73 Ueberſicht der Arbeiten und Veränderungen der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur im Jahre 1841. 3 u r Kenntnißnahme für ſämmmtliche einheimiſche und auswärtige wirkliche | Herren Mitglieder der genannten Geſellſchaft. Sm Breslau 1842. Gedruckt bei Graß, Barth und Comp. * » ve * : 7 » j 4 2 . > EN. 5 € ..- * » 2 N - * 3 * 8 2 „ * N 5 133 2 x Pr * ei u ST z * > 41 2 * * y * . 1 9 7. * 7 x . * uw, — er 1 1 1 — * 7 e a; 5 Bi N — * vo — 1 — * — 1 N 4 4 * * 6 \ a 2 8 > 5 — v + 5 5 - * 9 * — * * ur. 2 * A| ” ” * sh * abimne, „erbetene Ares vorm Moch dit m nl: anne T eee Allgemeiner Bericht über die Arbeiten und Veränderungen der Geſellſchaft im Jahre 1841, vorgetragen in der allgemeinen Sitzung den 17ten December vom Dr. Johann Wendt, erſtem General⸗Secretair der Geſellſchaft. — H. H. Dieſes Jahr, welches ſeit der DRIN unſerer Geſellſchaft das 38ſte iſt, hat folgende Ergebniſſe geliefert: Mit Einſchluß der heutigen Verſammlung fanden im Laufe dieſes Jahres . allgemeine Hizungen Statt, in denen nachſtehende Vorträge gehalten wurden. In der Januar⸗Sitzung las Herr Prof. Dr. Kuniſch über unſere Eliſabetkirche und über ihre Denkmäler. Herr Dr. Geyder ſprach über Reinhard Fuchs und über die Bedeutung der deut⸗ ſchen Thierfabel. In der den 26. Februar gehaltenen allgemeinen Verſammlung trug zuvörderſt Herr Geheimrath Prof. Dr. Weber den angekündigten Aufſatz über den deutſchen Maſthandel in den Jahren 1838 bis 1840 vor. Herr Geh. Archivrath Prof. Dr. Stenzel war durch Krankheit verhindert, den angekündigten Vortrag zu halten; anſtatt deſſen las Herr Prof. Dr. Kuniſch Beiträge zur Geſchichte der hieſigen Domkirche. In der Verſammlung am 26. März hielt Herr Geh. Archivrath Prof. Dr. Sten⸗ zel ſeinen bereits für den vorigen Monat angekündigten Vortrag über die Geſchichte der innern Regierungs-Einrichtung Friedrich Wilhelm J., Königs von Preußen. Den Beſchluß dieſer allgemeinen Sitzung machte ein Vortrag des Herrn Profeſſor Dr. Kahlert: Ueber den im 30jährigen Kriege zu Sprottau lebenden Geiſterſeher, Chriſtoph Kotter, und deſſen Weisſagungen. *. 4 — In der Sitzung vom 30. April ſprach der Herr Prof. Dr. Kunif ch über Nicolaus Hänel und deſſen topographiſche Chronik der Stadt Breslau. Dann ſetzte Herr Geh. Archivrath Prof. Dr. Stenzel ſeinen in der Sitzung vom 26. Marz begonnenen Vortrag: Ueber die innere Regierungs-Einrichtung Friedrich Wil— helm I., Königs von Preußen, fort und beendigte denſelben. Wegen der Einrichtungen zu der Kunſt-Ausſtellung fand keine allgemeine Verſamm⸗ lung au Ende Mai Statt. In der allgemeinen Sitzung vom 29. October trug Herr Profeffor Dr. Kuniſch Nachrichten über die frühere Größe und die Schickſale der Stadt Neiſſe vor, worauf noch— Herr Profeſſor Dr. Göppert über die frühere Beſchaffenheit der Umgebungen von Breslau ſprach. In der November-Sitzung las Herr Dr. juris Geyder über das Zauber- und Hexenweſen in Flandern während des 16ten und 17ten Jahrhunderts, und Herr Prof. Dr. Göppert theilte einen von dem korreſpondirenden Mitgliede der Geſellſchaft, Herrn Apotheker Weimann zu Grünberg, eingegangenen Bericht über die dortigen Braun— kohlengruben mit, und zeigte mehrere Exemplare der verſchiedenen Arten dieſer Braun— kohle vor. Den für die Jahresſchluß-Verſammlung beſtimmten Nekrolog wird Herr Rector und Prof. Dr. Reiche in der nächſten Verſammlung vorzutragen die Güte haben. Da— her kann heute nur der allgemeine Bericht und die Wahl des Präſidii vorkommen. An die Vorträge in den allgemeinen Sitzungen ſchließt ſich die gedrängte Ueberſicht der Arbeiten der einzelnen Sectionen. Von der naturwiſſenſchaftlichen Section hat der Secretair derfelben, Herr Prof. Dr. Göppert, nachſtehenden Bericht eingeſandt: Die naturwiſſenſchaftliche Seetion hielt im verwichenen Jahre funfzehn Verſammlungen, in denen ſie ſich mit Gegenſtänden aus dem ganzen Gebiete der Naturwiſſenſchaften beſchäftigte. Folgende Herren erfreuten uns mit Vorträgen oder einzelnen Mittheilungen. Aus dem Gebiete der Aſtronomie und Meteorologie: Herr Profeſſor und Hauptmann Dr. v. Boguslawski, Herr Chef-Präſident Oswald; der Phyſik: Herr Profeſſor Dr. Brettner, Herr Profeſſor Dr. Pohl und Herr Prof. Dr. Pur— kinje; der Chemie: Herr Dr. Duflos, Herr Director Gebauer, Herr Profeſſor Dr. Fiſcher, und die Herren Apotheker Hellwig und Weimann zu Grünberg; der Mineralogie, Geologie und Petrefaktenkunde: Herr Apotheker Beinert zu Charlottenbrunn; die Herren Oberſt-Lieutenants v. Fiebig und Dr. v. Strantz, Herr Apotheker Welzel zu Ottmachau und der Secretair der Section; der geſamm— ten Phyſiologie: Herr Cand. phil. Oſchatz, Herr Prof. Dr. Purkinje und der Secretair der Section. | 5 Werthvolle Mittheilungen verſchiedener Art, theils ſeltener Naturgegenſtände, theils Bücher, empfing die Section von mehreren Seiten, wie Naturgegenſtände von Herrn Dr. Petzholdt zu Dresden und Herrn Apotheker Weimann; Bücher und Abhand— lungen von Erſterem, von Herrn Dr. Beilſchmied in Ohlau, Herrn Hofr. Dr. Hoſer zu Wien, Herrn Director Petzeld, Herrn Grafen Franz Schaffgotſch, Herrn Prof. Dr. Zeuſchner in Krakau, der naturforſchenden Geſellſchaft zu Görlitz, der geographi— ſchen Geſellſchaft zu Berlin durch Herrn Dr. Mahlmann, der naturforſchenden Geſell— ſchaft des Harzes, der K. K. Gartenbau-Geſellſchaft zu Wien, der Königl. böhmiſchen Geſellſchaft des vaterländiſchen Muſeums und die der Wiſſenſchaften zu Prag; wie ſich denn auch die Mittheilungen der Section immer größerer Berückſichtigung im In- und Auslande erfreuen, indem ſämmtliche naturwiſſenſchaftliche Fachwiſſenſchaften ihre literä— riſchen Arbeiten benutzten. Am 15. December fand die ſtatutenmäßige Wahl des neuen Secretairs für die nächſte Etatszeit ſtatt, wo der Herr Prof. Dr. Göppert wieder dieſes Amt übernahm. Der Secretair der botaniſchen Section, Herr Apotheker Grabowski, hat folgenden Bericht erſtattet: Botaniſche Section. | In dieſem Jahre wurden eilf Verſammlungen gehalten, und wurde darin ver— handelt: 1) Am 18. Januar legte Herr Dr. Schauer das Werk über die canariſchen In⸗ ſeln von Barker-Webb und Bertholet vor, und knüpfte daran einige Bemerkungen über Pflanzen-Phyſiognomie. 2) Am 11. Februar machte Herr Prof. Wimmer den Antrag, durch ein Rund— ſchreiben mehrere ſchleſiſche Pflanzenliebhaber zu Pflanzen-Einſendungen aufzufordern, um dadurch eine möglichſt vollſtändige ſchleſiſche Pflanzenſammlung zu erlangen. Derſelbe zeigte einen vom Pharmazeut Krauf e geſammelten Baſtard von Epilo- bium montanum und roseum vor; ferner ein Stück Calcalour⸗ Holz, deſſen innerer Kern farblos war. Der Secretair übergab eine Sammlung von 150 Species ſehr gut gehaltener öſter⸗ reichiſcher Pflanzen, welche der Bezirks-Wundarzt Dolliner in Wien als Geſchenk eingeſandt hatte. 3) Am 4. März. Herr Prof. Dr. Göppert hielt einen Vortrag über den ana- tomiſchen Bau der Balanophoren. 4) Am 18. März. Herr Dr. med. Scholtz ſprach über die in Schleſien aufge: fundenen Farren. Herr Profeſſor Wimmer zeigte eine, vom Herrn Apotheker Fincke in Krappitz gefundene intereſſante Monſtroſität einer Galeopsis vor. ee 5) Am 1. April. Herr Dr. Matzek übergab ein, von dem verſtorbenen Hilter Arzt Dr. Geisler in Jacobswalde ae SR nebft Abbildungen der in Schleſien gefundenen Pilze. Der Secretair ſprach über mehrere Species von ſchleſiſchen Cytisis. 6) Am 8. Juli. Herr Dr. Elsner ſprach über Pinus Pumilio und obliqua Suter, über Centaurea Jacea, austriaca und Phrygia. Herr Dr. Matzek zeigte Kirſchen vor, die zu 2, 3 und 4 auf einen Stiel ge: ſtellt waren. | | | | 7) Am 30. September. Herr Dr. Elsner zeigte mehrere, für Schleſien neue Pflanzen und Baſtarde vor; Herr Dr. Scholtz: Aspidium Lonchitis von Agneten⸗ dorf, und Herr Apotheker Zölffel mehrere intereſſante Pflanzen aus der Breslauer Umgegend. 8) Am 14. Oktober. Herr Dr. Scholtz legte Epilobium virgatum aus dem Hirſchberger Thale, Herr Pharmazeut Krauſe: behaarte Formen von Galium Bau- hini vor. Herr Profeſſor Wimmer machte nachträgliche Bemerkungen über ſchleſiſche Wei⸗ den, und zeigte intereſſante Mittelformen vor. Herr Oberlehrer Mücke ſprach über den Uebergang von Korn in Trespe. 9) Am 5. November. Herr Prof. Dr. Göppert machte mehrere anatomiſch— phyſiologiſche Mittheilungen. Der Secretair ſprach über Cardamine hirsuta und sylvatica, zeigte eine Frucht von Theobroma Cacao vor, und eine ſogenannte Radix sambul aus der Bucharei. Herr Candidat Oſchatz machte einige Mittheilungen, die ſich denen des Herrn Prof. Dr. Göppert anſchloſſen. 10) Am 25. November. Herr Prof. Wimmer berichtete über die, von ihm in Schleſien gefundenen Süßwaſſer-Algen. Herr Dr. Körber theilte neue Fundörter von Lichenen aus dem Hirfeerger Thale mit, unter Berückſichtigung ihres Vorkommens. Herr Prof. Dr. Göppert zeigte Ueberwallungen an Pinus Abies vor. 11) Am 9. December. Herr Prof. Dr. Göppert zeigte das merkwürdige Ly- copodium lepidophyllum Hooker aus Mexiko, und einen Stamm von Encephalan- tos Friderici Guilelmi Lehmann vor, und knüpfte daran mehrere intereſſante Be— merkungen. Der Secretair theilte aus einem Schreiben des Herrn Apotheker Weimann in Grünberg mit: daß Poterium polygamum Kitaibl gefunden worden iſt, und machte die botaniſchen Freunde namhaft, welche in dieſem Jahre das Herbar durch Sendungen theils vergrößert, theils vervollſtändigt haben. Als Secretair für die neue Etatszeit wurde der bisherige wieder gewählt. r | Ueber die diesjährigen Arbeiten der entomologiſchen Section hat der Secre— tair derſelben, Herr Geh. Hofrath Prof. Dr. Gra venhorſt, Nachſtehendes berichtet: Die entomologiſche Seetion hat ſich im Jahre 1841 ſiebenzehnmal verſammelt, und in allen dieſen Verſammlungen wurden entomologiſche Vorträge gehalten, welche ſich theils auf neu entdeckte, oder we— nigſtens in Schleſien zum erſten Male aufgefundene Inſekten bezogen, theils die nähere Beſtimmung und Auseinanderſetzung verwandter Arten oder die Inſektenfauna Schleſiens zum Gegenſtande hatten, theils die eigentliche Naturgeſchichte einzelner Gattungen und Arten betrafen, theils in das Gebiet der Phyſiologie der Inſekten gehörten. Eine Aus— wahl dieſer Vorträge wird in dem gedruckten Berichte dieſes Jahres ausführlich mitge— theilt werden. | In der innern Einrichtung der Section hat keine Veränderung ſtattgefunden; doch haben wir den Verluſt eines unſerer älteſten und thätigſten Mitglieder, des Kanzelliſten Jänſch, zu beklagen, welcher uns am 4. Mai, in ſeiner Sommerwohnung zu Obernigk, dich den Tod entriſſen wurde. Die Section für die Sudetenkunde hat nach einem faſt vierjährigen Stillſtande wieder einen Bericht eingeliefert. Nach dem unerwartet eingetretenen Tode ihres Secretairs, des Herrn Profeſſor Dr. Scholtz, hatte Herr Profeſſor Dr. Göppert ad interim das Secretariat verwaltet, bis in der neueſten Zeit Herr Profeſſor Dr. v. Boguslawſki zum Secretair dieſer Section ge— wählt wurde. Nachſtehenden Bericht über die Thätigkeit der in Rede ſtehenden Section hat Herr Prof. Dr. Göppert eingereicht: Waährend der Verſammlung der Naturforſcher hierſelbſt machte Herr Senior Berndt den Vorſchlag, einen eigenen, für die Erforſchung der Sudeten beſtimmten Verein zu gründen, welcher, als man wing auf dieſe Anſicht einging, ſich den Na— men Sudeten-Verein beilegte. In den Bereich der Thätigkeit deſſelben ſollte Alles gehören, was ſich entweder in naturwiſſenſchaftlicher, hiſtoriſcher oder eth— nographiſcher Hinſicht mit den Sudeten in Beziehung bringen ließ; insbeſondere ſtellte man ſich die Aufgabe, als zwei Jahre darauf das Secretariat des Vereins von dem Stifter deſſelben auf den jetzigen Königl. Major Herrn Baron v. Vincke überging, erſt eine Baſis aller jener Unterſuchungen, eine um faſſende Karte herauszugeben, welche nicht bloß über die Lage der Oerter, ſondern auch über ihre Erhebung über das Meer und ihr klimatologiſches Verhältniß Aufſchlüſſe ertheilte. Zu dieſem Zwecke wurde be— ſchloſſen, mit ausgezeichneten meteorologiſchen Inſtrumenten gewiſſe Standpunkte ihrer Höhe nach als Fundamentalpunkte zu beſtimmen, um in Bezug auf dieſelben die Höhen benachbarter Orte genau zu ermitteln, da ſich herausgeſtellt hat, daß Baro— 8 meterbeobachtungen entfernt liegender Orte durch eine einzelne Beobachtung eine zu erheb- liche Verſchiedenheit ihrer Lage ergeben. Die zur Anſchaffung jener Inſtrumente erforderliche, ſehr bedeutende Summe wurde durch das Intereſſe, welche die eben angedeuteten Zwecke des Vereins allgemein erregten, binnen Kurzem durch freiwillige Beiträge der Schleſier, und zwar nicht bloß von Mitglie⸗ dern unſerer Geſellſchaft, ſondern auch von andern Freunden der Meteorologie und Kli- matologie zuſammengebracht, und nun über die zweckmäßigſte Verwendung und Einrich- tung der angedeuteten Beobachtungen vielfach berathen. Es waren namentlich damals die Herren v. Boguſlawski, Frankenheim, Gebauer, Scholtz, v. Vincke, denen ſich ſpäter auch Herr Hauptmann Lutz zugeſellte, die Monate lang eine, unſern Dank verdienende, angeſtrengte und ununterbrochene Thätigkeit widmeten, um ein Unter⸗ nehmen, wie es in dieſem Umfange noch nirgends angeſtellt worden war, nach Möglich: keit zu fördern und gleich beim Beginne deſſelben entſprechend einzurichten. Nachdem man im Jahre 1836 mit den nöthigen Vorarbeiten zu Stande gekommen war, glückte es nun auch in der Provinz, kenntnißreiche und von hohem wiſſenſchaftlichen Sinne be- ſeelte Männer zu finden, die ſich mit einer, von unſerer Geſellſchaft nicht genug anzuer: kennenden Ausdauer dem mühſamen Geſchäfte unterzogen, mittels der ihnen anvertrauten Inſtrumente dreimal tägliche Beobachtungen nicht bloß an den Inſtrumenten, ſondern auch am Horizonte anzuſtellen, wodurch nicht bloß für die oben angedeuteten Zwecke zur Ermittelung der Höhenverhältniſſe, ſondern auch für die geſammte Klimato⸗ logie der Provinz ein unſchätzbares Material zuſammengebracht wurde. Es ſind folgende Herren, welche ſich das Verdienſt um ihr Vaterland und die Wiſſenſchaft erwarben: Herr Oberförſter Baron v. Rottenberg, zu Carlsberg. — Profeſſor Schimmel, zu Glatz. — Oberlehrer Hertel, zu Görlitz. — Lehrer Marſchner, zu Habelſchwerdt. — Prorector Ender, zu Hirſchberg. Herren Apotheker Großmann und Chaußy, zu Kupferberg. Herr Organiſt Gottwald, zu Lampersdorf. — Herrmann, zu Landeshut. 