— 05 ANA R Wed Sn \ aa NM 06 N 0 NN en 1 SALE N N 8 Se N Library of the Museum COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. Founded by private subscription, in 1861. ueberſicht der Arbeiten und Veränderungen der | ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur im Jahre 1831. Zur Kenntnißnahme für ſämmtliche einheimiſche und auswärtige wirkliche Herren Mitglieder der genannten Geſellſchaft. — l ᷑ — . 5 Breslau 1832. Gedruckt bei Graß, Barth und Comp. N u 1 I N . 0 Kar 75 5 % N 11 5 ; * g ; NINE 1 > Allgemeiner Bericht | über die heiten und Veränderungen der Geſellſchaft im verfloſſenen Jahre Pr ' vorgetragen in der © aligemeinen deliberativen Sitzung 5 16. December vom N 6 Dr. Joh. Wendt, erſtem General⸗Secretair der Geſellſchaft. | Ark Es iſt ein ſehr erfreuliches Zeichen fuͤr das Wirken und Gedeihen unſerer Geſellſchaft, daß auch die neueſte herbe Zeit den Fortgang unſerer Thaͤtigkeit nicht allein ungeſtoͤrt fortdauern ließ, ſondern uns auch noch inniger und haͤufiger vereinigte. Die mannichfaltigen wiſſen⸗ ſchaftlichen Beſchaͤftigungen in den verſchiedenen Sectionen der Geſellſchaft boten fuͤr den allgemeinen Kummer und fuͤr die auf Allen laſtende Sorge eine angenehme Zerſtreuung, und daher koͤmmt es, daß die gegenwaͤrtig von mir vorzutragende Ueberſicht unferer Leiſtungen eine nicht unbedeutende Ausbeute zu geben verſpricht. AQJnm Laufe dieſes Jahres hatten ſechs allgemeine Verſammlungen Statt, in denen fol⸗ gende Vortraͤge gehalten wurden: 1. Ueber die Unterhandlungen des Pabſtes Pius IV. mit dem Kurfuͤrſten Joachim II. von Brandenburg wegen Beſchickung des Concils zu Trident im Jahre 1561, nebſt Be⸗ merkungen uͤber den weitern Gang der Verhandlungen, vom Herrn Conſiſtorial-Rathe Menzel. 2. Ueber den Uebertritt der aſiatiſchen Cholera i in Europa 's oͤſtliche Graͤnzlande und uͤber das Vorſchreiten dieſer Krankheit, vom General-Secretair Wendt. 3. Ueber Luthers Verdienſte um die deutſche Sprache, vom Herrn Prof. Dr. Hoff— mann. 4. Ueber Cuvier's Vorleſungen uͤber die N, der Naturwiſſenſchaften bis zu den Aegpptern, vom Herrn Prof. Dr. Muͤller. 1* 1 5. Ueber das Weſen und die zweckmaͤßigſte Behandlung der ſchleſiſchen Geſchichte, vom Herrn Prof. Dr. Stenzel. 6. Ueber die Fortſchritte der Naturwiſſenſchaften bei den Griechen, nach Cuvier's Vor⸗ leſungen, als Fortſetzung des fruͤhern Vortrages, vom Herrn Prof. Dr. Muͤller. 7. Ueber die Theater in Paris im Jahre 1829, vom Herrn Grafen Conrad von Dyhrn. 9. Ueber den Zuſtand der Naturwiſſenſchaften bei den Griechen bis zur Zeit des Ariſto⸗ teles, nach Cuvier, als zweite Fortſetzung der fruͤhern Vorleſung, vom Herrn Prof. Dr. Müller. l 8. Ueber Production und Gonfimikion in national- okonomiſcher Hinſicht uͤberhaupt, und nach Handels- und Gewerbsgeſchichtlichen Notizen ins beſondere, vom Herrn Prof. Dr. Weber. 10. Ueber das Reſultat der Abſtimmung in Betreff einer neuen Auflage der Conſtitu⸗ tion der Geſellſchaft, vom Herrn Juſtizrathe Scholtz. In Folge der durch dieſen Vortrag in der Geſellſchaft veranlaßten Debatten wurden die ehrenwerthen Mitglieder, Herr Oberſt von Lebauld de Nans und der Herr Ober⸗ Landes⸗Gerichts-Rath Neugebauer erſucht, ihre Anſichten und Vorſchlaͤge in Hinſicht der von ihnen gewuͤnſchten Veränderungen in der Verfaſſung der Geſellſchaft gefaͤlligſt zu Papiere zu bringen, welche dann den verſammelten Mitgliedern in einer allgemeinen bera⸗ e Sitzung vorgelegt und zur Abſtimmung gebracht werden ſollen. In der heutigen, als letzten diesjährigen allgemeinen Sitzung, trug Herr Rector Reiche die biographiſchen Notizen aus dem Leben der im Laufe dieſes Jahres verſtorbenen Mitglie⸗ der der Geſellſchaft vor. Die Vortrage in den einzelnen Sectionen der Geſellſchaft waren im Laufe dieſes Jahres ſehr zahlreich, die daruͤber eingegangenen Berichte der Herren Secretaire der einzelnen See tionen ſind folgende: Ueber die Arbeiten der naturwiſſenſchaftüchen Section, vom Herrn Prof. Dr. Goͤppert: Die naturwiſſenſchaftliche Section hielt in dieſem Jahre 20 Sitzungen. Mittheilun⸗ gen eigener wie auch fremder Unterſuchungen aus den vielfachen hierher gehoͤrigen Zweigen des Wiſſens, die in dieſem Jahre noch durch Vortraͤge aus dem Gebiet der Aſtronomie vermehrt wurden, machten den Gegenſtand unſerer Beſchaͤftigungen aus. Indem wir uns uͤber die größere. oder geringere Wichtigkeit, oder das Intereſſe derſelben, durchaus kein Urtheil erlau⸗ ben, moͤge die Bemerkung, daß die Sitzungen ſtets zahlreich beſucht wurden, hinreichend zeigen, welcher dankbaren Anerkennung ſich die Leiſtungen der Herren Mitglieder zu erfreuen hasten. In Betreff der Meteorologie uud Atmosphaͤrologie ſind von den Herren Mitgliedern in der Provinz die namentlichen Tabellen, wie fruͤher, ſehr regelmaͤßig eingeſchickt worden. Auch hat ſich die Zahl der Beobachter an einem ſehr intereſſanten Punkt, in Hirſchberg, 2 — 3 — durch Herrn Oberlehrer En der vermehrt. Ein ungluͤckliches Geſchick ſchien jedoch in dieſem Jahre uͤber den Beobachtungen auf der Koppe zu walten, da der Coffetier Herr Sieben— haar theils durch die, auch auf dieſem Punkt genommenen Maaßregeln gegen die Cholera, theils durch zufaͤllige andere Verhaͤltniſſe verhindert wurde, ununterbrochen von den ihm uͤberlieferten vortrefflichen Inſtrumenten zum Beſten der Wiſſenſchaft Gebrauch zu machen. Aus der Ferne, von dem Herrn General v. Rottenburg, früher in Breslau, gegenwärtig in Minden, erhielt die Geſellſchaft die Summe von 33 Rthlr. 15 ſgr., beſtimmt zur Ver⸗ beſſerung der meteorologiſchen Anſtalt auf der Koppe. Anderweitige Vortraͤge aus dem Ge⸗ biet der oben angezeigten Wiſſenſchaften verdanken wir dem Herrn Director der Section, Herrn Prof. Dr. Steffens, den Herren Profeſſoren DD. Frankenheim und Müller; in der Chemie dem Herrn Prof. Dr. Fiſcher, Herrn Apotheker Els ner und Herrn Chemiker Duflos. Letzterer, gegenwärtig zu Halle, einſt ein ſehr thaͤtiges Mitglied der Section, gab durch briefliche Mittheilungen ſeine Theilnahme zu erkennen. Das große Gebiet der Phyſik betrafen die Vortraͤge der Herren Profeſſoren Fiſcher, Frankenheim, Muͤller, Purkinje und Steffens, die ſie, ſo oft es der Zweck er⸗ forderte, auch durch Experimente zu erlaͤutern bemüht waren. Herr Hauptmann v. Boguslawsky ſprach in 5 Abhandlungen über verſchiedene Er- ſcheinungen und Beobachtungen am Sternenhimmel. Mit der Geologie beſchaͤftigte ſich in unſern Sitzungen vorzugsweiſe Herr Oberſt v. Lebauld de Nans und Herr Prof. Dr. Muͤller. Ueber mehrere, ſich auf Phyſiologie beziehende Gegenſtaͤnde hielten die Herren Profeſſo⸗ ren Muͤller, Purkinje, Runge, Herr Apotheker Elsner und der Secretair einige, ſowohl auf thieriſche als Pflanzenphyſiologie ſich beziehende Vorträge. | Bon auswärtigen Gelehrten, Mitgliedern der Geſellſchaft, wurden e als Ge⸗ ſchenk folgende literariſche Arbeiten: 1. Ueber Electromagnetismus von Herrn Profeſſor Pohl in Berlin. i 2. Die Naturlehre nach ihrem gegenwaͤrtigen Zuſtande, vom Herrn Prof. Dr. Baum: gärtner zu Wien. 3. Die Pflanzengeographie, nach Alex. von Humboldt, vom Herrn Apotheker Beilſchmied. 4. Eine geognoſtiſche Karte uͤber die Lage der Steinkohlen in der Grafſchaft Glaz und Schleſien, gezeichnet von Herrn Hallmann, Buͤrgermeiſter zu Habelſchwerdt. 5. Naturgeſchichte Schleſiſch⸗ Lauſitzer Land- und Waſſer-Mollusken, vom Herrn Rector Neumann zu Greifenberg, eine hoͤchſt dankenswerthe Arbeit, in einem ſeit Schwenk— felt und Kundmanns Zeiten faſt völlig vernachlaͤßigten Zweige vaterlaͤndiſcher Naturgeſchichte. Von Herrn Univerſitaͤts⸗Mechanikus Pinzger wurde das abermals verbeſſerte, für die meteorologiſche Anſtalt auf der Koppe beſtimmte Anemometer oder Windmeſſer vorge⸗ . wieſen, desgleichen auch die Anſicht einer von ihm verfertigten Waſſerpreſſe von 220,00 Pfd. Druck den Mitgliedern der Section freundlich geſtattet. In der letzten Sitzung trug der unterzeichnete Secretair den Jahresbericht vor, und ſetzte die Geſellſchaſt zugleich von den Reſultaten der von dem Herrn Baron von Kottwitz zu Nimptſch immer noch eifrigſt fortgeſetzten Akklimatiſations-Verſuchen in Kenntniß. Die Zahl der von ihm mit Erfolg kultivirten nuͤtzlichen Gewaͤchſe betrug nicht weniger als 252 Arten und Spielarten, worunter mehrere, wie z. B. der Safran, Suͤßholz u. ſ. w., deren Cultur zur Erhoͤhung des Wohlſtandes in unſerer Provinz eifrigſt zu wuͤnſchen waͤre. Am Schluſſe der Sitzung wurde zur Wahl der Beamten geſchritten, die bisherigen wurden auch fuͤr die kuͤnftige Etatszeit beibehalten. . * Von dem Secretair der botaniſchen Section, Herrn Prof. Dr. Henſchel iſt folgender Bericht eingegangen: f i Es find im Jahre 1831 zwölf Verſammlungen in der botanifchen Section und zwar mit folgenden Vortraͤgen gehalten worden: 1. Ueber das Keimen der Saamen, vom Hrn. Prof. Dr. Goͤppert. Desgleichen uͤber die Verletzbarkeit der Haupttheile des Saamens, von Ebendemſelben. 2. Ueber die Eigenſchaften, durch welche ſich die Pflanze vom Mineral unterſcheidet, und die moͤglichſt Scharfe Feſtſtellung der Graͤnzlinie zwiſchen Organiſchem und Unorganiſchem überhaupt, vom Secretair der Section. Notiz über Beobachtung einer Wärme- Ent: wickelung beim Keimen der Saamen, vom Herrn Prof. Dr. Goͤppert. N 3. Ueber die Flora von Maͤhren und die ſeltenſten Pflanzen derſelben, vom Herrn v. Uechtritz. | | 55 4. Unterſuchungen über die botaniſch-geographiſchen Verhaͤltniſſe einiger monokotyle⸗ doniſchen Familien der Flora von Schleſien, vom Herrn Oberlehrer Wimmer. — Ver⸗ zeichniß der ſeltenern Pflanzen von Salzbrunn und Fuͤrſtenſtein in Schleſien, vom Herrn v. Uechtritz. N en Ai 5. Nachricht über die geſammten neueften Verſuche und Beobachtungen in Betreff der Sexualitaͤts⸗Theorie der Pflanzen, vom Secretair der Section. 6. Die Farben- und Geruchsverhaͤltniſſe der Pflanzen nach Schuͤbler, dargeſtellt vom Herrn Prof. Dr. Goͤppert. — Einige Beobachtungen an der Blumenkrone des Chrysosplenium alternifolium L., von Ebendemſelben. ü 7. Mikroscopiſche Beobachtungen über den Bau des Narbengriffels und den Kanal, der von ihm in den Fruchtknoten bei Fritillaria, Lilium, u. A. m. hinabſteigt, vom Herrn Prof. Dr. Purkinje. ö 8 i 8. Ueber die Einwirkungen des Schnee's auf die Vegetation, vom Herrn Regier. Rath Metzger, mitgetheilt durch Herrn Prof. Dr. Goͤppert. — Ferner vorläufige | Anzeige feiner Verſuche über Temperaturerhoͤhung beim Keimen; desgleichen über das Sih- verhalten durch Alkohol getoͤdteter Saamen bei der Germination, von Ebendemſelben. EU Fe 9. Ueber Unterarten (subspecies) europäifcher wahrer Pflanzenarten von Herrn v. Uechtritz. — Nähere Beobachtung des Entſtehens von Agaricus campanulatus in wel- kender Lemna, vom Herrn Prof. Dr. Purkinje. — Tropfenfoͤrmige Ausduͤnſtung auf Agapanthus umbellatus, beobachtet vom Herrn Prof. Dr. Goͤppert. 10. Dr. Alexander Braun's Unterſuchungen uͤber die arithmetiſchen Geſetze der Blattſtellung, auszuͤglich mitgetheilt aus dem neueſten (damals noch nicht erſchienenen) Bande der Verhandlungen der Leopoldiniſchen Akademie, vom Herrn Candidaten Valentin, als Gaſt. 11. A. Brogniarts Unterſuchungen über den Bau und die Funktion der Blätter, aus dem XXI. Bande der Annales des sc. natur., im Auszuge dargeſtellt durch Herrn Prof. Dr. Müller. — Chemiſche Verſuche und Reſultate uͤber den rothen Faͤrbeſtoff der Blumen, vom Pharmaceuten Herrn Elsner, als Gaſt. 12. Pflanzenbaſtarde des Jahres 1827 — 1831., vorgezeigt vom Secr. der Sect. Herr Geheimrath Gra venhorſt theilt über die Arbeiten der entomologiſchen Section folgendes mit: f Die entomolgiſche Section der Geſellſchaft hat auch in dieſem Jahre wieder reichhalti⸗ gen Stoff für ihre Thaͤtigkeit zu verarbeiten gefunden, da aus dem Schoße unſers Vaterlan— des eine unverſiegbare und nie zu erſchoͤpfende Quelle fuͤr entomologiſche Beſchaͤftigungen zu entſpringen ſcheint. Die 35 Verſammlungen, welche die Mitglieder der Section in dieſem Jahre hielten, haben jedesmal etwas Neues zu Tage gefoͤrdert. Sehr viele Inſectenarten ſind in dieſem Jahre zum erſtenmale in Schleſien aufgefunden, und darunter mehre ganz neue; von manchen Arten iſt die bisher unbekannte Naturgeſchichte ihrer fruͤhern unvoll- kommnen Lebensſtaͤnde und ihre Verwandlung beobachtet und mitgetheilt worden. Vorzuͤg⸗ lich ſind die Ordnungen der Kaͤfer, der Zweifluͤgler, der Aderfluͤgler, der wanzenartigen In⸗ ſecten und der Schmetterlinge bearbeitet worden, aber auch die uͤbrigen nicht ganz hintenan⸗ geſetzt worden. N Die Bibliothek der Section hat, ſowohl durch Ankauf als durch Geſchenke, manchen zweckmaͤßigen Zuwachs erhalten. i ale Die entomologiſche Sammlung iſt beſonders durch die Freigebigkeit der Frau Geheime Juſtizraͤthin v. Wallenberg, welche die Guͤte gehabt hat, einen bedeutenden Theil der ausgeſucht ſchoͤnen und reichen Kaͤfer- und Schmetterlings-Sammlung ihres verſtorbenen Mannes, der entomologiſchen Section zu ſchenken, anſehnlich mit vorzuͤglich werthvollen Inſectenarten vermehrt worden, wofür wir hiedurch der guͤtigen Geberin und Goͤnnerin un⸗ ſern waͤrmſten und aufrichtigſten Dank oͤffentlich darzubringen uns verpflichtet fuͤhlen. Ueber die Thaͤtigkeit der mediciniſchen Section hat der Secretair derſelben, Herr Dr. Borkheim nachſtehenden Bericht erſtattet: 1 Ueber die diesjaͤhrige Thaͤtigkeit der mediciniſchen Section und den Umfang ihrer Lei⸗ ſtungen berichtend, fuͤrchtet Ref. nicht, der Wahrheit zu nahe zu treten, wenn er vor Allem die Bemerkung ſich erlaubt, daß, ſeitdem er dieſem Vereine fo hochachtbarer Männer anzu⸗ . gehoͤren die Ehre hat, er ſich keines Jahres zu erinnern wuͤßte, in welchem die hochverehrten Herren Sections- Mitglieder, alle anderen Intereſſen hintanſetzend, mit gleichem Ernſt und ſo vielem beſonnenen Eifer fuͤr die Wiſſenſchaft Ein und daſſelbe Ziel verfolgt und an deſſen wuͤnſchenswerther Erreichung gemeinſchaftlich und mit ungetheilten Kraͤften gearbeitet hätten. Von dem Wunſche beſeelt, hinter die Natur einer, ſeit ihrer beinahe funfzehnjäh: rigen Herrſchaft das Menſchengeſchlecht gefaͤhrdenden und vor Kurzem auch unter uns erſchie⸗ nenen Krankheit zu kommen, deren Phyſiognomie und Character ſo viel Eigenthuͤmliches und Raͤthſelhaftes darbietet, daß ſie ſich mit keiner anderen, bis jetzt bekannten vergleichen laͤßt, hatte die Section in ihren, auf die naͤhere Erkenntniß und Behandlung dieſer Krank⸗ heitsform gerichteten Beſtrebungen der eben ſo geneigten als kraͤftigen, nicht dankbar genug anzuerkennenden Unterſtuͤtzung von Seiten der hoͤchſten Landesbehoͤrden ſich zu erfreuen. In dem Maße, als die Krankheit uns naͤher ruͤckte, wuchs auch ihre Thaͤtigkeit, und bald mußte ſie die Ueberzeugung von der Unzulaͤnglichkeit der etatmäßigen, nur monatlichen Ver⸗ ſammlungen zur Erreichung des ſich geſteckten Ziels gewinnen. Seit Anfang Juni's daher woͤchentlich ein bis zwei Mal ſich verſammelnd, hatte ſie ſeitdem ihr ſtetes Augenmerk nur auf die Cholera gerichtet und die, auf dieſe bezuͤglichen, von ihr gefuͤhrten Verhandlungen auf anderem Wege bereits zur oͤffentlichen Kenntniß gelangen laſſen. Es duͤrfte daher hier nur im Allgemeinen noch die Anzahl von 35, im Laufe dieſes Jahres gehaltenen Verſamm⸗ lungen anzugeben ſeyn, in welchen uͤber 70 zuſammenhaͤngende wiſſenſchaftliche Vortraͤge, von denen nur 8 nicht in das Gebiet der Cholera gehoͤren, gehalten und außerdem eine nicht geringe Menge einzelner Mittheilungen gemacht wurden. Schließlich darf hier nicht uner⸗ waͤhnt bleiben, daß auch der, aus der Mitte der Section hervorgegangene, aus 9 Mitglie⸗ dern beſtehende aͤrztliche Comité fuͤr Schleſien ſeit dem 20ſten Auguſt d. J. 25 Sitzungen gehalten, und wie einer Seits Alles, was das Gebiet der Erfahrung erweitern und der Wif- | ſenſchaft Vorſchub leiſten kann, zur Kenntniß der Section gebracht, ſo auch anderer Seits durch einen, mit der Provinz unterhaltenen wiſſenſchaftlichen Verkehr und durch die Heraus⸗ | gabe der Schleſiſchen Cholera -Zeitung, deren nicht unbedeutenden Ertrag er den Armen über: wies, feine Wirkſamkeit auch nach außen hin bezeichnet hat. 1 Ueber die Arbeiten der oͤkonomiſchen Section hat der Herr Prof. Dr. Weber als I Secretair derſelben folgendes berichtet: ji Die oͤkonomiſche Section hat von den beſtimmten 9 Monats - Sikungen dies Sahe nur 8 wirklich abgehalten, da ſich zu der im April Niemand einfand. | Die Section hat auch dies Jahr ihre literarifche Verbindung mit dem Iondwirthfhaf: j lichen Vereine und den Geſellſchaften in München, Caſſel, Wiesbaden, Dres den und Jauer und mit dem Gartenbau-Vereine zu Berlin unterhalten, und es ſind ihr, gegen Ueberſen⸗ dung der Schleſiſchen landwirthſchaftlichen Monatſchrift und der General = Ueberſicht der Arbeiten der geſammten Geſellſchaft, die Schriften und Verhandlungen derſelben zugeſchickt worden, ſo wie auch die Wiener Zeitſchrift 175 den e 9 eee 6 ben von Herrn Mayer. f . a An intereſſanten landwirthſchaftlichen Mittheilungen aller Art, die zum Theil auch aus Briefen auswaͤrtiger Mitglieder, namentlich des Herrn Clauß in Pirna, des Herrn Mar v. Speck in Leipzig, des Hrn. v. Thielaui in Lampersdorf bei Frankenſtein, des Heren Obriſtlieutenants v. Falkenhauſen in Piſchkowitz, des Herrn Grafen Zedlitz zu Ro— ſenthal ꝛc. oder muͤndlich von den anweſenden Herren Mitgliedern vorgetragen wurden, hat es eben ſo wenig gefehlt, als an Einſendungen von intereſſanten oͤkonomiſchen Naturalien, und Vorzeigung neueſter und bemerkenswerther nuͤtzlicher Modelle und Geraͤthe aus der Sammlung der hiefigen Königlichen Univerſitat. Die erſteren haben ſich auf verſchiedene Gegenſtaͤnde des Feld- und Futterbaues, und der Vieh-, namentlich der Schafzucht bezo— gen, und es wurde auch das Project einer Schaf- und Wollausſtellung im Wollmarkt zur Sprache gebracht, vielfaͤltig beſprochen und verhandelt, und ſelbſt ein Entwurf zu einer An⸗ kuͤndigung derſelben, und ihrer ſpeciellen Einrichtung durch ein, dazu ſehr bereites Mit— glied vorgetragen und angenommen; deſſen Ausführung indeß mancherlei Hinderniſſe, in und aus den jetzigen Zeitverhaͤltniſſen, vornehmlich aber auch der Mangel eines ſchicklichen Locals dazu entgegen traten, da das Local der Geſellſchaft ſchon von der diesjährigen Kunſt— Waaren⸗ und Producten-Ausſtellung in Anſpruch genommen war. Die Sache verdient indeß im naͤchſten Jahre wieder aufgegriffen zu werden. Von den eingeſandten Erzeugniſſen und Naturalien ſind beſonders zu bemerken, theils eine Quantität Incarnatklee, die Herr Clauß uͤberſchickt, und die Herr Cammer-Rath Plathner, zu damit anzuſtellenden Verſuchen, uͤbernommen hat, theils 3 Stengel von Cannabis sybirica, dem ſybiriſchen Rieſenhanf von 12 Pr. Fuß Laͤnge aus Lampersdorf, und eine 30 Zoll lange Rapswurzel aus Piſchkowitz, theils mehrere intereſſante Wollproben aus Neu⸗Suͤdwales, van Diemens Land und Island, und beſonders auch von der 2 und Zjaͤhrigen Merinokammwolle des Herrn Weſtren in England, die Herr Clauß in Pirna jetzt zu Merino's verarbeiten läßt, jo wie von 2 und 2 jaͤhriger Merino⸗ Kammwolle, die Herr v. Speck zum Verſuch gezogen hat; ingleichen von Flaum von ſogenannten Thibeta— niſchen, und von, mit dieſen und mit braſilianiſchen Boͤcken durchkreuzten, ſaͤchſiſchen Zie— gen, von Ebendemſelben; ſo wie endlich mehrere fremde Weitzenſorten, u. dgl. m., eben⸗ falls von Herrn v. Speck, und zuletzt eine Anzahl Exemplare der Nitidula aenea, des meſſingfarbenen Glanzkaͤfers, der dies Jahr im Rapſe wieder vielen Schaden in Schleſien gethan hat. Von Modellen und Geraͤthen ſoll nur der Modelle der franzoͤſiſchen Runkelruͤben⸗Waſch⸗ maſchine, der Rothgebſchen Brodteigknet-Maſchine aus München, der Voghtſchen Ackerin— ſtrumente des Chrubbers, der Saategge und des Saatdeckers aus Flottbeck bei Hamburg, und dann des Grawertſchen Wollmeſſers und des ſchoͤnen Jeppeſchen Wollkabinets gedacht werden. e Das Ausfuͤhrlichere über alles dieſes enthalten die in der Schleſiſchen landwirthſchaft⸗ lichen Monatſchrift von Unterzeichnetem mitgetheilten ſpeciellen Berichte uͤber die, in jeder dieſer 8 Sitzungen (mit Ausſchluß der drey letzten) gepflogenen Verhandlungen. Fuͤr die ans ER wurde Herr Prof. Dr. Weber wieder als Secretair dieſer Sect. gewaͤhlt. 2 i e Die Leiſtungen der paͤdagogiſchen Section enthaͤlt der folgende, vom Herrn Diar konus Berndt, Secretair dieſer Section, eingeſandte Bericht: 5 Obgleich die Zeitverhaͤltniſſe, wie im Allgemeinen, ſo auch insbeſondere auf die ſtille wiſſenſchaftliche Beſchaͤftigung ſtoͤrend einwirkten, ſo hat doch die paͤdagogiſche Section acht Verſammlungen (eine weniger als 1830) gehalten, in welchen freilich das frühere rege Leben zuweilen vermißt wurde. Die im Jahre 1825. begonnene Sammlung ſchleſiſcher Schulſchriften hat ſich von 248 Nummern auf 277 vermehrt durch Geſchenke von den H. H. Diakonus Berndt und Inſpector Dr. Francolm. Die Hauptgegenſtaͤnde, welche die paͤdag. Section in dieſem Jahre beſchaͤftigten, vn ſich unter folgende Geſichtspunkte bringen. 1. Schulweſen im Allgemeinen. a. Beſprechungen uͤber den richtigen Begriff „Buͤrgerſchule.“ Waͤhrend einerſeits die Anſicht verfochten wurde, daß die Buͤrgerſchule zur Aufgabe habe, den kuͤnftigen Bürger mit den für feinen Beruf brauchbaren Kenntniſſen und Fertigkeiten zu verſehen, wurden an: drerſeits fuͤr die Meinung, daß alle Menſchen auf eine gewiſſe Bildungsſtufe gebracht werden muͤſſen, um eben Menſchen zu werden, nicht minder gewichtige Gruͤnde aufgeſtellt, und beide Anſichten dadurch zu vereinigen geſucht, daß diejenigen Kenntniſſe und Fertigkeiten be⸗ zeichnet wurden, welche zugleich ein veredeltes Wachsthum befoͤrdern, und Anwendbarkeit im Leben beſitzen. b. Herr Schulamtscandidat Leißnig theilte Ergebniſſe einer pädagogischen Reiſe mit, und verbreitete ſich ausfuͤhrlich uͤber die Taubſtummen-Anſtalt in Berlin. — Seine und des Herrn Oberlehrers Hientzſch Mittheilungen uͤber das Elementarſchulweſen in jener Reſidenz, und namentlich uͤber die daſigen Parochial-(unſere Elementar)- Schulen veranlaßten den Schluß, daß Breslau hinſichtlich feiner Elementarſchulen keinesweges gegen Berlin zuruͤck ſtehe, im Gegentheil mit feinem vollkommen geordneten Volksſchulweſen voran geeilt fei. 2. Schulzucht. 8 5 a. Ein duͤſterer Aufſatz: „was fordert die Zeit in Betreff der Schulzucht?“ von Dieſterweg (in deſſen rheiniſchen Blättern 1830. II. S. 273 — 91.) mitgetheilt von Herrn Elementarlehrer Ulrich, verleitete zwar zu dem Glauben, daß der Verfaſſer zu ſehr ins Schwarze gemalt habe, indem kaum denkbar die rheinpreußiſche Jugend ſo verwildert ſei, als ſie nach ſeiner Darſtellung erſcheine; allgemein jedoch war die Anſicht, daß die Jugend überhaupt recht viel lerne, nur nicht jene liebenswuͤrdige Charakterrichtung, welche man mit Pietaͤt bezeichnet, erhalte. b. Von Herrn Inſpector Dr. Francolm angeregt, erhielt die bedeutende Frage uͤber die einſeitige Aufreizung des Ehrgefuͤhles gruͤndliche Wuͤrdigung, und die oft een Mittel (3. B. Ehrenkarten, Ehrenkraͤnze ꝛc.) das, was ſie verdienen. rrrrrNrLrLr ˙ͤ—X1ßÜ‚1?¾½]ĩ k ˙ ; . ⅛⁵—d.ẽ ; —?7é1»ü — 1 — . Eben fo wurde durch einen Vortrag von Herrn Elementarlehrer Ulrich: „ ſollte es bei dem Fortſchreiten im Schulweſen nicht von Wichtigkeit ſein, neben der Frage: was wird in unſern Schulen geleiſtet, auch daruͤber Erkundigung einzuziehen, wie und wodurch ſolche Leiſtungen geſchehen? mancher wichtige Gegenſtand (uͤber das Verſetzen in Folge der Ant⸗ worten und die Erregung des Gerechtigkeitsgefuͤhles bei den Schuͤlern) naͤherer Betrachtung unterworfen. 3. Paͤdagogiſche Literatur. a. Scholz's Schreib- und Gedankenſtyl (Halle 1830. ) erhielt das Urtheil: das Buch ſei mit großem Fleiße gearbeitet; doch ſcheine es einen für die Elementarſchulen zu ho⸗ hen Maaßſtab zu nehmen. b. Scholz: das Wiſſenswuͤrdigſte aus der Weltgeſchichte. (Breslau 1831). Das Buͤchlein duͤrfte zu wenig darbieten. + Mittheilung über den nicht zur Ausführung gekommenen Plan einer hieſigen Buch⸗ handlung, einen Leſezirkel für Kinder 1 4. Unterrichtsfaͤcher. a. Am meiſten wurde der Unterricht in der deutſchen Sprache behandelt, theils durch noch nicht beendete Berathungen uͤber die vom Diakonus Berndt aufgeworfene Frage: ie welches Ziel ſoll der Unterricht in der deutſchen Sprache erreichen in einer Bürger- und in einer Gelehrtenſchule? und auf welchem Wege waͤre dieſes Ziel zu erreichen?“ theils durch fortgeſetzte Disputation über orthographiſche Theſen, welche derſelbe zu vertheidigen ſuchte. Bei aller Verſchiedenheit der Anſichten wurde doch die Einſicht gewonnen, daß es der deut⸗ ſchen Orthographie an wiſſenſchaftlicher Betreibung darum noch ſehr fehle, weil ein Abweichen vom hergebrachten Falſchen von Behoͤrden und dem Publikum als eine nicht zu billigende Neuerungsſucht betrachtet zu werden pflege, und der Lehrer das wiſſenſchaftlich Rechte den Verhaͤltniſſen aufzuopfern ſich genöthigt ſehe. 5BD̃. Herr Oberlehrer Hientzſch theilte den Plan zu einem Fremdwoͤrterbuche fuͤr Se⸗ minariſten und Volksſchullehrer mit, das, von ihm bearbeitet, denſelben die oft allzu man⸗ gelhafte Kenntniß deſſen, was fie von fremden Sprachen in der Tonkunſt, dem wiſſenſchaft⸗ lichen und dem practiſchen Leben wiſſen muͤſſen lehrte. . Was Herr Elementarlehrer Ulrich „über die Verbindung der neueften Begeben⸗ heiten mit dem geſchichtlichen und geographiſchen Unterrichte,“ vortrug, fand in Bezug auf die Volksſchule vollkommene Uebereinſtimmung; hinſichtlich des Gymnaſiums ſcheint es aber gerade Pflicht des Lehrers zu ſein, jene Unterrichte zu benutzen, um Juͤnglinge auf den rechten Standpunkt zu verſetzen, damit ſie die Begebenheiten ihrer Zeit wuͤrdigen lernen, und vor irrthuͤmlichen Meinungen bewahrt bleiben. d. Derſelbe zeigte ferner, wie dem Betruge der Schuͤler im Rechnen vorgebeugt wer⸗ ben ume „und entwickelte 2 * 1 e. Die Gruͤnde, aus welchen der Unterricht im Schoͤnſchreiben nicht mit einem andern Gegenſtande verbunden werden koͤnne. Laut dem vom Secretair der hiſtoriſchen Section, Herrn Conſiſtorial-Rath Menzel eingeſandten Berichte, ſind im Laufe dieſes Jahres von den Mitgliedern dieſer Section in ihren Verſammlungen folgende Vortrage gehalten worden: 1. Ueber das vormals zu Schleſien gehoͤrige Fuͤrſtenthum Severin, vom Herrn Ober⸗ Landesgerichtsrath Dr. Neigebaur. 2. Bericht uͤber eine Reiſe durch Frankreich, die Sog und Ober-Stalien, vom Herrn Grafen Conrad von Dyhrn. 3. Mittheilungen uͤber den Communal-Haushalt der Stadt Breslau, ſeit Einfuͤh⸗ rung der Staͤdte-Ordnung, vom Herrn Stadtverordneten-Vorſteher Schmeidler. 4. Ueber die Republik San Marino, vom Herrn Prof. Dr. Witte. b 5. Beitrag zur Geſchichte der Abſchaffung der Tortur, vom Herrn Ober-Landesge⸗ richtsrath Dr. Neigebaur. 6. Ueber die Unruhen im Schleſiſchen Gebirge, in den Jahren 1808 und 1809., von Demſelben. 7. Der Sturz des Kurſaͤchſiſchen Kanzlers Nicolaus Crell, und der von demſel— ben beguͤnſtigten krypto-calviniſchen Partei in Sachſen, vom Secretair der Section. 8. Beitraͤge zur aͤlteſten Geſchichte des Zobtenberges „vom Herrn Profeſſor Dr. Stenzel. 9. Ueber die aͤlteſten bekannten Einwanderungen denkſcher und anderer Koloniſten in Schleſien, von Demſelben. 1 In der am 1ſten December gehaltenen Sitzung ift der zeitherige Secretair für die bevor⸗ ſtehende Etatszeit wieder gewaͤhlt worden. Ueber die Thaͤtigkeit der Section fuͤr Kunſt und Alterthum hat Herr Medicinalrath Dr. Ebers als Secretair der Section folgenden Bericht mitgetheilt: In einer Zeit, in welcher ſich die allgemeine Aufmerkſamkeit auf die großen Weltbe⸗ gebenheiten einerſeits, und auf die Sorge und die Erhaltung des Lebens, bei einer androhen⸗ den gefaͤhrlichen Seuche und waͤhrend dieſelbe ſelbſt bei uns einkehrte, andererſeits und vor⸗ zugsweiſe hinrichtete, iſt es natürlich, daß die ſtillen Beſchaͤftigungen des Friedens, und alles das, was ſonſt das Gemuͤth erfreuet und den Geiſt bethaͤtiget, in den Hintergrund treten mußten. Dieſe allgemeine Stimmung hat auch auf die Thaͤtigkeit unſerer Section für Kunſt und Alterthum einen deutlichen Einfluß geäußert, und ihre Wirkſamkeit mannig⸗ faltig, wenn nicht gehemmt, doch beſchraͤnkt. Der Secretair derſelben, einem Berufe ge⸗ widmet, der ihn mitten in die Sorgen für die Lebenserhaltung feiner Mitbürger, ſchon als Arzt eines großen Krankenhauſes, und in die naͤchſten Beziehungen für die drohende und an weſende Gefahr der boͤsartigſten Seuche geſtellt, wird daher gewiß die gehoffte Entſchuldi⸗ gung finden, wenn er ſeinen Pflichten als Arzt, die Pflicht als Secretair anni Sraion hat hinten an ſtellen muͤſſen. | | — 13 — Nur zweimal hat ſich in dem laufenden Jahre die Section verſammeln können: das erſtemal am 17. Mai, das anderemal den 4. Juli, beidemale in Angelegenheiten der Kunſt⸗ ausſtellung. Dieſe — die Kunſtausſtellung — hat in der Zeit vom 1. Juni bis 4. Juli Statt gefunden, und die Vorbereitungen zu derſelben ſowohl, als die Sorge fuͤr die Aufſtellung der Gegenſtaͤnde der Kunſt und Induſtrie, und deren Beaufſichtigung während der Ausſtellung ſelbſt, die man— nigfaltige Sorge fuͤr die Her- und die Zuruͤckſendung und die hiermit verknuͤpfte Correſpon⸗ denz, find in dieſem Jahre als die faft ausſchließlichen Beſchaͤftigungen der Section, mehre⸗ rer Mitglieder derſelben ins beſondere und ihres Geſchaͤftsfuͤhrers, zu bezeichnen. Trotz der ungünftigen Zeitumſtaͤnde gelang es doch, der Kunſtausſtellung wieder eine zahlreiche Menge der ausgezeichneteſten Gegenftände der Kunſt und Induſtrie zu verſchaffen, und die Unter⸗ ſtützung der bedeutendſten Kuͤnſtler und vieler Kunſtfreunde des allgemeinen Vater⸗ landes, ja ſelbſt aus waͤrtiger berühmter Kuͤnſtler zu erhalten. Das gedruckte Ver: zeichniß enthaͤlt in ſeiner letzten Auflage 335 Nummern, wobei zu bemerken, daß in dieſen eine Anzahl von Gegenftänden nur ſummariſch aufgeführt find, welche, wenn fie einzeln aufs | gezählt worden wären, die laufende Zahl noch um ein Bedeutendes vermehrt haben würden; — ſo z. B. die Kupferſtiche, Steindruͤcke, Handzeichnungen, mehrere Gegenſtaͤnde der In⸗ duſtrie u. ſ. f., die ſich unter einer gemeinſchaftlichen Nummer befinden. Fuͤr die Correſpondenz und das aͤußere Geſchaͤft der Ausſtellung hatte die Section ihren Secretair beauftragt; zur Beurtheilung der eingegangenen Gegenſtaͤnde der Kunſt und In⸗ duſtrie hatten ſich außerdem die Herren Baron v. Stein, Baurath Langhans, Pro: feſſor Dr. Witte, die Maler Kalter und Rabe vereinigt; die Beaufſichtigung waͤh⸗ rend der Ausſtellung ſelbſt wurde von mehreren Herren Mitgliedern der Section geleitet. Die Geſammtkoſten der Ausſtellung, incl. mehrerer durch dieſelbe mittelbar herbeige⸗ fuͤhrter Ausgaben, betrugen 733 Rthlr. 20 Sgr. 11 Pf. Die Einnahmen, einſchließlich von 40 Rthlr. eingegangener Zinſen, waren 745 Kehle. 3 Sgr. 6 Pf. — Sonach hatte die Einnahme durch die Ausſtellung 705 Rthlr. 3 Sgr. 6 Pf. betragen, woraus hervorgehet, daß ohne den Zuſchuß der Zinſen ſich in unſerer Kaſſe ein Deficit ergeben haben wuͤrde; — von dieſer Seite alſo koͤnnte man unſer Unternehmen als nicht gelungen betrachten. Es iſt indeſſen — wie ſich aus der nachfolgenden Rechnungslegung ergiebt — zu be⸗ er daß auch noch andere Ausgaben, als die unmittelbar aus der Ausſtellung her⸗ vorgehenden Koſten, durch die Einnahme haben gedeckt werden koͤnnen. Die Geſellſchaft für vaterlaͤndiſche Kultur hat auf Vorſchlag der Section mehrere der | Herren Kuͤnſtler, die unſere Ausſtellung durch ihre Werke geſchmuͤckt, zu ihren Mitgliedern ernannt, deren Namen ſich in dem allgemeinen Bericht finden. Die ſilberne Preis medaille der Geſellſchaft wurde den Herren Kaufmann Pupke, Bronceur Hoferichter, Tiſchler Bergweldt dem juͤngern, hierſelbſt, und dem Stein⸗ und eee Friedrich zu Friedeberg am ad zuerkannt. — 14 — Folgendes iſt die hs Darſtellung der Einnahme und Ausgabe der Section: eee Courant. I. Beſtand vom Jahre 1830... .. . 1000 Rthlr. — Rthlr. — Sgr — Pf. II. Einnahme: a) Zinſen von 1000 Rthlr. Staatsſchuld⸗ ſcheinen für ein Jahr. 7 = 40 = ei Be b) Einnahme bei der diesjährigen Kunſtaus⸗ ſtellung, laut geführter Rechnung. 705 ͤH3 =:.6= in Summa 1000 =. 745 3 6 ⸗ III. Ausgabe: N a) laut vorjährigem Rechnungsſ blieb die Kaſſe der allgemeinen Geſellſchaft in Vorſchuß mii... 66 = 17 10 ⸗ b) ein Fuͤnftheil der Einnahme der e als Bei⸗ ind frag zur Mietghe d n e e N Te ee c) für angefertigte Bilder⸗ Rahmen 10 27 — = d) Betrag ſaͤmmtlicher Unkoſten der Ausſtellung, als: f Transport der Gemälde, Kunſt-⸗ und Induſtrie⸗Sachen, Gratificationen an die Spediteurs ꝛc., Handwerkerlohn, Druckkoſten, Beaufſichtigungskoſten u. ſ. f., laut ſpeci⸗ 1 118157395 ſieirter Rechnung 0. ꝗ 299 e) an Portokoſten fuͤr Correſpondenzen außer Landes, und 144188 andern kleinen Ausgaben ũut eiiß in Summa 723 20 7 IV. Balance: N f a) Einnahme, incl. Beſtand von 1830 in n eee BE 1000 Kthlr. Staats ſchuldſcheinen .. 1000 Rthlr. 745 Rthlr. 3 Sgr. 6 Pf. b) Ausgabe. 2 BR 723 30 71 * Beſtand 1000 Rthlr. 21 Rthlr. 12 Sgr. 11 Pf. Was die techniſche Section im Laufe dieſes Jahres geleiſtet hat, iſt im folgenden vom Herrn Geh. Rathe Oelsner, in Abweſenheit des Secretairs dieſer 5 Den Kauf⸗ mann Milde, verfaßten Berichte enthalte: f Die techniſche Section war auch in dieſem Jahre fo glücklich, ſich einer gnadigen und huldreichen Unterſtuͤtzung von Seiten des Staats zu erfreuen. Die hohen Staatsbehoͤrden, die theilnehmend auf die Leiſtungen dieſer Section hinblickten, druͤckten ihre beifällige Zufrie⸗ denheit, Se. Excellenz der Herr Miniſter des Innern, Freiherr von Schuckmann, durch ein Gnadengeſchenk von 100 Rthlr. zu Reagentien und andern in Vorleſungen noͤthigen Ge⸗ genfländen, und der Herr Miniſter des Cultus, Freiherr von Altenſte in, durch ein glei- ches Gnadengeſchenk von 40 Rthlr. zu Anſchaffung von in die Technik einſchlagenden Jour⸗ nalen und Zeitfchriften, aus. Dadurch aufgemuntert ließen die Antheil nehmenden Mitglies der dieſer Section es nicht an ihrem Fleiße fehlen, und der fleißige Beſuch der Sitzungen von Gewerbtreibenden aus allen Faͤchern zeigte von allgemeinem Intereſſe an den vorgetrage⸗ nen Gegenſtaͤnden. Herr Magiſter Muͤcke word fich durch den unentgeldlichen Unterricht im Zeichnen, den er in dieſem Jahre wiederum 13 Gewerbtreibenden ertheilte, den ungetheilten Dank der ganzen Section und des Publikums, welches davon Nutzen zog. Oeffentliche Sitzungen wurden in dieſem Jahre 15 gehalten, da die eintretenden Stoͤ⸗ rungen es nothwendig machten, die Sommer⸗ Ferien etwas zu verlaͤngern und einige der Sitzungen ausfallen zu laſſen. Die Vorleſungen, welche Herr Artillerie⸗ Lieutenant Hoffmann hielt, bezogen ſich insgeſammt auf Gegenſtaͤnde der Mechanik, in welchen er in den erſten Vorleſt ungen d die Lehre von der Rolle, der feſten ſowohl als beweglichen, des Flaſchenzuges ꝛc. vortrug. In ſeinen folgenden Vorträgen ſprach er über das Rad an der Welle, über Raͤderwerke und alle hierein einſchlagenden Gegenſtaͤnde. In folgenden Vorleſt ungen entwickelte er die Geſetze der Winde, und ließ ſich dabei aus, daß er den Hebel als die einzige Maſchine in der Mechanik erkenne, und ſetzte daher die Kraft des zweiarmigen Hebels als eine der ſtaͤrkſten und wirkſ amſten aus⸗ einander. Der Hebel bewegt die Welle und daraus bildet ſich die Winde, welche eine durch⸗ ſchnittene Welle iſt. 5 Der Herr Prof. Dr. Runge belehrte in mehreren Verſammlungen die Anweſenden - durch feine Vorträge uͤber chemiſche Gegenſtaͤnde, und entwickelte vorzuͤglich durch Beiſpiele, wie ſehr bei chemiſchen Arbeiten es auf Maaß und Gewicht ankomme, und erlaͤuterte dieſes durch Gegenſtaͤnde aus der Chemie, ins beſondere aus Zerſetzungen von Salzen. — In einer andern Verſammlung ſprach er uͤber Schellack und ließ Proben von weiß gebleichtem Schel⸗ lack herumgehen. Auch entwickelte er in mehrern Sitzungen das Bleichen der Hoͤlzer und zeigte Proben davon vor; er wurde überhaupt durch mehrere Vorträge über Salpeterſaͤure, Chlor und andere Gegenſtaͤnde ſehr belehrend, und erläuterte vorzuͤglich viele in das Gewer⸗ befach einſchlagende Gegenſtaͤnde der Chemie. Dtier Geheime Commerzienrath Oelsner hielt mehrere Vortraͤge uͤber Tuchfabrika⸗ tion und andere dahin einſchlagende Gegenſtaͤnde; fo ſprach er über das Entſchweißen und Waſchen der Wolle; über Tondeuſen oder neu erfundene Scheermaſchinen und Mehreres an⸗ dere, was ſich auf Appretur der Tuͤcher bezog. — In einer andern Sitzung machte er die Anweſenden auf die Fabrikation der Stärke, als eines Gegenſtandes, der in Schleſien vor⸗ zuͤglich conſumirt wird, aufmerkſam und zeigte, wie bisher dieſer wichtige Artikel groͤßten⸗ theils aus dem Auslande geholt, nun aber durch eine vortrefflich eingerichtete Fabrik der Gebruͤder Kramſta in Freiburg allen denen, die dieſelbe bedurften, verſchafft wuͤrde, er zeigte zugleich, wie auf die leichtefte Art dieſes Product hervorzubringen fei. Ign den letzten Sitzungen ſprach ſich Derſelbe über Waſchmaſchinen und ihre unent⸗ behrlichkeit in Armen⸗Anſtalten, Hospitaͤlern und Lazarethen aus, und erwies durch Bei⸗ ſpiele, wie e es für Menſchen und die Waͤſche ſelbſt fei, fie ferner durch Lohnwaͤ⸗ ſcherinnen, und überhaupt durch Menfchenhände, waſchen zu laſſen; er wies Zeichnungen der neueſten Waſch- und Trocknen-Maſchinen der Waͤſche vor, und verſprach in Kurzem Modelle von den beſten Waſch-Maſchinen, die man in oͤffentlichen Anſtalten zu London, Paris, Wien und Berlin ſchon ſeit langen Jahren eingeführt habe, vorzeigen zu koͤnnen. Der Secretair der Section entwickelte in mehreren Verſammlungen die Fortſchritte der Baumwollen-Fabrikation, und ſtellte in einem beſondern Abſchnitte dar, wie die Huͤlfsma⸗ ſchinen der Spinnraͤder und die Erfindung der Powerlooms hervorgebracht worden. In mehrern Verſammlungen ſchloß er ſich an die vorgetragenen Gegenſtaͤnde an, und war bemuͤht, darzuſtellen, was in England und Frankreich für dieſe Gegenſtaͤnde gethan ſei; er wurde ins— beſondere belehrend bei dem Aufſatze des ꝛc. Oels ner über Waſchmaſchinen, wo er klar machte, was bereits in England und Frankreich durch Errichtung von großen Waſchanſtal⸗ ten und Waſchhaͤuſern geſchehen ſei und wie dieſe ſelbſt ſehr wohlthaͤtig auf den Volkscharak⸗ ter gewirkt haͤtten. Herr Kaufmann Lewald hielt mehrere ſehr geiſtvolle und belehrende Vorträge über den Zuſtand der Fabriken in England, auch uͤber die Verhaͤltniſſe des Bauernſtandes daſelbſt, und zeigte, daß ſich die Fabrik⸗Arbeiter ſowohl, als das Landvolk, uͤberhaupt in keinen gluͤck⸗ lichen Lagen befaͤnde. Herr Dr. phil Hahn belehrte die Anweſenden durch einige vortreffliche Vorträge uͤber mehrere Gegenſtaͤnde aus der Mathematik, indem er ſich uͤber horizontale Flaͤchen, Ver⸗ tical⸗Linien, und mehreres damit Verbundene, klar und deutlich ausſprach. Noch wurden durch einzelne Vortraͤge und Bemerkungen mehrere Mitglieder der Sec⸗ tion derſelben ſehr nuͤtzlich, und wir verdanken daher der allgemeinen Theilnahme, die ſich in den Verſammlungen ſtets aͤußerte, manche vortreffliche und ins War bfach nuͤtzlich ein⸗ ſchlagende Ideen und Bemerkungen. Ueber die diesjährige Thaͤtigkeit der muſikaliſchen Section hat Herr Prof. Dr. Bra: niß, Secretair der genannten Section, folgenden Bericht eingeſandt: Die Section hat in dieſem Jahre 9 Verſammlungen gehalten. 1 In den erſten beiden theilte Herr O. L. G. R. v. Winterfeld einen kritiſchen Bericht über Baini's, Leben Paleſtrinas, mit. | In der dritten trug Herr Prof. Dr. Hof fmann eine Geſchichte des deut ſchen Kir⸗ chenliedes im 14ten Jahrhundert vor. 1 Die uͤbrigen 6 Sitzungen wurden durch eine Reihe, die muſikaliſche Kunſtgeſchichte i Deutſchlands in der erſten Hälfte des vorigen Jahrhunderts betreffender, Darſtellungen aus⸗ gefüllt, welche Herr O. L. G. R. v. Winterfeld aus einem umfaſſenden Geſchichtswerke, das er noch unter der Feder hat, mitzutheilen ſo guͤtig war. Die allmaͤhlige Entfaltung der deutſchen Oper, die erſte Bluͤthe, die ſie vornehmlich durch Reinhard Keiſer in Hamburg erreichte, das gleichzeitig ſich entwickelnde deutſche Oratorium, bildete den Inhalt diefer Mit: theilungen, welche durch den Umſtand, daß ein reicher hiſtoriſcher Stoff, der bis jetzt keinen Bearbeiter gefunden, und darum auch großentheils völlig ungekannt war, hier nicht blos in . geordneter und anſchaulicher, ſondern auch in geiſtreicher Darſtellung dem Zuhoͤrer entgegen⸗ trat, doppelt interreſſant und lehrreich wurden. Das Praͤſidium der Geſellſchaft, welches im Laufe dieſer zweijaͤhrigen Etatszeit zwei fruͤher ſehr thaͤtige, ſpaͤter durch vieljährige Kraͤnklichkeit in ihrem Wirken gelaͤhmte, aber bis zum letzten Augenblicke ihres Lebens der Geſellſchaft treu und mit Liebe ergebene Mitglie— der, an dem Canon. Prof. Dr. Jungnitz und Prof. Kahlert, durch den Tod, und den ebenfalls ſehr thaͤtigen Prof. Lichtenſtaͤdt durch ſeinen Abgang nach St. Petersburg, verloren hat, iſt auch in dieſem Jahre, ſeiner eee Pflicht getreu, auf mannichfaltige Weiſe beſchaͤftigt geweſen. N Zu dieſem Behufe haben acht Conferenzen Statt gefunden, und da es manchem der hochverehrten Mitglieder vielleicht nicht unwichtig ſcheint, naͤhere Aufſchluͤſſe uͤber die Art der Thaͤtigkeit des Praͤſidiums, und über die Art feiner Wirkſamkeit zu erhalten, fo benutzt der Berichterſtatter dieſe Gelegenheit, etwas Naͤheres daruͤber vorzutragen; er glaubt ſich einige Kenntniß im Gebiete dieſes Gegenſtandes zutrauen zu duͤrfen, da er bereits 23 Jahre fein Amt verwaltet, und ihm in dieſer langen Zeit nichts von dem Wirken des Praͤſi— diums entgangen iſt. Unſere Geſellſchaft ſtellt bekanntlich einen Verein der mannichfaltig⸗ ſten und in den verſchiedenartigſten Richtungen divergirenden geiſtigen und wiſſenſchaftlichen Kuͤnſte dar, welche nur in dem Eifer und in dem reinen Willen etwas fuͤr Schleſiens hoͤheres Gedeihen redlich beizutragen, vereinigt ſind. Die allgemeine Geſellſchaft bildet den gemein⸗ ſamen Stamm, aus welchem in verſchiedenen Richtungen die einzelnen Sectionen als die thaͤ— tigen und Fruͤchte tragenden Zweige ausgehen. Damit nun in der ganzen oͤkonomiſchen Ver⸗ waltung Einheit herrſche, und die allgemeinen uns zu Gebote ſtehenden Mittel nicht zerſplit— tert werden, wählt die Geſellſchaft bei jeder beginnenden und ſich alle zwei Jahre wieder⸗ holenden Etatszeit funfzehn Maͤnner aus ihrer Mitte, bei denen ſie den guten Willen zu dieſer Geſchaͤftsfuͤhrung erkannt hat, und dieſe übernehmen dann mit den Secretairen der Sectio⸗ nen, als den Repraͤſentanten der einzelnen Vereine, die Verpflichtung, nach ihrem beſten Wiſſen und Erkennen über alle oͤkonomiſchen Angelegenheiten der Geſellſchaft zu wachen, und den Beduͤrfniſſen des allgemeinen Vereins und aller daraus hervorgehenden Abtheilungen ſo bald und ſo gut als moͤglich abzuhelfen. Es geht daraus klar hervor, daß die Repraͤſentation nicht von der allgemeinen Gefell- ſchaft, ſondern von den einzelnen Sectionen ausgeht, welche ihre Secretaire wählen, und dadurch auch der letzteren Wahl zu Mitgliedern des Praͤſidiums veranlaſſen. ö Die Aufnahme der Mitglieder iſt dem Praͤſidio uͤbertragen, was aber bei einer Geſell⸗ ſchaft, wo es zur Mitgliedſchaft keiner andern Eigenſchaft als einer vaterländifchen Geſin⸗ nung und eines guten Willens, mitzuwirken, bedarf, kein Recht, ſondern die bloße Ver⸗ pflichtung der Fuͤhrung einer Controlle iſt. So wie jeder Secretair einer Section letztere vertritt, eben ſo vertritt die Geſammtheit der Geſchaͤftsfuͤhrer die Geſellſchaft, und zwar überall, wo es auf Leiſtungen ankoͤmmt, zu welchen jedesmal ſaͤmmtliche Mitglieder zuſam⸗ menberufen werden muͤßten, wenn dieſe Ai Schonung ihrer Zeit und zur Verhütung jeder 3 5 laͤſtigen Weitlaͤufigkeit eingeleitete Maaßregel der Vertretung nicht vorhanden waͤre. Dieſes iſt die ordnende und leitende Seite der Geſchaͤftsfuͤhrung im Praͤſidio, die zweite iſt die verſoͤhnende. Da naͤmlich bei fo vielen Richtungen der Thaͤtigkeit und der fo mannich—⸗ faltigen Beſtrebungen es nicht an Reibungen fehlt, wodurch leicht das Beſtehen der Geſell⸗ ſchaft und ihre Verzweigungen gefährdet werden Eönnen, fo ift das Praͤſidium ganz beſonders dazu berufen, uͤberall freundlich und verſoͤhnend die Hinderniſſe zu beſeitigen, welche die Wirkſamkeit und das Gedeihen des Vereins ſtoͤren koͤnnten. Dieſes iſt die eigentliche Lichtſeite unſers Ehrenamtes, und ob wir in dem Laufe der Zeit dieſer uͤbernommenen Verpflichtung Genuͤge geleiſtet haben, iſt eine Frage, welche wir dem Urtheile derer, die uns dieſes Ehrenamt anvertrauten, anheimſtellen muͤſſen, doch glau⸗ ben wir ohne Anmaßung uns das Zeugniß geben zu koͤnnen, daß wir redlich und mit allen Kräften darnach geſtrebt und forgfältig darüber gewacht haben, daß immer eine freundliche, friedfertige und ehrenwerthe Geſinnung in unſerer Mitte herrſchte, und die Eintracht nie geſtoͤrt wurde. In dieſem Geiſte und mit dem Streben nach ſolchem Ziele, find auch im Laufe dieſes Jahres die acht Praͤſidial-Conferenzen gehalten und die Angelegenheiten unſerer Geſellſchaft berathen worden. Ein Ueberblick unſeres Kaſſen-Zuſtandes, unſerer Bibliothek, unſerer Sammlungen und aller getroffenen Einrichtungen, wird die hochverehrten Anweſenden von der Wahrheit des Geſagten uͤberzeugen. Unſer Caſſen⸗Zuſtand iſt nach dem von dem Caſſen⸗ Director der Geſellſchaft, Herrn Geheimen Commerzien-Rathe Oelsner, darüber eingegangenem Berichte folgender: In Effecten. Baar. Beſtand von ult. December 1830 .. Rthlr. 3400 .... Rthlr. 15 24 8 Einnahme von 1811010 **> ne 22 Rthlr. 3400 .. . . Kthlr. 2294 28 2 ab Yusaabe e ee aa Bleibt ult. Decbr. 1881 Beſtand Rthlr. 300 Rthlr. 201 6 — und zwar: | a) für die allgemeine Geſellſchaft: in Pfandbriefen . . Ahle. 2100 — in „ eee i 300 — Bae u 9 „ Be ee 179 23 1 Rthlr. 2579 23 1 b) fuͤr die Kunſt⸗Section: in Staatsſchuldſcheinen . . .. Rthlr. 1000 — baaoer rt? TR 2 21 12 41 ier Beſtand wie oben Rthlr. 3601 6 — e Die Ueberſicht der im Laufe dieſes Jahres hinzugetretenen und ausgeſchiedeuen Mit⸗ glieder iſt folgende: Im Laufe dieſes Jahres ſind vierzehn wirkliche einheimiſche und neunzehn wirkliche aus⸗ waͤrtige, und in der ganzen zweijaͤhrigen Etatszeit zuſammen ein und vierzig einheimiſche und drei und zwanzig auswärtige Mitglieder aufgenommen worden. Die in dieſem Jahre hinzugetretenen ſind: A. Die wirklichen einheimiſchen: 1. Herr Apotheker Buͤlow. Se. Excellenz, Herr General-Lieutenant Freiherr Hiller von 1. Need * u“ * Nn Nun * * * * a m u W * * va Gärtringen, Dr. med. Köhler. Dr. med. Krauſe. Dber = Landes - Gerichts - Neferendar Küttner. Kaufmann Loͤſch. Ober⸗Commiſſarius Maſuch. Dr. med. Preiß. Dr. med. Reymann. * Maler Rothe. Dr. med. Rother. Dr. med. Schnitzer. Dr. med. Simſon. Wundarzt erſter Claſſe Wegner. B. Die wirklichen auswaͤrtigen: Maler Biermann, in Berlin. Maler Blechen, in Berlin. Maler Daͤhling, in Berlin. Maler Dunker, in Berlin. Maler Elſaſſer, in Berlin. Maler Fielgraf, in Berlin. Maler Henning, in Berlin. Hofmaler Henſel, in Berlin. Profeſſor Hummel, in Berlin. Maler Franz Kruͤger, in Berlin. Dr. med. Kuh, in Ratibor. Dr. med. Ludwig, in Ratibor. ES Maler Moft, in Berlin. 14. Se. Durchlaucht, der Fürft Heinrich der 74Aſte Reuß, zu Neuhoff bei Schmiedeberg. J 35 u Fi Herr Maler Sager, in Berlin. 120 18. 19. — 2 - - - - 2 - C. Dr. med. Schmieder, in Liegnitz. Maler Schoppe, in Berlin. Baron von Stillfried, auf Leipe bei Jauer. Maler W. Voͤlcker, in Berlin. Zu Ehrenmitgliedern wurden ernannt: 1. Herr Profeſſor und Hofmaler Dahl, in Dresden. 2. 3. A 4. 5. 6. 7. 8. 2 - - Prof. Dr. Eſchweiler, in Regensburg. Kammerherr von Reden, zu Einbeck. D. Zu correſpondirenden Mitgliedern: 1 Apotheker L. Dilthey, in Calcutta. Win mM u un u u Dr. phil. J. G. Dingler, in Augsburg. Dr. med. Hille, in Dresden. Prof. Dr. med. Kahlert, in Prag. Forſt⸗Ingenieur Liebich, in Prag. C. E. Mayer, Fuͤrſtl. Schwarzenbergiſcher Revident, in Wien. Artillerie-Hauptmann Dr. Meyer, in Berlin. Prof. Dr. Radius, in Leipzig. N Ausgetreten ſind im Laufe dieſer Etatszeit: uu u u u N nun * A. In der Hauptſtadt: Regierungs-Secretair Brandt. Dr. med. Friedberg. Prof. Dr. Hayn. Dr. phil. Köder. Stadtrath Meyer. Geheime Commerzienrath Moritz-Eichborn. Obriſt⸗Lieutenant von Reinbaben. Toͤpfermeiſter Roſchinski. Bau⸗Inſpector Studt. Prof. Dr. Tobiſch. Gymnaſial⸗Lehrer To biſch. Graf von Wengersky. B. In der Provinz: Herr Juwelier Bergmann, in Warmbrunn. 2 2 - 2 = 2 L. von Koͤckritz, auf Mondſchuͤtz bei Wohlau. Kaufmann Leder, in Warmbrunn. Apotheker Mayerhaͤuſer, in Reichenſtein. . 5. Herr Kreis-⸗Phyſikus Dr. Meyer, in Creutzburg. 6. ⸗Gutsbeſitzer H. Schiller. 7. „ Landrath von Skal, in Sagan. Durch den Tod verlor die Geſellſchaft im Laufe dieſes Jahres: A. Wirkliche einheimiſche Mitglieder: Bu Dr. med. Dondorff. Canonikus Prof. Dr. Jungnitz. Profeſſor Kahlert. Kapellmeiſter Schnabel. B. Wirkliche auswärtige: 1. Herr Kreis: Phyfitus Dr. Jaͤckel, in Militſch. 2. Maler Schwalbe, in Berlin. | C. Ehrenmitglieder: 1. Herr Hofrath Buͤrde, in Breslau. 2. Prof. Dr. Eſchweiler, in Regensburg. 3. Hofrath Profeſſor Hellwig, in Braunſchweig. D. Correſpondirende: 1. Herr Profeſſor Sauermann, in Brieg. 2. ⸗Baumeiſter Schloſſer, in Wuͤſtewaltersdorf. Das Verzeichniß aller, der Geſellſchaft im Laufe dieſes Jahres verehrten Buͤcher enthaͤlt 168 Nummern. Dieſes Verzeichniß wird, ſo wie die naͤhere Anzeige aller, der Geſellſchaft im letzteren Jahre zugekommenen Geſchenke, in der bald erſcheinenden Ueberſicht zur allgemei⸗ nen Kenntniß gebracht werden. Dieſen allgemeinen Bericht ſchließe ich mit dem herzlichen Wunſche für das fernere bluͤ⸗ hende Fortbeſtehen unſerer Geſellſchaft und fuͤr das Wohl aller ihrer Mitglieder, und bitte die hochverehrten Anweſenden, nun zur Wahl des Praͤſidiums Ei die kuͤnftige zweijährige Etatszeit gefaͤlligſt ſchreiten zu wollen. 9 g m uw * * + Ve r win. der im Jahre 1831 an die Violochet und das Muſeum der Schleſiſchen Geſellſchaft eingegangenen Geſchenke. A. An die Bibliothek. Von der Koͤnigl. Hochloͤblichen Regierung zu Breslau: ; Beſchreibung tragbarer Dampf = Apparate zur Abwehrung der Cholera, von Dr. F. M. Aſcherſon. Berlin 1831. Ueber die Cholera mit ee e Ruͤckſicht auf deren Heilung, durch einfache Haus⸗ mittel. Berlin 1831. Von der Koͤnigl. Univerfität zu Breslau. Eine Sammlung von Diſſertationen Schleſiſcher Verfaſſer: | Henrici Stephani ad Jo: Cratonem ad Craftheim epistolae, ex auto- graphis nunc primum editae autore Fr. Pass ow. 1830. | Dissertatio theologica, auctore Dr. a Coelln, in qua confessionum Melanthonis et Zwinglii Augustanarum capita graviora inter s se con- feruntur. 1830. Usufructus pecuniae an non utendo perstatutum tempus pereat, dis- quisitio auctore H. Steffens. 1830. Notitia de Anthologio Orionis Thebani autore Fr. Pass ow. 1831. Disquisitio de avibus ab Aristotele commemoratis. Specimen 1. auc- tore C. L. Gloger. Vratislaviae 1830. De Atellanarum exodiis. Dissertatio autore C. E. Schober. Vra- tislaviae 1830. d i Plato po&tarum exagitator. Dissertatio auctore R. Schramm. Vra- tislaviae 1830. 1 19, 20. 25. Annotationes in Plauti rudentem, Dissertatio auctore C. Kam p- mann. Olsnae 1830. Annotationes in Demosthenis Orationem, quae vulgo prima Philippi- carum dicitur. Dissertatio auctore J. Held. Vratisl. 1831. De noma adjecta singulari morbi historia etc. Dissertatio auctore A. Ledwig. Vratisl. 1830. Dissertatio de hernia crurali etc. auctore C. Klose. Vratisl. 1830. De Epilepsia, dissertatio auctore F. Michalski. Vratisl. 1830. De versione Bann e Dissertatio inaug. obstetricia: auctore R. A. Scholtze. Vratisl. 1830. De plica polonica, dissertatio auctore J. B. Skals ki. Vratisl. 1830. De induratae telae cellulosae casu quodam rariori. Dissertatio auctore S. Stroheim. Vratisl. 1830. De Ischiade nervosa cotunni, Dissertatio auctore F. Schiffer. Vratisl. 1830. Von der mediciniſchen Section der Schleſiſchen Geſellſchaft: Schleſiſche Cholera-Zeitung, herausgegeben von dem ärztlichen or * Schleſien. Von dem Gewerbe-Verein zu Breslau: Zweyter Bericht uͤber den Zuſtand und die Verhandlungen des Gewerbe- Vereins, von Oſtern 1830 bis Oſtern 1831. 5 Von der Expedition des Bulletin universel in Paris: Notices sur les collections numismatiques de M. Gosselin. Von der k. k. oͤkonomiſch-patriotiſchen Geſellſchaft in Boͤhmen. Neuer Wirthſchaftskalender fuͤr das gemeine Jahr 1831., Pekäusgegeben von der k. b. oͤkonomiſch⸗ patriotiſchen Geſellſchaft im Koͤnigreiche Böhmen. In Duod. Daſſelbe Buch in Quartformat. Neue Schriften der k. k. oͤkonomiſch⸗patriotiſchen Geſellſchaft im Koͤnigreiche Böh⸗ men. Band II. Heft 1. Von der deutſchen Geſellſchaft zu Erforſchung vaterlaͤndiſcher Hi und Alter⸗ thuͤmer zu Leipzig: Bericht vom Jahre 1831 an die Mitglieder dieſer Geſellſchaft. Von der k. k. Maͤhriſch⸗-Schleſiſchen Geſellſchaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur⸗ und Landeskunde in Brünn: 26 — 29. Mittheilungen der k. k. Maͤhriſch⸗ ne Geſellſchaft ꝛc. 30. Jahrgang 1829. Heft 1— 4 Von der Koͤnigl. Preuß. Maͤrkiſchen 5fonomifchen. Gefelf N zu e Monatsblatt dieſer Geſellſchaft. Neunter Jahrgang. 1830. A A | Von der oͤkonomiſchen Geſellſchaft im Koͤnigreiche Sachſen: 31—33. Schriften und Verhandlungen dieſer Geſellſchaft. Lieferung 23. 24. 25. Von der Weſtphaͤliſchen Geſellſchaft zur Beförderung der er Cultur: 34. 35. Weſtphaͤliſche Provinzial-Blaͤtter. Band II. Heft 2. 4. Von dem landwirthſchaftlichen Verein in Baiern: i 46855 36. 37. 38. Neues Wochenblatt dieſes Vereins. | Eee Jahrgang 10. Heft 4. — 11. Heft 2. 3. 14 39. Die Feier des Central-Landwirthſchafts- oder Octoberfeſtes im Jahre 1880. Von dem Vereine zu Beförderung des Gartenbaues in den d Preuß. Staaten: 40. 41. Verhandlungen dieſes Vereins. ˖ 14te 15te Lieferung. 42. Verzeichniß der Mitglieder dieſes Vereins im Jahre 1831. Von dem Schaafzüchter- Verein zu Einbeck: 43 — 50. Verhandlungen dieſes Vereins, vom Juli bis November 1829. 8 Hefte b Von dem landwirthſchaftlichen Vereine fuͤr Kurheſſen: 51 — 59. Landwirthſchaftliche Zeitung für Kurheſſen. Jahrgang. 8. November, December. — 9. Januar, Maͤrz, April, May, Juni, Juli, Auguſt. 60. Der Fuͤrſten- und Volksfreund, ein Wochenblatt fuͤr Kurheſſen. Nr. 1. Von dem landwirthſchaftlichen Verein im Herzogthum Naſſau: 61. Jahrbuͤcher des landwirthſchaftlichen Vereins im Herzogthum Naſſau. Band V. Wies baden 1831. 1 SE 62. FE ae; Wochenblatt für das Herzogthum Naſſau. Jahrgang 1830. iesbaden. Von der Leſe⸗Geſellſchaft des Herrn Geheimen = Hofrathes, Profeſſor Dr. Gravenhorſt: Eine ſehr bedeutende Anzahl Bände verſchiedener Literatur = Zeitungen und andrer Zeitſchriften, die vor der Hand noch nicht genau angegeben werden kann. Von Herrn Rector Profeſſor Dr. Anton: a 63. Wie erlangen wir durch Chriſtum um des Glaubens Willen aus Gnaden Vergebung der Suͤnden? Eine Rede, bei dem Iten Jubelfeſt der Uebergabe des Augsburgiſchen Glaubensbekenntniſſes, am 25. Juni 1830. gehalten. 64. Verſuch einer kurzen Geſchichte des Goͤrlitziſchen Gymnaſiums. Ste Fortſetzung. 65. Memoriam Caroli Gehleri viri de Gymnasio Gorlitiensi bene meriti die 15. M. Dec. 1830. hora 9. ante merid. pio recolendam indicit E. A. Struve Ph. D. Gymn. Görlitii. 8 Von Herrn Profeſſor Dr. Baumgärtner: 66. Die Naturlehre, nach ihrem gegenwaͤrtigen Zuſtande mit Ruͤckſicht auf mathemati⸗ 8 ſche Begruͤndung dargeſtellt von Andr. Baumgaͤrtner ꝛc. Supplementband. Wien 1831. Von Herrn Apotheker Beil ſchmied: 67. Pflanzengeographie nach Al. von Humboldts Werke uͤber die geographiſche Verthei— lung der Gewaͤchſe ꝛc., von C. T. Beilſchmied ꝛc. Breslau 1831. Von Herrn Regiments-Arzt Prof. Dr. Betſchler: 68. Ueber die Eclampsie der Gebaͤrenden. Einladungs-Programm zu der oͤffentlichen Prüfung der Zoͤglinge der Koͤnigl. mediciniſch-chirurgiſchen Lehranſtalt am 29ſten Auguſt 1831, von Dr. Betſchler x. Vno Herrn Regiments-Arzt Dr. Beyer: 69. Anleitung zur zweckmaͤßigen Anwendung der Arzneymittel, welche in die Pharma- copoea militaris Borussica aufgenommen find, von A. Bey er ꝛc. Bresl. 1831. Von dem Directorium der Koͤnigl. Ritter-Academie in Liegnitz: 70. Leitfaden zum Ueberblick der Erdoberfläche ꝛc., von Dr. C. F. Moſch. Nebſt dem Jahresbericht über das Lehr- und Erziehungs - Inſtitut der Koͤnigl. Ritter - Acade- mie zu Liegnitz, von Dr. C. F. Becher ꝛc. Von Herrn Dr. Med. Finsler aus Zuͤrich: 71 — 77. Verhandlungen der vereinigten aͤrztlichen e der Schweiz. Jahrgang 1826 — 1830. 7 Hefte. Von Herrn Inſpector Dr. Francolm: 78. Die moſaiſche Sittenlehre zum e beim Religions- unterrichte für Lehrer und Schulen, dargeſtellt von Dr. IJ. A. Francolm ꝛc. Breslau 1831. Von Herrn Dr. Med. Girgenſohn: 79. Das Ruͤckenmarks-Syſtem. Von Herrn Profeſſor Dr. Goͤppert: 80. Ueber die Wichtigkeit der naturwiſſenſchaftlichen Studien fuͤr die Ausbildung des kuͤnftigen Arztes. Eine Rede, bei der öffentlichen Prüfung ꝛc. der Koͤnigl. mediz. chirurgiſchen Lehranſtalt in Breslau den 29ſten Auguſt 1831, gehalten von Dr. H. R. Goͤppert. Von Herrn Director Dr. Haͤniſch: “ | 81. Programm bey der öffentlichen Pan aller Claſſen des Gymnaſiums zu Ratibor, im Jahre 1831. Von Herrn Oberlehrer Hientzſch 8285. Eutonia, eine hauptſaͤchlich pädagogiſche Muſik⸗ ee ꝛc., herausge⸗ geben von J. G. Hientzſch ıc. Band IV. Heft 2. — V. — 1. 2. 3. — VI. — 1. 2. 99. 100. 101. 102. 108. 104. 105. . Von Herrn Dr. Med. Hille: Beobachtungen uͤber die Aſiatiſche Cholera ꝛc., von Dr. Hille. Leipzig 1831. Von Herrn Profeſſor Dr. Hoffmann: Antonii Tilesii Cosentini de coloribus libellus cum Melchioris Tilesii Silesii Versificio. Witebergae. Die Jungfrau ans Sibirien. Eine Erzaͤhlung von 5 Grafen de Maistre. Liegnitz 1829. Audot libraire-editeur à Paris. 1829. Archiv von und fuͤr Schleſien. Die Wirkung der Eiſenſalze auf Zink, Queckſilber ꝛc., von Dr. Runge. Ch. G. Stoͤckels, Stadtſecretairs zu Brieg ꝛc. Gedichte. Breslau 1748. Kurze Biographie des Herrn Joachim Vuits, neuſten Illyriſch⸗ Serbiſchen Schriftſtellers. Peſth 1826. Nachricht von Hiob Ludolfs noch vorhandenem meiſt literariſchen Briefwechſel ꝛc. Herausgegeben von Dr. F. C. Matthiaͤ. Frankfurt a. M. 1818. Verhandlungen des 2ten Provinzial-Landtages des Herzogthums Schleſien ꝛc. auf dem, im J. 1828. abgehaltenen Aten Landtage. Animadversiones botanicae in Ranunculeas Candollii sectio prior. Dissertatio auctore de Schlechtendahl. Berolini. Notice et Plan des constructions Romaines, trouvees sur lemplace- ment presume du Forum Hadriani. Incrementa musei antiquarii G. Witewaall. V. cl. Rectore anno 1827. 1828. 775 Opdelving van een Romeinsch Gebouw bii Voorburg. Basiliensium monumentorum antigrapha. P. P. à "Simone Grunaeo Ligio. Lignicii 1602. Circuli Sphaerae cum v. zonis. Kurzer und ſehr nothwendiger Bericht von den giftigen Fiebern, welche Malignae genannt werden ꝛc., durch D. M. Panſam. 1618. Horae Belgicae. Studio atque opera H. Hoffmann Fallerslebensis. Pars 1. Vratislaviae 1830. Von Herrn Privat-Gelehrten Jurende: Jurende's Maͤhriſcher Wanderer. 20ſter Jahrgang 1831. Bruͤnn. Regiſter zum Maͤhriſchen Wanderer für die Jahrgaͤnge 1827 — 1830. Von Herrn Referendarius Kahlert: 106 116. Neues ſyſtematiſches Conchylien-Kabinet, geordnet und beſchrieben von F. H. W. Martini. 11 Baͤnde Text. 117 120. Dazu 4 Bände Kupfer. - S Von Herrn Director Dr. Kannegieß er: 121. Entlaſſungs⸗Rede an die Oſtern 1829 zur Univerſitaͤt abgegangenen Schüler des Koͤnigl. Friedrichs-Gymnaſium's, von K. L. Kannegießer. Breslau 1831. Von Herrn Director Dr. Kawerau: 122. Fortgeſetzte Nachricht uͤber die Koͤnigl. Waiſen⸗ und Schul- Anſtalt und das Semi⸗ nar zu Bunzlau. Von Herrn Director Dr. Klopſch: 123. Magister vivax; carmen didacticum autore G. G. Roellero. } Von Herrn Rector, Profeffor Dr. Kluge: 124. Chriſtian von Wolff, der Philoſoph, ein biographiſches Denkmal, von Dr. Kluge. Von Herrn Prorector Koͤhler in Liegnitz. 125. Hat Poppo von Oſterna mit den deutſchen Ordensrittern in Preußen an der Schlacht von Wahlſtatt 1241 Theil genommen? Iſte Abtheil. 126. Ueber das Verhaͤltniß der evangeliſchen Kirche zum Chriſtenthum und des evangeliſchen Chriſten zu ſeiner Kirche. Rede gehalten ꝛc., von Dr. J. Werner. Liegnitz 1831. Von Herrn Director Prof. Koͤrner: 127. Einladungs- Programm zu der öffentlichen Prüfung aller Klaſſen des Oelsner Gym⸗ naſiums am 22. und 23. März 1831. Von Herrn Privatgelehrten Ch. Liebich: 128. Der aufmerkf ame Forſtmann, oder Beiträge für das Forſt— 5 Jagdfach. Her⸗ ausgegeben von C. Liebich. Band 4. Heft 2. | Von Herrn Mayer, Fürftl. Schwarzenbergiſchen Revidenten. 129 — 131. Allgemeine Oeſterreichiſche Aalſcheift für den Landmann, Forſtmann und Gaͤrtner. Jahrgang 1 —3. Von Herrn Director Dr. Muͤller: 132. Jahres ⸗ Bericht über das Koͤnigl. katholiſche Spmnaftum zu Glatz, womit zur Au⸗ guſt⸗Pruͤfung 1831 ergebenſt einladet Dr. J. Müller. a Von Herrn Kammerrath Nathuſius: 133. Verzeichniß der, im Freie ausdauernden Baͤume und Sträucher, welche in den Plantagen und Gaͤrten zu Althaldensleben und Hundisburg bei Magdeburg kultivirt und um beigeſetzte Preiſe verkauft werden. 1831. Von Frau Senſal Nautze als Vermaͤchtniß. 5 f 134 — 139. Eine Bibel mit Kupfern, Prachtausgabe, in 6 Folio⸗ ⸗Baͤnden. Von Herrn Archidiaconus Neumann zu Goͤrlitz. 140. Neues Lauſitziſches Magazin. Herausgegb. von J. G. Neumann. Bd. 9. Heft 2. Von Herrn Oberbergrath Dr. Noͤggerrath. 141. Chemiſche Unterſuchungen der Mineralien- und Huͤttenprodukte des Bleiberges in Rheinpreußen, von Dr. Bergemann. Mit einem Vorwort von Dr. J. Noͤggerath. e 4 * u ae Von Herrn Director, Prof. Dr. Schmieder: 142. Bemerkungen über das Studium der deutſchen National-Literatur⸗ Geſchichte auf gelehrten Schulen, vom Prof. Dr. Matthiſon. 143. Einladungs-Programm zur öffentlichen Prüfung der Zoͤglinge des Königl. Gymna⸗ ſiums zu Brieg, von Dr. Schmieder ꝛc. 0 Von Herrn Director, Dr. Schönborn: 144. Schulprogramm bei Gelegenheit der Pruͤfung der 5 Claſſen des Gymnaſiums in Schweidnitz im Jahre 1831. Von Herrn Director, Prof. Scholtz. 145. Programm bei der Entlaſſung der Abiturienten des eee zu Fe im Jahre 1831, verfaßt von Scholtz, Prof. und Director. Von den Herren Doktoren Schubarth und Schweizer: 146. Allgemeines Volksblatt fuͤr Sachſen und die angrenzenden Laͤnder, zur Belehrung und Unterhaltung fuͤr den Buͤrger und Landmann, herausgegeben von Dr. Schweitzer und H. Schubarth. Nr. 1. | Von Herrn Rector, Dr. Schwarz: N 147. Fünfter Bericht über das Gymnaſium zu Lauban. Programm vom Gr. Rector Dr. Schwarz. Von Herrn v. Speck, Freiherrn von Sternburg: 148. Bericht an Seine Majeſtaͤt den Koͤnig Ludwig uͤber ſchnelle Beförderung der 911 feinen Schaafzucht ꝛc. f Von Herrn General-Landſchafts-Repraͤſentanten Baron von Stein: 149. Bericht der Beurtheilungs-Commiſſion über die im Jahre 1829 unter der Leitung des boͤhmiſchen k. k. Landesguberaiums ſtattgefundenen oͤffentlichen Ausſtellung der Induſtrie-Erzeugniſſe Boͤhmens. Prag 1831. Von Herrn Baron R. v. Stillfried auf Leipe: 150. Schloß Fiſchbach und ſeine Beſitzer. Eine geſchichtliche Darſtellung. Von Herrn Conſiſtorial-Rath, Prof. Dr. Wachler: 151. Verzeichniſſe der fuͤr die Koͤnigl. Univerſttäts⸗ Bibliothek zu Breslau in den Mona⸗ ten November, December 1830. und Januar bis October 1831 eee Buͤcher, Manuſcript. N Von Herrn Prof. Dr. Weber: 152 — 162. Schleſiſche landwirthſchaftliche Monatsſchrift. Jahrgang 3 Band I. Heft 1. 2. 3. 4. l l . — III. — 1. 2. 3. Von Herrn Geheimen-Medicinalrath, Prof. Dr. Wendt: 163. Dr. Joh. Wendt uͤber die Aſiatiſche Cholera bei ihrem Uebertritte in Schleſiens ſuͤdoͤſtlichen Grenzen. Ein Sendſchreiben an feine Amtsgenoſſen. 5 5 Von Herrn Geheimen-Medicinalrath, Prof. Dr. Wendt: 164. Rede zur Feier des 37ſten Stiftungs-Tages des Koͤnigl. medic.⸗chirurg. Friedrich— Wilhelms-Inſtitutes am ten Aug. 1831. Gehalten von Dr. Turte ic. 165. Der Verlauf der Cholera-Seuche und die dagegen ſchuͤtzenden Maaßregeln. Ein Vortrag an die Studirenden der Koͤnigl. Univerfität zu Breslau, gehalten ꝛc. von dem zeitigen Decan der medic. Facultaͤt Dr. Joh. Wendt, den 31. Oc tbr. 1831. Von Herrn Director, Dr. Wiſſowa: 166 — 168. Drei Schulprogramme des Gymnaſiums von Leobſchütz Enthaltend: Schulnachrichten vom Director Dr. Wiſſowa und eine Abhandlung: zur Theorie des ſphaͤriſchen rechtwinklichten Dreiecks ꝛc. von Brettner, Lehrer der Mathema— tik und Phyſik. B. An das Muſeum. Von Herrn Maler Buͤrde: f 1—6, Sechs Blatt illuminirte Steindruͤcke; Gruppen von 5 Arten von Siugeipieren darſtellend, nach dem Leben gezeichnet, von Bürde, Von Herrn Medicinalrath Dr. Ebers: 7. Bildniß einer Frau in Oel. Von Herrn Gutsbeſitzer von Els ner: 8. Eine alte Pflugſchaar, gefunden auf dem Gute Pilgramsdorf. Von Herrn Buͤrgermeiſter Hallmann: 9. Petrographiſche und Floͤtzkarte von dem Waldenburger und Neuroder Steinkohlen⸗ revier. Von Herrn Dr. Lang: 10. Eine betraͤchtliche Sammlung Ungariſcher Pflanzen. Von Herrn Calculator Muͤller: 11. Sechs Stuͤck alte Muͤnzen, bei Bruͤnn gefunden. Vom Herrn General-Landſchafts-Repraͤſentanten Baron v. Stein: 12. Bildniß des Grafen von Rheden, gezeichnet von Car. Riedeſel, geſtochen von H. Meyer. Von Herrn Baron v. Uechtritz. 13. Eine Sammlung meiſt Schleſiſcher Pflanzen. Von der Frau Geheimen-Raͤthin v. Wallenberg: 14. Eine ſ ehr betraͤchtliche Sammlung Schleſiſcher und exotiſcher Inſekten, woruͤber das Naͤhere in dem Jahresbericht über die Thaͤtigkeit der entomologiſchen Section zu finden iſt. Ber i ch k uͤber die Arbeiten der naturwiſſenſchaftlichen Section. Die naturwiſſenſchaftliche Section hat auch in dieſem Jahre ihre Thaͤtigkeit auf alle die Zweige ausgedehnt, die in das große Gebiet derſelben gehoͤren. 32 nach Maaßgabe der Gegenſtaͤnde zum Theil durch Experimente erlaͤuterte Vortraͤge, nebſt zahlreichen einzelnen literaͤriſchen Mittheilungen, fuͤllten 20 Sitzungen. Meteorologie und Atmoſphärologie. Genaue Witterungsbeobachtungen ſind in monatlichen Tabellen eingereicht worden: Von dem Herrn Kreis-Phyſikus Dr. Hoferichter in Poln. Wartenberg. — — Profeſſor und Canonikus Jungnitz allhier; nach deſſen im Juni erfolgten Tode fortgeſetzt | — — Auſſiſtenten Herrn Weiß. — — Apotheker Lehmann in Kreuzburg. — — Paſtor Leupold in Klein-Kniegnitz am Zobten. — — Paſtor Lorenz in Zapplau bei Guhrau. — — Lehrer Marſchner in Habelſchwerdt. — — Profeſſor Pezeld in Neiſſe. : — — Markſcheider Rhode zu Neurode. — — Profeſſor Schramm in Leobſchuͤtz. — — offeetier Siebenhaar auf der Schneekoppe. Sie wurden ſaͤmmtlich den Herren Mitgliedern der meteorologiſchen Societaͤt uͤberge⸗ ben, die, wie ſchon im vorigen Jahresbericht bemerkt ward, die muͤhſame aber hoͤchſt dan- kenswerthe Arbeit uͤber ſich genommen haben, ſaͤmmtliche vorhandene Beobachtungen zu revi⸗ diren und die fuͤr die Wiſſenſchaft ſich ergebenden Reſultate zuſammenzuſtellen. Ueber das Vorſchreiten derſelben iſt dem Secretair folgender Bericht zugekommen: ne „Wir haben eine große Anzahl von Journalen vorgefunden, die wir im Laufe des Jah: res ordneten, pruͤften und zum Theil zu Berechnung vorbereiteten. Wenn wir auch einige Beobachtungsreihen vorlaͤufig zuruͤcklegen mußten, weil ſie zu kurze Perioden umfaßten, oder nicht ſo genau waren, als der gegenwaͤrtige Stand der Wiſſenſchaft es verlangt, ſo koͤnnen wir doch den Männern, die ihre, ſeit einer Reihe von Jahren mit fo ruͤhmlichen Eifer ange— ſtellten Beobachtungen der Geſellſchaft einſchicken, die Verſicherung ertheilen, daß ihre Arbei— ten nicht ohne Nutzen fuͤr die Meteorologie bleiben werden und nicht nur uͤber das Klima Schle— ſiens und ſeiner Nachbarlaͤnder, ſondern auch hoffentlich uͤber allgemeine meteorologiſche Ver— haͤltniſſe vieles Licht verbreiten werden. | Die Berechnung ſelbſt ſchreitet raſch vorwärts. Um jedoch das uͤberſehen zu koͤnnen, was uns zu thun noch uͤbrig bleibt, bitten wir diejenigen Meteorologen, die uns ihre Beob— achtungen einſenden wollen, ihre Journale bis zum Ende des verfloſſenen Jahres gefaͤlligſt an „die Naturwiſſenſchaftliche Sektion der patriotiſchen Geſellſchaft in Breslau“ unter dem Beiſatz „Meteorologiſches“ ſo bald als moͤglich zu ſchicken.“ Aus jenen Beobachtungen fuͤhren wir noch an, daß Herr Paſtor Leupold bei der am 25. September d. J. nach Sonnenuntergang auch hier beobachteten glaͤnzenden Licht— erſcheinung blutrothe Strahlen von S. W. und W. W. bis in die Milchſtraße emporſchie— ßen ſah. ö N Etwas aͤhnliches ſah auch der Praͤſident Herr Prof. Nees von Eſenbeck, der an demſelben Tage von der Hampelbaude aus jenes Phaͤnomen beobachtete. Am 24ſten war dieſe Roͤthe daſelbſt ſehr unbedeutend, und glich einem ſtarken durch Dunſt getruͤbtem Abend— rothe. Der Abend war warm und windſtill. Am 26ĩſten, unmittelbar nach Untergang der Sonne, uͤberzog ſich der Himmel mit einer tiefen, wie durch Duͤnſte umſchleierten, Roͤthe, die den ganzen Horizont umgab und uͤber dem Scheitel in roͤthlichen Streifen ſich zu verbin— den ſchien. In dieſem Augenblick erhob ſich ſchnell ein heftiger Sturm aus Suͤdweſt, der die ganze Nacht hindurch, aber allmaͤhlig abnehmend, anhielt, waͤhrend die Roͤthe gegen 9 Uhr verſchwand. Am 26ſten ward das Phaͤnomen nur in geringer Ausdehnung, aber ohne Sturm, beobachtet. Fuͤr die von der Geſellſchaft veranlaßten Beobachtungen auf der Rieſenkoppe ſchienen fi) anfangs ſehr guͤnſtige Ausſichten zu eröffnen. Der Herr General von Rottenburg, fruͤher bekanntlich in Breslau, gegenwaͤrtig zu Minden, ſandte fuͤr die meteorologiſche An— ſtalt daſelbſt 33 Rthlr. 27 Sgr. als Ueberſchuß-Ertrag einer zu anderweitigen Zwecken be— ſtimmten Sammlung ein. Herr Univerſitaͤts-Mechanikus Pinzger, der ſich um dieſe Anſtalt ſchon ſo große Verdienſte erwarb, reparirte nicht nur den im vorigen Jahre durch Uebermuth der Koppenbeſteiger ſehr beſchaͤdigten Anemometer, indem er die beiden In— klinationsfahnen deſſelben aus ſtaͤrkerem Eiſen arbeitete, und auch die Federn an dem Wind— ſtoßmeſſer bis auf 27 Pfund Kraft verſtaͤrkte, ſondern gewann uͤberdies noch den Herrn Oberlehrer Ender in Hirſchberg fuͤr das Intereſſe der Anſtalt. Letzterer verpflichtete ſich naͤmlich, fuͤr die zweckmaͤßige Aufſtellung deſſelben ſelbſt Sorge zu tragen und die Beobach⸗ tungen des Koffetier Siebenhaar zu kontrolliren. Nach einem Bericht des erfteren vom 28. Auguſt dieſes Jahres hatte Siebenhaar ſeine Beobachtungen vom 18. Mai bis 26. Juni richtig angeſtellt, war aber um jene Zeit durch die gegen die Cholera damals ver⸗ anſtalteten militairiſchen Maaßregeln genoͤthigt worden, die Kapelle zu raͤumen. Am 30. Juli bezog er dieſelbe wieder, und ſetzte ſeine Beobachtungen bis zum 2. September fort, an welchem Tage das Dach der Kapelle aus unbekannten Urſachen abbrannte. Jedoch wurden die Inſtrumente hierbei nicht beſchaͤdiget, ſondern gerettet. Der Director der Section, Herr Prof. Dr. Steffens, aͤußerte ſich auf Verlangen der hieſigen Koͤnigl. Hochloͤblichen Regierung gutachtlich uͤber den angeblichen Nutzen der Hagelableiter, und erwies aus theoretiſchen wie aus Erfahrungsgruͤnden, daß die Ein— fuͤhrung derſelben den beabſichtigten Schutz nicht gewaͤhre, man konſtruire ſie nun aus mit Strohſeilen umwundenen und mit meſſingenen Spitzen verſehenen Stangen, oder ſuche ſeinen Zweck durch eine große Anzahl von Blitzableitern zu erreichen. In dieſer letzteren Beziehung fuͤhrte er noch eine ausgezeichnete Erfahrung an. Seit 19 Jahren bewohnt er ein Gebaͤude, in deſſen Nähe nicht nur eine Menge auf Kirchen und Thuͤrmen angebrachter ſpitzer metalli⸗ ſcher Stangen, ſondern ſich auch ein ganzes Syſtem von Blitzableitern, welches ſich von da faſt ununterbrochen bis zu den / Stunde entfernten aͤußerſten Punkten des Buͤrgerwerders erſtreckt, befindet und — demohnerachtet wird dieſe Gegend nicht minder haͤufig als andere von Hagelfaͤllen heimgeſucht. Herr Prof. Dr. Muͤller trug zum Beweise, wie innig die atmoſphaͤriſchen Prozeſſe mit nn in der Erde in Verbindung ſtehen, die von Theodor v. Sauſſure zu Genf über Waſſer und Bodenflaͤche angeſtellten Unterſuchungen über die Schwankungen des Gehal⸗ tes der Luft an Kohlenſaͤure vor, und wies ihren Zuſammenhang mit den bis jetzt vorhandenen Beobachtungen uͤber die Oscillationen der Gasemanationen aus Mineralquellen und vulkani⸗ ſchen Gegenden nach. Bei beiden findet eine regelmaͤßige nach Jahres- und Tageszeit, und eine unregelmaͤßige, nach dem jedesmaligen Zuſtande der Atmoſphaͤre ſich richtende, Periodicitaͤt ſtatt. Noch machte er ferner auf einige intereſſante in Hugi's juͤngſt erſchienenen Reiſen in der Schweiz enthaltenen Beobachtungen aufmerkſam, betreffend den Eintritt der Nacht auf großen Hoͤhen und den des Siedpunktes des Waſſers auf denſelben. Herr Prof. Dr. Frankenheim ſprach uͤber das Nordlicht, beſchrieb daſſelbe nach ſeinen Erſcheinungen, dem verſchiedenen Vorkommen, (in allen Regionen mit Ausnahmen der tropiſchen), der muthmaßlichen Hoͤhe, den von Dalton zuerſt nachgewieſenen Zuſammen⸗ hang deſſelben mit dem Magnetismus. Herr Prof. Dr. Steffens erwaͤhnte hierbei noch das dabei zuweilen vorkommende Kniſtern, welches nicht von allen Beobachtern bemerkt wurde. Herr Prof. Fiſcher bewies in einem Vortrage, daß die Stickſtofforydſalze ſich vor allen zu Hygrometern empfohlenen Subſtanzen und Juſtrumenten am beſten dazu eigneten, die etwa vorhandene Feuchtigkeit in der Atmoſphaͤre anzuzeigen. 6 N OR Herr Hauptmann von Bo guslawsky zeigte ein Modell der Bahnen der Feuer: kugeln und Sternſchnuppen vor, welche von den Herren Profeſſoren Brandes, Scholtz, Gebauer u. m. im Jahre 1823 in Schleſien beobachtet und berechnet worden waren. Die groͤßtentheils ſehr bedeutende Hoͤhe, in welcher ſie vorkamen, und ihre große Geſchwindig— keit, die meiſt 4 Meilen in der Secunde uͤberſtieg, und oft ſogar 8 Meilen erreichte, ſprechen faſt unwiderleglich dafür, daß fie nicht telluriſchen Urſprunges ſeyn koͤnnen. Der Secretair wies eine gelbe pulverfoͤrmige Subſtanz vor, die am 24. Mai d. J. nach einem heftigen mit Sturm verbundenen Gewitterregen bei Zinzow auf dem Felde, ſtellenweiſe bis zu einer Höhe von / Zoll, gefunden worden war. Obgleich der naͤchſte Kieferwald über 12,000 Fuß entfernt lag, ſo zeigte ſich doch bei naͤherer Unterſuchung, a: dieſes Pulver nichts anders als Bluͤthenſtaub von Pinus sylvestris war. A ſtron om ie. Herr Hauptmann von Boguslawsky hielt hierüber folgende Vorträge: 1) Ueber den am Anfange des Februars ſichtbaren Kometen, ſo wie uͤber die Bahn der Kometen uͤberhaupt, und die ſchon oft in Frage gezogene Möglichkeit eines Conflicts derſelben mit der Erde, die nicht nur als unwahrſcheinlich, ſondern auch in ihren Folgen, falls es je geſchehen koͤnnte, als unſchaͤdlich, wie aus der Beſchaffenheit der Kometen hervorgehe, erwieſen wurde. 2) Ueber die Bewegungen, welche in neuerer Zeit auch am e bemerkt worden find, nachdem man vollſtaͤndiger die ſcheinbaren Bewegungen der Firfterne: als Praͤ— ceſſion, Aberration, Nutation ꝛc. kennen gelernt, und man vermittelſt vollkommener Fern- roͤhre und bewundernswuͤrdiger Meß⸗Inſtrumente auch die kleinſten Veränderungen zu bemer⸗ ken moͤglich gemacht hatte. Dieſe wurden zunaͤchſt von Herſchel und Struve an Dop⸗ pelſternen beobachtet, und dabei der merkwuͤrdige Umſtand entdeckt, daß die meiſten derſelben ſich um einen gemeinſchaftlichen Schwerpunkt bewegen. Einige von dieſen haben ſchon ſeit der Zeit, wo man ſie zuerſt entdeckte, einen ganzen Umlauf vollendet, von anderen ſieht man es in Kurzem entgegen. Sodann las derſelbe ber die wirkliche Berechnung einiger ſolcher Bahnen durch den Prof. Encke, und von der Entdeckung Beſſels, daß im Schwan ein ehe verbundenes ö ernenpaar ſich ſehr merklich mit einander fortbewege. ö 3) In der Sitzung vom 20. Juli machte Herr von Boguslawsky auf den merk⸗ wuͤrdigen Umſtand aufmerkſam, daß in der erſten Haͤlfte des Monates Auguſt, und ganz ins— beſondere um den 8. Auguſt, beinahe alle bekannten Planeten unſeres Sonnen-Syſtems, mit Ausnahme der kleinen Planeten Veſta und Juno, ſich faſt in eine einzige gerade Linie, die nur bei den Enden ein Wenig gebrochen iſt, reihen wuͤrden. Da in dieſer hoͤchſt ſeltenen und merkwuͤrdigen Stellung die Anziehungskraft eines jeden einzelnen Plane— ten auf die vor ihm befindlichen durch alle hinter ihm ſtehenden verſtaͤrkt wird, und die 5 LE Ha gemeinſamen Schwerpunkte alle in dieſe Linie fallen, fo ift eine Einwirkung auf diejenigen Stoffe des Weltraums im Bereiche unſers Sonnen-Syſtems, welche den Geſetzen der Anzie⸗ hungskraft unterworfen ſind, durch dieſe Planeten-Batterie vielleicht zu erwarten. 4) In der Sitzung vom 19. October uͤber die merkwuͤrdigſten Himmelderſcheinungen des kommenden Jahres, als: a) Uber den Durchgang des Merkur's 5 die Sonnenſcheibe am 5. Mai; b) uͤber Erſcheinungen am Ringe des Saturns, wenn Sonne und Erde durch ſeine Ebene gehen werden; e) uͤber die Wiederkehr des En Beiden, und d) über die Wiedererſcheinung des Biela ſchen Kometen; e) uͤber noch einige andere Himmelserſcheinungen von minderer Seltenheit. Phyſik. Herr Prof. Dr. Frankenheim ſprach uͤber die Bedingungen, von welchen die Lage der Achſen in den zweiachſigen Kryſtallen und die Beſchaffenheit derſelben in den einachſigen abhaͤnge. Er fand für alle Arten von Kryſtallen das Geſetz, daß von drei Richtungen die- jenige eine groͤßere Repulſion auf den außerordentlichen Strahl aͤußere, in denen die Cohaͤſion kleiner iſt. Aus dieſem Geſetze ergiebt ſich unmittelbar in den zweiachſigen Kryſtallen die Lage der Linie, welche den ſpitzen Winkel der optiſchen Axe halbirt, nebſt der Ebene, in der die Achſen liegen; und in den einachſigen Kryſtallen, ob die Axe attractiv oder repulſiv ſey. Herr Prof. Dr. Muͤller theilte in mehreren Vortraͤgen folgendes mit: 1) Ueber die von Nobili zu wiſſenſchaftlichem und techniſchem Behufe, vermittelſt ſogenannter Metallochromie, dargeſtellte Farbenſcale, und zeigte nach Fechner's Angabe die ſchnelle Entſtehung konzentriſcher Farbenringe vor, die ſich auf einer mit eſſigſaurer Kupferaufloͤſung bedeckten Silberplatte um den Punkt herum bildeten, auf welchen man die rundliche Spitze eines Zinkſtaͤbchens ſenkte. 2) Derſelbe demonſtrirte, wie man mit zwei nach der Achſe des Kryſtalles geſchnittenen Turmalinblaͤttchen die Mineralien auf doppelte Srahlenbrechung pruͤfe, und wie nicht nur dieſe, ſondern auch die Lichtpolariſationserſcheinungen uͤberhaupt, ferner die Farbenveraͤnderungen der Koͤrper und die Einwirkungen der Elektricitaͤt auf den Phosphor nur durch die Undulations⸗ Theorie ſich genuͤgend erklaͤren laſſe. 3) Endlich uͤberreichte Herr Prof. Dr. Muͤller noch der Geſellſchaft im Namen der Verfaſſer folgende Werke: uͤber Elektromagnetismus, von Herrn Prof. Dr. Pohl, die Na⸗ turlehre nach ihrem gegenwaͤrtigen Standpunkte, von Herrn Prof. Dr. Baumgaͤrtner, und machte auf die Vorzuͤge derſelben aufmerkſam. Herr Prof. Dr. Purkinje hielt einen demonſtrativen Vortrag uͤber die Klangwellen, als eine weitere Ausführung einer früheren (1824) Mittheilung über denſelben Gegenſtand. Er zeigte zuerſt eine Anzahl Exemplare durch weißen Praͤcipitat und feinen Bernſteinfirniß e ĩĩĩùĩĩ᷑ĩo(é‚ÿßͥ N —— u auf Glasplatten fixirter Klangwellen aus allen Stufen der Tonleiter. Sodann theilte er experimentirend feine Verfahrungsweiſe mit. Die weiteren Unterſuchungen über das Ver— haͤltniß der Zahl der Tonwellen zu den ihnen entſprechenden Tonſchwingungen fuͤhrten noch zu keinem entſcheidenden Reſultate, indem fie zu ſehr von der Qualität des Glaſes, der Dicke der Platte, der Hoͤhe und Adhaͤſion der Waſſerſchicht abhaͤngig ſind, bis es der Theorie etwa gelingen ſollte, hier der Empirie zu Huͤlfe zu kommen. — Ein fernerer Verſuch mit Erre— gung von regelmaͤßigen Wellenflaͤchen in großen platten Gefaͤßen, fuͤhrte das Phaͤnomen der allgemeinen Wellentheorie naͤher, und laͤßt auf dieſem Wege eine leichtere Loͤſung erwarten. Der Director der Section, Herr Prof. Dr. Steffens, gab als Beitrag zur phyſi— kaliſchen Orts⸗Beſchreibung hoͤchſt intereſſante Nachrichten uͤber den Malſtrom, die ſich auf die geographiſche Lage, die Tiefe des Meeres, die Richtung der Strömung und das Verhaͤlt⸗ niß deſſelben zur Ebbe und Fluth vorzugsweiſe bezogen. Durch die Gefaͤlligkeit des Herrn Mechanikus Pinzger ward den Mitgliedern der Geſellſchaft das Vergnuͤgen zu Theil, eine von ihm verfertigte hydrauliſche Preſſe von 220,000 Pfund Druck zu beſichtigen, welche derſelbe fuͤr den Herrn Grafen von Magnis angefertigt hatte. Endlich theilte Herr Apotheker Kopiſch (gegenwärtig in Landeshut) ſehr ausfuͤhr⸗ liche Nachrichten uͤber die verſchiedenen dem Studium der Naturgeſchichte, Phyſik und Me— dicin in Paris gewidmeten Inſtitute mit, einen Vortrag, deſſen wir bereits auszugsweiſe in dem Buͤlletin der Geſellſchaft erwähnten. Chemie. Herr Prof. Dr. Fiſcher lieferte einige Berichtigungen fruͤherer über Metallreduc⸗ tion angefuͤhrten Beobachtungen: daß der fruͤher von ihm unter die reducirbaren Metalle gerechnete Nickel nicht hierher, ſondern unter die nicht reducirbaren gehöre; eine zweite be— traf das Cadum, und eine dritte das Stickoxydſilber. In einer Abhandlung uͤber die reducirenden Eigenſchaften des Stickſtoffes widerlegte er zugleich einige von Berzelius dagegen erhobene Einwendungen und zeigte die hierher ge— hoͤrigen Experimente vor. a et Desgleichen ſprach er über das Chlor und feine Anwendung zu techniſchen Zwecken, namentlich zur Reinigung der Luft von ſchaͤdlichen Stoffen. Am empfehlungswertheſten erſchien ihm die Entwickelung des Chlors aus Chlorkalk, vermittelſt verduͤnnter Schwefel- fäure, desgleichen aus chlorſauren Salzen mittelſt Salzſaͤure, wozu Herr Prof. Fiſcher einen von ihm ſelbſt erfundenen eben ſo einfachen als zweckmaͤßigen Apparat zur Anſicht vorlegte. Des Herrn Apotheker Elsner Vortraͤge bezogen ſich auf folgende Gegenſtaͤnde: Ueber die eigenthuͤmliche Roͤthung, die ſich bildet, wenn man eine konzentrirte Aufloͤſung von Arſenikſaͤure auf fluͤßigen Rohr-, oder Obſt⸗Staͤrke⸗, oder rs oder Manna za a einwirken läßt, eine Erſcheinung, die auch in gerichtlich mediciniſcher Hinſicht wichtig ift, weil dieſe Faͤrbung mehreren anderen pharmaceutiſchen Zubereitungen, namentlich dem Him— beerſyrupe, taͤuſchend aͤhnlich ſieht. Die Arſenikſaͤure ſcheint hierbei, wie Reactionsverſuche andeuten, wirklich veraͤndert und auf eine niedrigere Oxydationsſtufe gebracht zu werden, was allerdings noch näher unterſucht zu werden verdient. Ferner uͤber eine eigenthuͤmliche Ammoniumbildung, ſo wie uͤber den rothen Farbeſtoff in den Blumenblaͤttern, und deſſen Identitaͤt mit der rothen Faͤrbung in verſchiedenen ande— ren Pflanzenorganen. Der rothe Farbeſtoff der Blumenblaͤtter, aus Pflanzen der verſchie— denartigſten Familien dargeſtellt, zeigt in feinem chemiſchen Verhalten ganz gleiche Beſchaf— fenheit, wie die Unterſuchung der Pflanzen aus 15 natürlichen Familien ergab. Dies ſem rothen Farbeſtoffe der Blumenblaͤtter analog iſt der in den rothen Brakteen von Melampyr. arvense, den Blaͤttern von Caladium bicolor ꝛc., in den Haͤuten der rothen Herzkirſchen, den Haͤuten der Johannisbeeren, den Haͤuten der Ebereſchen; fer ner der Farbeſtoff in den im Herbſt roth gefärbten Blättern verſchiedener Pflan— zen, als in den Blättern von Lythr. salicar., Pyrus, Rhus typhina; dies faͤrbende Princip in allen genannten Organen reihet ſich naͤmlich den extractiven Farbeſtoffen an, mit denen es alle Eigenſchaften gemein hat. Es iſt aufloͤslich in kaltem Waſſer, waͤſſrig⸗ tem Weingeiſt (80 R.), wird durch Säuren hochroth, durch Kalien gruͤn, iſt unloͤslich in aͤtheriſchen und fetten Oelen, und Aether, und chemiſch rein dargeſtellt verbrennt es ohne eine Spur von Aſche. Es bildet mit den Metall-Oxyden unloͤsliche, verſchieden gefärbte Nieder⸗ ſchlaͤge nach den reſpectiven Metall-Oxyden, wird aber aus dieſen ſo ganz anders gefaͤrbten Niederſchlaͤgen durch deren Zerſetzung mittelſt Schwefelwaſſerſtoff mit feiner urſpruͤnglichen | rothen Farbe wieder ausgeſchieden, woraus dann folgt, daß es in den Verbindungen uns zerſetzt vorhanden iſt, obſchon deren Farbe eine ganz andere iſt. Der rothe Extraktivſtoff duͤrfte alſo nur als ein durch die Lebensthaͤtigkeit der Pflanze veraͤndertes Blattgruͤn zu be⸗ trachten ſeyn. Herr Chemiker Duflos, jetzt zu Halle, einſt eines unſerer thätigften Mitglieder, gab in einem Briefe an den Secretair Nachricht von feinen neueſten Unterfuchungen, betref— fend die Auffindung ſicherer Reagentien zur Entdeckung des Strychnin's, Brucin's und Mor⸗ phium, die ein ſehr intereſſantes und theilweiſe wenigſtens entſcheidendes Reſultat lieferten. Da dieſe Abhandlung ſeit jener Zeit bereits im Drucke erſchienen iſt, fo enthält ſich der Secre⸗ tair, mehr hieruͤber zu bemerken, und dankt nur im Namen der Section Herrn Duflos für dieſen Beweis fortdauernder freundlicher Erinnerung. Geologie. Herr Obriſt von Lebauld de Nans ſetzte in zwei durch Zeichnungen erlaͤuterten Vortraͤgen das neueſte von Herrn Kloͤden aufgeſtellte geologiſche Syſtem auseinander, Vortraͤge, die wegen der Menge der Thatſachen, auf welche ſich die aus ihnen gezogenen Se wichtigen Folgerungen gründen, keines Auszuges fähig find, jedoch, wie der Herr Obriſt auch ſehr einleuchtend nachwies, die hoͤchſte Aufmerkſamkeit der Geologen verdienen, und nament- lich auf die wichtige Theorie von der Bildung der Erde, Erklaͤrung der Ebbe und Fluth, neues Licht zu verbreiten im Stande ſind. Die Vortraͤge des Herrn Prof. Dr. Muͤller betrafen folgende Gegenſtaͤnde: 1) Erſtattete er Bericht, wie El. de Beaumont in ſeinen Recherches sur quelques-unes de revolutions de la surface du globe die ſekundaͤren, tertiaͤren und alluvial⸗Formations-Ablagerungen mit der nach ihm nicht durch Vulkanitaͤt bewirkten Erhebung der Gebirge in Verbindung bringt; wie er aus der Anzahl der aus ihrer hori— zontalen Lage gebrachten und zerſtoͤrten Formationen, ſo wie aus dem Parallelismus der Richtungs⸗Linien der Gebirgszuͤge ſchließt, in welcher Folge die Hauptgebirgsketten empor- ſtiegen, und welche zu gleicher Zeit durch ein und dieſelbe Revolution entſtanden ſind, und daß er hiernach, außer 6 andern, insbeſondere folgende 4 Revolutionen am ausfuͤhrlichſten durch ſeine geognoſtiſchen Unterſuchungen nachweißt. 1) die, welche das Gebirge des Cote d'or, des Mont Pilas und das Erzgebirge conſtituirte, wobei der Jurakalk eine Hebung erlitt; 2) die, welche die Pyrenaͤen und Appenninen, und mit ihnen die angrenzenden La— ger nicht nur des Jurakalks, ſondern auch die, des nach und nach auf ihn ſich niederſchlagenden Gebildes des Gruͤnſandes und der Kreide aufrichtete; 3) die, durch welche die Weſtkette der Alpen entſtand, und die alle angrenzenden ſekundaͤren, tertiaͤren und einen Theil des alten Alluviums aus ihrer horizontalen Lagerung brachte; endlich 4) die, welche die Oſt- und die eigentliche Hauptkette der Alpen hervortrieb, und alle um ſie herum befindlichen Forma⸗ tionen, ſelbſt die des neueren Alluviums, emporrichtete. Referent bemerkte hierauf, daß dieſe in abſtracto ſehr viel fuͤr ſich habende Darſtellung der Entſtehungsweiſe und Altersfolge der Gebirge ſich indeß blos auf die hoͤchſt hypothetiſche Annahme gleichzeitig und allgemein erfolgter Formationen gruͤnde, daß ferner nicht abzuſehen ſey, wie eine lokale Aufſteigung eines jeden Gebirges, auch einen beſondern Niederſchlag aus der ebenfalls unerwieſenen allgemeinen Meeresuͤberfluthung veranlaſſen, oder umgekehrt durch dieſe veranlaßt werden konnte, und daß die Eigenthuͤmlichkeiten in Maſſen, Beſtand und Conſtruction, durch die jedes einzelne Gebirgsganze, von allen andern, ſelbſt von denen, mit denen es gleiche Hauptrichtung beſitzt, ſich unterſcheidet, ſo wie die unmerklichen Uebergaͤnge ihrer fie conſtituirenden Maſſen, nebſt den kreis-wellenfoͤrmigen Gruppirungen der einzelnen Berge jedes Gebirges und die Veraͤſtelungen faſt aller Gebirge untereinander, Erſcheinungen ſind, die mehr ſucceſſiven und oͤrtlich differenten Bildungs-Entwickelungen der Erde aus ihrem Inneren, nach einem beſtimmten Typus, als mechaniſch zufaͤlligen Wirkungen perio⸗ diſch erfolgter vulkaniſcher Eruptionen entſpraͤchen. 229ũ In einer ſpaͤtern Sitzung trug derſelbe die Kritik vor, die Saigey im Bullet. de sc. math. et phys. Novbr. 1830, über obige von der Pariſer Akademie der Wiſſen⸗ ſchaften ſo hoch geprieſenen Unterſuchungen geliefert hat, und in der ganz ſpeciell nachgewie⸗ fen wird, daß die Formationen, nach deren Aufrichtung und Unterbrechung Elie de Beau⸗ „ mont die Emporſteigungs-Perioden obiger 4 Hauptgebirge feſtſetzt, da, wo fie exiſtiren ſollen, entweder gar nicht, oder nur ſolche Gebilde vorhanden ſind, die man ſehr einſeitig fuͤr Aequivalente derſelben haͤlt, und daß auch die von ihm angegebenen Richtungs-Linien der Gebirgsketten, aus deren Parallelismus er mit auf gleichzeitige Entſtehung ſchließt, meiſt ganz willkuͤhrlich nur feinem Syſtem gemäß, aber an ſich irrig beſtimmt find, und daß ſich aus den geognoſtiſchen Beobachtungen Sauſſure's und anderer Naturforſcher offenbar ergiebt, daß die Hauptkette der Alpen, nicht wie Beaumont behauptet, des juͤngſten, ſondern im Gegentheil aͤlteſten Urſprungs ſey. Ferner wurde aus dieſer Kritik herausgehoben, wie Saigey die Truͤglichkeit der Schlußfolge von gleichartigen organiſchen Foſſilien auf Gleich— heit der Formation dadurch nachweiſt, daß, da bei der urſpruͤnglich höheren und zur Son— nen⸗Wirkung hinzugekommenen Erdwärme, die gegenwärtige Differenz von 80“ C. der mitt⸗ leren Temperaturen der Pol- und Aequatorial-Gegenden auch in der fruͤheſten Zeit ſtattgefun⸗ den haben muͤſſe, die Vegetation und Animaliſation nur in den Pol-Gegenden und eben ſo bei gleichen Breitengraden nur auf den Hoͤhen ihren Anfang habe nehmen koͤnnen, und daß ſo wie bei ſucceſſiver Abnahme der innern Erdwaͤrme, alle Punkte ihrer Oberflaͤche nach und nach durch alle verſchiedenen Temperatur⸗Grade hindurch bis zu ihrer gegenwaͤrtigen abgekuͤhlt worden ſind, eben ſo auch in dieſen Richtungen von den Polen nach dem Aequator, und von den Berggipfeln zu den Ebenen die ſucceſſive Entſtehung und Verbreitung der Vegetabilien und Animalien vor ſich gegangen ſeyn muͤſſe, bis jede Art zu ihrem gegenwärtigen, ihr an gemeſſenen klimatiſchen Standpunkt gelangte. Findet man nun Schaalthiere im Kalkgeſtein der hohen Berge Perdu, Buet, Diableret u. ſ. w., die gleich oder analog ſind ſolchen, die in der Kreide der Ebenen des noͤrdlichen Frankreichs vorkommen, ſo iſt daher um ſo weniger zu ſchließen, daß jener Kalkſtein und die Kreide gleichzeitige Formationen ſind, als beide Geſteine auch ſelbſt in mineralogiſcher Beſchaffenheit ſehr von einander abweichen. Schluͤßlich wurde angeführt, daß auch Sedgwich im Phil. Magazin. Apr. 1831. den Elie de Beaumontſchen Anſichten nicht ganz beiſtimmt und nachweiſt, daß außer den Revolutionen, welche die Hauptgebirgsketten Europa's bewirkten, ſpaͤterhin noch meh⸗ rere lokale Erhebungen eingetreten ſeyn muͤſſen, welche die Lagen und Hoͤhen-Verhaͤltniſſe ihrer Theile und Formationen veraͤnderten. 3) Herr Prof. Dr. Müller machte ferner aufmerkſam auf die in Fr. Leſſing's Reiſe durch Norwegen nach den Loffoden, durch Lappland in Schweden, enthaltenen geogno⸗ ſtiſchen Nachrichten; nämlich auf die Beſchreibung der verfchiedenen Beſchaffenheit und Ge— ſtalt der Scheeren, und auf die ſehr vollſtaͤndige Zuſammenſtellung aller Beobachtungen über die Niveaus⸗Veraͤnderungen der daſigen Meere. 4) Ferner trug er ein Schreiben des Hauslehrer Cand. Phil., Herrn Moͤs ler, zu Ottmuth in Oberſchleſien vor, in welchem er uͤber die geologiſchen Verhaͤltniſſe ſeiner Gegend referirte, und zugleich mehrere Exemplare des daſelbſt vorkommenden Muſchelkalkſteins, der verſchiedene Ueberreſte von Voͤgeln, und ſelbſt Saͤugethiere, enthielt, uͤberſchickte. Der⸗ Be. Re gleichen Sendungen find als Beiträge zur vaterländifchen Geognoſie hoͤchſt verdienftlich, und es wäre nur zu wuͤnſchen, daß fie recht häufig wiederholt würden, 5) Endlich übergab derfelbe der Section im Namen des Verfaſſers, Herrn Bürger- meiſter Hallmann zu Habelſchwerdt, eine genau gezeichnete Charte von den Kohlenlagern des Glaͤtzer und des ſchleſiſchen Gebirges; ein um ſo wertheres Geſchenk, als es von einem ſchon 78jaͤhrigen Greiſe herruͤhrt, der hierdurch recht einleuchtend beweiſt, wie wenig ſelbſt dies hohe Alter ihn hinderte, noch wiſſenſchaftlich thaͤtig zu ſeyn. - Zoologie. Wir erfreuten uns zwar nicht beſonderer in dieſes Gebiet der Wiſſenſchaft ſchlagender Vortraͤge, jedoch ward der Geſellſchaft durch die freundliche Geſinnung eines ihrer aͤlteſten Correſpondenten das Vergnügen zu Theil, eine umfaſſende Bearbeitung eines Theils der vater- laͤndiſchen Zoologie einzuſehen. Herr Rector Neumann, ſchon vortheilhaft bekannt durch ſeine Naturgeſchichte der Schleſiſch-Lauſitziſchen Amphibien (Neues Lauſitz. Magaz.), uͤber⸗ ſchickte im Manuſcript eine aͤhnliche mit mehreren genauen und zierlichen illuminirten Abbil⸗ dungen verſehene Arbeit uͤber Schleſiſche Land- und Waſſer⸗Mollusken, die nach dem Urtheile des Herrn Medicinal⸗Rathes Dr. Otto einen neuen erfreulichen Beweis giebt, mit wel- chem Erfolge auch unter wenig guͤnſtigen aͤußerlichen Verhaͤltniſſen in unſerm Vaterlande Naturgeſchichte getrieben wird. Alle Arten ſind gut und richtig beſchrieben, intereſſante Notizen uͤber die Lebensart und das Vorkommen beigefuͤgt, und nur in Anſehung der dem Herrn Verfaſſer vielleicht minder zugaͤnglichen Bivalveln duͤrfte vielleicht noch eine kleine Nachleſe zu halten ſeyn. Am Ende des Werkes befindet ſich noch ein Beitrag zur Natur: geſchichte Schleſiſch⸗Lauſitziſcher Würmer, der über die Gattung Lernaͤa viel intereſſan⸗ tes enthaͤlt. | | Phyſiologie. a. Phyſiologie der Thiere: Herr Prof. Dr. Muͤller beſchrieb als Beitrag zu den, den Uebergang niederer vege⸗ tabiliſcher in animaliſche Organismen beweiſenden Beobachtungen, die von ihm mittelſt einer 280maligen Vergroͤſſerung des Ploͤſſel ſchen Mikroskopes bemerkte Bewegung kleiner, theils runder, theils ovaler Blaͤschen, die ſich in den aus gegliederten Schlaͤuchen zuſammen⸗ geſetzten Stielen eines auf dem Blatt der Melaleuca entſtandenen Schimmels (Mucor Mucedo L.) befanden. Beim Zerplatzen ihrer kugelrunden Kapſeln gab ſich das eine als ein Volvox, das andere als ein Cyclidium zu erkennen. | Der Secretair unterwarf die merkwürdige Erſcheinung der ſogenannten Combustio spontanea einer näheren Betrachtung, zeigte, daß wohl keine der bisher hieruͤber aufgeſtell⸗ ten Theorien zur Erklärung dieſes Phänomens hinreiche, in der Regel wohl aber hierbei mehr | innere als aͤußere Urſachen dieſelben hervorbraͤchten. | - | Be A Derſelbe ſprach über die Temperatur des menf chlichen Koͤrpers in verſchiedenen Krank⸗ heiten und namentlich in der Cholera, die er in dieſer immer noch ſo vieles raͤthſelhafte dar⸗ bietenden Krankheit weit unter das Normale erniedrigt fand. Vorzugsweiſe zeigen dies die Extremitaͤten des Koͤrpers, die bis zur Temperatur der ſie umgebenden Atmoſphaͤre herab— ſinken, und ihren Veraͤnderungen wie todte thieriſche Organiſationen folgen. Jedoch auch die Geſammt⸗Temperatur des Organismus iſt vermindert. In mehreren Faͤllen fand er ſie unter der Zunge 22/5, am haͤufigſten wechſelte fie zwiſchen 25 und 27°, in der Achſelhoͤhle dagegen, wie begreiflich, etwas höher, die des Blutes in der Vene ſelbſt 26% In dem auf die Cholera oft unmittelbar folgenden typhoͤſen Fieber war die Temperatur nur wenig uͤber das Normale erhoͤhet (30 bis 305), während fie in primär typhoͤſen Leiden oft 33 erreicht. b. Phyſiologie der Pflanzen: Herr Prof. Dr. Runge, der ſich bekanntlich ſchon laͤngere Zeit eifrig und mit Erfolg beſchaͤftiget, in den einzelnen Pflanzen-Familien Stoffe nachzuweiſen, vermittelſt welcher man im Stande waͤre, auch eine chemiſche Charakteriſtik derſelben zu begruͤnden, zeigte der Verſammlung einen Stoff vor, den er in den Wurzeln der Rubiaceen entdeckt hatte und mit dem Namen Rubiacin belegte. Er ſchien mehr baſiſcher als ſaurer Natur zu ſeyn. Herr Prof. Dr. Muͤller beobachtete waͤhrend dem Thauwetter am 6. Februar auf dem kurze Zeit vorher noch glaͤnzend weißen auf einem Blumenbrett vor dem Fenſter liegen⸗ gen Schnee grauſchwaͤrzliche Flecke, die ſich unter dem Mikroskop als ein aus zahlreichen uͤbereinanderliegenden konfervenartigen Schlaͤuchen und kleinen rundlichen Körnern beſtehen⸗ den Flechtengebilde erwieſen, welches der in dem Dict. des sc. natur. befindlichen Abbil⸗ dung der Globulina carnis Turp. genau entſprach. S Derfelbe zeigte ferner ein von dem Herrn Rector Neumann zu Greiffenberg einge⸗ ſchicktes Scheit Holz von einer in der daſigen Gegend gefaͤllten Tanne vor, an welchem vom Centro des Baumes, wie es ſcheint ſeiner ganzen Laͤnge nach, aus Zellen-Hoͤhlungen band⸗ foͤrmige Querfaſern von Splintartiger Subſtanz hervorgehen, die die ganz gefunden Länge: faſern des Holzes meiſt bis zur inneren Flaͤche der Rinde ſenkrecht durchſetzen. Es ſind dies nach der von dem Herrn Präfidenten Nees von Eſenbeck angeſtellten Unterſuchung kranke Markſtralen, die nur zerſtoͤrte Zellen zeigen, wie man ſie auch bei der bekannten f Krankheit der Rothfaͤule ſindet. Die Holzſchlaͤger pflegen ſolche Tannen Waſſertannen zu nennen. ” Der Secretair der Section theilte einige Verſuche über Erhaltung der Vegetabilien oder vegetabiliſchen Produkte im Winter mit, die ſich nach den erlangten Reſultaten am beſten bewerkſtelligen laſſe, wenn man die Vegetabilien in wohlverſchloſſenen Gefäßen unmittelbar unter die Eisdecke eines zugefrorenen Waſſers bringt. Sie finden hier eine Waſſerſchicht, die eine viel niedrigere Temperatur, gewoͤhnlich —= + 05 bis + 2°, beſitzt, als die tiefen Brunnen, welche man bisher haͤufig dazu benutzte, um Fruͤchte in ihnen aufzubewahren, deren Waſſer in unſeren Gegenden 6—8° warm zu ſeyn pflegt. 7 2 au Zu | ) „ Landeskultur- Angelegenheiten. Unter dieſer Ueberſchrift erlaube ich mir die von dem Herrn Baron von Kottwitz. zu Nimptſch eingeſchickte Ueberſicht ſeiner Akklimationsverſuche auszuͤglich mitzutheilen: Seit längerer Zeit beſchaͤftigte ſich bereits Herr Baron von Kottwitz zu Nimptſch mit Kultivirung auslaͤndiſcher nutzbarer Gewaͤchſe, bis es ihm endlich gelang, auch Andere fuͤr ſein Intereſſe zu gewinnen, und ſie unter dem Namen Akklimatiſations-Verein zur Ver⸗ folgung des gemeinſchaftlichen Zweckes zu verbinden. Auch in dieſem Jahre hatte ſich derſelbe wieder erhoͤhter Theilnahme zu Aten die Zahl der bisherigen ward durch den Beitritt fol gender Mitglieder vermehrt: Herr von Aulock, Rittergutsbeſiher auf Weislowitz. — Frege, Königl. Saͤchſ. Kammer-Rath, Rittergutsbeſitzer, zu Leipzig. — Fuͤrſt, Vorſteher der Garten-Geſellſchaft zu Frauendorf. — Hoffmann, Dr. und Kreis-Phyſikus zu Nimptſch. — Kelch, Gymnaſial-Lehrer zu Ratibor. n — Kuͤgler, Rittergutsbeſitzer auf Schwammelwitz. — Liehr, Gutsbeſitzer und Graͤfl. Herberſteinſcher Oekonomie-Director zu Oppatowitz im Ollmuͤtzer Kreiſe. — Matheſius, Ober-Amtmann und Paͤchter des Dominiums Schoͤnheide. — Mohnhaupt, Kunſt-Gaͤrtner zu Breslau. — Raude, Fürftl. Schoͤnburgiſcher Rechnungs-Reviſor zu Hartenſtein. — Baron von Siegroth und Schlawikau, Gutsbeſitzer zu Schoͤnheide. — von Tzirſchky, Rittergutsbeſitzer auf Kobelau. Die Zahl der von ihm Verſuches halber kultivirten Gewaͤchſe betraͤgt 252, um aber die Erfolge in eine gewiſſe Ueberſicht zu bringen, theile ich dieſelben nach ihrer ſpeciellen Be⸗ nutzung in 1) Getreidearten, 2) Gemuͤſepflanzen, 3) Futterkraͤuter und 4) in zu vermifch- ten Zwecken dienenden Gewaͤchſen, und erwaͤhne wegen des beſchraͤnkten, mir hier vorgeſchrie— benen Raumes aber nur der ausgezeichnetſten unter ihnen. 1. Getreidearten. a) Waizen wurden 12 verſchiedene Spiel-Arten und Arten kultivirt, von denen na= mentlich Triticum compositum wegen des reichlichen Ertrages und T. spelta, welches letztere bekanntlich in verſchiedenen Gegenden Deutſchlands haͤufig angebaut wird, wegen des feineren und weißeren Mehles dringend empfohlen werden. b) Roggen 9 verſchiedene Spiel-Arten. Aufmerkſamkeit verdienen der Italieniſche Sommer⸗Roggen, wegen des feinen zu zierlichen Stroh-Arbeiten hoͤchſt brauchbaren Stro— hes, und des Campine-Staudenroggen, wegen des inen Ertrages und ſchoͤnen daraus zu gewinnenden Mehles. 5 er A c) Gerfte 3 Arten, und Hafer 18 Arten, worunter der Georgiſche und orienta⸗ liſche er fih vorzüglich durch Ergiebigkeit und Güte der Körner auszeichnen. d) Hirſe 10 Sorten; die Abarten des gemeinen Hirſe's mit weißlichen und röthlichen EN. werden vorzüglich geruͤhmt, ſowohl wegen gleichmaͤßigerem Reifen der Saamen als der Groͤße derſelben. b e) Zea Ma ys 5 Spiel-Arten; dem Mais wird mit Recht eine große Lobrede gehal⸗ ten, wegen dem mannig- und vielfachen Nutzen, den die Provinz aus dem Anbau dieſes ſchoͤ⸗ nen Gewaͤchſes ziehen koͤnnte. t) Dem Polygonum tataricum, oder dem tatariſchen Buchwaßen, ſchreibt er vor dem gewoͤhnlichen P. fagopyrum keine Vorzüge zu. g) Phalaris canariensis verdient Beruͤckſichtigung, desgleichen Holcus ni- ger un bicolor. H.Sorghum den Maishirſe, oder Eon der Ungarn, ſcheint der Verfaſſer noch nicht kultivirt zu haben. h) Reis, Oryza sativa, kam im Freien wegen der Kuͤrze der Sommer zu kei⸗ ner Reife, dagegen gedieh deſto beſſer der Kanadiſche Sumpfreis (Zizania palustris) in ſonnig gelegenen, ſtets einige Fuß tiefen Gewaͤſſern, deſſen Saamen nach geſchehener Ent— huͤlſung auf einer Schaͤlmuͤhle wie der beſte Reis ſich benutzen laͤßt. Iſt er einmal ange⸗ pflanzt und eingewurzelt, ſo ſaͤet er ſich von ſelbſt aus und bedarf gar keiner Pflege. Abermals wird hierbei, wie einſt von dem Secretair der Section (Schleſ. Provinzial⸗ blaͤtter, Mai 1827) auf das Sammeln des bei uns ſo haͤufig uͤberall wildwachſenden Manna⸗ hirſes oder Schwaden (Festuca fluitans) aufmerkſam gemacht, der bis jetzt noch immer aus den benachbarten Laͤndern eingefuͤhrt wird, waͤhrend er in unſeren Suͤmpfen alljaͤhrlich in mehr als fuͤr den Bedarf hinreichender Menge geerndtet werden koͤnnte. net 2. Gemüſepflanzen. a) Erbſen oder Schoten wurden 22 verſchiedene Sorten gebaut, die alle mehr oder minder guten Ertrag lieferten. | b) Den Anbau der Schotenerbſe (Lotus s e empfiehlt er ſowohl wegen ihres den Gaͤrten zur Zierde gereichenden Ausſehens als des vortrefflichen Geſchmackes der Saamen im juͤngeren Zuſtande. c) Bohnen (Phaseolus) 12 Sorten, von denen er die Abart der Schwertbohnen mit 1 Fuß langen und verhaͤltnißmaͤßig breiten Schoten vorzuͤglich zu Schnittbohnen, die Zucker⸗ und Zwergbohnen hingegen zur Bereitung von Suppen zu gebrauchen anraͤth. d) Die Saubohne (Vicia Faba L.). 5 Sorten verdienen ſaͤmmtlich große Beruͤck⸗ ſichtigung; dagegen erwartet er, und wie uns duͤnkt mit Recht, ſehr wenig von dem Astra- galus boeticus, der ſogenannten Schwediſchen Kaffeebohne, von der Kichernerbſe (Cicer arietinum), und von den Lupinen⸗Arten (von denen er ſieben Arten kultivirt) als Kaffeſurro⸗ gate. Letztere duͤrften vielleicht als Futterung fuͤr das Vieh Beruͤckſichtigung verdienen. Der „„ 15 von Lupinus albus fol zu Geſpinnſt-Material und Papier, womit er jedoch noch keine Verſuche anſtellte, brauchbar ſeyn. e) Unter den Mangold- oder rothen Ruͤben-Arten zeichnet ſich die Abart Beta cicla alba durch Groͤße und Suͤßigkeit der Wurzel aus; ferner die Blaͤtter der Te— tragonia expansa, Rumex Patientia, die Erdbeerſpinat⸗ Arten, Rheum undula- tum; Melden eignen fich zu Spinafähnlicher Benutzung, wie die Blatter der Valeriana rubra zu einer vortrefflichen Salat. f) 16 verſchiedene Arten und Abarten von Zwiebeln, 15 von Kohl und Ruͤben, worunter auch der Seekohl (Crambe maritima), machen ſaͤmmtlich Anſpruͤche auf Wei: terverbreitung, und mit um ſo groͤßerem Recht, da in dieſer Beziehung in unſerem Gemuͤſebau ſo wenig Mannigfaltigkeit herrſcht, und wir einen großen Theil der vortrefflichen Gemuͤſe ent⸗ behren, die man in den Nachbarlaͤndern mit bedeutendem Vortheile kultivirt. 3. Futterpflanzen. a) Die vielfach empfohlenen Wicken-Arten (Vicia globosa, benghalensis, amoena) ſchienen ihm nicht fähig die gemeine sativa zu erſetzen, wohl aber der Anbau mehrerer Lathyrus- Arten (Lathyrus latifolius, pisiformis, tuberosus, perennis, und vor allen sativus) geeignet, um den ſo oft ſich äußernden Klagen über Futtermangel abzuhelfen. b) Unter den Klee-Arten (10 Arten) entſprach der Anbau des mehrfach geruͤhm— ten ungariſchen Klee's (Trifolium pannonicum) wegen ſeines langſamen Wuchſes und geringen Ertrages nicht feinen Erwartungen, wohl aber der ſogenannte Baierſche Jo— hannisklee, der nicht nur die Ergiebigkeit des gewoͤhnlichen rothen Klee's (T. pratense), ſondern auch die Guͤte des weißen (T. repens), alſo zwei vortreffliche Eigenſchaften in ſich vereinigt. c) Unter den Schneckenklee— Arten verdient keines mehr als die bereits bekannte Luzerne (Medicago sativa) Empfehlung, und zwar zugleich mit dem Bibernell Poterium Sanguisorba L., nach feinen Erfahrungen eines ausgezeichnet guten Futterkrautes, kulti— virt zu werden. Der baumartige Schneckenklee (Medic. arborea), die gefeierteſte Futter— pflanze des ſuͤdlichen Italiens, vertraͤgt leider unſere Winter nicht. d) Ueber die Kronen-Eſparſette (Hedysarum coronarium), eine Zierpflanze und Futterkraut, welches in ſuͤdlichern Gegenden über 40 Jahre ausdauert, find feine Erfahrun- gen noch nicht zu genuͤgenden Reſultaten gelangt. c) Die gewöhnliche Eſparſette (Hedysarum Onobrychis), die am beſten auf ſtei⸗ nigen, kieſigen oder kalten, nicht ſelten der Kultur fuͤr unfaͤhig gehaltenen, Anhoͤhen gedeiht, eignet ſich daher am beſten zur Anlegung mehrere Jahre ausdauernder Bergwieſen. f) ende von vielen Seiten in neuerer Zeit geruͤhmten en als: Malva verticillata, — crispa, 6 * a le Artemisia vulgaris, Solidago virga aurea, — altissima, Aster novae Angliae, — novi Belgii, — amplexicaulis, — lanceolatus, — grandiflorus, haben fich nach feinen Erfahrungen wegen ihrer nicht ſonderlich blattreichen Stengel keine An⸗ ſpruͤche auf Empfehlung erworben, hoͤchſtens koͤnnen die letzteren Aſter— Arten im juͤngeren Zuſtande Futter fuͤr das Vieh abgeben. — g) Unter den Beobachtungen uͤber Graͤſer finden wir nur Beſtätigung der früheren in dieſer Hinſicht uͤber den groͤßeren oder geringeren Nutzen des einen oder des anderen gemach⸗ ten Erfahrungen. Das engliſche Raigras, und zwar die Abart Lolium perenne itali- cum werden vorzuͤglich, die auslaͤndiſchen Digitaria aegyptiaca und Briza maxima nur als Zierpflanzen, und nicht als Futterkraͤuter, gelobt. Aa Zu anderweitig techniſchen Zwecken brauchbare Pflanzen. | a) Hier heben wir vor allen die erfolgreichen Verſuche mit dem Anbau des Safran’ hervor, welcher in unferer Provinz nicht geringen Vortheil zu bringen im Stande feyn dürfte, Am beſten gedieh er in etwas hochgelegenem ſtark mit Sande vermiſchtem Boden. Er ſetzte zahlreiche Zwiebelbrut an, durch deren alle zwei Jahre erfolgende Verſetzung er vermehrt wird. Nachtfroͤſte brachten ihm keinen Nachtheil. Das ſo erzielte Produkt uͤbertrifft das aus dem Auslande bezogene an Geruch und Geſchmack. b) Nicht minder wichtig fuͤr vaterlaͤndiſche Kultur verſpricht der gleichfalls gelungene Anbau des Suͤßholzes zu werden, welches in ſandigem lehmigen Boden vortrefflich gedeiht, und eben ſowohl durch Saamen wie oo Wurzelableger leicht und ſchnell vermehrt wer⸗ den kann. c) Unausfuͤhrbar jedoch erſcheint die Kultur des neufeeländifchen Flachſes, weil er im Freien waͤhrend des Winters nicht ausdauert. d) Unter den verſchiedenen Spiel⸗Arten der Sonnenroſen⸗Arten, deren er 4 kultivirte, eignet ſich namentlich die chineſiſche zu der mannigfachen Benutzung, welche man von dieſer Pflanze in einigen Gegenden zu machen pflegt. e) Helianthus giganteus, die Rieſen⸗Sonnenroſe, eine perennirende fast überalt gedeihende, mehrere 6—8 Fuß hohe ſtarke Stengel treibende Pflanze, koͤnnte für holzarme Gegenden Brennmaterial liefern. f) Auch Arundo Donax, deſſen 12— 16 Fuß hohe, oft 1—2 Zoll im Durchmeſſer haltende, Halme in füdlichen Gegenden zu Stoͤcken, Pfeifenroͤhren und zu Mundſtuͤcken für ee muſikaliſche Inſtrumente verarbeitet werden, vertraͤgt unſer Klima, und dauert unter mäßi- ger Bedeckung waͤhrend des Winters ſehr gut aus. g) Der indiſche und ſibiriſche Hanf, von welchem der erſtere 9 — 11, letzterer die Höhe von 10—12 Fuß erreicht; da ihr Anbau keine anderen Vorbereitungen, als die für den ge- meinen Hanf erforderlichen bedarf, und beide uͤberdies ein eben ſo dauerhaftes Geſpinnſt liefern, fo koͤnnten fie ſehr gut den letzteren erſetzen, der nie jene oben angegebene Höhe erreicht. h) Monarda didyma, im Freien viele Jahre ausdauernd. Wegen ihren ſchoͤnen hochrothen Blumen eine der ſchoͤnſten Zierden unſerer Gärten, iſt in allen Theilen ſtark ge: wuͤrzhaft. Die Saamen, ſo wie auch die Blaͤtter, koͤnnen die Stelle der feineren Gewuͤrze | (Zimmt, Muskaten), namentlich zu Speiſen, vertreten. i) Der Saflor (Carthamus tinctorius et laeatus), der faſt ſaͤmmtlich aus dem Auslande bezogen wird, gedeiht vortrefflich in maͤßig gutem lockerem Boden. Schluͤßlich bemerken wir noch, daß Herr Baron von Kottwitz ſehr gern bereit iſt, nicht nur von den erwaͤhnten Pflanzen Saͤmereien zu liefern, ſondern auch die Orte anzuge⸗ ben vermag, von woher dieſelben im Großen zu beziehen ſind. H. R. Göppert, z. d. 3. Secretair. Jahres-Bericht der 5 medi e in ichen eee ion In der oben gegebenen allgemeinen Ueberſicht iſt bereits der diesjährigen, faſt ausſchließlich auf die Cholera, die Erkenntniß ihrer Natur und ihre Heilart gerichteten Beſtrebungen der medi⸗ ciniſchen Section gedacht und der Umfang ihrer desfallſigen Leiſtungen angedeutet worden. Mit Hinweiſung auf die Schleſiſche Cholera-Zeitung, welche von allen, in den Sections⸗ Verſammlungen gefuͤhrten, die Cholera betreffenden Verhandlungen Kunde giebt, glaubt Ref., um ſich nicht zu wiederholen, hier nur auf die noch nicht gemachte Mittheilung nach- folgender Protokolle ſich beſchraͤnken zu muͤſſen. In herkoͤmmlicher Form und Ordnung mögen dieſe daher das hier wiedergeben, was von den, Über andere Gegenſtaͤnde als die Cho⸗ lera, in den etatmaͤßigen, nur monatlichen Verſammlungen der erſteren kleineren Haͤlfte die⸗ ſes Jahres gehaltenen Vortraͤgen in ſie aufgenommen worden iſt. Den 2. Februar las Herr Hofrath Dr. Zemplin uͤber die Mineralquellen zu Geil⸗ nau, Fachingen, Selters und Wiesbaden. Er beſchrieb deren Lage und Behufs derſelben getroffenen Einrichtungen, gab die, zu verſchiedenen Zeiten durch wiederholt angeſtellte chemi⸗ ſche Unterſuchungen erhaltenen verſchiedenen und neueſten Analyſen an, und ſprach alsdann von ihren eben ſo verſchiedenen, auf das Vorherrſchen dieſes oder jenes Beſtandtheils zu be⸗ ziehenden therapeutiſchen Wirkungen. Den 4. Maͤrz berichtete Herr Prof. Dr. Barkow uͤber Girgenſohns (von Herrn Prof. Dr. Lichtenſtaͤdt als Geſchenk für die Bibliothek der Geſellſchaft eingeſandte) ana⸗ tomiſche Abhandlung: das Ruͤckenmarks⸗Syſtem, als Einleitung zur Phyſiologie und Pa⸗ thologie dieſes Syſtems. Riga 1828. 8. 352. — Derſelbe legte der Verſammlung vor: Schlemm Arteriarum capitis superficialium icon nova. Acced. Tab. II. Bero- lini 1830. Fol. apud Boicke. Es liefert dieſes Werk die Abbildung eines ſeltenen, auf dem anatomiſchen Muſeum zu Berlin ſich befindenden Praͤparats, an welchem die Arterien bis zu dem feinſten Verlaufe ausgearbeitet worden. — Ferner A. Ch. Bartels de Janis inversis ac de duplicitate generatim. Diss. inaug. Berol. 1830. 4. cum Tab. duab. aeneis. Er bemerkte, daß der Verf. das hier aufgeftellte neue Genus von Doppel⸗ Zr OB Mißgeburten, welchem er die Benennung Jani inversi beilegt, nicht auf eine genaue ana⸗ tomiſche Unterſuchung der Knochen und der Weichgebilde, ſondern allein auf das Knochen— geruͤſt des Schaͤdels, nicht auf die Geſammtbildung der Schaͤdelknochen, ſondern allein auf die Unterkiefer, nicht auf die Geſammtbildung der Unterkiefer, ſondern allein auf die fora- mina mentalia begruͤndet, aber nicht bewieſen habe, daß die Oeffnungen koramina men- talia find, die er dafür hält. (Das Nähere hieruͤber im ten Theile von Barkow's Werk über Doppel-Mißgeburten der Thiere.) Herr Prof. Dr. Henſchel empfahl das ſogenannte Engliſche (Sterrylſche), bei rheu— matiſchen und gichtiſchen Leiden auf den ſchmerzhaften Theil, oder, wenn dieſer ein innerer iſt, in deſſen Naͤhe aufzulegende Gichtpapier, und verſicherte, daß daſſelbe ſich ihm als ein ſehr wirkſames, huͤlfreiches Mittel bewaͤhrt habe. 5 Herr Dr. Weidner machte auf die zu große, bei Kindern zarten Alters leicht gift— artig wirkende Gabe des ſchon fruͤher gegen den Keichhuſten von Schwediſchen Aerzten, und in neueſter Zeit wiederum von Buͤttner und Desruelles empfohlenen wilden Rosmarins (herb. led. palustr.) aufmerkſam. Zur Verhuͤtung der, mit Recht zu fuͤrchtenden, juͤngſt auch von G. A. Richter auf den, von Buͤttner vorgeſchriebenen Gebrauch des led. palustr. (ZB auf Zjv Colatur) beobachteten Narkoſe raͤth er, anfänglich in weit geringeren Gaben und in minder concentrirter Infuſion es anzuwenden. — Derſelbe theilte ferner drei Obduc⸗ tions⸗Berichte mit, in welchen er die Beſtimmung theils des Gelebt- oder Nichtgelebthabens zweier neugebornen Kinder, theils des Lethalitaͤtsgrades einer Kopfverletzung eines zwoͤlfjaͤh⸗ rigen Maͤdchens in Frage ſtellte. In den beiden erſten Faͤllen ſchien die genaue Angabe aller darauf bezuͤglichen und mit einander ſorgfaͤltig verglichenen Erſcheinungen auf das Gelebt- haben beider Kinder, ſo wie darauf hinzudeuten, daß das eine durch Erſtickung, das andere dagegen an Kraͤmpfen geſtorben ſei. Die Kopfverletzung glaubte er wegen der vorgefunde- | nen Verwachſung der Lunge mit der Pleura fuͤr individuell toͤdtlich halten zu muͤſſen, weil nicht fuͤglich angenommen werden koͤnne, daß dieſe ſich erſt in den letzten Lebenstagen gebil- det habe. 5 Den 9. April las Herr Dr. Remer der Juͤngere uͤber die hierorts befindliche Kran⸗ ken⸗Anſtalt für Gefangene, und die im Jahre 1830 in derſelben beobachteten Krankheiten. Er beſchrieb zuvoͤrderſt die äußere (bauliche) Beſchaffenheit und innere (oͤkonomiſche) Einrich⸗ | fung der in der vormaligen Kaſematte befindlichen Anſtalt, und ging dann zur Angabe der in derſelben theils gewöhnlich vorkommenden, theils nur hin und wieder zu beobachtenden Krankheitsformen über. Zu den erſteren gehören: Schwind- und Waſſerſuchten, letztere beſonders als Folge von daſelbſt haͤufig vorkommenden Wechſelfiebern, Skorbut, delir. po- tator., scabies, die ſich ſchwer in der Anſtalt ausrotten ließe, und endlich siphylis, ſo wie Komplicationen dieſer mit jener. Außerdem habe er vier Fälle von Faul- und Petechial⸗ Fieber, einen Fall von toͤdtlich verlaufenem morbus maculos., zwei Faͤlle von pneumon. vera, und eben ſo ſelten die uͤbrigen entzuͤndlichen und andere Krankheitsformen beobachtet. Die Geſammtzahl der von ihm behandelten Kranken betrug 550 (worunter mehr als 200 — 48 — weibliche Individuen). Von dieſen ſtarben 32, und zwar die Mehrzahl an Lungenſchwind⸗ ſucht, ſo daß die Sterblichkeit ſich etwa wie 1 zu 17 verhielt; dagegen kamen aber auch 12 Geburten vor. Bei der Menge in der Anſtalt ihm vorgekommenen Kopfverletzungen zeigte ſich keine Spur von Fractur des Schaͤdels. Herr Med. Rath Dr. Ebers theilte einen, vor Kurzem von ihm beobachteten und mit Gluͤck behandelten Fall von Ileus mit. Es betraf derſelbe eine Frau, welche bereits fruͤher (im Jahre 1828) daran gelitten hatte, und damals wie jetzt nach vorausgeſchickter allgemei— ner und örtlicher Blutausleerung, nach vergeblicher Anwendung aller anderen, von ihr weg⸗ gebrochenen Arzneien, endlich nach Darreichung von Zvj fogenannten lebendigen, mit den nun erfolgten Stühlen nach und nach abgegangenen Queckſilbers vollkommen wieder herge⸗ ſtellt wurde. Die Krankheit verlief vom 24ſten bis 30ſten Maͤrz d. J. Den 6. Mai ſprach Herr Geh. Med. Rath Dr. Wendt über die Taͤuſchungen in ber aͤrztlichen Diagnoſe. Mit beſonderer Bezugnahme auf die, wie Jahn (S. Med. Eon: verſat. Bl. Nr. 47. S. 273 — 374) behauptet, in ihrem erſten Entſtehen ſchwer erkennbare und mit anderen Krankheitszuſtaͤnden, namentlich mit Wurmzufaͤllen und dem Nervenfieber leicht zu verwechſelnde Encephalitis infantum (febris hydrocephalica) zeigte derſelbe, wie bei gehoͤriger Würdigung der aus den anderweitig bekannten Erſcheinungen zu ſchließen— den diathesis inflammatoria und der, in der Mehrzahl der Faͤlle gegebenen, in dem grös ßeren Umfange des Kopfes und ſeiner Bildung enthaltenen, mehr oder minder deutlich aus— geprägten Praͤdispoſition eine Verwechſelung nicht leicht möglich ſei. Mit Recht tadelte er den von Jahn gemachten Vorſchlag, in dubioͤſen Faͤllen ein ſtarkes Blaſenpflaſter in den Nac⸗ ken zu legen, um, wenn wirklich Gehirnentzuͤndung vorhanden iſt, die Symptome derſelben greller und ſtuͤrmiſcher hervortreten zu laſſen, und ſo hinter deren Natur zu kommen. Den Beſchluß dieſes ſeines Vortrages machte die Mittheilung von fuͤnf hierher gehoͤrigen, erſt ſeit Kurzem (ſeit dem 15. November 1830 bis 18. Februar 1831) ihm als mitberathendem Arzte vorgekommenen Faͤllen, in welchen eine, durch die Krankheitsnatur indicirte, mit Con⸗ ſequenz durchgeführte, wie wohl durch das verſchiedene Alter der daran erkrankten Kinder | (von reſpective 10 Monaten bis zu 5 Jahren) modificirte ſtrenge Antiphlogoſe die kleinen Kranken rettete. Herr Prof. Dr. Goͤppert zeigte folgende Suͤdamerikaniſche, Oſt⸗ und Weſtindiſche Droguen aus der Officin des Herrn Olearius vor: 1) Cort. adstring. Brasiliens. und mehrere falſche Sorten deſſelben. 2) Cort. adstring. Barbatimao. 3) Cort. -adstring. Jurema. 4) Cort. Esenbeck. febrifug. 5) Cort, casca de Bravo s. cassia caryophyll. Brasiliens. 6) Canella. 7) Sipopira. 8) Pao de Col- her. 9) Raiz mil homens. 10) Batata de Purga. 11) Jatopa. 12) Semen Pacova. 13) Gomma d’Acajou und 14) Cort. Karo s. Kuruf. a Den 27. Mai ſprach Herr Prof. Dr. Goͤppert uͤber die chemiſche Bereitung und die therapeutiſche, der des Jod's aͤhnlichen Wirkung des im Jahre 1828 zu Mont: | pellier von Balard entdeckten Broms und einiger neuen von ihm vorgezeigten Praͤparate 1 — 49 — deſſelben, als der Hydrobromnaphtha, des Bromqueckſilbers, ſo wie des Kali und natrum hydrobromicum. — Er theilte ferner einige briefliche, den gerichtlichen Arzt beſonders intereſſirende Angaben des Herrn Chemikers Duflos zu Halle uͤber das Verhalten des Nar⸗ kotins, Morphins, Brucins und Strychnins als narkotiſcher Alkaloide gegen die darauf ange⸗ wandten Reagentien mit. e Von der Section auch fuͤr die naͤchſtfolgende zweijährige Etatszeit zu ihrem Geſchaͤfts⸗ führer gewählt, kann Ref. nicht umhin, hier noch den Wunſch auszuſprechen, daß die hoch— verehrten Herren Mitglieder derſelben, welche ihm bisher ſo viele ſprechende Beweiſe Ihres ſo ſchaͤtzbaren Wohlwollens und Ihres, fuͤr ihn ſo ſchmeichelhaften Vertrauens zu geben die Güte hatten, nicht nur die Verſicherung feines ergebenften, lebhaft gefühlten Dankes dafür genehmigen, ſondern auch von ſeiner Bereitwilligkeit, da wo es die Foͤrderung gemeinſamer wiſſenſchaftlicher Intereſſen gilt, feine Theilnahme an derfelben, ſei es auch nur durch guten Willen, zu bethaͤtigen, Sich uͤberzeugen moͤgen. 1 ws e d. 3. Secretair. Ber i ch t über die öffentlichen Verſammlungen der techniſchen Section im Jahre 1831. | Die Gewerbthaͤtigkeit iſt allerdings in dem Jahre 1831 durch mannigfach ſtoͤrende Einwirkungen, ſowohl in unſerm Breslau, als auch in unſerer ganzen Provinz Schleſien, in den meiſten Zweigen gehemmt worden. Dem ohngeachtet haben doch unſere Verſamm⸗ lungen regelmaͤßig ſtatt gefunden, und ihren Arbeiten, die im ruhigen Gleiſe fortgegangen ſind, hat ein guͤnſtiger Erfolg nicht gemangelt. Wir haben in unſeren Zuſammenkuͤnften dem vorgeſteckten Ziele, die Wiſſenſchaft dem Gewerbe naͤher zu bringen, beharrlich und an⸗ ſtrengend nach allen unſeren Kraͤften mit redlichem Willen nachgeſtrebt, und in dem Intereſſe, welches fortdauernd unſern Arbeiten von Seiten der Gewerbtreibenden geſchenkt wird, glau⸗ ben wir die ſicherſte Buͤrgſchaft zu finden, daß trotz der mannigfachen Schwierigkeiten, die zu uͤberwinden waren, unſere Section eine dauernde, und darum eine nutzenbringende Anſtalt fuͤr unſer Vaterland immer mehr werden koͤnne und werde. Wo feſter Wille und Ueberein⸗ ſtimmung aller, zu einem guten und edlen Zweck hinwirkender, Theile ſtatt findet, da kann das angefangene Werk nicht untergehen, ſondern wird und muß fortdauernd in ſeinen Wir⸗ kungen beſtehen. Die techniſche Section, als ein Theil der patriotiſchen Geſellſchaft, war im Geiſte der⸗ ſelben bemüht, die ſich aufgegebene Aufgabe zu loͤſen: die für Gewerbe nuͤtzlichen und fie foͤr⸗ dernden, oder in dieſelben eingreifenden Wiſſenſchaften moͤglichſt unter den Gewerbtreibenden zu verbreiten. Die Theilnahme, mit welcher wir von Seiten der hoͤchſten Staats-Behoͤrden in unſerm Streben beehrt und unterſtuͤtzt wurden, fo wie die guͤnſtige Meinung, welche ſich im groͤßten Theile des Publikums uͤber unſere Leiſtungen ausgeſprochen hat, waren mehr als hinlaͤngliche Ermuthigungen, wenn es anders derer bedurft haͤtte, uns in unſeren Arbeiten beharrlicher zu machen, und zu deren raſtloſer Fortſetzung zu beſtimmen. 8 Nicht zu verkennen jedoch iſt, daß: einerfeitö bei der politiſch ſtaatswirthſchaftlichen Wichtigkeit, welche die Gewerbe als ſolche in der neuern Staatsgeſchichte und Verwaltung eingenommen, anderſeits bei der ſchnellen Entwickelung einzelner und den vielfachen Verbeſſe⸗ rungen und Entdeckungen anderer Induſtrie⸗Zweige es ſchwer iſt, und taͤglich ſchwerer 3 wird, den Aufforderungen zu entſprechen, welche mit Recht an uns, als techniſche Section, gemacht werden koͤnnen, und zunächft dieſer Beruͤckſichtigung iſt es der lebendige Wunſch der Mehrzahl der Mitglieder der Section, im kuͤnftigen Jahre in den oͤffentlichen Sitzungen, außer den chemiſchen, phyſikaliſchen, mechaniſchen und ſtreng gewerblichen Vortraͤgen, auch uͤber Volkswirthſchaftslehre ſich zu verbreiten. — | Jedoch koͤnnen wir nicht umhin, hier ausdruͤcklich zu bemerken, daß der uns zunächft ſtehende Gewerbfleiß unſerer achtungswerthen Mitbuͤrger hier in Breslau es iſt, den wir von jeher vorzuͤglich in's Auge gefaßt haben, und deſſen Belebung und Befoͤrderung uns vor allen am Herzen liegt. Denn ganz find wir von dem Gedanken beſeelt, daß der Ort für feine Bewohner der glücklichfte iſt, wo ein jeder, ohne alle Eigenſucht, von edler Vaterlandsliebe begeiftert, feine Kräfte, feinen Einfluß, und was ihm zu Gebote ſteht, auf die Unterſtuͤtzung der Kuͤnſte oder Gewerbe und jeden Zweiges der Kultur verwendet; wenn jedem Talent, jedem Verdienſte, der Weg zur gebuͤhrenden Auszeichnung eroͤffnet wird, und jeder Breslauer, oder vielmehr jeder Schleſier, nur in dem Wohl des Ganzen ſein eignes Gluͤck findet. Vom innigſten Danke durchdrungen gedenken wir der gnaͤdigen und huldreichen Unter⸗ ſtuͤtzung, welcher ſich auch in dieſem Jahre die techniſche Section von Seiten des Staats zu erfreuen hatte. Se. Excellenz der Herr Miniſter des Innern fuͤr Handel und Gewerbe, Freiherr von Schuckmann, ließen, als Ausdruck ihrer beifaͤlligen Zufriedenheit unſers gemeinnuͤtzigen Wirkens, uns wiederum Ein Hundert Thaler zu Theil werden; welches hohe Gnadengeſchenk wir zu Reagentien und mehreren andern, in den chemiſchen und phyſikali⸗ ſchen Vorleſungen insbeſondere nothwendigen Gegenſtaͤnden verwandten und dadurch in den Stand geſetzt wurden, den Gewerbtreibenden Mehreres zur Kenntniß zu bringen, welches ohne dieſe Huͤlfsmittel nicht moͤglich geweſen waͤre. f Der Herr Miniſter des Kultus, Freiherr von Altenſtein, ertheilten uns ebenfalls ein hohes Gnadengeſchenk von Vierzig Thalern zum Ankauf von Zeitſchriften, Journalen und verſchiedenen in das Gewerbefach einſchlagenden Werken; durch deren Umlauf unter den Theilnehmern der Section ſehr viele nuͤtzliche Ideen und Kenntniſſe nicht allein verbreitet, ſondern dieſelben auch mit den neueſten Erfindungen im Gebiet der Gewerbkunde bekannt gemacht wurden. Vor allen andern gewaͤhrten Kupferwerke und die Zeichnungen, welche die SZieitſchriften groͤßtentheils begleiteten, erſprießlichen Nutzen; da uns leider noch immer Mo⸗ delle von gewiſſen ganz unentbehrlichen Gegenſtaͤnden mangeln, deren Anſchaffung bis jetzt noch hat unterbleiben müffen. a Hierdurch aufgemuntert, bewieſen die Mitglieder der Section ſowohl als alle Beſuchen⸗ den derſelben die innigſte Theilnahme und treueſte Anhaͤnglichkeit, und waren nach Kraͤften bemuͤht, dem Vereine fo nuͤtzlich als möglich zu werden. Vorzuͤglich verdient Herr Magiſter Muͤcke unſern Dank und den Dank des Publikums, indem er mit unermuͤdetem Eifer auch in dem verfloſſenen Jahre wiederum 13 Lehrlingen von verſchiedenen Gewerben freien und unentgeldlichen Unterricht im Zeichnen ertheilte, und die meiſten dieſer Schuͤler ſehr vorwaͤrts 7 * ee in diefer Kunft brachte, wovon ihre Arbeiten den beften we rn indem man er die fichtbarften Fortſchritte erkennt. Ihre Namen und ihre Gewerbe ſind, wie folgt: i 2 5 1. Hoffmann, Guͤrtler. | Ä c e 2. Scholz, dito. a; 3. Hahn, Gelbgießer. 4. Trippner, Goldarbeiter. 5. Goͤhlich, dito. | ' 6. Steinmann, dito. i 4 7. Gaſtenſtaͤdt, dito. | 8. Haniſch, Formſtecher. | 9. Korneck, dito. 10. Maͤuſekopf, dito. 1 Koſchitzky, Mechanikus. Jaͤnſch, Tiſchler. f | * 8 Wuttke, Boͤttcher. Den Dank und die Anerkennung der Verdienſte, die ſich Herr Nagiſer Muͤcke durch | Fleiß, Mühe und Aufopferung von Zeit um das allgemeine Beſte erworben, drückte das - Directorium der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländifche Kultur durch die Bewilligung der Ehren- Medaille aus, welche demſelben in den erſten Tagen des laufenden Jahres durch den Sekretair der techniſchen Section, von einem Schreiben des Praͤſidiums begleitet, überre worden iſt. Oeffentliche Verſammlungen wurden in dem verfloſſenen Jahre 15 gehalten, da wegen Stoͤrungen, welche die Zeitverhaͤltniſſe berbaifubkten; einige ausgeſetzt werden mußten. Die erſte Zuſammenkunft war auf den 24. Januar feſtgeſetzt worden. Es eroͤffnete die Sitzung Herr Artillerie-Lieutenant Hoffmann durch einen Vortrag aus dem Gebiete der Mechanik: uͤber die Rolle, und eroͤrterte in demſelben die verſchiedenen Anwendun⸗ gen fefter und beweglicher Rollen, des Flaſchenzuges ꝛc., und gab zuletzt eine gründliche Anz leitung zur Berechnung der Verhaͤltniſſe des Aufwandes von Kraft zur Laſt. Herr Prof. Dr. Runge behandelte hierauf einen Gegenſtand aus der Chemie und ſprach: uͤber die beſtimmten Verhaͤltniſſe, in welchen Koͤrper gemiſcht werden muͤſſen, um nuͤtzliche Producte auf die moͤglichſt wohlfeilſte Weiſe darzuſtellen. Er machte durch eine Reihe von Beiſpielen klar und deutlich, wie wichtig die Stoͤchiometrie fuͤr die Gewerbe ſey, da oft ein kleines Mehr oder Wenig die entgegengeſetzteſten Wirkungen herbeifuͤhre. Hierauf ſprach derſelbe über die Miſchungs⸗ gewichte der einfachen Körper, und nachdem er eine Tabelle für die in der Technik am meiften angewandten Säuren und Salzen gegeben, erläuterte er durch Verſuche, welche Vorſicht beim Abſtumpfen von Saͤuren, Zerſetzen von Salzen ꝛc. zu beobachten ſey, um 55700 die uin * laͤßigſten Reſultate zu erhalten. i . se * u in AJ der darauf folgenden zweiten Sitzung am 2. Februar befchäftigte man ſich insbeſon⸗ dere mit der Rechnungs⸗Abnahme und Unterſuchung der zum Beſtehen der Section gemachten Auslagen; beſtimmte durch die Wahl der gegenwaͤrtigen Mitglieder, daß die Verhaͤltniſſe in Bezug auf die Leitung der Section die naͤmlichen wie im vorigen Jahre bleiben ſollten; wel⸗ ches auch Oelsner und Milde, als welche ſich bisher dieſem Geſchaͤfte unterzogen, eben ſo gern als bereitwillig wiederum annahmen. | | Nachdem Mehreres die Section betreffende geordnet worden war, wurde vorzüglich in Berathung gezogen, wie wohl die Section am gemeinnuͤtzigſten werden und wirken koͤnne, und auf welche Weiſe dieſelbe für die Gewerbetreibenden unſerer guten Vaterſtadt Breslau ‚vorzüglich, ſo wie auch für die ganze Provinz im allgemeinen recht heilbringend werden koͤnne und muͤſſe, da ja jedem honetten Manne der Eintritt in die Verſammlungen offen ſtehe, und keine Beſchraͤnkung hier ſtatt faͤnde? Gan 182 Nach mehreren anderen Verhandlungen machten es ſich die Mitglieder der Section noch zur beſonderen Pflicht, beſonders im kuͤnftigen Jahre, wenn ruhigere Verhaͤltniſſe eintreten, auf Buͤrger⸗Gewerbe- und Sonntags-Schulen ſo nuͤtzlich als moͤglich einzuwirken, und fuͤr die Verbreitung techniſcher Kenntniſſe unter den Lehrlingen der Gewerbe Sorge zu tragen, uͤberhaupt aber auch dahin zu ſehen, wie Gewerbe-Schulen in unſerer Provinz Schleſien, als das einzige Mittel wahre Induſtrie zu wecken und vollkom⸗ mene und thaͤtige Profeſſioniſten in unſerem Lande zu bilden, zu begruͤnden waͤren. . m In der dritten Sitzung als der am 21. Februar, ſprach Herr Artillerie⸗Lieutenant Hoffmann in Verfolg feiner Vorträge über die einfachen Maſchinen in der Mechanik, über das Rad an der Welle. Er entwickelte zunaͤchſt die Saͤtze: daß die Kraft ſich verhalte zur Laſt, wie der Durchmeſſer der Welle zum Durchmeſſer des Rades; ferner, daß das Ver⸗ haͤltniß der Hebelsarme umgekehrt ſey, wie das der Laſt und Kraft. Nach dieſem flellte er die Frage auf: Wie finde ich die Kraft des Rades an der Welle? ff u Nachdem der Herr Vortragende den eigentlich wiſſenſchaftlichen Theil dieſer einfachen Maſchine durchgegangen war, ging er zu den verſchiedenen Anwendungen im buͤrgerlichen Leben ſowohl als in den Gewerben uͤber, und erlaͤuterte dieſen Gegenſtand mit großer Anſchau⸗ llichkeit und vieler Gruͤndlichkeit. 15 5 MEN 5 Da Kraͤnklichkeit Herrn Prof. Dr. Runge hinderte, der dermaligen Sitzung beizu⸗ wohnen, ſo hatte doch derſelbe die Guͤte gehabt, den von ihm angekuͤndigten Aufſatz uͤber den Schellack und das Bleichen deſſelben einzuſenden. Die gebleichten Proben, welche zu glei⸗ cher Zeit mit eingeſandt worden waren, uͤbertrafen alles, was die Geſellſchaft aͤhnliches fruͤher geſehen, und der Wunſch wurde lebendig ausgeſprochen, daß Herr Runge doch geneigt ſeyn moͤchte, recht bald dieſes fo nuͤtzliche und ſchöoͤne Fabrikat, welches in den meiften Anwendungen geeignet fein duͤrfte, den Copal zu erſetzen, in groͤßern Quantitäten in den Handel zu bringen. a DM Hierauf machte der Herr Geheime Regierungs⸗Rath von Kracker die Versammlung N auf die Brauchbarkeit und Nuͤtzlichkeit von Nicholſons praktiſchen Mechaniker aufmerk⸗ ſam, und zeigte, wie er vorzuͤglich kuͤnftigen Maſchinenbauern nuͤtzlich werden koͤnne. 9 Herr Kaufmann Lewald gab einige Notizen über Dollondſche Glaͤſer. Am Se feines Vortrages machte derſelbe einige Bemerkungen über Zu ündmiſchung und Zündhölzer. In der vierten Sitzung den 7. Maͤrz hielt der Geh. C. R. Oels ner einen Vortrag uber da Entſchweißen und Waſchen der Wolle in den Tuchfabriken. Zuerſt zeigte er, worin das Entſchweißen beſtaͤnde, nämlich in der Befreiung von einer Fettigkeit, die man Schweiß nenne, und womit die Wolle des Schafes durch die eignen Ausduͤnſtungen deſſelben durch⸗ drungen und umgeben ſey, und eben dadurch das Wollhaar feines natürlichen und eigenthuͤm⸗ lichen Glanzes beraubt wuͤrde und ſo zugleich ſeine Zartheit und Weichheit verlöre, Nach⸗ dem derſelbe die Mittel aufzufinden ſuchte, wodurch man den fremdartigen Stoff, der d Wollhaar umgebe und durchdringe, entfernen koͤnne, machte er aufmerkſam, daß erſt die neuere Zeit das Saͤubern und Reinigen der Wolle in dem Grade, wie es jetzt geſchehe, her⸗ beigefuͤhrt, und daß ſonſt insbeſondere bei Mittel⸗ und ordinairen Tuͤchern aller Unrath und Koth in der Wolle mit in's Tuch hinein gewebt worden ſey. Er fand den Urin des Menſchen als das Einzige und Vorzuͤgliche, wodurch man wie Wolle zu miſchweißen n und von allen Unreinigkeiten zu befreien im Stande waͤre. i Der Vortragende ging hierauf auf eine genaue Hence Analyſe des Urins übe, und indem er die Eigenſchaften deſſelben entwickelte, zeigte er, daß in dem gefaulten Urin, der allein zum Entſchweißen brauchbar ſey, ſich Ammoniak oder das ſogenannte fluͤchti ge Alcali befaͤnde. Dieſes aber ſei ein Laugenſalz wie die Pottaſche und die Soda, loͤſe wie dieſe das Fett auf, und bilde damit Seife. Da nun der ſogenannte Schweiß der Wolle groͤßtentheils aus einer fettartigen Subſtanz beftehe, fo ließe ſich erklaͤren, wie der Ammoniakhaltige Urin ganz vor⸗ zuͤglich zum Entſchweißen der Wolle diene. Auch verdiene eben der Ammoniak des Urins den Vorzug vor der Soda, weil er die Wolle nicht ſo angreife wie dieſe, ja er ſetzte klar und durch Beiſpiele beweiſend auseinander, wie Pottaſche und Soda die Wolle voͤllig aufloͤßten, und daher zum Entſchweißen gaͤnzlich unbrauchbar waͤren. Hierauf ließ er ſich uͤber die Pro⸗ zedur des Entſchweißens ſelbſt aus, und theilte mit, wie er es bisher am zweckmaͤßigſten gefunden, mit / Urin und %, Waſſer bei 30 bis hoͤchſtens 32 Grad Reaumur das Geſchaͤft vorzunehmen, und wie die Alkaliſchen Theile des Urins, die in demſelben eine ſo ganz eigenthuͤmliche Mi⸗ ſchung haͤtten, insbeſondere der Ammoniak bewirke, daß ſich der Schweiß vom Wollhaar gaͤnzlich trenne, demſelben ſeinen eigenthuͤmlichen Glanz, die Zartheit und Weiche, die ihm die Natur verliehen, wiedergebe, und auf die Art der Wolle eine Verbeſſerung ja Veredelung f ertheile, die ſie zu einem weit feineren und beſſern Garne faͤhig mache, als ſonſt nie aus ihr haͤtte geſponnen werden koͤnnen. Der Faden f elbſt von ordinairer und Mittel⸗Wolle erſcheine fein und gerundet, nicht knotig, nicht unrein und in großer Vollkommenheit. Dies ſey der Grund, warum beſſere und feinere Tuͤcher aus ordinairer Wolle gegenwärtig verfertiget wuͤr⸗ ie 2. den, als es ſonſt nie haͤtte geſchehen koͤnnen, und warum die Tücher auch jetzt viel wohlfeiler been als ehedem. a Wir übergehen hier die Auseinanderſetzung der Vorſchlaͤge, die Baumiers, ein | Zuchfabeifan in Clermont, zum Entſchweißen gemacht, und wie denfelben Herr William Cokerill in Guben auf eine vortreffliche und ee Weiſe durch praktiſche Pruͤfung der eee Vorſchluaͤge widerlegt. | Herr Prof. Dr. n ſprach hierauf uber die Schwefelſaͤure und ihre Anwendun⸗ | gen in Gewerben. In der fünften Sitzung am 21. Maͤrz gab Herr Artillerie-Lieutenant Hoffmann | Erläuterungen und Anweiſungen zur Berechnung der Kraftanwendungen bei Mafchinen, und ging ſodann zu den zuſammengeſetzten Raͤderwerken und deren Conſtruction uͤber. Der Vor⸗ tragende ſtellte zuletzt die Bedingungen feſt, unter welchen Triebſtoͤcke und Kaͤmme an Raͤdern gegenſeitig beſtimmt werden und gab die noͤthigen Formeln zu deren Conſtruction. Einige hoͤchſt intereſſante Notizen theilte Herr von Boguslawsky uͤber die Con⸗ centration des Syrups durch Luftſtroͤmung mit. Ferner ließ er ſich noch ſehr unterrichtend uͤber die Eigenſchaften eines Gerbeſtoffs, welcher ſich in den Blaͤttern der Blaubeeren fin⸗ | a aus. 1 In den folgenden drei Sitzungen, der ſechsten, ſiebenten und achten, welche von Ende | März bis zum Mai gehalten wurden, kamen nachſtehende Aufſaͤtze zum Vortrage: 1) Der Geh. C. R. Oelsner ſprach über die Fabrikation der Staͤrke oder des ſogenannten Kraftmehls und deren Anwendung auf die mannigfal⸗ tigen Gegenſtaͤnde im Fabrikweſen und bürgerlichen Leben. Er erwaͤhnte vorlaͤufig, wie dieſes Fabrikat, aus Weizen gebildet, in den aͤlteſten Zeiten erfunden und bei Griechen und Römern ſchon im Gebrauch geweſen ſey; machte alsdann auf die Beſtand⸗ theile der Staͤrke aufmerkſam, und zeigte, daß man vorzuͤglich Weizen zum Grundſtoff waͤhle, um aus ihm die Stärke zu ſcheiden, da fie, aus demſelben gebildet, am feinſten und weißeſten aus fiele. Das Weizenmehl an ſich, das aus dem von der Huͤlſe be⸗ freieten und zermalmten Korn entſtehe, ſei ein Gemiſch aus reinen wahren Mehltheilen, aus Kleber, aus Schleimzucker und aus Gummi, welchem Gemenge noch eine Maſſe uͤberſaͤuer⸗ ter phosphorſaurer Kalk zugetheilt ſeyp. Ein Pfund Mehl enthalte naͤmlich ohngefaͤhr 22 Loth Stärke, 8 Loth Kleber, 17, Loth Gummi und Eyweiß und / Loth Schleimzucker. Die Staͤrke ſey nun auf die Art der Theil, welcher bei ihrer Verfertigung von dieſen Gemeng⸗ ttheilen geſchieden werden folle, und ſchließe folglich nichts als reine Mehltheile in ſich. Tr fuͤhrte ferner an, daß ſo wie man aus Weizen die Staͤrke ſcheide, man fie auch aus 4 Kartoffeln, wilden Kaſtanien, tuͤrkiſchen Weizen u. ſ. w. verfertigen koͤnne. Hierauf entwickelte er das Fabrikationsgeſchaͤft ſelbſt, und erlaͤuterte, wie daſſelbe aus einer Scheidung aller reinen Mehltheile beſtehe, in dem fich der Schleimzucker auflöfe und zuerſt in eine geiſtige, dann aber in eine ſaure Gaͤhrung uͤbergehe, der Kleber ſich von den reinen Mehltheilen trenne und zuſammen ziehez der uͤberſaͤuerte phosphorſaure Kalk e e ſich aber im Waſſer aufloͤſe, und auf die Art die Maſſe zum Vuskreten den Stärke warben. tet werde. dat Der Vortragende fuͤhrte hierauf die Versteh der Methoden der Stärfemachee an und ſprach dann über die ſechs Operationen, die nothwendig find, um den Weizen in Stärke zu verwandeln. Vorzuͤglich mochte er aufmerkſam, wie man nur einen Weizen von duͤnner Huͤlſe und ſehr weißen Korn zu waͤhlen habe, wenn man ein vollkommenes gutes Fabrikat hervorbringen wolle; dann ging er erſtens die Operationen des Einquellens oder Ein⸗ meiſchens durch, und zeigte, wie daſſelbe auf die zweckmaͤßigſte Weiſe geſchehen koͤnne, und wie nach dieſem die Maſſe der zweiten Operation der een zu uͤberla⸗ ſen ſey, die ſich uͤber alle Theile verbreiten muͤſſe. 5 Daß dieſes der Fall ſey ſehe man aber, wenn die Maſſe, die ſich anfangs gewaltig empor hob, von allen Seiten zu Boden ſinkt, und gelbes, ſaͤuerlich ſchmeckendes Waſſer uͤber ſich ſtehen laͤßt; worauf die dritte Operation, die des Austretens, erfolge. ja: Nachdem der Vortragende die zweckdienlichſte Art durch Trittmaſchinen angezeigt, ging er zur vierten Operation, zum Abſuͤßen, uͤber, und ſetzte genau auseinander, wie dieſes nach der neuern beſſern Methode geſchehen muͤſſe/ um allen ſaͤuerlichen Geſchmack herauszubringen; da ſich nun nach dieſem gewoͤhnlich eine obere graue Schichte zeige, unter der ſich eine blendend weiße befinde, fo muͤſſe die erſtere hinweg gehoben, und die untere rei⸗ nere mit reinem Waſſer aufgeruͤhrt, durch ein Haarſieb durchgeleitet, und ihr Gelegenheit, ſich zur Staͤrke zu ſammeln, gegeben werden. Hierauf erfolge die fuͤnfte Operation, die des Austrocknens, und alsdann die letzte, die des Putzens und Abſchabens, wo er in beiden letzten Faͤllen ſich immer auf die verbeſſerten Methoden bezog, die er insbe⸗ ſondere in dem darauf folgenden genau auseinander ſetzte. In dem zweiten Abſchnitt uͤber verbeſſerte Methoden war er insbeſondere bemuͤht, die fuͤr die Staͤrke-Fabrikation vorzüglich anwendbaren, verbeſſerten oder vielmehr neu erfundenen Quetſchwalzenwerk⸗ zeuge darzuſtellen, und nachdem er einen anſchaulichen Begriff von den verſchiedenen Arten derſelben gegeben, machte er auf die Anwendung und den richtigen Gebrauch der bei dem Geſchaͤft des Staͤrkemachens noͤthigen Werkzeuge aufmerkſam, und zeigte insbeſondere, wie die Koͤrner noch einmal zerquetſcht und dann in Vermengung mit Waſſer wiederum durchs Walz⸗ werkzeug geleitet werden en „und wie manche hier gewöhnlichen Fehler zu vermeiden waͤren. Im dritten Ab ſchnitt ſprach er uͤber Verfertigung der Staͤrke aus Kartoffeln, und bewies, daß bei derſelben keine Gaͤhrung oder Fermentation erforderlich ſey, indem die Kartoffeln ihr Kraftmehl blos mit Eyweißſtoff und Pflanzen⸗ faſer, mit Pflanzenſchleim und mit einem Gemenge von Phosphorſaͤure und von Weinſtein⸗ 1 fäure, welche Theile alle unter ſich verbunden wären, zuſammen hielten. Da nun beide Säuren nebſt dem Schleim ſich beim Auskneten der zerkleinerten Kartoffeln in Waſſer aufloͤ⸗ ſen, ſo bleiben die Pflanzenfaſern nebſt dem Eyweißſtoff ee ien und die Stärke kaun ſich alſo auf die leichteſte Weiſe ausſondern. Es Indem er nachher das Verſohre bei Verfertigung der Staͤrke aus Kartoffeln durchge⸗ 85 und gezeigt, wie fie zu einer guten und ſchoͤnen Waare gebildet werden Eönne, ent: wickelte er ferner: wie die faſerigen Theile von der Kartoffel, welche nach dem Auskneten zuruͤckbleiben, noch ein weit nahrhafteres Futter fuͤr das Vieh geben, als ſelbſt der Ruͤck— = vom Weizen, indem das Gemenge vom Epyweißſtoffe, Pflanzenfaſern und mehlartigen Theilen das Naͤhrendſte und Staͤrkendſte fuͤr das Vieh ſey. Im vierten Abſchnitt ſprach er über Verfertigung der Stärke aus wilden Kaſta⸗ nien, kürkiſchem Weizen und andern Gegenſtaͤnden, und theilte ſeine Ideen daruͤber mit. Im fuͤnften Abſchnitt ſtellte er eine Vergleichung zwiſchen Staͤrke aus Weizen und Kartoffeln an, und ſetzte das Charakteriſtiſche von Beiden genau auseinander, welches in der Stärke aus Weizen in einer blendend weißen Farbe und in einem Geraͤuſch, das bei dem Zerbrechen ver— anlaßt werde, beſtehe. Indeß koͤnne gute Kartoffelftätke, wenn fie mit Sorgfalt verfertigt und beim Austrocknen insbeſondere wahrgenommen wuͤrde, auch dieſe Eigenſchaften erhalten. Im ſechsten und letzten Abſchnitt ſetzte er den mannigfaltigen Gebrauch und die Anwendung dieſes Fabrikats genau auseinander, und machte vorzüglich auf feine Nuͤtz⸗ lichkeit und Unentbehrlichkeit bei der Leinwand-Manufactur aufmerkſam, indem er zeigte, daß Staͤrke das vorzuͤglichſte Mittel ſey, leinenen Waaren ein ſchoͤneres und gefaͤlligeres Aeußere zu geben, und fie zu einem vollendeten Fabrikate zu bilden; daher er es auch be= | fremdend fand, daß in einem Lande, wie in Schleſien, wo die Leinenfabrikation ſeit Jahrhun⸗ derten im hoͤchſten Flore ſic befände und der ausgebreiteſte Handel mit Leinenwaaren getrie⸗ ben wuͤrde; uͤberdem in einem Lande, wo der ſchoͤnſte Weizen erzeugt und die vortrefflichſten Kartoffel⸗Erndten ſtatt fanden, noch nie eine große Staͤrke-Fabrik errichtet worden wäre, bis vor ohngefaͤhr drei Jahren die Herren Gebrüder Kramſta in Freiburg die erſten gewe⸗ ſen waͤren, ein ſo nothwendiges Etabliſſement fuͤr Schleſien zu gruͤnden. Daſſelbe liefere aber bis jetzt ein eben ſo ſchoͤnes Fabrikat, wie das, was man bisher groͤßtentheils aus dem Auslande, aus Halle und dem Magdeburgſchen gezogen hätte, und da die weiten Transport⸗ koſten erſpart würden, würde daſſelbe auch wohlfeiler. Einerſeits bliebe dadurch das Geld im Lande, andererſeits wuͤrde durch dieſe ſo richtige Spekulation die Thaͤtigkeit der Landes⸗ Bewohner vermehrt, indem eine Menge Menſchen mehr als ſonſt beſchaͤftiget wuͤrden. Wie vortheilhaft dies Unternehmen waͤre, gehe aber aus der großen Ausdehnung, die dieſe Fabrik in der kuͤrzeſten Zeit erhalten, hervor, indem die Unternehmer zu einer Erweite⸗ rung der Anſtalt genoͤthigt worden wären, in welcher jetzt jährlich 20,000 Scheffel Weizen zu Staͤrke verarbeitet werden koͤnnten, und doch der Begehr kaum zu befriedigen ſey. 2) Der Kaufmann Herr Lewald las in der folgenden dieſer Sitzungen einen Aufſatz vor, worin er die Engliſchen Arbeiter mit den Unſrigen verglich. Er ſtellte zuerſt das Prinzip feſt: daß der allgemeine Wohlſtand eines Volkes in allen ſeinen Klaſſen weſentlich von feiner Sittlichkeit abhange, indem dieſe mehr Einfluß auf das Wohlbefinden ſaͤmmtlicher Klaſſen, als ſelbſt der Boden oder das Klima habe. Die Grundlage zur Sitt⸗ lichkeit ſei aber gluͤckliche Zufriedenheit. Hierauf gründete der Verfaſſer den Vergleich zwi⸗ | 8 6 „„ ſchen den Engliſchen und unſern Arbeitern. Jedoch entwickelte derſelbe vorher recht ſcharf⸗ ſinnig, wie der Gewerbebetrieb jeden Tag in dem Maaße, als die Forderungen der Wiſſenſchaft an das Gewerbe groͤßer werden, erſchwert werde. Der Meiſter von Geſtern muͤſſe bei den von Heute in die Lehre gehen. Die Hand, die geſtern gelehrt, muß heute wieder lernen, da die Fortſchritte in der Wiſſenſchaft ſo raſch ins Leben uͤbergehen, daß der Gewerbtreibende fort und fort lernen muß, will er nicht mit den Erforderniſſen der Zeit in ungleichen Kampf treten und ſeiner Niederlage gewiß ſeyn. + Sei nun aber dieſer Zuſtand auch ſchwierig, fo fei doch der am ſchwierigſten und druͤk- kendſten, wo der Gewerbtreibende nichts als mechaniſche Fertigkeit beſitze. Zur Zeit der Zuͤnfte ſei allerdings der Zuſtand der behaglichſte geweſen, weil jeder, der ſo gluͤckllch war, ein Meiſterrecht zu erlangen, mit ſeinem Viel oder Wenig wiſſen ein wirkliches Recht erlangt hatte. Er war Herr und Verſorger einer großen Zahl von Verbrauchern. — Wohl habe es in jener Zeit Meiſter, die tuͤchtiges und gediegenes leiſten konnten und mit den For⸗ derungen der Zeit ſich vertraut machten, gegeben; allein dieſe hätten ſich auch für ihre Faͤhig⸗ keiten ſehr gut bezahlen laſſen, daher fie nur für Wohlhabende und Reiche da geweſen waͤ⸗ ren; die Unbemittelten oder in haͤuslichen Verhaͤltniſſen Beſchraͤnkten waͤren allein auf den Meiſter angewieſen geweſen, der, ſo gut er wollte und konnte, ſein Stuͤck Arbeit verfertigte. Er arbeitete zu maͤßigen Preiſen, doch ſo, daß er, wie ſchlechthin ſeine Arbeit auch war, doch noch gehoͤrig buͤrgerlich leben konnte. — Nun ſei durch Aufhebung der Zuͤnfte die Zeit einge⸗ treten, wo keiner durchs Meiſterrecht mehr ein Recht gewoͤnne. Wer beſonders, ſchoͤn, ſolide und wohlfeil arbeite, waͤre geſucht und komme vorwaͤrts; der tuͤchtigen und gediegenen waͤren aber ſo viele, daß auch Unbemittelte und in haͤuslichen Verhaͤltniſſen Beſchraͤnkte bei ihnen arbeiten laſſen koͤnnten, da die Konkurrenz in ſolcher beſſern Arbeit den Lohn herunter geſetzt habe. Der ſchlechte Arbeiter habe anitzt ſein Publikum ganz verloren, und lebe wie alle Halbwiſſer, kuͤmmerlich und elend fort. 1 Nach dieſen Vorausſetzungen ging der Verfaſſer auf England über, und zeigte, daß die Bluͤthe des Handels nicht der Maaßſtab des Nationalwohlſtandes ſey; denn wo Tauſende und Tauſende, Jung und Alt, Weiber und Kinder, fuͤr wenige reiche Kapitaliſten arbeiten 1 wie Negerſclaven, im Schweiße ihres Angeſichts ein kuͤmmerliches Daſeyn fuͤhren muͤſſen, da ſei wahrlich vom National-Wohlſtande, von Volksgluͤck nicht viel zu ſprechen. Die Reichthuͤmer, die zu ungeheuren Summen in den Haͤnden einzelner Eigenthuͤmer anwachſen, duͤrften uns nicht blenden, nicht verfuͤhren unſere Miniſter, in Deutſchland uͤber das deutſche Vaterland das Ungluͤck zu verbreiten, unter welchem eine zahlreiche Menge der Einwohner Englands ſchmachte. Unſere Bauern in Deutſchland waͤren gluͤcklichere Geſchoͤpfe, ihre Wohnungen geſund, ihre Koſt nahrhaft, die Luft die ſie einathmen, belebend, ihre ei N tigungen Naturgemaͤß. — 1 Hierauf entwirft der Verfaſſer ein Bild von dem Zuſtande der Ungluͤcklichen, die in großen Fabriken Englands arbeiten. So muͤſſen z. B. in einer großen Baumwollſpinnerey zu Mancheſter mehrere tauſend Individuen täglich 14 Stunden lang in der Fabrik eingeſperrt, | | | | |. 1 „ wo Sommer und Winter die Hitze weit uͤber 24 Grad Reaumur betraͤgt, arbeiten. Nicht einen Platz haben ſie, wo ſie ſich etwas abkuͤhlen koͤnnten, nicht einen Hauch von erfriſchen⸗ der Luft, der die druͤckende, ſchwere Atmoſphaͤre reinigte! das Thor des Raumes, worin ſie arbeiten, bleibt den ganzen Tag verſchloſſen, nur 7, Stunde, zur Theezeit, wird es geoͤffnet. Auch der erfriſchende Trank des kuͤhlen Brunnwaſſer iſt ihnen unterſagt. Die ſchaͤdlichen Wirkungen der Hitze waͤren noch betraͤchtlich durch den uͤblen Geruch des Gasdampfes ver— mehrt. Dieſer Geruch, durch die Ausduͤnſtungen der Arbeiter geſchwaͤngert und durch die von dem Ausathmen verdorbene Luft, und der ſogenannte Kattunſtaub, ſei der Grund vieler Krankheiten, und ziehe Tauſenden einen fruͤhen Tod zu. Der Vortragende ſtellte nun die Frage auf: ob man wohl auf ſolche Sichen ſtolz fein koͤnne? und ob dies wohl National⸗Gluͤckſeligkeit zu nennen ſey? Er theilte hierauf noch eine Lifte der Geldſtrafen mit, welche mit unerbittlicher Strenge von dem Aufſeher der Fabri— ken bei geringſten Verſehen dem Arbeiter ausgepreßt werden. Der Arbeitslohn iſt hoͤchſt armſelig und fällt nicht einmal ganz den Ungluͤcklichen zu; ſo muͤſſen fie ihre Beduͤrfniſſe aus gewiſſen Kramladen kaufen, die mittelbar oder unmittelbar ein Eigenthum des Fabrikherrn ſind. Wehe, wenn der Arbeiter bei einem andern Kraͤmer etwas kaufen wollte, er wuͤrde augenblicklich ſein Brot verlieren. Auch muͤſſen ſie in ſchlech— ten Haͤuschen fuͤr ſehr theure Miethe wohnen, die ihnen taͤglich vom Arbeitslohn abgezogen wird. Auf die Art wird nun alles hervorgeſucht, um dem Arbeiter den etwa ſcheinbar gro— ßeen Lohn oft fo zu ſchmaͤlern, daß viele Arbeiter noch bei ihrem „ gezwungen ſind, Armen⸗Unterſtuͤtzung zu erbetteln. Dieſes iſt das Loos der Fabrik⸗Arbeiter in England, deren Anzahl den vierten Theil | der Einwohner des Landes ausmacht, und doch folle das Loos der Bauern noch merklich ſchlimmer ſeyn. Dieſes kommt daher: daß beinahe alles Grundeigenthum unveraͤußer— liches Beſitzthum weniger adelichen Familien iſt. Der Nießbrauch des Grundeigen- thums wird zwar auf 90 Jahre mittelſt eines Erbzinslichen Vertrages von dem Grundeigen⸗ thuͤmer einem Dritten uͤbertragen, aber ſelten oder nie in kleinen Portionen, ſo daß nur der reiche Capitaliſt von dem reichen Grundeigenthuͤmer den Nießbrauch des Grundeigenthums an ſich zu kaufen im Stande iſt. Deswegen iſt der Bauer durch dieſe Einrichtung verdammt, im Schweiße feines Angeſichts um das Tugelohn fein ganzes Lebenlang fremdes Eigenthum zu bearbeiten. Hierzu kommt noch, daß nach einem Geſetz der Koͤnigin Eliſabeth alle Orts⸗ Armen von den Gemeinden, wo ſie leben, Unterſtuͤtzung erhalten muͤſſen. Da nun der meiſte Bauernlohn fo gering iſt, daß fie mit ihren Familien davon nicht leben koͤnnen, fo müffen fie ſich in allen Stuͤcken dem Pächter unterwerfen, vor ihm kriechen, damit fie nur Armen-Unter⸗ ſtuͤtzung erhalten. Noch ſchildert der Verfaſſer alle einzelnen Verhaͤltniſſe, die das Loos der Bauern trau⸗ rig machen, worunter auch beſonders dies gehoͤrt, daß ſie keine Wohnung haben, und oft die ſchlechteſte Wohnung mit 40 bis 70 Rtlr. bezahlen muͤſſen. — Nach genauen Angaben entwickelt ſich endlich, daß der Bauer in England ein voͤlliger Leibeigener ſey, und 9 nur dem Namen nach f 8 BE 0 von demſelben unterſcheide. — Noch druͤckender als alles übrige wird für den Bauer die Jagd⸗ und Forſtgerechtigkeit feines Herrn und Paͤchters, die ihn am Ende ganz demoraliſirt. Beiſpiele, die dieſes beſtaͤtigen, ſind ſchrecklich. Wird hier keine Aenderung gemacht, ſo iſt doch wohl zu erwarten, daß einſt die Grundeigenthuͤmer das Opfer empoͤrter Volkswuth wer⸗ den koͤnnen. Nun geht der Verfaſſer zu einigen Betrachtungen über und fragt: ob nun bei dem gro- ßen Reichthum und Ueberfluß, bei der großen Seemacht, bei der Induſtrie und dem auöge- breiteten Handel das Engliſche Volk gluͤcklicher fey, als die übrigen Völker der Erde? Von den Aeußerlichkeiten der Engliſchen Nation Verblendete moͤchten vielleicht dieſe Frage bejahend beantworten. Der unpartheiiſche Prüfer wird das Gegentheil an den Tag legen. Noch ſchließt der Herr Verfaſſer dieſen gruͤndlichen und vortrefflichen Aufſatz mit eini⸗ gen hoͤchſte geiſtreichen und den Zuſtand Englands richtig darſtellenden Bemerkungen. 5) In Verfolg der Sitzungen ſprach der Secretair der Section von der Fabrikation des Indigo in Suͤd-Indien. | Zuvoͤrderſt zeigte der Vortragende, daß es zwei Arten der Snbige: Fabrikation gebe; die erſte naͤmlich, indem man das faͤrbende Princip durch Gaͤhrung aus den friſchen Pflanzen zieht; die zweite, indem die Pflanze trocknet und man ohne Anwendung des Gaͤhrungspro⸗ zeſſes daſſelbe Reſultat erlangt. Dieſer letzte Prozeß iſt neu, und nur in den Pflanzungen im Suͤden von Indien im Gebrauch, daher eine kurze Beſchreibung davon nicht ohne Intereſſe ſeyn duͤrfte. Unmittelbar nach Beendigung der Regenzeit, die in die letzte Hälfte des Octobers, den ganzen November und die erſte Haͤlfte des Dezembers faͤllt, wird der Boden zur Anpflanzung vorbereitet. In hoͤheren Gegenden unmittelbar nach Aufhoͤren des Regens, in tie fer gelege⸗ nen Orten um acht Tage ſpaͤter. Die Pflanze verlangt einen leichten Boden, ein wenig | Regen oder Feuchtigkeit und ſehr viel Sonne. Gut iſt es, wenn der Regen unmittelbar nach dem Anpflanzen faͤllt, und je weniger Feuchtigkeit der Pflanze nachher zukommt, deſto beffer | gedeihet ſie. Nach dem erſten ſogenannten Abblatten trocknet ſie ein, und Regen wird M | ihrem ferneren Gedeihen nothwendig. | a Die Ausbeute aus den Blaͤttern iſt ſehr ungewiß und unbeſtimmt. Viele Regen zer⸗ ſtoͤren die Eigenſchaften der Pflanze faſt ganz und gar. Der Indigo enthaͤlt ſehr viel Kohle, und damit die Pflanze befähigt werde, die in der Atmoſphaͤre fich befindende Kohlenſaͤure zu zerſetzen, bedarf ſie einer brennenden Sonne. Je mehr ſich die Pflanze ihrer Reife naͤhert, je mehr dunkelt das Blatt nach, ſo daß es oft vom hellſten braun ins ſchwarz übergeht. Hat fie nun ihre vollkommene Reife erlangt, fo wird fie des Morgens abgeſchnitten und in der Sonnenhitze bis zum Abend liegen gelaſſen, wodurch ſie denn ſo trocken geworden, daß die Blaͤtter durch bloßes Klopfen mit kleinen Stoͤcken von den Zweigen ſich abloͤſen. Die Blaͤtter muͤſſen hierauf in trockenen Raͤumen bis zur weiteren Behandlung aufbewahrt wer⸗ den, da der Hinzutritt von irgend einer Feuchtigkeit die Gaͤhrung hervor rufen, und den gröͤ⸗ ßeren Theil des Farbeſtoffes vernichten wuͤrde. Zu bemerken iſt jedoch, daß ſelbſt, wenn die Blätter der Indigo-Pflanze ganz gut gez trocknet ſind, dieſelben dennoch nicht laͤnger als einen Monat in dieſem Zuſtande aufbewahrt werden koͤnnen, ohne eine bedeutende Veränderung zu erleiden. Die Farbe der Blätter hat ſodann eine dem Blei aͤhnliche Schattirung, verdunkelt ſich jedoch nach und nach und wird ſchwarz. Die Blätter ſelbſt geben, mit Waſſer behandelt, ehe dieſe Farbe⸗Veraͤnderung im Aeußeren vor ſich gegangen, keinen dem Indigo aͤhnlichen Farbeſtoff; den meiſten erhaͤlt man, wenn obgedachte Bleifarbe zum Vorſchein gekommen, ſpaͤter geht die Productivitaͤt der Indigo⸗Ausbeute in demſelben Verhaͤltniß zuruͤck, als die Farbenſchattirung ſich veraͤn⸗ dert. Die gehoͤrig aufbewahrten Blaͤtter werden nun in einem hoͤlzernen Staͤnder mit 5 bis 6 mal ihrem Gewichte nach kaltem Waſſer uͤbergoſſen, und bleiben fo ruhig 2 Stunden ſtehen. Die Einwirkung des Sauerſtoffs zeigt ſich ſchnell, indem man die zu oben ſchwimmenden Blaͤtter eine ſchoͤne blaue Farbe annehmen ſieht, waͤhrend die mit Fluͤſſigkeit vollkommen ba | 1% | | | | | | | bedeckten ihre graubraune Farbe noch beibehalten. Man rührt in der Flüffigkeit mit Stoͤk⸗ ken, wodurch die unteren Blaͤtter ebenfalls nach oben gebracht werden, und hierin beſteht der nterſchied der Bengaliſchen Bereitungsart von dieſer, indem die erſtere eine Gaͤhrung der Blaͤtter in der Fluͤſſigkeit erfordert, waͤhrend bei dieſer es ein bloßes Aufgießen iſt. Nach zwei Stunden wird die gefaͤrbte Fluͤſſigkeit in die ſogenannten Schlag⸗Bottiche geleitet; hier wird die Fluͤſſigkeit fleißig geruͤhrt, bis daß dieſelbe von einer hellgruͤnen Farbe ins Braune ‚übergegangen iſt, und zwar faͤhrt man ſo lange fort, bis die an die Oberflaͤche gebrachte Fluͤſſigkeit keine Farbenveraͤnderung mehr wahrnehmen laͤßt, und ein weißer Schaum ſich zeigt. Nun wird eine gewiſſe Quantität Kalkwaſſer in die Indigo⸗Fluͤſſigkeit gegoſſen, um⸗ geruͤhrt und drei Stunden ruhen gelaſſen. Das oben ſtehende Fluidum ſoll die Farbe von Madeira⸗Wein haben, es wird durch Loͤcher abgelaffen, die vorher wohl verſtopft in ver⸗ ſchiedenen Hoͤhen der Bottiche angebracht ſind. Der Indigo wird hierauf auf h zum Abtropfen gebracht und bleibt ſo eine Nacht ſtehen. Ig dem obgedachten Prozeſſe koͤmmt alles auf eine gewiſſe Genauigkeit an. Ist die Erndte zu frühzeitig geſchehen, oder find die Blätter im Abtrocknen verfehen, oder haben ſtarke Nebel waͤhrend des Wachſens der Pflanze ſtatt gefunden, ſo muß man laͤnger ruͤhren; und dennoch kann man oft den Schaum nicht zu der Weiße bringen, die er haben ſoll, wenn der Indigo ſich mit dem Sauerſtoff der Luft in Ordnung verbindet. Man verliert auf die Weiſe oft ſehr bedeutende Quantitaͤten Farbeſtoffs. Iſt der oben beſchriebene Prozeß erfolgt und man rührt weiter, fo nimmt der Indigo oft eine klar blau- ſchwarze Farbe an und man fagt, er iſt verbrannt. Er wird dann leichter und ein Theil deſſelben loͤßt ſich in der Fluͤſſigkeit wieder auf. Das Waſſer erhält aus der Indigo- Pflanze zwei verſchiedene Farbeſtoffe, wo⸗ von der eine blau, der andere gelb iſt. U * Eine Auflöfung von eſſigſauren Blei giebt i in der oben ſtehenden Fluͤſſigkeit einen ſchöͤ⸗ nen gelben Niederſchlag, welcher permanent in er Sonne ift und auf Kattun gebracht wer⸗ den kann. „ Nachdem nun der oberwaͤhnte Indigo auf den Filltern abgelaufen, wird er mit warmen Waſſer in kupferne Keffel gebracht und in denſelben bis zum Kochen erhitzt. Es entſteht dann ein blauer Schaum, welcher abgenommen wird, und beim langſamen Erkalten der Fluͤſ⸗ ſigkeit wird der Indigo mit den Haͤnden zuſammen gezogen, ſo lange in den Haͤnden geballt, bis alle Luftblaſen entfernt und er eine weiche Textur angenommen hat. Hierauf wird er in die Preſſe gebracht, ſodann geſchnitten und vollends getrocknet. Die letzte Operation giebt man wahrſcheinlich, um dieſe fein vertheilten Indigo-Partikeln naͤher zu bringen, und ihn von einem fremden beiwohnenden Farbeſtoff zu ſondern, der in der Form dieſes harzigen Schaums zum Vorſchein koͤmmt. Vielleicht geſchieht es auch, blos um den Indigo in d letzten Behandlung noch mehr Sauerſtoff aufnehmen zu laſſen. In der neunten Verſammlung ſprach Herr Prof. Dr. Runge uͤber das B let chen der Hoͤlzer. Aus ſeinem Vortrage ergab ſich, daß Chlorkalk zerſtörend und minder bleichend auf Holz einwirke als Chlornatron. Das Holz, welches in Chlornatron gelegt, ſcheint Anfangs ſich aufzulockern, nimmt aber an Dichtigkeit zu, wenn es wieder herausgenommen und ge⸗ trocknet wird. Beweiſe von der Wahrheit deſſen gaben mehrere Proben, welche der Herr Vortragende theils gefirnißt, theils ungefirnißt .. gab, Das Holz vom nein ſchien die ſchoͤnſte Weiße zu haben. Hierauf trug der Secretair der Section, im Verfolg eines fruͤheren Aufſatzes „Ge ſchichte der Entwickelung der Fortſchritte der Baumwollen⸗Fabrikation,“ Folgendes, über die Huͤlfsmaſchinen insbeſondere bei der Baumwollenſpinnerei, und zwar von der Erfindung der Powerlooms, vor. Der Erfinder derſelben war ein Pfarrer, Namens Cart w right, . der im Jahre 1784 mit mehreren Fabrikanten aus Mancheſter zu Matſock im Bade im Scherz auf die Bemerkung, daß man zu viel ſpinne, um alles verweben zu können, entgeg⸗ nete: man muͤſſe eine Webemaſchine erfinden. Einſtimmig wurde ihm geantwortet, dies ginge nicht. Cartwright reiſte indeß nach Hauſe und beſchaͤftigte ſich dort mit ſolchem Eifer und Fleiß mit dieſer Idee, daß er im Jahre 1787 ſchon ein Patent auf die Erfindung dieſer Maſchine nehmen konnte. Anfangs wurde der Powerloom wenig angewendet, da zu ſeiner Sollfommenheit der Haupt⸗Complement, naͤmlich die Schlichtmaſchine, fehlte, die erſt Thomas J Johnſon in Bradford mehrere Jahre ſpaͤter erfand. Von jener Zeit an ſind Powerlooms in England ſo ungeheuer ſchnell in Wipe gekommen, daß im vereinigten Koͤnigreiche deren an 50,000 im Gange ſeyn moͤgen. In Mancheſter allein befinden fih - über 20,000. In der zehnten Sitzung las der Geh. C. R. Oels ner einen Auszug aus einem Briefe, den er aus Mexico erhalten, vor, worin entwickelt wurde, wie und auf welche Weiſe der Verbrauch feiner Tuͤcher in Mexico ſich ſeit dem Jahre 1824 einheimiſch gemacht, und wie man gegenwaͤrtig dort feine wollene Tuͤcher immer mehr zu Kleidungsſtuͤcken fuͤr beide Ge⸗ ſchlechter zu gebrauchen anfange. Der Verfaſſer des Schreibens ſtellt zuerſt den Satz feſt: das Klima beſtimme in der Regel den Bekleidungsſtoff des Menſchen, und Luxus und Mode | ur I wirken auf die Geftaltung und Form deffelben ein. Ebendaher fände auch in dem vormali: gen Neu⸗Spanien oder der gegenwaͤrtigen Republik Mexico, welche vom 10ten bis zum SOften Grad nördlicher Breite ſich ausdehne, der Gebrauch wollener Tücher zu Bekleidungs⸗ ſtuͤcken in einigen Gegenden dieſes weiten Reiches ſtatt, jedoch waͤre bis zum Jahre 1824 gar nicht daran zu gedenken geweſen, ſich der wollenen Tuͤcher zur Bekleidung im ganzen Lande zu bedienen: denn bis dahin habe man ſich nur mit baumwollenen, leinenen und ledernen Stoffen bekleidet. Seit der Zeit habe indeß der Verbrauch wollener Tuͤcher zuge⸗ nommen. Der Berichterſtatter gab zuerſt eine Entwickelung des Klima's von Mexico, wo er zeigte, daß durch die Verſchiedenheit ſeiner Breitengrade und durch die Erhebung des Bodens uͤber die Oberflaͤche des Meeres alle Gradationen von tropiſcher Hitze bis zur gemaͤßigten Kuͤhle nördlicher Erdſtriche, ja bis zu den Verhaͤltniſſen der kalten Zone ſtatt fanden. Dar: aus ſchloß er, daß folglich die Wolle als Bekleidungs-Material für zweckmaͤßig und den Auf⸗ forderungen des Klima's entſprechend, erachtet werden muͤſſe. Dazu komme noch, daß ſelbſt in den heißen Kuͤſten⸗Diſtricten wollene Maͤntel und Decken nicht nur als Schutzmittel gegen die tropiſchen Regenguͤſſe, ſondern auch als Schutzmittel gegen die Hitze ſelbſt gebraucht wer— den, indem die phyſiſche Eigenſchaft der Wolle als ſchlechter Waͤrmeleiter eben ſo ſehr die Koͤrper gegen aͤußere Hitze ſchuͤtzt, ſobald ſelbige den Thermometer-Punkt der thieriſchen Wärme uͤberſteigt, als fie die aͤußere Kaͤlte abwehrt, ſobald jenes nicht der Fall iſt. Im Verfolg dieſer Ideen fuͤhrte der Berichterſtatter an, wie ſich die Urbewohner Mexico's, unbekannt mit dem Schafe, früher in baumwollene Zeuge und Thierhaͤute geklei— det, nachher aber ſey nach der Eroberung, oder Conquieſta, wie ſie es nennen, von Mexico durch die Spanier das Schaf dahin gebracht worden, und ſeit dieſer Zeit hätten fie einen hin⸗ laͤnglichen Urſtoff, um einheimiſche Induſtrie zu beleben, erhalten. Da die Indier mit der Spinnerei und Webekunſt durch den Gebrauch der Baumwolle ſchon bekannt waren, ſo fan⸗ den ſie ſich auch bald in die Verarbeitung wollener Stoffe, und Decken, Maͤntel, Umſchlage⸗ Tuͤcher wurden ſeitdem und werden noch heute theils fabrikmaͤßig, theils den Familien zum Hausbedarf von den Eingebornen ſelbſt angefertiget. Allein immer ſind dieſe wollnen Zeuge von einer groben Wolle und ſind uͤberdem ſo wohlfeil, daß wohl in dieſer Waare der Euro⸗ päiſche Kunſtfleiß ſich nie einen Markt begründen dürfte, Ganz anders verhaͤlt es ſich mit den Fabrikaten aus feiner Wolle, dahin gehoͤren feine Tuͤcher, Caſimire, Merino's ꝛc., welche nicht auf Anforderung der Natur, ſondern auf Lau⸗ nen der Mode und des Luxus beruhen. Von einem ſolchem erkuͤnſtelten Beduͤrfniß war waͤh— rend der ſpaniſchen Colonial-Herrſchaft überall nicht die Rede. Man bekleidete ſich fort⸗ dauernd mit baumwollenen, ledernen und ordinairen wollenen Zeugen. Dieſer Zuſtand veraͤnderte fich nun ſehr weſentlich, ſeit durch die Revolution der Mexi⸗ caner eine perſoͤnliche ſowohl als commerzielle Beruͤhrung und Verbindung mit ganz Europa eröffnet wurde. Als die erſten Franzoſen, Englaͤnder, Deutſche ꝛc. in ihren Europaͤiſchen Tuch⸗Fraks und Tuch⸗Pantalons und die erſten Europaͤiſchen Frauenzimmer in ihren Kleidern ie N von Merino und Drap Zephir in Mexico erfchienen, waren fie ein Gegenſtand des Gelaͤchters und des Widerwillens. In vielen Orten, als Puebla de los Angelos ꝛc., hat es Jahre gedauert, ehe der Fremde in Europaͤiſcher Tracht ſich in den Straßen zeigen konnte, ohne inſultirt zu werden. Allmaͤhlig hat ſich nun das Volk nicht nur an den Anblick gewoͤhnt, ſondern die hoͤhern Klaſſen haben angefangen, ſich in die anfaͤnglich allgemein verſpottete Tracht zu kleiden; beſonders da ſie von ihren eingebornen, nach Europa gereiſten und in Europaͤiſcher Tracht zuruͤckkehrenden Landsleuten das Beiſpiel empfingen. Dieſe Veraͤnde⸗ rung hat ſeit dem Jahre 1824 reißende Fortſchritte gemacht, vorzuͤglich in allen großen Staͤdten. Wer die Hauptſtadt Mexico vor dieſer Zeit geſehen hat und dieſelbe jetzt wieder ſieht, wird durch die in der täglichen und geſelligen Tracht der Einwohner vorgegangene Veraͤn— derung in das groͤßte Erſtaunen geſetzt. Blos die unterſten Klaſſen der Bevoͤlkerung haben noch die Bekleidung früherer Zeiten beibehalten; alle Männer von Erziehung und Einkom⸗ men bis zu dem wohlhabenden Handwerker ſieht man in ſchwarzen, blauen und braunen Fraks und Pantalons einhergehen, und der früheren National-Tracht kaum noch anders als zum haͤuslichen Morgen-Anzuge, oder auf Reiſen und Spazierritten ſich bedienen. Selbſt hier aber gewinne die Tuch-Jacke ſchon täglich mehr den Rang über die baumwollene Klei⸗ dung. Der Anblick des Menſchen-Gewimmels in einer Hauptſtraße Mexico's wuͤrde ohne die Indianer und Laperos und die beibehaltene Nationalität der Weibertrachten, beſonders an Sonn- und Feſttagen, kaum noch von einer Europaͤiſchen Stadt zu unterſcheiden ſeyn. Der Berichterſtatter glaubt nicht zu viel zu ſagen, wenn er in 7 Jahren bei 8 Millionen der Bevoͤlkerung Mexico's /, alſo weit uͤber eine Million annimmt, die ſich anitzt ſchon in fei⸗ nes Tuch kleiden; daher auch die gegenwärtige Regierung durch Anſchaffung feiner Schaf: heerden und aller zur Fabrikation feiner Tuͤcher dienender Maſchinen, ſelbſt durch ausgeſetzte Praͤmien, nach Kraͤften bemuͤht ſey, feine Waare im Lande zu verfertigen, jedoch meint der⸗ ſelbe, daß mehrere ſehr weſentliche Gruͤnde einer ſchnellen Verbreitung dieſes Fabrikations⸗ zweiges, und namentlich einer ſchnell zu erzielenden Concurrenzfaͤhigkeit ihres ee mit dem Europaͤiſchen im Wege ſtehe. 1. Der Mangel an edlen Urſtoff: denn es gebe nur eine einzige Merino⸗Heerde im gan⸗ zen Mexicaniſchen Reiche, die zu Tlascala. Sollten indeß die Merino-Heerden auf verſchie⸗ denen Punkten des weiten Reiches noch vervielfaͤltiget werden, ſo wuͤrde doch der weite Trans⸗ port im eigenen Lande, dem noch Canaͤle, Heerſtraßen und Fuhrwerk fehlen, den Urſtoff und uͤberhaupt das Fabrikat ſehr vertheuern. Eine ſolche Vertheuerung wuͤrde auch fuͤr lange Zeit a 2. aus der Nothwendigkeit hervorgehen, den ganzen Mafchinen-Bedarf dieſer Fabri⸗ kation aus Europa oder Nord-Amerika zu beziehen, etch die Bildung neuer Fabrik⸗ Anſtalten ſehr erſchwert. 3. Ohngeachtet der Eingeborne große Geſchicklchkeit in Hendarbelten be beſitze, aber nicht in gleichem Grade guten Willen fuͤr Erlernung neuer Methoden, ſo ſey letzteres ein a — 65 — Haupthinderniß fuͤr ſchnelle Verbreitung neuer Etabliſſements. Auch in der Meriemniſchen 5 ene faͤnden ſich noch viele Maͤngel, die dieſem Gegenſtande i in den Weg treten. Unter dieſen umſtänden glaubt der Berichterſtatter mit Gewißheit vorauszuſetzen, daß it ben erſten 50 Jahren wenigſtens, Europa hinſichtlich aller in Mexico gangbaren feinen Wollnenzeuge noch im Beſitz eines mexicaniſchen Marktes bleiben werde. Dieſer Beſitz wird jetzt hauptſaͤchlich von Frankreich und England, und vorzugsweiſe von Frankreich, aus⸗ geuͤbt. Es ſey aber ſchlechterdings kein Grund vorhanden, warum nicht auch Deutſchland und zwar die vortrefflichen niederrheiniſchen, ſchleſiſchen und maͤrkiſchen feinen Tuͤcher, ins⸗ beſondere die ſo ausgezeichneten Damentuͤcher, in deren ſchoͤnen und wohlfeilen Fabrikation ſich vorzuͤglich Schleſien auszeichne, hier nicht auch einen Markt finden ſollten? Ganz gewiß wuͤrden und muͤßten nach dem Urtheil des Berichterſtatter die preußiſchen feinen Tuͤcher mit engliſchen und franzöfifchen concurriren koͤnnen; da fie in Güte und Wohlfeilheit nach einer genauen Pruͤfung, die er nach Muſtern angeſtellt hat, den genannten gleich ſtehen, ja in Wohlfeilheit und Guͤte der Wolle ſie noch uͤbertreffen. Er giebt hierauf genau und beſtimmt an, was noch ſchlechterdings zu beobachten ſey, um mit Mexico einen vortheilhaften Handel in dieſer Branche des Gewerbes einzuleiten. In der folgenden 11ten und 12ten Sitzung ſprach Herr Artillerie-Lieutenant Hoff⸗ mann in einem eben ſo genauen als deutlichen Vortrage uͤber die Zeitbeſtimmung der Bewe⸗ gung an Raͤderwerken. Er ging in die genauſten Einzelheiten derſelben ein, und gab eine Anleitung, durch Berechnung dieſelbe moͤglichſt genau zu finden. — Herr Prof. Dr. Runge erfreute die Geſellſchaft durch einen ſehr gründlichen und be⸗ lehrenden Vortrag uͤber die Salpeterſaͤure und ihre nuͤtzlichen Verbindungen. Er ließ ſich zuerſt uͤber die Beſtandtheile der Salpeterſaͤure aus, und ging alsdann auf die Bildung des Salpeters, die Erzeugung der Salpeterſaͤure im Großen, und die Anwendung der dabei erzielten Nebenprodukte uͤber, und ſtellte am Schluſſe ſeines Vortrags durch Experimente, die er zur Erlaͤuterung der genauern Kenntniß dieſer Saͤure machte, alles das Geſagte wirk⸗ lich dar. | Der Geh. C. R. Oelsner trug einige Bemerkungen über das Preſſen der Oele, ins⸗ beſondere des Ruͤboͤls und ſeines Urſtoffs, des Rips und Raps, vor, und nachdem er ſich uͤber den Anbau deſſelben hier in Schleſien ausgelaſſen, unterſuchte er, ob die hydrauliſche Preſſe beſſer und anwendbarer bei der Oelfabrikation als die alte bisher immer im Gebrauch ſeyende Stocker⸗Preſſe ſey, und ließ ſich zuletzt uͤber die Anwendung und den ſo nuͤtzlichen Gebrauch dieſes Oels bei Verfertigung verſchiedener Fabrikate aus. In der 13ten Sitzung am 14. November hielt Herr Prof. Hahn einen Vortrag: uͤber die Principien des architectoniſchen Zeichnens, als Einleitung in die deſcriptive Geometrie. Er ſetzte die Gruͤnde auseinander, nach denen ſowohl in der Architectur als im Situations⸗Zeichnen, fo wie beim Mafchinen-Zeichnen, der Grundriß 9 5 und das Profil anzufertigen ſeyen; ließ ſich über einige in der Landwirthſchaft auf jene Prin⸗ cipien geſtuͤtzte Verfahrungs-Arten beim Austauſchen der Felder aus; und ſuchte eine einfache Regel darzuſtellen, nach welcher aus dem im Grundriſſe und Profile vorkommenden Dimen⸗ fionen eines projektirten Gegenſtandes, die wirkliche Größe des Letztern durch Conſtruction zu beſtimmen. Herr Artillerie⸗Lieutenant Hoffmann ſprach nachher in der Fortſetzung feiner Vor⸗ traͤge uͤber Gegenſtaͤnde aus der Mechanik, uͤber die Winden. Er erkennt den Hebel als die einzige Maſchine in dieſer Wiſſenſchaft, und ging daher vom zweiarmigen Hebel in feiner gegenwaͤrtigen Auseinanderſetzung aus. Die Anwendung ſeiner Geſetze auf die Winde | leitete er ſehr einfach aus dem Halbmeſſer der Welle und der Länge des angewandten Bau- mes oder der Schiebeſtange her. Zugleich zeigte er, auf welche Weiſe ſich in der Berechnung die Abmeſſungen einer Maſchine beſtimmen laſſen, welche den mehrſten Vortheil fuͤr die Kraft | gewaͤhre. Bei der Winde ſind lange Hebebaͤume und duͤnne Wellen vortheilhaft. Herr Obriſt von Lebauld de Nans ſprach hierauf uͤber eine vortheilhafte Methode, Moͤrtel oder Kalk zu gewinnen, die er in Boͤhmen in der Gegend des ſaͤchſiſchen Erzgebirges geſehen und als hoͤchſt nachahmungswuͤrdig empfahl. In der 14ten Sitzung hielt der Geh. C. R. Oels ner einen Vortrag über Waſ 05 maſchinen für Wäſche und ihre Unentbehrlichkeit im Hausweſen ſowohl, als ins be⸗ ſondere in Armen⸗Anſtalten, Hoſpitaͤlern, Lazarethen, uͤberhaupt in Orten, wo viele Men⸗ ſchen beiſammen wohnen. Nachdem ſich der Vortragende uͤber das nothwendigſte Bekleidungsſtüͤck des Menſchen, die Waͤſche und ihre damit verbundene ſtete Reinigung, ausgeſprochen, ging er zur Pruͤfung der Art der Reinigung derſelben, durch Handwaͤſcherei und Maſchinenwaͤſcherei, uͤber, und bemerkte bei der Handwaͤſcherei, wie dieſelbe 1) ſehr viele Seife und Lauge verlange, da kaltes und laues Waſſer, mit wel⸗ chem die Menſchenhand nur waſchen koͤnne, ſchwerer den Seifftoff zum Aufloͤſen bringe, als heißes und kochendes Waſſer im Siedepunkte, welches die Seife ſogleich aufloͤſe und womit die Waſchmaſchine während dem Operiren gefüllt werden koͤnne. Auch fordere die Hand- waͤſcherei weit mehr Brennmateriale, weil das Geſchaͤft weit langſammer von Statten gehe, als bei dem Waſchen mittelſt der Maſchine; 2) wie das Buͤrſten, Blaͤuen, ſo wie das kraͤftige Abdrehen bei dem Auswinden der Waͤſche dieſelbe gewaltig angreife und ihr großen Schaden zufuͤge; 3) wie die Waͤſche bei dem 0 felbft bei der größten Aufmerkſamkeit, un⸗ gleich ausfalle; 4) wie durchaus nicht g werden koͤnne, daß Lohnwaͤſcherinnen Wäſche von Syphiliten, Kraͤtzigen, und mit andern anſteckenden Uebeln Behaftete, zur Reinigung erhiel⸗ ten, und alsdann mit dem Materiale, womit ſie dieſe Waͤſche waſchen, auch die Waͤſche — 67 — . und reiner Menſchen reinigten, wodurch doch leicht ein anſteckender Stoff in die Waͤſche gebracht werden koͤnne, der aber nicht durchs Waſchen mit der Hand in lauem Waſſer, wohl aber durch kochendes, ſiedendes Waſſer, mittelſt einer Waſchmaſchine, wiederum her⸗ auszubringen ſey; 5) wie insbeſondere i in Lazarethen und Krankenhaͤuſern der Dampf, der aus Waͤſche, die von kranken Perſonen während ihrer Krankheit getragen iſt, aufſteige, hoͤchſt nachtheilig wirke, und den Waͤſcherinnen nicht ſelten Geſchwuͤre und andere Uebel und Maladien ja Krankheiten verurſache. Selbſt bei der gegenwärtig herrſchenden Cholera fanden ſich Bei⸗ ſpiele, wo durch Waͤſche die fie reinigende Waͤſcherinnen ſich angeſteckt und mit dem Leben haͤt⸗ ten buͤßen muͤſſen. Die Einwuͤrfe, die gegen das Maſchinenwaſchen gemacht werden koͤnnten: daß die armen Waſchfrauen dadurch um ihr Brot gebracht wuͤrden, beſeitigte der Vortragende da⸗ mit, daß er ihnen groͤßere Vortheile, die ihnen zu Theil wuͤrden, zeigte, indem ſie weit ſchneller und beſſer ihre Kunden bedienen, weniger Mühe und Koſten hätten, und überhaupt + mit mehr Sorgfalt die übrigen Gefchäfte, die ihnen bei der Beſorgung der Waͤſche blieben, als Trocknen, Mangeln, Plaͤtten und Falten, betreiben koͤnnten. Der Haupt⸗Nutzen wäre f und bliebe aber der National⸗Gewinn fuͤr das phyſiſche und moraliſche Wohl eines Volks, daß die Pflege der Reinlichkeit dadurch erleichtert, und die Liebe zu derſelben er- weckt werde. \ Nachdem der Nutzen der Waſchmaſchinen noch genauer auseinandergeſetzt und entwickelt worden war, wie die Waͤſche durch dieſelben weit weniger angegriffen, und wie durch die Austrocknungs⸗Maſchine das Auswinden ganz hinwegfiele, fie weniger von ihrer Dauer ver⸗ loͤre, und uͤberhaupt weit weniger ruinirt, und bei dem Gebrauch des ſiedenden Waſſers rei⸗ ner, fleckenloſer und egal weißer wuͤrde; ging der Vortragende zur Conſtruction der Maſchi⸗ nen ſelbſt uͤber. Er erwaͤhnte vorerſt, daß ſie ſchon i im vorigen Jahrhundert, 17 50, von einem Englaͤnder, Namens Stender, erfunden, theilte Mehreres uͤber die ſeitdem erhaltenen Veraͤnderungen und Verbeſſerungen mit, und ließ ſich dann weitlaͤuftig uͤber die in neuern Zeiten als eine der beſten erkannte Bullmannſche Waſchmaſchine aus. Er zeigte zuerſt ihren Gebrauch im allge⸗ meinen, ging alsdann die einzelnen Theile durch und wieß auf ihre beſondere Anwendung hin, und wie ſie am vortheilhafteſten auf die zu bearbeitenden Gegenſtaͤnde wirken koͤnnte; insbe⸗ ſondere machte er auf die Behandlung der Waͤſche, ehe ſie in die Maſchine gelegt wuͤrde und wie und auf welche Weiſe ſie eingelegt werden muͤſſe, aufmerkſam. Dann ging er den Bullmannſchen Auswinde-Apparat durch, und zeigte, wie ungleich vortheilhafter es fuͤr die Waͤſche ſey, das Waſſer aus berſelben durch Walzen herauszudruͤcken, und ſo 755 Trocknung ſchneller zu bewirken als durch das leidige Auswinden. Nachdem er mehrerer Maſchinen dieſer Art erwaͤhnt, beſonders der 1830 von dem Englaͤnder Fryer erfundenen und auch Zeichnungen davon mitgetheilt, fuͤhrte er noch an, daß man auch Dampfwaſchmaſchinen und eigene große Waſchhaͤuſer und Waſchanſtalten in 9 * 4 Paris und London gebildet, welche Idee der Secretair der Section noch genauer nach dem was er in London und Paris ſelbſt geſehen, auseinander ſetzte. Der Vortragende ſchloß feinen Vortrag, indem er auf den Auſſatz, dieſen Gegenſtand betreffend, im Hartmannſchen Zeit⸗ blatt, Bd. V., Stuͤck 22, p. 361. hinwies, wo angefuͤhrt ſteht, daß in Nuͤrnberg mehrere Hunderte Waſchmaſchinen ſchon uͤberall im Hausgebrauch eingefuͤhrt waͤren. In der 15ten und letzten Sitzung in dieſem Jahre, die den 12. December fiel, trug der Secretair der Section das Leben James Watts, des Erfinders der Dampmaſchine, vor. Er erwies zuerſt, wie durch Auffindung und Anwendung einer der gewaltigſten Naturkraͤfte, des Dampfes, dem menſchlichen Gewerbfleiße eine unendliche Unterſtuͤtzung zugekommen, ihm neue Bahnen geöffnet und Gelegenheit gegeben, zu einer Höhe in fo vielen Geſchaͤften zu ge: langen, die zu unabſehbaren Reſultaten zu fuͤhren verſpraͤchen. Denn James Watt iſt es, der durch dieſe Erfindung dem Willen des Menſchen eine Naturkraft unterwarf, die an Gewalt weder dem Waſſer, noch dem Winde, noch dem Feuer nachſteht. Er ai, zu Dep 8 groͤßten Wohlthaͤtern des Menſchengeſchlechts gezaͤhlt zu werden. James Watt wurde in Greenock in Schottland im Jahre 1736 geboren, wo fein Vater Kaufmann war; ſein Großvater und Oheim hatten ſich indeß als Mechaniker und Mathematiker ausgezeichnet, und die Talente zu dieſen Wiſſenſchaften ſchienen ſich auf James fortgeerbt zu haben. Da er ſich fruͤhzeitig dem Studio derſelben widmete, machte er auch ſchon im fruͤheſten Alter die ausgezeichneteſten Fortſchritte darin, ſo daß ſeine Lehrer eine entſchiedene Richtung ſeines Geiſtes fuͤr praktiſche Forſchungen in dieſen Wiſſenſchaften erkannten. Er ging nachher nach London zu einem berühmten Erbauer mechaniſcher Inſtru⸗ mente, wo er ſich jedoch wegen Kraͤnklichkeit nicht lange aufhielt, und im 20ſten Jahre ſei⸗ nes Lebens ſchon als Selbſtſtaͤndig auftrat. Im Jahre 1757 wurde er bei der Univerſitaͤt zu Glasgow als Inſtrumentenbauer angeftellt, wo er ſich auch bald durch feine Geſchicklich— keit in mechaniſchen Arbeiten, durch ſeinen Fleiß und durch ſeine unermuͤdete Thaͤtigkeit einen großen Ruf erwarb; daher man uͤberall bei allen wichtigen Bauten ſein Gutachten einholte. Nach ſeinem Project wurde daher der große Caledoniſche Canal in Schottland angelegt; eben ſo entwarf er die Verbindung zwiſchen dem Forth und der Clyde. Mitten unter dieſen ver⸗ dienſtvollen Arbeiten gab ein Zufall den Studien und der Forſchung Watts eine voͤllig neue Richtung. In den ſchottiſchen Bergwerken hatte man ſich ſchon ſeit einem Jahrhun⸗ dert der Waſſerdaͤmpfe als einer bewegenden Kraft, um das Waſſer aus den Minen empor zu heben und auszupumpen, bedient. Allein die Maſchinen zu dieſem Zweck waren hoͤchſt unvollkommen und unzweckmaͤßig. Ein Modell einer ſolchen Maſchine zum Unterricht jun⸗ ger Leute, die ſich der Mechanik widmeten, befand ſich in Glasgow, war aber durch langen Nichtgebrauch in Unordnung gerathen. Man uͤbergab es Watt, um es wieder herzuſtel⸗ len. Watt's Geiſt erkannte ſogleich aus dieſem Modell, daß zwei Drittheile der treiben⸗ den Kraft des Dampfes durch die Beruͤhrung mit dem kalten Waſſer unbenutzt verloren gin⸗ gen. Um dies zu hindern, erfand er die ſinnreiche Vorrichtung des Condenſators und die 3 leitenden Gaͤnge, welche den Dampf abwechſelnd ausſtroͤmen laſſen, und wieder zum neuen Dienſt in den Haupt⸗Canal hineinleiten, während er ſonſt nach einmaligem Gebrauch verlo- ren ging. Die übrigen Unvollkommenheiten der alten Maſchine entfernte Watt ferner da- durch, daß er ein Mittel erfand, die atmoſphaͤriſche Luft, der man ſich bisher faͤlſchlich be⸗ dient hatte, zu entbehren und das Druckwerk durch die bloße Kraft des Dampfes im Auf⸗ und Abſteigen zu erhalten, indem er den Dampf abwechſelnd auf die eine und auf die andere Seite des Druckwerks noͤthigte. Nun konnte er den Stiefel der Maſchine Luftdicht verſchlie— ßen, brauchte ihn nicht mehr abzukuͤhlen, und erſparte auf dieſe einfache Weiſe die volle Haͤlfte der Feuerung. Die Maſſe des zum Betriebe der Maſchine noͤthigen Dampfes und Brennmaterials, das dazu erforderlich war, und die Maſſe des Waſſers, deſſen er zur Ver⸗ dichtung des Dampfes bedurfte, wurde jetzt einer mathematiſchen Berechnung unterworfen, und der Gang der neu erfundenen Maſchine war nun geregelt. Eine neu erfundene Maſchine war es in der That, da in ihr von der alten Erfindung, die ſeit einem Jahrhundert ohne alles Reſultat in Vergeſſenheit ſchlummerte, nichts als die Idee des Gebrauchs der Daͤmpfe als einer treibenden Kraft wieder zu finden war. Watt war der Erſte, der dieſe Idee zu einer praktiſch⸗nutzbaren umſchuf, und mittelſt ſeiner neuen Erfindungen die ganze Geſtalt dieſer in ihren Folgen unberechbaren Entdeckung umgeſtaltete. Da Watt von Natur zuruͤckhaltend, ſchuͤchtern von Charakter, und immer der Erſte war, der an ſeinem Verdienſte zweifelte, ſo wuͤrde vielleicht dieſe ſo hoͤchſt wichtige Entdek⸗ kung in Vergeſſenheit gerathen ſeyn, wenn nicht Dr. Roͤbuck, welchem Zufallsweiſe Watt einſt ſeine neuen Ideen mittheilte, ſich fuͤr dieſelben erwaͤrmt und Watt in den Beſitz eini⸗ ger Geldmittel geſetzt, wodurch er ſeine Ideen der Vollendung naͤher bringen konnte. Doch auch dieſe waren bald erſchoͤpft und Watt's Arbeiten ſchienen wieder in Stocken gerathen zu wollen. In dieſer Zeit bekam Mathias Boulton, ein Fabrik-Unternehmer in Bir⸗ mingham, Kunde von dieſer Sache. Er verſtand dieſe ſinnreiche r zu wuͤrdi⸗ gen, und entſchloß ſich, ſie mit ſeinem ganzen Vermoͤgen zu unterſtuͤtzen. In dieſer Verbin⸗ dung mit dem aufgeklaͤrten, einflußreichen und vermoͤgenden Boulton wurde es dem bereits ganz in Schulden gerathenen Watt moͤglich, feine Maſchine zu vollenden, und dieſe end— lich zu Soho, i in der Naͤhe von Birmingham, in Thaͤtigkeit zu ſetzen. Allmaͤhlig ward die neue Maſchine in ihren weſentlichen Vorzuͤgen erkannt und gewuͤrdigt. Watt und Boulton er⸗ bauten nun eine Menge Dampfmaſchinen auf die Bedingung, ein Drittheil des Gewinnſtes, den die neue Maſchine gegen die alte durch Erſparung des Brennmaterials gewährte, als Benefiz zu genießen, und dieſes Drittheil erhob ſich in den Kohlen-Minen von Chacewater bald zu dem Betrage von 800 Pfund Sterling jaͤhrlich fuͤr die Erbauung der Maſchine, ſo daß die Berg⸗ werks⸗ Beſitzer das Doppelte dieſer Summe gewannen. Aus Cornwallis, wo das Feuer⸗ Material im hoͤhern Preiſe ſteht, liefen zahlreiche Beſtellungen ein, und Watt's Ruf und ſein Gewinn wuchſen taͤglich. Auf eine ſinnreiche Weiſe wußte er ſeinen Gewinn bei dem Verkauf der Dampfmaſchinen noch zu vergroͤßern; außerdem erlangte Soho, wo Watt Ba die erste Dampfmaſchine erbaut hatte, den Ruf einer hohen Schule fuͤr alle Mechaniker und Baumeiſter Englands. Einheimiſche und Fremde fanden ſich in Menge bier ein, um von den neuen Erfindungen und Lehren des großen Meiſters Nutzen zu ziehen. Im Jahre 1779 baute der aͤltere Jacques Perrier aus Paris, der von daher zu Watt gekommen war, unter ſeiner Aufſicht eine Dampfmaſchine, und bereicherte Frankreich zuerſt mit dieſer neuen Erfindung. Nun wurde der Neid rege und man wollte Watt den Ruhm der Erfindung ſtreitig machen. Endlich nach einem 20jaͤhrigen Kampfe erkannte im Jahre 1799 der Gerichtshof der Kingsbench ihn in einem foͤrmlichen Urtheil fuͤr den einzigen und eigentli⸗ chen Erfinder der Dampfmaſchine an, und ſicherte ihm ſo den Sieg uͤber ſeine Feinde. Bis zu dem Jahre 1800 war der Gebrauch der neuen Dampfmaſchine nur auf die Auspumpung des Minen-Waſſers beſchraͤnkt geblieben, in dieſem Jahre kam er auf den Gedanken, die treibende Kraft des Dampfes auch auf Muͤhlwerke anzuwenden. Indem er nun mit Verfertigung eines Modells in dieſer Hinſicht beſchaͤftiget war, wobei er große | Schwierigkeiten zu überwinden hatte, erfuhr er zu feinem großen Schmerz, daß ein gewiffer Rickards in Birmingham ein Muͤhlwerk erbaut habe, das von Daͤmpfen getrieben würde, Hund nach genauer Unterſuchung fand er zu feinem nicht geringen Erſtaunen feine eigenen Ideen verwirklicht. Ein untreuer Arbeiter, auf den er ſich verließ, hatte an Rickards ſeine Zeichnungen verkauft, und da dieſer unterdeß ein Erfindungspatent zu erlangen gewußt hatte, fo ſah fi) Watt um die Früchte feiner unabläßigen Bemühungen, feiner Nacht⸗ wachen und Aufopferungen betrogen; dieſes ſchlug jedoch den großen Mann nicht nieder. Er eroͤffnete nun eine neue Bahn, und gab ſeinen Entdeckungen einen ganz neuen Charakter, mit noch größerer Wirkſamkeit und Nutzbarkeit in der Anwendung. Er erfand naͤmlich die ſogenannte Sonnen- und Planetenbewegung der Muͤhlen-Wirbel, eine Bewegung, die weit complicirter als ſeine erſte Erfindung iſt, ſich aber ohne Zeichnung nicht begreifen laͤßt. Meh⸗ rere geiſtreiche Erfindungen aus dieſer Zeit, als der Copiermaſchine und anderer Sachen mehr, verewigen ihn bei der Nachwelt. Durch ſtrenges Nachdenken und anhaltende Arbeiten war feine Geſundheit ſehr geſchwaͤcht, und er übertrug daher im 65ſten Jahre feines Alters, im Beſitz eines wohlgegruͤndeten Ruhmes und eines anſehnlichen Vermoͤgens, ſein Geſchaͤft zur Fortfuͤhrung ſeinem Sohne. Sein Alter war das eines Mannes, der im Bewußtſeyn, viel gethan zu haben, ſich der Früchte dieſer Thaͤtigkeit erfreut. Ueberall wurde ihm Hochach—⸗ tung zu Theil. Er war Mitglied der Koͤniglichen Societaͤten zu Edinburg und London, Ehren⸗Mitglied des National-Inſtituts zu Paris, und geehrt und geliebt von zahlreichen Freunden, die ſich glücklich in feiner Umgebung und lehrreichen Unterhaltung fuͤhlten, indem er das Urbild eines angenehmen und liebenswuͤrdigen Greiſes darſtellte, der noch im hoͤch— ſten Alter bemuͤht war, ſeine Kenntniſſe zu erweitern, und daher die hoͤchſten Schaͤtze des Wiſſens aus den meiſten Faͤchern der Wiſſenſchaften in ſich trug. Er ſtarb den 25. Auguſt 1819 im 84ſten Jahre ſeines Alters auf ſeinem Landgut Heatfield bei Birmingham, dem Schauplatz feiner verdienſtreichen Lebensthaͤtigkeit. — 1 Mehreres, was zum Gegenſtande der Unterhaltung und Pruͤfung in den verſchiedenen Sitzungen diente, haben wir wegen Erſparung des Raumes hier uͤbergangen. Wir konnen es indeß nicht unberuͤhrt laſſen, daß wir es uns zur Pflicht machen werden, auch in dem kuͤnftigen Jahre ſowohl das Neue und Nuͤtzliche zur Befoͤrderung des Gewerbweſens, was uns bekannt wird, als auch alles und jedes, was eine Verbeſſerung in demſelben bewirken koͤnne, zur Kunde und Prüfung in unfere Verſammlungen zu bringen. els ner, N ed e, 3. 3 Borftand, 3. 3. Secretair der Section. Bericht der TR 4 entomologiſchen Section in der Schleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur, am Ende des . 18 3 1. Oogleich Schleſien, eine ziemliche Reihe von Jahren hindurch, ununterbrochen in entomo⸗ logiſcher Hinſicht erforſcht wird, ſo ſind doch immer noch nicht alle ſeine Schaͤtze in dieſem Theile der Naturkunde aufgefunden, ſondern es vergeht kein Jahr, man koͤnnte wohl ſagen keine Woche, welche ſich nicht durch neue Entdeckungen auszeichnete, denn eine jede Wochen⸗ verſammlung unſerer Section brachte mehr oder weniger Neues dar; und wenn man bedenkt, wie wenige unſerer nur find, auf was für einen kleinen Theil von Schleſien unſer unmittel- bares Wirken beſchraͤnkt iſt, und daß unfre eigentlichen Amts- und Berufs-Geſchaͤfte uns nur | eine geringe Zeit auf die Entomologie, ſowohl auf die praktiſche (das Sammeln) als auf die theoretiſche (das Studium) zu verwenden geſtatten, ſo kann man ſich einen Begriff davon machen, was fuͤr einen entomologiſchen Reichthum unſer Vaterland offenbaren wuͤrde, wenn wir unfre ganze Zeit und alle unfre Thaͤtigkeit auf die Zutagefoͤrderung jenes Reichthums verwenden koͤnnten. — Die Haupt-Refultate, welche aus den fünf und dreißig, in dieſem Jahre gehaltenen, Verſammlungen unſrer Section hervorgegangen ſind, beſtehen in Folgendem: Die Ordnung der Kaͤfer hat wieder eine ſehr reiche Ausbeute gegeben. Beſonders haben ſich die Herren Schilling, Rendſchmidt und Schummel mit ihr beſchaͤftigt, von denen, unter vielen andern Arten, folgende ſeltene in dieſem Jahre auf unſerm Boden angetroffen wurden: Cicindela sinuata (Schilling), Bembidion modestum, Ho- locnemis Gravenhorstii, Carabus nodulosus mit ſieben Beinen, indem das rechte Mittelbein vollſtaͤndig doppelt iſt (Schilling), Carabus lunulatus und irregularis, Platysma brunnea, Cychrus rostratus in Scheidnich bei Breslau (Rendſchmidt), Tymalus limbatus, Nitidula quadripunctata atra und hacmorrhoidalis (Schilling), Anisotoma humerale, Tritoma bipustulatum, Saphidium quadri- | u maculatum, Lycoperdina bovistae, Diaperis boleti, Hister depressus und glabratus (Schummel), Mordella atomaria, Cryptocephalus cordiger, Chry- somela geminata, metallica und segmentaria, Coccinella septemmaculata, Pti- linus nicotianae (Schilling, in weſtindiſchem Rollenknaſter), Melasis buprestoi- des und elateroides (Rendſchmidt), Buprestis tarda (Rendſchmidt), Elater tri- fasciatus und denticollis (Rendſchmidt), Donacia menyanthidis, Leptera sex- maculata, Saperda brunnea. Die curſiv gedruckten Arten find in dieſem Jahre zum erſtenmale, von den daneben genannten Entomologen, in Schlefien angetroffen worden. — Herr Stadtrichter Hartlieb in Bolkenhain, welcher unſrer Verſammlung am 28. April beiwohnte, hatte bei Militſch mehre ſeltene, zum Theil bisher ganz unbekannte, Käfer ges funden, z. B. Cerambyx alpinus, neue Arten von Crioceris, Rhynchaenus, Lixus Coccinella, Cetonia und Aphodius, ferner Dermestes vigintipunctatus, Tene- brio obscurus und Anobium fagi, letzteres in großer Menge auf ſeinem Zimmer. — In einer Kaͤferſammlung, welche Herr Oberfoͤrſter Zebe bei Ratibor zum Beſtimmen ein⸗ ſandte, zeichneten ſich folgende Arten aus: Leiodes picea, Chrysomela praticola, Evyrhinus dorsalis, Barynotus mercurialis, Molistes germanus, Calopus ser- raticornis, eine große Abart von Blethisa multipunctata, Trechus collaris, Ata- genes Schaefferi, eine neue Art von Ontophagus. Doch waren in dieſer Sammlung auch viele nicht ſchleſiſche In ſecten befindlich. Aus der Ordnung der Orthopteren zeigte Herr Schummel ein bei Breslau gefangenes Paar der Forficula media, als ſchleſiſche Seltenheit, vor. Die Ordnung der Rhyngoten iſt in einzelnen Theilen von den Herren Schum— mel und Schilling bearbeitet. Beide hatten ihr Augenmerk auf die Gattung Miris gerichtet, und fie nach Fallen“ 8 Cimices Sueciae durchgenommen. Herr Schilling hatte uͤberhaupt neun Arten jener Gattung in Schleſien gefunden, unter denen eine neue Mi ris marginellus genannt wurde. Herr Schummel hatte die Arten mit glattem, nicht punctirtem, Thorax aus ſeiner Sammlung zuſammengeſtellt, acht Arten, unter denen beſonders M. longicornis Fall. und zwei neue Arten, M. carinatus und ochraceus, merkwuͤrdig waren. Herr Schummel zeigte ferner die Arten der Gattung Nabis aus feiner Sammlung vor, und bewies, daß bisher unter Reduvius apterus Fabr. (Nabis apterus Latr.) zwei beſtimmt verſchiedene Arten verwechſelt wurden, von denen er die eine N. Iongiscapa, die andere N. brevicornis nannte, da man nicht entſcheiden kann, welche von beiden der eigentliche Reduvius apterus ſeyn möge, Derſelbe machte eine neue Art der Gattung Plojaria bekannt, naͤmlich pilipes; ſetzte die Unterſchiede zwiſchen Penta⸗ h toma ornatum, dominulum Wolfii und festivum beſtimmter auseinander; zeigte eine bedeutende Anzahl, von ihm ſelbſt verfertigter, ſehr ſchoͤner Abbildungen mehrer Rhyngo— ten⸗Arten, und deren Larven und Nymphen, vor, und theilte ein Schreiben des Herrn Leh— rer Koͤhler in Schmiedeberg mit, worin derſelbe von einer Wanze Meldung machte, die zwar der gemeinen Bettwanze ſehr aͤhnlich, aber behaart waͤre, und ſich in Schwalbenneſtern 5 10 ie fände, weshalb fie auch vorläufig Acauthia hirundinis genannt wurde. Herr Schil⸗ ling zeigte die gallenartigen Gehäufe von Aphis ulmi vor, und da dieſe Gehäufe ganz geſchloſſen und doch zuweilen mit Blattlaͤuſen dicht angefuͤllt ſind, ſo glaubt er, daß letter ſich in jenen fortpflanzen. Die Ordnung der Zweif lügler hat beſonders Herrn Schummel befchäftigt, Er ſetzte die in Schlefien einheimiſchen Arten der Gattung Syrphus auseinander, deren An⸗ zahl faſt allen von Meigen beſchriebenen europaͤiſchen gleich kam und auch mehre neue Arten aufzuweiſen hatte, z. B. dimidiatus, humeralis, frutetorum, welche auch von ihrem Entdecker in vortrefflichen Abbildungen vorgezeigt wurden. Von der Gattung Sto- moxys hatte er bis jetzt drei Arten in Schleſien gefunden; von Beris deren ſuͤnf, und dar⸗ unter eine ſchoͤne neue, grandis genannt, ſo wie auch die ſeltene chalybaeata in beiden Geſchlechtern; Trichocerca maculipennis immer nur in Haͤuſern; von Platycephala zwei Arten; von Sepedon beide europaͤiſche Arten; von Tetanocera ſechs zehn Arten, un⸗ ter denen wahrſcheinlich drei neue; von Musca, unter vielen andern, eine neue Art, die den Namen albomicans erhielt; auch einen neuen Dilophus, welcher dispar, und eine neue Agromyza, welche vittata genannt wurde; ferner, als ſeltenere Arten, Raphium lon- gicorne, Dolichopus atratus, Porphyrops diaphanus, Pipiza quadrimaculata, Drosophila Zransversa ; letztere von Herrn Köhler in Schmiedeberg zum erſtenmal in Schleſien gefunden. Unter den vom Herrn Oberfoͤrſter Zebe eingeſandten oberſchleſiſchen Inſecten befanden ſich ebenfalls einige ſeltenere Zweifluͤgler, z. B. Volucella zonaria, Mesembrina meridiana, Atherix ibis, Pipiza quadrimaculata, Bombylius ater, Tachina viridis, Sericomyia borealis. Auch hatte Herr Schummel, unter den auf dem hieſigen zoologiſchen Muſeum der Univerſitaͤt befindlichen Zweifluͤgeln, eine neue Art der Gattung Gnoriste entdeckt, und diefelbe bivittata genannt; fie ſtammt vom Harz⸗ gebirge. Herr Schilling hatte Sciara albifrons aus gelben Larven und Puppen erzo⸗ gen, welche in Staͤngeln der Angelica sylvestris gefunden wurden. Aus der Ordnung der Aderfluͤgler hatten die Herren Schummel und Roter— mund in der Gegend von Charlottenbrunn beſonders auf Tenthredineten Jagd gemacht, und ihrer mehr als funfzig Arten eingefangen, von denen vorzuͤglich eine Lyda, vielleicht alpina Klug, viele Exemplare des Allantus delicatulus, alle aber nur Weibchen, ferner Hylo- toma atrata in beiden Geſchlechtern, das Maͤnnchen von Hylotoma violacea, beide Geſchlechter von Allantus punctulatus, und vier neue, aber noch nicht benannte, Arten zu bemerken ſind. Bei Skarſine hatte Herr Schummel, zum erſtenmal in Schleſien, die Lyda cyanea gefangen. Derſelbe machte auch zwei neue Arten von Crabro, naͤmlich si- nuatus und denticollis, wie auch das bisher noch nicht entdeckte Maͤnnchen des Crabro stigmatellus Wimmer, bekannt, und ſetzte die aͤußern Geſchlechts⸗ Unterſchiede dieſer Gattung auseinander; auch zeigte derſelbe mehre ſeltene, von ihm in Schleſien gefangene, Aderfluͤgler vor, z. B. Figites ediogaster, Nitela Spinolae, Emphytus viennen- sis und cinctus. Unter den von Herrn Oberfoͤrſter Zebe aus Oberſchleſien eingeſandten Arten wurde Megilla Haworthana als Seltenheit ausgezeichnet. Herr Schilling beobachtete die allmaͤlige Ausbildung von Gallen und darin lebenden Larven, die er an Kie⸗ fern gefunden hatte, vom May an bis Ende Novembers, wo ſich die Larven jedoch noch nicht ver⸗ puppt hatten; die weitere Verwandlungsgeſchichte ſteht alſo noch zu erwarten. Auch theilte derſelbe, aus eigener Erfahrung, mehre Notizen uͤber die Lebensweiſe der Formica fusca mit, und erklaͤrte unter andern das ploͤtzliche Erſcheinen zahlreicher ungefluͤgelter Weibchen dieſer Art an ſolchen Stellen, wo vorher weit und breit keine Ameiſe zu ſehen geweſen war, oft mitten in Staͤdten, aus dem Umſtande, daß dieſe Weibchen fruͤher, als ſie noch gefluͤgelt waren, von ihrem Wohnorte weggeſchwaͤrmt ſeyn, und ſich an dem neuen Orte ihrer Stügel entledigt haben muͤſſen, um eine neue Kolonie zu ſtiften. Aus der Ordnung der Schmetterlinge hat Herr Klopſch Mehres vorgetragen: Da Papilio Adonis ſchon um Pfingſten erſchienen war, ſo wurde gefolgert, daß dieſer Schmetterling jaͤhrlich wohl in zwei Generationen vorkommen muͤſſe, naͤmlich um eben ge⸗ nannte Zeit, und dann wieder zu Ende Juli's und Anfang Auguſt's. Raupen des Papilio ma- turna wurden nicht nur auf Eſchen, ſondern auch, in ziemlicher Entfernung von letztern, an Eichenſtaͤmmen angetroffen; ſie ſind aber ſchwer zu erziehen, da ſie ſo haͤufig von Ichneumo⸗ nen angeſtochen werden. Herr Kelch in Ratibor hatte die briefliche Mittheilung gemacht, daß Papilio Daphnis auch bei Cudowa vorkomme. Herr Klopfch zeigte auch aus ſei⸗ ner Sammlung die Blaulinge der Gattung Lycaena vor, und gab dadurch Gelegenheit, die Schönheit ſaͤmmtlicher vorhandener Exemplare, beſonders in den Arten Daphnis und Ere- bus zu bewundern. Herr Rotermund zeigte aus dem zoologifchen Univerſitaͤts-Mu⸗ ſeum eine, von Herrn Sadebeck bei Reichenbach gefangene, Abart des Papilio cardui vor, welche mit der Abbildung im ſiebenten Hefte von Ahrens Fauna ſo genau uͤberein⸗ ſtimmt, daß die meiſten Anweſenden dieſe vermeintliche Abart fuͤr eine eigene Art zu halten geneigt waren. Herr Klopſch zeigte eine von ihm ſelbſt erzogene Spielart männlichen Geſchlechts des Bombyx villica, mit zuſammengelaufenen weißen Flecken, vor, ferner drei Exemplare von Bombyx caja, deren Raupen mit Euphorbia cyparissias großgefuͤttert waren; auch die Raupe von Bombyx lubricipeda, und eine Lithosia, welche zwar der eborina aͤhnlich, aber doch wohl eine eigene Art iſt. Herr Schilling hatte in zuſam⸗ mengeſponnenen Blättern des Doronicum scorpioides am Schneeberge mehre Raͤupchen gefunden, und aus dieſen eine neue Art von Tortrix erzogen, welche doronicana genannt wurde. f Mit der Ordnung der ungefluͤgelten Inſecten hat ſich in dieſem Jahre keiner von uns beſchaͤftigt. Herr Lehrer Koͤhler in Schmiedeberg hatte gemeldet, daß er in Schwalbenneſtern einen Floh entdeckt habe, welcher goldgelb und mit einem ſchwarzen Hals— bande geſchmuͤckt ſey, und daß er ihn vorläufig Pulex hirundinis genannt habe. Es iſt ohnſtreitig dieſelbe Art, welche der Berichterſtatter bereits in dem Jahre 1 unter dem Namen Pulex b bekannt gemacht hat. 10* Die Inſectenſammlung der Geſellſchaft ift in dieſem Jahre bedeutend bereichert worden: Die Frau Geheime Juſtizraͤthin von Wallenberg hat die Guͤte gehabt, einen großen Theil der ſehr anſehnlichen Sammlung ihres verſtorbenen Herrn Gemahls an die Schleſiſche Geſellſchaft als Geſchenk zu uͤbergeben. Dieſe Sammlung enthaͤlt nicht allein einen großen Reichthum an ſchleſiſchen und auslaͤndiſchen Schmetterlingen, ſondern auch viele, zum Theil ſehr ſeltene, Kaͤfer und andere Inſecten. Die guͤtige Geberin hat ihr Geſchenk dadurch der⸗ doppelt, daß ſie zugleich einen vorzuͤglich ſchoͤn und dicht gearbeiteten Inſecten-Schrank von bedeutendem Werthe, welcher vier und zwanzig ſehr geräumige, und mit genauſchließenden Deckeln verſehene Schubkaſten enthaͤlt, der Geſellſchaft mit uͤberlaſſen hat. Mit Bewilli⸗ gung der Geberin ſind die Schmetterlinge den ſchon vorhandenen hinzugefuͤgt worden. Die ganze Sammlung iſt nach Ochſenheimers Syſteme geordnet. Jedes Exemplar hat einen gruͤnen Zettel, auf dem der Name des Gebers bemerkt iſt; und ſo werden, neben dem Namen von Wallenberg, noch die Namen Klopſch, Fehrle, von Stillfried, } Zebe, denen die Sammlung anfehnliche Beiträge verdankt, jeden Beſchauenden an den gü- tigen Geber erinnern. Da die Anordnung jetzt erſt bis zu Ende der Daͤmmrungsfalter vor⸗ gerückt iſt, fo kann uͤber den Zugang nur in fo weit als er die Tag- und Abend⸗Falter betrifft, genaue Nachricht gegeben werden; das übrige aber bleibt für einen folgenden allgemeinen Bericht aufbehalten. Die Tagfalter der von Wallenbergſchen Sammlung betragen 169 Arten, in 370 ſehr wohl erhaltenen und ſchoͤn ausgeſpannten Exemplaren. Seltenere ſchleſiſche darunter ſind folgende: Phoebe, Pales, Adippe, Valbum, xanthomelas, Ilia, Alcyone, Briseis, Phaedra, Dejanira, Melampus, Alsus, Daphnis, Eu- medon, Hippothog, „„ Paniscus; von manchen, bei uns einheimiſchen, Arten, ſind auch Exemplare aus der Schweiz vorhanden, z. B. von Dia, Euryale, Arion, Adonis, Argus, Hippothoé, Virgaureae, Apollo, was zu ſehr intereſſanten Ver⸗ gleichungen Anlaß giebt. Von ſolchen Tagfalter-Arten, welche außerhalb Schleſien einhei⸗ miſch find, enthält die von Wallenberg ſche Sammlung folgende: Cynthia, Trivia, Hecate, triangulum, Aceris, Lucilla, Camilla, Jasius, Proserpina, Hermio- | ne, Arethusa, Allionia, Cordula, Ida, Pasiphaé, Hispulla, Procida, Clotho, Arge, Syllius, Epiphron, Cassiope, Mnestra, Pyrrha, Pharte, Oeme, Ceto, Stygne, Alecto, Medea, Prono&, Goante, Gorge, Manto, Tyndarus, Lyllus, Dorus, Satyrion, Pheretes, Admetus, Hylas, Helle, Thersamon, Gordius, Boeticus, Telicanus, Aesculi, Polyzena, Medesicaste, Callidice, Bellidice, Belemia, Belia, Tages, Eupheno, Helice, Denen Phicomone, Cleo- patra, Celtis, Lavatherae, tessellum, überhaupt 62 Arten, worunter ſehr viele in beiden Geſchlechtern und mehren Exemplaren. Die neu hinzugekommenen Abendfalter be⸗ tragen 38 Arten in 83 Exemplaren, worunter folgendende ſeltene oder außerhalb Schleſien einheimiſche: Chimaera appendiculata, Zygaena montana n. sp. Meliloti, An- gelicae, transalpina, Thyris, fenestrina, Sesia hylaeiformis, Macroglossa oenotherae, Deilephila vespertilio, Sphinæ Ligustri, Acherontia Atropos, > MM Aus dem Reichthume an Arten und Exemplaren der beiden eben angeführten Abtheilungen der Falter laßt ſich abnehmen, wie anſehnlich der Zuwachs unſrer Sammlung in den Spin⸗ nern und Eulen ſeyn werde. — In der Sammlung der Rhyngoten, welche Herrn Schil- ling ihr Entſtehen und ihre Anordnung verdankt, iſt die Aenderung vorgenommen worden, daß diejenigen Gattungen und Arten, welche von Herrn Schilling im erſten Hefte unſrer Beiträge beſchrieben worden find, genau dem Syſteme des Herrn Verfaſſers gemäß umge⸗ ſteckt wurden. Herr Schilling hat ſich freundlichſt erboten, die noch fehlenden Arten, ſo weit es ſeine geſammelten Vorraͤthe geſtatten, zu liefern. — Der Inſectenſchrank, in welchem fruͤher die Schmetterlinge aufbewahrt wurden, iſt dadurch leer geworden, daß dieſe in dem von Frau von Wallenberg geſchenkten Schranke eingeordnet wurden, und wird zur ſyſtematiſchen Aufſtellung der Kaͤfer benutzt werden, bei deren Anordnung der Aufſeher der Sammlung vorzuͤglich auch die guͤtige Mitwirkung der Herren Rendſchmidt, Schil— ling und Sauermann in Anſpruch nimmt. Auch die Buͤcherſammlung der Section iſt mit mehren Werken bereichert worden, unter denen, als Geſchenk von Herrn Schummel, Fabricii Systema Entomologiae, Wiedemanns Beſchreibung auslaͤndiſcher Zweifluͤgler, in zwei Baͤnden, und Germars Reife nach Dalmatien, dann noch, als Geſchenk von Herrn Rotermund, eine Abhand- lung über Heuſchrecken und andere Inſecten, von Felix Jarocki, in polniſcher Sprache herausgegeben, mit beſonderm Dank zu erwaͤhnen ſind. W Fuͤr das Jahr 1832 wurden die bisherigen Beamten der Section, nämlich der Secke⸗ tair und der Kaſſirer, von den Mitgliedern der Section am 15ten d. Mts. wieder erwaͤhlt. Breslau, den 20. December 1831. J. C. Gravenhorſt, % 3. Secreta ir der entomologiſchen Section. een a { über die nungen. der botaniſchen Section der ſchleſiſchen ee für vaterländiſche Kultur g % e e . Die Arbeiten der Section hoben in 13 Beſanmlungen im fte Jahre folgende Gegenſtaͤnde zur Aufgabe gehabt, uͤber die wir, um die Authenticitaͤt dieſer Berichte zu erh: hen, diesmal nach den Auszuͤgen, welche groͤßtentheils die Mitglieder ſelbſt aus ihren Vor⸗ traͤgen abzufaſſen die Gefaͤlligkeit hatten, woͤrtlich hiernächft referiren. Erſte Verſammlung. Herr Prof. Dr. Goͤppert theilte die Reſultate mehre⸗ rer Verſuche uͤber das Keimen der Saamen (Erbſen und Weizen) mit, durch welche er aus⸗ zumitteln ſtrebte, in welcher Zeit Saamen bei verſchiedenen Temperaturen bei und ohne Zu⸗ tritt des Lichtes keimten, und welche abſ olute Quantität Waſſer dazu erforderlich wäre, 5 1) Die Saamen nehmen aus einer größeren gegebenen Menge Feuchtigkeit immer nur eine gewiſſe und ſich immer gleichbleibende Quantitaͤt Waſſer auf, ſo daß z. B. Erbſen von gleichem abſolutem Gewicht immer eine gleiche Menge zu ihrer Entwickelung beduͤrfen, daher man denn aus dem abſoluten Gewicht derſelben im Voraus zu berechnen vermag, wie viel Feuchtigkeit noͤthig iſt, um ſie zum Keimen zu bringen. 2)9ũ7 Die Aufnahme dieſer Quantität Waſſer erfolgt allerdings bei verſchiedenen Tem⸗ peraturen, wie auch das nachherige Keimen in verſchiedener Zeit. So hatten z. B. 4 Gran ſchwere Erbſen, die ſich in 10˙ R. Temp. befanden, nach 12 Stunden, die in 5° T. aber erſt nach 26 Stunden die zum Keimen erforderliche Quantitaͤt Waſſer = 3%, Gr. fi) an⸗ geeignet. Das Hervortreten des Wuͤrzelchen, oder das Keimen, begann bei den erſteren 180 Stunden, bei den letzteren erſt 168 Stunden nach dem Einweichen. Anweſenheit oder Abweſenheit des Lichtes brachte keinen Unterſchied, weder in der Schnelligkeit des Einſaugens der Fluͤſſigkeit, noch in dem Hervortreten des Keimes hervor, Erfahrungen, mit welchen auch die Beobachtungen von Berihollon, Senf und Link (gegen Ingenhouß und Sennebier) uͤbereinſtimmen. BD eee 3) Ohne Schaden für die kuͤnftige Keimkraft koͤnnen Saamen die eingenommene Feuch⸗ tigkeit verlieren und wieder austrocknen, (eine ſehr weiſe Einrichtung der Natur, um mich teleologiſch auszudruͤcken, weil hieraus klar hervorgeht, warum die Saamen der wildwach⸗ ſenden Gewaͤchſe ſo wenig von dem Einfluſſe der Witterung leiden), und inſofern ſchließen ſich dieſe Verſuche an die von Th. v. Sauſſure an, welcher nachwies, daß ſelbſt ver⸗ trocknete Keime einer abermaligen Belebung faͤhig waͤren, was ich gleichfalls beobachtete. Merkwuͤrdigerweiſe nehmen äber ſolche wieder ausgetrocknete Saamen bei abermaligem Be⸗ feuchten nicht nur die ihnen gebotene Fluͤſſigkeit ſchneller in ſich, ſondern keimen auch in einer ungleich kuͤrzeren Zeit. So zogen z. B. 4 Gr. ſchwere Erbſen bei 10° T. ſchon innerhalb 4 Stunden die frühere Quantität Waſſer (3%, Gr.) an und keimten innerhalb 24 Stunden, alſo in einer dreimal kuͤrzeren Zeit als fruͤher. Diefe Eigenthuͤmlichkeit bewahrten ſolche wieder getrockneten Erbſen an 2 Monate; ſpaͤter verhielten ſie ſich wieder wie Erbſen, die man das erſtemal einweicht. Ich kann, ſagte Hr. Pr. Dr. G., zur Deutung dieſer auffallenden Erſcheinung nur annehmen, daß der Saamen durch das Einziehen von Waſſer und durch die uͤbrigen beim Keimen thaͤtigen Potenzen noch vor der Entfaltung des Keimes auf eine gewiſſe Stufe der Entwickelung gebracht wird, in welcher er verbleibt, wenn auch fuͤr den Augenblick die Entziehung des Waſſers das Keimen unmöglich macht, daher er ſich dann auch um ſo ſchneller entwickelt, wenn er abermals be⸗ feuchtet wird. 0 5 Zweite Verſammlung. Der Seeretair der Section las einen Aufſatz über die Eigenschaften, wodurch ſich die Pflanze vom Mineral unterſcheidet: wir koͤnnen, da der Raum einen vollſtaͤndigen Auszug nicht geſtattet, nur die Tendenz deſſelben im Allgemeinen bezeichnen. So wunderlich es auch fuͤr den erſten Anblick ſcheint, daß man uͤber Unterſchiede zwiſchen Irdiſchem und Vegetativem, deren totale Verſchiedenheit doch ſo nahe zu liegen ſcheint, heut zu Tage noch frage, fo macht doch grade unſre Gegenwart eine ſolche Unterfu: chung mehr als jemals erforderlich. Die Naturphiloſophie hat einen erfreulichen Schein des Lebens uͤber alles Naturdaſeyn ausgebreitet, und auch das ſcheinbar Todteſte der unorgani⸗ ſchen Natur an der Lebendigkeit der hoͤheren Naturweſen Theil nehmen laſſen. Daher fragt man jetzt vergebens, wo hier die Graͤnze zwiſchen dem Lebendigen und Todten ſey; es ſey keine Graͤnze, es ſey kein Tod, ruft alles. Wie wahr dies nun aber auch im Allgemeinen von einem hoͤheren Standpunkte, und in einem gewiſſen Sinne ſeyn mag, ſo iſt es doch wiederum in concreto nicht ganz wahr, und ſelbſt, wenn es ſelbſt ganz unbeſtreitbar waͤre, ſo machte es die Frage nach den Unterſchieden des unorganiſchen und (erſten) organiſchen Lebens nur deſto draͤngender. Feſte Unterſchiede muͤſſen ſich unter den Naturreichen nothwendig auffin⸗ den laſſen: und wenn leider heut zu Tage manche Philoſophen des hoͤchſten Standpunkts mit den Bekennern grobſinnlichſter Anſichten ſich vereinigen, das alte Lied von den Uebergaͤngen unter den Naturweſen auf's Neue anzuſtimmen, ſo liegt der Grund davon meiſt im Mangel philoſophiſcher, und noch mehr im Mangel empiriſcher Schaͤrfe, in der Verwechſelung des Scheins mit der Wirklichkeit, in dem Haften an den oberflaͤchlichen Aeußerungen und Kleidern — 80 — des Lebens. Ohne die ſchaͤrfſte Abgraͤnzung der Naturprodukte giebt es keine Naturwiſſen⸗ ſchaft, und das graͤnzenloſe Veraͤhnlichen fuͤhrt nur zur Confuſion und Falſchheit, wie es auch nur aus Unklarheit und Unwahrheit entſpringt. Der wahre Naturforſcher hingegen hat das Auge fuͤr die Verſchiedenheit, und das Herz fuͤr das Einzelne und Beſondere immer offen. Graͤnzen zwiſchen dem Unorganiſchen und Organiſchen im Allgemeinen, dem Mine 5 ral und der Pflanze mit moͤglichſt ſcharfen Charakteren feſtzuſetzen, war nun der Verſuch der vorgetragenen Arbeit. Der allgemeinſte Unterſchied des Irdiſchen vom Vegetativen iſt, daß, wenn beide Lebendigkeit (gegliederte Erſcheinung aus ſelbſtigem Grunde) haben, die Form des Lebens in jedem eine Andere iſt, und am Unorganiſchen das Leben darinn beſteht, ſtets Unorganiſche hat auch nicht einmal dieſe Kraft des Lebensabſchluſſes aus und für ſich, ſon⸗ dern jenes Todesleben kommt nur der Erde als Geſammtorganismus zu. Licht, Waͤrme, Magnetismus, Eleftricität u. ſ. w. find die lebendigen organiſchen Kräfte der Erde, welche ſtets bemüht find, ihre ſelbſtvernichtende Thaͤtigkeit auszuüben, und die Reſiduen ihrer toͤdt⸗ | lichen Thaten, die Monumente der momentanen Lebensakte des Erdorganismus, die Grab- ſteine des Erdlebens, des fluͤchtigſten unter allen, ſind die irdiſchen Stoffe. Das vegetative Reich hat die Beſtimmung, ſtets Leben anzuregen, aufzuregen, zu entwickeln, ſchlafen ge⸗ gangene Kraͤfte aufzuwecken, und es hat die Kraft dazu nicht blos das Pflanzenreich im Gan⸗ zen, ſondern jeder beſondere Pflanzenorganismus hat dieſe Kraft, daher jedes Gewaͤchs-In⸗ dividuum fuͤr ſich in ſeiner relativen Totalitaͤt lebendig iſt. Die Pflanze hat indeſſen auch nur die Faͤhigkeit, Leben zu entwickeln, d. h. in zeitlichen Momenten den Geſammtinhalt ihres Lebens, die nothwendigen organiſchen Elemente des Daſeyns, aus ſich hervorzuſetzen; N das Leben in jedem Momente zugleich mit allen Andern feſt zu halten, daſſelbe Leben in Allen erhalten kann fie nicht; jeder Theil an der Pflanze erſtarrt wie er geſtaltet iſt, und fällt dem irdiſchen Geiſte anheim, waͤhrend ein anderer zur Entwickelung erwacht. Gleich dem Thiere daſſelbe ſchon Gewordne wieder weiter entwickeln, den Stoff in raſtloſer Verwandlung a erhalten, alfo, daß niemals etwas ſtarr und abgefchloffen in Ruheſtand verſaͤnke, vermag die Pflanze nicht, ſie muß in jedem Momente zur Ruhe kommend, immer wieder in einem Anderen Theile zur Thaͤtigkeit erwachen. Freilich hängt dies Andere, worinn die Thaͤ⸗ tigkeit ſich weiter entwickelt, wieder und noch an demfelben uͤberſinnlichen Faden der Entwik⸗ kelung, und die Erzeugniſſe der Entwickelung fallen nicht gleichgültig auseinander, wie in der unorganiſchen Natur, aber dennoch bleiben ſie immer auch an demſelben Stamme durch die Zeit der Entwickelung getrennt. Wie ſehr man daher auch in unſeren Tagen bemuͤht iſt, dieſes, wenn auch ſtets wiederfortgeſetzte, fortentwickelnde, dennoch ſtets unterbrochene Leben zu einem animaliſch⸗zuſammenhaͤngenden, ja teleologiſch zuſammenwirkenden zu ſtempeln, ſo behält doch die kalte gleichgültige Erde in dem Gewaͤchſe immer ihr Recht, fo ſehr auch die vegetative Innigkeit, die emportreibende, im Verborgenen ſuchende . über den irdiſchen Lebenstod ſich zu erheben ſtrebt. — das Leben abzuſchließen. Das Leben der unorganiſchen Natur iſt die lebendige Erzeugung des Todes: aber das einmal gewordene Unorganiſche iſt wirklich todt: denn das einzelne 8 5 Dritte Verſammlung. Herr von Uechtritz ſprach über die Flora von Maͤh⸗ ren, Behufs einer Vergleichung derſelben mit der ſchleſiſchen. Er gab zuerſt einen Ueber— blick der phyſiſchen und geographiſchen Verhaͤltniſſe und der botaniſchen Schriftſteller dieſes Landes, und machte den Anfang der ſpecielleren Betrachtung mit folgenden Familien: — — — — 1) Die Ranunkulaceen: Unter dieſen kommen in Mähren vor: Clematis ere- cta, C. Vitalba; Anemone Pulsatilla, A. pratensis; Adonis vernalis; Ranun- culus delphinifolius Hoffm., R. platanifolius; Delphinium intermedium, D. alpinum W. et K.; Aconitum laetum, A. Callybotryon R., A. Bernhardia- num R., A. 108 3 Luparia R, A. rigidum R. — 2) Die Papa— veraceen: Glaucium luteum, G. phoeniceum. — 3) Die Fumariaceen: darunter Fumaria parviflora. — 4) Die Cruciferen: hier Leptocarpaea Loe- selii; Barbaraea arcuata; Turritis patula Bernh.; Arabis Halleri, A. arenosa; Cardamine resedifolia, C. hirsuta, C. sylvatica Lk., C. Opitzii (amara hirsu- tior); Lunaria 1 5 Draba; — saxalile Rchb. (ob R. gemonense ?); Biscutella saxatilis, B. laevigata; Hesperis tristis; Sisymbrium Columnae, S. pannonicum Jacq.; Erysimum Cheiranthus, E. repandum Jacg. (2), E. virgatum, E.diffusum Ehrh.; Cochlearia Coronopus; Myagrum | en Diplotaxis muralis; Crambe wa Vierte Vers ammlung. Herr Oberlehrer Wimmer legte eine Ueberſicht der | Verhaͤltniſſe, welche in der Zahl und in der Vertheilung der Arten der monokotyledoniſchen Pflanzenfamilien Schleſiens obwalten, als Probe und zur Beurtheilung vor, welcher einige einleitende Bemerkungen vorangeſchickt wurden. Er machte darauf aufmerkſam, daß ſobald pflanzengeographiſche Betrachtungen zu der Ausfuͤhrung im Einzelnen fortgehen, die Ueber⸗ gaͤnge und die Mangelhaftigkeit der Materialien ſtoͤrend einwirken. Man muß daher von beſchraͤnkten und bekannten Regionen ausgehen, und ſo in weiteren Kreiſen fortſchreiten. — Der Verf. unterfcheidet in Schleſien drei Vegetationsbezirke, Ebene, Vorgebirge und Hoch⸗ gebirge. Hierauf entwickelte derſelbe den Gang, welchen er einſchlaͤgt, durch welchen er zu folgenden Beſtimmungen gelangt. 1) Wird die Geſammtvegetation jeder der drei Bezirke gefunden. 2) Die einem jeden Bezirke eigenthuͤmlichen Arten. 3) Die relative Verbrei⸗ tung der Arten, inſofern ſie zweien oder allen dreien Bezirken angehoͤren. 4) Das Ver⸗ haͤltniß jeder Familie zur Geſammtvegetation. 5) Die Region, in welcher jede Familie ihr Maximum erreicht. 6) Welcher Region eine Familie ausſchließlich eigen iſt, und wel⸗ cher ſie gaͤnzlich fehlt. Der Verfaſſer will dieſe Zahlenbeſtimmungen nur als vorbereitende Wegweiſer angeſehen wiſſen. Ferner werden diejenigen Arten aufgezählt, welche 1) über: haupt die größte Verbreitung, 2) der Höhe nach die größte Verbreitung haben; 3) die am ſeltenſten oder nur an einem Standorte vorkommen. 11 . Monocotyledoneae Florae Silesiacae. Familien, Zahl der Arten. Aroideae n 2 Hydrocharideae 2 Colchicaceae . „ 3 Narcisseae . 3 Typhineae 5 Asparagineae 8 = Alismaceae 5 er 6 Irideae „„ N Ef Naa], 8 ,,, 2 22%, 20 / 0 2 Orchideae sr an 133 JJ Grami nene 94 290 Die Monokotyledonen betragen J ober faſt J ſaͤmmtlicher Phanerogamen Schleſiens. Von den 14 Familien der „„ fehlen 8 dem Hochgebirge und 3 dem Vor⸗ gebirge, keine der Ebene. \ Das Hochgebirge hat 54 Arten oder Y% ze der Geſammtzahl, ausſchließliche Arten aber 26 oder 1s der Geſammtzahl. Das Vorgebirge hat überhaupt 92 und ausſchließ⸗ liche 28 Arten. Die Ebene hat uͤberhaupt 232 oder uͤber / der Geſammtzahl; aus ſchließliche aber 145, alſo genau / der Geſammtzahl. Fuͤnfte Verſammlung. Der Sekretair der Section gab eine Ueberſicht der in der letzten Zeit von ſexualiſtiſch gefinnten Naturforſchern gemachten Erfahrungen im Felde der Sexualitaͤtslehre, welche dieſer Lehre, ohne daß darauf Gewicht gelegt wird, zu wider⸗ ſprechen ſcheinen, dagegen zum Theil vom Verf. ausgeſprochene Behauptungen und Beobach⸗ tungen beſtaͤtigen. Er gedachte der von Richard trefflich dargelegten Schwierigkeiten in der Bluͤthenbildung der Coniferen, die nur durch die ſeltſame Hypotheſe der Naktheit des Embryo nothduͤrftig beſeitigt werden kann: und der ungeheuren Dichogamie der Beſtaͤu⸗ bungstheile dieſer Pflanzen, die felbft einen Schwefelregen von Pollen unnuͤtz machen würde. Er entwickelte die Hinderniſſe, die ſich in neuerlich entdeckten Asklepiadeengattungen, in der Rafflesia und im Genus Commersonia, nach Links Geſtaͤndniß, der fogenannten Pflanzenbegattung entgegenſtellen. Im Felde der Lehre von der kuͤnſtlichen Beſtaͤubung erinnerte er an die merkwuͤrdige Beobachtung W. Mowbrays, daß Paſſionsblumen ſich ſelbſt überlaffen oder mit eigenem Staube belegt, ſeltener Früchte anſetzen, als mit Pollen | | | | 1 anderer Species. Unter Aufzaͤhlung der wichtigſten neueren Verſuche uͤber die Baſtardirung, davon beſonders die von Sageret, Wiegmann und Gaͤrtner ausfuͤhrlicher und nach verdientem Werthe gewuͤrdigt wurden, wies er nach, wie vielfaͤltig dieſelben mit feinen eige— nen uͤbereinſtimmten, wie die von ihm feſtgehaltenen Saͤtze, daß nicht alle vegetabiliſchen Baſtarde unfruchtbar ſeyen, daß die Baſtarde nicht immer das Mittel der vaͤterlichen und muͤtterlichen Bildung, ſondern die letztere vorzugsweiſe darſtellten, von ſo vielen Seiten her ſich beſtaͤtigen. Außer der gleichfalls beftätigten Beobachtung, daß ziemlich fern in der Fa⸗ milienreihe von einander ſtehende Genera durch kuͤnſtliche Beſtaͤubung vermiſcht, fruchtbare Saamenbildung zur Folge haben koͤnnen, erwaͤhnte er Sagerets Erfahrungen, daß die Körner einer und derſelben Frucht eine verſchiedene Befruchtung (d. h. die Einſaugung ver: ſchiedenen Pollens) empfangen koͤnnten, ja daß ein und daſſelbe Saamenkorn quasi zwei Väter haben koͤnne. Er wies endlich auf die vervielfältigten Beobachtungen hin, daß ficht- liche Spuren eines Einfluſſes des zur Baſtardirung gebrauchten Pollens ſchon in den Saa⸗ men derſelben Blume, worinn er applicirt wurde, ſich zeigten, (wie in Knights Verſuche an grauen Erbſen), welches alles denn, hinzugerechnet ſeine eigenen Beobachtungen, daß der Pollen bei abgeſchnittener Narbe unmittelbar in das Germen gebracht, ebenfalls bildungs⸗ beſtimmend wirke, ſehr die Meinung des Autors beſtaͤtigt, daß der ganze Baſtardirungsver— ſuch ungeſchlechtlich erklaͤrt werden muͤſſe, und auf den Grund einer die Bildung determini⸗ renden fremdartigen Saftimpfung (eine Inoculation der Saamen, wie ja dieſe im Thiere bei jeder Pockenimpfung in die Haut geſchieht) hinauslaͤuft. Ruͤckſichtlich der übrigen für die Sexualitaͤt anzuſtellen uͤblich gewordenen Verſuche, erinnerte er an die erfreuliche Beſtaͤtigung, die ſeine durch 5 Generationen fortgefuͤhrten Experimente uͤber das Vermoͤgen iſolirter weibli⸗ cher Hanfpflanzen ohne Zutritt des Pollens vollſtaͤndig fruktificiren zu koͤnnen, durch Girou de Buzaringues Verſuche erhalten, ſo daß nur noch die hoͤchſt problematiſche und dem Geiſte des Pflanzenlebens wenig entſprechende Ausflucht mit der Vorbefruchtung dagegen uͤbrig bliebe. Ueber die Caſtrationsexperimente bemerkte er, daß vor einiger Zeit die Gaͤrtner den Rath gegeben hätten, die Blumen auf's fruͤhzeitigſte zu caſtriren, um Saamen zu erhalten, wel⸗ cher Pflanzen mit gefüllten Blumen braͤchte: fie müßten alſo doch wohl die Erfahrung ge= macht haben, daß die Gewaͤchſe ohne Antheren wenigſtens keimfaͤhige Saamen zu bringen vermoͤchten: Näheres indeſſen über den Erfolg dieſer Vorſchlaͤge fei ihm unbekannt geblieben. Daß uͤbrigens die Natur felber zuweilen an Blumen ohne Schaden gleichſam das Caſtrations⸗ Experiment mache, z. B. an Veilchen, deren Flores apetali, obgleich ohne Geſchlechts⸗ theile geboren, grade die allerfruchtbarſten, oder die allein fruchtbaren Capſeln braͤchten, ſey laͤngſt bekannt, aber nicht beachtet. Endlich erwähnte er, daß ein Theil der Spallanzani- ſchen Verſuche durch einen achtungswerthen Naturforſcher, Sageret, neuerlich die volleſte Beſtaͤtigung erhalten, und ſogar der beruͤhmte vielbeſtrittene Verſuch mit der Bouteille die erfolgreichſte Wiederholung gefunden haͤtte. Der Vortragende ſchloß mit den Worten: „er habe dieſer Verſuche Erwähnung gethan, nicht um feiner Perſon dadurch etwas vindiciren, 11 * . oder gar einen Triumph über feine Gegner verkuͤnden zu wollen, den man ja ohnedem gewiß nicht unbeſtritten laſſen wuͤrde — ſondern um ſie fuͤr die Wiſſenſchaft feſt zu halten und ſie um ihrer ſelbſt willen vor dem Ignorirtwerden zu ſchuͤtzen: allerdings aber finde er ſich durch ſolche zuſtimmige Thatſachen ermuthiget, ſeinen ſtillen Weg des Experimentirens ruhig fuͤr ſich fortzuwandeln, und in ſeinem Vorſatze beſtaͤrkt, fern von aller Polemik, die Entſchei⸗ dung ſchweigend der Zukunft anheim zu geben. Sechste Verſammlung. Nachdem Herr Prof. Dr. Goͤppert die neueſten Reſultate von Schuͤbler uͤber die Farben und Geruchsverhaͤltniſſe der Pflanzen auszuͤg⸗ lich mitgetheilt hatte, ſprach er uͤber die Zahl der Staubfaͤden und der Bluͤthentheile des Chrysoplenium alternifolium L. Es giebt daruͤber ſehr verſchiedene und von einan⸗ der abweichende Beobachtungen. Linné fuͤhrt an, daß die zuerſt ſich entwickelnde Bluͤthe 10maͤnnig, die uͤbrigen 8 maͤnnig ſeyen. Ihm ſtimmen jedoch nur Wenige bei, welche die Bluͤthen ſelbſt unterſucht haben, die meiſten fanden nur Atheilige und Smaͤnnige Bluͤthen. Auf einer Reife durch einen Theil der Ebene Schleſiens und der Vorberge der Sudeten beob— achtete Dr. Goͤppert an verſchiedenen Orten in 2000, 1500 bis 400 F. M. Hoͤhe (Lie⸗ bau, Landshut, Schleſierthal, Sprottau) dieſe Pflanze und fand, daß namentlich die an weniger ſchattigen Orten wachſenden Bluͤthen von intenſiver gelber Farbe die groͤßten Ano⸗ malieen zeigten. Die Flos primarius war in der Regel Atheilig 8maͤnnig und nur in einem einzigen Falle 10maͤnnig und 5theilig, dagegen die Bluͤthen der Doldentraube zuweilen faſt ſaͤmmtlich 5—6— Ttheilig, jedoch meiſtens immer 8maͤnnig und nur in einer Bluͤthe wur⸗ den 9 Staubfaͤden angetroffen. In den meiſten Faͤllen bildete der hinzugekommene Lappen oder Einſchnitt keine regelmaͤßige Bluͤthe, dies fand weniger haͤufig aber doch auch ſelbſt bei 6 und 7theiligen ſtatte. Die muthmaßliche Annahme, daß dieſe acceſſoriſchen Einſchnitte durch Theilung der urſpruͤnglichen 4 Bluͤthenlappen entſtanden waͤren, widerlegte die naͤhere Unterſuchung, indem es ſich zeigte, daß die erſteren mit den letzteren nicht in einer Ebene lagen, wovon man ſich beim Heruͤberſchlagen ſaͤmmtlicher Bluͤthenlappen leicht zu uͤberzeu⸗ gen vermochte. Da ſich ferner auch der hte Staubfaden immer vor dem uͤberzaͤhligen Lap⸗ pen befand, ſo ſieht ſich Referent veranlaßt, dieſe ganze Anomalie fuͤr einen nur nicht ganz — gelungenen Verſuch der Bildung einer Blumenkrone zu halten, welches einen neuen Beweis fuͤr die nahe Verwandſchaft dieſer Gattung mit Saxifraga liefert, wie nicht nur Linne, ſondern auch ſchon die aͤlteren Botaniker bemerkten, welche letztere unſere Pflanze unter dem Namen Saxifraga aurea beſchrieben. Siebente Verſammlung. Herr Prof. Dr. Purkinje theilte mikroſcopiſche Beobachtungen über den Bau des Narbenkanals mit, und erläuterte dieſelben durch treffliche Handzeichnungen. Die mikroſcopiſche Betrachtung der Bluͤthentheile, ſagt er, hat neuer⸗ lichſt durch Rob. Brown und Adolph. Brongniart ein erhoͤhtes Intereſſe ge— wonnen, beſonders da die daraus geſchoͤpften Anſichten des letzteren verſprachen, auf die dunklen Vorgaͤnge der Fructification ein neues Licht zu werfen. Seine Beobachtungen uͤber die Wege, die ſich der Pollen durch die zellige Subſtanz des Piſtills in das Innere der Saa⸗ * | u menkapſel bahnen fol, um die Saamenknospe unmittelbar materiell zu befruchten, ſcheinen aber nicht diejenige Allgemeinheit zu beſitzen, die erfordert würde, um daraus ein Geſetz ab- zuleiten. Seine Anſicht geht aus dem Streben hervor, bei den organiſchen Wechſelwirkun— gen alles nur mechaniſch und handgreiflich vorzuſtellen, und alle organiſche Durchdringung und Leitung dynamiſcher Einflüffe auszuſchließen, obgleich man ohne ſolche Annahme kaum bei irgend einem Proceſſe der Aſſimilation, wohin doch die Befruchtung gehört, namentlich im Thierreiche wird ausreichen koͤnnen. Brongniarts Hypotheſe ſetzt eine ununterbro⸗ chene Fortſetzung der Papillarſubſtanz der Narbe, und ein unmittelbares Gelangen des Be⸗ fruchtungsſtoffs an die Oeffnung des Eichens voraus, wodurch eben die Befruchtung erfolgen ſoll. Er hat nun vielfache dieſer Forderung entſprechende Beobachtungen zuſammengeſtellt, und ſo ſeine Anſicht annehmlich zu machen ſich beſtrebt. Eine andere noch neuere Hypotheſe von C. H. Schulz wurde wahrſcheinlich durch die bei vielen Pflanzen vorkommende roͤhren⸗ foͤrmige Geſtalt des Griffels veranlaßt, wodurch der Luft freier Zutritt zu den Saamen- knospen geſtattet wird, und wobei dieſe die befruchtenden Duͤfte des Pollens leiten ſoll. Abgeſehen davon, daß die ganze Pflanze fuͤr die Luft und die darin aufgeloͤſten riechbaren Stoffe mittelſt der Stomatien und der Zwiſchenraͤume der Zellen allenthalben permeabel ift, fo findet fich jene röhrenförmige Bildung des Griffels eben ſo wenig allgemein, als jene Fort⸗ ſetzung der Narbenſubſtanz ins Innere des Fruchtknotens bei allen Pflanzenſpecies anzutrefe fen iſt. Die Beobachtungen, wodurch dieſe Hypotheſen veranlaßt wurden, ſind erſt an ihrem Anfange, und muͤſſen durch das ganze Pflanzenreich mit mikcroſcopiſcher Schaͤrfe durch⸗ gefuͤhrt werden, wenn der in der Natur liegende lebendige Begriff ſich füt uns zur vollen kla⸗ ren Anſchauung geſtalten ſoll. Brongniart hält wohl mit Unrecht die Warzenſchicht der Narbe für entblößt von Epidermis, fie iſt vielmehr eine eigenthuͤmliche Umbildung derſelben, und ſetzt ſich in den Faͤl⸗ len, wo der Griffelkanal offen iſt, unter vielfach abgeaͤnderter Geſtaltung an der Wand der innern Hoͤhlungen der Kapſel fort; eben ſo in jenen Faͤllen, wo zwar kein offener Kanal | durch den Griffel wahrzunehmen iſt, die Narbenſubſtanz jedoch bis ins Innere der Kapſel durch | innige Berührung der Waͤrzchen eine Fortſetzung bildet; ; aber auch dort, wo der Kanal offen⸗ bar verwachſen iſt, wird eine innere Epidermis, oder wie man ſonſt diefe Membran nennen \ mag, vielleicht allgemein anzunehmen ſeyn, und nach den dem Verf. vorgekommenen bisheri⸗ gen Daten wird dieſe gar mannigfaltige Geſtaltungen darbieten. *) 3 ’ f 1. Eine der auffallendſten Narbenbildungen gewaͤhrt die Gattung Viola. Hr. Prof. Dr. P. hat jetzt zwei Arten unterſucht, die auch unter einander in dieſer Hinſicht bedeutend | I 9 Herr Prof. Dr. p. hat ſeitdem die innere Kapſelmembran i in einer großen Zahl phane ogamifge Pflanzenſpecies mikroſcopiſch unterfucht, und wäre geneigt, ihre Textur als ein eigenthuͤmliches Faſer⸗ oder Zellgewebe auszuſprechen, woruͤber naͤhere Unterſuchungen und Mittheilungen er ſich fuͤr den . Sommer vorbehaͤlt. 08 abweichen, ohne jedoch aus den Grenzen einer gewiſſen generiſchen Form herauszutreten. — Bei der Viola canina bildet der obere Theil des Griffels eine kolbenfoͤrmige Erweiterung; das oberſte Ende, die eigentliche Narbe, iſt kopffoͤrmig und hat einen gießkannenſchnabelfoͤr⸗ migen Fortſatz, der nach der Seite des Sporns gerichtet iſt. Nach oben befindet ſich an dieſem Schnabelfortſatze eine elliptiſche Oeffnung, die ſich gegen das dickere Kopfende in einen Schlitz fortſetzt. Der ganze kopffoͤrmige Theil iſt bis an den Hals mit warzigen Verlaͤngerungen (nicht ganz in der Art, wie ſonſt die Narbenwaͤrzchen ſind) ſparſam beſetzt. Nahe vor der Einpflanzung des Griffels in den Fruchtknoten verduͤnnt ſich derſelbe bedeutend, und iſt in der Richtung des Schnabels ſchwanenhalsfoͤrmig gebogen. In ſeinem ganzen Verlaufe enthaͤlt er einen Kanal, der an dem kopffoͤrmigen Ende zu einer rundlichen Hoͤhle erweitert iſt und einerſeits durch die Oeffnung des Schnabels frei ausgeht, am Einpflanzungsende aber ſich bedeutend verengert und in die Hoͤhle des Fruchtknotens ausmuͤndet. An den innern Rand diefer Höhle ſetzt ſich vom Kanal des Griffels aus eine eigene dunkelgruͤne Zellſubſtanz in drei Streifen gegen die innern Kapſelwaͤnde ſymmetriſch fort, und den eigentlichen Saamenboden bildet. — Bei der Viola calcarata iſt das Narbenende des Griffels zu einem beinahe ſphaͤ⸗ riſchen, glatten, mit einer goldig ſchimmernden Zellſubſtanz bedeckten Koͤpfchen erweitert. Die obere Oeffnung iſt rund und ohne Schlitz, und bildet ſtatt des Schnabels einen lippen- foͤrmigen Vorſprung mit einer Reihe kurzer Haͤrchen (Wimpern) am vordern Rande beſetzt. Aehnliche Haͤrchen finden ſich rund herum am untern Theile des Koͤpfchens im Uebergange zum Halſe. Dieſer iſt von den Seiten zuſammengedruͤckt, breit am Koͤpfchen, gegen das untere Ende ſchnell abnehmend. Vorne am oberſten Theile des Halſes (Kehle) finden ſich zwei dunkelgruͤne Streifen, die wahrſcheinlich gleichfalls mit dem Saamenboden in Verbin⸗ dung ſtehn. Das unterſte Ende des Griffels iſt gleichfalls (wie bei der vorigen Art) ſchwa— nenhalsfoͤrmig, nur etwas ſtaͤrker nach vorne gebogen. Die eigenthuͤmliche Subſtanz des Saamenbodens breitet ſich in drei elliptiſchen Ausbreitungen bis nahe an den untern Boden der Hoͤhle der Saamenkapſel aus. * 2. Bei der Gratiola acaulis bildet die Narbe zwei ſeitwaͤrts gebogene rautenfoͤrmige an den Raͤndern zerriſſene Lappen, deren innere Flaͤchen ſeicht ausgehoͤhlt find, daran laͤng⸗ liche gekerbte Zellen wahrnehmbar ſind, die ſich in den Kanal des Griffels fortſetzen. Letz⸗ terer erweitert ſich e in den Fruchtknoten. Die an ihm gemachten Querſchnitte zei- gen einen anfangs rundlichen, dann ſpaltenfoͤrmig geſchloſſenen, endlich ſich elliptiſch erwei⸗ ternden Kanal, der ſo i in die Hoͤhle des Fruchtknotens uͤbergeht. Schon an der Wand des Griffelkanals iſt die innere Epidermis als eine einfache Zellſchicht von dem uͤbrigen lockern Zellgewebe deutlich zu unterſcheiden. Im Innern der Kapſel ſelbſt zeigt ſie eine ganz eigen⸗ thuͤmliche Anordnung ihrer Zellen. Dieſe ſind mehr oder weniger verlaͤngert an ihren Enden zugerundet und wie Finger in einander gefuͤgt. Dieſe Zellſchicht ſcheint ſich ſelbſt in die Hüllen der Saamen fortzuſetzen, wo fie jedoch durch kuͤrzere 7 der Zellen einen andern Charakter annimmt. et an 3. Bei der Fumaria (nobilis) bildet die Narbe eine hahnenkammfoͤrmige elliptiſche Spatel mit acht knorpelartig durchſcheinenden Knoͤtchen beſetzt, frei von dem duͤnnen Griffelende getragen, der nach unten ſich erweiternd allmaͤhlig in das platte Saamenſchoͤtchen übergeht. Die Lage der Narbenplatte kreuzt ſich mit der Breitenlage des Schoͤtchens; ihre Seitenflaͤ— chen ſind glatt; im Innern zeigt ſich eine gruͤne lockere Subſtanz, worin drei Kanaͤle als Anfaͤnge des Griffelkanals zu unterſcheiden ſind. Der mittlere beginnt trichterfoͤrmig zwi— ſchen den oberſten Knoͤtchen, ſteigt ſenkrecht herab und geht unmittelbar in den Griffelkanal | über; die zwei feitlichen find gekruͤmmt und mit einer dunkelgruͤnen kaum zelligen Subſtanz ausgefuͤllt, die in der Mitte der Kruͤmmung noch eine kolbenfoͤrmige Anſchwellung bildet. Alle drei verbinden ſich unter einander nahe an der Einpflanzung des Griffels, um in feinen Kanal uͤberzugehen. Dieſer iſt zu oberſt rundlich, dann platt mit an einanderliegenden Waͤn⸗ den, endlich ſich zur Hoͤhlung der Kapſel erweiternd, und an den beiden Winkeln die Saa⸗ menreihen aufnehmend. Merkwuͤrdig iſt die innere Epidermis, welche vermöge ihrer Struc— tur dieſen Namen durchaus verdient, indem ſie aus lappigen Zellen (wie bei Farrenkraͤutern) mit einzelnen zerſtreuten Stomatien beſteht. 4. Bei Dodecatheon Meadia offnet ſich der Kanal des Griffels in allmaͤhliger Er⸗ weiterung in die Höhle der Saamenkapſel. Bei feiner Einmündung ragt ein dünner Fort: ſatz tief in denfelben hinan, der von dem Gipfel des Saamenbodens ausgeht, indem dieſer | ähnlich einer geftielten Beere in dem innern Raume der coniſchen Kapſel frei aufgeftellt iſt. Jener Fortſatz ſcheint in der fruͤheren Entwickelungs⸗Epoche eine unmittelbare Fortſetzung der Narbenſubſtanz zu ſeyn. 5. Bei Azalea pontica bildet die Narbe eine fünftheilige Warze, die an dem trich⸗ terfoͤrmig ſich ausbreitenden Ende des Griffels wie auf einem Teller aufgeſetzt iſt; fie beſteht aus einem naͤſſelnden gruͤnlichen Fleiſche ohne Narbenwaͤrzchen. Die Spalten der Narbe ſetzen ſich im Innern des Griffels als ein fuͤnfrinniger Kanal fort, der ſich im Fruchtknoten e zu fuͤnf Kammern erweitert und abtheilt, indeß die zuſammenſtoßenden Knoten in der Mitte zu einem ſaͤulenfoͤrmigen Saamenboden verwachſen, und nach Außen die Scheidewaͤnde der | RN Loculamente bilden. Bei der Lunaria annua iſt die Narbe zweitheilig, ſtumpf, mit Narbenwaͤrzchen | Be der Griffelkanal ift anfangs platt, und bei allmähliger Erweiterung im Uebergange zu den Loculamenten der Huͤlſe dehnt ſich die Narbenſubſtanz feiner entgegengeſetzten Wände, indem ſie in der Mitte verwaͤchſt, zur Scheidewand aus, an der, wie der Verf. ſchon ans derswo gezeigt hat, nach vollendeter Reife der Schote ein eigenthuͤmliches Gewebe von ſchoͤ— nem Atlasglanze ſich findet, welches nichts anderes iſt, als die zu ausgezeichneter Ausbildung entwickelte innere Kapſelmembran. 7. Bei der Thunbergia alata beſteht die Narbe aus einem zarten weißen halbdurch⸗ ſichtigen mit kurzen Waͤrzchen beſetzten tutenfoͤrmigen Blaͤttchen, wobei der obere Theil cylin⸗ derfoͤrmig zuſammengerollt iſt, der untere Waſchbeckenfoͤrmig offen ſteht. Den Kanal zu verfolgen wollte mir nicht gelingen wegen der Duͤnne und Zartheit des Griffels. re 8. Bei der Reseda geht die dreihoͤrnige Narbe ohne Vermittelung eines Griffels in die Samen tar ſel uͤber, indem die drei Spalten derſelben unmittelbar in ihre Hoͤhlung ſich oͤffnen. In der fruͤhern Entwicklungsepoche ſind dieſe Spalten geſchloſſen, bei zunehmender Reife oͤffnen ſie ſich und die Kapſel klafft dann frei nach Außen. 9. Eine der einfachſten Bildungen findet ſich bei der Berberis vulgaris. Die Narbe ſitzt unmittelbar auf dem Fruchtknoten auf, bildet eine duͤnne kreisfoͤrmige Platte von warzi⸗ ger Narbenſubſtanz, welche auf einem tellerförmigen Vorſprung des Fruchtknotens aufgeſetzt iſt. In der Mitte der Narbe iſt eine C förmige Grube, die ſich als der Anfang eines Kanals in den innern Raum der Saamenkapſel fortſetzt. Die in dem concaven Theil der C foͤrmigen Grube enthaltene Maſſe der Narbenſubſtanz ſteigt pfropffoͤrmig gegen die Höhle der Kapſel herab, und ſetzt ſich dann als ein Rief bis an den Grund der Höhle herab, wo fie den Saa⸗ menboden bildet, aus welchem zwei Saamen je zu einer Seite des Riefs ſenkrecht emporſproſ⸗ ſen. — Noch einfacher iſt dieſes Verhaͤltniß bei den einſaamigen Fruchtknoten, wo ſich die Narbenſubſtanz bis an den Grund des innern Kapſelraums gleichfoͤrmig an den Waͤnden herab erſtreckt, wo dann der einzelne Saame ſenkrecht emporſproßt. 10. Beſonders deutlich iſt der Narbenkanal bei den Li liaceen, und es iſt wohl zu em⸗ pfehlen, ihn in dieſer Familie zuerſt zu unterſuchen. Bei der Tulpe geht er dreiſpaltig un⸗ mittelbar in die Hohlungen des Fruchtknotens uͤber; bei der Narciſſe, der Kaiſer- krone, der Lilie, der Iris, gelangt er durch einen Griffel dahin. Achte Verſammlung. Herr Prof. Dr. Goͤppert gab. zuvoͤrderſt Nachrichten des Herrn Regierungsrath Metzger über die Einwirkungen des Schnee's im Auszuge: for dann ſprach er uͤber die Temperaturerhoͤhung beim Keimen. Es erſcheint hoͤchſt auffallend, daß bis jetzt noch Keiner der eifrigen Vertheidiger der Waͤrmeerzeugungsfaͤhigkeit in den Ge— waͤchſen auf den Keimungsprozeß Ruͤckſicht nahm, bei welchem ſich eine nicht unbedeutende ſchon mit ſehr unvollkommenen Inſtrumenten leicht wahrnehmbare Menge Waͤrme entwickelt. Man kannte bisher in dieſer Beziehung nur das Verhalten einiger wenigen Getreidearten, und da bei ihnen zugleich eine Zuckerbildung ſtatt fand, ſo verwies man dieſen Vorgang in die Reihe der chemiſchen oder Gaͤhrungsprozeſſe, ohne zu unterſuchen, welcher Einfluß doch der Vitalitaͤt des Saamens hierbei zugeſchrieben werden muͤſſe. Referent unterwarf nicht nur die Saamen der Getreidearten, ſondern einer Menge anderer Pflanzen aus den verſchiedenſten Familien (Umbellif, Crucifl., Composit., Chenopod., Polygon., Leguminosae, Paronychieae u. ſ. w.) unter den verfchiedenften Modifikationen einer diesfaͤlligen Unterſu⸗ chung und fand, daß ſie nicht nur alle eine zum Theil außerordentlich große Menge Waͤrme beim Keimen entwickelten (da die fie umgebende Atmoſphaͤre oft 20 —25 ° überftieg), ſondern daß dieſer Prozeß nicht blos als ein chemiſcher, ſondern als ein wahrer Vegetationsprozeß angeſehen werden, mithin man den Pflanzen die Faͤhigkeit zuſchreiben muͤſſe, auch freie fuͤr unſre Waͤrmemeſſende Inſtrumente empfindbare Waͤrme zu ent— wickeln. — Herr Prof. Dr. G., der in Folge fruͤherer Unterſuchungen, die immer nur an einzelnen Pflanzen angeſtellt wurden, dafür hielt, daß die Affen wohl Waͤrme erzeugten, | Pa |‘ jedoch die Menge derſelben zu gering ſey, um auf unſere thermometriſchen Inſtrumente wir⸗ ken zu koͤnnen, ſieht in dem oben erlangten Reſultate auch nur eine neue Beſtaͤtigung ſeiner fruͤheren Anſicht, denn jene beim Keimen freiwerdende Wärme iſt, da fie nicht bei: einzelnen, ſondern erſt bei einer größeren Zahl von Saamen bemerkbar wird, als ein Produkt vieler ein⸗ zelnen Quantitaͤten Waͤrme anzuſehen, daher man ſogar mit ziemlicher Gewißheit zu berech⸗ nen vermag, welcher geringe fuͤr a, Inſtrumente Bar nicht meßbare Grad Wärme auf eine einzelne Pflanze koͤmmt. Jedoch nicht nur bei dem Keimen der Saamen, ſo ondern auch waͤhrend der Entwickelung der Knollen und Knospen entbindet ſich freie meßbare Waͤrme, ja ſelbſt waͤhrend der Vege⸗ tation voͤllig ausgebildeter Pflanzen. Es kommt nur auf die Art und Weiſe an, wie die Verſuche angeſtellt werden, woruͤber ſich Herr Prof. Dr. G. naͤhere Mittheilungen an einem anderen Orte vorbehaͤlt. Schlüßlich ſprach Herr Prof. Dr. G. noch über das Sihverhalten der durch Alkohol | getoͤdteten Saamen bei der Germination. Neunte Verſammlung. Herr v. uechtritz las eine ausführliche Abhandlung ö uͤber Unterarten und Formen einiger europaͤiſchen natuͤrlichen Pflanzenarten. Bekanntlich habe ſich bei den neueren deutſchen Beſtrebungen die durch moderne Verkuͤnſtelung zuletzt faſt . unkenntlich gewordenen, ganz verflachten Pflanzenarten naturgemaͤß wieder hervorzuheben, das unerfreuliche Reſultat ergeben, wie ganze Genera in ihren Arten und Formen wirklich ſchon von Natur aus in einem fruͤher nie geahnten Unterſich⸗Verſchwimmen und Uebergehen begriffen find, fo daß fie ſich faſt nur dadurch in ihren Gliedern fixiren laſſen, wenn man wie⸗ derum zu der alten kuͤnſtlichen Zwangsmethode ſeine Zuflucht nimmt: z. B. Rosa, Rubus, Kanunculus, Thalictrum, Aconitum, Mentha, Draba, a Salix u. ſ. w. Dieſe Gattungen ſpotteten auch der neueſten jugendlich-ſchwachen Beſtrebungen der Pflanzengeographie: denn erſt müßten wir wahrhaft natuͤrliche Pflanzenfamilien und Pflanzenarten gegruͤndet haben, ehe die jetzt faſt einzig beliebte Arithmetik bei der Pflanzen⸗ | geographie anwendbar würde; auf blos kuͤnſtliche Pflanzenfpecies geſtuͤtzt, koͤnnten die ftöchio- metriſchen Berechnungen, womit man ſich zeither abgemuͤht, die Pflanzengeographie keines⸗ weges zu einer achtungswerthen Stellung im Gebiete der Naturwiſſenſchaften führen. Jene obigen, gegen die Buͤcherweisheit widerſpenſtigen Genera, ſeyen indeſſen vorzugsweiſe geeig⸗ net, ſog. geographiſche Unterarten (subspecies geographicae) an ſich unterſcheiden zu laſſen. Dieſe zeigten, nach bisher noch unerforſchten Naturgeſetzen, in welchen die Iſother⸗ mallinien und manche ſelbſt cosmiſche Verhaͤltniſſe kuͤnftig die Hauptrolle ſpielen duͤrften, in gewiſſen Orten und geographiſchen Regionen eine conſequente Selbſtſtaͤndigkeit in der Bil⸗ dung einzelner Theile, welche von der Veraͤnderlichkeit der eigentlichen Abarten (die er For- men nenne) bedeutend abweicht: gleichwohl werde kein weſentlicher Irrthum begangen, wenn ein Naturforſcher fie für die Hauptart ſelbſt annehme, und es fiele fuͤr die Species planta- rum) fuͤr Einleitungen in die ſpecielle Pflanzenkenntniß, Handbuͤcher der pharmaceutiſchen Forſt⸗ und ökonomiſchen Botanik, kurz fuͤr alle dergleichen botaniſche Werke, die ein kuͤnſt⸗ i 12 u di liches oder praktiſches Gepräge an fich tragen, nicht aber für Floren größerer Landesſtriche und eigentliche Systemata vegetabilium, die Anfuͤhrung ſolcher Unterarten fuͤglich ganz weg. Um ein Beiſpiel zu geben, wie der Verf. dieſen Gegenſtand behandelt, ſtellen wir einige ſeiner Junceen hieher, indem wir bemerken, daß mit den großen Buchſtaben die Sub⸗ Species, und den kleinen die Form oder Abart bezeichnet iſt. 1) Luzula pilosa (A = vernalis Desvx.) b Langii (sepalis acutis castaneis capsula obtusa longioribus) mihi. ö NB. Ein Bindeglied zu Luz. Forsteri, mit der ſie in der Jufloreſcenz außer den laren f Bluͤthenſtielen große Aehnlichkeit hat. Synon. Luzula vernalis. Lang in Herb. societ. patriot. siles. 2) Luzula pilosa B albida (pedunculis sub-4- floris congestis, sepa- lis albidis capsula longioribus) mihi. 1 NB. In feuchten Bergwaͤldern und Voralpen ſich geſtaltend. a Hpnon. Juncus pilosus s Linné spec, plant. I. p. 468. Luzula al- bid a. Desvaux Monog. Junc., et De Candolle Fl. Frang. III. p. 159. n. 1822. 3) Luzula pilosa B albida b. australis (culmo jolnsane canalicu- latis gracilioribus). ; NB. In ſuͤdlichern Gegenden, wie B. albida in 1 Zeigt ſie ſich conſtant, wuͤrde ſie abermals als Unterart daſtehen. Indeß ſind die Unterſchiede von der noͤrdlichern L. albida doch faſt zu unbedeutend, als daß fie durch Kultur u. ſ. w. ihre Selbſtſtaͤndigkeit behaupten duͤrfte. Synon. Luzula lactea. De la Harpe Monogr. des vrais Jonc. in Mém. d’hist. nat. a Paris III. 2. p. 173. n. 10. Juncus lacteus, Link in Schraders botan. Journ. Ihrg. 1799. II. p. 316. f 4) Luzula pilosa C Forsteri (foliis sublinearibus pedunculis erectis, sepalis capsula longioribus spadiceis) mihi. Son Juncus pilosus 5; Persoon Synops. I. p. 385. Juncus Lu- i zuloides. Lamark Diction. bot. III. p.272. Luzula For- steri. Decandolle Flore franc. suppl. p.309. et Sprengel S. V. II. p.109. 56) Juncus glaucus B? pa mi dus (panicula multo latiore suhproliireag sepalis pallide virescentibus. NB. Verdankt ihre Entſtehung den Meerkuͤſten. Künftig wahrſcheinlich als geographi⸗ ſche Unterart anzuſehen. Exemplare, bei Trieſt und Cette geſammelt, weichen in nichts von einander ab. Synon. Juncus paniculatus Hoppe Decad. Gram. n. 56. (olim Juncus pallidus Hoppe in litteris.) W eee 6) Juncus bulbosus B? coenosus (culmo teretiusculo, sepalis nigro- castaneis) mihi. NB. Im Salzboden entſtehend. Ob fuͤglich zur Unterart zu erheben? Der gruͤne Ruͤk⸗ ken der Bluͤthen iſt ſo gut als am Juncus bulbosus vorhanden; der rundliche Halm iſt ein ſchwankendes Merkmal. Dieſer findet ſich auch hier und da an aͤrm— lichen Individuen des Juncus bulbosus. Eine geographiſche Selbſtſtaͤndigkeit behauptet er gleichfalls nicht, und tritt ſowohl an Meerkuͤſten als tief im Binnen⸗ lande auf Salzboden an die Stelle des Juncus bulbosus- Synon. Juncus botnicus. Wahlenberg lapp. Flora n. 157. Juncus bulbosus 5 Wahlenberg Fl. suec. I. 215 et Hooker Fl. scot. Juncus coenosus Bicheno in Transact. of the Linnean soc. XII. 309 et Smith English Flora. Juncus consanguineus. Koch et Ziz. Catal. pl. palat. p.8 et 19. 7) NB. Petit macht im Bulletin univ. (2. Sect.) des scienc. natur. Tome 14. Ihrg. 1828. Sept. No. 9. p. 112. mit Recht auf die Unhaltbarkeit von Jun- cus repens Requien ap. Loiseleur de Lonych. Fl. gall. ed. 2. als Spezies aufmerkſam. Sie ift nur Form und, ich zweifle nicht, identiſch mit Juncus lampocarpus (articulatus L. et mihi) ö Meyer Syn. Junc. P. 24 und mit Juncus lampocarpus 7 repens Mertens und Koch Deutschl. Flora II. p. 588. Entſteht am Meerufer und an ſolchen Flüffen, welche in der Meeresnaͤhe Ebbe und Fluth halten. Reichenbach nimmt ihn in Flora germanica excursoria I. p. 96. als Spezies in Schutz, was bei feinen bekannten Anſichten uͤber Pflanzenſpezies nicht befremden kann. 8) Juncus articulatus (campocarpus Aut.) D Suteri (culmo magis erecto, panicula pauciflora) mihi, NB. Auf naſſen Alpenwieſen ſich ausbildend. Synon. Juncus alpinus Suter helv. I. 208. (nec Villars Dale Naͤchſtdem theilte Herr Prof. Dr, Goͤppert folgende Bemerkung mit. Er hatte ſchon fruͤher die Fluͤſſigkeit, welche waͤhrend dem Bluͤhen des Amomum Zedoaria zwi⸗ ſchen den Schuppen des Bluͤthenkolbens abgeſondert wird, unterſucht und gefunden, daß ſie außer einer geringen Menge Schleim faſt gar keine anderweitigen Beſtandtheile enthaͤlt, mithin als voͤllig reines Waſſer zu betrachten iſt. Eine aͤhnliche Beſchaffenheit zeigte das Waſſer, welches ſich an der Spitze der Blätter mehrerer, ſelbſt ſcharfe Stoffe enthaltenden Monokotyledonen, wie Agapanthus umbellatus, Caladium sagittaefolium, vivi- parum, bei letzteren zum Theil aus einem eigenthuͤmlichen Gefaͤß⸗Apparat, wie Schmidt in Stettin (vergl. Linnaea 1830) vortrefflich auseinandergeſetzt hat, ausſonderte. Dieſe ‚Plane Art der Excretion, die gewiß noch bei vielen anderen, wenn nicht gar bei allen, Pflan⸗ 12 * e, | nie zen vorkommen, und nur zu häufig mit waͤſſrigen Niederſchlaͤgen 0 der Atmoſphaͤre ver⸗ wechſelt werden mag, verdiente naͤher unterſucht zu werden. Zehnte Verſammlung. Herr Valentin, Candidat en Medicin, berichtete über die im neueſten Bande der Verhandlungen der Leopold. Akademie enthaltenen hoͤchſt in- tereſſanten Unterſuchungen der Herren Schimper u. A. Braun. Es iſt von ihnen, und zunaͤchſt von A. Braun, nachgewieſen worden, daß die Blattſtellung gewiſſen mathematiſch beſtimmten Geſetzen folge, welche durch gewiſſe Reihen von Bruͤchen in ihrer Allgemeinheit ausgedrückt werden koͤnnen. Nenner und Zähler dieſer Brüche ſtehen in ſolchem Verhaͤltniß zu einander, daß der Nenner immer in der zum Grunde gelegten Reihe ganzer Zahlen (wenn der Bruch nicht aus der numeriſchen Summe zweier einfachen Bruͤche der erſten Reihe beſteht) um zwei Stellen von der Zahl des Zaͤhlers entfernt iſt. Jede folgende Zahl dieſer einfachen Grundreihe iſt aber die Summe der beiden vorhergehenden Zahlen. Da Kelch, Blumen: krone, Staubfaͤden, Karpelle und Eychen, ſo wie die acceſſoriſchen Organe der Vlüthe und Frucht metamorphoſirte Blaͤtter ſind, ſo muͤſſen natuͤrlich dieſelben Geſetze auch fuͤr dieſe Theile gelten. — Bei den Hautdecken der Thiere finden ſich aͤhnliche Verhaͤltniſſe, die ſich hoͤchſt wahrſcheinlich auf dieſelben Zahlen- und Bruchreihen reduciren laſſen. Nur tritt hier der Unterſchied hervor, daß wenn man ſich die Spirale der Blattſtellung als um eine Linie (Are des Stengels) gedreht denken muß, dies Verhaͤltniß bei den Thieren nur da hervortritt, wo die cylindriſche Geſtalt ohne die aͤußere Darſtellung zweier ſymmetriſcher Seitenhaͤlften ausgebildet iſt, wie z. B. an den Schwanzſchuppen von Manis tridactyla. Sonſt tritt im Allgemeinen die Linie in die Fläche aus einander (aus dem Kreisdurchſchnitt wird ein Ellipſen-⸗ durchſchnitt, oder eine aus zwei Kreisſegmenten oder Ellipſenſegmenten beſtehende Flaͤche,) und vermoͤge der Symmetrie der ſeitlichen Hälften bilden ſich inverſe Reihen, welche in umge= kehrten Verhaͤltniſſe der Zahl, wie dem Orte nach zu einander ſtehen. Beide Reihen wech— ſeln ab und ſind um halbe Elevationen einer ganzen Wendung entfernt. So beſonders bei den meiſten Fiſchen. Oft tritt zu dieſen beiden correſpondirenden Reihen eine dritte hinzu, welche dieſelben zu unterbrechen ſcheint, wie an den Bauchſchienen der Schlangen. Desglei⸗ chen flectirt auch die Einfuͤgung der Extremitaͤten, wie jede Vergrößerung oder Verkleinerung der aͤußeren Oberflaͤche die einfache Reihe. Weitere Unterſuchungen muͤſſen in beiden Rei⸗ hen eine mögliche Reduction und eine tiefere mathematiſche Begründung dieſes Geſetzes dar⸗ thun; denn eine beſtimmte auf die Grundreihe anwendbare Formel fuͤr die in der Projection als archimediſche Spirale ſich darſtellende Blattſtellungscurve ift noch nicht entdeckt. — Daß dieſes Alles nicht bloß von den 5 ſondern auch von Haaren, Fe 5 Borſten u. dgl. gilt, ergiebt ſich von ſelbſt. Hieran ſchloß Herr Prof. Dr. Purkinje die Mittheilung folgender Beobachtung einer Generatio aequivoca von Pilzen. Als er (um darin Polypen aufzufuchen) einige Haͤndevoll Lemna minor in einer großen Glaskrauſe mehrere Tage aufbewahrt hatte, überzog ſich, da die Pflanzen in Verweſung uͤbergingen, die Oberfläche der Maſſe mit einem dichten ſchimmelartigen Ueberzuge, worauf bald Pilze zu ſproſſen anfiengen, die durch zwei Monate (bis zur Mitte Auguſt, wo er, wegen einer Reiſe, die gaͤhrende Maſſe ausſchuͤttete,) mene ee beinahe taͤglich neu hervorſproßten. Der Pilz wurde für eine Varietaͤt von Agaricus cam- panulatus von Sachkundigen erkannt; die groͤßten waren hoͤchſtens zwei Zoll lang. Auf⸗ fallend war, daß die Stelle, wo der erſte erſchien, anhaltend die fruchtbarſte blieb, dagegen jene, wo die Huͤte niedergefallen waren, und ſich neuer Saame verſtreut hatte, keine beſondere Fruchtbarkeit zeigte. Wir halten es nicht fuͤr überflüffig, dieſe Notiz mitzutheilen, da es immer ein Gewinn ſeyn wird, die beſtimmten Bedingungen kennen zu lernen, unter denen Pilzartige Gewaͤchſe erzeugt werden koͤnnen. En Elfte Berfamlung. Herr Prof. Dr. Müller las einen Auszug aus der Abhand⸗ lung Ad. Brongniart's in Ann. des Sc. nat. XXI., deſſen Unterſuchungen uͤber den Bau und die Funktionen der Blaͤtter betreffend, deren Inhalt wir als unterdeß hape bekannt geworden, vorausſetzen duͤrfen. Hierauf theilte Herr Pharmaceut Elsner ſeine Verſuche uͤber den rothen Fuͤrbe⸗ ſtoff in den Blumenblaͤttern und deſſen Identitaͤt mit dem rothen extractiven Faͤrbeſtoff in an⸗ dern Pflanzenorganen ausfuͤhrlich mit, woraus wir nur Folgendes herausheben. Bis in die neueſte Zeit ſtanden die Unterſuchungen über die rothe Farben der Bluͤthen nur verein- zelt, ja nicht einmal war der Faͤrbeſtoff iſolirt dargeſtellt worden. Die Unterfuchungen, um uͤber den rothen Faͤrbeſtoff aus Bluͤthen der verſchiedenſten Familien in ein geordnetes Ganze zu faſſen, und dieſe Unterſuchungen zu einem beſtimmten End-Reſultat zu führen, war der Zweck ſeiner Forſchungen, deren Ergebniſſe kuͤrzlichſt folgende ſind: 1) Das Blattgruͤn der Pflanzen geht durch den Lebensprozeß in den rothen extractiven Far⸗ beſtoff uͤber; daher enthalten alle aus der gruͤnen in die rothe Faͤrbung uͤbergegangene Pflanzentheile ein und denſelben rothen Farbeſtoff. Es iſt daher folgende Erfahrung dem eben aufgeſtellten Geſetz ganz entſprechend: 29) Die rothe Farbe der Blumen der verſchiedenartigſten Familien iſt dennoch nur ein und dieſelbe, wie ſich durch die Unterſuchung nachſtehender Fomilien gefunden hat: Monocotyledonen: Irideae, Cannaceae. 5 Dicotyledonen: red Labiatae, Boragineae, ‚Synänitheranaj Ranunculeae, Geraniaceae, Malvaceae, Do Cruciferae, Caryo- phylleae, le Nr N Rosaceae, Leguminosae. 3) Nach dem in 1) aufgeſtellten Geſetz iſt es auch nicht auffallend, daß der rothe Färbeftoff i in nachſtehenden unterſuchten Pflanzentheilen ganz gleich iſt dem in den Petalen. Naͤmlich: in den rothen Bracteen von Melampyrum arvens., in den Blättern von Caladium bicolor, in der rothen Epidermis der Herzkirſchen, der rothen Epidermis der Beeren von Ribes rubr., der rothen Epidermis der Fruͤchte von Sorbus aucuparia L. 4) Denſelben rothen Färbeftoff enthalten auch die vom Herbſt rothgefaͤrbten Blät- ter. — Herr E. behält ſich vor, in kuͤnftigen Unterſuchungen auch darzuthun, daß eben ſo der gelbe und blaue Farbeſtoff der Bluͤthen in allen Familien, in denen er aus⸗ tritt, ein und derſelbe ſey, hervorgegangen aus dem dem Pflanzenfarben-Spectrum zu Grunde liegenden Blattgruͤn. — 94 — Zwoͤlfte Verſammlung. Herr v. Uechtritz theilte ein Verzeichniß der Pflan⸗ zen von Salzbrunn und des Fuͤrſtenſteiner Grundes mit. Die relativ ſeltneren waren: Ve- ronica montana. Festuca sylvatica Vill. Elymus europaeus. Myosotis syl- vatica var. Lonicera nigra. Lysimachia nemorum. Ribes nigrum, R. al- pinum. Viola sylvestris 6 Riviniana Rehb. Laserpitium prutenicum. Myrrhis odorata. Drosera rotundifolia. Lilium Martagon. Convallaria Polygonatum. Juncus acutiflorus. Epilobium tetragonum. Silene nocti- flora. Spiraea Aruncus! Rubus plicatus Wh.! R.villicaulis! R.hirtus Wimm.! ! Fragaria elatior. Potentilla verna. Geum hybrydum! Rosa rubiginosa. Tilia pauciflora. Thalictrum aquilegifolium. Melampyrum sylvaticum. Lathraea squamaria. Dentaria enneaphylla! Arabis Halleri! Geranium co- lumbinum, G. sylvaticum. Polygala vulgaris obliqua und P. grandiflora W. Gr., P. myrtifolia @ leucantha. Trifolium rubens. Lathyrus sylvestris. Vicia sylvatica! V. pisiformis! Cirsium heterophyllum! beſonders var. @, 6, und y Wimmer., C. rivulare. Centaurea nigrescens W. Cineraria crispa, C. sudetica! Arnica montana. Anthemis tinctoria. Hieracium sabaudum. Orchis mascula, O. sambucina. Euphorbia dulcis. Carex elongata, C. stri- cta. Die Geſammtzahl der aufgefuͤhrten Phanerogamen betrug 400. Von den (92) Cryp⸗ togamen geftattet der Raum uns nur zu nennen: Equifetum hyemale. Aspidium spi- nulosum. Blechnum boreale! Asplenium germanicum. Neckera viticulosa. Leskea Seligeri! Fissidens adiantoides! Hypnum pulchellum, H. salebro- sum! u. ſ. w. 1 Schluͤßlich zeigte Herr Oberlehrer Wimmer eine Reihe getrockneter Exemplare von Euphorbia lucida W. K. vor, an der Weiſtritz bei Sandberg geſammelt, welche den deut⸗ lich ausgeſprochenen Uebergang zu Euphorbia Cyparissias L. bilden. Beide Arten wuch⸗ fen in ihrer gewöhnlichen Form eben daſelbſt, dazwiſchen aber viele hundert Exemplare die⸗ ſer hoͤchſt mannigfaltigen dazwiſchenſpielenden Mittelformen. Nach wiederholten Beobach⸗ tungen ſoll deshalb weiter berichtet werden. Dreizehnte (Jahresſchluß-) Verſammlung. Der Secretair der Section legte eine Sammlung von mehr als 100 getrockneten Baſtard-Exemplaren vor, die vermit⸗ telſt Beſtaͤubung der Nicotiana rustica humilis Schrank. (nach caſtrirten Antheren) mit dem Pollen der N. paniculata L. unter verſchiedenen Verſuchsmodificationen meiſtens eine Reihe von Generationen e (ſeit 1827) von ihm erzielt worden ſind. Die Verſuche betrafen: I. die fortgeſetzte Einwirkung der Baftardbeftäubung. Der Secretair demonſtrirte des falls 1) eine Reihe von Baſtarden der Nicotiana rustica N die dadurch entſtanden waren, daß Pollen der N. paniculata L. (nach geſchehener Caſtration) in 4 Genera⸗ 2) 1 tion fortgeſetzt aufgeſtaͤubt wurde. Ein Sproͤßling der Baſtardpflanze nämlich, die im Jahre vorher unter Anwendung des Pollens der N. paniculata L. erzeugt worden war, ward im folgenden knospend caſtrirt, und aufs Neue mit N, panicu- lata L. belegt u. ſ. f. durch 4 Jahre; eine Reihe von Exemplaren, auf die Weiſe erhalten, daß der Saame jeder dieſer 4 Generationen jedesmal im folgenden Jahre wieder ausgeſaͤt wurde, ohne daß die Baſtardirung fortgeſetzt war, um zu vergleichen, in wie weit ſich die fremde Form, ſich ſelbſt überlaffen, in der Ausſaat erhalten werde. II. Die Doppelbaftardbeftäubung. Der Secretair wies 3) eine Reihe von Baſtarden vor, ſo erzeugt, daß auf das Stigma des N. humilis Schr., gleichzeitig mit dem Pollen der N. paniculata, ein ſehr hete— rogener Pollen, naͤmlich von N. Tabacum, applicirt worden war, um zu ſehen, in wie fern letzterer Bluͤthenſtaub die Einwirkung des erſteren entweder nur ftöre, oder ſelbſt mit auf die Bildung deutlich influiren würde. Dieſer Verſuch war in zwei Generationen fortgeſetzt; von Wiederausſaatverſuchen, bei der Unterlaſſung jeder fremden Aufſtaͤubung, und vom Gegenverſuche bloßer Auftragung des Pollen von N. paniculata, begleitet: deren Ergebniſſe der Secretair ebenfalls DOES III. Den Ort der Beſtaͤubung. Der Secretair hatte 4) 5)' einen Baſtard von N. r. humilis Schr. mit N. paniculata L. bei caſtrirten Antheren nicht auf's Stigma, fondern bei hart am Fruchtknoten abge- ſchnittenem Piſtill, auf die friſche Wunde mit N. paniculata L. beſtaͤubt. Der Saft des baſtardirenden Pollens gelangte dadurch unmittelbar in den jugendli— chen Fruchtknoten, und die angeblich geſchlechtliche Funktion der Narbe ward hierbei ausgeſchloſſen. Es wurde eine beträchtliche Anzahl von ſolchergeſtalt producirten Baſtarden vorgelegt, deren Bildung in der That merkwuͤrdig genug ſchien. Der⸗ ſelbe Verſuch war durch zwei Generationen, an mehreren Mutterpflanzen, fortge— ſetzt, und zugleich von dem Gegenverſuche begleitet worden, daß Blumen deſſelben Baſtardſtockes nicht auf's verletzte Germen, ſondern wie gewoͤhnlich mit Pollen der N. paniculata L. auf die Narbe beſtaͤubt worden waren. Die Exemplare der Gegenverſuche wurden ebenfalls zur Vergleichung dargelegt; eine N. r. humilis Schr., und ein Baſtard von N. r. humilis mit N. panicu- lata d, wurden alfo baſtardirt, daß nach caſtrirten Antheren der Staub von N. paniculata L. in das reifende, ſchon in eine grüne Capſel von 3-4“, Durchmeſſer verwandelte Germen aufgetragen ward, um zu ſehen, ob bei ſchon gebildetem Embryo der eingebrachte Pollen baſtardiren koͤnne. Auch dieſer Verſuch ward von Gegenverſuchen begleitet, und die nicht minder ſeltſa— men Ergebniſſe derfelben an den vorgelegten Exemplaren verglichen. Der Bericht: erſtatter behaͤlt ſich vor, anderweitig das Naͤhere hieruͤber mitzutheilen. re Hierauf trug der Secretair den Bericht über die Thaͤtigkeit der Section im abgelaufe⸗ nen Jahre vor. Er dankte hiernaͤchſt fuͤr das ihm in ſeiner ſiebenjaͤhrigen Amtsfuͤhrung bewieſene Zutrauen, und erſuchte auf's dringendſte, bei der an der Tagesordnung ſtehenden Wahl nicht ferner auf ihn Ruͤckſicht zu nehmen. Herr Oberlehrer Wimmer wurde hier⸗ auf einſtimmig gebeten, das Amt eines Secretairs der botaniſchen Section zu uͤbernehmen, und hat die Gefaͤlligkeit gehabt, dieſem Wunſche zu entſprechen. — A. W. Henſchel. BR > . We e a en