tu V » • t u'\^i '\ ■ n >. ^n J.L. > ' ' ' ■> ^^ : : !; .: /' I >CT ,A3fe \/. (h(^ Jahresberi cht über die LIBRARY Fortschritte auf dem Gcsammtüebiete ^'-"''^ yokIx BOTA^aCAL der GARDEN Agrikultur-Chemie. Begründet Fortgesetzt Dr. Robert Hoffmann. Dr. Eduard Peters. Weiter fortgeführt von Dr. Th. Dietricli, Prof. Dr. H. Hellriegel, Dr. J. Fittbogen, Prof. Dr. R. Ulbriclit, Dirigenten Chemikur Lehrer der agrikultur-cbeniiscben Versiiclis- Stationen zu der Agrikultur -Chemie Altmorseben. Dahme. Regenwalde. zu Ungarisch- Altenburg. Elfter und Zwölfter Jahrgang: Die Jahre 1868 und 1869. Mit einem vollstäudiffen Sach- und Namen - Register. BERLIN. Verlag von .Julius Springer. 187 1. <' K-3 NEW VOix.K BOTANICAL GARDEN ^' Vo r ^v o r t. ar es schon bei dem zuletzt erschienenen Jahrgange dieses Jahresberichts dem bisherigen Herausgeber desselben, Herrn Dr. Ed. Peters, wegen seiner geschwächten Gesundheit nicht möglich, die Bearbeitung desselben allein zu besorgen and war derselbe schon damals genöthigt, zu diesem Zwecke die Hülfe von zwei befreundeten Collegen in Anspruch zu nehmen, so haben an- dauernde Kränklichkeit und überhäufte Arbeit den genannten Herrn schliess- lich genöthigt, von der Fortführung der von ihm seit dem Jahrgange 1864 mit so anerkanntem Geschick besorgten Bearbeitung des Jahresberichts ganz abzusehen, gewiss zum lebhaften Bedauern aller Freunde des Jahresberichts. "Wir, die auf dem Titelblatte Genannten — zum Theil Mitarbeiter am Jahrgange 1867 — haben die Fortsetzung des begonnenen Werkes über- nommen, nicht ohne die Schwierigkeit, der keineswegs leichten Aufgabe gerecht zu werden und das Publikum in gleichem Grade wie bisher zu be- friedigen, zu verkennen. Der Zweck und die anerkannt zweckgemässe Anordnung des Jahres- berichts, dessen elften und zwölften Jahrgang wir hiermit der Oeffentlichkeit übergeben, sind dieselben geblieben und werden auch in der Folge dieselben bleiben. Der Zweck wird und muss der bleiben, dem wissenschaftlich ge- bildeten Landwirthe und Jedem, der sich für die Zweige der Agrikultur- Chemie interessirt, alljährlich in gedrängter Kürze eine möglichst vollständige Uebersicht der auf dem Gesammtgebiete der Agrikultur -Chemie geleisteten Forschungen und Untersuchungen zu geben. Der Jahresbericht soll ein Sammelpunkt aller in der in- und ausländischen Literatur zerstreut ver- öffentlichten agrikultur- chemischen Untersuchungen sein und den Inhalt und das Wissenswerthe davon, entkleidet von allem Unwesentlichen, von den meist voluminösen Umhüllungen und Zuthaten, darbieten. Die Uebertragung der Bearbeitung des Jahresberichts für 1868 an die jetzigen Herausgeber liess sich leider nicht ohne Zeitverlust bewerkstelligen. Die Fertigstellung desselben wurde durch unvermeidliche Hindernisse, die IV ein Wechsel der Herausgeber mit sich bringt, so weit verzögert, dass wir in Uebereinstimmung mit dem Herrn Verleger uns entschlossen, den Jahr- gang 18G8 mit dem von 1869 verschmolzen mit thunlichster Beschleunigung erscheinen zu lassen. Die eben vergangenen kriegerischen Tage und der Umstand, dass zwei von uns den Ort ihrer Tliätigkeit wechselten, waren nicht dazu geeignet, diese letztere Absicht zu unterstützen und trugen Schuld, dass sowohl Bearbeitung als Druck des nun vorliegenden Doppeljahrganges auch diesmal verzögert wurden. Das Bestreben der Herausgeber sowohl, als das des Herrn Verlegers wird es sein, in der Folge ein möglichst frühzeitiges und regelmässiges Erscheinen des Jahresberichts herbeizuführen. Wir geben uns der Hoffnung hin, dass wir mit diesem Streben dem Wunsche aller Freunde des Jahresberichts entgegen kommen und mit der Erfüllung dieses Wunsches dem Jahresberichte noch viele Freunde erwerben werden. Es mag hier noch erwähnt sein, dass wir einer Pflicht genügen, indem wir dem vorliegenden Doppeljahrgange eine Lebensskizze des nunmehr ver-' storbenen Begründers des im Jahre 1860 das erste Mal erschienenen Jahres- berichts, Robert Ho ff mann 's, beifügen. Herr Professor Dr. Th. v. Gohren zu Tetschen-Liebwerd, der dem Verstorbenen als Freund nahe stand, hatte die Gefälligkeit, dieselbe für diesen Zweck niederzuschreiben. Wir sagen Demselben an dieser Stelle unseren Dank. Im März 1871. Die Herausgeber. Professor Dr. Robert lloffinaiin wurde im Jahre 1835 zu Tallenberg in Böhmen geboren und erhielt den ersten Unterricht von einem der freisinnigsten und aufgeklärtesten Geistichen, Pro- fessor Bernard Bolzano, welcher viele Jahre in dem Hause der Eltern Hoffmann's lebte. Bolzano beschäftigte sich sehr gern mit dem munteren und lernbegierigen Knaben. Im Jahre 1848 absolvirte Hoffmannn die IV. Grammatikal- Klasse und wurde sodann im Institute des Schulrathes Hermann in Wien unter- gebracht. Im Jahre 1850 nach Prag zurückgekehrt, trat er in die Oberrealschule und absolvirte diese im Jahre 1853, um sich nach beendetem Studium an der Technik der Professur zu widmen. 1856 wurde Hoffmann Assistent bei dem damaligen Professor der Chemie am Polytechnikum, Carl Balling, und am 1. Januar 1857 erhielt er zugleich die Stelle eines Analytikers bei der agrikultur-chemischen Unter- snchuugsstation der k. k. patriotisch-ökonomischen Gesellschaft in Prag. Im Jahre 1859 zum Doktor der Philosophie an der Universität zu Giessen promovirt, wurde er von der böhmischen Statthalterei am 22. September 1862 als Privatdocent für Agrikulturchemie am Prager polytechnischen Landesiustitut bestätigt und am 25. Juli 1864 zum ausserordentlichen Professor der analy- tischen Chemie in deutscher Unterrichtssprache am obigen Institute ernannt und von Sr. Maj. dem Kaiser von Oesterreich bestätigt. Im Jahre 1865 vom Präsidium der k. k. Finanz -Laiidesdirektion zum Mitgliede der Prüfungs- Commission aus dem Verzehrungssteuerfache ernannt, wurde er im Jähre 1868 laut Erlass des hohen k. k. Unterrichtsmiuisteriuras zum Mitgliede der k. k. Realschullehramts - Prüfungscommission und zum Examinator aus dem Fache der Chemie berufen. In demselben Jahre wurde ihm nach dem Tode Balling 's vom hohen Landesausschuss die Supplirung der Vorträge der allgemeinen Chemie in deutsclier Unterrichtssprache übertragen. VI Endlich erfolgte im Jahre 1869 vom Präsidium der k. k. Finanzlandes- Direktion die Ernennung Hoffmaun's zum Mitglied der bei dem Präsidium der k. k. Finanzlandes-Direktion bestellten Commission für die Vornahme der Prüfungen aus dem Zollverfahren und der Waarenkunde zur Erlangung der höheren Dienstposten. Ho ff mann war in Folge eines Sturzes mehrere Jahre bereits leidend und konnte nur mit Anstrengung den Forderungen seines Amtes nachkommen. Wiederholt suchte er Linderung im Seebad. Im Frühling 1869 warf sich die Krankheit auf das linke Knie und fesselte den Armen an das Lager, das er nicht mehr verlassen sollte. Am 7. November 1869 erlag Hoffmann der Knietuberkulose. Das ist etwa der äussere Lebensgang Hoff mann's. Er war eine stille, bescheidene, zurückgezogen nur für die Wissenschaft lebende Natur. Wo immer er beitragen konnte, naturwissenschaftliche Kenntnisse zu fördern, half er redlich mit. So war er ein eifriges Mitglied, zugleich Vorstand der chemi- schen Abtheilung des Coraite für die naturwissenschaftliche Durchforschung Böhmens. Seine diesbezüglichen Arbeiten finden sich veröffentlicht im l. Bande des » Archiv's für die naturwissenschaftliche Landesdurchforschung von Böhmen«. Prag. Commissions- Verlag von Fr. Rivnäc. Wiederholt hielt er öffentliche Vor- träge, so z.B. im Gewerbeverein, im landwirthschaftlichen Club u. s, w. ; auch ertheilte er gern und bereitwillig Eath und Auskunft, wenn er darum angegan- gen wurde. Seine Schüler hingen an ihm mit grosser Liebe, und Alle, die ihn näher kennen zu lernen Gelegenheit hatten, betrauerten seinen frühen Tod auf das Herzlichste. Was Hoffmann's wissenschaftliche Thätigkeit betrifft, so giebt eine grosse Reihe veröffentlichter Arbeiten Zeugniss von seinem Fleiss im Labora- torium und in literarischer Richtung. Allerdings zogen in den letzten Jahren die vielfachen anderweitigen Berufsgeschäfte Hoffmann etwas von den Unter- suchungen und Forschungen auf dem speciell agrikultur-chemischen Gebiete ab und er erklärte dem Schreiber dieser Zeilen selbst, dass er sich in Zukunft mehr den rein chemischen Arbeiten zuzuwenden gedenke. Nicht verkannt werden darf aber, dass Ho ff mann einer der ersten Mitarbeiter und einer der rührigsten Vorkämpfer im agrikultur-chemischen Versuchswesen gewesen ist, wie ja seine »Jahresberichte« zuerst einen Centralpunkt lieferten für die zahlreichen, aber überaus versplitterten und desshalb vielfach unbeachtet gelassenen agrikultur-chemischen Untersuchungen. Den ersten Schritt zur Begründung des »Jahresberichts über die Fort- schritte der Agrikultur-Chemie« thatHoffmann bereits im Januar 1858, indem er bei dem Verleger der L. Elsner'schen »Chemisch-technischen Mittheilungen der neuesten^Zeit«, Herrn Jul. Springer in Berlin, anfragte^ ob er geneigt sei, ähnliche Mittheilungen aus dem Gebiete der Agrikultur-Chemie in Verlag zu nehmen. Springer gab sofort seine Geneigtheit zu erkennen und nach kurzen brieflichen Verhandlungen und einem Besuch Hoffmann's beim Ver- leger in Berlin im August desselben Jahres, war die Herausgabe der Jahres- VII berichte eiue beschlossene Sache. Es scheint, als ob Hoffmann zuerst die Absicht hatte, diese Publikationen unter dem Titel: »Mittheilungen etc.« herauszugeben, wenigstens spricht er in seiner darauf bezüglichen Correspon- denz mit dem Verleger nur von Mittheilungen, nirgends von »Jahresbericht«. Der erste Jahresbericht erschien Anfangs 1860, umfasste die Jahrgänge 1858 und 1859 und enthielt 248 Seiten. Derselbe beschränkte sich, wie alle 6 von ihm herausgegebenen Berichte, auf die auf die Pflanzen -Production bezüg- lichen Arbeiten. Ueber die überaus günstige Aufnahme des Jahresberichts beim Publikum, legen Besprechungen in fast allen der damaligen landwirth- schaftlichen und anderen Zeitschriften Zeugniss ab. Gebildete Landwirthe und Fachmänner hiessen dieses neue, herbeigewünschte und ein wahres Be- dürfniss befriedigende Sammelwerk willkommen. Es mögen aus den damaligen Besprechungen nur einige hier wiedergegeben werden: »Die Agronomische Zeitung« äusserte sich in diesen Worten: Das Unter- nehmen des Verfassers ist ein sehr dankenswerthes, und so weit wir nach dem 1. Hefte beurtheilen können, Gelungenes. Eine noch grössere Vollständigkeit würde zur Zer- splitterung geführt haben. Der Verfasser, ein gelehrter Chemiker, hat mit grosser Umsicht die Spreu vom Weizen zu sondern gewusst, um das wirklich Werthvolle, nachhaltig Wichtige, aus der Fülle bekannt gewordener Untersuchungen hervorzu- heben. Die »illuBtrirte land wirthschaftliche Zeitung« empfahl das Werk mit der Bemerkung: »Es war jedenfalls ein glücklicher Gedanke Hoffmanns, die in Zeitschi iften zerstreut veröffentlichten wichtigsten Erfahrungen und Entdeckungen der Agricultur-Chemie und der verwandten Zweige zu sammeln, übersichtlich darzustellen und 80 auch dem practischen Landwirth zugänglich zu machen. Wir begrüssen das Unternehmen mit Freuden und wünschen ihm einen Erfolg, welchen die Fortsetzung deselben sichert.« Und das »Cen tralblatt für g e s am m t e Landescultur« sagte: In dem vorliegenden Jahrgange begrüssen wir ein Unternehmen, welches je- denfalls als ein zeitgemässea anzusehen ist u. s. w. Wir betrachten die Aufgabe die sich der Herr Verfasser gestellt hat, als zweckentsprechend gelöst und wünschen dem Buche die Anerkennung von Seiten der Landwirthe, die es unserer Ueberzeugung nach verdient. Zum dritten Jahrgang: Die allgemeine landwirthschaftliche Zeitung von R. Glass sagt: Wieder liegt ein reicher Schatz der Wissenschaft gefördert vor uns und beur- kundet das Ringen des Geistes, dem Gebiete des Lebens die Kräfte der Natur dienst- bar zu machen. Mag auch die Agrikultur-Chemie von Vielen noch nicht verstanden, ja sogar von Manchem oft missverstanden werden , ihr reformatorisches Auftreten in der Gegenwart wird doch eine der wichtigsten Epochen in der Geschichte der Land- wirthschaft bezeichnen und durch den Eifer ihrer Jünger ein Gebiet nach dem andern erobern, ein Dunkel nach dem andern erleuchten und ein Geheimniss der Natur nach dem andern enthüllen. Der Verfasser ist einer dieser Jünger. Er führt uns wieder die Resultate vieler Forschungen vor, welche in theoretischer Beziehung auf die chemischen und physikalischen Bestandtbeile des Bodens, auf die Bestandtheile der Luft, der Pflanzen, auf den Bau, das Leben, die Ernährung und die Saftbewegung VIII der letzteren und auf die Bedingung der Vegetation gerichtet sind; in praktischer dagegen die Bodenbearbeitung und Düngung zum Gegenstande haben. Möge auch dieser dritte Jahrgang die verdiente Beachtung finden und durch möglichste Ver- breitung den Mühen der Wissenschaft Ehre und den Landwirthen Seegen bringen. Hoffmann hat Folgendes publicirt: 1860 begann die Herausgabe der Jahresbericlite über die Fortschritte der Agrikultur- chemie mit besonderer Berücksichtigung der Pflanzenchemie und Pflanzenphy- siologie mit dem Jahrgang 1858—1859. Berlin, Verlag von Julius Springer. Von diesen Jahresberichten redigirte Hoff mann 6 Jahrgänge, mit dem 7. Jahr- gang ging die Redaction an Dr. Ed. Peters über. 1861 erschien : Sammlung aller wichtigen Tabellen, Zahlen und Formeln für Chemiker. Berlin. Julius Springer. 1S65. Bericht an das Comite' zur Berathung über Sammlung und Ausnutzung der menschlichen Entleerungen in Prag. Verlag von Carl Keichenecker. 1866, Erste Auflage der »Theoretisch- praktischen Ackerbauchemie.« Verlag von Carl Eeichenecker. 1868. Zweite Auflage der »Theoretisch- praktischen Ackerbauchemie« in demselben Verlage. 1868. Der gegenwärtige Standpunkt der Cloakenfrage. Ferner hat Hoffmann veröffentlicht in dem • Centralblatt für die gesammte Landeskultur « , dem Organe der k. k. patriotisch-ökonomischen Gesellschaft und der agrikultur- chemischen Uutersuchungsstation: 1858. Einige analytische Daten. Die Mukower Schwefelkohle. Stickstoffgehalt und Nahrungswerth der Rosskastanie. 1859. Einiges über Schlamm. Ueber die in Böhmen vorkommenden, als mineralische Düngemittel verwend- baren Mineralstoffe. Die Jauche und ihr Werth in Böhmen. 1860. Analysen einiger zum Zwecke der Dünger-Erzeugung verwendbaren Rückstände und Nebenprodukte. Ueber Verwendung der Melasse als Düngemittel. Reiseskizzen aus Belgien. Agrikultur -chemische Briefe. Ueber Erzeugung von künstlichem Gyps. 1861. Ueber den Nahrungswerth der nach einer neuen Methode der Kartoffel-Stärke- mehl - Erzeugung gewonnenen Rückstände. Nahrungswerth einiger Pflanzen und Pflauzentheile. Zusammensetzung der in den Thüimen der Hasenburg gefundenen Dung- Erde. Ueber als Düngemittel verwendbare Nebenprodukte und Abfälle aus industrielleu Etablissements. Ueber die Fortschritte der i^grikultur-Chemie des letzten Jahres. Ueber die Wirksamkeit der agrikultur -chemischen Untersuchungsstation der k. k. patriotisch- ök. nomischeu Cesclischaft im Jahre 1S60. IX 1862. Uebcr den sogenannten Indifferentismus des Stickstoffes der Luft. Ein Besuch in Tiptree-Hall. Mittlieilungen aus dem Laboratorium der Untersuchungsstation der k. k. pa- triotisch - ökonomischen Gesellschaft. LS63. Ueber Verwendung des Torfes als Düngemittel. Untersuchung vi n amerikanischen Kartüffelsorten auf den Stärkemehlgehalt. Untersuchung von Oelsamen. Die Düngemittel auf der Ausstellung zu London. Ueber den Nahrungswerth der Pressrückstände verglichen mit den Schleuder- Rückständen aus Zuckerfabriken. Schwefelkohle von Oberbautzen. Untersuchung von Melassen. Resume der wichtigsten Ergebnisse agrikultur- chemischer Forschungen im Jahre 1862. 1864. Das Stassfurter Abraumsalz und die österreichische Landwirthschaft. Mittheilungen aus dem Laboratorium der üntersuchuugsstation der k. k. pa- trio ischen- ökonomischen Gesellschaft, 1865. Miitheilungen von der Untersuchungsstation der k. k. patriotisch-ökonomischen Gesellschaft: Untersuchung von amerikanischen, durch die Fregatte Na varra aus Amerika mitgebrachten Kartoffelsorten im dritten Anbaujahre. Mittheilungen u. s, w. : Resultate der Untersuchung über den Einfluss des Entblätterns der Kartoffel -Pflan?e in verschiedenen Vegetations- Perioden auf die Entwickelung der Kartoffelknolle und die Kartoffelkrankheit. Ueber die Bestandtheile, den Werth uni die Benutzung der menschlichen Ent- leerungen. (Fortgesetzt im Jahrgang 1866, 1867 und 1868.) 1866. Mittheiluiigen u. s. w. : Zum Zwecke der Düngung verwendbare Abfälle und Nebenprodukte. 1867. Ueber die Beziehung zwischen dem Stärkemehlgehalt der Kartoffeln und ihrem absoluten Gewichte. Mittheilungen u. s. w. : Ursachen der Knochenbrüchigkeit. In den )^Landwirthschaftlichen Versuchsstationen«: Bd. I, Aschen - und Stickstuffgehalt der wichtigsten als Streumaterial verwendeten Moose. Einige analytische Daten zur Kenntniss der Ackererde. Bd. II. Riibenuntersuchungen in 7 verschiedenen Vegetationsperioden. Untersuchung einer Schlempe, gewonnen bei der Spirituserzeugung aus Rüben und Melasse. Einige analytische Daten zur Bestimmung des Nahrungswcrthcs von Korn- und Wcizenkleien von Dampfmühlen und von Mühlen nach altem System. Bd. III. Untersuchungen von Samen - Zuckerrüben. Untersuchungen von Zuckerrüben in 8 verschiedenen Vegetationsperioden. Analysen von Koprolithen und Brandschicfern aus Böhmen. Analysen des Viehsalzes aus Wieliczka und Gmunden und des Dungsalzes aus Wieiiczka. Bd. IV. üntersucbuDgen von Rüben in 3 verschiedenen Vegetationsperioden. Bd. V. Untersuchung der wichtigsten Oelsamen. Ueber Qualitilt und Quantität der aus der Ackererde durch reines Wasser aufnehmbaren Bodenbestandtheile. Ueber die Kieseiguhr in Franzensbad in Böhmen. Untersuchung von sogenannten Ilaarkugeln, die in den Gedärmen von Schafen gefunden werden. Bd. VII. Beiträge zum Keimungsprocess. Inhalts -Verzeiclmiss. Erste Abtheilung. Die Chemie des Ackerbaues. Seite Der Boden. Referent: Th. Dietrich 3—130 Bodenbildung 3-39 Entstehung der Moore und Brüche, von L. Vincent . . . . 3 Die Rheinwarden, nach Mittheilungen von von Wittgenstein . 7 Der bunte Sandstein nebst dem Verwitterungsboden der obere q plattenförmigfen Absonderungen; chemisch untersucht von E. Wolff 9 Ueber den Löss, von F. Sandberger 17 Salpeterbildung in den nordwestlichen Provinzen Ostindiens, von W. J. Palm er 21 Ursprung und Bildung des Natronsalpeters in Peru, von Thiercelin 22 Entstehung der Salpeterlager in Peru, von C. Nöllner . . . . 26 Zusammensetzung von Erden in Ünter-Egypten und Salpeterbildung, von A. Houzeau 28 Zusammensetzung des Nilschlammes und des Nilwassers, von A, Houzeau 29 Schlammmengeu französischer Flüsse, von H. Mangon . . . . 30 Analysen von Flussschlamm, von W. Wicke 31 Zusammensetzung der natron- und kalkhaltigen Feldspathe, von Gr. Tschermak 32 Zusammensetzung des Laacher Sanidins, von G. vomRath . . 33 Analyse von Labradoriten, von A. C. Oudemans jun 34 Apatit als Gemengtheil der krystallinischen Felsarten, von Th. Petersen 34 Glaukonit von Havre, von K. Haushofer 34 Lager von Infusorienerde im Lüneburgischen, von W. Wicke . 35 Dolomitischer Kalkstein von Cheynow bei Täbor in Böhmen, von R. Hoffmann 35 Analysen von Mergel aus dem Lüneburgischen, von W.Wicke . 36 Dolomitreicher Mergel, von Ritthausen 37 Lithionhaltige Mergel und Boden in Ostpreussen, von Ritthausen 37 Osteolith von Eichen in der Wetterau, von Church 38 Zusammensetzung versteinerter Schwämme, von P. Kostytschef und 0. Marggraf 38 Eigenthümlichkeiten der süd-russischen Schwarzerde, von von Falken-Plachecki 39 XII Inhalts -Verzeichniss. Seite Chemische und physische Eigenschaften des Bodens .... 39—130 Ueber die von Erdbestandtheilen und Erden absorbirten Gase, von G. Döbrich 39 Physikalische Bodenuntersuchungen, von Jac. Breit enl ohne r . 44 Ueber das Verhalten des atmosphärischen Wassers zum Boden, von Fr. Pfaff 47 Ueber die Verdunstung durch den Boden, von Eug. Risler . . 49 Ueber die Art der Verdunstung der Bodenfeuchtigkeit, von J. Kessler 50 Physikalischeu, chemische Bodenuntersuchungen, von J.H anamann 61 Analysen der Böden der Versuchsfelder Seifenmoos und Rothenfels, von von Gise, W. Fleischmann und G. Hirzel. ... 53 Analysen russischer Schwarzerden, von PaulLatschinow . 57 Die Schrindflecke des Oderbruches, von T h. B e c k e r . . . . 58 Ueber die Umsetzungen, welche der Gyps im Boden bewirkt, von E. Heiden 59 Ueber die Umsetzungen, welcjie das Bittersalz im Boden bewirkt, von E, Heiden - 63 Ueber die Umsetzungen, welche das Kochsalz im Boden bewirkt, von E. Heiden 65 Bodenstudien, von A. B e y e r 67 Absorptionsversuche mit Tschernosem, von von Pochwissnew (mitgetheilt von W. Knop) 71 Verhalten verschiedener Erden und Erdgemengtheile gegen eine Losung einer Mischung der mineralischen Pflanzennährstoffe, von Hussa kowsky und W. Knop 73 Absorptionsversuche, von R. Biedermann 77 Absorptionsfähigkeit des Eisenoxyds und der Thonerde, von R. Warrington 95 Löslichmachen des im Boden absorbirten Kali's, von Gl. Treutier 96 Beziehung zwischen chemischer Zusammensetzung und Ertrags- fähigkeit des Bodens, von W. Schütze 101 Verarmung des Bodens durch Streuentnahme, von H. Krutzsch 103 Ueber die Zersetzung des Granits durch Wasser, von C. Haushof er 104 Einfluss des Wassers auf einige Silikatgesteine, von Alf. Cossa 106 Ueber die alkalische Reaction den Mineralien, von A. Kenngott 107 Quarzgehalt verschiedener SUikatgemeuge , Thone und Sande ] Schwedens, von A. Müller 107 Alkalireichthum schwedischer Sande, von 0. Nylauder . . . 110 Ueber die Löslichkeit des kohlensauren Kalks in kohlensaurem Wasser, von Alf. Cossa 110 Ein- und Ausfuhr von mineralischen Nährstoffen und Stickstoff auf dem Gute Wingendorf, von Stecher. 111 Ein- und Ausfuhr von mineralischen Nährstoffen und Stickstoff auf dem Gute Hohenziatz, von Teichmüller 114 Dasselbe auf den Gütern Eldena, Poppeisdorf u.Waldau, v. Eich hörn 115 Rückblick .....'. 124 Literatur 130 Inhalts -Verzeichniss. -S-iii Seite Die Luft (Meteorologie. Wasser). Referent: Th. Dietrich. Ueber deu Kohlensäuregehalt der Stallluft und den Luftwechsel in den Stallungen, von H. Schul tze, referirt von M. Märcker 131 üeber den Kohlensäuregehalt der Seeluft, von T. E. Thorpe . 145 Ueber den Kohlensäuregehalt der Atmosphäre im tropischen Bra- silien, von Demselben 147 Vorkommen des Wasserstoffsuperoxyds in der Atmosphäre, von C. F. Schönbein 147 Vorkommen des W'asserstoffsuperoxyds in der Atmosphäre,^ von W. Schmidt • • 148 Vorkommen des Wasserstoffsuperoxyds in der Atmosphäre, von H. Struve 148 Wärme und Feuchtigkeitsschwankungen in den verschiedenen Luft- schichten, von Flammarion 149 üeber den Gehalt des Regenwassers an Ammoniak und Salpeter- säure, von A. Beyer und P. Brettschneider 150 Gehalt atmospärischer Niederschläge an Ammoniak und salpetriger Säure, von J. B. Boussingault 154 Untersuchung von Brunnenwässern Leipzigs auf ihren Gehalt an Salpetersäure, von E, Reich ar dt 155 Untersuchung von Brunnen-, Teich- und Drainwässern auf ihren Gehalt an Salpetersäure und Ammoniak, von Pincus . . . 156 Zusammensetzung des Wassers vom Todten Meer, von A u g. K 1 i n g e r 156 Zusammensetzung des Wassers der Cettinje, von Aug. Vierthaler 156 Rückblick 158 Literatur 159 Die Pflanze. Referenten: H. Hellriegel (für 1868) und J. Fittbogen (für 1869) 161-324 Nähere Pflanzenbestandtheile und Aschenanalysen 161—207 Aschenbestandtheile des Frühlings -Kreuzkrautes (Senecio ver- nalis W. K.), von R. Heinrich 161 Aschenbestandtheile der Wasserpest (Anacharis Aisinastrum) von J. Fittbogen ■- ■ 162 Chemische Zusammensetzung verschiedener Erdbeersorten, von Franz Schulze 162 Analyse von Maulbcerblättern, von Bechi . . . .'. . . • 163 Analyse von Maulbeerblättern, von C. Karmrodt. 163 Analyse der Blätter von Morus Lhou, von Heidepriem . . . 164 Zusammensetzung verschiedener Hopfenproben, von M. Siewert 166 Ueber einen neuen Stoff im Gerstenmalze (Maltine), v. Dubrunfaut 167 Untersuchungen über das Chlorophyll, von Filhol 168 Untersuchungen über das Pflanzen-Casein oder Legumin, von Ritt- hausen 170 Untersuchungen über das Pflanzen-Casein von R. Theile . . . 173 üeber die bitteren Stoffe der gelben Lupine, von Siewert . . 174 Ueber den Bitterstoff der gelben Lupine, von A. Beyer . . . 175 Ueber die Gerbsäure der Eichenrinde , von G r a b o w s k i , von Hlasiwetz 176 XIV Inhalts -Verzelchniss. Seite lieber den Gerbstoff der Tormentillwurzel, von Rembold. . . 176 Ueber die Metapektinsäure aus Zuckerrüben, von C. Scheibler 177 üeber die Pectinkörper, von Rochleder. . . 179 Ueber die Zusammensetzung vegetabilischer Gewebe, von Fremy und Terreil ISl Ueber die Constitution des Tannenholzes, von Jul. Erdmann . 182 üeber die Abscheidung der Cellulose aus vegetabilischen Geweben, von Payen 183 Ueber Dambonit und Dambose in dem Kautschuck von Gabon, von Aime Girard 184 üeber Xylindein, von Rommier 186 üeber den Gerbstoff der Nadeln von Abies pectinata, von F. Rochleder 186 üeber Bestandtheile der Rosskastanienblätter, von F. Rochleder 187 üeber Bestandtheile der Blätter und der Rinde von Fraxinus ex- celsior von W. Gintl iSS , üeber die Farbstoffe der Rhamnus-Beeren, von W. Stein . . . 189 üeber das Mcrcurialin, von E. Reich ardt 189 üeber Bestandtheile der Wurzel von Cicutavirosa, von van Ankum . 189 Ueber die Catechu- und Catechugerbsäure, von J. Loewe . . . 190 üeber die Filixsäure, von Luck.. 190 üeber das Conchinin, von 0. Hesse 190 üeber die näheren Bestandtheile der Manna, von H. Buignet . 191 üeber einige chemische Eigenschaften der Pflanzensamen, von Schönbein 191 ISG9. Untersuchung von ägyptischem Weizen, von A. Houzeau . . 192 Analyse von Samen der blauen Lupine, von M. Sie wert . . . 193 Analyse von Samen der weissen Platterbse, von Demselben ... 194 Trauben- Analysen von A. Classen 195 Ueber Catechin und Catechugerbstoff, von F. Rochleder. . . 195 üeber Benzoe und Benzoesäure, von J. Loewe 196 Ueber die Farbstoffe der Rhamnus-Beeren (Fortsetzung), von W. Stein 19H üeber das Vorkommen des Natrons in den Pflanzen, vonPcligot 197 üeber das Alkaloid des Goldregens (Cytisin) von A. Husemann 197 üeber Bestandtheile der Nadeln von Abies pectinata, von F. Rochleder 198 Ueber Bestandtheile der Parmelia scruposa, von C. Weigelt. . 198 Ueber das Sanguinarin, von H. Naschold 200 Ueber das Lutein, von Thudichum 200 Ueber eine Modification der Aepfelsäure in den Blättern von Fraxinus excelsior, von F. W. Gintl 201 Ueber Ratanhin im Harze von Ferreira spectabilis, von F. W. Gintl 201 Ueber den Milchsaft der Sapota Mülleri (Balata), von A Sp er lieh 202 Rohrzucker in der Krappwurzel, von W. Stein 202 üeber einen neuen Krappfarbstoff', von F. Rochleder . , . . 202 üeber den Perubalsam, von J. Kachler 202 Ueber die Chrysophansäure und das Emodin, von F. Rochleder 203 Inhalts -VerzeichnlBs. ZV Seite Ueber Bestandtheile dei- Blätter und Rinde von Cerasus acida, von Demselben 203 Ueber das Wachs des Getreidestrohs, von R. Radziszewski . 205 Ueber das Betain, von C. Scheibler 205 Ueber die Proteinstoffe des Maissamens, von H. Ritthausen . 20ß Ueber die Proteinstoffe des Hafers, von W. Kreusler . . , . 207 Der Bau der Pflanze 208—218 1868. Ueber die Ursachen des Geotropismus der Wurzeln, von W.Hof- meister und B. Frank 208 Ueber die Organe der Harz- und Schleimabsonderung in den Laub- knospen, von Hanstein 212 Ueber das Durchwachsen der Kartoffeln, von Jul. Kühn . . . 213 Ueber das Durchwachsen der Kartoffeln, von vonRantzau. 216 Ueber die Bestückung des Getreides, von W. Schuhmacher . 217 1869. Wurzelmessungen an Roggen- und Weizenpflanzen, von F. Nobbe 217 Das Keimen 219-239 1868. Zeitdauer der Keimfähigkeit der Getreidesamen und Mittel zur Verlängerung derselben, von Fr. Haberland t 219 Beiträge zur Keimungsgeschichte der Kartoffelknolle, von P. Sorauer 221 Ueber Veränderung des Rapssamens beim Keimen, von Sie wert 223 Ueber die Vertheilung des Stickstoffs und der Mineralstoffe bei Keimung der Schminkbohne, von Jul. Schröder 224 Ueber die Veränderungen, welche der Roggensamen beim Keimen erfährt, von G. Rösteil 229 Einfluss der Saattiefe auf das Keimen des Roggens, von Demselben 231 Ueber Saftbewegung in den Holzpflanzen, von Th. Hartig . . 231 Ueber die Entwicklungsfähigkeit und Tragweite der Wasserkultur- Methode, von Fr. Nobbe 233 Ueber in Hohenheim ausgeführte Vegetationsversuche in wässrigen Nährstofflösungen, von E. Wolf f 236 Ueber die nothwendige Anwesenheit von Doppelsilicaten bei Wasser- kulturen, von P. Bretschneider 238 Assimilation und Ernährung 239—305 1868. Ueber die Wirkung einer Lokalisirung der Nährstoffe im Boden, von Fr. Nobbe 239 Ueber die Wirkung einer Lokalisirung der Nährstoffe im Boden, von W. Henneberg 241 Ueber die Wirkung einer Lokalisirxing der Nährstoffe im Boden, von Fr. Stohmann 241 Giebt es phanerogame Pflanzen, welche sich durch Absorption von Wasserdampf allein, ohne Zufuhr von flüssigem Wasser erhalten können? von P. Duchartre 243 Ueber die Vegetationsbedingungen der Cerealien, von H. Hell- riegel 245 Tyrosin als Stickstoff lieferndes Material zur Ernährung der Roggen- pflanze, Kulturversuch in wässriger Lösung, von W. Wolff . 248 Ammoniaksalze als stickstofflieferndes Material zur Ernährung der Maispflanze, Kulturversuch in wässriger Lösung, von W H a m p e 250 XVI Inhalts -Verzeicbniss. Seite Harnsäure als Stickstoff lieferndes Material zur Ernährung der Mais- pflanze, Kulturversuch in wässriger Lösung, von W. Hampe 253 Hippursäure als stickstofflieferudes Material zur Ernährung der Maispflanze, Kulturversuch in wässriger Lösung, von AV. H a m p e 254 Glycocoll als stickstoff lieferndes Material zur Ernährung der Mais- l)flanze, Kulturversuch in wässriger Lösung, von W. Hampe 255 üeber die Folgen der Waldstreu-Entnahme für die Waldungen, von H. Krutzsch 256 üeber den Einfluss verlängerter Vegetationszeit auf den Ertrag der Runkelrübe, von 0. Lehmann 259 ISßü. üeber das Anwelken der Saatkartofieln, von F. Nobbe . . . . 261 üeber die Zeitpunkte der Assimilation der Grundelemente bei den Pflanzen, von J. Pierre 263 üeber die Funktionen der Blätter (Fortsetzung), von Bo US sing äult 266 üeber die Wässerung der Gewächse aus dem Untergrund, von A. Müller . 2G8 üeber das Minimum von Wasser, bei welchem die Pflanzen noch bestehen können, von E. Risler 268 üeber Wasserverdunstuug durch die Pflanzen, von H. M arie D avy 270 üeber Wasserverduustung durch die Pflanzen, von A. Hosaeus 271 üeber Wasserverdunstung durch die Pflanzen, von P. Deherain 273 Die Vegetation des Tabaks bei gehemmter Transpiration, von Th. Schlösing 275 Die Rolle des Milchsaftes bei Morus alba L, von E. Faivre . 278 Studie über die Zuckerrübe, von Mehay 278 üeber die wahrscheinliche Umwandlung der Weintraubensäurei^ in Zucker, von A. Petit 279 Chemische Untersuchungen über das Reifen der Wemtrauben, von C. Neubauer 280 Die Veränderungen der Trauben während des Reifens . . 281 Zusammensetzung der Beeren von normalen und von ge- knickten Trauben 285 Veränderungen der Trauben bei der Edel faule 285 üeber die Bedeutung des Eisens, Chlors, Jods, Broms und Natrons als Pflanzennährstoffe, von W. Knop, Dircks und We igelt 287 Vegetationsversuohe (in wässrigen Lösungen) über die Stickstofi- Eniährung der Pflanzen, von P. Wagner 292 1. Versuche mit Ammonsalzen 292 2. Versuche mit Hippursäure 294 3. Versuche mit Glycin 294 4. Versuche mit Kreatin 295 Vegetationsversuche (in wässrigen Lösungen) von A. Beyer . . 296 1. Versuche über die Bedeiitung des Chlors 296 2. Versuche über die Bedeutung des Ammoniaks, des Harn- stoffs und der Hippursäure als Stickstoffquellen für die Pflanzen 299 3. Untersuchungen über die Beziehungen zwischen den in einem bestimmten Volumen Lösung gebotenen und von InlialtsVerzeichniss. XVI Seite den Pflanzen aufgenommenen Nährstoffen einerseits, und der von den Pflanzen gebildeten Trockensubstanz anderer- seits 301 Ernteresultate und Aschenanalyse von in Brunnenwasser gewachsenen Haferpflanzen, von A. Beyer 304 Einfluss der Imponderabilien auf die Pflanzen 306 — 313 1868. Ueber die Wirkung des Lichtes auf Algen und einige ihnen nahe verwandte Organismen, von Famintzin 306 Ueber die Wirkung des Lichtes auf das Ergrünen der Pflanzen, von Demselben 308 Ueber die Wirkung des Lichtes und der Dunkelheit auf die Ver- theilung der Chlorophyllkörner in den Blättern von Mnium spec, von Demselben 309 Einfluss der absoluten Höhe des Standortes auf die Vertheilung der Grasarteu, von Wirtgen 309 1869. Einfluss der Intensität des gefärbten Lichtes auf die von Wasser- pflanzen zerlegte Kohlensäure-Menge, von Ed. Prillieux . 311 Einfluss künstlichen Lichtes auf die Reduction der Kohlensäui-e durch die Pflanzen, von Demselben 312 Einfluss künsthchen Lichtes auf die Reduction der Kohlensäure durch die Pflanzen, von P. Deherain . . . 313 Pflanzenkrankheiten 314-324 1868. Ueber eine neue Krankheit des Weinstocks (Phylloxera vastatrix), von Bazille, Planchon und Sahut 314 Anguillulen im Roggen, von Nitschke 315 Anguillulen in der Gerste, von vonLaer 315 Gerstenkrankheit in Folge Larvenfrasses, von Jul. Kühn . . . 315 Die Larve des Zabrus gibbus, von Taschenberg 316 Ein neuer Feind der Zuckerrüben in der Raupe der Ypsilon-Eule, von Jul. Kühn und Taschenberg 316 Cassida nebulosa auf Zuckerrüben, von Jul. Kühn 316 Ueber das Erkranken junger Rübenpflauzen durch eine rostrothe Insektenlarve, von Jul. Kühn 317 Ueber das Vorkommen der Rhizoctonia violacea Tulasne an Zucker- rüben, Kartoffeln und Luzerne, von Jul. Kühn 317 Die Blutlaus, Schizoneura lanigera Htg., als Feind der Apfelbäume 318 Ueber eine die Erbsen beschädigende Käferlarve, von H. Loew . 318 Versuch, das Befallen der Erbsen zu verhüten, von 0. Lehmann und R. Ulbricht 318 1869. Verheerungen von Hafer- und Gerstefeldern durch die Maden der Fritfliege, von F. C oh n 319 Die Maden der Weizenmücke im Roggen, von F. Cohn . . . 319 Die Maden verschiedener Insekten als Feinde des Weizens, von F. Cohn 320 Die Identität der Anguillulen des Roggens mit denen der Weber- karde, von Jul. Kühn 320 Der Getreidelaufkäfer, ein Feind der Saaten, von Jul. Kühn . 321 Die Maulwurfsgrille, ein Feind der Zuckerrüben, von Jul. Kühn 322 XVIII Inhalts - Verzeichniss, Seite üeber den Rost der Runkelrübenblätten, von Jul. Kühn . . . 353 Das einweibige Filzkraut, ein Feind der Lupine, von Jul. Kühn 323 Literatur 324 Rückblick 324 Bodeubearbeitung. Referent: Th. Dietrich 337-344 Ueber Bruch- und Moorwirthschaft in Hinterpominern, von von S. 337 Grundsätze bei der Moorkultur in Finnland, von von Falken- Plachecki 340 Ergebnisse von Drillversuchen, von W. Knauer 342 Rückblick 348 Literatur 344 Der Dünger. Referent: Th. Dietrich 345-482 Düngererzeugung und Analysen hierzu verwendbarer Stoffe . . 345 390 Ueber Jauche - Imbibition von Streumitteln , von Jac. Breiten- lohner 345 Verhalten der Jauche beim Frieren, von J. Nessle r . . . . 347 Zusammensetzung von Kloakendünger, von J. Nessler und A. Mayer 349 Ein\Ndrkung des Aetzkalkes auf menschliche Excremente, von J. Nessler 350 Desinfection von Kloakenwasser nach dem Verfahren zu Asnieres und nach Süvern's Methode, von H. Grouven 351 Versuche über die Süvern'sche Methode der Desinfection von Abtritt- dünger, von J. Nessler 354 Versuche zur Prüfung des Süvem'schen Desinfectionsverfahrens in Berlin 355 Lenk's Verfahren zum Reinigen von Ausgusswasser ..... 356 Versuche zur Prüfung des Lenk'schen Desinfectionsverfahrens in Berlin 357 Desinfection von Kloakenwasser nach Sillar und Wigner . . 357 Ueber die Wirkung der Süvern'schen Desinfectionsmasse, von R. Virchow 358 Liemur's Methode der Kloakenreinigung 359 Stickstoffverlust bei der Rübenzuckerfabrikation, von Ad. Renard 3G0 Analysen von Waldlaub und Untersuchungen über dessen Zunahme an Stickstoff bei seinem Verfaulen, von J. Nessler. . . . 360 Ueber die Zersetzbarkeit stickstoffhaltiger Düngematerialien, von J. Nessler 3G2 Ueber die Zersetzbarkeit des Torfes, von J. N e s s 1 e r und G. B r i g e 1 363 Verfahren zur Bereitung eines animalisch -mineralischen Düngers, von Boucherie 367 Analysen von Torfsorten und Moorböden Badens, von J Nessler 368 Die Wasserpest als Düngemittel, von J.Fittbogen 369 Zusammensetzung der Wasserpest- Asche, von E. Si ermann . . 371 Varech als Düngemittel, von J. Laverriere 371 Düngerlager in der Mark, von W. Christiani-Kerstenbruch 371 Guanovorrath auf den Chinchas 373 Ueber den Guano von Mexillones, von A. Bobierre 373 Inhalts -Verzeichniss. XIX Seite Phosphorite in Cromgynen, von A. Voelcker 374 Phosphate in Südcarolina 375 Ueber die Entstehung des Phosphorits in Nassau, von W.Wicke 375 Analyse des Staflfelits, von C. Karmrodt 378 Ueber die Löslichkeit phosphorsäurehaltiger Materialien, von A. Voelcker 378 Ueber das Löslich- und Unlöslichwerden der Phosphorsäure in phosphorsaurem Kalk, von J. Nessler 382 Ueber die Löslichkeit verschiedener Kalkphosphate, von K rock er 3S3 Ueber die Löslichkeit verschiedener Kalkphosphate, von H. und E. Albert 384 Ueber die Löslichkeit verschiedener Kalkphosphate , von T h. Dietrich und J. König 3S5 Ueber das Vorkommen von Kalisalz in Kalucsz, von B. Marguliks 387 Ueber das Vorkommen von Kalisalz in Wieliczka, von J, Breiten- lohner 387 Ueber die Umwandlung des Kochsalzes in salpetersaures Natron, von Veiter 388 Ueber die Wirkung des Kochsalzes als Düngemittel, von F. Jean 388 Ueber die angebliche Umwandlung des Kochsalzes in salpetersaures Natron, von E. Peligot 389 Düngeranalysen 390—412 Düngerabsatz aus Kloakenwasser, nach Lenk'schen Verfahren er- halten, von A. Voelcker 390 Düngerabsatz aus Schmutzwässern der Zuckerfabriken , nach Süvern'schen Verfahren erhalten, von F.Stohmann . . . 391 Mossclmann'sche animalische Kalke, von C. Karmrodt . . . . 391 Thon'sche Poudrette, von E. Wolff, F. Stohmann, W. Wicke und Th. Dietrich 392 Seeproducte als Düngemittel 393 Hofdünger, von Jac. Breitenlohner 394 Compost aus Abfällen einer Zuckerfabrik, von Demselben ... 395 Absatz aus den Schlammfängen einer Zuckerfabrik, von Demselben 396 Schmutzwässer einer Zuckerfabrik, von Demselben 396 Absatz aus Sedimentärgruben der Zuckerfabriken, von Th. Becker 397 Stickstoffverlust der Schlammpresslinge bei der Aufbewahrung, von Demselben 397 Knochenmehle und Elfenbeinmehl, von A. Völcker 398 Photomikrographische Studien am Guano, von J. Girard . . . 399 Guano, von C. Karmrodt 400 Kalk von Leimsiedereien, von J. Nessler 400 Rückstände von der Blutlaugensalzfabrikation, von Demselben . . 400 Gaswasser, von Demselben 400 Weinhefe als Düngemittel, von Demselben 401 Wachholderbeeren-Rückstände als Düngemittel, von Demselben . 401 Schlamm einer Traubenzuckerfabrik, von E Muth 401 Analysen von Elbeschlamm, Strassenabraura etc. von Jac. Breiten- lohner 402 XX Inhalts -Verzeichnlss. Seite Basaltischer Chausseestaub, von K. Vogt (Kassel) 403 Braunkohlenasche, von F. Stohmann 408 Kalksorten Sachsens, von G. Wunder 404 Dürrenberger Düngesalz und Düngegyps, von A. Stock har dt .. 404 Kalidünger als Ueberstreu des Stallmistes, von A. Frank . . . 405 Rückblick 407 Literatur 412 Düngungs- und Kultur -Versuche 414—478 Kartoflfeldünguugsversuche im Jahre 1867, von H. Grouven. . 414 Versuche über die Rentabilität und zweckmässige Form der Kali- düngung bei Kartoffeln, von N. B. Winters 419 Ueber den Einfiuss der Kalisalze auf die Vegetation der Zuckerrübe, von F. Stohmann 420 Comparative Düngungsversuche auf Zuckerrüben mit verschiedenen käuflichen Düngern, insbesondere den Kalisalzen des Handels, von H. Heidepriem 430 Düngungsversuche auf Zuckerrüben in künstlichem ßodengemisch, von Gundermann 436 Düngungsversuche in Kästen bei verschiedenen Bodenarten, von J. Hanamann , 443 Düngungsversuche mit rohem Kainit, mitgetheüt von Fr. Nobbe 450 Wirkung verschiedener Kalisalze auf das Wachsthum der Kartoffeln, von A. Stöckhardt 452 Wirkung verschiedener KaUsalze auf das Wachsthum des Leins, von 0. Lehmann 453 Wirkung verschiedener Kalisalze auf das Wachsthum der Runkeln und Nachwirkung der Kalisalze bei Kartoffeln, von O.Lehmann 455 Düngungsversuche mit schwefelsaurem Kali und Chlorkalium, von 0. Lehmann 455 Düngungsversuche mit Kalisalzen, insbesondere Kalimagnesia, mit- getheilt von 0. Cordel 459 Düngungsversuche mit Phosphaten, Kalisalzen und Kalkpoudrette, von L. Busse 461 Felddüngungsversuche, mitgetheüt von A. Voelcker . . . . 464 Düngungsversuche auf Alpweiden von von Gise und W. Fleisch- mann 467 Einfluss verschiedener Dünger auf Quantität und Qualität der Mohnpflanze, von A. Hosaeus 470 Anbauversuche mit Kartoffelsorten, von Werner 472 Einfluss der Grösse und der specifischen Schwere der Kartoffel auf die Ernte, von H. Hellriegel 473 Einfluss der Samenqualität auf den Ertrag bei der Kartofl'elkultur, von 0. Lehmann und R. Ulbricht ......... 473 Ueber Gülich's Kartoffolbaumethode, von Meyn 476 Ueber Güüch's Kartoffelbaumethode, von C. Gronemeyer . . 477 Rückblick 479 Literatur 482 Inhalts - VenelehntsB. Zweite Abtheilung. Die Chemie der Thierernährnng. Referent: R. Ulbricht. Seite Analysen von Futterstoffen 485—504 Analysen von Bohnenschrot, von E. Wolff, G. Kühn und F. Krocker 485 Analyse von Gerstenschrot, von E. Wolff 485 Analyse von Hafer, von F. Krocker 485 Analyse der Königsberger grauen Erbse (Pisum elatius, pachylobum M. Biberst.), von M. Siewert 486 Analyse der gemeinen Erbse, von R. Brandes 486 Analysen von Diffusionsrtickständen , von Hugo Schulz und W. Wicke 487 Analysen von frischen und gegohrenen Diffusionsrückständen, von D. Cunze 487 Analysen von Eicheln, von Th. Dietrich und E. Peters . . 488 Analysen von Heusorten, von Th. Dietrich, V. Hofmeister, C. Karmrodt, F. Stohmann, E. Wolff, R. Brandes, F. Krocker und G. Kühn 488 Analyse von Kartoffelkraut, von K. Weinhold 491 Analysen von Rothklee in verschiedenen Altersstufen, von G. Kühn 492 Analysen von Grünfutter -Mais, von Th. Dietrich 492 Analysen von Gränfutter- Mohär und Moharheu, von J Moser und Metzdorf 493 Analysen von Pastinakkraut, von Th. Dietrich 494 Analysen von Topinamburkraut , von Th. Dietrich und H. Grouven 494 Analysen der Schrader'schen Trespe (Bromus Schraderi), von Th. Dietrich 495 Analysen der Schrader'schen Trespe, von C. G. Zetterlund. . 496 Analysen von Haferstroh, von V. Hofmeister, E. Wolff und F Krocker 496 Analyse von I'utterrüben, von V. Hofmeister 497 Analysen von Kartoffeln, von R. Brandes 497 Analysen von Leinsamen, von Fr, Krocker 497 Analysen von Serradellasamen, von F. Schulze 498 Analj'sen von Buchweizenkleie, von F. Krocker und Jannasch. 498 Analysen von Roggen - und Weizenkleie , von E. Peters und V. Hofmeister 499 Analysen von Erdnussölkuchen, von F. Stohmann und W. Wicke 499 Analysen von Leinkuchenmehl, von C. Karmrodt und F, Stoh- mann 500 Analyse von entöltem Palmnussmehl, von F. Stohmann, W. Wicke und H. Hellriegel 501 XXn Inbalts -Verzeichuiss. Seite Analysen von Rapskuchen, von V. Hofmeister, R. Brandes, C. Karmrodt, G. Kühn, F. Stohmann und J. Volhard 501 Analysen von Sonnenrosensamen-Oelkuchen. von F. Krocker . 502 Analysen von Lupinen - Sauerfutter, von E. Peters 502 Analysen von bairischem Viehsalz, von J. Volhard 503 Analysen von Pfannensteinsalz, von E Peters und Fr. Krocker 503 Denaturirung des Viehsalzes 503 GeheJmmittel : 503 Konservirung und Zubereitung von Futterstoffen 504—522 Ueber Getreidetrocknung, von AI. Müller und C, G. Zetterlund 504 Ueber das Einsumpi'en von Kartoffeln, von Ed. Heiden . . . 518 üeber Aufbewahrung von Kartoffeln 519 üeber Entbitterung der Lupinen, von M. Sie wert .... 519 Thlerphysio!ogische Untersuchungen und Fütterungs -Versuche . . 523—668 Anilinfarbstoffe im Thierreiche, von M. Ziegler 523 üeber Arsenikbeigabe zum Futter, von W. Körte 523 Ueber die das Geschlecht der Bienen bedingenden Ursachen, von A. Sommson 524 Ueber die Faulbrut der Bienen, von von Molitor und A. Preuss und Andere 524 Ueber die Gewichtsabnahme des Bienenstocks, so wie dessen innere Wärme während eines Winters, von Gorizutti . . • . . 525 Die Honigtracht eines deutschen und italienischen Bienenvolks, von R. von Recklinghausen 527 Blasensteiu eines Ochsen, von Ritthausen 528 Ueber den Gehalt des Blutes und anderer thierischen Flüssigkeiten an Ammoniak, von E, Brücke 528 Die eiweissartigen Stoffe der Blutflüssigkeit und des Herzbeutel- wassers, von E. Eichwald 528 Ueber Ozon im Blute, von AI Schmidt und D. Huizinga . . 529" Ueber die respiratorischen Vorgänge im Blute 529 Versuche über die Ernährung des Hundes mit Brod, von E. Bi- schoff 530 Ueber den Eiweissumsatz bei Zufuhr von Eiweiss und Fett, von C. Voit 531 üeber den Einfluss der Kohlehydrate auf den Eiweissverbrauch, von C. Voit 534 Respirationsversucho am Hunde bei Hunger und ausschUesslicher Fettzufuhr, von M. von Pettenkofer und C. Voit . . . 535 Experimentale Beiträge zur Fettresorption, von S Radziejewski 539 Ueber die Fettbildung im Thierkörper, von C. Voit 539 Ueber die Fettbildung im Thierkörper, von G. Kühn .... 541 Untersuchung der Gänsegalle, von R. Otto 543 Fluor im menschlichen Gehirne, von J. N. Horsford .... 644 Beziehung der Hippursäure zur Harnsäure, von A. Strecker . 544 Hautconcremente eines Ochsen, von R L. Maly Ö44 luhnlts -Vei'seichniss. XXIII Seite Die Phosphorsäure im Futter und die Knochenkrankheiten, von H. Grouven 544 Die Phosphorsäure im Futter und die Knochenkrankheiten, von C. Karmrodt 546 Bemerkungen dazu, von Mayer 546 üeber Knochenbrüchigkeit erzeugendes Heu, von F. Stohmann 546 lieber Knochenbrüchigkeit, von F. Koloff und Müller . . . 547 Phosphorsaurer Kalk als Futtermittel 547 üeber das Lecithin, von C. Diaconow 547 Milchanalysen von Tolmatscheff 548 Untersuchungen über die Ursachen des Milzbrandes, von F. R o 1 o f f 549 Analyse eines schädlichen Brunnenwassers, von F. Reichardt . 549 Analyse des Pansengases einer Kuh, von M. J. Reiset . . . . 550 Untersuchungen über die Respirationsproducte der Hausthiere, von M. J. Reiset 550 Eiufluss des Salzes auf den Wohlgeschmack des Fleisches . . . 551 Die Doppelschur langwolliger Schafe, von Zöppritz 551 Einfluss der frühzeitigen Schur auf das Körpergewicht der Schafe, von F. Kloss und Pöppig 553 Einfluss des Futters auf die Qualität des Schweinefleisches . . . 554 Untersuchung der Secrete des Seidenspinners und der Seidenraupe, von C. Karmrodt 554 Analysen von mit Morus Lhou gefütterten Seidenraupen, von Heidepriem 555 Untersuchung des pflanzlichen Organismus, welcher die unter dem Namen Gattine bekannte Krankheit der Seidenraupen erzeugt, von F. Hai Her 556 Ueber die Dauer der Ansteckungsfähigkeit der Cornalia'schen Körperchen, von G. Gantoni 557 Die chemischen Vorgänge im Leben des Seiden-Insectes von Eug. Peligot 558 Versuche über die Ausscheidung des Stickstoffs der im Körper zersetzten Albuminate, von Jos. Seegen 559 Kritik der Seegen'schen Versuche, von C. Voit . . . . . 561 Die sensiblen Stickstoflf-Einnahmen und -Ausgaben des volljährigen Schafes, von E. Schulze, M. Märker und W. Henneberg 561 Untersuchungen über die Verdauung durch den Dünndarmsaft, von M. Schiff, W. Laube und H. Quinke 562 Ueber die Leimverdauung durch den Magensaft, von F. Fe de und C, G. Schweder 562 Pankreasverdauung des Eiweisses, von H. Senator 563 Eiweissverdauung durch Pepsin, von AdMeyer 563 Die Aufsaugung im Dick- u. Dünndarme von C. Voit u. Jos Bauer 563 Ueber die Zuckorbildung in der Leber von A. Eulenburg . . 565 Fütterungsversuche mit Grünklee und Versuche über die Aus- nutzung des blühenden Rothklees als Grünfutter und als Heu, von G. Kühn, M. Fleischer und A Striedter .... 566 XXIV Inhalts -Verzeichnias. Seite Fütterungstersuche mit Moharheu von J. Moser und Lenz . . 573 Die Futterverwerthung durch Holländer- und Shorthornrace , von E. Peters 574 Die Qualität der Milch von Holländer- und Shorthornrace , von Jul. Lehmann 576 Versuche über den Einfluss der Ernährung auf die Milchproductiou, von G. Kühn, R. Biedermann und A. Striedter . . . 577 Fütterungsversuch mit Sägespänen, von 0. Lehmann . . . . 584 Fütterungsversuche bei Schafen bezüglich deren Erhaltungsfutter und Wollzuwachs, von E. Wolff 585 Fütterungsversuch bei Negretti- und Negretti-Rambouillet-Hammcln von R. Mahn, referirt von W. Henneberg 590 Fütterungsversuch mit Merino- und Southdown-Franken-Hammeln, von V. Hofmeister fiOl Fütterungsversuch mit verschiedenen Schafracen, deren Typen und Kreuzungsproducten , von Blomeyer, F. Krocker und Weiske, referirt von F. Krocker 610 Fütterungsversuche mit Schafen, die Verdaulichkeit und Nähr- fähigkeit verschiedener Futtermittel betreffend, von V. Hof- meister 621 1. Fütterung mit Heu und Haferstx'oh, mit und ohne Beigabe von Rapskuchen 621 2. Fütterung mit Heu und Haferstroh, unter Beigabe von Kar- toffeln . . . • 625 3. Fütterung mit Heu und Haferstroh, unter Beigabe von Rüben 632 4. Fütterung mit Heu und Haferstroh, unter Beigabe von Roggenkleie mit Oel 634 üeber die Ernährungsvorgänge des Milch producirenden Thieres bei stickstoffreichem Futter, Fütterungsversuch mit Ziegen, von F. Stohmann, 0. Baeber und R. Lehde 638 Rückblick 660 liiteratur 667 Dritte Abtheilung. Chemische Technologie der landwirthschaftlichen Nebengewerbe. Referent: R. Ulbricht. Gährungs- Chemie und Brodbereitung 671—703 Ueber ein Alkaloid in vergohrenen Flüssigkeiten, von Jos. Oser 671 üeber Maltin des Malzes, von Dubrunfaut 671 Ueber Maltin, von Payeu 672 Untersuchung über die eudospore Fortpflanzung der Wein- bezw. Bierhefe, von J. de Seynes imd Trecul C72 JnbaUB-VerseicbDiBe. XXV Seite Zur Naturgeschichte der Bierhefe, von M. Rees 673 Ueber den Bedarf des echten Bierhefepilzes an Aschebestand- theilen, von A. Mayer 675 Ueber den Einfluss des Wassers auf die Lebensthätigkeit der Hefe- zellen, von Jul. Wiesner 676 Malzversuche mit Gerste, von J. C. Lermer 677 Einfluss des Quellwassers auf die Dauer des Keimungsaktes, von Ph. Zöller 678 Beiträge zur Kenntniss des Malzprocesses von C. John .... 678 Ueber das Verhältniss zwischen Zucker und Dextrin in der Bier- würze und über die Vergährbarkeit des Dextrins, von J. Gschwändler 679 Analysen von Hopfenproben, von M. Sie wert 680 Ueber das Auftreten von salpeti-iger Säure bei der Gährung des Rübensaftes, von J. Reiset 682 Entgegenstehende Untersuchungen, von Th.Schlösingu. Ch, Rey 682 Desgleichen von Dubrunfaut und A. Bechamp 682 Untersuchungen über die Milchsäuregähnmg der Maische, von W. Schultze 683 Ueber die Anwendung der schwefligen Säure im Brennereibetriebe, von C. Reitlechner 684 Kleine Beiträge zur Maisbrennerei, von W. Schultze . . . . 685 Desgleichen von Walt h. Schmidt 686 Alkoholbereitung gelegentlich der Papierfabrikation aus Holz, von Bachet und Machard 688 Ueber Fabrikation von Flechtenbranntweiii, von Stenberg . . 688 Desgleichen, von AI. Müller 690 Die Fuselöle des Rüben- und Melassespiritus, von Is. Pierre, E. Puchot, Krämer und Piuner 692 Tabelle zur Ermittelung des Alkoholgehaltes sehr alkohol-armer Destillate, von G. E. Hab ich 692 Analyse der Wiener Presshefe, von Champion und Pellet . . 692 Hefe aus verschiedenen Fabrikationsrückständen, von Dur in . . 693 Zur Chemie des Weines (Weiumost-Analysen), von J. Moser . 693 Most- und Treber- Analysen, von C. Neubauer 694 Analysen von Weinen aus der Bukowina und Steyermark, von J.Pohl 696 Weimnostgährung unter einer Kohlensäuredecke 697 Ueber die Weinbereitung und die Aufbewahrung des Weins bei völligem Ausschlüsse der Luft, von L. de Martin . . . . 697 Beförderung der Gährung des Mostes durch Bewegung .... 697 Ueber Weinverbesserung, von K. Kolb 698 Ueber die Conservirung des Weines durch Erhitzen 698 Bereitung eines guten künstlichen Weines, von J. Huck . . . 699 Verbessertes Verfahren zur Bereitung des sog. Schwarzbrodes . 700 Brod ohne Gährung, von J. vonLiebig 700 Horsford's Backpulver 702 Dauglish's Methode der Brodbereitung 702 XXVI InhdUs-VeraeichnisH. Seite Milch-, Butter- und Käsebereitung 703—716 Tomlinson's Butterpulver, von P. B r e t s c h n e i d e r u. C. K a r m r o d t 703 Ueber blaue Milch, von F. Mo sie r 704 Ausschwefeln der Milchstuben zur Verhütung des Blauwerdens der MUch 704 Mikrococcus im Colostrum des Schweines, von E. Hai Her . . 705 Pilze in rother Butter, von E. Hai Her 705 Analysen der Kuhmilch und Ziegenmilch, von C. Karmrodt, F. Stohmann, T olmatscheff und Nast 706 Untersuchungen über den P'ettgehalt der Milch, von E. Wollny 707 Analysen von coucentrirter Milch, von CKarmrodt, Werner, Eichhorn, von Gohren 708 Ueber den Einfluss der Melkzeit auf die Butterausbeute, von Klotz imd Trenkmann 709 Vergleichende Versuche auf Butterertrag beim Milch- und Sahne- buttern vonC. Petersen, Gr. von Schlieffen und F. Zander 709 Vergleichende Versuche mit der Clifton'scheu atmosphärischen und der Lefeldt'schen Buttermaschine 710 Ueber die Vorbruchbutter, von G Wilhelm 711 Analysen von Vorbruchbutter und Rahmbutter, von 0. Lindt . 711 Ueber die Fettbildung in der Milch und im Käse, von Kemmerich 712 Die Venverthung der Milch durch Holländereien, von F. Aderholdt 712 Die Fabrikation des Croyer-Käses, von G. Heuze 714 Zuckerfabrikation 716—742 Ueber das Betain im Rübensafte, von C. Scheibler 716 Ueber Kalidüngung zu Zuckerrüben, von Th. Becker und Koppe- Wollup 716 Ueber die Qualitätsverschiedenheit von mit Peruguauo und Chili- salpeter gedüngten Zuckerrüben, von F. Heine 718 Untersuchungen über die Löslichkeit schwerlöslicher Verbindungen in wässrigen Zuckerlösimgen von M. Jacobsthal . . . . 719 Ueber das Verhalten der Oxalsäure bei der Verarbeitung des Rübensaftes, von F. Dehn 720 Ueber die Quelle der Oxalsäure, von E. F. Anthon 720 Ueber die Einwirkung des Wassers und verschiedener neutraler Salzlösungen auf Rohi'zucker, von W. L. Clasen 720 Analysen von Betriebswasser und Scheidekalk, von Hugo Schulz 722 Saftausbeute beim einfachen und Nachreibe -Pressverfahren, von Heidepriem 723 Ueber die Entfaserung des Rübenrohsaftes, von G. Ebert . . . 725 Combinirtes Schützenbach'sches Macerations - Verfahren , von A. Sehring 725 Beurtheilung des Zuckergewinnungs -Verfahrens von Champonnois, von H. Bodenbender • 726 Ueber die VortheUe des Diffussionsverfahreus und die Grösse der dabei stattfindenden Verluste, von H. W. Bartz und H. Reichardt 726 Ueber die Scheidung der Rübensäfte 727 Inhalts -Yerzeichniss. XXVIL Seite Ueber die Anwendung der schwefelsauren Magnesia als Scheide- mittel des Rübensaftes, von H. Bodenbender 726 Ansichten über denselben Gegenstand, von C. Scheibler . . . 729 Nachpressen des Scheideschlammes und darauf bezügliche Unter- suchungen, von H. Schulz 729 Zuckergewinnung aus Scheideschlamm, von H. Bodenbender . 730 lieber Melasse bildende Stoffe und die Zuckennenge, welche durch dieselben ungewinnbar gemacht wird, von E. F. Antbon . . 730 Dubnmfaut'sches Verfahren der Zuckergewinnung durch Osmose, von L. Taussig 731 Verfahren Rohzucker u. Melasse ohne Anwendung von Blut u. Kno- chenkohle zu entfärben, zu reinigen u. zu klären, von C. Wöstyn 734 Verfahi'en Le Play's; Darstellung von unlöslichem Zuckerkalke . 734 Verfahren von Boivin und Loiseau 735 Pierre's und Massy's Verfahren ; Darstellung von Zuckerbaryt . . 735 Zuckergewinnung aus Melasse mittelst Alkohol und Schwefelsäure, von Fr. Margueritte 736 Zuckerraffination ohne Wärme und Chemikalien, von E. F. Anthon 736 Ueber den Stickstoffgehalt der verschiedenen Producte der Zucker- rübe, von Ad. Renard 738 Tabelle zur annährenden Werthsschätzung flüssiger Zuckerproducte nach ihrer Dichte, von E. F. Anthon . , 739 Die qualitative Wirkung der Knochenkohle auf Salzgemische, von D. Cunze und H. Reichardt 740 Stärkefabrikation 742—744 Untersuchungen über das Durchwachsen der Kartoffeln, von J. K ü h n 742 Ueber die Wirkung verschiedener Düngemittel auf den Stärkegehalt der Kartoffeln, von A. Stöckhardt 743 Ueber fremde Bestandtheile im käuflichen Stärkemehl, von G. Lin- denmeyer 744 Technologische Notizen 745—769 Ueber die Bestandtheile, das Rösten und Bleichen der P'lachsfaser, von J. Kolb 745 Das Redwood'sche Verfahren der Fleischconservation 746 Unschädlichkeit der weissen Glasur eiserner Kochgeschirre, von Fr. Goppels r öder 746 Getrocknete Kartoffeln als Proviant für Schiffe 746 Zur Kenntniss des Kesselsteins, von J. C. Lermer 746 Untersuchung eines Kesselsteins, von E. Reichardt 747 Thon gegen Kesselstein, von Ed. Wiederhold 748 Untersuchung des ungarischen Weizens und Weizenmehls .... 748 Ueber Veränderung der Rapssaat beim Keimen, von Sie wert . 751 Analyse eines Presstorfes, von Fr. Goppelsröder 751 Schutz des Sandsteins durch Wasserglaslösung 752 Weichmachen harter Wässer, von Fr, Schnitze 752 Untersuchungen über die Festigkeit und Dehnbarkeit der Wolle, von G. Wilhelm 752 XXVIII Inhalts -VerseicbniBS. Ueber den Fettschweiss der WoUe, von Sara. Hartmaun. . . 755 Verhältniss des Fettschweisses zur Menge des Haares bei verschie- dener Haarlänge 757 Ueber Wollv?äsche und die Zusammensetzung des Fettschvyeisses, von Fr, Hart mann 757 Waschverlust neuseeländischer Kammwolle, von A. vonLyncker 758 Hetsei's Wollwaschverfahren 758 Richter's WoUwaschverfahren 758 Ueber die Einwirkung des kohlensauren Ammons auf den Fett- schweiss der Wolle, von A. L. Trenn 75& Ueber die Ursachen der Färbung verschiedener Ziegelsorten, von A. Remele 761 Kleine Mittheilungen 761 Rückblick 762 Literatur 768 ^' Erste Abtlieilung. Die Chemie des Ackerbaues * • « • * > Jahresbericht XI. u. XU. * » -•! #• • Der Boden. RetereDt: Th. Dietrich. Bodenbildung. Entstehung der Moore und Brüche, von L. Vincent*). — Die zu Entstehung den jüngsten Gliedern des Alluviums zählenden, an vielen Orten noch fort- ^^^ ^°°^^ während im Entstehen begriffenen Gebilde, welche je nach Lokalität: Bruch,"" Torfbruch, Torfmoor, Moor, Moos, Mösse u. s. w. benannt werden, fasst der Verfasser unter dem gemeinschaftlichen Namen »Humusboden« zusammen und verstellt darunter alle die Böden, welche überwiegend aus unvollständig zersetzen Pflanzenresten bestehen. — Das Wasser ist einerseits die Ursache der Erhaltung der organischen Reste des Humusbodens, indem es den zer- setzenden Eiufluss der Luft abschliesst, andererseits ist es die Veranlassung des Gedeihens derjenigen Pflanzen, deren Reste den Humusboden erzeugen. — Die Form (Tage- oder Grundwasser) sowohl, als auch die Qualität (Gehalt an Pflanzen ernährenden Stoffen) des Wassers sind von wesentlichem Ein- fluss auf die Beschaffenheit des entstehenden Humusbodens. Der Verfasser unterscheidet folgende Hauptformen des Humusbodens: Haidehumus. Entsteht meist ohne Mitwirkung von Wasser (und unterscheidet sich dadurch von den übrigen Humusbodenarten) durch lang- same Zersetzung der organischen Reste, welche in überwiegender Menge von Haidekraut (Calluna vulg.) abstammen. Meist in einer Mächtigkeit von wenigen Zollen kommt der Haidehumus in grosser Ausdehnung, am häufig- sten auf warmem Sande, vor. Nach vorausgehender Mergelung oder Kälkuiig wird er landwirthschaftlicb nutzbar und oi-weisen sich bei seiner Kultur Knochenmehl und Superphosphat von ausserordeutlich günstiger Wirkung. *) Aruial. der Landwirthschaft in Preussen. 1868. Bd. 52, S. 34. 1* 4 Bodenbildung. Hiimusbildungen bei überlaufendem Tagewasser. — In muldenförmigen Niederungen mit durchlassendem, warmen Boden und frucht- barer Umgebung erzeugt mit feinzertheilten Sinkstoffen in reichlicher Menge versehenes Wasser bei vorübergehender Ueberschwemmung keinen eigent- lichen Humus, sondern nur einen humosen erdigen Boden : Aue- und Marsch- boden in vielen Flussthälern. Die natürliche Durchlässigkeit des Bodens schützt vor Nässe und erhält den Zutritt der Luft offen, die Verwesung der organischen Reste geht deshalb so rasch vor sich, dass eine stärkere Humus- schicht sich nicht ansammeln kann, es entsteht ein milder Humus. — Mit der Dauer der Ueberschwemmungen und mit der Verringerung der Durchlässigkeit des Bodens nimmt die Bildung der Humusschicht zu, weil die Bedingungen einer raschen Zersetzung der organischen Eeste in vermindertem Maasse erfüllt sind. Diese Humusbildung findet in grosser Ausdehnung in den von kleinen Flüssen und Bächen durchströmten Niede- rungen statt. Die reiche Vegetation innerhalb des Flussbettes sammelt das von den Ufern abgespülte Bodenmaterial, in den Fluss hineingefallene Baum- stämme u. a. m. an, das Bett erhöht sich, die Ueberschwemmungen werden immer häufiger und erhöhen die Ufer über das dahinter liegende Terrain. Das an niedrigeren Stellen der Ufern austretende Wasser ergiesst sich über die Niederungen und hält sie meist lange, bisweilen beständig unter Wasser. Der Einfluss der Modersäuren auf die Vegetation macht sich hier nicht geltend. Diese sind bis zur Unschädlichkeit verdünnt und werden von dem in Menge und schnell überfliessenden Wasser fortgeführt, es treten deshalb Moose nicht auf. In diesem Falle siedeln sich die verschiedenen Arten des Schilfs (Typha), Rohr (Arundo), Igelkopf, (Sparganium) , Wasserdost (Eupa. torium), Weidenröschen (Epilobium), Bitterklee (Menyanthes), Mielitz (Glyceria spectabilis). Schwadengras (Glyc. fluitans), die grossen Riedgräser (Carices) u. dergl. m. an, auch Weiden und Erlen. — Die Reste dieser Pflanzen erhöhen allmählig den Boden, die Ueber- schwemmungen werden seltener, der Boden wird trockener und die genannten Pflanzen machen — wenn das Flusswasser reich an gelösten Mineralstoffen — besseren Wiesenpflanzen und Gräsern (Festuca, Poa) Platz. Das Aufwachsen des Bodens dauert fort, selbst wenn nur die Stoppeln des abgemähten Grases das Material liefern, und mit der zunehmenden Höhe des Terrains werden die Ueberschwemmungen noch seltener, der Feuchtigkeitsgrad ein geringerer; es treten geringere Wieseupflauzeu auf (Scabiosa, Pruuella, Lychnis, Par- nassija, Polygonum u. s. w.). Der so gebildete Humusboden, das eigentliche sogen. Grünlandsmoor, stellt eine ziemlich homogene, dunkle Masse dar und ist zur Torfbereitung benutzbar. Eine Eigeuthümlichkeit dieser Humusboden- arten sind die Bildungen von Blaueisenerde, Raseneiseustein und, in tieferen Schichten, Kalkablagerungen. — Bestehen der Boden und Umgebung solcher muldenförmiger Niederungen aus magerem eisenschüssigem Sande (Haide- und Kieferboden), so erzeugt sich unter sonst ähnlichen Verhältnissen, wie die Bodenbildiing. 5 eben bescliriebeiien, ein pechiger, schwarzer Humusboden, dessen Flora vor- zugsweise aus Binsen, Eiedgräsern, weissen Flechten, Sonnenthau (Drosera), Wollgras (Eriophorura) Läusekraut (Pedicularis) und später Wassermoos (Sphagnum) besteht. — Humusbildungen in stehendem Wasser (bei Teichen, Seeen, Pfuhlen). Die erste Vegetation beginnt vom Lande her an den weniger tiefen Stellen. Bei fruchtbaren, thonhaltigen Böden geben die grossen Binsen, Igelkopf, Wasserliesch (Butomus), Wassermünze (Mentha) Merk (öium), ferner Laichkraut (Potamogeton) , Eanunkeln (Ranunculus aquatilis), Wassernuss (Trapa) Algen u. s. w. mit den dazwischen lebenden thierischen Organismen das erste Material zur Humusbildung; bei kalkreichen Böden tritt zu dieser Vegetation noch der Armleuchter (Chara) gewöhnlich in grosser Masse auf. Mit jedem Jahre bildet sich durch Verwesen der abgestorbenen pflanzlichen und thierischen Organismen eine neue Humusschicht, auf welcher abermals eine neue Vegetation erwacht. Mit dem Aufwachsen des Humus wird die Tiefe des darauf stehenden Wassers eine geringere und es finden sich allmälig dieselben Pflanzen ein, welche als erste Ansiedler der überschwemmten Niede- rungen bezeichnet wurden und es geht dann die Humusbildung in ähnlicher Weise vor sich, wie in ähnlichen Verhältnissen der überschwemmten Niede- rungen. — Bei mageren Bodenverhältnissen findet eine weniger üppige Ve- getation statt, es fehlen manche der genannten Pflanzen, die Modersäuren entwickeln sich in grösserer Menge, färben bei geringerer Ausdehnung des stehenden Wassers dasselbe braun; es kommen Algen in grosser Menge, dann Torfmoos, welches zuweilen die schwimmenden Moder dicht überzieht und das darunter befindliche Wasser ganz verbirgt. Erst nach und nach siedeln sich Riedgräser (Carex acuta), Wollgras, Moosbeeren (Vaccinium oxycoccos) u. s. w. an, bisweilen auch Kiefern, welche durch ihre in der Oberfläche kriechenden Wurzeln und durch die abfallenden Nadeln wesent- lich zur Befestigung und Erhöhung des Bodens beitragen. — Auch von oben her beginnt nicht selten eine dem Vorigen analoge Entwickelung des Humusbodens. Die von Luftblasen getragenen, auf dem Wasser schwimmen- den Reste von Algen und Conferven sind die Träger einer jährlichen Vege- tation und das Anfangsglied einer jährlich an Stärke und Ausdehnung ge- winnenden Humusschicht, die sich zum Torfmoor ausbildet. Alle beschriebenen, je nach der Einwirkung des Wassers, des Bodens, der Zuflüsse, der Witterung, Umgebung u. s. w. mannigfachen Formen des Humusbodens haben das gemein, dass ihre Oberfläche horizontal ist. Einwirkung des Grundwassers auf die Bildung des Humus- bodens. — Wirkt dasselbe als Stauwasser aus einem niedriger liegenden Recipienten, so kommt es auf die Bodenverhältnisse und auf die Tiefe des Grundwassers unter der Oberfläche des Bodens an, wie die Humusboden- bildung verläuft. — Bei guten Bodenverhältnissen und bei einer Tiefe des Grundwassers, die den Obergrund des Bodens massig feucht erhält, bilden sich gewöhnlich massige Schichten von mildem Humus (gute Wiesen und Aecker). D BodenbilduDg. Je ärmer der Boden und je höher darin das Grundwasser steht, desto ärmer ist die Vegetation und desto mehr Moos findet sich darunter. Es entsteht gewöhnlich die Form des Humusbodens, die sich vielfach an den Eändem von Landseeen und Brüchen verbreitet finden. — Läuft das Grundwasser auf einer undurchlassenden Schicht ab, so ist nicht nur die Beschaffenheit des Bodens, sondern auch die Qualität des Wassers von Eiufluss auf die Bildung von Humusboden. — Bei gutem Boden und gutem Wasser finden sich Wiesen- gräser und Erlen eiu, die rasch wachsen und durch abfallendes Laub und verfaulende Zweige ein reichliches Material für die Humusbildung geben; es entstehen Humusböden, die dem Grünlandsmoor ähnlich sind. — Sind Boden und Wasser ärmer, so wird auch der Pflanzenwuchs geringer. Statt der guten Gräser wachsen Riedgräser, neben Erlen kommen Weiden und Birken von weniger kräftigem Wachsthum, die Wiesen sind mittelmässig. Man findet solche Verhältnisse in grosser Ausdehnung in den bald engeren bald weiteren von Sandhöhen begrenzten Bach- und Flussthälern Pommerns. In der unmittelbaren Nähe des Flusses bilden sich durch allmälige Aufschwem- mung feiner suspendirter Sinkstoffe geringe Ufererhöhungen, die sich wie gute Wiesen verhalten. Aber abwärts von diesen bleiben die Flächen nass und kalt weil das vom Thalrande her zufiiessende Grundwasser den Boden ununterbrochen durchdringt. Es finden sich Moose in reichlicher Menge ein, die den Grund zur Moorbildung legen, die unausgesetzt bis zu beträchtlicher Mächtigkeit fortschreitet. Bildungen durch Quellen. Quellen sind im Grunde nichts Anderes als an bestimmten Stellen zu Tage tretendes und in Rinnsalen abfiiesseudes Grundwasser. Wenn die Abflüsse von Quellen verkrauten und die Ueber- fluthung des umliegenden Terrains veranlassen, beginnt ebenfalls die Bildung von Humusboden, bei welchem sich die bei dem Grundwasser erzeugenden Formationen mit geringen Abweichungen wiederholen. Je nach der Forma- tion des Bodens, aus welchem die Quelle entspringt, und deren hydrostatischen Verhältnissen nimmt die Entwickelung des Humusbodens einen verschiedenen Gang. Der Verfasser unterscheidet folgende Fälle: 1. Die Oberfläche der undurchlassenden Schicht des Untergrundes, auf welcher das Grundwasser in einer mächtigen Schicht durchlassenden Bodens abläuft, ist nicht eben, sondern mulden- oder wellenförmig. Das Grundwasser kon- zentrirt sich in den Niederungen und rieselt in diesen als Quelle hervor, wenn dieselben am Thalrande an die Oberfläche kommen. — Hier bleiben die Ur- sachen der Humusbildung auf die Stellen beschränkt, an denen die Quellen zu Tage kommen. Da, wo die Quellen liegen, bilden sich Höhen, welche sich an einer Seite an den Thalrand anlehnen, nach den übrigen Seiten hin aber Gefälle haben. Die Bildungen sind denen des Grundwassers analog, nur erstrecken sich die letzteren auf grössere Ausdehnungen. 2. Es mündet eine wasserführende Ader, welche rings von undurchlassen- dem Boden eingeschlossen ist, an dem Abhänge von Höhen und rieselt hier Bodenbildung i als Quelle hervor. — Hier findet die Humusbikluiig wie im vorigen Falle statt, bis die Erhöhung des Humusbodens das Niveau des Ausflusses der Wasserader erreicht hat und das Wasser in die Ader hineinstaut. Den Wider- stand, den der gebildete Humus der ausströmenden Quelle leistet, ist in der senkrechten Eichtung nach oben am geringsten. Die weitere Entwickelung geht deshalb auch von diesem Punkte und nicht, wie vorher, steigend von immer höheren Punkten des Thalrandes aus. Es entsteht daher über dem eigentlichen Quellenpuukte eine nach allen Seiten hin abfallende Höhe, 3. Die Quelle entsteht dadurch, dass in der horizontalen oder wenig geneigten undurchlassenden Decke über einer durchlassenden, Wasser führen- den Schicht eine Oeffnung ist. — Die eingeklemmte hervortretende Wassersäule bildet einen nach allen Seiten hin abfallenden Hügel von Humusboden, dessen Grösse von dem Alter desselben und von der Stärke der hervorspringenden Quelle abhängig ist. Mit der fortschreitenden Erhöhung wächst der Hügel gleichzeitig an Umfang. Der Gehalt des Wassers nimmt mit der Ausdehnung des Humusbodens an Modersäuren zu und damit das Vermögen, dem Torf- moos die Bedingungen seines Gedeihens zu schaffen. Mit der Zeit und bei ausreichendem Wasser überwuchert das Torfmoos ausgedehnte Flächen und erst wenn es eine gewisse Höhe erreicht hat, finden sich spärliche Eiedgräser, Wollgras und schliesslich Haidekraut als dominirende Pflanze. Das Charakteristische des solcherweise entstandenen Hochmoores besteht nicht darin , dass es mit einer Decke von langem Haidekraut überzogen ist, sondern darin, dass es in der Mitte immer höher ist, als an den Eändern. Die Eheinwarden, nach Mittheilungen von von Wittgenstein*). Die Rhein- — Die jüngsten und die noch in Bildung begriffenen Ehein-Alluvionen unter- ^ar^en. . halb Bonn bis zur holländischen Grenze werden dort Eheinwarden genannt, über deren Entstehung, Bewirthschaftung und Erträge der Verfasser inter- essante Mittheilungen macht. Die feinen suspendirten Theile des Thons, Lehms oder Mergels, geraengt mit organischen Verwesungsstoffen, lagert der Fluss bei Hochwasser überall da ab, wo sich die Bedingungen eines ruhigen Absetzens finden, ausserhalb der eigentlichen Strömung, sowie in den durch Verkrippungen und Pflanzungen gehemmten Stromläufeu. Es entstehen mit der Zeit Inseln, Halbinseln, Zungen im Strom, die bei gehöriger Erhebung den Standort für die Eheinwarden bilden. Dazu kommen noch alle natürlich oder künstlich versandete, frühere Eheinläufe, sogen. Altrheine, ausserdem Sand- und Kiesbänke. Der Boden der Eheinwarden, die gegenwärtig ein unter forstlicher Bewirthschaftung stehendes Areal von 8772 Morgen um- fassen**), zerfällt in Lehm- oder Schlick-, in Triebsand- und Kiesboden. Der Lehm- (oder Schlick-)boden besteht aus den verwitterten Ge- •) Forstliche Blätter. Hannover. 1868. Hft. 15, S. 92. *') 2005 Morgen befinden sich in Händen der Strombau -Verwaltimg. 8 Bodenbildunpr. "^P*" raengtheilen der verschiedensten Gebirgsarten , die in dem vom Rhein und seinen (über 12000 zählenden) Nebenflüssen und Bächen durchströmten Ge- bieten vorkommen. An seiner Bildung nehmen besonders Antheil verwitterte Theile des T honschiefer -Granwacken- Gebirges der Rheinlande und West- phalens. Der Sand des Rheines mag besonders aus dem Schwarzwalde, dem Spessart und der Schweiz kommen. Unter normalen Verhältnissen wird der Sand auf dem Grunde des Flussbettes fortbewegt; verlässt die Strrjmung ihren normalen Lauf und bricht seitwärts aus (bei Eisstopfungen), so wird zugleich der Sand über das Vorland getrieben. Es entstehen bald bedeutende, bald minder mächtige Ueberlagerungen von Sand, der zum Theil wieder abge- schwemmt, zum Theil mit feineren Sinkstoffen überschwemmt, und zum Theil allmälig in den unterliegenden feineren Boden einsinkt. Man findet deshalb in den Rheinwarden den Sand in allen Mischungsverhältnissen mit Lehm und Humustheilen : reinen, humusarmen und humosen Sand, lehmigen Sand und sandigen Lehm. Der Kies, von der Stärke einer Erbse bis zu der eines Hühnereies variirend, besteht theils aus scharfkantigen Quarzstücken, theils aus abge- rundeten flachen Thongesteintrümmern ; er wird von den der Stromseite gegen- überliegenden Ufern als Kiesbänke abgelagert, auf denen später, bei all- mäliger Erhöhung der Bänke, sich immer fein körnigere Bestandtheile ab- setzen. Erreichen die Bänke eine solche Höhe, dass sie acht bis neun Mo- nate des Jahrs über Wasser bleiben, so siedeln sich bald Weidensämliuge an, die die Wogen der Hochwasser sanft brechen und das weitere Ablagern der Senkstoffe bis zur Herstellung eines mehr oder minder mächtigen Allu- viums ermöglichen. — Für die Kultur der Rheinwarden, die sich vorzugsweise auf Weidenbau erstreckt, ist die Mächtigkeit des über dem Kies lagernden Bodens und namentlich dessen höhere oder tiefere Lage über der Wasserfläche des Rhein- stromes von grösster Wichtigkeit, da von letzterer der Feuchtigkeitsgrad des Bodens, die Häufigkeit der Ueberschwemmungen und die Art der Ablagerungs- stoffe abhängig ist. In praktischer Hinsicht wird der Boden der Rheinwar- ' den in drei Bodenklassen eingetheilt, die der Verfasser folgendermassen charakterisirt: Die erste Bodenklasse begreift: sehr humosen Sand und milden oder strengen Lehm, auf Lehm- oder Sand- und Kiesgrnnd stehend, mindestens 3' mächtig, auch nicht höher als 12' über dem Nullpunkt des Pegels. (Pro- duktion von Faschinen und Reifstöcken.) Die zweite Bodenklasse: Boden wie vorhin, aber nur 2' mächtig, oder der Lehm mit Kies und Sand gemengt oder wechselnd geschichtet, 13 — 15' über dem Nullpunkt des Pegels; daher trockener als voriger. (Produktion der besten Korbweiden.) Bodenbildiinp;. >^ Die dritte Bodenklasse: a) Keiner oder fast reiner Sand, auf dem die Bedingungen ruhiger Schlickablagerungen noch fehlen, b) Lehm- und Thon- bodcn von sehr geringer Mächtigkeit oder durch zu hohe Auflandung dem Wasserspiegel zu ^'eit entrückt, c) Boden, durch häufige Sandübergiessungen bald so hoch aufgelandet, däss er, wie der unter b, der baldigen Einrodung zur Viehweide unterliegen muss. a, b und c liefern noch brauchbare Korb- weiden, aber schlechte Keifstöcke; das Holz ist kurz, abholzig und sperrig gewachsen, d) Sumpfboden, dessen Säure dem Wüchse der Weide zuwider ist. _ Ueber die Erträge an Holz liegen folgende Erfahrungssätze in den Wardholz - Niederwaldungen vor : i. Bodenklasse. 2. Bodenklasse. 3, Budenklasse. Abtriebs- Abtriebs- Abtriebs- Abtriebs- Alter. Ertrag Ertrag Ertrag pr. Morgen. pr. Morgen. pr. Morgen. Jahre. Kubikfuss. Kubikfuss. Kubikfuss. 1 40 20 10 9 140 100 40 3 240 180 80 4 300 220 100 Der bunte Sandstein nebst dem Verwitterungsboden der Buntsan.i- oberen plattenförmigen Absonderungen; chemisch untersucht ^''^^^^1° y"^_ von E. Wolf f.*) — Die untersuchten drei Gesteins- und Erdproben waren witternngs- in der Nähe von Neuenbürg auf einem ringsum isolirten kleinen Plateau Produkte, unter Verhältnissen aufgenommen, die eine Vermischung mit Verwitterungs- produkten anderer Gesteinsformationen ausschliessen. Dem Aussehen nach war Nr. ] . ein feinkörniger, hellröthlich gefärbter, unverwitterter Sandstein mit ziemlich zahlreichen, aber sehr kleinen Blättcheu von weissem Glimmer, überall mit braunrothen Punkten und Flecken durchsetzt, die von einer mehr thonigen Masse herrühren; Nr. 2. eine braunroth gefärbte erdige, fast humusfreie Masse — Unter- grund des Ackerlandes — von ziemlich gleichförmiger Beschaffen- heit, jedoch untermischt mit kleinen Steinen und Steinchen, welche auf einem Blechsieb mit Löchern von einem Millimeter Durchmesser zurückblieben und deren Masse 8,6 Procent von dem Gewichte der lufttrocknen Erde betrug; Nr. .3. eine von Humus dunkelbraun gefärbte Ackerkrume, anscheinend von gleicher mechanischer Beschaffenheit wie Nr. 2.; an Stein- chen etc. waren 7,4 Procent von dem Gewichte der lufttrocknen Erde zugegen. *) Württembergische naturwissenschafthche Jahresheftc. 23. Jahrg. 1. Heft Seite 78. 10 Bodenbildung. Die Erden enthielten in der abgesiebten Masse nacli einer mit dem NöbeFschen Apparat ausgeführten Schlämm- Analyse : Lufttrocken. Geglüht. Untergrund. Ackerkrume. Untergrund. Ackerkrume. Procent. Procent. Piocent. Procent. a) Sandige Masse, gröbere 61,77 59,20 63,28 63,77 b) » » feinere 9,73 9,47 9,79 9,26 c) » » feinste 9,23 7,27 8,99 7,18 d) Thonige Substanz 19,27 24,06 17,y4 19,79 Die Ergebnisse der Schlämm -Analyse für Untergrund und Ackerkrume sind, wie man sieht, sehr übereinstimmend. Im Laufe der Untersuchung stellte sich heraus, dass nur die beiden erdigen Massen einer und derselben Schichte angehören und Verwit- terungsprodukte der oberen plattenförmigen und mehr thoni- gen Ablagerungen der bunten Sandsteinformation sind, während das feste Gestein aus den oberen glimmerhaltigen Schichten des eigentlichen bunten Sandsteins herrührt. Es wurden deshalb noch die beim Absieben des Untergrundes erhaltenen Steinchen zur Untersuchung herangezogen. Die chemische Untersuchung der Materialien ergab folgende Resultate : Sand t in ^*^^^^ ^^^ Untergrund^ am s em. Untergrunds- ^^"''^Fem^rde^"" Procent. Procent. Procent. Procent. Wasser bei 120" C. verflüchtigt . 0,3118 1,1150 2,279S 4,5880 Festgcbimdenes Wasser") i , 1,7878 2,1406 Humussubstanz **)(stickstofffr.) \ . 0,3118 1,5040 <^ 0,5567 3,9917 Stickstoff __l I 0,0394 0,2439 Gesammt- Glühverlust . . . . . 0,6236 2,6190 4,6637 10,9642 Kohlenstoff 0,3229 2,3734 Verhältniss zwischen N und C = 1:8,20 1:9,73 A. Auszug mit kalter concentrirter Salzsäure. Sandstein. Untergnuid. Ackerkrume, Procent. Procent. Procent. Kieselsäure in der Lösung 0,0033 0,0827 0,1393 Eisenoxyd 1,0600 1,6867 1,4267 Thonerde 0,0763 0,8814 0,9012 Mangauoxyduloxyd .... ? 0,0646 0,0883 Kühlensaurer Kalk . . . 0,0500 0,0583 0,1183 Magnesia Spur 0,0462 0,0610 Schwefelsaure 0,0084 0,0062 0,0272 Phosphorsäure .... 0,0092 0,0219 0,0654 KaU 0,0148 0,0360 0,0701 Natron 0,0031 0,0038 0,0031 1,2251 2,8878 2,9006 *) Differenz zwischen Gesammt -Glühverlust und den direct bestimmten flüchtigen und verbrennlichen Bestandtheilen. **) Berechnet aus dem C- Gehalte unter der Annahme eines procentischen C- Gehalts von 58% für Stickstoff'- und wasserfreien Humus. Bodenbildung- 11 B. Auszug mit kochender concentrirter Salzsäure. Steine des Feiuerde Sandstein Untergrunds, des Untergrunds, der Ackerkrume. Procent. Procent. Piocent. Procent. Kieselsäure in derLösung 0,0333 0,0566 0,1300 0,1280 Eisenoxyd 1,0383 3,1732 2,0177 1,9470 Thonerde 0,2772 0,9873 2,3392 2,2790 Manganoxyduloxyd . . 0,0167 0,5078 0,1450 0,2083 Kohlensaiu-er Kalk . . 0,0854 0,0988 0,1050 0,2300 Magnesia Spur 0,0519 0,0446 0,0957 Schwefelsäure .... 0,0095 0,0093 O.OOSO 0,0304 Phosphorsäure .... 0,0249 0,0457 0,0498 0,0940 Kali ........ 0,0490 0,0783 0,1505 0,2007 Natron .... . . 0,0064 0,0101 0,0063 0,0135 1,5407 5,0195 4,9961 5,2266 Kieselsäure in Soda löslich 0,5917 1,0043 3,0005 3,4665 Rückstand, gegliüit . .97,1475 91,3633 87,0480 80,0893 Wasser und Glühverlust 0,6236 2,6190 4,6G37 10,9642 99.9035 100,0061 99,7083 99,7466 C. Der Rückstand von B. mit concentrirter Schwefelsäure behandelt. Saudstein. UutergTunds. Untergrund. Ackerkrume. Procent. Procent. Procent. Procent. Kieselsäure in der Lösung . 0,0983 — 0,0776 0,1445 Eisenoxyd 0,4508 0,5718 1,0076 0,5993 Thonerde 1,2892 3,5025 5,1333 4,2873 Kalk 0,0109 0,0093 0,0274 0,0296 Magnesia 0,0574 0,1365 0,0639 0,0709 KaU 0,2852 0,6519 0,7703 0,6434 Natron 0,0205 0,1149 0,0679 0»0442 2,2123 4,9869 7,1480 5,8192 Kieselsäure in Soda löshch . 1,8717 5,0935 7,6761 5,3153 Geglühter Rückstand . . . 93,0878 81,3337 72,3467 69,0557 97,1718 91,4141 87,1708 80,1902 D. Der Rückstand von C. mit Flusssäure behandelt. Steine des ^^ , . i i Sandstein. Untergrundes. Untergrund. Ackerkrume. Procent. Procent. Procent. Procent. Thonerde ....... 2,1961 8,1249 2,2264 2,6977 Kalk 0,0840 0,0783 0,0471 0,0862 Magnpsia und Manganoxyd . 0,0540 0,0671 0,0531 0,0501 Kah \ . 1,5583 2,0545 1,7291 1,8773 Natron 0,0556 0,3170 0,2986 0,3282 Kieselsäure 89,1398 7.5,6916 67,9924 64,0162 93,0878 81,3337 72,3467 69,0557 12 BodenbildiiDg. Die Gesaramtmenge der einzelnen Bestandtheile beträgt hiernach: Ackerkrume. Sandstein. I'iocent. Wasser u. organische Substanz 0,6236 Kieselsäure 91,7348 Tbonerde 3,7425 Eisenoxyd 1,4891 Mangauoxyduloxyd .... 0,0167 Kohlensaurer Kalk .... 0,0854 Kalk 0,0949 Magnesia 0,1114 Schwefelsäure 0,0095 Phosi)horsäure 0,0249 KaU 1,8925 Natron 0,08i5 Steine des Untergrundes Procent. 2,6190 81,8463 7,6152 3,7450 0,5078 0,0988 0,0876 0,2555 0,0093 0,0457 2,7847 0,4420 Untergrund. Procent. 4,6637 78,8766 9,6989 3,0253 0,1450 0,1050 0,0745 0,1616 0,0080 0,0498 2,6499 0,3728 Gesammt - Kalkmenge 99,9078 0,1427 100,0569 0,1430 99,831 1 0,1333 Auf Wasser- und bumusfreie Substanz berechnet: Kieselsäure 92,3962 83,9985 82,8937 Thonerde 3,7695 7,8154 10,1927 Eisenoxyd 1,4998 3,8435 3,1794 Manganoxyduloxyd .... 0,0i6S 0,5212 0,1524 Kohlensaurer Kalk . . . . 0,0860 0,1014 0,1103 Kalk 0,0956 0,0899 0,0783 Magnesia 0,1122 0,2622 0,1698 Schwefelsäure 0,0006 0,0095 0,0084 Phosphorsäure 0,0251 0,0469 0,0523 Kali 1,9061 2,8579 2,7849 Natron 0,0831 0,4536 0,3917 100,0000 100,0000 Davon waren auflöslich in: kalter Salzsäure . . heisser » . . kohlensaurem Natron Schwefelsäure . . . kohlensaurem Natron Im Ganzen lösUch . Sandiger Rückstand Wir entnehmen fassers Folgendes: 1,2337 0,3178 0,5958 2,2278 1,8848 5,1568 1,0317 5,1233 5,2328 100,0143 3,0344 2,2154 3,152S 7,5109 8,0648 Procent 10,9642 73,0505 9,1640 2,5463 0,2083 0,2300 0,1158 0,2167 0,0304 0,0940 2,7214 0,3859 99,7275 0,2446 82,2983 10,3241 2,8686 0,2347 0,2591 0,1305 0,2441 0,0343 0,1059 3,0659 0,4348 100,0003 3,2623 2,6169 3,9001 6,5471 5,9800 6,2599 16,5446 23,9783 22,3064 93,7401 83,4.554 76,0217 77,6936 den Schlussfolgerungen und Betrachtungen des Ver- 1. Die procentische Zusammensetzung der ganzen Gesteins- und Erdmasse und namentlich die Gesammtmenge der Tbonerde gewährt einen Anhalt für die Frage, ob die einzelnen Gesteins- und Erdarten in einem direkten Zusammenhange mit einander stehen, ob die eine Substanz aus der andern durch fortschreitende Verwitterung ohne wesentliche Bodenbildiing. 13 Mitwirkung irgend eines fremdartigen Materials entstanden ist. Wie schon hervorgehoben, lässt sich diese Frage nur bezüglich der beiden Erden bejahen, der gleich hohe Thonerdegehalt spricht dafür, dass die Ackerkrume aus dem Untergrunde entstanden ist. Der an Thonerde, Eisenox)'d und Kali weit ärmere unverwitterte Sandstein gehört da- gegen einem tiefer liegenden Gliede des Buntsandsteins (glimmerreichen Schichten) an. Die Steine des Untergrundes enthalten zwar an Gesammt-Thonerde um reichlich i weniger als die Feinerde der Ackerkrume und des Untergrundes, dennoch lässt aber die ganze procentische Zusammen- setzung dieser Steinreste keinen Zweifel darüber obwalten, dass die- selben im unmittelbaren Znsammenhange mit den Erden stehen; deren grösserer Thongehalt erklärt sich daraus, dass die thonreichereu Par- thien des ursprünglichen Gesteins zunächst zerbröckelt sind und zur Bildung der Feinerde das Material geliefert haben. Wenn man die Zusammensetzung der drei zusammengehörigen Glieder: Steine des Untergrundes, Foinerde desselben und Feinerde der Ackerkrume ver- gleicht, so ergiebt sich Folgendes: Die Steine des Untergrundes enthalten absolut und relativ (im Ver- hältniss zur Menge des Thons) mehr Eisenoxyd als die Feinerde des Untergrundes, diese wiederum mehr als die Ackerkrume. Es findet also im Verlaufe des Verwitterungsprocesses eine Abnahme des Eisen- oxydes statt, wofür auch die weissere Farbe der Steinchen der Acker- krume spricht, deren Eisen grösstentheils bereits aufgelöst und ausge- waschen worden war. Das Eisen ist bei sämmtlichen untersuchten Materialien grösstentheils als freies Eisenoxyd zugegen ; es ist im Wesentlichen weder mit Wasser noch auch mit Kieselsäure verbunden. Darauf weist die intensiv rothe Farbe der Steine und der Feinerde des Untergrundes bei dem pro- centisch niedrigen Gehalt an Eisenoxyd hin und der Umstand, dass mittelst der Knop'schen Mischung (weinsaures -oxalsaures Ammoniak) zur Extraktion von Eisenoxyd- und Thonerdehydrat nur wenig Eisen- oxydhydrat (Untergrund 0,122 Proc, Ackerkrume 0,178 Proc.) gelöst wurden.*) Eine Verbindung des Eisenoxydes mit Kieselsäure ist aber auch nicht anzunehmen; denn für den theils durch Salzsäure, theils durch Schwefelsäure aufschliessbaren reinen Thon ergiebt sich eine solche Zusammensetzung, dass von der in Soda löslichen Kieselsäure für das Eisenoxyd nichts disponibel sein kann. *) Wir wollen hier darauf aufmerksam machen, dass Biedermann bei soiner Arbeit über Absorption des Bodens (dies. Ber. s. weiter hinten) nachgewiesen hat, dass die Extraktion des Eisenoxyd - und Thonerdehydrats mittelst genannter Lösung durchaus unvollständig von statten geht. 14 Bodenbildung. 4. Für die Beurtheilung der Verwitteruugsstufe und der natürlichen Fruchtbarkeit eines Bodens ist die absolute Menge des von verschie- denen, mehr oder weniger kräftig einwirkenden Lösungsmitteln auf- genommenen Kali's von grosser Wichtigkeit; ausserdem aber muss auch das Verhältniss der betreffenden Kalimengen unter einander und namentlich zu der in Salzsäure und Schwefelsäure auflöslichen Thon- erde, d. h. zu dem im Boden vorhandenen Thon, sorgfältige Beachtung finden. Die Zahlenverhältnisse gestalten sich für diesen Fall wie folgt; um die Grundlage zu einer vergleichenden Beurtheilung des Bodens zu gewinnen, sind die Zahlen beigefügt, welche Verfasser bei Unter- suchung von Hohenheimer Böden, — drei von sandig-lehmiger Beschaffen- heit (mit 15—17 Proc. Thon), drei thonige Böden (mit 25 — 30 Proc. Thon) — erhielt. Neiienbürger Düdeii. Huhenheiiuer Buden. Menge desKali, löslich in: Procent. Procent. Procent. Procent. Procent. Procent. a) kalter Salzsäm-e - 0,0360 0,0701 0,039G 0,0733 0,0565 b) heisser II. kaker Salzsäure 0,0783 0,1505 0,2007 0,2463 0,6763 0,4613 c) Schwefelsäure 0,6519 0,7703 0.6434 0,3753 - 0,7363 0,555 S d) Flusssäuro 2,0545 1,7291 1,8773 0,9925 0,6800 0,8295 im Ganzen 2,7847 2,6499 2,7214 1,6139 2,0926 1,8466 a) in Proceuten von b ... . — 23,8 34,9 16,1 10,8 12,3 b) » » » b+c . . 10,7 16,3 23,8 39,6 47,8 45,4 c) » » » b+c+d 23,4 29,1 23,6 23,3 35,2 30,1 Man sieht zunächst, dass die in kalter und in heisser Salzsäure lösliche Kalimenge im Untergrund und mehr noch in den Steinen des letzteren beträchtlich geringer ist als in der Ackerkrume, während die Gesammtmenge des Kali's und die in Schwefelsäure auflösliche Quan- tität verhältnissmässig nicht sehr differirt. Mit der fortschreiten- den Verwitterung ist daher das Kali theilweise in einen leichter löslichen Zustand übergegangen. Die sandigen Hohenheimer Bodenarten (aus der Formation des Lias- Sandsteins) stimmen hinsichtlich der absoluten Menge des in kalter Salzsäure löslichen Kali's ziemlich mit dem Untergrunde des Neuen- bürger Bodens überein; dagegen ist die absolute und relative Menge des in heisser Salzsäure löslichen Kali bei den Hohenheimer Böden grösser und die Menge des in Schwefelsäure löslichen Kali weit ge- ringer; der Thon befindet sich daher in den Bodenarten des Lias-Sandsteins in einem mehr aufgeschlossenen, das Kali vermuthlich in einem den Pflanzen leichter zugäng- lichen Zustande als in dem Boden des bunten Sandsteins. Diese Erscheinung tritt deutlicher hervor, wenn man das Verhältniss des Kali's zur Thonerde und der Mengen von jedem der beiden Stoffe unter einander in Betracht zieht. Bodenbildung, 15 Steine des tt +^ a a i ^ i ^ Hohenheim : TT j. ,i„ Unterffi'una. Ackerkrume. ^ . q h, i Untergruuaes. =■ Lias-Sanabou. Löslich iu: Kali. Thoneide. Kali. Thonerde. Kali. Thonerde. Kali. Thonerde. Salzsäure 0,0783 0,9878 0,1505 2,3392 0,2007 2,2790 0,2463 3,1823 1 : 12,6 1 : 15,5 1 : 11,4 1 : 12,9 Schwefelsäure .... 0,6519 3,5025 0,7703 5,1333 0,6434 4,2873 0,3753 3,5230 1 : 5,4 1 : 6,7 1 : 6,7 1 : 9,4 Salz- und Schwefelsäm-e 0,7302 4,4903 0,9208 7,4^<25 0,8441 6,5663 0,6216 6,7053 1:6,1 1:8,1 1:7,8 1:10,8 Bei dem Xeuenbürger Boden steht das in Salzsäure lösliche Kali zu der Gesammtraenge desselben im Thon und im ganzen Boden in einem weit ungünstigeren Verhältniss als hei dem Hoheuheimer Boden. Die Löslichkeit des Thones und zugleich des Kali's nimmt mit dem Fortschreiten der Verwitterung fortwährend zu und ist eine weit grössere in den Bodenarten des Lias - Sandsteins als in denen des bunten Sandsteins. Hiermit steht, wie es scheint, auch die Thatsache im Zusammenhange, dass das Verhältniss der in Schwefelsäure löslichen Thonerde und des Kali's für die Gebilde des bunten Sandsteins ein günstigeres ist als für die Äckererden des Lias -Sandsteins, während das Verhältniss der in Salzsäure löslichen Thonerde zum Kali in beiden Formationen ziemlich gleich und eher im Boden des bunten Sand- steins, entschieden namentlich für den Untergrund, hinsichtlich des Kali's ein weniger günstiges ist. Wenn daher in dem bunten Sand- stein eine weitere Verwitterung der mit Schwefelsäure aufschliessbaren thonigen Masse eintritt und damit mehr Kali in den löslichen Zustand übergeht, so wird das letztere offenbar verhältnissmässig rasch wie- derum aus dem Boden ausgewaschen, das leichtlösliche Kali von dem gleichsam noch roheren, nicht vollständig verwitterten und fein zer- theilten Thon nur schwach absorbirt und zurückgehalten. Vermuthlich enthalten deswegen die aus dem Terrain des bunten Sandsteins ab- fliessenden Quellen, die mit günstigem Erfolge zur Wiesenbewässerung benutzt werden, reichlich Kali. 5. Die im Buntsandsteinboden enthaltene absolute Menge Phosphorsäure ist nicht beträchtlich und deren Leichtlöslichkeit verhältnissmässig gering. 6. Die auf die Phosi^horsäure bezüglichen obigen Zahlen zeigen, dass die absolute Menge und ausserdem die Löslichkeit der Phosphorsäure in der Ackerkrume eine beträchtlich grössere ist als in dem Untergrund. Dasselbe zeigte sich hinsichtlich des Kali's und zeigt sich für Kalk, Magnesia und Schwefelsäure. Es hat hiernach die Kultur keine Er- schöpfung des Bodens, sondern eine Bereicherung der Ackerkrume an Nährstoffen herbeigeführt. 7. Die Zusammensetzung der rein sandigen (Eückstand von C) Sub- stanz ist in den Steinen des Untergrundes, sowie in der Feinerde des letzteren, und der Ackerkrume eine sehr nahe übereinstimmende. 10 Bodenbildung. Unterffrund. Ackerkrume. Thonerde , Kalk . . Magnesia . Kali . . . Natron . . lüeselsäure Steine des Untergrundes. 3,84 3,08 3,97 0,09 0,07 0,12 0,08 0,08 0,07 2,53 2,89 2,72 0,39 0,41 0,47 93,07 93,97 92,65 101,00 100,00 100,00 Das Verhältniss der Thonerde zu den Alkalien ist von der Art, dass die letzteren zum weitaus grösseren Theile in feldspathartigen Verbindungen vorhanden sein müssen; Kali- Glimmer scheint demnach entweder in für Säure löslichem Zustande oder in sehr geringer Menge vorhanden zu sein. Magnesia -Glimmer, der in Säuren unlöslich ist, scheint, dem vorstehenden Magnesiagehalte nach, ganz zu fehlen. Die Berechnung giebt als Gemengtheile des Sandes (Rückstand von C): Untergrundes. Untergrund. Ackerkrume. ■ . Kalif eldspath . . . 15,06 Natroufeldspath . . 3,30 Thon 0,97 Quarzsand .... 80,50 Kalk und Magnesia 0,17 14,20 16,16 3,62 4,15 — 0,28 82,03 79,22 0,15 0,19 100,00 100,00 100,00 8. Die absoluten Mengen der verschiedenen Pflanzennährstoffe sind in den Steinen und in der Feinerde des Untergrundes ziemlich überein- stimmend. Durch allmählige Verwitterung der Steine muss also die Feinerde des Untergrundes vermehrt werden, ohne dass die letztere dadurch eine wesentliche Veränderung in ihrer Zusammensetzung, namentlich hinsichtlich der eigentlichen Pflanzennährstoffe, erleidet. 9. Auf Grund der analytischen Ergebnisse würde ein Urtheil über Güte und natürliche Fruchtbarkeit des durch Verwitterung des bunten Sandsteins entstandenen Bodens etwa dahin lauten, dass der Verwitterungsboden der oberen plattenförmigen Ab- lagerungen des bunten Sandsteins zwar in physikalischer und mechanischer Hinsicht für die Erzielung hoher Ernte- Erträge kein Hinderniss darbietet, dass aber der Boden verhältnissmässig arm ist an sofort oder in nächster Zeit verwendbaren Pflanzeunährstoffen und daher, um hohe Erträge zu liefern, viel Dünger beansprucht, auch die Anwendung von concentrirten Düngemitteln, namentlich von Kalk und Phosphaten, reichlich lohnen möchte. 10. Der feste bunte Sandstein würde einen noch ärmeren Boden liefern, da er sowohl hinsichtlich der Phosphorsäure als des Kali's weit hinter dem Gestein, welches den untersuchten Boden lieferte. Bodenbildimg. 17 zurücksteht. Der Thongehalt desselben beträgt noch nicht die Hälfte von dem Thongehalte der Steine des Untergrundes. Die Gemengtheile der rein sandigen Masse, deren procentische Zusammensetzung die folgende ist: Thonerde Kalk . Magnesia Kali . . Natron . Kieselsäure berechnen sich zu folgendem Bestand Kalifeldspath . . Natronfeldspath Thon .... Quarzsand . . . Kalk und Magnesia Der Gehalt des Sandsteins an feldspathartigen Verbindungen ist hiernach niedriger als der des Untergrundes und der darin enthaltenen Steine. Aus der ganzen Zusammensetzung, aus dem niedrigen absoluten Gehalt an Kalk, Magnesia, Schwefelsäure und besonders Kali, muss geschlossen werden, dass aus dem hier untersuchten bunten Sand- stein ein sehr leichter Ackerboden sich bilden muss, welcher eine nur geringe natürliche Fruchtbarkeit zu entwickeln vermag. 2,36 0,09 0,06 1,67 0,06 95,76 9,91 0,51 1,13 88,30 0,15 Ueber den Löss, von F. Sandberger.*) — Nach dem Verfasser ueberden stellt der Logs eine an verschiedenen Orten mehr oder weniger intensiv löss. braungelb oder gelbgrau gefärbte lockere Masse dar, welche aus feinem Kalkstaub, feinen eckigen Quarzsplittern, denen oft auch solche von Augit, Hornblende, Granat und stets weissen Glimmerblättchen beigemengt sind, und durch Eisenoxydhydrat gefärbtem Thone besteht. Sehr gemein und charakteristisch für ihn sind wunderlich gestaltete Knollen von härterer Substanz, die sogenannten Lössmännchen, Lösspuppen oder Kupsteine.**) Seltener sind dem Löss statt dieser Knollen zusammenhängende Bänke eines schmutzig bräunlich-grauen, mergeligen Kalksteins eingelagert, wie z. B. bei Sulz und am Schutterlindenberge bei Lahr im Oberrheinthale, oder ein sol- cher Kalkstein bildet die Grenzbank des Lösses gegen das unterlagernde Diluvialgeröll, wie zwischen Oos und Baden-Baden. Ein weiteres wichtiges Kennzeichen des Lösses sind die zahlreich in ihm eingeschlossenen Schnecken- schalen, die namentlich an der Basis der Lössablagerungon vorkommen. Der Verfasser giebt eine Zusammenstellung über die chemischen Bestandtheile •) Joum. f. Landwirthschaft. 1869. S. 213. **) Anderwärts auch „Lösskindel" genannt. Jahresbericht, XI. u. XII. D. Ref. 18 Bodenbildung. verschiedener Lösse, von denen die unter 3 — 7 von Wicke analysirt wurden. Die Analysen beziehen sich auf folgende Vorkommen: 1) LÖSS auf dem Wege von Oberdollendorf nach Heisterbach (Sieben- gebirge). ***) 2) LÖSS auf der Strasse von Bonn nach Ippendorf. f) 3) LÖSS von der Kapelle am Spiess bei Ems. 8' hohe Ablagerung über grobem Diluvialkies, welcher meist aus Quarz- und Quarzitgeröllen besteht, in der Nähe des Bahnhofs der Station Ems der nassauischen Lahnbahn. Hell gelbgrau, enthält Succinea oblonga, Helis hispida, Pupa muscorum und Clausilia dubia. 4) LÖSS aus dem Erbenheimer Thälchen bei Wiesbaden. 12' hohe Löss- wand über hellgrauem Dulivialsand mit Gerollen von Quarz, Quarzit, Buntsandstein, Taunusschiefer, Kieselschiefer, Gneiss ; im Hintergrunde des Thälchens, nahe an der Chaussee nach Wiesbaden. Hellgelbgrau von sehr lockerem Gefüge, enthält ziemlich viele Conchylien, besonders häufig Succinea oblonga, Helix sericea, H. costulata, Pupa muscorum und Clausilia parvula. 5) LÖSS vom Heidingsfeld bei Würzburg. 30' hohe Wand im unteren Theile des Hohlwegs am Blosenberge bei Heidingsfeld über braun- rothem groben Diluvialsand mit Gerollen von Quarz, Kieselschiefer, Muschelkalk und verkieseltem Keupersandstein. Schmutzig ockergelb, weniger locker als 3 und 4, enthält viele Conchylien, worunter Succ. oblonga, Helix sericea, Pupa muscorum und Clausilia parvula die häufigsten. 6) Löss von Mauer im Elseuz-Thale (Baden). 20' hohe Wand in einer Sandgrube, i Stunde westlich von der Station Mauer der Heidelberg- Würzburger Eisenbahn, über blassrothera Diluvialsand mit Gerollen von Buntsandstein, Muschelkalk, Wellenkalk und Keupersandstein. Schmutzig gelbgrau mit vielen Conchylien, Avovon H. hispida, S. ob- longa und P. muscorum häufig. 7) LÖSS von Pitten in Oesterreich, das Vorkommen nicht genauer be- bezeichnet. (Siehe Tabelle auf Seite 19 ) In 3 — 7 wurden die in Salzsäure löslichen Bestandtheile getrennt be- stimmt. Der sich dabei ergebende unlösliche Rückstand hatte bei Beobach- tung unter dem Mikroskope je nach dem Vorkommen des Lösses einen ver- schiedenen Bestand. Der Löss von Ems (3) zeigte neben zahllosen wasser- hellen Quarzsplittern und weissen Glimmerblättchen auch lauchgrüne und braune Splitter, sowie sehr vereinzelte schwarze opake Kürner. Die grünen gleichen durchaus Hornblende-Partikeln, wie sie in den Schliffen dioritischer ***) t) Aeltere Analysen, wovon die unter ***) von Kjerulf, die unter f) von Albr. Bischof herrühren. (Lehrbuch der chemischen und physik. Geologie von G. Bischof. II. S. 1583. Bodenbildung. 19 6. Kohlensaurer Kalk Kohlensaure Magnesia . . . Kohlensaures Eisenoxydul . . Kieselsäure Eisenoxyd Thonerde ........ Kalkerde Magnesia Kali Natron • Phosphorsäui'C SchM-^efelsäure Wasser und organischeSubstanz 20,16 4,21 58,97 4,25 9,97 0,02 0,04 1,11 0,84 1,37 100,94 17,63 3,02 62,43 5,14 7,51 0,21 1,75 13,04 10,34 24,96 3,78 60,28 6,38 8,57 1,10 2,15 2,00 0,15 2,31 0,80 66,68 8,70 8,68 2,76 1,69 0,56 1,13 0,48 55,51 4,57 7,77 0,80 0,42 1,21 0,91 0,14 0,72 0,72 100,00 98,52 100,56 99,79 29,23 1,98 52,38 2,75 6,60 0,41 1,91 3,22 1,27 0,41 0,81 99,02 27,43 8,96 5,41 31,43 1,61 12,98 3,72 1,46 Spur. 1,22 2,46 101,55 oder syenitischer Gesteine unter dem Mikroskope erscheinen. Solche Gesteine stehen aber im Mittellaufe der Lahn (z. B. im Kupbach-Thale hei Diez) an. Die hellbraunen Splitter gleichen dem augitischen Bestandtheile der Diabase in der oberen Lahngegend. Das Eisen und die Magnesia im Lösse leitet der Verfasser von diesen Hornblende und Augit haltenden Gesteinen ab. Der Erbenheim -Löss (4) enthält in seinem Kückstand rosenrothe und grüne Splitter, erstere erwiesen sich als Granat, letztere als Hornblende. Der unter dem Liisse auftretende Diluvialkies enthält häufig Bruchstücke von Aschaifenburger Gneissen und Hornblendegesteineu. In beiden ist Granat sehr verbreitet. Auch Apatit enthalten diese, woher der relativ hohe Phosphorsäuregehalt des salzsauren Auszugs dieses Mergels. Der Heidings- felder (5) und der Mauer'sche Löss enthalten in ihrem Eückstand nur grosse Quarzsplitter und weisse Glimmerblättchen, Der Verfasser leitet die Abweichungen in der Zusammensetzung des Lösses von der Verschiedenheit der Gesteine ab, welche im Oberlaufe des- jenigen Flusses anstehen, der ihn abgesetzt hat. So auch den verschiedenen Kalkgehalt der Lösse. Der Löss von Heidingsfeld mit circa 25 Proc. kohlen- saurem Kalk rührt aus dem mittleren Gebirge des Mains her und ist ein Absatz des Mains, der von Hassfurt bis Heidingsfeld durch Muschelkalk fliesst; der von Erbenheim mit nur 10 Proc, kohlensaurem Kalk rührt von dem untersten Gebirge des Mains her, der von Heidingsfeld abwärts erst bei Frankfurt wieder Tertiärkalke berührt, die jedoch vor Ablagerung des Löss hoch mit Diluvialkies bedeckt worden und deshalb während seiner Bildung vor Erosion geschützt waren. Der Kalkgehalt des Erbenheimer Lösses rährt daher aus dem Muschelkalkgebiete zwischen Hassfurt und Wertheim her. Auf dem langen Wege ist ein grosser Theil des Kalkes durch Ausfällung entfernt worden, die nach dem Verfasser am wahrschein- 2* 20 Bodenbtldung. liebsten durch Verdrängung eines Theiles der halbgebundenen (?) Kohlensäure, welche ihn in Lösung hielt, durch atmosphärische Luft erfolgt sei. Der kalkreiche Löss von Mauer rührt ebenfalls aus dem Mittellaufe eines sich bis dahin fast ganz im Muschelkalke bewegenden Flüsschens, der Elsenz, her. Der Verfasser sieht hiernach den Löss als einen Absatz aus (Fluss-) Hochwassem an. Seine Lagerung theils auf Plateau's längs dem alten, oft 2 — 400' über dem jetzigen Stromlaufe, wie z. B. im Maingebiete zwischen Steigerwald und Spessart und im Kheinthale von Basel bis Bonn, als in den Buchten der vorletzten, etwa 50' über der jetzigen liegenden Thalsohle führt den Verfasser zu dieser Annahme. Der Verfasser glaubt diese Ansicht unter- stützt durch die im Löss eingeschlossenen Conchjiieu, welche sich bis auf drei selten vorkommende in der Jetztzeit mit Vorliebe in der Nähe fliessen- den Wassers aufhalten; ferner durch die Aehnlichkeit, welche sich durch Vergleich der Zusammensetzung der schwebenden Theile grösserer Flüsse mit der des Lösses, in beiden Fällen nach Abzug des kohlensauren Kalkes, ergiebt. Es enthalten: heilen Schwebende Theile der Donau b. Wien. 80,28 2,81 10,87 0,68 0.84 nicht best. Im vorigen Baude dieses Jahresberichtes theilten wir die Ansicht Fallou's über die Eutstehuugsweise des Lösses mit, worin er auch die hier vom Verfasser entwickelte verwirft. Während FaUou den Löss aus kalkhaltigem Schlammgewässer einer Meeresbucht sich abscheiden lässt, hält der Verfasser den Löss für Schlamm- absatz aus den Hochfluthen der Ströme. Wemi die vom Verfasser für die Bildung des Lösses im Kheiu- luul Mainthal entwickelte linsicht him'eichend sein mag ziu* Erklärung dieser Bildmigen , so scheint sie uns doch nicht die grossen Ablagerungen des Lösses in den Flussthälern der östlichen norddeutschen Niederungen zu erklären, deren Flüsse nur theilweise Kalkgebii'gc durchströmen, sie erklärt ferner nicht, warum nicht unter unsem Augen noch heute dieselben Ablagerungen stattfinden. Möghch, dass Löss der norddeutschen Niederimg und Löss des Rheinthals, welchen letzteren Vei'fasser im Auge hatte, gar nicht identische Gebilde sind, Gebilde sind, die auf verschiedene Weise und aus verschiedenem Material entstanden sind. Vielleicht kann hierüber die mtki'oskopische Prüfung Licht bringen. Bcnnigsen-Förder hat be- kanntUch in dem Lösse des norddeutschen Flachlandes aller Orte ndas Vorkommen von Polythalamieu nachgewiesen; für die vom Verfasser beschriebenen Lösse ist die Gegenwart oder die Abwesenheit dieser Organismen unseres Wissens nachzu- weisen noch nicht versucht worden. m 100 TheUen Löss Löss 1 tlheinschla von Heisterbach von Boim von Bor Kieselsäure . 79,53 81,04 77,34 Eisenoxyd , . 4,81 6,67 9,80 Thonerde . . 13,45 9,75 9,88 Kalk. . . . 0,02 — — Magnesia . . 0,06 0,27 0,11 Kali .... 1,50 1 Natron . . . 1,14 1 2,27 2,87 BodenbilduDg. 21 W.J. Palmer*) theilt über die Salpeterbjldung in den nord- saipeter- westlichen Provinzen Ostindiens Folgendes mit: Der Salpeter findet biidnn« in sich in den von den Gebirgsketten am weitesten entfernten Ebenen am reichlichsten. Hier besteht der Boden aus einem sehr gleichförmigen Alluvium oder Flusssand, welcher bis auf 200' Tiefe nur hier und da mit dünnen Thonlagern (ehemaligen Flussbetten) und noch seltener mit sogenannten Kunkurs durchsetzt ist. Diese sind zerreibliche steinige Knoten, aus Sand, mit einer Hülle von kohlensaurem Kalk umgeben, bestehend; sie enthalten ' 15 — 70 Proc. kohlensauren Kalk. Die Kunkur-Lager sind die einzige steinige Formation auf 100 Meilen längs des linken Gangesufers und die einzige Quelle für Kalk in den Ebenen Indiens. Es scheint, als ob ihre Entstehung auf der Anwesenheit eines mit kohlensaurem Kalk geschwängerten Wassers beruht, welches in der heissen Jahreszeit nach oben gesaugt wird, hier seine Kohlensäure verliert und den Kalk mit Sand verkittet absetzt. Die Betten des Kunkur liegen in horizontaler Fläche 1 — 20' tief, sind 6" bis 4' dick, 1 — 4 Yard breit und erstrecken sich von einer bis mehrere Meilen Länge. Nur wo diese Lager sich finden und wo das Niveau der natürlichen Gewässer 20 — 40' unter der Bodenoberfläche steht, ist reichlich Salpeter vorhanden. Li dem Salpeter erzeugenden Indien fällt acht Monate des Jahres kein Kegen, in den anderen vier Monaten wechseln tropische Gewitterstürme mit sengendem Sonnenschein. Der herabstürzende Regen schwemmt die Oberflächenschicht der Erde meist in benachbarte Ströme, aber etwas zieht sich in verschiedene Erdtiefen hinab, um nachher durch die Sonne wieder mit dem von ihm Gelösten an die Oberfläche zu kommen. Die grössere Menge Salpeter sammelt man in der Eegenzeit, obwohl in dieser sehr viel fortgewaschen werden muss. Diese Theile Indiens sind dichter bevölkert als England. Die Dörfer sind gross und bestehen fast nur aus Erdhütten, umgeben von einem Erdwall, der in der Regel die Wohnungen einer ganzen Familie (incl. der Verwandtschaft) einschliesst. Der Urin dieser Bewohner- schaft, und ausschliesslich nur dieser, da andere Verrichtungen, auch das Waschen, ausserhalb der Wohnungen geschehen, fliesst in kleinen offenen Abzugskanälen ab, die auf einen kleinen offenen Platz münden, wo die Flüssigkeit sich verbreitet und schnell von der Sonne aufgetrocknet wird. Hier wird auch die tägliche Asche von der Heizung mit Kuhmist hinge- worfen. Hier ist die Stätte der Salpeterbildung und es ist nur der Harnstoff des Urins, welcher unter Mitwirkung des Kalkes und des Klima's die reich- liche Salpeterausbeute liefert- Das zuerst entstandene Kalknitrat wird wahr- scheinlich durch die Pottasche der Kuhmistasche umgesetzt und das gebildete Kalisalz durch Verdunstung an die Oberfläche gesogen. Eine Kaste der Einwohner, Sorawallahs genannt, sammelt die salpeterhaltige Erde, indem er eine ganz dünne Oberflächenschicht derselben abträgt. Die Erde wird mit wenig Wasser oder auch mit Mutterlauge früherer Operationen ausgelaugt *) Joum. f. prakt. Chemie. B. 105. S. 297. 22 Bodenbilduug. und die Lösung in flachen Gefässen im heissen Wind und Sonnenstrahlen verdunstet. Der gewonnene Salpeter wird ein- oder zweimal umkrystallisirt, die Mutterlauge weiter verdunstet und daraus Kochsalz gewonnen. Von Woche zu Woche, von Jahr zu Jahr sammelt der Soravvallah an derselben Stelle und die Erzeugung von Salpeter findet stets statt, so lange der Ort bewohnt ist. Der Zwischenraum zwischen jeder neuen Sammlung wechselt je nach verschiedenen Lokalitäten und Jahreszeiten zwischen 1, 7, 10 und mehr Tagen. Der Verfasser behauptet: Es giebt keine bekannte andere Quelle des Salpeters (in den Ebenen Indiens). Derselbe wird nur in und um bevölkerten Dörfern gefunden und an demselben Ort, so lange dieselben be- wohnt bleiben. Der Bildungsprocess des Salpeters wird mit Erfolg in einigen indischen Gefängnissen nachgeahmt, wo man den Urin auf einen Erdplatz wirft und Kalk und Holzasche hinzufügt. Vor- Vorkommen, Ursprung und Reinigung des Natronsalpeters kommen, (C hili s al p et c r) in Peru, von Thiercelin. *) — In sehr ausführlicher rspnmg ^ intcressauter Weise schildert der Verfasser diese Verhältnisse und bietet und Kei- niguug des Über dicscn Gegenstand, über den im Allgemeinen noch unklare Anschauungen Natron- "bestehen, treffliche Belehrung und zahlreiche Beobachtungen. Wir müssen sapeers. ^^^ leider darauf beschränken, nur das Wichtigste aus seiner Schilderung hervorzuheben. Wenn man die peruanische Provinz Tarapaca bei 20 Grad s. Br. von Westen nach Osten, vom Meere aus nach den Cordilleren zu durchreist, so überschreitet man der Reihe nach folgende sieben verschiedene Zonen: 1) Den von jungen Alluvionen gebildeten Strand, welcher sich nur wenige Meter über den Ocean erhebt; 2) die „Serrania'' oder Küstengebirgskette; 3) die Pampa von Tamarugal; 4) die westlichen oder kleinen Cordilleren; 5) die „Serrauia alta" oder innere Kette (Hoch-Peru oder Bolivia); 6) die grossen Cordilleren; 7) das innere Peru. In der ersten, tiefsten Zone, die 2, 3 oder 4 Kilometer breit ist, sich oft aber auch bis zu einem Fusssteig verengt, findet sich Kochsalz sowohl in Form kleiner krystallinischer Aggregate, als auch in compakten, stein- salzähnlicheu Massen. Salpeter dagegen ist nur so wenig vorhanden, dass seine Gewinnung nicht lohnt. Die „Serrauia" der Küste, die sich vom Meere her wie eine steile Wand erhebende Gebirgskette, wechselt mit Berg und Thal, Hügeln und Ebenen, einzelnen Spitzen und Schluchten ab. In dieser Zone, in der Granit, Porphyr und eisenschüssiger Quarz vorheiTSchend sind, findet sich Kochsalz überall, nicht nur in den Tiefen der von Bergen einge- schlossenen Pampas, sondern auch auf den Bergen, in den Klüften der Fel- •) Amial. d. Chim. et d Pliys. 1868. T. XIIL S. 160. Bodenbildung. * «J sen, auf allen Abliäugeii gewisser Hügel in Form von Steinsalz nnd in Form von weissen Klumpen. In dem grössten Theile der Salzebenen (Salares) verbreitet sich das Salz wie eine mit Staub überdeckte Eiskruste, die beim Betreten wie eine Metallplatte ertönt. Von wesentlicher Wichtigkeit für die Salpeterbildung ist das Vorkommen von Kalkstücken auf Stellen von mehreren Meilen Durchmesser, Kalkstücke von gleichbleibender Form, aber von ver- schiedener Grösse. Manchmal sind diese Kalkknollen hart und glatt anzu- fühlen, manchmal dagegen sind sie rauh und in voller Zerstörung begriffen, so dass sie beim Berühren zu Staub zerfallen. Man nennt sie dort „Tiza" und ihre Gegenwart ist eine ziemlich sichere Anzeige von der Anwesenheit salpetersauren Natrons oder borsauren Kalks. Seit 3 oder 4 Jahren wird hier Salpeter gegraben und gewonnen. Die Pampa von Tamarugal, in einer Länge von 100 Meilen von Nord nach Süd und in einer Breite von 8 — 12 Meilen von Ost nach West, stellt eine ungeheure, in ihrer Mitte leicht gewölbte Ebene dar, die von zwei Thälern begrenzt wird, von denen das eine am Fusse der kleinen Cordilleren, das andere im Westen liegt. Sie trägt ebenso spärlich eine Vegetation, wie die Küstengegend, von der sie aber verschieden ist. Die ganze Pampa war, wie man aus dem Vorkommen fossiler Reste von grossen Sauriern schliessen muss, früher ein grosser, ungeheurer Sumpf und mit einer Vegetation be- deckt, welche später die Salzalluviouen vernichteten. Auch hier ist das Salz allverbreitet. Es ist das westliche Thal der Pampa, wo sich Salz in grösster Menge findet, und hernach das ausgetrocknete Bett eines von Nord nach Süd laufenden Flusses, wo man auch in Benutzung befindliche Ablagerungen von borsaurem Kalk antrifft.*) Auf der Grenze von der Pampa und der Serrania finden sich einige Salpeterwerke, sie sind aber wegen ihrer grösseren Entfernung vom Meere weniger einträglich, als die der Serrania. Auch auf dem westlichen Abhänge der kleinen Cordilleren findet sich noch Salz, aber in geringerer Menge als in der Pampa. Von hier ab muss man aber östlich bis nach Hoch -Peru gehen, um es, und zwar in grossen Salzseeen, wieder- zufinden. Ursprung des Salzes. — Die Serrania der Küste scheint in einer fortdauernden Erhebung begriffen zu sein, welche so augenscheinlich ist, dass alte Leute sich jetzt erinnern, Punkte vom Meere bespült gesehen zu haben, die gegenwärtig eine beträchtliche Höhe erreicht haben. Darauf gründet sich die Meinung, dass diese Gegend ursprünglich submarin war und bei ihrer Erhebung Meerwasser in den Tiefen zurückbehielt, das bei seiner Verdunstung die Salzkrusten bildete. Wäre das aber die Entstehungs- ursache gewesen, so würde man das Salz am Fusse von abschüssigen Stellen in Form von Bänken geschichtet finden müssen. Mali würde wohl auch, hätte das Meer diesen Boden bedeckt gehabt, zuweilen fossile Meermuscheln ') Ueber die Art uud Weise des Abbaues dieses Salzes müssen wir auf das Original vei'weiseu. 24 Bodenbildung. finden; dem ist aber nicht so, in der SeiTania sowohl wie in der Pampa sind nur Landmuscheln anzutreffen. Ferner beweist der unter der Salzschicht verbreitete Guano, dass bereits vor einer salzigen Ueberschwemmung der Boden der Luft ausgesetzt und von Vögeln und Insekten, deren Reste noch vorhanden sind, bewohnt gewesen ist. Andere schreiben die Gegenwart des Salzes im ganzen Nieder -Peru seiner Herbeiführung durch Nebel aus dem Ocean zu, welche sich während der Nacht bilden, eine Ansicht, die die Entstehung der Salzseeen und der Steinsalzbänke Hoch-Peru's unerklärt lässt. Auch die Thätigkeit von Vulkanen wird zur Erklärung der Salzbildung zu Hilfe genommen. Indem der in den grossen Cordilleren stehende Vulkan Isluga feste Stoffe, Borsäure und Schwefel etc. in die Pampa warf, kamen gleichzeitig durch vulkanische Thätigkeit durch unterirdische Kanäle aus dem Meere grosse Mengen Salzwasser. Dieses überhitzte Wasser wird sehr rasch verdunstet sein und das Salz zurückgelassen haben. Der Verfasser erklärt sich die Entstehung der Salzablagerungen, indem er die frühere Existenz eines inneren, zwischen den beiden Cordilleren gelegenen Meeres, von dem die Salzseeen übrig geblieben sind, annimmt. Die vulkanischen Eruptionen, die Erdbeben des ganzen amerikanischen Continents haben ein Aufstossen des Meeresbodens in solcher Weise herbeigeführt, dass die Gewässer, der allgemeinen Neigung des TeiTains von den Anden nach dem Ocean folgend, sich nach Westen ergossen und alles Das hervorgebracht haben werden, was wir jetzt vor uns haben. Salpeterbildung. — Der Boden der Salpetergi-uben ist ein Quarz- sand, Sandsteinbrocken von glänzendem Bruch und Kalksteinknollen, die bald hart und eben, bald rauh und zerbröcklich sind. Weiter unten, in einer Tiefe von 20, 30 oder 40 Centimeter, erscheinen reguläre Prismen, worin eine unzählige Menge kleiner, fast mikroskopischer Salzkrystalle glänzen. Darauf folgt eine Kruste (costra) in einer durchschnittlichen Dicke von 50 bis 60 Centimeter, hart wie ein Stein, welche sich aber mit einer gut ge- härteten Spitzhacke durchbohren lässt. Sie besteht aus Kochsalz in vor- wiegender Menge, aus ein wenig Chlorcalcium und salpetersaurem Natron; sie ist gefärbt und verunreinigt mit Erde und schliesst eisenschüssige Quarz- stücke ein. Die nächste Schicht enthält mehr oder weniger reinen und mehr oder weniger gut krystallisirten Natronsalpeter, immer in einzelnen Stücken von 50—100 Centimeter Höhe und 1 — 2 Meter Durchmesser. Zwischen diesen Stücken befindet sich compakte, zerreibliche Erde, welche wie die obere Erde zu einem Staub zerfällt, wenn man hackt und gräbt. Unter der Salpeter führenden Schicht kommt wieder Sand und Kies. Selten findet man auch Guano unter der erwähnten Salzkruste. Wegen seines seltenen Vorkommens hat man seiner bisher keine Erwähnung gethan. Die in den Salpetergruben beschältigten Arbeiter sagen aber aus, dass sie ihn oft genug anträfen, jedoch immer in sehr geringer Menge. Er findet sich gewöhnlich auf den Höhen kleiner Hügel, wie sich die Vögel auch vorzugsweise auf erhöhte Punkte zu setzen pflegen. Dem Guano von den Chinchas-Inseln ist er nicht BodenbilduDg. 25 gleich, vielmehr ist er fest, braun, ziemlich zäh und schliesst Vögelkuochen und Insektenreste ein. Man hat angenommen, dass der Salpeter gleichzeitig mit dem Kochsalz durch vulkanische Eruptionen und Erdbeben zum Vor- schein gekommen ist und dass die Scheidung der beiden Salze, wie sie in den Salpetergruben vollzogen ist, durch den Eiufluss der Nachtnebel statt- gefunden habe. Der Verfasser ist aber der Ansicht, dass das Vorkommen des Salpeters nicht eine Folge vulkanischer Thätigkeit sein könne, sondern schliesst aus dem Befund der Salpetergruben, dass er dort entstanden ist, wo er sich jetzt findet. Der Verfasser hat nur da Salpeter angetroffen, wo sich Kochsalz, Kalkstein und Guano findet oder wo sich solcher wahrschein- licher "Weise gefunden hat. Er glaubt, dass er aus diesen Materialien ent- standen ist. Unter dem Einflüsse der Luft und des porösen Sandbodens bildete sich aus dem Ammoniak des Guano's Salpetersäure und salpeter- saures Ammon. Letzteres setzte sich weiter mit dem kohlensauren Kalke zu salpetersauren Kalk und kohlensaures Ammon um, welches sich in die Luft verflüchtigte. Der salpetersaure Kalk ging wiederum mit dem Kochsalz eine Umsetzung ein, in Folge welcher Natronsalpeter und Chlorcalcium ent- stand. Die Nachtnebel lösten den Natronsalpeter auf und filtrirten ihn in die Tiefe. Der Verfasser ist damit beschäftigt, durch Versuche diese Bil- dungsweise des Salpeters nachzuahmen. Ein Gemisch von Kochsalz und • Salpeter verhält sich allerdings gegen Nachtnebel auf die angegebene Weise, das beweisen umfangreiche Stalaktiten von Natronsalpeter, welche man in Höhlen antrifft. Wenn man ein Stück rohen Salpeters (bestehend aus 60 Theilen Salpeter und 40 Theilen Kochsalz) aus den Gruben nimmt und bei reiner Luft ein oder zwei Monate auf dem Boden liegen lässt, so wird es allmählig porös und leicht, behält seine Form, wird aber von einer Staub- schicht überzogen. Die Analyse zeigt, dass aller Salpeter verschwunden und reines Kochsalz übrig geblieben ist. Die Gewinnung des Salpeters ist eine bergmännische. Durch Sprengen und Handarbeit werden die Lager freigelegt und die unreinen Stücke des- selben in die Siedereieu gebracht. Dieselben werden jetzt meist mit Dampf betrieben, zu dessen Erzeugung englische Steinkohlen dienen. Durch Er- fahrung hat man herausgefunden, dass bei einer bestimmten Wassermenge und bei bestimmten Temperaturgraden aus dem unreinen Salpeter nur sal- petersaures Natron gelöst wird. Durch Krystallisirenlassen der gewonnenen Lösungen wird reinerer Salpeter erzielt. Der rohe Salpeter ist von verschie- dener Qualität, Consistenz und Farbe und wird darnach mit verschiedenen Namen belegt. Der Azufrado (geschwefelte) ist der reinste; er verdankt seinen Namen seiner gelben Farbe. Der „poröse", „erdige", „geronnene" (congele) repräsentiren Sorten verschiedener Güte. Im Allgemeinen sieht man diejenigen Stücke, welche unter 50 Procent Salpeter enthalten, als zur Fabrikation untauglich an. Ein Gehalt von 70 bis 80 Procent ist ein aus- nahmsweiser Reichthum. In den Siedereieu, wo noch ein roherer Betrieb herrscht, gewinnt man ein gefärlites unreines und noch 2 Procent und 26 Bodenbildung. mehr Koclisak enthaltendes Präparat. In den besser geleiteten Fabriken, namentlich in denen der Salpeter -Compagnie von Tarapaca, gewinnt man einen Salpeter, der weiss und fast trocken ist und weniger als 1 Procent Kochsalz enthält. Die vom Verfasser entwickelte Theorie der Salpeterbildung ist mit den allgemei- nen Ansichten darüber übereinstimmend; man kann aber den Vorgang, wie er vom Ver- fasser beschrieben, deshalb nicht klar übersehen, weil sich m der Erläuterung des Ver- fassers ein Widerspruch findet. AnfangUch sagt derselbe, der Guano befinde sich unter der Salzkruste, später lässt er aber das Salpetersäure Natron durch die Ifruste filtriren. In der That sind aber in dortiger regeulosen und regenarmen Gegend die Bedingimgen der Salpeterbildung m günstigster Weise erfüllt : verwesende stickstoflfreiche Stoffe, wanne, bald trockene, bald feuchte Luft, poröse Körper und alkaüsche Stoffe. Das Vorhandensein von Guano zur Bildung des Salpeters braucht man nicht einmal anzunehmen, wenn man die auch vom Verfasser angenommene Ansicht, dass das Kochsalz aus einem friüiereu Binnenmeere, aus emer Meerlagune entstanden sei, als wahrscheinlich anerkennt. Die verwesenden Reste der Thiere aus jener Lagune boten sicher hinreichendes Material zur Bildung der Salpetersäure, welche wh' jetzt in den Salpeterlagern finden. Die Annahme der frühem Existenz, eines inneren Meeres imd dessen Erhebung durch vulkanische Eruptionen ist übrigens schon von Anderen ausgesprochen worden. Wir verweisen ferner auf nachfolgenden Artikel, der die Ansicht des Verfassers über die Entstehung des Salpeters widerlegt. Entstehung Entstehung der Salpeterlager in Peru, von C. Noellner*). — des chiH- j^^ch Ansicht von C. G. Hillinger verdankt die Entstehung des Salpeters in Peru grossen Ablagerungen von Guano ihren Ursprung, die zur Zeit des Antediluviums die Ufer eines grossen Natron- oder Sodasees bedeckt hatten ; dieser hat später den Guano überschwemmt, wobei dessen Stickstoff mit dem Natron in Verbindung trat, so dass nach Jahrtausenden, wo die Erde und das Gerolle sie bedeckt gehalten haben, der Natronsalpeter sich bildete. — Das Handwörterbuch der reinen und angew. Chemie von Liebig, Poggen- dorff und Wöhler sagt darüber Folgendes: »Die zahlreichen Forschungen, welche sich bestrebt haben, die Bildung der salpetersauren Salze, namentlich deren so mächtiges Auftreten in Peru zu erklären, sind im Ganzen von einem nur geringen Erfolge gekrönt worden, so dass es den Anschein hat, als hätten bei ihrer Bildung uns jetzt unbekannte Verhältnisse obgewaltet.« A. Fröhde stellt das salpetrigsaure Ammoniak als Hauptquelle der grossen Salpeterlager in Chili hin, indem Schönbein's ozonisirter Sauerstoff der Luft die Vereinigung des Stickstoffs mit dem Sauerstoff zu Salpetersäure bedinge. Diesen Ansichten Fröhde's und Hillingers widerspricht der Verfasser, indem er gegen Fröhde's Ansicht geltend macht; »dass nur in der regenlosen peruanischen Bucht die Bildung solch' grosser Lager von Natronsalpeter stattfand, dass anderswo sich eben- falls regenlose Gebiete, wie im Lmern von Afrika und Asien finden, aber nur in Peru die Salpeterbildung stattfand, dass dort in Peru eine *) Joum. f. prakt. Chemie. Bd. 102. S, 459. Bodeubildung. i7 äusserst sparsame Vegetation sich vorfindet, aus der man so grosse An- häufungen von Stickstoff nicht herleiten könnte; wollte man aber an- nehmen, -der ozonisirte Sauerstoff der Luft habe die Vereinigung des Stickstoffs der Luft zu Salpetersäure bedingt, so ist schwer einzusehen, warum nicht unter ganz ähnlichen Verhältnissen auch noch anderswo so grosse Salpeterlager sich gebildet haben sollten: ferner gegen Hillinger's Ansicht: wollte mau die Salpeterbildung von einer Oxydation des Stickstoffs grosser Guanolager ableiten, so wäre nicht zu erklären, wo der im Guano enthaltene schwerlösliche phosphorsaure Kalk in jenen regenlosen und vegetationslosen Gebieten geblieben sei und dass gerade die leicht lös- lichen in feuchter Luft sogar zerflieslicheu Verbindungen als Natron- salpeter zurückgeblieben seien. Zuletzt muss es aber nicht wenig auffallen, dass der natürliche Chili- salpeter jederzeit grosse Mengen von Jod enthält. Wenn die verschiedenen grösseren Steinsalzlager eingedampftem Meerwasser ihren Ursprung verdanken, daher die darin abgeschiedenen verschiedenen Salze sich nach ihrer Löslich- keit geschichtet haben und in den zuletzt abgeschiedenen löslichen Salzen nur Spuren von Jod enthalten sind, so zeigt dies doch deutlich, dass auch dem Meerwasser allein jene Salpeterlager ihren Ursprung nicht verdanken können, obgleich die unteren Schichten derselben regelmässig aus reinem Kochsalz bestehen. Alle diese Thatsachen beweisen daher, dass die peruanischen Salpeter- lager nicht aus salpetrigsaurem Ammon, nicht durch ozonisirten Sauerstoff der Luft und ebensowenig aus Guano und dergleichen entstanden sein können, sondern — dass dieselben den stickstoffhaltigen Jodsammlern, den Seetangen, ihren Ursprung verdanken. Fragt man, wie so grosse Mengen von Seetangen gerade dorthin ge- kommen, so wird man auch dies sehr natürlich finden, wenn man die längst bekannte Erfahrung erwägt, dass, wenn die Luft über grosse Flächen Fest- landes sich erwärmt und aufsteigt, dadurch zu vorherrschenden Westwinden in Peru etc. Veranlassung giebt , deren Wirkung sogar noch durch die etwa von 40 0 südl. Br. herkommende Meeresströmung unterstützt wird. Traten obige Westwinde auch nur einige Male in Jahrtausenden als heftige Orkane auf und trieben von der ungeheuren Fläche des Oceans kolossale Massen solcher Meeresgebilde, die alle stickstoffhaltig sind, in jene Bucht von Südamerika, deren Gebiet wie bemerkt regenlos ist und eine sterile Ebene oder hüglich aufgeschwemmtes Land bildet, bis endlich einige Tagereisen landeinwärts nach den Cordilleren hin der Boden mehr und mehr gleichförmig sich er- hebt, so musste sich genau eine solche Zone von angeschwemmten Seetangen bilden, wie sie die Salpeterlager in Peru heute darstellen. Würden die See- tange vorherrschend Kaliumverbindungen enthalten, so würde sich Kali- salpeter, statt Natronsalpeter gebildet haben, da aber diese im Kochsalz haltigen Meere lebenden Pflanzen mehr Natronpflanzen sind, so konnte auch 28 Bodenbildung. nur Natronsalpeter daraus hervorgehen, der jedoch noch immer soviel Kali enthält, als dem Kaligehalte des Meeres und der darin lebenden Tangen entspricht. Es ist deshalb wenig Aussicht vorhanden, noch ein ähnliches Salpeterlager wie in Peru auch anderwärts auf der Erde wiederzufinden, da nirgends die Bedingungen so günstig zusammentreffen wie gerade dort. Salpeter- Z usam m Gu s e t z u ug von Erden in Tantah (Untcr-A egypten) biidungiu ^jj^ Beitrag zur Geschichte der Salpeterbildung; von A. Hou- vlT/anuh zeau*) — Diese im Nildelta gelegene Ortschaft beherbergt in ihren aus Nilschlamm und Stroh aufgeführten Hütten gemeinschaftlich Menschen und Vieh, welche innerhalb derselben alle ihre leiblichen Bedürfnisse befriedigen. Die Hütten zerfallen nach kurzer Zeit und auf den Trümmern deralten erheben sich neue. Die Trüramerhügel sind der Sammelplatz und der Behälter der flüssigen und festen Excremente einer zahlreichen Generation. Der Verfasser hat nun den Uebergang des Stickstoffs der aufgespeicherten organischen Reste in Salpetersäure nachgewiesen, indem er den Boden solcher Trümmerhügel jüngeren Datums und solcher von anscheinend hohem Alter einer vergleichen- den Untersuchung unterwarf. Die Ergebnisse waren folgende: Jüngerer Boden. Alter Boden. Allgemeine Charactere. Farbe: dimkelguanogelb. desgl. Schliesst viel Stroh em. nur wenig. Geruch- und geschmacklos. desgl. Neutral. » Gif'bt an Alkohol eine beträchtliche Menge einer niu- eine gelinge Menge einer gelb- grünen organischen Materie ab. hch- grünen Materie. Enthält Ammoniaksalze und Nitrate. desgl. Bei 100» C. flüchtiges Wasser: 14,276 Procent. 10,719 Procent. Zusammensetzung der bei 110 •* getrockneten Erden. Procent. Piocent. Organische Substanzen 9,915 4,308 Thon, Sand, Eiseuoxyd etc 84,093 89,605 Lösliche Chlorverbindungen (auf Na Gl berechnet) 5,147 4,520 Schwefelsauren Kalk 0,015 0,129 Salpetersäure 0,171 0,949 Fertig gebildetes Ammoniak 0,039 0,365 Stickstoff der organischen Substanz . . . . ■ . 0,620 0,124 100,0 100,0 GesammtstJckstoff 0,696 0,670 Davon in Form von Salpetersäure 0,044 0,246 » » » » Ammoniaksalz i-n 0,032 0,300 j) » » » organischen Substanzen . . . 0,620 0,124 Der Verfasser berechnet daraus einen Gehalt der Böden an: salpetersaurem Ammoniak 0,184 1,476 Salpetersäure an Natron gebunden 0,047 — Ammoniak in anderer Form als Nittat — — *) Compt. rend. 1869. t. 68. S. 821. Bodenbildang. 29 Die Erde von Tantali verliert mit der Zeit die Hälfte ihrer nrsprüng- liclieu Menge an organischen Substanzen; gleichzeitig bereichert sie sich mit salpetersauerem Ammoniak. Der Verfasser bemerkt noch, dass die Einwohner von Tantah die Düng- kraft ihres Bodens kennen, aber dem älteren Boden den Vorzug als Dünge- mittel geben und eifrig nach demselben suchen, dass sie sich in dieser Hin- sicht nicht täuschen Hessen, was um so auffälliger sei, als beiden Erden ein fast gleicher Stickstoffgehalt zukäme. Zusammensetzung des Nilschlammes und des Nilwassers, Analysen von A. Houzeau. — Der Verfasser hatte im Korn von Aegypten einen ^o° nu- niedrigen Stickstoffgehalt gefunden und vermuthete den Grund dafür in dem„.Niiwa3ser. Mangel daran im Boden, worauf das Korn gewachsen war, zu finden. Er fand diese Vermuthung durch eine Analyse des Nilschlamms bestätigt, deren Resultate die nachfolgenden sind (berechnet auf lufttrockne Masse). Bei 110° C. flüssiges Wasser 7,70 Procent, Thon und Sand 62,71 » Eisenoxyd, Magnesia (und Phosphorsäure in geringer Menge) 14,70 » Kohsensaurer Kalk imd kohlensaures Eiseuoxydul . . . 0,57 » Thonerde 8,27 » Schwefelsaurer Kalk 0,56 » Organische Materie und Verlust . 5,49 » Stickstoff T~. 0,0504 Procent. Der Verfasser bemerkt dazu: »Diese Analysen scheinen festzustellen, dass da, wo assimilirbarer Stickstoff im Boden fehlt, der im freien Zustande befindliche Stickstoff der Luft diesen nicht ersetzen kann.« Die Wasser-Untersuchungen gaben folgende Resultate, berechnet auf 1 Litre. Die Proben wurden in derNähedes Dorfes Samanoud auf der Mitte des Flusses zu verschiedenen Zeiten seines Anschwellens genommen, indem die Sammel- gefässe 0,15 Meter unter die Oberfläche des Wassers getaucht wurden. Tag der Schlamm, Probenahme, lufttrocken. Salze.*) Gramm. Gramm. 0,200 Nicht best. 0,260 4. Juli 0,025 Lösliche Ammoniak**^ Salpeter- Gramm. Nicht bestimmt. 21. ). 28. » 4. August?***) 11. » ? . . 18. » ? . . 25. » V . . 1. September? 8. » V 0,200 0,450 0,651 0,908 0,912 0,915 0,918 1,083 0,250 0,283 0,200 0,223 0,217 0,217 Gramm. 0,0012 0,0012 Nicht best. 0,0034 0,0024 0,0007 0,0010 0,0010 0,0058 0,00243 0,00279 0,00280 0,00240 *) Bestanden aus schwefelsaurem und kohlensaiu'em (?) Kalk, Chlormagnesium, Alkalisalzen, Eisensalzen und organischen Materien. **) Ammoniak imd Salpetersäure wurden nach Boussiugault's Methode bestimmt. * *•*) Die mit ? versehenen Datas sind willkürhch angenommen; die Etiquetteu waren auf dem Transport der Gef. verloren gegangen; sie sind aber geordnet nach dem Schlammgehalte des Wassers. -Ä 30 Bodenbildnng. Unter der Annahme, dass im Nil binnen 24 Stunden 150,566,391 Kubik- Meter Wasser abfliessen, berechnet sich die Ammoniakmenge, welche wöchent- lich das Wasser dem mittelländischen Meere zuführt, nach dem Gehalte, den das Wasser am 4. Juli beim Anfange seines Steigens hatte, auf 6,000,000 Ki- logramm. Die H. Mangon ermittelte die Schlammengen, die von Flüssen Schlamm- fortgeführt werden*) — Die Mengen Schlammes, welche von Flüssen 3 franz. mitgeführt werden, wechseln von Tag zu Tag; um daher wirklich zutreffende Flüssen. Zahlen zu erhalten, ist es nöthig — wie Verfasser gethan hat — eine lange Reihe von täglichen Ermittelungen anzustellen, die in ihrer Gesammtheit den richtigen Ausdruck der fortgeführten Schlammmcngen gewähren. In der fol- genden Tabelle sind die Resultate — Monatsmittel und Totalsumme — der ein Jahr hindurch geführten täglichen Beobachtungen mitgetheilt; sie be- ziehen sich auf die Flüsse, Var, Marne und Seine**). Der Var 1864—66. a. Mitt!. Gew. des mitgef. Schlammes in 1 Kubik- Mtr. Wasser. Gramm. Gesammt- gewicht des fortgeriss, Schlammes. Kilo. Die Marne 1863— 64J| Die Seine 1863-64. Mittl. Gew. des mitgef. Schlammes n 1 Kubik. Mtr.Wasser. Gramm. h. I! a. Gesammt- jj Mittl. Gew. gewicht jj des mitgef. des jj Schlammes fortgeriss. i in 1 Kubik- Schlammes.!, Mtr.Wasser. Kilo. I Gramm. b. Gesammt- gewicht des fortgeriss. Schlammes. Eüo. September Oktober . November December .Januar . Februar März . April . Mai. . Juni Juli . . August September Oktober 740,29.5 8199,763 545,851 270,524 52,201 53,228 375,215 392,697 521,412 11157,037 1672,908 2229,914 57565350 13086643564 7G40 1660-2 188154706 4487612 5472726 450G1851 71929559 124337998' 2906363607 273179196! 195554564 69,568 152,357 61,057 100,245 106,717 27,798 20,197 12,512 8,487 7,466 6,643 4,590 23S60132 46174655 15098589 32830182 39195654 559S505 1677044 1483960 608413 40S790 461206 287146 46,409 28753675 48,721 25273776 18,313 8303095 9,632 4090319 26,689 16828777 7,345 3091722 7,679 2425596 8,193 3119746 4,830 1259553 3,530 602901 6,071 1157578 3,935 720694 Summa — 17722767335 — 168684376 95627432 Bei dem Var betrug die beobachtet kleinste Menge Schlamm, den 9. Ja- nuar 1865, 9,15 Grmm.; die grösste Menge, den 30. Juni 1865, 36617,24 *) Compt. rond. 1869. t. 68. S. 1215. **) Verfasser führte bereits gleiche Untersuchungen bei den Flüssen Durauce und Loire und einigen Zuflüssen derselben aus, die im Compt. rend. 1863. t. 5?. p. 904 veröffentlicht wurden, die aber leider in diesem Jahresberichte nicht auf- genommen wurden. Bodenbildung. 31 Grmm. pr. Kubikmeter, Die mittlere Schlammmeuge — das Totalgewicht der Schlammmeuge dividirt durch das Gresammtvolum Wasser beträgt 3577 G-rm. pro Kubikmeter. Das Gesammtgewicht des Schlammes, welches in einem Jahr durch das Wasser des Var's mit fortgerissen wird, beträgt ungefähr 18 Millionen Tonnen oder 360 Millionen Centner, die einen Eaum von mehr als 11 Millionen Kubikmeter einnehmen, die hinreichen würden um eine Fläche von 5500 Hektaren 20 Centimeter hoch zu bedecken. Der Schlamm des Var's besteht nahezu zu einem Drittel seines Gewichts aus kohlensaurem Kalk und enthält eine sehr veränderliche Menge Stickstoff. Ausser dem Schlamme führt der Var w^ährend eines Jahres, nach Beobach- tungen des Verfassers, dem Meere noch 792,000 Tonnen lösliche Stoffe zu. Gleiche Ermittelungen bei den beiden anderen Flüssen führten zu fol- genden Kesultaten: pr. Kbmtr. bei der Marne. pr. Kbmtr. bei der Seine, Kleinste Schlammmenge den 6. Okt. 1 864 = 2,0 Grm.— d. 28. Juli 1864= 1 ,35Grm. Grösste » » 4.Dec.l863 = 514,75 » —» 24. Sept, 1866 = 2738,20 » Mittlere » » 74,0 « — 39,663 » Jährhche » =168684Toimen=105427Kbmtr. =207463Tonn — 129600Kbmtr. Das Wasser der Marne führt 3 Mal mehr gelöste als suspendirte Stoffe mit sich, nämlich 552,480 Tonnen, das der Seine etwa 1,110,687 Tonnen. Das Wasser der Marne wurde gegenüber von Saint-Maur, das der Seine etwas oberhalb der Einmündung der Marne geschöpft. W, Wicke untersuchte den Schlamm mehrerer Flüsse.*) — Analysen Der Schlamm von der Leine ist in Beesenhausen und Greene gesam- ^'°° ° schlämm. melt worden, an welchen Orten Ueberfluthungsanlagen eingerichtet sind. Der Schlamm von Beesenhausen gehört dem oberen Leinethale an. Der Einfluss des Muschelkalkes auf die Zusammensetzung dieses Schlammes ist an dem grossen Kalkgehalte deutlich zu erkennen. Wesentlich verschieden davon ist der Greene'r Leineschlamm, Namentlich ist der Kalkgehalt vermindert, dagegen der Kieselerdegehalt erheblich vermehrt. Von den bis Greene in die Leine sich ergiessenden Nebenflüssen muss unzweifelhaft der Rhume der grösste Einfluss auf die Zusammensetzung des Schlammes zugeschrieben werden. Sie gehört zum Gebiete des bunten Sandsteins, Der Schlamm der Innerste ist auf der Domäne Steuerwald gesammelt worden, der der Weser auf dem Gute Estorf bei Nienburg. Für den Aller- und Rhume- schlamm kann Verfasser keine Oertlichkeit als Ort der Aufnahme bezeichnen. (Siehe Tabelle auf Seite 32.) Der Schlamm ist zum Theil neues, durch die Verwitterung zu frucht- barer Erde hergerichtetes Material, zum Theil auch von den Feldern abge- schlämmter Boden. Die Schlamme sind reich an Pflanzennährstoffen und die damit überflutheten Wiesen erhalten im hohen Grade die Fähigkeit ein üppiges Pflanzenwachsthum hervorzubringen. *) Jüuni. f, Landw. 1868. S. 499. 32 Bodenbildang. Leine- Schlamm. Rliume- Innerste- Weser- Aller- Vou Besenhausen. Von Greene. Schlamm. Schlamm. Schlamm, Schlamm. 1. II. III. lY. V. VI. In Salzsäure löslich. Organische Substanz u. ge- bundenes Wasser . . 4,15 1,93 1,13 2,49 5,50 5,98 Eisenoxyd 2,00 2,22 i 2,63 3,35 2,90 Thonerde 1,86 1,07 | ^'^^ 1,21 4,16 2,71 Kalk 6,40 1,35 0,45 1,61 2,68 1,15 Magnesia 1,21 0,81 0,49 0,36 1,38 0,45 Kali 1 als Chloralkalien 0,30 0,24 0,19 0,35 0,40 Natron j bestimmt. ^'^^ 0,08 0,16 0,23 0,11 0,06 Schwefelsäure 0,25 Spur. Spur. 0,25 — — Phosphorsäure .... 0,25 0,22 0,08 0,12 0,03 7,07 Kohlensäure 3,60 1,10 1,11 1,01 2,59 0,71 Lösliche Kieselsäure . . nicht bestimmt. 0,98 2,72 1,49 nichtbest. 20,27 9,08 8,60 12,82 21,64 15,43 Rückstand. Mit kohlensaurem Natron und Flusssäure aufgeschlossen. Kieselsäure 68,00 79,42 77,11 74,49 64,66 75,15 Eisenoxyd 1,55 1,19 1,53 1,92 2,87 2,03 Thonerde 6,06 6,39 7,96 5,55 6,21 4,52 Kalk 0,75 1,33 0,32 0,60 0,51 0,46 Magnesia 0,05 Spur. 0,30 0,56 0,41 0,37 Kali 2,81 1,90 2,63 2,04 2,09 2,15 Natron 1,04 0,57 1,69 1,31 1,60 — 80,26 90,80 91,54 86,47 78,35 84,68 Wasserhaltende Kraft . . 33,30 38,04 40,91 37,5 50,3 45,24 Reaktion bei sämmtlichen Schlammen alkalisch. Wir stimmen dem Verfasser vollkommen bei, wenn er der Nutzbarmachung der mit den Flüssen ins Meer zufliessenden Schlammmassen eifrig das Wort redet. Das, was dadurch verloren geht, könnte bei seiner Verwerthung die zahlreichen armen leichten anliegenden Ländereien der Flüsse alljährlich befruchten. Nicht nur in chemischer Beziehung , gewiss auch in physikalischer findet eine wesentliche Besserung der überschlammten Wiesen statt. Wir verweisen noch auf einen im vorigen Jahrgange dieses Berichtes im Auszug gegebenen Aufsatz von Fraas; (Jeher künstliche Alluviou als Mittel zur Hebung der Bodenkraft*). Zusammen- Zusammensetzung der natron- und kalkhaltigen Feldspathe, Setzung von G. T sch 8 T mak.**) — Der Verfasser hat vor einigen Jahren die Theorie natron- u. entwickelt, dass die chemische Zusammensetzung von Feldspathen, welche kalkhaltiger o x < Feldspathe. Natrou uud Kalkerde enthalten, einem einfachen Gesetze folge, welches da- hin lautet, dass alle diese Feldspathe sich als isomorphe Mischungen zweier *) S. 164. **) Journ. prakt. Chemie. 1869. Bd. 108. S. 3!1 und Poggendorfifs Annaleu der Physik u. Chemie. Bd. 138. S. 162 u. 171. Bodenbildung. oo chemischer Verhindungen darstellen, welclie durch die Formeln des Albits und Anorthits gegeben sind. Deren Zusammensetzung ist folgende: Albit. Anorthit. Naj AI2 Sie Oi6. Caj AI4 Si4 O16. Kieselsäure . . . 68,6 43,0 Thouerde ... 19,6 36,9 Kalkerde ... 0,0 20,1 Natron .... 11,8 * 0,0 Rammeisberg bestätigte das Mischungsgesetz und Bunsen entAvickelte, wie die Theorie mit der Beobachtung in exacter Weise verglichen werden kann. Auf Grund einer Analyse von E. Ludwig eines Feldspaths aus dem Närödal in Norwegen berechnet der Verfasser nach Bunsen's Methode für denselben eine Mischung von 75 Procent Anorthit und 25 Procent Albit. G. vom Eath fand übrigens eine andere Zusammensetzung für denselben Feldspath (obgleich beide Analysen mit Theilen eines und desselben Hand- stticks ausgeführt wurden), spricht denselben als Labrador an und glaubt, dass die Theorie Tschermaks auf diesen keine Anwendung fände. Die hier folgenden Zahlen unter 1. sind die von Ludwig gefundenen Mengen der Bestandtheile ; die unter 2. entsprechen der für jenes Gewicht berechneten Zusammensetzung. Die Analysen von G. vom Kath finden sich unter I. und IL 1. 2. 1. IL E.Ludwig. 75^,oAn. + 25VoAlb. G. vom Rath. 51,24 51,78 31,31 30,77 15,63 16,23 1,86 nicht bestimmt. 0,15 — 100,19 — Der Feldspath aus dem Närödal ist auch in mineralogischer Hinsicht interessant, da er zu der sonst wenig vertretenen Reihe gehört, die zwischen dem sogenannten Labradorit (Ab2 Ana oder 61 Proc. Anorthit und 39 Proc. Albit) und dem reinen Anorthit liegt und die der Verfasser Bytowuit- Reihe genannt hat. Chemische Zusammensetzung des Laacher Sanidin's, von Analysen G. vom Rath.*) — Die untersuchten Sanidinkrystalle besitzen ein spec. '^""Samdiu. Gew. = 2,556 (bei 18« C). Dieselben, eine Viertelstunde der höchsten Hitze einer Gaslampe ausgesetzt, verloren nur 0,11 Proc. an Gewicht; das spec. Gew. hatte sich aber auf =- 2,568 erhöht. Das spec. Gew. einer andern Probe betrug in ungeglühtem Zustande derselben = 2,509, nach dem Glühen bei 0,05 Proc. Glühverlust = 2,552. Die Zunahme der Eigenschwere des ') Poggendorff's Aunaleu der Physik und Chemie. 1868. B. 135. S. 561. Jahresbericht, XI. u. XII. 3 Kieselsäure , . 48,94 49,40 Thouerde . 33,26 32,60 Kalkerde . . 15,10 15,05 Natron . . 3,30 2,95 Glühverlust . — — 100,60 100,00 Spec. Gew. . 2,729 2,723 34 BodenbilduDg. Feldspaths durch Glühen ist eine allgemeine Thatsache ; worin dieselbe ihren Grund hat, ist noch unerraittelt geblieben. Die Anal)'se ergab folgende Zusammensetzung : Kieselsäure . . 64,59 Procent Thonerde . 18,78 » Baryt . . . . 0,41 » Kalkerde . . . 0,50 » ' Kali . . . . 11,70 » Natron . . . 4,29 » Glühverlust . . 0,11 » Chemische A- C. Oudemaus jun. analysirte 2 Labrad orite*), von denen der Znsammen- eine von Labrador stammend, ein violettes Farbenspiel zeigte, der andere zwe^ef dagegen weiss, nicht durchsichtig und sehr wenig spaltbar war. Die Eesul- Lab'rIZite.tate Waren folgende: ^.^^^^^^^ Labradorit. Weisser Labradorit. Kieselsäure . . . Thonerde . . . Eisenoxyd . . . Kalk Magnesia . . . Natron .... Kali, Glühverlust 56,21 Procent. 29,19 » 1,31 » 11,14 » 0,51 » 1,37 » Spuren. 58,1 Procent. l 27,9 9,4^ 5,1 Spur. 99,73 Procent. 100,5 Procent. Apatit als Apatit als Gemengtheil der krystallinischen Felsarten, Gemeng- von T h. Pete rs e n**). — Der Verfasser fand in dem Diabas vomOden- staiuLs^c'her^^^^^^ Weg bei Weilburg 0,64 Procent Phosphorsäure, entsprechend Felsarten. 1,57 Proc. Apatit: in dem Hyperit aus dem Lahu- tumiel bei Weilburg . . 0,36 Proc. Phosphorsäui'e = 0,88 Proc. Apatit, » » Basalt von Rossdorf. . 1,32 » » =3,23 » » » » Anamesit von Steiuheim 0,44 » » =1,06 » » » » Dolerit vom Meissner . 1,21 » » =; 2,96 » » Glaukonit- Glaukouit von Havre, von K. Haushofer. ***) — Der Verfasser Analyse, untersuchte einen in einem Mergel bei Havre vorkommenden Glaukonit. Der glaukonithaltige Mergel enthielt 48—49 Procent kohlensauren Kalk (Spur von Magnesia), 3—4 » Quarz mid Thou, und 47 » Glaukonit , dessen procentische Zusammensetzung die folgende ist : Kieselsäure .... 50,62 Eisenoxyd 21,03 Thonerde 3,80 Eisenoxydul .... 6,02 KaH 7,14 Wasser 9,14 Kohlensaurer Kalk . . 0,54 Kohlensaure Magnesia 0,57 *) Journ. f. prakt. Chemie. 1869. Bd. 106. S. 56. **) Journ. f. prakt. Chemie. 1869. Bd. 106. S. 145. •*•) Journ. f. prakt. Chemie. 1867. Bd. 102. S. 38. Bodeubildung. ÖO Ein solcher Mergel würde hiernach über 3 Procent Kali mit sich führen. Der Verfasser hat Mäederholt Mergel mit Glaukonit analysirt, welche sämmtlich den in landwirthschafthcher Beziehung so wichtigen Gehalt an Kali nachwiesen. Lager von Infusorienerde im Lüneburgischen, v. "VY. Wicke*), infuaonen- Dasselbe findet sich in der Gemarkung von Wüstenhöfen unweit Tostedt in erde-Lager. einer Ausdehnung von etwa 3 Morgen und in einer Mächtigkeit von 3 — 4 Fuss. Die Erde sieht im feuchten Zustande dunkelbraun aus und wird beim Aus- trocknen an der Luft weisslich grau. Die Erde ist voll schöner wohler- haltener Formen kleiner mikroskopischer Organismen. Der Verfasser fand darin Pinnnlaria viridis, Pinu. inaequalis, Synedra acuta, Syn. Ulna, Gallio- nella variaus. Die chemische Analyse, welche v. Weddig ausführte, ergab folgende Zusammensetzung: Wasser 9,51 Procent. Organische Substanzen . . 28,79 » Kieselerde 52,44 » Kalk 0,69 » Eisenoxyd 2,09 » Thonerde 0,22 » Thon 3,30 » Sand 2,96 » Magnesia, Schwefelsäure i Pho sphor säure , Kohlen- \ säure und Chlor. \ Spuren. 100,00 Procent. Dolomitischer Kalkstein von eil eynow beiTäbor in Böhmen, nndung von von K. Hoffmann**). Daselbst findet sich im Gneiss eine Ablagerung eines ooiomu. grossblättrig krystallinischen Calcit's, der mit zunehmender Tiefe kaum merk- lich in ein dichtes, ganz feinkörniges Gestein übergeht. Der Verfasser unter- suchte 2 Proben des oberen Gesteins I. und IL eine Probe (III.) aus der oberen Schicht des unteren Gesteins und eine Probe IV. von den tiefsten Schichten entnommen. Es enthielten 100 Gewichtstheile : I. II. III. IV. Kohlensaiure Kalkerde 98,001 98,418 60,861 57,809 Kohlensaure Magnesia . 0,101 0,006 30,511 39,186 Eisenoxydul .... — 0,346 1,591 0,628 Eisenoxyd ..... 0,132 — i — Thonerde 0,263 — 1 1)192 _ Rückstand"') ' . . . 1,503 1,167 5,845 2,377 Specifisches Gewicht . 2,711 2,720 2^853 2,861 Beachteuswerth ist der in diesem Falle erwiesene Uebergang von fasst reinem Calcit in Dolomit, und zwar derart, dass der erstere in den obersten, *) Joum. f. Landwü-thschaft. 1868. S. 496. •*) Joum. f. prakt. Chemie. 1869. Bd. 106. S. 361. ***) Aus dem Verslust bestimmt. 3* 36 Bodenbildiing, der letztere in den untersten Schichten sich befindet; man hat es hier mit einem aus einer Umwandlung von Kalkstein hervorgegangenen Dolomit, und nicht etwa mit einem direkt gebildeten Dolomit zu thun. Die Art des Umwandlungsprocesses des Calcit's in Dolomit erklärt der Verfasser folgendermassen: »Sieht man von der Zuhülfeuahme von Magnesiadämpfen (v. Buch), hohem Druck und siedendem Meerwasser, als Hypothesen, die so ziemlich als unhaltbar nachgewiesen, ab, so bleibt nur übrig, eine Zersetzung mittelst durchsickerndem Wasser, das Magnesia - Bicarbonat in Lösung enthielt, als Ursache der Dolomitisation anzunehmen und zwar musste das Wasser von der Seite oder von unten eingedrungen sein ; die obwaltenden Terrainver- hältnis se würden dies gestatten.« Lüneburg- W. Wicke untcrsuchto zwei Mergel aus dem Lüneburgi- scheMerge:. sehen*). — ]. Mergel von Evendorf in beträchtlicher Mächtigkeit. Dicht unter der Ackerkrume beginnend, zeigt er oben lockere Schichten ; mit der Tiefe von 5 Fuss beginnt die Hauptmasse, welche aus einer 10—15 Fuss mäch- tigen, vollkommen schieferigen Schicht besteht, deren Farbe oben gelblich- grau, unten grauschwarz ist: eine Beschaffenheit, welche den Verfasser schliessen lässt, dass der Mergel bei seiner Bildung als feinschlammige Masse aus dem Wasser sich absetzte. Die analysirte Probe wurde in einer Tiefe von 6 Fuss genommen. 2. Mergel von der Stadenser Feldflur. Von mehreren Morgen Ausdehnung sind seine Lagerungsverhältnisse folgende: Eine 3 bis 5 Fuss mächtige Kiesschicht bildet den Abraum, dann folgt eine dünne Schicht sandigen Lehms und dann in einer Mächtigkeit von 4 — 5 Fuss ein gelber Mergel, dem Knollen von fast reinem kohlensauren Kalk eingeschaltet sind. Die letzte Schicht des Lagers besteht aus blaugrauem Thonmergel in einer Mächtigkeit von 5—10 Fuss. Die Analyse dieses Stadenser Mergel's**) führte L. Busse aus. 1. 2. Organische Substanz imd chemisch gebundenes Wasser : 4,23 6,42 Kohlensaiu-er Kalk 25,90 14,66 Kohlensaure Magnesia . . . 2,92 3,13 Schwefelsaurer Kalk .... 1,70 0,15 Eisenoxyd 7,02 2,77 Löslich in Salzsäure. ( Thonerde 4,25 0,75 Kah 1,06 — Natron 0,06 — Phosphorsäure 0,55 — LösUche Kieselsäure .... 3,86 3,22 Unlöshcher Rückstand . . 51,55 69,29 in letzterem Kah 1,82 — *) Joum. f. Landw. 1868. S. 106. "*) Es ist nicht mitgetheilt, ob der gelbe Mergel oder der blaugraue Thon- mergel untersucht wurde. Bodenbildung. 37 Dolomitreiclier Mergel, vou Rittliauseu*). —Bei Untersnchimg verschiedener Mergel der Gegend von Waldau ergab sich ein so hoher Ge- halt von kohlensaurer Magnesia, dass auf eine beträchtliche Beimischung von Dolomit geschlossen werden musste. Aus den von den gepulverten Erden abgesiebten und gewaschenen Steinen Hessen sich wirklich auch Dolomit- trümmer, leicht kenntlich an ihrer krjstallinischen Beschaffenheit, ihrer Farbe und Härte, auslesen. Die Zusammensetzung einiger von dem Verfasser ana- lysirter Stücken von verschiedenen Fundorten: 1. Dolomit aus thouigem Mergel von Liska - Schaaken ; 2. gelblich grauer Dolomit und 3. röthlicher, thonreicher Dolomit von Poduren war folgende: Kohlensaurer Kalk . . Kohlensaure Magnesia . Thon und Quai'z . . . Eisenoxyd imd Thonerde . Die abgesiebten feinen Erden 1. von Liska - Schaaken , 2. und 3. von Poduren, 4. von Waldau, 5. von Wargienen enthielten: 1. 2. 3. 4. 5. Kohlensauren Kalk . . 11,15 13,04 13,7 12,8 28,8 Procent. Kohlensaure Magnesia 3,99 3,00 3,3 2,8 3,99 » Die Ausdehnung dieses Mergellagers, das in wechselnder Tiefe, an einigen Orten jedoch schon wenige Fuss unter der Oberfläche angetroffen wird, scheint nicht unbedeutend zu sein, da nach der Lage der genannten Orte angenom- men werden kann, dass es sich ohne Unterbrechung von den Ufern des Pregel nördlich bis zu den Ufern des kurischen Haffs (Liska-Schaaken) und der Ost- see erstreckt. Dolomit- rtichar Mergel. 1. 2. 3. 56,2 49,8 44,6 42,7 44,8 35,8 — 4,9 17,4 Spur. geringe Menge. 2,6 Lithionhaltiger Mergel und Boden in Ostpreussen, von Lithion in Eitthausen**). — Der Verfasser beobachtete in einem Mergel aus Weitz- Mergeiund dorf in Ostpreussen, ebenso in dem darüber lagernden Kulturboden mittelst des Spektralapparats einen Lithiongehalt, der sich in dem Mergel quantitativ nachweisen Hess. Die Analyse desselben ergab folgende procentische Zu- sammensetzung: Quarzsand Thon . . Kieselsäure Eisenoxyd Thonerde Magnesia Kalk . Kali . Natron Lithion Kohlensäure *) Joum. f. prakt. Chemie. Bd. 102. •*) Journ. f. prakt. Chemie. Bd. 102. 38 Bodetibildnngo Eine Untersuchung der noch erkennbaren und nicht völlig verwitterten mineralogischen Bestandtheile führte den Verfasser zu der Vermuthung, dass der Gehalt an Lithion von Glimmer herzuleiten sei. Jedenfalls ein interessantes Vorkommen, das nebenher auch den Kalireich- thum gewisser Mergel darthut. Zusammen- Church*) aualysirtc ein sehr reines Stück des Osteolith's von Setzung des j] ^ ß j^ g jj ^jj dcr Wctterau, ein weisses, hartes und zähes Mineral mit Andeu- tung von Schichtung und von einem spec. Gew. = 2,86. Er fand folgende Zusammensetzung : Dreibasisch phosphorsauren Kalk 87,25 Procent. Kohlensauren Kalk 0,70 » Fluorcalciumj 4,92 » Wasser 2,34 » Die Zusamtnensetzung unterstützt die von Rammeisberg ausgesprochene Ansicht, dass der Osteolith ein mehr oder weniger zersetzter Apatit sei. Chemische Ueber die chemische Zusammensetzung der in dem Apatit- zusammen- gandstein der russischen Kreideformation vorkommenden ver- ^^e'inerreT^*®^'^®^*®^ Schwämmc, vou P. Kostj tsch c f und 0. Marggraf.**) — Schwämme. Die Verfasser untersuchten aus drei verschiedenen Lokalitäten einige der im genannten Sandsteine häufig vorkommenden versteinerten Schwämme, deren procentische Zusammensetzung sich nach Abzug des unwesentlichen Bestand- theiles, des Sandes, wie folgt herausstellte: 1. Verst. Schwamm aus Poli- wanowo (Kromy, Gouv. Orel). 2. Desgleichen aus Puttschino (Fateg, Gouv. Kursk). 3. Desgleichen aus Semenowka bei Kursk. 1. 2. 3. Hygroskopisches Wasser , . . 0,23 Procent, 0,57 Procent. 0,34 Procent. Unlösliche organische Substanz 0,83 » 0,48 » 0,74 » Kalk 51,23 » 50,44 » 51,67 » Magnesia 0,50 » 0,48 » 0,51 » Eisenoxyd 0,96 » 1,99 » 0,56 » Phosphorsäure 31,75 » 31,97 » 31,78 » Schwefelsäure 1,48 » 1,46 » 1,44 » Kohlensäure 6,47 » 6,57 » 6,38 » Die Schwämme sind gleich zusammengesetzt wie alle anderen Versteine- rungen und wie das Cement dieses Sandsteines. Aus diesen Thatsachen folgert Engelhar dt, der früher zahlreiche Ver- steinerungen desselben Gesteins untersuchte, dass die Gegenstände der Ver- steinerungen (Holz, Knochen, Schwämme) sich bereits zu der Zeit in dem Sande befanden, als durch letzteren eine Auflösung der betreffenden Stoffe hindurch- sickerte, — eine Auflösung, aus welcher der Cement des Sandsteins und die die Hölzer etc. petreficirende Masse sich absetzte. *) Journ. f. prakt. Chemie. Bd. 104. S. 58. **) Journ. f. prakt. Chemie. Bd. 105. S. 63. erde. Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 39 Eigeuthümliclikeitcu der Schwarzerde im südrussisclien R'jssische Steppenlande, von v. Falken-Plachecki*). — Die Steppe ist eine schwarz- mehr oder weniger wellenförmige Hochebene, deren Welleuerhöhnngen in der Eegei mehi-ere Werst von einander abstehen nnd von Nord nach Süd gehen. Die ganze Steppenerde ist sehr compakt und schwer durchlassend, so dass der grösste Theil des ans der Atmosphäre gefallenen Wassers von derselben in die Niederungen und Flüsse abfliesst. Auf dem Wege dahin reisst dieses nach und nach tiefe und breite Schluchten. AVegen der Schwer- oder Un- durchlässigkeit des Bodens kommen Quellen sehr selten vor. Die ganze Oberfläche der Steppe besteht aus der bekannten fruchtbaren Schwarzerde, Die humose Schicht ist fast durchweg, selbst auf den höchsten Anhöhen, 20 bis 35 Fuss tief, der darunter befindliche Grund ist ein fester rother Lehm. Der Boden des Gutes Perewessenki enthielt nach einer Bestimmung des Ver- fassers circa 20 Proc. Humus (Glühverlust). Die fasst einzige Kalamität für die Kultur dieser Steppengegend ist der häufige Mangel an Regen. Chemisclie und physische Eigenschaften des Bodens. Ueber die von den Erdbestandtheilen absorbirten Gase, ueber di« von G. Döbrich**). Im Anschluss an die Untersuchung von E. Blumtritt von Erd- und E. Eeichardt***) sind von dem Verfasser die in den Bodenarten haupt- ,^^'''""^: ' '■ theilen ab sächlich vorkommenden festen Bestandtheile , sowie verschiedene Ackererden sorbirten selbst auf die von ihnen aus der atmosphärischen Luft absorbirten und ver- Gase, dichteten Gase untersucht worden, um den möglicherweise statthabenden Zu- sammenhang der in dieser Eiclitung vorhandenen Absorptionsfähigkeit der Erden mit ihrer Fruchtbarkeit zu erkennen. — Die Substanzen wurden in einem besonders hierzu hergestellten Apparate unter Quecksilber im Paraffin- bade bis zu 140 0 C. erhitzt, die beim Erhitzen ausgetriebenen Gase nach be- kannten Methoden -j-) aualysirt, — Von den verwendeten Materialien kamen Eisenoxydhydrat und Thonerdehydrat chemisch rein dargestellt im lufttrocknen Zustande zur Untersuchung; ein anderer Theil derselben *) Annal. d. Landw. in Preussen. 1868. Bd. 51. S, 43. ♦*) Annal. d. Landw. in Preussen. 1868. Bd. 52. S. 181. *") Siehe den Jahresbericht 1866. S. 24. t) Die Bestimmung der Kohlensäure geschah durch starke Kalilauge; die des Sauerstoffs durch Pyrogallussänre bei Gegenwart von KaU, der Rest der Luft, in welcher ein brennender Spahn erlosch , wurde als Stickstoff angesehen. 40 Chemische und physische EipTischaften des Bodens. wiirde jedoch vorher gelinde geglüht und dann bei gewöhnlicher Tempe- ratur der atmosphärischen Luft wieder ausgesetzt. Der kohlensaure Kalk wurde sowohl in chemisch reiner, praecipitirter Form, als auch in Form von Schlämmkreide und pulverisirtem Marmor angewendet. Kohlensaure Magnesia kam in Form der im Handel gangbaren kohlensauren Magnesia (Magnesia alba, 5MgO 400?+ 5 HO) und in Form eines fein zerriebenen Bitterspathes von folgender Zusammensetzung zur Anwendung: Kohlensaures Eisenoxydul 10,85 Proceut, Thonerde 0,20 » Kohlensaurer Kalk . . . 54,50 » Kohlensaure Magnesia . 18,48 » In Scxlzsäure unlösHch . 15,10 » Thon, Kaolin, Sand und Humus (Holztorf mit 5 >^' o/, Asche) wurden vor ihrer Verwendung durch Behandlung mit Salzsäure und Auswaschen mit Wasser von ihren löslichen Bestandtheilen gereinigt. Wir geben in Nachstehendem eine tabellarische Zusammenstellung der erzielten Eesultate; die Gasvolumina sind darin unter Berücksichtigung der Tension des Wasserdampfs auf Normaldruck von 760 Mm. und Normal- temperatur von 0 Grad C. zurückgeführt: (Siehe Tabelle auf Seite 41.) Eisenoxyd- und Thonerdehydrat hatten im lufttrockueu Zustande, in welchem sie bereits reichlich Kohlensäure absorbirt und verdichtet enthielten, die Eigenschaft, in einer Atmosphäre von Kohlensäure noch mehr davon in bestimmter Menge aufzunehmen, welche aber unter gewöhnlichen Verhältnissen sehr leicht wieder abgegeben wird. Dieses Verhalten führte den Verfasser zu der Vermuthung, dass die im Eisenoxydhydrat, Thonerdehydrat, und Humus absorbirt enthaltene Kohlensäure in Verbindung mit Wasser lösend auf schwer lösliche Salze z. B. auf kohlensauren Kalk einwirke. Bei darauf gerichteten Versuchen wurde diese Vermuthung zum Theil bestätigt. Bei denselben wurden 5 Grmm, der betreffenden Substanzen mit 100 CC. destill, kohlensäurefreien Wassers, in welchem 0,2 Grmm. kohlensaurer Kalk (frisch gefällt und lufttrocken) suspendirt waren, 2 Tage lang im geschlossenen Gefässe unter wiederholtem Schütteln in Berührung gelassen. 100 CC. dest. Wasser lösten 0,002 Grm. kohlensauren Kalk. 100 » » » -|-5Gnn.Eisenoxydhydrat lösten 0,010 » » » 100 » » « +5 » Thouerdehydi-at » 0,001 » » » 100 » » » + 5 » Humus » 0,024 » » » 1 Grm. dieses kohlens. Kalks löste sich demnach in 50000 CC. Wasser, 1 » » » » » » » » 10000 )> » dem Eisenoxydhydrat, 1 » » » » » » » » 4166 » » » Humus beigemischt war. — Das Thonerdehydrat hat nicht die Eigenschaft, lösend auf den kohlensauren Kalk einzuwirken, im Gegentheil scheint die Thon- erde den Kalk zu absorbiren. Uebereinstimmend mit den Versuchen von Blumtritt und Reichardt hat sich durch die Versuche erwiesen, dass Eisen- Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 41 Substanz. 100 Gramm j 100 Volum. Substanz '■ Substanz gaben gaben CG. Gas. I Volum. Gas. 100 Volumina der Gase bestanden aus : Kohlen-i Sauer- säure, stoflf .Stick- stoff. Eisenoxydhydi-at , lufttrockenes bei 140» C.>) Eisenoxydhydrat beiiii Erhitzen bis zu 100"' C.^) Eisenoxydhydi'at beim Erhitzen von 100" bis zu 140» C.2) . . . . Eisenoxydhydi-at , vorher schwach ge- glüht und der Luft ausgesetzt 3) Thouerdehydrat, lufttrockenes, bei 140« C) Thouerdehydrat beim Erhitzen bis zu 100« C.2) Thonerdehydrat beim Erhitzen von lOÜ" bis zu 140 » C. 2) Thonerdehydrat, vorher schwach ge- glüht3) Kohlensaurer Kalk, präcipitirter . • » » Schlaemmkreide . » » pulv. Marmor . . Kohlensaure Magnesia, die des Handels Bitterspath Thon Kaolin von Morl bei Halle .... Sand, gewöhnUcher (?) , Humus (Holztorf) bei 140 f C. . . . » beim Erhitzen bis zu 100" C. . . » )) » vonlOO''biszul40''C. 827,4 1220,1 95,62 287,1 432,2 87,10 563,6 848,2 100,00 64,7 92,7 22,21 511,9 471,4 88,49 81,6 74,8 27,10 431,9 394,6 100,00 98,1 82,4 50,00 50,5 47,8 0,00 30,8 36,1 0,00 0,0 0,0 — 389,3 116,8 45,27 7,8 14,2 38,03 46,1 48,5 0,00 98,4 84,7 0,00 14,3 23,4 0,00 205,1 94,6 47,89 101,3 46,6 17,16 113,0 52,0 75,96 0,82 2,88 0,00 15,10 2,21 14,44 0,00 10,19 19,44 20,22 10,44 12,67 16,88 13,86 20,30 3,29 5,80 0,00 3,56 10,02 0,00 62,69 9,30 58,46 0,00 39,81 80,56 79,78 44,19 49,30 83,12 86,14 79,70 48,82 77,04 24,04 oxydhydrat ein besonders großses Absorptionsvermögen für die Kohlensäure hat, dann folgen Thonerdehydrat und Humus, Abweichend von den Ergeb- nissen, welche die genannten Verfasser erhielten, ist das, dass Döbrich die neben der Kohlensäure absorbirten Gase beim Eisenoxyd- und Thouerde- hydrat und bei der Magnesia annährend wie die atmosphärische Luft zu- sammengesetzt fand. Die in gleicher Weise ausgeführten Versuche mit natürlichen Bodenarten ergaben folgende Resultate : (Siehe Tabelle auf Seite 42.) ') im Durchschnitt mehrerer Versuche. ') y> » zweier Versuche. 3) Drei Tage lang der atmosphärischen Luft ausgesetzt. 42 Chemische nnd physische Eigenschaften des Bodens, Bezeichnung des Bodens. lOOGrm. Sub- stanz gaben CG. Gas 100 Vo- lumina I Sub- I stanz i gaben CC.Gas.i 100 Volumina des Gases bestanden aus Kohlen- säure. Sauer- stoff. Stick- stoff. Verhält- niss des Sauer- stoffs zum Stick. Stoff 1) Sandboden vom Felsen bei Drakendorf 2) Saalsand 3) Sandbdn. V.Hügel b.Drakendf. 4) 5) 6) 7) 8) bei Drakendorf . ) V. Hausberg b. Jena ) hinter Lobeda . . Insel bei Jena . . 9) Wiesenboden bei Drakendorf 10) Sandboden vor Drakendorf . 11) 12) 13) 14) 15) 16) 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) 9) 10) 11) 12) 13) 14) 15) 16) 17) 18) 19) 20) 21) 22) 23) bei Lobeda. . . Thal Drakendorf . bei » Gartenland, Jena Unterer Wellenkalkboden bei Zwäzen Mergelboden bei Zwäzen . . Boden vor Lösstädt . . . Terebratula - Kalkboden . . Süswasser- Kalkboden . . . Kalkmergel Schaumkalkboden Kalkmergel . . . Muschelkalkboden Kalkmergel . . . Kalkboden IV. ? m. iii. m. III n. II. II. II. II. II. IL IL IL I. IL HL I. IV. III. IL m. r^. i. III. IL IV. I. I. IL IL IL I. IV. IL HL HL 40,3 42,8 30,1 41,1 54,4 26,0 34,4 40,9 50,4 34,2 44,1 32,7 50,7 35,6 37,8 37,9 37,4 37,5 48,1 50,3 44,8 46,7 48,5 A. Sandbodenarte n. 20,4 27,4 3,64 19,31 77,02 29,3 45,0 6,00 15,33 78,67 27,1 89,3 7,88 16,05 76,07 36,1 4G,2 8,00 15,59 76,41 28,4 33,1 8,46 16,61 74,93 1 26,2 36,6 14,75 16,99 68,26 33, t 45,1 16,18 15,52 68,30 1 28,3 39,9 16,04 16,79 67,17 35,2 47,0 16,39 17,44 66,17: 19,8 26,3 17,49 16,34 66,171 30,2 40,2 18,15 11,44 70,41 22,6 31,0 18,39 10,97 70,64 25,3 39,4 22,81 13,99 63,20, 29,7 34,6 23,70 12,71 63,59 28,4 39,3 25,95 13,74 60,31 49,8 68,9 39,47 11,90 48,63 B. Kalkbodeuarten. 54,4 57,0 41,0 55,9 67,0 40,5 52,9 56,0 68,6 46,0 70,8 44,7 69,3 50,9 55,1 54,7 55,5 55,3 69,7 76,0 64,9 68,2 68,0 16,54 21,93 23,00 25,40 25,67 28,51 29,98 31,78 35,70 36,99 37,65 38,03 39,53 39,68 44,28 45,33 46,12 48,50 50,21 52,89 54,85 56,59 61,03 16,36 14,03 9,51 14,13 15,82 13,33 11,53 10,35 10,65 8,98 12,42 10,51 10,10 9,82 7,98 7,67 10,09 9,76 8,03 5,52 8,78 6,89 6,46 67,10 64,04 66,59 60,47 58,51 58,16 58,49 57,87 53,65 54,03 49,93 51,46 50,37 50,50 47,74 47,00 43,79 41,74 41,76 41,59 36,37 36,52 32,51 1 3,9 5,1 4,7 4,8 4,5 4,1 4,4 4,0 3,8 4,0 6,1 &,4 4,5 5,0 4,4 4,2 4,1 4,5 7,0 4,2 3,7 4,3 5,0 5,5 5,0 6,0 4,0 4,9 4,9 5,1 5,9 6,1 4,3 4,3 5,2 7,2 4,1 5,3 5,0 Chemische uad physische Eif^enschaften des Rodens. Bezeichnung des Bodens. 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) S) 9) 10) 11) 12) 13) 14) 15) 16) 17) 18) 19) Thouboden (aus Altenburg) . » (bei Loboda) . . . » (ans Altenburg) . . )i Galgenberg bei Jena » Hausberg » » » Galgenberg » » » )) » » » unfruchtbar (Jena) » Hausberg » » Galgenberg » )) » » » unfruchtbar » » Fichtenwald, Hausberg lOOGrm, Sub- stanz gaben CC.Gas. 100 Vo- lumina 100 Volumen des Gases Sub- bestanden aus: stanz gaben Kohlen- Sauer- Stick- CC.Gas. säure. stoff. Stoff. Verbält- niss des Sauer- stoffs zum Stick- stoff inbodenart en. n. HI. n. n. n. n. HL HI. I. ni. m. n. n. HI. ni. HL 27,1 3S,6 2,33 17,14 80,53 1 31,5 43,0 4,41 18,60 76,99 30,7 39,4 6,60 15,49 77,91 25,2 36,8 9,51 14,39 76,10 32,0 41,3 8,71 16,94 75,35 24,7 35,1 10,25 17,66 72,09 27,7 38,S 16,06 15,80 68,14 30,9 43,1 19,38 12,89 67,72 35,5 44,9 20,44 11,58 67,9S 28,1 44,4 32,36 10,18 57,46 29,2 46,0 33,47 13,04 53,49 33,9 48,0 34,16 12,50 53,34 32,9 45,3 34,21 11,70 54,09 30,7 49,9 39,27 14,42 46,31 40,4 58,6 39,76 9,72 50,52 34,7 47,2 42,37 9,53 48,10 39,9 56,2 45,21 9,78 45,01 29,8 50,9 49,30 10,61 40,09 .46,3 69,6 53,88 10,49 35,63 4,7 4,1 5,0 5,2 4,3 4,1 4,3 5,2 5,8 5,6 4,1 4,2 4,6 3,2 5,2 5,0 4,6 3,7 3,4 Der Verfasser suchte zu ermitteln, ob die Menge der von vorstehenden Bodenarten absorbirt enthaltenen Gase im Zusammenhange stehe mit ihrem Gehalt an organischer Substanz, an Eisenoxyd, Thonerde und kohlen- saurem Kalk; er untersuchte zu diesem Zwecke einige der Bodenarten auf diese Bestandtheile. Bei den untersuchten Sandböden trat der vermuthete Zusammenhang deutlich hervor hinsichtlich des Eisenoxyd's und der organischen Substanz ; bei den Kalk- und Thonböden war ein solcher nicht deutlich zu erkennen. Die Deim Sandboden erhaltenen auf Eisenoxyd- und Thonerdehydrat bezüglichen Zahlen sind folgende: , Gehalt an Eisen- Menge des B [ohlensäurege oxyd u. Thonerde. Gases. des Gases Procent. Procent. Procent. 1 0,30 20,4 3,64 2 0,64 29,3 6,00 3 0,64 27,1 7,88 5 0,80 28,4 8,46 10 1,12 19,8 17,49 11 1,80 30,2 18,15 14 2,20 29,7 23,70 16 4,12 49,8 39,47 44 Chemische und physisclie EigeiiKchafteu des Bodens. Der Verfasser fasst die Hauptresultate der mit den Erdarten augestellten Versuche in Folgendem zusammen: Die Sandböden, welche im Vergleich mit den Kalk- und Thonböden eine einfachere Zusammensetzung haben, liefern im Durchschnitt genommen, dem Volumen nach, am wenigsten Gas. Bei ihnen nimmt mit dem Gehalt an Eisen- osydhydrat und organischer Substanz die Kohlensäure in den Gasen zu; es ist hier also ein Einfluss dieser Bestaudtheile auf den Kohlensäuregehalt der Gase und, da mit demselben auch die Güte der Bodenart zunimmt, auf die Fruchtbarkeit ersichtlich. Dieser Zusammenhang lässt sich jedoch bei den Kalk- und Thonböden nicht nachweisen. Das Verhältniss des Sauerstoffs zum Stickstoff ist in den von den ein- zelnen Bodenarten erzielten Gasen verschieden. Bei manchen stimmt es an- nähernd mit dem, in welchen beide Gase in der atmosphärischen Luft auf- treten, überein; bei den meisten jedoch ist es zu Gunsten des Stickstoffs ge- ändert, bei einigen zu Gunsten des Sauerstoffs. Sämmtliche Versuche stimmen schliesslich darin überein, dass alle Boden- arten Gase enthalten, in denen die Kohlensäure ein wesentlicher Bestaiidtheil ist. Die Resultate, welche von dem Eisenoxyd- und Thonerdehydrat erzielt wurden und die den grossen Gehalt an Kohlensäure bestätigen, so wie die leichte Aufnahme und Abgabe derselben nachweisen, ferner der Zasammen- hang dieser Oxydhydrate mit dem Gasgehalt der Sandbodenarten berechtigen zu der Annahme, dass Eisenoxyd wie Thonerde nicht mehr als unwesentlich für die Ernährung der Pflanzen anzusehen sind; wenn dieselben auch nicht direkt der Pflanze als Nahrung dienen, so können sie doch als eine vermit- telnde Quelle für den Kohlensäurebedarf der Pflanzen angesehen werden ; ferner bekommt das Eisenoxydhydrat durch seine lösende Wirkung auf den kohlen- sauren Kalk grosse Bedeutung. Es mag hier noch der Durchschnitt der sämmtlichen Bodengas - Unter- suchimgen des Verfassers gezogen werden, wobei sich folgende Zahlen ergeben: Sand-, Kalk-, Thonböden. 100 Gramm der Böden gaben Cubikcentimeter Gas 29,4 41,16 32,2 100 Volumina der Böden gaben Volumina Gas . 39,9 58,37 46,1 Das Gas bestand aus Kohlensäure , 16,5 38,8 26,4 Sauerstoff 15,0 10,2 13,3 Stickstoff 68,5 51,0 60,3 Verhältniss des Sauerstoffs zu Stickstoff . = 1 : 4,6 5,0 4,5 Bojgn. Physikalische Bodenuntersuchungen, von Jac. Breitenloh- feuchtigkeit, n e r. *) — Dieselben wurden zu dem Zwecke ausgeführt, 1. um den Einfluss kennen zu lernen, welche neben anderen Faktoren vornehmlich Elevation, Neigung, Bodenart und Grundlage auf den Feuchtigkeitsgehalt des Bodens ausüben. Der Thalebene vor Lobositz wurde dabei das bedeutend höher *) ^jViener landw. Ztg. 1868. S. 4u(i. Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 45 gelegene Terrain von Kotorairsch entgegengehalten. Letzteres stellt eine vielfach coupirte Terrasse dar, rings von meist bewaldeten Bergen (Basalt und Klingstein) umgeben. Anfangs Mai wurden Bodenproben verschiedeneu Feldern entnommen; Obergrund und Untergrund begreifen je l Fuss Mäch- tigkeit. Die Probena,hme geschah innerhalb zwei aufeinander folgender Tage. Die Eesultate sind in Folgendem enthalten: Feuchtigkeit in "/o bei 140» getrocknet. Anmerkungen. Obergrund. Untergrund. Lob 0 sitz. Von Januar bis Ende April: Wanne mittel — 3,27°. Summe des Niederschlags: 76,47'" Par. 16,35 Im Untergrund tritt Pläner sehr chai-akte- ristiscb auf. 18,54 Typisch reiner Löss von ansehnlicher Mäch- tigkeit. 18,86 Basaltische Enklave im Löss. Bodenart. 1) Pläner . 2) Löss . 19,69 20,08 3) Basalt 20,98 2,37' 4) Quadermergel 15,58 5) » 13,95 10,07 6) Löss . . . . 17,89 17,45 7) Thonboden . 22,51 20,22 8) » . 26,08 26,43 9) » . 25,89 23,68 10) Basalt . . . 23,35 24,95 K 0 1 0 m i r s c h. Von Januar bis Ende April : Wärmemittel Summe des Niederschlags: 111,37'" Par. 12,54 Berglehne mit lichtem Gehölz. Schafweide. Neuland am Plateau voriger Berglehne. Schmale Lösseinlagerung in der Thalschlucht. Verwitterungsprodukt vonPhonohth u.Basalt. Zäher strenger Thonboden. Baumgrund. Unter Letten. Der Verfasser leitet aus diesen Zahlen folgendes Ergebniss ab: »Eine grös- sere Niederschlagsmenge an einem Orte gestattet keinen allgemein giltigen Rückschluss auf die Feuchtigkeitszustände der Böden gegenüber einer benach- barten Localität; vielmehr steht eine Eeihe von Faktoren damit in Wechsel- beziehung, unter welchen eine mehr oder weniger geneigte Lage eine bemer- kenswerthe Rolle spielt. Vergleicht man die Felder von Lobositz mit den Thonboden von Kotomirsch, so müssten diese, wenn eben situirt, mit ihrer vorherrschend undurchlässigen Unterlage ein grösseres Maass von Feuchtig- keit aufzuweisen haben. Die geneigte Lage wirkt bei Quadermergel noch ver- eint mit der Eigenschaft dieser Bodenart, das Wasser rasch abzudunsten. Nach diesem Vermögen ordnen sich der Reihenfolge nach: Quadermergel, Pläner Löss, Basalt und Phonolith. Die Verwitterungsprodukte der letzteren Felsart zeichnen sich besonders durch wasserhaltende Kraft aus. 2. um den Einfluss der Vegetation auf die Bodenfeuchtigkeit zu studiren. Die bezüglichen ProlDen stammen von den Lobositzer Feldern und wurden zur Erntezeit, die vergleichsweisen der Rübonfelder jedesmal aus dem dich- testen Rübenstande genommen. Die Felder stossen entweder paarweise an- einander oder liegen, wenn mehrere in Vergleich kommen, in einer Flur; Obergrund und Untergrund beziehen sich auf je ein Fuss Mächtigkeit. Die Proben wurden bei 140° C. getrocknet. 46 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. Die Eesultate sind folgende: Bodenart. Bestand- frucht. Zeit der Probenahme. Feuchtigkeit in %. Obergnuid. !Untergrund. Löss, II. m.j IV. { vn. I vni.| IX [ Löss mit Basalt I » » » I Löss . . . ^Basaltisch . . I Löss mit Basalt l » » » I Löss . . . I » ... f Löss und Basalt j mit Planer. f Basaltisch \ Lössig . Löss . . ■I Löss. Pläner Lössig » Rübe Roggen Gerste, Klee Weizen Gerste Rübe Rübe Roggen Alte Luzerne Rübe Erbsen Rübe Erbsen Gerste Hopfen Weizen Rübe Rübe Gerste, Klee Erbsen 24. Juli 3. August » » » » 3. August » » 9. August » » 9. August » » 10. August 10. August. » » 10. August » » 14,83 15,40 13.08 13,18 10,73 14,82 14,98 17,17 10,92 11,37 13,73 14,15 17,53 15,56 19,78 12,33 14,03 14,32 11,05 11,12 15,86 16,02 13,75 13,49 11,92 15,80 15,43 17,21 12,86 13,13 14,80 16,00 18,01 16,86 19,95 14,04 16,88 12,90 11,67 11,57 Die meteorologisclien Verhältnisse während der Vegetationsdauer der vor- stehenden Früchte sind in Nachfolgendem wiedergegeben: Monate 1867. Luft- tempera- Bodentemperatur in einer Tiefe von Tage mit Nieder- Nieder- schlag m Vorherr- schende Windrich- tur. ^ Fuss. 1 Fuss. 2 Fuss. 3 Fuss. schlag. Par. Lin. tung in o/o. März . . . 1,26 2,03 2,31 2,29 3,15 13 14,96 SO. 43 April . . . 7,21 6,01 5,75 5,20 4,72 14 20,56 NW. 27 Mai . . . 9,92 10,17 9,82 9,13 8,01 11 28,26 W. 33 Juni . . . 13,83 14,88 14,59 13,48 li,73 16 21,95 W. 35 JuH . . . 13,60 14,95 15,Ü4 14,47 13,27 19 25,21 W. 35 August . . 15,01 15,49 15,62 i 15,11 14,02 6 13,25 W. 19 Summa , ^ 79 124,19 Mittel 10,14 10,59 10,52 9,95 9,15 Die Zahlenresultate deutet der Verfasser wie folgt: Der Untergrund war durchgehends reicher an Feuchtigkeit, als der Ober- grund, nur beim Pläner-Boden findet eine Ausnahme statt, welcher, wenn aus- getrocknet das Wasser schwer annimmt. Bei den vorjährigen Versuchen war das Ergebniss ein anderes, weil die vorausgegangenen Jahre wenig Nieder- schlag gebracht hatten. Der Lössboden enthielt im Allgemeinen die geringste Menge Feuchtigkeit. Diesem reiht sich der Basaltboden au, der hin und wieder bei äusserlich Chemische und physische Eigeuschaften des Bodens. 47 basaltischem Ansehen phonolithische Beimengungen erkennen lässt; die Ba- saltböden sind zum Theil Alluvionen, welche je nach ihrer Mengung mit Löss oder Pläner mannigfaltige Abänderungen zeigen. Den Vergleichsobjekten liegt daher nicht immer streng gleiche Bodenbeschaffenheit zu Grunde, wo- durch scheinbar widersprechende Unterschiede im Feuchtigkeitsgehalte her- vortreten. — Bei gleicher Bodenbeschaffenheit consumirten Halmfrüchte offen- bar weniger Feuchtigkeit als Kübe, obgleich diese noch nicht im Höhepunkte der Entwickelung standen. Entgegen dem festgesessenen Boden mit alter Luzerne ist die grössere Feuchtigkeit des anstehenden Eübenfeldes eine noth- wendige natürliche Folge. Auf einem Parzellenpaar mit identischem Boden liess sich zwischen Erbse und Gerste keine Feuchtigkeitsdift'erenz nachweisen. Bei Hopfen zeigte sich ein ausnehmend hoher Feuchtigkeitsgehalt des Bodens. Im Wesentlichen bestätigten sich die vom Verfasser bei früheren Arbeiten erhaltenen Verhältnisse zwischen Vegetation und Bodenfeuchtigkeit. Ueber das Verhalten des atmosphärischen Wassers zumBo- verhauen den, von Fr. Pf äff.*) — Der Verfasser stellte Versuche zu dem Behufe an, ^es atmos- phärischen vorzugsweise die physikalischen Verhältnisse des Wassers im Boden zu er- wassers mittein und namentlich die Mengenverhältnisse des in verschiedenen Tiefen zum Boden, eindringenden atmosphärischen Wassers, verglichen mit der Eegenmenge, zu bestimmen. Zu diesem Zwecke wurden in einem Garten an ebener Stelle 4 Gefässe von Blech so eingefjraben , dass ihr Eand etwa 1 Linie über den sie umgebenden Erdboden hervorragte. Der Durchmesser einer jeden Büchse betrug V2 Fuss. Von der offenen Oberfläche bis zu dem seiherförmigen Boden mass das Gefäss I. V2, Gef. IL 1, Gef. III. 2 und Gef. IV. 4 Fuss. Der unter dem Seiher befindliche zweite Boden verengte sich nach unten stumpf trichterförmig und stand mit einem seitlich abliegenden und neben dem Ge- fäss senkrecht nach oben bis über die Oberfläche des Bodens führenden Rohr in Verbindung. Die Blechbüchsen waren mit dem ausgegrabenen Boden, einem schlechten Sandboden angefüllt und wurden stets bis an den Rand gefüllt erhalten ; während des Versuchs wurde keine Vegetation auf dem Boden geduldet. Das- jenige Regeuwasser nun, welches durch den Boden hindurchsickerte, sammelte sich unterhalb der Seihe in dem Rohre an und wurde von da in der Regel täglich oder längstens alle 8 Tage mittelst einer Saugvorrichtung herausge- nommen und gemessen. Die Versuche dauerten bei den Gefässen I. bis IIL vom 3. Dezember 1866 an, bei dem Gefäss IV. voln 11. März 1867 an bis zum 2. Dezember 1867. Regenmenge und Verdunstung wurden in demselben Garten bestimmt. Die folgenden Zahlen — wir beschränken uns auf Mittheilung der Mittel- zahlen — geben die gewonneneu Resultate und zwar bedeuten sämmtliche Zahlen Millimeter: •) Zeitschr. f. Biologie. 1868. S. 249. 48 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. , , -. Regen- Ver- Abgetropft in Büchse Janreszeit. ^enge. dimstung. I.^'tf. Il.l'tf. m.2'tf. IV.4'tf. 2lTS— 2LoS 2^^'^'* ^^^'°^ ^^'^^ 2^^*^^ ®^'^ ^^'^ " ' =7,6 "/„ = 8o/o -32,8o/o =18,6o/„ ^tele^': 2ÄSt!'itril ^^^'^^ ^^^'^^ ^'2^'^^ ^^^'^ ^^^'* [202,8]*) =75,72o/o=76,82"/o=77,81o/o[=47,6''/o] » Summe 691,69 548,40 346,53 354,76 420,9 [251,1] =50,07''/o =51,260/0 =60,81''/o [=36,2o;o] » Hiernach beträgt die Gesammtmenge des in den Boden eindringenden Wassers in den 3 ersten Gefässen mehr als die Hälfte der gesammten Eegen- menge des Jahres und zwar nimmt befremdlicher Weise die Wassermenge mit der Tiefe zu, nämlich bis zu der Tiefe von 2 Fuss; bei 4 Fuss Tiefe ist die durchsickernde Regenmenge wieder eine geringere. — Im Winterhalbjahr dringt ^4 der Eegenmenge, wenigstens bis zu 2' Tiefe in den Boden ein; der Unterschied, der sich dabei in der Menge des abgetropften Wassers in den verschiedenen Gefässen bis zu 2' Tiefe zeigt, ist ziemlich verschwindend. Der Verfasser findet darin eine Bestätigung des alten laudwirthschaftlichen Satzes, dass es die Winterfeuchtigkeit sei, die den Boden besonders durchdringe. Der Unterschied, der in dieser Beziehung zwischen Sommer und Winter besteht, ist allerdings wie die Zahlen erweisen ganz enorm : auch in dem Ver- halten der einzelnen Tiefen findet während des Sommers die grösste Differenz statt. In 2 Fuss Tiefe tropfte 4V2 mal mehr ab, als in \'2 Fuss Tiefe in dem Gefässe I. Wie aus den Einzelbeobachtungen hervorgeht, sammelte sich zwei Monate hindurch keine Spur Wasser in diesem an , obwohl die Eegenmenge 92 Millimeter betrug. In der Tiefe von 2 Fuss hörte nur zweimal das Ab- tropfen ganz auf, in einer Tiefe von 4 Fuss hörte es keinmal auf. — Der Verfasser erklärt diese manches Befremdende darbietenden Verhältnisse als von den 3 Faktoren bedingt: 1. von der wasserhaltenden Kraft des Bodens. Der Keupersandboden, den der Verfasser verwendete, enthielt 98 Procent Quarzsand und hatte eine wasser- haltende Kraft von 20 Proceut. Der Verfasser hält diese für beträchtlich ge- nug, um begreiflich zu finden, warum nach längerer Trockenheit im Sommer, auch die stärkeren Eegeugüsse im Juni und Juli vollständig in dem ersten Gefässe zurückgehalten wurden und gar keine Tropfen aus demselben unten abfliessen Hessen; 2. von der Verdui^ßtung aus dem Boden. Aus einem Gefäss, das nur bis zur halben Höhe mit Wasser gefüllt ist, verdunstet weniger und lang- samer von Letzterem, als aus einem, das bis zum Eande gefüllt ist. Ebenso verhält es sich mit der Feuchtigkeit des Bodens. Sind die obersten Schichten des Bodens ausgetrocknet, so verdunstet zwar das Wasser aus den tieferen Schichten, aber viel langsamer. Ferner wird ein Theil des aus der Tiefe auf- *) Die eingeklammerten Zahlen sind nach dem Verhalten in den Monaten Oktober, November und December berechnet. Chemische und physische Ei^jenschaften des Bodens. 49 steigenden Wasserdampfs in den oberen Schichten wieder verdichtet, im Sommer namentlich bei der I^Tacht, nnd daher kommt es, dass auch die oberen Schichten viel langsamer ganz trocken werden, wenn der Boden in grösserer Tiefe hinab locker ist. Diese Verhältnisse sind es ganz besonders, welche die zu- erst befremdende Erscheinung erkhären, dass, besonders im Sommer, in den tieferen Lagen des Bodeus mehr abtropfte, als in den höheren. Durch den Boden der Gefiisse war die Sandschichte, die sie enthielten, gegen die aus der Tiefe aufsteigenden Wasserdämpfe nnd gegen das capillarisch aus der Tiefe aufsteigende Wasser vollkommen abgesperrt; sie konnte daher auch um so leichter austrocknen, je dünner sie war. Fällt daher Regen nach einer längeren regenlosen Zeit, so werden die flacheren Gefässe I. und IL, welche vollkommen ausgetrocknet sein werden, nicht viel oder keinen Eegen abtropfen lassen und nicht eher Wasser abtropfen lassen, als bis sich ihr Boden mit Wasser gesättigt hat. Im Winter, wo die Verdunstung verschwindend klein gegen die Menge der Niederschläge ist, kommt deshalb ein Austrocknen der obersten Schichten nicht vor und das Abtropfen hörte deshalb nicht aaf; 3. von der Vertheilung des Regens. Bei schwachem Eegen dringt ver- hältnissmässig mehr in den Boden als bei starkem Eegen, denn in letzterem Falle läuft mehr Regen von der Oberfläche ab, den Flüssen und Bächen zu. Der Verfasser giebt einige Belege hierzu aus seinen täglichen Aufzeichnungen, wonach ein nach liingerer Dürre gefallener starker Gewitterregen (innerhalb 3 Stunden 30 Millimeter) fasst spurlos an den Gefässen vorüberging, während ein schwächerer sich auf 11 Tage vertheilender Eegen aus allen Gefässen Wasser abtropfen Hess. Die Ergebnisse dieser interessanten Versuche berülu'en ein noch wenig be- kanntes Gebiet der Bodenphysilc. Sie zeigen von welchem wesentlichen Einflüsse die Vertheilung des Eegens der Zeit nach und die Verdunstung des Wassers aus dem Boden auf die Feuchterhaltung des Bodens in seinen verschiedenen Schichten ist. Für die landwirthschaftUche Praxis ergiebt sich noch ferner der Zusammen- hang zwischen Bodenlockerung (Tiefpflügen) und ßodenfouclitigkeit ; der Boden wird in seinen oberen Schichten um so weniger und langsamer austrocknen, je tiefer hinab er gelockert ist. Ueber die Verdunstung durch den Boden, von Eug. Risler*). — ver Der Verf. stellte auf einem Stück Land von 12300 D Metern Beobachtungen an ''"nstung über die darauf gefallene Eegeumenge und die durch die Drains ablaufende " ' ' Wassermenge; die Diflerenz dieser beiden bekannten Grüssen betrachtet der Verfasser als durch den Boden verdunstet; das Land war so beschaffen, dass kein anderes Eegenwasser darauf kommen, und keins davon anders ablaufen konnte als durch die Drains, da der Boden vollständig undurchlässig ist. In Nachstehendem sind die Eesultate seiner Beobachtungen, reducirt auf Milli- meter, zusammengestellt: durch den Boden. «) Jouni. d'agric. prat. 186'J. t. II. S. 365. Jahresbericht, XI. u. XII. 50 Chemische und physische Eigenschaftea des Bodens. 1867. 1868. Ver- dunstung der 13odeii- (euchtig- Iseit. Januar . Februar . März . . April . , Mai . . Juni . . Juli . . August . September October .- November December GeMiene Regenmenge. Mllmtr. . 137,50 . 63,15 . 206,75 . 156,77 . 100,91 . 80,75 . 31,45 . 49,75 . 99,15 . 93,80 7,45 . 39,25 Abgelaufenes Drainwasser. Mllmtr. 102,82 .42,65 ' 94,39 71,24 18,01 0,72 0 0 0 3,31 0 0 Ver- dunstet. Mllmtr. 34,98 20,60 112,36 85,53 82,90 80,03 31,45 49,75 99,15 90,49 7,45 39,25 Gefallene Regenmenge. Mllmtr. 60,75 9,50 93,90 66,00 41,90 47,30 119,50 73,81 157,90 106,55 50,25 204,50 Abgelaufenes Drainwasser, MUmtr. 22,78 8,56 48,78 4,04 1,15 0 0 0 2,07 24,34 19,93 145,47 Ver- dunstet. Mllmtr. 37,97 0,94 45,12 61,96 40,75 47,30 119,50 73,81 155,83 82,21 31,22 59,03 im Jalire. . 1066,68 333,14 733,54 1032,86 277,12 755,74 Die Frage, ob die Feuchtigkeit des Bodens vorzugsweise von der Oberfläche — von der obersten Schicht des Bodens aus — oder auch in erheblicher Menge direkt durch Dampfbildung im Innern des Bodens, aus tieferen Schichten des Bodens verdunstet, suchte J. Nessler*) experimentell zu lösen. Findet die Verdunstung von der Oberfläche aus statt, so dass das Wasser kapillarisch in tropfbar flüssigem Zustande aus tieferen Schichten in die obersten Schichten gelangt, so werden sich auch mit dem Wasser gleich- zeitig darin gelöste Bodenbestandtheile in derselben Richtung bewegen. Da nun im Sommer ganz im Allgemeinen mehr Wasser verdunstet, als durch Regen auf die Oberfläche des Bodens gelangt, so werden sich — bei Ober- flächenverdunstung — im Sommer mehr lösliche Bodenbestandtheile von unten nach oben, als von oben nach unten bewegen. Der Verfasser fand das Ge- sagte durch folgenden Versuch bestätigt: Mit einer 14pCt. Wasser ent- haltenden Erde wurden 2 Cylinder von gleicher Grösse angefüllt; der eine nur ganz locker, so dass die Zwischenräume darin möglichst zahlreich und gross wurden und die Verdunstung im Innern möglichst befördert wurde; der andere unter Eindrücken der Erde. Beide Cylinder wurden im Freien in die Erde eingegraben, so dass nur der oberste Theil frei war. Bei Regen wurden sie bedeckt. Nach 6 Wochen hatte, auf den Quadratfuss Oberfläche berechnet, die lockere Erde 510, die zusammengedrückte 1680 Gramm Wasser verdunstet. Die ursprüngliche Erde, sowie die oberste Schicht Erde der beiden Cylinder von etwa einer Linie Dicke wurde untersucht und in 1000 Th darin gefunden**) Ursprüngliche Lockere Dichte Erde. Erde. Erde. Löshche Stoffe überhaupt . 0,14 0,19 1,00. davon organische . . . . 0,06 0,08 0,32 » unorganische . . . 0,08 0,11 0,68 Kali — 0,03 0,19 *) Agronom. Ztg. 1868. S. 117. **) Jedenfalls in Wasser löslich? D. Ref. Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 51 Aus dem Versuche ergiebt sich, dass: 1. die Verdunstung vorzugsweise an der Oberfläche stattfindet, 2. das Lockern der Erde den Wasserverlust vermindert, 3. die löslichen Stoffe, selbst auch jene (Kali), für welche die Erde Ab- sorptionsfähigkeit besitzt, durch die Verdunstung des Wassers an die Oberfläche des Bodens gelangen können. Physikalische und chemische Bodenuntersuchungen, von Physska- J. Hanamann.*) Der Verfasser hat die nachgenannten, für eine längere i''^«'^- *=''«• ° mische und mehrjährige Reihe von Kultur- und Düngungsversuchen bestimmten Böden Boden- einer eingehenden Untersuchung unterworfen, die im Allgemeinen nach den anaiysen. bekannten vereinbarten Methoden ausgeführt wurde. I. Alluvialböden. 1. Krendorfer B. Abschwemmung von Basalt- und Plänerkalk- Hügeln. Bindiger schwer bearbeitbarer Thonboden. 2. Malnitzer Teichboden, vor 300 Jahren Seegrund dann theils Teich, der 1830 trocken gelegt wurde; aus dem nahen Rothliegenden abgeschwemmt, voll hellrother Farbe, im Untergründe Plänermergel, strenger All. B. 3. Schelchowitzer B., grauer mit Muschelresten übersäeter, lockerer, kalk- reicher B. im Plänergebiet ; ausgezeichneter Rübenboden, der beinahe ununterbrochen mit Zuckerrüben bebaut wird. IL Dilluvialböden. 4. und 5. Lobositzer B. »Grossstück« und »Galgenfeld«; auf Lössunter- lage ruhender und mit dieser gemischter Boden, der von den um- liegenden Basalthöhen angeschwemmt wurde; beide B. von licht braun- gelber Farbe, mächtiger Ackerkrume; fruchtbar. 6. Ploscha'er B. 7. Ferbenz'er B. Löss, ersterer tiefgründig und humus- reich, letzerer flachgründig; gute Roggen- und Gersteböden. 6. Lehm- 7. sandiger Lehmboden. IIL Kreideformation. 8. Rotschow'er B., gehört dem sandigen Plänermergel an, flache Acker- krume ; Roggen, Gerste und Hafer gedeihen am besten, Klee und Hack- früchte schlecht; lehmiger Sandboden. 9. Kottomirz'er B., dem Quadermergel angehörig; lichtgelber, sehr steiniger seichter B., dessen Muttergestein, während der Tertiärperiode merk- würdige Umwandlungen, besonders an seinen Angrenzungsflächen, mit Basalt erfuhr; wirft sehr günstige Erträge an Körnern ab und liefert zwar nur kleine, aber zuckerreiche Rüben. IV. Rothliegendes. 10. Diwitz'erB. ; zur Verkrustung sehr geneigt, erwärmungsfähig, die Farbe roth, sehr eisenschüssig, Untergrund ein sandiger Letten des Roth- liegenden. Gerste und Roggen gedeihen weniger, besser Rothklee, •) Centralblatt 1'. die gesainmte Landeskultur. 1868. S. 407. 52 Chemische und physische Eigenschaftsn des Bodens. Weizen und Bohnen; gehört in die Klasse der "biudigen Weizenhöden mit guter Kleefiihigkeit. Gebrannter Kalk wirkt ausgezeichnet. Als Un- kraut gedeihen besonders Ackerwinde, Hederich und Ackerdistel. V. Basaltformatiou. 11) B. von Aujezd, ein dunkler, grauschwarzer, humusarmer Boden von bindiger Beschaffenheit (Thonboden), tiefer Ackerkrume auf verwittertem Basalt abgelagert; sagt besonders dem Eüben- und Kleöbau zu, we- niger reich fallen die Körnerernten aus. Darstellung der sauren Auszüge dieser Böden: 250 Gramm lufttrockner Boden wurden mit Essigsäure von 1,0G spec. Gew. in der Kälte durch mehrere Tage behandelt, — das Filtrat enthielt stets einen IJeberschuss von freier Essig- säure, — ausgewaschen, der Rückstand mit überschüssiger Salzsäure von 1,15 spec. Gew. durch 10 Stunden ausgekocht, filtrirt etc. Die Schlämmanalyse geschah mit dem Nöbels'schen Apparat. Die Bestimmung des Absorptions-Coefficieuten der Böden für Kali ge- schah in der Weise, dass 125 Gramm Erde mit 500 CC. einer 'Ao atomigen Lösung von Chlorkalium 24 Stunden lang unter Umschiitteln in Berührung blieb und das Filtrat untersucht wurde. Die Resultate der Analysen sind in nachfolgenden Zusammenstellungen enthalten. 1. Mechanische Analyse. In 100 Gwthl. Erd° In 100 Gewichtstheilen Feinerde a> •3 Farbe Mineralogische Be- Bodenart. u ^ □ CS *t3 B Ca C 0! tCns s |g des schaffenheit o Sf 1 a es u oä 3^ Bodens. der Steine, des Sandes. Öt« "S 1^ M 50 "^ Proc. Proc. 1 Proc. Proc. Proc. Proc. Proc. Grm. I. Alluv. Krendorf . . . 0,23 1,55 14,99112,41 13,92 12,82 45,86 1023 grau grobk. Quarz und Kalksand. Malnitz .... wenige 2,25 9,52 11,03 12,05 20,92 46,48 1073 braunroth eisenschüss. Quarz u. Glimmer. Schelchowitz . . — 0,32 3,89 8,45 19,68 15,30 52,68 963 hellgrau zahlreiche Muschelreste. II. Diluv. Lobositz, 6ross.st. 2,fi5 1,82 5,67 22,07 18,18 26,83 27,52 1034 gelbbraun feink. Quarz und Basalt. » Galgenf. 0,37 2,59 12,83 20,45 22,83 18,24 25.65 .0S5 hellbraun feinkörniger Quarz. Ploscha. . . . 0,98 1,83 16,S6 32,04 10,53 19,21 21,36 1191 braun |i abgerund.Kies u. Basaltfragra. Ferbenz . . . wenige 2,68 22,1529,92 17,51 18,25 12,17 1078 braungelb eisenschüssig. Sand. III. Kreide. Rotschow . . . 3,75 1,68 12,1734,25 19,83 16,28 16,47 799 weissgran ' sehr feinkörn. Sand. Kottomirz , . . 6,67 4,85 36,52.23,96 13,35 10,62 15,50 12lü|gelbbiaun' Thonsilikate verscliied. Grösse. Diwitz .... 1,25 3,1012,87 11,48 16,18 26,61 33,36 969 hellroth sehr eisensch. Sand u. Glimmer. IV. Basalt. Aujezd .... wenige 1,02 14,71 28,52 11,31 11,89 33,57 978 schwarz Basaltfragmente. *) Im Maximum der Lockerheit. Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 53 9 Physikalische Analyse i*) i>0 i i m5" ^ 200 Gramm getrock- Aufsaugungs- jä ^00 Wasser- S c .S nete Erde nahmen vermögen. ^ a ■3 'S ver- |1| T3 S l| Wasserdampf bei Schnelligkeit der ^ a O '^ dunstung "^> G C 18° C. auf Aufsaugung So Bodenart. ll bei 18° C. & s - °^ = s S p |y in Grammen. **) in Minutenzahl ange 3 . ■55 N 2 a> = = 2 S Gewichtszunahme geben bis zur Höhe O o OS ""^ 's c in Tagen §a1 t, o s a< '5 in Tagen von Centimeter l" • II 5 10 in 0) 'S -J2 5 1 10 15 20 5 10 15 20 Kali. Krendorf . . . 48,7 15,9 37,1 11,6 17 2,436 2,91 5,92|7,42 8,92 10 65 150 430 0,428 Malnitz . . . 61,5 17,2 41,5 20,0 20 2,450 4,21 7,68 8,98 10,28 50 280 645 1430 0,406 Schelchowitz . . '5(3,0 17,3 39,9 16,1 19 2,427 2,99 5,05 7,19 9,33 85 556 1420 286o!ö,392 Lobositz, Grossst. 46,5 18,4 40,5 6,0 8 2,387 3,42 5,25 7,11 8,97 25 70 200 " 420,0,156 » Golgeiif. 46,0 18,5 42,9 3,0 5 2,362 2,80 5,57 6,79 8,02 30 120 2;^o 455 0,135 Ploscha. . . . 4S,0 18,8 40,6 7,4 10 2,447 3,65 6,32 7,72 9,12 20 80 240 555':0,207 Ferbenz . . . 46,4 18,0 42,6 3,8 6 2,373 3,79 6,03 7,2i 8,41 20 60 165 3000,174 Rotschow . . . 52,5 17,3 47,6 4,9 2 2,444 2,21 3,84 4,49 5,14 15 60 160 4400,094 Kottomirz . . . 37,1 22,5 34,6 2,5 2 2,485 3, 16 '5,33 6,36 7,39 45 200 555 6000,103 Diwitz .... 47,9 17,9 41,6 6,3 10 2,502 3,36|ö,4S 7,93 8,85 200 455 700 1450,0,190 Aujezd .... 51,6 19,8 41,7 9,9 :5 2,469 3,48 6,75 8,22 9,68 50 270 600 1320,0,287 (TabeUe 3. siebe Seite 54 ) Eine Diskussion der Zablenresultate fehlt. Von Gise und W. Fleischmann veröffentlichten die von Analysen G. Hirzel ausgeführten Analysen der Böden der zu den West- '^°'^ .11-. i 1 -rr 1 i j • 1 .. 1 -VT- 1 j? 1 j Bodenarten. Allgauer Alpen-Versuchsstationen gehörenden Versuclisielder von Seifenmoos und Eothenfels, ***) — Ihrer geognostischen Lage zu Folge gehören beide Alpcnstationen, wie die westlichen Allgauer Vorberge überhaupt, der Tertiärformation und zwar der älteren Süsswassermolasse an. Die Höhe des Versuchsfeldes Seifenmoos ist 4000 Fuss, die von Rothenfels 2500 Fuss über dem Meer. Die analytischen Methoden waren die nach E. Wolffs Entwurf von den Stationen vereinbarten. Die Eesultate beziehen sich auf lufttrockne Erde. Die Bodenproben wurden genommen: 1. immittelbar unter dem Rasen: Raseuerde (mit a. bezeichnet) 2. aus 1 Fuss Tiefe (mit b. bezeichnet) 3. aus 2 » » » c. » *) Ausgeführt von Jos. Zeman. *") 200 Gramm der bei 100° C. getrockneten Erden wurden in gleich grossen Blechwürfebi von 216 CC. bei emer konstant gehaltenen Temperatur von 18° C. in einer mit Wasserdampf gesättigten Atmosphäre durch 20 Tage belassen und die von 5 zu 5 Tagen erfolgenden Gewichtszunahmen ermittelt. "*) Versuchsstationen. Band IX. S. 236 u. Bd. X. S. 235. 54 o « CO 51: 5»= S 05} B o Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. S' Cr" £.. E p EL S S' — p: ^ ; E CD '^ Soocß — foos C- Co *- tO t<^ -jO >f^ Cn N ~t_ "o "i^ T >t "— c; M> »-D CO CJ< tO -J 7~j ly W cc oo O' g^'^ -J "^ 5;' ) ■ «j ppppj;-'^— g^ "t-0~4i. C ><^ ■— ' CT« ~1 P' CO O' tc ►-' M) 1- CW Ol td opppppoo p O O 05^ o~^ 4^ S .-1 en tc o ■- 'o i-a 2 OS zc a^ Cf^ ij' K> a '-' O c/:ppppp S OPC5t0050~J C/j rfi. "^ er tr« tO l-O CT5 p: OOpppp^ 'T> O txj ''S O W CO CO --1 tn O' tj: -i^ Cß O' o coc o c op ~i Ö (T: Cn »- CO 1— CO '-i o< CJ' O 'O 00 o o op O O tO O 0~^^ O Oü^ r/- ^^ -^ *. Oi ^- H- C" >;^ ?> I— ' bo CO cj^ O OT O O C O C;i CO S tt>. tO j:». O tO Cn "^ 00 4- tn C5 CO O t/30 OOO -J ((^ S -J to I— • CO to C-. '-! '^ CO w'' 4.. C/- P pPPP^ td o^_7jp_^pp "h- '^ "co "o "co CO "t^i tr: *" I— ' er O "- O^ »f^ t-i- hP>- Ol — J o o W PPJT'P'Pi'^-P p" O to c,-< .4- *» CO :o " tO— . OCüJi-CfO _ OOOop— p K tO CO tJ^ *> ro l-ti CO S -o ga -^ >-^ o^ rf^ g^ '- O O O O O O O td OOtOOO'-^O c« lO O <0 !.c:> coppp o o"^"^ oti; o CO ►— l* O Vj O tO • CO C -J CC CJ' CO OS p (xp ccppp O'^ O^'^ ~C:"/- O #» C -j g Cyj CO »t. OOO CCO oo O O'^'S 0~t<; O cc K-. CO to CO cn O cj' CO to ~j t; CO' c-< ppppppp O O -- O ~co "cn O C» «>0 ^- NO I— ' #>■ tf»- C5 O; CO ><^ CO ~J 03 CD t3 -^ -^ P C: p t> t=^ f^ ^ g £, s fB 2. ?i jL S JLSES^'S^^^f? 1 o. - P >-: ' P Wa Ess Sal troul 3 StO r Rü Stick cc £, 35 C: N "" » =» c:^ (sT S^ CB r^ aq OT S, ?3- 5^ p: » CD ^ p-CäG.^ p: -S '"' a N fo '"' ^■ qS o „« :r. B-- t^^ :r: ^ -". ^-^ g.q^ ix ^ 'T crq C £3 * '-' w '^ B' M « P 55 g • » g;' ^ ^^ . C» o o . p: a?ö? •-( . . CD ... . CO tO — InO O O 1^0 CO -J o o — a. W ^ i*' (X CO to O CO r; "■ a CO CO CO -a to CO CD O) r*> a CO >— CO *- o IC i>s ti> ^ CJ1 to ^- s O lO i *- e* e ^ CO C?i CO lO ^ CO .^ g CO tc ^- H- « o O' Cr« CO Cr< *- O O 0 n S. g* CO -J IC ^ H- — * — — CO *>.COO tP' o>— o -J CC Ci CO O 05 O CO r* -~] ^- o *" CO >— CD O O O oo ~j #>. IC 0:1 c; o m 0 rf» l>0 <7i 03 CD CO ^1 a M. CO 4i- 03 03 ^1 ~J 0 ^- tä 05 H- l-- r p ui CO ^j^ k-pp 0 CO CO~t.lcD OIT) 0 g. ö ^ 00 -0 -0 4^ tO 05 ^ ^ (73 1.C CO CO er« — ^J N o Ol H- P— ' CO CO CO Ol i-" 0 0 3 0* c' J ^ ^ CO OJ — J Ol to 0 0 r^ >^ »f». -j Ol -j -j CO cji c CjI Ol IC CO -J CO CO rf». 03 .— ■— p 03 COp^J- PP ~oo o«"^"^ 03 0 0 ^1 — 03 03 00 tC O» lO tO CJl IC CO CO CD £73 03 Co s s o OStCO tCO 0 0 2.W S o CD 0 t" CO Ol tC 0 0 = B CO tsO 00 0 0 CD Oi C/J 1^ p- CO 0 C;i 00 03 IC CO 00 7 i-s CD o o». tC Cr« 03 0 0 0 3Wit §^ 1 03 CO ^J ^- 03 0 0 3|^ 0^ ü»000 4^ tC c?3 CO 00 rf^ tC K- 0 CO CO ►^ p ►-^c pi co^pp 'C^'co 01^— cn^c; 0 ö 2. § j. CO cd' W *^ ►— ►— CO 00 o< .^ » T 0 CO Ol 0 4- O' Ol «73 h- — > td o rf^ CO -j isü — 0 0 p »— . toco 03 coh-o 0 . 03 Ol Cn cr3 0: -0 N lf>- >— Ol Ol H- rP. CO ^- r*' Chemische und physische Eigenschaften des ßodeus OD Kesultatc der mechanisclieu Analyse. lu 100 Theilen der lufttrockenen Erde sind enthalten: Seifenmooser Erde. Rothenfelser Erde. a. b. c. a. b. c. Grössere Steine*) . . .11,92 10,74 7,09 0,00 2,G3 1,67 Steine von Erbsengrösse**) 25,90 4,G9 6,15 1,91 1,81 1,32 Abgesiebte Wurzeln . . 0,14 0,00 0,00 0,19 0,03 0,00 Feinerde 62,04 84,57 86,76 97,90 95,53 97,01 In 100 Theilen Feinerde: Grober Saud***) .... 68,33 36,60 44,50 69,16 62,33 59,33 Feiner Sandf) .... 10,67 10,40 10,50 11,00 9,67 6,67 Thoniger Sandft) . . • 7,17 14,00 25,67 6,87 9,60 6,27 Feinste thonige Massen . 13,83 39,00 19,33 12,97 18,40 27,73 Bezüglich der Erden ist noch zu bemerken, zur Seifenmooser Erde: a) ist weiss, steinig; b) ist roth, steinig, bündig; c) wie vorige aber etwas mehr roth und etwas weniger bündig. Die Eeaktion ist sauer, am stcärksten bei b, weniger stark bei c, am schwächsten bei a. Die bei a abgesiebten Steine sind gröstentheils grauweisse Sandsteine von verschiedener Festigkeit und verschieden feinem Korn. Einzelne derselben gleichen dem Ansehen nach der Kreide und bestehen aus fast völlig reiner Kieselsäure, ff f) Den Sandsteinen sind Splitter von Feldspathen, Hornblendegesteiu und Thon- schiefer beigemengt, sowie auch Eollstücke von derbem Quarz, Die von b und c abgesiebten Steine sind zum grössten Theile Conglomerate von glimm- rigem, sehr wenig bündigem Sand, von feinem Korn und gelber bis ziegel- rother Farbe. Einzelne Stücken enthalten zahlreiche eingesprengte, steck- nadelkopfgrosse Kugeln von Brauneisenstein. zur Eothenfelser Erde a) ist ein rothgelber, sandiger Lehmboden, etwas bündig. Die Eeaktion des Bodens ist wie bei vorigem Boden. Die abge- siebten Steine enthalten bei a, b und c kleine Trümmer von Feldspathen, Augit und Hornblende und bestehen bei b und c grösstentheils aus lockerem, eingesprengte Glimmerblättchen enthaltendem Sandsteine. Die chemische Analyse ergab folgende auf 100 Theile lufttrockene Erde berechnete Eesultate: *) Sieb mit 12 Mm. weiten Löchern. *•) » » 3 » » » "') Trichter Nr. 2. +) » » 3. ff) » » 5. ftt) Krystallinisch oder amorph.? D. R. 5b Chemiyche und pliysische Eigeutichaften des Bodens. Seifenmooser Erde. Rotbenfelser Erde, a. b. c. a. b. c. In kalter ooncentrirtcr Salzsäure lüslicb: Kali 0,030 0,070 0,028 0,034 0,038 0,021 Natron 0,011 0,017 0,009 0,01S 0,051 0,013 Magnesia 0,018 0,035 0,207 0,405 0,034 0,081 Kalk 0,036 0,122 0,07D 0,968 0,113 0,040 Tbonerde 0,107 1,885 1,(546 1,948 0,837 0,789 Eisenoxyd 0,0y2 3,383 2,010 1,017 0,864 0,939 Pbospborsäure 0,033 0,003 0,055 0,003 0,041 0,012 Scbwefolsäure 0,019 0,023 0,015 0,005 0,000 0,000 Chlor 0,019 0,123 0,030 0,0ü8 0,047 0,038 Kieselsäure 0,022 0,130 0,145 1,846 0,329 0,083 Kohlensäure 0,"04 0,100 0,061 0,169 0,610 0,098 Organische Stoffe .... 3,554 4,485 4,125 9,361 2,930 2,258 Wasser . 2/04 4.611 4,389 3,3>i5 2,620 2,94H in Summa 6,649 14,987 12,799 19,3f.5 8,514 7,315 Kieselsäure in Soda lösslich: 2,376 2,749 1,593 10,676 4,935 3,679 In Schwefelsäure löslich: Kali 0,172 0,322 0,450 0,252 0,349 0,501 Natron 0,075 0,086 0,o40 0,275 0,183 0,348 Magnesia ....... 0,0C9 0,603 0,608 0,348 0,583 0,422 Kalk 0,180 0,325 0,403 0,853 0,427 0,239 Thonerde 1,543 5,129 3,602 3,639 4,192 4,110 Eisenoxyd 0,347 1,537 1,970 2,628 2,343 0,801 Phosphorsäure 0,151 0,146 0,246 0,038 0,132 0,139 Kieselsäure 1,358 11,258 8,079 3,010 6,594 2,277 in Summa 3,898 19,406 15,69c) 11,043 Uj^-Oa 8,837" In Flusssäure löshch: Kali 0,649 0,643 0,508 0,635 0,390 0,607 Natron 0,416 0,551 0,273 0,666 0,1G0 0,297 Magnesia 0,059 0,075 0,210 2,056 0,086 0,096 Kalk 0,544 0,524 0,466 3,151 0,718 0,267 Thonerde 0,980 1,048 1,049 16,799 0,443 1,202 , Kieselerde . ^4.4-^9 r.Q.Ol? 67.404 28.<^24 69.951 77/>99 in Summa 87,077 62,^58 69,910 57,916 71,748 80,168 Im Ganzen : Kali 0,851 1,035 0,986 0,921 0,777 1,128 Natron 0,502 0,654 2,622 0,957 0,394 0,658 Magnesia 0,146 0,713 J,025 2,809 0,703 0,599 Kalk 0,im 0,971 0,948 4,972 1,258 0,546 Phosphorsäure 0,187 0,149 0,301 0,041 0,173 0,152 Stickstoff 0,21 0,14 0,11 0,245 0,105 0,070 In der folgenden Zusammenstellung der muthmasslichen Bestandtheile der in Salz- und Schwefelsäure unzersetzbaren Theile wurde für den Kali- feldspath die Formel KO . Al2 03.6Si02, für den Natronfeldspath die Formel h. c. a. b. c. 3,803 3,005 3,755 2,307 3,590 4,666 2,313 5,640 1,355 2,514 — 1,489 — 1,704 0,813 0,074 — — — — ' — 0,063 23,736 — 0,075 54,315 63,040 0,457 66,332 73,176 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. Ol Na O.Ais 02.6Si02, für den Glimmer die Formel MgO . 810-2 angenommen. Die noch übrigen alkalischen Erden in Summe gebunden au SiO 2 wurden als Augit aufgeführt. Hornblende = 5 MO, 6 SiO 2 wobei MO entweder FeO oder CaO oder MgO bedeutet. Der nach Behandlung mit Salzsäure und Schwefelsäure verbleibende Eückstand besteht danach muthmasslich bei dem Seifemnooser Boden, bei dem Rothenfelser Boden, aus a. KaUfeldspath . . 3,838 Natronfeldspath . 3,523 Augit 0,405 Glimmer .... — Thoniger Substanz — Quarzsand . . . 79,311 Horubleuden . . — — — 23,730 — — Die Verfasser bemerken noch, dass der Seifenmooser Boden in allen 3 Schichten von ziemlich gleichmässiger Beschaffenheit sei, und dass der- selbe in praktischer Beziehung als einer der magernsten und rauhesteu Boden- arten der dortigen Alpenwelt bezeichnet werden müsse ; dass ferner der Rothen- felser Boden 2u den besseren zähle, in seinen Schichten aber verschieden sei, da der Untergrund (b und c) ein ausgesprochener Sand sei, die obere Schicht dagegen an der Grenze zwischen einem lehmigen und einem entschieden thonigen Boden stehe. Analysen russischer Schwarzerden; von Paul Latschinow.*) chemische — Die drei untersuchten Erden waren aus dem Tula'schen Gouvernement und Analysen gehören zu den nicht reichen Schwarzerden. Die chemische Analyse wurde '"ch'^^,^z.'^ nach einem besonderen Verfahren, das ausserdem durch das Deville-Weeren'sche erden. controlirt wurde, ausgeführt. Das erstere Verfahren besteht in Folgendem: Zu der von der Kieselerde und organischen Substanz befreiten Lösung setzt man in ge- ringem Ueberschuss Ammoniak hinzu, erwärmt behufs Entfernung des letzteren, verdünnt mit Wasser auf nahezu 1 Liter und lässt die Flüssigkeit absetzen. Die klare Lösung wird abgegossen und in ihr Kalk, Magnesia, Kali, und Natron bestimmt. Ist hierbei das Gewicht der abgegossenen Lösung = A, das Gewicht der Gesammtlösung = B und das der Thonerde- und Eisennieder- schläge zusammen = C, so verhält sich die Quantität der abgegossenen Lösung zur ursprünglichen Gesammtlösung wie ^^ . Nach Ermittelung dieses Ver- hältnisses lässt sich, nach den in der abgegossenen Lösung aufgefundenen Mengen von Kali, Magnesia, Natron und Kalk, ihr Gehalt in der anfänglichen Gesammtlösung leicht berechnen. Das Deville'sche Verfahren besteht be- kanntlich darin, dass mau die Chlorverbindungen sämmtlicher gelöster Stoffe in salpetersaure Salze verwandelt, diese glüht, wodurch nach erfolgter Zer- setzung das Eisenoxyd und die Thonerde nebst aller Phosphorsäure (auch ») Zeitschr. f. aualyt. Chemie. 1868. 7. Jahrg. S. 211. *^ö ChemiscJie und physische Eigenschaften des Bodens. etwa vorhandenes Mangan) unlöslich werden. Diese stellen ein lockeres, leicht auszuwaschendes Pulver dar. Die Phosphorsäure wurde nach vorgängigem Schmelzen des Eisenoxyds etc. mit kohlensaurem Natron -Kali mittelst mo- lybdänsaurem Ammon u. s. w. bestimmt. Die Analyse ergab folgende Kesultate: (auf lufttrockenem Boden be- rechnet) *) : Boden 1. 2. 3. Proc. Proc. Proc. Bei 130° C. flüchtiges Wasser . 3,87 4,28 4,13 Organische Substanz (Glühverlust) 11,09 8,82 12,28 b. b. b. Kalk 0,9G 0,91 1,32 1,28 0,91 1,15 Magnesia 0,72 — — 0,30 — 0,59 Kali 0,42 0,49 0,42 Natron 0,16 0,13 0,12 Eiseuoxyd 3,34 3,84 4,07 4,83 3,17 3,72 Thonerde 4,92 4,47 5,8fi 5,38 4,97 . 4,38 Phosphorsäure . 0,22 0,16 0,20 Verhältniss d. Kah's z. Thonerde= 1:11,7 U,9 11,8 Die mechanische Analyse mittelst des Nöbel'schen Schlämmapparats ergab folgende Gemengtheile: I Nr. 1 0,16 j 0,02 | 0,13 | Sand. J » 2 4,70 129,95 15,06 [38,15 6,14 124,20 [ » 3 21,09 I 23,07 J 17,93 ) Thon / " 4 26,75 1 24,91 i 28,34 1 ^^'° \ >> 5 34,42 } ^*'^^ 27,28 } ^^'^^ 34,61 t ^^'^^ schrind- Die Schrindflecke des Oderbruches von Th. Becker.**) — In flecke des ^^^ ^^^^^^ fruchtbaren Boden des Oderbruches finden sich in einer Tiefe von Oder- /> r/ 11 braches. " ^oll uutcr der Ackerkrumo nester- und streifenweise Sandstellen, »Schrind- flecken« genannt, die auf die Vegetation der mit ihren Wurzeln bis dahin gelangten Pflanzen einen sehr nachtheiligen Einfluss üben. Der Verfasser untersuchte den Boden solcher Schrindi'.ecke vergleichend mit dem daneben vorkommenden guten Boden. Die Bodenproben der Schrindfleckcn wurden von der Kienitzer Feldmark auf 18 Zoll Tiefe an mehreren Stellen entnommen.***) Die procentische Zusammensetzung der Böden ist folgende: KaU 0,023 0,711 Natron .... 0,037 0,035 Kalk 0,433 1,047 Magnesia , . . 0,093 0,442 *) Die Zahlen unter b. sind nach dem zweiten Verfahren erhalten. **) Wochenbl. der Annal. d. Landw. 1868. S. 97. ***) Ueber die Methode der Untersuchung ist im Originalartikel nichts gesagt. Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 3J Guter Boden. 1,50S 2,960 0,035 0,004 0,017 0,286 0,349 5,591 87,656 Boden der Schrindflecke Thonerde . 0,199 Eisenoxycl . . . 1,254 Kohlensäure . . 0,163 Chlor . . . . 0,004 Kieselerde . • 0,009 Schwefelsäm-e . 0,011 Phosphor säure . 0,158 Humus . . . 1,338 Sand imd Thon . 96,279 Stickstoff . . . 0,045 0,219 Der Verfasser giebt keine Erläuterung dieser Zahlen. Obwohl hieniach der Boden der Schriudflecken bedeutend ärmer an den wichtigsten Pflanzennährstoffeu ist, als der überaus reiche »gute« Boden , so erscheint er doch nicht so arm, dass sich damit ein nachtheiliger Einfluss auf die Vegetation begründen Hesse ; es giebt absolut ännere, ertragreiche Böden. Die Ursache der Unfruchtbarkeit oder viel- mehr des nachtheihgen Einflusses auf die Vegetation scheint in anderen Verhält- nissen zu hegen, die die chemische Analyse nicht aufdeckt. Wir haben ein Beispiel vor uns, dass die chemische Analyse eines Bodens allein, namentlich wenn sie nur die absoluten Mengen der Bestandtheile angiebt, keineswegs geeignet ist, einen Einblick auf sein Verhalten gegen die Vegetation zu gestatten. Ueber die Umsetzungen, welche derGips imBoden bewirkt, um- hat E.Heiden eine Untersuchung ausgeführt*), deren Resultate einen Bei- Setzungen trag zur Erklärung der Wirkung des Gipses als Düngemittel auf dem Acker j^ Boden, liefern. — Je 100 Gramm mit Wasser (30 Cubik-Centimeter) gesättigter Erde wurden in einem Kolben a) mit 200 CG. reinem Wasser, b) mit 200 CC. Gipslösung (darm 0,1714 Gramm Kalkerde) übergössen und nach tüchtigem Umschütteln damit 6 Tage lang stehen ge- lassen, dann die Lösung durch Filtration von der Erde getrennt und untersucht. In 200 Cubik-Centimetern dieser Lösungen wurden gefunden bei a. (destill. W.) ; bei b. (gipsh. W.) ; bei b. mehr gelöst als bei a. Kalkerde . . 0,0116 Gramm 0,1328 Gramm — Gramm. Magnesia. . 0,0042 » 0,0097 » ' 0,0055 » Kali . . . 0,0112 » 0,0300 » 0,0188 » Natron . . 0,0056 » 0,0077 » 0,0021 » somit waren absorbirt: 0,0502 Gramm Kalk (nach dem Verfasser: 0,0386).**) *) Annal. der Landwirthschaft in Preussen. Bd. 50. S. 29. •*) Der Verfasser berechnete nur 0,0386 Gramm Kalk absorbirt , indem er die an und für sich in Wasser lösliche Kalkmenge nicht berücksichtigte. Wir glauben aber richtiger zu verfahren , wenn wir diese nicht ausser Acht lassen und rechnen im Boden für 200 CC. Wasser löslicher Kalk vorhanden 0,0116 Gramm durch Gipslösung Kalk zugeführt >. ■ 0,1714 » Summa 0,1830 Gramm in Lösung verblieben 0,1328 » absorbirt 0,0502 Gramm. 60 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. Ferner Hess der Verfasser von 100 Gramm derselben Erde Kali absorbiren, indem er dieselbe mit 100 Cubik - Centimeter einer Chlorkaliumlösung, welche 0,1308 Gramm Kali enthielt, 24 Stunden lang digerirte und darauf die über- stehende Lösung durch Filtration trennte; das Filtrat = 97 Cubik-Centimeter, in der Erde blieben zurück 3 Cubik-Centimeter. Auf 100 Cubik-Centimeter berechnet enthielt das Filtrat in der Erde blieben aber mit jenen 3 CC. löslich zurück Kali .... 0,0903 Gramm. Kali .... 0,0027 Gramm. Kalkerde . 0,0290 « Kalkerde . 0,0008 » Magnesia. 0,0123 " Magnesia. 0,0004 » von der Erde waren aber absorbirt worden 0,0405 Gramm Kali. Diese so zubereitete Erde wurde zunächst mit 200 Cubik -Contimetern reinem Wasser 14 Tage lang in Berührung gelassen, darauf Erde und Lösung durch Filtration getrennt (wobei 10 Cubik-Centimeter der Lösung im Boden zurückgehalten wurden) und die rückständige Erde sodann mit 100 Cubik- Centimetern der Gipslösung 7 Tage lang in Berührung gelassen. Abzüglich der in 3 Cubik-Centiraetern, bezw. in 10 Cubik-Ceutimetern zurückgehaltenen kleinen Mengen der löslichen Bestandtheile w'urden aus dem absorbirten Kali enthaltenden Boden gelösst: sodann durch 100 CC. Gipslösung: 0,0126 Gramm. 0,0521 » 0,00G1 » 0,0079 » Einen weiteren Versuch stellte der Verfasser mit derselben Erde an, nachdem er dieselbe auf 100 Gramm mit 1 Gramm eines Thonerde - Magne- sia-Silikats *) versetzt und das Gemisch mit lOOCubik-Centimetern Chlorkalium- lösung (=0,1308 Kali) 24 Stunden lang digerirt hatte. Hierbei gingen 97 CC ins Filtrat, 3 Cubik-Centimeter blieben in der Erde zurück. Auf 100 CC. berechnet in der Erde bheben aber mit enthielt das Filtrat: jenen 3 CC. löslich zurück: Kali .... 0,0872 Gramm. 0,0026 Gramm. Kalkerde . 0,0350 » 0,0008 » Magnesia . 0,0160 » 0,0005 » demnach waren von der Erde absorbirt worden: 0,0436 Gramm Kali. durch 200 CC. dest. Wasser Kali .... 0,0241 Gramm. Kalkerdc . 0,0095 » Magnesia . 0,0029 » Natron . , nicht bestimmt. *) Das Thonerde - Magnesia - SiHkat enthielt : Wasser bei 100 ° C. flüchtig .... 16,79 » » schwachem Glühen flüchtig 8,99 Kieselsäure 45,65 Thonerde 7,88 Magnesia 14,03 Kali 6,02 Natron 0,64 Chemisclie und physische Eigenscbaften des Bodens. Gl Diese so zubereitete, ein wasserhaltiges Silikat enthaltende Erde wurde wie oben zunächst mit 200 Cubik-Centimetern Wasser (Dauer der Einwirkung 7 Tage)*), sodann mit 100 Cubik - Centimetei-n derselben Gipslösung behandelt. Nach einer Correctur wie oben wurden gelöst: durch 200 CG. reinen Wassers, sodann durch 100 CG. der Gipslösung. Kali. . . 0,0346 Gramm. 0,0168 Gramm. Kalkerde . 0,OOSS » 0,0423 » Magnesia . 0,0046 » 0,0153 » Natron . . nicht bestimmt. ■ 0,0027 » Sowohl hier wie bei dem vorigen Versuche wurde ein Theil der in der Gipslösung enthaltenden Kalkerde vom Boden absorbirt, im ersten Falle 0,0336 Gramm, im zweiten Falle 0,0425 Gramm. 100 Gramm Untergrundsboden von demselben Felde, von dem die vorige Erde entnommen worden war, wurde mit soviel Wasser, als seiner wasserhaltenden Kraft entspricht, versetzt und dann mit 200 Cubik-Centimetern destillirten Wassers unter tüchtigem Umschütteln 8 Tage lang digerirt. Eine andere Portion von 100 Gramm dieses Bodens wurde gleicherweise mit Gipslösung behandelt (welche 0,1915 Gramm Kalkerde und 0,2704 Schwefel- säure enthielt). In 200 Cubik-Centimetern der abfiltrirten Lösungen waren enthalten: a) destill. W. b) Gipslösung, bei b) mehr gelöst als bei a). Kalkerde . . 0,0074 0,1390 — Magnesia . . 0,0042 0,0117 0,0075 Kali 0,0060 0,0116 0,0056 Natron . . . 0,0030 0,0039 0,0009 Kieselsäure . 0,0010 0,0156 — Chlor .... Spur. — — Schwefelsäure schwache Spur. 0,2447 — somit waren absorbirt 0,0599 Kalkerde**) und 0,0257 Schwefelsäure. • Der Verfasser stellte noch zu dem Zwecke, zu entscheiden, ob das Ver- halten des Gipses, wenn er in fester Form mit der Erde gemengt auf die- selbe einwirke, ein eben solches sei, wie wenn er mit derselben in gelöster Form in Berührung ist, folgende 2 Versuche an: Je 200 Gramm der Erde wurden , die eine Portion ohne weiteren Zusatz, die andere mit 2 Gramm fein gemahlenem Gips innig gemischt, mit 60 Cubik- Centimetera Wasser, entsprechend der wasserhaltenden Kraft des Bodens, ver- setzt, 14 Tage lang stehengelassen, darauf mit 200 Cubik - Centimeter Wasser Übergossen, tüchtig umgeschüttelt und nach 24 Stunden die Lösungen abfiltrirt. *) Es blieben 20 CG. der Lösung im Boden zuinick. ") Der Verfasser berechnet 0,0526 Gramm Kalk absorbirt. 62 Chemische und physische Eigenschaften ies Bodens. In 200 Cubik - Centimetern der abfiltrirten Lösungen waren enthalten; bei a) ohne Gips. b) mit Gips. b) mehr als a). Kalkerde . . 0,0031 Gramm. 0,1080 Gl •amm. — Gramm. Magnesia . . 0,0020 » 0,0082 » 0,0062 » Kali. . . . 0,0092 » 0,0133 » 0,0041 » Natron . . . 0,0046 » 0,0063 » 0,0017 » Kieselsäure . . — » 0,0015 » — » Schwefelsäure — » 0,1903 » — » Wie zu erwarten war hier also eine gleiche Wirkung des Gipses vor- handen, wie bei der Einwirkung seiner Lösung auf den Boden »Aus diesen Eesnltaten lässt sich die Wirkung des Gipses auf die mine- ralischen Bestandtheile der Ackererde mit Sicherheit dahin erklären, das der- selbe im Boden Umsetzungen hervorruft, in Folge deren die Basen, Kali, Magnesia und Natron, und jedenfalls auch Ammoniak, in Lösung treten, dass ferner die Wirkung des Gipses auf den Boden eine chemische ist, und darin besteht, dass ein Theil der Kalkerde des Gipses vom Boden absorbirt und an deren Stelle eine demselben äquivalente Menge der anderen Basen in Lösung tritt. Wir wollen hier bemerken, dass diese letztere Auslegung der Resultate auf eine fehlerhafte Rechnung gestützt ist ; wir constatiren mit Zustimmung des Herrn Verfassers hiermit, dass die im Original befindlichen Rechnungen, welche beweisen sollen, dass die Basen KaU, Magnesia und Natron in eine dem absorbirten Kalk äquivalenten Menge in Lösung kommen, aus Versehen falsch ausgeführt worden sind, und dass bei richtiger Rechmmg diese Aequivalenz sich nicht ergiebt. Im Wesentlichen ändert das nichts an der Anschauung der Wirkungsweise des Gipses. Es kann kein Zweifel bestehen, dass die Wirkung des Gipses ziun grössten Theile auf chemischen Umsetzungen im Boden beruht , dass deshalb der Austausch der genannten Basen gegen Kalkerde nach Aequivalentcn stattfinden muss, dass aber auch andere Kräfte auf eine Absorption der Kalkerde wirken können, welche keine Entbindung anderer Basen zur Folge hat und deshalb die Menge der löslich gewordenen Basen nicht immer in einem äquivalenten Verhältniss zur Menge des absorbirten Kalks zu stehen braucht. Ferner haben wir zu bemerken , dass die Versuche des Verfassers mit Boden, welcher absorbirtes Kali enthielt, füi- die W^irkimg des Gipses keine Beweiskraft haben; es fehlt dabei der Nachweis, dass reines Wasser kein Kali etc. oder weniger Kali löslich macht, als Gipslösung. Bekainitlich haben E. Peters*) undP. Bret- schneider") nachgewiesen, dass von dem von Erde absorbirten Kah bei Be- handkmg dieser Erde mit Wasser nicht niu- beim ersten Auszuge, sondern auch beim zweiten imd noch behn zehnten nicht unbeträchtliche Mengen Kah wieder löslich werden können. Es werden bei den Versuchen des Verfassers nach dem ersten Auszuge noch weitere Kalimengen in Wasser löslich gebheben sein, und es war deshalb nöthig eine und dieselbe Erde vergleichend zu prüfen, wieviel sie an reines Wasser und wieviel sie an Gipslösung Kah abtrat. *) Siehe dies. Bericht IIL S. 13. **) » » » IX. S. 43. Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. "«* Für die praktische Landwirthschaft ergiebt sich aus dem hier nachge- ■wiesenen Verhalten des Gipses gegen Boden die Lehre, dass, da der Gips vorherrschend nur indirekt durch Löslichmachung der anderen für das Pflanzen- leben nothwendigen Basen wirkt, der Boden, auf dem er eine günstige Wirkung äussern soll, diese Körper enthalten und zwar in solchen Verbindungen und in sol- chen Mengen besitzen muss, dass durch den Gips die genannten Stoffe zu rich- tiger Zeit und in der erforderlichen Menge gelösst werden können ; dass ferner der Gips nur auf einem wirklich fruchtbaren Boden günstige Resultate her- vorbringen kann und dass der Landwirth durch die Gipsdüngung vornehmlich eine Beschleunigung des Umsatzes des im Boden befindlichen Kapitals her- vorbringt. Nicht unerwähnt mag bleiben, dass bereits andere Forscher, Th. Dietrich") Deherain**), dieses Thema behandelten und zu gleichem Resultate gelangten. E. Heiden untersuchte ferner die Wirkung der schwefel- um- sauren Magnesia auf den Boden.***) — Die Versuche wurden mit der Setzungen , , ,. durch Ackerkrume und dem Untergrunde eines lehmigen Sandbodens, welcher die «chwefei- folgende Zusammensetzung hatte, vorgenommen: saure Mag- Ackerkrume. Untergrund. °««*^ '■" a) mechanische Analyse. Boden. Grober Sand. . 76,4 dabei organ Subst. 0,6 72,49 dabei organ. Subst. 0,5 Femer » . . 6,2 » » » 0,2 10,53 » » » 0,3 Abschlemmbares 16,0 » » » 1,9 13,63 » » » ■ 1,2 Wasser . . . 1,4 » » » — 1 ,35 » » » — 100,0 dabei organ. Subst. 2,7 100,00 dabei organ. Subst. 2,0 b) chemische Analyse, f) Wasser 1,42 1,35 Organische Substanz . . . 2,70 2,00 Eisenoxyd 1,46 1,63 Thonerde 1,06 1,29 Phosphorsäure 0,06 0,04 Kalkerde 0,15 0,12 Magnesia 0,23 0,24 Kali 0,20 0,21 Natron 0,14 0,14 Schwefelsäure ^ 0,03 0,02 Kieselsäure 3,32 4,12 Sand 81,82 83,02 Thon 7,37 5,76 Kohlensäure , Chlor, Verlust . 0,14 0,06 ') S. d. Ber. I. S. 29 u. V. S. 14. *•) Compt. rend. 18G3. t. 56. S. 965. •**) Landw. Versuchsst. XI. 1869. S. 69 und auf Grund eines vom Herrn Verfasser mit Con-ekturen versehenen Separat - Abruckes. f) In welcher Weise dieselbe ausgeführt wurde, giebt das Original nicht au. 64 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. Je 100 Gramm dieser Erden wurden zunächst mit Wasser gesättigt und sodann a) mit 200 Cubik-Centimeter dest. Wassers b) mit 200 Cubik-Centimeter einer Bittersalzlösung (enthaltend: Mag- nesia 0,3368, Schwefelsäure 0,1699 Gramm) Übergossen und nach tüchtigem ümschütteln 7 Tage lang stehen gelassen. In 200 Cubik-Centimetern dieser Lösungen wurden gefunden: bei der Ackerkrume a) dest. Wassser, b) Bitter- in b.mehr Salzlösung. als in a. Gramm. Gramm. Gramm. Kalkerde 0,0116 0,0402 0,0286 Magnesia 0,0042 0,1050 — Kali 0,0112 0,0187 0,0075 Natron 0,0056 0,0059 0,0003 Eisenoxyd mit Spuren von Pliosphorsüure . — 0,0060 0,00G0 Scbwefcdsäure — 0,8064 — Kieselsäure — 0,0014 0,0010 bei dem Untergrunde Kalkerde 0,0074 0,0341 0,0267 Magnesia. 0,0042 0,1068 — Kali 0,0060 0,0130 0,0070 Natron 0,0030 0,0069*) 0,0039 Eisenoxyd — 0,0062 — Kieselsäure 0,0010 0,0025 0,0015 Schwefelsäure schwache Spur 0,3107 — Von der Ackerkrume wurden demnach absorbirt Magnesia . = 0,0691 Gramm**) Schwefelsäure = 0,0304 » von dem Untergründe wurden absorbirt . . . Magnesia . . = 0,0673 » ***) Schwefelsäure = 0,0261 » Der Verfasser berechnete, um den chemischen Charakter der Wirkung des Bittersalzes auf den Boden klarer hervorzidieben, die den Aequivalenton der ge. lösten Basen entsprechenden Mengen Magnesia. Die Rechnung führte allerdings zu annähernd entsprochenden Zahlen; indessen wie wir hier ebenfalls constatiren — beruhen die gefundenen Zahlen wie bei voriger Abhandlung über die Wirkung des Gipses auf irriger Rechnungsweise. Die richtige Berechnung fährt zu 'dem Resultat, dass bei weitem mehr Magnesia, als die den gelösten Basen äquivalente Menge absorbirt wurde, nämlich etwa dreimal mehr. Bei weiteren Versuchen wurden je 200 Grammen der Erde, f) die eine Portion ohne weiteren Zusatz, die andere mit 2 Grammen fein geriebener schwefelsaurer Magnesia innig gemengt, mit Wasser (60 CC.) gesättigt, *) Im Original fälschhch 0,0160. **) Von uns berechnet ; detn Origmal nach 0,0649 Gramm, weil Verfasser die in Wasser lösl. Magnesia miberücksichtigt lässt. ***) Wie bei **). f) Ob Ackerkrume oder Untergrund ist nicht gesagt. Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 65 14 Tage stehen gelassen, dann mit je 200 Cnbik-Centimeter Wasser Übergossen, tüchtig umgeschüttelt und die entstandene Lösung nach 24 Stunden abfiltrirt und untersucht. In 200 CC. der Lösungen waren enthalten : bei a) ohne Bittersalz; b) mit Bittersalz. Kalkerde 0,0031 Gramm 0,0715 Gramm Magnesia 0,0020 ^) 0,1803 » KaU . . 0,0092 « Chloralkalien 1 0,0063 ? » Natron . 0,0046 » l Eisenoxyd mit Spuren von Phosphorsäure 0,0050 » Kieselsäure 0,0010 » Hier ist, wenn die Bestimmung der Chloralkalien richtig ist, bezüglich der Alkalien, eine gegentheihge AVirkung des Bittersalzes sichtlich; es ist nach Zusatz von Bittersalz zum Boden weniger lösliches Kali vorhanden, als in dem ursprüng- Hchen Boden. Der Verfasser schliesst aus seinen Versuchen, dass die Wirkung der schwefelsauren Magnesia auf die mineralischen Bodenbestandtheile eine ganz ähnliche, wie die des Gipses sei; sie besteht in Löslichmachung der basischen Nährstoffe der Pflanze. Der Verfasser fügt ferner hinzu, dass sich die lösende Wirkung des Bitter- salzes in geringem Grade auch auf die Phosphorsäure und Kieselsäure er- strecke, und, da die bei Anwendung von Bittersalz erhaltenen Lösungen stark gefärbt waren, auch auf die Humuskörper des Bodens. Ueber die Wirkung des Kochsalzes auf den Boden stellte Wirkung ebenfalls E. Heiden Versuche an.*) — Dazu diente derselbe in voriger ^«s Koch- Abhandlung beschriebene Boden und zwar wurden die Versuche ganz wie dort angestellt. Je 100 Gramm dieser Erden, Obergrund und Untergrund, wurden mit Wasser zunächst gesättigt und sodann a) mit 200 Cubic - Centimetern destill. Wassers b) mit 200 Cubic -Centimetern einer Kochsalzlösung Übergossen und nach tüchtigem Umschütteln 7 Tage lang stehen gelassen. Die Kochsalzlösung enthielt in 200 Cubic - Centimeter : Chlor . . . 0,5898 Gramm Natrium . . 0,3835 » Schwefelsäure 0,0079 » Kalkerde . . 0,0056 » den Boden. *) Landw. Versuchsstat. 1869. Bd. XI. S. 300. Jahresbericht XI. u. XII. 66 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. In 200 Cubik-Contimeter dieser Lösungen wurden gefunden; iochsalz- be lüsiuig; als bei a) 1. bei der Ackerkrume : , , ^^ , , , • , s , , , , TT,r b) Kochsalz- bei b) mehr a) dest. Wasser; > ,..„„^„^ _^,, l,gi ^^ wie oben) Kalkerde 0,0116 Gramm, 0,0234 Gramm. 0,0118 Gramm. Magnesia 0,0042 )> 0,0065 » 0,0023 » Kali 0,0112 » 0,0087 » weniger » Natron 0,0056 » 0,4100 » — » Eisenoxyd mit etwas Phosphorsäure — » 0,0103 » 0,0103 » Kieselsäure — » 0,0015 » 0,0015 » Chlor . • — » 0,5120 >) — » 2. bei dem Untergrunde: (wie oben) Kalkerde 0,0074 >. 0,0312 » 0,0238 » Magnesia 0,0042 » 0,0091 » 0,0049 » Kaü 0,0060 » 0,0094 n 0,0034 » Natron 0,0030 » 0,3714 n — » Kieselsäiu-e 0,0010 ■» 0,0015 » 0,0005 ' » Chlor Spur » 0,5118 » — » Eisenoxyd mit etwas Phosphorsäure — » 0,0012 » 0,0012 » Zwei andere Portionen des Untergrundes von je 200 Grammen wurden, die eine ohne weiteren Zusatz, die andere mit 2 Grammen Kochsalz innig gemischt, mit "Wasser (je 60 Cubic-Centimeter) gesättigt 18 Tage lang stehen gelassen, darauf mit 200 Cubic-Centimeter Wasser übergössen und die ent- standene Lösung nach 24 Stunden abfiltrirt. Lmerlialb der 18 Tage hatten die Erden durch Verdunsten von Wasser an Gewicht verloren: die Erde ohne Salz : die Erde mit Kochsalz : 16j2 Gramm oder 27,0 Proc. des zuge- 13,36 Gramm oder 22,8 Proc. des zu- setzten Wassers; gesetzten Wassers. In 200 CC. der Lösungen wurden gefunden: , „ , , c ^ b) Erde mit bei b) mehr a) Erde ohne Salz. ^ g.-^j^^ als bei a). Kalkerde 0,0031 Gramm. 0,0525 Gramm, 0,0494 Gramm. Magnesia 0,0020 » 0,0103 » 0,0083 » Kali 0,0092 » 0,0095 » 0,0003 » Natron 0,0046 » 0,6027 » — » Kieselsäure 0,0010 » 0,0023 » 0,0013 » Eisenoxyd mit etwas Phosphorsäure — » 0,0103 » 0,0103 » Chlor — » 0,7588 » — » Alle mit Kochsalz erhaltenen Lösungen waren durch Humus gelblich ge- färbt. Der Verfasser folgert aus seinen Versuchen, dass das Kochsalz in geringerem oder höherem Grade lösend auf alle basische Pflanzennährstoffe, sowie auf die Phosphorsäure, Schwefelsäure (?) und auch Kieselsäure einwirkt. Vorherrschend erstreckt sich jedoch, wie alle vorliegenden Versuche zeigen, die lösende Kraft des Kochsalzes auf die Kalkerde und Magnesia. Die Wir- Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 67 kungsweise erklärt der Verfasser wie folgt ; Die basischen Pflanzennährstoffe befinden sich im Boden als wasserhaltige Silikate, als humussaure Salze und die alkalischen Erden zum Theil als Carbonate. Mit diesen chemischen Ver- bindungen setzt sich das Kochsalz um, das Natron desselben tritt in die Ver- bindungen, in denen sich die betreffende Base befindet ein, und dafür diese aus derselben aus und an das Chlor des Kochsalzes gebunden in Lösung. Wir erhalten somit durch die Einwirkung des Kochsalzes im Boden Lösungen von Chlorkalcium , Chlormagnesium, Chlorkalium und auch Chlorammonium. Die Lösung von Humus gründet der Verfasser auf die Bildung von kohlen- saurem Natron aus dem Kochsalz. Die lösende Kraft des Kochsalzes auf Kali scheint uns aus den Versuchen des Verfassers nicht sicher hervorzugehen, denn in drei Fällen war durch Koch- salz nur emmal mehr, aber einmal ebensoviel und einmal weniger Kali gelöst worden, als durch reines Wasser. Dass aber der Verfasser dazu kommt, aus seinen Ver- suchen die lösende Wü-kimg des Kochsalzes auf die Schwefelsäure des Bodens zu folgern ist uns überraschend ; denn er hat die Schwefelsäure in keinem Falle weder quantitativ noch qualitativ nachgewiesen. Die Resultate dieser Versuche sind im WesentUcheu übereiustmimend mit den Versuchen von Eichhorn*) Dietrich**) Peters***) imd Frankf), die in früheren Jahi'gäugeu dieses Berichtes mitgetheUt wurden, A.Beyer veröffentlichte Bodenstudien, ff) welche sich auf das Boden- Verhalten pommerscher Bodenarten bezüglich ihres Absorptionsver- Studien. mogens und bezüglich ihrer in verdünnten Salzlösungen löslichen Bestandtheile erstreckten. Die Böden stammen aus der Gegend von Pyritz, die wegen der Ertragsfähigkeit ihres Bodens zu einer der besten der Provinz Pommern gezählt wird. Einer der in Betracht gezogenen Böden ist ein Diluvialsandboden aus der unmittelbaren Nähe von Kegenwalde. f f f ) Die Analysen der Böden *f) ergaben folgende Zusammensetzung: a) Mechanische Analyse (in 1000 Tbl. Boden) 1. 2. 3. Grobe Gebirgstrümmcr . 40,87 16,99 8,38 Kies 30,83 13,28 8,44 Femerde 928,30 969,73 983,18 983,39 955,24 990,70 996,41 4. 5. 6. 7. 10,56 19,88 2,58 0,98 6,05 24,88 6,72 2,61 *) Landw. Ccntralbl. 1858. IL S. 169. •*) Dies. Bericht. Jahrg. V. S. 14. •") » » » m. S. 17. t) » » » IX. S. 33. tf) Annal. der Landw. Bd. 52. S. 104. f f f ) Der Verfasser giebt weder äusserhche Unterscheidungsmerkmale der Böden an, noch ist ersichtUch, welche Nummer derselben dem Diluvialsaud entspricht. *f) Ausgeführt nach dem von den deutschen Versuchsstationen vereinbarten Verfahren. 5* 68 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. b) Sclilämmanalyse der Feinerde: Kleine Gebirgstrümmer j_ 2. 3. 4. 5. 6. 7. imd grober Sand . 54,85 73,28 62,72 56,64 54,71 45,60 50,73 Feiner Sand 1,83 6,46 11,77 6,01 2,83 2,23 4,26 Thoniger Sand .... 17,93 2,83 8,59 12,88 10,53 17,16 17,00 Feinste Theile .... 25,39 17,43 16,92 27,47 31,93 30,01 28,01 c) Chemische Analyse der Feinerde : Kali 0,152 0,140 0,214 0,354 0,204 0,300 0,174 Natron 0,032 0,021 0,039 0,032 0,091 0,040 0,066 Kalk 0,179 0,146 0,317 0,358 0,183 2,520 16,331 Magnesia 0,317 0,195 0,078 0,584 0,236 0,545 0,631 Eisenoxyd 1,346 1,107 1,407 2,589 1,767 2,299 2,012 Thonerde 1,445 0,919 1,969 3,190 2,124 2,946 3,378 Schwefelsäure .... 0,016 0,023 0,044 0,040 0,027 0,045 0,111 Phosphorsäure .... 0,049 0,064 0,089 0,061 0,049 0,036 0,079 Kieselsäure 1,285 1,190 0,975 0,955 0,745 0,735 0,925 Kohlensäure 0,040 0,080 0,270 0,050 0,060 1,920 12,450 Chlor 0,003 0,002 0,006 0,001 0,002 0,002 0,012 Hygroskopisches Wasser 1,260 0,960 1,645 4,450 1,515 3,760 5,720 Chem. geb. » 1,080 0,440 1,080 2,020 1,351 1,367 2,589 Humussubstanz .... 1,230 1,816 2,355 3,790 1,394 4,033 7,501 Sand, Thon .... . 91,566 92,897 89,512 81,526 90,252 79,452 48,201 Gesammtstickstoff . . . 0,070 0,106 0,110 0,146 0,072 0,137 0,322 Ammoniak 0,0051 0,0068 0,0102 0,0068 0,0034 0,0059 0,0136 Bei den Absorptionsversuchen wurden je 125 Gramm Boden mit 500 Cubic- Centimeter V«o atomiger Lösung der Salze unter öfterem Umschütteln bei ge- wöhnlicher Temperatur 24 Stunden in Berührung gelassen und dann ein ali- quoter Theil der Flüssigkeit analysirt. Die Ergebnisse davon sind in nachstehenden Zahlen enthalten: Es waren von 500 CG. Vio atomiger Chlorkahumlösimg (=2,355 Kali): 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Absorbirt: KaH .... 0,261 0,179 0,289 0,451 0,280 0,449 0,574 Gelöst: Kalk 0,132 0,093 0,161 0,267 0,179 0,285 0,331 » : Magnesia .... 0,0115 ? 0,0169 0,0297 0,0169 0,0196 ? Es waren von 500 CC, Vio atom. Chlorammoniumlösimg (= 0,850 Ammoniak) : 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Absorbirt: Ammoniak . . 0,074 0,050 0,102 0,176 0,094 0,182 0,220 Gelöst: Kalk 0,113 0,084 0,160 0,258 0,157 0,275 0,356 » : Magnesia .... 0,0124 ? 0,016 0,0304 0,016 0,0205 ? Es waren von 500 CC. einer Lösung von saurem phosphorsaurem Natron enthaltend: 1,58 Natron und 3,769 Phosphorsäure: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Absorbirt: Natron . . . 0,143 0,084 0,233 0,233 0,145 0,355 0,286 » : Phosphorsäuro . 0,070 0,050 0,177 0,229 0,080 0,289 0,514 Gelöst: Kalk 0,089 0,085 0,127 0,155 0,124 0,140 0,157 » : Magnesia .... 