5 — Profeſſor Schramm, zu Leobſchütz. — Graf Schweinitz, zu Hirſchberg. — Profeſſor Keil, zu Liegnitz. — Director Petzeld, zu Neiſſe. Herren Apotheker Grabowski und Koch, zu Oppeln. Herr Gymnaſiallehrer Peſchke, zu Ratibor. — Stadtrichter Harazim, zu Reichenſtein. — Oberlehrer Türkheim, zu Schweidnitz. — Ober-Einfahrer v. Carnall, zu Tarnowitz. 9 Nachdem nun dieſe Beobachtungen bis jetzt fortgeſetzt worden waren, beſchloß die Section, einen Theil der Barometer einzuziehen, da zur Ermittelung der Höhenverhält— niſſe eine hinreichende Zahl Beobachtungen vorhanden erſchienen, und ſie nur noch an den Punkten fortſetzen zu laſſen, die in klimatologiſcher Beziehung eine beſondere Wichtigkeit darböten, wie zu Neiſſe, Glatz, Ratibor, Oppeln, Tarnowitz, Kupferberg, Liegnitz, Görlitz, Landeshut, Leobſchütz und Schweidnitz. Während dies bewerkſtelligt werden ſollte, ward der Herr Prof. Dr. Scholtz, der nach Abgang des Herrn Baron v. Vincke die Leitung des Vereins übernommen hatte, durch den bekannten traurigen Fall ) plötzlich der Wiſſenſchaft und feinen Freunden ent— riſſen, und Herr Profeſſor Dr. Göppert nun beauftragt, die interimiſtiſche Verwaltung der Angelegenheit und Ansführung der oben angedeuteten Beſchlüſſe zu bewirken. Die vorhandenen Beobachtungen, 23 Volumina auf 4000 Schemata's, 24,000 einzelne Be⸗ obachtungen enthaltend, wurden geſammelt, und nebſt zahlreichem handſchriftlichen, die Vaterlandskunde in verſchiedener Richtung hin fördernden Material der Bibliothek unſe— rer Geſellſchaft übergeben, ſo wie endlich auch beſchloſſen, das Eigenthum des Vereins, 18 treffliche Barometer, durchſchnittlich jedes im Werthe von 30 Thalern, und an 40 Thermometer, dem Sammlungs-Inventarium einzuverleiben, und nun eifrigſt an den Hauptzweck des ganzen Unternehmens, an die Berechnung der Beobachtungen, zu gehen, zu welcher ſich wieder die oben genannten Herren bereit erklärten, die mit vielen perſönli— chen Opfern bei der Einrichtung deſſelben thätig geweſen waren. Auch kann hier der Section die erfreuliche Nachricht mitgetheilt werden, daß Herr Baron v. Vincke, den perſönliche Verhältniſſe von Zeit zu Zeit wohl künftig öfter nach Schleſien führen wer— den, ſeine Mitwirkung, insbeſondere zur Herausgabe der oben angedeuteten Karte, zu— geſagt hat. f Zu ganz beſonderem Danke fühlt ſich auch noch die Section dem Herrn Oberſt v. Oesfeld in Berlin verpflichtet, welcher eine große Anzahl trefflicher meteorologiſcher Inſtrumente der Section zur Benutzung überwies, mit deren Rückſendung wir ſo eben beſchäftigt ſind. In der letzten Sitzung, am 9. December, enthob man den Unterzeichneten ſeines interimiſtiſch geführten Amtes, und wählte den Herrn Prof. und Hauptmann Dr. v. Bo⸗ guſlawski zum Secretair der Section, die, wie eben gezeigt wurde, in geräuſchlo— ſer Thätigkeit ein ſehr bedeutendes Material zu reicher literäriſcher Ausbeute zuſammen— brachte. Auch wolle man nicht vergeſſen, daß es in Beziehung auf die oben erwähnten anderweitigen Zwecke des Vereins eben die Mitglieder des Sudeten-Vereins ſind, die Herren v. Flotow, Nees v. Eſenbeck, Wimmer, welche die Vaterlandskunde, insbeſondere die Kenntniß unſerer Gebirge, in vielfacher Hinſicht durch ihre umfangsrei— ) Er ward am 22. Oktober 1841 auf der Jagd durch das zufällige Entladen ſeines eigenen Gewehres auf der Stelle getödtet. 2 10 —— chen Schriften förderten, es alſo nur einer Veränderung des Titels ihrer Werke bedurfte, um auch in dieſer Beziehung die Thätigkeit des Vereins als eine bedeutende bezeichnen zu können. Specielle, tief eingehende Unterſuchungen wird immer nur der Einzelne auf vorzügliche Weiſe zu liefern im Stande ſein; Vereine können nur anre— gend, oder, wie bei den oben erwähnten meteorologiſchen Zwecken, durch Sam m— lung von unentbehrlichem Material, oder endlich, wenn ihnen große Geldmittel zu Gebote ſtehen, die unſer Verein bekanntlich nicht beſitzt, durch Vermittelung der Herausgabe werthvoller Arbeiten, fördernd wirken! Herr Profeſſor Dr. Göppert glaubte dieſe Bemerkungen, die als Maaßſtab zur richtigen Würdigung der Thätigkeit des Sudeten-Vereins dienen können, im Namen ſämmtlicher Mitglieder deſſelben nicht unterdrücken zu dürfen. Ueber die Thätigkeit der medieiniſchen Seetion iſt von dem Secretair derſelben, Herrn Hofrath Dr. Borkheim, felgen Bericht eingegangen: Die, von der Section auch im Laufe dieſes Jahres entwickelte Thätigkeit glaubt Referent nicht beſſer als ſo bezeichnen zu können, wie er es durch die, zu ſeiner Zeit in dem Special-Berichte von ihm zu machende Mittheilung der Reſultate ihrer Wirkſam— keit, wie ſolche ſich in den einzelnen Sitzungen herausgeſtellt haben, zu thun beabſichtiget. Es wird ſich dann zeigen, daß die, in ihren Leiſtungen hinter keiner ihrer Schweſtern zu— rückgebliebene Section wie ihre frühere Wirkſamkeit mit ungeſchwächtem Eifer fortge— ſetzt, ſo auch die Zwecke unſeres vaterländiſchen Vereins nach beſten Kräften gefördert hat. Hier dürfte im Allgemeinen nur zu bemerken ſeyn, daß in zwölf monatlichen Ver— ſammlungen 26 wiſſenſchaftliche Vorträge über Gegenſtände aus dem Geſammtgebiete der Medicin gehalten und, nach Maßgabe ihrer größeren oder geringeren Wichtigkeit, an ſie auch unvorbereitete, auf ihren jedesmaligen Inhalt bezügliche Mittheilungen aus der Caſuiſtik geknüpft worden ſind. Wenn die Section im klaren Bewußtſeyn der, von ihr zu löſenden Aufgabe auf der betretenen Bahn fortſchreitet, ſo zweifelt Referent nicht, daß es ihr immer mehr gelingen werde, die Wiſſenſchaft ins Leben einzuführen und mit den materiellen Intereſſen deſſelben ſo innig zu verſchmelzen, als die Richtung ihrer nicht zu verkennenden, ächt praktiſchen Beſtrebungen im Voraus hoffen läßt. Im Fortgange der Zeit ſich immer mehr als ſolche kundgebend, werden letztere dann um ſo ſicherer zu einem erwünſchten Ziele führen, als das gegenwärtig allenthalben regere und fühlbarere Be— dürfniß freier geiſtiger Entwickelung die, ihr etwa entgegen ſtehenden Hinderniſſe leicht überwindet. — Referent iſt auch für die nächſtfolgende Etatszeit zum Secretair der Section gewählt. MH u Herr Geheime Hofrath Profeſſor Dr. Weber, als Secretair der ökonomiſchen Section, berichtet Nachſtehendes: Die ökonomiſche Seetion hat im abgelaufenen Jahre nur acht Sitzungen gehalten, in welchen über ſehr verſchiedene landwirthſchaftliche Gegenſtände, namentlich über Fruchtwechſel, Röthebau aus Saamen, Anbau des Baſtardklees, Trifolium hybridum, über Viehzucht, Fütterung des Viehes mit Rapskuchen, über neue Dreſchmaſchinen, namentlich die Zum-Egenſche, Beckerſche und Rogalskiſche, und über die Malapaner und deren Gebrauch auf den Gütern des Herrn Grafen v. Hoverden, über die Beckerſche Grasmähmaſchine, über die in England verſuchte Zucht des Alpaco, einer Lama-Art aus Peru mit ſehr brauchbarem langen Woll⸗ haar, über Anſtrich der Acker- und anderer Wirthſchafts-Geräthe überhaupt, und mit einem ſehr billigen, leicht zu habenden Material insbeſondere, über Brotbäckerei nach den Erfahrungen in der K. K. Militair-Bäckerei in Wien u. ſ. w., ſich unterhalten und ver— handelt wurde. Von Modellen und Geräthen wurde die Beckerſche Dreſchmaſchine, und die dreitheilige Walze des Schulzen Unkrich in Pommern, und G. Blocks Gewichtsmeſſer für Schlachtvieh, von Wollproben aber die der hochfeinen Wolle der Groß-Herlitzer Schafe aus der Schäferei des Herrn Domainen-Director Plathner zu Kienhaide bei Frankenſtein vorgezeigt. In jeder Sitzung wurden auch die von mehr als zwölf auswär— tigen ökonomiſchen Geſellſchaften und Vereinen eingeſandten neueſten Blätter ihrer Schrif— ten und Verhandlungen, und an einzelnen, von ihren Verfaſſern eingeſchickten Schriften wurden auch die des Herrn Baron Speck von Sternburg in Leipzig, und des Herrn Wirthſchafts-Dirigenten Stieber in Galizien über Rindviehzucht, die des Herrn Amts— raths Koppe über Runkelrüben-Zuckerfabrikation, ſo wie die lithographirte kleine Schrift des Herrn Amtsraths Gumprecht über die Bildung des Landwirths, und endlich das Verzeichniß der für das laufende Jahr in Althaldensleben bei Magdeburg in den Nathu— ſiusſchen Plantagen zu habenden Bäume und Sträucher, zuletzt auch die bildliche Dar— ſtellung des Ackerbau-Syſtems des Herrn J. Hölbling in Wien vorgelegt, und vom Un— terzeichneten wurde auch Näheres über alle dieſe Einſendungen berichtet. Weitern und genauern Ausweis über die Verhandlungen der Section geben die vom Unterzeichneten verfaßten Berichte über jede einzelne Sitzung, die, wie ihre Vor— gänger aus den früheren Jahren, in der jetzt vom Herrn Profeſſor Moritz Beyer bei Baumgärtner in Leipzig herausgegebenen Allgemeinen landwirthſchaftlichen Zeitung, einer Fortſetzung des ehemaligen ebendaſelbſt erſchienenen Univerſalblattes der Landwirthſchaft, abgedruckt ſind. In der December-Sitzung d. J. wurde auch für die neue Etatszeit für die Jahre 1842 bis 43 die Secretariatswahl vorgenommen, die wieder auf den Herrn Geheimen Rath Prof. Dr. Weber fiel, der ſie auch angenommen hat. 2* 12 Die pädagogiſche Section hat im Laufe dieſes Jahres ihren verdienſtvollen Secretair, den Herrn Rector Morgen— beſſer, durch den Tod verloren. — Zu ſeinem Nachfolger wurde Herr Oberlehrer Scholz erwählt, und dieſer hat nachſtehenden Bericht erſtattet: 1 8) 9 10) 11 Den 15. Januar. Herr Schulamts-Kandidat (jetzt Gymnaſial-Lehrer zu Schweidnitz) Dr. Julius Schmidt: „Wie kann und ſoll die Geſchichte ohne Be⸗ einträchtigung ihres wiſſenſchaftlichen Gehalts auf gelehrten Schulen zur Erweckung der Moral vorgetragen werden?“ | Den 12. Februar. Herr Oberlehrer Scholz: „Ueber die N des preußiſchen Volksſchulweſens unter Friedrich Wilhelm III. Den 3. März. Fortſetzung des vorigen Aufſatzes. 5 Den 23. April. Herr Rector Morgenbeſſer: „Ueber den Vorwurf, daß der Unterricht in Volksſchulen nur 5 die Schule, nicht für das Leben eingerichtet werde.“ Den 21. Mai. Freie Beſprechung über beliebige Themata aus dem Gebiete der Pädagogik, weil der Herr Rector Dr. Reiche verhindert wurde, die Fortſetzung der Lehre von der Einbildungskraft ꝛc. zu geben. Den 11. Juni. Keine Verſammlung, wegen Krankheit des Secretairs, Bere Rector Morgenbeſſer's. Den 9. Juli. Wahl eines neuen Secretairs, da der Herr Rector Morgenbeſſer, der zeitige Secretair, mit Tode abgegangen war. Die Wahl fiel auf den nicht an- weſenden Herrn Rector Dr. Reiche, der ſie ablehnen ließ, weshalb das Secreta— riat dem Oberlehrer Scholz übertragen wurde. | Den 10. September. Herr Seminarlehrer Löſchke: „Ueber Trozendorf's Leben und Wirken.“ . Den 8. Oktober. Derſelbe: Fortſetzung über Trozendorf. Den 12. November. Herr Oberlehrer Scholz: Referat und freie Beſprechung über die Schrift von Dr. Moritz Axt: „Das Gymnaſium und die Realſchule.“ Den 10. December. Herr Rector Dr. Kletke: „Beleuchtung einiger, den Realſchulen gemachten Vorwürfe.“ Von dem Secretair der hiſtoriſchen Section, Herrn e Archivrath Profeſſor Dr. Stenzel, kam nachſtehender Bericht ein: Die hiſtoriſche Section verſammelte ſich in dieſem Jahre zwölfmal. Vorträge wurden gehalten: Vom Herrn Dr. Geyder: Ueber mehrere Hühnengräber, welche in dieſem Jahre bei Obrad, unweit Pol— niſch⸗Wartenberg, entdeckt und geöffnet worden find. N Herr Dr. Jacobi gab: 1) Beiträge zur Geſchichte der Breslauer Schulen im Anfange des ſechszehnten Jahrhunderts. Ä 2) Theilte er die für Schlefien, in dem von ihm herausgegebenen codex epi- ‚stolaris Johannis regis Bohemiae enthaltenen Nachrichten mit. Herr Dr. Kries | hielt zwei Vorträge über die allgemeinen Steuern Schleſiens im 16ten Jahr⸗ hunderte, und einen dritten über die Einführung eines allgemeinen Grenz⸗Zolles in Schleſien. | Herr Profeſſor Dr. Kuniſch m gab eine Geſchichte und Beſchreibung der Vorhalle des Doms zu Breslau. Herr Conſiſtorialrath Menzel: Die Geſchichte der Altranſtädter Convention und der Streitigkeiten zwiſchen dem Kaiſer Joſeph I. und dem Papſte Clemens XI. | Herr Ober-Regierungsrath Sohr hielt einen Vortrag über das Domſtift St. Petri zu Budiſſin und deſſen frühere Beziehungen zu den Katholiken der Preußiſchen Oberlauſitz. Herr Oberſt-Lieutenant v. Strantz ſprach über das erſte Vorkommen der Beinamen, Wappen, Lehnbriefe und Sie— gel bei dem deutſchen Adel. a | Der Secretair gab | J) Nachrichten über die Geſchichte des Kloſters Trebnitz feit dem ſechszehnten Jahrhundert; 2) über das ehemalige Auguſtiner-Chorherrenſtift zu Glatz; 3) eine Geſchichte der Stadt Hundsfeld; | 4) Nachrichten über das Ritterrecht des eingebornen Schleſiſchen (Polniſchen) Adels im 13ten und 1Aten Jahrhundert; 5) Nachrichten über den alten eingebornen Adel Schleſiens; 6) theilte er mit: den Bericht des Breslauer Syndikus Gutzmar über die Ereigniſſe in Breslau vom Tode Carls VI. bis zur Abſchließung des Neu— tralitäts⸗Vertrags mit Friedrich II. Ueber 6 die Section für Kunſt und Alterthum berichtet der Secretair derſelben, Herr Medicinalrath Ebers, Nachſtehendes: 14 Die Abtheilung für die Kunſt hat in dieſem Jahre vornehmlich über die Kunft-Aus- ſtellung und deren Reſultate Bericht zu erſtatten. Nachdem im Jahre 1840 die Angele⸗ genheiten der Kunſt⸗Ausſtellungen von den Kommiſſarien der öſtlichen Vereine des preußi- ſchen Staates geordnet worden waren, worüber bereits in dem vorjährigen Berichte die nothwendigen Mittheilungen gemacht worden find, begann in dieſem Jahre die Kunſt⸗ Ausſtellung bereits am 13. Mai, und dauerte bis zum 10. Juni. So weit es möglich geworden, theilen wir den Erfolg derſelben hier mit, bemerken indeſſen, daß die letzten Reſultate auch dieſesmal nicht vorgelegt werden können, da der Rechnungs-Abſchluß ſämmtlicher Vereine dieſſeits der Elbe noch nicht eingegangen iſt; was auch nicht möglich war, da die Ausgleichungen mit entferntern Kunſtgeſellſchaften nicht haben bewirkt werden können. Im Auftrage des Präſidii der ſchleſiſchen vaterländiſchen Geſellſchaft, hatten ſich deren Präſes, Herr Baron v. Stein, und die Secretaire der Kunſt-Abtheilung, Herr Dr. Ebers und Herr Dr. Kahlert, fo wie Seitens des Breslau 'ſchen Künſtler⸗ Vereins, der Geſchäftsführer deſſelben, Herr Profeſſor Herrmann, der Beſorgung der Ausſtellungs-Angelegenheiten unterzogen. Bekannt iſt aus den früheren Mittheilungen, welche große Koſten den Vereinen, theils ans den hohen Aſſecuranzen, theils aus den doppelten Zuſendungen und der Theilung der Ausſtellung in zwei Hälften, ſo wie durch die lange Andauer der letzteren entſtanden waren, ſo daß überall die Einnahme mit der Ausgabe in ein gewiſſes Schwanken gekommen war. Um dieſem zu begegnen, hatten die Vereine beſtimmt, daß die Ausſtellungen auf einen kürzeren Zeitraum und die Zuſendun— gen auf eine beſchränkt werden ſollte, da ohnehin während der Dauer der letzteren fort— dauernd einzelne neue Sachen einzulaufen pflegen. Unſererſeits iſt dieſer erſte Verſuch als vorläufig gelungen zu betrachten, was an anderen Orten, wo die Räumlichkeit fehlte, minder gelang, und auch bei uns, wegen großer Menge der uns zugeſendeten Sachen, mehrere treffliche getheilt und zurückgeſtellt, und bei deren Aufſtellung eine Anzahl weniger ausgezeichneter von den Wänden abgenommen werden mußten, um für das Beſſere Raum zu gewinnen; es hat alſo im Ganzen dieſer Verſuch manche Schwierigkeiten dargeboten, und es muß ſich nun, wenn die General-Rechnung gelegt ſein wird, erſt ergeben, welches pecuniäre Reſultat aus dieſer neuen Anordnung hervorgehen wird. b Was nun die Theilnahme an der diesjährigen Kunſt-Ansſtellung betrifft, ſo hat ſich eine beſondere Steigerung an derſelben nicht an den Tag gelegt, und die Einnahme hat ſich mit der Ausſtellung von 1839 ziemlich gleichgeſtellt, doch hatte das Abonnement ein. zelner Kunſtfreunde bedeutend zugenommen, und — was hier hiſtoriſch anzumerken — ſo hat der ſchleſiſche Kunſt-Verein ſich in ſteter Zunahme befunden, und die Zahl der Theilnehmer ſich während der Ausſtellung ſelbſt vermehrt, was auch als ein gutes Reſul— tat derſelben bemerkt werden muß. Die Kunſt⸗Ausſtellung enthielt eine bedeutende Anzahl ſehr werthvoller Gegenſtände, namentlich von Oelgemälden. Befanden ſich nun auch auf derſelben nur wenige Bilder von großer hiſtoriſcher Bedeutung, ſo enthielt ſie dagegen eine wirklich auserwählte 15 Sammlung von Gemälden in kleineren Rahmen, namentlich im Fach des Genre, und hier auch des hiſtoriſchen, der Landſchaft und verwandter Gegenſtände; ſie enthielt Kunſtwerke nicht allein aus den deutſchen Malerſchulen, ſondern auch aus den franzöſiſchen und nieder— ländiſchen, und aus dieſen beſonders werthvolle, ſo daß Freunde der Kunſt die Fortſchritte der Kunſt im Auslande, wenn auch im kleineren Maaßſtabe, kennen zu lernen Gelegen— heit fanden. | Die letzte Ausgabe des Katalogs “) enthielt 652 Nummern; es befinden ſich aber viele Gegenſtände, z. B. Kupferſtiche, Lithographieen und Xylographieen, fo wie indu- ſtrielle, unter einer und derſelben Nummer, wozu noch kam, daß ſelbſt in den letzten Ta⸗ gen der Ausſtellung eine Anzahl Kunſtſachen eintrafen, welche nicht mehr in das gedruckte Verzeichniß aufgenommen werden konnten. Man kann annehmen, daß ſich auf der dies- jährigen Kunſt⸗Ausſtellung weit mehr Gegenſtände, der Zahl nach, befunden haben, als das in allen früheren Jahren der Fall geweſen iſt. Folgende ſtatiſtiſche Ueberſicht mag hiervon Zeugniß ablegen. Es waren vorhanden: | 1) Hiſtoriſche Gemälde — hiſtoriſch-romantiſche — Studienköpfe — „ ðͤ v 76 %% ̃—W „ , ER 160 „ heat , a A 37 4) Architecturen ued Stadt⸗Anſich teen... 27 „ e 7... VDE 6 be Fre 144 6) Schlachtſtücke und militairiſche Gegenftände u... ceneeenereen 15 By Badia. F. eee e ei 7 ee de nal 16 9) Stillleben, Frucht- und Blumenftüde In ooncoeeeeeeeeeneenenn 25 10) Portraits, Handzeichnungen von Bildniſſen u. ſ. wwwmwwůp· 2220.. 37 11) Glasgemälde, Paſten und Glasarbeiteͤene nnnn nn 20 2): Münzen und eilen % lee einen be ah 141 13) Bildwerke in Bronce, Gyps, gebranntem Thon, Elfenbein, Bernftein, nase . Wann . „ FF 8 14) Wachsarbeiten, Blumen- uud Fruchtſtückkkee e 2 eiepmannſche Farbend ruck. 3 2 16) Kupfer⸗ und Stahlſtiche, Holzſchnitte und Lithographiee n 72 ID eohpee a > + mielaiklleit u 9393 5 Summa 834 ) Breslauer Kunſt-Ausſtellung 1841; veranſtaltet von der Kunſt⸗Section der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur und von dem Breslauer Künſtler⸗Verein u. ſ. w. h 16 —— Transport den 834 Ferner: 18) Flügel-Inſtrumente, Violinen u. ſ. wʒꝛa . ee 24 19) Künſtliche Tiſchler-Arbeiten und Vergoldungen N eee 3 20) Metall⸗-Arbeiten, Gold- und Silber- Arbeiten ee nn 21), Runftreiche Gewehre 3 22) Kunſtvolle Glasſachen, Porcellan u. |. ww PDD 75 23) Mathematiſche Inſtrum en 220 ee 6 200 Buchbinder⸗ Arbeiten ee rer N. Ae 1 25) Maſchinen und Modelle, — namentlich aus der Sammlung hieſiger Univprfität ut e e FRE Di 26) Stickereien und verwandte Arbeitee enn 14 27) Proben von ſchönen Papieren, Schreib-Materialien, Viſitenkarten c. 10 28) Kunſtvolle leinene und wollene Sachttrnn Mage 21 Summa . 163 Summa Summarum A 997 Die Gemälde, Handzeichnungen, Bild- und andere Kunſtwerke (ausgeſchloſſen die Kupferſtiche, Lithographieen u. ſ. w.) rührten von 323 verſchiedenen Künſtlern oder Ver⸗ fertigern her. Erkauft wurde von der diesjährigen Kunſt-Ausſtellung durch Privat-Perſonen viel weniger, als auf den beiden letzten Ausſtellungen, und man kann, rechnet man Alles zu- ſammen, die Summe des von denſelben Erkauften nicht höher als 1000 Thaler anſchla⸗ gen, wogegen der ſchleſiſche Kunſt-Verein für die Ausſtellung (was er auf derſelben zu Geſicht brachte) und von derſelben ankaufte, für eine Summe von 3972 Thalern erwor: ben hat. Die Einnahme für Eintrittsgelder und verkaufte Verzeichniſſe betrug Gab bend der vier Wochen der Ausſtellung (einfchließlih der Einnahme für die Armen, welche 82 Thlr. 22 Sgr. 6 Pf. einbrachte) die Summe von 2172 Thlrn. 16 Sgr. — In der Ausſtellung von 1839 wurden, einſchließlich der Armen-Einnahme, die damals 44 Thlr. 12 Sgr. 9 Pf. betrug, durch etwas mehr als ſechs Wochen 2594 Thlr. 12 Sgr. eingenommen, woraus hervorgehet, daß, in Bezug auf den Zeitraum, die dies— jährige Ausſtellung ſich mit der früheren faſt ganz gleichſtellen dürfte. 17 4 ueberſicht der Kaſſen⸗Reſultate nach der Ausſtellung bis December 1841. Einnahme. | An der Kaffe für Einlaß und verkaufte Verzeichniſſe 2089 Thlr. 23 Sgr. 6 Pf. Ausgabe. 10 An die allgemeine Kaſſe der ſchleſiſchen Geſellſchaft. a. Zurückerſtatteter Vorſchuß des Minus der Ausſtellung von 18h999999——y—ꝓTyy—)uuU 20 Thlr. 20 Sgr. 7 Pf. b. Ein Fünftel der Brutto-Einnahme ..... 417, 28 u 2) Druckkoſten und Inſertions- Gebühren ...... A I 23 Ms 3) Fracht- und Transportkoſten 561 ⸗ 12 Mr Für techniſche Arbeiten a I 25 998 5) Für Aufſicht, Bedienung und Kaſſen⸗-Verwaltung 188 24 „ c % A ˙ „ 6 7) Für Aſſecuranzen und Honorare 82 =: 20 — . eopia- ens A „„ 10 — ne, ......:00 281% Summa . . . 1661 Thlr. 3 Sgr. 5 Pf. Zu dieſer Berechnung iſt noch zu bemerken, daß die Gegenrechnung, welche unſer Verein, laut dem mit den anderen Vereinen getroffenen Abkommen, ſich folgendermaßen ſo ſtellt: A. Ausgaben, ir alle fü 5 Vereine zuſammen zu tragen ge Me 450 Thlr. 4 Sgr. 9 Pf. B. Für Reſtaurationen, Poſtporto ꝛc. iſt Breslau berechtiget, laut Konferenz-Protokoll d. d. Berlin den 21. Oktober 1840, 8 4, zu fordern: ·H—U— 3333333333666 100 — = — . Summa .. . 550 Thlr. 4 Sgr. 9 Pf. C. Ausgaben, die ſich ganz allein auf Breslau we⸗ gen ſolcher Kunſtgegenſtände, die hier allein ge⸗ ſehen wurden, beziehe: nnn. 56 Thlr. 3 Sgr. 6 Pf. 3 18 — Die beiden erſten Sätze, ad A und B, kommen in die allgemeine Compenſation mit den übrigen Vereinen — alſo mit der von 440 Thlr. 3 Sgr. 1 Pf. (den 4 Fünf⸗ theilen), wodurch ſich die Hauptſumme der Ausgaben verringert; — es wird ſich indef- fen erſt aus der Haupt-Rechnung aller fünf verbundenen Vereine das Reſultat ſämmt⸗ licher Ausſtellungskoſten definitiv feſtſtellen laſſen. 5 Die vorläufige Gleichung ſtellt ſich ſo: Einnahme 2089 Thlr. 23 Sgr. 6 Pf. Aus gab: 1661 - „ bleibt Beſtand 428 Thlr. 20 Sgr. 1 Pf. Kaſſen⸗Conto des Kunſt⸗ Vereins. Einnahme. Beſtand aus dem Jahre 18k 61 Thlr. 12 Sgr. 10 Pf. Zinfen zu Neujahr 184ʒ1ů414444444. Mir Zinſen zu Johanni 18414. n 55 20 22.00 ee 101 Thlr. 12 Sgr. 10 Pf. Ausgabe. Für den jungen Maler Roſahl“) 10 Thlr. — Sgr. An die Lüderitzſche Kunſthandlung für Graf Raczynski's Kunſt⸗ geſchichte „„ 13 Für das Kunſtblatt an Gropius 1 Für die Denkmale deutſcher Bau⸗ Wu — V * Pfandbrieff,qdw „ — : 90 Thlr. 15 Sgr. — Pf. In Effecten. | Ein Poſener Pfandbriieeꝶ˖ . 1000 Thlr. Ein Prämien⸗ Schein er 50 = 2 ů — —— TEN 1050 Thlr. *) Die Ausgabe ad 1. für den jungen Maler Roſahl beziehet ſich auf die Unterftügung eines jungen talentvollen Mannes, der ſich faſt ſelbſtſtändig für die erſten Elemente im Zeichnen fo ausgebildet hatte, daß Freunde der Kunſt ihn nach Berlin brachten, woſelbſt er ſeine Studien mit Glück fortſetzt. 19 In der technifchen Section a hat der alte würdige Geheime Commercien-Rath Herr Oelsner, welcher mit ſeltener Treue bis an den ſpäten Abend ſeines Lebens der Geſellſchaft zugethan iſt, das Secretariat niedergelegt. An ſeine Stelle wurde Herr Director Gebauer zum Secretair erwählt. Der über die diesjährige Thätigkeit dieſer Section eingegangene Bericht iſt folgender: In der techniſchen Section wurde für die Verbreitung richtiger Grundſätze und An— ſichten in angewendeten Verfahrungsarten bei den wichtigeren gewerblichen Zweigen der Provinz Sorge getragen, und in ſechs öffentlichen Vorträgen beſonders zweien der be— deutſamſten eine nähere Unterſuchung gewidmet. Herr Chemiker Dr. Duflos ſprach in zwei Vorträgen über das Vorkommen des Brennmaterials im Mineralreiche, ſeine Zuſammenſetzung und Verwendung, und in zwei andern Vorträgen über chemiſche Gegenſtände von allgemeinem Intereſſe. Herr Apotheker und Chemiker Frieſe hielt einen Vortrag über das Queckſilber in geſchichtlicher, naturhiſtoriſcher und chemiſch-techniſcher Beziehung, und zwei Vorträge über die Branntweinbrennerei nach chemiſchen Grundſätzen. Ueber die muſikaliſche Section hat der Secretair derſelben, Herr Muſik⸗Director Moſewius, nachſtehenden Bericht eingefandt: Die muſikaliſche Section hat im Laufe dieſes Jahres fünf Verſammlungen gehalten. In der erften, am 6. Juli, trug Herr Profeſſor Dr. Kahlert eine Abhand— lung über die Sage von Don Juan vor. In der zweiten, am 13. Juli, trug der Secretair der Section den Inhalt und Bruchſtücke von Dehn's Harmonie-Lehre vor, als Einleitung zum neuen Werke von B. A. Marx in Berlin, wovon die nächſten Verſammlungen der Section Notiz neh— men wollten. In der dritten Verſammlung, am 20. Juli, leitete der Secretair der Section die zu gebende Ueberſicht des Inhalts von dem neueſten polemiſchen Werke des Profeſſor B. A. Marx zu Berlin: Die alte Muſiklehre im Streite mit un— ſerer Zeit, durch eine Aufforderung an die verehrten Mitglieder der Section ein, dem vorliegenden Werke aufmerkſame Beachtung ſchenken und es der genaueſten Prüfung wür— digen zu wollen, indem die darin beſprochenen Fragen ſowohl für die muſikaliſche Kunſt im Allgemeinen, vorzüglich aber für die Lehrer der Tonkunſt von der größten Wichtigkeit und der freien Diskuſſion der Verſammlung zu unterwerfen ſeien. Die Darlegung des In: haltes des genannten Werkes und die nähere Entwickelung der Streitpunkte beſchäftigte die Section in dieſer und in der am 27. Juli anberaumten vierten Verſammlung. 3 * 4 20 Die fünfte Verſammlung fand am 14. December ſtatt. Der Secretair der Section hielt einen Vortrag: Ueber die Entwickelung des Gefang-Unterrichtes während der letzten drei Decennien in Deutſchland, und die beſondern verſchiedenen Richtungen, welche derſelbe in dem genannten Zeitraume genommen hat. Am Schluſſe der Sitzung wurde zur Wahl eines Secretairs der Section für das künftige Etatsjahr geſchritten, und der bisherige Secretair von Neuem gewählt. Der: ſelbe übernahm, mit Dank für das ihm geſchenkte Vertrauen, das Amt, und fügte die Bitte an die Mitglieder um fleißige Unterſtützung durch Vorträge hinzu. Da dieſe in den letzten Jahren faſt nur allein auf Herrn Prof. Dr. Kahlert und den Secretair ge— ruht hatten, ſo machte der Letztere den Vorſchlag, im künftigen Etatsjahre nur quarta⸗ liter regelmäßige Verſammlungen zu halten, in denen hauptſächlich über die wichtigſten muſikaliſchen Ereigniſſe in der Provinz, ſodann in Deutſchland Bericht zu erſtatten ſei. Der Vorſchlag fand einmüthige Beiſtimmung und Genehmigung, wobei zugleich bemerkt wurde, daß in Folge dieſer Einrichtung das Protokoll, wie die Akten der muſikaliſchen Section, die Materialien zur Geſchichte der chen Kunſt in Schleſien ſammeln und enthalten würden. Die Quartal-Sitzungen wurden feftgefebt, wie folgt: die erfte im April, die zweite | am Ende des Juli, die dritte Anfang des Oktober, die vierte Ende des December. Noch wurde feſtgeſetzt, daß in beſondern Fällen, wenn ein Mitglied der Section, entweder aus eigener Veranlaſſung, oder in Folge an ihn ergangener Aufforderung von Seiten des Secretairs, einen Vortrag zu halten wünſche, die der Section von der Ge— ſellſchaft eingeräumten Dienſtage dazu benutzt und die Sitzungen den Mitgliedern beſon— ders angezeigt werden ſollen. Das Präſidium der Geſellſchaft hat ſich im Laufe dieſes Jahres neunmal verſammelt, und ſeine Thätigkeit der innern Verwaltung, der Bereicherung der Sammlungen und der Ueberwachung aller beſtehenden Einrichtungen zugewendet. Als eine neue Schöpfung des letzten Jahres kann die Geſellſchaft die Gründung einer Münzſammlung anſehen, welche Silesiaca ſammelt und bereits recht intereſſante Beiträge erhalten hat, worunter wir die uns vom hohen Miniſterii des Innern hochge— neigt verehrte Huldigungs-Denkmünze in Silber dankbar erwähnen müſſen. Die diesjährige, von der Kunſt-Section unternommene und geleitete Ausſtellung hat die Thätigkeit des Präſidiums auch auf mannichfaltige Weiſe in Anſpruch genommen; doch den vorzüglichſten Gegenſtand unſerer diesjährigen Sorgen bildete das Caſſenweſen und die Regulirung der Regiſtratur. Der vom Präſes der Geſellſchaft, Herrn Baron v. Stein, in Vorſchlag gebrachte Plan, dem Caſſenweſen die möglichſt ſchnelle und ſichere Ueberſicht zu gewähren und die 21 Verwaltung unferer Finanzen depoſitalmäßig einzurichten, veranlaßte eine Menge neuer Vorkehrungen, deren wohlthätiger Einfluß für die Begründung einer größern Sicherheit und einer leichtern Verwaltung ſich mit jedem Tage der Zukunft mehr herausſtellen wird. Es haben ſich zwar einzelne Stimmen vernehmen laſſen, welche es nicht zu billigen ſcheinen, daß das Präſidium den Fond der Geſellſchaft zu vermehren ſucht; doch dieſe Herren ſcheinen zu vergeſſen, daß ohne äußere Mittel jede Beſtrebung fruchtlos iſt. Es iſt ein Fluch der herben Wirklichkeit, der ſich jeder Unternehmung an die Ferſen hängt, und darin beſteht, daß auch die ſegenreichſte Idee verkümmert und zu Grunde geht, wenn ihr die Mittel zur Ausführung fehlen. Auch hat unſere Geſellſchaft in den erſten Jahren ihres Beſtehens ſolche bittere Erfahrungen gemacht, daß uns dadurch die Aufrechthaltung eines Fonds zur heiligſten Pflicht wird. Die älteſten Mitglieder werden ſich der oben— angedeuteten Zeit wohl noch erinnern, wo wir oft in Geldnoth waren und mit Verlegen⸗ heiten aller Art zu kämpfen hatten. Damit ſolche Zeiten niemals wiederkehren, ſondern die Geſellſchaft ſich immer frei und kummerlos bewege, wird der Grundſatz eines geregelten Caſſenweſens im Präſidio als die ehrenwertheſte Aufgabe feſtgehalten, und wir hoffen mit Zuverſicht, daß die ver— ehrten Mitglieder der Geſellſchaft den Anſichten des Präſidii ihre volle Zuſtinmung nicht verſagen dürfen; wir rechnen hier auch darauf, daß diejenigen Herren Mitglieder, welche aus Rückſicht für ihre ökonomiſche Lage von Beiträgen früher diſpenſirt wurden, ſich der Verpflichtung nicht entziehen werden, ſobald ihre Verhältniſſe es zulaſſen. Bei der neuen Einrichtung des Caſſenweſens hat das Präſidium es für zweckmäßig gefunden, einen zweiten Caſſirer als Gehülfen des bisherigen Caſſen-Directors zu berufen. Herr Kauf— mann Liebich hat die Güte gehabt, dieſe Stelle zu übernehmen, wovon einer verehrten Geſellſchaft die pflichtmäßige Meldung geſchieht, und es von der heutigen Wahl abhängig gemacht wird, ob Herr Liebich, der bisher nicht Mitglied des Präſidiums war, auch dazu ernannt werden wird. Zum Entwurfe des neuen Etats, zur neuen Einrichtung des Caſſenweſens, zur Lei⸗ tung der Ausſtellung, zur Reviſion der Regiſtratur, wurden von Seiten des Präſidiums beſondere Commiſſionen erwählt, wobei ſich der Herr Baron v. Stein, Herr Bürger— meiſter Bartſch, Herr Stadtrath Scholtz, Herr Medicinalrath Ebers, Herr Hof— rath Borkheim und Herr Profeſſor Kahlert die gerechteſten Anſprüche auf den Dank der Geſellſchaft erworben haben. Der von dem Herrn Caſſen-Director, Stadtrath Scholtz, eingereichte * Caſſen⸗Abſchluß iſt nachſtehender: 22 —— Abſehluss der allgemeinen Kaſſe der vaterländiſchen Geſellſchaft im December 1841. Beſtand an Effekten. rthlr. ſgr. pf. | rthle. Ifgr. pf. Zwei Prämien⸗Scheine, a 50 Rthlr᷑rr. 100 — — | Sieben Staats-Schuldſcheinre .. renn 3850 ũ — Einnahme. Intereſſen von 3850 RKthlrn. Staats⸗Schuldſcheinen, r TER —— 2 24 4 1 134 —— Beiträge der Mitglieder für das zweite Semeſter 184000 778. — | — Beiträge des Jahres 1841 bis Ende Decembe n 1566 —— 2498| —— Ausgabe. Zurückgezahlter Vorſchuß 641 rthlr. 29 ſgr. — pf. Allgemeine Ausgaben. 1651 = 24 ĩũ 5 3 P Summa enen — . . 4229323 5 Bleibt RNeſt 2.2 204 6| 7 Techniſche Section. | An Beſtand aus der vorjährigen Rechnung eee | Ausgaben im Jahre —— . 4 2 4 1 12525— Bleibt Beſtannnd 68 36 Bemerkung. In dem Kaffen: Berichte pro 1840 erſchien die Kaffe mit 641 Rthlrn. 29 Sgr. in Vorſchuß, weil die Beiträge für das zweite Semeſter des Jahres 1840 erſt Anfangs 1841 eingingen. In gegenwärtigem Berichte find die Beiträge des erſten und zweiten Semeſters 1841 in Einnahme geſtellt. 23 | Sn dem Status der en unſerer Gesche haben folgende Veränderungen Statt gefunden: Im Laufe dieſes Jahres ſind ſieben wirkliche einheimische und ein auswärtiges, und in der ganzen zweijährigen Etatszeit zuſammen zwanzig einheimiſche und drei auswärtige Mitglieder aufgenommen worden. Die in dieſem Jahre hinzugetretenen ſind: A. Die wirklichen einheimiſchen. Herr Apotheker Frieſe. — Dr. med. Hancke II. — Rector Kämp. — Apotheker Krauſe. — Paſtor Letzner. — Dr. phil. Matzek. — Dr. med. Ravenſtein. B. Wirkliches auswärtiges: Herr Gymnaſial-Lehrer Spiller, in Gleiwitz. C. Zu Ehrenmitgliedern wurden aufgenommen: Herr Profeſſor Dr. Adolph Brongniart, Mitglied des Inſtituts in Frankreich, zu Paris. Se. Excellenz der Herr Geheime Staatsminiſter Eichhorn, in Berlin. Herr Prof. Dr. William Hooker, in Glasgow. — Prof. Dr. Quetelet, in Brüſſel. Zu korreſpondirenden Mitgliedern wurden ernannt: Herr Dr. med. Baumgarten, in Dresden. — Prof. Moritz Beyer, in Leipzig. — Apotheker Buek, in Frankfurt an der Oder. — Dolliner, Mag. chirurg. und K. K. Bezirks⸗ 5 in Wien. — Apotheker Fincke, in Krappitz. — Dr. med. Frankl, in Marienbad. — Regimentsarzt Dr. Hancke, in Poſen. — Dr. phil. Klotzſch, Cuſtos am Königl. Herbarium, zu Neu: Schöneberg bei Berlin. — Hofrath Prof. Dr. Koch, in Erlangen. — Apotheker Lohmeier, in Neiſſe. 24 11) Herr Dr. phil. Mahlmann, Secretair der geographiſchen Section, in Berlin. 12) — Apotheker Oswald, in Oels. 13) — Dr. med. Richter, in Wiesbaden. 14) — Prof. Dr. v. Schlechtendal, Director des botaniſchen Gartens, in Halle. 15) — Magiſtrats-Präſes und Gubernialrath Tommaſſini, in Trieſt. 16) — Prof. Dr. de Vries, in Amſterdam. 17) — Apotheker Weimann, in Grünberg. 18) — Pastor primar. Wolff, in Grünberg. 19) — Privatdocent Dr. phil. Wuttke, in Leipzig. | Ausgetreten find im Laufe dieſer Etatszeit: In der Hauptſtadt: 1) Herr Pfarrer Dr. theol. Kux. 2) — Kaufmann F. Lewald. 3) — Premier- Lieutenant Schlieper. In der Provinz: 1) Herr Hüttenmeiſter Baildon, in Gleiwitz. 2) — Gutsbeſitzer Hoppe, auf Eichgrund bei Polniſch-Wartenberg. 3) — Kreis-Phyſikus Dr. Steuer, in Krotoſchin. Durch den Tod verlor die Geſellſchaft im Laufe dieſes Jahres: A. Wirkliche einheimiſche Mitglieder: 1) Herrn Dr. phil. Hahn. 2) — Maler Höcker sen. 3) — Ganzeliften Jänſch. 4) — Rector Morgenbeſſer. 5) — Prof. Dr. J. Scholtz. 6) — Regierungsrath Studt. B. Wirkliche auswärtige Mitglieder: 1) Herrn Geh. Medicinalrath Dr. Dietrich, in Groß-Glogau. 2) — Landrath Grafen v. Hoverden, auf Hünern bei Ohlau. 3) — Superintendenten Kelſch, in Bernſtadt. 25 —— 4) Herrn Ober-Geſchwornen und Knappſchafts⸗Aelteſten Kneiſel, in Neurode. 5) — Dr. med. Lindner, in Bolkenhain. 6) — Dr. med. Ludwig, in Ratibor. C. Ehrenmitglieder: 1) Se. Excellenz den Geheimen Staatsminiſter und General der Infanterie, Grafen v. Lottum, in Berlin. 2) Herrn Staatsrath Profeſſor Parrot, in St. Petersburg. D. Korreſpondirende Mitglieder: 1) Herrn Markſcheider Länge, in Reichenbach. 2) — Conſiſtorial- und Schulrath Mohnicke, in Stralſund. 3) — Geheimen Finanzrath Storch, in Berlin. Das Verzeichniß der Geſchenke, welche im Laufe des verfloſſenen Jahres unſerer Geſellſchaft zugekommen ſind, iſt im nachſtehenden, vom Cuſtos unſerer Sammlungen, Herrn Lehrer Schummel, eingereichten Berichte enthalten. Zuwachs der Bibliotheken und Muſeen. Die Bibliotheken haben im Jahre 1841 einen Zuwachs von 428 Nummern erhal⸗ ten, wovon 223 der ſchleſiſchen Bibliothek, 205 aber der allgemeinen Bibliothek ange⸗ hören. Die Namen der Geſellſchaften, Vereine, einzelner Herren, denen die Bibliothe— ken dieſen Zuwachs verdanken, ſind, mit beigefügter Zahl der von denſelben geſchenkten Bücher oder kleinern Schriften, folgende, und zwar: A. Bei der ſchleſiſchen Bibliothek. a. Geſellſchaften, Vereine, wiſſenſchaftliche Inſtitute. Der Gewerbe-Verein zu Breslau 1 Nr., die Königliche Univerſität zu Breslau 12 Nrn., der ſchleſiſche Verein für Pferderennen und Thierſchau zu Breslau 1 Nr., die ſchleſiſchen ökonomiſchen Vereine zu Brieg, Steinau u. ſ. w. 2 Nrn., der Provinzial- Gewerbe⸗Verein für Schleſien 1 Nr., der patriotiſch-landwirthſchaftliche Verein zu Oels 1 Nr., die Freimaurer-Loge zu Ratibor 1 Nr. | 4 — ie b. Einzelne Geſchenkgeber. 173 | Hr. Senior Berndt 35 Nrn., Hr. Lehrer Boyſen in Ohlau 1 Nr., Hr. Graf C. v. Dyhrn 1 Nr., Hr. Profeſſor Ens in Troppau 1 Nr., die Herren Lehrer Gep— pert, Gutſche und Stütze 1 Nr., Hr. Doct. jur. Privatdocent Geyder 19 Nrn., Hr. Curatus Görlich 1 Nr., Hr. Doct. med. Grätzer 1 Nr., Hr. Direct. Häniſch in Ratibor 1 Nr., Hr. Profeſſor Heimbrod in Gleiwitz 23 Nrn., Hr. Profeſſor Dr. Hoffmann 29 Nrn., Hr. Dr. Hoſer, K. K. Hof- und Leibarzt Sr. K. K. Hoheit des Erzherzogs Karl in Wien, 1 Nr., Hr. Prof. Dr. Kahlert 6 Nrn., Hr. Director Prof. Dr. Kannegießer 1 Nr., Hr. Director Dr. Klopſch in Groß-Glogau 1 Nr., Hr. Director Mag. Hauptmann Köhler in Liegnitz 1 Nr., Hr. Geh. Regierungsrath und General-Landſchafts-Repräſentant Kraker v. Schwarzenfeld 1 Nr., Hr. Prof. Dr. Kuh 1 Nr., Hr. Prof. Dr. Kuniſch 2 Nrn., Hr. Seminar⸗Lehrer Löſchke 1 Nr., Hr. Director Prof. Dr. Matthiſſon in Brieg 1 Nr., Hr. Kaufmann und Fabriken⸗Inhaber Milde 15 Nrn., Hr. Mag. Mücke 1 Nr., Hr. Director Dr. Müller in Glatz 1 Nr., Hr. Candidat und Literat Nowack 5 Nrn., Hr. Dir. Prof. Petzeld in Neiſſe 1 Nr., Hr. Privatgelehrte Schmidt in Brünn 1 Nr., Hr. Direct. Prof. Scholz in Neiſſe 1 Nr., Hr. Graf v. der Schulenburg 1 Nr., Hr. Ober⸗ Regierungsrath Sohr 1 Nr., Hr. General-Landſchafts-Repräſentant Freiherr v. Stein 6 Nrn., Hr. Pfarrer Thiel 1 Nr., Hr. Baron M. v. Uechtritz 1 Nr., Hr. Geh. Medizinalrath Prof. Dr. Wendt 1 Nr., Hr. Past. primarius Wolff in Grüneberg 7 Nrn., ein Ungenannter 17 Nrn., der Cuſtos der Bibliothek 6 Nrn. Gekauft wurden 9 Nrn. B. Bei der allgemeinen Bibliothek. a. Geſellſchaften, Vereine, wiſſenſchaftliche Inſtitute. Der landwirthſchaftliche Verein im Großherzogthume Baden 2 Nrn., der hiſto— riſche Verein zu Bamberg 2 Nrn., der landwirthſchaftliche Verein im Königreiche Baiern 1 Nr., die K. K. patriotiſch-ökonomiſche Geſellſchaft im Königreiche Böhmen 3 Nrn., die K. K. böhmiſche Geſellſchaft der Wiſſenſchaften 2 Nrn., der Verein für die Geſchichte der Mark Brandenburg 3 Nrn., die Königl. Univerſität zu Breslau 31 Nrn., der pomo— önologiſche Verein zu Brünn 2 Nrn., die Königl. Geſellſchaft für nordiſche Alterthums— kunde zu Kopenhagen 3 Nrn., der Gewerbe-Verein zu Danzig 1 Nr., die Geſellſchaft zur Beförderung nützlicher Künſte u. ſ. w. in Frankfurt am Main 5 Nrn., die Nathu— ſius'ſche Gewerbe-Anſtalt zu Alt-Haldensleben 1 Nr., der naturwiſſenſchaftliche Verein zu Hamburg 1 Nr., der Gartenbau-Verein für das Königreich Hannover 2 Nrn., der Gewerbe-Verein im Königreiche Hannover 3 Nrn., der naturwiſſenſchaftliche Verein des 27 — Harzes 2 Nrn., der landwirthſchaftliche Verein für Kurheſſen 1 Nr., die kurheſſiſche allgemeine Hagel-Verſicherungs-Geſellſchaft 1 Nr., die K. K. mähriſch-ſchleſiſche Ge⸗ ſellſchaft zur Beförderung des Ackerbaues u. |. w. 1 Nr., der landwirthſchaftl. Verein zu Marienwerder 2 Nrn., die Königl. preuß. märkiſche ökonomiſche Geſellſchaft 1 Nr., die mecklenburgiſche Landwirthſchafts-Geſellſchaft 2 Nrn., der mecklenburgiſche patrio⸗ tiſche Verein 2 Nrn., die Geſellſchaft für Geſchichte und Alterthumskunde der Oſtſee⸗ Provinzen 2 Nrn., die Geſellſchaft für pommerſche Geſchichte und Alterthums-Kunde 3 Nrn., der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. preußiſchen Staa⸗ ten 2 Nrn., die ökonomiſche Geſellſchaft im Königreiche Sachſen 1 Nr., die K. K. Gartenbau⸗Geſellſchaft in Wien 1 Nr., die K. K. Landwirthſchafts-Geſellſchaft in Wien 1 Nr., der Königl. würtembergiſche landwirthſchaftliche Verein 1 Nr. b. Einzelne Geſchenkgeber. Hr. v. Abrahamſon, Oberſt-Lieutenant und Adjutant Sr. Majeſtät des Kö⸗ nigs von Dänemark und Königl. Kammerherr in Kopenhagen, 1 Nr., Hr. Prof. Dr. Barkow 1 Nr., Hr. Doct. medic. Baumgarten in Dresden 1 Nr., Hr. Geh. Kommerzienrath Beer in Berlin und Hr. Dr. Mädler, Kaiſerl. ruſſiſcher Hofrath, Profeſſor und Director der Kaiſerl. Sternwarte zu Dorpat, 1 Nr., Hr. Dr. Beil⸗ ſchmied in Ohlau 1 Nr., Hr. Kreis-Phyſikus Doct. medic. Brefeld in Münſter 1 Nr., Hr. Doct. medic. Bruck in Berlin 1 Nr., Hr. Hauptmann, Ritter Dre: verhoff in Zittau 1 Nr., Hr. Medizinalrath Dr. Ebers 1 Nr., Hr. Staatsrath Prof. Dr. Eichwald in Wilna 1 Nr., Hr. Antiquar Ernſt 1 Nr., Hr. Doct. medic. et chirurg., Mag. Frankl in Marienbad 1 Nr., Hr. Prof. Dr. Göppert 8 Nrn., Hr. Geh. Hofrath Prof. Dr. Gravenhorſt 3 Nrn., Hr. Amtsrath, Ge— neralpächter Gumprecht auf Oelſe bei Striegau 1 Nr., Hr. Doct. medic., Privat⸗ Docent Häſer in Leipzig 1 Nr., Hr. Regimentsarzt Doct. medic. et chir. Hancke in Poſen 1 Nr., Hr. Prediger Diaconus Haupt in Görlitz 1 Nr., Hr. General⸗ Lieutenant Freiherr Hiller v. Gärtringen Excellenz 1 Nr., Hr. Buchhändler Hirt 2 Nrn., Hr. Dr. Jakobi 1 Nr., Hr. Prof. Dr. Kahlert 1 Nr., Hr. Dr. Ritter Kalina v. Jäthenſtein in Prag 1 Nr., Hr. Gymnaſial-Lehrer Klopſch 2 Nrn., Hr. Freiherr von dem Kneſebeck, Königl. hannöveriſcher Geheimer Juſtiz-Rath, 1 Nr., Hr. Amtsrath und Generalpächter Koppe in Berlin 1 Nr., Hr. Doct. med. Löwenhardt in Prenzlau 1 Nr., Hr. Hauptmann Lutz 1 Nr., Hr. Privatgelehrte Mahlmann in Berlin 1 Nr., Hr. Kaufmann und Fabriken-Inhaber Milde 18 Nrn., Hr. Privatgelehrte v. Montmarin 17 Nrn., Hr. Candidat und Literat Nowack 2 Nrn., Hr. Licentiat Dr. Oeſterreicher zu Bamberg 1 Nr., Hr. Dr. Petzholdt in Dresden 2 Nrn., Hr. Profeſſor Pictet in Genf 1 Nr., Hr. Director Quetelet in Brüſſel 1 Nr., Hr. Doct. medic. et chirurg. Richter in Wiesbaden 2 Nrn., 4* 28 Hr. Dr. Roſchütz in Düſſeldorf 1 Nr., Hr. Graf F. v. Schaffgotſch 2 Nrn., Hr. Privatgelehrte Schmidt in Brünn 1 Nr., Hr. Director, Profeſſor Schultz in Danzig 1 Nr., Hr. Forſtmeiſter, Kreis-Forſt⸗Examinator und Landmeſſer Seidl in Bodenbach in Böhmen 1 Nr., Hr. Ritter Freiherr v. Speck⸗Sternburg auf Lütz⸗ ſchena bei Leipzig 2 Nrn., Hr. Amts-Vorſteher Stieber in Galizien 1 Nr., Hr. Oberſt⸗Lieutenant Dr. v. Strantz 2 Nrn., Hr. Magiſtrats⸗Aſſeſſor v. Tomm aſſini in Trieſt 1 Nr., Hr. Dr. Walpers in Berlin 1 Nr., Hr. Geheime Hofrath Prof. Dr. Weber 3 Nrn., Hr. Doct. juris, Kaiſerl. Königl. Ober-Hof-Marſchall-Amts⸗ Commiſſar Edler von Wolfarth in Wien 2 Nrn., Hr. Be Dr. Zeiszner in Krakau 1 Nr., ein Ungenannter 1 Nr. Gekauft wurden für dieſe Bibliothek 8 Nrn. Außerdem wurden geſchenkt: Charten Der hiſtoriſche Verein zu Bamberg 1 Nr. Bildniſſe. c ö Herr Medicinal-Rath Dr. Ebers 1 Nr. Herr General-Landſchafts-Repräſentant Baron v. Stein 1 Nr. Lithographieen und Kupferſtiche. Herr Profeſſor Dr. Hoffmann 2 Nrn. Herr General-Landſchafts-Repräſentant Baron v. Stein 3 Nrn. An dieſen pflichtmäßigen Bericht reihe ich die ganz ergebenſte Bitte, daß es den hochverehrten anweſenden Herren Mitgliedern gefallen möge, jetzt zur Wahl des neuen Präſidiums für die künftige Etatszeit zu ſchreiten. 29 —— Jahres- Gericht | der | medieiniſchen Seetion. Durch die dankbar anzuerkennende Bereitwilligkeit, mit welcher die Herren Mitglieder der Section der, an Sie ergangenen Aufforderung zur Uebernahme von Vorträgen Folge leiſteten, ſah die Section auch in dieſem Jahre ſich in den Stand geſetzt, die, von ihr beabſichtigten Zwecke unausgeſetzt zu verfolgen. Ob und in wie fern die gleiche Fort— dauer ihrer Beſtrebungen zu der Hoffnung berechtige, daß ſie das Ziel, welches ſie ſich geſteckt, früher oder ſpäter erreichen und ihre fortgeſetzte Wirkſamkeit für die Fortbildung und irgend mögliche Verbreitung der, nicht weniger im Intereſſe der leidenden Menſchheit, als um ihrer ſelbſt willen mit Ernſt zu pflegenden Wiſſenſchaft dem Gedeihen derſelben erſprießlich ſeyn werde, dürfte nach Maßgabe ihrer wie früheren, ſo auch diesjährigen Leiſtungen am beſten zu beurtheilen ſeyn. Abgeſehen von dem, wie ſehr auch verſchiede— nen Inhalte der, hier nur im Auszuge mitzutheilenden Protokoll-Verhandlungen, wie ſolche in den einzelnen, in den Sommer-Monaten minder zahlreichen Verſammlungen ge— pflogen wurden, ſei es Ref. vergönnt, erſtere in der Ordnung auf einander folgen zu laſſen, in welcher letztere im Laufe dieſes Jahres ohne Unterbrechung Statt gefunden. Den 8. Januar machte Herr Geh. Hofrath Dr. Zemplin einige Mittheilun— gen aus der vorjährigen Curzeit zu Salzbrunn. Von 1819 Curgäſten waren die eine Hälfte aus unſerer Provinz, die andere theils aus anderen Preußiſchen Provinzen, theils Ausländer. Ein eben ſo günſtiges Verhältniß zeigte ſich auch in der diesjährigen Brunnen-Verſendung von mehr als 148,000 Flaſchen nicht ſelten in die weiteſte Ferne. Wie ungünſtig das Wetter auch war, ſo wurden doch während der Dauer der Curzeit ſo wenig in Folge deſſelben eingetretene Erkrankungen beobachtet, als der Curerfolg, wie ſich aus ſpäter eingegangenen Nachrichten ergab, weſentlich verringert. Wie früher, beſtand bei Weitem die Mehrzahl (½) der Gäſte aus Bruſtkranken; die übrigen waren Hämorrhoidal- und ſolche Unterleibskranke, bei denen dieſes oder jenes Organ hervorſtechend litt, eben fo Nervenkranke, ſcrofulöſe Kinder u. ſ. w. In einzel— 30 nen, von Hrn. 3. mitgetheilten Fällen zeigte ſich auch der alleinige Gebrauch der Molken beſonders wirkſam. In mehreren anderen, zur Kategorie der Unterleibskrankheiten ge— hörenden Fällen wurden die, auf Veranlaſſung des Herrn Dr. Kirſchner künſtlich be— reiteten Mineral- Brunnen von Karlsbad, Kiſſingen, Maria-Kreuzbrunnen, Püllnaer u. ſ. w. theils ausſchließlich, theils als Unterſtützungsmittel beim Gebrauche des Salz⸗ brunnens mit merklich gutem Erfolge angewandt. Unter ſieben, an Ort und Stelle ge— ſtorbenen Lungenſüchtigen befanden ſich zwei, die bald nach ihrer Ankunft, noch vor Be— ginn der Cur, und zwei andere, welche während derſelben plötzlich ſtarben. Schließlich auch des neuerbaueten Curſaales und anderer, im Intereſſe der Curgäſte dort getroffenen neueſten Einrichtungen gedenkend, nahm Hr. Z. hievon Veranlaſſung, die Aufmerkſamkeit der Verſammlung auf die, von ihm angeſtellte Vergleichung Salzbrunns vom Jahre 1815 mit dem Jahre 1840 zu lenken, indem er zeigte, wie dieſe Heilquelle, welche unter thätiger Mitwirkung Theil nehmender Collegen durch ihn in die Reihe der übrigen Heil— quellen Deutſchlands eingeführt und als Heilanſtalt eingerichtet worden, als ſolche nun das erſte Vierteljahrhundert ihres Beſtehens zurückgelegt hat. Herr Prof. Dr. Göppert machte einige Mittheilungen über das Ent— ſtehen der Mineral-Quellen im Allgemeinen. Seine Anſicht über den, ihm wahrſcheinlichen Einfluß geognoſtiſcher Verhältniſſe auf die Bildung und Entſtehung der— ſelben in Kürze entwickelnd, machte er auf den innigen Zuſammenhang aufmerkſam, in welchem, den neueſten, desfalls angeſtellten Unterſuchungen zu Folge, beide mit einander ſtehen, indem nicht nur, wie ſchon Plinius (histor. natural. lib. XXXI. c. 29. durch die Worte: tales sunt aquae, qualis terra per quam fluunt) angedeutet zu haben ſcheint, die jedesmalige Beſchaffenheit einer Quelle von ihrem reſpectiven geognoſtiſchen Untergrunde abhänge, ſondern auch die jedesmalige Tiefe, aus welcher ſie zu Tage komme, nach Maßgabe ihrer, von der Oberfläche der Erde aus nach dem Inneren immer zuneh— menden Temperatur, in einem, ihrer Zunahme entſprechenden progreſſiven Verhältdiſſe ſich beſtimmen laſſe. Zuletzt noch von der Struve'ſchen Nachbildung der Mineral-Brunnen ſprechend, gab er den Standpunkt an, aus welchem man dieſe Erfindung zu betrachten und wie zu würdigen habe. Den 5. Februar theilte Herr Dr. Preiß einige Beobachtungen aus der vorjährigen Curzeit zu Warmbrunn mit, zunächſt bemerkend, daß im vorigen Jahre 2300 Curgäſte und 5 Todte gezählt wurden. Wie ungleich auch die Reſultate der Cur bei ſolchen, von ihm beſonders hervorgehobenen Lähmungszuſtänden waren, welche zum Cerebro-ſpinalſyſtem in unmittelbarer Beziehung ſtanden; ſo haben ſich doch, wie Hr. Pr. beobachtet, in einigen derartigen Fällen von, nach Gehirn-Apoplexie, deli- rium tremens und Rückenmarkerſchütterung eingetretenen Lähmungen die dortigen Ther— men ſehr wirkſam bewieſen, zum Theil auch gänzliche Geneſung herbeigeführt. Welche 1 ie WE er Heilkräfte fie gegen Metall Vergiftungen befigen, dafür zeugt die Mittheilung einiger, von ihm beobachteten intereſſanten Fälle von, wie durch den Mißbrauch des Mercurs in der Siphylis, ſo auch durch Blei (bei Töpfern) und Arſenik theils zufällig entſtandenen, theils abſichtlich bewirkten Vergiftungen. Die, auf dieſe Weiſe Erkrankten wurden alle durch den mehrwöchentlichen Gebrauch der Thermen wiederhergeſtellt. Herr Dr. Krauß theilte den Beſchluß eines Krankheitsfalles von Cerebral-Epilepſie nebſt Sections-Bericht mit. Die frühere (im Septem— ber vorigen Jahres begonnene) Mittheilung des fraglichen Falles fortſetzend, gab er alle, die Krankheit begleitenden Erſcheinungen an, diejenigen beſonders hervorhebend, welche, in ihrem, durch die Kunſthülfe nicht zu beſchränkenden Fortgange gegründet, wie den oft wiederkehrenden insultus epilepticus als Folge des immer mehr als ſolches ſich heraus— ſtellenden idiopathiſchen Leidens des Gehirns anſehen, ſo auch den baldigen Eintritt des, unter den angedeuteten Umſtänden von Herrn Kr. ſchon früher prognoſticirten, den 25. October v. J. endlich erfolgten Todes, nach den Ergebniſſen der, mit Fleiß und Ge⸗ nauigkeit angeſtellten Section mit Recht fürchten ließen. Auf die, mit dem ganzen Com- plex der Erſcheinungen, wie ſolche während der Dauer und des Verlaufs der Krankheit ſich ſeiner Beobachtung theils neben, theils nach einander dargeboten, verglichenen Sec— tions⸗-Ergebniſſe Bezug nehmend, glaubt Hr. Kr., nicht nur die Urſache der urſprüng⸗ lich abdominellen Epilepſie in irregulärer, nicht zur Entwickelung gekommener, modo perverso ſich geſtaltender Gicht ſuchen, ſondern auch annehmen zu dürfen, daß in Folge einer, durch einen Sturz, welchen der epileptiſche Kranke (als Schiffer auf dem Kahne) ſpäter erlitten, am Stirnbein über dem rechten Auge erhaltenen tiefen, wiewohl bald ver— harſchten Wunde eine, als gichtiſche Ablagerung und reſp. Ableitung anzuſehende, ſchlei— chend fortdauernde inflammatoriſche Reizung des pericardii und der Hirnhäute entftan- den und in dieſer daher auch das wichtigſte Moment der nachmaligen Entwickelung der Cerebral-Epilepſie mit allen ihren traurigen Folgen enthalten ſei. Ein nicht geringeres Intereſſe, als dieſe Mittheilung ſelbſt, gewährten auch einige, an ſie geknüpfte allgemeine Betrachtungen über das pathologiſche Verhältniß der Epilepſie und ihre Beziehung zum Schwindel. Den 8. März theilte Herr Profeſſor Dr. Henſchel ein Document zur Ge— ſchichte des ſchwarzen Todes im [Aten Jahrhundert mit. In einigen vor: läufigen Betrachtungen über dieſe ſchreckliche Krankheit lenkte er zuvörderſt die Aufmerk— ſamkeit der Verſammlung auf die Größe der, mit dieſer, ſo viel geſchichtlich bekannt iſt, mit keiner anderen, wie ſehr auch verheerenden (Peſt-) Krankheit in gleichem Verhältniſſe gegebenen Mortalität. Ganze Länder wurden durch ſie in Wüſteneien verwandelt und viele Städte dermaßen entvölkert, daß keine Menſchen zur Beerdigung der Todten übrig blieben. In einzelnen Städten, z. B. in London, wurden die Leichen zu Tauſenden ſchichtweiſe begraben und in Avignon in die, vom Papſte Clemens VI. desfalls geweihete + — 32 Rhone geworfen. Unter allen Ständen wüthend, wurden von ihr beſonders eine Unzahl von Mönchen und Aerzten (unter dieſen auch Petrarca und Gentilis) und mehrere fürſt— liche Perſonen weggerafft. Demnächſt von dem Urſprunge und dem merkwürdigen Gange ſprechend, den die Krankheit genommen, zeigte Hr. H., wie ſie, in China 1343 entſtanden, von hier aus über Hinter-Indien und durch die Tartarei nach und nach über faſt alle Länder Europens ſich verbreitet und nach vollendeter Reiſe 1350 in Pohlen und Rußland geendiget habe. Als wahrhaft großartige, in ſittlich religiböſem Betracht beſon— ders merkwürdige Folgen der Peſt find die, durch fie veranlaßten Geißelfahrten, Juden—⸗ verfolgungen und Kirchenſpaltungen anzuſehen. Nach den ſchwarzen Brandflecken be— nannt, zeigte ſich die Krankheit ſelbſt in doppelter Geſtalt, als Lungen- und Drü— ſen-Brand, durch bis zum Tode anhaltendes Blutſpucken und zuletzt auch durch Bubonen und Carbunkel (anthraces), in anderen Fällen umgekehrt ſich äußernd. Die Frage, wie ſie nach Europa gekommen, iſt bis jetzt noch unentſchieden. Nachdem Hr. H. nur noch auf die Schriften des Gentilis da Foligno, Guy von Chauliac, Raimund Chalin, Galeazzo und Marſigli de Santa Sofia, die als Aerzte der damaligen Zeit von dieſer Epi- demie uns Nachricht geben, und unter den Neueren beſonders auf Sprengel's, Hecker's und Häſer's Beiträge zur Geſchichte dieſer Krankheit aufmerkſam gemacht, ging er zur Mit⸗ theilung des Inhalts der, auf der hieſigen Rhediger'ſchen Bibliothek (unter dem Titel: Hystoria de morbo sive mortalitate que fuit anno MCCCXLVIII. compylata per Gabrielem de Mussis placensem) von ihm aufgefundenen Handſchrift über. Der Verfaſſer derſelben, Gabriel de Muſſis, nach Peter Maria Campi's Angabe, biſchöflicher Notar in Piacenza, ſtarb daſelbſt 1350 nach ſeiner kurz vorherigen Rückkehr (1348) aus dem Orient, wo er ſich feit dem Jahre 1338 — 46 aufgehalten. Die, im mittel⸗ alterlichen Style vermuthlich gegen das Ende des ſchwarzen Todes (1350) geſchriebene und für authentiſch zu haltende Handſchrift dürfte für uns darum von beſonderer Wich— tigkeit ſeyn, weil ſie uns theils über die Entſtehungs- und Uebergangsweiſe der Krank— heit aus Aſien nach Europa, ſo wie über ihre contagiöſe Verbreitung Auskunft, theils aber auch eine Schilderung des damals fo traurigen Zuftandes der Menſchen gibt. nd: lich werden in derſelben auch die Erſcheinungen der, noch vor Ende der Peſt beobachteten Krankheit in chronologiſcher Aufeinanderfolge erörtert und die körperlichen und geiſtigen Heilmittel angegeben. Es hat daher die ganze Beſchreibung das Gepräge und die voll— ſtändige Farbe eines Sachkundigen. (In H. Häſer's Archiv für die geſammte Medicin Bd. II. Heft I. Seite 26 — 59 unverkürzt abgedruckt, iſt dieſer intereſſante Vortrag ſeitdem auch zur Kenntniß eines größeren Publicums gekommen.) Herr Profeſſor Dr. Kuh ſprach über die Operation des Strabismus. Das Schielen als die meiſt unmittelbare Folge einer fehlerhaften Muskelaction, und dieſe, wie verſchieden auch die entfernten Urſachen ſeyn mögen, als ſeine nächſte Urſache betrach— tend, hatten ſchon die Alten, je nach der Pr oder nur zeitweiſe veränderten feh— v re Be lerhaften Stellung des Auges, den strabismus von der lusciositas unterſchieden. Ob⸗ gleich ſelten vorkommend, iſt doch auch letztere in vielen Fällen Folge eines ſeitlichen, durch allerlei Geſchwülſte in der orbita bedingten Druckes. Bei, wie in den meiſten Fällen, mit Fehlern des Sehens gepaartem Strabismus bedarf es eines ſorgfältigen Studiums der Krankheit und einer möglichſt klaren Einſicht in den, wiewohl bisweilen ſchwer zu ermittelnden Cauſal-Nexus, in welchem beide mit einander ſtehen. Mit der, als nächfte Urſache anzunehmenden fehlerhaften Muskelaction iſt die oft, aber nicht immer vorhan— dene Muskelcontractur nicht zu verwechſeln, wiewohl auch dieſe durch die Myotomie und Tenotomie zu heilen. Eben ſo können durch ſie auch habituelle, nicht in einem Leiden der Central⸗Organe des Nervenſyſtems gegründete Krämpfe geheilt werden. Bei Feſtſtellung der, im Allgemeinen mit jeder perverſen Muskelthätigkeit gegebenen Indicationen für die myotomia und tenotomia ocularis dürften als Contra⸗Indicationen I) hydrocephalus und jede andere Hirnaffection und 2) ſolche Strabismen, welche unter dem Vorhanden— ſeyn anderer Augenübel das Sehen offenbar begünſtigen, vorzüglich zu beachten ſeyn. Zur näheren Angabe des operativen Verfahrens dann übergehend, zeigte Hr. K., wie die, im Allgemeinen durch daſſelbe zu bezweckende vollſtändige Trennung des fehlerhaft wirkenden Muskels, meiſt des muscul. recti interni, eben ſo wenig Schwierigkeit habe, als es zur Erreichung dieſes Zweckes eines großen Apparats von Inſtrumenten bedürfe. Unter den mancherlei, durch eigenes Bedürfniß oder Bequemlichkeit des jedesmaligen Operateurs veranlaßten Modificationen hat auch die, von Jul. Guerin vorgefchlagene ſubcutane oder conjunctivale Durchſchneidung, wie Hr. K. glaubt, keinen weſentlichen Vorzug vor der gewöhnlichen, von ihm ausführlich beſprochenen Methode. Einige Be— merkungen über die, in Folge der Operation eintretenden, im Allgemeinen geringfügigen und leicht zu beſeitigenden Zufälle, ſo wie die Angabe des numeriſchen Verhältniſſes der, von ihm Operirten machten den Beſchluß dieſes ſeines Vortrages. Den 2. April las Herr Dr. Seidel: Ueber die arzneiliche Anwendung der näheren (einfachen) Pflanzenbeſtandtheile. Obgleich wie die Arzneikunde eine Erfahrungswiſſenſchaft, hat doch in neueſter Zeit die Chemie einen ſo bedeutenden Vorſprung vor jener gewonnen, daß wir bereits über ein halbes Hundert einzelner, im Fortgange der Zeit, wie zu vermuthen, weiter aufzuſchließenden und auf wenige Modift- cationen Eines Urelements zu reducirenden Elemente oder Grundſtoffe zählen. Bei der überreichen Menge uns gegebener Arzneiſtoffe dürfte ſchon die bloße Ueberſicht derſelben, geſchweige denn die genauere Erforſchung jedes einzelnen, großen Schwierigkeiten unter— liegen. Nachdem Hr. S., den Entwickelungsgang, welchen die Medicin genommen, bis auf die neueſte Zeit verfolgend, geſchichtlich nachgewieſen, wie keines ihrer Syſteme zu dem erwünſchten Ziele, der klaren Einſicht in das Weſen der Krankheit, wie in die Wir— kungsweiſe der Arzneimittel geführt, zeigte er, daß unter ſo bewandten Umſtänden unſer Hauptaugenmerk auf die ſinnlich wahrnehmbaren und erweislichen Wirkungen der Arz— | 5 — — 5 neien gerichtet ſeyn und ihre ſo erlangte Kenntniß zur Zeit uns genügen müſſe. Zu dem Ende empfiehlt er Einfachheit der Medication überhaupt und die Anwendung möglichſt einfacher Stoffe ins Beſondere. Zu den ſogenannten einfachen vegetabiliſchen Stoffen ſind nach Hrn. S. 1) das Lignin, 2) Amylum, 3) Inulin, 4) Baſſorin, 5) Gummi und 6) der Zuckerſtoff mit allen ihren reſp. Abarten zu zählen. Zur ſpecielleren Betrachtung jedes dieſer Stoffe dann übergehend, lenkte er die Aufmerkſamkeit der Verſammlung zu⸗ nächſt auf das Lignin, ſeine ſinnlichen Eigenſchaften und chemiſchen Re fo wie auf die verfchiedene Bereitungs- und Gebrauchsweiſe deſſelben. Herr Hofrath Dr. Burchard ſprach: Ueber eine neue Heilmethode des Vorfalls der Scheide und der Gebärmutter. Es beſteht dieſelbe nach An— gabe des Dr. Dammer, der fie erſt vor Kurzem empfohlen, in der ein- oder mehrma⸗ ligen Durchlöcherung beider großen Schamlefzen, durch deren, zur ſchicklichen Vernarbung gebrachte Oeffnungen alsdann ein oder mehrere Ringe durchgeführt und ſo der pronaus vaginae verſchloſſen werden. Dieſes neue Verfahren dürfte ſich den, den oft läſtigen und ſelbſt ſchädlichen Gebrauch der Mutterkränze und anderer mechaniſchen Retentions— mittel beſchränkenden Operationen der Epiſiorraphie, Hymenorraphie, Kolporrhaphie und Kolpodesmorraphie anſchließen. Ohne über deren Werth oder Unwerth in Erman- gelung darauf bezüglicher Erfahrungen abſprechen zu wollen, theilte Hr. B. den jedesma⸗ ligen Erfolg dieſer weder ſchmerzhaften, noch irgend gefährlichen Operation, wie er ihn bei ſieben Individuen beobachtet, mit enn heren mit, af ihm Reise in der kleine⸗ ren Hälfte gelungen ſei. 0 Herr Profeſſor Dr. Kuh theilte, mit geben auf die, von ihm jü ingſt beſpro⸗ chene myotomia ocularis, einen Fall von Myopie mit, in welchem er nach Durchfchnei- dung aller, den Augapfel comprimirenden Muskeln (nicht nur, wie beim Schielen, des muscul. rect. intern. et extern., ſondern auch des muscul. rect. super. et infer.) eine bedeutende Zunahme der Sehweite beobachtet habe. Dieſer Mittheilung fügte er noch die Bemerkung bei, daß, wie er erſt hinterher erfahren, ſchon vor oder doch gleich— zeitig mit ihm Jul. Guerin (S. revue médicale, mars 1841. p. 456 — 58: sur la cause et le traitement chirurgicale de la myopi e; note adressée à f'academie des sciences, le 15 mars 1841; ferner gaz. méd. de Paris. 20 mars 1841. No. 12) in einem ähnlichen Falle auf gleiche Weiſe operirt und daſſelbe Reſultat erhalten habe, er (Hr. K.) mithin das Prioritätsrecht nicht für ſich in Anſpruch nehmen könne. Den 7. Mai las Herr Geh. Medicinalrath Dr. Wendt: Ueber Zurechnungs— fähigkeit in foro, ein rechtsarzneiliches Fragment. Zuvörderſt über die Nothwendigkeit der (ſtrafrechtlichen) Beurtheilung einer That nach der jedesmaligen, ihr zu Grunde liegenden Abſicht i im Allgemeinen ſprechend, zeigte er, wie ſchwierig es für die Rechtspflege ſei, dieſe in allen und jeden Fällen zu ergründen, und wie nicht minder 35 ſchwierig die, von Seiten der Experten zu löſende Aufgabe fei, über die, dem Richter zweifelhafte und deshalb von ihm in Frage geſtellte Zurechnungsfähigkeit zu entſcheiden. Das Bedürfniß einer feſteren Begründung der Lehre von derſelben mit Anderen lebhaft fühlend, halte er es nicht für überflüſſig, im Intereſſe des Gegenſtandes auf die rechts— arzneilichen Ergebniſſe auch der Beobachtungen aufmerkſam zu machen, welche in dieſem Gebiete anzuſtellen, während ſeiner langjährigen amtlichen Wirkſamkeit ſich ihm vielfache Gelegenheit dargeboten. Er theilte dann einen hieher gehörigen intereſſanten Fall mit, in welchem ein achtzehnjähriger Menſch, der früher wegen öfteren Feueranlegens und an— derer Verbrechen längere Zeit im Zucht- und Correctionshauſe geſeſſen, unmittelbar nach ſeiner Entlaſſung einen Schafſtall anzündete, mit deſſen, gegen 6000 Thaler geſchätzten Verluſt auch der zweier Menſchenleben verbunden war. Der That überführt und geſtän— dig, wurde er zur poena ordinaria (Hinrichtung durch das Beil und nachheriger Ver— brennung des Leichnams) verurtheilt. Gleichwohl konnte unter den gegebenen Umſtänden von einer vollkommenen Zurechnungsfähigkeit und der Anwendung der poena ordinaria um ſo weniger die Rede ſeyn, als der, von Hrn. W. ſelbſt im Gefängniſſe beobachtete Verbrecher körperlich und geiſtig das vollendete Bild eines Cretins darbot. Derartige Fälle, in welchen die Klarheit des geiſtigen Lebens irgendwie geſtört erſcheint, dürften in foro eben ſo häufig vorkommen, als die gewiſſenhafte Beobachtung desfalls erforderlicher Cautelen dringend nothwendig machen. Unter den verſchiedenen Lebensverhältniſſen kom— men in Betreff der Zurechnungsfähigkeit hier beſonders die Entwickelung der Pubertät und die Zeit der Schwangerſchaft, der Entbindung und des Wochenbettes ſo wie die man— cherlei, durch ſie begründeten, den Aerzten theils als ſomatiſche Beſchwerden, theils als eigenthümliche Gemüthsſtimmungen hinlänglich bekannten krankhaften Zuſtände in Be— tracht. Hieher gehören die, wie oft auch bezweifelte, in der Mehrzahl der Fälle gewiß vorhandene Feuerluſt (Pyromanie), eine unbezwingliche Neigung zur Brandſtiftung ohne Motiv des Verbrechens; der ſogenannte Kindermord Gebärender und Neuent— bundener, deren leidenſchaftliche Aufregung oft einen wahren raptus maniacus herbei⸗ führt, von welchem fortgeriſſen, ſie dieſes Verbrechen begehen. Als zwei, für die Lehre der Zurechnungsfähigkeit gleich wichtige Zuſtände find: die mania periodica und mania occulta anzuſehen. Wie das Weſentliche der erſteren in einem Wechſel der, in bald kürzeren, bald längeren Perioden wiederkehrenden Anfälle und einer, oft nur ſcheinbar freien Zwiſchenzeit beſteht, ſo liegt der letzteren ein, meiſt aus früheſter Zeit tief im Gemüthe ruhendes, oft auch als seminium hereditarium gegebenes, durch Leiden⸗ ſchaftlichkeit und Ausſchweifungen aller Art leicht zu weckendes pſychiſches Moment zu Grunde. Beide Zuſtände richtig zu würdigen, iſt von eben ſo hoher Bedeutung, als von Seiten der Sachverſtändigen die größte Vorſicht und fortgeſetzte Beobachtung erforderlich. Auch Krankheitszuſtände von acutem ſowohl als chroniſchem Verlaufe dürfen, als die geiſtige Freiheit mehr oder weniger beſchränkend, nicht überſehen werden. Was den ſogenannten partiellen, nur über einzelne Gegenſtände ſich erſtreckenden Wahnſinn 5 * 36 betrifft; fo betrachtet Leupoldt eine ſolche Partialität mit Recht als das nunmehrige Centrum der Totalität des Selbſtbewußtſeyns. Daher dürfte ein ſo Geſtörter in Betreff der, außer dem Bereiche ſeines Irrwahns liegender Gegenſtände ſo wenig für zurech— nungsfähig zu halten, als die, die beſſeren Anfichten über diefen Gegenſtand nur verwir— rende Bezeichnung Monomanie für die Wiſſenſchaft von der Bedeutung ſeyn, zu wel- cher Esquirol, nach Maßgabe der, durch ihn zur Ungebühr erweiterten Begriffsſphäre, jene erhoben wiſſen wollte. Den Beſchluß dieſes lehrreichen, durch Mittheilung mehrerer intereſſanten rechtsarzneilichen Fälle erläuterten Vortrages machten einige Betrachtungen über die, nach dem allgemeinen Landrechte bei uns geltenden Beſtimmungen krankhafter Gemüthszuſtände. | | Herr Prof. Dr. Barkow machte Mittheilungen über eine lebende (3 Tage alte) Mißgeburt vom Kalbe mit doppeltem Geſichte, einfachem Hinter: kopfe und Leibe, welche er kurz als diprosopus tetrophthalmus oculis intermediis septo membranaceo separatis definirte. Das, durch die Güte des Herrn Baron v. Lüttwitz auf Hartlieb Herrn Profeſſor Dr. Göppert und durch dieſen Herrn Profeſſor Barkow zur wiſſenſchaftlichen Unterſuchung überwieſene Monstrum war von Letzterem in Gemeinſchaft der Herren D.D. Preiß und Sim— ſon und des Secretairs der Section beobachtet worden. Was dieſe Mißgeburt in Beziehung auf die Lebensäußerungen und den anatomiſchen Bau Wichtiges darbot, dürfte etwa Folgendes ſeyn: Beide, vorn getrennten, hinter den mittleren, unter einan⸗ der verſchmolzenen Unterkieferäſten zu einem gemeinſchaftlichen Schlunde führenden Mund— höhlen wurden gleichzeitig geöffnet, beide Zungen gewöhnlich auch zugleich hervorgeſteckt, und zwar nicht nach außen (divergirend), ſondern nach innen (convergivend). Oft mad): ten beide Zungen, wenn Hr. B. den Unterkiefer öffnete, gleichzeitig ſaugende Bewegungen, indem ſie gegen den Gaumen bewegt wurden. Wurde Milch in eine Mundhöhle gebracht; ſo ſchluckten beide Zungen und die Milch gelangte durch den einfachen Schlund in den ein— fachen Magen. Bei mechaniſcher Reizung der mittleren Geſichtshälften zeigte das Thier lebhafte Schmerzensäußerungen, Bewegungen an den äußeren, nicht aber den mittleren Geſichtshälften (mit Ausnahme jedoch der mittleren Zungen-Seiten und der mittleren Augen). Das übrigens ſchwache Thier konnte nicht aufrecht ſtehen, während das, mit ihm geborne Zwillingskalb munter und kräftig war. Beim Zwicken der mittleren wie der äußeren Zungenhälften entſtanden Schmerzensäußerungen. Die vorn doppelten Zungen waren an den Wurzeln verſchmolzen und an einem einzigen Zungenbeine befeſtiget. Die nur an den äußeren Hälften der Zungenwurzeln vorhandenen papillae vallatae fehlten an den mittleren. An den mittleren Seiten der Zungenſpitzen waren nur einige papillae fungiformes, an den äußeren Seiten dagegen wie gewöhnlich. Die musculi genio- glossi waren vollſtändig doppelt und getrennt, die musculi hyoglossi der mittleren Zungenhälften unter einander verſchmolzen; die Muskeln der mittleren Augen vollſtändig see doppelt, ſonſt fehlten die übrigen Muskeln der mittleren Geſichtshälften faſt ganz. Das große Gehirn war vollſtändig doppelt, das kleine zeigte vorn nur eine ſchwache Andeutung von Verdoppelung, aus welcher ein ſchwacher dritter pedunculus cerebelli zu einer ebenfalls geringen Andeutung von Duplicität der Brücke ging. Hinten erſchien das kleine Gehirn und die Brücke, das verlängerte Mark bereits ganz einfach. Von den Nerven waren die vier vorderen Paare vollſtändig doppelt. Nervi trigemini waren drei. Der mittlere ſehr kleine ſchwoll in ein einziges ganglion Gasseri an, aus dem an jeder Seite ein ramus ophthalmicus und maxillaris superior, dagegen nur ein gemeinſchaftlicher ramus maxillaris inferior hervorkam, der ſich jedoch außerhalb der Schädelhöhle in einen für den rechten und einen für den linken Kopf theilte, welche ihre Zweige in die mittleren Unterkieferkanäle und zum Theil zu den mittleren Seiten der Zungen ſchickten. Doch gingen dieſe letzteren nicht bis zu den Zungenſpitzen. Die mittleren papillae val- latae fehlten und mit ihnen die mittleren nervi glossopharyngei; eben ſo die Muskeln der mittleren Antlitzhälften und die mittleren nervi faciales, dagegen waren die mittle— ren Zungenmuskeln, obgleich keine mittleren nervi hypoglossi vorhanden; dieſe wurden durch Zweige der äußeren nervi hypoglossi erſetzt. Zu den mittleren Zungenſpitzen gingen ebenfalls Zweige von den ramis lingualibus der äußeren nervi trigemini. Es fehlten die Stämme der mittleren nervi abducentes, wiewohl mittlere musculi recti oculi externi vorhanden waren, welche ihre Zweige von den mittleren nervis oculo- motoriis erhielten. — In Beziehung auf Vermittelung von Empfindung und Bewegung bemerkte Hr. B., daß, wenn die Zungenſpitze Eines Thieres, gleichviel, ob die innere oder äußere Seite gereizt worden, doch ſtets nur Ein Thier es habe empfinden können, weil der Reiz immer nur durch den äußeren nervus trigeminus in dem einen großen Ge- hirn zur Vorſtellung gebracht worden ſei. So müſſe es auch geweſen ſeyn, wenn die äußere Hälfte der Zungen gereizt worden. Anders möchte es ſich vielleicht mit den Em— pfindungen verhalten haben, welche den hinteren Theil der mittleren Zungenhälften ge— troffen haben, die ihre Zweige von dem gemeinſchaftlichen mittleren nervus trigeminus empfangen. Indeſſen ſei es doch auch wahrſcheinlich, daß keine Verſchmelzung von Pri— mitivfaſern Statt gefunden und der Reiz ſo iſolirt jedem großen Gehirn zugeführt und zur Vorſtellung gebracht worden. Die Bewegungen ſowohl der äußeren als mittleren Seiten jeder einzelnen Zungen wurden ſtets nur durch einen äußern nerv. hypoglossus vermittelt. Daß die Bewegungen beider Zungen gewöhnlich gleichzeitig Statt gefunden, ſei dadurch zu erklären, daß die Urſprünge der nervi hypoglossi einfach waren, jedem Gehirn alſo gleich gehörten, wie die vier einfachen Extremitäten; jedes große Gehirn habe alſo, indem es eine Zunge bewegen wollte, durch den, in beide nervi hypoglossi aus⸗ ſtrömenden Reiz beide Zungen bewegt. Herr Dr. Krocker jun. zeigte ſchließlich ein, nach feiner Angabe vom hieſigen Drechsler Herrn Haniſch verfertigtes Stethoſkop mit fo ſchwacher niedriger . - Porabel vor, daß es den, damit angeftellten Verſuchen zu Folge als Schall leitendes (nicht verſtärkendes) Inſtrument dem a Stethoſkop vorgezogen zu werden verdiene. Den 4. Juni ſprach Herr Dr. Seibel, feinen, im April d. J. begonnenen Vor⸗ trag über die arzneiliche Anwendung der näheren Pflanzenbeſtand— theile fortſetzend, über das, in den Vegetabilien in Form faſt mikroſkopiſcher, von mem⸗ branöſem Gewebe eingeſchloſſener Körnchen ſehr allgemein verbreitete Amylum (Satz oder Stärkemehl), welches die Samen der Cerealien und verſchiedene Wurzeln, das Mark der Palmen und unter den Flechten beſonders lichen islandicus am reichlichſten liefern und deſſen Bereitungsweiſe ſchon Plinius (histor. natural. lib. XVIII. c. 17.) recht gut angegeben. Wie verſchieden auch die Satzmehlarten ſeyn mögen, ſo findet man ge— genwärtig in ihnen doch nichts Specifiſches mehr, wie denn auch die therapeutiſche An— wendung des Satzmehls minder ausgedehnt, als ſeine techniſche und ökonomiſche Be— nutzung iſt. Obgleich für eine ſehr nährende Subſtanz geltend, eignet ſich daſſelbe doch bei ganz darnieder liegender Verdauung ſo wenig, als bei großem Torpor oder Erethis— mus. Nachdem Hr. S. die Eigenſchaften des Amylums ausführlich angegeben, beſprach er noch das Arrow-Mehl (amylum marantae und deren verſchiedene Species), das, unter dem Namen tous les mois der Franzoſen bekannte amylum der Wurzeln von canna coccinea und die tapioka. Herr Hofrath Dr. Burchard ſprach, nach einigen vorläufigen Bemerkungen über die Beckenlehre im Allgemeinen, wie ſolche zuerſt durch W. Smellie wiſſenſchaftlich be— gründet und nachher beſonders durch Stein den Jüngeren weiter ausgebildet worden, über angeborne Deformitäten des Beckens, als auf die Größe, Form oder Neigung deſſelben zu beziehende Regelwidrigkeiten. Den, von ihm desfalls angeſtellten Unterſuchungen zu Folge laſſen ſich ſchon im Fötalzuſtande Verſchiedenheiten der, von Weber ſogenannten Urform in beiden Geſchlechtern wahrnehmen. Als die weſentlichſte Bedingung der angebornen rhachitiſchen) Deformität des Beckens, bei welcher ſich die vordere Wand deſſelben ſeiner hinteren nähert, glaubt er die, oft ſchon beim Fötus vor— handene Knochen-Erweichung (Oſteomalacie), als gelegentliche Urſache aber theils die Wirkſamkeit der Muskeln ſowohl als Bänder, theils auch die Neigung des Beckens und mehrere andere mechaniſch wirkende Einflüſſe, wie gewiſſe Lagen und Stellungen u. ſ. w. betrachten zu dürfen. Einige, von ihm vorgezeigte Exemplare von ſkeletirten Früchten und deren Abbildungen, welche neben den hieher gehörigen Regelwidrigkeiten einen krank— haften Zuſtand des geſammten Knochenſyſtems erkennen ließen, dienten ihm zur Erläute— rung ſeines Vortrages. Den 2. Juli las Herr Dr. Seidel über Eintheilung der Arzneimittel. Von der Betrachtung des gleich hohen Alters der Arzneikunde und der Arzneimittellehre 39 °— ausgehend, zeigte er zuvörderſt, wie letztere, anfänglich nur auf die Anwendung mate⸗ rieller Stoffe (Pharmakologie oder Materia medica im engeren Sinne) beſchränkt, durch Benutzung auch phyſikaliſcher, pſychiſcher, imponderabler (Heil-) Mittel ſich zur Jamatologie (Heilmittellehre) erweiterte. Von den Erforderniſſen einer ſyſtematiſchen Erkenntniß und eines ſtreng wiſſenſchaftlichen, von dem bloß fragmentariſchen Wiſſen zu unterſcheidenden Syſtems dann ſprechend, gab er die Kriterien deſſelben, als eines, wie er es definirt, ſo organiſirten Ganzen an, daß ſich deſſen Theile inner— lich gegenſeitig bedingen, ſo wie ſie durch die Idee des Ganzen be— ſtimmt werden. Ein ſolches Syſtem aber dürfte uns in der Arzneikunde zur Zeit ſo wenig gegeben, als in nahe Ausſicht geſtellt ſeyn, wie unzählbar auch, wenn von der Praxis die Rede iſt, die Fälle gelungener Heilungen und wie groß die Menge der Arznei— mittel ſeyn mögen, welche wir ohne erforderliche Einſicht in ihre Wirkungsweiſe nicht ſel— ten auf's Gerathewohl anwenden. Wie der geſunde Organismus, unwandelbaren Na— turgeſetzen folgend, beobachten die Krankheiten einen beſtimmten, uns mehr oder weniger bekannten Verlauf. Anders verhalte es ſich mit den Heilmitteln, von deren Wirkungs— weiſe wir ſo viel als Nichts wiſſen. Die, deſſen ungeachtet beſonders in neuerer Zeit ge— machten Verſuche, beide in Syſteme zu bringen und nach einem irgendwie beliebten Prin— cip (fundamentum) einzutheilen, dürften daher auch fo lange erfolglos bleiben, als uns eine klare Einſicht in das innere Weſen der Krankheiten wie in die Wirkſamkeit der Heil— kräfte der Arzneiſtoffe nicht gegeben iſt. Hr. S. deutete nun im ferneren Verlaufe ſeines gehaltreichen Vortrages die verſchiedenen Standpunkte an, von welchen aus man eine Eintheilung (Claſſification) der Heilmittel theils ſchon längſt verſucht, theils noch zu verſuchen habe, auf die, falls eine ſolche Eintheilung allen, an fie zu machenden Anfor⸗ derungen vollkommen genügen ſolle, desfalls nothwendige, vielfache und genaue arzneiliche Prüfung möglichſt einfacher Stoffe, ſo wie auf alle, bei deren Anwendung concurrirenden Umſtände beſonders aufmerkſam machend. Herr Dr. Goldſchmidt theilte einige, von ihm beobachtete Kranf- heitsfälle mit. Der eine derſelben betrifft einen, am Bandwurme leidenden, zur Zeit noch in Behandlung ſtehenden Kranken, dem nach Anwendung der Wolffsheim'ſchen Cur— Mei einzelne Stücke vom Bandwurm, wiewohl ohne Kopfende wiederholentlich ab— gingen. In dem anderen 455 wurde eine, in der letzten Zeit ihrer Schwangerſchaft ihr jüngſtes, den 22. Januar d. J. am Scharlach erkranktes Kind, einen zweijährigen Kna⸗ ben, pflegende Frau am 2. März von einem ſcharlachkranken Knaben entbunden, bei wel— chem am fünften Tage nach der Geburt ſich die erſten Spuren der Abſchuppung zeigten. — Herr Hofrath Dr. Burchard ſtellte in Frage, ob nicht dieſer vermeinte Scharlach die ſogenannte Rothſucht neugeborner Kinder, wie ſolche Joerg beobachtet und in ſeinen Kinderkrankheiten beſchrieben, geweſen ſeyn könne? (Mit dieſen Mittheilungen des Hrn. G. ſind die, im December 1839 von ihm gemachten zu vergleichen.) — — Herr Hofrath Dr. Burchard ſprach über die Verſchiedenheit der, in früherer ſowohl als neueſter Zeit (beſonders von Lallemand mittelſt ſeiner sonde erigne nach vorheriger Kauteriſation der Fiſtelränder mit dem Glüheiſen oder Höllenſtein, v. Gaz. méd. No. 41.) angewandten operativen Behandlung der Blaſenſcheidenfiſtel (fistula vesico-vaginalıs) und zeigte dann ein, zu dem Behufe von ihm (Hrn. B.) erfundenes Inſtrument vor, mittelſt deſſen die fragliche Ope⸗ ration eben ſo leicht und ſicher gemacht, als die Heilung ſelbſt veralteter Blaſenſcheiden— fiſtel noch erzielt werden könne, wie er dieß in zweien, von ihm behandelten und mitge— theilten Fällen von Blaſenſcheiden- und Scheidenmaſtdarm-Fiſtel beobachtet habe. Den 6. Auguſt theilte Herr Dr. Lüdicke die Beobachtung eines Falles von Melancholie und Zitter- (Säufer-) Wahnſinn Einer und derſelben Perſon mit. Der betreffende Kranke, ein gegen 50 Jahre alter, in einem benachbar— ten Dorfe wohnender Schmid von ſanfter Gemüthsart, ſtammte aus einer, nach Angabe ſeiner, ſeit eilf Jahren mit ihm in zufriedener Ehe lebenden Frau, zur Melancholie ge— neigten Familie; denn nicht nur ſeyen beide Eltern, ohne irgend Hunger und Kummer gelitten zu haben, durch Selbſtmord geſtorben, Pendern auch ſeine noch lebenden Geſchwi— ſter von mehr oder minder alienirtem Gemüthe. In Folge eines Mißverſtändniſſes mit ſeinem, ihn ſeines bisherigen Fleißes wegen ſchätzenden Gutsherrn i in ſeiner Ehre ſich ge— kränkt fühlend, verlor der, ſonſt arbeitſame, wiewohl ſtets in ſich gekehrte Mann jetzt alle Luſt zur Arbeit, wurde träge und ließ Alles ſich gefallen uod maſchinenmäßig mit ſich vor— nehmen. Dieſem Zuſtande von Apathie folgte binnen wenigen Tagen der Ausbruch eines entzündlich -rheumatiſchen, von heftigen Delirien begleiteten Gallenfiebers, deſſen obgleich nur kurze Dauer auf ſeinen früheren Gemüthszuſtand einen ſo heilſamen Einfluß zu haben ſchien, daß nach überſtandener Krankheit mit dem Geſundheitswohle auch Arbeitsluſt und vollkommene Gemüthsruhe wiederkehrten. Wie ſehr auch bei fo bewandten Umſtänden bleibende Beſſerung zu hoffen war; ſo traten doch ſchon nach dreien Monaten Erſchei— nungen ein, deren Geſammtheit das dermalige, durch den täglichen, wiewohl mäßigen Genuß fpirituöfer Getränke begründete Leiden als delirium tremens hinlänglich charak— teriſirte. Wie früher, wurden auch jetzt der antiphlogiſtiſche Apparat, außerdem aber noch opium zu gr. J. p. d. mit fo gutem Erfolge angewandt, daß die Erſcheinungen des delir. trem. beſeitiget wurden, wiewohl die frühere Melancholie wieder hervortrat. Unter den, gegen letztere in Gebrauch gezogenen Mitteln ſchienen Hrn. L. tart. stibiat. und extract. gratiol. in Pillenform von beſonderer Wirkſamkeit und nicht minder hülf- reich als in ähnlichen, von ihm früher beobachteten Krankheitszuſtänden zu ſeyn, in wel- chen das Pfortaderſyſtem eine ſo bedeutende Rolle ſpielt. Den Beſchluß der Cur machte der mehrwöchentliche Gebrauch der Eiſenpräparate. Herr Hofrath Dr. Weidner theilte einen, von ihm gerichtsärztlich be— gutachteten Fall von Brandſtiftung mit. Aus der, Behufs der Ermittelung a der fraglichen Zurechnungsfähigkeit von ihm angeſtellten Unterſuchung des körperlichen und Gemüthszuſtandes der, einer vorſätzlich wiederholten und einer unvorſichtigen (nicht beabſichtigten) Brandſtiftung geſtändigen, 20 Jahre alten Verbrecherinn, einer Dienſt⸗ magd, ergab ſich als Endreſultat, daß fie, obgleich die Folgen ihrer Handlungen einſe⸗ hend und über ſie richtig urtheilend, doch für verſtandesſchwach zu halten und dieſe Ver⸗ ſtandesſchwäche als Dummheit (stupiditas) zu bezeichnen ſei, wiewohl fie keine Zeichen von, an Stumpf⸗ oder Blödſinn gränzender, kindiſcher Einfalt darböte und eben ſo we⸗ nig Spuren einer, die Freiheit der Selbſtbeſtimmung aufhebenden oder auch nur die Ein⸗ ſicht in die Folgen der Handlungen beſchränkenden Geiſteskrankheit oder der, in neuerer Zeit beobachteten ſogenannten Pyromanie ſich wahrnehmen ließen. Ob und in wie fern die angedeutete Verſtandesſchwäche, die gänzlich vernachläßigte Erziehung der, in ihrem zarteſten Kindesalter ſchon verwaiſten Verbrecherinn ſo wie deren mangelhafte religiöſe Ausbildung, ſelbſt die Möglichkeit, daß ſie zur Zeit der, von ihr verübten Verbrechen auch durch körperliche Zuſtände der freien Selbſtbeſtimmung mehr oder weniger beraubt geweſen ſeyn könne, bei Anwendung des Strafrechts nicht berückſichtiget zu werden ver⸗ eee müſſe dem richterlichen een ſberlaſſen bleiben. Der Secretair der Section theilte einen Fall von, bei einer 36jährigen Frau Biol achteter, von einem Neſſelfieber (febris urticata) begleiteter Zungenents zündung (glossitis) mit, welche, Abends unmittelbar nach dem Genuffe von Krebfen ohne wahrnehmbare mechaniſche (traumatiſche) Verletzung entſtanden, ohne Weiteres durch die bloße Inhalation warmer (Waſſer-) Dämpfe ſchnell (über Nacht) rückgängig wurde. — Herr Prof. Dr. Wentzke knüpfte hieran die Mittheilung eines ähnlichen, nach dem Genuſſe von Salat bei einer Dame beobachteten Falles, in welchem die, von Erſtickungszufällen begleitete Zungenentzündung durch eine reichliche, mittelſt Einſchnitte in die Zunge bewirkte Blutung ſchon binnen wenigen Stunden een und ik, ihr alle Gefahr beſeitiget wurde. | | Den 3. September las Herr Dr. Kloſe: Ueber Eclampſie als Entwicke⸗ lungskrankheit. Unter den krampfhaften Krankheiten eine, den ihr eigenthümlichen Erſcheinungen zu Folge für ſich beſtehende, durch das Aufgehobenſeyn der Willensthätig⸗ keit in den, der Willkühr unterworfenen Muskelpartieen ſich charakteriſirende Form .bil- dend, iſt ſie auch als eigene Species anzuſehen und als ſolche zu behandeln, wiewohl ſie von den Alten immer und ſelbſt i in neueſter Zeit der Epilepſie beigezählt wurde. Einzelne Spuren von Erkenntniß der, in Rede ſtehenden, von der Epilepſie zu unterſcheidenden Krankheitsform finden ſich jedoch ſchon in den Schriften des Hippokrates, Celſus, Are— täus und beſonders des Cälius Aurelianus, der, beide Arten von Krämpfen genau unter— ſcheidend, der Eclampſie ausdrücklich gewiſſe Entwickelungsmomente zu Grunde legt. Aus einem, von dieſem mehr oder minder verſchiedenen Geſichtspunkte betrachten dieſe 6 42 Gattung von convulſiviſchen Krämpfen Proſper Alpinus, van Helmont, Sydenham und Bagliv. Gegen Berends, Buſch und Andere, welche in neueſter Zeit die Eclampſie als der Epilepſie mehr oder minder untergeordnet oder auch als Symptom weſentlich verſchie⸗ dener Krankheitszuſtände anſehen, glaubt Richter ſie als eine, von allen ähnlichen Arten von Convulſionen ſich weſentlich unterſcheidende Form, als eine eigene Krankheitsſpecies gelten laſſen zu müſſen. Mit Bezugnahme auf die Schriften von Lucä und Oſiander ſuchte Hr. Kl. nachzuweiſen, wie die fragliche, keines Weges zufällig entſtehende Krank⸗ heit in dem Verhältniſſe der Entwickelungsperiode des Organismus weſentlich gegründet ſei. Erfahrungsgemäß werde der Ausbruch der Eclampſie durch die Dentition, die Pubertät und die Fruchtbildung als eben fo viele Alters- oder Entwickelungs⸗ ſtufen begünftiget, in welchen eine höhere Potenzirung des Nerven- und Gefäßlebens ders gleichen momentane Umänderungen zu erleiden pflege. Bisweilen dem Ausbruche von Exanthemen vorangehend, ſei ſie auch hier als Evolutionsact anzuſehen. Als kloniſcher Krampf mit Neigung zur Ausſchwitzung ſich darſtellend, wird die Eclampſie wie durch irgend ein Evolutionsmoment im Organismus bedingt, ſo auch durch einen eigenthümli⸗ chen Reiz des Blutgefäßſyſtems auf das Centralnervenſyſtem und feine Colatorien hervor— gerufen. Die einzelnen Entwickelungsmomente und ihre verſchiedene Beziehung zu den Syſtemen und Organen nach verſchiedenen Epochen genauer betrachtend, machte Hr. Kl. auf die, mit deren mehr oder minder heftigem Eintritte gegebenen Anomalieen als ihre unmittelbaren Folgen aufmerkſam. Nachdem er gezeigt, daß dem jedesmaligen, ob zwar ſcheinbar plötzlichen Ausbruche der Eclampſie ein Congeſtivzuſtand nach dem Gehirn und eine deutliche Turgeſcenz ſämmtlicher Geſichtstheile als nicht zu überſehende Vorboten vorausgehen, ging er zur ausführlicheren Erörterung der eigenthümlichen, den Ausbruch ſelbſt begleitenden Erſcheinungen über. Die Mittheilung des Leichenbefundes ſo wie die nähere Angabe der beſonderen urſächlichen Verhältniſſe und Eigenthümlichkeiten, durch welche die, beim erſten Anblicke mit der Epilepſie und anderen, ihr ähnlichen kloniſchen Krämpfen zu verwechſelnde Eclampſie ſich von ihnen unterſcheide, machte den Beſchluß des Vortrages. | Herr Dr. Seidel theilte, auf feine früheren (über die, gegen den hydrocephalus von ihm verfuchte methodifche Einreibung der grauen Queckſilber- Salbe im Mai 1836 und April 1839 gehaltenen) Vorträge Bezug nehmend, einige, ſeit jener Zeit auf gleiche Weiſe und mit gleich glücklichem Erfolge von ihm behandelten Fälle von hydrocephalus mit, und ſprach dabei den Wunſch aus, daß auch die Herren Mitglieder die Reſultate der, von ihnen desfalls beliebigſt anzuſtellenden Verſuche gelegentlich zur Kenntniß der Verſammlung bringen mögen. Den 8. October las Herr Dr. Grötzner: Ueber Caries der Rückenwirbel und die damit in Verbindung ſtehenden Congeſtions-Abſceſſe nebſt einigen darauf bezüglichen Krankheitsfällen. Von den Schwierigkeiten der ws Erkenntniß und Behandlung der Rückenwirbelleiden zuvörderſt im Allgemeinen ſprechend, glaubt er den Grund hievon theils in nicht gehöriger Würdigung aller und jeder, derartige Leiden begleitenden und mit ihnen in irgend einem Zuſammenhange ſtehenden Krankheits⸗ erſcheinungen, theils aber auch in unrichtiger Beurtheilung und Verwechſelung der, ſie bedingenden urſächlichen Verhältniſſe oder der, ſie einleitenden, lange vor ihrem Eintritte ſchon begonnenen, allmählich vorgeſchrittenen und unvermerkt bis zu dem Grade, in wel— chem ſich die bereits vorhandene Formveränderung der Knochen ſelbſt kund gibt, geſteiger⸗ ten pathologiſchen (Krankheits-) Prozeſſe ſuchen zu müſſen. Eine, unter den angedeute⸗ ten Umſtänden leicht zu verfehlende, an ſich ſchwierige Diagnoſe des fraglichen Rückgrat⸗ leidens könne und müſſe auch zu allerlei Mißgriffen in der Behandlung Anlaß geben. Zur näheren Betrachtung des, wenn irgend, nur in ſeinem erſten Entſtehen noch heilbaren Rückenwirbelleidens ſelbſt dann übergehend, machte er auf die, als die wichtigſten anzu⸗ ſehenden Momente beſonders aufmerkſam, welche den Arzt in den Stand ſetzen, wie das Uebel ſelbſt zu rechter Zeit zu erkennen, ſo auch ihm hülfreich zu begegnen und die, dem Kranken aus der Ferne nur drohende Gefahr abzuwenden. Obgleich dem Knochen- wie dem Eiter⸗Geſchwür in den Weichgebilden ein, im Allgemeinen durch dieſelben (der Ent⸗ zündung als ſolcher zukommenden) Merkmale ſich charakteriſirender Entzündungs-Prozeß vorausgeht; ſo tritt doch die, in dem Knochengewebe wegen verminderten Nerveneinfluſſes ſich ganz anders geſtaltende Entzündung hier mehr als Congeſtivzuſtand auf und mit ihm eine, durch die immer größere Beeinträchtigung der Ernährung der Subſtanz des Kno⸗ chens bedingte, ſo weſentliche Veränderung ſeiner Form und Miſchung ein, daß er, auf dieſe Weiſe feines gallertartigen Gehalts als des eigentlichen Bindemittels verluſtig ge— hend, in ſeiner Integrität nicht länger beſtehen kann, dieſe vielmehr, nicht ohne Nachtheil auch für die Weichgebilde, aufgehoben werden muß. Wie der spina ventosa, dürften auch dem fraglichen Knochenleiden eine ſcrofulöſe Anlage, im ſpäteren und höheren Alter aber auch Störungen in den Unterleibseingeweiden, Exceſſe aller Art, beſonders in venere zu Grunde liegen und bei vorhandener dyskraſiſcher Anlage auch mechaniſche Einflüſſe ſein Entſtehen begünſtigen. Den Verlauf der Krankheit nach eigener Beobachtung und fo ſchildernd, wie die, ſie begleitenden und ihre verſchiedenen Entwickelungsſtufen näher be⸗ zeichnenden Erſcheinungen auf und neben einander folgen, hob Hr. Gr. die, wie bei der coxarthrocace vorhandene, wie ihm ſcheint, in Folge geſtörter Muskelaction und Ner⸗ venfunction eintretende Verkürzung des Schenkels als ein conſtantes charakteriſti⸗ ſches Kennzeichen beſonders hervor. Nachdem er noch die, nach den verſchiedenen, von ihm angenommenen Stadien (1. der Congeſtion, 2. der Suppuration und 3. der Colli⸗ quation) und anderweitigen Verhältniſſen der Krankheit entweder ſo oder anders zu ſtel— lende Prognoſe ſo wie das, nach Umſtänden auf gleiche Weiſe zu modificirende Heilver⸗ fahren in Kürze angedeutet, theilte er ſchließlich einige hieher gehörige Krankheitsfälle und in dem einen derſelben, der tödtlich verlaufen, auch die Sections-Ergebn iſſe mit. — Herr Hofrath Dr. Weidner nahm hievon Veranlaſſung zur Mittheilung eines Falles ö 6* von, bei der gerichtlichen Secti on eines Knaben unter Anderem vorgefundener Iuxatio femoris und gänzlicher, wie es ſchien, durch vorangegangene Vereiterung bewirkter Zer⸗ ſtörung (Auflöſung) der muscul. psoas und iliac. intern., ohne — die % 72 legenheitsurſache hievon mit Beſtimmtheit Ben werden konnte. Herr Dr. Seidel theilte mehrere, in neueſter Zeit bei jungen Müdcher, welche in den Entwickelungsjahren ſich befanden, von ihm beobachtete Fälle von ozaena scerofulosa (insons) mit, von welchen zwei durch den Gebrauch abführender Mittel und die äußere (örtliche) Anwendung des Chlors mit Erfolg behandelt und geheilt wur: den. Obgleich das Uebel wie eine bloß örtliche Affection der Schneiderſchen Haut ſich zu verhalten ſchien; fo glaubt er doch das ſcheinbar örtliche Uebel als in einer dispositio (dyscrasia) scrofulosa Besen 3 als den Reflex eines Agence be⸗ trachten zu müſſen. | 3 11 90 1 Den 5. Nov. machte Herr Dr. S eidel in einigen kurzen (zeitgemäßen) B ehe drieh n⸗ gen über volksthümlich mediciniſche Schriften und Schriftſteller auf die, für die Ausübung der Kunſt wie für die Pflege der Wiſſenſchaft gleich nachtheiligen Folgen auf merkſam, welche ſie, indem ſie das ärztliche Wiſſen zum Objecte der Volksbelehrung machen oder wohl gar zur Zeit noch ſtreitige Gegenſtände, die ausſchließlich vor das forum der Aerzte gehören, vor das größere Publikum (profanum vulgus) zur Entſchei⸗ dung bringen, herbeiführen können und müſſen. — Derſelbe theilte ferner einige, ihrer ihm bekannt gewordenen, früher geſtellten Diagnof en wegen beſonders intereſſirende Krank⸗ heitsfälle mit. Unter Anderem wurde eine, von ihm als folche erkannte und geheilte Physkonie der Leber mit Stockungen im Pfortader-Syſtem und heftigen Pulſationen (ot æcerd »oıklas sraknoi Hippocratis) von dem früheren Arzte für ein e de an⸗ geſehen und dem gemäß auch vier Monate lang von ihm behandelt. | Herr Hofrath Dr. Burchard theilte die Geſchichte eines (in der Nacht vom 16.— 17. October d. J. von ihm verrichteten) Kaiſerſchnittes nebſt den Ergeb: niſſen der Leichenöf fnung mit. Nachdem er einige Bemerkungen über. die, frag: liche Operation im Allgemeinen vorausgeſchickt und auf die, von Engliſchen, Franzöſiſchen und Deutſchen Geburtshelfern ſelbſt in neueſter Zeit ſo ſehr gefürchtete Gefahr und Tödt⸗ lichkeit der, wenn auch nach genau beſtimmten Indicationen unternommenen Operation wie auf die Wichtigkeit der Nachbehandlung (apotherapia) beſonders aufmerkſam ge⸗ macht, gab er die conſtitutionellen Verhältniſſe der, obgleich in einem Alter von 23 Jah⸗ ren in ihrer körperlichen Entwickelung ganz zurückgebliebenen, dennoch im Monate Januar d. J. unehelich Geſchwängerten näher an und ging dann zur genaueren Beſchreibung des, im hieſigen Gebärhauſe in Gegenwart mehrerer und unter Aſſiſtenz einiger Herren Colle— gen von ihm verrichteten Kaiſerſchnittes ſelbſt über. Durch denſelben, beſonders wegen angebornen deformen und verengten Beckens, von einem (zur Zeit noch) lebenden Mäd— 45 chen entbunden, konnte die Operirte, ungeachtet der ſorgfältigſten Nachbehandlung, nicht am Leben erhalten werden. Sie ſtarb 60 Stunden nach der Operation. Bei der, von Herrn Profeſſor Dr. Barkow angeſtellten Section wurden ſo wenig Spuren von Ent⸗ zündung als Extravaſat, oder andere anatomiſch-pathologiſche Erſcheinungen, dagegen aber eine, nach Herrn Burchard als wahrſcheinliche Todesurſache anzuſehende Dehi⸗ ſcenz der Gebärmutterwunde vorgefunden. — An dieſe intereſſante Mittheilung knüpfte Herr Profeſſor Barkow noch die Bemerkung, daß die Heilung am Kaiſerſchnitte Operirter, ſeiner Anſicht nach, vorzüglich davon abhänge, daß die Operation in dem Moment vollzogen werde, in welchem unter normalen Verhältniſſen die Geburt vor ſich gehe. In dem vorliegenden Falle ſeyen der günſtige Moment verſtrichen, die Blaſe lange vor der Operation geſprungen, die Waſſer abgefloſſen, die Gebärmutter habe ſich in ver— geblichen Anſtrengungen, die Frucht auszuſtoßen, abgemühet, die Contractionen wären wahrſcheinlich vom fundus uteri ausgegangen, das Kind ſei gegen den unteren Theil der Gebärmutter hingedrängt, dieſer, da hier gerade der Schnitt gefallen, dadurch in einen atoniſchen Zuſtand verſetzt und daraus die nicht erfolgte Contraction dieſes Gebärmutter⸗ theiles wie das Klaffen (Dehiſcenz) der Wunde zu erklären. Dien 3. December las Herr Medicinal-Rath Dr. Ebers: Ueber den Blut— ſchwär (füruneulus) und feine Behandlung durch Zertheilung. Obgleich bereits im Alterthume bekannt, ſcheint dieſe, dem Leben nur ſelten gefährliche und eben ſo ſelten bleibende Störungen im Organismus zurücklaſſende Krankheitsform auch deshalb ihrem Weſen nach unerforſcht geblieben zu ſeyn. Was darüber in den meiſten, ſelbſt anerkannt guten Handbüchern der Wundarzneikunſt geſagt iſt, dürfte daher, als mehr auf die äußere Erſcheinung ſich beziehend, desfalls kaum in Betracht kommen. Die verſchie⸗ denen ätiologiſchen und pathogenetiſchen Verhältniſſe, deren möglichſt zu erlangende Kenntniß auf die Behandlung ſelbſt einen ſo weſentlichen Einfluß habe, im Zuſammen⸗ hange des Vortrages näher erörternd, machte Hr. E. beſonders darauf aufmerkſam, daß mit dem verſchiedenen Entſtehen des Blutſchwärs, je nachdem dieſer nämlich entweder durch eine allgemeine, im Körper ſelbſt vorhandene Urſache bedingt werde, oder nur für die Folge eines äußeren (örtlich wirkenden) Hautreizes zu halten ſei, auch ſeine kritiſche oder nicht kritiſche (idiopathiſche) Natur gegeben ſei. Wie in jenem Falle die Heilung nicht ohne Vereiterung zu Stande gebracht werden könne, ſo werde ſie in dieſem Falle oft durch Zertheilung bewirkt und letztere daher nach den desfalls von ihm mitgetheilten, zum Theil an ſich ſelbſt gemachten Beobachtungen zu verſuchen, und unter den äußerlich anzuwendenden Mitteln beſonders vom Zinkchlor (gr. J auf 33 deſtillirten Waſſers mit einigen Tropfen Salzſäure) Gebrauch zu machen ſeyn. ng Herr Profeſſor Dr. Barkow zeigte der Verſammlung einige anatomiſch— pathologiſche Präparate vor: 1) die Gebärmutter einer, dem Anſehen nach a — 40 — 50 Jahre alten Perſon, welche, bei einem, von ihr verſuchten nächtlichen Ein- bruche aus dem dritten Stocke eines Hauſes herabſtürzend, ihren Tod gefunden. Es war ein großer Polyp zugegen, der, vorzüglich von der vorderen Wand des Gebärmut⸗ terkörpers ausgehend, faſt bis zum äußeren Muttermunde ſich herab erſtreckte. Aus letzterem, der ſehr weit war, floß eine ſchmutzige, mit Blut gemiſchte Jauche, deren Quelle der untere Theil des frei herabhängenden, mißfarbig ausſehenden und im höheren Grade entarteten Polypen ſelbſt war. Die innere Haut der Gebärmutter umkleidete die äußere Fläche des Polypen. Ihr Uebergang von jener zu dieſem war ſehr deutlich, da der, mit der Gebärmutter zunächſt in Verbindung ſtehende Theil des Polypen noch nicht deſtruirt, die Haut aber ſowohl vom Polypen als von der Gebärmutter im Abſtoßen be⸗ griffen war. Auf ſeine, der Verſammlung früher (November 1836) gemachten Mit⸗ theilungen über die Entſtehung der membrana decidua vera und reflexa aus der weiteren Entwickelung der inneren Gebärmutterhaut während der Schwangerſchaft und die Aehnlichkeit, welche die innere Haut der Gebärmutter in manchen pathologiſchen Zu⸗ ſtänden mit der membrana decidua (während der Schwangerſchaft) darbiete, ſich be— ziehend, wies Hr. B. darauf hin, daß in dem vorliegenden Falle die ſtärker entwickelte innere Gebärmutterhaut ſich als decidua vera ſowohl wie als decidua reflexa im eigentlichen Sinne darſtellte, indem die Gebärmutter im Begriffe war, wie nach der Ge: burt ſich zu ſchälen, und die äußere Haut des Polypen bei ſeinem Hervorwachſen aus der Gebärmutterſubſtanz durch Einſtülpung nach innen gebildet war, während in der Schwan⸗ gerſchaft die ſogenannte decidua reflexa nur dadurch entſtehe, daß die, in der Befeſti⸗ gungsſtelle des Eies am ſtärkſten ausgebildete membrana decidua vera durch weitere Entwickelung von der vorderen und hinteren Gebärmutterwand aus das Ei umſpinne; 2) das untere Ende des Oberarmbeins eines Menſchen. 1’, Zoll oberhalb des condy- lus externus ging vom äußeren Winkel ein 3 Linien langer, 2 Linien breiter, von hinten nach vorn gerichteter Fortſatz ab, wodurch die, vor dem inneren Winkel verlau— fende Rinne verſtärkt wurde. Hr. B. machte auf die Aehnlichkeit dieſes Fortſatzes mit dem, von Otto beſchriebenen, über dem Condylus internus öfter vorkommenden pro- cessus supracondyloideus aufmerkſam. Wie hinter dieſem der nerv. ulnaris, ſo verläuft vor jenem der nerv. radialis, nachdem er ſeinen Weg um die hintere Fläche des Oberarmbeins genommen. Um beide, als Varietäten vorkommende Fortſätze zu unter⸗ ſcheiden, ſchlägt Hr. B. vor, den von Otto beſchriebenen processus supra con- dyloideus internus, den ſeinigen processus supracondyloideus ex- ternus zu nennen. 3) Schließlich theilte Hr. B. die, durch von ihm verfertigte Ab: bildungen erläuterte Anatomie einer cyklopiſchen menſchlichen Mißgeburt mit. Hydroce— phalus war hier durchaus nicht, dagegen an verſchiedenen Stellen innerhalb der Schädel— höhle Blut-Extravaſat vorhanden. Das große Hirn, deſſen Hemiſphären verſchmolzen waren, umzog eine feſte, unter der pia mater gelegene Pfeudomembran, Die Subſtanz des großen Gehirns war ungemein feſt, beide Seiten-Ventrikel erſchienen in der Mitte 47— a vereint, die Venen des Gehirns ſehr weit und überhaupt ſehr ſtark entwickelt, die sinus transversi, beſonders der linke, ungemein ſtark, dagegen die foramina jugularia, be⸗ ſonders das rechte, außerordentlich eng. 5 Es hat der Section in ihrer letzten diesjährigen Verſammlung beliebt, dem Ref. als bisherigem Secretair die Geſchäftsführung auch für die nächſt folgende Etatszeit zu übertragen. Die Uebernahme derſelben mahnt ihn an die Erfüllung der, ihm obliegen⸗ den Pflicht, gegen die hochverehrten Herren Mitglieder die, ihn belebenden Gefühle des ergebenſten und innigſten Dankes für das, ihn ehrende Vertrauen wie für die thätige Theilnahme an den Verhandlungen der Section hier öffentlich noch auszuſprechen, dem— nächſt aber auch Sie eben ſo ergebenſt bittend, verſichert ſeyn zu wollen, daß er durch wie bisherige gewiſſenhafte Verwaltung des, neuerdings ihm übertragenen Amtes die, von ihm wahrzunehmenden Intereſſen der Section, ſo viel er irgend vermag, zu fördern und ſomit auch das, desfalls in ihn geſetzte Vertrauen zu verdienen angelegentlichſt be- müht ſeyn werde. Borliheim, z. 3. Secretair. we Zee ‚über . 5 de die Zhang der naturwiſſenſchaftlichen Section der teen | n | Geſellſchaft im Jahre 1841, 115 ond“ 23. u. Güppert, Secretair derſelben. Die naturwiſſenſchaftlche Section hielt in dem letztverfloſſenen Jahre fünfzehn Berfanm- lungen, in denen Folgendes verhandelt wurde: Aſtronomie und Meteorologie. Herr Profeſſor Dr. v. Boguſlawski theilte Folgendes mit: I. