
im Pferdeblut 235.
Boltz, ßlennorrhoe-Behandlung mit-
tels Argonin 146; Herzkrankheiten
und Lungentuberkulose 436.
(Boluminsky, Tuberkulose der oberen
Luftwege 384.)
Bonain, Diphtheriebehandlung 266.
Bongartz,MaassregelgegenSchweine-
seuchen 190.
Bonho£f, Vibrionen und Sj)irillen 1.
604; Wirkung der Streptokokken
auf Diphtheriecultm-en 51, 228;
Wirkung von Streptokokken auf
Tuberkelbacillen-Culturen 22.
Bonne, Bedeutung der Blutalkalescenz
für die Immunität und Blutge-
rinnung 748.
Bonome, Darstellung von Strepto-
kokken-Antitoxin mittels Elek-
tricität 20, 21.
(Boon, Typhus abdominalis 311.)
Boer s. Brieger u. B. 225, 745.
Bordauo, Bacterium coli commune
339.
Bordet, Phagocytose 740; Serum-
wirkung 595, 751.
Bordoni - Uffreduzzi, Wasserunter-
suchung 806.
Borger, Behandlung des Typhus mit
Hammelserum 329.
(Bormans, Wirkung von Serum auf
Sporification des Milzbrandbacillus
153.)
Bornemann,Antistreptokokkenserum
35; Diphtherische Larynxstenose
durch Heilserum geheilt 253.
Bosc, Formol-Desinfection 828.
Bosc u. Delezenne, Immunität durch
gerinnungshemmende Substanzen
749.
Bosso s. Perroncito u. B. 697.
Boucheron, Antistreptokokkenserum
bei Augeninfectionen 41 ; Anti-
streptokokkenserum bei Cataract-
Operation 37.
Bonilhac, Stickstoflfbindung durch
Algen und Bacterien 715.
Boyce u. Herdman, Infectiosität der
Austern 785.
Boyd, Septikämienach Gonorrhoe 138.
(Boyer , Diphtherie - Serumtherapie
207.)
Bowen, Keratosis follicularis 674.
Braatz, Ansteckungsquelle für Tuber-
kulose 462. (207.)
(Brannon, Diphtherie-Serumtherapie
Brasch s. Blaschko u. B. 376.
Bratanich, Fleischvergiftung in Schö-
nau 160.
Bray, Hühnertuberkulose 464.
Brazzola, Pathogene Saccharomy-
ceten 660.
Bregmann s. Zawadzki u. B. 137.
Breitung, Behandlung der Diphtherie
299. (726.
Brentano, Bruchwasseruntersuchung
Breton, Gonorrhoe 138.
Bretschneider s. Fernii u. B. 755.
Autoren-Register
853
Breuer, Widal's Sero-Diagnostik des
Abdominaltyphus 322.
Brieger, L., Beobachtungen an zwei
Leprösen 382.
Brieger, L., u. Boer, Antitoxine und
Toxine 745; Toxine der Diphtherie
und des Tetanus 225.
(Brieger, 0., Pyämische AUgemein-
infection nach Ohreiterungen 10.)
Brigidi, (Tuberkelbacillus 384); Tu-
berkidose-Infection 430.
Brinkmann, Scheidendiphtherie mit
Heilserum behandelt 281.
(Brodmeyer, Beziehung des Proteus
zur Harnstofi'zersetzung 608.)
Bronsteiu, Wii-kung des Trikresols
auf pathogene Mikroorganismen
714.
Broese, Diffuse gonorrhoische Perito-
nitis 129. (207.)
(Browne, Diphtherie -Serumtherapie
(Brückner, Diphtherie 207.)
Briilaud, Bradsot 528.
Brüller, Porcosan 180.
(de Brun, Ainhum 360; Malaria 661.)
Bruni, Osteomyelitis post-typhica
331, 332.
Brunner, C, Bacillus Friedlaender
100; Immunität des Knäueldrüsen-
apparates gegen Eiterkokken 53;
Infection der Schusswunden 64;
(Sociale Bedeutung der Lungen-
schwindsucht 384); Staphylokok-
ken-Allgemeininfection nach Vari-
cellen 64.
Brunner, F., Actinomykose in der
Schweiz 616.
Bruschettini, Lyssa 562.
Bucalossi, Eiterung durch Typhus-
bac. 331.
Bücher, Congenitale Tuberkulose 432.
Büchner, Spoi-enljildung beim Milz-
brandbacillus. Eine Berichtigung
159. (147.
Budin, Prophylaxe der Blennorrhoe
Buege, Untersuchung der Milch auf
Tuberkelbacillen 477, 806.
Bugge, Angeborene Tuberkulose 419;
Einspritzungen von sterilisirten
Culturen des Tul:)erkelbacillus 431.
Bulling, Lungentuberkulose einer
Ziege 4G5; Otitis media bei In-
fluenza 308.
Bulloch, Bedeutung des Streptokok-
kus in der Pathologie 18; Strepto-
kokkus i)yogenes und Antistrepto-
kokkenserum 33.
Bumm, Gonorrhoe-Debatte 140; Go-
norrhoische Erkrankungen d. weib-
lichen Harn- und (4eschlechts-
organe 111.
Bunge u. Trantenroth, Smegma- und
TuberkelbaciUen 398.
V. Büngner, Einheilung von Fremd-
körpern unter Einwirkung che-
mischer und mikroparasitärer
Schädlichkeiten 725.
Burchardt, Tripper-Entzündung der
Bindehaut, Tripper-Iritis , Iritis
gummosa 139.
van den Burg, Beri-Beri 570.
(Burot u. Legrand, Krankheiten der
Seeleute 717.)
(Burot s. a. Vincent u. B. 663.)
Burr, Gonorrhoe im Puerperium 128.
Buscalioni, Saccharomyces guttulans
(Kusch, Herztuberkulose 385.) [660.
Buschke,Rotz der menschlichen Haut,
Mallein 359.
Busse, 0., Meningitis tuberculosa 450.
(Busse, W., Lungenentzündung 69.)
Bussenius, Bacteriologie u. Phthisio-
therapie. Heüserum Maragliano's
418. (seuche 574.
Bussenius u. Siegel, Maul- u. Klauen-
(Bütschli, Kern der Cyanophyceen
und Bacterien 669.)
Buttersack, Infection der Lungen 725.
L/abitto, Delirium acutum 506.
Caccini, Hereditäre Infection 667.
Cadeddu, Wü-kung chemisch -physi-
kalischer Agentien auf Sprosspilze
654.
Cadiot, Septikämische Tuberkulose
beim Hund 465 ; Tuberkulose beim
Papagei 463.
Cadiot, (irilbert u. Roger, Geflügel-
tuberkulose bei Säugethieren 463;
Tuberkulose der Papageien 462.
Calabrese, Alkalinität des Blutserums
und Immunität 749; Lyssa-lmpf-
ung ins Auge 564; Verstärktes
Lyssa- Virus 564.
t'allari, Scheidenbacillus bei Gonor-
rhoe 125; Thermotherapie bei Go-
norrhoe 146.
Calleja, Diphtherieheilserum 277.
Calniette, Heilserum 753.
Calmette u. Delarde, Toxine u. Im-
munität 753.
Calvo, Bacteriologisehe Diagnose,
Werth des Diphtherieheilserums
278; Serumbehandlung beim Ery-
sipel 36.
854
Autoren-Register
Gambier , Resistenz der Bacterien
gegen trockene Hitze 710.
Cameron, Enteritis durch Milch 334.
(Cameron s. a. Williams u. C. 725.)
Campana, Hautinoculation mit pyo-
genen Kokken 23. (655.
Campanini, Resistenz der Sprosspilze
Campbell, H„ Neuro-Retinitis gonor-
rhoica 189.
Caualis, Desinfectionspraxis 844.
Canestrini, Baeteriologie 6.
Cantani jun., Alkalescenz des Blutes
bei activ immunisirten Thieren
748 ; Wirkung der Influenzabacillen
auf das Centralnervensystem 303.
Caiitrell, Tinea cruris 641; (Tinea
tonsurans 620).
Capaldi, Eidotter als Nährbodenzu-
satz 800.
(Capitan, Infectionski-ankheiten 1.)
de Capitani s. Fiorentini, Franees-
chi u. de C. 404.
Capman, Immunisation und Serum-
therapie gegen Streptokokken 32.
Caprara, Milch als Pneumokokken-
träger 74.
Carasso, Lungentuberkulosebehand-
lung mit Menthol 467.
Carlucci, Lungentuberkulosebehand-
lung mit Maragliano's Serum 418.
Carraroli, Pellagra 504.
Carrasquilla, Serumtherapie der Le-
pra 382. (69.)
(Carriere , Pneumokokkeninfection
Carla u. de Amicis, Endometritis 761.
Cartwright, Tuberkulose des Pferdes
466. (659, 670.
Casagrandi, Molluscum contagiosum
Casagrandi u. Barbagallo - Rapi-
sardi, (Amoeba coli 680); Amöben-
Cultur 697 ; Balantidium coli 683.
Casciani, Desinfection des Darm-
kanals 768.
Casciani s. a. Fermi u. C. 758.
Caselli, Puerperale Infection 50.
Caspar, Schweifekzem 67.
Casper, Behandlung der chronischen
Gonorrhoe 130. (79.
Cassaet, Pneumokokken - Peritonitis
Castelli, Urüitoxin Krebskranker 686.
Cathelineau, Bacillus viridis 506.
(Cathomas, Hydrotherapie bei Lun-
gentuberkulose 385.)
(Catrin, Posttyphöse Eiterungen 311 ;
Serumdiagnose d. Typhus 311.)
(Cavasse s. Thoinot u. C. 315.)
Celli, Cultur der Amöben 696; Dys-
enterie 344.
Ceni, Wirkung des Diphtheriegiftes
auf das Nervensystem 230, 231.
Chaillon, Serumtherapie und Intu-
bation 282.
Chaleix, Serumtherapie bei Puerpe-
ralfieber 39. _ (534.)
(Chalybäus, Reine animale Lymphe
Chambers, Tuberkulose beim Pferde
466.
Chambon s. Beclere, Cliambon u.
Menard 549, 752.
Chantemesse , Antistreptokokken-
serum 36; Typhus-Aetiologie 321;
Typhus-Diagnose 318.
Charrier u. Apert, Widal'sche Re-
action beim Embryo 322.
Charrin, Hämorrhagische Wirkung
der Bacterien 61, 729; Pyocyaneus-
Infection beim Menschen 488; So-
genannte Serum-Injectionen 234;
Staphylokokken - Endocarditis 60 ;
Toxine und Herz 729.
Charrin u. Ostrowsky, Oidium albi-
cans, AUgemeininfection 652.
Charrin s. a. d'Arsonval u. Ch. 228,
710.
Charrin s. a. Langlois u. Ch. 735.
Chartres , Ophthalmia neonatorum
124.
Chassevant, Serumtherapie b. Strych-
ninvergiftung 752.
Chauflfard u. Ramond, Tetragenus-
Septikämie 68.
Chanvin, Cholera-Behandlung 603.
Chayigny, Sublimat 819.
Cheinisse, Rolle des Fiebers 48.
Chelmonski, Einfluss des Fäulniss-
extractesauflnfectionskrankheiten
729. (124.
Chiavaro, Blennorrhagia neonatorum
Chizzola, Eisner 'sehe Methode 318.
Cholera, die, in Galizien im Herbst
und Winter 1895/1896 602.
(Cholera, die, in Marokko 579.)
Chretien, Giftigkeit tuberkulösen
Sputums 455,
(Chvostek u. Egger, Verwerthbar-
keit bacteriologischer Harnbefunde
718.)
Ciechanowski s. Nowak u. C. 709.
Cipriani, Myelitis blennorrhagica 139.
Circularerlass , Oesterreichischer,
betr. Desinfectionspersonal 848.
(Claisse, Formol-Desinfection 787.)
Clarke, Paget'sche Krankheit 672.
Claude , Gallenblasenblutung durch
Toxine 728 ; Myelitis durch Toxine
pyogener Kokken 25.
Autoren-Register
855
Claude s. a. Gilbert u. Cl. 422.
Claussen, Actinomykose der Zunge
beim Rind 618. (162.
Clement, Milzbrand beim Menschen
Clessin, Behandlung der Diphtherie
mit Heilserum 250.
Cnopf, Diphtherie im Nürnberger
Kinderspital 247.
Cohn, H., Augeneiterung der Neu-
geborenen 124.
Cohn, M., Nabelinfectionen der Neu-
geborenen 63.
Coleman u. Wakeling, Septikämie,
Antistreptokokkenserum 40.
Coley, Krebsserum 25. (637.
CoUavitti , Trichophyton cutaneum
Colombini, Reaction gonorrhoischen
Eiters und der Harnröhrenschleim-
haut 112; Ulcus molle 485, 486.
Coniba, Septikämie durch Bac. Fried-
laender 100; Serumdiagnostik des
Typhus 324.
Combemale, Pyohämia blennorrha-
gica 138.
Cook, Antistreptokokkenserum 40.
Copeman, Vaccine u. Variola 538, 540,
548.
Coppen-Jones, Nomenclatur des sog.
,Tuberkelbacillus' 396.
Cornevin , Schutzimpfungen gegen
Rauschbrand 171.
(Cornil, Austern und Typhus 312).
Coronado, Laveraneen in den Cerro-
gewässern 665.
Coronado s. a. Däyalos u. C. 324.
(de Coster, Serum und Formol bei
Lungentuberkulose 385.)
Cotterell, Syphilis-Antitoxinbehand-
lung 482.
Coulounia, Nervensystem bei Gonor-
rhoe 139.
Courniont, (Elsner'sche Methode312);
(Exotische Tinea - Arten 620);
Impfung von Mikrosporon Au-
douini 647 ; Serum-Diagnostik des
Typhus (312), 321.
Courniont n. Doyou, Choleragift 585.
Courniont, Doyoii u. Paviot, Nervcn-
läsionen durcli Diphtheriegift 230,
585.
Courniont u. Diiffau, Infection bei
entmilzti'n Kaninchen 735.
Courniont s. a. Arloiug u. C. 752.
Coyne u. Auche, Vulvitis kleiner
Mädchen 130.
Coyou, Hos])italbrand 504.
Cozzolino, Cholera infantum 759.
Cramer , Aschenbestandtheile der
Cholerabacillen 583; (Heidelberger
Trinkwasser 772); Hygiene. Lehr-
buch 6 ; (Tropenruhr oder Amöben-
dysenterie 680).
Creseimanno , Tuberkulosebehand-
lung mit Maragliano's Serum 417.
(Crocker, Impetigo contagiosa 718.)
Croeq, Diphtherie 298; (Infectiöse
Myelitis 718).
Crohn, Diphtherieheilserum 250.
de Croly, Verschwinden des Diph-
theriegiftes 229.
Crookshank, Bacteriologie 4.
Crotto, Maragliano's Serum 417.
Cuno , Diphtherieheilserumtherapie
252.
Czaplewski, Bacteriologische Notizen
806 ; Nachfärbung zur CTram'schen
Methode 118, 793. (374.
Czerny, Lepra Arabum in Heidelberg
llahmer, Streptokokken in Blut und
inneren Organen von Diphtherie-
kranken 56.
(Dana, Diphtherie -Antitoxinbehand-
lung 208.)
Danilewsky, Identität der Menschen-
und Thiermalaria 666.
Danou, Vaccination gegen Schaf-
pocken 559.
Daiizer, Intestinaltuberkulose durch
Nahrungsinfection 446.
Darier, Ekthyma penis 486; ,Psoro-
spermosis follicularis vegetans' 673.
Dävalos u. Coronado, Serumdiagnose
beim Typhoid 324.
Davies, Puerperalfieber mit Anti-
streptokokkenserum behandelt 40.
(Debaisieux, Septische Infection, mit
Antistreptokokkenserum behandelt
Debove, Psittakose 498. [12.)
(Degry, Endocarditis nach Pyosal-
pinx 12; Streptokokkeninfection
bei Magenkrebs 12.) (496.
Delaniarre u. De.sca/als, Psittakose
Delarde s. Calniette u. D. 753.
(Dolo, Kotz 349.) (130.
Dolefosse, Urethritis non gonorrhoica
Delezonne s. Bo8c u. D. 749.
(Delinis, Latente Tuberkulose 386.)
Dolore, Cercbro-spinaleActinoniykose
(Dolovo, Septikämie 718.) [614.
DeniHtois, Daniiliacterien 770. (457.
Honig, Locallulx'rkulose des Auges
(Donigös u. Sabrazos, Lumbalpunc-
tion 718.)
(Deuison, Tuberkuloseheilung 386.)
856
Autoren-Register
Deuuig, Tuberkulose im Kindesalter
441.
Denys u. Marchaud, Antistrepto-
kokkenserum 31.
Denys u. Sluyts, Intestinale Symp-
tome bei Cholera 600.
Descazals, Psittakose 497.
Descazals s. a. Delamarre u. D. 496.
(Deschainps s. Gallet u. D. 684.)
Deupser, Porcosan 182.
Deycke, Gonokokken-Culturen 112.
DezanneaU; Rheumatismus blennor-
rhagicus 135.
Dietrich, Beziehungen der malignen
Lymphome zur Tuberkulose 447.
Dieulafoy,Agglutinirende Substanzen
320; (Pneumokokken-Pleuritis 69;
Serumdiagnostik des Typhus 312).
Diliberto , Molluscum contagiosum
671.
(Dimoux-Dime, Serum-Diagnostik d.
Typhus 312.)
Diphtheria und Antitoxin im Fieber-
hospital zu Glasgow 263.
(Diquot, Influenza-Epidemie 302.)
Discussiou über Abortivbehandlung
der Gonorrhoe 146.
Discussion über Metritis u. Endo-
metritis 127, 145.
Discussion über recidivirenden Schar-
lach 61. (123.
Discussion über weibliche Gonorrhoe
Discussion zu dem Vortrage von
0. Heubner 89.
Discussion zu ,Kiefer, Die Virulenz-
verhältnisse der eitrigen Adnex-
erkrankungen' 122, 129.
Discussion zu König's Vortrag ,Ueber
die Gelenkerkrankungen bei Gonor-
rhoikern' 135.
Discussion zu H. Schultz, Beiträge
zur Pathologie und Therapie der
Blennorrhoe des Weibes 123.
(Dobroltlonski, Tuberkulose - Infec-
tion durch die Geschlechtsorgane
386.)
(v. Dobrzynieclii, Desinfection chirur-
gischer Instrumente auf demKriegs-
schauplatze 787.)
(Docli, Trichomonas 694.)
Döderlein, Entzündungen der Gebär-
mutter 127.
Doli, Geschichte der Pocken und
Schutzpockenimpfung 556.
Dollar, Pferde-Milzbrand 169.
Dor, Neue Körner-Mykose 613.
Dorset, Ki-ystalle in Pyocyaneus-Cul-
tur 487.
Dorset s. a. v. Schweinitz u. D. 399,
400.
Dorst, Beziehung des Hämatoms zur
Iniection 48.
Dötsch, Combinationen von Syphilis
und Tuberkulose 455.
(Douart, Hepatitis suppurativa bei
Tyjjhus 312.)
Doutrelepont u. Wolters, Viscerale
Lepra 378.
DoTVd, Exsudative Entzündung 66.
Doyon s. Courmont u. D. 585.
Doyon s. Courmont, Doyon u. Paviot
230, 585.
Doyon s. Hugounenq u. D. 223, 708.
Dräer, Desinfectionsmittel 843; Dia-
gnose der Diphtherie 290.
Dreyer, Diphtherie-Serumbehandlung
276 ; Duncker's Dampffeuchtig-
keitsmesser 807.
(Drouin,Neue Mykose desPferdes 621 .)
Dronin u. Eenon, Mykose des Pferdes
631.
(Dronineau, Aetiologie des Typhus
312.)
(v. Drozda, Endocarditis diphtheritica
recrudescens 12.)
Dsershgowski, Trübung des Diphthe-
rieheilserums 238.
(Dubief s. Thoinot u. D. 315.)
Dubois, (Gastrisches Fieber 718);
Tuberkelbacillenzüchtung 400.
(Du Bouchet, Desinfection der Hände
787.)
Dubreuilli u. Freclie, (Actinomykose
610); Pseudo-Alopecie u. Tricho-
phytiasis 640.
Duclert, Congenitale Immunität 559;
Schafpockenschutzimpfung 558,
559.
Ducor, Actinomykose 614; (Parasi-
tische Pilze 621). ,
Duffau s. Courmont u. D. 735.
(Dumee, Merulius lacrymans 621.)
Dunbar,Difierentialdiagnose zwischen
Choleravibrionen und denselben
nahestehenden Vibrionen 592.
V. Dungern, Steigerung der Giftpro-
duction des Diphtheriebacillus 228.
(Dünn, Aspergillus glaucus in der
Nase 621.)
Dunwody, Pferdeserum bei Schwind-
sucht 467.
Duquet, Actinomykose 615.
Durante, D., Bacillus viridis und bac-
terium coli commune 346, (718).
Durante , G. , Tuberkulose - Ueber-
tragung durch einen Vogel 464.
Autoren-Register
857
Dürck, Intrauterine Typhus- und
Mischinfection 330.
(Duret u. Fourmeaux, Serumtherapie
bei Septikämie 12.)
Diirhaiii, Immunität gegen Cholera u.
Typhus 589; (Serumwirkung 718).
üurhaiii 8. a. Oruber u. D. 588.
V. Düring, Syphilis 484.
Duval, Gasne u. Guillemot, Rotz beim
Menschen 358.
vau üiiyse, Tuberkulose der Thränen-
drüsen 458. (787.)
(üzierzgowsky, Serumdarstellung
Eber, A., Nesselfieber und Rothlauf
183.
Eberle, Zählung der Bacterien im
Säuglingskoth 768.
Eckert s. Woronzow u. E. 692.
Edelmann, Tuberkulose der Schlacht-
thiere 474.
van Eecke, Septikaemia haemorrha-
gica 190.
Effront, Milchhefe 782.
Egger, Diphtherie 260.
(Egger s. a. Chvostek u. E. 718.)
Egidi, Diphtherie-Serumtherapie 267.
Ehlers, E., Lepra 364.
Ehlers, H.. Schutzimpfungen gegen
Rothlauf 177.
Ehrenfest, ,Bacterium coli-ähnliche'
Mikroorganismen menschlicher
Faeces 339.
Ehrenhard s. Attiuger, Ehrenhard,
Hermann, Balz,Huss u.Flessa 180.
Ehrhardt, Actinomykose 618; Gebär-
parese 524; Malignes Oedem 169;
Pockenartige Erkrankung 560.
Ehrich, Latente Eiterheerde im
Knochen 59 ; Rotz beim Menschen
359. (288.
Ehrlich, Controle des Diphtherieserum
Khrmann, Demonstration eines para-
urethralen Ganges 180.
Kichmüller, Lepra in Island 366.
Kijkman, Polyneuritis bei Hühnern
571. ' (552.
Eilerts de Haan, Vaccine in Batavia
(Ekkert, Die Cholera 1894 580.)
Ellinger, Kampf gegen die Lungen-
seuche 520.
Kllis, Pustula maligna 165.
(Emma s. Pammel u. E. 701.) (608.
Eiigel-llcy, Die Cholera in Egyptcn
EnriqncK u. Hallion, Kochsalzinfu-
sion bei Diphtherie- Intoxication
234.
Epstein, E., Behandlung der Gonor-
rhoe mit Airol 146.
Epstein, W., Maul- und Klauenseuche-
gift beim Menschen 574. (130.
Eraud, Blennorrhagie u. Prostatismus
Erdberg, Serumtherapie bei Diphthe-
rie 252.
Erfolge der Serumtherapie bei der
Diphtherie 253. (509.
van Ermengem , Fleischvergiftung
Ernst, Diphtheriebehandlung 265.
Escot s. Fran^ois u. E. 354.
d'Espine, Vaccination 556.
Esprit s. Trouillet u. E. 306. (501.
y. Essen, Trichorrhexis nodosa barbae
Etienne, Cholecystitis 346.
(Eutin, Croupöse Pneumonie in der
Bonner medicinischen Klinik 70.)
Ewald s. Schnitzler u. E. 64.
Ewetzky, Th., Actinomykose der
Thränenröhrchen 615.
Ewezky, F., Diphtherie des Auges 280.
Eyff, Verkehr mit Lumpen 846.
Eyre u. Washbourn, Resistente Pneu-
mokokkenformen 73.
r aber u. Fehsenmeier, Einfluss der
Tuberkulinimpfung auf die Milch-
menge 403.