0,025 0,019 0,027 0,033 0,025 0,021 — Was zunächst die in Salzsäure löslichen Bestandtheile der Böden 1 — 6 (wahrscheinlich die Pyritzer) betrifft, so ergiebt sich, dass einige derselben Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 69 zu dem Eisenoxyd und der Thonerde in einer gewissen Beziehung stehen. Je reicher nämlich die Böden an diesen beiden Stoffen sind, desto reicher sind sie auch an Kali und Kalk und ausserdem auch an chemisch gebun- denem Wasser, desto ärmer sind sie aber umgekehrt an Kieselerde. Wegen dieses Umstandes ist der Verfasser geneigt, in diesen Bodenarten ein wasser- haltiges Silikat ein und desselben Ursprunges, aber in verschiedenen Stadien der Verwitterung befindlich, anzunehmen. Die Menge des absorbirten Kali's und des absorbirten Ammoniaks steigt ebenfalls mit der Zunahme der Böden an einem jeden der Bestandtheile des Silikats (mit Ausnahme der Kieselerde), namentlich mit der Zunahme an Eisenoxyd und Thonerde. Der Verfasser schreibt also die Absorption von Kali und Ammoniak dem Vorhandensein eines wasserhaltigen Silikats zu und betont, dass es nicht ein Bestaudtheil sei, der die Absorptionsfähigkeit für Kali und Ammoniak bedingt, sondern mehrere in den wasserhaltigen Silikaten vorkommende zu gleicher Zeit wirkende Körper. Der Zusammenhang zwischen den vorhandenen Bestandtheilen und der Menge des absorbirten Kali's und Ammoniaks erhellt aus folgender Zusammenstellung: Gehalt an Ab- Ab- Bodenart Eiseuoxyd u. Thon- Kalk Kali ehem. geb. sorbirtes sorbirtes Ammo- erde Wasser KaK niak II 2,026 0,146 ! 0,140 1,400 0,179 0,050 I. 2,791 0,179 i 0,152 2,340 0,261 0,074 V. 3,891 0,183 i 0,240 2,866 0,280 0,094 m. 3,376 0,317 0,214 2,725 0,287 0,102 VI. 5,245 2,520 0,300 5,127 0,449 0,182 IV. 5,779 0,358 0,354 6,470 0,451 0,176 Die Quantitäten der gelösten Magnesia und des Kalkes sind dem ab- sorbirten Kali, beziehungsweise dem absorbirten Ammoniak ziemlich äquiva- lent. Ueber das Verhalten der Böden gegen die Lösung von saurem phos- phorsaurem Natron hebt der Verfasser Folgendes hervor: die Absorption der Phosphorsäure ist abhängig vom Kalkgehalt des Bodens, progressiv mit dem Kalkgehalt nimmt die absorbirende Kraft für Phosphorsäure zu. Zwischen Eisenoxyd und Thonerde einerseits und Phosphorsäure anderseits findet keine bestimmte Beziehung statt. Die Phosphorsäure wird zunächst vom Kalk ge- bunden, die Umsetzung des Kalksalzes mit Eisenoxyd kann jedoch sehr bald durch im Boden stattfindende Prozesse erfolgen. — In ähnlicher Weise ver- hält sich das Natron, die absorbirte Menge desselben steht in Beziehung zum Kalkgehalt des Bodens, ohne dass jedoch äquivalente Mengen desselben in Lösung treten. — Die Menge des absorbirten Natrons und die der absor- birten Phosphorsäure stehen in keinem bestimmten Verhältniss; in weniger kalkhaltigem Boden findet die Absorption beider in einem anderen Verhält- niss statt, als in kalkreichem. Es wurden z. B. im Boden 1. mit 0,179 % Kalk auf 1 ThI. Phosphorsäure 2,04 Tbl. Natron, » » 7. » 16,33 % » » 1 » » 0,55 » » absorbirt. 70 Chemisclie und physische Eigenschaften des Bodens. Der Magnesiagehalt der Böden scheint ohne Einfluss auf die Absorption zu sein und im Verhältniss zum Kalk von untergeordnetem Einfluss ; so muss man wenigstens aus dem Gehalt der Lösungen schliessen, die selbst dann wenig Magnesia enthielten, wenn der Boden eben so viel Magnesia als Kalk enthielt. Der Verfasser stellte, ferner Versuche an über die Einwirkung' von verdünnten Salzlösungen auf die Bodeubestandtheile, gegen- über dem destillirten Wasser. 1000 Gramm der Erden wurden mit 3 Liter der unten bezeichneten Lösungen 6 Tage lang unter öfterem Um- schütteln stehen gelassen und ein Theil des klaren Filtrats nach gewöhn- lichen Methoden analysirt. L Versuchsreihe. Es enthielten 3 Liter der erhaltenen Lösungen (in Grammen): Boden in. Destill. Gips- Koclisalz- Chüisalpeter- Wasser. lösung. lösimg. lösiing.^) 0,0158 0,0270 0,0387 Kali . . Natron . KaUi. . Masnesia Boden L Destillirtes Gips- Kochsalz- Wasser, lösimg.') lösimg.^) 0,0690 0,1032 0,0172 — — 0,5040 0,0767 0,0519 0,0662 0,0690 0,1032 0,0158 0,0270 0,0387 0,0539 0,0066 0,0172 — 0,0740 0,0420 — — 0,1064 — 0,5040 0,1585 2,2848 0,6450 0,3560 0,0127 0,0767 0,0519 0,0230 0,1087 0,0738 0,1210 Phosphorsäure nicht bestimmt. 0,0261 — 0,0065 — Kieselsäure . 0,0572 0,0480 0,0400 0,0223 — 0,0529 0,0565 IL Versuchsreihe (Diluvialsandboden). Es enthielten 3 Liter der erhaltenen Lösungen: Destil- Hrtes Wasser. Aequ. Chlor- kaUum. 4,711 KO. VlO Aequ. salpeter- saures Natron. 3,1 NaO. V>0 Aequ. Chlor- natrium. 3,1 NaO. Aequ. schwe- felsaur. Kali. 4,711 KO. V,0 Aequ. schwe- felsaur. Ammo- niak. 1,7 NH3. '4)Aequ. Chlor- kalium. VjoAequ. salpeter- saures Natron.') Super- phos- phat- lö- SUDg.') Kali Natron Kalk Magnesia . . . . Eisenoxyd, Thonerde Phosphorsäure . . Schwefelsäure . . . Kieselsäure .... 0,0075 0,0076 0,2049 0,0214 0,0196 0,0329 0,0346 3,6254 2,3987 0,7026 0,0635 0,0294«) 0,0324«) 0,4186 10,0432 0,0111 0,0282 0,0328 0,0111 0,0292 0,0238 0,0416 2,6744 0,4541 0,0446 0,0153 0,0329 0,0229 3,3942 0,7800 0,0597 0,0133 4,0805 0,0343 0,0352 0,0292 0,7476 0,0G35 0,0168 4,0759 0,0355 1,2470 1,3190 0,6017 0,0570 0,0270«) 0,0149 0,0267 0,0309 0,0230 0,0148 1,7236 0,1371 0,2160 1,8190 0,7815 0,2632 Es waren demnach absorbirt: KaU . . . . Natron . . . Kalk . . . . Phosphorsäure 1,086 0,7013 0,4256 1,358 — 1,1085 0,2310 0,4324 2,2927 t) Die Gipslösiing enthielt 2,3184 Gramm Kalk und 3,4574 Schwefelsäure. 2) Die Kochsalzlösung enthielt 2/10 Aequ. = 6,2 Gramm Natron. 3) Die Salpeterlösung » 1/10 » =3,1 » » 4) 2,3555 Gramm KO + 1,55 NaO. 5) 0,316 SO3 + 2,156 CaO -f 4,1117 PO5. 6) incl. etwas PO3. Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 71 1 . Kali wird nach deu Eesultaten beider Versuchsreihen namentlich durch Kochsalz in vermehrter Menge gelöst; ebenso werden durch Chili- salpeter-, Gips- und schwefelsaure Ammoniak -Lösung mehr gelöst, als durch destillirtes Wasser allein; auch Superphosphat wirkte in dieser Weise. 2. Kalk wird am meisten durch die Salze gelöst, deren Basen am meisten absorbirt werden. Chlornatrium und Chilisalpeter lösten davon gleich viel. 3. Magnesia verhält sich gegen die augewendeten Lösungsmittel wie Kalk. Auch Gips wirkte lösend auf Magnesia, und in stärkerem Grade noch Superphosphat. 4. Phosphorsäure wird durch Salzlösungen um so weniger gelöst, je mehr sie alkalische Erden gelöst haben. Durch reines Wasser wurde am reichlichsten Phosphorsäure in Lösung gebracht. In Bezug auf die Absorption ergab sich das interessante Verhalten, dass die Absorption bei der kombinirten Lösung, in welcher V20 Aequ. Chlor- kalium durch 1/20 Aequ. salpetersaures Natron ersetzt war, |fast ganz dieselbe war, wie in der Lösung mit ^/lo Aequ. Chlorkalium (und dass — wie Referent hinzufügt — die Absorption des Natrons dabei bedeutend zurücktritt.) Verfasser wiederholte letzteren Versuch genau ebenso mit einem anderen Diluvialboden und erhielt folgendes Resultat: es wurden absorbirt bei An- wendung von 1/10 Aeq. Chlorkalium Kali 0,8960. 1/20 » » + V20 Aequ. Salpeters. Natron » 0,8772 Natron 0,4600. Diese hier bestätigte Erscheinung deutet darauf hin, dass die Absorp- tion für Kali dieselbe bleibt, wenn auch nicht die gleichen absoluten Mengen in der Lösung vorhanden sind, wenn nur die gleichwerthige Concentration durch äquivalente Mengen von Natronsalz in der Lösung hergestellt ist. Im Wesentlichen werden durch die Versuche des Verfassers tlber die Ein- wirkungen von Salzlösungen auf die Bodenbestaudtheile die von anderen Forschem erhaltenen Resultate bestätigt [Dietrich*), Peters**), Fraiik*"), Heiden f)]. W. Knop theilte die Resultate von Absorptionsversuchen mit|f), Absorption die V. Pochwissnew mit russischer Schwarzerde anstellte Iff). Die von Kai i, Hauptergebnisse dieser Versuche waren nach Knop folgende: Ammoniak »Von den Kaliverbindungen wurden Kalihydrat und kohlensaures durch Kali am stärksten absorbirt, beide aus concentrirten Lösungen mehr als aus '^^"^'*^''- ' " nosem. verdünnten. *) Dies. Jahresb. V. Jahrg. S. 14. **) » » X. » »12. ***) » » IX. » » 33. i) » » XI. u. XII. Jahrg. S. 59, 63 u. 65. ff) Kreislauf dos Steflfs. Leipzig. 1868. S. 502. fff) Die einzelnen Resultate mitzutheilen ist Knop nicht im Stande, da der Versuchsansteller starb imd seiue Notizen in russischer Sprache gemacht hatte. 72 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. Aus den Lösungeu derjenigen Kalisalze, welche starke Mineralsäuren ent- halten, aus der von Chlorkalium, salpetersaurem, phosphorsaurem und schwefel- saurem Kali nimmt die russische Schwarzerde in dem Maasse mehr Kali auf, als die Lösung proceutisch mehr Kali enthält. Dabei stellt sich b^ei der Ver- gleichung der Absorptionen verschiedener Kalisalze keine den chemischen Aequivalenten der ganzen Salze entsprechende Grösse heraus, sondern eine solche, welche dem Gehalt der Lösung an Kali nahe genug proportional ist, um behaupten zu können, dass bei schwefelsaurem, salpetersaurem und salz- saurem Kali allein der Procentgehalt an Base über die Absorptionsgrösse ent- scheidet. Dabei werden die Säuren jener Salze alle von Kalk- und Talk- erde gebunden und diese Salze gehen in die Lösungen über, während das Kali aus den letzteren austritt und sich auf die Erde wirft. Ganz dasselbe Gesetz stellt sich heraus, wenn man Erden mit den ver- schieden konzentrirten Lösungen eines und desselben Salzes behandelt. Aus den Lösungen eines Kalisalzes von 1, 2, 3, 4, 5 pro Mille Kaligehalt absor- birten 100 Gramm Erde ziemlich genau in demselben Verhältniss grössere Mengen Kali, die stärksten Abweichungen von dieser der Konzentration pro- portionalen Zunahme zeigt die Lösung von 1 pro Mille , die von 2 bis 5 pro Mille Gehalt folgen fast genau dieser Regel. Aus Lösungen von phosphorsaurem Kali von verschiedener Konzentration absorbirt die russische Schwarzerde auch in demselben Verhältniss mehr Kali, als die Lösungen konzentrirter sind, aber auch zugleich am meisten Kali, d. h. im Vergleich zu einem der vorigen Salze mehr, als sich nach dem Kali- gehalt von beiderlei Lösungen pro Mille laut der angegebenen Eegel erwarten lässt. Es liegt das darin, dass von allen den genannten Säuren nur die Phosphorsäure vom Boden chemisch wesentlich gebunden wird und dass die bei diesem Binden entstehenden in Wasser unlöslichen phosphorsauren Salze selbst noch Kali in den unlöslichen Zustand überführen. Ammoniaksalze verhalten sich den Kalisalzen durchaus ähnlich. Natronsalze gleichfalls , nur wird stets viel weniger Natron absorbirt, als Kali. Kalksalze für sich allein angewandt, verhielten sich ziemlich indifferent. Magnesiasalze gaben einen Theil der Magnesia an die Erde ab und nahmen dafür Kalk auf. Von den Säuren zeigte nur die Phosphorsäure eine starke Absorp- tion; aus salpetersauren, schwefelsauren und salzsauren Salzen dagegen wurden so geringe Mengen vermisst, dass der Versuch bei den unvermeidlichen Fehlern der Analyse die Frage, ob in der That auch von diesen Säuren etwas absorbirt wird, nicht mehr entscheiden konnte. Von der Schwefelsäure wurde bisweilen etwas mehr wiedergefunden, als der Erde gegeben, wie wenn die Salzlösung Gips aus der Erde ausgezogen hätte. Mit Kalk neutralisirte Humussubstanzen zeigten keine wesent- liche Absorption, auch wurde dieselbe durch Zusatz von kohlensaurem Kalk, kohlensaurer Magnesia und durch Vertheilung desselben Quantums Erde in einem gleichen Gewicht Sand nicht wesentlich geändert. Endlich lehrten die Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. •" mit den einzelnen Gemengtheilen der Ackererden angestellten Versuche, dass die Absorption allein an der thonigen Feinerde haftet. Die Arbeit, welche von Porchwissnew ausführte, schloss mit der Nach- weisung der Thatsache ab, dass die einzelnen in einer Salzmischung ent- haltenen Basen und Säuren sich zur Ackererde ebenso verhalten, wie sie für sich allein auf die Erden einwirkten, wenigstens im Wesentlichen. Die Quan- titäten der absorbirten Salze änderten sich dabei allerdings etwas.« Hussakowsky und Knop untersuchten das Verhalten ver- Absorption schiedener Erden und einzelner Gemengtheile der firden gegen '^«"Sauren ° o o ujj^ Basen eine Lösung einer Mischung der mineralischen Pflanzennähr- einersaiz- stoffe*). Die Versuche sollten zur Prüfung der Frage dienen, ob ein Zu- mischung. sammenhang zwischen den Absorptionsvermögen und der Fruchtbarkeit der Erde besteht. Die verwendete Lösung enthielt im Liter 5 Gramm schwefelsaure Magnesia, 5 » salpetersauren Kalk, 5 » salpetersaures Kali, 5 » phosphorsaures Kali. 100 Gramm Erde von bekanntem Wassergehalt wurden mit so viel dertitrirten Lösungen und so viel Wasser zusammengebracht, dass die Gesammtwasser- menge 200 Cubik - Centimeter betrug und darin nahezu von jedem Salz ein Gramm vorhanden war. Die gegebenen Salzmengen sind durch Analysen der fertigen Lösungen bestimmt worden. Die Resultate sind in den folgenden Tabellen mitgetheilt. Die Rubrik »gefunden« zeigt an, wieviel in 100 Cubik- Centimetern der angewandten Lösung nach 48 stündiger Berührung mit der Erde noch vorhanden war; die Rubrik »absorbirt«, wieviel von den Bestand- theilen von 100 Cubik - Centimetern Lösung absorbirt worden war. Die Diffe- renz, welche in der letzten Spalte aufgeführt ist, ist also zu verdoppeln, wenn man wissen will, wieviel 100 Gramm Erde aus 200 Cubik - Centimetern Lösung absorbirten. Wo umgekehrt aus der Erde ein Körper in die Lösung über- getreten, ist es durch die Bezeichnung »ausgeschieden« angemerkt. In der ersten Reihe der Versuche würden mit 100 Cubik- Centimetern der angewandten Lösung gegeben: Salpetersäure . 0,5964 Gramm. Schwefelsäure . 0,3250 » Phosphorsäure 0,3080 » Kalk .... 0,1706 » Magnesia .. 0,1600 » KaH .... 0,4380 » *) Knop's Kreislauf des Stoffs. Leipzig. 1868. I. S. 504. II, S. 173. 74 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. lim Schwarzerde; Dauer der Einwirkung = 48 Stunden ; H. *) In 100 CG. Lösimg Aus 100 CO. Lösung wiedergefunden : ahsorbirt: Salpetersäure — — Schwefelsäure 0,2250 0,1000 Phosphorsäure 0,1595 0,1485 Kalk. . . . 0,2340 ausgeschieden Magnesia . . 0,1210 0,0390 KaU .... 0,1171 0,3209 Natron . . . 0,0322 ausgeschieden 2. 100 Gramm Schwarzerde mit 100 Gramm Sand; Dauer der Einwirkung 1 Tag lang; H. In 100 CC. Lösung Aus 100 CG. Lösung wiedergefunden : ahsorbirt : Salpetersäure — — Schwefelsäiu-e 0,275 0,150 • Phosphorsäure 0,160 0,148 Kalk .... 0,264 ausgeschieden Magnesia . . 0,132 0,028 Kah . . . . 0,220 0,218 Natron ... — — 3. 100 Gramm Schwarzerde mit 100 Sand; 3 Tage; H. gefunden : ahsorbirt : Schwefelsäure 0,1880 0,1370 Phosphorsäure Kalk. . . . Magnesia . . KaU .... Natron . . . 4. 0,2360 ausgeschieden 0,1320 0,0280 0,0957 0,3413 0,0491 ausgeschieden 100 Gramm Ackererde von Möckern; 48 Stunden; H. gefunden : absorbü-t : Schwefelsäm-e 0,2750 0,0500 0,2700 0,0380 0,1520 0,0186 0,1638 0,0000 0,2037 0,2343 0,0808 ausgeschieden 100 Gramm Kaolin von Salzmünde bei Halle; 48 Stunden; H. gefunden : ahsorbirt : Schwefelsäure 0,3330 0,0080 ausgeschieden 0,3028 0,0052 0,1772 0,0066 ausgeschieden 0,1594 0,0006 0,1103 0,3277 0,2344 ausgeschieden *) Die Buchstaben H. und K. bedeuten, dass der betreffende Versuch von Hussakowsky (H.) bezw. von Knop (K) ausgeführt wurde. Phosphorsäure Kalk. . . . Magnesia . . KaU .... Natron . . . Phosphorsäure Kalk. . . . Magnesia . . Kali .... Natron . . . Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 75 6. 100 Gramm Schwarzerde mit 25 Gramm Eisenoxydhydrat; 48 St. ; H. getunden : Schwefelsäure 0,1800 Phosjjhorsäure 0,0000 Kalk. . . . 0,2040 Magnesia . . 0,1004 Kali .... 0,0504 Natron . . . 0,0884 absorbirt : 0,1450 0,3080 ausgeschieden 0,0596 0,3876 ausgeschieden In der nächsten Reihe wurden mit 100 Cubik - Centimetern der ange- wandten Lösung gegeben; Schwefelsäure 0,3239 Gramm. Kalk . . 0,1707 Gramm. Phosphorsäure 0,3080 » Magnesia 0,16l5 » Salpetersäiu-e 0,5964 » KaH . . 0,4380 » 7. 100 Gramm Schwarzerde wurden mit 200 Cubik - Centimetern Lösung von 1 pro Mille Gehalt an jedem einzelnen Salze behandelt; 48 Stunden; K. ab- In 100 CG. gegeben: gefunden : AUS lUU ^^- ilU- sorbirt : Kieselsäure . . 0,0000 0,0030 ausgeschieden Schwefelsäure . 0,0648 0,0532 0,0016 Phosphorsäiu-e . 0,0616 0,0200 0,0416 Kalk .... 0,0341 0,0598 ausgeschieden Magnesia . . 0,0324 0,0266 0,0058 KaU .... 0,0876 0,0152 0,0724 8. 100 Gramm russische Schwarzerde mit 25 Gramm Thonerde aus K170- lith*); 48 Stunden; K. gegeben : gefunden : absorbirt : Kieselsäure . . 0,0000 0,0025 ausgeschieden Schwefelsäure . 0,3239 0,3210 0,0029 Phosphorsäure . 0,3080 0,0300 0,2780 Kalk .... 0,1707 0,1306 0,0401 Magnesia. . . 0,1619 0,1186 0,0433 KaH .... 0,4380 0,0000 0,4380 Natron . . . 0,0000 0,3094 ausgeschieden 9. 100 Gramm Schwarzerde mit 25 Gramm kieselsaurer Thonerde und 25 Gramm Thonerde aus Kryolith; 48 Stunden; K. gegeben: gefimden : absorbirt : Kieselsäure . . 0,0000 0,0010 ausgeschieden Schwefölsänre . 0,3239 0,3500 ausgeschieden Phosphorsäure . 0,3080 0,0000 0,3080 Kalk .... 0,1707 0,1620 0,0087 Magnesia . . . 0,1619 0,0220 0,1400 KaU .... 0,4380 0,0180 0,4200 Natron . . . 0,0000 0,2920 ausgeschieden *) Diese Thonerde war mit kohlensaurem Natron gesättigt und enthielt ausserdem noch Schwefelsäure und Kieselsäure und Spuren von Fluor. • b Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 10. 100 Gramm Schwarzerde mit 25 Gramm reiner kieselsaurer Thon- erde*); 24 Stunden; K. 11. gegeben : gefunden : absorbirt : Kieselsäure - . 0,0000 0,0025 ausgeschieden Schwefelsäure . 0,3239 0,3250 0,0000 Phosphorsäure . 0,3080 0,1280 0,1800 Kalk . . . . 0,1707 0,3756 ausgeschieden Magnesia . . . 0,1619 0,1344 0,0275 Kali . . . . 0,4380 0,1460 0,2920 Natron . . . 0,0000 Spur ausgeschieden sgieichen; — • 48 Stunden; K. gegeben : gefunden : absorbirt : Schwefelsäure . 0,3239 0,3200 0,0039 Phosphorsäure . 0,3080 0,1000 0,2080 Kalk . . . . 0,1707 0,2700 ausgeschieden Magnesia . . . 0,1619 0,1395 0,0224 Kah . . . . 0,4380 0,1080 0,3300 Natron . . . 0,0000 Spur ausgeschieden. Aus vorstehenden Zahlenresultaten zieht Knop folgende Schlüsse: Aus einer Lösung, welche bis auf Eisen alle mineralischen Nährstoffe der Pflanzen enthält, ahsorbiren Erden am Wesentlichsten das Kali und die Phosphorsäure. Die Absorption für Kali steigt annäherungs- weise proportional mit dem Kaligehalt einer solchen Lösung; (vergL 1 u. 7); von der Phosphorsäure wird aus einer concentrirteren Lösung auch mehr aufgenommen, als aus einer verdünnteren. Der Kalkgehalt der Lösungen betrug nach der Einwirkung derselben auf Erde meist mehr, als sie ursprünglich enthielten. Diese Erscheinung hatte den doppelten Grund, dass das Bittersalz Magnesia gegen im Boden ver- theilten kohlensauren Kalk austauschte und dass die Humussubstanzen in der Mischung, je nach der Temperatur bei der sie stehen bleiben, mehr oder weniger Kohlensäure entwickeln, und dadurch grössere oder geringere Mengen kohlensauren Kalk aus den Erden löslich machen. Daher zeigt die Vermehrung des Kalks in der Lösung auch keine Aequivalenz gegen das absorbirte Kali und die in dem Boden niedergeschlagene Magnesia, Die Magnesia, glaubt der Verf., wird nicht vom Boden absorbirt, sondern durch den kohlensauren Kalk des Bodens einfacherweise »chemisch« ausgefällt. *) Dargestellt durch Mischen einer Lösung von Kaliwasserglas und schwefel- saurer Thonerdc in dem Vcrhältniss, dass auf SAUOs das Quantum 4Si03 kam, und Ausfällen der Mischung mit kohlensaurcna Ammoniak, 77 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. Die Absorptionserscheiuungen ändern sich nicht, wenn ein und derselbe Boden dnrch ein indifferentes Material verdünnt wird; denn 100 Gramm Schwarzerde absorbirten ebensoviel Kali und Phosphorsäure , als 100 Gramm' derselben Erde + 100 Gramm Saud, vergl. 1., 2. und 3. Ein Zusatz von Eisenoxydhydrat und Thonerde zur Erde steigerte die Absorption des Kali's und der Phosphorsäure. Bei der Anwendung von kohlen- saurer Natron- Thonerde war statt des fast vollständig absorbirten Kalis Natron in die Lösung übergetreten. Wenn es Regel ist, dass die Natron- salze den Eintritt des Kali's in die thonige Feinerde erleichtern, so spielten die Natronverbindungen eine nicht unwesentliche Rolle im Boden. Die Phosphorsäure wird von dem Thonerdehydrat und Eisenoxyd- hydrat und vom Kalk des Bodens nur chemisch gebunden. Die Resultate, namentlich hinsichtlich der Phosphorsäure, stimmen im Wesent- lichen mit denen überein, welche vom Verfasser früher, ebenso von anderen For- schem bei ähnhchen Versuchen erhalten wurden. Auch neuere Versuche von R. Warrington bestätigen dieselben. Ueber Bodeuabsorption hat R. Biedermann eine ausgedehnte Boden- Arbeit*) geliefert, indem er eine grössere Anzahl in Bezug auf geologische "" ^°''Pt'°"- Abstammung und Eigenschaften verschiedener Bodenarten auf ihr Verhalten gegen Salzlösungen (Salze des Kali's und der Phosphorsäure vorzugsweise) prüfte. Zu diesen Versuchen wurde stets »Eeinerde« verwendet und diese dabei mit den betreffenden Salzlösungen in der Regel 48 Stunden in Kolben unter häufigem Umschütteln digerirt. Im Uebrigen wurde wie gewöhnlich verfahren. Bezüglich der analytischen Methoden ist zu erwähnen, dass die Phosphor- säure mittelst Uranlösung, theils gewichts-, theils maassanalytisch bestimmt vnirde. Für die Bestimmung des Kali's kam kieselflusssaures Anilin in alkoho- • lisch -salzsaurer Lösung zur Anwendung; der hierdurch entstandene Nieder- schlag ward durch Eindampfen mit Schwefelsäure in schwefelsaures Alkali verwandelt und aus diesem das Kali berechnet. Den Absorptionsversuchen ging eine mechanische Analyse der Böden voraus, wobei nach Knop durch Anwendung verschiedener Siebe die Böden zergliedert wurden in Feinerde, feinen Sand, groben Sand, Feinkies, Mittelkies und Grobkies**). Die Resultate der mechanischen Analyse, die mineralogische und anderweitige Charakteristik der angewandten Bodenarten ist aus nachfolgender Zusammenstellung er- sichtlich: *) Die landw. Versuchs - Stationen. XL 1869. S. 1. **) Die 5 verwendeten^Siebe hatten bei 1. Ocffnungen von der Grösse einer Erbse; bei 2. von der Grösse eines Coriandersameus; bei 3. von der Grösse eines Rübsensamons; bei 4. gingen 81, bei 5. 400 Oeffnungen auf 1 Quadrat-Centüneter. 78 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. Ort des Vorkommens,' ein- ieder imd mineralogische Mechanische Sm S II Bestimmung des Bodens Analyse «11 '^■ Landwirthschaftliche oder der in 100 fheilen. iUni n Bc a eir obki Charakteristik. Bodengesteine. Verhi zelne z Gl 1. Böhrigen bei Feinerde 82,32 31 Guter Weizen- und Klee- Rosswein. 1. Feiner Sand 5,35 2 boden, am besten zum Brocken von Thon- Grober » 4,80 2 Hackfruchtbau geeignet. schiefer und Kalk- Fein-Kies 2,30 1 Erhielt innerhalb einer gesteinen , Coaksstücke Mittel- » 2,61 1 9 jähr. Fruchtfolge 1 Kno- von Dünger lieiTührend, Grob- » 2,62 1 chenmehl- imd 1 Kalk- 1:5*) Düngung. 2 Ebendaher. 3. Feinerde 82,75 57 Düngungsverhältnisse wie Kalkgesteiu mit etwas Feiner Sand 10,20 7 bei vorigem Boden; 1867 Quarzgeröllen und Grün- Grober » 4,20 3 war mit grossem Erfolg stein, Coaksstücke von Fein-Kies 0,90 f zu Kartoffeln mit Kaüsalz Dünger herrührend. Mittel- » 0,50=9Stück 4 gedimgt worden.' Grob- » 1,45=3 » 1:5 1 3. Ebendaher. 4^.**) Feinerde 20,49 4 Der Boden wird seiner Reiner Serpentin- Feiner Sand 22,37 4 steilen Lage wegen nur verwitterungsboden , Grober » 21,50 4 mit Kiefern bebaut, selbst reich an Chlorit. Fein-Kies 14,54 2 diese gedeihen nicht gut. Mittel-» 14,65=110 St. 2 Grob- » 6,45= 14 » l:i 1 4. Ebendaher, i'b- Feinerde 39,00 4 Wie voriger, steht aber Feiner Saud 10,35 in landwirthschaftlicher Grober » 16,00 Cidtur imd hat deshalb Fein-Kies 10,65 durch Beimischung hu- Mittel-» 12,50=100 St moser Substanzen eine Grob- » 11,50= 27 » dunkle , fast schwarze l:t Farbe. 5. Grünlichtenberg Femerde 97,52 293 nahe Böhrigen. 7.***) Feiner Sand 0,70 2 Mineral. Abst. nicht zu Grober » 0,90 3 erkennen. Fein-Kies 0,10 k Mittel- » 0,45 1 Grob- » 0,33 1 1:40 *) Hier wie in allen Böden ist durch das Zahlenverhältniss das Verhältniss des Bodenskellettes (d. h. der sämmtlichen gröberen Bodenglieder) zur Feinerde ausgediückt. **) Der Boden besteht fast nur aus groben, halbverwitterten Gesteinsbrocken, welche ausgelesen wurden und unter denen sich Stücke bis zu 150 Grmni. Gewicht vorfanden. Der Boden war duixh den Einfluss der Atmosphäre zersetzt; dem Ansehen nach völlig humusfrei. ***) Enthält keine groben Gesteinsbrocken. Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 79 Ort des Vorkommens und mineralogische Bestimmung des Bodens oder der Mechanische Analyse in 100 Theüen. Hill rr, <» Ö «. .- o c .2 5 «»lg lös O 3 o Landwirthschaftliche Charakteristik. Bodengesteine. .3 2 N^; 6. Vom Behrberg bei Bölirigen. 8. entb. 29,77 Proc. gelbe Gesteinsbrocken. Zer- trümmerungsproduckt von Glimmerschiefer imd Quarzbrocken. Feinerde 12,60 Feiner Sand 9,20 Grober » 20,10 Fein-Kies 11,10 iMittel- )) 16,80 Grob- )> 30,20 = 48 St. 1 f h 1 7.« Erbisdorf b. Freiberg. 1. Venvitterungsprodukt des Gneisses; sehr reich an Glimmer. keine Gesteinsbrocken. Feinerde 75,81 Feiner Sand 7,37 Grober » 9,00 Fein-Kies 4,85 Mittel- » 2,97 - 27 St. Grob- » — 25 2 3 2 1 0 Kleefähiger Raps- und Weizenboden wird in seiner 13jähr. Fruchtfolge 2 mal mit Knochenmehl, 2 » » Peruguano, 1 » » Kalk, 1:3 2 » » Superphosphat gedüngt. 8. Ebendaher. 2. 1.9 »/o grobe Gesteinsbr. Venvitterungsprodukt von glimmerreichem Gneiss. Femerdo 59,90 Feiner Sand 12,35 Grober » 15,05 Fein-Kies 5,35 Mittel-» 3,20 = 24 St Grob- » 4,15= 6 St 2:3 14 3 3 1 1 1 Wie bei vorigem Boden. Steht der Bonitirung nach m einer germgeren Klasse. 9. Möckem bei Leipzig, Alluvium. Ganz vor- wiegend Quarzgerölle untermengt mit einigen Thonerdeeisensilikaten. Feinerde 83,78 Feiner Sand 13,00 Grober » 2,60 Fein-Kies 0,50 = 15 St. Mittel-» 0,12= ist. Grob- » 0,00 1:5 698 108 22 4 1 0 10. Thum bei Chemnitz. 13,68"/o grb. Gestemsbr. VerM'itterungsboden des Glimmerschiefers. Feinerde 61,16 Feiner Sand 5,76 Grober » 11,52 Fein-Kies 6,50 Mittel- » 8,72 = 70 St. Grob- » 7,34 = 19 St. 2:3 9 1 2- 1 1 1 Ist allmählig durch Dün- gung mit Kalk, Kali u.Phos- phorsäure zu einem üppi- gen Klceboden geworden ; empfängt in 6,jähr. Frucht- folge 2 mal Knochenmehl- und 1 mal Kalk -Düngung. 11. Ebendaher. Wald- boden. 2 Proc. grob. Gest. Mineral - Beschaffenheit wie vorher; allen Boden- gliedem organische Reste beigemischt. Feinerde 61,45 Femer Sand 13,50 Grober » 15,50 Fem-Kies 6,00 Mittel- » 3,00 = 22 St. Grob- » 0,55 = 3 » 2:3 112 25 28 11 6 1 1 2. Bockwa bei Zwickau. 2,86 Proc. grob. Gest. Steinkohlenformation. Quarzgerölle und Stein- kohlenbrockeu. Feinerde 76,36 Femer Sand 8,70 Grober » 5,70 Fem-Kies 2,12=106St. Mittel-» 2,82 = 24 » Grob- » 4,30=10 » 1:3 18 2 1 k 1 Guter Klee- und Weizen- boden. Düngung ausser Stiillniist, Knochenmehl und Guano. 80 Chemische und physische Elgeuschaften des Bodens. Ort des Vorkommens und miueralogisclie Bestimmimg des Bodens oder der Bodengesteiue. Mechanische Analyse in 100 Theilen. Landwirthschaftliche Charakteristik. 13. Ebendaher. Nr. 3. Feinerde 81,70 0,87 Proc. grob. Gest. Feiner Sand 7,40 Steinkohlent'ormation. QnarzgeröUe mit we- nigen Trümmern von Thonerdeeisensilikaten. 14. Stenn bei Zwickau Nr. 11. 2,18 Proc. grobe • Gesteinsbrocken. Ist ein Verwittenmgs- produkt der Grau- wackenformation. lö.MinkwitzbeiLeisnig. Nr. 2. Ohne grob. Gest. Kalksteinbrocken. 16. Gautzsch b. LeijDzig. Nr. 1. 2 Proc. grob: Gest. Quarzgerölle. 17. Plagwitz b. Leipzig. Nr. 1. 4,63 Proc. grob. Gest. Rothliegendes oder Schwemmland ? Quarz, Flint und Kieselschiefer. 18. Garten in Plagwitz Nr. 4. 4,24 Proc. grob Gest. Verwitteruugs- produkt der Grauwacke Quarzgerölle und Grau- wackeutrümmer. 19. Sorgau bei Zöblitz Nr. 1. 0,75 Proc. grob Gest. Glimmerschiefer auf Serpentin ruhend Grober » Fein-Kies Mittel- » Grob- » 1 :4 Feinerde 72,55 Feiner Sand 6,20 6,60 2,00: 1,00: 1,30: 10,20 4,70 3,90: 2,45: Grober » Fein-Kies Mittel- » Grob- » 1:3 Feinerde 99,30 Feiner Sandv Grober » I Fein-Kies }0,70 Mittel- » Grob- » i 1:142 Feinerde 71,80 Feiner Sand 15,13 Grober » Fein-Kies Mittel- » Grob- » 1:3 Feinerde 86,90 Feiner Sand 8,25 Grober » Fein-Kies Mittel- » Grob- » 1:7 70 St, : 8 » : 1 » 30 St. : 5 » 4,73 1,33 1,38: 5,63: 2,75 0,85 = 0,70 = 0,55: Feinerde 82,90 Feiner Sand 11,00 Grober » 2,80 Fein-Kies Mittel- » Grob- » 1:5 Feinerde 75,44 Feiner Saud 8,10 Grober » Fein-Kies Mittel- » Grob- » 1:3 1,20: 1,20: 0,90: 6,97 3,90 3,50 = 2,09- : 45 St. :10 » : 5 » ;35St. : 7 » : 1 » :34St. : 9 » : 2 » r36St. : 4 » 63 6 5 2 1 1 30 3 4 2 2 1 13 3 1 i 1 158 15 5 2 1 1 92 12 3 1 I 1 36 4 3 2 2 1 Guter Weizen- und Klee- boden. Düngung wie bei voi'igem. Guter Weizen- und Klee- boden. Düngung wie bei vorigen. Kalidüngung er- wies sich erfolglos. Lehmboden, ziemlich gu- ter Weizen- u. Kleeboden. Wird alle 6 Jahre einmal mit Kalk gedüngt. Mittlere Quahtät; guter Kartoffelboden. Roggenboden. Unfruchtbar. Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 81 Ort des Vorkommeus | und mineralogische ! Bestimmimg des Bodensj oder der | Bodengesteine. i Mechanische Analyse in 100 Theileu. .2 o a • Landwirthschaftlichc Charakteristik. 20. Ebendaher. Nr. S.'Feinerde 66,85 9,25 Proc. grobe Gest. Feiner Sand 7,70 Wie bei vorigem Boden. 'Grober » 10,10 Fein-Kies 4.80 Mittel- » 6,75 ^ Grob- » 3,80 = 1:2 21. Schandau in der JFeinerde 86,91 Sachs. Schweiz. Nr. 1. Feiner Sand 7,55 1.51 Proc. grobe Gest. 'Grober » 3,42 Qiiadersandstein. iFein-Kies 0,52 = QuarzgeröUe, Sandstein- [Mittel- » 0,65 = und Kalkstein-Brocken. Gi'cb- » 0,95 = i 1:7 22 Ebendaher. Nr. Ohne grob. Gest. [Feinerde 93,00 iFeinerSaud 4,00 Wie vorher. Einzelne Grober kuglige Aggregate vonJFein-Kies Thonerdeeisensilikat. |Mittel- » Grob- » 1:13 2,10 }o,9o; :46St, : 6 » 30 St. 5 » 2 » :16St : 3 » 23. Eeudnitz bei Greiz 15,01 Proc. grobe Gest. Thonschiefer, Grau- wackenschiefer, Thon- schiefer und Quarz- geröUe. 24. Herraannsgrün bei Greiz. Nr. 3. Wie oben, Thonschiefer und Gramvackenschiefer mit Quarzbrockeu. 25. M^ittstedt b. Apolda Nr. 1. Ohne grob. Ges». Unbestimmbar. 26. Ebendaher. Nr. Ohne grob. Gest. Buntsandstein mit etwas Homstein. Feinerde 66,20 Feiner Sand 4,60 Grober » Fein-Kies Mittel- /) Grob- » 1:2 Feinerde 78,16 Feiner Sand 5,75 Grober » Fein-Kies Mittel- )) Grob- » 1:3 9,90 5,35 7,55: 6,40 = 6,10 3,15 3,14 = 3,70: Feinerde Feiner Sand Grober ;» Fein-Kies Mittel- » Grob- » 1:60 98,35 0,70 0,50 0,05 = 0,00 0,40: Jahresbericht, XI. u Feinerde 95,55 Feiner Sand 0,72 Grober » Fein-Kies Mittel- » Grob- » 1:21 XII. 1,13 0,85: 75! 1'. :52Sl, 13 » :28St, : 8 » 2 St, 1 » :28St. : 5 St, : 2 » 18 2 3 • 1 2 1 92 8 3 103 4 2 1 0 10 1 2 1 1 1 21 2 2 I 1 1 246 2 1 L 'S 0 1 55 k 1 1 Ruht auf Sandstein: am besten gedeihen Raps, Gerste, Roggen, Kartoffeln und Klee. In den letzten Jahren mit Kalk gedüngt. Ruht auf Sandstein; am besten gedeihen: Weizen, Kraut, Rüben, Hafer und Klee. Guter Weizen- und Klee- boden. Wurde zuweilen mit Kalk, auch mit Knochenmehl gedüngt. Guter Weizen- und Klee- boden. Wurde zuweilen mit Knochenmehl gedüngt. Guter Weizen- und Klee- boden. Lehmiger Unter- grund. Viele organische Ueberreste. Schwerer Boden. Weder guter Klee- noch Weizen- boden. Eignet sich am wenigsten zum Roggenbau. 82 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. Ort des Vorkommens ein- iedei 1. und mineralogische Mechanische Hill Bestimmung des Bodens Analyse o C .- Landwirthschaftliche oder der J in 100 Theilen. ..-. o c — = CS 'S -^ ^ C E O Charakteristik. Bodengesteine. 27. Apoldaisclae Feld- Feinerde 86,20 24 Mittelmässiger Boden. fliir. Nr 1. Feiner Sand 2,55 f Eignet sich am wenigsten 3,22 Proc. grobe Gest. Grober » 3,20 1 zum Klee-, eher noch zum Keuper. Kalkgestein Fein-Kies 1,95 k Weizenbau. und Ivieselschiefer. Mittel-» 2,35= 17 St. t Gedüngt wird mit mensch- Grob- » 3,65= 4 » 1 :6 1 lichen Excrementen. 28. Ebendaher. Nr. 2. Feinerde 93, ?0 43 Guter Weizen - und Klee- Neben vorwiegend vor- Feinen-Sand 1,48 1 boden. handenen Kalkstein- Grober » 1,00 ?; brocken ziemlieh viel Fein-Kies 0,72 ^27 St l Quarzgerölle. Mittel-» 0,^^0= 3 » i Grob- » 2,20= 3 » 1 1:15 29. Russische Schwarz- Feinerde 90,00 900 Von allbekannter vorzüg- erde, Tschernosem. Feiner Sand 9,90 99 licher Fruchtbarkeit. Ohne grob. Gest. Grober » 0,10 1 Schwarzer,humos-thoniger Quarzsand. Fem-Kies 0,00 0 Boden mit Quarzsand. Mittel- » 0,00 0 . Grob- » U.OO 1:9 0 Die Absorptionsversuche zerfallen in 3 Abtbeilungen: Die erste derselben umfasst 9 Böden und galt die Beantwortung der Frage: »Wie verhalten sich Ackererden unter dem Einflüsse einer vollständigen Pflanzennährstofflösung und welche Verände- rungen erleidet letztere in Berührung mit den Erden? — Gleich- zeitig wurden noch Versuche angestellt, in welchem Grade das Verhalten dieser Erden gegen Kali- und Phosphorsäurelösungen durch die Temperatur heein- flusst wird. Die hierbei verwendete Nährstofflösung enthielt von jedem der 4 nach- genannten Salze 5 pro Mille, von sämmtlichen 4 Salzen also in Summa 2Proceut; und nach einer Control- Analyse bei Schluss der Arbeit waren in 100 CC. der Lösung enthalten: Kalkerde . 0,1700 Salpetersäure 0,3280 Magnesia . 0,1 G62 Schwefelsäure 0,3323 Kali . . . 0,2272 Salpetersäure 0,2605 Kali . . . 0,-2011 Phosphorsäure 0,3032 0,4980 Gramm CaO, N05. 4985 }o, } 0,5043 4877 Mg 0, 803. KO, N05. KO, P05. Kali in Summe 0,4283 Gramm. Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. ö«* Die Eesultate der Versuche sind in nachfolgenden Tabellen übersichtlich gemacht: Tabelle 1. Verhalten von 9 Böden gegen Kalk. Angewendet je 50 Grmm. Erde. Gegeben in 100 CC. der Lösung': 0,1700 Gramm Kalkerde. a) bei gewöhnlicher Temperatur, b) nach | stündigem Kochen, ^„r. -, Absorbirt, bezw. n,.f,,^Ar.^ Absorbirt, bezw. Bodenarten. tlnncc- "^ Lösung S'l fc ^ Lösung mlüüLU. gekommen: miuuuu. gekommen: Ca O Gramm. Ca O Gramm. Ca O Gramm. CaO Gramm. 1. Böhrigen 0,1997 0,0297* 0,U93 0,0207 3. Böhrigen (Verwitterungs- bodeu d. Serpentin) . 0,0875 0,0825 0,0906 0,0794 5. Grimhchtenberg . . . 0,1714 0,0014* 0,1812 0,0112* 7. Erbisdorf(Vei-witteruug3- boden d. Gneiss) . . 0,1768 0,0068* 0,1369 0,0331 9. Möckera 0,2069 0,0369* 0,1348 0,0352 10. Thum(Verwitterungsbod. d. Glimmerschiefers) . 0,1742 0,0042* 0,1145 0,0555 19. Sorgau (Abst. v. Glimm- schiefer) 0,1544 0,0156 0,1297 0,0403 21. Schaudau (Quadersand- stem) 0,2002 0,0302* 0,1379 0,0321 29. Tschernosem .... 0,2398 0,0698* 0,1976 0,0276 (Die mit einem Stern bezeichneten Zahlen geben die Menge des in Lösung gekommenen Kalkes an , in der folgenden Tabelle Magnesia, bezAv. Schwefelsäure.) Die Tabelle zeigt die Thatsache, dass bei gewöhnlicher Temperatur der Kalk nur von zwei Böden absorbirt wurde, dass aber von den übrigen Böden der Kalk nicht nur nicht absorbirt wurde, sondern dass noch ausserdem Kalk des Bodens durch die Absorptionsflüssigkeit gelöst wurde. Der Verf. glaubt den Grund hierfür in den lösenden Eiuflusder sich aus humosen Bestandtheilen entwickelnden Kohlensäure suchen zu müssen. Er weist ferner darauf hin, dass die Gegenwart anderer Salze, nach Hunt und Bischoff namentlich die des schwefelsauren Natron und der schwefelsauren Magnesia, die Löslichkeit des kohlensauren Kalkes steigert. Unter Annahme des ersteren Grundes erklärt sich denn auch ferner der Verf. die Absorption geringer Kalkmengen beim Kochen des Bodens; die Kohlensäure entweicht, und etwas Kalk wird im Boden als einfachkohlensaurer Kalk nieder- geschlagen. Die Verwitterungsböden von Böhrigen (3) — Serpentin — und von Sorgau (19) — Glimmerschiefer — waren die Kalk absorbirendon Böden. Es hat bei diesen magnesiareichen Böden offenbar ein Austausch stattgefunden. Die Böden absorbirten Kalk und schieden Magnesia aus, welche in Lösung überging; wie aus nachfolgender Tabelle ersichtlich ist. 84 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. Tabelle 2. Verhalten derselben Böden gegen Magnesia. Gegeben in 100 CC. der Lösung; 0, 1662 Gramm Ma gnesia. a) bei gewöhnlicher Temperatur. b) nach 1 stündigem Kochen. Bodenarten. Gefunden in 100 CG. Absorbirt, be in Lösung gekommen zw. Gefunden in 100 CC: Absorbirt, bezw in Lösung gekommen : MgO Gramm. MgO Gramm. MgO Gramm. MgO Gramm 1. Böhrigen . . . 0,1324 0,0338 0,1261 0,0401 3. » . . 0,2577 0,0915* 0,3604 0,1942* 5. Grünlichtenberg . 0,1757 0,0095* 0,1874 0,0:' 12* 7. Erbisdorf . . . 0,1373 0,0289 0,1405 0,0257 9. Möckem . . . 0,1522 0,0140 0,1459 0,0203 10. Thum . . . . 0,!503 0,0159 0,0951 0,0711 19. Sorgau . . . 0,1766 0,0104* 0,1874 0,0212* 21. Schandau . . . 0,1495 0,U1G7 0,1189 0,0473 29. Tscbernosem . . 0,1378 0,0284 0,0883 0,0779 Die untersuchten Böden zeigen eine geringe Absorptionsfähigkeit für Mag- nesia; dieselbe, meint der Verf., wird wahrscheinlich mit dem austretenden Kalk in chemischen Austausch treten. Eine Ausscheidung von Magnesia findet nur bei den Böden statt, welche Kalk absorbiren. Beim Kochen der Böden mit der Lösung wächst die Magnesiaaufnahme, bezw. Magnesiaausscheidung, ein Beweis für die chemische Natur des Vorganges. Tabelle 3. Verhalten derselben Böden gegen Schwefelsäure. Gegeben in 100 CC. der Lösung: 0,3323 Gramm Schwefelsäure. a) bei gewöhnlicher Temperatur. b) nach |stündigem Kochen ^„A„..i.„ Absorbirt, bezw in Lösung gekommen : S03 Gramm. 0,0011* 0,0056* 0,0121* 0,0110* 0,0131* 0,0093* 0,0117* 0,0104* 0,0023 Bodenarten. vjciuuueii in 100 CG. S03 Gramm. 1. Böhrigen . . . 0,3334 3. » . . . 0,3379 5. Grünlichtenbei g . 0,3444 7. Erbisdorf . . . 0,3433 - 9. Möckeru . . . 0,3454 10. Thum . . . . 0,3416 19. Sorgau . . . . 0,3440 21. Schandau . . . 0,3427 29. Tscbernosem . . 0,3300 Gefunden in 100 CC: 803 Gramm. 0,2867 0,3313 0,3141 0,3159 0,3691 0,2651 0,3691 0,3056 0.2884 Absorbirt, bezw. in Lösung gekommen : .S03 Gramm. 0,0456 0,0010 0,0182 0,0164 0,0368* 0,0672 0,0368**) 0,0267 0,0439 Bei gewöhnlicher Temperatur fand bei allen Böden, bis auf den Tscheruo- sem eine geringe Schwefelsäureausscheidung statt, die durch Löslichwerden von Spuren von Gips erklärbar ist. Bei der Siedehitze fand in 2 Fällen eine *) Im Original steht fälschlicherweise 0,8063. Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 85 vermehrte Ausscheidung, in den anderen Fällen eine Absorption von Schwefel- säure statt. Im Allgemeinen verhalten sich die Böden gegen Kalk, Magnesia und Schwefelsäure verhältnissmässig indififerent. Tabelle 4. Verhalten derselben Erden gegen Kali. Gegeben in 100 CC. der Lösung: 0,4283 Gramm Kali. a) bei gewöhnlicher Temperatur. b) nach |stündigem Kochen Bodenarten. Gefunden in 100 CC: Absorbh't : Gefunden in 100 CC: Absorbirt : KO Gramm. KO Gramm. KO Gramm. KO Gramm. 1. Böhrigen . . 0,3109 0,1174 0,3190 0,1093 3. » . 0,2231 0,2052 0,2377 0,1906 5. Grünlichtenbei g . 0,3447 0,0836 0,2920 0,1363 7. Erbisdorf . . 0,3016 0,1267 0,2866 0,1417 9. Möckern . 0,3562 0,0721 0,3596 0,0687 10. Thum . . . 0,3190 0,1093 0,3158 0,1125 ly. Sorgau . . . 0,3082 0,1201 0,3190 0,1093 21. Schandau . . 0,3447 0,0836 0,3434 0,0849 29. Tschernosem . 0,2260 0,2023 0,2298 0,1985 Hiernach erweist sich die Absorptionsfähigkeit für Kali bei diesen Böden sehr verschieden. Der Verf. nimmt an, dass die Grösse der Absorption in einem unmittelbaren Zusammenhange mit der Güte eines Bodens stehe, obwohl aus- nahmsweise auch unfruchtbare Böden bedeutende Menge von Kali absorbiren können, wie hier z. B. der als unfruchtbar bekannte Serpentinboden (3) die grösste Menge Kali absorbirte. Ein Zusammenhang der Absorptionsgrösse mit der Menge der durch wein- saures-oxalsaures Ammoniak extrahirbarcn Basen, Eisenoxyd- und Thonerde- Hydrat, oder auch mit dem Humusgehalte konnte nicht nachgewiesen werden. Die Frage, ob die Absorption chemischer oder physikalischer Natur, oder ob sie der Ausdruck einer gemischten, theils chemischer, theils physikalischer Wirkung ist, konnte durch vorstehende Versuche nicht entschieden werden. Bei der auffallend grossen Absorption von Kali bei dem Serpentinboden vermuthet der Verf. vermöge eines rein chemischen Vorgangs die Bildung eines glimmerähnlichen Minerals. Auf dieselbe Weise ist die reichliche Absorption der Glimmerschieferböden (10 u. 19) nicht erklärbar. Die Siedhitze beförderte die Kaliabsorption nicht, nur in einem Falle trat eine reichlichere Absorption ein, bei Boden 5. Zu bemerken ist, dass dieses Ergebniss von dem von Peters erhaltenen ab- weichend ist, welcher bei seinen Absorptionsversnchen mit verschiedenen Kah- salzen eine Vergrösserung der Absorption durch Kochen eintreten sah bis zu 9 Centigramni bei Anwendung von 100 Gramm Erde. 86 Chemische und phjrsische Eigenschatten des Bodens. Tabelle 5. Verhalten derselben Erden gegen Phosphorsäure. Gegeben in 100 CG. der Lösung: 0,3032 Gramm Phosphorsäure. a) bei gewöhnlicher Temperatur. b) nach |stündigem Kochen. Bodenarten. 1. Böhrigen . 3. » 5. Grtinlichtenber 7. Erbisdorf . 9. Möckem . 10. Thum . . 19. Sorgau . . 21. Schandau . 29. Tschernosem Gefunden in 100 CC. : P05 Gramm. . 0,2489 . 0,2967 . 0,1991 . 0,1961 . 0,3036 . 0,1310 . 0,2947 . 0,2678 . 0,2718 Absorbirt : P05 Gramm. 0,0543 0,0065 0,1041 0,1071 0,0000 0,1722 0,0085 0,0354 0,0314 Gefunden in 100 CC: P05 Gramm. 0,0583 0,1264 0,1254 0,0338 0,2061 0,0201 0,1294 0,1125 0,1055 Absorbirt : P05 Gramm. 0,2494 0,1768 0,1778 0,2694 0,0971 0,2831 0,1738 0,1907 0,1977 Die Phosphorsäure wurde hiernach in beträchtlichem, bei den verschiedenen Böden sehr verschiedenem Grade absorbirt. Die Phosphorsäureabsorption ist nicht proportional der Kaliabsorption, Das phosphorsaure Kali tritt also nicht als solches in den Boden ein, sondern wird in seine Bestandtheile gespalten. Der Verf. stellte eine weitere Versuchsreihe über die Absorption der Phosphorsäure an , um den Einfluss der Temperatur darauf zu ermitteln, da ihm das Verhalten der Phosphorsäure bei gesteigerten Temperaturen für die Beur- theilung der Frage wichtig schien, ob die Phosphorsäure durch eine chemische oder physikalische Wirkung vom Boden absorbirt wird. Die Ergebnisse dieser Versuche folgen in nachstehenden Tabellen. Tabelle 6. Verhalten der Erden gegen Phosphorsäure bei verschiedenen Temperaturen. Gegeben in 100 CC. d. L. 0,3032 P05. 50 Gramm Erde - Absorptionsflüssigkeit. Phosphorsäure absorbirt: 100 CC. Bodenarten. 1. Böhrigen . . 3. » 5. Grünlichtenberg 7. Erbisdorf . . 9. Möckem . . 10. Thum . . . 19. Sorgau . . . 21. Schandau . . 29. Tschernosem bei gewöhn- hcher niede- rer Temp. 0,0543 0,0065 0,1041 0,1071 0,0000 0,1722 0,0085 0,0;S54 0,0314 bei gewöhn- Mcher etwas höherer Temperatur. 0,1479 0,0941 0,0892 0,1131 0,0175 0,1678 0,1738 0,0t)81 0,1121 bei 350 C. 0,2116 0,1389 0,1379 0,2405 0,0951 0,-2793 0,2166 0,1499 0,1598 bei V* stün- digem Kochen. 0,2494 0,1768 0,1778 0,2694 0,0966 0,2831 0,1738 0,1907 0,1977 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 0< Tabelle 7. Verhalten der Erde (9) von Möckern gegen P05 bei verschie- denen Temperaturen. Gegeben auf 50 Gramm Erde 100 CG. Absorpt. = Flüssigkeit mit 0,3032 Grmm. P05. bei gewöhnlich bei gewöhnlich t-^-o-op ho'^'°r nach | stund, nach | stund, niederer Temp. höherer Temp. "^^ ^^ ^- ''"'^^ ^" Kochen. Kochen. Absorbirt: 0,0000 0,0175 0,0732 0,0951 0,0971 0,1310 Schliesslich führte der Verf. einen Versuch über die Absorption der in der Salzgemisch - Lösung gegebenen Bestandtheile durch Dachschiefer, der durch Stossen und Sieben in den Feinheitsgrad der Feinerde gebracht worden war, aus; bei welchem sich das in nachstehendem ersichtliche Verhalten zeigte. Tabelle 8. Verhalten der Lösung gegen Dachschiefer. CaO. Gegeben in 100 CG 0,1700 Gefunden in 100 CG, ...... 0,1441 Absorbirt von 50 Grmm. Dachschiefer- Feinerde nach j stund. Kochen. 0,0259? 0,0261*) 0,0295 0,0250 0,0872 Der Dachschiefer sollte als Vergleichseinheit für die Absorptionsgrösse der angewandten Erden dienen. Da dieses Material meist überall in ziemlich gleicher Qualität zu haben ist, so eignet es sich, seine Absorptionsfähigkeit dem Vergleiche mit der Absorptionsfähigkeit anderer Böden zu Grunde zu legen, Tabelle 9. Verhältniss der Absorption der Böden für Kali und Phos- phorsäure, zu der des Dachschiefers, letztere = 1 gesetzt: MgO. KG. S03. P05. 0,1662 0,4283 0,3323 0,3032 0,1923 0,3988 0,3073 0,2160 Phosphorsäure. Kali Bodenarten. F™-"- te^ectef Feinerde, auf Ackererde berechnet. Dachschiefer 1. 1. 1. 1. 1 . Böhrigen . . . 2,8601 2,3544 3,7051 3,0500 3. » . . . 2,0275 0,4154 6,4610 1,3239 5 Grünhchtenberg 2,0390 1,9905 4,6-203 4,4903 7. Erbisdorf. . . 3,0895 2,3421 4,8034 3,6715 9. Möckern . . . 1,1135 0,9329 2,32yo 1,9512 10. Thum .... 3,-2.165 1,9856 3,8137 2,3328 19. Sorgau . . . 1,9:)31 1,5036 3,7051 2,7951 21. Schandau . . 2,1869 1,900G 2,8779 2,5012 29. Tschernosem . 2,2672 2,0404 6,7288 6,< 559 Der Verf. hat die die Absorptionsgrösse ausdrückenden Zahlen, welche bei den Versuchen für Feinerde gefunden wurden, auf die betreffenden Acker- erden berechnet unter Zugrundelegung des procentischen Gehalts dieser Erden an Feinerde. Der Verf. ist der Ansicht, dass es nur die feinerdigen Theile sind, welche absorbiren und glaubt desshalb die richtige Absorptionsgrösse des Bodens (Feinerde + Bodenskelett) aus dem Verhalten der Feinerde be- rechnen zu können. Die Rechnungsresultate sind folgende: *) Ausgeschieden. 88 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens, Tabelle 10 u. 11. Von je 50 Gramm Substanz wurden aus je 100 CC. der Lösung absorbirt in Grammen: Phosphorsäure. a) Bei gewöluil. Temperatur, b) Nach \ stünd.Kochen. Feinerde. Ackerde. Feinerde. Ackererde. 1. Böhrigen . . . . 0,0543 0,0447 0,2494 0,2053 3. » ... . 0,0065 0,0013 0,1768 0,0362 5. Grünlichtenberg . 0,1341 0,1016 0,1778 0,1736 7. Erbisdorf . . . . 0,1071 0,0312 0,2694 0.2042 i). Möckem . . . . 0,0000 — 0,0971 0,0813 10. Thiun .... . 0,1722 0,1063 0,2831 0,1731 19. Sorgau . . . . 0,0085 0,0064 0,1738 0,1311 21. Schandau . . . . 0,0354 0,0303 0,1907 0,1657 29. Tschernosem . 0,0314 K . 0,1174 0,0283 „ 1 i 0,1977 0,1779 1. Böhrigen . . . all. 0,0966 0,1093 0,0900 3. » ... . 0,2052 0,0420 0,1906 0,0391 5. Grünlichtenberg . 0,0836 0,0815 0,1363 0,1329 7. Erbisdorf . . . . 0,1267 0,0961 0,1417 0,1074 9. Möckem . . . . 0,0721 0,0604 0,0687 0,0576 10. Thum . .0,1093 0,0668 0,1125 0,0688 19. Sorgau . . . . 0,1201 0,0908 0,1093 0,0325 21. Schaedau . . . . 0,0836 0,0728 0,0849 0,0738 29. Tschernosem . 0,2023 0,1821 0,1985 0,1787 In Procenten des gegebenen Körpers ausgedrückt war die Absorption folgende : Tabelle 12. a) von der Phosphorsäure: Bei den Feinerden: absorbirt bei: ^ niedere Temperatui-. bei etwas höherer Temperatur. 35° C. 1 stund. Kochen. 1. Böhrigen , . . 17,91*) 48,78 69,79 82,25 3. » ... 2,14**) 31,03 45,81 58,31 5. Grünlichtenberg 34,33 29,42 45,48 58,64 7. Erbisdorf. . . 35,32 37,32 79,32 88,85 9. Möckern . . . 0,00 5,77 31,-36 31,86 10. Thum .... 56,79 55,34 92,12 93,87 19. Zöblitz . . . 2,80 57,32 71,44 57,32 21. Schandau . . 11,67 32,35 49,44 66,19 29. Tschernosem . 10,36 Bei den 36,97 Ackererden : 52,74 65,24 1. Böhrigen . . . 14,47 40,15 57,45 67,71 3. » ... 0,44 6,36 9,39 11,95 5. Grünlichtenborg 33,48 28,69 44.35 55,51 7. Erbisdorf. . . 26,78 28,39 61,13 67,36 9. Möckern . . . 0,00 ^,83 26,27 26,69 10. Thiun .... 34,73 33,85 56,34 57,11 19. Zöblitz . . . 2,11 43,24 53,89 43,24 21. Schandau . . 10,14 28,12 42,97 57,53 29. Tschernosem . 9,32 33,27 47,47 58,72 *) Im Original steht fälschlich 17,58. — **) Im Original steht fälschlich 72,14. Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 89 b) von dem Kali . — Bei den b^einerden : Gew. niedere Temp. 1 stund. Kochen 1. Böhrigen . . . 27,41 25,52 3. » ... 47,91 44,50 5. Grünlichtenberg 19,52 31,82 7. Erbisdorf . . 29,58 33,09 9. Möckern . . . 16,83 16,04 10. Thuui .... 25,52 26,27 19. Züblitz . . . 28,04 ■ 25,52 21. Scbandau . . 19,52 19,82 29. Tscheniosem . 47,23 46,35 Bei den Acke •erden 1. Böhrigen . . . 22,56 21,01 3. » ... 9,82 9,12 5. Grünlichtenberg 19,03 31,03 7. Erbisdorf. . . 22,42 25,09 9. Möckern . . . 14,10 13,44 10. Thuni .... 15,61 16,07 19. Zöblitz . . . 21,15 19,25 21. Schandau . . 16,96 17,23 29. Tschemosem . 42,51 41,72 Die zweite Abtheilung der Versuche umfasst Versuche über das Verhalten einer Eeihe von Böden gegen Kali und Phosphorsäure unter An- wendung wechselnder Bodenmengen gegen die gleiche Menge Lösung (obige Nährstofflösung). Die Kesultate dieser Versuche erhellen ohne Weiteres aus den nachfol- genden Tabellen. Es wurden absorbirt von den Erden: Vcr- hältniss von Boden zu Lösung 1 5 10 25 50 100 200 5 10 25 50 100 200 100 100 :100 ;100 100 100 100 100 :100 :100 100 100 1 100 00 0, g.Möckeml 9- Möckern geglüht KO I POS i KO I P05 0,0281 0,0295 0,0531 0,0741 0,072i 0,1417 0,2269 0,0281 0.00.i9 0,0053 0,0030 0,0029 ,0014 0,0011 0,0255 0.0 IOC. 0,0155 0,0453 0.0563 0.11.')1 0,1559 0,0255 0,<)021 0.0016 0,0018 0,0011 0,0012 0,0008i ? 0,0000 0.0000 0,0173 0,0295 0,1836 0,1377 0,005r. 0,0254 12. Bockwa KO P05 b,0000|o,005C 0,0246 0,00 1 2 jO,0 155 0,0241 IS.Minkwitz 16. Gautzsch KO P05 KO P05 0,0552 0,0-200 0,0304k01 74 0,0202 0,1098 0,0930 0,0800 0,1767| 0,1174 0,1395 0,2437,'0,1 687 0,223 0,2834| ? 10,2855 10,2 188 ö,0.-)52 0,1255 0,2025 ? ;o,oooo '0,0095 0,0444 ' ? 0,0000 0.0000 0.0007 |0,0006 0,0018 0,0007 0,0000l — 10,0056 0,0106 0,0185 0.0049 - '0,008 1| 0,0079 0,0762 - |0,00ä6 '0,0227 0,0732 0,0525 — '0,0155:l0, 1228 0,0842 0,0960' - ,0,0552,|0,2023;0, 1430, 0,0444 0,1318 — 0,1147(>,2796iO,2 166 0,1322 - I - ,0,1584i - I - !! - Auf je ein Gramm Erde berechnet, wurden absorbirt: 29. Tscher- nosem KO I P05 29.Tscher- nosem geglüht KO I P05 0,0056 0,0051 0,0055 0,0044 0,0055 0,0024 0,0014 :0,OOOÜ 0,0056110,02 16 0,0002 0,0031=0,0048 0,0020 0,0030 0,0017 iO,00;;i7 0,0032 0,0022 p,0023iO,002SfO,002ö 0,0017 0,0022; 0,0020 - 0,0014 0,0011 0,0000 0,0010 0,0020 0,0021 0,0020 0,0017 0,0156! 0,00 16| 0,0006, 0,0006 0,001 li 0,0011 0,0008 0,0106 0,0016 0,0023 0,0050 0,0040 0,0028 0,0185 0,0152 0,0073 0,00.34 0,0029 0,0022 10,0000 0,0000 0,0010 0,0018 0,0009 0,0013 0,0384 0,1071 0,1618 0,2978 0,3020 0,2982 0,0384 0,0214 0,0152 0,0119 0,0060 0,0030 8,'- 90 Chemische nnd physische Eigenschaften des Bodens. Die Kaliabsorption ist hiernach anscheinend eine ganz regellose; bald zeigt sich eine Proportionalität mit den angewandten Bodenmengen, bald er- scheint die Menge der Erde bedeutungslos für die Absorptionsgrösse ; auffallen- der-und befremdlicherweise absorbirten grössere Quantitäten Erde eine geringere absolute Menge Kali, oder auch nicht mehr, als eine kleinere Quantität Erde. Die Phosphorsäureabsorption wächst für die meisten der Erden fast genau proportional der angewandten Bodenmenge. Durch vorheriges Glühen der Böden von Möckern und des Tschernosems wird deren Absorptionsfähigkeit für Phos- phorsäure bedeutend gesteigert, eine Erscheinung, die ihre Erklärung in dem Kalkgehalt der Böden findet. Der als kohlensaurer und humussaurer Kalk vorhandene Kalk wird durch das Glühen in Aetzkalk übergeführt, der eine viel stärkere Affinität zu der in der Lösung enthaltenen Phosphorsäure äussert. Das Kali hingegen wird von den geglühten Böden weniger absorbirt als von den ungeglühten. Dasselbe beobachtete Peters, der dieses Verhalten aus der Verringerung der absorbirenden Oberfläche, herbeigeführt durch das Weg- glühen der feinvertheilten Humussubstanzen, erklärte. Bei der dritten Abtheilung der Versuche wurde das Absorptions- vermögen der übrigen Böden für Phosphorsäure und Kali bei einem Verhältniss des Bodens gegen die Lösung von 100:100 ermittelt. Die Eesultate hiervon sind aus den nachfolgenden Tabellen ersichtlich. Gegeben Kali 0,4283 Grmm. — Phosphorsäure 0,3032 Grmm. Feinerde des Bodens von: Absorbir t wurden: Kali. Phosphor- säure, Kab. Phosphor- säure. Gramm. Gramm. Proc. Proc. 0,1931 0,2338 45,09 77,11 ? 0,25:^6 ? 83,64 0,2039 0,0750 47,61 24,73 0,2162 0,2784 50,48 91, .'^2 0,1417 0,1151 33,09 37,96 0,1728 0,2734 59,65 90,17 0,1687 0,2238 39,39 73,81 0,1579 0,2238 36,94 37,81 0,2UL)5 0,2536 48,91 83,64 0,2('25 0,1718 47,28 56,66 0,1322 0,1147 30,87 37,83 0,0ii73 0,1514 15,71 52,57 0,1268 0,1. S70 2y,(;o 45,18 0,1917 0,2586 44,76 85,29 0,1539 0,2114 35,84 69,72 0,1377 0.V338 32,15 76,78 0,1620 0,2.138 37,82- 77,11 0,2162 0,2536 50,48 83,64 0,2363 0,2437 55,17 80,33 0,2417 0,2747 56,43 90,60 0,1820 0,2ö36 42,50 83,64 0,2796 0,2166 68,70 71,44 1. Böhrigen . . . 4. » ... 6. dem Behrberge*) 8. Erbisdorf . . . 9. Möckern . . , 11. Thum") . . . 12. Bockwa . . . 13. » ... 14. Stenn .... 15. Minkwitz . . . 16 Gautzsch . . . 17. Plagwitz . . . 18. » ... 20. Sorgau . . . 22. Schandau. . . 23. Reudnitz . . . 24. Hermannsgrün . 25. Mattstedt . . 26. » . . 27. Apolda . . . 28. » ... 29. Tschernosem . *) Das Verhältniss von Boden zu Lösung musste hier ausnahmsweise wie 1 : 2 genommen werden. — **) Desgleichen. Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 91 Ursprünglicher Boden von Absorbirt wurden: i Phos- Kali. pbor- Gramm. saure. Gramm Kali. Proc. Phos- plior- säure. Proc. ai ä c5 ^ .- 5h i|| Proc. Bemerkungen. 1. ßöhrigen . , 4. » 6. dem Behrberge 8. Erbisdorf . . 9. Möckem . . 11. Thum . . . 12. Bockwa . . . 13. » . . . 14. Stenn . . . 15. Minkwitz . . 16. Gautzscb . . 17. Plag\\-itz . . 18. » . . 20. Sorgau . . . 22. Schandau . . 23. Reudnitz . . 24. Hermannsgrün 25. Mattstedt . . 26. » . . 27. Apolda . . . 28. » . . . 29. Tschemosem . 0,1618 0,0257! 0,1295. 0,1187: 0,1062' 0,1288: 0,l-290i 0,1520 0,201 1 0,0949 0,05^5 0,1051 0,1282 0,1431 0,091-2 0,1 2G6 0,21-26 0,2257 0,-2083 0,1707 0,2516 0,1935 0,0989 0,0095 1 0,1668; 0,09 i^4: 0,1680 0,1709 0,1828 0,1840 0,1706 0,0824 0,1385 0,1136 0,1729 0,1966 0,1548 0,1827 0,2494 0,2329 0,2363 0,2979 0,1949 27,78 ? I 6,00l 30,23 27,8«; 24,79 30,07 30,12 35,49, 46,95 2-2,26' 13,66| 24,54' 29,931 33,41! ■21,29' 29,561 49,64 52,67 48,63 39,86 58,74 63,62 32,62 3,13 55.01 31,79 55,41 56,36 60,29 60,69 56,27 27,18 45,87 37,47 57,03 64,84 51,05 60,26 82,25 76,75 78,10 78,48 64,28 82,32 39,00 1-2,(^0 59,90 83,78 61,45 76,36 81,70 72,55 99,30 71,80 86,90 82,90 66.85 93,00 66,20 78,16 98,35 95,55 86,20 93,80 90,00 Guter Weizenboden. Qualität unbels. Waldboden. Guter Klee- u. Weizenboden. Desgleichen. Desgleichen. Lehmboden, Roggenboden. Sehr unfruchtbar. Glimmerschiefer. Guter Klee- und Weizenboden. Desgleichen. Desgleichen [Weizenhoden. Schwerer, weder guter Klee- noch Mittelmässiger Boden. [rühmt. Wegen seiner Fruchtbarkeit be- Der Verfasser suchte schliesslich zu ermitteln, ob die Absorptionsgrösse von dem Gehalte der Böden an leichtlöslichem Eisenoxyd- und Thonerde- Hy- drat abhängig sei und zwischen diesen Basen und der absorbirenden Fähigkeit der Böden ein Zusammenhang bestehe, ob ferner die Absorptionsfähigkeit im Zusammenhang stehe mit dem Gehalte an organischen Substanzen. Die Extrak- tion des Eisenoxyds und der Thonerde geschah mittelst einer kochenden von Knop empfohlenen Lösung von weinsaurem - oxalsaurem Ammoniak*). Nachdem sich der Yerf. überzeugt hatte, dass auf diese Weise eine Erschöpfung des Bodens an Eisenoxyd- und Thonerde -Hydrat unmöglich ist, liess derselbe, um zum mindesten vergleichbare Mengen dieser in solcher Weise extrahirten Basen zu bekommen, auf je 5 Gramm der Böden 50 CC. der Lösung 24 Stunden, unter öfterem Umschütteln, bei gewöhnlicher Temperatur einwirken, darauf wurde abfiltrirt, ausgewaschen, in der Platinschale einge- dampft und geglüht. Die geglühten Extracte enhielten keinen Kalk aber stets Magnesia **). *) Im Litre 100 Gramm Weinsäure, 10 Gramm Oxalsäure und Ammoniak bis zur schwachen Uebersättigung. **) Das Gesammtgewicht von Eisenoxyd- und Thonerdehydrat wurde er- mittelt und durch Differenz aus jenem mit dem Gewicht des ursprünglichen Glüh- rückstandes die weiter extrahirten Substanzen (Magnesia -|- Spuren von Alkalien) berechnet. 92 Chemische nnd physische Eigenschaften des Bodens. In der folgenden Tabelle sind die hierbei erhaltenen Resultate zusammen- gestellt mit dem bei den Böden erhaltenen Glühverlust (organische Substanz 4- Wasser -f Kohlensäure) und den Absorptionszahlen der Böden für Kali in Procenten der gegebenen Mengen. Eisenoxvd f^-,..-. Dabei -,, ,. , und' Magnesia. ^^^^ Wasser; ,^1:T Thonerde. ^"«^l^^«*- hygroskop. ''''^'^^- Proc. Proc. Proc. Proc. Proc. 1. Böhrigen. I. . . .0,41 0,20 14,11 3,35 27,41* 2. » 3. ... — — 8,25 n. best, 45,09 3. » 4a. . . . 0,13 0,44 10,32 4,84 47,91* 4. » 4b. . . . 0,43 0,83 23,33 — ? 5. Grünlichtenberg. 7. 0,38 0,14 8,33 2,76 19,52* 6. Beseberg. 8. ... - — 8,81 — 47,61* 7. Erbisdorf. 2. . . 0,55 0,15 12,06 3,44 29,58* 8. Erbisdorf. 2. ... — — 10,51 — 50,48 9. Möckern .... 0,21 0,12 4,69 1,52 16,83* 33,09 10. Tbum. 1 0,70 0,02 13,15 4,18 25,52* 11. Thum, Waldboden . 1,49 0,40 20,72 — 59,65* 12. Bockwa. 1. . . . 0,4€ 0,13 11,36 — 39,39 13. » 3. ... — — 8,47 — — 36,94 14. Stenn. 11. ... 0,43 0,16 10,72 — 48,91 15. Minkwitz. 2. . . 0,22 0,27 6,55 — 47,28 16. Gautzsch. 1. . . . 0,42 0,17 5,90 — 30,87 17. Plagwitz. 1. . . . 0,26 0,34 6,60 — 15,71 18. y> 4. . . . 0,24 0,28 3,88 — 29,60 19. Sorgau, 1. . . . 0,66 . 0,39 17,53 4,91 28,04* 20. » 3. ... — — 12,69 - 44,76 21. Scbandau. 1. . . 0,29 0,02 7,57 2,15 19,52* 22. » 2. . . — — 7,15 — 35,84 23. Reudnitz. 2. ... — — 9,10 — 32,15 24. Hermannsgrün. 3. . 0,41 0,24 11,65 — 37,82 25. Mattstedt. 1. . . 0,25 0,20 10,57 — 50,48 26. » 2.. . . — — 74,28 — 55,17 27. Apolda. 1. ... — — 10,65 — 56,43 28. » 2. . . . 0,25 0,-^3 10,61 — 42,-50 29. Tschernosem . . 0,66 0,18 16,03 6,01 47,23' 68,70 (Die Zahlen mit einem Stern gelten für das Verhältniss von Boden zu Lösung = ■ 1:2, die übrigen für das Verhältniss von 1:1). • Hiernach ist eine Abhängigkeit der Kaliabsorption von dem leichtlöslichen Eisenoxyd- und Thonerde -Hydrat der Böden durchaus nicht erkenntlich, eben- sowenig eine von dem Glühverlust. Die Resultate dieser Untersuchung sind nach dem Verf. im Wesentlichen folgende : Das Verhalten der Böden gegen Kalk giebt kein Argument der Frucht- barkeit ab, alle Böden gleichen sich hierin so ziemlich. Fast durchgängig werden unwesentliche Mengen Kalk ausgeschieden, so dass die Lösung, nach- Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 93 dem sie mit dem Boden iu Berührung- gewesen, reicher an Kolk ist, als vorher. Bei Siedhitze wird eine geringe Menge Kalk aufgenommen. Wie oben bemerkt, erklärt sich der Verf. die fast constant auftretende Kalk- ausscheidiiug aus dem lösenden EinÜuss der sich aus dem Humus des. Bodens ent- wickehiden Kohlensäure auf den Kalk des Bodens; und die Absorption geringer Kalkmengen beim Kochen des Bodens durch Beseitigung der freien Kohlensäure, wodurch emfachkohlensaurer Kalk ausfallt. Obwohl die Erklärung dieser Er- scheinung nicht von grosser Bedeutung ist, so möchten, wir uns doch den Einwand erlauben: wenn Kohlensäure der Grund dafür ist, dass nicht nur kein Kalk aus der gegebenen Lösung ahsorbirt wird, sondern noch Kalk des Bodens in Lösung kommt, so kann deren Beseitigung durch Kochen doch nur bewirken, dass der mit ihrer Hülfe gelöste Kalk wieder ausfällt, aber nicht, dass Kalk aus der gegebenen Nährstofflösung absorbirt wird. Das Vorhandensein von einer grösseren Menge Kalk in der über dem Boden stehenden Flüssigkeit erklärt sich unschwer in diesem Falle (obwohl wir eüie Wirkung freier Kohlensäure nicht ausschliessen .wollen) aus der bei der Absorption des Kah's freiweixlendeu und auf Kalk und andere Basen lösend wirkenden Salpetersäure. Wenn l)eim Kochen der Lösung mit Boden ge- ringe Mengen Kalk absorbirt werden, so muss unserer Ansicht nach eine Zersetzung des salpetersauren Kalks vorausgehen, in Folge deren Kalk mit anderen Körpern (Humus, Silikaten) eine Verbindung eingeht. Interessant ist die verhältnissmässig reichhche Kalkabsorption bei den Ver- witterungsböden des Serpentins und des Glimmerschiefers. Auch gegen Magnesia zeigt der Boden ein ähnliches indifferentes Ver- halten, wie gegen Kalk. Eine Ausscheidung von Magnesia findet nur bei den Böden statt, welche Kalk absorbiren. Beim Kochen der Böden mit der Lösung wächst die Magnesiaausscheidung, ein Beweis für die chemische Natur des Vorganges. Dieser Beweis scheint uns nicht sehr stichhaltig. Bei einem chemischen Vor- gange müsste der Austausch von Magnesia gegen Kalk und Kah nahezu nach Aequi- valenten stattfinden oder es müsste wenigstens der doppelt starken Magnesiaaus- scheidung beim Kochen eine nahezu doppelt so hohe Absorption von Kalk und Kali entsprechen. Diese ist aber durchaus nicht ersichthch. Bei den Böden: 3. Böhrigen wurden absorbirt 0,2825 CaO und 0,2052 KO — ausgeschieden 0,0915 MgO beim Kochen aber 0,0794 » >' 0,19!)6 » » 0,1942 » 19. Sorgau wurden absorbirt 0,0156 « « 0,1201 » » 0,0104 » beün Kochen aber 0,0403 » » 0,i093 » » 0,0212 » In Bezug auf das Verhalten gegen Kali zeigen die Böden grosse Ver- schiedenheiten. Das Kochen der Lösung mit dem Boden ändert die Absorptions- grösse fast nie (in 3 Fällen), und zwar wird schon durch ein viertelstündiges Kochen der gleiche Effect erzielt, wie bei einer Berührung des Bodens mit der Lösung in einem Zeitraum von 48 Stunden. Die Absorption steigt mit der Menge des Bodens, doch bei Weitem nicht proportional dieser. Die Frage, ob die Absorption des Kali's chemischer oder physikalischer Natur oder bei- derlei Natur sei, bleibt unentschieden. 94 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. Wichtig und neu ist der nachgewiesene Einfluss der Temperatur auf die Absorption der Phosphorsäure. Mit steigender Temperatur wächst die Absorption der Phosphorsäure; ein Umstand, der bei Anstellung von Absorptionsversuchen mit Phosphorsäure wohl zu bei-ücksichtigen ist. Der Verf. ist der Ansicht, dass die bei der Absorption auftretenden Gesetz- mässigkeiten bei Anwendung von Feinerde, einem bei Weitem homogeneren Material als die Ackererde, in grösserer Schärfe auftreten mlrden. Wenn auch daran nicht zu zweifeln ist, so scheint uns die Umrechnung der bei Feinerde gewonnenen Zahlenergebnisse auf Ackererde doch etwas gewagt, demi die Voraussetzung des Verf., dass die gröberen Bodenglieder keine Absorptionsfähigkeit besitzen, ist durchaus nicht erwiesen. Sie mag zutreffend sein für Quarzsand, aber sicher ver- halten sich die in Verwitterung begriffenen Gesteinstrümmer in Verwittervmgsböden in dieser Beziehung ganz anders. W^enu das Absorptionsvermögen der Boden für Kali z. B. ganz oder zum Theil auf der Gegenwart wasserhaltiger Silikate im Boden beruht, so ist von vornherein den kleinen, sandförmigen Bruchstücken von Silikatgesteinen, wie sie fast in keinem Boden fehlen, eine Absorptionsfähigkeit zuzuschreiben. Verf. hätte zum Mindesten durch einen mit dem Sande der Böden angestellten Versuch sich versichern müssen, ob irgendwelche Absorption statt- findet; wenige der verwendeten Böden enthielten neben Feinerde Quarzsand. Die zweite Versuchsreihe zeigte das Verhalten verschiedener Mengen ein- nnd desselben Bodens gegen dieselbe Menge Lösung und zeigte, 1. dass die Kaliabsorption viel langsamer wächst, als die Proportionen zwischen Boden und Lösung es erwarten lassen; 2. dass die Phosphorsäure in den meisten Fällen in strenger Proportionalität mit den verschiedeneu zur Anwendung gelangten Bodenmengen absorbirt wird. Die von der Regel der mit der Bodenmenge steigenden Absorption sicht- lichen Abweichungen möchten wir für Beobachtungsfehler ansehen; denn einzelne Zahlen sind immöghch anders auszulegen; Referent vermag wenigstens keine Er- klärung dafür zu linden , dass grössere Quantitäten ein und derselben Erde nicht mehr oder noch weniger als kleinere Quantitäten Kali oder Phosphorsäure absor- birten. So lange die Beweglichkeit der Salzlösung zwischen den Bodentheilchen nicht gehindert ist, möchten wir eine mit der Bodenmenge steigende absolute Absorption annehmen. Es ist uns imverstäudlich , wie 1 Gnnm. Tschernosem 0,0103 Gr. Kali, 5 » » aber nur 0,0079 Gr. Kali und 10 » » dann wieder 0,0227 Gr. Kah absorbiren konnten ; oder wie 50 Grmm. des Bodens von Möckem nicht mehr, ja weniger Kali, als 25 Gramm Boden absorbirten, obgleich dagegen 100 Gramm davon fast genau doppelt soviel Kali absorbirten, als 50 Gramm Boden; es ist uns femer unver- ständhch, wie 1 Gramm Boden von Möckern aus 100 CC. Lösung 2 1/2 mal soviel Phosphorsäure absorbiren konnte als 5 Gramm absorbirten und über 1^/2 mal so- viel als 10 Gramm davon absorbirten! Welche Kraft möchte hier der Absorption entgegen wirken? Uebrigcns sind des Verf. Berechnungen aus seineu eigenen ana- lytischen Belegen füi* diese letztere Absorptionsreihe nicht richtig imd die ge- wichtsanalytische Bestinunung mit der maassanalytischen nicht übereinstimmend. Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. "" Der Verf. fand bei Anweudung von 5 Gramm Boden auf 100 CC. Lösung in 10 CG. der überstehenden Flüssigkeit POo = 0,1390 Gramm 2 Ur203P05 = 0,02767 =r 0,02C5 P05 absorbiit desgleichen POS = 5,9 CC. Uranlösung (1 CC. = 0,00496 Gramm P05) = 0,02926 = 0,0106 P05 absorbirt, dagegen berechnet sich fiü- das Verhältniss 1 : 100 eine P05-Absorption von nur 0,0245 statt 0,0255. Ueber die absorbirende Kraft des Eisenoxyd's und der Thon- ^^^^^J'J^^^ erde in Bodenarten stellte K. Warrington jun.*) eine Anzahl von xiardes* Versuchen an. Der Verf. fand, dass Eisenoxydhydrat und Thonerdehydrat Eisenoxyd's in kohlensäurehaltigem Wasser aufgelösten phosphorsauren Kalk zersetzen, in- ^"'• dem sie die Phosphorscäure absorbiren. Bodenarten zeigen in dem Maasse, in welchem sie diese gen. Hydrate enthalten, dieses Verhalten ; sie absorbiren aber gleichzeitig Kalk in Form von kohlensaurem Kalk, wenn sie arm an Kalk sind. Die Phosphorsäure des Bodens glaubt der Verf. ganz an Eisenoxyd gebunden, wenigstens in letzter Instanz und diese Absorption setzt der Verf. auf Rechnung chemischer Affinität, nicht physikalischer Attraktion. Eisenoxydhydrat mit 15,66 Proc. Wasser und Thonerdehydrat mit 33,14 Proc. Wasser verhielten sich gegen die Lösungen verschiedener Kali- und Ammonsalze wie folgt: bei einer Stärke 100 Tbl. wasserfr. 100 Tbl. wasserfr. der Lösimg Eisenoxyd'*) Thonerde ^^^ von absorbirten Proc. Salz Proc. Base an Salz an Base an Salz an Base kohlensaurem Kali . . 0,995 0,678 KO 8,39 5,72 KO 2,27 1,55 KO schwefelsaurem Kali . . 1,077 0,582 » 2,27 1,23 » 0,84 0,45 » ChlorkaHum 1,053 0,G64 » 0,42 0,27 » _ _ » salpetersaurem Kali . . 1,049 0,488- » 0,45 0,21 » 0,42 0,19 » kohlensaiu-em Ammonicäk 0,!!30 0,329NH3 6,31 2,23NH3 3,12 1,10NH3 schwefelsaurem » 1,382 0,356 » 2,54 0,66 » 1,13 0,29 » Chloramniouium . . . 0,958 0,304 » 0,24 0,08 » _ — » salpetersaurem » 1,552 0,330 » 0,41 0,09 » _ _ » Hiernach ist die Absorptionskraft des Eisenoxydes grösser, als die der Thonerde. Der Verf. bemerkt aber, dass im Boden der Unterschied zwi- schen dem Betrag der verschiedenen absorbirten Salze viel geringer sei, als bei den reinen Oxydhydraten und dass während von letzteren nur kleine Men- gen der salpetersauren Salze absorbirt worden seien, der Boden beträchtliche Mengen davon oder von deren Basen aufgenommen habe. Die Flüssig- keit, in welcher Eisenoxyd mit schwefelsaurem Ammon, salpetersaurem Ammon und Chlorammon in Berührung gewesen war, reagirte auffälligerweise stark alka- lisch und die Zersetzung des schwefelsauren Ammoniaks durch Thonerde war der- artig, dass auf 10 Aequivalente Ammoniak 28,2 Aequiv. Schwefelsäure absor- ') Journ. f. prakt. Chemie. Bd. 104. S. 316. **) Jedoch im hydratischen Zustande. yb Chemische und physische Eigenschaften' des Bodens. birt waren. Es wurde denmach relativ mehr Säure, als Base absorbirt. Ein gleiches Verhalten zeigten Eisenoxyd und Thonerde gegen kohlensaures Kali. Der Verf. nimmt deshalb an, dass in derartigen Absorptionen eine schwache chemische Affinität im SjDiele sei. Die entstandenen Verbindungen der Oxyd- hydrate mit den Alkalisalzen werden nach dem Verf. durch Wasser zwar zerlegt, aber schwierig. Das mit kohlensaurem Kali gesättigte Eisenoxyd verlor nach zweimaligem Waschen % seines Kali's. Dass die in Rede stehenden Hydrate eine starke absorbirende Kraft besitzen, ist vor dem Verf. von Peters. Rautenberg u. A. längst nachgewiesen worden. Da- gegen ist von Rautenberg nachgewiesen, dass die absorbirende Kraft der Boden- ai'ten nicht ijroportional in ihren Gehalt an Eisenoxyd- und Thonerdehydrat ist, wie Verf. behaupten will.*) Versuche über Löslichmachen des im Boden absorbirten Kali's, von C. Treutier**) — Die Versuche des Verf. sollten die Frage löseu helfen: »Mit welclien Mitteln kann man der Absorption des Kali's durch die Feinerde des Bodens am zweckmässigsten entgegenarbeiten, um somit das Kali in der Tiefe der Ackerkrume zu verbreiten.« Die Versuche wurden wie folgt ausgeführt: Cylinder von lackirtem Eisen- blech von 9,7 CM. Weite und 90 CM. Länge wurden mit 4 Pfd. Erde g-efüllt, nachdem das trichterförmige untere Ende mit Werg und Papierfilter bedeckt worden. Ein weiteres halbes Pfund Erde wurde mit einem der Kalisalze, schwefelsaurem Kali oder Chlorkalinm, und mit einem der Lösungsmittel innig gemischt nnd dann ebenfalls in die Cylinder gefüllt. Die verwendete Erde stammte von Plagwitz, war lufttrocken und enthielt 85,5 Proc. Feinerde. Die Menge der verwendeten Kalisalze betrug für das schwefelsaure Kali 1,849 Gramm, für das Chlorkalium 1,583 Gramm, so dass in beiden Fällen je 1 Gramm Kali in den Boden gelaugte. Die Erde in den Cylindern wurde zunächst mit soviel Wasser, als ihrer wasserhaltenden Kraft entsprach (672 CC. circa 30 Proc.) Übergossen, sodann wurde I Liter Wasser nachgegossen, der in 13—14 Stunden abgelaufen war und dann immer von Neuem und zwar 12 mal hintereinander auf dieselbe Erde aufgegossen wurde. Nach dem zwölften Durchfliessen des einen Liters Bodenflüssigkeit wurde darin das Kali nach Ausscheiden des Eisens und der Erden bestimmt, indem die Alkalien aus alkoholisch -salzsaurer Flüssigkeit durch kieselflnsssaures Anilin in Form von Kieselfluorverbindungen gefällt, durch Abdampfen mit Schwefelsäure in schwefelsaure Salze, durch Um- setzen mit essigsaurem Baryt und Glühen in kohlensaure Salze und durch Salz- säure in Chlorverbindungen übergeführt und aus diesen das Kali durch Chlor- platin abgeschieden wurde. Die nachstehenden Tabellen enthalten die Ergebnisse dieser Versuche. In dem ablaufenden Litre der Lösung war enthalten, bei Düngung des Bodens mit *) Dies. Bericht. V. Jahrg. S. 3S. **J Landw. Versuchsst. 1869. Bd. XIL S. 184. Chetniscbe nnd physische Eigenschaften des Bodens. 97 Auf Zusatz von 500 Gramm Knochenmehl 50 » » 250 » Humusboden 80 » Kuhmist 80 » Schaftnist 80 » Pferdemist 125 » Kuhjauche 20 » Chilisalpeter 20 » kohlensaiu-em Ammoniak . 20 » Superphosphat 5 » schwefelsaurer Magnesia 20 » Gips 250 » Humusboden -f- 20 Gramm kohlensaurem Ammoniak . kohlensäurehaltigem Wasser . . . . 3,698 Gnnm. schwefelsaiu*. KaU-Maguesia 10 » Kochsalz ohne Zusatz (reines Wasser) . . . _' schwefelsaurem Kali im Ganzen. Gramm. KO. nach Abzug der in reinem Wasser lös- Uchen Kali- menge. Gramm, KO. 0,3274 0,1102 0,0993 0,0618 0,0410 0,0420 0,0223 0,0820 0,0P81 0,0624 0,0587 0,0577 0,0491 0,0379 0,0365 0,0220 0,0127 0,3147 0,0975 0,0866 0,0491 0,0283 0,0293 0,0096 0,0693 0,0554 0,0497 0,0460 0,0450 0,0364 0,0252 0,0238 0,0Ü93 Chlorkalium Inacb Abzug der _ in reinem im Ganzen.i-wasser lös- jlichen Kali- [ menge. Gramm KO. Gramm KO. 0,2514 0,1212 0,1155 0,0949 0,0572 0,0524 0,0511 Spuren 0,0899 0,0836 nicht best 0,0682 0,0678 0,0427 0,0280 0,0317 0,2197 0,0895 0,0838 0,0632 0,0255 0,0207 0,0194 0,0582 0,0519 nicht best. 0,0365 0,0361 0,0110 nicht best. Der Verf. deutet die Zalilenergebnisse in folgender Weise: der Einfluss der angewandten Salze und Dünger auf die Löslichkeit des schwefelsauren Kali's und des CMorkaliums in der Bodenflüssigkeit stellt sich wie folgt heraus: 1. fast ganz gleich für beide Salze: hei der Düngung mit humussaurem Ammoniak, Humusboden, Superphosphat, kohlensaurem Ammoniak, Schafmist ; 2. grösser für schwefelsaures Kali: bei der Düngung mit Kochsalz, kohlen- säurehaltigem Wasser, Gips, Chilisalpeter, Pferdemist, Knochenmehl; 3. grösser für Chlorkalium; bei der Düngung mit Kuhmist und Kuhjauche. Die ganze Menge der Bodenüüssigkeit (abgelaufene und zurückgehaltene) betrug in jedem Falle 1672 CC. Berechnet man aus der im Bodenfiltrat gefun- denen Kalimenge die ganze in der Bodenflüssigkeit enthalten gewesene (unter der unbedenklichen Annahme, dass die 672 von der Erde zurückgehaltenen CC, dieselbe Zusammensetzung angenommen hatten, wie das abgelaufene Liter nach 12maligem Zurückgiessen auf die Erde) so ergeben sich folgende Zahlen und gleichzeitig die Menge des absorbirt gebliebenen Kali's. (Siehe Tabelle auf Seite 98.) Die weitere Untersuchung erstreckte sich »auf die besonderen Wirkungen des Knochenmehls, auf das Löslicbwerden der Phosphorsäure und des Kalkes und die Umsetzung der Chloride des Kaliums und Natriums in der Ackererde mit den vorhandenen Magnesiasalzen.« Die auffallende Wirkung, welche das Knochenmehl auf das absorbirte Kali nach vorstehenden Versuchen ausübt, war Veranlassung, noch einige Bestimmungen der dabei löslich gewordenen Jahresbericht, XJ. u. XII. 7 98 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. Bei der Düngung mit Bei Zusatz von 500 Gramm Knochemnehl 50 » » 250 » Humusboden 80 » Kuhmist 80 » Schafmist 80 » Pferdemist 125 » Kuhjauche 20 » Chilisalpeter 20 » kohlensaurem Ammoniak . 20 » Superphosphat 5 » schwefelsaurer Magnesia 20 » Gips 250 » Humusboden -{- 20 Gramm kohlensaurem Ammoniak . 1 Liter kohlensäurehaltigem Wasser. . 3,698 Grmm. schwefelsaur. Kali-Magnesia 10 » Kochsalz ohne Zusatz (dest. "Wasser) schwefelsaurem Kali war in 1672 CG. Boden- flUssigkeit gelöst. Qramm SO. wurde Kai absorbirt in Proc. des gegebenen Eali's. 0,547 0,184 0,166 0,103 0,068 0,070 0,037 0,137 0,113 0,104 0,098 0,096 0,082 0,063 0,061 0,036 0,021 45,3 81,6 83,4 89,7 93,2 93,0 96,3 86,3 88,7 89,6 90,2 90,4 91,3 93,7 93,0 96,4 97,9 Chlorkalium war in 1672 CG. Boden- flüssigkeit gelöst. Gramm EO. 0,420 0,202 0,193 0,158 0,095 0,087 0,085 0,150 0,139 0,114 0,113 0,071 0,046 0,053 wurde Kali absorbirt in Proc. des gegebenen Kali's. 58,0 79,8 80,7 82,2 90,5 91,3 91,5 85,0 86,1 88,6 88,7 92,9 95,4 94,7 Mengen Phosphorsäure und Kalk auszuführen, um zu erfahren, wie weit auf diese beiden der Pflanze so nothwendigen Körper bei einer Düngung mit Knochenmehl mit dem Kali zugleich der Vegetation zugänglicher geworden. Bezüglich der Löslichkeit der Phosphorsäure und des Kalkes ergab sich Folgendes: Von dem mit 500 Gramm Knochenmehl gedüngten Boden waren in dasFiltrat über- gegangen:*) 0,076 Gramm Phosphorsäure und 2,808 Gramm Kalk, von dem mit 50 Gramm Knochenmehl gedüngten : 0,018 Gramm Phosphorsäure. Das Auftreten einer so grossen Kalkmenge in der Bodenflüssigkeit er- klärt der Verf. mit der Bildung eines ansehnlichen Quantums Salpetersäure aus dem stickstoffhaltigen organischen Gewebe der Knochen. Ob bei dem Durchgange der Lösung von Chlorkalium oder Chlornatrium durch Ackererde, indem ein Theil des Kali's absorbirt wird, ansehnliche Mengen Chlormagnesiun erzeugt und in die Bodenflüssigkeit übergeführt wer- den, ermittelte der Verf. durch folgende Versuche. Drei der oben beschrie- benen Blechcylinder wurden mit Erde gefüllt , wovon die des einen ausser mit 1,849 Gramm schwefelsaurem Kali noch mit 20 Gramm Chlornatrium, die des zweiten ausser mit 1,583 Gramm Chlorkalium noch mit 20 Gramm Chloruatrium und die des dritten mit 1,583 Gramm Chlorkalium (ohne Kochsalz) und 20 Gramm kohlensaurer Magnesia versetzt wurde. Im Uebrigen war das Verfahren das obige. *) Es ist im Original nicht mitgetheilt, welche der Cylinder zu diesen Ver- suchen verwendet wurden, ob die mit KOSO3 oder die mit KCl versetzten. Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 99 In je 1000 CC. des Filtrats waren nun enthalten: bei Zusatz von schwefelsaurem Kali und Kochsalz . . . . 0,003 Grmm. Magnesia » » » Chlorkaliiun » » .... 0,037 » » » )) » )) » kohlensaurer Magnesia 0,334 » » Mit der Vermehrung des Chlors und der der Magnesia geht demnach mehr Magnesia in die Bodenflüssigkeit über. Der Verf. giebt nachstehende Schlussfolgerungen: »1. Die Absorption des Kali's aus zwei verschiedenen Kalisalzen ist ver- schieden, und die Grösse der Absorption von der Natur der Säure, an welche die Base gebunden ist, abhängig (wie längst bekannt, d. R.). Aus einer Lösung von Chlorkalium absorbirt dasselbe Quantum Erde weniger Kali, als aus einer Lösung der äquivalenten Menge schwefel- sauren Kali's. Vielleicht liegt der Grund hieran zum Theil in der grös- seren Affinität (grösseren Löslichkeit) des Chlorkaliums zum Wasser, im Vergleich zum schwefelsaurem Kali. 2. Daher kann man bei der Düngung mit Chlorkalium das Kali tiefer im Boden verbreiten, als durch Düngung mit schwefelsaurem Kali. 3. Dieses Verhältniss zwischen beiden Salzen wird durch Zusätze anderer Salze und einer Anzahl der gebräuchlichsten Dünger nicht verändert. 4. Mit Ausnahme des Chilisalpeters und Kochsalzes bei der Düngung mit Chlorkalium haben alle die als Lösungsmittel bezeichneten Körper die Löslichkeit des Kali's in der Bodenflüssigkeit erhöht, demnach also die Absorption vermindert, und dieses gilt auch noch für Chilisalpeter und Kochsalz bei der Düngung mit schwefelsaurem Kali. 5. Das Knochenmehl hat eine ganz vorzügliche Wirkung auf die von Fein- erde absorbirten Körper. Ausser der bereits bekannten Thatsache, dass es Phosphorsäure in Lösung überzuführen vermag, erfahren wir, dass es auch beträchtliche Mengen Kali vor der Absorption schützt. Als wahr- scheinliche Ursachen dieses Verhaltens erscheinen zwei Processe, welche bei der Verwesung des Knochenmehls auftreten. Einmal entsteht durch Verwesung und Oxydation des Knochengewebes Kohlensäure und Sal- petersäure, ein andermal wird eine beträchtliche Menge Kalk von der Phosphorsäure der Knochenerde losgetrennt. Diese beiden Processe müssen in der Erde eine schwach kohlensaure Lösung von salpetersaurem Kalk liefern. Da nun der Kalk auch von der Feinerde absorbirt wird, so mag unter den gegebenen Umständen, nämlich bei der Einwirkung freier Kohlensäure auf absorbirten Kalk und absorbirtes Kali zugleich, wegen der grösseren Löslichkeit des kohlensauren Kali's im Vergleich mit kohlensaurem Kalk, auch mehr Kali in Lösung übergehen, als Kalk, und somit das absorbirte Kali gewissermassen aus der Feiuerde wieder durch Kalk verdrängt werden. 6. Nächst dem Knochenmehle stellt sich die Wirkung des Humus am gün- stigsten; ohne Zweifel wirkt derselbe dadurch, dass er nachhaltig Kohlen^ säure erzeugt. 7*" 100 Chemische nnd physische Eigenschaften des Bodens. Das kohlensaure Wasser liat, wie der Versuch ausweist, eine lösende Kraft für absorbirtes Kali, diese ist aber gering aus dem Grunde, weil die Kohlensäure aus dem Wasser bei der Berührung mit den zahllosen staubfeinen Partikeln, welche die Feinerde ausmachen, schnell entweicht. Indem der Humus aber längere Zeit Kohlensäure aus sich selbst erzeugt, ist seine Wirkung derjenigen, welche das ein oder mehrere Male mit Kohlensäure gesättigte Wasser ausübt, weit überlegen. 7. Merkwürdig ist, dass die Wirkung des Humus in Verbindung mit kohlen- saurem Ammoniak so sehr gegen die des Humus für sich zurücksteht. Immerhin zeigt derselbe auch in jener Verbindung eine Wirkung. 8. Der Chilisalpeter hat bei der Düngung mit schwefelsaurem Kali wesent- lich Kali löslich gemacht, bei der Düngung mit Chlorkalium nicht. 9. ■ Das kohlensaure Ammoniak hat eine sehr deutliche Wirkung auf das absorbirte Kali gehabt. 10. Das Superphosphat zieht entschieden auch wesentliche Kalimengen aus der Feinerde aus, seine Wirkung erscheint hier ein wenig stärker, als die des Gipses und Bittersalzes, doch ist die Abweichung nicht sehr beträchtlich, so dass wir seine Wirkung recht gut aus der Gegen- wart des Gipses und Bittersalzes im Superphosphat erklären können. 11. Der Gips und das ihm chemisch so verwandte Bittersalz zeigen fast ein und dieselbe Wirkung (obgleich in sehr ungleichen Mengen ver- wendet, der Kef.). 12. Das Kochsalz hat nur eine geringe Wirkung, und da meine direkten Bestimmungen nun ausweisen, dass bei Kochsalzdüngung in der That die Mengen des schädlichen Chlormaguesiums vermehrt werden, so kann man sich wohl ziemlich sicher über das Kochsalz dahin aussprechen, dass es als Hülfsdünger keine Bedeutung, hat und leicht schädlich wer- den kann.« Wir bemerken zu vorstehenden Versuchen Folgendes: Auffällig ist dabei, dass der Verf. durchaus keine Angaben macht über die Modifikationen der wasser- haltenden Kraft des Bodens (des absorbhenden Mediums), die durch Zusatz von 1 Pfd. Knochenmehl, von Vz Pfd. Humusboden auf 4V2 Pfd. Boden gewiss veranlasst wui'den. Wir erfahren zwar nicht wieviel Humus und welche andere Bestandtheile der Humus- boden enthielt, er war aber eine reichliche Quelle für Kohlensäureentwickelung und musste demnach reichlich Humus enthalten. Gesetzt, die wasserhaltende Kraft dieses zugesetzten Humusbodens hätte nur 50 Proc. betragen, so müsste der be- treffende Boden doch sicherhch 250.0,5= 125 CG. Wasser mehr zurückhalten, als der Boden ohne Zusatz. Wie weit die 500 Gi'amm Knochenmehl in dieser Beziehung von Einüuss waren, lässt sich ohne direkte Versuche gar nicht ermessen. In ge- ringerem Grade beeinflussten sicher auch die Mistsorten, die wasserhaltende Kraft des Bodens. Befremdend ist das Verhalten femer des Humusbodens gegen Kali hinsichtUch der Absorption. Während man vermuthen sollte, dass die absorbirende Kraft des Bodens durch Zusatz von Va Pfd. Humusboden verstärkt wurde, sieht man dieselbe sogar vermindert. Es lässt sich freihch vom Tische aus nicht er- messen, ob es müglich ist, dass der Humus des Bodens innerhalb zwölfmal 13 — 14 Chemische nnd physische Eigenschaften des Bodens. 101 Stundeii oder vielleicht innerhalb 12 Tagen, soweit in Verwesung übergehen und soviel Kohlensäure liefern kann, dass nicht nur sein Absorptionsvermögen für Kali — dass wir doch wohl voraussetzen dürfen, — aufgehoben, sondern auch noch das des Bodens vermindert wird; auch kann man nicht wissen, ob dieser Humusboden überhaupt eine Absorptionsfähigkeit für Kali besass, — da der Verf. uns darüber im Ungewissen lässt — oder ob eine anfängliche durch die Verwesung des Humus wieder aufgehoben wurde. Eigenthümlich ist das Verhalten einer Mischung von Humusboden und kohlen- saurem Ammoniak, die in viel geringerem Grade die Wiederauflösung absor- birten Kah's bewii-kt, als jedes der Bestandtheile für sich allein; möglich', dass die Wii-kung des kohlensauren Ammoniaks verloren ging, indem eine Bildung von humussaurem Ammoniak eintrat; diese Verbindung hätte aber die des Humusbodens verstärken müssen, da die Gegenwart des Alkali's die Verwesung des Humus imd Bildung der Kohlensäure nur begünstigen und beschleunigen musste. In einem Falle verwendete Verf. als Lösungsmittel für absorbirtes Kali ein kahreiches Salz, nämlich schwefelsaure Kah-Magnesia; war letzteres das in Stassfurt käufliche Salz, so enthielt das vom Verf. verwendete Quantum circa 1 Gramm KO und 1,2 Gramm schwefelsaure Magnesia und enthielt der betreffende Boden demnach doppelt soviel Kali als in den übrigen Fällen ; dennoch sehen wir nicht mehr Kali in Lösung ge- blieben, als etwa bei Anwendung von kohlensäurehaltigem Wasser, der Boden hatte in diesem Falle also die doppelte Menge Kali absorbirt, als die anderen Erd- portionen. Ebenso sehen wir bei Anwendung von 125 CG. Kuhjauche (mit etwa 0,6 Gramm Kali) keine wesentUche Vermehrung des Kali's im Bodenfiltrat. Schliess- lich wollen wir noch erwähnen, dass nach diesen Versuchen der Chilisalpeter bei Anwendung von schwefelsaurem Kali der Absorption von Kali entgegenwirkte, bei Anwendimg von Chlorkaliimi aber die Absorption derart verstärkte, dass nur Spuren von Kali im Bodenfiltrat nachweisbar waren. Beziehungen zwischen chemischer Zusammensetzung und chemische Ertragsfähigkeit des Bodens, von W, Schütze.*) Der Verf. ist der zusammen- Ansicht, dass sich von einem richtig durchgeführten Vergleich von ^oden- ^^^"^^^^"^"^ analysen ein Zusammenhang zwischen chemischer Zusammensetzung und Er- fähigkeit tragsfähigkeit des Bodens ergeben müsse, wie bereits aus den Untersuchungen ^^s Bodens, von V. Schorlemmer **) hervorgehe. Der Zusammenhang könne nur bei den Stoffen hervortreten, die im Boden nicht im Ueberfluss, sondern nur in so geringer Menge vorkommen, dass die Pflanze nicht soviel von ihnen vorfindet, wie sie aufzunehmen vermag, sondern mehr oder weniger Mangel an ihnen leidet. Die Phosphorsäure ist derjenige Pflanzennährstoff, der meist nur in sehr geringer Menge im Boden vorzukommen pflegt und an dem es oft schon mangelt, w:ährend alle übrigen Nährstoffe in verhältnissmässig grosser Menge vorhanden sind. Solche Verhältnisse vorausgesetzt, wird der Boden der frucht- barste sein, welcher die grösste Menge an Phosphaten enthält; der Gehalt daran wird dann als Maassstab seiner Ertragsfähigkeit dienen können. •) Anal. d. Chemie u. Pharm. VI. Suppl. 1868. S. 332. ♦♦) Jahresbericht VIII. S. 44. 1865. 102 Chemische nnd physische Eigenschaften des Bodens. Der Verf. untersuchte nun eine Eeihe von nach ihrem erfahrungsgemässen (sehr verschiedenen) Ertragsvermögen klassificirten Waldböden auf ihren Ge- halt an Phosphorsäure. Nachdem sich der Verfasser überzeugt hatte, dass die vollständige Lösung der Bodenphosphate nur äusserst schwierig zu erzielen und dazu selbst ein mehr- tägiges Kochen mit Salpetersäure nicht genügend ist, wendete derselbe hierzu längeres Erhitzen des Bodens mit concentrirter Salpetersäure unter starkem Dnicke an. 200 Gramm Boden wiu-den mit ungefähr | Liter Salpetersäure*) übergössen und im zugeschmolzenen Kolben 72 Stunden auf 160° erhitzt. Die Eesultate dieser Untersuchung sind folgende, berechnet auf 1000 wasserfreien Boden. Gehait an Phosphor- Kiefernboden zweiter Klasse.**) säure.***) \. Durch Humus nur wenig gefärbter Sandboden 0,6054 2. Desgleichen; enthaltend nur Spuren von Kalkcarbonat .... 0,5779 3. Wenig Lehm enthaltender!, durch Humus ziemhch dunkel gefärb- ter, an Kalkcarbonat sehr reicher Sandboden 0,5178. 4. Lehmiger Sand, durch Humus nur wenig gefärbt; Probe von einer Fläche, der die Streu entnommen wird 0,3584 5. Durch Humus schwach gefärbter, an Kalkcarbonat sehr anner lehmiger Sandboden; Probe einer Streufläche 0,4685 Kiefernboden dritter Klasse. 6. Humusarmer Sand 0,6720 7. Durch humose Beimengungen graubraun gefärbter Sand . . . 0,6521 8. Humusarmer Sand 0,5882 9. Lehmiger, humusarmer Sandboden 0,3251 10. Lehmiger Sand; Streufläche 0,2566 11. Humusaraier, lehmiger Sand; Streufläche 0,2784 Kiefernboden vierter Klasse. 12. Sehr lehmiger, feinkörniger, humusarmer Sand 0,3027 13. Gelber, ziemlich feinkörniger, durch Humus etwas dunkel ge- färbter Sand 0,4224 14. Grobkörniger, humusarmer Sand 0,4524 15. Durch Humus etwas gefärbter gelber Sand 0,4710 16. Gelber, grobkörniger, humusarmer Sand 0,4364 Kiefernboden fünfter Klasse. 17. Humusarmer Sand 0,4211 18. Durch Hiunus ziemUch dunkel gefärbter, grobkörniger Sand . . 0,2566 19. Durch Humus wenig gefärbter Sand 0,4665 20. Durch Humus ziemlich dunkel gefärbter Sand 0,3052 21. Gelber, hiunusanner Sand 0,3110 Im Durchschnitt enthielten die Böden: Kiefemboden zweiter Klasse (Nr. 1—3) 0,5670 » dritter >. (Nr. 6—9) 0,5593 » vierter » 0,4166 » fünfter » 0,3521 *) Die Concentration der Salpetersäure ist im Original nicht bemerkt. **) Böden der ersten Klasse standen nicht zu Gebote. ***) Vom Referenten aus den angegebenen Mengen 2 MgO. PO5. berechnet. CtaemiEcbe and physische Eigenschaften des Bodens. 103 Hiernach stellt sieb der Durchnittsgehalt an Phosphorsaiire parallel den Ertragsklassen, so dass die bessere Bodenklasse auch den höheren Phosphor- säuregehalt zeigt. Eine grössere Regelmässigkeit, als die Gehalte der Böden innerhalb einer Bodenklasse zeigen, durfte man nicht erwarten, da einerseits die Klassifikation mehr oder weniger auf subjectiver Schätzung beruht und anderseits andere Faktoren der Fruchtbarkeit, die bei der Abschätzung in Rechnung kommen, bei vorliegender Untersuchung nicht in Betracht gezogen werden konnten. »Es kanncr, sagt der Verf., »ja immerhin vorkommen, dass ein Boden genügende Mengen von Phosphorsäure enthält, aber durch Mangel an einem anderen Nährstoffe oder auch durch seine ungünstige Lage nur dürftige Erträge liefert. Immerhin wird man aber aus den obigen Zahlen schliessen können, dass im Allgemeinen ein Waldboden einen um so höheren Ertrag liefern wird, je mehr Phosphate er enthält«. Bemerkenswerth ist noch der auffallende Mndergehalt der der Streu be- raubten Böden gegenüber den andern Böden derselben Klasse. Der Verf. schätzt die durch Entnahme der Waldstreu bei 90 jährigem Umtriebe einem Morgen Kiefernboden 3. Klasse entzogene Mengen Phosphorsäure auf annähernd 100 Pfund. Verarmung des Bodens durch Streuentnahme; v. H. Kreutsch.*) Verarmung — Im Anschluss an eine Untersuchung des Verf. »über die Folgen der Wald- ^es Bodens Streuentnahme für die Waldungen«**) theilt der Verf. Bodenanalysen mit, entnabmr die die mit der Streuentnahme innig verbundene Erscheinung der Verarmung des Bodens darthun. Dieselbe tritt um so schneller ein, je weniger die mi- neralischen Bestandtheile desselben verwitterbar sind, und welche sich bis zur völligen Unfruchtbarkeit steigern kann. Der Eintritt derselben ist am ersten bei dem wesentlich nur aus Quarzkörnern bestehendem Diluvialsande zu erwarten, welcher die vorherrschende Bodenart des auf dem rechten Ufer der Elbe liegenden Theil des Königreichs Sachsen ist. Der Grad der Ver- armung dieses Bodens durch Streunutzung ist durch im akadem. Laboratorium zu Tharand ausgeführte Bodenanalysen nachgewiesen; und zwar durch die Analysen eines Sandbodens von einem Theile des Coblenzer Revieres bei Bautzen, auf welchem ein regelmässiger Streuturnus und vor dem Abtriebe des Bestandes noch eine gründliche Streunutzung stattgefunden hatte, ferner eines Sandbodens von einer Parcelle des Reu dnitz er Reviers bei Dahlen» auf welcher, ehe sie vor 6 Jahren Staatseigenthum wurde, periodisch die Streu weggenommen worden war, sowie durch diejenige eines Sandbodens von demselben Reviere, welcher geschont worden war. *) Chemisch. Ackersm. 1868. S. 47. **) Siehe diesen Bericht. Kapitel Pflanze, ebens. Chem. Ackersm. 1868 Seite 34. ^ * 104 Chemische und physische. Eigenschaften des Bodens. In 100 Theilen sind enthalten: Diluvialsand vom Diluvialsand vom Eeudnitzer Revier. Coblenzer Revier. geschont. nicht geschont. Kali .... 0,050 0,034 Spuren. Kalkerde . . 0,028 0,032 0,008 Talkerde . . 0,010 0,004 0,005 Kieselerde . . 0,028 0,048 — Phosphorsäure . 0,042 0,035 0,013 Schwefelsäure . 0,027 0,016 — Summa 0,185 0,169 — »Obwohl die Bodenarten«, sagt der Verf., »die hier verglichen werden, nicht von einem und demselben Orte sind, so ist doch der Diluvialsand wie er in der norddeutschen Ebene sich findet, vielfachen Untersuchungen nach von einer so grossen Gleichartigkeit in Bezug auf den Gehalt an anorganischen Bestandtheilen , dass man die geringe Menge derselben, welche in dem Cob- lenzer Boden enthalten ist, nur als eine Folge des übermässigen Streurechens ansehen kann«. In ausführlicher Weise wurden gleiche Versuche von Stöckhardt fräher mit- getheilt*), die dasselbe Ergebniss bekundeten. Zersetzung TJeber die Zersetzung des Granit's durch Wasser, von Carl des Granits Haushof er.**) — Die früher schon von Forchhammer, Bischof und Anderen Walser beobachtete Erscheinung der Zersetzbarkeit der Silikate durch Wasser hat den Verf. veranlasst, durch eine Eeihe von Versuchen mit Graniten und Feldspathen des Fichtelgebirges nachzuweisen, welche Mengen von Substanzen unter gegebenen Verhältnissen durch Wasser ausgelaugt werden können. Die Gesteine wurden in feingepulvertem Zustande mit dem 25fachen Gewicht frisch destillirten Wassers in Gläsern übergössen, täglich einmal tüchtig aufgeschüttelt, acht Tage lang bei einer Temperatur von 12 — 14° C. in Berührung gelassen. Darauf wurde dekantirt, filtrirt und unter Zusatz von etwas Salzsäure in einer Platinschale, schliesslich auf einem Uhrglase ein- getrocknet. Der Verf. sieht den hierbei verbleibenden Rückstand als Chlor- verbindungen der Alkalien an. Eine Trennung derselben von einander konnte nur in wenigen Fällen geschehen. Die Resultate dieser Versuche sind in Folgendem zusammengefasst. In der ersten Zahleufubrik sind die unmittelbaren Ergebnisse, auf 100 Gramm Substanz berechnet, enthalten; in der zweiten sind die Auslaugungsprodukte auf 100,000 Theile Gesteinspulver und kaustische Alkalien berechnet. ') Siehe dies. Ber. 1864. S. 35. ") Journ. f. prakt. Chemie. Bd. 103. S. 121. Chemische nnd physische Eigenschaften des Bodens. 105 Aus 100,000 Thl. . ,,.. . „T ansgrelangtes A. Mit reinem Wasser: Kaü, Nation etc. 1. Granit von Selb 0,085 Grm. Cliloralkalien ') 42 Thl. 2. Derselbe bei der zweiten Auslaugung . 0,062 » v 31 » 3. Granit vom Ochsenkopf (porphyrähnlich) 0,080 » » **) 40 » 0,079 » Chlorkalium 4. Derselbe bei der zweiten Auslaugung . 0,070 » Chloralkalien 35 » 5. Granit von Ünter-Röstau (porphjTartig) 0,062 » ^) ""'j 31 » 0,049 » Chlorkalium 6. Derselbe, zweite Auslaugung .... 0,054 » Chloralkalieu 27 » 7. » dritte » .... — » » 26 » 8. Granit von Tröstau (bei 30 tag. Digestion) 0,068 » » 34 » 9. Orthoklas von Bodenmais 0,134 » » 67 » 10. Derselbe, zweite Auslaugung .... 0,052 » » 26 » B. Bei fortwährend bewegtem Wasser: 11. Granit von Selb 0,107 » » 53 » C. Mit bei 0" Temperatur mit Kohlensäure gesättigtem Wasser: 12. Granit von Unter -ßöstau 0,172 Grm. Chloralkalien 86 Thl. Schliesslich behandelte der Verf. das schon einmal ausgelaugte Pulver des Granits von Tröstau mit Wasser, welches 10 Gramm frischgefällten, gut ausgewaschenen Gyps suspendirt enthielt. Dabei wurden erhalten (auf Chlor- verbindungen berechnet) : 13. Granit von Tröstau 0,068 Grm. Chloralkahen 42 Thl. Der Verfasser sieht sich aus der vergleichenden Betrachtung dieser Zahlen zu folgenden •ßchlusssätzen berechtigt: 1. Der Granit, resp. sein Feldspath giebt schon bei gewöhnlichen Tem- peratur- und Druckverhältnissen Alkalien an reines und kohlensaures Wasser ab. Die 25fache Gewichtsmenge reines Wasser extrahirt aus feingepulvertem Granit in 8 Tagen 0,03—0,04 Procent Alkali, bei fortwährender Bewegung ca. 0,05 Procent. Eine grössere Zeitdauer scheint die Menge ausgelaugter Sub- stanz nicht erheblich zu ändern. 2. Wasser, welches bei 0° mit Kohlensäure gesättigt war, extrahirte unter sonst gleichen Verhältnissen etwa die doppelte Menge Alkali, wie reines Wasser. 3. Für den Vergleich mit analogen natürlichen Vorgängen ist zu berück- sichtigen, dass in den obigen Versuchen die Gesteine in feiner Pulverform, also mit grosser Oberflächenwirkung angewendet wurden. Viele mikroskopische Messungen gaben eine durchschnittliche Grösse der Stäubchen zu 0,01 Milli- *) Vorzugsweise Chlorkalium; die Spectraluntersuchung hcss auch Natron und Lithion erkennen. **) Neben Kali waren nachzuweisen Natron, Lithion, Kalk, Rubidion. **•) Vorwiegend Chlorkalium, daneben Natron, Lithion, Kalk und Rubidion. 106 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. meter im Durchmesser. Nimmt man sie als Würfel von dieser Seitenlänge an, so berechnet sich für jedes eine Oberfläche von 0,0006 Quadrat-Millimeter, ein Inhalt von 0,000001 Kubik-Millimetern, ein Gewicht von 0,0000025 Milligrm. (bei einem specifischen Gewicht = 2,5) ; ferner eine Anzahl von 4000 Millionen und eine Gesammtoberfläche von 2,4 Quadratmeilen für 10 Gramm des Pulvers. Es ist hierbei zu bemerken, dass W. B, und R. E. Rogers*) schon früher die Mengen der durch Einwirkung von reinem und kohlensaurem Wasser auf natüriiche Silikate löslich werdenden Substanzen bestimmt haben. Sie wiesen quahtativ und quantitativ den zersetzenden und lösenden Einfluss des Wassers bei- Hornblende, Aktinolith, Epidot, Chlorit, Serpentin, Feldspath und mehreren anderen MincraHen nach. In gleicher Weise ermittelte Th. Dietrich**) das Ver- halten von Wasser imd kohlensäiu-ehaltigem Wasser gegen Porphyr, Basalt und Ghmmer-, ebenso die Einwirkung von Gips auf alkalihaltige Gesteme. Derselbe empfahl auch die Anwendimg des Gipses zur Bereitung alkalLhaltiger Composte. Einfluss des Eiufluss dcs Wasscrs auf einige Silikatgesteine; von Alf. Wassers Cossa.***) — Wie Haushofer, hat der Verf. einige Versuche über den zerset- anf einige senden Einfluss. des Wassers auf Silikatgesteine ausgeführt, in der Weise, f elteine'. 40,0 » 40,0 » 37,6 » 35,0 )) 26,0 » 25,4 )) 25,1 » 22,9 » 18,5 » 16,5 » 14,5 » 12,8 » 11,0 y) 7,6 » *) Mittelst Siebens durch | Mm. weite Maschen erhalten. Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 109 In der Regel scheinen die mechanischen Bestandtheile der Thone im Verhältniss der Feinheit ärmer an Quarz zu werden; einzelne Thone machen davon eine Ausnahme. Was bei den Thonen als Ausnahme gilt, gestaltet sich bei den (schwedischen) Sandarten zur Eegel, wie aus folgenden zusam- mengestellten Resultaten der mechanischen Analyse und der Quarzbestimmung der Scheidungsprodukte einiger Sandarten hervorgeht: Von den smaaländischen Sandprobeu von Gaarvida 1. Gaarvida 2. Klöfdala. a) 80,8 Proc. 78,2 Proc. 53,0 Proc. )^1 L Mm. Uurchm b) 5,0 )> 4,4 .) 5,0 » \ k » )) c) 9,4 » 11,9 » 22,6 » f " )l » » d) 1,9 » 2,4 » 7,9 » 1 'S )U » » e) 1,0 » 1,2 » 3,0 » 11 f2 » » f) 1,9 » Die Quarzgehalte 1,9 » waren für die g€ 8,5 » iglühten Proben: )l' 21 » » a) 40,0 » 35,5 » 34,2 » b) 31,0 » 32,2 » 33,5 » c) 28,9 » 31,4 » 31,5 » d) 30,3 » 28,2 » 29,2 » e) 29,6 » 29,2 » 27,9 » Der Verf. giebt folgende vorläufige Erklärung über das hinsichtlich des Quarzes so gegensätzliche Verhalten der (schwedischen) Sande und Thone: »In Schweden ist die lose Erdbedeckung nur an sehr wenigen Punkten durch Verwitterung des unterliegenden Felsens entstanden, sondern durch Auflagerung von fremdem Gestcinesdetritus. Das Land ist einmal ein grosser Gletscher gewesen; die Kraft des wandernden Gletschereises hat die unter- liegenden Gesteine zermahlen, das Gletscher- und das Meereswasser, unter dessen Niveau damals noch das jetzige Festland gelegen war, hat den Gletscher- detritus in gröbere und feinere Theile räumlich zerlegt; während der all- mählichen Erhebung des Meeresbodens über das Wasserniveau sind die früher auf dem Meeresboden gebetteten Ablagerungen in das Bereich erst der Meeres- brandung, dann der meteorischen Gewässer gekommen und mehr oder weniger umgeschlämmt worden. Eücksichtlich des Zermahlens quarzhaltiger Gesteine ist zu vermuthen, dass die Zerreibung der weicheren Silikate (Feldspath etc.) eine vollständigere gewesen ist, als die des härteren Quarzes. Daraus folgt, dass die gröberen Gemengtheile des Gletscherschlammes und des daraus ent- standenen schwedischen Glacialthones reicher an Quarz sind, als die feineren. Das Gleiche sollte auch für die mechanischen Gemengtheile des Glacial- sandes gelten, der bei der Sedimentation des Gletscherschlammcs im Gletscher- und Meereswasser eher zu Boden fiel, als der'feine Glacialthon. Das Verhältniss musste sich aber ändern, wenn der ursprüngliche Glacialsand der Verwitterung und Auswaschung anheimfiel, dann gingen die feinkörnigen Silikatbeimengun- gen schneller ihrer Auflösung entgegen, als die grobkörnigen und hinterliessen ein quarzreiches Gemenge.« 110 Chemische und physische Eiigenschaften des Bodens. Alkalireich- A. Müller liess durch 0. Nylander die chemische Analyse der thum Saadportioneii vom feinsten Koru (a) der Sande von Gaarvida und Klöf- dilchlr däla ausführen*), welche folgende Zusammensetzung ergab: Sande. Gaarvida !»• Gaarvida 2«- Klöfdalaa. Hygroskopisches Wasser 1,22 Proc. 1,47 Proc. 3,66 Proc. Organische Substanz . . 2,38 » 2,57 » 10,25 » Eisenoxyd und Tlionerde 14,96 » 14,97 » 16,12 » Kalli 1,11 » 1,31 » 1,57 » Tallferde 0,51 » 0,28 » 0,24 » Kaü**) I 3,95 » 3,19 » Natron") 1 ' '' 2,33 » 2,47 >-> Kieselsäure im Silikat . 35,21 » 39,02 » 33,00 » Quarz 38,20 » 34,10 » 29,50 » Diese Analysen thun den hohen Alkalireich thum des schwedischen Sand- und Schuttbodens dar, den Verf. mehrmals als Eigenthümlichkeit der schwedischen Thone hervorgehoben hat. Löslichkeit Heber die Löslichkeit des kohlensauren Kalks in kohlen- des kohlen- saurem Wasser; von Alf. Cossa.***) — Um richtige Schlüsse auf grosse sauren o>eologische Phänomene zu machen, die von der Löslichkeit des kohlensauren Kalks in ^ ° ' kohlen- Kalks abhängen, genügt es nicht, dessen Löslichkeitcoefficient für reinen ge- saurem füllten kohlensauren Kalk zu wissen, weil, wie schon Bischof gezeigt hat, je ^^^^'' nach dem Aggregatzustande des in der Natur abgelagerten die Löslichkeit un- gleich ist. Der Verf. hat mit verschiedenem Material Versuche in dieser Eichtung angestellt, welche folgende Kesultate lieferten: Von den Gesteinen lösten sich in lOÜO Theilen mit Kohlensäure gesät- tigten Wassers bei Temperatur Druck Marmor, zuckerkörniger, von Carrara . 7,5° — 9,5° 753 Mm. 1,181 Thl. » 20,5°— 22 ° 741-746 » 0,9487» » 26 —28° 737—742 » 0,855 » Kalkspath (Balma di Puzuot- Turin) . . 12° 754,2 » 1,223 » » (Skalenoeder von Traversella) 12° 754,2 r> 1,212 » Isländischer Doppelspath ...... 18° 735,1 « 0,970 » Oohthischer Kalk (Pioverno, Friaul) . . 15° 747 » 1,252 » Ki-eide von Lünebm-g 18° 740 » 0,835 » Künstl, gefällter kohlensaurer Kalk . . 18° 739,7 » 0,950 » Dolomitischcr Kalk (Mouticello, Friaul) . 15,5° 739,9 » 0,573 » Dolomit (krystallisirt, Travcrsella) . . . 11,5° 74S,7 » 0,654 » » (uiidurchsicht.kleiukrystall.cbcndah.) 11,5° 754,6 » 0,725 » » (undurchsicht. grosse Kryst. ebeudah.) 11° 745,7 » 1,224 » » (durchsieht. » » ■>■> ) 11° 749,1 » 1,073 » *) Landw. Versuchsst. 10. Bd. S. 161. 1868. (Siehe die vorige Abhandlung dess. Verf. über den Quarzgehalt schwedischer Sande u. Thone.) **) Für Gaarvida 1 «• sind die Alkalien aus dem Verlust berechnet, für die beiden andern die Kieselsäure. In letzterem wurden die Alkalien als Chloride ge- wogen imd aus deren Chlorgehalt die Mengen der emzelnen Alkalien berechnet. ***) Jouru. f. prakt. Chemie. 1869. Bd. 107. S. 125. Chemische und pbj'sische Eigenschaften des Bodens. 111 Alle Proben wurden sehr fein pulverisirt in dem kohlensauren Wasser schwebend erhalten, indem die Kohlensäure sorgfältig gereinigt das Wasser auf dem Sättigungsgrad erhielt. Ein- und Ausfuhr von mineralischen Nährstoffen und Stick- Bodenstatik Stoff auf dem nur mit käuflichen Düngemitteln bewirthschafteten Gute ^^^.^^^^^ Wingendorf, von Stecher.*) — Verf. bewirthschaftet von einem benach- ^^rf. harten Gute aus ein kleines Gut, dessen Felder seit 1839, also circa 30 Jahre, ausschliesslich mit käuflichen Düngemitteln, anfänglich nur mit Peruguano, später mit Guano, Knochenmehl, Superphosphaten, Kalisalzen und Kalk gedüngt wur- den. Der Lage **) nach gehört die Gegend von Wingendorf zu dem mittleren Erzgebirge des Königreiches Sachsen und die Höhe der Felder beträgt etwas mehr als 1200 Fuss ü. d. N. Die Unterlage des Bodens besteht aus Gneiss, und der vorherrschende Boden kann im Allgemeinen theils als mittlerer Ger- stenboden, theils als Haferboden bezeichnet werden, er ist meist sandiger Lehm, theils flach- und kaltgründig, theils tiefgründig. Die sämmtlichen Produkte der Felder an Körnern, Wurzel- und Handelsgewächsen, Stroh, Spreu, selbst das Kartoffelkraut werden verkauft. Beiläufig sei hier noch erwähnt, dass der Verf. den Reinertrag der so bewirthschafteten Fläche pro Acker säch- sich = 2,168 Morgen preuss. wie folgt angiebt: für die Periode 1840—1853 pro Jahr und Acker 19 Thlr. 15,3 Sgr. » » » 1S54— 1860 » » » » 27 » 7,7 » » » » 1861 — 1867 » » » » 53 » 20,0 » Der Verf. stellte nun die sämmtliche Aus- und Zufuhr, wie solche in den 10 Jahren 1858-1867 wirklich stattgefunden, in folgenden Tabellen zusammen, und zwar je 5 Jahre auseinanderhaltend. Die Berechnungen beziehen sich auf eine Fläche, die in den ersten 6 Jahren 19 Acker, in den letzten 4 Jahren 22 Acker = circa 47 V2 preussischen Morgen betrug, und nach folgender Frucht- folge und mit folgender Düngung bewirthschaftet wurde. pro Acker: Stickstoff. Phosphorsäure, Kali. Kalk. 1. Winterroggeu 60 Pfd. 120 Pfd. —Pfd. — 2. Kartoffehi 60 » ' 60 » 60 » — 3. Hafer 30 » 30 » — » 18—20 Schffl. 4. Schwed. Klee z. Samen . — » — » — » — 5. Winterroggen oder Weizen 60 » 120 » — » — 6. Kartoffehi 60 » 60 » 60 » — 7. Hafer 30 )i 30 » — » — 8. Flachs .... . . . 30 » 30 » 60 » — Summa jährlich 330 Pfd. 450 Pfd. 180 Pfd. — Der Berechnung wurden folgende Zusammensetzungen der Ernteprodukte und Düngemittel zu Grunde gelegt. ***) *) Chem. Ackersm. 1868. S. 129. **) Wir entnehmen diese Notizen über Lage und Bodenbeschaffenheit des Gutes einer älteren Mittheilung des Verf, chemisch. Ackerm. 1861. S. 195. ***) Die Zahlen sind vom Verf. theils dem chem. Ackersmann 1862, S. 16 u. 182, theils dem Reuning'schen Amtsblatt 1860, S. 34 und 1864, S. 52 entnommen. Sie stimmen im Wesentlichen mit den Zahlen der Wolff'scheu Tabelle überein. 112 Chemische und physische Bigenschaften des Bodens. Nährstoffen von 1858 bis mit 1862: In Pf u n d e n. Stick- stoff. Phos- phor- säure. Kali. Kalk ^^^g' ^^^^- 1 nesia. i Kiesel- erde. a) Für 1000 Pfund der Ernteprodukte. Weizenkörner 19 9 6 0,6 2,1 0,6 Koggen- » 19,1 9 G 0,37 •1,69 0,84 Gersten- » 16 9 6 0,4 1,9 6,25 Hafer- » 15,3 9 6 1/2 2,0 12,45 Kleesamen . 46,66 11 12 1,66 3,32 1,66 Timotheesamen 20 9 '7,5 1 4 4 Rapssamen . 30 16 10 3,29 3 0,22 Haidekorn . 16 9 11 0,4 1,9 6,25 Leinsamen . . 30 16 14 3,36 5,24 0,60 Kartoffeln . 4,2 1,6 6 0,15 0,39 0,12 Kartofielki'aut , 20 6 2 60 Kleeheu . . 22,1 6 18 24 10 Flachsstengel — 1,2 4 2,4 0,9 0,7 Weizenstroh . 3,6 2 10 2,5 0,6 28,2 Roggen- » . 3,6 2 10 4,3 1,3 28,1 Gersten- » . 4 2 10 3,03 0,82 20,4 Hafer- » . 3,6 2 10 4 2 24,7 Klee- » . 15 4 12 16 4 4 Timotheestroh • 20 4 12 3 1,3 19,4 Ueberkelu' . 25 4 12 3 2 25 Rapsstroh . 2,6 3,6 10 3 3 2,5 b) für 1 000 Pfd. der Düng emittel. Peru -Guano 120 100 30 110 10 — Knochenmehl ...... 43 240 317 10 Köthen'sches Superphosphat . 5 180 — 180 5 — Galle'sches » 5 140 — 150 5 Baker Guano 5 300 — 180 5 Ammoniak - Phosphat . . . . 80 100 — — — — Kalk, dolomitischer .... — — 5 500 300 Kalisalz — 100 Schwefelsäure . — — — — — Pfd. Phos- phor- säure. Pfd. Kali. Pfd. Kalk. Pfd. Mag- nesia, Pfd. Kiesel- erde. Pfd. Stick- stoff. Pfd. Roggen . . . Gerste . . . Hafer . . . Kleesamen . Timotheesamen Rapssamen Kartoffeln . . » kraut Roggenstroh . Gersten- » Hafer- » Klee- » Timothee-» Ueberkehr . . Rapsstroh . . Summa 71575 • 644 85n0 77 7550 .68 2413 26,5 7520 68 2250 36 130150 208 12500 75 106650 213 19350 39 17060 34 18150 73 16550 66 15000 60 1400 5 430 51 45 29 56 22,5 781 25 1066,5 193,5 170 217,5 198 180 14 - I 1692,5 3479 27 3,5 9 4 7,5 '7,4 19,5 750 455,8 60 68 290 49,5 45 4 1800,2 120 16 15 8 30 7 50,7 138,5 15,8 34 73 21,3 30 4 60 53 83 4 30 0,5 15,6 2984 394 420 73 320 375 3 1360 136 115 112 52 67,5 546,5 250 383,6 77 61 271,5 330 375 4 563 I 4815,1 I 4141,1 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 113 A II. Ausfuhr an Nährstoffen von 1863 bis mit 1867:*) Pfd. Phos- phor- säure. Pfd. Kali. Kalk. Mag- nesia. Kiesel- erde. Stick- stoff. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Weizen 8710 78,4 52,3 3,5 16,5 7 165,5 Roggen 71490 643,4 429 26,5 120,8 60 1365,5 Gerste 11490 103,4 69 4,5 21,8 71,8 183,8 Hafer 42900 386,1 257,4 51,5 85,8 534,1 656,4 Kleesamen .... 4708 57,7 564 7,8 15,6 7,8 219,7 Timotheesamen . . 1247 11,2 9,4 1,2 5 5 24,9 Haidekorn .... 1450 13 16 5,6 2,8 9,6 23,2 Leinsamen .... 3125 50 31 10,3 16,4 1,9 94,5 Kartoffeln .... 372410 595,2 2234,4 55,8 — 15,6 Kartoffelkraut . . 20000 120 40 1200 400 Kothklee, trocken . 8300 49,8 149,4 199,2 — 83 183,4 Flachs 10800 13 43,2 25,9 9,7 7,6 — Weizenstroh . . . 17171 34,4 171,7 42,9 10,3 .484,2 61,8 Roggen- » ... 139186 278,4 1391,8 598,5 180,9 3883 501 Hafer- v ... 43864 87,7 438,6 175,5 87,7 1088,4 157,9 Klee- » ... 41710 166,8 500,5 667,4 166,8 1G6,8 625,6 Timotheestroh . . 9800 39,2 117,6 29,4 12,7 190,1 196 Ueberkehr .... 58850 235,4 706,2 176,5 117,7 1471,2 1471,2 Summa 3482,4 7221,5 3282,0 1 1015,5 8111,1 7594,4 B. Zufuhr an Pflanzennährstoffen, a) von 1857 bis mit 1861 Düngestoffe. Pfd. Phos- phor- säure. Pfd. Kali. Pfd. Kalk. Pfd. Mag- nesia. Pfd. Kiesel- erde. Pfd. Stick- stoff. Pfd. Peru -Guano 11250 29100 1125 6984 337 1237 9224 112 291 — 1350 Knochenmehl . . . 1251,3 in 5 Jf ihren 8109 337 10461 403 — 2601 Peru -Guano . . . Knochenmehl . . . Phosphat von Köthen » » Galle . Baker-Guano . . . Ammoniak - Phospat . Dolomitkalk. . . • Kalisalz Schwefelsäure zum Aufschlss b) von 1862 bis mit 1866: 19100 19900 9500 3600 11833 2200 18400 4450 4400 in 5 Jahren Demnach : Zufuhr in 10 Jahren Ausfuhr nach A . . 1910 4776 1710 500 3450 200 73 12639 20748 5115 543 92 445 2101 6058 1710 540 2130 9200 1080 121739 1417 10700,5 32200 5082,2 191 199 47 58 5520 6015 6418 1578 Mehr -Zufuhr .... Mehr- Ausfuhr . . . per Sachs. Acker u. Jahr per prss. Morgen u. Jahr 15633 + 76,5 + 35,1 9283,5 —45,45 -20,99 27117,8 +133,77 + 61,74 Dagegen in den letzten 5 Jahren 1863—1867 Zufuhr 12639 1 1080 i 21739 Ausfuhr I 3482,41 7221,5! 3282 Mehr -Zufuhr .... 9156,6 — 1 18457 Mehr- Ausfuhr , . . — 6141,5| — 4840 2291 822 47 18 58 176 3412 12926 6013 11867,5 12926 — 63,3 -29,5 + 23,7 + 10,9 für sich 6015 I — 1015,518111,1 5854,5 -28,54 -13,17 3412 7594,4 4999,5 8111,1 4182,4 per Sachs. Acker u. Jahr 1+ 84,91—57 |-|-171,29l-t-41,76|— 75,31—83,91 per prss. Morgen u Jahr l+39,l|— 26,31+ 79,06+19,271— .34,71—17,96 ) „Sowohl hier, wie_im speciellen Ernteverzeichniss , das wir weglassen, isl kein Gersten- stroh aufgeführt, obwohl Gersteokörner geerntet wurden. Jahresbericht XI. n. XII 8 114 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. Der Ueberschuss an Phosphorsäure ist sehr bedeutend, das Deficit an Kali aber auch nicht minder bedeutend. Der Boden wird daher in dieser Richtung stark angegriffen und es wird deshalb stark mit Aetzkalk gedüngt, um den natürlichen Kalireichthum des Bodens flüssig zu macheu. Der im Original gegebene Erntebericht zeigt übrigens, dass die Erträge noch im Steigen begriffen sind; es wurden nämlich geerntet: 1S58— 1862 an Körnern 99858 Pfd.; an Stroh 178010 Pfd.; an Kartoffehi 130150 Pfd. 1S63— 1867 » » 145120 » » » 329690 » » » 372410 » Bodenstatik Aus- uud Einfuhr an mineralischen Nährmitteln und Stick des Gutes Hohenziatz. des Gutes stoff^ während ISjähriger Bewirthschaftung des Rittergutes Hohenziatz bei Magdeburg; von Teichmüller.*) — Das Gut liegt im Regierungs-Bezirk Magdeburg und enthält ausser Forsten, Weideland, Torf- stich etc. 23Ü0 Morgen Ackerland und 400 Morgen Wiesen. Der Boden ist durchschnittlich als Roggenboden zu bezeichnen und wird seit 1841 durch den Betrieb einer Brennerei (48—57000 Ctr. Kartoffeln oder ein Aequivalent an Getreide jährlich), durch starke Mergelung und durch Verbesserung der Wiesen meliorirt. Die 2300 Morgen Feld werden in 2 Abtheilungen bewirthschaftet; die erste Abtheilung, das Binnenfeld, ist in 8 Schläge k 100 Morgen getheilt und wird nach folgender Fruchtfolge bestellt: Düngung. Tn inn Mora-pn Stalldünger. Guano. Jauche. Mergel. luu xTxuioCii. Fuder ä 25 Utr. Ctr. Puder ä 1000 Qurt. Fuder. 1. Winterroggen 200 75 — — 2. Kartoffeln 600 — — — 3. Mengekorn (5 Hafer, .^ Gerste; . — 75 — — 4. Wickgemenge 200 — 500 — 5. Winterroggen — 75 — — 6. Kartoffeln 600 — — — 7. Mengekorn — 75 — — 8. Rother Klee und Luzerne ... — — 1000 — Die zweite Abtheihmg. — Aussenfeid, 14 Schläge a 100 Morgen (leichterer Boden). 1. Winterroggeu 300 — 100 300 2. Kartoffeln — 150 — — 3. Lupmen , Hafer, letzterer gedüngt — 40 — — 4. Winterroggen 400 — — — 5. Kartoffeln 300 — — . — 6. Lupinen, Hafer, gedüngt ... — 40 — — 7. Winterroggen 400 — — — 8. Kartoffehi — 150 — — 9. Wickgemenge 400 — 400 — 10. Winterroggeu 200 — — — 11. Kartoffeln 400 — — — 12. Winten-oggen — 100 — — 13. u. 14. Weide . . — — — — Summa 4000 780 2000 300 *) Chem. Ackersm. Bd XV. 1869. S. 31. Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 115 Ausser diesen 2200 Älorgen liegen noch in den Binnenfeldern vertheilt 100 Morgen Luzerne. Die Ausfuhr des Gutes betrug innerhalb der Jahre 1845—1862 (18 Jahre): darin waren enthalten: Gegenstand. Centner. Phosphor- säui'c. Pfd. Kali. Pfd. Halmfi-üchte Schlempe . . Milch . . . Käse . . . Fleisch . . Häute und Felle Wolle . . . 32347 6044 2767 6217 5218 295 417 29112 846 553 4973 10436 295 417 19408 2538 553 497 2087 Summe pr. Jahr u. Morgen V-«68uo*) 46632 1,00 25083 0,53 Kalk u. Magnesia. Pfd. Kiesel- erde. Pfd. Stickstoff. Pfd. 9704 302 332 4725 102-28 16173 242 58224 1994 1937 17407 15664 22291 0,54 16415 0,35 95226 2,03 Einfuhr. Darin waren enthalten: Gerste und Malz . 63173 56855 37904 18952 31586 113710 Kartoffeln . . . 2725S7 43614 163552 16355 8177 109035 Hülsenfrüchte . 966 966 1063 386 19 3220 Malzkeime . 1551 2480 310 1395 2325 4650 Oelkucheu . . 4624 9248 6936 6936 370 20808 Viehsalz . . 624 — — — — — Kleesaat . . 315 347 378 189 22 1480 Stroh . . . ' 21953 4390 21953 10976 57070 8780 Guano . . ! 1692 20304 5076 20304 — 21996 Kahsalze 149 — 180 195 — — Knochenmehl 159 3816 5247 — — 715 Chihsalpeter 165 — — — — 2640 Hornspäne . 1912 — — — — 19120 Gips . . . i 408 — — 13260 — — Leinikäse 1 218 54 54 — — 872 Sum me II - 1 142074 242653 88^48 99569 307026 Ausfuhr. . . i 46632 25083 22291 16415 95226 Mehr - Einfuhr 95442 217570 66657 83154 211800 Mehr-Emfuhr pr. Jahr und Morgen (n d. Verf ) . . 2,03 4,65 1,35 1,78 4,74 Dazu kommen noch Mergel pr. Morgen und Jahr 76 Kubikfuss. Ein- und Ausfuhr an mineralischen Pflanzennährstoffen und Bodenstauk Stickstoff in den akademischen Gutswirthschaften zuEldena, Poppeis- 'i"«'^*^^'^- dorf und Waldau; von Eichhorn.*) — Auf Veranlassung der Central- gi^g"^ commission für das agricultur-chemische Versuchswesen im Königreich Preussen poppeisdorf wurden die hieranf bezüglichen Ermittelungen und Berechnungen angestellt, «n^ für Eldena von Trommer und Eohde, für Poppeisdorf von Frey tag, für Waldau von Heiden. ') Der Verfasser hat '/«soo angenommen; 2300 ig S^^^^ siber V«i4 **) Annal. d. Landw. in Preussen. 1868. Bd. 52. S. 1. 8« 116 Chemisclie und physische Eigenschaften des Bodens. Eldeua. Ein- und Ausfuhr an Kali und Phosphorsäure Einfuhr von Futter- Deren pi'ocent. Gehalt an und Düngemittel Kali. Phosphorsäure. 900 Ctr. Koggen, Futtermehl 1,4 2,15 5 » Leinkuchen ... 2,0 2,1 108 M Rapskuchen . . 1,5 2,5 850 >> Gerste 0,5 0,8 195 » Hafer 0,45 0,7 1695,15» Trebern oder Seihe 1 1,5 3728 » Wiesenheu. ... 1 0,45 150,14 » Guano 3 10 30 » Stallmist*). . . . 1 0^25 im Jahre Einfuhr Kali. 1260 10 162 425 87 1695,15 3728 450,42 30 1865/6G. im Ganzen. Pfd. Phosphorsäare. 1935 10,5 270 680 136,15 2542,72 1677,6 1501,4 7,50 Ausfuhr***) 147,7 Ctr. Rübsen Summa der Einfuhr 7847,57 713,15 2032,8 61-2,5 329,0 10,35 57,33 3772,0 18,0 7,5 588,0 40,0 448,0 201 135 126 296,4 30 19 16(;5,3 117,0 13 45 64 8,1 0,75 ... 0,9 1,6 132,93 Weizen . . . . o,5 0,9 356,56 Roggen .... 0,5 0,9 1016,4 Gerste (Mengkoni) 0,5 0,8 o0ß,25 Hafer 0,45 0,7 148,05 Erbsen 1 0,9 10,35 Tabak 5 0,7 286,65 Kartoffehi. ... 0,5 0,25 1886,00 Rüben 0,5 0,12 9,0 Rübensameu ... 0,9 0,8 6,75 Heu 1 0,45 588,00 Stroh 0,7 0,2 28,00 Stallmist .... 1 0,25 448 Sommerstroh . . 0,9 0,25 180,90 Winterstroh ... 0,8 0,2 108 Kaff 0,8 0,2 108 Hafer und Gerste . 0,5 0,7 148,20 Kühe (5 Stück) . . — 3 — Kälber 19 Stück) . — 3 — Milch (7 1370 Quart) — 0,16 — Schafe (390 Stück) . — 3 — Schaffelle (130 St.). — 0,3 — Wolle — 0,3 — Schweme (32 Stück) — 3 — Ferkel (27 Stück) . — 3 — Puthähue .... — — — Summe der Ausfuhr 5768,4 8759,52 *•) 236,82 641,82 1829,52 490,00 230,30 9,31 40,13 943,00 2,16 6,00 264,60 8 112 50,25 27 25,2 207,48 90 57 266,44 351 3,90 13,50 192,00 24,3 1,5 6121,38 *) Angekauft. **) Die Summe der Phosphorsäure ist vom Verf. nicht ganz richtig angegeben; sie beträgt 8760,87 Pfd. ***) Die verschiedenen im Original unter »verkauft«. »Dreschkorn«, »Deputat« etc. aufgeführten Posten sind hier summirt augegeben. Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 117 Summe der Einfuhr Kali 7847,57 Pfd. « » Ausfuhr » 5768,4 » Phosphorsäure 8759,52 Pfd. » 6121,38 » Mithin mehr Einfuhr Kali 2079,17 Pfd. Phosphorsäure 2638,14 Pfd. Poppeisdorf. Ein- und Ausfuhr an mineralischen Stoifen im Durchschnitt der 5 Jahre 1861/62 Ms 1865/66.*) Ausfuhr per Jahr. Kali Kalk. Magnesia. -TXiusjpuur- säure. säure. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. 4975 Pfd. Raps . . 39,80 29,25 23,73 79,25 1,^0 14251 » Weizen 78,24 8,69 31,78 115,15 7,70 3965 » Roggen . 24,35 2,10 8,72 34,46 2,18 786 » Hafer . . 3,46 0,82 1,70 4,94 11,11 2600 » Kartoffeln 15,99 0,53 1,25 4,26 0,52 656 )) Hopfen . 12,71 6,44 1,58 4,63 5,99 8700 » Kälber. . 20,88 139,20 4,35 121,80 0,52 75194 » Milch . . 135,35 130,82 22,56 150,39 — Summe der Ausfuhr 330,78 317,85 95,57 514,88 29,82 Einfuhr 344 Pfd. Wintergerste 1,68 0,18 0,61 2,51 1,97 12151 » Runkehl . 76,43 5,70 6,07 11,66 4,25 13819 » Wiesenheu 211,43 391,08 46,98 71,86 17,96 30284 » Haferstroh . 268,92 103,87 46,64 47,55 576,61 6240 » Rapskuchen 87,36 37,46 49,92 124,80 4,99 19600 » Kleien . . 235,20 39,20 156,80 431,20 2,94 460 » Peru-Guano . 17,02 50,60 8,74 55,20 — 1850 » Gips . . — 55,5 — — — 600 » Knochenmehl — 192 6 144 — 7000 » Rindvieh . . 11,90 140 4,20 126 9,10 Summe der Einfuhr 909,94 1015,59 325,96 1014,78 617,82 » » Ausfuhr 330,78 317,85 95,67 514,88 29,82 Mithin mehr Einfuhr 579,16 697,74 230,29 499,90 588 Poppeis dorf. •) Die von Wolff aufgestellte Tabelle diente zur Berechnung. 118 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. Waldan. Waldau. Ein- und Ausfohr au Mineralstoffen und Stickstoff in den Jahren 1860/61, 1861/62 und 1862/1863. Der Berechnung sind die nachfolgenden Zahlen zu Grunde gelegt, zu denen der Verf. bemerkt, dass dieselben Durchschnittszahlen einer in den meisten Fällen bedeutenden Anzahl von Analysen sind. 1. In einem Scheffel, bezw. einem Centner sind an Mineralstoffen und Stickstoff enthalten: Name des Stoffes. Gew. d. Phos- Schwe- Schef- Kali. Na- Kalk. Mag- Eisen- phor- fel- Kiesel- Chlor. Stick- fels oder Ctr. tron. nesia. oxyd. Säure. säure. säure. stoff. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Weizen . . . 85 0,437 0,091 0,051 0,187 0,009 0,681 0,007 0,043 0,008 1,89 Eoggen . . . 80 0,375 0,108 0,082 0,194 0,010 0,622 0,014 0,059 0,006 1,65 Gerste . . . 67 0,285 0,065 0,037 0,129 0,015 0,433 0,017 0,374 0,009 1,03 Hafer .... 48 0,209 0,036 0,049 0,104 0,011 0,302 0,018 0,678 0,005 0,85 Erbsen . . . 88 0,861 0,012 0,137 0,170 0,017 0,751 0,085 0,019 0,050 3,16 Bohnen . . . 100 1,086 0,246 0,176 0,241 0,007 0,944 0,076 0,012 0,028 4,21 Wicken . . , 85 0,507 0,228 0,103 0,129 0,014 0,624 0,105 0,018 0,041 3,71 Lupinen . . . 85 1,0 Ol 0j270 0,576 0,052 1,441 0,214 0,181 0,028 — Raps (Rübsen?) 73 0,614 0,015 0,463 0,363 0,053 1,235 0,018 0,037 0,002 3,20 Leinsamen . . 80 0,854 0,050 0,329 0,329 0,060 1,329 0,001 0,001 0,002 2,97 Kartoffehi . . 95 0,614 0,007 0,019 0,043 0,006 0,154 0,045 0,018 0,013 0,39 Runkelrüben . 100 0,408 0,178 0,071 0,030 0,010 0,066 0,041 0,032 0,134 0,20 Turnips . . . 100 0,326 0,074 0,081 0,022 0,005 0,097 0,087 0,013 0,041 — Möhren . . . 100 0,307 0,216 0,100 0,050 0,009 0,111 0,016 0,047 0,029 0,18 Wiesenbeu . . 100 1,484 0,676 1,115 0,538 0,114 0,727 0,331 2,431 0,61 S 1,59 Kleeheu . . . 100 1,840 0,128 2,495 0,725 0,052 0,531 0,277 0,367 0,227 — Rothkleesamen. 100 1,162 0,024 0,154 0,380 0,055 1,064 0,211 0,058 0,041 6,05 Weissklee- » 100 1,132 0,017 0,223 0,354 0,058 1,062 0,150 0,069 0,046 2 . Zusammensetzung der Asche der Thiere und der thierischen Erzeug aisse. Kuh . . . a 700 0,763 0,219 12,476 0,360 0,047 9,973 0,051 0,035 0,190 18,6 Kalb . . . a 100 0,111 0,040 1,929 0,055 0,006 1,579 0,007 0,005 0,032 2,4 Schaf . . . a 80 0,075 0,026 1,237 0,027 0,004 1,026 0,005 0,003 0,022 2,1 Schwein . . a 250 C,295 0,061 1,794 0,097 0,011 1,811 0,011 0,002 0,023 4,9 Ferkel . . a 45 0,071 0,018 0,502 0,026 0,004 0,490 0,002 0,001 0,009 0,99 Wolle . 100 0,016 0,058 0,610 0,012 0,239 0,032 0,085 0,147 0,004 11,76 Gramm. Gramm. Gramm. Gramm. Gramm. Gramm. G.'-amm. Gramm. Gramm. Gramm. Milch, in K ^uart 2,369 0,679 1,-375 0,150 0,026 2,315 0,091 0,007 1,139 7,00 Oelkuchen . Futtermehl . Kleie . . . Peruguano . Knochenmehl Gips . . . 3. Zusammensetzung der Asche der Futter- und Düngstoffe. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. 100 1,235 0,023 0,486 0,831 0,025 1,843 0,091 0,737 0,016 4,51 100 0,375 0,108 0,082 0,194 0,010 0,622 0,014 0,059 0,006 2,06 100 1,329 0,032 0,258 0,929 — 2,867 0,056*) 0,059 — 2,10 100 2,049 2,501 10,330 1,676 — 12,768 0,318 0,050 1,087 14,60 100 — — 29,050 0,070 — 20,370 — — — 3,86 100 i 32,560 46,510 *)I ncl. Eis enoxyd.? Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 119 Im Jahre 1860/61, Phos- Schwe- Scheffel Ausgeführt oder Kali. Na- tron. Kalk. Mag- nesia. Eisen- oxyd. phor- fel- Kiesel- säure. Chlor. Stick- stoff. durch Centner säure. Säure. etc. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd Pfd. Pfii. Pfd. Pfd. Pfd Pfd. Weizen . . . 1 .765 Seh. 361,8 69,6 39,0 143,0 6,9 521,0 5,4 32,9 6,1 1495,9 Eoggen . . . 105 „ 39,4 11,3 8,6 20,4 1,1 63,3 1,5 6,2 0,6 173,3 Gerste . . . ! 2 » 0,6 0,1 0,1 0,3 — 0,9 — 0,7 — 2,1 Erhsen . . . ,121 „ 84,2 1,5 1G,6 20,6 2,1 90,9 10,3 2,3 6,1 382,4 Leiusamen . . i31 „ 26,5 0,2 10,2 10,2 0,2 41,2 — — 0,1 92,1 Rübsen . . . 549 „ 337,1 8,2 254,2 199,3 29,1 678,0 9,9 20,3 1,1 1756,8 Kartoffeln . . 221 , 135,7 1,5 4,2 9,5 1,3 34,0 10,0 4,0 2,9 87,1 Kühe .... 9Stck. 6,9 2,0 112,3 3,2 0,4 89,8 0,5 0,3 1,8 167,4 Kälber . . . 17 „ 1,9 0,7 32,8 0,9 0,1 26,8 0,1 0,1 0,5 40,8 Schafe . . . 131 „ 9,8 3,4 162,0 3,5 0,5 134,4 0,7 0,4 2,9 275,1 Schweine . . . 7 „ 2,1 0,4 12,6 0,7 0,1 12,7 0,1 — 0,2 34,3 Ferkel . . . , 60 „ 4,3 1,1 30,1 1,6 0,2 29,4 0,1 0,1 0,5 59,4 Müch .... 19000 Qu. 90,0 25,8 52,3 5,7 1,0 87,0 3,5 0,3 43,3 216,0 Wolle. . . . 22 Ctr. 0,4 1,3 13,4 0,3 4,3 0,7 1,9 3,2 — 258,7 Summe der Ausfuhr 1100,7 127,1 749,4 419,2 46,3 1811,1 ) 44,0 70,8 66,1 5031,4 Eingeführt durch Gerste . . . 90 Seh. 25,7 1,5 4,2 9,5 1,3 39,0 1,3 33,7 0,5 92,7 Haler. . . . 528 „ 110,4 19,0 25,9 55,0 5,8 159,5 9,5 358,0 2,6 443,5 Erbsen . . . 3 „ 2,6 — 0,4 0,5 0,1 2,3 0,3 0,1 0,2 9,5 Bohnen . . . 3 „ 3,3 0,7 0,5 0,7 — 2,8 0,2 — 0,1 12,6 Wicken . . . 55 , 27,9 12,5 5,7 7,1 0,8 34,3 5,8 1,0 2,3 204,1 Eothkleesamen . 10 Ctr. 11,6 0,2 1,5 3,8 0,5 10,6 2,1 0,6 0,4 [96,8 Weissklee- » . 6 „ 6,8 0,1 1,3 2,1 0,3 6,4 0,9 0,4 0,3 Oelkuchen . . 367 , 453,2 8,4 178,4 305,0 9,2 676,4 33,4 270,5 7,9 1655,2 Fittennehl . . 25 , 9,4 2,7 2,1 4,8 0,3 15,6 0,4 1,5 0,2 51,5 Kleie .... 90 V 119,6 2,9 23,2 83,6 — 268,0 5,0 5,3 — 189,6 Kiochenmehl . 20 „ — — 581,0 1;4 — 407,4 — — — 77,0 Pemguano . . 70 , 143,4 175,1 723,1 117,3 — 893,8 22,3 3,5 76,1 915,0 Gips .... 4 r, — — 130,2 — — — 186,0 — — — Kühe .... 12Stck. 9,2 2,6 149,7 4,3 0,6 119,7 0,6 0,4 2,4 223,3 Schafe . . . 20 „ 1,5 0,5 24,8 0,5 0,1 20,5 0,1 0,1 0,4 42,0 Summe der Einfuhi- 1 924,6 226,2 1852,0 595,6 19,0 2416,3 265,9 677,1 93,4 4011,9 Mehr ein- als aus- geführt . . . — 99,1 1103,6 176,4 — 605.2 221,9 606,3 27,.'i — Me'ar aus- als ein- geführt . . . 176,1 — ~ 27,3 1 1019,5 Durch 7500 Centner Wiesenheu eingeführt: 11130,0 5070 8362,5 4035,0 855,0 5452,5 2482,5 18232,5 4642,5 11926,0 Da^ Ackerland ist somit 1 bereicher t um . 10963,9 5169,1 9466,1 4211,4 827,7 6067,7 18454,4 8088,8 4669,8 10905,5 120 Cfaemische und physis che Eigenschaften des Dodens. Im Jahre 1861/62. Ausgeführt Scheffel oder Kali. Na- Kalk. Mag- 1 Eisen- Phos- i phor- 3chwe-' ^. , r. 1 Kiesel- Chlor. Stick- durch Centner tron. nesia. 1 oxyd. säure. säure. ! saure. stoff. etc. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. ' Pfd. Pfd Pfd. Weizen . . . 777 Seh. 367,5 70,7 39,6 145,3 7,0 529,2 5,4 33,4 6,2 1468,5 Roggen . . . 514 „ 192,8 55,5 42,1 96,1 6,1 319,7 7,2 30,3 3,1 848,1 Gerste . . . 318 , 90,6 20,7 11,8 41,0 4,8 137,7 5,4 118,9 2,9 327,6 Hafer .... 1 , 0,2 — — 0,1 — 0,3 — 0,7 — 0,8 Erbsen . . . 93 , 80,1 1,1 12,7 15,8 1,6 69,8 7,9 1,8 4,7 293,9 Leinsamen . . 5 » 4,3 0,3 1,6 1,6 0,3 6,6 — 14,9 Rübsen . . . 593 „ 364,1 8,9 274,6 215,5 31,4 732,4 10,7 21,9 1,2 1837,6 Kartoffehi . . 309 „ 189,7 2,2 5,9 13,3 1,9 47,7 13,9 5,6 4,0 121,7 Kühe .... ISStck 13,7 3,9 224,6 6,5 0,8 179,5 0,9 0,6 3,6 334,8 Kälber . . . 16 „ 1,8 0,6 30,9 0,9 0,1 25,3 0,1 0,1 0,5 38,4 Schafe . . . 62 , 7,7 he 76,7 1,7 0,2 63,6 0,3 0,2 1,4 130,2 Schweine . . . 32 „ 9,4 2,0 57,4 3,1 0,4 58,0 0,3 0,1 0,7 156,8 Ferkel . . . 72 „ 5,1 1,3 36,1 1,9 0,3 35,3 0,1 0,1 0,6 71,3 Milch .... 25000Qu. 118,5 34,0 68,8 7,5 1,3 115,8 4,6 0,4 57,0 301,9 Wolle .... 25,67Ct. 0,41 1,48 15,7 0,3 6,1 0,8 2,2 3,8 — 350,0 Summe der Ausfuhr 1442,9 204,3 398,4 550,2 61,3 2321,7 59,0 217,9 85,9 6356,4 Eingeführt durch Roggen . . . 4 Seh. 1,5 0,4 0,3 0,8 — 2,5 0,1 0,2 — 6,6 Gerste. . . . 100 „ 28,5 6,5 3,7 12,9 1,5 43,4 1,7 37,4 0,9 103,0 Hafer .... 1370, 286,3 49,3 67,1 142,5 15,1 413,7 24,7 928,9 6,9 1164,5 Erbsen . . . 10 m 8,6 0,1 1,4 1,7 0,2 7,5 0,9 0,2 0,5 31,« Wicken . . . 174 , 88,2 39,7 17,9 22,4 2,4 108,6 18,8 3,1 7,1 645,i Kartoffeln . . 4 , 2,5 — 0,1 0,2 0,6 0,2 0,1 0,1 1,8 Rothkleesamen . 4 Ctr. 4,6 0,1 0,6 1,5 0,2 4,3 0,8 0,2 0,2 l 60.5 Weisskleesamen 6 „ 6,8 0,1 1,3 2 0,3 6,4 0,9 0,-4 0,3 Oelkuchen . . 229 „ 282,8 5,3 111,3 190,3 5,7 422,0 20,8 168,8 3,7 1032,8 Futtermehl . . 43 „ 16,1 4,6 3,5 8,3 0,4 26,7 0,6 2,5 0,3 8J,6 Guano . . . 90 „ 184,4 225,1 929,7 150,8 — 1149,7 28,6 4,5 97,8 1305,0 Knochenmehl . 42 y, — — 1220,1 2,9 — 855,4 — — ~ 1«1,7 Gips .... 96 , — — 3125,8 — — — 4465,0 — — — Kühe .... estck 4,6 1,3 74,9 2,2 0,3 59,8 0,3 0,2 1,2 111,6 Schafe . . . 136 y, 10,2 3,5 169,2 3,7 0,5 139,5 0,7 0,4 3,0 285,6 Schweine . . . 3 n 0,9 0,2 5,4 0,3 — 5,4 — — 0,1 14,7 Ferkel . . . 2 , 0,1 1,0 0,1 — 1,0 — — — 2,0 Summe der Einfuhr 906,1 336,2 5735,3 542,7 26,6 3246,4 4543,6 1146,9 122,1 5116,3 Mehr ein- als aus- j geführt . . . — 191,9 4836,9 — — 924,7 4484,6 929,0 — — Mehr aus- als ein- geführt . . . 536,8 — — 7,7 34,7 — — — 33,8 1341,1 Durch 9157 Ctr. Heu eingeführt . 13590,8 6190,0 10210,0 4926,5 1043,9 6657,1 3031,0 22260,7 5668,2 1(559,0 Das Ackerland ist so- mit bereich ert um 13054,0 6321,9 15046,9 4918,8 1009,2 i 7581,8 7515,6 23189,7 5634,4 1M17,9 Cbemiscbe und physische Eigenschaften des Bodens. Im Jahre 1 862/63. 121 Ausgeführt 1 1 Scheffel oder Kali. Na- Kalk. Mag- Eisen- Phos- phor- Schwe- fel- Kiesel- Chlor. Stick- durch Centner tron. nesia. oxyd. Säure. Säure. Säure. stoff. etc. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Weizen . . . 237 Seh. 112,1 21,6 12,1 44,3 2,1 161,6 1,7 10,2 1,9 447,9 Roggen . 447 „ 167,6 48,3 36,7 86,8 4,5 278,0 6,3 26,4 2,7 737,6 Gerste 225 „ 64,1 14,6 8,3 29,0 3,4 97,4 3,8 84,1 2,0 231,8 Hafer . . 8 n 1)7 0,3 0,4 0,8 0,1 2,4 0,1 5,4 — 6,8 Erbsen . 5 „ 4,3 0,2 0,7 0,9 0,1 3,8 0,4 0,1 0,8 15,8 Bohnen . 1 » 1,1 0,2 0,2 0,2 0,9 0,1 — — 4,2 Rübsen . . 541 „ 332,2 8,1 250,5 196,4 28,7 668,1 9,7 20,0 1,1 1731,2 Kartoffeln 23 y, 14,1 0,2 0,4 1,0 0,1 3,5 1,0 0,4 0,3 4,1 Kühe . . 23Stck. 17,5 5,0 286,9 8,3 1,1 229,4 1,2 0,8 4,6 427,8 Kälber . 26 , 2,9 1,0 50,2 1,4 0,2 41,1 0,2 0,1 0,8 62,4 Schafe . 438 r, 32,9 11,3 541,8 11,8 1,8 449,4 2,2 1,3 9,6 919,8 Schweine . 12 „ 3,5 0,7 21,5 1,2 0,1 21,7 0,1 0,3 58,8 Ferkel. . 58 , 4,1 1,0 29,1 1,5 0,2 28,4 0,1 0,1 0,5 30,7 Milch . . 30000 Qu. 142,1 40,7 82,5 9,0 1,2 138,9 5,5 0,4 68,3 298,4 WoUe . . 25,37 et j 0,4 1,5 15,5 0,3 6,1 0,8 2,2 3,7 — 420,0 Summe de r Ausfuhr 900,6 154,6 1336,8 392,9 49,7 2125,4 34,6 153,0 92,4 5402,3 Eingeführt durch 1 Weizen . . . 7 Seh. 3,3 0,6 0,4 1,3 0,1 4,8 0,1 0,3 0,1 13,2 Roggen . i 2 " 0,8 0,2 0,2 0,4 — 1,2 — 0,1 — 3,3 Hafer . . 1145, 239,3 41,2 56,1 119,1 12,6 345,8 20,6 776,3 5,7 973,3 Wicken . 30 r, 15,2 6,8 3,1 3,9 0,4 18,7 3,2 0,5 1,2 111,3 Runkehl . 210 Ctr. 85,7 37,4 14,9 6,3 2,1 13,9 8,6 6,7 28,1 ^2'o Rothkleesamen 7 , 8,1 0,2 1,1 2,7 0,4 7,4 0,4 1,5 0,3 1 48,4 Weiss- » » 1 » 1,1 0,2 0,4 1,1 0,2 — Kleie .... 5 , 6,6 0,2 1,5 4,6 — 14,3 0,3 0,3 — 10,5 Kühe .... 1 , 0,8 0,2 12,5 0,4 — 10,0 — — 0,2 18,6 Kälber . Summe de 1 « 0,1 — 1,9 — — 1,6 — — 1,0 r Einfuhr 361,0 86,8 111,7 139,1 15,6 418,8 33,2 785,9 35,6 1221,6 Mehr ein- als aus- geführt . . . — — — — — — — 632,4 — — Mehr aus- als ein- gefühi Durch 5000 rt . . . 539,6 67,8 122 6,1 153,8 34,1 1706,6 1,4 56,8 4199,7 Ctr. Heu einge: Das Ackerla ührt . . 7420,0 3380,0 5575,0 2690,0 570,0 3635,0 1655,0 12155,0 3095,0 7950,0 nd ist so- 1 mit her jicht rt um 1 6880,4 3312,2 4349,9 2636,2 535,9 1928,2 1653,6 12787,9 303P,2 3750,3 122 Cfiemiscbe und physische Eigenschaften des Bodens. im Wiesenheu Kali. Phosphor- säure. Eldena . . 0,65 0,27 Poppeisdorf 0,64 0,14 Waldau . 9,33 2,52 Proskau 1,26 0,55 Weende 1,70 0,86 Schlanstedt 0,63 0,84 Nedlitz . . 0,47 0,14 in gekauften Futter- stoffen u. Saatfrüchten Kali. Phosphor- sänre. 0,63 0,91 2,02 1,20 0,54 0,42 0,51 0,33 0,13 0,18 0,66 1,12 6,75 1,88 Hiernach stellt sich heraus, dass iu keiner der obigen Wirthschaften mehr an Pflanzennährstoffen ausgeführt worden ist, als Ersatz dafür geleistet wurde; es gilt dies für alle Pflanzenuährstoffe. Bei dem Mehr der Einfuhr sind die verschiedenen Stoffe, Avelche man in Wirthschaften einzuführen pflegt, sehr verschieden betheiligt. Das ist in nachstehender Tabelle übersichtlich gemacht, in welcher die Mengen von Kali und Phosphorsäure, welche auf ein Theil Kali und Phosphorsäure in der Ausfuhr, durch die Einfuhr ersetzt werden, berechnet sind und zwar in der Weise, dass die verschiedenen Einfuhrposten getrennt gehalten sind. Zum Vergleich sind einige Ein - und Ausfuhr - Be- rechnungen anderer Wirthschaften hinzugefügt. Auf 1 Thl. ausgeführten Kali's und Phosphorsäure wurden eingeführt: im Kaufdünger im Ganzea ^ ,. Phosphor- „ ,. Phosphor- säure. ■ säure, 0,08 0,25 1,36 1,43 0,05 0,39 2,71 1,73 0,09 0,53 9,96 3,47 0,56 1,32 2,33 2,20 — 0,12 1,83 1,16 0,12 1,15 1,41 3,11 1,02 2,99 8,24 5,01 Diese Zahlen bedürfen keines langen Commentars. In den einzelnen Wirth- schaften wird der Ersatz in sehr verschiedener Weise geleistet, bald tritt der eine, bald der andere der Paktoren mehr in den Vordergrund. Für Weende und Waldau liegt der Schwerpunkt des Ersatzes in dem Wiesenheu ; in Pop- pelsdorf sind es die zugekauften Futterstoffe, welche dem Boden die entzo- genen Stoffe wiedererstatten. In Eldena betheiligen sich Wiesenheu und zu- gekaufte Füttermittel gleichmässig an dem Ersätze, am wenigsten für das Kali. Die Nedlitzer Wirthschaft enthält ihren hauptsächlichen Ersatz durch gekaufte Futter- und Düngemittel; die Schlanstedter für das Kali durch das Wiesenheu, für die Phosphorsäure durch all« drei Faktoren. Jedenfalls gewähren derartige Berechnungen einen belehrenden Einblick in den Haushalt der betreffenden Wirthschaften , und in ihrer Gesammtheit in den Haushalt der heutigen Landwirthschaft Sicher ist jedem Grundbesitzer zu empfehlen, sich in dieser Weise Rechenschaft über Einnahme und Ausgabe seiner Felder zu verschaffen imd nöthigenfalls daniach Modificationen in der Bewirthschaftungsweise eintreten zu lassen. Zugleich ist da, wo sich ergiebt, dass die Ausgabe der Felder in erster Linie durch die Ernte der Wiesen gedeckt wird, das Rechnungsresultat eine dringende Mahnung, den Wiesen diejenige Pflege angedeihen zu lassen, welche ihnen selbst (und somit den Feldern) dauernde Fruchtbarkeit sichert. Bei Ausfülirung solcher Rechnungen erscheint es übrigens höchst nothwendig, 1. für Wiesenheu nicht die durchschnitthche Zusammensetzung desselben nach Wolff's Tabelle, sondern eine eigens für diesen Zweck ausgeführte Aschenanalyse des auf dem betreffenden Gute in einem normalen Jahre gewachsenen Heu's zu Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 123 Grunde zu legen; 2. nicht ein Wirthschaftsjahr, sondern möglichst viele, wenig- stens zehn , in Betracht zu ziehen. Wie wichtig es ist , die Analyse des eigenen Heu's der Berechnung zu Grunde zu legen, ergiebt sich aus der Betrachtung der obigen Beispiele. Heiden berechnete die Einfuhr für Waldau aus Heuanalysen, die wahr- scheinlich für das Waldauer Heu gelten ; hätte derselbe Wolff' s Tabelle zu Grunde gelegt, so würden ganz andere Zahlen erhalten worden sein, wie folgt: Die Einfuhr durch Wiesenheu betrug fürs Jahr nach Heiden's Analyse : nach Wolff's Tabelle: 18^0/61 KO IGaOlPO, 11130 12825 S362 5452 5775 3075 lSGl/62 KO I CaO 13590 10210 15658 7050 PO5 6657 3754 1862/63 PO, KO iCaO 7420 5575 8550 3850 G35 2050 Differenz circa KO 32140 37033 in 3 Jahren CaO jPOj 24147 15744 Pf. 16675 8879 » + + 7000 7000 Pf. 5000 Schliesslich mögen noch folgende Aufsätze und Arbeiten kurz erwälint werden, deren Mittheilung uns der enge Raum des Berichts verbietet: Ueber die Rolle der Veränderungen des unorganischen Festen im grossen Maassstabe in der Natur, von A. Boue. i) Ueber die Rolle, die das salpetrigsaurc Ammoniak in der Natur spielt, von A. Fröhde. 2) Die Schöpfungen des Regenwassers in und auf der Erdrinde, von F. Senft. 3) Die Bildimg des Humus und seine Beziehung zur Fruchtbarkeit der Kultur- böden. 4) Ueber die Entstehung des Humus und dessen Bedeutung für den Ackerbau, von Z. von Lingethal. 5) Ueber den Humus, von Hlasiwetz. «) Der Boden der Sologne und der Landes in Frankreich. 7) Die Ursachen der Entstehung und Veränderung des Bodens. 8) The Geological Origin of the Present Scenery of Scotland. 9) Ueber die Mitwirkung des salpetersauren Ammoniaks bei der Verwitterung der Gesteine, von A. Fröhde. lO) Ueber Mergelneubildung, von E. Schwarz. 11) 1) Sitzungsberichte der Wiener Akad. d. Wissensch, Math. Naturw. Abth. Bd LVII. Abth. I. S. 8. 2) Agronomische Ztg. 1868. S. 145. 3) Ausland » » 865. 4) Der Landwirth. 1869. No. 48. s) Ztschr. des Landw. Ccntralv. f. d. Prov. Sachsen. 1868. S. 288. 6) Wien. Landw. Ztg. 1869. S. 45- 7) Chemisch. Ackersmann XV. 1869. S. 193. 8) Hannov. Land- u. forstw. Vereinsblatt, Hildesheim. 1868. S. 229. 9) Joum. of Agric. Edinburg. 1868. Ö. 208. 10) Meckl. Landw. Annalen. 1868. S. 175. 11) Land- und forstw. Ztg. der Prov. Preuss. 1869. No. 52. 124 Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. Die Ackererden und ihr Untergrund, von 0. Sucker. 12) Ueber die Constitution der Silikate, von Rammeisberg. 13) lieber den Basalt und Hydrotachylit von Rossdorf bei Darrastadt, von Th. Petersen. 1*) Feuchtigkeitsgehalt von gelockertem und nicht gelockertem Boden. ^5) Des proprietes physiques des terres arables, par Herve Mangon. I6) Die Bodenverhältnisse des Amtsbezirks Homburg v. d. Höhe, von Fr. Rolle, i^) Raubbon im Grossen, von K. Stammer. is) Beziehungen einiger physikalischen Bodeneigenschaften zur Pflanzenproduktion, von W. Cohu.19) Die Begründung der landwirthschaftlichen Bodenkunde durch die heutige Geo- gnosie, von 0. Vossler. 20) Geologische Ergebnisse der Sperenberger Bohrarbeiten, von Lindig. 21) Bestimmung der Mischungsverhältnisse an Sand, Humus und Thon in den verschiedenen Erden, von Schneider. 22) Zusammensetzung des eisenhaltigen Sandes von Forges-les-Bains und der Ursprung des meisten Sandes, von E. Baudrimont. 23) Gehalt verschiedener Bodenarten an Kalk, Schwefelsäure und Chlor, von J. Nessler.24) Untersuchung der Nullabergart, von Igelström. 25) Zur Frage der Erschöpfung der Bodenkraft. 26) Rückblick. "Wir eröffnen den ersten Abschnitt unseres Jahresberichts, »Bodenbildung«, mit einer Mittheilung von L. Vincent über die Entstehung der Moore und Brüche, die uns mitten hineinführt in das "Werden und Wachsen des Bodens und uns das allmählige Entstehen dieser jüngsten Alluvialgebilde deuthch vor Augen führt. Der Verf. stützt seine Mittheilung auf eigene zahreiche Beobachtungen. Wir ent- nehmen derselben Folgendes: Der Haidehumus ist die einzige Form des Humus- bodens, der ohne Mitwirkung von Wasser entsteht; er ist vorzugsweise das Produkt 12) Schles. Landw. Ztg. 1869. No. 52. 13) Berichte der Deutschen ehem. Gesellsch. Bd. I. S. 216. 1868. 14) Journal f. prakt. Chem. 1869. Bd. IOC S. 73. 15) Land- u. forstw. Ztg. f. d. Prov. Preuss. 1868. S. 1. 16) Compt. rend. 18G9. t. 69. S. 1078 17) Nass. Land- u forstw. Wochenbl. 1869. No. 32. 18) Annal. d. Landw. Wochenbl. 1869. S. 274. 19) Landw. Centralbl. 1869. I. S. 143. 20) j) » 1869. I. S. 109. 21) » » 1868. n. S. 453. 22) Annal. d. Landw. in Preuss. 1868. Bd. 52. S. 343. 23) Compt. rend. 1868. t. 66. p. 819. 2*) Bad. Landw. Wochenbl. 1868. S. 189. 26) Journ. f. prakt. Chemie. 1868. Bd. 105. S. .300. 36) Landw. Ztsch. f. d. Pr. Sachsen. 1868. S. 202. Cbemiäche und physische Eigenschaften des Bodens. IZb armer, abei* trockener miil warmer Böden. Durch Mitwirkung von Wasser und recht eigentlich durch das Wasser entstehen eine grosse Reihe von Bildungen, die sämmtlich aus dem organischen Reiche der Natur und vorzugsweise aus der Pflanzen- welt diu-ch Zersetzung und Verwesung hervorgehen. Der Verf. unterscheidet: I.Bil- dungen bei überlaufendem Tagewasser (Flüsse und Bäche). Unter Betheiligung von angeschwemmtem Mineralboden, den die Flüsse und Bäche liefern und bei reichhchem Zutritt von Luft (bei durchlässigem Boden der Ufer) sehen wir nament- lich in den breiteren unteren Flussthälern und Flussniederungen die für den Acker- bau hochwichtigen humusreichen Aue- und Marschböden (»milder Humus«) entstehen. Fehlen jedoch in solchen Lokahtäten wegen allzuhäufigem Uebertreten des Wassers und zu geringer Durchlässigkeit des Bodens die Bedingungen einer raschen Zersetzung der abgestorbeneu organischen Reste , so bilden sich anfänglich feuchte Wiesen, die alhnählig aufwachsen und den Grund zu späteren Torfbildungen legen. Mit dem Aufwachsen und Erhöhen des Bodens entstehen die Grünlandsmoore mit homogenem dunklem Humus, in dessen tieferen Schichten Processe auf anorgani- schem Gebiete und mit anorganischem Materiale vor sich gehen, deren Produkte sich im Raseneisenstein, in der Blaueisenerde , in dem Kalksinter zeigen. 2. Bildungen in stehendem Wasser, die bei guten Bodenverhältnissen den vorigen ziemhch gleichen, dagegen nimmt bei magerem Boden die Vegetation einen anderen Charakter an, das Wasser wird durch aufgelöste Himiusstoffe dunkelbraun und in ihm und auf ihm wächst alljähi'lich eine reichliche Vegetation von Algen, Torfmoosen, die mit ihrem Absterben der Träger einer neuen gleichen Vegetation wird und sich allmählig zuTorfmooren ausbil- det. Charakteristisch für die mannigfachen Formen des durch stehendes Wasser gebil- deten Humusbodens ist seine horizontale Oberfläche. 3. Bildungen durch Grundwasser, die den ens^ähnten ähnlich und wie diese je nach der Bodenbeschaffenheit bald frucht- baren Wiesengrund, bald moosige sauere Bräche geben und zwar nach der Regel: je ärmer der Boden und je höher darin das Grundwasser steht desto ärmer ist die Vegetation und desto mehr Moos findet sich darunter. Endlich 4. Bildungen durch Quellen, welche zu hügelförmigen Humusanhäufungen führen, deren Grösse und Form von dem Alter derselben und von der Stärke und Oertlichkeit der hervor- springenden Quelle abhängig sind und die bei grosser Ausdehnung die Hochmoore entstehen lassen. Charakteristisch für diese Bildungen ist es, dass sie in der Mitte immer höher sind, als an den Rändern. — Verwandte Bildungen beschreibt v. Witt- genstein in dem folgenden Artikel: »Die Rheinwarden«, das sind die durch Rheinüberschwemmungen abgesetzten Lehm-, Sand- und Kiesablagerungen, die mehr oder weniger mit einander gemischt oder über einander gelagert den Boden für Weidenkulturen abgeben. — Emil Wolff untersuchte festen compakten Buntsand- stein und den aus darüber lagerndem plattenf örmigem, thonigerem Sandstein durch Verwitterung hervorgegangenen Boden. Im Verlaufe desVerwitterungsprocesses findet eine Abnahme des Eisenoxydes, welches weder als Hydrat, noch als Silikat , sondern im freien Zustande vorhanden ist, statt. Das Kali geht in einen leichter löslichen Zustand über, so dass das Kali des aus dem Untergrunde hervorgegangenen Ober- gnmds in grösserer Menge löslich ist, als das des Untergrunds. Der Thon des Buntsandsteines befindet sich, mit Liassandstein verglichen, in einem weniger auf- geschlossenen, das Kali vemiuthlich in einem den Pflanzen schwerer zugänglichen Zustande, mit fortschreitender Verwitterung wird jedoch das Verhältniss ein gün- stigeres. Die absolute Menge und die Löslichkeit der Phosphorsäure ist in der Ackerkrume beträchtlich grösser, als im Untergrund; dasselbe zeigt sich für Kalk l«b Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. und Magnesia: Die Kultur hat hiernach keine Erschöpfung, sondern eine Berei- cherung der Ackerkrume herbeigeführt. Den Schhissfolgeruugen des Vei-f. entneh- men wir ferner, dass der Verwitterungsboden der oberen plattonförmigen Ablage- rungen des Buntsandsteines zwar in physikalischer und mechanischer Hinsicht für die Erzieluug hoher Erträge kein Hüideruiss darbietet, dass aber der Boden ver- hältnissmässig aim ist an sofort oder in nächster Zeit verwendbaren Pflanzennähr- stoffen und daher, um hohe Erträge zu liefern , viel Dünger beansprucht , auch die Anwendimg von concentrirten Düngemitteln, von Kalk und Phosphorsäure reichlich lohnen mochte. Der feste Buntsandstein, welchen Verf. untersuchte, wird einen sehr leichten Ackei'boden bilden, der eine nur geringe natürliche Fruchtbarkeit zu entwickeln vermag. — lieber die Entstehung des Löss in dem Main- und Rheinthal spricht sich F. Sandberger dahin aus, dass derselbe der Schlammabsatz aus den Hochfluthen dieser Ströme sei, bekanntlich sind Fallou und Bennigsen- Förder an- derer Ansicht; siehe letz. Ber. Derselbe theilt einige Analj'sen von Löss mit, die von W. W i c k e , K j e r u 1 f und A.Bischof herrühren. — W. J. P a 1 m e r beschreibt die Bildung des Salpeters in dem Nordwesten Ostindiens. Das Material zur Sal- petersäure liefert der Urin der zahh-eichen Einwohner, die Base zunächst der Kalk des Untergrundes, dann das Kali der Kuhmist -Asche. Nur in bewohnten Gegenden, nur wo der kalkhaltige »Kunkur« im Untergrunde lagert und nur da wo das Niveau der natürlichen Gewässer 20 — 40 Fuss unter der Bodenoberfläche steht, bildet und findet sich reichlich Salpeter. — Ueber die Entstehung der Salpeterlager in Peru (des Chilisalpeters) haben Thiercelin und C. No ellner Untersuch imgen augestellt und Ansichten ausgesprochen. Ersterer glaubt den Natronsalpeter Peru's aus Guano- ablagerimgen, Kalkstein und Kochsalz entstanden, nur da wo er diese zusammentraf oder wo sich diese wahi-scheinlicherweise zusammengefunden hatten, hat Verf. Salpeterlager angetroffen. Letzerer dagegen glaubt — und wir möchten dies für die wahrscheinlichste Bildungsweise halten — dass die Salpeter Peru's den stickstoff- haltigen Jodsammlern, den Seetangen, ihi'en Ursprung verdanken. Er fragt mit Recht, wo der phosphorsaure Kalk des Guano's geblieben sei, der zur Salpeterbildung gedient haben soU ; derselbe müsste wegen seiner Schwerlöslichkeit in der Nähe der Bildungsstätte lagern. — A. Houzeau untersuchte Erden von Tantah in Aegypten und wies durch vei'gleichende Analyse die Bildung von Salpetersäure darin nach, zu welcher der Urin von Menschen und Vieh den Stoft' lieferten. — Derselbe untersuchte ferner Schlamm des Nils und Wasser dieses Flusses. In Ersterem fand er so wenig Stickstoff", dass er daraus die Armuth des auf solchem gewachsenen Kornes an Kleber erklärte. — Die Schlammengen, welche der Var, die Mame und die Seine mit sich führen, ennittelte H. Mangon; den Schlamm der homioverschen Flüsse Leine, Rhume, Innerste Weser und Aller untersuchte W. Wicke. Die Ermittelung des Ersteien führen uns vor Augen, wieviel und zrwar was für unglaublich grosse Massen Bodens durch die Flüsse dem Festlande entfülu't werden. Wicken s Analysen zeigen die Qualität solchen Schlammes und mahnen diese Schlammmasseu für den Ackerbau und Wiesenbau nutzbar zu machen. — G. Tschermak theilte die Analyse eines Labradorit's von E. Ludwig zur Unterstützung seiner Theorie mit, nach welcher die kalk- und natronhaltigeu Feldspathe Gemische von Amorthit und Albit sind. — G. von Rath analysirte den Laacher Sanidin, C. Oudemans jun. 2 Labradorite. — Th. Petersen wies in verschiedenen Gesteinen einen Gehalt von Apatit (also Phosphorsäure) nach, der beim Dolorit vom Meissner imd Basalt von Rossdorf nahezu 3 Proc. = l ' 4 Proc. Phosphorsäm-e betrug. — R. Ho ff manu Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. 127 untersuchte das Lager eines Calcit's, der zum Theil und zwar von unten her dolo- mitisirt worden war — K. Haushofe r theilte aberaials die Analyse eines glokonit- haltigen Mergels mit, die den Kalireichthum (3 Proc.) dieser Mergel darthut. — Femer theilten wir mehrere Mergelanalysen von Ritthausen und W. Wicke mit und Analysen von Phosphorsäure haltigen Materialien von Church, Kostyt- schef und Marggraf. In dem zweiten Abschnitte dieses Kapitels theilten wir zunächst eine Unter-- suchimg von G. Doebrich über die von Erdbestandtheilen absorbirten Gase mit. Im Anschluss an die Untersuchungen von E. Bhuntritt und E. Reichardt, über die von trocknen Körpern absorbirten und verdichteten Gase, die im Jahrgange 1866 veröffentlicht wurden, sind von dem Verf. die in den Bodenarten hauptsächUch vor- kommenden Bestaudtheile, sowie verschiedene Erden selbst auf die von ihnen aus der atmosphärischen Luft aufgenommenen Gase untersucht worden, um den mög- licherweise statthabenden Zusammenhang der in dieser Richtung vorhandenen Ab- sorptionsfähigkeit der Erden mit ilirer Fruchtbarkeit zu erkennen. Den Versuchen lässt sich Folgendes entnehmen : die Bodenbestandtheile besitzen ein grosses Absorp- tionsvermögen für Kohlensäure, ein besonders grosses das Eisenoxydhydrat, dann folgen Thonerdehydrat und Humus. Die neben der Kohlensäure absorbirten Gase, Sauerstoff und Stickstoff, werden in einem Verhältniss absorbirt, das nahezu dem der atmosphärischen Luft entspricht. Die Körper geben die absorbirte Kohlensäure leicht wieder ab, in Folge dessen befähigen sie die Bodenfeuchtigkeit andere Boden- bestandtheile zu lösen. Die Bodenarten enthalten alle absorbirte Gase, in denen die Kohlensäure ein wesentlicher Bestandtheil ist. Das Absorptionsvermögen steht bei den Sandböden mit dem Gehalt an Eisenoxydhydrat im Zusammeuliang. Die Ver- suche berechtigen zu der Annahme, dass Eisenoxydhydrat nicht mehr als unwesent- lich für die Ernährung der Pflanzen anzusehen ist; es spielt eine vermittelnde Rolle, indem es Kohlensäure absorbirt und an die Bodenfeuchtigkeit wieder abgiebt. — Jac. Breitenlohn er setzte seine Versuche über die Faktoren, welche auf den Feuchtigkeitsgehalt der Böden Einfluss haben, fort. Namentlich von Einfiuss sind die Neigung des Bodens und dessen Vennögen Wasser verdimsten zu lassen. Von den untersuchten Böden reihen sich nach diesem Vermögen aneinander : Qua- dermergel. Pläner Löss, Basalt, Phonolith. Bezüglich des Einflusses verschiedener Kulturpflanzen fand der Verf. im Wesentlichen die früheren Resultate bestätigt. — Ueber die Mengenverhältnisse des in verschiedenen Tiefen des Bodens eindringenden Regenwassers stellte Fr. Pf äff interessante Beobachtungen an. Sie zeigen, von welchem wesentlichen Einflüsse die Vertheilung des Regens der Zeit nach und die Verdunstung des Wassers aus dem Boden auf die Feuchterhaltung des Bodens in seinen oberen Schichten ist. Für die landwirthschaftUche Praxis enthalten die Beob- achtungen die Lehre, dass die Oberfläche eines Bodens um so schwieriger vöUig austrocknet, je tiefer der Boden gelockert ist; denn duixh die Tieflockerung ist das capillarische und dampfförmige Aufsteigen des Wassers des Untergrundes ermöglicht, welches sich namentlich des Nachts in der Oberkrume absetzt und verdichtet. Die Versuche bringen daher einen Vortheil des Tiefpflügens ans Licht. — J. Ne ssler stellte Versuche zur Beantwortung der Frage an, ob die Feuchtigkeit des Bodens vorzugsweise von der Oberfläche aus, oder auch in erheblicher Menge direkt durch Dampfbildung aus tieferen Schichten verdunstet. Er fand den ersten Theil der i rage bestätigt, denn gut gelockerter Boden, in dessen Zwischenräumen die Dampf- bildung bedeutend begünstigt wurde, verdunstete auf gleiche Oberfläche bezogen 128 Chemische und physische Eigenschaften de« Bodens. nur ein Drittel soviel Wasser, als fest eingedrückter Boden. Diese Versuche lehren, wie die vorigen, dass das Lockern der Erde den Wasserverlust derselben vermindert, — Ueber die Menge des durch einen Boden verdunstenden Wassers stellte Eug. Rissler Beobachtungen an, indem er die Menge des gefallenen Regens und die Menge des durch die Drains ablaufenden Wassers ermittelte; die Differenz bezeichnet er als durch den Boden verdunstet. — J. Hanamann veröffentüchte ausführliche Ana- lysen von 1 1 böhmischen Bodenarten. — v. G i s e , W. Fleischmann und G. H i r z e 1 analysirten die Böden der Versuchsfelder Seifenmoos und Rothenfels, welche zur West -Allgäuer-AliDen- Versuchsstation gehören. — P, Latschinow untersuchte Tschernosem geringerer Qualität. Die drei Erden zeigen aber trotzdem einen be- deutenden Gehalt an Kali, Kalk, Phosphorsäure und Hmnus. — Von E. Heiden liegen 3 Arbeiten vor, in welchen das chemische Verhalten des Gipses, des Bitter- salzes und des Kochsalzes gegen den Boden und seine Bestandtheile studirt wiirde. Nach diesen Untersuchungen ergiebt sich, wie schon mehrfach erklärt worden ist, dass der Gips im Boden Umsetzungen hervorruft, in Folge deren wichtige Pflanzen- nährstoöe, wie Kali, Magnesia, Ammoniak löslich werden. Es muss aber betont werden, dass — wenn der Gips diese günstige das Pflauzenwachsthum imterstützende Wir- kung hervorbringen soll — die genannten Stoffe in reichlicher Menge enthalten muss, dass der Gips daher vornehmlich nur auf wirklich fruchtbaren Böden wirkt, deren Bodenkapital er in Umsatz bringt. Die Wirkimg des Bittersalzes ist eine der des Gipses ganz ähnliche, sie erstreckt sich aber auch auf die Phosphorsäure, die Kiesel- erde imd den Humus des Bodens. Auch die Wirkung des Kochsalzes beruht auf gleichen Vorgängen ; die Umsetzung, welche es hervorbringt, richtet sich aber haupt- sächlich auf die akalischen Erden. — Hier reihen sich Versuche von A. B e y e r an, über Einwirkimg von Salzlösungen auf die Bodenbestandtheile, sowohl hinsichtlich der Absorption , als des lösenden Einflusses. In ersterer Beziehung kam der Verf. zu dem interessanten Resultate, dass die Absorption für Kali dieselbe bleibt bei Anwendung verschiedener absoluter Mengen des Kalisalzes, wenn nur die gleich- werthige Konzentration durch aequivalente Mengen von Natronsalz in der Lösung hergestellt ist. In letzterer Beziehung bestätigte der Verf. die von Anderen (Dietrich, Peters, Frank, Heiden) gefundenen Verhältnisse. — Ueber die Absorption der Erden liegen Versuche von Pochwissnew, von Hussakowsky u. Knop, von R. Bieder- mann und von R. War rington jun. vor. Ersterer operirte mit Lösungen einzelner Salze, so wie mit Lösungen von Salzgemischen. Bei den Versuchen mit einfachen Salzlösungen erhielt er frühere Resultate bestätigende Ergebnisse ; was namentlich die Versuche mit Kaliverbindungen betrifft, so bestätigen sie im Wesentlichen die bekannten Ergebnisse, welche E. Peters vor längerem erhielt. Verf. fand femer, dass die Absorption der Erden allein von deren thonigen Feinerden abhängig ist, dass also die gi-öberen Gemengtheile ohne Einfluss sind. Wir möchten bezweifeln, dass dieses Verhältniss bei allen Böden statt hat, möchten im Gegentheü von vorn- herein für Verwitterungsböden ein gegentheiliges Verhalten vermuthen. Bei An- wendung von Lösungen mehrerer Salze kam der Verf. zu dem Nachweis, dass die einzelnen in dieser Mischimg enthaltenen Basen und Säuren sich zur Ackererde ebenso verhalten, wie sie für sich allein angewendet sich gegen Erden verhalten. Hussakowsky und Knop operirten mit einem Salzgemisch, welches die haupt- sächlichsten Pflanzennährstoffe enthielt; die Versuche bieten in der Hauptsache nichts Neues. Die oben erwähnte, von A. Beyer hervorgehobene Erscheinung bezüglich dos Verhaltens eines Salzgemisches von Kali- und Natronsalzen dürfte Chemische und physische Eigenschaften des Bodens. i'Zu in der älteren Beobaclitung von Knop eine Bestätigung finden, nach welcher die Natronsalze den Eintritt des Kali's in die Erde zu erleichtern scheinen. Viel- leicht spielen die Natronverbindungen in dieser Richtung eine nicht luiwichtige Rolle. Femer stellten die Verf. fest, dass die Absorptionserscheinuugen sich nicht ändern, wenn ein imd derselbe Boden durch ein indifferentes Material verdünnt wird. Biedermann verfuhr mit einer grossen Anzahl Böden wie die Vorigen mit der- selben Nährstoffinischung. Seine weitläufigen Versuche bestätigen im Wesentlichen die Resultate der vorigen Versuche. Wir entnehmen denselben aber noch, dass die Absorption von Kalk, Magnesia und Kali durch Behandeln der Mischung von Erde und Salzlösung in der Kochhitze nicht wesentlich modificirt wurde, dass da- gegen die Absorption der Phosphorsäure mit der Höhe der Temperatur zunimmt, so dass ein Boden, der bei niederer Temperatur gar kein Absorptionsvermögen für Phosphorsäure zeigt, diese bei mittlerer Temperatur zeigen und beim Kochen in hohem Maasse Phosphorsäure absorbiren kann. Bei Anwendung verschiedener Bodenmengen auf em und dasselbe Quantum Salzlösung zeigte sich für Kali eine ziemlich regellose Absorption (jedenfalls niu" scheinbar) dagegen wächst die Phos- phorsäureabsorption für die meisten der Erden fast genau proportional der ange- wandten Bodenmengen. Einen Zusammenhang der Absorption mit dem Gehalte der Böden au Eisenoxydhydrat und Thonerdehydi-at , oder mit dem an Humus konnten der Verf. nicht entdecken. Die W arr in gtou' sehen Absorptionsversuche beziehen sich auf das Verhalten von Thonerde- und Eisenoxydhydrat und bieten nichts Neues; sie bestätigen die bedeutende Absorptionsfähigkeit dieser Körper imd bestätigen, dass die des Eisenoxyds grösser ist als die des Thonerdehydrats. — Cl. Treutier stellte Versuche an, das von Boden absorbirte Kali durch An- wendung von verschiedenen Stoffen wieder in Auflösung zu bringen. Wir entnehmen denselben Folgendes: Lässt man Boden aus Chlorkalium Kali absorbii-en, so wird diese Absorption vennindert und die Auflöslichkeit des Kali's in der Bodenflüssig- keit vermehrt durch eine Düngung mit Knochenmehl, Humusboden, Mist, Jauche, Superphosphat , kohlensaurem Ammoniak, Bittersalz, Gips, dagegen nicht durch Kochsalz und Chüisalpeter. Letztere Salze wirken aber wie die anderen angewen- deten Substanzen, wenn statt Chlorkalium schwefelsaures Kali das Kali lieferte. Besonders wirksam erwies sich eine sehr reichhche Düngung des Bodens mit KJiochenmehl. — W. Schütze stellte den Zusammenhang zwischen der praktisch ermittelten Ertragsfähigkeit von Waldböden mit deren Gehalt an Phosphorsäure fest, wonach der letztere parallel läuft mit den Ertragsklassen. — Welchen nach- theiligen Einfluss die Waldstreu -Entnahme für den Boden hat, wies H. Krutzsch nach, indem er geschonten und derart nicht geschonten Waldboden einer ver- gleichenden Untersuchung unterwarf. — K. Hausho,fer stellte den zersetzen- den Einfluss des Wassers auf Granit, Alf. Cossa den gleichen Einfluss auf andere Silikate fest, indem sie beide nachwiesen, dass durch Behandlung dieser Silikate mit Wasser mineralische Stoffe löslich werden. 0. Kenngott bestä- tigte die zersetzende Wirkung des Wassers auf Silikate und andere Gesteine, indem er fast durchgängig eine alkalische Reaktion derselben bei Einwirktmg von Wasser feststellte. — üeber den Quarzgehalt schwedischer Thone und Sande hat A. Müller eine Untersuchung angestellt. — Derselbe Verf. hatte früher für die schwedischen Thone einen hohen Kaligehalt ermittelt, nicht minder an Kali reich erwiesen sich Sande Schwedens, die Verf. durch 0. Nylander analysiren Hess. — Alf. Cossa lieferte noch eine Untersuchung über die Lüslichkeit des 9 130 Chemische and phyaisetae Eigenschaften des Bodens. kohlensauren Kalks in seinen verschiedenen Aggregatzuständen in kohlensäure- haltigem Wasser, wobei sich beträchtliche Verschiedenheiten in der Löslichkeit des Kalkcarbonats ergaben. — Zum Schluss brachten wir wieder Berechnungen über die Mineralstoff- und Stickstoff- Aus- und Einfuhr für die Ackerfelder bei verschiedenen Gütern, von welchen besonders die des seit circa 30 Jahren nur mit käuflichen Düngemitteln bewii'thschafteten Gutes Wingendorf, sowie die Be- rechnungen der akademischen Güter Eldeua, Poppeisdorf und Waldau Interesse erwecken. Von Wichtigkeit ist der Nachweis, auf welche Weise die Deficits der Böden an Kali und Phosphorsäure gedeckt werden. Literatur. Die Statik des Landbaues von Dr. Gustav Drechsler. Göttingen 1869. Deuer- hch'sche Buchhandlung. Beiträge zur Bodenuntersuchimg von Dr. Alb. Orth. Berlin 1868 bei Calvary & Co. Karte, Darstellung eines idealen Erddurchschnitts von Wilh. Neidig; Heidelberg bei Karl Winter. Die Gegend von Buckow und das Diluvium von Seh lagen t in. Jahresbericht der Stralauer höheren Bürgerschule zu Berlin für das Jahr 1867/68. Bodenkarte des Erd oder Schwemm imd des Felslandes der Umgegend von Halle in 4 Blättern, von Rudolf von Bennigsen-Förder. Theoretisch - praktische Ackerbauchemie nach dem heutigen Standpunkte der Wissen- schaft imd Erfahrung, für die Praxis fasslich dargestellt von Dr. Robert Hoffmann. 2te Auflage, Prag 1869, bei Karl Reichenecker. Ueber das Vorkommen von phosphorsaurem Kalk in der Lahn- und Dillgegend von C. A. Stein, (Beilage zu Band 16 der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen in dem preussischen Staate, mit 5 Tafeln. Berlin 1868.) Der Boden imd die landwirthschaftlichen Verhältnisse des preussischen Staates. Nach amtlichen Quellen dargestellt von Aug. Meitzen. Berlin 1868 bei Wiegandt und Hempel. Grundsätze für die Aufnahme und Darstellung von landwirthschaftlichen Boden- karten. Von Dr. Jos. R. Lorenz. Mit 3 Karten in Farbendruck. Wien, bei Carl Gerold's Sohn. 1868. Die Luft, (Meteor. — Wasser.) Referent: Th. Dietrich. Ueber den Kohlensäure-Gehalt der Stallluft und den Luft- Kohien- wechsel in Stallungen; von H. Schultze, referirt von M. Märcker.*) Säuregehalt Unter den Ausscheidungsstoffen der thierischen Haut und Lunge sind geringe ^^f^ Mengen flüchtiger organischer Substanzen, welche in erster Linie die Luft zum Athmen untauglich macheu. Ihre Bestimmung würde den richtigsten Massstab für die Beschaffenheit der Luft bewohnter Eäume abgeben; bei dem Mangel einer Methode zu ihrer quantitativen Bestimmung ist man jedoch genöthigt, auf die Bestimmung eines anderen Ausscheidungsstoffes, der Kohlen- säure, zurückzugehen. Der Gehalt an Kohlensäure ist insofern ein richtiger Massstab für die Beschaffenheit der Luft, als die organischen Stoffe der Kohlensäure annähernd proportional vom Körper ausgeschieden werden und der normale Gehalt der reinen, freien Luft daran nur ein zwischen sehr engen Grenzen schwankender ist. Die vorliegende Untersuchung der Stallluft unter den verschiedensten Ver- hältnissen **) erstreckte und beschränkte sich ebenfalls auf die Bestimmung der Kohlensäure, die nach Pettenkofer's Methode geschah. Die Methode ist kurz folgende: Mittelst eines Handblasebalgs, dessen Ventilöffnung in einem Kautschuk- rohre endigt, saugt man die Luft und bläst sie in eine Flasche von bekanntem Eauminhalt. In die solcherweise mit der zu untersuchenden Luft gefüllte Flasche lässt mau zur Absorption der Kohlensäure 50 CC. eines Barytwassers von bekanntem Gehalte einfliessen und ermittelt nach 1 — 2 Stunden den durch Kohlensäure nicht gesättigten Baryt durch Titriren mit Oxalsäure. Bei sämmt- lichen Bestimmungen wurde die Luft 3—4 Fuss über dem Fussboden zur Untersuchung entnommen und Flaschen von 3 — 4 Litern Inhalt verwendet. *) Joum. f. Landw. 1869. S. 224. ♦•) Wir geben diese überaus wichtige Untersuchimg in möglichster Ausführ- lichkeit wieder. 9* 132 Die Lutt. Bei der nachfolgenden Mittheilung der Bestimmungen der Kohlensäure (nach Anwendungen der Reductionen auf 0° Temperatur und 760 Millimeter Baro- meterstand) sind die Resultate aufgeführt in pro mille auf das Volumen bezogen. Die Untersuchungen erstreckten sich auf folgende Eäumlichkeiteu : 1. Kuhstall des Klostergutes Weende. 2\'2 Fuss dicke massive Wände aus Kalkbruchsteinen. Von West, Süd und Ost durch umliegende hohe Gebäude gegen den direkten Anprall des Windes geschützt. Kubikinhalt 84672 Kubikfuss, 55 Stück Grossvieh, pro Stück 1539 Kubikfuss. Die Ventilation wird lediglich durch Thür- und Fensteröffnungen geregelt. Die Proben zur Untersuchung wurden in den Seitengäugen bei a und c, im Mittelgange bei b entnommen. Die Vertheilung des Vieh's in dem Stalle ist keine gleichmässige ; von den 6 zur Aufnahme der Kühe be- stimmten Reihen sind auf der Seite von a nur 2, auf der Seite von c aber 3 mit Vieh besetzt. Der Mittelgang b stösst an beiden Enden auf grosse Thore, Resultate Tabelle 1. 2. Grosser Pferdestall des Klostergutes Weende. Wände wie bei 1, Be- stand: 20 Stück Arbeitspferde. Kubikraum des Stalles = 29232 Kubik- fuss, pro Kopf = 1462. Der Stall stösst nördlich an einen Vorraum mit einer Thür ins Freie, südlich an eine Knechtekammer und ist mit bei- den Räumen durch Thüren verbunden. Ausser Thüren und Fenster sind 2 nach dem Boden führende Löcher vorhanden. Die Luft zur Unter- suchung wurde dem Mittelgange entnommen, zu dessen beiden Seiten die Pferde mit den Köpfen der Wand zugekehrt standen. Resultate Tabelle 2. 3. Kleiner Pferdestall auf dem Klostergute Weende. Stösst nach West, Süd und Ost auf den Hof, ist gegen Nord mit Gebäuden verbunden. Wände wie oben 1 u. 2. Ventilation durch Thüren und Fenster. Bestand: 7 Kutsch- und Reitpferde. Kubikraum = 12184 Kubikfuss; pro Kopf = 1741 Kubikfuss. Resultate Tabelle 3. 4. Schweinestall auf dem Klostergute Weende, Stösst südlich an ein Ge- bäude, sonst freiliegend. Wände wie oben. Kubikinhalt 29200 Kubik- fuss; pro Kopf Grosvieh*) = 3893 Kubikfuss. Luft zur Untersuchung aus der Mitte der Futterdiele entnommen. Resultate Tabelle 4. 5. Schafstall daselbst. Grenzt an keine Baulichkeiten, grenzt mit der Westseite an einen Garten, übrigens an den Hof. Ueber jedem Fenster *) Die Bestände der Schaf- und Schweineställe sind zum Vergleich auf Gross- vieh von circa 1000 Pfd. Lebendgewicht berechnet und als gleichwerthig augesehen : G Schweine = 1^ Stück Grossvieh; 2 halbjährige Schweine = 1 ausgewachsenes; 25 Ferkel = 2 ausgewachsene; 17 Schafe = 2 Stück Grossvieh; 3 Jährlinge = 2 Schafe; 3 Lämmer = i Schafe. Die Lnft. 133 (22) ist eine Luftklappe von 1 Fuss Höhe und 4 Fuss Breite angebracht. Wände wie oben. Kubikinhalt = 180000 Kubikfuss; pro Stück Grossvieh = 3333; 54 Stück Grossvieh. Die Luft wurde 2 Stellen, a und b des Stalles entnommen. Resultate Tabelle 5. Pferdestall des Brennereibesitzers Wunderlich zu Weende. Liegt gegen Osten frei gegen die Strasse, gegen West angrenzend an eine Miststätte, übrigens an Gebäude, die ihn überragen. Wände massiv. Decke aus Bretterlagen mit Gipsguss. Kubikraum 10608 Kubikfuss; pro Kopf Grossvieh 1061 Kubikfuss. Luft darin ammoniakalisch , jedoch konnten bei Anwendung von 6 Liter Luft noch keine bestimmbaren Mengen von Ammoniak nachgewiesen werden. Resultate Tabelle 6. Stall des Güntge zu Weende. Li Ost und West frei, gegen Nord und Süd an Gebäude grenzend. Die Ventilation wurde begünstigt durch einen nach dem Boden führenden Futterschlauch, durch 2 Klappen von 1 Fuss Höhe und 3 Fuss Breite, die jedoch während des Winters ver- stopft waren. Mauern 2V2 Fuss stark aus Kalkbruchsteinen. Kubik- inhalt 7781 , pro Stück Grossvieh 707 Kubikfuss. Bestand: Rindvieh und Pferde. Resultate Tabelle 7. Stall des Hasenbalg zu Weende. Kann nur direkt vom Südwest- und Südost -Wind getroffen werden. Dünne Lehmwände. Ventilation wird begünstigt durch eine stets offene und durch den Keller mit dem Hof communicirende Kellerluke und durch einen vom Futterboden herunter- führenden Futterschlauch. Kubikinhalt = 7140 Kubikfuss, pro Stück Grossvieh 680 Kubikfuss. Bestand : Pferde, Kühe und Schweine. Resul- tate Tabelle 8. Kuhstall des Wunderlich zu Weende, Nach 2 Seiten frei. Die Ventilation wird begünstigt durch 4 Dunstfänge, bestehend aus trichterförmigen Zink- röhren, die mit dem engeren Theil auf dem Dache ausmünden, unten 8-10 Quadratfuss grosse, oben 8'/« Zoll weite Oeffnungen haben; ferner durch ein vom Futterboden herabführendes Rohr und durch 5 kleine Lücken durchs Mauerwerk unter der Decke. Wände: Kalksteinmauer, innen verputzt. Kubikinhalt 32832 Kubikfuss: pro Kopf 781 Kubikfuss. Die Luft wurde an 2 Stellen (a Gang zwischen 2 Reihen Vieh, b an der westlichen Wand , hinter der 3ten Reihe) 4 Fuss hoch vom Boden entnommen. Resultate Tabelle 9. JC% 134 Die Lnft. Luft aus dem Kuhstalle des Klostergutes Weende. Tabelle 1. Gehalt der Stall- Temperatur Tem- 1-- Datum. 1866. Tages- zeit. luft au Kohlen- säure pro mille. a. b. c. Mit- der Stallluft. ° Geis. 1 Mit- peratur der äusse- ren Luft. II 11 Wind. Beschaffen- heit der Stall- luft. links. Mitte, rechts, tel. a. b. <=• 1 tel. 1 ^.5 Febr. 22 4 U. Morg. 4,04 4,31 5,71 4,68 17,0 15,5 18,5 17,0 - 7 758 _ sehr dunstig, i) tl-12U.Mitt 2,65 2,94 4,98 3,52 16 14,5 18,5 16,5 - 0,5 756 ffindslill dunstig, 2) 4 U. Nehm. 2,32 2,57 3,61 2,83 16,5 14,5 18 16,5 - 0,5 753 SW.l dunstig. 3) .) 23 4U. Morg. 2,66 2,76 4,40 3,27 18 15 19 17,3 ± 0 750 SW.l sehr dunstig, i) n-12U.Mitt. 1,88 1,65 2,48 2,00 16,5 14 17 16,0 + 4,5 751 SW.2 gute Luft. 5) 4U. Nehm, 2,21 1,50 2,31 2,01 17 14 18 16,5 + 2,5 748 SW.3 genügend gut. 6) 8-9U.Abd. 2,42 2,53 3,22 2,72 17 15 17,5 16,5 + 2,5 745 windiälill -') » 24 4^ U.Morg. 2,43 3,57 5,05 4,35 18 16,5 19,5 18,0 + 2,5 746 SW.l machte keinen dun- stigen Eindruck. 8) 12U. Mitt. 2,04 1,58 2,17 1,93 16,5 13,5 16,5 15,5 -F5,5 746 SW.l gute Luft. 9) 4U. Nehm. 2,76 2,85 4,22 3,28 18 15,5 18,5 17,5 + 4,5 746 ninilslill etwas dunstig. 10) 8-9U.Abd. 1,68 1,'^2 2,2:' 1,84 16 12,5 16,5 15 + 1 746 SW.2 gut. 11) » 25 4U Morg. 1,34 1,35 1,70 1,47 15 12,5 15 14 +- 0 747 SW.2 sehr gut. 12) Sept. 12 2^ ü Nehm. 0,68 0,74 0,82 0,75 18 16,5 18 17,5 +15,5 749 SW.2 _13) 8^U Abds. 0,92 0,84 1,39 1,05 18 15,5 18,5 17,5 +13 749 SW.l-^2 » 13 4^ U.Morg. 0,72 0,65 1,26 0,87 16,5 13,5 17,5 16,0 +11 749 SW.l _14) liU. Mitt. 8U. Abds. 0,69 0,50 0,99 0,73 18 17,5 19 18 +19 749 SW.2 -15) 0,95 0,68 2,17 1,27 19 15 19,5 18 +12,5 749 S.1 _ie5 y> 14 4^11. Morg. 0,85 0,62 1,12 0,86 18 14,5 18,5 17 +12,5 749 S.lTorh. windstill. _17) 1) Alles geschlosssen , starker Beschlag an Thüren und Fenstern. 2) » » vorher ausgemistet. 3) Mittelthür von 2 Uhr ab offen. ■*) Alles geschlossen, ziemlich starker Beschlag. 5) Von 8 Uhr ab 4 Fensterklappen nach Westen geöffnet, ebenso Thtir, vor- her ausgemistet. 6) Ventilation wie Mittags. Nur Mittags das grosse Thor V/, Stunde offen. Nur 3 Fensterklappen offen. 7) Thür von 4— 7V2 Uhr bald offen, bald zu. 3 Klappen offen auf der Westseite. 8) Drei Klappen auf der Westseite die Nacht über offen. Vor der Fütterung die Thür kurze Zeit offen. Kein Beschlag. 9) Thür von 5 Uhr an, Klappen der Westseite von 7 Uhr au, Vormittags das Thor V2 Stunde offen. 10) Klappen der Westseite offen. Thür von 1 Uhr an zu. 11) Kurz vor der Bestimmung heftiger Wind. Klappen der Westseite offen. 12) Ausser auf der Westseite, mehrere gegenüberliegende Klappen geöffiiet. 13) Grosses Thor nach Osten ganz offen, von dem nach Westen belegenen der obere Theil 2 Klappen der Ost-, 4 der West-, 2 der Nordseite geöffnet, 14) Ventilation wie vorher. 15) » » » lö) » » » nur 1 Klappe weniger auf. 17) » » » Die Laft. 135 Lnft aus dem grossen Pferdestalle des Klostergutes Weende. Tabelle 2. Datum 1866. Tageszeit. Gehalt der Stall luft an Kohlen- säure pro mille. Tempe- '^^'^Pf 1 ratur der, .. Wind- 1 „^ ,,, „ äusseren meter- Stallluft. 1 , , richtung. | j Luft. stand. »Cels. 1 "Gels. Beschaffen- heit der Stall- kift. März 23 » 24 « 25 » 26 Sept. 8 )^ 9 B 10 6U. Abends 4U. Morg. 12i U. Mitt. 5} U. Abds. öl U. Morg. If U. Mitt. " Abds. Morg. Mitt. Abds. Morg. 5U. 2t U. UU. 5U. 12iU. Mtit. 8|U. Abds. 3f U. Morg. 0,€0 2,19 1,93 0,54 2,45 1,99 2,74 2,85 0,51 2,33 2,06 1,87 1,31 2,13 +10° 13 15 13 14 14 15 15 20 20 21,5 22 21 20 +2° 0 6 5,5 4,5 8,5 6 2 23 17,5 15 22,5 14,5 10 753 744 744 735 738 741 746 758 745 747 748 748 749 749 SO. 1 SO. 3 S.3 SO. 2 SOlyrb.windsl N. 1 W.lvrhWind N. 1-2 S. 1 S.l sehr gut. i) stark ammon. 2) _3) -^) etwas ammon. 5) » » 6) stark » 7) » » 8) _9) -10) -") _12) -13) 1) Thüren geschlossen. 3 Fensterklappen offen. 1 Futterloch offen. 2) Desgleichen. 3) Desgleichen, Pferde von 6—11 Uhr fort. Thür 8 Uhr ^ Stunde offen. *) Desgleichen, Pferde seit 1 Uhr fort. 5) Fenster beschlagen. 6) Alle Pferde im Stalle. Ventilation wie sonst, dazu noch das 2. Futter- loch offen. 7) Alle Pferde im Stall; Ventilation wie fi'üher. Fenster im Knechtezimmer geöffnet. 8) Alle Pferde im StaU; Ventilation wie früher. 9) Pferde bis auf 1 seit 1 Uhr nicht im Stall. Ventilation: Auf Ostseite 1, auf Westseite 2 Fensterklappen , ferner Eingangsthür, Fenster im Knechtezimmer und die nach dem ßoden führenden Schläuche offen. 10) Ventilation wie vorher. Sämmtliche Pferde seit 7 Uhr im Stall. 11) Eingangsthür zu, sonst Ventilation wie vorher. Alle Pferde im Stall. 12) Desgleichen. 13) Desgleichen. u) Desgleichen. 136 Die Luft. Luft ans dem kleinen Pferdestalle des Klostergutes Weende. Tabelle 3, Datum 1866. Tageszeit. Gehalt der Luft an Koh- lensäure pro mille. Tempe- ratur der Stallluft. " Gels. Tempe- ratur der äusseren Luft. " Gels. Ba- rometer- stand. Wind- richtung. Beschaffen- heit der Stall- luft. März 23 6^ U. Abds. 1,77 13 2 753 SO.l -1) » 24 4^U. Morg. 1,18 11,5 0 744 so. 3 etwas ammon. 2) 1 U. Mitt. 1,03 12,5 6 744 S.3 _3) 6 U. Abds. 1,81 11,5 — 735 SO. 2 -^) » 25 5i U. Morg. 1\ U. Mitt. 3,00 14 4,5 738 SO.l _5) 1,75 14,5 8,5 741 N.l -p 5| U. Abds. 1,80 15 6 746 W.l » 26 4| U. Morg. 2,77 15 2 758 N. 1-2 — SV Sept. 8 1 ü. Mitt. 1,11 21,5 23 745 S.l _ 9) 8U. Abds. 1,00 20,5 17,5 747 S.l -10) » 9 4| ü. Morg. 2,45 22 15 748 — „11) 12 ü. Mitt. 1,12 21 22,5 748 — -12) 9i U. Abds. 1,77 21 14,5 749 — -13) » 10 4jü. Morg. 1,65 20 10 749 ~ _U) 1) Fenster geschlossen. Pferde den Tag über fortgewesen. 2) Alles geschlossen. Pferde die Nacht über anwesend. 3) Fenster geschlossen. Thür abwechsehid offen und zu. 3 Pferde den Morgen fort. 4) Ventilation wie vorher. Nachmittag 3 Pferde anwesend, 8) Pferde anwesend. Fenster und Thür geschlossen. 6) Seit 12V2 Uhr Pferde fort, Schwache Ventüation. 7) 3 Pferde einige Zeit fort. Schwache Ventilation. 8) Alles geschlossen. Alle Pferde anwesend. 9) 2 Pferde von 9—11 Uhr fort. Thür und darüber befindliche Fenster den ganzen Tag offen. 10) Ventilation wie vorher. 2 Pferde seit 1 Stunde fort. 11) Seit 9V2 Uhr des gestrigen Abend Alles geschlossen mit Ausnahme 1 Fensters. Seit 8 Uhr Abends alle Pferde anwesend. 12) Alle Pferde anwesend. Thür den ganzen Morgen offen. 13) Thür zu. Fenster darüber seit 8 Uhr offen. Alle Pferde anwesend. 14) Wie Abends vorher. 137 Luft aus dem Schweinestalle des Klostergutes Weende. Tabelle 4. Datum Tageszeit. Gehalt der StaU- luft an Tempe- ratur der Tempe. ratur der äusseren Ba- rometer- Wind- Beschaffen- heit der Stall- 1866. pro miUe, StalUuft. " Cels. Luft. 0 Cels. stand. richtung. luft. März 23 6iUlirAbds. 1,37 6,5 2 753 SO. 1 normal, i) » 24 4J U. Morg. 0,71 7,5 0 744 so. 3 » 2) • l-2fU. Mitt. 0,96 10,5 6 744 S.3 » 3) 6i U. Abd. 0,94 10,5 5,5 735 SO. 2 » 4) » 25 6 U. Morg. 1,69 11,5 4,5 738 SO. 1 Beschlag an den Fenstern. 5) 2 U. Mitt. 0,93 12 8,5 741 N. 1 normal. 6) 5| ü. Abd. 1,65 12,5 6 746 W.l » ') » 26 4t U. Morg. 1,52 12,5 2 758 N. 1—2. X, 8) Sept. 8 2k U Mitt. 0,69 20,5 23 745 S. 1 )) 9) 8^ U. Abd. 0,90 19,5 17,5 747 S. Ivorh.O. » 10) » 9 5iU. Morg. 0,60 I.SO 15,0 748 0. » 11) » 12) 9 U. Abd. 0,71 17,0 14,5 749 0. » 10 4 ü. Morg. 0,60 15,0 10,0 749 0. » 13) 1) Thüre geöffnet gewesen; sonst Alles zu. 2) Alles geschlossen. Wind auf den Stall. Schneesturm mit Regen. 3) Alles geschlossen. Schneesturm mit Regen. *) Wie den 23. früh. Schneestunn hatte im Laufe des Nachmittags aufgehört. 5) Alles geschlossen. 6) Seit 9 Uhr die obere Hälfte einer Thür, sowie das ihr zunächst befindliche und gegenüberliegende Fenster geöffaet. 7) Wieder AUes geschlossen. 8) Alles geschlossen. 9) Von 6i Uhr Morgens bis 6^ Uhr Abends vordere Mittelthüre, 2 Fenster nach dem Hofe , 2 nach dem Garten und 1 nach Morgen belegenes Fenster offen. 10) Fenster wie Mittags. Thür nur obere Hälfte offen. 11) Ventilation wie Abend vorher. 12) Ventilation wie vorher. 13) Desgleichen. 138 Die Lnft. Luft aus dem Schafstall des Klostergutes Weende. Tabelle 5.*) Datum 1866. Tageszeit, Gehalt der Stau- luft an COj pro miUe. Tempe- ratar der StaHluft. " Cels. Tempe- ; i ratur deri Ba- äusseren ! rometer- ! Luft. " Cels. stand. Wind- richtang. ! Beschaffeu- iheit der Stall- i luft. April 7 8 9 10 6 U. Abd. il U. Morg. 12 U. Mitt. Ik U. Abd. 4| ü. Morg. •6i ü. Abd. 4i U, Morg. 12 ü. Morg. 2,01 2,17 1,24 1,71 2,76 1,01 1,11 0,83 12,7 15,2 13,8 14,5 17 12,5 12,8 11,5 4,5 4 7,5 7,5 6,5 8 5 5,5 744 744 746 746 746 746 729 735 SW.l— 2 SW. 1 Rpgen W. 2 Regen W. 2 W. 1 W. 2 fiegeo W.3 W.3 -1) -2) -3) -4) -5) -8) *) Wir geben hier nur die MittelzaMen. 1) Tag über Alles offen. Thore Abends 7 Uhr regelmässig geschlossen. 2) Fenster offen. Thore geschlossen. 3) Fenster und Thore offen. 4) Seit 6 Uhr alle Thore zu. Fenster offen. 5) Alle Thore zu. Fenster offen. Verhältnissmässig dunstig. 6) Tag über Alles offen. 7) Fenster offen, Thore geschlossen seit Abends 6^ Uhr. 8) Seit dem Morgen nur das südliche Thor offen. Fenster offen. Luft aus dem Pferdestall des Wunderlich zu Weende. Tabelle 6. Datum 1866. März 2 » 3 » 4 » 5 Tageszeit. Gehalt der Stall- luft an CO, pro mille. Tempe- Tempe , ratur der ratur deri .. n. ... j,^ äussere Stallluft. ^ ^ Luft. ' Cels. ' Cels. 8 ü. Abd. 4,71 4 ü. Morg. 5,94 12i U. Mitt. 2,87 7^ ü. Abd. 3,23 4j U. Morg. 7,26 7^ U. Abd. 5,44 4^ U. Morg. 5,15 24 U. Mitt. 0,96 13,5 15,0 12,5 13,0 14,5 14,5 15,5 10,5 0,5 0,0 1,0 —0,5 -4,0 0,0 1,0 Ba- rometer- stand. 741 741 743 742 743 743 743 743 Wind- richtung. W. 1 W. 1—2 N.2 0.2 SO. 2 SO. 1 N. 1 N. 1 Beschaffen- heit der Stall- luft. stark aBmoaiak. i) » » 2) ammoniak. S) -4) |sebr stark anm. ^) stark amiDoiijak. 6) I PeDttraoter inimoiiiak- i Gtrocb. ') I viel besser als gewöhnlich 8) 1) Alles ZU, Pferde seit 5^ Uhr anwesend. 2) Alles zu, starker Beschlag an Thür und Decke. 3) Alles ZU, Pferde fort von 6—11 Uhr. *) Alles ZU, 4 Pferde von 1—6 Uhr fort, 4 den ganzen Nachmittag im Stalle. 5) Alles ZU. Starker Beschlag an Thür und Wänden. 6) Alles zu. Pferde den ganzen Tag im Stall. ') Alles zu. Starker Beschlag. 8) Alle Pferde seit 1^ Uhr fort. Thüre offen. Die Luft. 139 Luft aus dem geraiseliteu Stalle des pp. Güutge zu Weende. Tabelle 7. Datum 1866. Tageszeit. Gehalt der Luft an Koh- lensäure pro mUIe. Tempe- ratur der Stallluft. ° Geis. Tempe- ratur der Ba- äusseren rometer- Luit. I stand. ° Gels. Wind- richtung. Beschaffen- heit der Stall- luft. März 2 » 3 7— SU.Abd. 4^U. Morg. 12tU. Mitt. 7 ü. Abd. 4 U. Morg. 7 U. Abd. 4| U. Morg. 2| U. Mitt. 3,ß0 3,29 1,91 2,02 2,53 3,.53 3,03 1,19 15,0 13,5 11,0 11,0 12,0 12,5 13,0 11,0 0,5 741 0,0 741 1,5 743 -0,5 742 -4,0 743 743 0,0 — 1,0 — W. 1 W.l— 2 N. 2 0.2 SO. 2 SO. 1 N. 1 N. 1 rein, i) iiiiaDgen.Aniin.-rierncb.2) ziemlich gut. 3) gut. 4) Ammoniak-Ger. "') Ammoniak-Ger. ) ziemlich gut. 8) 1) Alles zu seit 7 Uhr, bis dahin Thür ab und zu geöffnet. Pferde seit 7 Uhr im Stall. 2) Alles zu. Der "Wind steht auf den Stall. Alle Thiere anwesend. 3) Beide Fensterklappen seit 7 Uhr offen. Thüre zuweilen kurze Zeit offen. Pferde von 6 — 10 Uhr abwesend. 4) Wie vorher. Thüre ^ Stimde offen. Pferde von 1 — 6 Uhr abwesend. 5) Seit 8 Uhr Abends Alles geschlossen. Alle Thiere anwesend. 6) Alles geschlossen. Fensterklappen 12 Std. geöffnet gewesen. Thiere anwesend. 7) Alles geschlossen. 8) Alles geschlossen,bis auf 2 Klappen, die seit 8 Uhr offen. Pferde seit 1 Uhr fort. Luft aus dem gemischten Stalle des pp. Hasenbalg zu Weende. Tabelle 8. Datum 1866. Tageszeit. Gehalt der Luft an Koh- lensäure pro mille. Tempe- ratur der Stallluft. " Gels. Tempe- ratur der äusseren Luft. » Gels. Ba- rometer- stand. Wind- richtung. Beschaffen- heit der Stall- luft. März 2 8J U. Abd. 3,07 13,5 0,5 741 W.l gut. 1) » 3 4j U. Morg. 2,41 14,0 0,0 741 w.l— 2 etwas dunstig. 2) 12 U. Mitt. 1,46 11,5 1,0 743 N. 2 ziemHch gut. 3) li U. Abd. 2,23 12,0 —0,5 742 0.2 -^) » 4 5 U. Morg. 2,29 13,0 -4,0 743 SO. 2 _5) 8 U. Abd. 2,24 13,5 743 SO.l -6) » .0 5 U. Morg. 2,27 14,5 0,0 743 N. 1 -') If U. Mitt. 1,27 10,5 1,0 743 N 1 sehr gut. «) » s lOj U. Morg. 1,45 12,5 6,0 739 SW.2 ziemlich gut. 9) 1 U. Mitt. 1,42 14,0 — 739 SW.2 _10) 3^U. Nachm. 2,32 14,5 — 739 SW.2 zieml. dunstig.ii) 5 iU. Nachm. 2,03 13,0 5,0 739 SW.2 z;:i 95 ü. Abd. 2,96 15,5 1.0 739 0. » 9 6i ü. Abd. 1,91 11,5 1,0 748 — -14) 1) Seit 7 Uhr Alles zu. Pferde seit 5^ Uhi- anwesend. 2) Alles geschlossen. 3) Thür nach dem Haus offen, nach dem Hofbald auf bald zu. Pferde da seit 10 J Uhr. 4) Alles geschlossen. Pferde seit 5^ Uhr da. ä) Alles geschlossen seit dem vorigen Abend. 6) Wie gewöhnlich. 7) Alles geschlossen. 140 Die Luft 8) Thüre nach dem Haus offen. Pferde bereits fort. 9) Pferde seit 6 Uhr fort. Thür nach dem Hof fast den ganzen Morgen offen. 10) Pferde seit 12^ Uhr da. Thür nach dem Hof seit 10 Uhr zu. 11) Letztere fast immer zu gewesen. Beschlag an den Fenstern. Pferde fort. 12) Thür nach dem Hof offen. Pferde noch nicht da. 13) Seit 7 Uhr Thür nach dem Hofe zu. Pferde seit 6.^ Uhr da. 14) Thür nach dem Hofe eüiige Zeit vorher ca. ^St. offen gewesen. Pferde abwesend. Luft aus dem Kuhstall des Wunderlich. Tabelle 9.*) Datum 1868/69. Tageszeit. Gehalt Tempe- der Luft Tempe- ratur der Baro- an ratur der Kohlen. StaUluft. äusseren meter- säure Luft. stand. pro miUe. "Gels. ° Gels. Wind- I richtang. { Beschaffen- heit der StaU- luft. Decbr. 14 15 16 22 Jan. 11 31 U. Morg. 1 1 U. Mitt. 5^U. Abd. 3 U. Morg. 2 U. » 4U. » 6U. » 2U.10M.Mrg. 3 U. Morg. 4U. » 5 U. » 6U. » lU.l.öM.Mrg. 1U.53M. 2U.23M. 3U.23M. 4U23M. 3,03 17,5 1,5 750 0. 2,04 16,0 3,5 750 0. 2,54 17,0 3,5 748 SW. 1 3,30 18,5 3,0 747 SW.l_2 3,37 20,7 6,0 745 SW.l_2 1,95 18,5 5,5 743 SW. 2 1,91 17,8 5,5 742 SW.2 4,95 22,0 3,5 734 0. 4,51 22,0 3,5 734 0. 3,96 20,0 4,5 734 0. 5,38 22,0 5,0 734 0. 4,75 21,5 5,5 734 0. 5,72 20,5 -2,5 745 0. 4,78 20,5 -2,5 — 0. 4,58 19,5 -2,5 0. 4,36 20,0 -3,0 0. 3,95 19,5 —3,0 ' 0. dunstig. 1) gut. 2)- » 3) dimstig. 4) » 5) gut. 6) dunstig. 8) _9) _10) -11) dunstig. 13) -14) -17) *) Wir geben nur die Mittelzahlen zweier Bestimmungen. 1) Thüren Nachts geschlossen. 3 Fenster nach Osten offen. Beschlag an den Wänden. 2) 2 Thüren offen. Fenster wie vorher. 3) 1 Thür offen, sonst AUes geschlossen. 4) Ventilation nur durch Dimstfänge und kleine Luftlöcher, 5) AUes geschlossen ausser den kleinen Luftlöchern. 6) Dunstfänge seit 2 Uhr geöfEaet. 7) Ventüation durch Dunstfänge, dazu Futterschlauch geöffnet. 8) Alle Oeffnungen seit 6 Uhr Abends sorgfältigst geschlossen. 9) Dunstfänge seit 2^ Uhr geöffnet. Heftiger Regen, w) Ventilation wie 3 Uhr. Heftiger Regen. 11) » » wie vorher. Regen weniger heftig. 12) » » » » » schwach. 13) AUe Oeffnungen seit 6 Uhr Abends sorgfältig geschlossen. M) Die 4 Dunstfänge waren seit 1 Uhr 23 Minuten geöfiöiet. 15) » » » » » » » » B » 1*)»J J »»BD» » » 17)»» » »»BD» » > 141 Schliesslicli giebt der Verf. noch einige Bestimmungen des Kohlensäure- gehaltes der freien Luft, welche nach derselben Methode ausgeführt worden waren. Die Resultate sind in der folgenden Tabelle (10) enthalten, Freie Luft. Tabelle 10. Datum. Tageszeit. Kohlensäure- Gebalt der Luft pro mille. Mittel aus Be- stimmungen. Wiud, Temperatur. ° Geis. I.März 1866 8-9Ü.Mrg. 0,34 5 SW.2 6,5 2. » » 12-lU.Mitg. 0,35 6 S.l 0,5 8. » » 12- lU. » 0,35 6 S 1 8 10. April » 12- lU. » 0,36 2 W. 1 8 16. Sept. » 11 ü. Morg. 0,33 4 SW.2 18 16. » » 5— GU.Abd. 0,36 4 SW.l 13,5 17. » » 1— 2U.Mitt. 0,35 7 SW.3 16 17. » » 6— TU.Abd. 0,34 3 SW.l 10,5 18. Dec. 1868 1 U. Mitt. 0,43 4 SW.2 5,5 Bei der Diskussion der Resultate wurden die nachfolgenden Fragen in Betracht gezogen: 1. Bei welchem Kohlensäuregehalte kann eine Stallluft als gut bezeichnet und wann muss dieselbe als dunstig und verdorben angesehen werden? Hierauf giebt nachstehende Tabelle 11 Auskunft. Gute Stallluft. Tabelle 11. Schlechte Stallluft. Art des Stalles. Be- schaffen- heit der Luft. 3 S Art des Stalles. Be- schaffen- heit der Luft, g a «■? Kuhstall Kloster Weende Pferdestall Gemischter Stall v. Güntge » Stall V. Hasenbalg Kuhstall V. WunderUch genügend gut. gut. » sehr gut. genügend gut. gut. 2,72 2,00 1,93 1,47 2,13 3,00 2,77 2,45 2,02 3,07 2,39 2,27 2,04 2,54 1,95 Kuhstall Kloster Weende von Wunderlich Schafstall Kloster Weende Pferdestall v. Wunderlich Gemischter Stall v. Güntge sfhr dDDslig. » » dunstig. )) etw. dunst dunstig. » sehr dunst. sehrschlecht verhältniss- mäss. dunst, i starker u. I unangen. I Geruch n. ' Ammoniak sehr stark ammoniak. unangeneh- mer Geruch. 4,68 3,27 3,52 2,83 3,28 3,03 3,30 3,37 5,74 2,96 4,71 5,94 5,15 7,26 3,29 Die Zahlen der Tabelle enthalten einerseits sämmtliche Fälle, in welchen die Luft nach dem Urtheil von Sachverständigen als verdorben und dunstig bezeichnet wurde, und andrerseits eine Zusammenstellung der Fälle, in welchen bei einem Maximalgehalt an Kohlensäure die Stalluft noch als unverdorben 142 Die Luft. und gut bezeichnet werden konnte. Der Punkt, an welchem man eine Stallluft für verdorben und dunstig zu erklären hat, ist ein schwer zu bestimmender. Bei der Luft menschlicher Wohnungen giebt sich die Verdorbenheit durch den Geruch kund, Stallluft pflegt aber stets durch die übelriechenden Zer- setzungsprodukte der Entleerungen der Thiere einen Geruch zu haben, so dass man nach dem allgemeinen Eindruck zu entscheiden hat, nicht, ob die Luft überhaupt riechend und dunstig ist , sondern nur, ob dieses mehr oder weniger der Fall ist. Der Grad der Dunstigkeit scheint nicht immer dem Kohlensäure- gehalte proportional zu sein, sondern auch von Temperatur und Feuchtigkeits- gehalte der Luft beeinflusst zu werden, so dass eine warme und feuchte Luft schon bei niedrigerem Gehalt an Kohlensäure dunstig erscheint, dagegen eine kalte, trockene Luft noch bei höherem Kohlensäuregehalt als gut erscheint. Im Durchschnitt kann man eine Stallluft für gut und normal halten, wenn dieselbe nicht mehr als 2,5 — 3,0 p. m. Kohlensäure enthält, und muss dagegen eine Luft, welche über 3 pr. m. Kohlensäure enthält, fasst in allen Fällen als verdorben und dunstig bezeichnen. 2. Verhältnisse der natürlichen Ventilation in Viehställen. Dabei ist unter »natürlicher Ventilation« nur die durch poröse Wände der Stallungen stattfindende verstanden, im Gegensatz zur künstlichen Ventilation, der durch Thüren, Fenster und Dunstfänge stattfindenden. In nachfolgender Tabelle sind die Angaben des Kubikinhaltes der Stallungen nur annähernde, die der ventilirenden Wandfläche so erhalten, dass von der Oberfläche der Decken und Wände, die Oberfläche von Fenstern und Thüren als nicht ven- tilirend in Abzug gebracht ist. Verhältniss der natürlichen Ventilation. Tabelle 12. Kohleiisüuregehalt p. m. Art des Stalles. Kubikinhalt pr. Kopi Ge- sammt Gross- vieh. Ventil. Fläche Ge- äammt pr. Kopf Gross- vieh. Ml ximum. Mi- nimum. Mittel. •O g I SS Kuhstall V. Kloster Wcende Grosser Pferdestall v. Klo- ster Weende . . . Kleiner Pferdestall v. Klo- ster Weende . . . Schafstall v. KlosterWeende Schweinestall v. » » Pferdestall von Wunderlich Kuhstall » i> Gemischter Stall v. Güntge » Stall V. Hasenbalg 84670 1540 8905 162 4,68 3,27 29230 1460 4480 224 2,85 2,06 15717 1740 3000 428 3,00 2,45 180000 3333 21000 389 2,96 2,54 i 29-200 3893 I 5000 667 1,69 1,52 10608 1061 ! 2408 241 7,26 4,71 32832 781 i 4960 118 5,74 4,95 7780 707 1820 165 3,59 3,03 7140 680 1800 171 3,07 2,23 3,82 3 1) 2,89 ' 7 2) 2,74 2,75 1,62 5,70 5,35 3,36 2,49 3 3) 2 4) 3 5) 5 6) 2 4 1) Alle Oeffiaungen geschlossen. 2) Fenster etc. mit 32 D' Fläche geöffnet. ^) Alles geschlossen. 4) Fenster mit 88 a' Fläche geöfihet. s)^ 6)^ 7)^ 8) und 9) Alles geschlossen. Die Luft. 143 Die Verhältnisse des Wunderlich'schen Kuhstalls mit dem höchsten Koh- lensäuregehalt und der kleinsten Wandfläche als 100 gesetzt, ergiebt sich fol- gende Reihe für die Fälle, wo nur natürliche Ventilation stattfand: Kohlensäure - Gehalt Ventilirende Kubikraum. pro mille. Fläche d' Kiibikfuss Kuhstall von Wunderlich 100 100 100 * » Kloster Weende ... 71 137 197 Stall vou Güntge 63 140 91 Kleiner Pferdestall vom Kloster Weende 51 363 223 Schweinestall vom Kloster Weende . 30 565 498 Der Kohlensäuregehalt der Stallluft ist hiernach, ebenso die Stärke der Ventilation, nicht abhängig von dem Kubikraum pro Stück Gross- vieh; dagegen ist derselbe abhängig von der Grösse der ventilirenden Wandfläche. 3. Bei welcher Grösse der ventilirenden Wandfläche war die natürliche Ventilation allein stark genug, um die Luft im Innern der Ställe dauernd rein zu erhalten. Aus der Tabelle über die Verhältnisse der natürlichen Ventilation ergiebt sich, dass zur Herstellung eines ausreichenden Luftwechsels in Ställen — wie die von" Kloster Weende — eine ventilirende Wandfläche von ungefähr 400 Quadratfuss pro Kopf Grossvieh erforderlich ist. Die aus Lehmsteinen gebildete Wandfläche des Hasenbalg'schen Stalles von nur 171 Quadratfuss ventilirte stärker, als die massive Wandfläche des kleinen Pferdestalls vom Klostergute mit 428 Quadratfuss Oberfläche. Bei dem Wunderlich'schen Pferdestall erwies sich die aus Brettern undGipsguss gebildete Decke als der Ventilation sehr hinderlich, übereinstimmend mit den Pettenkofer'schen Erfahrungen, die derselbe bei der Un- tersuchung der Ventilationsverhältnisse in Wohngebäuden gewann, wonach für eine gute Ventilation die Herstellung einer porösen Decke äusserst wichtig ist, da der Abzug der verdorbenen Luft zum grössten Theile durch die Decke vermittelt wird, während der Eintritt der frischen Luft hauptsächlich durch die Seiten- wandungen erfolgt. • 4. Die nachstehende Zusammenstellung zeigt, von wie bedeutendem Einfluss Thür- und Fensteröffnungen auf den Luftwechsel sind: Kuhstall des Klostergutes Wende. Mittlerer CO^- Gehalt bei natürUcher Ventilation = 3,82 pro mille. Ventilirende Fens ter- etc. D'. Kohlensäuregehalt pro mille. Temperatur der Oberfläche in Stallluft. äusseren Luft. 30 2,83 16,5 — 0,5 48 2,00 16,0 4,5 48 2,01 16,5 2,5 48 1,93 15,5 5,5 18 2,72 16,5 2,5 258 1,27 18,0 12,5 258 0,73 18,0 19,0 144 Die Luft. Kleiner Pferdestall des Klostergutes Weeade. Mittlerer COj - Gehaft bei natürlicher Ventilation = 2,74 pro mille. Veutilirende Fenster- etc. Kohlensäuregehalt l)ro mille. 1,77 1,65 1,12 Temperatur der Oberfläche in d'. 8 8 40 Stalluft. äusseren Luft." 21 14,5 20 10,0 21 22,5 Schweinestall des Klostergutes Weende. Mittlerer COz- Gehalt bei natürlicher Ventilation = 1,62 pro mille. 32 0,93 12,0 8,5° 104 0,69 20,5 22,0 56 0,90 max. 19,5 17,5 56 0,60 min. 18,0 15,0 5. Der Einfluss des Windes auf die Ventilation ist aus folgender Zusammenstellung ersichtlich : Kuhstall d. Kl. Weende . » » » » Stall von Güntge . . . Schafstall d. Kl. Weende Kl. Pferde St. )) « Schweinstall » » 6. Bei anhaltendem Eegenwetter findet eine beträchtliche, durch die Zunahme des COa-Gebalts per Luft gekennzeichnete Beeinträchti- gung der Ventilation statt, die sich durch den Umstand erklärt, dass poröse Baumaterialien, wenn sie mit Wasser benetzt werden, einen Theil ihrer Durchdringbarkeit für Luft verlieren. Die Ergebnisse der Untei'suchungen resümiren die Verf. in Folgendem: 1 . Während die Luft der menschlichen Wohnungen schon bei einem Koh- lensäuregehalt von 1 p. m. als verdorben zu bezeichnen ist, können wir eine Stallluft noch als gut ansehen, so lange sie unter 2,5 bis 3,0 p. m. Kohlensäure enthält. 2. Zur dauernden Erhaltung einer guten Luft in einem Stalle müssen jedem Stück Grossvieh pro Stunde 50— 60 Kubikmeter (=2000-2500 Kubik- fuss) frischer und unverdorbener Luft zugeführt werden. 3. Die Zufuhr von frischer Luft muss im Winter zur Erhaltung einer gleichmässigen Temperatur möglichst auf dem Wege der natürlichen Ventilation durch die porösen Wände geschehen. 4. Als besonders für die Luft durchdringbares Baumaterial sind Lehmsteine zu bezeichnen, da eine aus solchen Steinen gebildete Wandfläche 3 mal Kohlensäure Y stärke der Ventilat ion pro miUe. pro Stunde in Cubikmtr. a. b. a. b. a. b. a. b. 4,68 3,27 0 SW.l 1635: 2439 = 1 1,5 3,28 1,84 SW. 1 Kurzv. d. Rest, heftiger Wind- 2430: 4856 = 1 2,0 3,60 2,53 W. I SO. 2 437: 657 = 1 1,5 2,40 0,95 SW 1 W.3 3436:12495 = 1 3,6 3,00 ^ 1,18 SO.l SO. 3 343: 1142 = 1 3,3 1,69 J 2- 1,64]! SO.l :} 752 = 1 SW.l 1,52 "^ - N.1-2 — 852 1,1 0,96 — S.3 — 1704 2,3 0,71 - SO. 3 — 3079 4,1 Die Luft. 145 SO stark ventilirte als eine gleiche poröse massive Wandfläche. Jedoch zeigen die vorliegenden Untersuchungen, dass auch andere Baumate- rialien dieselbe Eigenschaft, wenn auch in geringerem Grade, besitzen. 5. Die Stärke der natürlichen Ventilation eines Stalles ist abhängig, nicht von seinem Kubikinhalt, sondern von der Grösse seiner ventilirenden Wandfläche. 6. Daraus folgt: dass in einem kleineren Stalle eine verhältnissmässig lebhaftere Ventilation stattfindet, als in einem grösseren, da auf jedes Stück Vieh in einem kleineren Stalle bei gleichem Kubikraum mehr ventilirende Fläche kommt, als in einem grösseren. 7. Eine aus massivem, 2V2 Fuss starkem Bruchstein -Mauerwerk gebildete Wand^äche, von 400 Quadratfuss Oberfläche, war ausreichend zur dauernden Eeinerhaltung der Luft für 1 Stück Grossvieh. 8. Die Zufuhr von frischer Luft scheint bei der natürlichen Ventilation hauptsächlich durch die Seitenwandungen, der Abzug der verdorbenen, hauptsächlich durch die Decke zu geschehen. Die Herstellung einer porösen Decke ist daher, als die Ventilation sehr begünstigend, zu empfehlen. 9. Einen besonderen Einfluss auf die Vegetation üben aus: a) Der Wind. Durch denselben wurde die Ventilation unter Umständen auf das 4fache der ursprünglichen Grösse vermehrt. b) Der Eegen. Durch denselben wird die Ventilation vermindert, da mit Feuchtigkeit benetzte Wände an Durchdringbarkeit für Luft ver- lieren. 10. Gut angelegte Abzugskanäle für verdorbene Luft, sogenannte Dunst- fänge, zeigen unter Umständen eine nicht unbedeutende Wirksamkeit für die Ventilation und sind im Stande, die Luft eines Stalles erheblich zu verbessern. Ueber den Kohlensäuregehalt der Seeluft, von T. E. TJiorpe*). Kohien- Der Verf. führte zwei längere Beobachtungs- und Untersuchungsreihen über ^^"''®^*''*" den Kohlensäuregehalt der Luft auf offener See aus; die erste derselben in seeiu«. der irischen See, in 54° 2 1 Fuss nördlicher Breite und 4° 1 1 Fuss westlicher Länge, die zweite auf einer Reise nach Brasilien unter verschieden Breiten- und Längengraden. Die Bestimmungen geschahen nach der Pettenkofer'schen Methode mittelst Baiytwasser und Oxalsäure, zum Theil auch Salzsäure, indem die Luft in Flaschen von fast 5 Liter in der ersten Versuchsreihe oder von circa 7 Vi Liter in der zweiten Reihe angesammelt und dann mit Barytwasser unter häufigem Schütteln 1, bisweilen auch bis 6 Stunden geschüttelt wurde. Die Versuche wurden Nachmittags um 4 Uhr und Morgens um 4 Uhr ausge- führt, in den Stunden, wo die Tagestemperatur ihr Maximum und Minimum erreicht und wo etwaige Veränderungen im Kohlensäuregehalt der Tag- und Nachtluft sich am meisten bemerkbar machen mussten. *) Annal. d. Chemie u. Pharmac. Bd. 145. S. 94. Jahresbericht, XI. u. XII. 10 146 Oi« Laft. Wir müssen uns auf die Mittheilung der aus 77 Einzelbestimmungen berechneten Mittelzahlen beschränken. Bei der ersten Bestimmungsreihe ergab sich, dass die Luft über der irischen See in 10000 Eaumtheilen 3,082 ßaumthl. im Mittel von 26 Bestimmungen, 3,320 » als Maximum und 2,660 » als Minimum Kohlensäure enthielt. Die Luft über dem atlantischen Ocean enthielt in 10000 Raumtheilen 2,953 Eaumthl. im Mittel von 51 Bestimmungen, 3,36 » als Maximum und 2,66 » als Minimum Kohlensäure. Die Mittelzahl der 77 Versuche zusammen ist 3,00. Der Verf. (vergleicht das Ergebniss seiner Untersuchungen mit den Er- gebnissen älterer Bestimmungen des Kohlensäuregehalts der Landluft in fol- gender Zusammenstellung. Beobachter. Oertlichkeit. ^^J^^ in loSJ Vo?Luft. / Th. de. Saussure . Chambeisy 104 4,15 ^ \ Boussingault . . Paris 142 3,97 ^3 / Verver .... Groningen 90 4,20 ^ J Roscoe .... London u. Manchester . . 161 3,95 ( Angus Smith . . » » » . . 200 4,03 Mittel aller Beobachtungen 4,04 See- f Mittelwerth aus Lewy's Versuchen ... 11 4,63 luft. 1 » » Thorpe's » ... 77 3,00 Der Wechsel in dem Gehalte der Landluft an Kohlensäure, den man je nach Oertlichkeit, Temperatur, Nebel, Regen u. s. w. bemerkt hat — der Gehalt schwankt zwischen 2,5 und 8 Vol. — konnte der Verf. bei der Seeluft nicht nachweisen. Ebensowenig war demselben bezüglich des Gehalts der Luft am Tage und des Nachts ein wesentlicher Unterschied bemerklich, die Beob- achtungen am Tage ergaben im Mittel einen Gehalt von 3,011 Vol., die des Nachts im Mittel einen Gehalt von 2,993 Vol. Bei der Landluft hat nach Saussure's und Boussingault's Beobachtungen des entgegengesetzte Verhältniss statt; und zwar enthält die Luft des Nachts der Luft am Tage gegenüber Kohlensäure in einem Verhältniss von 100:92. Der Verf. resumirt das Ergebniss seiner Untersuchungen dahin: Das Meer trägt nicht dazu bei, den Kohlensäuregehalt der Luft zu vergrössern, sondern im Gegentheil, die Seeluft ist ärmer an Kohlensäure als die Landluft, indem das Meerwasser Kohlensäure aus der Luft aufnimmt. Der Durchschnitts- gehalt der Seeluft an Kohlensäure — 3 Vol. auf 10000 Vol. — ist nahezu constant in verschiedenen Breitengraden, sowie auch zu verschiedenen Jahres- zeiten und der Gehalt unterliegt keinen bemerklichen täglichen Schwankungen. Die Ansichten früherer Forscher über diesen Gegenstand gingen dahin, dass man die Seeluft für kohlensäureärmer hielt als die Luft über dem festen Lande, indem man annahm, dass das Meerwasser die Kohlensäure aus der überstehenden Luft Die Luft. 147 absorbire. Jedoch erstLewy*) stellte genauere Bestimmungen an, vermittelst des eudiometrischen Apparates von Regnault imd K eiset; sie ergaben nicht nur einen Gehalt von 4,63 Vol. Kohlensäure , einen Gehalt, welcher gewöhnUch für die Landluft angenommen wird, sondern auch beträchtliche tägliche Schankungen, 5,299 Vol. Tags und 3,459 Nachts. Die L e w y 'sehen Resultate verdienen aber deshalb wenig Vertrauen, weil sie durch Bestimmungen erhalten wurden, die erst 18 Monate nach Aufsammlung der Luft vorgenommen wurden. Die vorhegenden Ergebnisse des Verf., welche nach einer exacteren Methode erhalten wurden, widerlegen die L e wy '- sehen Resultate und bestätigen die älteren Ansichten von Saussure d, J. und A. TJelDer den Kohlensäuregehalt der Atmosphäre im tropischen Kohien- Brasilien, vonT. E. Thorpe**). Die Untersuchung, welche der Verf. '^^"//^^^J" über diesen Gegenstand ausführte, wurde zu Para an einer der Mündungen luft in den des Amazonenstromes, 80 engl. Meilen von der See entfernt, in 1° 27' südl. Tropen. Br. und 48° 24' westl. L., am Rande eines ausgedehnten Urwaldes, über welchen während des grössten Theiles des Jahres die Passatwinde wehen, au- gestellt. Die Bestimmuugsmethode war die Pettenkofersche. Aus den 31 im April und Mai 1866 vorgenommenen Bestimmungen geht hervor, dass die Luft im Mittel 3,28 Vol. in 10000 Vol. Luft enthielt. Der Verf. schreibt diese Abweichung von dem für die Landluft Europa's (4 in 10000) giltigen Mittelwerth der vereinten Wirkung der tropischen Regen und der üppigen Vege- tation zu, welche das Gas schnell aus der Luft entfernen. Die in Para jähr- lich fallende Regenmenge betrug nahezu 3 Meter (= nahezu HO Par. Zoll), von welcher V3 in den Monaten März, April, Mai fällt. Diese Erklänmg entspricht allerdings den von Saussure, Boussingault und später von Lewy gewonnenen Ergebnissen, welche Letzterer zu Boyota in Neu- Granada im Mittel m lOOOO Vol. Luft fand: während der Regenzeit 3,822 Vol. Kohlensäure, » » trockenen Jahreszeit 4,573 Vol. Kohlensäure. Vorkommen des Wasserstoffsuperoxyds in der Atmosphäre, Wasserstoff, von C. F. Schönbein***). — Nach des Verf. Beobachtungen wird bei vielen, superoxyd in der atmosphärischen Luft stattfindenden langsamen Oxydationen unorga- mosphäre. nischer und organischer Materien Wasserstoffsuperoxyd erzeugt, welches ver- möge seiner Verdampfbarkeit zum Theil in die Atmosphäre gelangen muss. Ebenso ist es nach dem Verf. wahrscheinlich, dass in Folge der in der Luft fortwährend stattfindenden elektrischen Entladungen wie einiger Sauerstoff ozonisirt, so auch Wasserstoffsuperoxyd gebildet wird. Nachdem der Verf. die Guajaktinktur in Verbindung mit wässrigem Malz- auszug als ein Reagens erkannt hatte, welches die allergeringsten Mengen Wasserstoffsuperoxyd auffinden lässt, entdeckte derselbe am 21. Juni 1868 in *) Annal. de ehem. et de phys. (3) XXXIV, 5. »*) Annal. d. Chem. u. Pharm. Bd. 145. S. 104. **) Jouni. f. prakt. Chemie. 1869. Bd. 106. S. 270. 10* 148 Die Luft. frisch gefallenem Gewitterregen die Geg'enwart von Wasserstoffsuperoxyd und wies dieses darnach in jedem fallenden Eegen unzweifelhaft nach. Dass kein anderer Bestandtheil des Kegens, als atmosphärisches Wasser- stoffsuperoxyd die Bläuung des Guajaks verursache, schliesst der Verf. aus der Thatsache, dass destlllirtes Wasser, mit winzigen Mengen von Wasser- stoffsuperoxyd versetzt, in jeder Hinsicht das fragliche Eegenwasser nachahmt und dieses wie jenes durch Beimengung kleiner Mengen unorganischer oder organischer, das Wasserstoffsuperoxyd katalysirender Materien (Platinmohr, Kohle, Hefe etc.) beinahe augenblicklich, und nach einiger Zeit ganz von selbst die Fähigkeit verliert, unter Mitwirkung des Malzauszugs das Guajak zu bläuen. Schönbein hat hiernach bewiesen, dass Wasserstoffsuperoxyd, sogut wie Ozon, ein steter Bestandtheil der Atmosphäre ist. Er hält es für wahrscheinlich, dass dieser Gehalt zu verschiedenen Zeiten ein verschiedener sei, je nach der Stärke der elektrischen Entladungen in der Luft. Die Bildung des Wasserstoffsuperoxyd's in der Atmosphäre durch elek- trische Entladungen findet nach dem Verf. gleichzeitig mit der des Ozon's statt, indem dabei der neutrale Sauerstoff der Luft chemisch polarisirt und das dabei auftretende Antozon (©) mit dem in der Luft vorhandenen Wasser zu Wasserstoffsuperoxyd (H0 + ©) vereinigt wird. Verf. zweifelt nicht daran, dass das im Eegenwasser enthaltene Wasser- stoffsuperoxyd trotz seiner geringen Menge doch gewisse Wirkungen her- vorbringe und glaubt, dass dasselbe namentlich auf die Vegetation einen begünstigenden Einfluss ausübe. Wasserstoff- Wem. Schmidt*) bestätigte das Vorkommen des Wasser- superoxyd gto f f SU per oxy d s in der Luft, indem er mittelst des Schönbein'schen mosphäie. Reagenses dasselbe in einem am 25. Mai 1869 zu Breslau gefallenen Eegen nachwies. Gegenwart des Wasserstoffsuperoxyds in der Atmosphäre, von H. Struve**). — Seit einiger Zeit mit der chemischen Analyse des Wassers vom Flusse Kusa beschäftigt, fand der Verf., dass dieses nach jedem Eegen- oder Schneefall salpetrigsaures Ammoniak enthielt, wovon aber nach einiger Zeit keine Spur mehr zu entdecken war. Bemüht, diesen Körper in der Luft selbst aufzufinden, gelangte der Verf. zu der Entdeckung der Gegenwart des Wasserstofi'superoxyds in der Luft. Der Verf. glaubt Letzteres durch folgende zweierlei Verfahren in atmos- phärischen Niederschlägen nachgewiesen zu haben. 1. Zu 25 CG. des Wassers setzt man 5 Tropfen eines Jodkalium-haltigen Stärke- kleisters und 1 Tropfen einer verdünnten Lösung von schwefelsaurem Eisenoxydul- ammoniak. Selbst sehr geringe Mengen werden sogleich durch schwache Blau- *) Joui-n. f. prakt. Chemie. 1869. Bd. 106. S. 270. **) Compt. rend. 1869. t. 68. S. 1551. Die Loft. 149 färbung der Flüssigkeit angezeigt. 2. 100 CC. des Wassers werden mit 3 Tropfen einer alkalischen Bleioxydlösung versetzt und, wenn keine Trübung erfolgt, einige Tropfen einer verdünnten Lösung von basisch - essigsaurem Bleioxyd zugemischt. Nach kurzer Zeit entsteht ein geringer Niederschlag, der weiss oder gelblichweiss aussieht und Bleisuperoxyd enthält. Wird dann noch 1 Tropfen Jodkaliumkleister zu dem abfiltrirten Niederschlag zugesetzt, so färbt er sich nach und nach blau. Diese Färbung tritt sofort bei Zusatz eines Tropfens Essigsäure ein. Der Verf. wies hiermit die Gegenwart von Wasserstoffsuperoxyd in dem Wasser von dem am 25. Febr. 1869 gefallenen Schnee nach; darauf am 29. und 30. März in Regen wasser und Hagel, und zuletzt am 5. April in einem Gewitterregen. Wärme- und Feuchtigkeitsschwankungen in verschiede- nen Luftschichten, von Flammarion*). Der Verf. veröffentlichte zahlreiche meteorologische Beobachtungen, welche er auf zehn Luftscbifffahrten, ausgeführt unter den mannigfachen meteorologischen Verbältnissen , sammelte. Wir beschränken uns auf die Mittheihmg der auf die Wärme und Feuch- tigkeitsverhältnisse der Luft bezughabenden Beobachtungen, die der Verf. in folgenden Sätzen zusammenfasst : Luftfeuchtigkeit. Die Luftfeuchtigkeit nimmt vom Erdboden an bis zu einer gewissen Höhe über der Erde zu. Es giebt eine Luftzone, wo sie ihr Maximum erreicht, von dieser Zone an ver- mindert sie sich beständig in dem Maasse, als man sich in höhere Eegionen erhebt. Je nach Tages- und Jahreszeit und je nach dem Zustand des Himmels befindet sich das Feuchtigkeitsmaximum in höheren oder tieferen Schichten der Luft. Nur unter seltenen Umständen (hauptsächlich bei Morgenroth) ist diese Zone in der Nähe des Bodens. Der allgemeine Gang der Luftfeuchtigkeit (wie er sich im ersten Satze ausgesprochen findet) ist constant bei Tag und Nacht, bei klarem und bei bedecktem Himmel. Luftwärme. Die Abnahme der Luftwärme mit der Erhebung über die Erde ist keine constante und gesetzmässige. Sie schwankt je nach der Tages- und Jahreszeit, je nach der Beschaffenheit des Himmels, je nach der Wind- richtung und je nach dem Zustand des Wasserdampfes. Bei heiterem Himmel ist sie rascher als bei bedecktem Himmel. Sie spricht sich in folgenden Zahlen aus: Höhe über der Erde. 500 Meter 1000 » 1500 » 2000 » 2500 » 3000 » 3500 » Die Abnahme um 1° findet im Mittel statt bei einer Erhebung um loü Mtr. Wärme- und Feuchtig- keits- schwan- kiiogen. Abnahme der Temperatur der Luft Verminderung der Wärme bei Erhebung um je 500 Mtr. lun Grad Wärme bei klarem bei bedecktem bei klarem bei bedecktem Himmel. Himmel. Himmel. Himmel. "C. °C. °C. °C. 4,0 3,0 4,0 3,0 7,0 6,0 3,0 3,0 10,5 9,0 3,5 3,0 13,0 11,5 2,5 2,5 15,0 14,0 2,0 2,5 17,0 16,0 2,0 2,0 19,0 18,0 2,0 2,0 194 Mtr. *) Compt. rend 1868. t.66. p. 1051 ff. (Etudes meteorologiques faites eu ballon.) 150 Die Luft, Die Temperatur der Wolken ist höher, als die der darüher und der darunter befindlichen Luft. Die Abnahme ist stärker in den der Erde zunächst liegenden Schichten und wird geringer, je mehr man sich erhebt. Die Ab- nahme ist ferner grösser des Abends als des Morgens, grösser an warmen, als an kalten Tagen. Heber den Gehalt des Regenwassers an Ammoniak und Sal- Gebalt des Kegen- wassers an petersäure sind die in unseren vor-*) und vorvorjährigen**) Berichten Ammoniak angeführten Untersuchungen einiger landwirthschaftlicher Versuchsstationen von den Stationen Eegenwalde durch A. Beyer und Ida- Marienhütte durch Bretschneider fortgesetzt worden, über deren Resultate Eichhorn berich- tete***). — Die Resultate, welche in untenstehenden Tabellen zusammenge- stellt sind, wurden nach den früheren Verfahren und Untersuchungsmethoden der Verf. erhalten. und Sal petersäure. Resultate der Station Regenwalde. I. Vertheilung der Niederschläge auf die Monate des Versuchsjahres 1866/67. Zahl der Absolute Regen- Tage m. Menge der Nieder- Durch- menge Monat. Nieder- schläge pro schnitt in Bemerkungen. schlä- Pariser n Fuss in pro Tag. Linien gen. Grammen. preuss. 1866. März . . 15 2467,1 164,5 10,66 9 Schneetage. April . . 10 2796,1 254,2 12,08 1 Gewitter. Mai . . 16 4506,2 321,8 19,47 5 » Juni . . S 3812,6 381,2 16,47 9 » Juli . . 21 6569,1 298,6 28,3S 9 » 1 Tag mit Hagel. August . 14 10211,1 638,2 44,12 2 » September 12 2988,5 271,6 12,92 4 )) Oktober . 5 1644,8 328,9 7,11 November 22 8357,0 417,8 86,12 6 Schneetage. December 19 10289,0 541,5 44,46 8 » 1867. Januar . 17 8273,0 486,6 35,75 12 » Februar . 16 6485,0 405,3 28,02 8 » Jahr — 68399,7 — 295,56 = 24,36 Zoll. *) Jahresb. 1866. S. 67. *) » 1867. S. 56. *) Anal, der Landw. in Preussen. 1868. Bd. 51. S. 223. Die Luft. 151 s monatl. Morgen. Stickstoff in Summe. Gramme. eoaseoci-^c-ictootooeo .— lO CO 00 CT> "^00 <^°o ^t-^'^ •"sTeo lo" CO* CO rf oT oo" ■<* c? »i'T t- lOODTttOOS-H-^CMeOC^COiO eoc^ooo eoc5"(?^'* OOCNOO— c CO(M"*CO CO o o Gehalt de hlags pro Salpeter- säure. Gramme. ec-^co'^coeot^Oc^co-^oo eoOO-^^Oco-.-_OoO'* rH cq — < eo cocoOTco-«i<-^'*o^eoair^'^ ^^(MCM-HS'-^cO'<*ri* COCMlO-H o CO •>* Gewicht d. Nieder- schlagsfür den Monat u.preuss. Morgen. Kilogrmm. (N^Cj^co -^ O CO eo r^ ^ CO »o o »o"c4"oO lO CO^vß !>■ QO tO (M CO I— 1 o^ioÖeo-^coa5t~-OiOi>"-< C0CDO CO O CO iocoa5a5iOTj<^^1-H 225356 498244 314281 606037 oo CO CO jramms an Stickstoff in Summe. Milligrmm. eo-«i^ i-H CO 00 t»^ i> c^ 1-H so CO CO Cf !jj CO CO rH C^ ifj O CO C^ C^" rH ^O5(M0O OT-^ -HCO 0O-<3H^C~;^-^ 1 eines Kilof jderschlag Salpeter- säure. Milligrmm. CDiOOC<>(?^00-<-HeOOO eooscoo-HOO-^oocooovrjiyi C^CO CO^-^O^OJ;_C^«O^CO_C^O o^ (?J'(J<(?reoÖ"»-?"cO~t>'r^<75" OOiOCO co_coc^eo Gehalt Ni( Am- moniak. (NHs.) Milligrmm. t-'^i— ICOOr- ItOlOOSi-HOOCO c^io o o c> f^a5_i>^c^o^i-^co_ (>r (?<" CO CO c^ (tS" i« ö~ CO <>r (j^ 1-^" OvOvOO t-^kO^co^o^ alt ;e an Stickstoff in Summe. Milligrmm. Oc0i0-*'*C0OOC0Tt,<>J,'^r oT irT r- 1>^ CO ■>* oT c? C0t(((MO C^-*(MCO »5"0-H~Tf (MiOCOO 1 soluter Geh fiederschlä^ Salpeter- säure. Milligrmm. OCOOOCO-*(MO«HCOOOO lO05C» — C- CD O ÖJ^ co"co rHi-Tio o oj (M CO oo r- c-io cra '^ 05 00 10 lOt^OQO (MC^COO 1 Ab der ^ Am- moniak. (NHs) Milligrmm. — i.-Ht-00^->*eO00-*KOiMrJ( CO >— 1 in CO r-J^CO QO_CO lO CD O 00^ uo c-^ CO -H CO c-^ t-^ c-^ t-^ O CO CO co(Neo t^ 1 1 o 1. Mäi-z bis Mai ult. 1. Juni bis August » 1. Septbr. bis Novbr. » 1. Decbr. bis Februar » 1866. März . . April . . Mai . . . Juni . . . Juli . . . August . . September Oktober . November . December . 1867. Januar . . Februar . t-3 152 Die Luft. Die nachfolgende Tabelle III giebt die Hauptresnltate der 3 Beobachtungs- jahre, indem sie die bei dieser Station ermittelten Stickstoffmengen pro Morgen in Grammen und die Kegenmengen in preussischen Linien wiedergiebt. m. 1864/65. Stick- stofiF. Grmm Eegen. Linien. 1865/66. Stick- stoff. Grmm. Regen. Linien. Stick- stoff. 1866/67. Regen. Grmm. Linien Mittel der 3 Jakre, Stick- stoff. Grmm. Regen. Frühling Sommer . Herbst . Winter . 1390,7 1412,4 864,2 645,3 68,55 89,19 88,87 32,04 462,6 1223,2 429,2 852,8 25,00 117,26 37,55 45,22 683,3 1220,3 1482,9 1314,0 40,44 89,52 56,64 108,96 845,5 1285,3 925,4 937,0 44,66 98,66 59,35 62,07 Jahr 4312,6 273,65 2967,6 225,03 4700,5 295,56 3993,5 264,75 Hiernach entspricht der grösseren Regenmenge die absolut grössere Stick- stoffmenge, wie das namentlich aus den Mittelzahlen der Spalten 7 und 8 der Tabelle ersichtlich ist und was ein Vergleich der einzelnen Jahre ergiebt. T Resultate der Station Ida - Marienhütte.*) Anzahl Regenmenge Wasserhöhe 1866/67. der pro preuss. Morgen. 1866/67. Regentage. Pid. preuss. Morgen. 1866. April 15—30 6 181372,6 1,36 Mai .... 14 606639,5 4,54 Juni . . . 9 , 182104,9 1,36 Juli. . . . 18 438780,2 3,29 August . . 15 453209,9 3,39 September . 11 217842,0 1,63 Oktober . . 3 17420,8 0,13 November . 13 199078,6 1,49 December 12 184125,3 1,38 1867. Januar. . . 20 259811,7 1,95 Februar . . 16 213998,1 1,60 März . . . 15 227707,2 1,70 April 1—15 . 13 169687,9 1,27 165 3351778,7 25,09 *) Wurden nach dem im Jahresberichte 1866 mitgetheilten Untersuchungs- verfahren erhalten. 153 n. 1000 Gramm oder 1 Liiter Regenwasser enthalten: Stickstofi in Form Or- Mi- Am- Salpeter- ganische neralische 1866/67. moniak. säure. Am- ^^^P"*'""- 'stickstoff. Sub- Sub. moniak. säure. stanzen. stanzen. MiUigr. Milligr. Millfgr. Milligr. Milligr. Milligr. Milligr. 1866. April 15— 30 2,823 0,115 2,407 0,030 2,437 14,4 18,7 Mai . . . 2,370 0,235 1,952 0,061 2,013 9,6 9,4 Juni . . . 2,726 0,532 2,245 0,138 2,383 8,0 13,0 Juü . . . 2,424 0,196 1,996 0,051 2,047 6,2 8,5 August . . 2,022 0,663 1,665 0,172 1,837 4,2 10,0 September . 2,839 0,709 2,338 0,184 2,522 6.8 12,2 Oktober . . November . [2,493 1,060 2,053 0,275 2,328 5,2 21,8 December . 2,089 0,350 1,720 0,091 1,811 6,2 18,4 1867. Januar . . 1,685 0,462 1,387 0,120 1,507 5,0 11,0 Februar . . 2,327 0,293 1,916 0,076 1,992 9,6 10,0 März . . . 1,790 0.516 1,474 0,134 1,608 14,4 14,8 April 1-15 1,979 0,354 1,630 0,092 1,722 9,4 10,8 im Mittel 2,297 0,457 1,898 0,119 2,017 8,2 13,2 m. Mit dem Eegen fielen auf den preussischen Morgen: Stickstofi in Form Sfirkc;tnff Or- Mi- 1866/67. V Am- moniak. m Salpeter- säure. im Ganzen. ganische Sub- stanz, neralische Sub- stanz. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. 1866. April 15—30 Mai . . . Juni . . . Juli. . . . August . • September . 0,4365 0,1841 0,4088 0,8758 0,7545 0,5093 0,0054 0,0370 0,0251 0,0223 0,0799 0,0400 0,4419 1,2211 0,4339 0,8981 0,8324 0,5493 2,6117 5,8237 1,4569 2,7206 1,9034 1,4813 3,3916 5,7024 2,3673 3,7296 4,5320 2,6576 Oktobtr . . November } 0,4087 0,0547 0,4634 1,1257 4,7196 December 1867. Januar. . . Februar . . Mäxz . . . April 1—15 . 0,3166 0,3603 0,4100 0,3356 0,2765 0,0167 0,0311 0,0162 0,0305 0,0156 0,3333 0,3914 0,4262 0,3661 0,2921 1,1415 1,2990 2,0543 3,2789 1,5950 3,3879 2,1399 3,3700 1,7104 2,8579 Zusammen 6,2767 0,3725 6,6492 26,4920 40,5662 Der Gehalt des Eegenwassers an Ammoniak ist in Ida- Marienhütte durchschnittlich etwas geringer als zu Eegenwalde ; das Jahresmittel beträgt zu Ida - Marienhütte 2,297 Mllgr., in Regenwalde 2,77 Mllgr. Ammoniak im Liter Regenwasser. Eine grosse Differenz besteht in dem Gehalte des Regen- wassers an Salpetersäure ; während in Regenwalde der Gehalt pro Liter durch- schnittlich 2,272 Mllgr. beträgt, beträgt derselbe in Ida- Marienhütte nur 0,459 Mllgr. In Folge dieses Ammoniak- und Salpetersäuregehalts ist denn auch die gesammte Stickstoffmenge, welche mit dem Regen auf die Fläche 154 Die linft. eines Morgens niederfällt, in Ida-Marienhütte (6,65 Pfd.) geringer, als in Regen- walde (9,4 Pfd.) IV. stickstoffmeng e pro Morgen in Pfunden nebst Regenmenge in preuss. Zollen. Jahr. 1865/66. 1866/67. Mittel aus 2 Jaliren. Stickstoff. Regen. Stickstoff. Regen. Stickstoff. Regen. AprU 15-30 . . 1 0,000 0,00 0,442 1,36 0,221 0,68 Mai . . . 1 0,756 1,75 1,221 4,54 0,988 3,14 Juni . . 0,782 3,07 0,434 1,36 0,608 2,21 Juü . . 0,610 2,23 0,898 3,29 1 0,754 2,76 August , 1,508 5,67 0,832 3,29 1,170 4,53 September } 0,495 0,18 0,549 1,63 1 Oktober . 1,26 } 0,463 0,13 > 0,893 2,78 November 0,279 0,88 1,49 1 December Januar . . 1 0,462 0,45 0,42 0,333 0,391 1,38 1,95 1 0,593 2,20 Februar • 0,790 1,50 0,426 1,60 0,608 1,55 März .' . April . . 1 0,990 2,62 0,24 0,366 0,292 1,70 1,27 } 0,824 2,91 J ahr 6,672 20,27 6,647 25,09 — — Eichhorn beschliesst diese Mittheilungen mit Folgendem: »Die in Regenwalde beobachtete Gleichmässigkeit zwischen Stickstoff- und Regenmenge findet in Ida-Marienhütte nicht in dem Maasse statt. Das letzte Jahr hatte V4 mehr Regen als das vorhergehende Jahr, dennoch aber nicht mehr, sogar noch etwas weniger Stickstoff dem Acker geliefert. Bei den einzelnen Monaten ist ziemliche Uebereinstimmung, dergestalt, dass bei zuneh- mender Regenmenge auch eine Vermehrung des Stickstoffs eintritt. Es bestä- tigen also auch diese Versuche die in den früheren Berichten hervorgehobene Thatsache, dass trotz des verschiedenen Gehalts des Regenwassers an Salper- säure und Ammoniak in den verschiedenen Monaten und Jahreszeiten durch grösseren Regenfall diese Ungleichheit nicht nur ausgeglichen wird, sondern auch dahin sich regelt, dass durch eine grössere Regenmenge auch eine grössere Stickstoffzufuhr bedingt wird. Wir können unsere bei den früheren Berichten gegebenen Aeusserungen nur wiederholen und verweisen daher auf diese. Gehalt I- B- Boussingault untersuchte verschiedene Schnee- und atmosphäri- Regen Wässer auf ihren Gehalt an stickstoffhaltigen Verbin- scher Nie- derschläge düngen. Die Wässer waren von Ch. Sainte-Claire Deville bei seinen an Amr im Juli uud August 1859 ausgeführten Besteigungen des St. Bernhard an moniak und verschiedenen Punkten gesammelt worden. Die Resultate sind aus Folgendem salpetriger Säure. ersichtlich. *) Compt. rend. 1869. t. 68. S. 1553. Die Lnft. 155 Ein Liter Wasser enthielt: Ammoniak. Salpetrige Säure. Minigramm. Milligramm. See des St. Bernhard 0,10 — Schnee vom St. Bernhard Spuren. Spuren. Regenwasser vom St. Bernhard 1,10 0,30 Schnee vom Velan (organische Materie enth.) 15,60 — Schnee vom Combin, 1 Flasche 11,00 22,00 » :» » 2 Flaschen nicht best. 21,00 Der für Schneewasser angegebene Gehalt an Ammoniak ist als sehr hoch zu bezeichnen, wenigstens ist bei der Untersuchung der preussischen Stationen in dieser Richtimg nur ein einziges Mal ein ähnlich hoher Gehalt, wie er hier vorliegt, ge- funden worden. Noch auffallender ist der hohe Gehalt an salpetriger Säure. Ver- gleicht man den Stickstoffgehalt, den hier Boussingault in Schneewasser gefunden hat, mit den Zahlen der Station Regenwalde, welche unter allen Stationen die höchsten Zahlen für den Stickstoffgehalt der meteorologischen Niederschläge auf- weist, so ergiebt sich , dass nur einmal ein annähernd hoher Gehalt , nämlich 10 Milli- gramm pro Liter aufgefunden wiu-de, während sich hier ein solcher von 16 Milli- gramm berechnet (Schnee von Combin). E. Reichardt untersuchte eine Anzahl Brunnenwässer Leip- saipeter- auf ihren Geha It an Salpe tersäure. *) Säuregehalt Im Liter Abdampf- Glüh- Organische Salpeter- von Brunnen- rückstand. verlust. Substanz.**) säure.***) Gramm. 6ramm. Gramm. Gramm. wässern. Vom Rossplatz . . 0,980 0,230 0,092 0,1468 Dorotheenstrasse . 1,160 0,250 0,107 0,1488 Gerberstrasse . 0,470 0,090 0,037 0,0236 Tauchaer Strasse — — — 0,1839 Bettelbrunnen . — — — 0,2362 Burgstrasse . . — — — 0,0506 Magdeburger Bahn hof — — — 0,0132 Wasserleitung . . — — — 0,0115 Nach Boussingault und Anderen soll Salpetersäure als normaler Bestand- theil in den meisten Quellen, namentlich den aus der Kalkformation kommenden, sich vorfinden. Einigermaassen grössere Mengen dieses Körpers können aber als untrüglichstes Zeichen einer stattgefundenen Infiltration oxydirter Stoffe gelten. Desshalb ist eine quantitative Bestimmung der Salpetersäure von Wich- tigkeit für die Beurtheilung eines Trinkwassers. Nach 0. Reich ist ein Gehalt von 4 Thl. Salpetersäure in 1 Million Thl. Wasser die äusserste Grenze für ein gutes Trinkwasser. Der oben gefundene geringste Gehalt beträgt aber 11,5 Thl. in 1 MiUion Thl. Wasser. ♦) Zeitschr. f. anal. Chemie, Bd. 8. S. 118. **) Wurde nach der Methode von Kübel mittelst übermangansaurem Kali bestimmt. ***) Nach der Methode von Seh lö sing bestimmt. 156 Die Laft. Animnjiiak- Piiicus untersuchte einige Brunnen-, Teich- und Drainwasser u. Salpeter- ^y£ ^jjj.gjj Ammoniak- und Salpetersäuregehalt*). Dieselben enthielten: von ver- schiedenen Wässern. Zeit der Be- stimmung, Stick- stoff. 10 93 Gegenstand. 10. Mai. Stadtbninnen am Markte (Insterburg) LX\ Drainwasser von Althof . . . Wasser aus d. Schlossteiche (Insterburg) \ J^i l 0 25 Wasser aus der Angerapp i «'59 Drainwasser von Althof (anderen Orts) | „'qg Milligramm pro Liter 12. » 29. » 8. Juni. 10. » f 0,00 1 5,29 Am- moniak. 3,90 0,97 0,47 Salpeter- säure. 34,30 20,81 1,00 9,51 11,41 Wasser Zusammensetzung des Wassers vom Todten Meer; von Aug. des Todten geling' er,**) In 100 Tbl. Meerwasser sind gefunden: Chlor 15,921 Brom 0,419 Schwefelsäure (SO4) . 0,06G Natrium 3,488 Kalium 0,751 Calcium 1,125 Magnesium .... 2,740 24,510 ieraus berechnet sich für 100 Thl. Meerwasser : Chlornatrium . 8,561 Chlorkalium . . 1,433 Chlormagnesium 10,842 Chlorcalcium 3,039 Bromnatrium . 0,549 Schwefelsaurer Kalk 0,093 Die qualitative Analyse ergab ferner noch Spuren von Thonerde, Eisen, Mangan, Kieselsäure und organischen Stoffen. Die Analyse stimmt mit älteren Analysen, namentlich auch mit der C. Gmelin's dieses Wassers gut überein. Analyse des Wassers der Cettinje. SChÖpft. Analyse d es Fluss was sers der Cettinje, von Aug. Vierthaler***). Das Wasser wurde mitten im karstischen Kalkterrain von Podgaraje ge- *) Landw. Versuchsst. B. IX. S. 476. ♦*) Württemb. naturw. Jahreshefte. 25, Jahrg. 1869. S. 200. **♦) Sitzungsberichte d Wien. Akad, d. W. Math. Naturw. Kl. Band LVI. 2. Abth. S. 475. Die Laft. 157 Dasselbe enthält in 10000 Gewichtstheilen : Kalkbicarbonat 0,1017 Schwefelsauren Kalk .... 2,5538 Chlorkalium 1,0982 Chlomatrium 1,0174 Chlormagnesium 0,9883 Kieselsäure 0,0350 Summe der fixen Bestaudtheile 5,7944 Specifisches Gewicht bei 15° C. 1,0008 Schliesslich verweisen wir noch auf nachstehende Mittheilungen und Abhand- lungen, über die zu referii-en uns der Raum dieses Berichts verbietet: Die schnee- und frostlreien Tage in Sachsen in ihrer Bedeutung für die Landwirthschaft. Von H. Krutsch. i) Die Temperatui'- und Feuchtigkeitsverhältnisse Sachsens. Von H. Krutsch.2) Ein Beitrag zur Gewitterkunde; von Wilh. von Bezold. 3) lieber die Vertheilung der Wärme auf der Erdoberfläche; von L. Witte. *) Die Witterung des Jahres des Misswachses 1867; von H. W. Dove. s) Regenkarte für Frankreich. 6) Der Moorrauch im Juli 1868; von W. Schieferdecker. 7) Sui- la temperature de l'aii- hors du bois et sousbois; par A. C. etE. Bec- querel. 8) Des quantites d'eau tombees pres et loin des bois; par Bec quer el. 9) Influence des forets sur le regime des eaux, par Marie Davy.io) De la temperatui-e de l'air et du sol dans ses rapports avec la Vegetation; par Gaetan Cantoni.u) Temperature du sol; par Marie Davy 12) Temperature du sol pendant l'automne de 1868; p. E. Rissler.is) On the temperature of the sea, and its influence on the climate and agricultui-e of the British Isles; Nie lo las Whitley. i^) 1) Chem. Ackersmann 1869. S. 150. 2) » » y> S. 212. 3) Poggend. Annal. der Phys. u. Chem. 1869. Bd. 136. S. 513. 4) Ztschr. f. d. ges. Naturwissensch. Berlin. Bd. 31. S. 426. 5) » des Köngl. Preuss. Statist. Bureaus. 9 Jahrg. No. 4, 5 u. 6. 6) Landw. Centralbl. 1868. Bd. 11. S. 387. 7) Ztschr. f. d. ges. Naturwissensch. Berlin. 1869. No. 9. 8) Compt. rend. 1869. Bd. 68. S. 677 u. 737. 9) y> » » Bd. 68. S. 789. 10) Joum. d'Agric. prat. 1869. Bd. H. S. 234, 594. 11) » » ,; ,) Bd. I. S. 63, 138, 715. 12) » » » » Bd. I. S. 236. 13) ,) ,, » )) Bd. I. S. 375. 14) Joum. of the Royal Agric. Soc. 1868. Bd. U. S. 38. 158 Die Luft. Rückblick. Die erste Arbeit dieses Kapitels »Ueber den Kohlensäure gehalt der Stallluft und dem Luftwechsel in Stallungen« von H. Schul tze ist von so grossem wissen- schaftlichen wie praktischen Interesse, dass wir es für Pflicht hielten, darüber in grösserer Ausführlichkeit zu referireu, als man es in diesem Bericht erwarten darf. Wir entnehmen derselben , dass die Luft in Stallungen sich mit 2,5 bis 3 pro mille Kohlensäure beladen kann, ohne dass sie bei Menschen das Gefühl der ünbehag- lichkeit hervorruft und ohne dass sie dem darin athmenden Vieh lästig oder nach- theihg zu sein scheint. Nach Pettenkofer's Ermittelungen ist eine Luft der mensch- hchen Wohnräumen schon bei 1 pro mille Kohlensäure als verdorben zu bezeichnen. Es scheint hiernach, dass die Menschen im Verhältniss zur Kohlensäure gleichzeitig mit dieser mehr als das Vieh von denjenigen flüchtigen organischen Stofi'en aus- scheiden, welche in erster Linie die Luft zum Athmen untauglich machen. Möglich auch, dass die in der Stallluft befindhche Kohlensäure nicht allein Ausscheidungs- produkt des Viehs ist, sondern auch von Zersetzung des Mistes herrührt. Zur dauernden Erhaltung einer guten Luft in einem Stalle müssen jedem Stück Gross- vieh pro Stunde 50 — 60 Kubikmeter frischer Luft zugeführt werden. Auf die natürliche Ventilation ist das Baumaterial, aus dem Wandungen und Decke der Stallungen gebildet sind, von wesentlichem Einflüsse. Die Decke der Stallungen ist vorzugsweise die die schlechte Luft ableitende Fläche; die Wandungen bieten die die frische Luft zuführende Fläche. Für beide Flächen ist eine hinlängUche Porosität von Wichtigkeit, namentlich ist die Herstellung einer porösen Decke sehr zu empfehlen. Als besonders füi' die Luft durchdringbares Baumaterial sind Lehm- steine zu bezeichnen. Die Erhaltung einer guten frischen Luft und die Erhaltung einer mässigwarmen Temperatur sind zwei Anforderungen, die man an einen guten Stall stellen muss. Ersteres kann man durch künstliche Ventilation (durch Fenster, Thüren, Dunstfänge) leicht erreichen, die im Winter aber mit beträchtlicher Ab- kühlung der Stallluft verknüpft ist. Man ist daher für diese Jahreszeit angewiesen, die Zuführung der frischen Luft möglichst auf den Weg der natürlichen Ventilation (durch die porösen Wände und die Decke) zu beschränken und es ist deshalb femer nöthig, beim Bau von Stallimgen auf die Wahl eines porösen Baumaterials Bedacht zu nehmen. Je weniger dasselbe porös und für die Luft durchdringbar ist, eine desto grössere ventilirende Wandfläche muss dem Vieh geboten werden. Eine aus massivem 2 Vi Fuss starkem Brachstem- Mauenverk gebildete Wandfläche von 400 Quadratfuss Oberfläche erwies sich ausreichend zur dauernden Reinerhal- tung der Luft für 1 Stück Grossvieh. — Ueber den Kohlensäuregehalt der Seeluft stellte T. E. Thorpe Messungen an. Aus seinen zahkeichen Untersuchungen geht hervor, dass der Kohlensäuregehalt der Seeluft — entgegen der Ansicht Lewy's und entsprechend den älteren Ansichten Saussure' s — geringer ist, als der der Landluft. Die Annahme einer Absorption der Kohlensäure der Luft durch das Meer ist hiernach berechtigt. Die Untersuchung ergiebt ferner, dass dieser Kohlensäm-egehalt keinen erheblichen Schwankungen unterworfen ist, weder die Tageszeit noch die Temperatur, die Oertlichkeit und meteorischen Verhältnisse sind darauf von Einfluss. — Derselbe Verfasser fand den Kohlcnsäuregehalt der Luft über dem tropischen Brasilien auf 3,28 Vol. m 10000 Vol. herabgedi-ückt. Der Verf. sieht den Grund dafür in den während der Untersuchungszeit herrschen- den heftigen Regen und in der dortigen üppigen Vegetation, welche beide auf rasche Entfernung der Kohlensäui'e aus der Luft hinwirken müssen. — Durch die Untersuchungen C. F. Schönbein's haben wii- in dem Wasserstoffsuperoxyd Die Luft. 159 einen neuen Bestandtheil der Atmosphcäre kennen gelernt, der nicht minder von Bedeutung für die in der organischen und unorganischen Natur stattfindenden Oxydatiousprocesse ist, als das Ozon. Der Verf. stellte in der mitgetheilten Unter- suchung die Gegenwart dieses Körpers in jedem Regenwasser fest und leitet daraus die stete Gegenwart desselben in der atmosphärischen Luft ab. Derselbe wird in Folge elektrischer Entladungen gleichzeitig mit Ozon gebildet, indem gewöhnlicher neutraler Sauerstofi' chemisch polarisirt imd das freiwerdende Antozon (© ) mit dampf- förmigem Wasser vereinigt wird. — W. Schmidt bestätigte das Vorkommen des Wasserstoffsuperoxyds in der Luft und H. Struve entdeckte später unabhängig vonSchönbein imd mittelst anderer Reagentien, als dieser verwendete , ebenfalls diesen Körper in meteorischen Niederschlägen. — Ueber die Wärme- und Feuch- tigkeitsschwankimgen in verschiedenen Luftschichten hat Fl am marlon gelegent- lich von 10 Luftschifffahrten Beobachtungen angestellt. Wir entnehmen denselben, dass der Feuchtigkeitsgehalt der Luft mit der Erhebung über die Erde bis zu einer bestimmten Höhe zu- imd von da aufwärts abnimmt, dass aber das Feuch- tigkeitsmaxium je nach Tages- und Jahreszeit und nach dem Zustand des Himmels bald höher, bald tiefer liegt. Mit der Erhebung über die Erde findet bekanntlich eine Abnahme der Wärme statt. Diese Abnahme ist aber keine constante und gleichbleibende, sondern je nach der Tages- und Jahreszeit, je nach Beschaffenheit des Himmels, je nach der Windrichtung und je nach dem Zustande des Luft- wasserdampfes eine bald raschere, bald langsamere. Im Mittel seiner zahlreichen Wärmemessungen findet bei klarem Himmel bei Erhebung um je 189 Meter eme Wärmeabnahme von 1° statt; bei bedecktem Himmel gehört zu 1° Wärmeabnahme eine Erhebung um 194 Meter. — Die Versuchsstationen Regenwalde (A. Beyer) und Ida- Marienhütte (P. Bretschneider) haben eine Fortsetzimg ihrer Unter- suchungen über den Gehalt des Regenwassers an Ammoniak und Salpetersäure geliefert, die im Wesentlichen eine Bestätigung der früheren Ermittelungen her- beiführte. — Boussingault lieferte ebenfalls Bestimmungen des Ammoniak- und Salpetersäuregehalts meteorischer Niederschläge und that den hohen Gehalt daran von in grosser Höhe gefallenem Schnee dar. — Schliesslich brachten wir die Analysen einiger Brunnen- und fliessenden Wässer von E. Reichard, Pincus, A. Klinger und A. Vierthaler. Literatur. Ueber den Einfluss der Wälder auf die Temperatur der untersten Luftschichten, von J. Rivoli. Posen, bei Leitgeber. Die Wärme- und Regenverhältnisse Brombergs, von Robert Hefft er. Bromberg bei F. Fischer. 1869. Nichtperiodische Veränderungen der Verbreitung der Wärme auf der Erdoberfläche, dargestellt von H. W. Dove. Berün, bei Dietrich Reimer. 1869. Monatliche Mittel des Jahrgangs 1867 für Druck, Temperatur, Feuchtigkeit und Niederschläge und fünftägige Wärmcmittel, vou H. W. Dove. XIV. Heft der »Preussischen Statistik.« 1868. 160 Die Luft. KUmatoIogie von Norddeutschland nach den Beobachtungen des preussischen meteo- rologischen Instituts von 1848 bis incl. 1867. 1. Abth. Luftwärme. Von H. W. Dove. XV. Heft der »Preussischen Statistik.« 1868. Monatüche Mittel des Jahrgangs 1868 für Druck, Temperatur, Feuchtigkeit und Niederschläge und fünftägige Wärmemittel , von H. "W. D o v e. XIX. Heft der »Preussischen Statistik.« 1869. Die Verbreitung der Wärme in den Herzogthümern Schleswig und Holstein, von Gustav Karsten. Kiel, bei Ernst Homan. 1869. Die Witterung des Jahres des Misswachses 1867, dargestellt von H. W. Dove. Separatabdruck aus No. 4, 5 und 6 des IX. Jahrgangs der Zeitschxift des Königl. Preuss. Statistischen Bureaus. Die Pflanze. Referenten H. Hellriegel (für 1868) und J. Fittbogeu (für 1S69). Nähere Pflanzenbestandtheile und Aschenanalysen. 1868. Die Aschenbestandtheile des Frühliugs-Kreuzkrautes, Se- necio vernalis W. K., bestimmte R. Heinrich*) und fand: ^ f°S^„ ' ' analyse von In 100 Theilen frischer Substanz seneciover- dor Wurzeln. des Krautes. •>»"*• Wasser 77,390 82,120 Organische Trockensubstanz 18,407 15,575 Asche . 4,113 2,305 100,000 100,000 In 100 Theilen Asche: KaU 30,57 32,70 Natron 5,61 1,68 Kalk 9,49 20,40 Magnesia 3,42 4,43 Eisenoxyd 5,98 2,77 Schwefelsäure 2,60 4,05 Phosphorsäure 1 1,02 8,93 Kieselsäure 3,18 3,94 Chlor 3,38 5,29 Kohlensäure . . . . . . 25,51 17,00 100,76 101,19 — 0 . . . 0,76 1,19 100,00 100,00 Beim Einsammeln des Untersuchungsmaterials von einem durch die Senecio verunkrauteten Felde in der -Nähe von Regenwalde wurde gleichzeitig auf eine Quantitäts-Ermittelung der dort befindlichen Unkrautmasse mit Eücksicht genommen. Man erhielt von einer Quadratruthe , die mittleren Bestand zeigte: Frische Masse. Trockensubstanz. an Wurzeln 803 Gramm. 183 Gramm. an Kraut . 10864» 2450 » in Summa 11667 Gramm, 2633 Gramm. *) Annal. der Landwirthschaft. Wochenblatt 1868. S. 3. Jahresbericht, XI u. XII. \i 162 Die Pflanse. Dies giebt pro Morgen 41,4 Ctr. Grünmasse oder 9,6 Ctr. Trockensubstanz — und daraus berechnet sich pro Morgen ein Bedarf der Senecio von 169 Pfd. Asche, 51,8 Pfd. Kali und 18,4 » Phosphorsäure. Die Pflanzen gelangten am 20. Mai zur Untersuchung, zu welcher Zeit das Kreuzkraut begonnen hatte zu blühen. Al- sinastram . Asche». Ueber die Aschenbestandtheile der Wasserpest, Anacharis bestand- Alsiuastrum, giebt eine Analyse von J. Fittbogen*) Auskunft, durch thelle der ,,„'=" , •' ü , t Anacharis welche gefunden wurde: In 100 Theilen der frischen Pflanze: Wasser 77,328 Organische Stoffe . . 17,674 darin Stickstoff .... 0,403 Kali 0,431 Natron 0,244 Kalkerde 2,600 Magnesia 0,437 Eisenoxyd .... 0,082 Phosphorsäure . . . 0,142 Kieselsäure .... 0,805 Chlor 0,124 Bestand- Die chemische Zusammensetzung verschiedener Erdbeer- theiiever- gorten, wclchc aus der Ausstellung des Gartenbauvereins für Rostock im Erdbeer. J^^ife 1867 entnommen wurden, bestimmte Franz Schulze mit folgendem Sorten. Resultate:**) Bezeichnung der Sorte. Elton Pine . . . Wiz. of the North Victoria Trollop . Goliath .... Triumph de Liege Atleth .... Princesse Alice Magnum bonum . May Queen . . . Königin .... Bienenkorb . . . Eothe Riesen - Erdbeere Vieriander Weisse Riesen - Erdbeere 100 Gewichtstheile der ganzen 100 Gewichts- Frucht enthielten theile des aus Freie Säure , gepressten Saftes trockene als Apfel- Stick- enthielten: Substanz. säure- hydrat be- rechnet. stoff. trockene Sub- stanz. 9,41 4,61 1,185 1 «'* 9,90 5,26 1,040 — 6,1 9,77 5,70 1,011 — ! 5,8 9,62 4,68 0,948 — i 5,4 9,85 3,9 0,719 — 1 5,4 9,7 3,7 0,725 — i 5,03 9,03 4,4 0,909 — 4,9 12,03 3,03 1,251 — 4,23 8,9 3,2 1,058 0,145 1 5,9 10,3 3,6 0,845 — 4,4 11,3 3,5 1,030 0,141 ' 4,6 10,05 3,05 1,210 — 5,4 11,5 3,0 1,023 — 5,9 11,02 3,2 0,923 — i 4,4 ! *) Annalen der Landwirthschaft. Wochenblatt 1868. S. 91. **) Landw. Annal. d. mecklenburg. patriot. Ver. 1868. S. 206. Die Pflunze. 163 Analyse von Maulbeerblättern von Bechi.*) — Die Manlbeer- Analyse bäume, von denen das Material zu der Untersuchung entnommen wurde, ^°" ^*"'' wuchsen in der Umgegend von Florenz unter gleichen Boden- und Idima- blättern. tischen Verhältnissen. Die Analysen wurden im Jahre 1866 ausgeführt. I. Laub vom gemeinen Maulbeerbaum (Morus alba), gesammelt am 17. April, 29. April, G.Mai, 15. Mai, 10. August, enthielt frisch : Wasser 78,890 76,720 75,500 62,000 67,000 Organische Substanz 18,957 21,604 22,500 34,880 28,780 Asche 2,153 1,676 2,000 3,120 4,220 Stickstoff .... 1,100 1,050 0,900 0,798 0,560 d. i. in 100 Trockensubstanz : Asche 10,-20 7,20 8,16 8,21 12,79 Stickstoff .... 5,21 4,51 2,21 2,11 1,70 II. Laub vom wilden Maulbeerbaum, gesammelt am 20. April, 29. April, 6. Mai, 15. Mai, 10. August, enthielt frisch: Wasser 74,720 73,100 73,000 66,000 65,000 Organische Substanz 23,131 25,125 24,840 31,350 30,100 Asche 2,149 1,775 2,160 2,650 4,900 Stickstoff .... 1,100 0,950 0,700 0,930 0,420 d, i. in 100 Trockensubstanz: Asche 8,50 6,60 8,00 7,79 14,00 Stickstoff .... 4,35 3,53 2,60 2,73 1,20 III. Laub von Morus cucullata, gesammelt am 17. April, 20. April, 24. April, 6. Mai, enthielt frisch: Wasser 77,100 75,940 77,250 72,600 Organische Substanz 20,140 21,40S 20,430 24,551 Asche 2,760 2,652 2,320 2,849 Stickstoff .... 0,950 0,960 1,000 0,600 d. i, in 100 Trockensubstanz: Asche 12,05 11,02 10,20 10,40 Stickstoff .... 4,15 4,00 4,39 2,19 Analyse von Maulbeerblättern von Karmrodt.**) — Die Blätter Analyse waren im Jahre 1867 und zwar am 25. und 30. Juni, von Bäumen entnommen ^°" ^^*"'- worden, welche an der Nette bei Andernach in festem Boden standen, circa blättern. 40 Jahre alt und nie geschnitten worden wareu. Die Blätter gelangten noch an den Zweigen in das Laboratorium, welche früh Morgens geschuitten *) Chemisches Centralblatt. 1868. S. 896, nach Bull, de la Soc. Chim. uouv. ser. T. 10. pag. 224. 1868. **) Zeitschrift des landwirth. Ter f. Rheinpreussen. 1868. S 350. 11» 164 Die Pflanze. waren und dann bestens verpackt einen Transport von einigen Stunden aus- gehalten hatten, (Es ist diese Notiz bemerkenswerth , weil der Transport doch auf den Wassergehalt der Blätter eingewirkt haben könnte, obgleich Verf. bemerkt , dass die Blätter in sehr frischem und gutem Zustande bei ihm ankamen.) Die Blattstiele wurden dicht an der Blafctfläche abgeschnitten und gelangten nicht mit zur Untersuchung. Es wurde gefunden in drei Proben: Probe I. Wasser 68,60 Trockensubstanz . 31,40 In 100 Theilen Trockensubstanz: Stickstoff 3,048 Asche 10,847 und zwar: Kali 2,777 Natron . . . Kalkerde . . Magnesia . . Phosphorsäure Kieselsäure Schwefelsäure . Eisenoxyd . . Chlor . . . Die vorstehenden, sow; Probe II. Probe III 71,07 71,00 28,93 29,00 2,993 3,344 11,407 11,448 2,600 2,652 0,570 0,159 2,873 2,769 0,636 0,620 0,878 0,707 3,401 3,900 0,329 0,407 0,055 0,065 0,065 0,169 0,347 2,745 0,513 0,742 3,210 0,369 0,077 0,067 ie auch die übrigen in neuerer Zeit zahlreich aus- geführten Analysen von Maulbeerblättern verdanken alle mehr oder weniger ihr Dasein der Absicht, die von von Lieb ig ausgesprochene Behauptung, dass die Ursache der Seidenraupenkrankheit in einer mangelhaften Zu- sammensetzung ihres Futters zu suchen sei, entweder zu bestätigen oder zu widerlegen. Indem nun Karmrodt den von ihm in den rheinischen Blättern gefun- denen Gehalt an Stickstoff und Mineralstoffen mit der Zusammensetzung des von Reichen b ach untersuchten chinesischen und japanesischen Laubes*) ver- gleicht, kommt er zu der Ueberzeugung , dass dieselben in jeder Beziehung den Anforderungen entsprechen, welche au gutes, nährkräftiges Laub zu stellen sind. Und da die im Jahre 1867 mit diesen Blättern gefütterten Eaupen sich gesund erhielten, so schliesst er, dass von den verschiedenen Ansichten und Meinungen, die über das Auftreten der Seidenraupenkrank- heiten herrschen, die Ansicht von Liebig's unzweifelhaft die grössere Be- deutung habe. Gerade zu den entgegengesetzten Schlüssen glaubt sich An-iiysen Heidepriem auf Grund seiner Analysen der Blätter von Morus der Blätter Lhou, uud zwaT der Blätter von gedüngten und ungedüngten Pflanzen, TOD Morus Lhou. *) Vergl. Jahresbericht 1867. S, CS. Die Pflanze. 165 berechtigt, welche er in den »landwirthschaftlichen Versachsstationen«, 1868, S. 379 mittheilt. Zur Beschaffung des gewünschten Materials war eine auf leichtem Sand- hoden stehende Hecke von Morus Lhou zur Hälfte mit einer Mischung von Bakerguano-Superphosphat und Kalisulphat, welche circa IS^o leicht löslicher Phosphorsäurc und 12*^,0 Kali enthielt, am 24. April 1866 in der Art gedüngt worden, dass 3 Centner des Düngers auf 220 laufende Fuss der Hecke, also eine sehr reichliche Düngung, etwa 10 Zoll tief in der unmittelbaren Nähe der Stämme untergebracht wurden. Die andere Hälfte der Hecke blieb ungedüngt. Am 20. Juli wurden von den gedüngten und ungedüngten Pflanzen völlig ausgewachsene Blätter entnommen. Die ersteren waren um vieles kräftiger entwickelt und unterschieden sich durch ihre gesättigt grüne Farbe von letzteren. Die Analyse ergab: Blätter von ge- düngtea Pflanzen. Procent. Trockensubstanz . . . 17,44 In 100 TU. Trockensubstanz: Stickstoff 2,93 Roh -Asche 11,75 Kohlensäure-freie Asche 9,68 und zwar: Bläter Ton unge- düngten Pflanzen. Procent. 17,96 2,83 10,22 8,10 Kohlensäure Kieselsäure Schwefelsäure . Chlor . . . . Phosphorsäure Eisenoxyd . , Kalkerde . . Talkerde . . Kali ... . Natron . . 2,072 0,753 0,141 0,297 0,880 0,076 3,820 0,818 2,714 0,140 — Sauerstoff . Daraus berechnet sich für die Kohlensäure-freie Asche 1,69 Kali 0,487 Phosphorsäure . . . 0,158 InlOöThl. Roh-Asche Procent. 19,92*) 6,41 1,20 2,53 7,49 0,65 32,51 6,96 23,10 1,19 101,96 0,57 101,39 frischen Blätter: 2,115 0,940 0,156 0,134 0,904 0,157 3,075 0,836 1,893 0,067 In 100 Tbl. Roh -Asche. Procent. 20,69 9,20 1,53 1,31 8,85 1,54 30,09 8,18 18,52 0,66 100,57 0,29 100,28 1,45 0,339 0,162 *) Seite 381 ist angeführt: 120,280 Gramm trockene Blätter hinterliessen 14,1305 Gramm Asche, darin 2,4925 Gramm Kohlensäure. Nach diesen Angaben würde sich der Gehalt der Kohlensäure in 100 Theilen Rohasche nicht zu 19,92 ßondem zu 17,64% berechnen. 166 Die Pflanze. Durch die an Kali und Phosphorsäure reiche Düngung war mithin der Gehalt der Blätter au Kali vermehrt worden, nicht aber der an Phosphorsäure. Der Gehalt der Trockensubstanz der Blätter an Stickstoff und sämmt- lichen Aschenbestandtheilen (mit alleiniger Ausnahme der Kieselsäure) steht dem von Eeichenbach angegebenen Gehalte des chinesischen und japanesischen Laubes nicht ferner, als die von Karmrod t für die rheinischen Blätter gege- benen Zahlen. Trotzdem wurde mit der Verfütterung dieses Laubes kein gutes Kesultat erlangt. Zwei Jahre hindurch wurde von einer Seidenraupen- zucht die eine Abtheilung mit solchen gedüngten Blättern, die andere mit ungedüDgten ernährt und in beiden Jahren gingen von beiden Abtheilungen ungefähr gleich viel (und zwar sehr viel) Eaupen an der Krankheit zu Grunde. — Bemerkenswerth bleibt jedenfalls der ungewöhnlich grosse Wassergehalt der von Heidepriem untersuchten »ausgewachsenen« Blätter, der wohl auch bei ßeurtheilung der Fütterungsresultate nicht ganz zu vernachlässigen ist. AnaiyBe Uebcr die Zusammensetzung verschiede ner Hopfenproben verschiede- ^^^ ^^^ Altmark vou M. Siewert.*) aer Hopfen- ' proben. Es gelangten zur Untersuchung: L Späthopfen auf gesundem Torf gewachsen, aus Lindstellerhorst; röth- lich, sehr locker, enthielt sehr viel Samenkörner und Stengel, hatte kaum bemerkbaren Geruch und wenig Lupulinkörner, sehr kleine Kätzchen. n. und IIL, aus Holzhausen, von grüner Farbe, die Kätzchen waren meist kurz, hatten aber angenehmen Geruch. IV. Späthopfen aus Loische (Kreis Gardelegen), von lichthellgrüner Farbe, sehr angenehmem Geruch, langen, dicken Kätzchen, enthielt mehr Samen, als der baiersche Hopfen; das Harz fühlte sich beim Eeiben härter an, als beim baierschen. V. Später Grünhopfen, eingesandt aus Holzhausen bei Bismark. Ist gewachsen auf kali- und humusreichem fetten Lettenboden. Ansehen dem baierschen sehr ähnlich. Geruch und Weiche des Harzes dem baierschen Hopfen nichts nachgebend. Zum Vergleich wurde neben diesen Proben noch VI. eine Sorte echten baierschen Grünhopfens der Analyse unterzogen. Sämmtliche Proben stammten von der 1867 er Ernte und waren un- geschwefelt. (Siehe Tabelle auf Seite 167.) Nach diesen Analysen waren die besten Hopfensorten — Probe V u. VI — am reichsten an Hopfenharz und am ärmsten an Gerbsäure; sie enthielten ferner am wenigsten Asche und hinterliessen beim Extra- hiren mit Alcohol und Wasser die geringste Menge unlöslichen Kückstand. *) Zeitschritt des landwirthschaftlichen Central-Vereins f. d. Provinz Sachsen, 1868. S. 2T2. Die Pflanze, 167 Es wurde gefunden: n. m. IV. VI. Wasser Sand Asche Organische Bestandtheile In Alcohol lösliche Bestandtheile . . . Hierin Hopfenharz Nach der Extraction mit Alcohol waren in Wasser lösliche Bestandtheile Hopfen oline vorlierige Behandlung durch Al- cohol mit Wasser ausgekocht, enthielt im Wasserextract : Gerbsäure • . . Asche In Wasser und Alcohol unlöslich waren . In 100 Theilen Asche waren euthalten : Kieselsäure Phosphorsäure Phosphorsaures Eisenoxyd Schwefelsäure Chlor Kalk Magnesia Kali Natron Kohlensäure*) 12,06 1,72 9,20 77,02 13,50 9,78 8,56 4,56 4,56 65,88 13,53 17,90 1,12 4,09 2,06 16,16 5,70 23,95 0,93 14,56 13,24 1,06 6,94 78,76 20,00 11,66 13,54 2,58 7,53 76,35 19,60 12,00 11,50 11,00 10,85 1 11,53 0,48 1 2,87 8,06 ! 6,74 80,61 78,86 18,00 13,82 12,50 25,50 16,70 3,79 i 4,38 5,18 4,53 55,26 55,86 13,81 16,17 17,54 17,69 1,32 2,00 4,74 3,79 2,01 1,30 15,33 17,63 6,18 5,22 35,15 25,19 0,94 1,18 2,98 9,85 14,89 15,52 1,27 3,85 2,60 13,74 4,74 35,51 1,00 6,88 15,58 16,48 2,26 4,71 2,50 14,91 3,92 33,93 1,07 4,64 13,45 0,97 6,70 78,88 23,00 18,40 12,00 12,50 4,00 1 3,49 3,24 4,82 j 5,! 6 5,18 58,65 I 50,97 j 51,05 10,69 17,21 1,62 4,14 0,84 15,58 7,66 32,21 0,82 9,23 Was die einzelnen Aschenbestandtheüe anlangt, so zeichnete sich der baiersche Hopfen vor dem Altmärker durch einen geringeren Gehalt an Kiesel- säure und Chlor und durch einen verhältnissmässigen Eeichthum an Mag- nesia aus. Die Zahlen liefern den Beweis, dass die Altmark unter günstigen Ver- hältnissen einen Hopfen (Probe V) zu liefern vermag, der an Qualität dem echten baierschen (Probe VI) gleich steht. Dubrunfaut machte der Academie des sciences die Mittheilung, dass ataitine er einen neuen Stoff im Gerstenmalze aufgefunden habe, welcher bedeutend wirksamer sei, als die Diastase.**) Obgleich es ihm noch nicht gelungen, denselben rein darzustellen, glaubt er doch behaupten zu können, dass derselbe sich in seinen physikalischen und chemischen Eigenschaften genugsam von der Diastase unterscheidet und giebt ihm den Namen M al- tine. Zur Darstellung der Substanz schlug er folgenden Weg ein: ein *) Die Kohlensäure wurde aus der Differenz berechnet, da die Kesultate für die übrigen Bestandtheile das Ergebniss zweier fast übereinstinunenden Ana- lysen waren. ♦•) Compt. rend. 1868. t. LXVI. p. 274. 168 Die Pflanze. wässrlger Auszug von Gersteninalz wurde zur Abscheid uiig des Eiweisses vorsichtig erhitzt und dann mit dem doppelten Volumen 90grädigen Wein- geistes versetzt. Es fällt die Maltine in Flocken aus , welche fähig sind, das 100,000 bis 200,000-fache ihres Gewichts von Stärke zu verflüssigen. Ver- setzt man die von der Maltine getrennte Flüssigkeit noch weiter mit Alcohol, so lange noch ein Niederschlag erscheint, so erhält man die Diastase in Form eines klebrigen, syrupähnlichen Absatzes, welcher 3 — 4*^/0 Stickstoff enthält und nur etwa das 2000-fache seines Gewichts Stärke umzuwandeln vermag. Aus 1000 Theilen Malz erhielt Dubrunfaut auf diese Weise 5 Tbl. Ei weiss, 10 Theile Maltine und 15 Theile Diastase. In der letzteren glaubt er Nichts als durch die Einwirkung des starken Weingeistes veränderte Maltine sehen zu sollen. Auf diese Mittheilung erwidert Payen in einer späteren Sitzung*), dass er schon früher erkannt, dass die Constitution und die Eigenschaften der Diastase durch starken Alcohol leicht alterirt werden**) und dass er deshalb folgende Vorsichtsmassregeln zur Darstellung dieser Substanz gegeben habe: Gute keimfähige Gerste der letzten Ernte wird soweit angekeimt, dass die Würzelchen die Länge des Samens erreicht haben, dann nach Aus- scheidung der nicht gekeimten Samen schnell bei 40 — 50° getrocknet bis die Würzelchen sich abreiben lassen. Nach Entfernung der letzteren wird das Malz grob gepulvert und bei einer Temperatur von 30 ° mit etwa dem doppelten Volumen Wasser 2 Stunden lang digerirt. Die Flüssigkeit wird abgepresst, durch ein ganz nasses Filter filtrirt und das Eiweiss im Wasser- bad bei 70 bis höchstens 75 ° coagulirt. Nach Abschiedung des letzteren wird die Diastase mit Alcohol gefällt, jedoch zur Vermeidung jeder Alteration der empfindlichen Substanz mit der Vorsicht, dass man nicht absoluten Alcohol benutzt und dass man beim Fällen fortwährend umrührt, damit sich an keiner Stelle der Flüssigkeit grössere Mengen von starkem Alcohol an- häufen können. Der Niederschlag wird filtrirt und auf einer Glasplatte bei niederer Temperatur im Luftstrome getrocknet. Nach dieser Erörterung glaubt Payen annehmen zu dürfen, dass die Maltine Dubrunfaut's nichts An- deres ist, als eine rationell dargestellte Diastase. Auffällig ist noch der letzte Satz der Dubrunfant'schen Mittheilung, auf welchen Payen in seiner Erwiderung nicht eingeht und welcher lautet: »Die Anwesenheit der Maltine glauben wir in dem gekeimten Samen aller Cerealien und in allen Flusswässern constatirt zu haben. Sie scheint aber nicht vorzukommen in den Brunnenwässern von Paris.« Chioro- Filhol giebt in den Annales de Chimie einen Ueberblick über seine ' '' * schon vor längeren Jahren begonnenen Arbeiten über das Chlorophyll,***) deren Hauptresultate auf Folgendes hinauslaufen: *) Compt. rend. 1868. t. LXVI. p. 460. •*) Anual. de Chim. t. VII. p. 386. ") Annal. de Chim. et de Phys. 1868. t. XIV. p. 332. Die Pflauze. 169 Alle Methoden zur Darstellung des Chlorophylls, bei welchen starke Säuren zur Verwendung kommen, schliessen eine Veränderung der Substanz in sich und liefern nicht Chlorophyll, sondern nur Zersetzungsprodukte des- selben. Unverändertes Chlorophyll erhält man nach Verf. nur auf die ein- zige Art, dass man chlorophyllhaltige Substanzen mit kochendem, 60procen- tigem Alcohol auszieht, welcher es leicht löst und beim Erkalten fallen lässt. Der abgeschiedene Farbestoff wird zur Reinigung auf dieselbe Art noch drei- bis viermal gelöst; in den Mutterlaugen bleiben die verunreinigenden Sub- stanzen zurück. Ganz rein erhält man das Chlorophyll freilich auch durch dieses Verfahren noch nicht; es bleibt vielmehr noch gemengt mit einer fetten Substanz, die aber ohne Zersetzung des Farbstoffs auf keine Weise von ihm zu trennen ist. Die von Fremy und Cloez durch mit Salzsäure angesäuerten Aether bewirkte Spaltung des Chlorophylls in einen blauen und einen gelben Farb- stoff ist nicht eine einfache Trennung zweier in ihm präexistirender Sub- stanzen, sondern ist das Resultat eines tiefer eingreifenden Zersetzungsprocesses. Auch die weniger energisch wirkenden organischen Säuren, wie Wein- säure und Oxalsäure, bewirken eine Spaltung des Chlorophylls in zwei Kör- per, von denen der eine mit schön gelber Farbe im Alcohol gelöst bleibt, während der andere in Form schwarzer Flocken sich absetzt. Der so erhaltene gelbe Farbstoff spaltet sich wieder unter der Ein- wirkung concentrirter Salzsäure in eine unlösliche gelbe Substanz, welche sich abfiltriren lässt, und einen blauen Stoff, welcher gelöst bleibt. Der letztere wird wieder gelb, wenn man seine saure Lösung neutralisirt. Dagegen wird die hierbei erhaltene unlösliche gelbe Substanz durch Säurezusatz blau, wenn man sie vorher einige Minuten mit einer geringen Menge Kali, Natron oder Baryt kocht, bei gelinder Wärme eindampft und mit Aether aufnimmt, wobei sie Sauerstoff absorbirt. Diese beiden gelben Farbstoffe existiren in allen grünen Pflanzen theilen in dem Chlorophyll, aber auch noch ausserdem in freiem Zustande neben dem Chlorophyll. Wenn man den alcoholischen Auszug grüner Pflanzentheile mit einer kleinen Menge Thierkohle behandelt, die so gering ist, dass sie den Auszug nicht vollständig zu entfärben vermag, so wird zunächst der grüne Farbstoff von der Kohle gebunden und man erhält eine reine gelbe Lösung, die alle Eeactionen der eben beschriebenen gelben Farbstofflösung zeigt, welche man durch Behandlung des Chlorophylls mit organischen Säuren erhält. Die jungen Blätter gewisser Evonymus- Arten, welche als Zierpflanzen cultivirt werden und deren Terminalsprossen im Frühjahr schön gelb aus- sehen, enthalten beide ebenerwähnte gelbe Substanzen , enthalten aber keine Spur eines grünen Farbestoffs. Die oben berührten schwarzen oder braunen Flocken , welche man bei der Einwirkung von Oxalsäure auf eine Chlorophylllösung erhält, sind stick- stoffreich und identisch mit dem Stoffe, den Müller und Morot als reines Chlorophyll betrachteten , und den man erhält , wenn man das Blattgrün, um 170 Die Pfliiiize. es von der ihm hartnäckig anhängenden fetten Substanz zn reinigen, aus einer salzsauren Lösung fällt. Dieser dunkelbraune Körper ist bei einer Temperatur unter 100" schmelz- bar und besteht offenbar aus einem Gemenge eines Farbstoffes mit einem Fette. Er ist kaum löslich in kaltem Alcohol, wird aber von kochendem Alcohol gelöst und beim Erkalten in kleinen dendritischen Agglomerationen abgesetzt, welche den Eindruck von Krystallen machen. In Aether ist der Stoff leicht löslich. Seine Lösungen besitzen in sehr hohem Grade den Dichroismus, welchen man an den Chlorophylllösungen wahrnimmt; die Lö- sungen der gelben Farbstoffe zeigen diese Eigenschaften nicht. Wenn man die alcoholische Lösung des braunen Körpers mit einem cau- stischen Alkali behandelt, so nehmen sie zuerst eine orangegelbe Färbung an, die aber nur einige Augenblicke dauert, dann färben sie sich unter Absorption von Sauerstoff grün. Die so entstandene grüne Farbe bleibt, wenn man die alkalische Lösung mit einer Säure absättigt, sei diese eine organische oder eine unorganische. Gewisse Metalloxyde, wie Kupferoxyd und besonder^Zinkoxyd in alkalischer Lösung befördern die Oxydation des braunen Stoffes und wandeln ihn in eine grüne Substanz von ausnehmend schönem Farbenton um. Dieses Grün befestigt sich, wenn man eine organische Säure in die Lösung bringt, sehr leicht auf Geweben, widersteht aber zu wenig den Einwirkungen des Lichtes und der Luft, um es praktisch benutzen zu können. Bei den roth-, braun- oder violettgefärbten Stengelblättern finden sich diese ungewöhnlichen Farbstoffe nur an der Oberfläche. Taucht man so ge- färbte Blätter in eine Mischung von Aether und Schwefelsäure , so sieht man die oberflächliche rothe Farbstoffschicht verschwinden und unter ihr kommt bei den Frühjahrsblättern eine grüngefärbte, bei den Herbstblättern aber eine gelbgefärbte Schicht zum Vorschein. Legumin. üeber das Pflanzen-Casein oder Legumin lieferte Eitthausen, als Fortsetzung seiner Untersuchungen, über die in dem Samen der land- wirthschaftlichen Nutzpflanzen vorkommenden Eiweisskörper , eine ebenso ein- gehende als dankenswerthe Arbeit.*) Verf stellte den bisher als Pflanzen-Casein oder Legumin bezeichneten Körper aus 4 verschiedenen Sorten Erbsen, 3 Sorten Bohnen, ausserdem aus Linsen, Wicken, Sau- und Puffbohnen, gelben und blauen Lupinen und endlich aus süssen und bitteren Mandeln dar, und zwar mit Benutzung fol- genden Verfahrens: Die Samen wurden zu einem ziemlich feinen Pulver zerstossen, die Schalen abgesiebt und das Pulver mit der 7 — 8 fachen Menge kalten Wassers Übergossen etwa 6 Stunden stehen gelassen. Dann wurde die Flüssigkeit durch Decantiren und mittelst eines Haarsiebes von dem Ungelösten getrennt •) Joum. f. prakt. Chemie. Bd. CHI. S. 65, 193 u. 273. Ole Pflanze. 171 und der Kückstand noch einmal mit etwa der 4— 5 fachen Menge kalten Wassers behandelt. Theilten die Samen dem Wasser, mit welchem sie angerührt wurden, eine stark saure Keactiou mit, was besonders bei den Pferde- und Saubohnen und noch mehr bei den Lupinen der Fall war, so wurde allmählig soviel Kalilösung hinzugefügt, bis nach heftigem Durch- rühren eine alkalische Eeaction sich als bleibend erwies (ohne Kalizusatz ging in diesen Fällen nur eine geringe Menge Proteinstoff in Lösung). Die erhaltenen Flüssigkeiten liess man bei niederer Temperatur (etwa 4 — 5° C.) längere Zeit ßtehen und sich soviel als möglich klären. Vollkommen klar erhält man dieselben auf diese Weise nie, selbst nach tagelangem Stehen erscheinen sie von fein zertheiltem Fett und andern Materien immer noch mehr oder weniger trübe; durch Filtriren aber sind wegen bald eintretender Verstopfung der Filterporen grössere Mengen von Substanz nicht leicht zu erhalten. Die genügend geklärten Flüssigkeiten wurden von dem Absätze durch Decantiren oder mittelst Heber getrennt und mit verdünnter Essigsäure (1 :8), von welcher man solange hinzufügte, als noch eine merkliche Vermehrung des Niederschlags erfolgte, ausgefällt. Der bei möglichst niederer Tempe- ratur abfiltrirte Niederschlag wurde, nachdem alle Mutterlauge abgelaufen war, auf dem Filter mit 40— 50procentigem Weingeiste Übergossen, wodurch der- selbe seine schleimige Beschaffenheit verlor, und dann in einem Becherglase mit mehrfach erneuten Portionen von erst schwachem, zuletzt sehr starkem Weingeist gewaschen, endlich aber mit Aether von gewöhnlicher Zimmer- wärme so lauge extrahirt, als dieser etwas löste; zuletzt wurde durch feines Leinen filtrirt, mit Alcohol gewaschen, ausgepresst und in der Leere über Schwefelsäure getrocknet. Hatte man Verdacht, dass bei dieser Darstellungs- weise die Keinigung nicht vollständig sei, so wurde die Substanz, oder auch gleich der aus der ursprünglichen Lösung gefällte Niederschlag, nachdem er abfiltrirt und etwas ausgewaschen war, in kalihaltigem Wasser (0,1—0,2% Kali enthaltend) in der Kälte gelöst und, nachdem sich die verunreinigenden Stoffe abgesetzt hatten , die decautirte klare Flüssigkeit mit wenig Essigsäure gefällt. (Verf. überzeugte sich, dass die Substanz durch solch verdünnte Kalilösung keinerlei Veränderung erlitt.) Verf. erhielt nach dieser Methode aus den süssen Mandeln etwa 15 o/o, aas dem Lupinen bis 20% reine Substanz. Als wichtigstes Ergebniss der speciellen Untersuchung stellte sich zu- nächst heraus, dass der Eiweissstoff der Mandeln und Lupinen in seiner Zusammensetzung und seinen Zersetzungsprodukten durchaus verschieden ist von den der Erbsen, Wicken, Linsen und Bohnen. Beide Stoffe lösen sich in kaltem und warmem Wasser nur in sehr unbedeutender Menge auf; dagegen lösen sie sich leicht in sehr verdünnten Alkalien (nach dem Trocknen etwas langsamer als frisch) und in Essigsäure-; mit basisch-phosphorsauren Alkalien gehen sie in beträchtlicher Menge, jedoch trübe, in Lösung. Schwefelsäure mit dem gleichen Volumen Wasser verdünnt giebt eine klare Lösung, die auch nach dem Verdünnen mit Wasser völlig 172 Die Pflanze klar bleibt. Werden die Stoffe mit der verdünnten Schwefelsäure anhaltend gekocht, so liefert der erstere Tyrosin, Leuciu, Legiiminsäure und Glutamin- säure, der letztere aber nur Tyrosin, Leucin, Legiiminsäure und keine Glutaminsäure. Keactionen und Eigenschaften, insbesondere aber der Nachweis der Glu- taminsäure unter seinen Zersetzungsprodukten lassen kaum verkennen, dass der Proteinstoff der Mandeln und Lupinen ein zu der Gruppe der Kleber- proteinstoffe gehöriger und speciell dem Gliadin nahestehender Körper sei, und Eitthausen schlägt deshalb für ihn den Namen Conglutin vor. Die procentische Zusammensetzung desselben fand der Verfasser wie folgt: dargestellt aus Mandeln Lupinen süssen. bittem. gelben. blauen. C 50,24 50,63 50,83 50,66 H 6,81 6,88 6,92 7,03 N 18,37 17,97 18,40 16,65 0 24,13 •24,12 23,24 25,21 S 0,45 0,40 0,91 0,45 Da in dem Proteinstoffe der gelben Lupinen doppelt soviel Schwefel gefunden wurde, als in dem der Mandeln und blauen Lupinen (mit dem er übrigens die grösste Aehnlichkeit in Eigenschaften und Zusammensetzung zeigt), so bleibt es vorläufig dahingestellt, ob er als vollkommen identisch mit jenem zu betrachten ist. Aus der Specialuntersuchung des Legumins ist hervorzuheben, dass in dem aus zwei Sorten Gartenbohnen dargestellten Stoffe ansehnlich weniger Stickstoff gefunden wurde, als in der aus Erbsen, Linsen, Wicken, Sau- und Pferdebohnen erhaltenen Substanz. Im Mittel aus zahlreichen Analysen ergab sich für die Zusammensetzung des Legumins: 1. aus Erbsen, Linsen, Wicken, Saubohnen etc. C 51,48 2. aus Gartenbohnen: H 7,02 N 16,77 0 24,33 s 0,40 c 51,48 H 6,96 N 14,71 0 26,35 s 0,45 Verf. stellte auch den in Oelkuchen von Rübsen enthaltenen Protein- stoff dar und unterwarf ihn einer Untersuchung, konnte sich aber von der Reinheit desselben nicht überzeugen, da der mit reinem oder kalihaltigem Wasser bereitete Auszug immer schon nach kurzer Zeit sehr scharf nach Die Pflanze. 173 Senföl roch. Das erhaltene Produkt war durch verschiedene Eigenschaften und seine Zusammensetzung vom Legumin verschieden. Das Legumin kann nach diesen Untersuchungen nicht als identisch mit dem im Weizen- und Roggensamen enthaltenen Gluten-Casein betrachtet werden; denn es liefert beim Kochen mit Schwefelsäure nicht, wie dieses, Glutamin- säure, und enthält weniger Schwefel. »Man wird«, bemerkt Verf., »in Folge dessen genöthigt sein, den Namen Pflanzeu-Casein gewissermassen als Gat- tungsnamen anzuwenden, als dessen Arten dann Legumin und Gluten-Casein anzusehen wären.« Die Asche, welche das Legumin beim Verbrennen hinterliess , bestand stets zum bei weitem grössten Theile nur aus Phosphorsäure. Verschiedene Experimente, die Verf. unternahm, um über die Rolle, welche die Phosphor- säure in den Leguminsubstanzen spielt , in's Klare zu kommen , führten ihn zu der Ansicht, dass die Phosphorsäure nicht erst bei der Verbrennung aus Phosphor gebildet sei, sondern dass man das Legumin als eine eigenthüm- liche phosphorsäurehaltige Proteinverbindung zu betrachten und daraus die stets saure Reactiön des Legumins zu erklären habe. Die Möglichkeit, das in reinem Wasser sehr schwer lösliche Legumin aus den Samen mit Wasser anszuziehen, erklärt Verf. durch die Gegenwart der gleichzeitig vorhandenen anorganischen Salze. Mit Ritthausen gleichzeitig arbeitete R. Theile über Legumin.*) Legumin. Theile laugte fein gestossene Erbsen auf einem Drahtsiebe mit kleinen Portionen Wasser aus, liess das Stärkemehl absetzen und fällte die abgehobene Flüssigkeit mit Alcohol aus. Der in dichten Flocken abgeschiedene Nieder- schlag wurde schnell abfiltrirt, mit absolutem Alcohol und darauf mit Aether digerirt, bei 50° in einem Strome trockner Luft und zuletzt im Vacuum getrocknet. Diese Substanz gab im Mittel 40,9 C, 7,45 H, 13,59 N, 0,73 S und 6,88*^/0 schwefelsäurefreie Asche, die grösstentheils aus phosphorsauren Al- kalien und Erden bestand. Bei 100° verlor die Substanz 9,37 "/o, bei 120° 10,76%, bei 160" 13,42° 0 an Gewicht. Bei letzterer Temperatur erfolgte unter Entwickelung eines brenzlichen Geruchs bereits Zersetzung. Für die bei 140° getrocknete, aschenfreie Substanz berechnet Verf. die Zusammen- setzung aus dem Mittel seiner Analysen zu 51,30% C, 7,51 % H, 16,88<>/o N, 0,920;,, S und 23,390/0 0. Diese Zahlen stimmen auf bemerkenswerthe Weise mit der in dem vor- hergehenden Artikel von Ritt hausen**) für das Legumin gefundenen Zu- sammensetzung mit alleiniger Ausnahme des Schwefels, welcher von Theile doppelt so hoch gefunden wurde. *) Chem. Centralblatt. 1868. S. 691 nach Jenaische Zeitschr. 1868. Bd. 4. tieite -264. **) Ritt hausen trocknete zur Analyse bei 130°. 174 Die Pflanze. Diese höhere Zahl für Schwefel erklärt sich vielleicht, ebenso wie die bedeutende Aschenmenge sehr gut durch die Darstellungsweise, welche Ref. keine grosse Garantie für möglichste Reinheit des dargestellten Stoffs zu bieten scheint. Theile vermied freilich bei seiner Methode absichtlich jeden Gebrauch von Säuren oder Alkalien und ist geneigt, die Ascheubestandtheile nicht als Verunreinigungen, sondern als in innigerer Beziehung zur organischen Sub- stanz stehend zu betrachten. In der saueren Reaction, welche das mit Essigsäure gefällte Legumin auch nach dem sorgfältigsten Auswaschen stets zeigt, sieht der Verf. nur die Reaction eines gebliebenen und mit dem Legumin in Verbindung ge- tretenen Säure -Rückstandes, da, wie er bemerkt — ein frisch bereiteter wässriger Auszug aus Leguminosen vollkommen neutral reagirt (? R.) ' — . Bittere Uebcr die bitteren Stoffe der gelben Lupine macht Siewert Stoffe der ^^ ^^y. Zeitschrift des landwirth. Centralvereins der Prov. Sachsen. 1868. S. 318 gelben . Lupine, folgende Mittheilung: Der bittere Geschmack in dem Samen der gelben Lupine wird nicht durch ein einziges, sondern wahrscheinlich durch vier Alkaloide bedingt. Es gelang bisher zu unterscheiden: Methyl- Coniin •NJ^J'^gJ* (CieHul Conydrin . . . N^ H >02 l H2I ( CieHnl Methylconydrin . N | C2 H3 [ O2 Ob ausser diesen drei Basen noch Dimethyl- resp. Aethylconydrin vor- handen ist, Hess sich noch nicht entscheiden. Das Methylconydrin bildet den Hau ptbe stau dth eil des Bitterstoffgemenges und ist in dem Lupinensamen als Salz vorhanden. In freiem Zustande ist es in Wasser sehr schwer löslich und sinkt, da es schwerer ist als dieses, in öligen Tropfen unter; die concentrirte wässerige Lösung trübt sich sofort beim Erhitzen. Alcohol und Aether lösen die Basis mit grosser Leichtigkeit, letzterer aber nicht die Salze derselben. Das Methylconydrin ist krystalli- sirbar, sowohl wenn es aus dem geschmolzenen Zustand erstarrt, als wenn es aus Aether umkrystallisirt wird, in dem Glaubersalz ähnlichen Blättern, sehr geringe Mengen Alcohol verhindern die Krystallisation; die Krystalle schmelzen bei 42° C. und sieden im Wasserstoffstrom bei 216° C. als völlig farbloses Oel. Das schwefelsaure Salz krystallisirt nicht, wohl aber die salz- saure Verbindung. Die reine Basis ist stark ätzend; ein einziger Tropfen des frisch destil- lirten , noch nicht erstarrten Oels auf die Zunge eines Kaninchens gebracht, vernichtete sofort alle Schleimhäute der Mundhöhle. Das schwefelsaure und salzsaure Salz sind unsäglich bitter, aber nicht ätzend. 0,2 — 0,5 Gramm Die PflanKe. 175 von letzterem Katzen und Kaninchen beigebracht, riefen schnell beschleu- nigte Eespiration und Athemnoth hervor und 1—3 Stunden dauernde Läh- mung der Hinterextremitäten. Die Cornea des Auges war währenddem wie mit einem Schleier überzogen und fast undurchsichtig. Fast regelmässig trat nach Beibringung des Giftes eine unwillkürliche Harnentleerung ein und die Luft des Kastens , in welchem eins der vergifteten Kaninchen gesetzt wurde, roch stets kurze Zeit nach Beibringung des Giftes sehr stark nach Schier- ling. Wenn die Lähmungserscheinungen vorüber waren, schwanden auch die übrigen Vergiftungssymptome und Fresslust trat wieder ein. Uebrigens gewöhnten sich die Thiere allmählig au den Genuss des Giftes und es gelang nur mit täglich gesteigerten Gaben die vorstehend geschilderten Wirkungen hervorzubringen. Heber den Bitterstoff der gelben Lupine arbeitete auch A. Beyer Bitterstoff und gab in den landwirthschaftlichen Versuchsstationen. 1868. S. 518 eine ^er gelben ° Lupine. vorläufige Notiz. Beyer hatte schon früher bei seinen Untersuchungen über die Keimung der gelben Lupine eine eigenthüraliche Keaction des Bitterstoffs , nämlich eine prächtig rothbraune Färbung auf Zusatz von Jodlösung bemerkt und glaubte darin einen tauglichen Weg zur Darstellung desselben gefunden zu haben. Er erhielt auch die Jodverbindungen in schönen rubinrothen Krystallen , indem er das alcoholische Extract, dessen wässrige Lösung vorher mit Bleizucker und Bleiessig gefällt war, nach Entfernung des Bleies mit wässriger Jod- lösung fällte, den dicklichen zähen Niederschlag mit Alcohol löste und diese Lösung langsam verdunsten Hess. Diese Verbindung war aber schwierig von einer anhängenden zähen Masse zu trennen und deshalb schlug Verf. später mit Benutzung der von Eichhorn vorgeschlagenen Methoden folgenden Weg zur Darstellung des Bitterstoffs ein: Die wässrige Lösung des alcoholischen Extracts wurde mit essigsaurem und basisch - essigsaurem Bleioxyd gefällt, das Filtrat mit HS vom Blei be- freit und nach dem Verjagen des überschüssigen HS mit Gerbsäure gefällt. Der Gerbsäure-Niederschlag mit Wasser gewaschen , in Alcohol gelöst und in der Wärme durch einen Ueberschuss von frisch gefälltem Bleioxydhydrat zersetzt. Durch Verdunstung und mehrmaliges Lösen in Alcohol wurde das Alkaloid mit folgenden Eigenschaften erhalten: Ziemlich farblose, stark alkalisch reagirende, unangenehm riechende, ölige Flüssigkeit, welche in Alcohol und Aether sehr leicht löslich ist und beim Erhitzen der wässrigen Lösung zum Theil mit in das Destillat über- geht. Die wässrige Lösung wird mit molybdän-phosphorsaurem Natron hell- gelb und mit Gerbsäure in weissen Flocken gefällt. Die alcoholische Lösung der Chlorverbindung liefert mit Platinchlorid goldgelbe glänzende Blättchen. Nach der oben beschriebenen Methode erhielt Beyer nur ein einziges Alkaloid aus dem Lupinensamen und zwar gab das Platindoppelsalz derselben : 176 Die Pflanze, a) aus dem Destillationsrückstand der wässrigen Lösung des Alkaloids dargestellt, 27,40 o/o Pt und 30,75 o/o Cl. b) aus dem Destillat der wässrigen Lösung dargestellt, 27,61 o/o Pt und 30,620/0 Cl. Die Angaben von Siewert, Beyer und Eichhorn (vergl. Jahresbericht 18(3?, S. 77) über die Natur des Lupinen-Bitterstoffs bieten noch verschiedene sehr erhebliche Abweichungen und Widersprüche, deren Lösung erst die Fortsetzung und vollständige Veröffentlichung der betreffenden Arbeiten bringen wird. Wir hatten in dem vorigen Jahrgänge dieses Jahresberichts kurz die Hauptresultate einer Reihe von Arbeiten besprochen, welche, von Hlasiwetz veranlasst, dazu bestimmt waren, die Natur der Gerbstoffe näher festzustellen. In Anschluss an diese Mittheilung (vergl. Jahresbericht 1867, S. 78) geben wir nachstehend die Resultate zweier Fortsetzungen der genannten Arbeiten : L'ebeidie In der Eichenrinde fand Grabowski*) neben der amorphen, durch ^^'der "^ essigsaures Blei fällbaren Eichengerbsäure noch Eichenphlobaphen, aber nur Eichen- Spurcu vou Gallussäure. rinde. Die E iche u g e rbsäu r 6 zerfällt beim Kochen mit verdünnter Schwefel- säure in einen Zucker von der Zusammensetzung C24H18O18 (der nicht kry- stallisirt erhalten wurde) und in Eichenroth, welches bei 120° getrocknet zwischen 53,2 und 590/0 Kohlenstoff und 4,2—4,5 Wasserstoff lieferte. Das Eichenroth zeigt die allgemeinen Eigenschaften jener braunen amorphen Kör- per, die man auch aus anderen Gerbsäuren erhält, löst sich in Weingeist und in Ammoniak, und ist wenig verschieden von dem Eichenphlobaphen. Das Eichenphlobaphen wurde aus der mit Wasser erschöpften Kinde mit Ammoniak ausgezogen, mit Salzsäure gefällt und durch Lösen in Wein- geist und Ausfällen mit Wasser gereinigt. Die Analysen der getrockneten Substanz, sowie der Calcium- und Baryumverbindung führten annähernd zu der Formel C52H24O28. Bei der Oxydation mit schmelzendem Kalihydrat liefert das Eichenphlo- baphen als Endproducte Phloroglucin und Protocatechusäure, ueberden lu der T orm cn t i 11 w u r z e 1 fand Rembold**) neben wenig Ellagsäure Gerbstoff ejjjeu eigenthümlichen Gerbstoff und in ziemlich reichlicher Menge die bisher für Tormentiu. ^^® Chinarinden für charakteristisch gehaltene Chinovasäure (nebst Chinovin?) wuizei. Der Tormentillgerbstoff fällt Leimlösung und giebt mit Eisenchlorid eine blaugrüne Eisenreaction , die auf Zusatz von Soda dunkelviolettroth wird. Bei 120° getrocknet wurde in ihm gefunden: C. 60,8 60,7 H. 4,6 4,7 Beim Kochen mit verdünnter Schwefelsäure wandelte sich derselbe in Tormentillroth um, wobei kaum Spuren von Zucker nachweisbar waren. •) Annal. d. Chemie u. Phann, Bd. CXLV. S. 1. •*) Annal. d. Chemie u. Pharm. Bd. CXLV, S. 5. Die Pöanze. 177 Das Terrae ntillroth ist dem Gerbstoff sehr ähnlich zusammengesetzt. Die Analyse der bei 125° getrockneten Substanz führte zu der Formel C52H22022- Bei der Oxydation mit schmelzendem Kalihydrat liefert das Tormentillroth Protocatechusäure und Phlorogluciu, Die procentische Zusammen- setzung sowohl , als die Zersetzungsprodukte desselben sind hiernach die glei- chen, wie die des Eatanhiaroths und des Kastanienroths; wahrscheinlich sind diese drei Verbindungen identisch. Zu der Darstellung der Chinovasäure aus der Tormentillwurzel giebt Eembold folgenden Weg an: »Man kocht die Wurzel zweimal mit dünner Kalkmilch aus, filtrirt das Decoct und macht es mit Salzsäure sauer. Der herausfallende voluminöse, flockige , schmutzig röthliche Niederschlag wird ausgewaschen , in Barytwasser vertheilt , aufgekocht und filtrirt. Das Filtrat wird wieder mit Salzsäure ge- fällt, der gut gewaschene Niederschlag in viel Alcohol heiss gelöst und mit Thierkohle entfärbt. Destillirt man nun von dem Filtrate einen Theil des Weingeistes ab, so fällt die Säure als farbloses, sandiges Krystallpulver heraus. Man trennt dasselbe von der Mutterlauge , die beim Abdampfen noch eine weitere Quantität liefert, und wäscht die Krystalle mit kaltem Alcohol.« UeberdieMetapectinsäureaus Zuckerrüben von C. Scheibler*), netapectin- Verf. stellte die Metapectinsäure auf folgende Weise dar: Eübenmark (Press- ^^"''® linge oder Diffusionsschnittlinge) wurden mit Kalkmilch auf dem Wasserbade ruben. erhitzt , das gebildete Kalksalz ohne vorgängige Abscheidung mittelst Alcohol sofort durch kohlensaures Ammoniak zerlegt und die ammoniakalisch gemachte Lösung mit basisch -essigsaurem Bleioxyd gefällt. Die mit Schwefelwasser- stoff abgeschiedene Säure wurde endlich mit kalkfreier Thierkohle von ge- ringen Mengen Farbstoff befreit. Die Substanz reagirte stark sauer, besass aber keinen sauren, sondern nur einen faden Geschmack, krystallisirte nicht, zeigte bei stärkerer Concen- tration eine klebrige schleimige Beschaffenheit und trocknete schliesslich zu einer farblosen zersprungenen Masse ein. Im Uebrigen fand Verf. an seinem Produkt die von Fremy angegebenen Eigenschaften bis auf drei, allerdings sehr wesentliche Ausnahmen wieder. Seine Metapectinsäure gab weder mit neutralem, noch mit basisch -essigsaurem Blei einen Niederschlag, sondern lieferte einen solchen erst nach Zusatz von Ammoniak; sie war ferner auf alkalische weinsaure Kupferlösung ohne nennenswerthe Einwirkung; und sie hatte endlich das Vermögen, die Ebene des polarisirten Lichtes stark links zu drehen (und zwar drehte 1 Theil Metapectinsäure so stark nach links, wie IVs Theil Eohrzucker nach rechts). Während Fremy von seiner nach einer andern Methode dargestellten Metapectinsäure angiebt, dass sie durch basisch - essigsaures Blei gefällt wurde, dass sie die alkalische weinsaure Kupferlösung (ä la maniöre du glucose) reducirte und dass sie keine drehende Einwirkung auf das polarisirte Licht übte. *) Berichte d. deutschen ehem. Gesellschaft. Bd. 1. S. 58 u. 108 Jahresbericht, XI n. XII. 12 178 Die Pflanze. Als Scheibler seine Metapectinsäure (deren Drehungsvermogen unver- ändert bleibt, wenn ihre Lösung mit Alkalien oder alkalischen Erden neutral oder alkalisch gemacht wird) mit starken organischen oder Mineralsäuren erhitzte, ging die Linksdrehung allmählig in eine nahezu ebenso grosse Eechts- 'drehung über; das Produkt reducirte jetzt die Fehling'sche Kupferlösung und es ergab sich, dass sich bei dieser Procedur die Metapectinsäure in eine neue durch Bleisalze fällbare Säure und in einen Zucker gespalten hatte, welche beide das polarisirte Licht stark nach rechts drehten. Der entstandene Zucker ist nicht identisch mit Traubenzucker und wird vom Verf. Poetin zucker oder Pectinose genannt. Der Pectinzucker krystallisirt in farblosen, glänzenden, meist concentrisch geordneten, geraden Prismen mit zweiflächiger Zuschärfung, die leicht zer- brechlich sind und zwischen den Zähnen knirschen. Er schmeckt süss, doch nicht so süss wie Eohrzucker. In kochendem Wasser löst er sich in grosser Menge, der Ueberschuss krystallisirt beim Erkalten sogleich wieder aus. Beim Erhitzen auf ungefähr 160° schmilzt er zu einer farblosen, beim Erkalten erhärtenden, aber durchsichtig bleibenden Masse. Concentrirte Schwefelsäure verkohlt den Zucker in der Wärme, durch Salpetersäure wird er zu Oxalsäure oxydirt, Schleimsäure konnte nicht beobachtet werden. Den polarisirten Strahl dreht er so stark rechts, wie 1,6 Theil Eohrzucker; ein Atom (180 Theile) reducirten in 2 Bestimmungen nach dem Gewichte des reducirten Oxyduls 5,44 und 5,72 Atome (432,1 und 454,6 Th.) Kupferoxyd. Durch Hefe geht der Pectinzucker nicht in die alcoholische Gährung über. Nach Verfs. Ana- lysen kommt demselben die Formel C12H12O12 zu. Die gleichzeitig entstandene neue Säure wurde noch nicht näher untersucht. Den Umstand, dass nach den vorstehenden Untersuchungen die Meta- pectinsäure zu den Glycosiden zählt, bringt Verf. in Beziehung zu der That- sache, dass in den reifenden Früchten die Pectinkörper abnehmen, während Zucker an ihre Stelle tritt, und meint, dass hier wahrscheinlich die Pectin- körper als die Muttersubstanzen angesehen werden müssten, aus welchen der Zucker hervorgeht. Weiter macht Verf. darauf aufmerksam, dass eine Anzahl bisher uner- klärter Erscheinungen an Eübensäften, wie — gewisse constante Differenzen zwischen der durch Polarisation ermittelten und der durch den Fabrikbetrieb gewonnenen Zuckermenge zu Anfang und Ende des Winterbetriebes; femer die oft unbrauchbaren und confusen Eesultate der optischen Zuckerbestim- mung bei Anwendung der Inversionsmethode u. s. w. — sich einfach durch die Entstehung der linksdrehenden Metapectinsäure aus der unlöslichen Pec- tose des Eübenzellgewebes und aus der Spaltung der ersteren in Pectinzucker und eine rechtsdrehende Säure erklärt. pectin- Durch die Scheib 1er 'sehe Arbeit über Metapectinsäure wurde eine körper. Vorläufige Mittheilung über die Pectinkörper von Eochleder*) her- *) Sitzungsber. d. Kaiserl. Acad. d. Wissensch. zu Wien. 1868. Jan. u. Mai. Die Pflanze. 179 vorgerufen, welcher mit einem eingehenden Studium dieser Verbindungen gerade beschäftigt ist. Eochleder suclite in der von ihm schon nach so vielen anderen Eich- tungen durchgeprüften Rosskastanie auch nach Pectinstoffen und fand solche in der Rinde der Wurzeln, des Stammes und der Zweige, ebenso in den Blättern und den Kapseln der Früchte, nicht aber in den Früchten selbst. Zur Darstellung des Pectinkörpers aus der Rinde des Stammes und der Zweige verfuhr Verf. wie folgt: Das wässrige Decoct der Rinde wurde mit Bleizuckerlösung versetzt; der in essigsäurehaltigem Wasser unlösliche Theil des Bleiniederschlags wurde durch Schwefelwasserstoff zersetzt, das Schwefelblei abfiltrirt und das Filtrat auf ein kleines Volumen eingedampft. Der erkaltete Verdampfungsrückstand wurde mit absolutem Alcohol gefällt und die entstandene Gallerte ausgepresst. Die letztere wurde zu weiterer Reinigung in wenig siedendem Wasser gelöst und mittelst Alcohol und etwas Salzsäure gefällt, dann nochmals in Wasser gelöst und mit Alcohol gefällt , endlich mit einem Gemisch von Alcohol und Aether von etwas Fett befreit. In dem bei 120° im Kohlensäurestrom getrockneten Produkte wurde gefunden: ^ ^^^^^ H 4,87 0 54,46 Zur Gewinnung des Pectinkörpers der Fruchtkapseln wurden die Kapseln mit Weingeist (von circa 50% Alcoholgehalt) ausgekocht und im Uebrigen ein ähnliches Verfahren eingehalten, wie bei der Darstellung des Rinden- pectinstoffs. Das in Wasser und schwachem Weingeist lösliche, in Alcohol unlösliche Produkt gab bei der Analyse: C 41,57 H 4,79 0 53,64 Mit Wasser und Salzsäure drei Stunden lang im Wasserbade erhitzt gab die Substanz eine Lösung, welche mit Kupfervitriollösung und Kalihydrat in grossem Ueberschusse versetzt einen bläulichgrünen Niederschlag lieferte. Zucker, oder irgend eine andere Verbindung, welche die Fehling'sche Flüssigkeit zu reduciren vermag, wurde selbst nach mehrstündigem Erhitzen auf 100° nicht gebildet. Die vom Verf. erhaltenen analytischen Daten stimmen mit den von Fremy mitgetheilten Zahlen bis auf eine geringe Differenz im Wasserstoff- gehalt genau überein. Es würden sich daraus die Formeln berechnen: für den Pectinkörper der Kapseln: CG4H44OG2, » » » » Rinde: Cg4H46 0g4. Verf. aber hält die Formeln C64H42OG2 und C64H44O64 für wahrscheinlicher; beide Körper unterscheiden sich nur durch ein Plus von 1 Atom H2O2 von einander, 12* 180 t}le Pflanze. Bezüglich der S che ib 1er 'sehen Mittheilung macht Eochleder mit Eecht darauf aufmerksam, dass die von Scheibler untersuchte Pectinsub- stanz zum Theil ganz andere Eigenschaften zeigte, als die Fremy'sche Me- tapectinsäure; dass Fremy seine Metapectinsäure durch Einwirkung starker Säuren aufPectin in der Hitze, mithin unter Umständen , unter welchen sich der Seh eibler 'sehe Pectinkörper in Zucker und eine neue Säure spaltete, dargestellt hat; und dass mithin Scheibler seinen Pectinstoff mit Unrecht mit der Fremy 'scheu Metapectinsäure identificirt und Metapectinsäure ge- nannt hat. Aus seinen bis jetzt vorliegenden Versuchen und aus der Arbeit von Scheibler glaubt Verf. vorläufig Nichts weiter schliessen zu können, als dass es Körper giebt, die mit den Pectinkörpern von Fremy nahe überein- stimmen, die aber mit Säuren in der Wärme behandelt, weder eine Meta- pectinsäure liefern, die wie die Metapectinsäure Fremy 's die Fehling'sche Flüssigkeit reducirt, noch bei dieser Behandlung Zucker geben, wie Seh ei b- ler's Substanz aus Zuckerrüben, und dass es noch eines gründlichen Stu- diums vieler sogenannter Pectinkörper aus verschiedenen Pflanzen und Pflanzen- theilen bedarf, um Aufschluss über die Natur und Constitution dieser bis jetzt so dunkeln Verbindungen zu erhalten. Um über die Beziehungen der Pectinkörper zu anderen Körpergruppen einige Anhaltspunkte zu gewinnen, machte Rochleder folgenden Versuch mit seinem aus Kastanienrinde dargestellten Pectinkörper: Die Pectinsubstanz wurde mit Kalilauge gekocht und in die kochende Lösung wurden Stücke von Kalihydrat eingetragen. Das Erhitzen wurde in einer geräumigen Silberschale so lange fortgesetzt, bis das Sieden in grossen Blasen aufgehört hatte und die Masse beim Erkalten erstarrte. Die Prüfung des Rückstandes ergab, dass bei dieser Operation der Pectinkörper gerade- auf in ameisensaures und protocatechusaures Kali zerfallen war. Aus dieser Reaction schliesst Verf. wie folgt: Der Vorgang lässt sich unter Verdoppelung der Fremy 'sehen Formel durch folgende Gleichung ausdrücken: Ci6HioOi4 = C2H2 04+Ci4H6 08 + "2HO. Fremy erhielt durch Erhitzen der Metapectinsäure auf 200° Pyropectin- säure, Kohlensäure und Wasser: 2 (Ci6HioOi4) = C28Hi8 0i8 + 2C2 04+2HO. Diese beiden Reaetionen lassen keinen Zweifel darüber, dass die Metapectin- säure zwei Aequivalente Kohlenstoff in der Form des Kohlensäureradieals an der Stelle von zwei Aequivalenten Wasserstoff enthält: Metapectinsäure = Ci4 | u [ O12 Beim Schmelzen der Metapectinsäure mit Kalihydrat sollte nun die Säure CuHi2 0i4 entstehen; diese zerfällt aber in Protocatechusäure und Wasser. Die Pectinkörper bilden sich also allem Anscheine nach aus Säuren von der Zusammensetzung der Aesciglyeoxalsäure (C14H6O6) unter Aufnahme von Kohlensäure und als Muttersubstanz des Pectinkörpers der Rosskastanie würde die Aesciglyeoxalsäure selbst anzusehen sein, deren Phloroglucinverbindung den Gerbstoff dieser Pflanze vorstellt. Die Pflanze. 181 Die Bildung der Pectinkorper scheint vorzugsweise in den Blättern vor sich zu gehen. Ueher die Zusammensetzung vegetabilischer Gewebe von zusammen. Fremy und Terreil.*) setznng Wenn man Sägespähne von Eichenholz mit den gewöhnlichen neutralen ^^scher" Lösungsmitteln erschöpft hat, so bleibt ein Holzgewebe zurück, das nach Verf. Gewebe, auf folgende Weise in eine Anzahl nähere Bestandtheile zerlegt werden kann. Man unterwirft das Gewebe einer 36 stündigen Einwirkung von Schwefel- säure, welche 4 Aequivalente Wasser enthält, ersetzt diese erforderlichen Falls noch einmal durch eine verdünntere Säure, welche nur 2 Aequivalente SO 3 enthält, und wäscht den Eückstand erst mit reinem, dann mit kalihaltigem Wasser so lange aus, bis das Waschwasser nicht mehr gefärbt abläuft. Der Rückstand hat nun noch so vollständig die Textur des Holzgewebes, dass man ihn unter dem Mikroskope mit dem Holze selbst verwechseln kann, macht aber dem Gewichte nach nur etwa 1/5 der ursprünglichen Substanz aus; — es ist dies die Cuticularschicht dor Holzzellen, die ohne mit der Cuticula der Blätter identisch zu sein, doch mit dieser eine grosse Aehnlichkeit besitzt. Diese Cuticularsubstanz ist unlöslich in Schwefelsäure, welche 2 Aequivalente Wasser enthält, und unlöslich in Kalilauge, selbst in concentrirter; Chlorwasser verwandelt sie in eine gelbe Säure und lösst sie dann; ebenso wirkt Sal- petersäure. Behandelt man das Holzgewebe .36 Stunden lang mit Chlorwasser statt mit Schwefelsäure, setzt es dann der Einwirkung einer Kalilösung und wäscht dann mit verdünnter Säure und Wasser aus, so löst sich die erwähnte Cuticular- substanz mit einer Quantität anderer Stoffe und zurück bleibt reine Cellulose. Die Cellulose wird von concentrirter Schwefelsäure ohne Färbung zu einer Flüssigkeit gelöst, welche von Wasser nicht gefällt wird; sie geht dabei in Dextrin und Zucker über. Von Chlorwasser und Salpetersäure wird sie nur schwierig angegriffen. In dem Gewebe des Holzes findet sich diese Substanz in einem besonderen Zustande, in welchem sie in Kupferoxyd -Ammoniak unlöslich ist; sie wird aber in letzterem löslich, wenn sie zuvor der Einwirkung gewisser Agentien, wie des Chlors unterworfen worden ist. Ausser der Cuticularschicht und der Cellulose finden sich in dem Holz- gewebe noch eine Anzahl anderer Stoffe, die unter dem Namen incrusti- rende Substanz zusammengefasst werden und die mit Schwefelsäure eine dunkel gefärbte Lösung geben, welche durch Wasser theilweise gelallt wird. Die incrustirende Substanz ist wie erwähnt kein einfacher Stoff; die Verf. trennten sie 1. in Substanzen, die in kochendem Wasser löslich sind, 2. in wahrscheinlich pectoseartige Substanzen, welche sich in verdünnten Alkalien auflösen, und 3. in eine Substanz, die in Alkalien löslich wird, nachdem man *) Compt. rend. 1868. t. LXVI. p. 456 und nach d. Bull, de la Societe Chim. in dem Chem. Centralblatt. 1868. S 615. 182 Die Pflanze. sie mit Chlorwasser behandelt hat. Diese Substanzen bedürfen sämmtlich noch erst einer eingehenden Untersuchung. Jedenfalls enthalten sie mehr Kohlenstoff, als die Cellulosesubstanz. Auf Grund der angegebenen Eigenschaften lassen sich mit Hülfe von Schwefelsäure und Chlorwasser die genannten Stoffe in jedem vegetabilischen Gewebe quantitativ bestimmen (und zwar Cuticularschicht und Cellulose durch directe Wägung, die incrustirende Substanz durch Differenz). Die Verf. fanden nach dieser Methode im Eichenholz. Eschenholz. Procent. Procent. Cuticularsubstanz 20 17,5 Cellulosesubstanz 40 39 Incrustirende Substanz 40 43,5 und zwar in letzterer: In Wasser lösliche Substanz 10 In Alkalien löslicher Körper 15 Dui'ch feuchtes Chlor in Säure verwandelter Körper 15 Constitution Ein Scitenstück zu den vorstehenden Untersuchungen lieferte Jul. Erd- ^®^ mann in einer Arbeit über die Constitution des Tannenholzes.*) Tannen- holzes. "^6^^- kochte fein geraspeltes Tannenholz anhaltend mit sehr verdünnter Essigsäure, zog dann nach einander mit heissem Wasser, Alcohol und Aether aus und unterzog den bei 100° getrockneten Rückstand einer Elementaranalyse. Derselbe löste sich nicht in Kupferoxydammoniak. Wurde die so gereinigte Substanz mit Salzsäure gekocht, so spaltete sich dieselbe in Traubenzucker und einen unlöslichen Rückstand, der, wie die Unlöslichkeit in Kupferoxydammoniak und die Elememtaranalyse desselben zeigte, noch nicht reine Cellulose war. Um über den noch rückständigen Atomcomplex Aufschluss zu erhalten, vermischte Verf. das gereinigte Holz mit zwei Theilen Kali, welches in wenig Wasser gelöst war, dampfte ein und schmolz bis fast zum Aufhören der Gasentwickelung. In dem Schmelzprodukt wurde gefunden: Bernsteinsäure, Brenzcatechin und Essigsäure. Bei gleicher Behandlung des mit Salzsäure erhaltenen Spaltungsrückstandes wurde ebenfalls Brenzcatechin gebildet (ob gleichzeitig auch Bernsteinsäure oder nicht, was zu wissen wünschenswerth wäre, ist nicht angegeben. H.) Reine Cellulose lieferte beim Schmelzen mit Kali kein Brenzcatechin. Aus diesen Reactionen schliesst Verf , dass in dem wie oben angegeben gereinigten Holzgewebe der Tanne drei verschiedene Stoflgruppen enthalten sind, und zwar erstens eine zuckerbildende Gruppe, welche durch die Spaltung mit Salzsäure austritt; zweitens eine aromatische Gruppe, welche mit der Cellulose nach der Behandlung mit Salzsäure noch verbunden ist; und drittens die Gruppe der primitiven Cellulose. •) Annal. d. Chemie u Pharm. V. Supplemeutbaud. S. 223. Die Pflanze. 183 Beim Schmelzen des Holzgewebes mit Kali entsteht aus der zuckerbil- denden Gruppe Bernsteinsäure, während aus der aromatischen Gruppe Brenz- catechin resultirt. "Während Fremy und Ter r eil in den vegetabilischen Geweben mecha- nische Gemenge von chemisch verschiedenen Körpern sehen, betrachtet Erd- mann dieselben als bestimmte chemische Verbindungen und stellt für dieselben eigene Namen und Formeln auf. So bezeichnet er den aus dem gereinigten Tannenholz nach dem Kochen mit Salzsäure erhaltenen Spaltungsrückstand (Cellulose in Verbindung mit einer aromatischen Atomgruppe) als Lignose mit der Formel C36H26O22, und das gereinigte Holzgewebe selbst (Lignose in Verbindung mit einer zuckerbildenden Atomgruppe) als Glycolignose mit der Formel C60H46O42. Die eingangserwähnten Eeactionen werden auf Grund dieser Anschauung wie folgt erklärt: Brenzcatechin . . . = C12H6 O4 2 Molecüle Cellulose = C24H20O20 C3GH26O24— O2 = »Lignose.« C36 H26 O22 + O2 = 2 Ci2 Hio Oio + C12 He O4 Lignose Lignose = C36H26O22 2 Molecüle Glycose . = C24H24O24 C60H50O46 — 2H2O2 H4 O4 C60H46O42 = »Glycolignose.« Ceo H46 O42 + 2 Ha O2 = 2 C12 H12 O12 + Cse H26 O22 Glycolignose Lignose. Indem wir auf eine frühere Abhandlung des Verf. »über die Concretionen in den Birnen« (vergl. Jahresbericht 1867 S. 99) aufmerksam machen, zu welcher die Arbeit über die Constitution des Tannenholzes die Fortsetzung bildet, erwähnen wir noch, dass nach E.'s Meinung »die Hippursäure, welche im Harn der Herbivoren enthalten ist, ihren Ursprung aus der aroma- tischen Gruppe der Cuticularsubstanz nimmt und sich diese Gruppe im Orga- nismus zunächst in Benzonsäure verwandelt, welche sich dann weiter mit dem stickstoffhaltigen Paarling zu Hippursäure vereinigt.« Payen versuchte die Cellulose vollkommen unverändert und ceUuiose. mit Erhaltung ihrer Form aus den vegetabilischen Geweben abzuscheiden*). Da er die Verwendung der Faser zu technischen Zwecken (Papierfabrikation) mit im Auge hatte, so kam es ihm darauf an, alle energisch wirkenden Agentien, wie sie Fremy und Terreil zum Theil (Chlor- und Sal- petersäure) benutzt hatten, — siehe S. 181, — zu vermeiden. Er versuchte demnach durch lange Dauer und häufige Wiederholung der Einwirkung die •) Compt. rcnd. 1S68. t. LXVL p. 509. 184 Die Pfianre. Stärke seiner Keagentien zu ersetzen. Zu den ersten Experimenten wurde ein Gewebe gewählt, welches mehr als andere einer vollständigen Reinigung Schwierigkeiten entgegensetzt, nämlich die Epidermis von Kartoffelknollen, und damit auf folgende Methode ein ganz befriedigender Erfolg errungen: Man Hess Kortoffelknollen von einer Sorte, welche sich durch starke Schale auszeichnete, gefrieren. Die Epidermis derselben, die sich nach dem Aufthauen leicht abziehen Hess, wurde 8 Tage lang abwechselnd mit einer 4procentigen Salzsäure behandelt und ausgewaschen, dann folgte eine zwei- tägige Maceration mit einer verdünnten (5 Volum. Wasser und 1 Volum. Säure) und eine siebentägige mit einer concentrirteren Essigsäure, Nach vollstän- digem Auswaschen und Abtropfen wurde die Epidermis 24 Stunden mit 10- procentiger Kalilauge bei 30 — 70° C. digerirt und diese Operation in gleichen Zwischenräumen so lange (5 mal) wiederholt, bis die Lösung nicht mehr ge- färbt wurde. Nach vollständigem Auswaschen und Abtropfen Hess man nochmals eine achtgrädige Essigsäure 5 Tage lang bei einer Temperatur von 25 — 50° C. einwirken und wusch schliessHch wiederholt mit destiHirtem Wasser, absolutem Alcohol, Aether, Aether-Alcohol und Wasser aus. Man erhielt auf diese Weise eine sehr weiche und weisse, leicht perl- mutterglänzende Faser, welche sich unter dem Mikroscope als unveränderte Cellulose erwies. Unter Anwendung von Jod und Schwefelsäure wurde sie durchweg schön und intensiv blau gefärbt. Das Schweitzer 'sehe Reagens löste sie ohne Rückstand und aus der Lösung wurde durch Salzsäure reine amorphe Cellulose gefäUt. Durch die Analyse wurde ihre Zusammensetzung zu C12H10O10 festgestellt. Dambouit Aus dem Cautschuck von Gabon stellte Aime Girard einen ""•^ neuen, flüchtigen, süssschmeckenden Stoff dar*). DamboBe. Die betreffende Cautschucksorte wird von den Eingebornen der Westküste Africasaus verschiedenen Lianen- Arten in der einfachen Weise gewonnen, dasssie den aus den durchschnittenen Stengeln reichlich ausfliessenden und an der Luft gerinnenden Saft in flache längliche Kuchenformen, die sie »n'dambo« nennen» Diese rohe Bereitungsweise bringt es mit sich , dass der Gabon - Cautschuck eine Menge löslicher Saftbestandtheile eingeschlossen enthält, die beim Aelter- werden der Masse das bekannte leichte Verderben dieser Sorte bedingen. Verf hatte Gelegenheit über eine grössere Menge Saft aus frisch importirten Gabon -Cautschuck, wie er beim Durchschneiden der Kuchen freiwillig aus- tröpfelt, zu verfügen und gewann daraus einen neuen krystallisirbaren Körper, welchen er, um seinen Ursprung anzudeuten, Dambonit nennt. Zur Darstellung desselben genügte es, diesen Saft bei gelinder Wärme einzudampfen und den dunkel gefärbten crystallinischen Rückstand mit Alcohol auszuziehen. Aus der alcoholischen Lösung crystalHsirte reiner Dombonit, und zwar betrug die Ausbeute ^/'looo von dem Gewichte des Cautschucks. ♦) Compt. rend. 1868. t. LXVII. p. 820. Die Pflanze. ]85 Der Damtonit ist weiss, leicht löslich in Wasser und gewöhnlichem Weingeist, schwerlöslich in absolutem Alcohol, schmilzt bei 190° und sublimirt hei 200 — 210° in langen glänzenden Nadeln ohne Zersetzung. Die aus 95 procentigem Alcohol erhaltenen Krystalle sind wasserfrei und nach der Formel CsHsOe zusammengesetzt; die aus wässriger Lösung wegen der grossen Löslichkeit schwierig zu erhaltenden Krystalle enthalten 3 Aequiva- lente Krystallwasser. Verdünnte Schwefelsäure verändert den Dambonit nicht, heisse concentrirte verkohlt ihn; durch Salpetersäure wird er in der Kälte gelöst, und in der Hitze in Zuckersäure, Oxalsäure und Ameisensäure zerlegt. Concentrirte Alealien greifen ihn selbst bei 100° nicht an, vermindern aber seine Löslichkeit. Der Dambonit vermag weder das weinsaure Kupferoxyd - Kali zu reduciren (auch in der Wärme nicht) noch in die alcoholige oder die Milchsäure - Gährung überzugehen. Bauchende Jodwasserstoffsäure (etwas weniger leicht auch Chlorwasser- stoffsäure) spalten den Dambonit und wenn man in einem geschlossenen Gefässe operirt, so trennt sich die Flüssigkeit in zwei Schichten von denen die eine aus Jodmethyläther (resp. Chlormethyläther) besteht, während in der andern ein Körper gelöst bleibt, der die Zusammensetzung des Traubenzuckers hat und von dem Verf. Dambose genannt ist. Die Spaltung erfolgt nach der Formel : CgHs Og + H J = CgHö 06 + C2 Ha J. Dambonit. Dambose. Die Dambose ist weiss, leicht löslich in Wasser und crystallisirt aus der wässrigen Lösung in grossen, wasserfreien Prismen (dieser Charakter ist wichtig, insofern er genügt, um die Dambose von dem Inosit zu unterscheiden, mit welchem dieselbe in mehr als einem Paukte Aehnlichkeit hat); sie ist unlöslich in Alcohol und schmeckt süss, obwohl weniger, als der Dambonit. Die Dambose ist ein Körper von grosser Beständigkeit, sie verliert bis 230° nicht an Gewicht; erst bei dieser Temperatur schmilzt sie und beginnt sich zu bräunen, die geschmolzene Masse kann noch beim Erkalten crystallisiren. Salpetersäure verändert die Dambose in der Kälte nicht, zersetzt sie aber beim Kochen in Zuckersäure und Oxalsäure. Wird die Dambose in der Kälte mit concentrirter Schwefelsäure zusammen- gerieben, so löst sie sich ohne Färbung auf und bildet Damboschwefelsäure von der Formel: C18H18O18+4SO3. Die Damboschwefelsäure existirt nur wasserfrei, zieht sie Wasser aus der Luft an, so zersetzt sie sich und lässt Dambose -Krystalle fallen. Concentrirte Alealien zeigen bei gewöhnlicher Temperatur keine Einwirkung auf die Dambose. Die Dambose ist nicht gährungsfähig und vermag nicht die Fehling' sehe Flüssigkeit zu reduciren, selbst nicht, wenn sie vorher mit verdünnter Schwefel- säure gekocht ist. Dagegen reducirt die Damboschwefelsäure das Kupferoxyd leicht und augenblicklich. 1B6 Die Pflanze. xyiindein. An dem abgestorbenen Holz der Eothbuche, Birke, Hainbuche, besonders aber der Eiche tritt bisweilen eine gewisse grünlich -blaue Färbung auf, die schon einmal von F o r d o s zum Gegenstand einer chemischen Untersuchung gemacht worden ist. Fordos hatte bei dieser Gelegenheit eine eigenthümliche dunkelgrüne, amorphe Substanz erhalten, die er »acide xylochloerique« nannte. Neuerdings hat Eommier sich mit demselben Gegenstande beschäftigt und aus dem blaugrün gefärbten Eichenholz einen Farbstoff dargestellt, der mit der Fordos'schen Substanz sicher nicht identisch ist und deshalb den neuen Namen Xylindein bekommen hat*). Zur Darstellung des Xylindeins giebt Eommier folgenden Weg an: Das Holz wird getrocknet und wiederholt mit einer P/o Kalilauge ausgezogen. Die Flüssigkeit wird mit Salzsäure gefällt und das voluminöse Präcipitat, nachdem es mit schwach angesäuertem Wasser ausgewaschen ist, wieder in schwacher Kalilauge gelöst. Versetzt man nun 1 Liter dieser Lösung mit 2 Liter 85 grä- digem Alcohol und V2 Liter gesättigter Kochsalzlösung, so fällt das Xylindein aus, während der grösste Theil der mit gelösten Humussubstanzen in Lösung verbleibt. Die letzte Operation wird so oft wiederholt, bis die von dem Farbstoff abfiltrirte alcoholische Lösung nicht mehr braun gefärbt erscheint. Den so gereinigten Farbstoff wäscht man schliesslich mit Alcohol aus, löst ihn noch einmal, fällt mit Salzsäure und trocknet unter der Luftpumpe. Die Analyse ergab darin: C . . 50,23 H . . . 5,33 N . . . 2,63 0 . . . 40,81 Fe u. Ca Spuren. Das Xylindein ist eine amorphe dunkelgrüne Substanz, welche wasserfrei in den neutralen Lösungsmitteln unlöslich ist, gewässert aber von Chloroform und Wasser aufgenommen wird. Die prächtig blaugrüne wässrige Lösung wird durch Säuren mit Ausnahme der Essigsäure (welche die Farbe nur in Blau umändert) und durch Kochsalz gefällt. Die interessanteste Eigenschaft des Xylindeins ist, dass es nach Art des Indigos in 85grädigem Alcohol gelöst Zusatz von Kali und Traubenzucker reducirt wird und dass diese Lösung bei bei Zutritt von Luft sich allmählig wieder färbt, erst braun, dann grün und endlich den regenerirten Farbstoff in gelatinöser Form ausfallen lässt. Das Xylindein lässt sich ohne Beize auf Wolle und Seide fixiren und giebt darauf ein brillantes Blaugrün, das lebhafter ist, als das China -Grün. Verf. ist zweifelhaft, ob der Farbstoff als ein Zersetzungsproduct des Holzes zu betrachten, oder ob sein Ursprung in den Pilzen zu suchen sei, die das letztere immer überkleiden. Die Gerb- Aus cincr Arbeit über die Bestandtheile der Nadeln von Abics pec- Bäure der Nadeln von Abies *) Compt. rend. 1868. t. LXVI. p. 108. pectiuata. Die Pflanze. 187 t in ata theilt Kochleder vorläufig mit*), dass der Gerbstoff dieser Nadeln identisch sei mit dem Gerbstoff der Rosskastanie C26Hi2 0i2. Verf. hatte früher gezeigt, dass der Kastaniengerbstoff in einer löslichen und unlöslichen Modification existire, und weist nun gleichzeitig nach, dass der TJebergang der löslichen in die unlösliche Modification künstlich leicht und ohne Anwendung von Wärme bewerkstelligt werden kann. Wenn man eine concentrirte, wässrige Lösung des Gerbstoffs mit Salzsäure versetzt, so lange dadurch noch eine Fällung entsteht, dann das sechs- bis achtfache Volumen an Aether zufügt, umschüttelt und in einem verschlossenen Gefässe 10 bis 12 Stunden stehen lässt, so ist der Gerbstoff in rehfarbenen Flocken vollständig ausgeschieden, die getrocknet die unlösliche Modification desselben darstellen und deren Zusammensetzung der Formel C1Ü4H46O46 entspricht. Der Uebergang aus dem löslichen in den unlöslichen Zustand ist hiernach mit einem Austreten von Wasserstoff und Sauerstoff aus dem Gerbstoff ver- bunden: 4 (C26H12O12) — H2O2=Cl04H46O46. In dem alcoholischen Auszuge der Blätter der Eosskastanie fand Einige Be- Rochleder**) ausser Chlorophyll und geringen Mengen von Fett ansehnliche «'*°^*'>«''ö Quantitäten von Wachs, welches gereinigt vom Bienenwachse nicht zu unter- j^r ross- scheiden war; ferner ein Harz, welches mit Kalilauge gekocht eine Lösung kastanie. gab, die sich an der Luft unter Sauerstoffaufnahme röthete und in Nichts von der Lösung des Kastanienroths in siedender Aetzlauge unterschied. Als Formel für das bei 100° im Kohlensäurestrome getrocknete Harz wurde C52H23O23 gefunden. Bei höherer Temperatur Hess sich noch Wasser aus- treiben, so dass als Formel für das wasserfreie Harz C52H22O22 zu setzen ist. Die Analyse und das ganze Verhalten des Körpers brachten den Verf. zu der XJeberzeugung, dass das Harz nur als eine harzige Modification des Kastanien- roths und dass es als aus Kastaniengerbstoff unter Austritt von Wasserstoff und Sauerstoff in Form von Wasser entstanden zu betrachten sei. Ausser dem Wachs und Harz liess sich noch ein dritter Körper isoliren, der nur in sehr geringen Mengen in den Blättern vorhanden war. Verf. giebt demselben keinen Namen, schreibt ihm aber auf Grund einer Analyse die Formel C34H28O14 zu. Ein physiologisches Interesse gewährt derselbe insofern, als er nachEochleder als Muttersubstanz eines Körpers anzusehen ist, dessen Verbindungen in den Kastanienfrüchten bisweilen statt den entsprechenden Verbindungen des Aescigenins (C24H20O4) vorkommen, und der nach der Formel C22H18O4 zusammengesetzt ist: C34H28 0u+-2HO = C22Hi8 04+Ci2Hi2 0i2. Aus den Blättern des Apfelbaumes stellte Rochleder**) einen ueber Stoff dar, den er Isophloridzin nennt. Derselbe wurde in langen, silberglänzen- isophiorid. sin. *) Sitzungsber. d. Kais. Akad. d. Wissensch. zu Wien. 1868. Juli. •*) Ebendaselbst. 1868. S. 604. ••*) Ebendaselbst. 1868. S. 779. 188 Die Pflanze. den, dünnen Nadeln erhalten, die bei 105° C. zu schmelzen heginnen; mit etwas Schwefelsäurehydrat versetzt und erwärmt wird er leicht in Trauben- zucker und Isophloretin gespalten; in concentrirteste Kalilauge eingetragen und einige Minuten in dieser Lösung erhitzt wird er in Phloroglucin und Isophloretinsäure zerlegt. Das Isophloridzin und seine genannten Derivate sind isomer mit dem in der Rinde der Wurzel und des Stammes des Apfelbaumes von Rochleder auf- gefundenen Phloridzin und dessen entsprechenden Derivaten, unterscheiden sich aber von diesen wesentlich durch ihre Eigenschaften. Einige W. Gintl ist mit einer ausführlichen Arbeit Üb CT die Bestandtheile Bestand- ^qj. Blätter Und der Rinde vouFraxinus excelsior beschäftigt und FraxinnT ™^cht davou folgcude Mittheilungen:*) excelsior. jn den ZU Frühjahrscndc gesammelten Blättern wurden neben Fett, Pectin, einem harzartigen Körper und einer in reichlicher Menge auftretenden crystal- lisirbaren Säure (bezüglich welcher Körper Verf. sich weitere Angaben vor- behält) — Mannit in grösseren Quantitäten nachgewiesen, ferner ein Körper, der mit aller Sicherheit als Inosit constatirt werden konnte und endlich ein Körper, der nach Analyse und chemischem Verhalten (so weit letzteres mit der geringen Masse Material geprüft werden konnte) als Quercitrin anzu- sprechen ist. Der Inosit ist bisher in pflanzlichen Organismen bekanntlich erst einmal zweifellos nachgewiesen, nämlich in den unreifen Früchten von Phaseolus vulgaris, und sein Auftreten in einigen anderen Pflanzen, wie den unreifen Schoten von Pisum sativum, in den Früchten von Lathyrus lens, Robinia pseudo- acacia und einigen anderen wahrscheinlich gemacht. Eine eingehendere Unter- suchung deslnosits, die Verf. bei dieser Gelegenheit vornahm, führte zu der Ueberzeugung, dass als einzig richtige Formel für diesen Körper in crystal- lisirtem Zustande C12H12O12 + 4 aqu. zu setzen ist, nicht CiaHieOie, wie mitunter geschrieben wird. Fraxin und Fraxetin wurden in den Blättern nicht, selbst nicht in Spuren aufgefunden und ebensowenig die vermuthete Chinasäure, so dass das von Stenhouse in den Eschenblättern entdeckte Chinon, wenn es nicht etwa an bestimmte Vegetationsperioden gebunden ist, seinen Ursprung nicht der China- säure verdanken kann, sondern aus irgend einem anderen Stoffe herzuleiten ist. In der ebenfalls im Frühjahr gesammelten Rinde von Fraxinus excelsior fand Gintl eine geringe Quantität eines Gerbstoffs, der wahrscheinlich mit dem in den Blättern enthaltenen identisch ist; ferner bedeutende Quantitäten eines harzartigen Körpers, der ein Umwandlungsprodukt des Gerbstoffs zu sein scheint; ausserdem Fraxin und Fraxetin. — Quercitrin konnte in der Rinde nicht nachgewiesen werden. •) Sitzungsber. d. Kais. Aiad. d. Wissensch. zu Wien. 1S68. S. 769. Die Pflanz«. Iö9 tJeber die Farbstoffe der ßhamnus-Beeren von W. Stein*) Farbstoffe Im Handel kommen zwei Sorten von Beeren, die eine von olivengrüner, ^^'^ die andere von dunkelbrauner Farbe vor. Verf. benutzte zu seiner Arbeit Be^enr die olivengrüne Sorte und fand darin zunächst 2 ^/o eines schmierigen Fettes, sodann einen in Wasser löslichen Farbstoff: Ehamnin, einen in Wasser unlös- lichen Farbstoff: Ehamnetin, einen durch Leimlösung fällbaren Körper: Eham- ningerbstoff, eine stickstoffhaltige Verbindung, die er ihrer Eigenschaften wegen Ehamninferment nennt, und einen gummiartigen Körper: Ehamningummi. Das Ehamnin ist in Wasser, Weingeist und Essigsäurehydrat bei jeder Temperatur, in absolutem Alcohol nur beim Kochen leicht löslich ; von Aether und Chloroform wird es kaum gelöst. Concentrirte Schwefelsäure spaltet es in der Kälte schnell, verdünnte bei gewöhnlicher Temperatur in 24 Stunden und beim Erwärmen in kurzer Zeit in Ehamnetin und einen gummiartigen Körper, welcher die Fehling'sche Lösung reducirt. Dieselbe Spaltung bewirkt das Ehamninferment, nicht aber Emulsin, oder ein Malzaufguss. Das Ehamnin selbst färbt Gewebe nicht, sondern nur sein Spaltungsprodukt. Die Elementar- analyse ergab, dass das Ehamnin mit dem Quercitrin isomer ist; es wurde im Mittel gefunden: „ r.,r. H 5,53 0 40,31 Ueber die Farbstoffe der Ehamnusbeeren ist vielfach gearbeitet, die erhaltenen Eesultate aber waren in verschiedenen Punkten widersprechend. Die vorliegende Abhandlung wird wesentlich dazu beitragen, diese Widersprüche zu lösen. E. Eeichardt hatte vor einigen Jahren in der Mercurialis annua und Mercunaiin. perennis ein eigenthümliches Alcaloid aufgefunden und dasselbe Mercurialin benannt. Nach seiner neuern Mittheilung**) ist die reine Basis eine ölige, farblose Flüssigkeit, welche stark alkalisch reagirt, einen eigenthümlichen intensiv ammoniakalischen Geruch besitzt, leicht flüchtig ist, an der Luft sich bräunt und zu einem festen harzartigen Körper eintrocknet. Seine Formel ist C2H5N, d. h. es ist isomer mit dem Methylamin, scheint aber nach verschie- denen Keactionen nicht mit diesem Körper identisch zu sein. Van Ankum suchte das giftige Princip der Wurzeln von Cicuta EinigeBe- virosa zu isoliren.***) Er erhielt zunächst einen Kohlenwasserstoff aus der stanatheue Gruppe der Camphere, der bei 166° C. siedet, die Formel C20H16 hat und ''J^^'!;^^^" Cicuten benannt wurde; derselbe hat keine giftigen Eigenschaften. Ein virosa. Alcaloid war in der Wurzel nicht aufzufinden. Der giftige Stoff der Cicuta- Wurzeln hat einen ganz indifferenten Charakter und wurde trotz aller An- strengungen nur in Form eines harzartigen Körpers erhalten, dessen Eeinigung in keiner Weise gelang. •) Journ. f. prakt. Chemie. 1868. Bd. CV. S. 97. »*) Ebendaselbst. Bd. CIV. S. 301 •*♦) Ebendaselbst. Bd. CV. S. 151. Catechu- gerbsänie 190 Die Pflanze. Catechu- Die Catechusäure wurde von J. Loewe in Bezug auf Zusammen- säure und Setzung und Eigenschaften einer erneuten, sorgfältigen Prüfung unterzogen. *) Der Schmelzpunkt derselben wurde dahei auf 160° C. und ihre Formel zu CsaHuOig + aqu. festgestellt. Mit Salz- oder Schwefelsäure in einer Kohlen- säure-Atmosphäre gekocht, lieferte die Catechusäure Catechuretin = C28Hi2 0io, aber keinen Zucker. Die Formel des Catecliuretin's zeigt, dass dasselbe nicht allein durch Austritt von Wasser aus der Catechusäure entstehen kann, wie bisher angenommen wurde, sondern dass bei der Umwandlung noch andere kohlenstoffhaltige Producte entstehen müssen. Unter diesen Nebenproducten wurde Catechugerbsäure gefunden. Verf. bestätigt beiläufig, dass die verschie- denen Sorten Catechu des Handels alle dieselben Catechusäure enthalten. Die Catechugerbsäure, die sich neben der Catechusäure im käuflichen Catechu findet, ist nach der Formel C30 Hu O12 zusammengesetzt. Sie entsteht aus der Catechusäure durch Oxydation unter Austritt von Kohlensäure und Wasser. Wird die Catechugerbsäure mit verdünnter Schwefelsäure gekocht, so bildet sich eine Verbindung C26H12O10, welche der Verf. Mimotannihydroretin nennt. Sie findet sich ebenfalls neben noch einer ganzen Anzahl anderer Verbindungen, für welche sämmtlich Verf. die Catechusäure als Ausgangspunkt annimmt, fertig gebildet im käuflichen Catechu. Fiiixsäure. Betreffs der F i 1 i x s ä u r e vertheidigt L u c k **) seine früher für diese Ver- bindung aufgestellte Formel C26Hi5 09 gegenüber der neuerdings von Gra- bowski gegebenen C28Hi8 0io und motivirt dies einmal durch die Resultate der Analyse, welche besser zu seiner Formel passen, als zu der G r ab owski' sehen; ferner dadurch, dass bei der Zerlegung der Filixsäure durch Kali in der Hitze nicht blos Phloroglucin und Buttersäure, (Grab, war durch diese Keaction hauptsächlich zur Annahme seiner neuen Formel geleitet worden) sondern noch ein verschiedenes drittes Product — und zwar je nach An- oder Ab- wesenheit von Luft Filimelisinsäure oder Filipelosinsäure — entstehen. Glei- cherweise hält Luck die Ansicht Grobpwski's über die Constitution der Filixsäure, weil sie sich auf die durch ein so energisch wirkendes Eeagens wie »fast schmelzendes Aetzkali« erhaltenen Zersetzungsproducte stützt, für nicht begründet. Conchinin. 0. Hesse***) hat die Base, welche unter den verschiedenen Namen Chi- nidin, /?- Chinidin, /5- Chinin, B- Chinin, Cinchotin, krystallisirtes Chinoidin und Pitoyin beschrieben ist, und eine grössere Anzahl von deren Salzen einer erneuten Durchprüfung unterzogen. Die Formel der Basis wurde zu C4oH24N2 04-t-5HO gefunden. Beim Verwittern der Krystalle hinterbleibt ein bestimmtes Hydrat mit 4 HO. Da das Alkaloid mit Chinin isomer ist, im »** *) Joum. f. prakt. Chemie. Bd. CV. S. 32 u. S. 75. *) Chem. Centralblatt. 1868. S. 273. ■) Annal. d. Chemie u. Pharm. Bd. 146. S. 357. Die Pflanze. 191 TJebrigen aber sich dem Cinchonin nähert und sein natürliches Vorkommen auf eine nahe Beziehung zum Cinchonin hinweist, schlägt Hesse den Namen Conchinin für dasselbe vor. H. Buignet studirte eingehend die näheren Bestandtheile der Deitrinin Manna.*) Bisher war bekannt, dass die Manna etwas mehr, als die Hälfte '^e^'M^nna. ihres Gewichts Mannit und ausserdem Zucker enthält. Die Natur des vor- handenen Zuckers war aber nicht näher festgestellt und überdies blieben in den älteren Analysen immer etwa 20 — 30 Procente für unbekannte Stoffe übrig, die man mit dem Namen »uncrystallisirbare, gummiartige, schleimige etc. Substanzen« abfertigte. Buignet ermittelte nun zunächst, dass der neben dem Mannit vorkommende Zucker immer aus einem Gemenge von Eohr- und Invert- zucker besteht, und zwar finden sich dieselben immer in dem Verhältnisse, dass sich ihre entgegengesetzten optischen Eigenschaften ganz oder fast ganz neutralisiren. Die nichtkrystallisirbaren , gummiartigen Stoffe verriethen ihre Natur durch die Eigenschaft, das polarisirte Licht stark rechts abzulenken; und durch die entsprechenden Eeactionen liess sich beweisen, dass dieselben einzig aus Dextrin bestehen. Das Dextrin macht in dem besten Tropfen- Manna Vs der ganzen Masse aus, schlechtere Sorten enthalten davon noch viel mehr. Der Gehalt an Zucker und Dextrin schwankt in den verschiedenen Mannasorten bedeutend, Verf. glaubt aber annehmen zu können, dass das relative Verhältniss zwischen beiden Substanzen immer ein constantes ist, wenigstens fand er in allen von ihm untersuchten Mannasorten stets zwei Aequivalente Dextrin auf ein Aequivalent Zucker. Diese Verhältnisse führen den Verf. zu der Hypothese, dass das Dextrin und der Zucker der Manna in dem lebensthätigen Geweben der Pflanze durch einen ähnlichen Process aus Stärke entstanden sei, wie wir ihn künstlich mit Hülfe von Diastase und der entsprechenden Wärme einzuleiten im Stande sind. Ueber einige chemische Eigenschaften der Pflanzensamen ozon- Yon Schönbein.**) bildende Die bei gewöhnlicher Temperatur bereiteten wässrigen Auszüge aller pAanzen- Pflanzensamen nehmen ozonisirten Sauerstoff so auf, dass derselbe darin noch samen. einige Zeit im beweglichen Zustande sich erhält; sie haben ferner das Vermögen, Wasserstoffsuperoxyd in Sauerstoff und Wasser umsetzen, die HO2 haltige Guajaktinktur zu bläuen, schon bei gewöhnlicher Temperatur den gelösten Nitraten Sauerstoff zu entziehen und diese Salze zunächst in Nitrite überzu- führen, bei längerer Einwirkung aber sie ganz zu zerstören. Die Anwesenheit kleiner Mengen von Blausäure hemmt alle diese Eeactionen ; — die Anwesen- heit kleiner Mengen von Blausäure in den Pflanzensamen hemmt auch die Keimung derselben. •) Annal. d. Chim. et de Phys. 1868. Bd. XIV. p. 279. ♦*) Joum. f. prakt. Chemie. Bd. CV. S. 214. 19ä Die Pflaaze. Alle diese Erscheinungen erklärt Verf. durch die Anwesenheit gewisser »löslicher (wenigstens durch das Filtrum gehender) Materien von eiweissartiger Beschaffenheit« im Pflanzensamen, welche die Fähigkeit besitzen, den Sauerstoff der Luft zu ozonisiren. Die Gegenwart dieser Stoffe lässt sich in einigen Samen z. B. von Scor- zonera hispanica und Cynara scolymus direct dadurch nachweisen, dass die- selben mit der 6 bis 8 fachen Menge Wasser in Berührung mit Luft zusammen- gestossen , . eine Flüssigkeit liefern, welche für sich allein die Guajaktinktur und angesäuerten Jodkalium - Stärkekleister auf's tiefste bläut, während bei Ausschluss der Luft diese Bläuung nicht eintritt. Diese letztere Eeactionen geben freilich nur wenige Samen, die meisten nicht; Verf. glaubt aber aus dem Ausbleiben dieser Reaction nicht auf das Fehlen jener Stoffe schliessen zu müssen, sondern erklärt es durch die gleich- zeitige Anwesenheit anderer leicht zersetzbarer Substanzen, wie Gerbstoffe und dergl,, welche das gebildete Ozon sofort wieder zerstören. Diese eiweissartigen Substanzen, welche mit ihren katalysirenden Eigen- schaften den Blutkörperchen vollkommen gleichen, bieten grosses physiolo- gisches Interesse. Sie sind es, welche nach Verf. den Keimungsprocess der Samen einleiten und unterhalten.*) 1869. A. Houzeau untersuchte zwei aus der Gegend von Luxor bezogene Proben Unter- suchungen YQjj ägyptischem Weizen.**) von ügyptisckein Weizen. 100 Theile lufttrocken enthielten : Nr. 1. Nr. 2. Proteinkörper . . . Fettsubstanz .... Stärkmehl pp. . . . Cellulose Aschenbestandtheile . Wasser 8,20 1,45 75,28 1,73 1,54 11,80 9,59 1,49 74,54 1,67 1,'U 11,10 Stickstoff 100,00 1,312 100,00 1,535 Der aus dem Mehl dieser Weizensorten auf gewöhnliche Weise gewonnene Kleber war dunkelgrau, körnig und wurde durch Hitze nicht ausgedehnt, wie sich aus folgender Tabelle ergiebt: *) cfr. Jahresbericht. 1867. S. 70. '•) Compt. rend. Bd. G8. S. 453. Die Pflanze. 193 Kleber aus Franz. Weizen . Aegypt. » 1. Aegypt. » 2. Gewicht des Klebers in feuchtem Zustande, Gramm. Höhe der Klebersäule vor der Ein- [ nach dem Wirkung Erhitzen der Hitze. | auf 210° Centimeter. Es enthielten in lOOTheilen: Mehl aus Kleber feucht 1 bei 110° getrocknet Franz. Weizen, Ernte von 1861. Aegypt. » No. 1. Aegj-pt. » No. 2. 24,4 13,2 15,6 15,4 8,3 9,8 100 Theile des bei 110° getrockneten Klebers enthielten: dargestellt aus Fett Asche Stickstoff Franz. Weizen Aegypt. » 2. 0,51 0,79 3,00 4,40 13,04 11,20 Der Kleber aus ägyptischem Weizenmehl wurde durch Pressen in einem leinenen Beutel in 2 Theile geschieden, von denen der eine, sehr elastische (gereinigter Kleber) durch die Leinwand ging, während der andere, an Zell- gewebe reiche, nicht elastische zurückblieb. 100 Theile des ägyptischen Weizenmehls No. 2 (Kleie gebeutelt) enthielten in lufttrocknem Zustande: Kleber feucht bei 110° getrocknet elastischen nicht elastischen 11,9 3,2 4,5 1,1 Nach dem Trocknen bei 110° enthielt der elastische Kleber 12,50/o Stick- stoff und 2,5 o/ü Asche, der nicht elastische 7,04 o/o Stickstoff und 6,2 o/o Asche. M. Sie wert untersuchte 2 Proben von Samen der blauen Lupine,*) Analyse von von denen die eine (I.) aus Hundisburg, die andere (11.) aus Seehausen in Samen der Altmark bezogen war. des Vergleichs halber bei.**) Die Analyse der gelben Lupine fügen wir aber *Lut!^'e!° Im Ganzen enthielt: Wasser . . Hülsen . . Cotyledonen I. . 16,190/0 . 20,10 » . 63,71 » n. 16,320/0 19,59 » 64,09 » ' 100,000/0 100,000/0 *) Zeitschr. d. landw. Ccntralvereins f. d. Prov. Sachsen. •*) Ebendaselbst. 1868. S. 316. Jahresbericht 21. u. XII. 1869. S. 75. 13 194 Die Pfianca. 100 Gewiclitstheile enthielten: y Wasser , 16,19 Asche 2,58 Nicht verwerthbare Cellulosej r. ^ , j ' " ^'^« (aus Cotyledonen 0,96 Verwerthbare Cellulose*)] n * i j ' * .-.^'o^ 'laus Cotyledonen . . 20,85 Rohrzucker 1,65 Fett 4,90 Bitterstoff 0,46 Proteinstoff 21,66 Gummi und Pectinstoffe **) 13,69 II. 16,32 2,55 9,30 0,87 6,85 19,63 1,81 5,60 0,54 21,75 13,93 Gelbe Lupine 9,45 3,58 10,36 1,09 6,45 6,84 2,35 4,06 0,60 39,18 15,90 99,21 99,15 99,86 100 Gewichtstheile gaben 2,58 Asche, worin bestimmt wurde: Kali . . Natron . Kalk . . Magnesia Eisenoxyd Phosphorsäure Schwefelsäure Kieselsäure . Chlor . . . 0,8220 0,0963 0,2272 0,2202 0,0123 0,9189 0,2549 0,0256 0,0085 2,5864 der weissen Platterbse. Analyse von M. Sie Wert analysirte ferner zum Zweck eines Vergleiches mit der Samen ruuden und der grauen Erbse Samen der weissen Platterbse***), welche auf einem kalkhaltigen Lehmboden erbaut war. 100 Gewichtstheile der lufttrocknen Samen enthielten: Wasser 12,31 ' Asche • . . . 2,19 Cellulose 4,34 Stärke 31,10 Anderweitige stickstofffreie Nährstoffe 26,42 Proteinstoffe 23,63 In 100 Theilen Asche wurde gefunden : Kali 45,13 Chlornatrium . . 2,28 Kalk 10,86 Magnesia . . . 3,72 Eisenoxyd . . . 0,44 Phosphorsäure . 21,85 Schwefelsäure . . 4,96 Eaeselsäure . . . 0,98 Kohlensäure . . 9,78 100,00 *) Durch Einwirkimg 1 proc. Schwefelsäure in Zucker überführbare Substanz. **) Wasserextrakt minus Rohrzucker imd in Wasser loshcher Mineralstoffe. **) Zeitschr. d. landw. Centralvereins f. d. Prov. Sachsen. 1869. S. 170. Die Pflanze. 195 Analysen Trauben-Aualysen von A. Classen.*) — Die untersuchten sehr reifen Traubensorten, im September 1868 in Kreuznach gekauft, waren: l.Fran- von wein- ken oder Oestereicher, 2. -weisse Gutedel, 3. rothe Gutedel. Die Stengel betrugen *""''*°- im Durchschnitt 40/0; 1000 Grm. Beeren gaben Saft: 1:577, 2:634, 3:688 Grm, 10000 Theile Saft enthielten: Bestandtheile. Oesterreicher. Trockensubstanz bei 100° C 1G44 Traubenzucker 1499 Freie Säure, als Apfelsäure berechnet 72 Weisse Gutedel. 1897 1624 Asche . darin : Chlor . . . Schwefelsäure Phosphorsäure Kieselsäure . Kah ... Natron . . Magnesia Kalk . . . Eisenoxyd . Manganoxyd 100 Theile Saftasche enthielten demnach: Chlor . . . Schwefelsäure Phosphorsäure Kieselsäure Kali . . . Natron . . Magnesia . Kalk . . Eisenoxyd . Manganoxyd 27,83 30,95 0,11 1,02 4,G4 0,76 17,88 0,12 1,32 1,84 0,09 0,05 0,23 1,78 5,00 0,45 20,54 0,36 0,88 1,44 0,15 0,12 Rothe Gutedel. 2046 1740 48 40,08 0,24 1,68 5,63 0,66 28,64 0,58 1,05 1,22 0,20 0,18 Oester- reicher. 0,39 3,67 16,67 2,73 64,25 0,43 4,74 6,61 0,32 0,18 Weisse Gutedel. 0,74 5,75 16,16 1,45 66,37 1,16 2,84 4,65 0,48 0,39 Rothe Gutedel, 0,59 4,19 14,05 1,65 71,45 1,44 2,62 3,05 0,40 0,45 Vergl. hiermit die unter »Assimilation und Ernährung« mitgetheilte Arbeit Ton C. Neubauer. Ueber Catechin und Catechugerbstoff, von F. Rochleder.**) — ueber Auf Grund der neuren Untersuchungen über die Zusammensetzung des Catechins Catechin u. und die Natur seiner Umwandelungsproducte ist dieser Körper als Phloroglucid ^^^^^^^^ des Aescylalcohols anzusehen und bildet mit Maclurin und Kastaniengerbstoff zusammen folgende Reihe: *) Jonmal f. pract. Chemie. Bd. CVI. S. 9. •»; Ibid. Bd. CVI. S. 307. 13* jgg Die Pflanze. Aescylsäare Phloroglucin, (syn.Protoca- techusäure). Maclurin (syn. Moringerbsäure) C26HioOi2 + 2HO = Ci2H6 06 + Ci4H6 08. Kastaniengerbstoff C26 Hio Oio + 2 HO = C12 He Oe + On He Oe . Aescylalcohol. Catechin (syn. Catechusäure) C26Hi2 0io + 2HO = Ci2H6 06 + ChH8 06. In der Mitte zwischen Maclurin und Kastaniengerbstoff steht das Luteolin, welches das Phloroglucid der Aescylsäure und ihres Aldehyds ist: Luteolin C40 Hu Oie + 4 HO = C12 He Oe + C14 He Os + C14 He Oe . Der Catechugerbstoff ist isomer, vielleicht polymer mit dem Catechin. Ueber Im Gegensatz zu der bisherigen allgemeinen Annahme, nach welcher die Benzoe- Benzoesäure sämmtlich fertig gebildet und frei im Benzoeharz enthalten sein saure und ^qYHq, fand J. Löwo,*) dass nur ein Theil — und zwar wahrscheinlich der Benzoeharz. } j ' kleinere — der Benzoesäure in freiem Zustande vorhanden ist, während ein anderer Theil der durch Sublimation gewonnenen Säure erst beim Schmelzen des Harzes gebildet wird. Die Gegenwart von atmosphärischer Luft, resp. Sauerstoff ist für die Gewinnung der Benzoesäure mittelst Sublimation nicht erforderlich. Ueber die W. Stein**) hat seine Untersuchungen über das Ehamnin und dessen Farbstoffe gpaltungsproducto Ehamnetin und Ehamningummi, welche sich neben dem Rhamnus- orstereu schon abgespalten in den olivenfarbigen Ehamnusbeeren vorfinden, beeren, fortgesetzt. — Durch den Umstand, dass mehr als 1 Atom Ehamningummi mit 1 Atom Ehamnetin in dem Ehamnin vereinigt sind, entfernt sich dessen Zusammensetzung von derjenigen des Quercitrins. Das Ehamnin ist daher nicht isomer mit dem Quercitrin, wie Verf. am Schluss des ersten Theils seiner Arbeit***) annehmen zu können glaubte. Das Ehamnetin zeigt in seinem Verhalten beim Erhitzen, beim Schmelzen mit Kalihydrat, ferner gegen Chlorkalk, Eisenchlorid, essigsaures Kupferoxyd, salpetersaures Silberoxyd, essigsaures Bleioxyd und Natronlauge, sowie rück- sichtlich der Fluoresceuzerscbeinung seiner Lösung die grösste Aehnlichkeit mit dem Quercetin. Nur in Betreff der Löslichkeit — namentlich in siedendem Alcohol — weicht das Ehamnetin von dem Quercetin ab. Auch die Zusammen- setzung des Ehamnetins (60,736 0/0 C; 4,026% H) ist eine etwas andere, jedoch nicht unvereinbar mit der Formel des Quercetins. Der Verf. hält es daher für höchst wahrscheinlich, dass das Ehamnetin mit dem Quercetin identisch ist. *) Journal für prakt. Chemie. Bd. CVIII. S. 257. *) Ebendaselbst. Bd. CVI. S. 1. *) Ebendaselbst. Bd. CV. S. 97. Die Pflanze. 197 Das Ehamningummi stellt nach dem Trocknen im Vacuum eine gummi- artige, gelblich gefärbte, geschmacklose, *) in Wasser und wässrigem Weingeist lösliche, in kaltem Aether und absolutem Alcohol scheinbar unlösliche Masse dar, welche aus ihren Lösungen weder durch Bleizucker noch durch Bleiessig gefällt wird. Bis auf 100° C. erhitzt, färbt sich das Ehamningummi braun und nimmt einen bitteren Geschmack an; gleichzeitig macht sich Caramelgeruch bemerkbar. Seiner Zusammensetzung entspricht die Formel C24H20O16; das Ehamningummi gehört also nicht zu den Kohlehydraten. Gegen die von Peligot früher**) und neuerdings***") entwickelten An- ueber das sichten über das Vorkommen des Natrons in den Vegetabilien , wonach (Jies^°''^°™™«° Alkali in einer grösseren Anzahl von Culturpflanzen überhaupt fehlt, wurden ^auen in von mehreren Seiten Einwendungen gemacht. So namentlich von Payen***), -i. pflanzen. welcher auf Grund der von vielen Analytikern gefundenen, anders lautenden Eesultate die Frage, ob das Natron als allgemeiner Pflanzennährstoff zu be- trachten sei oder nicht, noch für unentschieden hält. Dies veranlasste Peligot, noch einmal auf dasselbe Thema des Ausführlicheren zurückzukommen.!) In Betreff der Details verweisen wir auf das Original und begnügen uns, die Schlusssätze der qu, Abhandlungen zu resumiren: 1. Einige Pflanzen nehmen durch die Wurzel Natronsalze aus dem Boden auf; andere Pflanzen besitzen nicht die Fähigkeit, Natronsalze zu assimiliren. 2. In gewissen am Meeresufer wachsenden Pflanzen findet sich Kochsalz gelöst im Zellsaft. 3. Pflanzen, welche in einer chlornatriumhaltigen Atmosphäre vegetiren, enthalten dies Salz mechanisch abgelagert auf ihrer Oberfläche. A. Husemann macht über das von ihm und Marme zuerst in den ueber das Samen von Cytisus Laburnum L. aufgefundene ff) Cytisin ausführliche Mit- ^^'''''°>'^ ^^* theilungfff), welcher wir Folgendes entnehmen: Das Cytisin C40H27N3O2 bildet eine blendend weisse, strahlig krystalli- nische, an der Luft trocken bleibende Masse von bitterlichem und zugleich schwach ätzendem Geschmack. Bei 154,5° C. schmilzt es und lässt sich in höherer Temperatur unzersetzt sublimiren. In Wasser löst es sich in jedem Verhältniss, in Weingeist beinahe ebenso leicht, in Aether, Chloroform und Benzin dagegen wenig oder gar nicht. Das Cytisin ist eine der stärksten Pflanzenbasen : es fällt nicht nur die Erden und alle Oxyden der Schwermetalle •) Schützenbcrger erhielt diesen Körper sehr süss schmeckend. ■*) Compt. rend. Bd. 65. S. 729; mitgetheilt im Jahresbericht 1867. S. 70. ■) Ebendaselbst. Bd. 68. S. 502. ') Ebendaselbst. Bd. 69. S. 584. S. 1278. ■J-) Ebendaselbst. Bd. 69. S. 1269. tt) Chem. Centralblatt. 1865. S. 781. ttt) Ebendaselbst. 1869. S. 497. *** 198 Die Pflanze. saure. aus ihren Lösungen, sondern treibt auch das Ammoniak schon in der Kälte aus seinen Salzen aus. Von den Verbindungen mit Säuren ist das salpeter- saure Cytisin, C40H27N3O2, 2 (HO, NO.',) +4 aq. das einzige einfache, gut krystallisirende Salz; es hat saure Eeaction. Das Cytisin gehört zu den Giften und bewirkt schon in geringen Gaben Erbrechen. Ausser in den reifen Samen findet sich dieses Alkaloid in der Einde, den Blüthen, den unreifen Schoten und den Blättern des Goldregens; es scheint überhaupt dem ganzen Genus eigenthümlich zu sein, ueber die Fr. ßochleder*) fand in den Mitte December gesammelten Nadeln von Nadeln von Abios pectiuata den Kastaniengerbstoff und eine Zuckerart Abietit, welche im pectinau Aeussercu dem Mannit sehr ähnlich ist, sich aber von diesem durch ihre Zusam- mensetzung (C12H8O6) und ihre Löslichkeitsverhältnisse unterscheidet. Parmelia scruposa (Patellaria scrup.) wurde von C. H. Weigelt einer eingehenden Untersuchung unterworfen.**) Ueber die 1. P a tollar Säur 6 Pateuar- ^^^^.^g ^jjg eigeuthümliche in dieser Krustenflechte enthaltene Säure benannt, saure, eine o ' neue auf wclche bereits W. Knop***) aufmerksam geworden war, deren Reindar- Fiechten. gtellung aber erst dem Verf. gelang. Die Pattelarsäure , deren empirische Formel C34H20O20 ist, scheidet sich nur schwierig in deutlichen Krystallen aus, in der Eegel stellt sie ein verfilztes Krystallaggregat dar. Sie besitzt eine schneeweisse Farbe, schwachen Flechtengeruch und intensiv bitteren Geschmack ; ist unlöslich in Terpentinöl ; fast unlöslich in Wasser, Essigsäure, Salzsäure und Glycerin; schwer löslich in Schwefelkohlenstoff; leicht löslich — namentlich beim Erwärmen in Aethy]-, Methyl-, Amylalcohol, Aethyläther und Chloroform. Kalte concentrirte Salpetersäure, ebenso Chlorkalklösung bringen eine blutrothe Färbung hervor; Eisenchlorid färbt je nach dem Grade der Concentration seiner Lösung die trockne Säure hellblauviolett bis dunkel purpurblau. Die Verbindungen der Pattellarsäure mit Basen — soviel derer dargestellt wurden — zeichneu sich durch einen hohen Grad von Zersetzbarkeit aus und sind mit Ausnahme der Alkalisalze in Wasser unlöslich. Durch längere Einwirkung von trocknem Ammoniakgas auf die trockene reine Säure wurden 2 Ammonsalze erhalten von der Formel C34 H] 9 (NH4 ) O20, resp. C34 His (NH4 )2 O20. Bei längerem Kochen mit Wasser oder mit Alkohol zerfällt die Pattellarsäure theilweise in Orcin; bei der trockenen Destillation resultiren Orcin und Oxal- säure, eine Zersetzung, für welche sich folgende Gleichung aufstellen lässt: C34H2o02o + 20 = 2(CuH8 04) + C4H2O8 + 2 CO2 + 2H0 , Orcin. Durch Barytwasser wird die trockene Säure in der Kälte dunkelblau gefärbt. Das Filtrat von dem ausgeschiedenen kohlensauren Baryt ist aber •) Chem. Centralblatt. 1869. S. 558. **) Journal f. prakt. Chemie. Bd. CVI. S. 193. **) Jahresbericht 1865. S. 112. Die Pflanze. 199 nicht blau, sondern stets mehr oder weniger gelb gefärbt. Salzsäure oder Essigsäure scheiden aus demselben in Form von weissen Flocken einen Körper aus, welcher sich von der Patellarsäure u. A. durch seine grössere Löslichkeit in Wasser, die grössere Beständigkeit seiner Salze, Nichtfärbung durch kalte concentrirte Salpetersäure unterscheidet und /?- Patellarsäure genannt wurde. Bei der mikroskopischen Betrachtung wurde eine unter das Deckgläschen gebrachte Probe der trocknen Patellarsäure nach dem Befeuchten mit Baryt- wasser erst gelb, dann blauviolett, schliesslich wieder gelb gefärbt. Dieselbe Farbenreaction zeigte sich an einem Querschnitt der rohen Flechte zwischen der äusseren Rinde und der Gonidienschicht; hier also ist die Lagerstätte der Patellarsäure zu suchen. Näher« Be- 2. Nähere Bestandtheile der Parmelia scruposa. derParmeiia Das Material stammte von dem sog. Muldenstein bei Bitterfeld, einer s""?««»- nackten Quarzporphyr - Erhebung. Da wo die Flechte aufsass, zeigte sich das Gestein bröcklicher und zersetzter, als an den oft dicht benachbarten Stellen, auf welchen die Flechtenvegetation fehlte. Der Wassergehalt berechnet sich zu 5 bis 5,2 Proc. der lufttrockenen Substanz. In 100 Theilen Trockensubstanz wurden gefunden: Lichenin 3 Holzfaser 9,5 Patellarsäure, Fett, Thallochlor 3 Gummi, Zucker, Oxalsäure etc. 16 Proteinsubstanz 7,5 Asche 54—62 Im Vergleich mit der Cetraria islandica, welche nach der Analyse von Knop und Schnedermann*) nur 3,2 Proc. Eiweissstaffe enthält, ist der Proteingehalt der Parmelia scrup. als ein bedeutender zu bezeichnen; die qu. Flechte nähert sich in dieser Beziehung dem Eeis, der Gerste und dem Buch- weizen. Der ungewöhnlich hohe Aschengehalt, welchen schon Knop constatirte (61 Proc), wird durch mechanische Beimengungen veranlasst, von denen das Untersuchungsobject nicht zu befreien ist. Von den 54, resp. 62 Proc. Asche gehören 49, resp. 57 dem in Salzsäure Unlöslichen (Sand, Kieselsäure etc.) an. Werden diese 49, resp, 57 Proc. in Abzug gebracht, so stellt sich der Aschen- gehalt der reinen Flechte auf 9,8, resp, 10,5 Proc. heraus. 100 Theile dieser Asche enthielten: j 2. Schwefelsäure .... 17,367 16,093 Phosphorsäure \ i 5,049 Eisenoxyd f . . 34,402 \ 13,951 Thonerde ) l 28,171 Kalk 42,353 31,627 Magnesia 2,590 1,943 Kaü 3,288 3,166 100,000 100,000 •) Journal f. prakt. Chemie, Bd. XL S. 385. 200 Die Pflanze. Schwefelsaure Salze waren in der Flechte nicht zugegen; der sämmtliche Schwefel in der Schwefelsäure der Asche gehört daher der Proteisubstanz an. Elementar- ^' El emcntar zus am m en s 6 tzuu g der Parmelia scruposa. zusammen- Verf. berechnet dieselbe auf aschenfreie Substanz und stellt zum Vergleich Setzung der ^^j^gl^gjj die von Knop für die Zusammensetzung der organischen Pflanzen- Bcruposa. substauz angegebenen Durchschnittszahlen und die von Knop ausgeführte Elementaranalyse von Chlorangium Jussuffii. 100 Theile org. Substanz bestehen aus: Knop's Durch- Parmelia Chlorangium schnittswerthe scruposa Jussuffii Kohlenstoff 47,37 41,620 42,0 Wasserstoff 6,84 6,611 6,2 Sauerstoff 44,21 49,388 49,4 Stickstoff 1,58 2,381 2,4 100,00 100,000 100,0 Die Krustenflechten zeichnen sich hiernach im Vergleich mit den übrigen Phanerogamen und Kryptogamen durch wesentlich niedrigere Kohlenstoffge- halte aus. „^ , lieber das Sanguinarin, von H. Naschold.*) — Dieses Alkaloiid Ueber das . Sanguinarin (Syn. Chclerythrin, Pyrrhopin), dessen Vorkommen bisher in Chelidonium majus, Glaucium luteum und in der Wurzel von Sanguinaria canadensis erwiesen ist, beansprucht nach des Verf. Analyse die neue Formel C34H15NO8 und lässt sich als Oxymorphin minus H4 ansehen. In Betreff der Darstellung, Eigen- schaften und Zersetzungen des Sanguinarins verweisen wir auf das Original. Lutein wurde von Thudichum**) ein in Thieren sowohl wie in Pflan- ^Ueber das Lutein. zen Vorkommender Farbstoff genannt. Die Kry stalle des Lutems erscheinen unter dem Mikroskop als rhombische Tafeln; ihre Farbe ist in dünnen Schich- ten gelb , in dickeren Lagen orangeroth ; durch Salpetersäure werden sie vor- übergehend blau gefärbt. Das Lutein ist unlöslich in Wasser, leicht löslich in Alcohol, Aether, Chloroform und in eiweisshaltigen Flüssigkeiten. In seinen alcoholischen Lösungen bewirkt essigsaures Quecksilberoxyd einen gelben, salpetersaures Quecksilberoxyd einen im Anfang gleichfalls gelben, aber bald weiss werdenden Niederschlag. Mit Hülfe des Spectrums seiner Lösungen, welches durch 3 Absorptionslinien im Blau, Indigo und Violett charakterisirt ist, wurde das Lutein u. A. im Maissamen, in der Mohrrübe, in den Schalen und dem Fruchtfleische der Samen von Bixa orellana, sowie *) Journal für prakt. Chemie. Bd. CVI. S. 385. *) Ebendaselbst. S. 414, nach Proceed. Roy. Soc. 17, No. 608, p. 253. Die Pflanze. 201 in den Staubfäden und Blumenblättern vieler Blüthen erkannt. Es findet sich in Körnchen abgelagert, welche mit dem Wachsthum immer breiter und dunkler werden, W. F. Gintl*) fand in den Blättern von Fraxinus excelsior Optisch die optisch-inactive Modification der Aepfelsäure, deren Vorkommen """'"'''^'*™^ in der Natur bisher unbekannt war. Nur ein kleiner Theil dieser Säure '^^n^äl?'* existirt in freiem Zustande im Zellsaft der Eschenblätter, ihre grössere Menge niättem von ist als neutrales Kalksalz vorhanden; andere Pflanzensäuren, namentlich Ci- ^^raxinus tronensäure und Oxalsäure waren nicht nachweisbar. W. F. Gintl**) untersuchte das aus dem Harze des in Brasilien ein- Ratanhin heimischen Ferreira spectabilis dargestellte sogenannte Angel in und als Bestand- fand, dass dasselbe seiner Hauptmasse nach mit dem von Em. Enge aus dem ^^^^^ ^^^ amerkanischen Ratanhia-Extrakte gewonnenen und Ratanhin C20H13NO6 ge- Fen-eiia nannten Körper identisch ist. Ob das Ratanhin ausser in dem Harze auch spectabius. in einzelnen Theilen von Ferreira spectabilis fertig gebildet vorkommt, oder ob es ein Zersetzungsprodukt des Harzes ist, muss erst durch weitere Unter- suchungen entschieden werden. Ueber das Verhalten des Ratanhins gegen Basen und gegen Säuren mögen hier folgende Angaben Platz finden: 1. Mit stärkeren Basen vereinigt sich das Ratanhin leicht. Es wurden Verbindungen desselben mit Kali, Natron, Baryt, Strontian, Kalk und Mag- nesia dargestellt, welche alle alkalische Reaction besassen; auch eine wohl charakterisirte Silberverbiudung wurde erhalten. Diese Verbindungen lassen sich als Ratanhin betrachten, in welchem 2H durch 2 Aequ. des entspre- chenden Metalles ersetzt sind. 2. Mit stärkeren Mineralsäuren tritt das Ratanhin zu ziemlich bestän- digen Salzen von saurer Reaction zusammen, während Verbindungen dieses Körpers mit selbst den stärksten organischen Säuren entweder nicht existiren oder doch sehr unbeständiger Natur sind. Durch Behandeln von Ratanhin mit verdünnter Salpetersäure, mit Chlorwasserstoffsäure in der Kälte, sowie mit massig concentrirter Phosphorsäure in der Wärme wurden Verbindungen desselben mit den entsprechenden Säuren dargestellt, welche auf 1 Aequ. Ratanhin 1 Aequ. Säure enthielten. Bei der Einwirkung von verdünnter Schwefelsäure auf Ratanhin resultirte eine Substanz, welche 2 Aequ. Säure auf 1 Aequ. Ratanhin enthielt. Conceutrirte Salpetersäure scheint aus dem Ratanhin einen Nitrokörper zu bilden. Werden einige Tropfen rauchender (untersalpetersäurchaltiger) Salpetersäure einem Ratanhinbrei zugesetzt, so nimmt die Flüssigkeit schon beim beginnenden Erwärmen eine rosenrothe Färbung an, welche bei weiter fortgesetztem Erhitzen ziemlich schnell in *) Journal für prakt. Chemie. Bd. CVI S. 489. **) Ebendaselbst. S. 116. Bd. CVIII. S. 416. 202 Die Pflanze. Blau, Grün, endlich in Gelb übergeht. Diese Farbenreaction wnrde bereits von Enge beobachtet und beschrieben. ueber die A. Sperlich*) untersuchto den eingetrockneten Milchsaft der in Baiata. Qyya,na wachsenden Sapota Muelleri, welcher als sog. Balata in der In- dustrie eine ähnliche Verwendung hat wie Cautschuck und Guttapercha und ebenso wie diese sauerstoffhaltig ist. Das im Handel vorkommende Koh- produkt wurde durch Auskochen mit schwachangesäuertem Wasser von dem beigemengten gelblichbraunen Farbstoff, durch wiederholte Behandlung mit siedendem absolutem Alcohol von dem sauerstoffhaltigen , harzartigen Körper befreit und schliesslich in Schwefelkohlenstoff gelöst, wobei noch ein brauner, holziger Körper in geringer Meuge zurückblieb. Nachdem der Schwefel- kohlenstoff' abdestillirt war, schied sich eine durchscheinend weisse Haut ab, die noch mehrmals mit Aetheralcohol ausgekocht wurde. Die Analyse ergab für die bei 100° C. getrocknete Substanz 88,49% Kohlenstoff und 11,37 o/o Wasserstoff, entsprechend der Formel der Camphene C20H16. Kohrzucker W. Stein**) fand in der frischen Wurzel der Färberröthe sowohl, wie in der jj^ ^g^ französischen und holländischen Krapp des Handels beträchtliche wmze\. Mengen von Eohrzucker und hält auf Grund seiner bisherigen Untersuchungen diesen Zucker; für einen regelmässigen Bestandtheil jeder Krappsorte. Die Ausbeute betrug 8 0/0 an Eohkrystallen (noch verunreinigt durch Schleim- zucker). Bei dem jährlichen Verbrauch von circa 100,000 Centnern Krapp könnte hiernach eine namhafte Menge Eohrzucker als Nebenprodukt ge- wonnen werden, ohne dass der Werth des Krapps als Farbmaterial vermin- dert würde. Ueber einen Nach einer vorläufigen Notiz von J. Eochleder***) befindet sich in der neuen mit verdünnten Säuren behandelten Wurzel von Eubia tinctorum ausser Ali- ^^ttos^^^ zarin und Purpurin eine geringe Menge einer Substanz, deren Lösungen in Alkalien nahezu dieselbe tiefrothe Färbung wie die alkalische Solution der Chrysophansäure besitzen. Säuren fällen aus der alkalischen Lösung, gela- tinöse , vollkommen amorphe Flocken von blassgelber Farbe, Aus Weingeist krystallisirt diese Substanz in orangegelben, aus Essigsäure in citronengelben Nadeln. Ihre Lösung in Essigsäure enthaltendem Wasser färbt thierische Faser beim Kochen schön und dauerhaft goldgelb. In der Kattunfärberei und Druckerei ist dieser Farbstoff nicht verwendbar. Ueber den J. Kachlcrf) fand in zwei von verschiedenen Handlungen bezogenen Perubaisam, pj.Q]gßjj ^jgg ])raunen Perubalsams nur Zimmtsäure -Benzäther und keinen *) Journal, für prakt. Chemie. Bd. CVII. S, 117. •*) Ebendaselbst, S. 444. '»*) Ebendaselbst. S. 120. t) Ebendaselbst. S. 307. Die Pflanse. 203 Zimmtsäure-Zimmtäther. Die alkalische Lösung des Perubalsams, aus welcher durch Schütteln mit Aether das Cinname'in entfernt war, wurde nach dem Verdampfen des Aethers mit Salzsäure übersättigt. Hierbei schied sich ein Harz aus , welches von beigemengter Zimmtsäure und Benzoesäure befreit, in der Kälte fest, spröde, glanzlos erschien und beim Schmelzen mit Kalihydi^at als Hauptzersetzungsprodukt Protocatechusäure lieferte. Im Mittel mehrerer Versuche erhielt der Verf. aus 100 Theilen Balsam 20 Theile Benzalcohol, 46 Theile rohe Zimmtsäure (verunreinigt durch etwas aus dem Benzalcohol gebildete Benzoesäure) und 32 Theile Harz. F. Kochleder*) analysirte Chrysophansäure, welche aus Parraelia pa- ueber chry- rietina und aus Khabarber dargestellt war. Er fand, dass die bei 100° C. sophansäure getrocknete Säure Krystallwasser enthält, welches sie erst bei einer zwischen 110 und 115° C. liegenden Temperatur verliert. Der bei 115° C. getrock- neten Säure kommt die Gerhardt 'sehe Formel C1.1H10O4 zu; die neuer- dings von Graebe und Liebermann aufgestellte Formel CuHgOi ist hiernach nicht der wahre Ausdruck für die Zusammensetzung der Chryso- phansäure. Die beim Eindampfen ihrer alkalischen Lösung stattfindende Um- wandlung der rothen Farbe in eine blaue ist von keiner Veränderung der Chrysophansäure begleitet; diese tritt erst bei längerem Schmelzen mit Kali- hydrat unter Bildung eines stark fluorescirenden Körpers ein. Das Emodin, aus sog. Rhein dargestellt, enthält nach dem Trocknen bei 100" C. noch einen Eest von Wasser, welches erst bei einer bis 115° C. gesteigerten Temperatur weggeht. Die Zusammensetzung wurde entsprechend der Formel C40H30O12 gefunden. Beim Erhitzen der weingeistigen Emodin- lösung mit Salzsäure wurde keine Spaltung beobachtet. Ueber einige Bestandtheile der Blätter und Rinde "von ueber Cerasus acida Borckh, von F. Rochleder.**) ^'"'fl^T ' ' standtheile L Von den Bestandtheilen der Weichselblätter wurden Inachgewiesen : der Biätter a) Amygdalin. Die Menge dieses Glucosides in den Blättern von Ce- """^ rasus acida ist bedeutend geringer, als in den Kirschlorbeerblättern. cerasus b) Citronensäure in grösserer Quantität. ^'^'^'^^ c) Quercetin in sehr geringer Menge, desgleichen d) eine Substanz, welche bei der Behandlung mit verdünnter Salzsäure in der Wärme als Spaltungsprodukte Quercetin und ein Kohlenhydrat liefert. Das letztere wurde bei fortgesetzter Einwirkung der Salzsäure unter Ausscheidung von braunen Flocken eines humusartigen Körpers weiter verändert. •) Journal für prakt. Chemie. Bd. CVIL S. 374. **) Ebendaselbst. S. 385. 204 Die Pflanze. e) Ein dem Kastanien gerbstoff ähnlicher, aber nicht damit identischer Körper. Aus seiner mit Salzsäure versetzten und längere Zeit bei 100° C. er- haltenen wässrigen Lösung schieden sich rothe Flocken aus, deren Zu- sammensetzung durch die Formel C42H18O16 ausgedrückt wird. Nicht aufzufinden war — das in den Blättern von Pyrus Malus ent- haltene — Isophloridzin und das Phloridzin, II. In der Rinde von Cerasus acida wurde die Abwesenheit von Phlo- ridzin, Isophloridzin und Amygdalin, sowie die Gegenwart einer geringen Menge von Citronensäure constatirt. Hauptsächlich aber erstreckte sich die Untersuchung auf die nähere Erforschung des Phlobaphens der Rinde. Das- selbe stellte sich als ein Gemenge zweier Körper heraus, von denen der eine »Fuscophlobaphen« der andere »Rubrophlobaphen« benannt wurde. 1. Fuscophlobaphen C54H26O24, in trockenem Zustande spröde und zu einem hell gelblichbraunen Pulver zerreiblich, wird beim Erhitzen mit verdünnten Mineralsäuren in einen amorphen Zucker von der Formel 3(Ci2Hi2 0i2)4-4HO und in einen ziegelrothen Körper zerlegt, welcher dieselbe Zusammensetzung, C42H18O16, hat, wie das Zersetzungsproduct des sub e) aufgeführten Bestand- theiles der Blätter. Der Körper C42H18O16 ist einiger weiterer Umwandelungen fähig : Durch Aetherificirung entsteht daraus eine amorphe Substanz von rother Farbe C46H22 0l6 = C42Hl8 0l6 + C4H602-2HO. Durch Oxydation bildet sich daraus Protocatechusäure (Aescylsäure) : C42H]8 0i6 + 80 = SCCuHeOs). Dagegen sind als aus dem Zucker der Fuscophlobaphens entstanden zu betrachten die beim Schmelzen mit Kalihydrat gebildeten Ameisen-, Essig-, Metaceton- und Oxalsäure. 2. Rubrophlobaphen: a. Von der Formel C70 H34 O34, ziegelrothes Pulver, giebt, mit verdünnter Schwefelsäure bei 100° C. behandelt, keinen Zucker, sondern einen rothen Körper C42 H22 Ois und Aescylsäure, welche letztere an ihren Reactionen erkannt wurde. Diese Zersetzung wird durch folgende Gleichung ausgedrückt: C70H34O34 = C42H22Ojs+2(Ci4H6O8). Das Spaltungspro duct C42H22O18 wird von Wasser und Weingeist nur spurenweise aufgenommen; dasselbe ist auch fertig gebildet in der Rinde vorhanden, aber in einer Modification, die in Alcohol löslich ist. b. Wasserhaltig C70H34O34 + 6 aq., lichtrehfarben, in Wasser und Alcohol mit rother Farbe löslich, liefert bei der Degestion mit verdünnter Salzsäure neben Aescylsäure eine Substanz von der Farbe des Colcothars und der Formel C42H20O16, welche in heissem und kaltem Wasser unlöslich und eine Substanz von röthlich grauer Farbe C56H26O24, welche in heissem Wasser löslich ist. Die Entstehung dieser beiden Substanzen neben Aescylsäure wird durch fol- gendes Schema veranschaulicht: Die Pflanze. 205 C70 H40 O40 Hs Os C70 H32 O32 - CuHe Os C56 H26 O24 — CuHe Os C42H20O1G Ausserdem wurde berücksichtigt 3. der Gerbstoff der Weichselbaumrinde. Er findet sich in nur geringer Menge, seiner Zusammensetzung entspricht die Formel C42H20O20. Seine wässerige Lösung wird durch Eisenoxydsalze grün gefärbt. Bleizucker- und Leimlösung, letztere nach Zusatz von Alcohol, rufen weisse Niederschläge her- vor, Salzsäure und Schwefelsäure fällen nur unvollständig. Die alkalischen Lösungen werden durch Aufnahme von Sauerstoff aus der Luft bald dunkelroth. Beim Erhitzen mit verdünnter Schwefelsäure bildet sich aus dem Gerbstoff ein rothes, in siedendem Wasser unlösliches Product C42H16O16, aber kein Zucker. Durch Aetherificirung entsteht daraus ein neuer Körper C46H40O16. Beim Schmelzen des Gerbstoffs mit Kalihydrat resultirten neben Essigsäure 2 Substanzen, von denen die eine [Ci2H6 0g] Isophloroglucin , die andere [CisHiOs] Isokaffeesäure benannt wurde. B, Eadziszewski*) stellte aus dem Getreidestroh eine wachsartige, ueber in Wasser und kaustischen Alkalien unlösliche, in Alcohol, Aether, Schwefel- ^»3 wachs kohlenstoff lösliche und aus der alcoholischeh Lösung in kleinen weissen Qg^rTi^g. Tafeln oder in perlmutterartig glänzenden Schuppen krystallisirende Substanz strohes. dar. Dieser Körper wird von Brom bei geringer Temperaturerhöhung leicht, von concentrirter Salpetersäure selbst bei Erhitzen nur schwierig angegriffen, von concentrirter Schwefelsäure in der Wärme aufgenommen und aus dieser Lösung durch Wasserzusatz — wahrscheinlich unverändert — ausgefällt. Von dem Zuckerrohrwachs, mit welchem es im Uebrigen einige Aehnlichkeit hat, unterscheidet sich das Wachs des Getreidestrohes hauptsächlich durch seinen Schmelzpunkt, welcher bei 42° liegt, während das Wachs aus der Rinde von Saccharum officinarum erst bei 82° flüssig wird. Zwischen 300 und 303° siedet das Wachs des Getreidestrohes und lässt sich unzersetzt sublimiren. C. Scheibler**) nahm seine Untersuchungen über das bereits 1866 von ueber ihm entdeckte Betai'u wieder auf. — Diese aus dem frisch gepressten Saft von ^^^ ßetain, . j , ,,, eineimSafte Beta vulgaris und — in grösserer Menge — aus der Melasse dargestellte ^^^ zucker- Base bildet nach dem Behandeln mit Thierkohle und dem ümkrystallisiren rüben vor. aus starkem Alcohol grosse, schön glänzende, geruchlose, süsslich kühlend p^^^n* ■ base. ♦) Ber. d. D. ehem. Ges. 1869. S. 639. •*) Ibidem. S. 292. 206 ^'® pflanze. schmeckende Erystalle von der Formel CioHii]sr04+2HO. Dieselben sind an der Luft zerfliesslich und verlieren bei 100° C. sowie beim Stehen über Schwefelsäure ihr Krystallwasser. Das Betaiin reagirt nicht auf Pflanzenfarben. Seine Verbindungen mit Salzsäure und Schwefelsäure sind luftbeständig, das salpetersaure Salz ist zerfliesslich. In Wasser ist es ungemein leicht löslich; die bei 25° C. gesättigte Lösung (spec. Gew. 1,1177) enthält 61,8 Proc. an wasser- freier Base. Diese gesättigte Lösung übt keine Wirkung auf den polarisirten Lichtstrahl aus. Beim Erhitzen mit Kalihydrat und wenig Wasser liefert das Betain verschiedene Zersetzungsproducte, unter ihnen Trimethylamin. ueber lieber die Proteinstoffe des Maissamens, von H. Eitthausen.*) die Protein- _ Durch Extractiou von Maispulver mit Spiritus von 80 bis 85 Proc. Tr. bei M^LImeM ®^^®^' Temperatur von 40 bis 50° C. wird ein Proteinstoff in Lösung gebracht, welcher bisher für ein Gemenge von Pflanzenleim und Pflanzencasein gehalten wurde, nach des Verf. Untersuchung aber als eine durchaus gleichartige Sub- stanz sich herausstellte. Dieser mit dem Namen »Maisfibrin« bezeichnete Körper hat in seinen meisten Eigenschaften — namentlich in dem Verhalten gegen Wasser und Weingeist, in der Unlöslichkeit in Ammoniakliquor, basisch phosphorsauren Alkalien, Kalk- und Barytwasser, in dem Vermögen, aus der etwas concentrirten Lösung in Weingeist zu gelatiniren und unter ver- schiedenen Umständen zähe Häute zu bilden — grosse Aehnlichkeit mit dem Glutenfibrin des Weizenklebers; — unterscheidet sich von dem letzteren aber rücksichtlich der Zusammensetzung und des Verhaltens gegen verdünnte Essigsäure : ( ilutenfibrin. Maisfibrin. Kohlenstoff . . . 54,31 54,69 Wasserstoff . . 7,18 7,51 Stickstoff . . 16,89 15,58 Schwefel . . . 1,01 0,69 Sauerstoff . . 20,61 21,53 Maisfibrin ist hiernach stickstoffärmer, als Glutenfibrin. Das letztere löst sich leicht und klar in verdünnter Essigsäure, während das Maisfibrin nur von höchst concentrirter Essigsäure unverändert in Lösung gebracht, beim Erhitzen mit verdünnter Essigsäure dagegen in die unlösliche Modification übergeführt wird. Die Ausbeute an Maisfibrin betrug gegen 5 Proc. von der angewandten Substanz. Durch Einwirkung von Kaliwasser von V4 Proc. Ge- halt an Kalihydrat auf das mit warmem Spiritus an Maisfibrin erschöpfte Pulver und Fällung der filtrirten Lösung mittelst Essigsäure wurde ein käsig- flockiger Niederschlag erhalten, dessen Zusammensetzung folgende war: Kohlenstoff 51,41 Wasserstoff 7,19 Stickstoff 17,72 Sauerstoff und Schwefel 23,68 *) Journal für prakt. Chemie. Bd. CVI. S. 471. Die Pflanze. 207 Eine ganz ähnliche Zusammensetzung fand der Verf. früher*) für den »Conglutin« benannten Proteinkörper der süssen Mandeln und der gelben Lupinen. Unter den Zersetzungsproducten des Conglutins und Legumins beim Kochen mit Schwefelsäure fand Kitthausen Asparaginsäure, CsHiNOg, die ihr homo- loge Glutaminsäure, OioHgNOs und ausserdem eine saure nicht krystallisirende Substanz, deren Natur und Zusammensetzung noch erst genauer zu erforschen ist.**) Ueber die Proteinstoffe des Hafers, von W. Kreusler.***) Aus ueber Haferschrot wurde durch Digestion mit Spiritus von 80 Proc. Tr. bei einer ^'^ ^J°^""* dem Siedepunkt nahen Temperatur eine Lösung erhalten, aus welcher, nachdem ^^^ Hafers. der meiste Weingeist abdestillirt war, eine zähe Masse sich ausschied. Der niedrige Stickstoffgehalt dieses mit Aether entfetteten und mit absolutem Alcohol entwässerten Niederschlages liess vermuthen, dass derselbe ein Ge- menge mehrerer Substanzen sei. Durch Behandeln mit verdünnter Essigsäure gelang zunächst die Scheidung in einem in Essigsäure löslichen, stickstoff- reicheren und in einen in Essigsäure unlöslichen, stickstoffärmeren Körper. Nach wiederholter Auflösung des stickstoffreicheren Antheils in 60 proc. Spiri- tus und darauf folgender Fällung mit absolutem Alcohol resultirte schliesslich ein Proteinkörper, welcher, bei 130° C. getrocknet, folgende Zusammensetzung hatte : Kohlenstoff . . 52,59 Wasserstoff . 7,65 Stickstoff . . 17,71 Schwefel . . 1,66 Sauerstoff . . 20,39 Diesen Zahlen nähern sich am meisl en die von Eitthausen für den Pflanzenleim aus Weizenkleber gefundenen. Auch in allen wesentlichen Reac- tionen zeigt die Proteinsubstanz aus Hafer eine grosse Uebereinstimmung mit dem Pflanzenleim aus Weizen. Beide Körper aber vollständig zu identificiren, erscheint dem Verf. wegen der Differenzen im Wasserstoff — und Schwefelgehalt imstatthaft. Der qu. Bestandtheil des Hafers erhielt daher die Bezeichnung »Pflanzenleim des Hafers« oder »Hafergliadin. « Eine Portion Hafer- pulvers wurde ferner in der Kälte mit Wasser behandelt, welches soviel Kali- hydrat enthielt, dass dasselbe eben hinreichte, um die ursprünglich saure Eeaction aufzuheben und in eine schwach alkalische zu verwandeln. Aus der bräunlich gefärbten, von dem Bodensatz abgehobenen Flüssigkeit wurde durch Zusatz von verdünnter Essigsäure bis zum Eintritt einer deutlich sauren Eeaction ein Niederschlag erhalten. Derselbe wurde durch Waschen mit Aether von beigemengtem Fett, durch Wiederauflösen in kalihaltigem Wasser (1:1000) von Stärkemehl, durch wiederholtes Auskochen mit 60 grädigem Spiritus von *) Journal für prakt. Chemie. Bd. CHI. S. 78. Siehe diesen Bericht S. 170. *•) Ebendaselbst. Bd. CVII. S. 218. ") Ebendaselbst. S. 17. 208 ^'« Pflanze. Pflaüzenleim befreit und besass, so gereinigt, nach dem Trocknen bei 140** C. folgende Zusammensetzung : Kohlenstoflf . . . 51,63. Wasserstoff . . . 7,49 Stickstoff . . . . 17,16 Schwefel , . . . 0,79 Sauerstoff . . . 22,93 Die Aehnliclikeit in der Zusammensetzung, sowie die völlige Ueberein- stimmung in den Reactionen mit dem von Eitthausen aus Erbsen darge- stellten Legumin gaben Veranlassung, diesen zweiten Haferproteinstoff als »Haferlegumin« zu bezeichnen. Ausserdem sei noch auf folgende Abhandlungen hingewiesen: Bestandtheile und Zerlegung der Stärkemehlkörner von Jessen. i) Sur la nature du pigment des Fucoidees par A. Millardet.2) 1) Journ. für prakt. Chemie. Bd. CV. S. 65. 2) Compt. rend. Bd. 68. S. 462. Der Bau der Pflanze. 1868. ueber Ueber die Ursachen des Geotropismus besonders derWurzeln. des Geo- Bekanntlich hatte K night den Satz aufgestellt, dass das senkrechte tropismus Eindringen der Wurzeln in den Boden nur die Folge der Schwere ihrer eignen, ^ w°urz"n anfänglich weichen und flüssigen Substanz sei. Diese Ansicht wurde von einzelnen Physiologen adoptirt, von anderen bekämpft und schon der Jahrgang 1866 dieses Jahresberichts brachte S. 124fl. einige Stimmen für und wieder. Dasselbe Thema ist nun wieder Gegenstand zweier gegnerische Aufsätze in der botanischen Zeitung*) geworden, die eine reiche Auswahl interessanter Experimente enthalten. Die Aufsätze rühren von W. Hofmeister und B. Frank her. Beide Forscher experimentirten vorzugsweise mit Erbsen und Puffbohnen. Hofmeister behauptet in Uebereinstimmung mit der K night 'sehen An- sicht: die jüngste Wurzelspitze am hinteren Ende der Wurzelmütze (welches Ge- webe die Bewegungen ausführt) sei spannungslos und sinke vermöge ihrer eignen *) Botan. Zeitung 1868. S. 561. 577. 503. 609., S. 783 und S. 257 u. 273. Der Bau der Pflanze. 209 Schwere bei horizontaler oder senla-echt aufwärts gerichteter Lage des 10—40 Millimeter langen Wurzelkörpers einer Erbsen - Keimpflanze in die senkrecht nach unten gerichtete Lage. Frank dagegen meint: Das Streben der Wurzelspitze zur senkrechten Lage beruhe auf einem Längenwachsthum der dem Zenith zugekehrten Wurzel- kante; dieses Längswachthum der oberen Seite bringe die Krümmung der Unterseite (positiv geotropische Wurzelkrümmung) zu Stande. Frank behauptet, die Wurzelspitze befinde sich niemals in einem leicht plastischen, etwa breiartigen Zustande; davon überzeuge man sich leicht, wenn man sie mit dem Finger zu quetschen, oder durch einen leisen Druck zu biegen und zu krümmen versucht. Um zu zeigen, dass die Wurzelspitzen, die aus der verticaleu Richtung abgelenkt werden, erst dann sich zu krümmen anfangen, wenn sie zu wachsen beginnen, nahm Frank 7 Stück 20 Mm. lange Erbsenwurzeln, die er an der Ansatzstelle der Cotyledonen abgeschnitten hatte, und befestigte sie hori- zontal in einem mit Wasserdunst gesättigtem Räume, nachdem er alle in einer Entfernung von 5 Mm. mit einem farbigen Querstriche versehen. Dieses 5 Mm. lange Wurzelstück hatte nach 17 Stunden bei No. I eine Länge von 5,5 Millimeter und zeigte sich gerade » » » Krümmungsanfang » » » sich gerade » » » vollständige Umkrümmuug » » » sich gerade » » » sich gerade » » » einen Krümmungsanfang. Ferner führt Frank an: Es giebt allerdings viele Pflanzentheile, welche sich so dicht in alle Vertiefung der Unterlage hineinsenkeu, dass bei Wurzeln an eine Plastizität im Hofmeister 'sehen Sinne gedacht werden könnte. Es schmiegen sich aber die Wurzelhaare der Landpflanze und die Rhizinen der Kryptogamen allseitig an das umgebende Substrat und nicht blos wenn dasselbe eine Unterlage bildet; hier kann also von einem breiartigen Herab- sinken nicht die Rede sein. Besonders zahlreiche und schöne Beispiele liefern in dieser Beziehung die Fruchtkörper der Hymenomyceten. Bei den Keimungsversuchen auf horizontaler, undurchdringlicher Unter- lage tritt die Erscheinung ein, dass während des Fortwachsens die Wurzelspitze sich senkrecht gegen die Unterlage stemmt. Hofmeister behauptet nun, es gehe jedesmal, bevor die äusserste Spitze diese Lage annehme, ein Empor- heben des nächstältesten Theiles der Wurzelspitze voran, so dass dadurch die plastische Stolle, welche die Abwärts-Krümmung ausführt, passiv gehoben werde und nun sinke die äusserste Wurzelspitze vermöge ihrer breiartigen Beschaffenheit abwärts. Frank dagegen behauptet, dass bei dieser Krüm- mungserscheinung die äusserste Spitze die Unterlage nicht verlasse und führt folgende Experimente als besonders beweisend au: Jahresbericht, XI u. XU. 24 No. II » » » 6,5 No. III » » » 5,5 No. VI » » » 8 No. V » » » 5 No. VI » y> » 5 No. VII » » » 6 2]Q Der Bau der Pflanze. Man befestige auf einem glatten horizontalen Brettchen mittelst durch die Cotyledonen gebohrter Stecknadeln keimende Erbsen oder Puffbohnen mit gerader Eadicula von 20 — 30 Mm. Länge derart, dass das Würzelchen dem Brettcheu überall genau anliegt und zwar so, dass es noch einen Druck auf die Unterlage ausübt. Im wasserdunstgesättigten Räume bemerkt man nun in kurzen Beobachtungspausen, wie sich die Wurzeln zunächst in der ange- gebenen Richtung deutlich verlängern. Bald tritt aber an der Stelle, an wel- cher die Abwärts-Krümmung bei freiliegender Wurzelspitze erfolgen würde, ein nach abwärts geöffnetar Bogen auf, wobei der hintere Theil der Wurzel fest angeschmiegt an die Unterlage bleibt. Schneidet man nun die Wurzel- spitze an der höchsten Krümmung des Bogens ab, so legt sich der stehen- gebliebene Theil gleich oder nach wenigen Minuten wieder flach der Unter- lage an; er war also nur passiv gehoben durch die active Krümmung der Spitze. Frank sah allerdings auch bisweilen Wurzeln, die ihre Spitze für kurze Zeit wirklich emporhoben, er sucht aber die Ursachen dieser Erscheinung in der InclinatioQ (Nutirtion Hofm.) und stellt sie in Vergleich mit den Ab- weichungen vertikal wachsender Stengel- oder Wurzelspitzen, bei denen diese Krümmung aus einem momentan überwiegenden Wachsthum einer Seite des Pflanzentheils hervorgebracht wird. Die Spitze wird dann nach der Seite der geringeren Streckung hinübergebogen. Tritt dieselbe Erscheinung an hori- zontal wachsenden Wurzeln auf, so wird sie bisweilen als Aufwärtskrümmung der Wurzelspitze bemerkbar werden. Ueber das Eindringen der Wurzeln keimender Erbsen in Quecksilber be- stehen keine wesentlichen Differenzen. Auch Hofm. führt an, dass er die Wurzelspitzen in Quecksilber hineingehen gesehen habe, erklärt dies aber nicht durch die der Wurzel innewohnende active Kraft, sondern meint: die Wurzelspitze sei mit einer adhärirenden Wasserschicht umgeben, welche durch ihr Eindringen in das Quecksilber Raum schaffe für ein minimales Nachsinken der Wurzel, Fr. erwidert darauf: »Diese Erklärung wäre gleichbedeutend mit der Behauptung, dass jeder Körper, welcher specifisch leichter als Queck- silber ist, in letzterem untersinken müsse, sobald er von demselben nicht be- netzt wird.« Ebenso stimmen die Resultate bei der Wiederholung der Johnson 'sehen Versuche bei beiden Forschern in gewissem Sinne überein. Dieses John- son'sche Experiment wurde von Fr. in folgender Weise wiederholt: Keimende Erbsen wurden mit den Wurzeln horizontal oder etwas schräg aufwärts ge- stellt; an die äusserste Spitze der Wurzel wurde mit einer geringen Menge Asphaltlack ein dünuer Coconfaden befestigt, dessen anderes Ende ein Gewicht von 0,005—0,01 Gr. trug. Bei Buffbohnen wurde dies Gewicht bis auf 0,05 Gr. gesteigert. Vor und oberhalb der Wurzelspitze stand horizontal ein Glasstab von 3 Mm. Durchmesser, über welchen der Faden gelegt wurde. Anstatt dass nun die Wurzeln dem Gewichte des Fadens folgend, sich nach oben Der Bau der Pflanze. 211 krümmten, begann in früherer oder späterer Zeit eine Abwärtskrümmung, wobei der Faden in den verschiedenen Fällen von 6—9,5 Mm. sich über die Bolle auf die Pflanze zu bewegte. Der Hofmeister 'sehen Anschauung nach hätte sich die Wurzelspitze nach aufwärts krümmen müssen. Hofm. fand aber, indem er in dem gleichen Experiment den Glasstab durch ein sehr leicht bewegliches Kad ersetzte, dass »die Wurzelspitzen zwar an der Abwärtskrümmung gehindert, aber nicht aufwärts gelenkt wurden.« Ebenso wie über die Mechanik der bisher betrachteten positiv geotropischen Krümmungen sind beide Autoren in Streit über die Ursachen der negativ geotropischen Bewegungen. Frank behauptet, dass die grössere Streckung der unteren Kante eines aufwärts gekrümmten Stempels im Vergleich zur oberen Kante ihren Grund in einem stärkeren Longitudinalwachstbum habe. Hofmeister dagegen vindicirt der unteren Seite eines solchen Stempels eine grössere Dehnbarkeit, wodurch die gleiche Kraft des Innern Schwell- gewebes auf der untern Seite eine grössere Längsstreckung hervorrufe, als auf der Oberseite, Ausser einem Experimente mit Kautschukstreifen , welches Frank gerade für seine Meinung auszubeuten sucht, und einem zweiten mit einem Cylinder aus weichem Brod — betreffs welcher wir auf das Original verweisen — , führt Hofmeister zur Stütze seiner Ansicht an, dass manche Pflanzentheile sich aufzurichten vermöchten, nachdem sie schon längst die Fähigkeit, in die Länge zu wachsen, verloren haben, wie z. B. die Stiele von mehr als ein- jährigen Epheublättern. Es könnte also hier nur Dehnung (Spannung) und nicht wirkliches Längenwachsthum eintreten. Frank weist nun durch directe Messungen nach, dass diese Stiele sich wirklich noch verlängern. Frank hält somit seinen Schluss aufrecht: In den Pflanzentheilen, welche einer Bewegung durch die Schwerkraft fähig sind, wird, sobald sie aus der natürlichen senkrechten Richtung abgelenkt werden, sich das longi- tudinale Flächenwachsthum aller in der Längsrichtung der Pflanze stehender Zellenmenbranen derart reguliren, dass die Intensität desselben in jedem Streifen, der dem Zenithe näher liegt, bei der einen Klasse von Pflanzen- theilen grösser (positiv), bei der andern kleiner (negativ) ist, so dass daraus die dem Erdcentrum zu- oder abgewendete Krümmung solcher Pflanzentheile resultirt. Aus einer umfangreichen Arbeit über die Organe der Harz- und Organe Schleimabsonderung in den Laubknospen von Hanstein*) ent- <^er Harz- u. nehmen wir folgende kurze Notizen: schieimab- '-' sonderungin Die Knospen sehr vieler Pflanzen sind vor ihrer Entfaltung mit einem den Laub- klebrigen Stoffe überzogen. Derselbe ist in seltneren Fällen Gummischleim, knospen. 14* 212 Der Bau der Pflanze. in der Mehrzahl der Fälle Harz oder ein Gemisch aus beiden. Die abson- dernden Organe stellen sich dar in zwei Arten von Trichomen: 1., die zum passiven Schutze bestimmten Borsten oder Wollhaare, 2., vielgestaltige, meist flächenartig ausgebreitete Gebilde (Zotten, Colleteren), welche eine möglichst grosse Secretionsfläche herstellen, um die Enospentheile zu benetzen. Den Sitz dieser Colleteren bilden vorzugsweise die Phykome niederen Eanges (Vorblätter, Nebenblätter oder Blattscheiden). Der Gummischleim entwickelt sich durch Aufquellen aus einer besonderen, unter der Cuticula eingelagerten Schicht in der Wand der Colleteren-Zellen (Collagenschicht Hanstein) und tritt durch Sprengung jener in's Freie. Die Collagen-Ablagerung kann sich wiederholen. Das Harz sammelt sich in Tropfen im Zelliuuern; ob es durch die Mem- branen in irgend einer Form diffundirt, oder auch aus Cellulose der Wan- dungen entsteht, bleibt offene Frage. Die Zotten selber entwickeln sich aus einzelnen Epidermiszellen, nebst den sie begleitenden starren Haaren am allerfrühsten, oft bevor noch die Epidermiszellen vollständig ausgebildet sind. Der Zweck dieser Trichome ist, einen Schutzapparat zu bilden zur Ver- minderung der Ausdünstung, zur Erhöhung der Turgescenz, und da die Knospenentwicklung nur normal bei hohem Turgor von Statten geht, zur Be- günstigung der Entwicklung der jungen Knospentheile, Es giebt nun Pflanzen, die keinen Kleb-Apparat (Blastocoll- Apparat Han stein) besitzen; dieselben haben nach Verf. Ansicht möglicherweise einen Ersatz dafür durch das Auftreten innerer, den Turgor befördernder Schwellorgane, wie Gummibehälter, Collenchymstränge etc. Verfasser wird zu dieser Annahme besonders durch die auf trocknem Boden wachsenden Cacteen, Crassulaceen und Aloineen geleitet. In diesen sind es aller Wahr- scheinlichkeit nach die gewaltigen Ansammlungen von Gummischleim, welche »sie befähigen, nicht allein in trockner Luft ihr Säftekapital zu vertheidigen, sondern auch dem Boden das Wasser so vollständig wie möglich zu entziehen und die Säftemasse unter ihrer Oberhaut stets in hoher Spannung zu er- halten.« Als Hauptresultat der Arbeit betrachten wir den Nachweis, dass die bisher als reine Secrete betrachteten Gummi- und Harzbildungen von physio- logischer Bedeutung für die Pflanze sind und dass deren Erzeuger, die Nieder- und Nebenblätter hierdurch auch eine erhöhte Bedeutung gewinnen. Das Durch- ^^^ Durchwachscn der Kartoffeln von Jul. Kühn*). wachsender Vcrf. beobachtete bei dieser Erscheinung folgende verschiedene Fälle: Kartoffeln. ') Botauisclie Zeitung. 1S68. S. 697, 721, 745 u. 769. Der Bau der Pflanza. 213 1. Die jungen Knollen sitzen unmittelbar an der Mutterkartoffel. In diesem Falle begann die Ausweitung zur neuen Knolle schon in der Tiefe des Auges. Bisweilen waren sämmtliche drei Knospen, die jedes Kartoffelauge zeigt, unmittelbar zu neuen Knospen ausgewachsen; dann zeigten sich die jungen Knollen an ihrer Berührungsfläche abgeplattet; hierbei hatte nicht immer, wie zu vermuthen stand, das mittlere kräftigere Auge das grösste Kindel erzeugt, sondern bisweilen ein Seitenauge. Bei der weissen Tannen- zapfen-Kartoffel waren die unmittelbar aus den Augen hervorgesprossten jungen Knollen theilweise wieder durchgewachseu und hatten so eine dritte Generation erzeugt. 2. Aus einer, oder aus allen drei Knospen eines Kartoffelauges wachsen Stolonen hervor, welche sich nach kurzer oder etwas längerer Streckung zur neuen Knolle umbilden. 3. In ähnlicher Weise entstandene Stolonen strecken sich länger als im zweiten Falle und an ihnen bilden sich seitlich junge Knollen aus. 4. Von dem Auge wächst ein 1 — 1 Va Zoll langes Glied hervor, dies aber zeigt nicht die Structur der eigentlichen Stolonen, scndern die der Kartoffel- knollen, ist dabei aber nur massig verdickt und trägt an der Spitze, allmählig anschwellend, die neue Knolle. 5. Die ganze Spitze der Mutterkartoffel ist etwas halsartig ausgezogen und geht dann unmittelbar in die neue Knolle über. Endlich wird noch ein Fall erwähnt, wo ein eigentliches Durchwachsen zwar nicht stattgefunden, der ganze Vordertheil der Knolle aber sich weiter ausgebildet und seine Ausbildung später abgeschlossen hatte, so dass dieser jüngere Theil der Knolle sich von dem älteren durch die Beschaffenheit der Oberhaut deutlich abgrenzte. Gelegentlich bemerkt der Verfasser, dass er bei seinen Untersuchungen auch noch an den alten Samen- oder Setzkartoffeln, welche aus im Frühjahr ausgesprossten Augen sehr kräftige Pflanzen getrieben hatten, deren Stärke- mehl aber noch nicht vollständig aufgezehrt war, im späten Herbst die Er- scheinung des Auswachsens in der Art wiederfand, dass aus im Frühjahr nicht zur Entwicklung gekommenen Augen entweder direct junge Knollen hervorgesprosst waren, oder dass diese Stolonen getrieben hatten, welche theils an der Spitze, theils seitlich mit jungen Knöllchen besetzt waren. Verschiedene Kartoffelsorten zeigten diese Erscheinung des Durchwachsens in ungleichem Grade und zwar fand man von 285 unter gleichen Umständen im Jahre 1868 cultivirten Varietäten: *) Zeitschr. des landwirthsch. Centr. -Ver. der Prov. Sachsen 1868. S. 322 und 359. 214 Der Bau der Pflanze, Kartoffel- nicht schwach durchwachsen, durchwachsen. mittelmässig durchwachsen. stark durchwachsen. Arten. 1 Zahl der Varie- täten. Procent- satz. Zahl der Varie- täten. Procent- satz. Zahl der Varie- täten. Procent- satz. Zahl der Varie- täten. Procent- satz. Von 149 Sorten Frühkartoffeln . . . Von 61 Sorten spät- frühen Kartoffeln . Von 75 Sorten spät- reifenden Kartoffeln 107 11 1 72 IS 1 37 31 2 25 51 3 10 21 16 28 5 9 51 3 15 68 Die spätreifenden Sorten waren also dem Durchwachsen ungleich mehr unterworfen, als die Frühkartoffeln, und unter den spätreifendeu zeichneten sich wieder die sehr späten Kartoffelsorten durch sehr zahlreiche lange Sto- lonen und ganz besonders starkes Durchwachsen aus. Es war nun von besonderem Interesse zu untersuchen, in wie weit die- jenigen Kartoffeln, welche auf die eine oder andere Art junge Knollen erzeugt hatten, also zu Mutterkartoffeln geworden waren, in ihrem Stärkegehalt ab- wichen von denen gleicher Varietät, die ein solches Durchwachsen gar nicht zeigten, also normal sich entwickelten. Es wurden gefunden: Bezeichnung der Kartoffelvarietäten. Benkendorfer rothe, norm. (n. durchw ) » » Mutterkartoffel . Erdbeer -Rothauge, normal . . . . » » Mutterkartoffel .' Gelbfleischige Zwiebel, normal . . , » » Mutterkartoffel . Weisse Tannenzapfen, nonnal . . » » Mutterkartoffei Blaue Hörn, normal » Mutterkartoffel Tosca, normal » Mutterkartoffel Friedrich Wilhehn, normal .... » » Mutterkartoffel . Lange rothe Tannenzapfen, normal . » » Mutterkartoffel Frühe rothe Fürstenwalder, normal . » » Mutterkartoffel Späte Oscherslebener, normal . . . » » Mutterkartoffel Grüne, oder Heiligenstädter, normal. J> » Mutterkartoffel Anzahl der unter- suchten Knollen. Gesammt- gewicht derselben, Gramm. Spec. Ge- wicht. Trock. Subst. Proc. Stärke Proc. 7 8 8 7 15 13 16 10 14 13 10 12 11 11 17 15 10 9 8 6 U 11 605,5 585,3 606,5 682,7 630,5 613,0 230,6 140,1 546,7 535,0 574,8 568,5 588,5 579,3 545,8 425,9 607,2 584,3 240,7 249,0 456,2 407,2 1,125 1,123 1,104 1,105 1,113 1,115 1,110 1,107 1,106 1,107 1,110 1,105 1,114 1,111 1,110 1,108 1,126 1,122 1,106 1,107 1,088 1,096 32,1 31,(5 27,2 27,4 29,6 29,9 29,0 27,9 27,6 27,9 29,0 27,4 29,7 29,4 20,0 28,1 32,4 31,3 27,6 27,0 23,3 25,3 24,6 24,1 19,5 19,9 21,9 29 2 2i;3 20,3 20,0 20,3 21,3 19,6 22,0 21,6 21,3 20,7 24,8 23,9 20,0 20,3 15,9 17,8 Der Bau der Pflanze. 215 Sucht man das mittlere spec. Gewicht von sämmtlichen untersuchten normal gebildeten, nicht ausgewachsenen Knollen und von sämmtlichen durch- gewachsenen Mutterknollen, so findet man für die ersteren das mittlere spec. Gew. = 1,111 und für die letzteren das mittlere spec. Gew. = 1,107, d. h. der Gehalt an Trockensubstanz und Stärke ist für beide fast gleich und daraus folgt, dass die Ausbildung der jungen Kartoffeln oder Kindein nicht auf Kosten der Mutterknolle erfolgt sein kann. Dasselbe beweist auch folgende Beob- achtung : Eine Knolle der rothen Harzer Kartoffel, aus welcher 4 junge Knollen zweiter Ordnung hervorgewachsen waren, und die noch eine fünfte trug, welche durch einen halsartigen Fortsatz mit ihr verbunden war, lieferte folgende Untersuchungs-Ergebnisse : Gewicht Trockensubstanz Stärke Gramm Proc. Proc. Mutterkartoffel 97,66 28,86 21,29 halsartiger Fortsatz 5,19 27,74 19,84 grössere junge Knolle (am halsartigen Fortsatz entwickeh) 97,53 24,35 16,92 ZAveitgrösste junge Knolle 56,69 25,33 17,82 drittgrösste » » 28,02 23,77 16,38 zwei junge kleinere Knollen .... 29,08 26,82 19,39 Da hier die gesammten Auswüchse mehr als zweimal schwerer waren als die Mutterknolle, und diese trotzdem einen normalen Stärkegehalt zeigte, so konnte diese gewiss nicht das Material zur Bildung der Auswüchse ge- liefert haben. Verf. schliesst aus; den mitgetheilten Beobachtungen: »Die im Acker an der noch grünen Staude auswachsende Knolle verhält sich keineswegs der im Keller oder in der Grube auskeimenden analog. Hier bilden sich die Triebe und jungen Knollen allerdings auf Kosten der Mutterkartoffel ; bei den Auswüchsen am noch grünen Stock aber werden die zur Neubildung nöthigen Stoffe von den Blättern bereitet und gehen in den Stengel herabsteigend durch die Leitzellen des Gefässbündelringes der Mutterknolle hindurch, um das Material zur Erzeugung der jungen Knollen zu liefern. Findet das Aus- wachsen an Knollen solcher Stöcke statt, deren Kraut schon abgestorben ist, so geschieht es auch im Acker natürlich auf Kosten der Mutterknollen.« Die Ausbildung, welche die Kindel oder jungen Knollen zweiter Ordnung noch erreichen, hängt selbstverständlich von der Zeit ab, die ihnen von ihrer Entstehung bis zur Ernte hierzu noch übrig bleibt. Bei frühreifenden Sorten werden sie oft noch vollständig reif, während dies bei spätreifenden Varietäten wohl selten geschehen dürfte, wie die nachstehenden Trockensubstanz- und Stärke-Bestimmungen zeigen : 216 Der Bau der Pflanze. Kartoffel- Arten. Anzahl der unter- suchten Knollen. Gesammt- gewicht derselben Gramm Mittlerer Durchm. derselben. Linien. Spec. Ge- wicht. Trocken- substanz. Proc. Stärke Proc. Benkendorfer rothe, früh- reife Sorte, normale , nicht durchge- wachsene Knolle .... Mutterkartoffel grosse Kindel mittlere Kindel kleine Kindel Erdbeer - Eothauge , sehr späte Varietät. normale Knolle Mutterkartoffel grosse Kindel mittlere Kindel kleine Kindel 7 8 14 12 23 8 7 10 14 30 605,5 585,3 501,4 251.9 155,0 606,5 682,7 5-27,4 335,4 194,4 24,5 25,0 19,0 15,0 9,7 22,0 25,5 21,0 16,0 8,8 1,125 1,132 1,095 1,121 1,122 1,104 1,105 1,086 1,092 1,077 32,1 31,G 25,1 31,1 31,3 27,2 27,4 22,9 24,3 20,8 24,6 24,1 17,6 23,6 23,9 19,5 19,6 15,4 16,9 13,3 lieber das Durchwachsen der Kartoffeln enthält auch der Jahr- gang 1868 der landwirthschaftlicheu Annalen des mecklenburgischen patrio- tischen Vereins*) verschiedene Angaben, die im Allgemeinen mit denKühn'schen Untersuchungen in Einklang stehen. So wurde nach v. Eantzau's Mit- theilung der Stärkegehalt solcher ausgewachsener Knollen , die am 22. und 23. September aufgenommen wurden, wie folgt gefunden: 1. eine eingeschnürte Knolle mit grünendem Triebe u. einem etwas über erbsengrossem Kindel 16 Proc. Stärke. das Kindel 8,8 » » 2. eine Knolle mit 3 haselnussgrossen Kindein 18,7 » » die Kindel durchschnittlich 13 » « 3. eine Knolle mit 3 wallnussgrossen Kindein 17,3 » » die Kindel 15,8 » » 4. eine Knolle mit einem gleichgrossen Kindel 18,7 » » das Kindel 16,4 » » 5. eine Knolle mit starker, an Volumen gleichgrosser Knoten- Wucherung 17,3 « » die Knotenwucherung 16,6 » » 6. eine Knolle von normaler Gestalt ohne Brut mit stark grünendem Triebe 16 » » 7. bei stark eingeschnürten Knollen ohne Brat und Triebe resp. 19 Proc. und 17,7 » » 8. eine Knolle mit gleich grossem Kindel 21,6 » » das Kindel 14 » » 9. eine Knolle mit doi)pelt so grossem Kindel 25,5 » » das Kindel 18 » » *) S. 317 und S. 395. Der Bau der Pflanze. 217 Sämmtliche Kartoffeln gehörten der sogenannten sächsischen weiss- fleischigen Zwiebel-Sorte an. Einem längeren Aufsatze aus »der neuen landwirthschaftlichen Zeitung Einfluss der 1868 S. 201«, in welchem W. Schumacher »die Bestockung des ^smen- Getreides« besi^richt, entnehmen wir folgende experimentellen Resultate g"^jjigfg^^|jj. über den Einfluss der Samenqualität und der Tiefe der Aussaat auf die Be- die Stockung: Bestockung. 1. Weizenkörner, von denen je 100 Stück 5,328 Gr. wogen, auf gutem Boden im Freien ausgesäet, entwickelten vor Winter-Pflanzen mit je 6—8 zum Theil kräftigen Sprossen ; während leichtere Körner derselben Sorte, von denen 100 Stück nur 2,607 Gr. wogen, unter denselben Verhältnissen nur Pflänzchen mit je 2— 3 mehr oder weniger schwächlichen Sprossen erzeugten. 2. Haferkörner auf reichem tief gelockerten Boden ausgesäet, producirten durchschnittlich bei einer Saattiefe von Sprossen Aehren 4 Zoll 11 5 3 » 9 5 2 » 11 7 U » 10 8 1 » 11 8 h y> 11 7 unbedeckt. 11 8 Die Samenqualität übt hiernach einen sehr bemerkbaren, die Saattiefe keinen Einfluss auf die Bestockung aus. Dass bei dem zweiten Versuch die Sprossen der am tiefsten gelegten Körner in geringerer Anzahl zur Halmbildung gelangten, erklärt Schumacher damit, dass die betreffenden Pflänzchen verspätet aufgingen und dass in Folge dessen die Entwicklung und Ausbildung ihrer meisten Sprossen in eine sehr trockne Periode fiel, welche ihr Ausschossen verhinderte. 1869. Ueber directe Wurzelmessungen, welche 1867 in Chemnitz mit ^„^zei Roggen- und Weizenpflanzen vorgenommen wurden, macht F. Nobbe*) eine messungen vorläufige Mittheilung. — Die Versuchspflanzen waren einestheils im Boden, "" Roggen- anderentheils in wässerigen Lösungen erzogen worden. Die Bodenwurzeln -wei'zen- unterschieden sich von den Wasserwurzeln im Wesentlichen nur durch eine pflanzen, dichtere Behaarung; so wurden an der Wurzel einer im Boden gewachsenen Roggenpflanze auf der Fläche eines Quadratmillimeters 75 Haare von durch- *) Der Chem. Ackersmann. 1869. S. 78. 218 Der Bau der Pflanze. schnittlicli 2 Mm. Länge gezählt. Diese Erscheinung erklärt sich aus der Aufgabe der Wurzelhaare, zu Zeiten des Mangels an tropfbar flüssigem Wasser im Boden den Wasserdampf aus der Bodenluft zu condensiren. Zur Zeit als die Pflanzen im Begriff standen, die Aehren hervorzustrecken, wurden folgende Resultate erhalten: 1 Pflanze h a t t e W u r z 3 1 n von 1. Ordnung Länge Mm. 2. Ordnung ry , , Länge Mm. 3. Ordnung Zahl ^'"^^ Mm. 4- Ordnung Zahl ^'"^^ Mm. in Summa Zahl ^^^^ Meter Bodenweizen . . WasseiTveizen . Bodenroggen . . Wasserroggen . 17 44') 34 117^) 4287 12901 5414 11101 2989 3055 3266 3676 39256 69175 56724 50972 7215 6611 12327 5^06 3760S 13943 55762 18555 513 111 378 272 1204 114 698 331 10737 9821 16005 9971 82425 96132 118.598 80598 *) 6 unverzweigte Adventivwurzeln. — 2) 61 unverzweigte Adventivwurzeln. Das Wurzelwachsthum dauert bei den Cerealien bis zur vollendeten Fruchtreife. Dies hat darin seinen Grund, dass immer einzelne der zahlreichen Halme noch in der Entwicklung zurück sind, mithin auch noch Wurzeln neu bilden und verlängern. Eine ausgereifte Pflanze des Bodenweizens besass im Ganzen 67223 Wurzelfasern von zusammen 520 Meter, eine des Wasser- weizens von gleicher Entwicklungsstufe 508 Meter Länge. Der Beriicksichtigung empfehlen wir noch folgende Abhandlungen: Dubrunfaut: Memoire sur la diifusion, l'endosmose, le mouvement mole- culaire, etc. ij Js. Pierre: Observations pratiques sur le tallage du ble.2) Trecul: Mycoderma vini et cerevisiae.3) 1) Compt. rend 1868. LXVL p. 354. 2) Ebendaselbst. LXVII. p. 144 u. 282. 3) Ebendaselbst, p. 105, 113, 137, 212, 362, 376, 476, 549, 1153. Das Keimen. 219 Das Keimen. 1868. Wie lange behalten unsere Getreidesamen die Keimfähig- Zeitdauer keit und welche Mittel tragen zur längeren Erhaltung der letz- <^er Kcim- i. t, • o -n TT 1 1 j j. *\ fähigkeitder teren bei? von Fr. Haberlandt.*) Getreirie- Verf. hatte schon im Jahre 1861 eine Reihe von Keimungs- Versuchen samcn uud mit verschiedenen alten Samen ausgeführt, welche ihm das Resultat gaben, ^^'"®^ """^ o 7 Yerlänge- dass »die Keimfähigkeit unserer Cerealien bei gewöhnlicher Aufbe- nmg der- Wahrung schon in wenigen Jahren verloren geht, und zwar zunächst (nach sei'jen. zwei Jahren) beim Roggen, etwas später beim Weizen und der Gerste, am spätesten beim Hafer und Mais, der Art, dass nur bei letzteren beiden Körner- früchten ein Theil der vollkommensten Körner noch über 5 Jahre hinaus ihre Keim - Fähigkeit behält.« Die speciellen Versuchsergebnisse waren folgende: Unter 100 ausgelegten Körueru Alter der ln emem Samenhause auf schüttbodenähnliche Art aufbewahrten Körner: keimten: vom Weizen . . . 6 jähr 4 ig- 4jährig. Sjährig. 73 60 2 jährig. 84 1 jährig. 96 vom Roggen . . . — — — 48 100 von der Gerste. . — 48 33 92 89 vom Hafer .... 48 72 32 80 96 vom Mais 56 — 77 100 97 Es erschien nun erwünscht zu prüfen, in wie weit eine sorgfältigere Autbewahrung einen günstigen Eiufluss auf längere Erhaltung der Keimkraft auszuüben vermöchte und wurden zu diesem Behufe vom Jahre 1863 an jährlich Samen von den oben benutzten Pflanzen gesammelt und nach zwei verschiedenen Methoden aufbewahrt. Ein Theil der Samen wurde in lufttrockenem Zustande in gut verkorkte und versiegelte Glasfläschchen gebracht ; der andere Theil kam unter gleichen Verschluss erst nachdem er bei einer Temperatur von 50 — 60° R. 10 Stunden lang getrocknet war. Im Jahre 1868 wurden aus jedem Fläschchen 100 Stück der schönsten Körner entnommen und zwischen stets feucht gehaltenen Lappen von einem dichten Baumwollenstoff in einem gleichmässig geheizten Zimmer bei einer Mitteltemperatur von 14° R. zum Keimen gebracht. Die Ergebnisse des Versuchs enthält folgende Tabelle: *) Contralblatt für die gesammte Landeskultur. 1868. S. 16,5. 220 Das Keimen. Die zu den Versucheu verwendeten Körner waren geerntet in den Jahren Arten 1863. 1864. 1865. 1866. 1867. ä e r r-* ^ ^ ^ -►- _ ^• ^ -u; a *^* *i -t^ w ^j -M -W o =3 .0 'S 3 S ii -^ 2 ^ S j-j -a o t- o ^ ^ o t; S ^ ^ QJ t^ M pQ -w -5 W C rS •^ -5 o c^g Körner. o ^ *^ o ? 1 g f-il o ^ 17' u ps U3^ g -^ w ^ S-, o £ o c !-> O ■iS o c '^■' O -j H o 22 o o h '^ 2i o o kür getr aufb hiftt aufb kür getr aufb — ' CS kü getr aufb^ kür getr aufb rt kür getr aufb Feuchtigkeitsgehalt in Procenten: bei "Weizen . . 11,7 5.6 11,5 5,2 11,3 5,1 11,4 5,0 11,3 4,9 » Roggen . . . 11,1 5,4 11,6 5,5 11,2 4,7 11,3 5,1 11,0 6,4 » Gerste . . . 10,5 4,9 11,2 5,1 10,8 5,4 11,8 6,1 11,2 5,5 » Hafer. . . . 12,3 5,1 11,7 5,3 10,9 4,8 12,6 5,7 11,4 4,9 » Mais .... 9,8 4,5 19,4 13,1 •SS 4,3 8,5 3,9 10,1 5,3 Es keimten von je 100 Körnern: bei Weizen. . . 5 86 71 96 98 99 97 99 99 100 » Roggen. . . 18 49 4 80 97 99 98 99 97 98 » Gerste . . . 85 99 83 99 99 99 91 96 100 99 » Hafer. . . . 74 94 94 96 98 100 89 99 98 100 7> Mais .... 40 98 98 97 100 1 100 98 99 Dur clisch nittliche Zeitdauer bis zum Sichtbarwerden der Würzelchen in Stunden: bei Weizen. . . 180 82 82 59 68 64 56 54 53 56 » Roggen . . . 135 82 128 41 26 35 25 25 25 25 » Gerste . . . 81 57 76 51 56 52 52 51 53 54 » Hafer .... 88 81 85 »7 74 78 62 64 61 63 » Mais .... 125 117 115 113 96 98 86 97 Von den Schlüssen und Bemerkungen, welche Yerf. an diese Tabelle knüpft, heben wir folgende heraus: Luftdichter Abschluss bei lufttrocknem Zustande der Getreidekörner sichert die Keimfähigkeit bei weitem besser, als wenn dieselbe den fortwährenden Feuchtigkeits-Schwankungen der atmosphärischen Luft ausgesetzt sind. Dabei wird voraus gesetzt, dass der feuchtigkeits-Gehalt der Körner im Mittel bei Weizen, Roggen, Gerste und Hafer 11 Proc, bei Mais 9 Proc. nicht viel überschreite. Die Maiskörner, welche im Jahre 1864 aus Versehen mit einem Feuchtigkeits - Gehalte von 19,4 Proc. und 13,1 Proc. luftdicht abgeschlossen wurden, waren missfarbig, theilweise schimmlig geworden und hatten ihre Keimfähigkeit vollständig eingebüsst. Luftdichter Abschluss nach vorausgegangener Trocknung ist aber noch von weit günstigerem Einfluss auf die Erhaltung der Keim -Kraft. Gerste, Hafer und Mais hatten ihre Keimfähigkeit während der 5 Jahre vollständig erhalten, Weizen zeigte nach 4 Jahren eine geringe und Roggen schon nach 3 Jahren eine merkliche Abnahme. Die Zeitdauer, binnen welcher das Keimen erfolgt, wächst mit dem Alter Das Keimen. 221 des Samens. Das künstliche Trocknen wirkt auch hier günstig, indem es ein beträchtlich rascheres Auskeimen gegenüber den lufttrocknen aufbewahrten gleichaltrigen Körnern bewirkt. Nur bei einjähriger Frucht zeigt sich ein entgegengesetztes Yerhältniss, indem hier das künstliche Austrocknen das Auskeimen der Körner etwas verzögerte. Bemerkenswerth ist die grössere Widerstandsfähigkeit des Knöspchens gegenüber dem Würzelchen des Keims. Bei vier- und fünfjährigen Körnern des Koggens, Weizeus, der Gerste und des Hafers, die lufttrocken aufbewahrt wurden, war es eine häufige Erscheinung, dass sich wohl die Knöspchen entwickelten, die Würzelchen des Keims aber zu Grunde gegangen waren und durch Adventivwurzeln aus dem ersten Knotenpunkte des Keims ersetzt werden mussten. Auch die Spelzen sind bei älteren Körnern fester geworden und erschweren dem Knöspchen das Durchbrechen, daher es kommt, dass bei alter Gerste das Knöspchen unter den Spelzen fortwächst und erst am obern Ende der Frucht hervortritt, bei dem Hafer wohl auch die nackte Frucht durch die sich an dem unteren Theile der undurchdringlich gewordenen Spelzen aufstemmenden Wurzeln aus den Spelzen ganz heraus geschoben wird. Unter dem Titel »Beiträge zur Keimungsgeschichte der Kar- Keimungs- toffelknolle* lieferte P. Sorauer eine sehr umfangreiche und fleissige geschichte Arbeit*), von welcher wir unter Verweisung auf das Original folgende Ee- g^^^pg^j sultate hervorheben: Xach einer detaillirten Beschreibung der anatomischen Verhältnisse einer ausgereiften Kartoffelknolle weist der Verf. nach, dass die ersten An- zeichen der Keimung in einer beginnenden Strömung des Plasma's innerhalb der Zellen des Korkcambiums und der daran stossenden Eindenschichten auf- treten. In der Nähe der Augen, wo das Parenchym stickstoffhaltiger ist, treten zu derselben Zeit zahlreiche Bläschen auf, die in den weissschaaligen Kartoffeln braun erscheinen, in den rothen und blauen Sorten aber Farbstoff enthalten. Ebenfalls reichlich sind diese Bläschen im Eindenparenchym des jungen, wenige Linien hohen Triebes enthalten. Der Inhalt der braunen so- wohl als der blauen Bläschen zählt zu den Körpern der Gerbstoffreihe. Es vermehrt sich mithin bei der Keimung der Knolle der Gerbstoff. Der jugendliche Trieb zeigt bald nach seinem Hervorbrechen aus der Knolle die Anlage zu mehreren Wurzeln, die in der Wurzelmütze weniger stickstoffhaltige Substanzen erkennen lassen, als im übrigen Wurzelkörper, dafür aber darin sehr kleinkörnige Stärke enthalten. Wenige Zellen unterhalb des Scheitelpunktes des jungen Triebes theilt sich das Gewebe in einen parenchymatischen Mark- und Eindenkörper, zwi- schen welchen ein cambialer Cylindermantel, der spätere Gefässbündelring verbleibt. Bei dieser Umwandlung des Gewebes treten Intercellulargänge zwischen den Parenchymzellen auf und gleichzeitig findet sich in denselben '') Annalen der Landwirthscbaft Band 51. S. 11. 222 Das Keimen. Stärke ein. Einzelne zerstreut liegende Zellen im Mark- und Kindenkörper, ferner eine Schicht, die den cambialen Cylindermantel von dem übrigen Kindengewebe trennt und endlich die Zellen der Epidermis zeigen einen durch Jod dunkler gelb gefärbten Inhalt. Die zerstreuten Zellen enthalten später eine feinkörnige Substanz mit einzelneu, deutlich erkennbaren Oktaedern von oxalsaurem Kalk. In der Schicht des Eindengewebes zunächst dem Cambium- cy linder tritt zuerst und am reichlichsten Stärke auf — sie bildet den »Stärke- ring« von Sachs — ; in den Epidermiszellen beginnt die Korkbildung. Die Spitze des jungen Triebes enthält anfangs GerbstofC; bei der Strek- kung des Gewebes verliert sich aber derselbe und Stärke tritt dafür vor- wiegend auf. In einzelnen Zellen des cambialen Gefässbündelstranges treten Eiweiss- krystalle von derselben Form, wie sie in der Knolle bereits früher beobachtet wurden (als Würfel) auf. Beim Weiterwachsen des Triebes verschwinden diese Krystalle wieder. Eben solche, meist grössere Aleuronkrystalle wurden von dem Verf. auch in den vergänglichen Drüsenhaaren gefunden, welche die jungen Blätter und Stengelspitzen vorübergehend bekleiden und zwar ent- hielt oft jede Zelle des gestielten Köpfchens des Haares einen solchen scharf ausgebildeten Krystall. Diese Drüsenhaare gehen bald zu Grunde, während die pfriemenfö'rmigen , stark chagriuirten Haare, welche gleichzeitig und zwischen jenen entstehen, aber n i e Krystalle enthalten, während der ganzen Yegetationsdauer des Stengels verbleiben. In der jungen Stengel spitze mit den angelegten Blättern sind wie erwähnt zuerst Gerbstoffe enthalten nebst reichlichen stickstoffhaltigen Stoffen, welche theilweise in der Form von Aleuronkrystallen auftreten. Wenn der Stengel älter geworden ist, sind beide Stoffgruppen nur noch in geringem Maasse nach- weisbar; dagegen tritt dann die Stärke in den Vordergrund und in den letzten Lebens p er iodeu verschwindet auch diese mehr und mehr, wogegen der Oxalsäure Kalk reichlicher auftritt. Derselbe Vorgang zeigt sich in den unterirdischen Zweigen, deren Spitze sich verdickt und allmählig zur jungen Knolle ausbildet; dort nimmt natürlich die Stärke in demselben Maasse zu, als sie aus deu übrigen Stengelgebilden verschwindet. In dem Gewebe der jugendlichen Knolle fallen als höchst bemerkenswerth zahlreiche Zellen miteinemgriesförmigen Inhalte auf, der in der Hauptsache als Oxalsäure r Kalk in sehr feinkörniger Beschaffen- heit erkannt wurde (grumöse Zellen). Mit zunehmendem Auftreten der Stärke verschwindet dieser griesförmige Inhalt jener Zellen und ist in reifen Knollen sehr selten gefunden worden. Die Kinde der jungen Knolle bildet sich sehr früh aus und die Kork- schaale, welche durch Tochterzellenbildung innerhalb der Oberhautzellen und des darunter liegenden Korkcambiums entsteht, wird kurz nach der Anlage der ersten Korkzellen in der der Sorte eigenthümlichen Zellenanzahl gebildet. Das Keimen. 223 Während die Tochterknollen unter Neubildung von Zellen vom Gefäss- bündelringe aus, unter Streckung und Verdickung der Wandungen der älteren Zellen, und reichlicher Stärkeablagerung allmählich ihrer Eeife entgegengehen, verliert die Mutterknolle die Stärke aus den oft bis zur Eeife der neuen Knollen turgescent bleibenden Zellen. Mit dem Ve rs c hwinden der Stärke tritt wieder um oxal saurer Kalk (vorzugsweise in der kleinkörnigen -griesartigen Form) auf und zwar meist in Zellen, die in der Nähe der Gefässbündel liegen. Wenn die Mutter- knolle in Zersetzung übergeht, wobei die Zellwände braun und allmählig aufgelöst werden , tritt der oxalsaure Kalk immer häufiger auf und zwar in der Form von meist braun gefärbten grossen Oktaedern. Ausserdem beobachtete der Verf. in solchen in Auflösung begriffenen Knollen in der Nähe der Rinde Krystallformen, die er für phosphorsauren Kalk ansprechen zu müssen glaubt. Auch diese Art von Krystallen ist durch organische Substanzen gefärbt. Als besonders bemerkenswerth von den Eesultaten der Arbeit erscheint der Nachweis, dass in den Organen der in Vegetation begriffeneu Kartoffel- pflanze oxalsaurer Kalk überall da auftritt, wo Stärke und Cellulose aufgelöst werden, und dass er wiederum andererseits dort verschwindet, wo eine Neubil- dung von Stärke stattfindet. Auch ist das Auftreten von phosphorsaurem Kalk in krystallisirter Form beim Zersetzungsprocess der Knolle beachtenswerth. Ueber Veränderung deiEapssaat beimKeimen führte Siewert*) ^'^'^■ einige gelegentliche Bestimmungen aus; dieselben bezogen sich nur auf den ^^"ß^p""^^^^ Verlust des keimenden Samens an Trockensubstanz und Oel und ergaben beim die nachstehenden Zahlen: Keimen. Es wurden gefunden: Trockensubst. Oel. in ungekeimtem Samen .... 100,00 43,59 davon war in dem gekeimten Samen nur noch übrig in Periode 1 79,05 42,64 » II 70,66 33,60 » III 69,36 12,S0 Zur Beschaffung des analytischen Materials waren am I.August drei Proben Rapssamen von je 5 Gramm mit Wasser angefeuchtet und zum Keimen im Freien aufgestellt worden. Die erste Probe wurde am 6. August zur Untersuchung entnommen; es waren nicht alle Körner gleichmässig gekeimt, jedoch bei den meisten der Blatt- und Wurzelkeim bis zu V2 Zoll entwickelt — Periode I. — Die zweite Probe gelangte am 10. August zur Untersuchung. Bei vielen Körnern waren die Keime und Wurzeln verkümmert, bei anderen die Entwicke- lung nicht weiter gediehen, als bei der ersten Probe — Periode II. — *) Zcitschr. d landw. Centr.-Ver, für d. Prov. Sachsen. 1868. S. 101. 224 ^** Keimen. Die dritte Probe endlich wurde am 15. August analysirt; sie zeigte sich durchweg ziemlich gleichmässig entwickelt; Die Blattkeime waren IV2 Zoll, die Wurzelkeime 1 bis 2 Zoll lang — Periode III. — Zwei andere Proben ä 5 Gramm wurden am 24. August aufgestellt und am 15 September untersucht. Die Blattkeime waren 1 — 1 1/2 Zoll, die vielfach durchwachsenen und verschlungenen weissen Wurzeln 3 — 4 Zoll lang. Trotz der weiter vorgeschrittenen Entwickelung dieser beiden Proben wurden bei ihnen etwas mehr in Aether lösliche Substanzen gefunden, als bei der Probe — Periode III — des vorhergehenden Versuchs, nämlich auf 100 Theile umgekeimte Samen berechnet: 14,37 Proc. und 15,62 Proc. Der Yerf. sucht dies dadurch 'zu erklären, dass »wahrscheinlich hier eine grössere Menge Blattgrün in die Auszüge mit übergegangen war.« Hellriegel benutzte bei seiner Arbeit über das Keimen des Rapses Samen mit 47,09 Proc. ursprünglichem Oelgehalt und fand in der Keimpflanze zu der Zeit, wo die Cotyledonen grün werden und die Samenschale abwerfen, davon noch übrig : 36,22 Proc. Daneben aber wurde ein verhältnissmässig viel geringerer Verlust an Trockensubstanz überhaupt erhalten, als in den vorstehenden Versuchen. (Sie wert wurde zu seinem Experimente durch die technische Frage veranlasst: wie hoch können sich bei Benutzung gekeimter Eapssaat die Verluste an Oelertrag steigern? Die Frage wurde von practischer Seite an Verf. gerichtet unter Beifügung einer »gesunden« und einer »verunglückten« Kapsprobe. Die Analyse ergab in den »gesunden« Körnern : 43,59 Proc. Oel, in den »verunglückten« » 41,84 » » ) ^ . , Ueber die Vertheilung des Stickstoffs und der Mineral- Keimung der ° Schmink- bestandt heile bei Keimung der Schminkbohne v. Jul. Schröder.*) bobne. y^i-f^ beabsichtigte, die bekannte mikroskopische Arbeit über die Kei- mung der Schminkbohne von Jul. Sachs**) durch umfassende chemisch- analytische Untersuchungen zu vervollständigen und giebt die nachstehenden Resultate als vorläufige, indem er eine weitere Behandlung der Sache als Fortsetzung zu liefern verspricht. Der Analyse wurden folgende Entwicklungszustände unterworfen: I. Bohnen, welche 24 Stunden mit AVasser in Berührung gewesen. (Von der Untersuchung der trocknen Bohnen wurde wegen der Schwierigkeit einer vollkommenen Trennung der Testa von den Kotyledonen Abstand genommen). U. Das hypokotyle Glied und die Hauptwurzel haben sich stark ent- wickelt. Nebenwurzeln erster Ordnung beginnen sich zu zeigen ; Kotyledonen noch in der Samenschaale ; Primordialblättchen gelblich, klein und geschlossen. (Bei Sachs: zweites Normalstadium). *) Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen. 1868. S. -193. **) Wiener Akademiebericht 1859. Bd. 37 S. 57. Das Keimen. 225 in. Kotyledonen ergrünt und ganz aus der Samenschaale heraus; erstes Stengelglied stark gestreckt und ergrünt, zweites Stengelglied mit der Knospe ein Paar Millimeter lang; Primordialblätter grün und entfaltet, die Stiele derselben gestreckt. (Bei Sachs: viertes Normalstadium). IV. Kotyledonen verkleinert und zum Theil eingeschrumpft ; Nebenwurzeln zweiter Ordnung entstanden ; das zweite und dritte Stengelglied mit gedreiten Blättern entwickelt. (Ende der Keimung). Von 1000 Gr. lufttrockner Bohnen (mit 126,6 Gr. Wasser und 873,4 Gr. Trockensubstanz) wurde in diesen IV Perioden erhalten: I. n. m. IV. Kotyledonen .... (Trockensubstanz 767,82 708,55 l Wasser 1004,40 1397,57 508,75 228,52 1816,88 1772,98 Wurzel imd hypokotyles i Trockensubstanz Glied 1 Wasser 48,98 84,38 Trks. Trks. 1 616,65 1226,18 Erstes Stengelglied . . (Trockensubstanz 84,21 l Wasser 5,50 17,94 Trks. 897,11 ■ Trockensubstanz HO. HO. 58,40 46,10 Primordialblätter . . . i 1 Wasser . > HO. 11,51 179,77 ■ 630,30 319,03 „ . , , ^ . 1. „ , f Trockensubstanz Stiele der Pnmordialblätter j ^ 18,67 250,47 Zweites u. drittes Stengel- i r^„^„^ „ „ u„+„ gUed mit zugehörigen J Trockensubstanz 49,89 gedreiten Blättern . | Wasser ) ■ 529,41 Samenschale .... f Trockensubstanz 97,42 92,70 1 Wasser 146,68 134,24 84,51 81,64 220,26 236,46 Im Keimwasser gelöst . Trockensubstanz 2,63 7,03 10,56 Gesammtgewicht . . . 2033,33 2533,40 3991,76 5835,61 darin Trockensubstanz . . . 870,74 821,82 707,67 603,97 Verlust an Trockensubst, während der Keimung 2,66 51,58 165,73 269,43 Als bemerkenswerth aus diesen Zahlen hebt der Verf. hervor: Während der ersten 24 Stunden nehmen die Bohnen mehr als das Dop- pelte ihres Gewichtes Wasser auf und schon innerhalb dieser Zeit tritt in Folge des begonnenen Oiydationsprocesses ein Verlust an Trockensubstanz von 0,31 '■•'/o ein. Es erklärt sich dies aus der Beobachtung von Sachs, dass schon innerhalb der ersten 24 Stunden eine Wanderung der Stärke aus den Kotyledonen in die Keimachse und eine Zuckerbildung in dieser nach- weisbar war. Die Kotyledonen fahren bis zur in, Periode mit der Wasseraufnahme fort, um von da ab eine geringe Verminderung ihres Wassergehalts zu er- fahren. Der Keimling ist procentisch immer wasserreicher als die Kotyledonen; am grössten ist der Unterschied zwischen dem Wassergehalt beider Organe in der II. Periode, wo der durch den Keimungsprocess hervorgerufene Ver- Jahresbericht, XI. u. XU. ]5 226 Das KeimeD. lust an Trockensubstanz im Verhältniss zu den Neubildungen am höchsten ist. In der IV. Periode ist dieser Unterschied ziemlich ausgeglichen. Die einzelnen Theile der Keimpflanze haben unter sich einen ziemlich gleichen Wassergehalt. Am wasserärmsten sind die Primordialblätter und stehen den ausgeschöpften Kotyledonen ziemlich gleich, deren Eolle sie nun zu übernehmen haben. (Kotyledonen der IV. Periode 88,58% HO, Primor- dialblätter 87,370/0 HO). Der Verlust an Trockensubstanz während des Keimprocesses scheint bei den Stärkemehlhaitigen Samen grösser zu sein, als bei den ölhaltigen. Pete rs fand den Substanzverlust von geschälten Kürbissamen am Ende der Keimung zu 2 1,80 0/0 der ursprünglichen Substanz, während sich aus den vorliegenden Versuchen der Verlust der ungeschälten Bohnen auf 30,85 ''/o berechnet. Zwischen dem Verlust an Trockensubstanz und dem Zuwachs der Keim- pflanze findet keine Proportionalität statt. Bis zur Ausbildung der Haupt- wurzel und des hypokotylen Glieds ist der Substanzverlust relativ am grössten, also der Oxydationsprocess am stärksten, von da wird die Oxydation schwächer und der Stoffverlust im Verhältniss zum Massenzuwachs der Keimpflanze ge- ringer. Wenn die Sameuschaale als unwesentlich bei der Berechnung nicht berücksichtigt wird, so war auf 1000 Gr. lufttrockne Bohnen in Periode IL III. IV. der Substanzverlust des geschälten Samen 46,83 110,36 104,36 der Massenzuwachs der Keimpflanze 12,44 89,44 175,87 Massenzuwachs der Keimpflanze in Substanzverlust = 1 : 3,76 1,23 0,59 Die Sameuschaale betheiligt sich am Keimungsprocesse wahrscheinlich nicht; der durch die Analyse nachgewiesene Substanzverlust dürfte auf die in das Keimwasser übergetretenen Stoffe zurückzuführen sein. Die Stickstoffbestimmangen lieferten dem Verf. folgende Resultate (auf Procente der Trockensubstanz berechnet): Periode Kotyledonen Wurzel und hypokotyles Ghed Erstes Stengelglied Stiele der Primordialblätter Primordialblätter Zweites und drittes StengelgUed mit zugehörigen Blättern Samenschaale I. II. m. IV. 3,648 3,716 > 7,151 > 6,390 0,868 0,7 IG 0,882 0,867 3,806 3,745 6,691 5,360 5,940 ^ 6,693 7,170 8,540 6,690 Das Keimen. 227 Daraus berechnen sich pro 1000 Gr. lufttrockne Bohnen an Stickstoff Grm.: Periode I. IL III. IV. Kotyledonen 28,01 26,33 19,36 8,55 Wurzeln und hypokotyles Glied Erstes Stengelglied Stiele der Primordialblätter Primordialblätter Zweites und drittes Stengelglied mit zugehörigen Blättern 0,39 3,28 4,52 5,00 > 1 15 I ^'25 i '^ 4,19 3,94 ] 3,34 Samenschaale • . • 0,85 0,66 0,74 0,71 Summa 29,25 28,14 27,57 27,31 Diese Zahlen geben dem Verf. Veranlassung zu folgenden Betrachtungen: Nicht nur die Trockensubstanz, sondern auch der Stickstoff erfährt wäh- rend der Keimperiode einen fortlaufenden Verlust. Man kann daher die Auf- nahme der Eiweissstoffe in die Keiraachse nicht als einfache Lösung aus den Kotyledonen und Verbrauch zur Bildung neuen Gewebes auffassen; es scheint vielmehr, als müssten der Assimilation erst weitere und zum Theil tief ein- greifende Umsetzungen vorausgehen, bei denen Quantitäten von Stickstoff vollkommen aus der Keimachse abgeschieden werden. Dieser Stickstoffverlust ist beim Beginn der Keimung (ähnlich wie der Verlust an Trockensubstanz) relativ am grössten und wird allmählig relativ geringer. Derselbe lässt aber keine Proportionalität erkennen — weder zu dem gleichzeitigen Verlust an Trockensubstanz, noch zu der aus den Kotyledonen in die Keimachse übergetretenen Stickstoff-Quantität. Der Zuwachs, den die Keimpflanze durch die einzelnen Perioden ihrer Entwicklung erfährt, ist immer fast gleich reich an Stickstoff, nur in der dritten Periode wurde eine relative Steigerung gefunden, die aber nicht bedeutend war. Zur Illustrirung dieser Sätze dient die folgende Tabelle, die unter der Annahme, dass die Samenschaale für den Keimprocess unwesentlich ist, auf geschälte Samen bezogen ist: Auf 1000 Gr. lufttrockne Samen ist in Periode rr , , II III IV Trockensubstanzverlust des geschälten Samens bei der Keimung 46,83 Gr. 110.36 Gr. 104,36 Gr. Stickstoflfverlust des geschälten Samens . . . 0,92 » 0,65 » 0,23 » Mithin der Stickstoffgehalt des Trockensubstanz- verlustes des geschälten Samens 1,96 Proc. 0,59 Proc. 0,22 Proc. Trockensubstanzzunahme der Keimpflanze . . 12,44 Gr. 89,44 Gr. 175,87 Gr. Stickstoffzunahme der Keimpflanze 0,76 » 6,32 » 10,58 » Mithin der Stickstoffgehalt des Ti'ockensubstanz- zuwachses der Keimpflanze 6,11 Proc. 6,97 Proc, 6,02 Proc. Der Stickstoffverlust des geschälten Samens ver- hielt sich zur Stickstoffzunahme der Keim- pflanze = 1 : 0,8 » 9,7 » 46,0 » 228 ^** Keimen. Obw^ohl nicht anzunehmen ist, dass irgend ein Kesultat dadurch wesentlich verändert würde, vermisst man doch ungern ein Bestimmung des Stickstoffgehalts der in das Keimwasser ausgetretenen Trockensubstanz. (H.) Von den Mineralbestandtheilen wurden nur die wichtigsten, und auch diese nur zu Anfang und Ende der Keimung bestimmt. Folgende Tabelle giebt Aufschluss über ihre Wanderung: Auf 1000 Gr. lufttrockene Bohnen wurden gefunden: I. Periode KO NaO PO 5 MgO CaO Fe2 03 Kotyledonen 17,90 1,32 9,59 2,49 0,51 0,05 Kemipflanze 0,07 0,01 0,11 0,02 0,01 0,00 Summa 17,97 1,33 9,70 2,51 0,52 0,05 IV. Periode Kotyledonen 7,03 0,50 2,36 0,99 0,48 0,04 Wurzel und hypokotyles Glied . . . 2,60 0,31 1,74 0,24 0,10 0,03 Erstes Stengelglied 2,45 0,20 1,20 o,23 0,05 0,01 Stiele der Primordialblätter .... 1,37 0,09 0,43 0,11 0,02 0,00 Primordialblätter 1,56 0,24 1,34 0,47 0,03 0,02 Zweites und drittes Stengelghed mit zu- gehörigen Blättern 2,55 0,07 1,92 0,50 0,03 0,01 Summa 17,56 1,41 8,99 2,54 0,71 0,11 Diese Zahlen lassen, wie folgt, schliessen: Von allen Mineralstofifen wan- dert eine gewisse Quantität während des Keimens aus den Kotyledonen in die Keimachse über; diese Quantität ist aber für jeden einzelnen MineralstofiF eine verschiedene; so wanderten bis zum Schluss der Keimung von aller Phosphorsäure fast 3/^^ vom Kali, Natron und der Magnesia circa -Iz, von dem Kalk nur etwa Vs in die Keimpflanze. Die Menge der ausgewanderten Mineralstoffe steht nicht in directem Ver- hältnisse zu der aus den Kotyledonen ausgetretenen organischen Trocken- substanz. Die Kotyledonen verlieren verhältnissmässig weniger Kali, Natron, Kalk und Magnesia als organische Trockensubstanz, und verhältnissmässig mehr Phosphorsäure als diese. In lOüO Gramm trocknen Kotyledonen waren enthalten Gramme: KO NaO PO5 MgO CaO Periode I 23,29 1,72 12,19 3,24 0,66 Periode IV 30,08 2,19 10,61 4,33 2,11 Die übergetretenen Mineralstoffe vertheilen sich ungleich in den einzelnen Organen der Keimpflanze. Ein constantes Verhältniss zwischen Phosphorsäure und Stickstoff findet sich nirgends. Das Eeimen. 229 Es verhielt sich PO5 : N = 1 : Periode I. Kotyledonen 2,92 Keimpflanze 3,55 Periode IV. Kotyledonen 3,34 Ganze Keimpflanze 2,72 Wurzel und hypokotyles Glied 2,60 Esrtes Stengelglied 4,17 Stiele der Primordialblätter 2,91 Primordialblätter 2,94 Zweites und drittes Stengelglied mit Blättern . . 1,73 Die Veränderungen, welche der Roggensamen beim Keimen Keimung erfährt, wurden von G. Eoestell*) mikroskopisch studirt. Indem wir ^^^ betreffs der Specialitäten auf das Original verweisen, heben wir hier nur °^^®°^' folgende Ergebnisse der Untersuchung heraus. In dem ruhenden Kerne findet man im Keimlinge (4) Blätter und drei bis vier Wurzeln angelegt. Gefässe konnten darin nicht nachgewiesen werden, ebensowenig Spaltöffnungen auf den Blättern. Wird der Same in Verhältnisse gebracht, die der Keimung günstig sind, so machen sich gestaltliche Veränderungen sehr schnell bemerkbar. Schon nach 40 Stunden hat die eine der Seitenwurzeln eine Länge von mehr als 1" erreicht und die beiden ersten Blätter (von denen das älteste scheidenförmig bleibt) sind bis zu ^h — ^U" gestreckt, während das dritte und vierte Blatt sich bis dahin nicht merklich verändert haben. Nach 50 stündigem Liegen des Samens in der Erde bemerkt man eine Längsstreckung der Zellen der noch cambialen Gefässstränge , ebenso sieht man auf beiden Seiten des zweiten Blattes, sobald dasselbe die Scheide des ersten verlassen hat, Spaltöffnungen. Selten ist jetzt schon die Anlage eines fünften Blattes sichtbar. Ein grosser Theil der Zellen des Sameneiweisses ist jetzt schon seiner Stärke beraubt, und ebenso der Inhalt der Kleberzellen vermindert. Am dritten Tage nach Beginn der Keimung wurde eine Längsstreckung der Zellen der Vegetationsachse zwischen der Basis des ersten und zweiten Blattes bemerkbar und hiermit beginnt die Entwicklung des Stengels, die nun rasch vorwärts schreitet. Nach 6 Tagen misst die längste Wurzel durchschnittlich 4 — 5", nach 8 Tagen 6 — 7" und die Bildung von Ncbenwurzeln tritt ein. Bis zum 8. Tage entwickelt sich das dritte Blatt nur wenig, dann aber, sobald das zweite Blatt gänzlich aus der Scheide des ersten heraus getreten ist, hält es in der Entwicklung mit diesem gleichen Schritt, während das vierte und fünfte sich von der cambialen Stengelspitze, die sie bis dahin *) Annalen der Land^virthschaft. Band 51. S. 3. 230 ^** Keimen. bedeckten, abheben und dort die Anlage eines sechsten und siebenten Blattes sichtbar wird. Nach 8—9 Tagen (von der Aussaat an) hat das erste Internodium eine Länge von 1" und nach 11 Tagen ungefähr seine durchschnittlich normale Länge von IV2" erreicht. Bemerkenswerth ist der Eiufluss der Erdbedeckung auf die Entwicklung dieses, sowie des zweiten Stengelinternodiums. War das Samenkorn tief in die Erde gelegt, so erfährt das letztere eine bedeutende Streckung; bei flach untergebrachten Samen entwickelt sich das zweite Internodium oft gar nicht und das erste erreicht meist nur eine Länge von ^2 — 1 Linie. Schon vor der Ausbildung der Blätter findet man in den Achseln der- selben die jungen Stengelknospen augelegt (manchmal in einer Blattachsel zwei Knospen gleichzeitig) deren Ausbildung nun mit der der Blätter gleichen Schritt hält. Die Knospen in der Achsel des ersten Blattes kommen sehr selten zur vollen Entwicklung, regelrecht aber wachsen die in der Achsel der folgenden Blätter stehenden zu Zweigen aus und zwar ist es dabei gleichgültig, ob die sie tragenden Knoten von Erde bedeckt sind oder nicht; es kommen sehr häufig Fälle vor, wo die von der Knospe entspringenden Wurzeln erst das Stengelblatt, welches die erstere deckt, durchbrechen und 1/2 — 1'" durch die Luft wachsen müssen, ehe sie den Erdboden berühren. Diese später gebil- deten Adventivwurzeln sind meist kräftiger als die erstgebildeten und über- holen dieselben oft in kurzer Zeit, dringen auch bei günstiger Bodenbeschaffen- heit ebenso tief wie jene in den Boden ein. Verl benutzt seine Darlegung, um sich gegen drei Irrthümer zu wen- den, welche in landwirthschaftlichen Lehrbüchern oft gefunden werden und schliesst: Das Anhäufeln der Getreidepflanzen als Ursache der Bestockung anzu- sehen, ist irrig. Die Pflanze bildet die Anlage von Seitentrieben regelmässig an den untern Stengelgliedern und entwickelt diese auch, wenn die Stengel- glieder nicht mit der Erde in Berührung sind. Wahrscheinlich wird durch das Behäufeln eine schnellere Ausbildung der Triebe und zwar durch Wachs- thumsstörung des primären Triebes und dadurch bedingte temporäre Saft- stockung hervorgerufen. Durch ein tieferes Ueberbringen der Saat wird durchaus nicht ein tieferes Eindringen der Wurzeln und somit eine bessere Ausnutzung der tieferen Bodenschichten erzielt. Liegt das Samenkorn tief, so braucht die junge Pflanze ihre untersten Stengelglieder nur dazu, die Stengelspitze, also den eigentlichen Wachsthumsheerd schnell an die Bodenoberfläche zu bringen, bildet oben neue kräftigere Wurzeln und lässt die untersten Stengelglieder unthätig. Eine tiefe Saat schützt nicht vor dem Erfrieren. Die aus tiefer und aus flacher Saat hervorgegangenen Koggenpflanzeu liegen mit ihrer Stengelspitze, Das Keimen. 231 die beim Beginn des Winters schon die Aehre angelegt zeigt, in kurzer Zeit gleich weit über oder unter der Bodenoberfläche. Auffallend ist die kurze Zeit, welche die zum Experhnent benutzten Samen zum Keimen und zu ihrer Weiterentwicklung bedurften, und lässt vemiuthen, dass zur Aussaat angequellte Samen benutzt und die Beobachtungen bei einer hohen Lufttemperatur gemacht wurden. Ueber die Frage: bis zu welcher Tiefe kann ein Eoggensame Einfluss in die Erde gebracht werden, wenn er sich noch kräftig ent-^^''^**"'®^® wickeln soll? macht G. Eoestell folgende Angaben*): Kr^men^des Am 3. September wurden Eoggensamen (wie viel? ist nicht gesagt. H.) Roggens. in einer kräftigen lockern Ackererde (in Kästen) 1, 2, 3, 4, 5, 6 und 7 Zoll tief ausgesäet. Von diesen gingen auf erreichten Procente der ausgesäeten Samen: nicht die Tief gelegt 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. Ober- fläche Sept. Sept. Sept. Sept. Sept. Sept. Sept. Sept. Sept Proc. 1 Zoll 20 70 10 2 » — 23 27 30 — — — — — — 3 » — — 11 33 22,7 — — — — 33,3 4 » — — — 10 20 10 — — — 60 5 » — — — — — 11,1 5,6 17,6 11,2 54,5 6 » — — — — — — — — 100 7 » ~ 100 Von den 2 Zoll tief gelegten Samen hatten 20% nicht gekeimt. Die Pflanzen, welche sich wegen zu tiefer Lage nicht hatten bis zur Oberfläche durchzuarbeiten vermocht, hatten fast eben so lange Wurzeln, wie die an die Luft gelangten, die Stengel und Blätter derselben waren gelblich und meistens gewunden; das zweite Internodium war ausgebildet; Gefässe und Spaltöffnungen (auf der obern und untern Seite des zweiten Blattes, soweit es aus dem ersten scheidenförmigen herausgetreten war) wurden normal vorgefunden. Ueber Saftbewegung in den Holzpflanzen von Th. Hartig.**) ueber Safi- Verf. entnahm mit Hülfe des Pressler 'sehen Zuwachs - Bohrers in ver- Bewegung schiedenen Jahres- und Tageszeiten von einer grossen Anzahl lebender Bäume '" 1^° "°'^' ° ° pnanzen. kleine Holzcylinder, verschloss dieselben immer sofort in möglichst enge Glas- röhrchen und bestimmte dann im Laboratorium ihren Feuchtigkeitsgehalt. Als Resultat langer Beobachtungsreihen, deren specielle Mittheilung später folgen soll, erhalten wir vorläufig folgende Angaben: *) Annalen der Landwirthschaft. Band 51. S. 1. '*) Botanische Zeitung 1868. S. 17. 232 Das Keimen. a) Jährliche Variationen des Wassergehalts der Baumhölzer. Im Winter sind die älteren Baumtheile (Holz und Splint) am wasser- reichsten und zwar enthalten durchschnittlich pro Cuhikcentimeter Frisch Vo- lumen des Stammholzes.*) die Xadelhölzer 0,40 Gramm HO. die weichen Lauhhölzer (vereinzelte Fälle hei Weiden und Pappeln ausgenommen, wo üher 0,50 Gr. HO gefunden wurden) . . 0,35 « » - die harten Laubhölzer 0,30 » » Im Frühjahre sinkt der Wassergehalt bei allen Nadelhölzern frühzeitig auf 0,35 Gramm HO. Bei den Laubhölzern ergaben die Beobachtungen solche Schwankungen, dass eine Durchschnittszahl nicht wohl aufzustellen ist. Bei den blutenden Bäumen: Birke, Hainbuche, Kothbuche, Ahorn, Wallnuss, Hartriegel stieg der Wassergehalt bis 0,55 Gramm und darüber. Im Sommer enthielten die Nadelhölzer wie im Frühjahr durchschnittlich 0,35 Gramm HO, Bei den Laubhölzern schwankte der Wassergehalt vorherr- schend zwischen 0,20 und 0,30 Gramm. Im Spätherbste, kurz vor der Zeit, in welcher die Blätter anfangen sich zu verfärben, sinkt bei den weichen Laubhölzern der Wassergehalt auf ein Minimum von 0,14 — 0,18 Gramm. Mit dem Abfall der Blätter tritt dann der doppelt so grosse Wassergehalt des Winterholzes auf. Für die harten Laubhölzer und die Nadelhölzer sind die Versuchsreihen noch nicht abge- schlossen, doch scheint es auch hier Eegel zu sein, dass bis Ende des Herbstes der Wassergehalt des Holzes sich allmählig bis circa zur Hälfte der Frühjahrs- feuchtigkeit vermindert, um dann plötzlich um Anfang November wieder bis zur durchschnittlichen Höhe der Winterfeuchtigkeit zu steigen. b) Tägliche Variationen. Von einer grösseren Anzahl Bäumen wurden an einem Tage je 3 Holz- cylinder entnommen und zwar der erste früh kurz vor Sonnenaufgang, der zweite um 2 — 3 Uhr Nachmittags, und der dritte um 7 Uhr Abends. Die Entnahme geschah Anfangs September nach vierwöchentlicher Trockenheit bei trockener Luft und 22° E. Mittagstemperatur. Zu Mittag wurde ausnahmslos ein geringerer Wassergehalt gefunden, als Morgens und zwar betrug die Differenz von 2 bis zu 38 Proc. Bald nach eingetretener Dämmerung hatte sich der Maximalgehalt an Feuchtigkeit mit unerheblichen Schwankungen wiederhergestellt. Im Allgemeinen erfuhren die wasserreichsten Holzarten bis Mittag den stärksten Wasserverlust, doch fanden Ausnahmen statt. (Merkwürdigerweise zeichneten sich bei diesen Untersuchungen die einen feuchten selbst nassen Standort liebenden Holzarten, wie Erle, Dirke, Esche, Pappel durch Wasserarmuth des Holzes aus.) *) Alle Angaben beziehen sich auf Holzcylmder , die in 4 Fuss Höhe dem Stamme entncuunen wurden. Das Keimen. 233 c.) Einfluss der Entlaubimg auf den Wassergehalt des Schaftholzes. Von reich belaubten Weymouthkiefern wurden im Sommer nach zwei- wöchentlicher trockner und warmer Witterung Bohrstücke entnommen. Die Untersuchung derselben ergab einen Wassergehalt von 0,35—0,38 Gramm im Cubikcentimeter Frischvolumen. Sofort nach Entnahme der Bohrcylinder wurden die Bäume bis zum Gipfeltriebe entästet. Yon 8 zu 8 Tagen ihnen entnommene Bohrcylinder ergaben eine Steigerung des Wassergehalts auf 0,4 — 0,45 Gramm im Cubikcentimeter innerhalb vier Wochen fortdauernd trockner Sommerwitterung. Der Verf. sieht in die mitgetheilten Daten den Beweis, dass die Blätter bei Hebung des Saftes im Stamme nicht betheihgt sind, dass sie nicht Saugorgane sind, sondern nur die Aufgabe erfüllen, durch die Verdunstimg den Raum zu schaffen für den in Folge anderer Ursachen nachsteigenden Holzsaft. Ueber die Entwicklungsfähigkeit und Tragweite der Wasser- ^eber kultur-Methode von Fr. Nobbe.*) die wasser- Unter den Aufgaben, welche Nobbe durch seine Vegetationsversuche in j^g"""^^ tropfbar flüssigen Nährstoffmedien seit 1861 zu lösen bestrebt ist, steht in erster Linie: »die Kultur-Methode mit Eücksicht auf die physikalischen Bedingungen des Pflanzenlebens so weit fortzubilden, dass man mit Hülfe derselben im Stande ist, nicht blos gleichwerthige Abbilder der Durchschnitts- pflanzen des fruchtbaren Ackerbodens zu erzielen, sondern durchaus muster- hafte Individuen, welche den typischen Charakter ihrer Species in allen Organen rein und gewissermassen ideal repräsentiren und bezüglich der or- ganischen Production die höchsten Leistungen gewähren.« Nobbe hat nun die Freude berichten zu können, dass ihm die Lösung dieser Aufgaben in Bezug auf die Buchweizenpflanze vollständig gelungen ist. Als Beweis giebt er einen kurzen Ueberblick über die Jahr für Jahr erreichte Steigerung des Trockengewichts seiner Versuchspflanzen und stellt dann eine detaillirte Beschreibung von 9 Buchweizenpflanzen, welche im Jahre 1867 in Chemnitz unter übrigens nicht eben günstigen Verhältnissen (an dem Südwest -Fenster eines schmalen Zimmers) in wässrigen Lösungen erzogen wurden, und eine solche von zwei Buchweizenpflanzen, welche im freien Lande unter höchst günstigen Bedingungen (Boden des Versuchgartens 16 Zoll tief umgespatet, mit 5 Centner pro sächs. Acker aufgeschlossenen Peruguano gedüngt und 1,1 Quadratfuss pro Pflanze Saatweite) gewachsen waren, neben einander. Wir geben nachstehend die wichtigsten Zahlen-, Grössen- und Gewichts- Verhältnisse aus dieser Zusammenstellung wieder. Die beste Buchweizenpflanze in wässriger Lösung *) Die landwirthschaftl. Versuchsstationen 1868. S. 1 u. 12. 234 Das Eeimeo. im wog trocken mal mehr als der Jabre verwendete Same 1862 215 1863 550 1864 1130 1867 4736 und hatte reife Früchte erzeugt 20 162 304 796 Im Jahre 1867 wurde gefunden: Anzahl der Stamraachsen 1. Ordnung 2. » Beste in wässriger Lösung gezogene Buchweizenpflanze. 1 15 67 33 IL Beste in freiem Lande gewachsene Buchweizenpflanze*) 1 13 59 72 Summa 116 Gesammtlänge der Stammachsen in Centimeter 1. Ordnung . . 274 2. » . . 2228 3. » . . 3843 4. » . . 604 145 101 700 1005 174 Summa 6949 . . . Mittlerer Durchmesser der Stammachsen in Millimeter.**) Ordnung . . 10,00 . . . . . 4,00 . . . 2,33 1,57 Mittlere Wandstärke der Stammachsen in Millimeter.**) 1. Ordnimg 2. » 3. » 4. » Gesammtzahl der Blätter Blüthentrauben .... Reife Früchte Unreife Früchte .... 2,80 1,22 0,92 0,78 946 521 796 103 1980 12,00 4,34 1,96 0,58 1,25 0,90 0,98 0,29 670 423 33 182 *) Ein ungewöhnHch massiges Exemplar, das schembar beste der ganzen Parzelle. **) Es wurde durchweg das zweittiefstc Stengelghed behufs dieser Messungen in der Mitte durchschnitten und der grösste und kleinste Durchmesser des Quer- schnitts bestimmt. Die Ziffern der Tabelle stellen das arithmetische Mittel aus den für sämmtliche Zweige gleicher Ordnung beobachteten Durchmessern und Wand- stärken dar. Letztere wurde gefunden durch genaue Messuug des inneren Hohl- raumes eines Stammgliedes und Halbirung der Differenz dieser Grösse und des Gesammtdurchmessers, Das Keimen. 235 Lufttrocknes Erntegewicht in Grammen. Reife Früchte 22,60 0,64 Blütheu und Fruchtansätze . . 4,86 5,70 Stamm 54,00 56,92 Summa 81,46 63,26 Blätter 28,45 Wurzeb 9,75 Siunma 119,66 100 Stück Früchte wogen lufttrocken: von der Bodenpflanze ohne Auswahl abgezählt .... 2,686 Gramm die scheinbar besten ausgelesen . . 3,297 » von der Wasserpflanze ohne Auswahl abgezählt: . , . 2,658 Gramm die scheinbar besten ausgelesen: 3,023 » Die Nährstoflflösung in welcher die Wasserpflanze erzogen worden war, bestand aus 4 Aequiv. Chlorkalium, 4 » salpetersaurem Kalk, 1 » schwefelsaurer Magnesia, phosphorsaurem Eisenoxyd und phosphorsaurem Kali, erstere 3 Salze gelöst in destillirtem Wasser, später in Brunnenwasser; die letzteren beiden periodisch in kleinen Gaben verabreicht. Die Pflanze wurde, nachdem sie in reinem Wasser Wurzeln gebildet hatte, zunächst in eine Lösung von 1 Gewichtstheile obiger Salze auf 4000 Gwth. Wasser gebracht und am 10. Juni in eine Lösung von 1 pro mille versetzt, welche letztere bis zu der am 28. October erfolgten Ernte fünfmal erneuert wurde. Die Pflanze stand in einem Gefäss von 3 Liter Inhalt und vegetirte im Ganzen 170 Tage. Am Schlüsse seiner Mittheilung giebt Nobbe noch eine kurze Notiz über die Erfolge, welche er in der Wasser -Kultur zweijähriger Nutzpflanzen errungen hat. Im Jahre 1867 ist es ihm gelungen, gelbe und rothe Runkelrüben und Imperial - Zuckerrüben von ansehnlicher Grösse, gesundem Aussehen und vollkommen normalem Bau in wässrigen Nährstofflösungen zu erziehen. Beim Abschluss der Vegetation — als die Pflanzen in das TJeberwinterungslocal geschafft wurden — hatte die beste gelbe Kunkelrübe ein Volumen von 320 CC, was bei einem specif. Gew. von 1,027, wie es an einer zur Analyse geköpften Rübe bestimmt wurde, einem Lebendgewicht von circa 330 Gramm entspricht. Die beste rothe Runkelrübe besass ein Volumen von 343 CC. und damit ein Gewicht von circa 352 Gramm. Das Fleisch der Imperial -Zuckerrübe aus Wasserkultur war weiss und besass einen sehr intensiv und rein süssen Ge- schmack. 236 Das Keimen. E. Wolff giebt einen ausführlichen Bericht über die in den Jahren 1866 und 1867 iuHohenheim ausgeführten Vegetationsversuche in wässrigen Nährstofflösungen.*) Die zu den Versuchen benutzte Kulturpflanze war der Hafer. Als Auf- gaben hatte Verf. sich gestellt: Ausbildung der Wasserkulturmethode im All- gemeinen; Ermittelung der für den Hafer günstigsten Concentration der Nährstofflösung; Entscheidung der Frage über die Möglichkeit der Vertretung gewisser Nährstoffe durch andere; und Aufsuchen des Minimal -Bedarfs des Hafers an jedem einzelnen Nährstoffe. Zur Erledigung dieser Aufgaben wurde Hafer in vielfach abgeänderten Lösungen kultivirt. Als Normallösungen wm*- den zu Grunde gelegt einerseits: eine 1 pr. m. Nährstoffmischung, welche durch Lösen von Kuochenasche in Salpetersäure, Absättigen der Lösung mit kohlensaurem Kali und Zusatz von salpetersaurem Kali, Chlorkalium, salpeter- saurer Magnesia, schwefelsaurer Magnesia, salpetersaurem Natron erhalten war und welche enthielt 0,5 Aequivaleute Gl 1,0 y> SO:; 1,0 » PO 5 3,2 » CaO 2,1 » MgO 4,0 » KO 1,0 )^ NaO 7,7 NO 5 (eine ähnlich bereitete aber anders zusammengesetzte Mischung hatte schon im Jahre 1865 vortreffliche Resultate bei der Haferkultur gegeben, cfr. Jahres- bericht pro 1866. IX. S 180 u. f.) und anderseits: eine Nährstoffmischung, w^elche aus reinen Salzen nach folgenden Verhältnissen zusammengestellt war Vz Aequivalente Cl 1 » SO 3 1 » PO5 2 CaO 2 » MgO 4 » KO 1 » NaO 6'/j NO 5 Die letztere Nährstofflösung wurde in einer Versuchsreihe in den wech- selnden Concentrationen von 1,2 und 3 pr. m, gegeben und in einer Anzahl anderer Versuchsreihen derart variirt, dass von dem vorhandenen Kali Vs , U , V2, ^k, ^/s, und ^U, durch Natron, oder von dem vorhandenen Kalk V4, V2, ^/4, Vs einmal durch Kali, ein andresmal durch Magnesia ersetzt wurden. ') Die landwirthsch. Versuchsstationen 1868. X. S. 349 Das Keimen. 237 Ebenso wurde mit der Kulturmethode im Allgemeinen gewechselt. Im Jahre 1866 z. B. erhielten die Pflanzen sehr häufig und zwar vom 24. Mai bis 1. September 11 mal neue Lösung, während im Jahre 1867 die Lösung sehr selten und zwar vom 20. April bis 15. Juni nur dreimal erneuert und vom 12, Juli ab, als die Rispen des Hafers zwar fast sämmtlich schon entwickelt und auch die Blüthe schon grossentheils beendigt, die Körner dagegen erst in Bildung begriffen waren, nur reines ßegenwasser gegeben wurde, welches mit einer kleinen Menge Salpetersäure (0,200 Gr. auf je 2500 CC. Wasser) versetzt war. Im Jahre 1866 wurden wiederum, wie schon im vorhergehenden Jahre sehr hohe Erträge erzielt. Es lieferte z. B. die bezüglich der Körnerbildung beste Pflanze 572 Stück schwere Körner oder 19,049 Gr. neben 44,5 Gr. Stroh und Spreu, sowie 4,.3 Gr. abgestorbener Wurzelmasse, ein Gesammt- gewicht also an völlig lufttrockner Substanz von 67,849 Gr.; die dem Ge- wicht nach vollkommenste Pflanze hatte aus einem einzigen Korne 61,9 Grm. Stroh und Spreu, 7,3 Gr. Wurzelmasse und 12,107 Gr. Körner, zusammen 81,307 Gr. lufttrockner Substanz gebildet; eine andere ähnliche Pflanze gab 64,6 Gr. Stroh, 7,7 Gr. Wurzeln und 9,329 Gr. Körner, zusammen 81,629 Gr. Substanz. Es war mithin in diesen Fällen, da ein Samenkorn durchschnittlich 34,6 Milligr. wog, beziehungsweise das 1788-, 2349- und 2359 fache des Samens producirt worden. Trotzdem bewies die ganze Entwicklung der Pflanzen, dass die richtige Kulturmethode noch nicht getroffen war. Im Jahre 1866 konnte der Hafer, wahrscheinlich in Folge zu häufiger und zu lange fortgesetzter Erneuerung der Lösung, es zu keinem normalen Abschluss seiner Vegetation bringen; das Wachsthum war meist ein sehr üppiges, aber unregelmässiges; aus einem einzigen Korn hatten sich in vielen Fällen 30 und 40, ja bis 60 mehr oder weniger starke Halme entwickelt und die Ernte konnte wegen dieser unab- lässigen Sprossenbildung erst Ende September und Anfang October vorge- nommen werden, obgleich die Einsaat schon am 12. April erfolgt war. Im Jahre 1867 dagegen reifte der Hafer zwar normal, brachte aber, wahr- scheinlich in Folge der zu früh erfolgten Entziehung der Nährstoffe fast nur Stroh und keine Körner. In Folge dieser Uebelstände wurde noch in keiner der in Angriff ge- nommenen Fragen ein endgültiger Abschluss erzielt. Diese Bemerkung und der Umstand, dass Verf. stets nur die Durch- schnittszahlen der Erträge von je zwei resp. drei Kulturgefässen , nicht aber die Ernten jedes einzelnen Versuchs mittheilt, mögen es entschuldigen, wenn wir uns hier einer auszugsweisen Wiedergabe der zahlreichen Ertrags- und analytischen Resultate enthalten und uns damit begnügen, die umfangreiche Original - Arbeit allen denen zu eingehendem Studium zu empfehlen, welche sich mit Kulturen in wässrigen Nährstofflosungeu beschäftigen. (H.) 238 Das Keimen. ueber die P. Bretschneider macM in dem elften Jahresbericht der Versuchs- nothwendige gtation ZU Ida - Marienhütte *) eine leider wieder nur ganz allgemein gehaltene heu^vtn Mittheilung über die Fortsetzung seiner Arbeiten über die Ernährung von kieselsauren Landpflanzen unter Abschluss eines natürlichen Bodens. Doppel- Ygj,|. YYöit in diesem Bericht seine im Widerspruch mit den Ansichten Wasser- der übrigeu Agrikulturchemiker stehende Behauptung, dass sich normale Kulturen. Laudpflanzen in wässrigen Lösungen nur bei Gegenwart von wasserhaltigen Silikaten erziehen lassen, aufrecht und specialisirt sie noch dahin: Cerea- lien, Lein, Buchweizen, Erbsen und Bohnen entwickeln sich in wässrigen Lösungen normal nur bei Gegenwart von sauren Silicaten, Zuckerrüben nur bei Gegenwart von basisch kiesel- sauren Verbindungen. Die zu den betreffenden Versuchen benutzten Silicate wurden auf die Weise hergestellt, dass man einmal eine Lösung von Kalilaun mit Natrou- wasserglas bis zur alkalischen Eeaction versetzte, den Niederschlag auswusch, trocknete und wieder wusch bis zum Verschwinden aller Schwefelsäurereaction. Das entstandene Silicat wurde dann in einer Lösung von salpetersaurem Kalk (164 Gr. CaONOs pro Liter) suspendirt, damit eine Zeit lang in Berührung gelassen und durch Auswaschen von dem Ueberschusse befreit. Man erhielt auf diesem Wege Kali-, Natron-, Kalk-, Thonerdesilicate, die kleine Mengen von Magnesia und Eisenoxyd und ca. 40 "/o Wasser enthielten. Sie waren aus verschiedenen Darstellungen nach den Formeln: EO, 2 SiOs + R2 O3 , 6Si03 + xaq. oder EO,3Si03 + E203,6Si03 + xaq. zusammengesetzt, wirkten nicht auf Lackmuspapier und veränderten in Berührung mit der sauer reagi- renden Nährstofflösung deren Eeaction nicht. Das andere Mal wurde eine Natron-Alumiuatlösung mit Kaliwasserglas- Lösung gefällt und der Niederschlag ganz so behandelt, wie im ersten Falle. Man erhielt eine Verbindung, deren Zusammensetzung sich der Formel: EO, Si03 + E2 03,2Si03 + xaq. näherte, die mit Wasser behandelt demselben eine alkalische Eeaction ertheilte und in Contact mit der Nährstofflösung die saure Eeaction derselben aufhob. Mit Anwendung des sauren Silicats und Benutzung einer 2 pr. mill. Nährstofflösung, die aus phosphorsaurem uud salpetersaurem Kali, salpeter- saurem Kalk und schwefelsaurer Magnesia zusammengesetzt war, gelang es dem Verf., in gewaschenem Quarzsand durchaus normale und üppige Exem- plare von Winter-Eoggen und Weizen, von Gerste, Hafer, Lein, Buchweizen, Erbsen und Strauchbohnen und in geringerem Grade auch von badischem Mais zu erziehen.**) Nie aber war es ihm möglich, unter den gleichen Be- dingungen eine Zuckerrübe zu einer nur einigermassen befriedigenden Ent- wicklung zu bringen; die Pflänzchen blieben zwar lange am Leben, bildeten *) Der Laiidwirth. 1868. S. 13-.'. **) VergL Jahresbericht 1867. S. 116. Assimilation und Ernährung. 239 a"ber alle ihre Organe nur en miniature aus und trieben nur eine fadenförmige, kaum verdickte Pfahlwurzel mit zahlreichen Nebenwurzeln. Als im Jahre 1867 der gewaschene Quarzsaud mit dem basischen Silicate versetzt, übrigens aber mit der gleichen Nährstoffmischung getränkt wurde, kehrten sich die Vegetationsresultate gerade um. Von den Cerealien und den übrigen oben genannten Früchten gedieh keine, dagegen entwickelten sich die jungen Eüben von Haus ans sichtlich weiter, und obgleich der Kultur- versuch erst im Juni begonnen werden konnte, wurden doch am 29. November in dem einen Falle eine Zucker-Eübe, deren Wurzel frisch 185,5 Gr. wog, und in einem andern Falle eine solche von 191,7 Gr. Frisch-Gewicht der Pfahlwurzel ge erntet. In zwei Vegetations-Gefässen, in welchen ausser der oben erwähnten Nährstoffmischung noch 5*'/u aus Zucker dargestelltes Ulmin beigegeben wor- den, vegetirten die jungen Rüben zwar ebenfalls vom 3. Juni bis 29. No- vember, blieben aber Miniaturgebilde. Verf. bedauert, dass es ihm noch nicht möglich geworden,'fseine bisher abgeschlossenen Arbeiten über die Ernährung der Landpflanzen unter Aus- schluss eines natürlichen Bodens im Zusammenhange und in geordneter Folge erscheinen zu lassen — und wir können dieses Bedauern nur theilen. Assimilation und Ernährung. 1868. Veranlasst durch Vorschläge zu gemeinschaftlichen Vegetationsversuchen, ^^^^^ welche in der IL Wanderversammlung deutscher Agrikulturchemiker zu Göt- die Wirkung tingen gemacht und angenommen waren,*) hatte Fr. Nobbe in den Jahren ^'"^'■^°''*''- 1865—67 einige Experimente »über die Wirkung einer Localisirung Nährstoffe der Nährstoffe im Boden auf die Wurzelbildung und das Wachs- >•» Boden, thum der oberirdischen Organe der Kleepflanze« in Gang gesetzt und berichtete über die erhaltenen Resultate in der IV. Wanderversammlung deutscher Agrikulturchemiker zu Braunschweig.**) Eine grössere Quantität eines dichten schweren Thonbodens aus der For- mation des Rothliegenden wurde gesiebt, möglichst sorgfältig gemischt, in 2 Hälften getheilt und dann die eine Hälfte mit Lösungen von kohlensaurem Kali, kohlensaurem Natron und phosphorsaurem Ammoniak in solchen Mengen- verhältnissen gemischt, dass der Boden für Kali, Natron und Phosphorsäure zu Vio, für Ammoniak zn 1/4 absorptiv gesättigt war. *) Vergl. die laudwirthschaftlicheu Versuchsstationen. 1865. S. 14. *•) Ebendaselbst. 1868. S. 94. 240 Assimilation und Ernährung. Dieser Boden wurde (je 236 Kilogr. lufttrocken) in vier Holzkästen von 80—82 CM Höhe und 57 CM Länge und Breite (im Lichten) vertheilt u. zw. in folgender Art: No. L erhielt nur gedüngten Boden; » n. die Oberschicht (V2 Fuss) gedüngt; Unterschicht ungedüngt, » TU. die Unterschicht (vom Boden aufwärts 2 Fuss hoch) gedüngt; Oberschicht ungedüngt und » IV. nur ungedüngter Boden. Am 27. Mai 1865 wurde jeder Kasten mit i/-2 Loth Rothkleesamen besäet und am 19. September desselben Jahres ein Schnitt genommen. Am 16. April 1866 wurde der Bestand jedes Kastens bis auf 48 Pflänzchen ausgelichtet. Wäh- rend der folgenden 14 Monate gingen allmählig eine Anzahl Pflanzen ohne äusserlich sichtbare Ursache ein — am meisten in dem ungedüngteu Kasten. Während des Jahres 1866 wurde der Klee zweimal und im Jahre 1867 einmal geschnitten. Es wurden geerntet: Von No. I. n. m. IV. Ganze Ober- Unter- TTn™- Boden schiebt Schicht diinet A m 1 VA gedüngt gedüngt gedüngt ^ A. an Trockensubstanz: arm! Grm. orm. Grm. den 19. Septbr. 1865 175,84 231,04 167,96 173,30 » 16. April 1866 7,44 10,52 3,70 6,89 » 17. JuH 1866 72,77 97,9G 56,90 106,07 » 2. Septbr. 18G6 94,00 118,94 105,40 57,85 )j 18. Juni 1867 241,80 156,58 105,23 87,06 in Summa 591,85 615,04 439,19 431,17 B. darin Asche: den 19. Septbr. 1865 2G,98S 36,225 27,403 37,950 » 16. April 186ß 1,336 2,013 0,601 1,176 ;. 17. Juli 1866 7,871 10,093 7,000 9,711 » 2. Septbr. 1866 . — 11,698 13,172 — » 18. Juni 1867 25,355 14,258 9,967 7,077 Die Wurzelmasse nach der letzten Ernte (18. Juni 1867) lieferte sandfrei: Trockensubstanz 59,65 30,75 26,37 30,28 Darin Asche 5,695 8,866 2,315 2,404 Morphologische Verhältnisse der Pflanzen am 18. Juni 1867. Zahl der Pflanzen 26 21 22 10 Zahl der Dreiblätter 1005 846 575 541 Zahl der Blüthen und Knospen-Köpfchen . 222 104 70 101 Zahl der Sprossen 283 263 190 168 Zahl der Seitenzweige 347 210 156 166 Gesammtläuge der Sprossen m Centimeter . 10172 7551 4706 4017 Assimilfttion und Ernährung. QAI Das Wurzelwerk der vier Kästen, welches mit grosser Sorgfalt durch Waschen blos gelegt wurde, zeigte sehr charakteristische Verschiedenheiten und Hess den Einfluss der Localisirung der Nährstoffe überraschend deutlich erkennen. Während die Kästen No. 1 (ganz gedüngt) und No. IV. (uugedüngt) am 18. Juni 1867 von jungen lehensthätigen Wurzeln ziemlich gleichförmig (der erstere natürlich reicher) durchzogen waren, zeigten sich in dem Kasten No. n, dessen Oberschicht gedüngt worden, zahlreiche junge, mit Wurzel- knöllchen*) reichlich besetzte Wurzelfasern dicht unter der Bodendecke zu- sammengedrängt. In Kasten No. III (Unterschicht gedüngt) suchte man in der oberen Bodenlage nach irgend erheblichere Wurzel -Neubildungen ver- gebens, dagegen fand sich hier in den untern Regionen des Bodens ein reiches System langfasriger Wurzeln. In Kasten No. I waren nur die Wurzelsysteme von zwei Pflanzen nicht in die Tiefe gelangt, von den übrigen 24 Pflanzen reichten — und zwar bis- weilen von einer Pflanze gegen 30 — ihrer ganzen Länge nach verzweigte Faserwurzeln bis nach unten hinab. In Kasten No. II hatten sich von 21 Pflanzen 11 bis 12 mit ihrem Wurzelsystem auf die obere Bodenschicht be- schränkt, 4 bis 5 hatten einzelne Fasern in die unteren Schichten entsendet und nur 5 waren wirklich in dieselben eingedrungen. Im Kasten No. III hatten von 22 Pflanzen 9 bis 10 ihre Wurzeln in den unteren Bodenschichten nach oben beschriebener Weise verbreitet, 3 bis 4 hatten nur einzelne Stränge bis dorthin gefördert und 9 Pflanzen die gedüngte Bodenschicht mit ihren Wurzeln nicht erreicht. In Kasten No. IV. reichten die Wurzelsysteme sämmtlicher 10 Pflanzen mehr oder minder vollständig bis auf den Boden desselben hinab. Der erste Schlusssatz, welchen Nobbe aus den erhaltenen Ergebnissen zog, lautete: »Die Kleepflanze entnimmt im dritten Vegetationsjahre, welches zur Beobachtung vorlag, ihre mineralischen Nährstoffe vor- herrschend aus den nährstoffreichsten Bodenregionen, mögen dieselben — in geschichteten Böden — dicht unter der Oberfläche oder in grösserer Tiefe liegen. Die Wurzelverbreitung accom- modirt sich der Nährstoffvertheilung im Boden. Auch Henneberg führte durch die gleiche Veranlassung, wie Nobbe dazu angeregt, eine Anzahl Versuche über das vorstehende Thema aus, die aber, weil die Quantität der localisirten Nährstoffe zu hoch gegriffen war und auf die Entwicklung des Klees nachtheilig wirkte, mehr oder weniger resullatlos blieben. Ein kurzer Bericht über diese Versuche findet sich in »den landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen« Jahrgang 1868, S. 91. Eine dritte Arbeit über dasselbe Thema lieferte Stohmann.**) *) Von Nobbe als Organe für die Aufspeicherung stickstoffhaltiger Nahrungs- stoffe, welche in der Fruchtbilduugsperiode ausgeschöpft werden, erklärt. **) Zeitschrift für d. landw. Centr.-Ver. für d. Prov. Sachsen 1868. S. 360. Jahresbericht, XI u. XU. 16 242 Assimilation und Ernährung. Es wurde Torf aus dem Lager von Gifliorn mit Mistjauche, der noch ein Quantum Superphosphatlösung und Kalisalz zugesetzt war, getränkt und dann durch Uebergiessen mit Wasser von allem Löslichen befreit. Dieser prä- parirte, mit Nährstoffen gesättigte Torf wurde schichtweise abwechselnd mit rohem Torf in 12 Zoll weite und 18 Zoll tiefe Holzkästen, welche oben und unten offen in den Boden eingegraben waren, in der Art gebracht, dass von oben nach unten gedacht Kasten I: 9 Zoll präparirten, darunter 9 Zoll rohen Torf, Kasten 11 : 9 Zoll rohen, darunter 9 Zoll präparirten Torf, Kasten III : 6 Zoll präparirten, 6 Zoll rohen, 6 Zoll präparirten Torf, und Kasten IV: 6 Zoll rohen, 4 Zoll präparirten und 8 Zoll rohen Torf er- hielten. In jedem Kasten wurden am 2. Mai 3 Maiskörner gelegt. In den beiden Kästen I und III wuchsen die Pflanzen von Anfang an kräftig und üppig auf, kamen zur normalen Entwicklung und brachten Kolben mit guten reifen Körnern. In Kasten II und IV gingen je 2 Pflanzen schon während der ersten Entwicklung zu Grunde, die übrig gebliebene dritte vegetirte anfangs langsam vorwärts, bis die Wurzeln die präparirte Torfschicht erreicht hatten, dann trat plötzlich eine kräftige Vegetation ein, die in Kasten IV freilich nicht lange anhielt. Die Pflanze in Kasten III producirte noch einen guten, mit reifen Körnern besetzten Kolben. (Gewichtsresultate sind vom Verf. nicht mitgetheilt). Nach der Ernte wurden die Kästen aus der Erde gehoben, die Seiten- wände abgenommen und die Wurzeln blosgelegt. lieber die Ausbildung der letztern sagt Stohmann: »Ueberall, wo die Pflanzen mit ertragsfähigem Boden in Berührung ge- kommen waren, fand sich ein dichter Filz von feinen zarten Wurzeln, die sich innig und dicht an die Bodentheilchen angelegt hatten und mit ihnen verwachsen waren ; überall im rohen Boden wenige dicke verholzte Wurzeln, abgestorben, wenn sie nicht wieder in ernährungsfähigen Boden gelangten, aber sofort sich wieder ausbreitend und einen neuen Filz bildend, sobald sie in Boden kamen, der ihnen Nahrung geben konnte. In Kasten I war die ganze obere Schicht mit jenem dichten Wurzelfilz erfüllt, darunter, fast scharf wie mit einem Messer abgeschnitten, fanden sich nur noch abgestorbene Wurzelreste vor. In Kasten III oben dichte Wurzelmassen, die in vereinzelten Stämmen die rohe Schicht, namentlich an den Wänden des Kastens, durchwuchsen, um dann sofort, wie sie die untere Schicht erreichten, wieder sich auszubreiten und den ganzen Raum derselben mit ihrem Geflecht zu erfüllen. In Kasten 11 oben nur wenige holzige Wurzeln, in der gedüngten Schicht die reichlichste Wurzelbildung von feinen, vielfach verschlungenen Organen, die sich hier auch in den unter dem Kasten liegenden Erdboden fortgesetzt hatten. Assimilation und Krnährung. 243 In Kasten IV endlich hatten einzelne starke Wurzeln die obere Schicht durchsetzt und die schwache mittlere vollständig mit feinen Fasern erfüllt, waren aber abgestorben, sobald sie in die unterste Schicht gelangten.« Durch ein sehr einfaches Experiment machte Goren winder das Accom- modationsvermögen der Wurzeln an die Nährstoffvertheiluug im Boden an- schaulich. Er pflanzte junge Eüben in einem Kreise von 50—60 Centimeter Durchmesser ein und drückte in dem Mittelpunkte des Kreises ein Stück Oel- kuchen 2—3 Centimeter tief in den Boden ein. Einige Monate später fand sich, dass von mehreren Eüben dicke Nebenwurzeln in horizontaler Eichtung gerade nach dem Oelkuchenstück hin getrieben worden waren, welche dann ein vollständiges Geflecht von Haarwurzeln um das Oelkuchenstück gebildet hatten. Eine dieser Nebeuwurzeln hatte bis zu dem Oelkuchen einen Weg von 40 Centimetern zurückzulegen gehabt. Giebtespha- P. Duchartre*) hatte sich schon vor längerer Zeit bemüht, nachzu- nerogame weisen, dass die phanerogamen Gewächse nicht fähig sind, die ihnen zum Pflanzen, Leben nöthige Feuchtigkeit aus dem Wasserdampf der Luft zu absorbiren ^^''^'j^ ^b ^ (vergl. Journ. de la Societe imper. et centr. d'Horticult. 1856. IL 67), hatte sorption von aber damals zu seinen Experimenten Pflanzen benutzt, die mit in der Eegel wassei-- sehr zahlreichen Luftwurzeln versehen sind und sich durch Anhäufung von ^J^^^^ Zufuhr vegetabilischem Detritus zwischen diesen selbst eine Art von Boden schaffen, von flüssi- Es schien ihm daher von Interesse, seine Versuche noch mit einer Pflanze semWaaser, zu wiederholen, welcher jede Spur von Wurzeln abgeht und eine solche können? Pflanze fand er unter den Bromeliaceen in der Tillandsia dianthoidea Eossi. Mit zwei Exemplaren dieser Tillandsia wurden 5 Versuchsreihen ausgeführt, deren Eesultate wir nachstehend reproduciren. Pflanze A. bestand aus zwei Zweigen, von denen der eine nur wenig schwächer war als der andere und hatte bei Beginn des Versuchs ein Lebendgewicht von 17,40 Gr. Pflanze B. hatte nur einen Zweig mit gut entwickeltem Blattbüschel und an der Basis des Stengels eine junge noch sehr kleine Knospe; sie wog zu Anfang 8,70 Gr. Jede Pflanze wurde an der abgestumpften Stengelbasis mit einem Bäuschchen Moos umwickelt und mittelst Bleidrath auf einem bequem zum Aufhängen eingerichteten Bretchen befestigt. Vers. 1. Beide Pflanzen wurden neben einander in einem mit Gewächsen besetzten Warmhaus 4 Decimeter vom Fenster entfernt, aufgehängt. Pflanze A wurde nie direct mit Wasser befeuchtet; Pflanze B aber alle 2—3 Tage herabgenommen und Bretchen nebst Moosbüschel in Wasser getaucht. Die Luft in dem Warmhaus war der Natur der Sache nach immer mit Wasser- dampf gesättigt oder übersättigt. Der Versuch dauerte vom 1. December 1865 bis 13. März 1866. Währenddem war Pflanze A sichtlich matter geworden und ihre Oberfläche hatte an Glätte verloren; zwei dünne Luftwurzeln waren hervorgebrochen und der stärkere Zweig hatte einen Blüthenstengel getrieben, *) Compt. rend. 186S. LXVII. p. 775. 16* 244 Assimilation und Ernährung. von dem am 13. März 6 Blüthen entfaltet waren. Pflanze B hatte stets ein frisches kräftiges Aussehen und weder Blüthen noch Luftwurzeln erzeugt. Am Schlüsse des Versuchs hatte sich das Lehend-Gewicht der Pflanze A bis zu 13,20 Gr. vermindert, während das der Pflanze B. auf 9,60 Gr. ge- stiegen war. Vers. 2. In der zweiten Versuchsreihe, welche vom 13. März bis 21. Juni währte, wurden die Verhältnisse einfach umgekehrt. Pflanze B wurde trocken gehalten und bei Pflanze A Brötchen und Moos in der angegebenen Weise mit Wasser befeuchtet. Pflanze A wurde bald wieder frisch, die beiden schwachen während des ersten Versuchs erzeugten Luftwurzeln gingen wieder zu Grunde und eine Knospe zu einem kräftigen Seitenzweige brach hervor. Am Schlüsse des Versuchs hatte A nicht nur ihr ursprüngliches Lebend- Gewicht wiedergewonnen, sondern dasselbe noch überschritten; sie wog am 21. Juni 17,80 Gr. Pflanze B dagegen hatte an Gewicht verloren — sie wog nur noch 9,05 Gr.; dabei hält es Verf. für wahrscheinlich, dass B un- absichtlich bisweilen von den zu jener Zeit in dem Warmhause häufig ge- gebenen künstlichen Spritzregen etwas profitirt habe. Vers. 3. Am 21. Juni wurden die Pflanzen aus dem Warmhause ge- nommen und im Freien, und zwar in einem Garten unter dem Wipfel eines grossen Baumes, 2,5 Meter hoch über dem Boden aufgehangen. Von den directen Sonnenstrahlen konnten sie nur Augenblicke lang, wenn der Wind das Laub des Baumes auseinanderschlug, getroffen werden. Pflanze A hatte keinen andern Schutz vor Eegen als die Blätter des mittel-dicht belaubten Baumes. Ueber Pflanze B wurde eine Glasplatte als Dach angebracht, welche aber die Pflanze nur dann vor Benetzung schützte, wenn der Eegen nicht durch Wind seitwärts getrieben wurde. Dass Bret und Moos mehrmals feucht ge- funden wurde, wenn die Pflanze zur Gewichtsbestimmung herabgenommen wurde, bewies, dass Letzteres bisweilen vorkam. Der Sommer war regenreich, vom 27. Juli bis 15. August regnete es fast täglich. Eine am 17. August vorgenommene Wägung ergab für Pflanze A eine Zunahme von 17,80 (Be- ginn der 3. Versuchsreihe) bis auf 19,05 Gr., während Pflanze B in der gleichen Zeit nur von 9,05 bis auf 9,55 Gr. gestiegen war. Vom 17. August bis 25. September waren Eegen ebenfalls häufig und dazu von heftigem Winde begleitet, so dass das Schutzdach von B wenig wirkte. An letzterem Tage wogen Pflanze A 19,90 Gr. und Pflanze B 10,50 Gr. Pflanze B hatte während dieser Zeit ein frisches Aussehen erhalten und ihre jungen Blätter ansehnlich verlängert. Bei der verhältnissmässig geringen Zunahme der Pflanze A ist zu berücksichtigen, dass in dieser Zeit der Blüthenstand ver- trocknete und dadurch ein bedeutender von der Gesammt-Entwicklung unab- hängiger Gewichtsverlust herbeigeführt wurde. Vom 25. September bis 22. Oc- tober war das Wetter weniger feucht und vollkommen ruhig. An letzterem Tage fand man das Gewicht der Pflanze A bis auf 20,10 Gr. gesteigert, da- gegen das von Pflanze B wieder bis auf 10,00 Gr. herabgegangen. Vers. 4. Ende October wurden die Pflanzen in ein geheiztes Zimmer Assimilation und Ernährung. 245 gebracht nnd dort hinter einem nach Westen gelegenen Fenster in hellem diffusem Lichte aufgehängt. In dieser trockenen Atmosphäre verminderte sich das Lebendgewicht schnell, ohne dass jedoch die Pflanzen dabei zu leiden schienen. Am 18. December wog A nur noch 16,70 und B 8,60 Gr. An diesem Tage wanderten die Pflanzen wieder in das Warmhaus, in welchem sie während der ersten Versuchsreihe sich befunden hatten und blieben dort bis zum 7. Februar 1867 ohne in dieser Zeit auf irgend welche Weise be- netzt zu werden. Unter diesen Umständen fuhr ihr Lebendgewicht fort, sich zu vermindern trotz der sehr feuchten Luft, die sie hier umgab. Es wogen am 2. Februar Pflanze A 15,50 Gr. und Pflanze B 8,05 Gr. Vers. 5. Vom 7. Februar an wurden beide Pflanzen alle zwei bis drei Tage mittelst einer Gartenspritze mit Wasser besprengt. Sofort stieg ihr Lebendgewicht und hatte bis zum 19. März 19,60 Gr. resp. 11,05 Gr. erreicht, um ebenso schnell wieder zu sinken als die Pflanzen wieder in die trockne Luft des geheizten Zimmers zurückversetzt, und dort bis zum 3. April nicht wieder begossen worden. Innerhalb dieser letzten 15 Tage waren die Ge- wichte wieder herabgegangen von A bis auf 17,50 Gr. und von B bis auf 9,70 Gr. — Alle Beobachtungen und Wägningen sprechen dafür, dass auch die voll- ständig ohne Wurzeln irgend welcher Art lebende Tillandsia nicht das Ver- mögen hat, sich von dem in der Atmosphäre vertheilten dunstförmigen Wasser zu ernähren, sondern dass sie hierzu wie jede andere phanerogame Pflanze Wasserzufuhr in flüssiger Form verlangt. Das Organ für die Wasseraufnahme glaubt Verf. bei der Tillandsia in dem abgestumpften Stengelende suchen zu müssen. Kulturversuche in Quarzsand über die Vegetations-Bedin- ueber die gungen der Cerealien von H. Hellriegel.*) vegetations- Wir hatten im IX. Jahrgange dieses Jahresberichts 1866 S. 146 schon ^„"^für^di^ dieser Versuche Erwähnung gethan, konnten aber, da uns die Versuchsdetails cereaiien. nicht vorlagen, dort nur die Schlussresultate zum Abdruck bringen. Der oben bezeichnete Artikel des chemischen Ackersmannes ermöglicht es uns jetzt, die fehlenden Zahlen - Unterlagen zu ergänzen und wir geben dieselben, indem wir uns auf unseren früheren Artikel von 1866 zurückbeziehen und in Anschluss an diesen, nachstehend: ad 1. Versuche mit Gerste, denEinfluss der Samenqualität betreffend: Es wurden gesäet Es wurden geerntet Samen 15 Tage nach d, Aussaat Grüne Pflänzclien Trockensubstanz ä 20 Millligramm schwer ä 267 Milligramm = 29 Milligramm ä 30 » » ä 477 » = 46 » ä 40 » » ä 575 » =55 » ä 50 » » ä 797 » = 70 » *) Der chemische Ackersmann 1868. S. 13. 246 Assimilation und Ernährung. Die ausgelegten Samen hatten "sämmtlicli ein gleiches specifisches Gewicht; alle übrigen Vegetationsbedingungen waren gleich. ad 2. Versuche mit Gerste, den Einfluss der Beleuchtung betreffend. Unter übrigens gleichen Kulturverhältnissen wurden geerntet von Pflanzen welche a) möglichst im Freien erzogen waren . b) im Glashause an der Vorderseite möglichst viel directes Licht erhalten hatten . c) im Glashause an der Hinterseite nur diffuses Licht erhalten hatten M i u. Spreu Körner Zusammen Gr. Gr. Gr. 11,44 10,10 21,54 10,99 11,19 22,18 6,72 2,86 9,58 6,32 3,26 9,58 3,40 — 3,40 2,59 — 2,59 Die Pflanzen, welche an Licht Mangel litten, schössen lang, aber dünn und weich in die Höhe; die sub c genannten wurden ausserdem sehr stark von Eost befallen und gingen vorzeitig zu Grunde. ad 3. Versuche mit Weizen, Eoggen und Hafer, denEinfluss der Bodenfeuchtigkeit betreffend. (Die wasserfassende Kraft des als Boden benutzten Quarzsandes war = 25 Proc.) Während der ganzen Vegetationszeit schwankte die Bodenfeuchtigkeit. E s w Weizen urden geern Roggen t e t: 1 Hafer in Proc. des Bodens aus- gedrückt in Proc. der wasserfas- seucien Kraft. Stroh u. Spreu Gr. Körner Gr. Stroh u. Spreu Gr. Kömer Gr. Stroh u. Spreu Gr. Kömer Gr. 2V2-5 5—10 10—15 15—20 10-20 20—40 40—60 60—80 7,01 15,05 21,39 23,26 2,76 8,42 10,30 11,42 8,27 11,78 15,13 16,39 3,88 8,08 10,35 10,32 4,19 11,78 13,93 15,78 1,80 7,81 10,91 11,85 Ausser der Bodenfeuchtigkeit waren alle Versuchsbedingungen gleich. ad 5. Versuche mit Gerste, das Boden-Volumen betreffend- Assimilation und Ernährung. 247 Es wurden geerntet Trock ensubstanz: Es wurden pro Topf Pflanzen in grossen Töpfen mit in mittleren Töpfen in kleinen Töpfen mit 25 Pfund Boden mit 10 Pfund Boden 3V3 Pfund Boden angesäet Stück, in Summa pro Pfund Boden in Summa pro Pfund Boden in Summa pro Pfund Boden Gr. Gr. Gr. Gr. Gr. Gr. 1 33,16 1,33 16,35 1,63 7,70 2,32 2 31,31 1,25 18,96 1,98 8,57 2,57 4 39,50 1,58 20,20 2,02 8,86 2,66 6 — — 19,49 1,95 8,55 2,56 8 41,81 1,67 22,11 2,21 9,86 2,96 12 41,56 1,66 21,45 2,15 — — 16 41,18 1,65 22,69 2,26 — — , 24 41,65 1,66 24,16 2,42 — — Die Oberfläche der Töpfe war wenig verschieden, die Höhe derselben aber sehr ungleich. ad 6. Versuche mit Weizen, Roggen, Gerste und Hafer den Einfluss einzelner Pflanzen-Nährstoffe, zunächst des Stick- stoffs, betreffend. Der geglühte Quarzsand mit einer Nährstofflösung getränkt, welche sämmt- liche Mineralstofle in günstigen Verhältnissen, aber keinen Stickstoff enthielt, lieferte einen Ertrag an Stroh u. Spreu Körner Zusammen Gr. Gr. Gr. Weizen ; 0,535 0,092 0,627 Rogen 0,590 0,218 0,808 Gerste 0,184 — 0,184 Hafer 0,690 0,330 1,020 Durch Zusatz von 84 Theilen Stickstoff pro 1 Million Boden in Form von salpetersaurem Kalk wurde dieser Ertrag unter sonst gleichbleibenden Ver- hältnissen sofort gesteigert auf: Stroh u. Spreu Kömer Zusammen Gr. Gr. Gr. Weizen 18,996 9,349 28,345 Roggen 13,593 8,916 22,509 Gerste 8,693 9,083 17,776 Hafer 13,150 9,672 22,822 Ein Topf mit Gerste, dem die stickstofflose Nährstofifmischung gegeben worden war, der aber statt mit destillirtem Wasser, mit dem im Regenmesser gesammelten Regenwasser begossen worden war, welches während der Vege- tationszeit der Pflanzen fiel, producirte 0,200 Gr. trockne Gerste statt 0,184, In einer anderen Versuchsreihe wurde mit Hülfe einer sonst günstigen aber stickstofl'losen Nährstoffmischung erhalten ein Körnerertrag von 248 Assimiliition und Ernäbrung. Weizen Roggen Hafer Gr. Gr. Gr. 0,002 0,218 0,330 Dieser Körnerertrag wurde gesteigert um: durch Zusatz von Stickstoff pro 1 Million Boden, Gr. Gr. Gr. 7 0,553 0,832 0,929 14 1,708 1,944 2,605 21 2,767 2,669 3,845 28 3,763 4,172 6,211 42 6,065 5,162 7,033 56 7,198 7,133 9,052 84 9,257 8,698 9,342 lieber die Resultate einer ähnlichen Versuchsreihe mit Zusatz verschie- dener Quantitäten von Kali zum Boden haben wir im X. Jahrgange dieses Jahresberichtes (1867. S. 117) speciellere Mittheilung gemacht und gestatten uns darauf zurückzuweisen. Tyrosin als Das Tjrosin als stickstofflieferndes Nahrungsmittel bei Nahinngs- der Vcgetatiou der Eoggenpflanze in wässriger Lösung von mittel der ^ ^^Iff.*) Roggen- -' pflanze. Um ZU erfahren »ob das Tyrosin von den Wurzeln der Pflanze aufge- nommen und weiter zu den stickstoffhaltigen Gebilden derselben verarbeitet werden kann, nicht aber erst solche chemische Umsetzungen erleiden muss, bei denen als Spaltungskörper Ammoniak auftritt,« wurde ein Eoggensame in destillirtem Wasser zum Keimen gebracht und die junge Pflanze am 19. Juni 1866 in eine Lösung gestellt, welche pro Liter 0,500 Gramm Chlorkalium 0,100 » phosphorsaures Kali 0,200 » schwefelsaure Magnesia 0,170 » phosphorsauren Kalk (SCaO, PO5) 0,500 » Tyrosin enthielt und welcher eine geringe Menge phosphorsaures Eisenoxyd zugesetzt wurde. Die Entwickelung der Pflanze ging anfangs gut von Statten, sie vegetirte den ganzen Winter hindurch und lebte bis Ende August 1867. Während dieser Zeit wurde die Nährstofflösung wiederholt durch neue Lösung von ähnlichem Gehalt (mit nur geringen Veränderungen in Bezug auf das Kali- und das Kalk - Phosphat) ersetzt und bei dieser Gelegenheit immer der von der Pflanze zurückgelassene Rest der alten Lösung auf Ammoniak geprüft. Die Pflanze hatte im Ganzen 76 Blätter und 16 Halme producirt. Die Länge der letzteren schwankte von 15 bis zu 50 CM. 10 Halme hatten Aehren von 2,5 — 7 CM. Länge hervorgetrieben, bei 3 anderen waren verkümmerte *) Die landwirthschaftl. Versuchsstationen. 1868. S. 13. Assimilation nnd Ernährung. 249 Aehren innerhalb der obersten Blattscheicle sitzen geblieben und die letzten drei, lange schwache , noch frisch grüne Halmsprossen hatten bei der Ernte noch keine Aehre angesetzt. Von den Aehren hatten 7 zu verschiedenen Zeiten geblüht, keine aber hatte einen Samen gebildet. Das Gewicht der bei 100° getrockneten Erntemasse betrug: Wurzebi 1,251 Gr. untere Stengelglieder .... 0,826 » Hahne (über den 1. Glieder) . 1,827 » Blätter 3,375 » Blattscheiden 1,423 » Aehrchen 0,413 » Ganze Pflanze 9,115 Gr. Der Gehalt an Stickstoff wurde gefunden in den Wurzeln 3,36 Proc. ersten Stengelgliedern ... 1,82 » Halmen 1,68 » Blättern 1,63 » Blattächeiden 1,80 » Aehrchen 2,67 » Der Stickstoffgehalt der ganzen Pflanze wurde durch Analyse gefunden berechnet 1,83 Proc. 1,97 Proc. Die Pflanze hatte mithin während ihrer ganzen Vegetationszeit 0,18 Gr. Stickstoff aufgenommen, was einem Verbrauch von 2,3 Gr. Tyrosin entspricht. In den verabreichten Lösungen waren in Summa etwa 4,5 Gr. Tyrosin gegeben worden und die Pflanze hatte hiernach etwas über die Hälfte von dem Stickstoff des in Summa in Lösung befindlichen Tyrosins assimilirt. In den zeitweilig untersuchten von der Pflanze hinterlassenen Eesten der Ernährungsflüssigkeit konnte mit Hülfe des Azotometers nie eine Spur Am- moniak nachgewiesen werden ; ebenso wurde, wenigstens in dem bei der Ernte verbleibenden Lösungsrückstande, nach Salpetersäure vergeblich gesucht. Da- gegen enthielten diese Rückstände noch unverändertes Tyrosin und daneben noch einen stickstoffhaltigen Körper, welcher sich theils während der Vege- tation, theils beim Eindampfen der Lösung behufs analytischer Untersuchung (mit dem phosphorsaurem Kalke) in Flocken abschied. Dieser stickstoffhaltige Körper, der nicht Tyrosin sein kann, weil dieses in kochendem Wasser löslich ist, wird vom Verf. für ein Umbildungsproduct des Tyrosins gehalten, konnte aber noch nicht näher untersucht werden. In der Pflanze selbst war Tyrosin nicht nachzuweisen, wenigstens konnte in den wässrigen Auszügen der Blätter und Halme mittelst der Ho ffmann 'sehen Probe nichts davon aufgefunden werden. Nur in dem wässrigen Auszuge nrn • Assimilation und Ernährung. der Wurzeln Hess sich eine geringe Spur (ganz schwach rosenrothe Färbung) erkennen. Das Resultat seines Versuchs fasst Wolff in folgenden 4 Sätzen zu- sammen : »1, Die ßoggenpflanze war im Stande bei ihrer Vegetation in den ge- gebenen Lösungen, die als stickstoffhaltige Nahrung nur reines Tyrosin ent- hielten, ein Vielfaches des Samengewichts an Blättern, Halmen, Wurzeln und Aehren zu produciren. 2. Das Tyrosin wird wahrscheinlich zum Theil in der Vegetationsflüs- sigkeit umgebildet, aber unter den Umbildungs- oder Spaltungskörpem des- selben tritt Ammoniak nicht auf. 3. Das Tyrosin geht, wenn es als solches in die Wurzeln aufgenommen wird, nicht in die obern Organe der Pflanze über. 4. Der aus dem Tyrosin in die Pflanze übergeführte Stickstoff erfährt in den einzelnen Organen eine Vertheilung, welche der bei den natürlichen Vorgängen in den Bodenpflanzen ähnlich genannt werden muss.« Wenn die Versuchspflanze sowohl was Energie in der Production, als besonders Samenbildung anlangte, nicht befriedigte, so glaubt Verf. den Grund nicht in der für die Stickstoffnahrung gewählten Form, sondern vielmehr in einer nicht ganz geeigneten Form der der Pflanze bezüglich ihrer unorga- nischen Nährstoffe gebotenen Mischung suchen zu müssen und verspricht weitere Versuche in dieser Richtung. Ammoniak- A mmo ui a k salze als stickstoffliefernde Nahrungsmittel für salze als ^j-g Vegetation der Maispflanze in wässrigen Lösungen von Nahrungs- .^ „ ^. mittel der W. Hampe.*) Maispflauze. Vcrf. Stellte dio Versuche zur Controle einer früheren Versuchsreihe (cfr- Jahresbericht 1867. S. 123) diesmal in Gemeinschaft mit P. Wagner an. Als Nährstoffquelle wurden 3 Lösungen benutzt, welche pro Liter folgende Salze enthielten: Lösung A. KO 1 KO, PO5 0,3950 Gramm (1 Aeq. gg^} PO5) 2NH4O1 „^ , 2NH4O, PO5 0,4118 „ (1 „ 2Q j PO5) CaCl 0,0928 „ (V2 „ CaCl) MgOSOs 0,1004 „ (V2 „ MgO, SO3 + 7 aq.) re2 03,P05 ? „ (X „ Fe2 03,P05). 1,0000 Gramm. •) Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen. 1868. S. 175. Assimilation und Ernährung. 251 Lösung B. KÖPO5 0,3690 Gramm (1 Aeq. ^^^ | PO5) KO,NH4 0,P05 0,4504 „ (1 „ NHiO^POs) HO J CaCl 0,0867 „ (V2 „ CaCl) MgOSOs 0,0939 „ (V2 „ MgO, SO3 + 7 aq.) Fe2 03,P05 ? „ (X „ Fe2 03,P05). 1,0000 Gramm. Lösung C. K0,S03 0,3250 Gramm (1 Aeq. KO, SO3) 2NH4O 2NH4 0,P05 0,4595 „ (1 „ ^q jPOs) CaCl 0,1035 „ (V2 „ CaCl) MgO, SO3 0,1120 „ (V2„ MgO,S03 + 7 Fe2 03,P05 ? „ (X „ Fe2 08,P05). 1,0000 Gramm. Die Lösungen A und B reagirten schwach sauer, C dagegen schwach alkalisch und war trübe in Folge der Abscheidung von phosphorsaurem Kalk. Am 5. Mai wurden einige junge Maispflanzen in die Lösungen A und B gebracht, am 2. Juni erhielten 2 andere Keimlinge die Lösung C. Alle 8 Tage fand eine Erneuerung der Lösung statt. Die Lösung C zeigte sich sofort als ungeeignet, die Pflanzen entwickelten sich darin gar nicht, die Wurzeln gingen allmählich in Fäulniss über und waren schon am 20. Juni fast völlig abgestorben. In Lösung B vegetirten die Pflanzen anfangs gut und ziemlich gleich- massig. Nach einiger Zeit ging aber das gute Aussehen der Pflanzen verloren, beim Hervorbrechen des 4., 5., 6. oder 7. Blattes trat Chlorose ein, endlich stockte auch die Wurzelentwickelung. Später erholte sich zwar eine von den erkrankten Pflanzen wieder und producirte von da ab nur dunkelgrüne Blätter, brachte es aber nicht zu einer erheblichen Massenproduction und wurde nicht weiter gepflegt. Ihr Erntegewicht betrug trocken: 1,609 Gr. Stengel und Blätter und 0,301 Gr. Wurzeln. Die Pflanzen der Lösung A verhielten sich zunächst ganz, wie die der Lösung B. Anfangs gut und gleichmässig vegetirend, erkrankten sie nach einiger Zeit an Chlorose und gingen zum Theil zu Grunde. Aber auch hier erholte sich eine Pflanze, kräftigte sich rasch und nahm bald ein viel mäch- tigeren Aufschwung in ihrer ganzen Vegetation als die Pflanze der Lösung B. Dieselbe blühte rechtzeitig männlich und weiblich, erreichte eine Höhe von 75 CM. und brachte einen Kolben mit 40 sehr schönen keimfähigen Samen. 252 Assimilation nnd Ernährung. Bei der Ernte derselben wurde gefunden an Trockensubstanz In der Trockensubstanz Gr. Stickstoff Asclie Wurzehi 1,302 — 6,089 Proc. Stengel und Blätter . . 11,323 2,012 Proc. 7,904 » Körner 12,924 2,531 » 1,502 » Ganze Pflanze .... 25,530 — » — Die Lösung A war anfangs in der Concentration von i/2pro mille gegeben, am 25. Mai mit einer 1 pr. m. haltenden vertauscht und diese wieder am 20. Juni durch eine von V4 pro mille Gehalt ersetzt worden. Als zur Blüthe- zeit die älteren Wurzeln der Pflanze anfingen zu faulen und sich mit Schwefel- eisen zu bedecken, wurde die Salzlösung ganz entfernt und von da ab bis zur Eeife nur destillirtes Wasser verabreicht. Merkwürdigerweise war die erste Erkrankung der Pflanze der Zeit nach gerade mit der Verabreichung der concentrirten 1 p. m. Lösung und die Genesung derselben mit dem Ueber- gang zur verdünnten V4 p. m. Lösung zusammengefallen. Es war demnach die Frage, ob man hierin ein Verhältniss von Ursache und Wirkung annehmen und jenen TJebergang von ausgeprägter Chlorose zu normalem Wachsthum durch die Einführung der verdünnten Nährstofilösuug erklären sollte. Zur Entscheidung dieser Frage brachte Hampe noch Ende Juli je eine in destillirtem Wasser angekeimte Maispflanze in 1/4 p. m. Lösung A, B und C, welche alle 8 Tage ohne Veränderung der Concentration erneuert wurde. Die Pflanzen in B und C vegetirten gut, so lange der Nährstoff des Samens ausreichte, aber von der Bildung des 4. Blattes an trat Chlorose ein und die Pflanzen gingen zu Grunde. Bemerkenswerth erschien dabei, dass sich die Wurzeln in Lösung C trotz der — allerdings sehr schwach — alkalischen Eeaction derselben sich weiss und durchaus gesund erhielten. Die Pflanze in A machte ganz dieselbe Entwickelungsgeschichte durch, wie die im Frühjahr angestellte, mit concentrirtereren Lösungen genährte und oben näher geschilderte. Anfangs gesund und befriedigend, dann erkrankt, chlorotisch und dem Eingehen nahe , erholte sich dieselbe später äusserst rasch, entfaltete ein kräftiges Wachsthum und blühte noch Mitte September rechtzeitig männlich und weiblich. Verf. bemerkt, dass das ganz gleiche Verhalten der beiden Pflanzen auf ihn den Eindruck gemacht habe, »als könne die Maispflanze in frühster Jugend das Ammoniak nicht im Organismus verwerthen, als erlange sie diese Fähigkeit erst mit einer gewissen Ausbildung,« hält aber mit Kecht noch weitere Ver- suche für nöthig, um diese Ansicht sicher zu stellen, oder eventuell zu widerlegen. Jedenfalls kann man wohl nach dem vorliegenden Eesultate, wenn man die häufige Erneuerung der Lösung in Rücksicht zieht, die Thatsache nicht mehr bezweifeln, dass die Ammonsalze den Pflanzen als brauchbares Material zum Aufbau ihrer stickstoffhaltigen Bestandtheile dienen können. Assimilation und Ernährung. 253 Ein Vegetations-Versiich mit Harnsäure als einziger Stick-Kann Harn- stoff-Verbindung der Nährstoff-Lösung von W. Hampe.*) «äure ais Stickstoff He- in einer Lösung, welche in 1000 CG. folgende Salze enthielt femdesNah- ■gQ . rungsmittel K0,P05 : 0,4987 Gramm (1 Aeq. ^ ^ [ PO5) fürdieMais- ^ ■°-*-' ' pflanze die- nen? I10H2K2N4O6 ; ; 0,2578 j» (V4 „ [C10H2K2N4O6]) Ca Gl ; : 0,1169 )) (V2 „ Ca Gl) MgO, SO3 : ; 0,1266 j> (1/2 „ MgO, SO3 + 7 aq.) Fe2 03,P05 : ? j> (X „ FeaOa^POs). 1,0000 Gramm, entwickelte sich eine Maispflanze, ohne je bleichsüchtig oder krank zu werden bis zu einer Höhe von 95 CM. Die männliche Biüthe bildete sich früher aus, als die weibliche und hatte schon abgestäubt, als die Griffel hervorbrachen. Durch künstliche Uebertragung des Pollens einer anderen Maispflanze wurde keine Befeuchtung erzielt; nur zwei unreife Körner wurden bei der Ernte am Kolben vorgefunden. Die Pflanze gab an Trockensubstanz in der Trockensubstanz Gr. Stickstoff Asche Wurzebi 1,110 — 6,951 Proc. Stengel und Blätter . . 13,751 1,502 Proc. 6,540 » Körner ? — 1,700 » Ganze Pflanze .... 14,861 — — Während der Dauer des Versuchs, welcher am 4. Juni, mit einer 1/2 p. m. Lösung begonnen hatte, wurde viermal und zwar am 21. Juni, 3., 9. und 20. Juli frische 1 p. m. Lösung und zweimal am 1. und 15. Juli statt derselben destil- lirtes Wasser gegeben. Vom 27. Juli ab wurde bis zur Ernte nur destillirtes Wasser verabreicht, weil mit dem Hervortritt der männlichen Biüthe die Lösung zu faulen begann und sich auf einigen Wurzeln Schwefeleisen absetzte. Bei jedem Wechsel der Nähr - Flüssigkeit wurde der von der Pflanze gelassene Lösungs - Rückstand untersucht und darin niemals Harnsäure, son- dern nur (meistens sehr geringe Mengen) Ammoniak aufgefunden. Li welche Verbindungen die Harnsäure sich zerlegt, Hess sich trotz aller Mühe nicht constatiren. Das Eesultat des Versuchs fasst Hampe in den Satz zusammen: »Auch dieser Versuch gestattet daher, ebenso wie meine früheren,**) nicht den Schluss, dass die Harnsäure als solche in die Pflanze eingetreten und assimilirt sei, sondern nur, dass unter den Versuchsverhältnissen aus ihr ernährungsfähige Zer- setzungsproducte entstehen, welche entweder allein oder in Gemeinschaft mit dem harnsauren Kalium die Pflanze mit ver- werthbarem Stickstoff versorgt haben.« *) Die landwirthschaftL Versuchsstationen 1868. S. 180 •*) cfr. Jahresbericht 1866. S. 188. 254 ABsimilation und Ernährang. Ist Hippur- Ein Vegetationsversuch in wässriger Lösung, welche Hip- saure eine pyj-gäure als ein zigc S tic ksto ff Q ueUe enthielt, von W. Hampe.**) geeignete o t. j k i Stickstoff. Eine Nährstoff lösung von folgendem Gehalt pro Liter Nahrung für "KO 1 den Mais? KO, PO5 : 0,3006 Gramm (1 Aeq. gg-Q } PO3) CisHgKNOe : 0,5525 „ (1 „ CisHsKNOe) CaCl : 0,0705 „ (V2 „ CaCl) MgOSOg : 0,0764 „ (V2 „ MgO, SO3 + 7 aq.) Fe203,P05: ? „ (x „ Fe203,P05). 1,0000 Gramm, wurde mit zwei jungen Maispflänzchen besetzt. Diese Lösung wurde anfangs in der Concentration von 1/2 pro mille, vom 16ten Versuchstage au als 1 p. m. Lösung gegeben, bis zur Blüthe der Pflanzen sechsmal erneuert, inzwischen aber zweimal vorübergehend und von der Blüthe an (wegen eintretender Wurzel- fäule) bis zur Ernte ganz durch destillirtes Wasser ersetzt. Die beiden Pflanzen entwickelten ihre Wurzeln und Blätter durchaus gesund und normal, blieben aber im Ganzen zart und klein. Die männliche Blüthe wurde lange vor der weiblichen hervorgetrieben und wegen Mangels an Pollen konnte nur der Kolben der einen Pflanze künstlich befruchtet werden. Bei der Ernte war die eine Pflanze 48 CM., die andere 61 CM. hoch. Der befruchtete Kolben enthielt 24 Körner, die sich als keimfähig bewiesen. Es wurde erhalten: Trockensubstanz in der Trockensubstanz Gr. Stickstoff Asche von Pflanze a Wurzehi 0,415 — Proc. 5,930 Proc. Stengel und Blätter . . 2,452 2,230 » 6,281 » Kömer 2,102 2,014 » 1,232 » Ganze Pflanze .... 4,969 — — von Pflanze b Wurzeln 1,325 — 6,900 » Stengel und Blätter . . 9,t^30 2,142 » 6,810 » Körner 0,000 — — Ganze Pflanze .... 10,955 — — Die von den Pflanzen hinterlassenen Lösungs-Rückstände wurden jedesmal analytisch geprüft. Hippursäure Hess sich darin nicht mehr nachweisen, sondern statt ihrer Benzoesäure. Einige Male wurde bei der Prüfung ein eigenthümlicher, lebhaft an Buttersäure erinnernder Geruch bemerkt; Am- moniak wurde nur in dem während der Blütheperiode verbliebenen Flüssig- keitsrest aufgefunden. Diese analytischen Ergebnisse würden zu der Vermuthung führen, dass die Hippursäure durch den Vegetationsprocess in Glycocoll, welches dem Stoffwechsel unterlag, und in Benzoesäure, welche als für den Organismus *) Die landwirtbschaftl. Versuchsstationen 1868. S. 183 Assimilation und Ernährnng. 255 unverwendbar in der Mlirstofflösung verblieb, gespalten worden war, — wenn nicht ein misslicher Umstand alle Scblussfolgerungen in dieser Eichtung verböte. Es bildete sich nämlich auf der Nährstofflösung während der Vegetation ausnahmslos binnen wenigen Tagen eine dichte, rasenartig verfilzte Pilzdecke, die trotz aller angewandten Sorgfalt nicht fern zu halten war. Dieselbe Pilzdecke bildete sich auch in kurzer Zeit auf einer Lösung, in welcher keine Pflanzen vegetirten und diese Lösung erhielt dann (wahr- scheinlich in Folge davon) ebenfalls an Stelle der Hippursäure nur Benzoe- säure. (Die Nachweisung des Glycocolls in dieser Flüssigkeit gelang nicht mit Sicherheit). Glycocoll als stickstofflieferndes Nährmittel für die Vege- Giycocoiiais tation der Maispflanze in wässrigen Lösungen von W. Hampe.*) ^f,^^""^^: ^ o o r '' mittel für die In ein 4 V2 Liter fassendes Gefäss wurde eine Nährstofflösung gebracht, Maispflanze. welche pr. 1000 CC. enthielt: phosphorsaures KaU . . 0,3006 Gr. Chlorcalcium 0,0705 » schwefelsaure Magnesia . 0,0764 » Glycocoll 0,2700 » und eine geringe Quantität phosphorsaures Eisenoxyd. In diese Lösung wurden zwei junge Maispflänzchen gesetzt, von denen die eine a in ausgelaugten Sägespänen, die andere b in destillirtem Wasser angekeimt war. Pflanze b entwickelte sich vom ersten Augenblick an kräftig, gesund und üppig, blühte gleichzeitig männlich und weiblich, wurde 80 CM. hoch und brachte in 2 Kolben schöne Körner. Pflanze a, deren Wurzeln schon während der Keimperiode in den Säge- spänen gelitten hatten, blieb immer hinter b zurück; sie entwickelte ihre weibliche Blüthe früher als die männliche, producirte aber nach erfolgter künstlicher Befruchtung noch 15 gute und 3 schlechte Körner. Die Ernteresultate waren folgende: Trockensubstanz in der Trockensubstanz Pflanze a Crr. Stickstoff Asche Wurzeln 0,513 — Proc. 6,245 Proc. Stengel und Blätter .... 6,221 1,954 » 7,315 « Körner 2,533 2,403 » 1,432 » Ganze Pflanze 9,267 — — Pflanze b Wurzehi 0,801 — » 6,978 » Stengel und Blätter .... 9,928 2,100 » 7,132 » Kömer 13,857 2,501 » 1,652 » Ganze Pflanze ...... 24,586 — • — •) Die landwirthschaftl. Versuchsstationen 1868. S. 186. 256 Assimilation and Ernährung. Die Lösung war bis zur BlQthezeit der Pflanzen wiederholt erneuert und von da ab durch destillirtes Wasser ersetzt worden. Bei jeder Erneuerung wurde der Lösungs-ßückstand auf Glycocoll und Am- moniak geprüft. Ersteres liess sich stets, letzteres nur einmal (in der Blüthe- periode) nachweisen, obwohl sich einigemale etwas Schimmel auf den Lösungen eingefunden hatte. Nach diesen Resultaten kann es nicht zweifelhaft sein, dass das Glycocoll als solches assimilirt und von den Pflanzen als brauchbares Material zur Er- zeugung ihrer stickstoffhaltigen Körperbestandtheile verwendet werden kann. Einfluss der Ueber die Folgen der Waldstreu -Entnahme für die Wal- waidstreu- dujjgen hat H. Krutzsch eine Eeihe dankenswerther Untersuchungen aus- Entnahme ° auf den Holz- §'6iührt uud berichtet über die bis zum Jahre 1865 (incl.) erhaltenen Ee- zuwacbs. SUltate. *) Es wurden im Jahre 1860 resp. 1861 1. in einem 60jährigen Bucheubestand, auf einem durch Verwitterung des Gneises entstandenen milden Lehmboden stockend, 2. in einem 45jährigen Kiefernsaat-Bestande uud 3. in einer 46 Jahr alten Kiefern-Pflanzung, beide auf Diluvialsand stehend, 4. in einem 45jährigen Fichten-Bestaude — Saat — und 5. in einer gleichaltrigen Fichtenpflanzung, beide auf einem aus verwittertem Porphyr hervorgegangenen thouigen Boden liegend, je zwei Versuchsflächen von ä ein Drittel sächs. Acker Grösse ausgemessen und versteiüt. Auf dereinen, der »Streufläche« wurde alljährlich die Streu mit Eechen (in den Fichtenbeständen mit Besen) weggenommen, gewogen und ihr Gehalt an Trockensubstanz bestimmt; dabei trug man Sorge, nur die unverwesten Pflanzentheile, nicht aber den bereits gebildeten Humus zu entfernen. Auf der andern, der »Probefläche«, blieb die Streu unberührt liegen. Auf beiden Flächen aber wurde jedes Jahr der Zuwachs der Stämme bestimmt und zwar auf die Art, dass man auf den Versuchsflächen des Buchenbestandes von je 25 nummerirten Bäumen den Stammdurchmesser mit- telst einer sehr genauen Kluppe feststellte; während in den Kiefern- und Fichten-Beständen im 5, Versuchsjahre Probebäume gefällt, davon in ver- schiedenen Höhen Abschnitte genommen und an diesen die Jahresringe ge- messen wurden. Bei Beginn des Versuchs fand man auf den Versuchsfiächen: *) Der chemische Ackersmann 1868. S. 34. Assimilation and Ernährung. 257 Stämme Stamm grimdfläche Buchenbestaud Kiefemsaat Kiefernpflanzung . I Ficht ensaat , ••I Fichtenpflanzung . i Streufläche Probefläche Streufläche Probefläche Streufläche Probefläche Streufläche Probefläche Streufläche Probefläche Stück 1773 1428 1395 1278 2088 1860 1581 1395 1434 1494 G Fuss 234,24 227,77 284,70 271,34 324,13 290,35 253,67 259,77 331,37 310,22 Von den Streuflächen wurde weggenommen an Streu -Trockensubstanz pro Sachs. Acker berechnet: Waldstreu von früheren Jahr Laub oder Nadelfall 1861 » » » 1862 » » » 1863 » » » 1864 » » » 1865 Buchen- Kiefem- Kiefern- Fichten- Fichten bestand saat pflanzung saat pflanzung Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. en 10554 23071 21334 19592 14623 . 4640 _ _ — _ . 5031 6530 5438 3775 8585 . 4328 5468 4946 4979 5792 , 3781 5491 4825 4539 5491 2951 3745 4135 5159 5687 Die in den Versuchsjahren gebildeten Stammholz - Jahresringe ergaben bei der Messung Fläche in d Millimetern: Buchenbestand Probe- Streu- Kiefernsaat Probe- Streu- Kiefempflanzung Probe- Streu- Fichtensaat Probe- Streu- Fichtenpflanzung Probe- Streu- fläche fläche fläche fläche fläche fläche fläche fläche fläche fläche DMM. GMM. GMM. DMM. DMM. GMM. DMM. DMM. DMM. DMM. 1861 — — 737 527 420 665 639 742 797 792 1862 1025 1022 604 410 371 530 566 630 657 672 1863 1087 1164 581 285 349 430 627 687 678 669 1864 1049 993 485 206 289 366 535 637 604 610 1865 838 629 429 234 284 367 565 603 566 534 In dem Buchenbestande war neben der Streufläche noch eine dritte gleich grosse Parzelle abgesteckt worden, welcher man nicht nur wie die Probe- fläche ihren Laubfall liess, sondern noch ausserdem die von der Streufläche weggenommene Streu alljährlich zuführte. Der Holzzuwachs gestaltete sich auf ihr im Vergleich zu den beiden schon erwähnten Flächen wie folgt: Jahresbericht, XI. u. XII. 17 258 Assimilation und Ernährung. Buchenbestan d Auf letztere!* .„ Probe- Streu- Dritte ^^^fgegehütte- ^^S^"' fläche Fläche Fläche t^g L^ub ^^" DMM. DMM. DMM. Pfd. Par. Zoll. 1861 _ _ _ 3518 ~ 1862 1025 1022 1058 1547 — 1863 1087 1164 1002 1677 26,67 1864 1049 993 975 1443 19,63 1865 838 629 849 1260 22,74 Verf. schliesst aus diesen Zahlen, dass sich der Einfluss des Streurechens überall sofort durch ein anfangs allmähliges, später rapides Sinken des Laub- falls und der Holzbildung kenntlich mache. Die in Bezug auf den Nadel- fall in den Fichtenbeständen entgegenstehenden Zahlen werden theils durch die Schwierigkeit, die kurzen Nadeln vollständig zusammen zu bringen, er- klärt, theils dadurch, dass die Fichten, deren Saugwurzeln durch die erste Streueutnahme biosgelegt und vielfach verletzt wurden, diesen Schaden mit der Zeit ausheilten und später wieder mehr Nadeln ansetzten, welche den Abfall vergrösserten. Eeferent kann diese Beziehungen nicht so deutlich erkennen, wie der Verf.; vielmehr schien es ihm — in Anbetracht — dass für alle die vor- liegenden Bestimmungen eine weite Fehlergrenze gestattet werden muss und geringere Differenzen nicht zu berücksichtigen sind und dass — (wie der Buchenbestand zeigte) das Jahr 1862, das Anfangsjahr für die meisten Ver- suchsreihen, in Bezug auf den Laubfall ein besonders begünstigtes war, — als ob eine ansehnliche Verminderung des Laubfalls in Folge alljährlicher Streuentnahme bei den Buchen und Kiefern erst nach 4 Jahren, bei den Fichten auch dann noch nicht durch die Versuche constatirt wäre. Gleicher- weise würde Eeferent aus den Bestimmungen des Holzzuwachses schliessen, dass nur in den auf armem Sandboden stehenden Kieferbeständen der Holz- zuwachs sofort nach der Streuentnahme sank, während sich in den auf reicheren Bodenarten stehenden Buchen- und Fichtenbeständen der schädliche Einfluss des Streurechens erst im vierten Versuchsjahre kenntlich machte; — es wurde gefunden die Breite des Jahresringes In der Fichtensaat . . . . J lu der Fichtenpflanzung { ,o„. i 1od4 — 193 — 182 auf der Probe- auf der Streu- fläche fläche GMM. QMM. 1861 639 742 1864 535 637 — 104 - 105 1861 797 792 1864 604 610 Assimilation und Ernährung. 259 In dem Buclienbestande waren in den drei ersten Versuchsjahren augesetzt worden Jahi'esringe Fläche I Fläche II Fläche III ohne Streu Streu noch Streurechen entnommen zugeführt DMM. DMM. DMM. 1862 1025 1022 1058 1863 1087 1164 1002 18G4 1049 993 975 Summa 3161 3179 3035 Wie aus einer Andeutung im Originale hervorgeht, ist die Fortsetzung dieser Versuche beabsichtigt und voraussichtlich werden die Kesultate des zweiten Lustrunis den schädlichen Einfluss der Streuentnahme auch auf bessern Bodenarten in voller Schärfe hervortreten lassen. Für den vortheilhaften Einfluss verlängerter Vegetations- zeit auf den Ertrag der Kunkelrübe giebt eine Arbeit von 0. Lehmann einen neuen Beweis.*) Auf dem Versuchsgute der Akademie Tharand wurden am 19. Februar 1867 Eunkelrübeu- Samen in durch Pferdedünger erwärmte holländische Frühbeet- kästen ausgesäet. Bis Anfang Mai hatten sich dieselben soweit entwickelt, dass sie nicht wohl länger in den Kästen zu halten waren ; die Eüben hatten die Stärke eines Daumens erlangt. Am 8. Mai wurden auf einem Versuchsfelde sechs Parcellen abgetheilt, von denen zwei mit solchen Frühbeet -Kunkeln bepflanzt, zwei mit Kunkelkernen belegt und zwei vorläufig frei gelassen wurden. Da der gleiche Versuch auch noch auf dem allgemeinen Kübenschlage projectirt war, durch die in Folge des ganz abnorm späten und nassen Früh- jahres verzögerte Bestellung aber dort nicht gleichzeitig ausgeführt werden konnte, so wurden die hierzu bestimmten Frühbeetpflanzen vorläufig auf ein Gartenbeet versetzt. Am 2. Juli waren die im Versuchs -Felde gesäeten Kunkeln genügend entwickelt, um verzogen zu werden. Mit den dabei gewonnenen Pflanzen wurden sofort einerseits die beiden dort reservirten Parzellen bepflanzt; anderntheils wurden sie neben den interimsweise auf ein Gartenbeet versetzt gewesenen Frühbeetpflanzen auf die Versuchsparzellen im Kübenschlage ge- bracht. Bei der vom 12. bis 15. November erfolgten Ernte wurde erhalten pro Sachs. Acker: Ueher deu Einfluss ver- längerter Vegetations- zeit auf deu Ertrag der Runkelrübe. *) Der chemische Ackersmanu. 1868. S. 65. 17* 260 Assimilation und Ernähiiine;. Par- celle No. Kerne und Pflanzen i Durchschnitts - Vege- Gewicht. tations- Rüben Blät- Sa. der Blät- zeit ter einer Rübe ter einer Rübe Tage Ctr. ctr. ctr. Pfd. Pfd. A. imVersuchsfelde. 30670 Pflanzen pro Acker). Kerne am 19- Febr. im Frühbeete aus- gelegt Pflanzen am 8. Mai aufs Feld versetzt Kerne am S.Mai auf dem Felde ausgesäet, nicht verpflanzt Kerne am 8. Mai auf dem Felde gelegt, Pflanzen am 2. Juli versetzt . . . Kerne am 19. Febr. im Frühbeete aus- gelegt, Pflanzen am 8. Mai aufs Feld versetzt Kerne am 8. Mai auf dem Felde aus- gesäet, nicht verpflanzt ..... Kerne am 8. Mai auf dem Felde aus- gelegt, Pflanzen am 2. Juli versetzt B. im Rübenschlage. (23003 Pflanzen pro Acker). Kerne am 19. Febr. im Frühbeete ausge- legt, Pflanzen am 15. Mai in d. Garten, am 2. Juli auf's Feld versetzt . . . Kerne am 8. Mai auf dem Felde ausgelegt u. am 2. Juli verpflanzt 1 266 188 188 266 188 188 268 190 795 198 993 2,60 380 141 521 1,24 252 167 419 0,82 612 145 757 1,99 259 99 358 0,84 236 150 386 0,77 460 130 590 2,00 262 141 403 1,14 0,64 0,46 0,54 0,47 0,32 0,49 0,56 0,61 Die Pflanzen mit langer Vegetationszeit lieferten hiernach überall circa doppelt soviel Masse an Rüben, wie die Pflanzen mit kurzer Vegetationszeit. Dieser enorme Erfolg kann an sich nicht so wunderbar erscheinen, wenn man bedenkt, dass die Heimath der Eunkel an den Küsten des adriatischen Meeres zu suchen ist und dass die vorliegenden Versuche in einem dem Wachsthum der Eüben sehr ungünstigen Jahre und auf einem nassen, schweren, flachgründigen Thonschieferboden ausgeführt wurden, welcher auf einem allen Angriffen der Stürme ausgesetzten Plateau von 325 Meter Meereshöhe unter 31°, 14' östlicher Länge und 50°, 59' nördlicher Breite gelegen ist. Trotzdem kann man nicht ganz übersehen, dass die Versuchsbedingungen für die mit einander verglichenen Pflanzen von langer und von kurzer Vege- tationszeit hier nicht vollkommen gleich waren; die ersteren hatten ihre jugend- liche Ausbildung einem Mistbeet zu verdanken, den letzteren war hierzu nur Assimilation und Ernährung. 261 eiu gewöhulicher Ackerboden zur Verfügung gestellt worden; freilich war dieser Ackerboden vor Winter mit 30 Fudern Stalldünger per Acker gedüngt und, weil er Ende April noch zu uass und schwer war, im Frühjahre mit 60 weiteren Fuhren Stalldünger bedacht worden, so dass die 8 Zoll dicke Ober- krume schliesslich auf eine starke Düngerschicht zu liegen kam; sicher aber würden die Kesultate bei einer etwas veränderten Anordnung des Versuchs an Beweiskraft gewonnen haben — z. B. wenn drei bis vier gleich hergestellte Frühbeete zu verschiedenen Zeiten, etwa im Februar, März, April und Mai mit Eunkelkernen besäet und die Pflanzen aus diesen allemal dann auf die verschiedenen gleichbestellten Versuchsparzellen übertragen worden wären, wann sie einen bestimmten allen gleichen Entwicklungsgrad erreicht hatten. Wir haben noch anzuführen, dass sich die Parzellen 1 bis 3 im Versuchs- felde von den Nummern 4 — 6 dadurch unterschieden, dass die ersteren zur Verbesserung des zu bündigen und schweren Thonschieferbodens mit losem Quarzsand überfahren worden waren, die letzteren nicht, — Uebrigens hält Verf. das Verfahren, die Kunkelrübenpflanzen in Früh- beeten heranzuziehen auch im Grossen und bei ausgedehntem Rübenbau für practisch durchführbar, da hierzu Kästen mit Fenstern unnöthig (ja schädlich, weil die Rübenpflanze sich darin leicht übertreiben und die Neigung erhalten, schon im ersten Jahre in Samen zu schiessen) und 3 Fuss tief ausgegrabene Frühbeete mit Strohläden vollkommen genügend sind. 1869. Ueber das Anwelken der Saatkartoffeln, von F. Nobbe*) ueber das An der Versuchsstation Chemnitz wurden 1 867 folgende 5 Versuchsreihen anwelken der Saatkar- mit der Heiligenstädter oder grünen KartoS'el angestellt: toffein. I. Frische Saatknollen rechtzeitig (7. Mai) gepflanzt. Keimentwicklung seh wach. II. Die Pflanzung erfolgte am 30. März. in. Die Knollen am 30. März in's Mistbeet gepflanzt, am 7. Mai vorsichtig ausgehoben und mit ihren 4 bis 6 Zoll langen, grünen, beblätterten Trieben in den Versuchsboden übertragen. IV. Die Knollen am 30. März in feucht gehaltenen feinen Sand gelegt und bei 30 bis 40° C. bis zum 7. Mai aufbewahrt, an welchem Tage die Pflanzung erfolgte. Länge der Keimtriebe: 2 bis 3 Zoll. Einzelne Knollen etwas angefault. *) Die landw. Versuchsstationen. Bd. XI. S. 218; und Amtsbl. für die laudw. Vereine Sachsens. 1S69. S. 27. 262 Assimilation und Ernährung. V, Die Knollen auf trocknera feinem Sande bei 30 bis 40° C. vom 30. März bis 7. Mai aufbewahrt. Sie waren massig gewelkt und etwas ergrünt. Keimtriebe dick und gedrungen, bis V2 Zoll lang. Qualität des Saatgutes, Bearbeitung und Düngung des Bodens, Pflanzraum waren für sämmtliche Versuchsreihen dieselben; die Pflanztiefe betrug für Eeihe II 10 Zoll, für die übrigen Keihen 4 Zoll. Jede Eeihe zu 15 Pflanzen wurde dreimal eingerichtet, so dass man die Resultate von je 45 Pflanzen erhielt. Beobachtungen während der Vegetation: Die Sprosse erschienen über dem Boden von No. III. am 1. Mai, » » IV. » 2. bis 4. Juni, )' » V. » 4. » 6. » » » I. » 6. » 8. » » » IL » 4. » 10. » Hiernach waren die Ende März ausgelegten Kartofi'eln (II) nicht früher emporgesprosst, als die Anfangs Mai gepflanzten. Die angewelkten Knollen (V) hatten die frisch gelegten (I) um 2 Tage überholt, trotzdem die Keime bei der Pflanzung von nahezu gleicher Länge waren. Am 4. Juli ordneten sich die einzelnen Versuchsreihen nach dem Grade der Entwicklung in folgender Weise: 1. 2. III. IV. 3. V. 4. IL Am 16. Juli waren die Eeihen III und V durchgehends die vorgeschritten- sten, die übrigen Reihen Hessen unter sich keine erheblichen Unterschiede erkennen. Die am 15. October erfolgte Ernte, bei welcher keine kranken Knollen gefunden wurden, ergab nachstehende Resultate: Stückzahl der Sprosse: Stückzahl der Knollen: Gewichte d. Knollen : Nummer des N s Co p-l .'S «^ MCCJ 3 a N 1 N 0 0 0 II S N 3 es 0 0 0 1 N PL, CO 0 8 lil Versuchs •<* Ö 0 1 eis a 'S 3 d J25 10 0 'S d 1 oW »— 1 6 > Gramm. I. 237 5,3 9 2 100 695 15,4 25 7 100 333,3 125,0 100 IL 192 4,3 8 1 81 598 13,6 25 6 88 366,7 115,0 HO III. 255 5,7 10 3 108 731 16,3 40 5 105 473,3 141,7 142 VI. 249 5,5 9 2 105 755 17,2 30 6 112 348,3 115,0 102 V. 266 5,9 lü 2 112 887 19,7 32 6 122 433,3 133,3 130 Durch- i schnitt : 24Ü 5,3 101 737 16,4 ^ 1051 390,98 117 Assiniilation und Ernährung. ^fi3 Das Anwelken der Saatkartoffeln (V) hat hiernach im Verhältniss zu den gleichzeitig frisch gelegten Knollen (I) erhöht: den Massenerti-ag der Kartoffeln um 30 Proc. die Knollenzahl » » » 22 » die Sprossenzahl » » >> 12 » Den höchsten — wenn auch dem durch Anwelken erzielten wenig über- legeneu — Ertrag haben die im Mistbeet vorerzogenen Kartoffeln (III) ergeben, wie dies von der grösseren Blatt- und Wurzelfläche, welche die letzteren beim Verpflanzen auf das Feld mitbrachten, zu erwarten stand. Die Vorerzie- Imng im Mistbeet ist im Grossen nicht ausführbar, dagegen empfiehlt sich das Anwelken der Saatknollen unter Lichtzutritt für alle Sorten, welche — wie die Heiligstädter — ein langsames Wachsthum haben*) und daher unter ungünstigen Vegetationsverhältnissen nicht zu voller Eeife gelangen. Denn durch ein massiges Austrocknen der Kartoflelknolle wird der Zellsaft concentrirter, und dies hat zur Folge, dass die Keimungsenergie erhöht und die ganze Entwickelung beschleunigt wird. Eine zu weit getriebene Austrocknung würde natürlich die Keimkraft beein- trächtigen, und ist durch fernere Untersuchungen noch erst der angemessenste Grad der Welke festzustellen. Als vorläufiger Anhalt in dieser Eichtung kann die Beobachtung Nobbe's dienen, dass bei der Sächsischen Zwiebelkartoffel das Welkwerden schon beginnt, nachdem die Knollen kaum 5 Proc. ihres Frischgewichtes oder 6 bis 7 Proc. ihres ursprünglichen Wassergehaltes ver- loren haben. Schliesslich macht der Verf. darauf aufmerksam, dass die künstlich ange- welkten Knollen keineswegs den Kartoffeln gleichzustellen sind, welche im Winterlocal bei Abschluss des Lichtes durch Aussendung langgedehnter Keim- triebe gleichfalls eine gewisse Welke erlangt haben. Denn die geilen Triebe der letzteren brechen beim Auspflanzen leicht ab und besitzen überhaupt nicht diejenige Bildungskraft wie die gedrungenen, kräftigen Keime der in trockner, warmer Luft unter Lichtzutritt angewelkten Kartoffeln. Ueber die Zeitpunkte der Assimilation der Gruudelemente, aus ucber die denen die Pflanzen sich aufbauen, von Isidore Pierre.**) — yerf. Zeitpunkte bediente sich der für derartige Untersuchungen allgemein üblichen Methode, ^^^^ ^^^ welche darin besteht, dass man Pflanzen in verschiedenen Entwickelungsstadien Gnindeie- erntet und ihren Gehalt an organischen Substanzen, an Stickstoff und an °^^"'^' *"'•'= denen die Aschenbestandtheilen ermittelt. Untersucht wurden in dieser Weise vom Verf. pAanzensich Weizen und Raps. aufbauen. *) cf. Jahresbericht. X. Jahrgang. S 136. **) Compt. rend. Bd. (S8. S. 1526. 264 Assimilation und Ernährung A. Weizen. — ]. Es wurden 1862 von einem mit Dammerde gedüngten Felde pro Hectare geerntet Kilogramme: Bestandtheile. 19. April 16. Mai 13. Juni 29. Juni 13. Juli 30. Juli Grad der Entwickelung. Die Halme begannen zu schiessen Nach dem Aufrollen d. obersten Blätter war die Aehre kaum zu ünden Die Aeh- ren began- nen sich zu zeigen Die Aeh- ren hatten abgeblüht Die Mehr- zahl der Aehren begann gelb zu werden Reife Organische Stoffe . . , Stickstoff Kieselsäure Eisenoxyd mit Spuren von Manganoxj'dul- oxyd Phosphorsäure Kalk Magnesia Kah Natron . / ^'4 £-^ :,-^//-,> !.' Es 888,0 35,8 25,2 1,3 7,2 14,8 2,7 16,3 .3,9 2141,1 57,8 67,2 9,3 13,5 26,1 6,3 22,6 4,2 ' -' 1 '' ^?f,3 4962,5 72,6 153,7 14,2 16,7 37,6 7,4 37,2 8,2 2. Es wurden 1864 von einem mit Strassendün versehenen Felde pro Hectare geerntet Kilogramme: 6083,0 73,2 192,0 20,5 18,3 38,0 8,0 42,7 9,7 ?er (an G520,9 68,7 203,8 14,8 15,8 17,4 18,8 40,3 32,3 7,0 7,5 33,2 32,7 9,5 5,7 Cnlornatrium reicn) 6510,5 67,8 206,6 Bestandtheile. 11. Mai 3. Juni 22. Juni 6. Juli 25. Juli Grad der Entwickelung. Vor d. Aeh- renbildung Aehren ent- wickelt Ende der Bliithe Kömer noch weich Reife Organische Stoffe Stickstoff Kieselsäure. . . . Eisenoxyd .... Phosphorsäurc . . Kalk Magnesia KaU Natron 1239,3 50,9 35,3 5,6 9,8 17,5 3,5 22,0 13,8 2787,8 52,1 67,3 5,2 11,9 21,7 3,7 23,4 21,0 '1 0 '-) ■! . -! 5309,1 89,9 127,8 6,9 18,7 31,3 7,5 27,0 24,5 5743,3 5731,6 84,6 78,6 104,0 108,8 6,9 5,9 17,7 16,2 28,6 23,8 6,7 7,5 27,9 23,5 20,6 14,8 m"^ ico.ir nard von dem Verf. Der bedeutende Natrongehalt "des Weizens von 1864 wird'von aus dem Reichthum des Strassendüngers an Kochsalz erklärt.*) *) Nach Peligot — cfr. »Nähere Pflanzenbestandtheile etc.« — gehört der Weizen zu denjenigen VegetabiUeu, deren Aschen keine Natrousalze enthalten. Assimilation und Ernährung. 265 B. Raps. — Es wurden pro Hectare geerntet Kilogramme: 22. März 2. April 6. Mai 6. Juni 20. Juni Grad der Entwickeln ng. Bestaudtheile. Kurz vor der Blüthe; Höhe der Pflanzen 50 Cm. Blüthe ; Höhe der Pflanzen 95 Cm. Die Pflanzen hatten voll- ständig ab- geblüht und eine Höhe von 122 Cm. erreicht. Körnerbil- dung bereits weit vor- geschritten •, Höhe der Pflanzen 136 Cm. Alle Blätter waren ab- gefallen, die Schoten begannen gelb zu werden. Gesammtenite *) .... Aschenbestandtheile . Stickstoff Phosphorsäure Kalk Magnesia u. Alkalien. 2S96 338,7 77,6 30,8 95,6 139,3 3393 393,3 82,4 37,0 112,2 152,3 7172 853,9 121,7 7:^0 259,9 259,9 8045 806,9 116,7 73,6 255,0 213,3 8005 578,1 111,1 78,1 175,9 209,6 Die Resultate dieser Untersuchungen sind eine Bestätigung der bekannten Thatsache, dass die lebhafteste Assimilation zur Zeit der Blüthe stattfindet, dass die Pflanzen gegen das Ende der Blüthe ihr grösstes Gewicht beinahe vollständig erreicht und bereits alle Aschenbestandtheile aufgenommen haben, welche sie zur Zeit der Eeife enthalten. Die durch eine Pflanze herbeigeführte Erschöpfung des Boden an Nährstoffen erreicht mithin ihren Höhepunkt mit dem Stadium der Blüthe, und alle nach dieser Epoche dem Boden zugeführten Dungmittel bleiben ohne Einfluss auf das Ernteergebniss. Zur Erklärung der nach der Blüthe noch stattfindenden Zunahme an organischen Substanzen stellt Verf. für den Weizen folgende Berechnung auf: Vorausgesetzt, dass der active Theil des Pflanzeustandes in diesem Entwicke- lungsstadium eine Höhe von 50 Cm. habe, so würde dies für einen Hectare einer Luftschicht von 5000 Cubm. entsprechen. Ferner angenommen, dass die atmosphärische Luft durchschnittlich 0,0005 ihres Volumens Kohlensäure ent- halte und dass nur die Hälfte dieses Gases von den Pflanzen zerlegt werde, so würde die zerlegte Kohlensäure 5000 . 0,00025 = 1,25 Cubm. = 1,25 . 1,52 . 1,3 = 2,45 Kilogr. betragen. Wenn sich die Luft nur 20 mal des Tages erneuerte, so würden 50 Kilogr. Kohlensäure von den Pflanzen zerlegt und hierbei 50 X 0,2727 = 13,63 Kilogr. Kohlenstoff assimilirt werden. Da endlich der Kohlen- stoff etwa die Hälfte der organischen Pflanzensubstanz ausmacht, so beträgt nach dieser Berechnung die tägliche Zunahme an organischer Materie 13,63 . 2 = 27 Kilogr. , und dies entspricht für die 14 Tage nach der Weizenblüthe einer Zunahme von rund 400 Kilogr. pro Hectare. Diese Zahl entfernt sich nicht zu weit von der wirklich stattgehabten Production. •) Im Original findet sich ein offenbarer Druckfehler, welcher auch m die deutsche Uebersetzung — Wochenbl. d. Annal. d. Ldw. 1869. S. 387 — tibergegangen und da- duixh entstanden ist, dass der Decimalstrich eine Stelle zu weit nach links gertickt ist. 266 Assimilation und Ernährung. ueber die Ueber die Functionen der Blätter, von Boussingault; Fort- der'ßiät'ter sotzung.*) — Zur Erkennung selbst der kleinsten Mengen des bei der Kolilensäurezerlegung durch die Pflanzen frei werdenden Sauerstoffs bediente sich Verf. der nachstehenden Methode: Bekanntlich oxydirt sich der Phosphor an der Luft bei gewöhnlicher Temperatur langsam und verbreitet hierbei Nebel, welche im Dunklen leuchten. Eine Phosphorstange, welche neben ein grünes Blatt in ein nur aus Kohlen- säure und Wasserstoff bestehendes Gasgemenge gebracht wird, kann sich nur auf Kosten des von der Kohlensäurezerlegung herrührenden Sauerstoffs oxy- diren; und nur so lange, wie diese Eeduction der Kohlensäure stattfindet, werden Nebel am Tageslicht und wird Leuchten im Dunklen wahrnehmbar sein. Nachdem Verf. durch mehrere Experimente sich überzeugt hatte, dass die Blätter, resp. Nadeln des Oleanders, des Lebensbaumes und der Lärche durch die Gegenwart von Phosphor in ihren Functionen nicht gestört werden, ging er au die Lösung der nachfolgenden Fragen : 1. Zerlegen die Blätter Kohlensäure bei absoluter Dunkel- heit? Bei 2 Versuchen, von denen der eine bei 18, der andere bei 30° C, in der Dunkelkammer angestellt wurde, bemerkte man nicht das mindeste Leuch- ten einer Phosphorstange, welche mit grünen Blättern zusammen unter eine mit Kohlensäure und Wasserstoff gefüllte Glasglocke gebracht war. Hieraus folgt, dass bei gänzlicher Abwesenheit des Lichtes keine Kohlen- säure durch die Blätter zerlegt wird. 2. Zerlegen die Blatt er Kohlensäure bei einem sehr seh wachen diffusen Licht? Verf. stellte wiederholt Glocken, welche zum dritten Theil und darüber mit Kohlensäure, im Uebrigen mit atmosphärischer Luft gefüllt waren, an der Nordseite eines grossen Gebäudes auf. Einzelne Blätter, welche unter diese Glocken gebracht wurden, athmeten bei wolkenlosem Himmel fast dasselbe Volumen Sauerstoff aus, wie in directem Sonnenlicht. Beweis für die Kohlensäurezerleguug im zerstreuten Licht ist auch die bekannte That- sache, dass in den Aequatorialwäldern, deren Laubdach für die Sonnenstrahlen häufig ganz undurchdringlich ist, trotz des Halbdunkels eine höchst üppige Vegetation stattfindet. Uebrigens hört die Kohlensäurezerlegung noch vor dem Eintritt der vollständigen Dunkelheit auf, wie aus fol- gendem Versuch hervorgeht: Nach einem schönen und heissen Tage wurde sofort mit Sonnenuntergang und bei einer Lufttemperatur von 24° C. ein Oleanderblatt in ein Gemisch von Kohlensäure und Wasserstoff eingeführt und hierin bis zur stockfinstren Nacht belassen. Als darauf an Stelle des Blattes eine Phosphorstange unter die Glocke gebracht wurde, blieb dieselbe dunkel; mithin war kein Sauerstoff in dem Gasgemisch enthalten. 3. Zerlegen die Blätter Kohlensäure auch bei niedrigen Tem- peraturgraden? Im Schatten wurde Kohlensäure reducirt durch die Nadeln der Lärche bei -rO,5 bis 2,5° C, durch Wiesengräser bei +1,5 bis 3,5° C. *) Compt. rend. Bd. 6S. S. 410. Assimilatloii und Ernährung. 267 4. Besitzen die jungen Blätter schon die Fähigkeit, im Lichte Kohlensäure zu zerlegen? Wenn man Samenlappen, Niederblätter, kaum gefärbte Blätter in Wasser, welches mit Kohlensäure gesättigt ist, taucht und dem Sonnenlichte aussetzt, so bemerkt man nicht die mindeste Entwicklung von Sauerstoff. Dies berechtigt aber keineswegs zu dem Schluss, dass hier überhaupt keine Zerlegung von Kohlensäure stattfindet. Denn das Volumen des Wassers ist gross genug, um die wenigen frei werdenden Bläschen von Sauerstoffgas aufzunehmen, resp. ihre Absorption durch das Parenchym der eingetauchten Blätter zu begünstigen. Au(^h von ausgewachsenen völlig grünen Blättern erhält man, wenn sie in kohlensäurehaltiges Wasser getaucht werden, stets eine geringere Menge von Sauerstoff, als wenn sie in einem gasförmigen Mittel functioniren. Auf Grund zahlreicher Versuche kann man annehmen, dass die jugend- lichen Blätter Kohlensäure zu zerlegen beginnen, sobald ihre Färbung dem stumpfen Gelbgrün 1 bis i/io Schwarz der chroma- tischen Kreise Chevreul's*) entspricht. 5. Zerlegen die bei Abschluss des Lichtes gebildeten Blätter Kohlensäure sofort nachdem sie an's Licht gebracht sind? Am 31. Juli 1868 wurden Samen von Mais zum Keimen im Dunkelzimmer ausgelegt. Am 15. August hatten die Blätter eine Länge von 25 bis 30 Cm. erreicht, ihre Farbe war gelb 1, nicht stumpf nach ChevreuL Am Mittag desselben Tages wurden die Pflanzen dem diffusen Lichte ausgesetzt, und schon am Morgen des folgenden Tages war ein grüner Farbenton unverkennbar, derselbe trat schärfer an der Basis als an der Spitze der Blätter hervor. Am 18. August war die Färbung der unteren Blattpartie bereits grüngelb 2 nicht stumpf, und zwar bestand kein merklicher Unterschied in der Färbung der oberen und der unteren Blattfläche. Am 22. August waren die beiden Flächen sämmt- licher Blätter gelbgilin 2 stumpf bis Vio schwarz gefärbt. Diese Färbung, resp. das Erscheinen einer grösseren Menge Chlorophyll war mithin im zer- streuten Licht nach 6 bis 7 Tagen eingetreten. Die Temperatur während dieser Zeit schwankte zwischen 22 und 26°. Die Kohlensäurezerlegung durch die Maisblätter wurde zwar erst merkbar, nachdem sie gelbgrün 1 nicht 'stumpf gefärbt waren; es lässt sich aber annehmen, dass dieselbe sofort mit dem Auftreten der ersten Chlorophyllkörner ihren Anfang nimmt. 6. Hört die im Sonnenlicht begonnene Zerlegung der Kohlen- säure durch die Blätter sofort auf, nachd'em dieselben der Ein- wirkung des Lichtes entzogen sind? Oleanderblätter, deren Oberfläche 70 D Cm. betrug, wurden in mit Kohlensäure und Wasserstoff gefüllte Glocken gebracht und parallel mit der Blattrippe Phosphorstangen von verschieden grosser Oberfläche an Platindrähten aufgehängt. Nachdem die Apparate bei einer Lufttemperatur von 24° der Einwirkung der Sonnenstrahlen eine Zeit lang ausgesetzt waren, wurden sie schnell in die Dunkelkammer gebracht. *) Näheres über »contraste simultane des couleurs« ist zu finden in »Cours de chimie generale par J. Pelouze et E. I'remy.« t. 3. p. 675. 268 Assimilation und Ernährung. Daselbst befand sieb ein Beobachter, welcher durch längeren Aufenthalt im; Dunklen seine Augen für die "Wahrnehmung des geringsten Lichtschimmers empfindlich gemacht hatte. In einem Nebenzimmer hielt sich ein anderer Beobachter auf, welcher an einem Chronometer mit lauter Stimme die Secunden ablas. Die Eesultate von 3 derartigen Versuchen waren: Dauer der Phosphorescenz Oberfläche der Phosphor- im Dunklen stange iäecuDden QCm. 40 14,1 0 90,5 90 1,6 Es fand mithin kein Leuchten statt, wenn die Oberfläche der Phosphor- stange gross genug war, um alles im Licht entbundene Sauerstoffgas zu ab- sorbiren; und hieraus folgt, dass die durch das Oleauderblatt im Licht begonnene Zerlegung der Kohlensäure sofort aufhört, nachdem das Blatt in absolute Finsterniss versetzt ist. Oleanderblätter verhalten sich mithin anders wäe Wasserpflanzen, welche nach der Wahrneh- mung van Thieghem's*) die im Sonnenlicht begonnene Zerlegung der Kohlensäure noch eine Zeit lang in der Dunkelheit fortsetzen. ueber die Uebcr die Wässerung der Gewächse aus dem Untergrund, Wasserung ^ ^ j^ ^ Müller.*) — Ausgaugs Juni 1868, nach längerer anhaltender wachse aus Trockenheit, wurde eine grössere Anzahl Erdproben in verschiedener Tiefe dem Unter- vou den Feldern des akademischen Experimentalgutes und von dem Versuchs- ^'^"" ■ garten zu Stockholm entnommen und der Wassergehalt derselben ermittelt. Durch eine Vergleichung der gestaltlichen Entwicklung der auf den einzelnen Bodenarten gewachsenen Pflanzen mit dem für die tieferen Schichten der- selben Bodenarten gefundenen Wassergehalt erfährt man, dass dem normalen Habitus der Pflanzen ein von der Oberfläche nach der Tiefe anfänglich — bis zu 60 Cm. — schnell, dann langsamer zunehmender Wassergehalt des Bodens entspricht. Da nun die Oberfläche des Bodens durchschnittlich nur 1,5 Proc. Wasser enthielt, während sie beim Liegen an feuchter Luft 4,2 Proc. aufzunehmen vermochte, so musste die Wasserzufuhr allein aus den tieferen Schichten erfolgt sein. Dass an dieser Wässerung der Gewächse auch die über 30 Cm. tiefen Bodenschichten Theil genommen haben, folgt aus dem Verkümmern von Klee und Timotheumgras an den Standorten dieser Pflanzen befand sich bereits 30 Cm. unter der Erdoberfläche felsiger, für die Wurzeln undurchdringlicher Untergrund. lieber das Uobcr das Minimum von Wasser, bei welchem die Pflan- Minimum ^^^ ^^^^ bestehen können, von E. Risler.**) — Am 29. Juni 1868 Ton Wasser, ' bei welchem wurdon acht Blumentöpfe, jeder mit 28 Kilogr. Erde gefüllt und mit Hafer, die Pflanzen heizen, Mais, Buchweizen, Erbsen, Wicken, Kartofi"eln und rothen Rüben noch be- stehen kön- *) Dje landw. Versuchsstationeu. Bd. XL S. 168. nen. *) Archives des sciences phys. et natur., XXXVI, 27. Assimilation und Ernährung. 269 besät, resp. bepflanzt. Die Töpfe wurden zum »Schutz gegen Regen in einem Gewächshause aufgestellt, doch so, dass sie den Sonnenstrahlen ausgesetzt waren. Durch Oeffnen der Fenster wurde für genügende Luftcirculation Sorge getragen. Der Wassergehalt der Erde betrug zu Anfang des Versuchs 9,8 Proc. Von Zeit zu Zeit wurden die Töpfe mit zugewogenen Mengen Wassers begossen. Nachdem die Pflanzen einen gewissen Grad der Entwickelung erreicht hatten, Hess der Verf. zu verschiedenen Malen den Wassergehalt des Bodens so weit herabsinken, dass die Pflanzen zu kränkeln begannen. Durch eine Wägung erfuhr man, wie viel Wasser zu diesem Zeitpunkt im Boden noch enthalten war. Nachstehende Tabelle enthält die Resultate dieser Versuche: Pflanz en 15. Juli II 27. Juli ll 5. August lu. August |j 1. September Relative Feuchtigkeit der Luft 72 Proc. 55 Proc. | 79 Proc. 63 Proc. || 69 Proc. Temperaturmaximum im Schatten ausserhalb des Gewächshauses " C. 26,7° 32,7° 24,8° 32,8° 26,4° (vor einem (nach einem Ungewitter) Regen) S a ij Stand der Pflanzen "^ CO -Ig fem « m Stand der Pflanzen Stand der Pflanzen 1« fem cß tß Stand der Pflanzen fem xq xn Stand der Pflanzen Proc. Proc. Proc. Proc. Proc. Rothe Rübe 12,55 Hinreichen- de Feuch- tigkeit 8,13 Blätter welk 7,46 Blätter sehr welk — — — — Kartoffehi . — 11,08 Hinreichen- de Feuch- tigkeit. 9,21 Hinreichen- de Feuch- tigkeit 10,27 Blätter welk 6,50 Pflanzen vertrocknet Hafer .... 13,53 Hinreichen- de Feuch- tigkeit 10,12 Blätter welk 10,13 Blätter frisch 10,50 Hinreichen- de Feuch- tigkeit. 6,70 Pflanzen vertrocknet Buchweizen 16,72 Hinreichen- de Feuch. tigkeit 16,67 Blätter ein wenig welk 12,96 Blätter sehr gesund 13,00 Blätter sehr gesund 7,80 etwas welk Weizen . 15,00 Hinreichen- de Feuch- tigkeit 10,92 Blätter welk ! 10,78 Pflanzen schimmlig — — Mais .... 16,13 Hinreichen- de Feuch- tigkeit 12,44 Blätter schlaff 12,01 Eben hin- reichende feuchtigkeit 11,98 Beginnen zu leiden 7,60 Pflanzen welk Erbsen . . . 15,61 Hinreichen-; de Feuch- tigkeit 11,70 Blätter welk 10,77 Blätter vertrocknet ' " — Wicken . . . i 15,40 Hinreichen- Peuch- tigkeit t 11,40 Blätter welk 11,79 Blätter vertrocknet i 1 " 270 Assimilation und Ernährung. Das zulässige Minimum des Bodenwassers beträgt hiernach: Füi- Buchweizen 8 Proc. » Kartoffeln .... 9—10 » » Hafer 10—11 » » Mais 11—12 » » Erbsen 12 » » Wicken 12 » Der Verf. fügt hierzu noch folgende Bemerkungen: 1. Das Minimum des für die Pflanzen nuthigen Wassers scheint mit dem Feuchtigkeitsgehalt der Luft zu wechseln. So hatten am 27. Juli mit Ausnahme der Kartoffeln alle Pflanzen welke und herabhangende Blätter; am 5. August dagegen hatten, trotzdem die Erde trockner war als am 27. Juli, der Hafer, der Buchweizen und der Mais ein sehr frisches Ansehen wieder gewonnen. 2. Das Minimum des nöthigen Wassers richtet sich ferner nach dem Entwicklungsstadium, in welchem sich die Pflanzen befinden. Keine, der Versuchspflanzen war aus der Periode der Blüthe herausgetreten. Der Weizen, für den Ende Juni eine zu späte Saatzeit ist, hatte sich mit Schimmel bedeckt. 3. Die Pflanzen gehen nicht auf ein Mal zu Grunde. Die Rübe z. B., wenn sie durch Dürre leidet, versorgt eine Zeitlang ihre jungen Blätter auf Kosten der unterirdischen Organe mit Wasser. — ueber Ucber Wa s s erver duustu n g durch die Pflanzen, von H. Marie was.server- D^vy.*) — Eine Auzahl Blumentöpfe wurde mit Gartenboden gefüllt, jeder dunstung • „ o 7 j durch die Topf mit emer anderen Pflanze bestellt und die Oberfläche des Bodens Pflanzen, mit einer 1 Cm. hohen Schicht von Haferspreu bedeckt; ein im Uebrigen ganz ebenso beschickter Topf blieb ohne Pflanze. Sämmtliche Töpfe wurden inmitten eines Rasenstückes so tief eingegraben, dass sie mit dem letzteren gleiche Oberfläche hatten. Bei Beginn des 10 Tage — bis zum 29. Juli 1868 — dauernden Versuches erhielten die gewogenen Töpfe ein bestimmtes Quantum Wasser. Aus dem Gewichtsverlust erfuhr man die durch Boden und Pflanze verdunstete Wassermenge und nach Abzug des vom pflanzenlosen Topf evaporirten Wassers das von den Pflanzen allein transpirirte Wasser- quantum. Nachstehend die Resultate: *) Jouru. d'agricult. prat. 1869. Bd. II. S. 234. Assimilation und Ernährung. 271 Namen der Pflanzeu Höhe der Pflanzen Cm. Verdunstetes Wasser vom 1. bis 5. 'vom 6. bis 10 Tag nach dem Begiesseu Gr. Mittlere Verdunstung pro Tag. Gr. I. Bäume mit immergrünen Blättern. Ceder VVachholder Weisstaune Lebensbaum Buchsbaimi II. Sträucher. Spü'aea prunifolia .... Weigelia rosea Spanischer Flieder .... Fuchsia III. Ki'autartige Gewächse. Geranium Schminkbohne Rasen 60 62 40 46 25 59 28 27 45 27 20 10 336,2 176,0 150,0 236,9 203,1 264,0 197,1 258,9 358,8 251,8 306,6 367,8 277,9 147,4 113,5 168,0 178,6 235,0 178,6 158,6 351,4 19,4 180,0 316,9 61,4 32,3 26,3 40,5 38,2 49,9 37,6 41,7 71,0 27,1 48,7 68,5 lieber die Wasserverdunstuug einiger Kulturpflanzen führte ueber die A. Hosaeus*)im Sommer 1868 Versuche aus. Hierzu dienten Bechergläser ''^^^'^®''- ° dunstung von 15 Cm. Höhe und 10 Cm. lichter Weite, jedes gefüllt mit 1000 Gr. einiger Kui- lufttrockner Feiuerde und begossen mit 100 Gr. Wasser. Es wurde mit fünf turpflanzen. Pflanzeuarten experimentirt: die für Gerste und Erbsen (1. Versuchsreihe) benutzte Erde wird als Quarzsandboden bezeichnet; Bohnen, Hafer und Wicken (2. Versuchsreihe) wuchsen in sandigem Lehm. Proc. Quarzsandboden Sandiger Lehm Wasserhahende Kraft 31,7 43,5 Absorptionsvermögen für Phosiihorsäure 0,0137 0,0825 » » Kali .... 0,1340 0,2130 » )) Ammoniak . . 0,4080 0,3850 Mechanische Zusammensetzung: Staubfeiner Thon 17 57 Femer Sand 7 28 Streusaud 76 15 Der sandige Lehm enthielt 28 Proc. kohlensauren Kalk und 4,5 Proc. organische Substanz. Der Quarzsandboden wurde mit etwas Superphosphat, salpetersaurem Kali und schwefelsaurer Magnesia gedüngt. Durch Einsetzen der Gläser in Holzkisten von derselben Höhe und durch Umgeben mit Moos wurde die Einwirkung von Licht und Wärme möglichst auf die Bodenoberüächen beschränkt; bei dem Aufstellen der Kisten wurde *) Annalen der Landwirthschaft. Bd. 54. S. 259, 272 Assimilation und Ernährung. darauf Bedacht genommen, dass Licht und Luft zu sämmtlichen Gläsern gleichmässig Zutritt hatten. So oft es nöthig schien, wurden die Gläser gewogen und durch Wasserzusatz die Anfangsgewichte wieder hergestellt. Der Gewichsverlust ergab jedesmal die Menge des durch Pflanzen und Boden verdunsteten Wassers (A+B). Um das von dem Boden allein verdunstete Wasserquantum (B) zu erfahren, wurden für jede Versuchsreihe 2 Gläser von denselben Dimensionen und mit derselben Füllung, aber ohne Pflanzen auf- gestellt, zugleich mit den bewachsenen Gläsern gewogen und nach Bedürf- niss auf ihren ursprünglichen Wassergehalt gebracht. (A + B) — B = A, d. h. Menge des durch die Pflanzen allein transpirirten Wassers. Vor den mit Pflanzen bestandenen beiden Bechergläsern der 1. Versuchs- reihe war das eine mit einer Pflanze der zweizeiligen Sommergerste, das an- dere mit einer Pflanze der gemeinen gelben Futtererbse bestellt worien. Der Versuch dauerte vom 24. Juni, d. h. von dem Tage, an welchem die Pflänzchen die Erddeckc durchbrachen, bis zum 23. August. An dem letzte- ren Tage konnte die Entwicklung der Erbsenpflanze als abgeschlossen be- trachtet werden. Es waren 2 Schoten mit mehreren völlig ausgebildeten Samen und 1,5 Gr. lufttrockne Pflanzenmasse producirt worden. Die Gerstenpflanze hatte eine Höhe von 60 Cm. erreicht; die unteren Blätter waren abgestorben, das Endblatt und der Stengel grün; die Aehre war unvollkommen mit geringem Körneransatz. Das Gewicht der lufttrock- nen Pflanze betrug 1,2 Gr. Verdunstet waren während dieser Vegetatiouszeit von einer Gerstenpflanze 249 Gr., „ „ Erbsenpflanze 466 „ Wasser. Zu der 2. Versuchsreihe gehören ein Glas mit einer Pflanze der rothen Buffbohne und 2 Gläser mit resp. je 2 Futterwicken- und Haferpflanzen. Der Versuch begann mit dem 20. Juli und wurde beendet am 28. October. Die Bohnenpflanze hatte die verschiedenen Entwicklungsstadien normal durchlaufen, eine Höhe von 50 Cm. erreicht, 6 dreizählige Blätter, 2 voll- ständig ausgebildete Hülsen mit 8 Samen und mehrere verkümmerte Hülsen- ansätze geliefert. Geerntet wurden an lufttrockner Substanz 9 Gr. Samen, 1 9 Gr. Stroh und 5 Gr. Wurzeln. Die beiden Haferpflanzen waren bis zum Ende der Stockbildungsperiode gelangt; sie bestanden aus 15 Halmtrieben mit je 4—6 Blättern; die Höhe von der Stengelbasis bis zur äussersten Blattspitze betrug 50 Cm. Die oberirdischen Pflauzentheile wogen frisch 27 Gr., die Wurzeln 2,5 Gr. Weniger kräftig war der Habitus der beiden Wickenpflanzen: die eine von ihnen hatte 3 Blättchen durch Insectenfrass eingebüsst; es hatten sich wiederholt neue Stengeltriebe gebildet, während die älteren theilweise verwelkten ; bei der Ernte resultirten 22 grüne Blätter mit 6 bis 14 Fiederblättchen und zahlreiche Wickelranken; die Höhe betrug 35 Cm. An grünen oberirdischen Organen wurden 4 Gr., an luftrocknen Wur- zeln wurde 1 Gr. geerntet. Assimilatiou und Ernährung. *^73 Es hatten während der Dauer des Versuchs verdunstet eine Bohnenpflanze 1040 Gr., zwei Wickenpflanzen 504 „ zwei Haferpflanzen 888 „ Wasser. Der Verf. macht zum Schluss darauf aufmerksam, dass die Kenntniss der durch verschiedene Vegetabilieu evaporirten Wassermengen ein praktisches Interesse hat, insofern bei einem rationellen Fruchtwechsel nicht blos auf das ungleiche Nahrungsbedürfniss, sondern auch auf die ungleiche Trans- piration der Kulturpflanzen Rücksicht zu nehmen sei. Ueber die Wasserverdunstung durch die Pflanzen, von P, ueber die Deherain, *) Wasserver- 1. Ein Weizeublatt im Gewicht von 0,390 Gr. wurde mit Hülfe eines ge- ^urch^die spaltenen Korkes in einem gewogenen Eeagirgiase befestigt und hierauf der paanzeu. Einwirkung der Sonnenstrahlen ausgesetzt. Derartige Expositionen fanden drei, jede in der Dauer einer halben Stunde, statt. Aus der Gewichtszunahme der ßöhre erfuhr man die Menge des durch das Blatt evaporirten Wassers, es waren dies resp. 0,141, 0,130, 0,121 Gr. Die Wasserverdunstung durch das Weizenblatt setzte sich also fast mit gleicher Stärke fort, trotzdem eine nicht unbedeutende Menge tropfbar flüssigen Wassers in der Eöhre sich au- gesammelt hatte. Als man dasselbe Experiment mit einem Baumwollendochte, dessen eines Ende in Wasser getaucht war, anstellte, fand man nach 3 Stunden 0,086 Gr. Wasser in der Versuchsröhre, und diese Menge blieb un- verändert dieselbe bei einer weiteren vierstündigen Insolation. Hieraus folgt : »Die Wasserverdunstung vollzieht sich bei den Pflanzen unter ganz anderen Bedingungen, als bei einem leblosen Kör- . per; denn sie setzt sich fort in einer mit Wasserdampf gesät- tigten Atmosphäre.« 2. Art der Pflanze und Alter der Blätter üben zwar einen unverkenn- baren Einfluss auf die Menge des durch die Pflanzen transpirirten Wassers aus; der wirksamste Verdunstungsfactor aber ist ceteris paribus das Licht, wie sich aus folgender Tabelle ergiebt: *) Compt. rend. Bd. 69. S. 381. Jahresbericht, XI. u. XU. 18 274 AsBimilation und Ernährung. Menge des in einer Stunde durch die Blatter evaporirten Wassers: Gewicht des gesam- melten Wassers 100 Gr. Versuchs- Tem- Blatt- Blätter ver- P fl anzena 1" t pera- dunsteten bedingungen tur gewicht Wasser "C. Gr. Gr. 1. Exp. Weizen . . Sonnenschein . . 28 2,410 2,015 88,2 Diffnses Licht . . 22 1,920 0,340 17,8 Füisterniss .... 22 3,012 0,042 1,1 2 Exp. Gerste , . . Sonnenschein . . 19 1,510 1,120 74,2 Diffuses Licht. . 15 1,215 0,210 18,0 Fiusterniss .... 16 1,342 0,032 2,3 3 Exp. Weizen . . Sonnenschein . . 22 1,850 1,330 71,8 Finsterniss .... IG 2,470 0,070 2,8 4. Exp. Weizen . . Sonnenschein . . 25 1,750 1,320 70,3 Diffuses Licht . . 22 1,810 0,110 6,0 Finsterniss .... 22 1,882 0,015 0,7 5. Exp. Weizen . . Sonnenschein . . 15 0,171 0,168 99,0 Finsterniss .... 15 0,171 0,001 0,6 6. Exp. Weizen . . Sonnenschein . . 4 0,170 0,185 108,0 7. Exp. Weizen . . Sonnenschein . . 15 0,180 0,170 93,0 In den 3 letzten Experimenten war die Versuchsröhre von einem Cylin- der umgeben, durch welchen bei No. 5 Wasser von 15°, bei No. 6 durch Eis gekühltes Wasser, bei No. 7 eine athermaue Alaunlösung circulirte. Es ergiebt sich aus diesen Versuchen, dass die Wasserverdunstung durch die Pflanzen hauptsächlich durch das Licht bedingt wird. Für die Richtigkeit dieses bereits 1748 und 1749 von Guettard erkannten Satzes spricht namentlich Versuch No. 6: Li der von Eiswasser umgebenen Röhre verdunstete das Weizenblatt ein Wasserquantum, welches bedeutender als sein Eigengewicht und grösser, als die untei gewöhnlichen Bedingungen evaporirte Menge war, ohne Zweifel deshalb, weil der ausgehauchte Wasser- dampf besser verdichtet wurde. 3. Um zu erfahren, ob die leuchtenden Strahlen, welche vor Allem die Zerlegung der Kohlensäure durch die grünen Pflanzenorgane begünstigen, in gleicher Weise für die Wasserverdunstung wirksam sind, wurden an den Pflanzen sitzende Blätter in eine an Kohlensäure reiche Atmosphäre einge- schlossen und die Versuchsröhren mit Cylinderu umgeben, welche gefärbte Flüssigkeiten enthielten. Folgendes waren die Resultate: Assimilation und ErnäliruDg. 27i Der UmhüUungscylinder enthielt: Gelbe Lösung von neutralem chrom- saurem Kali Blaue Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd -Ammoniak . . . Violette Lösung von Jod in Schwefel- kohlenstoff Rothe Lösung von Carmin in Am- moniak Grüne Lösung von Ghlorkupfer Menge der in einer Stunde zerlegten Kohlensäure. Cc. Gewicht des Weizen- blattes 0,180 Gr. Kohlensäuregehalt der Luft 38,8 Proc. 7,7 1,5 0,3 Temperatur 37°. Gewicht des Blattes 0,172 Gr. Kohlensäuregehalt der Luft 22,2 Proc. 15,1 Das Blatt hauchte aus : 0,9 Menge des in einer Stunde evaporirten Wassers. Gr. Gewicht des WeLzen- blattes 0,175 Gr. 0,111 0,011 0,000 Temperatur 38°. Gewicht des Blattes 0,172 Gr. 0,161 0,010 Hieraus schliesst Verf., dass die leuchtenden Strahlen des Spec- trum' s nicht blos die Zerlegung der Kohlensäure, sondern auch dieWasser- verdunstung durch die Blätter vor allen anderen Strahlen be- günstigen. Die Vegetation des Tabaks unter einer Glasglocke und auDie vegcta- freier Luft, von Th. Schlösing.*) — Vier Tabakpflauzeu wurden, als *'°° ^««7"- sie ein durchschnittliches Trockengewicht von 8 Gr. erreicht hatten,**) in hemJter' ebenso viel Töpfe verpflanzt, deren jeder mit 50 Litern einer gleich zusam- Transpira- mengesetzten, mit Wasser gesättigten Erde gefüllt war. lieber Pflanze A. *'°°' wurde eine Glasglocke gestülpt, welche auf einem Zinkbehälter ruhte und bei einem Durchmesser von 53 Cm. eine Höhe von 85 Cm. hatte. Das Volu- men der eingeschlossenen Atmosphäre betrug 200 Liter, erneuert wurde die- selbe durch einen beständigen Luftstrom, welcher einige Hunderttheile Koh- lensäure enthielt und in der Weise regulirt wurde, dass binnen 24 Stunden 500 Liter die Glocke passirten. Nachdem ein vollständiger Verschluss her- gestellt war, repräsentirte das an den Wandungen der Glocke verdichtete und in dem Zinkbassin angesammlte Wasser die Transpiration durch die Pflanze. Die Pflanzen B, C, D dienten zur Bestimmung der an freier Luft *) Compt. rend. Bd. 69. S. 353. **) Ermittelt aus dem Gewicht von anderen, gleich entwickelten Pflanzen. 18* 276 Assimilation und Ernährung. stattfindenden Transpiration. Die Menge des von diesen Pflanzen evaporirten Wassers wurde in der Weise ermittelt, dass die Verdunstung durch die Bodenoberfläche mittelst aufgekitteter Deckel ausgeschlossen und die Menge des zum Begiesseu verwendeten Wassers vom Beginn des Versuches an notirt wurde. Nachdem jede der vier Pflanzen 12 Blätter ausgebildet hatte, wurde der Versuch beendigt; weil die Höhe der Glasglocke für ein weiteres Wachs- thum der Pflanze A unzureichend war. Alle 4 Pflanzen hatten während dieser Zeit fortwährend die Kennzeichen der besten Gesundheit bewahrt. Im Mittel der Pflanzen Pflanze A. B, C, D. Menge des verdimsteten Wassers ... 7,9 Liter. 23,3 Liter. Gewicht der trocknen Blätter .... 48 Gr. 37,4 Gr. Zieht man von dem Erntegewicht die 8 Gr. des Anfangsgewichtes ab, so erhält man als Gewichtszunahme für die Pflanze A 40 Gr., für die Durch- schnittspflanze der Töpfe B, C, D 29,4 Gr. Es waren mithin auf 1 Liter eva- porirten Wassers producirt worden von A -^ = 5,1 Gr., 29 4 von B, C, D im Mittel—^ = 1,3 Gr. Trockensubstanz. 100 Theile Trockensubstanz gaben A. B, C, D. Eohasche . . . 13,0 21,8 100 Theile Eohasche enthielten: A. B, C, D. Kali 23,40 19,00 Kalk 30,76 31,48 Magnesia 3,65 3,93 Eisenoxyd 0,65 0,99 Phosphorsäure 3,68 1,89 Schwefelsäure 6,14 5,36 Chlor 6,51 10,21 Kieselsäure und Sand . . 4,59 10,76 Kohlensäure .....'. 23,00 19,25 Da die Aschenprocente einer unter normalen Verhältnissen wachsenden Tabakpflanze in der Zeit vor der Blüthe wenig schwanken, so kann man den ursprünglichen Gehalt an Eohasche ebenfalls zu 21,8 Proc. annehmen und folgende Berechnung aufstellen: Blätter von Blätter von A. B, C, D. Rohasche am Schluss des Versuches .... -^ = 6,24 ^^'^ ' ^^'^ = 8 15 100 ' 100 ' 21 S S » » Beginn » » .... — lzir=: 1.74 = 1 74 Zunahme an Rohasche während des Versuches 4,50 Gr. 6,41 Gr. Assimilation niid ErnähriinB;. 277 Von diesen Zahlen ist die Kohlensäure mit Vs in Abzug zu bringen; man erhält dann: A. B, C, D. Menge der während des Versuches in die Blätter gelangten Mineralstoffe 3,6 Gr. 5,1 Gr. Verhältniss zwischen der Zunahme an Mineral- stoiFen und der Gesammtzunahme .... In ^^ ^'^^ "9^ ^^ 0,174 Die unter der Glocke producirte Trockensubstanz hatte mithin nur die Hälfte von den Aschenbestandtheilen erfor- dert, welche bei der Vegetation an freier Luft aufgenommen waren. Es enthielten ferner 100 Theile Trockensubstanz der Blätter: Nähere organische Bestandtheile. A. B, C, D. Nicotin 1,32 2,14 Oxalsäure . , 0,24 0,66 Citronensäure > als Anhydride berechnet 1,91 2,79 Aepfelsäure ' 4,68 9,48 Pectinsäure, bei 100° getrocknet . . . 1,78 4,36 Grünes Harz 4,00 5,02 Cellulose . .• 5,36 8,67 Stärkmehl . 19,30 1,00 Proteinkörper 17,40 18,00 Aus dieser Tabelle erfährt man, dass Pflanze A im Vergleich mit B, C, D kaum die Hälfte von organischen Säuren enthielt. Der Gehalt an Harz und Cellulose diiferirt weit weniger. Von Proteinstoffen wurden fast die gleichen Mengen in beiden Sorten von Blättern gefunden, während unter der Annahme eines constanten Verhältnisses zwischen Stickstoff und Phos- phorsäure die Blätter von A weit reicher an Eiweisskörpern hätten sein sollen. Das Stärkmehl endlich- ist in den Blättern von A bis zu einer ganz aussergewöhnlichen Höhe angesammelt. Eine grössere An- zahl von Analysen ergab stets eine nur geringe Menge von Amylum in den Tabaksblättern , während in Pflanze A fast Vs der Trockensubstanz aus die- sem Kohlehydrat bestand. Diese letztere Thatsache erklärt Verf. im Ein- klang mit den Forschungen vonH. v. Mohl, Naegeli, Gris, Sachs u.A. in folgender Weise: Die unter normalen Verhältnissen vegetirende Tabaks- pflanze nimmt die Mineralstoffe nach Maassgabe ihres Bedürfnisses auf, während gleichzeitig das anfänglich gebildete Stärkmehl in andere stick- stofflose Körper (hauptsächlich Säuren) umgewandelt wird. Wird aber die Transpiration durch die Blätter in erheblicher Weise beschränkt und tritt in Folge dessen ein Mangel an Aschenbestandtheilen ein, so bleibt ein Theil des ursprünglichen Stärkmehls ohne Verwendung für die weiteren Metamor- phosen, und es hat nichts Ueberraschendes, wenn man diesen Körper in der Pflanze angehäuft findet. 278 Assimilation und Ernabrnug. ueber die lieber diG Eolls des Milchsaftes bei Morus alba L., von E. Mi°chtaft*e8 Faivre.*) — Der Milchsaft ist kein transitorisches Produkt; er findet sich bei Morus das gauze Jahr hindurch in Stamm und Wurzeln. In den absterbenden alba. Organen verschwindet er allmälig. An der Basis der Knospen ist er sehr reichlich vorhanden; in den Blättern tritt er vorzugsweise im Blattsaum auf. Mit der Entfaltung der Knospen nimmt der Milchsaft in den Zweigen bedeutend ab. Stecklinge von solchen Zweigen mit sich entfaltenden Knospen, in denen der Milchsaft theilweise consumirt war, wuchsen nicht. Wurde die Rinde eines Zweiges durch Ringelschnitte in einzelnen Querzonen entfernt, so entwickelten sich die Augen einer stehen gebliebenen Rindenzone in dem Verhältniss zur Grösse der stehen gebliebenen Rinde. Gar nicht entwickel- ten sich die Augen, wenn man vor ihrer Entfaltung die Rinde in ihrer näch- sten Umgebung gänzlich entfernte. Dass die Blätter vorzugsweise die Be- hälter für den Milchsaft bei einem jungen Zweige sind, geht daraus hervor, dass reichlich Milchsaft austritt, wenn man einen beblätterten Zweig quer durchschneidet; entfernt man dagegen schnell die Blätter und schneidet dar- auf sofort den Zweig durch, so tritt nur eine ungefärbte Flüssigkeit aus der Schnittfläche. Wenn man ferner im Sommer einen Blattstiel quer durch- schneidet, so tritt aus dessen peripherischen Gewebeschichten reichlich weisser Milchsaft aus; entfernt man dagegen vorher den Blattsaum und macht nach- her einen Querschnitt durch den Blattstiel, so fliesst aus der Schnittfläche keine gefärbte Flüssigkeit mehr. Der im Winter entnommene Milchsaft enthält eiweissartige Substanzen, Zucker und Fett. Prof. Voigt am Lyceum zu Lyon hat5— lOProc. Trauben- zucker im Milchsaft gefunden. Diese Zuzammensetzung des Milchsaftes und sein Verhalten bei der be- ginnenden Vegetation führen den Verf. zu dem Schlüsse, dass diese Flüssig- keit eine wesentliche Rolle bei der Ernährung spielt und dass sie keine blosse Excretion ist, obwohl sie vielleicht auszuscheidende Körper in sich aufnehmen kann. Oxalsäure, Studie Über die Zuckerrübe, von Mehay. Fortsetzung.**) — Im krystaiiisir- Mittel mehrerer Bestimmungen wurden gefunden: barer und nn- krystallisir- barerZucker ,1. . , r» in den ober- l^J'ystamsirbarer Zucker 12,00 Proc. und unterir- ( Fermentatlonsprobe . Tarda;- uokrystallisirbarerj f-^^ -^^ Natron- Lckerrü- Zucker . . . . ^^»g« (Ueberfuhrung benpflanze. i^ Glucinsäure) . . [ F e h li n g'sche Probe Oxalsäure (freie imd an Kalk gebundene) spec. Gewicht Drehungsvermögen d. Saftes (S o 1 e i l'scher Apparat) 74,00 » 3,6 » 0,5 0 Compt. rend. Bd. 68. S. 767. **) Ebendaselbst, S. 754. für die Wurzeln für die Blattstiele für die Blätter 12,00 Proc. 0,50 » 0,'25 Proc. 2,72 » 0,00Proc, 1,23 » 0,70 » 0,54 » 0,22 » 1,0600 » 3,62 » 3,25 » 0,43 » 1 ,0233 » 1,64 » 1,45 » 1,86 » 1,0253» Assimilation und Ernährung. 279 Hiernach kommt die relativ grösste Menge von unkrystallisirbarem Zucker in den Blattstielen vor. Derselbe besteht, wie man aus dem Dre- hungsvermögen schliessen kann, wahrscheinlich aus 2 Zuckerarten, welche den polarisirten Lichtstrahl nach entgegengesetzten Eichtungen ablenken. Ihre Trennung ist bisher noch nicht geglückt. Oxalsäure enthalten die Blätter achtmal, die Blattstiele zweimal so viel, als die Wurzeln. Verf. sieht in diesen Kesultaten einen neuen Beleg für seine schon früher aufgestellte Vermuthung, dass die Oxalsäure eines der ersten TJmwandelungs- produkte der atmosphärischen Kohlensäure ist, und dass der Bildung des krystallisirbaren Zuckers diejenige des unkry- stallisirbaren Zuckers voraufgeht. Ueber die wahrscheinliche Umwandlung der Weintrauben- ueber die Säuren in Zucker, von A. Petit.*) — Blätter, Ranken und Trauben des ^aiirscheio- Weinstocks enthalten in den verschiedenen Entwickelungsstadien beträcht- '"^ l ^^' ° Wandelung liehe Mengen freier Säure, welche in den Blättern eine Höhe von 13 bis 16 der wein- p. m. erreichen kann, und welche in den grünen Trauben beinahe doppelt trauben- so gross ist , wie in den reifen Trauben. Neben der Säure findet man ^"Xer." Zucker; am reichsten daran sind die jungen Blätter — 20 bis 30 p. m. — demnächst die bereits gelben, aber noch nicht vertrockneten Blätter der reifen Trauben, während die grünen Blätter der reifen Trauben weniger und die Blätter der grünen Trauben am wenigsten Zucker enthalten. Noch ganz grüne Beeren im Gewicht von 1 bis 1,5 Gr. ergaben 36 bis 37 Gr. freie Säure (ausgedrückt als Weinsäure) pro Liter Saft bei einem Trockensubstanz- gehalt von 58 Gr. Völlig reife Beeren derselben Traubensorte wogen 2 bis 3 Gr. ; die Menge der freien Säure war auf 5 bis 6 Gr. im Liter Saft ver- mindert, der Gehalt an Gesammttrockensubstanz hatte dagegen eine Steige- rung erfahren. Eine weitere Aufnahme von Basen während der Periode des Eeifens wurde nicht beobachtet, eine Sättigung der freien Säure hatte somit nicht stattgefunden. Dieses Verschwinden der Säure und die stufenweisen Umbildungen in den Weintrauben erklärt der Verf. in folgender Weise: 1. Die Blätter, indem sie aus den Elementen der Kohlensäure und des Wassers Cellulose bilden, setzen Sauerstoff in Freiheit. Dieser Sauerstoff verwandelt die Cellulose in Weinsäure: Cellulose Weinsäure cFi7Hi^Öir+ Oi4 = c7H4 0io, 250^+ 4 CO2 + 4H0. 2. In der unreifen Traube findet sich eine färbende Substanz, welche das Silbernitrat reducirt. Dieser Körper entzieht der Weinsäure Sauerstoff und führt sie in Aepfelsäure über nach der Formel: Aepfeläure C» H4O10, 2H0 - 20 = cTHrOsT^HO? •) Compt. rend. Bd. 69. S. 760. 9*^0 AsHimilation und ErnKbrnng. 3. Die ümwaiidlnng der Aepfelsäure endlich in Zucker Hesse sich durch folgende Gleichung ausdrücken: 2(C8 H4 Os, 2H0) - 4C02= C12H12O12. Chemische Untersuchungen über das Reifen der Weintrau- ben, von C. Neubauer.*) — Diese Untersuchungen erstrecken sich auf: I. die gestaltlichen und chemischen Veränderungen, welche die Trauben beim allmäligen Eeifen erfahren; II. die Zusammensetzung der Beeren von geknickten Trauben gegenüber normal entwickelten Beeren desselben Standortes; ni. die Veränderungen, welche die Trauben bei der sog. Edelfäule er- leiden. In Betreff der Untersuchungsmethode verweisen wir auf das Original und wenden uns sofort zur Wiedergabe der Resultate. ueber die I. Ueber die Veränderungen der Trauben während der Pe- veränderun- j.JQ^ß dcs Reifcns geben folgende Tabellen Aufschluss: genderTran- ben während der Periode des Reifens. *) Die landw. Versuchsstationen. Bd. XL S. 416. Assimilation und Ernährnnc. 281 o Ol ■* CD OJCO -HO^ CDOO -# , -Hco-f -^ooo r- Ol OCO o lo oO ~^r^O CO CT lO O-l CO t— oo C3^ t^ O XO CS t^ 10 t^ -- 1 i 1 s t 1 £ vO -* Co"cO CO iTs Ol CO in lO^ OT^O l^ CO O lO 0 CO 0^ ~c5"oo^o .-H CO ö^-hcTocT CD oT 00 CM ^ Ol t- ü CO —> cn si _j, C3 CO -# CD"* '^l CO CS -H I- Ol Ol 0~-H ^ OD CS -f 'f CO 2-, o (M l^ ff3 >ö o JOO ^CO^'^ CO -* -t* O CT) Ol Ol CO O CO C--1 O -# CO c/j c^i CO tD CO ;5 oo g -^vO -^lO CD C^CO 0»0_ -* '^ 0_ Ol -^f O lO CS "^ 0 CO (>i C5 ' f ""t. ..^ (iJO 05 aTcD^cTcio or CO 3-^0 0 CS UO .— < 00 "^ •-I '^ ■ Ol 1>- lO -#'-D CO lO Ol t^ CO — ' 05 r^ CS Ol r— CO o •ri* ^CT »O CO -tH >r5 0 1^ 00 o CO CO O ■*! CO o ö 05^0 CO -^ O — CO t^ C^ o -* CO Ol CT — ' O CO ^H cor— O t£ §-^S CO P -^uO -^vO" CT> CO Ol CO vO CT -fi o o CO o CO -^ CT OCO .—1 (1,0 rs cDÖ'cT-^o CT? oo O^-To'OCD iC T? 00 »o ^^ '^ ""^ *"* '■^ t~- &i o c~co cn « C-1 Ci -^ iO»0 CO lO Ol Ol o r- CTi r- O CT O Ol 0 co rHr- o *'«0 CO -* CTS (J CO^Cff^-Hi^GO r-- o c-0 CS CO o CT t^ O Ol Ol O viO •* r^ Ol CO g"--. CD o 9 '.'Ttj^iO -^ "* CO Ol -^ lO lO oo O -#OcO CO CS_ OCO oö .— * 1-H ÖjO Oi r^oö'-^o o CO O -^OOÖ" -^ -^ 00 '^ ■—' -^ CM ■ r- O CO -^ C5 CO CO CS oocor- — < Ol o Ol .-H CS CO CO lO 'C^ CO CT> CO ^ «■^ c- ci o ^ t- C5 0-^05,00-^ CO »O »O -* r- -+1 Ol CO r- r- ^^ r- t~ 00 CD CO m o ^=^'"5 co O ? UO -^"l^iO ■^ CT Ol CO -* CT co O O -^ O Ol 00 OCO t^ 00 '^ Ä=^ C5 oo<5"o cfö" o Ol coo;-J~c5oo uO CO <5~o -.-: o O'* 0 CO r- CD r- CT CO CO oo Ol CO O 'i* t^ 1^ 0 01 -*-H o cc — CO o (M t^ tJCC^-^OO CO CT Ol CS Ol c- CO CO O CO — CO t— ic:» CS Ol §f-^„ o g-fuo uO -«^ 0 CO o --_0 CO_iO o oi_ CO lO 0 Ol oö CL^O CT QO-^O-TcT oT eo3-^Oc5~Ö" »0 Ol" ocT (M O o ^ -^ 00 &b ^ ^ iT- c-o — • O C— f— iO CO C~ CO Ol '--cst~eOCT CO CO O t^ OCS CS c- t- r-i>- -.^ O •<*'iO o CO c:^ o Ol C~- CT C5_ vCl -*l -^ -* CS uO CD CO C5 CO -^ O Ol lOCO *=^ CD CO" § o CO 2 -^c» (>t"c-^ Ol_00^— ^vO CO CD -^cs -*;_cD oi_ o_ 00 0 Ol r-^ pi, C^ CT oToTc^oo es" -*o — cTcfo t-^ CO oc5" -^ ■ "-• ""• •^ CO bß o^ CTS — < '^ ■T Ol CO»» -^< --S CD CO CO CD -rf l>- 00 ^-^ CO c- -^ CO »ra 00 t~- CO CO ~ t^ 00 oi ^ ^ CO •-< ^ »o »o >o CO t>- lC»OCD-* CTvO-*CDOI CO CO CO Ol o —1 1- CO T-t 02 r- a >ft — 00 ffj o co ö "^ »'^ t- (>' C^ l> Ol CO CO CS "t>~ lO CS CM CO CO CM CO -^ ICT «-0 O Ol CM -* 001 (M •<*< (SjGO^CT cJoFcDOO -^ -* O-^OOO t-^ 00 cc ocT ! O o o o . +3 • • . • %, a • i •S Ä « .2 a <ü • 43 .00 . . . ^^ - , . :0 «a ^ p ;_« Ol a, S ff) ^ :0 o 1 s o • o m o 'S CJ 'o p S 'S o • 3 . -^ 0 s es bC S 'S !> o o r/3 cereu ol Kerne e der B e Bestai -a cker . re ausge bstauzei lier best sstandth 3 g 0^ ,a o 'S Ol o3 a a- CO . 1' ys 2 .S 5 'S Fruchtzu Freie Sau Protcinsu Nicht nä] Mineralb( -^ p 02 s 0 y 5, W fi Ö 'o o «3 's S ^'SJ«=S'S in W? ^ ,^ ^Ij 'Xi H !*< ^ -^ CO to 00 O "^cb O 52 (M t- OO T** r» U (M t^ CO CO o in — — ^H o oo r~ inco in CO in -^ (35 CO o ■^ cd- ^ OO CO O 2coe o CO — 10500 oo CO CO 05 (35 1^ •^Q'o^'^a) ~ CO CO t~ o CO (M t-^ t^ r^ 05 o "^"^"^^ O O 05 in (35 CO C5 m -^ lOl CD C— <^ co CO in O 2 CO - :■ o so O oo (>r ^ <3 g l>^(>a"co~cO t~ t— CO — -^ C-;^ I^ O CD O CO Ol y—l Oco »-i •^ 03 PL,05 05 C00(0 — o (35 — o;y — c~ in in -^ -^ f- O 00 O Ol Ol 05^ in oco t-H OJ *-H (ij C5 (35 ^o"oi^ CO (O <0 »-5 oT c^ o» t- *i o CO t- CS t~ in t— CO t^CO — 1 Ol -# in CO — -^c5~(Oc>" CO — Ocn O ' (Ol"3r o^"3oo(D ^v P^ 05 C5 inor(0 (0(Oco (oro^c5"(0(S- r— Ol r~- Ol Ol •<# O (Ol o CD CO CO (M r^'^ 05 -^ ^ ^ «iL «iL (M O o in r^in"-^ Ph^ C75 "# COCO OJ^C-'D^ C0 0l"(0 0 o Ol CD CO O Ol O Ol Ol <>fo^-ro o o C(0 OÖ O (Ol ^ o o ^ ^ "" '-' ZC fcJD ■* CO^ — CO Tj* 00—05 CO O CO '* c^ t^ CO Ol CO 00 -^ ■* o cc Ol —1 ©4 c^ o CO CO f>> J CO CC t>;SM — ( OcOOJ(y3 in in r^ -- — (7n>n •* C-^CD -* (MCO e(0 CD_rö"oö' ■* (?f3— (3 (0 05 (O 0^(0 ' (O 1 oro^-HOO(o raT Ö~(0 r- Iß in ^- (M m 05 — ' — (35 Ol r^ CO (M -^ CO CO — O »-H C^ CD (M c Oin ^ co CO (35 O -^ -^ CO or-^C^O(35^ CD (Ol -^ CO (35 in Ol CO (Ol -- -^ CO (35 in in CD •-S CO CO S t: o S C^I^CD CO vn^'* — o^ 05 t~- o in o ■* (M °^ ^ o 1 • <35 ^v ^v ^O-. (35 <5(?i"(0 +j . . . • 1 .' '. '. ■■o a • Ol Ö H a § SD 2 « •S s es ^ 3 3 Vi o . . . g (» • • Tö f. .§ 'S . -^ "*" ö 2 • (» ^ Ö «TS Ä ■ <^ a a S s-1 'S a Cß o 1 c 1 • 1 • ^ .1 . ^ a- 'S a|-S bX) ai CO --3 a a^^ CS es g p« u :0 a .a O U CJ a 'a ,Ä 'S c« P3 (K _c; o a a ig5§ : «•^2 O-aco • ^& « . -ö-a ö Q^ a a, a|-sW Vi :0 W a CD -^ CTS _ , — ^ <>» r- GC -^eoookn-^ -»Jl^ eo^co t/^c^ic 0_ oo to -^ ,h CO t— T-( (N CM vO^— ',— 1 OC (>] «r> c<) CO CM <=«„t^„«iO O^- o q,-^^ CO CO <>J o oo cCi CO •* lO CTJ O CO r-^-r^,^ .^" I>- (M CO ^ "^ "-^ cooo (M -— s CTi CM •^ t^ CO CO O^ ID C> r- «£> O -5H"— '^ ,iO O tO •* ■* l^ O rf O lO cTto co"(>r»jra t--" CO — ^-^cTio CO to" -^ cTtj!" CO >C) — ( ,— ( OS -^ ^ — y— t— CO CO .-I »-I o r^kO co_c»_to_c^ aD_ CO t- t~ — ^O^co t-- cm -* i-h ifTic oc .-H~cM~co~ 'h" ctTc^cm^cTvo^c^ oT -^ cToJ C-> C^ — ' t— I — ^ (M ~ — '.— I •<* to c5"co'c5'>-ro"co •>* o?-^r-^ö~rjrc>r eo" lO Ol CO CO -"^^ — 'i— ( c- O oo ^ CD -^ 2 «^"«^ Tjf CD -^ (M i— ' 00 •-> cocToc^Tfco o CD CO lO o t- CD GO 1» CO ^^ CD eo CO CN O t-co iO^->#_CO_CD_00 OD (M Ol ^ eo c- -^ i5i_ CD -^ (M Oi CT5 ofl"crTj<~o ■<* ^ CM r^ lO 00 t^ ■«J< CO cc O o C5 • m - • O . CO CS bß So o zo . es . a « ^ S-e. c3 a --e-ä o a :rt 5 :CS ^ ;2 w so o Ö Ol .c Cß I — I O * Ol (O -3 '- Ö cu TS bioio -' ^ o :iH i -I 1 CO O cc CO O 284 Assimilation und Ernährung!, O -H Sh ;i3 ^ CO - vn CO ■* 01 0 <^*i*l''^t^^ — 01 CO- _ . o cr7s>^coc^crjco tr^ ^-h'cO d»ooo -^ t^ OCO •^ 1—1 coOTrH CO eo Tj^—'-H r- ■rt< eö lO (M CO - ^CO o^ursc^o^co 0 a5_ 0 ^cs^io CO -^ CO 1-^ r-co t-^io ■^crTco'cr 0 o~-roroi> lo o? GO CO CO 0 — o 0 CO T-l ^H OJ -H OS co'-'-^ ^ -^ OCO CO m -^~c-^ '-' (M "^ ■ ^^ — ^ -*^ oioeo -^-^-^ -^ CO OJ^-^^CO c^ »o OS 000 r-^-^c^rf co"f>r CO oT-^O 00 irT -^ oT CO '9' CO co_ CO OlO-Hr-l^— ( -H -* ^-'Ol t^ lO •* 0 0 -H~i>r ^ 0* *-H ra5" co o^> -^ -" C^co^•^■s" CO cT C0«0 CO-H_ 0 02 0 kO c t-i~CO G<1 —1 ec bb --^O t-CiC£>0^ -H vc 0 io_-^«5 ai_ i>^ CO C0 30 — CO ^-^^tTc^ _r CO — J^oi^cT^jT-tf CO CO Ol ^CO ■< t^ ■* 00 -^ -H CM iO "■ — 01 OD 3 loco CO -i"t> t^ (Kl (M Ol bC (M C£> 0 G CT5 — < 0 -^ CO -^ t^ 00 0 QO 1 °- ^ 0 00 t^ lO !M lO CO -H -^ t^ 0 CO CO 00 O? < OCOCO CO -*"--— t CO 05 t- — "* ' '^ Ö •— * CN si lA C5 Ol •^ "^ ■>* CO VO cocc "* oj,»^ •* 00 CO CJ — CO CD»0 J3 CO t^ ■^ »O -3< CO 00 -<^-^dO"* crT CO »-^ < OSUO'* — ' ■^ ^-^Ol t^ 0 CO — UO -^rj?" eö >— < ■—1 ^H ,— ^ , • ^ooj^eo oo\o •>* 00 cN CO CO 0 T-H lO Ol U0>0 00 «©"oTcö^r-^co «T CO ■^-^co 00 CO oT 0 OcO <^ CO— l-rji C- 'S*-— -— t- ■rt< co lO -^co f-H eö ,— ^ '"^ totMOos 0 00 CO GO_Ol_QO^tO oi_ t^ — ' 3 CTS CO ' ' Ol CO dio ö''* Ol" ö" CO"— '-^ CO 1 aio> COO C3 0<~ ö CO ^-^ ^ ^-^CO S^-^CO CO Ol CTi CO -H (35 — 1 CO_ *i t- vO >^ ^0 tO -^»^Tf CO crs Ol -rri CO c> CO d-*~co CO r-^ ^0 irsco > 0 Q 0-^ c^ ,-H '"' CD • • 05 • . 0 . _a OT .G3 Ol 0 •1 -^ ■ . .« . CO 0 m 8 0 are orgaui suchen S nische St per . . ilöslichen > 1 . imb: eile r lö m ibstanzei erbestin astaudth mrna de g <2 o) a a '7:; i-a e ® s ÖD c Vi rO r3 •N CO »2 £; cQ a »^ i s § S 05 N S "'S a n3 a ® •■-' CD 3 „ 05 03 J^ 05 © j_i 05 ^ S-H 05 05 05 05 P^ CO CQ $-4 05 C5 TS 'Ö a a P 05 05 !-< ^ ^ - *" ^ '73 ^ CO a a =5 s g ■TS 'T3 ^ CS ^^ 05 a g '^ ? "S 05 O '73 05 CO a ä ■—; -u rQ a M C3 — H >-. — p^ PM 05 05 r- * j^ j-^ a> 05 OT OS o o ? ca OD 05 -- bD O 3 ; O) bß O a ^ o a - _ _^ ^ a p:^ -TS ö 'S . a c3 o^ tS3 „ .2 o TS a a 05 2 ^ CC 5^ !-H 05 ^ 'O S-i S-i 05 tS3 r^ 05 -•-= •3 •— :Cu cC 'O ^ 05 53 05 »- a -g ^ bD te 05 * 05 '^ -^ ,r3 -ta CO -g ^ <^ .- 'S a a 05 1=1 ® 05 _a 05 O a CO 05 -ö ;-i C3 ^ g a ^ .2 ^ 05 r£) CW SO ^. -« 'S fl ® a 'ö S a bo =g §0 ^ a 05 o 3 .2 'S a CO 05 'S -^ä c3 c^ cj S PM 5-; 1-^ 05 :-i 03 a O i2 'Ö M pq a CO •S a ;S pq 05 « »i. -I-3 .5 'ö bß D a ® a «3 •— 'z; ^ 05 ü bo «2 'S 05 — H rr? 1^ CO V; CO 05 (D S o a rö 3 :rS o sj CO -'S 03 03 o *3 Assimilation uud Ernährung 285 schliessen. Denn gleichzeitig mit der allmäligen Abnahme der freien Säura findet eine stetige Zunahme der Mineralbestaudtheile , namentlich des Kali's, statt; und die Schlussfolgerung liegt nahe, dass die in den unreifen Beeren ur- sprünglich vorhandenen sauren Salze durch das fortwährend eingeführte Kali iu neutrale Salze übergegangen sind. Hierfür spricht noch der Umstand, dass mit der zunehmenden Keife der Gehalt an nicht näher bestimmbaren organischen Stoffen, zu denen ja auch die gebundenen organischen Säuren gehören, wächst. Der Verf. hält es für wahrscheinlich, dass die Beeren ein bis zu einem gewissen Grade selbstständiges Leben haben und dass der Fruchtzucker als einLebeusproduct der entwickeltenBeeren- zellen anzusehen ist. IL Ueber die Zusammensetzung der Beeren von geknickten Trauben gegenüber normalen Beeren desselben Standortes. üeber die Zusammen- aetzuDg der Beeren von geknickten Trauben. Traubensorten. CQ O Ol Gr. o 2 a,> Cc. ^ ^ ^.M o OJ ^ CJ o o CQ d OJ Freie Säure Proc. In 1000 Beeren Fruchtzucker [ In 1000 Beeren 1. Ruland-Trauben aus Freitag's Neu- berg in Wiesbaden: Volle und gesunde Beeren ..... Geknickte Trauben u. verwelkte Beeren 2. Riesling -Trauben vom Neroberg am 28. Sept. : Gesunde Beeren Venvelkte Beeren 1,3556 1,0069 1,7089 0,7848 1,2414 0,9450 1,5649 0,7307 1,0920 1,0655 1,092 1,074 0,467 1,184 0,805 1,018 6,33 11,92 13,76 7,99 17,93 13,81 17,48 15,67 243,0 139,0 298,7 122,98 In den Resultaten dieser Untersuchungen hat man einen Beleg für die Richtigkeit der Beobachtung, dass Weintrauben nicht nach Art von Aepfeln, Birnen und anderen Früchten nachreifen, dass sie vielmehr vertrocknen und verderben, wenn während der Zeit des Reifens der Saftzufluss in Folge einer Verletzung des Stiels aufhört. HL Ueber die Veränderungen, welche die Trauben bei der „, ^. ° ' Ueber die sog. Edelfäule erleiden. verändemn- Nachdem durch die hohe Durchschnittstemperatur und die anhaltende e^" '*«'■ Trockenheit des Jahres 1 868 die Entwicklung der Weintrauben in der Weise ^H^ ^"g ^' beschleunigt war, dass sie Mitte September ihren Höhepunkt erreichte, traten EdeUäuie. von da bis Ende desselben Monats anhaltende und heftige Regengüsse ein. Durch diese ungünstige Witterung wurden die von den Winzern mit dem Namen »Edelfäule« bezeichneten Umsetzungen veranlasst, welche durch fol- gende Merkmale charakterisirt sind: Die Trauben verlieren ihre grünliche Farbe, werden erst gelb, schliesslich braun und von Botrytis acinorum befallen. Ueber die Veränderungen in der Zusammensetzung während dieser Periode der Ueberreife giebt die nachstehende Tabelle Auskunft; Ca 0 M § 0 o £ r ' c^ ' o^" 1 c- c- t- t^ r- t- t>- 5s § g ■^ ■* so lO 1 CO 1 Cß (M CN — ' (M CO -J — CO fe . « 2 c § £ -^OvC 1 1 (Meo 1 CO 1 rti . Nicht näh bestimm bare orga Körper CO lOCO 1 1 lO -5^ 1 CO 1 OO 1 'III S n —1 Ol CO Ol CO CO CO COGO C^ O 't e£>r~ , 1 OcO , CO 1 .-H , oi Gq_'*co 1 ) o^^^ 1 o^^ oTc^ -^ CO M ! 1 2 = 2 ® CO -^'* 1 1 >««5 1 O 1 CO 1 1 1 1 1 OJ i-l o ^a^a^ ' ' r^io ' o" 1 «5- 1 1 1 1 1 'S CD < £ oc -^ --•<* Ci o t^ CO r- 1 1 cTi eo 1 O» 1 '-^ 1 1 1 1 1 cu ■"*< o vo 1 1 lO 'O 1 ■<*< 1 iC 1 coo .oo o o a a 3 2 = § £ «_Ooo 1 1 ^c«^ 1 OK 1 «5l 1 1 1 1 1 SS CO -^co 1 1 CO oT 1 CO 1 Oi 1 1 1 1 1 O Ol CO CO to CO . lO ^ o loeoco 1 1 ^ vo 1 OS —1 1 1 1 1 ^ 0> CO CO 1 1 O) CO 1 CD 1 CO 1 1 1 1 1 <5 ooo oo o o o ° t-oococo-^cnoiio ^ 05 05 Ol Ol lO 1 OS -- oiic CO OS CO CO s CO CO ■-•C O CO rH CO Co CO CO CO -* ooco 1 oooc- ooco t^ 5 a r-{ —^ r-l coiiOcocor-cooir^ t-oooi COCidCCi -* — üOO »no»o uOO-ho — 'i'cni-^ CO CO O O -^ lO r- O— icOO -♦ mio p^ «75 CO C/D 03 CO Cr2 UO CO 0> -* CD r^ CO CO -•- CD CD CO C^ CO-* m Oh OOOOOOOO ooo OOOr-H O OOO OOO S ^ Ol r- -* r- — "^ t^ -* CO C— CD ut-CC -H OJ in Ol Ol O tCOS -H <© coa;'CD-<#oi-^cDco CD CO O lO o^r- CO CO CO CO — < CO -«Si '^ S COCit^COC^COCOiO •^ CO -^ coco OS ' r- —lOO CO OOO ^1 CO Ol Ol — CO CO — -^ ^-- ^- ^H CO CO CO CO CO CO Ol CO Ol o> COOO — -^COCOCOC/D CO tO Oi — CO oo> CS CO -^00 -* OS CO •»»'TfOit^-oo^^coo CO CD so fco c- o ICCO — CO OOO CO On oot~:ooc~-cot-->* O CDCO o icicooo O OS OS OS t-co ■* ^^ — .— « -^ fM — — < -H ^^ 1-H ^^ u9J9ag ir> 03 lO CO ■«*< O — 1 CO * t^ ^ CO , CO »O 1 1 r- , ^ , 'A " .-H CD 00 r- CO 1 1 1 CO CO CO 1 1 1 J9p ratiic COkO ^ ' ^ — 1 ' ' CO ' ^ ' »-H »— < ^—t »— < »—4 *— i i-H »— • neaaag C005COCOC-01COO« CO -*co 05 CO CO eoio oo» -H — t^ • •^CO-^COiOOliOGO 03 lO "* r^ CO 00 1 ooco o -^ COCD O 90 ^ ■cti o CO t^ oo O -* Ol -^ Ol T(< O — 00 o in O CD uO'-^CO aap ;qom ■>*C-CO— 'CjiOlOO t- -X ^ OGOiO ' CO CD CD O com •<*< oo — »— ( ^^ .-^ — - 1-H 1-H ^^ i? o « Ä o g-'^ « « « iSj « i>coir5ijococooico — U0O3 — CO coo CO uO lO CO CO CO -^ —ICO ^ — OICO — ^ CO •r— • .r-H . . fe • • • -fl^ -a i^ fl a a § H S § S g S S3 °^ ^ öüä a § • a«2 a a --S-s.a •1-3 o a !t ö 'fcJ ö § '^ Ä tue 1 ■ -i-: a a a^S " a • • !■• e ■ cj -^ o) S S u s ^ j3 S ^^^^^^^'^ ^ S-i i* t-i f-) .aiaj(D s cp m oj a o (D a> a> •— ( «« Assimilation und Erriäliruiig. den Eisensalzes gesetzt werden. Es war daher noch festzustellen, ob in die- sen Fällen die Heilung der Gelbsucht durch das den Wurzeln gebotene Eisen- oxyd oder durch die Säure des Eisensalzes bewirkt wurde. Zu dem Zweck experinientirte der Verf. mit Ferrocyankalium , d. h. einer Eisenverbindung, durch welche der Säuregrad der Nährstofflösung durchaus nicht erhöht wer- den konnte. Die zu Grunde gelegte Nährstoffmischung enthielt die 4 Salze CaO, NOr. ; KO, NO5 ; KO, PO5*;) MgO, SO5 + 7 aq. im Verhältniss von 4 : 1 : 1 : 1 Gewth. Maispflanzen, welche in Lösungen dieses Salzgemisches von ursprüng- lich 0,5, später' von 1,75 p. m. Concentration erzogen wurden, waren gelb- süchtig. Als sie eine Höhe von 15 bis 20 Cm. erreicht hatten, wurden 10 Exemplare, jedes in 500 Cc. der mit 0,05 Gr. Blutlaugensalz versetzten Nähr- stoffmischung von 1,75 p. m. Concentration verpflanzt. Gleichzeitig wurden eine Eiche und eine Rosskastanie, welche seit Herbst 1864 in wässeriger Nährstoffmischung cultivirt waren, ferner Buchweizen und Kresse, letztere, in vielen Exemplaren, in Lösungen von derselben Zusammensetzung gezogen. Alle diese verschiedenen Pflauzenspecies veränderten die blutlaugensalzhaltige Nährstofflösung in der Weise, dass sich nach Verlauf von 8 bis 14 Tagen ein relativ starker Niederschlag von Berlinerblau aus derselben ausschied. Diese Zersetzung konnte nur durch die Thätigkeit der Wurzeln hervorgerufen sein; denn dieselbe Lösung ohne Pflanzen setzte kein Ferrocyaneisen ab. Eiche und Eosskastanie, Buchweizen und Kresse behielten ihre grüne Farbe; bei dem gelbsüchtigen Mais begann bereits am zweiten Tage nach dem Einsetzen in die blutlaugensalzhaltige Flüssigkeit ein Ergrünen in der Nähe der Blatt- nerven und nach Verlauf von 8 Tagen waren sämmtliche Pflanzen satt grün gefärbt. Dieser Versuch liefert den endgültigen Beweis, dass die Gelbsucht aus Mangel an Eisen entsteht und durch Zufuhr von Eisen ge- hoben wird. Im Uebrigen wirkt das Blutlaugensalz s«hädlich auf die Pflanze ein, in- dem bei sehr geringen Gaben ein Stillstand in der gestaltlichen Entwicklung, bei etwas stärkeren Dosen eine Beschleunigung in dem natürlichen Verlauf der Vegetation eintritt. Ob gelbsüchtige Blätter auch ergrünen, wenn sie mit Eisenlösungen be- strichen werden, Hess sich aus desfallsigen Versuchen nicht mit Deutlichkeit erkennen. Verf. lieferte ausserdem den experimentellen Nachweis, dass weder Eisen- salze überhaupt noch speciell das Ferrocyankalium sich durch den wässerigen Zellsaft im Pflanzenkörper verbreiten. Das Eisen, welches die Grünfärbung der Chlorophyllkörner hervorruft, wird daher in einer anderen Form vom Protoplasma aufgenommen und durch dasselbe den Chlorophyllkörnern mit- getheilt. Ueber die H. Vcrsuchc Über die Bedeutung des Chlors für die Pflanze Bedeutung you W. Kuop. — Die uoch immer nicht zur Genüge entschiedene Frage, des Chlors fUrdiePüau. , ^^j^ j^q ,^-^q pQ^ gegeben. eeu. Assimilation nnd Ernährung. 289 ob das Chlor zu den unbedingt nothwendigen Nährstoffen gehört oder nicht, gab Veranlassung zu besonderen Reihen von Vegetationsversuchen in absolat chlorfreien Nährstoff- Mischungen, welche in folgender Weise hergestellt wurden: Die Salzlösung wurde mit einigen Tropfen Silbersalpetersolution versetzt, nach längerem Stehen filtrirt und der Silberüberschuss durch blankes Eisenblech niedergeschlagen. Die Salze waren dieselben wie die bei den Versuchen I. benutzten, die Lösung hatte eine Concentration von 1,75 p. m., so dass in einem Liter destillirten Wassers 1,0 Grm. CaO, NO5, 0,25 Grm. KO, NO5, 0,25 Grm. KO, PO5 , 0,25 Grm. MgO, SO3 + 7 aq. gelöst waren. Ausserdem wurden einige Centigr, FeaOs, POsin der Flüssigkeit suspendirt. In diese Lösung wurden Pflanzen von Mais, Buchweizen, Kresse, sowie die Eiche und Eosskastanie, welche schon zu den Versuchen über die Ursache der Gelbsucht gedient hatten, gesetzt. Folgendes waren die Resultate: 1 . Eiche und Eosskastanie vegetirten in ganz normaler Weise und ent- wickelten im Herbst bis zum Winter zahlreiche neue Nebenwurzeln. 2. Von den Meispflanzen erreichte ein Exemplar fast 1 Meter Höhe und brachte 4 reife Samen. 3. Die Kresse gedieh in der chlorfreien Lösung ebenso gut wie in festem Boden. Mehrere Exemplare brachten jedes 40 bis 50 reife Samen. 4. Der Buchweizen trieb kräftige, 70 bis 90 Cm, hohe Stämme. Die fünf in demselben Glasgefäss und in 5 Litern der chlorfreien Nährstofflösung vege- tirenden Pflanzen brachten zahlreiche Blüthen, welche bei 3 Exemplaren ein- trockneten, während von den beiden anderen — durch künstliche Bestäubung der Narben mit den Pollen — zusammen 23 reife und kräftige Samen erhalten wurden. Diese Samen erwiesen sich , als durchaus chlorfrei. Es ist somit constatirt, dass bei völligem Ausschluss von Chlorverbindungen der Buchweizen nicht nur Stämme, Zweige, Blätter und Blüthen normal ausbildet, sondern dass er auch Früchte bringt.*) in. Versuche über die Vertretung des Chlors durch Brom ueber die und Jod, von Dirks. — Experimentirt wurde mit Mais, Buchweizen und Vertretung ' ^ 'des Chlors Kresse. Für die beiden letzteren Pflanzen wurde eine Lösung von 0,5 p. m. ^urch Brom Concentration gewählt; ein Liter derselben enthielt: und Jod. bromhaltige Lösung jodhaltige Lösung 1/4 Grm. CaO, NO5 V4 Grm. CaO, NO5 V16 » K0,N05 V16 » K0,N05 V16 » K0,P05 V16 » K0,P05 V16 » MgO,S03+7aq. Vie » MgO,S03+7aq. V16 » KBr V16 » KJ Ausserdem war phosphorsaures Eisenoxyd zu einigen Mmgrm. in der Flüssig- keit suspendirt. *) Vgl. hiermit die Versuche von A. Beyer. Jahresbericht, XI u. XII. 19 290 Assimilation und Ernährnng. Der Mais vegetirte im Anfang ebenfalls in diesen Lösungen, später wurde er in Lösungen von 2 p. m. Concentration verpflanzt, wobei dass Verhältniss zwischen den einzelnen Salzen dasselbe blieb. Es wurden nachstehende Resultate erhalten: 1. Mais entwickelte sich a) in der bromhaltigen Lösung von 0,5 p. m. Salzgehalt, in die er am 14. Mai 1868 verpflanzt war, anfänglich gut, später wurde er icterisch. Diese Krankheitserscheinung verlor sich, nachdem die Pflanzen am 26. Juni in Lösungen von 2p. m. Concentration translocirt waren, bis Mitte Juli voll- ständig. Bis zum Herbst erreichten die am besten entwickelten Exemplare eine Höhe von 50 bis über 80 Cm., und die Summe der Versuchsobjecte bot alle Organe: Stämme, Blätter, männliche und weibliche Blüthen, Pollen und Fruchtansatz in vollkommen ausgebildetem Zustande dar. b) In der jodhaltigen Lösung gingen sämmtliche Maispflanzen während der ersten 2 bis 3 Wochen zu Grunde. 2. Buchweizen behielt a) in der bromhaltigen Lösung, in welche er Mitte Mai gesetzt war, ein gesundes, grünes Ansehen. Die Blüthe begann in den ersten Tagen des Juni und dauerte den ganzen Sommer hindurch. Anfang August waren einige vollkommen gesunde Samen zur Reife gebracht. Dabei aber blieben die Pflanzen sämmtlich klein; die grösste Stammhöhe betrug 45, die grösste Blattbreite 3 Cm. b) In der jodhaltigen Lösung starben sämmtliche Pflanzen von Mitte Mai bis zum 22. Juni eine nach der anderen ab. 3. Kresse wollte a) in der bromhaltigen Lösung erst nicht gedeihen ; die Blätter trockneten bis auf die obersten jüngsten fast alle ein. Um Mitte Juni aber nahmen die Pflanzen eine normal grüne Farbe au, begannen emporzuschiessen, brachten es bis zu einer Höhe von 16 bis 23 Cm., blühten im Juli und zeigten Ansatz zur Samenbilduug; jedoch blieben die Kapseln steril. b) In der jodhaltigen Lösung behielten die Pflanzen ein krankes Ansehen. Gleichwohl blühten sie — wenn auch spärlicher als die Brompflanzen — um Mitte Juli und brachten es bis zum Ansatz, aber nicht zur Reife des Samen. Ihre Höhe betrug 16 und 18 Cm. Unter den gewählten Pflanzenspecies er- trug somit die Kresse das Jodkalium am längsten. Als allgemeines Resultat stellte sich bei diesen Versuchen heraus, dass von den Haloidsalzen des Kaliums bei Gegenwart der übrigen Salze die Chlorverbindung, welche am constantesten ist, unschädlich, die Bromverbindung unschädlich bis schädlich, die Jodverbindung endlich, welche in einer sauren Flüssigkeit sich leicht zersetzt und Jod aus- scheidet, schädlich auf die Vegetation der Landpflanze einwirkt- In den geernteten Jodpflanzen wurde das Jod qualitativ nachgewiesen, in den Brompflanzen wurde das Brom quantitativ bestimmt. Es enthielten: Assimilation und Ernährung. 291 Grin. Grm. Proc. 0,277 trockne Kresse . . 0,0020 Brom = 0,72 Brom i. d. Trockensubst. 0,499 trockner Buchweizen 0,0056 » = 1,12 » » 1,872 trockner Mais . . . 0,0497 » = 2,65 » » IV. Versuche über die Vegetation des Strandhafers in kali- haltigen und kalifreien, ferner in chlor-, jod- und bromhaltigen und natronhaltigen Nährstofflösungen, von CarlWeigelt. —Die vom Ostseestrande der Divenow auf der Insel Wollin stammenden Samen von Psamma arenaria konnten, nachdem sie von den festanhaftenden Spelzen be- freit waren, leicht zum Keimen gebracht werden. 100 Theile der entschälten Samen enthielten: Proteinsubstanz 18,7188 mit Stickstoff 2,9953 Andere organische Bestandtheile 67,6827 Asche 3,2185 darin : Kaü 0,6459 Natron 0,0236 Kalk 0,1294 Magnesia 0,2234 Elsenoxyd 0,0000 Phosphorsäure 1,4784 Kieselsäure. ...... 0,0393 Schwefelsäure Spur Schwefel 0,3510 Chlor 0,1540 Wasser 10,3800 100,0000 Die Nährstoffmischungen enthielten im Liter 0,5 Grm. Salze, und zwar: 1. kalifreie chlorhaltige Lösung. 2. kalifreie jodhaltige Lösung. 1/4 Grm. CaO, NO5 V4 Grm. CaO, NO5 V16 » NaO,N05 V16 » NaO,N05 V16 » NaO,2HO,P05 Vie » NaO, 2H0, PO5 V16 » MgO,S03 + 7aq. Vie » MgO,S03 + 7aq. V16 » NaCl V16 » NaJ 3. kalifreie bromhaltige 4. kali- und natronhaltige, chlor- Lösung. freie Lösung. 1/4 Grm. CaO, NO5 V4 Grm. CaO, NO5 i/i6 » NaO.NOs V32 » K0,N05 V16 » CaO, 2HO,P05 ^'82 » NaO,N05 1/16 » MgO, S03+7aq. Vie » MgO, SOs+Taq. 1/16 » NaBr i/ie » KO, 2H0, POe 19* lieber die Vegetation des Strand- hafers in kalibaltigen und l:ali- freien, fer- ner in chlor-, jod-, brom- und natron- haltigen Kährstoff. lösungen. 292 Assimilation und Ernährung. Hierzu kam als fünfte Lösung die von Knop bei den Versuchen I und n benutzte kieselsaure-, natron- und chlorfreie Nährstoffmischung. Eine sechste Lösung endlich wurde aus einer der mittleren Zusammensetzung des Meeres- wassers nachgeahmten Salzmischung hergestellt, bestehend aus: 72,5 Gewichtsth, , NaCl 3,0 » NaO, POs 3,0 » NaO, NO5 4,4 » CaO, SO3 9,4 » MgCl 6,4 » MgO, SO3 0,17 » MgBr 1,0 » KCl Alle diese Lösungen erhielten einen Zusatz von Eisenphosphat. In Betreff der Ergebnisse dieser Versuche erfährt man vorläufig, dass die Vegetation in der kalihaltigen Lösung No. 5, demnächst in der kali- und natronhaltigen Lösung No. 4 den günstigsten Verlauf nahm. Eücksichtlich ihres Habitus unterschieden sich die in dem wässrigen Medium gezogenen Exemplare von Psamma arenaria von ihren im festen Boden wachsenden Stammgenossen durch die plane Form ihrer Blätter, welche bei den am Strande vegetirenden Pflanzen bekanntlich cylindrisch zusammengerollt sind. Vegetations-Versuche über die Stickstoff-Ernährung der Pflanzen, von P. Wagner.*) Versuchspflanze war die seit Jahren in Göt- tingen benutzte Sorte von Badischem Mais. Die Pflänzchen wurden, nachdem sie circa 8 Tage in destillirtem Wasser vegetirt hatten, zuerst in 1 Liter, später in 4 bis 4,5 Liter fassende Gefässe versetzt. Alle 8 Tage fand eine Erneuerung der Nährstofflösungen statt. Den Versuchsreihen mit neutralem phosphor- saurem Ammon, mit hippursaurem Kali und mit Glycocoll wurden die von Hampe Sommer 1867 in Anwendung gebrachten Nährstoffmischungen zu Grunde gelegt. Ausserdem wurde eine Versuchsreihe angestellt, in welcher die Pflanzen auf doppelt kohlensaures Ammon, eine andere, in welcher sie auf Kroatin als stickstoffliefernde Nahrungsmittel angewiesen waren. L Vegetationsversuche mit Ammonsalze. A. Versuche mit phosphorsaurem Ammon. Ammou- Hierbei zeigte sich genau die von Hampe beobachtete Erscheinung, salze als dass die Pflanzen nach dem Hervorbrechen des 6., resp. 7. Blattes bleich- stickstoff. süchtig wurden, nach einiger Zeit aber die Krankheit überwanden und dann normal weiter vegetirten. Dagegen gelang es, Maispflanzen bei folgender Erziehungsmethode vollständig vor Chlorose zu bewahren: Vier Keimlinge wurden nicht in ein wässriges Medium, sondern in einen aus reinem Quarz- *) Die landw. Versuchsstationen. Bd. XI. S. 287. Assimilation und Ernäbrang. 293 sand und reiner gewaschener Holzkohle hergestellten künstlichen Boden ge- pflanzt. Dieser Boden wurde mit einer Nährstoffmischung begossen, welche im Uebrigen analog der Hampe'schen zusammengesetzt war, aber kein Am- monphosphat, überhaupt keine Stickstoffverbindung enthielt. Das Resultat war, dass die Pflanzen nach circa 14 Tagen eine Höhe von 14 bis 18 Cm. erreicht und je 5 bis 6 Blätter producirt hatten. Als hierauf ein merklicher Stillstand im Wachsthum auf Mangel an Stickstoffnahrung hinzuweisen schien, wurden die Pflanzen iu die Hampe'sche Nährstofflösung von 1 p. m. Coucentration versetzt. Dies hatte zur Folge, dass die Pflanzen in normaler Weise sich weiter entwickelten und sich durch die frische, dunkelgrüne Farbe ihrer Blätter auszeichneten. Die weiblichen Blüthen von 2 Individuen wurden mit dem Pollen einer Gartenpflanze befruchtet und von No. 1 zwei Kolben mit 48 resp. 19 reifen und keimfähigen Körnern, von No. 2 ein Kolben mit 16 nicht ganz reifen Samen geerntet. In den oberirdischen Organen und in den Wurzeln der übrigen beiden Pflanzen dieses Versuches war weder Salpeter- säure noch salpetrige Säure nachweisbar. Auch die gebrauchte Ve- getationsflüssigkeit war frei von den genannten Oxydations- stufen des Stickstoffs. ß. Versuche mit kohlensaurem Ammon. Die Nährstoffmischung war in folgender Weise zusammengesetzt: 2K0, HO, PO5 + 2(NH4 0, 2CO2) + 0,5KC1 + Ca0, 2C02 + MgO, SOa + x FezOs, PO5. Concentration 1 p. m. Zur Verhütung einer Oxydation des Ammoniaks wurde die Lösung jeden dritten Tag mit Kohlensäure gesättigt. Sechs Pflanzen vege- tirten in dieser Nährstoffmischung die ersten 14 Tage normal, dann wurden sie chlorotisch. Durch die Entfernung der unteren welken Blätter und durch tiefes Einspannen der Pflanzen wurde zwar die Bildung neuer Wurzeln, nicht aber eine Beseitigung der Krankheitserscheinungen erreicht. Die Pflanzen wurden hierauf in 3 Abtheilungen geschieden: Abtheilung 1: Für 2 Pflanzen wurden die ursprünglichen Versuchs - bedingungen — Erneuerung der Lösung alle 8 Tage, Einleiten von Kohlen- säure an jedem dritten Tag — beibehalten; sie gingen, nachdem sie 6 Wochen lang ein kümmerliches Dasein gefristet hatten, zu Grunde. Abtheilung 2: Zwei Pflanzen blieben in der vorigen Lösung; dieselbe wurde aber weder erneuert noch mit Kohlensäure wieder gesättigt. Nach längerer Zeit erholten sich diese Pflanzen so weit von der Chlorose, dass die eine von ihnen eine Höhe von 28 Cm., die andere eine Höhe von 20 Cm. erreichte. Sowohl in der Lösung wie in den Pflanzen wurde Salpetersäure gefunden. Abtheilung 3: Zwei Pflanzen wurden in die für die Versuche A be- nutzte, phosphorsaures Ammon enthaltende Lösung gesetzt: ihre Blätter färbten sich bald wieder grün; neue Wurzeln wurden gebildet; die eine Pflanze pro- ducirte 22 reife Samen. 294 Assimilation und Ernäbrnng. Hieraus folgt, dass Maispflanzen in einer Nährstoffmischnng^ welche kohlensaures Ammon als einzige Stickstoffverbindung enthält, nicht zu vegetiren vermögen. n. Vegetationsversuche mit Hippursäure. Hi ursäure ^^^ ^^^ desfallsigeu Hampe'schen Versuchen von 1867 war es unent- ais stick- schieden geblieben, ob die in der Vegetationsflüssigkeit nachgewiesene Ben- Btoffqueiie. zoesäure ausschliesslich als das Produkt einer durch Pilze veranlassten Zer- setzung der Hippursäure anzusehen oder ob ihre Enstehung ganz oder zum Theil einer innerhalb des Organismus der Maispflanze stattgehabten Spaltung der Hippursäure beizumessen sei. Um hierüber in's Klare zu kommen, suchte Wagner die Pilzbildung zu verhüten, und dies gelang ihm in befriedigen- der Weise dadurch, dass die Nährstoffmischung täglich mit Kohlensäure ge- sättigt, der Zutritt der atmosphärischen Luft ausgeschlossen und die Flüssig- keitsoberfläche öfter bewegt wurde. 3 Maispflanzen wurden in der von Hamp e angegebenen Nährstoffmischung, welche im Anfang eine Concentration von 0,5 p. m., später von 1 p. m. hatte, erzogen: Pflanze 3 wurde von einem Ohrwurm lädirt, brachte aber eine weib- liche Blüthe, welche mit dem Pollen einer Gartenpflanze befruchtet wurde. Nachdem die älteren, mit Schwefeleisen bedeckten Wurzeln amputirt waren, gelang es, diese Pflanze in destillirtem Wasser zur Eeife zu bringen. Es wurden 48 keimfähige Samen geerntet. Die Pflanzen 1 und 2 blühten recht- zeitig männlich, die Griffelentwicklung aber blieb aus — muthmasslich in Folge der ungünstigen Witterungsverhältnisse. Pflanze 1 musste, weil sich ihre Wurzeln auch mit Schwefeleisen überzogen hatten, gegen Ende der Vege- tation ebenfalls in destillirtes Wasser versetzt werden und brachte es bis zu einer Höhe von 98 Cm. In Pflanze 2, welche eine Höhe von 95 Cm. erreichte, konnte keine Benzoesäure nachgewiesen werden. Ebenso wenig konnte diese Säure aufgefunden werden in 4 Litern der 1 p. m. Nährstoff lösung, welche unberührt von Versuchspflanzen und frei von Pilzen geblieben waren. Da- gegen fand sich in der pilzfreien oder nur mit Spuren eines Pilzes behafteten Nährstoff lösung, nachdem die Pflanzen 6—8 Tage darin vegetirt hatten, stets Benzoesäure. Auch in dem destillirten Wasser, worin die Pflanzen 1 und 2 ihre Vegetation vollendeten, Hess sich eine geringe Menge Benzoesäure mit Sicherheit erkennen. Der Verf. hält es auf Grund dieser Versuche für wahrscheinlich, dass die Hippursäure unzersetzt in die Maispflanze gelangt ist, dass sie im Pflanzen- körper eine Spaltung erfahren hat und dass das eine Zersetzungprodukt, Glycin, assimilirt werde, während das andere, die Benzoesäure, als benzoe- saures Kali durch die Wurzeln austrat. HL Vegetationsversuche mit Glycin. Giydn als Nährstoffmischurg war die früher von Hampe benutzte, sie hatte im Stickstoff. Uebrigen dieselbe Zusammensetzung wie die bei dem Hippursäureversuch in quelle. Assimilation und Ernährang. 295 Anwendung gebrachte; an Stelle des hippursauren Kalis war eine äquivalente Menge Glycin gegeben. Die Pilzbildung wurde mit Hülfe der in Versuch II. ein- geschlagenen Methode vollständig verhindert, so dass sich das Leimsüss stets unzersetzt in der Vegetationsflüssigkeit nachweisen Hess. Von den 3 Pflanzen dieses Versuches litten 2 und 3 durch Insektenfrass; die einmal beobachteten Symptome der Chlorose verloren sich bald, nachdem die Pflanzen mehr directes Sonnenlicht' erhalten hatten. Von Pflanze 3 wurden 2 Kolben geerntet, von welchen der eine 24 gut ausgebildete, der andere 7 unreife Körner lieferte. Pflanze 2 trieb 7 kräftige Schösslinge; ihre Höhe betrug gegen 60 Cm.; 3 Kolben enthielten zusammen 96 reife Samen, ein vierter hatte 8 und ein fünfter 10 unreife Körner; ausserdem waren noch 4 verkümmerte Kolben vor- handen. Pflanze 3 wurde in destillirtem Wasser zur Reife gebracht. Bei Pflanze 2 nahmen nach stattgehabter Befruchtung die älteren Wurzeln eine gelbe Farbe an; gleichzeitig wurde die Lösung neutral und musste dieselbe wiederholt mit etwas Phosphorsäure ersetzt werden. Pflanze 1 trug eine männliche Blüthe, die Grifi"el aber kamen nicht zur Entwicklung. Nach der Blüthezeit begannen die Wurzeln zu faulen, und nur in diesem einem Falle war in der Vegetations- flüssigkeit eine geringe Menge von Ammoniak nachweisbar. Der Verf. folgert aus diesen Versuchen, dass das Glycin als solches in die Pflanzen eintritt und dass es als ein vollkommen ausreichender stickstoffhaltiger Nährstoff anzusehen ist, IV. Vegetationsversuche mit Kroatin. Kreatin ais Stickstoff- Zwei Maispflanzen vegetirten in einer anfänglich 0,5 p. m., später 1 p. m qneiie. Lösung von folgender Zusammensetzung: KO, 2H0, POs + V2 (Cs H9 N3 O4 -f 2aq.) + V2 Ca Cl + VzMgO, SO3+ x Fe2 O3, PO5. Vorübergehend zeigte sich auch hier Chlorose. Im Anfang blieb die Vege- tationsflüssigkeit frei von Schimmel, später fanden sich Pilze ein und es konnte zweimal Ammoniak nachgewiesen werden. Pflanze 2 wurde, nachdem sie eine Höhe von 95 Cm. erreicht und männlich geblüht hatte, auf Kreatin untersucht. Hierbei wurde zwar ein krystallisirender Körper aus dem Extract erhalten, seine Krystallform aber Hess kein Kreatin erkennen. Pflanze 1 konnte nur dadurch am Leben erhalten werden, dass unter häufiger Erneuerung der Nähr- stofflösung die älteren, in Fäulniss gerathenen Wurzeln wiederholt entfernt wurden. Schliesslich wurde auch diese Pflanze in destiUirtes Wasser trans- locirt und gelangte hier zur Reife. Ihre Höhe betrug 1 54 Cm., sie hatte 9 Blätter und einen Kolben mit 10 Körnern. Kreatin Hess sich aus Pflanze 1 nicht darsteHen. Bei Erneuerung der Lösungen wurden die alten Vegetationsflüssigkeiten dreimal einer Prüfung auf Kreatin unterworfen. Zweimal wurde hierbei ein positives Resultat erhalten, das dritte Mal — bei bereits weiter vorgeschrittener Vegetation — ein negatives. 296 Assimilatiou und Ernährnng. Hiernach hält es der Verf. wenn auch nicht für direkt erwiesen, so doch für wahrscheinlich, dass das Kreatin die Stickstoffernährung der Maispflanze in derselben Weise, wie dies für den Harnstoff vonHampe constatirt ist, zu leisten vermag. Ernteresultate: Versuchs- s Ol N a a Geerntete Trockensubstanz Stickstoff- gehalt der Trocken- substanz Aschengehalt der Trockensubstanz reihe TS Wur- zeki Kraut Kör- ner Ganze Pflan- ze ^ , Kör- Kraut ner Wur- zeln Kraut Kör- ner ^ Gramme | Proc. Proc. Neutrales phosphorsau- res Ammon 1 2 1,60 0,82 10,46 14,58 14,37 4,21 26,43 19,61 2,001 2,114 2,301 2,214 6,380 5,940 7,830 7,7lO 1,624 1,521 Hippursäure 1 3 1,20 1,10 19,41 17,04 11,53 20,61 29,67 2,241 2,031 2,310 5,810 6,141 7,641 7,453 1,318 Glycin 1 2 3 0,91 1,81 20,10 18,20 14,13 25,14 6,21 21,01 46,15 21,55 2,302 2,010 2,1-20 2,412 2,401 6,120 6,214 6,132 6,813 6,714 7,010 1,301 1,271 Kreatin 1 1,40 24,10 3,20 28,70 2,295 2,381 6,151 7,040 ? Bericht über die im Sommer 1867 an der Versuchs-Station Eegenwalde ausgeführten Wasser kulturversuche, von A.Beyer*.) Zu Grunde gelegt wurde die Knop'sche Nährstoff -Mischung von 3 p. m. Gehalt und folgender Zusammensetzung: 0,01 Aeq. schwefelsaure Magnesia, 0,01 Aeq. saures phosphorsaures Kali, 0,02 Aeq. salpetersaurer Kalk, x Eisenphosphat. Versuchspflanze war Hafer; nur bei einer Eeihe wurde mit Erbsen experimentirt. Die Samen wurden in mit Salzsäure gekochtem, dann völlig ausgewaschenem Quarzsand zum Keimen gebracht, die Keimlinge, nachdem sie das erste Blatt entwickelt, iu die Vege- tationsgefässe versetzt. Bedeutung I Versuchc Über die Bedeutung des Chlors, des Chlors 1_ Versuchsreihe. Erbsen. als Pflanzen- Nährstoffe. Hierzu wurden Dreilitergefässe mit je 3 Pflanzen und folgenden Nahnings- flüssigkeiten benutzt: Grund- Versuch mischung Zusätze pro Gefäss. p. m. ( 0,01 Aeq. Chlorkalium. j 0,01 » Chlornatrium. desgleichen -(- 0,0 1 Aeq. salpetersaures Ammon. ohne Chlor. — *) Die landw. Versuchsstationen. Bd. XI. S. 262. a u. b 0,5 c 1 d 2 6 1 f 1 Assimilation und Ernährung. 297 Sämmtliche Versuche wurden am 6. Mai angestellt, am 15. Juni erhielten alle Gefasse neue Lösungen. Eine normale Entwicklung fand nur bei den Pflanzen der Versuche a, b und c statt. Die Pflanzen der Versuche d und e gelangten zwar zur Blüthenbildung, setzten aber keine Samen an. Bei Ver- such f (ohne Zusatz von Chlormetallen) Hessen die Pflanzen bereits nach den ersten vier Vegetationswochen Zeichen von Krankheit erkennen. Dieselbe zeigte sich u, A. in der Weise, dass die alten Blätter fortwährend abstarben, während auf ihre Kosten neue Sprossen gebildet wurden. Die Pflanzen des Versuchs f behielten aus diesem Grunde ein buschiges Ansehen, ganz abweichend von dem Habitus der normalen Pflanzen, welche 3 bis 5' hohe Stengel getrieben hatten. Die am 25. August vorgenommene Ernte ergab folgende Resultate: Versuch Stengel, Durch- Blätter schnitts- Zahl der und Wurzeln Samen gewicht Pflanzen Hülsen emer Pflanze Trocke nsubstanz in Grm, Grm. Erzieltes Multiplum des Samens (a 0,075 Grm.) a u. b c d e f 4 13,950 1,699 1,520 4,292 2 7,601 0,600 0,886 4,548 3 6,lbO 0,729 — 2,296 3 5,674 0,600 — 2,091 3 3,390 0,464 ""• 1,284 57,2 60,6 30,6 27,8 17,1 Beyer sieht in den Resultaten dieser Versuchsreihe eine Bestätigung der Bemerkung Nobbe's,*) dass zur Erziehung der Erbse das Chlor nicht fehlen dürfe. Von der Buchweizenpflanze unterscheidet sich nach des Verf. Ansicht die Erbse beim Wachsen in chlorfreien Lösungen dadurch, dass die Erscheinungen der gestörten Entwicklung bei der letzteren Pflanze früher — schon vor der Blüthenbildung — auftreten. Dieselben Versuche sind Sommer 1868 in ßegenwalde wiederholt worden. Es haben sich dabei — in soweit die unter so ungünstigen Verhältnissen, wie sie dieser heisse Sommer mit sich brachte, gewachsenen Pflanzen einen Vergleich gestatten — im Wesentlichen dieselben Resultate herausgestellt. 2. Versuchsreihe. Hafer in Lösung von 2 p. m. Gehalt. Vers. 1 . Zusatz von 0,01 Aeq. Chlorkalium zu 3 Liter Lösung, » 2. » » 0,01 » Chlornatrium » » » » 3. ohne Zusatz von Chlormetallen. Die zur Aussaat bei diesen und bei den sub IL und IE. nachfolgenden Versuchen benutzten Samen hatten gleiches specifisches Gewicht; das absolute Gewicht der lufttrocknen Körner schwankte zwischen 0,035 und 0,040 Grm. *) Die landw. Versuchsstationen. Bd. VII. S. 370. 298 Assimilation nnd Ernährung. Während der Vegetation wurde bemerkt, dass die in den chlorhaltigen Lösungen wachsenden Pflanzen im Anfang weniger an Bleichsucht litten und dass das Erscheinen der Eispen hei ihnen 8 Tagen früher, als bei den Pflanzen des Versuches 3 statt fand. Ernteresultate : Zahl der Durch- Erzieltes Nummer des Ver- Pflan- rispen- tra- Spros- Samen Stroh Wur- zeln Kör- ner schnitts- gewicht einer Multi- plum des suchs zen genden sen Pflanze Samenge- Halme Trockensubstanz Grm. Grm. wichts 1 6 23 13 260 16,92 1,97 7,488 4,396 117,2 2 6 21 113 32 33,30 3,25 1,099 G,274 167,3 3 6 29 5ß 97 19,36 1,67 2,715 3,957 105,5 Beyer schliesst aus diesen Ernte-Ergebnissen, dass das Chlor auch für die Fruchtbildung des Hafers von Bedeutung ist; er findet ferner — im Ein- klänge mit einer schon öfter beobachteten Thatsache — , dass das Chlornatrium nicht die Form ist, in welcher das Chlor seinen Einfluss auf die Fruchtbildung ausübt. Die aussergewöhuliche Sprossenbildung bei Versuch 3 und noch mehr bei Versuch 2 deutet darauf hin , dass bei einem zwar ziemlich hohen Ernte- gewicht an Blättern und Halmen doch der Verwerthung der in den Blättern erzeugten organischen Verbindungen zur Fruchtbildung irgend ein störendes Moment entgegen stand. 100 Theile Trockensubstanz der Halme enthielten Mineralstoffe: Ohne Chlor 5,089 1,140 0,928 0,068 1,337 3,477 3. Versuchsreihe. Als Saatgut dienten Kömer von Haferpflanzen, welche im Sommer 1866 in chlorfreien Lösungen gewachsen waren. Ein Korn wog lufttrocken durch- schnittlich 0,027 Grm. Vers. 1. 5 Pflanzen in 5 Litern V2 p. m. Lösung mit Zusatz von 0,01 Aeq. Chlorkalium , Vers. 2. 5 Pflanzen in derselben Lösung, aber ohne Zusatz einer Chlorver- bindung. 1. 2. Zusatz von Zusatz von Chlorkalium Chlornatrium Kali . . . 6,707 4,339 Natron . . — 0,803 Kalk . . . 1,043 1,173 Magnesia . 1,002 0,875 Eisenoxyd . 0,115 0,055 Schwefelsäure 2,132 1,434 Phosphorsäure 2,696 2,388 Chlor . . . 1,112 1,016 Assimilation und Ernährang. Ernteresultate : 299 Hahne Durch- No. des Zahl der und Wurzeln Körner schnitts- gewicht Versuchs 1 Spelzen emer Pflanzen Samen Pflanze Trockensubstanz in Grm. Grm. 1 5 125 7,3 0,962 4,640 2,58 2 5 13,0 1,600 2,92 Erzieltes Multi- plum des Samenge- wichts 94,8 108,1 Auf Grund dieser Eesultate hält es Beyer für gerechtfertigt, dem Chlor auch für die normale Entwickelung der Haferpflanze eine bestimmte Rolle zu- zuschreiten. Den Umstand, dass Haferpflanzen in chlorfreien Lösungen doch zur'Samen- bildung gelangen, erklärt der Verf. daraus, dass geringe Mengen Chlor im Saat- gut vorhanden sind und dass das in der Atmosphäre enthaltene Chlornatrium eine Chlorquelle unter Umständen sein kann. In dem letzten Versuch ist das zulässige Minimum von Chlor nicht vorhanden gewesen, und deshalb hat bei den zum zweiten Mal in chlorfreien Lösungen erzogenen Haferpflanzen gar kein Samenansatz stattgefunden. n. Versuche über die Bedeutung des Ammoniaks, des Harn- stoffs und der Hippursäure als stickstofflieferndes Material. 1. Versuche mit Ammoniak. Von den zu diesen Versuchen benutzten Lösungen war die eine der Knop- schen Nährstoffmischung nachgeahmt, 0,02 Aeq. salpetersaurer Kalk aber er-quenefürdie setzt durch 0,02 Aeq. Kalkbicarbonat und 0,02 Aeq. zweifach kohlensaures Pflanzen. Ammon. Die mit dieser Lösung allein, sowie unter Zugabe von Chlornatrium, salpetersaurem Kalk, salpetersaurem Ammon und Ammon angestellten Versuche gaben keine Resultate. Nur in einem Falle, wo der 1 pro miliigen Lösung 0,01 Aeq. Chlorkalium auf 3 Liter Flüssigkeit zugefügt wurde, ergaben 2 Hafer- pflanzen an Halmen und Wurzeln 2,905, an Körnern 0,482 Grm. Trockensub- stanz. In der qu, Lösung sowohl wie in den geernteten Pflanzen wurde die Gegenwart von Salpetersäure constatirt, so dass die Annahme nahe liegt, die Production der Trockensubstanz sei durch die in der Nährstoffmischung ein- getretene Salpetersäurebildung veranlasst worden. Die andere Lösung war eine Imitation des Brunnenwassers der Station nach Maassgabe der Analyse von Lucanus*), wobei die Salpetersäure durch eine entsprechende Menge doppelt kohlensauren Ammons ersetzt wurde. In dieser Lösung war nach kurzer Zeit Salpetersäure nachweisbar, Pflanzen konnten in derselben nicht vegetiren. Ammon- salze als Stickstoff- •) Die landw. Versuchsstationen. Bd. VHI. S. 156. 300 Assimilation and Ernährung. Assimila- tion des Harnstoffs. Auch im Jahr ]868 mit diesen, mehrfach modificirten Lösungen vorge- nommene Versuche sowie andere, bei welchen die Nährstoffraischungen für Mais von Kühn und Hampe*) benutzt wurden, ergaben weder für Hafer noch für Erbsen eine irgend bemerkenswerthe Vermehrung des Gewichtes der Keimpflanzen. 2. Versuche mit Harnstoff. Es kamen 2 Lösungen zur Anwendung. Die erste Lösung (3 p. m. Ge- halt) enthielt im Liter: 0,01 Aeq. schwefelsaure Magnesia, 0,01 Aeq. saures phosphorsaures Kali, 0,02 Aeq. doppelt kohlensauren Kalk, 0,01 Aeq. Harn- stoff, X Eisenphosphat. 2. Concentration der Lösung: 2 p. m. 4. » » » 1 » 6 wie Versuch 3 und 4; aber nur mit 0,005 Aeq. Harnstoff. Die zweite Lösung (Versuch 7 und 8) enthielt im Liter: 0,400 Grm. schwefel- saure Magnesia, 0,709 Grm. saures phosphorsaures Kali, 0,410 Grm. Chlorcalcium, 0,300 Grm. Harnstoff. Eine Erneuerung der Lösungen fand nicht statt. Die Pflanzen der Versuche 1 bis 4 waren von Anfang an chlorotisch, die- jenigen der Versuche 1 und 2 gingen am frühsten zu Grunde. Auch die Pflanzen der Versuche 5 und 6 litten anfänglich an Chlorose , erholten sich aber im Verlauf der Vegetation so weit, dass sie reife Samen brachten. Die Pflanzen der Versuche 7 und 8 zeichneten sich dagegen durch die dunkelgrüne Farbe ihrer Blätter aus und blieben bis zuletzt gesund. Ernteresultate : Vers. 1 und » 3 » » 5 » No. des Versuchs Zahl der Pflanzen Hahne und Spelzen Körner "Wurzeln Trockensubstanz in Grm. 5 und 6 7 und 8 8,75 7,40 0,465 3,070 0,442 0,706 Zahl der Körner Durch- schnitts- gewicht einer Pflanze Grm. 16 158 1,611 1,942 Erzieltes Multi- plum des Samenge- wichts. 43,5 52,4 Die Pflanzen enthielten erhebliche Quantitäten unzersetzten Harnstoffs. In den Pflanzen und in den Nährstoffmischuugen der Versuche 7 und 8 Hessen sich geringe Mengen von Salpetersäure nachweisen. Ammoniak wurde in allen Nährstoffmischungen in grösserer Menge gefunden. Der Verf. ist durch diese und durch andere, im Sommer 1868 ausgeführte Versuche zu der Ueberzeugung gelangt, das der Harnstoff für den Stickstoff- bedarf der Haferpflanze eine weit günstigere Form ist, als das Ammoniak. *) Die landw. Versuchsstationen. Bd. IX. S. 157 und 167. Assimilation und Ernährung. 301 3. Versuche mit Hippursäure. Assimiia Die hierzu benutzte Lösung- enthielt im Liter: 0,200 Grm. schwefelsaure g-^p^^^fj.^ Magnesia, 0,393 Grm. saures phosphorsaures Kali, 0,186 Grm. Kalk + x Kohlen- säure, 0,450 Grm. Hippursäure. Es wurden Pflanzen mit Samen erzielt. Die Mittheilung der desfallsigen Ernte-Ergehnisse aber unterlässt der Verf. , weil die Lösungen trotz wiederholter Erneuerung sich in sehr kurzer Zeit zersetzten, so dass es zweifelhaft bleibt, ob die Hippursäure oder ein Zersetzungsprodukt derselben (Glycin ?) das stickstoffliefernde Material gewesen ist. Benzoesäure wurde nicht nur in den rückständigen Lösungen, sondern auch in den geernteten Pflanzen gefunden. In einem Gefäss, dessen Nahrungsflüssigkeit gar nicht er- neuert war, wurde Salpetersäure, desgleichen auch in den darin gewachsenen Pflanzen nachgewiesen. in. Untersuchungen über die Beziehungen zwischen den in einem bestimmten Volumen Lösung gebotenen und den von den Pflanzen aufgenommenen Nährstoffen einerseits-, und der von den Pflanzen gebildeten Trockensubstanz, resp. deren näheren organischen Bestandtheilen andrerseits. Es wuchsen: Vers. 1 24 Pflanzen je 6 in 4 Sechslitergefässen mit 3 p. m. » 2 » » » 4 » 6 » » 2 » » 3 » » » 2 » 12 » »1 » Ausserdem wuchsen: Vers. 4 24 Pflanzen je 4 in 6 Sechslitergefässen mit 1 p. m. » 5 » » » 6 » 4 » » 1 » Ueber den Einflusü, welchen die Quantität der Pflan- zennähr- stoffe und die Concen- tration der Lösung aufj den Ertrag an Trocken- substanz ausübt. Ertrag von 24 Pflanzen: 2 Z a rispen- h 1 d e r Kör- Hahne und Spros- Wur- Durch- schnitts- gewicht einer 1000 Kör- Spec, Gew. Verhält- niss zwi- t> tra- Spros- Kör- ner Spel- sen zeln ner der schen CO » Hafer Hafer DriU- saat pro Morg. Mtz. Breit- saat pro Morg. Ertrag pro Morg. Gew. pro Schffl. Schffl. Mtz. ' in Pfd. 10 12^/4 14 9V2 13V2 8 IIV2 8 8 16 — 19 12 25 13 — 19 12 20 24 — — 38 — — 36 13 8 26 13 12 22 13 17 — 18 4 — 23 — — 21 4 — 17 8 — 27 — 49 50 52 42 50 50 50 50 76 76 75 75 84 56 Bemerkungen. Der Bestand so schwach, dass andere Einflüsse sich mögen geltend ge- macht haben. I andere Vorfrucht als in den beiden vorherge- henden Posten. Bestellung im December in Rübenstoppel, im März erst aufgegangen. Durchschnitt von 53 Morgen. Ertrag nicht ermittelt, aber nach Gutachten viel geringer, als der Ertrag desvorhergehen- den Versuchs. Wir verweisen noch auf folgende das Gebiet der Bodenbearbeitung berührende Veröffentlichungen, die von Interesse sind, aber sich für Mittheilung an dieser Stelle nicht eignen. Benutzung des Humusbodens, von L. Vincent, i) Kultur des Moorbodens, von Rimpau. 2) Damm -Rajol- Kultur nach Rimpau. 3) *) Zeitschr. f. d. landwirthsch. Verein f. d. Prov. Sachsen. 1869. S. 135. 1) Annalen der Landw. in Prcussen. 1868. S. 52. 140. 2) Landw. Centralbl. 1869. II. S. 424. 3) Ebendaselbst. I. S. 414. Bodenbearbeitung. 343 Ueber das Moorbrennen in Ostfriesland, den Moorrauch, die weite Verbreitung des letzteren über Europa und seine vermeintlichen nachtheiligen Einflüsse ; so wie über die Kulturbarmachung des Moores. Von M. A. F. Prestel. *) üeber die Bearbeitung des Bodens. Von R. "Weide nhamm er. 5) Einfluss der Atmosphäre auf gepflügten Boden im Winter. Von G. M e n t e ni g, 6) Betrachtungen und Erfahrungen über die Wirkungen der Tiefkultur und des Behackens in Verbindung mit dem Fruchtwechsel. Von C. J. Eisbein. ^) üeber Entwässerung und Bewässerung. Von R. Weidenhammer. 8) Einige Bemerkungen zum Petersen' sehen Wiesenbau. Von M. W i 1 c k e n s. 9) Das Petersen' sehe Be- und Entwässerungssystem oder natürliches Mittel zur Hebimg der Produktionskraft des Bodens. Von Carl von Räume r.io) Zum Petersen'schen Wiesenbau. Von F. W. Toussaint.n) Wiesenbau nach St. Paul'schem Verfahren. Von L. Vincent. 12) üeber Mergelkidtur, von Clement.is) üeber Aussaatverhältnisse und Bemerkungen über Breit- und Drillsaaten. Von Fiedler.i4) Sechs Fragen, die Drills angehend. Von C. von Schmidt.iß) Neue Briefe über Drillkidtur. Von Demselben. i6)' Wider den Missbrauch des Moorbrennens. i7) Bodenbearbeitung und Ackergahre, von W. Schumacher.is) Die in den Jahi-eu 1868 und 1869 veröffentlichten Arbeiten über »Bodenbear- Rückblick, beitung« bieten im germgen Grade ein agrikulturchemisches Interesse, da sie auf eigentliche Forschungen nicht basirt sind. Wir haben uns daher begnügt auf die meisten derselben nur zu verweisen, — obwohl deren einige ein hohes allgemeines Interesse beansprachen dürfen — und uns auf die Mittheilimg zweier Arbeiten, die die Bearbeitung des Moorbodens behandeln und eines Versuchsergebnisses, das beim Drillen des Getreides erhalten wurde, beschränkt. Aus den beiden Mittheilungen über Moorkultur, von denen die eine — v. S. — die Bewirthschaftungsweise in Hinterpommern, die andere — von Falcken-Placheki — die Art der Bewirth- schaftung der Moore in Finnland beschreibt, entnehmen wir, dass, nachdem durch Jom-n. f. Landw. 1868. S. 190. Neue landw. Ztg. 1868. S. 328. Hannov. land- und forstwirthsch. Vereinsbl. 1869. S. 75. Neue landw. Ztg. 1868. S. 129. Ebendaselbst. S. 208. 249. Ebendaselbst. S. 4. Wochenblatt der Annal. d. Landw. 1869. S. 336. 348. 360. Ebendaselbst. S. 383. Landw. Monatsschr. der Pommerschen Ökonom. Gesellsch. 1869. S. 125. Zeitschr. d. landw. Centralvereins f. d. Prov. Sachsen. 1869. S. 13. Schlesische landw. Ztg. 1868. S. 117. Ebendaselbst. S. 179. Ebendaselbst. S. 167. Hannov. landw. Ztg. 1869. No. 23. Norddeutsche landw. Ztg. 1869. No. 77. 78. QIA Bodenbearbeitung, Entwässerung der betreffenden Grundstücke der Grund zur Urbaiinachung gelegt wurde, entweder durch Brennen der Obei-flächenschiclit bis zu einer bestimmten Tiefe, oder durch direkte Zufuhr von Dünger oder durch Zufuhr grosser Massen von Erde die Moorflächen in einem zum Anbau von Feldü'üchten geeigneten Zu- stand gebracht werden. Bezüglich der Entwässerung isi hervorzuheben, dass eine solche durch Drainage hervorgebracht wirksamer ist, als eine die durch offene Gräben bewirkt wird, dass erstere aber nur in Fällen ausgeführt werden kann, wo das Grundwasser mindestens 6' unter die Oberfläche gesenkt werden kann. Die Aufgabe der Entwässerungsanlagen ist nicht die, alles Wasser zu entfernen, im Gegentheil muss dieselbe in der Weise reguhrt sein., dass die Pflanzenwurzeln die feuchten Bodenschichte erreichen können und die oberste Bodenschicht nicht aus- trocknen kann. Während in Finnland kein anderes Verfahren als das Brennen emer oben abgeschälten trocknen Moosschicht in Gebrauch zu sein scheint, vei-wü'ft der erste der Verf. diese Kulturmethode und empfiehlt die Auffuhi" von Erde (Sand, Lehm) in Verbmdung mit Dünger, welche eine wesentliche Verbesserung des Bodens in physikalischer und chemischer Beziehung hervornifen ; namenthch scheint der Druck, den aufgefahi-ener Sand auf den unterhegenden Moorboden ausübt, den Pflanzen einen sicheren Stand zu gewähi-en. Der Stalldünger bewirkt, indem er selbst in Gährung kommt, eine raschere Zersetzung der organischen Substanz des Bruch- und Torfbodens. Bei durch Erde und Dünger bestellbar gemachten Mooi-flächen em- pfiehlt es sich, mit Feld- und Grasbau abzuwechseln, weil eine fortwährende Be- ackerung den Boden zu lose macht, während drei- oder mehrjähriger Wiesenwuchs den Boden fester und sich setzen macht. — Zahlreiche Mittheilimgen wurden über den Petersen' sehen Wiesenbau gemacht, auf die wir aber nur verwiesen, weil sie nichts Neues darüber bringen. Dagegen wollen wir auf einen diesen Gegenstand behandelnden Aufsatz von C.v. Raumer noch besonders aufinerksam machen, da in demselben die hohe Wichtigkeit der Petersen' sehen Wiesenbaumethode auf klarste Weise hervorgehoben wird. — Literatur. Der Kultur - Ingenieur, Von Dr. Fried. Wilh. Dünkelberg. Braunschweig bei Friedrich Vieweg u. Sohn 1868. Der Dünger. Keferent: Th. Dietrich. Düngererzeugung und Analysen verschiedener hierzu verwendbarer Stoffe. Ueber Jauche-Imbibition von Streumitteln stellte Jac. Breiten- Jauche-im- lohner Untersuchungen an*). — Dazu dienten grosse Flaschen, in welchen *''^"'°" "^°° gleiche Gewichts - Mengen Material mit unter sich gleichen Mengen Jauche Mitteln. Übergossen wurden. Die Digestion dauerte acht Tage. Roggen- und Pferde- bohnenstroh, Waldstreu, die zumeist aus Heide und Moos bestand, Föhren- und Fichtenreisig wurden kurz geschnitten; die Laubstreu, welche grössten- theils von Eichen und Pappeln stammte, war durch Trocknen etwas zer- bröckelt; die Gerberlohe wurde durch ein weites Sieb geschlagen und der Torf, fasrig speckiger Hochmoortorf, im Mörser zerkleinert. Das Reisig befand sich im natürlichen Zustande, wie es hin und wieder als Hackstreu sofort Anwendung findet, die übrigen Materialien waren mehr oder minder gut lufttrocken. Lohe und Heide erregten in den ersten Tagen lebhafte Gährung, weniger war diese Erscheinung bei Bohnenstroh und Laubstreu zu beobachten. Nach Ablauf von acht Tagen wurde die überschüssige Jauche durch Umstürzen der Flaschen, wovon die Mündung mit Linnen Überbunden war, abcolirt. Die Farbe der abgegossene Jauche zog von Gelbbraun ins Röthliche der Reihe nach bei Lohe, Heide, Laub und Bohnen, und von Gelbgrün ins Dunkle bei Föhre, Fichte, Stroh, Späne, Erde, Torf, Die Torf jauche war am dunkelsten gefärbt, die Jauche von den Sägespänen unterschied sich nicht von den ursprünglichen. Die Jauche von Heide und Lohe dunkelte in Berührung mit Luft stark nach, erstere besass überdies einen eigenthümlich harzigen Geruch. Das Eigengewicht der ursprünglichen und der je abgegossenen Jauche wurde durch das Piknometer ermittelt. Das Gewichtsverhältniss der Streu- mittel nach dem Volumen wurde hergestellt, indem eine weithalsige Literflasche mit dem nöthigenfalls weiter zerkleinerten Materiale je nach der Beschaffenheit desselben mehr oder minder dicht vollgedrückt und festgerüttelt wurde. *) Centralbl. f. d. gas. Landeskultur. Böhmen 1869. S. 152. 346 Dfingererzeugung. Tatelle über Jauche - Aufnahme. Feuchtig- keit bei 1000 Gew.- Theile Eigengew. der abge- laufenen Differenz des Eigen- Gewichts- Verhält- niss nach Jaucheaufnahme nach dem Einstreu. Jauche ; gewichts dem 100° c. nehmen Jaucheauf (arsprüngl. Eigengew. gegen an- fänglich. Volumen Roggen- Volumen Gewicht Proc. = 1,0187.) stroh = 100 Föhre = 100. Eoggenstroh . . . 8,0 3000 1,0210 -f 0,0023 100 461 1200 Pferdebohnenstroh 10,3 3300 1,0239 -^ 0,0052 118 598 1320 Sägespäne . . . 6,6 3571 1,0205 + 0,0018 144 790 1428 Waldstreu . 5,7 3083 1,0213 + 0,0026 154 731 1233 Laubstreu , 5,1 4330 . 1,0227 -f 0,0040 156 1038 1732 Gerberlohe . 5,6 2150 1,0199 + 0,0012 250 826 860 Föhrenreisig . 61,2 250 1,0214 + 0,0027 259 100 100 Fichtenreisig 54,2 357 1,0213 + 0,0026 272 150 143 Torf . . . 10,5 4,9 4483 1,0177 1,0148 — 0,0010 -0,0059 134 925 1793 Erde . . . 550 741 626 220 */S^\J Die Umstände sind wegen des grossen Feuchtigkeitsgehaltes des Eeisigs sehr ungleich, die Imbibition mit Jauche muss daher auch entgegen den andern Streumitteln um so geringer sein. Eine Reduction auf Trockensubstanz oder wenn man den Wassergehalt der Materialien der Jauche zu gute schreibt, ändert jedoch nichts an der Keihenfolge. Eeihenfolge. Volumenverhältniss Gewichtsverhältniss Führenreisig Fichtenreisig Erde Gerberlohe Koggenstroh Waldstreu Bohnenstroh Sägespäne Laubstreu Torf Föhrenreisig Fichtenreisig Roggenstroh Bohnenstroh Erde Waldstreu Sägespäne Gerberlohe Torf Laubstreu Concentration der Jauche Erde Torf Gerberlohe Sägespäne Roggenstroh Waldstreu Fichtenreisig Föhrenreisig Laubstreu Bohnenstroh Bei gleichen Gewichtsmengen nehmen Torf und Laub am meisten, Reisig am wenigsten Jauche auf, Roggenstroh steht in der Mitte der Extreme. Bei gleichen Volumina's, die selbstverständlich nur auf annähernde Giltigkeit Anspruch machen, verharren blos die Endglieder, sowie Waldstreu in derselben Ordnung. Laub und Torf verhalten sieb auch hier am günstigsten, weitaus weniger Roggen- und Bohnenstroh, das unmittelbar nach Reisig zu stehen kommt, oder mit anderen Worten, es ist das Volumen des Strohs, soll ein mit Laub und Torf gleicher Effekt erreicht werden, beträchtlich zu vermehren. Bei der Imbibition gelangen die specifischen Eigenschaften der Strcu- materialien zur Geltung; so beim Bohnenstroh die markige Beschaffenheit, bei Torf das Netzwerk von Capillaren, bei Laub die Adhäsion an den Flächen, ren der Jauche. DUngererzeugnng. 34.7 die fast ebenso gross ist, wie die Wirkung durch Haarröhrchen, so dass sich Laubstreu zwischen Torf und Sägespähnen einreiht. Aus dem Eigengewichte der von den Streumaterialien abgegossenen Jauche ergiebt sich, dass Erde und Torf absorbirend wirkten, am meisten die Erde. Alle andern Materialien wurden dagegen durch Jauche ausgelaugt, was sich am auffallendsten bei Bohnenstroh zeigte. Verhalten der Jauche beim Frieren. Von J. Nessler*). — Das Gefrie- Sehr häufig besteht bei den Landwirthen die Ansicht, dass die Jauche an Wirksamkeit verliere, wenn sie gefriert. Nachfolgende Versuche stellte der Verf. an, um zu ermitteln, ob und in welcher Weise das Gefrieren der Jauche die Wirksamkeit derselben beeinträchtigen kann. Dabei wurden folgende Fragen aufgestellt: 1. Verliert eine gefrorene Lösung von Ammoniak mehr Ammoniak als eine nicht gefrorene? In 2 Schalen wurden je 200 CC. einer Lösung von anderthalbfach kohlen- saurem Ammoniak, enthaltend 4,48 Proc. des Salzes, gegossen. Die eine der- selben blieb bei — 2 bis 3° K. im Freien, die andere bei + 2 bis 3° E. in einem Zimmer stehen. Nach 24 Stunden war bei dem ersteren Gefäss, bei welchem sich sehr bald eine Eiskruste gebildet hatte, keine erhebliche Verminderung des Ammoniakgehalts wahrzunehmen, während die Flüssigkeit im Zimmer um 11 Proc. daran abgenommen hatte. Bei der Wiederholung des Versuchs mit kaustischem Ammoniak trat ein ähnliches Resultat ein. Auch hier entstand im Freien eine Eiskruste auf der Flüssigkeit. Nach 24 Stunden enthielt die am oberen Theil gefroren gewesene Flüssigkeit nach dem Aufthauen noch 75 Proc, die nicht gefroren gewesene Flüssigkeit nur noch 45 Proc. der ursprünglichen Menge Ammoniak. Eine Lösung von Ammoniak aber, die bis fast auf den Grund der Schale gefror, verlor in der gleichen Zeit die gleiche Menge Ammoniak, wie eine solche, die im Zimmer stand und nicht gefror. Bei einem weiteren Versuche, bei dem die Ammoniaklösung zur An- feuchtung von Sand diente und mit diesem theils der Kälte, theils einer Zimmertemperatur von + 2 bis 3° E. ausgesetzt wurden, verlor die im Zimmer stehende Probe wiederum mehr Ammoniak als die andere. Hiernach begünstigt das Frieren ammoniakhaltiger Flüssigkeiten die Ver- dunstung des Ammoniaks nicht. 2. Wird beim theilweisen Frieren einer ammoniakhaltigen Flüssigkeit die- selbe in eine ammoniakarme Eisschicht und in einen concentrirten ammoniak- reicheren wässrigen Eest getheilt und wie verhält es sich mit dem Verflüchtigen des Ammoniaks dabei? Zu diesem Zwecke wurden in zwei Schalen je 400 CC. Jauche gegossen, und eine derselben 36 Stunden im Freien, bei 3 — 6° unter Null, die andere *) Bericht über Arbeiten der Grossherzügl. Versuchs -Station Karlsruhe 1870. 348 Düngererzengang. bei 3 — 6° über Null in einem Zimmer stehen gelassen. Von der gefrorenen Masse konnten etwa 50 CC. gleich abgegossen werden. Das Eis wurde in einen Trichter gefüllt und die im geheizten Laboratorium zuerst ablaufenden 50 CC. aufgefangen. Nachdem der Eest des Eises geschmolzen war, wurden die verschiedenen Flüssigkeiten durch G. Brigel untersucht. Folgendes ist das specifische Gewicht bei 12,4° E. und der Procentgehalt der Flüssigkeiten an titrirbarem Ammoniak: speeifisches Ammoniak Gewicht in 100 TW. 1,0076 0,118 1,0079 0,092 1,0219 0,142 1,0138 0,126 1,0052 0,090 0,101 1. Ursprüngliche Jauche .... 2. Im Zimmer gestandene Jauche 3. Erster Abguss vom Eis . . . 4. Zweiter » » » . . . 6. Zurückbleibendes Eis .... 6. Die im Freien gestandene Jauche zu- sammen (durch Berechnung) Zu einem anderen Versuch wurden 850 CC. Jauche in einem bedeckten Gefäss bei — 4 bis 6° E. im Freien gelassen. Vom Eis konnte man 394 CC. abgiessen. Beim Schmelzen des Eises wurden die ersten 278 CC. für sich gesammelt. Der Eest des Eises gab noch 168 CC. Flüssigkeit. Das specifische Gewicht, der Gehalt an Trockensubstanz und an Ammo- niak*) wurde bestimmt und folgende Zahlen erhalten: speeifisches In 100 Theilen Gewicht 7. ürsprüngHche Jauche . . . 1,0147 8. Erster Abguss**) 1,0295 9. Zweiter Abguss 1,0135 10. Letzte Flüssigkeit vom Eis . 1,0018 Der erste Abguss (394 CC.) wurde noch einmal in die Kälte gestellt und später die Flüssigkeit vom Eis getrennt. Der Abguss vom Eis betrug jetzt 208 CC. und das geschmolzene Eis 186 CC. Bei der Untersuchung fand man: speeifisches In 100 Theilen Gewicht Trockenmasse Ammoniak 11. Abguss 1,0377 4,26 1,492 12. Eis 1,0050 0,66 0,185 Der Verf. folgert aus diesen Untersuchungen: 1. Von gefrorner Jauche verflüchtigt sich nicht mehr, sondern weniger Ammoniak, als von nicht gefrorener. 2. Bei dem Gefrieren der Jauche ist die zurückbleibende Flüssigkeit viel *) Das Ammoniak wurde hier durch Kalk zuerst in Schwefelsäure geleitet, und durch Titriren bestimmt. **) Der Gehalt an Trockenmasse und Ammoniak wurde aus 11 und 12 berechnet. Trockenmasse Ammoniak 1,54 0,498 2,56 0,875 1,42 0,529 0,24 0,095 Düngererzeugung. 349 reicher an Aschenbestandtheilen und an Ammoniak, als das sich bildende Eis. Die von gefrorener Jauche zuerst ablaufende Flüssigkeit kann 8 — 9 mal mehr werth sein, als die ursprüngliche Jauche. Für die praktische Landwirthschaft giebt der Verf. noch folgende Winke: »Wer die Behandlung der Jauche bei vielen unserer Landwirthe kennt, wird leicht einsehen, dass durch die angeführten Verhältnisse grosse Mengen von düngenden Stoffen verloren gehen können, und dass sehr oft fast werthlose Jauche auf die Felder geführt wird. Sehr oft sind die Jauchenbehälter, wo solche überhaupt bestehen, kleine flache Löcher. Wenn nun eine solche Ver- tiefung mit Jauche gefüllt ist, und letztere gefriert,, so entsteht unter dem Eis eine viel stärkere Jauche. Tritt aber Thauwetter mit Kegen oder nach Schnee ein, so wird die starke Jauche weggeschwemmt und im Jauchebehälter bleibt ein Eisklotz, der beim Schmelzen fast nur Wasser liefert.« In manchen Fällen dürfte der Umstand, dass der nicht gefrorene Theil erheblich stärker ist, benutzt werden können, um auf die entlegeneren Felder stärkere und auf die näheren Felder schwächere, aber mehr Jauche zu führen- Zusammensetzung von Kloakendünger. Von J. Kessler*). — znsammen- Das Untersuchungsmaterial wurde aus grossen Gruben der Stadt Karlsruhe ^®'':""^ 7'"' entnommen, deren Inhalt einen Grubendünger von durchschnittlichem Gehalt dünger. und Werth repräsentirt. Man entnahm den Gruben von den festen Theilen, die sich am Boden abgesetzt hatten, und von der darüberstehenden Flüssigkeit in dem Verhältniss wie man annahm, dass sie sich in den Gruben vorfinden. Die Zusammensetzung der Proben (I. vom Verf., 11. von A. Mayer untersucht) war für 1000 Theile derselben folgende: A. In der filtrirten Flüssigkeit: I. II. Trockensubstanz (bei 105 ° nicht flüchtig) 15,7 — » , organische .... 3,7 — » , unorganische .... 12,0 — Phosphorsäure 0,15 — KaU 0,90 — Natron 2,70 — B. In dem Kloakendünger überhaupt: Trockensubstanz 40,1 38,1 » , organische 22,8 30,3 » , unorganische .... 17,3 7,8 Stickstoff überhaupt 4,1 3,5 entsprechend Ammoniak 5,0 4,2 Ammoniak als solches vorhanden ... 4,1 nicht best. Kali 1,4 1,9 Natron 2,9 nicht best. Phosphorsäure 1,9 0,6 •) Bericht über Arbeiten der Grossherzogl. Versuchs - Station Karlsruhe 1870. 35Q DüDgererzeugung. Eine sehr erhebliche Verschiedenheit in diesen beiden Bestimmungen tritt nur bei der Phosphorsäure auf. Bei der immer mehr in Gebrauch tretenden Verwendung des städtischen Kloaken- inhalts, sowohl bei der direkten, als bei der Verwendung desselben m verarbeiteter Gestalt interessirt es, dessen mittleren Gehalt fest zu stellen. Ein grosser Theil des ursprünghchen Stickstoffgehalts — jedenfalls nicht unter der Hälfte ist auch bei diesem Material bereits verflüchtet gewesen. Bei der mehrwöcheu blichen Ver- ai'beitung von in Häusern Kassels mittelst untergestellten Tonnen gesammelten menschlichen flüssigen und festen Excrementen stellte sich ein Mittelgehalt von 0,8— l,OProc. Stickstoff heraus. Einwirkung Eiuwirkung des gebrannten Kalkes auf menschlichen Urin von Aetz- und meuschliche Fäces. Von J. Kessler.*) — Das Moselmann'sche ^*^'' '^"^'^'^ Verfahren , den Abtrittdünger zu desinficiren , bez. dessen weitere Zersetzung lieben Ex- ZU Verhindern, besteht bekanntlich darin, dass man demselben gebrannten cremente. galk zusetzt. Beim Uebergiessen von gebranntem Kalk mit frischem Urin oder beim Mischen von Excrementen mit gebranntem Kalk entwickelt sich eine erhebliche Menge von Ammoniak. Die Frage, ob durch Zusatz von Kalk nicht eine grosse Menge von Ammoniak verloren geht, liegt also sehr nahe. Um die Grösse dieses Verlustes annähernd zu bestimmen, wurde fol- gender Versuch gemacht: 100 Grm. gebrannter Kalk wurden mit 100 CC. frischem Harn Übergossen und 180 Grm. Fäces wurden mit 90 Grm. gebranntem Kalk gemischt. Beides geschah in Gefässen, die nach dem Anmischen verschlossen wurden, aber so eingerichtet waren, dass Luft hindurch und in titrirte Schwefelsäure geleitet werden konnte. Jeden Tag wurden dann diirch jedes der Gefässe einmal 9 Liter Luft geleitet ; dieselbe musste erst, um sie von ihrem Ammoniakgehalt zu befreien, concentrirte Schwefelsäure passiren. An den untenbezeichneten Tagen wurde das Ammoniak in der vorgeleg- ten Schwefelsäure bestimmt und letztere erneuert, Folgende Mengen Ammoniak waren hierbei verflüchtigt worden: Tag, an welchem titrirt wurde uei uem naru Grm. Grm. 23. December 0,085 0,0014 24. » 0,056 — 25. » 0,016 — 3. Januar . 0,014 0,0160 24. » 0,016 0,0500 12. Februar . 0,007 0,0245 zusammen Ammoniak 0,194 0,0919 Die in den Gefässen zurückbleibende Masse enthielt nach Beendigung des Versuchs: beim Harn 0,51, bei den Fäces 1,41 Proc. Stickstoff. Es wurde über- sehen, das Gesammtgewicht der zurückbleibenden Mischungen zu bestimmen, *) Bericht über Arbeiten der Grossh. Versuchs -Station Karlsruhe 1870. DUngererzeugung. 351 SO dass man den Gewichts verlust an Wasser, den die Mischungen beim Durch- leiten von Luft erlitten, nicht kennt und nicht genau berechnen kann, der wievielste Theil des Stickstoffs verloren gegangen ist. Nimmt man an, es hätte keine Verdunstung von Wasser stattgefunden, so betrug das Gewicht der Masse mit Harn 200 Grm., jene mit Fäces 270 Grm. und erstere enthielt dann 1,02, letztere 3,80 Grm. Stickstoff. Erstere hatte dann IG, letztere 2,8 Proc. ihres ursprünglichen Gehaltes an Stickstoff verloren. Hieraus geht hervor, da frischer Harn wenig oder gar kein fei'tig gebildetes Ammoniak enthält, dass der Harnstoff des Urins durch die Einwirkung von Aetz- kalk zum Theil zersetzt und in Ammoniak übergeführt wird; dass ferner mit der Behandlung der Excremente nach dem Mo sei man n'schen Verfahren ein wesent- licher Verlust an Ammoniak verbunden ist. Wir wollen hier an die Versuche von Payen erinnern, die darauf gerichtet waren, zu erfahren, durch, welche Mittel der Stickstoff des Kuhharns conservirt und in organischer Verbindimg zurückgehalten werden kann. Derselbe sprach gerade dem Kalkhydrat die Eigenschaft des Conservh'ens der stickstoffhaltigen Stoffe im Harne vor allen anderen angewandten Stoffen zu und sagte, dass man frischen Harn nach einem Zusätze von 10 Proc. Kalkhydrat ohne bedeutenden Verlust an Stickstoff durch Eindampfen concentriren könne. Die Verhältnisse scheinen sich also beim Stehenbleiben des Harn -Kalkgemisches anders zu gestalten. Desinfektion von Klo aken wass er nach dem Verfahren zu Desinfek Asnieres und nach Süvern's Methode, von H. Grouven.*) — Die "°°7°" Kloakenwasser des grössten Theils von Paris ergiessen sich, vereint in einen Kanal, zu Asnieres in die Seine. Daselbst wurden nach Angaben von Dumas Versuche zur Desinfektion des Wassers, bezw. zur Gewinnung eines Düngers aus den darin enthaltenen Stoffen angestellt. Der Verf. beschreibt die dortige Einrichtung aus zwei grabenartigen Klär -Bassins bestehend, die je durch 2 Bretterwände in 3 Abtheilungen gebracht sind. Die Wände waren mit ein Zoll weiten Löchern versehen, die durch Holzzäpfchen verschlossen werden konn- ten. Während seines Zuflusses zu diesen Klär - Bassins empfing das Kloaken- wasser mittelst einer kleinen Kinne einen gemessenen Antheil einer trüben gelblichen Flüssigkeit, die in Auflösung befindliche Desinfektionsmasse. Der Verf. konnte dortselbst über die Einzelheiten des Verfahrens und über die Er- folge desselben keine Erkundigungen einziehen und bemerkt nur, dass die mit der eintretenden Sedimentirung verbundene Klärung und Desinfektion des Wassers seinen Erwartungen nicht entsprochen und ihn nicht befriedigt habe. Eine Probe der gelblich -grünen Desinfektionsmasse, von der Consistenz der harten Seife, erwies sich durch die Analyse als ein Gemisch von den schwe- felsauren Salzen der Thonerde, des Eisenoxyd's und des Eisenoxydul's (Thon- erde und Eisenoxyd zum Theil in Form basischer Salze) ; sie enthielt nämlich: Kloaken- wasser. •) Agron. Ztg. 1868. S. 497. 352 Dtingererzeugung. Wasser bei 180° C. entweich. . . . 46,30 Proc. Eisenoxydul 1,24 » Eisenoxyd 6,17 » Thonerde 11,95 » Schwefelsäure 34,30 » Der Verf. stellte mit dieser Desinfektionsmasse — von stark saurer Be- schaifenheit , — vergleichend mit der Süvern 'sehen Masse*) — von stark alkalischer Beschaffenheit — Versuche über die Abscheidung der im Kloaken- wasser enthaltenen Stoffe an. Das verwendete Kloakenwasser entstammte einem Kanäle der Stadt Halle, in das in Wirklichkeit wenig von den mensch- lichen Excrementen gelangt; es wurden demselben deshalb vor dem Versuche so viel frischer Urin und Koth zugesetzt, dass sein Gehalt dem des Londoner Kloakenwassers nahe kam. Die Resultate der Versuche gehen aus Folgendem hervor: In 1 Million Pfunden des ursprünglichen Kloakenwassers waren enthalten: Niederschlag daraus,! Niederschlag daraus, nach der Methode in nach der Methode v. Asnieres gewonnen. Süvern gewonnen. Verwendete Desinfektionsmasse 960 Pfd. H 1210 Pfd. 1. Vers. 2.V. I.V. 2.V. I.V. 2.V. Trockensubstanz . 2490 3305 1243 1837 2071 2780 Organisches . . . 870 1330 642 831 705 1008 Minerahsches . . 1620 1975 601 1006 1366 1597 Stickstoff .... 90,8 123,4 28,0 41,5 37,9 47,6 Phosphorsäui'e . . 36,8 35,2 36,9 35,4 37,1 34,1 Kalk 246 227 — 26,2 544,0 439 Magnesia .... nicht best. 53 — 9,3 — 253 Suspendirte Stoffe. — 1600 — — — — Im abfliessenden Wa sser waren enthalten Schwefelsäure . 566 — 240 Hiernach sind durch die Fällung ursprünglichen Trockensubstanz . . . » organischen Substanz » Stickstoffnienge . . . » Phosphorsäiu'emeuge » Kalkmenge » Magnesiamenge . . . Dungwerth der aus 1 Mill. Pf. Kloaken- wassers gewonnenen Düngers . . . Kosten der dabei verwendeten Desin- fektionsmittel wieder gewonnen worden Procente der 84,2 75,8 38,7 100 Thaler 14,5 9,5 50,0 55,6 83,2 73,b 62,5 81,0 30,8 33,6 41,7 100 100 100 — 11,5 — — 17,5 — Thaler Thaler Tüaler 10,2 13,2 12,5 21 21 7,6 *) Siehe Jahrg. 1867. S. 171. Dtingererzengung. 353 Bei dem Süvern'schen Verfahren gehen nur die ursprünglich vorhan- denen schwefelsauren Salze in das Klärwasser über; bei dem Verfahren zu Asnieres wird aber die ganze Menge des Desinfektionssalzes derart zersetzt, dass sich freie Thonerde und Eisenoxyd in unlöslichen Flocken abscheiden, welche die organische Materie, die Phosphorsäure mit niederreissen; die Schwe- felsäure dagegen tritt an die alkalischen Basen (Kalk, Magnesia, Kali, Natron, Ammon) des Wassers und bildet damit lösliche Salze, die mit dem gereinigten "Wasser wegfliessen. Die vermehrte Zufuhr von schwefelsauren Salzen ist in- sofern ein Nachtheil, als unter Umständen, wo das abfliessende Wasser wieder in Fäulniss gerathen kann, diese Sulfate sich reduciren und Anlass zur Ent- wicklung von giftigem Schwefelwasserstoffgas bieten. — Bei dem Verfahren zu Asnieres fällt die Phosphorsäure durchweg in Gestalt von phosphorsaurer Thon- erde und phosphorsaurem Eisenoxyd, die für die Pflanzen keine so leicht assimilir- bare und keine im Acker so verbreitbare Phosphorsäure darbieten, als die Form des basisch phosphorsauren Kalks und der basisch phosphorsauren Magnesia, welche beide bei dem Süvern'schen Verfahren entstehen. — Ueber die Erfolge der Klärung spricht sich der Verf. wie folgt aus: »Ich finde es (das Wasser von Asnieres nach der Klärung) von Anfang an nicht klar und durchsichtig. Seine schwache, in fast allen Fällen hervortretende milchigte Trübung wird mit jedem Tage deutlicher und stärker, egal, ob es frei an der Luft oder in ver- schlossener Gasflasche steht. Am ersten und zweiten Tage tritt an seiner Oberfläche, bei ruhigem Stehen, eine dünne Schaumscbicht auf, bestehend aus feinen Gasbläschen, die aus dem Innern der Flüssigkeit allmählig frei werden und emporsteigen. Anstatt zu absorbiren das reinigende Sauerstoffgas der Luft, emanirt es im Gegentheil Gase von mindestens unangenehmer Natur. Der reich- lichste Zusatz von Desinfektionsmasse, ein solcher, der weit über die oben ange- gebene Menge geht und bei welchem das Wasser anfängt deutlich sauer zu rea- giren, verhindert nicht diese Erscheinungen, eben so wenig wie den süssen, widerlichen Geruch, den das Wasser behält und der sich nach 8 tägigem Stehen in grossen bedeckten Gläsern geradezu in Gestank umsetzt. Nach 1 4 Tagen sieht man seine Oberfläche bedeckt mit Schimmelmassen, dem Beweise, wie schliess- lich die ganze Procedur den hygienischen Anforderungen entspricht. Es ist wahr, anfänglich am ersten Tage erscheint das nach Dumas gereinigte Wasser farbloser, als das nach Süvern. Bleibt aber letzteres 3 Tage an freier Luft oder Sonn« stehen, so macht sich während dem ein lebhafter Oxydationspro- cess in dieser stark alkalischen Flüssigkeit bemerkbar; unter Aufnahme des atmosphärischen Sauerstoffs schwindet zusehends sein gelber Stich, es bleicht sich farblos und bleibt dann wasserhell ; blos ausscheidend am Boden und an den Wänden der Gefässe krystallinische Schicht (Ehomboeder) von kohlensaurem Kalk. Von Pilzvegetation fand sich zu keiner Zeit etwas ein, obgleich die Proben dicht neben jenen mit Schimmel bedeckten Wassern standen; eben so wenig etwas von Fäulnisserscheinungen. Fälle, wo letztere sich vielleicht ein- finden, sind möglich, indess sie beweisen blos, dass der Experimentator zu wenig Desinfektionsraasse angewendet hat.« Jahresbericht, XI, u. XU. 23 354 t)üngererzengung. Süvern'sche Versuche Über die Süvern'sclie Methode der Desinfektion Desinfek- de s A b tr 1 tt dü 11 g 6 r s. Von J. Xessler.*) — In vielen Fällen kann es sich trittdüDger. ^^^lit darum handeln, die Düngestoffe mit solchen Massen Wasser zu verdünnen, wie für die Desinfektion von Excrementen nach Süvern'scher Methode vor- ausgesetzt wird. Auf Veranlassung des Grossh. Badischen Handelsministeriums unternahm der Verf. Versuche, ob durch die Süvern'sche Desinfektionsmasse auch concentrirterer Dünger von Aborten geruchlos gemacht werden kann. Dieselben wurden von H. Körner in folgender Weise ausgeführt. Die Desinfektionsmasse wurde dargestellt aus 1 Pfd. geschmolzenem Chlor- magnesium, 3 Pfd. Aetzkalk, V4 Pfd. Steinkohlentheer und 8 Pfd. Wasser. Eia Liter Kuhjauche wurde mit 100 CC. Desinfektionsmasse gemischt und stehen ge- lassen. Beim Mischen entwickelte sich soviel Ammoniak, dass dadurch aller anderer Geruch verdeckt wurde. Der entstandene Niederschlag setzte sich gut ab, die darüberstehende Flüssigkeit war stark braun gefärbt und riechend. Die Flüssigkeit wurde abgegossen, diese, so wie der Niederschlag je mit 100 CC. Desinfektionsmasse übergössen. Der Geruch und die Farbe verschwanden weder gleich, noch später. Drei Liter Jauche mit 5 Proceut Trockengehalt wurden mit 100 CC. der Desinfektionsmasse versetzt. Der Niederschlag setzte sich gut ab. Die Flüssig- keit blieb aber braun gefärbt und behielt den starken Geruch. Zu einem Liter Jauche, die bereits mit Eisenvitriol versetzt und in Folge dessen wasserklar war; wurden 100 CC. der Mischung gesetzt, der Geruch nahm dadurch nicht ab. In die Abtrittgrube eines von 6 Personen bewohnten Hauses wurde täg- lich IV3 Pfd. obiger Masse gegossen. Die ersten Tage war der Geruch des Kloakendüngers geringer und ziemlich durch den Geruch des Theeres verdeckt, nach einigen Tagen trat aber ein eher stärkerer Geruch, besonders noch Am- moniak auf, als er voraussichtlich ohne die Desiufektionsmasse gewesen wäre. Mit flüssigem Inhalt einer Abtrittgrube von dunkelgrüner Farbe und starkem Geruch, mit einem Gehalt von 1,837 Proc. an Trockensubstanz und 1,059 Proc. an organischen Stoffen und Ammoniaksalzen wurden folgende Versuche gemacht: (Trock^substanz p. Mll. 1. 1 Liter mit 100 CC, der Mischung 18,37 2. V2 » » V2 Liter Wasser und 100 CC. der Mischung 9,18 3. 1 » »3 » » » 300 CC, » » 4,59) Bei allen dreien trat ein starker Geruch nach Ammoniak auf, der an den ersten zwei Tagen allen anderen Geruch verdeckte, die Flüssigkeit war von Farbe bedeutend heller geworden, färbte sich jedoch nach 3—4 Tagen wieder dunkler, und nahm den Latriueugeruch wieder an, allerdings weit schwächer als dieser ursprünglich war. *) Bericht über Arbeiten der Grossh. Versuchs - Station Karlsruhe. 1870. Dlingererzeugung. 355 (Trockensubstanz p. Mll. 4. 1 Liter Abtrittsdünger verdünnt auf 10 Liter .... 1,83 5. 1 » » » » 20 » 0,92 6. 1 » » » » 40 » 0,46) Alle rochen nach Zusatz von je 100 CC. Desinfektionsmasse nur schwach nach Ammoniak, waren am folgenden Tage vollständig wasserhell und frei von Latrineugeruch, färbten sich jedoch nach mehreren (No. 6 erst nach 10) Tagen wieder etwas gelb, und nahmen den Latrineugeruch nach etwa 14 Tagen wieder schwach an. Daraus, dass die Flüssigkeit sich wieder gelb färbte und wieder Geruch annahm, ergiebt sich, dass noch organische Stoffe in Lösung waren. Es kann dies noch nicht beweisen, dass diese Methode überhaupt verwerflich sei, weil vielleicht in fliessendem Wasser durch die Einwirkung der Luft die organischen Stoffe vollkommener ausgefüllt werden. Aus diesen Versuchen ergiebt sich: 1. Abtrittgruben können weder auf längere noch auf kürzere Zeit durch die Süvern'sche Masse desinficirt werden. 2. Bei einer grösseren Concentration als: 1 Theil Abtrittdünger und 3 Theile Wasser, oder bei mehr als 0,26 Proc. organischer Stoffe entwickelt sich noch erheblich Ammoniak nach Zusatz der Masse. Die organischen Stoffe werden so unvollständig ausgefällt, dass die Farbe nicht vollständig ver- schwindet, und dass der üble Geruch später wieder auftritt. 3. Bei einer Verdünnung von 1 Dünger auf 10 bis 40 Flüssigkeit wird dieselbe wasserhell und geruchlos, sie nimmt aber in 6—10 Tagen wieder Farbe und in 14 Tagen wieder Geruch an, auch dann, wenn man vorher die Flüssigkeit vom Satze trennte. 4. Die Desinfektionsmasse hat auf die Jauche vom Dünger der Pflanzen- fresser keine oder nur eine sehr unerhebliche Einwirkung. Es ist allerdings cm wesentlicher Theil des Süvern 'sehen Verfahrens der Desinfektion und eine wesentliche Bedingung seines vollkommenen Gelingens, dass dies von suspendirten Stoffen befreite Kloakenwasser nach der Procedur des Fällens mit emer reichlichen Menge Luft in Berührung kommt; denn die gelöst bleibenden organischen Stoff'e verlieren ihre Fäuhiissfähigkeit erst mit ihrer durch Einwirkung des zum Theil ebenfalls gelöst bleibenden Kalkes begünstigten Oxydation. Es kann daher nicht befremden , wenn in obigen Versuchen eine verneinende Antwort auf die gestellte Frage enthalten ist. Man sieht , dass selbst bei einer sehr starken Verdünnung, wie sie in den letzten 3 Versuchen gegeben ist (bezw. 1,83, 0,92 und 0,46 Trockensubstanz p. Mll.) die Desinfektion nur unvollkommen vor sich geht ; es ist eben em wesentUcher Faktor : die Einwirkung der Luft, sehr mangelhaft thätig. Versuche in Berlin zur Prüfung des Süvern'schen Desinfektions-sQvemschas Verfahrens*). — Die für diesen Zweck niedergesetzte Kommission richtete in Desinfek- tioD8-Yer- *) Wochenblatt d. Annal. d. Landw. 1860. S. 27G. ^''''"°- 23* 356 Düngererzeugung. Betreff des Desinfektions-Verfahrens selbst und der dadurch erzielten Resultate ihr Augenmerk auf folgende Punkte: 1. Genaue Feststellung der Quantität, Qualität und Kosten der für ein festzustellendes Quantum Kanalwasser zur Verwendung kommenden Desinfek- tionsmittel in Bezug auf das vorhandene und auf etwa künstlich durch ge- eignete Mischungen herzustellendes Kanalwasser. 2. a) Feststellung der Beschaffenheit des desinficirten und geklärten Kanalwassers chemisch und mikroskopisch in verschiedenen Temperaturen und Zeitabschnitten nach erfolgtem Schöpfen. b) Beschaffenheit der Luft in dem Theile des Kanals, in welchem die Desinfektionsmittel sich befinden. 3. Feststellung der Sedimente nach Quantität und Qualität, a) durch chemische und mikroskopische Untersuchung, b) durch theoretische Ermittelung über deren Düng- und Absatz werth, c) durch praktische Versuche mit der Verwendung der gewonnenen Düngestoffe in der Landwirthschaft. Die Versuche dauerten 3 Wochen. Mittheilungen der gewonnenen Resul- tate liegen bis jetzt nur über Punkt 3. c *) und 2, a) vor. Hinsichtlich des letzteren berichtet Vir chow, die mikroskopischen Untersuchungen, welche er mit dem Kanalwasser und dem gereinigten Kanalwasser angestellt habe, hätten ergeben, dass die in dem nicht gereinigten Kanalwasser in grosser Menge enthaltenen kleinsten Organismen nach dem Behandeln mit dem Süvern'schen Verfahren gänzlich verschwunden seien, und dass hiernach diese, in neuerer Zeit vielfach als Krankheitskeime angesehenen Stoffe durch das Desinfektions - Verfahren aus dem Kanalwasser entfernt seien. Lenk'sches Leuk's Verfahren zum Reinigen von Ausgusswässer**), das Desinfek. ^jj Totteuham ***) sehr günstige Resultate ergeben haben soll, besteht tions - VgT" darin, dem Ausgusswasser eine aus schwefelsaurer Thonerde (und Alaun?) bereitete Flüssigkeit zuzusetzen, welche alle in dem Wasser enthaltenen or- ganischen Stoffe niederschlägt. Zu dem Versuche wurden in einem Behälter 26000 Gallons trüben und unangenehm riechenden Wassers verwendet, und diesem 46 Gallons der Lenk'schen Flüssigkeit zugesetzt. Schon nach 10 Mi- nuten war aus der Tiefe hervorgeholtes Wasser ganz durchsichtig und nur etwas blau gefärbt. Nach einer halben Stunde war die ganze Wassermasse, so weit man sich durch Gesicht und Geruch davon überzeugen konnte, voll- kommen gereinigt, während sich alle Beimengungen am Boden des Behälters abgelagert hatten. W ö h 1 e r hat bestätigt, dass die Reinigungsessenz nichts Anderes enthalte als die bezeichneten beiden Substanzen. Er hat ferner ähnliche Versuche, fahren. *) Siehe Abschnitt Düngungsversuche. •*) Dingler's Polytechn. Journ. 1869. Bd. 191. S. 87. ***) Nach einem Berichte in Mechauics Magazine 1868. DUngereraengung. 357 wie die beschriebenen, angestellt, welche ebenso günstige Resnitate ergaben, und ist der Meinung, dass der Bodensatz einen sehr werthvolleu Dünger gebe. Auch Letheby in London hat Versuche mit der Lenk' sehen Flüssigkeit gemacht und gefunden, dass die in derselben enthaltene schwefelsaure Thonerde die Eigenschaft besitzt, viel von den organischen Stoffen des gewöhnlichen Wassers zu fällen, dass ferner die zusammenziehende Wirkung dieser Flüssig- keit den krankmachenden Wirkungen schlechten Trinkwasser entgegenwirkt, endlich ist sie im Stande, die Fäulniss des Wassers, welches viele organische Beimengungen enthält, aufzuhalten. . Mit dem Lenk'schen Verfahren zur Reinigung von Kloaken- Lenk'sche Kloaken- wasser - Rei- w asser wurden in Berlin auf Veranlassung des Magistrats durch Leunig ^'°*'^^° Versuche ausgeführt*), nachdem dasselbe in England: Tottenham, Wrex- ham und Lincoln überraschend günstigen Erfolg gehabt haben soll. Die che- mische Ueberwachung der Versuche und die Analysen wurden von A. Müller ausgeführt. Das Desinfektionsmittel — nach Wohl er eine Alaun- Auflösung, welche keine freie Schwefelsäure und nur unwesentliche Mengen Eisensalz enthält, — wird dem Kloakenwasser durch einen regelmässigen klaren Strahl, der einem Fasse entfliesst, zugeführt und zwar soll bei erheblicher Menge organischer Bestand- theile in der Kloake ein Zusatz von Viooo zur Desinfektion ausreichen und ein Quart des Mittels für ungefähr 3 Pfennige hergestellt werden können. Dass die Essenz im Stande ist, die eine Trübung des Kloakenwassers bewirkenden Materien rasch niederzuschlagen und das darüber stehenbleibende Wasser in einen Zustand bedeutender Klärung zu versetzen, wobei auch der üble Geruch zwar nicht ganz beseitigt, aber doch sehr erheblich verringert erscheint, davon hat man sich durch Proben von Kloakenwasser in hohen Gläsern und durch Abschöpfen aus den succesive in den Bassins sich klärenden Kloakenwassern überzeugen können. In wie weit diese äusserlich bemerkten Resultate von der wissenschaftlichen Prüfung als ausreichend werden befunden werden, um die Rückstände als geldwerthen Dünger, das geklärte Wasser als unschädlich für die Gesundheit und, wenn auch nicht zum Trinken, so doch für andere Zwecke verwendbar erscheinen zu lassen, muss abgewartet werden**). Desinfektion von Kloakenwasser und Bereitung eines Düngers onano ans daraus nach einem Sillar und Wigner pateutirten Verfahren***). — Kioakenin- Dasselbe ist in Leamington, einer Stadt von 22,000 Einwohner zur Ausführung gebracht. Die Kloakenwässer werden in ein grosses Bassin geleitet und darin mit einem Gemisch von Knochenkohle, Blut und Thon versetzt, wodurch ein Niederschlag entsteht. Nachdem derselbe sich gesetzt, wird die Flüssigkeit *) Wochenblatt d. Annal d. Landw. 1869. S. 402. •*) Eine Analyse eines solcherweise gewonnenen Düngers folgt unten. •*) Wochenblatt d, Annal. d. Landw. 1869. S. 392. tion. 358 Diingererzeugung. abgelassen, passirt noch 4—5 Bassins und geht durch ein Kohlenfilter in den Fluss. Gelegentlich wird die Flüssigkeit auch noch mit Eisenchlorid und Alaun behandelt. Der Niederschlag wird durch Centrifugen zum Theil ge- trocknet, alsdann ausgestreut, um an der Luft weiter zu trocknen. Die so gereinigte Flüssigkeit ist immer noch nicht rein genug, um nicht in Fäulniss überzugehen. Das Verfahren ist hiernach ein sehr umständliches und in sauitätlicher , wie volkswirthschaftHcher Hinsicht sehr unbefriedigendes Verfahren der Kanalwasser- Keinigung und steht dem Sü v er n' sehen sowohl, wie dem Lenk 'sehen Verfahren bedeutend an Einfachheit und BiUigkeit nach. Süvern'sche Versucho Über die Wirkung der Süvern'schen Desinfektionsmasse Desinfek- ^^^^ unter Leitung von E. Virchow im pathologischen Institut zu Berlin in eingehender Weise angestellt worden. *) — Es wurden dabei Mischungen von 240 Thl. Wasser, 100 Thl. Kalk, 10, 40 oder 70 Thl. Chlormagnesium und 6, 12 oder 18 Thl. Theer angewendet und damit der Inhalt von Abzugskanälen behandelt. Das Kanal- wasser bildete vor seiner Behandlung mit der Süvern'schen Masse eine sehr trübe, grünlich- graue Flüssigkeit von ausserordentlich üblem Geruch, gab mehr oder weniger reichlichen schwarzen Bodensatz und enthielt regelmässig eine gewisse Menge organisirter Wesen. Nach dem Desinficiren waren die Proben sämmtlich klar und farblos und rochen vorherrschend nach Steinkohlen- theer. Nach einiger Zeit bildete sich in ihnen ein gelblich weisser Bodensatz und an der Oberfläche ein zartes Häutchen, aus Krystallen von kohlensaurem Kalk bestehend. Die organisirten und nicht organisirten Verunreinigungen fehlten gänzlich. Die Flüssigkeiten war sehr stark alkalisch, vorzüglich durch Gehalt an Kalk. Das Oberhäutchen, welches durch Einwirkung der atmos- phärischen Kohlensäure entstand, sank allmählig zu Boden, bildete sich aber auf's Neue wieder. Durch diesen Vorgang wurden die aus der Luft zugeführten Organismen in den Bodensatz mit hinabgezogen. So konnten die Abfluss- wässer meist 8 bis 10 Tage aufbewahrt werden, ohne dass sich in ihnen Zersetzungsorganismen gebildet hätten. Nach längerer Zeit, besonders bei warmer Witterung, zeigten sich allerdings reichliche Mengen von Bakterien, durch sorgfältigen Verschluss gegen die atmosphärische Luft gelang es aber, die Flüssigkeit weit länger vollkommen rein zu erhalten. Der Kalkgehalt des Süvern'schen Mittels ist offenbar von der grössten Wichtigkeit für die Zer- störung und Verhinderung des organischen Lebens. Der Kalk bewirkt nämlich bei der Desinfektion einen Niederschlag im Kanalwasser und begräbt sämmt- liche Organismen im Bodensatz. Durch Versuche wurde bewiesen, dass der *) Deutsche Industrie -Ztg. 1869. S. 506. Ztschr. f. Rübenzucker -Industrie. 1869. S. 839. DUngererzeugung. 359 Kalk allein eine vollkommene Klärung des Kloakeninhalts bewirkt, jede Art organischen Lebens tödtet und seine Entwicklung auf eine Zeit von etwa 10 Ta- gen verhindert. Ein starker Geruch nach Ammoniak, welcher sich bei der Desinfektion mit blossem Kalk entwickelt, wird durch Zusatz von Chlormagne- sium vermieden. Der Zusatz von Theer- endlich bewirkt, dass die Entwicklung von Zersetzungsorganismen auf verhältnissmässig längere Zeit verhindert wird. Zur vollkommenen Desinfektion waren im Durchschnitt auf 1000 Gewich ts- theile Kanalwasser 10 Gewichtstheile der Süvern'schen Mischung erforderlich. Proben mit verschieden zusammengesetzten Mischungen zeigten, dass, wenn das Chlormagnesium gänzlich fehlte, keine so vollständige Klärung der Flüssig- keit eintrat; doch waren schon 10 Theile Chlormagnesium auf 100 Theile Kalk ausreichend. 6 Theile Theer in der Mischung genügten immer, um die Entwick- lung von Vibrionen und anderen Organismen auf lange Zeit zu verhindern. Bei den relativ theuren Preisen des Chlormagnesium und des Theeres wäre es wünschenswerth, diese beiden Substanzen gänzlich entbehren zu können. Das Chlormagnesium ist aber ein dringend nothwendiger Bestandtheil des Süvern'schen Mittels. Es fixirt das Ammoniak und verhindert so einmal den Übeln Geruch und erhält anderseits dem Bodensatze eine grosse Menge sonst verloren gehenden Stickstoffs. Anders verhält es sich mit dem Theer. Der Kalk allein bewirkt auf eine Reihe von Tagen eine vollkommene Tödtung der Zersetzungsorganismen und hindert deren Neubildung. In Fällen, wo man kein Interesse daran hat, das desinficirte Abflusswasser lange in Cisternen aufzubewahren, sondern wo dasselbe bald in einen Fluss geleitet werden kann, ist der Theer vollkommen überflüssig, ja für den zurückbleibenden Dünger schädlich. Wir vermögen nicht dem Chlormagnesium in der Süvern'schen Mischung die Fähigkeit zu zuerkennen, das Ammoniak des Kanalwassers zu fixiren, denn es ist in alkalischer Flüssigkeit vorhanden, welche etwa gebildetes Chlorammon zer- setzen wird. Uebrigens ist das Chlormagnesium in der Mischung gar nicht vor- handen, denn diese muss in Folge chemischer Umsetzung neben Aetzkalk und Steinkohlentheer, Magnesiahydrat und Chlorcaicium enthalten. Gleichgiltig, ob Chlormagnesium oder Chlorcaicium in der Mischung enthalten ist, etwa gebildetes Chlorammon muss durch den überschüssigen Kalk zersetzt werden und das freie Ammoniak verdunsten. Wenn die Wirkung des Chlormagnesium darin besteht, dass das in feinen Flocken ausgeschiedene Magnesiahydrat die Sedimentstoffe des Wassers in sich einschhesst und absetzen hilft, so halten wir das Süvern'sche Verfahren in der Weise für verbesseruugsfähig, dass man den Deainfektionsprocess in zwei Abschnitte theilt. Nämlich, indem man das Kanalwasser zunächst nur mit der bestimmten Menge Chlormagnesium versetzt und dann erst (in praxi also etwa 10 Schritt abwärts) nachdem sich dieses mit dem Kanalwasser gemischt, die Kalk- und Theermischnng hinzufiiessen lässt. Die Ausfällung des Magnesiahydrats findet alsdann nmerhalb des Wassers und nicht innerhalb der Mischung statt. Liernur's Methode der Kloakenreinigung*) — besteht in Fol- gendem: Eiserne drei bis sechszöUige Muffenröhren stehen von einem unter •) Wochenblatt d. Annal. d. Landw. 1869. S. 343, 360 Düngererzeugung. dem Strassenpflaster angebrachten Reservoir aus mit dem Aborte unmittelbar in Verbindung. Von dem Eeservoir ist nichts zu sehen als zwei eiserne Deckel. Unter einem dieser Deckel sind zwei Rohrenden, welche zum Reservoir führen, das eine um die Luft, das andere um die Excremente aufzusaugen. Unter dem anderen Deckel ist der grosse Hahn, welcher das Hauptkanalrohr abschliesst. Die beweglichen Apparate bestehen aus einer Lokomobile, welche eine Luftpumpe treibt, und aus mehreren eisenblechernen luftdichten Kessel- wagen. Die schon geheitzte Lokomobile und die beiden Kesselwagen fahren in der Nähe der beiden Reservoirdeckel auf, die Deckel werden abgenommen und das Dungsaugrohr des Reservoirs mittelst eines grossen Kautschukschlau- ches mit dem Kesselwagen verbunden. Wenn der leere Raum hergestellt ist, öffnet der Maschinist die Absperrhähne, die atmosphärische Luft drückt den Inhalt der Aborte in das Reservoir und aus diesem in den Kesselwagen, ohne dass das geringste Geräusch zu vernehmen ist. Die mit Fäkalien gefüllten Kesselwagen werden sofort aus der Stadt gefahren. In Prag hat im Beisein der Behörden ein vollständig gelungener Versuch nach dieser Methode stattgefunden. Binnen zehn Minuten war der Inhalt von vierzig Aborten in einem eisernen Kessel auf einen Wagen gebracht, ohne dass die Anwesenden von den Fäkalien gesehen oder gerochen hätten. Als die Wagen weggefahren waren, war der Platz, wo die Aufsaugung vor sich ging so rein wie früher, und keine Spur davon zu sehen, dass hier die Reinigung von so vielen Aborten stattgefunden. Diese Methode dürfte mit der Zeit die Frage, ob Kanalisation oder Abfuhr, aus der Welt bringen, denn sie scheint geeignet, die Anforderungen der Städte so- wohl als die der Volks- und Landwirthschaft in gleich vollkommener Weise zu erfüllen, namentlich wenn damit an den Orten, an welchen die Rohmasse nicht untergebracht werden kann, eine Poudrettefabrikation nach T hon -Dietrich 'scher Methode verbunden würde. Bei letzterer findet an keinem der im Rohstoff ent- haltenen Düngstoffe ein Verlust statt.*) Stickstoff- Stickstoffverlust bei der Rübenzucker-Fabrikation von Ad. Verlust bei ^ g jj ^ j. ^**j _ ^Q^t ermittelte diesen in Folge der Zersetzung von Protein- der Rüben- d d rnckerfabri. Substanzen Und Ammousalze der Rübe entstehenden Verlust, indem er den kation. Stickstoffgehalt sämmtlicher Produkte in den verschiedenen Stadien der Fa- brikation bestimmte. Ein Liter Saft verliert hiernach 0,539 Grm. Stickstoff, entsprechend 0,653 Grm. Ammoniak oder 2,193 Grm. schwefelsaurem Ammo- niak. Dies macht für eine jährliche Verarbeitung von 20 Millionen Kilogrm. Rüben die beträchtliche Menge von 4386 Grm. schwefelsaurem Ammoniak. •waiaiaub Analysen von Waldlaub und Untersuchungen über dessen und dessen Zunahme an Stickstoff bei seinem Verfaulen. Von J. Nessler***). znnahmean j^^^ Thatsacho, dass Torf reicher an Stickstoff ist, als die Pflanzen, aus Stickstoff beim Ver faulen. *) Vergl. vorig. Jahresber. S. 200. **) Zeitschr. f. Rüben -Zucker- Industrie. 1869. S.555. aus Compt. rend. 1869. Bd. 68. S. 1333. ***) Bericht über Arbeiten der grossh, Versuchs -Station Karlsruhe. 1870. S. 90. DUngererzeugung. 361 welchen er entstanden, liess vermuthen, dass auch andrre organische Stoffe relativ an Stickstoff reicher würden, wenn sie ohne genügenden Luftzutritt ver- faulen. Der Verf. stellte hierauf bezügliche Untersuchungen mit Waldlaub an. Man sammelte im Spätjahr 1867 Eichen- und Buchenblätter, die noch nicht f> lange von den Bäumen gefallen waren. Ein Theil derselben, A und F, wurde untersucht; ein anderer Theil (Eichenblätter B) wurde in einer Porzellanschale ins Freie gestellt und nach jedem Begen das Wasser abgegossen ; ein dritter Theil endlich (C der Eichenblätter) wurde an Platindraht gefasst, gewogen, im Freien auf die Erde gelegt und mit grossen Steinen bedeckt und bei trockner Witterung begossen. Im August 1868 wurden die Eichenblätter B und C untersucht; bei B, also in der freien Luft, waren die organischen Stoffe nicht reicher, bei C, also unter Steinen, ärmer an Stickstoff geworden, als sie waren. Die nachherige Gewichtsbestimmung wurde unterlassen, weil von den Blättern im Freien Stückchen durch den Wind mitgenommen wurden und die Blätter, die auf der Erde lagen, nicht vollständig von der Erde gereinigt werden konnten. Die Buchenblätter, die ebenso wie die Eichenblätter aufbewahrt waren, wurden nicht untersucht. Im Mai 1868 wurden in demselben Wald und an derselben Stelle, wo man im Spätjahre die Blätter sammelte, wieder Eichen-, Buchen- und Pappel- laub geholt und untersucht. Die Eichenblätter D und die Buchenblätter G lagen auf dem Boden unter Gesträuch; die Pappelblätter in einem Graben, der das ganze Jahr mindestens so viel Wasser hatte, dass die Blätter immer nass waren. Das Ergebniss der Untersuchungen erhellt aus nachfolgender Zusammenstellung. In 100 Theilen bei 105° C. getrockneter Blätter waren enthalten: Stickstoff in 100 Thle. or- Asche orga- nische Stoffe Stick- stoff Eichen- blätter, im Herbst 1867^ vom Boden gesammelt. Eichenblätter; A. frische 5,6 94,4 1,37 B. an der freien Luft C. feucht u. bedeckt j bis August l 1868 ge- I legen 9,4 12,4 90,9 87,6 1,30 1,10 D. Ende Mai 1868 vom Boden gesammelt, alte » E. Herbst 1868 vom Boden gesammelt, frische . . Bnchenblätter, F. Herbst 18G7 vom Boden gesammelt, frische . . » G. Ende Mai 1868 vom Boden gesammelt, alte » H. Herbst 1868 vom Boden gesammelt, frische . . Pappelblätter; I.Ende Mai 1868 in einem Graben gesammelt, alte » K. Herbst 1868 vom Boden gesammelt, frische. . 7,3 92,7 1,87 5,6 94,4 1,61 6,8 93,2 1,66 9,6 90,4 1,82 6,2 93,8 1,78 33,4 9,2 66,6 2,04 90,8 1,25 gan. Stoffe 1,45 1,43 1,25 2,01 1,70 1,78 2,01 1,89 3,06 1,37 362 Düngererzeugung. Bei nachstehenden Blättern wurden auch noch Phosphorsäure und Kali bestimmt: A. frische Eichenblätter, Herbst 1S67: Phosphorsäure = 0,224 ; KaU = 0,347 E. » » » 186S: » =0,073; » =0,232 F. » Buchenblätter » 1867: » =0,360; » =0,503 * H. y> » » 1868: » =0,104: » =0,282. Bei allen diesen Bestimmungen waren die organischen Stoffe der im Wald liegen gebliebenen Blätter an Stickstoff etwas reicher, als die im Spät- jahr untersuchten. Bei den beständig nass gebliebenen Pappelblättern war diese Zunahme sehr erheblich. Hiernach ist es nicht mehr zu bezweifeln, — sagt der Verf. — dass bei der Zersetzung dieser organischen Stoffe unter Abscbiuss oder ungenügender Einwirkung der Luft stickstoffreichere Körper entstehen. Inwieweit es zutreffend ist, dass die im Walde liegen gebhebenen Blätter unter beschränktem Luftzutritt der Zersetzung unterworfen waren, lässt sich nicht erkennen. Eichtiger würde unserm Dafürhalten nach der Scliluss lauten müssen, es ist nicht zu bezweifeln, dass bei der Zersetzung des Laubes unter beschränktem Luftzutritt eine stickstoffreichere organische Substanz zurückbleibt, als in den frischen Blättern vorhanden war. Es bleibt nun noch zu ermitteln übrig, ob eine Verminderung des absoluten Stickstoffgehalts des Laubes bei dieser Art der Zersetzimg stattfindet und, bejahen- denfalls, wie gross dieser Verlust ist. Zersetzbar- J, Ncssler*) stcUte Versuche an, um zu prüfen, wie sich verschie- keit stick- ^ej^g stickstoffhaltige, zum Düngen verwendete Materialien bei der »toffhaltiger ° ' ° Düngema- Zersetzuug Verhalten und ob die Zersetzung durch Kalk oder teriauen. S c h w 6 f 0 1 s ä u r 6 befördert werden kann. — Die dazu verwendeten Stoffe wurden in gepulvertem Zustande einzeln mit der dreifachen Menge feinem, weissem, kalkfreiem Sand gemischt, gleichmässig angefeuchtet, je einer Probe von 200 Grm. 5 Grm. gebrannter Kalk, einer andern 5 CC. concentrirter Schwefelsäure zugesetzt, eine dritte Probe erhielt keinen Zusatz. Diese Pro- ben brachte man in Flaschen (zu 1 Liter Inhalt) von 27 Cm, Höhe, Hess die Flaschen offen und feuchtete die Mischungen von Zeit zu Zeit gleichmässig an. Je nach den in der Zusammenstellung angegebenen Zeitabschnitten wurde die Mischung herausgenommen, nochmals gut gemischt, kleine Mengen ab- gewogen, Wasser und gebrannte Magnesia zugesetzt*^), getrocknet und im Eest der Stickstoff mit Natronkalk bestimmt. Bei diesen Versuchen war die Ein- wirkung der Luft zwar nicht aufgehoben, aber doch beschränkt. Der Verf. stellt weitere Versuche bei erleichtertem Luftzutritt in Aussicht. Der ursprüng- liche Stickstoffgehalt wurde nach Entfernen des vorhandenen Ammoniaks be- stimmt. *) Agronomische Ztg, 1868. S. 87. *) um das vorhandene Ammoniak zu entfernen. Düngererzeugung. 363 In 100 Theilen lei 100° getrockneter stickstoffhaltiger Körper war ent- ilten : gedämpft. Knochen- mehl rohes Knochen- mehl Ohne Woll- staub Zusatz gedämpft. Leder rohes Leder •sprüngl. Stickstoffgeh. am 14. Aug. 1865 2,1 3,13 2,70 6,05 4,8 ickstoffgehalt am 17. Oct. 1865 . . 1,0 3,1 2,2 5,6 4,4 » » 6. Mai 1866 . . 0,7 3,1 2,1 5,2 4,3 » » 20. Nov. » . . . 0,5 2,8 2,1 4,6 4,3 Mit Kalk » » 14. Aug. 1865 . . 2,1 3,13 2,70 6,05 4,8 » » 27. Oct. » . . . 2,0 3,0 2,5 4,5 4,3 » » 6. Mai 1866 . . 1,7 3,0 2,3 4,5 4,3 » » 20. Nov. » . . . 1,4 3,0 2,1 4,4 4,4 Mit Schwefelsäure » » 14. Aug. 1865 . .2,1 3,13 2,70 6,05 4,8 » » 17. Oct. » . . 1,8 3,1 2,7 5,5 4,4 » » 6. Mai 1866 . . . 1,1 3,1 2,7 5,5 4,4 » » 20. Nov. » . . .0,7 2,1 2,1 5,5 4,4 Aus diesen UntersuchuDgen geht hervor, dass wenigstens unter beschränk- tem Luftzutritt: 1. von allen diesen Stoffen nur das gedämpfte Knochenmehl sich ziemlich rasch zersetzt; bei allen andern war die Zersetzung auch nach IV4 Jahren sehr gering; 2. der Zusatz von Kalk oder von Schwefelsäure hat die Zersetzung im Allgemeinen nicht befördert, bei gedämpftem Knochenmehl selbst entschieden verringert. Beim gedämpften Leder allein fand durch Zusatz von Kalk eine etwas grössere Zersetzung statt, wohl deshalb, weil der Kalk den Gerbstoff des Leders zum Theil auszog. Die Untersuchung spricht gegen die Anwendung von rohem Knochenmehl, Wollstaub imd rohem und gedämpftem Leder, wenn man dieselben nicht sehr biUig kaufen kann; denn es scheint, dass man dadurch eben nur die Tausende von Pfunden Stickstoff, die schon im Boden enthalten sind, aber nur ausserordentlich langsam zur Wirkung gelangen, um einige Pfunde vermehrt. Die Fortsetzung dieser Versuche geschah in der Weise, dass man der Luft den Zutritt gestattete. Sie waren insbesondere auf die Zersetz ungs- weise des Torfes gerichtet. Dieselben wurden unter Leitung von J. Kess- ler durch G. Brigel ausgeführt.*) — In drei Kölbchen mischte man je 20 Grm. fein gepulverten Torf mit 60 Grm. Sand und der genügenden, in den drei Kölbchen gleichen Menge Wasser, um die Mischung gleichmässig anzufeuchten. In dem einen Kölbchen setzte man 1 Grm. kohlensaures Kali, in dem andern setzte man 1 Grm. Aetzkalk zu, das dritte blieb ohne weitere Bei- mischung. Dann wurde Luft, die vorher von Kohlensäure und Ammoniak befreit Zersetzung des Torfes und stick- stoffhaltiger Düngem.i- terialien. *) Bericht über Arbeiten d. Versuchs -Station Karlsruhe. 1870. 3g4 Düngererzeugang. war, durch die Kölbchen und von da durch titrirte Schwefelsäure und schliess- lich durch Barytwasser geleitet. Nachdem in einem ungeheizten Zimmer in der Zeit von Mitte Novemher 1867 bis Mitte März 1868 durch jedes Kölbchen 240 Liter Luft geleitet worden waren, hatte man in dem Barytwasser Kohlen- säure aufgefangen: bei der Mischung von Torf und Sand 0,090 Grm. » » » » und Pottasche 0,176 » » B » » B Aetzkalk 0,046 » Die Bildung der Kohlensäure war während dieser Zeit so gering, dass man in dieser Beziehung keine Schlüsse ziehen kann. Bei der Mischung mit kohlensaurem Kali erhielt man zwar doppelt, bei der Mischung mit Aetz- kalk nur halb so viel Kohlensäure, als bei der Mischung von Torf und Sand allein. Bei der Pottasche kann jedoch durch die Säure des Torfes Kohlen- säure frei, und durch den Kalk etwas vorhandene Kohlensäure gebunden wor- den sein. Eine Bildung von Ammoniak wurde nicht beobachtet; dagegen konnte in den Mischungen mit Pottasche und Kalk Salpetersäure spurenweise nach- gewiesen werden. Ferner wurden Mitte Juli 1868 zur weiteren Untersuchung der Zersetzungs- weise je 75 Grm. Torf, rohes sehr feines Knochenmehl, » grobes b gedämpftes b grob gemahlenes Getreidemehl mit 750 Grm. weissem, kalkfreiem Sand gemischt, und zwar wurden von jedem dieser stickstoffhaltigen Körper 3, von Torf 4 solche Mischungen gemacht, folgende Zusätze gegeben und in unglasirte Blumentöpfe gefüllt: 1. ohne Zusatz 2. Aetzkalk, bei Torf 7,5 Grm., bei den übrigen Substanzen 15 Grm. 3. Holzasche, » 7,5 » » » » 15 » 4. Aetzkalk 7,5 Grm. -f 7,5 b Holzasche, nur bei Torf. Diese Mischungen blieben bis Mitte November, also etwa 4 Monate im Freien, aber vor Regen und Sonne geschützt, stehen und wurden sobald sie trocken geworden waren jedesmal mit je 100 CC. Wasser angefeuchtet. Dann wurde ein Theil davon genommen und untersucht; der Eest blieb aber unter gleichen Verhältnissen bis August 1869, also noch weitere 9 Monate stehen, um dann ebenfalls auf den verbliebenen Stickstoffgehalt untersucht zu werden. Je 15 Grm. der Mischungen wurden mit Wasser ausgelaugt und auf Salpeter- säure geprüft. Dis Stickstoffbestimmungen wurden ausgeführt, nachdem das vor- handene Ammoniak durch Behandeln mit gebrannter Magnesia ausgetrieben wor- den war. Spuren von Salpetersäure fanden sich: bei der Mischung von Torf mit Kalk und Asche » B B rohem f. Knochenmehl mit Sand » « » grobem * * Asche Dttngererzeagang. 365 Etwas grössere Mengen davon fanden sich: bei der Mischung von rohem f. Knochmehl mit Kalk » » » » » » » Asche j) » » gedämpftem » » » Bei den übrigen Mischungen war dieselbe nicht nachzuweisen. Die Stickstoff bestimmungen ergaben folgendes Resultat, auf 100 Theile Trockensubstanz der Mischungen berechnet: Torf rohes, feines Knochen- mehl gedämpft. Knochen- mehl rohes grobes Knochen- mehl grobes Getreide- mehl org. Stick- 8 übst. Stoff org. Subst. Stick- stoff org. Stick- Subst. Stoff org. Stick- Subst Stoff org. Stick- Subst. stoflT Ursprüngliche Substanz . . . Als vorhandenes Ammoniak . 44,19 1,78 0,06 39,60 4,02 0,02 23,3 3,05 0,24 34,17 3,85 0,11 82,83 2,20 0,18 Juli 1S68. Mischungen nur mit Sand . » mit Sand und Kalk » » » » Asche 3,57 3,50 3,50 0,140 0,136 0,134 .3,45 3,41 3,40 0,334 0,329 0,237 2,02 2,00 1,98 0,243 0,241 0,240 2,91 2,88 2,86 0,318 0,315 0,314 6,82 6,73 6,68 0,166 0,!63 0,161 und Kalk 3,4G 0,132 — — — — — - — — November 1868. Mischungen mit Sand .... » » »und Kalk » » » »Asche 3,20 3,21 3,27 0,114 0,118 0,107 2,08 2,92 22,9 0,237 0,269 0,223 1,28 1,60 1,22 0,130 0,135 0,113 — — 2,29 3,77 2,70 — und Kalk 3,22 0,116 — — — — — — — — August 1869. Mischungen mit Sand .... » » » und Kalk » » » »Asche 2,79 2,7i) 2,95 0,099 0,102 0,093 2,06 2,33 2,09 0,230 0,235 0,228 1,04 1,35 1,20 0,080 0,082 0,083 2,90 2,92 2,92 0,310 0,307 0,307 1,41 1,75 1,68 0,125 0,120 11,118 und Kalk 2,76 0,096 — — — — — — — — Von 100 Theilen organischer Substanz und 100 Theilen Stickstoff (ohne jenen im schon gebildeten Ammoniak) wurden entfernt: 366 Dttngererzeugang. Torf rohes feines Knochen- mehl gedämpft. Knochen- mehl rohes grobes Knochen- mehl grobes Getreide- mehl org. Stick- Subst. Btoff org. Stick- Subst. Stoff org Stick- Subst Stoff org. Stick- iubst. Stoff org. Stick- Subst. Stoff Von Juli 1SG8 bis November 1868 = 4 Monate. Mischungen mit Sand .... » » » und Kalk » » » »Asche 10,3 8,0 6,1 18,5 13,2 20,1 39,7 14,3 32,6 29,0 18,2 31,8 36,6 20,0 38,8 46,5 44,0 52,9 ~~ 66,4 44,0 59,5 — » » » » » und Kalk 6,9 12,1 — — — — — — — — Von November 1868 bis August 1860 = 8 Monate. Mischungen mit Sand .... » » » und Kalk » » » » Asche 12,8 13,8 9,8 13,1 13,5 13,0 0,9 20,2 8,7 2,9 14,5 18,7 15,6 1,5 38,4 39,2 26,5 — - 38,4 53,5 37,8 - » » » » » und Kalk 14,2 17,2 — — — — — — — — Von Juli 1868 bis August 1869 = 12 Monate. Mischungen mit Sand .... » » » und Kalk ' » » » »Asche 21,8 20,3 15,7 29,3 25,0 30,6 40,3 31,6 38,5 31,1 28,5 30,2 48,5 67,0 32,5 1 (>6,0 39,3 ' 65,4 — 2,5 2,5 2,1 79,3 74,0 74,8 24,7 26,3 26,7 » » » » » und Kalk 20,2 27,2 — — — — — — — — Aus diesen Ergebnissen hebt der Verf. Folgendes heraus und zieht unter der Annahme, dass sich Wolle, gedämpftes und rohes Leder auch bei Luft- zutritt ähulich verhalten hätten, wie bei beschränktem Luftzutritt, folgende Schlüsse: 1. Torf und die darin enthaltenen stickstoffhaltigen Stoffe zersetzen sich schneller als rohes, grobes Knochenmehl, Wolle, gedämpftes und rohes Leder. Der Stickstoff in ersterem ist also mindestens so hoch zu berechnen, als in letzterem. 2. Kohes, feines Knochenmehl nimmt zwar in seinem Gehalt an organi- schen Stoffen im ersten Jahre so viel ab als gedämpftes, es bildet sich in ersterem aber weniger Ammoniak als in leteterem. 3. Das gedämpfte Knochenmehl zersetzt sich rascher und lässt verhältniss- mässig im ersten Jahr mehr Ammoniak entstehen als Torf, rohes Knochen- mehl, Wollstaub und rohes gedämpftes Leder. 4. Die Zersetzung von Wollstaub, rohem und gedämpftem Leder und rohem grobem Knochenmehl ist im ersten Jahre verschwindend klein. 5. Das Stärkemehl zersetzt sich unter den angeführten Verhältnissen viel rascher, als die in Frage stehenden stickstoffhaltigen Körper, selbst als die organischen Stoffe im gedämpften Knochenmehl. Düngererzeagnng. 367 6. Kalk und Asche befördern die Zersetzung dieser Stoffe nicht, sondern durch Kalk findet sogar eine Verzögerung derselben statt. Es ist möglich und wahrscheinlich, dass durch die Gegenwart von Pflanzen- wurzeln die stickstoffhaltigen Körper wesentlich schneller zersetzt werden, so dass wenn man hier bei Wolle und grobem Knochenmehl auch keine erheb- liche Zersetzung wahrgenommen hat, dieselben als Dünger doch eine gewisse Wirkung haben können. Immerhin ist aber anzunehmen, dass solche Körper, die sich auch ohne Pflanzenwurzeln rasch zersetzen, schneller und sicherer wirken, als solche, die sich nicht zersetzen. Die praktische Erfahrung hat denn auch längst gezeigt, dass gedämpftes Knochenmehl viel schneller wirkt als rohes Knochenmehl, Wolle und Leder. Wii' müssen gestehen, dass uns keine Thatsache oder Beobachtung aus der Pflanzenphysiologie bekannt ist, welche eine Zersetzung organischer stickstoff- haltiger Körper dui'ch Pflauzenwurzeln oder auch nur eine Beeinflussung dieser Zer- setzung andeuten und wahrscheinHch machen könnte ; die bis jetzt bekannten Ausschei- dungen der Pflanzenwurzeln sind von solcher Natu, rdass die Thätigkeit der Pflanzen- wurzeln sich auf das Löshchmachen unoi'ganischer Nährstoffe beschränken dürfte. JedenfaUs ist die Arbeit von grossem i)raktischem Interesse ; sie zeigt uns, wie wesentlich verschieden das Verhalten der verschiedenen stickstoffhaltigen Körper ist, die zum Düngen verwendet werden, selbst ein und desselben Stoffs, je nach seiner Zubereitung und Zerkleinerung. Wh sehen z. B. , dass von dem ursprüng- lichen Stickstoffgehalt des Knochenmehls in auf lösliche Form übergeführt wurden 2,5 Proc. wenn dasselbe aus rohen Knochen bereitet und von grobem Korn war. 31,1 » » » » » » » » feinem » » 67,0 » » » gedämpften » » » » » » Man kann annehmen, dass sich die Wirkung des Stickstoffs in den hier ge- nanuten Formen Knochenmehl bei seiner Verwendung als Düngemittel in demselben Verhältniss äussern wird. Wir wollen hier noch bemerken, dass das grobe Knochen- mehl aus IV2 — 3 Milümeter dicken und 5 — 10 Millimetern langen Stücken bestand. Verfahren zur Bereitung eines animalisch-mineralischen Fabrikation Düngers, von Boucherie*). — Die Umwandlung der Thierreste in Dünger eJ"«^»'"™*- ist eine von den zur Erhaltung des Gleichgewichts der Productivkraft des '^^ng^^^^' Bodens nothwendigen Bedingungen. Diese Frage ist jedoch dem Interesse DUngers. der allgemeinen Sanitätszustände untergeordert, beide Seiten derselben lassen sich nicht wohl von einander trennen; um die durch sie gestellte Aufgabe zu lösen, muss daher einerseits den Forderungen der öffentlichen Salubrität Genüge geleistet und anderseits der Landwirthschaft mittelst Verwerthung jener Eeste ein Produkt dargebotcu werden, welches ihr als Dünger Vortheile ge- währt. Diese Betrachtungen haben den Verf. zur Ermittlung von Verfahrungs- arten veranlasst, wodurch die organischen Eeste, bei vollständiger Erhaltung ihres Düngwerthes, vor dem Uebergange in faulige Gährung geschützt und folglich die Entwicklung von schädlichen, die allgemeine Salubrität gefähr- *) Annal. de Chimie et de Pbys. 1868. t. XIII. S. VJd. 368 Dilngererzeagung. denden Miasmen verhindert oder aufgehalten werden kann. Der Verf. blieb nach anderen misslungenen Versuchen bei der Anwendung von starker Salz- säure und einer höheren, selbst bis zum Sieden gesteigerten Temperatur stehen, welche Mittel hinreichten die thierischen Reste aller Art vollständig zu zer- theilen oder aufzulösen. Ein ununterbrochenes, nur einige Stunden andauerndes Kochen genügt, um Eeste von Thieren grösstentheils in eine schwärzliche, schwach sauer riechende Masse zu verwandeln, welche, der Verdünnung der angewandten Salzsäure entsprechend, mehr oder weniger dünnflüssig oder mehr oder weniger dicklich ist. Die Zubereitung ist sehr einfach und der dazu nöthige ganze Apparat besteht in einigen hölzernen, mit Blei gefütterten Be- hältern, einen Dampferzeuger, einigen von Weidengeflecht angefertigten Hürden, einer Pumpe und einem Mischwerk. Nach Beendigung des Kochens enthält die Masse : zertheilte (desagregirte) thierische Substanzen; Chlorammonium und phosphorsaures Ammoniak; löslichen phosphorsauren Kalk nebst freier Phosphorsäure; Chlorcalcium und geringe Mengen anderer Salze. Zur vollständigen Sättigung der vorhandenen freien Salzsäure versetzt der Verf. die noch heisse Flüssigkeit mit einer entsprechenden Menge von gepul- vertem, aus Knochen oder aus mineralischem Phosphat dargestelltem dreibasisch- phosphorsaurem Kalk, so dass man überzeugt sein kann, dass die noch vor- handene Säure nur Phosphorsäure ist. Um den Dünger zu einem vollkom- menen zu machen, empfiehlt der Verf. schliesslich noch den Zusatz von Schwefel- säure, Kali und Natron in passenden Verbindungen. Das Verfahren scheint uns für eine Anwendung auf Oekonomieen zur Ver- werthung der daselbst abfallenden Thierreste berechnet zu sein. Die solcherweise erhaltenen Auflösungen von Thierresten in Salzsäure würden allerdings als Zusatz zu Jauche oder zum Uebersprengen von Mist leicht und zweckmässig zu verwenden sein. Zu diesem Zweck, nämlich zur Selbstdarstellung solcher Lösungen, würde das Verfahren aber zu umständüch sein; es bleibt immerhin für den Laudwirth ein unangenehmes Geschäft mit Salzsäure und Auflösungen in Salzsäure umzugehen. Uns scheint eine Compostirung der thierischen Abfälle mit gebranntem Kalk, Holz- asche und Erde viel einfacher und zweckmässiger zu sein. SoU aber das Verfahren für die fabrikmässige Darstellung eines verkäuflichen Düngers bestimmt zu sein, so halten wir dasselbe erst recht für unzweckmässig, da eine schwer zu trocknende, hygroskopisch bleibende Masse erhalten wird. Zu einer fabrikmässigen Verar- beitung der fraglichen Substanzen finden wir die in deutschen Fabriken (Köln, Leipzig, Berlin) gebräuchliche Behandlung derselben mit gespannten Wasserdämpfen viel geeigneter und empfehlenswerther. Analysen J. Nesslcr Veröffentlichte die Analysen einer grösseren Reihe von von Torf. Torfsortcn und Moorböden Baden's.*) — Die Zusammensetzung bezieht sich auf 100 Theile bei 100° C. getrockneten Materials. *) Bericht d. Station Karlsruhe. 1870. S. 81. Von einigen dieser Torfe ist die Zusammensetzung bereits in früheren Jahrgängen mitgetheilt; wir fügen sie aber des Vergleichs halber hier bei. Dünger erzeugung. 369 Asche Orga- nische Stoffe Stick- stoff Phos- phor- CO ° o 1. Torf von Wiechs, ziemlich lockere Masse 2. » » Wahlwies, dichte Masse . . . 3. » » Steisshngen, lockere Masse . . 4. » » » dichte » . . 5. » » Graben 6. Moorboden von der Nähe d. Insel Meinau 7. Schwarze Erde von Bierbronnen. . . . 8. ßasentorf bei Meersburg, leichter, heller . 9. Torf b. Meersbg., ziemlich lockerer u. heller 10. » » mitteldicht, schwarzbraun 11. » » schwerer, erdiger . . . 12. » vom voi'dernWeissenbachb. Schönwald 13. » bei Triberg, sehr leichter, heller. . 14. » » anderer Stich .... 15. » von Willaringen, heller, gelbbrauner Ifi. Rasentorf von Jestetten 17. Schwerer Torf ebendaher 18. Moorboden von Altglashütte 19. » » Aha 20. » d. ärarisch. Wiesen b. Karlsruhe 21. » » » » 22. ■» » » » 23. Torf von Graben 24. » vom Wassenweiler Ried, oberst. Thl. 25. » » » » 2 Fuss tief 26. Thoniger, schwarz. Wiesenboden d. Garten- bauschule 27. Desgleichen 28. Torf beim Storzlinger Hof 29. » » » » 11,9 11,4 6,4 8,7 11,0 53,0 90,0 14,9 7,8 14,9 27,3 3,4 1,3 1,8 1,4 24,1 37,2 18,6 54,2 70,8 66,7 63,6 46,6 28,3 16,8 87,0 72,0 9,97 25,00 88,1 — 0,06 88,6 — 0,06 93,6 — 0,07 91,3 — 0,06 89,0 2,5 47,0 2,2 0,14 10,0 0,5 — 85,1 2,9 — 92,2 3,4 0,14 85,2 72,7 3,1 0,20 96,6 2,3 — 98,7 0,6 — 98,7 2,4 — 9S,6 1,0 — 75,9 — 62,8 — — 81,4 — 0,16 45,8 — — 29,2 — — 33,3 — — 36,4 — — 53,4 1,4 — 71,7 2,4 — 83,2 3,4 — 13,0 0,5 — 28,0 1,3 — 90,13 2,72 — 75,0Ü 2,00 2,8 4,7 5,0 3,4 3,6 4,2 2,5 0,6 2,4 1,0 2,6 3,3 4,1 3,8 4,7 3,0 2,76 Kessler "bemerkt hierzu, dass die Verwendung des Torfes als Dünger für das badische Land unzweifelhaft die grösste Bedeutung hat. Die Sand- böden, die fast humusfreien Verwitterungsböden und die schweren Thonböden würden durch Torfdüngung wesentlich verbessert werden. AuffäUig ist der bedeutend wechselnde Gehalt an Stickstoff bezogen auf die organische Substanz, deren procentischer Gehalt daran, wie aus der letzten Rubrik ersichtlich, zwischen 0,6 und 5 schwankt. Am zweckmässigsten wird der Torf zum Ausstreuen m die Stallungen und zur Darstellung von Composthaufen verwendet. Die Wasserpest (Anacharis Aisinastrum oder Elodea cana- Wasserpest densis) als Düngemittel.*) — Nach einer von J. Fittbogen angestellten ais Dünge- chemischen Analyse enthalten 100 Theile der frischen Pflanze: mittel. *) Wochenbl. der Annal. der Landwirthschaft. 1868. S. 91. Jahresbericht, XI a. XII. 24 370 Düngererzeugang. Feuchtigkeit 77,328 Organische Stoffe .... 17,674 (incl. Stickstoff 0,403) Kali 0,431 Natron 0,244 Kalkerde 2,600 Magnesia 0,437 Eisenoxyd 0,082 Phosphorsäure 0,142 Kieselsäure 0,805 Chlor . 0,124 Sand . 0,161 Minus des dem Chlor aequi- valenten Sauerstoffs. . . 0,028 100,000 Nach dieser Zusammensetzung muss die Pflanze als verhältnissmässig reich an düngenden Bestandtheileu erscheinen, wie folgender Vergleich zeigt, bei welchem der Gehalt von 20 Ctr. frischem Stalldünger (I.) und von 20 Ctr. Wasser- pest (IL) in Pfunden angegeben und nebeneinander gestellt ist: I. IL Feuchtigkeit 1500 Pfd. 1546 Pfd. Organische Stoffe .... 430 » 354 » Stickstoff 8—10 » 8 » Kali 10—20 » 9 » Kalkerde 8—12 » 52 » Magnesia 2-5» 9» Phosphorsäure .... 3 — 5 » 2,8 » Es ergiebt sich hieraus für die Wasserpest ein dem Stallmist nahestehender Düngewerth. Als Ergänzungsdungstoff ist Knochenmehl oder Superphosphat zu- zusetzen, da der Gehalt an Phosphorsäure ein relativ geringer ist. Die Wasserpest stammt aus Nordamerika (Kanada) und soll vor etwa 15 Jahren nach Europa gelangt sein, wo sie sich durch ihre schnelle Verbreitung über einen grossen Theil der norddeutschen Gewässer für Schifffahrt und Flösserei unbequem gemacht haben soll. Dieselbe*) ist eine dunkelgrüne, zierliche dünnstenghche Wasser- pflanze, welche zwar am besten in ruhigen, gut beUchteten Gewässern mit schlammi- gem Untergrund, jedoch auch in massiger Strömung und selbst in klarem Brunnen- wasser gedeiht. Die Verbreitung der Pflanze geschieht nicht durch Verstreuung ihres Samens, sondern dadurch, dass jedes noch so kleine Zweigtheilchen in kürzester Zeit neue Wurzeln schlägt und neue Stengel treibt- Aus den Seitens verschiedener Landwirthe gemachten Erfahrungen ergiebt sich, dass die Wasserpest, zur Gründüngung benutzt, sehr schnell aber nicht nachhaltig wirkt, und dass ihre Verwendung nur dort lohnend erscheint, wo sie durch den Wellenschlag an das Ufer geworfen wird, da eine Werbung durch Abschneiden im Wasser zu hoch zu stehen kommt. Was das Wachsthum betrifft, so beginnt *) Preuss. Staats -Anzeiger. 1868. No, 72. Düngererzeugung. S7\ die Vegetation im April oder Mai, und kommt die Pflanze Ende August oder An- fang September erst zur vollen Entfaltung, in welcher Zeit sie auch zur Düngung gesammelt werden muss. E, Siermann*) ermittelte die Zusammensetzung der Asche von Asche der grünen, jungen Zweigen der Elodea canadeusis (Wasserpest). ^^*^^^''^^^'' Dieselbe enthielt: Kohlensäure . . . . 31,96 Proc. Kieselsäure .... 10,34 » Schwefelsäure . . . 0,83 » ChlOr 1,50 » Kali 6,21 » Natron 4,12 » Kalk 35,39 » Magnesia 7,10 » Eisenoxyd 1,01 » Diese Analyse stimmt insofern mit der vorigen überein, als sie nahezu den- selben Kalk- und Kahgehalt angiebt, sie stimmt aber insofern mit voriger nicht überein, als sie befremdendei'weise gar keine Phosphorsäure angiebt. Da Phosphor- säure in keiner Pflanzenasche fehlt, so müssen wir die Analyse dieser Asche als fehlerhaft betrachten. Varech als Düngemittel; von J. Laverriere.**) — Im atlantischen varech als Ocean, etwas westlich von den Azoren, befindet sich das sogenannte Sargossa- Düngemittel meer, eine vollständig mit einer dichten vegetabilischen Masse bedeckte Fläche, welche nach A. v. H u m b o 1 d t 's Schätzung eine etwa siebenmal grössere Ausdehnung als ganz Deutschland hat. Der Verf. machte die Societe d'agri- culture auf diese grosse Menge Seepflanzen aufmerksam und schlug vor, die- selben, entweder getrocknet oder zu Asche verbrannt, der Landwirthschaft als Dünger zuzuführen. Er schätzt die Menge als grünen Dünger auf 2600 Millionen Tons. Die Bemannungen der Schiffe, die in der Nähe dieser Strecken oft über- wintern, könnten durch Sammeln und Trocknen dieser Algen oder »Varech« (Fucusarten) leicht einen Verdienst finden, zumal eine Menge kleiner Inseln in der Nähe sind, auf denen das Trocknen oder Veraschen der Pflanzen vor- genommen werden könnte. Dass diese Fucusarten an den französischen Küsten schon lange als ein be- liebtes Düngungsmittel angewendet werden, ist bekannt. UebereinindemDorfeKlein-BarnimimNieder-Oderbruche Düngeriager vor einigen Jahren aufgefundenes Dünge rlager berichtet W. Christian i-'"'^^'' ^"^• Kerstenbruch Folgendes : ***) »Der gethane Fund besteht in nichts *) Landw. Centralbl. 1869. I. S. 302. ♦*) Dingl. Polytechn. Joum. 1869. Bd. 194. S. 524 und Landw. Centralblatt. 1868. I. 392. *'*) Amtliches Veremsblatt des landw. Provinz. -Ver. f. d. Mark Brandenburg und Niederlausitz 1869. S. 58. 24* 0^2 Düngererzeugang. Anderem als iu einem grossen Düngerlager, welches vor länger als II/2 Jahr- hunderten hier angelegt worden ist und, Längst vergessen und unbeachtet, jetzt erst aufgeschlossen wird. Dasselbe umfasst nach ungefährer Schätzung eine Fläche von mindestens 1 Magdeburger Morgen, hat eine Mächtigkeit von 8 — 10 Fuss und ist nur mit 1/2 bis 2 Fuss Erde bedeckt. Der Dünger besteht in der oberen Schicht aus einer braunen, pulverigen, guanoartigen, aber ziemlich geruchlosen Masse ; etwas tiefer zeigt sich indessen schon deutlich strohige Fasersubstauz dazwischen, welche, je tiefer, desto erkennbarer wird und jedenfalls von Schilf- und Kohf- Einstreu herrührt. Die Tradition sagt hierüber Folgendes: In alten Zeiten war diese Stelle die nie- drigste der Ortschaft und wurde deshalb, da sie unmittelbar an dem bewohnten Dorfe lag, auf die damals bequemste und billigste Weise nach und nach erhöht und ausgefüllt, indem man sämmtlichen Dünger des Orts, welcher in jener Zeit im Oderbruche ganz werthlos und nur eine Last war, dort zusammenhäufte. Man erfüllte auf diese Weise einen doppelten Zweck ; einmal wurde man den lästigen Dünger los, welchen andere Ortschaften des Oderbruchs damals häufig dadurch beseitigten, dass sie ihn bei Hochwasser den Fluthen der Oder über- lieferten, zum Anderen erhöhte man ohne grosse Kosten diese unbequeme tiefe Stelle unmittelbar beim Dorfe. Damit dieser zweite Zweck nicht durch die häu- figen Ueberschwemmungen der damals noch ungedeichten Oder vereitelt und der aufgeschichtete Mist nicht wieder fortgespült werde, umgab man ihn an den Seiten und abtheilungsweise in der Mitte mit Pfahlwerk und Flechtzäunen von Elsen und Weiden, wovon sich jetzt noch Theile wohlerhalten in dem Düngerlager vorfinden. Sogar starke Eichenstämme benutzte man zum grös- seren Schutze, und sind auch hiervon bereits einige aus dem Grunde zu Tage befördert worden, zum Theil noch ganz fest und zu Nutzholz brauchbar. Anderes vorgefundenes Holzwerk freilich ist bereits bis zur Braunkohlenbil- dung verwittert, aus welchem Umstand wohl der Schluss zu ziehen sein dürfte, dass es sehr vieler Jahre bedurft hat, um diesen ganzen Fleck in seiner jetzigen Mächtigkeit mit Dünger auszufüllen. Ich bemerke hierbei, dass Klein -Barnim zu den wenigen alten Ortschaften des Nieder - Oderbruchs gehört, welche in Folge ihrer höheren Lage auch vor der Urbarmachung dieses Theils des Oderbruchs dirch Friedrich den Grossen angesiedelt waren, und deren Bewohner sich damals nur von Viehzucht und Fischerei ernährten. Auch wurden hier wohl im Sommer grosse Yiehheerden der benachbarten Höhe - Güter zur Weide hergebracht, welche vielleicht des Nachts auf die Ställe des jetzigen Düngerlagers zusammengetrieben und zwischen Flechtzäunen zusammengehalten wurden. Auch war es nichts Ungewöhnliches, dass sich die damaligen Dörfer, deren Häuser dicht zusammengebaut waren, ringsum mit haushohen Wällen mit Kuh- mist umgaben, wie die alten Chroniker sagen, zum Schutz gegen Wind, Wetter und Wasserfluthen. Als später dieser Schutz nicht mehr so nöthig war, beseitigte man die Mistwälle und nur an jener tiefen Stelle blieb die Ausfüllung liegen. Man Düngererzeagnng. 373 benutzte dann diesen zu Ackerland untauglichen Platz zu Hofräumen und baute sogar die Wirthscliaftsräume, Scheunen, Ställe, Schuppen unmittelbar auf das Düngerlager, zum Theil, nachdem lange, dicke Eichstämme, wie ein Eost, quer unterlegt worden, wie z. B. bei einem jetzt noch bestehenden Stalle, welcher die Jahreszahl 1734 trägt. Aus den ungepflasterten Eemisen und Scheuntässen kann man nach Beseitigung von wenigen Zollen Abraum jetzt sofort die werthvolle Düngermasse herausgraben, und fast der ganze Hofraum zweier nebeneinander liegender Gehöfte birgt unter sich diesen seltenen Schatz. Die Wirkung dieses Düngers aus vorigen Jahrhunderten soll eine ganz erstaunliche sein, sowohl im ersten Jahre zu Hackfrüchten, als auch bei den darauf folgenden Halmfrüchten. Freilich ist bisher etwas stark mit dieser kräftigen Masse gedüngt worden, 5—6 Fuder ä 18—20 Ctr. pro Magdeburger Morgen, und ich vermuthe, dass später, sobald erst das ganze Feld einmal damit durchgedüngt sein wird* eine geringere Quantität anzuwenden noth- wendig werden wird.« Sehr bedauerlich ist der Mangel einer chemischen Untersuchung dieses äusserst interessanten Fundes, dem hoflfentlich bald abgehoKen werden wird. Nach einem Gesetze vom 11. Mai 1867 ist es der peruanischen Kegierung verkauf von laut Congressbeschluss nicht ferner gestattet, über den Verkauf von Peru- ^"""^"*°''- Guano neue Contrakte abzuschliessen oder bestehende zu prolongiren. In Zukunft soll der Guano auf öffentliche Auktion versteigert werden*). Diese Massregel scheint uns post festum zu kommen. S. folgenden Artikel. Guanovorrath auf den Chinchas.**) — Watson, Arzt daselbst, Guanovor- berichtete an die Times vom 15. März 1869, dass auf jenen Inseln nur noch "'^• wenige Schiffsladungen Guano vorhanden seien, und dass ausserdem nirgends an jener Küste ein Guanolager von gleicher Qualität wie auf den Chinchas und nur eine kleine Menge von guter Qualität vorhanden sei. Die übrigen Lager von Vogelmist zeigen nichts weiter als Phosphatlager mit einem sehr kleinen Procentgehalt Ammoniak. Die Entgegnung des peruanischen Regierungs - Bevollmächtigten in der Times vom 16. Juni 1869 erwähnt der Chinchas gar nicht, giebt damit deren Erschöpfung zu und spricht nur von anderen Lagern, deren Werth per Tonne in dieser Entgegnung selbst zur Hälfte des Chinchas Guano's angegeben wird. Der Bezug von achtem Peruguano wird deshalb bald sein Ende erreicht haben. Ueber den Guano vonMexillones(Bolivia) giebt A. Bob i er re***) Guano von folgende Nachrichten nebst analytische Daten, Derselbe ist seit einiger Zeit Mexuiones. Gegenstand einer regelmässigen Ausfuhr. Die erste Ladung davon enthielt ♦) Wochenbl. d. Annal. d. Landw. 1868. S. 74. ••) Württemberg'sches Wochenbl. f. Land- u. Forstw. 1869. No. 26. •*♦) Compt. rend. 1868. t. 66. S. 543. 374 Düngererzeugang. nach an verschiedenen Orten ausgeführter Analyse, circa 50 Proc. dreibasisch phosphorsauren Kalk und ein wenig stickstoffhaltige organische Substanz. Der Verf. bemerkt dabei, dass das Kalkphosphat dieses Guanos ziemlich leicht lös- lich in Kohlensäure sei. In einer späteren Sendung fandBobierre 33 Proc. Phosphorsäure, entsprechend 71,5 Proc. dreibasisch phosphorsauren Kalk. In diesem Guano fanden sich in grosser Anzahl weisse Klumpen, die unter der Lupe deutliche krystallinische Textur zeigten. Diese aus krystallinischem Hauf- werk bestehenden Klumpen erwiesen sich bei der Analyse als wasserhaltige dreibasisch phosphorsaure Magnesia nach der Formel 3 MgO, PO5 + 7HO. Die von anhängendem gelben Guano isolirten Klumpen enthielten 93 Proc. dieser Verbindung. Die procentische Zusammensetzung derselben ist folgende: berechnet : gefunden : (3 MgO) Magnesia 30,92 29,71 (PO5) Phosphorsäure . . . 36,59 37,25 Wasser 32,47 33,04 Schliesslich fügen wir noch die von dem Verf. gefundene procentische Zusammensetzung dieses Guanos nach Probe der ersten Ladung bei: Bei 100° flüchtiges Wasser 9,40 Bei Kothgluth flüchtiges Wasser und flüchtige Substanzen . . 8,40 Sandiger Rückstand (in Säure unlöslich) 2,00 Phosphorsäure 25,00 Chlornatrium 4,50 Gyps, Kalk (an Phosphorsäure gebunden) Magnesia, Thonerde und Eisenoxyd 50,70 Stickstoff 0,57 Basisch phosphorsaurer Kalk 54,16 Phosphorite A. Voelckcr*) untersuchte die Gesteine eines in der Nähe von in Cromgy. Cromgynon bei Oswestry entdeckten Lagers phosphorsäurehaltiger Mi- neralien. Das Lager erstreckt sich 9 engl. Meilen weit, ist sehr leicht zu- gänglich und enthält viele hunderttausend Tonnen werthvoUen Materials. Die Grube befindet sich nicht weit vom Thonschiefer und von dem bleiführenden Distrikte von Llangynog und besteht aus vertikalen, von Ost nach West streichenden Schichten, die durch einen metallführenden Gang in 2 Lager ge- theilt sind. Das eine davon, 3 Yards mächtig, besteht aus einem Gestein mit 10 bis 35 Proc. phosphorsaurem Kalk; das andere, 1 V2 Yard mächtig, besteht aus einem graphitischen Schiefer mit noch mehr Kalkphosphat. Die Analysen von dem oberen Kalksteine (I) und dem schwarzen Schiefer aus 12Fuss Ti&fe (IIa) und 20 Fuss Tiefe (IIb) ergaben Folgendes: *) Landw. Centralbl. 18G8. II. S. 358. DUogererzeugnng. 375 I na IIb Dreibasisch phosphorsaurer Kalk . . 34,92 52,15 64,16 -kohlensaurer Kalk 20,75 — — Kohlensaure Magnesia 5,92 — — Kieselsaure Magnesia 2,07 — — Fluorcalciiun und Silicium — 4,23 2,67 Magnesia — 0,32 0,14 Eisenoxyd 2,34 2,01 1,07 Thonerde 6,52 7,71 5,84 Schwefelkies 2,79 7,52 — Schwefelsäure 0,16 0,26 — Unlösliche Silikate 20,95 22,44 22,14 Organisches und Verlust 3,58 3,36 3,98 Zu einer technischen Verwendung und zur Superphosphatbereitung dürfte nur die unter IIb aufgeführte Sorte geeignet sein. No. I lohnt die Ver- arbeitung auf Superphosphat wegen des grossen Gehalts an kohlensaurem Kalk nicht. Phosphate in Süd- Carolina*). — Seit einem halben Jahrhundert Phosphate sind Lager von Phosphaten in den Mergelschichten Charlestown's bekannt, die '° sud-caro- jedoch wenig Beachtung fanden, obwohl manche Mergel mit 6 — 15 Proc. Kalkphosphat bereits abgebaut und verkauft wurden (20 Ctr. zu 2—3 Dollars). 1867 entdeckte Pratt zwei deutsche Meilen von Charlestown eine zu Tage gehende Schicht, die so reich an phosphorsauren Kalk wie der Guano tropischer Inseln sich erwies. Die Schichtenköpfe dieser Bildung trifft man an den Ufern des Ashley-, Cooper-, Stono-, Edisto-, Ashegoo- und Combahee-Flusses, am mächtigsten und reichsten beim Ashley -Kiver entwickelt, von dem aus sie sich zehn deutsche Meilen ins Land zieht. Die besseren Muster dieser »Mergelknollen« enthielten 55 — 56, einige sogar 67 Proc. phosphorsauren Kalk. Man schreibt ihnen auch einen Gehalt von 6 — 7 Proc. organischer Thierbestandtheile zu, die einem Proc. Ammoniak entsprechen. sauer Phosphorit's Ueber die Entstehung des Phosphorits in Nassau spricht Entstehung sich W. Wike dahin aus**): Da in der Eegel der Phosphorit keine Orts-^*"^* Veränderungen erlitten, vielmehr noch an seiner ursprünglichen Bildungsstätte gefunden wird, so wird man auch das Muttergestein, welches ihm seine Ent- stehung gegeben, in seiner unmittelbaren Nähe suchen müssen. Es können nur 2 Gesteine in Betracht gezogen werden: der Stringocephalenkalk und der Schalstein. Ersterer, ein dichter sehr reiner Kalkstein, von röthlicher, gelblicher, weisslicher, grauer bis schwarzer Farbe, enthielt in einer schwarzen Probe aus unmittelbarer Nähe eines Phosphoritlager nach Analyse von Jukes: *) Amtl. Vereinsbl. d. landw. Prov. -Vereins f. d. Mark Brandenb. und Nieder^ lausitz. 1869. S. 38. •») Joum. f. Landw. 1868. S. 223. 376 Düngererzeugung. Kohlensauren Kalk 92,68 Proc. Kohlensaure Magnesia " . . 0,05 » Eisenoxyd und Eisenoxydul ) Thonerde J ^'"^^ * Fluorcalcium 1,12 » Organische Substanzen (Kohle) 1,03 » In Salzsäure unlöslicher Rückstand . . . 2,75 » 100,38 » Phosphorsäure war nur in geringer Spur nachweisbar. Die Möglichkeit, dass der Phosphorit aus dem Stringocephalenkalk ent- standen sei, ist zuerst von Mohr erörtert worden. Er hat dabei das Staffeler Vorkommen besonders in Erwägung gezogen. Der phosphorsaure Kalk ver- danke seine Entstehung jenen Schalthieren, welche den unterliegenden kohlen- sauren Kalk bildeten. Diese Thiere enthielten in ihren Schalen kleine Mengen phosphorsauren Kalks, bis zu 1 V2 Proc, durch welchen Vorgang derselbe ausgezogen, sei nicht zu bestimmen, dass aber eine wässrige Lösung thätig gewesen, leuchte beim Anblick der traubenförmig, concentrisch strahligen Stücke ein. Was den in Phosphorit vorkommenden Pluorgehalt betrifft, so weist derselbe auf das Auftreten des Fluors im Meerwasser hin und dass die Schalen der Seethiere und besonders der Foraminiferen , welche die Kalkge- birge bildeten, neben Phosphorsäure auch Fluor enthielten. Der Schalstein scheint nach K. Vogt aus einer bald mehr, bald weniger innigen Mischung von zersetztem Diabas mit Kalkschlamm entstanden zu sein, die unter Wasser vor sich ging. Das Gestein zeigt ungemein grosse Verschiedenheiten in der Farbe und Struktur. Es ist nach Naumann eine bald grüne oder graue, bald gelbe bis braunrothe, selten einfarbige, meist buntgefieckte, bisweilen breccienähnliche feinerdige, schieferige oder flaserige Grundmasse, welche häufig parallele Flasern oder Lamellen, zum Theil auch wirkliche Bruchstücke, von schwarzem oder grünem Thonschiefer, auch wohl von Chloritschiefer umschliesst, besonders aber durch ihren Gehalt an kohlen- saurem Kalk ausgezeichnet ist. Der kohlensaure Kalk imprägnirt nicht nur die ganze Masse, sondern tritt auch als weisser, grauer oder rother Kalkspath, theils in kleinen und sehr kleinen runden und abgeplatteten Körnern, theils in Lagern, Nestern, Trümmern und Adern so häufig auf, dass das Gestein nicht selten ein Netz von feinen Kalkspathadern darstellt, dessen Maschen mit der Grundmasse erfüllt sind. F. Sandberger hat sämmtliche Abänderungen, in denen der Schalstein in Nassau auftritt, auf folgende sechs Grundtypen zurückgeführt: 1. Kalk -Schalstein, 2. Schalstein -Conglomerat, 3. Schalstein aus netzförmig von Kalkspath umschlossenen Partikeln der Grundmasse ge- bildet, 4. Schalstein -Mandelstein, 5. normaler Schalstein, 6. porphyrartiger Schalstein mit Labradoritkrystallen. Von den in Nassau vorkommenden Schal- steinen sind 5 Species von Dollfus und Neubauer einer chemischen Analyse in der Art unterzogen worden, dass durch successive Behandlung mit Essig- säure und Salzsäure eine Zerlegung des Gesteins in drei Mineralspecies, Kalk- Düngererzengung. 377 spath, chloritartiges Gestein und Eückstand stattfand. Darnach enthielten diese Schalsteine: Kalkpath, chlorartiges Gestein, Rückstand. 1. 64,50 Proc. 9,77 Proc. 25,70 Proc. 2. 16,75 » 6,06 » 76,80 » 3. 18,53 » 45,00 » 36,30 » 4. 43,42 » 12,66 » 42,59 » 5. 46,12 » 26,00 » 27,26 » Das chloritartige Gestein enthielt Phosphorsäure, deren quantitative Be- stimmung folgende Zahlen ergab: in 100 chloritart. Gest. m 100 des Schalsteins 1. 3,404 Proc. 0,330 Proc. 2. 5,965 » 0,362 » 3. Spuren » — » 4. 2,731 » 0,346 » 5. 6,391 » 1,670 » Neben den Hauptstoffen des zu bildenden Phosphorits, dem Kalk und der Phosphorsäure, sind auch die accessorischen Bestandtheile desselben wie Eisenoxyd, Thonerde und Kieselsäure im Schalstein in ausreichender Menge vorhanden. Ferner fand der Yerf. Fluor in einem Schalstein zu 0,5 Proc, entsprechend 1,03 Proc. Fluorcalcium ; auch das Chrom — das der Verf. zuerst in dem Phosphorit von Staffel nachwies und als färbendes Princip desselben erkannte — liess sich im Schalstein sicher nachweisen. Dagegen gelang es ihm nicht, das im Phosphorit auftretende Jod im Schalsteine aufzufinden. Lehrreiche Beiträge für die zur Erörterung gestellte Frage liefert das Staffeler Vorkommen. An dem Platze des Betriebs ist, wenigstens in der Verbreitungszone des Phosphorits, kein Schalstein zu finden; nur Trümmer davon sind noch vorhanden, die man in dem Thon, welcher durch den Gru- benbau zu Tage gefördert ist, antrifft. Dass dieser Thon aus dem Schalstein entstanden und als sein letztes unverwitterbares Eesiduum anzusehen ist, leidet keinen Zweifel. Er zeigt noch deutlich die schalige, blättrige Struktur des Schalsteins, seine Einschlüsse sind scherbenartige Fragmente von stark verwittertem Schalstein. Nach den bis jetzt vorliegenden Untersuchungen ist es — sagt der Verf. — sehr wahrscheinlich gemacht, dass der Phosphorit seine Entstehung haupt- sächlich aus dem Schalsteine gewonnen habe. In wie weit der Stringocephalen- kalk daran mitbetheiligt gewesen, mag vorläufig dahingestellt bleiben. In den meisten Fällen bildet der Kalk das unmittelbar Liegende. Doch sind Fälle bekannt, wo das Liegende aus Schalstein besteht, dieses letztere Gestein aber wieder von Kalk unterlagert wird. In der Kegel bildet zersetzter Schal- stein das Hangende; zuweilen setzt Phosphorit zwischen Schalstein auf. In einem von Stein beobachteten Falle tritt Phosphorit zwischen Schalstein gangförmig auf. 378 DUngererzeugung. Als das Agens, welches die Zersetzung des Schalsteins wesentlich be- günstigte und die Auslaugung der dem Phosphorit constituirenden Bestand- theile bewirkte, müssen wir das kohlensäurehaltige Wasser ansehen. Ist der über dem Schalstein befindliche Boden früher mit Wald bestanden gewesen, so ist das Regenwasser, indem es die an Humus reichen oberen Schichten passirte, mit Kohlensäure beladen und dadurch um so mehr für eine erfolg- reiche Zersetzung des Schalsteines befähigt worden. Wir wollen hier nur bemerken, dass C. A. Stein in seiner Monographie des Nassauer Phosphorits*), auf die wir nicht näher eingehen können, sich über die Bildmigsweise des Phosphorits gleicherweise ausspricht. Analyse des C. Karmrodt untersuchte den Staffelit mit nachfolgendem Eesul- stafifeiits. täte:**) Basisch phosphorsaurer Kalk 84,465 Proc. Kohlensaui'er Kalk 7,104 » Fluorcalciimi 2,625 » Eisenoxyd, Thonerde, Kieselsäure . . . 2,028 » Wasser 4,335 » Phosphorsäure 38,8 » Specifisches Gewicht 3,0574 » Der Verf. bemerkt, dass der Staffelit beim Glühen unter heftigem Ge- räusche zerberste und zu einem sehr feinen schneeweissen krystallinischen Pulver zerfalle und glaubt, dass dieses interessante Verhalten, auf welches bereits Mohr aufmerksam machte, zur Trennung des Staffelits von der an- hängenden Gesteinsmasse benutzt werden könnte. LösHchkeit Ueber die Löslichkeit phosphorsäurehaltiger Materialien, säurehaui- ^^^ ^' Völker.***) Der Verf. veröffentlichte eine grosse Keihe von Versuchen ger Materia. Über diescu Gegenstand und verwendete dabei vorzugsweise Kalkphosphat in ''^°- seinen verschiedenen Formen und natürlichen Vorkommnissen. Das allgemeine Verfahren bestand darin, dass das Phosphat oder phosphathaltige Material in verschlossenen Flaschen mit dem Lösungsmittel unter öfterem Schütteln einige Zeit in Berührung blieb, ein Theil der erhaltenen Lösung eingedampft und das rückständige Phosphat bestimmt wurde. Die Einzelheiten der Versuche, sowie die Resultate derselben erhellen aus Nachfolgendem.!) Reiner, dreibasisch phosphorsaurer Kalk, durch Präcipitation erhalten. Dauer der Einwirkung von reinem Wasser: eine Woche. Zur Be- *) Vorkommen von phosphorsaurem Kalk in der Lahn- imd Dillgegend von C. A. Stein. Beilage zu Band 16. der Zeitschr. f. Berg-, Hütten- und Salinen- wesen in dem preuss, Staate. Berlin 1868. **) Zeitschr. des landw. Ver. f. d. Rhcinprov. 1868. S. 347. ***) Journ. of the Royal Agric. Soc. of Engl. 1868. I. S. 17G. t) Sämmthche Resultate wurden von uns auf franz. Maass imd Gewicht be- rechnet nach folgenden Ansätzen: 1 engl. Grain = 0,0648 Grm., 1 Gallon =4,544 Liter. Diingererzeognng. '379 Stimmimg des gelösten Phosphats wurde 1 Pint*) der klaren Lösung eingedampft, der Rückstand geglüht und gewogen. Zar Auflösung v. In 100 Liter der 1 ThI. Phosphat Lösung waren waren Wasser enthalten : nöthig: a) geglüht und fein gepulvert (im Mittel v. 2 Best.) 0,314 Grm. 31847 Thl. b) im frischen, noch feuchten Zustande » OjlSS » 12610**)» Reine, dreibasisch phosphorsaure Magnesia; Verhältnisse wie oben. a) geglüht imd fein gepulvert (im Mittel v. 2 Best.) 1,004 Grm. 10000 Thl. b) im fi-ischen, noch feuchten Zustande » 2,048 » 4,900***) » Kalkphosphat und einprocentige Salzlösungen. Dauer der Emwirkung 7 Tage; 1 Pint der Lösung wurde eingedampft, der Rückstand geglüht, mit wenigen Tropfen Salzsäure das Phosphat gelöst, mit Am- moniak gefällt, das Präcipitat gewaschen, geglüht und gewogen. a) Chlorammon (im Mittel v. 2 Best.) .... 3,103 Grm. 3220 Thl. b) Kohlensaures Ammon » .... 1,608 » 6200 » c) Chlomatrium (im Mittel v. 4 Best.) .... 0,633 » 15800 » d) Salpetersaures Natron »2 » 0,981 » 10200 » Unreine und natürliche Kalkphosphate. Die Bestimmung des durch destill. Wasser gelösten Phosphats wurde wie bei vorigen Versuchen ausgeführt. Dauer der Einwirkung 1 Woche. Die reine Knochen- asche wurde vor dem Versuche mit Wasser ausgelaugt. Reine Knochenasche (von einem sehr harten Pferdeschenkel - Knochen) 0,168 Grm. Käufliche amerikanische Knochenasche 0,2G8 » Peruanischer Guano 0,359 » Kooria Mooria » 0,188 » Sombrero - Phosphat 0,120 » Monks' Island -Phosphat 0,142 » Suffolker Koprolithen 0,090 » Cambridgeshire - KoproMthen 0,085 » Estremadura- Phosphorit 0,014 » Norwegischer Apatit . , . . 0,063 » Dieselben Phosphate und Iprocent. Lösung von Chlorammon und kohlen- saurem Ammon, verglichen mit der Löslichkeit in destillirtem Wasser: Reine Knochenasche, destillirtes Wasser 0,171 Grm. » » » mit lo/o Am Gl 0,445 » Amerikanische » » » 0,251 » » » » mit lo/o Am Cl 0,137 » bei 3 lag. EinirirkDog. » » B » 0,536 » » 42 » » Cambridge-Koprolithen » » 0,080 » » » » mit P/oAmCl 0,216 » » » » mit lo/o AmO.COz 0,228 » Suffolk-Koprolithen » » 0,080 » » » » mit lo/o Am Cl 0,160 » » » » mit lo/„ Am 0,002 0,249 » *) 1 Pint = Vs Gallon. •*) Im Original falsch angegeben. •**) öämmthche Zahlen dieser Rubrik sind von hier an von uns berechnet. 9QQ Düngererzengnng. Knochen in verschiedener Form und destillirtes Wasser. (Be- stimmung des gelösten Phosphats wie oben). sehr harte Schenkelknochen von Rindvieh, grob gepulvert | bei 3 tag. Einwirk. 0,068 (vor dem Versuch mit kaltem Wasser ausgelaugt) l » 12 » 0,114 KnochenmeU des Handels aus meist harten Knochen f a) 0,525 dargestellt »7 » l b) 0,605 » » aus poröseren Kn. dargestellt » » 0770 Schwammiger Theil von Ochsenhörnem (em sehr po- röser Knochen) . . . . » » 0,764 Gekochte ICnochen(Rückstäiide von der Leimfabrikation) » » 0,841 Bei den nachfolgenden Versuchen wurde auch auf die Löslichkeit der stickstoffhaltigen organischen Substanz der Knochen Eücksicht genommen und der Stickstoff durch Eindampfen von Vio Gallon der Lösung nach Zusatz von einigen Tropfen Salzsäure und nachheriges Verbrennen des Rückstandes mit Natronkalk bestimmt. Das Kalkphosphat wurde auf die bereits beschriebene Weise bestimmt. Bei diesen Versuchen wurden auf 32,4 Grm. (500 Grane) Knochenmehl 0,454 Liter (Vio Gallon) Wasser verwendet und die Mischung 24 Stunden stehen gelassen. Es wurden von ein und demselben Knochenmehl zwei auch drei aufeinanderfolgende Auszüge bereitet, so dass der unlösliche Theil des Knochenmehls vom ersten Auszug zum zweiten und der Rückstand vom zweiten Auszug zum dritten verwendet wurde. In 10 Liter der Lösung waren enthalten : Kalkphospbat Stickst. Ammoniak Grm. Grm. Grm. Sehr feines Mehl von sehr harten Knochen ; erster Auszug 0,090 1,298 = 1,576 zweiter » 0,100 0,200 = 0,242 Gröberes Mehl vorzugsweise a. harten Kn. ; erster » 0,351 1,S91 =2,297 (Uohe, etwas Fett enthaUende Knochen) zweiter » 0,301 0,783 = 0,950 Sehr feines Mehl von weniger festen Kn. ; erster » 0,399 0,898 = 1,091 (Rohe, etwas Fett enthaUende Knochen) zweiter » 0,299 0,299 = 0,363 dritter » 0,399 0,100 = 0,121 Grobe (half-inch), schwammige Knochen; erster » 0,800 3,893 = 4,727 (Fettfreie) zweiter » 0,349 0,620 = 0,753 Gedämpftes Knochenmehl ..... erster » 1,297 1,000 = 1,213 zweiter » 0,400 0,500 = 0,607 dritter » 0,242 0,449 = 0,545 Elfenbemmehl erster » 0,6)8 0,978 = 1,188 zweiter » 0,349 0,489 = 0,593 dritter » 0,399 0,391 = 0,475 Rückstände von der Leimfabrikation , erster » 0,598 2,495 = 3,031 zweiter » 0,299 0,299 = 0,466 dritter » 0,3ü6 0,254 = 0,308 In Fäulniss begriffenes Knochenmehl . erster » 2,895 4,092 = 4,970 zweiter » 1,497 0,700 = 0,850 dritter » 0,898 0,499 = 0,606 Düngererzeugung. 381 Den Schlüssen, welche der Verf. aus den Ergebnissen seiner Versuche zieht, entnehmen wir Folgendes: 1. Eeines, getrocknetes Kalkphosphat ist schwach löslich in Wasser. 2. In feuchtem, voluminösem Zustand, wie es durch Fällen aus seiner Lösung erhalten wird, ist es ungefähr 4 mal (nach unserer Eechnung nur 2 V2 mal) löslicher in Wasser, als im getrockneten und geglühten Zustande. 3. Ammonsalze, dem Wasser zugesetzt, vermehren wesentlich die Lös- lichkeit von reinem phosphorsaurem Kalk und den Phosphaten in der Knochenasche, in den Koprolithen und anderen Mineral phosphaten. 4. Kochsalz und Natronsalpeter vermehren weder, noch vermindern sie die Auflöslichkeit der Phosphate in Wasser. 5. Knochenasche ist zu wenig in Wasser löslich, als dass sie mit Vor- theil unmittelbar als Dünger verwendet werden könnte. 6. Das erdige Phosphat im Peru- und anderen Guano's, welche noch einen beträchtlichen Theil von organischer Materie oder Ammonsalzen enthalten, sind hinlänglich löslich in Wasser, um von den Pflanzen ohne Weiteres aufgenommen zu werden. 7. Die in den Koprolithen, Apatit, Sombrerit, spanischem Phosphorit und anderen phosphathaltigen Mineralien enthaltenen Phosphate, werden, namentlich wenn diese sehr hart und krystallinisch sind, vom Wasser sehr wenig angegriffen. 8. Für landwirthschaftliche Zwecke müssen diese und die Knochenasche mit Schwefelsäure aufgeschlossen werden. Es ist eine Verschwendung von Kohmaterial, wenn dasselbe nicht vollständig mit Säure aufge- schlossen wird. 9. Unlösliche Phosphate in Superphosphaten und ähnlichen Düngemitteln haben wenig oder keinen praktischen Werth für den Landwirth. 10. Die verschiedenen Arten von Knochenmehl variiren sehr hinsichtlich ihrer Löslichkeit und ihres praktischen Werthes als Düngemittel. 11. Knochenmehl aus harten Knochen, auch wenn es sehr fein ist, ist weniger löslicher in Wasser und wirkt langsamer auf die Vegetation, als gröberes Mehl aus porösen und schwammigen Knochen. 12. Frische, fetthaltige Knochen gehen weniger leicht in Zersetzung über, als entfettete Knochen. 13. Knochenfett oder Fett überhaupt hat keinen Werth als Düngemittel, es verhindert im Gegentheil die Auflöslichkeit des Kochenmehls in Wasser; es ist entschieden ein für landwirthschaftliche Zwecke schäd- licher Bestandtheil der frischen Knochen. 14. In Fäulniss begriffene Knochen sind löslicher in Wasser, als frische. 15. Während der Fäulniss der Knochen werden lösliche stickstoffhaltige organische Substanz und Ammonsalze aus dem leimgebenden Gewebe derselben gebildet. Dieselben wirken kräftig und schnell als Düng- stoffe und sind indirekt dienlich, indem sie die Löslichkeit der Kuochen- phosphate in Wasser beträchtlich erhöhen. 332 Düngererzeugung. Wir möchten als Folgerung dieser Versuche noch hinzufügen, dass das Magnesia- phosphat beträchtlich löslicher in Wasser ist, als das Kalkphosphat. Zum Schluss unter 4. ist zu bemerken, dass dieses Resultat des Verf. den Beob- achtungen anderer Forscher entgegensteht, so den Liebig's,*) Peters**) und Th. Dietrich's.***) Die Frage scheint uns übrigens keineswegs fest entschieden zu sein. Von Letzterem der Genannten ist die günstige Wirkung nur beim Natron- salpeter und bei Amb erger Phosphorit nachgewiesen. Die übrigen Versuche des- selben Verf. und die von Peters über den Eiufluss des Kochsalzes beziehen sich nicht auf reine Kalkphosphate, sondern auf die in Bodenarten enthaltene Phosphor- säure überhaupt. Die Liebig' sehen Versuche können deshalb nicht massgebend sein, weil die Wirkung von reinem Wasser nicht in Vergleich gezogen wurde. Voelcker's Versuche tragen aber den Mangel mit sich, dass nicht ein und das- selbe Material zu dem Versuche mit reinem Wasser und zu dem mit Kochsalz- und Natronsalpeterlösung verwendet wurde, dass die Versuche deshalb nicht ver- gleichbar sind. Lösiich-und Ueber das Löslich- und Unlöslichwerden der Phosphorsäure Unlöslich- -jj phosphorsaurem Kalk; von J. Kessler. t) — Je 100 Grm. fein werden ner ' ' Phosphor- gemahlener Phosphorit von Sombrero und gefällter basisch phosphorsaurer säure. Kalk in ungetrocknetem, in getrocknetem und in geglühtem Zustande wurden mit 600 CC. kohlensäurehaltigem Wasser gemischt. Nach einem Tag war in Lösung gekommen Phosphorsäure bei Sombrero - Phosphorit . . .' 0,000 Grm. » gefälltem basisch phosphorsaurem Kalke, geglühtem . 0,428 » » » » getrocknetem 0,308 » » » » noch feuchtem 0,228 » Von letzterem lösten sich bei Zusatz von 2 Grm. kohlensaurem Ammoniak zu dem kohlensäurehaltigen Wasser 0,640 Grm. In Bezug auf die Frage des Unlöslichwerdens der löslichen Phosphorsäure der Superphosphate wurde durch A. Mayer folgender Versuch ausgeführt. Eine abfiltrirte Auflösung von 10 Grm. Superphosphat in 300 CC. Wasser wurde mit 45 Grm. gefälltem kohlensaurem Kalk gemischt und öfter geschüttelt. Die über dem Kalke bleibende Flüssigkeit wurde nach verschiedener Zeitdauer der Einwirkung untersucht und war, auf 300 CC. berechnet, darin enhalten: Phosphorsäure vor der Mischung mit Kalk . . 1,26 Grm. 6 Stunden nach der Mischung mit Kalk . . 1,16 » 24 » » » . . 1,01 » 8 Tage •» » . . 0,15 » 24 » » » . . 0,03 » ♦) Annal. d. Chemie u. Pharm. B. CVI. S. 185. S. auch d. Jahresb. I S. 21. **) Jahresb. X. S. 17. **) Journ. f. pr. Chemie LXXIV. 3. S. 137 und I. Ber. d. Versuchsstat. Heidau. t) Ber. der Versuchs -Station zu Karlsruhe 1870. S. 109. DüDgererzeugung. 383 In ähnlicher Weise wurden Versuche mit kalkreichem Boden (Löss) und kohlensauren Alkalien ausgeführt. Die Resultate dieser Versuche fasst der Verf. in Folgendem zusammen: 1. Durch kohlensaure Alkalien wird in einer Lösung von Superphosphat über die Hälfte bis zwei Drittel der Phosphorsäure schwer löslich (also auch durch Asche, Jauche, Stalldünger). 2. Die Phosphorsäure, in den dabei entstehenden phosphorsauren Alkalien, wird bei grösserer Menge kalkhaltiger Erde ebenfalls unlöslich. 3. Das Unlöslichwerden der Phosphorsäure im Boden, selbst im Kalk- boden, findet nur langsam statt, so dass eine Verbreitung der gelösten Phosphorsäure des Superphosphats im Boden angenommen werden darf. Heber die Löslichkeit verschiedener als Düngemittel dienender LösUchkcit Kalkphosphate in schwacher Essigsäure Hess Krocker durch Kortzer ^^ ^aii^- ._. Phosphate Versuche anstellen*). — Die feingepulverten Düngstoffe wurden mit einer injcjjwacher 12.5 Proc, wasserfreie Essigsäure enthaltenden verdünnten Essigsäure während säure. 24 Stunden unter öfterem Umschütteln bei 16° R. in Berührung gelassen und hierauf die gelöste Phosphorsäure quantitativ bestimmt. 1000 Theile des Lösungsmittels lösten hierbei unter Berücksichtigung des kohlensauren Kalkes von dem phosphorsauren Kalk aus: Phosphorsäure Lahnphosphorit 0,200 Phosphorit aus Spanien 0,200 Koprolithen 0,310 Knochenkohle 0,310 Rohem Bakerguano 2,660 Knochenmehl 3,720 Gefälltem phosphorsaurem Kalk . . 5,456 Demselben, schwach geglüht . . . 0,496 Lahnphosphorit nebst Zusatz von schwefelsaurem Ammoniak . . 0,370 Die Löslichkeit der Phosphorsäure des gefällten phosphorsauren Kalks, wie sich derselbe durch die Superphosphate in der Ackererde vertheilt, (?) ist hiernach 27 Mal, die Löslichkeit der Phosphorsäure in dem Knochenmehl 18.6 Mal grösser, als diejenige der Phosphorsäure der steinigen und unauf- geschlossenen Phosphate. Wenn selbst der Bakerguano im unaufgeschlossenen Zustande, dessen Phosphorsäure viel leichter löslich ist als diejenige der stei- nigen Phosphate, die Erwartungen der Praxis der Landwirthschaft bekanntlich wenig befriedigte, so w^erden daher die schwer löslichen steinigen Phosphate denselben noch weniger entsprechen. Eine directe Anwendung der gemahlenen, steinigen, unaufgeschlossenen Phosphate kann deshalb für schnelle Wirkung nicht empfohlen werden. *) Der Landwirth. 1869. S. 302. 384 Düngererzeugung. Löslichkeit H. und E. Albert stellten in gleicher Richtung Versuche an*). — der Kalk- j)[q ygj.£ üesseu 100 CC. einer aus 1 Theil Essigsäure und 9 Theilen Wasser inschwadier^ß^^i^^^ßn verdünnten Säure auf 1 Grm. der feingepulverten phosphathaltigen Säure. Materialien 4 Tage lang einwirken. Die Lösung wurde auf gelöste Phosphor- säure untersucht und das ungelöste Phosphat noch zweimal derselben vier- tägigen Einwirkung der verdünnten Säure unterworfen. Die Resultate dieser Versuche erhellen aus der folgenden Zusammenstellung: Gedämpftes Knochenmehl. . Kohes » . . Peru -Guano Baker » • Knochenkohle Gefällter phosphorsaurer Kalk (heiss getrocknet) . Sombrero-Phosphat Englischer Koprolith . . . . Estrema dura -Phosphat . . . Lahn -Phosphorit ...... Derselbe, geglüht » mit Kaülauge gekocht Navassa Phosphat Phosphorit - Superphosphat, die löshche Phosphorsäure ausgewaschen Desgleichen No. II Gehalt der! Phospate an Phos- phorsäurej in 1 Grm. 1 Von 1 Grm. Phosphat fanden sich durch 100 CC. verdünnter Essigsäure Grm. Phosphor gelöst nach 4 Tagen weiteren 4 Tagen weiteren 4 Tagen 0,232 0,221 0,114 0,381 0,346 0,339 0,348 0,266 0,387 0,259 0,264 0,259 0,002 0,088 0,170 0,229 0,229 0,066 0,053 0,040 0,159 0,107 0,004 — 0,111 0,221 0,065 0,060 0,346 0,239 0,057 0,024 0,320 0,304 0,002 0,306 0,208 0,024 0,057 0,289 0,059 0,057 0,041 0,157 0,056 0,025 0,016 0,097 0,025 0,008 0,003 0,036 0,025 0,022 0,016 0,063 0,040 0,018 0,016 0,074 — — 0,002 0,043 0,009 0,008 0,060 0,071 0,021 0,016 0,108 In 12 Tagen in Summa gelöst Grm. Proc. 99 71 97 91 92 90 62 55 25 14 31 28 0,6 68 62 Hieraus geht hervor, dass die phosphorsauren Kalke verschiedenen Ur- sprungs mehr oder weniger schnell in der verdünnten Essigsäure in Lösung gebracht werden, und dass besonders der aus thierischen Knochen und Excre- menten stammende in leichter Löslichkeit vorangeht. Das gedämpfte Knochen- mehl wurde in kurzer Zeit vollständig gelöst und bewahrheitet seine leichte Löslichkeit und Wirksamkeit durch diesen Versuch; das rohe Knochenmehl hat durch seinen Fettgehalt der lösenden Einwirkung der Säure einen gewissen Widerstand entgegengesetzt; der Peruguano und das Bakerguano - Phosphat haben ihren thierischen Ursprung durch leichte Löslichkeit bestätigt; diesen folgt das Sombrero -Phosphat, der spanische Estremadura- Apatit, der nas- sauische Phosphorit und zuletzt das Navassa - Phosphat in der Reihe der Löslichkeit. Die Verf. sagen ferner bezüglich des Lahn-Phosphorits : Derselbe trat bei anscheinend geringer Löslichkeit dennoch in 12 Tagen mit ^/^ des *) Wochenblatt der süddeutschen Ackerbaugesellschaft. 1869. S. 147. Bflngererzeugang. 585 Gesammt-Gehalts an phosphorsaurem Kalk in Auflösung und es ist kein Zweifel, dass länger andauernde Einflüsse im Boden durch Salze, Humussäuren und Koh- lensäure seine Auflösung mit der Zeit ganz herbeiführen können, wie dies mit Schwefelsäure, welche auf V25 mit Wasser verdünnt ist, schon in zwei Stunden ge- schieht. Der Lahn-Phosphorit enthält einen dünnen Ueberzug von nahezu 1 Proc. in filtrirter Kieselerde, welche durch Glühen und Kalilauge theilweise entfernt wird. Versuche über die Auflöslichkeit des phosphorsauren Kalks LösUchkeit in seinemverschie denen Vorkommen in schwachen Säuren stellten ,^W '. Phosphate in ferner noch Th. Dietrich und J. König an*). Die Versuche wurden schwachen mit kohlensäurehaltigem und mit essigsäurehaltigem Wasser in der Weise säuren, ausgeführt, dass die feingepulverten Substanzen längere und kürzere Zeit unter häufigem Umschütteln in Berührung mit den Auflösungsmitteln blieben und die Lösungen sodann auf ihren Gehalt an Phosphorsäure untersucht wurden. In der Reihe mit kohlensäurehaltigera Wasser wurden die Substanzen zunächst mit einem Wasser, was zur Hälfte bei gewöhnlicher Temperatur mit Kohlen- säure gesättigt worden war, behandelt und damit 48 Stunden in Berührung gelassen. Die rückständige ungelöste Substanz wurde sodann mit ganz ge- sättigtem kohlensäurehaltigem Wasser 12 Wochen lang unter öfterem Um- schütteln in Berührung gelassen. Die verwendete verdünnte Essigsäure enthielt 10 Proc. Essigsäure. Man liess dieselbe zunächst 24 Stunden auf die Sub- stanzen einwirken, sodann wurde ein Theil der erhaltenen Lösung eingedampft der Eest der Flüssigkeit blieb aber mit den Phosphaten noch 12 Wochen in Berührung. Die Menge der Auflösungsmittel betrug auf 5 Grm. der Substanz 500 CC. Nur in wenigen Fällen, wo sich jene 5 Grm. Substanz, resp. deren phosphorsaure Kalk sich vollständig lösten, wurde davon im Ueberschuss und in unbekannter Menge zugesetzt. Unter den verwendeten phosphorsäurehaltigen Materialien waren auch drei Präparate von neutralem phosphorsaurem Kalk, die nach folgenden Ver- fahren dargestellt worden waren: 1. Neutraler phosphorsaurer Kalk I. Eine Lösung von reinem Chlorcalcium wurde nur mit soviel phosphorsaurem Natron in Lösung versetzt, dass noch Chlorcalcium im Ueberschuss und die über dem Niederschlag bleibende Flüssigkeit sauer blieb. Die Zusammensetzung des resultiren- den krystallinischen Salzes entsprach der Formel 2 CaO . HO, c P05 + 2aq. 2. Neutraler phosphorsaurer Kalk IL Wurde durch Versetzen einer Chlor- calciumlösung mit phosphorsaurem Natron im Ueberschuss erhalten. Die Zusammensetzung des krystallinischen Niederschlags entsprach der For- mel 2CaO.HO, cP05 + 4aq. 3. Neutraler phosphorsaurer Kalk III. Wurde erhalten, indem eine Lösung von Chlorcalcium mit Essigsäure stark angesäuert und dann mit einer Lösung von phosphorsaurem Natron versetzt wurde. Der krystallinische Niederschlag entsprach in seiner Zusammensetzung der letzteren FormeL Die Zusammensetzung derselben war folgende: *) Originahnittheilung. Jahresbericht, XI u. XU. 25 386 Dttngererzeugung, I. II. und ni. n. in. berechnet gefunden berechnet gefunden Wasser . . . 17,53 17,82 26,47 — 2G,54 Phosphorsäure . 46,10 4tS45 41,765 41,83 41,92 Kalk .... 36,37 35,93 31,765 — 31,54 Die Eesultate der Versuche erhellen aus folgender Zusammenstellung A. Versuche mit kohlensäurehaltigem Wasser: Materialien. Gehalt der Materia- lien an Phosphor- Säure Proc. Nach 48 stund. Ein- wirkung von '/2 ge- sättigtem Wasser lOOLiterder 1 Thl. POS Lösung ent- bedarf Thle. hielten Auflösungs- Grm. POS mittel Nach 12 Wochen lan- gem Stehen mit ganz gesättigtem Wasser lOOLiter der'lTheilePOS Lösung ent- bedarf Thle. hielten Auäösungs- Grm. POS mittel Estremadura- Phosphat . . . Phosphorit v. d. Lahn . . . . » » » . . . . Sombrero - Phosphat Bakerguano Peruguano Knochenmehl, rohes » gedämpftes . Knochenasche Gefällter basischer phosphor- saurer Kalk, geglüht . . . Derselbe, bei 1 00° getrocknet Neutral, phosphors. Kalk I » » » II » » » III 37,20 14.80 84,.32 38,81 41,74 13,70 16,63 21,79 37,57 39,60 42,99 41^45 41,83 41,92 1,10 1,66 1,89 2,08 5,25 40,y2 5,31 4,73 3,96 7,24 7,40 18,43 18,24 16,32 90900 60100 53000 48000 19000 2440 18800 21100 25250 13900 13500 5430 5480 6130 1,10 1,66 2,55 2,08 12,00 80,44 16,72 17,75 13,60 22,52 27,52 43,84 40,96 16,U6 90900 60100 39000 48000 8330 1230 5980 5630 7350 4250 3630 2250 2440 5900 B. Versuche mit essigsäurehaltigem Wasser; Materialien. Nach 24 Stun- den langem Stehen waren in 1 Liter gelöst Nach 12 Wo- chen langem Stehen waren in 1 Liter gelöst Grm. Phosphor- Grm. Phosphor- säure säure Von der Phos- phorsäure der MateriaUen waren gelöst Proc. Estremadura -Phosphat Lahnphosphorit geringer » bester Sombrero Bakerguano Peruguano Knochenmehl aus rohen Knochen . » » gedämpften » Knochenasche Gefällter basischer phosphorsaurer Kalk bei 100° getrocknet Derselbe geglüht Neutraler phosphorsaurer Kalk . . I » » » n**) » » » . m 0,2P.O 0,260 0,400 1,122 1,177 1,122 1,392 1,936 1,864 3,232 2,489 3,348 6,265 3,997 0,317 0,336 0,578 2,170 1,865 2,S75*) 1,632 3,859 *) 2,869 3,718 8,5 22,7 16,8 56 44,7 98 76 86 *) Es war Substanz im Ueberschuss zugesetzt worden. **) Die angewendeten 5 Grm. Substanz lösten sich sofort völhg auf in 500 CC. der Essigsäure und wurde deshalb von der Substanz in Ueberschuss zugesetzt. Diingererzeugung. ggy Aus den Versuclien der ersten Eeilie erliellt eine sehr verschiedene Auf- löslichkeit der phosphorhaltigen Materialien in kohlensäurehaltigem Wasser. Abgesehen vom Guano, hei dem die Löslichkeit seines Phosphats noch durch die Gegenwart von Ammon- und anderen Salzen beeinflusst wird — überragen die Formen des neutralen phosphorsauren Kalks ganz bedeutend die übrigen Phosphate au Löslichkeit. Von diesen 3 Formen ist die unter I. aufgeführte die löslichste, die unter in. die am schwersten lösliche. Man sieht aus dem Verhalten dieser neutralen phosphorsauren Kalke gegen kohlensäurehaltiges Wasser, dass diesen ein höherer Werth gegenüber dem Phosphat des Knochen- mehls, gegenüber dem präcipirten basischen phosphorsauren Kalk und noch mehr gegenüber den mineralischen Phosphaten gebührt. Es ist das von prak- tischer Wichtigkeit bei der Berechnung des Werthes von Superphosphaten, in welchem sich Phosphorsäure in sogenanntem zurückgegaugenem Zustande befindet; denn diese Phosphorsäure befindet sich nach vielfachen Untersuchun- gen des einen der Verf. von solchen Superphosphaten in der Form von (zwei- basich) neutralem phosphorsaurera Kalk. Die drei Formen dieser letzteren Ver- bindung verhalten sich auch gegen eine sehr verdünnte Essigsäure leicht auflöslich. Sie werden eben durch eine hinreichende Menge solcher Säure schon nach kurzer Zeit vollständig gelöst. Minder rasch, aber so gut wie vollständig, lösen sich noch das Phosphat des Knochenmehls, der gefällte basisch phosphorsaure Kalk in verdünnter Essigsäure auf. Dagegen ist die Auflöslichkeit der mineralischen Phosphate eine sehr geringe zu nennen. In K a 1 u c s z , der zweitgrössten Saline Galliziens , hat der Chemiker Kaiisaiz in Benedict Marguliks entdeckt, dass der üntei»bau (das Hängende) des Kaiucsz lu dortigen Salzes aus fast reinen Kalisalzen besteht*). Auch ein mächtiges Lager von Kainit wurde dort in neuerer Zeit erschürft**). Kalivorkommnisse in Wieliczka; von Jac. Breitenloh- Kaiivor- ner.***) — Auch das Hängende des Wieliczka'er Salzes enthält im Salzthone ^ommnisse Kalisalze, von denen Breitenlohner Proben untersuchte. Die blass fleisch- '" '^ "^^ ^ rothe Grundmasse des Salzbrockens umschloss weisse, erbsen- bis haselnuss- grosse Krystalle, von welchen die grösseren Stücke ausgebrochen und für sich untersucht wurden. Die Grundmasse wurde mitsammt den kleineren, einge- wachsenen Krystallen, die sich nicht gut ausscheiden Hessen, analysirt. Die Krystalle lösten sich in heissem Wasser vollkommen klar auf; die Grundmasse löste sich unter Zusatz von wenigen Tropfen Salzsäure ebenfalls auf. Die Zusammensetzung der beiden Proben war folgende: *) Centralblatt für die gesammte Landeskultur in Böhmen 1868. S. 43. **) Ebendaselbst 1869. S. 237. *"") Ebendaselbst 1869. S. 237. 25* 338 Oüngererzengang. Salzwasser Krystalle Chlorkalium 36,74 81,93 Chlornatrium (Kochsalz) .... 38,04 16,54 Gyps 24,82 1,61 Bittererde Spuren Spuren Sand und Thon » — 99,60 100,08 Breitenlohner bemerkt hierzu: Die Krystalle bestehen aus mit Koch- salz und etwas Gyps verunreinigtem Sylvin, der auch im Salzthon von Kalucsz, nur wenig aber in Stassfurt vorkommt. Umwand- Umwandlung des Kochsalzes in salpetersaures Natron, von lung des Veite r.*) — Veiter erläutert die Wirkung des Salzes als Düngemittel in Salpeter- fo^gßiidermassen : Das Kochsalz bildet sich in einem an stickstoffhaltigen or- saures Na- ganischon Substauzeu reichen Boden in kohlensaures Natron um. Das Chlor *'^°°" geht als Chlorcalcium in den Untergrund, das gebildete, von der Erde absor- birte Carbonat aber wirkt oxydirend auf die stickstoffhaltige organische Substanz und es bildet sich allmälig salpetersaures Natron. Die Umsetzung des Kochsalzes findet dann besonders statt, wenn sich im Boden eine Lösung von kohlensaurem Kalk in kohlensäurehaltigem Wasser vorfindet. Er stützt sich auf folgenden Versuch : Zwei Cylinder von Zinkblech von 1 Meter Höhe und 1 5 Cm. Durch- messer, welche 10 Cm. von unten ab mit einem falschen Boden von Drahtnetz zum Durchlassen von Wasser versehen waren, wurden am 4. Juni je mit 18 Kgr. Erde gefällt. In einen derselben wurden 20 Cm. unter der Ober- fläche 170 Grm. Kochsalz gebracht und die Erde in beiden Gefässen mit je 1 Liter Wasser angefeuchtet. Nach 4 Monaten, im October, wurde die Erde auf ihre Eeaction geprüft. Die Erde, der man Salz zugesetzt hatte, zeigte eine deutlich alkalische Keaktion und der wässrige stark alkalisch reagirende Auszug davon Avar durch humose Substanzen stark braun gefärbt. Veit er schreibt die alkalische Eeaction der Gegenwart von aus Koch'salz gebildeten kohlensauren Natron's zu. Dieser Umwandlung folgte die des Carbonats in das Nitrat bei Gegenwart von organischen Substanzen und Kalk. Diese letz- tere Umwandlung glaubt Veit er dadurch bewiesen, dass sich in 1 Kgr. der mit Salz versetzten Erde 3 Mgr. mehr Salpetersäure vorfanden als in einer gleichen Quantität der anderen Erde, Eine solch minutiöse Differenz als einen Beweis für die durch Kochsalz be- förderte Salpetersäurebildung anzusehen ist doch etwas stark. Verf. verschweigt leider die Methode, mittelst welcher so scharfe Resultate bei der bisher so schwieri- gen Bestimmung kleiner Mengen Salpetersäure erhalten worden sind. v^irkungs- Ueber die Wirkung des Kochsalzes als Düngemittel von weise des y. Jeau.**) — Der Verf. glaubt die Eichtigkeit der eben angegebenen Ansicht Kochsalzes als Dünge- mittel. *) Compt. rend. t. 65. S. 798. *♦) Ebendaselbst 18G8. t. 66. S. 367. 4^ Düngererzengnng. ggg Veiters experimentell nachgewiesen zu haben. Er leitete Kohlensäure in Wasser, welches kohlensauren Kalk suspendirt enthielt, bis er eine schwach saure Lösung von Kalkbicarbonat erhielt. Diese Lösung zeigte nach einem Zusatz von Kochsalz bald alkalische, von gebildetem doppelt kohlensaurem Natron herrührende alkalische Eeaction. Dieselbe Umsetzung des Kochsalzes, die der in Auflösung befindliche doppelt kohlensaure Kalk veranlasst, wird nach dem Verf. auch durch vorhandenes Ämmonbicarbonat bewirkt. Die Er- klärung der Wirkungsweise des Kochsalzes als Düngemittel stehe mit den Erfahrungen in der Praxis im Einklang, nach welchen eine Düngung mit Koch- salz auf solchem Boden von gutem Erfolg begleitet sei, der in reichlicher Menge Humussubstanzen und Kalk enthält. Eng. Peligot tritt der oben mitgetheilten Ansicht und Behaup- Angebuche tung Velter's entschieden entgegen.*) Das Veiter' sehe Experiment, umwand- sagt er, welches die Umwandlung des Kochsalzes in Natroncarbonat nach- Kochsalzes weisen sollte, sei trügerisch und fehlerhaft, weil es in Zinkgefässen vorgenom- in saipeter- men worden sei. Unter Betheiligung der atmosphärischen Luft bilde sich bei ^'^'"'^^ ^*" Berührung von Kochsalzlösung und Zink in Wasser unlösliches Zinkoxydchlorür und die salzige Flüssigkeit werde stark alkalisch (in Folge frei gewordenen Natron's). Die in der Erde des Cylinders enthaltene Kohlensäure habe diesen Process wahrscheinlich beschleunigt. Die Bildung von Natroncarbonat habe demnach im Veiter 'sehen Versuche durch die Einwirkung des Zinkes statt- gefunden. Um die Veit er 'sehe Ansicht und die Richtigkeit dessen Versuchs auch experimentell zu widerlegen, stellte Peligot folgenden Versuch an: Er füllte zwei Blumentöpfe aus porösem Thon und 15 Liter Eauminhalt mit guter, vorher angefeuchteter Gartenerde, welche im trocknen Zustande enthielt: stickstoffhaltige organische Substanz . . . 11,1 Proc. kohlensauren Kalk 30,4 p Thon und Sand 58,5 » Am 28. Juni säete er 10 Bohnen in jeden Topf. Das eine der Gefässe wurde mit 3 Liter Wasser, in welchem 20 Grm, Salz aufgelöst waren, übergössen, das andere mit ebensoviel salzfreiem Wasser. In der Absicht, die Samen der Berührung einer zu salzreichen Flüssigkeit zu entziehen, goss er noch in jedes der Gefässe, welche im Freien in frischbear- beitetes Gartenland eingegraben waren, 1 Liter Wasser. Zuweilen wurden im Laufe des Versuchs beide Gefässe der Trockenheit wegen mit gleichen Mengen Wassers begossen. In dem salzfreien Topfe vegetirten die Bohnen normal. Im salzhaltigen Topfe keimte nur eine Bohne, die sich kümmerlich entwickelte und es nicht zum Blühen brachte. Dagegen siedelten sich Pflanzen, Portu- lak, Amaranth und Chenopodium von selbst an. *) Compt. rend. 1869. t. 68. S. 502. 390 Düngeranalysen. Die zurückbleibende Erde beider Töpfe wurde schliesslich mit gleichen Mengen Wasser (8 Liter) ausgezogen und der Auszug eingedampft. Die zur Trockne gebrachten gelösten Theile wurden mit siedendem Alcohol behandelt und der alcoholische Auszug ebenfalls zur Trockne verdampft und der trockne Eückstand in beiden Fällen mit einer gleichen Menge Wasser aufgenommen und in Berührung gebracht, unter Einhaltung gleicher Temperatur und Zeit- dauer, mit einem Blättchen Gold und etwas Salzsäure. Der Verlust des Ge- wichts dieses Blättchen Goldes musste proportional sein der sich bildenden Menge Königswasser und folglich der in jeder der Erden enthalten gewesenen Salpetersäuremenge. Die Goldblättchen verloren nun an Gewicht bei dem Auszug der salzhaltigen Erde . . . 0,050 Grm. » » salzfreien » . ' . . 0,305 » Hiernach enthielt die Erde, welcher kein Salz zugesetzt worden war, sechsmal soviel Salpetersäure, als die mit Salz versetzte Erde. Das Experiment zeigt also genau das Gegentheil von dem, was Veit er behauptet, nämlich, dass das Kochsalz, statt bei Gegenwart von Humus und kohlensaurem Kalk die Salpeterbildung zu befördern, dieselbe wesentlich ver- hindert, wenigstens unter Bedingungen, wie sie im Freien statthaben. Düngeranalysen. Dtingerab- Einuachdem Lenk'schen Verfahren aus Tottenhamer Klo aken- K^'ak*"'* wasser erhaltener Dünger enthielt nach A.Völker im getrockneten Wasser nach Zustand in 100 Theilen:*) ^abJen.*""' Organische Stoffe 42,26 Thonerde und Eisenoxyd .... 4,44 Kalk 13,91 Magnesia 2,30 Kali 0,59 Natron 0,51 Kochsalz 0,09 Phosphorsäure 4,91 Schwefelsäure 0,33 Unlösliche Stoffe 24,14 Kohlensäure und Verlust .... 6,52 Stickstoff ... 1,86 Basisch phosphorsaurer Kalk 10,71 *) Wochenbl. d. Annal. d. Landw. 1869. S. 403. DUngeranalysen. 391 »In vollständig getrocknetem Znstande würde«, wie der Verf. hinzufügt, »der Werth für den Landwirth circa 2 S. 2 Sh. per Ton sein; es ist jedoch nicht möglich, ihn so vollständig getrocknet zu erhalten.*) Lenk 's Ver- fahren schlägt einfach befruchtende Stoffe nieder und, unähnlich dem Verfahren mit Kalk, bringt es in den Bodensatz keinen nennenswerthen Betrag schweren und nutzlosen Materials ct. Der frische Niederschlag enthält aber soviel Wasser, dass er ein schwer trans- portables Material darstellt, das nur in den nächsten Umgebimgen ohne Beschwerden verwendet werden könnte. Fr. Stohmann untersuchte 3 Proben von »Dünger«, welcher b e i süvemscber dem Süvern'schen Verfahren der Desinfektion der Zuckerfabrik- i>esi°fek- •n 1 • -L tions- Schmutzwässer gewonnen wird.**) Die Proben wurden im Irühjahr gchiamm. bei Eäumung der Bassins aus drei Zuckerfabriken entnommen. Sie enthielten in 100 Theilen: A. B. C. Phosphorsäure 0,37 0,18 0,20 Stickstoff 0,12 0,16 0,09 KaU 0,23 0,21 0,06 Kalk 6,23 9,17 6,56 Thonerde und Eisenoxyd .... 2,64 2,40 1,37 Sand und Erde 26,05 24,29 10,64 Wasser 56,98 55,15 75,69 Sonstiges***) 7,38 8,44 5,39 Unter Zugrundelegung folgender Preise: pro Pfd. Phosphorsäure 2 Sgr., pro Pfd. Stickstoff zu 5 Sgr., pro Pfd. Kali zu 1 V2 Sgr., pro Pfd. Kalk zu i/12 Sgr. berechnet Stohmann folgende Geldwerthe für je 100 Ctr. des Schlammes. A. 7 Thlr. IOV2 Sgr. - B. 7 Thlr. 14 Sgr. — C. 4 Thlr. 29 Sgr. Wenn man auch dem Stickstoff und der Phosphorsäure dieses Materials einen höheren Preis zu Gnmde legt (und wohl legen muss) als es hier St. thut, so er- scheint doch nach vorliegenden Analysen der Desinfektionsschlamm von verhältniss- mässig geringem Werthe und die Gewinnung desselben von untergeordneter Bedeutung für die Landwirthschaft, namentlich wenn man erwägt, dass unter den werthhestim- menden Bestandtheilen der Kalk, den man erst hinzuführt, die Hauptmasse des Düngers ausmacht. C. Karmrodt untersuchte 4 Proben eines Düngers, welcher Rössel. durch eine Firma in Barmen nach dem Mo ssel mann 'sehen Ver fahr en mann's ani- malische wird, f ) Die fünfte Probe eines gleicherweise gefertigten Düngers stammte aus durch Behandlung menschlicher Excremente mit Kalk dargestellt *) Der frischeNiederschlag enthielt 86, 1 8 Proc. Wasser u, 1 3,82 Proc. feste Stoffe. *•) Zeitschr. d. landw. Centralver. f. d. Prov. Sachsen 1868. S. 327. ***) »Sonstiges« umfasst die organische Substanz, die an Kalk gebundene Kohlen- säure, dito Wasser, Magnesia, Natron, Chlor und Schwefelsäure, t) Zeitschr. d. landw. Ver. f. d. Rheinpro v. 1868. S. 347. QQ2 Düngeranal yeen. Köln. Die Zusammensetzung der etwas feuchten, kalkige Pulver von schwachem aber keineswegs fauligem Gerüche darstellenden Proben war folgende: 1. 2. 3. 4. 5. Kali 0,86 5,47 6,76 2,50 0,26 Natron 1,24 1,07 1,36 — — Kalk 37,60 28,46 26,48 28,84 25,32 Magnesia 0,92 7,12 5,87 0,02 2,53 Eisenoxyd 6,34 0,53 0,64 — — Phosphorsäure 0,34 0,47 0,57 1,37 2,80 Schwefelsäure 0,38 1,75 2,95 2,05 0,68 Chlor 0,35 8,51 10,12 — — Kohlensäure 21,97 8,50 5,23 24,43 17,62 Organische und flüchtige Bestandtheile . 3,61 1,57 3,29 9,24 29,93 Sand und Thon 2,73 0,77 2,06 3,50 6,65 Wasser 23,66 35,78 34,67 28,05 14,21 Die äusserst verschiedene Zusammensetzung dieser Proben empfiehlt das Dünge- mittel durchaus nicht und lässt eine sehr veränderhche Beschaffenheit des Roh- materials oder eine ganz regellose Verarbeitung desselben vermuthen. Thon'sche Poudrette. Die nach einem von Thon und Th. Dietrich erfundenen Verfahren aus frischen, festen und flüssigen menschlichen Excre- menten dargestellte Poudrette, (von der wir bereits im vorigen Berichte Mit- theilung machten) wurde von E. Wolff, Fr. Stohmann, W.Wicke und Th. Dietrich*) untersucht. Die Proben waren einer grösseren, mehrere Hun- derte Centner ausmachenden Masse entnommen, die aus einem zu Kassel im Grossen ausgeführten Fabrikationsversuch resultirte. Die Poudrette stellte ein dunkelbraun gefärbtes, sehr feinkörniges und gleichförmiges Pulver dar, welches in mechanischer Hinsicht nichts zu wünschen übrig liess. Die chemischen Analysen ergaben in der Substanz: E. Wolff W.Wicke Fr. Stohmann Th. Dietrich a b Wasser bei 100° flüchtig . . 11,50 10,25 - _ _ Glühverlust (organische Substanz) 40,70 27,66 — — — Glührückstand 47,80 62,09 — — — Stickstoff 4,06 4,20 3,9 3,78 3,73 KaU — 1,61 — 1,54 1,47 Gesammtmenge der Phosphor- säure 11,41 10,77 7,2 11,46 nicht best. Davon m Wasser löslich . . 4,75 4,76 — 4,15 4,55 Als Kalkphosphat -Präcipitat . 6,66 4,48 — 7,21 nicht best. Stickstoff in Form von Ammonsalzen ..... nicht bestimmt — 1,65 — Stickstoff in Form von Harnstoff » » _ o,45 — *) Zeitschr. d. landw. Central -Vereins f. d. Regbz. Kassel 1868. S. 353. Düngeranalysen. 393 E. Wolff fügt seiner Analyse Folgendes hinzu: Hinsichtlich der in Wasser unlöslichen Phosphorsäure ist zu bemerken, dass dieselbe zum grösseren Theile in der Form von präcipitirtem phosphor- saurem Kalk etc. und überhaupt in einem Zustande zugegen ist, dass die günstige "Wirkung derselben für die Vegetation kaum eine geringere sein kann als der- jenigen Phosphorsäure, welche bei der Analyse als sofort in Wasser löslich sich ergeben hat. Die gesammte Phosphorsäure ist wenigstens mit 4 Sgr. pro Pfund in Anrechnung zu bringen und würde also im Centner den Werth von 45,6 Sgr. repräsentiren. Auch der Stickstoff des Düngemittels ist in einer überaus wirksamen und günstigen Form vorhanden, theils als Ammoniak, be- sonders aber in rasch sich zersetzenden organischen Verbindungen, als Harnstoff und Harnsäure etc., der Dung- und Handelswerth des Stickstoffs ist daher demjenigen des Guanostickstoffs völlig gleich zu erachten und mit 8 Sgr. pro Pfund zu veranschlagen. Dies macht für die Gesammtmenge des Stickstoffs im Centner 32,5 Sgr., für Phosphorsäure und Stickstoff zusammen 78 Sgr. Ich kann nicht unterlassen, meine Freude darüber auszusprechen, dass mit der Herstellung des Thon'schen Fabrikats es allem Anschein nach endlich gelungen ist, die frischen menschlichen Excremente zu einem weit und leicht versendbaren Düngemittel zu verarbeiten und damit zugleich den gesundheits- schädlichen Einfluss der Fäcalstoffe fast vollständig zu beseitigen, ohne dass es nöthig wäre, hierbei den städtischen Behörden und den Hausbesitzern irgend- wie erhebliche Opfer aufzuerlegen.« Th. Dietrich fügt seiner Untersuchung hinzu: »Das Verfahren der Verarbeitung der menschlichen Excremente hat sich nach der Qualität der Waare und nach der Ausbeute davon vorzüglich bewährt. Wir haben in dem neuen Produkt ein Düngemittel von voraussichtlich ausgezeichneter Wirksam- keit, das dem Peru -Guano mit vollem Eechte an die Seite gesetzt werden darf. Es enthält wie der Guano den grössten Theil seines Stickstoffs in Form von Ammonsalzen und Harnbestandtheilen, es hat aber das voraus, dass seine Phosphorsäure in bei weitem grösserer Menge in löslicher Form vorhanden ist, und dass das in ihm vorhandene Verhältniss von Stickstoff und Phosphor- säure ein dem Bedürfniss der Kulturpflanzen angemesseneres ist. Derart dar- gestellte Poudrette ist vollkommen geeignet, den Peru- Guano zu ersetzen.« Wir wollen hier nur noch bemerken, dass der Werth dieser Poudrette nach den augenbücklichen Preisen der Düngemittel auf 3 Thlr. reichlich sich erhebt. Seeprodukte als Düngemittel.*) — Der seit langen Zeiten an der seeprodukte Küste der Bretagne bestehende Gebrauch , die von dem Meere ans Ufer ge- ^^^ Dünge- worfenen Seepflanzen und Thiere zur Düngung zu gebrauchen, hat Veranlassung zur Errichtung einer Fabrik in Kernevel bei Lorient gegeben , in der Fische und alle mögliche Substanzen aus dem Meere zu Dünger verarbeitet werden. *) Landw. Centralbl. 1868. 11, 415. Nach einer Mittheilung vonLaureau in Compt. rcnd. 1868. II. No. 14. 394 Düngeranalysen. Aus den Fischen gewinnt man zunächst durch Kochen und Pressen Oel und Fett; die Presskuchen mit einem Gehalt von 1,37 Proc. Stickstoff werden mit den Seepflanzen g-emischt und wird ausserdem noch phosphorsaurer Kalk zugesetzt. Es werden 3 Sorten Dünger dargestellt, die im trocknen Zustande enthalten: 1. 5 Proc. Stickstoff, 15 Proc. phosphorsaur. Kalk u. 10 Proc. alkalische Salze 2. 2 » » 45 « » » » 10 » » » 3. 5 B » 5 )) » » » 20 » B » Der Dünger enthält ausserdem viel organische humusbildende Substanz. Die Fabrik erlangt dadurch Interesse, dass sie die bis jetzt nur in un- mittelbarer Nähe benutzbaren Stoffe durch Concentration transportfähig und so auch den weiteren landwirthschaftlichen Kreisen zugänglich macht. Analyse Chemischc Untersuchung eines Hofdüngers von Jac. Breiten- eines Hof- lohuer.*) — Der Dünger war mit Latrine, Elbeschlamm, Strassen- Abraum, Strassenkehricht, Gräbenauswurf, Kohlenasche, Brauabfälle und verschiedenen anderen Abgängen**) compostirter Einds- und Pferdemist. Zur Einstreu gelangte fast durchwegs verkürztes Stroh. Die Einrichtung der Düngerstätte, sowie die Bereitung und Behandlung des Düngers ist rationell und muster- giltig. Gelegentlich einer Ausfuhr von Dünger wurde eine grössere Durch- schnittsprobe davon dergestalt genommen, dass man an den Seiten wie in der Mitte des Haufens von First bis zur Sohle gleichmässige Partien niederstach und sie tüchtig durcheinanderschaufelte. Von dem gehörig gemengten und ausgebreiteten Haufen wurde sodann eine grössere Portion herausgegriffen, noch weiter zertheilt und gemischt. Ein Theil der so vorbereiteten Probe wurde schliesslich mit dem Wiegemesser vollends zerkleinert, bis sie eine gleichförmige dickbreiige Masse darstellte. Der Mist befand sich zur Zeit der Probenahme in halbverrottetem Zustande. Ein Kubikfuss desselben, massig zusammengedrückt, wog 55,4 Pfund. Der Feuchtigkeitsgehalt ergab sich im Durchschnitt mit 63,2 Proc. Zur Untersuchung kamen 350 Grm. ursprünglicher Substanz, Sie wurde mit heissem Wasser erschöpft und das erhaltene Extrakt und der verbliebene Eückstand für sich untersucht. Eine besondere Partie ursprünglicher Substanz wurde mit Salzsäure behandelt und im Filtrat Schwefelsäure und Phosphor- säure bestimmt. Ebenso wurde die Kohlensäure in der Substanz selbst, (nicht in deren Asche) bestimmt. Ueber die Löslichkeit der Hofdüngerbestandtheile geben nachstehende Zahlen Auskunft; auf Trockensubstanz berechnet wurden gefunden : .... ( Orstanisches 6,947 im wassngen Auszuge . . | MineraUsches 1,159 8,106 I im Rückstand Organisches 41,958 MineraUsches 49,936 91,894 *) Centralbl. f. d. gesammte Landeskultur. Prag. 1869. S. 143. **) Die Analysen dieser Materialien folgen unten. Düngeranalysen. 395 Die proceutische Zusammensetzung berechnet sich nach den Einzelbe- stimmungen wie folgt : für die 60 Proc. für die Trocken- Wasser halt. Substanz Substanz Eisenoxyd 1,753 0,701 Thonerde 5,237 2,095 Kalkerde 3,^71 1,548 Bittererde •. . . 0,045 0,018 Kali 0,724 0,290 Natron 1,296 0,518 Chlor 0,095 0,038 Kohlensäure 2,956 0,902 Schwefelsäure 0,823 0,329 Phosphorsäure 0,237 0,093 Kieselsäure 0,254 0,102 Organische Substanz .... 48,905 19,262 Rückstand, unlöslich in Salzsäure 34,525 13,810 Stickstoff . . . . . . 2,558 1,023 Zeohthische Kieselsäure . 7,576 3,030 Der wässrige Auszug besteht aus Gyps, Kochsalz und Salzen von Kali und Natron, gebunden an organische Säuren. Freies Ammoniak war nicht vorhanden; gebundenes Ammoniak in geringer Menge. Salpetersäure und Wasserstoffverbindungen von Schwefel und Phosphor konnten nicht nachgewiesen werden. Jac. Breitenlohner untersuchte den Compost aus Abfällen einercompostaus Zuckerfabrik,*) dessen Analyse hier Mittheilung finden mag, da sie die AbfäUen Zusammensetzung von Compost ausdrückt, wie er wohl in jeder Zuckerfabrik ^'^^^ij^ij^ bereitet wird. Er bestand im Wesentlichen aus Scheideschlamm, Pressschlamm Kilbenabfällen und Erdkehricht. Die Probe wurde von einem gut verrotteten Haufen mit grösster Sorgfalt genommen und enthielt frisch 24 Proc. Wasser. Die Keaction war entschieden alkalisch. In 100 Trockensubstanz waren enthalten: Organische Substanz . . . 16,8 (darin Stickstoff 0,63) Mineralstoffe 83,2 nämlich Eisenoxyd 3,09 Thonerde 8,42 Kalk 11,35 Bittererde 0,12 Kah 0,67 Natron 0,12 Chlor Spuren Kohlensäure 6,91 Schwefelsäure 0,40 Phosphorsäure 0,34 Kieselsäure 0,22 Rückstand, unlöshcher . . . 51,55 •) Centralbl. f. d. gesammte Landeskultur in Böhmen 1869. S. 293. 396 DUngeranalysen. Analyse des AbsätzG au s d Gü S chl ammf änge n der Zu ck G r f ab r ik Sullo wi tz Schlammes ^^^ j^^ Breitenlohner.*) Die Schmutzwässer der Rübenwäsche, aus ausScliniutz- ' ' wässern dem Spodiumhause und andere Effluvien lieferten, durch Schlammfänge ge- einerzucker. leitet, das Material zu nachstehender Analyse. Die schwach sauer reagirende Masse enthielt bei ihrer Ausfuhr, bei welcher die Probe genommen wurde, 18 Proc. Wasser. In der Trockensubstanz derselben waren enthalten: Kali 0,79 Proc. Natron 0,14 » Kalk 7,30 » Bittererde 1,28 » Eisenoxyd 3,70 » Thonerde 6,03 » Kohlensäure 3,65 » Schwefelsäure 0,33 » Phosphorsäure 0,34 » Kieselsäure 1,04 » Organische Materie .... 9,35 » In Salzsäure unlöslicher Rückstand 66,17 » Stickstoff 0,373 »~ Mit dem Schlamme der Fabrik Vossberg untenfolg. Artikel) verghchen, zeigt dieser Sullowitzer Schlamm in seiner Zusammensetzung bedeutend mehr Alkalien und alkalische Erden, während Stickstoffgehalt und Gehalt an Phosphorsäure mehr übereinstimmen. Analyse der Jac. Breltenlohner untersuchte ferner die vereinigten Schmutz- schmutz- nasser derselben Zuckerfabrik, nachdem dieselben die Sedimentärbassins Wasser einer Zuckerfabrik passirt hatten und also von Sinkstoffen befreit waren. Das Wasser, von schwach saurer Reaction, roch deutlich nach Schwefelwasserstoff, (der sich auch reichlich in den Sammelbassins entwickelt) und war von graulich milchigem Ansehen. Beim Stehen wurde dasselbe immer milchiger, trüber und fällte unter beständiger Exhalation von Schwefelwasserstoff einen schwärzlichen, vorwiegend aus Schwefeleisen bestehenden Niederschlag. In 10 Liter (10000 Theile) waren enthalten: Eisenoxydul mit Spuren von Thonerde 1,368 Grm. Kalkerde 2,699 » Bittererde 0,430 » Kali 0,535 » Natron 0,559 » Chlor 1,129 T> Schwefel (jedenfalls mit Was- serstoff verbunden) . . . 0,745 » Schwefelsäure 0,192 » Phosphorsäure 0,080 » Kieselsäure 0,272 » Organische Materie . . . 5,318 » Stickstoff 1,015 JT" Summa 63,5 » ' *) Centralbl. f. d. gesammte Landeskultur in Böhmen 1869. S. 294, (oder in 50 Liter = 1 Ctr.) Chlornatrium . . . 5,270 Grm. Chlorcalcium . . . 3,827 » Schwefelcalcium . . 8,381 » Schwefelsaurer Kalk . 1,633 » Phosphorsaurer Kalk 0,873 » Kalk 3,900 B Bittererde ... 2,151 ■» Kah 2,672 » Eisenoxydul . . . 6,840 » Kieselsäure .... 1,360 » Organische Materie . 26,590 » DÜDgeranalyseD. 397 Analysen von Schlammproben aus Sedimentärgruben der Analysen Zuckerfabriken, von T h. B e c k er.*) Die meisten Fabriken haben , ''°" Gruben (Sümpfe) eingerichtet, in welchen die Abgänge aus Eübenwasche, de,.sedimea. Knochenhaus, den Abtritten etc. sich sammeln. Der Verf. analysirte sorgfältig tärgruben in gezogene Durchschnittsproben aus 2 solcher Gruben der Fabrik zu Vossberg ^"'"^^J^^*'""'' mit folgendem Resultat : I. II. Kali 0,091 0,058 Natron 0,061 0,089 Kalk 1,049 1,399 Magnesia 0,300 0,156 Eisenoxyd und Thonerde . . 2,590 2,333 Kieselsäure 0,010 0,007 Schwefelsäure 0,044 0,213 Chlor 0,007 0,023 Kohlensäure 0,546 0,166 Phosphorsäure 0,429 0,683 Organische Substanz .... 7,959 9,384 (darm Stickstoff) .... (0,311) (0,379) Wasser 2,767 3,540 Bei einer Preisannahme von 3 Sgr, pro 1 Pfd. Phosphorsäure und 9 Sgr, pro 1 Pfd. Stickstoff, berechnet sich der Dungwerth pro Ctr. von I. auf 4 Sgr. 1 Pf. ; von II. auf 5 Sgr. 5 Pf. Der Inhalt der Gruben betrug zu Ende einer Campagne bei I. 3700 Ctr. bei II. 1800 Ctr. Der Gewinn an Phosphorsäure rund 2800 Pfd., der an Stickstoff rund 1830 Pfd. Th. Becker**) stellte den Verlust an Stickstoff fest, den der stickstoff- Schlammpressling der Zuckerfabriken beim Aufbewahren bis zum Aus- veriust der fahren auf's Feld erleidet. Ein solcher enthielt pressung« im Februar: Stickstoff 0,31 Proc. Wasser 46,43 Proc. fabnken bei im September beim Ausfahren » 0,33 » » 37,08 ^ der Aufbe- ^ wabrung. Verlust an Stickstoff auf die urspüngliche Masse berechnet 0,03 » A. Voelcker***) untersuchte gelegentlich seiner Arbeit über die Löslich- Analysen von Kno- ■ eben und Elfenbein- mebl. •) Zeitschr. des Ver. f. Rübenzucker- Industrie 1868. S. 285. •*) Ebendaselbst. •**) Journ. of the R. Agric. Soc. of Engl. 1868. I. S. 184 u. f. 393 Dttngeranalysen. keit des phosphorsauren Ealks*) eine Anzahl von phosphorsäurehaltigen käuflichen Düngemitteln. 1. Knochenmehl aus harten festen Knochen bereitet, 2. Knochensplitter von harten Knochen, 3. Gedämpftes Knochenmehl, 4. In Fäulniss begriffenes Knochenmehl 1. 2. 3. 4. Feuchtigkeit 10,36 13,12 9,11 12,02 Organische Substanz S0,92 26,12 21,25 28,71 Phosphorsaure alkal. Erden . . 52,44 53,74 Gl, 94 49,28 Kohlensaurer Kalk 5,16 5,39 4,68 i Alkalische Salze 0,84 0,78 1,70 J ' Sand 0,28 0,85 1,32 1,07 Stickstoff 3,51 3,28 2,84 3,44 5. Aus Belgien importirtes Mehl unter dem Namen: Präparirtes Bel- gisches Knochenmehl. Es war sehr fein, etwas feucht, zeigte einen ammoniakalischen Geruch und schien aus Rückständen der LeimfalDrikation gemacht zu sein. 1. 2. 3 Feuchtigkeit 22,66 16,49 27,73 Organische Substanz 10,12 11,40 8,81 Phosphorsaiu-er Kalk 56,94 60,84 51.32 Kohlensaurer Kalk und Salze der Alkalien 9,49 10,05 11,16 Sand 0,79 1,22 0,98 Stickstoff 1,14 1,28 0,86 6. Präcipitirtes Knochenphosphat. Aus der salzsauren Lösung von Knochen durch Fällen mit Soda oder Kalkmilch dargestellt und unter dem Namen Bone-flour in England käufliches Düngemittel. 1. 2. 3. Feuchtigkeit u. gebundenes Wasser 30,20 22,51 21,88 (bei 3 etwas organ. Subst.) Phosphorsilure *)....., 23,83 30,50 phosphorsaurer Kalk 36,23 Kalk 34,52 40,f.5 kohlensaurer » 4,65 Magnesia, Chlor etc 9,92 6,15 Chlorcalcium 31,72 Sand 1.58 0,1^ .5.47 *) Entsprechend phosphors. Kalk . 52,04 66,58 7. Elfenbeinmehl, reines. 8. Mit Gyps und vegetabilischem Elfenbein verfälschtes Elfenbeinmehl. *) Dieser Ber. 1 Absch. dies. Kap. S. 374. Dttngeranalysen. 399 7. 8. Feuchtigkeit 13,12 10,01 Organische Substanz 2ri,l2 40,40 Phosphorsaurer Kalk (incl. Magnesia) . 53,74 28,01 Kohlensaurer Kalk 6,39 2,87 Gyps — 14,44 Salze der Alkalien 0,78 0,77 Sand ■ . ■ 0,85 3,50 Stickstoff 3,28 2,15 Der Verf. giebt ein zweckmässiges Verfahren Norfolk 's an, um Knochen- mehl für eine rasche und günstige Wirkung vorzubereiten. Es besteht darin, dass dasselbe abwechselnd mit frischem Stallmist zu einem kegelförmigen Haufen geschichtet und mit Erde bedeckt wird. Photo-mikrographische Studien am Guano, von J. Girard*). photo-mi- — Die mikroskopische Untersuchung des Guano's, der von erdigen und anderen krographi- Substanzen bef'^it ist, zeigt eine Menge Diatomeen, unter welchen die Scheiben- ^^ Guano, förmigen die häufigsten sind. Diese zeichnen sich durch eine vollkommen geometrische Regelmässigkeit in ihrer Kreisform und in ihren inneren Thei- lungen aus. Die Diatomeen des Guano's sind je nach deren Herkommen ver- schieden; aber sie sind unter sich von solcher Aehnlichkeit, dass man sie auf wenige primitive Formen zurückführen kann. Die Diatomeen sind wahr- scheinlich nicht direkt vom Meerwasser dahinein gekommen, sondern ihre Gegenwart im Guano kann vielmehr unzähligen Vögeln zugeschrieben werden, welche Fiicusarten und andere an sandigen Ufern wachsende Meerpflanzen an's Land brachten, von welchen sie ihre Nester bauen; Die Diatomeen wachsen als Parasiten auf diesen Meerpflanzen und bleiben daran haften bis zu deren Verwesung, während sie selbst durch ihre kieselige Natur vollständig con- servirt werden. Das Auftreten von Diatomeen in Alluvialböden scheint von früheren Meeresüberschwemmungen herzurühren ; gewisse Erden enthalten deren, wie der Guano; es sind dieselben Arten mit einigen Abweichungen. Sie sind in Schichten, bald einzeln, bald übereinandergehäuft abgelagert. Diejenigen, welche man in der Kreide findet, müssen denselben Ursprung haben. Die Diatomeen des Guano's widerstehen der Einwirkung der Salper- säure, welche sie von den pulverigen Substanzen, die sie umhüllen, blosslegt. Ihre zellige Textur bietet drei hauptsächliche Charaktere der Bildung: 1. Wellige: Einfallende Lichtstrahlen können in gewissen Fällen einen Schatten erzeugen, welche dem photographischen Bilde ein Relief geben, je nachdem man mehr oder weniger scharf einstellt. 2. Mit Hervorragungen versehene und hohle: Zwei Formen zelligen Gewebes, die schwer zu beschreiben sind, je nach der Bildung der Schatten, welche im Allgemeinen die ebener Körper ist. 3. Hexagonale: mit einer oder mehreren Schichten. Die Nebeneinanderlagerung ähnelt der der Bienenzellen. Bei einigen Diato- *) Compt. rend 1868 t. 67 S. 587. ^QQ Dttngeranalysen. meen sind die äusseren Eänder der Zelle sechseckig und enden nach innen einen Kreis bildend, unter welchem eine neue Zelle ihren Anfang nimmt. Bei Interferenz des Lichtes wird bisweilen das Aussehen der Textur der Diatomeen gänzlich verändert. Die scheibenförmigen Diatomeen lassen sich in drei Hauptabtheilungen bringen: 1. ebene Scheiben, 2. convexe Scheiben, 3. wellige Scheiben. Bei allen giebt es eine starke centrale Strahlung: ist die ganze Oberfläche aus gleichförmigen Zellen gebildet, so sind dieselben strahlenförmig und regel- mässig aneinandergeordnet. Guano-Aua- C. Karmrodt*) veröffentlichte abermals eine Zusammenstellung von Guano- lysen. analysen, welche von der Versuchsstation der Eheinprovinz im Laufe des Jahres 1868 ausgeführt wurden. Unter den 46 untersuchten Proben waren 13 mit weniger als 10 Proc. Stickstoff 11 » 10 bis 12 » » 19 » 12 » 14 B » 1 » mehr als 14 » ^> Der geringste Stickstoffgehalt war 4,5 Proc. bei einer mit 46 Proc. Sand versehenen Probe. 17 Proben waren verfälscht und enthielten 10—46 Proc. Sand, Thon etc. Kalk aus . J. Nesslcr untcrsuchte Kalk von Leimsiedereien**) und fand darin Leimsiede- reien. a. h. Stickstoff .... 1,2 2,0 Proc. Phosphorsäure . . 1,4 3,0 » Schwärze, Die Eückstände, welche bei der Fabrikation von blausaurem Blutläusen- Kali (Blutlaugcnsalz , Ferrocyankalium) entstehen und unter dem Namen ^^tiQ„y^yj,jj'. Schwärze bekannt sind, enthalten nach J. Nessler***). stände. 12,0 Proc. Kali ausgelaugt 3,8 » » Ammoniak- J- JNcssier untersuchte aas (iaswasser aus uasiaor iKen verscnie gehait von Städte auf seinen Ammoniakgehalt und fand darin t)- Stickstoff in Ammoniakform = = Ammoniak Gaswasser von Constanz .... 0,23 Proc. 0,28 Proc. » » Lahr 0,64 » 0,78 » » » Mannheim . . . 1,17 » 1,42 » » » Pforzheim ... 1,65 » 2,00 » *) Ztschr. d. landw. Ver. f. d. Rheinprov. 1868. S. 343. **) Ber. d. Bad. Versuchsstation 1870. S. 120. ***) Ebendaselbst S. 121. f) Ebendaselbst S. 122. DUngeranalysen. 4Q| Die grosse Verschiedenheit im Gehalt an Ammoniak rührt von der ver- schiedenen Art der Gasfabriliatiou her; in der einen Fabrik wird noch Wasser zugeleitet, in der anderen nicht, in der einen wird mehr, in der anderen weniger gut gekühlt. J. Nessler untersuchte die Weinhefe auf ihren Werth als Dünge- weiuhefe mittel,*) indem er nachstehende Bestaudtheile ihrer Menge nach feststellte, ais dud ge- Trockensubstanz Stickstoff Phosi)horsäiu-e Kali Flüssige Weinhefe . . . 21,0 Proc. 0,76 Proc. 0,29 Proc. 3,2 Proc. Gepresste » ... 49,7 » 1,79 » 0,68 » 7,5 » Das Kali ist meist in Form von Weinstein in der Hefe enthalten. Die Wachholder beeren, welche in einzelnen Gegenden in grosser wachuoi- Menge zu Muss verarbeitet werden, geben einen Rückstand von nach- derbeeren- stehendem, von J. Nessler ermittelten Gehalt**) in lOOOTheilen: ai^ Dünge* Wasser .... 200 Theile mittel. Organische Stoffe 765 » Mmeralstoffe . . 35 » Phosphorsäure . 4,4 » Kali 4,0 » Stickstoff ... 6,6 » Diese Eückstände sind hiernach in Beziehung auf organische Stoffe, auf Phosphorsäure und Stickstoff reicher als Stalldünger von mittlerer Zusammen- setzung; sie erfordern aber eine längere Zeit zu ihrer Zersetzung als dieser, weil die Kerne der Beeren einen Hauptbestandtheil bilden und diese der Zersetzung widerstehen. Es empfiehlt sich daher, diese Rückstände nicht direct auf das Feld zu bringen, sondern sie dem Composthaufen beizufügen. lamm E. Muth untersuchte einen Schlamm, der bei der Fabrikation des sehia Traubenzuckers in erheblicher Menge gewonnen wird***). — Derselbe einer Trau- stammte aus einer Fabrik in Mühlburg. Er enthielt im getrocknetem Zustande ''^^^rik*'^" in lOOTheilen: Organische Stoffe .... 26,31 Theile Phosphorsäure 4,50 » Gyps 1,18 » Saud 1,67 » Kohlensauren Kalk .... 66,34 » Stickstoff 0,39 » Jac. Breitenlohner untersuchte eine Anzahl von Materialien, die Analysen zur Compostirung von Hofdünger dienen und sich zur direkten von Eibe- Vj IT-... •III- IS schlämm, erwendung als Düngemittel eignen. f) strassenab- räum etc. *) Ben Bad. Versuchsstation 1870. S. 129. **) Ebendaselbst S. lU. •**) Ebendaselbst S. 139. t) Centralbl. f. d. ges. Landesk. Prag 1869. S. 144. Jahresbericht, XX u. XII. 26 402 DUngeranalyaen. 1. Elbeschlamm stammte aus dem Hafen von Lobositz, der einen un- erschöpflichen Sammelplatz schätzbaren Schlammdüngers repräsentirt. Mehr als zur Hälfte besteht er aus feinster thoniger Substanz, aus im Wasser schwebenden Theilchen. 2, Strassenabraum, aus zertrümmertem und zerriebenem Basaltschotter gebildet und mit Excrementen von Pferden untermischt. 8. Kohlenasche von Meronitz. Wenn schwefelkiesreiches Kohlen- klein auf die Halde gestürzt wird, entzündet es sich unter Umständen von selbst und verascht. Laugt dann Regen den Abbrand aus, so efflorescirt nach dem Grade der Abtrocknung eine Salzkruste, die abgeräumt wird und diese fälschliche Asche darstellt. Anfänglich ist sie eine feuchtklumpige, schmierige, gelblichweisse Masse, beschlägt sich aber alsbald an Licht und Luft mit einer rothbraunen Schicht von abgeschiedenem Eisenoxyd, das in der Zeit die ganze Substanz durchzieht, so dass sie dann wie gröblich ge- pulverter Röthel aussieht. Dieses, stark sauer reagirende Aschensalz ist in hohem Grade geeignet, den Gyps zu ersetzen. 4. Braunkohlenasche wurde behufs ihrer Analyse aus Braunkohlen des Aussig -Teplitzer Beckens dargestellt. 5. Seifensieder -Ausschlag stellte eine ziemlich trockne feinpulverige Masse von gräulichem Ansehen dar. Eeaction alkalisch, Fettgehalt 0,67 Proc. Es scheint hauptsächlich Holzasche als Laugenmaterial gedient zu haben. 6. Düngegyps von Aussig, Abfall der chemischen Fabrik in Aussig. Den Analysen lagen Auszüge mittelst heisser Salzsäure zu Grunde. Elbe- schlamm und Strassenabraum wurden wiederholt mit kochender Säure behandelt. Die procentische Zusammensetzung dieser Beidüuger ist folgende: ■n,,u„ c* Kohlen- Braun- Seifen- tv« » J»^'n, ^*'rfr' as<='>e von kohlen- sieder- »„"»Se- schlamm koth Meronitz asche Ausschlag ^^P« Eisenoxyd 5,05 5,16 26,02 ) ^^^g 1,33 \ 353 Thonerde 8,01 13,97 12,91 I ' 2,69 / ' Kalkerde 1,09 2,70 2,90 4,12 30,59 47,69 Bittererde 0,81 0,11 0,46 0,58 0,22 1,65 Kali 0,66 0,59 0,08 1,88 1,05 0,22 Natron , 0,09 0,64 0,12 0,67 1,40 1,15 Chlor — 0,27 — — 0,92 0,27 Schwefel — — — — — 1,19 Kohlensäure 0,74 0,71 — 0,35 22,58 6,50 Schwefelsäure 0,09 0,07 40,07 8,11 0,77 25,80 Phosphorsäure Spuren 0,02 0,21 0,16 0,67 ~ Kieselsäure 0,35 0,24 1,07 0,13 0,36 0,21 UnlösUches (in Salzsäure) . 79,14 73,71 8,14 40,11 33,52 3,48 Gesammt- Glühverlust . . 7,83 11,90 — — 7,39 8,10 Organisches im Auszug 3,96 1,86 — — 4,11 — Stickstoff 0,26 0,24 _ _ — — Zeolithische Kieselsäure . 13,56 19,22 -- — — — Extraktmenge .... 16,54 24,24 82,77 59,89 62,22 88,00 Düngeranalysen. 403 K Vogt untersuchte einen als Wiesendünger benutzten basalti- Basaltischer sehen Chausseestaub*) — Der Steinschlag, welcher dieses untersuchte chaussee- Material lieferte, ist ein Anamesit und war im November des vorhergehenden Jahres aufgebracht worden. Die durch den Strassenverkehr gebildete Staub- masse wurde im Februar darauf auf Haufen gekratzt. Von einem solchen war die Probe im März genommen worden. Die abgesiebte Feinerde wurde mittelst eines Siebes gewonnen , welches 225 Oeffnungen auf den Quadrat- Centimeter enthielt. Die Analyse ergab folgende Zusammensetzung: Flu- die ursprüngüche Masse Für die Feiuerde**) Wasser .... 8,14 Proc. — Grobkörnige Erde 32,70 » (mcl. 1,35 Proc. flucht. Substanz) — Feinerde ... 59,16 » — Flüchtige Substanz . . . 3,45 — In Wasser lösHch**') . . 0,18 0,32 Kieselsäure 29,07 52,09 Thonerde 5,07 9,09 Kalkerde 4,25 7,62 Magnesia 1,60 2,87 KaU 1,00 1,80 Natron 1,69 3,03 Eisenoxydoxydul .... 12,24 21,93 Gyps 0,62 1,11 Phosphorsäure 0,08 0,14 Stickstofl'. . . . 0,059 Die Aufschliessung des Materials geschah mit kohlensaurem Kali -Natron einerseits und mit Flusssäure andererseits. Von Interesse wäre es gewesen, das rohe unverwitterte Gestein und die durch mechanische und meteorische Einflüsse gebildete Feinerde vergleichend auf ilir Verhalten gegen coucentrirte und verdünnte Säuren zu prüfen. F. Stohmann untersuchte Braunkohlenaschef), die zum Zweck derAnaiys e von Analyse besonders im Laboratorium dargestellt worden war und deren Zu- ßra^nkoh- sammensetzung ein Bild von der Beschaffenheit der Aschen giebt, welche die Braunkohlen der Halle'schen Gegend liefern. Sie enthielt: Kohlensauren, schwefelsauren Kalk nebst Schwefelcalcium 45,40 Proc. ff) Eisenoxyd und Thonerde 10,36 » Phosphorsäuro 0,22 » Kaü 0,27 » Natron " 0,27 » Sand und Thon • 43,48 » tt) Darin Kalk . . . 21,02 Proc. *) Ztschr. des landw. Central -Vcrems f. d. Reg.-Bez. Kassel 1868. S. 257. **) Abzüglich der organischen Substanz. ***) Was durch Behandebi mit dem 1 Sfachen Gewicht Wassers während 20 Stun- den löslich wurde t) Ztschi-. d. landw. Centr.-Vcr. d. Prov. Sachsen 1868. S. 55. 26* 404 Dttngeranalysen. Kalksorten Sachsens. Gr. Wunder lieferte Analysen der verschiedenen Kalksorten Sach- se n's*) — Die in nachfolgender Zusammenstellung der Resultate für ge- brannten Kalk gegebenen Zahlen sind aus der Zusammensetzung des unge- brannten Kalks berechnet: Roher Kalk. Gebrannter Kalk. 1 Scheffel klarer Kalk Kalk Magnesia Kohlen- säure Kalk (rund) Magnesia (rund) wiegt enthält Kalk Magnesia Proc. Proc. Proc. Proc. Proc. Pfd. Pfd. Pfd. Urkalke I. Qual. . Oberwiesenthal . . Miltitz Fürstenberg . . . Oberscheibe . . . 55,5 55,6 54,0 54,0 0,7 0,3 1,3 1,6 43,3 42,9 43,0 42,6 96 97 95 94 1 0,5 2 3 210 273 200 250 2 4 Urkalke IL Qual. Kaltofen .... Crottendorf . . . 49,3 49,3 5,3 5,0 43,4 43 87 86,5 9 8,5 252 220 210 194 18 16 Zechstein - Dolomit, Pulsitz, gute Qual. Clanscbwitz, gerin- gere Qual. . . 29,4 2S,l 20,3 IS 45 42 53,5 48,4 37 31 190 100 71 Pläner-Kalk. Weinböhla . . . 42,9 0,9 34,5 65,5 1,3 — — — Analysen von Dürrenberger Düngesalz und Düngegyps. Von Düngesalz und Dünge- ^ Stö ckhar d t **). gyps aus ' Dttrrenberg. Düngesalz. Chlornatrium (Kochsalz) . . ChlorkaUum Chlormagnesium Schwefelsaurer Kalk (Hydrat) Schwefelsaure Magnesia . . Kohlensaurer Kalk .... Andere unlösliche Mineralstoffe ünlö suche organische Stoffe . Wasser 77,22 Proc. 0,98 » 0,48 » 8,53 » 0,52 » 0,94 » 4,08 » 2,13 » 5,12 » 100,00 Proc. Düngegyps. Schwefelsam-er Kalk (Hydrat) (Gyps) . . 87,67 Proc. Kohlensaurer Kalk 1,32 » Kochsalz und Thonerdeverbindungen mit kleinen Mengen von Talkerde, Kali etc. 4,84 » Unlösüche erdige Substanzen 2,09 » Wasser 4,08 » 100,00 Proc. *) Chem. Ackersmann 1868. S. 111. **) Ebendaselbst 1869. S. 59. Düngeranalysen. 405 A. Frank empfiehlt die Anwendung der Kalidüngemittel Kalidünger zum Einstreuen in die Ställe*) und hebt die Vortheile dieser Ver- ^is ueber- . . streu des wendungsweise m Folgendem hervor; Stallmistes. 1. Die in den Kalisalzen enthaltene schwefelsaure Magnesia bindet nicht nur das Ammoniak des Düngers besser und rascher als der Gyps, sondern sie bindet auch die Phosi^horsäure unter Bildung von i^hosphorsaurer Ammo- niak-Magnesia. Bei dem hohen Preise des Stickstoffs in den käuflichen Düngemitteln ist diese Eigenschaft der schwefelsauren Magnesia von hoher Wichtigkeit. 2. Der Dünger erhitzt sich nach Einstreuen mit Kalisalz nicht und hält sich auf der Düngerstätte feuchter, als bei gewöhnlicher Behandlung. 3. Das mühsame Ausstreuen des Salzes auf dem Acker wird erspart und eine weit vollständigere Vertheilung desselben bewirkt, als solche selbst durch die vollkommensten Ackergeräthe möglich ist. Da sich das Kali auflöst, so durch- zieht es das ganze Stroh und wird dann beim Einpflügen des Mistes aufs gleichmässigste durch den Boden vertheilt; man ist also hierdurch im Stande, die Vortheile der Mistdüngung mit der Anwendung concentrirter Dünger zu vereinen, während man zugleich die Wirkung beider erhöht. — Der Verf. empfiehlt zu dem Zweck des Einstreuens die billigeren, schwefelsaure Magnesia enthaltenden Kalidünger: rohes schwefelsaures Kali und rohe schwefelsaure Kalimagnesia und giebt als passendes Quantum ^2 — ^/3 Pfd. pr. Stück Gross- vieh an. Unsererseits können wir nur diese Anwendung der Kalisalze, da, wo deren Anwendung überhaupt angezeigt ist, empfehlen. Sicher werden die Nachtheile, die Sich beim Düngen mit KaHsalzen bisweilen zeigen, vermieden werden. Wir erwähnen endlich noch folgende hierher gehörige Mittheilungen: Ueber fixe und bewegliche Senkgruben, Kanäle und die Verwerthung der in selben angesammelten Stofi"e. i) Ueber die Entfei'nmig und Verwerthung der Düngstoffe in den Städten, von E. Reichardt. 2) Ueber die Aufsammlung der menschlichen Exci-emente in den Städten und die Nutzbarmachung durch die Landwirthschaft, von A. Müller. 3) Ueber Reinigung und laudwirthschafthche Nutzbarmachung des Kanalwassers, von A. Stöckhardt. 4) Untersuchungen über die Wirkung des Sü ver n' sehen Desinfectionsmittels von 0. Hausmann. 5) *)Ztschr. d. V. f Rübenzucker -Industrie 1868. S. 645. 1) Wiener landw. Ztg. 1868. S. 54. 2) Polytechnisches Journal von Dingler. Bd. 188. S. 144. 3) Die landw. Versuchsstation 1868. S. 143. *) Der chemische Ackersmann 1869. S. 170. 5) Archiv für pathologische Anatomie 1669. S. 339 AQC Düngeranalysen. Der gegenwärtige Stand der Kanalisirungs- und Abfuhrfrage. 6) Benutzung der städtischen Abfallflüssigkeiten zur Berieselung von Grasland. 7) Der Dünger in dem fliessenden Wasser unserer Quellen, Bäche und Flüsse von L. Vincent. 8) Empfiehlt es sich für die landwirthschaftlichen Verhältnisse der Prov. Hanover, sämmtlichen nothwendigen Dünger einer Wirthschaft durch Viehhaltung zu be- schaffen, oder ist es vortheilhafter , nur einen Thcil des nothwendigen Düngers durch Stallmist zu decken und den fehlenden Rest durch käufliche Düngemittel zu ersetzen? Von G. Drechsler. 9) lieber Benutzung der Moorerde als Düngemittel, von E. Peters. lO) Ueher Compostirung des Stalldüngers, von v. Häseler. n) lieber Samendimgung, von Ed. Peters.i2) Die Ville'sche Dünger- Methode. ^3) Ueber Waldstreu, von E. Wolff.i4) Zur Knochenmehldüngung, von W. Cohn. is) Das rohe gestampfte, das aufgeschlossene und das gedämpfte Knochenmehl von Stirm.i6) Das Aufschliessen der Phosphate, von E. Peters.i^) lieber Superphosphate. i"b) Der billigste Ankauf des phosphorsaureu Kalks, is) Ueber Phosphate, von Fr. Hulwa.is Ueber Vorkommen u. die Benutzung der Lahn-Phosphorite, v. Ch. Graham.20) Einiges über Superphosphate und die Benutzung der Phosphorite von der Lahn zur Compostbereitung, von C. Karmro dt,2i) Welche Verbindungen der Phosphorsäure eignen sich zur Düngung unserer Kulturgewächse, insbesondere, in welcher Form empfiehlt sich die Düngung mit Nassauer Phosphoriten? von H. Schulze. 22) Koprolithen in Frankreich. 23) 6) Wochenblatt der Aimal. der Landw. in Preussen 1869. S. 171. ^) Der chemische Ackersmann 1868. S. 233. 8) Wochenblatt der Annal. der Landw. in Preussen 1868. S. 75. 87. 9) Journal für Landwirthschaft. Göttingen 1868. S. 2!^. 10) Der Landwirth. 1868. S. 131 u. 141. n) Ztsch. des landw. Centr.-V. für die Prov. Sachsen 1868. S, 201. 12) Der Landw. 1868. S. 307. 13) Wochenblatt der Aunal. der Landw. in Preussen 1868. S. 391. 14) Württemb. laud- und forstw. Wochenblatt 1869. S. 303. 15) Wochenblatt der Annal. der Landw. in Preussen 1868. S. 456. 16) Württemb. land- und forstw. Wochenblatt 1869. S. 35. 17) Der Landwirth 1869. No. 39. 17b) Bad. Land. Wochenblatt 18G8. S. 53. 18) Nassauisches land- imd forstw. Wochenblatt 1869. No. 22. 19) Der Landwirth 1869. S. 411 u. 421. 20) Ztsch. des landw. Centr.-V. für die Rheinprovinz 1869. No. 8. 21) Ebendaselbst No. 1 u. 2. 22) Mittheil, des braunschweig. land- und forstw. Vereins Bd. 37. S. 251. 2'J) Der chemische Ackersmann 1869. S. 194. Rückblick. 407 Des engrais ruineranx et specialement des sels de potasse; par Fred. Jacque- mart.sJ) Le Sulfate d'aramoniaqiie, par Alfr. Dubouy. 25) üeber Norwegischen rischgiiano.26) lieber die Düngung mit Kalk, von G. Holzner.2T) An die Spitze dieses Kapitels stellten wir eine Arbeit von Jac. Breiten- Rückblick, lohner über die Aufsaugungsfähigkeit verschiedener Streumaterialien für Jauche, aus welcher hervorgeht, dass diese Fähigkeit namenthch dem Torf und der Laub- streu in hohem Grade eigen ist, während dieselbe bei der Nadelstreu unter den angewandten Materialien am geringsten ist. Das in der Landwirthschaft am meisten als Einstreumittel verwendete Roggensti'oh steht hinsichtlich dieser Eigenschaft dem Torfe und der Laubstreu bedeutend nach, der Nadelstreu aber bedeutend voraus, so dass es in der Aufsaugungsfähigkeits-Scala etwa in der Mitte steht. Dem Torfe und der Erde kommt übrigens ausser der Fähigkeit der Aufsaugung auch noch die der Absorption für Bestandtheile der Jauche zu. Für die Gegenden, denen Torf für den fraglichen Zweck zu Gebote steht, ist dessen Anwendung angelegentlichst zu empfehlen. — Von J. Nessler liegt eine Arbeit vor, welche nachweist, dass die Jauche durch das Gefrieren an ihrem Gehalt an Ammoniak nicht verliert ; sie widerlogt die mancherorts bei Landwirthen vorkommende Ansicht, dass die Jauche beim Gefrieren an Wirksamkeit verliert. Die Gefahr eines Ver- lustes liegt nicht im Gefrieren, sondern in falscher Behandlung gefrorener Jauche. Der nicht gefrorene Thcil der Jauche ist beträchtlich reicher an werthvollen Be- standtheilen , als der gefrorene; ersterer muss deshalb vorzugsweise vor Weg- schwemmen durch Regen geschützt werden, — Die Analyse des Gruben -Inhalts aus der Stadt Karlsruhe von J. Nessler und A. Mayer giebt einen ungefähren Anhalt über die Zusammensetzung der menschlichen Excremente in den Städten in demjenigen Zustande, wie sie zur Ausfuhr zu gelangen pflegen; man ersieht aus derselben, dass fast aller Stickstoff in Ammoniak übergegangen war und sich etwa zur Hälfte verflüchtigt hatte. — J, Nessler beschäftigte sich auch mit der Ein- wirkung gebrannten Kalk's auf menschliche Excremente und fand, dass diese eine Zersetzung des stickstoffhaltigen organischen Verbindungen einschliesst. Mit der Behandlung memschlicher Excremente nach Mosselmann muss demnach ein nicht unwesentlicher Verlust an Ammoniak verbunden sein. Payen fand bekannt- lich zwar, dass man frischen Harn nach einem Zusätze von 10 Proc. Kalkhydrat ohne bedeutenden Verlust an Stickstoff durch Eindampfen concentriren könne ; die Verhältnisse scheinen sich aber nach N e s s 1 e r' s Versuchen beim Stehenbleiben des Harn -Kalkgemisches anders zu gestalten. — H. Grouven prüfte vergleichend das zu Asnieres bei Paris versuchsweise eingeführte und das Süveru'sche Verfahren zur Desinfection von Kloakenwasser,- Das erstere besteht im Wesentlichen in der Zumischung von schwefelsaurer Thonerde, also einer sauren Masse, während be- 24) Journal d'Agric. prat. 1868. I. S. 234. 25) Ebendaselbst 1869. U. S. 847. 26) Der chemische Ackersmann 1869 S. 43. 27) Ebendaselbst 1863 S. 61. 408 Rückblick. kauiitlich die S ü v e r n ' sehe Masse*) alkalischer Natur ist. In der Wirkung auf mit mensch sichen Escrementen versehenes Wasser blieh uach in Rede stehender Prüfung Grouven's die saure Masse hinter der alkalischen Masse beträchtlich zurück, indem sie nur ca. 50 Proc. der ursiirünglichen Trockensubstanz und 30 Proc. des ursprünglichen Stickstoffs ausschied, während die Süvern'sche Masse circa 80 Proc, bezw. 40 Proc. in den Niederschlag brachte. Mit Recht stellt Grouven es als ein Fehler der Masse hin, dass sie, indem ihre Schwefelsäure in das desinficirte Wasser übergeht, Veranlassung zur Bildung von Schwefelwasserstoff geben muss. — Da es sich vielerorts darum handeln wird, die Düngstoffe nicht mit solchen Mengen Wasser zu verdünnen, wie für die Desinfection von Excrementen nach Süvern'scher Methode vorausgesetzt wird, so prüfte J. Nessler auf Veranlassung des Grossherzogl. Bad. Handelsministeriums das Süvern'sche Verfahren der Des- infection bei unverdünntem Abtrittsdünger. Es ergab sich, dass Abtrittsgruben mit der Süvern' sehen Masse weder auf längere, noch auf kürzere Zeit desinficü-t werden können, dass aber auch nach einer Verdünnung der Excremente mit der 10 fachen, ja 40 fachen Menge Wassers die Desinfection eine nicht andauernde und unvollkommene war. Dabei ist daran zu erinnern, dass der Einfluss der oxy- direndeu Luft auf das desinficirte Wasser fehlte. Die städtischen Behörden Berlins schenkten ebenfalls der Frage der Desinfection von Kloakeuwasser ihre Aufmerk- samkeit mid Hessen das Süvern'sche Verfahren, so wie das Lenk'sche, welches wie das zu Asuieres angewandte in der Zuführung von schwefelsaurer Thonerde besteht, unter Zuziehung von R. Virchow und A. Müller praktisch und wissen- schaftlich prüfen. Die Berichte über die Erfolge dieser Prüfung sind zur Zeit lückenhaft und beschränkten sich auf die Mittheilung Virchow 's, dass die in dem nicht gereinigten Kanalwasser in grosser Menge enthalten gewesenen Organis- men nach dem Behandeln mit der Süvern' sehen Masse gänzlich verschwunden seien. Die dabei gestellten, die Agrikulturchemie und die Landwirthschaft interes- sirenden Fragen sehen noch ihrer Beantwortung entgegen. — Wir brachten noch die Mittheilung von einem Verfahren zur Desinfection von Kloakenwasser und Bereitung eines Düngers daraus, welches in England Sillar und Wigner patentüi, ist und sich im Wesentlichen auf die Zumischung von Knochenkohle, Blut, Thon und auch Alaun und Austrocknen der Niederschläge beschränkt. — Lieruur's Methode der Kloakenreinigung mittelst Luftpumpe, deren wir ferner gedachten, ist als eine wesentliche Neuerung und als ein wesentlicher Fortschritt in der Frage der Entledigung der Städte von menschlichen Excrementen zu begrüssen. Sie seheint eine grosse Zukimft für sich zu haben und — wenn eine alsbaldige Verwendung oder zweckmässige Verarbeitung der frischen Excremente damit verbimden wird, — die Anforderungen der Städte sowohl, als die der Volks- und Landwirthschaft in gleich vollkommener Weise erfüllen zu können. — Ad. Renard ermittelte den Verlust von Stickstoff, den die Substanz der Zuckerrübe bei deren Verarbeitung zu Zucker erleidet und giebt diesen Verlust pro Liter Saft auf 0,539 Grm. an. — J. Nessler lieferte eine Untersuchung über den Gehalt des Waldlaubes an Asche, organischer Substanz und Stickstoff frisch nach dem Abfall und nach längerem Liegen desselben und constatirte eine relative Bereicherung der organischen Sub- stanz des Laubes an Stickstoff, wenn die Zersetzung unter beschränktem Luftzutritt stattlindet. Wie bei der Bildung des Torfes zerfallen also bei derartiger Zersetzung *) Jahresbericht 1867. S. 171. Rückblick. ^QO, des Waldlaubes die organischen Bestandtheile in ungleichem Grade ; die stickstoif- freien leichter als die stickstoffhaltigen (wahrscheinlich wenn und weil letztere mit Gerbsäui-e verbunden sind). Die Frage, ob eine Verminderung des absoluten Stick- stoffgehaltes des Laubes bei dieser Art der Zersetzung stattfindet, blieb unerledigt. — Auch die Zersetzbarkeit stickstoffhaltiger Düngematerialien für sich und unter Einwirkung von Kalk oder Schwefelsäure studirte J. Nessler. Wir entnehmen der Arbeit, dass bei beschränktem Luftzutritt unter rohem und gedämpftem Leder, dito Knochenmehl und Wollstaub nur das gedämpfte Knochenmehl sich in erheb- licher Weise rasch zersetzt, dass weder Kalk noch Schwefelsäure die Zersetzung im Allgemeinen befördert. - G. Brigel setzte diese Versuche fort unter Hinzuziehung von Torf und unter Einwirkung von Asche und Aetzkalk, aus denen hervorgeht, dass Torf und die darin enthaltenen stickstoffhaltigen Stoffe sich schneller zersetzen, als rohes grobes Knochenmehl. Wolle und rohes und gedämpftes Leder, was darauf hinweist, dass dem Stickstoff des Torfes ein grösserer Dünger- und Geldwerth bei- zulegen ist, als dem der genannten Materialien. Gedämpftes Knochenmehl übertrifft den Torf noch an Zersetzbarkeit. Kalk und Asche befördern die Zersetzung der fraglichen Stoffe nicht, durch Kalk findet sogar eine Verzögerung derselben statt, — Boucherie gab ein Verfahren zur Bereitung eines Düngers aus Thierresten aller Art an, welches in der Auflösung dieser Reste in heisser Salzsäure und nach- heriges Binden der freien Salzsäure durch basisch phosphorsauren Kalk besteht. — Wie wichtig die Verwendung von Torf als Düngemittel sein muss, geht aus einer Zusammenstellung von Analysen badischer Torfe hervor, welche J. Nessler gab. Dieselbe weist einen bis zu 3,4 Proc. steigenden Gehalt an Stickstoff nach. Da wir aus Eingangs erwähnten Imbibitionsversuchen die grosse Aufsaugungsfähig- keit des Torfes kennen gelernt haben, so dürfte die Anwendung des Torfes als Streumaterial die zweckmässigste sein. — Durch eine Analyse J. Fittbogens ist der Düngerwerth festgestellt worden, den der Wasserpest zukommt, welche sich in den Flüssen mid Kanälen des norddeutschen Flachlandes durch bedeutende Wuche- rung und Ausdehung für Schifffahrt und Flösserei unbequem macht. Mit Stallmist verglichen ist die Pflanze ärmer an Phosphorsäure und Kali, aber bedeutend reicher au Kalk und Magnesia. — Eine Analyse der Asche dieser Pflanze von E. Siermann giebt fehlerhafter Weise keinen Phosphorsäuregehalt derselben an. — Laverriere machte auf die grossen Ansammlungen von Varech westlich von den Azoren auf- merksam und forderte zur Sammlung und Verwendimg desselben als Dünger auf — W. Chris tiani berichtete über einen interessanten Fund, nämlich über eine bedeutende Anhäufung von Mist unserer landwirthschaftlichen Hausthiere, welche aus dem vorvorigen Jahrhunderte stammt. Dieselbe findet sich in dem Dorfe Klein- Bamim im Niederoderbruche, ist nur mit 1/2 bis 2 Fuss Erde bedeckt, hat eine Aus- dehnung von 1 preuss. Morgen und eine Mächtigkeit von 8—10 Fuss, BedauerUcher- weise fehlt eine chemische Untersuchung dieses interessanten Fundes. — Die Ana- lyse des Guano's von Mexillones (Bolivia) von A. Bobierre lässt denselben als einen ausgewaschenen Vogelmist erkennen, der in seinen besseren Schichten 50 bis 70 Proc. basisch phosphorsauren Kalk und wenig stickstoffhaltige organische Substanz enthält, in seinen schlechteren Schichten dagegen stark mit Gyps, Thonerde und Kochsalz verunreinigt ist. Er zeichnet sich durch reichliches Vorkommen von wasserhaltiger basisch phosphorsaurer Magnesia in krystallinischem Haufwerk aus, — üeber Fimde mineralischer Phosphate ist von A. Voelcker berichtet worden, der die Phosphorite von Cromgynen (Wales?) untersuchte Das leicht zugängliche 4]0 Rückblick. Lager ist durch eine metallfahrencle Schicht in 2 Theile gethcilt , wovon das eine Lager ein Gestein mit 10 — 35 Proc. basisch phosphorsaurem Kalk, der andere in seiner oberen Schicht ein an Kalkcarbonat (bis zu 21 Proc), in seiner unteren ein an Kalkphosphat (bis zu 64 Proc.) reiches Gestein enthält. — W. Wicke gab Erläuterungen über die Entstehung des nassauischen Phosphorits, aus denen wir entnehmen, dass man das Muttergestein für die Bildung des Phosphorits in dessen Nähe zu suchen hat. Als das Muttergestein ist der als Hangendes auftretende Schalstein anzusehen, der bei den Phosphoritlagern in meist stark zersetztem Zu- stande vorkommt und in seiner ursprünglichen Form mehr oder weniger phoshpor- sauren Kalk enthält. In dem überlagernden humusreichen Boden mit Kohlensäure geschwängertes Wasser, veranlasste bei seinem Durchsickern die Zersetzung des Schalsteines und laugte die den Phosphorit constituirendeu Bestandtheile aus dem Scha]steiue aus, um sie in tieferen Schichten wieder abzusetzen. — Eine Analyse vom Staffelit lieferte C. Karmrodt, welche bezüglich des Phosphorsäuregehalts übereinstimmt, bezüglich des Fluor- und Wassergehalts nicht übereinstimmt mit den Analj-seu von Fresenius. Siehe vorigen Jahresbericht S. 186. — Ueber die Auflöslichkeit phosphorsäurehaltiger Materialien, natürlicher und künstlich darge- stellter Phosphate, Phosphorite, mineralischen wie organischen Ursprungs, hegen von 5 verschiedenen Seiten veröffentlichte Untersuchungen vor. Den Versuchen von A. Voelcker 'entnehmen wir Folgendes: Reines Kalkphosphat ist in frisch ge- fälltem Zustande löshcher in Wasser, als wenn es erst getrocknet oder geglüht wurde. Seine Löslichkeit, so wie die anderer Phosphate ist grösser in Wasser, welches Ammonsalze enthält, aber nicht grösser in Wasser, welches Kochsalz oder Natronsalpeter enthält (entgegen den Resultaten der Versuche anderer Forscher). Die erdigen Phosphate der Guano's (Phosphate organischen Ursprungs) sind vermöge der sie begleitenden organischen Substanzen und Ammonsalze beträchtlich löshch in Wasser. Die minerahschen Phosphate und Knocheuasche sind so gut wie unlöslich in Wasser und haben unaufgeschlossen keinen Werth für die Landwirthschaft. Poröse und schwammige Knochen, geben ein ungleich löslicheres und wirksameres Mehl als harte Knochen. Frische, fetthaltige Knochen sind schwerer zersetzbar, als entfettete. Die in Fäulniss begriffene organische Substanz der Knochen begünstigt die Löslichkeit der Knochen - Kalkphosjihate. Nach Nessler's Versuchen verhält sich gefällter basisch phosphorsaurer Kalk löshcher in kohlensäurehaltigem Wasser wenn er geglüht, als wenn er noch feucht oder getrocknet war, ein Resultat, welches allen bisherigen Versuchen widerspricht. Das Unlöshchwerden der Phosphorsäure im Boden, selbst im Kalkboden, .findet nur langsam statt, so dass eine Verbreitung der gelösten Phosphorsäure des Superphosphats im Boden angenommen werden darf. Krocker operirte mit verdünnter Essigsäure (12,5 Proc.) und fand die Löslichkeit des gefällten basisch phosphorsauren Kalks 27 Mal, die des Kalkphosphats im Knochenmehl 18,6 Mal grösser als die des Kalkphosphats in mineralischen Phos- phaten. H. und E. Albert, die ebenfalls mit verdünnter Essigsäure operirten, kamen zu denselben Sätzen, die Voelcker bezüglich der Löslichkeit der verschiedenen Phosphate in Wasser aufstellte. Sie halten die Löslichkeit der Lahnphosphorite für gross genug, dass sie die directe Anwendung derselben als Düngemittel glauben befürworten zu können. Dietrich und König operirten mit kohlensäurehaltigem, in einer zweiten Reihe mit essigsäurehaltigem Wasser (10 Proc. Essigsäure). Die Ergebnisse stimmen mit denen, welche die vorhergehenden Versuche heferten über- ein. Die dem Vesuch mitunterzogenen neutralen (2 basisch) phosphorsauren Kalke Rückblick. 4IJ zeichneten sich durch eine beträchtlich grössere Löslichkeit vor den Kalkphosphaten des Knochenmehls, des Bakerguanos und der Mineralphosphate aus; namentlich trat diese Eigenschaft bei der Behandlung mit kohlensäurehaltigem Wasser zu Tage. Es ist diesem neutralen phosphorsauren Kalk also entschieden ein höherer Werth beizulegen, als den übrigen Kalkphosphaten. — Das Stassfurther Kahsalzlager steht nicht mehr vereinzelt da. In Kalucz, einer grösseren Sahne Galliziens, wurde durch Benedict Mar guliks Kalisalz in bedeutender Mächtigkeit entdeckt imd auch in Wieliczka ist solches wie Breit enlohner berichtet, gefunden worden. — Veit er will die Wirkung des Kochsalzes als Düngemittel durch dessen im Boden unter Mithülfe von stickstofiTialtiger organischer Substanz und Kalkcarbonat erfolgende ümwandlimg in salpetersaures Natron erklären. Wir hoben die Schwäche seiuer experimentellen Beweisführung hervor. — Peligot tritt der Veit er 'sehen Ansicht entgegen und zeigte durch einen darauf gerichteten Versuch, freiHch nicht durch eine mustergiltige Methode, das Kochsalz im Gegentheil die Bildung der Salzsäure im Boden wesentlich verhindert. In dem zweiten Abschnitte dieses Kapitels »Düngeranalysen«, brachten wir zunächst die Analyse eines nach dem Lenk 'sehen Desinfectionsverfahren aus Tottenhammer Kloakenwasser erhaltenen Schlammabsatz, ausgeführt vonA. Voel- ker. Dieselbe zeigt, dass dem Düngerabsatz durch die Lenk 'sehe Masse kein Ballast in beträchthcher Menge zugeführt wird, dass aber derselbe trotzdem im frischen ungetrockneten Zustande ein kaum nutzbares Material darstellt. — F. Stohmanu untersuchte den nach Süveru 'scher Methode aus Zuckerfabrik- Schmutzwässern dargestellten Schlamm, welche Analysen zeigen, dass unter den werthbestimmenden Bestandtheilen des Schlammes der Kalk, den man erst hinzu- führt, die Hauptmasse des Düngers ausmacht; dass ferner der Düngergewinn die Kosten des Verfahrens wohl nicht zu decken vermag, (die Kostendeckung wurde von anderer Seite behauptet). — Ein wenig günstiges ürtheil lässt sich ebenfalls über nach Mosselmann 'schem Verfahren dargestellte Kalkpoudrette abgeben, wie die Analysen solcher von C. K a r m r o d t bezeugen. — Dagegen sind die Urtheile E. Wolff's, W. Wicke 's und F. Steh mann 's gleich günstig lautend über die Thon-Dietrich'sche Poudrette aus flüssigen und festen Excremcnten. Das Verfah- ren liefert ein durchaus gleichmässiges Fabrikat von hohem Düngerwerthe. Mit der Herstellung dieser Poudrette ist es jedenfalls gelungen, die Anforderung, welche die Nationalökonomie in der Latrinenfrage stellt, zu erfüllen, nämlich: 1. Erhaltung sämmtlicher düngenden Stoffe für die Landwirthschaft und 2. die Verarbeitung in eine Form, in welcher diese Pflanzennahrungsmittel Transportkosten ver- tragen, also einen Markt bekommen können, welcher ihren Verkauf unabhängig von localen Verhältnissen macht und es auch gestattet, sie aufzubewahren bis zu den Zeiten, wo die Landwirthschaft Verwendung für dieselben hat. Haben wir nun in der Li er nur 'sehen Ausfuhr - Methode ein Verfahren kennen gelernt, wel- ches den Bedürfnissen der Städte genügt, indem sie eine vollkommene Aufsaugung der Excremente und eine Entfernung derselben aus der Stadt bevor die Stoffe in Fäulniss übergehen und ohne Beeinträchtigung des Comforts gestattet, so glauben wir in der Verbindung des Liernur'schen Ausfuhr- und des Thon-Dietrich- schen Verarbeitungs-Verfahrens ein System bezeichnen zu können, welches vor Allem eine Berücksichtigung Seitens der Städte und Behörden verdient. — Wir erwähnten fernerhin der Verarbeitung von Seeprodukten zu Dünger an der nordwestlichen französischen Küste, über welche Laureau berichtete. Die benutzten Materiahen 412 Rückblick. sind thierischer und pflanzlicher Abstammung und werden in eine transportfähige Masse gebracht. — J. Breitenlohn er lieferte eine Analyse von Hofdünger, von Compost aus Abfällen einer Zuckerfabrik. — Schlammproben aus Sediraentärgruben der Zuckerfabriken untersuchten J. Breitenlohn er und Th. Becker. Ersterer zeigte auch durch eine Analyse den Werth der Zuckerfabrik -Schmutzwässer, nach- dem dieselben die Sedimentärbassins passirt hatten. Letzterer stellte den geringen Verlust an Stickstoff fest, den Schlammpresslinge der Zuckerfabriken beim Aufbe- bewahren erleiden. A. Völker zeigte durch eine Reihe von Knochen- und Elfenbcinmehl- Ana- lysen, dass auf diesem Gebiete vielfach Betrug verübt wird; namentlich dienen Gyps und vegetabilisches Elfenbein als Verfälschungsmittel. Mehl aus echtem Elfenbein unterscheidet sich seinem chemischen Bestände nach nicht von gutem Knochenmehl. — J. G i r a r d wies im Guano die Gegenwart von einigen Formen Diatomeen nach, die wahrscheinlich an den Fucusarten ihre Wohnstätte hatten, die den Guano liefernden Vögeln zum Nestbau dienten. — C. Karmrodt hat durch die Untersuchung von 46 Proben peruanischen Guano's abermals dargethan, dass der Düngerhandel der Controle der Versuchsstationen und Consumenten dringend bedürftig ist. — Weitere Analysen betrafen: Kalk als Leimsiederei- Abfall, Rück- stände von der Fabrikation des Blutlaugensalzes, Gaswasser, Weinhefe-Rückstände von der Wachholdermussfabrikation (sämmtlich von J. Nessle r) und den Schlamm, der bei der Fabrikation des Traubenzuckers abfällt (E. Muth). — Ferner brachten wir noch die Analysen eines basaltischen Chausseestaubs von K. Vogt, einer Braun- kohlenasche von F. Stohmann, einer Anzahl von Materialien , welche zur Compostbereitung benutzt werden, (Elbeschlamm, Strassenabraum, Kohlenasche etc.) von Jac. Breitenlohner, einiger Kalksorten Sachsen's von G. Wunder und des Dürrenberger Düngesalzes und Düngegypses von A. Stöckhardt. Literatur. Der gegenwärtige Standpunkt der Kloakenfrage. Von Dr. Robert Hoffmann. 1868. Prag bei K. Reichenecker. The Sewage Question by Friede rikCharlesKrepp. 1867 London, Green and Co. The Distribution and Agriculturell Use of Town Sewage by William Hope. London 1S68. Ein Versuch in Asnieres und Kritik der dort seit einem Jahre versuchten Methode zur Reinigung des Pariser Kloakenwassers. Von Dr. Hubert Grouven. Berlin 1868 bei Wiegandt und Hempel. Kanalisation oder Abfuhr? Eine Hygienische Studie. Von Rud. Virchow. Berlin bei Georg Reimer 1869. Schwemmkanäle oder Abfuhr? Eine Frage und Abstimmung von der Versamm- lung deutscher Naturforscher und Aerzte. Von C. Pieper. Dresden 1869. Verlag der Bach'schen Buchhandlung. Die Städtereinigung zur Verhütung der steigenden Verunreinigung des Erd- bodens unserer Wohnorte als wichtigste Aufgabe der Sanitätspolizei. Von Dr. med. Eigenbrodt. Darmstadt und Leipzig bei Ed. Zeruin. 1868. Literatur. 413 Die pneumatisclie Kanalisation beleuchtet mit Rücksicht auf Gesundheitspflege, Land- und Volkswirtlischaft. Von Dr. G. Zehfuss. I. Abth. Frankfurt a. M. 1869 bei Voselli. Das Lier nur 'sehe System. Entfernung und Verwerthung von Abortstoöen, ehe dieselben in Gährung übergegangen sind, zur Beförderung der öffentlichen Ge- sundheit, der Land- und Volkswirthschaft. Von Philipp Laur in. Prag 1869 bei J. G. Calve. Gesundheit und Agrikultur oder die Lösung der Latrinenfrage in gemeinschaft- lichem Interesse von Stadt und Land. Von Friedrich Thon. Kassel und Göttingen bei Georg H. Wigand 1869. Praktische Düngerlehre. Von E. Wolf f. Berlin bei Wiegandt u. Hempel 1868. Praktische Düngerlehre. Von Carl Claus s. Nürnberg bei Ebner 1868. Beiträge zur praktischen Lösung der Düngerfrage von Dr. Max Schulz, Chemnitz bei Ed. Focke 1868. Die Hülfsdünger in ihrer volks- und privatwirthschaftlichen Bedeutung. Eine gekrönte Preisschrift. Von Dr. J. Au. Heidelberg bei Bassermann. Die Kalidüngung in ihren Vortheilen und Gefahren. Von Prof. Dr. K. Birn- baum. Berlin bei Wigandt und Hempel 1869. lieber das Vorkommen von phosphorsaurem Kalk in der Lahn- und Dillgegend. Von C. A. Stein. Beilage zu Band XVI. der Ztschr. für Berg-, Hütten- und Sa- linenwesen m dem preuss. Staate. Mit 3 Tafeba. Berlin b. Ernst und Korn 1868. Düngungs- und Kultur -Versuche. versuche. Kartoffel- Ka r tof f el d üugungs V 6 1* s uc h e im Jahre 1867, von H. Grouven*). düuguDgs- _ Jqj Anschluss an die im vorigen Berichte mitgetheilten Düngungsversuche bei Zuckerrüben theilt der Verf. Versuche mit, welche auf 13 in klimatisch verschiedenen Gegenden gelegenen Wirthschaften, nach völlig gleichem, vom Verf. entworfenen Plane ausgeführt wurden. Die Versuche verfolgen denselben Zweck wie die mitgetheilten Rübendüngungsversuche, nämlich den Zweck: »über den Zusammenhang zwischen Witterung, Boden und Düngung in ihrem Einflüsse auf die Quantität und Qualität der Kartoffel-Ernten« Licht zu bringen. Der Verf. stellte dabei folgende Fragen in den Vordergrund: Welcher von den drei Factoren der Production der Ernten ist der wichtigere? Welcher fällt bei der Gestaltung der Ernte am wenigsten in's Gewicht? Wie beeinflussen sie sich gegenseitig in ihrer Wir- kung? In welchem Zusammenhange erscheinen sie bei den ver- schiedenen Ernten? Lässt sich ein Ernteresultat rationell deuten, wo einer der drei Factoren unberücksichtigt oder unbekannt ge- blieben ist? Dem Zweck gemäss sind die Versuche begleitet von Bodenanalysen und Witterungsbeobachtungen**). Die Parzellen der Versuchsfelder waren paral- lele, 6Fuss breite und 800 Fuss lange (=33V3 aßth.), durch 1 Fuss breite Wege von einander getrennte Bodenstreifen, die sich auf jedem der Versuchs- felder in gleicher Weise aneinander reihten wie in nachstehendem Düngungs- plane : •) Neue laudw. Ztg. 1S6S. S. 12—81. **) Deren Ergebnisse sind Ref nicht zu Gesicht gekommen. Phosphor- saure Kali Pfd. Pfd. — 13,8 — 13,3 5,72*) 1,43 4,67 1,10 3,10 14,5 3,10 14,3 3,10 14,0 Düngongs- und Kultur -Versuche. 415 Düngung für 33^2 nßuthen preuss. Gehalt derselben an Stickstoff Pfd. 1. 111,1 Pfd. Kalisalz I — 2. 49,4 » Kalisalz III — 3. 47,7 » Peru -Guano . 6,48 4. Ungedüngt — 5. 47,7 Pfd. aufgeschlossener Guano 4,96 6. 31,7 » » » +111,1 Pfd. Kalisalz I. 3,30 7. 31,7 » » » + 74,1 » » II. 3,30 8. 31,7 » » » + 49,4 » » ni. 3,30 9. 31,7 » » » + 88,8 rohes Kali- Magnesiasalz 3,30 3,10 14,7 10. Ungedüngt — — — 11. 26,6 Superphosphat -}- 26,6 Pfd. schwefelsaur. Ammoniak 5,56 12. 26,6 » +33,5 » Chilisalpeter .... 5,36 l'ö. 17,8 » + 17,8 » schwefeis. Ammoniak 1 „ 79 + 49,4 » Kalisalz III j ^'^ 14. 55,5 Pfd. Superphosphat +111,1 Pfd. Kalisalz I. . . — 15. 63,5 » Navassa-Superphosphat + 111,1 Pfd. Kalisalz — 16. Ungedüngt — 17. 16,7 Ctr. Rindviehmist | 18. 11,1 » » +88,8 Pfd. roh. Kali-Magnesia- \ , salz . . . 19. 11,1 » » +74,1 » Kalisalz IL . 4,97 4,97 - 3,33 13,4 10,4 7,3 13,8 13,8 ) Die Zusammensetzung der drei Kalisalze war mit folgendem annäherndem Gehalte garantirt: Kahsalz I. KaUsalz II. Kalisalz IQ. Schwefelsaures Kali ... 25 Proc. 30 Proc. Chlorkalium 50 Proc, Schwefelsaure Magnesia . 25 » 30 » 20 » Kochsalz 40 » 30 » 20 » Diversa 10 » 10 » 10 » KaU 12,4 » (13,52) 18,4 » (16,2) 27 »(31,55)**) Die Düngemittel wurden sämmtlich am Tage vor der Knollenlegung breit- würfig ausgestreut. Die Bearbeitung des Bodens im vorhergehenden Herbste war an allen Orten die gleiche, die Bearbeitung im Frühjahr wurde dem Er- messen der einzelnen Wirthschaften überlassen. Die sächsische Zwiebelkar- toffel war die Versuchsflucht und wurde in ganzen, mittelgrossen Knollen gelegt. Jede Parzelle erhielt in 3 Keihen 600 Setzstellen. *) Beim Kohguano gelten die 5,72 Pfd. Phosphorsäure als unlöshch. **) Die eingeklammerten Zahlen sind von uns nach dem Gehalte der Salze an KO.SO3, bezw. KCl aus deren Kahgehalt berechnet. Die Grouven'schen Angaben stimmen nicht; entweder sind die für den Kaligehalt oder die für die betreffenden KaUverbindungen nicht richtig. 416 Düngungs- und Kultur -Versuche. Der Stärkemehlgehalt der geernteten Knollen wurde aus dem specifischen Gewichte derselben abgeleitet und dieses nach der Methode von Fr. Schulze ermittelt. Zu jeder Bestimmung dienten 20 Stück Kartoffeln. Die Gesammt - Resultate *) dieser Versuche, welche sich nur auf die Knollenernte beziehen, sind in nachfolgenden Tabellen enthalten. 1. Erträge der Versuchsfelder ohne Rücksicht auf Düngung. Ort des Versuchs- feldes Geognostischer Charakter des Bodens Uebliche Bezeichnung des Bodens. i- Ol S q;- H2S, bß ^ o rt <^ QJ 0} ;h ^ 3 r— (=i ^ o o i5 bßo a> CS Sj Füsse Ctr. Muschten b. Frank- furt a. d. 0. Schwarz - Costeletz bei Kollin Tost bei Samau, Oberschlesien Saabor b. Grünberg Parey b. Genthin ***) Aderstedt b.Halber- stadt Klanin bei Danzig Benkendorf b. Salz- münde Markleeberg b.Leip- zig Engelsdorf b.Brüblf) (Rheinpreussen) Kriechen b.Liegnitz Alluvial - Gebilde . Zechsteinformation Kalksteinformation Schwemmland, san- dig feink. reich an Trümmern vonFeld- spath, Hornblende, Glimmer Angeschwemmter, zieml. ausgewasche- ner Flusssand . . . ? Diluvium Muschelkalk . . , . Diluvial - Gebilde . . Diluvium d. Rheines Diluvial - Sand . . . In alter Kultur stehender sandiger Lehm Untergr. zieml. steif. Lehm Mergelboden, der nach der Tiefe hin bnmer thouiger wird Milder Lehm mit Kalkstein u. Gerolle im Untergrund Lockere, magere Acker- krume, Untergrund gelb, feiner Kies Sandboden von mindestens 2' Tiefe, mit Lehmunter- lage Bruchboden, 1^' mächtige humose Ackerkrume auf weissem Klei Milder Lehm mit durch- lassendem Untergrund . Leichte, humose wenigbin- dige Ackerkrume .... Bis zu 4' Tiefe gleichmäss. sandiger Lehm Lehmboden bis zu 6—7' Tiefe, dann grober Kies Rein. Sandboden m. flacher humushaltiger Ackerkr. circa 280 129,0 1350 107,6 900**) 103,2 207 95,4 ciixa 100 94,6 — 85,1 50-60 83,0 circa 200 82,2 circa 400 80,6 circa 200 72,9 ? 46,6 *) Wir beschränken uns auf deren Mittheilung. **) Ueber der Ostsee. ***) Kartoffeln pflegen hier nur mittelmässig zu ge- deihen, t) Hier wurde eine andere Kartoffelsorte, eine weisse, verwendet. Düngungs- und Kultur -Versuche. 417 o 2 CO ho W i ä § I 'naqotjg; '¥wa. 3a9q9a{j[a'Bpi •jjopuaipaa; •muisig •^pa^sjapY •jfaj'Bj UOq'B'Bg ■;sox •z^ap^soQ •U8:jqosnj\[ -rfOJiOOC/Dasc/DOCO'MCO-fcOO-^tD'T-qcO'M QOr-oococoos^coa5iOGOtocococ— lOoccoco O "M O l^ O -r; c: O »O CO O O O tß O ^r-i^T »o — O >o o Ol CO o r- o urs CD CD ■-= -i: OoF l 'S■lOcO'^?^^X'«x>»o--0(^^OlO-*iO'-fcO'-'r lO— ''-'^0'^|0^ococr)t-co— •lOciJiOt^-^— <-*t^co cocor- — <:cocooo^iDinooco-#c--o-^'^'3 Gl CC »^l t^ -^ -^ CO tD <» CO C/D 03 lO O tjr :T5 O '>1 00 -*coiDcOiOtD-*-*-<*cocj3iOiC)i:ar— -^»-Otcio OO»OOOOiOC0C0O»OOc0OiOOO«3O tOCMt^COt^iO-^-^-^^TJr-LOCOO»— •COOC-fO) tOC-Jirt)0'-;?'#c^r^CT3C^iT3''-:3'M-*'Or-c^'*-f-fM i^coc-iiocoa5«£iQOa:i-^co7fliOc^co-*iniocÄ C^ICO'^CMOOO^'MO^r^CDC^lC.OlOiOOO-- Wj CD -^ CO -^ — ' CO (M O (M ry; r^ O -^ CO C— tD — • lO COeOfMiOfM — 'O^ — iT-liOCO-HOlCOOS-^O^tOCD QCit^>o-*-<#cococo^-<#— I— iiocoo — -^cocr) <:ofMO-^r~--*a5cot- — t^octMOr^oco — — < ccOc^-HtoticO'r-^rMCDc£iiO-*'coOco-^:o >— (CvlC5(I\lfM01CM3virMOJC<10ll>lCMS09 •U8!)qOSTl]\[ •;p8^SJ8pY •uaqoixjj •jaopu93[U8g § bo n Ö &D 13 O ^.? O s=l }-, ,a -t CO CS c^o^in (^o i>^cÄ CS (OD^G^co <^^^c/^ CO c^ o cTc-rc-rco^o cT'-H cTo^^i^-^cro s^ »T^i Ol o o — fM !TM O) CM iM Ol C-) CM fM CM Ol (M >-H »— c CD O lO CO O Oi^ -;;_ r-^ O^ -H -#^ C-^ Ol_ C-^ -^ O^^ CA CM"'#CirvS^C~ CO -^lO CO~CB~f-'t-- «O -^ Ol r- CO lO '-O CS C^ OT O^ -^ CC «C lO lO CS CS lO^ Ol^ Cß_ -^^ Cß^ -* co^ t^ t^ r^ G^0^'>"„^-^^'-t'~~:,^<^'^ t^*" Go" o? cm" Ol" od CO txT es" o7 oP rM~ :o~ lO CS Ol" O r-^ c-^ t-I^H01CN01^^H,-(i— lOlOICMrHr-1-^C^Ol.-I^H lO -^CS CO O CO_— ^M GO CS_CO CS ^CJ^cs ^oi^r^co^ cs"cd"i>-^-^— h"cs C?oi"or— "ofcD^s^c/dcs^--"— 1 CO t— .-H —1 ,—1 Ol Ol -^ Ol Ol Ol Ol Ol Ol -—i — —1 CM Ol -—i CM I>^ M O "^ O CO CS ^ CO O O ^ --^ '^ OO^CO^ '«^ co^ -^ c_<>_^ CMCM01010I010I010101010I01010I010I010I r^cs 1-H o lO O CM^iO CS co^co CO 00 c^r^cq^co ur^ o^^cs ""^i^ -4"-^cs"-rj^-^-^o"ö"cd" Ol Ol Ol Ol Ol Ol CM CM Ol CM Ol Ol CM Ol Ol Ol Ol (M Ol t^-OOCOiOvOiOiOiOr^'^OOlvOO'OCSOr- 1— irt<(3SOKftl>-t~-0»^r-OlvnOC0^3^0101t>-01»rt --" o? es" r^ t--^ if^ r-^ es" lo" r-^ cs^ itT oT r^ lO i--^ es" -^ oT O^ Ol Ol Ol Ol Ol Ol Ol Ol Ol Ol Ol Ol Ol Ol Ol Ol Ol Ol cO'COOiC)c:5 0i-*Oc-ot^coiocsoicsiCOO ++++ o ö ^ ^ ^ ^ e3 « Ä Ä « Ö o m 'X m MM ++ .C3 S G S ?3 CJ _3 t3co I— ioicOTfiocsc»cca50^^oicO">*iiocst^coo> Ph DUngungs- und Kultur-Versuche. 419 Wir vermissen bis jetzt eine Diskussion der Zahlen durch den Verf. — Wenn wir eine Antwort auf die oben gestellten Fragen aus diesen Zahlen herauslesen sollen, so wird sie etwa lauten müssen: Witterung und Boden zusamniengefasst, sind ein viel wichtigerer Faktor der Ernteproduktion als die Düngung, sowohl in Bezug auf Quantität, als auf QuaHtiit. Der Einfluss von Witterung und Boden auf die Ernteproduktion war so gross, dass die Ertragsmenge zwischen 129 Ctr. und 46,6 Ctr. Knollen pro Morgen, die Qualität der Ernte zwischen 26,7 Proc. und 17,4 Proc. Stärkemehl schwankte, Differenzen, wie sie durch die Düngung nicht im Entferntesten erreicht werden. Was die Wirkung des Düngers anbetrifft, so ist eine Vermehrung der Erntemasse zu constatireu ausser in den Fällen (Parz. 1 und 2), wo nur Kalisalze als Düngung verwendet wurden. Ein Einfluss der Düngung auf die Qualität der Knollen ist deutlich bei der Kalidüngung ersichtlich, freilich ein ungünstiger. Nicht nur im Durchschnitt aller Versuchsfelder, sondern fast bei je- dem einzelnen Versuchsfelde ist derselbe nachzuweisen, wir beschränken uns darauf dies für die Durchschnittszahlen zu thun. Es betrug der procentische Stärkemehl- gehalt : a) bei den ungedüngten Parzellen . . . 22,9 22,6 und 22,8 Proc, » Kalisalz 1 19,4) also cii-ca 3 Proc. weniger, » » III 20,3 f als bei unged. b) bei aufgeschlossenem Guano .... 23,0 Proc. » » » + Kalisalz I. 20,5 ^ , • „ e ji TT n/^^. also circa 2,5 Proc. weniger » » » + » II' 20,6 I 11-,-, T- t TTT n, /^ } als bei Guauodungung » » » + » III. 21,0 ^jjg.^ » » » + Kalimagnesia 20,7 > c) bei reiner Mistdüngung . . . 22,8 » Mistdüngung + Kalimagnesia 20,7 1 also circa 2 — 2 V2 Proc. weniger, als » » -j- Kalisalz IL . 20,2 J bei reiner Mistdüngung. Versuche über die Eentabilität und zweckmässige Form der Kaii- Kalidüngung bei Kartoffeln. Von N. B. Winters*) Dieselben wurden "^""^""^ bei auf einem hocli aber nicht günstig belegenen, mittelmässigen Saudboden an- gestellt. Im November 1867 wurde das Land circa 8 "tief rajolt, Anfangs April 1868 stark abgeeggt, Ende April wurde der Dünger flach untergepflügt und dann sofort die Kartoffel (sächsische Zwiebel) gepflanzt. Im Juni wurden die Kartoffeln geeggt und später nach und nach schwach angehäufelt. Die Ernte wurde am 5. October beschafft. Die Witterung war wie überall der Vegetation auf hoch und trocken gelegenen Grundstücken sehr nachtheilig. Von Anfangs Mai bis Mitte August hat es nur an 15 Tagen geregnet, und regelmässig waren es nur einzelne Eegenschauer. Die Feuchtigkeit des Bodens war auf 2V2 Fuss Tiefe beim Legen und Ernten der Kartoffeln circa 14 Proc, Anfangs Juni 9 Proc. und am 1. August 8 Proc. Die Krankheit zeigte sich bereits im Juli am Kraute, aber nur auf den stark gedüngten Parzellen waren die Knollen bedeutend krank. Die Versuche wurden auf Veranlassung Grou- V e n ' s ausgeführt. *) Landw.Wochenbl. für Schleswig -Holstein. 1868. S. 331. 27* 420 DUngimgs- und Kultur -Versuche. Diifereuz zwischen Düngung für die Parzelle von Düngungs- Ernte Mehrertrag den Kosten der Düngung und dem kosten an KnoUen über Geldwerth des 342/5 prss. □ Ruthen, pr Morg. pr. Morg.*) Ungedüngt Mehrertrags**) Thlr. Pfd. Pfd. Tblr. Sgr. 1. 40,5 Pfd. Bakerguano-Superpliosphat mit 19 Proc. lösl. Phospliorsäure . . 6 2280 1220 + 2 4 2. 40,-5 Pfd. do., 30 Pfd. schwefelsaures Kali von 70 Proc. (chlorfrei) . . . . 11 2920 1860 + 1 12 3. 40,5 Pfd. do , 30 Pfd. reiue schwefel- saure Kalimaguesia mit 29 Proc. Kali lO'A 2310 1250 — 2 5 4. ünsedüufft 1125 _ — 5. 40,5 Pfd. Bakerguano-Superphosphat + 30 Pfd Chlorkalium von 90 Proc. 7 2010 950 — - 20 6. 40,5 Pfd do.,+30Pfd Chloniatr. remes 9 2120 1060 - 1 28 7. 40,5 Pfd. do. , + 30 Pfd. reme ent- wässerte schwefelsaure Magnesia . . 9 2010 950 — 2 20 8. 40,5 Pfd. do , + 30 Pfd. rem ent- wässertes Chlormagnesium 12 3040 1980 + 1 6 9. 26 Pfd. do., + 95,8 Pfd. reines schwefelsaures Ammoniak • 12 4270 3210 + 9 12 10. Ungedüngt — 1050 — — 11. 26 Pfd. Bakerguano-Superphosphat + 34,0 Pfd. Chilisalpeter von 95 Proc. 12 4020 2960 + 7 22 12. 26 Pfd. do., + 19,5 Pfd. Kalisalpeter von 95 Proc 12 12 3180 31-20 2120 2060 + 2 + 1 4 13. 49,3 Pfd. aufgeschlossener Peruguano 22 14. 32,9 Pfd. do , + 16,9 Chihsalpeter . . 12 3000 1940 + - 28 15. 2300 Pfd. halbvergohrener Rindvieh- mist ä 100 Pfd. 3 Sgr 12 3410 1005 2350 + 3 20 16. ünffedüngt 17. 23üO Pfd' halbvergohrener ilisi + 17,2 Pfd. schwefeis. Kali v. 70 Proc. j 15 3080 2020 — 1 16 18. 49,3 Pfd. aufgeschlossener Peruguano 4- 17,2 Pfd. schwefelsaures Kali . . . 15 3950 2890 + 4 8 19. 49,3 Pfd. do., 4- 28,7 Pfd. schwefel- saure Magnesia 15 3340 2280 + - 6 20. 70 Pfd fermeutirtes Knochenmehl von Wilhelmsburg 13 2230 1170 — 5 6 Der Versuchsansteller giebt keine weiteren Erläuterungen seiner Ertrags- wägungen ; wir haben, um den Leser die Ergebnisse etwas zu veranschaulichen, die zwei letzteren Eubriken beigefügt. Düngungs- Ueber den Einfluss der Kalisalze auf die Vegetation der yersuche Zuckerrübc, von F. Stohmann***). Die hierauf bezüglichen Düngungs- saizen bei versuche soUeu eine längere Reihe von Jahren fortgesetzt werden; sie sind der Zucker- rübe. *•) Yqq y^g g^yg (jgjj Emteangabeu pro Parzelle durch Multiplikation mit 5 berechnet. **) 100 Pfd. Kartoffeln = Va Thlr. **•) Zeitschr. f Eübonzuckcr- Industrie. 1869. S. 273 und Zeitschr. des landw. Centralvereius f. d. Pr. Sachsen. 1869. S. 137. Däng^ngs- und Kultur -Versuclie. 421 1866 begonnen worden und theilte der Verf. die Ergebnisse der Versuclie in den ersten drei Jahren mit. Sie sollen zur Lösung folgender Fragen einen Beitrag liefern: 1. Ist es möglich, bei einem vollen Ersatz der durch die Ernten dem Boden entzogenen Bestandtheile, tief wurzelnde Pflanzen, speciell Zuckerrüben, entweder jährlich, oder doch in ganz kurzen Zwischenräumen auf einander folgen zu lassen, ohne dass der Boden die unter dem Namen der ßüben- müdigkeit bekannten Eigenschaften annimmt. 2. Bei dem hohen Gehalt der Zuckerrüben an Kali ist es wichtig die Form zu kennen, in welcher dasselbe dem Boden am zweckmässigsten zu geben ist, zu wissen, wie die Wirkung auf Quantität des Ertrages und Qualität der Ernte ausfällt, wenn das Kali in Form von Chlorkalium oder als schwefelsaures Kali gegeben wird. .3. Da das Chlorkalium ebenso wie das schwefelsaure Kali in chemisch reinem Zustande einen zu hohen Handelswerth haben, um sie praktisch ver- wenden zu können, so ist festzustellen, welchen Einfluss die regelmässigen Begleiter der Kalisalze in den Fabrikprodukten, das Kochsalz und die schwefel- saure Magnesia, sowohl für sich, als im Gemisch mit den Kalisalzen auf Quantität und Qualität der Ernte ausüben. 4. Das Chlorkalium wie das schwefelsaure Kali werden, indem sie sich in der Bodenfeuchtigkeit lösen, von den Bestandtheilen der Ackerkrume zer- setzt, wobei das Kali unlöslich wird, während das Chlor und die Schwefelsäure der Kalisalze sich mit anderen Bestandtheilen der Ackerkrume verbinden. Da nun von vielen Seiten angenommen wird, was freilich noch der Bestätigung bedarf, dass die Qualität der Rüben abhängig sei von den im löslichen Zu- stande im Boden vorhandenen Salzen, so ist nachzuweisen, ob der Salzgehalt der Rüben ein anderer werde, wenn die Salze kürzere oder längere Zeit vor der Vegetation der Rüben in den Boden gebracht werden. 5. Frühere Untersuchungen von Stamm er hatten nachgewiesen, dass Zuckerrüben auf demselben Felde und genau unter denselben Verhältnissen gewachsen, nicht unerhebliche Differenzen in der Zusammensetzung ihrer Säfte zeigten. Diese Beobachtung ist weiter zu verfolgen, denn wenn sie sich bestätigt, so muss daraus gefolgert werden, dass die Resultate aller solcher früheren Versuche, bei denen nach den Analysen von wenigen beliebig ge- griffenen Exemplaren Schlüsse auf die Wirkung der zu prüfenden Dünger gezogen wurden, vollständig illusorisch seien, da bei einer geringen Anzahl von Exemplaren der Einfluss des einzelnen Individuums viel zu bedeutend ist, als dass man auch nur annähernd richtige Folgerungen aus solchen Beob- achtungen ableiten könnte. 6. Bei kleinen Parzellen muss sich der Ertrag wesentlich nach der Zahl der zur Entwicklung gelangten Pflanzen-Individuen richten. Bei früheren Ver- suchen ist nach Anzahl der Fehlstellen der Ertrag einer Korrektion unter- worfen und darnach der wahrscheinliche, durch die Düngung hervorgebrachte Ertrag berechnet worden. Dabei ist ausser Acht geblieben, dass die die Fehl- 499 Diingungs- und Kultur-Versuche. stellen umstehenden Pflanzen, weil sie mehr Raum zur Entwicklung fanden, sich üppiger entwickeln und mehr als das Normale an Pflanzensuhstanz pro- duciren mussten. Es ist daher festzustellen , wie weit die Höhe der Erträge parallel geht mit der Zahl der auf einem gegebenen Raum gewachsenen Pflanzen. Die Versuche wurden und werden auf einem Felde von geringer Neigung angestellt. Der Boden ist ein Diluviallehm von sehr feinkörniger gleich- massiger Beschaffenheit, bei dem bis zu einer Tiefe von 2V2 Fuss Humus- beimengungen zu erkennen sind. Der Untergrund unterscheidet sich bis zu einer Tiefe von 6 Fuss nur durch mangelndem Humus von der Ackerkrume. Nur in der nordöstlichen Ecke des Feldes konnte in einer Tiefe von 3 Fuss eine kalkführende Schicht aufgefunden werden. Die Analyse des Bodens (Auszug mit kalter concentrirter Salzsäure nach E. Wolff 's Entwurf) ergab folgendes Resultat: Ackerkrume *) Untergrund**) Glühverlust (organische Substanz und gebundenes Wasser) . . . 3,618 3,667 In Salzsäure löslich 3,542 4,471 Darin Kieselsäure 0,128 0,132 Thonerde . . . 0,764 1,192 Eisenoxyd . . . 2,030 2,317 Manganoxyd . . 0,011 0,049 Kalk 0,262 0,379 Magnesia . . . 0,141 0,176 Kali 0,106 0,116 Natron .... 0,019 0,031 Schwefelsäure . . 0,029 0,026 Phosphorsäure 0,058 0,037 Chlor .... 0,004 0,016 Kohlensäure . . 0,000 0,000 In Salzsäure imlösUch***) . . 92,180 92,122 Darin in Soda lösMche Kieselsäure . . 3,801 4,242 Durch conc. Schwefel- säure zersetzbare Silikate ... 8,429 9,995 Sand 79,950 77,885 Stickstoff 0,074 0,051 Das ganze Feld wird für die Zuckerrübenernte jedesmal pro Morgen mit einer Mischung von 2 Ctr. Bakerguano - Superphosphat und 1 Ctr. aufge- schlossenem Peruguano gedüngt. Ein Theil des Feldes erhält weiter nichts; der andere in Parzellen zerlegte Theil erhielt noch die zu prüfenden Salz- *) Bis zu 1 Fuss Tiefe. **) Von 2 bis 3 Fuss Tiefe, **) Nach Abzug der ungelösten organischen Substanz, Düngnngs- und Kultur -Versuche. 423 düngungen. Ersterer nicht mit Salz gedüngte Tlieil wird als »Ungedüngt« bezeichnet werden. Nach der ermittelten Zusammensetzung der Salze erhielten die einzelnen Parzellen in der Düngung pro Morgen an Kalium, Natrium, Magnesium, Chlor und Schwefelsäure (SO3): Parzelle No. Düngung pro Morgen. I Kalium n der ! Natrium Düngun Magne- sium g Pfimdc Schwefel- säure Chlor 1 500 Pfd. Abraumsalz 48 31 39 39 178 2 80 93 190 » Chlorkalium j » Chlornatrium \ » Bittersalz . . | 36 38 19 65 89 3 62 » Chlornatrium — 23 — 2 35 4 80 y> Chlorkalium 36 4 — — 37 5 93 » schwefelsaures Kali . . 41 1 — 43 — 6 4fi,5 40, » schwefelsaures Kali 1 » ChlorkaUum . . . . J " 38 2 — 21 18 7 23 60 » schwefelsaures Kali 1 » Chlorkalium . . . . j " 37 3 — 11 28 8 93 62 » schwefelsaures Kali 1 » Chlornatrium . . . J " 41 24 — 45 35 9 93 93 » schwefelsaures Kali 1 » Chloruatrium . . . J ' 41 35 — 46 52 10 93 93 190 » schwefelsaures Kali ] » Chlornatrium . . . > . » Bittersalz ( 41 35 19 108 52 Ueber die Einrichtung des Versuchsfeldes ist Folgendes zu merken: Die zehn mit Salz gedüngten, je 22,14 D Ruthen grosse Parzellen liegen in einer Reihe neben einander, sind aber durch 0,2 Ruthen breite Wege von einander getrennt. Zu beiden Seiten der gedüngten Parzellen ist ein 35 Ruthen langer und 1 Ruthe breiter Streifen ungedüngt gelassen (d. h. ohne Salzdüngung). In Folge ist dieses Feld mit A, von den beiden ungedüngten Streifen der östlich von den gedüngten Stück liegende mit a, der westlich davon liegende mit b bezeichnet. Im zweiten Jahre schien es wünschenswerth, das Versuchsfeld um das Doppelte zu vergrössern, um alle Versuche zweimal ausführen zu können. Der westlich neben dem Felde A liegende Acker, der genau zu demselben Versuch bei Kartoffeln gedient hatte, wurde unter Beibehaltung derselben Eintheilung hinzugezogen. Auch dieses Feld, B, hatte zu seinen beiden Seiten je einen Streifen von 1 Ruthe Breite ungedüngt, so dass nun 4 ungedüngte Streifen vorhanden waren, von denen die beiden dem Felde B angehörigen als c und d bezeichnet werden. Im ersten Jahre wurden die beiden langen ungedüngten Streifen in je 10 Parzellen ä 3,5 d Ruthen getheilt. Im zweiten Jahre blieben die 4 Längsstreifen ungetheilt. Im diitten Jahre wurde eine, von da ab unverändert beizubehaltende Abänderung in der Eintheilung vor- 424 Dtingungs- und Kultur- Versuche. genommen, derart, dass von den Streifen a und d je 3 Parzellen von 10 o'ß. abgetheilt und durch Vereinigung der Streifen b und c nochmals 8 Parzellen ä 10 a Ruthen gebildet wurden. Erstes Versuchsjahr 1866, Das Feld (A) hatte zuletzt Hafer getragen und lag als Stoppel seit der Ernte 1865 unbearbeitet. Die Ackerung und das Eggen fanden im März statt; das Düngen und Säen Ende April. Gehackt wurde viermal. Die Vegetation verlief durchaus normal. Die auf 1 preuss. Morgen berechneten Ernteerträge sind in der Weise zusammengestellt, dass die der gedüngten Parzellen in der Mitte stehen, und dass die Erträge der beiderseitig liegenden nicht mit Salz gedüngten Parzellen daneben gestellt sind. Feld A. a. Ungedüngt. Par- zelle Art der Düngung Ertrag b. Ungedüngt. Ertrag in Ctr. No. in Ctr. Ertrag in Ctr. 150,7 5 93 Pfd. schwefelsaures Kali . . 145,8 161,1 150,2 4 80 » Chlorkalium 142,9 156,9 149,2 6 46,5 40 schwefelsaures KaH 1 Chlorkalium . . . . J 143,7 126,0 128,9 7 23 60 » schwefelsaures Chlorkalium . KaU 1 133,9 113,2 119,1 3 62 )) Chlornatrium 131,8 162,0 138,9 8 62 93 » » Chlornatrium . schwefelsaures • • -1 KaU/ • 140,7 130,6 122,3 9 93 93 » » Chlomatrium . schwefelsaures kalij • 132,4 124,7 10 93 » Chlornatrium . • • • 1 151,1 93 190 )> » schwefelsaiu'es Bittersalz . . . KaU[ . 163,8 135,8 2 80 » Chlorkalium . • • •] 162,0 1 93 190 500 » » Chlomatrium . Bittersalz . . . ::: ■ 134,4 143,2 159,6 151,6 Ahraumsalz . ' ' ' ) 144,9 In wie weit die Erträge durch die Zahl der Pflanzen, beziehungsweise die Fehlstellen beeinflusst werden, lehrt ein Vergleich der unmittelbaren vor- stehenden Erträge mit dem Bestände an Pflanzen, der pro Quadrat - Euthe folgender war: Nummer Ungedünj jt (Erträge) Gedüni der Parzelle a. 5 100 107 4 105 110 6 100 108 7 96 (129 Ctr.) 112 3 97 111 8 108 118 9 109 (122 Ctr) 115 10 96 (151 Ctr.) 110 2 108 — 1 98 — Düng^ings- und Kultur -Versuche. 425 Ungedüngt b. 114 112 104 95 117 107 106 98 109 111 Der Verf. fügt hinzu: Es folgt hieraus, dass die Zahl der auf eiuer gegebenen Fläche gewach- senen Pflanzen nur bedingungsweise auf die Höhe der Erträge influirt. Die oben unter 6. gestellte Frage ist daher dahin zu beantworten, dass die Höhe der Erträge nicht parallel geht mit der Zahl der auf dem betreffenden Eaume gewachsenen Pflanzen, dass also eine Korrektion nach was immer für einer Gleichung, für die Fehlstellen nicht zulässig ist. Mit dieser Erkenntniss fällt aber auch jede sichere Beurtheilung des Eesultates zu Boden, denn wenn 20 ganz gleichbehandelte Parzellen Erträge von allen möglichen Grössen geben können, Erträge, die auf diesen 20 Parzellen schwanken von 113 bis 162 Ctr., so müssen wir nothwendiger Weise folgern, dass auch die Erträge der ge- düngten Parzellen (deren Schwankungen der Erträge sich nur in den Grenzen von 132 bis 164 Ctr. bewegen), ebenso wie auf den ungedüngten, von Ein- flüssen beherrscht werden, deren Ursache zu erkennen wir nicht vermögen. Dieselbe Erscheinung finden wir in allen späteren Jahren wieder; sie ist die schlagendste Kritik für die Bedeutung der einjährigen Düngungsversuche auf kleinen Parzellen, sie lehrt uns wie irrig eine Schlussfolgerung aus solchen Versuchen ausfallen kann, welche Nachtheile dadurch herbeigeführt werden können, wenn man auf das zufällige Eesultat die Basis von Rentabilitäts- berechnungen gründet und wie bedeutungslos die aus solchen Versuchen ab- geleitete Reklame für diesen oder jenen Dünger ist. Zur Erörterung der Frage 5 wurden von jeder Parzelle eine möglichst grosse Anzahl Rüben einzeln untersucht und zwar wurden solche Rüben aus- gewählt, die in Bezug auf ihre Grösse möglichst den Durchschnitt der auf dem Felde gewachsenen repräsentirten. Die analytischen Arbeiten umfassen: Be- stimmung des specifischen Gewichts des Saftes, Zuckerbestimmung, Trocken- substanz der Rübe, in letzterer, nach dem Verbrennen, Chlor und an Kohlen- säure gebundenes Alkali. (Sie wurden ausgeführt von Lehde, Baeber, Jablonski). 426 Dfingnngs- and Kultur -Versuche. Von den nngedüngten Parzellen wurden die sich entsprechenden Parzellen a. und b. gemeinschaftlich behandelt. — Die Resultate der Untersuchung jeder einzelnen Rübe mitzutheilen fehlt hier der Raum, wir müssen uns darauf beschränken, die Resultate in gedrängter Uebersicht zu geben. Gedüngte Parzellen. Düngung pro Morgen. c S « Zucker- gehalt. Vol.- Gew.- O Xi ü 1 Kali. to » o III Proc. Proc Proc. Proc. Proc. Proc. Proc. 93 Pfd. schwefeis'. Kali Parzelle IV. 80 Pfd. Chlorkalium Parzeile VI. 46,5 Pfd. schwefeis. Kah 40 » Chlorkalium Parcelle VII 23 Pfd. schwefeis. KaU 60 » ChlorkaUum . Parzelle III. 62 Pfd. Kochsalz . . . Parzelle VIII. 93 Pfd. schwefeis. Kali 62 » Kochsalz . . Parzelle IX. 93 Pfd. schwefeis. Kah 93 » Kochsalz . . . ParzeUle X. 93 Pfd. schwefeis. Kah 93 » Kochsalz . . . 93 » Bittersalz . . . Parzeüe II. SO Pfd. Chlorkalium 93 » Kochsalz . . . 93 » Bittersalz . . . ParzeUe I. 500 Pfd. Abraumsalz . Durchschnitt d, Parz. Maximal - Gehalte . . Minimal - Gehalte . . Durchschnitt d. Parz Maximal- Gehalte . Minimal -Gehalte . Durchschnitt d. Parz Maximal - Gehalte . Minimal - Gehalte Durchschnitt d. Parz Maximal - Gehalte . Minimal - Gehalte . Durchschnitt d. Parz Maximal- Gehalte . Minimal -Gehalte . Durchschnitt d. Parz Maximal - Gehalte . Minimal -Gehalte . Durchschnitt d. Parz Maximal - Gehalte . Minimal - Gehalte . Durchschnitt d. Parz Maximal -Gehalte . Minimal - Gehalte . Durchschnitt d. Parz Maximal - Gehalte . Minimal - Gehalte . Durchschnitt d. Parz Maximal - Gehalte . Minimal - Gehalte . 16,79 19,83 11,45 17,25 20,17 13,99 17,21 18,61 15,39 16,63 19,72 13,87 17,43 20,05 13,53 16,14 18,15 13,53 15,91 18,38 13,53 15,70 17,69 13,07 16,17 19,49 13,07 17,45 21,55 15,39 15,93 18,88 10,01 16,09 19,42 10,79 16,22 17,56 14,08 15,27 18,79 12,35 16,45 19,06 12,59 15,20 17,32 12,64 14,83 17,39 11,63 15,60 17,75 11,63 15,41 18,61 12,11 16,23 20,14 13,96 14,89 17,44 9,56 15,00 2,25 17,91 5,02 10,20 0,87 1,90 2,79 1,02 15,14 16,37 13,24 14,28 17,36 11,69 15,33 17,59 11,93 14,25 16,15 11,98 13,92 16,16 11,02 2,07 2,68 1,38 2,35 3,61 1,65 2,10 2,89 1,02 1,88 2,86 0,47 1,99 2,51 1,56 14,65 1,12 16,552,03 11,04 0,89 14,43 17,21 11,50 1,74 2,54 1,04 15,13 2,31 18,48 '3,07 13,14|1,09 19,39 0,083 0,203 22,05 0,152 0,280 13,66,0,019 0,089 19,3210,150 22,1810,246 16,02|0,049 19,33 0,138 20,38 0,211 17,67 0,078 18,89 0,171 21,39 0,262 16,51|0,106 19,590,157 22,820,259 15,980,034 18,620,157 19,87 [0,244 15,800,061 18,600,201 21,95 0,329 16,U7 0,115 18,57 20,66 15,79 18,59 21,28 14,55 0,142 0,255 0,076 0,195 0,358 0,083 19,25 0,270 23.68 0,513 15,88,0,116 0,182 0,268 0,105 0,183 0,252 0,093 0,173 0,214 0,130 0,192 0,234 0,127 0,172 U,221 0,124 0,179 0,264 0,131 0,152 0,222 0,084 0,189 0,280 0,U94 0,206 0,309 0,143 DUngungs- nnd Kultur -Versuche, 427 Ungedüngte Parzellen. üngedüngt. = 22 HS« Proc. Zucker- gehalt. Vol.- Proc. Gew.. Proc. »s ;:. N ö ■^■Si§ , 5 Proc. Proc. Kali .S J4 3 Parzelle V. 93 Pfd. Schwefels. Kali Parzelle IV. 80 Pfd. Chlorkalium Paazelle VI. 46,5 Pfd. schwefeis. Kali 40 » Chlorkalium . ParzeUe VH. 23 Pfd. schwefeis. Kali 60 » Chlorkalium . Parzelle m. 62 Pfd. Kochsalz . . . ParzeUe VIII. 93 Pfd. schwefeis. Kali 62 » Kochsalz . . . Parzelle IX. 93 Pfd. schwefeis. Kali 93 » Kochsalz .... Parzelle X. 93 Pfd. schwefeis. Kali 93 » Kochsalz . . . 93 » Bittersalz . . . Parzelle II. 80 Pfd. Chlorkalium . 93 » Kochsalz . . . 93 » Bittersalz . . . Parzelle I. 500 Pfd. Abraumholz . Durchschnitt d. Parz. Maximal- Gehalte . . Minimal - Gehalte . . Durchschnitt d Parz. Maximal - Gehalte . . Minimal - Gehalte . . Durchschnitt d. Parz. Maximal - Gehalte . . Minimal - Gehalte . . Durchschnitt d. Parz. Maximal - Gehalte . . Mii^al- Gehalte . . Durchschnitt d. Parz. Maximal - Gehalte . . Minimal -Gehalte . . Durchschnitt d. Parz. Maximal - Gehalte . . Minimal - Gehalte . . Durchschnitt d. Parz. Maximal Gehalte . . Minimal -Gehalte . . Durchschnitt d. Parz. Maximal- Gehalte . . Minimal - Gehalte . . Durchschnitt d. Parz. Maximal - Gehalte . . Minimal - Gehalte . . Durchschnitt d. Parz. Maximal - Gehalte . . Minimal -Gehalte . . Mittel der Durchschnitte . . (aus 160 EinzelbestimmuDgen) Maximal - Gehalte Minimal- Gehalte 15,38 16,77 13,99 15,46 17,23 13,53 14,7-2 15,85 13,07 15,77 17,92 13,53 16,50 17,92 15,14 15,49 17,23 12,35 15,63 17,69 13,18 16,39 18,80 14,81 16,79 12,05 14,42 16,36 12,04 14,33 17,.50 10,07 14,59 18,16 12,64 15,84 17,27 14,87 14,56 17,27 10,73 15,57 18,43 13,00 15,52 19,06 13,76!ll,63 15,11 17,00 12,83 15,07 17,00 14,50 17,68 11,75 13,91 16,67 13,53 12,64 15,55 18,80 12,35 14,83 19,06 10,07 13,93 15,70 11,38 13,56 15,34 11,42 13,50 16,46 9,56 13,97 16,90 11,98 14,83 16,08 13,99 13,68 16,12 10,22 14,63 17,18 12,31 14,51 17,68 11,01 13,64 16,60 11,12 13,09 15,57 11,98 13,93 17,68 9,56 1,45 3,07 0,38 1,90 2,78 0,74 1,59 3,51 0,71 1,80 •2,85 1,02 1,67 1,99 1,14 1,82 2,94 1,09 1,37 2,31 0,51 1,88 2,75 0,80 1,84 2,87 0,64 1.98 2,77 1,43 1,73 3,51 0,38 18,40 20,67 17,66 18,60 19,73 16,08 18,12 21,06 14,36 18,19 19,73 15,32 19,03 21,52 17,15 18,25 20,49 13,37 18,13 19,09 15,66 18,48 20,38 15,32 17,86 20,39 15,53 16,87 17,91 15,14 18,19 21,52 13,37 0,075 0,138 0,023 0,089 0,203 0,051 0,059 0,092 0,017 0,077 0,178 0,013 0,082 0,126 0,025 0,095 0,138 0,054 0,071 0,113 0,048 0,065 0,140 0,042 0,089 0,140 0,050 0,101 0,149 0,073 0,080 0,203 0,013 0,197 0,238 0,156 0,166 0,236 0,090 0,168 0,221 0,130 0,171 0,229 0,109 0,224 0,255 0,189 0,255 0,090 10 14 12 13 11 13 13 13 15 12 ^98 Düngungs- und Kultur -Versuche. Noch crassere Differenzen als in den Erträgen treten in den Eesultaten dieser Analysen hervor, welche zeigen, wie ungemein verschieden die Zu- sammensetzung der unter ganz gleichen Verhältnissen gewachsenen Pflanzen- Individuen sein kann. Es bestätigt sich hiernach die Richtigkeit der Stam- mer'sehen Beobachtung und es ergiebt sich die Nothwendigkeit um zu möglichst richtigen Angaben über die Zusammensetzung der unter verschie- denen Einflüssen gewachsenen Eüben zu gelangen, dass man eine sehr grosse Zahl von Exemplaren gemeinschaftlich analysirt. Vergleicht man den Durchschnitt aller 10 Durchschnitte der ungedüngten Parzellen mit den Durchschnitten der mit Salzen gedüngten Parzellen, so finden ■wir bei letzteren für den Zucker auf allen, mit Ausnahme der 9ten, Parzellen einen höheren Gehalt, als auf den ungedüngten; ein Einfluss der Salze ist daher nicht zu verkennen. Während der Durchschnitt aller ungedüngten 13,93 Proc. Zucker giebt, zeigen die gedüngten fast nur Zahlen, die sich zwischen den Werthen von 14,5 und 15,3 Proc. bewegen. Aufi"allend ist die Wirkung des Kochsalzes und des rohen Abraumsalzes; beide haben ausser- ordentlich zuckerreiche Rüben geliefert. Der Chlorgehalt der Rübe wird in gewissem Masse von dem Chlorgehalte der Düngung influirt: ••&""& ^x^^^.xu. » Chlorgehalt der Düngung Chlorkaliuin ; im Safte (Procente) ParzeUe Pfunde pro Morgen Durchschnittsgelialt Minimalgebalt Maximalgebalt — (Ungedüngt) o,oso — — 5 (Schwefelsaures Kali) 0,083 — — 6 18 0,138 0,078 0,211 7 28 0,171 0,106 0,262 3. 35 0,157 0,034 0,259 8 35 0,157 0,061 0,244 4 37 0,150 0,049 0,246 9 52 0,201 0,115 0,329 10 52 0,142 0,076 0,255 2 89 0,195 0,083 0,358 1 178 0,270 0,116 0,513 Obwohl im Allgemeinen eine Abhängigkeit des Chlorgehalts des Rüben- saftes von dem der Düngung nicht zu verkennen ist, so findet doch auch hier keine Regelmässigkeit statt. Auf einem Boden, der in der Düngung 35 — 37 Pfd. Chlor bekommen hat, können Rüben wachsen, deren Chlorgehalt der Säfte nicht höher ist, als der solcher Rüben, denen in der Düngung gar kein Chlor zugeführt worden. Mehr abhängig ist der Maximalgehalt der Säfte au Chlorverbindungen von der Zufuhr dieser Stoffe im Dünger. Diingungs- und Kultur -Versuche. 429 Zweites Versuchsjalir 1867. Die beiden Felder A und B wurden mit Gerste bestellt. A erhielt im Frühjahr dieselbe Salzdüngung wie im Vorjahre, während sie auf dem anderen Felde (B) erst im Herbst auf die Gerstestoppel gestreut wurde. Auf letzterem Felde konnte daher, da derselbe 1866 zu Kartoffeln ebenso gedüngt worden war, die Nachwirkung der Salze auf folgende Ernte beobachtet werden. Eine Abänderung in der Düngung fand insofern statt, als Parzelle I nicht wieder rohes Abraumsalz, sondern 190 Pfd. schwefelsaure Magnesia (Bittersalz) be- kam. (Die Abänderung der ungedüngten Parzellen siehe oben). Die Ernte ergab folgende Eesultate, pro Morgen berechnet : Ungedüngt Körner Stroh Kaff Gewicht des Scheffels Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. a) 1079 1182 128 72 b) 934 1055 149 71 c) 973 1034 176 72 cl) 7G1 909 108 72 D ü n g u n Feld A. Vorfrucht : Zuckerrüben Pfd "5 'S Pfd. Pfd. Pfd. FeldB. Nachwirkung Vorfr. : Kartoffeln Pfd, Pfd. CS M Pfd. OS !U) Pfd. 5 4 6 7 3 8 9 10 93 Pfd. schwefelsaures Kali 80 » Chlorkalium 46,5 » schwefeis. Kali + 40 Pfd. Chlorkalium 23 » » » +60 » » 62 » Kochsalz 93 » schwefeis. KaU + 62 Pfd. Kochsalz . 93 » » » 4-93 » » 93 » » » 4-93 » » \ 4- 190 » Bittersalz j 80 » Chlorkalium +93 » Kochsalz I 4-190 » Bittersalz J 190 » Bittersalz 1041 i:!02 951 984 951 1073 1057 1000 935 1171 1033 951 821 976 1000 1130 943 976 943 1155 277 162 146 284 146 252 122 130 138 162 73 73 73 70 71 72 70 73 72 72^ 1016 1041 1000 951 976 911 1041 878 959 1016 797 89-1 935 927 1089 821 1000 1025 951 1244 130 113 105 178 89 130 89 105 146 113 71 70^ 72 72 71 72^ 72 72 70 72 Drittes Versuchsjahr 1868, Beide Felder, die im Vorjahre, A im Frühjahr, B im Herbst mit Salzen gedüngt worden waren, erhielten jetzt eine gleichmässige Düngung von Super- phosphat und aufgeschlossenem Guano wie im ersten Jahre. (Die Abänderung der ungedüngten Parzellen siehe oben). Die Vegetation litt in diesem Jahre etwas durch anhaltende Dürre; es konnte erst am 12. Juni zum ersten Male gehackt werden. Die Erträge, pro Morgen berechnet, stellten sich folgenderniasseu : 480 Feld a. Feld b + c. Feld d. Parz. Ctr. Parz. Ctr. Parz. Ctr. 1 121,1 2 122,7 3 115,4 DÜDgungs- und Kultur -Versuche, Unged üngt: Feld b + c. Parz. ctr. 4 139,1 5 130,5 6 140,4 7 135,0 8 119,0 9 98,5 10 110,0 11 100,8 12 90,2 13 81,4 14 74,3 Gedüngt: Feld A. Feld B. Gedüngt Gedüngt Düngung. Frühjahr vorher Herbst vorher Parz. Ctr. Ctr. 5 93 Pfd. schwefelsaures Kali 132,8 115,2 4 80 » Chlorkalium 111,8 120,0 6 42,5» schwefeis. Kali + 40 Pfd. Chlorkalium 131,0 115,1 7 23 » » 4-60 » » 125,1 120,5 3 62 » Kochsalz 134,3 124,8 8 62 » » + 93 Pfd. schwefeis. Kali . 135,8 121,9 9 93 » » +93 » » » 135,1 128,5 10 93 » schwefeis. Kali 4- 93 Pfd. Kochsalz \ + 190 » Bittersalz i ^^^'^ ^^^'^ 2 80 » Chlorkalium + 93 Pfd. Kochsalz .1 ,„.,_ ,„„ , + 190» Bittersalz . J ^^^'^ ^^^'^ 1 190 » Bittersalz 153,4 150,3 Bei den grossen Schwankungen der Erträge der ungedüngten Parzellen, bemerkt der Verf., und bei den schreienden Widersprüchen der ganz gleich- massig behandelten Parzellen der Felder A und B, enthalten wir uns gegen- wärtig aller Schlussfolgerungen über den Einfluss der Salze auf die Erträge. Es werden wahrscheinlich noch Jahre vergehen, bis dieser Einfluss klar her- vortreten wird. Auch die chemische Untersuchung der Rüben wurde in diesem Jahre mit noch grösserer Ausführlichkeit wiederholt. Wir unterlassen jedoch deren Resultate aufzuführen, da sie mit den aus dem Jahre 1866 mitgetheilten im Wesentlichen übereinstimmen; d.h. ein Einfluss der Düngung auf die Zu- sammensetzung tritt nur unklar hervor. Düngungs- Comparativo Düngungsversuche auf Zuckerrüben mit ver- versuche bei schied enen käu fliehen Düngern unter Hin Zuziehung der im Han- ^°del vorkommenden Düngesalze; von Heidepriem*). — Die Versuche *) Ztschr. f. Rübenzucker -lud. I.s69. S. 65. Diingiings- und Kultur -Versuche. ^31 wurden auf der Domäne Dohudorf angestellt und sind zum Theil als eine Wiederholung der frühereu Versuche anzusehen*). Der zu den zwei Felddüngungsversuchen gewählte Acker hatte eine durch- aus ebene Lage, und die einzelnen Parzellen befanden sich in annähernd gleichem Dünguugszustande und hatten seit einer Reihe von Jahren ' ein und denselben Fruchtwechsel gehabt. Beide Stücke zählen nicht zu den Rüben- böden bester Qualität; auf einer Ackerkrume von etwa 2 Fuss Mächtigkeit folgt eine schwache Lage von gelbem sandigem etwas mergeligem Lehm, der wiederum von Kies unterlagert ist. Der Gehalt der bei den Versuchen zur Anwendung gekommenen Düuger an den hauptsächlich wirksamen Bestand- theilen und der an Chlor und Schwefelsäure bei den Kalisalzen war folgender: In Wassser lösliche Stickstoff Phosphorsäure Proc. Proc. Peruguano 12,2 ? » , aufgeschlossener 10,1 10,3 Phosphor - Guano .... 3,1 18,9 Bakerguano - Superphosphat . — 19,4 Knocheukohle- » — 13,8 Ammouiakalisches » **) 10,1 10,2 Chilisalpeter 15,3 — Knochenmehl 4,2 23,6 (schwer lösUch) Kali Schwefelsäure Chlor Proc. Proc. Proc, Gewöhnliches Kalisalz . 9,7 12,6 32,8 Kalimagnesia .... 26,0 44,5 2,3 Chlorkahum 54,2 0,7 47,7 Schwefelsaures Kali . . 32,5 40,6 7,2 Das grössere der beiden Versuchsfelder umfasste 19 Parzellen ä V2 Morgen und ist unten mit A bezeichnet; das kleinere umfasste 12 Parzellen ä V2 Mor- gen und ist unten mit B bezeichnet. Die einzelnen Parzellen haben pro Morgen eine Düngung erhalten , die in ihrem Handelswerthe ungefähr 2 Ctr. Peru -Guano gleich ist: nur die Kalisalze sind bei dieser Berechnung ausser Betracht geblieben, jedoch ist das pro Morgen verwandte Quantum derselben so bemessen worden, dass annähernd gleiche Mengen von reinem Kali auf den Morgen gekommen sind. Als eine ganze Düngung mit Stallmist wurde ein Quantum von 150 Ctr., als eine halbe ein solches von 75 Ctr. genommen. Die Parzelle 19 von A ist mit einer reichlich doppelt so starken Düngung als die übrigen versehen worden, um den Effekt einer solchen übermässigen Düngung in quali et quanto kennen zu lernen. *) Siehe d. Jahresb. 1867. S. 233. *) Aus Bakerguano -Superphosphat und schwefelsaurem Ammoniak bestehend. 432 Düngiings - und Kultur -Versuche. Die Versuchsfelder hatten folgende Vorfrüchte getragen: 1862. Hafer ohne Dünger 1863. Klee 1864. ^yeizen, ^ Mistdüng,, ^ Ctr. Guano und 1 Ctr. Superphosphat pr. M. 1865. Zuckerrüben mit ^ Ctr. Guano und 1 Ctr. Superphosphat 1866. Gerste in voller Mistdüngung 1867. Zuckerrüben (Versuchsfeld) B. Roggen mit voller Mistdüngung Zuckerrüb. m. k Ctr.Guano u.lCtr.Superph. Hafer ohne Dünger Kartoffeln in Stalldünger Gerste m. ^ Ctr . Guano u. 1 Ctr Superphosph. Zuckeri'übeu (Versuchsfeld) . Die Feuchtigkeitsverhältnisse und Wärme -Verhältnisse der Atmosphäre waren im Sommer 1867 der Vegetation der rübenartigen Gewächse nicht sehr g-ünstig. Die ßüben des Versuchsfeldes A wurden in ihrem Wachsthum durch einige noch zu passender Zeit eingetretene Gewitterregen, welche das Versuchs- V e r s u. c h. s Nummer der Parzelle IV. xn. V. n. XI. XV. IX. vn. XIV. XVI. I. HI. VI. vni. X. xm. XVIII. XVII. XIX. Art und Menge des pro Morgen verwandten Düngers. 3 et: 3 2 2 3 2 1 2 3 2 1 t 2 75 3 1 150 3 75 3 U 3 21 75 1 75 3 U 3' 1 U 3 2 Kalisalz (im Herbste untergepflügt) Kahsalz (im Herbste auf die rauhe Furche) aufgeschlossener Guano aufgeschlossener Guano \ Kalisalz (Herbstdüngung) J aufgeschlossener Guano ( Chlorkalium | aufgeschlossener Guano | Kali - Magnesia / Peruguano Kalisalz (Herbstdüngung) Peruguano Peruguano 1 Knochenkohle - Superphosphat J Peruguano 1 gegohrenes Knochenmehl J ' " aufgeschlossener Guano . . | |^(SK"}Herbstdlmguig.. Phospho - Guano | Kalisalz (Herbstdüngung) 1 Phospho -Guano I ' ' ' Stalldünger (Herbstdüngung) j aufgeschlossener Guano • • • }■ schwefelsaures KaU J mS«" } He.te.dü„g,mg 1 Knochenkohle - Superphosphat | Chilisalpeter Chilisalpeter ] Knochenkohle - Superphosphat j Chilisalpeter \ » Peruguano . J Ernte- Ertrag pr.Morgeu in Centnern Produ- cirtes Zucker- quantum Ipr.Morgen in Pfunden 134,73 131,81 141,40 150,66 146,82 145,8 139,12 149,33 130,45 127,55 148,61 140,76 141,86 137,80 131,31 131,10 135,12 125,36 157,68 1843 1805 1898 2186 2063 1923 1945 2237 1881 1S66 2060 1959 1948 1990 1840 1858 1955 1794 1928 Düngungs- und Kultur -Verauche. 433 feld B nicht trafen, gefördert; hieraus, sowie aus dem mehr erschöpften Zustande von B, sind die im Durchschnitte höheren Erträge des Feldes A zu erklären. Auf den Kali - Parzellen zeigten die Blätter wieder wie bei den letzten Versuchen eine gelblich grüne Farbe und blieben kleiner als bei kalifreier Düngung. Eine Ausnahme hiervon machte jedoch die Düngung mit Kali- magnesia, A, Parzelle 15; die Blattorgane der hier gewachsenen Rüben zeich- neten sich durch ein ausserordentlich üppiges Wachsthum und dunklere Färbung aus, welches sogar noch zur Zeit der Ernte bemerkbar war. Damit verbunden war eine geringere Qualität der Rüben. Die mit Chilisalpeter gedüngten Rüben zeigten ebenfalls üppige Entwicklung und Blätter von gesättigt grüner Farbe. Die Resultate der Ernte sowie die qualitative Verschiedenheit der Ernte- produkte ergiebt sich aus den beiden folgenden Tabellen : A. Der Rübensaft enthält Procente Zucker organi- Salze Nicht- 1 sehen Zucker Nicht- zucker minus Kohlen- säure Protein- Stoffe Die Salze enthalten Kohlen- säure In den Salzen (minus Kohlensäure) sind enthalten Procente Chlor Schwefel- säure 13,68 13,75 13,42 2,02 2,12 2,30 1,46 1,66 1,84 0,5ü 0,46 0,46 0,887 1,162 1,162 17,02 18,57 15,16 9,29 11,18 5,15 14,51 2,17 1,63 0,54 — 14,59 9,76 14,05 2,04 1,58 0,46 1,081 14,67 9,85 13,19 2,80 2,26 0,54 — 20,84 7,73 13,98 2,20 1,77 0,43 — 16,63 5,79 14,98 2,14 1,62 0,52 — 15,00 8,60 14,42 2,23 1,76 0,47 1,169 15,27 4,38 14,63 2,29 1,80 0,49 — 13,05 4,87 13,86 2,16 1,60 0,56 1,281 13,10 10,79 13,92 2,65 2,08 0,57 1,200 14,43 10,82 13,73 2,31 1,73 0,58 — 12,34 13,05 14,44 2,04 1,53 0,51 0,994 11,34 8,02 14,01 2,18 1,71 0,47 — 16,83 6,62 i 14,17 1 2,18 1,64 0,54 — 14,29 10,67 14,47 2,21 1,76 0,45 1,325 15,23 5,21 14,31 1,98 1,54 0,44 1,112 16,25 5,14 12,23 1 3,06 2,51 0,55 — 18,47 5,25 5,63 4,79 6,17 5,55 5,48 5,73 4,65 5,23 5,63 5,34 4,84 4,46 4,52 4,99 5,67 5,10 6,90 5,69 5,59 Jahresbericht, XI a. XII. 28 434 Düngnnsrs- und Kiiltur -Versuche. V e I* s 11 c li II Nummer f der Parzelle Art und Menge des pro Morgen veiTvandtcn Düngers. Ernte- Ertrag pr.Morgen in Centneru Produ- cirtes Zucker quantui pr.Morgi I in Pfunde 11. XL I. III. IV. VI. VII. IX. X. XII. VIII. V. Ungedüngt . . . . Ungcdüngt . . . . 2 Ctr. Peruguano 2 » 3 » 2 » 2 » 3 » 21: )■> 2k » 3 » 2^^ » 2 t » 3 » 3 » Peruguano [ Kalisalz, (Frühjahrsdünguug) j aufgeschlossener Guano aufgeschlossener Guano . . . | Kalisalz, (Frühjahrsdüngung) j Phospho- Guano Phospho- Guano \ Kalisalz, (Frühjahrsdünguug) j ammoniakalisches Siiperphosphat ammoniakalisches Superphosphat Kalisalz, (Frühjahrsdüngung) . . Kalisalz, (Frühjahrsdüngung) . . , Baker -Superphosphat 101,14 95,79 120,69 115,71 127,65 112,80 106,12 110,20 112,79 97,98 90,16 103,77 Die Ernteerträge beim Felde A sind, wo eine Yergleichung zwischen der Düngung mit und ohne Hinzufügen von Kalisalz zulässig ist, durch die An- wendung von im Herbste untergepflügtem Kalisalze nicht unbeträchtlich ver- mehrt werden. Chlorkalium wirkte weniger, Kalimagnesia noch weniger gün- stig. Eine gleich günstige Wirkung konnte, wie die Ernteerträge des Feldes B zeigen, von der Anwendung von Kalisalz als Frühjahrsdüngung nicht be- merkt werden, im Gegentheil verringerte das Kalisalz in 3 Fällen den Ertrag an Eüben. Auf dem Felde A erwies sich die Düngung mit aufgescMossenem Peruguano und Kalisalz am günstigsten, auf dem Felde B die mit demselben ohne Kalisalz. Wo eine Yergleichung anzustellen, ist bei gleichzeitiger Anwemjung von Kalisalz eine Vermehrung des Zuckergehalts der Kühen, und zwar bei beiden Versuchsfeldern, zu constatiren. Der Zusatz von Kalimagnesia zur Düngung mit aufgeschlossenem Peruguano hatte eine wesentliche Verschlechterung der Kübenqualität zur Folge, da diese Kuben wegen der üppigen Entwicklung der Blattorgane nicht zur Keife gelangen konnten. Am niedrigsten stellte sich der Zuckergehalt bei der übermässigen Düngung: Parzelle XIX. Die Fälle, in denen sich der Eiufiuss der Düngung mit gewöhnlichem Kalisalze auf die Menge der Salze im Safte feststellen lässt, weisen eine geringe A'crmehrung der Letzteren nach. Die organischen Nichtzucker- Stoffe haben sich, wie bei früheren Versuchen des Verf., unter dem Eiuflusse der Kalisalze in allen Fällen und nicht unwesentlich verringert. Was den Protein- Gehalt der Eüben anlangt, so hatten die mit Kalisalz allein gedüngten die geringste Menge, die mit Chilisalpeter gedüngten die grösste Menge von Proteinstoffen aufzuweisen (jedenfalls ist hier ein Theil des Stickstoffs in Form Dün^unßs- und Kultur -Versuche. 435 feld B. Specifi- sches 1 Der Rübensaft enthält Procente Die Salze enthalten Kohlen- säure In den Salzen (minus Kohlensäure) Gewicht t Zucker 1 i Xicht- zucker organi- schen Nicht- zucker Salze ' minus Protein- Kohlen- Stoffe säure Procente les Saftes )ei 14° R. „, , • Schwefel- Chlor 1 säure 1,0743 1,0730 1,0740 15,64 15,27 15,74 1,85 1.95 1,-4 1,39 1.15 1,38 0,46 0,50 ~ 0,46 - 11,40 8,88 12,71 5,28 i 6,2 5,50 5,09 4,80 1,0763 16,04 1.S5 1,30 0,55 1 - 12,06 13,19 4,32 1,0750 15,77 1,83 1,40 0,43 - 10,56 6,06 5,18 1,0820 16,14 1,91 1,33 0,58 - 9,47 11,38 4,36 1,0729 15,35 1,80 1,34 0,46 9,00 5,52 4,68 1,0720 15,35 1,70 1,15 055 — 8,C9 1 14,05 4,16 1,0709 14,86 1,88 1,40 0,48 - 1 12,75 ! 6,06 5,25 1,0770 15,76 2,20 1,5G 0,64 - 1 8,11 ! 12,61 4,19 1,0742 1,07^9 15,69 15,98 1,73 1,65 1.23 0,'>0 — u,4i; 11,94 9,u3 i 12,39 4,76 4,53 4,73 von Salpetersäure vorlianden). Es scheint somit auch in dieser Beziehung ein günstiger Einiiuss der Kalisalze statt zu haben. Von den Rüben der nachstrhenden Parzellen wurden die Saftaschen auf ihre sämmtliche Bestandtheile untersucht. Die Zusammensetzung derselben ergiebt sich aus nachstehender Zusanimenstellung. Die Rüben stammten von den Parzellen: A. IV 3 Ctr. Kalisalz, Herbstdüngung; X 75 Ctr. Stallmist 1 Ctr. aufgeschlossener Guano und "^,0 Ctr. schwefelsaures Kali; XI 2 Ctr. auf- geschlossener Guano und 1,2 Ctr. Chlorkalium; XV 2 Ctr. aufgeschlossener Guano und 1 Ctr. Kaliraagnesia; XVIII 3 Ctr. Chilisalpeter; ferner B. VIII. 3 Ctr. Kalisalz, Frülijahrsdüngung und XI Uugedüngt. In 100 Theilen der kohlensäurefreien Asche waren enthalten: B. XI I B. VII ' A. IV A. X A. XI A. XV Ohne Düngung K.iHsiilz. i FrUlijahr- dUiiKunK Kalisalz. Herbst- dUngung Schwefel- saures i Kali i Chlor- kalium Kali- magnesia A XVIII CbUi- salpeter Chlor i fi,«'0 Schwefelsäure '' 5,09 Phosphorsäure . . . . ' 17,19 Kieselsäure ; 2,60 Kali ;; 48,42 Natron 4,87 Kalk .5,27 Magnesia ,, 10,i;4 Eisenoxyd ...... i 1,44 12,39 4,53 14,00 0,47 50,!)3 5,42 4,84 7,80 (>,S5 9,29 5,63 13,20 2,48 52,14 7,50 4,43 6,s6 0,34 6,62 5,67 14,94 1,97 50,04 6,95 4,54 9,85 0,17 9,85 5,48 12,54 4,10 49,15 7,99 4,38 8,57 0,80 7,73 5,73 9,83 1,44 50,35 14,06 3,97 8,37 (),r)4 Die ursprüngliche Asche l enthielt Kohlensäure! 5,21 6,90 17,01 3,27 47,52 5,81 6,23 9,04 1,18 8,88 j 11,94 17,02 i 16,83 | 14,67 | 20,84 | 15,23 28* 436 Düngungs- und Kultur -Versuche. Wenn man die Zusammensetzung der anorganischen Bestandtheile ins Auge fasst, so stellt sich im Betreff des Chlorgehalts derselben heraus, dasa durch die im Herbste ausgeführte Unterbringung des gewöhnlichen Kalisalzes der procentische Gehalt an Chlor zwar nicht so hoch erscheint, wie bei Unter- bringung im Frühjahr (Versuchsfeld B.), immerhin ist aber ein Zuwachs an Chlor noch wahrzunehmen, Vermuthlich, sagt der Verf., würde sich dies Verhältniss günstiger gestalten, wenn mau diese Kalisalze bereits zur Dün- gung der Vorfrucht verwendete. Der Verf. betont jedoch, dass die Frage ob ein etwas höherer oder niederer Chlorgehalt vorzugsweise als ein Kriterium für die Qualität der Eübensäfte hinzustellen, noch nicht spruchreif sei. Die Befürchtung, dass der wachsende Chlorgehalt mit einer äquivalenten Vermeh- rung der Alkalien verbunden sei, ist durch die Aschenuntersuchung zum mindestens auf ein sehr kleines Maass zurückgeführt. Das Chlor geht darnach zum grösseren Theile in einer anderen Verbindung als der mit den Alkalien in die Zuckerrüben über. Bei der Betrachtung der Zusammensetzung der Saftaschen (A.) ist her- vorzuheben, dass die vier ersten, von Rüben herstammend, die mit verschie- denen Kalisalzen gedüngt waren, fast gleiche Mengen von Kali enthalten, und dass der Kaligehalt der Saftasche der Salpeter -Rüben nur unwesentlich niedriger erscheint. Die Asche der Kalimagnesia -Rüben weist eine geringe Menge Phosphorsäure und eine erheblich grössere Menge Natron auf; jedenfalls hat der Saft dieser Rüben auch relativ mehr organische Säuren enthalten. Es muss dahingestellt bleiben, sagt der Verf., ob die angeführten Eigenthüm- lichkeiten auf die Düngung ;izurückzuführen sind, oder ob sie im Zusammen- hange stehen mit dem unreifen Zustande der Rüben. Auch bei B. differiren die Saftaschen von den Kali -Rüben (VIII) und den ungedüngten Rüben in ihrem Kaligehalte wenig. In Folge des höheren Chlorgehalts der Asche der ersteren Rüben treten in derselben, wie das schon früher beobachtet wurde, Schwefelsäure und besonders Phosphorsäure in geringerer Menge auf als in der Asche der ungedüngten Rüben. Der Verf. resumirt das Ergebniss der mitgetheilten comparativen Versuche dahin, dass das gewöhnliche Kalisalz, als das billigste Material für Kalidün- gung, zur Frühjahrsdüngung nicht zu empfehlen ist, dass aber die Unterbrin- gung im Herbste günstig auf Qualität und Quantität der geernteten Rüben gewirkt hat. Dieser günstige Effekt wird wahrscheinlich noch erhöht durch Anwendung desselben zur Vorfrucht oder durch unmittelbares Einstreuen dieses Salzes in die Stallungen, Kultur- Gundermann führte Kultur-Düngungsversuche in einem künst- versuciie li ch e u B 0 d 0 u gc mis ch mit Zuckerrüben aus.*) — Gruben von 6dFuss ""übeTir Oberfläche und 3 Fuss Tiefe, an den Seiten mit Ziegelsteinen ausgelegt, wurden künstiiciiem mit ciucm Bodcu gefüllt, der durch Mischen von 2 Theilen Torf und 1 Theil Doden. Q2Lni. hergestellt worden war. Der Sand enthielt nur geringe Mengen Kalk und Magnesia, eine Spur Kali, Phosphorsäure gar nicht. Der Torf, ein *) Zeitschr, f. Eübeiizucker- Industrie, 1869. S. 1. Dttngungs- und Kultur -Versuche. 437 schwerer Torf vom Oberharze, enthielt circa 1 Proc. Asche und circa 1,3 Proc. Stickstoff. Die Mischung hatte vor dem Einfüllen in die Gruben den Herbst und Winter, 6 Monate lang, an der Luft gelegen und hatte eine stark krüm- lige Beschaffenheit angenommen. Die wasserhaltende Kraft dieses gemischten Bodens betrug auf 1000 CC. Boden 900 CC. Wasser. Die Absorptionsfähigkeit desselben wurde auf folgende Weise ermittelt; »Die Erde wurde in zwei 2 Fuss hohe Glascylinder, die unten mit Oeffnungeu versehen waren, gefüllt, und die Lösungen aufgegossen. Die untere Oeffnung war verschlossen, nun wurde so viel Lösung der Salze aufgegossen, bis die Erde damit völhg gesättigt und V* Zoll hoch bedeckt war ; die Cylinder wurden mit einer Glasplatte luftdicht verschlossen und zwei Tage lang an einen schattigen Ort gestellt. Dann wurde der Cyhnder oben und unten geöffnet, die ablaufende Flüssig- keit in einem getheilten Cylinder aufgefangen und frische Lösung nachgefällt. Ein Theil des Filtrats wurde mm auf die betreffenden Stoffe untersucht und so der Gesammtgehalt desselben ermittelt. Nach weiteren zwei Tagen wurde die Flüssig- keit abermals abgelassen und mit einem Liter destillirten Wasser die noch in der Erde befindhche Lösung verdrängt; nachdem die Erde keine Flüssigkeit mehr ab- laufen liess, wurde das Gesammtfiltrat gemischt, gemessen und auf die betreffende Substanz untersucht. Es wurde die Absorption für Kali aus verschiedenen Kali- salzen bestimmt, die Lösungen waren so gemacht, dass sie alle gleichviel, in einem Liter nämlich je 10 Grm. Kali enthielten.« Darnach absorbirte ein Liter Erde Grm. Kali aus schwefelsaurem Kali =12,10 * aus salpetersaurem Kali =5,90 » aus Chlorkalium = 4,83 Ammoniak aus einer Lösung von l^/2fach kohlensaurem Ammoniak = 3,01 *) Phosphorsäure aus einer Lösung von basisch phosphorsaurem Kalk in kohlensäurehalti- gem Wasser = 3,47 Auf 18 Kubikfuss Erde =1150 Pfd. berechnet sich hieraus eine Absorp- tion von circa 13,5 Pfd. Kali (aus schwefelsaurem Kali) 3,42 Pfd. Ammoniak NHs, 3,87 Pfd. Phosphorsäure**). Für Magnesia und Kalk ist die Absorptions- fähigkeit weit grösser als für Kali, dagegen sehr gering für Kieselerde. Weit geringere Mengen von Phosphorsäure wurden aufgenommen, wenn der Lösung Ammoniaksalz zugefügt wurde; aus einer mit Kali gesättigten Erde löste Gypslösung mehr Kali auf als reines Wasser. Ganz besonders wurde die Wirkung des Kochsalzes auf die mit mehreren Nährstoffen gesättigte Erde ermittelt. »Es wurden zu diesen Versuchen 1 Liter Erde mit 4 Grm. Kali, 1,5 Grm. Am- moniak (NILO?) und 1,12 Grm. Phosphorsäure, alle Stoffe in Wasser gelöst, innig *) Der Verf. giebt 4,60 Grm. NHiO an. Die Concentration der verwendeten Lösungen von kohlensaurem Ammoniak und phosphorsaurem Kalk sind vom Verf. nicht bemerkt. *•) Der Verf. berechnet fälschlich 4,6 Pfd. 438 Dtingungs- und Kultur- Versuche. gemischt iincl einige Stunden stehen gelassen. Es wurden dann Glascylinder von 25 Zoll Länge und 2 Zoll Durchmesser mit 300 CC. dieser Erde trocken angefüllt und auf No. I 500 CC. destillirtes Wasser, auf No. II 500 CC. Wasser mit 1 Proc. Kochsalz, auf No.III 500 CC. Wasser mit 2 Proc, Kochsalz aufgegossen; die Lö- sungen blieben mit der Erde 2 Stunden in Berührung, es liefen dann von allen Röhren ungefähr gleiche Mengen Flüssigkeit ab, circa 327 — 231 CC. Von jeder Flüssigkeit wurden 100 CC. verdampft und auf Kali und Phosphorsäure untersucht; es enthielt m. I No. II No. III Kali .... 0,007 Grm. 0,011 Grm. 0,023 Grm, Phosphorsäure 0,002 » 0,003 » 0,00B » Man sieht, dass die Wirkung des Kochsalzes wesentlich auf eine üeberführung . von schon löslichen Nährstoffen in eine grössere Tiefe beruht « Die Fragen, die der Verf. seinen Versuchen zu Grunde legte, lauten wie folgt: 1. Kann die Rübe gedeihen, wenn ihr der eine oder der andere ihrer wesentlichen Nährstoffe theilweise oder gänzlich entzogen wird*)? 2. Ist für eine normale Entwicklung der Eübenpflanzen ein mit Nährstofifen versehener Untergrund erforderlich? 3. Wirkt Stickstoff, insbesondere Guano, günstig auf die Eüben ein und auf welche Weise wirkt derselbe aufschliessend auf den Boden? 4. Wie wirkt Kochsalz auf die Rübe, beziehungsweise auf den Boden? 5. Ist die alljährliche Verwitterung der im Boden in unlöslicher Form vorhandenen Nährstoffe ausreichend, um eine völlige Entwicklung der Rübe herbeizuführen? 6. In welcher Beziehung steht der Zuckergehalt zum Kaligehalt in den reifen Rüben? Zur Beantwortung dieser Fragen wurden 9 Bodenkasten von obiger Grösse eingerichtet und wie folgt zubereitet und gedüngt: I. Ober- und Untergrund gleichmässig gedüngt. 1. Alle Nährstoffe in löslicher Form ohne Stickstoff 2. » f> » )> »mit » 3. » » » unlöslicher » ohne » 4. » » » » »mit » 5. » » » löslicher » ohne Kali 6. » » » » » ohne Phosphorsäure 7. » » » » »ohne Magnesia IL Untergrund nicht gedüngt: 8. Oberkrume, 1 Fuss tief, wie 1 gedüngt 9. » 1 » I) » 1 » mit Zusatz von Kochsalz (2 Pfd.) Und zwar bekamen: *) Ein Stoff, ohne welchen die Rübe gedeihen kann, ist für sie kein wesent- licher Nährstoff. D. Ref. Dttngangs- und Kultur-Versuche. 439 1. Kali 6 Pfd. iu Form von (11,5 Pfd.) sclnvefelsanrem Kali, Phosphorsäure 3 Pfd. in Form einer Lösung von Superphosphat in Wasser, Magnesia 2 Pfd. in Form von (20,5 Pfd.) krystallisirtem Bittersalz, Kalk in Form von (4 Pfd.) Gyps; 2. ausser dieser Düngung noch 4 Pfd. Guano; 3. Kali 30 Pfd. in Form von (372 Pfd.) Porphyr, Phosphorsäure 10 Pfd. in Form von (26 Pfd.) Sombrero -Phosphat, Magnesia 10 Pfd. in Form von (52 Pfd.) Dolomit, Kalk in Form von (8 Pfd.) Gyps; 4. die Düngung von 3, nebst einem Zusatz von 1 Pfd. Stickstoff in Form von (5,5 Pfd.) schwefelsaurem Ammoniak. Die Düngung der übrigen Nummern erhellt aus Obigem; sie bekamen die Düngung von 1. unter Weglassung des betreffenden Stoffs, dafür bekamen 5. 9 Pfd., 6. 3 Pfd., 7. 15 Pfd. Gyps. In jede der so vorbereiteten Gruben wurden 6 Häufchen gekeimte Ettben- kerne in die Mitte je einer ^/loo d Ruthen (= 1 d' Feldm.) gelegt, den "20. April 1865. Die Erde war feucht und das Wetter günstig; nach 3 Tagen waren fast alle Pflänzchen aus der Erde; nach weiteren 8 Tagen konnte man an den Pflänzchen noch keinen Unterschied bemerken, nach 21 Tagen, nachdem die Pflänzchen mehrere ausgebildete Blätter bekommen hatten, waren bereits Unterschiede bemerklich. Am besten standen die Pfljinzen in 1. und 2., am schlechtesten bei Mangel an Kali (5.) und bei Darreichung der Nährstoffe in unlöslicher Form (3.). Die Eübenpflänzchen wurden nun verzogen (die von 3. bis 7. 14 Tage später); der Boden wurde alle 4- 6 Tage gelockert. Nach 6 Wochen waren die Pflanzen in 3. und 5. noch am Leben, hatten sich aber nicht weiter entwickelt. Diese und die von 6. bekamen in der siebenten Woche gelbe Blätter und in der achten Woche starben einige der Pflänzchen ganz ab. Die anderen Pflanzen, dem Absterben nahe, erholten sich bei 3. und 5. auch nicht wieder, nachdem die betreffenden Kästen mit Kali oder Phosphor- säure in Lösung versetzt worden waren; die Pflanzen in Kasten 7. erhielten sich. Die in No. 3. starben in der zehnten Woche ab. Die Pflanzen der Kästen 8. und 9. hatten bisher ein gutes Aussehen, in der achten Woche blieb auch die Vegetation in No. 8. zurück. Bis zum 20. August hatten die Pflanzen in 4,, 7., 8. und 9. sehr viele gelbe Blätter bekommen, weniger in 1. und 2., die sich prächtig entwickelt hatten. Am 20. September wurden die Eüben , von jedem Kastenbeete 6 Stück, geerntet, in der Weise, dass sie ein Fuss tief in der Erde abgeschnitten wurden ; nur je 2 Rüben behielten die ganze Pfahlwurzel. Bei 8. hatten sich die Wurzeln bei 1 V2 Fuss Tiefe verzweigt und waren abgestorben. In den übrigen Kästen gingen die Hauptwurzcln bis auf den Boden. Die geernteten Rüben wurden in der Weise von den Blättern befreit, dass sie vom Abschnitt des Kopfes bis zu dem der Wurzeln 12 Zoll rh. lang blieben; sodann wurden sie gereinigt, gewaschen und mit einem Tuche abgetrocknet, schliesslich gewogen. 44Q Düngnngs- und Kultur-Versuche, Das Ernteg-ewicht betrug: von 6 Stück berechnet auf Pflanzen einen preusischen Morgen Rüben Blätter Rüben Blätter Pfd. Pfd. Ctr. Ctr. . 8,20 3,94 245,88 88,20 , 7,78 4,40 233,23 132,76 . 1,56 0,52 46,80 15,58 . 2,70 0,70 81,00 21,00 t 3,24 0,68 97,20 20,16 . 4,82 1,70 152,36 50,60 1. Alle Nährstoffe löslich ohne Stickstoff . 2. » » » mit » 4. « » unlöslich » » 7. » » löslich keine Magnesia . 8. T> r> » Untergrund nicht gedüngt 9. Wie vorher ; mit 2 Pfd. Kochsalz . . Unter Bezugnahme auf die obengestellten Fragen deutet der Verf. diese Zahlen wie folgt: Zur Frage 1. Die Rübe kann nicht gedeihen oder entwickelt sich nicht normal, wenn ihr der eine oder der andere ihrer Nährstoffe theilweise oder gänzlich entzogen wird. Die Pflanze ist daher nicht im Stande, einen ihrer noth- wendigen Nährstoffe gänzlich durch einen andern zu ersetzen, wenigstens nicht Kali durch Kalk oder Magnesia; Phosphorsäure nicht durch Schwefel- säure oder Salpetersäure. Die Pflanze ist nicht fähig, jeden ihr anfangs ent- zogenen Nährstoff später, nachdem die Entwicklung wegen Mangel jenes Stoffs bereits gehemmt, aufzunehmen. Zur Frage 2. Die Rübe ist fähig, ihre Nährstoffe zum grössten Theile aus der oberen, bis 1 Fuss tiefen Krume zu entnehmen, eine normale Ent- wicklung findet hier aber nicht statt; der Untergrund ist eine wesentliche Bedingung zur Erzeugung einer kräftigen Pflanze. Je nach der Reichhaltig- keit des Untergrunds wird die Ernte eine mehr oder minder reiche sein. Zur Frage 3. Stickstoff, insbesondere in der Form des Guano, einem mit löslichen Nährstoffen gesättigten Boden zugeführt, bewirkt, selbst wenn der Boden bereits eine zu einer reichen Pflanzenentwicklung nöthige Menge von Stickstoff hatte, doch noch eine gesteigerte Vegetation, die sich jedoch vorzugsweise in der Erzeugung von Kraut kundgiebt. Nicht in gleichem Maasse erstreckt sich diese gesteigerte Lebensthätigkeit auf die Erzeugung von Wurzeln, im Gegentheil, die Wurzelmasse wurde zu Gunsten der Blätter verringert. Eine Wirkung des schwefelsauren Ammoniaks sieht man in der Aufschliessung der Minerale im Boden; jedenfalls verbrennt das Ammoniak zu Saripetersäure und diese sucht im Entstehungsmomente sich mit Basen zu verbinden. Zur Frage 4. Die Wirkung des Kochsalzes auf den Boden ist eine ver- theilende; sie verhindert in nicht unbedeutendem Maasse die Absorptionsfähig- keit des Bodens für die Nährstoffe der Pflanzen. Chlornatrium zersetzt sich direkt mit den Kalksalzen im Boden und führt zugleich die mit der Bildung von Chlorcalcium frei werdenden Nährstoffe in den Untergrund ; insofern wirkt es günstig auf die Entwicklung der Rüben. DttDgungs- und Kultur]- Versuche. ^4:1 Zur Frage 5. Die einfache Verwitteriuig im Boden im Laufe eines Sommers ohne jede andere Beihülfe ist nicht genügend, den Eübenpflanzen die ihnen zur vollen Entwickeln ng nöthigen Nährstoffe in einen zur Aufnahme geeigneten Zustand überzuführen. Wesentlich zu einer solchen Ueberführung trägt eine Düngung mit Ammoniaksalzen bei. Wir wollen zu dieser Beantwortung der Frage 5 bemerken, dass dieselbe doch nur für die verwendeten Materialien Porphyr, Dolomit und Sombrero -Phosphat Gültigkeit haben kann. Bezüglich der Frage 6 geben die weiteren Untersuchungen über die Qua- lität und Zusammensetzung der Eüben Auskunft. Die dabei angewendeten Methoden sind meist die allgemein bekannten. Zur Bestimmung der Trocken- substanz des Saftes wurden 5 — 6 Grm. desselben in einem Porzellantiegel mit 15 — 16 Grm. reinem ausgeglühtem Quarzsand gemischt im Wasserbade getrocknet, und nach längerem Stehen unter der Luftpumpe und über Schwefel- säure gewogen. Die Eesultate der Untersuchung folgen in nachstehenden Zusammenstel- lungen : a) In den Kuben sind enthalten: 1. Proc. Trockensubstanz .... 20,81 Zucker .... 15,09 Asche .... 1,12 Wasser 79,19 b) In dem Safte der Kuben Trockensubstanz .... 17,63 Zucker .... 15,84 Nichtzucker . . 1,79 Wasser 82,37 Verhältniss d. Zuckers zum Nichtzucker wie 100 : 11,3 13,2 18,5 17,3 14,8 14,25 c) In der Trockensubstanz: Asche .... 5,382 5,509 4,104 5,184 4,713 4,962 Zucker .... 72,510 74,65 64,74 65,25 64,49 69,47 Kali 3,107 3,094 1,482 2,804 2,715 2,627 (Kali und Natron) 3,187 3,116 2,324 2,815 2,721 2,924 d) In lOOTheilen Asche: Kali .... Natron . . . Magnesia . . Kalk .... Eisen . . . Phosphorsäure Schwefelsäure Kieselsäure Chlor .... . 0,?3 0,37 0,53 0,42 0,37 3,46 99,31 99,92 99,34 99,78 99,88 99,82 Beet - Nummern. 2. 4. 7. 8. 9. Proc. Proc. Proc. Proc. Proc, 19,42 17,30 18,13 18,25 18,54 14,50 11,20 11,83 11,77 12,88 1,07 0,71 0,94 0,86 0,92 80,58 82,70 81,87 81,75 87,46 id enthalten: 16,98 13,90 14,499 14,192 15,31 15,00 11,73 12,360 12,361 13,40 1,98 2,17 2,139 1,831 1,91 82,02 86,10 85,501 85,81 84,69 58,38 56,17 48,31 54,10 57,62 52,69 0,03 0,41 8,32 0,22 0,12 6,24 9,84 9,15 10,30 4,13 9,34 7,16 5,61 7,32 9,62 12,68 6,59 7,41 0,31 0,24 0,50 0,34 0,18 0,26 16,90 14,74 9,27 14,83 15,69 14,46 6.00 7,41 8,22 8,35 7,11 6,14 2.01 4,11 4,27 4,71 1,56 2,00 442 Düngungs- und Kultur -Versuche. Gesainmt-Uebersicht der sranzen Ernte: Beet- IST 1 nmmern. 1. 2. 4. 7. 8. 9. Gim. Grm. Grm. Grm. Grm. Grm. Trockensubstanz . 853,2 755,4 131,9 244,7 295,6 44-1,6 Zucker . . . . 618,5 553,6 86,7 159,2 190,2 236,2 Asche . . . . , 45,9 41,5 5,5 12,6 13,9 22,0 Kali .' 26,8 23,3 2,6 6,8 8,0 11,6 15,8 28,6 34,6 52,1 1^,0 24,1 30,7 46,3 11,0 27,4 80,2 47,9 11,6 25,5 80,0 47,7 Verhältniss des Zuckers zu der Asche in den Rüben: = 100 : 7,42 7,37 6,33 7,94 7,30 7,14 Verhältniss des Zuckers zu den Alkalien: = 100 : 4,36 4,17 3,59 4,31 4,21 4,20 Vergleich der Eübenernten unter sich: Trockensubstanz . 100 88,5 Zucker .... 100 89,4 Asche .... 100 90,4 Alkalien .... 100 87 Die Ergebnisse seiner Untersuchung resumirt der Verf. in Folgendem: 1. Der grösste Ertrag an Zucker und Wurzelmasse wird bei einem reich- lichen Vorrathe von möglichst im löslichen Zustande befindlichen Nähr- stoffen erzielt, 2. a) Stickstoff, in Form von Guano, einem an löslichen Nährstoffen reichen Boden zugesetzt, bewirkt nur eine Vergrösserung des Blattwuchses, jedoch auf Kosten der Wurzeln. Diese werden zwar saft- und zucker- reicher, sodass die Trockensubstanz der Rübe mehr Zucl(er enthält; dieser grössere Gehalt an Zucker wird aber durch eine geringe Ernte an Wurzelmasse völlig aufgehoben. b) Stickstoff, in Form von schwefelsaurem Ammoniak, wirkt auf die unlöslichen mineralischen Nährstoffe im Boden lösend ein; durch Bildung von Salpetersäure im Boden auch günstig auf die Pflanzen- entwickelung. 3. Durch Verwitterung der Mineralien während der Sommermonate ist, selbst bei einem gewissen Stickstoffgehalte im Boden (2 Proc.) nicht so viel Nährstoff" löslich geworden, um die völlige Entwickelung der Pflanze zu gestatten. 4. Die Zuckerrübe ist nicht fähig sich zu entwickeln und auszubilden, falls ihr einer ihrer wichtigen Nährstoffe, Phosphorsäure oder Kali, entzogen wird, dagegen scheint sie Magnesia im Anfange ihrer Ent- wicklung fast völlig entbehren zu können ; die Entwicklung der Pflanze ist jedoch, wenn die Magnesia ihr später geboten wird, nur schwach; der Zuckergehalt hängt indess keineswegs allein von der Aufnahme der Magnesia ab. Düngungs- und Kultur- Versuclio. 443 0. Die Zuckerrübe entwickelt sich nur schwach, w^eim sie nicht einen mit Nährstoffen verseil enen Untergrund findet, auch der relative Zuckerge- halt der Eübe wird dadurch beeinträchtigt; je reicher der Untergrund an Nährstoffen ist, je voUkonimener die Entwicklung und je grösser der relative Zuckergehalt. 6. Die Wirkung des Kochsalzes besteht wesentlich in einer Ueberführung der löslichen Nährstoffe in den Untergrund. Eine wesentliche Menge Chlor wird aber dabei von der Pflanze aufgenommen, ohne indess schäd- lich auf dieselbe zu wirken. Chlor ist jedoch nicht, oder doch nur in geringer Menge zur Pflanzenentwicklung erforderlich. 7. Die Zuckermenge steht in naher Beziehung zu dem Gehalte an Alkalien, nicht aber an Kali, Natron, Phosphorsäure, Schwefelsäure, Kalk oder Magnesia allein. 8. Kali kann zum Theil durch Natron ersetzt werden, ebenso Magnesia durch Kalk, auch scheint die Phosphorsäure theilweise durch Schwe- felsäure, vielleicht auch durch organische Säuren ersetzt werden zu können. Düngungsversnche auf verschiedenen Bodenarten in Kästen Düngungs- von J. Hanamann*). — Auf der landwirthschaftlichen Versuchsstation zn ^'^''^"^^^ ^'^ Lobositz wurden auf dem 4"22 Par. Fuss über der Ostsee liegenden Versuchs- felde eine grosse Anzahl mit hydraulischem Mörtel ausgemauerte, würfelartige Gruben von 1 KM. Inhalt herge^^tellt. Im Herbst 18GG wurden diese Gruben, je eine gleiche Anzahl, mit den nachgenannten, den hervorragendsten Gcbirgs- formationen Nordböhmens angehörenden Erdarten angefällt. Die Böden wurden am Orte ihres Vorkommens bis auf die gebräuchliche Pflegtiefe von 30 Cm. ausgehoben und nach innigstem Mischen der für die bestimmte Anzahl Kästen hinreichende Menge eingcfällt. Der geognostische Charakter der Böden ist aus der untenfolgenden Tabelle ersichtlich**). Der Boden des Versuchs- feldes bei 1 Meter Tiefe bildete den Untergiund für sämmtliche Böden und Kästen. Die Düngemittel und deren Quanta, welche auf den Böden und auf je iDMeter Oberfläche angewendet wurden, waren: No. der Kästen 1. Knochenmehl, mit Schwefelsäure aufgeschlossen 2. Superphosphat, Spodium mit Salzsäure » (bczw.) Stassfurther schwefelsaures Kali . . . 3. Chilisalpetor 4. Stallmist im halbverr. Zustande 5. Blieb ungedüngt. zu Gerste zu Zuckerrüben 4r;0 Grm. 400 Grm. 400 » — » — » 300 » 200 » 200 » 6000 » GOOO » *) Centralbl. f. d. ges. Landeslailtur in Böhmen 1SG8. S. 389. **) Die Analyse dieser Böden brachten wir oben im ersten Abschnitt des Jahresberichts, S. 51. a.O' n 2 CS AAA DÜDgungs- nnd Kultar -Versuche. Der Stallmist enthielt im Mittel dreier Analysen in 6000 Grm.: Wasser .... 3600 Grin. Organische Stoffe 1100 » hierin Stickstoff .... 66 Gnn Mineralstoffe . . 1290 » » Kali 18 » Natron 36 » Kalk und Magnesia . 79 » Schwefelsäure ... 40 » Kieselsäure .... 217 » Phosphorsäure . . 6 » Die 400 Grm. Knochenmehl (unter 1) enthielten 10,5 Grm. Stickstoff, 55,2 Gnn. Phosphorsäure und 98 Grm. Gyps. Die 400 Grm. aufgeschl. Spodium enthielten 140 Grm. Phosphorsäure. Die 200 Grm. Chilisalpeter enthielten 180 Grm. salpetersaures Natron = 29,6 Grm. Stickstoff. Die 300 Grm. Stassfurter Kalisalz enthielten 154 Grm. schwefeis. Kali = 83 Gnn Kali 45 Grm. schwefelsaure Magnesia. 24 Grm. Kochsalz. Die verwendeten Böden sind folgende (Gehalte in 1 00 trockn. Böden) *) : Alluvialböden: 1. Krendorf: Feld ehemalige Dürrwiese, grau gefärbter Lettenboden am Ausgange des Bittersalz führenden Alluvialgebietes im böhmischen Mittelgebirge. CaO : 10,68, KO : 0,50, PO 5 : 0,09. 2. Malnitz: Boden aus dem bindigen Schlage des ehemaligen Malnitzer Teiches; rother, sehr bindiger, schwerer Thonboden, translocirt aus dem nahen Eothliegenden. CaO : 2,88, KO : 0,50, PO 5 : 0, 1 9. 3. Schelchowitz: mitten zwischen Basalt und Pläner gelegen, sehr lockerer mit Muschelresten übersäeter, graubrauner, sehr leicht zu be- arbeitender Kalkboden. CaO : 13,35, KO:0,59, PO5:0,24. Diluvialböden. 4. Lobositzer Grossstück: gelbbrauner zur Krustenbildung geneigter Lehmboden im Lössgebiete. CaO : 0,42, KO : 0,40, PO 5: 0,07. 5. Lobositzer Galgenfeld: gelbbrauner Lehmboden im Lössgebiete. CaO : 1,50, KO : 0,34, PO5 : 0,10. 6. Ploschna**): brauner Lehmboden. CaO : 0,74, KO : 0,52, P05:0,10. 7. Ferbenz: hellbrauner bindiger Lehmboden des unteren Diluviums. CaO: 1,32, KO : 0,27, P05:0,08. Kreideformation. 8. Rotschow: Plänersand, weisser lehmiger Sandboden. CaO: 0,22, K0:0,18, PO5:0,08. •) Wir setzen die oben mitgetheilte Analyse im Auszuge hier bei. •*) Im Original ist der Ort bald Ploschna, bald Ploscha genannt. DUngungs - und Kultar -Verauehe. 445 9. Kottom irz: zwischen Basalt liegender, metamorphosirter, sehr stein- reicher Quadermergel. CaO:0,36, KO:0,25, PO 5: 0,08. Rothliegendes. 10. Diwitz: hellrother Thonboden. CaO:0,80, KO:0,48, PO 5: 0,1 5. Basalt. 11. Aujezd: dunkler, grauschwarzer, humusarmer, bindiger Boden. CaO:0,83, K0:0.40, PO5:0,16. Aus den meteorologischen Beobachtungen ist Folgendes zu berück- sichtigen ; Temperatur Niederschlag Tage der Luft des Bodens bei in Pariser mit V2' 1' 2' • 3' Linien Regen April . . 7,21 6,01 5,75 5,20 4,72° R. 20,56 13 Mai . . . 9,92 10,17 9,82 9,13 8,01 » 28,26 11 Juni . . 13,83 14,88 14,59 13,48 11,73 » 21,95 16 Juli . . . 13,59 14,95 15,04 14,47 13,27 » 25,21 19 August 15,01 15,49 15,62 15,11 14,02 » 13,25 6 September 11,97 13,09 13,76 14,16 13,88 » 7,36 9 October . 7,08 7,94 8,68 9,73 10,55 » 18,71 16 Versuche mit Gerste 1867. Die Gerste, zweizeilige Sommergerste, wurde am 15. April gesäet und zwar für je 1 Q Meter 200 Körner. Die Saat ging in allen Böden gleichmässig auf. Erst Ende Mai machten sich Unterschiede in dem Stande der Gerste bemerk- lich und zwar mehr nach der Boden -Individualität als nach den angewendeten Düngern , Unterschiede , die sich in der Vegetationsdauer kundgeben. Wie sich in dieser Beziehung die Böden verhielten, ergiebt sich aus Folgendem: Boden Erntezeit Vegetationsdauer Krendorf . 28. Juli 104 Tage Ploschna . . . 7. August 114 )' Galgenfeld . . 8. » 115 )> Grossstück . . 8. » 115 )) Malnitz . . . 8. » 115 » Aujezd . . . 8. » 115 » Diwitz . . . 10. » 117 » Schelchowitz . 10. )> 117 » Kottomirz . . 11. » 118 )) Ferbenz . . . 12. » 119 » Rotschow . . 13. » 120 » 446 DÜDgungs- und Kultur-Versuche. =3 ^ ^2.1 ■5 .1' § -3 -3 c 5 ^2 .2 5« M ■^ a o. c .'S. -- ^ a I uaiuniBsnz £ fcO^ 1 £ fc; o j ■ _tc ° ^c o -f 2 tjt 2 S 2 ." 2 " = sä zi:i ~ä -i = tä =ä ^ St5 llB.IllS PV t^ 00 o — w vT K^ W naiuoiBSnz na.idk} pun g najds pnn l-H lO ^ CO t^ -r^ nons O ^ 1-« o i-H CO s ^ CO CO r-( s t^ ta s CO t^ CO U5 CO CO 00 o CO i 00 CO CO CO CO CO o i C5 03 CO CO o CO CS b" O o 00 o CO CO 00 eo o 00 CO „ o „ «N „ r-, — f; « CO la « CO >n CO >o ^ o N CO o 00 Cl ^> Ca ""^ '"■ 1— CO o " o uopoqiBiAnnv uapomuiAniiQ 'qapiajjf N — o .5 • — 'ti "^ o --'■^ £ g -2^ - = ^-fl -_ a tc N r^'^ P S -S o .;•;; ^ CS o " o CO t^ 00 eo _ O I c W i^ icB ^O -O ^Pn •Z.'r^ ip? w^s- ;Q « — 1 i uaqtjH jap iqBzuy Düngungs- und Kultur -Versuche. •:: o J3 S _ J< (K t>- o t^ t^ e» in o o in O O in in o o 03 O) Tt< oo o in ^~* >n CO ■* CO (N o o m >a !N lO c> in o o in >n m « 03 in t-. 03 t^ 00 t~ oo OD 00 00 1 o ■>J< I o «o ■v 00 + t- ^ + 00 05 O .—1 O Düngungs- und Kultur -Versuche. 449 Der Versuchsansteller folgert ans den Ergebniss dieser einjährigen Ver- suclie : 1. Die Boden -Individualität hat einen grösseren Einfluss auf die Höhe der Erträge, als der Dünger, sie beherrscht auch die Qualität der Ernte in höherem Grade, als der Dünger. 2. Der Boden beherrscht den Dünger, derselbe wirkt auf verschiedenen Böden sehr ungleich. 3. Die Höhe des Ertrags steht in keinem Verhältniss zur angewendeten Düngermenge. 4. Unter allen Düngern am sichersten wirkte der Stallmist bei Cerealien, er erhöhte überall die Erträge über das ungedüngte Stück ansehnlich, sowohl an Korn, als auch an Stroh. Er gab unter allen Düngern die höchsten Stroherträge*). 5. Kalksuperphosphat steigerte auf den meisten Böden die Erträge au Korn. 6. Aufgeschlossenes Knochenmehl brachte die höchsten Kornerträge hervor. 7. Chilisalpeter gab nach Stallmist den höchsten Stroh-, dagegen den niedrigsten Kornertrag; er wirkte am unsichersten. 8. Im grossen Durchschnitt zeigten sich die schwersten Körner nach Knochenmehl, die leichtesten merkwürdiger Weise nach (mit Salzsäure bereitetem) Superphosphat. 9. Am dankbarsten verhielten sich gegen eine Düngung mit Stallmist: die Böden von Malnitz und Kotschow. » Superphosphat: die Böden von Diwitz und Aujezd. » Knochenmehl: » » » Aujezd » Schelchowitz. » Chilisalpeter » " » Malnitz » Diwitz. 10. Am besten wirkten die Dünger auf den Böden von Aujezd, Malnitz, Diwitz, am schlechtesten auf den Böden von Ferbeuz, Lobositz, Krendorf. 11. In ökonomischer Hinsicht hätte sich eine Mischung von aufgeschlosse- nem Knochenmehl mit Stallmist in Bezug auf Korn, wie Stroherträge am lohnendsten erwiesen. 12. Mit Ausnahme des Krendorfer Bodens, der sich gegen jeden Dünger indifferent verhielt und — obwohl reich an löslichen Pflanzeunährstoffeu — auch ungedüngt den niedrigsten Ertrag abwarf, sieht man auf den an Alkalien reichsten Böden des Eothliegenden, Basaltes und Schelcho- witzer AUuvium's die Phosphate sowohl, als auch den Chilisalpeter die Gerstenernte wesentlich steigern, während in den an leicht auflöslicheu Alkalien ärmeren Böden dieselben Düngemittel sehr geringe Erfolge zeigten. 13. Dem quantitativ niedrigsten Gehalte der Erden an Phosphörsäure ent- spricht nicht immer die höchste Steigerung der Erträge durch Phosphate. *) Wenn mau die Stroherträge genau vergleicht, so ist es nicht der Stallmist, sondern der Chüisalpeter , welcher in der Mehrzahl der Fälle die höchsten Stroh- erträge lieferte. Jahresbericht, XI n. XII. 29 450 Düngungs- und Kultur -Versuche. 14. 15. 16. Die Prodnktionskraft eines Feldes kann nach seinem Gesammtertrage olme Eücksiclit auf die Düngung gemessen, aber zur Zeit durch keine Bodenaualyse erklärt werden. 8 bis 9 Pflanzen -Individuen der Eübe reichen nicht hin, den Einfl4.iss der Bodenqualität auf die specifische Wirkung und den Erfolg einer Düngung zur geeigneten Anschauung zu bringen. Obwohl die Ernte ziemlich spät und gleichzeitig mit der Peldernte er- folgte, so stand der Zucker- und Nichtzucker - Gehalt der geernteten Eüben doch in gar keinem Verhältniss zu dem Zucker- und Mcht- zuckergehalte der Feldrübe, so wie die Eübenwurzeln an und für sich von sehr missgebildeter, anormaler Gestalt und ihre Säfte von abnormer Beschaffenheit waren. Dängungs- versnche mit Kaiuit. Düngungsversuche mit rohem Kainit von Leopoldshall, mit- getheilt von F. Nobbe*). — 1. Auf Wiesen. Dieselben wurden auf Wirthschaften im Erzgebirgischen Kreise Sachsens ausgeführt. Grösse der Parzellen 20oEuthen sächsisch, in einem Falle (Oberschlema) lOaEuthen. Die Düngung mit Kainit geschah im December döS Vorjahrs und zwar im Verhältniss von 1, 2 und 3 Ctr. pro sächs. Acker (=0,46, 0,92 und 1,38 Ctr. pro preuss. Morgen). Die Witterung war in der ersten Vegetationsperiode kalt und nass, dem Wiesenwuchs ungünstig, von da an bis zur Grummet-Ernte dagegen wärmer und feucht. Die Heu -Ernte hat ergeben (in Zollpfuuden pro Acker sächsisch): Düngung pro Acker. Altendorf. Neutaubenh 3im. Oberschlema. 1 Schnitt 1 Schnitt 2 Schnitt Zusammen 1 Schnitt 2 Schnitt Zusammen 1. 1 Ctr. Kainit 2330 2360 2070 4430 3240 197Q 5210 2. Ungedüngt . . 1670 1860**) 2160 4020 3150 2150 5300 3. 2 Ctr. Kainit 2715 2400 2240 4640 3060 1920 4980 4. Ungedüngt . . — 2370 2090 4460 2880 1790 4670 5. 3 Ctr. Kainit 2865 2420**) 2480 4890 3350 2120 5470 G. Ungedüngt . . — 2310 2460 4370 2680 1580 4260 Den Durchschnitt der ungedüngteu Parzellen = 100 gesetzt ergiebtsich: 1 Ctr. Kainit 2 Ctr. Kainit 3 Ctr. Kainit 143 108 99 103 112 107 169 110 106 108 106 105 172 111 118 114 116 115 110 105 115 1. Zu Hafer. Zugleich Anwendung von Kalksorten, anderen Kalisalzen etc. Dieselben wurden zu Alt- Chemnitz auf einem stark angegriffenen Felde (Thon- *) Amtsbl. f. d. landw. Ver. Sachsens. 1S68. S. 32. **) Parzelle 2 und 5 wurden durch Maulwürfe in ihrem Wachsthum etwas beeinträchtigt. DUngungs- und Kultur -Versuche. 451 Schieferboden) ausgeführt. Grösse der Parzellen circa 40aEuthen, Pflugtiefe 6 — 7 Zoll. Vorfrucht 1865 Winter -Koggen mit Stalldünger, 1866 Hafer un- gedüngt. Die Körnerernte wurde durch einen am 18. August stattgefundeneu Hagelschlag alterirt, der Ausfall vom Feldbesitzer der Aussaat gleich geschätzt. Die Düngung erfolgte wenige Tage vor der Saat. Düngung pro Acker. Ertrag an Stroh u. Spreu Körnern Ungedüngt = 100 Stroh Körner u. Spreu 1. Ungedüngt 2. 17 Scheffel Kalk von Wildenau 3. 17 » » » Griesbach 4. 31 » » » Ostrau 5. 31 » » » » u. 3,5 Ctr. Kainit . . 6. 28 » » » Rabenstein 7. 28 » » » » u. 2,7 Ctr. Kaünit 8. 6,3 Ctr. ßakerguano - Superphospbat 9. 6,3 » » » u. 3,5 Ctr. Kainit 10. 7 » Kainit 11. 5,5 » Chlorkalium 12. 5,5 » schwefelsaures Kali , . . . 13. 5,5 » schwefelsaure Magnesia 14. 6,7 » roher Bakergnano 15. 6,5 » aufgeschloss. Peruguano 390 800 830 780 860 830 990 590 510 6.30 610 630 670 430 770 870 1630 1550 1520 1910 1580 1940 980 1130 1290 1140 1140 1320 lOtiO 2140 100 204 213 199 221 214 253 152 130 163 157 161 172 110 194 100 187 178 175 220 1S2 222 122 130 148 130 130 151 122 245 3. Zu Gerste. Thoniger Boden der Versuchsstation Chemnitz. Grösse der Parzellen SoEuthen. Düngung eine Woche vor der Aussaat. Die 4 un- gedüngten Parcellen stimmen darin überein, dass alle vier seit 1860 un- gedüngt geblieben, unterscheiden sich in der seitdem eingehaltenen Frucht- folge, indem No. 1 seit 1861 Gerste ohne Wechsel, No. 2 Gerste mit Brache wechselnd, No. 3 Gerste mit Klee wechselnd und No. 4 einen Turnus von Kartoffeln, Winterroggen, Gerste, Rothklee getragen haben*). Die Ergebnisse der Düngungen 1867 waren pro Acker in Zollpfunden: Ertrag an Düngung pro Acker. Körnern Stroh u. Spreu 1. Ungedüngt (Gerste ohne Wechsel) 800 2. » » mit Brache wechselnd) .... 1210 3. » » » Klee » .... 1280 4. » » im Turnus » .... 1260 5. 2 Ctr. Kalku. 2 Ctr. Suporphosphat**) u. 5 Ctr. Chlor- kalium 1070 G. 4 Ctr. roh. Bakerguano u. 2 Ctr. Kainit 1440 7.***) 5 Ctr. aufgeschlossener Peruguano 2010 2266 3610 3880 2970 2180 25SO 4950 *) Wie waren aber die gedüngten ParzeUcn im Vorjahre behandelt worden? **) Aus Bakerguano. '**) Reifte 5 Tage später als auf den übrigen Parzellen. 29* aK') Düngungs - und Kultur-Versuche. 4. Zu Lein. Boden und Grösse der Parzellen wie vorher.' VorfrucM 1864 und 1865 Erbsen und Hafer als Mengfrucht, gedüngt mit verschiedeneik Mineraldüngern. 1866 Kartoffeln ungedüngt. Die Erträge waren (pro Acker in Zollpfunden): Ertrag von Düngung pro Acker 2^^^^.^ Stengel u. Spreu 1. Ungedüngt 520 4090 2. 5 Ctr. Chlorkalium 510 4990 3. 5 » dreifach Kahsalz 590 4230 4. 5 » schwefelsaures KaU 560 4260 5. 5 » Kainit 460 5450 6. 5 » roher Bakerguano u. 2 Ctr. Kainit 580 4870 7. 5 » aufgeschlossener Peruguano . . 690 ■ 5430 5. Zu Erbsen- und Hafermischsaat. Boden und Grösse der Par- zellen wie vorher. Vorfrucht 1866 Kartoffeln, gedüngt mit mineralischen Düngern. Saat 2/3 Maasstheile Erbsen und Va Maasstheile Hafer; Erträge pro Acker in Zollpfunden: Erträge an Düngung pro Acker Erbsenkömer Haferkörner Stroh u. Spreu 1. 5 Ctr. Kainit u. 2 Ctr. Kalk 490 730 4510 2. 5 » roher Bakerguano u. 2 Ctr. Kainit 460 680 4120 3. 5 » » » u. 2 y> Kalk 460 770 4550 4. 5 » aufgeschl. » u. 2 » » 470 770 4670 5. 5 » Knochenmehl*) u. 2 Ctr. Chlorkahum 360 750 4480 6. 5 » aufgeschl. Peruguano u. 2 Ctr. Kalk 550 750 5340 Nobbe bemerkt hierzu: die vorstehenden Düngungsversuche lassen er- kennen, dass ein Quantum von 1 bis 3 Ctr. Kainit pro Acker auf den Wuchs dürftiger Wiesen eine zwar schwache, aber mit der Düngermenge steigende Wirkung auszuüben vermag, indem diese Substanz einestheils dem Boden ge- wisse Mengen Kali zuführt, andererseits die Eeste gebundener Bodenkraft in Fluss bringt. Auf Feldfrüchte hat der Kainit allein eine wenig markirte, in einigen Fällen sogar nachtheilige Wirkung gezeigt. Es ist zu empfehlen, den Kainit als Herbstdüngung zu verwenden und ihm seine nachtheiligen Eigen- schaften (Bildung von löslichen Magnesiasalzen im Boden) durch Vermischen mit gelöschtem Kalk zu benehmen. Kalisalze Wirkung verschiedener Kalisalze auf das Wachsthum der bei Kar- Kartoffclu, vou A. S tö ckha r d t. **) — Die Versuche wurden auf ganz ausgetragenem Lande mit starken Gaben der nachgenanuten Kalisalze ausge- führt. Grösse der Parzellen 1 oKuthe. Leichter humoser saudiger Boden (flach- gründig). *) Im Original steht K.-M., welche Buchstaben wir »Knochenmehl« deuteten, •*) Chem. Ackersm. 1868. S. 58. DKngnngs- und Kultur -Versuche. 453 Knollenernte pro 1 säcbs. Acker (= Düngung pro Acker 1. salpetersaures Kali 600 Pfd. 2. schwefelsaures » GOO 3. kohlensaures » GOO 4. Chlorkalium » 600 5. weinsaures » GOO 6. phosphorsaures » 600 7. Ungedüngt . . . — 8. kieselsaures Kali 600 Ve preuss. Morgen). Ertrag an Stärke- Ernte an Knollen mehlgehalt Stärkemehl Ptä. Proc. Pfd. . 12340 23,0 2838 . 11150 21,6 2407 . 10720 24,2 2594 . 8850 20,6 1823 . 6G40 24,0 1593 . 5950 24,0 1428 . 4840 23,2 1122 819 — — Am üppigsten dem Aussehen und der Erautbildung nach standen die Kartoffeln der mit salpetersaurem Kali gedüngten Parzelle; die der Chlor- kalium-Parzelle waren auffallend hellfarbig. Das kieselsaure Kali bewirkte eine ganz unnormale Entwicklung der Kartoffeln. Die verkrüppelten Pflanzen waren zur Zeit der Keife und Ernte der übrigen Kartoffeln noch frisch und lebhaft grün. Wirkung verschiedener Kalisalze auf das Wachsthum des Kausaize Leins; von 0. Lehmann*). Der Boden, auf welchem die Versuche aus- i'e: Lein, geführt wurden (akadem. Gutswirthsch. bei Tharand), konnte als ausgesaugt und insbesondere als an Kali erschöpft angesehen werden ; er ist ein schwerer Thonschieferboden. Der Lein wurde im Juni gesäet und Anfangs September in halbreifem Zustande geerntet. Grösse der Parzellen 2DKuthen, Versuchs- stück aber von einer genügenden Gleichheit des Bodens. Erträge pro 2DEuth. in Pfunden**). Total- Düngung pro laRuthe ^^.^^^ 1. Ungedüngt 41,5 2. ChlorkaHum 2 Pfd 47,2 3. » 1 » u. Superphosphat 1 Pfd. 50,4 4. » 1 » u. » 1 » 49,8 5. » V2 » u. » IV2 » 48 6. wemsaures Kah 2 » . 7. » » 1 » u. 8. schwefeis. » 2 » . 9. 10. kohlensaures » 2 11. » 12. Salpeters. 13. » » 1 14. Peruguano . 2 1 » 1 » u. » 1 » u. » 2 » . 47,5 49,5 48,3 51 48,4 48,8 53,4 60,2 45,7 Roh- flachs 27,5 34,2 35 35,5 33,3 32,3 33,2 34,3 35,5 34,2 34,7 34,7 39 29 Gute Samen- körner 6,1 4,8 5,8 5,9 5,8 5,4 5,3 4,8 5,8 5,4 5,7 6,6 7,9 6,1 *) Chem. Ackersm. 1868. S. 80. **) Die Erträge an Riffelgewirre, Spreu und tauben Körnern lassen wir hier weg. ^54 Düngungs- und Kultur -Versuche. Der Yerf. bemerkt hierzu: Die Wirkling der 4 ersten Kalisalze spricht sich in den vorstehenden Zahlen sehr deutlich aus: sie haben eine wesentliche Verstärkung des Wachsthums der Stengelgebilde hervorgerufen, während das des Samens zurückgeblieben ist. Von den zwei verkäuflichen Produkten des Leins hat der Ertrag an Eohflachs gegen TJngedüngt eine Erhöhung von 20 — 24Proc., der an Samen dagegen eine Erniedrigung von 11 — 22 Proc. erfahren. Letzterer Einfluss wurde durch Beigabe von Superphosphat ver- mindert. Salpetersaures Kali, also die gleichzeitige Zufuhr von Stickstoff, bewährte sich ausserordentlich hinsichtlich des Ertrags an Eohflachs sowohl, wie an Körnern. Vertheilt man die erzielten Erträge auf die Hauptbestand- theile der angewendeten Düngemittel, so erhält man ungefähr folgende pro- centale Gradationen. Es wurden gewonnen: Gesammt-Erntc Eohflachs Samen TJngedüngt 100 100 100 Durch Phosphorsäure 104 102 — » » u. Stickstoff ... HO 106 100 » Kali 115 123 83 » » u. Phosphorsäure .... 119 125 94 » » u. Stickstoff 130 127 108 1) y> » u. Phosphorsäure 145 142 130 Kalisalze Wirkung verschiedener Kalisalze auf das Wachsthum der bei Rüben Runkelrüben*) und Nachwirkung der Kalisalze bei Kartoffeln**), und Kar- / o // toflfein. von 0. Lehmann. — Die Versuche wurden wie die vorigen auf schwerem Thonschieferboden und zwar in doppelter Weise ausgeführt, erstens auf aus- getragenem Boden, zweitens auf Boden, der bei aller Bündigkeit der Oberkrume durchlassenden Untergrund besass, der ausser den Düngsalzen frischen Stall- dünger erhielt und sich noch in alter Kraft befand. Der Grad der Ausnutzung beider Versuchsfelder ergiebt sich aus nachstehender Bestellungsübersicht; 1. 2. 1859 Kohlrüben m. 25 Fudern Stalldünger 1859 Kartoffeln m. 20 Fudern Stalldünger 1860 Gerste, ohne Dung 18G0 Sommerroggen 1861 Schwedischer Klee, ohne Dung 1861 Kleegras 1862 » » » » 1862 » 1863 Winterweizen » » 1863 Winterroggen mit 2 Ctr. Guano u. 3 Ctr. Knochenmehl 1864 » » , » 1864 Kartoffehi mit 21 Fuder. StaUmist u. 30 Ctr. gebr. Kalk 1865 » » » 1865 Winterweizen mit 1 Ctr. Guano u. IV2 Ctr. Knochenmehl 1866 Erbsen mit 3 Ctr, aufgeschl. Guano 1866 Hafer *) Chem. Ackersmann 1868. S. 150 u. 154. **) Ebendaselbst 1869. S. 56. DUngungs- und Kultur -Versuche. 455 Die Parzelleu -wurden mit auf Frühbeeten gezogenen Pflanzen versehen und jeder Pflanze Vioo°Ruthe Eaum gegeben. Die Ernteerträge fielen wegen trocknem Sommer und Herbst ungewöhnlich niedrig aus; trotzdem und trotz den Hindernissen, mit welchen der Eübenbau unter dortigen Bodenverhält- nissen zu kämpfen hat, traten die Wirkungen der verschiedenen Düngemittel doch deutlich hervor. Bei der zweiten Versuchsreihe wirkten mancherlei Um- stände auf deren Verlauf störend ein, so dass die hier gewonnenen Resultate nicht feste Schlussfolgerungen zulassen. Die bei der zweiten Eeiho durch- gängig allen Parzellen gleichmässig gegebene Mistdüugung wurde zu 1/3 (10 Fuder) im vorhergehenden Herbste, zu 2/3 (20 Fuder) im Frühjahr auf- gebracht. Grösse der Parzellen 2DEuthen. Auf dem Versuchsfelde der ersten Eeihe wurden im Jahre 1868, um die Nachwirkung der Düngungen zu prüfen, Kartoffeln gebaut. Dieselben wurden in möglichst gleicher Grösse ausgesucht und davon 16 Pfd. und 205 Stück pro Parzelle ausgelegt. Die nachfolgende Tabelle (S. 456) zeigt die Ernteresultate pro sächs. Acker berechnet. Aus diesen Zahlen ist eine Wirkung der Kalisalze unverkenntlich ; in der ersten Eeihe tritt unter Beihülfe des Superphosphats eine weitere, viel bedeu- tendere Ertragssteigerung hervor , eine Wirkung , die bei dem in alter Kraft und in frischer Mistdüngung befindlichem Boden der zweiten Eeihe nicht bemerkbar wurde. Die Nachwirkung der Düngungen war sehr durch die Witterung begün- stigt; sie beziffert sich auf 33,7 bis 46,6 Proc. Mehrertrag; durch den Zutritt von Phosphorsäure steigen die Mehrerträge auf 41,1 bis 57,5 Proc. Auch diese Versuche sprechen für eine möglichst frühe Aufbringung der Kalidünger. Mit Bezugnahme der vorhergehenden Versuche bei Lein und Kartoffeln ergiebt sich ferner: dass unter den Kaliverbindungen das Chlorkalium für die Eunkeln die gedeihlichste, hingegen für die Kartoffeln und Lein die am wenigsten zusagende Form ist; dass das weinsaure Kali, als organische Verbindung des Kali's, das Pflanzenwachsthum nicht zu fördern vermochte. Düngungsversuche mit schwefelsaurem Kali und Chlorka- schwefei- lium; von 0. Lehmann. — a) bei Kartoffeln*). - b) bei Futter-«™^''" T-i 1 j^ • 1-1 j. "'"^ Cblor- runkcln**). — Dieselben bilden, namentlich bei letzterer Frucht, eine Fort- kaiium bei Setzung der früheren, oben mitgetheilten Versuche. Es wurden hier nur Kartoffeln. Stassfurter Fabrikerzeugnisse und zwar nur zur halben Menge wie früher ver- wendet, das schwefelsaure Kali (sogen. 5faches von Müller in Leopoldshall) und das Chlorkalium (sogen. 5faches von Frank in Stassfurt), ersteres mit *) Chem. Ackersmann 1869. S. 115. *) Ebendaselbst. S. 129. 456 Düngungs- und Kultur -Versuche. ^ 'S) ö 3^iCcyo-^üi3:it:~--*Ot— ff> , Qj 1 5ö 0 fco :S Ä 1 *— < t^ 00 — CO C<0 CO CO 0 t~- CD 1 n T3 ■^lOcCi-^-^'i'CO-^coc-i'-H i3 0 a ^ t: üo ••-' w 0 a ,,_, Cd • lOOOOOiOOOOiCiO bD 0 S 1 ocoococ-oco»o-^ — - in A ,£! eo ßi 1 — . cr> CO 0 lO CO tM Ol CTS f- iO 1 3 ÖD C ÖD Ö 1 GO I— 1 bß e ■^ir5cO'*'*-«* C t— -^ CO — in ^ ^^ Ol t^ C^ •* CO CO CO I- 0 0 t- m '^ 1 ^ _d crs CO lO CO CO •* "^ CO -ti Ol Ol — o 0 d — «P C2 0 0 ^ <^ in_ ^ Cri^ CO 1 -Q ♦- 1 • • 'S W) :;3 1 c^c/i-'jf-f'-ftDoicooi — « 1 .'S (^ J3 0 ^^^.^rtcooi-*-H-H 'S 'S s- fco Ph ^ t^ CD bC t^ 03 • (^■^oioitoo:>co-ciooo -S feH a 2 j CDCDCOCOOiOOJvnCOOl 1 1 03 0 CO ^ P- Oh 1 ^tlOlCTJCDCOtOCOvOCD'+l 1 -g CO fcC C3 c OIO.— iiO^H-^OliOi—l-H ^ &0 « 13 CO iirsoi00-*t~0'*eocooie0 t-l S OD ■*vooit-c::^-rtHco-<*-*a>-*t-mcO'*->#oioi 0 0^ »o^ r-^ ffs Ol in co_ in in_ c-^ , 'S« (S 1 ori>^-^c^c5"-^crrcooroi" I od &JD ö ^ CO Ol in "* CO in m CO CO a> c- 03 &0 •o 0000000000 0 W ■TS C£) s I oooieor~-05-^cDcooo<— 1 OS 1 ^HintDininm Ol co<:£>oi Oi 03 'oj CO CO a CO in CO C- CD 0 C- C- oö ai Ö ^ 0 c; Düngungs- und Kultur -Versuche. 457 40 Proc, letzteres mit 50 Proc, Kaligehalt, Dieselben wurden im Jahre 1868 in schwerem, ausgetragenem Thonhoden der akademischen Gutswirthschaft Tharand ausgeführt. Die Witteruug des Jahres war dem Gelingen der Ver- suche nur nachtheilig, indem dieselbe, der vom 5. Juli bis zum Herbst an- haltenden Hitze und Dürre wegen, das Wachsthum der Pflanzen — nament- lich der Rübenpflanzen — in hohem Grade beeinträchtigte. Wenn trotzdem und trotz der dem Rübenbau ungünstigen Bodenbeschaffenheit die Wirkung der Kalisalze in den Rübenerträgen deutlich wahrnehmbar war, so spricht das um so mehr für deren Erfolg und deren hohen Werth als Düngemittel. Auf dem Felde, wo die Kartoffeln gebaut wurden, ging eine stark an- greifende Fruchtfolge voraus (seit 1859 siebenmal Getreide) und war dasselbe seit 1859 nicht wieder gedüngt worden. Die Grösse der Parzellen war hier l3/4GRuthe. Jede Parzelle erhielt 196 Stück Kartoffeln von 15 Pfd. Gewicht und annähernd gleicher Grösse. Die Versuche bei Rüben wurden wieder doppelt, auf verarmtem Boden und auf in alter Kraft stehendem Boden aus- geführt. Die Fruchtfolge dieser beiden Versuchsfelder war folgende: 1. mit verarmtem Boden in den 2. mit in alter Kraft stehendem Boden trug wurde gedüngt Jahren trug wurde gedüngt Erbsgemenge 20 Fuder StaUmist 1860 Grünfuttergemenge jl6 Fuder Stallmist Roggen 4 Ctr. Guano 1861 Weizen J 1 Ctr. Guano ll » Superphosphat Gerste — 1862 Hafer — Weizen — 1863 Runkelrüben 28 Fuder Stallmist Hafer — 1864 Hafer 30 Schffl. Kalk Rothklee — 1865 Kleegrasgemenge — Rothklee — 1866 Kleegrasgemenge — Roggen 1 6ü Pfd.Phosphorsäure l 8 B Stickstoff 1867 Weizen (4 Ctr. Knochenmehl \2 » Peruguano Runkeln — 1868 Ruukehi 30 Fuder Stalhnist und Jauche Das Aufbringen der nachfolgenden Düngemittel geschah erst kurz vor dem Auspflanzen der Kunkeln. War auch zu den Versuchen eine Fläche mit mög- lichst ausgeglichenem Boden ausgewählt worden, so machte sich doch die ver- schiedene Beschaffenheit des Untergrundes, der sich nach der Tiefe und Klüf- tung des unterliegenden Felsens sehr verschieden feucht hält, insofern geltend, als die lange anhaltende Dürre auf einigen Parzellen verderblicher auftrat, als bei anderen. Insbesondere war dies auf dem durch reichliche Stallmist- zufuhr gelockertem Felde der Fall, so dass hier auf einzelnen Punkten viele Rüben verkümmerten. Die Ernte geschah hier Mitte November, bei den Kar- toffeln am 12. Oktober und ergab pro Acker sächsisch: 458 Dttngungs- und Kultur -Versuche. a fcc cot~-c^>oo-^Tj-:# CO CO G Ö cu bJO t3 "£ ? "03 bß bC O^C— >— 'tOt^t'-'O^ <^ OT S^ ^ t^ 3 irTuroG^TÖ'.^t^oo'c-^ 00 S '2 «>C-CCiO-*i5"l'-''- 1 ö S pq CS bJD CS a Ocor^Oio^r-^«^-^co^c^ CO _ ^ S-f a ,0 C ,~. H o r— — CO — (M OO OS CO oT O ^ CS cI w 1 " OI(M(>JCOGr CO TS o _t« .— IC«(MC^-Hl_COCO^-!*' OO Ol — <35_ tc> a 1 CS bO 2 •»f~r<>rco^H(Mioo^ od CD a bD 1 ;-i CD a Ol bC OOiOi— 1 o a o) I«3 c3 O o3 !S3 ^ g &= . ^ 3 &: ^ ^ o ^ !- O «3 CO S CO CS M *- ra ra t *-' ^' W ^ m" !^' "o^ CO d ?13 ■^5 3 § ^ b CO CO P i>oö c^ ö »-H r-t T-t Düngungs- und Kultur -Versache. ^^Q Die Versuche auf reich mit animalischen Düngern gedüngten Boden zeigen die in beiden Jahren sich gleichbleibenden Erscheinungen: 1. hatte trotz des im animalischen Dünger bereits gegebenen Kali's eine weitere Kalizufuhr eine ihrer Höhe entsprechende Steigerung der Eübenernte zur Folge; 2. beein- trächtigte eine Beigabe von löslicher Phosphorsäure die Wirkung der Kali- salze beträchtlich. Dieser Einfluss der Phosphorsäure ist um so auffälliger, da die Phosphorsäure auf ausgebautem Laude entschieden günstig für das Wachsthum der Eüben war. Bei Betrachtung der Versuche auf erschöpftem Boden findet man eben- falls in Uebereinstimmung, dass schon die alleinige Verwendung von Kalisalzen, noch mehr aber eine Verbindung des schwefelsauren Kali's mit Phosphor- säure, sich als förderlich erwiesen hat; im Widerspruch dagegen die Ergeb- nisse einer gemeinschaftlichen Anwendung von Chlorkalium und Phosphorsäure. 0. Cordel berichtete über Düngungsversuche mit Kalisalzen, Düngmigs- insbesondere mit schwefelsaurer Kalimagnesia*). —Verf. hält das ^^r"''?'? ""'' " scuwefelsau- letztgenannte Salz für das zur Eübendüngung geeignetste Salz, da es nach rer Kau- ihm in ausgezeichneter Weise die Fähigkeit haben soll, in den Untergrund magnesia. zu gehen. Er veranlasste folgende Versuche: a) bei Zuckerrüben zu Aschersleben. Der Boden darf nach der Bewirthschaftungs- und Düngungsweise durch- aus nicht als an Kali erschöpft angesehen werden, dennoch trat die Wirkung desselben in der Qualität der Eüben zu Tage, während nennenswerthe quan- titative Unterschiede in den Erträgen nicht vorhanden waren. Die Parzellen erhielten ausser einer (6.) eine Beidüngung von VsCtr. Guano und Vs Ctr. Super- phosphat pro Acker und neben dieser schwefelsaure Kalimagnesia in steigender Menge. Von den anderen um die Zeit der Eübenuntersuchung in die Fabrik ge- gangenen Eüben sagt der Verf. — unterschieden sich die kaligedüngten durch auffallend gutes Aussehen, Fäulniss war unter ihnen nicht zu bemerken, wäh- rend die übrigen Eüben fast durchgängig sich stark schwarzfleckig zeigten. Die Kalirüben verarbeiteten sich vorzüglich, an dem krystallklaren Aussehen ihrer Säfte war genau zu erkennen, ob Kalirüben oder nicht mit Kali ge- düngte verarbeitet wurden. Die Ergebnisse der Saftuntersuchung ist aus Folgendem ersichtlich: Düngung pro Morgen in Ctr. Polarisationszucker Nichtzucker 1. Beidünger ohne KaUmagnesia . . . 14,79 2,71 2. B mit V« Ctr. Kalimagnesia 15,15 2,45 3. » » 1 » » 15,51 2,19 4. » » 1V2 » » 12,56 2,44 5. » » 2 B » 15,88 1,82 6. Ohne Beidünger 1 » » 16,97 1,43 *) Annal. der Landw. in Preussen. 18G8. n. S. 77. 460 Dlingungs- und Kultur -Versuche. Verf. folgert hieraus: mit steigender Kalimenge steigt der Zucker und sinkt der Nichtzucker. Die ausnahmsweise ungünstige Beschaffenheit des Saftes von Parzelle 4 schreibt Verf. einer nicht beachteten Zufälligkeit zu. Die aus- gezeichnete Wirkung des Kalis ohne Beidünger auf Parzelle G ist dem Verf. ein Zeichen, dass betreffendes Ackerstück mit Stickstoff und Phosphorsäure genügend versehen war und die Zufuhr davon nur nachtheilig war, wenn man Parzelle 3 und 6 vergleicht, b) bei Zuckerrüben zu Wald au. Die Versuchsfläche war gleichmässig mit ^s Ctr. Guano und ^/2 Ctr. Snperphosphat pro Morgen gedüngt und erhielt nur verschiedene Mengen schwe- felsaures Kali, Das Nähere und das Ergebniss des Versuchs geht aus Fol - gendem hervor : Schwefels. Kahmag- Ernte auf 10 1 D Ruthen Polari- sation des Nicht- Netto- Netto -Ertrag an Zucker pro Morg. nesia pro Saftes zucker Zucker Morgen Stückzahl Gewicht den 1. Nov. bei 16 Proc. Pressrückstand Pfd. Pfd. Proc. Proc. Proc. Ctr. 115 738 897 14,50 2,50 12,00 16,29 160 761 910 14,81 2,19 12,62 17,37 205 779 950 14,70 2,30 12,40 18,00 250 777 893 15,60 2,40 13,20 17,82 295 780 978 15,22 1,28 13,94 20,52 340 765 915 15,39 2,61 12,78 16,61 385 810 932 14,81 3,19 11,62 16,38 430 780 1060 14,37 3,13 11,34 18,18 475 780 984 14,39 3,61 11,78 17,52 520 783 1200 14,84 2,60 12,18 22,10 160 778 950 14,76 2,00 12,76 18,24 115 732 878 14,13 2,40 11,73 15,57 Nach dem Verf. ergiebt eine Betrachtung der Tabelle, dass im Allgemeinen ein Steigen der Erträge bei steigender Kalidüngung stattfand. Es scheint uns, dass bei einem so unregelmässigen, undeutlichen Erfolg wie im vorliegenden Falle, jede Folgerung imd jede Deutung der Wirkung gewagt sei c) bei Zuckerrüben zu Alt-Eanft. Der Boden ist sogenannter puffiger Oderbruchsboden, d. h. humose Thon- schicht mit unreifem Torf in der Ackerkrume gemischt und torfiger lettiger Untergrund. Der Boden giebt gute aber wenig sichere Ernten und Ernten von wenig guter Qualität. Grösse der Parzellen 1 Morgen. Erträge und Qualität der Kuben geht aus Folgendem hervor: Geerntete Polaris. Nicht- Zucker- Rüben Zucker zucker ausbeute beilGProc.Pressl ctr. Proc. Proc . Ctr. 1. Keine Kahdüngung ... .166 12,4 4,0 lP/4 2. V2Ctr. schwefeis. Kahmagnesia 196'/a 13,4 3,7 16 3. 1 » » » 182 13,0 3,8 14V6 4. 2 » » » 160Vj 13,8 3,4 14Vio Düngungs- und Kultur -Versuche. 461 mit schwefelsaurer Kalimaffuesia. Bodenbescliaflfeulieit Morgenzahl 1. Moorgründiger Boden mit Lebmbeimischuug . . . 2. Sandiger Lehmboden . . Das Resultat der Kalidüngung ist hier durchgängig günstig, nur lässt die Tabelle keinen sicheren Schluss zu über das zulässige Maximum der an- zuwendenden Salzmenge. d) bei Kartoffeln zu Wiednitz; Salzquantum pro Morg. Ctr. Unged. IV2 Unged. 1 1*) Unged. e) bei Klee zu Wiednitz, mit schwefelsaurer Kalimagnesia. Morgenzahl /■ ' Ertrag pro Morg. (grün) . 38 VlzCtr. 100 Ctr. 4 Unged. 62 » f) bei Wiesen gras zu Wiednitz, mit calcinirtem Kainit (rohe Kali - magnesia.) 45 5 56 6 Sandboden 12 12 6 Bodenbeschafifenheit Lehmboden Ernte Stärkegeh. pro Morg. der Knollen Ben. Schffl. pro Ctr. 120 20 99 16 95 22 86 19V2 70 24V2 75 24'/2 67 23 V2 Bodenbeschaffenheit Salzquantum Heuertrag Morgenzahl pro Morg. pro Morg. 1. Schwarzboden, moorgründig ... 35 feuchte Lage 5 2. Lehmboden, feuchte Lage ... 30 6 3. Sandiger Lehmboden 36 6 ctr. l'/2 Unged. IV2 Unged. 1 Unged. Ctr. 22 13 V2 2IV2 15V2 17 14 Düngungsversuche mit Phosphaten, Kalisalzen und Kalk- oüngungs- poudrette, ausgeführt auf der landwirthsch. Versuchsstation Weende durch versuche mit L. Busse**). — Bei denselben handelte es sich vorzugsweise darum, die Wirk- ^'°j^gä7*T' samkeit der gebräuchlichsten Stassfurter Kalidünger, rohes schwefelsaures Kali „„d Kaik- und dreifach concentrirtes Kalisalz, bei den für dortige Gegend wichtigsten poudrette. Kalipflanzen: Kartoffeln und Futterrunkeln , zu prüfen. Ausserdem kam von Grütter in Hannover nach dem Müll er- Schür' sehen System bereitete Kalk- poud rette***) zur Verwendung. Diese Poudrette war in der Weise gewonnen, dass feste menschliche Excremente, mittelst Kohle und Kalk desinficirt, im Gemenge mit Torfpulver, durch welches man den Harn hatte durchfiltriren lassen, auf Hürden an der Luft getrocknet waren. Die Kalisalze wurden theils *) Dem Dünger beigemischt. **) Journ. f Landw. 1868. S. 67. ***) Eine Analyse derselben ist nicht beigefügt. 462 Düngungs- and Kultur -Versuche. für sich allein, theils als Zusatz zu einer aus Superphosphat*) und Guano oder aus Superphosphat und Chilisalpeter bestehenden Normalmischung ver- wendet. a) Versuche bei Kartoffeln; 1867. Der Boden des Versuchsfeldes ist ein stark kalkhaltiger Lehmboden mit Tuff kalk im Untergrund. Vorfrucht Roggen, Vorvorfrucht gedüngter Eaps. Grösse der Parzellen 20 d Ruthen. Die Düngemittel wurden den 7. Mai auf die rauhe Furche ausgestreut und beigeeggt. Die Parzelle 1 (Superphosphat und Guano) zeichneten sich bis zum Spätsommer durch dunkelgrünes Kraut gegen die übrigen aus. Im Ganzen war die Witterung für das Gedeihen der Kartoffeln günstig. Ernte am 5. October. Stärkemehlbestimmung, aus dem specifischen Gewicht abgeleitet, fand im December statt. Düngung und Erträge pro Morgen waren: Düngung pro Morgen in Pfunden. Preis Mehr- der Ertrag Stärke- ertrag Nettogewinn an Kar- mehl- gegen oder Dün- toffeln. gehalt Unge- Deficit. **) gung dUngt. in Thlr. Ctr. in Proc. Ctr. Thlr. Sgr 1. Superphosphat 96,8 u. Guano 48,4 2. Superphosphat 116,3 u. Chiüsal- peter 39,3 3. Superphosphat 96,8, Guano 48,4 u. rohes schwefelsaures Kali 150 4. SuperjDhosphat 96,8, Guano 48,4 u. 3 fach concentrirtes Kalisalz 150 5. Superphosi)h. 116,3, Chilisalpeter 39,3 u. roh. schwefelsaures Kalil50 6. Superphosph. 116,3, Chilisalpeter 39,3 u. 3fach contentr. Kalisak 150 7. Ungedüngt 8. Rohes schwefelsaures Kali 150 . 9. 3 fach concentrirtes Kalisalz 150 10. Grütter'sche Kalk-Poudrette 1000 11. Grütter'sche Kalk-Poudrette 1000 12. Grütter'sche Kalk-Poudrette 2000 5 108,1 20,05 14,4 5 106,0 19,65 12,3 5| 103,6 18,82 9,9 n 105,6 19,41 11,9 51 108,0 18,70 14,3 7t 110,3 18,47 16,6 93,7 18,93 — f 96,5 17,64 2,8 n 103,6 18,82 9,9 5 97,5 19,06 3,8 5 101,0 19,06 7,3 10 102,5 19,89 8,8 + 4 18 + 36 + - 25^ + - 5^ + 3 23^ + 15 + 1 3i + 3 254 — 2 14 4 — 44 Hiernach haben die Zusätze von Kalisalzen zu der Superphosphat-Guano- Düngung keine, zu der Superphosphat-Salpeter-Düngung dagegen eine 2 bis 4,3 Ctr. pro Morgen betragende Ertragssteigerung bewirkt. Für sich allein angewandt, hat das rohe schwefelsaure Kali über »Ungedüngt« einen schwa- chen Mehrertrag von 2,8 Ctr. , das 3 fach coucentrirte Kalisalz dagegen einen relativ erheblichen von 9,9 Ctr. zur Folge gehabt. Die Kalkpoudrette bewirkte Mehrerträge, die jedoch die Kosten der Dügungen nicht deckten. Hierbei ist nicht zu vergessen, dass der grosse Kalkreichthum des Bodens bei der Beur- *) Aus Bakerguano bereitet. **) Nach Abzug des Geldwerthes der Düngung von dem des Mehrertrags. Ctr. Kartoffeln zu Va Thlr. gerechnet. Der Düngungs- und Kultur -Versuche. 463 theilung des Düngererfolges der sehr kalkreiclien Poudrette zu berücksichtigen ist. Der Stcärkemehlgehalt der Kartoffeln ist durch die Kalidüngung nicht erhöht, sondern durchgehends erniedrigt worden, die Schwankungen im Stärke- mehlgehalte sind indess überhaupt gering. b) Versuche bei Futterrunkelrüben 1867. Der Boden ist ein weniger kalkreicher lehmiger tiefgründiger Boden von durchaus gleichmässiger Beschaffenheit. Vorfrucht mit Guano gedüngter Wei- zen. Grösse der Parzellen 20a Euthen. Gedüngt wurde am 17. Mai; denselben Tag wurden auch die Eübenkerne in einer Pflanzweite von 18" im Quadrat gelegt (lange gelbe Futterrüben). Die Witterung war bis Mitte August für das Wachsthum der Rüben günstig; von da bis Mitte September störte Trockenheit das Wachsthum und verhinderte ihre Ausbildung. Nachtfröste am 24. und 25. September hoben das Wachsthum gänzlich auf. W w p to oo ~a o CT« ri^ OS p Ol ^ OS M _ p p P F W W W c:J Sup erphospli at rT' ^7* PT "(5 i *^ i? 1= ,_ ^^ ,_ M) tvO ^^ )-' t-s ^ o to 00 CTS OS CO OS 515 i^ ^ ^ bO ^ CD CO El CD CD i-S Oi 2 g CD Ol 05 CD CD ai 00 g CD c« p^ p_ ET o OS S OS CD cn Oi o o 00 OS B o_ CD i-s' CD p ES' p ?D P S> P^ p ?i? CD CD i-S -] CO CT5 P Wo ET? OS OS . P' p OS CO S P CD i-t fD O ^ p p o o p oo B B o o s Ol o o 7^ o o CO OS a- O P- o &• o o CO h-. '"' o er- O o CO ►^ o p ^ • o^ rt O o CD . p o ^ p P- CD C? . • o p- o CO p CD & CD CO P 'T'' , 5' ctt; ÖD,:? ? " 1 o < 1 o o o o O' ^ Ol 1— ' o o c 3 lor- W(- «>t- KN- •^ (R ro 1 O t _, tsO bO l>0 M) IsO U) b« to lO ►o o S) O < D J3 o IsS bO to o ro t« OS N3 C: •ö >f» < £> _( » ^ o OJ »^ C) t3 OS lO 1—* bO ■1 o* ° W O "c >3 -^ "oo o rfi- "os li^ l-O »f' rf" *>■ B == S 3 OQ CTQ OS c Jl k P^ )(>. Üi Ü» Wi tn Ol CJi Ol Ol *^ o S j-J c /3 i D o C-T p Ül N3 »«^ Cji (X> CO OD r-^* (t B "c« c T> "f (^ Ol '"' OS OS OS ^^ >f^ -J to ~J D ^ ND >— ' N5 to ~ lO tsO OS to c ß: 'S ffi t- ZJ\ .^ 1 Ci ^ 03 03 ^ ).^ Ol rf»- OS *- o* 1 ö 0 (& to -.1 ^ CO 'os X« CO '"' OS OS Ol OS s S?3 1 1 2 bO ► 1 1 o *- «3 *»■ ^ OS o^ CO NS SP o % CD S. "1 (B P to B g- W Ci "c >5 1 •"■ "^ to "cO 50 "^ o OS OO CO £ OQ gOö?g 1 «£) C /3 I 1 CO NO C5 o CO o CJ\ OS cn 1^ crq Deflc ch Abzu Idwerthe üngung -J c 75 1 C5 o OS OS tn h^ -o O -J m *f» p g 0, 0. "* 0 SS 464 Düngungs- und kultur- Versuche. Die Zusätze von Kalisalzen zu den Stickstoff- und Phosphorsäure-Düngern haben eine nennenswerthe Steigerung im Eübenertrage nirgends bewirkt, in den meisten Fällen vielmehr ein negatives Eesultat ergeben; in Bezug auf die Blättererträge verhält es sich im Allgemeinen umgekehrt. Uebrigens ent- si3rachen sämmtliche Eübenfelder in Folge der ungünstigen Witterung nicht, auch nicht das mit Stallmist stark gedüngte grosse Wirthschaftsfeld, welches die Versuchsfelder einschloss, den im Anfange gehegten Erwartungen. Wäh- rend die Durchschnittsernte 300 Ctr. beträgt, ergab die diesjährige Ernte nur 216 Ctr. W. Henneberg stellt als die bemerkenswerthesten Eesultate der Ver- suche hin, »dass die Kalisalze bei Kartoffeln zwar keineswegs immer, aber doch unter Umständen nicht unerhebliche Ertragssteigerungen bewirkt haben, so wie dass der Peruguano als Bestandtheil der Mischung Superphosphat- Guano durch Chilisalpeter mit Erfolg ersetzt ist.« Die Kalk-Poudrette dürfte als eine Kalkdüngung anwendbar und zu dem ortsüblichen Preise des Kalks zu bezahlen sein. Düngungs- Fei d düu guug s ve r s u chc mitgetheilt von A. Völker.*) Versuche beiKieegras 1- bei Kleegras zu Escrick Park 1867. und Weiden. j^^g Vorsuchsfeld trug im Vorjahre Gerste, in welche die übliche Mischung von Klee und italienischem Eaigras eingesäet worden war. Die Saat ging gut und gleichmässig auf; auch der Boden war gleichmässig. Der Boden war wie die folgende Zusammensetzung zeigt ein armer Sandboden. Organische Substanz und Glühverlust 4,28 Proc. Eisenoxyd 0,61 » Thonerde 2,16 » Kohlensaurer Kalk 0,39 » Schwefelsaure Magnesia 0,25 » Kohlensaure Magnesia 0,23 » Kah 0,14 » Natron 0,05 » Phosphorsäure 0,08 » Sand 91,81 » Grösse der Parzellen V20 Acker. Die Einrichtung des Feldes , Düngung und Erträge erhellen aus nachfolgender Tabelle: *) Journ. of the Royal AgrieuiL Soc. of Engl. 1869. I. S. 73. Düngungs- und Kultur -Versuche. 465 Gewicht des frischen Kleegrases Düngung pro V«o Acker. 1. Salpetersaures Natron . . 2. Schwefelsaures Ammoniak 3. Mineral- Suporphosphat 4. Gewöhnliches Salz 5. Ungedüngt . . . 6. Chlorkalium . . 7. Schwefelsaures Kali 8. Schwefelsaurer Kalk 9. Mineral -Superphosphat Salpetersaures Natron . 10. Mineral - Superphosphat rfi. 22 V2 22 Va 22 'A 22'/^ 22 'A 22V: 112 2 9 pro V«« Acker. 1 . Schnitt 2. Schnitt Total-Ernte Pfd. Pfd. Pfd. 959 231 1190 1176 269 1445 630 289 919 632 287 919 614 312 926 721 378 1099 600 287 887 499 283 782 2>.J 22 V Chlorkalium 2 11. Ungedüngt 2V.1 1220 1008 689 224 534 310 1444 1542 999 Bei den Parzellen, wo mit Salpeter gedüngt worden war (1 und 9), war das Wachsthum des Grases ein so üppiges, dass der Klee gänzlich unterdrückt wurde; Gras grob und wenig besser als gutes Haferstroh. Nach der Düngung mit schwefelsaurem Ammoniak war ebenfalls das Gras vorherrschend, der vorhandene Klee aber kräftig. Bei Superphosphat: Raigras gut, aber Klee dünn, sehr schwach und viel mit Mehlthau überzogen. Bei Kochsalz: Raigras und Klee gut, aber kurz. Bei Chlorkalium: Raigras und Klee sehr gut. Bei schwefelsaurem Kali: Raigras schwächlich, Klee gut. Bei Gips: Raigras sehr dünn und unscheinlich, schlechteste Parzelle. Bei Superphosphat und Chlorkalium : beste Parzelle, Klee ausgezeichnet Gras von guter Qualität. 2. bei Kleegras zu Tubney Warren. Die Versuche waren dieselben wie bei vorigem Felde. Der Boden war wie dieser leicht und arm, namentlich an Alkalien und Kalk, aber in besserem Kulturzustande; er trug vor der Gerste schwedische Rüben, zu welchen mit Stallmist und 3 Ctr. pro Acker Superphosphat gedüngt worden war. Das Klee- gras blieb länger stehen wie bei vorigem Versuch und wurde nur einmal ge- schnitten. Der Ertrag war folgender: Jahresberitlit, XI u. Xll. 30 4gg Düngungs- und Kultur-Versuche. p... Gewicht des frischen Kleegrases (Menge wie vorher). ^^^ ,^^^ ^^^^^^ .^ p^^_ 1. Ungedüngt 749 2. Salpetersaures Natron 823 3. Schwefelsaures Ammoniak 870 4. Mineral- Superphosphat 1084 5. Gewöhnliches Salz 823 6. Ungedüngt 784 7. Chlorkalium 819 8. Schwefelsaures Kali 867 9. Gips 891 10. Mineral-Superphosphat und salpetersaures Natron 1111 11. Mineral-Superphosphat und Chlorkalium . . . 11 18 12. Ungedüngt 737 Dem Erfolge nach enthielt der Boden eine zum Wachsthum des Klee- grases genügende Menge Kali, denn weder Chlorkalium noch scliwe feisaures Kali vermehrten die Ernte beträchtlich. Ebenso verhielt sich der Boden hinsichtlich der Stickstoffdüngung; dagegen brachte die Düngung mit Phos- phorsäure in löslichem Zustand eine beträchtliche Erhöhung der Ernte hervor. 3, bei Kleegras zu Menagerie Farm, Escrick 1868. Boden wie bei Versuch unter 1. Sandboden, arm an Kalk, Kali und Phos- phoi säure. 4. desgl. zu Tyrwarnhaite Farm, 1866. Boden von Natur arm, sandiger Lehm mit wenig Kalk und massiger Menge Thon. Es wurde nur 1 Schnitt gemacht. Gewicht des frischen Kleegrases Düngung P''° ''»» A«^^^'' '" Ptunden. 3. Zu Menagerie Fai-m, Escrick. 4. Zu Tyr- (wie früher). warnhaite 1. Schnitt 2. Schnitt Total-Erute ^0«^ 1. Natronsalpeter 814 84 898 739 2. Schwefelsaures Ammoniak . . . 814 101 915 753 3. Superphosphat 630 105 735 743 4. Kochsalz 609 114 723 646 5. Ungedüngt 522 107 629 626 6. Chlorkalium 651 149 800 712 7. Schwefelsaures Kali 707 154 861 680 8. Gips 623 131 754 655 9. Superphosphat und Salpeter . . 773 98 871 979 10. Superphosphat und Chlorkalium 791 178 969 919 11. Ungedüngt 525 103 623 636 Bei ersterem Versuchsfelde war die Wirkung der Kalisalze noch beim zweiten Schnitt bemerklich, die der anderen Düngemittel nicht. Im Allge- meinen waren die Resultate wie im Jahre 1867 zu Escrick. Düngungs- und Kultur -Versuche. 467 5. auf Weiden zu Ashwick. Der hierbei verwendete gebrannte Kalk wurde ungelöscht (!) in kleinen Hau- fen auf die Parzellen gebracht, wo er nach balderfolgendem Eegen sich löschte und dann ausgestreut wurde. 6. auf Weiden zu Escrick Park in gleicher Weise wie bei 5. 7. auf Weiden zu Tyrnwarnhaite Farm, ebenso. Ertrag der Flächen pro -^- Acker an frischem Gras. Düngung pro -^ Acker. 5. Ashwick. C Escrick ^aVnSe 1. Schnitt 2. Schnitt Park. Farm.*) Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. 1. Gebrannter Kalk 5 Busheis 494 593 231 1069 9. Gebrannter Kalk 5 Bushcis u. Salz 5i5 Pfd. G35 - 269 1201 3. Feines Knochenmehl L^ Ctr 624 479 373 1555 4. Superphosph. 56 Pfd. u. roh. Kalisalz 56 Pfd. 7S8 449 315 1616 5. Ungedüngt 658 — 119 1480 6. Kochsalz 56 Pfd 716 - 247 1329 7. Peruguano 56 Pfd 1157 576 553 2017 8. Rohes Kochsalz, deutsches, 56 Pfd 649 578 348 1434 9. Superphosphat 56 Pfd. u. Peruguano 56 Pfd. 1188 590 630 2157 10. Ungedüngt 610 496 177 1441 Wir haben die vorstehenden Versuche V ö 1 k e r s der Vollständigkeit wegen beigefügt, nicht ihres Interesses wegen, das sie weder ihrer Anlage nach, noch ihres Erfolgs nach bieten. Wir wollen nur noch hervorheben, dass in der ersten Versuchsreihe bei Kleegras unter l.bis4. das Chlorkalium meist eine bessere Wirkung äusserte, als das schwefelsaure Kali. Düngungsversuche auf Alpweiden von Freiherr von Gise und DUngungs- W. Fleischmann**). — Dieselben wurden auf den zu den West- Allgäuer Versuche auf Alp- Alpen -Versuchsstationen gehörenden Ländereien von Seifenmoos und Rothenfels weiden. ausgeführt***). Die Seifenmooser Alphöhe diente bisher als Weideland, das niemals eine andere Düngung erhielt, als ihm durch die atmosphärischen Niederschläge zu Theil ward , denn der durch das Weidevieh auffallende Dung kann ob seiner höchst ungleichmässigen Vertheiluug keine wesentliche Berücksichtigung finden. Hauptbestand der Weide: Nardus stricta L., Antho- xanthum odoratum L., Poa alpina L. und Poa pratensis L. Der Schnee des Winters wich erst mit Monat Juni und fiel am 16. Juni nochmals Schnee. In praktischer Beziehung muss der Boden als einer der magersten und rauhesten Bodenarten, die überhaupt in dortiger Alpenwelt vorkommen, bezeichnet wer- *) Hier wurden die doppelton Mengen von gebranntem Kalk gegeben. **) Die landw. Versuchsstationen. 1867 S. 235. 1868 S. 230. 1869 S. 311. ***) Der« n Analysen brachten wir in der ersten Abtheilung dieses Berichts S. 55. 30* 468 Düngungs- und Kultur -Versuche. den. Höhe der Station 4000 Fuss über d. M. Muthmassliche Temperatur- verhcältnisse : Mittlere Jahrestemperatur + 3,38° E. » Winter « — 4,72° R. » Sommer » + 10,85° E. Grösse der Parzellen 500 Druss= ^/so bayrisches Tagwerk*). Die folgende Tabelle enthält auf's Tagwerk berechnet die mit den Düngern aufgebrachten Stoffe, die Erträge im grünen und dürren Zustande, das lufttrockne Heu in Procenten des grünen Futters und die Verhältnisszahleu der Erträge, den Ertrag der ungedüngten Parzelle = 100 gesetzt. Düngung pro Tagwerk. Gehalt Ertrüge 100 des Düngerquantums an Gras PO5 KO N SO3 CaO Gras Heu lieferte Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Ctr. ctr. Heu 1. Holzasche (Herbstdüngung) 2. Peruguano (Frühjahrsd.) . 3. Aufgebrachter Untergrunds- boden**) u. schwefeis. Kali (Herbstd.) 4. Untergrundsboden , dick überstreut (Herbstd.) . . . 5. Aufgeschlossener Peruguano (Frühjahrsd.) ". . 6. Schwefels. Kali (Frühjahrsd.) u. schwefeis. Ammoniak . . 7. Knochenmehl (Herbstd ) 8. Aufgeschlossener Guano . Superphosphat (Herbstd.) . u. schwefelsaures Kali . . 9. Kahsalpeter (Herbstd.) . . 10. Ungedüngt •2960 •? 148 ? 68,8 19,2 28 800 80 — 96 — 88 83,2 24,0 29 4?0 — 57 — 106 — }44,0 14,4*** 33 — — — — — — 26,4 8,8**^ 33 800 80 — 88 160 80 66,4 21,6 33 240 240 1- 22 12 84 - 84,0 2S,0 33 eco 216 — 16 — 288 72,8 23,8 32 200 '1 800 i 164 34 20 212 236 86,4 29,6 34 280 1 3-20 141 42 — — 92,0 31,2 34 — — — — — — 48,8 16,0 33 120 150 135 175 149 185 195 100 Die Verf. bemerken hierzu: Sämmtliche Düngungen hatten eine Ertrags- steigerung zur Folge, auch ist eine theilweise Verbesserung der Grasarten auf Feld 9 bemerkbar, dessen Ertrag beinahe verdoppelt wurde. Dieser besten Parzelle folgen der Eeihe nach die Felder 8, 6, 2, 7 und 5 ; dieselben erhielten die verschiedensten Düngemittel, jedoch alle erhielten Stickstoff. Es steht zu erwarten, dass, bis die Bodenbeschaffenheit eine bessere geworden ist, für den fraglichen Boden Düngeigemisclie von guter Wirkung sind, welche Stick- stoff' enthalten und zugleich energisch auf den Boden einwirken. Uns scheint der Erfolg dieses Düngungsversuchs darauf hinzuweisen, dass es namenthch Kali ist, -welches in assimilirbarer Form dem Boden fehlt, denn gerade die Parzellen, die neben Stickstoff Kali erhielten, gaben die besten Erträge (6, 8 u. 9), *) 1 bayr. Tagwerk = 1,335 preuss. Morgen oder ca. 34 nordd. Bundes-Areu. **) Aus 1^ Fuss Tiefe. ***) Die Erträge der Felder 3 und 4 sind ungenau, sie konnten nicht rein abgeerntet werden. Verf. schätzt den Ertrag auf mehr als das Doppelte des angegebenen. Düngungs- und Kultur -Versuche. 4fi9 während die mit Phosphorsäiire und StickstoflP reichlich, aher nicht mit Kali ge- düngten (•?, 5 und 7) in ihren Erträgen bedeutend hinter den vorigen stehen. Bei dem im Herbst aufgebrachten Kalisalpeter darf man sogar wohl annehmen, dass ein beträchtlicher Theil der Salpetersäure als Stickstoifnahrung der Vegetation ver- loren ging und deshalb die bedeutende Wirkung desselben zum grössten Theil auf Rechnung des Kalis zu setzen ist. Die Kothenfelser Versiichsfläche diente bis dahin als Weideland tmter vollkommen analogen wirthschaftlichen Verhältnissen, wie die Seifenmooser Alphöhe. Die Bodenverhältnisse können zu den besseren der Bergweiden gezählt werden. Während aber der Obergrund mit 35 Proc. Thon an der Grenze zwischen einem lehmigen und einem entschieden thonigen Boden steht, ist der Untergrund ein ausgesprochener Sandboden , der jedoch beträchtlich reicher an Phosphorsäure ist, als der Obergrund. Höhe der Station circa 2500 Fuss ü. d. M. Muthmassliche Temperaturverhältnisse: Mittlere Jahrestemperatur + 5,18° E. » Winter » — 2,92° R. (December, Januar, Februar). » Sommer » + 12,65° R. (Juni, Juli, August). Hauptbestand der Weide : Anthoxanthnm odoratum L. in Menge, Holcus lana- tus, Briza media, Cynosurus cristatus, Festuca ovina. Grösse der Parzellen ' /loo bayerisches Tagwerk. 1. Mist (Herbstd.) 30000' 2. Gesäuertes Knochenmehl fFrühjahrsd.) 800 3. Compost, dick überstreut**) (Herbstd.) j — 4. AufgeschlossenerPemguano > (Fruhjahr.^d.) ! POO 5. Schwefels Kali (Frühjahrsd.) \ 500 6. Aufgeschlossener Guano . . : 200 Schwefels. Kah (Frühjahrsd ) ! 300 Gesäuertes Knochenmehl . I 600 7. Untergrund mit schwefeis. 1 Ammoniak (Herbstd.) • ■ • 300 8. Untergrund mit gebranntem Kalk (Herbstd.) 2500 9. Untei'grund mit Kaüsalpeter (Herbstd.) 300 10. üngedüngt — 105 152 80 146 210 - i 132 210 24 46 40 39 93 225 1 88 200 160 80 110 1 - 245 164 118 2000 72 70 96 94 66 161 62 44 49 40 33 33 36 37 33 31 32 27 29 30 200 192 292 292 183 417 167 100 117 100 *) Gehalt des Mistes aus E. Wolff's Tabelle abgeleitet, **) Grabenausschlag, ausgelaugte Asche, Küchenabfälle, Knochenreste, Gips und Erde in innigster Mischung. A'JQ DÜDgungs- und Kultur -Versuche. Aus der erheblichen Steigerung der Erträge schliessen die Verf., dass der Boden einigermassen erschöpft ist und einen Vorrath an löslichen Nähr- stoffen nicht mehr besitzt. Die Zunahme der Erträge scheint im Zusammmen- hange zu stehen mit der aufgebrachten Schwefelsäure, dem Kalk und der Phosphorsäure. Der Kalisalpeter war wirkungslos, woraus hervorgeht, dass der Boden weder an Kali noch an Stickstoff einen besonderen Mangel leiden kann. Das schwefelsaure Kali (P. 5) steigerte entschieden den Ertrag und möchte dieser Umstand der Einwirkung der Schwefelsäure oder des schwefel- sauren Kali auf den Boden zuzuschreiben sein. Die Anlage der Versuche scheint uns durchaus nicht genügend zu sein, um aus den Resultaten schliessen zu können, welche der Düngerbestandtheile vorzugs- weise an den Ertragssteigerungen betheiligt waren. Die Herren Verf. stellten im folgenden Jahre auf denselben Flächen abermals Düngungsversuche an, jedoch mit anderen Düngestoffen. Wir beschränken ims darauf, auf dieselben hinzuweisen.*) Der Umstand, dass ganz andere Düngerbestandtheile als im Vorjahre auf ein und dieselbe Fläche kamen, trübt die Resultate und die Deutung des Ergebnisses, da sich Nachwirkung der vorjährigen und Wirkung der nachfolgenden Düngemittel vermischen mussteu. DÜDgungs- A. Hosäus veröffentlichte einen Versuch über den Einfluss ver- versuche schiedener Dünger auf Quantität und Qualität der Mohn- pflanz an.**) — Wir begnügen uns, den Eesultaten Folgendes zu entnehmen. Im Vergleich mit den ungedüngten Parzellen ist durch den zugeführten Dünger der Ertrag verdoppelt und verdreifacht worden. Eine getrennte Düngung mit. Superphosphat oder mit Guano ergab die niedrigsten Erträge. Beide Düngemittel mit einander vereinigt, von jedem einzelnen nur halb so viel, als bei ihrer getrennten Anwendung, erzeugten die beste Ernte und ist dem- nach durch die kostspieligere Verwendung einfachen Düngers ein niedriger Ertrag erziehlt worden, als durch die billigere Düngung mit gemengtem Dünger. Durch massig verrotteten Stallmist ist eine befriedigende Ernte erzeugt worden, doch dürfte ein Vermischen desselben mit einem Phosphat gerade bei dem Mohnbau zu empfehlen sein. Eiueu wesentlichen Einfluss hat der verschie- dene Dünger auf die Wurzelausbildung der Pflanzen gehabt. Das Wurzelsystem war um so vollkommener entwickelt, je rationeller die Düngung gewesen war und zeigte , dass durch die Zuführung der Nahrungsmittel zur Pflanze mit Hülfe der Wurzeln die Ausbildung der letzteren selbst wesentlich beeinflusst wurde. Die einzelnen Theile der Pflanzen aller Parzellen stehen untereinander in einem bestimmten Verhältniss. Der Procentgehalt an Phosphorsäure ist in allen einzelneu Theilen der Pflanzen von den verschiedenen Parzellen ein nahezu gleich grosser und untereinander übereinstimmender, der absolute Ge- halt dagegen ein sehr ungleicher. *) Die landw. Vers.-Stat. 1869. S. 316 u. 463. ♦*) Ann. d. Landw. in Preussen. 1868. B 51. 96. Düngungs- und Kultur -Versuche. All Mit der absoluten Menge der in den Pflanzen enthaltenen Phosphorsäure steht die Gesammtmenge der erzeugten Pflanzensubstanz und auch die der einzelnen Pflanzentheile im innigen Verhältniss. Je mehr Phosphorsäure, um so mehr Pflanzensubstanz. Der Oelgehalt der Samen ist ein übereinstimmender und nur die ohne Düngung erzeugten Samen enthalten etwas weniger als die übrigen. Feldbau-Versuche mit dem Rückstande des nach dem Sü- Düngungs- vern'schen Verfahren desinficirten Kloakenwassers in Berlin; Versuche V 0 n Boeder.*) — Der Boden des Versuchsreldes ist em gleichmässiger schein Des- lehmiger Sand, welcher in den letzten 4 Jahren Leindotter, Rübsen, Raps, infektions- Weissweizen, und zwar 1868 fünfzehn Scheftel ohne Düngung getragen hatte; ^'=''^*™°^- seit 18 Jahren war der Boden wesentlich mit Mineralien und gekochten Stoffen (?) gedüngt. Der im breiigen Zustande gelieferte , ca. 50 Proc. Wasser haltende Rückstand wurde abgewogen und mit Erde gemischt ausgestreut. Die Ver- suchsbeete waren so angelegt, dass ein gedüngtes mit einem ungedüngten Beete von i/e Morgen Grösse wechselte. Der aufgesäete Leindotter ging auf den ungedüngten Beeten rascher auf und wuchs anfangs freudiger; schliesslich waren alle Beete gleichmässig bestanden. Die am 22. September erfolgende Ernte ergab folgendes Resultat: Leindotter pro Morgen. Körner Spreu Stroh Pfd. Pfd. Pfd. Ungedüngt .... 618 345 828 org. 3 Ctr. Rückstand 600 372 780 » 6 » » 612 312 810 » 9 » » 570 330 840 » 12 » » 561 333 750 » 15 » » 615 363 740 » 90 » » 516 327 960 Zusammen 3474 2037 4880 Durchschnittlich 579 339^ 8131 Ungedüngt mehr pro Morgen 39 5^ 14^ Daraus ergiebt sich, dass die Düngung mit dem Rückstande bei Anwen- wendung von 3 bis 15 Ctr. pro Morgen ohne günstigen Erfolg, bei Anwendung von 90 Ctr. nachtheilig für die Körnerbildung, günstig für die Strohbildung des Leindotters war. Verf. spricht sich ferner über den Werth dieser Masse aus: »Der Düngerwerth der Masse ist Angesichts der schweren Handhabung und Vertheilung, und seiner physikalischen Fehler, nämlich seiner starken Volumenveränderung, Durchlässigkeit und Hitzigkeit, für Sommerfrncht in Sandboden nicht erfindlich. Die chemischen Verbindungen des Rückstandes *) Amtl. Vereins -Blatt d. landw. Prov. -Vereins Brandenburg. 1869. S. 172. ^72 DöngungK . und Kultur-Versuche. erscheinen schwer löslich und der Vegetation znerst feindlich. Etwas mehr Erfolg lässt sich von der Düngung zu Winterfrüchten erwarten. Einen nennenswerthen Handelswerth dürfte der Rückstand nicht erlangen, weil sein Düngerwerth nach obigen Versuchen nicht einmal den schwierigen Transport der breiigen, queclisilberartigen Masse aus der nahen Stadt Berlin lohnt. « Anbau-ver- Anbau V 6 r s u cho mit Kartoffelsorten, von Werner*) — Verf. suche mit jg^ jgj. ^jisicl;,^ ^ggg g^ dem Heruntergehen der Erträge des Kartoffelbaues Kartoftel- '^ ° sorteu. S6it 1845 die Kartoffelkrankheit nicht allein schuld ist, sondern auch der Umstand, dass sich viele Sorten eingebürgert haben, die überhaupt zu einem grossen Ertrage nicht fähig sind. Die für gewisse Gegenden und Boden- verhältnisse passendsten Sorten ausfindig zu machen, war Zweck der Versuche. Eine grosse Anzahl von Sorten wurden an 7 verschiedenen Orten gleichzeitig und zwar in den Jahren 1867 und 1868 angebaut. Die allgemeinen Ergeb- nisse sind folgende: 1. Bei kalter und feuchter Witterung ist der Stärkemehl gehalt und der Ertrag der Kartoffeln viel geringer, als bei trockner und warmer Witte- rung**). 2. Auf einem stark gedüngten und tief gelockerten Boden steigt der Ertrag bedeutend, aber der Stärkemehlgehalt sinkt. 3. Auf nicht gedüngtem Boden ist der Stärkemehlgehalt am höchsten, jedoch der Ertrag geringer. 4. Auf die krankhafte Korkwucherung der Schale influirt vorzugsweise die Bodenbeschaffenheit. Allerdings ist ausserdem nicht zn leugnen, dass auch der Sortencharakter einen gewissen Antheil hat, da einige Sorten unter den verschiedensten Kulturverhältnissen krank werden, andere dagegen gesund bleiben. 5. Die Kartoffelkrankheit (Perenospera infestans) tritt vorzugsweise bei den bunten Sorten auf, am wenigsten bei den blauen und rothen; ferner bei den frühen Sorten in stärkerem Grade als bei den späten. 6. Der Stärkemehlgehalt ist am niedrigsten bei den bunten und blauen Sorten, am höchsten bei den rothen. 7. Im Jahre 1867 zeigte sich der Stärkemehlgehalt der späten Sorteu am höchsten, 1868 trat dagegen der umgekehrte Fall ein, Avahrscheinlich durch das Durchwachsen der späten Sorten herbeigeführt***). 8. Der Ertrag war bei den frühen Sorten am niedrigsten, bei den späten am höchsten. *) Wochenbl. d. Ann. d. Landw. in Preussen. 1869. S. 101. **) Vergl. Jahresber. 1867. S. 242. ***) Vergl. diesen Jahresber. S. 213. DüneruiiKs- und KnUiir -Versnclie 473 H. Hellriegel berichtete über Versuche, welche den Einfluss der Einfluss Gr Össe und der SP ecifischen Schwere der Kartoff el- Saatknolle auf ''^'" -'^a'nen. . , qualitiit auf die Ernte ermitteln sollten.*) — Dieselben wurden aut armem ausgehun- jen Ertm,- gertem Boden ausgeführt und führten zu dem Eesultat: »Die Grösse (will sagen bi'i devKar- das Gewicht, d. Ref.) der Knolle ist entscheidend für die Erntemasse; je grösser toffe^kuum-. die Knolle, desto höher der Ertrag«. Es war gleichgültig, ob ganze oder halbe Kartoffeln gelegt wurden, immer nur das Gewicht der Aussaat war ent- scheidend. Auch zwei Kartoffeln in ein Loch gebracht, gaben gerade eben so viel Ertrag wie eine, wenn diese eine eben so schwer war, wie jene zwei zusammen. Von dem specifischen Gewicht der Saatkartoffel konnte ein ähn- licher Einfluss nicht bemerkt werden. Einfluss der Saatkartoffel auf die Kartoffelernte; von Einfluss Osk. Lehmann und R. Ulbricht**) — Die Versuche sollten die Fragen *!«• samen- , , , quaUtät auf beantworten: , „ , deu Ertrag 1. Welchen Einfluss übt das Halbiren und das Viertheilen der Saatkar- bei de.- Kar- toffeln auf deren Ertrag, gegenüber den ungetheilten, wenn die Theil- *" '''''"'^"'■• stücke je einer Knolle in der Furche dicht zusammengelegt, also gezwungen werden, ihre Triebe auf gleichem Räume wie die ganze Saatkartoffel zur Entwicklung zu bringen? 2. Welchen Erfolg hat dies Verfahren bei grossen, mittlen und kleinen Saatkartoffeln ? Sie wurden das eine Mal auf den leichten Anschwemmungsboden des akademischen Versuchsgartens im Thal, das andere Mal auf dem schweren, durch Verwitterung entstandenen Thonschieferboden des auf der Höhe lie- genden akademischen Gutes ausgeführt, dort mit bereits einmal abgekeimten, hier mit Kartoffeln mit vollen Keimen. a) Versuche im leichten Boden des Versuchsgartens. Setzweite: 1 und 1 '/o Fuss Abstand. Die Hälften und Viertel der Knollen wurden, wie auch beim anderen Versuche, in unmittelbarer Berührung neben- einander, die Schuittflächen nach unten gelegt. Die Versuche wurden dreifach auf drei nebeneinander liegenden Parzellen ausgeführt. Das Nähere ergiebt sich aus folgender Zusammenstellung: *) Monatsschrift des landw. Pro v. -Vereins f. d. Mark Brandenburg u. Nieder- lausitz. 1868. S. 77. ■'*) Chem. Ackorsrri. 1-('S S. 48. 474 Düngnngs- und Kultur -Versuche. Gewichte in Lolhen, auf je 10 Pflanzstellen berechnet. Gesaiumtgewicht Zahl Gewicht der Knollen. der Knollen. einer Knolle. Versuch Ver.such Versiicli I II. III. Mittel I. II. III. Mittel I. II. III. Mittel A. Grosse Saatknollen, je 3,6—4,8 Loth schwer. - 125 54 89 — 31 16 23,5 - 4,0 3,4 3,7 76 94 Gl 77 28 37 28 31,0 2,7 2,5 2,2 2,5 95 133 45 91 37 46 33 38,7 2,6 2,8 1,4 2,4 Knollen. Ganze . . Halhirte . . Geviertheilte Ganze . . Halhirte . . Geviertheilte Ganze . . Halhirte Geviertheilte 19 19 85,7 B. Mittelgrosse Saatknollen, .115 88 60 88 34 . 75 72 32 60 27 . 70 66 78 72 24 73 C. Kleine Saatknollen, je 0,6 101 159 69 110 21 31 83 85 45 71 31 27 . 72 109 64 82 36 27 31,7 je 1,8— 3,0 Loth schwer. 30 41 35,0 3,4 2,9 17 21,0 2,8 37 26^ 2^ 27,2 " " -1,5 Loth schwer. 31 27,7 4,8 15 24,3 2,7 15 2^,0 2,0 26,0 3,8 3,5 5,1 3,2 4,1 1,5 1,9 2,1 2,2 3,0 4,3 2,8 2,5 2,8 2,7 2,7 4,0 2,9 3,4 87,7 26,0 3,4 Die Eesultate, welche im Widerspruche mit älteren Erfahrungen und zu den Zahlen des nachfolgenden Versuchs stehen, sind deshalb von geringer Bedeutung, weil innerhalb jedes einzelnen, dreifach wiederholten, Versuchs zu bedeutende Differenzen vorkommen. Die Verf. schreiben diese Differenzen dem Umstände zu, dass bereits abgekeimte Saatknollen verwendet werden mussten, b) Versuche im schweren Boden des akademischen Gutes. Setzweite 1 und 21/2 Fuss Abstand. Saatzeit 11. Juni. Witterung dem Wachsthum der Kartoffel günstig. Die Ernteresultate sind mit Rücksicht auf die Grössenverhältnisse der erbauten Kartoffeln tabellarisch zusammengestellt. Von je 22 Saatknollen wurden geerntet: T-, , ... . von von von von Erntegewicht «nter ^_^ ^_^ ^_^ ^_^ Pfd. Lth. 1 Lth. Lth. Lth. Lth. Lth. A. Grosse Saatknollen, je 4,8— 5,4 Loth schwer. 16 22,0 53 52 56 33 17 13 17 4,5 46 67 48 37 14 12 15 18,5 95 87 54 19 6 14 B. Mittelgrosse Saatknollen, je 2,4—3 Loth schwer. Ganze ... 16 9,0 40 44 34 27 11 26 182 Halhirte . . 15 13,0 48 46 35 34 20 12 195 Geviertheilte . 14 29,0 89 67 55 23 9 10 253 C. Kleine Saatknollen, je 0,9—1,5 Loth schwer. Ganze ... 13 — 26 22 20 22 10 26 126 Halhirte . . 13 20,5 38 45 47 23 9 15 177 Geviertheilte. 12 3,5 55 41 41 21 11 11 180 Knollen. Ganze . . Halhirte . Geviertheilte über 5 Lth. Total - Anzahl der Kartoffeln 224 224 275 Düngungs- und Kultur -Versuche. 475 Die Verf. geben diesen Zahlen folgende Deutungen. "Bei Addition der Erntegewiclite und der Totalsummen der geernteteu Knollen in den drei Abtheilungen ergeben sich: bei A grosse Knollen 49 Pfd. 15 Loth = 723 Stück, bei B niittelgr. « 46 » 21 » = 630 » bei C kleine » 38 » 24 » = 4S3 » Es ist demnach mit dem grösseren Gewicht der Samenkartoffel sowohl das Totalgewicht, als die Zahl der geernteten Knollen gesteigert worden, wiederholte Bestätigung eines alten Erfahrungssatzes.*) Vergleicht man aber in den verschiedenen Versuchsabtheilungen die Zahlen der geernteteu grossen Kartoffeln mit denen der kleinen Kartoft'olii über 3 Loth Kartoffeln unter 3 Loth ganze halbirte 4 theilte ganze halbirte 4theilte bei A 63 » B 64 » C 58 63 66 47 39 42 43 161 118 68 161 236 129 211 130 137 185 176 124 347 420 584 ganze 532 Stück halbirte 596 Stück geviertheilte 708 Stück und berechnet sich das Durchschnittsgewicht je einer erbauten Kartoffel, so- wie das von je einer Mutterknolle erbaute Erntegewicht Knollen grosse mittelgrosse kleine Vi 1/2 1/4 l/l 1/2 1/4 Stück Stück Stück 8,2 8,9 11,5 1/1 1/2 1/4 Stück eine Mutterknoüe gab 10,1 Stück 10,4 Stück 12,5 Stück 5,7 stück Stüek 8,0 8,2 Loth Durchschnittsgew. c. Kn. 2,24 Loth 2,30 Loth 1,70 Loth Loth Loth 2,G9 2,37 1,77 Loth 3,09 Loth Loth 2,32 2,02 60 gelangt man in sämmtlichen 3 Abtheilungen zu dem übereinstimmenden Resultate, dass 1. die ganz gelegten Kartoffeln, gegenüber den getheilten, der Zahl nach die wenigsten, vorherrschend aber grosse Knollen gaben; 2. die Grösse der geernteten Knollen durch die Theilung der Saatkartof- feln ab-, deren Zahl aber zunahm, und dies um so mehr, in je mehr Theile die Mutterkartoffel zerlegt war. Bestimmt man dagegen die Gesammt- Erntegewichte der ganz gelegten Kartoffeln = 46 Pfd. I Lth. )' halbirt gelegten » = 46 » 8 » " gevierthcilt gelegten >' =42 ^ 21 >■> so stellt sich die Gewichtsproduktion zu Gunsten der in zwei Theile zerschnit- tenen Saatkartoffeln. Erwägt man nun, dass bei den Saatkartoffeln die Stücke •) Vergl. obige Notiz über Versuche von H. Hellriegel. S. 473, A'7(^ Düngungs- und Kultur -Versuche. der getheilten Knollen dicht nebeneinander gelegt wurden , somit der eigent- liche Vortheil der Theilnng, — einem jeden Stücke durch Auseinanderlegen in der Furche einen grösseren Eaum gewähren zu können, — verloren ging, die gethoüten vielmehr gezwungen waren, gleich wie die ganz gelegten, von einem Punkte aus ihre Triebe zu entwickeln und dadurch sich gegenseitig zu be- engen und zu beschränken, so lässt sich erwarten, dass das Ernteresultat beim Legen halbirter Samenkartoffeln in 1/2 Fuss Abstand gegen das der 1 Fuss weit gelegten ganzen Kartoffeln bedeutend höher gewesen sein würde. Giuichvciio Ueber Gü lieh 's Kartoffelbauraethode berichtet Meyn Folgendes*): Kartoffel- _ -p^g vorhcr gehörig gepflügte Land wird durch Furchen von einerseits 4 Fuss, anderseits 3 Fuss Abstand in Eechtecke getheilt. Da wo die gezo- genen Furchen sich durchschneiden, wird aus der oberen Lage der Acker- krume ein etwa V^ Fuss hoher Haufen gemacht; um diesen herum wird nun der Dünger gelegt, doch so, dass in der hervorragenden Mitte des Häufchens ein einige Zoll grosser Platz ohne Dünger bleibt. Der Dünger wird nun einige Zoll hoch wieder mit Erde bedeckt, die Saatkartoffel aber oben in den Haufen, auf die Stelle wohin kein Dünger kam, zur Hälfte hineingedrückt, so dass der Dünger nicht an die Kartoffel kommt. Als Pflanzkartoffel wird stets ein grosses, voll ausgewachsenes Individuum gewählt, damit die jungen Schöss- linge von dem Mehlgehalt der Mutterpflanze zehren können. Das vielfach übliche Verfahren, kleine, unvollkommne Knollen zu pflanzen und zur Ergän- zung mehrere in dieselbe Grube zu legen , wird mit Recht vollkommen ver- worfen. Auch das beliebte Durchschneiden grosser Saatkartoffeln verwirft Gülich mit vollem Recht, und hat er die Erfahrung gemacht, dass jede ver- letzte Mutterknolle nicht von den Pflanzen verzehrt wird, sondern verfault. Jede Pflanzkartoffel wird genau in die Stellung gelegt, dass ihr Nabelstrang nach oben, die Hauptsumme ihrer Augen nach unten gewendet ist, entsprechend der Lage, die sie selbst an ihrer Mutterpflanze hatte. Diese anscheinend mühsame Operation verliert solchen Charakter, wenn man durch Beobachtung der Kartoffeln sich überzeugt, dass die 2 Pole jederzeit deutlich ausgebildet und leicht zu erkennen sind. Während bei jeder anderen Lage der Kartoffel die Schösslinge in verwirrter Weise, grösstentheils erst nach unten und dann aufwärts, wachsen, erheben hier die Schösslinge sich in einem regelmässigen Kranze rings um die Kartoffel, und die Aufgabe der späteren Bearbeitung besteht nun lediglich darin, aus der nicht bepflanzten umliegenden Fläche durch Hochschaufeln allmählich mehr Erde zu heben und in die Mitte jenes Kranzes, auf den Kopf der Mutterkartoffel, zu schütten, wodurch sich der Hügel bis zu l — IVsFuss Höhe erhebt und die Stengel der Kartoffel, unter Innehaltung der regelmässigen Krauzform , sich immer weiter nach aussen biegen. So kommt es, dass trotz der geringen Zahl der Pflanzen das ganze Feld mit einem gleichmässigen Grün bekleidet wird, während man doch bequem *) Landw. Wochenbl. f. Schleswig -Holstein. 1868. S. 41. Düngungs - und Kultur -Versuche. 477 der Länge und der Quere nach durch die Furchen gehen kann nnd mitten über der Kartoöelpttanze ein völlig freier Fleck bleibt. — Sind die Vorzüge desselben summarisch in dem Eesnltate der Gesundheit und der bedeutenden Ernte ausgedrückt, so bestehen sie specificirt in folgenden Punkten: 1. dass die Mutterpflanze in die völlig naturgemässe Lage gebracht wird; 2. dass das bereits entwickelte Gewächs allen Dünger verbrauchen kann; 3. dass dasselbe aus dem ganzen Bereiche seine 12dFuss oftmals frisch gelüftete Erdnahrung empfängt.; 4. dass es sich durch die tiefen Furchen geschützt, auch in den nassesten Zeiten über der Feuchtigkeit befindet und daher auch den schweren Lehmboden zum Kartofielbau zu verwenden gestattet; 5. dass durch keinen Theil der Bearbeitung die Wurzelfasern zerrissen werden ; 6. dass die Blattfläche eine ausserordentliche Ausdehnung erhält und stets mit frei circulirender Luft in Berührung bleibt, nirgends sich dicht schliessen kann; 7. dass bei ausbrechender Blattkrankheit die Sporen der Pilze nie auf die jungen Kartoffeln hinabregnen können. C. Gronemejer gab eine naturwissenschaftliche Beleuchtung der Oüiich'sche Kartoffel- buuDiethode Gülich'scheu Kartoffelbaumethode*) und fasst die Vortheile derselben ^^^'■"'ff^"' in folgenden Sätzen zusammen; 1. Es wird durch diese Anbaumethode die Kartoffelpflanze in richtiger Weise ernährt. Diese richtige Ernährung besteht darin, dass der Kar- toffel verhältnissmässig mehr mineralische als stickstoffhaltige Nähr- stoffe zugeführt werden. 2. In Folge dieser richtigen Ernährung kann sich die Kartoffel normal entwickeln; sie ist daher für die Entwicklung der die Kartoffelkrankheit verursachenden Sporen weniger güustig, anderntheils wird sie diese gleichsam überwachsen. 3. Durch die Gü lieh' sehe Anbaumethode wird sowohl das Eindringen resp. Einschlämmen der Sporen zu den Knollen, als auch die Keimung der in dem Boden befindlichen Sporen verhütet, letzteres namentlich dadurch, dass von den Sporen die zu ihrer Keimuug und Entwicklung nothwedige Luft, Wärme und Feuchtigkeit abgehalten wird. •) Landw. Wochenbl. f. Schleswig -Holstein. 1868. S. 174. A'7Q- DüngUDgs- und Kultur -Versuche. Wir verweisen schliesslich noch auf folgende Mittheilungen: Düngungsvei-suche mit Wollstaub, i) Resultate der Kalidüngung auf Moorboden. 2) Düngungsversuche zu Zuckerrüben in Stassfurt, von W. Ziervogel. 3) Bericht über Düngungsversuche, welche nach dem Plane der Versuchsstation Bonn 18G7 durch praktische Landwirthc ausgeführt worden sind; von C. Karmrodt.*) Bericht der Ccntral-Commission für das agrikultur-chemische Versuchswesen über von landwirthschaftlichen Akademieen und Versuchsstationen angestellte Dünguugs- Versuche mit KaH- Präparaten, referirt von Lüdersdorff. &) Feld - Düngungsversuche. *>) Dr. Grouven über Feld -Düngungsversuche. '<) Vorschlag zu gemeinsamen Untersuchungen über die Beziehungen zwischen den einzelnen Witterungsfaktoren und dem Boden einer- und der Erntemasse anderer- seits, von R. Ulbricht. ^) Apercu general sur les resultats de la campagne de 1S68 au moyen des engrais chemiques par George Ville. f*) Versuche mit dem Anbau von Kartoffeln nach der Gü lieh 'sehen Methode; von Dr. Werner. lO) Die Gü lieh -sehe Kartoffelbau -Methode von H. Thiel, u) » » » » » von Hake -Ohr. 12) » » » )) » S. 13) » » » » 14) » » » » Versuchenach ders.,v. A. L. Günthei\i5) » » » » y- » » » L. Seeling von Saulenfels.16') Resultate der Gülich'schen Kartoffel-Kultur-Mcthode. '") 1) Württemberg'sches land- und forstw. Wochenblatt 1869. No. 12. 2) Landwirthsch. Ztg. für Westphalen und Lippe. 1869. No. 51. 3) Zeitschr. des landw. Centr.-V. für die Prov. Sachsen. 186S. S. 87. 4) » » » » » Rheinprovinz. 1868. S. 67. 5) Aunal. der Landwirthsch. in Preussen. 18G8. Bd. 52. S. 89. 6) Landw. Centralblatt für Deutschland. 1SG9. I. S. 1 u. 47. 7) Chem. Ackersmann. 1868. S. 84. 8) Die landw. Versuchsstation. 1869. Bd. XI. S. 156. 9) Journal d'Agricult, prat. 1868. I. S. 496 u. 697. 10) Wochenblatt der Annal. der Landw. iu Preussen. 1868. S. 403. 11) Ibidem. 1869. S. 145. 12) Hannov. land- und forstw. Vereinsblatt. Hildesheim lb68. S. 396. 13) Land- und forstw. Ztg. für Lüneburg. 1868. S. 241. 14) Centralblatt für die gesammte Landeskultur. 18G8. S. 205. ift) Ibidem. 1808. S. 511. 16) Ibidem. 1868. S. 512. 17) Der Landwirth 18R8. S. 120. Rückblick. 479 Den Abscliiiitt über Düngungsversiiche eröffneten wir mit dem Grouven' sehen Rückblick. Düngungsversucli , welcher den Zusammenhang zAvischen Witterung, Boden und Düngung in ihrem Einfluss auf die Quantität und Quahtät der Kartoffelernten be- leuchten sollte. Die Ergebnisse der recht interessanten Versuche entbehren leider der Deutung des Verf. und wir mussten uns darauf beschränken, unserseits die hervorragendsten Ergebnisse zu bezeichnen. Darnach erscheint der Boden (incl. Witterung und Klima) bei der Kartoffelkultur von entschieden grösserem Einfluss auf die Massenproduktion und auf die Ausbildung des Stärkemehls in den Knollen, als der Dünger, dessen Einfluss gegen den des Bodens verschwindend klein erscheint. Die Wirkung des Kalidüngers kennzeichnete sich fast durchgängig in einer Ver- minderung des procentischen Stärkemehlgehalts. — Der nächstfolgende nach dem Grouven'scheu Düngungsplan von N.B.Winters ausgeführte Düngungsversuch, der ebenfalls ohne jegliche Deutung der Zahlenergebnisse geblieben ist, zeigt, dass die Wirkung des Superphosphats durch Beidüngung mit schwefelsaurem Kali oder mit schwefelsaurer Kalimagnesia erhöht wurde, doch in beiden Fällen nicht den angewendeten Kosten entsprechend, dass dagegen Chlorkalium, Chlornatrium und schwefelsaure Magnesia die Wirkung des Superphosphats herabdrückten, während das als Feind der Vegetation verrufene Chlormagnesium diese beträchtlich erhöhte. — Die äusserst lehrreichen, von Fr. Stohmann ausgeführten Düngungsversuche, welche den Einfluss der Kalisalze auf die Vegetation der Zuckerrübe darthun sollten, zeigen uns abermals auf's Klarste, wie vorsichtig man mit der Deutung eines jeden Düngungsversuches vorgehen muss. Sie weisen zunächst nach, dass die Zahl der auf einer gegebenen Fläche gewachsenen Pflanzen nur bedingungsweise auf die Höhe des Ertrags influirt, dass es demnach unzulässig ist, bei einem nicht vollzählig bestandenen Rübenfelde den muthmasslicheu vollen Ertrag auf Grund der Anzahl Fehlstellen zu berechnen. »Mit dieser Erkenntniss, sagt der Verf., fällt aber auch jede sichere Beurtheilung des Resultates zu Boden, denn wenn 20 ganz gleichbe- handelte Parzellen Erträge von allen möglichen Grössen geben können, so müssen nothwendigerweise auch die Erträge der gedüngten Parzellen, (die sich hier in geringeren Grenzen bewegten, als die der ungedüngten Parzellen) von Einflüssen beherrscht werden, deren Ursache zu erkennen wir nicht vermögen.« Diesem Miss- erfolge der Düngungsversuche ist nur durch mehrjährige oder besser vieljährige Versuche auf einem, und demselben Landstücke zu begegnen. Vielleicht kommt man am sichersten zum Ziele, wenn man die Ertragsfähigkeit jeder einzelnen Parzelle für die betreffende Fruchtgattung zwei Jahre hindurch vor Einrichtung des Versuchs feststellt und auf Grund dieser gefundenen Zahlen die demnächstige Wirkung des Düngers schätzt. Nicht minder deutlich brachte der Versuch die Bestätigung der Stamm er 'sehen Beobachtung, dass Zuckerrüben auf ein und demselben Felde und unter ganz genau denselben Bedingungen gewachsen, ungemem grosse Differenzen in der Zusammensetzung ihres Saftes zeigen können, so dass also aus der Analyse von einer oder wenigen Rüben Schlüsse auf die Wirkung eines Düngers nicht gezogen werden dürfen, dass ferner alle die Resultate früherer Versuche, welche auf diese Weise gewonnen werden, vollständig illusorisch sind. Nur die gemeinschaftliche Analyse einer sehr grossen Zahl von Rüben kann richtige Angaben über die Zusammensetzung der unter verschiedenen Einflüssen gewachsenen Rüben liefern. Wir entnehmen den Versuchen ferner, dass eine Vermehrung des Zuckergehalts der Rüben durch Kahdüngung sich fast durchgängig gezeigt hat: dass der Chlorgehalt des Düngers in gewissem Maasse den Chlorgehalt der Rüben 480 Rückblick. beeinflusst, doch ist darin eine Regelmässigkeit nicht ersichtlich. — Heidepriem stellte ebenfalls Zuckerrüben -Düngungsversuche mit den Kalisalzen des Handels an, in welchen die Anwendung von Kalisalzen eine Yermehrung des Zuckergehalts hervorbrachte. Der Chlorgehalt der Rüben wurde durch den des Düngers wie bei vorigen Versuchen beeinflusst und zwar um so stärker, je geringer der Zeitraum zwischen Düngung und Aufbringen der Rüben verstrichen war. Das Chlor geht den Untersuchungen des Verf. nach zum grösseren Theil in einer anderen Verbindung als der mit den Alkalien in die Zuckerrübe über, denn dem wachsenden Chlorgehalt entspricht nicht eine äquivalente Vermehrung der Alkalien; es wird deshalb sehr zweifelhaft, ob man den Chlorgehalt als ein Kriterium für die Qualität der Rüben- säfte ansehen darf. Das gewöhnliche Kalisalz (mit circa 10 Proc, Kali) bewährte sich als Frühjahrsdünger nicht, bei seiner Unterbringung im Herbste vorher wirkte es aber günstig auf Qualität und Quantität der geernteten Rüben und Verf. glaubt eine Erhöhung dieses günstigen Eflekts erwarten zu dürfen, Avenn dasselbe bereits zur Vorfrucht oder zum Einstreuen in die Stallungen verwendet worden war. — Aus den Gundermann 'sehen Versuchen über die Ernährung der Zuckerrübe geht hervor, dass eine mit allen Nährstoffen reichlich versehene Oberkrume allein nicht genügt, die Zuckerrübe zu einer befriedigenden Entwicklung zu bringen. Diese Entwicklung ist um so vollkommener und die Ansammlung von Zucker in der Rübe imi so reichlicher, je reicher der Untergrund an Nährstoffen ist. In geringem Grade ist eine Bereicherung des Untergrunds an assimiUrbaren Pflanzennährstoffen aber nur auf Kosten der Oberkrume des Bodens herbeizuführen , wenn man letztere mit Kochsalz düngt. Die Zuckermenge scheint in naher Beziehung zu dem Gehalte der Rüben an Alkalien, nicht aber nur zu dem an Kali oder Natron allein, eben- sowenig zu dem an einem der übrigen mineralischen Nährstoffe allein zu stehen. — Ein ganz besonderes Interesse bieten die von J. Hanamann auf künstlich dargestellten, mit verschiedenen natürlichen Böden ausgefüllten Versuchsbeeten ausgetührten Dün- gungsversuche. Die auf eine längere Reihe von Jahren projektirten Versuche beabsichtigen die in ihrem Ursprünge und geognostischen Charakter verschiedenen Böden auf ihr Verhalten gegen einzelne Dünguugsmittel zu prüfen. Den von dem ersten Versuchsjahre (1867) vorliegenden Versuchsresultaten können wir manches Allgemeingültige entnehmen: so ersieht man zimächst, dass die Boden-Individualität einen überwiegend grösseren Einfluss auf die Höhe der Erträge und die Qualität derselben hat, als der Dünger. (Vergl. obige Versuche Grouven's). Die ver- schiedene natürliche Ertragsfähigkeit der Böden steht mit dem durch die chemische Analyse ermittelten Nährstoffgehalt in keinem regelmässigen Zusammenhange. — Ueber die Wirksamkeit der verschiedenen Kalifabrikate Stassfurths liegen noch eine ganze Reihe von Düngungsversuchen vor. Von den mitgetheilten waren die von F. Nobbe auf die Anwendung des rohen Kainits gerichtet. Dessen Amvendung empfiehlt sich nach dem Erfolge des Versuchs als Wiesendüngung, weniger, — wenig- stens nicht als I'rühjahrsdüiigung — für Feldfrüchte. Nach den Versuchen über die Wirkung verschiedener reiner Kalisalze auf das Wachsthum der Kartoffeln (A. Stöckhardt), des Leins (0. Lehmann), der Runkeln (0. Lehmann), entnehmen wir, dass unter den angewendeten Kalisalzen bei den Kartoffeln am gün- stigsten auf die Massenproduktion wirken : das salpetersaure und das schwefelsaure Kali und das Chlorkalium, dagegen war bezüglich der Stärkemehlproduktion vom schwefelsauren Kali und Chlorkalium eine nachtheilige Wirkung nicht zu verkennen. Eigenthümlicherweisc bewirkte das kieselsaure Kali eine ganz normale Entwicklung Ruckblick. 481 der Kartoffeln. Beim Lein zeigte sich durcli Anwendung der Kalisalze eine nicht zu verkennende vortheilhafte Wirkung auf die Ausbildung der Stengelgebilde, wäh- rend die Samenbildung dadurch beeinträchtigt zu werden schien. Da das salpeter- saure Kali hiervon eine Ausnahme machte, indem es Samen- und Stengelausbildung in gleich hohem Grade begünstigte, so ist zu erwarten, dass man bei Düngung mit Kalisalzen Stassfurths die erwäinte nachtheilige Wirkung auf die Samenbildung durch gleichzeitige Düngung mit sticksfoffhaltigen Materialien aufheben kann. Die Versuche bei Kunkelriiben sprechen besonders für recht frühes Aufbringen der Kalidünger, indem dieselben bei der Nachfrucht (Kartoffeln) eine grössere Wirkung äusserten, als bei den Runkeln, zu welchen sie zunächst angewendet worden waren. Während sich das Chlorkalium unter den Kaliverbindungen für die Runkelrüben am gedeihlichsten zeigte, war dasselbe für Lein und Kartoffeln die am wenigsten zusagende Form. — Bei den nachfolgenden Versuchen von 0. Lehmann bei Runkeln und Kartoffeln, bei welchen schwefelsaures Kali und Chlorkalium in Ver- gleich gezogen wurden, zeigte sich bei Kartoffeln eine für beide Kaliverbindungen gleich günstige Wirkung, bei den Runkeln dagegen zeichnete sich das schwefel- saure Kali beträchtlich von dem Chlorkalium aus. Das Resultat steht den der unmittelbar vorausgehenden Versuchen also ganz entgegen. Eine auffallende Er- scheinung bieten die Versuche auf in alter Kraft stehendem Boden dar, indem eine Beigabe von löslicher Phosphorsäure die Wirkung der Kalisalze beträchtlich beein- trächtigte, obwohl diese Beidüugung auf demselben aber verarmten Boden sich förderlich erwies. — Ferner brachten wir Düngungsversuche mit schwefelsaurer Kalimagnesia von 0. Cordel, mit Phosphaten, Kalisalzen und Kalkpoudrette von L. Busse und mit verschiedenartigen Düngemitteln von A. Völker. — Bei den Düngungsversuchen auf den Alpweiden Seifcumoos und Rothenfels wurde die gün- stige Wirkung stickstoffreicher und kalihaltiger Düngstoffe constatirt. — Die Rö- der'schen Düngungsversuche mit nach Süvern'schem Verfahren aus Kloakenwasser erhaltenen Schlammdünger thaten die Wirkungslosigkeit desselben dar. — Die Anbauversuche mit Kartoffelsorten auf verschiedenen Feldlageu und in verschiedenen Gegenden von "Werner ergeben, dass trockne und warme Witterung dem Gedeihen der Kartoffeln in jeder Beziehung förderlicher ist, als kalte und nasse Witterung. Düngung befördert wohl den Massenertrag, aber nicht die Ansammlung und Aus- bildung des Stärkemehls. Auf Korkwucherung und Krankheit influirte vorzugsweise die Bodenbeschaffenheit, in geringerem Grade der Sorteucharakter. — Nach Ver- suchen von Hellriegel erweist sich das absolute Gewicht der Saatknolle von grösstem Einfluss auf den Ertrag der Kartoffeln, je grösser die Knolle, desto höher der Ertrag. Das specifische Gewicht der Knolle war von nicht bemerkbarem Einfluss auf den Ertrag. — Oskar Lehmann und Ulbricht zogen den Einfluss des Zer- schneidens der Samenkartoffeln und zwar bei Knollen von verschiedener Grösse in Betracht. Darnach erwies sich das Halbircn der Knollen, als am förderlichsten für die Massenproduktion. — Meyn und Gronemeyer, so wie viele Andere, auf deren Mittheilungen wir nur hinweisen, besprachen die Gülich'sche Kartoffel- baumethode. Jahresburicht, XI u. XII 31 482 Literatur. Der Kartoffclbau mit C. L. Gülicli's Verfahren. Natur- und kulturgeschichtliche Mittheilungen von K. F. Deiters. Wismar, Rostock und Ludwigslust bei Hinstorff. 18^19. Der Kartoffelbau von Carl Ludwig Gülich. Dritte Auflage. Altona, bei Mentzel. 1868. Zweite AbtheiluDg. Die Chemie der Thierernährung. Referent: ß. Ulbricht. 31' Analysen von Futterstoffen. Analyse von Bohnenschrot, von E. Wolff, ^) G. Kühn 2) und Höhnen. F. Krockers). "'^'•'"• In lOOTheilen: E. Wolff G. Kühn F. Krocker Wasser 19,70 17,6-14,8 13,00 Proteinstoffe 22,67 29,19] g 27,65 Fett 1,27 2,44 |g 1,90 Stickstofffreie Extractstoffe 44,99 54,1 1>^| 46,56 Kohfascr 7,93 9,10 |l 7,49 (N- frei) Asche 3,44 5,16; a 3,40 (COz-frei) 100,0 100,0 100,0 Analyse von Gerstenschrot von E. Wolff. *) oersten- 100 Theile enthielten: '"'"■°*- Wasser 14,7 Proteinstoffe 11,5 Fett 1,9 Stickstofffreie Extractstoffe 64,2 Rohfaser 5,4 Asche 2,3 100,0 Haferanalyse von F. Krocker. 5) Hafer. Wasser 13,0 Proc. Proteinstoffe 9,64 » Fett 5,74 » Stickstofffreie Extractstoffe 55,58 » Eohfaser 12,76 » (N-frei) Asche 3,28 » (CO« -frei) 100,0 1) Landw. Versuchsstation. 1868. Bd. X. S. 86. 2) Ibid. 1869. Bd. XII. S. 270 und 302. — Vergl. dessen Ftitterungsversuche. 3) Annalen d. Landw. f. Prcussen. Monatshl. 1869. Sept. S. 49. — Vergl. des- sen Fütterungsversuche. 4) Landw. Versuchsstation. Bd. X. S. 86. — Vergl. dessen Fütterungsversuche. 6) Preuss Annalen d. Landw. Monatshl. 1869. Bd. 54. S. 49. — Vergl. dessen Fütterungsversuche. 4gg Analysen von Futterstoffen. Analyse der Köiiigsberger grauen Felderbse (Pisum elatius M. Biberst., subspec. pachylobum, var. speciosum Dieib.) von M. Sievvert^) — V. Nathusius-Köuigsborn (a.a.O.) empfiehlt ihren Anbau (zu Vs) unter Bohnen (Pferdebohne). Von einem Gemenge ans Bohnen, wenig Wicken, und etwas mehr als '/'5 der grauen Erbsen erntete derselbe in dem für Ers- tere sehr ungünstigen Jahre 1867 7,7 Scheffel Körner und 2420 Pfd. Stroh pro Morgen. Das Scheffelgewicht der K'örner, welches circa zu -,'3 aus grauen Erbsen bestand, betrag 84 — 89 Pfd. Das Meugstroh wird von den Schafen gern gefressen. Procentischo Zusammensetzung der Körner: der Asche: Wasser .... 13,98 Kali .... 44,31 Proteinstoffe . . . 24,19 Chlornatrium . 0,74 Fett 0,64 Kalkerde . . 5,74 Stärke und Dextrin 53,02 Talkerde . . 8,97 Zucker 2,14 Eisenoxyd. . 0,07 Rohfaser .... 4,22 Phosphorsäure 20,30 Asche 2,18 Schwefelsäure 10,42 ^ Kieselsäure . 0,37 99,92 Sie wert fand 3,87 Proc. Stickstoff (X6,25) = 24,19 Proc. Protein, nicht 23,19 Proc, wie a. a. 0. angegeben ist. Er weist auf die grosse Ueberein- stimmung in der Zusammensetzung der grauen und der gewöhnlichen Feld- erbse hin. Seine Aschenanalyse lasse sich dahingegen mit anderen nicht in Einklang bringen; nur im hohen Kaligehalte scheine Uebereinstimmung zu bestehen. Auffallend sei der hohe Talkerdegrhalt, während der Gehalt an Phosphorsäure und Kalkerde dem der M^eissen Erbse nachstünde. Gemeine Die gemeine Erbse analysirte B. Brandes-) gelegentlich der Hof - Erbse, m e i s t e r'schcn Fütterungsversuche mit Merinos und Southdown- Franken. Sie enthielt in 100 Theilen: Wasser 16,43 Proteinstoffe ..... 22,08 Fett 1,86 Stickstofffreie Extractstoffe . 52,f;6 Kohfaser 5,'21 Mineralstoffc 1,76 100,0 1) Zeitschrift des landw. Central -Vereins d. Prov. Sachsen. 1868. S. 103. 2) Landw. Versuchsstation. 1869. Bd. XII. S. 9. Analysen von Kutterstoffen. 487 Analysen von Diffusionsräckständeni'i liegen vor von Hugo S c h u 1 z 2) Diffusions- und "W. Wicke. ^) — Der ursprünglich hohe Wassergehalt der Diffusionsrück- '■'^<='^^'''"^'^'*- stände ist durch die vom Ingen. Schöttler in Braunschweig construirten Pressen nicht unerheblich herabgedrückt worden. In 100 Theilen wurden gefunden: H. Schulz. W. Wicke. a. b. c. Wasser 88,19 89,38 80,37 Proteinstoffe 0,84 0,82 1,58 Fett 1 0,55 StickstoftYreie Extractstoffe . . / ' ' 10,31 Zucker 0,23 0,29 nicht bestimmbar Eohfascr 1,76 1,58 4,31 Asche 0,56 0,52 0,95 Sand, Thon und dergleichen . 1,31 0,78 2,23 100,0 100,0 100,0 a. und b. sind Einbecker, c. Wülferstedter Rückstände. Die letzteren wurden nach der in Göttingen angenommenen Methode untersucht; der Stickstoff ist aus der Platinmeuge berechnet. Ein Theil der Kieselsäure dürfte aus dem Sande u. s. w. herrühren. Wicke fand in 100 Theilen Asche: Kali 7,4 Natron 5,3 Kalkerde 34,7 Talkerde 8,4 Eiseuoxyd und Thonerde ... 7,4 Phosphorsäure 8,4 Schwefelsäure 5,3 Kieselsäure 22,1 Chlor 1,1 100,1 — Sauerstoff für Chlor ... 0,2 99,9 Wicke berechnet den Futterwerth zu 61 Pfennigen, während ihn Borg- mann S) zu 39 Pfennigen angiebt. Zwei weitere Analysen frischer und gegohrener Diffusionspressrückstände — wahrscheinlich von D. Cunze'*) — ergaben: 1) Jahresbericht; 1865. S. 393. - 1866. S. 465. 2) Zeitschr. d. Ver. f. Rübenzucker - Industrie im Zollverein. 1868- S. 352. 3) Journ. f. Landwirthsch. 1868. S. 110. 4) Rimpau's Bericht in Annalen d. Landwirthschaft in Preussen. 18( Bd. 52. S. 224. 488 Analysen von Futterstoffen. frisch vcrgobren Proc. Proc. Wasser 84,75 86,27 Proteüistoffe 1,22 1,10 Stickstofffreie Extractstoffe . 9,37 8,39 Rohfaser 2,90 2,60 Asche 0,83 0,80 Sand und dergleichen . . . 0,93 0,84 100,0 100,0 Eicheln. Th. Dietrich 1) und Ed. Peters 2) theilen Analysen der Eicheln mit. — Die genannten Chemiker berichten ausserdem über Futterwerth und Zubereitung der Eicheln für die Fütterung und machen Angaben über Futter- rationen mit Eichelnbeigabe; hier genüge es, die Quellen namhaft gemacht zu haben. Procentische Zusammensetzung. Ungeschälte Eicheln Geschälte Eicheln 1. 2. 3. 4. 5. Wasser 54,60 26,0 14,3 11,40 14,3 Proteinstoffe 2,09 4,5 5,2 5,45 5,8 Fett 1,52 3,4 4,0 3,99 3,6 Stickstofffreie Extractstoffe 36,49 53,6 62,1 71,98 69,9 Rohfaser 4,26 10,5 12,2 5,08 4,8 Asche 1,04 2,0 2,2 2,90 1,6 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 No, 1 und 4 sind von Dietrich, die übrigen von Peters analysirt. — No. 1 u 2 beziehen sich auf f r i s c h e s, die anderen Nummern auf gedörrtes Material. Nach Dietrich enthielten die ungeschälten, frischen Eicheln (1) SO Proc. Stärke- mehl, die geschälten und gedörrten (4) 60 Proc. Stärke und 7,7 Proc. Zucker. Heu. Heuanalysen liegen vor von Th. Dietrich, 3) V. Hofmeister, *) C. Karmrodt,5) F. Stohraann, 6) E. Wolff, '') R. Brandes, 8) F. Krocker») und G. Kühn.io) 1) Durch »Landw. Anzeiger 1868. No. 50« aus »Anzeiger d. landw. Central- Vereins für d. Regbz. Cassel.« 2) Der Landwirth. 1868. No. 45. S. 362. 3) Landw. Anzeiger f. d. Reg. -Bez. Cassel. 1867. No. 22 und 23. 4) Landw. Versuchsstation. 1868. Bd. X. S. 284. 1869. Bd. XL S. 242. .'') Zeitschr. d landw. Vereins f. Rheinpreussen. 18G7. S. 376. 6) Journ. f. Landw. 1S68. S. 175. — Zeitschr. d. landw. Centr.-Vcreins d. Prov. Sachsen. 1869. S 9. 7) Landw. Versuchsstation. 1868. Bd. X. S. 85. 8) Ibid. 1869. Bd. XIL S. 9. 9) Prouss, Analysen d. Landw. Monatsbl. Sept, S. 37 und 41. 10) Landw. Versuchsstation. 1869. Bd. XIL S. 270 und 302. Analysen von Futterstoffen. 489 Th. Dietrich untersuchte folgende in ihrem Nährwerthe sehr verschie- dene Heusorten: A) von einer trockenen Wiese der Diemel; im vorhergehenden Winter überschwemmt gewesen — vom Jahre 1865, B) von einer W^ässerwiese an der Esse mit gutem kalkhaltigem Riesel- wasser aus dem nassen Jahre 1864, C) ebendaher; aus dem trockenen Jahre 1865, D) von der Hute des Beberbecker Gestüts; im 2. Jahre (1865) nach frischer Einsaat, welche dreijähriger Pflugarbeit folgte, E) von einer noch nicht umgebrochenen Hute; ebendaher vom Jahre 1865. Procentische Zusammensetzung. Wasser 13,06 Proteinstoffe 8,57 Fett i;,63 Stickstofffreie Extractstoffe 48,84 Rohfaser 21,75 Asche 5,15 Summe der Nährstoffe (excJ. Eohfaser) . 60,04 In Zucker überführbarc .Substanzen (auf Zucker berechnet) 21,36 Nh : Kohlenhydrat -f (Fett X 2,5) = 1 : 6,46 B. C. D. E. 14,00 13,09 14,03 12,85 10,07 lu,53 12,18 8,65 2,07 2,23 2,35 1,74 44,36 47,60 44.50 47,64 23,50 20,55 22,57 24,17 6,00 6,00 4,87 4,95 56,50 60,36 59,13 58,03 19,30 22,93 18,30 16,91 4,90 5,05 4,13 0,00 Procentische Zusammensetzung der Aschen. A. B. C. D. E. ChlorkaUum . . . 11,09 9,32 — 8,51 11,60 Kali 18,98 25,47 24,51 32,22 16,49 Chlornatrium . . . 5,68 7,55 10,60 2,45 1,20 Natron — — 1,01 — — Kalkerde . . . . 20,37 18,44 21,65 14,38 11,41 Talkerde . . . . 8,69 6,76 8,37 5,38 6,66 Eisenoxyd . . . . 1,37 2,64 0,84 0,97 3,15 Manganoxyduloxyd . — — — — 4,47 Phosphorsäure . . 6,44 6,65 6,19 7,83 5,07 Schwefelsäure . . . 4,81 4,33 6,05 5,52 5,86 Kieselsäure. . . . 22,57 16,82 20,78 22,74 34,09 Kali 25,98 31,36 24,51 37,59 23,81 Natron 3,01 4,00 6,63 1,29 0,63 Chlor 8,72 9,01 6,43 5,54 6,24 C. Karmrodt's Analysen beziehen sich auf 2 Heusorten aus der Gegend von Birkenfeld; sie wurden ausgeführt, um zu ermitteln, ob vielleicht ihr Nährstoffgehalt mit der damals dort herrschenden Knochenbrüchigkeit in Zu- sammenhang stehe (dieser Jahresbericht unter d Knochenbrüchigkeit«). A. war ein feines Heu von dem nahe am Hochwalde gelegenen Ringenberge, woselbst ^QQ Analysen von Futterstoffen. die Knoclieiibrüchigkeit herrschte. — B. vrar ein grobes Heu von Hoppstätten a. d. Nahe, 21/2 Stunden vom Hochwalde entfernt; der Ort blieb von der Knochenbrüchigkeit verschont. F. St oh mann untersuchte ein Wiesenheu (1866) von Wiedenbrück in Westfalen (C), woselbst jene Krankheit stationär ist, und zum Vergleiche ein Saalwiesenheu vom Jahre 1867 (D.). Procentische Zusammenestzung. A. B. C. D. Wasser 14,0 14,0 — — Proteinstoffe 8,57 8,14 10,06 11,50 Fett I 4,85 2,47 Stickstofffreie Extractstofle i 72,0 70,28 48,25 46,32 Rohfaser ) 31,44 31,31 Mineralstoffe .... ■ . 5,48 7,58 5,40 8,40 ■ 100,0 100,0 100,0 100,0 Die von Stohmanu untersuchten Heusorten enthielten ausserdem: in Wasser Lösliches . . 22,61; dai'in Eiweiss . . . 4,37 in Alkohol » . . 2,98; Mineralstoffe . 1,81 in Aether » . . 0,30 Von Mineralstoffen enthielten die Heusorten: Anderes Heu von Wiedenbrück, mit Phosphat A. B. C. ungedüngt gedüngt Kali . . . . _ _ 1,42 — _ Kochsalz . . 0,11 0,24 _ _ _ Kalkerde . . 0,68 0,91 0,70 0,81 1,16 Talkerde . . — — 0,24 — — Phosphorsäure 0,225 0,285 0,26 0,23 0,51 Kieselsäure . — — 1,92 — — Die Asche enthielt in Procenten: A. B. ^ Chlorkalium . . . 5,59 4,92 KaH 14,24 19,74 Chlornatriura . . 2,09 3,19 Kalkerde .... 12,46 11,96 Talkerde .... 6,09 10,87 Eisenoxyd . . . 2,01 2,06 Phosphorsäure . . 4,15 3,76 Schwefelsäure . . 3,59 2,54 Kieselsäure . . . 42,59 36,80 92,81 95,84 Bezüglich der hieraus gezogenen Schlüsse wolle man in diesem Jahresbericht den Art. »Knochenbrüchigkeit« vergleichen. Analysen von Futterstoffen. 491 Heu ZU Fütteruugsversuchon. Hofmeister. 1- Stohmann Wolff Brandes. Krocker. n 1i Kühn. a. Wasser . . !4,oG u. IG, 04 14,35 14,21 15,00 15,00 15,66-21,72 Proteinstoffe 8,71 8,96 10,62 11,75 7,72 9,01 9,56 9,31 ) i 3,61 ^ N Sil Fett . . . 3,42 3,71 3,72 3,00 3,35 3,37 4,02 Stickstofffreie Extractstoffe 43,22 42,97 50,74 32,10 43,48 41,48 40,45 50,24 t-S Rohfaser. . 23,61 21,61 26,43 32,48 24,91 23,82 23,74 30,03 -S^ 6,81 J-S Asche. . . 6,68 6,71 8,49 6,32 6,30 7,53 7,26 100,0 100,0 100,01 100,0 100,0 (?)100,21 100,03(?) 100,0 Die von stohmann, Krocker und Kühn verwendeten Heue enthielten ausserdem noch (in Proc): Stohmann Krocker Kühn In Wasser Lösliches . . . 29,06 24,0 29,02 t. c S darin organ. Suhstanz . ■23,50 — 22,91 53 '^ S Asche . . . . 6,46 — — Stickstoff . . . 0,40 0,35 0,30 J H S In Alkohol Lösliches . 4,10 — . — In Aether Lösliches . . . 0,23 — — K. Weinhold 1) untersuchte in A. Stöckhardt's Laboratorium Kar- Kaitoffei- toffelkraut auf dessen Futterwerth, welches gegen die Ernte hin von Stecher- i«''^»*- Bräunsdorf geworben und von den Kühen im grünen Zustande gern gefressen wurde. »In wieweit — bemerkt hierzu Stöckhardt — die durch die che- mische Prüfung gefundenen Nährstoffe in dem Laboratorium des Thierkörpers sich wirklich als solche erweisen, oder ob das Kartoffelkraut die Milchab- ' sonderung beeinträchtigen, die Milch verschlechtern und der Butter einen bitteren Geschmack ertheilen könne, darüber mag und wird die praktische Prüfung entscheiden.« Noch mahnt Stöckhardt abermals, an der alten Eegel, das Kartoffelkraut erst zur Erntezeit zu schneiden, festzuhalten. Es enthielten 100 Theile: Blätter Stengel Ganzes Kraut Wasser 15,0 15,0 15,0 Proteinstoffe . . . . 18,1 7,8 12,9 Stickstofffr. Nährstoffe . 40,6 36,5 38,6 Rohfaser 12,8 32,5 22,7 Mineralstoffe .... 13,5 8,2 10,8 100,0 100,0 100,0 Nährst offsummc . . . 58,7 44,3 51,5 Verh. zw. Nh : Nl = 1 : 2,3 1:4,7 1:3 1) Chem. Ackersmann. 1869. S. 50. 492 Analysen von Futterstoffen. Rothklee. (j. KÜhn^JUnt ersuchte ( len zu seine n Futterungsversucü( m verwendeter Kothklee und fand in 100 Theilen Trockensubstanz: S c h n i t t I. Schnitt IL als GrünMee 6.-19. 20.— 27. 28. Juni 10.— 20. 21.-28. u. Kleeheu Juni Juni bis 2. Juli JuU Juli verfüttert Protei'nstoffe 17,6 15,9 14,1 15,9 14,8 17,63 Fett ... 4,9 - 3,6 3,6 3,4 4,2 4,90 Stickstofffreie Extractstoffe 39,0 45,2 42,8 41,8 41,4 40,19 KoMaser . . 28,7 26,9 31,6 29,9 31,0 27,45 Mineralstoffe 9,8 8,4 7,9 9,0 8,6 9,83 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 In Wasser lösl. Bestandtheile 28,8 27,0 33,0 24,7 24,1 — pfeidfzahn- Th. Dletrlch^) untersuchte Grünfutter-Mais. — Zur Zeit be- Grünmais. ginnender Blüthe geschnitten, wurden, bei reichlicher Stallmistdüngung, pro Acker 256— 682 Ctr. , im Durchschnitt circa 400 Ctr. Pferdezahn - Grünmais geerntet. Die Analyse ergab: Ernte von 1865. Wasser 86,7S Proteinstoffe 1,63 Fett 0,27 Stickstofffreie Extractstoffe . 5,31 Traubenzucker 0,84 Dextrin 0,72 Rohrzucker 0,17 Rohfaser 3,29 Asche 0,94 1866. 84,49 1,84 0,24 7,13 5,02 1,28 Summe der Nährstoffe 8,99 9,21 Procentische Zusammensetzimg der Asche. 3) Chlorkahum .... 7,39 = 4,67 Kali Chlornatrium . KaH . . . . Kalkerde . . Talkerde . . Eisenoxyd . . Phosphorsäure Schwefelsäure . Kieselsäure 5,44 = 2,88 Natron u. 44,70 6,82 Chlor 9,08 4,20 0,57 10,38 2,36 15,^^8 100,0 1) Journ. f. Landw. 1869. S. 60. — Landw. Versuchs-Stationen. Bd. XI. S. 176. 2) Landwirthsch. Anzeiger f. d. Reg. -Bez. Cassel. 1867. S. 186. 8) Die Asche entstammte dem 186G geernteten Maise. Analysen von Futterstoffen. 493 Dietrich vergleicht seine Zahlen mit denen E. Wolff s in dessen Nähr- werthstabellen , findet den Nährstofigohalt hoher und schreibt dies auf Rechnung der reichlichen Düngung. Es trifft dies nur für die Proteinstofle zu; hierdurch wird aber auch das Nährstoffverhältniss ein weitaus günstigeres; Dietrich Wolff Nh:Nfr.= 1:5,6 und 5,2 9,7 Diese Verhältnisse stehen freilich immer noch weit hinter den von Moser gefundenen zurück; vergl. Jahresbericht 1867. S. 253. Analysen von Grünfutter-Mohar und Moharheu wurden von Grüner J. Moser und Metzdorf in I da- Mariahütte ausgeführt. — Die neue Moi'ar »nd " Moharheu. landw. Zeitung 1868. No. 7 enthält eine beachtenswerthe Monographie des Mo- har's von G. Wilhelm in Ung.-Altenburg, der wir die nachfolgenden Zahlen entnehmen. M e t z d o r f untersuchte die grüne Pflanze in 5 Stadien ihrer Entwickelung. Procentische Zusammensetzung. ^ 1. Moharheu, vor der Blüthe geemtet (1856) 2. desgl. (1866) 3. Grüner Mohär, 3 - 4 ' hoch .... 4. desgl., 8—10" 5. desgl., 15 — 16" 6. desgl., 18 — 24" hoch, in der Blüthe 7. desgl., nach der Blüthe 10,84 9,8r, 16,25 9,13 80,95 4,90 78,65 5,34 69,91 5,85 65,56 5,86 62,89 5,78 iö to P^ 42,11 2,26 I 38,84 7,10 8,06 12,47 14,95 17,40 30,97 28,54 4,56 5,48 9,42 11,34 11,59 6,21 4,98 2,49 2,47 2,35 2,29 2,40 Procentische Zusammensetzung der Aschen. Chlorkalium . . Kali Natron Kalkerde . . . Talkerde . . . Eisenoxyd . . . Phosphorsäure Schwefelsäure . Kieselsäure . . 1.5,99 47,81 0,61 4,84 6,50 0,73 4,88 3,58 15,06 18,79 42,73 5,56 6,22 1,20 4,76 3,22 17,52 15,64 28,88 9,67 9,80 0,73 5,40 3,65 26,23 100,0 100,0 100,0 11,40 28,81 11,91 6,14 0,70 5,47 3,54 32,03 9,12 21,73 7,42 II, S3 0,64 5,84 3,43 39,99 100,0 100,0 Die Analysen 1 und 2 sind; von Moser (eine dritte von ihm ausgeführte findet sich im Jahresbericht 1865 S. 309), die übrigen von Metzdorf. ^Q^ Analysen von Futterstoffen. Pastinak- Das Kraut von Pastiiial< (Pastinaca sativa L.) untersuchte Th. Di e- kraut. trichi) Ein Beet von lV4aEutbe Grösse wurde am 14. April 1866 mit Samen aus Jersey besäet und zwar in Eeihen von 1 2 Zoll Entfernung. Mitte Mai wurden die vollständig erschienenen Pflänzchen verzogen und behackt, Letzteres im Juni wiederholt, überhaupt Boden und Pflanzen nach Art der Eiesenmohrrüben -Kultur behandelt. Die erste Ernte wurde am 5. October, zwei andere im Mai und Juni des folgenden Jahres genommen. Der nach- folgende Wuchs bestand fast nur aus Blüthenstengeln und Blüthendolden; weder Schweine, noch Schafe und Ziegen nahmen ihn an. Die Ende des Juli's geernteten Wurzeln waren fast sämmtlich faul und holzig. Geerntet wurden an frischem Kraut: 1S66 den 5. October .... 45 Pfd. 1867 Ende Mai 13? > 1867 den 3. Juli GS » von VU D Ruthen in 3 Schnitten 250 Pfd. = 300 Ctr. piu Acker. Procentische Zusammensetzung des Krautes vom Mai 1867. Wasser 83,15 Proteinstoffe 1,81 Fett ■ 0,40 Stickstofi'freie Extractstoffe . 9,88 Rohfaser 2,17 Asche 2,59 100,0 Kalkerde 0,71 Phosphorsäure .... 0,28 Nährstoffverhältniss 1 : 6,0 Topinam- To p i u ambu rkr au t untersuchten Th. Dietrich^) und H. Grouven.^) burkraut. jy^^ von Dietrich untersuchte Kraut war an einer trockenen und schattigen Stelle des Versuchsgartens gewachsen; das im October beim Erscheinen der Blüthenköpfe geerntete Kraut betrug, auf den Acker berechnet, 140 Ctr. Von 100 Pfunden der ganzen oberirdischen Pflanze Hessen Schafe fast genau 50 Pfd. unverzehrt. Die Analyse wurde deshalb auch nur auf die oberen Theile, nach Entfernung von 50 Proc. unterem Stengel, ausgedehnt (1). — Grouven untersuchte, in Gemeinschaft mit seinem Assistenten Bittner, Stengel (2) und Blätter (3) getrennt. Die Cellulose wurde nach F. Schul ze's Methode bestimmt. — Zum Vergleiche führen wir noch die E. Wolff'sche Durchschnitts- analyse für Stengel und Blätter hier an. (4) 1) Landw. Anzeiger f. d. Reg. -Bez. Cassel. 1867. S. 185. 2) Ibidem. S. 183. ^) Agronom. Ztg. 1868. Nr. 25. Analysen von Futterstoffen. 495 100 Theile enthielten: 1. 2. 3. Wasser 55,32 16,00 16,00 Proteinstofie 2,99 4,23 7,G1 Fett 0,S5 0,55 1,86 Stickstofffreie Extractstuffe 25,81 52,69 36,60 Rohfaser, bez Cellulose . 8,01 24,36 ' 22,14 Asche 7,02 1,78 11,86 Sand u. dergl — 0,39 3,93 4. 80,0 3,3 0,8 9,8 3,4 2,7 100,0 100,0 100,0 100,0 Nach R. Ulbricht's Untersuchuugeni) erhalten die Blutungssäfte, sowie die Stengel und Blätter von Helianthus aunuusL. beträchtliche Mengen von Sal- petersäure. Es ist wohl anzunehmen, dass Letztere auch im Topinamburkraut ( Hei. tuberös. L.) vorkommt. In diesem Falle würde der Gehalt an Proteinstoffen in obigen Analysen als zu hoch angenommen sein, da bekanntlich, beim Glühen von , mit genügenden Mengen organischer Stoffe (Zucker u. s. w.) gemischten , sal- petersauren Salzen mit Natronkalk, alle Salpetersäure in Ammoniak übergeführt wird. Es gilt das Nämhche auch von Weinhold's Kartoffelkrautanalyse. Dietrich (a, a. 0.) untersuchte auch die Asche der ganzen oberirdischen Pflanze (59,4 Proc. Wasser und 2,95 Proc. Asche) und fand in 100 Theilen: Chlorkalium . . Kali 3,01 19,57 1 Kaü : 21,47 Chlomatrium . . 2,11 = Natron : 1,11 Kalkerde . . . 34,31 Chlor : 2,71 Talkerde . . . 8,63 Eisenoxyd . . . 0,83 Phosphorsäui'e 5,09 Schwefelsäure 1,50 Kieselsäure . . 24,94 99,99. Th. Dietrich-) untersuchte die Schrader'scheTrespe''')(BromusSchra- schrader- deriKunth.) — Das zu dem Anbauversuche in Altraorschen erwählte Stück Land ^'=''« '^'■««pe. hatte 1864 eine halbe Stalldüngung erhalten und darnach Bohnen, Kartoffeln und Mais getragen. 6 a Euthen wurden am 20. April 1866 mit 2 Pfd. Samen besäet; das Auflaufen erfolgte nach circa 14 Tagen zwar nicht dicht, aber gleichmässig. Die weitere Vegetation war nicht erfreulich; dennoch wurden noch im September nach der Blüthe 32 Pfd. Heu geworben. Im nachfolgenden Frühjahre zeigte sich der ganze Bestand nicht recht geschlossen, der junge Blättertrieb gelb. Die Pflanzen schossten frühzeitig. Der erste Schnitt geschah im Mai und gab 26 Pfd. Heu. Es wurde jetzt 1 Pfd. Samen nachgesäet und, zugleich mit 20 Pfd. Superphosphat und 10 Pfd. Chilisalpeter, mit eisernen 1) Jahresbericht; 1865. S. 152. 2) Landw. Anzeiger f. d. Reg-Bez. Cassel. 1867. S. 181. 3) Jahresbericht; 1864. S. 89- 496 Analysen von Futterstoffen. Eechen utitergeharkt. Dies hatte zur Folge, dass am 11. Juli ein zweiter Schnitt mit 61 Pfd. und am 16. August ein dritter mit 82 Pfd. Heu genom- men werden konnte. Bei massig gutem Boden und massiger Düngung scheint der Anbau der Trespe recht lohnend zu sein (45 Ctr. Heu pro preussischen Morgen); sie giebt dann ein frühes und nahrhaftes Futter. Procentische Zusammensetzung. Heu Heu von 1867 von 186ff '^^^^ ^^^ Düngung Wasser 14,30 14,30 Proteinstofife . . . 7,67 12,97 Fett 2,28 2,16 Stickstofffreie Extract- stoffe 42,89 36,26 RoMaser 21,35 24,28 Asche 11,51 10,03 100,0 100,0 Nährstoffverhältniss = l : 6,3 1 : 3,2 Kali .... Chlornatrium Natron . . . Kalkerde . . Talkerde . . Eisenoxyd Phosphorsäure Schwefelsäure Kieselsäure . Asche 1) von 1867er Heu 32,70 7,65 1,28 7,97 2,27 1,46 9,30 6,72 30,65 100,0 schrader. C. Gr. Zetterluud^) bautc die Schrader'sche Trespe gleichzeitig am scheTie.spe. ■^gjjQj.ggg ^^ freien Lande und in Salzmünde in Gartenboden, der mehrfach mit den Stickstoff-, pliosphorsäure- und kalireichen Abfällen des dortigen La- boratoriums begossen wurde. Am letzgenannten Orte erfolgte die Aussaat schwedischen Samens am 4. Mai, die Mahd am 23. Juli, nachdem bereits am 16. Juli das Gras bei 2 Fass Höhe in voller Blüthe stand. Aussaat und Mahd in Schweden erfolgten später als in Salzmünde. Das geworbene Heu von Salzmünde enthielt 16,91 Proc, das schwedische nur 11,06 Proc, Wasser. Auf 14,3 Proc. Wassergehalt bezogen enthielten Salzmünder Schwedisches Heu Proteinstoffe Sonstige organische Stoffe Mineralstoffe Proc. Proc 12,3 5,8 62,5 74,8 10,9 5,1 IJaferstroh V. Hofmeister 3) und E. Wolff*) untersuchten Haferstroh, und Stroh Y. Krocker^) eine Strohsorte unbekannter Abstammung. überhaupt. 1) Von Grebe analysirt. 2) Von A. Müller in den landw. Versuchsstat. Bd. XI. S. 176 mitgetheilt. 3) Landw. Versuchsstation. Bd. X. S. 284 u. 287. — Ebendaselbst Bd. XL 242. 4) Ebendaselbst Bd. X. S. 86. 5) Preuss. Anualen der Lauwirthschaft. Monatsbl. No. 9. S. 37. Hofmeister. Wolff. Krocke] 2. 3. 10,30 15,14 15,69 14,30 2,85 3,45 7,00 4,14 1,24 2,73 1,64 2,50 33,11 39,46 33,26 30,52 47,19 33,51 37,13 42,81 5,31 5,71 5,28 3,73 Analysen von Futterstoffen. 497 In 100 Theilen wurden gefunden: 1. Wasser 12,93 Proteinstoffe .... 3,96 Fett 2,23 Stickstofffreie Nährstoffe 38,04 Rohfaser 37,42 Asche 5,42 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 Eine Analyse der Futterrübe liegt vor von V. Hofmeister, i) —Futterrübe. Sie diente zu seinen Fütterungsversuchen und enthielt: Wasser 87,38 Proc. Proteiustoffe 1,07 » Fett 0,17 » Stickstofffreie Nährstoffe • . . 9,36 » Kohfaser 1,02 » Asche 1,00 » 100,0 Proc. Gelegentlich der Hofmeister 'sehen Fütterungsversuclie sind von ihm Kartoffeln, und E. Brandes Kartoffeln 2) untersucht worden. Die Analyse ergab in Procenteu: Hofmeister. Brandes. Wasser 70,0 Proteinstoffe 2,28 Fett 0,24 Stickstofffreie Extractstoffe . 25,23 Rohfaser 0,85 Asche 1,40 a. b. 74,19 74,15 1,93 1,64 0,13 0,24 22,00 21,89 0,57 0,76 1,18 1,32 100,0 100,0 100,0 Zu Fütterungsversuchen verwendeter Leinsamen wurde von F. Krocker^) Leinsamen, analysirt. — Er fand 1) Landw. Versuchsstation. Bd. XI. S. 242. 2) Ebendaselbst. Bd. X. S. 307. — Bd. XII. S. 9. 3) Preiiss. Annalen der Landwirthgchaft. 1869. Bd. 54 S. 54, JabreHbericiit, XI u. XII. 32 498 Analysen von Futterstoffen. Wasser 12,00Proc. Proteinstoffe 21,87 » Fett 30,71 » Stickstofffreie Extractstoffe . . 25,99 » Rohfaser 6,16 » Asche . 3,27 » 100,0 Proc. lieber Lupinen an alysen wolle man den Abschnitt » Conservirung und Zubereitung u. s. w.« vergleichen. Serradeua- Der S 6 r rad eil as am en wurde von F. Schulze i) untersucht. — sannen. 100 Thelle enthielten: Wasser 8,9 Proc. Proteinstoffe . . . . 23,2-25,6 Proc. Fütterungsversuche damit haben ergeben, dass derselbe von allen Thier- gattungen ohne Nachtheil gefressen wird. Der grosse Gehalt des Samens an Hülsen (45,6 Proc. mit 1,1 Proc. Stickstoff) und deren geringere Verdaulich- keit machen eine sorgfältige Zerkleinerung nothwendig. Sollte auch diese nicht ausreichen, so empfiehlt Schulze das Aufquellen in Wasser und nach- heriges Kochen. Dürfte hier nicht ein Aufschliessen nach der von A. Stöckhardt2) füi' Kleie empfohlenen Methode angezeigt sein? — Buchweizen- Analysen von Buchweizeukleie sind von F. Krocker^) und ^'ß'^- Jan nasch {Aschenanalyse) ausgeführt worden. — No. 1. war eine schwerere, bessere Sorte , No. 2. eine hülsenreichere und leichtere Waare ; die erstere wog per preuss. Scheffel 80 Pfd., No. 2. nur 60 Pfd. Die Behandlungsart in der Mühle ertheilt dem Produkt einen hohen Feuchtigkeitsgehalt von beiläufig 25 Proc, der beim Liegen an der Luft bis auf etwa 14 Proc. herabgeht. In 100 Theilen trockener Kleie wurde gefunden: No. 1. No. 2. Proteinstoffe 17,88 21,98 Fett 5,57 4,66 Stickstofffreie Extractstoffe . . 61,17 46,56 Rohfaser 4) 11,92 22,22 Mineralstoffe • 3,46 4,58 100,0 100,0 Kalkerde 0,337 0,246 Phosphorsäure 1,169 2,066 1) Landw. Annalen d. mecklenburg. patriot. Ver. 1868. S. 88 u. 112. 2) Jahresbericht 1865. S. 319. 3) Annal. d. Landw. Wochenbl. 1 869. No. 20. — Chem. Centralbl. 1869. Bd. IL S. 32. 4) Nach der Weende'r Methode bestimmt. AnalyseD von Futterstoffen. 499 In 100 Theilen Asche von No. 1. waren enthalten: Kali 32,43 Natron 2,11 Kalkerde 9,74 Talkerde 13,25 Eisenoxyd 1,53 Phosphorsäure 36,01 Schwefelsäure 2,86 Kieselsäure 2,07 Chlor und Kohlensäure . . . Spur 100,0 Bei der Kalkarmuth der Buchweizenkleie empfiehlt Kr eck er die Bei- fütterung von etwas Schlämmkreide. Koggen- und Weizenkleien aualysirten Ed. Peters i) und V.Hof- Roggen- meister. 2) — Sie fanden (in Proc): ' uudweizen- Roggenkleien. Weizenkleien. Peters Hofmeister Peters Wasser 14,0 14,0 14,0 Proteinstoffe 12,0-13,5 14,07 12,5—13,5 -Fett 2,5—3,5 4,50 4,0-4,5 Stickstofffreie Extractstoffe . . 50,0—50,5 54,30 56,0—59,0 Rohfaser 7,0—8,0 7,61 12,0—13,0 Asche 3,6—4,6 5,46 5,0-6,0 100,0 J. Volhard (Zeitschr. d. landw, Vereins in Bayern. 1868 Juni) hatte Kleie unter den Händen, welche fast nur aus den Schalen der Körner be- stand und nur 8^/4 Proc. Proteinstoffe enthielt. Analysen von Erdnussölkuchen von F. Stohmann^) und Wilh. Erdnnss- Wicke. ^) Ölkuchen. Die Erdnuss oder Erdeichel (Arachis hypogaea L ), eine Leguminose, wächst unter den Tropen wild. Sie wird in Frankreich und Itahen zum Zwecke der Oelgewin- nung und als menschliches Nahrungsmittel angebaut. Ihre Früchte wachsen in die Erde hinein (daher der Name), um dort zu reifen; ihre Samen, deren 2 in jeder Hülse sitzen, sind röthhch und haben die Grösse einer kleinen Bohne. Das aus- gepresste Oel besitzt einen angenehmen, milden Geschmack; es soll zur Verfäl- schung des OHvenöls Verwendung finden. Die Oelkuchen kommen durch Emil Güsse feld in Hamburg in den Handel. Sie enthalten in 100 Theilen : 1) Landw. Anzeiger d. Bank- und Handels -Zeitung 1868. No. 15. — Landw, Annalen des mecklenburg. patriot. Ver. 1868. No. 27. 2) Landw. Versuchsstation. Bd. XT. S. 364. 3) Zeitschrift d. landw. Centr.-Ver. d. Prov. Sachsen. 1868. S. 57. *) Joum. f Landw. 1868. S. 230. 32' 500 Analysen von Futterstoffen. Stohmann Wicke Wasser 7,78 11,82 Proteinstoffe 29,25 34,88 Fett 11,18 9,53 Stickstofffreie Nährstoffe . 25,67 11,94 Rohfaser 21,11 22,69 Asche 5,01 9,14 100,0 100,0 Ihre Geruchlosigkeit, der angenehme Geschmack und hohe Nährwerth machen die Erdnusskuchen zu einem der besten Futtermittel. Nach Mittheilung des Fa- brikanten soll später vor dem Pressen die äussere harte Hülse der Nuss entfernt werden, wodurch sich der Gehalt an Rohfaser bedeutend erniedrigen, der Nähr- werth in demselben Verhältnisse steigern würde. — Die Differenzen in obigen Ana- lysen finden nach Wicke in den abweichenden Fabrikationsmethoden ihre Er- klärung. Die Summe der Nährstoffe beträgt: 66,10 Proc. 56,35 Proc. Das Nährstoffverhältniss = 1 : 1,83 » 1,03 » Leinkuchen- Analysen von Leinkuchenmehl haben C. Karmrodt^) und mehi. F. Stohmann 2) ausgeführt. Sie fanden in lOOTheilen: Bezeichnung. Wasser. Protein- stoffe. Fett. Stick- stofffreie Extract- stoffe. Rohfaser Asche G. Karmrodt. 1. Leinmehl No. IV . . . 2. » » V . . . . 3. » » Ib . . . 4. » » IV 2 . . 5. » von II ... . 6. » No. la . . . . 7. » » IIb ... 8. » » III .. . F. Stohmann. Leinmehl 1 » 2 Berliner Leinmehl .... 13,42 11,06 11,44 10,78 11,36 12,90 9,94 (13,23) (13,23) (9,70) 32,37 32,37 32,10 31,90 29,02 28,15 28,06 27,88 33,75 34,06 38,87 8,88 9,08 10,20 10,20 8,24 10,88 11,40 11,48 11,35 6,87 26,51 25,79 25,80 26,98 24,54 32,41 31,74 27,06 36,76 38,86 39,12 9,78 9,44 10,76 8,92 10,72 9,06 6,96 11,03 8,16 7,38 9,04 12,26 9,70 16,54 9,12 7,36 16,76 6,98 7,57 7,76 im wass erfreien Z ustande. 1) Zeitschr. d. landw, Ver. f. Rheinpreussen. 1868. October. S. 348. 2) Journ. f. Landw. 1868. S. 175. und 431. — Ueber die Methode d. Analyse vergl. diesen Jahresbericht. 48,92 Proc. 4fi,72 Proc. 43,72 » 41,07 » 5,20 » 5,65 » 2,91 » 2,88 » 4,r,3 » 6,86 » 0,18 » 0,28 » Analysen von Futterstoffen. 501 Die letzten drei Leinmehle enthielten ferner: No. 1 und 2 Berliner Leinmehl. In Wasser Lösliches . . darin organ. Substanz Asche .... Stickstoff . . In Alkohol Lösliches . . In Aether Lösliches . . Analysen von entoeltem Palmnussmehl wurden von F. Stoh- PHimnuss- mann (l)i) Wilh. Wicke (2)2) und Hellriegel (3) ausgeführt. "'^*''- Sie fanden in lOOTheilen: 1. 2. 3. Wasser ......... 8,55 9,58 11,23 Proteinstoffe 19,56 21,16 23,89 Fett 1,19 5,52 3,60 Stickstofffreie Extractstoffe . . 47,73 22,43 41,68 Rohfaser 20,04 37,42 15,41 Asche 2,93 3,89 4,19 100,0 100,0 100,0 No. 1 und 3 war in der Fabrik von Heyl & Co. in Moabit bei Berlin durch Schwefelkohlenstoff entölt, No. 2 stammte aus der Fabrik vonNoblee & Co. m Hamburg; es scheint das Oel in ähnlicher Weise extrahirt zu sein. Fütterungs- versuche mit dem entölten Palmnussmehle sind von Heyl in Berlin und auf dem Folgengute bei Tharaud in Angriff genommen. Ein von Kiepert 3) ausgeführter Versuch fiel, gegenüber Rapsmehl, zu Gimsten des Palmnussmehls aus: niedrigere Futterkosten, höheres Schlachtgewicht und besseres Fleisch. Nach Stöckhardt's (1864) und Wicke 's Mittheilungen ist der Preis des Hamburger Fabrikats von l'/a bis auf 2^i5Thh-. gestiegen; das Berliner Produkt kostet 2 Thlr. pro Ctr. üeber nicht entöltes Palmkuchenmehl vergleiche die frühereu Jahrgänge dieses Berichts von 1864 an. Rapskuchen sind von V. Hofmeister und R. Brandes*), C. Karm- Rapskuchen rodt»), G. Kühn''), F. Stohmauu') und J. Volhard^'') untersucht worden. In lOOTheilen waren enthalten: 1) Annal. d. Landw. in Preussen. Wocheubl. 1868. S. 399. 2) Journ. f Landw. 1868. S. 372. 3) Neue landw. Zeitung. 1869. No. 6. S. 219. 4) Landw. Versuchsstation. Bd. X. S. 286. — Bd. XII. S. 9. 5) Zeitschrift d. landw. Ver. l Rheinpreussen. 186S. No. 10. S. 349. 6) Landw. Versuchsstation. Bd. XII. S. 270 und 302. * 7) Zeitschrift d. landw. Central -Ver. d. Prov. Sachsen. 1869. S. 25. 8) Zeitschrift d. landw. Ver. in Bayern. 1868. Juni. S. 222. 502 Analysen von Futterstoffen. a. "Wasser 10,62 Proteinstoffe . Fett Stickstofffreie Extractstoffe Rohfaser . Hofmeister und Brandes b. 10,79 36,18 7,62 Karmrodt 33,57 11,24 26,49 11,59 Asche 6,49 26,98 11,13 7,30 IIa 12,56 31,45 11,32 ■26,07 12,02 6,58 VI. 11,74 34,57 10,00 26,G9 10,38 6,62 VII. 11,30 34,24 8,48 26,84 10,78 7,36 Kühn (entfettet) 14,38-14,63 40,63 0,92 35,70 13,48 9,27 Stohmann Volhard /l. loa von Nord- bausen 10,29 33,87 9,22 30,92 8,71 6,99 Unga- rische 8,07 37,37 11,36 27,79 7,74 7,67 J= 2 2 a o o '5 ° "St El CO o 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 Die von Hofmeister, Brandes und Kühn untersuchten Kuchen dienten zu den in diesem Jahresbericht mitgetheilten Fütterungsversuchen. Die Kühn'- schen Kuchen enthielten 28,69 in Wasser lösliches mit 4,44 Proteinstoffen. Die Ungarischen Rapskuchen verdienen nach Stohmann ihrer vorzüg- lichen Beschaffenheit wegen einen höheren Marktpreis als sie bisher erzielten. Sonnen- Oelkuchen der Sonnenrose (Helianthus annuus L.) analysirte rosen-oei- p_ Krocker.i) kochen. Wasser 10,0 Proc. Proteinstoffe .... 36,55 « Fett 10,50 » Stickstofffreie Nährstoffe 23,97 y> Rohfaser 9,25 y> Mineralstoffe .... 7,50 » Sand und dergl. . . . 2,23 » 100,0 Kalkerde . • . . . . 0,76 Proc. Phosphorsäure .... 1,76 » Dieselben sind hiernach ein sehr werthvoUes Futtermittel. Lupinen- Ed. Peters^) untersuchte Lupinen - Sauerfutter. — Es war Sanerfutter. dasselbe voü Hübner-Grätz nach dessen a. a. 0. beschriebener Methode bereitet. 100 Theile enthielten: Wasser 79,89 Proteinstoffe 3,12 Fett 0,79 Stickstofffreie Extractstoffe . . 6,46 Rohfaser 6,85 Asche 1,58 Sand und dergleichen . . . 1,31 __^ 100,0 1) DerLandwirth. 1869. Xo. 19. — Landw.Centralbl. f. Deutschi. 1869. Bd.I. S.413. 2) Landw. Ztg. f d. Grossh. Posen. 1868. No. 18 u Landw Centralbl 1868. II. S.9. Analysen von Futterstoffen. 503 Ein Viehsalz, das, im Vergleiche zu dem früher in Bayern gelieferten, Bayrisches einen wesentlichen Fortschritt erkennen lässt, enthielt nach J. Volhard:') viehsau. Kochsalz 90,0 Proc. Glaubersalz 2,3 » Ed. Peters 2) und F. Krocker^) theilten die Analysen von sog. Pfannen- Pfannensteinsalz mit. — Dasselbe wird von den Herren G. Hoyer & Co. «^^'"^*'*- zu Schönebeck als Viehsalz in den Handel gebracht. Es besteht aus grau- weissMi, 2—4 Zoll dicken, tafelförmigen Stücken von krystallinischer Struktur und ist ein empfehlenswerthes, steuerfreies Handelsprodukt. 100 Theile enthalten im trockenen Zustande: Peters. Krocker. Chlornatrium (Kochsalz) 87,82 89,51 Schwefelsaures Natron (Glaubersalz) .... 3,48 0,92 Schwefelsauren Kalk (Gyps) 7,94 4,04 Chlormagnesium — 0,40 Schwefelsaure Magnesia (Bittersalz) .... 0,72 0,78 Eisenoxyd 0,01 — Unlöshches 0,03 0,06 Chemisch gebimdenes und hygroskop. Wasser — 4,13 100,0 99,60 In Folge Bestimmung des Bundesrathes des Zollvereins ist zur Dana- oenaturi- turirung des zur Viehfütterung bestimmten Salzes zu verwenden*): |^"°" ^^^ 1. V4 Proc. Elsenoxyd oder Köthel (eisenschüssiger Thon); ferner 2. 1 Proc. reines Pulver vom Wermuthkraute, wenn Siedesalz, V2 Proc. davon, wenn Steinsalz verwendet wird. Das Wermuthpulver kann bei Siede- salz bis zu drei Viertel durch bis zu 1 1/2 Proc. völlig zerkleinerte Heuabfälle, bei Steinsalz bis zu sieben Achtel durch bis zu 1 V4 Proc. desselben Stoffes ersetzt werden. Bei Benutzung von Steinsalz kann endlich an Stelle des Wermuths V4 Proc. Holzkohle treten. Thorloy's Viehpulver 5) besteht aus scharfgedörrter Hafergrütze; Geheim- die hierbei braun gewordenen Hülsen ertheilen ihm die dunkele Farbe. mittel. Milzbrandpulver, ^) ein Heilmittel und Präservativ gegen Milzbrand der Schafe, hat nach Bley's Analyse folgende Zusammensetzung: Knochenkohle .... 32 Loth, Gyps i'4 Loth, Glaubersalz 1/2 » Chlorkalium 1/4 » Kohlensaures Eisenolxydu i/s » Orientalisches Viehheil vonWalkowski in Berlin, ") Präservativ gegen die meisten Krankheiten der Hausthiere: 1) Zeitschr. d. landw. Ver. in Bayern. 1868. S. 222. 2) Der Landwirth. 1868. No. 20. 3) Ebendaselbst. 1869. No. 15. 4) Landw. Centralblatt für Deutschland. 1868. H. S. 72. 6), G) und ') Der Landwirth. 1868. No. 28. S. 225. 504 Konservining und Zubereitung von Futterstoffen. Verwittertes Glaubersalz 17 Loth, Roggenmehl 8 Loth Kreide 4^/2 » Enzianwurzel .... 4 » Bockshornsame .... 4 » Kamülenblüthen . • . 1V4 » Sandelholz 1 1/4 » Alaun 1 2 » IV3 Pfd. dieses Pulvers kostet, in Blechbüchse verpackt, 1 Thaler; der wahre Werth beträgt kaum 10 Sgr. Wir haben hier noch auf Folgendes hinzuweisen: Systematische Zusammen- stellung der neueren Fütterungsanalysen, von H. Schultz e.i) — Enthält bis jetzt in 321 Nummern die Kömer von Weizen, Spelz, Immer und Einkorn. Die Verfälschung des Getreides durch Netzen und Oelen von Payen2). Konservirung und Zubereitung von Futterstoffen. Getreide- Ueber Getreidetrocknung, von Alex. Müller und C. G. Zetter- trocknung, lund. 2) Der Trockenapperat , dessen sich die Verf. bedienten, besteht aus zwei, mit gewölbter Decke versehenen, gut mit einander verbundenen, kesseiförmigen Metall- gefässen, von denen das äussere einen um circa 30 Mm. grösseren Durchmesser hat. Auf dem Boden des inneren Kessels befindet sich eine Lage Sand, darüber ist ein Metall-Siebboden angebracht, ziu- Aufnahme der zu trocknenden Gegenstände. Die Erhitzung erfolgt von der Bodenfläche des äusseren Gefässes her. Ein Zulei- tungsrohr führt Luft über den erhitzten Kesselboden, von wo sie, aufsteigend, zwischen der Decke des Apparates und dem oberen Rande des inneren Gefässes in Letzteres hinein tritt. Nahe über dem Sande endigt eine oben und unten offene Röhre, welche die mit Wasserdampf beladene heisse Luft abführt. In der Decke sind Tubulaturen zur Einfügung der Thermometer angebracht. Müller theilt zunächst mehrere einleitende Versuche mit, bezüglich deren wir auf das Original verweisen ^ 1. über das Verhältniss der Temperatui' in Trocknenraume luul m der abzie- henden Luft; 2. über den Trocknenverlust, je nach dem die Gefässe mit dem zu trocknenden Inhalte auf dem Siebboden oder auf dem Boden des inneren Kessels standen ; 3. über den Einfluss der Entfernung des Standortes der Gefässe auf dem Sieb- boden, von dem Luft zu- und abführenden Rohre auf die Trocknung; — Letztere war eine gleichmässige ; 1) Joum. f. Landw. 1867. S. 370—415 und 1868. Heft 3. S. 333. 2) Nach Schles. landw. Ztg. 1868. S. 36. 3) Die landw. Versuchsstation, 1868. X. S. 188. Konservirnng und Zubereitung von Futterstoffen. bOb 4. über die Abkühlung des Luftbades durch die mit der Wasserverdunstung zusammenbängende Wärmebindung. — Müller führt hierbei an, dass die von ihm gewonnenen Zahlen keineswegs die Maxima der möglichen Trock- nungsleistungen darstellten, solche Maxima in der Pi-axis aber auch kaum zu erreichen wären imd desshalb seine Resultate wohl als Ziele für die Leistungen von Trockenmaschinen zu betrachten seien. Als Versuchsobjecte dienten Winterweizen, Winterroggen, Sommergerste, Schwarzhafer und grüne Fe^derbsen. Alle waren, besonders die Gerste, sorg- fältig ausgelesen. Bezüglich der Körnergrösse standen Weizen und Eoggen unter, Gerste und Erbsen über dem Mittel. Der Wassergehalt des lufttrockenen Getreides wurde gefunden: Weizen: 12,71 Proc, Eoggen: 13,56 Proc, Gerste: 11,20 Proc, Erbsen: 13,45 Proc. Durch Benetzen mit beispielsweise 10 Proc. Wasser stieg der Gesammtwasser- gehalt von 100 Grm. lufttrockenem Weizen auf 22,71 Grm. ; ähnlich gestaltet sich das Verhältuiss bei anderer Benetzung und anderen Getreidesorten. In der Folge sind alle Trocknungsverluste auf 100 Thl. lufttrockenen Getreides, von obigen Wassergehalten, nicht auf 100 Thl. abgewogenen Getreides be- rechnet worden; hierdurch wird ein unmittelbarer Einblick in die Entfernung des Benetzungswassers gewonnen. Die Wägung der Trockenproben erfolgte in leichten Glasgefässen mit aufge- legtem Uhrgläschen; hierin wurde auch die von einem Versuche unmittelbar vor der Trocknung verlangte Benetzung ausgeführt Wo es sich um Maxima der Geschwindigkeit handelte, breitete man die Proben auf flachen, aus Messinggewebe (Messingtuch) gebildeten Kästchen von der Dicke der Körner (Erbsen) oder wenig mehr (Cerealien) aus. Die bei Zimmerwärme zu trocknenden Proben wurden ebenfalls in dünner Schicht (Körnerhöhe) auf Messing- tuch ausgebreitet und mit Beigabe eines Thermometers an der Decke eines Zimmers von ziemlich gleichmässiger Temperatur und nahezu gleichem Feuchtigkeitsgehalte der Luft aufgehängt. Als Einleitung theilt Müller Beobachtungen vom 28. Febr. 1867 über die Temperaturen mit, bis zu welchen, binnen gewisser Zeit, ein Warmluftstrom das ihm ausgesetzte Getreide oder verdunstende Wasser bringt i). Wir geben hier in Tabelle A. und B. die Versuchsresultate in Zahlen wieder, verweisen aber bezüglich der zunächst folgenden rein physikalischen Betrachtungen auf das Original. 1) Die Körner und das Wasser wurden zur Temperaturbestimmung mit Hülfe eines dünnen blechernen Trichters in ein dünnwandiges Glasgefäss geschüttet, in dessen Mitte die Kugel eines Thermometers hineinragte. Das Glasgefäss stand in einem weiteren, mit Watte ausgefütterten Becherglase. Der ganze Apparat wurde stets entsprechend vorgewärmt; gleichwohl sind die Resultate, besonders die für höhere Temperaturen, nur als annähernd richtige zu betrachten. 506 Konservirung und Zubereitung von Futterstoffen. A. Ueber die Erwärmung des im warmen Luftstrome trocknenden Getreides. ( jetreide. Trock- Luftbad- Temperatur. Getreide . nungs- Bemer- Grösste Name Wassergehalt dauer Anfang Ende Tempe- ratur Diffe- renz Erwär- mung kungen. Min. »C. °C. °C. "C. °C. Gerste . 1 5 110 88 60 50 45 - »1 lufttrocken 10 1 ^5 105 108 85 106 65 87 40 21 50 72 las 30 ! 109 105 89,5 19,5 74,5 li^ desgl. + 25 Proc. 10 109 85 56 53 41 £'°| Weizen . desgl. -|- 10 » !'»{ 110 92 62 48 45 • «Sil desgl. 4-25 » 106 92 56 50 .41 ■■e ^ tD 2 -2 o Erbsen . lufttrocken j,oj 110 105 72 38 57 § M " 3 desgl. -1- 10 Proc. 111 90 55 55 40 ^•g s 1 desgl. -f 15 » 1 101 (?) 110(?) 60,5 49,5 45,5 lufttrocken |:o{ '204 195 129 75 114 desgl. -f- 15 Proc. 208 191 HO 98 95 « S Ol Hafer . . lufttrocken |10 120 205 200 (?) 192 205 (?) 104 157 101 48 89 142 igi desgl. -f 10 Proc. 1 l!212 >10<^| 210 194 108 104 93 40—50 C zwei fla dem Luf desgl. 4- 15 » 190 87 123 72 desgl. -(-25 » 1 1 212 187 71 141 56 B. Ueber die Erwärmung des im warmen Luftstrome verdunstenden Wassers. Verdun- Temperatur stungs- dauer Min. des Luftbades °C. des rück- ständigen Wassers °C. Differenz ° C. Erwärmung ° C. Bemerkungen. 5 10 5 10 [ca. 90 { 1 ca. 200 { 57 57 73 80 33 33 127 120 42 42 58 65 ca. 15° warmes Wasser wurde in flacben, dünnwandigen Kupfer- kästeben ca. 2 Mm. bocb der warmen Luft ausgesetzt Hieraus geht hervor, dass 1. innerhalb der eingehaltenen Trocknungszeiten und Heizungsgrenzen die »grösste Differenz« zwischen Luftbad und Getreide um so grösser ist, je mehr Wasser zu erwärmen und zu verdunsten war; 2. bei andauernder Erhitzung des Getreides seine Temperatur steigt, die »grösste Differenz« sinkt, weil einerseits die Getreidesubstanz mit einer grösseren Menge warmer Luft in Berührung kommt, andererseits bei fortschreitender Trocknung in jeder folgenden Zeiteinheit weniger Wasser verliert und darum weniger Wärme verschluckt; Konservlrung und Zubereitung von Futterstoffen. 507 3. die Erneuerung verschiedener Getreidearten in der Hauptsache von der Leichtigkeit abhängt, womit sie ihr Wasser abgeben. Nasses Getreide (25 Proc. Zusatz) erwärmt sich weniger, trockenes mehr als reines Wasser. Die Unregelmässigkeiten bei der Erbse rühren von der durch Zerspringen veranlassten Veränderung der Oberfläche her. Die Beobachtungen über die Temperaturen getrockneten Getreides ge- statten einmal, zu beurtheilen, inwieweit beim Trocknen eine Gefahr für chemische Veränderung der Getreidesubstanz vorliegt, und dann kann darnach eine Vorstellung über das sog. Nach trocknen gebildet werden. In ersterer Beziehung ist zu beachten, dass bei 65—75° nasse Stärke verkleistert und Eiweiss gerinnt, und dass bei 1'20° die organischen Bestandtheile des Getreidekorns langsam zu verkohlen beginnen. Die Keimfähigkeit scheint bei sehr vorsichtigem Trocknen bei 100° nicht verloren zu gehen. Dem zweiten Momente legt Müller eine nur massige Bedeutung für die Praxis bei. Er fand, dass 10— 12 Minuten lang bei 200° getrockneter Weizen (mit 25 Proc. Wasserzusatz), nach dünnem Ausbreiten, bis zum völligen Abkühlen an der Luft nur noch 3,3 Proc. verlor. Die Temperatur des Weizens hatte vor dem Ausbreiten 70 — 75°, der Wassergehalt noch einige Procente über den Gehalt an ursprünglicher hygroskopischer Feuchtigkeit betragen. Einige Versuche über den Einfluss der Vertheilung auf die Ver- dunstung ergaben folgende Resultate: C. Luft- bad- ; Gegenstand. Verdunstungs -Verlust in Grammen während Tempe- ratur 1 ! Menge und Höhe Name der Schicht 5 Min. 5 Min. 10 Min. 15 Min. / Wasser 1) |5Cc. = 1,9 Mm. lll X. =2,8 » 0,47 0,97 0,97 1,17 0,87 1,68 lOOV Hafer 2), lOGrm. Wasser 1) + lGrm.Wasser=4-5 Mm. f 5 Co. = 1,9 Mm. t 11 » = 2,8 » (1,93) (1,82) 0,90 »2,03 2,64 1,20 2,82 4,00 1,47 • Hafer 2), lOGrm. -)-l Grm.Wasser = 4-5Mm. (2,25) 2,40 3,12 — 1) Das Wasser befand sich in aus dünnem Kupferbleche zusammengebogenen Kästchen von 25,9 (5 Cc.) bezw. 39,0 (11 Cc.) nCm. Bodenfläche. Das Einsetzen der Kästchen in das angeheizte Luftbad erfolgte gleichzeitig. Die Wägung des übriggebliebenen Wassers geschah in den oben beschriebenen, mit Uhrgläschen bedeckten Glasgefässen. 2) Der Hafer ward unmittelbar vor dem Einsetzen mit 1 Cc. Wasser zusammen- geschüttelt und auf einem aus Messingtuch gefertigen Kästchen von 39 D Cm. Boden- fläche ausgebreitet. 508 Konservirung und Zubereitung von Futterstoffen. Die eingeklammerte Zahlen beziehen sich auf einen Versuch, in welchem das Haferkästchen über dem Wasserkästchen stand; in den übrigen befanden sich dieselben neben einander und in gleicher Ebene. Im ersteren Falle traf die vertikal abwärts strömende warme Luft zunächst den Hafer und berührte nun erst, feuchter und kühler, den Wasserspiegel, seine Verdunstung war in Folge dessen retardirt. Bei Umrechnung auf gleichem Querschnitt der Kästchen, gelangt man zu folgenden Zahlen: D. Luftbad- Gegenstand. Verdunstungs -Verlust während Verlust Tempe- ratur Name Höhe Mm. 5 Min. Grm. 10 Min. Grm. 15 Min, Grm. in Summa Grm. 100° 200° j Wasser 1 Hafer 1 Wasser 1 Hafer 1 1,9 l 2,8 4-5 1 1,9 l 2,8 4-5 0,70 0,97 0,90 3,04 2,64 2,40 1,45 1,17 1,20 4,22 4,00 3,12 1,30 1,68 1,47 3,45 3,82 3,57 7,26 6,64 5,52 Vor Allem fällt der grosse Einfluss der Temperatur in die Augen; wegen beschleunigten Zuges wirkt bei 200° ein viel grösseres Luftquantum auf die Verdunstuugsfläche. Ausserdem deuten beide Tabellen an, dass die Verduns- tung der freien Wasserfläche dem horizontalen Querschnitt proportional ist. Auf gleichen Querschnitt bezogen, verdunstete bei 200° aus dem grösseren Kästchen etwas weniger Wasser, weil — wie Müller annimmt — die von ihm abziehenden Dämpfe einen weiteren Weg zurückzulegen haben, somit den Zutritt trockener Luft erschweren, und weil die tiefere Wasserschicht sich langsamer erwärmt. Das Gleiche gilt aber auch für den Versuch bei 100°, und doch ist hier in Summa die Verdunstung aus dem grösseren Kästchen grösser. Dass der Hafer bei 100° selbst während 15 Minuten nicht ganz ein Drittel seines hygroskopischen Wassers verliert, beruht wohl hauptsächlich auf der Anziehungskraft der Getreidesubstanz für Wasser, welche den Austritt des Letzteren ebensoviel erschwert, als die Oberflächengestaltung des Hafers und die Durchlässigkeit des Messinggewebes denselben begünstigt; die Verduns- tung von der freien Wasserfläche und aus dem Hafer betrug nahezu gleich- viel. Bei der höheren Temperatur von 200° aber bleibt die Verdunstung vom Hafer schon binnen 5 Minuten hinter der des Wassers zurück; innerhalb dieser Zeit hat der Hafer sein sämmtliches Wasser verloren — der fernere Verlust rührt von Caramelisirung desselben her. Ueber den Einfluss der Unterlage auf die Verdunstungsge- schwindigkeit geben die Tabellen E. und F. Aufschluss. E. Konservlrnng und Zubereitung von Futterstoffen. 509 Gewichtsverlust auf 100 Tbl. lufttrockenem Getreide berechnet. — Die Schiebt der trocknenden Körner war 5 — 6 Mm. hoch. bei 100° bei 150° lufttrockenes m i t lOProc j 15 Proc. m i t 10 Proc. 1 15 Proc. Wasserzusatz. Unterlage i) Getreide. Wasserzusatz. d Ö Ö Ö 03 N ■u o ffl S K ä H s C3 ^ ^ CD 0 ^ g Becherglas .' . 6,0 7,5 6,75' 15,0 14,0 10,4 12,2 17,4 17,9 17,7 17,8 23,9 1 20,9 Glasschale . . 6,7 7,9 7,30 20,6 16,6 10,5 13,6 17,5 17,3 17,4 19,4 •24,4 i 21,9 Pappkästchen. 6,0 8,2 7,10: 20,9 17,b 10,4 14,1 16,7 17,5 17,1 19,8 21,5 (?) 20,7 Kupferblech . 7,2 8,7 7,95 22,7 17,6 10,4 14,0 17,0 19,8 18,4 20,2 24,6 22,4 Messingtuch . 7,3 9,7 8,50 1 23,4 19,7 12,4 16,1 18,6 19,4 19,0 21,8 26,1 24,U F. Gewichtsverlust, den von der Messingtuchunterlage = 100 gesetzt. bei 100° bei 150° lufttrockenes 10 Proc. mit 15 Proc. serzusatz. m i t 10 Proc. 1 15 Proc. Getreide. Was Wasserzusatz. (V ;3 Unterlage t5 s fl ö Ö Ö Sj der Trocknung Nameu. S f und Trocknungs- verlust Namen. und Trocknungs- verlust ö -9 05 in Procenten. in Procenten. 1 st- 2 St. ] St. 2 St. Erbsen. 17 14,3 17,0 Gerste. 21 17,4 19,3 den 9. Febr. 7 10,1 12,4 den 13. Febr. 12 16,1 17,9 2 11,4 14,3 6 14,9 17,3 j 4 — 2 15,6 17,7 im Mittel 11,8 14,6 im Mittel 1 16,0 18,0 Weizen, den 15. Febr. 14 4 1 2 (?) St. 20,5 19,4 19,4 4 (?) St. 23,3 22,5 22,0 Weizen, den 16. Febr. 15 2 1 St. 17,3 17,3 2 St. 19,2 19,2 im Mittel 19,8 22,6 im Mittel 17,3 19,2 Erbsen, den 15. Febr. 23 13 8 im Mittel •ASt 12,8 11,2 11,6 cc. bei 150° Wärme. 17,4 15,2 16,7 11,9 16,4 Erbsen, den 9. Febr. b. bei 15 Proc. Wasserzusatz, bb. bei 100° Wärme. Gerste den 13. Febr. 1 St. 2 Sf. 17 7 2 15,9 13,4 16,0 19,6 16,4 19,6 ist. 12 20,1 6 20,2 2 19,5 2 St. 22,9 23,2 22,9 im Mittel 11 15,1 1 18,5 1 im Mittel 19,9 23,0 Hafer, den 1 1 . P'ebr. 5 2 ist. 24,3 24,7 2 St. 26,7 26,5 Weizen, den 15. Febr. 14 4 1 'A(?)St- 16,3 18,8 16,2 1 (?) St. 19,9 21,7 19,3 im Mittel 24,5 26,6 im Mittel 17,1 20,0 Eonservlrang and Zubereitung von Futterstoffen. 513 Getreide- Namen. 'S ^ a |H "S a a -S o Dauer der Trocknung und Trocknungs- verlust in Procenten. Getreide- Namen Benetzungszeit in Tagen. Dauer der Trocknung und Trocknungs- verlust in Procenten. Roggen, den 11. Febr. 5 2 1 St. 23,6 23,2 2 St. 25,2 24,8 Roggen, den IG. Febr. 15 2 ist. 21,7 22,0 2 St. 24,2 24,3 im Mittel 23,4 25,0 im Mittel 21,85 24,25 CO. bei 150° Wärme. Erbsen den 15. Febr. 23 13 V, St. 16,8 16,5 ist. 22,4 22,3 im Mittel 16,65 22,35 Gerste. den 13. Febr. c. bei 24 Proc. Wasserzusatz. bb. bei 100" Wärme. im Mittel 1 St. 25,7 25,4 2 St. 30,5 30,0 25,55 30,25 Hieraus geht hervor, dass die Benetzungsdauer keinen bemerkbaren Ein- fluss auf die Trocknungsgeschwindigkeit der wichtigsten Getreidearten ausübt, gleichviel ob 10, 15 oder 24 Proc. Wasser zugesetzt waren, bei welcher Tem- peratur und wie lange getrocknet wurde. Die Getreidesubstanz ist also schon nach einem Tage völlig durchfeuchtet. Tabelle J. enthält zugleich ein schätzbares, mehrfach sich controlirendes Material zur Beantwortung der Frage über die Abhängigkeit der Trock- nungsgeschwindigkeit von der Getreideart, deren Wasserge- halt und der Temperatur des Luftstromes. Müller hat trotzdem noch zahlreiche, speciell diesen Gegenstand berührende Versuche angestellt, deren Resultate in Tabelle K. enthalten sind. Jahresbericht, XI u. XII. 33 514 Konserrirung und Zubereitung von Pntterstoflfen. ö a 'S 1^ g 'S o ^ P a _a o5 Ol 1 O n5 w S N S-i 03 OJ CO o Ph o -^ "i a o 'S na O vC C<1 O O 'l* O O CO :c O r-^^-^CO 1^ 1 CO 1 -^CO >0 CO CO oT 5^ ' -h' ' ' ' Erb- Rog- sen gen (>)^eo as -^t-;. bß a o o» 1 1 1 1 1 MIM Igio M 1 1 Joo©2-- "^ -*,aD ^©^ 1 "S g COOvOOO 1 -2 zu rä a o — lOt-Xcri oooo o -^ ^H -H ^H (M (M O o© .0 00 CO CO OO X-u CO vO ^ CO c^ 1 1 1 1 1 '-^^ boa O 33 Ph '^ , ,^-^,-H CO CD Ocr5_C3 0^0_ CO CO »O C5 CO c- ■^ t^ T!^ Oj^ eo^ -"dj^ a oi CS -ö ^ 5 gl — KMcc^urs'-cOOOvnoo — ■ — 1 CO -^ 5£> !M ^(M CO T)< O tO a ü II p a Cm _a 1 N c3 to 3 N (h QJ CO CC o u p^ o i i o O «£> "S ei ci 1 O CO , 1 1 ^.«i 1 1 »O 05 M mSi T-l 3i MM s5o a O Ol Ph ^ COM 55 1 1 1 1 1 1 1 1 1 M m5i § M m5i ©-1 IM N oTI 03 1 MM I 1 M 1 03 o 00 (>> tr> -^ o orrr~t-rr7co~ "ö Ci t- iT-1 O ^ ^ o: t- vo CO © 1 © 1 .a —•pH ^ 1 1 1 CClH ^•^J^ ^ 03 ^ M M Ä a 1 '*^*'*l'^ eo_m co^GO CO »O »T^tO o vOO oo o — 1 CO Cß CM -^ — (M vOOOOOOO-^ r-i crc^co dj Ol ,0 'S 0-* -H o "^ m , CO Tt< ■ys^Ci . — 1 1 1 1 1 1 1 a tu CS r^ -^ ^ bc .■ a a jS « =1 a a oooo CO «(M -* oooo C0«0 05 CM 1—1 OOOO o o •-H ^^ CO -H Konservirung und Zubereitung von Futterstoffen. 515 Ph K C5 1 1 1 ! ! (30,0) 31,9 33,1 33,2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 ^- 1 1 1 S"S 1 uo CO o O »O lO o »o o r-oo 1 1 CO vo (-^^co I 1 (O c? o-^co CO •* ' -5 « .E ^^1 a H « O G 3 Sm S Cä O G 3 £ bD = c - ö 1^ es 3 3 « » (M CO '—1 — 'JClO^CO — ' — < oo a s Ö 3 CO "^ CO 'S 'S « w liO ! o tf =* !>: ^ fXi Ä O ö -* © aj 1 1 1 1 E 1« >(5 s 1 1 1 1 fl 1 1 M 1 1 1 :CS N N :c3 ^ t^- - ^ ! 1 1 1 8 CO O (MOO 1 s GM CM eo ^ 173 O -^ .1— t 'S 'S o 1 1 1 1 . 1 o» 1-1 Im o — 1 ! M 1 1 1 1 ^ ^ »H ' ci c-i 33* ^\Q Konservirung und Zubereitung von Futterstoffen. Zu vorstehender Tabelle ist zu bemerken, dass 1. die fett gedruckten, nicht parenthesirten Zahlen Mittel mehrer Bestimmungen sind, 2. die parenthesirten, klein gedruckten Zahlen wahrscheinlich zu niedrig, die pa- renthesirten fett gedruckten zu hoch, 3. die parenthesirten mager gedruckten Zahlen endlich durch Interpolation ge- funden wurden. Müller leitet aus obigen Zahlen Folgendes ab: 1. Das Getreide verliert seinen Gehalt an hygroskopischem wie Benetzungswasser verschieden schnell, in folgender aufsteigender Reihe: Erbsen, Gerste, Weizen, Eoggen und Hafer. Der Grund scheint einfach in dem Verhältnisse der verduns- tenden Oberfläche gesucht werden zu müssen. 2. Je grösser der Wassergehalt des Getreides, desto grösser der Wasserverlust in der Zeiteinheit, und umgekehrt: je mehr die Trocknung dem wasserfreien Zustande sich nähert, desto langsamer schreitet sie vor. Die Getreidesubstanz besitzt eine eigenthümliche Anziehungskraft für W^asser, welche um so schwerer überwunden wird, je geringer die Wassermenge ist, welche sich mit den Molekülen der Getreidesubstanz in Verbindung befindet. Bei Trock- nung in höherer Temperatur wurde die Regelmässigkeit dadurch gestört, dass die kalte, zu trocknende Substanz anfangs mehr Wasser absorbirt als später, um sich mit der heissen Trockenluft in das calorische Gleich- gewicht zu setzen. 3. Mit wachsender Temperatur nimmt bei hinreichendem Luft- wechsel die Trocknungsgeschwindigkeit rascher zu, als der Temperatursteigerung entspricht. Durch stärkere Heizung beschleunigte Trocknung ist theurer nach Brennstoff, billiger nach Be- darf an Trockuenraum. Bei hoher Temperatur liegt die Gefahr der Röstung u. s. w. , bei niedriger (unter 60 °) und mangelhaftem Luft- wechsel die des Keimen's, Säuern's und Schimmeln's vor. Die von der Praxis gewöhnlich gestellte Frage ist: binnen welcher Zeit kann Getreide getrocknet werden? — Ihre Lösung erfordert Versuche mit gemessenen Quantitäten der trocknenden Luft, sowie die Kennt- niss des Feuchtigkeitsgehaltes und Druckes derselben. Aus den physikalischen Gesetzen für Verdunstung und Gasdiffusion ist a priori zu schliessen, dass die Trocknung durch verstärkten Luftzug (Gebläse) beschleunigt wird. Ebenso bestimmt ist aber auch voraus zu sagen, dass der Effekt nicht im geraden, sondern schnell abnehmenden Verhältnisse mit der Menge der zugeführten Luft steigt; sobald der Wassergehalt der Oberfläche des zu trock- nenden Getreides mit dem der Luft im Gleichgewichte sich be- findet, erfolgt die weitere Trocknung nur nach Massgabe der Wasserdiffusion von Innen nachAussen und der Wärmeleitung von Aussen nach Innen. Je länger der Weg, je grösser der Durchmesser der Getreidekörner, desto langsamer findet die Ausgleichung statt. Konserviriing und Zubereitung von Futterstoffen. 517 In Tabelle L sind die Zeiten in Minuten verzeichnet, innerhalb welcher das an- genetzte Gereide lufttrocken wurde. Die eingeklammerten Zahlen sind durch Inter- polation gefunden. In Zimmerluft waren folgende Zeiten erforderlich , den Wasserzusatz zu entfernen: Erbsen mit 15 Proc. Wasser. 12 " ' 25 ° i Gerste 1 mit lOProcWasser, I 17° Hafer mit 30 Proc. Wasser. 12' 25' 3 Tage wenig üb erl^ Tageil 1^ Tage L. mehr als 12 Tage 2^ Tage Erbsen Gerste Weizen Roggen Hafer j Erbsen Gerste Weizen Roggen Hafer b. ] mit 10 Proc. Wasser, bei 60 °. c. mit 15 Proc. Wasser, bei 60°. 110 85 (75) bei 100° (70) 60 120 j - bei 100°. (60) 50 30 (29) (28) (27) 60 j (45) i (40) (38) (35) bei 140° bei 150°. 13 (11) (in) bei 150° (9) (8) 55 (22) 1 (20) (17) bei 200°. (14) (12) 9 (9) i^) \ 7 13 (10) [0> (8) 1 1 (C) bei 200° 24 Proc. 100°. 25 Proc. 100°. H (8) (7) (7) (6) 1 Gerste j (55) Erbsen (70) 25 Proc. 150°. Gerste: 25 Min. 25 Proc. Was ser, bei 200 o Erbsen (15) Weizen 13 Müller theilt am Schlüsse ein einfaches Verfahren mit, Getreide durch ungelöschten Kalk zu trocknen. Wird feuchter Roggen, mit 10 — 15 Proc. seines Gewichts grobzerschlagenem, ungelöschtem Kalke gemischt, in dünner, 3 — 5 Zoll hoher Schicht auf einem luftigen Boden ausgebreitet und öfter umgestochen, so trocknet er, während der Kalk sich löscht, rasch und ohne bedeutende Erwärmung (kaum 3ü°j. Das Getreide kann dann mit dem Kalke zugleich ansgesäet oder Letzterer durch eine Reinigungsmaschine entfernt werden. toflfeln. tiQ Konservirung uud Zubereitung ron Futterstoffen. Im Originale folgt endlich ein Auszug aus dem WägungsprotokoUe ; wir müssen bezüglich dieser analytischen Belege auf selbiges verweisen. Die landwirthschaftliche Praxis und Maschinen - Industrie sind den Herren Müller und Zotter 1 und für die mühsame Arbeit zu grossem Danke verpflichtet; ihnen liegt die Verwerthung der darin erörterten Gesichtspunkte für Ausführung von Getreidetrocknungsanlagen i) ob. — Wenn wir an der Arbeit selbst etwas auszusetzen haben, so ist es, dass die Versuche in zu kleinem Massstabe, mit zu ge- ringen Getreidequantitäten ausgeführt wurden. Bei der nothwendig unvollkommenen Wägungsmethode, müssen in der Zeit zwischen dem Oeflfnen des Apparates und dem Wägen kleine Fehler durch Wasseraufnahme oder -Abgabe sich einschleichen, die natürlich bei wenig Versuchsobjekt verhältnissmässig höher sind als bei mehr. Wir hoffen, recht bald über weitere, die Principien der Trocknung (insonderheit bei Heu und Stroh) erörternde Versuche berichten zu können. Einsumpfen lieber das Einsumpfen der Kartoffeln von Ed. Heiden i). — ^er^Kar- jy^g yQ^ Oek. -Insp. K rüg er vorgeschlagene und in Anwendung gebrachte Verfahren besteht in Folgendem : Die gedämpften und gequetschten Kartoffeln werden sofort in Gruben von 2V2 Ellen (sächs.) oberer, 1 V2 Ellen unterer Breite und 6 Ellen Tiefe gebracht und mit Erde bedeckt; eine solche Grube von 6 Ellen Länge genügt für 50 Scheffel Kartoffeln. Der Grund und die Wände der Grube müssen aus recht bindigem Lehm bestehen. Die Kartoffeln werden festgestampft, so dass 1/2 Elle des oberen Theiles der Grube frei bleibt, die mit fest einzutretendem Lehm ausgefüllt wird. Oberirdisch wird die Grube in gewöhnlicher Weise mit Erde bedeckt. Kartoffeln, welche vom November bis Anfangs Juli eingemietet gewesen waren, zeigten sich von ausgezeichneter Beschaffenheit. Eine von V. Gruber ausgeführte Analyse ergab: Wasser 74,18 Proc. Protemstoffe 2,69 « Stärke 16,94 » Dextrin und Pflanzenschleim . . . 1,13 » Zucker 0,09 » Sonstige stickstofffreie Nährstoffe . 1,07 » Fett 0,50 « Cellulose 1,78 » Asche 1,29 » Sand 0,33 » 100,0 Proc. Die Kartoffeln enthielten eine geringe Menge freier Säure, welche 0,21 Proc. Schwefelsäure gleichkam. Nach jeder Eutnahme soll die angegriffene Seite der Grube gut mit Stroh bedeckt und durch aufgelegte Bretter etwaiger Kegen möglichst abgeleitet 1) Vergl. weiter unten. 1) Landw. Centralbl. für Deutschland. 1869. Bd. 1. S. 10 u. 78. Konservirung und Zubereitung von Futterstoffen. 519 werden. Bei diesen Yorsichtsmassregeln waren selbst unter ungünstigen Wit- terungsverhältnissen die äussersten unbrauchbaren Schichten nur messerrücken- dick. Die Kosten für 50 dresdner Scheffel Kartoffeln beliefen sich auf 4 Thlr. 4S^r.: Dämpfen der Kartoffeln 1 Thlr. 20 Sgr. Tagelohu an 4 Arbeiter für 2 Tage für Waschen u. s. w. bis incl. Eiusumpfen 1 » 26 » Graben der Grube 18 » Fütterungsversuche mit Kühen und Schweinen führten zu günstigen Re- sultaten. Die Kühe Hessen bei reichlicher Beifütterung von eingesumpften Kartoffeln innerhalb der etwa fünfwöchentlichen Versuchsdauer nicht oder nur wenig im Milchertrage nach. Die Schweine verhielten sich wie folgt: 2 ungarische Schweine 2 polnische Schweine von 374 Pfd. Anfangsgewicht von 400 Pfd. Anfangsgewicht verzehrten in 46 Tagen Emgesiunpfte Kartofiehi . . 712 Pfd. . 864 Pfd. Gerste 66 » 66 » Hafer 34 » 34 « Mais 90 » 90 » Gerstegemenge 52 » 52 » Leinspreu 11^» — » Schlickermilch 9 » 9 » und nahmen zu um 102 Pfd. 106 Pfd. oder durchschnittlich im Tage um 1 ^/e Pfd. pro Kopf. Eine andere, allem Anschein nach gleichfalls empfehlenswerthe Aufbe- Aufbewah- wahrungsmethode für Kartoffeln wurde von F. in Zeitschr. des landw. '""g ^^"^ Vereins für Rheinpreussen. 18(J9. S. 345 mitgetheilt. — Die frisch geernteten Kartoffeln werden in 1 ^U Fuss tiefe und 4 Fuss breite Gruben geschüttet und zunächst, um die Ausdunstung der Kartoffeln nicht zu stören, nur V4 Fuss hoch mit trockner Erde bedeckt. Gegen Allerheiligen wird die Erddecke bis auf 1 1/2 Fuss erhöht. Sobald der Frost bis auf etwa V2 Fuss tief eingedrungen ist, wird der Erdmantel mit Stroh, Laub, Reisig und Brettern bedeckt. Die Kartoffeln hielten sich frisch, kühl, keimten nicht und blieben bis in den Juni hinein mehlig und wohlschmeckend. M. Siewert *) hat die Lupine zum Gegenstand eingehender Studien ge- Lnpinen- macht. Dieselben waren vornehmlich auf die Kenntniss des Lupinenbitterstoffes Mmer uud und auf die Entbitterung gerichtet. Bezüglich der von ihm nachgewiesenen ^^7erung. Alkaloide verweisen wir auf S. 174 dieses Jahresberichtes. 1) Zeitschr. des landw. Central -Vereins der Provinz Sachsen. 1868. S. 313. 1869. S. 75. — Annal. der Landw. für Preussen. Monatsbl. 1869 S. 400. ^20 Konservlrung und Zubereitung von Futterstoffen. Das Untersuchungsmaterial hatte folgende procentische Zusammensetzung: Gelbe Lupinen Blaue Lupinen L IL Wasser 9,45 16,19 16,32 Proteinstoffe 39,13 21,66 21,75 Fett 4,06 4,90 5,60 Rohrzucker 2,35 1,65 1,81 Gummi und Pektinstoffe 15,90 13,69 13,93 VerwerthbareCellulose .{^^^^üls^^^^^^^^ 6,'84 20,85 llH Nicht verwerthhareCellulose.n^^Hühen . 10,36 9,27 9,30 l der Cotyledonen 1,09 0,96 0,87 Bitterstoffe 0,60 0,46 0,54 Mineralstofie 3,59 2,58 2,55 99,82 99,21 99,15 Verhältniss der stickstofffreien Nährstoffe f 39,13:35,6 21,66:48,09 21,75:47,82 zu den stickstoffhaltigen l 1:0,91 1:2,21 1:2,20 Das von Sie wert für die Praxis vorgeschlagene Entbitterungs verfahren besteht in Folgendem: Je nach dem täglichen Bedarfe werden 4 gleich grosse Bottiche aufgestellt, von denen jeder die doppelte Menge Lupinen zu fassen vermag. Die Lupinen werden mit dem doppelten Gewichte Wasser Übergossen, darauf pro Centner Lupinen 5 Pfd. rohe Salzsäure zugefügt und mehrmals im Tage die Masse durchgerührt. Am zweiten Tage wird die Flüssigkeit vom ersten Bottich auf frische Lupinen im zweiten Bottich abgelassen, der erste Bottich mit frischem Wasser und derselben Menge Salzsäure beschickt und durchgerührt. Am dritten Tage kommt die Flüssigkeit vom zweiten auf den dritten, die vom ersten auf den zweiten und auf den ersten Bottich neues Wasser und Salzsäure. Am vierten Tage wird die Flüssigkeit von III auf IV, von II auf III, von I auf II und auf die entbitterten Lupinen in I frisches Wasser ohne Säure gegeben ; nach mehrmaligem Durcharbeiten während etlicher Stunden lässt man es ablaufen, spült allenfalls nochmals mit frischem Wasser durch und kann nun die Körner direct verfüttern. Da die Lupinen 75 Proc. ihres Volumens und Gewichtes vom aufgegossenen Wasser aufnehmen, so wird die auf die frischen Lupinen abzulassende Flüssigkeit nicht immer ge- nügen, den neuen Bottich zu füllen; man kann alsdann bei Wassermangel das von den entbitterten Lupinen abgelaufene Nachspülwasser zum Auffüllen benutzen, thut aber in solchem Falle gut, den neu einzuquellenden Lupinen noch 2 Pfd. Salzsäure zuzugeben. Oefters als viermal das von den am ersten Tage eingequellten Körnern abgelaufene Wasser zu benutzen, ist nicht empfeh- lenswerth. Ueber den Verlust der mit 1 procentiger Salzsäure entbitterten Lupinen an Nähr- und Mineralstoffen geben die nachfolgenden Zahlen Aufschluss. Konservirung und Zubereitung von Futterstoffen. 521 100 Gewichtstheile lufttrockner Lupinen lieferten Gewichtstheile entbit- terter Körner circa: Gelbe Lupinen Blaue Lupinen 200 232 daxin: frisch entbittert frisch entbittert Wasser 9,45 125,21 16,25 160,27 Proteinstoffe 39,13 31,88 21,70 21,79 Stickstofffreie Nährstoffe . . 35,60 29,35 48,0 36,55 Rohfaser 11,45 11,45 10,20 10,20 Mineralstoffe 3,58 2,11 2,57 1,28 99,21 200,0 98,72 230,09 Proteinstoffe : stickstofffreie Nährstoffe = — 1:0,92 — 1:1,69 KaU 0,9844 0,1550 0,8220 - Natron 0,0986 0,0715 0,0963 0,0815 Kalkerde 0,2312 0,1278 0,2272 0,0772 Talkerde 0,6188 0,45G2 0,2202 0,1348 Eisenoxyd 0,0040 — 0,0123 0,0023 Phosphorsäure 1,3450 1,0390 0,9189 0,7591 Schwefelsäure 0,2379 0,1992 0,2549 0,2280 Kieselsäure 0,0370 0,0272 0,0256 0,0011 Chlor 0,0289 — 0,0085 — Durch die Entbitterung gingen demnach verloren: Proteinstoffe 19,2 Proc. — Stickstofffreie Nährstoffe 18,6 » 23,9 Proc. Mineralstoffe 41,1 » 50,2 » Kali 84,25 Proc. 100,0 Proc. Natron 2,75 j> 15,4 » Kalkerde 44,75 » 66,0 » Talkerde 26,27 » 39,0 » Phosphorsäure 22,75 » 17,4 » Die entbitterten Lupinen wurden in Mengen von 4—8 Pfd. (2—4 Pfd. lufttrockner Lupinen entsprechend) von Pferden wochenlang gern und ohne Nachtheil verzehrt. Auf nachstehende Mittheilungen können wir nur ganz kurz aufmerksam machen : Ein neues künstliches Einerntungsverfahren (Trocknenapparat für Heu, Ge- treidegarben U.S.W, durch heisse Luft) von Mr. Gibbs; i) hat nach neueren Versuchen 2) nicht recht befriedigt. 1) Nach Schles. landw. Ztg. 1868 No. 37. 2) Zeitschr. des landw. Central - Vereins der Prov. Sachsen. 1869. S. 351. ^22 KonserviruDg und Zubereitung von Futterstoffen. Getreide- (Körner-) Trocknenapparat, von Dave y und Paxmann (Colchester), mit Abbildung i). Ueber rationelle Heubereitung, von Völcker2). Bereitung des Kleebraunheu's, von J. Lehmanns). Selbsterhitztes Futter, von Clement*). Wasserverlust der Kartoffeln in Mieten, von Kühm-Gaarz &). Die Ventilation der Kartoffeln- und Eübenhaufen «). Üeber die zweckmässigste Methode, Kartoffeln und Rüben aufzubewahren, von Alw. Weitschach 7). Ueber die zweckmässigste Verwendung der Lupine (Entbitterung, Dörren und Schroten. — Lupinensauerheu. — Lupinen als Düngemittel); eine sehr beachtens- werthe Zusammenstellung der neuesten Versuche und Beobachtungen 8). Ueber Lupinou-Eutbitterung durch Chlorcalcium, von P. Lindheim 9). Sauerfutter aus gelben Lupmen, von Melchin-Oberhagenio) undE. Peiler- Leitersdorfii). Ueber Einsäuern der Rübenblätter ohne Salz 12). Ueber Einmieten der Futtermohrrübe von R, Neumann^s). 1) Aus »Practic. Mechanic's Journal« durch »Annal. der Landw. in Preussen. Wochenblatt 1868. No. 19«. 2) Farmer's Magazine; 1867. Juli. — Landw. Centralbl. für Deutschland. 1868. Bd.L S. 41. 3) Zeitschr. des landw. Vereins in Bayern. 18ß9. Juli. — Landw. Centralbl. für Deutschland. 1869. Bd. IL S. 281. 4) Zeitschr. des landw. Central -Vereins der Prov. Sachsen. 1869. S. 88. 5) Landw. Aimal. des mecklenburg. patriot. Vereins. 1868. No. 25. 6) Schles. landw. Ztg. 1868. No. 5. 7) Ibidem. No. 24. 8) Landw. Centralbl. für Deutschland. 1868. Bd. VII. S. 1. 9) Annal. der Landw. in Preussen. Wochenbl. IS68. No. 17. 10) Landw. Annal. des mecklenburg. patriot. Vereins. 1868. No. 7. 11) Monatsschrift des landw. Prov. -Vereins für die Mark Brandenburg imd Niederlausitz. 1868. No. 12. S. 319. 12) Nordd. landw. Ztg. 1868. Beiblatt zu No. 27. 13) Schles. landw. Ztg. 1868. No. 51. Thierphysiologlsche Untersnchungeu. 523 Thierphysiologische Untersuchungen und Pütterungs- Versuche. Nach M. Ziegler 1) euthält das Secret des unter den Mantellappen AuiHnfarb- stoflfe im Tbierreiche liegenden blasenartigen Organs des sog. Seehasen (Aplysia depilans L. — ^^°^^ "° Mollusca Gasteropoda Heterobranchia Fectibranchiata) Anilinroth und -violett. Ueber Arsenikbeigabe zum Futter, von W. Körte in Beesdau 2), Arsenik- — Verf. stellte im Deceraber 1 865 24 Ochsen mit einem Gesammtgewicht von ""^p^^j^g^"" 28340 Pfd. auf. Dieselben erhielten pro Tag: V. 23. Dezember V. 24. Februar V. 25. März bis 23. Februar. bis 24. März. bis 14. Juni. Periode 1 u. 2. Periode 3. Periode 4—6. Schlempe . . , , . . 2700 Pfd. 2700 Pfd. 2700 Pfd. Wiesenheu . . , . . 216 » 216 » 216 » Roggenkleie . . . 175 >■> — — Roggenschrot . . . — 240 » 240 « Rapskuchen . . . 25 « 72 T> — Leinkuchen . . . . — — 200 y Haferhecksel . . . 120 » 120 » — Runkelrüben . . . 12 Schffl. 12 Schffl. < 12 Schffl. V. 25. März bis 24. April. Kartoffehi . . , , . . — 12 Schffl. V. 25. April ' bis 14. Juni. Die Ochsen frassen in der Zeit vom 23. December bis zum 23. Januar nicht immer rein aus; das Futterquantum schien zu gross zu sein. Das eine Thier fiel am 11. Januar an Verstopfung des Blättermagens. Diesen Uebel- ständen abzuhelfen, wurde Arsenik gereicht, und zwar in folgenden Quan- titäten (pro Tag und Kopf in Granen). Erste Woche: 2. 3. 4. 5. „ ., 1-1 Gr. 3^ Gr. 4^ Gr. 5^ Gr. Zweite B J 2 ^ 5- 6 Gr. Dritte » — 2 » Vierte « — 3 » Die Arsenikbeigabe musste allmählig gesteigert werden, weil nach Ablauf jeder Periode die Fresslust aus dem einen oder anderen Grunde nachliess; die Erhöhung der Beigabe hatte jedesmal auch eine Steigerung des Appetites zur Folge. 1) Bulletin de la soc. industr. de Muhlhouse. T. 37. pag. 293. 2) Monatsschr. des landw. Prov.-Ver. für Brandenburg. 1868. No. II. 524 Thlerphysiologlsche TTntersachnngen. Ueber den Erfolg der Arsenikfütterung geben nachstehende Zahlen Auf- schluss, zu denen bemerkt werden muss, dass an Stelle des gefallenen Thieres ein Stier von 720 Pfd. Gewicht trat, der am Schlüsse der 3. Periode mit 860 Pfd. Gewicht verkauft wurde. 1. 2. 3. 4. 5. 6. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. imttli< :hes Anfangsgewicht 1181 1225 1322 1416 1487 1550 » Endgewicht . . 1225 1322 1392,5 1487 1550 1581 Gewichtszunahme 44 97 70,5 71 63 31 Wir hatten gemeint , es müsse die Beigabe von 530 Gran Arsenik innerhalb der Versuchsdauer und per Stück, vom sanitäts-polizeihchen Gesichtspunkte aus betrachtet. Bedenken erregen; umsomehr, als selbst kleine Arsenikmenge auf die Dauer pathologische Zustände im Magen veranlassen. Nach dem Urtheile eines namhaften Veterinair- Arztes sind indessen solche Bedenken ungerechtfertigt und haben sich Krankeitserscheinungen nach dem Genüsse des Fleisches mit Arsenik behandelter Thiere nicht gezeigt. Die das Ge- Ueber die dasGeschlecht der Bienen bedingenden Ursachen, schlecht der you ^^ Somson^). — Entgegen den Ansichten von v. Siebold's hatte diTInden' Lafidois^) die Behauptung aufgestellt, dass die Entstehung von Drohnen Ursachen, uud Arbeitsbienen nicht von der mangelnden bez. vorhandenen Befruchtung der Eier, sondern durch die den Larven von den Arbeiterinnen gereichte Nahrung bedingt sei. Die Land ois'sche Hypothese wurde 1867 von v. Sie- bold 3) einer eingehenden Kritik unterworfen, welche ihre Richtigkeit einiger- massen zweifelhaft erscheinen liess. Seitdem hat A. Somson in Gemein- schaft mit Bastian eine grosse Reihe von Versuchen ausgeführt, wodurch, wie es scheint, mit grosser Bestimmtheit dargethan wird, dass die Ansicht Landois sich auf nicht hinreichend controlirte und darum nicht beweisende Versuche stützt, und dass das Geschlecht der Bienen bereits im Eie vor- gebildet, von der Ernährung der Larven und den Grössenverhältnissen der Zellen aber unabhängig ist. Faulbrut Ueber die Faulbrut de r Bienen, von v. Molitor - Mühlfeld *) der Bienen, ^jd Preuss u. A. 5). — Nach Ersterem wird die sog. ansteckende oder bös- artige Faulbrut durch eine echte Schlüpfwespe verursacht, welche ihre Eier in die Bienenlarven legt, während die gutartige Faulbrut Folge von Erkältung 1) Compt. rend. 1868. Tom. 66. pag. 754. 2) Ibidem. Tom. 64. p. 222. und Eichstädter Bienenzeitung. 1867. No. 11. 3) Eichstädter Bienenzeitung. 1867. No 11. *) Eichstädter Bienenzeitung. 1868. No. 8. 5) Ibidem. No. 19 und 20. 1869. No. 14. Thierphy Biologische Untersuchungen. 525 sein soll. Nach Preuss, der hierin von Prof. Leuckart i) u. A. unterstützt wird, ist die genannte Krankheit Folge eines mikroskopischen Pilzes (Crypto- coccus alveaxis); Preuss stellt sich ganz auf Seite Jalliars. Zur Verhütung der Faulbrut empfielht Verf. , nur von anerkannt gesunden Ständen Stöcke zu kaufen, nur allerreinsten, von Brut und Pollen freien, oder durch Kochen und Durchseihen gereinigten Honig zu füttern ^), vom Stocke Alles fern zu halten, was Schimmelbildung hervorrufen kann (todte Bienen u. s. w.) und die Bienen täglich mit reinem Trinkwasser zu versorgen. Aus faulbrütigen Stöcken soll die Königin, um neuen Brutansatz zu verhindern und der Krankheit den Boden zn entziehen, zeitweilig entfernt werden. Zur Desinfection der Brut wird Karbolsäure (1 : 100 Wasser), und übermangansaures Kali (1 : 300 Wasser) und Siedehitze empfohlen. A. Lambrecht^}, sucht den Grund zur Faulbrut in dem Gehalt des Futterhonigs an Pollen und der hierdurch veranlassten Gährung. Die Rich- tigkeit seiner Ansicht ist stark bestritten worden; mit verdorbenem Futter versorgte Larven gehen — indess nicht au der seuchenartigen Faulbrut — zu Grunde. J. Sternfeld ^) glaubt, dass Faulbrut da auftreten könne, wo es einem geschwächten Volke unmöglich sei, die allzureichliche Brut einer allzufrucht- baren Königin zu erwärmen. Es schliesst sich diese Ansichtan die Molitor- Mühlfeld's an. Ueber die Gewichtsabnahme des Bienenstockes, sowie dessen Die innere Wärme während des Winters 1867/68, von Gorizzutti- cte'^'c''*«- Wildau^). — Der mit einem kräftigen, vorjährigen Vorschwärme besetzte Lager- „nd winter- stock enthielt ein Thermometer, dessen Kugel zwischen zwei Waben V2 Zoll tempeiatur unter den Trägern sich befand; er war mit einer seidenen Decke umwickelt ^^® Uienen- fitocks. und im Innern mit zwei kleinen Matratzen versehen, um ihn gegen die empfind- liche Winterkälte zu schützen. Die Temperatur-Beobachtungen erfolgten in der Zeit von früh 6 bis Abends 6 Uhr in gleichen Zwischenräumen und fünf- bis sechsmal des Tags. 1) Ibidem 1868. No. 21 u. 22. 2) Jahresbericht 1866. S. 334 3) Eichstädter Bienenzeitung. 1869. No. 3. *) Ibidem 1S69. No. 12 u. 13. 6) Ibidem 1869. No. 9. 526 Thierphysiologische üntersachnngen. Zeit Höchste Tiefste Mittlere Gewichts- Verlust per Tag Monat Tag Ten [iperatur n " R. i Q d. Luft Stocke Luft Stocke Luft Stocke inLothen. ■ 1-3 14,3 12,3 4,0 9,0 8,5 10,0 1,0 4—9 10,7 8,0 — 3,0 5,3 3,0 6,5 0,5 10-11 8,2 7,0 - 2,4 5,5 3,0 5,5 1,5 12—14 9,4 8,0 1,0 5,4 4,5 5,5 1 15 6,0 8,0 5,0 7,5 5,5 8,0 0,2 16 4,0 9,0 10,8 7,2 7,0 8,3 ( > o 17 12,0 11,0 9,0 10,0 10,0 10,5 1 ^ 18 7,3 11,0 1,3 8,3 4,0 9,5 >0,67 . 19 5,3 9,0 — 5,0 7,0 0 7,6 1 20-24 6,0 6,8 — 5,0 4,0 0,6 5,0 1,0 25-30 5,0 5,2 - 4,2 3,0 -0,5 4,0 0,67 • 1 3,5 5,0 - 4,3 3,8 -1,3 4,5 1,0 2 7,5 7,0 3,0 5,5 6,0 6,0 1,0 3—10 3,0 7,0 - 4,8 3,8 -1,0 5,0 0,63 11 — 6,0 2,0 -12,0 1,0 -8,6 1,3 ^ 12 6,0 5,0 - 2,0 2,0 2,5 3,5 ^ 13 5,5 5,2 - 1,0 4,0 2,0 4,6 \ 0,29 i' 14 -1,0 4,2 — 5,0 4,0 -2,8 4,0 15 0,6 3,0 - 8,0 2,0 -4,0 2,6 P 16-17 7,0 5,S - 2,0 4,0 2,4 4,5 18 5,8 5,3 - 4,8 4.0 0,6 4,6 } 0,67 19-20 6,8 5,0 1,0 5,0 2,8 5,0 21—22 1,3 5,0 — 3,0 4,5 -1,5 4,6 1,0 23—31 1,8 4,0 —10,0 2,2 -3,4 3,5 0,78 1-5 0,6 5,0 — 9,0 1,3 — 3,2 3,8 0,6 6-7 2,0 6,2 1,0 5,0 1,3 5,6 } 0,4 ^ 8-10 1,2 5,3 — 0,8 5,0 0,4 5>1 g< 11—18 3,0 5,0 — 8,0 3,3 - 2,2 4,0 0,88 ^1 19 ■2,0 5,6 1,0 5,0 1,3 5,2 j 0,33 l 20-21 5,3 6,2 0 5,8 2,3 5,0 22-31 2,4 5,0 -10,6 3,0 -3,5 3,5 0,8 • 1-5 6,0 8,2 - 6,2 4,0 1,0 6,2 2,2 6-23 7,0 7,2 — 5,8 4,0 -0,2 5,4 1,0 03 24 8,0 11,0 0 5,0 3,5 8,2 7,0 25 7,5 8,4 - 0,5 8,0 3,0 8,2 8,0 OJ 26 11,4 15,0 - 1,8 7,2 5,5 11,0 28,0 f^ 27 9,3 15,0 - 1,0 11,4 4,0 13,6 10,0 28 9,3 11,0 — 2,0 9,0 4,2 10,2 3,0 29 7,3 10,5 4,0 10,0 5,8 10,2 3,0 März. 1-8 9,0 12,0 - 1,8 7,0 3,6 10,0 0,63 Am 31. Oct. hatte der Stock ein Gewicht von 41 Pfd. 20 Lth. Bis zum 8. März iücl. (130 Tage) hatte er 4 Pfd. 29 Lth. oder 1,023 Lth. pro Tag verloren. Der starke Gewichtsverlust von 56 Lth. am 24. — 27. Febr. fällt in die Zeit des Eeinigungsausfluges und ist auf Rechnung der entleerten Excre- mente (^/s) zu setzen, so dass ^/s auf die Perspirationsprodukte entfallen; eine einfache Wasserverdunstung aus dem Honig nimmt Verf. nicht an. Gorizzutti selbst hält seine Beobachtungen für zu unvollständig, um allzu weit gehende Folgerungen daraus zu ziehen. Er berechnet, dass eine Biene zu ihrer Winterernährung circa Vso Lth. Honig verbrauche, dass eine Thierphysiologlsche Untersncbangen. 527 Honigzelle den Bedarf von zwei Bienen decke, und dass also die Bienen die Stelle nicht zu verlassen brauchen, welche sie beim Eintritte der Kälte ein- mal eingenommen haben. Aus der Vergleichung seiner Beobachtungen mit denen v. Hruschka's (sollen später veröffentlicht werden), ergiebt sich für den Verf., dass die Temperatur im Klumpen dieselbe sei, wie im Innern des Stockes, d. h. gleich der im geschlossenen Eaume durch die Wirkung des vorhandenen thierischen Lebens gesteigerten Temperatur der den Stock um- gebenden Atmosphäre i) — und dass die Biene während des Winters aSTichts thue, um sich in einen behaglicheren Zustand zu versetzen, weil beim Sinken der Temperatur ein auffallender Unterschied in der Honigzehrung nicht be- merklich wurde. Wir haben an des Verf. Versuche auszusetzen, dass er seine Beobachtungen nicht auch auf die Nacht ausdehnte — nach Art meteorologischer Beobachtungen — imd weder des Minimum- noch Maximum-Thermometers sich bediente. Uebri- gens wünschen wir, das die genannten beiden Herren auf der betretenen Bahn rüstig weiter arbeiten, zu Nutz und Frommen aller Imker und Thierzüchter; wie Vieles wäre nicht von und an der kleinen Biene zu lernen und zu forschen über die physiologischen Vorgänge im Thierkörper. Möchten doch auch Andere sich des fleissigen Thierchens annehmen und die Fundamentalsätze der Thieremäh" rung erforschen helfen, Solche, denen nicht Tausende, wohl aber Hundert für einen Respirationsapparat zu Gebote stehen. Die Honigtracht eines deutschen und italienischen Bienen- volks von E. V. Eecklinghausen-Gubberath 2). — Beide Stöcke hatten (allem Anschein nach) gleichmässiges Volk, der deutsche einen vollendeten, der italienische einen halbvollendeten Bau. Die Wägungen erfolgten Morgens 4 Uhr. Das Anfangsgewicht des ersteren betrug o2V3 Pfd., das des letzteren 221/6 Pfd. Die Gewichts -Zu- (-f) oder -Ahnahme (— ) hetrug: Die Honigtracht deutsclier u. itaUenischer Bienen. Juli 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. ItaUener Pfd. Lth. Deutscher B. Pfd. Lth August Uebertrag + + 5 5 10 15 25 15 10 20 10 20 25 20 15 25 + + 25 25 25 10 10 20 10 5 3 8 25 15 4 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 10. 11. 12. 13. 16. 25. + - Italiener Pfd. Lth. 11 — 5 10 — 5 1 3 — 10 — 20 1 — — 5 1 - 1 — Deutscher B. Pfd. Lth. 6 + - + 20 5 15 + - 11 9 5 5 5 3 12 15 6 5 10 Summa -|- 15 8 + 8 1) Eichstädter Bienenzeitung. 2) Ibidem. 1869. No. 6. 1869. No. 9. eines Ochsen. 528 Thierphysiologische Untersuchungen. Den günstigeren Erfolg durch die Italiener setzt Verf. auf Rechnung des von ihnen besuchten Eothklee's, den die Deutschen unbeflogen Hessen. Blasenstein Eitthausen*) untersuchte den Blasenstein eines Ochsen. Der- selbe wog 0,287 Grm., enthielt sehr wenig organische Substanz und bestand fast ganz aus Kieselsäure. Lintner^) hatte früher im Harnröhrensteine eines Schafes 71,05 Proc. Kieselsäure gefunden. Ammoniak Ueber den Gehalt des Blutes'und anderer thierischer Flüs- in thieri- gig^eiten an Ammoniak von E. Brücke 3) — Verf. bediente sich zu sigkeiten. Seinen Versuchen einer Glasdose mit aufgeschliffenem Deckel, an dessen In- nenseite ein mit verdünnter Schwefelsäure betupfter Porzellanscherben aufge- klebt war. Die Prüfung der Schwefelsäure auf Ammoniak geschah mittelst N e ssle r 'sehen Reagens. Neutrale Lösungen der Ammoniaksalze werden sauer und geben Ammoniak ab; Blut, Blutkuchen und Serum, Speichel (bei gesunden Zähnen und von Nichtrauchern), frisches Hühnereiweiss und Harn (selbst sauerer) gaben beim Stehen für sich schon nach wenigen Stunden Am- moniak aus; die Lösung des Harnstoffs entwickelte nach Zusatz von kohlen- saurer und phosphorsaurer Kalk- und Talkerde, Borax u. s. w., Ammoniak in grösserer oder geringerer Menge ; ebenso verhielt sich Kalilauge zu Harnsäure; wurde unfiltrirte Bleizuckerlösung mit soviel Kalilauge gemischt, dass rothes Lakmuspapier gebläut, blaues schwach geröthet wurde, so veranlasste diese Mischung aus Harnstofflösung und Hundeblut keine Ammoniakentbindung. Die eiweiss- E. Eichwald*) untersuchte die eiweissartigen Stoffe derBlut- artigen flüssigkeit uud des Herzbeutelwassers. — Das Material wurde von sernm^s und gösundeu Pferden (Serum) und Ochsen (Herzbeutelwasser) entnommen. Die Herzbeutel- Untersuchung führte zu folgenden Hauptresultaten: Wassers. jj^g ßiutalbumiu der älteren Autoren ist ein Gemisch von Paraglobu- lin, das hauptsächlich durch Natron und kohlensaures Natron in Lösung ge- halten wird, und von der in Salzen löslichen syntoningebenden Substanz (zum Theil Kühne's Serumcasein, zum Theil Hoppe's und Kühn e's Serumalbumin), welche bei längerem Verharren im gefällten Zustande die Eigenschaften des Syntonin's annimmt. Panums Acidalbumin ist gleichfalls ein Gemisch von Paraglobulin und syntoniiigebender Substanz, welche Letztere allerdings häufig kaum spurenweise vorhanden ist. Die syntoningebende Substanz hält Verf. für syntoninsaures Ammoniak und erklärt hieraus die Thatsache, dass Blut 1) Journal für practische Chemie. Bd. 102. S. 374. — Chemisches Centralbl. 1869. No. 3. S. 48. 2) Jahresbericht 1866. S. 344. «) Sitzungsbericht d. mathem. - naturwissenschaftlichen Klasse d. Wiener Akad. 1868. Bd. 57. Jan. — Centralbl. f. d. medizmischen Wissenschaften. 1868. S. 376. *) St. Petersburger medizinische Zeitschr. 1868. Bd. 15. S. 239. Tbierpliysiologische Untersuchungen. 529 schon bei Zimmertemperatur (vergl. vorig. Art.) und beim Erwärmen Am- moniak ausgiebt. Defibrinirtes Herzbeutelwasser enthält gleichfalls Paraglo- bulin und syutoniugebende Substanz. Die wahrscheinlichste Ursache des langsameren Gerinnens des Herzbeutel- wassers ist ein stärkerer Gehalt an Alkali. Die Thatsache , auf welche sich die neuere Lehre der Blutgerinnung stützt, wonach das Fibrin eine chemische Verbindung von fibrinoplastischer und fibrinogener Substanz ist (A. Schmidt), kann auch so erklärt werden, dass man annimmt, die fibrinoplastische Substanz vermöge der fibrinogenen Flüssigkeit Alkali zu entziehen und so die letztere zum Gerinnen zu bringen. Gerinnungen treten übrigens in fibrinogenhaltigeu Flüssigkeiten auch unter Umständen ein, unter denen das Paraglobulin gelöst bleibt. Dem Verf. ist es gelungen, die lösliche Modification des Fibrin's aus durch Glaubersalzlösuug von den Blutkügelchen befreitem Pferdeblute rein und frei von Paraglobulin darzustellen. Die Alkalesceuz des Blutes nimmt nach der Entfernung aus dem Körper ausserordentlich ab, und die Vermin- derung erreicht etwa da ihr Maximum, wo die Gerinnung eintritt; in dieser Abschwächung der Alkalescenz ist die Ursache der Gerinnuug zu suchen. Der gerinnungsbeförderude Einfluss der Luft ist ein doppelter, auf der di- recten Wirkung der aufgenommenen Kohlensäure und der Umwandlung des gleichfalls aufgenommenen Sauerstoffs in Kohlensäure beruhend. Vom Paraglobulin und durch Kochen des mit Essigsäure versetzten Fil- trates weiterhin von allem Fällbaren befreites Serum enthält unbedeutende Mengen Albuminpepton. Ueb er Ozon im Blute, von AI. Schmidt^) und D. Huizinga.') — Ozon Während der Erstere gegen die verneinenden Untersuchungen von Po- '*" '^^"'''• krowsky's^) sich ausspricht, negirt Huizinga das Vorhandensein des Ozons (im Sinne der heutigen Chemie) im Blute. üeber die respiratorischen Vorgänge im Blute liegen drei neuere Arbeiten vor; Ueber dio wir müssen uns mit einem Hinweise begnügen: respiraton- Das Verhalten der Gase, welche mit dem Blute durch den g'gjgg j^' reizbaren Säugethiermuskel strömen, von C. Ludwig und mute. A. Schmidt. 4) Ueber die Bindung der Kohlensäure im Blute und ihre Aus- scheidung in der Lunge, von E. Sertoli.^) Ueber die Ursache der Athembewegungen, von Ed. Pflüger. ß) 1) Virchow's Archiv f. path. Anatomie u. Physiologie. 1868. Bd. 42. S. 249. 2) Ibid. S. 359. 3) Ibid. 1866. Bd. 36. S. 482. 4) Sitzungsbericht d. mathem. - physikalischen Klasse d. sächsischen Akad. der Wissensch. 1868. — Centralbl. f. d. medizin. Wissensch. 1868. S. 499. 6) Centralbl. f. d. medizinischen Wissenschatten. 1866. S. 145. 6) Pf lüger 's Archiv f. d. gesammte Physiol. I. 61—106. — Centralbl. f. d. medizinischen Wissenschaften. 1868. S. 598. Jabresbericbt, XI u. XII. 34 53Q Thiej-physlologische Untersuchungen. Erod als Interessante Versuche über die Ernährung mit Brod hat E. Bi- Nahrunfis- gchoff) am Huude ausgeführt, welche die Ergebnisse der früheren von Th. L. W. Bischoff und Veit bestätigen, wonach sich Brod allein für den Fleichfresser als ein zulängliches Mhrmittel nicht erweist. Aus E. B i - schoffs Versuchen geht hervor, dass weder reines Brod, noch Brod mit sog. Lieb ig 'sehen Fleischextracte den Fleichfresser zu ernähren vermögen; das Brod wurde nur unvollständig verdaut und vom Darme resorbirt, namhafte Mengen eines stark sauer reagirendeu, Buttersäure und andere flüchtige Fett- säuren enthaltenden Kothes verliessen den Körper, der fortwährend an Stick- stoff verlor. Auch eine Zugabe von Kochsalz zu Brod und Fleischextract bewirkte keine höhere Ausnutzung des Ersteren. Eine Zugabe von 100 Grm. Fleisch zu 800 Grm. Brod hatte zwar keinen nennenswerthen Einfluss auf die Ausnutzung des Letzteren im Darme, reichte aber durch seinen Eiweiss- gehalt hin, das Brod zur völligen Nahrung zu machen. Eine gemischte Füt- terung von 302 Grm. Fleisch, 354 Stärke, 8 Fett und 5—10 Kochsalz, welche ebensoviel Stickstoff (10,24 Grm.) enthielt als 800 Brod, deckte den Stick- stoffumsatz des Thieres und verhinderte eine weitere Abgabe von Fett vom Körper. Abgesehen davon, dass die Organisation des Hundes als Fleichfresser mit kurzem Darm denselben nicht geeignet macht, von vegetabilischer Kost allein zu leben, findet Verf. die Ursache der unzulänglichen Ernährung auch noch im Brode selbst, von dessen stickstoffhaltigen Bestandtheileu mindestens 13 Proc. den Körper ungenützt im Kothe verliessen. Der Koth reagirte stark sauer und enthielt eine Quantität in Alkohol löslicher organischer Säuren, welche gleich kam 0,099— 0,125 Proc. Schwefelsäure. Die Stärke des Brodes ging im Darme rasch in Gährung über und die hierbei gebildeten beträchtlichen Mengen organischer Säuren riefen starke Darmbewegungen hervor, so dass ein grosser Theil des Brodes entleert wurde, ehe es zur völligen Ausnutzung gelangen konnte. Wenig Fleisch zum Brode hob die Gährung nicht auf, denn auch hier reagirte der Koth sauer ; dagegen zeigte er bei Fütterung von Fleisch und Stärke nur schwach saure Reaction, wurde nicht alle Tage entleert und betrug um Vieles weniger als bei Brodfütteruug. Der Sauerteig trug an alledem keine Schuld, wie daraus hervorging, dass ungesäuertes Brod noch viel sauerem Koth lieferte. Es wäre — so schliesst der Verf. — für die Ernährung des Menschen von der grössten Wichtigkeit ein Mittel zu finden, diese Gährung oder die zu rasche Entleerung des Darmes zu verhindern. E. Bischoff bat den Stickstoff im Hani, wie es scheint, nur aus dem Harn- stoff berechnet. Wir zweifeln, dass dies Verfahren ganz correct ist und stützen uns dabei auf Voit's Beobachtuugen2) wonach der Brodharn trotz saurer Reaction KrystaUe von Trippelphosphat absetzte und erhebhche Mengen Schwefel enthielt; 1) Zeitschr. für Bioig. Bd. V. 1869. S. 452. 2) Die Gesetze der Ernährung des Fleischfressers. S. 271, 283 u. 301. Thierphysiologische Untersuchungen. 531 in einem -wälirend 24 Stnudcn gelassenen Leimharn fanden sich 32,64 Harnstoff — Stickstoff und 33,44 Stickstoff überhaupt, von Letzterem also 0,8 Grm. oder 2,4 Proc. mehr. In einem anderen Fallet) ergab die Bestimmung des Gesammtstickstoffes 4,04 Proc, während sich aus der Harubestimmung nur 3,84 Proc. berechneten, was einer Differenz von circa 5 Proc. gleichkommt. Nummer und Datum Nah- rung 2) §.+ H :o ,^ N J3 O ^ * tu to 1 s d g O + S c a a x: CS 'S) a 1. Flei st(-) nsatz ( icbe M ockene Kotlies a o .Q £-( « «•=< ■5>i H u < f^ H » B a in Grammen I. 27. Nov. bis 15.Dec. II. 16. Dec. bis 4. Jan. III. 5. bis 23. Jan. . . IV. 24. Jan. bis 7. Febr. V. 8. bis 21. Febr. . . VI. 22.Febr. bis6.März Vn. 7. bis 18. März . . Vm. 19. März bis 6. April IX. 7. bis 22. April . . 800 B. 800 B. 20 E. 800 B. 800 B. 100 F. 800 B. 800 B. 5E. 800 B. 5E. 3K. 800 B. 302 F. 354 S. — 76,1 }-30,S -12,9 }+ 53,0 + 5,4 + 6,4 + 9,2 + 18,2 + 24,1 315 -65 59,7 22,97 276 3) - 24 57,4 23,92 276 — 26 59,5 20,16 323 + 13 56,0 23,66 277 — 19 48,4 20,23 282 — 27 55,9 20,82 299 — 41 49,9 22,32 264 — 11 55,9 19,28 276 + 4 17,1 20,17 1,74 2,09 1,74 2,15 1,46 2,04 1,84 1,64 0,76 Die tägliche Lebendgewichtsänderung ist von uns derart berechnet, dass wir die Differenz der Mittel der beiden ersten und letzten Tage einer Reihe durch die Anzahl der Versuchstage dividirien. Ueber den Eiweissumsatz bei Zufuhr von Eiweiss und Fett, DerEiweiss- und über die Bedeutung des Fettes für die Ernährung; von. "«»satz bei C. Veit*) — Im Anschluss an eine frühere Arheit über den Umsatz bei reiner ^-^^^J^ ^°° FleisdmahrungS) theilt Verf. jetzt die Ergebnisse vieljähriger Untersuchungen Fett, und die über den Eiufluss der Zufütterung von Fett zum Fleische auf den Stoffumsatz ßedeutim« des Fett63 des Hundes mit. Die Zahlenwerthe in obiger Abhandlung gehören theils ^^^ ^ie Er- älteren, bereits veröffentlichten, theils neueren Versuchen an. Bezüglich der nähmng. Details müssen wir auf das Original verweisen. 1) Zeitschr. für Biolog. 1869. S.;373. 2) B. = Brod, E. = Fleischextract, F. = Fleisch, K. = Kochsalz, S. = Stärke. 3) Diese Zahl im Original kann nicht richtig sein. Der in 20 Tagen entleerte Harnstoff betrug 478,4 Grm. = 23,92 pro Tag, was 327 Gnn. Fleichumsatz entspre- chen würde. 4) Znit-Tbr. f. Biologie. 1869. Bd. V. S. 329. 5) Ibid. 1867. S 1. — Jahresber. 1867. S. 280. 34* RQO Thterphyslologische Untersuchungen Die Hauptmomente der Voit 'sehen Arbeiten lauten etwa so: Der Orga- nismus eines im guten Ernährungszustande befindlichen Fleischfressers kann sich dauernd von reinem Eiweiss, den nöthigen Salzen, Wasser und Sauerstoff erhalten, aber er verbraucht von Ersterem sehr bedeutende Mengen, weil jede Zugabe von Fleisch das (im Säftestrome) circulirende , leicht zerfallende (Cir- culations-) Eiweiss (früher des Verf. Vorrathseiweiss) vermehrt, und es desshalb lange währt, bis schliesslich die Abgabe von Fleisch und Fett vom Körper aufgehoben wird. Wird aber zum Fleische Fett gefüttert, so kann man mit weniger Fleisch und Fett den Körper ebenso auf seinem Bestände erhalten, als mit viel Fleisch allein. Es ist alsdann nur der Strom des Circulations- eiweisses und die Sauerstoff- Aufnahme geringer, und es fällt der Nutzen weg, den die Zersetzung einer grösseren Summe von Eiweiss bringt. Das Fett kann niemals den Fleischverlust vom Körper ganz verhüten, wohl aber das Eiweiss die Abgabe von Fett. Zwischen der niedersten Grenze der Zufuhr von Eiweiss und Fett, die mit der Abgabe von Eiweiss vom Körper beginnt, und der höchsten, welche in der Kesorptionsmöglichkeit des Darmes für beide Nährstoffe gesetzt ist, giebt es zahlreiche Mittelstufen, auf deren jeder der Körper in seiner Zusammen- setzung erhalten werden kann; welche dieser Stufen die günstigste ist, richtet sich nach dem, was vom Körper verlangt wird. Mechanische Arbeit verlangt einen Eeichthum von Circulationseiweiss, der sich nur bei viel Eiweiss in der Nahrung neben verhältnissmässig wenig stickstofffreien Stoffen entwickelt, denn es muss sich Eiweiss zersetzen und der gesteigerten Fettverbrenuung wegen eine grössere Menge von Sauerstoff aufgenommen werden können. Für einen arbeitenden Organismus fällt das Minimum des nöthigen Eiweisses höher aus, richtet sich aber ganz nach der Arbeitsgrösse. Anders stellt sich die Aufgabe, wenn es gilt, die Zusammensetzung des Körpers zu ändern. Unter Fleischansatz ist immer Organeiweiss gemeint, von welchem ungleich mehr sich ansammeln kann, weil hiervon nur 1 Proc. in Circulation geräth, vom Circulationseiweiss da- gegen das Achtzigfache. Organeiweiss wird aber nur dann erzeugt, wenn Fett (oder Kohlehydrate) in solcher Menge dem Eiweiss beigemengt ist, dass die Bildung des schlimmsten Feindes der Mästuug, des Circulationseiweisses, welches grösstentheils gleich wieder untergeht und durch Herbeiziehung von viel Sauerstoff den stickstofffreien Materien gefährlich wird, möglichst in den Hintergrund tritt. Der Fleischzüchter hat sich deshalb, bezüglich des Ver- hältnisses der stickstoffhaltigen zu den stickstofffreien Stoffen, innerhalb enger Grenzen zu bewegen, die von Fall zu Fall verschieden sein können. Für den Ansatz von Fleisch muss eine bestimmte Menge von Fett gegeben werden ; eine Steigerung des Fettes über diese Grenzen hinaus macht momentan wohl den Fett-, nicht aber den Fleischansatz grösser. Der wachsende Fettreichthum am Körper wirkt aber später secundär, die Eiweissablagerung befördernd, da ein fetterer Körper bei gleich grosser Zufuhr von Eiweiss weniger davon umsetzt. Der Mäster muss anfangs das Thier durch reichliche Fütterung eiweisshaltiger und stickstofffreier Substanzen geneigt machen, viel Substanz im Darm aufzuneh- men, genügend Verdauungssäfte abzusondern u. s. w., damit es die Nahrung Thierphyaiologische Untersuchungen. 533 gehöriger verwertheu und Fleisch und Fett ausetzeu kann. Bei der Mast selbst darf nicht zu viel oder zu wenig Eiweiss und nicht zu viel Fett (oder Kohlehydrate) , welche Letztere sonst unverdaut den Körper passiren würden, gereicht werden ; wenn dagegen einmal im Körper etwas Fett abgelagert ist, so können grössere Eiweissmengen gewagt werden, weil eben der fettreichere Körper aus der gleichen Eiweissmenge mehr Organeiweiss erzeugt. Für die Mast hat man nach jener Mischung zu suchen, bei welcher das Maximum des Ansatzes von Organeiweiss und Fett durch die geringste Menge Nahrungsei- weiss und -Fett erreicht wird. Selbstverständlich ist dabei auch zu beachten, aus welchem Futter mit den geringsten Kosten (d. h. ohne Futtervergeudung durch zuviel Unverdautes) die erforderliche Menge stickstoffhaltiger und stick- stofffreier Nährstoffe ausgelaugt, verdaut wird ; die ungleiche Ausnutzung des Futters durch die verschiedenen Racen, das Verhältuiss des Athemraumes und der Blutmenge zum übrigen Körper sind von grösster Wichtigkeit. Soll endlich ein fetter Körper ärmer an Fett gemacht werden, so muss man ihm mehr Sauerstoff zuführen. In erster Linie ist dies durch Zufuhr möglichst grosser Mengen von Eiweiss neben wenig stickstofffreien Stoffen zu erreichen, wodurch die Menge des Circulationseiweisses vermehrt, die des Fettes aber vermindert wird; das entstehende Circulationseiweiss zieht mehr Sauerstoff in den Körper, welcher das aufgespeicherte Fett annagt. Auch durch körperliche Bewegung kann mehr Sauerstoff in das Blut eingeführt werden, aber nur ent- sprechend dem Vorrathe an Circulationseiweiss, insofern dieser das Maximum des aufnehmbaren Sauerstoffs bestimmt. Deshalb vermag körperliche Anstrengung nur bei gleichzeitiger reichlicher Eiweissuahruug Fettverlust vom Körper zu be- wirken (Bantingkur). Durch gesteigerte Eiweissuahruug und vermehrte Bildung von Circulationseiweiss wird aber nicht allein das Fett verzehrt, es geht auch das Organeiweiss als Cirulationseiweiss in den Säftestrom über. Da nun ein durch Fettverlust magergewordener Körper relativ reicher an Eiweiss ist, so wird durch fortgesetzte Zufuhr stickstoffreicher Nahrung immer mehr Circu- lationseiweiss, und zwar auch auf Kosten des Organeiweisses gebildet, so dass, bei dem raschen Zerfall des Ersteren, immer mehr zur Erhaltung nöthig wird, bis schliesslich der Darm so viel nicht mehr verdauen kann und trotz der grössten Eiweissaufnahme der Hungertod erfolgt. Voit macht diesbezüglich darauf aufmerksam, wie wichtig es sowohl für den Ansatz neuer Körpersubstanz, als auch für die Erhaltung der noch vorhandenen ist, Kranken und Reconvales- centen nicht nur Eiweiss, sondern auch stickstofffreie Stoffe, besonders Kohle- hydrate, beizubringen, und dass eine einseitige Zufuhr einer Eiweisslösung, wie z. B. des infusum carnis (Liebig's Fleischbrühe auf kaltem Wege — U.), einem fettarmen Körper mehr schadet als nützt. Der Verf. schüesst seine Arbeit mit Betrachtungen über die Frage nach den Nahrungsäquivalentcn. Dem Organismus werden im grossen Ganzen als Nahrungs- Btoffe Wasser, eine Anzahl von Mineralstoffen, Eiweiss und stickstofffreie Substanzen, (besonders Fette und Kohlehydrate) zugeführt. Das Wasser und die an der Körper- bildung tbeilnebmeuden Mineralstoffe werden als solche emgeführt und können sich K^A Thierphysiologische Untersuchungen. , gegenseitig nicht vertreten. Das Eiweiss vermag zur Erhaltung eines wohlgenährten Organismus für die Fette und Kohlehydrate zu dienen, aber nicht die Rolle der stickstofffreien für den Ansatz von Organeiweiss oder Fett am Körper zu überneh- men. Der Leim scheint für die stickstofftreien, ja sogar für das Circulationseiweiss eintreten, aber kein Organeiweiss bilden zu können. Die Fette oder Kohlehydrate können bis zu einer gewissen, von den Anforderungen an den Organismus bestimmten Grenze hin, von wo ab das Eiweiss absolut nöthig ist, die Rolle einer kleinen Menge Eiweiss spielen. Eigenthch können nur einfache Nährmittel äquivalent sein, nicht aber ungleich zusammengesetzte, wie z. B. Fleisch und Brot, denn Letzteres enthält bei gleicher absoluter Menge an Eiweiss noch Stärke. Mit der Erkenntniss der Bedeutung aller Nährstoffe für den Ernährungsprocess und der Ausnutzungs- fähigkeit einfacher Nahrungsmittel aus zusammengesetzten, erlangt man die Befäii- gung, leicht für alle Fälle die passendste Nahrung auswählen zu können. Einfluss Eine zweite Arbeit Vcifs^") behandelt den Einfluss der Kohle- der Koiiie- hy^j-gte auf d BH E 1 wol s s vBi b rau ch im Thierkörper (Hund). — Wie den Eiweiss. schon aus der vorhergehenden Abhandlung hervorgeht, kommt den Kohle- verbauch hydraten im Wesentlichen eine ähnliche Rolle zu wie dem Fette. Die Voit'sche im Thier- j^ijjjandlung beschränkt sich deshalb vornemlich auf Beibringung von Zahlen- beweisen zu den einzelnen Sätzen. Wir begnügen uns mit der Wiedergabe der Letzteren. Die Kohlehydrate heben den Eiweissverbrauch im Körper nicht auf, der- selbe ist vielmehr auch bei Zufütterung der Ersteren proportional der ver- zehrten Fleischmenge. Dahingegen machen die Kohlehydrate unter sonst glei- chen Umständen den Eiweissverbrauch geringer und bringen dadurch, gleich dem Fett der Nahrung, wichtige Effecte hervor; die Eiweissersparuug ist indess nicht gross und die Ansicht, die Kohlehydrate vermöchten als leicht verbrennliche sog. Respirationsmittel das Eiweiss in grossem Massstabe vor der Zerstörung zu schützen, nicht richtig. Das im Säftestrome zerfallende Eiweiss wird nicht ohne Weiteres in Kohlensäure, Wasser und einige stick- stoffhaltige Körper verwandelt; die zuerst entstehenden Producte liefern erst allmälig immer sauerstoffreichere einfachere Verbindungen. Unter den ersten Gliedern des Zerfalls findet sich ein grosser Theil des Kohlenstoffs in der Form von Fett, und dieses Zersetzungsproduct des Eiweisses wird als schwerer verbrennlicher Körper durch die Kohlehydrate vor der Oxydation bewahrt. Der Minderverbrauch an Eiweiss unter der Einwirkung der Kohlehydrate kann entweder daher rühren, dass mehr Circulationseiweiss uuzersetzt bestehen kann, oder dass ein Theil desselben sich als Organeiweiss fester mit den Organen vereinigt ; dieser Erfolg wird vielleicht durch die geringere Sauerstoffaufnahme bei der Gegenwart von Kohlehydraten im Blute hervorgebracht. Für den Fleischansatz spielen die Kohlehydrate die nämliche Rolle wie das Fett, es kommt indessen denselben nur die eine Wirkung des Fettes zu — sie setzen durch die Bildung von Organeiweiss und die geringere Sauerstoffbiuduug den 1) Zeitschr. f. Biologie. Bd. V. 431. Thierphysiologische Untersuchungen. kox Eiweissnmsatz herab ; die zweite Wirkuüg des Fettes, die Circnlation des Ei- weisses im Körper zu begünstigen, fehlt ihnen. Letzteres steht wahrscheinlich damit im Zusammenhange, dass die Kohlehydrate alsbald als solche im Blute oder in den Säften verbrennen, während die Fette in bestimmten Organen (wahrscheinlich in der Leber) erst eine weitere Zersetzung erfahren müssen, ehe sie dem Sauerstoif zugänglich sind. Wenn Fett die Eiweisszersetzung zum Theil verstärkt, zum Theil herabsetzt, die Kohlehydrate aber diese Wirkung nicht besitzen, so liegt die Vermuthung nahe, dass die Letzteren für den Eiweissansatz günstiger sind als Fette. In der That geht aus den vom Verf. mitgetheilten Zahlen deutlich genug hervor, dass bei Zufütterung von Fett zu Fleisch die Eiweisszersetzung grösser ist, als nach Verzehr einer gleichen Gewichtsmeuge Stärke oder Traubenzucker neben der gleichen Fleischmenge. Gleichzeitig geht hieraus hervor, dass bezüglich des Einflusses auf die Ei- weisszersetzung die Annahme, es seien 2,4 Gewichtstheile Kohlehydrate I Theil Fett gleichwerthig, nicht stichhaltig ist. Die Thatsache, dass in dieser Be- ziehung 1 Theil der Ersteren mehr wirkt als 1 Theil Fett, ist namentlich für die Ernährung der Pflanzenfresser von allergrösster Bedeutung; dieselben brauchen bei Verzehr von viel Kohlehydraten weniger Eiweiss in der Nahrung, um den Eiweissstand des Körpers zu erhalten oder zu vermehren, als bei reichlichem Verzehr von Fett. Bei Zufütterung von Kohlehydraten zu einer mittleren Eiweissmenge kann der Körper eben so völlig auf seinem Eiweiss- bestande erhalten werden, als bei Fütterung mit viel Eiweiss allein; nur ist auch hier, gleichwie beim Fett, der Strom des circulirenden Eiweisses geringer und der Nutzen der Zersetzung einer grösseren Eiweissmenge fällt weg. Auch bei gleichzeitiger Fütterung von Kohlehydraten und Eiweiss giebt es eine Grenze, unter die man, ohne Verlust an Eiweiss vom Körper, nicht herabgehen darf; es steht dieselbe höher, wenn der Körper an Eiweiss, namentlich an Circulationseiweiss reich, tiefer, wenn er hieran arm, aber an Fett reich ist. M. V. Pettenkofer und C. Voit^) machten Mittheilung über Respira- tionsversuche am Hunde bei Hunger und ausschliesslich er Fett- zufuhr. — Wir theilen ihre Ergebnisse im Anschluss an vorstehende Unter- suchungen mit, denen sie sich naturgemäss anreihen. Wir verweisen auch hier bezüglich der Details auf das Original. 1) Zeitschr. f Biologie. 1869. S. 3G9. 536 Thierphysiologische Untersuchungen. I. Hunger. Es betrugen a. lOtägige Hunger- reihe nach letägiger Fütterung mit 1500 Grm. Fleisch. No. 1. Sechster b. 8 tägige Hungerreihe nach längerer Fütterung mit reinem Fleisch, zuletzt 2500 Grm. No. 2. I No. 3. Zehnter I Zweiter No. 4. Fünfter No. 5. Achter Hungertag Fleischverbrauch Fettverbrauch Sauerstoffaufnahme i) Wasserabgabe durch die Respiration i) Kohleusäureabgabe Abgegebener Stickstoff: abgegebenem Kohlenstoff Auf 100 aufgenommenen Sauerstoff kommen davon in der abgegebenen Kohlensäure Vom abgegebenen f im Harn Kohlenstoff 1 in der Respiration Vom abgegebenen j im Harn "Wasser ( in der Respiration Abgegebene Wanne in Wärme -Ein- heiten Grm. 175 107 358 400 366 Grm. Grm. 154 83 302 351 289 1:16-17 74 70 4—5 Proc. 96—95 » 21—26 » 79—74 » 1154714 918274 341 86 371 281 380 1 :9 Grm. 167 103 358 324 358 1: 17 Grm. 138 99 335 184 334 1:19 74 70 _ 72 2—5 Proc. 98-95 » 30-46 » 70—54 » 1139420 1109701 1045099 Hieraus geht hervor, dass beim hungernden Hunde, gleichwie beim hun- gernden Menschen, ebensoviel Sauerstoff in den Körper eintritt, als zur Umwandlung der abgegebenen Stoffe in Kohlensäure und Wasser erforderlich ist. Sauerstoff in Grm. No. 1. No. 2. No 3. No. 4. No. 5. Soll 2) . . . Ist 3) ... . 184,8 194,8 115,2 104,7 55,2 25,7 182,4 168,9 92,8 81,1 Der hungernde Organismus zehrt nur von seinem Fleisch und Fett; irgend etwas anderes, z. B. ein Kohlehydrat, wird nicht verbrannt. Bei der Oxydation von Fleisch verhält sich der aufgenommene Sauerstoff zu dem in der Kohlen- säure enthaltenen wie 100:82, bei der von Fett wie 100:72. Die Verhält- 1) Bei No. 1 u. 2 direct bestimmt, bei 3—5 berechnet. 2) Aus dem Wasserstoffreste berechnet, der bleibt, wenn vom Wasserstoffe im Gesammtverbrauche diejenige Menge abgezogen wird, welche sich im abge- gebenem Fleische und Fette findet. 3) Der in gleicher Weise ermittelte Sauerstoffrest selbst. Thlerphyoiologische Untersuchungen. 537 nisszahl 70 iu No. 2 u. 4 lehrt, dass, gleichwie beim Menschen, die Sauer- stoffeinuahme die Ausgabe überstieg und der Ueberschuss aufgespeichert wurde. Die meisten Werthe nehmen beim Hunger allmählig ab, der Fettverbrauch rascher als der des Fleisches (22 Proc. gegen 12 Proc. in a.). Den niedrigen Fettverbrauch am 2ten Hungertage in b. erklären die' Verf. aus dem zu Anfang der Hungerperiode noch vorhandenem grossen Fleisch- vorrathe, welcher zuerst den eingenommenen Sauerstoff in Beschlag nahm; nach Verbrauch dieses Vorrathes wird das Fett in Angriff genommen, bis endlich der Körper wieder relativ reicher an Fleisch wird und nun auch ver- hältnissmässig mehr davon in Zersetzung geräth. Auf die Schwankungen in der Wasserabgabe durch Eespiration machen die Verf. vorläufig nur, als eine wichtige Thatsache, aufmerksam; eine Erklärung dafür fehlt. Eine Vergleichung der am hungernden Menschen und Hunde gemachten Beobachtungen ergiebt, dass 1 . nach dem Verhältnisse zwischen ausgeschiedenem Stickstoff und Kohlen- stoff zu urtheilen, der Hund zu Anfang der Hungerperiode mehr circu- lirendes Eiweiss einschliesst als der Mensch, 2. das Verhältniss des im Harn und durch die Eespiration ausgeschiedenen Kohlenstoffs bei Beiden gleich gross (4 Proc, bez. 96 Proc) ist, wäh- rend der Mensch vom Wasser einen grösseren Bruchtheil (55 Proc.) durch den Harn ausscheidet, als der Hund (höchstens 46 Proc), 3. da die Zersetzungen in den hungernden Körpern beider Organismen sich genau wie die Gewichte derselben verhalten, so müssen die Körper in gleichen Gewichten die gleiche Zusammensetzung haben. Körper- gewicht Fleisch- ver- brauch Fett. ver- brauch Sauer- stoffauf- nahme Kohlen- säure- abgabe Wasser durch Respi- ration Wärme- Einheiten Mensch, 1. Hungertag . . . Hund, 6. » ... 70,6 31,0 333 175 216 107 780 358 738 366 829 400 2309224 1154714 Verhältniss wie 100 : 228 190 202 218 202 207 200 538 Thierphysiologische Untersuchungen. II. Ausschliessliche Fett zu fuhr. Es beti'ueen a. nach längerer Fütte- rung mit 1500 Fleisch er- hielt das Tbier 100 Grm. Fett. No. 1. Achter No. 2. Zehnter b. nach sehr reichlichem ge- mischteniFutter während zweier Tage täglich 350 Grm. Fett. No 3. Zweiter Tag der reinen Fettfütterung. Fleischverbrauch Fettverbrauch Sauerstoffaufnahme Wasserabgabe durch die Respiration Kohlensäureabgabe 159 Grm. | 94 » 262 , 223 302 131 Grm. 101 » 226 » 216 » 312 » 227 Grm. 164 » 522 » 378 » 519 » Hierzu ist zunächst zu bemerken, dass in No. 3 weder die Sauerstoffaufhahme noch die Wasserabgahe direct ermittelt wurden. No. 2 währte eines Unfalls wegen nur 8 Stunden, die erhaltenen Zahlen sind aber auf 1 Tag umgerechnet worden. In No. 1 u. 2. ergaben sich erhebliche Differenzen zwischen den zur Oxydation des Fleisches und Fettes erforderlichen und den wirklich ermittelten Sauerstoff- mengen (303 und 315 statt 262 und 226). Die Verf. erklären sich dieselben, auf Grund früherer Beobachtungen, aus einer Zersetzung von Fett im Darmkauale uud der Bildung von Gruben- und Wasserstoffgas. Bei a. "betrug der Fleisch- und Fettverbrauch im eigentlichen Körper, wenn die Zersetzung des Letzteren im Darme und die Ausscheidung von Fett und Stickstoff im Kothe berücksichtigt wird, etwas weniger als bei Hunger. Damit im directen Zusammenhange steht die geringere Kohlensäureabgabe und Sauerstoffaufnahme; es wird bei der Gegenwart von Fett im Blute oder in den Säften direct weniger Sauerstoff gebunden oder vielleicht weniger Organeiweiss in circulirendes Eiweiss verwandelt und in Folge davon weniger Sauerstoff in's Blut aufgenommen, eine Eigenschaft des Fettes, welche nament- lich beim Ansetzen von Fleisch und Fett zur Wirkung kommt. Die scheinbaren Widersprüche in h. werden dadurch beseitigt, dass die Verf. bezüglich der Sauerstoffaufnahme sich auch hier zur Annahme einer erheblichen Ausscheidung von Gruben- und Wasserstoffgas für berechtigt halten, und dass das Thier namhafte Mengen von Fett ansetzte. Es lag keuchend in seinem Käfig und pumpte so das mögliche Maximum von Sauerstoff iu sich ein, weshalb auch mehr Wasser gasförmig ausgehaucht und mehr Ei- weiss zersetzt wurde, als bei Hunger oder reiner Fettfütterung. Thierphysiologische Untersuchungen. 539 Experimentalo Beiträge zur F e ttr e s o rp ti o n , von S. Ead- Experi- zieiewski') — Verf. hat an Hunden Fütternngsversuclie mit Seifen und Er u- "^«"'«lo Beiträge casäiire augestellt und ist dabei zu folgenden Resultaten gelangt: 7,„r Fett- 1. Dem Verseifiingsprocesse ist eine wesentliche Rolle für die Fettresorption resorption. im Darmkanale zu zuertheilen ; gefütterte Seifen werden resorbirt und im Or- ganismus in Fette umgewandelt. 2. Die Thatsaohe, dass das Nahrungsfett im Organismus abgesetzt wird, complicirt sich dadurch, dass einmal die grösste Menge des Nahrungsfettes nicht im Zellgewebe, sondern im Muskelfleische aufgefunden wird (Fütterung von Erucasäure), und dass andererseits das Fett des Zellgewebes aus den so- genannten physiologischen Fetten, von welchen zweie (Palmitin und Stearin) beim Versuche gar nicht eingeführt wurden, vorzugsweise zusammengesetzt war. 3. Diese Hauptmasse des gesammten Fettes hatte darnach der Organis- mus sich selbst gebildet; das eingeführte Fett spielt für den Fettansatz nur eine nebensächliche Rolle. Gegen den ersten Satz w^endet sich C. Voit^): das Fettwerden der Thiere bei Fütterung mit Eiweiss und Seifen sei noch kein Beweis für die Synthese der Fette aus Fettsäuren im Thierkörper; die Fettsäuren der Seifen würden so gut verbrannt wie die Kohlehydrate, dafür aber das aus dem Eiweiss sich ab- spaltende Fett gespart und abgelagert. Auch gegen die Ansicht, als würden im Darm namhafte Mengen Fett zerlegt und als Fettsäuren resorbirt, wendet sich V 0 i t ; thatsächlich würde der weitaus grösste Theil des Fettes unter Mitwirkung der Galle als Neutralfett resorbirt. lieber die Fettbildung im Thierkörper sind von C. Voit und Fettbiidung G. Kühn Untersuchungen ausgeführt worden. — Auf der Münchener Ver- >•» "^^ler- sammlung deutscher Agrikulturchemiker sprach C. Voit die Ansicht aus, es sei nicht unmöglich, dass, gleichwie beim Fleischfresser, beim Pflanzenfresser eine Fettbildung nur aus Fett- oder Proteinsubstanz, ohne Zuthuen der Kohle- hydrate, stattfinde. Im Verlaufe der Diskussion schlug J. v. Liebig vor, durch Versuche mit Milchkühen die Frage zu entscheiden. C. Voit 3) Hess eine Milchkuh 6 Tage und Nächte lang derart überwachen, dass alle Ausscheidungen gesammelt werden konnten. Die Kuh verzehrte in dieser Zeit im dargereichten Mehl und Heu 1449 Grm. Stickstoff, schied aber dafür in Harn, Koth und Milch 1431 Grm. Stickstoff aus, befand sich also im Stickstoffgleichgewichte. — In den verzehrten 79,0 Kgr. Heu und 14,7 Kgr. Mehl waren 2757,7 Grm., im Kothe 1099,3 Grm. Fett enthalten, somit J) Virchow's Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie. 1868. Bd. 43 S. 268. 2) Zeitschrift für Biolog. Bd. V. 1869. S. 569. Note. 3) Zuerst iu den Sitzuugsber. der Münchener Akademie 1867. Bd. 2, dann in extenso und mit obigen Zahlenwerthen in die Zcitschr. füi' Biolog. 1869. Bd. V. S. 79. mitgetheilt. R4A Tblerphysiologische Untersuchungen. ] 658,4 Grm. davon in die Säftemasse tibergegangen. Die 130,8 Liter Harn enthielten 562,4 Grm. Stickstoff. Wird derselbe auf Eiweiss berechnet und von der demselben entsprechenden Kohlenstoffmenge der Kohlenstoff abgezogen, welcher in der obigem Stickstoffe entsprechenden Harnstoffmenge enthalten ist, so bleibt ein Kohlenstoffrest, von welchem noch 16 Proc. abzuziehen sind, erforder- lich zur Bindung des bei Abtrennung des Harnstoffs vom Eiweisse frei werdenden Sauerstoffs. Die so resultirende Kohlenstoffmenge repräsentirt 1851 Grm. Fett. In 57,3 Liter Milch waren enthalten 1877,5 Grm. Eiweissstoffe, 2024 Grm. Fett und 3182 Grm. Milchzucker. Das aus der Nahrung resorbirte und aus dem zerstörten Eiweiss herrührende Fett beträgt also 3509 Grm., so dass, nach Abzug des in der Milch secernirten Fettes, noch 1485 Grm. übrig bleiben; diese schliessen 1137 Grm. Kohlenstoff ein, die in der Milch enthaltende Milch- zuckermenge dagegen 1275 Grm. Voit schliesst hieraus, dass das aus der Nahrung aufgenommene und aus dem Eiweiss entstandene Fett (51,4 Proc. vom Umsatzeiweiss) nicht nur das Fett, sondern auch nahezu den Milchzucker der Milch zu liefern vermag, so dass man wenigstens für den obigen Fall die Kohlehydrate keinesfalls für das Fett und wahrscheinlich auch nicht für den Milchzucker zu Hülfe zu nehmen brauchte. Die Kohlehydrate haben darnach nicht die Aufgabe, das Material für die Butterbildung abzugeben, sondern dieselbe nur zu ermöglichen, indem sie für das Fett, welches sonst angegriffen worden wäre, verbrennen. Die von Voit in der Zeitschrift für Biologie mitgetheilte Arbeit enthält gleich- zeitig eine kritische Besprechung älterer und neuerer Untei-suchungen über die Bil- dung der Fette aus Kohlehydraten und Eiweissstoffen, bezüghch deren wir auf das Original verweisen müssen, so interessant und wichtig auch dieser ganze Gegenstand für die Thierernährung ist. Dahingegen können wir nicht ganz Das übergehen, was Verf. über die Milch- drüse und die Entstehung der Milch anführt. Darnach ist die Milch nicht ein Product der Thätigkeit der Drüsenzellen, sondern die durch fettige Degeneration flüssig gewordene Zellenmasse selbst Die Milch der verschiedensten Säugethiere zeigt nur geringe und unwesentliche Ab- weichungen in der Zusammensetzung, weil sie stets auf die nämliche Weise aus den gleichgebauten Drüsenzellen hervorgeht. Die entwickelte Drüse bereitet viel Milch, die unentwickelte trotz gleicher Nahrungszufuhr wenig. Es ist ein wesent- liches Erforderniss , für Milchthiere eine Race zu wählen, deren Brustdrüse sehr ausgebildet ist, die Nahrung kommt erst in zweiter Linie in Betracht, insofern sie die zerstörte (ausgemolkene) Drüse wieder aufbauen soll, weshalb bei gleich entwickelter Drüse dasjenige Thier mehr Milch hefern wird, welches in seinem Darme mehr aufnehmen kann. Kein Nahrungsstoff bringt demnach eine so deut- liche Wirkung hervor als das Eiweiss , das Hauptmaterial zur Herstellung der Drüsenelemente. Einer Milchkuh wird man verhältnissmässig mehr Eiweiss reichen dürfen, als einem Mastthiere, da bei Ersterer das Eiweiss alsbald in der Milch nach Aussen geführt wird und nicht dazu dient, den Eiweissstand des Körpers und damit die Neigimg zur Eiweissumsetzung dauernd zu vermehren. Weil die Brustdrüse nicht nur aus organisirtem, sondern auch aus Circulations- eiweiss (in Bewegung begriffenes Eiweiss des Säftestroms) besteht, so kanu der Thierphysiologische üntarsiichiingen. 541 eiumal aufgebauten Drüse bei gleicher Zellenmasse eine ungleiche Menge von Er- nährungsflüssigkeit und Eiweiss zum Verbrauche zugeführt werden, weshalb Alles, was sonst von Einfluss auf die Circulation und Zersetzung des Eiweisses ist, auch die Milchsecretion beeinflusst ; Verf. rechnet hierher die Wirkung des Wassers auf die Menge der Milch ohne gleichzeitige Aenderung in der Qualität derselben. Das Casein empfängt die Milch nicht aus dem Blute; es ist dasselbe eine Modification des Eiweisses, welche in der Drüse aus dem gewöhnlichen Eiweiss der Zelle beim Zerfalle derselben entsteht. Die Absonderung des Milchfettes ist in erster Linie vom Eiweissreichthume der Nahrung und nur unter gewissen Umständen vom Gehalte derselben an Fett und Kohlehydraten abhängig; vor Allem muss die als Secret entleerte Drüse neu entstehen, aus Fett und Kohlehydraten aber baut sich kein Organ auf. Ist einmal die Drüse aufgebaut, so geht ein Theil des Milchfettes aus der fettigen Metamor- phose des Eiweisses in der Drüse hervor und daraus entstehen die der Butter eigenthümlichen Fette. In gewissen Fällen (beim Pflanzenfresser) wird aber ausser- dem auch vom Blute aus Fett in die Drüsenzellen abgelagert, welches entweder von im Körper zersetztem Eiweiss oder vom Nahrungsfette herrührt. Das Letztere influirt auf den Fettgehalt insofern, als es selbst in die Nahrung eintritt, das Kohle- hydrat aber dadurch, dass es das Fett vor Verbrennung schützt. Der Gehalt der secernirten Milch an Milchzucker wird nach Verfasser's Ansicht beim Fleischfresser (Hund) wahrscheinlich gänzlich durch den Eiweissumsatz und aus dem Fette der Drüse gedeckt. Bei der Kuh reichen diese Quellen nicht aus; hier sind auch das Fett und die Kohlehydrate der Nahrung in Anspruch zu nehmen. Auch aus dem Reichthume der Milchasche an Kalisalzen schliesst Verf., dass die Milch kein Exsudat, sondern aus Zellen hervorgegangen ist. »Jedes junge Säugethier — so schliesst Verf. diesen Gegenstand — ist somit ein reiner Fleischfresser; es verzehrt ein Organ der Mutter, und es wäre in der That sehr schhmm für dasselbe, wenn die Milch in ihrer Zusammensetzung wesent- lich von der Nahrung abhängig wäre, es würde in diesem Falle schwer sein, einen jungen Körper gross zu ziehen.« Unabhängig von Voit führte auch G. Kühni) 1867 eine grössere Anzahl von Versuchen mit nicht tragenden Milchkühen aus, von denen er vorläufig über zweie Mittheilungen macht, bei welchen der geringste Verzehr von Fett und Eiweisssubstanz stattgefunden hat. Kühn ging nämlich von der Ansicht aus, dass man für Erreichung einer richtigen Antwort auf obige Frage die Thiere im landwirthschaftlichen Sinne eher ärmlich zu ernähren habe, statt ihnen ein reichliches Productionsfutter zu reichen. Versuch 1. Kuh No. 1. Dauer des Versuchs nach hinlänglicher Vor- fütterung 12 Tage. Täglicher Verzehr an Trockensubstanz: 15,36 Pfd. Heu und 2,34 Pfd. Stärke. Versuch 2. Kuh No. 2. Dauer des Versuchs 17 Tage. Täglicher Verzehr : 15,4 Pfd. Heu und 2,23 Pfd. Stärke. 1) Die laudw. Versuchs -Station. löüS. Bd. 10. Nr. 4. u. 5. t^g Thierphysiologlschc Untersuchungen. Stickstoff im Futter Stickstoff im Harn, Differenz Koth und Milch Versuch 1. . . 0,2289 Pfd. 0,2400 Pfd. -f 0,0111 Pfd. Versuch 2. . . 0,2295 » 0,2167 » —0,0128 » Die Thiere befanden sich also im Stickstoff- Gleichgewichte. Fett , verdaut und Fett im Futter Fett im Kothe in den Säftestrom gelangt Versuch 1. . . 0,554 Pfd. 0,187 Pfd. 0,367 Pfd. Versuch 2. . . 0,556 » 0,189 » 0,367 » Im Harne fanden sich: Stickstoff = Eiweisssub stanz i) = Kohlenstoff = Sauerstoff Versuch 1. 0,0525 Pfd. 0,3281 Pfd. 0,1739 Pfd. 0,0787 Pfd. Versuch 2. 0,0155 » 0,2840 » 0,1505 » 0,0682 » Von dem Stickstoffe des Harns kommen in Versuch 1. 36,1 Proc , in Versuch 2. 30,2 Proc, auf Hippursäure, welche als Glykokoll in Ilüchnung gestellt wurden. Eiweissumsatz. Versuch 1 . Versuch 2. Kohlenstoff der Eiweisssubstanz 0,1739 Pfd. 0,1505 Pfd. Kohlenstoff des Harnstoffs und Glykokolls . 0,0468 » 0,0371 » Differenz. . 0,1271 Pfd. 0,1134 Pfd. Hiervon ab der Kohlenstoff', welcher den nach Abspaltung des Harnstoffs und Glykokolls von der Eiweisssubstanz frei werdenden Sauerstoff zu binden hat . . _^ . . . 0,0061 » 0,^071 » Zur FettbUdung disponibler Kohlenstoff . . 0,1210 Pfd. 0,1063 Pfd. Fettbildung. Versuch 1. Versuch 2. Aus dem disponiblen Kohlenstoffe) des Eiweiss- umsatzes 0,158 Pfd. 0,139 Pfd. aus dem Futter verdaut .... . . . . 0,367 » 0,367 » Zusammen . 0,525 Pfd. 0,506 Pfd. In der Milch tüghch abgeschiedenes Fett . . 0,555 » 0,584 » Hiernach reichte der verdaute Theil des Nahrungsfettes und das Eiweiss des Umsatzes nahezu hin zur Deckung des in der Milch abgesonderten Fettes, während für den Milchzucker^) von dorther kein Kohlenstoff 1) Mit 53,0 Proc. Kohlenstoff, 7,0 Proc. Wasserstoff, 16,0 Proc. Stickstoff und 24,0 Proc. Sauerstoff" und Schwefel. 2) Vergl. E. Schulze und Reineckc, landw. Versuchs -Stationen IX, 47. — Jahresbericht 1867. S. 266. 3) Von dem Casein der Milch kann abstrahirt werden, da es gleichfalls durch den Eiwcissgehalt des verdauten Nahrungsaniheils gedeckt ist. Thierphysiologische Untersuchungen. 543 disponibel wird, für seine Abstammung (0,607 Pfd. pro Tag im ersten und 0,687 Pfd. im zweiten Versuche) also, wenigstens unter gewissen Ernäh- rungsverliältnissen, nach anderen Quellen gesucht werden muss. Es wäre an und für sich denkbar, dass das Milchfett ausser aus dem verdauten Fette, auch aus dem Körper der Versuchsthiere herstamme und dass der disponible Kohlenstoff des Eiweissumsatzes zur Zuckerbildnng gedient hätte, — derselbe reicht indessen auch dann nur zur Bildung von 0,303 bez. 0,266 Pfd. Zucker aus. Ein Zuschuss des Körpers an Eiweiss ist ausgeschlossen, weil sein Stickstoff in Harne hätte gefunden werden müssen. Aufgabe weiterer Versuche würde es sein, bei noch mehr sinkendem Gehalte des Futters au Eiweisssubstanz und Fett die Ausscheidung von Milchfett zu con- troliren, um zu entscheiden, ob ein Punkt kommt, wo der disponible Kohlenstoff des Eiweissumsatzes und das verdaute Fett uicht mehr hinreichen, das Fett der abgesonderten Milch zu decken, oder ob alsdann die Butterfettproduction entspre- chend sinkt. Die cü'ca 10 Proc. betragende Mchrabsonderuug von Milchfett in obigen Ver- suchen ist Kühn geneigt, auf Rechnung der Fehler bei der Milchanalyse, überhaupt auf Rechnung der bei Versuchen mit grossen Thieren ziemlich weiten Fehlergi'enzeu zu setzen. — Der Harn wurde täghch, die Tagesmilch in Versuch 1. an fünf, in Versuch 2. an sieben Tagen untersucht. Vom Kothe wurden täglich Proben von 100 Grm. entnommen, am Schlüsse des Versuchs vereinigt und gemeinschaftlich untersucht. lu den seltenen Fällen, wo innerhalb des Harnfäugers eine Vermischung von Koth uud Harn eintrat, wurde die Mischung gesondert untersucht und auf Grund ihres Wassergehaltes auf Koth und Ham umgerechuet. Wir verweisen bezüglich der Untersuchungen Voit's und Kühn 's noch auf Szubotin'si) Beobachtungen über den Einfluss der Nahrung auf den Fettgehalt der Milch beim Fleischfresser. R. Otto^) hat eine neue Untersuchung der Gänsegalle ausge- untersu- führt. — Die Grösse der Galle ist von dem Grade der Mästung abhängig und '^';"'"s der steht mit der Grösse der Leber in geradem Verhältniss. Otto beobachtete Gallen die nur 1,5 und solche, welche nahezu 10 Grm. Galle enthielten; der mittlere Gehalt betrug 3,5 Grm. In naher Uebereinstimmuug mit Marsson fand er in 100 Gewichtstheilen : Wasser , 77,6 Schleim 3,1 Fett, Cholesterin (wenig) und Farbstoffe . 0,3 Gallensaure und anorganische Salze . . . 19,0 lOO^Ö Asche 2,6 Die Asche enthielt die Sulfate der Alkalien, etwas Chlornatrium, phos- phorsaure Kalkerde und Spuren von Magnesiaphosphat. Karbonate und Sulfate finden sich in der Galle nicht; dagegen scheinen Spuren von Ammonsalzen vorhanden zu sein. 1) Jahro.sber. ISCT. S. 296. 2) Annalen der Chemie und Pharmacie. 1869. Bd. 149. Heft 2. S. 185. 54^4: Thierphysiologische Untersuchungen. Das Fett enthielt die Glyceride höherer Fettsäuren, der Oelsäure und in sehr geringer Menge auch die flüchtiger Fettsäuren. Die gallensauren Salze bestanden in der Hauptsache aus chenotaurochol- sauren Alkalien ; das Verhältniss des Kalium zum Natrium in denselben betrug 3,3 : 2,y. Otto giebt der in dem bei 140° C. getrockneten Natronsalze ent- haltenen Säure die Formel C58H49NS2O12. Ausser der Chenotaurocholsäure fand Verf. noch eine andre, gleichfalls Stickstoff- und schwefelhaltige Säure, wahr- scheinlich die bereits von Heintz und Wislicenus nachgewiesene Para- chenotaurocholsäure. Fluor im J. N. Horsfordi) hat im menschlichen Gehirn Fluor nachgewiesen; Gehirn, ggj^jjg Menge wurdc nicht bestimmt. Beziehung Nach neueren Untersuchungen A. Strecker's^) gewinnt die auf einer der Hippur- analogen Zersetzung eiweisshaltiger Gewebestoffe beruhende Hwnläure Bildung der Harn- und Hippursäure durch die analoge Constitution und Zersetzungsweise Beider sehr an Wahrscheinlichkeit. Während sich die Erstere in Glykokoll und Cyanursäure spaltet, liefert Letztere Glykokoll und Benzoesäure. Hautconcre- R. L. Maly^) untcrsuchtc C 0 u cV eme u 1 0, welche sich im Bindegewebe mente eines ^ jj te r de r Hau t ein 6 s Ochsen gebildet hatten. Sie besassen die Grösse eines Hirsekorns bis zu der einer Erbse und bestanden wesentlich aus kohlensaurer Kalkerde mit Spuren von Magnesia, Phosphorsäure und organischer Substanz. Die Phos- Mit Eücksicht auf dessen Beziehung zur Knochenkrankheit phorsäure ^gg ßixides, hat H. Grouven Bestimmungen des Phosphorsäure- unddie gehaltesimüauhfutter ausführen lassen *). — Im Winter 1865, noch Knochen- mehr im Frühjahr 1866, herrschte in verschiedenen Ortschaften der unteren krankheitcQ g^g^jg unter dem Rindvieh eine Krankheit, die sich durch Steifigkeit der Ex- tremitäten, Harthäutigkeit und schwerfälliges Aufstehen äusserte. Sie wurde, weil darunter Fälle von wirklichen Knochenbrüchen vorkamen, als »Knochen- brüchigkeit« bezeichnet; ihr Anfang soll durch »Lecksucht« charakterisirt gewesen sein. Trotz der Anwendung von gedämpftem Knochenmehle, Schwe- fel, Jodeisen, Wermuth und Einreibungen von Oleum phosphoratum, ging die Genesung sehr langsam von Statten; erst Ende Sommer 1866, als das vor- jährige Futter verzehrt war, zeigte sich eine entschiedene Wendung zur Heilung. 1) Annalen der Chemie und Pharmacie. 1869. Bd. 149. Hett 2. S. 202. 2) Compt, rend. 1868. No. 11. Mars 16. — Landw. Centralbl. für Deutschland. 1868. I. S. 392. 3) Sitzungsbericht der Wiener Akad. Bd. 58. S. 410. — Chem. Centralbl. 1869. No. 27. S. 43-2. •*) Agronomische Zeitung 1868. Nu. 1 u. 2. in Proc. der ■vrasserfi-eien Minim. Maxim. Mittel aller Friedeburg Gimritz Substanz Analysen Gerste - Stroh 0,1 GO 0,270 0,201 — 0,083 Roggen - » 0,150 0,420 0,226 0,126 — Hafer- » 0,180 0,328 0,230 0,143 0,099 Weizen - » 0,186 0,267 0,231 — — Erbsen - » 0,350 0,600 0,464 — 0,237 Esparsetteheu 0,281 0,560 0,464 — 0,308 Luzemeheu . 0,281 0,G07 0,476 — — Tbierpnyslologfsohe UDt°rsuchungen. 545 Die Bestimmungen der Phosphorsäure wurden von den Herren Lohse, Ritter und Zetterlund ausgeführt ; die Trennung geschah durch molybdaensaures Ammon, die Bestimmung als phosphorsaure Magnesia. Grouven überzeugte sich bei sämmtlichen Aschelösungen von der totalen Ausfällung der Phosphorsäure. Grouven stellt die Resultate mit älteren, von ihm selbst, Boussingault, Bretschneider, J. Lehmann, F. Schulze und E. Wolff gefundenen Gehalten zusammen. Die untersuchten Futterstoffe stammten von den Gütern Friedeburg a. d. S., Gimritz, Polleben und Zabitz. Polleben Zabitz 0,132 0,217 0,089 0,192 0,131 0,262 — 0,448 Während die Eauhfutterstoffe der Feldflur Zabitz einen wenigstens derart normalen Gehalt an Phosphorsäure zeigen, dass schwerlich Jemand geneigt sein dürfte, auf die vorhandenen Differenzen bei Erklärung der in Eede ste- henden Knochenkrankheit zurückzugreifen, beträgt andererseits bei den Futter- stoffen der übrigen Feldfluren die Phosphorsäure nur etwa halb so viel, als sich anderwärts und unter normalen Verhältnissen zu finden pflegt. Grouven überlässt die Verwerthung der von ihm constatirten Thatsache den Veterinärkundigen; er glaubt, dass bei der Physiologie der oben erwähnten Knochenkrankheit noch andere, vielleicht wichtigere Factoren mit im Spiele sind. C. Karmrodt (vergl. S. 489.) knüpft an seine Heuanalysen folgende Bemerkungen. Die eine Heusorte ist etwas reicher an Proteinstoffen, aber beträchtlich ärmer an Mineralstoffen. So werden z. B. mit der ärmeren Sorte aus der Gegend, in welcher die Knochenbrüchigkeit herrschte, im Centner nur 221/2 Pfd. , mit der anderen dagegen 28V2 Pfd. Phosphorsäure in den Thierkörper eingeführt. Ob dieses Minus die Knochenbrüchigkeit veranlasst habe, wagt Karmrodt, mit Eücksicht auf die Schwankungen, welche das Heu nach seiner Zusammensetzung aus den einzelnen Grasarten und nach deren bei verschiedenen Temperaturgraden und Feuchtigkeitsverhältnissen ver- schiedenartigem Wachsthume zeigt, nicht zu entscheiden; die Zusammenset- zung des Futters könne verschieden sein und verschieden beurtheilt werden. Es sei indess möglich, dass die geringe Qualität des Futters überhaupt wesent- lichen A'ntheil an der Entstehung der Krankheit habe, jedenfalls aber natür- licher , die Wiesen zu verbessern und für bessere Pflege des Rindviehes Sorge zu tragen, als den Gesundheitszustand desselben mit Arzneimitteln, wohin auch der phosphorsaure Kalk zu rechnen, aufbessern zu wollen. 1) Zeitschrift d. landw. Vereins f. Rhempreusseu. 1867. No. 10 u 11. Jahresbericht XI n. XU. 35 ^4-6 Thierphysiologische Untersuchungen. Bemerkun- Zu den Analysen Karmrodt's veröffentlicht Landes -Thierarzt May er i) gen hierzu einige Bemerkungen, welche zunächst die Herkunft der beiden Heusorten undwesche. betreffen, sich darnach über die analytischen Eesultate selbst verbreiten und endlich die Ursachen der Krankheit erörtern. Wir verweisen hierüber auf das Original, welches auch noch einen Zusatz von Wesche, dem Director der Lokalabtheilung Birkenfeld, enthält. Mit den Ansichten M e y e r ' s stehen auch die von H.Bau er 2) über die Ursachen der Knochenkrankheiten so ziemlich im Einklänge. Letzterem leis- teten in solchen Fällen, wo die Verdauung noch in gutem Zustande und eigentliche Abzehrung noch nicht vorhanden war, die Verabreichung eines guten Futters und täglich 4 — 6 Esslöffel voll Futterknochenmehl — unter das Futter gemischt oder für sich gegeben — die besten Dienste. Karmrodt's In einem späteren längeren Aufsatze weist Karmrodt^) mehre der von Entgegnung jjeyer gemachten Einwendungen zurück und verbreitet sich alsdann über Untersuchungen Schüler's/) Anacker's^) und ß. Hoffman's^) über die Knochenkrankheiten. stohmann Ueber Ku 0 cbe ubr ü chigk ei t erzeugendes Heu liegen auch von über ji_ Stohmann^) Mittheilungen vor. — Darnach unterscheidet sich Heu von brüchigkeit Wi^'lßiibrück in Westfalen, einem Orte, wo jene Krankheit stationär ist, erzeugendes vou gutem Heu Weniger in seinem Gehalte an Nährstoffen überhaupt, als ^""^ vielmehr durch geringere Löslichkeit derselben , durch geringen Gehalt Wiedenbrück Saale- und Normalheu Proteinstoffe 10,06 Proc. 1 1 ,50— 9,57 Proc. Fett 4,85 » 3,72— 2,33 » Stickstofffreie Nährstoffe . 48,25 » 50,74—44,86 » Rohfaser 31,44 » 26,43—35,01 » Mineralstoffe 5,40 » 8,49— 7,23 » Saaleheu In Wasser Lösliches . . 22,61 Proc. 29,96 Proc. Eiweiss 4,37 » 2,50 » Mineralstoffe. . . 1,81 » 6,46 » In Alkohol Löshches . . 2,98 » 4,10 » Normalheu Kalkerde 0,7-0,8 Proc. 0,90 Proc. Talkerde 0,24 » 0,39 » Phosphorsäure . . .0,23—0,26 » 0,48 » 1) Zeitschrift des landw. Vereins f. Rhoinpreussen. 1868. No. 5 u. 6. 2) Wochenschrift f. Thierheilkunde und Viehzucht. 1868. No. 42. 3) Zeitschrift d. landw. Vereins f. Rheinpreusseu. 1869. No. 5 u. 6. 4) Ebendaselbst. 1866. S. 259. 5) Jahrbuch d. Landwirthschaft. 1868. 6) Dieser Jahresbericht. 1867. S. 272. ^) Zeitschrift d. landw. Central -Vereins d. Prov. Sachsen. 1869. S. 9. Tliieiphysiologiscbe Untersuchungen. 547 an Phosphorsäure und alkalischen Erden, den hier in Betracht kommenden Knochen bildenden Mineralstoffeu, und kann durch Düngung mit Superphosphat der Gehalt des Heu's hieran beträchtlich vermehrt werden. gedüngt uugedüngt Kalkerde 1,16 Proc. 0,7— 0,8 Proc. Phosphorsäure .... 0,51 » 0,23-0,26 » Auf Grund mikroskopischer Untersuchungen hat F. Eoloff i) die Ansicht aufgestellt, dass die primäre Ursache der als Knochenbrüchigkeit bekannten Krank- heit eine Erkrankung des Knochengewebes und nicht auf mangelhafte Ernährung überhaupt zurückzuführen sei. Zur Prüfung dieser Ansicht sind in Halle Mutter- schafe und Ziegen mit dem Wiedenbrücker Pleu gefüttert worden, die Resultate aber noch nicht an die Oeffentlichkeit gelangt Von Müller 2) sind aus Veterinärberichten die verschiedenen Ansichten Ruppiecht's über Knochenbrüchigkeit zusammengestellt worden, unter denen besonders """^ Roioff's die des Kreisphysikus Dr. ßupp recht hervorgehoben werden, weil sie in über^die mehren Punkten mit denen Koloff's übereinstimmen, in anderen aber ab- Knochen weichen. Der Letztere bekämpft in einer Nachschrift einzelne Sätze ßupp- '^''üch'gkeit. rechts und plaidirt nochmals für seine eigenen Anschauungen über den wichtigen Gegenstand. Wir begnügen uns mit einem Hinweis auf den zu umfänglichen Artikel, der einen Auszug nicht zuliess. Hierher gehört ferner ein kleiner Fütterungsversuch mit phos- Phosphor- phorsaurem Kalke, den Gutsbes. Mai 3j an Ferkeln anstellte. Nach ^*"''^'' ^^^^ 5 Monaten wurden die Schweine, welche täglich per Kopf 1 Esslöffel davon „mittel, erhalten hatten, um 3 Thaler das Stück höher verkauft, als die ohne Zugabe von ausgefälltem phosphorsaurem Kalke gefütterten Thiere. Dr. C 0 h n in Martiniquefelde bei Berlin fabricirt gefällten phosphorsauren Kalk und verkauft das Pfund zu 3 Sgr. Die chemische Constitution des Lecithins^), sein Vorkommen ueber das im Gehirne und seine Beziehungen zum Protagon. — Das von Lecithin. C. Diaconow aus dem Vitellin des Hühnereies dargestellte Lecithin ist nach demselben 5) die Verbindung eines sauren Aethers des Glycerides Distearin, mit saurem phosphorsaurem Trimethyloxäthylammouium zu einem Auhydrid- moleküle. Diaconow giebt ihm die Formel: 1) Dieser Jahresbericht. 18G6. S. 347. 2) Magazin f. d. gesammte Thierheilkunde. Bd. 33. S. 365. u. Bd. 34. S. 425. 3) Landw. Centralblatt f. Deutschland. 1S69 Bd. IL S. 331. — Vergl. hierzu noch diesen Jahresbericht. 1866. S. 345 u. 346. 1867. S. 273. 4) Jahresbericht. 1867. S. 270 u. 274. *) Centralblatt f. d. medizinischen Wissenschaften. 1868. Ö. 2. 35* 5^g Thierphysiologiscbe Untersuchungen. (ClsH35 0)2 1 ^ C3H5 ^' C44H90NP09= PO > 0 H J ^' Beim Erhitzen mit Barytwasser scheidet sich stearinsaurer Baryt ab, während die überstehende Flüssigkeit glycerinphosphorsauren Baryt und Tri- methyloxäthylammoniumoxydhydrat (Neurin) gelöst enthält. Nach Strecker i) dürfte es mehrere Lecithine geben, da er unter dessen Spaltungsprodukten immer auch Oelsäure und Palmitinsäure fand ; Platinchlorid soll aus Lecithin- lösungen Lecithinplatinchlorid ausfällen. Nach H 0 p p e - S e y 1 e r 2) ist diese Eeaction keine glatte, der Niederschlag kein einfacher Platinsalmiak des Le- cithins, womit der Streck er 'sehe Beweis gegen die von Diaconow be- hauptete Salznatur des Lecithins fallen würde. Das elektrische Organ von Torpedo (Zitterrochen) ist nach Hoppe-Seyler (a. a. 0.) reich an Lecithin. Bekanntlich hat Diaconow das Lecithin auch im Gehirne vorgefunden und dargethan, dass das Lieb reich 'sehe Protagon seinen Phosphorsäuregehalt einzig und allein einer Beimengung von Lecithin verdankt 3). Er behauptet nun zwar nicht*), dass dasselbe im Gehirne und Eidotter in freiem Zustande vorkomme, kann aber auch keine Thatsachen finden, die eine chemische Ver- bindung des Lecithins mit dem Glycoside des Gehirns (W. Müll er 's Cere- brin) beweisen. Milch- Von Tolmatscheff ^) liegen Milchanalysen vor. — Beziehendlich anaiysen. ^^^ angewandten Methoden muss auf das Original verwiesen werden. Die Hundemilch kam 5 Wochen nach dem Werfen, bei beginnender Entwöhnung, zur Untersuchung. Die Frauenmilch wurde 5 gesunden Wöchnerinnen, 4, 6, 15, 36 und 30 Tage nach der Geburt, entnommen. Die beiden ersten hatten schon einmal geboren ; die drei ersten waren 22 und 23 Jahre, die vierte 34 Jahre alt; die erste war mittelgross und mittelstark, die übrigen gross und kräftig, die dritte brünett, die übrigen blond. In 1000 Theilen wurden gefunden: 1) Sitzungsbericht d. Bayerischen Akademie, 1868. Bd. IL S. 269. 2) Tübinger med.-chem. Untersuchungen. 1S68. Heft 3. S. 405 ff. - Central- blatt d. mediz.;Wissenschaft. 1868. S. 794. 3) Jahresbericht. 1866. S. 344. — 1867. S. 270. 4) Centralblatt f. d. mediz, Wissenschaft. 1868. S. 97. 5) Tübinger med.-chem. Untersuchungen. 1867. Heft 2. S. 272. — aus Chem. Centralblatt. 1868. S. 143. Thlerphysiologiscbe Untersnchungen. 549 Hündin Frau< Casein Albumin Fett Zucke 55,20 29,92 107,70 30,52 39,4-2 29,67 128,44 33,76 41,88 24,71 43,3 20,50 31,77 57,6 20,77 29,39 59,0 11,04 17,13 62,6 12,79 3,37 16,21 35,6 infectiou. An Cholesterin fand T. in Frauenmilch 0,0385 und 0,0252 Proc, an Protagon 0,146 und 0,068 Proc. An dem landwirthschaftlichen Institute zu Halle sind Untersuchungen über Die ur- die Ursachen des Milzbrandes im Gange. Vorläufig theilt F. Eoloff^) machendes eine Arbeit mit, in der er die verschiedenen älteren und neueren Ansichten dieVerwe/-' hierüber, sowie die verschiedenartigsten Verhältnisse bespricht, welche dem timug Jer Ausbruch, der Verbreitung und dem Erlöschen dieser Seuche günstig oder ^''^^'■'^""'• ° 00 cadaver und ungünstig sind. die oes- Als Vorbeugungsmassregel gegen den Milzbrand empfiehlt Sombart in Ermsleben^), die Cadaver unzerhauen, mit Haut und Haaren durch verdünnte Schwefelsäure zu zerkochen und den dickflüssigen Brei auf den Composthaufen zu führen; auf ein Stück Grossvieh wird V2 Ctr. englische Schwefelsäure empfohlen. M. Sie wert 3) hält die Anwendung von Schwefelsäure für überflüssig. Die Kochvorrichtungen sollen so gross sein, dass der ganze, aber enthäutete Cadaver darin Platz hat; derselbe soll in das siedende Wasser gebracht und darin 24 Stunden lang gekocht werden. Das obenaufschwimmende Fett könnte als Schmiermittel (und zur Seifenbereitung) Verwendung finden, die Knochen aber in der Leimsiederei oder zur Bereitung von Knochenkohle; das durch das Kochen unschädlich gemachte Fleisch wäre nach dem Zerkleinern mit Kalk auf Fleischdünger zu verarbeiten, die Haut aber sofort nach dem Ab- ziehen zu desinficiren. F. Reichardt*) hat ein Brunnenwasser analysirt, welches milzbrand- Analyse ähnliche Erscheinungen bei Kühen hervorrief. ®'°^'' schsd- liehen Drun> Es enthielt in 100000 Theilen: nenwasser». . 1) Zeitschrift des landw. Centralvereins d. Provinz Sachsen. 1869. S. 71. 2) Ebendaselbst. S. 325. 3) Ebendaselbst. S. 350. *) Annalen d. Landwirthschaft f. Preussen. Wochenblatt 1869. No. 39. 550 Thierphysiologische UntersnchuDgen. Giftiger Nachbar- Wasser Brunnen Brunnen der Eoda Kali 17,53 — — Natron 5,63 — — Kalkerde 11,70 13,88 6,30 Talkerde 4,74 5,05 6,55 Ammoniak 0,67 — — Schwefelsäure 9,58 4,96 0,81 Chlor 12,37 8,23 0,54 Salpetersäure 30,02 — — Gelöste I organische 2,42 0,29 0,46 Ungelöste J Substanz , . 4,50 — — Die Striche bedeuten: »nicht bestimmt.« Aus derselben Formation des bunten dolomitischen Sandsteins entsprungenes Quellwasser aus der Nähe von Gera enthielt in 100000 nur 44,5 Theile feste Stoffe mit nur 0,05 organischer Materie und war frei von Ammoniak und Salpetersäure. Die Fassung des Brunnens mit dem schädlichen Wasser war mangelhaft; um denselben herum waren mannigfache Abfälle des früheren Gerbereigewerbes aufgehäuft. Jeden- falls hatte eine bedeutende Infiltration stattgefunden und findet Verf. die Schädlichkeit des Wassers in der grossen Menge organischer Stoffe und sal- petersaurer Salze begründet. Analyse des M. I. Reiset^) untcrsuchte die im Pansen einer Kuh, welche auf Klee Pansen- gewcidet hatte und nach wenigen Stunden zu Grunde ging, enthaltenen Gase. ^''Kuh'."^"^ 100 Theile enthielten Kohlensäure: 74,33 — Kohlenwasserstoff: 23,46 — Stick- stoff: 2,21. Der Druck der Gase im Pansen betrug bei 753,6 Mm. Barometer- stand 63 Mm. — In dem Gase eines aufgeblähten Hammels wurden 76 Proc. Kohlensäure gefunden. Auf Grund seiner Analyse empfiehlt Reiset gebrannte Magnesia oder Zuckerkalk als Heilmittel bei Blähsucht. Die Respi- Rcisct^) hat Weitere Untersuchungen über die Respirations- "di'lr^der P^o^"<^*^ '^^r Hausthiere (Kälber) ausgeführt. — Seine Abhandlung enthält HaiKsthiere. Nichts, was schUesseu liesse, dass er die ihm von Pettenkofer^) gemachten Einwendungen beac*htet und sich zu Nutzen "gemacht habe. Bis dies ge- schehen oder den Pettenkofer'schen Einwänden begegnet ist, wird man auch den obigen Untersuchungen einen nur »qualitativen Werth« beilegen können. Wir wollen nicht verschweigen, dass Reiset auch bei seinen neuesten Untersuchungen Stickgas unter den Respirationsproducten gefunden hat, und zwar 5,35-15,29 Grm. für 24 Stunden. 1) Compt. rend. 18G8. Bd. 67. S. 177. 2) Ibidem. S. 172. 3) Zeitschr. für Biologie. 1S65. Bd. 1. S. 38. Thierphysiologische Untersuchungen. 5Jj] In einer Anmerkung zu Reiset's Abhandlung führt M. Mi Ine- Edwards an, es seien das von Ersterem gefundene Sumpfgas und WasserstofiFgas wohl nur Producte einer im Magen der Wiederkäuer sich vollziehenden Gährung, nicht aber Producte der Eespiration. Einfluss des Salzes auf den Wohlgeschmack des Fleisches. Kinfluss des — Der Berliner Correspondent der Nordd. landw. Zeit, bringt in No. 21 ^*'^^^ *"^ den Wohl- V. J. 1868 ein Citat aus Gebr. Livingstone's »Neue Missionsreisen in Süd- geschmack afrika«, wonach das Fleisch des Wasserbockes in der Nähe des Meeres stets des Fiei- weit saftiger und wohlschmeckender ist, als das Fleisch derselben Antilopenart ^'^^^^' tiefer im Innern; Das Fleisch der Schafe von der Insel Halki verdanke seinen köstlichen Geschmack dem Salzreichthume der Pflanzen und die Baum- wollenstaude gedeihe auf salzigem Boden nicht allein vortrefflich, sondern liefere auch einen hohen Ertrag und eine durch Feinheit und Langfaserich- keit ausgezeichnete Baumwolle. Verf. knüpft hieran die Bemerkungen, dass vielleicht auch bei unseren einheimischen Gespinnstpflanzen , dem Flachse und Hanfe, die Salzdüngung indicirt sei, angesichts der ausgezeichneten Wir- kung des Kochsalzes auf den Organismus des Thieres aber die Erzielung von Futterpflanzen mit hohem Salzgehalte nutzbringend sich erweisen dürfte. Was den letzten Punkt anlangt, so ist, unbeschadet der oft mit und ohne Er- folg versuchten Salzdüngung, einem etwaigen Salzmangel im Futter durch directe Fütterung von Viehsalz wohl am Ersten zu begegnen. Die Bedeutung des Koch- salzes für den thierischen Organismus ist längst in vollem Maasse gewürdigt. Wir machen bei dieser Gelegenheit auf zwei Abhandlungen: Ueber Salzfütterung, von Kueffi) imd die Salzverabreichuug an die Schafe, von May2), aufmerksam. Beide Artikel sind in hohem Grade lesenswerth ; der letztere enthält auch ältere Salz - Fütteningsversuche. Wir müssen uns damit begnügen, dieselben citirt zu haben. Die Doppelschur langwolliger Schafe, von Zöppritz u. A. — Die Doppei- Es hat dieser an sich nicht neue Gegenstand durch im Jahre 1865 von Zöppritz begoimene und von Anderen mit gleich günstigem Erfolge wiederholte Versuche ein erhöhtes Interesse gewonnen, weshalb wir das Wichtigste auch der älteren Versuche hier mittheilen. Zöppritz'^) schor am 3. November 1865, genau V2 Jahr nach der Mai- schur, 7 Stück 8 Monate alte reine Southdown- Mutterlämmer und eine ältere tragende Mutter möglichst genau zur Hälfte der Länge nach. Das Futter der Thiere bestand aus Heu, Rüben, Bohnen- und Haferstroh mit einer kleinen Zugabe von Rapskuchen und Malzkeimen ; sie zeigten dabei eine kräftige und Schafe. 1) Wochenbl. für Land- und Forstw. in Württemberg. 1868. Beilage No. l. 2) Zeitschr. des landw. Vereins in Baiern. 186S. Febr. S. 59. 3) Zeitschr. des landw. Central - Vereins der Provinz Sachsen. 1866. S. 1 H. und 1868 S. 106. 552 Thierphysiologiache Untersuchungen. rasche Entwicklung, ohne mehr als gut genährt zu sein. Die Haltung der Thiere war während des ganzen Winters die ihrer Altersgenossen, von denen sie nicht getrennt wurden, selbst nicht, als in der zweiten Hälfte des Januar die Jährlinge in einen allseitig freistehenden, hohen, offenen Schuppen gebracht wurden ; sie blieben bei jedem Wetter, das zeitweilig auf sie einstürmte, gleich munter wie die Ungeschorenen. Dagegen zeigte der Griff schon damals einen entschieden leibigeren Zustand der geschorenen Seite, welcher nach der am 5. Mai 1866 erfolgten vollständigen Schur ganz auffallend hervortrat, so dass die Thiere selbst dem ungeübten Auge vollständig einseitig erschienen ; auch bei der Zwillinge säugenden Mutter war ein deutlicher Unterschied be- merkbar. Zöppritz schätzte den Unterschied der beiden Körperhälften auf G — 8 Gewichtsprocente. Gerächt der ungewaschenen Wolle (sämmtlich auf das halbe Vliess berechnet). Nummer Sommer- Winter- Summe Jähriges Sommer- vliess wog mehr als Mehrgewicht der Zwei- des vliess vliess Beider Vliess Winter- schur über Schafes vliess die Einschur Loth») Loth liOth Loth Loth Loth 1861. 68 46,0 17,0 63,0 56,0 29,0 7,0**) 1865. 24 52,5 47,5 100,0 83,0 5,0 17,0 122 59,75 39,75 99,5 82,0 20,0 17,5 41 65,25 43,0 108,25 103,0 22,25 5,25 71 69,50 52,0 121,5 112,0 17,5 9,5 13 69,50 41,75 111,25 103,0 27,75 8,25 22 54,0 23,5 77,5 76,5 30,5 1,0***) 132 69,50 40,0 109,5 95,5 29,5 14,0 Durchschnitt 60,75 38,06 98,81 88,875 22,68 9,94 •) 32 Loth = 1 Pfd. **) Sehr kurzwolliges Thier; hatte sich nach dem Lammen die geschorene Seite stark abgeriehen, daher nicht massgebend. ***) War zufällig tragend geworden und säugte ein Lamm. Zöppritz knüpft an vorstehende Zahlen die Bemerkung, dass man zur Erzielung gleicher Wolllängen gut thun werde, die Sommerwolle nur 5 Monate alt werden zu lassen, umsomehr, als dann die Herbstschur noch in günstiger Jahreszeit, etwa Ende September vorgenommen werden könnte, so dass die Schafe bei später Weide im November und December schon wieder hinläng- lich gegen Frost und Nässe geschützt wären. Der Wasserverlust bei vorzüglicher, gewissenhaft ausgeführter Fabrik- wäsche ergab 52,8 Proc. für Sommerwolle, 52,2 Proc. für Winter- und 52,9 Proc. Thierphysiologiscbe Untersuchnngen. 553 für einjährige Wolle. Dagegen zeigten die einzelnen Thiere unter sich be- deutende Unterschiede; die Extreme waren 44 und 56 Proc. Bei im Jahre 1867 unternommenen Versuchen mit Mutterlämmern stellte sich die Zunahme an Lebendgewicht durch Zweischur um SVa Pfd. pro Monat höher als bei Einschur. Nach Waldorff's Mittheilungen i) werden in den mageren Theilen Tyrol's die Schafe allgemein zweimal geschoren — im Frühjahre, ehe sie in die Alpen gehen und im Herbste, wenn sie von dort zurückkehren. Die Doppel- schur soll circa 3 Pfund Wolle per Stück, die Einschur nur circa 2^/2 Pfd. liefern, auch die Mehrzunahme an Fleisch und Fett bei ersterer beträcht- lich sei. F. Kloss^) und Pöppig'^) führten Versuche über denEinfluss derEinfluss der frühzeitigen Schur aus. — Der Erstere lies 10 Masthammel — Southdown- '"•'"'-eitigen Schur auf Kreuzung — ungeschoren, während 10 andere gleichschwere Thiere geschoren ^^^ Körper und dann beide Abtheilungen noch 6 Wochen gleicherweise gefüttert wur- gewicht. den. Die frühzeitige Schur hatte ein Mehr von 48 Pfd. Lebendgewicht zur Folge. Pöppig stellte am 17. Januar 1867 je drei Hammel und drei Schafe von 553 (Abth. 1) und 533 V2 Pfd. (Abth. 2) zur Mast auf. Alter, Kraftzustand und Futter waren bei allen Thieren möglichst gleich. Abth. 1 wurde geschoren und lieferte 40 Pfd. Wolle (= 13^2 Pfd. trockene Fabrikwäsche). Nach 4 Wochen wog die geschorene Abtheilung 572 Pfd. Hierzu die abgeschorene WoUe 40 » = 612 Pfd. Gewichtszimahme 59 » Die ungeschorene Abtheilung 2 wog .... 576 Pfd. Gewichtszunahme 42^ » Gegenüber den ungeschorenen Thieren hatte also Abth. 1 in 4 Wochen 16^2 Pfd. Lebendgewicht mehr producirt, per Stück 2^U Pfd. Zu ähnlichen Eesultaten führte ein von Steige r*) in Balgstädt ange- stellter Versuch. Demselben dienten 6 Hammel und 4 Zibben von gleichem Alter (geb. im März) und Gewicht, gleicher Grösse und Figur und gleichen Wolleigenschaften. 3 Hammel und 2 Zibben (No 1) wurden am 21. Juli 1867 und am 19. März 1868, die übrigen 5 Thiere (No. 2) nur am letzten Tage geschoren: 1) Zeitschr. d. landw. Central-Vereins d. Prov. Sachse». 1866. S. 237. 2) Der Landwirth. 1868. No. 20. S. 100. 3) Zeitschr. des laudw. Central-Vereins der Prov. Sachsen. 1867. S. 124- <) Ibidem. 1869. S. 70. g^^ Thierphysiologische Untersuchungen. No 1. No. 2. Gewicht vor der Schur am 21. Juli 1867. . 164 Pfd. 10 Lth. 164 Pfd. 5 Lth. Gewicht nach der Schur am 19. März 1868 . 240 » 5 » 245 » 15 » Lammwolle am 2 i. Juli 18G7 5 » — — — Wolle am 19. März 1868 17 » 20 » 19 » 5 » Gesammtzuwachs vom 21. Juli 1867 bis 19. März 1868 98 » 15 )i 100 » 15 » Einfluss des Auf der laiid wirtlis ch a f tll che 11 Lehranstalt zu Worms wurde Futters auf g-^ Versuch Über den Einfluss des Futters auf die Qualität des die Qualltat des schwei- Schweinefleisches ausgeführt^). — Zwei Mastschweine von gleichem nefleisches. Wurfe und gleichem Wüchse wurden von Mitte October an so gefüttert, dass das eine Thier stets nur Kartoffeln und Gersteschrot, das andere aber ab- wechselnd 14 Tage das genannte Futter in gleicher Menge, dann 14 Tage lang Erbsen und Kleie erhielt. Zu Weihnachten, wo beide Thiere an einem Tage geschlachtet wurden, zeigte das nur mit Kartoffeln und Schrot gefüt- terte Schwein allerdings eine Mehrzunahme von 23 Pfd , dagegen lieferte das mit Wechselfutter genährte Schwein einen ungleich schöneren, vollkommen durchwachsenen Schinken. Die secivte C. Kamirodt untersuchte die Secrete des Seidenspinners und ''^^ ^^"^^"' der Seiden raupe^). — Bekanntlich sondern die Schmetterlinge, bald nach- spinnersund '■ ° ' der Seiden- dem sie den Cocon verlassen haben , eine braungelbe , trübe Flüssigkeit ab, raupe, welchc beim Eintrocknen an der Luft sich in eine rosarothe, pulvrige Masse verwandelt. Als die letztere mit Wasser zerrieben, damit bis auf 70° C. er- wärmt und noch warm filtrirt wurde , so hinterblieben 45 Proc. eines gelb- bis rosarothen, pulvrigen Rückstandes, der beim Erhitzen mit Wasser von über 70° sich fast völlig löste; das Ungelöste zeigte unter dem Mikroskope viele Schmetterlingsschuppen. Der 55 Proc. betragende , in Wasser lösliche Theil des Secrets stellte nach dem Trocknen ein braunes Pulver dar. A. ist der in Wasser unlösliche, B. der darin lösliche Theil; C. bezieht sich auf die zweite Hälfte des mit Wasser abgeriebenen Secretes — das Unlösliche war durch Erwärmen und Filtriren nicht vom LösHchen getrennt, die Zahlen drücken also die Zusammensetzung des ganzen Secretes aus. lOOTheile enthielten: A. B. C. VerbrennUches 87,6 71,78 78,95 Asche 12,4 28,22 21,05 100,0 100,0 100,0 Darin Stickstoff 24,08 12,18 17,05 Entsprechend Harnsäure . . . 88,0 (?) 40,60 56,83 (?) Andere organ. Substanz, Schleim, Farbstoff u. s. w. 22,12 1) Zeitschr d. landw. Ver. in Bayern. 1868. No. 43. S. 346. 2) Zeitschr. des landw. Vereins für Rheinpreussen. 1868. No. 10. Thierphysiologische Untersnchungen. 555 Die Aschen enthielten: B. C. Proc. Proc. Proc. ^ 23,25 30,31 6,38 g 5,87 2,46 0,52 0 ^ 2,13 4,98 1,05 ö| 17,90 19,15 4,03 ^1 Spur 1,88 0,40 ^-S 27,36 20,60 4,34 WPM ''^' M 7,15 1,51 1 10,73 3,91 0,82 '^ 4,45 2,74 0,58 101,0 99,98 21,06 Dem Chlor äquivalenter Sauerstoff 1,0 0,62 0,13 Kaü . . . Natron . . Kalkerde . . Talkerde . . Eisenoxyd . Phosphorsäure Schwefelsäure Kieselsäure . Kohlensäure . Chlor . . . 100,0 99,36 20,93 Karmrodt hält es selbst nicht für wahrscheinlich, dass aller Stickstoff in der Form von Harnsäure zugegen gewesen ist; die Letztere fand sich aber in grosser Menge vor. Im Wesentlichen besteht das Secret aus Harnsäure, harnsaurem Alkali, phosphorsaurer Talkerde und Gyps; auch Ammonsalze waren in kleiner Menge zugegen. Die spinnreife Seidenraupe giebt Tropfen aus , deren reichliche Ab- sonderung von Kamp hausen, dem Director der Central - Haspelanstalt zu Bendorf, als ein Kriterium für den Gesundheitszustand der Thiere angesehen wird. Karmrodt untersuchte die auf schwedischem Filtrirpapier gesammelten und eingetrockneten Tropfen. Ihre wässrige Lösung reagirte alkalisch und hinterliess einen braunen, stark nach getrocknetem Maulbeerlaube riechenden Kückstand. Chlor, Phosphor- und Schwefelsäure waren nur in sehr geringer, Ammoniak in geringer Menge nachzuweisen. Dagegen enthielt der Rückstand 9,4 Proc. Kohlensäure, 45,4 Proc. Kali und eine reichliche Menge Harnsäure. Analysen von mit Morus Lhou gefütterten Seidenraupen Analysen sind von Heide priem 2) ausgeführt worden. — Die Eaupen stammten aus ^°° ™'' der Seidenzüchterei des Commerzien - Eathes Heese. Obwohl die mit ge- ^gefütterten düngtem Laube ^) gefütterten Raupen dem Augenscheine nach sich kräftiger seiden- zu entwickeln schienen, als die mit auf ungedüngtem Boden erbautem Laube raupen, gefütterten, so war doch ein Unterschied in dem Sterblichkeitsgrade nicht 1) Aus der Differenz berechnet. Karmrodt giebt nur 8,31 Proc. an; die Zahl erhöht sich aber auf 9,31 Proc, weil die dem Chlor äquivalente Sauerstoff- menge 1,0 Proc beträgt. Das Gleiche gilt von C. ; hier entziehen sich aber die Zahlen der Beurtheilung, weil nicht angegeben ist, welche davon durch Differenz- rechnimg gefunden wurde. 2) Die landw. Yorsurhs- Stationen. 186S. Bd. X. No. 4 und 5. 3) Düngung und Analyse des Laubes, vergl. auf S. 165 diesen Jahresbericht. 556 Thierphyslologische UntersncbungeD. wahrzunehmen und die Differenz in der Coconausbeute zu gering, um daraus einen sicheren Schluss auf die günstige Wirkung der gedüngten Blätter zu ziehen. Von den Eaupen beider Abtheilungeu kam etwa nur der vierte Theil zum Einspinnen. Die im Jahre 1867 in ähnlicher Weise ausgeführten Fütterungsversuche führten zu demselben Resultate. Nur die aus importirten Japan-Grains gezüchteten Eaupen haben der Krankheit einigermassen wider- standen. Die Analyse ergab: Procentische Zusammensetzung. Gesunde Raui)en Kranke Raupen mit gedüngtem mit ungedüngtem mit gedüngtem mit ungedüngtem Laube gefütteit liaube gefüttert Trockensubstanz . 18,74 18,99 1G,35 14,93 Wasser . . . . 81,26 81,01 83,65 85,07 100,0 100,0 , 100,0 100,0 Org. Trockensubst. 93,67 93,58 92,79 92,86 Asche . • • ^ ■ 6,33 M2 7,21 7,14 100,0 100,0 100,0 100,0 Stickstoff .... 9,82 9,05 (für Trockensubstanz). Procentische Zusammensetzung der Aschen. Gesunde spinnreife Raupen mit ; gedüngtem mit ungedüngtem Laube gefüttert Kali .... 22,97 22,33 Natron . . . 1,06 0,21 Kalkerde . . 30,24 31,87 Talkerde . . 6,94 8,85 Phospborsäure 26,34 25,59 Schwefelsäure . 4,99 4,66 Kieselsäure . . 2,36 1,90 Chlor. . . . 2,70 2,45 97,60 97,86 Sauerstoff . 0,60 0,55 97,0 97,31 Im Uebrigen verweisen wir auf das Original und auf die in den Jahresberichten von 1866 (S. 349) und 18G7 (S. 289) citirten Abhandlungen, sowie auf »Neue Bei- träge zur Frage über die seuchenartige Krankheit der Seidenraupen« von Prof. F. Haberlandt. Wien, 1868. Gerold's Sohn, worin der in Rede stehende Gegen- stand eine erschöpfende Behandlung erfährt. Die Ursache Untcrsuchung dss pflanzlichen Organismus ,_ welcher die der Gattineynter dem Namen Gattine bekannte Krankheit der Seidenraupen erzeugt, von F. Hall i er ^) — Nach einer Einleitung in die Hefelehre und einer kurzen Uebersicht über die früheren, die Seidenraupen - Krankheit be- 1) von Schlicht's Monatsschr. f Brandenburg u. Niederlausitz. 1868. S. 245. Thierphysiologlsche Untersuchungen. 557 treffenden Arbeiten, bespricht Verf. seine eigenen Voruntersuchungen und Zuchtversuche. 1. Die Gattine der Seidenraupen wird durch die Cornalia'schen Körper- chen hervorgerufen; dieselben sind die Gliederhefe (Arthrococcus) von Pleospora herbarum Eab., einem häufig auf den Blättern des Maulbeer- baumes vorkommenden Pilzes. Die erste Infection findet nur bei der Raupe statt, welche obigen Arthrococcus mit dem Futter durch die Mundöffnung aufnimmt. Die Körper Cornalia's treten beim Ausbruche der Krankheit zuerst im Nahrungscanale auf und verbreiten sich von da aus durch alle Körpertheile. Sie vermehren sich durch Einschnürung und durchwandern bei nicht zu heftiger Erkrankung alle Zustände des Insektes, vom Ei bis zum Schmetterlinge uud wieder bis zum Ei. Der Krankheitsprocess besteht in einer sauren Gährung, welche vom Inhalte des Nahrungscanais ausgeht, und welcher auch das Futterlaub unter dem Einflüsse des Arthrococcus verfällt. Beim Tode des Insects wird durch den aus dem Arthrococcus sich bildenden Micrococcus Fäulniss einge- leitet. Die Krankheit ist nicht eigentlich contagiös, steckt vielmehr nur durch Vermittelung der Dejectionen an. Sie lässt sich mittelst des Futters auch auf einige andere Insecten (u. A. Bombyx Yama Mai) Überträgen. 2. Die Maulbeerbäume verlangen einen hellen, trocknen, sonnigen Stand- ort. Sie sind im Herbste und Frühjahre sorgfältig auszuputzen und aller dürren Zweige mit scharfem Messer zu berauben. Das Futter muss mit scharfen Scheeren abgeschnitten, nicht abgerissen werden. Das Zuchtlocal muss trocken uud geräumig sein. Für die Züchtung ist eine möglichst niedrige, aber gleichmässige Temperatur anzuwenden und öfters zu lüften. Der Zuchtraum und das Lager sind wöchentlich ein Mal zu desinficiren; Ersteres durch Chlorgas, Letzteres durch Ab- waschen mit einem in eine Chamäleonlösung (10 Grm. übermangansaures Kali auf 6 Unz. Wasser) getauchten Badeschwamme. Das unverzehrte Laub, die Excremente und aller sonstiger Unrath sind so oft und so sorg- fältig als möglich zu entfernen; das Laub ist möglichst oft frisch zu liefern. Kranke Eaupen sind schleunigst zu entfernen. Die Anwendung kranker Grains ist zu vermeiden (Prüfung durch das Mikroskop). Die Grains sind auf gut desinficirter Unterlage mittelst reinen Klebmittels zu befestigen und, wenn nöthig, mit Chamäleonlösung zu desinficiren; das Desinfectionsmittel wird durch Waschungen mit destilirtem Wasser entfernt. G. Cantoni^) theilte Versuche mit, welche er über die Dauer der ueber die Ansteckungsfähigkeit der Cornalia'schen Körperchen und über Dauc ''«'' Anstek- deu Antheil der Sporen von Septoria mori an der Körperchen- kmigsfähiK- keit der CoinaUa- scbon Kör- porchea. 1) Journ. d'Agiiciüt, pratique. 186y. Tom. II. No. 34. p 307. 558 Thiei-physiologische Untersuchungen. krankheit der Seidenraupen ausführte. — Er befeuchtete das Futter und die Eaupen mit Wasser, in welchem einerseits 6 Jahre alte Körperchen, andererseits frische Körperchen von noch feuchten Puppen der Frühjahrszucht aufgeschlämmt waren. Eine dritte Portion Raupen erhielt die von genann- tem Pilze befallenen Blätter, während eine vierte in gewöhnlicher Weise ge- züchtet wurde. Verf. fasst die Resultate seiner Versuche in Folgendem zu- sammen : 1. Trocken gewordene und alte Körperchen bewahren ihre Ansteckungs- fähigkeit. Frische Körperchen tragen mehr zum Auftreten der Schlaf- sucht als der Pebrine bei. Wiederholte Inzucht (selection repete dans la meme famille) dürfte die Ansteckung vermindern. 2. Es ist auf die Auswahl völlig gesunder Schmetterlinge besonders Be- dacht zu nehmen, die Grains sind einer sorgfältigen Prüfung zu unter- ziehen und alle Vorsichtsmassregeln zu treffen, dass die Raupen weder mit frischen noch mit alten Körperchen in Berührung kommen. 3. Die von Septoria mori befallenen Blätter sind ohne Wirkung. uie cbemi- E u g. Peligot^) beschäftigt sich seit 1845 mit der Erforschung der sehen Vor- chemischen Vorgänge im Leben des Seiden-Insektes (Bombyx mori). gänge im Leben des -Di^ Resultate seiner früheren Studien sind in »Memoires de la soc. imp. et Seiden- centr. de l'Agriculture. 1853(( enthalten. Er behandelt darin die Betheiliguug insectes. ^^^ mineralischen Bestandtheile der Maulbeerbäume an den verschiedenen Producten einer Aufzucht von Seidenraupen und kommt zu folgenden Schluss- folgerungen : Das Insect verrichtet eine fortwährende Arbeit der Elimination, welche bezweckt, von den Mineralstoffen im Maulbeerblatte den einen Theil, der nicht zu seiner Entwickelung dient oder im Ueberschusse vorhanden ist, auszustossen, und sich die Materien anzueignen, welche als organisirende par excellence zu betrachten sind. Zu den ersteren gehören Kieselsäure, schwefelsaurer und kohlensaurer Kalk, zu den letzteren Kali, Talkerde und Phosphorsäure; diese finden sich in dem Eie und den Metamorphosen des Insectes, jene in den Ausleerungen der Raupe. Seine späteren Untersuchungen erstrecken sich über die vier Organogene Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Sauerstoff. Er untersuchte die jungen und spinnreifen Raupen, das Futter, den Koth und die Futterrückstände. In allen Fällen ward ein Verlust an organischer Materie, an Kohlenstoff, Wasser- stoff und Sauerstoff gefunden , der Stickstoff der Einnahme und der der Assimilation + der Ausgabe im Kothe befand sich, unbedeutende Schwankungen ausgenommen, im Gleichgewichte. 2) Seine Schlussfolgerungen, dieermitVor- 1) Ann. de chim. et phys. 18fi7. December. — Wochenblatt der Annalen der Landw. in Preussen. 1868. No. 25 und 26. 2) Vergl. Jahresbericht. 1866. S. 335. Thierphysiologische Untersuchungen. 559 sieht aufgenommen zu sehen wünscht, denn die Sauerstoff- Bestimmungen seien nur indirecte, lauten: 1. die Entwickelung der Raupen ist von der Assimilation eines Theiles der in den Blättern enthaltenen stickstoffhaltigen Materie hegleitet; 2. es scheint nicht, als ob während deren Entwickelung eine Exhalation des Stickstoffs oder eine Assimilation des atmosphärischen Stickstoffs stattfände ; 3. der Verlust an Kohlenstoff ist auf eine Ausathmung als Kohlensäure (der experimentelle Beweis fehlt) zu beziehen. Von 100 Theilen Kohlenstoff, welche die Raupe assimilirt, werden circa 49 — 50 Theile für die Kesijiration verbraucht ; 4. der Verlust an Wasserstoff, welchen die Analysen ergeben, scheint einem Sauerstoffverluste in der Art zu entsprechen, dass ein Theil der Nah- rung in der Form von Wasser verloren geht, so dass also, abgesehen von den assimilirten Stoffen und Excreten, die Ernährung nur noch die letzten Producte der Verbrennung, Wasser und Kohlensäure, liefert. Bezüglich der üntersuchungsmethodeu und der Zahlenergebnisse, welche mit obigen Schlüssen nicht immer in völligem Einklänge stehen, sei auf das Original und unsere QueUe verwiesen. Ueber die Ausscheidung des Stickstoffs der im Körper zer- ueber die setzten Albuminate, von Jos. Seegeni). — Verf. hat seine TJntersuchun- Ausschei- gen über den Einfluss von Salzen auf einige Factoren des Stoffwechsels 2) Körper zer- fortgesetzt. Wir haben hier über zwei mit dem Hunde im Februar und Winter setzten ai- des Jahres 1866 ausgeführte Versuchsreihen zu berichten. bummate. Das Versuchsthier (ein Fleischerhund) befand sich in einem mit geneigtem Ziukboden versehenen Käfige. Harn und Koth wurden sorgfältig gesammelt. Den ersteren entleerte das Thier theils in ein untergehaltenes Glas, theils auf den Käfig- boden, von welchem er in ein imtergestelites Glas floss; in letzterem Falle wurde die geringe Menge auf demselben zurückgebliebenen Harns mit einem trockenen Schwämme aufgenommen. Den Stickstoffgehalt des Harns bestimmte Seegen durch Verbrennen des frischen, flüssigen Harns mit Natronkalk, Auffangen des gebildeten Ammoniaks in titrirtcr Schwefelsäure und Zurücktitriren derselben. Die Verbren- nung erfolgte in mit Gasleitungsrohre und vorgelegtem Kugelapparate versehenen Kölbchen. Die Verbrennungen des Kothes geschahen stets in den für Elementar- analysen übhchen Glasröhren. Der frische Koth wurde, weil er häufig Haare ent- hielt, unter Wasser in feinmaschigem GeM^ebe ausgeknetet, die Flüssigkeit zur Trockne verdampft und der Trockenrückstand zur Elementaranalyse verwendet. Gefüttert wurde durch Präparation von Sehnen und Fett möglichst be- freites Pferdefleisch und Schweinefett. Das Thier soff ein und dasselbe Brun- nenwasser. 1) Sitzungsbericht der mathematisch -naturwissenschaftlichen Klasse der k. k. Akademie der Wissenschaft in Wien 1867. Bd. 55. Abth. H. S. 357. •^) Ibidem Bd. 49 Abth. H. — Jahresbericht. 18fi4. S. 364. 560 Thierphysiologische Untersuchungen. Die Resultate der ersten Versuchsreihe sind in folgender Tabelle zu- sammengestellt : stick- ! Tägliches Futter: Ver- Lebend- Tägl. Stjck- stoff- Differenz 1000 Grm. Fleisch. snchs- gewichts- Harn- stoff- ausfuhr i 100 „ Fett. dauer zunahme menge zufuhr in Harn in u. Koth 1 Tagen in Grm. in Grm. in Grm. in Grm.l Grm. Proc. Vers. I. keine wasserfreie Soda 20 1700 752 680 400 280 41,2 » II. 1 Grm. » » 10 610 851 340 315 25 7,4 » III. 2 » » r> 20 1760 786 680 494,7 185,3 1 27,25 » IV. keine » » 1 20 1190 814 680 ,527 153 22,5 70 5260 — 2380 1736,7 643,3 22,8 Die zweite Versuchsreihe wurde mit demselbon Hunde im Winter aus- geführt. Sein Anfangsgewicht betrug 28620 Grm. Er erhielt diesmal nur Fleisch, kein Fett, und überdies täglich 1300 Grm. Wasser. Die nachfolgende Tabelle enthält die Versuchsresultate: Ver- such Futter in Grm Ver- suchs- dauer in Tagen Lebend- gew.- ände- rung in Grm. Tägl. Harn- menge in Grm. Stick- stoff- zufubr Stick- ^ Stoff- austuhr im Harn II. Koth; Differenz in Grm.' in Grm.; Grm. Proc. I. n. III. IV. V. VI. VII. VIII. 840 Fleisch 910 » 980 » 1 Soda 980 » 980 » . . . . IIOÜ » 1100 » 1 Soda 900 » 10 20 18 10 10 10 10 10 — 600 — 880 — 440 — 600 + 400 + 210 — 690 13y9 1499 1556 1732 1767 1838 1964 17G1 285,6 618,8 600,0 333,2 333,2 374,0 374,0 306,0 227,9 484,9 480,0 294,0 300,0 353,7 382,4 319,2 - 57,7 -133,9 -120,0 - 39,2 - 33,2 - 20,3 + 8,4 + 13,2 20,2 21,6 20,0 11,8 10,0 5,4 2,2 4,3 98 -3150 3224,8 2842,1 -382,7 11,9 Seegen gelangt durch obige Resultate zu folgenden Schlüssen: 1. Die stickstoffhaltigen Umsetzungsproducte werden nicht blos mit Harn und Koth ausgeschieden. Es giebt für dieselben auch andere Aus- scheidungswege und wahrscheinlich verlässt ein Theil des Stickstoffs durch Lungen und Haut den Körper. 2. Unter verschiedenen, noch nicht ermittelten Einflüssen ist die Aus- scheidung der umgesetzten Stickstoffelemente durch den Harn die vor- waltende, während unter anderen Bedingungen ein grosser Theil und selbst bis zur Hälfte des umgesetzten Stickstoffes auf anderen Wegen den Körper verlässt. Thierphyslologische Untersuchungen. 561 3. Man ist nicht berechtigt, jedes Deficit zwischen Stickstoflf- Einfuhr und -Ausfuhr durch Harn und Koth als eine dem Körper zu Gute kommende Stickstoflf - Ersparniss anzusehen und als Fleischansatz zu berechnen. 4. Das kohlensaure Natron scheint die Ausscheidung der stickstoffhaltigen Umsetzungsproducte durch die Nieren in Form von Harnstoff wesentlich zu steigern, während das schwefelsaure Natron die Stickstoff-Ausscheidung in dieser Form geradezu vermindert. Die Seegen'schen Versuche haben durch C. Voit^) eine eingehende Kritik der Kritik erfahren; seine Abhandlung enthält zugleich eine die Methode Seegen- betreffende kritische Beleuchtung aller einschlagenden suciie. älteren Untersuchungen. — Die Versuche Seegens selbst betreffend, weist Veit nach, dass die von Seegen ausgeführte Umrechnung des Stick- stoffdeficits auf Fleischansatz auf falscher Grundlage beruhe und deshalb ad absurdum führe. Er (Voit) verstehe unter Fleisch diejenige Menge trockener Substanz von der Zusammensetzung des Eiweisses, welche dem jeweiligen Stick- stoffumsatze entspreche, und mit welcher im Körper eine gewisse, aber sehr ungleiche Wassermenge verbunden sei. — Für das von Seegen angewandte Verfahren, den Harn zu sammeln, weist Voit bedeutende Fehlerquellen nach und zeigt, auf Grund von ihm selbst in Wien und vor Seegens Augen aus- geführter Versuche, dass auch dessen Versuchsthiere bei Stickstoffgleichgewicht allen in der Nahrung aufgenommenen Stickstoff im Harne und Kothe wieder ausscheiden. »Ich verlange von dem, der meinen Angaben widerspricht, nochmals erstens das eigenhändige völlige und directe Auffangen des Harns; ferner da, wo es möglich ist, wie z. B. beim Hunde, die tägliche Entleerung der Blase, und endlich, um eine Controle für die Art der Arbeit zu haben, den Nachweis , dass beim Fehlen von Stickstoff die mit den eiweissartigen Sub- stanzen so innig verbundene Phosphorsäure, welche nicht gasförmig entweichen kann, nicht fehlt. Zuletzt wäre es doch auch Pflicht der Gegner, zu zeigen, wo und wie der von ihnen nicht aufgefundene Stickstoff den Körper verlässt, anstatt den Bemühungen Anderer ganz unerwiesene Behauptungen gegenüber zu halten. Es wird aber Niemand, sobald die richtige Methode eingehalten wird, beim Stickstoffgleichgewichte ein Deficit im Harne und Kothe finden.« Ueber die sensibeln Stickstoff-Einnahmen und -Ausgaben Diesen, des volljäh) igen Schafes haben auch E. Schulze und M. Mark er^'^ein stick- (Eef: W. Henneberg)2) Untersuchungen ausgeführt, welche ebenfalls bei ^^j^^^g^ 1,°'^ Beharrungsfutter auf das Entscheidendste gegen ein Stickstoffdeficit sprechen. -Ausgaben Bei einer Schwankung der Lebendgewichtsveränderungen zwischen ] ^o Kgr. ^®''" ^'^•'*^^- Abnahme und 1,82 Kgr. Zunahme innerhalb der 10 — 22tägigen Versuchs- 1) Zeitschr. für Biologie. 1868. Bd IV. S. 297. 2) Landw. Versuchs -Station. 1SG9. Bd. XI. S. 201. Jahresbericht, XI u. XU. 36 562 Thierphysiologische Untersuchungen. Perioden, betrug die Abweichung vom totalen Stickstoffgleichgewicht nur — 0,7 bis —9,7 und + 1,6 bis + 8,3 Proc. (14 Versuchsreihen). lii 12 Versuchsreihen, welche Stohmann, Rost und Frühling durch- führten^j, betrugen die Abweichungen vom Gleichgewichte — 0,6 bis —13,4, im Mittel —4,1 Proc, sowie + 1,4 und + 2,0 Proc. Verdauung M. Schiff^), W. Laubc^) und H. Quinke*) haben Untersuchungen durch den Q^^gj. ^jg Vcrdauuug durch den Dünndarmsaft ausgeführt. — Sie Darmsaft. t. •, , arbeiteten mit Thiry' sehen Darmfisteln. Folgendes sind die Hauptresultate ihrer Arbeiten: 1. Der Darmsaft des Hundes hat ein spec. Gewicht von 1,008 bis 1,01, ent- hält 1,35 bis 1,45 Proc. feste Bestandtheile und 0,8 bis 0,9 Proc. Asche, Der Saft ist unwirksam auf Butter, rohes und gekochtes Fleisch und geronnenes Hühnereiweiss ; Fibrin löste er nur zuweilen; Stärke .wird meist, aber langsam in Zucker umgewandelt. Quinke. 2. Das Secret gelungener Fisteln, die stets dem Duodenum oder oberen Dünndaim angehörten, lösten kleine Stücke Albumin, frisches Casei'n, Fibrin, gekochte und frische Muskelsubstanz ; Stärke wurde sehr schnell in Zucker umgewandelt, Oele emulgirt. Schiff. 3. Das rohe Fibrin wird, im Gegensatze zu anderen Eiweissstoffen und zu Stärke, vom Darmsafte gelöst. Das Lösungsvermögen desselben ist nicht unbedeutend; so lösten 3 Ccm. Saft von 0,069 Grm. trockenem Fibrin 0,028 Grm. auf. Die Verdauungsproducte sind Fibrin -Darm- peptone. Laube (für Thiry und gegen Schiff). 4. Der Darmsaft wandelt Rohrzucker in Traubenzucker um. Laube. Leimver- Ueber die Lcimverdauungdurch den Magensaft haben F. Fede^) dauang und C. G. Schwedcr^) Untersuchungen ausgeführt. — Nach Fede ist gensaft und ^^® durch dcu Magensaft bewirkte Lösung des Leims als auf einer wahren Pankreas. Verdauuug beruhend zu betrachten. Schweder beobachtete, dass mit ver- dünnter Salzsäure und mit Chlorpepsinw'asserstoffsäure digerirter Leim sich löste und die Fähigkeit verlor, zu gelatiniren, ohne indess seine coUoi'dalen Eigenschaften einzubüssen, ohne also auch die Fähigkeit zu erlangen, durch 1) Landw. Versuchs-Station. 1859. Bd. XI. S. 205. ~ Vergl. auch diesen Jahres- bericht. Stohmann, über die Ernährungsvorgänge bei der Ziege (Schluss). 2) II Morgagni. 1867. No. 9. — durch Centralbl. für die mediz. Wissensch. 1868. S. 357. 3) Centralbl. für die mediz. Wissenschaft. 1868. S. 289- 4) Arch. von Reichert und Du Bois-Reymond. 1868. S. 150. — nach Centralbl für die mediz. Wisssenschaft. 1868. S. 569. 5) Rendiconto della R. Accad. d. sc. fis. e mat. di Napoli. 1868. — nach Centralbl. für die mediz. Wissen<:chaft 1«68. S. 805 G) Zeitschr. für ration. Mediz. Bd. 32. S. 291 - durch Oekon. Fortschr. 1SC8. No. 3 u. 4. Tblerphysiologisehe Untersuchungen. 563 die Darm'waD düngen zu diflfundiren. Beim Behandeln des Leims mit Hunde- pankreas dagegen erhielt Schweder ein diffusibles, dem Pankreas -Fibrin- pepton Kühne's verwandtes Leimpepton. H. Senator^) hat in W. Küline's Laboratorium Versuche über die Pankreas- Verdauung des Eiweisses durch den Pankreas angestellt. Er ar- Verdauung ° ° des Ei- beitete mit Natron - Albuminat. Dasselbe wird langsamer und in geringerer weisses. Menge verdaut, als das Fibrin; die Verdauungsproducte sind Pepton, Leucin und Tyrosin. Ad, Meyer^) schliesst aus einigen Versuchen, die er über diesen Gegen- Eiwesss- stand anstellte, dass die Eiweissverdauung durch Pepsin ohne Zuthun Verdauung pflanzlicher Organismen erfolge, oder dass wenigstens das Pepsin hier nicht pepsin. eine ähnliche Rolle spielt, wie sie dasselbe bei der geistigen Gährung als bestes stickstoffhaltiges Nährmittel der Hefezellen zu spielen vermag, d. h. event. kleinzellige Organismen in ihrer lösenden Wirkung auf geronnenes Ei- weiss durch Ernährung derselben zu unterstützen. Umfassende Untersuchungen über die Aufsaugung im Dick- und Die Auf- Dünndarme haben C. Voit und Jos, Bauer 3) ausgeführt und sind dabei saugung im p , , „ , , J o Dick, und ZU lolgenden Eesultaten gelangt: Dünndärme. 1. Kochsalz, in den Mastdarm injicirt, wird relativ leicht aufgenommen und geht rasch in die Säfte über. 2. Nach mehrtägigem Hunger eingespritztes Eiereiweiss und Dotter ergaben keine vermehrte Harnstoffausscheidung; dieselbe stieg aber beträcht- lich, als in dem Klystier Kochsalz gelöst worden war. 3. Der aus gehacktem Fleische durch hydraulische Pressen gewonnene Muskelsaft verursachte ebenfalls eine namhafte Steigerung der Harn- stoffausscheidung; es gelangte fast sämmtliches im Darm zurückgehal- tenes Eiweiss zur Resorption, 4. 39,7 Grm. (trocknen) Peptons, in 175 Cc. Lösung, verursachten eine Mehrausscheidung von 8 Grm. Harnstoff, 24 Grm, trockuem Eiweiss oder 110 Grm, Muskelfleisch entsprechend, 5. Fette (Gänsefett) scheinen im Mastdarme nicht oder nur in sehr gerin- ger Menge resorbirt zu werden. 6. Stärkekleister wird im Dickdarme verdaut und der hierbei gebildete Zucker völlig resorbirt, 7. Die Verf. halten es nicht für möglich, einen Menschen oder ein Thier allein durch Klystiere zu ernähren , weil bei Zusatz von Fett oder Kohlehydraten nur etwa ein Viertel, ohne dieselben nur ein Zehntel 1) Virchow's Arch. für pathol. Anat. und Phys, 1868. Bd, 43. S. 358. 2) Zeitschr. für Biologie. 1869. Bd. V, S. 311. «) Zeitschr. f. Biolog. Bd, V. 1869, S, 537. 36* Rg4 Thierpby8iologische Untersuchungen. der zum Leben nöthigen Eiweissstoffe zur Resorption gelangt. Eine längere Fristung des Lebens wäre vielleicht durch Pepton oder Fleisch- saft zu erreichen. Die Verf. stellten sich nun die Frage, ob die Aufnahme des Eiweisses nur durch einfache Aufsaugung der Lösung erfolge oder ob dazu eine Ver- dauung, eine Ueberführung in Peptone nöthig sei. Sie konnten sich der letzteren Ansicht nicht anschliessen , weil dann reines Eiweiss ebensosehr auf die Harnstoffausscheidung hätte influiren müssen, als Eiweiss mit Koch- salzzugabe und weil diese Ansicht die Annahme verlangt, es gehe das Pepton, wenn einmal in den Chylus oder das Blut gelangt, wieder in coagulirbares Eiweiss über, eine Annahme, deren Richtigkeit zur Zeit durch Nichts be- wiesen sei. Aus diesen Gründen waren den Verff. auch zahlreiche Versuche nicht beweisend, die sie selbst über die Hydrodiffusion , und welche stud. med. L. Acker über die Membrandififusion des Eiweisses und Peptons anstellten und aus denen hervorging: 1. dass von dem Pepton mehr zum Wasser (Hydrodiffusion) übergeht, als von dem zu Schnee geschlagenen und wieder zusammengelaufenen Hühnereiweiss, der Unterschied aber nicht so gross ist (100:145 — 151), als er gewöhnlich angenommen wird, und dass Muskelsaft eher noch langsamer als Eiweiss diffundirt; 2. dass Pepton 32mal leichter durch Membranen geht als Eiweiss. Sie begannen darum mit Darmschlingen zu arbeiten, nachdem sie sich überzeugt hatten, dass vom Blute aus keine Eiweisslösung in das abgebun- dene Darmstück ergossen, durch Ausspritzen mit Wasser aus der Darm- schleimhaut nur ganz unbeträchtliche Eiweissmengen (0,021 Grm.) gelöst werden, und endlich ebensowenig eine blosse Imbibition der Darmschleimhaut von der geprüften Lösung erfolgte. Die Katzen und Hunden angelegten Schlingen besassen eine Länge von 30—45 Cm. Aus einer 9procentigen Peptoulösung und aus einem 5,8proc. Muskelsafte waren nach 4 Stunden 97 — 100 Proc. des Peptons und Eiweisses resorbirt worden. Nach einer Stunde waren nur 28 Proc. des Eiweisses im Muskelsafte resorbirt; es trat, gleichwie bei den osmotischen Versuchen, aus dem Blute Wasser in die Schlinge ein, welches aber nach 4 Stunden mitsammt dem gan- zen Inhalte wieder vom Blute aufgenommen wurde. Bedeutender als beim Mus- kelsafte war dieser Uebergang von Wasser zur Eiweisslösung bei den Hühner- eiweiss - Darmschlingeu ; auch hier wurde indess nach längerer Zeit das Darmstück wieder entleert. Die Eiweissresorption betrug nach 4 Stunden beim Hunde 32, bei Katzen 22 Proc. Als die Verf. in die Darmschlingen kochsalzhaltiges Hühnereiweiss einspritzten, traten anfänglich sehr erhebliche Wassermengen und in einem Falle sogar Serumeiweiss in die Schlinge über; später indess ging hier mehr Eiweiss in das Blut über, als ohne Kochsalz- zugabe. Die Eiweissarten reihen sich in ihrer Aufnahmsgeschwindigkeit wie folgt: Pepton, Acidalbuminat (Muskelsaft), Blutserum und Hühnereiweiss. Eine vorherige Umänderung des Eiweisses in Pepton anzunehmen, lag kein Thierphysiologische Untersuchungen. 565 Grund vor; die Fermente des Magen- und Pankreassaftes waren ausgeschlos- sen und nur der Saft der Lieberkühn'scheu Drüsen hätte eine derartige Um- wandlung hervorbringen können — doch sei zur Zeit nichts Sicheres über eine solche Eigenschaft des Darmsaftes bekannt. Es handle sich also bei den vorliegenden Versuchen nur um eine einfache Aufnahme. Weiterhin folgern die Verff. aus ihren Versuchen mit Darmschlingen, dass die Aufnahme gelöster Stoffe im Darme für gewöhnlich nicht durch Os- mose erfolgt, da die Lösungen in ihrer Concentration vom Blute nicht sehr verschieden sind. Osmose soll sogar möglichst vermieden werden, damit nicht Wasser aus dem Blute in den Darm übergehe und Diarrhöen eintreten, wie es nach Genuss von Kochsalz und Bittersalz der Fall ist. Normal enthält der Dünndarm auch bei voller Verdauung eiweissartiger Stoffe immer nur geringe Mengen eines dicklichen Breies; die TJeberführung des gewöhnlichen Eiweisses im Magen in Acidalbuminat und Pepton setzt das osmotische Aequi- valent herab und bewirkt, dass auch bei kleinen Concentrations-Ünterschieden doch nur wenig Wasser aus dem Blute ergossen wird. Die Verff. sind nicht im Stande, für die Eesorption im Darm, ausser der Imbibition des Gewebes , eine andere Kraft anzunehmen , als den durch die Contractionen , die peristaltischen Bewegungen des Darmes hervorgebrachten Ueb erdruck. Die Imbibition allein würde nicht genügen, wenn nicht das Ein- getretene durch die Darmbewegungen wieder entleert würde, die zugleich durch den positiven Druck auf Seite des Darmrohrs und den negativen, welcher durch die Erigirung der Darmzotten nach ihrer Contraction entsteht, den Durchtritt wesentlich unterstützen. Am schwierigsten wird das gewöhn- liche alkalische Eiweiss im Dickdarm eingedrückt, während es im Dünndarm bei lebhafteren Bewegungen leicht eindringt und auch im Ersteren, wenn durch Kochsalz z. B. die peristaltischen Bewegungen an Intensität gewinnen; das leichtflüssige Acidalbuminat und Pepton dringen unter viel geringerem Drucke in das Blut. Zur Frage über die Zuckerbildung in der Leber, von A.Eulen- zucker in burgi) — Das frisch dem Körper entnommene Organ wurde sofort mit Glas- *" Leber, pulver und Alkohol zerrieben. In dem Filtrate konnte Verf. keinen Zucker nachweisen, weshalb er das prämortale Vorkommen desselben in der Leber unter normalen Verhältnissen entschieden in Abrede stellt. »lieber das Ziel und die Methode der von den landwirth- ueber ziei schaftlichen Versuchs-Stationen auszuführenden thierphysio- "°^^®*^°'''' der thier- logischen Untersuchungen»2) und »Ueber Stoffwechsel-Versuche physioiogi- bei den landwirthschaftlichen Hausthieren, insbesondere b e i sehen unter- den Wiederkäuern«^) von W. Henneberg. Buchungen ° und über StoflFivech- 1) Journal für prakt. Chemie. 1868. Bd. 103. S. 108. sei-Versuche 2) Jounial f. Landw. 1868. S. 1. beidenUnd- 3) Die landw. Versuchs-Stationen. 1868. Bd. X. Heft 6. wirthschafti. Hausthieren 566 FUtteraogs -Versuche. Grlinklee oder Kleeheu? Wir glaubten, diese beiden bedeutenden methodologischen Abhandlungen hier an dieser Stelle citiren zu müssen. Leider gestattet die Natur ihres Inhaltes keinen kurzen, der limitirte Raum dieses Jahresberichts keinen ausführlichen Auszug. Fütterungsversuche mit Grünklee ^) und Versuche über die Ausnutzung des blühenden Eothklee's als Grünfutter und als Heu2), von G. Kühn, M. Fleischer und A. Striedter (von Ersterem mitgetheilt). — Im Jahre 1867 in Möckern ausgeführte Versuche 3) hatten ergeben, dass bei der Fütterung von Kühen mit blühendem Kothklee ad libi- tum Verschwendung getrieben werde ; die Thiere hatten so grosse Mengen Sfon Proteinstoffen zu sich genommen, dass an eine nutzbare Verwerthung des Futters nicht zu denken war. Demgemäss hatte sich eine Beifütterung von Gerstenstroh bei einem der Thiere dem Geldwerthe nach unzweifelhaft besser verwerthet, als die reine Grünkleefütterung. Diese Versuche waren durch die Witterung kurz abgebrochen worden, so dass die zweite Periode (Strohbeigabe) zu kurz ausfiel, um nach allen Richtungen hin entscheidende Resultate geben zu können. Die Versuche wurden daher im Sommer 1868 wieder in Angriff genommen. Dem Versuche dienten vier Kühe: Au.t- T JNo. 1. 1006 Pfd. Lbdgew.; gekalbt am 16. März 1868. Abtn. i. 1 TVT n l No. 2. Abth .n.{ No. 3. No. 4. 792. » 801 » 801 » am 20. October 1867. am 1. Februar 1868. am 27. Januar 1868. Dieselben erhielten in Periode I. vom 7. Juni an auf 1000 Pfd. Lebendgewicht Abth. I. 124,1 Pfd. Klee. 6,6 Pfd. Gerstenstroh, in Summa Organ. Trockensubst. *) . 22,3 » 5,2 » 27,5 Pfd. 0,2 » 4,3 » 2,2 » 11,7 » 8,4 » in Summa 6,58 » 27,6 » 0,25 » 4,1 » 2,74 » 11,6 » Proteinstoffe 4,1 Stickstofffreie Nährstoffe 9,5 » Abth. IL 108 » Organ. Trockensubst. *) . 21,0 » Proteinstoffe 3,83 » Stickstofffreie Nährstoffe 8,89 » auf das wirkliche Lebendgewicht Abth. I. per Tag: 223 Pfd. Grünklee und 11,9 Pfd. Gerstenstroh. Abth. n. » » 173 » » » 13,4 » » 1) Journal für Landwirthschaft. 1869. Bd. IV. Heft 1. S. 58. 2) Die landw. Versuchs -Stationen. 1869. Bd. XL S. 177. 3) Amtsblatt für die landw. Vereine Sachsens. 1868. S. 68. *) Der Trockengehalt des Klee's ist zu 20 Proc. angenommen, die procentische Zusammensetzung der Trockensubstanz — auch beim Stroh — nach E Wolff's Tabellen berechnet. FUtterungs-VerBnefae. r.o'j Diese Quanta wurden nie vollständig verzehrt; die Futterrückstände sind (Klee und Stroh gesondert) gewogen und in Abrechnung gebracht worden. In Periode IL erhielt jede Abtheilung täglich 360 Pfd. Grünklee vor- gelegt. Die Futterreste sind zurückgewogen und, nach Anbringung der er- forderlichen Correctur, in Abzug gebracht worden. In beiden Perioden fütterten die Versuchsansteller aus mehrfachen Grün- den Klee wie Stroh unzerschnitten. Hierbei ist viel Futter verzettelt, das nicht unter die Füsse getretene aber zurückgewogen worden. Bei der rein praktischen Tendenz des Versuchs glaubten die Versuchsansteller den Ver- lust vernachlässigen zu dürfen. Der Gehalt des Klee's an Trockensubstanz ist täglich bestimmt, der des Stroh's zu 86 Proc angenommen worden. In nachfolgender Tabelle (S. 568) haben wir die vom Referenten in extenso mitgetheilten Versuchsresultate in dreitägigen Mittelzahlen zusammengestellt. Nachdem Referent aus der Analyse des gefütterten Klee's i) und mit Rücksicht auf den Verzehr dargethan hat, dass das verbrauchte Grünfutter in beiden Perioden ein hinreichend gleichmässiges gewesen, bespricht er die Art der Correction für die zurückgewogeuen Futterreste. Den bedeutenden Consum in Periode IL erklärt Kühn zum Theil aus der beobachteten grösse- ren Futterverschleuderung, zum Theil daraus, dass die Thiere, um den Pan- sen zu füllen, vom reinen Klee ein grösseres Quantum bediirften, als vom voluminöseren Futter der ersten Periode. Auf 1 Pfd. Futtertrockensubstanz kamen bei Abth. I. IL in Periode 1 0,487 2) 0,616 Pfd. Milch in Periode II 0,401 0,467 » » Werden 100 Pfd. Kleeheu (16,7 Proc. Wassergehalt) zu 30 Sgr., 100 Pfd. Gerstestroh (14,3 Proc. Wasser) zu 10 Sgr. gerechnet, so kostet 1 Pfd. ver- zehrte Trockensubstanz bei Abth. I. II. in Periode 1 0,323 Sgr. 0,311 Sgr. > ^ ■ in Periode II 0,360 Sgr. ' Es erforderte somit an Futtergeld 1 Pfd. Milch bei Abth. I. II. in Periode 1 0,663 Sgr. 0,505 Sgr. in Periode II 0,893 » 0,771 » Hieraus folgt, obgleich der Mist nicht in Anschlag gebracht wurde, daas bei starkem Kleeverzehr weniger Milch producirt wurde, als bei Strohbei- 1) Vergl. diesen Jahresbericht S. 492. «) Im Originale steht als Druckfehler die Zahl 0,478. 568 Fatterungs -Versnche. 1— 1 TS a 1— i h- ( )— ( d 1—4 1— 1 bß S 'S .2 'fc- o s 'S cS CO ■ji c3 O Ph •^ e^ cT ,2 Cm CO t- 'S) H ö • 1-4 1 CO c ö ,5 - c8 0 — -^ t~ "^ ^ ^ ü in t~ o;^ a^ cj^ '^|, czT J d crj c>i CO -* CO CO _ ai_ 0 -^ c>_ 0 co^ 0 ■»i<" 0" id -^ id •* irt 0 >d -* lO Ol r- 0» CO^ CD 00^ -^ CCS_ cd -^ -*~ id ■^ (—3 1— c ö — 05 >-0 CO CO 0 iC — ■«* Ol C5 co_ — ^ oj, cd -*" "* co" -^ -^ cd Ol 0 cd 0 CO 0 0 •* co^ CO r-^ -^ CO cd cd cd cd cd PlI O m 05 'S M CO . a 0 M ü s 02 0 CO 0^ C^ «0 'Tl^ G~T^ cd td r-" ctT od -^ <35 (>J » ä Ph 0 CD CO a ^a % bß CO CO g co" Ö" ^ -^ CO 0 CO ^ " a s a ij ai =3 (.< es 'S ^ s > " . a -3 'S s -§ f > =2 i ^ « 'S s^|^.§ bc a • " Ol « > ci -M t-i :3 rH ^, 0 Ol . .tä . ^ g CO Ph 53 Ph 3 c^ in_ co_ co_ «5_ CO CO c-7 0^ i-T 0 cn" 0 0 oi C3 — > »_ t^ 0 CO »o^ CO o" id cd oT cd t-^ cd C5 <35 05 (T5 C5 3^ 0^ ^^ ^^ "^ ^^ ^}^ ^* ^^ c s 1—! d 1— i ÖD 'S l-H © TS .2 Ph S s 'jS 'ö CO c3 ^^ 2 d) :3 o 0-1 sc (M 1 2 1 CO a a s i CO CO CO C5 — ^. CO ^ 0^ o^ 0 cc^ c-^ c^ od cd cd od cT t-^ od (M G^ 5^ C-J C-1 !» CM l-H l-H d l-H bD C 3 'S ,ß KH l-H 0 0 'C Ph CO GM cd Ol CO 0 t-- r- CO lO^ CO t~^ CD^ eo^ tC (C r-^ t~r (^ Ol Ol Ol Ol o> 1-5 6 CO r- CO r- CD >H CO ff3^ C^ C>1^ CO^ lO .-^ S^ ff^ cd cd cd cd cd cd 00 oT — < — 1 OT ■># CO co^ OT CD c-;^ 00 oT Ol" cd of oJ" 6 0 0 o id "d •^ CO -^ id CO ■^ ud »0 05 00 CO 0 CM CD CD eo_ »r^ id -^ -^ "^ CO PUl CO « ■s N ! N a CO 1 g ,a 2 eo_ 0 co_ co_ c^ f^ CO cd »d r-^ r-^ id cd CD C^ 'Ol CM (M 3-< C^ § s i . Sn a 3 oj 3 ^ i S" 2 2 8 ^. 0 0 . • - . 3 CO -^ c-;^ -^ 05 ffj_ r-^ 0 0 vd 00 cd —" -»^ CM CO "^ tO !>• C— -^ a 0 0 .2 i a N 2 CO_ ^ CO -^ CO ^^ (M cd 0 -^ 0? ^ ^ ^ CO CO CO CO CO CO CO 5 •^ -- urj^ CO 00 0 — ^ r-^ 0 ■^ cd cd — r T)< -^ m lO >o lO ■^' CO CO CD CD tO CO CO 0 j£ 2 a s ^ g CO pH t- Ph ö 'S od CO 1-H •0 — . «tj! i> Ö CO CO ci ^ — (M so Ol Ol 01 i l l 1. 1. 1. [ : c^ id CO -^ Tti t-^ ö l-H »-I — C<> — > Rohfaser 47 » 38 — 49 » Der Versuch bedurfte seiner praktischen Bedeutung wegen einer Wieder- holung. Wir übergehen die Auseinandersetzungen des Verfassers über die Versuchsmethode und die verschiedenen, von der eigenthümlichen Beschaffen- heit des Futters und Kothes geforderten Correcturen. Es sei nur angeführt, dass das Kleeheu gleichzeitig mit dem Grünklee und auf demselben Schlage gemäht wurde; beide wurden als Häcksel verfüttert. Täglich Mittlere Stall- tempe- ratur Ochse No. 1. Ochse No. 2. 100 Pfd. Grünklee Lebend- gewicht Ver frisch zehr trocken Darm- koth, trocken Lebend- gewicht Ver frisch zehr trocken Darm- koth, trocken Juni °R. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. 12. - 98,02 17,95 6,25 98,70 18,07 6,63 13. 15,3 1100 97,42 19,31 6,42 1030 99,0 19,61 5,94 14. 15,7 1104 97,98 17,89 6,87 1031 99,02 18,08 5,90 15. 17,0 1110 98,12 19,66 7,.50 1036 98,86 19,81 6,18 16. ir>,7 1097 97,46 18,46 5,83 1035 97,78 18,52 5,65 17. 17,2 1110 98,66 20,95 6,55 1045 99,20 20,78 6,60 18. 16,5 1123 97,44 21,43 6,44 1050 98,20 21,59 6,31 19. 16,0 1125 95,34 21,11 7,24 1048 97,18 21,52 6,88 Summe — — — 156,8 53,10 — ~ 158,0 50,09 Mittel 16,3 1110 1 — Hierzu die Cor corrigirtes 19,60 rection 6,64 0,12 1039 Hierzu cor die Cor rigirtes 19,75 rection 6,26 0,19 Mittel 6,76 Mittel 6,45 Anmerkung. Beide Thiere hatten nur am letzten Tage 7,3 Pfd., bez. 12,1 Pfd. Wasser gesoffen. 572 Ffitternnf;« -Versnehe» Mitt- lere Ochse No. 1. Ochse No. 2. Kleeheu il. Kleeheu 1 , Juli Stall- tempe- Le- bend- ge- Tränk- wasser o ^ Darmkoth Trocken- substanz Le- bend- ge- Tränk- wasser « CO O ^ Darmkoth Trocken- substanz ratur wicht H « wicht ^ g °R. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. 9. 10. 16,7 1113 39,9 20,9 20,9 [37,26 6,34 6,42 1055 74,3 21,3 21,3 |37,68 5,91 6,69 11. 17,3 1111 57,3 22,1 1 6,45 1071 38,9 22,3 1 6,86 12. 17,0 1120 31,3 22,1 >56,01 6,62 1068 39,4 22,3 56,41 5,80 13. 16,0 1089 68,2 22,1 1 6,67 1059 74,2 22,3 1 6,57 14. 1S,5 1109 62,2 24,7 20,95 5,59 1087 74,2 24,5 20,78 6,62 15. 18,3 — 76,6 25,3 21,43 5,49 — 56,3 25,4 21,59 6,94 16. 18,0 1124 79,5 24,9 21,11 7,24 1094 61,1 25,4 21,52 7,17 Summe -_- - 1 41 5,0 — 156,8 50,82 - II 418,4 — 158,0 52,56 ab für Ri ickstand 11,50 ab für Rückstand 8,92 Mittel 17,4 1111 59,3 verzehrt : Corr 18,16 Bction 6,35 0,15 1072 1 1 59,8 verzehrt : Corr 18,63 ection 6,57 0,15 6,50 6,72 Aus der Zusammensetzung des Gefütterten und des Darmkothes resul- tiren nun folgende Verdaulichkeitsverhältnisse: Grünkleefütterung. Kleeheufütterung. , 5« 4i 5ö ö O o Ö O OJ 11 S -4-> CO O Ol CO ■S *> "ai 'S u Sh (O o p Vi s-T g <ü o O Ph ^ . M « P-i o fL, fe «2 rt Oh Verzehr .... Koth 17,67 3,46 0,96 7,88 5,38 1:2,3 16,37 3,20 0,89 7,30 4,98 1:2,3 5,26 0,98 0,24 1,74 2,31 1:1,8 5,49 0,95 0,23 1,90 2,41 1:2,0 Verdaut .... 12,41 2,48 0,72 6,14 3,07 1:2,5 10,88 2,25 0,66 5,40 2,57 1:2,4 in Proc. 70,2 Vl,7 75,0 77,9 57,1 — 66,5 70,3 74,2 74,0 51,6 Ochse n. Verzehr .... 17,81 3,48 0,97 7,94 5,42 1:2,3 16,80 3,28 0,91 7,49 5,11 1:2,3 Koth 4,96 0,93 0,24 1,58 2,21 1:1,7 5,63 1,01 j 0,26 1,82 2,43 1:1,8 Verdaut .... 1-2,85 2,55 0,73 6,36 3,21 1:2,5 11,17 2,27 : 0,65 5,67 2,68 1:2,5 in Proc. 72,2 ^3,3 75,3 80,1 59,2 66,5 69,2 71,4 75,7 52,4 — FtitteruDgs -Versuche. 573 Eine um Weniges geringere Verdauliclikeit der Kleeheubestandtheile lässt sich nicht verkennen. Kühn und Fleischer hatten aber 1867 Gelegenheit zu beobachten, dass ein und dasselbe Thier (Kuh) bei gleichem Futter, aber zu verschiedenen Zeiten die Futterbestandtheile ungleich ausnütze. Eine Milchkuh erhielt vom 5. December bis 15. Januar täglich 20 Pfd. Wiesenheu (Periode L), von da bis incl. 28. März nach einander noch 1 Pfd. Eüböl, 21/2 Pfd. Stärke und 3 Pfd. Bohnenschrot, vom 29. März bis 22. April (Periode II.) endlich wieder 20 Pfd. desselben Heus. Das Thier verzehrte in beiden Perioden gleiche Heumengen (16,26 und 16,29 Pfd. Trockensub- stanz), verdaute dagegen in Procenten: organische Protein- Fett stickstofffreie Rohfaser Trockensubst. Stoffe Extractstoffe in Periode 1. . . 64,0 54,9 61,0 67,9 60,6 in Periode 2. . . 67,2 59^1 69,7 72,1 61,0 Differenz ... 3,2 4,2 8,7 4,2 0,4 Was für jene Kuh gilt — so deducirt Kühn — , das ist auch für die Ochsen im vorliegenden Versuche möglich und können selbst die höchsten Verdauungsdifferenzen bei der Kleefütterung bei der Ableitung eines Kesul- tats keine besondere Gültigkeit beanspruchen, da sie zum grossen Theile innerhalb der zeitlichen und individuellen Verdauungsschwankungen (sowie innerhalb der Grenzen der unvermeidlichen Versuchsfehler) liegen. Unter der Voraussetzung, dass das getrocknete Material in seiner Zusammensetzung dem frischen entspricht — eine Annahme, die in der Praxis wohl nie ganz zutreffen möge — , sei der Eothklee als Grünfutter nicht wesentlich verdau- licher als das Kleeheu. Und wenn nun auch wirklich von den Nährstoffen des Kleeheu's 5 Proc. weniger verdaut würden, so sei dennoch zu bezwei- feln, dass dieses Minus die Nachtheile der Grünfütterung aufwiegen würde. Fütterungsversuch mit Moharheu, von J. Moser und Lenz^). Fütterongs- Es ist dieser kleine Versuch zu dem im Jahresbericht von 1867. S. 302 ent- ^fJ^'"^ , ™' Moharheu. haltenen nachzutragen. Eine Abtheilung von 3 vierjährigen Merinohammeln erhielt anfänglich nur Moharheu (über die Zusammensetzung vergl. Jahresbericht Seite 493. No. 2), welches sie zuerst gierig verzehrten (bis 3^/3 Pfd per Stück und Tag), nach und nach aber nachliessen , so dass ihnen in den 3 letzten Wochen des 14 Wochen dauernden Versuchs eine Zulage von Maisschrot gegeben werden musste. Die Thiere nahmen in der Zeit vom 27. Januar bis 4. Mai 1866 von zusammen 251,6 auf 298,3 Pfd. oder p. Stück und Tag um 0,125 Pfd. zu. Im Durchschnitte hatten sie täglich 2,9 Pfd. Moharheu verzehrt. Eine zweite Abtheilung von 4 Hammeln, welche durchschnittlich 1,32 Pfd. Misch- heu, 3,5 Pfd. Kübenpresslinge und 0,31 Pfd. Maisschrot erhielt, nahm in J) Allgem. land- und forstwirthsch. Zeit. 1866. S. 962. — Neue landwirthsch. Zeit. 1S6S. S. 217. 574 Fütterangs -Vergache. 93 Tagen von 311,3 auf 379,5 Pfd. oder per Stück und Tag um 0,183 Pfd. zu. Die bei der Fütterung mit Moharheu allein erhaltene Gewichtszunahme ist immerhin als eine ganz entsprechende zu bezeichnen, wenn sie auch, wie zu erwarten war, dem Ergebnisse der Fütterung mit eigentlichem Mastfutter nachsteht. Die Futter- »Wie Verhält sich bei ganz gleicher Ernährung und Hal- T''T^""^tung die Körpergewichtszunahme gleich alter Rinder der Hol- durch die "^ -"^ ° '^ shortboin- läuder- und Shorthornrace?« — Ein Fütterungsversuch, von K=»^e E. Peter s.i) Bekanntlich wird dem Shorthornrinde wegen seiner schnellen Entwickelimg und günstigen Körperfoi'men eine vorzugsweise hohe Futterverwerthung zugeschrieben. Nachdem aber in neuerer Zeit diese Race auch bei uns eine grössere Verbreitung gefunden hat, hört man nicht selten die Ansicht äussern, dass der angegebene Vor- zug kein unbedingtes Attribut der Race ist, sondern, ebenso wie bei anderen Racen, nur besonders günstig organisirten Thieren zukommt. Die bessere Condition, durch welche sich die in einem Stalle mit Holländern befindlichen Shorthornkühe aus- zuzeichnen pflegen, erklärt man durch die meistens geringere MUchergiebigkeit dieser Thiere und dass die Shorthorns, als das Product einer überaus sorgsamen Haltung und Züchtung , ihre schätzbaren Eigenschaften nur bei quahtativ wie quantitativ guter Fütterung zu bekunden vermögen, im anderen Falle aber gegen unsere einheimischen Rindviehracen zurückstehen. Es dienten zu dem Versuche drei gleich alte weibliche Thiere, im Januar 1867 geboren und ganz gleichmässig ernährt. 1. Holländer Färse. — Sie war ein in Nitsche mit besonderer Sorg- falt aus Originalthieren erzüchtetes Thier, bei dem die üblen Eigenschaften seiner Race durch rationelle Züchtung möglichst eliminirt waren. 2. Shorthorn-Färse. — Das Thier, ebendaselbst von Originalthieren gezogen, konnte als ein vollgültiger Repräsentant seiner Race angesehen werden. 3. Alt-Boyener Färse. — Es ist dieser Viehstamm vonLehmann- Nitsche seit vielen Jahren durch Kreuzung von Ayrshire-Kühen mit Schwyzer- Bullen herangebildet und fortgezüchtet worden. Es zeichnet sich dieser Stamm durch eine leichte Ernährungsfähigkeit aus. Die Färse besass schöne Körperformen, kam jedoch im Ebenmasse des Saues den beiden anderen Thieren nicht ganz gleich. Man könnte gegen die Wahl der Versuchsthiere vielleicht den Einwurf erheben, dass es angemessener wäre, der Shorthornfärse ein HoUänderthier mit den gewöhn- lichen Mängeln dieser Race gegenüber zu stellen. Eben so gut indessen, wie nicht alle Shorthorns die geschätzten Eigenschaften ihrer Race in gleich hohem Grade besitzen, finden sich auch in anderen Racen die grossten individuellen Verschieden- heiten. Aus diesem Grunde wurde der Versuch mit hochedelen Thieren ausgeführt. 1) Preuss. Anualen der Landwirthschaft. Wochenbl. 1868. No. 21. S. 193. Fütterunga -Versuche. 575 Die Versiichsfütterung begann am 22. Juni; die Thiere waren also nahe- zu 1/2 Jahr alt. Ihr Lebendgewicht betrug: Holländer: 400 Pfd. Shorthorn: 413 Pfd. Alt-Boyener: 423 Pfd. Mit Vernachlässigung der Unterschiede im Lebendgewichte erhielten alle drei Thiere täglich: 20 Pfd. Grünklee, 2,6 Pfd. Strohhäcksel, 1 Pfd. Leinkuchen und 1 Pfd. Kleie im Saufen. Das Futter wurde stets vollständig verzehrt, nur einige grössere Stengel und Strohreste pflegten zurück zu bleiben. Die Kation enthält (nach Grouven) : , 1,22 Pfd. Protein, 0,32 Pfd. Fett und 3,47 Pfd. Kohlehydrate. Nährstoffver- hältniss 1 : 3,5. Nach 6 Wochen zeigten die Thiere folgende Gewichtszunahmen: Holländer 491 Pfd. Anfangsgewicht 400 Zunahme in 42 Tagen 91 Pfd Zunahme per Tag . . 2,17 » Shorthorn 462,5 Pfd. 413,0 » Alt-Boyener 475 Pfd. 423 » 49,5 Pfd. 1,18 » 52 Pfd. 1,24» Vom 3. August an wurde den Thieren Wickgemenge an Stelle des Klee's und, bei dem an sich hohen Proteingehalte des Grünfutters, kein Leinkuchen gereicht. Da aber dieses Futter den Thieren weniger zusagte, so erhielten sie bis zum 12. September die Ration 1., von da ab bis zum 28. September die Ration 2. Ration 1. Ration 2. Ration 1. 1 2. Wickgemenge . . Strohhäcksel . . Kleie, zum Theil als Tränke . . Leinkuchen . . . Pfd. 28 2,5 3,5 0,5 Pfd. Grünklee .... 28 Strohhäcksel . . 2,5 Kleie, zum Theil als Tränke . . 3,5 Leinkuchen . . '0,5 i Protein Fett Kohlehydrate . . Nährstoffverhält- niss Pfd. 1,70 0,34 4,45 1:3,1 Pfd. 1,67 0,39 5,37 1:3,8 Am 28. September wurde folgende Gewichtszunahme constatirt: Hollinder Shorthorn Alt-Boyener 556 Pfd. 515 Pfd. 541 Pfd. Anfangsgewicht (3. Aug.) 491 » 462,5 » 475 » Zunahme in 56 Tagen 65 Pfd. 52,5 Pfd. 66 Pfd. Zunahme per Tag. . 1,16» 0,94 » 1,18» Um jetzt den Uebergang zur Winterfütterung zu erleichtern, erhielten die Thiere zuerst noch einen Zusatz von Grünmais, vom 26. October an aber neben Rüben nur trockene Futterstoffe. Die Rationen waren: 576 FUtterungs -Versuche. bis zum 26. Oct. v. 26.0ct. bis G.Dec. Roggenkleie ... 3 Pfd. 3 Pfd. Leinkuchen . . . 1 » 1 » Runkelrüben ... 15 » 20 » Strohhäcksel ... — 6 » Wiesenheu .... 5 » 5 » Grünmais .... 20 » — Darin waren enthalten: Protein. . . . 1,58 Pfd. 1,58 Pfd. Fett 0,43 y> 0,45 » Kohlehydrate . 7,07 » 7,34 » Nährstoffverhältniss 1:5,1 1:5,4 In der Zeit vom 26. October bis 6. December betrug die Zunahme: Holländer Shorthorn Alt-Boyener Gew. am G.Dec. 695 Pfd. 616 Pfd. 646 Pfd. Anfangsgewicht 556 » 515 » 541 » Zunahme in 69 Tagen 139 Pfd. 101 Pfd. 105 Pfd. Zunahme per Tag . 2,01 » 1,46 » 1,52 » Für die Zeit vom 22. Juni bis 6. December erhält man folgende Zahlen : Holländer Shorthorn Alt - Boyener Endgewicht. . 695 Pfd. 616 Pfd. 646 Pfd. Anfangsgewicht 400 » 413 » 423 i» Zunahme .... 295 Pfd. 203 Pfd. 223 Pfd. Zunahme per Tag . 1,766 » 1,216 » 2,355 » Die Zunahme d. Short- hornfärse=l gesetzt 1,452 1 1,096 Im Durchschnitt betragen die Produktionskosten von 1 Pfd. Zuwachs: Holländer: 2,87 Sgr., Shorthorn: 4,18 Sgr., Alt-Boyener: 3,80 Sgr. Aus den obigen Resultaten zieht Peters folgende Schlüsse: 1. Wenn, wie manche Viehzüchter anzunehmen geneigt sind, der Short- hornrace eine besonders hohe Leistungsfähigkeit zuzuschreiben ist, so ist der Grund für das ungünstige Verhalten im vorliegenden Falle in der vortheil- haften Organisation der Holländer Färse zu suchen; 2, die Annahme einer vorzugsweise schnellen Körperausbildung für die Shorthornrace ist nicht in allen Fällen zutreffend, insofern Thiere anderer Racen mit einer glücklichen Körperorganisation hinter gut gebauten Shorthorn- thieren nicht zurückstehen, diese sogar übertreffen können. Die individuellen Eigenschaften beeinflussen die Futterverwerthung mehr als Race-Eigenthüm- lichkeiten. Shorthorn J- Lehmann 1) untersuchte ein Jahr lang die Milch gleich gehal- und Houän- teuer Shorthorns und Holländer. Von jeder Race wurden 9 Thiere der Dach QuaUtät der Milch. ^) Neue landw. Zeitung. 1SG9. Heft 5. S 195. Ftitternngs -Versuche. 5?7 aufgestellt; das Winterfutter bestand pr. Kopf und Tag aus 40 Pfd. Run- keln, je 2 Pfd. Rapskuchen und Roggeukleie, 5 Pfd. Wiesenheu und 9 Pfd. Häcksel und Spreu, — das Sommerfutter aus Klee und 2 Pfd. Roggenkleie. Die Durchschnittsergebnisse waren: per Kopf und Jahr: Shorthorn. Holländer. Höchster ] Ji ^ 6949 Pfd. 8556 Pfd. Niedrigster . . . • [ rS | 5262 » 5972 » Durchschnittlicher . I ^W 6172 » 7308 » Zusammensetzimg der Milch. Jahresertrag an Milch- bestandtheilen. Shorthorn. Holländer. Shorthorn. Holländer. Fett . . . 3,85 Proc. 3,21 Proc. 240 Pfd. 235 Ptd. Casem . . 3,47 » 3,27 » 222 » 230 » Milchzucker 4,91 » 4,62 » 303 » 343 » Salze . . . 0,75 » 0,73 » 46 » 52 » Wasser . . 87,02 » 88,17 » 5360 » 6448 » 100,0 100,0 Versuche über den Einfluss der Ernährung auf die Milch- Einfluss der production, von G. Kühn, R. Biedermann und A. Striedter.i) — Ernährung .-,..., auf die Diese Versuche hatten zum Zweck, den Einfluss steigender, aber m ihrem j^mchpro- gegenseitigen Verhältnisse unveränderter Nährstoffmengen auf die Milchpro- duction. duction, sowie auf die Zusammensetzung der Milch und die Mistproduction zu beleuchten, da die Aeusserung, der man bei Besprechung der Milchpro- duction häufig begegnet, d.ass die Milchkühe dann am billigsten produciren, wenn sie am reichlichsten gefüttert werden, auch bei oberflächlicher Prüfung nicht als richtig anerkannt werden kann. Die Versuchsmethoden sind mit so vieler Umsicht ausgewählt, dass wir über dieselben kurz hinweggehen können. Die vier Kühe wurden, um den Einfluss der Entfernung vom Zeitpunkte des Kalbens auf die Resultate zu verhindern, derart gefüttert, dass die eine Abtheilung in Periode 1 . ein schwächeres als in Periode 2., die andere Abtheilung dagegen m Periode 1. das stärkere Futter erhielt. Die Futterrückstände sind täglich zurückgewogen und nach den erforderlichen Correcturen in Abzug gebracht werden. Die Thiere wurden früh und abends 4V2 Uhr gemolken, die Milch der ganzen Abtheilung oder der einzelnen Thiere täglich auf ihren Gehalt an Trockensubstanz, ausserdem im Verlaufe jeder Periode mehrmals auf ihren Gehalt an Fett u. s. w. untersucht. Zur Kontrohrung der Mistproduction bedienten sich die Verff. eines neuen Verfahrens, das wir den Lesern unseres Jahresberichts nicht vorenthalten dürfen. 1) Landw. Versuchs -Stationen. 1869. Bd. XII. S. 114. Jahreiibericht, XI u. ZII. 37 Ryg FUtterungs-VersBche. Drei Tage vor Beendigung jedes Versuchs wird das Einstreuen (Streustroh gewogen — der Mist blieb unter den Thiereu) unterlassen, die Excremente aber gleichmässig über den ganzen Stand verbreitet. Nach Entfernung der Thiere wird sodann durch Einhacken mit dem Beile ein von der einen Seite des Schwanzendes zur anderen Seite des Kopfendes diagonal verlaufender, 6 — 12 Zoll breiter Streifen bis auf den Boden losgetrennt und ausgehoben. Diese Probe wurde eine Nacht hindurch in Wasser aufgeweicht, darnach die Strohreste ausgeschöpft, abgespült und ausgepresst. Die flüssige Masse gab beim Durchseihen durch ein passendes Sieb noch weitere grobe Theile ab, welche nach dem Auspressen den Strohresten beigegeben wurden (A ). Diese Strohreste wurden gewogen, rasch lufttrocken ge- macht, nochmals gewogen und endlich durch ein Häckerlingssieb das grobe Stroh (a.) von den Kothresten (b.) getrennt. Nachdem a. zu Häcksel zerschnitten war, wurden von a. und b. Mengen zusammengewogen, welche den Gesammtgewichten von a. und b. entsprachen, und so eine für die Untersuchung geeignete Durchschnittsprobe von A. gewonnen. Aus dem Gehalt dieser Probe, sowie des Spülwassers B. au Stickstoff u. s. w. und aus den absoluten Gewichten und relativen Verhältnissen beider, sowie endlich aus dem absoluten Gewichte der in Arbeit genommenen Düngerprobe und der Gesammtdüngerproduction lassen sich alle gewünschten Ver- hältnisse berechnen. Die Resultate der Futteranalysen finden sich auf S. 491 ff. dieses Jahresberichts. Die vier Kühe: J No. 1. 1021 Pfd.; gekalbt am 5. October 1868 " I No. 2. 871 » » am 18. November 1868 * t No. 4. 850 y> » am 8. September 1868 erhielten täglich folgende Futtermengen vorgelegt und hinterliessen die neben- stehenden, durchschnittlichen Futterrückstände (in Pfunden): Abtheilung I. Vorfütterung. 1869 Heu Stroh Rüben Rapskuchen Rückstände 21. December 28,0 17,1 42,8 4,8 22. » 28,0 15,1 48,8 4,8 13,4 23. » 28,0 13,1 54,8 4,8 26. » 28,0 11,1 60,8 4,8 Periode I. 27. Dec. bis 9. Jan. 26,0 11,1 60,8 4,8 2,8 10.Jan.bis27.Jan. 26,0 11,1 60,8 4,8 0,26 1) Uebergangsfutter. 28. bis 29. Januar 28,6 11,1 67,1 5,3 1 30. Januar 29,9 11,1 70,3 5,55 2,0 3 I.Jan. bis 1. Febr. 31,3 11,1 73,5 5,8 2. bis 9. Februar 32,6 11,1 76,7 6,05 9,3 Periode H. 10. bis 15. Febr. 34,0 11,1 79,9 6,30 10,9 16.Febr.bis7.Mrz. 34,0 11,1 79,9 6,30 8,8 Nachfütterung. 8. bis 16. März 26,0 11,1 60,8 4,8 3,8 1) In der Zeit vom 16. bis 27. Januar blieben keine Futterreste, so dass eigentlich nur auf die Zeit vom 10. bis 15. e. m. davon täglich 0,8 Pfd. kommen. Ftitterungs -Versuche. 579 Abtheilung II. 1869 Heu Stroh Vorfütterung. Rüben Rapskuchen Rückstände 21. bis 26. Dec. 28,0 17,1 42,8 4,8 19,7 27. bis 30. Dec. 31. Deccmber . 26,0 28,6 1 M 11,1 Uebergangsfutter. i;o,8 4,8 67,1 5,3 Periode I. 11,05 9,9 1. bis 12. Jan. 13.Jan.b.5.Fbr. 31,3 31,3 11,1 11,1 73,5 5,8 73,5 5,8 16,5 13,6 6. bis 8. Februar 9. bis 11. Febr. 29,7 27,3 11,1 11,1 Uebergangsfutter. 67,2 5,3 1 64,0 5,0 1 Periode II. 16,5 12. bis 17. Febr. 18.Fbr,b.7.Mrz. 26,0 26,0 11,1 11,1 60,8 4,8 60,8 4,8 12,1 10,2 8. bis 16. März 31,3 11,1 Nachfüttening. 73,5 5,8 15,1 Anmerkung. Die Futterrückstände enthielten nie Rüben und vom Heu völlig zu vernachlässigende Mengen, so dass sie als ein inniges Gemisch von Stroh und Rapskuchen angesehen werden durften, im selbigen Verhältnisse gemengt, als sie hingereicht wurden. Die Versuchsthiere ergaben folgende Lebendgewichtsveränderungeu : Abth. I, No. 1. No.2. Pfd. Pfd. 7. Januar 1050 900 8. » 1021 911 9. » 1035 912 24. » 1047 927 25. » 1035 915 26. » 1042 919 5. März 1103 955 6. » 1093 957 7. » 1113 963 Abth. II. No.3. No. 4. Pfd. Pfd. 8. Januai 1095 892 13. » 1115 900 14. » 1099 894 16. » 1112 905 I.Februar 1106 892 2, » 1132 916 3. » 1135 910 4. » 1135 900 5. März 1135 895 6. » 1144 905 7. » 1115 891 Nachdem die Verff. dargethan, 1. dass die beiden Einzelthiere jeder Abtheilung als ein Individuum zu betrachten seien, insofern die Differenzen zwischen den Mittelzahlen für auf 100 Abtheilungsmilch von 12 Proc. Trockensubstanzgehalt berechnete Milch- production der Einzelthiere nur rund 1 Proc. betragen, und 2. dass die mit der Dauer des Versuchs stetig wachsende Entfernung vom Zeitpunkte des Kalbens für Milch mit 12 Proc. Trockensubstanz eine Depression der Milchproduction per Tag von 0,033 Pfd. in Abth. I., und von 0,071 Pfd. in Abth. IL veranlasst hat, gehen sie zur Besprechung 37* 580 PütterungB -Versuche. I. des Einflusses der wechselnden Ernährung auf die Milch- production über und weisen nach, dass 1. bei Abth. I. die Rationen in beiden Perioden, soweit die Summen der Nährstoffe, die Proteinstoffe und stickstofffreien Extractstoffe in Betracht kom- men, fast genau dieselbe Zusammensetzung haben, und dass 2. bei Abth. H., Periode I. nur die Proteinstoffe vom Normalen wenig abweichen, derart, dass auf 1000 Pfd. Lebendgewicht 0,13 Pfd. zuviel ver- zehrt wurden. Mit Berücksichtigung der Futterreste beträgt der auf 1000 Pfd. Lebend- gewicht sich berechnende wirkliche Verzehr in den engeren Versuchsperioden (in Pfunden): Abth. I. Abth. II. Periode I. Periode IL Periode I. Periode II. 10. bis 16. Februar 13. Januar 18. Februar 27. Januar bis 7. März bis 5. Febr. bis 7. März Organische Substanz .... 20,55 23,46 21,26 18,13 Proteinstoffe 2,49 2,94 2,73 2,22 Stickstofffreie Extractstoffe . . 10,90 12,70 11,53 9,78 Fett 0,73 0,83 0,77 0,63 Rohfaser . 6,43 6^99 6^23 5,50 Protein tstickstofffr. Extractstoffe =1:5,1 5,0 4,9 5,1 Hierbei wurden per Tag folgende Milchmengeu (in Pfunden) producirt: V. d. Kuh 'S,- 12 Pjoc. ^ ^ jj^ m. 12Proc. Abth. I. Periode L weg ^rock^^^^- Abth. II. Periode I. weg J^fa':^- 10. bis 15. Jan. 6 Tage 38,G4 36,73 13. bis 18. Jan. 6 Tage 33,74 35,45 16. bis 21. Jan. 6 Tage 37,84 35,88 19. bis 24. Jan. 6 Tage 34,47 36,27 22 bis 27. Jan. 6 Tage 37,29 36,59 25. bis 30. Jan. 6 Tage 35,80 38,12 Mittel 38,6 36,4 31.Jan.b.5.Fbr.6Tage 35,69 37,25 Mittel 35,0 36,8 Periode IL Periode IL 16.bis21.Febr. 6 Tage 38,44 37,32 18. bis 23. Febr. 6 Tage 33,94 34,42 22.bis28.Febr. 7 Tage 37,92 36,96 24.Fbr.b.l.Mrz.6Tage 32,62 33,10 1. bis 7. März 7 Tage 37,71 36,90 2. bis 7. März 6 Tage 32,44 32,71 Mittel 38,0 37,0 Mittel 33,0 33^4 Die vorstehenden Mittelzahlen schwanken innerhalb der Perioden selbst und namentlich bei Periode I. beider Abtheilungen hin und her, ohne dass ein bestimmter Einfluss wahrnehmbar ist. In Periode II. tritt dagegen die Abnahme der Milchproduction bei beiden Abtheilungen deutlich hervor. Aus den Milcherträgen der Uebergangsfütterungen leiten hierzu die Verff. ab, dass 1. dies nicht die alleinige Wirkung des mit der Fütterung veränderten Nährstoffconsums sei; dass 2. neben diesem Momente und der natürlichen Depression mit der Ent- fernung vom Zeitpunkte des Kalbens auch der Einfluss des Futterwechsels überhaupt sich geltend mache, und dass FUtteruDgs -Versuche. 581 Kuh weg Pfd. Abth. I. Periode I. 100 » )) II. 100 Abth. n. Periode I. 106 » j> II. 100 Kuh weg Pfd. Pfd. 38,0 100 39,6 104 35,0 101 34,8 100 Trockensubst. Pfd. Pfd. 36,4 100 38,3 105 36,8 102 36,0 100 3. das Bedürfniss nach immer gründlicher durchgeführten und nament- lich auf die Uebergangsperioden ausgedehnten thierphysiologischen Arbeiten sich mehr und mehr fühlbar mache. Wird die mittlere Production in jenen Perioden mit ärmerem Futter = 100 gesetzt und gleichzeitig die Correction für natürliche Depression durch Entfer- nung vom Zeitpuncte des Kalbens angebracht, so ergeben sich folgende Werthe : ohne Correctur mit Correctur Milch Yon der Milch m.l2Proc. Milch von der Milchm.l2Proc. Trockensubstanz Pfd. 100 102 110 100 Es ist also durch den Mehrverzehr von 17 — ISProc. Nährstoffen die Milchproduction kaum berührt worden; ein Eesultat, welches, trotz seiner beschränkten Gültigkeit, insofern beherzigenswerth ist, als in ihm ausge- sprochen liegt, dass eine Futterverschwendung um so leichter eintritt, je weniger gute Milchgeberinnen die betreffenden Thiere sind, denn hätten die Kühe anstatt 16—20 Pfd. 30 Pfd. Milch zu geben vermocht, so würde zweifels- ohne mit der Ernährung auch die Milchproduction gestiegen sein. Die Verf. theilen nun die analytischen Ergebnisse ihrer Milchanalysen mit und knüpfen hieran Betrachtungen über den Einfluss des Futterverzehrs u. s. w. auf die Qualität der Milch, Wir können die Untersuchungsergebnisse nicht in extenso wiedergeben, sondern müssen uns mit Mittelwerthen begnügen, Procentische Zusammensetzung der auf 12 Proc. Trockensubstanzgehalt reducirten Milch, Butter- Butter- Datum fett Casein Albumin Zucker fett Casein Albumin Zucker Abt heilung I. Period 3 I. Abt heilung II. Period e I. 10. Januar 3,42 2,58 0,43 4,79 — — — — 13. » 3,22 2,58 0,44 5,06 3,25 2,63 0,40 4,70 17. >> 3,03 2,53 0,39 4,65 3,39 2,57 0,40 4,56 20. B 3,33 2,69 0,44 4,90 3,48 2,64 0,38 4,76 24. » 3,25 2,38 0,37 4,88 3,47 2,48 0,35 4,47 27. » 3,31 2,60 0,37 4,10 31. T> 3,43 2,64 0,37 4,53 3. Febr. 3,58 2,60 0,35 4,25 Periode IL 16. » 3,20 2,53 0,41 5,02 17. » 2,99 — — — Periode IL 18. » 3,22 — — — 19. » 3,13 2,56 0,33 4,99 3,28 2,63 0,36 4,98 20. » 3,05 — — — 3,44 — — — 21. » 3,15 2,59 0,41 5,07 — 2,65 0,38 4,88 24, y> 1 3,17 2,75 0,42 5,10 3,14 2,62 0,38 4,96 28. » 1 3,21 2,67 0,42 4,92 3,20 2,60 0,43 4,97 3, März ; 3,15 2,61 0,39 4,95 3,26 2,55 0,36 4,95 7. » i 3,15 2,36 0,44 4,90 3,35 2,47 0,37 4,70 582 Fütterungs -Versuche, Anm. Hierzu geselleu sich noch zahh-eiche Fettbestimmungen in deu Ueber- gangsperioden, welche bei Abth. I. 25. Jan. bis 15. Febr. zwischen 3,09 und 3,51 — Mittel: 3,26 Proc. » » schwanken. II. 4. Febr. bis 18. j> 3,31 3,72 — Der Wassergehalt schwankte bei Abth. I. 10. bis 27. Jan. zwischen 10,78—12,24 28. Jan. » 9. Febr. » 11,52—12,26 10. » 15. » » 11,0 -12,01 16. Febr. » 7. März. « 11,18-12,09 bei Abth. IL 13. Jan. » 5. Febr. » 12,20—13,17 6. » 11. Febr. » 12,18-12,73 12. » 18. » » 12,11-12,90 19. Febr. » 7. Mcärz. » 11,71—2,71 3,40 Mittel 10,98 11,76 11,64 11,68 12,67 12,43 12,35 12,61 Die Milch der einzelnen Kühe endlich hatte, bei 12 Proc. Trockensubstanz, folgende mittlere procentische Zusammensetzung: Butterfett Casein Periode I. » II. M 1 I. » I. » IL » n. » III. » HL » IV. » IV. I. n. I. IL I. IL 3,54 3,40 2,77 2,90 3,34 3,09 3,54 3,43 2,55 2,58 2,46 2,61 2,57 2,62 2,55 2,55 Albumin 0,42 0,41 0,39 0,40 0,38 0,37 0,36 0,39 Zucker 4,68 4,69 5,11 5,32 4,65 5,08 4,36 4,69 Hieraus geht, zieht man die Milch mit 12 Proc. Trockensubstanz in Be- tracht, Folgendes hervor: 1. für die Butter, den Käsestoff und das Eiweiss kann eine (ent- schiedene) Einwirkung der Ernährungsweise nicht coustatirt werden, dagegen 2. veranlasste die Zeit, welche seit dem Kalben verfloss, eine geringe, in Anbetracht der zahlreichen Analysen aber immerhin zu berücksichtigende Vermehrung beider Eiweissstoffe ; 3. das Nemliche gilt auch für den Zucker, und gewinnen die hierher gehörigen Differenzen noch dadurch an Werth, dass sie bei Nr. HI. und IV., welche bereits zu Anfang Sept. 1868 abkalbten, grösser sind als bei Nr. L und n. ; 4. die Verff. kommen endlich, mit Kücksichtnahme auf die Uebergangs- perioden, zu dem Schlüsse, dass die Ernährung, trotz der Grösse ihrer Schwan- kungen, nicht im Stande war, die Milchproduction in ihre Schwankungen mit hineinzureissen, und dass die geringen Veränderungen letzterer, wenn man ihnen einen reellen Werth überhaupt beilegen wolle, mindestens im land- wirthschaftlichen Sinne irrelevant seien. Die Milchproduction steige ihrer Menge nach nicht entfernt in gleichem Verhältnisse als die Nährstoffzufiihr, und das Deficit werde nicht durch bessere Beschaffenheit der Milch gedeckt. Ftttternugs -Versuche. h83 II. Mistproduction und Veränderinigen im Lebendgewichte. Die Verff. haben die diesbezüglichen Untersuchungen aus Zeitmangel nur auf Abth. I. ausdehnen können. Ihre Kentabilitätsrechnung gründet sich auf folgende Voraussetzungen : Die Thiere irgend eines Milchstalles werden bei der schwächeren Ration in Periode I. in gesundheitlicher Hinsicht genügend ernährt ; ihre Milchproduction wird durch eine stärkere Ration weder nach Quantität noch Qualität verbessert. Das betreffende Gut producii't Stallmist genug, um seine Felder im erwünschten physi- kahschen Zustande zu erhalten ; dahingegen erleidet dasselbe Verlust an Phosphor- säure und Kali diu-ch Ausfuhr. Da sich darunter auch Futterstoffe (Heu, Stroh, Raps u. s. w.) befinden, so wird sie eingeschränkt und der Mineralverkauf zur Erhöhung der Rationen benutzt. Die Rechnung gestaltet sich dann so, dass die Marktpreise der in Periode II, mehrverbrauchten Futter- und Streustoffe den Bestandtheilen des mehrpro- ducirten Mistes zur Last gelegt werden. Die Differenz zwischen den Mehr- kosten des Futters und den Kosten, welche der Ankauf des im Miste mehr- producirten Stickstoffs, Kali's und der Phosphorsäure verursachen würde, repräsentirt alsdann, unter gleichzeitiger Berücksichtigung einer etwaigen Lebendgewichtszunahme, den Gewinn oder Verlust bei der gesteigerten Dünger- production. Um die Zeiten vom 10. — 27. Januar (Periode I. = 18 Tage) und vom 27. Jan. — 8. März (Uebergangsfutter und Periode IL = 40 Tage) vergleichbar zu machen, rechneten die Verff. sämmtliche für Periode I. gewonnenen Werthe auf 40 Tage um und gelangten zu folgenden Schlusswerthen (in Pfunden): Futterconsum. Periode I Periode 11 Differenz Differenz Heu ä 30 Sgr. pro Ctr. = -f 84,2 Sgr. Gerststroh äl7 » » » =-fl7,l » Rüben ä 6,5 » » » = -j- 43,6 » Rapskuchen ä 55 » » » = + 17,0 » Düngerproduction. Periode I: 40S8 Pfd. streufreier Mist und 712,4 Pfd. Jauche. » II: ? » » » B 790,8 » » Periode I Periode II Differenz 19,8 21,7 + 1,9 Stickstoff ä 10 Sgr. = + 19,0 Sgr. 5,8 8,4 +2,6 Phosphorsäure ä 4,5 » = + 11,7 » 32,4 32,5 + 0,1 KaU ä 2 » = + 0,2 » »Der Werth des Mehrconsums an Futter beträgt also 127,7 Sgr. i), der Mehrgewinn an Pflanzennährstoffen nur 30,9 Sgr. Die Differenz von 96,8 Sgr.*) ist entweder verloren, oder sie muss durch eine Lebendgewichtszunahme er- 1040 1320,5 + 280,5 444 343,3 - 100,7 2432 3103,0 + 671,0 192 222,9 + 30,9 1) Im Originale finden sich die Zahlen 156,8 und 126,1. Wir müssen dieselben für Schreib- oder Druckfehler halten. 584 PUtterunga -Versuche. gänzt werden. Den Zahlen auf Seite 579 zufolge beträgt die Zunahme hei Abth. I. für die Zeit von Periode I. bis Ende der Periode IL rund 100 Pfd. Diese Lebendgewichtszunahme wäre hiernach sehr billig gewesen. Indessen handelt es sich nicht um die Rentabilität einer 40tägigen Periode, sondern um die einer bleibend höheren Fütterung von Thieren, welche event. noch Jahre lang direct nur durch ihre Milch und den Mist einen Ertrag liefern. Zuerst nehmen sie, da die Milchproduction nicht steigt, an Körpergewicht zu; früher oder später aber kommt ein Zeitpunct, wo die neugebildete Organ- masse die Mehrzufuhr zu ihrer Erhaltung cousumirt, und von diesem Augen- blicke an erhält unsere Rechnung eine weit ungünstigere Gestalt. Die werth- bestimmenden Bestandtheile erscheinen von diesem Augenblicke an in der vollen, im mehrgereichten Futter enthaltenen Menge im Miste wieder, da eine Mehrproduction von Milch nicht beobachtet wurde. Von nun an kostet die Mehrproduction des frischen Mistes ebensoviel als das mehrgefütterte Futter.« »Wir haben erreicht, was wir wollten, wenn wir gezeigt haben, wie falsch es ist, einen und denselben Grundsatz auf alle Modalitäten der Fütterung bei Milchthieren anzuwenden. Was richtig sein mag, wenn man ein Thier nach dem Abmelken an den Fleischer verkaufen will, das ist nicht richtig, wenn man es auf einen ganzen Viehstand, der nicht in nächster Zeit verkauft werden soll, in gleicher Weise anwendet. Es ist bei der Fütterung der Milchthiere nicht anders, als bei der anderer Thiere; die reichlichste Ration ist nicht immer die billigste, sondern diejenige, welche den vorgesetzten Zweck mit möglichst wenig Futter erreichen lässt. Der Dünger vermag die Folgen der Tütterverschwendung nicht immer" zu decken.« Sägespäne Auf Veranlassung A. Stöckhardt's ist von 0. als Futter- pütterungsversuch mit Sägespänen ausgeführt günstige Resultate ergab. — 10 Kühe und eine tragende Gewicht erhielten zunächst vom 1. Jan. ab auf 1000 Pfd . , , ^r , • , Futtermittel Art der Verabreichung. ,j^ pj^ . Die zerkleinerten Rüben mit den [si,? Runkelrüben 2) übrigen Stoffen gemengt und ) 2, '2 Haferspreu das Ganze mit nicässig warmem | 3,5 Haferstrohhäcksel Wasser angefeuchtet (5,3 Biertrebern Die Kleie gebrüht, das Rapsmehl 1 ,,^ . , , . , „ , 1 , . /-, • , 5,0 Weizenkleie aber trocken obigem Gemische f ^ , x, zugesetzt l ^'^ '°*^^*'' Rapsmehl Das Stroh hinterher lang vor- gelegt 8,9 Haferstroh Lehmann i) ein worden, der recht Kalbe von 108 Ctr. , Lebendgewicht: Protemstoffe3) 3,02 Stickstofffreie Nährstoffe . 14,11 Rohfaser ... 8,0 Fett 0,73 1) Der ehem. Ackersmann. 1869. S. 118 und 189. 3) Mit 17 Proc. Trockensubstanz. ») Nach E. Wolff's Mittelwerthen berechnet. FUttenings -Versuche. 585 Anfänglich wurden diesem Futter noch 1,1 Pfd. grobe Sägespäne einer gewöhnlichen Sägemühle zugefügt, in der zweiten und dritten Woche aber an Stelle von 4,6 Pfd. Langstroh die gleiche Menge Sägespäne gefüttert. Diese Futtermischung reichte zur Sättigung der Thiere völlig aus; auch die Milchmenge blieb unverändert, dagegen stieg die Butterausbeute und der Geschmack der Butter wurde besser. Als in den nachfolgenden 10 Tagen wegen Mangels an Sägespänen die Fütterung derselben eingestellt und wieder die anfängliche Strohmenge vor- gelegt werden musste, ging auch die Butterausbeute und Butterqualität zurück. Es wurde desshalb die Fütterung von (feineren Gatter-) Sägespänen wieder aufgenommen und 5 Wochen lang fortgesetzt, nach welcher Zeit an Stelle der T rebern eingesäuerte Rübenblätter (18 Pfd.) traten und die Sägespänmenge auf 7 Pfd. gesteigert wurde, so dass die Nachfütterung von Langstroh nur 1,9 Pfd. betrug. Die Mischung erwies sich als den Thieren durchaus zu- träglich und im Nutzeffecte günstig. Die Fütterung von 7 Pfd. Sägespänen (incl. 7 Meilen Fracht) und nur 1,9 Pfd. Stroh kommt pr. Tag und 1000 Pfd. Lebendgewicht um 14,2 Pfennige billiger zu stehen, als die Fütterung von 8,9 Pfd. Stroh. Lehmann beobachtete ferner noch, dass, während bei Verminderung des Fettgehaltes im Futter früherer Versuche das Haar der Thiere glanzlos und die Haut trocken-staubig wurde, das Sägespänfutter, trotz Fettraangels und Harzreichthums , ein glänzendes Haar und fettig-feuchte Haut lieferte- Auch liess dabei der alljährlich während der Winterfütterung bei einigen mit Tuberkeln behafteten Thieren regelmässig heftiger werdende Husten auf- fällig nach. Verf. folgert, dass ohne Nachtheil ein Drittel der im Futter nöthigen Holzfaser durch Sägespäne ersetzt werden kann. Fütterungsversuche mit Schafen, bezüglich deren Erhal- Erhaitungs- tungsfutter und Wollzuwachs, von E. Wolff.^) — Zu den Versuchen f»"er ""d wurden 4 Abtheilungen von je 6 Stück der in Württemberg viel verbreiteten ^^^^^ l'^l^ sog. Bastardrace (Kreuzung von Merino mit Landschaf) verwendet. Die Thiere Schafe, waren volljährige Hammel von 90—95 Pfd. Lebendgewicht, in gutem Ge- sundheitszustande und mit reichem Wollwuchse. Nach dem Versuchsplane sollten die Thiere auf 1000 Pfd. Lebendge- wicht erhalten: Abth. I. Abth. II. Abth. III. Abth. IV. verdauliche Proteinstoffe 2) 1,5 Pfd. 1,5 Pfd. 2,5 Pfd. 2,5 Pfd. stickstofffreie Nährstoffe 2) 12» 15» 12» 15» 1) Die landw. Versuchs -Stationen. 1868. Bd. X. S. 85. 2) Die Proteinsubstanz der Runkeln, des Bohnen- und Gersteschrot's ist als vollständig, diejenige des Wiesenheu's und Haferstroh's als zur Hälfte verdauHch in Rechnung gezogen. — Unter stickstofffreien Nährstoffen sind die stickstofffreien Extractivstoffe -f (P'ett X 2,5) verstanden. 586 Ftttterungs -Versuche. da aber das Haferstroh einen auffallend hohen Gehalt an Proteinstoffen er- gab^), so konnten die angegebenen Verhältnisse nicht ganz inne gehalten werden. Jede Abtheilung hatte bei Beginn des Versuchs gleiches Lebendgewicht, nemlich 569 Pfd. mit Wolle und 548,5 Pfd. im geschorenen Zustande. Fütterungstabelle I. (wirklich verzehrtes Futter in Pfunden ) pro 1000 Pfd. p. 548,5 Pfd. p. Abth I. Lebendg( Haferstroh . 11,34 Runkeln . . ]6,50 Gerstenschrot 2,70 Abth. II. Haferstroh . 10,64 Runkehl . . 23,60 Abth. m. "Wiesenheu , 13,5 Bohnenschrot 2,5 Abth. IV. Wiesenheu . 19,6 Bohnenschrot 1,0 LOOOPfd. wicht organische Substanz verdauliche stickstofffreie Proteinstoffe Nährstoffe 20,70 30,20 4,92 16,36 3,51 4,08 0,725 0,538 0,572 7,73 2,69 3,40 23,95 1,835 13,82 19,40 43,00 15,33 5,00 0,679 0,765 7,25 3,82 20,33 1,444 11,07 24,60 4,56 19,52 3,51 1,444 1,034 9,74 2,20 23,03 2,478 11,94 35,73 1,82 28,34 1,40 2,097 0,413 14,15 0,88 29,74 2,510 15,03 Lebendgewichtstabelle incl. Wolle, (am 22. Januar Beginn der normalen Fütterung.) I. IL ni. IV. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. 16. bis 18. Januar 569,1 569,2 569,0 569,0 28. bis 30. » 574,7 575,0 573,4 586,3 5. Februar 571,3 572,3 574,3 585,3 12. » 569,1 572,8 581,9 588,3 19. » 568,4 565,2 586,6 588,9 26. bis 28. » 568,7 566,4 591,6 594,0 5. März 571,0 567,2 592,5 598,2 1) Ueber die Zusammensetzung der Futterstoffe vergleiche S. 485 ff. Flitterungs -Versucüe. 587 Fütterungstabelle 11. (wirklicher Verzehr in Pfunden). pro 1000 Pfd. Abth I. p.lOÜOPfd. organische Substanz verdauliche Proteinstofife stickstofffreie Nährstoffe Haferstroh . 7,31 13,33 10,54 0,467 4,98 Runkeln . . 16,50 30,20 3,51 0,538 2,69 Gerstenschrot 2,70 4,92 4,08 0,572 3,40 Wiesenheu . 2,70 4,92 3,90 0,289 1,95 22,03 1,866 13,02 Abth. IL Haferstroh . 10,17 18,54 14,65 0,649 6,93 Runkeln . . 23,60 43,00 5,00 0,765 3,82 Bohnenschrot 0,55 1,00 0,77 0,227 0,48 20,42 1,641 11,23 Abth. in. "Wiesenheu . 9,9 18,05 14,32 1,060 7,15 Bohnenschrot 3,8 6,93 5,33 1,571 3,34 19,65 2,631 10,49 Abth. IV. Wiesenheu . 15,4 28,08 22,28 1,648 11,12 Bohnenschrot 1,0 1,82 1,40 1,413 0,88 23,68 2,061 12,00 Lebendgewichtstabelle II. I. II. m. IV. 4. bis 6. März 571,0 567,2 592,5 598,2 12. » 572,0 568,8 579,8 588,7 19. » 577,9 571,2 584,9 592,5 26. » 578,4 565,6 590,0 596,5 2. April 572,9 554,6 583,6 594,4 9. » 570,1 563,4 592,9 596,3 16. » 576,4 562,4 595,9 600,3 23. » 570,4 559,0 598,8 598,1 30. » 568,3 562,8 602,1 595,6 7. Mai 577,3 568,2 603,9 591), 1 13. bis 15. » 574,6 558,3 603,5 594,5 Ausser den vier ersten Abtheilungen war noch eine fünfte aufgestellt, welche weniger Prote'instoffe und stickstofffreie Nährstoffe erhielt. Die Thiere verloren dauernd an Gewicht. 588 FUtterungs -Versuche. Fütterungstabelle für Abtheilung V. per 1 000 P 28.Jan.bisl.Mrz. Wiesenheu . . . Haferstroh . . . I.März bis I.April Wiesenheu . . . Haferstroh . . . I.April bis 15. Mai Wiesenheu . . . Haferstroh . . . per Abth. per 1000 Pfd. 9,0 4,6 6,0 5,6 9,0 4,03 16,4 8,4 10,94 10,20 16,40 7,35 organische verdaul. Subst. Proteinst. 12,01 0,9G3 6,64 0,294 fd. stickstofFfr. Nährstoffe 6,50 3,14 18,65 1,257 9,64 8,65 0,632 4,31 8,06 0,357 3,81 16,71 0,989 8,12 12,01 0,963 6,50 5,81 0,257 2,75 17,82 1,220 9,25 Lebendgewichtstabelle für Abtheilung V. 16. bis 18. Jan. 569,2 28 4. bis 6. März 556,0 2. April 9. » » bis 30. » 572,8 12. » 546,1 5. Febr. 570,5 19. » 541,9 16 13. » 565,6 26. » 540,1 23. » 19. » 562,1 2. » 540,7 30. » 26. bis 28. » 560,8 7. Mai 4. bis 6. März 556,0 13. bis 15. » Tabelle über die Düngerproduction. (in der Zeit vom 29. Januar bis 15. Mai: 105 Tage.) 532,4 537,3 532,4 531,0 523,8 531,4 522,7 Abth. I, Abth. II. Abth. III. Abth. IV. Abth. V. 'S a o 'S 2 frisch trocken frisch trocken 1 a o 2 Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. 1 Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Haferstroh 908,7 766,0 1086,4 915,8 — 17e4,0 1510,0 489,5 412,7 Wiesenheu 189,0 161,8 — — 1165,5 997,7 — — 852,0 729,3 Runkeln 1733,0 218,0 2478,0 311,7 — — — — — — Bohnenschrot .... — — 38,5 30,9 353,5 283,7 105,0 83,4 — — Gerstenschrot .... 277,9 237,0 — — — — — — — — Wasser 1525 — 655 — 2550 — 2961 — 2335 — Salz — 5,4 — 5,4 — 5,4 - 1 5,4 1 — 5,4 4534 1388 4258 1264 4069 1287 4830 1600 3677 1147 Streustroh 103 87 103 87 103 87 103 87 103 87 4637 1475 4361 1351 4172 1374 4933 1687 3780 1234 Mist 1890 635 1841 510 1891 1 565 2091 631 1804 539 Mit Trockensubstanz 28,3 Proc. 27,7 Proc. 29,9 Proc. 30,2 Proc. 29,9 Proc. Proc. vom Trockenfutter und der Streu . . . 36,3 » 37,7 » 41,1 » 37,4 » 43,7 » Trockensubstanz in Put- ter und Streu : Mist . i:i,28 i:i,36 i:i,38 i:i,24 1 : 1,46 .o wi| Trockensubstanz «1 &3 l im Futter . . 2,20 3,00 2,08 2,54 1,81 e. B j Frischer Mist . . 3, )0 3) 93 8, 00 3) 33 • 3> 3$ Ftltterungs -Versuche. Wollproduction. I. II. III. IV. V. Gewaschene Wolle 27,16 Fettgehalt . . . 23,8 Reines Wollhaar . 65,9 25,78 27,65 25,9 25,3 64,6 64,7 29,49 23,2 66,6 26,78 Pfd. 26,3 Proc. 63,9 » 589 II. IIL IV. V. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. 48,5 51,5 52,2 45,8 4,6 4,7 6,2 3,2 1,3 2,3 2,5 1,0 Hiernach waren die Differenzen in der Zusammensetzung und Gesammt- production nur geringe; die Unterschiede der Abtheilungen waren nicht grösser, als die bei den einzelnen Thieren derselben Abtheilung. Bei Abth. V. schien sich die Qualität der Wolle etwas vermindert zu haben. Die Schlachtresultate. I. Pfd. 4 Viertel iucl. Nieren und Nierentalg 43,1 Talg vom Netze und Eingeweide . . 4,1 Nierentalg 1,1 Talg im Ganzen 5,2 5,9 7,0 8,7 4,2 Die verschiedene Fütterung hat hiernach einen wesentlichen Einfluss auf die Fleischqualität ausgeübt; bei der proteinreicheren Fütterung fand sich sowohl das meiste Fett an den Nieren, wie an den Muskeln, wogegen der Geschmack der Fleisches bei ausschliesslicher Heufütterung entschieden feiner war, als nach Zugabe von Bohnenschrot. E. Wolff fasst die Eesultate seiner Versuche in Folgendem kurz zu- sammen : Der ursprüngliche gute Futterzustand der Schafe Hess sich erhalten, als auf 1000 Pfd. Lebendgewicht in minimo 1,5 Pfd. verdauliche Proteinstoffe auf 14 Pfd. stickstofffreie Nährstoffe (1:9,3) gegeben wurden. Bei Vermin- derung der Letzteren scheint eine Tendenz zur Gewichtsabnahme, obschon in nicht sehr bedeutendem Masse, einzutreten. Bei Vermehrung der Ersteren Hessen sich die Letzteren bedeutend vermindern, ohne dass die Fettbildung beeinträchtigt worden wäre. Wir geben hierzu noch folgende Zusammenstellung der Endresultate: Verzehr per 1000 Pfd. verdauliche Protein- Stoffe Btickstofffr. Nährstoffe Nährstoff- Verhältniss Zu- oder Abnahme au Lebendgew. Talg Trockene Dünger Abth I. 1,856 13,19 1:7,1 - 0,1 5,2 535 » II. 1,575 11,18 1:7,1 - 16,7 5,9 510 » m. 2,580 10,97 1:4,3 + 30,1 7,0 565 » IV. 2,212 13,01 1:5,9 -H 8,2 8,7 631 » V. 1,165 9,04 1:7,8 -50,1 4,2 539 ^QA PUtterungs -Versuche. Ein Fütterungsversuch mit Negretti- und Negretti - Ram- bouillet - Hammeln, unter Leitung W. Henneberg's von R. Mahn ausgeführt. Ref.: Henneberg^) — Der Versuch bezweckte die Lösung der Frage: Wie verhält sich die Körpergewichtszunahme jüngerer und älterer Hammel beider Arten bei Winter futter, wenn dieThiere mit ein und derselben Mastfutter-Composition ihri.r Fresslust entsprechend gefüttert werden, und wie hoch kommt darnach ihre Körpergewichtszunahme vergleichsweise zu stehen? Anfangs Februar 1867 wurden aufgestellt: in Abth. L 6 Stück ca. 20 Monate alte (13/4jährige) Negretti-Hammel der Weender Heerde; in Abth. H. 6 Stück Negretti-Rambouillet-Hammel von gleichem Alter; in Abth. HL 6 Stück, ca. 8 Monate alte (3/4Jährige) Negretti-Hammel der Weender Heerde; in Abth. IV. 6 Stück gleich alte Kegretti - Rambouillet - Hammel. In den von den Stationen Braunschweig und VYecnde im Jahre 1S64 ausge- führten Fütterungsversuchen mit Merinos und Southdown-Meriuos^) kommen 2 Abth. (III. und IV. Weende) vor, welche obigen Abth. III. und I. genau entsprechen; ausserdem noch eine dritte (V. Weende) , mit um 1 Jahr älteren Thieren als in Abth. IV. Weende. Nach zehntägigem Vor versuche begann am 13. Februar die Fütterung mit den normalen Rationen : der Versuch selbst und die massgebenden Gewichts- bestimmungen datiren erst vom 19. e. m. Die Thiere erhielten pro Tag und Stück: Abth. I. Abth II. Abth. III. Abth. IV, Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. W^iesenheu . . 1,33 1,5 0,833 1,25 Weizenstroh . 3,0 3,0 3,0 3,0 Runkelrüben . 6,0 7,5 4,0 5,0 Leinkuchen • 0,6 0,75 0,4 0,5 Bohnenschrot . 0,3 0,375 0,2 0,25 Salz . . . , . 0,014 0,014 0,014 0,014 Die Halbblutthiere zeichneten sich — übereinstimmend mit Erfahrungen im Grossen — durch Fresslust entschieden aus, und würden noch weit grössere Rüben- rationen auf die Dauer zu bewältigen im Stande gewesen sein. Sie erhielten indess nur die obigen Mengen Ruukeln, um sie eher in eine etwas zu ungünstige, als zu günstige Stellung zu bringen: sowie der Versuch factisch zur Ausführung kam, war bei den Negretti's, nicht aber beim Halbblute dem Grundsatze Rechnung ge- tragen, dass im Allgemeinen das Gesammtfuttcr um so besser sich verwerthe, je mehr der als sogenanntes Productionsfutter zu betrachtende Theil desselben ein maximaler wird. 1) Journal für Landwirthschaft. 1868. Bd. 3. S. 457. 2) Ibidem, 18G5 Beilage I. — Jahresbericht. 1865. S. 330. PUtterungs -Versuche. 591 Bezüglich des Versuchsverfahrens wird auf frühere Weender Versuche mit Schafen verwiesen, so dass nur noch Folgendes zu erwähnen ist: Die Thiere wurden, in der Regel alle 8 Tage, früh morgens im nüchternen Zustande gewogen. Die Fütterung geschah täghch dreimal. Das nicht verzehrte Stroh und hin imd wieder übrig gelassene Heu wurden regelmässig von den Raufen entfernt, jedes für sich an einem luftigen Ort bis zum Schlüsse der Woche zurück- gelegt und gewogen. Die Futtermittel waren sämmtlich von normaler Beschaffenheit. Das Träukwasser wurde täglich erneuert und hin und wieder zurückgemessen ; das Salz erhielten die Thiere vor dem Mittagsfutter in die Krippe gestreut. Um den Wollzuwachs annähernd zu bestimmen, wurden am S.Februar und 9. Mai kleine Stapelproben, theils dicht nebeneinander, theils auf derselben Stelle von dem Schulterblatte abgeschnitten, jede für sich möglichst unverzerrt in Papier geschlagen und nach vollständigem Austrocknen von Henneberg selbst mit dem Zirkel gemessen. Am 9. und 10. Mai gelangten sämmtliche Thiere im ungewaschenen Zustande zur Schur. Die Vliesse wurden einzeln gewogen und 4 davon, je eines aus jeder Abtheiluug, zunächst mit kaltem Wasser, dann zur grösseren Hälfte mit Soda und Seifenlauge i) , zur kleineren mit Aether gewaschen. Das Schlachten der Thiere geschah am 23. Mai (sie blieben nach der Schur bei dem alten Futter). Die Schlachtresultate wurden für je einen Hammel aus jeder Abtheilung festgestellt; es dienten hierzu dieselben Hammel, deren Vliesse zur Be- stimmung des Waschverlustes Verwendung fanden. Die hierfür ausgewählten Thiere konnten als Repräsentanten der DurchschnittsquaHtät der betreffenden Abtheilung angesehen werden. Die Fresslust Hess in den letzten Wochen vor der Schur, unter dem Einflüsse der höheren Lufttemperatur, entschieden nach, um, wie gewöhnlich, nach der Schur sich erhebhch zu steigern. In Abth. II erkrankte Hammel VII am 11. April. Er wurde bis zum 16. April bei den übrigen Thieren gelassen, dann aber aus der Abtheikmg entfernt. Das Thier blieb in einem kleinen Separat -Verschlage stehen, und erhielt, weil es ihm nicht an Fresslust fehlte, das frühere Futter weiter; sein Mist kam mit dem der übrigen Thiere zur Vei-wägung. In Abth. IV. wurde der Hammel XX. am 6. Mai von einem sog. Blutschlage getroffen und musste sofort geschlachtet werden. Fütterungstabellen. Rüben, Leinkuchen, Bohnenschrot und Salz wurden in allen Fällen vollständig ausgefressen; nur von Heu und Stroh blieben Reste. — Wir haben deshalb auch nur den Verzehr an Stroh und Heu in die Tabelle aufgenommen; der Verzehr an den übrigen Futterstoffen ergiebt sich, wenn die bei jeder Abtheilung angeführten Rationen mit der Zahl der Versuchstage , oder die auf vorigen Seite enthaltenen Rationen mit der Zahl der Thiere und der Versuchstage multiplicirt werden. Die Angaben über Lebendgewicht beziehen sich bei Periode 1 — 10 auf den Anfang, bei Periode 11 und 12 auf das Ende jeder Periode. Die Lebendgewichte zu Periode 1 sind Mittel aus den am 18., 19. und 20. Februar, die Lebendgewichte zu Periode 11. Mittel aus den am 7., 8. und 9. Mai, die Lebendgewichte zu Periode 12. Mittel aus den am 22. und 23. Mai erfolgten Wägungen. — Die Periode 12 umfasst die Zeit nach der Schur. 1) 100 Pfd. Regenwasser, 2 Pfd. krystaUisirte Soda und 3 Pfd. Kernseife im Kessel gelöst, bis 62,5° C. erwärmt, in dem Verhältnisse von 15 — 20 zu 1 auf die in Holzwannen befindliche Wolle gegossen und Letztere nach dreistündigem Stehen herausgenommen und mit Regenwasser ausgewaschen. 592 Pütterungs -Versuche. Versuchsperiode. Verzehr pro Abtheilung u. Periode Lebendgewicht Stall- Num- mer Dauer Stroh Pfd. Heu Pfd. Wasser Pfd. T°W- od« ib. gewicht nähme Pfd. Pfd. tempe- ratur °c. Abth. I. 6 Hammel. — Morgens: 18 Pfd. Rüben, 1,8 Pfd. Leinkuchen, 0,9 Pfd. Boh- nenschrot, 2 Pfd. Heu, 4,5 Pfd. Stroh. — Mittags : das Salz in die leere Krippe, hinterher 2 Pfd. Heu, 4,5 Pfd. Stroh auf die Raufe. — Abends: Rüben, Lein- kuchen, Schrot wie Morgens, 4 Pfd. Heu, 9 Pfd. Stroh. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. Summa 12. 19. Febr. bis 25. Febr. 17,0 56,0 31,0 500,0 +15,1 10,0 26. » » 4. März 19,0 56,0 32,0 5i5,l + 8,8 8,1 5. März )) 11. » 15,5 55,5 31,5 523,9 + 8,7 8,0 12. » » 18. » 16,0 54,6 28,0 532,6 + 5,2 6,4 19. » » 25. » 24,0 53,41) 44,0 537,8 + 8,6 8,9 26. » » 1. April 20,5 52,5 31,0 546,4 +13,5 n,i 2. April » 8. » 21,5 52,3 29,5 559,9 + 2,8 9,1 9. » » 15. » 17,0 48,3 32,5 562,7 + 6,9 9,0 16. » » 22. » 22,0 46,5 41,0 569,6 + 4,0 11,4 23. » » 29. » 9,0 43,5 41,5 573,6 + 8,0 14,3 30. » »8. Mai 21,0 54,6 39,0 580,7 - 0,9 13,4 19. Febr. » 8. Mai 202,5 |573,2 381,0 — +80,7 10,0 9. Mai » 21. » 30,0 94,3 15,0 556,7 +30,5 16,8 Abth IL Anfangs 6 Hammel. — Morgens: 22,5 Pfd. Rüben, 2,25 Pfd. Leinkuchen, 1,125 Pfd. Schi-ot, 2,25 Pfd. Heu, 4,5 Pfd. Stroh. - Mittags: Salz, 2,25 Pfd. Heu, 4,5 Pfd. Stroh. — Abends: Rüben, Leinkuchen, Schrot wie Morgens 4,5 Pfd. Heu, 9 Pfd. Stroh. Summa 12. 1. 19. Febr. 2. 26. » 3. 5. März 4. 12. » 5. 19. » 6. 26. » 7. 2. April 8. 9. » 9. 16. » 10. 23. » 11. 30. » 19. Febr. 9. Mai bis 25. Febr. 19,0 63,0 78,0 571,8 + 19,4 » 4. März 21,0 63,0 80,0 591,2 +14,1 » 11. » 20,0 63,0 73,5 605,3 + 4,6 » 18. » 15,0 62,0 68,5 609,9 + 15,9 » 25. » 21,0 61,6 84,0 625,8 + 5,3 » 1. April 21,0 61,6 90,5 631,1 -12,2 » 8. » 14,0 59,8 69,5 643,3 -5,4 » 15. » 14,0 54,5 65,5 546,3 +11,5 » 22. » 19,2 46,9 52,0 557,8 — 3,6 B 29. » 6,7 44,7 63,0 554,2 + 9,7 » 8. Mai 19,2 56,4 77,5 563,0 — 0,9 » 8. Mai 190,1 636,5 802,0 — — » 21, » 38,5 99,3 34,5 542,8 +32,65 es 2 Ö > ^ "S s 6 " .5 Jm 1) Die hingewogenen Heurationen ^^'urden, weil grössere Rückstände blieben, von 56 Pfd., vom 19. März bis 1. April auf 54.6 Pfd., vom 2. bis 22. April auf 52,5 Pfd. vom 23. bis 2Ü. April auf 46,9 Pfd. und vom 30. April bis 8 Mai auf 57,6 Pfd. reducirt FUtterungs -Versuche. 593 Versuchsperiode. Nmn- mer Dauer Verzehr pro Abtheilung u. Periode Stroh Pfd. Heu Pfd. Wasser Pfd. Lebendgewicht T«tal- Lde^r^Ah. gewicht nähme Abth. III. 6 Hammel. — Morgens: 12 Pfd Rüben, 1,2 Pfd. Leinkuchen, 0,6 Pfd. Schrot, 1,25 Pfd. Heu, 4,5 Pfd. Stroh. - Mittags: Salz, 1,25 Pfd. Heu, 4,5 Pfd. Stroh. — Abends : Rüben, Leinkuchen, Schrot wie Morgens, 2,5 Pfd. Heu, 9 Pfd. Stroh. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8- 9. 10. 11. Summa 12. 19. Febr. bis 25. Febr. 26. » 5. » 12. » 19. » 26. » 2. April 9. » 16. » 23. » 30. » • 19. Febr. » 4. März » 11. » » 18. » » 25. » » 1. April » 8. » » 15. » » 22. » » 29. » » 8. Mai 15 33,5 10 34,0 13 32,8 IG 31,0 7 29,0 15 30,0 18 29,2 27 29,4 27 2a,4 27 29,4 30 37,8 22,0 25,5 23,0 24,5 29,0 37,5 32,5 40,5 42,0 53,5 72,5 300,.3 310,7 31R,3 324,6 3-29,8 335,7 347,2 348,8 360,2 362,6 372,2 +10,4 + 5,6 + 8,3 + 5,2 + 5,9 + 11,5 + 1,6 + 11,4 + 2,4 + 8,4 + 1,2 8. Mai 205 9. Mai » 21. 345,5 402,5 +71,9 30 64,4 42 366,4 +23,7 a *. a p Abth. IV. Bis zum 6. Mai 6 Hammel. — Morgens: 15 Pfd. Rüben, 1,5 Pfd. Lein- kuchen, 0,75 Pfd. Schrot, 2 Pfd. Heu, 4,5 Pfd. Stroh. — Mittags: Salz, 2 Pfd. Heu, 4,5 Stroh. — Abends: Rüben, Leinkuchen, Schrot wie Morgens, 3,2 Pfd. Heu, 9 Pfd. Stroh. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. Summa 12. 19. Febr. bis 25. Febr. 14,0 51,5 54,0 402,2 +14,1 26. » » 4. März 14,0 51,5 60,0 416,3 + 8,4 5. März » 11. » 17,0 51,1 55,5 424,7 +13,1 12. » » 18. » 15,0 48,5 61,0 437,8 + 7,0 19. » » 25. » 21,5 48,2 67,0 444,8 + 6,9 26. » » I.April 18,0 47,8 73,5 451,7 + 15,2 2. April » 8. » 21,0 46,9 66,0 466,9 + 6,5 9. » » 15. » 29,0 47,6 72,5 473,4 + 7,5 16. D » 22. » 25,0 47,6 76,5 480,9 + 7,4 23. » » 29. » 24,0 47,6 83,5 488,3 +11,3 30. » » 8. Mai 28,0 61,2 110,5 422,5 + 7,6 19. Febr. » 8. Mai 226,5 549,5 780,0 1 "~ — 9. Mai » 21. B 31 96,4 64 409,0 21 ■.-> Ol x3 -r Ml s I § a X « 6 ><^ X 'S % D a ::: a -o ^ 4 < „• ■ ö _ " a . Q s C ' o .2 3 ® S «2 g a a 9 9 Q S 'S «• i; ® (n .S 'S » 2 -e o a « »4 0} .^ a> T3 CC Ä '«' cn "O 2 ■*" Jahresbericht, XI u. XII, 38 gg^ Flitter nngs-Versnche. Mistproduction. Der producirte Mist konnte nur zweimal (am 26. März und 9. Mai) aus den Verschlagen herausgewogen werden. Die Resultate (in Pfunden) waren: Abth. I. Abth.II. Abth m. Abth. IV. Mist vom 19. Febr. bis 25. März . . 1261 1665 949 1239 B » 26. März » 8. Mai . . 1309 1645 1053 1294 2570 3310 2002 2533 Dazu an Streu verwandt 475 638 461 469 Mist nach Abzug der Streu .... 2095 2672 1541 2064 Es beträgt demnach pro Tag und Stück: Der streuhaltige Mist 5,42 6,98 4,22 5,38 Die Einstreu 1,00 1,35 0,97 1,00 Der streufreie Mist 4,42 5,63 3,25 4,38 und kommt an Streu auf 100 Pfd. Streuhaitigen Mist 18,5 19,3 23,0 18,5 streufreien Mist 22,7 23,9 29,8P 22,7 Der Mistanalyse (Bestimmung der lufttrockenen Substanz imd — durch Aus- waschen — des Gehaltes an gröberen, unverdauten Strohresten und reinem Kothe) zufolge enthalten im Durchschnitte 100 Theile Mist im natürlichen Zustande 32 Theile und 100 Theile streufreier Mist 25 Theile lufttrockne Substanz. Unter Zugrunde- legung dieser Zahlen ergiebt sich, dass an streufreiem, lufttrocknem Miste producirt wui'den: Abth. I. Abth. II. Abth. lU. Abth. IV. im Ganzen 524 Pfd. 668 Pfd. 385 Pfd. 516 Pfd. pro Tag und Stück . . . 1,11 » 1,41 » 0,81 » 1,10 » Es kommen nun an streufreiem Miste auf 1 Thl. Trockensubst, im Futter auf 1 Thl. lufttr. Futtersubst. frischer Mist lufttrockener Mist frischer Mist Theile Tlieile Tlieile Abth. I. 1,63 0,41 1,33 » n. 1,73 0,43 1,42 > m. 1,73 0,43 1,42 » IV. 1,75 0,44 1,43 PUtterungs -Versuche. 595 Wollproduction, Z^ Länge d. Stapelproben in Zehntelzollen fe S ao2 to 9 CS CS Pfd. P^ Proc. in Proc. der Flusswäsche Proc. Durchschnittl. Production an Wolle in Proc, des Le- bendgew. V. 9. Mai Abtheilung I. 91,1 19,6 26,9 7,3 8,0 100,2 15,9 21,0 5,1 6,5 100,2 14,4 19,4 5,0 5,7 98,9 18,5 25,1 6,6 7,4 94,4 13,8 19,9 6,1 6,0 92,1 10,9 15,3 4,4 5,2 Abtheilung IV. 86,2 85,8 86,0 85,5 76,0 9,60 8,05 10,20 9,40 9,75 7,50 96,2 15,5 21,3 5,8 6,5 9,08 10,25 10,80 10,90 11,15 9,75 AbtheUung IL 109,9 16,0 20,2 4,2 6,2 115,5 15,2 20,0 4,8 5,9 116,7 15,8 19,1 3,3 6,0 111,5 16,7 22,5 5,8 7,2 108,9 16,0 20,5 4,5 6,3 112,5 15,9 20,5 4,6 6,3 Abtheilung III. 61,0 16,7 21,9 5,2 7,2 62,4 14,9 20,9 6,0 6,4 62,5 14,2 19,7 5,5 6,4 66,5 16,6 23,4 6,8 5,9 63,7 18,0 23,1 5,1 6,2 54,6 15,5 20,8 5,3 6,0 61,8 16,0 21,6 5,6 6.4 10,57 4,6 4,6 3,9 6,3 5,4 4,7 18,6 25,5 6,9 7,6 19,6 25,9 6,3 7,6 16,6 21,8 5,2 5,6 15,8 19,2 3,4 5,7 17,2 21,1 3,9 6,5 4,92 7,1 5,8 6,5 8,2 6,9 Dnrch- m schnitt 83,9 17,6 22,7 5,1 6,6 6,9 Vliess No. m. Wolle 51,4 66,2 64,8 Waschverlust 48,6 33,8 35,2 48,6 17,4 0,7 66,7 33,3 reines Woll- haar. ungew. 9,45 flussgew. 4,86 Vliess No. VIIL WoUe 49,8 I 62,0 I 59,2 Waschverlust 50,2 38,0 40,8 50,2 18,9 1,4 70,5 29,5 reines Woll- haar. 5,3 Pfd. ungew. 9,40 flussgew. 4,68 Vüess No. XV. Wolle 58,9 63,3 60,8 Waschverlust 41,1 j 36,7 39,2 41,1 21,6 1,5 64,2 35,8 reines Woll- haar. Vliess No. XXII. Wolle 50,8 I 66,1 I 64,0 Waschverlust 49,2 I 33,9 I 36,0 49,2 17,2 1,1 67,5 32,5 reines Woll- haar. 2,9 Pfd. 3,5 Pfd. ungew. 7,96 flussgew. 4,70 ungew. 8,22 flussgew. 4,18 596 Fütterungs -Versnche. Schlachtresultate. Es ergaben Abth. I. No. III. Qewicht nach Pfd. i Proc. Abth. II. No. VIII. Gewicht nach Pfd. I Proc. Abth. m. No. XV. Gewicht nach Pfd. I Proc. Abth. IV. No. xxn. Gewicht nach Pfd. Proc. Lebendgewicht früh nüchtern 94,8 1. 2. 3. 4. 5. 6 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. Blut Fell (Beme) Kopf (Hörner) Luftröhre, Lunge Herz Leber mit Gallenblase und Inhalt Milz 4 Magen ohne Inhalt . . . Gedärme » j> • . . Talg von Netz und Einge- weiden 4 Viertel mit Nieren und Nierentalg*) Magen u. Darminhalt (incl. Harn) Verlust 4,6 8,9 3,4 1,1 0,4 1,6 0,1 2,5 1,6 7,3 49,0 12,8 1,5 — 106,5 — 4,9 9,4 3,6 1,2 0,4 1,7 0,1 2,6 1,7 7,7 51,7 13,5 1,5 4,6 9,3 4,2 1,6 0,4 1,8 0,2 3,0 1,7 6,1 55,3 17,0 1,0 4,3 8,7 4,0 1,5 0,4 1,7 0,2 3,1 1,6 5,7 51,9 16,0 0,9 63,7 — 83,6 3,3 5,3 2,9 0,9 0,3 1,1 0,1 2,0 1,4 2,6 32,0 11,7 0,1 5,2 8,3 4,6 1,4 0,5 1,7 0,2 3,1 2,2 4,1 50,2 18,4 0,1 3,9 7,6 4,0 1,1 0,3 1,2 0,1 2,2 2,0 2,9 40,5 17,4 0,4 Summa *) Nierentalg v. Schlächter geschätzt 4,7 9,1 4,8 1,3 0,4 1,4 0,1 2,6 2,4 3,5 48,4 20,8 0,5 94,8 100 106,5 100 63,7 100 83,6 2,0 2,1 1,5 1,4 0,3 0,5 0,4 100 Magen und Gedärme wurden nur mechanisch oder durch Abwaschen mit kaltem Wasser gereinigt, nicht abgebrüht. Unmittelbar vor dem Schlachten wog No. IIL 8V4 Uhr morgens 96,8 Pfd. No. XV. lO'/a Ubr morgens 65,7 Pfd. » Vni. 9V4 » » 108,7 » » xxn. 11% » » 85,1 » Die Differenz zwischen den Gewichten früh nüchtern vmd unmittelbar vor dem Schlachien ist in der Tabelle als Koth u. s. w. (No. 12) in Abzug gebracht; die für Magen- und Darminhalt direct gefundenen Zahlen waren bei No. III. 14,8 Pfd. bei No. Vin. 19,2 Pfd., bei No. XV. 11,7 Pfd., bei No. XXIL 18,9 Pfd. Der gemischte Magen- und Darminhalt enthielt bei No. VIII. 12,3, bei No. XXTI. 13,5 Proc. Trockensubstanz. Aus den erzielten Details leitet nun Henneberg mit Hülfe des bereits früher angewandten Verfahrens ^) Folgendes ab : 1) Joum. für Landwirthschaft. 1864. S. 1. ff. und 1866. S. 303. ff. — Jahres- bericht 1864. S. 342 und 1866. S. 392. Fütierungs -Versuche. 597 Anfangsgewicht Mittl. Lebendgewicht Endgewicht Zunahme Abth. I. 83,33 Pfd. 90,06 Pfd. 96,78 Pfd. 13,45 Pfd. pro Stück » n.i) 95,66 » 104,13 » 112,60 » 16,94 » » » » III. 50,05 » 56,04 » 62,03 » 11,98 » » » r> IV. 2) 67,03 » 75,83 » 84,62 » 17,59 » » » Aus den Messungen der Stapelproben vom 9. Februar und 9. Mai geben folgende procentische Zunahmen hervor: in 89 Tagen in 1 Tage in 89 Tagen in 1 Tage Abth. I. um 27,2 um 0,305 Abth. III. um 25,9 um 0,291 » II. um 22,4 um 0,252 » IV. um 22,5 um 0,253 Unter der Voraussetzung, dass das Vliessgewicht in gleichem Verhält- nisse wie die Stapellänge zugenommen hat, ergeben sich als Zuwachs an roher Wolle pro Stück: , Abth. I. 0,0277 Pfd. pro Tag 2,16 Pfd. ] . 11.0,0266 » » » 2,07 » btgMai , m. 0,0143 . » » 1,12 » ^^' ™ » IV. 0,0175 » » » 1,37 » f ^ Weiterhin berechnen sich folgende Werthe per Stück und Tag in Pfunden : Abth. I. Abth. n. AbthlH. Abth. IV. Zunahme des eigentl. Körpergewichts 0,1447 0,1906 0,1393 0,2080 0,0133 0,0085 0,0090 5,63 3,25 4,38 f> an flussgewaschener Wolle 0,0142 Production an streufreiem Miste . . 4,42 bei einem mittleren Lebendgew. von excl. Wolle (eigentl. Körpergew.) 82,06 94,60 81,68 69,61 Der nachgewiesenen Production steht, nach den in den Futtertabellen niedergelegten Zahlen, folgende Futterconsumtion für 100 Pfd. mitt- leres eigentliches Körpergewicht (pro Tag in Pfunden) gegenüber: Abth. I. Abth. II. Abth. IE. Abth. IV. Wiesenheu . . . 1,47 1,51 1,41 1,68 Weizenstroh. . . 0,52 0,45 0,84 0,69 Runkelrüben. . . 7,31 8,00 7,74 7,23 Leinkuchen , . . 0,73 0,80 0,77 0,72 Bohnenschrot . . 0,37 0,40 0,39 0,36 Salz 0,017 0,015 0,027 0,02 Tränkwasser. . . 0,98 1,82 1,64 2,38 Summa 11,40 13,0 12,82 13,08 1) Unter Ausschluss des Hammels No. VII. 2) Unter der Voraussetzung, dass die Gewichtszunahme des Hammels No. XX. in der Zeit vom 30. April bis 9. Mai der der 5 übrigen Thiere proportional gewesen sein würde, ist sein Endgewicht mit 86,2 Pfd. in Rechnung gebracht worden. 598 Fütterungs -Versuche. mit einem Gehalte an Trockensubstanz: Abth. I. II. III. IV. im Rauhfutter .... 1,64 l,ßl 1,86 1,96 in Leinkuchen und Schrot 0,91 0,99 0,97 0,89 in den Rüben .... 0,75 0,82 0,79 0,74 dazu Salz 0,02 0,02 0,03 0,02 Summa 3,32 3,44 3,65 3,61 an Wasser: im Futter 7,10 7,74 7,52 7,09 dazu Tränkwasser . . 0,98 1,82 1,64 2,38 1 Ctr. Leinkuchen , 2 Thlr. oSgr. 1 » Bohnenschrot . 2 » U » 1 » Salz . . . . — » 16 » Summa 8,08 9,56 9,16 9,47 Die Unterschiede im Consume der zusammengehörigen Abtheilungen an eigentlichen Futterstoffen sind demnach im Ganzen nicht erheblich. — Be- merkenswerth ist der durchgehends grössere Tränkwasser-Verbrauch der Halb- blutthiere, worin man u. A. eine Bestätigung dafür erblicken darf, dass die- selben von den ßüben gern noch mehr verzehrt haben würden. Zur Beantwortung der Frage: wie hoch in den verschiedenen Abtheilungen die Production zu stehen gekommen ist, wenn dabei nur die Futterkosten in Betracht gezogen werden, führt Henneberg die folgenden Berechnungen aus: Unter der Annahme ^), dass kosten 1 Ctr. Wiesenheu . — Thlr. 20 Sgr. 1 » Weizenstroh . — » Idh f» 1 » Runkehi . . — » 5 » berechnen sich die Futterkosten per Tag und Stück: für Abth. I. zu 1,195 Sgr. für Abth. III. zu 0,801 Sgr. » » II. » 1,470 » » » IV. » 1,049 » Berechnet man nun hieraus, zunächst ohne Rücksichtnahme auf den Wollzuwachs, die Productionskosten für 1 Pfd. Zunahme an eigentlichem Körpergewichte (A.), darnach die 1 Pfd. Körpergewichtszunahme entsprechende Production an flussgewaschener Wolle (B.) und hierfür den Wollwerth (C), unter Annahme eines gleichmässigen Centnerpreises von 70 Thlr., so ergeben sich — Dünger frei — aus der Differenz Ä. — C. die thatsächlichen Productionskosten für 1 Pfd. Zunahme an Körpergewicht (Fleisch, Fett und Knochen) — Columne D, — , wie folgt: A. Sgr. Abth. I. If jähr. Negrettis 8,26 » II. If » Negretti- Rambouillets . . 7,71 » III. I » Negrettis 5,75 » VI. f » Negretti -Rambouillets . . 5,04 B. C. D. Pfd. Sgr. Sgr. 0,098 2,06 6,20 0,070 1,47 6,24 0,061 1,28 4,47 0,043 0,90 4,14 1) Die Preise für Stroh, Leinkuchen, Bohnenschrot und Salz sind um l^, bezw. 5, 7^ und 4 Sgr. zu niedrig angenommen. Es geschah dies, um die Berechnung der Productionskosten im vorliegenden Falle mit der des Versuchs vom Jahre 1866 vergleichbar zu machen. PtttteriTDgs -Versuche. 599 Die 3/4Jährigen Halbbhitthiere haben sich demnach als die billigsten Producenten erwiesen, die 13/4 jährigen dagegen (D. gegenüber A.) ihren Vor- zug vor den gleichalterigen Negrettis eingebüsst. Die Halbblutthiere waren zwar in allen Fällen die billigsten Fleischproducenten, nicht immer aber die billigsten Wollproducenten. Dieser Aussijruch darf indess, nach Henneberg selbst, nicht ohne Reserve hingestellt werden, da sowohl die Zahlen für den Gehalt der rohen YHesse an fluss- gewaschener Wolle, als die für den Wollnachwuchs keinen absoluten Werth bean- spruchen können. Es ist selbstverständhch , dass die obigen Productionskosten unter allen Um- ständen einen nur relativen Werth haben können, relativ zum jeweihgen Preise der Futtermittel und der Wolle. Das Gleiche gilt natüi-hch in nicht minderem Grade für die der nachfolgenden Berechnung der Productionskosten des Düngers zu Grunde gelegten Preise für 1 Pfd. Zunahme an eigentlichem Körper- gewichte : 51/2 Sgr. unter normalen Verhältnissen und S^/io Sgr. bei der Mästung ungünstigen Conjunctureni). Henneberg hält sich für durchaus berechtigt, von diesen Minimal- imd Nor- malpreisen auch hier für die älteren Thiere Gebrauch zu machen, da das Futter, nach Ausweis der Schlachttabellen, entschiedenen Masteffect gehabt hat, während bei den •''^jährigen in Abth, HI. und IV. , wie namentlich die niedrigen Procent- zahlen für Talg ergeben, kein Mastfleisch angesetzt, sondern das Futter »ver- wachsen« worden ist 2). Um indess vergleichende Zahlen zu gewinnen, ist auch der Körperzuwachs dieser Thiere zu denselben Preisen in Ansatz gebracht worden. Kosten der Mistproduction. (für 1 Pfd. Körper- Zunahme und nach der Gleichung z. B. für Abth. 1 : 6,2 — 5,5 = 0,7 Sgr. ; bezw. 6,2 - 3,7 = 2,5 Sgr.). Preis in Sgr. bei Preis in Sgr. bei streufr. Mist 5,5 Sgr. 3,7 Sgr. streufr. Mist. 5,5 Sgr. 3,7 Sgr. Abth. I 30,5 Pfd. == 0,70 2,50 100 Pfd. = 2,3 8,2 » II. 29,5 » = 0,74 2,54 100 » = 2,5 8,6 » III. 23,3 » = —1,03 0,77 100 » = -4,4 3,3 » rV. 21,1 » = —1,36 0,44 100 » = -6,4 2,1 Bei einem Preise von 5,5 Sgr. per Pfd. Körperzuwachs haben die jün- geren Thiere das Futter durch marktfähige Waare höher verwerthet, als zu den angenommenen Marktpreisen, während c. p. der Dünger der älteren Thiere noch mit 2,3 — 2,5 Sgr. per Ctr. zu belassen ist. 1) Es sind dies die bereits früher, Journal für Landwirthschaft. 1866. S. 323. — Jahresbericht. 1864. S. 347. motivirten Werthe. 2) Diese Beobachtung spricht wiederum dafür, dass das bei älteren Thieren gewöhnliche Verfahren, die Mastzeit auf die letzten Lebensmonate zu beschränken, bei Lämmern nicht ausreicht, um sie für die Schlachtbank reif zu machen, dass es dazu vielmehr einer mastigen Fütterung von Geburt an bedarf. 600 Ffittemngs -Versnche. Mit obigen Zahlen unter »bei 3,7 Sgr. per Pfd.« sind die folgenden älteren Ergebnisse i) vergleichbar: Kosten von lOOPfd. streufreiem Miste, bei einemPreise von 3,7Sgr, pro iPfd. Körperzuwachs, producirt durch: Ijähr. Southdown- Merinos Wecnde 3,6 Sgl'. » » » Braunschwg.0,5 » 2 jähr. » » Weende 3,6 » B » » Braunschwg. 4,6 » Ijähr. Mer. Weende 3,2 Sgr. 1 » » Braunschw. 4,8 » 1|- » » Weende 7,5 » 2 » » Braunschw. 8,5 » 2| » )> Weende 7,7 » Es tritt hiernacli der Vorzug der Southdown -Merinos als Fleischprodu- centen, wenn sie im späteren Alter auf Mastfutter gesetzt werden, vor den gleichalterigen Negrettis — und damit jetzt auch vor den gleichalterigen Negretti-Kambouillets noch mehr hervor als früher. Zum Schlüsse sind noch die Resultate der Fütterung nach der Schur mit den correspondirenden vor der Schur (per Tag und Stück in Pfunden) zusammengestellt. Futterconsum Abth. I. vor I nach der Schur Abth. n. vor I nach der Schur Abth. III. Abth. IV, vor nach der Schur vor nach der Schur Wiesenheu . . Weizenstroh . Kunkelrüben . Leinkuchen . Bohnenschrot Salz Tränkwasser . 1,209 0,427 6,000 0,600 0,300 0,014 0,804 Zunahme d. Lebendgew. \< 0,172 1,209 0,385 6,000 0,600 0,300 0,UU 0,192 1,424 0,425 7,570 0,757 0,378 0,014 1,794 0,351 0,217 1,528 0,592 7,500 0,750 0,375 0,014 0,531 0,450 0,729 0,432 4,000 0,400 0,200 0,014 0,849 0,154 0,826 0,385 4,000 0,400 0,200 0,014 0,538 1,167 0,481 5,03-2 0,503 0,252 0,014 l,b56 1,483 0,477 5,000 0,500 0,250 0,014 0,985 0,272 i 0,226 0,288 Der Unterschied in der Gewichtszunahme vor und nach der Schur würde muthmasslich noch mehr hervortreten, wenn man das Gewicht der Thiere einige Tage nach der Schur mit den Endgewichten vergleichen könnte. Wie u. A. Hauhner nachweist, wird nemlich selbst durch die Schur im Schweisse zunächst stets Abnahme des eigentlichen Körpergewichts bewirkt; die obige Zunahme per Tag und Stück schliesst daher eine Compensation für Gewichts- abnahme mit ein. Wäre man berechtigt, die Resultate der Fütterung nach der Schur als massgebend hinzustellen, so würden sie sich ungezwungen dahin deuten lassen: Bei den Thieren mit vollem Vliesse ist die Hautthätigkeit und der Stoff- wechsel nach einer gewissen Eichtung hin unterdrückt. Das Thier geniesst instinctiv mehr Wasser, um letzteren nach einer anderen Eichtung hin mehr S. 336. 1) Journal für Landwirthschaft. 1865. Beilage. S. 45. — Jahresbericht 1865. Fütterungs -Versuche. 601 in Thätigkeit zu bringen und dadurch eine Ausgleichung zu bewirken. Diese veränderte Richtung hat indess eine verminderte Ausnutzung des Futters und damit einen geringeren Ansatz von Körpermasse zur Folge. Nach der Schur tritt die Haut wieder mehr in Function, der Wasserbedarf vermindert sich, die Ausnutzung des Futters steigt und das Futter gewinnt au Productionsfähigkeit. Für die Richtigkeit dieser Auffassung spricht Mancherlei, u. A. die leich- tere Mastfähigkeit der weniger reichwolligen Thiere, die landläufigen Erfah- rungen, sowie spezielle Beobachtungen i) und die von G. Kühn gemachte Wahrnehmung, dass die Schur eine erhöhte Ausnutzung des Futters zur Folge hat. Die von Stohmann'^) mitgetheilten Thatsachen sind indess hiermit nicht durchgehends in Einklang zu bringen. Fütterungsversuch mit Merino- und Southdown - Franken- Futterver- Hammeln, von V. Hof m ei steril. — Dieser im Jahre 1866 ausgeführte werthung , , ,, durch Me- zweite Versuch schliesst sich eng an einen früheren (IS^Ves) an und hatte rino- und zum Zweck, zu coustatiren, inwieweit die Individualität der Versuchsthiere southdown- die Resultate des ersten*) beeinflusst habe. Hammet Am 30. December 1865 wurden 3 Merinohammel, am 24. Februar 1866 die 3 Southdown-Franken eingestellt und erhielten bis zum 7. März gleiche Mengen gleichen Futters : 1/2 Pfd. entöltes Rapskuchenmehl, ^/a Pfd. gewöhn- liche Rapskuchen, 6 Pfd. Kartoffeln und 6 Pfd. Wiesenheu per Tag. Die Merinos waren im März, die Southdown-Franken im Mai geboren. Wir lassen zunächst die directen Ergebnisse der drei ersten Versuchs- reihen folgren: Versuchsdauer Tcäglicher Gesammtverzehr (3 Thiere). Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. 04 Ptd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Versuch I; hingereicht: 1 Pfd. Rapskuchen, 6 Pfd. Kartoffel, 6 Pfd. Heu.s) Merinos. 8. bis 12. März 13.März bis 13. April | 1,0 Sonthdown- Franken. i| 8. bis 1?. März . . ;i 1,0 13. März bis 13. April 1,0 1,0 - 6,0 6,0 6,0 6,0 5,10 6,0 5,33 5,95 7,08 7,03 0,94 0,94 4,91 4,89 1,64 1,63 1:5,2 1:5,2 8,75 10,1 9,3 10,1 0,10 0,07 1) Vergl. diesen Jahresbericht. S. 551 ff. 2) Journal für Landwirthschaft. 1867. S. 133 ff. — Jahresbericht. 1867. S. 313. 3) Landw. Versuchsstation. 1869. Bd. XII. S. 8 und 81. — Hierzu Referat von Haubner: Amtsbl. f. d. landw. Vereine im Königr. Sachsen. 1868. No. 3 u. 5. 4) Diesen Jahresbericht. 1866. S. 373. 6) Zu den Futteranalysen vergl. diesen Jahresbericht. S. 486 ff. 602 Fütteruugs -Versuche. Täglicher Gesammtverzehr (3 Thiere). ta fi •2,2 2.3 h e Versuchsdauer o B 3 o Is^: t-t ä'^S CS •M Ö in Q) g J4 oS ISÄ Jd 1 ■s o ■- o u 0, .2x3 5H J3 O "3 Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. S °° Pfd. Pfd. Versuch II ; hingereicht : 1 Pfd. Rapskuchen, 10 Pfd. Kartoffeln, 5 Pfd. Heu. i) Merinos 15. bis 22. April . . 23. April bis 14. Mai Southdown - Franken 15. bis 22. April . . 23. April bis 14. Mai 1,12 0,98 — 10,0 10,0 5,44 4,83 7,10 0,92 5,19 1,37 1:5,6 11,2 10,6 0,82 1,0 — 10,0 10,0 5,32 4,88 7,16 0,93 5,22 1,38 1:5,6 9,9 11,6 ^0,08 )o, ,07 Versuch III; hingereicht: 1 Pfd. Rapskuchen, 3/4 Pfd. Erbsen, 10 Pfd. Kartofiehi, 4 Pfd. Heu. Merinos 0,75 10,0 3,93 - — __._ 7,4 0,75 10,0 3,81 6,78 0,95 5,02 1,14 1:5,3 9,6 16. bis 20. Mai . . . ]! 0,89 21. Mai bis 11. Juni 1 0,83 Southdown -Franken i] 16. bis 20. Mai . . . t 1,0 21. Mai bis 11. Juni 0,92 0,75 0,75 10,0 10,0 4,0 - 3,95 6,97 0,99 5,02 5,13 1,18 1:5,3 1:5,2 11,8 13,3 0,10 0,18 Lebendgewicht in Pfunden: Datum Lebendgewicht in Pfunden: Datum Merinohammel Southdown- Franken Merinohammel Southdown- Frankcn 9. März — 293,80 — 275,90 13. AprU — 308,83 — 291,16 12. B 13. » 292,51 295,49 299,65 299i86 301,34 303,17 |294,0 297,01 [299,75 j 302,25 304,75 308,83 273,67 273,33 279,49 280,68 284,02 284,34 [273,50 277,01 |280,08 1 284, 18 289,59 291,16 16. » 17. » 316,01 314,44 }315,22 -95,33 1 oq/? nn 29.S61 p^^'^' 19. » 26. » 27. » 2. April 3. » 9. » 13. » 23 » 24. » 30. » 1. Mai 7. » 8. » 14. » 15. » 311,93 314,73 312,33 314,49 321,49 319,92 325,0 325,50 313,33 [313,41 [320,70 325,25 291,26 294,39 297,32 298,16 304,32 306,36 308,09 307,49 [292,82 r297,74 [305,34 307,79 Tägl. Zuna 12. und 13 bis 13. A hme V. März Lpril 1 0,46 - 0,55 Tägl. Zuna 23. u. 24. bis 14. u. 1 ame V. April 5. Mai 1 0,54 l 0,68 1) Dieses Futter wurde erst vom 22. April ab gereicht; bis dahin erhielten die Thiere: 1^ Pfd. Rapskuchen, 10 Pfd. Kartoffeln und 6 Pfd. Heu. FUtterungs -Vorsuche. 603 Lebendgewicht in Pfunden: D a t u in Merinohammel Southdown - Franken 16. Mai ~ 325,25 - 307,79 21. » 22. » 28. » 29. » 4. Juni 5. » 11. » 12. » 324,88 322,80 327,16 328,07 337,36 335,56 1 323,84 l 327,61 [ 336,46 335,16 305,45 303,62 312,66 313,20 322,53 321,42 318,50 318,23 1 304,53 1 312,93 } 321,97 1 318,36 Tägl. Zunahme vom 22. Mai bis 11. u. 21. und 12. Juni 0,51 — 0,62 Die vorstehenden Zahlen sind selbstredend. Werden die Vorfütterungen und Differenzen im Lebendgewichte beider Eacen unberücksichtigt gelassen, so ergiebt sich daraus nach Haubner, dass bei den Merinos wie Southdown- Franken gleiche Futtermengen (von gleicher oder fast gleicher Zusammen- setzung) in gleicher Zeit auch eine gleiche oder nahezu gleiche Körperge- wichtszunahme produciren • — und dass die, etwa zu Gunsten der Southdown- Franken sprechende geringe Mehrproduction auf den gewöhnlichen Körper- gewichtsschwankungen beruhe. Hierbei ist, wie erwähnt, darauf, dass die Thiere beider Abtheilungen in ihrem Körpergewichte verschieden waren, nicht Rücksicht genommen. Um diese Differenzen zu eliminiren, verfährt Hofmeister beispielsweise bei Ver- such 3 so: Merinos mit 323,84 Pfd. Lebendgewicht erhalten pro Tag als Futter (hingewogen!): 1 Pfd. Eapskuchen, ^U Pfd. Erbsen, 10 Pfd. Kartoffeln und 4 Pfd. Heu. Southdown-Franken mit 304,53 Pfd. Lebendgewicht hätten demgemäss erhalten sollen : 0,94 Pfd. Rapskuchen , 0,7 Pfd. Erbsen, 9,4 Pfd. Kartoffeln und 3,76 Pfd. Heu — »und verzehren (?) alsdann in 22 Tagen:« Rapskuchen Erbsen Kartoffeln Heu 20,68 15,4 206,8 82,72 sie haben verzehrt: 20,19 16^5 220,0 86,88 Der Mehrverzehr beträgt : — 0,49 +1,1 + 13,2 + 4,16 » Unberücksichtigt der geringeren Körperschwere verzehrten sie mehr als Merinos :« 1,84 - — 3,13 in Summa: 1,35 1,1 13,2 7,29 Im mehr verzehrten Futter sind enthalten: 11,01 organische Substanz, 1,53 Protein, 7,96 stickstofffreie Nährstoffe, 2,08 Rohfaser, 20,04 Heuwerth. Southdown-Franken producirten an Körpergewicht mehr als Merinos: 2,51 Pfd. QQ4: Fütterungs -Versuche. Verf. hat also irrthümlicher Weise nicht den wirklichen Verzehr, sondern das vorgelegte Futter in Kechnnng gestellt und ausser der so sich ergebenden Differenz den direct beobachteten Mehrverzehr der Southdown-Franken gegen Merinos zugerechnet. Dieser letzte Eechnungsmodus ist uns völlig unver- ständlich. Wir würden folgendermassen gerechnet haben: 323,84 Pfd. Merinos haben in 22 Tagen verzehrt : Rapskuchen Erbsen Kartoffeln Heu 18,35 16,50 220,0 83,75 304,53 Pfd. Southdown-Franken hätten dem entsprechend in gleicher Zeit ver- zehren sollen: 17,26 15,52 206,9 78,76 sie verzehrten: 20,19 16,50 220,0 86,88 Die letzteren haben also im Verhältnisse zum Lebendgewicht mehr verzehrt: 2,93 0,98 13,1 8,12 Zu den nemlichen Zahlen gelangt man, wenn man den Verzehr auf 1000 Pfd. Lebendgewicht berechnet: Merinos 56,66 50,95 679,3 258,6 Southdown-Franken 66,30 54,18 722,4 285,3 Differenz 9,64 3,23 43,1 26,7 Betrag der Differenz für 304,53 Pfd. Southdown-Franken: 2,94 0,98 13,1 8,13 Die in Eede stehenden Berechnungen des Verf. haben überdies auch um deswillen keine Bedeutung, weil die Lebendgewichte sich auf ungeschorene oder mindestens nicht gewaschene Thiere beziehen. Am 12. März, 12. Juni (Tag der Schur) und 11. Aug. wurden von jedem Thiere am Schulterblatte (am 11. August auch am Bauche) 5 DZoU geschoren, die Wolle gewogen, gemessen und analysirt. Ausserdem gelangten nach der Schur am 12. Juni von jeder Abtheilung zwei ganze Vliesse zur Untersuchung. Die Schurgewichte betrugen bei den 3 Merinos: 32,02 Pfd.; 3 Southdown-Franken: 16,36 Pfd. Wolle. Die Gesammtfläche der Vliesse (a.), sowie die Grösse der kahlen (b.) und wolletragenden (c.) Flächen betrug: a. b. c. Merinos L 2404,5-169,5 =2235,0 dZoII » IL 2227,5 — 152,0 =2075,5 » Mittel: 2316,0- - 160,75 = 2155,25 DZoII Southdown .-Fr. L 2296,0 - - 183,0 = 2113,0 DZoU lü IL 2099,75- -169,5 = 1930,25 » Mittel : 2197,9 — 176,25 = 2021,65 aZoU- FUtteruDgs -Versuche. gQ5 Die Probebestimmungen ergaben Folgendes (in Grammen): Merinos. 12. März 12. Juni 11. August Schulterblatt Schulterblatt i) Schulterblatt Bauch No. 1 10,150 2,030 1,226 0,516 No. II 8,690 2,496 0,822 0,709 No. m. ■ ■ . 12,485 2,216 — — Durchschnitt . . 10,441 2,247 1,024 0,612 Southdown-F ranken. No 1 5,475 2,763 0,970 0,761 No. II 5,715 2,879 1,030 0,569 No. m. . ■ . 6,653 2,184 ^ ^^^ Durchschnitt . . 5,947 2,608 1,0 0,6ö5 Auf Grund dieser Ergebnisse und mit Berücksichtigung derStobmann- schen Beobachtung, dass in den letzten 100 Tagen vor der Schur 27 Proc. des Schurgewicbts an Wolle producirt werden, berechnet Verf. nach 4 ver- schiedenen Methoden den Wollstand am 7. März und erhält für Merinos 22,50— 26,34; im Mittel 24,02 Pfd. Wolle für Southdown- Franken . 10,23—12,09; » » 11,44 » » Hofmeister zieht nun diese Mittelwerthe vom Lebendgewicht am 7. März ab und berechnet darnach die Zunahme an nacktem Körpergewicht während der Zeit vom 7. März bis 11. und 12. Juni: Merinos Southdown - Franken nacktes Körpergewicht am 11. u. 12. Juni 303,14 Pfd. 302,0 Pfd. » » am 7. März . . . 269,78 » 264,46 » Zunahme an nacktem Körpergewicht . . 33,36 Pfd. 37,54 Pfd. Die von Hofmeister ausgeführten Wasch versuche haben ergeben, dass die vom 7. März (streng genommen vom 12. e. M.) bis 12. Juni gewachsene Wolle der Merinos: 33,8 Proc, der Southdown -Franken: 57,5 Proc. reines Wollhaar enthielt. Hieraus und aus dem Stand im März und Juni folgt: Merinos Southdown -Franken Wolle im Schweiss am 12. Juni . . . 32,02 Pfd. 16,36 Pfd. » » am 7. März . . . . 24,02 » 11,44 » Zugewachsene WoUe (Differenz) ... 8,0 Pfd. 4,92 Pfd. Gehalt der Differenz an reinem Wollhaar 2,70 » 2,83 » In der Zeit vom 7. März bis 11. Juni incl. verzehrten die Versuchs- thiere (Pfd.): 1) Nachwuchs vom 12. März, derselben Stelle entnommen. CQg FUtterungs -Versuche. Kapskuchen Erbsen Kartoffeln Heu Southdown- Franken . . 93,78 20,25 814,0 490,96 Merinos 93,27 20,25 814,0 487,59 Die ersteren mehr ... 0,51 — — 3,37 Vergleicht man diese Zahlen mit den obigen Gewichten der nackten Thier- körper und der darauf gewachsenen Wolle, so gewahrt man eine Ueberein- stimmung beider Schafracen, wie sie grösser nicht gedacht werden kann: gleiches nacktes Körpergewicht, gleicher Futterverzehr, gleiche Zunahme an Lebendgewicht und Wolle und, wie sich nachher zeigen wird, fast gleiche Ausnutzung des Futters. Die IV, Versuchsreihe umfasst die Zeit (nach der Schur) vom 12. Juni bis 12. Juli. Die Thiere erhielten unverändert das Futter der III. Reihe, welches von den Southdown- Franken ungleich besser verzehrt wurde als von den Merinos. In dieser Zeit (30 Tage) stellen sich Verzehr und Lebendgewichtszunahme wie folgt (in Pfunden): 12. u. 13. Juni U.U. 12. Juli Zimahme Merinos 298,53-311,93 = 13,40 = 0,44 pro Tag Southdown - Franken . 293,52—316,68 = 23,16 = 0,77 » » Rapskuchen Merinos 25,10 Southdown -Franken 29,48 Differenz .... 4,38 — — 3,72 — — 1 Pfd. Lebendgewichtsproduction erforderte: org. Substanz Proteinstoffe stickstofffr. Stoffe u. Fett Rohfaser bei Merinos .... 15,31 2,14 11,32 2,58 bei Southdown-Franken 9,14 1,32 6^72 1.55 bei Southd.-Fr. weniger 6,17 0,82 4,60 1,03 Hofmeister vermag die Resultate dieser Versuchsreihe nicht zu for- muliren. Einmal erscheint ihm die Thatsache nicht recht erklärlich, dass beide Racen nur in den ersten 3 Wochen Körpergewicht producirten, dann aber um 0,46 (Merinos) und 3,04 Pfd. (Southdown-Franken) zurückgingen; andererseits liege darin ein Widerspruch mit den früheren Versuchen, dass, während dort 1 Pfd. Mehrproduction an Lebendgewicht ca. 4 Pfd. organische Trockensubstanz verlangte, hier bei den Southdown-Franken sich auf 1 Pfd. nur 2/3 Pfd. organische Substanz berechne. Diese Resultate erlitten auch dann keine wesentliche Modification, als Verf. die ersten 8 Tage der IV. Ver- suchsreihe ausser Betracht Hess. Vor der Schur waren bei den Southdown- Franken zu 1 Pfd. Lebendgewichtsproduction 18,5 Pfd. organische Substanz erforderlich, nach der Schur nur 9,1 Pfd. Haubner hält eine derartige Erbsen Kartoffeln Heu Tränkwasser Salz 22,50 300,0 116,28 ? 1,68 22,50 300,0 120,0 264,11 2,70 FUtterangs -Versnche. 607 Yerminderung des Stoffverbrauchs durch die Schur für eine reine Unmöglich- keit; es müssten vielmehr Körpergewichtsschwankungen vorgelegen haben, welche wesentlich aus einer verschiedenen AnfüUung der inneren Organe her- vorgingen. In einer V. Versuchsreihe erhielten die Schafe, gleichwie im früheren Versuche, Futter ad libitum. Vom 12. bis 25. Juli wurde täglich zweimal, vom 26. Juli bis 9. August täglich nur einmal gefüttert. Gleich am ersten Tage überfrassen sich die Thiere stark. Die Futtervorlage war bei beiden Eacen gleich gross; der Verzehr (in Pfun- den) geht aus folgender Zusammenstellung hervor. Merinos. Raps- kuchen 1 Erbsen Kar- toffeln Heu Southdown - Franken. Raps- I kuchen Erbsen Kar- toffeln Heu Zweiniahge Fütterung. 12. Juli 13. bis 14. » 15. bis 16. » 17 bis 18. » 19. bis 25. » ! 0,03 0,10 0,07 1,50 1,15 4,50 6,84 35,31 21,84 2,0 4,83 7,84 22,35 4,50 4,50 10,27 9,34 26,46 0,87 0,07 0,07 0,17 0,36 1,50 1,49 3,77 7,0 39,65 21,03 10,84 31,0 25,83 59,01 5,17 6,07 9,10 6,17 24,0 Die Merinos verzehrten in 14 Tagen . Die Southdown - Frauken verzehrten in 1 1 Tagen 0,20 1,54 49,30 53,41 58,86 147,71 55,07 50,51 Die Southd.-Fi '. verzeh] rten meh r oder ^ veniger +1,34 + 4,11 +88,85 -4,56 Einmalige Fütterung. Die Merinos verzehrten in 14 Tagen 0,44 Die Southdown - Franken verzehrten in 14 Tagen . 0,85 75,94 39,0 94,66 97,71 50,61 36,52 Die Southd.-Fr. verzehrten mehr oder weniger .+0,41 +18,72 +58,71 -14,09 18. u. 19. » » = 319,74 25. u. 26. » » ^ 329,41 8. u. 9. Aug. » = 337,52 Lebendgewichte am 11. u. 12. Juli: Merinos = 311,93 Pfd.; Southdown- Franken = 316,69 Pfd. » » =333,89 » » » = 338,0 » » » =354,25 » Hofmeister vergleicht die Lebendgewichtszunahmen und die Mehrpro- ductionen hieran seitens der Southdown-Franken mit dem Verzehr und Mehr- verzehr an näheren Futterbestandtheilen , und zwar einmal für Abschnitt 1. und 2., das andere Mal für die Zeit vom 19. Juli bis 9. Aug. und ein drittes Mal für die ganze Versuchsreihe. In allen Fällen stösst er auf Anomalien und Widersprüche und schliesst deshalb die Besprechung der V. Reihe pit 608 Fütterungs -Versuche. der allgemeinen Fassung Haubner's: »Zunächst steht es fest, dass die Down -Franken ca. V4 an Heuwerth und organischen Nährstoffen mehr ver- zehrt haben als die Merinos, und dass die Körpergewichtszunahme der ersteren jederzeit eine grössere war, woraus folgt, dass auch die productive Körper- zunahme stets eine grössere gewesen sein muss. Lässt sich nun auch die letztere in keiner Abtheilung mit nur einiger Sicherheit bestimmen, so lässt sich doch wenigstens die relative Mehrzunahme der Down-Franken annähernd richtig ermessen. Es ist aber bereits Bedenken getragen, dieselbe auf das Doppelte von der Zunahme der Merinos anzusetzen, ja selbst die Erhöhung um ^/s wurde beanstandet. Diesem gegenüber kann man sie aber keinesfalls unter V4 herabsetzen wollen; man erhält dann ganz unannehmbare Zahlen, — — — . So unzureichend diese Bestimmung an sich zu erachten ist, so genügt sie doch in Rücksicht auf den Versuchszweck. Es wird nemlich dar- gethan, dass wiederum die Down-Franken als bessere Fresser sich bewährt haben, und bei vollem Futter zu einer grösseren und schnellereu Stoffpro- duction befähigt sind, als die Merinos.« Futterausnutzung. In der zweiten Hälfte jeder Versuchsreihe wurde an drei hintereinander liegenden Tagen der Darrakoth gesammelt. Die Ausscheidungen aller drei Versuchsthiere wurden vereinigt analysirt. Die Ergebnisse gestalten sich wie folgt: Reihe Verdautes in Proc. Merinos Southdown - Franken . Merinos Southdown - Franken . Merinos ........ Southdown - Franken . Orga- nische Substanz ! Protein- stoffe 65,73 68,80 68,87 70,62 71,19 72,95 50,0 57,44 53,S4 52,17 55,31 59,18 Fett. 64,28 67,86 54,16 45,83 60,0 63,63 Roh- faser 51,22 59,25 44,44 60,58 51,78 50,42 Stickstoff- freie Nährstoffe 75,0 75,60 79,56 78,60 79,82 82,15 , I Merinos \\ Southdown - Franken 66,03 68,46 75,78 77,71 54,73 6-2,37 57,14 59,09 31,57 I 43,69 69,28 69,0 68,18 71,42 45,0 42,85 77,28 76,68 85,48 86,03 5. ji Merinos zweite] 1 Southdown - Franken . . . Hälfte 1 1 Im Mittel der ersten 3 Reihen (vor der Schur) wurden also von den Down-Franken nur 2,2 Proc. organische Substanz, 3,2 Proc. Proteinstoffe, 7,6 Proc. Rohfaser und 0,7 Proc. stickstofffreie Nährstoffe mehr verdaut als von den Merinos, vom Fett sogar 0,3 Proc. weniger. Nach der Schur wurden von den Down-Franken die organische Substanz um 2,1 Proc, die Protein- stoffe um 3,7 Proc, das Fett um 2,6 Proc. und die Rohfaser um 5 Proc. besser ausgenutzt, als von den Merinos, die stickstofffreien Nährstoffe aber von bei- den Racen gleich. Auch diese Differenzen sind klein, fallen aber bei der grösseren Futteraufnahme seitens der Southdown-Franken immerhin in's Ge- Fiitterungs -Versuche. 609 wicht. Die letzteren sind eben bessere Fresser und mit kräftigerer Ver- dauung begabt. Vergleicht man die in Keihe 1. bis 4. verdauten Procentmengen mit denen der Eeihe 5., so ergiebt sich, dass mit der Mehraufnahme an leicht verdau- lichem Futter (Kartoffeln, Erbsen) auch die verdauten Futterbestandtheile zu- nehmen, die Verdaulichkeit der Rohfaser aber herabgedrückt wird. Schlachtresultate. Je 2 Thiere jeder Eace wurden am IL, das dritte Thier am 31. August geschlachtet. Es ergaben Lebendgewicht 1 1) » III) Blut Fell und Beine , . Kopf mit Zunge . . Herz Lunge u. Luftröhre Leber u. Gallenblase Milz Schlund und Magen, leer Gedärme, leer . . . Fett am Magen und Darm Magen- und Darm- iahalt Rumpf und die vier Viertel ii) Nierenfett 2) Lebendgew. I. zum Schlachtgew. . 100 Lebendgew. IL zum Schlachtgew. . . . Merinos. Pfd. 118,5 3,83 9,40 4,50 0,43 2,27 2,0 0,17 3,27 1,77 10,0 16,17 63,33 2,0 53,4 n. Pfd. III. Summa Pfd. 112,5 4,34 8,17 4,27 0,47 2,50 1,87 0,23 3,33 1,73 9,24 14,34 59,17 2,0 52,6 100^7,5 109,7 3,77 9,-23 3,90 0,47 2,10 1,73 0,18 2,87 1,53 10,67 9,33 62,50 2,50 57,0 340,7 298,2 11,94 1,37 5,G0 9,47 29,91 185,0 3b,413) 54,3 Southdown - Franken. I. Pfd. 120,0 5,S3 9,33 4,0 0,47 2,67 2,23 0,23 3,50 2,23 9,34 13,17 64,0 2,50 53,3 IL Pfd. m. Pfd. 117,2 4,17 9,16 3,f.O 0,50 3,33 2,70 0,17 3,50 1,97 11,43 12,90 63,16 2,50 53,9 100^,1 116,7 4,24 9,0 3,80 0,43 3,13 2,0 0,20 3,43 1,93 8,47 14,77 64,16 1,50 55,0 Summa Pfd. 353,8 310,4 14,24 o " ä o a g C S M-f ?* s- 5 in Proc. +16,0 1,40 6,93 10,43 29,24 191,3 +_2,1 +19,0 +_9,2 — 2,2 + 3,3 35,743) - 1,8 54,1 Verf. folgert hieraus, dass seinen Southdown -Franken nur dann Vorzüge vor den Merinos zuzusprechen seien, wenn, was freilich sicher nicht zu er- weisen war, beide Ptacen von der Geburt ab gleich ernährt wurden; dann wären die um 2 Monate jüngeren Down-Franken den Merinos an Mastfähigkeit allerdings überlegen gewesen. 1) Lebendgewicht 11. ist = dem direct ermittelten Lebendgewichte minus Wolle, Magen- und Darminhalt. 2) Rumpf und 4 Viertel incl. Nierenfett; letzteres nur geschätzt. 3) incl. Magen- und Darmfett. Jahresbericht, XI u. XII. 39 610 Pütterungs -Versuche. Die Wolle. Die Merinos waren im Juni, die Southdown-Franken im September 1865 geschoren worden; Probeschuren erfolgten im März, Juni und August 1866, im Juni wurde auch die Hauptschur vorgenommen. Die geschorene und ab- rasirte Wolle lieferte bei der Untersuchung folgende Ergebnisse: 1 1 Schur- gewicht Feuch- tigkeit Fett- schweiss Schmutz WoU- baar Pfd. Proc. Proc. Proc. Proc. Merinos Juni 1865 bis Juni ISHG » 1SG5 » März 1SG6 März » Juni 1866 Juni » August 1S6G 370 Tage 278 » 92 » 60 » 32,02 mit 6,31 reiner WoUe 3,5 3,8 4,7 5,6 16,2 17,5 18,8 21,9 60,6 54,9 43,2 40,6 19,7 23,8 33,8 31,9 Southdown - Franken. Sept. 1865 bis Juni 1&66 j> 1865 » März 1866 März » Juni 1866 Juni »August 1866 259 Tage 1G7 » 92 » 60 » 16,36 mit 6,35 reiner Wolle 6,4 7,0 8,5 8,5 12,2 10,0 6,4 11,0 41,4 43,1 27,6 29,0 40,0 3ii,9 57,5 51,5 Futterver- werthung durch ver- schiedene Schnfracen u. s. w. Die Down-Franken würden im Jahre 9,48 Pfd. reines Wollhaar, demnach 33 '/s Proc. mehr geliefert haben, als die Merinos. — Bei den Southdown- Franken nimmt der Fettgehalt mit dem längeren Stande der Wolle zu, wäh- rend sich die Merinos umgekehrt verhalten. Beachtenswerth ist der Fett- reichthum der jüngsten, nur 60 Tage alten Wolle. Fütterungsversuch mit verschiedenen Schafracen, deren Typen und Kreuzungsproducten, von Blomeyer, F. Krocker und Weiske (Kef. F. Krocker).^) — Der Versuch bezweckte die relative Prü- fung des verschiedenen Verhaltens einiger Schafracen und Typen derselben in Betreff der Zunahme von Fleisch und Fett, sowie des Wollwachsthums unter verschiedenen wirthschaftlichen Verhältnissen (guter Weidegang, magere Winterfütterung, reiche Heufütterung, Mastfutter mit weniger und mehr con- centrirtem Nährstoffverhältniss). Den Versuchen dienten Thiere, welche dem Charakter der Race u. s.w. entsprachen, individuell so vorzüglich als möglich waren, innerhalb jeder Ab- theilung möglichst gleiches Gewicht besassen und ein Alter von IV2 — 2 Jah- ren hatten. Zur genauen Ermittelung der Fleisch- und Fett-Zunahme oder -Abnahme wurden die Thiere kahl aufgestellt, nach jeder Versuchsperiode, bez. Perioden- abtheilung aber von Neuem sorgfältig geschoren. Zur Bestimmung des Woll- zuwachses sind genaue Wollwaschungen ausgeführt worden. 1) Preuss. Annal. der I.andwirthschaft 1S69. September. S. 27. u. December S. 242. FUtteruDgs -Versuche, 611 Die Stalltemperatur sank nicht unter 9 ° R. und stieg nicht über 20 " R. Störungen durch Krankheiten kamen nicht vor; der ganze 1 V2 Jahre dauernde Versuch verlief in den äusseren Verhältnissen durchaus günstig. Periode I. Weidegang. Vom 28. Mai (dem Tage nach der Schur) ab wurde den Thieren, soweit dies die wirthschaftlichen und Witteruugsverhältnisse nur irgend gestatteten, guter, gesunder und reichlicher Weidegang verstattet. Andernfalls erhielten die Thiere täglich dreimal Heu ad libitum, Abends Haferstroh, Wasser und Steinsalz aber ganz ad libitum; bei minderem Appetit auf Trockenfutter wurden Kleeheu und Rapsschalen vorgelegt. Wie zu erwarten , machten sich die vielen , die Ernährung theils hemmenden, theils fördernden Umstände des Weideganges bei den Gewichten der Thiere leicht bemerklich und zeigten deutlich, dass eine gleichmässige Ernährung und höchste Ausnutzung der Futterstoffe beim Weidegang sehr erschwert werden kann. Dieser üebelstand wurde indess durch das anscheinend grössere Wohlbefinden der Thiere im Allgemeinen und mit seinen wohlthätigen Folgen für die Productivität reichlich wieder aufgewogen. Bezüghch der Fresslust zeigte sich Folgendes : Auf magerer Weide frassen Electorals und Southdown- Merinos am besten, Southdowns hingegen, welche am meisten ruhten , am schlechtesten ; die letzteren zeigten auf neuer saf- tiger Weide die grösste Fresslust; von den später eingereihten Landschaften frassen die Bergamasker am eifrigsten — das isländische auf kurzer Weide schlecht, auf frischer Kleestoppel gut und nicht zu gierig — die Haidschnucke und das galizische Schaf waren am schnellsten gesättigt. Lebendgewichts -Zu nähme. Zunahme an nacktem Körpergewicht (Pfd) '^ .rt "S c2 a F— 4 ^-i« •■— 1 r- ci ^ 0 0 11 ü ÖD Si) Rambou oder Landsch 0 c ^ 0 CO Abth. I. vom 28. Mai bis 7. August 1867 (72 Tage); je 4 Thiere. Anfangsgewicht Endgewicht per Stück und Tag . . . . per lOUO Pfd. Anfangsgew. 22R,9n 1228,20 1290,70 i374,0 !402,70 271,72 261,71 306,75 '396,71 |425,55 0,155' 0,116; 0,0351 0,079 0,079 197,0 1 146,1 33,8 60,7 j 50,7 387,0 413,18 0,090 67,6 345,20 398,70 0,185 155,0 Abth. n. vom 8. August bis 28. October (82 Tage); an Stelle der Rambouillets traten je 1 Bergamasker, isländisches, gahzisches und Haidschnucke -Landschaf. Endgewicht überhaupt per Stück und Tag per lOuO Ptd 1316,4 314,97 335,84 439,9 3(i8,77 470,53 44,50 52,67 29,.54 43,50 37,07 57,23 0,135 0,160 0,0J0 0,132 0,113 0,174 163 201 96 110 111 138 439,6 41,70 0,127 104 In Abth. I. und II. per 1000 Pfd. . ■393 377 il.33 177 215 275 39' 612 Füttenings -Versuche, Verf. setzt einen guten Theü der Differenzen zwischen Abth. I. und II. auf Rechnung der ungleich günstigen Witterungsverhältnisse. Zuwachs an reinem Wolihaar per 100 Stück und Tag in Pfd. Electoral Electoral- Negretti 03 .^ jj Ol 1" Rambouillet oder Landschafe Southdown- Merino o 'S Abth I. . .... 0.36 0,39 0,76 0,66 0,79 1 1,09 0,87 1,22 1,13 1,36 0,79 1,05 j, IL . 1,01 1,12 per 100 Pfd. mittleres Lebendgewicht in Abth. I. und II. per Tag in Pfd [ 0,0558 1 0,10451 0,1057| 0,1142] - | 0,0844| 0,1103 Mit Ausnahme der Electorals zeigten sämmtliche Thiere eine Wollpro- duction, wie sie nur noch hei der Mast erzielt wurde. Im Uebrigen sind die Zahlen selbstredend. Periode 11.; magere Winterfütterung. Vom 29. October 1867 bis 30. Januar 1868 (94 Tage). Je 4 Stück sämmtlicher Abtheilungen erhielten auf 1000 Pfd. nacktes Anfangsgewicht 7 Vs Pfd. Heu ^) und Haferstroh ad libitum ; von letzterem wurde indess nur wenig mehr vorgelegt, als die Thiere zu verzehren ver- mochten, das Zurückgelassene aber zurückgewogen. Putterconsum Verzehr in Pfunden überhaupt : N a iX3 CO ^ --a o o kl §1 3 'S OS o k4 CQ H Ph 03 O %= 2 Electoral Electoral -Negretti . , Negretti Rambouillet - Negretti Landschafe Southdown- Merino . . Southdown 222,8 220,9 236,8 309,3 261,3 ^^31,b 309,3 492,2 459,9 41 9,1 ; 50;i,8 448,5 501,2 374,5 605,1 548,'i 541,2 652,7 570,0 668,0 546,6 40,43 38,94 39,54 48,71 42,10 50,64 43,36 291,2 278,2 278,9 338,2 '294,1 350,0 290,6 auf 1 000 Pfd. mittleres nacktes Lebendgewicht per Tag: i.a vj .2 a «* H :2 O " 6 2,483 1,941 2,9 2,248 2,679 2,077 2,741 2,1-25 2,783 1 2,160 0,228 0,-230 0,22S 0,266 0,-246 0,253 0,255 1,238 1,244 1,235 1,446 1,33-2 i,3(;4 1,382 27,91 27,96 26,21 23,75 25,31 19,48 24,43 > 1:5,4 Lebendgewichts-Zunahme an nacktem Körpergewicht (Pfund) O u W o 1 ü bC ÖD Ol Rambouillet- Negretti 1 n CS a ^ o o o 'S '^ Ci o ö o Endgewicht Zunahme dsgl.f. 1000Pfd.mittl[ Lebendgew.pr Tagj 100 Pfd. Nährstoffe 1) producirten , . . .J 285,9 20,07 1,02 5,20 279,35 3,.^ 5 0,18 0,91 300,1 7,83 0,37 2,07 387,15 16,45 0,62 3,07 336,0 16,94 0,73 4,12 31)3,9 13,26 0,49 3,17 365,7 24,33 0,96 5,64 Zuwachs an reinem Wollhaar, vom 16. März bis 28. Mai = 72 Tage; für 100 Stück per Tag in Pfunden 0,44 0,68 0,82 [ 1,04 0,69 0,66 0,68 für 1000 Pfd. mittleres nacktes Lebendgewicht per Tag II 0,0G5| 0,098| 0,109! 0,109| 0,084| 0,068| 0,077 Die kleineren Thiere consumirten auf die gleiche Menge Lebendgewicht mehr Futter als die grösseren. Die geringe Zunahme der Electoral-Negrettis ist auf eine unbemerkt gebliebene Störung zurückzuführen. Die Electorals nehmen neben den Southdowns den ersten Platz ein, wie sich die ersteren überhaupt bei allen Haltungen vorzüglich zeigten. ^) Die Proteinstoffe sind nur zur Hälfte als verdauhch angenommen. Fütterungs -Versuche. Wollzuwachs während eines Jahres. 615 Je 4 Thiere Electoral Electoral -Negretti Negretti einer Abthei- lung lieferten (in Pfd.) 1 - S 'S 'S ^ (■1 1 ^ o t4 Periode I- 1 g* Periode II. . . . Periode III. . . 5,68 2,31 ! 1,05 6,70 3,15 1,29 7,54 5,20 2,13 4,53 2,48 1,29 8,09 10,23 13,-n 7,65 4,24 5,30 8,72 5,11 2,19 2,19 3,67 1,96 9,35 10,36 13,16 7,47 7,96 5,48 8,89 5,10 2,30 2,88 4,26 3,01 Summa 24,45 13,24 5,76 39,18 23,37 10,01 40,31 27,43 12,45 Rambouillet - Negretti Southdown - Merino Southdown Periode I. { g • Periode II. . . . Periode III. . . 9,49 7,96 10,5>0 6,84 12,71 8,92 6,95 5,01 2,30 4,0 5,16 3,01 5,72 7,97 6,0 3,84 3,28 4,64 4,iS9 2,72 2,28 3,31 3,39 1,90 5,60 6,70 4,97 3,17 3,88 4,86 4,07 2,49 3,04 3,(i9 3,26 1,96 Summa 40,05 28,73 14,47 23,53 15,54 10,88 20,44 15,30 11,95 Landschafe, i) Perioden . . 5,11 4,15 3,37 Periode III. . 3,16 2,49 2,0 Summa 'li.Yl 16,33 13,36 Verf. bemerkt hierzu, dass die hohen Schurgewichte vorzugsweise wohl da- durch zu erklären seien, dass als Versuchsobjecte die vorzüglichsten Individuen und Kepräsentanten der einzelnen Eacen und Typen ausgewählt wurden ; dem- nächst möge die wiederholte Schur ebenfalls vielleicht ein Grund hierfür sein. Settegast hat auf obige Eesultate folgende Berechnungen gegründet: R a c e Preis von j Wollhaar . c^L in 1 Ctr. l Ctr. gew.l gew.WoUe Wolle 2) ^ .^^ Preis von 1 Pfd. Wollhaar 1000 Pfd. nacktes Lebendgewicht. Wollhaar Werth Electoral Electoral -Negretti . . Negretti Rambouillet - Negretti Landschafe ... Southdown - Merino . . Southdown 120Thlr. 100 » 80 » 75 » 35 » 65 » 55 » 50 Pfd. 45 » 45 » 60 » 85 » 65 » 75 » 2,40 Thlr. 2,22 » 1,77 » 1,25 » 12,^Sgr. 1,0 Thlr. 22 Sgr. 20,35 Pfd. 35,50 » 40,26 » 35,86 » 39,53 » 25,98 » 30,38 B 48.8 Thlr. 78.9 » 71,3 » 44,8 » 16.2 » 26,0 » 22.3 » ») Die Zahlen für Periode I. Abschnitt A. sind von den in Periode IV. (die- selbe Jahreszeit) erhaltenen Wcrthen abgeleitet. 2) In der von den Versuchsthieren gelieferten Qualität, 616 Fütterungs -Versuche. Die Schlusswerthe können (und sollen wohl auch) nur einen relativen Massstab abgeben; die Thiere sind eben viermal im Jahre geschoren worden, ein Umstand, der erwiesenermassen von Einfluss auf das Gesammtschurgewicht, wie nicht minder auf die Qualität der Wolle ist. Wir fügen hier noch den Procentgehalt der flussgewaschenen Wolle an reinem Wollhaar an: W =1 -^ 's "S P5 « Periode I. I g' ;) II. . . ' » III. . . , 45,0 51,7 49.9 57,0 61,7 _ 69,0 40,6 40,1 52,0 57,5 — 83 71,0 41,3 36,1 47,5 57,5 — 81 66,0 51 38 46 58 80 70 80,0 75,0 81,0 73 Periode IV.; minder concentrirtes Mastfutter, Um alle theils durch die Schur, theils durch den Uebergaug zu einer anderen Fütterung verursachten Störungen möglichst zu beseitigen, begannen die Wägungen erst am 15. Juni. In der Zwischenzeit wurde Heu und Hafer verabreicht. Vom 15. Juni bis 2. Juli wurden auf 1000 Pfd. Lebendgewicht 6 Pfd. Hafer, alsdann noch überdies 5 Pfd. Bohnen gefüttert und verzehrt; von den normirten 28 Pfd. Heu blieben kleine Reste. Futterconsum vom 15. Juni bis 7. August. in Pfunden , ci «^ 1^ ^ m o S 2 o CP o ^ H s ^ ^ r'l' Ö '-*3 a ^ o ^ o a ti « -ö -r bc SD ei 'S « 1^ H^ CO Mittleres nacktes Lebendgew. fHeu Hafer ft I Bohnen I ) __ I Organische Substanz . Proteinstoffel) .... Stickstoffir. Nährstoffe •| .5 o M Organische Substanz . .„•«•OH ) Proteinstoffe £ ^1 - I Stickstofffr. Nährstoffe 1 1^ ■=■ Nährstoffverhältniss 1 : 312,2 308,6 ' 412,3 412,1 95,4 95,4 54,0 54,0 316,5 406,8 9.^,4 54,0 410,4 370,0 564,8 517,2 127,2 121,9 73,5 70,5 445,5 43,84 302,6 26,92 2,65 18,28 6,9 445,4 43,82 302,5 27,24 2,68 18,46 6,9 441,3 43,67 299,9 26,30 2,60 17,87 6,7 607,0 59,58 411,9 27,91 2,74 18,93 6,9 563,0 55,96 3S3,7 2.S89 2,84 Ut,56 6,88 444,7 566,2 127,2 73,5 404,4 512,3 121,9 70,5 608,1 59,64 412,6 25,89 2,53 17,51 6,9 559,2 55,73 381,2 ' 26,09 2,60 17,79 6,84 1) Die Proteinstoffe des Rauhfutters sind als nur zur Hälfte verdauhch in Rechnung gestellt. FütteruDgs -Versuche. 617 Lebendgewichts-Zunahme. Um das Anfangsgewichts zu erhalten, wurde nach der Schur am 7. August aus den in 70 Tagen zugewachsenen Wollmengen die in den 17 Tagen der Vorfütterung zugewachsene Wolle berechnet und von dem am 15. Juni direct ermittelten Körpergewichte in Abzug gebracht. Nacktes Körpergewicht ( Pfd.) Endgewicht Zunahme ... desgl. für 1000 Pfd. Anfangs- gewicht pro Tag 100 Pfd. Nährstoffe producirten W S ^ 3 ■p ^ o ^ o o ^ 328,1 31,81 2,03 9,70 322,0 26,84 1,90 8,98 321,9 1424,9 10,851 28,97 0,65: 3,17 1,38 6,30 385,6 31,80 1,70 7,60 468,1 46,96 2,10 10,43 i 429,5 50,27 2,50 12,20 Zuwachs an reinem Wollhaar pro 100 Stück und Tag. .. . jl 0,49| 0,79| 1,07| l,lo| 1,22| 0,89| 0,97 Die Negrettis bleiben in der Lebendgewichts -Zunahme hier wie in den anderen Versuchsperioden bedeutend zurück. Ein in Periode IV. ausgeführter Versuch über die Ausnutzung der Rohfaser durch die Negrettis und South- downs führte zu folgendem Resultate: Negretti Southdown verdaute organische Trockensubstanz . . . 52,8 57,5 Proc. » Eohfaser 41,0 53,2 » Diese Zahlen sind ein deutlicher Beleg für die geringere Verwerthung des Futters durch Negrettis bei der Mast. Bei dem Vergleiche des obigen Wollzuwachses mit dem in Periode IL (magere Winterstallfütterung) ergiebt sich für Periode IV. eine erhöhte Pro- duction an Schmutzwolle (vergl. die Tabelle auf S. 615) und an reinem Woll- haar, sowie ein durchgängig höheres Verhältniss zwischen Schmutzwolle und reinem Wollhaare: Reines Wollhaar : SchmutzwoUe Periode II 1 » IV 1 H 3,5 5,2 O ÖD dl S So 03 « 5S 2,8 3,8 2,1 3,0 1,7 2,9 1,2 1,5 1,5 2,0 1,2 1,7 Allerdings ist nicht ersichtlich, inwieweit hierbei der Einfiuss der Jahreszeit mitwirkend gewesen ist. Der Vergleich mit der in gleicher Jahreszeit bei Weide- gang (Per. L, Abschn. I.) gewachsenen Wolle giebt zwar ein ähnliches Resultat, Periode LA 1 : I, 5,ö i 3,9 i 4,1 i 3,0 j - i 2,5 i 1,8 618 Pütternngs -Versnebe. indessen ist nach des Verf. Ansicht, die sich auf die beim Weidegang er- mittelten Körpergewichts-Zunahmen stützt, bei letzterem auch eine starke, der Mast in Periode IV. ähnliche Fütterung erzielt worden. Periode V.; concentrirtes Mastfutter. Die Thiere erhielten per Abtheilung und Tag auf 1000 Pfd. je 6 Pfd. Hafer und Bohnenschrot, 1 Pfd. Leinsamen und 24—25 Pfd. Heu vorgelegt. Futterconsum vom 10. August bis 27. October incl. in Pfunden (V . .*> Ö ,__l —Lf ,^ n r^ e8 & a 2 o Electora Negrett S-l bo Ramboui Negret i Southdo Merin Mittleres nacktes Lebendgew. Heu Hafer ^ , Bohnen ^ I Lein « ^ B j Organische Substanz . I Proteinstoffe i) .... ^ Stickstofffr. Nährstoffe E S » M I Organische Substanz . 5 1 c ^ ) Proteinstoffe "^ ^%%\ Stickstofffr. Nährstoffe 1 1.J "* I Näirstoffverhältniss 1 : 35f.,9 34-2,4 34-?,3 458,1 412,4 512,8 600,0 59G,9 594,8 617,8 758,8 S;-:5,7 — 161,9 — 229,1 192,6 229,1 — 161,9 — 229,1 192,6 229,1 — 24,3 — 39,5 32,5 35,5 463,6 729,5 204,6 204,6 34,6 57,9 755,5 753,9 897,1 939,7 1066,5 94,27 94,12 94,02 123,6 116,2 134,0 524,3 522,7 521,6 631,3 650,2 741,4 26,89 27,93 27,90 24,79 28,82 26,33 3,34 3,48 3,48 3,42 3,56 3,31 18,60 19,32 19,29 17,44 19,95 18,30 5,56 5,55 5,54 5,1 5,6 5,5 Lebendgewichts-Zunahme. Endgewicht Zunahme desgl für 1000 Pfd. Anfangs- g wicht per Tag lOuPfd. Nährstoffe producirten 3S8,3 62,89 2,44 11,12 371,6 58,40 2,36 10,30 368,7 ,493,4 52,70 70,40 2,11| 2,10 9,20 10,10 444,2 63,74 2,08 8,80 555,3 65,0 2,39j 11,10: 938,8 118,7 639,0 25,61 3,46 17,45 5,0 50R,5 85,71 2,57 12,29 Die durchgängig höhere Leistung der concentrirteren Futtermischung ist um so mehr zu berücksichtigen, als in der späteren Mastperiode 1 Pfd. Ge- wichtszunahme jedenfalls mehr Fleisch und Fett repräsentirt als früher. Wir würden dieser Ansicht des Verf. gern beipflichten, wenn wir wüssten, nach welchem Modus das Lebendgewicht der Thiere ermittelt wurde. Sind dieselben nur einmal zu Anfang und zu Ende jeder Periode gewogen worden, dann schliesst der in seiner Anlage und Tragweite so bedeutungsvolle Versuch eine grosse Fehler- quelle in sich. Nach allen neueren Beobachtungen können die täglichen Körper- gewichtsschwankungen nur dadurch möglichst unschädlich gemacht werden, dass man an 3 oder mehr unmittelbar hintereinander gelegenen Tagen wiegt, und daraus das Mittel nimmt. 1) Nur die Hälfte der Rauhfutterproteinstoffe als verdaulich in Rechnung gezogen. Fütterungs -Versuche. 619 Zuwachs an reinem Wollhaar in Pfd. Electoral ^ifl'^' Negretti ^^°^V- ^f"?' m"^^^"' ^.'"^^" JJegretti ^ Negretti schafe Merino down pr. 100 Stück u. Tag 0,48 0,81 0,90 1,35 1,73 1,04 1,11 Zur Wollprodiiction ^ilt für Periode V. nahezu dasselbe wie für Periode IV.; sie beträgt mehr (Electoral, Electoral -Negretti, Eambouillet- Negretti und Landschafe) oder gleichviel als in Abth. II. der ersten Periode (Weidegang vom 8. August bis 28. October). Das Verhältniss des Wollhaars zur Schnuitz- wolle ist dahingegen, mit Ausnahme der Southdown-Merinos und Southdowns, niedriger als beim Weidegang. o ,<^ c a Reines Wollhaar : SchmiitzwoUe 1 ! "S 1 a> 1 ^ o fco S-i tß '3 o 1^ 'S g 1^ Southdow Merino 0 02 Periode I. Abth. II. . . 1 : " 5,ä 4,7 3,6 2,7 2,1 2,4 i,s » V 1 : :| 4,0 4,1 3,5 2,6 i,8 2,4 2,05 Der Zuwachs an reinem Wollbaar für 1000 Pfd. mittleres nacktes Lebend- gewicht betrug (in Pfunden); Periode IV. V. 0,070 0,070 0,112 0,115 0,138 0,126 0,110 0,135 0,145 0,205 0,085 0,101 0,100 0,114 Schlachtresultate. Am 30. October wurden aus jeder Abtheilung das normalste Thier, sowie die 4 Landschafe geschlachtet. Electoral No. 3. Typus: Electoral — normal, Beltschwitzer Zucht. Körper mit nur ganz schwacher Andeutung von Hautfalten; gehörnt; Ohr mittellang, bis an das vordere Ende der Thrcänengrube reichend. 3^ Jahre alt. Electoral-Negretti No. 3. Chrzehtzer Abkunft. Der ganze Körper mit kleinen Hautfalten bedeckt; sonst wie Electoral. Negretti No 2. Kreuzung von Eaudnitzer Mutter imd Lonschower Bock. Haut dick, mit starken, bis über die Nase reichenden Hautfalten ; ungehörnt. 3^ Jahre alt. Rambouillet-Negretti No. 2. Eanzin. Kleine Hautfalten; ungehörnt; Ohren mittellang. 3^ Jahre alt. Southdown- Merino No. 1. Proskauer Zucht. Ungehörnt ; Kopf und Füsse graubraun; Ohren mittellang. 3^ Jahre alt. Southdown No. 2. Proskau. Kopf und Beine graubraun ; Ohren dick, mittel- lang. 3i Jahre alt. 1) Bezüglich der Massverhältnisse bei den verschiedenen Thieren müssen wir auf das Original verweisen. 620 Fütternngs -Versuche Galizisches Landschaf. Kopf weiss, mit schwarzer Nase; Füsse weiss; ungehörnt; Ohren mittellang, ausgestreckt, die inneren Augenwinkel überragend und die Augen bedeckend. Das Thier hatte eben alle Schneidezähne gewechselt. Isländisches Schaf. Kopf und Füsse weiss. Ohr aufrecht stehend, klein und dick, mit straffem Haar besetzt. Kleines weisses, locker sitzendes Hom mit nach vorn gekehrter Aussen- und nach hinten gekehrter Innenseite. Natürlich verkümmerter, am Ende zugespitzter Stummelschwanz. Alle Zähne sind gewech- selt, die Zangen ziemlich abgenutzt. Haidschnucke. Kopf und Beine intensiv schwarz; Körper grau, schwarz und weiss wechselnd; Nasenspitze und Maul dunkelgrau bis weisslich. Schmales, bis zum Innern Augenwinkel reichendes Ohr. Ziegenartig nach hinten gewundene Hörner. Dunkelgrauer Stummelschwanz. Alter auf 5 — 6 Jahre geschätzt. Bergamasker. Stark entwickelte Kammsnase; 9 Ctm. breites und 19 Ctm. langes Schlappohr; der ganze Körper weiss; Schwanz lang, ob gestutzt fraglich. Vollzähnig; der letzte linke Zahn fehlt. Alter auf 6 — 7 Jahre geschätzt. Die Schlachtgewichte. in Pfunden H ^ 1 o a o ^ ^ •^ S d t-l u -u '^ 'u n3 « rS Ilamb Neg CO ■5 Ö o CO !2 'S 1 ci 5 PQ Blut Fell Beine Kopf Die vier Viertel . . Nierentalg Netz- und Darmtalg Lunge Luftröhre Herz ........ Leber u. Gallenblase Galle Milz Nieren Magen Gedärme Magen- und Darm- inhalt Harnblase, Ge- schlechtsdrüse u. Genitalien .... Verlust (— ^ oder zuviel (-f Lebendgewicht 3,65 5,S0 0,92 3,64 47,83 5,65 8,21 0,76 0,11 0,36 1,46 0,05 0,12 0,26 2,79 1,90 11,84 0,73 -1,12 4,38 4,67 5,32 4,55 5,13 2,66 4,56 8,46 9,58 9,54 7,42 6,96 6,09 5,89 1,20 1,09 1,47 1,30 1,01 0,98 1,18 4,01 3,54 4,27 4,17 3,75 2,98 3,38 46,57 40,17 66,73 71,0 69,90 49,57 45,87 4,55 4,31 5,73 10,44 6,77 3,58 5,66 8,05 6,31 12,96 15,58 12,47 8,22 12,45 0,69 0,71 1,0 0,82 0,91 0,75 0,91 0,09 0,10 0,11 0,10 0,12 0,11 0,09 0,43 0,43 0,56 0,62 0,49 0,41 0,46 1,60 1,41 1,72 1,97 2,02 1,42 1,66 0,02 0,01 0,01 0,01 0,01 0,06 0,03 0,16 0,12 0,24 0,14 0,18 0,19 0,14 0,28 0,26 0,31 0,38 0,32 0,24 0,25 3,08 2,95 4,01 3,76 3,71 2,62 3,42 1,47 2,37 2,26 2,53 2,45 1,81 1,69 13,93 13,32 15,47 16,63 16,63 9,63 10,79 0,21 0,14 0,28 0,27 0,29 0,16 0,09 -0,32 -0,01 -0,81 -2,31 +0,92 -2,72 -f-0,92 3,53 5,58 0,88 3,09 38,73 3,86 7,48 0,50 0,10 Ö,42 1,28 0,04 0,15 0,22 1,86 1,41 6,19 0,17 —1,51 7,70 12,52 1,90 5,50 84,47 6,85 15,70 1,39 0,17 0,67 2,59 0,01 0,22 0,38 3,24 0,78 22,19 0,46 -3,76 96,7 I dd,^ 91,5 132,8 144,0 132,2 94,2 97,6 77,0 170,5 Verf. theilt diese Ergebnisse mit, ohne irgendwelche Schlussfolgerung an dieselben anzuknüpfen. FUtterungs-VeiBuche. 621 Fütterungsversuche mit Schafen, die Verdaulichkeit und Die Nährfähigkeit verschiedenerFuttermittel, bez. der darin ent-A«^"°8 haltenen Nährstoffe betreffend, von V. Hofmeister^). - Die Ver- thung ver- suche, zu denen zwei anderthalbjährige Hammel (Landschafe) verwendet wurden, schiedeuer bezweckten, die verschiedene geringere oder grössere Verdaulichkeit der Pro- ^"""äas teinstoffe und Kohlehydrate, des Fettes und der Cellulose kennen zu lernen, schaf. je nachdem sie dem Rauhfutter allein oder zugleich einem in steigender Menge gereichten Beifutter angehören. Diese Fütterungsweise Hess erwarten, dass eine bessere oder schlechtere Ausnutzung des Futters, ein günstigeres oder ungünstigeres Nährstoffverhältniss theilweise in dem Körpergewichte der Thiere (Zu-, Abnahme oder Stillstand desselben), theils in der veränderten Beschaffenheit der Ausscheidungsproducte (Koth und Harn), welche fortlaufend untersucht wurden, sich aussprechen werde. Beziehendlich der Einrichtung des Versuchs (Stallung, Fütterung und Wägung der Thiere, Art und Weise des Sammehis der Ausleerungen) und der üntersuchungs- methoden für die Nahrungsmittels) und Excrete wird auf Bd. VI. S. 185 der landw. Versuchsstationen 3) verwiesen. Der innerhalb 24 Stunden entleerte Darmkoth wurde an 3 Tagen jeder Ver- suchsreihe, von beiden Thieren vereinigt, gesammelt; der Koth jedes Tages wurde für sich analysirt, nur zur Elemeutaranalyse dienten Durchschnittsproben des Koth- gemisches von den 3 Tagen. Am 4. Tage wurde der Harn (die innerhalb 24 Stunden von beiden Thieren entleerte Menge vereinigt) gewogen imd analysirt. In einzelnen Fällen ist der am Tage gelassene Harn von dem Nachthani getrennt aufgefangen und analysirt worden. Der Versuch zerfällt in vier Hauptabschnitte, jeder von diesen wieder in eine wechselnde Zahl von Versuchsreihen. Die Basis des täglichen Fut- ters bildet in sämmtlichen Abschnitten ausnahmslos 1,0 Pfd. Wiesenheu. Zum beliebigen Ausfressen erhielten die Thiere ebenfalls während der ganzen Versuchsdauer Hafer -Langstroh vorgefüttert. Als Beifutter wurden zu- nächst zerstossene Eapskuchen, dann gewaschene und zerschnittene Kar- toffeln, darnach dergl. Runkelrüben, dann ßoggenkleie und endlich Eoggenkleie und Oel (Baumöl) gegeben. Die Umfänglichkeit der Arbeit zwingt uns, nur die Durchschnittszahlen und von den Hofmeister 'schon Ausführungen nur das Allerwichtigste hier wieder- zugeben; im Uebrigen müssen wir auf das Original verweisen. L Hauptabschnitt: Fütterung mit Heu und Haferstroh, zunächst für sich, dann mit Beigabe von Rapskuchen. Um die Thiere durch Verringerung der täglichen Heu -Ration allmählig zu einer Aufnahme grösserer Mengen von Haferstroh zu veranlassen, erhielten sie vom 2. bis 8. März per Kopf und Tag 1,5 Pfd. Heu und Haferstroh zum Ausfressen, vom 9. bis 19. März 1,0 Pfd. Heu und Haferstroh desgl. In dieser letzten Zeit ver- zehrten sie per Kopf und Tag 1,0 Pfd. Heu und 1,39 Pfd. Stroh. 1) Die landw. Versuchs- Stationen. 1868. Bd. X. S. 281. und Bd. XI. S. 241. 2) Vergl. diesen Jahresbericht. S. 488 ff. 3) Jahresbericht. 1864. S. 347. ß22 Ftttterungs -Versuche. Die beiden Thiere verzehrten folgende Futterrationen ^) ; Num- mer der Ver- suchs- reihe Dauer der Versuchsreihe Wie- sen- heu Hafer- stroh Raps- kuchen Tränk- wasser Stall- temperatur in °C. I. II. III. IV. 20. März bis 25. April 37 Tage 2(i. April bis U. Mai 16 » 12. Mai bis 28. Mai 17 » 29. Mai bis 9. Juni 12 » 1,0 1,0 1,0 1,0 2,05 2,00 1,78 1,83 0,067 0,133 0,267 167,7 67,15 75,9 52,0 3,75- 7,5 11,25— 7,5 14,i -10,6 13,75-16,25 Der Verzehr an näheren Futterbestandtheilen, die Ausscheidung derselben im Kothe und ihre Verdaulichkeit 2) geht aus folgender Tabelle hervor: Äi-i [ Verzehrt . . _ -• I 3,34 Koth ö «^ ^ 'S I Verdaut . . y in Proc. . Orga- nische Trocken- substanz Protein- Stoffe Fett Roh- faser Stick- stofffreie Nähr- stoffe Stickstoff- freie Nährstoffe 4- ( Fett X2,5) Protein- Stoffe : stick- stofffreie Nährstoffe -f (Fett X 2,5) 2,464 1,166 0,168 0,095 0,080 0,046 1,003 0,499 1,212 0,526 1,412 0,641 8,4 6,7 1,298 52,7 0,073 43,4 0,034 42,5 0,004 50,2 0,GS6 56,6 0,771 54,6 1 :10,6 Verzehrt . . 3,73 Koth ^- S 1 Verdaut . . ^ ^ i ( in Proc. . i2^ 2,481 1,301 0,188 0,113 0,086 0,052 0,992 0.577 1,211 0,.558 1,427 0,GS8 1 : 7,6 1 : 6,1 1,180 47,6 0,075 39,9 0,034 39,5 0,415 41,8 0,653 53,1 0,739 51,8 1 : 9,9 ■ . [ Verzehrt . . 15 3,01 Koth ^ 'S I Verdaut . . ( in Proc. . 2,399 1,103 0,183 0,106 0,071 0,053 1,089 0,468 1,055 0,179 1,233 0,C.ll 1 : 6,7 1 : 5,8 1,296 54,0 0,077 42,1 0,018 25,4 0,621 57,0 0,576 54,6 0,622 50,4 1 : 8,1 Verzehrt . . 3,73 Koth 2,000 1,305 0,229 0,128 0,087 0,062 1,131 0,585 1,109 0,.531 1,326 0,686 5,8 5,4 > »H Verdaut . { in Proc. 1,250 48,9 0,101 44,1 0,025 28,7 0,546 48,3 0,578 52,1 0,G40 48,3 1 : 6,3 1) Hier und in der Folge verstehen sich alle Zahlen, wenn nicht Anderes bemerkt ist, pro Tag und in Zollpfunden. 2) Zur Beurtheilung des verdauten und unverdauten Antheils des Futters wird festgehalten (Henneberg's und Stohmann's Beiträge zu einer rationellen Fütte- rung der Wiederkäuer. Heft II. S. 324), dass die im Darmkothe auftretenden Proteinstoffe u. s. w. den unverdaulichen Theil der Futterbestandtheile darstellen. FUtternngs -Versuche. 623 Anmerkung. Die ersten Spuren der Rapskuchenreste erschienen im Darm- kothe am 28. April (Reihe II.), also am 3. Tage; erst vom 5. Tage ab (30- April) schien aller Rapskuchen den Darmkanal zu passiren. Die Farbe der Kothballen war hier, wie bei Reihe I., in Folge unverdauter Strohreste gelblich, die Reaction hier wie dort neutral. — Vom 15. Mai ab (Reihe III ) wurde eine andere Sorte Haferstroh 1) gefüttert. Dasselbe war ärmer an Proteinstoffen, Fett und stickstoff- freien Nährstoffen, dagegen reicher an Rohfaser. Wahrscheinlich in Folge hiervon wurden 0,22 Pfd pro Tag weniger verzehii, als in Reihe II. Lebendgewichts-Tabelle. Columne A. enthält die Lebendgewichte zu Anfange, B. zu Ende jeder Ver- suchsreihe, C. die Ab- oder Zunahme, D. das mittlere Lebendgewicht der Reihen, E. die Differenz der mittleren Lebendgewichte zweier direct auf einander folgender Reihen: Reihe A. B. C. D. E. I, n. m. IV. 137,95 136,47 134,58 135,52 137,30 134,58 134,30 136,84 — 0,65 -1,89 — 0,28 + 1,32 135,79 134,68 130,315 135,695 } -1,11 -4,335 1 +5,35 Hiernach und aus obigen Zahlen für die Consnmtion berechnet sich der Verzehr für 100 Pfd. mittleres Lebendgewicht wie folgt: Organische Protein- Stickstoff- Stickstofffreie Reihe Trocken- stoffe Fett Rohfaser freie Nährstoffe substanz Nährstoffe + (FettX2,5) I. 1,81 0,12 0,06 0,74 0,89 1,04 II. 1,84 0,14 0,06 0,74 0,90 1,06* III. 1,S4 0,14 0,05 0,84 0,81 0,95 IV. 1,88 0,17 0,06 0,b3 Of82 0,98 Am Schlüsse der 4. Reihe (9. Juni) wurden die Thiere geschoren; sie gaben an ungewaschener Wolle: Hammel I: 2,74; Hammel II: 2,90; im Ganzen: 5,64 Pfd. ungew. Wolle. Die Ausnutzung des Futters. Zur Berechnung der Ausnutzung des Haferstrohes zieht Hofmeister zunächst seine früheren Versuche mit Wiesenheu 2) heran. Hiernach berech- nen sich als von den Bestaudtheilen desselben verdaulich: Organische Stickstoff- Stickstofffreie Trocken- Protein Fett Rohfaser freie Nährstoffe Substanz Nährstoffe -f (Fett X 2,5) 59,6 Proc. 54,1 Proc. 53,4 Proc. 52,6 Proc. 64,7 Proc. 63,6 Proc. 1) Bezüglich seiner Zusammensetzung vergl. S. 497. No. 2. 2) Landw. Versuchsstationen. Bd VI. S. 185. — Jahresbericht. 18Ö4. S. 347. 624 FUtterungs -Versuche. Bei Berechnung der Verdauung der Haferstroh-Bestandtheile in Reihe II,— IV, geht Hofmeister von folgenden Vordersätzen aus: 1. die geringe Menge leicht verdaulicher Nährstoffe in den beigefütter- ten Rapskuchen ist ohne Eiufluss auf die Verdaulichkeit der Rohfaser; 2. die Rohfaser der Rapskuchen ist nur zum sehr geringen Theile ver- daulich, so dass sie ganz vernachlässigt werden kann; 3. die Proteinstoffe und Kohlehydrate der Rapskuchen sind als zu 67 Proc, ihr Fett als völlig verdaulich in Rechnung gestellt. Die Rechnung führt zu folgenden Resultaten: Vorgelegtes Futter Protein- Stoffe Pfd. Fett Pfd. Rohfaser Stickstoff- freieNähr- stoffe Pfd. Stickstoff- freie Nähr- stoffe -[- (FettX2,5) 1,0 Heu I A 2,05 Stroh . , . . I B, 0,034 0,018 0,504 0,124 0,G86 0,ii795 0,771 0,329 0,016 34,8 0,380 49,5 0,4065 52,1 0,442 49,4 1,0 Heu A. 2,0 Stroh IB. 0,075 0,002 0,034 0,025 0,415 0,124 0,653 0,2915 0,739 0,353 «J 0,067 Rapskuchen [ C. in Proc. 0,013 16,5 0,009 20,0 0,291 38,9 0,3615 47,5 0,386 44,2 1,0 Heu , 1,78 Stroh 'S 0,133 Rapskuchen C. in Proc. 0,077 0,077 0,018 0,033 0,621 0,124 0,576 0,303 0,622 0,378 —0,015 8,8 "«'o'» Heufett 0,497 59,3 0,273 40,4 0,244 37,9 1,0 Heu . . 1,83 Stroh 'S ] 0,267 Rapskuchen 0,101 0,107 0,025 0,048 0,546 0,124 0,578 0,327 0,640 0,427 in Proc, - 0,006 47,1 vom Heuprotein -0,023 83,3 vom Rapsk.-Fett 0,422 48,8 0,251 41,4 0,213 32,1 Columne A. enthält die pro Tag verdaute Gesammtmenge an Protein u, s. w., Columne B. die für den täglichen Verzehr an Heu, bezw. Heu und Rapskuchen sich berechnenden verdaulichen Nähi-stoffe, C. die Differenz aus beiden : die verdaulichen Bestandtheile des Haferstrohes, Hieraus folgt 1. für Reihe I., dass von den Bestandtheilen des Haferstrohes das Protein um 24 Proc, das Fett um 19, die Rohfaser um 3, die stickstofffreien Nähr- stoffe um 13, bez. 14 Proc, (incl. Fett X 2,5) geringer ausgenutzt werden, als die nemlichen Bestandtheile des Wiesenheu's; 2. dass zwar die Menge der verdauten Haferstroh-Rohfaser in den ein- zelnen Reihen veränderliche Grössen sind, im Durchschnitte aber davon eben- soviel verdaut wird, als bei Rauhfutter (Heu) allein, nemlich 49 Proc. ; FUtteruDgs -Versuche. 625 3. dass zwar die Verdaulichkeit der stickstofffreien Nährstoffe des Hafer- strohes durch das Kapskuchenbeifutter herahgedrückt wird, im Durchschnitte aber den von Henneberg-Stohm ann gefundenen Procentsatz (45 Proc.) nahezu beibehält, nemlich 47 Proc. ; 4. die Verdaulichkeit des Strohproteins sinkt bei steigender Rapskuchen- Zufuhr bis auf Null; eine grössere Rapskuchen-Beigabe scheint sogar einen weiteren Theil des Heuproteins (12,5 Proc.) unverdaulich gemacht zu haben; 5. das Nemliche gilt, nur in ungleich höherem Grade, von dem Fette. Nach Beigabe von 0,133 Pfd. Rapskuchen berechnet sich das Strohfett als völlig unverdaulich und auch vom Heufette sind weitere 44,6 Proc. unverdaulich geworden, nur 8,8 Proc. verdaulich geblieben. Eine noch stärkere Rapskuchen- Beigabe hat nicht allein alles Fett des Stroh's und Heu's unverdaulich gemacht, sondern es sind auch nur 83 Proc. Rapskuchenfett verdaut worden. Entweder übt das Raubfutter einen deprimireuden Eiufluss auf die Verdaulich- keit des letzteren, oder die Annahme, dasselbe sei völlig verdauUch, ist nicht ganz zutreffend. Bezüglich des Nähre ff ectes des Futters haben wir, in Uebereinstim- raung mit dem Verf. und nach genommener mündlicher Rücksprache, nur anzuführen, dass die Thiere kaum Erhaltungsfutter empfingen. Sie verloren in der Zeit vom 20. März bis 9. Juni (82 Tage) an 20. März 9. Juni Gesammt- Lebendgewicht ; . I37,i15 Pfd. . 136,84 » eigentlichem Körpergewichte (excl. Wolle) : 133,56 Pfd. 131,20 » 2,36 Pfd. Verlust 1,11 Pfd. n. Hauptabschnitt : Fütterung mit Heu, Haferstroh und Kartoffeln. Die Thiere allmähg an das Kartoftelfutter zu gewöhnen, wurden vom 10. bis 3. Juni incl. nur 2 Pfd., bezw. 3 Pfd. Kartoffeln per Tag gefüttert. Verzehrt wurden die folgenden Futterratinnen : Stall- Nummer und Dauer Wie- Hafer- Kar- Raps- Tränk- tempe- der sen- ku- Salz 1) Versuchsreihen heu stroh toffeln chen 1) wasser ratur in °G. I. 14. bis 24. Juni 11 Tage 1,0 1,90 4,0 50,8 19,4-17,5 II. 25. Juni bis 5. Juh 11 » 1,0 1,59 8,0 — — 31,5 17,5—16,3 III. 6. bis 21. JuU 16 » 1,0 1,54 12,0 — — 57,9 16,3-18,8 IV. 22. Juh bis 8. Aug. 12 » 1,0 1,56 15,782) — — 32,7 17,5-20,6 V. a) 3. bis 11. August 9 » 1,0 1,47 15,60 0,133 — 25,8 21,3-19,4 V.b) 12. bis 19. August 8 » 1,0 1,14 13,84 0,133 — 22,3 16,3-17,5 V. 0)20. bis 25. August 6 » ! 1,0 1 0,793) 15,36 0,133 0,067 32,0 17,5 1) Die Rapskuchen - Zulage erfolgte in der Absicht, die Kartoftelaufnahme und die Stärkeverdauung zu steigern; die Beigabe von Salz gegen Ende des Versuchs geschah, um dfn Einffuss dieses »Reizmittels« auf die Futteraufnahme zu prüfen. 2) Mit 16 Pfd. Kartoffeln war das Maximum des Verzehrs erreicht; es blieben theilweise schon Kartoffelreste unvcrzehrt. 3) Stroh wurde nur an 5 Tagen gefüttert. Jahresbericht, XI u. XU. 40 626 Fütterungs -Versuche. Der Verzehr an näheren Futterbestandtheilen, deren Ausscheidung durch den Darmkoth und die Ausnutzung derselben geht aus folgender Tabelle hervor : Es kamen auf: Orga- nische Trocken- substanz Protein- Stoffe Fett Stick- Roh- stofffreie faser ^'^hr- Stoffe Stickstoff- freie Nährstoffe + (Fett X2,5) Protein- stoffe: stick- stofffreien Nährstoffen -1- (Fett X 2,5) 'S Verzehrt . . 5,55 Kothi) 3,537 1,745 0,232 0,068 0,157 0,072 1,167 2,070 0,684 0,8325 2,240 1,0115 1 : 9,7 1 : 6,4 Verdaut . . in Proc. 1,792 50,7 0,075 32,3 -0,004 Ausgab. 0,483 1 1,2375 41,4 ' 59,8 1.2285 54,8 1 :16,4 1— 1 <1> 1 Verzehrt . . 4,420 0,314 0,073 1,054 2,976 3,205 7,36 Kothi) 1,5-24 \ 0,164 0,03G 0,549 : 0,774 0,864 1 :10,2 1 : 5,3 Verdaut . . 2,S96 0,150 in Proc; 65,5 47,8 0,037 0,505 50,7 47,9 2,202 74,0 2,341 73,0 1 :15,6 H-5 1— ( Verzehrt . , 7,23 Koth2) 5,522 1,612 0,405 ! 0,082 0,235 0,034 1,065 0,527 3,970 0,816 4,176 0,901 1 :10,3 1 : 3,8 .-9 1 s Verdaut . . in Proc. 3,910 70,8 0,170 42,0 0,048 58,5 0,538 50,5 3,154 1 3,275 79,4 78,4 1 :19,3 1— 1 1 Verzehrt . . 9,57 Koth3) 6,619 2,131 0,491 0,249 0,091 0,042 1,106 0,482 4,930 1,358 5,158 1 1 :10,5 1,463 } 1 : 5,9 Verdaut . . in Proc. 4,488 67,8 0,242 49,3 0,049 53,8 0,624 i 3,572 3,695 5M 72,5 71,6 1 :15,3 ej Verzehrt . . 8,80 Koth4) 6,603 1,969 0,530 0,290 0,104 0,029 1,078 4,890 5,151 1 : 9,7 0,424 1,225 1,298 1 : 4,5 Verdaut . . in Proc. 4,634 1 0,240 70,2 45,3 0,075 72,1 0,654 3,665 3,853 | 1 : 16,1 60,7 74,9 74,8 | - 1 Verzehrt . . 8,19 Koth4) 5,820 1,861 0,480 0,246 0,096 0,041 0,907 0,442 4,336 1,132 4,572 1,234 1 : 9,5 1 : 5,0 Verdaut . . in Proc. 3,959 68,3 0,234 0,055 48,75 57,3 0,465 51,3 3,204 73,9 3,338 73,0 1 :14,3 Verzehrt . . 5,960 0,505 0,096 0,755 4,604 4,843 1 : 9,6 1) Reaction neutral, nach längerem Stehen an der Luft schwach sauer. Das Mikroskop zeigte viele schwach corrodirte Stärkekömer. 2) Von saurer Reaction und breiiger Form. Mit Schwefelsäure erwärmt, ent- wickelte derselbe Schweiss- (Buttersäure-) Geruch, beim Erwärmen mit Schwefel- säui-e und Alkohol den Geruch nach Buttersäureäther. Unter dem Mikroskope war viel Stärke nachweisbar. 3) Der Darmkoth zeigtje das nemliche äussere und chemische Verhalten wie bei Reihe III. 4) Von sauer Reaction; sehr viele Stärkekörner enthaltend. Ftttterangs -Versuche. 627 Anmerkung. In Reihe III. erlitt die Untersuchung des Darinkothes dadurch eine Störung, dass Hammel I. in der Nacht vom 12. zum 13. stark laxirte, während Hammel II. sich ganz wohl befand. Der Koth des ersteren ging zum Theil verloren ; er enthielt : 85,2 Proc. Wasser, 14,8 Proc. Trockensubstanz und 11,8 Asche in Proc. der Trockensubstanz Am 15. Hess die Diarrhöe wieder nach, die Ausleerungen wurden normal. Sie betrugen (in Pfd.) und enthielten (in Proc): TTp- Trocken- W asser , ^ Substanz am 12. Juli 7,32 73,69 26,31 » 20. » 6,80 76,43 23,57 » 21. » 7,58 75,83 24,12 Durchschnitt 7,23 75,33 24,67 Asche 8,62 10,38 9,96 Stickstoff 2,09 2,15 Rohfaser 27,41 29,89 31,43 9,65 2,12 29,58 in Proc. der Trockensubstanz. Der Futterverzehr wurde in keiner Weise gestört, so dass der Versuch von Anfang bis zu Ende in Rechnung genommen werden kann. Lei )endgewichts-Tal )elle. 1) Reihe A. B. C. D. E. F. G. I. 125,34 130,58 + 5,24 126,68 } + 3,12 Differenz Differenz n. 128,18 130,63 + 2,45 129,80 zwischen zwischen } + 5,26 Reihe IV. Reihe IV. m. 137,34 135,17 -2,17 135,06 ) + 3,40 und Reihe V, a. u. b. und Reibe V, a.-c. IV. 135,88 139,04 + 3,16 138,46 l - 0,285 ] 138,77 j Va. 136,64 141,02 140,0 140,10 + 3,36 — 0,92 138,175 139,48 l + 1,305 }+3,74 \ 138,46 / 139,45 Vb. + 0,31 \ 138,46 \ + 0,99 Vc. 141,34 145,10 + 3,76 143,22 Verzehr für 100 Pfund mittleres Lebendgewicht. Organische Protein- Stickstoff- Stickstofffreie Reibe Trocken- Fett Robfaser freie Nährstoffe substanz Stoffe Nährstoffe + (FettX2,5) I. 2,79 0,18 0,05 0,92 1,63 1,77 n. 3,41 0,24 0,06 0,81 2,29 ?,47 m. 4,09 0,30 0,06 0,77 2,94 3,09 IV. 4,78 0,35 0,07 0,80 3,56 3,73 Va. 4,78 0,38 0,08 0,78 3,54 3,73 Vb. 4,17 0,34 0,07 0,65 3,11 3,28 Vc. 4,16 0,35 0,07 0,53 3,22 3,38 1) Beziebentlicb der Bezeicbnungen der Columnen vergl. S. 623. 40* 628 POtterungs -Versuche. Hofmeister hat, um die Grösse der Ausnutzung der Stärke ermitteln zu können, versucht, dieses Kohlehydrat und den Zucker in den angewandten Futtermitteln und Darmentleerungen quantitativ zu bestimmen. Er kocht mit verdünnter Schwefelsäure und bestimmt in der mit Natronlauge neutralisirten Flüssigkeit den Zucker durch Titriren mit Normal - Kupferlösung. Von der Voraussetzung ausgehend, dass beim Kochen mit Schwefelsäure ein Theil der Cellulose in Zucker übergeführt werde, behandelt er bei den Rauhfutterstoffen und Excrementeu den Rückstand nach dem Kochen mit Schwefelsäure mit drei- procentiger Kalilauge i) u. s. w. , trocknet und wägt ihn und bringt die dafür sich berechnende Procentzahl von dem Procentgehalte an Rohfaser in Abzug. Die Differenz (in Zucker übergeführte Cellulose) bringt Hofmeister von dem ge- fundenen Zucker in Abzug und berechnet endlich die hierbei sich ergebende Differenz (Stärke in Zucker übergeführt und als solcher vorhandener Zucker) im Verhältnisse von 100 : 90 auf Stärke. Es ist dies nicht ganz richtig. Die erste Differenz zwischen Rohfaser und Rückstand von der Zuckerbestimmung ist nicht Zucker sondern Cellulose. Es ist also jene Differenz in dem Verhältnisse von 90:100 zu erhöhen. Wir haben diese Umrechnung ausgeführt und gelangen alsdann zu folgenden Procent - Gehalten der Futterstoffes) und Excremente an Zucker und Stärke : Heu Stroh Kar- toffehi Excremente Es betrugen: I. n. HI. IV. Va. Vb. Zucker .... Stärke .... 22,11 (19,90) 23,19 (20,87) 25,14 7,32 5,13 8,25 9,36 10,25 9,33 In den Rapskuchen konnte kein Zucker nachgewiesen werden. Hieraus ergeben sich folgende Zahlen für die Stärkeverdauung: Es betrugen: V e r s u c b s r e i h e I. II. m. IV. Va. Vb. Verzehrte Stärke Stärke im Kothe 1,602 0,406 2,542 0,378 3,-537 0,596 4,492 0,896 4,428 0,902 3,916 0,764 Verdaute Stärke in Proc 1,196 74,7 2,164 85,1 2,941 83,1 3,596 80,1 3,526 79,6 3,152 80,5 1) Bezüglich der Methode vergl. landw. Versuchs -Stationen. 1864. Bd. VI, S. 325. — Jahresbericht. 1864. S. 350. 2) Die Zuckerbestimmungen wurden nicht mit den wirklich verfütterten Heu- und Strohsorten ausgeführt ; es sind obige Zahlen vielmehr Mittelwerthe aus Bestim- mungen mit je 2 anderen Sorten. Fütterungs -Versuche. 629 Die Ausnutzung der Futterbestandtheile bei der Kartoffel- fütterung. Der leichteren Uebersicht wegen sollen hier nochmals die verdauten Men- gen der Nährstoffe in Procenten zusammengestellt werden: Stickstoff- Reihe Orga- nische Protein Fett Roh- Stickstoff- freie freie Nährstoffe Stärke Trocken- substanz faser Nährstoffe -h (Fett X2,5) I. 50,7 32,3 — 41,4 59,8 54,8 74,7 II. 65,5 47,8 50,7 47,9 74,0 73,0 85,1 ni. 70,8 42,0 58,5 50,5 79,4 78,4 83,1 IV. 67,8 49,3 53,8 56,4 72,5 71,6 80,1 Va. 70,2 45,3 72,1 60,7 74,9 74,8 79,6 Vb. 68,3 48,75 57,3 51,3 73,9 73,0 80,5 i.Durchschuitt incl. Reihe I. 65,55 44,2 — 51,4 72,4 70,9 80,5 excl. Reihe I. 68,5 46,6 58,5 53,4 74,9 74,2 81,7 Die geringe Ausnutzung der Futterstoffe in Reihe I. glaubt Hofmeister darin suchen zu müssen, dass das Futter an schwer verdaulichem Haferstroh reich, an leicht verdaulichen Kartoffeln arm war. Wir sind geneigt, hierfür noch einen anderen Erklärungsgrund darin zu finden, dass nach Haubueri) selbst im Schweisse geschorene Schafe zunächst stets Ab- nahme des eigentlichen Körj^ergewichts zeigen. Die Versuchsthiere H o f m e i s t e r s waren am 9. Juni geschoren und bereits am nächsten Tage in den Versuch I. des zweiten Hauptabschnittes wieder eingetreten, so dass der Einfluss der Schur auf den nur 15 Tage währenden ersten Versuch zur vollen Geltung kommen konnte. Sicher- lich geht aber, wenn dies auch noch nicht experimentell nachgewiesen ist, mit der gedachten Körpergewichts - Abnahme auch eine verminderte Ausnutzung der Futter- bestandtheile Hand in Hand. Die von G. Kühn2) in Braunschweig gemachte Beobachtung, wonach die Schur eine ei'höhte Futterausnutzung zur Folge hat, stünde hiermit vorerst allerdings im Widerspruche; indess ist ja denkbar, dass Kühn 's Versuch entweder nicht unmittelbar nach der Schur sich fortsetzte oder begann, oder einen weit darüber hinausragenden Zeitraum umfasste, so dass jener vielleicht ungünstige erste Einfluss compensirt wurde. Bezüglich der einzelnen Futterbestandtheile zieht Hofmeister aus den Versuchen des zweiten Hauptabschnittes folgende Schlüsse : 1) Eldena'er Jahrbücher. I, 306. — Vergl. auch den Schluss zuHenneberg'a Versuchen auf S. 600. 2) Dieser Jahresbericht. S. 601. — Ob und wo Kühn 's Beobachtung ver- öffentlicht wurde, ist uns unbekannt. g3Q Ftttterungs -Versuche. 1. Nur die Beifütterung einer grösseren Menge Protein in Form eines concentrirten Futters (Hafer) drückt die Verdaulichkeit der E oh faser herab — nicht so das proteinärmere und au Kohlehydraten reichere Kartoffelfutter. Zudem sind, gegenüber dem Haferprotein, die Proteinstoffe der Kartoffel ent- schieden schwerer verdaulich; 2. die verhältnissmässig leichte Verdaulichkeit der Eohfaser bei Kartoffel- fütterung ist, bei dem hohen Gehalte des Futters an leicht verdaulichen Kohle- hydraten, auffallend und schwer zu erklären. Der Fall steht nicht vereinzelt da; Henneberg und Stohmann^), sowie Grouven^) haben Aehnliches beobachtet. Unter den Voraussetzungen, dass einmal (a) die Kartoffel-Koli- faser völlig unverdaulich, das andere Mal (b) völlig verdaulich sei, berech- nen sich für verdaute Eohfaser des Eauhfutters folgende Procentsätze: ■D «,•>,« T TT TTT TtT AT" „ 17" V. Durchscliuitt Verdauliche Rohfaser Reihe I. IL III. IV. V,a. V,b. ^^^jj_ des Heues des Strohes a. 42,6 51,2 55,9 64,2 59,6 60,1 58,2 1 .„ ß b. 39,6 44,3 45,3 50,4 56,0 44,8 48,2 J ' ' . 3. die Ausnutzung der stickstofffreien Nährstoffe und der Stärke gestaltet sich folgenderweise: stickstofffreie Nährstoffe. I. II. in. IV. Va. Vb. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Verdaut im Ganzen 1,2375 2,202 3,154 3,572 3,665 3,204 Verdauhch in Heu, Strohu.RapskuchepS) 0,607 0,554 0,545 0,549 0,557 0,499 Verdauüch in den Kartoffeb .... 0,6305 1,648 2,609 3,023 3,108 2,705 in Proc. 62,5 81,7 86,2 75,9 79,0 77,5 Stärke. I. IL III. IV. Va. Vb. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Verdaut im Ganzen 1,196 2,164 2,941 3,596 3,526 3,152 Verdaulich in Heu und Stroh . . . . 0,596 0,531 0,520 0,525 0,506 0,437 Verdauhche Kartoffel - Stärke .... 0,600 1,633 2,421 3,071 3,020 2,715 in Proc. 59,6 81,2 80,2 77,4 77,0 78,0 Im Mittel (excl. Eeihe I.) berechnen sich die stickstofffreien Nährstoffe rund als zu 80 Proc, die Stärke als zu 79 Proc verdaulich. Hofmeister nimmt hierbei den Zucker des Heues und Strohes als voll- ständig verdaulich an. Die Rechnung, welche er dafür zum Beweise ausführt, involvirt indessen einen Trugschluss. 1) Ration. Fütterung der Wiederkäuer. Heft IL S. 157 ff. 2) Zweiter Bericht der Versuchs -Station Salzmünde. 1864. — Jahresbericht 1864. S. 300. 3) Verdaulich im Wiesenheu 64,7 Proc. , im Haferstroh 52,1 Proc. , in den Rapskuchen (57 Proc. Fütlciungs -Versuche. 631 4. Die in Reihe V. gereichte Eapskuchenmeiige war zu gering, um eine vollständige Ausnutzung der grossen Stärkequantitäten zu bewirken. 5. Unter der Annahme, dass vom Protein des Heues 54,1 Proc, von dem des Strohes 32,1 und vom Rapskuchen-Protein 67 Proc. verdaulich sind, be- rechnet sich die Verdaulichkeit der Proteinstoffe der Kartoffeln im Mittel aus den Reihen II — Vb. zu 45,5 Proc. Proteiustoffe. I. n. III. IV. Va. Vb. PfJ. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Verdaut im Ganzen . . . 0,075 0,150 0,170 0,242 0,240 0,234 Verdaulich in Heu, Stroh und Rapskuchen . . . 0,064 0,061 0,061 0,061 0,091 0,087 Verdaulich in den Kartoffeln 0,011 0,089 0,109 0,181 0,149 0,147 in Proc. 12,1 48,9 39,8 50,3 41,9 46,8 6. Behält man für Heu- und Strohfett die bei reiner Rauhfutter-Fütte- rung gefundenen Werthe ihrer Verdaulichkeit — 53,4 Proc, bez. 34,8 Proc. — bei, und zieht man das Rapskuchenfett als völlig verdaulich in Rechnung, so erhält man für Kartoffel-Fett folgende Ausuutzungs-Coefficienten: Fett. II. III. IV. Va. Vb. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Verdaut im Ganzen 0,037 0,048 0,049 0,075 0,055 VerdauMch in Rauhfutter und Rapskuchen 0,025 0,025 0,025 0,039 0,038 Verdaulich in den Kartoffeln 0,012 0,023 0,024 0,036 0,017 in Proc. 63,2 79,3 63,2 97,3 51,5 Im Mittel sind demzufolge 70,9 Proc. verdaulich. Der Nähreffect des Futters. Während der Dauer des zweiten Hauptabschnittes, also in der Zeit vom 14. Juni bis mit 25. August (73 Tage) wurden von beiden Thieren verzehrt: Organische Trockensubstanz 397,06 Pfd. Proteinstoffe 30,02 » Stickstofffreie Nährstoffe + (Fett X 2,5) . • 291,57 » Nährstoffverhältniss 1:9,7 » Die Lebendgewichtszunahme (incl. Wolle) betrug Endgewicht am 23. August i) 141,34 Pfd. Anfangsgewicht am 14. Juni . . ■ . . . 125,34 » Gewichtszunahme 16,0 Pfd. 1) Das eigentliche Endgewicht vom 25. August (145,1 Pfd.) erschien als zu hoch und ledigHch als die Wirkung einer in Folge der Kochsalzbeigabe in Reihe Vc. gesteigerten Aufnahme von Tränkwasser. 632 Fütterungs -Versuche. Hiernach waren zur Erzeugung von 1 Pfd. Leheudgewicht erforderlich: Organische Trockensubstanz 24,82 Pfd. Proteinstoffe 1,88 » Stickstofffreie Nährstoffe + (Fett X 2,5) . . 18,22 » War auch das Futter seinem Nährstoffverhältnisse nach keineswegs ein Mastfutter, so erwies es sich als solches doch in seinem Effecte, und hätte dieser sicher auch mit einem weit geringeren Aufwände von organischer Sub- stanz und Kohlehydraten erreicht werden können. Wie ersichtUch, weichen unsere Zahlen von denen des Originals in einzelnen Fällen nicht imwesentlich ab. Es rührt dies daher, dass Hofmeister seine Zahlen bis auf die zweite Decimale und zwar nicht immer ganz richtig abgerundet hat. Ein Theil der Differenzen ist aber auch durch Schreibfehler entstanden. Wir fühlen uns gedrungen, hier anzuführen, dass eine persönliche Einsicht in die Arbeitsjournale uns überzeugt hat, dass die Arbeit Hofmeisters an sich von ihrem Werthe nicht das Mindeste einbüsst, dass nur eben in einigen Fällen die absoluten Werthe für Verzehr, Verdautes u. s. w., in Folge dessen aber auch die Schlussresultate hier imd da andere werden. III. Hauptabschnitt: Fütterung mit Heu, Haferstroh und Rüben^). Während der langen Zwischenzeit vom Ende des zweiten bis zum Beginne dieses dritten Hauptabschnittes erhielten die beiden Versuchsthiere nur ein knappes Erhaltungsfutter: 1 Pfd. Wiesenheu, Haferstroh zum Ausfressen und V2 — 1 Pfd. Eapskuchen, wobei das Lebendgewicht fast unverändert blieb. In den drei Versuchsreihen dieses Hauptabschnittes wurden verzehrt: Num- Dauer 1 Wie- Hafer- Raps- Tränk- StaU- mer sen- Rüben ku- tempe- der V e r s u c h s r e i he heu stroh chen wasser ratur in °C. I. 10 bis 21. Dezember 12 Tage 1,0 1,98 4,0 — 3,69 1-2 11. 22. Dez. bis 12. Jan. 22 » 1,0 0,86 7,88 — 0,54 1-4 m. 21 ttan. » 3. Febr 14 » 1,0 ü,94 9,94 0,134 0,39 3-5 Anmerkung. In Reihe 2. wurde an 3 Tagen , in Reihe 3. an 6 Tagen kein Tränkwasser aufgenommen ; vorstehende Zahlen für das Wasser sind Durchschnitts- zahlen und nur annährend genau. — Reihe 3. begann am 13. Januar. Die Thiere frassen erst nach Zugabe dir Rapskuchen aus; deshalb nur 14 Versuchstage angenommen. Der Verzehr an näheren Futterbestandtheilen, die Ausscheidung im Kothe und ihre Ausnutzung gestaltete sich wie folgt: 1) Landw. VorFuchs-Station. K'69. Bd. XL S. 241. — Die Analysen der Futter- mittel auf S. 488 ff. Fütterung» -Versuche. 633 Es kamen auf: Orga- nische Trocken- substanz Protein- stoffe Fett Roh- faser 'S .ei S £ CO Stickstofffreie Nährstoffe + (Fett X 2,5) Zucker Proteinstoffe : stickstofffreien Nährstoffen + (Fett X 2,5) / Verzehrt . ^) 4,41 Koth. 2,808 1,392 0,200 0,161 0,097 0,092 0,919 1,588 0,550 0,586 1,828 0,816 1,057 0,295 1 : 9,1 1 : 5,1 's j Verdaut . . ( in Proc. i 1,416 50,4 0,039 19,5 0,005 5,1 0,370 1,002 40,2 63,1 1,012 55,68 0,762 72,1 1 :25,9 . t Verzehrt . ^ ) 3,28 Koth . 2,378 1,040 0,204 0,160 0,076 0,060 0,585 0,350 1,507 0,460 1,691 0,610 1,142 0,257 1 : 8,3 1 : 3,8 2 l Verdaut . . n / ( m Proc. 1,338 56,2 0,044 21,5 0,016 0,235 1,047 •21,0 40,1 69,4 1,081 63,9 0,8S5 77,5 1 :24,6 . ( Verzehrt . B \ Koth .... 2,789 1,060 0,273 0,1 GO 0,094 0,060 0,649 0,380 1,769 2,003 0,440 0,590 1,348 1 : 7,3 0,300 1 : 3,7 "S 1 Verdaut . . [ in Proc. 1,729 62,0 0,113 41,3 0,034 36,1 0,269 41,5 1,330 75,1 1,413 70,5 1,048 77,7 1 :r2,5 Anmerkung: Reaction des Kothes von Reihe 1. neutral, von Reihe 2. ganz schwach, von Reihe 3. stärker alkalisch. In allen drei Fällen waren darin unter dem Mikroskope feinzellige, wahrscheinlich von den Rüben herrührende Gebilde nach- zuweisen. Verzehr für 1 00 Pfund mittleres Lebendgewicht. Reihe Mittleres Lebend- gewicht Orga- nische Trocken- substanz Protein- stoffe Fett Rohfaser Stickstoff- freie Nährstoffe Stickstoff- freie Nährstoffe 4- (Fett X 2,5) I. 11. IIL 147,47 147,39 151,80 1,90 1,61 1,'(8 0,13 0,13 0,17 0,06 0,05 0,06 0,63 0,40 0,42 1,07 1,0-2 1,12 1,23 1,14 1,27 Die Ausnutzung des Futters. Nur die stickstofffreien Nährstoffe wurden in ansehnlicher Menge ausge- nutzt. Den Zucker der Rüben nimmt Hofmeister als zu 80 — 100 Proc. verdaulich an ; selbst in letzterem Falle blieben aber die zuckerartigen Stoffe im Heu und Stroh bis zu 44 Proc. verdaulich. Die Proteinstoffe erfuhren erst nach Beigabe der Rapskuchen eine erhöhte Ausnutzung; die Berechnung der verdauten Rübenproteinstoffe ist Verf. nicht gelungen. Die Rohfaser verhielt sich in allen drei Reihen gleich; bezüglich der Ausnutzung der Rübenroh- faser ist Verf. geneigt, dieselbe niedriger als die des Heu's und Stroh's an- zunehmen. 634 Fütterungs -Versuche. Der Nähreffect des Futters. Es ist zunächst zu bemerken, dass die beiden Versucbsthiere nach Been- digung der Reihe III. gleicherweise bis zum 24. März (49 Tage) weitergefüttert wurden. Verf. gelangt zu folgenden Zahlenergebnissen: Zur Production von 1 Pfd. Lebendgewicht erforderlich : Tägliche Lebend- gewichts- Zunahme für 2 Thiere Orga- nische Sub- stanz Pro- tein Fett Roh- faser Stick- stoff- freie Nähr- stoffe Stickstoff- freie Nährstoffe + (Fett X 2,5) Reihe I. und IL 34 Tage » L » IL 42 1) » » III 221) » » III 14 « B IV 49 » 0,072 36,1 2,9 2,3 10,0 22,0 0,123 20,5 1,7 0,7 5,6 12,5 0,253 10,7 1,0 0,3 2,7 6,7 0,197 14,1 1,4 0,5 3,2 9,7 0,176 16,7 1,6 0,6 4,1 10,5 24,8 14,2 7,6 10,1 11,9 Reihe I. bis IV. 105 Tage 0,157 17,5 1,6 0,6 4,4 10,9 12,3 Die Beifütterung der geringen Menge Rapskuchen in Reihe III. und IV. hat also nicht allein eine erhöhte Ausnutzung der Futterstoffe, sondern auch eine gesteigerte Production an Lebendgewicht und bessere Futterverwerthung zur Folge gehabt. Verf. vergleicht weiterhin seine Versuche des III. Hauptabschnittes mit seinen eigenen Versuchen im I.Hauptabschnitte und mit Versuchen La wes's und Gilbert's und kommt zu dem Resultate, dass nicht allein in der Futter- menge und dessen Nährstoffverhältniss, sondern auch in dem geeigneten Verhält- nisse zwischen Rauh- und Beifutter und der Natur des letzteren die Productions- kraft begründet sei; im IIL Hauptabschnitte bestanden die stickstofffreien Nährstoffe zum grossen Theile aus dem leichter verdaulichen Zucker. IV. Hauptabschnitt: Fütterung mit Heu, Haferstroh und Roggen- kleie — theils für sich, theils mit Baumöl. Dieser vierte Hauptabschnitt, dem eine fünftägige Uebergangsfütterung vorausging, zerfällt in vier Reihen, Reihe I. hinwiederum in drei Unter- abtheilungen : 30, März bis zur Schur am 13. Mai = 44 Tage, 13. Mai bis zur Vorlage von Salzlecksteinen 2) am 27. Mai = 14 Tage, 27. Mai bis zur Oelfütterung am 12. Juni = 16 Tage. 1) Einschl. der ersten 8 Tage der Reihe III. 2) Von den am 27. Mai vorgelegten Salzlecksteinen nahmen beide Thiere in den ersten 6 Tagen durchschnittlich 9,6 Lothe auf, bis sich der Verzehr mit 2 bis 3 Lothen regelte. Dem entsprechend sank auch der anfänglich bis fast 27 Pfd. betragende Wasserverbrauch iu den ersten Tagen des Juni bis auf 8—9 Pfd. FUtterungB -Versuche. 635 Wiesen- Hafer- Roggen- Es ^\urdon verzehrt vom : heu stroh klcie Baumöl Salz I. 30. März bis 12. Mai . . . . 44 Tage 1,0 1,87 1,5 I. 13. Mai bis 26. » . . . . 14 » 1,0 2,30 1,5 — — ■ I. 27. « bis 1 1 . Juni . . . 16 » 1,0 2,59 1,5 — 0,17 II. 12. Juni bis 24. » • . . . 13 » 1,0 2,15 1,5 0,14 — [II. 25. » bis 16. Juli . . . 22 » 1,0 1,33 1,5 0,20 — IV. 17. Juli bis 31. « . . . . 15 » 1,0 0,501) 1,38 0,246 — Ueber die verzehrten und verdauten näheren Bestandtheile des Futters geben die folgenden Zahlen Aufschluss: Es kamen auf: Orga- nische Trocken- substanz Protein- stoffe Fett Roh- faser Stick- stofffreie Nähr- stoffe Stickstoff- freie Nährstoffe + (Fett X2,5) Protein- stoffe : stick- stofffreien Nährstoffen + (Fett X 2,5) M-B) Verzehrt. . 3,46 0,36 0,15 0,96 1,98 2,37 1 : 6,4 <^. Verzehrt. . 3,S02 ^a\ 6,86Koth2) 2,040 0,381 0,235 0,167 0,090 1,100 0,840 2,154 0,877 2,570 1,102 1 : 6,7 1 : 4,7 f 1) Verdaut . . 1,762 ^S[ in Proc . 46,34 0,146 38,32 0,077 46,10 0,260 1,277 23,63 59,20 1,468 57,10 1 :10,1 p— 1 ;q . .'S -5 ( Verzehrt. . 4,03 0,39 0,17 1,19 2,26 2,70 1 : 6,9 1 Verzehrt. . 3,822 ö \ 6,3lKoth2) 1,850 0,375 0,180 0,303 0,110 1,050 0,647 2,094 0,920 2,850 1,195 1 : 7,6 1 : 6,6 'S ] Verdaut . . ^ [ in Proc. . 1,972 51,6 0,195 52,0 0,193 63,7 0,403 38,03 1,174 56,06 1,655 58,07 1 : 8,5 . 1 Verzehrt. . [ 3,235 0,347 0,340 B ) 5,64Koth2)j 1,590 0,190 0,150 0,780 0,560 1,771 0,700 2,620 1,075 1 : 7,5 1 : 6,2 ^ J Verdaut . . 1,645 0,157 ^ f in Proc. . 50,8 45,24 0,190 55,88 0,220 28,2 1,071 1,545 60,5 58,96 1 :10,0 , 1 Verzehrt. . 2,5cl0 t \ 5,0Koth2) 1,230 0,301 0,160 0,359 0,150 0,4885 0,4000 1,377 0,525 2,274 0,900 1 : 7,5 1 : 5,6 ^ J Verdaut . . ^ [ in Proc. . 1,300 51,38 0,141 46,84 0,209 58,2 0,0885 18,11 0,852 61,87 1,374 60,07 1 : 9,7 1) An einigen Tagen wurde kein Stroh verzehrt, auch von der mit dem Oele gemengten Kleie blieben an einigen Tagen Reste. Ohne krankhafte Erscheinungen zu zeigen, lieferte der eine Hammel einen dünnbreiigen Koth. 2) Der Darmkoth reagirte in Reihe I. schwach alkalisch, m Reihe II. und III. neutral , ni Reihe IV. sauer (höchst ekelhafter Geruch — mit Schwefelsäure und Alkohol Buttersäurereaction). Fettkügelchen waren unter dem Mikroskope nicht nachzuweisen, wohl aber einige Stärkekörnchen. 636 Füttenings -Versuche. Der auf 100 Pfd. Lebendgewicht sich berechnende Verzehr, sowie die mittleren Lebendgewichte enthält die folgende kleine Tabelle: Reihe Mittleres Lebend- gewicht Orga- nische Trocken- substanz Pro- tein- stoffe Fett Roh- faser Stick- stoff- freie Nähr- stoffe Stickstoff- freie Nährstoffe -f (Fett X2,5) Reihe I. Abth. L » » » II » III » IV 165,51 2,09 0,21 0,09 0,57 1,19 158,391) 2,40 0,24 0,10 0,69 1,35 168,95 2,38 0,23 0,10 0,70 1,33 173,83 2,19 0,21 0,17 0,60 1,20 171,02 1,88 0,20 0,19 0,45 1,03 166,06 1,52 0,18 0,21 0,28 0,82 1,43 1,62 1,59 1,65 1,52 1,38 Aus diesen letzten und früheren Versuchen z. Th. anderer Beobachter zieht Hofmeister folgende Schlüsse: 1. Durch Oelbeifütterung wird die Ausnutzung der ßohfaser und der Pro- teinstoffe beim Eiude und Schafe gehoben, wenn das Futter auf 1000 Pfd. Lebendgewicht 22—24 Pfd. organische Substanz, 12 Pfd. stickstofffreie Nähr- stoffe und 6—7 Pfd. Eohfaser enthält. Werden diese Zahlen überschritten, so drückt die Oelziigabe die Verdaulichkeit der Rohfaser herunter. Die unter diesen Verhältnissen wirksamen Oelmengen bewegen sich in den Grenzen von 12-24 Ltb. 2. Grössere Gaben von Oel (1—1 ^,'2 Pfd.) wirken unter allen Umständen deprimirend auf die Verdauung der Eohfaser und theilweise auch auf die Ausnutzung der Proteinstoffe. 3. Unter Beibehaltung der für Heu und Stroh gefundenen Ausnutzungs- grade berechnet sich die Verdaulichkeit der stickstofffreien Nährstoffe der Kleie zu 61 Proc, Proteinstoffe » » » 41 » ; die Frage nach der Verdaulichkeit der Kleierohfaser lässt der Verf. offen. 4. Auch die Verdaulichkeit des Kleiefettes hat Verf. nicht zu ermitteln versucht; vom Fette des Eauhfutters und der Kleie überhaupt wurden 46 Proc. verdaut. 5. Das zugesetzte Oel, seiner Natur nach leichter verdaulich als diese Futterfette, in nahezu gleich grosser Menge wie diese in Eeihe IL, in über- wiegender Menge in Reihe III. und IV. vorhanden, erschien, wenn dasselbe bei kleineren Gaben als vollständig verdaulich angenommen wurde, bei grösseren Gaben nur noch als zu 95, bez. 85 Proc. verdaulich; im ersteren Falle be- rechnete sich die Ausnutzung der Futterfette zu 32 Proc, betrug dagegen in Reihe HL und IV. = 0. 1) Nach der Schur, welche 4,14 und 4,68 Pfd. Wolle lieferte. Fütterungs-Versuche. 637 Was den Futtereffect anlangt, so ist zunächst zu bemerken, dass auch im vorliegenden Falle die Schur einen günstigen Einflnss auf die Lebend- gewichtsproduction nahm^). Zur Erzeugung von 1 Pfd. Lebendgewicht waren erforderlich : vor der Schur 15,78 1,G6 0,71 4,36 9,04 nach » .» 9,00 0,88 0,39 2,64 5,07 Im Uebrigen ergiebt sich, dass der Nähreffect des Futters ein seinem Nährstoffgehalte ganz entsprechender war. Nach der Schur erwies sich das Futter, in üebereinstimmung mit einem älteren Versuche E. Wolff's, als Productionsfutter. In Reihe II. machte die durch das Oel bewirkte bessere Ausnutzung das Futter zu einem Erhaltungsfutter, in Eeihe III. und IV. aber sank der Effect in Folge der grösseren Oelgaben und der daduch veranlassten geringeren Aufnahme und Ausnutzung unter den eines Erhaltungsfutters. Am Ende seiner Arbeit theilt Hofmeister noch die Ausgaben der Thiere in allen 4 Hauptabschnitten an Koth, Harn, Hippursäure und Stickstoff mit, aus denen Folgendes hervorgeht: 1. Während bei Heu- und Stroh fütterung die tägliche Wasseraufnahme 4,5 Pfd. betrug, stieg sie bei Kartoffelfutter bis auf 6,7—13,7 Pfd. Die Harn- absonderung, welche dort 1 V2 — 2 Pfd. betrug, wuchs hier nur bis auf 3,1 Pfd.; erst die Beigabe von 2 Lth. Kochsalz führte eine Vermehrung bis auf l'^i-i Pfd. herbei. 2. Bei gesteigertem Kartoffelverzehr nimmt auch die Wasserausscheidung durch den Koth um's Doppelte zu. 3. Bei Eübenfütterung machten sich die entgegengesetzten Verhältnisse geltend. Die Wasserausscheidung durch den Darm bleibt selbst bei 10 Pfd. Kuben unverändert, während die Nierenabsonderung bis auf 5 Pfd. anwächst. Verf. sucht diesen Einfluss der Rüben auf die Nierenthätigkeit in dem grösse- ren Gehalte dieses Futterstoffes an Kali und Natron. 4. Grössere Wasserausgabe durch den Koth verringert die Harnmenge. 5. Ein Unterschied zwischen Tag- und Nachtharn Hess sich weder nach Quantität noch Qualität erkennen. Hieran kann aber wohl auch die Situation der Thiere beim Harnsammeln die Schuld tragen. G. Die Menge der täglich ausgeschiedenen Hippursäure war am beträcht- lichsten bei fast reiner Fütterung mit Heu und Stroh; gesteigerte Kartofifel- und Eübenfütterung drückte die Hippursäureausscheidung sehr stark herab. 7. In Hauptabschnitt II. gaben die Thiere durchschnittlich etwa 10 Grm. Stickstoff weniger aus, als sie im Futter einnahmen. Verf. bringt dies Ver- 1) Vergl. diesen Jahresbericht S. 551 ff. ß38 Fütterungs -Versuche. liältniss damit in Einklang, dass das Kartoffelfutter sich durchaus als Pro- ductionsfutter erwies. In dem I. und IV. Hauptabschnitte, welche Stickstoff- gleichgewicht, bez. Stickstoffausgabe beobachten Hessen, standen die Thiere nur auf knappem Erhaltungsfutter. Die Beobachtung in Hauptabschnitt II. bringt Verf mit Stohmann's Erfahrungen in Einklang, wonach eine grössere Menge stickstofffreier Nähr- stoffe ausserordentlich günstig auf Fleisch- und Fettumsatz wirkt, oder, was dasselbe ist, durch den grösseren Gehalt an jenen die Proteinstoffe besser aus- genutzt werden. Tragen aber — so folgert Verf. weiter — die stickstofffreien Extract- stoffe der Kartoffeln zur Fleischbildung bei, so haben die der Rüben aus- schliesslich Fettbildung bewirkt, denn trotz der Stickstoffausgabe bei Rüben- fütterung wiesen die Wägungen unleugbar Lebendgewichtszunahme nach. Wir halten diese letztere Schkissfolgerung des Herrn Verf. für gewagt. Die Anzahl der Lebendgewichtsbestimmungen , der Koth- und Harnanalysen ist für derartige Berechnungen und Beobachtungen nicht ausreichend. Ausserdem hätte es dazu auch der Schlachtresultate bedurft. Ueber Er- Uebcr die Ernährungsvorgänge des Milch producirenden nähruDsa- Thiores bei stickstoffreichem Futter. Ein Fütterungsversuch mit des Milch Ziegen; von F. Stohmann, 0. Baeber und R. Lehde.i) — Veranlassung produciren- ZU dieser Umfänglichen, mit grosser Sorgfalt und einem bedeutenden Aufwand den Thieres. ^j^ Zeit ausgoführteu Arbeit gaben die älteren Beobachtungen und Unter- suchungen über die Fettbildung aus Eiweissstoffen. Man möge es entschuldigen, wenn wir, bei dem grossen Umfange der Arbeit — sie umfasst allein im Jahrgange 1868 des Joum. f. Landwirthschaft 115 Seiten — , hier nur einen kurzen Abriss der Versuchsmethoden, die nothwendigsten Zahlen- werthe der Versuchsresuhate und die darauf basirten Schlussfolgerungen wieder- geben. Die Stalleinrichtung war die von Henneberg und Stohmann2) be- schriebene, welche ein Verzetteln des Futters thunlichst vermindert und die ge- trennte, möglichst verlustfreie Aufsammhmg der Excremente gestattet. Der Stall- boden war von vorn nach hinten und von beiden Seiten nach der Mitte zu geneigt, so dass der Harn rasch durch eine mit einem Siebe verschlossene Oeffnung in ein untergestelltes Glas abfliessen konnte ; nur selten geschah es, dass einige Kothballen von ihm benetzt wurden, in welchem Falle dieselben zwar gewogen, nicht aber mit analysii't sind. Mit der Entfernung des Nachtkothes wurde regelmässig der Stall sorgfältig gereinigt und alles am Boden haftende dem Kothe zugesetzt. Ab- geworfene Haare, Epidemiisschuppen u. s. w. kamen daher zum Kothe ; ihre Menge war indess so gering, dass sie nicht berücksichtigt zu werden brauchte. Tagesordnung: Morgens um 7 Uhr Beseitigung des Nachtkothes ; Melken; Wechsel der Harngefässe; präcis 7 Uhr Wägung der Thiere; erstes Futter; 11 Uhr zweites Futter; 12 Uhr Melken; 3 Uhr drittes Futter; 6 Uhr viertes Futter; 7 Uhr Melken. 1) Joum. für Landwirthschaft. 1868. Bd. 3. S. 135 ff. S. 307 ff- S. 420 ff. 2) Beiträge z. Begründung einer ration. Fütterung d. Wiederkäuer. Heft I. S. 19. FUtterungs -Vorsuche. ggg Die Milch jedes Melkens wurde für sich gewogen; ein bestimmter Theil, von jedem Melken der gleiche, ward bis zum anderen Morgen im Keller aufbewahrt und nach dem Mischen der zusammengehörigen Abend-, Morgen- und Mittags- proben, untersucht. Die Ausscheidungen des Morgens sind als dem Stoffwechsel des vorigen Tages zugehörig betrachtet worden; jeder Versuchstag beginnt früh, nach dem Wägen der Thiere. Das vorgelegte Beifutter ist fast immer vollständig verzehrt worden. Das Heu wurde in den späteren Reihen fast stündlich in kleinen Portionen gereicht; Rückstände sind sorgfältig zurückgewogen worden. Besondere Correctionen für Wasserverlust aus Harn und Koth fehlen. Eine Correction für Trockensubstanz des Harns anzubringen erschien überflüssig. Jeder eigentlichen Versuchperiode ging eine irrelevante Beobachtungszeit voraus. Da nun am letzten Tage dieser Woche genau derselbe Harn gelassen wurde, wie während des eigentlichen Versuchs, die am Tage vorher am Boden haften gebliebene Harn - Trockensubstanz vom Harne des folgenden Tages aber wieder gelöst wird, so muss die während des eigentlichen Versuchs gelassene erste Harnentleerung bereits soviel Trockensubstanz auf dem Boden vorfinden, als sie selbst hinterlassen würde. Der Stallboden war völlig wasserdicht und zur Aufsaugung unfähig gemacht. Auch für das Lebendgewicht der Thiei'e sind Correctionen nicht angebracht worden, weil im Laufe einer ganzen Woche die Harn- und Kothentleerungen sich soweit reguliren, dass der Durchschnitt aus den täglichen Wägungen, wenigstens sehr annähernd dem wirklichen Gewichte der Thiere entspricht. Direct vergleichbar sind diese Durchschnittszahlen aber nur dann, wenn während der einzelnen Versuchs- perioden gleiche Mengen der Futterstoffe gegeben werden. Die Thiere sind bis auf 10 Grm., die Ausscheidungen bis auf 1 Grm. genau gewogen worden. Vom Kothe kamen früh und abends Proben von circa 100 Gnn. in den Trocken- schrank; nach achttägigem Trocknen bei 60—70° C, blieben sie 1 Tag an der Luft liegen, wurden genau gewogen, feiu gemahlen und dann ein Theil bei 100° trocken gemacht. Der Harn wurde wöchentlich drei- bis viermal untersucht^). Analytische Methoden. Hierzu führen wir nur das Nöthigste an. Die Analysen der Futtermittel sind bereits auf S. 488 ff. mitgetheilt. In den Futtermitteln und im Kothe wurden Rohfaser und Stickstoff nach bekannten Methoden 2) bestimmt. Die erstere ist eiweiss- und aschefrei in Rechnung gezogen. Die bei der Stickstoffbestimmung vorgelegte Schwefelsäure wurde auf Barytwasser gestellt und damit zurücktitrirt. — Die Asche ist in Platin- schalen bereitet worden ; sie ist kohle- und kohlensäurefrei in Rechnung genommen. — Das Wasser-, Alkohol- und Aether-Extract ist genau nach dem von Kühn, Aronstein und Schnitze beschriebeneu Verfahrens), unter Anwendung 1) Bezüglich der Bestimmungen des Harnstoffs und der Hippursäure vergl. das Original. 2) Beiträge z. e. r. F. d. W. Heft I, 145. 3) Journal f. Landwirthschaft. 1865. S. 299. — Die Leinkuchen gestatteten die Anwendung dieses Verfahrens nicht. 10 Grm wurden mit 500 CG. Wasser kalt ausgezogen, der klare Auszug abgehoben, neues Wasser aufgegossen, gekocht, nach dem Klären abeniials abgegossen und damit fortgefahren, solange sich noch schlei- mige Stoffe lösten. g40 Fütternnga -Versuche. eines Filters von Schiessbaumwolle, dargestellt worden. Die Trockensubstanz des wässrigen Auszugs wurde im auf 100° erwärmten Sandbade im Vacuum dargestellt. Die Prüfung mit Zucker und Schwefelsäure auf Gallenstoffe Hess eine irgend be- merkenswerthe Eeaction nicht erkennen. Die Trockensubstanz der Milch wurde in mit Bimstein gefüllten Platin- schiffchen im Wasserstoffstrome dargestellt Nach dem Wägen kamen die Schiffchen in eine schief liegende, mit einem Kühler in Verbindung stehende Glasröhre, welcher ein Kolben mit Aether vorgelegt ist. Der verdampfende Aether verdichtet sich im Glasrohre, geräth schhesslich auch dort in's Kochen und wird von Zeit zu Zeit, durch Abkühlen des Kolbens, in diesen, mit Fett beladen, zurückgeführt. — Zur Aschebestimmung wurden täglich im Verhältnisse zur Gesammtmenge des Tages stehende Milchquantitäteu in Porzellanschalen verdampft (die frische Milch des folgenden Tages kam zum Trockenrückstande des vorhergehenden), am Schlüsse der Woche das Ganze in der Muffel verkohlt imd mit siedendem Wasser ausgezogen. Ein aliquoter Theil der Lösung wurde verdampft, der Rückstand geglüht und ge- wogen. Der ungelöste kohlige Rückstand wurde weiter verascht und gewogen. — Stickstoff: 10—25, meist 15 CG. wurden mit wenig Essigsäure zum Gerinnen gebracht, fast zur Trockne verdampft, der Rückstand mit gebranntem Gypse auf- genommen, vollständig ausgetrocknet und mit Natronkalk verbrannt. Die Bestimmung der Trockensubstanz und des Stickstoffs (nach dem Ansäuern mit Salzsäure) im Harne geschah auf dieselbe Weise wie in der Milch. Gefüttert wurden Wiesenheu, Leinkuchen, Mohnöl und Stärke. Von ersterem (immer dieselbe Sorte) sind zu verschiedenen Zeiten 9 Rohfaser-, 4 Fett-, 2 Aschen- und 6 Stickstoffbestimmungen ausgeführt worden und wurde daraus die auf S. 491 enthaltene mittlere Zusammensetzung der Trockensubstanz abgeleitet. Ausserdem wurden von Zeit zu Zeit Wasserbestimmungen ausgeführt, so dass für jede neue Periode aus der mittleren Zusammensetzung der Trockensubstanz und dem je- weiligen Wassergehalte die Zusammensetzung des lufttrockenen Heues sehr annä- hernd genau berechnet werden konnte. — Die Leinkuchen I. reichten bis incl. S.Juni, von wo ab Sorte H. gefüttert wurde. — Das Mohnöl, als reines Fett, bedurfte keiner Analyse. Das Stärkemehl war stickstofffrei. Das Kochsalz war reines Stassfurther Steinsalz ; es wurde ohne weiteres den mineralischen Bestand- theilen des Futters zugeschrieben. — Das Tränkwasser enthielt 0,3 Proc. fixe Be- standtheile (bei 100°); es war sehr reich an Gyps und Salpetersäure. A, Die Ausnutzung der Nährstoffe. Abschnitt I. Lange Versuchsreihe mit gleichbleibendem Futter. — Jedes Thier verzehrte täglich 375 Grm. Leinkuchen und 10 Grm. Salz. Die sonstigen durchschnittlichen und täglichen Einnahmen und Ausgaben sind in folgender Tabelle zusammengestellt. Sämmtliche Gewichte verstehen sich hier und iu der Folge in Grammen : FütteruDgs -Versuche. 641 Periode Datum Lebend- gewicht Verzehr Heu Wasser Ausgabe Koth Harn Milch Z i e e e I. Periode 1. 1 23. bis 29. April . . 30. April bis 6. Mai 7. bis 13. Mai . . . B n. 1 14. bis 20. Mai . . . 21. bis 27. Mai . . . 28. Mai bis 3. Juni . Vorwoche. . 4. bis 10. Juni. . . Periode IH. . 11. bis 17. Juni. , . Vorwoche . . 18. bis 24. Juni . . . Periode IV. . 25. Juni bis 1. Juli. Periode I. | Z 23. bis 29. April . . 30. April bis 6. Mai 7. bis 13. Mai . . . • '1 14. bis 20. Mai . . . 21. bis 27. Mai . . . 28. Mai bis 3. Juni . 24139 1114 4938 1633 2068 24403 1016 5148 1578 2411 24680 1014 4188 1443 1681 24714 1030 4402 1662 1721 250-61 1046 4461 1598 1835 25336 1056 4972 1508 2405 25319 1039 5134 1519 2389 25439 1058 5380 1518 2589 25717 1013 5849 1605 2801 25861 1057 5323 1592 2579 Ziege II. 30834 1177 3904 1514 897 31251 1031 3510 1363 1057 30754 1043 356-2 1328 1028 31350 1099 3328 1349 976 i 316-23 1188 3531 1433 1020 32116 1194 3486 1519 1129 1411 1351 1233 1-232 1-239 1212 1239 1244 1189 1159 1671 1642 1513 1426 1444 1478 Hieraus ergiebt sich eine auffallende Differenz in der Individualität bei- der Thiere : auf gleiches Körpergewicht bezogen, consumirt das kleinere Thier etwas mehr Futter als das grosse, säuft beträchtlich mehr Wasser, liefert grössere Mengen wasserhaltigerer Exremente und producirt mehr Milch, Stohmann geht nun zu der Ausnutzung selbst über, theilt die Zusam- mensetzung des Darmkothes mit und weist nach, dass bei der Ziege, ohne einen irgend erheblichen Fehler zu begehen, die näheren Bestandtheile des Darmkothes gleichgesetzt werden können der unverdauten Menge dieser vom Futter herrührenden Stoffe, und dass die Differenz zwischen Einnahme und Ausgabe die Summe der verdauten Futterbestandtheile darstellt. Die folgende Tabelle enthält die Procentzahlen für Trockensubstanz im Kothe und deren fernerweite procentische Zusammensetzung. Hier und in der Folge bedeuten : Nh. Eiweissstoffe , d. h. Stickstoff X 6,25 ; R. Rohfaser ; F. Fett; Nf. stickstofffreie Extractivstoffe ; Nff. stickstofffreie Extractiv- stoffe-j-Fett; M. Asche; Tr. Trockensubstanz. Jahresbericht, ZI. n. XII. 41 642 Fütteruugs-Versuche. Ziege No. I. Ziege No. 11. Kotb .22 ^ Ö .E2 CO ^ c>: CO . «o 1 '^ ^1 ;S 23. bis 29. April 30. April bis 6. Mai OD "S t>. CO .« '3 . CO Tr ... 30,72 31, .so 35,09 32,06 33,45 32,62 34,13 36,30 37,51 37,64 Nh. . . . E F Nf. ... M. . . . 14,94 27,00 3,42 39,60 15,04 14,06 23,11 3,85 43,69 15,29 14,06 24,S^2 3,09 42,95 15,08 13,69 26,90 4,10 40,-20 15,11 14,25 28,51 3,81 37,60 15,83 13,44 24.51 5,64 39,14 17,27 13,50 27,76 3,18 40,89 14,67 12,87 27,01 3,44 41,59 15,09 13,19 28,40 3,46 39,85 15,10 13,44 26,45 3,80 41,08 15,23 Hieraus und aus der Zusammensetzung des Verzehrs i) berechnen sich folgende Mengen an verdauten Futterbestandtheilen : Ziege I. Tr. Nh. K. Nf. Nff. Periode I. Woche 1. 7799 Heu, 2625 Leinkuchen, 70 Salz, 34565 Wasser, 1 1434 Koth Verdaut in Proc. 5413 932 64 1014 52 382 76 2730 66 3112 67 Periode I. Woche 2. 7115 Heu, 2625 Leinkuchen, 70 Salz, 36036 Wasser, 11044 Koth Verdaut in Proc. 4904 907 65 1013 56 348 72 2323 61 2671 64 Periode L Woche 3. 7100 Heu, 2625 Leinkuchen, 70 Salz, 29313 Wasser, 10100 Koth Verdaut in Proc. . 4785 894 64 929 51 371 77 2305 60 2675 62 Perioden. Woche 1 bis 3. 21930 Heu, 7875 Leinkuchen, 210 Salz, 96846 Wasser, 33381 Koth. Verdaut in 7 Tagen . 5141 946 946 349 2581 2929 in Proc. . . — 66 50 70 64 65 Periode HL 7407 Heu, 2625 Leinkuchen H. , 70 Salz, 36658 Wasser, 10626 Ko Verdaut 5357 956 879 363 2824 3187 in Proc. . . j — 65 46 73 68 68 Periode IV. 7402 Heu, 2625 Leinkuchen H., 70 Salz, 37264 Wasser, 11142 Kot Verdaut '. 5383 982 1027 297 2790 3087 in Proc. . . — 67 53 59 66 65 1) Heutrockensubstanz in Periode L 83,0 Proc. , in Perioden. 85,67 Proc, in Periode HL 87,14 Proc, in Periode IV. 88,61 Proc. — Leinkuchentrockensubstanz: Periode I. und II. 86,8 Proc, Periode lU. und IV. 86,75 Proc. — Wasser: 0,3 Proc Trockensubstanz. Fütterungs -Versuche. 643 Zies-e IL Tr. Nh. R. F. Nf. Nff. Periode I. Woche 1. 8213 Heu, 2625 Leinkucbeii, 70 Salz, 27327 Wasser, lOGOl Koth. Verdaut j 5629 1 1ÜU7 | 1049 400 j 2817 3217 in Proc. . . || — j 67 ' 51 78 | 66 67 Periode I. Woche 2. 7218 Heu, 2625 Leinkuchen, 70 Salz, 24573 Wasser, 9540 Koth. Verdaut in Proc. 4950 9G2 68 899 49 365 75 2437 63 2802 64 Periode I. Woche 3. 7302 Heu, 2625 Leinkuchen, 70 Salz, 24933 Wasser, 9293 Koth. Verdaut in Proc. 4998 951 67 8G3 47 365 75 2523 64,5 2888 66 Periode IL Woche 1 bis 3. 24368 Heu, 7875 Leinkuchen, 210 Salz, 72406 Wasser, 30109 Koth. Verdaut in 7 Tagen . 5601 1000 66 in Proc. 1092 52 377 72 2816 65 3194 65 Im Originale befinden sich unter Ziege II. Periode 1 Woche 3 für verdaute Nf. und Nff. die Zahlen 2842 und 3207. Es sind dies Schreibfehler, die aber auch auf die Procentzahlen influirt haben. Unter der Annahme, dass die Eohfaser der Leinkuchen völlig unverdau- lich ist, die übrigen Bestandtheile aber völlig verdaut werden, berechnen sich als von den Bestandtheilen des Wieseubeues verdaulich: Es wurden verdaut In Grammen Nh. R. Nf. Nff. In Procenten Nh. R. F. Nf. Nff. Ziege I. Periode I. Woche 1 )) I. )> 2 » I. » 3 » II » III » IV Periode I. Woche 1 » I. )) 2 » I. » 3 » II ! 163 1014 121 1893 2014 23 59 50 58 138 1013 87 1486 1573 22 65 40 60 \ 125 929 110 1468 1577 20 60 50 49 i 177 946 87 1743 IS 30 27 58 37 55 181 879 105 1939 2044 26 51 44 59 207 1027 39 1905 1944 30 59 16 57 Zieg e n. 1 238 1049 1S9 1980 2119 33 58 55 57 183 899 104 1600 1704 29 57 47 53 ' 182 863 104 1686 1790 28 54 46 55 231 1092 115 1979 2U95 31 59 44 56 57 49 49 54 58 57 52 54 55 Auffällig ist die geringe Ausnutzung des Fettes bei Ziege L, Periode IV. Sie dürfte leicht durch ein erst später bemerktes, aber bereits in der Versuchswoche vorhandene-'^ leichtes Unwohlsein veranlasst worden sein. 41* gj^ PUtterungs -Versuche. In die Augen springend sind die Differenzen zwischen der Ausnutzung des Wiesenheues und Gesammtfutters, namentlich in Bezug auf die Eiweiss- stoffe; unverkennbar hat auch hier die Vermehrung der Eiweissstofife im letz- teren die Ausnutzung derselben im Wiesenheu herabgedrückt. Abschnitt II. Bisher hatten beide Thiere gleiche Futtermengen erhal- ten, wobei Ziege II. mit ihrem um ca. 6 Kilo grösseren Körpergewichte sich im Nachtheile befand. Dieselbe erhielt desshalb vom 14. — 17. Juni eine Zulage von 100 Grm. Leinkuchen per Tag. Vorwoche. Periode III. Kothanalyse. 4. bis 10. Juni 11. bis 17. Juni Periode III. il. bis 17. Juni Lebendgewicht . . 32540 32296 Trockensubstanz 35,34 Proc. ^ j Heu .... 1179 1177 Eiweiss. . . . 13,37 » 'S I Leinkuchen IL 475 475 Rohfaser . . . 29,77 » i I Salz .... 10 10 Fett 3,58 » ^ l Wasser . . . 4152 4104 Stickstofffreie Koth 1615 1593 Extractivstoffe . 38,54 » Harn 1318 1200 Asche . . . . 14,74 » Milch 1607 1596 100,0 verdaut in Periode III. überhaupt in Proc. vom Heu in Proc. Tr. 6278 _ _ _ Nh. 1218 70 237 31 E. 959 45 959 51 F. 453 76 126 47 Nf. 3245 63 2124 58 Nff. 3698 69 2250 58 Gegenüber der vorhergehenden eigentlichen Versuchswoche (28. Mai bis 3. Juni) ist ein wesentlicher Einfiuss der Leinkuchen- Beigabe auf den Consum an Heu nicht zu bemerken. Das durchschnittliche Lebendgewicht stieg nur um 180 Grm. Der Mehrconsum an trockenem, schleimreichem Eutter hatte dagegen eine erheblich gesteigerte Wasseraufnahme zur Folge. Alle Ausgaben vermehrten sich. Was die Ausnutzung des Futters anlangt, so ist beziehendlich des Ei- weisses, Fettes und der stickstofffreien Extractivstoffe eine Depression durch die Futtervermehrung nicht wahrzunehmen, wohl aber bezüglich der Kohfaser. Abschnitt II I. Zusatz von 50 Grm. Oel zum Normalfutter (Heu und Wasser wechselnd; Leinkuchen IL bei Ziege I. 375 Grm , bei Ziege IL 475 Grm.; 10 Grm. Salz). Das Oel wurde auf das Innigste mit den Leinkuchen gemischt dargereicht. Ziege IL erhielt die erste Oelgabe am 18. Juni, die Unter- suchungen (Periode IV.) begannen aber erst am 25. e. m., so dass sie der Zeit nach mit Periode IV. von Ziege I. correspondiren. Am 2. Juli erhielt dann Ziege I. die Fettzugabe ; die eigentliche Versuchsperiode V. konnte aber erst mit dem 16. Juli beginnen, weil das Thier vom Beginne der Oelfütterung bis zum 6. Juli an einer Verhärtung des Mageninhaltes oder einem Magen- catarrhe litt. Ftttterunga -Versnche. 645 Periode und Woche Datum Lebend gewicht ; Durch- schnitt d. Woche Verzehr per Tag Heu Wasser Ausgaben per Tag Koth Harn Milch Ziege II. Vorwoche . Periode IV. Vorwoche . » Periode V. » V. 18. bis 24. Juni . 25. Juni bis 1. Juli 2. bis 8. Juli 9. » 15. » 16. » 22. » 23. » 29. » 32759 32314 1135 1061 4053 4460 1633 1442 1245 1686 Ziege I 25679 957 5765 1718 2908 25960 984 5820 1769 2833 26080 917 5169 1464 2601 25711 878 4798 1401 2130 1657 1593 1206 1195 1220 1129 Beide Thiere zeigen Schwankungen im Lebendgewichte, die hei Ziege II. offenbar auf die verzehrten verschiedenen Futtermengen, bei Ziege I. zum Theil auch auf deren Unwohlsein zurückzuführen sind. Bei beiden Thieren tritt verminderte Fresslust ein. Der Einfluss des Futters auf die Milchsecretion ist, wenn überhaupt vorhanden, ein sehr geringer und bald verschwindender gewesen. Auf 1000 Theile Körpergewicht bezogen, betrug die Milchsecretion: z lege I. 'S Z iege IL 'S H Periode I. . 23. bis 29. April . 58 Periode I. . 23. bis 29. April . . 54 » 30. April bis 6. Ma 1 55 » 30. April bis 6. Mai 52 » 7. bis 13. Mai . 50 » 7. bis 13. Mai . . 49 Periode II. 14. » 20. » . 50 Periode IL . 14. » 20. » . . 45 » 21. » 27. » . 49 » 2!. » 27. » . . 46 y> 28. » 3. Juni , 48 » 28. Mai bis 3. Juni 46 Vorwoche . 4. » 10. » . 49 Vorwoche . 4. bis 10. Juni . . 49 Periode III. 11. »17. » . 49 Periode III 11. » 17. » . . 49 Vorwoche . 18. » 24. » . 46 Vorwoche . 18. » 24. » . . 50 Periode IV. 25. Juni bis 1 Jul 45 Periode IV. 25. Juni bis 1 . Juh 49 Vorwoche . 2. bis 8. JuU . 47 B 9. » 15. » . 46 Periode V. 16. » 22. » . 47 » 23. » 29. » . 44 Bei Ziege I. spricht sich schon jetzt eine deutliche Abnahme des Milch- ertrags aus, die auf den Einfluss des Futters nicht zurückgeführt werden kann. Mit der weiteren Entfernung vom Anfange der Lactationsperiodei) schreitet die natürliche Abnahme der Milchsecretion von jetzt ab, trotz allem Futter, immer mehr vor. 1) Ziege I hatte am 23. März 1866 ein Lamm, No. II. am 28. März Zwillings- lämmer geworfen. Alle drei Jungen waren durchaus gesund und kräftig. Sie blieben etwa 14 Tage bei den Müttern, CAC FütteruBgs -Versuche. Die Heu- und Koth-Aualyse ergab (iu Procenten) : Heu. K 0 t h Ziege IL Ziegel. PeriodeV. Woche lu.2. TT o- T • T 1 T r Tr. 37,37 32,27 30,25 Ziege II. 2o. Jum bis 1. Juli [ [ ' 88,61 Proc. Tr. ^h. 13,50 14,50 15,19 E. 28,17 24,05 27,67 F. 3,35 3,56 3,32 m. 38,98 41,76 37,85 M. 16,00 16,07 15.97 Ziege I. 16. bis 29. Juli 87,39 Proc. Tr. Verdaut worden (pro Woclie): Zieg e II. Ziege I. 21 J.Juni bis I.Juli 6. bis 22 .Juli 23. bis 29. Juli Tr. 6209 Proc. 5108 Proc. 5204 Proc. Nh. 1175 70 888 65 894 66 R. 913 46 873 52 785 49 F. 796 86 699 86 710 88 Nf. 2991 68 2349 63 2488 69 Nff. 3787 70 3048 67 3198 72 Vom W i e s e n h e u Nh. 194 28 113 19 119 21 R. 913 53 873 59 785 55 F. 119 49 91 44 102 51 Nf. 1870 56 1464 51 1603 59 Nff. 1989 56 1555 51 1705 58 Uebereinstimmend mit den früheren Versuchen ergiebt sich auch hier für Ziege IL ein etwas höheres Ausnutzungsvermögen für das Eiweiss. Das in Substanz gegebene Fett (Oel) ist unzweifelhaft völlig verdaut worden, denn seine Ausnutzung im Gesammtfutter ist erheblich gestiegen, die im Wiesenheu unverändert geblieben. Einen directen Einfluss auf die Ausnutzung der son- stigen Futterbestandthelle scheint die Fettzugabe nicht ausgeübt zu haben. Abschnitt IV. Ziege IL 2. Juli bis 19. August. Normalfutter: ver- änderliche Mengen Heu und Wasser, 475 Grm. Leinkuchen IT. und 10 6rm. Salz per Tag. — Vom 30. Juli bis 5. August erhielten beide Thiere mit Aether entfettete Leinkuchen. Da beide dieselben gleich gern frassen, so wurde No. IL vom 6. August ab. wieder Normalfutter gereicht, während No. L das fettarme Beifutter weiter erhielt. FütterungB. Versuche. 647 1 j Lebeud- ! gewicht: ! Durch- schnitt d.Woche 1 Verzehr 1 Ausgaben Ziege II. D a t u m Heu Wasser Koth i Harn Milch Vorwoche. . Per.V. W.'l! Per.V. W.2. Vorwoche. . Periode VI. . 2. bis 8. Juli .... 9. bis 15. Juli . . . 16. bis 22. Juli . . . 23. bis 29. Juli . . . 30. Juli bis 5. Aug. 6. bis 12. August . 13. bis 19. August . 32396 1 33079 1 32901 ' 1 32714 j 32784 : 1 33166 : 33371 i 1143 1193 1114 1137 1150 1134 4196 4273 3990 3580 2969 3082 1547 1720 1510 1565 1515 1578 1359 1420 1322 1185 923 1060 1587 1523 1415 1341 1152 1064 Anmerkung. Das Thier verzehrte am 10. August nur 404 Grm. Leinkuchen, so dass also in der dritten Woche der durchschnittliche tägliche Verzehr nur 465 Grm. betrug. Von jetzt ab beginnt auch bei Ziege II. die Milchproduction sich zu ver- mindern; sie beträgt für lOOOTheile Körpergewicht 49 bezw. 46, 43, 41, 36, 35 und 32 Theile. Heu und Koth hatten folgende procentische Zusammensetzung: 16. bis 22. Juli 23. bis 29. Juli 13. bis 19. Aug. . . . 87,39 87,39 85,45 . . . 36,95 35,87 36,70 Heu - Trockensubstanz Koth- Trockensubstanz ' Eiweissstoflfe 12,00 ^ Rohfaser 28,11 o < Fett 4,08 M Stickstofffreie Extractivstoffe 40,53 . Asche 15,28 13,12 14,37 29,70 27,10 4,40 4,10 37,41 38,29 15,37 16,14 Ausnutzung der Futterbestandtheile (per Woche). IG. bis 22. Juli 23. bis 29. Juli 13. bis 19. August Proc. Tr. 5945 — 6056 — 5688 — NL 1237 72 1199 70 1101 65 R. 938 46 907 44 924 46 F. 421 73 413 70 40G 71 Nf. 2995 65 3180 68 2987 66 Nff. 3416 66 3593 vom Wieser 69 iheu: 3393 66 Nh. 256 35 218 30 138 19 R. 938 52 907 49 924 52 F. 94 37 86 33 86 34 Nf. 1874 54 2059 58 1890 55 Nff. 1968 53 2145 57 1976 53 648 FUtterungs -Versuche. Bis auf das Fett stimmt während der beiden ersten Wochen die Aus- nutzung des Gesammtfutters und Heues mit der in Abschnitt 11. ermittelten vollständig überein. In der dritten Woche scheinen die Eiweissstoffe der Leinkuchen, infolge einer Verdauungsstörung, nicht vollständig ausgenutzt worden zu sein. Abschnitt V. Fettarmes Futter. Ziege I. 30. Juli bis 19. August. Täglich wechselnde Mengen Heu und Wasser, 338 Grm. mit Aether entfettete Leinkuchen und 10 Grm. Salz. — Ziege U. 20. August bis 2. September. Täglich wechselnde Mengen Heu und Wasser, 428 Grm. entfettete Leinkuchen und 10 Grm. Salz. — Das Futter beider Thiere war so regulirt, dass sein Eiweissgehalt gegen früher möglichst unverändert blieb. Ziege II. hinterliess am 25. August (Vorwoche) 55 Grm. Leinkuchen. Periode Datum Lebend- gewicht ; Durch- schnitt d. Woche Verzehr Heu Wasser Ausgaben Koth Harn Milch Vorwoche . Periode VT. Vorwoche . . Periode VII. Ziege I. 30. Juli bis 5. August 6. bis 12. August . 13. » 19. » 25911 — 26379 963 3662 1367 1.538 26314 929 3686 1401 1687 20. bis 26. August . 27. Aug. bis 2. Sept. Ziege II. 33496 I 33939 1114 1112 2934 3225 1478 1481 1065 1146 962 879 798 988 894 Die fortdauernde Abnahme der Milchsecretion ist keine Folge des gerin- gen Fettgehaltes des Futters, wie für Ziege I. bei Vergleichung obiger Zahlen mit denen der correspondirenden Versuchswochen bei Ziege II. hervorgeht; vom 30. Juli bis 19. August lieferten 1000 Th. Körpergewicht von No. 11. bei Normalfutter 36,35 und 32 Th., von Nr. I. 37,33 und 30 Th. Milch. Die Futterstoffe und der Koth hatten folgende Zusammensetzung: Trockensubstanz Heu Koth Entfettete Leinkuchen Proc. Proc. Proc. Periode VL 85,45 3?,42 1 „ » VH. 85,50 38,72 i ^ '^^ Koth. Entfettete 1 3 . bis 1 9 . Aug. 27 . Aug. bis 2. Sept. Leinkuchen Eiweissstoffe 12,75 12,06 37,37 Rohfaser 25,40 25,33 8,60 Fett 3,18 2,72 0,80 Stickstofffreie Extractivstoffe 41,79 44,49 45,29 Asche 16,88 15,40 7,94 Ffitterungs- Versuche. ^4.9 Für die Verdaulichkeit der Futterbestandtheile ergeben sich darnach folgende Grössen: Gesammtfutter Wiesenheu 13. bis 19. 27. August 13. bis 19. 27. August August bis 2. September August bis 2. September Proc. Proc. Proc. Proc. Tr. 4569 — 5286 - - — — — Nh. 950 70 1200 71 181 31 225 32 R. 835 51 967 49 835 57 967 55 F. 121 54 160 59 105 51 139 56 Nf. 2417 65 2771 61 1485 53 1592 47 Nff. 2538 64 2931 61 1590 53 1731 48 Trotz der Fettarmuth des Futters ist vom Eiweisse und der Holzfaser nicht weniger verdaut worden, als bei den früheren Versuchsreihen, vom ersteren eher etwas mehr. Wenn daher das Fett, was unzweifelhaft ist, zur Verdauung der Eiweissstoffe erforderlich ist und die Verdaulichkeit der Cellu- lose befördert, so reicht doch schon das in dem allerdings fettreichen Heu enthaltene hin, diesen Effect zu veranlassen. In allen früheren Abschnitten wurde das Fett, weil in grösserer Menge vorhanden, auch in grösseren Quantitäten und zwar vorwiegend das leichter zugängliche des Beifutters verdaut; in Abschnitt V. sinkt die Ausnutzung des Fettes im Gesammtfutter, während die für Wiesenheu steigt, weil eben eine andere Quelle kaum vorhanden war und diese nur geringe Ausbeute gab. Auffallend ist die geringe Ausnutzung der stickstofffreien Extractivstoffe durch Ziege 11. Der Kürze halber fassen wir die drei letzten Abschnitte VI. bis VIII. hier zusammen. Abschnitt VI. Fütterung mit grossen Eiweissmengen. Ziege I. erhielt gegen früher die doppelte Menge selbst entfetteter Leinkuchen, Ziege IL dem entsprechende Mengen Berliner Leinmehl (vergl. S. 500; fettreicher als die selbst entfetteten Leinkuchen). Abschnitt VII. Norraalfutter. Es sollte nochmals geprüft werden, wie sich dessen Ausnutzung bei der jetzt so beträchtlichen Milchabnahme gestalte. — Ziege II. liess in der Vorwoche mehrfach Leinkuchen unverzehrt ; in der Versuchswoche blieben an zwei Tagen Rückstände. — Abschnitt VIII. Stärkemehlreiches Futter. Ziegel, erhielt zunächst 90, dann 215 Grm. Stärke (angefeuchtet dem Leinmehl beigemischt), No. II. davon 232 Grm. Das Mikroskop liess keine Stärke im Kothe erkennen, dieselbe war völlig verdaut worden. 650 Ftttterungs -Versuche. Periode Lebend- gewicht ; Durch- schnitt d.Woche Täglicher Verzehr Heu Entfettete! Lein- kuchen Salz Was- ser Ausgaben Koth Harn Milch Abschnitt VI. Ziege I. Vorwoche . Periode VII. 20. bis 26. August 27. Aug. bis 2. Sept. 26146 25817 761 558 Ziege IL Vorwoche . \\ 3. bis 9. Sept. . II 33900 Periode VIII. 10. » 16. « . 33717 :l il Abschnitt VIL Ziege I. Vorwoche . 3. bis 9. Sept. . Periode VIII. 10. » 16. i> . Ziege IL Vorwoche . 1 17. bis 23. Sept . Periode IX . 24. » 30. » G76 652 676 676 Berl, Leium. 856 856 10 10 4448 4025 1585 I 2168 1313 1961 816 775 10 , 3298 10 i 3040 1418 1457 Leink. 11. 25910 1 781 375 10 3810 1184 1790 2G181 1 1 856 375 10 3988 1257 2165 1323 I 854 1420 831 600 578 33847 II 1081 i 303 34217 947 426 10 10 2174 2763 1242 1321 797 1102 600 576 Abschnitt VIII. Ziege L Vorwoche . Periode IX. Vorwoche . Periode X. . 17. bis 23. Sept. . 24. » 30. » . 1. » 7. Oct. . 8. » 14. » . Ziege IL Vorwoche .1] 1. bis 7. Oct, Periode X. . | 8. » 14. » Berl. Leinm. Stärke 26804 983 338 90 4301 1476 2216 26679 772 338 90 3697 1170 1889 26280 570 326 208 3433 1099 1S71 25884 509 338 215 2826 944 1371 33760 655 33233 597 418 4-28 2261 2362 232 1965 1186 1053 815 813 572 502 489 438 576 528 Anmerkung. In Abtheilung VIII. wurden noch per Tag und Stück 10 Grm. Salz gereicht. Die Milchproduction für 1000 Theile Körpergewicht betrug: Abschnitt VI. Theile Abschnitt VH. Theile 1 Abschnitt VLU, Theile Ziege I » Ziege II » .... 31 30 25 25 Ziege I. . . . » ... Ziege IL . . 5) . . 23 22 18 17 Ziege I. . . . » ... » ... » ... Ziege IL . . » . . 21 19 19 17 17 14 Fütterungs-Versuche. g51 Futterstoffe und Koth hatten folgende procentische Zusammensetzung: Heu. Koth Ziege I. Ziege IL Periode Periode VII. ; vni. IX. X. vni, ! 1 IX. X. Trockensubstanz. 85,50 28,90 85,56 34,28 8G,44 33,95 85,22 34,21 85,56 34,66 86,44 36,19 85,22 37,40 Entfetteter Leinkuchen und Leinkuchen II. wie früher. Berhner Leinmehl 90,3 ; Stärke 83,75 Trockensubstanz mit 83,25 stickstofffreien Extractivstoffen. Koth. Nh. R. . F.. Nf. M. 15,50 13,50 14,31 13,75 24,90 28,90 23,94 27,44 . . 3,29 3,35 4,01 4,46 38,14 38,83 43,32 40,33 18,17 15,42 14,42 14,02 16,31 27,72 3,48 35,87 16,62 12,25 26,03 4,08 42,11 15,53 14,12 26,95 4,30 40,09 14,54 Die Ausnutzung der Futterbestaudtheile ist in folgender Tabelle ent- halten : vom Gesammtfutter. Tr. . . 4952 4542 4702 4300 Nh. . . 1481 913 925 844 R.. . . 576 669 726 340 F. . . . 70 348 210 159 Nf. . . 2545 2315 2527 2716 Nff. . . 2615 2663 2737 2875 Nh. K. F.. Nf. Nff. vom Wiesenheu. 576 37 682 719 138 669 90 1430 1520 94 726 63 1166 1229 13 340 12 6-i8 640 5915 2134 451 394 2830 3224 451 22 713 735 5100 1075 855 370 2504 2874 194 855 76 1499 1575 4979 1044 398 199 3111 3310 398 13 701 714 in Procenten : Spalte A. Gesammtfutter, B. Heu. A. B. A. ; B. A. B. A. B. A. B. A. B. Nh. . . 78 69 25 70 19 73 4 79 72 32 R. . . . 47 05 43 49 52 59 35 42 31 44 50 56 F. . . . 45 30 77 47 65 36 61 11 76 15 73 36 Nf. . . 71 40 66 55 67 49 75 41 f.9 36 64 51 Nff. . . 70 39 68 54 67, 48 74 39 70 35 65 50 73 35 63 74 73 42 10 39 37 g52 Ffltternngs -Versuche. Abschnitt VI. Ziege I. hatte in den Leinkuchen 1537, No. II. 2294 Grm. Eiweissstoffe erhalten; der Kothanalyse zufolge waren dort nur 1481, hier 2131 Grm. verdaut worden. Die Voraussetzung, die Nährstoffe des Beifutters seien unter allen Umständen völlig verdaulich, ist nicht zutreffend. Die auf dieses Princip basirte Rechnung mag für an Eauhfutter reiches Erhaltungs- futter ihre Geltung behalten, für an Beifutter reiches Mastfutter ist sie nicht richtig. Wegen der übergrossen Menge von Eiweiss im Beifutter schliessen zu wollen, die Verdauungsorgane seien nicht im Stande gewesen, soviel Eiweiss zu resorbiren, und darauf rückwärts auf nicht verdaute Leinkuchen zu schliessen, ist nach Stohmann unzulässig, abgesehen davon, dass in Abschnitt VIII. gleiche Verhältnisse unter ganz anderen Umständen wiederkehren. Vom Wiesenheu seien grosse Mengen von Eohfaser und stickstofffreien Extractiv- stoffen verdaut worden. Gewiss sei nicht denkbar, dass von dem einen Be- standtheile eines Futtermittels die Hälfte assimilirt werde, während von einem anderen, der an sich jedenfalls leichter verdaulich ist, keine Spur zur Ver- dauung komme. Sei man aber durch den Versuch gezwungen, eine Ver- dauung von Eiweiss im Heu anzunehmen, so folge daraus, dass ein diesem entsprechender Theil Leinkuchen-Eiweiss nicht verdaut worden sei. A priori können wir das Princip, einzelne Futterbestandtheile gewisser Beifutter als völlig verdaulich in Nahrung zu stellen, nicht als richtig anerkennen. Die Ver- suche des Abschnitts VI. aber scheinen uns auch nicht entschieden genug gegen jene Voraussetzung zu sprechen. Ist es unmöglich, dass ein Theil des Beifutters völlig unverändert den Verdauungsapparat passirt, während von den Rauhfutter- bestandtheilen ein Theil zur Ausnutzung gelangt, oder nicht? — Wir wollen einmal den letzten Fall annehmen und ferner, dass bei Ziege I. in der Zeit vom 27. August bis 2. September 440 Grm. entfettete Leinkuchen (9,3 Proc.) unverändert in den Koth übergegangen wären: dann gelangen wir zu folgenden Resultaten: Nh. R. F. Nf. Nff. 3906 Grm. Heu 4732 B entfettete Leinkuchen im Futter . 9188 Grm. Koth ••■••_ Verdaut . . Verdaut von 4292 Leinkuchen Verdaut von 3906 Heu . . . in Proc. . . 356 883 124 1695 1819 1537 354 33 1863 1896 1893 1237 157 3558 3715 412 661 87 1013 1100 1481 576 70 2545 2615 1394 - 30 1690 1720 87 576 40 855 895 24 65 32 50 49 Diese Zahlen stimmen mit dem Mittel aus sämmthcben vorhergehenden Ver- suchen nahe genug überein: 24 58 46 55 54 Ziege n. erhielt ein wesentlich fettreicheres Futter; es ist dies ohne jeglichen Einfluss auf die Eiweissverdauung gewesen, hat aber die Ausnutzung der Eohfaser so erheblich herabgedrückt, wie in keinem der fi-üheren Ver- suche, selbst die mit starker Oelzugabe nicht ausgeschlossen. Fütterungs-Versuche. 653 Die Summen der absoluten Mengen der verdauten Rohfaser und des Fettes zeigen eine interessante Beziehung ; sie sind den Lebendgewichten fast genau proportional: 25817 : 33717 = 646 : 814 (statt 845). Bestätigt sich dieses Verhältniss, so würde daraus folgen: auf gleiches Lebendgewicht bezogen, können sich bei reichlicher Eiweissnahrung Cellulose und Fett innerhalb gewisser Grenzen gegenseitig vertreten. Die Milchproduction anlangend, so wird hervorgehoben, dass auch das an Eiweiss reichste Futter nicht im Stande ist, bei in guter Ernährung be- findlichen Thieren die natürliche Abnahme der Milchsecretion zu hemmen. Abschnitt VIL Diese Versuche bestätigen die Resultate der früheren Versuchsreihen hei Normalfutter. Abschnitt VIIL Die Stärke verringerte den Heuconsum beträchtlich. Wahrscheinlich deshalb fällt das Lebendgewicht ; nicht auf eine Abnahme der Körpersubstanz, sondern auf eine geringere Füllung des Darms und Magens ist dies zurückzuführen. Das gereichte Quantum von Nährstoffen war jeden- falls mehr als hinreichend, den Körperumsatz zu decken. Bezüglich der Ausnutzung gelangt St ohm an n, auf Grund der hier und in Abschnitt VL erzielten Resultate, zu folgenden Schlüssen: 1. die Ausnutzung des Eiweisses (der Leinkuchen) wird durch Beigabe grösserer Mengen leicht verdaulicher stickstofffreier Extractstoffe (Stärkemehl) beträchtlich verringert; 2. in dem Beifutter (Leinkuchen) und dem Wiesenheue kommen Eiweissstoffe verschiedener Verdaulichkeit vor. Die leichter verdaulichen Eiweissstoffe des Wiesenheues können die schwerer ver- daulichen des Beifutters ersetzen; 3. die Ausnutzung des Wiesenheues kann in einem an sonsti- gen leicht verdaulichen Nährstoff en reichen Futter nicht unter Voraussetzung der vollständigen Verdaulichkeit der Nährstoffe des Beifutters ermittelt werden. Von der Rohfaser, dem Fette und den stickstofffreien Nährstoffen des Heues wird ein Theil durch starke Stärkebeigabe unverdaulich gemacht. Um eine klare Einsicht zu gewinnen, in wie weit beide Thiere in ihren Resultaten übereinstimmen, wie weit sie, sich gegenseitig controlirend, eine Bürgschaft für die Vermeidung von Beobachtungsfehlern u. s. w. geben, und welchen Einfluss äussere Verhältnisse auf die Versuche ausübten, sind die per Woche beobachteten Werthe für Consum und Ausnutzung auf 1000 Ge- wichtstheile Thier und ausserdem die Mischungsverhältnisse der Nährstoffe auf 100 Gewichtstheile Eiweiss bezogen worden. 654 Pütteruiigs -Versuche, s a g Bei Ziege I., Normalfutter, fällt das Maximum für Verzehr, Verdautes und Nähr- Htoffverhältniss von Tr., R., F. u. Nf. zu Nh. in Periode I., das Minimum in Periode VII. Das erstere fällt nur einmal, Nh. : Nf. = 100 : 286, in Periode IV ; bei letzterem kommen folgende Ausnahmen vor: verdautes Fett = 11 und Nh. : F. = 100 : 33 in Periode IV. Maximum und Minimum kommen überdies bisweilen in mehreren Perioden vor. CO CO 'o O O -< 00 o r~ Ol -<* •^ .(0 •-£ oo :o c^ t^ CO Ol OJ Ol OJ CC Ol Ol r- CC Ol ^ r- tc -j; t^ ■-£> Ol Ol Ol Ol Ol CD Ol vo c:^ >o r— CO CD Ol Ol Ol cocc C- CO Ol '71 cn Ol oo vO CC s^ 0 — CO CO — i crs 01 CO o» p=3 CO CO »O O vO CO CO CO CO c^ CO CO vO -^ -^ i-'S CO CO CO CO CO CO O O CO CD CO lO >CI CO -* OICO Ol Ol Ol p^ 05 Ol O — O r^ CO CO CO CO CO Ol C2 cn Ol CO (» _ — Ol -H Ol ccaic- ÄCD CO CO CD O ■rHOl OS t~CO o Ö Ol v: OC-- er; ^CO c^ t3 t^ .r; vo -»t -^ CC c- ir- CC r~ lO iC^ lO iO lO :J5 — Ol -* Ol — CT5 CO i; lO uO ^« CD UO SS -* CO o Ol Ol CO -J2 -^ cc CO — CO 03 -TS CO CO O -^ 1^ O CO O (35 ffi OT l~ o OS O t^ Ol er; r; c; Ol Ol O CO O CC oo ■* cr> o r^ CO p^ !X CO r— CO CO Ol Ol Ol Ol -;- CO CO Ol — I CO CC Ol r~ CO vC Ol Ol Ol -* — CO CO CO Ol Ol CO CO Ol CO Ol oococo ■TS •«# 3^ oo iC> CO Ol Ol CO CO OCOCO CC >o CO Ol Ol Ol Ol Ol CO Olr-C r~- C0 01 C5 tO CC CO CO o Ol t— X; — — Ol CO CO CO CO Ol CO CC CC r* CO — CO CO CO CO CO --o •<* S — CO t-cO (55 -^ t>- CO 7C Ol Ol CO Ol CO r- cr^ Ol '-c -^ »r CO ^ CO — 12 CO O CO •* ^T CO Ol -* ^ ro OD Ol CO Ol —1 .— ( 0 0--D -rf -* 0> t- CD'-T! C3 tn CO GO X t- u'> c CD CO CO Ol -/: CO COO Ol oo CO r; Oi O JC CO CD CD Ol CO — O CD CO CD er »o •^ Ol -- CD er CO Ol CO CD vTS T. Ol Ol r- ■* OCO CO ^ ^ oo CT. iO -^ CO t -^ 'S"* '^J* Ol CC O CO lO O >0 "0 -T O Ol Ol Ol o >n lO 010 CO o t-oo Ol CM ooco o -<*< ■* H CO (M CO c ü c > 1 c; ci --s o O ^ C- CTS :o Ol Ol Ol CO Ol t^ j> v.-^ Ol r- — ' CT5 o c; -^ CO CM CO Ol Ol Ol Ol c o 1 CO p cocc 5 CO CO CO Ol Cl 0 ^0 CO CO O CO 01 Ol OJ eSatz 1—! p— 1 (— 1 1— 1 1— 1 > > r- i 1— ^ 1— J K- 1 HH 1— ! t-H 1— J ►— i >— J 1— i o S a O 1 '^ 'o Eh r- t. -> o v. o > 'S •f. N CO CC -^ 'S »33 3 > i Ö N w 3 K>-" *^'>< 1— i 1— ( 1— 1 1— ( >> l-< < 'S 1— i P-i > t-H s>: * «s > -H r* 1— ( 1— 1 Fütterungs -Versuche. 655 In Uebereinstimmung mit früheren Versuchen am Rinde und an anderen Thieren, beträgt der auf 1000 Theile Lebendgewicht bezogene Verzehr und die Ausnutzung des Futters durch das kleinere, eine relativ grössere Körper- oberfläche besitzende Thier mehr, als bei Ziege IL Weil (excl. Abschnitt L, Ziege IL) das Beifutter dem Lebendgewichte entsprechend dargereicht wurde, so trifft der Mehrcousum ausschliesslich das Heu, in Folge dessen das Ver- hältniss der sonstigen Xährstoffe zum Eiweisse bei Ziege I. grösser ist, als bei Ziege IL Weiter geht aus obiger Tabelle hervor, dass Verzehr und Ausnutzung um so mehr sich vermindern, je weiter eine Periode vom Beginne des ganzen Versuchs entfernt liegt. Stohmann schliesst den I. Abschnitt seiner mühevollen Arbeit mit Be- trachtungen i) über die Ausnutzung der stickstofffreien Extractstoffe und der Proteinstoffe im Gesammtfutter. Verf. kommt dabei bezüglich der stickstoff- freien Extractstoffe zu folgendem Schlüsse : Bei Mastfutter findet man die wahrscheinliche Ausnutzung der Gruppe: Eohfaser, Fett und stickstofffreie Extractstoffe, wenn man von der Summe von Fett und stickstofffreien Extract- stoffen die stickstofffreien, vollständig verdaulichen Nähr- stoffe abzieht und den Rest mit 0,85 multiplicirt. Ob diese Formel auch beim Rinde anwendbar sei, wäre abzuwarten; wahrscheinlich würde man hier zu einer minder hohen Ausnutzung gelangen. Bekanntlich hatten Kühn, Aronstein und Schnitze'-) gefunden, dass die in Wasser löslichen Rauhfutter-Bestandtheile ein Mass für den verdau- lichen Theil der stickstofl'freien Extractstoffe bilden. Stohmann sieht sich auf Grund seiner Versuche veranlasst, diese Uebereinstimmung als eine interessante Thatsache hinzustellen, deren Erklärung ferneren Forschungen vorbehalten bleiben müsse. Die Ausnutzung der Eiweissstoffe anlangend, so resumirt Verf., dass die Verdaulichkeit derselben abhängig sei vom Gehalte der Futterstoffe an Roh- faser und stickstofffreien Extractstoffen , ausserdem aber noch von dem Ver- hältnisse der beiden letztgenannten Stoffe zu einander, derart, dass die Ein- heit Rohfaser nahezu gleichwerthig ist mit 3 Einheiten an stickstofffreien Extractstoffen. Der zweite Theil der Stohmann 'sehen 3) Arbeit behandelt B. den Umsatz der Eiweissstoffe. Wir übergehen diesen ganzen Abschnitt und citiren dazu nur des Verf.'s eigene Worte an einem anderen Orte*): 1) Henneber g's Joum. f. Landwirthschaft. 1869. Bd. 4. S. L 2) a a. 0. 1867. S. 33. 3) a. a. 0. 1S69. Bd. 4. S. 15. <) Zeitsch. d. landw. Central -Vereins d. Provinz Sachsen 1869. No. 12. — a. a. 0. 1869 Bd. 4. S. 492. v. d. Red. wiedergegeben. g ^ g Fütterung« • Verauehe . »— Die Resultate unserer früheren Versuche mit Ziegen hatten uns zu dem Schlüsse geführt, dass unter gewissen Verhältnissen ein Theil des Stickstoffs der Eiweissstoffe der Nahrung den Körper der Thiere mit den Respirationsproducten verlasse. Wir befanden uns damit in Uebereinstimmung mit den Angaben einer Reihe französischer Forscher, Regnault, Reiset, Barral U.A., aber im Wider- spruche namenthch mitVoit, der zuerst für den Feischfresser nachgewiesen hatte, dass unter allen Umständen aller Stickstoff der Nahrung, der nicht zu Bestand- theilen des Körpers werde, in den festen und flüssigen Excrementen sich wieder- finden müsse, wie wir früher ausführlich auseinander gesetzt haben « »Die im laufenden Jahre gemachte Fortsetzung der Versuche hat uns ergeben, dass unsere früheren Schlüsse falsch waren. Wir hatten damals aus Sorge für die Gesundheit unserer Thiere einen Stall construirt, dessen Boden von mit Leinöl getränktem Holze gemacht war. Gegen unsere Erwartung muss dieser Boden einen Theil des Harns aufgesogen und so Verlust gebracht haben. Als wir jetzt unsere Thiere, bei derselben Nahrung wie früher, in einen ganz aus Eisen gefertigten Stall brachten, haben wir den Stickstoff der Nahrung genügend genau in den Ent- leerungen wieder nachweisen können.« C. Einfluss des Futters auf die Milchproduction. Aus des Verf.'s Abhandlung geben wir hierzu nur noch Folgendes wieder, indem wir bezüglich der mittleren Zusammensetzung der Milch auf den Artikel »Milch-, Butter- und Käsebereitung« in diesem Jahresberichte ver- weisen: »Bei einem reichen Futter ist die noch grössere Vermehrung der Nähr- stoffe ohne wesentlichen Einfluss auf die Milchproduction. Die Milchsecretion nimmt vielmehr nach einer gewissen Periode der Constanz regelmässig und rasch ab, und es kann die Abnahme — unter der Voraussetzung reichlicher Ernährung — nicht wesentlich aufgehalten werden.« »Der Eiweiss- (Casein-) Gehalt der Milch ist unabhängig von der Zu- sammensetzung des Futters, abhängig dagegen von der Zeit, welche seit Ein- tritt der Lactationsperiode verflossen ist, der Art, dass anfangs eine eiweiss- reiche Milch producirt wird, deren Gehalt in der 10. — 13. Woche sich etwas verringert, um von da bis zu einer sehr bedeutenden Concentration zu steigen. « Beim Fettgehalte gestalteten sich die Beziehungen minder einfach. Auch hier war der Einfluss der Zeit, allerdiugs in umgekehrter Richtung, nicht zu verkennen; ausserdem machte sich aber auch noch der Einfluss des Futters kenntlich. Selbst bei sehr fettreichem Futter veranlasste Fettzufuhr noch eine geringe Vermehrung des Fettgehaltes, während andererseits fettarmes Futter den Fettgehalt der Milch erheblich herabdrückte, wie aus folgenden Zahlen ersichtlich wird: Ziegel. Z i e g e II. 16. bis 29. Juh Oelzusatz 3,71 13. bis 19. August normal 3,47 13. bis 19. August fettarm 2,87 27. August bis 2. September fettarm 2,48 27 Aug. bis 12. Septbr. eiweissreich 2,52 10. bis 16. September eiweissreich 3,03 10. bis 16. September normal . . . 3,48 24. bis 30. September normal . . . 3,28 fÜtterungB -Versuche. g57 Stärkemelilreiche Fütterung blieb ohne Einfluss auf den Fettgehalt der Milch. Die Procentzahlen für Zucker erlaubten dem Verf. keine Schlüsse. Den auffallend hohen Gehalt an Salzen erklärt Stohniann aus der verbesserten Methode der Milchveraschung, welche eine Verflüchtigung der Chloride unmög- lich machte. Aus seinen Untersuchungen über die Ernähruugsvorgäuge des Milch pro- ducirenden Thieres benutzt F. Stohmann i) zwei Versuche, um mit Hülfe derselben Beiträge zur Frage der Fettbildung im Thierkörper zu liefern; es sind die Versuche bei Ziege I. vom 13. bis 19. August und vom 27. August bis 2. September. ,„,.,„. , 27. August bis 13. bis 19. August 2. September Grin. Qrm. Fett aus der Nahrung resorbirt . . 121 70 Fett in der Milch 162 138 Milchzucker 226 216 Stickstoff im Harn 75 101 Zersetztes Eiweiss 469 631 mit Kohlenstoff . . . 249 334 Harnstoff 161 216 mit Kohlenstoff . . . 32 43 bleibt Kohlenstoff . . 217 291 Hiervon 4^ Proc. zur Bindung des Sauerstoffs . . 10 13 207 278 = Fett 274 368 -\- Fett aus der Nahrung .... . 121 70 395 438 Milchfett 162 138 Fettäquivalent des Milchzuckers . . 120 114 282 252 »Wenngleich — so deducirt Verf. — diese Versuche in vollkommenster Uebereinstimmung mit den Beobachtungen Voit's sind und unzweifelhaft den Nachweis liefern, dass das im Körper zersetzte Eiweiss und das aus den Futter- mitteln resorbirte Fett, nach Abspaltung des Harnstoffs, genügend Kohlenstoff liefern, um damit den Bedarf für Fett und Zucker zu decken, so scheint uns doch die Thatsache, dass selbst bei der stärksten Eiweissfütterung vom 27. August bis 2. September der Gehalt der Milch an Fett und Zucker nicht allein gegen das vorige Futter nicht gesteigert, sondern sogar verringert wurde, während beide Bestandtheile unmittelbar nachher, bei der Rückkehr zum Nor- malfutter, nicht unbeträchtlich zunahmen — die Richtigkeit jener Ansicht 1) Henneber g's Journal für Landwirthschaft. 1869. Bd. 4. S. 174. Jahresbericht, XI u. XII. 42 g53 Klitterung« -Versuclie. nicht ZU bestätigen, umsomehr, als in diesem Futter unzweifelhaft noch ge- nügende Mengen von sonstigen stickstofffreien Stoffen vorhanden waren, um für die Kespiration genügendes Material zu lassen.« Die analytischen Belege zu vorliegender Arbeit finden sich im Journal für Landwirthschaft. 1869. Bd. IV. S. 340. Auf nachfolgende Abhandlungen können wir nur hinweisen: Untersuchungen und Beobachtungen über die Entstehung von entzündlichen und fieberhaften Krankheiten, von Krieger i). Eine Arbeit, die mehr hält als sie verspricht (z. B. über Eigenwärme des menschlichen Körpers-, Wärmeabgabe durch die Lunge und Haut ; durch Ingesta zu- oder abgeführte Wärme ; u. s. w.) lieber die Fütterung der Bienen mit einer Mischung aus Ei und Zucker 2). Ueber die giftige Wirkung der Buchenkeme, von Gerlach 3). Ueber die beste Mähezeit für Dörrfutter (ein Fütterungsversuch, der zu Gunsten des in voller Blüthe gemähten Heues ausfiel), von Schneider 4). Ueber die Ausnutzimg der Eiweissstofi'e beim Verdauungsprocesse der Wieder- käuer, von F. Stohmann 5). Enthält eine Formel zur Berechnung der Aus- nutzung und die Begründung und Prüfung derselben durch die vorhandenen nam- hafteren Fütterungsversuche. Ueber den Stickstoffumsatz im Fieber, von H. Hupp er t und A. Ries eil 6). Ueber den Stoffverbrauch bei einem leukämischen Manne, von von Petten- kofer 7). Vorläufige Mittheilung über eme Methode zur Spaltung der Eiweisskörper, von W. Knop 8). Die Ernährung der Pflanzenfresser und Nährstoffrationen für dieselben. — Nährstoffgehalt der wichtigsten Futtermittel für Pflanzenfresser (mit Erläuterungen), von A. Stöckhardt 9). Welchen Einfluss haben die Zubereitung des Futters imd die Futtermischung auf dessen Nährwerth? Mit welchen Futterstoffen sind bei den gegenwärtigen Markt- preisen Futterrationen mit angemessenem Gehalte an Nährstoffen am billigsten her- zustellen? — von E. Schulze 11*). 1) Zeitschr. f. Biologie. 1869. Bd. V., S. 476. 2) Schles. landw. Ztg. 1868. S. 147. — Jahresber. 1866, S. 332. 3) Landw. Ztg. f. Hannover. 1868. No. 20. 4j Nordd. landw. Ztg. 1868. No. 33. s) Die landw. Versuchsstationen, 1869. Bd. 11, S. 401. 8) Archiv d. Heilkunde. Bd. 10. 1869. S. 329. — Chem. Centralbl. 1869. No. 20, S. 303. 7) Zeitschr. f. Biologie. 1869. Bd. V., S. 319. 8) Sitzungsber. d. königl. sächs. Gesellsch. d. Wissensch. 1868, 4. Febr. — Chem. Centralbl. 186°>. S. 141. y) Chem, Ackersmann. 1868. No. 4. 10) Journ. f. Landwirthschaft. 1869. Bd. 4 , Heft 1., S. 33. Pütterungs -Versuche. 659 Vergiftung einer KiiUierde durch Feldmohn (Papaver Rhoeas L.) i). Ueber die Bedeutung und den Werth des Fleischextractes für Haushaltungen, von J. V. Liebig 2). Die Benutzung der Georgine als Viehfutter 3). Ueber Grün- und Trockenfütterung -i). Zur Kenntniss der Gallen- imd Harnpigmente, von M. Jaffe •'>). Ueber die Färb- imd Extractivstoffe des Harns, von E. Schunk^). Ueber den Harnfarbstoff, von J. L. W. Thudichum "). Ueber die Wirkung der gekochten und wieder erkalteten Kartoffeln gegenüber frisch gekochten auf die Milchergiebigkeit der Kühe 8). Ueber die physiologische Wirkung der Luft zu St. Moritz (Engadin), vou J. Geinitz 9). Die Lupine als menschliche Nahrung in Aegyi)ten lo). Bemerkungen über die sog. Luxusconsumtiou, von C. Voitu). Maisstärke-Abfälle als Futtermittel, von v. Imhofi2). Malzkeime, statt Milch, zur Aufzucht der Kälber, von F. Klossis). Ueber die Verwerthimg von Roggenkleie gegen Oelkuchen, von C. Klam- rothi*). Ueber die Verdaulichkeit der Milch, von S. W. Baker (»der Albert Nyanza, das grosse Becken des Nils, imd die Erforschung der NilqueUen,« deutsch bei H. Costenoble in Jena, 1867) is). Beobachtungen über die Abgabe von Kohlensäui-e und Wasserdampf durch die Hautperspiration, von C. Reinhard I6). Ueber die Ausscheidung von Ammoniak durch die Lungen, von M. Bachli^). — Keine Reaction in Nessle r'schem Reagens bei Anwendung reinen, von salpetrig- saurem Ammon freien AetzkaHs und bei Untei-suchung des Athems aus einer Tracheafistel. üntei-suchungen über die Respiration des Rindes und Schafes, von W. H e n n e b e r g. No.L 9 7-9 10 11 12 13 14 15 16 17 Der Landwirth. 1868. S. 396. Annal. d. Chem. u. Pharm. 1868. Bd. 146, S. 133. Schles. landw, Ztg. 1868. No. 30. Mittheil. d. Ver. f. Land- u. Forstwirthe im Herzogth. Braunschweig. 1868. — Landw. Centralbl. f. Deutschland. 1868. Bd 1, S. 444. Joum. f. pract. Chemie. Bd. 104, S. 401. Proc. roy. Soc. Vol. 16, p. 73, 126. Joum. f. pract. Chemie. Bd. 104, S. 257. Schles. landw. Ztg. 1868. in der Journalschau. Sitzimgsber. d. naturwissenschaftl. Gesellschaft »Isis« zu Dresden. 1868. S. 108. Der Landwirth. 1868. No. 7 , S. 54. Zeitschr. f. Biologie. 1868. Bd. IV., S. 517. Agron. Ztg. 1868. No. 17., S. 265. Der Landwirth. 1868. Nr. 49., S. 396. — Jahresber. 1866, S. 355. Zeitschr. d, landw. Centralver. d. Prov. Sachsen. 1869. No. 5, S. 136. Oekonom. Fortschritte. 1868. No. 2') u. 26. Zeitschr. f. Biologie. 1869. Bd. V., S. 28. ibid. S. Gl. — Jahresber. 1866, S. 337. 42* ßQQ Mckblick. I. Der Pettenkofer'sche Respirationsapparat auf der Versuchsstation Weende i); — detaillirte Beschreibung des Apparates und seines Gebrauchs; Controlversuche. II. Untersuchungen über den Stoffwechsel des volljährigen Schafs bei Be- harrungsfutter, von L. Busse, M. Märker, E. Schulze und Weiske 2). — Noch nicht abgeschlossen und deshalb für den Jahrgang 1870 dieses Jahresberichts reservirt. Das Scheeren des Rindviehs und der Pferde, von P. S. 3). Zur Schweinehaltung, von Regehly4), Seidenbau-Chemie, ein Vortrag von A. Stöckhardts). Rückblick, 1. Abschnitt. Analysen von Futterstoffen. Wir haben an die Spitze dieses Abschnittes der zweiten Abtheilung unseres Jadresberichts zahlreiche Ana- lysen von Futterstoffen gestellt, die zum Theil bei Gelegenheit von Fütterungs- versuchen ausgeführt wurden; so die von Bohnenschrot (E. Wolff, G. Kühn und F. Krocker), Diffussionsrückständen (H. Schulz, W. Wicke und D. Cunze), Eichehi (Th. Dietrich und E. Peters), der grauen Felderbse (M. Sie wert), der gemeinen Erbse (R. Brandes), von Gerstenschrot (E. Wolff) und Hafer (Krocker), von mehreren Sorten Wiesenheu (Th. Dietrich, Hofmeister C. Karmrodt, F. Stohmann, E. Wolff, R. Brandes, Fleischmann, Krocker und G. Kühn), von Kartoffelkraut (K. Weinhold), Kartoffelknollen (Hofmeister und Brau des) und Rothklee (G. Kühn), von Buchweizen- (Krocker und Jannasch), Roggen- und Weizenkleie (Peters und Hofmeister). J. Vol- hard hatte Kleie unter den Händen, die nur 8| Proc. Eiweissstoffe enthielt und fast lediglich aus den Schalen der Körner bestand. Weiter wurden Analysen aus- geführt von Leinsamen (Krocker), gelben und blauen Lupinensamen (Sie wert), Lupinensauerheu (E.Peters), von Grünfutter-Mais (Th. Dietrich), Grünfutter- Mohar und Mohar-Heu (Metzdorf und Moser), von Leinkuchenmehl, entöltem Palmnussmehl und Rapskuchen (Brandes, Hellriegel, Hofmeister, Karm- rodt, G. Kühn, Stohmann, Volhard, Wicke). Ein neues Futtermittel sind die von F. Stohmann und W. Wicke untersuchten Erdnussölkuchen ; Fabrika- tionsweise und in Folge dessen Zusammensetzung sind zum Theil noch sehr schwan- kende, ein Vorwurf der auch dem Palmnussmehl gemacht werden muss. Nach einer Analyse Krocker 's sind auch die Presskuchen der Sonnenrose ein sehr werthvollea Futtermittel. Th. Dietrich untersuchte das frische Kraut von Pastinak, Topinam- bur (auch H. Grouven) und die Schrader'sche Trespe (auch C. G. Zetterlund, der Salzmünder und schwedisches Trespenheu untersuchte und den grossen Einfluss reicher Düngung auf den Nährwerth nachwies). Futterrüben analysirte Hof- meister, Serradellasamen F. Schulze; Hafer- und anderes Stroh wurden von Hofmeister, Krocker imd E. Wolff analysirt. — Aschenanalysen liegen vor 1) Journ. f. Landwii-thschaft. 1869. Bd. 4, Heft 2, S. 176. 5i) ibid. Heft 3, S. 306. 3) Der Landwirth. 1868. No. 2, S. 9. 4) ibid. No. 27. 6) Jahrbücher f. Volks- u. Landwirthschaft. 1868. Bd. 9, Heft 1 u. 2. RttckbKek. ßQ\ von DifFusionsrückständen (W.Wicke), von der gemeinen Erbse (M. Sie wert), von 7 Heusonen (Th. Dietrich und C. Karmrodt), Grünmais, Topinamburkraut und Schrader'scher Trespe (Th. Dietrich), sowie von Grün-Mohar und Mohar- Heu (Metzdorf), von Buchweizenkleie (Krocker und Jan na seh) und Lupinen- samen (M. Sie wert). Erfreulich ist es, zu sehen, wie man bemüht ist, dem für die Viehzucht so unentbehrUchen Kochsalze, bei niedrigem Preise möglichste Hoch- grädigkeit zu sichern. Es gilt dies von dem von J. Volhard untersuchten bayeri- schen und dem Viehsalze des Zollvereins überhaupt: ein auf privatem Wege in den Handel gelangendes, steuerfreies Viehsalz in Stücken, das E. Peters unter- suchte, ist nicht minder reichhaltig. Wir machten den Schluss mit einem Gegenstand, der wohl verdient, dass die Aufmerksamkeit msonderheit der Herren Praktiker darauf gelenkt werde. Möchte nur die Aufnahme der Analysen jener Geheimmittel dazu beitragen, dem Unwesen zu steuern. Die einen der angepriesenen Geheim- mittel vermögen auf keinen Fall das Versprochene zu halten, sie haben keinen Werth und gehören in die Kategorie »Schwindel«; andere mögen unter Um- ständen ganz gute Dienste leisten, werden aber zu ihren reellen Werth weit überschreitenden Preisen angeboten. — Die Methoden zur Bestimmung der nä- heren, organischen Bestandtheile der Futterstoffe zeigten immer noch nur wenig Uebereinstimmung. Auch der so häufige Gehalt der Pflanzen an Salpetersäure findet, bei seinem so grossen Einflüsse auf die Menge der Eiweissstoffe , nicht genügende Beachtung. 2. Abschnitt. Conservirung der Futterstoffe. — Eine fundamentale, die Auffindung der Principien für die Getreidetrocknung bezweckende Arbeit wurde von AI. Müller, unter Assistenz von Zetterlund, ausgeführt. Die wichtigsten Fragen, welche hierdurch gelöst werden sollten, waren: 1. Inwieweit liegt beim Trocknen eine Gefahr für chemische Veränderung der Getreidesubstanz vor? — 2. Was ist unter dem sog. Nachtrocknen zu verstehen? -- 3. Welchen Einfluss haben die Unterlage, die Benetzungszeit, die Getreideart, deren Wassergehalt und die Temperatur auf die Verdunstungsgeschwindigkeit? — 4. Von welchem Einflüsse ist die Höbe der Schichtung auf die Grösse der Wasserverdunstung ? Am Schlüsse theilt Müller ein einfaches Verfahren mit, Getreide durch ungelöschten Kalk zu trocknen. — In Pommritz ist ein Versuch, die Kartoffeln nach dem Dämpfen und Quetschen durch »Einsumpfen« zu conserviren, völlig gelungen. Ed. Heiden hat das Futter einer Analyse unterzogen, nachdem die Kartoffeln ca. 8 Monate gelegen hatten; es hatte sich infolge eines Gährungsprocesses eine geringe Menge organischer Säure gebildet, die | Proc. Schwefelsäure gleich kam. Im Uebrigen war die Masse gut erhalten, wurde von Kühen und Schweinen gern gefressen und ergab günstige Nähreffecte. Ein Verfahren, ganze frische Kartoffeln einzumieten, haben wir gleich- falls ausführlicher mitgetheilt, weil es uns rationell schien. — M. Sie wert ist es gelungen, die Lupinenkörner durch mit Salzsäure angesäuertes Wasser völlig zu entbittem, d. h. die darin enthaltenen Alkaloide auszuziehen. Ein Verlust an Nähr- stoffen ist hierbei selbstverständlich unvermeidlich, das Nährstoffverhältniss hatte sich indess bei den gelben Lupinen nicht geändert, bei den blauen aber war es sogar gestiegen (von 1:2,2 auf 1:1,7). Die entbitterten Körner wurden in Mengen von 4—8 Pfd. von Pferden wochenlang gern und ohne Nachtheil gefressen. — Um des Raumes willen konnten wir einige andere hierher gehörige Mittheilungen nur namhaft machen (S. 521 und .')22). — 662 Rückblick. 3. Abschnitt. Thierphysiologische Untersuchungen. — Nach E. 0. Erdmannsi) Untersuchungen treten beim Faulen von Speisen und als Um- setzungsproducte der Eiweissstoffe Anilinfarben auf. Kleinste organisirte Wesen sollen die Bildungsherde derselben sein. M. Ziegler hat neuerdings Anilinroth und -Violett auch in emem, bereits den Alten bekannten Secrete des Seehasen oder der Giftkuttel (Offa informis Phn.) gefunden. — W. Körte hat einen interessanten Fütterungsversuch mit Mastochsen ausgeführt, demzufolge durch Beigabe einer geringen Menge weissen Arseniks (in Maximo per Kopf und Tag 6 Grm.) der Appetit sich erhöht und die Futtervorlage gesteigert werden kann. — Die von Landois aufgestellte Behauptung, das Geschlecht der Bienen sei nicht bereits im Eie angelegt, sondern werde erst durch die Nahrung in der Larve ausgebildet, ist von V. Sie hold bestritten, von A. Samson durch Versuche widerlegt worden. — Während Fischer die Faulbrut der Bienenlarven mangelhafter Ernährung zu- schreibt, findet Molitor-Mühlfeld die Ursache derselben in einer Ichueiunonide, die ihre Eier in die Larve lege, Preuss aber in einem Pilze (Cryptococcus alvearis), Lamb recht im Gehalte des Futters an Pollenstaub und der dadurch veranlassten Verderbniss des Futters (eine stark bestrittene Ansicht), Sternfeld endlich (gleich- wie Moli tor- Mühlfeld für die gutartige Faulbrut annimmt) in der mangelhaften Ernährung der Brut durch das Bienenvolk. Indirect ermittelte Gorrizzutti den Honigverzehr im Winter und die Temperatur im Bienenstock; R. v. Eeckling- hausen dagegen verglich die Houigtracht eines gleich starken deutschen und italienischen Volkes in der Sommerzeit. — Die Schwierigkeiten, welche einer sicheren Nachweisung und einer genauen Bestimmung des Ammoniaks im Blute und anderen thierischen Flüssigkeiten sich entgegenstellen, sind durch Untersuchungen E. B r ü c k e 's kaum beseitigt worden; eine mit Aetzkali neutral gemachte Bleizuckerlösung dürfte unter Umständen noch das beste Reagens sein. E. Eichwald, welcher die eiweiss- artigen Stoffe des Bkitserums und des Herzbeutelwassers einer eingehenden Unter- suchung unterzog, hält die syntoningebende Substanz (zum Theil Kühne 's Serum- casein, zum Theil dessen Serumalbumin) für syntoninsaures Ammoniak imd erklärt hieraus die von Brücke beobachteten Thatsachen. Eichwald bespricht auch den Process der Blutgerinnung. Die Untersuchungen über den Ozongehalt des Blutes haben noch zu keiner unzweifelhaften Lösung der Frage geführt. Drei Arbeiten über die Respirationsvoi'gänge im Blute zeigen, dass auch dieser Gegenstand noch weit davon entfernt ist, spruchreif zu sein, was bei der difficilen Natur derartiger Untersuchungen nicht Wunder nehmen kann. — Versuche E. Bischoff 's am Hunde bestätigen die früher von Bischoff dem Vater und Voit mitgetheilten Ver- suchsergebnisse, wonach das Brod allein den Fleischfresser nicht hinlänglich zu ernähren vermag. In Folge einer saueren Gährung steigern sich die peristaltischen Bewegungen des Darmes, so dass ein grosser Theil der Nährstoffe im Brode den Körper verlässt, ehe der Darm Zeit gewinnt, sie zu resorbiren. — Die klassischen Arbeiten der Münchener Schule über die Thierernährung sind durch Voit um zwei neue über den Eiweissumsatz bei Zufuhr von Eiweiss und Fett, bezw. Kohlehydraten und über die Bedeutung der beiden Gruppen stickstoflYreier Nährstoffe auf die Ernährung vermehrt worden. Im engsten Anschlüsse hieran haben v. Petten- kofer und Voit Respirationsversuche (Hund) bei Hunger und ausschliesslicher Fettzufuhr ausgeführt. Die nun bereits einige Jahre alte Annahme, dass zur Bildung von Fett im Thierkörper die Kohlehydrate nicht in Anspruch zu nehmen 1) Jahresbericht 1867. S. 337. Rückblick. gg3 seien, hat durch von einander unabhängige Versuche V o i t 's und G. K ü h n 's mit Milch- kühen eine weitere Stütze erhalten. Während aber Voit auch den Milchzucker aus anderer Quelle herstammen lässt, blieb bei Kühn's Versuchen für diesen kein vom Eiweisse des Umsatzes und dem Nahrungsfette herrührender Kohlenstoffrest. Weitere Gesichtspunkte für den Fettumsatz im Thierkörper werden durch Radziejewski's Untersuchung gewonnen, demzufolge der Thierkörper das im Fettzellgewebe ab- gelagerte Fett sich selbst zu bilden vermag, während das Nahrungsfett im Muskel niedergelegt wird. Der Modus, wie die Fette zur Resorption und die resorbirten Fette zu ihren Ablagerungsstellen gelangen, findet, in Uebereinstimmung mit dem Seifengehalte des Blutes, durch die von Radziejewski ausgeführten Fütterungs- versuche mit Seifen und Erucasäure eine ungezwungene Erklärung. Die hiergegen von C. Voit gemachten Einwendungen können nur zum Theil richtig sein, wenn die von Radziejewski im Muskelfette gefundene flüssige Fettsäure wirklich die gefütterte Erucasäure war. — Die Gänsegalle wurde von R. Otto untersucht ; Fluor wies Horsford im Gehirn des Menschen nach; die Farbstoffe des Harns und der Galle endlich sind von Jaffe, Schunk und Thudichum (vergl. S. 659) studirt worden. — M a 1 y fand die Hautconcremente eines Ochsen fast nur aus kohlensaurem Kalk , Ritthausen aber den Harnblasenstein eines Ochsen zum grössten Theile als aus Kieselsäure bestehend. Strecker ist geneigt, die Bildung der Harn- und Hippursäure auf eine analoge Zersetzung eiweisshaltiger Gewebe- stoffe zurück zu führen. — Aus den Untersuchungen Grouven's und Karmrodt's und den an letztere anknüpfenden Bemerkungen Meyer's,Wesche's und denen Bau er 's geht hervor, dass die Ursachen der verschiedenen Knochenkrankheiten noch keineswegs hinreichend erforscht sind, um darnach sicher wirkende Präservativ- und Heilmittel ableiten zu können. Bauer empfiehlt bei Knochenkrankheiten die Beifütterung von Futterknochenmehl zu gutem sonstigen Futter, M a i überhaupt eine Zugabe des leichter assimilirbaren, von Cohn durch Fällung bereiteten reinen phosphorsauren Kalkes zum Futter (für Schweine). In ein neues Stadium dürfte unsere Kenntniss von der Natur der Knochenkrankheiten treten, wenn einmal die in Halle begonnenen Untersuchungen hierüber geschlossen sind. — Das nach D i a k o n o w wahrscheinlich mit der Knochenbildung in Zusammenhang stehende Lecithin ist von diesem, Hoppe-Seyler und St adele r auf seine Constitution und seine Beziehung zum Protagon weiterhin untersucht worden. — Milchanalysen vom Weibe und der Hündin liegen vor von Tolmatscheff. — Ueber die Ursachen des Milzbrandes sind ebenfalls in Halle Untersuchungen im Gange. Gleichsam als Einleitung be- sprach R 0 1 0 f f die älteren Ansichten über diesen Gegenstand , zugleich seinen eigenen (Miasma und Contagium) mehr oder minder Ausdruck gebend. Sombart und Sie wert haben zur Venverthung der Milzbrandcadaver Anleitungen gegeben. E. Reichardt untersuchte ein Brunnenwasser, welches milzbrandähnliche Er- scheinungen bei Thieren hervomef. — Reiset untersuchte die Pansengase emer an Blähsucht zu Grunde gegangenen Kuh, fand darin viel Kohlensäure und empfiehlt deshalb gebrannte Magnesia als Heilmittel. Er hat seine Untersuchungen über die Respirationsproducte der Hausthiere fortgesetzt. — Die Salzfütterung hat in den Gebr. Livingstone, in May und Rueff warme Füi-sprccher gefunden. — Das Gleiche gilt für die Doppelschur langwolliger Schafe und für die frühzeitige Schur; ihre Vertreter sind Zöpp ritz, Waldorff, Kloss, Pöppig und Steiger. — Versuche über den Einfluss des Futters auf die Qualität des Schweinefleisches sind an der Lehranstalt zu Worms ausgeführt worden. — C. Karmrodt analysirte gg/1 Rückblick. die an Harnsäure reichen Secrete des Seidenspinners und der spinnreifen Seidenraupe. Heidepriem führte Analysen von Seidenraupen aus, welche mit auf gedüngtem und ungedüngtem Boden erwachsenem Laube von Morus Lhou gefüttert waren. Ein günstiger Einfluss des verschiedenen Futters auf die Sterblichkeit und Coconausbeute war nach der einen oder anderen Seite hin nicht bemerklich. E. Hai Her hält die Cornalia' sehen Körperchen für den Arthrococcus von Pleospora herbarum, die Gattine für eine in Folge von Ansteckung durch die Dejectionen erzeugte Krank- heit, für eine im Körper verlaufende saure Gährung ; möglichst niedrige Temperatur in den Zuchtlokalen, häufige Lüftung, grösste Reinlichkeit und öftere Desinfection seien die sichersten Vorbeugungs- und Heilmittel. C a n t o n i konnte eine nach- theilige Wirkung des von Septoria mori befallenen Laubes auf die Gesundheit der Raupen nicht wahrnehmen; sechs Jahre alte Cornalia 'sehe Körperchen fand er nicht minder ansteckungsfähig als frische. E u g. P e 1 i g o t arbeitet an der Er- mittelung der chemischen Vorgänge im Leben des Seideninsektes; bezüglich des Stickstoffumsatzes stimmen seine Resultate mit denen Voit's u. A. überein, d.h. er beobachtete keinen Stickstoffverlust, der auf eine Perspiration von Stickgas hätte schliessen lassen. — Jos. Seegen glaubte, auf Grund seiner Versuche mit dem Hunde, für den Stickstoff noch andere Ausscheidungswege ausser dem Darme an- nehmen zu müssen; Voit hat die Seegen 'sehen Versuche kritisch beleuchtet und nachgewiesen, dass die mangelhafte Methode der Aufsammlung von Koth und Harn jenes Deficit veranlasste. Auch Henneberg, Stohmann u. A. haben sich zu der Voit 'sehen Ansicht bekannt, die alleinigen Ausscheidungswege für den Stick- stoff der Nahrung und des Umsatzes seien die Nieren und der Darm. — Die Ver- dauung durch den Dünndarmsaft ist von M. Schiff, W. Laube und J. Quinke studirt worden. Die Resultate gehen weit auseinander, vielleicht daher rührend, dass die Thiry 'sehen Darmfisteln, deren man sich bediente, nicht in allen Fällen als gelungene zu bezeichnen waren. Nach Schiff löst das Secret alle thierischen Eiweissstoffe und M^andelt Stärke in Zucker (nach Laube auch Rohr- in Trauben- zucker) um. Der Leim liefert, wie Schweder nachweist, unter dem Einflüsse des Pankreas ein Leimpeptou ; durch Magensaft wird er unfähig gemacht zu gelatiniren (auch F. Fe de), ohne deshalb zur Diffusion durch die Dannwandungen fähig zu werden. Bei der Pankreasverdauung des Eiweisses erhielt H. Senator Pepton, Leucin und Tyrosin; die nemüchen Producte, welche W. Kühne aus der Fibrin- verdauung hervorgehen sah. Ad. Meyer glaubt in Bezug auf die Eiweiss- verdauung durch Pepsin annehmen zu dürfen, dass niedrige Organismen hierbei unbetheiligt sind, oder dass wenigstens, wenn dem nicht so wäre, das Pepsin diesen Organismen nicht als Nahrung diene. Auch Voit hat, unterstützt von Jos. Bauer und Acker, Studien über die Aufsaugung im Dick- und Dünndarme gemacht; eines der wichtigsten Resultate, zu denen sie durch Injectionen, Untersuchungen über Hydi'o- und Membrandiffusion und durch Anlegen von Darmschlingen ge- langten, ist, dass ein Mensch oder Thier durch Klystiere allein nicht ernährt werden kann. Die Resorption im Darme erklären sie ausser durch die Imbibitionsfähigkeit des Gewebes noch durch den durch die peristaltlschen Bewegungen hervorgerufenen Ueberdruck. Im Dickdarme gelangt gewöhnliches, alkalisches Eiweiss am schwierig- sten zur Aufsaugung, rascher bei Gegenwart von Kochsalz, noch leichter werden resorbirt die Eiweissstoffe des Muskelsaftes, Peptone und Stärkckleister. — Die Frage , ob die Leber im prämortalen und normalen Zustande Zucker bilde oder nicht, ist von A. Eulenburg im letzteren Sinne, und wie es scheint endgültig, ent- schieden worden. Rückblick. gg5 4. Abschnitt. Fütterungsversuche. — Versuche, über welche G. Kühn berichtet, lassen die Grünkleefütterung, der Fütterung von Kleeheu gegenüber, nicht eben wirthschaftlich rentabel erscheinen. Die Nachtheile der Grüniütterung (vor Allem dadurch bedingte Unregelmässigkeiten in der Fütterung) sollen nicht einmal dadurch aufgewogen werden, dass der Grünklee vielleicht — aber auch nur vielleicht — um Weniges besser ausgenutzt werde. Auf einen etwaigen günstigen Einfluss der Grünkleefütterung auf die Beschaffenheit der Butter hat Verf. wissentlich keine Kücksicht genommen. — J. Moser und Lentz gelangten bei Fütterung mit Mohar- heu zu nicht ungünstigen Kesultaten. — Durch einen Fütterungsversuch E, Peters 's wird abermals die schon so oft gemachte Erfahrung bestätigt, dass individuelle Eigenschaften die Futterverwerthung oft mehr beeinflussen, als Kaceeigenthümlich- keiten; er verghch hochfeine Thiere der Shorthorn- und Holländer -Race und Alt- Boyener (Ayrshire - Kuh mit Schwyzer- Bullen). J. Lehmann hat die Shorthorns und Holländer nach Milchergiebigkeit und Qualität der Milch verglichen ; in ersterer Richtung überwogen die HoUändei-, in letzterer die Shorthorns. — Aus von G. Kühn mitgetheilten Versuchen über den Einfluss der Ernährung auf die Milchproduction ergiebt sich u. A., dass eine Futterverschwendung um so leichter eintritt, je weniger gute Milchgeberinnen die betreffenden Thiere (Kühe) sind, dass die Milchproduction ihrer Menge nach nicht entfernt in gleichem Verhältnisse steige als die Nährstoff- zufuhr und das Deficit durch bessere Beschaffenheit nicht gedeckt werde, und dass die reichhchste Ration nicht immer die billigste sei, sondern diejenige, welche den vorgesetzten Zweck mit möglichst wenig Futter erreichen lässt — der Dünger ver- mag die Folgen der Futterverschwendung nicht immerzu decken. — 0. Lehmann gelang es vollständig, einen grossen Theil der Rauhfutterstoffe bei Rindern durch Säge- späne von Nadelhölzern zu ersetzen; dieselben äusserten ausserdem einen nennens- werthen günstigen Einfluss auf die Butterausbeute und waren nicht ohne arzneiliche Wirkung. — Nach E. W olff sind bei Schafen auf 1000 Pfd. Lebendgewicht in minimo 1,5 Pfd. verdauliche Proteinstoffe und 14 Pfd. stickstofffreie Nährstoffe (1 : 9,.^) er- forderlich, den ursprünglichen, guten Futterzustand zu erhalten. — W. Henneberg berichtet über einen unter seiner Leitung von R. Mahn ausgeführten Fütterungs- versuch mitNegretti- und Negretti- Rambouillet -Hammeln, der zum Zwecke hatte, vergleichsweise die Mastungsfähigkeit älterer und jüngerer Thiere dieser Racen bei Winterfutter zu prüfen. Verglichen mit früheren W^eender Versuchen tritt der Vor- zug der Southdown- Merinos als Fleischproducenten, wenn sie im späteren Alter auf Mastfutter gesetzt werden, vor den gleichalterigen Negrettis und Negretti -Ram- bouillets noch mehr hervor als früher. Die Halbblutthiere waren zwar in allen Fällen die billigsten Fleischproducenten, nicht immer aber auch die billigsten WoU- producenten. Das bei älteren Thieren gewöhnliche Verfahren, die Mastzeit auf die letzten Lebensmonate zu beschränken, reicht bei Lämmern nicht aus, sie für die Schlachtbank reif zu machen; es bedarf bei ihnen einer von Geburt an mastigen Fütterung. — V. Hofmeister's neueste Vei'suche mit Merino- und Southdown- Frankenhammeln lehren abermals, dass die letzteren bessere, mit kräftigerer Ver- dauung begabte Fresser und bei vollem Futter zu grösserer und schnellerer Stoff- production begabt sind; auch als Wollproducenten übertrafen sie die Merinos. — F. Krocker berichtete über einen Versuch, der an der Akademie Proskau zur Ausführung kam, und zum Zweck hatte, die Productionsfähigkeit verschiedener Schafracen bei verschiedener Haltung festzustellen. Der werthvolle Versuch erlaubt kein kurzes Resume. — Ueber die Ausnutzung der Futterstoffe und ihrer Bestand- ggg Rückblick. theile liegen zwei Arbeiten vor, eine von V. Hofmeister mit Hammeln und eine zweite von F. Stohmann (unter Assistenz von 0. Baeber und R. Lehde) mit Ziegen ausgeführte. Aus Hofmeister 's Versuchen erhellt, dass die Bestandtheile des Haferstrohes zu niedrigeren Procentsätzen ausgenutzt werden, als die des Wiesen- heues. Unter Voraussetzung, dass das Heuprotein (es wurde stets Heu und Stroh zusammen gefüttert) zu |, Heufett völlig verdaulich seien, ergab sich, dass nach Beifütterung von Rapskuchen nicht allein alles Protein und Fett des Strohes, sondern auch ein Theil dieser Stoffe im Heue unverdaulich werden. Da nun nicht angenommen werden kann, dass an sich leicht verdauliche Bestandtheile eines Futtermittels un- verdaulich werden, während andere verdaulich bleiben, so folgt, dass jene Voraus- setzung nicht zutreffend war. Zu gleichem Resultate gelangte Stohmann bei Fütterung grosser Eiweissmengen und bei Stärkefütterung bezüglich der Eiweiss- stoffe. Die von Hofmeister gereichte Rapskuchenmenge war nicht hinreichend, eine totale Ausnutzung der Stärke (im Kartoffelfutter), wie sie Stohmann u. A. beobachteten, zu bewirken, während bei Rübenfütterung durch Zugabe von nur wenig Rapskuchen nicht allein eine erhöhte Ausnutzung der Futterstoffe, sondern auch eine gesteigerte Production an Lebendgewicht erzielt wurde. Die Productions- kraft eines Futters sei nicht allein in der Futtermenge und in dessen Nährstoff- verhältnisse begründet, sondern auch in dem geeigneten Verhältnisse zwischen Rauh- und Beifutter und in der Natur des letzteren. "Werden 12 bis 24 Loth Oel auf 1000 Pfd. Lebendgewicht gereicht, so wird die Ausnutzung der Proteinstoffe und der Rohfaser durch Rind und Schaf gehoben, wenn das Futter ca. 23 Pfd. organische Substanz, 12 Pfd. stickstoflYreie Nährstoffe und 6 bis 7 Pfd. Rohfaser enthält; mehr hiervon oder mehr Oel drückt die Ausnutzung herab. Die Proteinstoffe der Kleie ergaben sich als zu ca. 40 Proc, die stickstofffreien Nährstoffe als zu ca. 60 Proc. verdaulich. Stohmann geht bei seinen Berechnungen von dem Vordersatze aus, dass die Rohfaser der Leinkuchen völlig unverdaulich, alle übrigen Nährstoffe darin gänzlich verdaulich seien, eine Annahme, welche im Laufe der Untersuchung sich, wie schon erwähnt, als imhaltbar erwies. In die Augen springend ist in Stoh- mann's Versuchen die im Allgemeinen grosse Uebereinstimmung in der Ausnutzung des.Gesammtfutters, gleichgültig ob Normalfutter (Heu und Leinkuchen), mit oder ohne Fettzugabe, fettreiche oder entfettete Leinkuchen, grosse oder geringere Ei- weissmengen, viel oder wenig Stärke verzehrt wurden. Der Procentsatz für verdaute Eiweissstoffe wuchs erst dann erheblich, als grosse Eiweissmengen gefüttert wurden. In der nemlichen Periode und während der Fütterung von viel Stärke erreichte die Ausnutzung der Rohfaser ihr Minimum. Oelzugabe zum Futter erhob die pro- centische Ausnutzung des Fettes im Gesammtfutter auf das Maximum. Das Minimum der Fettverdauung wurde beobachtet bei Ziege I. während der Fütterung grosser Eiweissmengen, bei Ziege IL bei fettarmen Futter. Interessant ist es, zu sehen, wie die Milchsecretion , trotz allem Reichthume des Futters an Fett, Eiweiss und Kohlehydraten, beharrlich und rasch abnimmt, in dem Masse als die jeweilige Ver- suchsperiode von der Zeit der Geburt entfernter liegt. Das Gleiche gilt auch von dem Vei'zehre und der Ausnutzung. Auch hier kommt der Satz zur Geltung, dass auf 1000 Theile eines kleineren Thieres mit relativ grösserer Körperoberfläche ein grösserer Consum sich berechnet, als für die gleiche Gewichtsmenge eines schwereren Thieres. Im zweiten Theile seiner Arbeit bespricht der Verf. den Einfluss der Er- nährung auf die Milchproduction, und schliesst dieselbe mit Betrachtungen über die Fettbildung im Thierkörper. 667 Literatur. Die Schule der Chemie, oder erster Unterricht in der Chemie von Dr. Adolph Stöckhardt. 15. Aufl. Braunschweig, Vieweg und Sohn, »Der Kreislauf des Stoffes.« Lehrb. der Agrikultur - Chemie, von Dr. "W. Knop. Leipzig, J. Hassel. 6 Thlr. Die Chemie des täglichen Lebens, von J. F. W. Johns ton. Berlin, F. Dunker, Theoretisch - practische Ackerbau - Chemie nach dem heutigen Standpunkte der Wissenschaft u. Erfahrung für die Praxis fasslich dargestellt von Prof Dr. R. Hoff- mann. Prag, L. Reichenecker. 1869. Die wichtigsten Lehren der Ackerbau- Chemie zur Belehrung für die ländliche Jugend in Schule und Haus, von A. Härder. Braunschweig, Fr. Vieweg u. Sohn. n Sgr. Stations agronomiques et laboratoires agricoles. But, Organisation, Installation, personnel, budget, travaux de ces etablissements, par Grandeau, Avec figures. Paris, libr agric. de la maison rustique. 1 fr. 25 cent. Dorfgeschichten ; ein Lesebuch für landwirthschaftliche Fortbildungsschulen, von Prof. Dr. J. Fraas. München, Fleischmann. 30 kr. rh. Deutsches Heerdbuch von J. Settegast und A. K rock er. Bd. 2, Berlin, Wiegandt und Hempel. 2h Thlr. Jahresbericht über die Untersuchungen und Erfahrungen auf dem Gebiete der landwirthschaftlichen Pflanzen- und Thierproduction für 1866 u. 1867 v. W. Henne - berg, F. Nobbe und F. Stohmann. Göttingen, Deuerlich'sche Buchhandlung. Bericht über die Fütterungsversuche im Winterhalbjahr 1867 bis 1868 auf der landwirthschaftlichen Versuchsstation Pommritz, von Dr. Ed. Heiden. Dresden, E. Blasmann und Sohn. Jahrbuch der Landwirthschaft, Jahrgang 1. u. 2. von Dr. W. Schumacher. Leipzig, Quandt und Händel. LesAbeilles. Traite theorique et pratique d'Agriculture rationelle par F. Bastian. Paris, Librairie agric, de la maison rustique, 26., rue de Jacob. Die Biene und ihre Zucht in Gegenden ohne Spättracht von August Baron von Berlepsch. 2. Aufl. Mannheim, J. Schneider. Die Bienenzucht in der Weltausstellung zu Paris 1867 imd die Bienenkultur in Frankreich und in der Schweiz von Dr. L. Jos. Melicher. Wien, W. Brau- müller. Beitrag zur Bienenkunde durch Erläuterung mittelst mikroskopischer Präparate. Heft I, Die Lehre von den Organen der Biene. Von H. Sarres. Wesel 1869. — 14 Seiten Druck = 2 Sgr. 40 Präparate ä Dtzd 2 Thlr., das Stück 6 Sgr. Spezielle Physiologie der Haussäugethiere von Dr. C. F. H. Weiss. Stuttgart, J. B. Metzler. F> fl. 48 kr. Ueber das Variiren der Thiere und Pflanzen im Zustande der Domestication, von Ch. Darwin. Deutsch von J. V. Carus, Stuttgart, J. Schweitzerbart'sche Verlagshandlung fJ, Koch). 3^ Thk. Die Thierzucht v. J. Settegast. Breslau, W. G. Korn. 5 Thlr, Ueber die Theorieen der Ernährung der thierischen Organismen. Vortrag in der öffentlichen Sitzung der k. Akademie der Wissenschaften am 28. März 1868. Von Prof, C. Voit. München, Franz. 12 Sgr. 668 Iiiteratnr. Die chemische Zusammensetzung der gebräuchlichsten Nahrungsstoffe u. Futter- mittel bildlich dargestellt von Dr. Alex. Müller. 3. Aufl. Dresden, Schönfeld (C. A. Werner). 20 Sgr. Zusammensetzung und Nährwerth der gebräuchlichsten Nahrungsmittel von J. W. Langhans. Nürnberg, Sichling. 10 Sgr. Schlüssel zur Bildung von Futterrationen nach Dr. H. Grouven's Fütterungs- normen und Nährstoff- Taxen von K. J. Ebert. 2. Aufl. Prag, Eeichenecker. 24 Sgr. Einfluss der Körpergrösse u. - Schwere auf den Nahrungsbedarf und der Körper- form auf die Ernährungsfähigkeit landwirthschaftlicher Hausthiere von C. Mahnke. Stettin, Dannenberg und Dühr. Die künstliche Fischzucht von C. Vogt. Leipzig, F. A. Brockhaus. 24 Sgr. Die Zucht des wahren Gebrauchs- und Ackerpferdes von Prof. R. Günther. Bremen, F. Hampe. 10 Sgr. Nourriture des chevaux de travail, importance relative des divers principes, immediats qui entrent dans la composition des substances alimentaires. Rations normales, rations economiques par Magne. In- 18 Jesus, 71p. Paris, Garnier freres. 50 Cent. Die zweckmässigste Ernährung d. Rindviehes v. wissenschaftlichen u. praktischen Gesichtspunkte von Dr. J. Kühn. 4. Aufl. Dresden, G. Schönfeld (C. A. Werner). U Thlr. Die Rindviehzucht nach ihrem jetzigen ration. Standpunkte v. Dr. M. Fürsten- berg und Dr. 0. Roh de. Berlin, Wiegandt und Hempel. Das Schaf. Seine Wollen, Racen, Züchtung, Ernährung und Benutzung. Von Dr. G. May. Breslau, F. Trewendt. 2 Bde. G^ Thlr. Die Schafzucht in Deutschland unter d. Einflüsse d. Wollproduction Australiens mit Vorwort von Dr. 0. Roh de. Berlin, Wiegandt und Hempel. Das Southdownschaf; Anfangsgründe seiner Züchtung u. Nutzung, von B. Mar- tiny. Danzig, Kafemann. Lex. 8. 37 S. Die Aufgaben und Hilfsmittel der Samenprüfungs - Anstalten zur Gewinnung verlässlicher Eier des Maulbeerbaumspinners von Dr. Fr. Haberland t. Wien, k. k. Hof- und Staatsdruckerei. Nouvelles considerations sur les maladies des vers ä soie et sur les epidemies en general, par Le Magne. In-8, 47 p. Marseille, imp. nouv. Amaud. Observations generales sur les causes de la maladie des vers ä soie, par Gagnat. Lyon, Pitrat. Dritte Abtheilung. Chemische Technologie der landwirthschaftlich - techoischeo Nebengewerbe. Referent: R. Ulbricht. Gährungs - Chemie und Brodbereitung. Jos. Oser 1) macht vorläufige Mittheilung über ein von ihm in ver- AikaioVd la gohrenenFlüssigkeiten aufgefundenes, nichtflüchtigesAlkaloid, vergohre- dessen Formel wahrscheinlich C2GH20N4 sein wird. Verf. glaubt, dass das- "^^Jj!"^*'^' selbe erst bei der Gährung sich aus den Bestandtheilen der Hefe bilde und deshalb Bestandtheil aller vergohrenen Flüssigkeiten 2) sein werde. Ueber Maltin, ein stickstoffhaltiger Bestandtheil des Maitin, der Malzes, von Dubrunfaut^), — Verf. weist nach, dass das Malz ca. 1 Proc. ^iri'sam« eines stickstoffreichen Körpers enthält, welcher in kaltem und lauem Wasser ü.^^,!*^*' '■ ' tneil des leicht löslich ist, aus dieser Lösung aber durch neunziggrädigen Alkohol Malzes, (das zwei- bis dreifache Volumen) und durch Gerbsäure ausgefällt wird. 1 Theil Maltin im Malzauszuge reiche hin, 100000 — 200000 Theile Stärke zu verflüssigen und 10000 Theile davon vollständig in Zucker umzuwandeln. Das durch Alkohol und Gerbsäure ausgefällte Maltin zeige diese Eigenschaf- ten noch in hohem Grade. Mehrmaliges Lösen des Maltins in Wasser und Ausfällen durch Alkohol raubt ihm von seiner Kraft, die Stärke zu sachari- ficiren, während es gleichzeitig stickstoffärmer wird. Hieraus erkläre sich der geringe oder ganz fehlende Stickstoffgehalt der sog. reinen Diastase und deren schwache Wirkung auf Stärkekleister. Verf. machte die Beobachtung, dass die Verflüssigung der Stärke nur dann rasch und vollständig erfolgt, wenn nicht allzu wen ig Wasser zur Ver- kleisterung angewendet wird. Liess er auf einen aus 1 Th. Stärke und 20 Tb. Wasser bereiteten Kleister bei 40 ° Vioo Th. Malz einwirken, so entzog sich Vt — Ve der Stärke der Reaction. Dieser Antheil konnte selbst unter den günstigsten Bedingungen und durch grössere Malzmengen weder verflüssigt noch sacharificirt werden; verdünnte Säuren bewirkten indess diese Verän- derungen leicht. Kleister, aus 1 Th. Stärke und 50 Th. destillirtem Wasser 1) Agronomische Ztg. 1868. S. 325. 2) Ueber ein von Lermer im Biere aufgefundenes nicht flüchtiges AJkaloid, vergl. Jahresbericht. 1867. S. 333. 3) Les Mondes. 1868. Febr. T. IC, p. 317. — Diugler's polytechnisches Journ. Bd. 187. S. 491. Q'^2 Gäbrnngschemie und Brodbereitung. bereitet, verflüssigte sich selbst bei 50° und nach mehrtägigem Stehen nicht ; Wasser der Seine, des Ourcq und der Dhuite, kalt bereitete Aufgüsse von roher Gerste, Weizen und Eoggen bewirkten die Verflüssigung leicht. Dubrunfaut glaubt, dass alle diese Flüssigkeiten eine dem Maltin ähn- liche, wenn nicht damit identische Substanz enthalten. Auf Grund seiner Untersuchungen empfiehlt Dubrunfaut, die zu ver- wendende Menge Getreideschrot mit der fünfzehnfachen Menge Wasser so lange bei 70° C. zu behandeln, bis alle Stärke in Kleister umgewandelt ist, die Masse alsdann bis auf 50° abzukühlen und nun auf 100 Th. Stärke im Eohmaterial 1 Th. Malz zuzusetzen. Yerf. empfiehlt weiterhin auch noch die Darstellung des reinen (Alkoholpräparat) oder des gerbsauren Maltins als Fabrikationszweig. Bestätigung Pajen 1) bestätigt die Angaben Dubrunfaut 's, wonach die Zusaramen- der Dubrun- getzung Und Eigenschaften der Diastase durch Alkohol eine weitgehende Ver- Beovlch" änderung erleiden. Er habe bereits 1866 (Ann. de chim. T. 7. p. 386) seine tuDK durch Erfahrungen hierüber und seine Methode zur Darstellung der Diastase ver- Payen. öffeutUcht. Die endo- J. de Sejues^) und Trecul 3) haben Untersuchungen über die spore Fort- gj^^^g ^^g F or t p f 1 au zuug der Wein- bez. Bierhefe ausgeführt. Pflanzung i i o o der Wein- Do Seyncs arbeitete mit Weinhefe. Wenn man Wein oder ein Gemisch und Bier, you Wein uud Wasser in ein, zum Theile noch Luft enthaltendes Gefäss ver- ^^ *■ schliesst, so findet man nach einigen Tagen, dass eine weisse Haut (Pasteur's Mycoderma vini) die Oberfläche bedeckt. Dieselbe besteht in der Hauptsache aus ovalen Zellen, welche sich durch Knospung fortpflanzen, enthält aber auch in geringer Zahl langgestreckte Zellen, welche durch Knospung aus den vor- hergenannten entstehen und auf gleiche Weise langgestreckte oder runde Zellen erzeugen. Nachdem die Identität beider Formen festgestellt war, wurde nach den günstigsten Bedingungen für die Entwicklung der langgestreckten Form gesucht und diese in einer vergrösserten Verdünnung des Weines mit Wasser gefunden. Trotzdem fanden sich in dem Mycoderma -Häutchen die runden Elemente oft vorwiegend, während die Knospung zurückgetreten war. Fortgesetzte Beobachtungen führten zur Entdeckung der endosporen Fort- pflanzung. Das Plasma der langgestreckten Zellen concentrirt sich um die Kerne, leichte Granulationen erscheinen an seiner Oberfläche und werden als- bald durch eine Membran ersetzt. Jetzt beginnt die allmälige Kesorption der Membran der Mutterzelle und schliesslich werden die Tochterzellen frei. Nur hin und wieder hängen zwei derselben zusammen, so dass man eine Knospung vor sich zu haben glaubt; bei näherer Betrachtung zeigt sich in- 1) Compt. rend. T. 66. p. 460. 2) Ibidem. No. 2. JuUl. 13. — ibidem. S. 173. a) Ibidem. 1868. No. 3. Juill 20. — Landwirthschafthches Centralblatt für Deutschland. 1868. Bd. 2. S. 174. Qäbrnngs-Chemle und Brodbereitung. 073 dess, dass Beste der Mutterzellmembran die Verbindung beider bewirkten. Ein ähnlicher Process vollzieht sich auch in rundlichen Zellen. Hier tritt eine Querwand auf, die indess dadurch zu entstehen scheint, dass zwei wachsende Tochterzellen sich gegenseitig drücken und abplatten. In nicht oder schwach verdünntem Weine ist die endospore Keimung deshalb nicht zu beobachten, weil hier, in Folge der reichlichen Nahrung, der vegetative Process die Oberhand behält. Zu ganz ähnlichen Resultaten gelangte Trecul. Er ersetzte die über der Bierhefe stehende Flüssigkeit durch Wasser und erhielt so Zellenentwicke- lungen, wie man sie sich bis jetzt durch kein anderes Mittel verschaffen konnte. Kugelförmige oder elliptische Zellen, isolirt oder zu zweien bis dreien verbunden, haben sich in die Länge gezogen. Sehr oft ist das hinterste Ende schmäler als das vorderste, und wenn die Zellen aneinander gereiht sind, so sitzt die breitere Basis der einen auf dem spitzeren Ende der anderen. Wurden diese in wässeriger Flüssigkeit gezüchteten Hefeformen unter Deck- gläschen im feuchten Eaume weiter cultivirt, so begann die Bildung von Querwänden, die später sich verdoppelnd die neu entstandenen Zellen frei- liessen. In Zellen mit wenig Plasma verdichtet sich dieses zu compacten Kügelchen; undurchsichtig und weiss, später mit einem kleinen centralen Flecke versehen, sind sie von einer durchscheinenden Flüssigkeit umgeben, welche die Membran der Mutterzelle überall da, wo die Kügelchen sie nicht berühren, deutlich sehen lässt. Jene Membran verschwindet allmälig ganz und die Kügelchen oder Tochterzellen werden frei. Je nachdem der Inhalt der Mutterzelle mehr oder weniger verdünnt wurde, finden sich zwischen beiden Arten der Vervielfältigung alle Zwischenstufen. Die Tochterzellen sind der Keimung fähig; der Keimungsakt vollzieht sich unter Bildung sehr verschiedenartiger Formen von Keimschläuchen. Diese dehnen sich entweder zu einer einzigen Zelle aus, welche sich in keimfähige Sporen theilt, oder sie theilen sich, ohne zu zerfallen, den grössten Theil ihrer Länge nach, in oblonge Zellen und nur die Fadenspitze zerfällt in elliptische oder kugelige Sporen, oder es werden endlich verschiedenartig verzweigte Gebilde erzeugt, an deren Spitzen sich die Sporen abschnüren. Von zwei Tochterzellen gleichen Volumens treibt oft die eine einen starken, die andere einen sehr zarten Keimschlauch. Obgleich nun diese letzteren ziemlich schwache Sporen er- zeugen können, vermögen sie doch auch wieder an ihrem Anfangspunkte be- trächtlich anzuschwellen, werden dann in diesem Theile dunkel und stark lichtbrechend und theilen sich endlich in ebenso voluminöse Sporen, als die sind, welche die stärksten Fäden erzeugen, woraus Trecul folgert, dass beide Formen der Keimschläuche einer und derselben Art angehören. Zur Naturgeschichte der Bierhefe hat M. Reesi) einen werth- zur Natur- vollen Beitrag geliefert. — Verf. identificirt zuvörderst den zur Vergährung geschichte derBierbefe. 1) Aus der Botanischen Zeitung vom Verf. im Chemischen Centralblatt. 1869. No. 8. mitgctheilt, Jahresbericht, XI u. XII. 43 anA GährungB- Chemie und Brodbereitung. der Bierwürze und Branntweinraaische verwendeten Hefepilz mit M e y e n ' s Sacharomyces cerevisiae, von welcher das Ferment des Weinmostes specifisch verschieden sei. Einen Unterschied zwischen Unter- und Ober -Hefe lässt Eees nicht gelten. Bei niedriger Temperatur erzeuge die langsam sich ver- mehrende Mutterzelle nicht eher eine neue zweite Sprossung, als bis die erste, vollständig ausgewachsene Tochterzelle sich von der Mutterzelle abgelöst habe; daher in der Unterhefe meist nur isolirte Zellen und paarige Gruppen von Mutter- und Tochterzellen. Die Obergährung dahingegen sei die Function einer durch allseitige reichliche Sprossung sich rasch vermehrenden Bierhefe ; durch länger dauernden Verband der einzelnen Sprossgenerationen entstünden die rosenkranzförmig gegliederten und verästelten Zellgruppen. Unter- und Oberhefe lassen sich durch Temperaturveränderungen in der gährenden Flüssig- keit wechselseitig in einander überführen. Nach einer kurzen kritischen Besprechung der früheren Arbeiten (wohin auch die oben citirte Arbeit Trecul's gehört) über Hefe, geht Verf. zu seinen eigenen Kulturversucheu über. Er trug auf gekochte und ungekochte Scheiben von Topinambur- und Kartoffelknollen, Kohlrabi und Mohrrüben kleine Hefen- mengen in dünner Schicht auf und kultivirte die Hefezellen in vielfach variirten Versuchen meist im feuchten Eaurae ; besondere Vorsichtsmassregeln im Interesse einer Reinkultur wurden absichtlich nicht getroffen. Anfänglich verhielt sich die (Unter-) Hefe auf genannten Substraten ganz so wie in gährungsfähigen Lösungen; die Sprossungen erfolgten an von homogenem Plasma mit höchstens einer centralen Vacuole erfüllten Zellen ziemlich langsam und lieferten meist nur paarige Zellgruppen. Nach vier Tagen trat die Sprossung zurück und fanden sich nun neben fast leeren Zellen jüngere, knospenlose, von feinkörnigem, vacuolenreichem Protoplasma erfüllte Zellen. In diesen verschwanden vom 5. Tage ab die Vacuolen, dicht- körniges Protoplasma erfüllte die Zellen, in welchen 2—4 rundliche Körperchen auftraten, die sich alsbald mit je einer zarten Membran umkleideten ; während die Membran der Tochterzellen sich verstärkte, schwand die Mutterzellen- membran. Der geschilderte Vorgang freier Zellbildung wird vom Verf. mit der Ascosporenentwickelung einfachster Ascomyceten identificirt, so dass die be- schriebenen Mutter- und Tochterzellen die Asci und Ascosporen der Bierhefe darstellen. In altem Fassgeläger fand Verf. (wohl nur zufälligerweise) keine Sporen ; dagegen lieferte reine , mehrmals ausgewaschene Unterhefe, welche in 4 Mm. dicker, von etwas Luft bedeckter, aber von der äusseren atmosphärischen Luft abgeschlossener Schicht aufbewahrt wurde, nach 3 Wochen die schönste Sporenbildung. Kees vermuthet, dass in weggeworfener, vor Zerstörung durch Schimmelbildung geschützter Hefe, Sporenbildung zu finden sein werde. Sie tritt überall da ein, wo bei hinreichender Ernährung Gährung aus- geschlossen ist. Nach der Auflösung der Ascusmembrau bleiben die Sporen unter einander GäliruDg.S' Chemie und Brodbereitung. 675 vereinigt. In gährungsfähigen Flüssigkeiten keimen die einzelnen Sporen und liefern bei mittlerer Temperatur oberlief eartige Sprossungen. Myceliumfiideu undConidienformen waren nicht aufzufinden; ebensowenig existirt ein genetischer Zusammenhang der Bierhefe mit irgend einer anderen Pilzform. Einstweilen sei die Bierhefe als Ascomycet mit nacktem Ascus neben einem auf Agaricus melleus schmarotzenden, von De Bary untersuchten Ascomyceten und neben Exoascus Pruni F. in das System einzureihen. Verf. giebt schliesslich noch einige praktische Winke. Er macht auf das nicht seltene Vorkommen von Oidium lactis und Mycoderma vini in der Hefe aufmerksam, sowie darauf, dass dieselben in gährungsfähigen Flüssigkeiten der Bierhefe unterliegen, nach Beendigung der Alkoholgährung aber dieselbe unterdrücken köunen. Bei niedrer Temperatur (Untergährung) sei die Ent- wickelung genannter Verunreinigungen sehr beschränkt, wenn nicht ganz un- möglich; ein Umstand, aus welchem sich die bessere Haltbarkeit untergähriger Biere erklären lasse. Die Brauerei-Unterhefe scheine eine aus der gemisch- ten Hefe wilder Selbstgährung, wohl zumeist mit Hülfe niedriger Temperatur, allmälig gezüchtete Eace zu sein. Ueber den Bedarf des echten Bierhefepilzes an Aschebe- ueber den s t an dth eilen hat A. Meyer^) Untersuchungen ausgeführt. — Seine ^.r- ■^^^''''^ **" , . , • , 1, • Bierhefe an beiten hatten nicht allein zum Zweck, das Bedürfniss der Hefezelle an mine- Aschebe- ralischen Stoffen zu studiren, sondern überhaupt Licht über die Beziehungen «tandtheuen der anorganischen Pflanzeunährstoffe zu den vitalen Processen zu verbreiten. Wir begnügen uns damit, die Schlussfolgerungen des Verf. mitzutheilen: 1. Der Hefepilz (Sacharorayc. cerevis.) bedarf zu seiner vollkommenen Ernährung ausser Wasser, Zucker und einem Ammoniaksalze mit Sicherheit des pHosphorsauren Kalis und mit grosser Wahrscheinlichkeit eines Magne- siumsalzes. 2. In Flüssigkeiten, die ausser Zucker und Wasser nur saures phosphor- saures Kali und phosphorsaure Ammoniak-Magnesia enthalten, aus denen alle übrigen Körper bis auf zu vernachlässigende Spuren ausgeschlossen sind, ge- lingt es, ziemlich intensive Gährungen von langer Dauer bei anscheinend normaler Ernährung des Hefepilzes einzuleiten, ohne dass bisher in solchen Gemischen eine Gährung beobachtet wurde, die mit Sicherheit auf beliebig grosse Mengen von Flüssigkeit übertragen werden konnte. 3. Das letztere gelang dagegen in Gemischen, die salpetersaures Am- moniak, phosphorsaures Kali, schwefelsaure Magnesia und phosphorsaureu Kalk enthielten, während sich hierbei nicht entscheiden lässt, ob dieser Erfolg der Anwesenheit von Schwefelsäure und Kalk oder nur der günstigen chemi- schen Form der Mischung zuzuschreiben ist. 1) Laiidw. Yorsuchsstationen. 1869. Bd. XI. S. 443. — Vergl. auch dessen »Untersuchuugeu über die alkohohschc Gähruug u. s. w. Heidelberg, 1869.« 43* gyg Gährungs - Chemie und Brodbereitung. 4. Calcium und Schwefelsäure sind entweder entbehrliche Bestandtheile des Hefepilzes, oder es kommt denselben doch nur eine sehr untergeordnete Function bei der Ernährung desselben zu. 5, Das Protoplasma der Hefezellen muss unter Umständen so ausseror- dentlich arm an Schwefelverbindungen sein und kann gleichwohl seine Functio- nen so vollkommen vollziehen, dass der Satz, das Protoplasma jugendlicher Neubildungen sei stets eiweissreich , jedenfalls aufgegeben werden muss, wenigstens so lange man unter Eiweissstoffen schwefelhaltige Verbindungen versteht. Ob die Sätze, welche der Verf. aufgestellt, besonders der fünfte, Gültigkeit behalten werden oder wieder fallen müssen — die Zukunft wird es lehren. DerEinfluss Den Eiufluss des Wassers auf die Lebendthätigkeit der des Wassers jjg£g 2 eilen hat Jul. Wiesner 1) studirt. — Der Wassergehalt lebens- bensthätig- fähiger Hefezellen schwankt zwischen 0 (?) und 80 Proc. -Allmälig lässt keit der sich der Hefe alles (?) Wasser entziehen, ohne dass sie unwirksam ge- Hefezeue. jj^g^^jj^^ ^jj.(j_ Durch rasche Wasserentziehung werden nur die mit Va- cuolen versehenen Hefezellen getödtet, während ganz jugendliche Nichts von ihrer Entwickelungsfähigkeit einbüssen. In ersterem Falle wird die Vacuolenflüssigkeit in Form zahlreicher Tröpfchen im Protoplasma vertheilt; bei allmäliger Wasserentziehung verschwinden auch die Vacuolen allmälig und unter gleichzeitiger Contraction der ganzen Zelle. Durch Eintragen von Hefe in sehr concentrirte Zuckerlösung oder hochgradigen Alkohol werden die Zellen in Folge rascher Wasserentziehung bis auf die allerjüngsten ge- tödtet, eine Gährung findet nicht statt. Lufttrocken gewordene Hefe mit 13 Proc. Wassergehalt erregt, selbst nach sechsmonatlicher Aufbewahrung noch kräftige Gährung. Die Vacuolen sind nicht unbedingt zur Gährung er- forderlich; in einer 45procentigen Zuckerlösung verschwinden dieselben gänz- lich, ohne dass die Alkoholgährung total unterdrückt würde. Die Intensität des in der Hefezelle sich vollziehenden Processes ist vielmehr von dem Wassergehalte des Protoplasmas abhängig und steht zur Concentration der zu vergährenden Flüssigkeit insofern im umgekehrten Verhältnisse, als eine concentrirtere Lösung dem Protoplasma mehr Wasser entzieht. In 2ü— 25procentigen Lösungen ver- gährten 96— 98,5 Proc. des vorhandenen Rohzuckers, in concentrirteren ungleich weniger. In 2 — 4 procentigen Lösungen Hess sich nach 3 Tagen kein Zucker mehr nachweisen, obgleich aus der gebildeten Kohlensäure und dem Alkohol nur 82,6—83,7 Proc. des Rohzuckers als vergohren angenommen werden konn- ten ; es mussten sich also hier grössere Mengen von Bernsteinsäure und Gly- cerin gebildet haben, woraus weiterhin folgt, dass der Wassergehalt der Hefe- zelle den Gährungsprocess auch in qualitativer Beziehung beherrscht. 1) Dingler 's polytechnisches Journal. 1869. Bd. 193. Heft 2. ö. 158. GähruDgs-Cliemie und Brodbereitung. 677 Dem Presshefenfabrikanten P. Reiningliaus in Graz ist es gelungen, eine lufttrockene Pressliefe*) herzustellen, die bei 15 Proc. Wassergehalt und nach halbjähriger Aufbewahrung bei Gebacken dieselbe Wirkung äusserte wie 2/3 ihres Gewichtes frischer Presshefe. J. C. Lermer hat Malz versuche mit Gerste ausgeführt^). — Die für die Praxis wichtige Frage nach dem Verluste der Gerste beim Vermalzen, nach dem Einflüsse der Keimdauer und der verschiedenartigen Führung des Malzprocesses auf die Ausbeute an Extract, insonderheit auf das Verhältniss zwischen Zucker und Dextrin in der Maische 3), gab Veranlassung zu obigen Versuchen, welche ausserdem bestimmt waren, über den Einfluss eines gerin- gen Zusatzes von Schwefelsäure und Chlorkalk (als die Schimmelbildung ver- hindernd und die Keimung begünstigend) zum Weichwasser Licht zu ver- breiten. Zu jedem Versuch wurden 500 Grm. sorgfältig gereinigter und ausgelesener Kömer vei-wendet. Ihr Wassergehalt war durch Trocknen bei 110° ermittelt worden. Die Keimung erfolgte auf über Wasser aufgestellten Sieben. 20 Grm. des Darr- malzes wm-den 6 Stunden laug bei 70° mit 100 CC. Wasser behandelt, darnach auf 250 CC. verdiümt und in der so bereiteten Würze bei 100° die Trockensubstanz, durch Titriren mit Fehling' scher Flüssigkeit aber, in der auf das vierfache Vo- lumen verdünnten Würze, der Zucker und, nach dem Erhitzen der Würze mit verdünnter Schwefelsäure in zugeschmolzenen Röhren bei 110° und Verdünnen auf das achtfache Volumen, das Dextrin bestimmt. Die Resultate sind in folgender Tabelle zusammengestellt; wir haben die Zahlen des Originals auf eine Decimale gekürzt. Malzver- suche mit Gerste. Eingeweicht mit: Brunnenwasser Brunnenwasser mit -^ Proc. englischer Schwefelsäure Brunnenwasser mit h Proc. Chlorkalk Quelldauer, Stunden: 42 60 60 Keimdauer, Tage: 3 4 9 H ^ 5 3 5 7 Enfwickeiung des j Wurzelkeim . . Keimes, die Korn- •! -di , ,i -^ länge = 1 gesetzt l Blattkeim . . . 1 t 2 1 2 ¥ 2 1 2 1 2 2 ,,v^o • V. .u .. trockenes Malz lOOQewichtstheile y *_„pf trockener Gerste ■' r, i "^ ,. , . Zucker "*'^'*'" Dextrin 93,7 61,6 31,3 28,2 91,8 61,2 31,0 25,9 85,4 55,9 30,6 23,8 91,9 90,5 61,9 1 58,2 31.5 32,9 27.6 1 22,7 81,0 52,9 29,4 20,0 93,9 60,4 29,4 2G,4 89,6 59,3 32,7 22,8 86,1 57,3 32,5 20,7 100 Gewichtstheile Extract trockenes Malz v Zucker lieferten Dextrin 65,8 33,4 30,1 66,7 33,8 28,2 65,4 35,8 27,4 67,3 34,3 30,1 64,3 36,4 25,1 65,3 36,3 24,8 64,3 31,3 28,1 66,2 36,4 25,4 66,5 37,7 24,0 1) Dingler's polytechnisches Journal. Bd. 194. Heft 2. S. 165. Sf) Ebendaselbst. Bd. 188. S. 324. 3) Vergl. S. 679 dieses Jahresberichts. • g7g Gähruogs Chemie und Brodbercitung. Die Abnahme der Malzausbeute mit der wachsenden Keiradauer ist eine bekannte Thatsache; der Zusatz von Schwefelsäure zum Einweichwasser hat dieselbe erheblich gesteigert. Die Zahlen für die Extractausbeute zeigen ziem- liche Schwankungen, welche hauptsächlich durch die verschiedene Malzaus- beute bedingt sind, da das Malz selbst bezüglich seines Extractgehaltes weit grössere Gleichmässigkeit zeigt. Mit der Keimdauer wächst auch der Zucker- gehalt der Würze, während sich der Gehalt an Dextrin vermindert — am erheblichsten nach Anwendung von Schwefelsäure. Die Zuckerbildung in der Würze wird durch die Vegetationsvorgänge nicht erheblich alterirt; das gleiche Gewicht Gerste lieferte nahezu dieselbe Zuckermenge, die Keimdauer mochte 3 oder 9 Tage betragen. Dahingegen ist der Verlust an Dextrin nicht un- beträchtlich. Die Zellwände des Gerstekorues werden nachLermer bei der Keimung resorbirt, wodurch der Zellinhalt dem sacharificirenden Einflüsse der Diastase zugänglich gemacht wird. Hierdurch unterscheide sich Gerste und verwandte Braumaterialen wesentlich von anderen mehlreichen Samen, z. B. den Erbsen, welche deshalb für den Brauprocess nicht in gleicher Weise sich eignen könnten. Verf. erklärt sich die Eesorption der Zellwände durch die bei der Keimung statthabende Bildung eines auf Cellulose lösend wirkenden Fermentes und gedenkt hierbei des von Mitscher lieh in faulenden Kartoffeln aufgefundenen Cellulosefermentes. EiDfluss Ein hierhergehörender kleiner, wie es scheint von Ph. Zoelleri) aus- des Queu- geführter Versuch ergab, dass g^'pshaltiges Wasser sich sehr gut als Quell- die Dauer wasser für Gerste eignet, vielleicht sogar besser als reines Wasser, dass des Kei- dagegen Kochsalz (,in grösserer Menge ) enthaltendes Wasser zum Malzen mungsactes -^gQJgej. geeignet ist. Die in reinem und gypshaltigem Wasser eingeweichte Gerste hatte in 4 Tagen Blattkeime von der 11/4 fachen Länge der Körner getrieben; die in kochsalzhaltigem Wasser eingeweichte Gerste bedurfte hierzu 8 Tage, die Keimentwicklung war äuserst ungleichförmig. Beiträgezur C. John^) hat gleichfalls Beiträge zur Kenntniss des Malzpro- Kenntniss cosses geliefert. — Die zum Versuche verwendete Gerste enthielt 15,2 Proc. TcesBet Feuchtigkeit, besass ein durchschnittliches Körnergewicht von 0,0441 Grm. im lufttrockenen und 0,0374 Grm. im trocknen Zustande, lieferte beim Waschen 1,2 Proc. Staub und gab beim Einweichen 0,54 Proc. Abschöpfgerste. Die Weiche dauerte bei 12,5° C. 48 Stunden, worauf die Portion I. bei 6,5 — 9°, Portion II. (14 Tage später) bei 15—22° in einer mit Wasserdunst gesät- tigten Atmosphäre zum Keimen hingestellt wurde. Bei No. I. betrug nach 19 Tagen die Länge des Wurzelkeims bis zu ^/i, bei No. II. nach 5 Tagen 1) Oekonomische Fortschritte. 1868. No. 43 u. 44. 2) Der Bayer. Bierbrauer. 1869. No. 7. Gährangs • Chemie uud BroJbereituiig. 679 bis ZU V4 der Kornlänge, die Länge des Blattkeims in beiden Fällen ^/4 — Vs von der des Korns. Durch das Weicbwasser wurden (auf bei 110° C. getrocknete Gerste berechnet) 0,216 Proc. verbrennliche und 0,175 Proc. unverbreunliche Stoffe ausgezogen. Der Trockengehalt der geweichten Gerste betrug 55,8 bis 57,3 Proc. 100 Theile wasserfreie Gerste lieferten: I. II. Malz excl. Blatt- und Wurzelkeime .... 83,09 85,88 Blattkeime 3,56 3,09 Wurzelkeime 4,99 4,65 91,64 93,62 Verlust an organischer Substanz iu Form vou Kohlensäure, Wasser u. s. w 8,36 6,38 100,0 100,0 Die übrigen Hauptergebnisse des Versuchs gehen aus folgender Zusam- menstellung hervor : Auf 100 Theile bei 110° Auf das aus lOOTheileu bei getrockneter Substanz 110° getrockneter Gerste berechnen sich : entstandene Malz kommen : Malz I. Malz II. Gerste Malz I. Malz II. Fett 2,20 2,44 2,73 1,91 2,16 Zucker 1,62 1,49 0,34 1,49 1,39 Sonstige in Alkohol lös- liche Stoffe . . . 9,84 7,26 2,99 9,01 6,80 In Wasser lösliche Stoffe 6,79 5,47 2,62 6,22 5,12 Cellulose i) 7,70 8,93 12,24 6,67 7,92 ^^. , ^ „ f Malzkorn . . 1,56 1,63 1 , „ J 1,35 1,45 Stickstoff^,, , , . ,' , - ., \ 1,73 \ ,,^^_ ,..^. l Malzkeim . . o,81 5,41 J l 0,29 0,2.-) /Malzkorn. . 2,31 2,28 1 f 2,00 2,02 Ascne . . I j^j^i^jjei^^ ^ 6,52 6,46 i ' 1 0,33 0,30 Um den Einfluss zu bestimmen, welchen die Verschiedenheiten im Malz- processe auf die Extractausbeute, den Gehalt der Würze an Mineralstoffen und die Trebermeuge ausübten, wurden die Malzsorten für sich, die Gerste unter Zusatz von 50 Proc. Malz vermaischt. Von 100 Theilen trockener Gerste wurden erzielt: Gerste Malz I. Malz II. Extract 69,75 64,06 64,79 (Mineralstoffe) . . . 1,35 1,23 1,20 Treber 30,25 22,49 24,18 Ueber das Verhältniss zwischen Zucker und Dextrin in veibäuniss der Bierwürze und über die Vergährbarkeit des Dextrins, von "^^^ ^"'^''®'"^ 1 • T T zum Dextrin J. Gschwaendler 2). — Verf. untersuchte die nach 6 verschiedenen Brau- i„derwiirz8 methoden dargestellten Würzen und die daraus erzielten Biere; er gelangte u.vergäbr- zu folgenden Proceutzahlen: . YeSälem^ 1) Nach Fr. Schulze's Methode bestimmt. 2) Aus »der Bierbrauer, Bd. 11. No. 10« durch Polyt, Centralbh 1S68. S. 1529. 680 Gährnngs - Chemie und Brodbereitang. Würzen. Gehalt au Satzver- fahren De- coction Eng- Usches Ver- fahren In- fusions- Ver- fahren Mit Stärke- zusatz 1) Bock Zucker Dextrin Stickstoffhaltige Substanz , 4,37 7,61 4,85 6,24 0,79 5,00 7,70 5,26 6,68 5,31 6,23 0,67 7,10 8,60 1,35 Biere" (nach der Bottichgährung). Alkohol Zucker Dextrin Stickstofflialtige Substanz 2,94 2,81 2,96 3,13 3,03 1,46 1,58 1,68 1,33 1,59 4,77 4,61 5,26 4,80 4,56 — 0,38 — 0,44 3,38 2,32 6,91 0,74 Das Verhältuiss des Zuckers (= 1) zum Dextrin beträgt hiernach; in den Würzen im Biere . . . 1,74 3,27 1,29 2,92 1,54 3,14 1,27 3,61 1,17 2,87 1,21 2,98 Das Verhältniss beider Stoffe zu einander ist also ein sehr wechselndes, von der Braumethode und wahrscheinlich auch vom Eohmaterial abhängiges^). Das Infusionsverfahren ausgenommen, ist das Verhältniss des Dextrins zum Zucker im Biere ein um so höheres, je mehr jenes schon in der Würze vor- waltet. Aus dem Alkoholgehalte der Biere und der Hefeproduction (stickstoff- haltige Substanz in der Würze minus stickstoffhaltige Substanz im Biere) und unter Annahme, dass 180 Th. Zucker 92 Th. Alkohol und 88 Th. Kohlen- säure liefern, berechnet Gschwaendler, dass von dem Dextrin der Würze vergohren seien (Proc): Satz- . Englisches Infusions- Mit Stärke- Verfahren Decoction Verfahren Verfahren zusatz Bock 39,29 28,21 33,77 30,54 29,21 22,44 Bereits 1859 hat Rei schaue r^) nachgewiesen, dass, wenn man die beim Maischen stattgefundene Zuckerbildung = 1 setzt, die Gesammtzuckerbildung im Brauprocesse des Müuchener Franziskanerkeller -Bieres 1,4 betrug. Analysen Altmärkl- scher Hopfensor- ten. Analysen verschiedener Hopfenproben, von M. Siewert*). No. 1. Späthopfen, aut gesundem Torfe gewachsen. Köthlich, sehr locker, enthält sehr viel Samenkörner und Stengel, hat keinen bemerkbaren Geruch und wenig Lupulinkörner ; sehr kleine Kätzchen. — No. 2. und 3. Aus Holzhausen. Von grüner Farbe und angenehmen Gerüche; die Kätzchen sind meist kurz. — No.4. Späthopfen aus Lotsche (Ki\ Gardelegen). Lange dicke Kätzchen von hellgrüner 1) Auf 100 Pfd. Malz 10 Pfd. Stärke. 2) Ueber den Einfluss des Malzverfahrens vergl. diesen Jahresbericht S. 677. 3) Polytechnisches Journ. 1859. Bd. 165. S. 451. 4) Stadelmann's Zeitschrift. 18G8. S. 272. — Beziehendlich früherer Hopfen- analysen vcrgl. Jahresbericht 1859/60. S. 83. und 1862/63. S. 58. OäbruDgB - Chemie und Brodbereitung. 681 Farbe und sehr angenehmen Gerüche. Er enthält mehr Samen als der bayerische Hopfen. Sem Harz fühlt sich beim Reiben härter an als bei jenem. — No. 5. Später Grünhopfen aus Holzhausen, auf an Kali und Humus reichem, fettem Letten- boden gewachsen. Ansehen, Geruch und Weiche des Harzes denen des bayerischen Hopfens Nichts nachgebend. — No. 6. Bayerischer Grünhopfen. — Sämmtliche Proben stammten von der 1867 er Ernte und waren ungeschwefelt. Procentische Zusammensetzung. Bestand No. 1. No. 2. No.3. No.4. No.5. 12,06 13,24 13,54 10,85 11,53 77,02 78,76 76,35 80,61 78,86 9,20 6,94 7,53 8,06 6,74 1,72 1,06 2,58 0,48 2,87 13,50 20,00 19,60 18,00 25,50 9,78 11,66 12,00 13,82 16,70 8,56 11,50 11,00 12,50 12,00 65,88 55,26 55,86 58,65 50,97 No.6. Wasser Organische Stoffe Asche Sand In Alkohol lösliche Bestandtheile . . Hierin Hopfenharz Nach der Extractiou mit Alkohol in Wasser Lösliches In Alkohol und Wasser Unlösliches . 13,45 78,88 6,70 0,97 23,00 18,40 12,50 51,05 Hopfen, ohne vorherige Behandlung mit Alkohol, mit Wasser ausgekocht, enthielt im Wasserextracte : Gerbsäure Asche . . 4,56 4,56 3,79 5,18 4,38 4,53 4,00 4,82 3,49 5,16 3,24 5,18 Hiernach scheint der beste Hopfen derjenige zu sein, welcher das meiste Harz und am wenigsten Gesammtasche enthält, beim Extrahiren mit Alkohol und Wasser aber den geringsten Rückstand hinterlässt. Die an Hopfenharz reichsten Proben 5 und 6 sind ausserdem noch durch den niedrigsten Gehalt an Gerbsäure und den höchsten an in Wasser löslichen Mineralstoffen aus- gezeichnet. Procentische Zusammensetzung der Aschen. No. 1. No.2. No.3. 23,95 35,15 25,19 0,93 0,94 1,18 16,16 15,33 17,63 5,70 6,18 5,22 1,12 1,82 2,00 17,90 17,54 17,69 4,09 4,74 3,79 13,53 13,81 16,17 2,06 2,01 1,30 No.4. No. 5. No. 6. Kali Natron Kalkerde Talkerde Phosphorsaures Eisenoxyd Phosphorsäure . . . . Schwefelsäure Kieselsäure Chlor 35,51 1,00 13,74 4,74 1,27 15,52 3,85 14,89 2,60 33,93 1,07 14,91 3,92 2,26 16,48 4,71 15,58 2,50 32,21 0,82 15,58 7,66 1,62 17,21 4,14 10,69 0,84 Dem Chlor äquivalenter Sauerstoff 85,44 0,46 Kohlensäure (Differenz) 84,98 15,02 97,02 0,45 90,17 0,29 93,12 0,59 95,36 0,56 90,77 0,19 96,57 3,43 100,0 100,0 89,88 10,12 92,53 7,47 100,0 100,0 94,80 5,20 100,0 90,58 9,42 100,0 gg2 Gährungs - Chemie und Brodbereitung. Der niedrigste Harzgehalt in Nr. 1 und 3 entspricht auch dem niedrig- sten Gehalte der Aschen an Kali; der beste bayerische Hopfen enthält wenig Chlor und viel Talkerde. S i e w e r t glaubt hieraus folgern zu sollen , der anzuwendende Hopfendünger müsse reich an Kali und Talkerde und arm an Chlor sein. ueber das J. Reiset^) machte die Beobachtung, dass die Bildung der salpetrigen v^n"!!? ?tri ^^'^'^^ ^^^ ^^^ Vergährung der Eübensäfte zum Zwecke der Alkoholgewinnung ger Säure immer nur dann eintritt, wenn diese eine nicht genügende Menge freier Säure bei der Gab- enthalten. Die Gährung verlangsamt sich, es bildet sich in den Bottichen Rübensaftes ^^^^ Salpetrige Säure und «ndlich macht die Alkoholgährung, selbst nach Zusatz von viel gesunder Hefe, einer starken Milchsäuregährung Platz. Verf. fand im Liter Eübeusaft 0,534—0,775, im Mittel 0,634 Grm. Ammoniak. Dasselbe sei darin an schwache Säuren gebunden und erfahre unter Um- ständen eine Oxydation zu salpetriger Säure. Wenn der Rübensaft soviel freie Säure enthielt, als 3 Grm. Schwefelsäuremonohydrat entsprechen, so ver- lief die Alkoholgährung stets ungestört. Reiset verwendete die Schwefel- säure mit günstigem Erfolge und gelangt deshalb zu der Ansicht , dass die salpetrige Säure nicht der in den Rübensäften enthaltenen Salpetersäure ihren Ursprung verdanken könne. schiösing Gegen diese Ansicht sprechen zunächst Untersuchungen T h. S c h 1 o e s i n g's und Rey ge- un(j Q^^ Rey's^). Sie fanden, dass faulender Tabaksaft Stickoxydul und gen Reiset. •' ^ 7 j ' Kohlensäure entwickelte und dass dabei die Menge der im Safte enthaltenen Nitrate abnahm. Als zu faulendem Harne Salpeter gesetzt wurde, begann die Entwicklung von Stickoxydul- und Stickoxydgas. Bei der Milchsäure- gährung einer Zuckerlösung entwickelten sich da, wo kein Salpeter zugegeben war, Kohlensäure und Wasserstoff, bei Gegenwart von Salpetersäure aber Kohlensäure, Stickoxydul und Stickoxyd. Nun aber ergab sich weiter, dass nur in neutralen oder alkalischen Flüssigkeiten die Zersetzung der Nitrate erfolgte, in saueren aber unterblieb und in alkalischen durch Uebersättigen der freien Base zum Stillstand gebracht werden konnte; hiermit findet der von Reiset beobachtete günstige Einfluss eines Schwefelsäurezusatzes zum Rübensafte seine einfache Erklärung. Dubrunfaut's Dubrunfaut^) findet die erste Veranlassung ,zur sog. Salpetrigsäure- und Be- Gährung in der Anwendung unzulänglicher und schlechter Hefe. Er nimmt cbamp's An- i , . „ , sichten, dabei ebenfalls eine Reduction der salpetersauren Salze an. Bezüglich der Reiset 'sehen Ansicht bemerkt endlich A. Bechamp*), dass er zwar keine Thatsachen anführen könne, welche deren Richtigkeit be- 1) Compt. reiid. T. 66. p. 177. 2) Ibidem, p. 237. 3) Ibidem, p. 275. *) Ibidem, p. 547. Gährungs -Chemie und Brodbereitung. 683 stätigten , dass er aber eine Oxydation des Ammoniaks zu salpetriger Säure nicht für unmöglich halte. Entgegen der Schloesing'schen Ansicht be- hauptet Bechamp, dass nicht die Producte der Fäulniss, sondern die Fäulniss- fermente die Reductiou der Nitrate bewirken. Wir machen bei dieser Gelegenheit noch auf die Beobachtung A. Beyer 'si), über die Bilduug von Salpeter- und salpetriger Säure aus Ammoniak aufmerksam. W. Schultze^) veröffentlichte Untersuchungen über die Milch- säuregährung der Maische. — Die in den Maischen stets vorhandene Milchsäure ist das Product der Milchsäurehefe, der Milchsäuregährung. Die in der Atmosphäre schwimmenden Pilzsporen geben die Veranlassung zur »primären« Milchsäuregährung; da der auf dem Getreide und Malze sich ab- lagernde Staub reich an Pilzsporen ist, so ist zunächst im Rohmaterial selbst der Grund jener Gährung zu suchen. — Von der primären ist die secuudäre Milchsäuregährung zu unterscheiden; die fertig gebildete Milchsäurehefe hat nämlich, analog der Alkoholhefe, die Eigenschaft, in süssen Maischen sich sofort fortzupflanzen und Milchsäuregährung hervorzurufen. Hieraus folgt, wie nothwendig es ist, die im Brauerei- und Brennereibetriebe im Gebrauche befindlichen Gefässe auf das Sorgfältigste zu reinigen. — Die Milchsäurehefe bedarf zum Aufbaue ihres plasmatischen Inhaltes des Stickstoffes, weil dieser ein constituirendes Element des Protoplasmas der Hefezellen ist. Die Dauer und Energie der Milchsäuregährung ist von der vorhandenen Stickstoffmenge abhängig. Eine aus Roggen und Malz bereitete Maische säuert, weil an Proteinstoffen reicher, energischer, als eine aus Malz allein dargestellte; es hängt aber die Milchsäuregährung und ihre Energie nicht allein von dem absoluten Gehalte der Maischen an Stickstoff, sondern auch von einem eigen- thümlichen Mischungsverhältnisse zwischen diesem und den vorhandenen Kohlehydraten ab. An sich bilden die Maischen nicht den günstigsten Boden für die Milchsäuregährung, sie werden hierfür aber durch grösseren Roggen- verbrauch geeigneter. — Die Practiker hegen den Glauben, dass Maische, sobald deren Zuckerb ilduugsdauer über die gewohnheitsgemässen 1 V2 — 2 V2 Stun- den ausgedehnt wird, während dieser Zeitverlängerung einer raschen Säuerung anheimfalle. Diese Furcht ist grundlos, so lange die Temperatur bei der Zuckerbildung nicht unter 60° C. sinkt; 35—45° scheinen die der Entwicklung der Hefe günstigste Temperatur zu sein — durch Abkühlen unter 25° wird sie immer mehr verzögert. Das Streben nach rascher Abkühlung der Maische ist daher ein durchaus gerechtfertigtes. Die jeder Maische während der bei 65° stattfindenden Zuckerbildung eigene sauere Reaction rührt von sauren phosphorsauren Salzen her. Verdünnte Maischen sind der Milchsäuregährung günstiger als concentrirte. — Die Milchsäurebildung in der Maische wird durch die bereits vorhandene Milchsäure beeinträchtigt, durch Abstumpfen 1) Jahresbericht. 1867. S. 125. 2) Dingler's polytechnisches Journ. Bd. 187. S. 501. e.üA Gährungs- Chemie und Brodbereitung. der Säure mit Basen (Soda ii. s. w.) aber gefördert. — Die in durchaus gut gereinigten Gefässen befindliche Hefenmaische zeigt während ihrer Säuerungs- periode häufig Erscheinungen, wie wenn sie durch Alkoholhefe in geistige Gährung versetzt worden wäre. Dieses »freiwillige Aufgähren« ist eine Milch- säuregährung, welche das normale Maass überschritten hat. Bei jeder Milch- säuregährung werden Kohlensäure und Wasserstoff gasförmig entwickelt. Verläuft dieselbe innerhalb der gewohnten Grenzen, so bleiben beide Gase in der Maische gelöst — dies kann bis zur völligen Sättigung derselben mit Gasen andauern; dauert die Säuerung darüber hinaus fort, so beginnt die Maische zu arbeiten, die gebildeten Gase entweichen in die Luft. Die Ursache des freiwilligen Aufgährens der Hefenmaische ist einmal in einem grösseren Staub- (Sporen-) Gehalte des verwendeten Malzes oder Getreides, weiterhin in der zu langsamen Abkühlung oder endlich in einem ungünstigen Verhält- nisse der stickstoffhaltigen Substanz zum Zucker zu suchen. Staubfreies Koh- material, das richtige Gewichtsverhältniss von Eoggen und Malz, die Ver- wendung eines Malzes von zureichender sacharificirender Kraft, Abkürzung der Säuerungsperiode und, wenn nöthig, beschleunigte, künstliche Abkühlung werden das freiwillige Aufgähren der Hefenmaische beseitigen. Die schwef- C Rei tle chne r ^) spricht sich, auf Grund eines Versuches mit Mais- lige Säure jjja^jg(.]j0^ güustig Über die Anwendung der schwefligen Säure im reibeJiebe Brennereibetriebe aus. Ihre Wirkung besteht zunächst darin, dass sie die Reaction der Diastase oder des Maltins auf die Stärke beträchtlich be- fördert und, gleich anderen Säuren, die Zellhäute und Concretionen , welche die Stärke in den Früchten umgeben, erweicht und löst. Die schweflige Säure wird dem Maischgute während des Einteigens in wässeriger Lösung zugesetzt. Für 100 Pfd. Mais werden 2—3 Lth., für die gleiche Menge Roggen 1 V2 -2 Lth. Schwefel verbrannt und die hierbei sich bildende Säure in einen Eimer Wasser geleitet, worin nach Fleischmann, welcher 1862 die Anwendung der schwef- ligen Säure in zahlreichen Fabriken einführte, das Schrot 24 Stunden zu weichen hat. Da bei der nachfolgenden Anwendung von Dampf ein Theil der Säure aus der Maische sich verflüchtigt, so ist, mit Rücksicht auf deren günstige Wirkung auf den Gährungsprocess, je einem Eimer Maische auf dem Kühlschiffe neuerdings Vi Maass obiger Lösung zuzusetzen. Der günstige Ein- fluss dieser Säure auf den Gährungsprocess ist zwar anerkannt, aber nicht erklärt; dass sie die Bildung der Essigsäure hindert, ist bei ihrer sauerstoff- absorbirenden Eigenschaft begreiflich, dass sie die Fuselöle (wenn auch nur theilweise) zersetzt, kann angenommen werden, dass sie aber auch sonst noch durch ihre sauerstoffbindende und zuckerbildeude Kraft während der Gährung vortheilhaft wirkt, ist aus der von Fleischmann angegebenen Mehrausbeute von 20— 24 Proc. beim Mais zu folgern. Reitlechner erzielte bei seinem 1) Wiener landw. Ztg. 1868. No. 26. — durch landw. Centralbl. für Deutsch- land. 1868. Bd. 2. S. 50. Qährangs-Choml9 und Brodbereitung. 635 Versuchsbrande in der That eine, wenn auch nicht 20 Proc. betragende Mehr- ausbeute. Eine Beschi-eibung und Abbildung des von M. Hatschek construirten Appa- rates zur Darstellung -svassriger schwefliger Säure findet sieb in Diu gier 's poly- technischem Jouru. Bd. 188. S. 246 und im Polytechnischen Centralbl. 1868. S. 887. — Bei Mais darf die Maische auf höchstens 80° C. erhitzt werden. Diese Erfahrung und die günstige Wirkung der schwefligen Säure auf den Maischprocess dürfte vielleicht mit Beobachtungen Dubrunfaut'si) im Emklange stehen, wonach Stärke, welche bei höheren Temperaturen und bei bei Gegenwart von verhältnissmässig nur wenig "Wasser verkleistert wurde, der verflüssigenden und sacharificirenden Einwirkung des Malzes gänzlich unzugänglich werden kann. Kleine Beiträge zur Maisbrennerei, von W. Schultze^). — Spiritus- In Anbetracht, dass nur wenige Angaben über die aus Mais erzielten Spiritus- ^^^''j^^jj ausbeuten vorliegen^), und dass, wie Verf. annimmt, es zweifelhaft sei, ob und welcher Antheil der Gesammt- Spiritusausbeute dem zur Sacharification angewendeten Malze zu Gute gerechnet worden sei, führte er einen Versuchs- brand aus. Schultze vermischte 2240 Pfd. Maismehl und 560 Pfd. Malz- mehl mit 2300 Quart Wasser. Die Grösse des Vormaischbottichs erlaubte keinen grösseren Wasserconsum. Nach 12stündigem Einweichen des Maismehls mit 1920 Quart Wasser wurde der Brei auf 95° C. erhitzt; hierbei trat so stark Kleisterbildung ein, dass die Maischmaschine in Gefahr kam zu zerbrechen. Nach einer halben Stunde wurde die Masse theils durch Zusatz des noch fehlenden Wassers, theils durch Oeffnen des Bottichs und Arbeiten der Maisch- maschine bis auf 67,5° C. abgekühlt und nun das Malzmehl zugesetzt. Die Temperatur sank auf 65°, bei welcher Temperatur, unter stetem Arbeiten der Maschine, sich in 2^/2 Stunden die Zuckerbildung vollzog. Nach dem ra- schen Kühlen der Maische wurde diese auf den Gährbottich abgelassen, mit Wasser und Hefe, welche in einer Maische aus gleichen Theilen Malz und Koggen kultivirt worden war, vermischt und bei einer Temperatur von 22,5° der Gährung überlassen. Die Maische zeigte 16 Proc. am Sacharometer. Nach 28 Stunden begann der Hefentrieb. Nach 64 Stunden Gährdauer wurde die bis auf 4,3 Proc. vergohrene Maische abgebrannt. Auf 100 Pfd. Mehlmischung betrug der Ertrag 1015 Qu.-Proc. oder, abzüglich der für 20 Pfd. Malzmehl sich berechnenden Spiritusausbeute von 240 Qu.-Proc, 775 Qu.-Proc. Alkohol; 1 Pfd. Maismehl lieferte also 9,69 Qu.-Proc. Alkohol. Der Gährraum betrug 6188 Qu.; auf 1 Qu. davon berechnen sich demnach 4,59 Proc. Alkohol. Die von Anderen beobachtete Abscheidung von fettem Oele auf der Oberfläche der Maische konnte Schultze nicht beobachten. Der zu obigem Versuche benutzte kleinkörnige, gelbe Mais von 79 Pfd. Scheffel- gewicht gab beim Vermählen 5,26 Proc. Hülsen und 2,02 Proc. Mahlverlust. 1) Vergl. diesen Jahresbericht S. 671. 2) Dingler' s polytechnisches Journ. Bd 189. S. 504. 3) Jahresb eincht. 1867. S. 332. g36 Gährungs- Chemie und Brodbereitung. Kritik des Gegen den vorstehenden Versuch W. Schultze's wendet sich Walth. schuitze- Schmidt^). Wir wollen hier nur die hauptsächlichsten Einwendungen her- schen Ver- i u suciis. vorheben. Verf. tadelt das zur Darstellung des Maismehls angewandte Ver- fahren; die Körner hätten erst einmal grob geschroten werden müssen und sei dieses Schrot in Mehl zu verwandeln gewesen. Die Härte des Maiskornes führe bei directer Mehlfabrikation eine zu hohe Erhitzung herbei, welche der Verarbeitung auf Spiritus hindernd entgegen trete. Zum Mahlen des Mais's verwende man lieber schlesische statt der französischen Mühlsteine. Weiter- hin sei das von Schuitze auf 100 Qu. Gährraum angewendete Material (451/4 Pfd. Mais und Malz) zu gering; in Ungarn würden 57 Pfd. verwendet und reichlich 20 Proc. Zucker erzielt. Bei der Zuckerbildung sei der Maische Ruhe zu gewähren und jede unnöthige Abkühlung zu vermeiden; der Zweck der von Schuitze getroffenen gegentheiligen Maassregeln sei unverständlich. Bei viertägigem Vermaischen müsse eine Temperatur von 22,5° als zu hoch bezeichnet werden; selbst in Oesterreich würden, bei der meist nur 24 stün- digen Gährdauer, die Maismaischen nicht wärmer als 22,5° gehalten, oder 25° im Winter — bei viertägiger Maische (in Preussen) seien 17 1/2 — 18^/4, bez. 20° ausreichend. Demzufolge sei auch die Vergährung nicht vollständig genug verlaufen; in Ungarn erreiche man in 24 Stunden 4 Proc. Balling, während bei Schuitze der Vergährungsgrad (?) nur 4,3 Proc. betrage. Die von Schuitze erzielte Spiritusausbeute müsse vor der Maisbrenuerei ernst- lich warnen; sie reiche gerade aus, die Kosten des Rohmaterials zu decken, sämmtliche Betriebskosten fielen der Schlempe zur Last. Nun stellt aber die Schuitze' sehe Ausbeute von 9,69 Proc. noch nicht einmal das wirkliche Minimum dar. Er verwendete zur Hefebereituug 5 Proc. vom Mais an Malz und ebensoviel Roggen. Bei Berechnung der auf den Mais fallenden Spiritus- ausbeute habe er das erstere wahrscheinlich, den letzteren bestimmt nicht in Anschlag gebracht. Wenn man zu Gunsten des Schultze'schen Versuchs annehme, dass er nur den Roggen (1 Pfd. = 12 Proc. Tr. Spiritus) unberück- sichtigt gelassen habe, so würden sich dann für 1 Pfd. Mais nur 9,09 Proc. Tr. berechnen, und wenn man endlich berücksichtige, dass beim Vermählen des Maiskornes 2,02 Proc. verloren gehen, so betrage die Ausbeute auf 1 Pfd. Maiskorn nur 8,9 Proc. Tr. Spiritus. Was die Abscheidung von fettem Oele anlange, so sage Körte (Branntweinbrennerei, S. 192): »Ist der Maisch- process besonders gut gelungen und die Gährung recht regelmässig, so scheidet sich auf der Oberfläche der gährenden Masse eine bedeutende Quantität eines orangefarbenen Oeles ab.« Aus inneren Gründen sei endlich zu folgern, dass die von Schuitze angezweifelten hohen Ausbeuten anderer Beobachter in der That auf Mais allein zu beziehen seien: 1) Schlesische landw. Ztg. 18G8. No. 48-51. Gäbrungs- Chemie und Brodbereitung. 687 Hamilton 1) mit 13 Proc. Tr. pro 1 Pfd. Mais Bergsträsser2) » 13,1 » » 1 » » Hohenheimi) » 13,2 » » 1 » » Gläser » 14,0 » » 1 » » Gumbiiiner 3) » 15,4 » » 1 » » 68,7 Proc. Tr. = 13f 1. M. W. Schmiedt bespricht ausserdem noch die in Oesterreich erzielten Spiritus- ausbenten bei der Maisbrennerei. Sie betragen in der Regel 9,52 Proc. Tr, bei eintägiger, 10,61 und selbst 11,7 Proc. bei 30— 36 stündiger Gährdauer (vom Beginne des Einmaischens bis zum Abtriebe) und excl. Malz. Uebrigens theilt W. Schultze*) spätere in einer grossen ungarischen Maisbrennerei gemachte Beobachtungen mit, aus denen hervorgeht, dass sein Versuch keinen Maassstab für die Rentabilität der Maisbrennerei abgeben kann. Das Maismehl wurde in jener Fabrik mit schwefligsaurem Wasser 20 bis 24 Stunden eingeweicht, darauf in den Maiskoehern durch Rührwerk in Bewegung gesetzt, bis zum fliessenden Brei verdünnt und mit Dampf auf 70 °R. erhitzt. Während dieser 1—2 stündigen Digestion wurde das Grün- malz im Vormaischbottich kalt eingemaischt, alsdann der Maisbrei zugegeben, das Ganze 2 Stunden lang bei 52° belassen, die so gewonnene Hauptmaische rasch gekühlt und in den Gährbottichen mit der in kräftiger Gährung befind- lichen Hefenmaische vermischt. Die Concentratiou der Maische betrug 13 — 14 Proc. Bg. , die Anstel- lungstemperatur 23 — 24° R. ; hierbei gerieth die Maische rasch in sehr leb- hafte Gährung, so dass sie nach 16—18 Stunden nur noch 1 — 1,4 Proc. Bg. zeigte und in den 10200 Quart fassenden Bottichen die Temperatur bis auf 31 —32° stieg. Auf der Oberfläche der vergohrenen Maische sammelte sich stets eine starke Schicht dunkelrothen Oels. Das Gesammtmaterial bestand aus Hauptmaischmaterial . 86,13 Proc. Mais . . 71,60 Proc. Hefemaischmaterial . 13,87 » Gerste . 19,97 » Roggen . 8,43 » Hauptmaischmaterial Hefemaischmaterial Maismehl . . 83,15 Proc. Roggenscbrot . . 60,75 Proc. Gerste . . . 16,85 » Gerste .... 39,25 » Auf je 100 Pfd. Hefenmaischmaterial wurden 127,8 Quart Einmaisch- wasser verwendet; die Zuckerbildungstemperatur betrug 52°. 1) Otto, Lehrbuch der rationellen Praxis der landw. Gewerbe. Aufl. 5. Bd 1 S. 475. 2) Jahresbericht. 1867. S. 332. 3) Anleitung zur Branntwein- und zur Maisbrennerei insbes. Lemberg, 1857. 4) Ding 1er 's polytechnisches Journ. Bd. 193. Heft. I. S. 83. ggg OKfarangS • Cbemie und Brodbereltang. Auf 100 Qu. Gährraum wurden 52,5 Pfd. Gesammtmaterial vermaischt; 1 Qu. des ersteren lieferte durchschnittlich 6,28 Qu.-Proc. Alkohol. 100 Pfd. Gesammtmaterial lieferten in der Zeit vom Juni 1868 bis April 1869 in jener Fabrik durchschnittlich 1 197 Qu.-Proc. Alkohol. Der Eohspiritus besass einen unangenehmen Geruch und Geschmack liess sich aber durch einfache Destillation in hohen Colonnenapparaten leicht rectificiren. Alkohol- Nach Payeni) haben Dachet und Machard ein Verfahren ent- bereitung (jeckt, die s 0 g. in cru st ir enden Bestandtheile der Zellwände des Ter^prpier- Holzes in Zuckcr umzuwandeln. — In einem grossen Bottich, welcher fabrikation 8000 Lit. Wasser und 800 Kgr. gewöhnliche Salzsäure enthält, werden 200 Kgr. aus Holz ^üQjje Scheiben von Fichten- oder Tannenholz eingetragen; die Flüssigkeit wird durch Dampf zum Kochen erhitzt und 24 Stunden darin erhalten. Hier- nach wird die sauere Flüssigkeit abgezogen und zu 99 Proc. mit kohlensaurem Kalke gesättigt, worauf bei 22—25° durch Hefe die Gährung eingeleitet wird. Durch Destillation erhält man eine dem erzeugten Krümelzucker entsprechende (?) Quantität Alkohol. Aus dem holzigen Rückstaude im Bottich wird Papierbrei gewonnen, der zur Fabrikation von Tapeten-, Packpapier u. s. w. verwendet wird. ueberF;ibri. Uebcr Fabrikation von Flechtenbranntweiu sind von Prof. kation von Steuberg- Stockholm gelungene Versuche angestellt worden, die derselbe branltwTin t^GJls in ciuem Berichte an die Akademie der Wissenschaften 2) theils in einem eigenen Schriftchen 3) der Oeffentlichkeit übergab. — In der Einleitung be- spricht Stenberg zunächst die Möglichkeit, die näheren organischen Bestand- theile verschiedener Flechtenarten in gährungs fähigen Zucker umzuwandeln, und geht dann im ersten Kapitel des Näheren auf das Vorkommen des Eenn- thiermooses (Cladonia rangiferina L.), seine Wachsthumsbedingungen, den Mo- dus der Einsammlung und Magazinirung ein, sowie endlich auf die national- ökonomische Seite einer Spiritusgewinnung aus ßennthiermoos besonders für Skandinavien; wir verweisen diesbezüglich auf das Original und die Ueber- setzung. Das zweite Kapitel handelt von der Spiritusgewinnung selbst. Die ver- arbeitete Flechte enthielt durchschnittlich 71 Proc. lufttrockene reine Flechte und 29 Proc. Verunreinigungen. Die Verzuckerung der Flechte erfolgte in hölzernen Bottichen durch ver- 1) Aus Compt. rend. T. 64 p. 1167 durch Cham. Centralbl. 1868. S. 20. 2) Öfvens. af Kongl. Vetensk. Akad. förhandl. 1868. No. 1. 3) Om Tillverkning af Lafbrännin af Stenberg, Prof. i kemi vid karolinska med. kirurg. Institutet. Med en litografiered Plansch, Stockholm, Iwar Haeggströms Boktryckeri. 1S68. — üebersetzt von A. v. Krempelhub er. — München, und in der Wiener landw. Ztg. 1869. No. 51 und 52 mitgetheilt. Gährnngs - Chemie und ßrodbereitung. 689 dünnte Salzsäure und Dampf; sie wurde so lange fortgesetzt, bis eine Probe der Masse auf kalter Glasplatte zu einer steifen Gallerte erstarrte, die nach dem Abreiben mit Wasser und Filtrireu in starkem Alkohol keine Trübung (Dextrin) veranlasste. Die verdünnte Maische wurde jetzt mit Modalakreide neutralisirt, gekühlt und mit der Hefeumaische gemischt. Die letztere enthielt 8 Theile Malz und 1 Theil Eoggenmehl; auf 100 Theile Flechte wurden 15 Theile trockene Hefenmaterialien verwendet. Aus den vom Verf. mitgetheilten Einzelresultaten berechneten wir fol- gende Mittel: vom 26. Juui bis 21. Juli. 850 Pfd. rohe = \ bedurften zur Verzuckerung einer 603,5 » reine Flechte und > 7^ — 10 stündigen , im Mittel 61 » Salzsäure von 1,165 spec. Gewicht ) Sstüudigen Kochung; 51 Pfd. Kreide. 131 Pfd. Gährmaterialien. » ^.., -, ^^ . . .„^ o^ j . ^ „ , X o, o o ^ Gahrdauer: 60 bis 120 Stunden, Anstellungstemperatur : 31,3 C. > . ,,.,, , „^ ox i _, , , . o A^ o n ™ Mittel 96 Stunden. Temperatursteigerung : 2,06 0. ' Ausbeute: 218,1 Liter Spiritus von 50 Proc. vom 22. Juli bis 14. August. 1275 Pfd. rohe = \ bedurfton zur Verzuckerung einer 905,3 » reine Flechte und > 8 — 13 stündigen, im Mittel 91,8 » Salzsäure von 1,165 spec. Gewicht ) 9^ stündigen Kochung; 76,5 bis 85 Pfd., im Mittel 8U Pfd. Kreide.' 181,4 Pfd. Gährmaterialien. 1 -,.., , „^ , . .^„ „, . , „ , . Ol oo n l Gahrungsdauer : 72 bis 120 Stun- Anstcllungstemperatur : 3 ,2 C. > i • ,;r. . ^ r, rp »^ • oIao n 1 den, im Mittel 93 Stunden. Tenipcratui'steigerung : 3,34 C. I ' Ausbeute : 304,2 Liter Spiritus von 50 Proc. Die sonstigen, die Details betreffenden, meist praktischen Bemerkungen des Verf. übergehen wir. Im 3. Kapitel werden die Qualitäten des Flechtenspiritus, seine Verwen- dungsweise und die Flechteuschlempe und ihre Benutzung besprochen. Der Flechtenbranntwein aus reiner Flechte besitzt einen schwach mandel- artigen Geruch und Geschmack, der aus ungereinigter zeigt, in Folge der Bei- mengung von Kiefernadeln und dergleichen einen an Genevre erinnernden Geschmack. Die Reinigung durch Holzkohle soll sich gut bewerkstelligen lassen und der Flechtenspiritus zur Essigfabrikation völlig geeignet sein. Die Flechtenschlempe würde erst nutzbar werden, wenn man die Salzsäure, anstatt mit Kreide, mit Soda neutralisirt; eine solche Schlempe enthielt: Wasser 93,13 Proc. Organische Stofl'e 6,12 » Salze . 0,75 » 100,0 Jahresbericht , XI. u. XI 1. 44 690 OährungB - Chemie und Brodbereltnng. In Skandinavien bestehen zur Zeit bereits eine grössere Anzahl Flechten- brennereien, die mit verbesserten Apparaten und mit nur 5—8 Proc. Hefen- material arbeiten. Ueber die Benutzung des Rennthiermooses zur Branutwein- gewiunung theilt auch A. Müller^) seine Erfahrungen mit. Er hatte Gelegenheit, die Stenberg'schen Versuche als Preisrichter in Augenschein zu nehmen und war durch sein Preisrichteramt genöthigt, Versuche über die Verzuckerungsfähigkeit der Eennthierflechte anzustellen. Eine von C. G. Zetterlund analysirte, nach mehrwöchentlicher trockner Wärme von einem kahlen Felsen bei Stockholm gesammelte Probe dieser Flechte enthielt: Wasser 9,5 Proc. Proteinstoffe 2,6 » Fett 1,4 )' Rohfaser 13,4 » Kohlehydrate (Stäi'ke und Amylocellulose) .72,1 » Mineralstoffe 1,0 » 100,0 Zu den Versuchen über die Zuckerbildung wurde das gereinigte und ge- pulverte Material in kleinen Glaskölbchen mit den Säuren bei etwa 95° in einem besonderen Digestionskessel behandelt und der gebildete Zucker durch titrirte Kupferlösung bestimmt; etwa nach vorhandenes Dextrin ward durch Alkohol abgeschieden. In Arbeit genommen wurden 2 — 5 Grm. Flechtenpulver. Auf 100 Theile Rennthierflechte wurden gebildet an wasserfreiem Traubenzucker (C12H12O12): Versuche mit verdünnter Schwefelsäure Procentgehalt der Säure 2) und Verhältniss der Flechte zur Säure. 5 Proc. Verhält- niss 2,5 Proc. Verhält- niss 1,66 Proc. Verhält- niss Daaerder Digestion : 10 Stunden 12 » { 20 » 30 » 40 » 27,7 Proc. 32,5 » 1 1.9 33,9 Proc. 23,1 » 24.4 » 41.5 » 63,5 » 57,3 « 1 :5 1 : 2 1 : 4 1- 32,5 Proc. l : 6 1) Die landw. Versuchs -Stationen. Bd. XI. S. 321. -) An wasserfreier Säure (SO3). Gährnngs- Chemie und Brodbereitung. 691 Versuche Procentgehalt der Säure und Verhältniss der Flechte zur Säure. mit ! Ver- Ver- Ver- 1 Ver- Salzsäure 20 Proc. hältn. 10 Proc. hältn. 5 Proc. hältn. 2'5P^««-hältn. DigestioDS- daner: 4 Stunden 25,5 Proc. — — — — — — S » 10 )) 26,3 » 1:2,5 49,0 Proc. ^ 56,3 Proc. 63,5 Proc. — 12 » 38,7 Proc. 1 fi2,0Proc. 53,2 Proc. — 18 » — — 39,8 » >1:5 58,6 » >1:5 — 2U » — — — — 69,3 Proc. >1:5 24 » — — 37,2 Proc. J 49,5 Proc. , — 30 » — — 29,1 » 45,5 » 62,1 Proc. 40 » — ■ 62,1 » ■' Müller vermuthete auf Grund vorliegender Versuche, dass der gebildete Zucker durch die Säuren wieder zerstört werde, und fand diese Vermuthung in zahlreichen Versuchen, die wir übergehen müssen, bestätigt. Bei Anwendung von Schwefelsäure stieg der Zuckerverlust einer Eohrzuckerlösung bis auf 57 Proc, als 2,5 Grm. 40procentiger Zuckerlösung 7 Stunden lang mit 2,5 Grm. 20procentiger Schwefelsäure digerirt wurden ; bei Salzsäure betrug der Verlust in maximo 58,2 Proc, als 5 Grm. lOprocentiger Zuckerlösung mit 5 Grm. lOprocentiger Salzsäure 30 Stuuden in Berührung waren. Verf. leitet aus allen diesen Beobachtungen ab, dass luftrockne Eenn- tierflechte mehr Zuckerrohstoff enthält als die gebräuchlichen Cerealien, und unter günstigen Verhältnissen (ohne Zuckerzerstörung durch Säure) bis über 90 Proc. seines Gewichts Zucker liefern könnte. Ueber die Flechtenschlempe spricht sich Müller nicht gerade günstig aus. Er fürchtet einmal einen Zerfall der Proteinstoffe der Flechte unter dem Einflüsse der Säure und die Bildung von für die Ernährung werthlosen Spal- tungsproducten (Tyrosin u. s. w.), und glaubt andererseits, dass die Flechten- brennerei die Mehrkosten für die im Vergleiche zur Kreide theuere Soda kaum werde vertragen können. Eine Flechtenwürze enthielt in 100 Cc. 4,8 Grm. Traubenzucker, was 29,6 Proc. vom Gewichte der angewandten Flechtenraenge entspricht. In der Schlempe wurde eine Zuckermenge gefunden, welche 6,8 Proc. vom Gewichte der in Arbeit genommenen Flechtenmenge betrug, so dass also 22,8 Proc. vergohren waren. Verf. macht endlich noch auf die Phosphorsäure aufmerksam, als ein Material, das zur Verzuckerung in mehrfacher Hinsicht geeigneter sein dürfte, als Schwefel- oder Salzsäure, und dass es angezeigt sein möge, die Flechten- substauz zuerst nur zu verflüssigen, darauf aber durch möglichst verdünnte Säure die Verzuckerung zu bewirken. 44* m Öährangs - Chemie und Brodbereitung. DieFnseiöie Isid. Pierre und E. Puchot^) haben im Phlegma des Eübenspiritus des Rüben- AcetaMehjd, Ämyl-, Butyl- und Propylalkohol nachgewiesen. undMelasüe- Spiritus. Krämer und Pinne r^) fanden in dem, gleich anfänglich beim Eintritt von Wasserdampf in die Blase übergehenden Vorlauf eines Melasserohspiritus ebenfalls Aldehyd, Acetal, eine flüchtige , leicht Ammoniak abspaltende Base und andere noch unstudirte Verbindungen. In dem gegen Ende der Eecti- fication übergehenden Vorlaufe zum Fuselöle fanden die Verff. ebenfalls Butyl - und Propylalkohol und hoffen , dass auch Methyl- und Caprylalkohol sich werde nachweisen lassen. Alkoholpro- G. E. Habich^) theilt eine Tabelle mit zur Ermittelung des cente und Alkoholgehaltes sehr armer Destillate, wie solche z. B. bei der Gericht T\- -A-öalyse von Bieren und anderen geistigen Getränken erhalten werden. Wir kohoiarmer gcbcu dieselbe gckürzt (von Vs zu Vs Vol.-Proc.) hier wieder: Destillate. Wasser = 1000. Alkohol- procente nach Maass nach Ge- wicht Specifi- sches Gewicht Alkohol- procente nach Ge- wicht Specifi- sches Gewicht Alkohol- procente nach Maass nach Ge- wicht Specifi- sches Gewicht Alkohol- procente nach Maass nach Ge- wicht Specifi- sches Gewicht 1,0 2 4 6 8 2,0 2 4 6 8 3,0 9 0,80 0,96 1,12 28 44 60 76 92 2,08 24 40 50 998,.50 998,20 997,90 997,60 997,30 997,0 996,72 996,44 996,16 995,88 995,60 995,32 3,4 6 8 4,0 2 4 6 8 5,0 2 4 6 2,72 88 3,04 20 36 52 68 84 4,0 16 32 48 995,04 994,76 994,48 994,20 993,92 993,64 993,36 993,08 992,80 992,54 992,28 992,02 5,8 4,64 6,0 81 2 97 4 5,13 1 6 30 8 46 7,0 62 2 78 4 94 6 G,ll 8 27 8,0 43 991,76 991,50 991,24 9^0,98 990,72 990,46 990,20 989,96 989,72 989,49 989,24 989,0 8,2 6,59 4 75 6 92 8 7,08 9,0 24 2 40 4 56 6 72 8 88 10,0 8,04 988,76 988,52 988,28 988,04 987,80 987,56 987,32 987,08 986,84 986,60 Analyse Champion und Pellet*) haben die sog. Wiener Presshefe einer der Wiener ^ualyso Unterworfen. Sie fanden in 100 Theilen: Presshefe. 1) Compt. rend. T. 66 p. 302. 2) Chem. Centralblatt. 1869. No. 57. — Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. _ Bd. 2. S. 401. 3) Der Bierbrauer, von Habicb. 1869. Bd. XII. S. 75. 4) Ans »Payen, Precis de chim. industr. Edit. 5« durch Polytechnisches Jüuniiil. isiis. Bd. l'JO. S 153. Oähruogs-Clieniie und Urodbereiiung 693 iu der Asche: Wasser 75,0 Kali 22,3 ~~ ~ Natron 15,9 in der Trockensubstanz: Kalkerde 1,3 Stickstoffhaltige organ. Materie . 4&,1 Talkerde. . . . . . . . . 5,0 Flüssiges, verseifbares Fett . . 3,46 Eisenoxyd und nicht näher best. ^sclie 81 Substanzen 2,4 ' Phosphorsäure 46,9 Schwefelsäure und Chlor . . . Spuren Kieselsäure 1,8 Wasser (m. d. Phosphaten verbünd.) ? 4,4 100,0 Nach Payen (a. a. 0.) wird die Wiener und Mährische Hefe aus einem Ge- menge von Malz, Koggen und Mais dargestellt. Während der Gähruug der Maische erzeugt sich zunächst ein leichter Schaum; dann erscheint Hefe, die 3 — 4 mal abgeschöpft wird. Aus 100 Theilen Getreide werden circa 10 Theile Hefe gewonnen. Es ist klar, dass nach dieser Methode nur der wii'ksamste Theil des Fermentes gesammelt und eine, weil sehr gut ernährte, auch ausserordentlich wirksame Hefe gewonnen wird. Der gute Ernährungszustand geht nach Payen auch aus dem hohen Gehalte des Fabrikates an Fett und Mineralstoffen heiTor. Dur in und Co.i) in Steene bei Dünkirchen bereiten ihre auf der pariser Hefe aus Ausstellung prämiirte Plefci) aus den Rückständen der Stärkefabriken, der Rüben- verscUiede- spiritus - Brennereien und dem Schaume bei Scheidung der Zuckersäfte. 7 Pfd. """ ^aj^'''- kfitionsrück- dieser Hefe (10 Sgr) sollen für 2000 Pfd. Melasse ausreichen, während von englischer ständen. Presshefe 28 Pfd. (68 Sgr.) erfordert werden. Zur Chemie des Weines, von J. Mos er 2). — Ueber die Qualität weinmost- edler in Ungarn gebauter Traubensorten, die unter guter Kultur stehen, giebt Analysen, folgende üebersicht Aufschluss. Die Sacharometeranzeige bezieht sich auf Balling's Instrument; die Zuckerbestimmungen sind durch Polarisation mittelst eines Soleil-Duboscq, die Säurebestimmungen — auf Weinsäure bezogen — durch Titrirung mit Natron ausgeführt. Traubensorte Sacharometer- Anzeige des Mostes 1865. 1866. 1867. Traminer Weisser Burgunder . . . Riesling Grauer und blauer Clävner 25,7 Proc. 25,0 » 25,0 » 27,1 Proc. 27,8 » 24,4 » 25,4 » 23.5 Proc. 21,9 » 21,3 » 22.6 » 1) Schlesische landw. Zeitung. 1868. No. 39. 2) Agronomische Zeitung. 1868. S. 321. 694 GährnngB ■ Chemie und Brodbereitung. Traubensorte Zucker in Proc. 1865. 1866. 1867 Säure in Proc. 1865. 1866. 1867. Verliältniss des Zuckers : Säure 1865, 1866. 1867. Traminer "Weisser Burgunder Püesling Grauer u. blauer Glävner 26,1 25,0 25,0 24,8 25,9 21,2 24,6 22,8 20,9 20,5 22,0 0,28 0,49 0,53 0,36 0,52 0,51 0,70 0,35 0,54 0,68 0,39 90:1 51:1 47:1 68 :1 49,8:1 41,6:1 34,3:1 65 :1 38,7 : 1 32,5:1 56,4:1 Moser knüpft hieran folgende Bemerkungen: Legt man den Maassstab für die Güte des Mostes in den Zuckergehalt und in das Verhältniss zwischen diesem und dem Gehalte an Säure, so zeigt sich beim Traminer in beiden Fällen eine beträchtliche Abnahme, die aber das von Gall aufgestellte Nor- male (40: 1) bei Weitem nicht erreicht. Burgunder und Kiesling sind unter jene Norm gesunken; sie zeigen sich überhaupt durch das kalte und regen- reiche Jahr 1867 weit mehr beeinflusst, als der Traminer, der auch in diesem Jahre säurearm blieb. Sehr auffallend war beim Moste von 1867 der grössere Bedarf an Bleiessig behufs der Polarisation, welcher auf einen grösseren Gehalt an Proteinstoffen und auf Schwierigkeiten bei der Gährung und Klärung schliessen lässt. Most- Most- und Treber-Analysen aus dem Jahre 1868 liegen vor von nndTreber-c. Noubauer'). — Gleich denen Moser 's sind auch diese Most-Analysen naysen. ^^^ Anbahnung einer genauen Charakteristik der verschiedenen Weinjahre ausgeführt worden: in Procenten 'S V P^ bc ü .05 5 bO^ ia S Neroberg. Kiesling; gekeltert 28. October . » » y> Traminer; gekeltert 31. October » II. Qual. » » Markobrurmen. Auslese; gekeltert I.November Steinberg. Auslese ; gekeltert 1 . November II. Qualität; 1. November . . . . 1,095 1,095 1,098 1,096 1,117 1,115 76,72 76,79 75,74 76,92 69,92 70,78 76,40 18,06 18,06 18,97 18,40 23,56 24,24 19,13 0,42 0,42 0,50 0,45 0,46 0,43 0,42 0,22 0,-21 0,26 0,27 0,19 0,18 0,20 4,11 4,04 4,08 3,58 5,43 3,92 3,59 0,47 0,48 0,45 0,38 0,44 0,45 0,31 1) Wochenbl. des Vereins nassauischer Land- und Forstw. 1869. No. 31. — Landw. Centralbl. f. Deutschland. 1869. Bd. 2. S. 318. Gährnngs- Cbetnie und Brodbereitnng. 695 Um festzustellen, bis zu welchem Grade die im Kheingau gebräuchliche Schraubenlselter eine möglichst vollständige Mostgewinnung gestatte, wurden einige Kelterungsversuche angestellt, zu denen bemerkt wird, dass in der Praxis sicher nicht so hohe Procentmengen an Most erzielt werden. Traminer Beeren des Nerobergs. am 31. October 76 Proc. Most mit 17,2 Proc. Zucker; Zuckergehalt der Treber 6,49 Proc. Ausgelesene Beeren des Stein bergs in Procenten CO 11 CO CD o N :i o o Sonstige organische Stoffe §1 am 2. November 59,8 Proc. Most am 5. » 62,7 » » 1,130 1,166 66,68 60,74 26,82 30,63 0,20 0,23 0,11 0,14 5,66 7,71 0,53 0,55 Beeren v. 2. Novbr. in 100 Pfd. Beeren . . Zucker : 20,33 Pfd. im Moste » 16,0 » in den Trebern .... » Rosinenbeeren v. 5. Novbr. 26,65 Pfd. 19,20 » 4,33 Pfd. 7,45 Pfd. Um zu versuchen, ob und inwieweit sich die grossen Zuckermengen iu den Trebern durch geringere Moste verwerthen Hessen, wurden kostbare Rosinenbeeren vom Rüdesheimer Berg (A.) und noch grüne gesunde Riesling- beeren (B.) derselben Lage gekeltert. in Procenten Specifi- sches Gewicht Wasser Zucker Säure Protein- stoffe Sonstige organ. Stoffe Mineral - Stoffe A. 50,8 Proc. Most B. 80,0 » » 1,2075 1,0705 51,53 81,80 35,45 15,47 0,45 0,50 0,32 0,29 11,62 1,68 0,63 0,26 125 Gnn. des Mostes B. blieben eine halbe Stunde lang mit 92 Grm. Trebern von A. in Berührung; der abgepresste Most zeigte folgende Zusammen- setzung : II 1,1045 I 74,48 I 21,06 | 0,41 | 0,29 | 3,38 | 0,38 » . Was ich mit der Schraubenkelter nicht herauszubringen im Stande bin, das versuche ich auf andere Weise zu gewinnen. Habe ich geringen Most, so verwende ich diesen — fehlt derselbe, so greife ich zum Wasser, und erziele mit den Auslesetrebern guter Jahre immer noch einen Traubenwein, der die gewöhnlichen Producte schlechter Jahre weit übertreffen wird.« Verf. macht nun noch darauf aufmerksam, dass die Trebern alsdann schnell verarbeitet werden müssen, weil sie rasch au Zucker verlieren (zu QQQ Gäbrungs- Chemie und Brodbereitung. brennen anfangen); Trebern, welche gleich nach dem Keltern 6,7 Proc. Zucker enthielten, hatten davon nach Stägigem Liegen im Haufen 4,3 Proc. verloren. Weitere Weinmostwägungen wurden auf dem Muster- und Versuchswein- berge des Güterbesitzervereins in Stuttgart i) ausgeführt. Es genüge bezüglich dieser der Hinweis. Wein- J. Pohl2) imtersuchte Weine aus der Bukowina und aus Steyer. Analysen, ^^ark. Aus der Bukowina. No. 1. Weingarten in Zuyka am linken Pruthufer, am Fusse der das Thal einscäumenden Hügel, durch Baumpflanzungen und Einfriedigungen ge- schützt; Lössboden. Gross-Kiesling. 1868er. No. 2. Wie No. 1. Klein-Kiesling. No. 3. Wie No. 1. Diamanttraube. No. 4. Czernowitzer; Weingarten an den westlichen steilen, sich 200 F. über den Pruth erhebenden Abhängen; Blocklehm. Grauer Clävner und Traminer. 1868er. No. 5. Sadagorer; südliche Lage; alter Flusslehm mit dichtem Tegel als Untergrund. Frühburgunder und Gutedel. 1866er. No. 6. Wie No. 5. Weisser Frühburgunder. 1868er. No. 7. Eittersberger (steyrischer). 1865er. Gewicht -Proc. Wasser Alkohol Säure Extract No. 1. 90,60 6,94 0,58 1,88 » 2. 92,0 5,83 0,37 .1,80 » 3. 87,02 9,18 0,80 3,0 » 4. 90,19 7,14 0,55 2,12 » 5. 89,81 7,29 0,55 2,35 » 6. 90,73 6,90 0,50 1,87 » 7. 88,18 9,50 0,80 1,82 Die geringe Qualität, welche den Weinen aus der Bukowina bei der Weinkost zugeschrieben wurde, ist nach Pohl 's Ansicht weder in klimatischen und Bodenverhältnissen, noch in der Wahl schlechter Eebsätze zu suchen, sondern lediglich durch eine höchst mangelhaft und irrationell betriebene Kellerwirthschaft bedingt. Zu dem Eittersberger Wein bemerkt Pohl, dass ein verhältnissmässig säurereicher Wein oft woniger sauer schmecken kann, als ein Product mit weit geringerem Säuregehalte; wahrscheinlich bedinge ein höherer Alkoholgehalt diese Erscheinung. 1) Württombergisches Wochenbl. f. Land- und Forstwii-thschaft. 1868. S. 240. 2) Wiener landw. Zeitung. 1869. No. 26. Ö. 59. Gäbrungs- Chemie uud BiodbereitiinK. ß97 Winke für das Kelteruiigsgeschäft, von M.^). — Verf. empfiehlt weinmost- den vollständigen Abschluss der Luft, sobald die Gährung des Mostes eintritt, gährung weil die nach oben sich ziehenden Trester der Luft viel Oberfläche darbieten Kowen- und Veranlassung zur Säuerung geben. Wo hermetisch verschliessbare Gähr- säuredecko. bütten nicht vorhanden sind, da genügt ein einfaches Bedecken der Gefässe mit Brettern oder Matten; die bei der Gährung sich entwickelnde Kohlen- säure bildet alsdann die schützende Decke gegen den Zutritt der Luft. Ein Beunruhigen der gährenden Masse soll möglichst vermieden werden, besonders gegen Ende der Gährung, wo die Kohlensäurebildung schwächer wird. Das Untertauchen der Trester und Durchrühren der Gährmasse soll nach Verf.'s Ansicht nur einmal und zwar nur einige Stunden vor dem Ablassen vor- genommen werden, um den gelösten Farbstoff auf die Flüssigkeit zu über- tragen. Auf Weissweine ist obige Methode nur bis zu einem gewissen Stadium anwendbar, weil zwar die Dauer- und Gewürzhaftigkeit dadurch erhöht, die Farblosigkeit dagegen in Etwas beeinträchtigt wird. In Betreff des Zeit- punktes des Ablassens empfiehlt Verf. ein mehrmaliges Wägen des Mostes. Gute Qualität zeige im frischen Zustande 80—100° und mehr, nach 3—4 Tagen nur noch 2—4°. Bei Weissweinen soll das Ablassen schon bei 10 und 20° vorgenommen werden. Von L. de Martin^) sind sehr interessante Untersuchungen über die ueber die Weinbereitung und die Aufbewahrung des Weins bei völligem ""^«'°^'"^«'- Ausschlüsse der Luft ausgeführt worden. Der gährende Most befand Aufbewah- sich in ringsum dicht verschlosseneu Bottichen; die Kohlensäure entwich rung des durch gebogene Glas- oder Metallröhreu , deren äusseres Ende 5 Centimeter ^!j"' ^^' o a y _ völligem tief in Wasser tauchte. Gleiche Apparate waren den Fässern aufgesetzt, in Ausschlüsse welchen der junge Wein sich befand. Die Gährung dauerte 18 Tage. Im der Lutt. März des folgenden Jahres wurde der Wein abgezogen; er hatte mehr Farbe und Aroma, war reicher an Alkohol und besass mehr Durchsichtigkeit und Glanz, als der von gleichem Materiale ohne Abschluss der Luft bereitete Wein. Der letztere hielt sich auch weniger gut. Der Absatz aus dem bei Luft- abschluss bereiteten Weine war dichter, seine Theile hingen fester zusammen, eine Bewegung vermochte ihn nicht so leicht in der Flüssigkeit aufzuschlämmen, als dies bei auf gewöhnliche Weise bereitetem Weiuc der Fall war. Beförderung der Gährung des Obst- und Wein mostes, mit Beförderung Bezugnahme auf die Bereitung des Schaufelweins, von W.^). — ^f^^f'""^ "= ° n 1 11 • ^'^^ Mostes Das einfache Verfahren ist folgendes. Wenn das Fass bis auf den nöthigen ^^^^^ ^^, Kaum angelegt ist, so wird ein Gährungstrichter, durch welchen der Anfang wegung. 1) Württembergisches Wochcnbl. f. Land- und Forstwirthschaft. 1868. S. 203. 2J Compt. rend. 1868. T. 66. p. 863. 3) Württembergisches Gewerbcbl. 18G7. No. 43. — Durch polytechnisches Centralbl. 1868. S. 142. {COg Gähnings- Chemie und Brodbereitung. der in ihrem Gange sonst schwer zu beobachtenden Gährung sich zu erkennen giebt, aufgesetzt. Je nach der Entwicklung der Fermentation wird der Trichter abgenommen, ein Pfahl in das Spundloch eingesetzt, etwa 10 Minuten lang tüchtig gerührt und dann jener wieder aufgesetzt. Nach Bedarf wird diese Operation in Zwischenräumen von 2 — 4 Tagen so lange wiederholt, bis sich nach dem Eühren keine Gährung mehr zeigt. verbesBe- Uebcr W c in VC r b e SS 6 r u H g, von K. Kolbi). — Bereits vor Jahren rung ge. jjggg Ygj-f ejn aufrechtstchendes Fass mit einem sehr fein durchlöcherten, Ilndweine V2 Zoll Über dem Holzboden angebrachten Blechboden versehen , und setzte durch Luft- den so zwischen beiden Böden entstandenen Raum mit einem starken Blase- zufuhr und ^^-^^ ^^ Verbindung. Sobald der junge (römische) Wein in das Fass gegossen ' worden war, wurde der Blasebalg 5 Minuten lang in Bewegung gesetzt. Nach mehrwöchentlichem Liegen hatte der Wein seine vorige Kraft wiedererlangt und konnte als alter passiren. Als dem Verf. die Untersuchungen Pasteur's^) bekanntwurden, behandelte er gewöhnlichen römischen Wein, der sich selten über ein Jahr hält, zunächst auf obige Art und erwärmte ihn darnach bis auf 62,5° C. Nach 3 Wochen fand sich ein guter, völlig klarer und ziemlich fein schmeckender Wein vor, dessen Ursprung nicht mehr zu erkennen war. Einen schlagenden Beweis für den günstigen Einfluss der Wärme auf Weine hat die »Compagnie des grauds vins de Bourgogne« 3) geliefert. Sie sandte am 10. November ISilo einen 59er Bordeaux -Wein mittelst Segelschiffs nach Sanct Fran- cisco, woselbst er am 23. Mai 1866 ankam. In der heissen und kellerlosen Stadt blieb der Wein 6 Wochen lang in seiner Kiste, wurde am 6. Juni nach St. Nazaire geschickt und kam am 23. September mit unverletztem Siegel in Paris an, woselbst er während der Ausstellimg im Jahre 1867 noch 8 Wochen in der Sonne des Mars- feldes zubrachte. Die Jury fand ihn ganz wunderbar. Der Niederschlag war ver- schwunden, die Farbe bewahrt, er zeigte sich klar, voll, anreizend, duftig und frisch. Man hielt ihn für 2 Jahre älter, als die gleichen Weine, welche zu Hause gebheben waren. Die vor der Abreise bis zum Stopfen gefüllten Flaschen zeigten einen leeren Raum von 5 — 6 Mm. weinconser- Uebcr die Conservirung des Weines durch Erhitzen (nach rationdurch pa,steur) siud auch von einer Commission französischer Sachverständiger 1 zeu. -gj^tersuchungen *) angestellt worden und haben zu folgenden Resultaten geführt: 1. Das Erhitzen der Weine schützt dieselben (ohne dass man behaupten kann, ihre Haltbarkeit werde dadurch auf unbegrenzte Zeit gesichert) min- J) Württemberg. Gewerbebl. 1868. No. 8. - Polytechn. Centralbl. 1868. S. 1135. 2) Jahresbericht. 1865. S. 370 — 1866. S. 420. 3) Journ. d'Agricult. pract. 1868. No. 5. — Durch landw. Centralblatt für Deutschland. 1868. Bd. 1. S. 319. ■<) Annales de Chemie et de Physiques, 4. serie, t. XV. p. 107 — Dingler 's polytechnisches Journ. 1868. Bd. 192. Heft 3. S. 245. Gährungs -Chemie und Bi-odbereitang. g99 destens sehr lange vor jeder Veräudernng, und dieses Verfahren verdient daher bei allen Weinen angewendet zu werden, welche auf den Handels- und Kriegs- schiffen verwendet, namentlich bei solchen, welche in die Colonien versendet werden sollen. 2. Der Wein muss auf eine zwischen 55 und 60° C. liegende Temperatur erhitzt werden. Zum Erhitzen empfiehlt die Commission den Ferro y'schen, an Bord der Kriegsschiffe zur Erzeugung süssen Wassers verwendeten Kühlapparat. Der- selbe besteht aus einem flachen viereckigen Kasten, in welchem ein von See- wasser umgebenes Schlangenrohr liegt. Lässt man in dieses Wasserdampf treten und ersetzt man das Seewasser durch Wein, so nimmt der letztere alsbald die gewünschte Temperatur an. Für eine definitive Anordnung wäre die Einrichtung zu treffen, dass der erhitzte Wein in einem zweiten Apparate an Stelle des Dampfes tritt, hier einen Theil seiner Wärme an den kalten Wein abgiebt, welcher vorgewärmt im ersten Apparate fertig erhitzt wird. Der einfache Apparat gestattet, in einer Stunde 5320 Liter Wein mit einem Kostenaufwande von 5—6 Centimes per 100 Liter zu erhitzen. Zwei andere Apparate zur Weinerhitzung sind der Oenotherme von M. Terrel des Chenes') und der Eos signoTsche Apparat-). Der erstere kostet 1000 Fr es. und erlaubt, in einer Stunde 1200 Liter Wein zu erhitzen; der RossignoFsche, mit dem bereits auch in Deutschland und Oesterreich Versuche angestellt wurden, kostet nur 140 Frcs., liefert aber bei einem Kostenaufwande von 10 — 12 Centimes per Stunde nur 600 Liter erhitzten Wein. J. Huck^) redet, in Ansehung der der ungeheuren Consumtion gegenüber Bereitung spärlichen Production ächter Naturweine, einer scharfen Trennung dieser im e'nes guten Handel und Verkehre von den verfälschten und dieser wieder von den künst- ''^y^^^^^'^ lieh dargestellten Weinen das Wort. Verf. giebt zur Bereitung letzterer eine von ihm vielfach mit günstigem Erfolge erprobte Vorschrift 20 Pfd. Stärke- zucker werden in 100 Pfd. heissem Wasser gelöst und unter Umrühren ^U Pfd. phosphorsaures Natron, ^'2 Pfd. Weinsäure, ^U Pfd. weinsaures Kali und Vs Pfd. Kochsalz zugefügt. Nach erfolgter Lösung der Salze ist die Flüssigkeit auf ein Eimergebinde zu füllen und nach Zusatz von 1/2 Pfd. klein gehackter, in Gährung übergeführter Rosinen bei 15° der Gährung zu überlassen, die nach 8—10 Wochen ruhigen Verlaufs vollendet ist. Unter Umrühren wird nun ^Is Pfd. Tannin, in einer kleinen Quantität der vergohrenen Flüssigkeit gelöst, zugefügt und nach mehrtägigem Stehen die geklärte Flüssigkeit auf ein anderes, bestä,ndig voll zu haltendes Fass abgezogen. In einem kühlen Räume erfolgt 1) Joum. d'Agric. prat. 1869. No. 31. p. 201. (mit Abbildung). 2) Genie industriel, October. 1868. p. 201. — Dingler's polytechnisches Journ. Bd. 191. Heft 1. S. 7.5. (mit Abbildung). 3) Artus; Vierteljahresschrift für technische Chemie. 1S68. S. 213. — Poly- technisches Gentralbl. 1868. S. 1340. 700 Gährungs- Chemie und Brodberoitung. die weitere Behandlung des jungen Weines, welche sich ganz derjenigen der ächten Naturweine anschliesst. Durch geschickte Benutzung der im Handel vorkommenden Weinessenzen lassen sich die verschiedenen Weinsorten auf das Täuschendste nachkünsteln. Das Product trägt den Charakter eines wirk- lich guten Weins. Verbessertes Das in Schleswig-Holstcin übliche sog. Schwarzbrod schmackhafter Verfahren m^^i leichter verdaulich zu machen, ohne seiner Nahrhaftigkeit Ein- Ting^des ^i'^ö "^^ thun, giebt eine Eingeborene folgende Vorschrift i): Eoggenschrot sogenannten wird durch ein mittelfeines Sieb gesichtet, um die Kleie vom Feinmehl zu Schwarz- trennen. Erstere wird mit Wasser zu einem massig dicken Brei angerührt und 24 Stunden bei Seite gestellt, darnach etwas Sauerteig und wenig Wasser zugegeben und die Masse 2 Tage lang der Gährung überlassen, nach welcher Zeit man sie durch ein grobes Tuch presst. Mit diesem etwas erwärmten » Kleie -Extracte« ist nun, unter Zusatz von Kochsalz, das Feinmehl an- zusäuern und der Teig 12 Stunden der Euhe zu überlassen. Nach dem Durch- kneten mit trockenem Mehle werden kleine Brote geformt und diese 1 1/2 Stun- den der Backofenhitze ausgesetzt. 114 Pfd. ßoggenschrot lieferten bei einem Versuche 1 38 Pfd. Brod von der Kraft des sonst üblichen Schwarzbrodes und der Weisse und Milde des südländischen Weissbrodes. Die Trennung des Kleieextractes von den Schalen des Koggenkornes würde durch Anwendung von Pressen wesentlich sich erleichtern lassen. lieber die Ausbeute an Brod unter verschiedenen Verhältnissen enthält L euch s 's polytechnische Ztg. 2) einige Angaben, auf die wir hier nur verweisen wollen. Brot ohne Gährung, von J. v. Liebig u. A. — In England ist schon seit längerer Zeit die Brodbereitung ohne Gährung — aerated bread — in vollem Schwünge; bei uns hat sich von Liebig^) um die Einführung dieser neuen Methode grosse Verdienste erworben. Zunächst macht er a. a. 0. darauf aufmerksam, dass das Koggenkorn durch seine Verwandlung in Mehl 10, das Weizenkorn 15 Proc. an Nährwerth verliert. Der stärkemehlreiche Kern des Getreidekorns ist von einer Schicht au Eiweissstoffen und j^hosphorsauren Salzen reicher Zellen umschlossen, die beim Vermählen in die Kleie übergeht. Er empfiehlt also die Verwendung des Mehles vom ganzen Korne zur Brod- bereituug, abzüglich der 5— 6 Proc. betragenden äusseren spreuigen Schalen der Körner, die keinen Nährwerth besitzen. Durch Umgehung der Gährung bei der Brodbereitung werden nun aber weitere 2—3 Proc. Nährstoffe mehr gewonnen, weil bei der Gährung ein Theil der Stärke in Zucker, dieser aber 1) Norddeutsche laudw. Ztg. 1868. No. 23. 2) Neue landw. Zeitung von Fühling. 1868. No. 1. S. 38. 3) Augsburger Allgemeine Zeitung. 1868. vom 6. und 11. Januar und 12. Fe- bruar. — Polytechnisches Centralbl. 1868. S. 495, 559 und 619. Gährungs- Chemie und Brodbereitung. ^QJ in Kohlensäure und Alkohol zerlegt wird, somit ein Theil der Stärke als Nähr- stoff verloren geht. »Die Erde wird immer enger für die Menschen und sie hahen allen Grund sparsam zu sein. Wenn die 40 Millionen Bewohner der Zollvereinsstaaten täglich nur 20 Millionen Pfd. Brod verzehren, so macht der Gewinn von nur einem Procente täglich 2000 Ctr. aus, und wenn durch den Gebrauch eines aus dem Mehle des ganzen Kornes bereiteten Brodes nur 10 Proc. an Nährwerth gewonnen werden, so ist der Gewinn ein ausser- ordentlich grosser.« In der Ma ssa'schen Bäckerei in München wird das Liebig'sche Brod in folgender Weise bereitet. Auf 100 Pfd. Schwarzmehl (2 Th. ßoggen und 1 Th. Weizen) werden 1 Pfd. doppelt-kohlensaures Natron, 4V4 Pfd. reine Salzsäure von 1,063 spec. Gewicht, 13/4-2 Pfd. Kochsalz und 79— 80 Pfd. Wasser genommen. Zuerst wird das Mehl mit dem doppelt-kohlensauren Natron gemischt, das Kochsalz in Wasser gelöst und mit diesem Salzwasser der Teig angemacht; eine kleine Portion des mit dem doppelt-kohlensauren Natron gemischten Mehles wird vor dem Einteigen bei Seite gestellt. In den fertigen Teig wird jetzt die Salzsäure in kleinen Portionen eingeknetet, das zurückbehaltene Mehl hinzugesetzt und die Brode geformt. Vor dem Ein- schiessen lässt man sie eine halbe bis dreiviertel Stunden stehen; der Teig hebt sich alsdann und die Brode werden lockerer. In der mittleren Hitze des Backofens soll das Brod am schönsten werden; es muss länger im Ofen stehen als gewöhnliches Brod. Die gewöhnliche Ausbeute der Bäcker an Schwarzbrod ist 138 — 140 Pfd. von 100 Pfd. Mehl; nach obiger Vorschrift werden durchschnittlich 150 Pfd. erhalten. Hierzu ist zuvörderst zu erwähnen, dass Puscheri) in Nürnberg statt der Salzsäure die Anwendung von Salmiak (24 Loth auf obige Mengen) empfiehlt. Durch die gleichzeitige Entwicklung von Kohlensäure und Ammoniak werde die Wirkung verstärkt. Nach Bäckermeister Hofmanu^) in Speyer entbehrt das nach Lieb ig 's Methode bereitete Brod den eigentlichen, so angenehmen Weinsäure- oder Brodgeschmack. Sein Verfahren weicht in folgenden Punkten von dem Lieb ig 's ab. In die Mitte des Gemisches aus Mehl und doppelt-kohlensaurem Natron bringt er 1 1/2 Pfd. Kochsalz und löst dasselbe durch das hinzu zu setzende lauwarme Wasser von 35° C. auf; rührt das Mehl von gutem trockenem Ge- treide her, so werden allmälig 36 1/2 Liter (ca. 72 Pfd.) Wasser angewendet. Dann wird, unter Zusatz von 20 Pfd. verjüngtem Gährteige, der Teig gemacht, und erst wenn dieser beinahe ganz fertig ist, werden noch 4 Pfd. Salzsäure von obiger Stärke zugefügt. Nach 3/4 stündigem Stehen kommen die Brode in einen Ofen von mittler Hitze. 6 Pfd. 28 Lth. Teig geben G Pfd. Brod. 1) Dingler 's polytechnisches Journ. Bd. 187. S. 523. 2) Speyerer Anzeiger vom 6. August 18G"- — Polytechnisches Coiitralbl. 1408. 702 Gährungs- Chemie und Brodbereitnng. Dieses Brod besitzt einen sehr angenehmen Geschmack, den es nicht nur nicht verliert, es soll vielmehr nach 6 bis S Tagen an Geschmack gewinnen. Sein Preis stellt sich dem des gewöhnlichen Brodes gleich ; dahingegen ist nicht zu verkennen, dass dasselbe viel nahrhafter und leicht verdaulich ist. Horsfoid's In einer neueren Abhandlung^) beklagt sich v. Lieb ig über den Wider- Backpuiver. ^jy^j^igj^ gegen den Genuss des schwärzeren, aus dem Mehle des ganzen Korns bereiteten Brodes. Daran festhaltend, dass durch den Genuss eines nur aus den feineren Mehlsorten bereiteten Brodes ein Theil wichtiger Nährstoffe — ausser den Eiweissstoffen auch die Erdalkaliphosphate und Alkalisalze — für die menschliche Ernährung verloren gehen, empfiehlt er denen, die sich an den Genuss des Lieb ig 'sehen Brodes nicht gewöhnen können oder wollen, wenigstens eines solchen Weissbrodes sich zu bedienen, dem die fehlenden Salze durch Horsford's Backpulver zugefügt wurden. Das letztere be- steht im einen Theile aus mit Stärke gemischter saurer phosphorsaurer Kalk- und Talkerde, im andern Theile aus doppelt-kohlensaurem Natron. Der Umstand, dass bei diesem Zusätze dem im "Weissmehle ungenügend vorhandenen Kali keine Rechnung getragen ist, hat v. Lieb ig veranlasst, das Horsford'sche Backpulver dahin abzuändern, dass dasselbe für 100 Pfd. Mehl besteht aus Säurepulver. Alkalipulver. 1400 Grm. saure phosphorsaure Kalk- 446 Grm. doppelt -kohlensaures Natron und Talkerde und Stcärke. 395 » Chlorkalium 59 » Kochsalz 900 Grm. Zur Brodbereitung wird das Mehl und das zum Einteigen erforderliche Wasser in zwei gleiche Hälften getheilt, der einen Hälfte Wasser das Säure-, der anderen Hälfte das Alkalipulver zugesetzt, die eine Mehlhälfte mit dem Säure- wasser, die andere mit der Lösung des Alkalipulvers eingeteigt und schliess- lich beide Teige sehr gut zusammengeknetet; das Säurewasser kann warm, die alkalische Lösung muss kalt sein. V. Liebig hat die Fabrikanten chemischer Producte G. J. Zimmer- Mannheim und L. C. Marquardt-Bonn mit der Anfertigung seines Back- pulvers betraut. Daiigiisi.'s Wir haben nun noch der Methode der Brodbereitung nach Dauglish^) Methode Erwähnung zu thun. Hier wird die Kohlensäure, welche das Aufgehen des der Brod- m . , . bereitung. Teiges bewirken soll, aus Gasometern unter hohem Drucke in das Einteig- wasser gepresst und in besonderen Apparaten , die a. a. 0. abgebildet sind, der Teig durch Maschiuenkraft geknetet. Der in der Knetmaschine herrschende Druck presst den fertigen Teig ohne Weiteres in die Brodformen, aus welchen 1) Annalen der Chemie und Phamiacie. 1869. Bd. 149. Heft I. S. 49. ') Journ d'Agriculturc pratique 1867. No. 52. — Wochenbl. der Preussischen Annalen der Landwirthschaft. 1868. S. 60. Milch-, Butter- und Käsebereitung. 703 sie auf die Sclianfel des Bäckers gestürzt werden. Man soll auf diese Weise in 11/2 Stunden soviel Mehl in Brod verwandeln können, als nach der ge- wöhnlichen Methode in 8—12 Stunden. Eine Londoner Compagnie besass 1865 17 derartige Bäckereien und zahlte I2V2 Proc. Dividende. Bei nachfolgenden Mittheilungen möge ein Hinweis genügen: Die mechanische Malzdarre von J. S. Schwalbe und Sohn in Chemnitz, von Prof. C. H. Schmidt in Stuttgart i). L. Tischbein's privilegirte selbstwirkende Malzdarre 2). Ein Beitrag zur Bestimmung des Maischextractes für Malz und die Getreide- arten, von C. Zulkowsky3). Einige Bemerkungen über die Verfahrungsweise mehrer böhmischer Melasse- breunereien, von W. Schnitze ■•). Ueber Rübenbremierei, von C. Thiels). Spiritus aus Topinamburknollen, von Dubrunfaut^). Sicheres Verfahren, die Abstammung eines Spiritus zu erkennen"). üeber den mit schwefligsaurem Kalke behandelten Aepfelwein (und seine ge- sundheitsnachtheiligen Wirkungen), von Ed. Stieren»). Milch-, Butter- und Käsebereitung. Tomlinson's Butterpulver ist nach P. Bretschneider ^) und Tomiinson's C. Karmro dt^ö) ein unreines doppelt-kohlensaures Natron ; der Handelswerth des letzteren beträgt per Ctr. 91/2 Thlr., während es in obiger Form zu einem Preise von 311/4 — 120 Thlr. per Ctr. verkauft wird. In 100 Tb. wurden von Bretschneider gefunden: pulver. 1) Württembergisches Gewerbebl. 1867. No. 48. — Polytechnisches Centralbl. 1868. S. 148. 2) Polytechnisches Joum. Bd. 186. S. 381. 3) Ibidem. Bd. 188. S. 237. 4) Ibidem. Bd. 190. S. 69. 5) Neue landw. Zeitung. 1869. No. 2. 3. 5 — 9. 6) Compt. rend. T. 64. p. 764. — Chemisches Centralbl. 1868. S. 608. 7) Aus »Neues Gewerbebl. für Kurhessena durch Polytechnisches Centralbl. 1868. S. 207. 8) Wittstein's Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie. 1868. S. 420. — Polytechnisches Centralbl. 1868. S. 1.S41. 9) Der Landwirth. 1868. No. -jC. 10) Zeitschrift des landw. Vereins f. Rheinpreussen. 1868. S. 236. 704 Milch-, Butter- und Eäsebereitung. Wasser Organische Substanzen . , Unlösliches Kohlensaure Kalkerde . . » Talkerde . Chlorkalium .... Schwefelsaures Kali . . Kohlensaures Kali . . , Einfach kohlensaures Natroi Doppelt » B 6,04 0,34 0,18 0,62 1,38 0,12 0,84 1,20 15,12 74,50 100,34 Frommer 1) empfahl zuerst den Zusatz von 1 Proc. der billigeren krystal- lisirten Soda zur Milch, um deren Säuerung und Dickwerden zu verhüten und das Ausrahmen zu begünstigen. ueber F. Mosler^) veröffeutllchte seine Erfahrungen über blaue Milch, blaue Milch, g-j^ß solche hatte 1862 die heftige Erkrankung von 4 Personen zur Folge gehabt. Verf. führte in Gemeinschaft mit H. Hoffmann Kulturversuche aus, welche ergaben, dass die in dem die Milch bedeckenden Häutchen vor- kommenden Pilzfäden u. s. w. zu Penicillium glauc. Fres. gehörten. Bekanntlich hat HallierS) gleichfalls Penic. glauc. in blauer Milch nachge- wiesen und dargethan, dass dasselbe nur der Träger, nicht aber die Ursache der Blaufärbung sei. Nach E. 0. Erdraann4) bedingen Anilinfarbstoife die Färbung in Fäuhiiss begriffener Speisen. H. Hoff mann und Fürstenberg (a. a. 0.) nehmen gleichfalls an, dass in eiweissreichen Nahrungsmitteln nur dann gefärbte Pilzformeu auftreten, weim gewisse Bedingungen erfüllt sind (mangelhafte Consti- tution der Proteinstofie und fehlerhafter Chylus), welche die Bildung von Anilin- verbiudungen begünstigen. — Wir verweisen im Uebrigen auf das Original, das viel des Interessanten enthält: eine geschichtliche Darstellung über blaue Milch; Beobachtungen über den Uebergang von Giften in die Milch; einen Hinweis auf die Untersuchungen Schuchar dt 's und Sonnenkalb 's über die giftige Wirkung des Anilins und der Anilinfarbstoffe; die Fürstenberg 'sehen Ansichten über den »Milchfehler«, wonach derselbe Folge eines leichten, durch bitteren Thee in Ver- bindung mit doppelt -kohlensaurem Natron oder Glaubersalz nach 2 — 6 Tagen zu hebenden Magen- oder Darmkatarrhs ist — die Milch jeder einzelnen Kuh ist gesondert aufzustellen, um das erkrankte Thicr heraus zu finden; Fütterungsver- suche mit blauer Milch am Kaninchen ; u. s. w. Ausschwe- Als einzig sicheres Mittel, das Blauwerden der Milch zu verhüten und fein zur diesem Uebelstande Grenzen zu setzen, wird wiederholt auf das von Guts- deVeuu*? besitzer E 1 1 e n S) empfohlene Ausschwefeln der Milchstuben auf- werdens der Milch. 1^ j)ag Molkenwesen; Berlin, 1846. 2) Virchow's Archiv f. pathol. Anat. und Physiologie. Bd. 43. S. 161. 3) Jahresbericht. 1867. S. 337. *) Ibidem. 6) Zeitschr. des landw. Ceutralvereins der Prov. Sachsen. 1869. No. 12. S. 349 Milch-, Butter- und Käsebereitung. 705 merksam gemacht. In der ringsum geschlossenen Stube werden ein oder zwei kleine Hände voll Schwefelfäden abgebrannt; nach 4 — 5 Stunden wird gut gelüftet. Im Anfange ist das Ausschwefeln täglich, später in grösseren Zwischenräumen vorzunehmen. Bereits vorhandene blaue Flecken auf der Milch verschwinden nicht, es nehmen dieselben aber weder an Grösse zu, noch bilden sich neue. Kahm und Milch nehmen keinerlei üblen Geschmack an. Wir führen hier noch an, dass in dem laudwirthschaftlichen Correspondenz- .soda als blatte!) empfohlen wird, mn der zu raschenSäuerung der Milch an heissen Mittel, die Tasen oder bei Gewitterluft vorzubeugen, jeder Kuh an solchen Tagen 1 Loth Soda Mauerung , _, , 1-1 ^^^ Milch m dem Tränkwasser zu verabreichen. zu verhüten. E. Hallier^) hat im frischen Colostrum des Schweines ruhen- Mikrococcus den und schwärmenden Mikrococcus aufgefunden. Bei Kulturen auf im Coios- gekochter Milch bildeten sich auf der Oberfläche Penicillium crust. Fres. und Schweines. Torula rufesc. Fres. aus ; das erstere kam nur unvollkommen zur Fructification, fast sämmtliche Keimlinge bildeten sich zu Oidium lactis Fres. aus, während tiefer im Innern Arthrococcus entstand. Verf. glaubt, dass die schon in der Brustdrüse in die Milch gelangenden Pilzelemente dem thierischen Organis- mus nicht nachtheilig sind, im Gegentheile vielleicht eine, wenn auch nicht nothwendige, so doch nützliche physiologische Function erfüllen. In einer, nach längerem Liegen in einem alten Schranke roth ge- puze wordenen Butter fand Hallier^^) Pilzbildungen. An den rothen i" ■'other ° . ,. Butter. Stellen (mehr nach Aussen hin) zeigten die Mycelfädeu eine blassrothe bis blassviolette Färbung ; an den grünlichen Stellen erschienen die Fäden farb- los, bisweilen blass gelbbraun gefärbt. Tiefer im Innern konnte nur rother und grünlicher Mikrococcus aufgefunden werden. Zwischen dem Mycelium fanden sich zahlreiche Sporen; an den grünen Stellen kleinkugelige, stark glänzende, an andern zwei- bis dreimal grössere von röthlicher und bräun- licher Farbe. Die erstgenannten Sporen lieferten bei Aussaat auf Butter nach 4 Wochen Penic crust. Fr., die letzteren Aspergillus glauc. Lk. In beiden Fällen blieb die Butter normal gefärbt. Bei Kulturen mit rother Butter auf Stärkekleister bildete sich Penicill. und TJstilago carbo Tul. mit bräunlichen, zuletzt dunkelbraunen Sporen aus. Aspergill. kam nicht zu normaler Fructi- fication. Der Mikrococcus kam auf der Oberfläche der Butter leicht zur Keimung ; die Zellen schwollen zu grösseren kugeligen Zellen (Sporoidien) an, zeigten nun einen deutlichen Kern und trieben Keimfäden, welche zu Aspergill. sich ausbildeten. 1) Schlesische landw. Zeitung. 1868. S. 15. Spalte 3. 2) Landw. Versuchs -Stationen. 1868. Bd. X. S. 51. 3) Ibidem. S. 54. Jahresbericht, XI u. XII. 45 706 Milch-, Butter- und Käsebereltung. Milch- Analysen. Die Kuh- und Ziegenmilch wurde von C. Karmrodt^), F. Stohmann^) Tolmatscheff und Nast^) untersucht. — Die Eesultate sind in folgenden Tabellen zusammengestellt; die Zahlen verstehen sich entweder in Grammen per 100 Cubikcentimeter (Vol.-Proc) oder per 100 Grm. Milch (Gew.-Proc). Kuhmilch. Casein Albumin Fett Zucker Asche Karmrodt (Volum-Proc.) . Tolmatscheff (Vol.-Proc) Na st (Vol.-Proc.) 2,588 3,478 3;G64 1,175 1,500 1,700 1,200 0,416 0,424 0,506 0,325 0,300 0,290 0,350 4,791 3,231 2,850 5,250 4,950 4,800 4,453 5,256 5,112 5,040 4,250 4,300 4,295 4,500 0,776 Die von T. untersuchte Milch war derselben Kuh m Zwischenräumen von 8 Tagen entnommen. Ziegenmilch. Na st (Vol.-Proc.) . . . 2,875 3,150 0,100 0,150 5,875 5,850 4,250 4,280 Stohmann's Analysen. *) Datum I ö oj :0 5 Art des Futters Volumen - Procente : Ziege I. 14. Mai bis 3. Juni 11. bis 17. Juni . . 25. Juni bis 1. Juli 16. bis 29. JuU . . 13. » 19. August 27. Aug. bis 2. Sept 10. bis 16. Sept. . 24. » 30. » . 8. 7> 14. Octbr. . 7— 9 11 13 16—17 20 22 24 26 28 Normal » » Zusatz von Oel Fettarm Zusatz von Eiweiss Normal Zusatz von wenig Stärke » » viel » 87,84 2,95 88,39 2,75 88,45 2,76 88,01 2,87 S9,10 2,93 89,11 3,34 87,75 3,51 87,65 3,78 87,42 4,12 3,87 3,57 3,36 3,71 2,87 2,52 3,48 3,44 3,43 4,56 4,52 4,00 3,82 4,19 3,77 3,97 5,34 5,29 0,87 0,89 1,10 1,21 1,07 1,36 1,06 1) Neue landw. Zeitung. 1868. Heft 2. S. 46. 2) Preussische Annalen der Landwirthschaft. 1868. Bd. 52. S. 247. — Bezüg- lich der angewandten Methode der Analyse verweisen wir auf diesen Jahresbe- richt. S. 639. 3) Tübinger medizinisch -chemische Untersuchungen. 1867. Heit 2. S. 272. — aus Chemisches Centralbl. 1868. S. 143. — Hinsichtlich der analytischen Methode wird auf unsere Quelle verwiesen. 4) Vergl. diesen Jahresbericht S. 638 ff. Milch-, Butter- und Eäsebereitang. 707 o in aj Volumen - Procente : ^-1 ^^1 Art des Futters Datum u CO tH Zahld seit de desI ^ 'S tu «3 Ziege II. 14. Mai bis 3. Juni . 7— 9 Wie No. I. 87,65 3,07 3,76 5,52 11. bis 17. Juni. . . 11 Normal 87,81 2,86 3,67 5,66 25. Juni bis 1. Juli 13 Zusatz von Oel 87,62 3,03 ! 3,74 4,77 0,84 16. bis 29. Juli . . . 16-17 Normal 88,13 3,06 3,39 4,55 0,87 13. » 19. August . 20 » 87,85 3,16 3,47 4,62 0,90 27. Aug. bis 2. Sept. 22 Fettarm 88,98 3,28 2,48 4,29 0,97 10. bis 16. Sept. . . 24 Zusatz von Eiweiss 87,55 3,85 3,03 4,33 1,24 24. » 30. » . . 26 Normal 87,22 4,09 3,28 4,25 1,16 8. » 14. October . 28 Zusatz von viel Särke 87,0 4,34 3,29 4,41 0,96 lieber den Fettgehalt der Milch allein hat E. Wo llny') Unter- ueber den suchungen angestellt. — Die Prüfung wurde mit dem Vogel 'sehen Apparate Fettgehalt unternommen. Die Kesultate sind in nachfolgender Tabelle zusammengestellt; »a.a bedeutet altmelk, »fr.« frischmelk. R a c e AUgäuer; a » fr » fr Holländer ; fr B a » a. hochtragend ]> a Allgäuer - Holländer ; a. . . Danziger-AIlgäuer; a. . . Kreuzungsstier mit Danzi- ger Kuh; fr Danziger- Holländer; a. . . Danz.-Allg.-Holl. Q); a. . Priebom - Danzig.- Allgäuer ^a);fr Danziger - Priebom ; fr. . . Prieb.-Danz -Prieb. (|) ; fr. Zahl der Quarte H H f 3 3^ 3 3 bk 2| 1 3| 2| 3 2 a l| ^% 2 2 3 1| U 2" 4 1| Fettprocente ^ 4,45 5,13 4,09 5,38 4,09 5,38 4,45 4,87 5,38 6,03 5,70 6,03 4,87 5,38 4,09 5,38 4,66 5,38 5,70 6,86 4,26 5,13 4,87 6,03 4,87 5,38 5,70 6,86 3,66 3,80 3,80 4,45 5,70 5,38 5,38 4,87 6,44 6,44 5,70 5,70 5,70 7,41 5,38 6,03 5,38 7,41 3,94 4,45 Lothe Butter im Gemelke 4,97 10,08 10,08 13,32 12,31 4,02 9,42 8,64 7,03 12,05 10,50 10,29 8,57 12,05 13,54 7,35 3,15 8,53 9,47 10,29 9,56 2,12 6,54 9,47 8,52 10,87 10,85 7,96 5,60 10,87 7,02 6,27 4,02 12,78 8,05 10,29 9,08 2,93 6,53 7,03 8,04 10,49 11,37 7,43 5,60 10,49 11,00 5,49 Hinsichtlich des Einflusses der Melkzeit auf den Fettgehalt der Milch stehen die obigen Resultate in vöUigem Emklange mit denen A. Mülle r's2) und R. Jones 's 3). 1) Der Landwirth. 1868. S. 10. 2) Die landw. Versuchs- Stationen. Bd. V. S. 3) Jahresbericht. 1866. S. 437. 175. 45* 708 Milch-, Butter- und Käsebereitung. Verf. theilt noch die von Prof. Funke als Durchschnitte grösserer Untersuchungen mit Rücksicht auf Eacenverschiedenheiten ^) gewonnenen Resultate mit: R a c e Fett in Proc. R 6B, t- a "^ o S e ja — t; .2 S ö j: "O" Fett Holländer . , Teeswater . . Yoi'kshire . . Suffolk . . . . Devonshire . Herfordshire Aldernay . , 2620 1924 2042 1683 1126 926 1544 2,81 2,89 2,89 2,89 3,44 3,44 Schwyzer Uri und HasU ... Gurtenvieh , Mürzthaler Schwäbisch - Limburg Allgäuer Ungarisch - Allgäuer , 2306 1892 2026 1288 1610 1861 1216 3,20 3,13 3,23 3,28 3,60 3,13 3,75 Analysen Analysen von concentrirter Milch (sog. Milchextract) aus Cham von concen- y^j^ Q Karmrodt^), aus Kempten und Vevey (deutsch -schweizerische 'Gesellschaft) von Werner^) und Eichhorn-*), sowie aus Weichnitz von Eichhorn 5) und aus Sassin von v. Gohreu und Th. Werner^). — 100 Th. enthielten: Cham Kempten Weichnitz Wasser 24,13 20,81 28,63 Fett 8,67 13,14 12,18 Casein 1 12,21 \ Albumin (Laktoprotein) . . / ^^'^' 7,93 / ' Milchzucker 10,82 17,93 , Rohrzucker . 40,48 24,11 l 48,33 Asche 2,23 3,87 I 100,0 100,0 100,0 Die Milch von Vevey enthielt nach Eichhorn 11,91 Proc. Fett. In jüngster Zeit ist auch in Sassin eine Fabrik für concentrirte Milch entstanden, in welcher die Concentration ohne Vacuum im Wasserbade vor- genommen wird. Sämmtliche Urtheile über das neue Präparat, seine Quali- täten, seine Haltbarkeit und seinen Preis lauten günstig. Daselbst wird auch ein zu medicinischen Zwecken verwendbares Milchpulver, concentrirter Kaffee und Thee bereitet. 1) Vergl. Jahresbericht. 1868. S. 435. 2) Preussische Annalen der Landwirthschaft. Wochenblatt 1868. S. 219. — Vergl. Jahresbericht. 1867. S. 337. 3) Württembergisches Gewerbeblatt. 1868. No. 33. — Durch polytechnisches Centralblatt, 186«. S. 1471. *) Preussische Annalen der Landwirthschaft. Wochenblatt. 1868. S. 191. 5) Ibidem. S. 143. — Vergl. Jahresbericht. 1867. S. 337. 6) Wiener landw. Zeitung. 1869. No. 32. Milch-, Butter- und Käsebereitung. 709 Milchextract Milchpulver V. Gohren Werner Werner Wasser . . . . . 12,43 15,14 1,55 Proc. Casein 1 Albumin ) . . . 17,59 13,27 11,36 » 7,46 4,09 » Fett . . . . . . 18,31 17,89 16,29 » Milchzucker } . . 48,14 22,70 42,92 » Rohrzucker 18,44 18,29 » Lösliche Salze \ ^ ^^ 3,71 3,77 » Unlösliche » i 1,39 1,73 » 100,0 100,0 100,0 In der Asche: Kaü . . . . 26,28 24,33 Proc. Natron . . . . 4,22 4,67 » Chlomatrium . 2,31 2,49 y> Kalkerde . . 19,04 18,81 » Chlorcalcium (?) 9,84 11,51 » Talkerde . . 2,42 2,09 » Eisenoxyd . . 0,27 0,32 » Phosphorsäure 33,19 32,12 J) Schwefelsäure . . 0,04 0,05 » Kieselsäure 0,09 0,11 » Kohlensäure 2,24 3,62 » 99,94 99,92 Ueber den Eiufluss der Melkzeit auf die Butterausbeute ueber den haben Klotz und Trenkmanni) Versuche angestellt. Es lieferten ^'"«"^^ "J" Melkzeit auf 30 Quart Morgenmilch 64 Loth (Klotz) und 67 Loth (Trenkmann) Butter die Butter- 30 » Mittagsmilch 82^ » » » 75 » » » ausbeute. 30 » Abendmilch 67^ » 65^ Vergleichende Versuche auf Butterertrag beim Milch- und Miicb. Sahnebuttern von C, Petersen, Graf v. Schlieffen und F. Zander2). ""d s^hne- — Die Verff. hatten 1867 nach einem gemeinschaftlichen Plane Versuche in obiger Richtung ausgeführt, die 1868 wiederholt wurden. Die Milch wurde abgebuttert, als die vom Abend 36, die vom Morgen 24 Stunden gestanden hatte; die Sahne wurde abgebuttert, als die letzte 8—12 Stunden abge- nommen war. An Butter lieferte der Pot^) Milch: 1) Stadelmann's Zeitschrift. 1868. S. 163. 2) Landw. Annalen des mecklenburgischen patriotischen Vereins. 1868. No. 51. - Ibidem. 1867. S. 385. ff. 3) lPot = 0,791 preussische Quarte oder 9ü6 C. C. 710 Milch-, Butter- und Käsebereitung. a) beim Milchbuttern. Kl. Schwiesow Glasewitz Augustenruh Raden Versuch 1 B 2 » 3 2,111 Loth 2,018 » 2,165 Loth 2,243 » 2,175 » 2,145 Loth 1,785 » 1,871 Loth . 1,875 » im Mittel 2,064 Loth 2,194 Loth 1,965 Loth 1,873 Loth b) beim Sahnebuttern. Versuch 1 » 2 im Mittel 1,955 Loth 2,003 » 2,025 Loth 2,109 » 2,227 Loth 2,070 » 1,909 Loth 1,912 » 1,979 Loth 2,067 Loth 2,148 Loth 1,910 Loth Im Durclisclinitte lieferte der Pot Milch (unter Hinweglassung von Ver- such 2. Milchbuttern zu Augustenruh — die Milch war bei Gewitterschwüle zu früh geronnen) beim Milchbuttern 2,468 Lth., beim Sahnebuttern 2,052 Lth. Butter. Das Milchbuttern musste, um den höchsten Ertrag zu gewinnen, länger dauern, als das Sahuebuttern. Vor dem Zugiessen der Morgenmilch zu der älteren Abendmilch ist erstere abzukühlen. Gewitterluft macht 1 Vi Pot Milch zur Gewinnung von 1 Pfd. Butter mehr erforderlich; bei gewitterfreier Luft erfordert das Milch buttern V2 Pot pro Pfund Butter weniger, als das Sahne- buttern. vie An der Prüfungsstation für landwirthschaftliche Maschinen und Geräthe ciifton'sche ^u Halle siud von dem Vorstande derselben, v. Beurmann, J. Kühn und Lefeidt'sche ^^^'®^s^)> Vcrsuche mit der Clifton'schen atmosphärischen und Butter- Lefeldt'schen (Eotations-) Buttermaschine ausgeführt worden; die zu- maschine. gehörigen Fettbestimmungen brachte 0. L e h d e zur Ausführung. — Die Zahlenergebnisse sind in folgender Tabelle zusammengestellt: Fettgehalt Fettgehalt Verlust Zeitdauer der Milch derButter- Versuch Verfahren bez. Sahne milch Procenten Minuten Grm. Grm. mit Milch, a) mit ] bJO a 363,77 134,33 37,0 30 System 1 » » b) ohne 1 363,77 138,14 38,0 30 Cliftonj » Sahne, a) mit \ u 1487,42 35,10 2,4 34 Leff'eTät }"■»" Sahne"! ohne / a' 1487,42 20,37 1,4 23^ ohne ' 1530,72 23,90 1,56 48 1) Wochenbl. der preussischen Aunaleu f. Landwirthschaft. 1868. S. 137 u. 164. Milch-, Battcr- und Käsebereitiing. 711 Die Verf. halten hiernach die Clifton'sche Maschine zur Bereitung von Butter aus Milch für durchaus ungeeignet; die Butter ging, abgesehen vom grossen Fettverluste, schlecht zusammen und war nur unvollkommen vom Käsestoffe abzuscheiden. Beim Sahnebuttern gereichte die Eigenthümlichkeit der Maschine — das Einpressen von Luft in die Flüssigkeit — derselben geradezu zum Nachtheile. Verff. machen auf noch andere Beobachtungen aufmerksam, die gleichfalls un- günstige Resultate ergeben. Bei weitem günstiger lautet indess ein von J. Sei- friedi) und 0. Mai2) erstatteter Bericht. Die Leistung der L eh feldt'schen Maschine ist die normale, wie sie von jeder guten Buttermaschine verlangt werden muss. Ausser nahezu vollständiger Entfettung der Sahne tritt auch beschleunigte Butterbildung ein. Ihre Hand- habung ist einfach ; das Drehen geht leichter vor sich als bei anderen Maschinen ; die technische Ausführung ist eine solide, der Preis ein angemessener. Ueber die Vorbruchbutter (Molkenbutter der Holländer, Engländer ueber u. s. w.) macht G. Wilhelm3) Mittheilungen. vorbruch- ' ° butter. Sie wird als Nebenproduct bei Bereitung des Schweizerkäses gewonnen. Wenn der Quark aus dem Kessel herausgenommen ist, wird letzterer mit den Molken (Sürte) wieder über das Feuer gesetzt und, nach Zusatz von etwas sauren Molken, bis auf ungefähr 90° C. erwärmt. Es bildet sich ein Schaum (Vorbruch), der ab- geschöpft und in den Milchkammern aufgestellt eine Art Rahm abwirft, welcher nach 24 Stunden verbuttert wird. Wilhelm 'erhielt von 100 Pfd. zur Fettkäse- bereitung vei-weudeter Milch 20| Lth. Vorbruchbutter; in der Schweiz soll die Ausbeute hieran 22 — 24 Lth. betragen. Die Vorbruchbutter ist von hellerer Farbe als die Rahmbutter, und steht dieser an Güte und Wohlgeschmack nach. Ihre Gewinnung schmälert zwar nicht die Qualität des Fettkäses, wohl aber die des Ziegers. 0. Lindt^) führte Analysen von Eahm- und Vorbruchbutter aus; 100 Th. Analyse von enthielten: vorbruch- batter. Rahmbutter Vorbruchbutter Wasser 13,11 19,96 Proteinstoffe und Zucker . . . 0,84 1,25 Salze 0,08 0,25 Fett 85,97 78,54 100,0 100,0 1) Württembergisches Wochenbl. f. Land- u. Forstwirthschaft 1867. No. 49. 2) Laudw. Zeitschr. f. Oberösterrcich. 1868. S. 39. 3) Württembergisches Wochenbl. f. Land- u. Forstwirthschaft 1868. S. 274. 4) Alpwirthschaftliche Monatsblätter. 1868. No. 5. S. 80. — Württembergisches Wochenbl. für Land- und Forstwirthschaft. 1868. S. 274. 7J2 Milch-, Butter- und Käsebereitung. ueber die Ueber die Fettbildung in der Milch und im Käse sind von Fettbildung gßjjjjjjg j.j(,}j ij Versuche angestellt worden. — Verf. fand, dass der Fett- undimKäse. g^^^^^ friscber Milch in den ersten Tagen zu-, der Gehalt an Eiweiss abnahm; die gestandene Milch enthielt Pilzbildungen. Als er frische Milch bis auf 100° C. erhitzte und hierauf wohl der Luft, nicht aber etwaigen Pilzkeimen den Zutritt verstattete, nahm der Fettgehalt in Folge des oxydirenden Ein- flusses der Luft ab, ohne dass Ersatz vom Eiweiss her geleistet wurde. Ganz analoge Vorgänge finden im Käse statt. Durch die Luft wird ein Theil des Butterfettes verändert, dafür aber unter Einwirkung der sich entwickelnden Pilze aus dem Käsestoff Fett gebildet. Je nach dem Vorwiegen des einen oder anderen Processes steigt oder vermindert sich der Fettgehalt des Käses. Zur Erzeugung eines recht fetten Handkäses bedarf es vor Allem sehr kühler und nicht zu trockener Keller und, um den Zutritt der Luft zu verhindern, eines festen Zusammenpackens derselben. Die verwer- Die VerwGrthuDg der Milch durch Holländereien, von thung der p_ A d 0 r h 0 1 d t ^). — Vcrf. beschreibt in diesem auch sonst interessanten Houände- Aufsatze die Bereitung des fetten, sog. holländischen, und des mageren Back- reien. stoin-KäseS. Zur Gewinnung des ersteren wird die frische unabgerahmte Milch in einem Kessel auf 50 — 62,5° C. erwärmt und mit Lab vermischt; das Lab wird hierzu in Streifchen geschnitten, 12—18 Stunden in Salzwasser aufgeweicht und die abgegossene Flüssigkeit verwendet. Vor Zugabe des Labs wird das Feuer unter dem Kessel entfernt. Sobald die Milch binnen wenigen Minuten erstarrt ist, durchschneidet der Schweizer die Masse kreuzweise mit einer langen, bis auf den Grund reichenden scharfen Holzklinge und mit der Blech- kelle auch von der Seite her; nach einigen Minuten wird sie zur besseren Ausscheidung der Molken von Grund auf umgearbeitet und mittelst der Hand zu haselnussgrossen Stücken zerkleinert. Längstens eine halbe Stunde nach dem Labzusatz werden die Molken abgeschöpft, der Quark in ein eimerartiges, mit durchlöchertem Boden versehenes Gefäss gefüllt, welches mit einem Gaze- tuche ausgekleidet ist, und durch zeitweiliges Anziehen des Tuches das Ab- tröpfeln der Molken beschleunigt. Hiernach drückt man, je nachdem der Käse mehr oder weniger porös bleiben soll, den Quark durch eine einfache Press- vorrichtung zusammen, worauf er die ersten Tage in Salz umgewendet und zum Eeifen hingelegt wird. Die spätere Behandlung besteht allein im Ab- waschen der auf der Oberfläche sich bildenden Zersetzungsproducte durch Salzwasser. In 8 Wochen ist die Keife des Käses vollendet. Zur Bereitung des halbfetten Backstein- (fälschlich Limburger) Käses wird 24—48 Std. alte, unmittelbar vor dem Verarbeiten abgerahmte Milch verwendet, 1) Der Naturforscher. 1869. No. 44. — Dingler 's polytechnisches Journ. 1869. Bd. 194. S. 359. — Vergl. Jahresbericht 1865. S. 380; 1867. S. 297. 2) Journal für Landwirthschaft. 1869. Bd. 4. Heft. 4. S. 462. Milch-, Butter- und Käsebereitung. 713 welche nicht die geringste Säuerung zeigen darf. Durch niedrigere Temperatur (371/2° C), weniger Lab und minder heftiges Arbeiten mit der Kelle wird ein langsameres Gerinnen eingeleitet und dadurch ein weicherer Quark erzielt. Das Ausschöpfen erfolgt direct in die auf einem etwas geneigten Tische stehenden Formen mit je 5 Abtheilungen, von denen jede 4—5 Zoll lang, breit und hoch ist. Die Formen und der Tisch sind durchlöchert, der letztere ringsum mit einem Rande und querüber mit zwei Leisten versehen, damit die Formen hohl stehen. Sobald die Formen gefüllt und die Molken abgelaufen sind, kommen die ersteren zum Spauntische, der gleichfalls mit einem Rande versehen und geneigt in einem geheitzten Lokale aufgestellt ist. Hier werden die bereits einigermassen festen und zähen, etwa zwei Zoll dicken Käse zu- nächst neu gestülpt. Zur besseren Abplattung werden sie alsdann auf dem Spanntische derart an einander gelegt, dass zwischen je zwei Käse ein Brettchen vom Flächeninhalte der abzuplattenden Seite zu liegen kommt; jede derart erhaltene Reihe wird dann weiterhin mit Hülfe von Klötzchen zwischen grössere quer über den Tisch laufende Bretter eingespannt, so dass das Ganze fest verbunden und jeder Käse von fünf Seiten her gepresst ist. Nach einiger Zeit wendet man die Käse, worauf sie nach 8—12 Stunden zum Salzen — nach 12 Stunden zu wiederholen — aus dem Rahmen genommen werden. Sie bleiben nun zwei bis drei Tage auf einem ebenen Tische erst einzeln, dann zu drei bis vier über einander geschichtet im Trockenlokale liegen und werden dann auf der daselbst befindlichen Stellage (Bort) fest aneinander auf der hohen Kante aufgestellt, wobei fortwährend die durch das Salz ausgezogene Feuchtigkeit abtröpfelt und die Rinde der Käse härter wird. Sobald sie den erforderlichen Grad der Trockenheit erreicht haben, kommen sie in den Keller zum Reifen auf Borten, auf denen sie ebenfalls fest an einander gedrängt sich befinden. Die weitere Behandlung besteht nur in wiederholtem Ab- waschen mit Salzwasser, so oft sich an der Oberfläche ein schleimiger Ueber- zug zeigt. Diese Käse sind in 4 Wochen geniessbar und halten sich bei sorgfältiger Zubereitung ziemlich lange. Die Ausbeute an Fettkäse beträgt durchschnittlich 8 Proc. mit einem Wassergehalte von 15 Proc, die Ausbeute an magerem bis halbfettem Käse 6V2— 7V2Proc. mit etwa 25 Proc. Wasser. Bei der Bereitung des Fett- käses werden etwa 80 Proc. Molken, bei der zweiten Sorte nur 60—70 Proc. erhalten. Der abgeschöpfte Rahm beträgt ca. 14 Proc. mit einem Fettgehalte von 14—15 Proc. Die süsse Buttermilch wird häufig bei 37 1/2° gelabt, fast bis zum Sieden erhitzt, nach 15 Stunden der Quark ausgeschöpft, mit Kümmel und Salz gemischt, in grössere Gefässe eingeknetet und hier der Gährung überlassen. Reif geworden, knetet man ihn aus und zerschneidet die Masse in 4 Zoll lange , 1 V2 Zoll hohe und 2 Zoll breite Streifen , die noch einige Zeit im Keller aufbewahrt und mit 6 — 8 Thlr. per Ctr. bezahlt werden. Der Preis des Fettkäses stellt sich auf 18 — 20 Thlr., der der zweiten Sorte auf 7 — 10 Thlr. yj^ Milch-, Butter- und Käsebereitung. Die Pabri- G. Heuze^) beschreibt in einem Artikel : »Les paturages alpestres et le kation des fpomage de Gruyere (Croyer)« — die Fabrikation des Croyer-Käses. Crovcr- Käses. ^^^ mehr hohe als weite Kupferkessel wird mit Milch gefüllt und über massigem aber hellem Feuer erhitzt. Sobald die Temperatur der Milch etwas gestiegen ist, erfolgt unter langsamem Umrühren der ganzen Masse der Lab- zusatz. Sobald sich das Casein von den Molken zu scheiden beginnt, wird der Kessel erst etwas, dann gänzlich vom Feuer entfernt. Ist die Milch voll- ständig geronnen, so beseitigt der Käser das Häutchen auf der Oberfläche nnd zertheilt zunächst die käsige Masse mittelst eines langen Holzmessers und einer langgestielten Kelle; hierauf wird diese Operation entweder mit den Händen oder durch Rühren mit einer Krücke wiederholt. Ist die Masse gehörig zerkleinert, so kommt der Kessel von neuem über das Feuer, das Rühren aber wird fortgesetzt, bis die Masse Blutwärme angenommen hat, worauf man den Kessel wieder vom Feuer entfernt. Die käsige Masse wird jetzt in Form aufgequollenen Reises in den Molken schwimmen, eine einiger- massen feste Consistenz und gelbliche Farbe besitzen und zwischen den Fingern sich elastisch anfühlen; sie setzt sich rasch am Boden des Kessels ab und wird mit den Händen in eine ziemlich cohärente Masse verwandelt, welche von dem Käser mit Hülfe eines etwas locker gewebten Leinwandtuches aus den Molken herausgehoben und nach dem Abtropfen mitsammt der Leinewand in eine auf dem Tropfgestell stehende Form gebracht wird. Hier werden die Zipfel des Tuches in der Mitte zusammengelegt, das Ganze mit einem Brette bedeckt und gepresst. Es ist wesentlich, dass der Quark in der Form gleich- massig vertheilt sei und nicht mehr als 1 Centimeter über dieselbe hervor- rage. Bis zum Mittag oder Abend des nächsten Tages bleibt der Käse unter der Presse, worauf der Kuchen 1 —2 Tage lang alle 6 Stunden gewendet und von neuem gepresst wird; wenn keine Molken mehr ausfliessen und das jedes Mal zu erneuernde Presstuch fast trocken bleibt, wird er in eine etwas kleinere Form übergefüllt. Die sorgfältige Entfernung der Molken ist von grosser Wichtigkeit; es wird dadurch das Aufgehen und Bersten der Käse vermieden, während dieselben andererseits eine schöne gelbe Farbe annehmen. Auch die Grösse des Labzusatzes ist wichtig. Bei Anwendung von zu wenig Lab gehen die Quarkkuchen sehr leicht in die Höhe; sie müssen alsdann in kleinere Formen übergefüllt, an mehreren Punkten durchstochen, wiederholt gepresst und mit Eis bedeckt werden, um die Gährung zurückzuhalten. Von nicht geringerer Bedeutung ist das Salzen. Meist wird der Croyer erst gesalzen, vs^enn er aus den Formen kommt; solche Käse, welche viel Ferment (Molken oder Milch) enthalten, werden auch schon während des Fressens gesalzen. Das Salzen wird in einem gesonderten Räume vorgenommen, das Salz selbst vorher zerrieben und mit einem wollenen Tuche heute in die eine 'ebene Grundfläche, morgen in die andere und in die Randfläche eingerieben. Sollte das Salz vom vorigen Tage nicht gehörig aufgesaugt sein, so muss der Käse 1) Journ. d'Agriculture Pratique. 1S6'J. T. II. No. 33. p. 258. Milch -, Butter- und Käsebereitung. 715 weitere 24 Stunden liegen bleiben, weil sonst die sich bildende Kruste weich bleibt und der Käse Eisse bekommt. Von Zeit zu Zeit wird der Schmutz (Test, crasse) entfernt, den das Salzen auf der Kruste hinterlässt. Man hört mit dem Salzen auf, sobald die Oberfläche sich feucht erhält; es tritt die hiermit im Zusammenhange stehende Sättigung mit Salz nach etwa zwei Monaten ein , bis zu welcher Zeit der Käse etwa 4 Proc. Salz aufgenommen hat. Gegen das Ende hin wird nur alle 2 Tage, schliesslich sogar nur ein- mal in der Woche gesalzen. Die Salzkammer darf nicht feucht und nicht zu warm sein, weil anderenfalls die Gährung zu rasch verläuft und der Käse an Güte verliert. Croyer-Käse erster Qualität muss intensiv gefärbt sein, dünn gesäete erbsengrosse Augen und einen angenehmen Geschmack besitzen, und beim Kauen auf der Zunge leicht zergehen ; einen guten Käse erkennt man äusser- lich schon an den convexen Grundflächen. Es giebt fetten, halbfetten und mageren Croyer. Der erstere hält sich nicht lange; der halbfette vereinigt Dauerhaftigkeit mit sonstigen guten Qualitäten ; der magere ist hart, fest und weisslich von Farbe. 100 Liter Milch liefern durchschnittlich 20 Pfd. fetten, 13 Pfd. halbfetten und 16 Pfd. mageren Käse. Eine gute und gesunde Kuh liefert im Jahre die Milch zu 180 — 200 Pfd. halbfettem Käse. Auf nachfolgende Mittheilungen können wir nur hinweisen: lieber Milcherträgnisse früher und jetzt und die Aufgaben, die für eine Ver- suchswirthschaft daraus resultiren von H. v. Liebigi). Milchvermehning durch LeLiisamenfütterung2). Milchsatten aus Gussstahls). Frische Butter haltbarer zu machen (ti'ockenes Auskneten statt des Auswaschens) und Regeneration ranzig gewordener Butter (Anwendung von Chlorkalklösung und Auswaschen mit Wasser)*). Aus Schleswig - Holsteins Meiereiwirthschaft (Einfluss der Temperatur und Hydrometeore auf die Butter- imd Käseproduction) von Emil Klotzt). Kcäsebereitung aus Buttermilch 6). Die Käsefabrikation im Canton Bern 7). Die Verwerthung der Milch in den Alpen (eine höchst lesenswerthe, den Ge- genstand erschöpfende Abhandlung) von G. Wilhelm«). Ueber die Fabrikation des Roquefort -Käses und das Larzac-Schaf (eme sehr 1) Agronomische Zeitung. "ISßS. No. 44. 2) Landw. Annalen des mecklenburgischen patriotischen Vereins. 18G8. No. 27. 3) Ibidem. No. 19. S. 152. 4) Schlesische landw. Zeitung. 1868. S. 213. 5) Landw. Anzeiger. 1868. No. 13 6) Schlesische landw. Zeitung. 1868. S. 152. 7) Agronomische Zeitung. 1868. No. 8. S. 113. 8) Ibidem. S. 660, 676, G93 u. 725. 716 Zuckerfabrikation. interessante und eingehende Mittheilung) nach »Le bergerie par J. Bouhomme« von A. V. Ziehlbergi). Die Milchwirthschaften London'sS), mit Kritiken von Fiedlers) u. Hager*). Die landwirthschaftlichen Verhältnisse der schwedischen Landschaft Schonen von Guido Kr äfft 5). Die Käserei im Flachlande in ihrem Einflüsse auf den landwirthschaftlichen Betrieb und Haushalt von Zeiller^). Zuckerfabrikation. Eine orga- C. Schelbler") hatte 'bekanntlich schon früher eine organische nische Baso ßase^) imRübensaftc nachgewiesen. Seitdem hat er seine Untersuchungen "°sffte^° hierüber fortgesetzt. Das Betain (C5 Hn NO2) ist in Wasser leicht löslich; die Lösung verhält sich gegen Pflanzenfarben und die Polarisationsebene in- difi"erent. Mit Wasser, Salzsäure und Goldchlorid geht es krystallisirbare Ver- bindungen ein. Auch aus Melasse gelang es dem Verf. das Betain darzu- stellen. Einfluss Ueber Kalidüngung zu Rüben, von Th. Becker^) und Koppe- der Kali. WoUup. — dtingung auf die Saft- Die Versuche wurden auf 3 Schlägen ä 30 Morgen ausgeführt ; die eine Hälfte quautät. erhielt gewöhnliche Düngung, die andere ausserdem noch per Morgen 1 Ctr. rohe Kalimagnesia (15 Proc. Kali und 50 Proc. Kochsalz). Die Ernte (scheinbar auf allen Stücken gleich gross) erfolgte Ende October. Zur Untersuchung wurden am 26. No- vember von den eingemieteten Rüben jeder Parzelle 60 Stück entnommen und in Gruppen von je 20 Stück getrennt polarisirt. Die nachfolgenden Tabellen enthalten die Durchschnittsergebnisse der Untersuchung. 1) Schlesische landw. Zeitung. 1868. S. 146. — Vergl. Jahresbericht. 1864. S. 398 u. 399. 2) Ibidem No. 42 — 44. 3) Ibidem. No. 48. 4) Ibidem. No. 50. 5) Agronomische Zeitung. 1868. No. 6. u. 7. Milcherei und Käserei: No. 7. S. 104. 6) Zeitschrift des landw. Vereins in Bayern. 1868. S. 38. 7) Zeitschrift des Vereins für Rübenzucker- Industrie. 1869. S. 549. 8) Jahresbericht. 1866. S. 466. 9) Zeitschrift des Vereins für Rübenzucker -Industrie im Zollverein. 1868. S. 257. Zackerfabrikation . 717 Fruchtfolge und Düngung: Jahr Schlag 7 a. Schlag 5. Schlag 8. 1862 II Sommerung; 1863 Winterung; 1864 Klee, gedüngt; 1865 I Hackfrüchte; 1866 || Sommerung; 1867 Winterung, gedüngt; Hackfrüchte und Hafer; Hackfrüchte und Sommerung ; Sommerung ; Winterung, gedüngt ; gedüngt; Klee, gedüngt; Hackfrüchte und Kümmel; Hackfrüchte u. Sommerung ; Winterung ; Sommerung, gedüngt; Gehalt der Rüben Schlag 7 a. mit ohne Kalidüngung Schlag 5. mit Kali- düngung Schlag 8. mit ohne Kalidüngung Rohrzucker Invertzucker Organischer Nichtzucker Salze Stickstoff Wirkliche Trockensubstanz Scheinbare Trockensubstanz (° Brix) Wirklicher Quotient Scheinbarer » § ä j Organischer Nichtzucker . . . Z '^ { Salze .2 N Stickstoff 13,79 0,11 0,83 0,709 0,135 15,54 16,37 88,74 84,24 6,02 5,14 0,98 12,56 0,19 1,07 0,727 0,212 14,55 15,92 86,32 78,89 8,52 5,79 1,69 13,88 0,12 0,88 0,715 0,159 15,54 16,52 89,32 84,02 5,98 5,15 1,15 13,99 0,17 0,96 0,871 0,159 15,99 17,10 87,49 81,81 11,37 6,23 1,13 12,79 0,23 1,38 0,868 0,197 15,27 16,27 83,76 78,61 15,40 6,79 1,54 Zusammensetzung der kohlensäurefreien Saftaschen. Kochsalz Kali Natron Kalkerde Talkerde Eisenoxyd imd Thonerde Kieselsäure Schwefelsäure Phosphorsäure 7,93 5,99 7,19 10,01 28,87 28,58 26,90 39,86 19,27 13,77 13,51 4,97 4,45 5,09 8,86 4,04 6,90 10,21 6,41 9,01 2,93 3,89 2,95 3,17 7,78 8,86 12,13 6,97 4,82 6,74 5,92 7,74 16,75 16,87 16,73 14,34 99,70 100,0 100,60 100,11 9,83 41,38 4,58 4,69 6,13 3,59 8,20 7,93 14,45 100,78. Hiernach ist die Kalidüngung von günstigem Einflüsse gewesen : mehr Eohr- und weniger Invert- und Nichtzucker, gleicher Aschengehalt. Die Kali-Rüben verarbeiteten sich in Scheidung, Filtration und Verdampfung besser als die nicht mit Kali gedüngten. Die Nachproducte zeigten folgende procentische Zusammensetzung : 718 Zuckerfabrikation. Gehalt II. Product. m. Product. Syrup von III. der Nachprodixkte KaK 0 Kali 0 Kali 0 Zucker Organischer Nichtzucker . . . Salzei) Wasser 94,91 0,75 2,34 2,00 94,71 0,98 2,30 2,00 93,44 0,56 2,74 3,26 93,40 0,38 2,96 3,26 67,98 18,29 13,73 64,14 21,54 14,30 Die Ausbeute betrug in Procenten der Füllmasse: Kalirüben I. Product 42,50 Proc. II. » 20,33 » in. » 9,83 » Nach des Verf. 's Angaben sind alle im Jahre 1867 im Oderbruche ausgeführten Versuche mit Kalidüngung auf Zuckerrüben von Erfolg gekrönt gewesen. Rüben ohne Kali 45,75 Proc. 20,20 » 9,33 » Wirkung lieber die Qualitätsverschiedenheit von mit Peruguano und der Ammou-chilisalpeter gedüngten Zuckerrüben, von F. Heine^) in St, Burchard ZTsZt ^e^ Halberstadt. ters auf die Von einer in ihrer Bodenbeschaffenheit verhältnissmässig sehr ausgeglichenen Saftqualität. Breite, welche 12 Jahre ohne jede Stalldünguug abwechselnd Zückerrüben und Ge- treide (1867 Gerste) getragen hatte, wurde die kleinere Hälfte per Morgen mit 150 Pfd. Peruguano und ebensoviel Knochenkohle -Superphosphat, die andere mit 95 Pfd. Chiüsalpeter und 190 Pfd. Superphosphat gedüngt. Die Behandlung des Bodens und der Rüben war eine völlig gleiche. Nach dem Verwiegen der unge- waschenen Rüben (10 Proc. Abfall berechnet) Heferte 1 Morgen nach Peruguano 117,7 Ctr., 1 Morgen nach Chilisalpeter 144,1 Ctr. Im Mittel ergaben je 8 Polarisationen in der Fabrik eine zu erzielende Ausbeute von (Peruguano) 12,31 Proc, und (Chilisalpeter) 11,99 Proc. Die erzielte Füllmasse betrug 12,25 bez. 12,04 Proc. Von C. Scheibler mit Mittelproben ausgeführte Untersuchungen ergaben Folgendes : Saft Füllmasse Peruguano Cliilisalpeter Peruguano Cbilisalpeter Specifisches Gewicht 1,0705 1,0631 — — Procente Brix 17,1 15,4 — — In 100 Theilen Saft, bez. Füllmasse : Wasser 83,70 85,06 12,75 13,39 Salze : 0,65 0,66 3,47 3,73 Organischer Nichtzucker 1,30 1,48 4,78 5,68 Zucker 14,35 12,80 79,00 77,20 Proc. Zucker in der Trockensubstanz 88,04 85,68 90,54 89,13 Auf 100 Theile Zucker : Salze 4,53 5,16 -4,39 4,83 Organischer Nichtzucker 9,06 11,56 6,05 7,36 1) Die Salze smd hier als schwefelsaure bestimmt. 2) Zeitschr. des Vereins für Rübenzucker- Industrie. 1868. S. 263. Zuckerfabrikation. 719 Diese Kesultate lassen über die Schädlichkeit stärkerer Chilisalpeter- Düngungen wenig Zweifel; selbst der bedeutende Mehrertrag an Rüben und die geringeren Düngungskosten können die geringere Qualität der Eüben nicht paralysiren. Weitere Versuche müssen lehren, ob nicht etwa eine schwache Düngung von nur 20 Pfd. per Morgen den ersten Wuchs der jungen Pflanzen mehr zu fördern, als den Salzgehalt der Kuben zu vergrössern vermag. M. JacobsthaP) hat Untersuchungen über die Löslichkeit ueber die schwerlöslicher Verbindungen in wässrigen Zuckerlösungen ^°''"=^''^" ausgeführt. — Die Resultate sind in nachfolgender Tabelle zusammengestellt : ncher saize a Zucker- satten. lu 1 Liter Lösung hatten Procentgehalt der Lösung an Rohrzucker. sich gelöst in Grammen: 0 Wasser 5 10 15 20 30 Schwefels. Kalk; CaO, SO3 . Kohlens. » CaO, COj . . Oxalsaurer » CaO, C2O3 . Phosphors. » 3CaO,P05 • Citronens. Kalk 3 CaO, CaHsOn Kohlens. Magnesia; MgO, CO2 2,09500 0,02685 0,03295 0,02900 1,81270 0,31710 1,94600 0,03565 0,04705 0,0-2820 1,57840 0,19950 1,72400 0,02795 0,02870 0,01035 1,38430 0,19320 1,59300 0,02355 0,01225 0,01390 1,50510 0,19425 1,53850 0,02170 0,00800 0,01785 1,45350 0,21315 1,33300 0,00845 0,00095 0,00475 1,45380 0,28350 Hieraus ergiebt sich, dass der schwefelsaure, kohlensaure und Oxal- säure Kalk in concentrirten Lösungen weniger löslich ist als in verdünnteren, •was bezüglich des ersteren im Widerspruche mit Sostmanns^) Versuchen steht. Sostmann arbeitete aber mit heissen Lösungen, während obige Zahlen sich auf solche von 17° C. beziehen. Das Verhalten des Oxalsäuren Kalkes erklärt den von Cuntze^) beobachteten hohen Procentgehalt eines Nieder- schlages in den Dicksaftkästen an Oxalsäure. Der kohlensaure und Oxal- säure Kalk sind in destillirtem Wasser weniger löslich als in verdünnten Zuckerlösungen. Der hohe Löslichkeitsgrad des citronensauren Kalkes in Zuckerlösungen erklärt sein besonders in neuerer Zeit ziemlich häufig nachgewiesenes Vor- kommen in den Säften der Rübenzucker-Fabrikation. Die kohlensaure Magnesia ist, obgleich in Wasser am leichtesten löslich, in concentrirten Zuckerlösungen löslicher als in verdünnten. Von den an- gewandten Salzen ist sie deshalb auch wohl das einzige, welches, wenn es überhaupt in der Praxis häufiger vorkäme, als Melassebildner anzusehen wäre. Verf. theilt noch eine Tabelle mit, worin angegeben ist, wieviel von den an- gewandten Salzen sich als löslich in 1 Liter Flüssigkeit, ausscMiesshch des Zuckers, berechnen. Bezüghch dieser Tabelle, einer graphischen Darstellung der Resultate und der angewandten Untersuchungsmethoden verweisen wir auf das Original. 1) Zeitschr. des Vereins für Rübenzucker-Industrie. 1868. S. 649. 2) Vergl. Jahresbericht. 1866. S. 467. 3) Vergl. Jahresbericht. 1866. S. 467. und die Beobachtung von Scheibler S. 466. 720 Zuckerfabrikation. Verhalten F. D 6 h 11 1) iDaclite Mittheilungen über das Verhalten der Oxal- der oxai- g^ure bei der Verarbeitung des Eübensaftes. Er weist ihr Vor- säiire bei verarbei- Kommen in der Melasse nach. Im oberen Theile der Destillationsapparate, tung des in welchen die bei Verarbeitung der Melasse auf Zucker nach Scheibler 's Rübensaftes ygj.|.^j^^.gj^ entfallende Lösung der Nichtzuckerstoffe entgeistet wird, hatten sich bis zu 2 Zoll dicke Massen abgesetzt, die grosse Mengen Oxalsäuren Kalkes enthielten. Auch in den Wölbungen der zu den Abtreibern gehörigen Condensatoren fand sich eine leichte Masse, die zu 60— 70 Proc. aus oxal- saurem Kalke bestand. Eine Bildung der Oxalsäure bei den verschiedenen Operationen des Elutions Verfahrens ist nach Dehn nicht denkbar; die Oxal- säure kann mithin nur in der verarbeiteten Melasse vorhanden gewesen sein. Verf. schreibt dem Zuckerkalke einen Einfluss auf die grössere Löslichkeit des Kalkoxalates zu. Möglichenfalls könnte die Anwesenheit grösserer Mengen dieses Salzes, vielleicht durch die Art der theilweisen Ausscheidung während des Kochens, allein oder in Gesellschaft mit anderen sich ähnlich verhaltenden Verbindungen das sog. »wilde Kochen« verursachen. ueber die E. F. Anthon^) sprach die Ansicht aus, die Oxalsäure möge im Kohlen- Queue der gäuroofen gebildet werden. Ihre Bildung beim Schmelzen organischer Stoffe mit Aetzalkalien , beim starken Glühen von kohlensaurem Kali mit Kohle, ihre Elementarzusammensetzung und Sublimirbarkeit seien Momente, welche zur Bekräftigung dieser Ansicht dienen könnten. Dass sich der Oxalsäure Kalk bei der Läuterung nicht vollständig niederschlage, rühre daher, dass, analog vielen anderen Erscheinungen, ein Theil des sich bildenden Kalk- oxalates im Entstehungsmomente der augenblicklichen Fällung entgehe und erst beim Abdampfen der Säfte zur Ausscheidung gelange. Einfluss des lieber die Einwirkung des Wassers und verschiedener neu- wassersund^j-aier Salzlösungen auf Eohrzucker, von W. L. Glasen 3). neutraler saiziösun- Verf. Hess 100 Cubikcentimeter der Kohrzuckerlösung, ohne oder nach vor- Rohrzuckei'^ ^^"gß™ Salzzusatze, in leicht bedecktem Becherglase stehen. Die Prüfung der reinen Zuckerlösung erfolgte mittelst eines Ventzke-Soleil'schen Apparates, welcher bei 200 Millimeter langen Röhren und einer Lösung von 26,048 Grm. Zucker zu 100 Cubikcentimeter Flüssigkeit 100° angiebt. Die Bestimmung des Traubenzuckers erfolgte mit Hülfe von F e hl in g 'scher Flüssigkeit; das Kupferoxydul wurde mit- telst eines sehr verdünnten Chamäleons titrirt. 1) Zeitschrift des Vereins für Rübenzucker -Industrie. 1868. S. 192. 2) Dinglers polyt. Journal. 1868. Bd. 189. S. 251. 8) Journal für praktische Chemie. 1868. Bd. 103. S 449 ZuckertabrikatioD. 721 Versuchsreihe I. Es wurden beobachtet Reine Lösung, frisch bereitet be- rechnet ge- funden Reine Lösung o k6 a '3 o 1 g sogleich 3 Std. lang bei 87,5 bis 100° erhitzt Reaction Polarisation . . . Rohrzucker Proc. Invertzucker » neutral 38,05 9,55 0 38,0 9,54 0 neutral 38,0 I 37,90 9,54 I 9,51 0 I 0 schwach sauer 36,60 9,20 0,08 neutral 38,0 9,54 0,021 neutral 37,90 9,51 0 37,50 9,41 Spur Versuchsreihe HI. Es wurden beobachtet Reine, frisch bereitete Lösung funden be- rechnet Reine Lösung u Ol ^ o o ft c- ri cr> ■^ (ä O M ^ o nach Stägigem Stehen bei gewöhnlicher Temperatur M W nach 5tcägigem Stehen 3 Std. bei 87,5—100° erhitzt Reaction Polarisation . . . Rohrzucker Proc. Invertzucker » neutral 38,10 9,56 0 38,0 9,54 0 37,90 9,51 0,02 neutral 37,90 9,51 0 neutral 38,0 9,54 0,002 37,60 9,44 0,038 37,60 9,44 0,013 JahreüUericIit, XI u. XII. 46 ■^22 Zackerfabrikatioo. Die Glasen 'sehen Schlussfolgerungen lauten: 1. Rohrzucker wird durch reines Wasser bei gewöhnlicher Temperatur und ohne Eintreten einer bemerkbaren Pilzbildung allmälig in Glykose über- geführt. Mehrstündiges Erhitzen einer frisch bereiteten Rohrzuckerlösung bis nahe dem Siedepunkte veranlasst keine Molekularveränderung des Zuckers. Es ist dem Wasser dieselbe Rolle zuzuschreiben, welche verdünnte Säuren bei ihrer Einwirkung auf Rohrzucker spielen. 2. Gyps, Gyps und Chlorammonium und salpetersaures Kali verhindern bei gewöhnlicher Temperatur die Glykosebildung, schwefelsaure Magnesia schwächt die Wirkung des Wassers nur ab. 3. Werden mit gewissen Salzen versetzte Rohrzuckerlösungen nach mehr- tägigem Stehen bis 87,5° und mehr erhitzt, so tritt eine verhältnissmässig starke Glykosebildung ein; die stärkste veranlasst Gyps und Chlorammonium (die Lösung wird in Folge von Ämmoniakverlust schwach sauer). 4. Mit Salzen versetzte Rohrzuckerlösungen, welche frisch bereitet bei 87,5—100° erhitzt wurden, zeigten nur im Falle einer Combination von Gyps und Chlorammonium eine Glykosebildung. 5. Die vorliegenden Versuche scheinen die Ansicht Bechamp's zu be- stätigen, dass einige Salze durch »persönlichen« Einfluss, ohne Schimmel- bildung den Rohrzucker zu invertiren vermögen. Dagegen sprechen sie gegen die Aunahme Bechamp's, wonach Rohrzucker bei gewöhnlicher Temperatur und in wässeriger Lösung nur in Folge einer Fermentation durch entstandene niedere Pilzformen allmälig in Fruchtzucker umgewandelt wird; solche Lösun- gen enthalten vielmehr schon vor dem Eintritte jeder Schimmelbildung kleine, mit dem Polarisations -Apparate nicht nachweisbare Glykosemengen. 6. Die Einwirkung reinen Wassers und der Salzlösungen darf nie länger als einige Tage dauern, weil sonst auf den Ausschluss von Schimmelbildung mit Sicherheit nicht zu rechnen ist. Für völlig beweisend können wir die Gl äsen' sehen Versuche nicht halten. Der Nachweiss, dass selbst während des nur drei- und fünftägigen Stehens der Lösungen Pilzsporen und Hefezellen nicht eingewirkt haben, fehlt. Die fehlende Schimmelbildung allein ist kein Kriterium ; Verf. hätte die gestandene Lösung unter dem Mikroskope durchsuchen oder unter Umständen experimentiren müssen, welche das Eindringen von Sporen u. s. w. unmöglich machten. Analysen Hugo Schulz^) theilto Analysen von Betriebswasser und von Ec- Scheidekalk mit. — 1000 Theile des ersteren (95 Analysen) enthielten: triebswasser undScheido- Minimal- Maximal- Mittlerer kalk ^ Gehalt Gehalt Gehalt Gesammttrockensubstanz 0,278 4,765 1,241 Organische Stoffe Spuren 0,290 0,058 Schwefelsäure 0,009 1,318 0,350 Der Schwefelsäure entsprechender Gypsgehalt . 0,015 2,241 0,595 1) Zeitschr. des Vereins für Eübenzucker-Industrie. 1868. S. 6. Zuckerfabrikation. 723 Die untersuchten Kalksteine A. und der gebrannte Kalk B. enthielten in Procenten : A. 127 Analysen. B. 57 Analysen. Es wurden gefunden Mini- mum Maxi- mum Mittel Mini- mum Maxi- mum Mittel Kohlensaurer Kalk Aetzkalk Kohlensaure Magnesia :'. . . . Aetzmagnesia Ö9,27 0,52 Spur. 0,19 1,26 96,27 18,17 7,71 2,41 14,04 90,30 2,67 0,44 1,26 3,80 60,86 0,47 0,11 Spur. 0,04 0,24 98,01 18,09 3,47 7,27 8,80 10,81 82,52 3,70 0,96 3,88 4,93 2,02 Schwefelsaurer Kalk Eisenoxyd und Thonerde . . . Kieselsäure Sand, Thon u s. w Ueber die bei dem Nachreibe-Verfahren im Vergleiche mit saftaus- dem einfachen Pressverfahren aus den Zuckerrüben zu ermög- "Jeute beim einlachen liebende Saftausbeute, von Heidepriemi). und Nach- Verwendet wurden je 10 Ctr. Rüben, von ein und demselben Schlage geerntet. reibe-Press- Zu Versuch A. wurden dieselben bei schwachem Wasserzuflusse auf einer gewöhn- "*'e«'f'*'^''en. liehen Reibe in Brei verwandelt und dieser in neuen, gewogenen Presstüchern durch hydraulischen Druck ausgepresst. Der grössere Theil der Presstücher musste zu dem Breie der Nachreibe verwendet werden ; die in ihnen verbliebenen 26 Pfd. Saft sind daher in den Saft der zweiten Pressung übergegangen, wogegen die in den übrigen nicht weiter benutzten Presstüchern enthaltenen 10 Pfd. Saft dem Vorpress- safte zugerechnet worden sind. Das Zerkleinern der Pressliuge auf der Nachreibe geschah unter starkem Zulaufe von schwach kalkhaltigem Wasser. Zu Versuch B. wurden die Rüben bei starkem Wasserzulaufe zerrieben. Wir geben die Resultate in tabellarischer Zusammenstellung wieder: A. Saftgewinnung bei Anwendung der Hänel'scben Nachreibe. Vorpresssaft von 1,0543 specifischem Gewicht 799 Pfd. mit 10,78 Proc. Rohrzucker 86,1 » » 1,46 » organischem Nichtzucker 11,7 » » 0,41 » Salzen 3,3 » » 87,35 » Wasser 697,9 » auf 100 Zucker: 13,54 organischen Nichtzucker und 3,80 Salze. Presslinge 230 Pfd. mit 6,91 Proc. Rohrzucker 1 „ , » 0,09 » Invertzucker j • • • • ' » 67,55 » Wasser 155,4 » Nachpresssaft von 1,0087 specifischem Gewicht 686 Pfd. mit 1,95 Proc. Zucker 13,4 » » 0,32 » organischem Nichtzucker 2,2 » » 0,12 » Salzen 0,8 » » 97,61 » Wasser 669,6 » auf 100 Zucker: 16,41 organischen Nichtzucker und 6,15 Salze. 1) Zeitschr. des Vereins für Rübenzucker-Industrie. 1868. S. 540. 46* y24 Zuckerfabrikation. Presslinge der Nachreibe 216 Pfd. mit 2,62 Proc. Rohrzucker | „ » 0,05 » Invertzucker J • • • • ' ( » 1,51 » Proteinstoifen) .... — » » 69,78 » Wasser ...... 150,7 » Die Gesanimtausbeute an Zucker beträgt 105,3 Pfd., der Gehalt der Eüben hieran demnach 10,53 Proc. Von den 105,3 Pfd. Zucker sind 5,8 Pfd. nicht in die Säfte übergegangen; unter Annahme, dass die Eübe 9G Proc. Saft ent- halten hat, berechnet sich, nach der Proportion 105,3 : 5,8=96 : x, die Saft- ausbeute zu 90,7 Proc. der Eübe. Den Wassergehalt der Eüben berechnet Verf. zu 84,6 Proc, was für 10 Ctr. 846 Pfd. betragen würde. Diese Menge vom Gesammt- Wassergehalte der beiden Säfte und des Presslings abgezogen, hinterbleiben 671,7 Pfd. Wasserzulauf, 67 Proc. vom Eübengewichte entspre- chend. Der Nachpresssaft enthält 0,7 Pfd. Nichtzucker mehr, als sich nach der Zusammensetzung des Vorpresssaftes berechnet (3 Pfd. statt 2,3 Pfd.). Wird angenommen, dass 1 Theil Nichtzucker 2 Theile Zucker unkrystallisirbar macht, und wird dem durch die verschiedeneu Eeinigungsprocesse aus dem Safte entfernbareu Nichtzucker nicht weiter Eechnung getragen, so sind 1,4 Pfd. Zucker, entsprechend 13,3 Pfd. des in 10 Ctr. Eüben ursprünglich enthaltenen Saftes, fortzudenken; es entfallen dann bei der Versuchsarbeit mit der Nachreibe statt 90,7 nur 89,4 Proc. Saft. B. Saftgewinnung durch einmaliges Pressen. Saft von 1,0361 specifischem Gewicht . . .1370 Pfd. mit 7,59 Proc. Zucker 104,0 » » 0,86 » organischem Nichtzucker 11,8 » » 0,35 » Salzen 4,7 » » 91,20 » Wasser 1249,5 » auf 100 Zucker: 11,33 organische Stoffe und 4,60 Salze. Presslinge . 221 Pfd. mit 5,78 Proc. Rohrzucker | » 0,05 » Invertzucker J • • • • ' ( » 1,31 » Proteinstoffen) .... — » » 70,27 » Wasser 155,3 » Wasserzufluss zur Reibe ... 58 Proc. Saftausbeute 82,5 » Heidepriem spricht sich auf Grund obiger Zahlen entschieden für das Nachreibeverfahren aus; er hält sich hierzu um so mehr für berechtigt, als in mehren mit der Nachreibe arbeitenden Fabriken, trotz des weitaus ge- ringeren Wasserzulaufs, Pressrückstände erzielt werden, die nur 2,3—2,6 Proc. Zucker enthalten. Dass in letzterem Falle sich auch das Verhältniss des Zuckers zum Nichtzucker noch günstiger gestalten werde, ist nicht zu bezweifeln. Verf. macht noch darauf aufmerksam, dass die Presslinge vom Nachreibever- fahren denen von einmaliger Pressung im Nährwerthe sicher nicht nachstehen. Für Zuckerfabrikation. 725 den Vergleich obiger Resultate mit den bei Untersuchungen über das Schützen- bach'sehe, Walkhoff' sehe, Bobrinsky'sche Macerationsverfahren gewonnenen, findet sich das Material in den früheren Jahrgängen dieses Jahresberichts!). Ueber die Entfaserung des Kübenrohsaftes sind von G. Ebert^) Entfaserung in der Zuckerfabrik zu Edderitz Versuche angestellt worden, aus denen die ^'^^ Rüben- Wichtigkeit der Entfernung (durch Dehne 'sehe Filterpressen) für die Reinigung der Säfte zur Genüge hervorgeht: Versuchs - Nummer Nichtzucker auf 100 feste Substanz Rohsaft im Scheide- saft abge- schieden Von 100 Nichtzucker- stoffen entfernt durch Scheidung geschie mehr ah- nden I.Versuch ; Saft mit Fasern I. » » ohne » n. Versuch ; Saft mit Fasern II. » » ohne » 23,02 22,74 20,94 20,80 16,72 6,30 27,36 15,18 7,56 33,24 16,85 4,09 19,53 14,88 5,92 28,46 5,88 8,93 Im unmittelbaren Anschluss hieran theilt A. Behring^) sein combi- sehring-s nirtes Schützenbach 'sches Macerationsverfahren mit. Er ver- combinirtes wendet mehr und grössere Kübel als Schützenbach vorschreibt, das Eühr- bach^^sches werk arbeitet langsamer, die terrassenförmige Abstufung der einzelnen Kübel Maceranons- ist geringer, die Uebersteiger sind anderer Art und der todte Raum unter ^e'fai'i'en. dem Siebe ist kleiner. Mit der Schützenbach 'sehen Macerationsbatterie stehen drei Dehne 'sehe Filterpressen derart in Verbindung, dass sämmtlicher Saft dieselben ebenso rasch durchströmt, als ob er direct nach den Scheide- pfannen flösse ; über die eine Presse läuft der Saft, die zweite wird ausgesüsst, die dritte bedient. Die Absüssung des Presseninhaltes durch Wasser nicht zu weit zu treiben und die Säfte nicht zweckwidrig zu verdünnen, werden die Pressrückstände mit Spindelpressen nachgepresst. Die Mitbenutzung der Filter- pressen erlaubt eine weitgehende Verkleinerung der Rübensubstanz. Die Arbeit ist so zu leiten, dass mit den ersten Saftportionen gröbere Fasern (Zellgewebe u. dergl) in die Filterpressen gelangen und eine Schicht bilden, in und auf welcher die feinsten Theilchen sich ablagern, weil diese sonst die Poren der Tücher verstopfen würden. Die Wirkung der Entfaserung auf die Qualität der Säfte ist sehr bedeutend (vergl. oben Ebert 's Angaben), die Ammoniak- entwickelung auffallend gering, das Concentriren und Verkochen auf Korn geht um Vieles leichter von statten und die Ausbeute an zweitem und drittem Producta ist grösser, die an erstem eben so gross als sonst. 1) 1864. S. 405 ff. — 1865. S. 458. — 1866. S. 385, 394 u. 395. 2) Zeitschrift des Vereins für Rübenzucker -Industrie. 1869. S. 25. 3) Ibidem. S, 31. 726 Zuckerfabrikation. Bodenben- H. B 0 d enb 8 n d G T 1) liefert einen Beitrag zur Beurtheilung des dei gegen ZuckergB wlnnu Hgs- Ver f ah ren s von Champonnois, welches in einer ponuois'sche Kückgabe des grünen Syrups zu frischem Eübenbreie und Erwärmen des Ge- verfabren misches Yor dem Pressen oder Auslaugen auf 70° C. besteht. Die Pflanzen- der Zucker- £g^ggj. ^^Y[ die Eigenschaft besitzen , die Salze des Syrups zu binden, so dass gewinnung. ° . die so gewonnenen Füllmassen nicht weniger rem seien, als die aus frischem Eübenbreie direct erzielten. Bodenbender hat zunächst das Verhalten der (ausgelaugten) getrockneten und frischen Fasern (vom Macerationsverfahren entfallen) gegen Lösungen von Kochsalz, Glaubersalz und kohlensaurem Kali geprüft und gefunden, dass nur das letztgenannte Salz in geringer Menge absorbirt werde. Während darauf eine aus reinem Rübenbrei bereitete Füll- masse 10,68 Nichtzucker auf 100 Zucker enthielt, betrug das Verhältniss bei einer unter Zusatz von Syrup gewonnenen Füllmasse 21,75:100. Aus einer Syruplösung wurden (die Mineralstoffe derselben = 100 gesetzt) von getrock- neten Fasern 11,6 Proc, von frischen Fasern noch weniger absorbirt. Verf. warnt auf Grund seiner Versuche geradezu vor Befolgung der neuen franzö- sischen Methode. Die Vor- Uebor die Vortheile des Diffusionsverfahrens und die Grösse theiie des ^er dabei stattfindenden Verluste haben W.Bartz u. H. Reichardt'-*) verfabrens Erfahrungen mitgetheilt. Die Verf. leugnen einen Verlust im Innern der u. die Grösse Gefässbatterie. Sie beobachteten in der Fabrik zu Einbeck stattfiMden- Verlust durch das Abflusswasser der Diffuseure = 0,075 Proc. den Verluste Verlust durch die Diffusionsrückstände = 0,120 » Verlust durch das von den Schnitzelpressen abfliessende Wasser = 0,096 » 0,291 Proc. Verlust an Rohrzucker vom Gewichte der Rüben. Sie vergleichen diesen Ver- lust (rund 0,3 Proc.) mit dem in der Campagne IS^Ves zu Bahrendorf und Klein-Wanzleben ermittelten Verlusten; die erstere Fabrik presst die einmal gepressten Kuchen ohne Weiteres nochmals, die letztere lässt sie zerkleinert, gemischt und neu gepackt in die Nachpressen gelangen. Dort belief sich der Verlust bei der Saftgewiunung auf 1,158 Proc, hier auf 0,949 Proc. Der Totalverlust betrug in Einbeck 0,64 Proc, in Bahrendorf 1,65 Proc, in Klein- Wanzleben 1,53 Proc. Das Diffusionsverfahren lieferte von 100 Ctr. Rüben 1—0,9 Ctr. Zucker mehr. Der bei der Schlammstation in Einbeck entstehende Verlust beläuft sich auf 0,32 Proc, der bei der Saftgewinnung sich ergebende auf 0,30 (genau 0,29) Proc. Die Differenz zwischen der Summe beider und dem Totalverluste (0,64) beträgt also nur 0,02 (genau 0,03) Proc, so dass für den bei anderen Saftgewinnungs verfahren fast unvermeidlichen, sog. un- bestimmbaren Verlust nahezu Nichts übrig bleibt, und ein Verlust durch 1) Zeitschrift des Vei'eins für Rübenzucker -Industrie. 1869. S. 138. 2) Ibidem S. 84. — Vergl. Jahresbericht. 1865. S. 392. — 1866. S. 463. 1867. S. 356. Zuckerfabrikation. l'^l Zersetzung nicht angenommen werden kann. Dass auch die Füllmasse und der Zucker denen nach anderen Methoden gewonnenen nicht nachstehen, geht aus folgenden Analysen hervor: Verarbeitete Füllmassen Zucker Rüben I. II. I. Product IL Produot Zucker 11,34 80,63 80,90 94,80 91,20 Wasser — 8,70 9,11 3,34 4,68 Salze .... 1 4,65 I 5 4,67 1 g 1,53 lg 2,77 1 ^ Organische Stoffe i "' 6,02 1 2 5,32 1 o^'~ 0,33 1^" 1,35 i -f Auf lOOTheile Zucker: Salze . . . . \ 5,76 5,77 1,61 3,03 Organische Stoffe J ' 7,46 6,57 0,35 1,48 13,22 12,34 1,96 4,51 Schnitzel und Pressmasse endlich zeigten folgende Zusammensetzung (wasserfrei) : Schnitzel Pressmasse Proteinstoffe 8,78 Proc, 6,42 Proc. Kohlehydrate .... 51,42 » 31,92 » Fett 0,58 » 1,90 » Rohfaser 19,82 » 36,62 » Asche ■ 19,40 » 23,14 » 100,0 Proc. 100,0 Proc. Die Zeitschrift des Vereins für Rübenzucker- Industrie ^) enthält eine Ah- ueber die handlung über die Scheidung der Rübensäfte, deren Verfasser nicht sc'>eidung genannt ist. Wir geben hier nur das Wichtigste aus seinen Versuchsresultaten ^\-^^l^ ^"" wieder. Die zu den Versuchen angewendeten Säfte waren der Fabrik ent- nommen und bei ca. 50 Proc. Wasserzulauf auf die Reibe und nachfolgendes Vor- und Nachpressen ohne Nachreiben erhalten. Versuch 1. Französische Scheidung. Probe 1 war der ganzen Saftmenge aus der Scheidepfanne vor dem An- wärmen entnommen; bei 81° C. wurde per Ctr. Rüben 1 Pfd. Aetzkalk zu- gefügt und allmälig bis zum Aufwallen erhitzt. auf 100 Zucker Rühensaft Geschiedener Saft. Lösliche Salze in der Asche . . 3,11 3,64 Unlösliche » » » » . . 1,23 2,56 (mit 1,95 Kalk) Organische Stoffe 12,07 5,67 16,41 11,87 In Folge der Ausscheidung von Eiweissstoffen auf dem Doppelboden der Scheidepfannen wird die Wärmeleitung desselben verringert und das Anwärmen 1) 1869. S, 39. — Vergl. Jahresbericht 1864. S. 402. — 1865. S. 39G ff. 728 Zackerfabrikation. des Eübensaftes verzögert; durch Zusatz von Kalk zum kalten Saft wird diesem TJebelstande vorgebeugt. Verf. hat ^/lo der anzuwendenden Kalkmenge dem kalten Safte, den Eest nach dem Erwärmen auf 81° zugesetzt. Versuch 2. Zusatz von Kalk zum kalten Saft. Mit iProc. Kalk ^ , Mit 1,2 Proc. Kalk Auf 100 Zucker: Rübensaft geschiedenerSaft Rebensaft geschiedener Saft LösHche Salze , . 3,14 3,736 3,35 3,98 Unlösliche Salze . 1,43 1,827 (m. 1,584 Kalk) 2,68 2,86 (m. 1,23 Kalk) Organische Stoffe . 11,87 8,826 11,39 7,88 16,44 14,389 17,42 14,72 Der Kalkzusatz zum kalten Safte hatte also entschieden nachtheilig ge- wirkt. Verf. empfiehlt, um dem oben beregten TJebelstande zu begegnen, den Saft durch direct einströmenden Dampf anzuwärmen. Der Einfluss des Nachkochens nach der Scheidung, sowie der Effect längeren Kochens mit nachfolgender Saturation unter Kalkzusatz erhellt aus folgenden Zahlen: Versuch 3. Versuch 4. Versuch 5. Auf 100 Zucker: Geschie- dener Dünnsaft Derselbe 1 Stunde nach- gekocht Dünnsaft mit Ein- wurf Derselbe 1 Stunde nach- gekocht Geschie- dener Saft 2 Stunden gekocht NachZusatz von 0,25 Proc. Kalk saturirt LösUche Salze . Unlösliche Salze Organische Stoffe 3,20 3,71 15,11 3,10 3,43 12,53 1 3,18 3,00 } 2,91 2,40 3,57 3,05 9,56 3,67 2,91 5,56 3,784 1,276 5,180 22,02 19,06 6,18 5,31 16,18 12,14 10,240 Die Differenzen in den Ansichten über die verschiedenen Saftrein igungs- Methoden beruhen nach des Verf. Meinung darin, dass man die Zeitdauer der Einwirkung des Kalkes und der Siedehitze auf den Rübensaft zu wenig be- achtet hat. Die schwe- Ueber die Anwendung schwefelsaurer Magnesia als Scheide- feisaure mittel des Rübeusaftes, von H. Bodenbender^). — Bekanntlich ist Magnesia .... als Scheide- ^^ jüngster Zeit die schwefelsaure Magnesia in Verbindung mit Kalk mehr- mittei. seitig zur Scheidung der Rübensäfte empfohlen worden. Verf. hat sich in Folge dessen zu Laboratoriums - Versuchen veranlasst gesehen , welche zu folgenden Resultaten führten: 1. Knochenkohle absorbirt aus wässriger Lösung nicht unbedeutende Quantitäten schwefelsaurer Magnesia, theils in Folge chemischer, theils phy- sikalischer Reactionen. Bei Gegenwart von Zucker wird das Absorptions- vermögen der Kohle ein geringeres. 1) Zeitschrift des Verems für Rübenzucker- Industrie. 1869. S. 93. Zuckerfabrikation. 729 2. Fast sämmtliche Schwefelsäure des Magnesiasulfates tritt beim Scheiden in den Saft; die Magnesia geht in den Schlamm ein. 3. Von dem im Rübensafte enthaltenem Kali vereinigt sich etwa die Hälfte mit der Schwefelsäure des Magnesiasalzes; die andere Hälfte bleibt, selbst bei grossem Ueberschusse des letzteren, an organische Säuren gebunden. 4. Die mit Bittersalz geschiedenen Säfte enthalten fast stets mehr organi- sche Stoffe (thatsächlich müsste es den Versuchsresultaten nach heissen: »mehr Nichtzucker«), als die ohne Anwendung dieses Salzes erzielten, demzufolge 5. der Schlamm aus den ersteren Säften weniger reich an organischen Substanzen ist. 6. Das Nachkochen des mit Magnesiasalz geschiedenen Saftes war wegen der fehlenden kohlensauren Ä.lkalien ohne allen günstigen Erfolg. 7. Die Füllmasse nach der Scheidung mit Bittersalz enthielt auf 100 Th. Zucker mehr organische Stoffe, Kalk- und Alkalisalze, als solche von reiner Kalkscheidung. Zu ähnlichen Resultaten gelangte C. Scheibler^). Er fand, dass bei scheibier-s der Scheidung des Rübensaftes mittelst Kalk's bei Gegenwart von schwefel- A-nsichten • •in- Über diesen saurer Magnesia eine vermehrte Abscheidung organischer Nichtzuckerstoffe Gegenstand, aus denselben nicht bewirkt wird, und dass genanntes Salz ebensowenig fähig ist, die organisch-sauren Alkalien des Saftes derart zu zerlegen, dass auf der einen Seite neutrale schwefelsaure Alkalien resultiren. Der Scheidungs- process bei Gegenwart von schwefelsaurer Magnesia lieferte nur halb so viel Ammoniak, als bei reiner Kalkscheidung. Die Kohle aus Fabriken, welche mit Bittersalz arbeiteten, zeigte sich stark gypshaltig und die Rohzucker solcher Fabriken sollen durch ihren Gehalt an Gyps das Klären zum Zwecke des Raffinirens fast zur Unmöglichkeit machen. Folgende Versuche 2) dürften geeignet sein, dem Nachpressen d e s Nacbpressen Scheideschlamms aus Filterpressen weitere Aufmerksamkeit zuzu- ''^^ ^''''^"^^' Schlammes. wenden. 102 Pfd. nach dem J e 1 i n e k ' sehen Verfahren gewonnener, in Trinks 'scher Schlammpresse gut ausgedämpfter Scheideschlamm lieferten beim Nachpressen unter hydraulischer Presse 30 Pfd. Saft. Die von Hugo Schulz ausgeführte Analyse ergab: Saft von der Schlammpresse hydraulischen Presse Zucker .... 5,73 4,32 Nichtzucker . . . 1,04 1,48 Darin Kalk . . . 0,11 0,17 In einem anderen Falle wurden folgende Resultate erzielt: Saft von der Schlammpresse 9 bis 9,5 Proc. Brix. Nachpresssaft 19,2 bis 25 Proc. von 8,5 bis 9 Proc. Brix und 6,92 bis 7,4 Proc. Polarisation. 1) Zeitschrift des Vereins für Rübenzucker -Industrie. 1869. S. 109. 2) Ibidem. 1868. S. 283. 730 Zuckerfabrikation. Zucker- H. Bodenbender^) macht auf ein von ihm entdecktes, aber noch nicht IS Scheideschlamm aufmerk- und Schlammsäften, sowie gewinnung veröffentlichtes Verfahren der Zuckergewinnung aus Scheideschlamm aufmerk- aus Scheide- j .1 -n . i sam und theilt Analysen von saturirten Küben- schlamm. von Eüben- und Schlammfüllmassen mit. Auf 100 Zucker Rüben- scheidesäfte Schlamm- scheidesäfte Füllmassen von von „„. Rüben u. Rüben Schlamm Alkalisalze Kalksalze Organische Stoffe 4,78 ! 4,21 0,23 0,17 7,66 ; 8,10 1 1 6,27 0,98 9,77 5,71 1,59 12,82 } 5,07 6,47 5,05 6,42 Nichtzucker • . , . B ohne Kalksalze . : 12,67 12,48 1 ,| 12,44 12,31 17,02 16,04 20,12 18,53 11,54 11,47 In der Mescheriner Fabrik wurden durch die Mitverarbeitung des aus dem Schlamm gewonnenen Saftes mit dem Eübensafte bei einer wöchentlichen Verarbeitung von 8000 Ctr. Eüben durchschnittlich 16,5 Ctr. Zucker mehr gewonnen. ueber Me- TeberMelasse bildende Stoffe und die Zuckermenge, welche lasse bu- durch dieselben ungewinnbar gemacht wird, veröffentlichte E. F. Anthon^) Mittheilungen. Die Annahme, dass 1 Theil Salze 5 Theile Zucker und die Zucker- ungewinnbar macht, ist nach dem Verf. deshalb unzulässig, weil dieselbe für menge, wei- yiele Fälle entschieden falsch ist, weil die im Eübensafte vorkommenden Salze dieselben ^° ^^^^ Verschiedenem Grade den Zucker in die Melasse überzuführen ver- ungewinn- mögen, und weil endlich vorzugsweise die organischen Stoffe der Melasse ihre ''*'" J.*"*^*^^* charakteristischen Eigenschaften ertheileu. Es könne sogar eine Melassebildung recht gut bei gänzlichem Ausschlüsse der Salze gedacht werden. Nach Anthon sind die Salze für sich nicht im Stande, aus Zucker Melasse zu bilden; sie bedingen einen Zuckerverlust nur dadurch, dass die zur Lösung der Salze er- forderliche, verhältnissmässig nicht unbeträchtliche Wassermenge auch Zucker in Lösung erhält. Aus einer Lösung von 10 Theilen eines ungarischen Zuckers, der 22,5 Proc. Salpeter enthielt, in 3^/2 Theilen warmen Wassers setzten sich beim Erkalten Salpeterkrystalle ab. Der Zucker verhindert also so wenig die Krystallisation gewisser Salze, wie diese nicht die Krystallisation des Zuckers zu hindern vermögen; denn aus einer in der Wärme gesättigten Lösuug von Zucker in kalt gesättigter Salpeterlösung schieden sich Zuckerkrystalle aus. Nun erfordert aber beispielsweise 1 Theil Kalisalpeter 3 Theile Wasser zur Lösung, worin sich ausserdem noch 6 Theile Zucker zu lösen vermögen; da endlich aus derartigen Lösungen in der Eegel der Zucker als solcher industriell nutzbar nicht mehr gewonnen werden kann, so gelangt er in die Melasse. J) Zeitschr. des Vereins für Rübenzucker-Industrie. 1869. S. 2) Dingler 's polytechnisches Journ. 1868. Bd. 189. S. 139. 148. Zuckerfabrikation. 731 In diesem Sinne sind nach dem Verf. die Salze als Melassebildner aufzufassen. Verf. vergleicht die Melasse mit einer Mutterlauge ; so wie man hier die Ge- sammtmenge der vorhandenen fremden Stoffe als Veranlassung zur Mutter- laugenbildung ansehen müsse, so seien auch alle jene Stoffe als Melassebildner zu betrachten, welche ausser dem Zucker und Wasser in der Melasse ent- halten sind. Dann würden, von normaler Rübenmelasse ausgehend, für jeden Theil der überhaupt vorhandenen Nichtzuckerstoffe 1 V2 Theile Zucker als Ver- lust anzunehmen sein. Bezüglich des Einflusses der Salze auf die Malassebildung machen wir auch auf Payen's i) Versuche aufmerksam. Mehr oder weniger gehört hierher noch eine Beobachtung Anthon's^), Die Melasse wonach in reines, farbloses, vorsichtig über normale Melasse geschichtetes *'"® ^^°'^- Klärsel allmälig die Nichtzuckerstoffe der Melasse diffundiren, während aus z„cker- dieser reiner Rohrzucker auskrystallisirt. Verf. hält die letztere für eine lösung. übersättigte Zuckerlösung. Durch den Uebergang eines Theiles der Nicht- zuckerstoffe in das Klärsei verliert die Melasse an der Zähigkeit, welche das Auskrystallisiren des Rohrzuckers verhindert. Heber das Dubrunfaut'sche Verfahren der Zuckergewinnung Dabrun. durch Osmose von L. Taussig^). — Nach Dubrunfaut's Ansicht ver- ^*"'\ ^ ' , osmotisches hindern insonderheit die Chloralkalien, der Kali- und Natronsalpeter die verfahren. Krystallisation des Zuckers*). Die Beobachtung nun, dass gerade diese Salze um Vieles leichter durch Membranen diffundiren, als der Zucker, führten ihn zur Begründung seines osmotischen Verfahrens der Zuckergewinnung. Taussig hat in Dubrunfaut's Laboratorium Versuche im Kleinen über die Anwendbarkeit der Osmose auf Melasse angestellt. 200 Grm, Melasse mit 44 Proc. Zucker, 13,536 Proc. Asche (nach Scheibler 's Methode bestimmt) und 0,832 Proc. Kalk wurden im Dutrochet' sehen Endosmometer bei ge- wöhnlicher Temperatur mit V2 Liter Wasser in Berührung gelassen, die rück- ständige Melasse auf 40 — 41 ° B. concentrirt, abermals der Osmose unter- worfen, die Melasse nochmals concentrirt und zum dritten Male wie oben behandelt. Mit Berücksichtigung, dass, der Zusammensetzung der Melasse entsprechend , die 1 Proc. Asche entsprechende Salzmenge 3,46 Grm. Zucker in die Melasse überführte, wurde die Menge des »regenerirten« Zuckers be- rechnet^). Im Folgenden sind die so und durch Analyse der Exosmosewässer gewonnenen Resultate zusammengestellt. 1) Jahresbericht. 1867. S. 363. 2) a. a. 0. S. 242. 3) Verhandlungen d. niederösterreichischen Gewerbevereins. 1868. No. lOu. 11. — Durch polytechnisches Centralbl. 1868. S. 1587. — Vergl. Jahresbericht. 1866. S. 477. und 1867. S 363. 4) Vergl. Anthon's Ansichten: dieser Jahresbericht, Vorige Seite. •^) Z B. 4,072 Asche X 3,46 = 14,09; 14,09 —0,82 ( exosmosirter Zucker) = 13,27 regenerirter Zucker. 732 Zuckerfabrikation. Exosmosirter Regenerirter Asche r, 1 Zucker 1. Produet. 6^ Stimden. 4,072 Grm. 0,820 Gm. 13,270 Grm. 2. » 4 » 3,600 » 1,307 » 11,149 » 3. » 3,267 » 1,740 » 9,550 » 10,939 Grm. 3,867 Grm. 33,969 Grm. Die Menge des durch das Wasser entführten Zuckers hat zu-, die der Salze abgenommen. Wird das Verfahren weiter getrieben, so kommt man an einem Punkte an, wo die Menge beider Stoffe gleich gross ist, und end- lich wiegt der Zucker vor. Sowie das Verfahren bisher industriell ausgeführt wird, wo diese Wässer verloren gegeben werden, setzt diese Thatsache der reinigenden Wirkung der Osmose eine Grenze. — Im Ganzen sind ca. 17 Proc. der Melasse oder 38,6 Proc. der in dieser enthaltenen Zuckermenge krystallisir- bar gemacht worden i). Der Verlust betrug 4,4 Proc. vom vorhandenen Zucker. Die Versuche mit warmem Wasser lieferten folgende Eesultate: Melasse: 42 Proc. Zucker, 12 Proc. Asche, 0,148 Proc. Kalk; melassimetrischer Coefficient: 3,60. 100 Grm. davon bei 72 — 80° C. mit \ Liter Wasser behandelt. Exosmosirter Regenerirter ^^^^« Zucker 1. Produet, 1 Stunde. 3,816 Grm. 2,158 Grm. 11,58 Proc. 2. » 1\ » 6,480 » 6,294 » 16,18 » Hieraus folgt, dass bei zunehmender Temperatur die Geschwindigkeit der Osmose bedeutend vergrössert wird, der Zuckerverlust aber in noch höherem Grade zunimmt. Einige andere Versuche des Verf.'s ergaben noch, 1. dass, wenn die Osmose — mit kaltem oder warmem Wasser — bis zu einem bestimmten gleichen Dichtigkeitsgrade der Melasse getrieben wurde, die Menge der eliminirten Salze nahezu die gleiche blieb; 2. dass bei gleicher Temperatur und Zeitdauer die Menge derselben im directen Verhcältnisse zu der Quantität des angewandten Wassers stand. Den obigen Versuchen zufolge würde es ein Leichtes sein, mehr als ^/s der Aschenbestandtheile zu entfernen; es steht aber einer so weit getriebenen Osmose der zu hohe Zuckerverlust gegenüber (21 V4 Proc. vom Melassezucker). Der Verwendung der Exosmosewässer steht nämlich die ansehnliche Menge von salpetersauren Salzen entgegen, in deren Folge die Gährung einen fehler- haften Verlauf nimmt. Ist erst ein Mittel ersonnen 2), welches diese nach- theilige Wirkung aufhebt, so steht einer bis zu 85 Proc. getriebenen Aus- scheidung der Melassesalze und einer dementsprechenden Zuckerausbeute nichts mehr im Wege. Bis dahin wird man sich mit einer auf warmem Wege bis zu 35 Proc. getriebenen Regeneration begnügen müssen, denn das Verfahren mit kaltem Wasser würde zu viel Zeit und zu grosse Apparate verlangen. 1) Der thatsächliche Beweis hierfür fehlt. 2) Vergl. hierüber S. 682 dieses Jahresberichts. Zuckerfabrikation. '^9 9 Anstatt das osmotische Verfahren erst bei der Melasse zu beginnen, wird es nach Taussig in den französischen Fabriken schon auf das dritte und selbst zweite Product angewendet. Wenn man den vom zweiten Producte entfallenden Syrup der Osmose unterwirft, so erhält man nach dem Verkochen eine Sudmasse dritten Productes, welche nach dem gewöhnlichen Verfahren erst nach 3 Monaten turbinirt ' werden kann und dann 6— 7 Proc. Erystalle liefert, nach Einschaltung der Osmose aber, nach 26 Tagen turbinirt, 23 Proc. Ausbeute gab. Die Fabrik, von der hier die Rede ist, blieb dabei nicht stehen. Sie hat die jetzt abfallende Melasse einer Reosmose unterworfen und ein viertes Product erzielt, welches dem früher gewonnenen dritten gleich zu werden versprach; das Resultat ist noch nicht bekannt. Der für den Fabrikbetrieb construirte Apparat ist ein kastenförmiges System von 51 mit Pergamentpapier überspannten Holzrahmen; dieselben sind unter ein- ander und mit denen den Apparat verschhessenden Vollplatten von Holz durch Eisenbolzen verbunden. Vier die beiden schmäleren Rahmstücke verbindende und an entgegengesetzten Seiten durchbohrte Holzstäbe dienen dem Papier als Stützen. Die beiden längeren Rahmstücke haben in den Ecken ovale, auf einander passende Durchbohrungen, welche in ihrer Aufeinanderfolge 4 in der Längsrichtung des Apparates verlaufende Kanäle bildep. Je 2 diametral gegenüber liegende Bohrungen jedes Rahmens communiciren durch engere seithche Bohrungen mit dem Innern des Rahmens. Der Apparat bildet ein System von 51 Zellen. Die Melasse tritt von unten her auf der hinteren Seite in die vorletzte Zelle ein, bewegt sich darin in mehreren Win- dungen durch die Bohrungen der das Papier stützenden Querstäbe, tritt in der dia- metral gegenüber liegenden Ecke durch die Bohrung des Rahmens in die vierte und so fort durch die sechste, achte Zehe u. s. w. bis in die vorletzte obere , aus der sie vom auf ein Filter (Deboucheur) imd von da in ein Sammelgefäss oder direct in den Kochapparat fliesst. Dem Melassestrome entgegen bewegt sich von oben nach unten auf der anderen Seite des Pergamentpapiers und in die Windungen des Melassestromes schneidenden Windungen der Wasserstrom; er tritt vorn in die oberste Zelle ein und hinten aus der untersten aus. Mit den Ein- und Aus- flussöffnungen für die Melasse stehen Apparate in Verbindung, in denen sich die Aräometer und Thermometer befinden. Melasse und Wasser befinden sich in heizbaren Behältern. In gleichen Zeiten durchströmen auf 1 Volumen der bis auf 60—70° C. erwärmten Melasse ca. 2^ Vo- lumina Wasser von 70—80° den Apparat. Alsdann zeigt die austretende Melasse circa 19—22° B. Eine neuere Beschreibung des completen Apparates nebst Zeichnung von V. de Luynes befindet sich in »Ding 1er 's polytechnischem Jonmal«. 1869. Bd. 194. S. 60. In 24 Stunden können 1800 Kilogrm. Melasse, mehr von reinerem Syrup, verarbeitet werden. Jeden zweiten Tag werden die Melasseleitungen durch Bürsten gereinigt; nach je 10 Tagen wird der Apparat behufs Ersatzes des Papiers zerlegt und von Neuem zusammengesetzt. Fünf Apparate, von denen an einem Tage 4, am anderen 5 arbeiteten, lieferten täglich aus 80 Hectolit. Syrup vom zweiten Producte 3500 Kgrm. turbinirten Zucker. 734 Znckerfabrikation. Reinigung C. Wöstj'n^) theüte ein neues Verfahren, Rohzucker und Melasse des Roh- oijne Anwendung von Blut und Knochenkohle zu entfärben, zu Zuckers und . . der Melasse reinigen und zu klären, mit. Der Widerwille mancher religiösen Secten durch Kalk dcs russischou Reiches gegen den Genuss von mit Blut gereinigtem Zucker (Bildung ^^^ ^-g Gefahren der Anwendung verdorbenen Blutes haben letzteres Ver- ven Kalk- • ° lack), fahren in den russischen Fabriken mehr und mehr verdrängt. Statt dessen wird die Lösung des Rohmaterials, deren Concentration je nach den Bedürf- nissen wechseln kann, bis auf 20- 30" C. erwärmt und mit Kalkmilch ver- setzt. Der Kalkzusatz richtet sich nach der Reinheit des Rohmaterials und schwankt zwischen Zehntel- und ganzen Procenten; aus citronengelbem Zucker erhielt z. B. Verf. bei Anwendung von 4 Proc. Kalk einen farblosen Syrup, der ohne Weiteres auf Raffinade verkocht werden konnte. Nachdem Syrup und Kalkmilch gut gemischt worden sind, wird Kohlensäure eingeleitet, bis jede alkalische Reaction verschwunden ist. Hiernach wird die Masse zum Sieden erhitzt, um die gebildeten doppelt-kohlensauren Salze zu zersetzen, und mit Hülfe von Filterpressen filtrirt. Die so gewonnenen Syrupe filtriren sich leicht und besitzen denselben Glanz und die nämliche Klarheit wie nach Anwendung von Blut. Das Verkochen geht leicht von statten. Verf. sucht die Wirkung des Kalkes in einer Bildung von Kalklacken; der ausgewaschene Niederschlag besitzt die Farbe des Rohmaterials. Ueberschüssige Kohlensäure löst den Lack nicht wieder auf. Lässt man der Reinigung durch Kalk noch die durch Kohle folgen, so ist man im Stande, aus selbst geringen Zuckersorten die schönste Raffinade darzustellen. Melassen liefern analoge Ergebnisse. Gerade bei den russischen (und ungarischen) Rohproducten begegnet man häufig einem ausserordentlich hohen Gehalte an Salpeter, der natürlich durch obiges Verfahren nicht beseitigt wird. Hier dürfte das osmotische Verfahi'en mehr an- gezeigt sein. Le piay's Auf anderen Principien beruht das Verfahren Le Play's^), Hier Verfahren; ^jj.^ (jgj. Zugjjer iu eiuc bis jctzt uicht fabrikmässig dargestellte Kalkver- von uniös. binduug Übergeführt. DerRübensaft wird kalt mit beinahe 60 Proc. seines Zucker- uchem gehaltes an Kalk behandelt und darauf bis zur Abscheidung des Schlammes Zuckerkalke gj,^^j.j^|.^ Der klare Saft wird in ein anderes mit Dampfschlange versehenes Gefäss gefüllt, das in Saft gelöste Chlorcalcium und darauf die entsprechende Menge Aetznatron in verdünnter Lösung zugefügt. Beim Erhitzen bis zum Sieden scheidet sich das Sacharat ab ; es wird auf Siebböden gesammelt oder durch Filterpressen getrennt, mit Wasser gewaschen und durch Kohlensäure zersetzt. Dies kann in demselben Gefässe geschehen, auf dessen Siebboden der Zuckerkalk gesammelt wurde, indem man die Kohlensäure unter den Sieb- boden einleitet; der frei gemachte Zucker löst sich im noch anhaftenden Wasser und wird durch Filterpressen und Auswaschen vom Niederschlage getrennt. 1) Compt. rend. T. 66 p. 891. 2) Bayer. Kunst- u. Gewerbebl. 1867. S. 452. — Chem. Centralbl. 1868. S. 999. Znckerfabrikation. 735 Der Syrup enthält durchaus reinen Zucker und kann sofort auf Brode ver- kocht werden. Bei diesem Verfahren werden nur zwei Producte erhalten ; der Syrup vom zweiten Producte wird wie roher Rübensaft behandelt. Kann der Zuckerkalk nicht sofort verarbeitet oder soll er an Eaffinerien verkauft werden, so trocknet man ihn in hydraulischen Pressen. Syrupe vom zweiten Producte und Melassen werden mit etwa der Hälfte ihres Volumens an Wasser verdünnt und, mit einem massigen Ueberschusse von Kalkbrei versetzt, einige Minuten im Sieden erhalten, um den unkrystallisir- baren Zucker zu zerstören. Man fügt jetzt soviel Wasser zu, dass im Hecto- liter 10— r2Kgrm. Syrup enthalten sind, dann das Chlorcalcium, erhitzt bis nahe an 100°, fügt die verdünnte Natronlauge zu, rührt um und bringt zum Sieden. Die Kohlensäure wird am zweckmässigsteu aus ungebranntem (kohlensaurem) Kalke und Salzsäure dargestellt; als Nebenproduct fällt das erforderliche Chlorcal- cium ab. Die Mutterlaugen vom Zuckerkalke und die Waschwässer werden ab- gedampft und der Rückstand im Flammenofen geglüht (dürften sie nicht auch eine vorherige Verarbeitung auf Alkohol vertragen, besonders dann, wenn bei Anwendung von Melassen das erste Kochen mit dem Kalke unterbliebe? Referent). In dem Glührückstande ist der grösste Theil des Natrons als Carbonat enthalten. Ein ähnHches Verfahren ist das von Boivin und Loiseaui). Sie tragen Verfahren in den GO Proc. Zucker enthaltenden Syrup 60 Proc. Aetzkalk als dicken Brei ein, '^o" Boivin leiten Kohlensäure durch, bis die mit 10 Proc. lauwarmen Kalkwasser verdünnte""'' oiseau. Flüssigkeit im Liter nur noch 0,3 Grm. Kalk enthält, und erhitzen behufs des leich- teren Filtrirens auf etwa 75° C. Je reicher die Flüssigkeit an Zucker ist, desto mehr davon wird niedergeschlagen ; aus Rüben- und Rohrsäften nur 50 Proc , aus Syrupen und Melassen 80 Proc. Der Zuckerkalk soll 43 Proc. Zucker, 40 Proc. Kalk und 17 Proc. Kohlensäure enthalten. Beziehendlich der Walkhoff'schen und S ch e ib 1 e r' sehen Methoden der Darstellung von Zucker aus unlöslichem Zuckerkalke verweisen wir auf unseren Jahresbericht von 1866. S. 475 und 476. Das zuerst von Dubrunfaut empfohlene, später von Stammer^) im pien-e'a Kleinen geprüfte Verfahren, den Zucker als Zuckerbaryt zu ge-und Massy's winnen, ist neuerdings wieder von Pierre undMassy^) angewendet wor- .jj^^^^g,^^" den. Der mit Kalk und Kohlensäure geklärte Saft wird zum Sieden erhitzt, vonZucker- mit 60 Proc. des vorhandenen Zuckers an Aetzbaryt versetzt und die Flüssig- ijary' ) keit vom Niederschlage abgehoben. Der Zuckerbaryt wird in der vierfachen Wassermenge vertheilt und bei einem Ueberdrucke von ^7 Atmosphäre durch Kohlensäure zersetzt. Die ZuckerliJsung kann sofort zum Krystallisiren ein- gedampft werden. 1) Genie industr. 1868. Aoüt. pag. 81. 2) Jahresbericht. 1865. S. 406. 3) Zeitschrift des Vereins für Rübenzucker-Industrie im Zollverein. 1867. S. 85. 736 Zuckerfabrikation. Zucker- Fr. Margueritte*) empfiehlt die Verwendung des Alkohols und gewinnung j g j. s ch wef els äu r e zur Zuckergewinnung aus Melasse. — Die mittelst charakteristischen Seiten des Verfahrens bestehen in Folgendem: Alkohol und ], Anwendung mit Schwefelsäure angesäuerten Alkohols bei einer Ver- schwefei- (jünnung und Temperatur, welche für Auflösung des Zuckers und Fällung der ünreinigkeiten angemessen sind. 2. Weiterer Zusatz von 95procentigem Alkohol zum Ausfällen des Zuckers. 3. Zusatz von Zuckerkrystallen zur Beschleunigung der vollkommenen Ausscheidung des Zuckers. 4. Direkte Herstellung krystallisirteu und reinen Zuckers in einer sauren Flüssigkeit und Abscheidung der sauren, gefärbten und zerfliesslichen Stoffe durch Alkohol. Margue ritte mischt 1 Egrm. Melasse von 47° Beaume kalt mit 1 Liter Alkohol von 85 Proc, dem vorher 5 Proc. Schwefelsäure von 66° B. zugesetzt wurden. Die filtrirte Lösung scheidet auf weiteren Zusatz von 1 Liter Alkohol von 95 Proc. und von 500 Grm. Zuckerpulver 350 Grm. reinen Zucker (35 Proc. vom Gewichte der Melasse oder 70 Proc, des darin enthaltenen Zuckers) ab. Das mit seinem gleichen Volumen Alkohol von 95 Proc. ausgedeckte Product enthält krystallisirbaren Zucker . . . 99,5 unkrystallisirbaren Zucker . . Spur Asche 0,5 100,0 Raffination Versuche b eh u f s Ausbild ung einer Methode zur Kaffination ohne Wärmeres Rohzuckers ohne Wärme und Chemikalien, von E. F. Anthon^). kaiien. — ^^^ Ueborzeugung, dass der normale Rohzucker nur ein mit Melasse be- netzter reiner fester Zucker sei, führte den Verf. auf den Gedanken, denselben durch blosses systematisches Waschen mit zuerst unreinen, dann immer reine- ren Zuckerlösungen in reinen Zucker und Melasse zu zerlegen, derart, dass von 100 Theilen Rohzucker einerseits die Gesammtmenge des darin enthaltenen festen Zuckers, andererseits die vorhandene Melasse vollständig und unmittel- bar als solche gewonnen werde. Nach missglückteu Vorversuchen begann Verf. eine neue Versuchsreihe, zu welcher ein aus 93,5 Proc. Zucker, 4,4 Proc* Nichtzucker und 2,1 Proc. Wasser bestehender Rohzucker verwendet wurde. Aus der für den ersten Versuch bestimmten Rohzuckermenge wurde durch Befeuchten mit etwas Wasser und massiges Erwärmen die erste Füllmasse gebildet, zum Ausdecken aber ausnahmsweise nur reines Klärsei verwendet. Bei allen folgenden, in Arbeit genommenen Zuckermengen wurde jedoch zum Anmachen des Rohzuckers nur der erste, also schlechteste Ablauf von dem 1) Les Mondes, T. 19. pag. 315. 1869. Febr. — Dingler 's polyt. Journal. 1869. Bd. 192. S. 15:^. 2) Dingler's polytechnisches Journal. 1868. Bd. 189. S. 242. Zackerfabrikation. 737 unmittelbar vorausgegangenen Versuche verwendet, die folgenden, in kleinen Portionen gesammelten Abläufe aber der Reihenfolge nach, also von immer reinerer Beschaffenheit, zum Äusdecken benutzt und endlich je nach Bedarf mit einer oder einigen reinen Klärseidecken geendet. Der Hauptzweck dieser Versuchsreihe war, zu constatiren, wie weit eine Verschlechterung des ersten Ablaufs auf diesem Wege getrieben werden könne, und ob sich dieselbe bis zu einem wirklichen Melasseablauf steigern lasse. Der Ablauf von Versuch 1 hatte eine Dichte von 1,3467; dieselbe stieg allmälig bis auf 1,409 bei Ver- such 10, entsprechend einem Gehalte von 51 Zucker, 27 V2 Nichtzucker und 21 — 21 V2 Wasser und folglich der Natur wirklicher Melasse. Die zum Aus- decken nöthige Zeit betrug für eine ca. 20 Zoll hohe Zuckerschicht bei massi- gem Nutschen 30—36 Stunden. Nachfolgende Tabelle giebt über die procentische Zusammensetzung der bei obiger Versuchsreihe angewandten, absichtlich gebildeten Füllmassen und über die nöthigen Mengen an Decke Aufschluss. Füllmasse: Decke für Zucker Nichtzucker Wasser Quotient 100 Rohzucker Versuch 1. 85,4 3,8 10,8 95,7 62 » 2. 84,3 5,6 10,1 93,8 70 » 3. 83,3 7,0 9,7 92,2 80 » 4. 80,1 8,4 11,5 90,5 88 » 5. 79,8 8,1 12,1 90,7 100 » 6. 79,0 9,4 11,6 89,4 128 » 7. 78,8 9,7 11,5 89,0 136 » 8. 78,3 10,5 11,2 88,2 148 » 9. 76,5 11,6 11,9 86,8 160 » 10. 75,5 12,7 11,8 85,6 228 In dem Verhältnisse als der Zuckerquotient fällt, steigert sich die benöthigte Menge an Decke, und zwar in grösserem Verhältnisse als vorausgesetzt wurde. Der Grund hierfür liegt einmal in einem ungleichförmigen Niedergehen der Decken und einer zwischen denselben stattfindenden Diffusion, dann aber auch darin, dass der Ablauf des einen Extractionsgefässes nicht continuirlich auf den Inhalt des nachfolgenden auffliessen konnte, sondern portionenweise gesammelt und aufgegossen werden musste. Die Vollendung des Ausdeckens giebt sich durch Farblosigkeit und Dichte des Ablaufes zu erkennen; es ist dasselbe zu unterbrechen, sobald der Quotient des Ablaufs 98 beträgt. Bei Anwendung conischer Extractionsgefässe werden alsdann mindestens 95 Proc. des Rohzuckers vollständig ausgedeckt erscheinen, wenn derselbe nicht etwa von allzu dunkler Farbe war. Verf glaubt, dass sein Princip zunächst nur bei der Darstellung eines Raffi- nade-Farins, reinen Rohzucker -Deckklärsels oder eines billigeren Würfel- oder Kandiszuckers Verwendung finden könne, bis es weitere Ausbildung erfahren habe. Jahresbericht, XI u. XII. 47 738 Zuckerfabrikation. uebergang Ad. Eenard^) hat Untersuchungen ausgeführt über den Stick- des stick- gtoffgchalt der verschiedeneu Producte der Zuckerrübe. — Das ^gj.°jj!^j^g"^j„ Ammoniak wurde nach Boussingault's Methode bestimmt, der Stickstoff dieverschie-der Proteiustoffe durch Verbrennen mit Natronkalk. Wenn die dem Versuche denen Pro- o-edienten Eüben Salpetersäure enthielten , worauf der Verf. keine Rücksicht ducte der Zucker- genommen zu haben scheint, so sind die Angaben über die Menge der Protein- fabrikation. Stoffe sämmtlich zu hoch. Folgendes sind die Resultate in Procenten der unter- suchten Producte: Stickstoff in Form von Proteinstoffen ? Ammonsalzen Rüben 0,1492 0,0116 Presslinge 0,2768 0,0104 Saft 0,0864 0,0159 Saft von der ersten Saturation . . 0,0554 0,0094 Schlamm von der ersten Saturation . 0,3611 0,0030 Saft von der zweiten Saturation . . 0,0498 0,0100 Schlamm von der zweiten Saturation 0,1956 0,0048 Filtrirter Dünnsaft 0,0637 0,0079 ünfiltrirter Dicksaft 0,3309 0,0113 Filtrirter Dicksaft 0,2795 0,0211 Füllmasse, erstes Product .... 0,6498 0,0086 Zucker, erstes Product 0 0 Syrup vom ersten Product .... 0,9948 0,0112 Füllmasse, zweites Product .... 1,1006 0,0145 Zucker, zweites Product 0,1377 0,0006 Syrup, vom zweiten Product . . . 1,2640 0,0180 Auf 100 Theile Rüben berechnen sich folgende Stickstoffbewegungen : Stickstoff in Form von Ammoniak entwichen aus den Proteinstoffen Ammonsalzen Erste Saturation 0,0181 0,0068 Zweite Saturation 0,0050 0 Verdampfung 0,0112 0,0062 Fertigkochen des ersten Products . 0,0018 0,0032 Fertigkochen des zweiten Products . 0,0016 0 0,0377 0,0162 Von der Knochenkohle absorbirter Stickstoff: Dünnsaftfiltration 0 0,0022 Dicksaftfiltration 0,0100 0 In den Schlamm übergegangener Stickstoff: Schlamm der ersten Saturation . . 0,0144 0,0001 Schlamm der zweiten Saturation . . 0,0009 0 1) Compt. rend. , t. 68. p. 1333. — Diugler's polytechnisches Journal. Bd. 193. S. 243. Zuokerfabrikation. 739 Stickstoff im zweiten im Syrup vom Producte zweiten Producte Aus den Proteinstoffen 0,0013 0,0505 Aus den Ammonsalzen 0 0,0002 Ein Liter Saft verliert in Form von Ammoniak 0,539 Grm. Stickstoff. Die Richtigkeit vorstehender Zahlen vorausgesetzt, können sie doch immer nui' einen bedingten Werth beanspruchen, abhängig von dem Gehalt der Rüben und der Fabrikationsweise. Schnelle annähernde Werthsabschätzung der flüssigen Tabelle zur Zuckerproducte der Rübenzuckerfabrikation nach ihrer Dichte, a°nähern- von E. F. Anthon^). — Verf. bedient sich zur Bestimmung des specifischen Schätzung Gewichts von Syrupen u. s. w. eines Fläschchens von ca. 3 Zoll Höhe, 10 Linien flüssiger unterem und 4 Linien oberem Durchmesser, mit platt geschliffenem Rande ^"''''^''P''*'- ducte nach (ohne Stopfen oder Deckplatte). Beim Füllen wird dasselbe gegen ein Fenster ihreroichte. gehalten und so lange von der zu prüfenden Flüssigkeit eingegossen, bis die Oberfläche derselben eine ebene ist und mit dem Rande des Fläschchens in gleichem Niveau liegt, wobei man sich zuletzt, um selbst die geringsten Mengen zugeben oder abnehmen zu können, eines dünnen zugespitzten Glas- stabes bedient. Die nachfolgende, vom Verf. entworfene Tabelle enthält die der Dichte einer Zuckerlösung entsprechende Zusammensetzung. Auf 100 Procentische Zusammensetzung 17,5 = G. Zucker an Nicht- zucker Zucker- Dichte bei Zucker Nicht- zucker Wasser Quotient 1 ,3300 = 66,6 Proc. Sachar. 0 66,66 0 33,34 100,0 1.3322 = 67 » » 4,1 64,85 2,66 32,49 95,1 1,33S4 = 68 » » 8,3 63,70 5,2'J 31,01 92,3 1,3446 = 69 » » 12,4 62,56 7,76 29,68 88,9 1,3509 = 70 » » 16,5 61,42 10,13 28,45 85,8 1,3572 = 71 » » 20,7 60,28 12,48 27,24 82,8 l,3(i3(; = 72 )) » 24,8 59,14 14,67 26,19 80,1 1,3700 = 73 » » 29,0 58,00 16,82 25,18 77,5 1,3764 = 74 » » 33,2 56,85 18,87 24,28 75,0 1,3829 = 75 » » 37,3 55,70 20,77 25,53 72,9 1,3894 = 76 » » 41,4 54,56 22,59 22,85 70,7 1.395'J = 77 » » 45,6 53,42 24,36 22,22 68,6 1,40-25 = 78 » » 49,7 52,28 25,98 21,74 66,7 1,4092 = 79 » » 53,9 51,14 27,56 21,30 65,0 1,4159 = 80 » » 58,0 50,00 29,00 21,00 63,3 Wir dürfen nicht unterlassen, hierzu anzuführen, dass nach Versuchen des Verf.'s2) eine bei 17,5° C. gesättigte reine Zuckerlösung 1,3577 specifisches Ge- •) Dingler' s polytechnisches Journ. Bd. 189. S. 135- 2) Ibidem. S. 246. 47* 740 Znckerfabrikation . wichte zeigte, im verschlossenen Gefiisse bei derselben Temperatur aufbewahrt, Krystalle absetzte und nun nach je 24 Stunden folgende specifische Gewichte zeigte: 1,3355 — 1,3338 — 1,3300. Es scheint hiernach, als sei das obige hohe Gewicht Folge einer Uebersättigung gewesen. Die quaii- Die qualitative Wirkung der KnochenkolileaufSalzgemische tativewir- ^g^. ^^^ jy CuDZG Und H. Eeichardti) untersucht worden. — Die Eesultate kung der Knochen, slnd lu nachfolgender Tabelle zusammengestellt: kohle auf Salz- gcmische. Aus folgenden Salzen Chlorcalcium Chlomatrium Bemsteinsaurer Kalk Bernsteinsaures Natron Chlorcalcium und bernsteinsaures Natron . Citronensaurer Kalk Citronensaures Natron Chlorcalcium und citronensaures Natron . Metapectinsaurer Kalk Metapectinsaures Natron Chlorcalcium und metapectinsaures Natron Chlorbarium und bernsteinsaurer Kalk . . Chlormagnesium u. metapectinsaures Natron wurden durch Knochenkohle von je 100 Theilen absorbirt: pq 15,5 31,5 2,0 84,9 M 15,3 0 11,7 100 25,9 79,1 77,1 100 64,6 30,4 58,9 49,6 Q Ö M d u o es ^ S O 'S O) 18,1 25,9 15,5 0,6 8,2 1,6 88,0 11,1 79,1 31,5 72,3 a ü 100 34,9 97,8 Die metapectinsauren Salze konnten nur im unreinen Zustande angewendet werden und wurde deshalb die Metapectinsäure nicht bestimmt. Die vorstehenden Zahlen sprechen klar genug für die enorme Absorptions- fähigkeit der Knochenkohle für organisch - sauren Kalk und Barytsalze. Um die Bildung solcher in den zu filtrirenden Säften zu veranlassen, sind die Verf. geneigt, einen Zusatz von Chlorcalcium zu empfehlen. Sie meinen, dass der etwaige Nachtheil, welchen der hierdurch veranlasste Uebergaug von Chloralkalien in den zu verarbeitenden Saft verursache, geringer sei, als der, welchen das Verbleiben einer äquivalenten Menge organisch - saurer Alkalien im Safte zur Folge habe. 1) Zeitschrift des Vereins für Rübenzucker - Industrie. 1869 S 772. Zuckerfabrikation. 741 Wir machen schliesslich noch auf folgende Abhandlungen aufmerksam: Studien über die Zuckerrübe von Mesousi). Ueber eine neue Art der Aufbewahrung der Zuckerrüben (Patent), von R. Burger2). Ueber die von F. Knauer in Gröbers erfundene Rübensortirmaschine , von F. W. CraheS). Kritische Beleuchtung der Rübenuntersuchungen des Herrn Dr. Scheibler*) in Beziehung auf die Rübensortirmaschine gegenüber den bisher erzielten prakti- schen Resultaten, von F. Knauer^). Zur Beurtheilung der Rübensortirmaschine und der »kritischen Beleuchtung« des Herrn F. Knauer, von C. ScheiblerG). Nachtrag zur Sombart'schen Ki'itik der Gröbziger Pressarbeit, von L. Lich- tenstein'?). Bemerkungen zu der Lichtenstein-Sombart' sehen Differenz von E d. CruseS). Entgegnung auf die beiden vorstehenden Aufsätze, von C. Scheibler»), Schlussmittheilungen zu der Jahrgang 1867. S. 718 dieser Zeitschrift gegebenen Vergleichung des Diffusionsverfahrens mit verschiedenen anderen Verfahrungsarten zur Gewinnung des Rübensaftes in Zuckerfabriken, von F. "W. Schot tlerio). Bericht, das Diffusionsverfahren zur Saftgewinnung für die Rübenzuckerfabrikation betreffend, von RimpauH). Bericht über das Champonnois' sehe Verfahren der Zuckergewinnung, von Payeni2). Beitrag zur Kenntniss des Verhaltens der Rübensäfte bei längerer Aufbewahrung, von J. J. Pohl 13). Ueber den Kalkgehalt der Rübensäfte bei den verschiedenen Fabrikations- methoden, von 0. Zabel 1*). Notiz über Anwendung der schwefelsauren Thonerde bei der Zuckerfabrikation, von R. Sickelis). Ueber ein neues chemisches Verfahren zur Reinigung des Zuckerrüben-Rohsaftes, von F. J. Kralle). 1) Compt, rend. T. 66. p. 556. 2) Zeitschrift d. Vereins f. Rübenzucker-Industrie. 1868. S. 261. 3) Ibid. S. 2. 4) Jahresbericht 1867. S. 356. 5) Zeitschrift d. Vereins f. Rübenzucker-Industrie. 1868. S. 80. 6) Ibid. S. 91. 7) Ibid. S. 269. 8) Ibid. S. 272. 9) Ibid. S. 280. 10) Ibid. S. 189. — Jahresbericht 1867. S. 356. 11) Monatsblatt d. preuss. Annalen f. Landwirthschaft. 1868. Bd. 52. S. 201. — vergl. »Literatur«. 12) Bull, de la Soc. d'Encouragem. 1868. Juill. p. 413. — Chem. Centralblatt. 1868. S. 994. 13) Zeitschrift d. Vereins f. Rübenzucker-Industrie. 1869. S. 325. 14) Ibid. 1868. S. 97. 15) Ibid. S. 268. — Jahresbericht 1866. S. 468. 16) Ibid. S. 317. 742 Stärkefabrilcation. lieber Zuckerverluste beim R o b e r t 'sehen Verclampfapparate , von A. H. S c li m i d t 1), und über W e r n e r ' s Sicherheitsapparate gegen dieselben, von F. Walkhoffä). Untersuchungen über Knochenkohle, von W. Gundermann 3) und einige Bemerkungen hierzu von K. Stammer*). Ueber die verschiedene Wirkung der Braun- und Knochenkohle auf verschieden conccntrirte Zuckerlösungen, über das Absorptionsvermögen der Kohle gegen Farb- stoffe und andere organische Stoffe — und über die Entbehrlichkeit der Knochen- kohle in der Rübenzucker -Fabrikation, von E. F. Anthon 5). Ueber die Zucker auf der letzten allgemeinen Industrie -Ausstellung zu Paris, von E. Monier 6). Bericht über die zu Köln ausgeführten internationalen Versuche zur Ermittelung des Ertrags von raffinirtem Zucker aus dem Rohzucker verschiedener Qualitäten, von Aug. Seyferth ''). Ueber die quantitative Bestimmimg des in den Pressrückständen der Zucker- fabriken enthaltenen Zuckers, von Heidepriem 8). Stärkefabrikation. Einfluss des J ü 1. Kühn^) Veröffentlichte Untersuchungen über das Durch- Durchwach-^^ßjjggjj der Kartoffeln. — Wir theilen hieraus das mit, was für die Bens der oj. i r i • • Kartoffeln ötarkefabrikation von Wichtigkeit ist. auf den Stärke- gehalt. Kartoffelsorten Von 149 Sorten Frühkartoffeln . » 61 » spätfrühen Kartoffeln » 75 » spätreifen Nicht Schwach Mittel- Stark massig durchwachsen 1 i der äten 'S :0ä 1 .2 -1^ u o u p-l s &4 II o ä| 107 72 1 ! 37 25 — 5 3 toffeln 11 IS 31 51 10 16 9 15 » 1 1 2 t 1 3 21 28 51 68 1) Zeitschrift des Vereins für Rübenzucker- Industrie. 1868. S. 286. 2) Ibid. S. 287. 3) Ibid. S. 7. 4) Ibid. S. 209. 5) Dingler 's polytechnisches Journal. 1868 Bd. 189. S. 72, 75 und 137. 6) ;fitudes sur l'exposition de 1867, par Eug. Lacroix. 4. fasc. p. 327. — Po- lytechnisches Centralblatt. 1868. S. 335. 7) Zeitschrift d. Vereins f. Rübenzucker-Industrie. 1869. S. 195. 8) Ibid. 1868. S. 588. 9) Neue landw, Zeitung. 1869. No. 2. S. 41. Stärkefabrikation. 743 Die spätreifen Sorten sind also dem Durchwachsen ungleich mehr aus- gesetzt als andere. Bei Pflanzen, deren Kraut noch nicht abgestorhen, also noch assimilationsfähig ist, hat nun aber das Durchwachsen wenigstens auf die Qualität der Ernte keinen Einfluss, wie aus folgender Zusammenstellung hervorgeht: Der Stärkegehalt normaler, nicht durchwachsener Kartoffeln betrug gegen den der Mutterkartoffeln durchwachsener Pflanzen mehr bei 6 Sorten in minimo 0,4, in maximo 1,7 Proc. weniger bei 5 Sorten in minimo 0,1, in maximo 1,9 » Durchschnitt: normal = 21,15 — durchwachsen 20,95 Proc. Da wo das Kraut bereits abgestorben ist, drückt das Durchwachsen auch den Stärkegehalt der Mutterknollen herab, weil hier die jungen Knollen (Kindein) auf Kosten der ursprünglich augelegten Mutterknollen sich entwickeln. A. Stöckhardt^) macht Mittheilung über die Wirkung verschie- Wirkung dener Düngemittel auf den Stärkegehalt der Kartoffeln. Die ^erscbiede- Versuche wurden theils auf humos-sandigem Boden (A) in den Jahren 1867 ^|(tei"auf (a) und 1868 (b), theils 1868 auf schwerem Thonschieferboden (B) ausgeführt, den stärke- Die Wirkung der Düngemittel beziffert sich folgenderweise : gehait der Kartoffeln. Stärkegehalt in Procenten. Aa. Ab. B. Salpetersaures Kah 23,0 26,7 25,1 — do. und Superphosphat — 27,1 26,5 — Schwefelsaures Kali 21,6 26,4 24,8 28,5 do. und Superphosphat — 26,7 24,9 29,0 do. Chilisalpeter und Superphosphat — — — 27,5 do. und Chilisalpeter — — — 27,7 do. und Kalk — — — 28,0 Chlorkalium 20,6 23,3 23,5 28,5 do. und Superphosphat — — — 28,0 do. Chilisalpeter und Superphosphat — — — 27,5 do. und Chihsalpeter — — — 28,1 do. und Kalk — — — 28,0 Kohlensaures Kali 24,2 — — — Phosphorsaures Kali 24,0 — — — Ungedüngt 23,2 24,8 26,4 29,1 Diese Zahlen constatiren abermals dio ungünstige Wirkung der Chlor- alkalien. 1) Der chemische Acker.smann. 1868. S. 58 und 1869 S. 54. 744 StärkefabrikatioD. Zucker und TJelDer fremde Bestandtheile im käuflichen Stärkemehl, von Milchsäure (j_ Lindenmeyer 1). — Verf. weist auf die Nachtheile hin, welche in ge- liehen wissen Fällen aus einer nicht völligen Eeinheit des Stärkemehls erwachsen Stärkemehl, können, SO z. B. bei dessen Verwendung zur Diastasebestimmung im Malz- auszuge. Der süsse Geschmack mancher Stärkesorten lässt allein schon einen Gehalt an Zucker vermuthen, während der sauere Geschmack anderer auf das Vorhandensein von Milchsäure schliessen lässt. Verf. fand in einer Weizen- stärke Feuchtigkeit 17,86 Proc. Zucker 1,60 » Sonstige in Wasser lösliche Bestandtheile 2,03 » Stärkemehl 78,51 » 100,0 Eine Weizenstärke von sauerem Geschmack enthielt 0,28 Proc. gewöhn- liche Milchsäure. Bezüghch nachstehender Abhandlungen müssen wir auf die Originalquellen ver- weisen : Zur Erkennung der Qualität des Getreides (Weizens), von 0. Wolffenstein 2). Aechte Reisstärke für die Hauswirthschaft 3). üeber ein einfaches Verfahren, den procentischen Wassergehalt der verschie- denen Stärkemehlsorten zu bestimmen, von C. Scheibler 4). Untersuchung des Steifungsvermögens einiger Stärkesorten, von J. Wiesner 5). Mikroskopische Untersuchung der neuen zur Pariser Weltausstellimg gesandten Stärkesorten, von J. Wiesner und Jos. Hübl 6). 1) Dingler's polytechnisches Journal. Bd. 189. S. 131. 2) Zeitschrift f. d. gesammten Naturyrissenschaften. 1868. Sept.— Oct. — Landw. Centralblatt. 1869. Bd. 1. S. 442. 3) Industrieblatt. — Polytechnisches Centralblatt. 1868. S. 1195. 4) Bericht d. deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 2. S. 170. — Fresenius, analytische Zeitschrift. 18G9. S. 473. 5) Dingler's polytechnisches Journal. 1868. Bd. 190. S. 154. 6) Ibid. S. 157. Technologische Notizen. 745 Technologische Notizen. lieber die Bestandtheile, das Rösten und Bleichen d e r Diesestand- Flachsfaser hat J. Kolb^) Uutersuchunffen ausgeführt. Die Substanz, t'^eiie, das . Rösten und welche die Bastfasern des Flachses verbindet, ist Pectose. Die Röste scheint Bleichen den Zweck zu haben, die Pectingährung zu veranlassen; die hierbei gebildete der Flachs- Pectinsäure bleibt der Faser anhaften. Die kaustischen Alkalien bilden in ^^^^^' der Kälte pectinsäure Salze, welche als gelatinöse Hülle den Flachs umgeben und ihn vor weiterer Einwirkung schützen. Schwächer wirken die kohlen- sauren Alkalien; beim Kochen mit denselben wird Metapectinsäure gebildet, die Faser verliert hierbei ca. 20 Proc. an Gewicht. Die Verminderung der Festigkeit des Fadens durch die Behandlung mit Alkalien ist der Entfernung der Pectinkörper nicht proportional; Soda schwächt selbst in stärkeren Lösungen die Festigkeit nicht, Kalk dagegen schon in der Kälte nicht un- beträchtlich, noch mehr aber eine allzulange Einwirkung der kaustischen Alkalien. Alkohol und Aether entziehen dem Flachs ein weisses Fett von Wachs- consistenz und ein grünes Oel von durchdringendem Gerüche. Ihre Menge beträgt 4,8 Proc. vom Gewichte der Faser. Bei Behandlung mit kaustischen Alkalien werden sie verseift, während kohlensaure Alkalien dieselben nicht auflösen und deswegen die Faser mit grösserer Geschmeidigkeit zurücklassen. Die rohe Flachsfaser enthält neben Pectinsäure noch einen grauen Farb- stoff, welcher durch Chlor, unterchlorige Säure und Wasserstoffsuperoxyd zwar gebleicht, nicht aber zerstört wird. Die Bleichung beruht nach des Verf.'s Versuchen nicht auf einer Wasserstoffentziehung, sondern ist vielmehr Folge eines Oxydationsprocesses. Das Bleichverfahren zerfällt theoretisch in zwei Operationen: 1. Entfernung der gelblichen Färbung mittelst einer streng durch- geführten Erschöpfung durch Alkalien; 2. Oxydation, welche die graue Sub- stanz entfärbt, ohne selbige auflöslich zu machen. Verf. bespricht weiterhin die Einwirkung der verschiedenen Bleichmittel auf die Festigkeit der Faser. Darnach erheischt die Anwendung des freien Chlors die meiste Vorsicht. Chlorkalk und Wasserstoffsuperoxyd können in fünf- bis zehnmal stärkeren Lösungen angewendet werden. Reine Chlorkalk- lösung vermindert die Festigkeit der Faser weniger, als bei gleichzeitiger Anwendung von Kohlensäure ; am nachtheiligsten ist ein Zusatz von Salzsäure zu dieser Bleichflüssigkeit. Als Antichlor empfiehlt der Verf. verdünnten Salmiakgeist. Seine Anwendung hat zugleich den Vortheil, dass man erkennen kann, ob die gebleichte Faser noch Pectinstoffe enthält und sich deshalb mit der Zeit wieder färben wird oder nicht. Im ersteren Falle färbt sie sich auf Zusatz von Ammoniak gelb. 1) Compt. rend. T. 66. p. 1024, und T. 67. p. 742. 746 Technologische Notizen. Redwood's Das Red w 0 0 d ' s cli 6 Verfahren der Fleischconservation *) be- verfahren g^g|j^. (^arin, dass man das frische Fleisch zunächst so lanere unter Paraffin der Fleisch- o n j. i conser- ^on 104—115 C. taucht, bis alle Luft daraus entwichen ist, worauf man das- vatioD. selbe durch mehrmaliges Eintauchen in bis nur wenig über den Schmelzpunkt erhitztes Paraffin mit einer dicken Paraffinschicht überzieht. Soll das Fleisch verwendet werden, so blättert man die Hülle ab oder entfernt sie durch Ein- tauchen in heisses Wasser. unschäd- Nach Fr. Goppelsroeder^) ist die weisse Glasur eiserner Koch- iichkeitder ^gpj^jj.j.g ^^^^^ jj^^.^g ^-^-^^ Seltenen Gehaltes an Blei und Arsen, ohne weissen ' Glasur der Gefahr für den Cousumenten der in den Geschirren zubereiteten Speisen ; selbst Koch, nach langem Kochen starken Essigs in denselben wurde keine Spur von Blei geschine. ^^^^ j^^.^^^^^ ^^y.^^^ Getrocknete Nach der land- und forstwirthschaftlichen Zeitung der Provinz Preussen^) Kartoflfein i^n^Q^g [„ Amerika getrocknete Kartoffeln als Proviant für Schiffe als Handels- . • i •.• tt artikei. einen wichtigen Handelsartikel. Die gereinigten Knollen werden zwischen durchlöcherten, hohlen und schief liegenden Walzen gequetscht, der hierbei von den Schalen befreite Kartoffelbrei in mit Heizapparaten und Exhaustoren versehenen Trockenstuben bei 100° C. getrocknet, die Masse an der Luft luft- trocken gemacht und mittelst hydraulischer Pressen zu Blöcken gepresst. Die sehr feste, hornartig glänzende, geruchlose Masse soll den Wohlgeschmack frischer Kartoffeln besitzen. Zur J. C. Lermer^) veröffentlichte eine Abhandlung zur Kenntniss des Kesselsteins. — Der Verf. zeigte an einem Beispiele (A), dass auch ohne Steins. Zuthun vou Gjps aus fast reinem kohlensaurem Kalke (Arragonit) Kesselstein sich bilden kann. Ausserdem spricht er sich, entgegen anderen Beobachtern, für die entschieden günstige Wirkung grösserer Fettmengen aus. Sibbald's Metalline (1 Th. Talg, 1 Th. Graphit und h's Th. Holzkohlenpulver) und Talg oder Stearin, alle 6—8 Wochen auf die Kesselwände applicirt, hatten ihm die günstigsten Resultate geliefert. Der von der Verwendung von Talg resultirende Kesselstein (B— E) stellte eine knollige, theils tuffige, theils dichte und mit wenigen elliptischen Höhlungen versehene Masse dar, welche in Folge der eingehüllten unorganischen Substanz im Wasser untersank; ein schwimmender Kesselstein wurde nur selten erhalten. Aus dem Vergleiche von B— E mit von R. Weber untersuchten, in mit fetthaltigem Condensations- Wasser ge- speisten Kesseln entstandenen Kesselsteinen (F— G) geht zur Genüge die Renntniss des Kessel 1) Centralblatt f. d. gesammte Landeskultur in Böhmen. 1868. S. 388. 2) Chemisches Centralbl. 1869. No. 14. S. 224. 3) Neue landw. Zeitung. 1869. No. 2. S. 78. 4) Dingler's polyt. Journ. 1868. Bd. 187. S. 441. — Vergl. die kurzen Mit- theilungen am Schlüsse dieses Abschnittes. Technologische Notizen. 747 grosse Verschiedenheit in dem Erfolge grosser und kleiner Fettmengen, welche letztere vielleicht auf eine specifische, ungünstige Wirkungsart des Fettes in homöopathischer Dosis hinweisen, hervor. Procentisclie Zusammensetzung der Kesselsteine. B. C. D. E. Fettsäuren 84,6 81,45 83,19 88,89 Anorganische Substanzen 15,4 18,55 16,81 11,11 100,0 100,0 A. Wasser l 3 2 Organische Substanzen . J Fett — Talkerde Spur Eisenoxyd — Thonerde — Kieselsäure — In Salzsäure Unlösliches — Kalkerde 54,3 Kohlensäure .... 42,5 E. 12,50 77,70 0,fi3 1,52 0,07 7,49 100,0 Kessel I. F. Rest 5,40—5,48 7,80-8,45 4,0 — 5,07 10,77-12,36 35,60-36,21 Rest 100,0 Kessel ü. G. Rest 3,48-3,74 8,80-9,87 3,57—3,66 9,59-9,80 37,08-37,83 Rest 100,0 99,91 — — A. enthielt noch Spuren von Schwefelsäure, E. ausserdem Kupferoxyd, Man- ganoxydul, Thonerde, Phosphor- und Kohlensäure. Wie verschieden, je nach dem Alter des Kesselsteins, selbst bei An- wendung von Talg, die Zusammensetzung der unorganischen Substanz sein kann, erläutern folgende Zahlen, denen wir die Analysen der Wässer anfügen, welche die Kessel speisten und dem Brauereibetriebe (No. 2) dienten : No. 1. No. 2. No. 3. C. E. Wasser der Neuer Alter Sehwechat Brunnen Brunnen Kalkerde .... 47,12 77,14 25,24 22,75 23,77 Talkerde .... 19,51 C,49 10,67 11,27 10,62 Eisenoxyd . . . — 15,65 0,42 0,30 0,46 Kieselsäure . . . — 0,72 3,19 2,52 2,81 Kohlensäure . . . 3-2,07 — 25,94 24,42 27,28 Sonstige Bestandtheile 1,30 — viel Schwefelsäure, wenig und Chlor. Alkalien 100,0 100,0 Zusammensetzung des Abdampf- rückstandes. E. Reichardt^) untersuchte gleichfalls einen fetthaltigen Kesselstein von dunkelbrauner Farbe, dessen anorganische Materie in der Hauptsache aus 1) Dingler's polyt. Journ. 1869. Bd. 193. S. 310. 748 Technologische Notiren, Kalkcarbonat bestand. Die Kesselwände waren alljährlich mit einem Gemisch aus Pech und Fett angestrichen worden. Er enthielt: Wasser 2,10 Proc. Oel und Pech . . . 8,25 » Thon und Sand . . 8,87 » Gyps 1,79 » Kohlensaure Kalkerde 68,05 » Kohlensaure Talkerde 9,53 » Eisenoxyd .... 1,19 » ■ Eisenoxydul .... 0,22 » 100,0 rhon gegen Thon gegen Kesslstein. — Ed. Wiederhold^) hat die Erfahrung Kesselstein, gg^^ßl^l;^ dass von Trieblehm getrübte Speisewässer keinen bösartigen, d.h. dichten und fest anhaftenden Kesselstein geben ; die feinen Thon- oder Lehm- theilchen sollen die Verkittung der Kryställchen von kohlensaurem Kalk und Gyps durch Zwischenlagerung verhindern. Unter den gerade obwaltenden Umständen verhinderte ein Zusatz von Walkererde zum Speisewasser die Kesselsteinbilduug gänzlich ; es bildete sich nur ein leicht entfernbarer Schlamm. Analysen Untorsuchung des ungarischen Weizens und Weizenmehls ungarischer yon* 0. Dempwolf 2). — Das Material zu dieser Untersuchung stammte aus producte ^^^ Pester Dampfmühlen und war aus einem Gemisch von 2/3 Theiss- und Vs Banater Weizen gewonnen. Analyse des Korns, s) Zusammensetzung der Asche. Wasser . . 10,511 Proc. Kleber . . 14,352 » Stärke . . 65,407 » Fett u. s. w. 1,081 » Holzfaser . 7,144 » Asche . . 1,505 » 100,0 Proc. Stickstoff . 2,239 » Kali . . . 31,825 Proc. Natron . . 1,016 » Kalkerdc . . 4,275 » Talkerde . . 14,862 » Eisenoxyd . 0,404 » Phosphorsäure 49,902 » Schwefelsäure 0,101 » Chlor . . . 0,086 » 102,471 Proc. 1) Wiederhold's Gewerbeblätter. 1869. S. 22. — Zeitschrift desTereins für Rübenzucker -Industrie. 1869. S. 409 2) Annalen der Chemie und Pharmacie. 1869. Bd. 149. S. 343. 3) Der Kleber hier und in der Folge aus dem StickstofFgehalte berechnet (also richtiger »Proteinstoffe«), unter Annahme, dass 100 Kleber = 15,6 Stickstoff, Die Stärke nach Fresenius's Methode in zugeschmolzenen Röhren in Trauben- zucker übergeführt und dieser mit Kupferlösung titrirt. Die Kieselsäure war in nicht wägbarer Menge vorhanden. Technologische Notizen. 749 Bevor das Korn gemahlen wird, werden auf einem Steingange die aussen befindlichen Theile, als Haare, Keime, Wurzelfasern und ein Theil der äusser- sten Hülle als Spitzen oder Koppstaub entfernt. Beim Vermählen werden die innersten, lockersten Gewebspartien zuerst zerrissen und liefern die weissesten und feinsten Mehlsorten, darauf folgen die äusseren, festeren, stärkehaltigen Zellen, welche gefärbtere und gröbere Mehle liefern ; die Kleie besteht in der Hauptsache aus der Samenhülle und den nächstunten gelegenen, theils nur Eiweissstoffe, theils auch Stärke führenden Zellschichten. Die Mehle sind so weit als möglich mit Walzen, der diesen widerstehende Best ist auf dem Steingange ausgemahlen. Die durchschnittliche Ausbeute beziffert sich fol- gendermassen : A. und B. Kochgriese 0,489 Proc. ■ 0 3,144 » 1 > Auszugmehle • 2,635 » > 18,724 Proc. 2 5,29 1 » 3 f ■ 7,165 » t 1 Semmelmehle 1 14,757 » 17,925 » ! 32,682 » ■ ? } Brodmehle { 15,419 » 6,805 » 1 22,224 » 8 Schwarzmehl 2,576 » 2,576 » 9 1 10 ( Kleien 1 9,516 » 9,0 » 1 18,516 » 11 Koppstaub 1,290 » 1,290 » 12 Verstäubt 3,988 » 3,988 » 100,0 100,0 Die verschiedenen Mahlproducte hatten folgende procentische Zusammen- setzung : Wasser Kleber Stärke Asche Stickstoff A 11,050 11,910 69,983 0,398 1,858 B 11,545 10,«28 69,530 0,386 1,658 0 10,077 11,520 72,145 0,380 1,808 1 10,618 11,8(15 71,017 0,416 1,851 2 10,492 11,974 68,867 0,452 1,868 3 10,142 12,224 6S,3S6 0,481 1,907 4 10,421 12,699 67,302 0,586 1,981 5 10,544 13,961 67,176 0,(511 2,178 6 10,748 14,872 65,631 0,764 2,329 7 10,674 15,968 61,773 1,176 2,491 8 9,527 14,904 61,031 1,549 2,325 9 10,690 14,417 45,838 5,240 2,249 10 11,150 14,314 41,453 5,6SO 2,233 11 9,235 15,224 0 2,648 2,375 750 Technologische Notizen. Procentische Zusammensetzung der Aschen. Kali Natron Kalkerde Talkerde Eisenoxyd Phosphor- säure A 34,663 0,988 7,296 6,899 0,525 40,721 B 34,669 o,syi 7,718 6,857 0,583 49,218 0 35,48-2 0,744 8,057 7,008 0,630 48,896 1 35,285 0,675 7,946 7,105 0,643 48,976 2 34,254 0,678 7,454 7,795 0,627 49,519 3 33,876 0,690 7,094 8,343 0,635 49,306 4 32,715 0,650 6,798 9,924 0,596 50,056 5 32,239 0,726 6,791 10,574 0,570 50,187 6 30,386 0,946 6,626 10,870 0,334 50,146 7 30,314 1,260 5,536 12,234 0,425 50,204 8 30,299 0,974 4,741 12,947 0,484 50,173 9 30,672 0,701 2,747 16,861 0,208 50,152 10 30,142 1,080 2,502 17,349 0,436 49,112 11 31,489 2,144 8,203 13,023 1,671 44,054 Die absoluten Gehalte der auf 1000 Ctr. Korn entfallenden Mahlproducte beziffern sich hiernach wie folgt (in Pfunden ~ 1 Ctr. = 100 Pfd.): Kleber Stärke Asche Kali Kalkerde Talkerde Phosphor- säure A und B 55,7 341 1,9 0,65 0,14 0,13 0,90 0 382,4 2268 12,1 4,29 1,04 0,85 5,95 1 312,8 2238 10,9 3,84 0,86 0,77 5,31 2 602,8 3543 23,9 8,28 1,78 1,86 11,83 3 870,5 4899 34,4 11,65 2,44 2,87 16,96 4 1874,4 9V31 86,4 28,26 5,87 8,57 43,25 5 2502,4 12031 109,5 35,30 7,44 11,58 54,95 6 2303,0 10119 117,8 35,73 7.80 12,80 59,72 7 1086,7 4203 80,0 24,25 4,42 9,78 40,16 8 383,5 1573 34,9 10,57 1,65 4,52 18,51 9 1371,2 4261 488,6 150,06 13,42 82,38 245,05 10 1282,1 3730 511,2 154,08 12,79 88,65 241,06 11 184,2 0 34,1 10,74 2,79 4,44 15,02 Summe: 13210 58948 1461 478,97 65,84 223,7 751,03 im ganzen 1 Korn : j 14351 65407 1505 477,70 62,45 229,2 758,87 Differenz : -1141 —6459 -44 +1,27 +3,39 — 5,5 —7,84 Die Differenz; Asche Kleber Stärke 44 1141 6459 7644 ist grösser, als der Verlust durch Verstäuben (3988); Verf. sucht den Fehler in der mangelhaften Methode der Stärkebestimmuug, welche zu niedrige Resultate lieferte. Technologische Notizen. 751 In dem Masse als das Mehl an Feinheit verliert, nimmt der Procent- gehalt desselben an Asche und Talkerde zu, an Kali und Kalkerde dagegen ab. Der Klebergehalt steigt bis zu den Brodmehlen und nimmt bei den Kleien wieder um ein "Weniges ab. Von Interesse erscheint uns noch das Verhältniss des Kalkes zur Talkerde in den verschiedenen Producten. Die Analysen eines Mehles, welches noch alle Kleie enthielt (A) und einer Mehlprobe vom ganzen Korn, aus welcher 13 Proc. Kleie abgesondert waren (B), führten zu folgenden Zahlen: A. B. Aschenzusammensetzung. Wasser . . . 10,74 10,55 A. B. Kleber . . . 16,06 16,14 Kaü .... 31,90 31,46 Stärke . . . 64,48 65,66 Natron . . . 0,70 1,88 Asche . . . 1,50 1,03 Kalkerde . . 4, -2 5 5,09 92,78 93,38 Talkerde . . 14,72 Eisenoxyd . . 0,85 12,43 1,34 Stickstoff . . 2,506 2,518 Phosphorsäure 49,72 48,76 Ueber Veränderung der Rapssaat beim Keimen hatSiewert^) oeiveriust Versuche angestellt, aus denen hervorgeht, dass, sobald einmal in der Eaps- ''^^'■^^^^'®s^° saat ein wenn auch noch so geringer Keimungsprocess stattgefunden hat, Rapssaat, einerseits ein geringeres Quantum Oel, andererseits ein Product von geringerer Qualität (stark saurer Eeaction) gewonnen wird. Eine Probe beschädigter Kaps, welche 3 — 4 Tage mit Wasser durchfeuchtet gelegen hatte, enthielt 1 2/4 Proc. weniger Oel , als gesunde Saat von gleicher Ernte. Die unbe- schädigten Samen enthielten im lufttrockenen Zustande 43,19 Proc. Oel, nach dem Trocknen bei 110° C. gaben sie an Aether eine Fettmenge ab, die auf lufttrockene Substanz berechnet 43,55 Proc. betrug. Das Dörren hatte also eine Steigerung der Oelausbeute um Va Proc. zur Folge gehabt. Verf. stellte nun gleiche Mengen der gesunden Samen unter übrigens gleichen Verhält- nissen zum Keimen hin. Der Oelgehalt der gekeimten Samen betrug, auf ursprüngliche lufttrockene Substanz berechnet, nach 5 Tagen 42,64 Proc, nach 9 Tagen 33,6 Proc, nach 14 Tagen nur noch 12,8 Proc. Das Oel war an- fänglich nur schwach, später stark sauer. Fr. Goppelsröder^) fand in einem Schweizer Presstorfe Wasser , . . . . 23,17 Proc Asche .... , 7,87 )) Kohlenstoff . . . 40,09 » Wasserstoff . . . 4,53 » Stickstoff . . . . 2,84 » Sauerstoff . . . . 21,50 » 100,0 1) St ade Imann's Zeitschrift. 1868. S. 101. 2) Chemisches Centralbl. 1869. S. 176. Analyse eines Presstorfs. Sandsteins. 752 Technologische Notizen. Die Asche enthielt kein (V) Kali, nur Spuren von Phosphorsäure, sonst alle die gewöhnlichen Aschenbestandtheile, zum Theil in reichlicher Menge. Conser- Schutz d 6 s Sa u ds 1 6 i u s durch Wasserglaslösungi). — Versuche, welche seit 10 Jahren in Berlin ausgeführt wurden, haben ergeben, dass ver- schiedene Sandsteinsorten, Granit u. s. w. durch einen alle 3 — 5 Jahre zu er- neuenden Anstrich mit Wasserglaslösung vollständig vor den zerstörenden Einflüssen der Atmosphärilien, Eryptogamen u. dgl. geschützt werden. Bei Marmor und carrarischem Marmor konnte eine schützende Wirkung nicht nach- gewiesen werden. Weich- Fr. Schnitze 2) empfiehlt zum Weichmachen harter Wässer die machen gombinirte Anwendung des Aetzkalks und der Soda. Vom ersteren wird so- harter Wässer. "^^^^ zugesetzt, dass die freie Kohlensäure gebunden und aller kohlensaurer Kalk, sowie sämmtliche Talkerde zur Ausscheidung gebracht wird. Sind auch noch Gyps, salpetersaure Kalkerde und Chlorcalcium vorhanden, so werden diese nachträglich durch Soda ausgefällt. Unter- G. Wilhelm^) hat Untersuchungen über die Festigkeit und ^üb^'T*'' Dehnbarkeit der Wolle ausgeführt. — Wir geben hier nur die ange- Festigkeit Wandten Methoden und direct gewonnenen Eesultate wieder, verweisen aber und Dehn- bezügUch der vom Verf. daran geknüpften Reflexionen auf das Original, barbeit der -q^^ Messen des mittleren Haardurchmessers geschah mit Hülfe eines D ollond- WoUe. sehen Original -Wollmessers; jeder Grad desselben entsprach 2,54 Tausendtheil- Millimetern. Der Querschnitt der Haare ist aus dem mittleren Durchmesser als Kreisfläche berechnet und in den Tabellen in Quadrat-Tausendtheil-Millimetem an- gegeben worden. Zur Prüfung der Festigkeit wurde das zuvor gemessene Haar, zwischen zwei kleinen Messingringen festgeklemmt, aufgehängt und an den unteren gewogenen Klemmring eine gewogene Schale befestigt, in welche so lange Gewichte eingelegt wurden, bis das Haar zerriss. Nur die Versuche wurden als massgebend betrachtet, bei denen das Zerreissen nicht innerhalb der Ringe, sondern an einer freien Stelle des Haares erfolgte. Von jeder Wollprobe sind mindestens drei Haare imtersucht worden. Zur Bestimmung der Dehnbarkeit wurden die Haare in den Klemmringen be- festigt, dai'nach ohne Dehnung bis zum Verschwinden der Kräuselungskörper ge- streckt, gemessen, durch vorsichtiges Dehnen zerrissen und endlich wieder ge- messen. In der zugehörigen Tabelle ist die Dehnbarkeit in Procenten der Länge des gestreckten Haares angegeben. Die untersuchten Wollproben entstammten zum Theile der Wollsammlung der Akademie Ung.-Altenburg. Folgende Proben gelangten zur Untersuchung: 1) Deutsche Bauzeitung. 186S. No. 48. — Chem. Centralbl. I8fi9. S. 816. 2) Dingler 's polytechnisches Journal. Bd. 188. S. 197, bez. 215. 3) Centralbl. f. d. gesammte Landeskultur in Böhmen. 1868. S. 273. Technologische Notizen. 753 A. Feine Merino-Wollen. 1. und 2. Wollen zweier, das ganze Jahr im Stalle gehaltener Böcke. 3. Sehr, 4. weniger fettschweissreiches Mutterschaf. 5. wie 4. — a. untere, b. obere Hälfte des Haares. 3—5 Sommerweidethiere. B. Mittelfeine Merino- und Merino-Mestizwollen. 6. Mittelfoiue Merino. — 7. desgl., a. untere, b. obere Hälfte. 8. Merino-Kammwolle einer aus Boldebuck stammenden Herde. 9. Merino-Mestizwolle (ungar. Herde). — 10. Mauchamp-Merino. C. Southdown-Landschafwollen. 11 — 13. Jährlingsböcke. — 14 — 16. Jährlingsmütter; Kreuzung ungar. Merino- mestizen (sog. Landschafe) mit Southdown-Böcken. D. Southdownwollen. 17. Im Stalle gehaltener Bock. — 18. Schaf. — 19. und 20. desgl., a. untere, b. obere Hälfte. 14—16 und 18—20 Sommerweide-Thiere ; 11 — 20 aus der Institutsschäferei. E. Engl. Langwollen. 21. Gewaschene LeicesterwoUe. — 22. importirter Lincolnbock. — 23. Leicester- MestirwoUe, a. untere, b. obere Hälfte. F. Landwollen. 24. Frutigschaf; a. Oberhaar, b. Flaum. G. Heideschafwollen. 25. Das ganze Jahr im Freien gehaltene Heideschnucke ; a. Oberhaar, b. Flaum. H, Zackelwollen. 26. a. Oberhaar, b. Flaum eines Zigaja-Schafes. 27. a. „ b. „ „ Stogosa-Bockes. 28. a. „ b. „ „ Bursoma-Schafes. 29. a. ., b. „ „ langwolligen siebenbürgischen Gebirgsschafes. 30. a. „ b. „ „ Halbblutbockes aus 29. mit Lincolnbock. I. Andere Thierhaare. 31. Angoraziege (Hircus angorensis). 32. Kaschmirziege (H. laniger); a. Flaum, b. grobes Stichelhaar. 33. Alpako (Auchenia Paco). — 34. Yak (Ploephagus gruniens). 35- Gemeiner Seiden- (Gelb-) Spinner (Bombyx mori). — 36. Ailanthus-Seiden- spinner (B. Cyuthia). Jahresbericht, XI u. XU. 48 754 Technologische Notizen. Tabelle I. Tragkraft der Wollen. Nummer nnd Bezeichnung Mittler Durch- messer in T.-Mm. Mittler Quer- schnitt in D T.-Mm, Belastung, bei der das Haar zerriss Minim. Grm. Maxim. Grm. Mittel Grm. Auf l Grm. mittlere Be- lastung ent- fällt Quer- schnittfläche D T.-Mm. No. 1 » 2 » 3 » 4 » 5 » 6 » 7 » 8 » 9 » 10 » 11 » 12 » 13 » 14 » 15 » 16 » 17 3> 18 » 19 y> 20 » 21 » 22 » 23 » 24 » 25 » 26 » 27 » 28 » 29 » 30 » 31 » 32 » 33 » 34 B 35 » 36 unten oben unten oben unten oben unten oben . unten oben Oberhaar Flaum Oberhaar Flaum Oberhaar Flaum Oberha; Flaum Oberhaar Flaum Oberhaar Flaum Oberhaar Flaum Flaum Stichclh. 22,8G 22,35 18,54 17,78 > 18,54 23,50 ^ 22,35 26,25 27,18 32,38 31,63 31,63 34,29 30,48 30,22 28,19 39,12 37,46 34,29 31,63 36,20 35,56 37,08 58,41 28,58 83,30 33,02 63,74 37,34 59,68 33,27 71,11 38,74 85,08 32,-26 71,36 36,32 37,59 16,26 83,81 48,25 91,43 14,60 20,32 410,43 392,32 269,97 248,29 269,97 433,74 392,32 540,78 580,22 823,46 785,76 785,76 923,48 729,66 717,27 624,14 1201,96 1102,11 923,48 785,76 1029,22 993,15 1079,87 2650,38 641,53 5449,80 856,34 3190,91 1095,06 2797,36 869,35 3972,59 1178,72 5685,20 817,37 3994,97 103(^,05 1110,37 207,65 55-22,66 1828,46 6566,94 167,42 324,29 3,6 4,8 2,8 6,3 3,1 4,7 2,0 3,4 2,5 3,6 2,4 '2,8 4,2 6,2 3,8 6,8 4,8 4,5 6,2 4,7 7,2 6,6 12,9 7,8 9,3 7,8 11,8 7,0 9,8 5,2 7,0 7,0 8,2 4,2 8,8 7,8 11,8 6,-i 17,8 10,8 13,8 8,8 12,8 6,8 12,8 10,8 11,9 37,9 17,8 20,8 10,8 16,8 5,8 10,8 32,8 67,8 7,2 17,8 29,8 37,8 12,8 15,8 47,9 58,9 15,9 24,9 39,9 49,9 14,9 17,9 62,S 85,8 11,8 29,8 57,9 63,9 20,8 21,9 37,9 85,S 10,9 26,8 9,9 27,8 3,8 4,3 41,3 60,3 24,9 42,9 120,8 152,8 4,9 5,6 7,8 9,7 4,4 i 93,28 4,7 83,47 3,9 69,22 2,8 88,67 3,1 87,09 2,6 103,08 5,0 86,75 4,8 81,73 4,5 87,18 5,3 102,03 6,1 95,11 9,5 86,68 8,5 92,44 10,0 78,58 8,9 103,76 6,2 117,69 7,5 95,63 6,5 H6,02 9,3 129,24 13,0 84,77 12,8 72,15 10,5 87,95 9,8 80,18 8,8 89,29 20,9 49,25 19,5 50,93 13,5 79,99 8,1 133,32 53,5 49,54 13,6 47,17 34,3 158,88 14,8 57,86 57,2 55,78 19,2 57,03 43,5 64,31 16,5 52,69 75,1 52,89 21,3 55,34 61,5 92,44 21,5 38,01 63,5 62,91 18,5 56,0 16,1 68,96 4,1 50,65 50,8 108,76 32,4 56,45 132,5 49,56 5,3 31,59 8,4 38,61 Tscbnologische Notizen. 755 Tabelle IL Dehnbarkeit der Wollen. No. Nummor und Bezeichnung 1 » 2 » 3 » 4 » 5 » 8 » 10 » 11 » 12 » 13 » 14 » 15 » 16 » 17 » 18 j) 19 » 21 » 22 » 24 » 25 » 26 » 27 » 28 » 29 » 30 » 31 » 32 » 33 » 34 unten oben Oberhaar Flaum . Oberhaar, weiss » schwarz Flaum . Oberhaar Flaum Oberhaar Flaum Oberhaar Flaum Oberhaar Flaum Oberhaar Flaum Flaum Feinheit in T.-Mm. 21,59 18,54 17,78 17,78 17,78 27,18 30,48 32,0 32,0 34,29 30,48 30,22 28,19 36,07 39,88 38,10 39,88 35,31 62,23 30,48 54,61 71,88 32,26 66,29 37,34 59,69 33,27 74,17 39,62 85,09 32,26 71,37 36,32 30,48 19,05 45,72 81,28 Haarlänge in Millimetern Minim. Maxim. Kleinste, Grösste Mittle Ausdehnung in Procenten 35 21 16 11 11 30 26 30 25 26 43 26 34 47 25 39 28 59 47 70 20 67 53 54 47 27 55 35 63 35 68 30 64 41 38 49 30 40 26 26 50 51 67 45 51 47 44 48 87 62 55 65 111 82 88 64 102 77 58 80 50 81 43 75 46 88 39 72 90 84 10,2 14,3 5,0 15,4 16,7 20,0 4,2 9,0 6,0 7,7 4,7 6,8 15,8 8,8 11,3 13,9 3,9 12,6 13,4 12,5 20,0 10,4 5,5 23,6 35,0 8,9 28,3 13,9 32,0 17,4 20,6 26,7 15,6 23,3 14,3 12,1 15,9 31,6 20,1 30,0 21,4 18,8 10,2 36,4 22,8 55,0 38,0 34,0 26,8 29,4 13,6 36,7 18,5 33,3 22,0 20,0 15,8 2S,3 17,5 25,0 16,1 37,1 25,9 18,8 13,8 16,0 13,3 29,1 21,8 21,5 12,6 27,1 19,5 27,7 21,2 27,1 22,3 27,5 24,2 36,2 26,3 3-2,5 18,6 25,9 24,4 40,5 37,3 29,6 17,3 39,5 32,9 35,1 24,1 39,7 35,7 25,8 22,2 33,3 25,9 41,0 35,2 29,2 24,3 29,3 26,9 28,6 23,1 26,4 29,2 34,4 21,5 25,0 Sam. Hartmanni) veröffentlichte eine tief in den Gegenstand eindrin- gende Abhandlung über den anatomischen Bau der Haut und des l^^ZfJ^ Haares und den Fettschweiss der Wolle. — Wir bedauern, nur was streng hierher gehört wiedergeben zu können. In der Haut befinden sich zweierlei Arten von Drüsen, die Talg- und Schweissdrüsen. Die Fett- schweiss der WoUe. 1) Annalen d. Landwirthschaft f. Preussen. Monatsbl. 1863. Bd. 52. S. 250. — Vergl. auch Jahresber. 1867. S. 375. 48* "JKCt Teobnologlscbe Notizen. bildung in den ersteren ist unter normalen Verhältnissen ein passiver und physiologischer Vorgang, eine fettige Degeneration: der Inhalt der ältesten Drüsenzellen wandelt sich in Fett um, die Zellmembran wird resorbirt, das frei werdende Fett tritt durch den Ausführungsgang der Drüse in den Haar- balg. Die Schweissdrüsen liefern ein echtes Secret, den Schweiss, wobei ihr Epithelium unter fettigem Zerfalle zu Grunde geht, um durch neues ersetzt zu werden: der Schweiss ist fetthaltig. Nach Betrachtungen über die Bedeutung des Fettschweisses für die Wolle, sowie über das Wollfett und den Schweiss, die nichts Neues enthalten, theilt Verf. Analysen von »normalem« und »fehlerhaftem« Fettschweisse mit. Der normale Fett schweiss überzieht die einzelnen Wollhaare in einer ganz gleichmässigen Schicht; er ist leicht löslich, wäscht sich gut aus und hinterlässt die Wolle weich und klar. Ein ungefähres Bild von dem Ver- halten desselben geben nachfolgende Zahlen: KanunwoUen Tuchwollen 3" lang 3" lang 1|" lang 1^" lang Hygroskopische Feuchtigkeit 18,89 13,71 14,17 11,80 W^aschverlust 27,58 27,17 24,70 31,06 Fett 12,87 16,20 26,01 26,43 Haarsubstanz . . . ■ . . 40,66 42,92 35,12 30,71 100,0 100,0 100,0 100,0 Der fehlerhafte Fettschweiss zerfällt in folgende Unterabtheilungen: 1. zu wenig: solche Wolle hat ein blasses, mattes, trübes Aussehen, fühlt sich rauh an und zerreisst mehr oder weniger leicht; 2. zu viel, leicht löslich: giebt sich in der Regel durch eine rothbraune Farbe zu erkennen. Dieser Fettschweiss ist nicht zu den grossen Fehlern zu rechnen ; er wäscht sich leicht aus und lässt der Wolle ein schönes Aussehen, ver- ursacht aber zu hohe, nutzlose Productionskosten; 3. zu viel, schwer löslich: zeigt in der Regel eine orangegelbe Farbe. Reibt man ein WoUsträhnchen zwischen den Fingern leicht hin und her, so gleiten die Härchen nicht zwischen den Fingern durch, sie kleben vielmehr denselben an, lassen sich kneten und formen. Nach der Wäsche hat solche Wolle ein unklares Aussehen und fühlt sich hart an. 4. der harzige und 5. grüne Fettschweiss: sie sind Steigerungen des vorigen zur höchsten Potenz, Wenn nicht in krankhaften Zuständen begründet, so sind sie Folgen der Organisation, dann erblich und ein mit diesem Fehler be- haftetes Thier nicht zur Zucht verwendbar. No. 2. No. 3. No. 4. No. 5. Hygroskop . l^" lang 1|" lang 1^" lang 1^" lang 1^" lang 1^" lang Feuchtigkeit 16,00 10,4 10,96 10,60 9,32 11,50 Waschverlust 40,70 44,4 35,04 30,26 17,25 6,24 Fett . . . 22,49 28,1 31,70 46,04 50,93 61,13 Haarsubstanz 20,81 17,1 22,30 13,10 22,50 21,13 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 Teebnologlsche Notixen. 757 Auch über das Verhältniss des Fettschweisses zur Menge der verhäitniss Haarsubstanz bei verschiedener Länge der Wolle hat Verf. Unter- ^^^ ^fi"- schweisses suchungen 1) angestellt. zur Menge Die nachfolgenden Zahlen sind Mittel aus 239 Bestimmungen. Die Proben ^^^ Haares ■wurden einer gleichmässig gezüchteten Heerde entnommen; sie stammten alle von ^g^^^'^g^^/ der linken Schulter. Das Entfetten geschah zunächst durch eine ^proc. Lösung länge. von kohlensaurem Ammon in Wasser, darnach mittelst Aether. Anzahl Länge der Proben Zoll Hygro- Wasch- Haarsubstanz der Proben Feuchtigkeit, ^"^"^* Proc. II Proc. Mittel Proc. Minimum Proc. Maximum Proc. 48 130 50 11 1 H j lf-2 11,77 11,28 12,57 12,17 71,33 66,99 62,77 58,86 16,90 21,73 24,66 28,97 11,06 16,31 18,29 25,19 23,89 28,79 30,59 35,13 Die Thatsache, dass mit zunehmender Wolllänge die Haarsubstanz sich vermehrt, erklärt sich dadurch, dass die Menge des Fettschweisses, eine mög- lichst gleichmässige Thätigkeit der Hautdrüsen (und gleichen Durchmesser des Haares — Eef.) vorausgesetzt, sich bei längerer Wolle auf eine grössere Haarfläche vertheilen kann. Die Schäferei in Schimnitz (Chrzelitzer Abkunft und in einer diesem Typus entsprechenden Weise fortgezüchtet) beweist auch, dass rationelle Züchtung, im Vereine mit zweckentsprechender Fütterung, die Thätigkeit der Talg- und Schweissdrüsen zu regeln im Stande ist. Obgleich beim Sammeln der untersuchten Proben auf die Natur des Fettschweisses nicht Rücksicht genommen worden war, so zeigten diese bei aller ihrer Ver- schiedenheit doch wieder so viel Gleichartigkeit im grossen Ganzen, dass obige Zahlenreihen aufgestellt werden konnten. Ueber Wollwäsche, von Fr. Hartmann^). — Der Artikel besteht ueber wou- aus einer Einleitung, aus dem Berichte über eine Eeise nach Frankreich u. s. w. Wäsche und und enthält endlich eigene Untersuchungen über Wollschweiss und -Fett. jj^^jj^gj^^^g Verf. fand im wässrigen Auszuge 9 Monate lang gelagerter, im Schmutze ge- des Fett- schorener Vliesse französischer Merinos Kohlensäure (kohlensaures Kali), schweisses. Essigsäure und eine andere flüchtige Säure von eigenthümlich aromatischem Gerüche nnd höherem Kohlenstoffgehalte. Die mit kaltem Wasser erschöpfte Wolle gab an Aether ein schwach grünlich- gelb gefärbtes, neutral reagirendes Fett ab, welches aus 80,6 Proc. Kohlen- stoff, 12,0 Proc. Wasserstoff und 7,4 Proc. Sauerstoff bestand. Verf. vermuthet in demselben auf Grund von Vorversuchen die Präexistenz zweier Fettgruppen. Die eine ist in wässeriger Kalilauge verseifbar ; die entstehenden 1) Der Landwirth. 1867. No. 30. — a. a. 0. S. 269. 2) Journal f. Landwirthschaft. 1868. S. 117. 758 TecbnoloKlerehe Nott;^6i!i. Kaliseifen, sowie die Alkohole, sind in Wasser löslich. Die zweite Grrnppe wird in alkoholischer Kalilösung verseift; die Seifen sind in Wasser, die Alkohole nur in Alkohol löslich. Ref. kann nicht unterlassen, hier anzuführen, dass er bereits 1866 bei Fort- setzung der Regenwalder Untersuchungen i) im verseifbaren Theile des Wollfettes geringe Mengen eines erst über 80° C. schmelzenden Körpers fand, und dadurch in seiner Vermuthung bestärkt wurde , es möge der in Kalilauge unlöshche Theil des Wollfettes in der Hauptsache aus Verbindungen höherer Fettsäuren der Reihe Cn Hn O4 mit höheren Gliedern der Alkoholreihe Cn Hn -|- lO bestehen. Ref hat seine Untersuchung ruhen lassen müssen, hofft aber, sie später wieder aufnehmen zu können. waschver- A. V. Lyncker^) hat sich längere Zeit in einer Kammgarnspinnerei auf- lust neuaee- g]j^l|.gjj um dasolbst dioNatur der neuseeländischen Kammwolle ländisoher . -r, • ^ , • -n-r i -i • 3 KammwoUe. ZU studiron. Wir geben aus seinem Berichte nur einen Waschversuch wieder; Waschverlust in Wasser von 22° 32,0 Proc. » in heissem Wasser und schwarzer Seife 5,7 » Wollhaar (Fabrikwäsche) 62,3 » Im grossen Durchschnitt soll der Waschverlust hei Fabrik wasche 30—40 Proc. betragen. Hetsei'B Die Pester Firma A. Hetsei & Comp. 3) empfahl ihr neues Ver- woiiwasch- fg^jjpgjj der Yliesswäsche; als Waschmittel dient das Pulver der ge- verfahren wohnlichen Seifenwurzel. In Deutschland ausgeführte Probewäschen*) gaben durchaus ungünstige Resultate. Dagegen führte nach einer Mittheilung A. Kodolanyi's ^) das von A. v. Selenyi modificirte Verfahren zu ziemlich guten Ergebnissen. Eine in dieser Weise gewaschene Probe enthielt einer von Sam. Hartmann ß) ausgeführten Analyse zufolge: 5,6 Proc. hygro- skopischer Feuchtigkeit, 17,9 Proc. Fett und Schmutz und 76,0 Proc. Haar- substanz. Die Wolle soll schwer zu beurtheilen und kaum mehr als 68—70 Thlr. werth sein. Richter's Eine grössere Zukunft dürfte vielleicht das Ei cht er 'sehe Woll- MToUwasch- verfahren. ^°"'^*^*'''" waschverfahren ^) haben. Die im Schweisse geschorene Wolle wird zu- nächst 24 Stunden lang in Wasser von höchstens 221/2° C. eingeweicht, dann innerhalb 5 Minuten mittelst einer Flüssigkeit entfettet, deren Natur noch Geheimniss ist, nachgespült und während ca. 2 Tagen im Trockenapparat ge- trocknet. Zwei so gewaschene Proben wurden von Sam. Hartmann analysirt: 1) Jahresbericht. 1867. S. 375. 2) Landw. Centralblatt f Deutschland. 1868. Bd. 1, S. 316. 3) Schles. landw. Ztg. 1868. No. 7. 4) St adelmann 's Zeitschrift, 1868. S. l'J6. — Der Laudwirth. 1868. No. 23. 5) Annalen d. Landwirthschaft f. Preussen. Wochenbl. 1868. S. 385. 6) Ibid. S. 386. 7) Nor dd. landw. Ztg. 1868. No. 26-28. Technologische Notizen. 759 No. 1. No. 2. Hygroskopische Feuchtigkeit 7,25 Proc. 6,62 Proc. Fett 0,52 » 1,50 » Reines Wollhaar . . . . 92,23 » 91,88 » 100,0 100,0 Neuerdings vom Landesökouomie-Kath Spangenberg') nach Eichter's Verfahren vorgenommene Vliesswäschen berechtigten denselben zu folgendem Endurtheile: Die Eichter'sche Wollwaschmethode stellt die Schur unabhängig von Jahreszeit und Witterung, beseitigt die Nachtheile, welche die Eückenwäsche für die Arbeiter und Herden mit sich bringt, schädigt die Qualität der Wolle nicht, überliefert dieselbe vielmehr in einem zur sofortigen Verarbeitung geeigneten Zustande, welcher die bisherigen willkürlichen Taxen über den möglichen Verlust bei der Fabrikwäsche aufhebt und mithin den Wollhandel auf die allein reelle Basis bringt, und vermag die Kosten der Wäsche auf ein Minimum herabzudrücken, indem alle in der Schmutzwolle enthaltenen Nebenproducte zur technischen Verwerthung gelangen und das Waschmittel dabei sich selbst regenerirt. Daneben sei aber zu berücksichtigen, dass ge- nannte Wollwaschmethode mit allen Vortheilen und Kostenersparnissen, welche sie zulässt, nur in einer gehörig und vollständig fabrikmässig eingerichteten Anstalt betrieben werden könne und sich daher für Einzelwirthschaften nicht eigne. — Die nach dem Richter 'sehen Verfahren gewaschene Wolle von 190 Masthammeln (Southdown- Halbblut — A) und von Merinos (B) hatte nach Analysen im Weender Laboratorium folgende Zusammensetzung: A. B. Feuchtigkeit . . 13,8 Proc, 12,0 Proc. Fett 3,1 » 4,2 » Wollhaar . . . 83,1 » 8-3,8 » 100,0 100,0 Bekanntlich hat A. L. Trenn ^) die Anwendung des kohlensauren ueber die Ammons im Grossen zum Waschen der Wolle empfohlen. Sam. Hart- Emw.rkung ^ , . des kohlen- mann 3), der bereits früher dieses Salz zu Entfettungsversuchen im Kleinen sauren Am- verwendete, stellte Untersuchungen über die Einwirkung des kohlen- mons auf sauren Ammons auf den Fettschweiss der Wolle an. schweislder Je 3 von der Schulter dreier Schafe entnommene Proben wurden 30 Minuten WoUe. lang in Wasser von 22,5° C eingeweicht, dann 10 Minuten lang mit | Lit. ^proc. Lösung von kohlensaurem Ammon gekocht und in Wasser rein ausgewaschen. Von den so behandelten Proben wurden 6 von Neuem in gleicher Weise mit neuer Lösung behandelt, und hiervon endlich 3 Proben zum dritten Male. Nach dem 1) Journal f Landwirthschaft. 1869. Bd. 4. Heft 1. S. 49. 2) Jahresbericht 1867. S 381. 3) Annalen d. Landw. f. Preussen. Monatsbl. 1868. Bd. 52. S. 270. 760 Technologisclie Notizen. Wägen der Proben im getrockneten Zustande wurden sie mit Aether entfettet, getrocknet und abermals gewogen. — Es bedeutet: a = 10 Min., b = 2X10 Min., c = .3 X 10 Min. lang gekocht. Nach der Behandlung mit kohlensaurem Amnion blieben Haar und Fett in Procenten: Bei der Behandlung mit Aether wurden erhalten an reiner Haarsubstanz und Fett in Procenten: Vliess 1. Vliess 2. Vliess 3. Vliess 1. Vliess 2. Vliess 3. Haar Fett Haar Fett Haar Fett a) c) 33,30 30,66 28,66 35,33 32,S0 31,33 28,13 25,66 23,33 22,93 22,93 22,93 10,37 7,73 5,73 26,00 26,00 25,46 9,33 6,80 5,87 18,50 18,40 18,23 9,63 7,26 5,10 Die Wolle wird also um so mehr entfettet, je öfter man das Kochen in erneuter Lösung wiederholt; eine totale Entfettung wird aber selbst durch siebenmaliges Auskochen mit stets neuer Lösung nicht erreicht, wie folgende Zahlen beweisen: I. 7 X 10 Minuten gekocht II. desgl. » m. desgl. )) Nach der Behandlung mit kohlen- saurem Am- mon blieben Haar u. Fett in Procenten : 28,50 24,00 29,50 Nach der Behandlung mit Aether bheben in Procenten: Reines Haar 24,16 19,33 24,33 Fett 4,32 4,67 5,18 Aus einem dritten Versuche geht hervor, dass andauerndes Kochen mit nicht erneuerter Lösung geradezu schädlich wirkt. Das Kochen wurde, um der Wasserverdunstung vorzubeugen, in mit Steigrohr versehenem Kolben vorgenommen. Es bedeutet: a= 10, b = 20, c = 30 Min. lang gekocht. Nach der Behandlung mit kohlensaurem Amnion hinterblieben Haar u. Fett in Procenten: Bei der Behandlung mit Aether wurden erhalten in Procenten: Vliess 1. Vliess Vliess 2. 3. Vliess 1. Vliess 2. Vliess 3. Haar Fett Haar Fett Haar Fett a) c) 22,66 25,33 26,50 31,16 28,70 32,00 34,00 34,66 37,00 17,33 16,83 17,33 5,33 8,50 11,17 25,33 25,00 25,30 5,83 7,00 9,36 24,00 28,33 30,66 4,70 5,67 6,34 Technolog^lBcbe Notizen. yg] A. Reinele^) hat Untersuchungen über die Ursachen der Fär- ucber die bung verschiedener Ziegelsorten begonnen. Ursachen Rüdersdorfer Steine. No. 1. Matt rot h, mit etwas rötherem Kerne; bei starker y^erscWede-^ Eothgkith gebrannt; 3,78 Proc. Eisenoxyd. „er ziegei- No. 2. Gelblich weiss, mit schwachröthlichem Kerne ; bei der Weissgluth naher sorten. Temperatur erzeugt; 4,26 Proc. Eisenoxyd Freienwalder Steine. No. 3. Lebhaft roth ; ,bei starker Rothgluth dargestellt ; 3,79 Proc. Eisenoxyd. No. 4. Dunkler roth als 3.; bei der Weissgluth naheliegender Temperatur erhalten; 4,28 Proc. Eisenoxyd. In sämmtHchen Steinen war Eisenoxydul in kaum nachweisbaren Spuren vor- handen. Der Rüdersdorfer Diluvialthon des Stienitz-See's enthielt 8,69 Proc, der Freien- walder Septarienthon nur 2,47 Proc. Kalkerde. Verf. schliesst hieraus, dass 1 . eine verhältnissmässig kleine Menge Eisenoxyd genügt, um Ziegel stark roth zu färben, dass 2. die dunklere Färbung kalkarmer Ziegel Folge einer Aenderung im physikalischen Zustande des freien Eisenoxyds ist, hervorgerufen durch höheren Hitzegrad, und dass endlich 3. beim Brennen kalkreicher Thone die Kalkerde aufschliessend auf das Eisenoxyd wirkt, so dass letzteres in ein mehrbasisches weisses Silikat ein- zugehen vermag. Wir haben hierzu noch auf folgende Mittheilungen aufmerksam zu machen: Dampf kesselzerstörung durch den Fettgehalt des Speisewassers, von Farcot 2). Ueber den Eierspiegel s). Verfahren zur Conservation von Fleisch, Fischen u. dgl. (mittelst sauren schweflig- sauren Kalks), von M e d 1 o c k und B a il e y 4). F. C i r i 0 ' s 5) Verfahren zur Conservation von Fleisch (Ersatz der ausgepump- ten Luft durch eine Lösung von Kochsalz und Salpeter). Der Fabrikations - Betrieb des von L i e b i g 'sehen Fleischextractes in Fray- Bentos 6). Haut und Haar, von H. Crampe 7). Popper 's Kesseleinlagen gegen Kesselstein 8). ^) Berichte d. deutschen chemischen Gesellschaft zu Beriin. 1868. No. 14. — Polytechnisches Centralblatt. 1868. S. 1387. 2) Genie industr. 1867. Nov. p.246. — Polytechnisches Centralblatt. 1868. S. 105. 3) Polytechnisches Centralblatt. 1868. S. 1249. 4) Chem. News. 1867. Vol. 15, p. 59. — Vergl. Jahresbericht 1867, S. 383. 5) Landw. Annalen des mecklenburg. patriotischen Vereins. 1868. No. 14. 6) Centralbl. f. d. gesammte Landeskultur in Böhmen. 1868. S.521. — Vergl. Jahresbericht 1867, S. 383. 7) Landw. Centralbl. 1869. Bd. 2, S. 1. 8) Zeitschrift des Vereüis für Rübenzucker-Industrie. l8Gi). S. 411. 762 Rückblick. üeber Werthbestimmung der Seifen, von Fr. Schult ze i). Verfahren der Kückenwäsche in Australien 2). Ueber die Bereitung von Sodalauge für die Wollwäscherei, von S.SchrapingerS). Ueber das Waschen der rohen Schafwolle (das A. Sc hlieper'sche Verfahren), von M. Vogel *). Ueber Schafwollwäsche und die Wollwaschmaschinen von Demeuse und Houget in Aachen, von RühlmannS). Ueber die Aufbewahrung von Wasser in Zinkreservoirs, von Ziurek 6). Rückblick. 1. Abschnitt. Gährungschemie. — Das von Lermer beobachtete Vor- kommen eines Alkaloids im Biere hat durch Jos. Oser Bestätigung erhalten. — Nach Dubrunfaut ist der wirksame Bestandtheil des Malzes, das Maltin, stick- stoffhaltig. Es ist schon in kaltem Wasser leicht löslich und in dieser ersten ur- sprünglichen Lösung am wirksamsten auf Stärke. 1 Th. Malz soU genügen, den Kleister aus 100 Th. Stärke bei 50° zu verflüssigen und zu sacharificiren. Aus dem wässrigen Malzauszuge fällt Alkohol das Maltin; beim Wiederlösen desselben in. Wasser zeigt sich, dass es einen Theil seiner Wirkung eingebüsst hat. Gerb- säure fällt aus Malzauszügen gerbsaures Maltin, dessen Wirksamkeit auf Stärke der des Maltins im wässrigen Auszuge nahe kommt ; es dürfte neben dem Alkohol- präparate zur fabrikmässigen Darstellung wirksamer Handelsprodukte geeignet sein. Die Verflüssigung des Kleisters erfolgt dann am vollständigsten, wenn die zur Ver- kleisterung angewandte Wassermenge nicht unter ein gewisses Mass herabsinkt. Manche natürlichen Wässer, rohe Gerste, Weizen und Roggen enthalten eine dem Maltin ähnliche oder damit identische Substanz. Payen bestätigte den tief eingreifenden Einfluss des Alkohols auf die Zusammensetzung und Wirksamkeit des Maltins. — J. de Seynes und Trecul haben die endospore Fortpflanzung der Wein- und Bierhefe studirt. Dieselbe tritt nur in verdünnten Flüssigkeiten auf, weil anderenfalls in Folge der reichlichen Nahrung der vegetative Process vor- waltend bleibt. — M. Rees identificirt die freie Zellbildung der echten Bierhefe mit der Ascosporenentwickelung einfachster Ascomyceten. Des Verf. Bemerkungen über Unter- und Oberhefe und seine kritische Behandlung der neueren Hefetheorien verdienen alle Beachtung. Ad. Mayer hat seine Untersuchungen über die Nähr- stoffe der Bierhefezelle fortgesetzt. Von grossem Interesse und practischer Be- deutung sind Wiesner 's Beobachtungen über die Beziehungen zwischen dem Wassergehalte und der Lebensthätigkeit der Hefezelle. Durch langsames Aus- trocknen soll sich der Hefe alles Wasser entziehen lassen, ohne dass sie unwirksam wird. Rasche Wasserentziehung tödtet nur die älteren mit Vacuolen erfüllten Zellen. 1) Landw. Annalen des mecklenburg. patriotischen Vereins. 1869. No. 2. 2) Landw. Anzeiger. 1868. No. 52. 3) Dingler's polytechn. Journ. Bd. 189. S. 495. 4) Musterzeitung. 1868. No. 8. — Polytechn. Centralbl. 1868. S. 923. 5) Mittheilungen des hannov. Gewerbvereins. 1868. S. 265. — Dingler's polytechn. Journal. Bd. 191. S. 118. 6) Der Landwirth. 1868. S. 201. Rückbüok. 763 Es ist bereits gelungen, lufttrockne Hefe darzustellen, die noch nach halbjähriger Aufbewahrung dieselbe Wirkung äusserte, wie 2/3 ihres Gewichtes frischer Press- hefe. — J. C. Lermer's Malzversuche mit Gerste lehren, dass die Keimungsvor- gänge die Zuckerbildung in der Würze nicht wesentlich alteriren; das gleiche Ge- wicht Gerste lieferte selbst bei sehr verschiedener Keimdauer nahezu dieselbe Zuckermenge. Für den Brauer erstreckt sich der Verlust in der Hauptsache auf das Dextrin. Zusatz von ^ Proc. Chlorkalk zum Quellwasser hat in Lermer's Versuchen weder einen Vortheil, noch Nachtheil gebracht; entschieden nachtheilig wirkte Schwefelsäurezusatz. P h. Z 0 e 1 1 e r beobachtete, dass gypshaltiges Wasser zum Einquellen der Gerste geeigneter ist als reines, dass dagegen Kochsalz enthaltendes nachtheilig wirkt. Aus Versuchen C. John 's geht hervor, dass die Dauer des Malzprocesses und die hierbei inne gehaltene Temperatur nicht ganz ohne Einfluss auf die Ausbeute und die Qualität des Malzes sind ; gross sind die Diiferenzen nicht, was um so mehr iu's Gewicht fällt, als die Zeitdauer und die beim Malzprocesse herrschenden Temperaturen sehr verschiedene waren. — Nach J. Gschwaendler ist das Verhältniss des Zuckers zum Dextrin in den Würzen ein sehr verschiedenes und von der Braumethode, sowie vom Rohmateriale abhängig. Von dem Dextrin vergähren ca. 22— 39 Proc. — M. Sie wert hält, auf Grund mehrerer Analysen, denjenigen Hopfen für den besten, der das meiste Harz enthält, am wenigsten Ge- sammtasche liefert und beim Ausziehen mit Alkohol und Wasser die geringste Menge Rückstand hinterlässt. — Nach Th. Schloesing, Ch. Key und Dubrun- faut tritt eine von Stickoxydul- und Stickoxyd-Entwickelung begleitete Gährung nur in alkalischen und salpetersaure Salze enthaltenden Flüssigkeiten auf. Die genannten Forscher treten damit der Reiset 'sehen Ansicht entgegen, wonach bei der Fabrikation des Rübenspiritus das im Rübensafte an schwache Säuren gebunden vorhandene Ammoniak eine Oxydation erfahren soll. Die Erfahrung, dass in mit Schwefelsäure schwach angesäuerten Flüssigkeiten die Alkoholgährung normal ver- läuft, dürfte von grosser Bedeutung für die Verwerthung der Exosmosewässer beim Dubrunfaut 'sehen Verfahren der Zuckergewinnung werden. — W. Schnitze hat Untersuchungen über die Milchsäuregährung der Maischen ausgeführt. — G.Reitlechner machte eingehende Mittheilungen über die Anwendung und Wirkung der schwefligen Säure im Brennereibetriebe. Der Hatschek'sche Apparat zur Darstellung genannter Säure ist abgebildet und beschrieben worden. — W. Schmidt konnte, sich auf die Erfahrungen der Praxis stützend, die von W. Schnitze ge- machten EinwenduUgen gegen die Maisbrennerei nicht begründet finden. Uebrigens machte Schnitze später Mittheilungen über die ungarischen Maisbrennereien, aus denen hervorgeht, dass sein Vei-such keinen Massstab für die Rentabilität des Mais- brennens abgeben kann. — P a y e n machte Mittheilungen über das Verfahren Dachet 's und Machard's, die sog. incrustirenden Bestandtheile der Holzzellen zum Zwecke der Alkoholgewinnung in Zucker umzuwandeln, derart, dass die Cellu- lose noch Verwendung zur Bereitung gröberer Papiersorten finden kann. In Schweden sind von Stenberg ziemlich gelungene grössere Versuche, Branntwein aus Renn- thierflechte darzustellen, gemacht worden; die Verzuckerung der Flechtenstärke geschah durch Erhitzen des Rohmaterials mit verdünnter Salz- und Schwefelsäure. Der Rohspiritus soll besonders für die Essigfabrikation sich eignen. — J. Pierre, Puchot, Krämer und Pinner haben die Bestandtheile des Rüben- und Melasse- rohspiritus untersucht. — G. E. Habich theilt eine Tabelle zur Ermittelung des Alkoholgehaltes sehr armer Destillate mit, wie sie z.B. bei der Analyse geistiger 764 Rückblick. Getränke erhalten werden. — Champion und Pellet haben die sog. Wiener Presshefe analysirt; die Fabrikation derselben bespricht Payen. Durin u. Co. bereiten Presshefe aus den Rückständen der Stärke-, Rübenspiritus- und Zucker- fabriken. — J. Moser untersuchte den in den letzten Jahren gewonnenen Most einiger edler in Ungarn gebauter Traubensorten. Gleich diesen sind auch die Most- analysen N e u b a u e r 's zur Anbahnung einer genauen Charakteristik der verschiedenen Weinjahre ausgeführt worden. Ausserdem hat Neubauer Versuche über die Ver- besserung minder guter Moste durch den in den Trebern noch enthaltenen Zucker angestellt. Das vom Verf. empfohlene Verfahren ist eine Modification des Verfahrens Petiot's. Pohl untersuchte Weine aus der Bukowina und aus Steyermark. — Ein Ungenannter und L. de Martin haben den vollständigen Abschluss der Luft während der Gährung des Mostes empfohlen. Dem Ersteren genügt das einfache Bedecken der Gährbutten mit Brettern und Matten. Der Letztere Hess die Gährung in dicht verschlossenen Bottichen sich vollziehen; die Kohlensäure entwich durch einen Röhrenaufsatz, dessen äussere Mündung unter Wasser tauchte. Der abgezogene Wein wurde gleichfalls in mit Röhrenaufsätzen versehenen Fässern aufbewahrt. Die derartig unter Luftabschluss bereiteten Weine waren von ausgezeichneter Be- schaffenheit. Bei Weinmost, der schwer gährt, empfiehlt sich nach W. die Be- handlung desselben nach Art des Schaufelweins. ~ K. Kolb theilte ein Verfahren mit, die wenig haltbaren italienischen Landweine haltbarer und feiner zu machen. Nach den günstigen Erfolgen, welche das Appert-Pasteur'sche Verfahren der Weincouservation durch Erhitzen gehabt hat, bricht sich dasselbe immer mehr Bahn, und sind bereits verschiedene Weinerhitzungsapparate construirt und geprüft worden. — J. Huck veröffentlichte eine Vorschrift zur Bereitung guten künst- lichen Weines. — Eine Schleswig - Holsteinerin theilte ein Verfahren zur Bereitung schmackhaften und leicht verdaulichen Schwarzbrodes mit. — Die Brodbereitung nach von Liebig 's Vorschrift gründet sich auf die Verwendung des Mehles vom ganzen Korne und auf die künstliche Erzeugung von Kohlensäure im Teige aus doppelt-kohlensaurem Natron. An Stelle der zur Kohlensäureentbindung vorgeschlagenen Salzsäure empfiehlt Pus eher die Anwendung von Salmiak. Hof- mann in Speyer ertheilt dem im Uebrigen nach von Liebig 's Methode bereiteten Brode durch Zusatz von verjüngtem Gährteige grösseren Wohlgeschmack. Mit Rücksicht auf den häufig sich zeigenden Widerwillen gegen den Genuss des Brodes vom ganzen Korne und in Anbetracht dessen, dass Weissmehl ärmer an Nährsalzen ist als Schwarzmehl, empfiehlt v. L i e b i g die Verwendung des Kalk- und TaJkerde- phosphats, sowie Chlorkalium enthaltenden Horsford'schen Backpulvers. Nach Dauglish' Methode wird unter Druck befindliche gasförmige Kohlensäure in das Einteigwasser gepresst; die Teigbereitung geschieht in besonderen Knetmaschinen. 2. Abschnitt. Milch-, Butter- und Käsebereitung. — Nach P. Bretschneider und C. Karmrodt ist Tomlinson's Butterpulver ein unreines doppelt-kohlensaures Natron. — F. Mosler und H. Hoffmann haben gemein- schaftlich Untersuchungen über blaue Milch ausgeführt Das die Oberfläche bildende Häutchen enthielt Fäden von Penicill. glaucum Fr. Hallier fand in rothgewordener Butter als Träger des Farbstoffes die Mycelfäden von Penicill. crust. Fr. und Aspergill. glauc. Lk., sowie Mikrococcus. Elton empfiehlt als einzig sicheres Mittel gegen das Blauwerden der Milch das wiederholte Ausschwefeln der Milchstuben. — Im frischen Colostrum des Schweines beobachtete Hallier ruhenden und schwärmenden Mikrococcus und glaubt, dass derselbe in der Brustdrüse eine wenn auch nicht Rückblick. 765 nothwendige, so doch nützliche physiologische Function erfülle. — Zahlreiche Unter- suchungen von Ziegen- und Kuhmilch liegen vor von C. Karmrodt, Nast, F. Stohmann und Tolmatscheff. Fettbestimmungen allein wurden von E. W o 1 1 n y ausgeführt. — Die concentrirte Milch aus Cham , Kempten , Weichnitz und Sassin untersuchten Karmrodt, Werner, Eichhorn und Th. v. Gohren. — Klotz und Trenkmann haben Versuche über den Einfluss der Melkzeit auf die Butter- ausbeute, C.Petersen, Graf v. Schlieffen und E. Zander Versuche über den Butterertrag beim Milch- und Snhnebuttern ausgeführt. — An der Prüfungsstation für landwirthschaftliche Maschinen und Geräthe zu Halle sind Versuche mit der Clifton'schen athmosphärischen und Lehfeldt'schen (Rotations-) Buttermaschine ausgeführt worden, welche für erstere ungünstig ausfielen. J. Seifried und 0. Mai erzielten günstigere Resultate. — Ueber die Bereitung der von 0. Lindt untersuchten Vorbruchbutter berichtete G. Wilhelm. — Nach Untersuchungen von Kemmerich erfolgt die Fettbildung aus Eiweissstoffen in der Milch und im reifenden Käse nur unter dem Einflüsse gleichzeitig vorhandener Pilzbildungen. Wo diese ausgeschlossen sind, da verringert sich das Fett unter der oxydirenden Wirkung der Luft. — Unser Bericht enthält endlich noch ziemlich ausführliche Mittheilungen über die Fabrikation des Holländer- und Croyer-Käses. 3. Abschnitt. Zuckerfabrikation. — C. Scheibler machte über das bereits früher im Rübensafte und in der Melasse entdeckte Alkaloid Betain weitere Mittheilungen. — Th. Becker und Koppe erzielten günstige Erfolge von Kali- düngung auf Zuckerrüben. Einem von F. Heine ausgeführten vergleichenden Düngungsversuche mit Peruguano und Chilisalpeter zufolge scheint der letztere, in grösseren Mengen angewandt, ungünstig auf die Zusammensetzung des Saftes zu influiren; selbst der Mehrertrag an Rüben und die niedrigeren Düngungskosten konnten die geringere Saftqualität nicht ausgleichen. — M. Jacobsthal hat Untersuchungen über die Löslichkeit des kohlensauren, Oxalsäuren, phosphorsauren und citronensauren Kalkes, des Gypses und der kohlensauren Magnesia in Rohr- zuckerlösungen verschiedener Concentration ausgeführt. — F. Dehn und E. F. Anthon machten Mittheilungen über das Verhalten der Oxalsäure bei Verarbeitung des Rübensaftes und über die Quellen, aus denen sie stammt; der Letztere hält ihre Bildung im Kohlensäureofen nicht für unmöglich. — C lasen folgert aus sei- nen Versuchen, dass reines Wasser und gewisse Salze ohne Zuthun von niedrigen pflanzlichen Organismen den Rohzucker zu invertiren vermögen. — H. Schulz theilte Mittelwerthe aus zahlreichen Analysen von Betriebswasser und Scheidekalk mit. — Heidepriem spricht sich, gegenüber dem einfachen Pressverfahren, sehr günstig über das Nachreibeverfahren aus ; die Saftausbeute war hier erheblich grösser. — Sehring theilt ein von ihm befolgtes Verfahren der Saftgewinnung mit, welches sich eng an das Schützenbach 'sehe Macerationsverfahren anlehnt, wobei aber der gewonnene Rohsaft durch Dehne 'sehe Filterpressen ontfasert wird. Den von Ebert ausgeführten Versuchen zufolge liefert entfaserter Rohsaft einen reineren Scheidesaft, als unfiltrirter Rohsaft. — Das Champonnois'sche Verfahren der Saftgewinnung scheint nach Laboratoriumsversuchen Boden b ende r 's auf falschen Principien basirt zu sein. Die Absorptionsfähigkeit der Rübenfaser für die Salze des grünen Syrups ist bei weitem nicht so gross, als erforderlich. — W. Bartz und H. Reichardt bestätigten ältere Beobachtungen über die Vortheile des Dif. fusionsverfahrens ; der von ihnen beobachtete Zuckerverlust war gering, die Füll- massen und der Zucker aber standen denen nach anderen Methoden gewonnenen 766 Mekbliok. nicht nach. — Versuche eines Ungenannten thuen dar, dass der Zusatz von Kalk zum kalten Rübensafte behufs der Scheidung entschieden nachtheiUg wirkte. Günsti- gen Erfolg hatte Verf. von einem Nachkochen nach der Scheidung, und glaubt derselbe, dass die Ansichten über die verschiedenen Saftreinigungsmethoden dess- halb so sehr differireu, weil man die Zeitdauer der Einwirkung des Kalkes und der Siedehitze nicht genügend beobachtet habe. — Nach Untersuchungen Bodeubender's und Scheibler 's dürfte die schwefelsaure Magnesia als Scheidemittel für Rüben- säfte, wenn nicht sogar uachtheilig für das Product, so doch nutzlos für die Scheidung sein. — Von H. Schulz ausgeführten Analysen des Nachpresssaftes zufolge scheint das Nachpressen des Scheideschlammes aus Filterpressen Beachtung zu verdienen. Zu dem von Bodenbender empfohlenen, aber noch nicht veröffentlichten Ver- fahren der Zuckergewimiung aus Scheideschlamm haben wir Zahlen mitgetheilt, welche die Zulässigkeit und Rentabilität desselben beleuchten sollen. — E. F. Anthon nimmt an, dass Salze an sich Melasse nicht zu bilden vermögen, dass vielmehr die organischen Nichtzuckerstoffe als Melassebildner anzusprechen, bezüglich des Zucker- verlustes aber l^Th. Zucker für je 1 Th. vorhandenen Gesammtnichtzuckers in Rech- nung zu bringen seien. Verf. hält die Melasse für eine übersättigte Zuckerlösung. — L. Taussi g hat sich in Dubrunfaut's Laboratorium längere Zeit mit dessen osmotischem Verfahren der Zuckergewinnuug beschäftigt. Allem Anscheine nach dürfte dasselbe eine grosse Zukunft haben, besonders wenn es gelungen sein wird, den Zucker der Exosmosewässer auf Spiritus und darnach den Blaseninhalt auf Düngesalze zu verarbeiten. — Während C, Wöstyn zum Zwecke der Raffination und Zuckerfabrikation aus Melasse den organischen Nichtzucker in Form eines Kalklackes entfernt, wird bei dem Le Play 'sehen Verfahren und dem Boivin's und L 0 i s e a u 's der Zucker in eine unlösliche Kalkverbindung übergeführt. Pierre und Massy führen den Zucker in eine Barytverbinduug über. Margue ritte 's Verfahren der Zuckergewinnung aus Melasse besteht darin, zunächst durch Schwefel, säure enthaltenden Alkohol aus jener alles Fällbare auszuscheiden und darauf durch absoluten Alkohol den Zucker zur Ausscheidung zu bringen; Zusatz von Zucker- pulver soll den letzteren Process wesentlich begünstigen. E. F. Anthon endlich hat Versuche behufs Ausbildung einer Methode der Raffination ohne Wärme und Chemikalien angestellt ; er ging hierbei von der Voraussetzung aus, der Rohzucker sei nichts als ein inniges Gemenge von Melasse und reinem festen Zucker und jene durch systematisches Ausdecken mit immer reineren Decken vollständig zu ent- fernen. — Untersuchungen über den Stickstoffgehalt der verschiedenen Producta der Zuckerfabrication und den Uebergang des Stickstoffs aus der Rübe in diese hat Ad. Renard ausgeführt — Der Bericht enthält eine Tabelle E. F. Anthon 's zur annähernden Werth Schätzung flüssiger Zuckerp roducte. — Aus Untersuchungen D. Kunze 's und H. Reichardt's über die absorbirende Wirkung der Knochen- kohle kann gefolgert werden, dass ein Zusatz von Cblorcalcium zu dem zu fijtriren- den Safte die Entfernung organischsaurer Salze aus dem Safte durch die Kohle wesenthch begünstigen würde. 4. Abschnitt. Stärkefabrikation. — Jul. Kühn 's Untersuchungen über das Durchwachsen der Kartoffeln lehren, dass die spätreifen Sorten diesem Uebelstande am meisten ausgesetzt sind; die Mutterknolle, an der sich die Kindein entwickeln, liefern hierzu kein Bildungsmaterial, verlieren also in Folge des Durchwachsens nicht an Stärke, so lange die Kartoffelstaude noch grünt und assimilationsfähig ist. — A. Stöckhardt hat Mittheilungen über den Einfluss verschiedener Düngemittel Rttckbllok. 767 auf den Stärkegehalt der Kartoffelknolle gemacht; die deprimirende Wirkung der ChloralkaUen tritt auch hier wieder in erster Linie hervor. — G. Lindenmeyer fand in mehren Stärkesorten bestimmbare Mengen Traubenzucker und Milchsäure. 5. Abschnitt. Technologische Notizen. — J. Kolb veröffentlichte Untersuchungen über die Bestandtheile , den Rost- und Bleichprocess der Flachs- faser. — Das Centralblatt für die gesammte Landeskultur in Böhmen enthält Mit- theilungen über Reedwood 's Verfahren der Fleischconservation (Eintauchen in geschmolzenes Paraffin). — Die weisse Glasur der Kochgeschirre ist, trotz ihres häufigen Blei- und Arsengehaltes, wegen ihrer Unlöslichkeit in Speisen unschädlich. — In Amerika bildet getrockneter und gepresster Kartoffelbrei einen wichtigen Handelsartikel und wird besonders zur Verproviantirung der Schiffe benutzt. — Lermer und E. Reichardt lieferten Beiträge zur Kenntuiss des Kesselsteins. Zeitweises Ausstreichen der Kesselwandungen mit Talg oder Stearin soll die Bildung derben Kesselsteins verhüten. Eine gleiche Wirkung glaubt Wiederhold dem Thon zuschreiben zu müssen. — Die Producte ungarischer (Pest'er) Walzmühlen wurden von Dempwolf untersucht; es verbreiten diese Analysen Licht über die Vertheilung des Klebers und der Mineralstoffe über die verschiedenen Schichten des Weizenkornes. — Nach Sie wert beträgt der Verlust an Oel, den ein nur drei- bis viertägiges Liegen durchfeuchteter Rapssaat verursacht, nahezu 2 Proc; das Oel hatte an Qualität viel verloren. Durch das Darren des Saatgutes steigerte sich die Oelausbeute um ca. i- Proc. — Goppelsroeder untersuchte einen Schweizer Presstorf. — Ein ausgezeichnetes Conservationsmittel für Sandstein, Granit u. dgl. (nicht für gewöhnlichen und carrarischen Marmor) hat man im Wasserglasanstriche entdeckt; derselbe ist alle 3 — 5 Jahre zu wiederholen. — Fr. Schnitze empfahl zum Weichmachen harten Wassers die successive Anwendung des Aetzkalks und der Soda. — Von G. Wilhelm wurden zahlreiche Wollproben verschiedenster Abstammung auf ihre Festigkeit und Dehnbarkeit untersucht. Die Vermuthung, dass das Fehlen der Marksubstanz im eigentlichen Wollhaare einen nachtheiligen Einfluss auf die Festigkeit ausübe und andererseits derselbe Mangel die Haare dehnbarer mache, bestätigte sich nicht. — Sam. Hartmann imtersuchte mit ver- schiedenen charakteristischen WoUschweissarten behaftete Wollen auf ihren Gehalt an Feuchtigkeit, Waschverlust, Fett und reiner Haarsubstanz. Eine andere Ver- suchsreihe erstreckte sich über das Verhältniss des Fettschweisses zur Menge der Haarsubstanz bei verschiedenen Wolllängen. — In einem längeren Artikel über Wollwäsche theilt Fr. Hartmann seine vorläufigen Untersuchungen über die Zusammensetzung des Wollfettes mit; es gelang ihm, den sog. unverseif baren Theil durch alkoholische Kalilösung zu verseifen. — Die Grösse des Waschverlustes Neu- seeländischer Wollen ermittelte A. v. Lynker. — In neuerer Zeit machen zwei Wollwaschverfahren viel von sich reden, das Hetsei'sche und Richter'sche; nur das letzere dürfte eine Zukunft haben. — S. Hart mann hat über die Einwirkung des kohlensauren Ammons auf den Fettschweiss der Wolle Versuche angestellt. — Aus Untersuchungen A. Remele's über die Färbung der Ziegel geht hervor, dass die dunklere Färbung kalkarmer Ziegel durch eine Aenderung im physikalischen Zustande des freien Eisenoxyds, die helle Farbe aus kalkreichem Thone gebrannter Steine aber durch ein mehrbasiges weisses Eisensilicat bedingt ist. 768 Literatur. Literatur. Lehrbuch der Chemie nach den neuesten Ansichten der Wissenschaft, für den Unterricht an technischen Lehranstalten bearbeitet von Max Zange rle. 2 Abth. Specielle Chemie. München, Grubert. Kurzgefasstes Lehrbuch der Massanalyse (mit Rücksicht auf technisch -wichtige Stoffe) von E. Fleischer. Leipzig, J. A. Barth. 28 Ngr. Taschenwörterbuch der Technologie von Th. Ger ding. Leipzig, Fr. Wilh. Grunow. 5—6 Lieferungen ä 24 Ngr. Les Industries agricoles: sucrerie, distiUerie, brasserie, vins, vinaigres, con- servation des grains, meuuerie, boulangerie, amidonnerie, feculerie, conservation des aliments, huilerie, resines, tannerie, albumine, blanchiment, papeterie, conservation des bois, par Ronna. In-80, 466 p, 75 grav. et 8 planches. Paris, libr. agric. de la Maison rustique. 10 fr. Untersuchungen über die alkoholische Gährung von AdolphMayer, Heidel- berg, Winter. Die Biebrauerei nach dem gegenwärtigen Standpunkte der Theorie und Praxis des Gewerbes. Mit besonderer Berücksichtigung des Brauverfahrens in Ocsterreich- Ungaru, Bayern u. s. w. 4. gänzlich umgearbeitete und sehr vermehrte Auflage von Ch. H. Schmidt's »Grundsätze der Bierbrauerei«. Von Prof. L. v. Wagner. Mit einem Atlas. Weimar, B. Fr. Voigt. 1870. 3^ Thlr. Die Bierbrauerei mit besonderer Berücksichtigung der Dickmaischbrauerei; nebst einem Anhang, enthaltend die im Brauereibetriebe gebräuchlichen Rohstoffe und deren Verwendung u. s. w., von Phil. Hei ss. 5. verbesserte Aufl.. Augsburg, Lampart u. Comp. Die alkoholischen Getränke : Wein, Bier und Branntwein, von Dr. H. Schwarz. Breslau, J. A. Kern. 27 Ngr. Die Gährungschemie, umfassend die Weinbereitung, Bierbrauerei, Spiritus- und Essigfabrikation, von C Stahlschmidt. Berlin, C. Duncker. 2 1 Thlr. Die wirklichen Fortschritte und Erfolge der Branntweinbrennerei und Spiritus- fabrikation in ihrer vollkommensten Gestalt, von E. W. K r e p 1 i n. Leipzig , M. Schäfer. 2 Thlr Neuestes Maischverfahren für Korn- und Kartoffelbrennerei; keine Gefahr der Steuer -Defraudation und -Denimciation durch gänzliche Vermeidung des Ueber- gährens. Von H. Boehm. Berlin, R. Kühn. 1 Thlr. Erfahrungen beim Brennerei - Betriebe; in eigener, langjähriger Praxis ge- sammelt, nebst selbstgeprüften, bewährt gefundenen Hefemitteln. Von J. A. Fischer. München, E A. Fleischmann. 16 Ngr. Traite pratique de la culture et de l'alcoolisation de labetterave; par N. Basse t. Paris, E. Lacroix. 24 Ngr. Recherches sur les produits alcooliques de la distillation des betteraves, par Pierre et Puchot. Caen, imp. Leblanc-Hardel. Die Steuersysteme bei der Branntweinfabrikation und der Irrationalismus im gegenwärtigen Stadium der Brennerei-Industrie u. s. w., vom Ober-Steuer-Inspector T. Glaser. Brieg, F. Gebhardi. Literatur. 769 Der Cider oder Obstwein. Kurze Zusammenstellung der verschiedenen Bereitungs- arten und Rathschläge zu einer rationellen Darstellung und Behandlung desselben, von Dr. Ed. Lucas. Ravensburg, Eng. Ulmer. 1869. 12 Exempl. 3,V Thlr. Hellenthal's Hilfsbuch für Weinbesitzer und Weinhändler, oder der vollkommene Weinkellermeister, von J. Beyse. 8. verb. u. verm. Aufl. mit 56 Holzschn. Wien» Hartleben. 2^ fl. ö. W. Les Appareils vinicoles en usage dans le midi de la France, par de Martin. In-SO, 126 p. Paris, libr agric. de la Maison rustique. 2 fr. Anleitung zur Prüfung der Kuhmilch von Chr. Müller. 2. Aufl. Bern, Haller i Thk. Der rationelle Betrieb der Milchwirthschaft mit Einschluss der Butter- und Käsebereitimg von M. Boettger. Stuttgart, Cohen und Riesch. 1^ Thlr. Sacharimetrie optique, chimique et melassimetrique , par l'abbee Moigno. In-18 Jesus, 260 p. Paris, libr. Gauthiers- Villars. 3 fr. 50 cent. Jahresbericht über die Untersuchungen und Fortschritte auf dem Gesammt- gebiete der Zuckerfabrikation. Jahrg. VH 1867. Von K. Stamm er. Breslau, E. Trewendt. Bericht des Landrathes Rimpau an den Königl. Preuss. Minister für land- wirthschaftliche Angelegenheiten, das Difinsionsverfahren für die Rübenzucker- fabrikation betrefi'end. Preussische Annalen der Landwirthschaft. Monatsbl. 1868. Oct. u. Nov. Das Dififusionsverfahren des Hrn. J. Robert in Seelowitz, von Jos. Adler. Wien, Gerold u. Co. 1 Thlr. Nouveau mode de fabrication et de raffinage du Sucre, par Margueritte. In-80, 15 p. Paris, Walder. Die Grundzüge der belgischen Flachskultur und Flachsbereitung von Alfr. Wink 1er. Berlin, Fr. Kortkampf. Die hydraulischen Mörtel in chemisch-technischer Beziehung v. W. Michaelis. Leipzig, Quandt u. Haendel. 2^ Thlr. Physische und chemische Beschafienheit der Baumaterialien, deren Wahl, Ver- halten und zweckmässige Verwendung, von Prof. Rud. Gottgetreu. Berlin, Jul. Springer. Bildhche Darstellung des Baues und der Eigenschaften der Merinowolle, mit erläuterndem Text von J. Settegast. Berlin, Wiegandt u. Hempel. 1869. Kart. l3 Thlr. Jahresbericht. XI u. XII. 49 Autoren -Verzeiclmiss. Acker, L. 564. 664. Aderholdt, F. 712. Albert, E. 384. 410. Albert, H. 384. 410. Ankum, van. 189. 327. Anthou, E. F. 720. 730. 731. 736. 739. 742. 765. 766. Bachl, M. 659. Bachet. 68S. 763. Baeber, 0. 425. 638. 666. Bailey. 761. Baker, S. W. 659. ßartbelemy, M. 305. Bartz, W.' 726. 765 Baudrimont, E. 124. Bauer, H. 546. Bauer, Jos 563. 663. 664. BaziUe. 314. 335. Bechi. 163. 324. Becker, Th. 58. 397. 412. 716. 765. Becquerel. 157. Beyer, A. 67. 128. 150. 159. 175. 296. 327. 334. Bezold, Wilh. von. 157. Biedermann, R. 77. 128. 577. Bischof, A. 126. Bischoff, E. 530. 662. Bittner. 494. Blomeyer, Ad. 610. Bobierre, A. 373. 409. Bodenbender, H. 726. 728. 730. 765. 766. Boivin. 735. 766. Boucherie. 367. 409. Boue, A. 123. Boussingault, J. B. 154. 159. 266. 306. 332. Brandes, R. 486. 488. 497. 501. 660. Breitenlohner, Jac. 44. 127. 345. 387. 394. 395. 396. 401. 407. 411. 412. Bretschneider, P. 150. 159. 23S. 331. 703. 764. Brigel, G. 363. 409. Brücke, E. 528. 662. Buiguet, H. 191. 326. Burger, R 741. Busse, L. 461. 481. 660. Cantoni, G. 157. 557. 664. Champion. 692. 7'J4. Christiani, W. 371. 409. Church. 38. 127. Cirio, F. 76 i. Glasen, W, L. 720. 765. Classen, A. 195. 327. Clement. 343. 522. Gohn, F. 319. 335. Cohn, W. 124. 406. Cordel, 0. 450. 481. Corenwinder. 243. 331. Cossa, A. 106. 110. 129. Crampe, H, 761. Grase, F. W. 741. Gruse, E 741. Cunze, D. 487. 660. 740. 766. Davey. 522. Davy, Marie 157. 270. 333. Deherain, P. 273. 306. 313. 332. 335. Dehn, F. 720. 765. Autoren -Verzeichnisa. 771 Dcmpwolf, 0. 748. 767. Deville, Ch, Sainte - Ciaire. 154. Diacouow. 548. 663. Dietrich, Th. 385. 392. 410. 488. 492. 494. 495. 660. 661. Dii-cks, 287. 2S9. 334. Doebrich, G. 39. 127. DoUfus. 376. Dove, H. W. 157. Drechsler, G, 406. Dubouy, Alf. 407. Dubnmfaut. 167. 218. 325. 671. 682. 703. 735. 762. 763. Duchartre, P. 243. 331. Durin. 693. 764. Ebert, G. 725. 765. Eichhorn. 115. 150. 708. 765. Eichwald, E. 528. 662. Eisbein, C. J. 343. Erdmann, E. 0. 662. Erdmann, Jul. 182. 325. Eulenburg, A. 565. 664. Faivre. 278. 333. Falken -Plachccki, von. 39. 340. 343. Famintzin. 306. 308. 309. 334. Farcot. 761. Fede, F. 562. Fiedler. 343. 716. Filhol. 168. 326. Fischer. 662. Fittbogen, J. 162. 324. 369. 409. Flammarion. 149. 159. Fleischer, M. 566. Fleischmann, W. 53. 128. 467. 660. Frank, A. 405. Frank, B. 208. 328. Fremy. 181. 325. Freytag. 115. Fröhde, A. 123. Geinitz, J. 659. Gerlach. 658. Gibbs, Mr. 521. Gintl, W. 188. 201. 327. 328. Girard, Aime. 184. 325. Girard, J. 399. 412. Gise, von. 53. 128. 467. Gohren, Th. von. 708. 765. Goppelsroeder, Fr. 746. 751. 767. Gorrizutti. 525. 662. Grabowski. 176. 326. Graham, Ch. 406. Groneraeyer, C. 477. 481. Grouven, H. .551. 407. 414. 478. 479. 494. 544. 660. 663. Gruber, V. 518. Gschwaendler, J. 679. 763. Guenther, A. L. 478. Gundermann. 436. 480. 742. Haberlandt, Fr. 219. 330. Habich, G. E. 692. 763. Haeger. 716. Haeseler, von. 406. Hake -Ohr, von. 478. Hallier, E. 324. 556. 663. 705. 764. Hampe, W. 250. 253. 254. 255. 322. Hanamann, J. 51. 128. 443. 480. Hanstein. 211. 329. Hartig, Th. 231. 324. 330. Hartmann, Fr. 757. 767. Hartmann, Sam. 755. 758. 759. 767. Haushofer, K. 34. 104. 127. 129. Hausmann, 0. 405. Heiden, E. 59. 63. 65. 115. 128. 518. 661. Heidepriem. 164. 324. 430. 480. 555. 664. 723. 742. 765. Heine, F. 718. 765. Heinrich, R 161. 324. HeUriegel, H. 245. 331. 473. 481. 500. 660. Henneberg, W. 241. 331. 464.561.565. 590. 659. 664. 665. Hesse, 0. 190. 327. Heuze, G. 714. Hirzel, G. 53. 128. Hlasiwetz. 123. Hoffmann, H. 704. 764. Hoffmann, R. 35. 126. Hofmeister, V. 488. 496. 497. 499. .501. 601. 621. 660. 665. 666. Hofmeister, W. 208. 328. Holzner, G. 407. Hoppe -Seyler. 663. 49* 772 Autoren -Verzeichniss. Horsford, J. N. 544. 663. 764. Hosaeus, A. 271. 333. 470. Houzeau, A. 2R. 29. 126. 192. 327. Huck, J. 699. 764. Huebl, Jos. 744. Huizinga, D. 529. Hulwa, Fr. 406. Huppert, H. 658. Husemann, A. 197. 328. Hussakowsky. 73. 128. Jablonski. 425. Jacobsthal, M. 719 765. Jacquemart, Fred. 407. Jaffe, M. 659. 663. Jannasch. 498. 660. 661. Jean, F. 388. Jessen. 208. Igelström. 124. Imhof, von 659. John, C. 678. Jukes. 375. Kachler, J. 202. 327. Karmrodt, C. 163. 324. 378. 391 400. 406. 410. 411. 412. 478. 488. 500. 501. 545. 554. 660. 661. 663. 703. 706. 708. 764. 765- Kemmerich. 712. 765. Kenngott, A. 107. 129. Kjerulf. 126. Klamroth, C. 659. Klinger, Aug. 156. 159. Kloss, F. 553. 659. 663. Klotz. 709. 715. 765. Knauer, F. 741. Knauer, W. 342. Knop,W. 71. 73. 128. 287. 288. 334. 658. König, J. 385. 410. Körte, W. 523. 662. Kolb, J. 745. 767. Kolb, K. 698. 764. Koppe, (-Wollup). 716. 765. Kortzer. 383. Kostytschef, P. 38. 127. Krafft. 716. Krämer. 692. 763. Kral, F. J. 741. Kreusler, W. 207. 328. Krieger. 658. Krocker, Fr. 383. 410. 485. 488. 496. 497. 498. 502. 503. 610. 660. 661. 665. Krutzsch, H. 103. 129. 157. 256. 332. Kühn, G. 485. 488. 492. 501. 539. 566. 577. 660. 662. 665. Kühn, Jl. 212. 315. 316. 317. 320. 321. 322. 323. 329. 335. 336. 742. Kühne, W. 522. 664. Laer, von. 315. 335. Lambrecht, A. 525. 662. Landois. 662. Latschinow, P. 57. 12S. Laube, W. 562. Laverriere, J. 371. 409. Lehde, R. 425, 638. 666. 710. Lehmann, Jl, 522. 576. 665. Lehmann, Osk. 259. 318. 332. 336. 453. 454. 455. 473. 480. 481. 584. 665. Lenz. 573. 665. Le Play. 734. 766. Lermer, J. C. 677. 746. 762. 763. 767. Letheby. 357. Leunig. 357. Lichtenstein. 324. Lichtenstein, L. 741. Liebig, J. von. 659. 700. 702. 715. 761. 764. Lindenmeyer, G. 744. 767. Lindheim, P. 522. Lindig. 124- Lindt, 0. 711. Lingethal, Z. von. 123. Livingstone, Gebr. 551. 663. Loew, H. 818. 335. Loewe, J. 190. 196. 326. 327. Loiseau. 735. 766. Luck. 190. 326. Ludwig, C. 529. Ludwig, E 126. Luedersdorff. 478. Lyncker, A. von. 758. 767. Machard. 6S8. 763. Maerker, M. 131. 561. 660. Autoren -Verzeichniss. 773 Mahn, R. 090. fjfiö. Mai. 547. 663. Maly, R. L. 544. 663. Mangon, H. 30. 124. 126. Marggraf, 0. 38. 127. Margueritte, Fr. 736. 766. Marguliks, B. 387. 411. Martin, L. de. 697. 764. Massy. 735. 766. May, 0. 551. 663. 765. Mayer, Ad. 349. 382. 675. 762. Medlock. 761. Mehay. 278. 333. Melchin. 522. Mentening, G. 343. Mesous. 741. Metzdorf. 493. 660. 661. Meyer, Ad. 563. 663. 664. Meyer. 546. Meyn. 476. 4SI. Millardet, A. 208. Molitor, von. 524. 662. Monier, E. 742. Moser, J. 493. 573. 660. 665. 693. 764. Mosler, F. 704. 764. Mueller, AI. 107. 110. 129. 268. 333. 357. 405. 408. 504. 661. 690. Muth, E. 401. 412. Palmer, W. J. 21. 126. Paxmann. 522. Payen. 168. 183. 325. 504. 672. 688. 741. 762. 763. 764. Peiler, E. 522. Peligot. 197. 327. 38'J. 411. Pellet. 692. 764. Peters, E. 406. 488. 499. 502. 503. 574. 660. 665. Petersen, C. 709. 765. Petersen, Th. 34. 124. 126. Petit, A. 279. 333. Pfaff, Fr. 47. 127. Pflueger, Ed. 529. Pincus. 156. 159. Pinner. 692. 763. Pierre, Js. 218. 263. 332. 692. 735. 763. 766. Planchon. 314. 324. 335. Pochwissnew, von. 71. 128. Pöppig. 553. 663. Pohl, J. 696. 741. 764. Pqpper. 761. Pratt. 375. Prestel, M. A. F. 343. Preuss. 524. 662. Prillieux, Ed. 311. 312. 313. 335. Puchot, E. 692. 763. Naschold, H. 200. 328. Nast. 706. 765. Nathusius (-Königsborn), von. 486. Naumann. 376. Nessler, J. 50. 124. 127. 347. 349. 350. 354. 360. 362 363. 368. 369. 382. 400. 401. 407. 410. 412. Neubauer, C. 280. 334. 376. 694. 764. Neumann, R. 522. Nitzschke. 31.^. 335. Nobbe, F. 217. 233. 239. 261.328.331. 332. 450. 480. Noellner, C. 26. 126. Nylander, 0. 110. 129. Oser, J. 671. 762. Otto, R. 543. 6(;2. Oudemanns, A. C. 34. 126. Quinke, H. 562. 664. Radziejewski, S. 539. 663. Radziszewski, B. 205. 327. Rammeisberg. 1 24. Rantzau, von. 216. Rath, G. vom. 33. Raumer, C. von. 343. 344. Recklinghausen, von. 527. 662. Rees, M. 673. 762. Regehly. 660. Reichardt, E. 155. 159. 189. 327. 405. 549. 663. 747. 767. Reichardt, H. 726. 740. 765. 766. Reinhardt, C 659. Reiset, M. J. 550. 663. 682. 763. Reitlechner, C. 684. 763. Rembold. 176. 326. Remele, A. 761 767. 774 Autoren -Verzeichniss. Renard, Ad. 3G0. 408. 788. 766 Key, Ch. 682. 763. Riesell, A. 658. Rimpau. 342. 741. Risler, E. 49. 128. 157. 268. 333. Ritthausen, 37. 127. 206. 326.328.528. 663. Rochleder, Fr. 178. 187. 195. 198. 202. 203. 325. 326. 327. 328. Roeder. 471. 4SI. Roestell, G. 229. 231. 330. RoMe. 115. RoUe, Fr. 124. Roloff, F. 549. 663. Rommier. 186. 326. Rueff. 551. 663. Rühlmann. 762. Rupprecht. 547. Sachs, Jl. 330. Sahut. 314. 335. Samson, A. 524. 662. Sandberger, F. 17. 125. 376. Scheibler, C. 177. 205. 325. 328. 71(3. 729. 741. 744. 765. 766. Schieferdecker, W. 157. Schiff, M. 562. 664. Schlieffen, Graf von. 709. 765. Schlösing, Th. 275. 333. 682. 763. Schmidt, AI. 529. Schmidt, A. H. 742. Schmidt, C. von. 343. Schmidt, Walth. 686. 763. Schmidt, Wem. 148. 159. Schneider. 124. 658. Schönbein, C. F. 147. 158. 191. 326. Schöttler, F. W. 741. Schrapinger, S. 762. Schroeder, Jul. 224. 330. Schütze, W. 101. 129. Schnitze, Fr. 762. 767. Schnitze, Hugo. 131. 158. 406. 504. Schnitze, W. 683. 685. 687. 703. 76-3. Schulz, Hugo 487. 660. 722. 729. 765. 766. Schulze, E. 561. 658. 060. Schulze, Fr. 162. 324. 498. 660. Schumacher, W. 217. 328. 343. Schunk, E. 659. 663. Schwarz, E. 123. Schweder, C. G. 562. 664. Seegen, Jos. 559. 664. Seeling von Saiüenfels. 678. Sehring, A. 12b- 765. Senator, H. 563. 664. Senft, F. 123. Sertoli, E. 529. Settegast. 615. Seyferth. Aug. 742. Seynes, J. de. 672. 762. Sickel, R. 741. Siebold, von. 662. Siermann, E. 371. 409. Siewert, M. 166. 174. 193. 194. 223. 324. 327. 330. 486. 519. 549. 660. 661 063. 680. 751. 763. 767. SiUar. 357. 408. Sombart. 549. 663. Sorauer, P. 221. 329. Spangenberg. 759. Sperlich, A. 202 327. Stammer, K. 124. 735. 742. Staedeler. 663. Stecher. 111. Steiger. 553. 663. Stein, C. A. 378. Stein, W. 189. 196. 202. 326. 327. 328. Stenherg 688. 763. Sternfeld, J. 525. 662. Stieren, Ed. 703. Stirm. 406. Stöckhardt, A. 404. 405. 412. 452. 480. 491. 584. 658. 670. 743. 767. Stohmann, Fr. 241. 331. 391. 392. 403. 411. 412. 420. 479. 488. 499. 500. 501. 546. 638. 658. 660. 664- 666. 706. 765. Strecker, A. 544. 663. Striedter, A. 566. 577. Struve, H. 148. 159. Sucker, 0. 124. Taschenberg- 316. 335. Taussig, L. 731. 766. Teichmüller. 114. Terreü. 181. 325. Autoren -Verzelchnlss. 775 ITieile, R. 173 326. Thiel, C. 703. Thiel, H. 47S. Thiercelin. 22. 12ß. Thorpe, T. E 145. 147. 15S. Thudichum, J. L. W. 200. 328. 659. 663. Tieghem, Ph. van. 313. Tobnatscheff. 548. 663. 706. 765. Toussaint, F. W. 343. Trecul. 2 IS. 672. 762. Trenkmann. 709 765. Trenn, A. L. 75'3. Treutier, Cl. 96. 129. Trommer. 115. Tschermak, G. 32. 126. Ulbricht, R. 318. 473. 478. 481. Veiter. 388 411. Viei-thaler, Aug. 156. 159. Ville, George. 478. Vincent, L. 3. 124. 342. 406. Virchow, R. 358. 408. Voelcker, A. 374. 378. 390. 398. 409. 410. 412 464. 431. 522. Vogel, M. 762. Vogt, K 376. Vogt, K. (Kassel) 403. 412. Voit, C. 531. 534. 535. 539. 561. 663. 659. 662. 663. 664. Volhard, J. 409. 501. 660. Vossler, 0. 124. Wagner, P. 292. 334. Waldorff. 553. 663. Walkhoff, F. 742. Warrington, R. jun. 95. 128. Watson. 373. Weidenhammer, R 343. Weigelt, C. H. 198. 287. 291 328. Weinhold, K. 491. 660. Weiske. 610. 660. Weitschach, (-Proskau). Alw. 522. Werner. 708. 765. Werner. 472. 478. 481. Wesche. 546. 663. Whitley, N. 157. Wicke, W. 18. 31. 35. 36. 126. 127. 375. 392. 410. 411. 487. 488. 499. 501. 660. 661. Wiederhold, Ed. 748. 767. Wiesner, Jul. 676. 741. 762. Wigner. 357. 408. Wilckens, M. 343. Wilhehn, G. 493. 711.71.5. 752. 765. 767. Winters, N. B. 419. 479. Wirtgen. 809. 334. Witte, L. 157. Wittgenstein, von. 7. 125. Woehler. 356. Wolff, E. 9. 125. 236. 331. 392. 406. 411. 485. 496. 585. 660. 665. Wolff, W. 248. 332. Wolffenstein, 0. 744. Wollny, E. 707. 765. Wöstyn, C. 734. 766. Wunder, G 404- 412. Zabel, 0. 741. Zander, F. 709. 765. Zeiller. 716. Zetterlund, C. G. 496. 504 660. 661. 690. Ziegler, M 523. 662. Ziehlberg, A. von. 716. Ziervogel, W. 478. Ziurek. 762. ZöUer, Ph. 678. Zöppritz. 551 663. it}«s— BERLIN. Druck von J. Drseger's Buchdruckerei (C. F eicht) Adler - Strasse 9. New York Botanical Garden Librar 3 5185 00262 7915