Faguet, Vogel- und Menschendiph-
therie 301.
Fairweather, Actinomykose des proc.
vermiformis 615.
Faitout, (Künstliches Serum 718);
Urethritis durch Masturbation 124;
Urethritis non gonorrhoica 130.
Fajardo, Amöbische Hepatitis und
Enteritis 683. (555.
Falkenheim, Vaccination u. Nephritis
(Faquet s. Ferro u. F. 209.) (417.
Fasano, Maragliano's Tuberkelserum
Favereau, (Tebärfieber 68.
Favre u. Barbezat, Bacillus des gan-
gränösen Schanker 486.
(Favollat, Formol-Desinfection 788.)
Federn, t;hol('ra 600.
Fehsenmeier s. Faber u. F. 403.
(Feibes, Hanttuberkulose 886.)
Fenyvessy, Wirkung des Diphtherie-
toxins u. Antitoxins auf das Frosch-
herz 229.
Fermi, Bacterienleben ohne Stickstofif
705 ; Diirmtlora und Cholera-Immu-
nität 770.
F<>rnii u. Hretscbneider, Coryza 755.
Fermi, C, u. Casciuui, Autointoxi-
cation 758.
858
Autoren-Rearister
Fermi u. Pampersi, Peptonbildung
707.
Fermi u. Poniponi, Sprosspilze 654.
Fermi u. Salto, Cholera - Immunität
597.
Fernet u. Lorraiu, Pneumokokken-
infection 85.
Ferrän, Meine Diphtheritis 278.
Ferrannini, Mikrobiämie 733.
Ferrati s. (Josio n. F. 626.
(Ferr6, Vogeldiplitherie 209.)
(Ferre u. Faquet, Menschen- u. Vogel-
diphtherie 209.)
(Ferrier, Malariaparasit 661.)
Feser, Tuberkulin bei der Rindertuber-
kulose 409.
Ficker, Wachsthumsgeschwindigkeit
des Bacterium coli 388. (275.
Filatow, Behandlung der Diphtherie
Finger, Blennorrhoe der Sexualorgane
111; Gronokokkenpyämie 137; Sy-
philis und die venerischen Krank-
heiten 484.
Fiultelnstein, Folliculäre Darment-
zündungen der Kinder 507.
Fioreutini, Hämorrhagische Septi-
kämie der Schwäne 183; Schweine-
seuche 189.
Fioreutini, Franceschi u. de Capi-
tani, Tuberkulin bei der Rinder-
tuberkulose 404.
Fiori, Amöben im Darm 681.
Fischer, B.,Verunreinigung des Kieler
Hafens 780.
Fischer. 1). J., Septikaemia haemor-
rhagica 190, 191.
(Fischer, W., s. Pluder u. F. 392.)
Fischl, Schutzkörper im Blute der Neu-
geborenen 234.
Flerow, Bacillus Friedlaenderi und
Bacillus lactis aerogenes 99.
Flessa, Rothlaufschutzimpfungen 177.
Flessa s. a. Attinger, Ehrenhard, Her-
mann, Balz, Huss u. F. 180.
(Flexner, Bacillus pyogenes filiformis
718; Protozoen- und Bacterien - In-
fection 719.)
Flexner s. a. Welch u. F. 494, 724.
Flügge, Flusswasser und (Trundwasser
in Breslau 777; Mikroorganismen
3; Trink- und Nutzwasser 778.
Folger s. Bernheini u. F. 219.
Fontaine, Vaccine in Anam und Ton-
kin 556.
(Foote, Bacterien d. Conjunctiva765.)
Fester, Vaccination 556.
Foth, Mallein 852.
(Fourmeaux s. Duret u. F. 12.)
Fonruier s. Gilbert u. F. 74, (719).
Fourrier, Scarlatina maligna, Serum-
behandlung 267.
Franceschi s. Fiorentini, France-
schi u. de Capitani 404.
Fran^tois u. Escot, Rotz-Epizootie 854.
Fran^ois u. Jiinot^ Mallein 354.
(Frank, (x., Bacterien im Haushalt der
Natur 700.)
(Frank, J., Bacterien bei Hautkrank-
heiten 719.)
(Franke, E., Tuberkulose der Aug-
apfelbindehaut 387.)
Fraenkel, A., Pneumonie in Folge
von Sturz in's Wasser 75.
Fraenkel, C, Bekämpfung der Diph-
therie 297 ; Erwiderung 299 ; Unter-
scheidung des echten u. des falschen
Diphtheriebacillus 221.
Fraenkel, E., Seltenere Localisation
der Tuberkulose 455.
Franz, Bacterien der männlichen Ure-
thra und des Harnes 771.
Freche s. Duhreuilh u. F. (610), 640.
(Freeman, R. (x., Pasteurisirung der
Milch 772.) (621.)
(Freeman, W. F., Herpes d. Kopfhaut
iPreeman, W. J., Nasenrachendiph-
therie 293.
(Frenkel, Tuberkelbacillen bei Nicht-
tuberkulösen 887.)
V, Freudenreich, Untersuchung des
Wassers auf Colibacterien 344.
Freund, E., u. (Jrosz, Beziehungen
von Albumosen zur passiven Im-
munisirung 749.
Frey er, Uebertragung von Variola auf
Kälber 547; Variolavaccine -Frage
551.
Frick, Behandlung der Actinomykose
618; Bekämpfung des Rothlaufes
der Schweine 177, 182.
Friedenthal, Einfluss der Elektricität
auf Bacterien 711, 712. (580.)
(Friedheim, Erwiderung [Cholera]
Friedrich, Diagnostik des Eiters 606 ;
Tuberkulin und Actinomykose 413.
Fritsch, Ki-ankheiten der Frauen 111;
Krankheiten der weiblichen Blase
132; Tripper und Wochenbett 121.
Fröhuer, Botryomkose 619.
Froelich, Diphtherie und Serum 286.
Frosch, Impfstoftfrage 544.
Frosch u. Kolle, Gonokokkus 111.
Frye, Milchbacterien 783.
Fuchs, H., Flecktyphusepidemie 569.
Fuchs, 0., Bekämpfung der Tuber-
kulose 477.
Autoren-Register
859
Fuchs, Ph., Porcosan 180.
Fiiuck, Diphtherieserumtherapie 268;
f Typhusserumtherapie 312).
Fürbringer, Cerebrospinalmeningitis
und Gonorrhoe 91, 116; Pocken-
falle im Krankenhause Friedrichs-
hain 553.
Fürst , Schutzpockenimpfung 555 ;
Uebertragung von Infectionskrank-
heiten in die Curorte 765.
Fürth, Diphtherieserumtherapie 246.
Furtuna, Aphthenseuche 573.
Fiirtuna s. a. Lociisteano, Furtuna
u. Starcovici 355.
(jabrit8chew8ky,Injectionsspritzefür
Heilserum 805; Serumtherapie bei
RecuiTens 606.
Galeotti, Immunisation der Meer-
schweinchen gegen Cholera -Peri-
tonitis 593.
(xalewsky, Frühbehandlung der Go-
norrhoe 146.
Galippe, Normaler Parasitismus 769.
(Gallet u. Deschamps, Krebs in
Belgien 684.)
Oalle/, Vogel- und Menschendiph-
therie 301.
Galliard, Enteritis pneumonica 84.
Ualliard u. Marchais, Purpura hä-
morrhagica bei einem Phthisiker
455.
dralli-Valcrio, Actinomykose imd
Pseudo-Actinomykose 614; Dysen-
terie 345 ; Hundestaupe 533 ; Pseu-
dotuberkulose 479.
((ialtler, Infectionskrankheiten 2.)
Gangitano, Staphylokokkämie 63.
Garcia, Diphtheritis und Serumthe-
rapie 278.
Garth, Milzbrand bei Schweinen 169.
Gause s. Dural, Gasne u. Guillemot
358.
Gasparriniui, Conjunctivitis 754.
Gasperini, Actinomykose 612.
Gastou, Staphylokokkeneruption 52.
Gatti,RückbildungderBauchfelltuber-
kulose 426.
(Gaussel, Purpura bei Dysenterie 7 19.)
Gautier, Toxine 710.
Gelpke, Schwellungskatarrh und Ha-
cilluH septatus 499.
Geiiiy II. Vincent, Madnra-Fuss 649.
((Jcnoud s. |,<.rtct u. G. 391.)
Gcnscrt, l^ornn'sche Krankheit 97;
Hothliniider Schweine 183.
Gcusichen, Heilserum 286.
Gerard, Harnsäuregährung 707.
Gerard s. a. Tavernier u. G. 684.
Gerhardt, P]dward Jenner 556.
V. Gerlöczy, Serumtherapie bei Diph-
theritis *258, 259.
Germonig, Serumtherapie bei DiY)h-
therie 257.
de Giaxa u. Pane, Immunisation gegen
Streptokokken 23. (234.
Gibier, Toxin- u. Antitoxinwii-kung
Gilbert, A., u. Claude, Leber-Tuber-
kulose 422.
Gilbert, A., u. Fournier, (Mikrobien
und Gallensteine 719); Pneumo-
kokken-Cultur 74.
Gilbert, A,, u. Roger, Menschen- und
Vogeltuberkulose 464.
Gilbert, A., s. a. Cadiot, Gilbert u.
Roger 462, 463.
(Gilbert, W., Tuberkulose 387.)
Gilchrist, Protozoen bei Hautkrank-
heiten 672, 674, 676; Sprosspilz-
Dermatitis 650, 657.
Gilchrist s. a. Rixford u. G. 676.
Gladin s. Pawlowsky u. G. 803.
Gläser, (Behandlung des Abdominal-
typhus 312); Diphtherie 282.
Glück, Lepra in Dalmatien 371.
Goebel, Bacteriengehalt des Cervix
770; ,Schaumorgane' 493.
Goldberg, Albuminurie bei Gonor-
rhoe 140.
Goldenburg, Bacteriurie 726.
Goldschmidt u.Luxenburger, Tuber-
kulose-Mortalität und -Morbidität
467.
Golowkow, Eindringen von Cholera-
vibrionen in Hühnereier 583.
Goodall, Diphtherieserumther. 263.
(»oodall u. Washbourn, Infections-
krankheiten 6.
Gordzialkowsky , Milzbrandschutz-
impfung nach Cienkowski 160.
(Göring, Schweineseuche in Bayern
im Jahre 1895 184.)
(lOrini, Rotz 351 ; schwarze Bacterien
706; Amöbencultur 696. (276.
Gortynsky , I )ii)htherieserumtherapie
(lOsio, Pflliigra 624.
Gosio u. Ferrati, Pellagra 626.
(iossagp, Glycorin - NährVioden für
l)il>htlieriel);irillen 220.
(lottschalk u. Immerwahr, Endome-
tritis 143, 770.
Gottstein, .V., Bekämpfung der Diph-
therie 21)9 ; Einüuss des elektrischen
Stromes auf Bacterien 712; Epide-
mien und Kindersterblichkeit 765;
860
Autoren-Register
Formaklehydgelatine 831; Todes-
fälle 289; Wiederholte Maserner-
krankung 762.
(lOttstein, (t., ^Eingangspforten der
Tuberkulose 446. (56.
(xOHguenheim, Angina u. Pericarditis
(irouin, Erysipelserumtherapie 36.
Gradenigo, Serumtherapie bei Otitis
und Ozaena 278, 492.
(liradeuigo s. a. Pes u. G. 492.
(iraf, Pyelonephritis 347.
(liraffuiider, Die Schweineseuchen 183.
((Tramatschikoff, Diphtherieserum
210.)
(irraiicher u. Thoinot, Hospitalisation
der Tuberkulösen 478.
Graudi, Paget's Krankheit 672. (470.
Uraujux, Tuberkulose in der Armee
tirrasset u. Vedel, Tuberkulin 403.
Gravagua, Blut bei Gonorrhoikern
139; Lepra 362. (485.
de (irazia. Extragenitale Syphilide
(wreeflf, Serumtherapie bei der Diph-
therie des Auges 278, 279.
(Treeue,Syphilis-Toxinbehandlung27.
Grethe, Smegma- und Tuberkel-
bacillen 397.
ttrether, Abwässerreinigung 844.
(xrifFou, Eitrige Pneumonie 77; Ctouo-
kokken-Arthritis 135; (Pneumo-
kokken-Infection 70).
Griflfon s. a. de Beurmaun u. U. 79.
Griffon s. a. Thoinot u. U. 78.
(irrimaldi s. Picciniuo u. d. 733.
Grimbert, Bact. coli 341; Pneumo-
bac. Friedlaender 99; Elsner'sche
Methode 800.
(xrips, Leberabscesse des Rindes 525.
Grixomi, Diphtherie-ähnliche Bacillen
268; Neuer polymorpher Bac. 512.
(Trossmann , Ophthalmoblennorrhoe
Grösz, J., Soor-Krankheit 651. [146.
((xrosz, S., Antitoxische Substanzen
719.)
Grosz, S., s. a. E. Freund u. G. 749.
Gruber, Immunität gegen Cholera u.
Typhus 586, 589: Milzbrand in
Gewerbebetrieben 1 65 ; (Prioritäts-
anspruch 580); Umtaufe 587.
Gruber u. Durhani, Methode zur
raschen Erkennung des Cholera-
vibrio und des Typhusbacillus 588.
Grünbauni, Agglutination 320.
(Griinebcrg, Grundwasser und Ty-
phus 312.)
Guidi, Soor 652.
(Guillemot, Actinomykose 611.) (358.
Guilleniot s. a. Duval, Gasne u. G.
Guinard s. Teissfer u. G. 352, 729.
Guiraud, Diphtherie 300.
Guizzetti, Bacillus necrosans septicus
347 ; Noma 495.
Gutachtliche Aeusseruug der tech-
nischen Deputation für das Veteri-
närwesen über Dr. Remy's Porco-
san 178. (146.
Gutheil, Behandlung der Gonorrhoe
Guthniann, Diagnose der Diphtherie
221.
Gutniaun, Diphtherieheilserum und
Accomodationslähmungen 280.
Gützlaff, Porcosan 181.
Maan, de, Formaldehyd 829.
(Haas, Puerperalfieber 13.)
Haase, C, Gehirnrückenmarksseuche
der Pferde 97; Kapsel an Milz-
brandbacillen 154.
Habel, Actinomykose 616; Herpes la-
bialis bei Meningitis 450.
Haffner, Tuberkulosetilgung 472.
(Hager, Maragliano's Tuberkulose-
Heilserum 388.)
Haegler, Diagnose der Diphtherie 222.
(Hahn, J., Catgutfrage 788.) (737.
Hahn, M., Bedeutung der Leukocyten
Halban, Pneumobac. Friedlaender 100.
Haibau u. Hlawacek, Formalin und
Catgutsterilisation 816.
Hallander, Actinomj^kose 618.
HaHe s. Veillon u. H. 113, 766.
Hallion, Lefrauc u. Poupinel, Anti-
septica 819.
Hallion s. a. Enrique/ u. H. 234.
Hallopeau , Darier'sche Krankheit
673; (Tuberkulose u. Hautkrank-
heiten 388).
Hamburger, Fleischvergiftung. Bacil-
lus cellulaeformans 510; Strepto-
kokkus peritonitidis equi 20, 149.
(Hamilton, Anaerobiencultur 788.)
Hammer, Behring's Heilserum 248.
Hammerl, Wasserwerk der Stadt Graz
Hanau, Miliartuberkulose 435. [779.
Hankin, E. A., Cholerafälle 601.
Hankiu, M. E., Bactericide Wirkung
des Flusswassers 584; Indische
Flussbacterien 584, 777.
Hauot, Icterus gravis 346 ; Lungen-
tuberkulose 453.
Hauot u. L. Levy, Tuberkvriose der
Aorta 436.
Hausen, Gährung 7.
Hartenstein u. Pröger, Abortus bei
Kühen 522.
Autoren-Resrister
861
Hartenstein s. a. 0. König, Harten-
stein, Schaller, Möbius, Noacli,
Röder, Prietscli, Haubold n.
Wilhelm 406.
Hartleb s. Stutzer u. H. 709.
Härtung, Serumexanthenie bei Diph-
therie 284.
Hasse, Krebsheilung 29.
Haubold s. 0. König, Hartenstein,
Sehaller, Möbius, Noack, Röder,
Prietsch, Haubold u. Wilhelm
406. (100.
Hauenstein, Pneumonie der Kälber
Haushalter, Diphtherieserumtherapie
281 ; Serumdiagnostik bei Typhus
, 321.
Haushalter s. a. Roger u. H. 750.
Haussier, Porcosan 181.
Havelburg, Lepra 370.
Hay, Jenner und die Blattern-Schutz-
impfung 556.
Hayes, Oedema Mycosis 577.
Heddaeus, Strumitis durch Diplo-
kokkusFraenkel-Weichselbaum 88.
Heimanu, Pockensterblichkeit 556.
Heller, Experimentelle Blennorrhoe,
Cultur des Gonokokkus 112.
Henke, Cerebrospinalmeningitis 87;
Infection der Frucht mit Tuberkel -
bacillen 430.
Hennig, Diphtheriebacillus in der
Praxis 297; Diphtheriebehandlung
298.
(Henrot, Typhus-Infection 812.)
Heushaw, Typhus -Behandlung mit
Thymus-Extract 385.
Hentschel, Pyämie und Sepsis 62.
Herdman s. Boyce u. H. 785.
Hermann s. Attiuger, Ehrenhard,
Hermann, Halz, Huss u. Flessa
180.
Herrgott, Lupus erythematodes 459.
Herrmann s. Herzfeld u. H. 58.
Hervieux, Intrauterine Uebertragung
der Immunität 555; Jenner und die
Vaccine 556; Variolo-Vaccine 552.
Herzfeld, Eiterungen der Nebenhöh-
len der Nase 58.
Ilerzfeld u. Herrmaun, Kieferhöhlen-
Eiterung 58.
Hesse, W., Desinfectionsversuche mit
Jodoform u.Xeroforra 832; Diagnose
.Diphtherie' 228; Petri'sche Dop-
pi'lscliale als feuchte Kammer H02.
van Hest, Nährboden für (lonokokkcii
113.
Heubner, Cerebrospinalmeningitis 88;
Erwiderung 91 ; Meningokokkus
intracellularis 90 ; Syphilis im Kin-
desalter 484.
(Heubner s. a. Kormaun, Bohn u.
H. 302.)
(Hewlett u. Nolan, Diphtherie 211.)
Hewlett s. a. Thomson u. H. 767.
Heyn, Reinzüchtung von Gonokokken
111.
Y. Hibler, Spaltpilzeinschlüsse in den
Zellen bei Eiterungsprocessen 45,
Hilbert, Diphtherie 249. [114, 736.
(Hinsdale, G., Inficirte Atmosphäre
Hirschlaff, Pyonephrose 761. [772.)
Hitschmann u. Michel, Bacterium
coli, Endocarditis und Pyämie 347.
Hlawacek s. Halban u. H, 816.
Hobday, Tuberkulose beim Strauss
465.
Hoffner, Todesfall nach Diphtherie-
heilserum 289.
V. Hofmann, Impftuberkulose 458.
Hofmeister, Catgutsterilisation (788),
814; Darmstenosen tuberkulösen
Ursprungs 456; Sterilisation von
Spritzen 823.
Högerstedt, Pericarditis suppurativa
influenzosa 308.
(Hogge, Bacterim-ie 719.)
(Hohe, Tuberkulose 388.)
Höhne, Porcosan 181.
Holdheim, Lumbalpunction 92.
Holleubach, Porcosanimpfung 181.
(Hollmann, Hundesteuer, Tollwuth
und Schutzimpfung 561.)
(Holmes, Diagnose der Tuberkulose
388.)
Holst, A., Käsevergiftungen 760;
Streptokokkus 61. (453.
Holst, P. F., Tuberkulöse Pneumonie
Holz, M,, Wasser der Mosel und Seille
775.
Homen, Streptokokkeneinwirkung auf
das Nervensystem 49.
Honseil, Tuberkelljacillen und Smeg-
mabacillen 397.
van Hooru, Seborrhoe 501.
Horton , Formoldesinfection von
Büchern 830.
Houzel, Lnngenphthise am Meer 467.
Hov<»rka v. Zderas, Lepraheerd in
Dalmatien 371.
Howald, Behandlung der Gonorrhoe
mit Airol 146. (146.
Ilowland, Formalin bei (lonorrhoe
(lluble, Vaccination 535.)
H ugenschmidt, Scluitz der Mundhöhle
gegen Bacterien 745.
Hughes, Maltafieber 148.
862
Autoren-Register
Hugounenq u. Doyon, Biliverdin 708 ;
Diphtheriebacillencultur 223.
Hüls, Localbehandlung der Diphtherie
282.
(Hueppe s. Nussbaum, Wernicli u.
H. 773.)
Hnrlimaun, Staupeepidemien 150.
Huss s. Attinger, Ehrenhard, Her-
mann, Balz, Huss u. Flessa 180.
Hutlnel, Serumtherapie 286.
Hyde, Senn u. Bishop, Mycetom 648.
Igl, Diphtherie in Brunn 800.
(Ignatieff, Merulius lacrymans 621.)
(Imerwol, Diphtherie u. Serum-
therapie 212.)
Immermaun, Variohi (inclusive Vacci-
nation) 539. (770.
Inimerwahr s. Gottschalk u. I. 143,
Impey, Lepra (361), 368.
(Ingraham, Meerschweinchen alsTest-
object für Tuberkulose 389.)
Ippa, Typhus mit Recurrens 334.
Jahresbericht über die Verbreitung
der Thierseuchen im Deutschen
Reiche i. J. 1895 (2); Lungenseuche
520; Lyssa 568; Maul- u. Klauen-
seuche 575 ; Milzbrand 1 69 ; Rausch-
brand 173 ; Rotz 359 ; Schweineroth-
lauf 184. (313).
Jaccoud, Tuberkulose 469; (Typhus
Jackson, tr. T., Paget's Krankheit
673 ; Psorospermosen 673. (750.
Jackson, H., Antitoxinbehandlung
Jacob, Leukocytoseveränderungen bei
Infectionskrankheiten 738.
Jacobsohn, Lufttrocknung von Deck-
glaspräparaten 798.
Jacobsohn s. a. Pick u. J. 119, 796.
Jacoby, Thermotherapie der Lungen-
tuberkulose 469.
Jadassohn, Bacterienmembranen in
der Harnröhre 761 ; Immunität und
Superinfection bei Gonorrhoe 120;
Reaction im Lumen der Harnröhre
114.
( Jaeger, H,, Flussverunreinigung und
Selbstreinigung 772; Verschlepp-
ung der Infectionskrankheiten 720.)
Y. Jaksch, Erysipelserum von Enime-
rich-SchoU 28; (Klinische Diagno-
stik 2); Vaccination 556.
(Jancsö u. Rosenberger, Malaria 661 .)
Janet, Gonorrhoebehandlung 146;
(Sterilisation 788).
Janowsky, W., Serumbehandlung der
Diphtherie 277.
Janssen, Meningitis tuberculosa 450,
V. Jaworski, Kindbettfieber 51.
(Jellett, Sterilisation 788.)
Jemnia, Meningitis 58, 93.
Jensen, C. 0., Bact. coli 348 ; Bradsot
527, 528; Rauschbrand in Däne-
mark 173 ; Vieheinfuhr und Tuber-
kulinprobe 476.
Jess, Glutol Schleich 841.
Jessen, Bemerkungen zu Auerbach
,Ueber Diphtherie etc.' 253.
Jewssejenka, Rotz 354.
(Jez, Diazoreaction 313.)
Joffroy u. Serveaux, Toxicität 727.
Johne, Meningitis der Pferde 96;
Porcosanfrage 179.
(Johnson, Cholera 680.)
Joos, Diphtheriediagnose 223.
Jordan, A., Ulcus molle 486.
Jordan, M., Osteomyelitis 60.
Jorge, Wassex'vibrio 605.
Joseph, Lepra 375.
Josias, Scharlach, Serumtherapie 88.
Josipovice,UrethritisdurchBacterium
Josue s. Roger u. J. 48. [coli 125.
JuUien, Gonorrhoe ano-rectalis 134;
Gonorrhoische Ulceration 145.
Jungers, Maul- und Klauenseuche 574.
Junot s. Francois u. J. 354.
Jürgens, Aetiologie der Sarkome 670.
(v. Jürgensen, Acute Exantheme 720.)
Jurinka, Actinomykose 617.
iiaatzer, Tuberkulinbehandlung 404.
(Kahane, Parasit der bösartigen Ge-
schwülste 684.)
(Kaiser, Mikroskop 2.)
Kamen, Influenza 306.
Kammerer, Bekämpfung der Tuber-
kulose 471.
Kaempffer, Kuhpockenepidemie 554.
Kaensche, Fleischvergiftungen 508;
Selbstinfection im Wochenbett 727.
Kanthack , Metachromatismus bei
Diphtheriebac. 220 ; Verzweigte
Diphtheriebacillen 220.
Kanthack u. Stephens, Serum-Agar-
Agar 222, 799.
Kanthack s. a. Lance u. K. 79.
Kanthack s. a. May u. K. 260.
Kaposi, Lepra 364; Molluscum conta-
giosum giganteum 672. (597.
Karliiiski, Vibrioneninfection per os
Karniiin, Präventivimpfungen gegen
Diphtherie 260.
Autoren-Resrister
863
Karpiuski s. Zieliuski, y. Neucki
u. K. 150.
(Kartulis, Dysenterie 720.)
Kasparek , Luftabschluss flässiger
Nährböden 803 ; Wurmkrankheit
der Rinder 609.
Kasparek u. Koruauth, Infections-
fahigkeit der Pflanzen durch Milz-
brandböden 160.
Kassowitz, Diphtherieheilseruni 289;
Diphtherieserumstatistik 283.
Käufer, Filamenta urethralia 130.
Kaufmauu, E., Lehrl)uch der patho-
logischen Anatomie 111.
Kaufmauu, P., Erwiderung 45.
Keller, Endocarditis nach Blennor-
rhoe 138.
Kellogg, Lepra der Nervenstämme 362.
Kelly, Pyelitis gonorrhoica 132.
KelschjContagion derTuberkulose 470.
Kempner, Diagnose der Diphtherie
(Kenwood, Desinfection 789.) [222.
Kerle, Meningitis tuberculosa 449.
Kern, Krankheit der Kanarienvögel
533.
Kiefer, Bacteriologische Untersuch-
ungen 143; Eigenbewegung der
Gonokokken 114; Meningokokkus
und Gonokokkus 92, 116; Virulenz-
verhältnisse der Adnexeiterungen
(Kimiule, Erwiderung 581.) [113.
King, Lanolin Vaccine 548.
Kirchner, M., Lungentuberkulose 469;
Militär-Gesundheitspflege 6.
Kischeusky, Meningitis 87. (86.
Kister, Meningokokkus intracellularis
Kitt, Intravenöse Tubei-kulinproben
405 ; Photobacterien 706 ; Rotz und
Mallein 354, 358 ; Schweinepest 188;
(Tuberkulinproben u. Tuberkulose-
tilgung 389) ; Züchtung des Rausch-
brandbacillus 170.
Klamann, Augeneiterung 147; Vac-
cine-Uebert ragung 554.
Klauwers s. Hamburger u. K. 149.
Klebs, Heilende und immunisirende
Substanzen aus Tuberkelbacillen-
Culturen 400.
(Klein, A., Pvogene Wirkung des
Eberth'scht'n Bacillus 313.)
Klein, E., Austern und Krankheit 784;
Bacterien und Krankheit 4; (Des-
infection 789); Varictiltt-n des Cho-
leravibrio, Wertli des Tyi)hus- und
Choleraseruins 590; Verhältiüss der
innnunisircndcn Substanzen zu den
sjx'cifischen .Vlikrobicu 74S.
(Klein, J., Conservirung v. Milch 789.)
Klepp, Angeborene Tuberkulose 432.
Klie, Bacterium typhi abdominalis und
Bacterium coli commune 316.
Kluge, Favuspilz 632.
Kuaack, Gegenfärbung 798.
(Knebel, Bacteriologie u. Milchwirth-
schaft 773.)
Knies, Die gonorrhoischen Bindehaut-
erkrankungen 146.
Knopf, Phthisiker-Sanatorien 468.
Koblank, Ophthalmoblennorrhoe 124,
184, 147 ; Puerperale Infection 65.
Kobler, Behring's Serum 257.
Koch, A., Schweinepest 188.
Koch, F., Erysipeltoxin 27; Lepra
373, 374; (Ulcus vulvae 720).
Koch, R., u. Petruschky, Erysipel-
Impfungen 33. (419.
Kockel, Histogenese des Tuberkels
Kofend, Catgutsterilisation 816.
Kohlbrügge, Malaria 667.
(Kolisko s. Albert u. K. 9.) (596.
KoUe, Immunisirung gegen Cholera
KoUe s. Frosch u. K. 111.
Kolle s. K. Pfeiffer u. K. 325, 326, 592.
Kondratieff, Selbstschutz gegen In-
fectionen 741.
König, A., u. Moxter, Diphtherie-
Heilserum 253.
Koenig, F., Gelenkerkrankungen bei
Gonorrhoikern 135; Tuberkiüose
448.
König, 0., Hartenstein, Schaller,
Möbius, Noack, Röder, Prietsch,
Haubold u. Wilhelm, Tuberkulin-
impfungen 406. (seuche 183.
Koppitz, Rothlauf und Schweine-
Korff, Actinomykose 617.
(Kormann, Bohn u. Heubner, In-
fluenza, Hautkrankheiten, Syphilis
im Kindesalter 302.)
Kornauth, Bacterien in lebenden
Pflanzengeweben 715.
Koruauth s. Kasparek u. K. 160.
Körösi, J., Pockenstatistik 555.
Korsak, Bacterie an den Grannen von
Weizenspreu 613.
Kossei, H., Diphtheriegift 224; Seruni-
therapie gegen Dijjhtherie 244;
Tuberkulose im Kindesalter 431.
Kossmanu, Stei Enteritis
721); Serunitherapie bei Syphilis
483.
(Leewel s. Auche u. L. 9.)
Ijöwit, Mor))liologie der Baelerien 702.
Löwy u. P. F. Uichter, Kintlu.s.s von
Fieber und Leukocytose auf Infec-
tionskrankheiten 739.
Lübbert,(iift Wirkung i)eptonisirender
Bacterien der MiUh 723, 781.
Lucet, Aspergillus fumigatus 629 ;
Mastitis der Hündin 6S.
866
Autoren-Registef
Limgenseuchetilgnng und Lungen-
seucheimpfung 520. (483.
Lurje, Pferdeserum bei Syphilitikern
(Lust, Antistreptokokkenserum 14.)
Lustgarten, Paget's Krankheit 672.
Luxenl)urger s. Groldschmidt u. L.
467. (707.
Lyonnet s. Lepine, Lyonnet u. Martz
Lyons, Ti-aubenzuckei-gehalt im Nähr-
material 704.
Maas, Tuberkulose der weiblichen
Genitalien 460.
(Macaigne u. Raingeard, Actinomy-
kose 611.)
Macaigne u. VauYerts, Orchi-Epidi-
dymitis 131.
MacCanu,C4onorrhoe 111,117,123,129.
MacCoUom, Serumtherapie 265.
MacFadyean, (Kinderdiarrhoe 721);
Rotzdiagnose 356.
MacFarland, Handbuch 5. (40.
MacKerron, Antistreptokokkenserum
(MacWeeuey, Trinkwasser 773.)
Madsen, Diphtheriegift 226.
Madsen s. a. Salonionseu u. M. 240.
Maffucci u. di Vestea, Serumtherapie
bei der Tubei-kelinfection 415.
(Maget, Malaria 662.)
(Magill s. Reyniond u. M, 722.)
Mahö, Pest 489.
Maksutow s. Pawlowsky u. M. 237.
Malenchini, Psittakose 498.
Malherbe, Arthritis gonorrhoica 135.
(Malipre s. NicoUe u. M. 314.)
Malkmus, Botryomykose 619.
Malm, Lemming-Fieber 151.
Mandry, Therapie maligner Ge-
schwülste 28.
(Manges, Typhusbehandlung 313.)
(Mangin, Parasitennachweis 790.)
(Manicatide, Milz tuberkulöser Kin-
der 391.)
Manner, Amöbendysenterie u. Leber-
abscess 682.
Manson, Malaria (662), 665, 667, 799.
Maragliano , Das antituberkulöse
Heilserum 415, 416; Latente u.
larvirte Tuberkulose 428.
(Marais, Diphtherie 213.)
Marcantonio, Pneumokokkus 85.
Marcliais s. (jalllard u. M. 455.
Marchand s. Denys u. M. 31.
(Marchoux, Meningitis 71.)
Marek, Rauschbrand bei Schweinen
173; Scarlatinoid beim Pferde 578.
(Marfan u. Apert, Tuberkulose 391.)
Marks, Schweineseuchen 190.
Maerks, AbgelaufeneTuberkulose 454.
Marmier, Toxine und Elektricität 710.
Marmorek, Serumtherapie bei Schar-
lach 37.
(Martin, A. J., Desinfection von Paris
790; Wasserdesinfection 773.)
(Martin, Ch., Serumherstellung 790.)
(Martin, F. C, Vaccine 536.) (262.
Martin, S., Diphtherie-Serumtherapie
Martin, S., u. H. R. Smith, Diph-
therie-Serumtherapie 261.
de Martini, Filtration des Heilserums
239, 240.
Martinotti, Einwirkung der Sulfocya-
nate auf Infectionen 764.
Martz s. Lepine, Lyonnet u. M, 707.
Marx, Lyssa 563.
Maslowsky, Endometritis decidualis
gonorrhoica 128.
Massa, Intrauterine Milzbrandüber-
tragung 159. (681.)
(Mathieu u. Soupault, Darmamöben
(Mathis u. Mayet, Krebsübertragung
(Matignou, Vaccination 536.) [684.)
di Mattei, Gasinhalation und Prädis-
position 731.
Maul, R., Trinkwasser 775. (483.
Mauriac , Ch. , Syphilisbehandlung
(Mauriac, E., Verbreitung der Infec-
tionskrankheiten durch die Eisen-
bahn 790.)
May u. Kanthack, Diphtherie-Serum-
therapie 260.
(Mayet s. Mathis u. M. 684.) (479.
Mazza u. Tensi, Pseudotuberkulose
Mecray u. Walsh, Mumps 148.
(Meinert, Behandlung der Infections-
krankheiten im Kindesalter 721.)
Meisinger, Actinomycesbehandlung
mit Jodkalium 618.
Melniko w ■ Raswedenko w, d'Arson-
val's Thermostat 803; Bedeutung
der Milz bei Infectionskrankheiten
734.
Memmo, Rabies 568.
M^nard, Serum vaccinirter Färsen
549.
Menard s. a. Beclere, Chamhon u. M.
549, 752.
Meneau, Paget'sche Krankheit 673.
(Menetrier, Typhus 313.)
(Merci6, Influenza 302.)
(Mercier, Klima und Lungentuber-
kulose 391.) (513.
Mereschkowsky, Vertilgung d. Mäuse
Merieux u. ISieniann, Antistrepto-
kokkenserum 35.
Autoren-Register
867
Merlin, Septische Infection bei Caries
dentium 62. (134.
Mermet, Blennorrhagia ano-rectalis
M6ry, Abscesse nach Coffein-Injection
81; (Arthritis 15); Marmorek's Se-
rum 38.
M6ry u. Bensaude, Abscesse nach
Coffein-Injection 59.
M6ry s. a. Sevestre u. M, 62.
Mesnil, Immunität gegen Vibrionen-
Septikämie 594.
(de MetSj Iris-Tuberkulose 391.)
MetsclmikofiF, Recurrens 607.
Metschnikoff, Roux u. Taurelli-
Salimbeni , Cholera - Toxin und
Antitoxin 584. (52.
Meyer, R., Hautexanthem bei Sepsis
Meyer, Vaccination 555.
(Mez, Bacteriolog. Systematik 701.)
Mibelli, Favus 633.
(Michael. Kochsalzinfusion bei Cho-
lera 581.) (136.
Michaelis, Endocarditis gonorrhoica
Michaux, Septikaemia peritonealis 41 .
Michel s. Uit^chmanu u. M. 347.
de Michele, Pneumokokken-Nephritis
80.
(Middendorp, Tuberkulose 391.)
Migneco, Wirkung des Sonnenlichtes
auf Tuberkelbacillen 401.
Migula, Kapselbildung 703.
Miliaraki, Bacterien u. Spaltpilze 6,
Miller, Porcosan 181.
Millon u. Leroux, Streptokokkenin-
fection 62. (773.)
(Mills, Elsner's Methode 313; Ozon
(Mills s. a. Thoelea u. M. 315.)
Minicis, Serumtherapie per os 267.
Mink, Einfluss Röntgen'scher Strahlen
auf Bacterien 712.
(Miqucl, Diagnostisches Laboratorium
in Paris 721.)
Mit8cha,Diphtherieerkrankungen299.
Mitvalsky, Tuberkulöse Bindehaut-
entzündung 457.
Möbius, Intrauterine Uebertragung
der Maul- und Klauenseuche 574.
Möbius u. Noiick, Kinfluss der Tuber-
kulinimitfung auf die Milchmengo
403.
Möbius s. a. 0. König, Hartenstein,
Schaller, Möbius, Xoack, Köder,
Prietsch, Ilaubold u. AVilhelni
406.
M on n i er, Angina pseudomembranacea
652; Hämorrhagic 53.
Monod, Pcstsorum 489.
Montefusco, Diplitheriebacillu« 224.
Monti, Diphtherie 254, 299; Malaria
666.
Montt-Saavedro, Cystitis mit Diplo-
bacillus Friedlaender 100.
(de Moor, Serumtherapie 214.)
Moor s. Pearmain u. M. 5.
Moore, Gonokokken-Bewegung 114;
Wuthähnliche Viehki-ankheit 568.
Morax, DiplobaciUus bei Conjunc-
tivitis 500.
Mori, Typhus-Complicationen 831.
Morrill , Diphtherie - Immunisation
263.
Morris, Herpes tonsurans und die
Trichophyten 640; Paget's Krank-
heit 672.
Morse, Nierenveränderungen durch
Staphylokokken toxine 49.
Moscucci, Posttyphöser Abscess durch
Bacterium coli 331.
Mosny s. Albarran u. M. 716, 751.
(Mosse, Agglutinationswirkung des
Colostrum 313.)
Mouilleron u. Rossignol, Pferde-
typhusbehandlung mit Marmorek's
iSerum 41.
Moxter s. A. König u. M. 253.
Mühsam s. Schimmelbusch u. M. 514.
Müller, B,, Einfluss der Tuberkulin-
impfung auf die Milchmenge 403.
Müller, E., DiphtheriebacUlen in der
Mundhöhle 295.
(Müller, F. W., Aetiologie der Infec-
tionskrankheiten 721.)
Müller, 0., Tollwuth 567.
Müller, Johannes, Schwefelwasser-
stofl' bildender Bacillus bei Pneu-
monie 511.
Müller-Kannberg, Serumtherapie der
Syphilis 483. (214.)
(MundorfF,Diphthene-Serumtherapie
Münzer, Tuberkulin in der Thierheil-
kunde 406.
Murray, (^onorrhoea rocti 134.
Murseil, Parotitis nach Gonorrhoe 139.
Muscatello, Gangraena omphysema-
tosa 761. (392.)
(Muselier, Tuberkulosebehandlung
(Mutschier, Arewasser bei Bern 773.)
Muetze, Molluscum contagiosum der
Lider 671.
Nacciarone, Actinomyko.se 617;
Darmamöben 683; Immunität 745;
( Lungonaspergillose 622 i-.Urethritis
non gonorrhoica 130.
868
Autoren-Register
Nagy, Sterilisirung ärztlicher Uten-
silien 808.
Kaunotti, Gonokokken-Pyämie 137.
(Navarre, Malaria 662.)
Neidhart, Keimfreie Lymphe 542.
Neisser, A., Weibliche (jonoi-rhoe 123.
(Neisser, E., Immunitätsreaction der
Typhusbacillen 313.)
Neisser, M., Durchgängigkeit der
Darmwand für Bacterien 725;
Protozoenbefund im Wasser 697.
Nelhiebel, Actinomykose 617. (359.
Nencki u. Pruszyi'islii, Rotzinfection
Nencki u. Sieber, Rinderpest 691.
Y. Nencki s. Zielinski, v. Nencki u.
Karpinski 150.
Netter, Cholera-Entstehung 602.
Neuberger, Privatklinik für Haut-
krankheiten 130.
Neumann, E., Fibrinoide Degene-
ration 426.
(Nenmanu, H., Infectionskrankheiten
im Säuglingsalter 722.)
Neumann, I., Hämatotherapie der
Syphilis 482 ; Prophylaxis der Lepra
374; Psorospermosis cutis .674;
Puerperale Uterusgonorrhoe 128;
S^^jhilis 484.
Neumann, 0., u. E. Orth, Cholera-
ähnliche Vibrionen in Flussläufen
604.
Neumayer, Diphtherie und Cellular-
pathologie 298.
Neurath, Serumbehandlung der Diph-
therie 255. (334.
Newsholme, Enteritis durch Muscheln
Nicolas, Antidiphtherisches Serum
243; Gruber -Durham'sche Serum-
Reaction 237 ; Wirkung der Glykose
auf Staphylokokken 42.
Nicolaysen, Culturen von Gonokokken
112; Localisationen des Pneumo-
kokkus 82 ; Noma 495.
Nicolle, Cholera in Constantinopel
603; Diphtheriegift 226.
(Nicolle u. Malipre, Widal'sche Reac-
tion 314.)
Nicolle u. Reflk-Bey, Ziegen -Pneu-
monie 529.
Nicolle u. Zia Bey, Pyocyaneus 487.
Niebergall, Paranephritis 49.
Nielsen, Bradsot 526.
Niemann, F., Desinfection von Wohn-
räumen mittels Formaldehyd 823 ;
Tuberkuloseantitoxin 414.
Niemann, F., s. a. Merieux u. N. 35.
(Niemeyer, Impftechnik 790.)
van Niessen, Syphiliebacillus 481.
Nikanorow, Diphtherietoxin und -an-
titoxin 227.
de Nittis, Serumtherapie des Proteus
vulgaris 609.
Noack s. 0. König, Hartenstein,
Schaller, Möbius, Noack, Röder,
Prietsch, Haubold u. Wilhelm
Noack s. a. Möbius u. N. 403. [406.
Nobl, Prophylaxis der blennor-
rhoischen Infection 146.
Nocard, Congenitale Tuberkulose 432 ;
Kalbefieber 67, 524; Lungenrotz
357; Lymphangitis beim Pferde
530; Tuberkulose der Pferde 465.
Nogues, Formolbehandlung des Trip-
(Nolan, Aseptik 790.) [pers 146.
(Nolan s. a. Hewlett u. N. 211.)
Nopitsch, Porcosan 180.
Northrup, Arthritis gonorrhoica 113.
Noetzel, Kapseln an Mikroorganismen
704, 796.
(Noyy s. Yaughan u. N. 724.) (292.
Nowak, Blutbefunde bei Diphtherie
Nowak u. Ciechanowski, Krystall-
bildung in den Nährmedien 709.
(Nussbaum, Wernich u. Hueppe,
Das Wohnhaus 773.)
Nuttall u. Thierfelder, Leben ohne
Bacterien im Verdauungskanal 769.
Obici, Einfluss der Luft auf die Ent-
wicklung des Tuberkelbacillus 401.
01t, Schrotausschlag des Schweines
Olver, Mallein 354. [692.
Onnen, Diphtherie 291.
Opitz, Krebsserum und Alkohol 27.
Orth, E., s. 0. Neumann u. 0. 604.
Ossikowski, Mallem 355. (779.
Oesten s. Loeffler, Oesten u.Sendtner
Ostrogorsky , Diphtherieheilserum
277.
Ostrowsky s. Chatrin u. 0. 652.
(Ott, Marmorek's Serum bei Puerperal-
fieber 15.)
Otto, Johanne, Herzklappenfehler
und Limgenschwindsucht 437.
Otto, R., Mittelohrentzündungen 59.
Otto, Geisseifärbung nach van Er-
mengem 798.
Ottolenghi, Wirkung der Bacterien
auf die Toxicitätder Alkaloide 708.
(Ozzard, Malariaparasit 662.)
X agel, Edward Jenner 556.
Pagenstecher, Gonorrhoe 123.
(Pakes, Colonienzählapparat 790.)
Palmer, Heilserum 250, 281.
A utoren-Register
869
Falmirski, Serum gegen ToUwuth 565.
Paltauf, Anstalt für Wuthschutz-
impfung 565; Tod nach Heilserum
289.
(Paminel u. Emma, Crasbildung durch
Bacterien 701.)
Pampersi s. Permi u. P. 707.
Pane s. de ttiaxa u. P. 23.
Parascandolo, Serumtherapie gegen
pyogene Kokken 30.
Paschen, Vaccine 556.
Fa.ssiiii , Antidiphtherische Schutz-
impfung 241.
Pässler u. Romberg, Herz und Vaso-
motoren bei Infectionskrankheiten
735.
Paszotta, Maul- u. Klauenseuche 575.
Paul, 0., (Aseptisches Impfbesteck
790) ; Reiner animalischer Impf-
stoff 543.
Paul, Th., u. Kröuig, Verhalten der
Bacterien zu chemischen Reagen-
tien 817.
Paviot s. Courmont, Doyon u. P.
230, 585. .
(Pawlowsky, Sanatorien für Lungen-
schwindsüchtige 392.)
Pawlowsky u. Oladin, Apparat zur
FUtration 803.
Pawlowsky u. Maksutow, Diphtherie-
heilserum 237.
(Payne, Hautkrankheiten 722.)
Pearmain u. Moor, Angewandte Bac-
teriologie 5.
Pedenko, Nephritis mitBacteriurie 64.
Peiperu.Schnaase, Albuminurie nach
Schutzpockenimpfung 555.
Pelagatti, Trichophytonarten 638.
Pelozzi, Desinfection von Wohnungen
V^r(^, Bact. coli 340. [843.
Perini, Diphtherie-Immunisation 241.
Peron, Plevn-a-Tuborkulose 450.
Perroncito u. Bosso, Amoeba 697.
Pes u. (iradenigo, Ozaena 492.
Pestaua, ('., u. Bettencourt, Lepra-
bacillus bei Syringomyelitis 363.
Peters, Carbolsäureinjection beim Ver-
kalben 522.
Petersen, U., Genickstarre 93.
Petersen, J., Variolation und Vacci-
nation 556.
Petersen, >V., Bacteriothorapie bös-
iirtigcr (Geschwülste 27, 29.
(Petit, R., Anti.lii.liih.Tie.scrum 215.)
Petit, I{.,s. a. I'ichevin u. P. 138.
(Petri, iJiagnose der Cholera asiatica
581.)
Petruschky, Antistrcptokokkenserum
34; Bacillus faecalis alcaligenes
341 ; Erysipel-Streptokokkus 19.
Petruschky s. a. R. Koch u. P. 33.
Pettit, Giftwii-kung auf d. Nebenniere
231. (Eiters 125.
Pe/zoli, Histologie des gonorrhoischen
Pfeifer, Bindung von Sauerstoff in
Bacterien 705.
Pfeiffer, L., Vaccinecontagium 539.
Pfeiffer, R., Antikörper bei Cholera
und Typhus 591 ; Bemerkungen zu
Gruber 's Theorie 589 ; Neues Grund-
gesetz der Immunität 746.
Pfeiffer, R., u. Kolle, Differential-
diagnose der Typhusbacillen ver-
mittels Serums 325 ; Schutzimpfung
gegen Typhus 326; Specifische
Immunitätsreaction 325, 592.
Pfeiffer, R., u. Proskauer, Specifisch
wirksame Körper im Blutserum von
choleraimmunen Thieren 593.
Pfeiffer, R., u. Vagedes, Difterential-
diagnose der Choleravibrionen 591.
(Pflffer, Eisner 'sehe Methode 314.)
Pflanz s. A. Schmid u. Pf. 234.
(Pfuhl, A., Kleidung als Infections-
vermittler 773.)
Pfuhl, A., u K. Walter, Influenza-
bacillen im Centralnervensystem
305.
Pfuhl, E., Formaldehyd zur Desinfec-
tion grössei'er Räume 824.
(Phillips, Keime und Serum 722.)
Pianese, Carcinom 684.
Picard, Serumtherapie, sanitätspoli-
zeiliche Maassnahmen bei Diph-
therie 253; Urethritis non gonor-
rhoica 131.
Plccinino, F., u. dirimaldi, Nerven-
system und Infection 733.
Piccinino,J.,Landry'sche Paralyse 84.
Piccinino, S., Progi-essive Paralyse
505.
Piccoli, Sporulation dos Bact. coli 338.
Pichevin, Gonokokkus und Gonorrhoe
122; Rheumatismus blennorrhagi-
cus 136.
Pichevin u. R. Petit, Drüsengonor-
rhoe 138.
Pichler, Diiihtheritische Bindehaut-
entzündung 293.
Pick, Dauer])räparate für die ,Stück-
chendiii^nose' 799.
Pick u. Jacobsohn, Färbung des
Gondkokkus 11',». 796.
Plerro, Malaria beim Pferde 668.
IMIlon, TnuimatiHches und a.septisches
Fielier 46.
870
Autoren-Register
Piorkowski, Bacterium coli commune
undBacillus typhi abdominalis 316.
Pistis, Heilserumbehandlung 278.
Pizzini, Tuberkuloseserum 418.
(Plauth, Actinomykose 611.)
Plehn, Malaria in Kamerun 667.
Pluder, Rhinitis fibrinosa diphtherica
293.
(Pluder u. W. Fischer, Latente Tuber-
kulose der Rachenmandelhyper-
plasie 392.)
Poehl, Autointoxicationen 730.
Poix, Antidiphtherieserum 284; Hyper-
azoturie nach Seruminjection 240.
PoliakoflF, Antwort auf Kaufmann 45.
Pollak, (Behandlung des Typhus mit
Blutserum 314); Nachweis des
Typhus 318.
Pollitz, Blennorrhoische Pyelitis 133.
(Pombrak , Unterleibstyphus und
asiatische Cholera 314.)
Pomponi s. Fermi u. P. 654.
Poupinel s. Hallion, Lefranc u. P.
Pop s. Y. Babes u. P. 511. [819.
Poppert, Eiterung durch keimfreies
Catgut 44.
Porak, Zungenerkrankung beim Neu-
geborenen 652.
Pordes, Leprafall 372.
(Posner u. Lewin, Infection der
Harnwege 722.)
Posselt, Diphtherieserumbehandlung
256. (566.
Potteviu , Antirabische Impfungen
Pottien, Cholera nostras 488, 759.
Pourtale, Schutzimpfung gegen ToU-
wuth 568.
Power, Epithelveränderungen 675.
Pozzi, (Krebsansteckung 684) ; Künst-
liches Serum 42.
Predöhl, Prophylaxe der Tuberku-
lose 471.
Preisich, Trinkwasser 775.
Prietsch, Actinomykose 618.
Prietsch s. a. 0. König, Hartenstein,
Schaller, Möbius, Noack, Röder,
Prietsch, Haubold u. Wilhelm
Prignaca, Rotzdiagnose 354. [406.
Prisco, Leber- und Nierenverände-
rungen durch Darmfäulnisspro-
ducte 730.
Proca s. y. Babes u. P. (383), 401.
Pröger, Tuberkulinimpfung 411.
Pröger s. a. Hartenstein u. P. 522.
Proskauer s. R. Pfeiffer u. P. 593.
Pruschkowski, Mallein und Tuber-
kulin 355.
Pruszyhski s. Nencki u. P. 359.
Pugliesi, Serumdiagnostik d. Typhus
324.
Pulawski, Pericarditis tuberculosa u.
Pleuritis haemorrhagica 453.
(Purjesz, S., Serumtherapie 215.)
(Puschmann, Ansteckung 722.)
ßamond s. Chauffard u. R. 68.
(Randolph, Alkoholdesinfection 791.)
Y. Ranke, Scharlachdiphtherie 57,
292 ; Serumtherapie 245.
Ransom, Actinomykose 616. (393.)
(Ransome, Tuberkulose und Lepra
V, Ratz, Barbonekrankheit 191; Milz-
brand beim Schweine 167, 168;
Schweineseuche 188.
(Rauflay, Diphtherie u. Syphilis 215.)
Rauge, Ohreneiterungen 58.
(Ravenel, Kartoffelschneider 791.)
Ravogli, Gonokokkus 124.
Rebuschini, Serumtherapie 267.
Relik, Bacterium coli 341.
Reük-Bey s. Nicolle u. R. 529.
Reiche, Diphtherie 231.
Reignier, Folgen von Gonorrhoe 125;
Tuberkuloseserum 418.
Reincke, Typhus in Hamburg und
Altona 335.
Reindl, Seuchenhafte Kälberruhr 525 ;
Seuchenhaftes Verwerfen der Kühe
522.
Y. Reisner, Das lepröse und tuberku-
löse Darmgeschwür 377.
Reissmann , Fleisch tuberkulöser
Thiere 474, 475.
Reithoffer, Seifen als Desinfections-
mittel 837.
Remlinger, Geissein 704; Landry'sche
Paralyse 60 ; Paralyse und Muskel-
atrophie 75; Sporen 704.
Remlinger u. Schneider, Vorkommen
des Typhusbacillus 335.
Remy, Porcosan 179.
(Renard, Typhus in Lille 314.)
Renon, Aspergillose 626, 627, 628,
629 ; Aspergillus-Sporen 626.
Renon s. a. Drouin u. R. 631.
de Renzi, Maragliano's Serum 417.
Report of the American Pediatric
Societys' collective investigation :
Diphtherieserumtherapie 263.
Resinelli, Abort bei Typhus 330.
Reuter, Jodoformin und Jodoformal
832.
ReYilliod , (Maladies Eberthiennes
314); Serumtherapie 266.
Autoren-Rearister
871
(Reymond, C, u. Magill, Salpingo-
ovaritis 722.) (114.
Reymond, E., Salpingitis gonorrhoica
Ricard, Kalte Abscesse 59.
Richter, P. F., s. Loewy u. R. 739.
(Richter, R., Trichorrhexis nodosa
622.)
Ricker, G., Mäusephlegmone 513.
Rieck, Rothlauf der Schweine 183.
Riether, VaccinepusteLn bei Ekzem
554.
Rille, Acanthosis nigricans und Da-
rier'sche Psorospermose 674.
Rimini, Pyilmie in Folge von Mittel-
ohrentzündung nach Diphtheritis
63.
Rindfleisch, Behring'« Heilserum 244 ;
Pathogenität der Choleravibrionen
für Tauben 597.
Risel, Schutzpockenimpfung 556.
Ritter, J., Keuchhusten 147.
Riyiere s. Lalesque u. R, 471.
Rixford u. Gilchrist, Coccidien-In-
fection 676. (673.
Robinson, A. R., Paget's Krankheit
(Robinson, !)♦ G., Geburtshülflich und
gynäkologisch wichtige Bacterien
722, 766.)
Robinson, J. M., Allgemeininfection
mit Gonorrhoe 138.
Robinson, W. D., Diphtherie 292.
Rochon, Serumtherapie der Syphilis
483.
Röder s. 0. König, Hartenstein,
Schaller, Möbius, Noack, Röder,
Prietsch, Haubold u. Wilhelm
406.
Rodet, (Hammelserum und Typhus- u.
Colonbac. 314); Morphologisches
702; (Soxhlet- Apparat 791).
Roger, Erysipel 51; Immvmisirung
gegen Oidium albicans 652 ; (Rolle
des Blutes bei der Resistenz gegen
- Infection 722); Serumtherapie 286.
Roger u. Hanshalter, Sei-umtherapie
750.
Roger u. Josu^, Knochenmark bei
Eiterungen 48. (462, 463.
Roger s. a. Cadiot, (tilbert u. R.
Roger s. a. Gilbert u. R. 464.
(Rogers, Malaria 662.)
Rogler, Diphtheriefälle 245.
Roll, Sapocarbol und C'arbolsäure 840.
Roloff, Fibrinfärlning und Färbung
auf Tul)t'rkell)acill('n 397.
Romberg s. Pjlssler u. R. 735.
Romond, Typhus- und (Jolonbacilhis
317.
(Römpler, Behandlung Lungen-
ki-anker in Höhencurorten 393.)
Röna, Erysii^el des Penis 51 ; Gonor-
rhoisches Fieber 140; Urethritis et
Prostatitis non gonorrhoica 131.
Roneali, Maligne Tumoren 656, 658 ;
(Nachinfectionen 723).
Roeper, Muttermilch 781.
(Roque, Angina pseudo-diphtheritica
216.)
Rosenbach, F. J., Trichophyton-Er-
krankungen 639.
Rosenbach, 0., Bacteriologie, Dia-
gnostik und Aetiologie 764; Serum-
therapie und Statistik 283. (287.
Rosenberg, L., Antitoxinvergiftung
Rosenberg, P., Formaldehyd 829, 830.
Rosenberger, Heilanstalten zur Be-
handlung von Lungenkrankheiten
467.
(Rosenberger s. a. Jancsö u. R. 661.)
Rosenthal, Zellen mit Eigenbewegung
und Zelleinschlüsse 684.
(Ross, Malariaparasiten 662.) (660.
Rossi-Doria, Maligne Tumoren 659,
Rossignol, Peripneumonie 518.
Rossignol s. a. Mouilleron u. R. 41.
Rost, Vaccinepusteln auf der Augen-
lidhaut 555.
Rouget, Trypanosoma 693.
Routh, Mikrokokkus Brisou 147.
(Roux, Desinfection 791.) (825.
Roux u. Trillat, Formoldesinfection
Roux s. a. Metschnikoff, Roux u.
Taurelli-Salimbeni 584.
Rouze s. Ausset u. R. 58. (281.
Rubens, Serumtherapie bei Diphtherie
Rudolph, Gehörorgan bei Masern 755.
Ruflfer, Diphtherie 262.
Rüge, Tuberkulose der Tonsillen 444.
(Ruhräh, Serumthei-apie 723.)
Ruiz (Jasabö , Diphtherieheilserum
278.
Rumpel, 0., Verwendung tuber-
kulösen Fleisches 430.
Rumpel, Th., Einheimische Brech-
durchlalle in Hamburg 601.
Rumpf, Ausscheidung und Bildung
von Ammoniak bei Infections-
krankheiten 735.
Rumpf 11. »'Ilckens, Behandlung des
Tyi)lms mit Culturen des Bacillus
pyocyaneus 334.
(Russell, Diiihtheriebehandlung 216.)
Russo-Travali s. de «lasl u. R. 291,
Rust, riitliisc und Mahiria 455. [567.
Kuta, Flecktyphus 569; Trichomonas
687.
872
Autoren-Register
Sabouraud, Mikrosporon Gruby 636.
Sabrazes , Antistreptokokkenserum
36.
Sabrazes u. Biuaud, Mamma-Tuber-
kulose 459.
(Sabrazes s. a. Deniges u. S. 718.)
Sacharoff. Malariaparasiten 663, 664;
(Malariapigment u. Hämoglobin
Saft, Wochenbettfieber 65. [663.)
Salles u. Barjon, (Endocarditis 723);
Orchitis typhosa 334.
Salomon, Spirillum des Säugethier-
magens 605.
Salomonsen u. Madseu, Diphtherie-
Immunisation 240.
Salto s. Fermi u. S. 597, 598.
Salzer, Molluscum contagiosum 671.
Samter, J., Mischinfectionen acuter
Hautexantheme 762.
Samter, 0., Handdesinfection 836.
Sandberg, Tuberkulin 404. (577.
Sanders, Südafrikanische Epizootien
Sandulli, Serum-Exantheme 285.
Sanfelice, Actinomykose der Leber
bei Rindern 617 ; Pathogene Spross-
pilze 654, 655.
Sänger, Residuale Gonorrhoe 127.
Santori, Erythrobacterium 151.
Sardemann, Diphtherie - Heilserum
und Gelenkserkrankungen 285.
(Sarin s. Lacour u. S. 773.)
Saul, Sterilisation des Catguts 809, 815.
Sawtschenko, J. (Tr.,Pseudoactinomy-
kose 613.
Sawyer, Tuberkelbacillen im Mast-
darmschleim 456.
Scagliosi, Herzmuskel bei Diphtherie
229 ; Lungenlepra 363.
Schabad.MischinfectionenbeiLungen-
tuberkulose 454; Pneumokokken-
infection 81.
Schadrin, Diagnostik des Rotzes 356.
SchaefFer, R., Catgutsterilisation 810.
Schaible, Porcosan 181.
Schall, Hautwarzen 756.
Schaller s. 0. König, Hartenstein,
Schaller, Möbius, Noack, Röder,
Prietsch, Haubold u. Wilhelm
406. ^ (670.
Schamberg, Epithelioma contagiosum
Schanz, Conjunctivitis pseudomem-
branosa 490; Xerosebacillus 220,
489.
Schardinger, Reinculturen von Proto-
zoen 696.
Scharfe, Durchlässigkeit der Darm-
wandungen für Bacterien 726.
Schattenfroh, Phagocytose u. Alexin-
wirkung 740; Wirkung der stick-
stofFwasserstofFsauren Salze auf
Mikroorganismen 712.
Schaudinn s. v. Leyden u. Seh. 687.
Schauta, Gynäkologie 111.
Scheinkman, Diphtherie - Serumthe-
rapie 265. (300.
Schellong, Diphtherie in den Tropen
Schenk, Tuberkulose der äusseren
weiblichen Genitalien 461.
Scheurlen, Antiseptische Salben und
Oele 841; Prodigiosus 783.
Schieck, Tuberkulose der Kaninchen-
cornea 422.
Schierbeck, Einfluss der Kohlensäure
auf Diphtheriebacillen 223.
(Schild, Bacterien als Krankheits-
erreger 723.)
Schimmelbusch u. Mühsam, Wund-
infection der Kaninchen 514.
Schindelka, Incubationszeit der
Schweineseuche 189.
Schirmann, Brustseuche 576.
Schirmer, Schimmelpilzkeratitis 628.
Schlegel s. Siedamgrotzky u. Seh,
94.
Schleich , Antiseptische Wundbe-
handlung 830.
Schlesinger, Leukocytose bei Diph-
therie 233; Stei'ilisirbarkeit der
Sanoformgaze 832 ; Tuberkulose
der Tonsille 445. (125.
Schlifka, Bacteriurie bei Gonorrhoe
(Schlossmann, Influenza im Kindes-
alter 303.)
Schmaus u. Albrecht, Käsige Nekrose
tuberkulösen Gewebes 424.
Schmid, A., u. Pflanz, Frauenmilch
u. Diphtherietoxin 234. (309.
Schmid, F., Influenza in der Schweiz
(Schmid, H., Influenza 303.)
Schmidt, A., Eitererregende Wirkung
des Typhus- und ColonbaciUus 331.
Schmidt, J., Loeifler's Mäusetyphus-
bacillus 513.
(Schmilinsky, Magenmykosen 623.)
Schmitt, H., Porcosan-Schutzimpfung
180 ; Schutzimpfungen gegen Roth-
lauf nach Lorenz 177.
Schnaase, Albuminurie nach Schutz-
pockenimpfung 555.
Schnaase s. a. Peiper u. Seh. 555.
Schneider, Halsdiphtheritis 298.
Schneider, G., Malleinimpfung 354.
Schneider s. Remlinger u. Seh. 335.
Sehnitzler u. Ewald, Aseptisches
Fieber 64.
Autoren-Register
873
Scliöberl, L., (nicht Schuberl), Pferde-
seuche in Südafrika 577.
Schoen, Blattern in Afrika 556. (172.
Schossleitner, Rauschbrandimpfring
Schottelius, Wachsthum der Diph-
theriebacillen in Milch 224. (154.
Schreiber, Endogene Sporenbildung
Schroeder, E. C, s. v. Schweinitz
u. Seh. 419.
V. Schröder, Th., Actinomykose des
Thr änenröhr chens 615.
Schuberg, Coccidien aus dem Darme
der Maus 683.
Schuchardt, Tuberkelbacillen in der
Butter 477.
Schultz, H., Weibliche Gonorrhoe 1 24.
Schumacher, Salpingitis und Paraure-
thritis gonorrhoica 128. (364.
Schnmanu, F., Contagiosität d. Lepra
Schumni, Borna'sche Pferdekrankheit
97.
Schupfer, Intestinale Autointoxi-
cation 730.
Schürmayer, Influenza 309; Kresol
Raschig 840.
Schütz, Kresolpräparate 713.
Schweinepest unter den Wild-
schweinen 190.
(Schweineseuche u. Schweinepest im
Königreich Sachsen u. dem preuss.
Regierungsbezirk Breslau 185.)
V. Schweinitz, P]influss von Tuber-
kulin auf die Milch 403.
V. Schweinitz u. üorset, Fettgehalt
derTuberkelbacillen 399; Tuberkel-
bacillen auf sauren Nährböden 400.
V. Schweinitz u. E. C. Schroeder,
Abgeschwächter Tuberkelbacillus
419.
Schwerdtfeger, Tuberkulose beim
Pferde 466.
(Sclavo, Milzbrandserum 154.)
Scofone, Wasseruntersuchungen 774.
(Sedgwick, Heredität 723.)
See, (Tonokokkus 112; Gonorrhoe des
Weibes 127.
Seelig, Einfluss des Milchzuckers auf
die bacterielle Eiweisszersetzung
714.
Seiflfert, M., Semmexantheme 285;
Tendovaginitis gonorrhoica, Go-
norrhoe im Kindesalter 135.
Seitz,('., Bericht der Serumcommission
245.
Soitz,il.,Str('ptokokkusaggn'gntiis 1 it.
(Sektorofr, l)i)ihthorie.sernm 217.)
Seiberg, Giftwirknng der Schwi-iiic-
seuche-Bacterien 185.
Sellmann, Acarusräude mit Herpes
tonsurans 644.
(Seniini, Typhus-Infection 315.)
Semmer, Rinderpest 689.
(Semmola, Serumtherapie bei Tuber-
kulose 394.)
Sendtner s. Loeff 1er, Oesten u. S. 779.
(Sendzialt, Soor 623.)
Senn s. Hyde, Seun u. Bishop 648.
Serez, Variolisation 556.
Serveaux s. Joflfroy u. S. 727.
Sevestre, Diphtherie 265.
Sevestre u. Mery, Streptokokken-
serum 62. (296.
Sharp, Diphtheriebacillen im Boden
Shattock, Streptokokkus pyogenes
bovis 20.
Sheffield, Vulvovaginitis bei Kindern,
Ophthalmoblennorrhoe 129.
Sheild, Marmaduke, Dermatitis 672.
Shurly, Diphtherieheilserum 243.
Sicard s. Widal u. S. (316). 320.
V. Sicherer, Leukocytose b. d. Staphy-
lokokkengeschwüren d. Hornhaut
Sieber, Malleinimpfung 354. [50.
Sieber s. a. Nencki u. S. 691.
Sieber-Chouniowa^Serumtherapie35.
Siedamgrotzky u. Schlegel, Cerebro-
spinalmeningitis der Pferde 94.
Siegel s. Bussenius u. S. 574.
Siegert, Einfluss des Diphtherie-Heil-
serums auf die Niere 287.
Sigg, Miliartuberkulose 433.
Silberschmidt, Fleischvergiftung509;
Rosshaarspinnerei und Milzbrand-
infection 166.
Silvestrini, Serodiagnostik 742; Tv-
phusbacillus 317.
Silvestrini u. Baduel, Hämorrha-
gische Infectionen 51.
Simon, Gonokokkus 124.
Singer, (lonokokkenpyämie 136.
Sinnhuber, Keimtödtonde Kraft der
Erde 844.
Siou s. V. Babes u. S. 137.
Sittmanu, Malleinimpfungen 354.
Sluyts, Choleragift 585.
Sluyts s. a. Denys u. S. 600.
de Smet, Formol l)ei (Gonorrhoe 146.
Smirnow, Künstliches Diphtherie-
Antitoxin 235.
Smilh, H. K., s. Martin n S.261. (706.
Smith, Th., KcductionsiM-sclicinungen
Snocck llenkemnns, Intnliation und
Scniiiithcriiiiit' 272.
Solmrnow, Mallcimvirkiing 355.
Sobernheim, Cholcriiagglnünin 590;
Spccitisrhe Serumreaction 596, 753.
874
Autoren-Register
Sociöte obstetricale de France: Puer-
peralfieber und Serumtherapie 39.
Solonzew, Influenza 309.
Soltmann, Heilserum 246.
(Sonsino, Maligne Gewülste 723.)
Sorel, Prostata- Abscess 130.
Sörensen, Serumbehandlung bei Diph-
therie 272.
(Sormani, Röntgen - Strahlen u. Bac-
terien 702.)
Souli6, Schafpockenimpfung 558.
(Soiipault s. Mathieu u. S. 681.)
Sperling, Cholera 603.
Spiegel, Differentialdiagnose von
Lepra- und Tuberkelbacillen 362.
Spietschka, Mikosporon furfur 647.
Spillmanu, Flecktyphus 569.
Spormann, Behandlung der Lungen-
tuberkulose 467.
Spronck, Diphtheriebacillen des Con-
junctivalsackes 220 ; Diphtherie-
Diagnose und Sei'um 220 ; Fibrinöse
Laryngitis in Holland 290.
Spronck u. Wirtz, Heil- und Schutz-
ei'folge des Heilserums 268. (276.
Ssamgin , Diphtherie-Serumtherapie
Ssinew, Widal'sche Serodiagnose 324.
Stadelmann, Pockenrecidiv oder Vari-
cellen und Variola? 553.
(Stadler, Trichorrhexis nodosa 623.)
Starck, Tuberkulose des Unterkiefers
449; Tuberkulöse Halsdrüsen bei
cariösen Zähnen 441, 442.
Starcovici s. V. Babes u. St. 183, 689.
Starcovici s. Locusteano, Furtuna
u. St. 355.
Steele, Antistreptokokkenserum 40.
Steinmetz s. E. Levy u. St. 72.
(Stepanow s. J. N. Lange u. St. 212.)
Stephan, Leprabacillen im Blute 375.
Stephens u. Wood Smith, Vibrio ton-
sillaris 605. (799.
Stephens s. a. Kanthack u. St. 222,
Sterling, Neuer Mikrokokkus im Blute
und Harn 148.
Stern, R., Blutuntersuchung beim Ty-
phus 323.
Sternherg, Handbuch 5-, Infections-
agens der Blattern und künstliche
Immunität 540.
Stewart, C. H., Milchsterilisation 809.
Stick er. Der Keuchhusten. Der Bo-
stock'sche Sommerkatarrh 757.
Stokes s. Gilchrist u. St. 650.
Stone, Krebsserumtherapie 27.
Stoos, Anginen, Stomatitis aphthosa
und Soor 757. (101.
Storch, Pleuropneumonie der Ziegen
Stowell, Diphtherie 265.
Strahlmann, Diphtherie 251.
(Strasser, Thermotherapie d. Lungen-
tuberkulose 394.) (288.
Strassmann, Tod durch Heilserum
Straus, Fütterungstuberkulose 463;
Leber- u. Milzabscesse 760; Papa-
geientuberkulose 462; (Serumthe-
rapie 724).
Strebel , Rauschbrandschutzimpfun-
gen 171, 172.
Strehl, Desinfectionskraft des Forma-
lins 821.
Stumpf, L., Edward Jenner 556.
Stumpf, R., Behring's Diphtherieheil-
mittel 282.
Stutzer, Cholerabacterien in städti-
scher Spüljauche und im Boden der
Berliner Rieselfelder 584.
Stutzer u. Hartleb, Nitratbildung 709.
Suchanka , Rauschbrandimpfungen
Suchannek, Scrophulose 441. [172.
Sudeck, Diphtherieähnliche Bacillen
in der Luft 296; Posttyphöse Eite-
rung in einer Ovarialcyste 332.
Surveyor s. Barralt Wakelin u. S.
(Svehla, Typhus 315.) [675.
Swinburne, Argonin bei Gonoi-rhoe
146 ; Harnröhrenschanker 486.
Swoboda, Melaena 762.
Sym, Ophthalmia neonatorum 147.
Symes, Katzendiphtherie 302.
Szegö, Gastroenteritis 346.
Sz^kely, Bactericide Wirkung des
Blutes 742.
1 amson, Beri-Beri 570.
Tandler, Pitj^riasis rosea Gibert 756.
Tappeiner, Wirkung von Chininderi-
vaten auf niedere Organismen 714.
Tarnowsky, Behandlung der Syphilis
mittels Blutserum 482.
Tartakowsky, Rinderpest 691.
(Taufer, Nuclein-Nährböden 792.)
Taurelli-Salimbeni s. Metschnikoff,
Roux u. T. 584.
Tausig, Das Airol bei Gonorrhoe und
Trachom 146.
Tavernier u. (Jerard, Favus des Scro-
tum 634.
Teissier, J., u. Guinard, Mallein-
injection in die Pfortader 352;
Toxininjection in d. Pfortader 729.
Teissier, P., Tetragenus 68.
Tensi s. Mazza u. T. 479.
Terni, Choleraepidemien 602 ; Pseudo-
tuberkulose 479.
Autoren-Register
875
Terrile, Tuberkulose 417.
Th'ätigkeit, Die, der im Deutschen
Reiche errichteten staatlichen An-
stalten zur Gewinnung von Thier-
lymphe während des Jahres 1895
551.
Thayer u. Blumer, Endocarditis go-
norrhoica 137. (315.)
(Thelliez, Serodiagnostik des Typhus
Thibierge u. Bezan^on, Ekthyma 52.
Thiele, A., Prophylaxe der Diphtherie
299.
Thiele, R., Temperaturgrenzen der
Schimmelpilze 624.
Thiercelin u. Lenohle, (Aggluti-
nation durch Milch 315); Typhus-
Recidiv 322.
Thierf eider s. Nuttall u. Th. 769.
Thiersch, Heilserum in der Haus-
praxis 252.
(Thin, Malariaparasit 663.)
Thiroloix, Serumdiagnostik des Ty-
phus 321.
Thiry, Polychromer Bacillus 706.
(Thoinot u. Cavasse, Typhus-Recidiv
315.)
(Thoinot u. Dubief, Wasser und Ty-
phus 315.)
Thoiuot u. Griffon, Pneumokokken-
Pleuritis 78.
Thoinot s. a. Grancher u. Th. 478.
(Thoeleii u. Mills, Widal'sche Scro-
diagnostik 315.)
Thomas, Maul- und Klauenseuche 574.
Thompson u. Tidswell, Lepra in Süd-
Wales 379.
Thomson, Serumtherapie der Diph-
therie 265.
Thomson u. Hewlett, Mikrobien in
der Athmungsluft 767.
Thuröczy, Ueber 400 mit Serum be-
handelte Diphtheriefälle 259.
Tiburtius, (-ilutol Schleich 841.
Tidswell s. Thompson u. T. 379.
(Tirelli, Verdorbener Mais 724.)
Toch, Extraphai-yngeale Diphtheritis
294.
Tommasoli, Serumtherapie der Syphi-
lis 483. (51.
Tonarel 1 i , Streptokokken - Enteritis
Tonton, Provocation latenter Gono-
kokken 131.
Trachsler, Pifdra nostras 649. (231.
Tranilmsti, Knochen hin Diphtherie
Traniitz, Arthropathien bei Seruni-
theriipie 285.
Trantenroth s. Bunge u. T. 398.
Trevelyan, Diphtherie 229.
(Trillat, Formoldesinfection 792.)
Trillat s. a. Roux u. T. 825.
Trombetta, Krebsserumtherapie 752.
Troe8ter,Mal]emimpfungen der Trup-
penpferde 354.
Trouillet u. Esprit, Influenza-Menin-
gitis 306.
Trumpp, Diphtherie- oder Pseudo-
diphtherie - Bacillen im Empyem-
eiter 294. (600.
Tschisto witsch , Gehirn bei Cholera
Tuffler, Blutreinigung 764.
(Turquan, Wuthstatistik 562.)
Turrö, Halsbräune 758.
Tyrrell, gonorrhoische Arthritis 135.
U ebertragungen des Milzbrandes
auf Menschen 167. (54.
Uhthoff u. Axenfeld, Eitrige Keratitis
Ullmann , Trichomykosis tonsurans
643.
Unna, Einwanderung der Staphylo-
kokken in die Haut 46; Fettgehalt
der Lepra- und Tuberkelbacillen
398 ; Immunität des Knäueldrüsen-
apparates gegen Eiterkokken 53;
Pathologie der Haut 756; Piedra
nostras 650; Pustulosis staphylo-
genes 53; Verschiedene Knoten-
formen der Lepra 375.
Unterberger, Lungentuberkulose und
Haussanatorium 467, 468.
Ustvedt s. Amundsen u. U. 809.
Vagedes, Pockenepidemie in Berlin
553.
Vagedes s. a. R. Pfeiffer u. V. 591.
Vahle, Streptokokken in der Scheide
Gebärender 65.
Vahle s. a. Ahlfeld u. V. 833. (749.
Vaillard, Vererbung der Immunität
(Vaillard u. Besson, Dampfdesinfec-
tion 792.)
Vaillard u. Lemoine, Formoldesinfec-
tion 827.
Vale, Gonorrhoe und ?]he 181.
Valerio, Arthriti.^ gonorrlioica 140,
Vauverts s. Macaigne u. Y. 131.
Vassilevskv, Laparotomie und Bauch-
fei Ituberkulose 427.
(Vaughan u. Xovy, Bedeiitung che-
iiüsclicr Factoren für Krankheiten
Vcdel s. (irassort u. V. 4U3. [724.)
Vedelcr, riotozoen bei Lipom 686;
V;iriine))rot<)/,oon 67(>. (493.
della Vedova s. Belfanti u. dclla V,
876
Autoren-Register
Veillon u. Halle, Vulvo -Vaginitis
kleiner Mädchen 113.
ran de Yelde, Immunisation gegen
pyogene Kokken 23.
Vennerholm , Actinomykose 618;
Euterbotryomykose 619.
Verbreitung der Tuberkulose unter
den Molkereischweinen 465.
Versuche mit der Schutzimpfung
gegen Schweinerothlauf in Würt-
temberg 178.
di Vestea s. Maffucci u. di V. 415.
VierhufiF, Diphtherie-Heilserum 274.
Villiös u. Battle , Serodiagnostik des
Typhus 322.
Vinay, Antistreptokokkenserum 38.
Vincent, Hospitalbrand 502.
(Vincent u. Burot, Malaria in Mada-
gaskar 663.)
Vincent s. a. Gemy u. V. 649.
Viola s. Bonorae u. V. 20, 21.
Viquerat, Antituberkulin 414.
Virneisel, Serumtherapie der Diph-
therie 249.
(de Vlieger, Fall von Typhus 316.)
Vogelius, Arthropathien bei Pneu-
monien 85.
Voges, Bacterien der hämorrhagischen
Septikämie 186; (Bemerkungen
582); Cholei-a-Immunität 593 ; Roth-
laufschutzimpfungen u. Rothlauf-
immunität 178.
Vogl, Typhus-Therapie 335.
Voigt, L., Impfschutz der Hamburger
Vai'iolavaccine 548 ; Schutzpocken-
inipfung 556, 557.
Völlers, Malieinimpfung 354; (Roth-
lauf- u. Schweineseuche 175);
Texasfieber 688. •
Vossius, Croupöse Conjunctivitis und
Diphtherie 293.
Vrijheid , Cholerarothreaction 583 ;
Einfluss der Temperatur auf die
desinficirende Wirkung von Subli-
mat^819.
Vufeetic, Recidivirende Diphtherie 258.
Wakeling s. Coleman u. W. 40.
Waelscli, Trichophytosis 641 ; Wachs-
■ thumsformen der pathogenen
Schimmelpilze 641.
Walsh, Acetanilid 713.
Walsh s. a. Mecray u. W. 148, (721).
Walter, K., Formalin als Desinfec-
tionsmittel 821.
Walther, P., Fütterungstuberkulose
bei einem Pferd 466.
Warthin, Hypoleukocytose bei Tuber-
kulose 429.
Wartmann, Diphtherie im Kanton
St. Gallen 300.
(Wasbutzky, Tj^Dhusbacillus im
Wasser 316.)
(Washhourn, Immunität 724.)
Washbourn s. a. Eyre u. W. 73.
Washbourn s. a. Groodall u. W. 6.
V. Wasielewski, Sporozoenkunde 7.
Wassermann, Immunitätslehi-e 746;
Variola 676.
(Watson, Tuberkulose 395.)
Weber, E., Influenza-Epidemie 810.
Weber, Tuberkulin als Diagnosticum
404.
Weber, Atypische Impfpustel 675;
Variola 675.
Wedekind, Bekämpfung der Tuber-
kulose 406, 476.
(Weigmann, Bacteriologische Forsch-
ung auf milchwirthschaftlichem
Gebiete 793.)
Weiss, Wirkung vonSeruminjectionen
auf Gelenkrheumatismus 751.
Weisseuberg, Impffcechnik 805.
Welch u. Flexner, Bacillus aerogenes
capsulatus 494.
Welander, Augenblennorrhoe 124.
Wende, Tinea favosa epidermidis 634.
Werler, Citronensaures Silber bei
Gonorrhoe 146.
Werneck de Aquilar, Fibrinbildung
bei Tuberkulose 425.
Werner, Schutzpockenimpfung in der
preussischen Armee 556.
(Wernich s. Nnssbaum, Wernich u.
Hneppe 773.)
Wertheim, Blasengonorrhoe 132;
Gonokokken in Blutgefässen 132;
Zur FrankfurterG onorrhoe-Debatte
140.
(Wertheimer, Die Lungenschwind-
sucht im Grossherzogthum Baden
396.)
Wesbrook, (Bacillus tachysporus 774);
Virulenz aerober u. anaerober
Choleraculturen 583.
White, Endocarditis maligna blennor-
rhagica 138.
(Whrite, Malariaplasmodien in Mos-
quitos 663.)
Wiardi-Beckman, Einfluss von Chlor-
natrium auf die Wirkung des
Phenols 713. (319, 320.
Widal, Serodiagnostik des Typhus
Widal u. Be/an^on, Streptokokken-
Varietäten 18.
Widal,Bezan^on u.Lemoine, Strepto-
kokken-Anffina 56, 57.
Autoren-Register
877
Widal u. Sicard, Agglutination 320.
Wieland, Sevumbehandlung der Diph-
therie 260.
Wiener, Vibrioneninfection per os
597, 600. (219.)
(Wierhoflf, Antidiphtherisches Serum
Wijchgel, Lepra auf den Oeliaser-
inseln 879.
Wilckens s. Rnnipf u. W. 334.
Wilde, Bacillus pneumoniae Fried-
laender 99.
Wilhelm s. 0. König, Hartenstein,
Sclialler, Möbius, Noack, Röder,
Prietsch, Haubold u. W. 406.
Willach, Lungenknötchen der Pferde
und Esel 358.
(Williams u. Kenneth Cameron,
Pyocyaneus-Infection 725.)
Williams, H, U., Bacillus aerogenes
capsulatus bei Pyelitis 494.
Williams, J. D., Antistreptokokken-
serum 40. (689.
Williams, W., Viehseuche in Jamaica
(Wilson, Bacterien und Augenheil-
kunde 766.) (giosum 670.
Winogradow, Epithelioma conta-
Winter, Lehrbuch der gynäkolo-
gischen Diagnostik 122.
Winternitz, Hydrotherapie der
Lungenphthise 468. (265.
Winters , Diphtherieserum therapie
Wintritz, Tripper 124.
Wirtz s. Spronck u. W. 268.
WitanoflF, Gonorrhoebehandlung mit
Silbersalzen 146.
Witowitz, Generalisirte Vaccine 554.
Wittkowsky, Gonorrhoe 125.
Wittlin, Wirkung der Röntgen'schen
Strahlen auf Bacterien7 1 2; (Wasser-
untersuchung 793).
(Wodon,Antistreptokokkenserum 18.)
(Wojnow, Veränderungen der Hoden
725.)
Wolf, Sidney, Friedlaender's Kapsel-
bacillus in einem Empyem 100;
Staphylokokken - und Pneumo-
kokkenstoft'weclisclproducte 24.
Wolfif, Hr., Tuberkulose des Eierstocks
459. (454.
Wolff, F., Haemoptoe bei Phthiaikeni
Wolff, H., Gclenkmetastasen bei der
Gonorrhoe 135. (kulose 433.
Wolfl', .1., Hcrcditätslehre dt'r Tuber-
Wolff berg, Impfung 556. (ung 557.
Woltemas, Pocken und Pockenimpf-
(Wolter, Bemerkungen 582.)
Wolters s. Doutrelepont u. W. 378.
Woltersdorf, Bier'sche Stauung 459.
Wood, Diphtherie- Antitoxin 237 ; In-
fection durch Austern 784; Infec-
tion und Immunität 731.
Woodhead, Streptokokken 66.
Wood Smith s. Stephens u. W. 605.
Woronin , Bindegewebsverflüssigung
44.
Woronzow u. Eckert, Rinderpest bei
Schafen und Ziegen 692.
Wröblewski , Nebennierenextract-
Nährböden 709.
Wunderlich, Influenzaepidemie 310.
( JLOung, Amöben-Enteritis 681.)
(Zacher, Holzpflaster und Mikrobien
774.)
Zadek , Uebertragung ansteckender
Ki-ankheiten durch die Schule 847.
Zambaco-Pasha, Ainhum 376.
Zange, Bacteriologische Station des
Kasaner Veterinär - Institutes 169.
(Zaeslein, Serumtherapie der Lungen-
tuberkulose 396.)
Zawadzki, J., u. Bregmann, Endo-
carditis gonorrhoica 137.
Zawadzki,M., Pyoseptikaemia crypto-
genetica 359.
Zeeb, Pockenkrankheit bei Ziegen 560.
Y. Zeissl, Schankergift 486.
Zettnow, Bacillus der Bubonenpest
488; Si^irillum Undula majus 605.
Zia-Bey, Cholerastuhl 584.
Zia-Bey s. a. Nicolle u. Z. 487.
Zia-£fendi, Abnormer Choleravibrio
583.
Zielinski, y. Nencki u. Kar])inski,
Tenonitis und Hundestaupe 150.
Ziemaun, Malaria 664.
(Zinu, Tviihusfälle 316.)
Zschokke, Infectiöse Parese beim
Rind 523 ; Tuberkulosebekämpfung
410.
Zuber, Pneumokokkenabscesse nach
Coft'eininjection 81.
Zuppiiiger, Serumtherapie bei Diph-
theritiH 255.
ZurakowHki,FiItrirtes Flus.swiusser in
Warschau 776; Kanalisationswasser
* ^ % Porcosan 179. [780.
Sach-Register
[Die in ( ) gesetzten Seitenzahlen beziehen sich auf Arbeiten,
die ohne Referat nur im Literaturverzeichnisse angeführt sind.
Abdominalabscess 760.
Abdominaltyphus s. Typhus abdomi-
nalis.
Abfüllen von Nährsubstanz 801.
Abhandlungen, gesammelte 8.
Abort, epizootischer 521.
Abrin 753.
abscedirende Pneumonie 77.
Abscesse 59, 68, 81, (311), 331, 525, 760.
Abwässerreinigung (788), 844.
Acanthosis nigricans 673, 674.
Acarus folliculorum 644, 822.
Acetanilid 713.
Achorion Schoenleinii 632-634, 643.
Actinomyces 44, 610-618, 715.
Actinomykose 403.
— , Tuberkulincur 413.
Affen, Vaccinirung 548, 552.
Agglutination 237, (313-316), 319-325,
356, 517, 587-590, 609, 652.
Agglutinine 587.
Ainhum (360), 376.
Airol 146, 713.
Akne (721), 755.
Albuminurie bei Diphtherie (213).
Gonorrhoe 140.
— — Vaccination 555.
Albumosen, antitoxische Wirkung 749.
Alexine 587.
Algen, Symbiose mit Bacterien 715.
— , Verhalten gegen Gifte (694).
Alkaligehalt d. Blutes 748, 749. (708.
Alkaloi'de, Verhalten gegen Fäulniss
— , Nebennieren 735.
Alkohol, Desinfection (789, 791), 833
— , Tumorenbehandlung 28, 29. [-836.
— , Wirkung auf Streptokokkeninfec-
tion 732.
Alopecia areata 640.
— chronica 637.
Ammoniak- Ausscheidung 735.
Ammoniakbildung in Culturen 735.
Amoeba coli 681.
— nitrophila 695.
Amoeba terricola 697.
— zymophila 696.
Amöben bei Dysenterie und Diarrhoe
Variola 676. [680-683.
— s. a. Protozoen.
amylolytisches Ferment im Eiter 333.
Anaerobienzüchtung 788, 803.
Angina 55-57, 84, 147, (213, 216), 278,
652, (721), 757.
Ansteclfung, Geschichte (722).
Antagonismus d. Bact. 598, 600.
Anthrax s. Milzbrand.
Antiphthisin Klebs 400, 413.
Antiseptica s. Desinficientien.
Antisepsis bei Augenoperationen 766.
— in d. Geburtshilfe 65, (786).
Antistaphylokokkenserum 32.
Antistreptokokkenserum (12, 14, 15,
18), 25-41.
Antitoxin 21, 23-42, 198-204, 227, 235
-289, (719, 724), 745.
Antituberkelserum 413-419.
Aorta, Tuberkulose 436.
Aphthenseuche s. Maul- und Klauen-
seuche.
Appendix vermiformis, Actinomykose
615, 616.
Aequivalent, toxisches 727.
Ai-ansa, Epidemie 763.
Ai-gentum nitricum 146, 282.
Argentumcasein (Argonin) 146.
Arsen bei Actinomykose 618.
Arthritis (15, 70), 78, 81, 85, 449.
— bei Serumtherapie 284, 285.
— gonorrhoica 135, 137, 139.
— rheumatica 78, 750, 762.
Ascomycetenfärbung 790.
Asepsis bei Augenoperationen 766.
— in der Geburtshilfe 65 (786).
aseptisches Fieber 46, 64.
Aspergillose der Lungen (622).
Aspergillus bei Syphilis 481, 631.
— fumigatus 55, 626-631.
— glaucus (621).
— gracilis 631.
Sact-Register
87Ö
Aspergillus niger 624, 626.
Aspergillussporen 828.
Aspirationspneumonie 76, 77.
Atlas von Lehmann u. Neumann 3.
Atmosphäre, inficirte (772).
Atropin, Verhalten gegen Fäulniss708.
r— , Nebennieren 735.
Auge, Lyssa-Impfimg 564.
Augendiphtherie s. Conjunctivitis.
Augenheilkunde u. Bacterien (766).
Augenkatarrh , acuter epidemischer
499.
Augenkrankheit, arthritische 139.
— , scrophulöse 441,
Augenlid, Vaccinepusteln 555.
Augenoperationen, Antisepsis 766.
Augentripper 124, 134.
Augentuberkulose 456-458.
Ausscheidung der Mikrobien (10), 727.
Aussenwelt, Bact. darin 772-785.
Austern als lnfectionsträger(312),334,
Auswurf s. Sputum. [784.
Autoinfection 470, 727.
Autointoxication 730.
Bacillen 153-578.
Bacillus aerogenes 99, 493-495, (724).
— alkaligenes 341.
— anthracis s. Milzbrandbacillus.
— botulinus 509.
— capsulatus Mori 99.
Pfeiffer 704.
■ cellulaeformans (772).
— cinnabareus 705.
— coli immobilis 99.
— der Pseudotuberkulose 478.
— enteritidis 508, 509.
— fluorescens capsulatus 759.
— — liquefaciens , Geisselfärbg 798.
— Friedlaender s. Pneumobac. Friedl.
— lactis aerogenes 99, 761, 796.
■ innocuus 99. (829, 834.
— mesentericus vulgatus 708,811,826,
— necrosans septicus 348.
— oedematis mal. 169, 709, 827, 846.
— phlegmones emphysematosae 493.
— polychromus 706.
— polyraorphus 512.
— prodigiosus 710, 713, 715, 767, 783.
, Toxine 25.
— pseudodiphtheriticus 129.
— putrefaciens 708.
— pyocyanous 487.
, Antagonismus 600.
— — bei ChoU'ra nostras 488.
bei Piiterung 67.
— — — Hospitalbrand 503.
Bacillus pyocyaneus bei Kindern (725).
Mastitis 488.
, Farbstoff bildung 487.
— — , Färbung 793.
— — , Geisseifärbung 798.
, Gift 228, 735.
— — , Immunisirung 746.
im Urin 488.
— — , Infectionsversuche 735.
, Krystallbildung 487.
, Therapie m. Culturflüssigk. 334.
— — , Verhalten gegen Desinfections-
mittel 713, 714, 827, 828, 832, 834.
— — , — — Diphtherieserum 238.
— ■ — , Wirkung aufs Herz und Ge-
fässe 735.
— — , Zuckerzersetzung 707.
— pyogenes filiformis (718).
foetidus 346.
— roseus Rosae 774.
— septatus 499.
— subtilis 155, 346, 584, 708, 826, 827,
— tachysporus (774). [829, 886.
— tumescens 155.
— typhi murium 512.
— veneris 481.
— viridis 346, 506, (718).
— Xerosis conjuntivae s. Xerosebac.
Backsteinblattern 176.
bactericide Kraft der Säfte 742-745.
Bacterien, Formveränderungen 702.
— , Kern (699).
— , Nahrung, organische (699).
— , Reductionsvermögen 705.
— , Symbiose mit Algen 715.
— , ZeUnatur 702.
Bacteriengifte s. Toxine.
Bacteriologie, Diagnostik u. Therapie
(715, 723).
— u. Milchwirthschaft (773, 793).
Bacterium coli anaerogenes 340, 767.
anindolicum 340, 767.
Bacterium coli commune 337-349.
— — — als Nährboden für Amöben
696.
— — — , Antagonismus gegen Cho-
lerabac. 598.
bei Angina 758.
— — Bronchopneumonie 76.
— — Cholecystitis 347.
Cholera nostras 601, 759.
Diphtherie 290, 292.
Dysenterie 344, (717).
— — — — emphyseniat. Gangrän
Kmi)yem 331. [761.
— — — — Exantliem 53.
Gastro-Enteritis 346.
Hospitalbrand 503.
880
Sach-Resrister
Bacterium coli commune bei Hühner-
diphtherie 301.
Icterus 346, 762.
Kalbefieber 68,. 524.
Otitis 847.
Pyämie 347.
— — Pyelonephritis 347.
— — — — Salpingitis 148.
Urethritis 125.
— — — — Urininfection 751.
Vulvo-Vaginitisl29,130.
, Eiterung 48, 59, 67, 331.
, Färbung 793, 796.
, Gährung 99, 340, 707.
— , Geisseifärbung 798.
, Gift 344, 600, (717).
in Austern 784.
im Blute 733.
— — Bruchwasser 726.
Darm 339-341, 344-348,
Gehirn 734. [767, 770.
Käse 760.
— in lebenden Pflanzen 715.
in der Leiche 81, 88, 136.
Milch 714, 782, 806.
im Stuhl 584.
— in der Thierpathologie 348.
Urethra 771.
im Urin 727.
Wasser 341-343, 775.
— — — , Infectionsversuche 507, 782,
749.
, Nährböden 74, 842, 702, 709.
— — — •, Sporenbildung 338.
— — — , Trennung vom Typhusbac.
316, 325, 327, 340, 341.
, Variabilität 702.
— — — , Verhalten gegen Desinfec-
tion 828, 839.
— , Hammelserum (314).
— — — , — — Eöntgenstrahlen712.
— , Verhältniss zum Bac. viridis
346, (718).
— — — , Wachsthumsgeschwindig-
keit 388.
Bacterium coli dysentericum 845.
— — nitrificans 709.
Bacteriurie (719), 726, 764.
Bäderbehandlung d. Typhus 335.
Balantidium coli 683.
Barbone 191.
Bartholinitis gonorrhoica 127.
Beri-Beri 569, (716).
Beschälseuche d. Pferde 693.
Biliverdin, Zersetzung 709.
Bindegewebsverflüssigung beiEiterung
Bindehaut s. Conjunctiva. [44.
Biologie, allgemeine 699-715.
Blastomyces vitro simile degenerans
Blastomyceten s. Sprosspilze. [656.
Blattern s. Variola.
Blennorrhoe s. Gonorrhoe.
Blut, Alkalescenz 748, 749.
— , als Nährboden 72-74.
— , Bact. darin 78, 296, 358, 738, 764.
— , Bedeutung für die Resistenz (722).
— bei Diphtherie 232.
Blutausstrichpräparate 799.
Blutserum, Antitoxingehalt 240.
— gesunder Kinder -Verhalten gegen
Diphtheriegift 288, 234.
— , Wirkung auf Sporenbildung (153).
Blutserumtherapie s. Serumtherapie.
Blutuntersuchungen 232, (388), 763.
Boden s. Erde.
Borna'sche Pferdekrankheit 98-98.
Botryomyces 619.
Botulismus 509.
Bradsotbacillus 526-528.
Bromkaü bei Tetanus (194, 195).
Bronchopneumonie 57, 76, 863.
Bruchvrasser 726.
Bi'unnenbeurtheilung 777.
Brustseuche d. Pferde 576.
Brustseuche s. a. Lungenseuche.
Bubonenpest 488, 846.
Bücher, Desinfection 830.
Büffelhaare als Milzbrandträger 165.
Büffelseuche 191.
Butter, Tuberkulose-Uebertrag. 477.
Carbolsäure 840.
Carcinom s. Krebs u. Tumoren,
cariöse Zähne als Infectionsquelle 62.
Catgutbacillus Krönig 811.
Catgut-Eiterung 44.
— -Sterilisation (788), 810-817.
Cerebrospinalmeningitis s. Meningitis.
Cervix 770.
chemische Reagentien, Wirkung auf
Bacterien 817.
— Zusammensetzung der Bact. 704.
Chinin, antibacterielle Wirkung 714.
— bei Malaria (662), 665, 667.
Chloral bei Tetanus (194, 195, 196).
Cholecystitis, Bact. coli dabei 347.
— bei Typhus (313), 330.
Cholera asiatica (571), 579-603.
, bactei'iologische Diagnose (581).
— — , Behandlung 608.
— — Combination mit Typhus (314).
, Epidemien (559-582), 600-608.
— — , Gehirnveränderungen 600.
— — , Haffkine's Impfung 596.
— — , Immunisirung (580) , 585-596,
[749.
Öach-Register
881
Cholera asiatica, Infectionsquellen 601.
, Pathologie 600.
— — , „Resistenz" 589.
— infantum 759.
— nostras 488, 601, 605, 759.
Cholerabacillus 579-603.
— , Agglutination 587-590.
— , Antagonismus 598, 600.
■ — , Aschebestandtheile 583.
— , Ammoniakbildung 735.
— , Biliverdinzersetzung 709,
— , Eindringen in Eier 583.
— , Fütterungsversuche 597.
— , Gift 584, 585, 600.
— in Austern 784.
— im Boden 584, 842.
Wasser 584, 777.
— in Müch 782.
Infectionsversuche 732.
Lebensdauer im Stuhl 584.
Nährböden 583, 709.
Pathogenität f. Thiere 597,
Variabüität 583.
, Verhalten gegen Blutserum 742.
Desinfectionsmittel713,714,
821, 824, 827, 832, 837, 839.
- — Röntgenstrahlen 712.
— im Dannkanal 597.
, Virulenz 583.
Cholerarothreaction 583.
Choleraserum 746.
choleraverwandte Vibrionen 603.
Coccidioides immitis 678.
— pyogenes 679.
Coccidien, pathogene (694).
— u. Wurmeier 675.
Coccidium fuscum 692.
— oviforme 695.
Coffeininjectionen, A bscesse danach
Coley's Krebsserum 25-27. [59, 81.
Colonien, Wachsthumsgeschwindig-
keit 338.
— , Zählapparat (790).
Colostrum, Agglutination (313).
Compendien 3.
congenitale Tuberkulose 430-433.
Conjunctiva, Bacterienflora (765), 766.
— , Gonorrhoe 115, 124, 134.
Conjunctivitis acuta epidemica 499,
— diphtherica 278, 293, 490. [754.
— durch Pneumokokken 82, 83, 294,
— neonatorum (720). [754.
— purulenta 115.
— subacuta 500.
— tuberculosa (387).
contagiöser Katarrh der Hühner 301.
Cornea, StaphylokokkengcschAvür 50.
Croup, nicht diphtherischer 290.
Baumgarten's Jtibresberiobt XII
Croup 8. a. Diphtherie.
Curare 231.
Curorte, Infectionskrankheiten 765.
Cyanophyceen, Kern 699.
Cystitis 100, 132.
— des Hundes 348.
Dacryocystitis 41, 331.
Dampfdesinfection (792), 809.
Dampffeuchtigkeitsmesser 807.
Darier'sche Krankheit 673.
Darm, Bacterien darin 339-341, 348,
— , Desinfection 768, (787). [767-770.
— , Tuberkulose 446, 456.
Darmactinomykose 615, 616.
Darmamöben 680-683.
Darmantiseptica , Typhusbehandlung
(313).
Darmerki-ankungen, Bac, bei 506, 770 ;
s. a. Enteritis.
Darmfäulniss 430.
Darmwand,Durchgängigkeit 725,(766).
Dauerculturen 802.
Deckglastrockner 798.
Delirium acutum 505.
Dengue 308.
Dermatoryctes mutans 823.
Dermatophagus 823.
Desinfection d. Darmkanals 768, (787),
— d. Hände (787, 789), 833-836.
— mit Carbolsäure u. Sapocarbol 840.
Formol (787, 788, 792), 816,
Holzrauch 843. [821-831.
— — Jodoform 831.
Kresolen 840.
schwefliger Säure 788.
Seifen 837-839.
SubHmat 819.
Tonnen 809.
— , öffentliche (786).
— von Büchern 830.
Sputum etc. (786).
— s. a. Sterilisirung.
Desinfectionskraft der Erde 842.
Desinfectionsmittel in Salben 841.
Desinfectionspraxis , allgemeine 786
Desinfectoren, geschulte 848. [-848.
Desinficientien 712-714, 817.
— , Wirkung auf Sjjrosspilze 653.
Diagnostik und Bacteriologii'( 7 15,723).
Diagnostisches Laboratorium in Paris
Diarrhoe, kindliche (721). [(721).
Diazoreaction (313).
Digitoxin, Eiterung 45.
Diphtherie 205-301.
— , bacteriol. Diagnose (211. 212), 221,
— , combinirt mit Syphilis (215). [290.
56
88^
Sach-Register
Diphtherie d. Augen s. Conjunctivitis.
— d. Nabels 294.
— d. Nase s. Rhinitis.
— d. Thiere 209, 301.
— d. Vulva 294.
— , Epidemiologisches 291, 299.
— , Hodenveränderungen (725).
— , Immunisirung 241-289.
— , Immunität 241.
— in den Tropen 300.
— , locale Behandlung 275, 282, 298.
— , Mischinfection 56, 287.
— , Organveränderungen 229-283.
— , Prophylaxe 297-299.
— , septische 295.
— , Serumtherapie (205-208, 210-219),
-, Vibrionenbefund 605. [244-289.
Diphtherie - Antitoxin s. Diphtherie-
heilserum.
Diphtheriebacillus 205-301.
— , ätiolog. Bedeutung 290.
— bei Angina 55.
Gesunden 295.
Scharlach 37, 57, 292.
— — verschied. Affectionen 293, 294.
— , Färbung 794, 795.
— im Blut 296.
— in Fussböden 296.
— — lebenden Pflanzen 715.
der Luft 296.
Milch 782.
— — Nahrungsmitteln 224.
Infectionsversuche 51, 739.
Kapsel 704, 798.
Metachromatismus 220.
Mischculturen 228.
Mischinfection 56, 62.
Morphologie 219.
Nährboden 74, (210), 221-224, 799,
, Unterscheidung [800.
von Xerosebac. 220, 489, 490.
Varietäten 220, 493.
Verhalten gegen Desinficientien
714, 821, 824, 827, 828, 830, 839.
— — Kohlensäure 223.
physikal. Agentien228, 712.
, Wirkung auf Herz und Gefässe 735.
— — Vaccine 546.
Züchtung 74, 221-224.
Diphtheriegift 224-235, 745, 749, 782.
Diphtherieheilserum , agglutinirende
Wirkung 237.
— als diagnostisches Mittel 220.
— , Application per os 241.
— , Dauer d. Immimität 241.
— , Einfluss der Conservirung und Tem-
peratur (210).
— , Fütration 239, 240.
Diphtherieheilserum , Herstellung
(206), 235-237.
— , Immunisirungsversuche s. Serum-
therapie.
— , Nebenwirkungen 62, 229, 284-289.
— , Trübung 238.
— , Verwendung bei Ozaena 492, 493.
— , Werthbestimmung 238, 240.
— ', wirksame Substanz 238, 748.
— , Wirkungen 229, 240, 243.
Diphtherielähmung (214).
diphtherische Neki'ose 426.
diphtherieverdächtiges Material, Ver-
schickung 222.
Diphthero'ide Stomatitis 55.
Diplobacillus bei Conjunctivitis 500.
Diplokokkus d. Keuchhustens 147.
— intracellularis 46, 86-93, 97, 116,
equi 96. [117, 736.
— urethrae Turrö's 112.
— Wittkowsky 115, 125.
Doppel&rbung 796, 798.
Druse 41, 149.
Dysenterie 344, 680-683, (717, 719,
[720).
Ei, Eindringen von Cholerabacillen
583.
Eidotter als Nährbodenzusatz 800.
Eimeria 678, 683.
Einheilung von Fremdkörpern 725.
Eisenbahnwagen als Krankheitsver-
mittler (790).
Eiter, amylolytisches Ferment 333.
— , Spirillenbefund 606.
— , tuberkulöser 448.
Eiterung 42-68, 82, (313), 331-333, 736.
Eiweissharnagar 111.
Ekthyma 52.
Ekzem 441.
Ekzema marginatum 638, 641, 643.
Elektricität, Wirkung auf Bact. 20,
228, 710-712.
Elektrolyse 235.
Elephantiasis 459.
Eisner 's Typhusbac. - Züchtung (312,
313, 314), 318, 800.
Emmerich-SchoU's Erysipelserum 27,
370.
Empyem 79, 100, 294, 331, 479.
— d. Mediastinum 78.
Endocarditis (12), 60, 61, (70), 136-138,
148, 431, 436, (723).
— beim Hunde 349.
Endometritis 128, 145, 761, 770.
— beim Hunde 349.
Enteritis 51, 506, 681-683, (721).
Enzym s. Ferment.
Sach-Regiöter
883
eosinophile Zellen 145.
Epididymitis 131, 334.
Epithelioma contagiosum s. Mollus-
cum cont.
Erde, Bacterien darin 160, 335.
— , Desinfectionskraft 842.
Ernährungsweise u. Infectionskrank-
heiten im Säuglingsalter (722).
Erysipel bei Typhus 333.
— ,FäUe51, 58.
— , Fieberverlauf 558.
— , Serumtherapie (14).
Erysipelimpfungen an Menschen 33.
Erysipelkokkus 9-69.
Erysipelserum Emmerich -Scholl 27,
Erythem 51, 285. [370.
Erythrobacterien 151.
Essigbacterien als Nährboden für Amö-
ben 696.
Exanthem durch Diphtherieserum 284
Pferdeserum 752. [-288.
pyogene Kokken 52, 53.
Exantheme, acute (720).
xaeces, Amöben darin 681.
— , Keime darin 317, 318, 335, 339-341,
344-348, 584, 768.
Fadenpilze s. Hyphomyceten.
FarbstoflFbildung s. Pigmente.
Färbung, Gram'sche 119, 793.
Fäulniss, Peptonisirung 708.
— , Wirkung auf Alkaloi'de 708.
Fäulnissextract, Wirkung auf Infec-
tionskrankheiten 729.
Favus 632-634.
Fermente 705, 707.
Fettgehalt d. Lepra- u. Tub.-Bac. 398.
Fibrin in Tuberkeln 424-426.
Fibrinftlrbung, Combination mit Tub.-
Bac. -Färbung 397.
Fibrinoid in Tuberkeln 424.
fibrinoide Degeneration 426.
Fieber 140.
— , aseptisches 46, 64.
— , Einfluss auf Infectionskrankheiten
—.gastrisches (718). [48.
Filter 775, 803.
FUtratioii, Wirkung auf Diphtherie-
serum 239, 240.
Flecktyphus 569, (725).
Fleisch tuberkulöser Rinder, Verwend-
barkeit 430, 446, 472-477.
Fleischsterilisirung (789).
Fleischvergiftung 508, (772).
Formalin 146, (385, 787, 788, 792), 816,
Formochloral 823. [821-831.
Foetus, Bacteri engehalt 769.
Foetus, Infection 159, 830, 430-433,
574, 667.
— , Uebertragung der Immunität 559.
Fraenkel's Pneumoniekokkus s. Pneu-
mokokkus.
Fremdkörper, Einheilung 725.
Friedlaender's PneumobaciUus s. Pneu-
mo-Bac. Fr.
Fucus crispus als Nährboden 696, 697.
Fussboden, Diphtheriebac. darin 296.
Gährung durch Bact. 99, 340, 707.
Gährungsindustrie 7.
Gährungsphysiologie (2).
Galle, Biliverdinzersetzung 709.
gallehaltiger Nährboden 703.
Gallenblase, Blutungen bei Intoxica-
tionen 728.
Galleninfection (723).
Gallensteine (719).
Gasbildung 701.
Gase, Wü-kung auf Infectionskrank-
heiten 731.
Gasphlegmone 761.
Gastrisches Fieber (718).
Gastroenteritis 84, 346.
Geburtshilfe, Asepsis u. Antisepsis 65,
(786).
geburtshilflich - gynäkolog. wichtige
Bacterien (722, 766).
Geflügelcholera s. Hühnercholera.
Geflügeldiphtherie (209), 301.
Geflügeltuberkulose 462-465.
Gefrierschnitte mit Formalin 799.
Gegenfärbung 798.
Gehini bei Cholera 600.
— , Localisation der Bacterien 733.
Gehirnerkrankungen, Bacterienbe-
Geisseln 704, 798. [funde 505.
Gelenkaffectionen s. Arthritis.
Genickstarre s. Meningitis.
Genitalorgane 50, (386), 455, 459-461,
768.
Gesäuge d. Hündin, Abscessbildung 68.
Geschwülste s. Tumoren.
Giftbildung s. Toxine.
Gil'tigkcnt tuberkulösen Sputums 455.
Gittwirkung auf Algen u. Infusorien
(^labrilicine 587. [(694).
Glutol Schleich 841.
Glycerin als Nährbodenzusatz für Diph-
theriebac. (210), 220.
Glykose, Wirkung auf Staphylok. 42.
Gonokokkus 91, 92, 102-147.'
— als Eitererreger 44, 736.
— , Bewegung 114.
— , biologisches Verhalten 113.
56»
884
Sach-Register
Gonokokkus, diagnostische Bedeutung
— , EinscMuss in ZeUen 46, 116. [123.
—, Färbung 117, 795.
— , forensische Bedeutung 124.
— , gynäkol. Bedeutung 126.
— , indirecte Infection 125.
— , Infectionsversuche 114.
— , Lebensdauer 122.
— , Lehrbücher 111.
— , Metastasirung 134-139.
— , pathogene Bedeutung 114.
—, Virulenz 119.
Gonorrhoe, Albuminurie 140.
— , andere Bact. dabei 125.
— , Behandlung 146.
— d. Kinder 125, 129.
— d. Mannes 130.
— — Rectums 133.
— , Endocarditis 136-138.
— , Fieber 140.
— , gynäkolog. Bedeutung 126.
— , Immunität 120.
— , Incubationszeit 120.
— , Mischinfection 138.
— , pathologische Anatomie 140.
— , Prophylaxe 146.
— , Pyämie 136-138.
— , i-esiduale 127.
— , Secundärinfection 143.
— , Superinfection 120.
— , Toxine 139.
— u. Meningitis 91.
gonorrhoische Arthritis 135, 137, 139.
— Augenerkrankungen 124, 134, 139.
— , Cystitis 132.
— , Endometritis 145.
— , Lymphadenitis 138.
— . Metritis 145.
— , Parotitis 139.
— , Peritonitis 129, 143.
— , Pleuritis 139.
— , Pyelitis 132.
— , Rückenmarkserkrankungen 139.
— , Tendovaginitis 135.
Gram'sche Methode , Modificationen
119, 793.
Grannen, Actinomyces daran 613.
Granulationsgewebe, Bedeutung 736.
— bei Actinomykose 614.
Gregarinen s. Protozoen.
Grippe s. Influenza.
üademkrankheit 846.
Haffkine's Cholera-Impfung 596.
HalsdrüsenschweUung u. Zahn-Caries
Hämatom, Bact. darin 100. [441.
Hämatom u.pyogene Infection 48,(718).
Hämotozoen der Vögel 666.
Hämoglobinurie 78, (661).
— d. Schafes 689.
Hämoptoe 454.
Hämorrhagie 61, 729.
hämorrhagische Infection bei Milz-
brand 511.
Händedesinfection (787, 789), 833-886.
Harn s. Urin.
Harnröhre s. Urethra.
Harnsäurezei'setzung 707.
Harnstofl'bildung bei Serumtherapie
240, 285.
Haussanatorien für Tuberkulose 468.
Hausschwamm s. Merulins lacrymans.
Haut des Pferdes, Lymphangitis 530.
— , Histopathologie von Unna 756.
— , Staphylokokkeneinwanderung 47.
Hautactinomykose (611).
Hautdesinfection (790), 836.
Hautkrankheiten (302, 719, 722), 757.
— und Tuberkulose (388).
Hauttuberkulose (386), 458.
Hefepilze s. Sprosspilze u. Sarcina.
Heilmittel a. d. Organismus (720).
Heilserumtherapie s. Serumtherapie.
Hepatitis typhosa (312).
Heredität (723).
Hernien, Bact. darin 726.
Herpes contagiosus 637, 644.
— der Kopfhaut (621).
— labialis 450.
— tonsurans s. Trichophyton.
— zoster 631, 676.
Herz bei Infectionen 735.
— , Tuberkulose (385), 436.
— , Veränderungen bei Diphtherie 229.
Herzkrankheiten U.Lungentuberkulose
436, 437.
Heubacillus s. Bac. subtilis.
Heufieber 757.
Hitze s. Temperatur.
Hoden, Veränderungen (725).
Hog-cholera-Bac. 185-189.
Höhenklima u. Tuberkulose (393), 467.
Holzin 830.
Holzpflaster u. Mikrobien (774).
Holzrauch als Desinficiens 843.
Hornhaut s. Cornea.
Hospitalbrand 502.
Hospitalisation der Tuberkulösen 478.
Hospitaltuberkulose 469.
Hühner, Beri-Beri-ähnliche Krankheit
— Diphtherie 301. [571.
— , Molluscum 672.
Hühnercholerabac. 185, 732, 739, 822,
Hühnerseptikämie 151. [828.
Hühner- u. Säugethiertub. 463-465.
Sach-Eegister
885
Hund, Tuberkulose 465.
Hundekoth, Bact. coli darin 340.
Hundestaupe 150, 349, 533.
Hundesteuer (561).
Hundswuth s. Lyssa.
Hunger, Einfluss auf Infection 733.
Hyalin in Tuberkeln 424.
Hydrotherapie d. Tuberkulose (385),
Hyphomyceten 620-652. [468, 469.
— , Nitrification 709.
— , Zuffehöriffkeit des Tub.-Bac. 396.
Ictero-Hämaturie d. Schafe 689.
Icterus 346, 762.
Immunisirung gegen Bact. coli com-
mune 327.
Cholera 585-596.
Diphtherie 241-289.
Lungenseuche 517-519, 576.
Lyssa (561), 565, 568.
Milzbrand 160.
Proteus 609.
Rauschbrand 171-173.
Rinderpest 690.
Seh weiner othlauf 176-183.
Tuberkulose 400, 414.
Typhus 325-329, 588-591.
— mit Vaccine-Serum 549.
— u. Immunität (716, 724), 740, 746-
— s. a. Serumtherapie. [749.
Immunität gegen Diphtherie 241.
Gonokokken 120.
SchafiDOcken 559.
— , vaccinale 536.
Immunitätsreaction d. Typhusbacillus
(313), 325.
Immunsera, Wirkung (580), 595.
Impetigo contagiosa 648, (718).
Impfmesser 805.
Impfschädigungen 555.
Impftechnik (790).
Impftuberkulose 458.
Incubation d. Gonorrhoe 120.
Lyssa 564.
— — Schweinerothlaufs 183.
— — Schweineseuche 189.
Infection durch cariöse Zähne 62.
— , Einfluss des Fiebers 48.
— , Hämatoms 48, (718).
— , septische, d. Genitalkanals 50.
Infectionskrankhciten,Bekämpfg(721).
— im Kindesalter (716, 721).
— in Curorten 765.
—, Milz (716).
— u. Ernährungsweise im Säuglings-
alter (722).
— , Verschleppung (720).
Infectionskrankheiten , Wirkung von
Fäulnissextract 729.
— , Gasen 731.
Influenza, Complicationen 309.
— , Epidemiologisches 309, 310.
— , Mischinfection 305.
— , Otitis 308.
^, Pericarditis 308.
— , Symptome 307.
Influenzabacillus 87, 302-310.
— , Giftwirkung 303.
— , Nährboden 74, 306, 801.
— , Wirkung auf d. Nervensystem 303.
influenziöse Ausschläge (721).
Infusorien, Verhalten gegen Gifte (694).
Instrumente, Sterilisirung (787, 788,
790, 791), 808.
Iris, Tuberkulose (391).
Itrol 146.
Jodkali bei Actinomykose 617, 618.
— — Botryomykose 619.
Jodoform 831.
Jodoformin 832.
Jodoformol 832.
Kalbefieber 67, 522.
Kälber, Pneumonie 101.
— , Tuberkulose 432.
— , Variola-Impfung 547.
Kälberdiarrhoe 348, 525.
kalte Abscesse, nicht tuberkulöse 59.
Kälte s. Temperatur.
Kanalisation 780.
Kanarienvogelseuche 533.
Kanincheneiterbacillus 514.
Kaninchenseptikämie 185.
Kapselbacillen 99, 704.
Kapseln d. Bacterien 154, 703, 704, 796.
Kartoffelbacillus s. Bac. mesentericus.
— , schwarzer (772).
Kartofi"el8chneidinstrument 791.
Käsevergiftung 760.
Katarrh, contagiöser, d. Hühner 301.
Katze, Diphtherie 302.
Kehlkopf, Soor (623).
Keratitis 54, 628.
— tuberculosa 456.
Keratoma hereditarium 371.
Keratomycosis asporgillina 55.
Kern der Cyanoijlivceon u. Bacterien
Keuchhusten 147. 688, 757. [699.
Kioferhöhleneitorung 58.
Kindersterblichkeit 765.
Kindesalt^T, Diarrhoe 506, 507, (721).
— , Infectionskrankheiten (716, 721),
88a
Sach-Register
Kindesalter, Influenza (303).
— , Syphilis (302), 484.
— , Tuberkulose (386, 391), 431, 441.
Klebs-Loeffler'scher Bacillus s. Diph-
theriebac. [759.
Klee, befallener, Milchvergiftung durch
Kleidung als Infectionsvermittler (773).
Klima, Einfluss auf Lungentuberkulose
(391).
Klinik und Tuberkelbacülus (390).
Knäueldrüsen, Kokkeninvasion 53.
Knochenmark bei Eiterungen 48.
Knochentuberkulose 449.
Kochsalzinjection 234, (581), 764, 790.
Kohlensäure 223.
Kokken 9-152.
— bei Druse 149.
— — Hühnerseptikämie 151.
Hundestaupe 150.
infectiöser Parotitis 148.
— — Keuchhusten 147.
— — Lemmingfieber 151.
Maltafieber 148.
Meningitis d. Pferde 93-98.
Scorbut 147.
pyogene 9-69.
— , Ammoniakbildung 735.
— , bei Angina 758.
— , — Hospitalbrand 503, 504.
— , — Icterus gravis 762.
— , — Kalbefieber 524.
— , — Masern 755.
— , — Mycetom 649.
— , Eiterung 736.
— , Färbung 796.
— , im Blut 764.
— , im Gehirn 734.
— , Immunität d. Knäueldrüsen 53.
— , in Abdominalabscessen 760.
— , in den weiblichen Genitalien
770, 771.
— , in der Urethra 771.
— , in Vaccine 540-546.
— , Infectionsversuche 735.
— , Kapselbildung 704, 797.
— , Mischinfection (9), 448, 454.
— , Verhalten gegen Desinficientien
713, 714, 817, 821, 823, 824, 827,
828, 830-834, 836, 838-840.
— , — , Zuckerzersetzung 707.
— , — , s.a. Staphylo- U.Streptokokken.
Kokkus conglomeratus 758.
Kommabacillus s. Cholerabac.
Kopfhaut, Herpes (621).
Körperoberfläche, Bact.darauf 765-771.
Krebs in Belgien (684).
— s. a. Tumoren.
Krebskranke, Urintoxin 686.
Krebsserum 25, 27, 28, (684), 752.
Kreolin 713.
Kresol 713, 840.
Kriegsschauplatz, Desinfection (787).
Krystalle in Culturen 487, 697, 709.
ijaboratorium , diagnost. , in Paris
Landi-y'sche Paralyse 60, 84. [(721).
Laparotomie bei Peritonitis tubercu-
losa 426.
Leben ohne Stickstoff 705.
Leber, Actinomykose 615, 617.
— , Bacterien- Ausscheidung 727.
— , Tuberkulose 419.
— , Verhalten gegen Bacteriengifte 230,
231 729
Leberabscess (312), 525, 682, 760.
Lehrbücher 1-7.
Leichentuberkel 459.
Lemmingfieber 151.
Lepra 360-383, 403.
— , Behandlung 370, 382.
— , Handbuch (361).
— , Verhältniss zu Syphilis u. Tuber-
kulose (393), 370.
— visceraHs 377, 379.
Leprabacillus 360-383.
— , Differenzirung vom Tub.-Bac. 362.
— , Fettgehalt 398.
— , Sporenbildung 368.
Leptothrix bei Angina 48, 49, 758.
Darmkatarrh 770.
Leukocytose 231, 233, 738, 739.
Leukomaine (724).
Licht, Einfluss a. Bact. 401.
Lidrand, Reinigung 766.
Lignosulfit 467.
Lithocystis Schneideri 697.
Loeffler's Bac. typhi murium 512.
— Diphtheriebac. s. Diphtheriebac.
Lues s. Syphilis.
Luft, Bacterien darin (772, 773).
— , Einfluss auf Bacterien 401.
Luftuntersuchungen 296, 774.
Luftwege, obere, Tuberkulose (384).
Lumbalpunction (718).
Lumpen als Infectionsträger 846.
Lungen, Infection (717), 725.
Lungenactinomykose (611).
Lungenaspergillose (621).
Lungengangrän 609.
Lungenrotz 357, 358.
Lungenseuche 41, 514-521, 577, 751.
Lungentuberkulose (383, 384, 385, 391,
392, 394), 436, 437, 453.
Lupus 459.
Lymphangitis bei Pferden 530.
Sach-Register
887
Lymphdrüsen, Diphtherie 231.
— , Gonorrhoe 138.
Lymphdrüsentuberkulose 440-443, 454.
Lymphe s. Vaccine.
Lymphom, malignes, u. Tuberkulose
Lysol 713. [447.
Lyssa 560-568.
Madm-a-Fuss (621), 648, 649.
Magen, Spii-illum 605.
Magenkrebs, Pyämie danach (12).
Magenmykosen (623).
Mais, verdorbener (724).
Malaria 61, 322, 455, 661-667.
— bei Thieren 577, 666.
Malariaparasit 661-667.
Mallein (349), 352-357.
Malleintoxin 352.
Malleus s. Rotz.
Maltafieber 148.
Mammatuberkulose 459.
Maragliano's Tuberkulosesei'um 384,
388), 415-419, 750.
Marmorek's Antistreptokokkenserum
(14, 15, 18), 32-41.
Masern (14), 675, 755, 762.
Masercroup 243.
Massenimpfungen 805.
Mastitis 488.
— d. Kühe 349.
Maststreptokokkus 19.
Maul- u. Klauenseuche 572-576, 577.
Mäusephlegmone 513.
Mäuseseptikämiebacillus 176, 738.
Mäusetyphusbacillus s. Bac. typlii mu-
rium.
Meconium 339-341, 348.
Mediastinum, Empyem 78.
MediteiTanean fever s. Maltafieber.
Meerschweinchen als Testobject für
Tuberkulose (389).
Melaena 762. (449, 450, 608, 615.
Meningitis 58, (70, 71), 79, 86-93, 333,
— d. Pferde 93-98.
Meningokokkus s. Diplokokkus intra-
cellularis.
Menthol f393), 467.
Merulius lacrymans (621).
Metachromatismus 220.
Metakresol 713.
Methodik, allgemeine 786-848.
Metritis, gonorrhoische 145.
Mikrobiologie, allgemeine 699-785.
Mikrokokkus agilis 705.
— ascoformans 619.
— ,Bri80u' 147.
— cinnabareus 715.
Mikrokokkus Militensis 148.
— pneumoniae Ortner 76.
— prodigiosus 115, 822, 842.
— tetragenus 68, 758.
bei Tuberkulose 455.
— — citreus (septicus?) 148.
Mikroskop (2).
Milben, Resistenz gegen FormaUn 822.
Mikrosporon Audouini 637, 640, 644,
Milch, Agglutination (315), 321. [645.
— als Nährboden 74, 224.
— , antitoxische Fähigkeit 234.
— , Bacterien darin 728, 781-783, 806.
— , Conservii-ung (780).
— , fäulnisswidrige Eigenschaft 714.
— , Tuberkulinwirkung 403.
— , Verunreinigungen 699, (772).
— , Zersetzung 782.
Milchbacterien Flügge's 781.
Milchhygiene 473, 477.
Michsäurebacillus Hueppe's 782.
Milchsäuregähi'ung 782.
Milchsterilisirung (772, 791), 809.
Milchuntersuchung 783.
Milchvergiftung 759.
Milchwirthschaft (773, 793).
Miliartuberkulose 429, 433-436.
Militär-Gesundheitspflege 2.
Milz bei Infectionskrankheiten (716).
— tuberkulöser Kinder (391).
Milzbrand 153-169.
— bei Menschen 160-167, 511.
Thieren 167-169, 577.
— , Immunität 749.
— , Statistik 167, 169.
— u. Trichinose 161.
Milzbrandbacillus 153-169.
— an Lumpen 846.
— im Boden 160.
— in lebenden Pflanzen 715.
— , Infections versuche 727,733,734,736.
— , Kapsel 154, 703, 704, 796.
— , Nährboden 74, 709.
— , Sporenbildung (153), 154.
— , Transport durch Pflanzen 160.
— , Uebertragung auf den Foetus 159.
— , Vorhalten gegen Blutserum 742.
— , — gegen Desinfectionsmittel 713,
810-828, 832.
— , — gogen Fäulnissoxtract 730.
Miizbrandinfection , Einfluss des
Schwoinerothlaufs 175.
— , — von Gasen 732.
Milzbrandserum (157), 160.
Milzbrandsporon 154.
— an Kosh- und Hüflelhaaren 165.
— 8. a. Milzbranilbacillus.
Milzexstirpation, Einfluss auf Infection
734, 735.
Sach-Register
Mischculturen d. Diphtheriebac. und
Streptok. 228.
Mischinfection (9), 287, 305, (384),
448, 454, 515, (719).
Molluscum contag. 660, 670-672, 675.
Mollusken als Infectionsträger 784.
Morphaea 368.
Morphologie, allgem. 699-715.
Morvan's Krankheit 365, 367.
Morvin 355.
Mosquitos , Malaria - Uebertragung
(663), 665, 666.
— , Streptokokken darin 56.
Mumps (721).
Mundhöhle, Soor (623).
Mundschleimhaut, Ulcerationen 486.
Mycetoma 648, 649.
Mycosis fungoides 530.
Myelitis 75, 139, (718).
Mykologie, technische (2).
Mykopathologie, allgemeine 715-765.
Mykose, neue, beim Pferd (621).
Mykose des Magens (623).
Myocarditis 437, 729.
Nabelinfection 63, 294.
Nachinfectionen (723).
Nährböden 799-803.
— aus Organextracten 709.
— für B. coli 342, 702.
— — Cholerabacillen 583.
Diphtheriebac. (210), 74, 221
-224, 799, 800.
Gonokokken 111-113.
Influenzabac. 306, 801.
Pneumokokken 72-74.
Protozoen 695-697.
Rotzbacillen 352.
Tuberkelbac. 400, 801.
Vibrionen 605.
— , gallehaltige 703.
— , nucleinhaltige (792).
— , Reductionsvermögen 705.
— , zuckerhaltige 704.
Nahrung, organische, der Bacterien-
Hefezellen etc. (699). [224.
Nahrungsmittel, Diphtheriebac. darin
— , ConservirungmitFormalin 830,831.
Nahrung, Einfluss auf die Darmflora
767-770.
Nase, Bacteriengehalt (621, 623), 767.
— , Nebenhöhlen 58.
Nasenschleim, Aspergillus darin 629.
Natrium hypochloricum 789.
Natur, Bacterien im Haushalt der (700).
Nebenniere, Giftwii'kung 231.
— , Wirkung auf Gifte 735.
flebennierenextract-Nährböden 709,
Neisser's Xerosebacillus s. Xerosebac.
Nephritis 51, 64, 80, 84, 140, (218),
512, 555, (716).
Nervensystem, Diphtheriegiftwirkung
— , Einfluss a. d. Infection 733. [230.
— , Influenzabacilleninfection 303.
— , Lepra 362-383.
— , Streptokokken-Infection 49.
— , Verhalten gegenStreptok.-Toxin25.
Neugeborne, Blennorrhoe 134, (720).
— , Darmbacterien 339-341, 348.
— , Tetanus (196).
Niere bei Diphtherie 230, 231.
— , Heilserumwirkung 285, 287.
— , Staphylokokkeninfection 49, 51.
Nieuwe 577.
van Niessen's Typhusbacillus 481.
Nikotin, Verhalten gegen Nebennieren
Nitritbildung 709. [735.
Noma 495.
nosologische Bedeutg d. Mikroorga-
Nostoc punctiforme 715. [nismen 764.
Nuclein in Tuberkelbacillen 400.
Nuclem-Nährböden (792).
Nucleomelanin 664.
Obstipation 758.
Oedem, malignes (s. a. Bac. oedem. mal.)
Oedemamyces 577. [577,
Ohr, Eiterungen (s. a. Otitis) (10, 18), 58.
— , mittleres, u. Mikrobien (720, 766).
Oidium albicans 770.
— lactis 759, 782.
Oele, antiseptische 841.
Omphalophlebitis der Kälber 349.
Ophthalmia neonatorum (724).
Ophthalmie, sympathische 754.
Orbita, Actinomykose 616.
Orchi-Epididymitis 131.
Orchiokokkus Eraud's 131.
Organismus, Heilmittel daraus (720).
Orthospora 678.
Ortner's Mikrok. Pneumoniae 76.
Oesophagus, Tuberkulose 455.
Osteomyelitis (9), 48, 59, 60, 331.
Osteoperiostitis (131), 332.
Ostitis albuminosa 60.
Otitis media 63, 100, 268, 278, 308,
347, 441.
Ovarialcyste, Typhusbac. darin 332.
Ovarien, Tuberkulose 459.
Ozaena 278, 490-493.
Ozon 467, (773).
Paget'sche Krankheit 672, 675.
Palythi'incium trifolii 577.
Pankreas bei Diphtherie 231.
Sach-Resrister
889
Papageien, Psittacose 496-498.
— , Tuberkulose 462, 463.
parainfluenziöse Ausschläge 721.
Paralyse, Landry'sche 84.
Paralysine, specifische 592.
Paralytiker, Bact. im Gehirn 504.
Paranephritis 49.
Parasitismus, normaler 769.
Parese, infectiöse 522.
Parotitis 139, 148.
Pellagra 504, 624-626.
Pemphigus contagiosus tropicus (718).
Penicillium glaucum 624-626, 759.
Penis-Erysipel 51.
Peptonisirung dm-ch Bacterien 707.
Pericarditis 79, 81, 308.
Periostitis 606.
Peritonitis 41, 79, 81, 129, 143.
— beim Hunde 348.
— beim Pferde 20.
— tuberculosa, Laparotomie 426.
Peronosporeenfarbung 790.
Pest s. Bubonenpest.
Petri'sche Schalen zu Dauercult. 802.
Pfeiffer's Typhus-Serumreaction (311
-312), 325, 753.
Pferd, Actinomj^kose 618.
— , Beschälseuche 693.
— , Brustseuche 576.
— , Lymphangitis 530.
—.Milzbrand 1<^9.
— , neue Mykose (621).
— , Scarlatinoi'd 578.
— , Schweif-Ekzem 67.
— , Tuberkulose 408, 465.
Pferdeserum, Antitoxingehalt 235.
Pferdesterbe, südafrikanische 577.
Pferdetyphus 41.
Pflanzen, lebende, Bacterien dai-in 715.
— , Milzbrandverschleppung 160.
Phagocytose (s. a. Immunisirung) 31,
46, 48, 54, 116, 428, 594, 737, 740.
Phenol 713.
Phenylchinolin 714.
Phlegmonen, post-typhöse (311).
Phoma trifolii 759.
Phosphine 714.
Phosphorescenz 706.
Phosphorvergiftung 762.
Photobacteriuni Pflüger's 707.
Phthise 8. Tuberkulose.
Piedra nostraa 649.
Pigmentbact., Sauerstoff bindg 705.
Pigmente d. Bacterien 706, 709, (722).
Pilocarpin 231.
Pityriasis alba parasitica 637.
— capillitii 501.
— roBea 756.
Pityriasis versicolor 647.
Plasmodium malariae s. Malariaparasit,
pleomorphe Bacterienarten 608.
Pleuritis (69), 78, 79, 139, (313, 387),
Pneumobacillin 517. [450, 609.
Pneumobacillus bovis 516, 517.
— Friedlaender 58, 74, 98-101, 131,
341, 503, 704, 758, 760, 797.
Pneumokokkus 69-93.
— , Abarten 72.
— , Allgemeininfection (69, 70).
— als Eitererreger 43, 58, 59, 82.
— bei Angina 84, 758.
Arthritis(70),85, 135. (294,754.
— — Augenkrankheiten 54, 82, 83,
Diphtherie 290.
— ■ — Gastroenteritis 84.
Ictei'us gravis 762.
— — Landry'scher Paralyse 84.
Nephi'itis 84.
Pleuritis 294.
Psittacosis 496, 498.
— — Pyämie 63.
— — Strumitis 83.
— — Tuberkulose 454, 455.
— , Conservirungsmethode 75.
— im Blut 78.
Gehirn 734.
— in Milch 782.
— , Infectionsversuche 732, 738, 739,
— , Kapselfärbung 704, 797. [754.
— , Nährboden 72-74.
— , Resistenz 827.
— , Toxine 24.
— , Wirkung auf Herz und Gefässe 735.
Pneumonie (69, 70, 71), 75.
— , abscedirende 77.
— d. Kälber 101.
— d. Schafe 528.
— d. Ziegen 101, 529.
— , secundäre Erkrankungen 79, (725).
— , tuberkulöse 453.
Pneumoniebacillus, neuer 511.
Pocken s. Variola.
Porcosan 178-183.
Prodigiosus s. Bac. u. Mikrok. prod.
Prodigiosustoxin 25.
Prostata, Actinomykose 616.
— , Gonorrhoe 125.
Prostata-Abscess bei Hunden 349.
Proteus 503, 608, 761, 762. 784, 796,
797, 798, 832.
Protomonas Spirogyrae Borzi 696.
Protoplasma, lebendes, Energie (700).
Protozoen 661-698.
— , Allgcmoines 7, 694-698.
— bei Dermatonosen 668-680.
Hämaturie der Schafe 689.
890
Sach-Register.
Protozoen bei Keuchhusten 688.
Rinderpest 689.
Texasfieber 688.
— Cultur 695-697.
— in Geschwülsten 655, 680, 684-687.
— — verschiedenen Geweben etc.
Wasser 697. [687-694.
Protozoen-Infection , tuberkuloseähn-
liche 677.
Protozoen- und Bacterien - Infection
(719).
Pseudo-Actinomykose 613, 614.
Pseudo-Diphtheriebacillus 220, 268,
292, 294, 489, 493.
Pseudo-Lupus 650.
Pseudo-Peziza trifolii 759.
Pseudo-Rotz 532.
Pseudo-Tuberkulose 478.
Pseudo-Typhusbacillus 88.
Psittacosis 496.
Psorospermien s. a. Protozoen.
Psorospermosis follicularis vegetans
Ptomaine (724). [673.
Puerperalfieber (13, 14, 15), 38, 65, 727.
Purpura (9), 51, 455, (719).
Pustula maligna s. Milzbrand.
Pyämie (10, 12), 63, 136-138, 347.
Pyelitis 132,494.
Pyelonephritis 347.
— der Thiere 349.
Pyodermitis (721).
pyogene Kokken s. Kokken , pyogene,
Pyosalpinx (12).
Pyonephrose 761.
Pyrosoma 689.
(ciuecksilbersilicofluorür 819.
xvabies s. Lyssa.
Rachenmandelhyperplasie , Tuberku-
lose (392).
Rachitis 60.
Ratte, Tuberkulose 428.
Räude d. Schafe u. Ziegen 577.
Rauschbrand 170-174, 577.
Rectum, Gonoi-rhoe 133.
Recurrens 606.
Reductionsvermögen vonßacterien und
Nährböden 705.
Reiskörpergelenkentzündung 449.
,Resistenz' gegen Cholera 589.
Respirationstractus, Resorption 725.
Rheumatismus, gonorrhoischer 135.
Rhinitis 92, 293, 294, 441, 490-493, 762.
Rieselfelder, Verhalten der Cholera-
bacillen 584.
Rinder, Wurmkrankheit 609.
Rinderkrankheit, vrathähnliche 568.
Rinderpest 689-692.
Rinderseuche auf Java 190.
Rindertuberkulose 404-411, 430, 446,
472-477.
Röntgenstrahlen, Wirkung auf Bact.
228, (702), 710.
— , Tuberkulose (391).
Rosshaar als Milzbrandträger 165.
Röthein (720).
Rothlauf s. Schweinerothlauf.
Rothwerden der Speisen 783.
Rotz 349-360, 530, 577.
Rotz-ähnlicher Bac. 351.
RotzbaciUus 44, 349-360, 530, 714, 733,
— , Agglutination 356. [793, 828.
— , Färbung 351.
— , Nährboden 352.
— , Virulenz 352.
Rückenmark, Gonorrhoe 139.
— , Tetanusgiftwirkung 197.
— s. a. Nervensystem.
Ruhr der Kälber 525.
— s. a. Dysenterie.
Runzelstreptokokkus 19.
Saccharomyces apiculatus 696.
— guttulans 660.
— lithogenes 655, 656.
— neoformans 654.
— ovalis 501.
— sphaericus 501.
Sacchai-omycosis 660.
Salben, desinficirende 841.
Salpingo-ovaritis (722).
Sanatorien für Tuberkulose (392), 468.
Sandfilter 775.
Sanoform 832.
Sapocarbol 840.
Saprolegnienfärbung 790.
Sarcina alba 771.
— lutea 346.
— rosea 759.
Sarcoptes squamiferus 823.
Sarkom s. Tumoren.
Sauerstoff bindung durch FarbstofFbac-
terien 705.
Säuglinge, Enteritis 346.
— , Ernährung u. Infectionskrank-
heiten (722).
Säuglingskoth, Bacteriengehalt 768.
Scarlatina s. Scharlach.
Scarlatinoi'd beim Pferde 578.
Schafpocken 557.
Schanker s. Ulcus.
Scharlach (14), 37, 61, 675, (720), 762.
Sach-Register
891
Scharlach-Diphtherie 57, 267, 292.
Schauraorgane 493.
Scheide 65, 281.
Schimmelpilze s. Hyphomyceten.
Schlangengift 753.
Schnee, Bacteriengehalt 774.
Schnupfen 755.
Schrotausschlag d. Schweine 692.
Schule als Infectionsvermittler 847.
Schusswunden 64.
Schutzimpfung s. Immunisirung.
Schutzstoffe 741.
Schwan, hämorrh. Septikämie 193.
Schwangere, Bacteriengehalt der Ge-
nitalien 770.
Schwangerschaft, Gonorrhoe 128.
— , Streptokokkeninfection 65, 66.
schwarzer Bacillus 706.
Schwarzwasserfieber 667.
schweflige Säure (788, 779).
Schweif-Ekzem d. Pferde 67.
Schwein, Masernerkrankung 763.
— , Milzbrand 167.
— , Pseudotuberkulose 479.
— , Rauschbrand 173.
— , Schrotausschlag 692.
— , Tuberkulose 408, 465.
Schweinepest 188.
Schweinerothlauf 174-184.
— , Diagnose 183.
— , Incubation 183.
— , klinische Formen 183.
— , Schutzimpfung 176-183.
— , Statistik 184.
— , Verschleppung durch Lumpen 846.
Schweinerothlauf baciUus 174-184, 702,
739, 822.
— , Einfluss auf Milzbrandinfection 175.
Schweineseuche (175), 183-190.
Schweiss, Bacterien- Ausscheidung 727 .
Schwindsucht s. Tuberkulose.
Scorbut 147.
Ecrofuloderma 657.
Scrofulose 438-443.
Seborrhoe 501, (721).
Secundärinfection bei Gonorrhoe 143.
Seeleute, Krankheiten (717).
Seifen, De.sinfection 837-839.
Selbstinfi'ction s. Autoinfection.
Selbstreinigung der Flüsse (772-773).
Sepsis, puerperale, s. Puerperalfieber.
Septikaemia haemorrhagica 184-193.
Septikämie (12), 101, (718).
— d. Hühner 151.
— durch Tuberkelbac. 465.
Septikopyaemia typhosa 833.
septische Diphtherie 245.
— Erkrankungen 38-42, 62-65.
Sexualorgane s. Genitalorgane.
Serum, antituberkulöses 402.
— , — , Schutzkörper 593.
—, künstliches (12), 41, 42, (718), 752,
— , Präparatiori (787, 790). [764.
— s. a. Diphtherieheilserum.
Serumalkalialbuminatagar 799.
Serumdiagnose (311, 312), 742.
Serumreaction Pfeiffer's s. Pfeiffer.
— Widal's s. Widal. [-752.
Serumtherapie (718, 722, 723, 724), 750
— bei Abdominaltyphus 329, 750.
— — Brustseuche 576.
Diphtherie (205-208, 510-219),
244-289, 750.
— — diphtherischer Conjuntivitis
Dysenterie 345. [280, 294.
Enteritis (721).
Flecktyphus 750.
— — Gelenkrheumatismus 751.
Lepra 370, 382.
Lungenseuche 517-520, 751.
Milzbrand (154), 160.
Pest 489.
Proteus-Infection 609.
Rauschbrand 171-173.
— — Recurrens 606.
Scharlach 37.
Schweinerothlauf 176-183.
Streptokokkeninfection (12, 14,
15, 18), 30-42, 750.
— — Strychnininjection 752.
Syphüis 482, 483.
Tetanus 198-204, 750.
Tuberkulose (383-385, 387,388),
415-419, 467, 750.
Tumoren 25-30, 33, 680, 684-
687, 752.
Tyi^hus 329, 750.
Urininfection (716).
— — Vaccine 549.
— der Urininfection 751.
— gegen Schlangengift 753.
— , Grundlagen 607.
— 8. a. Immmunisii-ung.
Sielwasser, Berliner 844.
Sirenenkörperchen 675.
Sklerodactylie 365, 377.
Sklerom 101.
Sklerombac. 99.
Smegmabacillus, Unterscheidung von
Tuberkelbac. 397, 398.
Solveol 713, «40.
Sonnenlicht s. Licht.
Soor 294. ^()23). 651, 652.
Speichel, Aspergillus diirin 620.
Speichel, desinticirendt' Wirkung 745,
Speisen, Rothwerden 783.
892
Sach-Regiater
Spermin 730, 739.
Spiradenitis coccidiosa suis 693.
SpiriUen 579-607.
— bei Cholera nostras 605.
— im Eiter 606.
— bei Hospitalbrand 503.
— des Säugethiermagens 605.
Spirillum cholei-ae asiaticae s. Cho-
lerabac.
■^- tenue 604.
— undula 604, 605, 702.
Spirochäte Obermeieri s. Recurrens.
Spoonziekte 577.
Sporen, Widerstandsfähigkeit 680.
Sporenbildung (153), 154, 338, 368, 704.
Spoi'otrichum Botrytis 636.
Sporozoen s. Protozoen.
Sporozoon aphthae epizooticae 573.
Spritze, neue 805.
Spritzen, Sterilisirung 823.
Sprosspilze 653-660, 685.
• — bei Lyssa 563.
Molluscum contagiosum 670.
Spucknapf für Phthisiker 471.
Sputum, Desinfection (786).
— , tuberkulöses, Giftigkeit 455.
Staphylokokken , Allgemeininfection
nach Varicellen (10).
— bei abscedirender Pneumonie 77.
Angina (216).
Ai-thritis 135, 136.
Broncho]}neumonie 363.
Cholera infantum 759?
Conjunctivitis 124,279, 293, 294.
Diphtherie 278, 290, 292.
Endocarditis 431,
Endometritis 143, 761.
Icterus 346.
Otitis 308.
Peritonitis 129.
Pityriasis rosea 756.
Scrophulose 440.
Vulvo-Vaginitis 129, 130.
— , Einwanderung in die Haut 47.
—, Färbung 118.
— in Austern 784.
— in Käse 760.
— , Infectionsversuche 732, 754.
— , Mischinfection mit Actinomyces
—, Nährboden 74. [615.
— , Verhalten gegen Serum 738, 742.
— , Virulenz 23.
— s. a. Kokken, pyogene.
Staphylokokkengeschwür der Horn-
haut 50.
Staphylokokkus albus 129, 148, 330,
346, 755.
— aureus, Biliverdinzersetzung 709.
Staphylokokkus aureus, Mischinfec-
tion 515.
, pyogene Wirkung 42, 725.
, Verhalten gegen Röntgenstrah-
len 712.
— citreus 63, 705.
Staub, Bact. darin 469.
Staupe s. Hundestaupe.
Sterilisation von Catgut (788), 809-817.
Instrumenten (787, 788, 790,
Fleisch (789). [791), 808.
Müch (772, 791), 809.
Spritzen 823.
— s. a. Desinfection.
Sterilisator Kronachers 808.
Sterisol 830.
Stickstoff, Leben ohne 705.
stickvrasserstoffsaures Natrium u. Am-
monium 712.
Stoffwechsel bei Lyssa 565.
Stomatitis 55, 574.
Strauss, Tuberkulose 465.
Streptobacillus d. Ulcus moUe 484-487.
— vaginalis 125.
Streptokokken, Arten d. 18-20.
— bei Arthritis (15), 135.
Bronchopneumonie 76, 363.
Conjunctivitis 279, 294, 755.
Diphtherie 56, 62, 278, 290, 292.
Endocarditis 436.
Flecktyphus 569.
Icterus 346.
Meningitis 87.
Psittakose 496.
Pyämie 347.
— — Salpingitis 143.
Variola 538.
Vulvo-Vaginitis 129, 130.
— , Conservirung virulenter Culturen
— in lebenden Pflanzen 715. [75.
— — der Mundhöhle 56.
— im Stuhl 584.
— in der Vagina 65, 66.
— , Infectionsversuche 749.
— , Mischcult. m. Diphtheriebac. 228.
— , Mischinfection bei Diphtherie 286.
— , Gonorrhoe 138.
— , Sepsis 62.
— , — mit Actinomyces 614.
— , Proteus 608.
— , Toxin u. Antitoxin 21, 23-42.
— , Verhalten gegen Elektricität 20.
— , Wirkung auf Tuberkel culturen 22.
— s. a. Kokken, pyogene
Streptokokkeninfection 81.
— , Einfluss des Alkohols 732.
— , Serumtherapie (12, 14, 15, 18),
30-42, 750.
Säch-Regist6r
893
Streptokokkus aggregatus 19.
— involutus 149, 573.
— peritonitidis equi 20.
— pyogenes, Identität mit d. Druse-
Kokkus 150.
bovis 20.
Streptothrix Madurae 649.
Strongylus contortus 689.
Strumitis 83, 331.
Strychnin 708, 752.
Stückchendiagnose 799.
Sublimat 275, 819.
Submaxillaris , Bact.-Ausscheidg 727.
südafrikanische Epizootien 577.
Sulfocyanate, WLrkgb. Infectionen 764.
Supei*infection bei Gonorrhoe 120.
Swine-plague 186.
Sycosis parasitaria 641, 643.
Symbiose zw. Algen u. Bacterien 715.
Syphilis (215, 302), 370, 373, 403,455,
— , Toxinbehandlung 27. [480-485.
Syphilisaspergillus 482, 631.
Syringomyelie 364, 367, 376.
Systematik, bacteriologische (701).
Xechnisches (s. a. bei den einzelnen
Bacterien) (2), 786-848.
Temperatur, Desinfection (791).
— , Einfluss auf Bact. 710.
— . Diphtherieheilserum (210).
— , Infection 739.
— , — — Sublimatwirkung 819.
Temperaturmaximum für Schimmol-
Tendovaginitis 135. [pilze 624.
Tenonitis 150.
Tetanus (194-204).
— bei Thieren 203.
— , Benutzung des Fleisches kranker
Thiere 204.
— , Immunisii-ung 204, 749.
— , Infectionsversuche 733.
-r-, Symptome 19H.
Tetanus -Behandlung 194-204, (750).
Tetanusbacilhis 194-204.
Tetanu.sgift (194), 197, 225, 741, 745,
— in Milch 782. _ [749, 782.
Tetanussporen, Resistenz 824.
Texasfieber 665, 688.
Therapie u. Bacteriologie (715).
Thermostat d'Arsonval's 803.
Thermotherapie d. Gonorrhoe 146.
— — Lungentuberkulose (.394).
Thi»>rpiithologip, Bact. coli commune
Thriineiidrüse, Tuberkulose 458. [348.
Thränenkanälchon, Actinoniykose 615.
Thränensackentzündung s. Dacryocy-
stitis.
Tinea cruris 641.
— , exotische (620).
— tonsurans (620).
Tollwuth s. Lyssa.
Tonnen zur Desinfection 809.
Tonsillen, Tuberkulose (392), 444.
Toxinämie 63.
Toxine 710, (724), 727-730, 745.
— bei Syphilis 484.
— d. Bac. prodigiosus 25.
Bact. coli 344, 600, (717).
Cholerabac. 584, 585, 600.
Diphtheriebac. 224-235, 710,
Gonokokkus 139. [782.
— — Pneumokokkus 24.
pyocyaneus 228, 710, 728, 729,
735.
— — pyogenen Kokken 21, 23-42.
— — Septikämiebacterien 185.
Soorpilzes 652.
Tetanusbac. 197, 225, 728, 741,
Tuberkelbac. 22, 401, 413-419.
— im Urin Krebskranker 686.
toxisches Aequivalent 727.
Trachea, Bacteriengehalt 767.
Traubenzuckergehalt des Nährbodens
traumatische Infection (2). [704.
traumatisches Fieber 46.
Trichinose u. Milzbrand 161.
Trichomonas 687, (694).
Trichophyton ektothrix 636, 640.
— endothrix 636.
— farinaceum album 635, 643.
— fuscum tardum 635.
— megalosporon 643.
— ovale 650.
— tonsurans 756.
Trichoph3i;onsporen 634, 828.
Trichorrhexis 501, (620, 622, 623).
Trikresol, Desinfection 714.
Trinkwasser s. Wasser.
Tropen, Diphtherie 300.
— , Enteritis u. Hepatitis 683.
— , Typhus (311, 316).
— , Vaccinirung 556.
Trypanosoma 693.
Tuberkel, Fibringehalt 424.
— , Histologie 419-427.
Tuberkelljacillus 383-478.
— , abgeschwächter 419.
— an Lumpen 846.
— bei Nichttuberkulösen (387).
— • — Salpingitis 143.
— , Biologie (384).
— , Classification 396.
— , ehem. Zusammen-setzung 399, 400.
— , Ditferenzirung von Leprabac. 362.
— , Smegmabac. 397, 398.
894
Sach-Register
Tuberkelbacillus, Färbung 397, 794.
— , gegen wirkende Substanzen 401.
— in Milch 806.
Zimmerstaub 469.
— , Infectionsversuche 733, 754.
— , Septikämie 465.
— , Toxine 401.
— und Klinik (390).
— , Verhalten gegen Desinficientien
824, 827, 840.
— , — — physikal. Agentien 401.
— , — — Streptokokken 22.
— , Wirkung sterilisirter Culturen 419.
— , Züchtung 400, 801.
Tuberkelgift 22.
Tuberkulin 352, 355, (389).
— , diagnost. Bedeutung 403-411.
— , Einfluss auf die Milchmenge 403.
— , therapeut. Vei-wendung bei Acti-
nomykose 413.
— , Lepra 373, 378.
— , Tuberkulose 404.
— , Wirkungsweise 352, 401, 411.
Tuberkulinreaction 355, 403-411, 429.
Tuberkulomyces 396.
Tuberkulose, abgelaufene 454.
— , Abschwächung durch Röntgen-
strahlen (391).
— , aspergilläre (622).
—, Behandlung (383-385, 387, 388,
392, 393,396), 404,415-419,467-469.
— bei Herzkrankheiten 436, 437.
Thieren 403-411, 430, 465.
Vögeln 462-465.
— , Bekämpfung 406, 409, 471-478.
— , chirurgische 448.
— , congenitale 430-433.
— des Auges (387), 456-458.
— — Centralnervensystems 449.
— — Darms 446, 456.
— der Gefässe 436.
Genitalien 455, 459-461.
Haut (376), 458.
— des Herzens (385), 436.
— der Iris (391).
— der Knochen u. Gelenke 449.
Lungen (383, 385, 391, 392,
394), 453.
— — Lymphdrüsen 440-443.
— — Mamma 459.
oberen Luftwege (384).
— d. Oesophagus 455.
• — der Tonsillen 444.
— , Diagnose dch Blutuntersuchg 388.
— , Hämoptoe 454.
— im Heere 470.
Kindesalter (386, 391), 431, 441.
— , Immunisation 400, 413, 414.
Tuberkulose, Impfung auf Ratten 426.
— , Ziegen 428.
— , Infectionsmodus (386, 391, 395),
407, 430-433, 467.
— , larvirte (386, 392), 428, 470.
— , Meerschweinchen als Testobject
— , miliare s. Miliartuberkulose. [(189).
— , Mischinfection 448, 454, 616.
— , Prophylaxe 471-478.
— , Sanatorien 468.
— , senile (384).
— , Serumtherapie (383-385, 387, 388,
394, 396), 415-419, 467, 750.
— , Statistik 467, 474.
— , Uebertragung durch Milch und
Butter 477.
— und Hautkrankheiten (388).
Lepra 370, 373, (393).
— — Malaria 455.
— — malignes Lymphom 447.
— — Purpura 455.
— — Syphilis 455.
Tuberkulöse, Hospitalisation 478.
tuberkulöse Peritonitis, Laparotomie
— Pleuritis 78, (387), 449. [426.
— Pneumonie 453.
tuberkuloseähnliche Protozoeninfec-
tion 677.
tuberkulöser Eiter 448.
tuberkulöses Fleisch , Verwendung
415-419, 430, 446, 472-477.
— Sputum, Giftigkeit 455.
Tuberkuloseserum 415-419, 750.
Tumoren, Aetiologie (723).
— , Protozoen 655.
— , Schimmel- u. Sprosspilze 631, 654
-660, 685.
— , Serumtherapie 25-30, 33, 680, 684
-687, 752.
Typhus abdominalis 310-336, 429.
Behandlung (311,312), 334, 335.
Cholecystitis (313), 330.
Combination mit Cholera (314).
, Diazoreaction (313).
, Epididymitis 334.
, Epidemiologisches 336.
Erysipel 333.
, Hepatitis (312).
in den Tropen (311, 316).
, intrauterine Infection 330.
, Meningitis 333.
Mischinfection 322, 334:
, Osteomyelitis 331.
, Osteoperiostitis (311), 332.
, Pleuritis (313).
, Septikopyämie 333.
, Serodiagnostik (311-316).
, Serumtherapie 329, (580), 750.
Sacii-Register
895
Typhus abdominalis, Uebertragung
durch Austern (312), 334.
, Wasser (312, 315, 316).
— exanthematicus s. Flecktyphus.
Typhus-Antikörper 326.
TjT)husbacillus 310-336.
-,Agglutination319-325,335,588-590.
— , Eiterung 44, (311, 313), 331-333.
— , Elsner's Nachweisverfahren (312,
313, 314), 318, 335.
— , Färbung 793.
— , Geisseifärbung 798.
— in Austern 784.
— im Blut, Galle 317.
— im Boden 335.
Gehirn 734.
Koth 317, 335.
— in lebenden Pflanzen 715.
Leichen 330.
— in Lungen 846.
Milch 782.
— im Urin 317.
Wasser 335, 774, 784.
Immunisirung 325-329, 588-591.
Infectionsversuche 732.
intrauterine Uebertragung 330.
Nährboden 74, 709.
specifische Inimunitätsreaction 325.
Trennung v. B. coli 316, 325, 327,
340, 341. (738, 742.
Verhalten gegen Blutserum (314),
— — Desinfectionsmittel713,714,
821, 823, 824, 827, 830, 838, 839.
— — Diphtherieserum 238.
— — Fäulnissextract 730.
— — Röntgenstrahlen 712.
Widal'sche Reaction 319-325, 335.
Zuckerzersetzung 707.
Tj^phusculturen, therapeut. Verwen-
dung 335.
Typhusinfection, Wirkg v. Gasen 732.
Tyrothrix tenuis 712.
Ulcus molle 484-487.
— vulvae (720).
Urethra, Bacteriongohalt 771.
— , Reaction 114.
— , Ulcus molle 486.
Urethritis, B. coli 125.
— , gonorrhoische, s. Gonorrhoe.
— membranacea 761.
— , nicht gonorrhoische 125, 130.
— , Bact. darin 317, 488, 726, 764.
Urin, Toxicität bei Carcinom 686.
Urinabscesse 59.
Urinbt'funde, bacteriologischo , Vor-
werthung (718).
Urinentnahme 763.
Urininfection (716, 722), 751.
Uterus, Gonorrhoe 143.
— , Tuberkulose 455.
Vaccine 534-546.
— , intravenöse Injection 549,
— , Nebenwirkungen 555.
— s. a. Variola.
Vaccinecontagium, Reincultur 539.
Vaccinostyle 805.
Vagina s. Scheide.
Varicella (10), 64, 553, 676, (720), 762.
— bei Rindern 560.
Variola, Verimpfung auf Kälber 547.
— und Vaccine, Bacterien 534-557.
, Identität (534), 551.
— , Protozoen 675, 676.
Variolisation 556.
Variolois 554.
Variolokokkus 538.
Vasomotoren bei Infection 735.
Verdauungskanal s. Darm.
Vibrio bei Diphtherie 605.
— berolinensis 588.
— Deneke 603.
— Finkler-Prior 603, 709.
— IvanofF 588.
— Koch s. Cholerabacillus.
— Massauah 837.
— Metschnikovi 597, 736, 749.
— Miller 709.
— rugula 604.
— Seine 588.
— Versaüles 588.
Vibrionen, choleraverwandte 608.
— , Färbung 793.
— , Geisseifärbung 798.
Virulenz 731.
Vitiligo 368, 376.
Vögel, Hämatozoen 666.
Volksheilstätten für Tuberkulose 468.
Vorticellen , parasitische Bedeutung
(694).
Vulva, Diphtherie 294.
— , Ulcus (720).
Vulvo-Vaginitis d. Kinder 125, 129.
W achsthumsgeschwindigkeit der
Colonion 338.
Warzen 756.
Wäschedesiiifoction 838.
Wasser, Bactorien dai-in 99, 772-780,
— , Bact. coli darin 341-343. [784.
— , Cholerabacillus darin 784.
896
Sach-Register
Wasser, choleraverwandte Vibrionen
darin 602-605.
— , Malariaparasiten darin 665.
— , Protozoen darin 697.
— , Typhusbac. darin (312, 315, 316),
335, 784.
Wasserfilter s. Filter.
Wasserreinigung durch Chlorkalk 844.
Wasseruntersuchung (793), 806.
Wasservibrionen 604, 605.
Weichselbaum's Diplokokkus pneu-
moniae s. Pneumokokkus.
Weizen spreu, Actinomyces daran 613.
Widal'sche Typhusreaction (311-316),
319-325, 335.
Wüdschweine, Schweinepest 190.
Wildseuche 185.
Winterschlaf, Einfluss auf Infection
Wirbelactinomykose (611). [733.
Wochenbett, Gonorrhoe 128.
Wohnhaus (773).
Wohnräume, Desinfection (789), 823-
830, 848.
Wurmeier u. Coccidien 675.
Wuth s. Lyssa.
yi.eroform 832.
Xerosebacillus 54, 220, 489, 493, 500,
[544.
Zählapparat für Colonien (790).
Zahncaries u. Halsdrüsenschwellung
441.
Zähne, cariöse, als Infectionsquelle 62.
Zellen, Diphtheriegiftwirkung 230.
— , Spaltpilzeinschlüsse bei Eiterung
45, 736.
Ziegen, Pleuropneumonie 101, 529.
— , Tuberkulose 428, 465.
Ziegenpocken 560.
Zucker in Nährböden 704.
Zuckergährung 707.
JAHRESBERICHT
über die Forfschritte in der Lehre von den
PATHOGFJEN MIKROORrTANISMEN
umfassend
BACTERIEN, PILZE UND PROTOZOEN
Unter Mitwirkung von Fachgenossen bearbeitet
und herausgegeben
Dr. med. P. von BAUMGARTEN
o. 0. Professor der Pathologie an der Universität Tübingen
und
Dr. med. F. TAN GL
0. 5. Professor der Physiologie an der thierärztllchen Akademie in Budapest
ZWÖLFTER JAHRGANG
1896
BRAUNSCHWEIG
HARALD BRUHN
Verlagsbuohhandlang für Naturwissenschaft und Medlctn
1898
Verlag von Friedrich Wredeu in Brauuschweig
DIE
GESCHICHTLICHE ENTWICKLUNG
DES
ÄEZTLICHEN STANDES
UND
DER MEDICINISCHEN WISSENSCHAFTEN
VON
J. HERMANN BAAS
Dr. med.
Mit 2 Abbildungen in Holzschnitt
. Preis 11 Mk., eleg. in Halbfianzbd. gebdn. 13 Mk. 25 Pf. — t—
Die grosse Bedeutung dieses Werkes erhellt aus folgenden
Urtheilen der Fachpresse:
(Allgem. Wiener med. Zeitimg: 1895, No. 50) .... Das Werk des Verfassers, zur
wissenschafthchen Belehrung und geistanregenden Unterhaltung gleich geeignet, muss als
eine sehr schätzenswerthe Bereicherung der Literatur angesehen werden; sowohl der
Neuling auf diesem Gebiete als der erfahrene Historiker, sie werden beide aus der Leetüre
.... Nutzen ziehen ....
Bevor wir unsere Besprechung schliessen, müssen wir noch des schönen Stils, der
fliessenden Sprache gedenken, die uns die Leetüre dieses interessanten Werkes zum
wahren Vergnügen machte. Dr. E. Krauss.
(Wiener niedicin. Blätter 1895, No. 51) . . . . Die Geschichte derMedicin ist als
cultureller Maassstab ein integrirender Theil der allgemeinen Weltgeschichte .... Dieser
Satz drängt sich Jedem auf, der dieses Werk mit Aufmerksamkeit durchliest ....
Das Buch wird jedem Arzt viel Belehrung und Vergnügen gewähren. Es ist bei
seiner grossen Gründlichkeit leichtfasslich geschrieben und trotz des umfassenden Stoffes
compendiös gehalten. Es kann Allen, die sich für den Gegenstand interessiren, eventuell
auch solchen, die nicht direct dem ärztlichen Stande angehören, wärmstens empfohlen
werden. • Dr. Eduard Violin.
(Medecine moderne 1896, No. 1) . . . . Cette partie de l'ouvrage du Docteur
Baas (moyen äge) presente un interet tellement considörable, qu'on serait tentö de lui
consacrer une etude bien plus complete que ne nous permettent ici les limites d'un compte
rendu et nous engageons fort les medecins qui ont quelque interet pour l'histoire de l'art
mödical ä parcourir en detail ces merveilleuses pages ....
G'est en somme un livre qui montre que l'auteur possede une vaste erudition, un
esprit analyste des plus fins et une impartialit6 qui ne peuvent que lui faire le plus grand
honneur.
(Medicin. -Chirurg, Centralblattl895, No.44) Der rühmlichst bekannte Wormser
Historiograph und Praktiker in der Heilkunde hat uns abermals mit einer Frucht seines
rastlosen Strebens und musterhaften Fleisses beschenkt. Es ist ein Compendium der
Geschichte der Medicin ....
.... Baas hat das überaus umfangreiche Material der medicinischen Geschichts-
schreibung, der Culturgeschichte, Alterthumskunde, Geschichte der Philosophie, sowie der
näher und entfernter verwandten Fächer nach ihren anerkannten Repräsentanten nicht
nur neuerlichst hervorgenommen und eingehend durchdacht, sondern er hat auch das
Eigebniss seiner Studien in durchweg neuer, sachkundiger Gestaltung übersichtlich und
dennoch zusammenhängend vorgeführt.
(. . . . dem Buche), das nicht nur einer geistreichen Anregung und Einführung zum
Studium der Geschichte der Heilkunde im besten Sinne zu dienen geeignet ist, sondern
wohl auch von den Historikern mit Befriedigung gelesen und als eine schätzenswerthe
Bereicherung der Literatur geachtet werden wird .... J. K. Proksch.
(Kinderarzt 1895, Heft 12) ... . Dieses Werk ist das erste seiner Art, denn es
existiren bis jetzt bezüglich des ärztlichen Standes nur Theilgeschichten einzelner Völker
und Zeiten. Verfasser hat es verstanden, seine schwierige Aufgabe glänzend zu lösen.
Ist er ja doch auch einer der Berufensten zur Abfassung eines solchen Werkes: seine ausser-
ordentliche Kenntniss aller Quellen der Geschichte der Medicin sowie aller auf dieselbe
sich beziehenden culturhistoriscben Begebenheiten, sein scharfes aber doch gerechtes kri-
tisches Urtheil, seine glänzende Diction, die bei der Lectiire des Buches nie das Gefühl
von Langeweile aufkommen lässt — alle diese Eigenschaften des Verfassers verleihen dem
Buche ein besonderes Gepräge, sodass es als eines der vornehmsten und gehaltvollsten
Werke auf dem Gebiete der medicinischen Geschichte und der culturhistoriscben Literatur
angesehen werden darf. Kein Arzt sollte das Studium desselben versäumen.
(Cleveland Medical Oazette) .... the principal portion of the book is occupied
with interesting details of the manners and customs of physicians and patients in different
ages, the origin, development and the methods of Instruction of the schools, the fees and
salaries of the medical professors, the rüde manners and lawless habits of the students of
the mediaeval universities .... etc., all of which are sketched with a master band and
in a style exciting and maintaining continually the interest of the reader.
The fundamental idea of the author, in this as well as in bis former work, is to present
the history of medicine, not as an independent and isolated science, but as an integral pari
of the general history of civilisation, an important factor in the development of intellectual
culture throughout the world, influencing and influenced by the populär currents of thought
in each successive age .... The present volume . . . . is füll, but not prolix, philosophical,
yet not tedious, and it can be heartily commended to that large number of physicians who
find it neces.carv to fill a vawning medico-historical gap in their scientific education ....
H. e; h.
Gynäkologische Wandtafeln
von
Dr. Heinrich Frit$i(c1i
o. ö. Professor der Geburtshülfe nnd Gynäkologie,
Geh. Medlcinalrath und Director der Kgl. Universltäts-Frauenklinlk
zu Bonn
Boim gynäkoloj^ischen Unterricht ist es viel nothwendiger als in anderen
Theilen der Medicin, Wandtafeln zu besitzen, da nicht einmal Leichenpräparate,
wenn sie auch genügend vorhanden wären, dem Studirenden die Verhältnisse im
Leben völlig klar machen können. Der Verfasser hat deshalb einen Versuch gemacht,
Wandtafeln in dreifacher Vergrösserung und in farbiger Ausführung zu entwerfen,
welche sich im Allgemeinen an die in seinem ^jehrbuch der Frauenkrank-
heiten enthaltenden Darstellungen der entspret'lienden Verhältnisse anschliessen.
Das Werk besteht aus 20 Tafeln von 90:110 cm mit Text in deutscher, fran-
zösischer und englischer Sprache. Pi-eis 60 Ai.
INHALT:
l'asciciiluM I. Tab. I. Situs uteri vesica et recto viduis. — U. Situs uteri
vesica et recto completis. — \U. Anteflexio uteri cum tixatione posteriori. —
ly. Retroflexio uteri. — V'. Anteversio uteri.
FuHciculiis II. Tab. I. Cterus puerperalis. — II. Retroversio uteri postpuer-
peralis. — 111. l'rolapsus uteri incompletus. Hypertrophia portionis niediae. —
IV. Prolapsus uteri cum inversione vaginae. — V. Prolapsus cum retroflexione uteri.
FasciculuB III. Tab. I. Pessarium rotundum (Mayer'scher (üimmiring) in
situ. — II. Pessarium ovale (Hodge-I'es.sar) recte applicatum in situ. — III. Pessa-
rium ovale (Hodge-Pessar) false applicatum in situ. — IV. Pessarium octoforine
(Schulzo's Achterpessar) in situ. — \ . Pes.sarium propter retroflexionem applicatum
(Thomas'sches Ketroflexionspessar).
Fasclcilliis IV. Tab. I. Kxsudatio in cavo Douglasii. — 11. Exsudatio extra-
peritonaealis (Parametritis anterior). — III. Dissectio horizontalis ])elvis schematica.
— IV. Infiltratio parametrii. — ^^ Parametritis abscedeus.
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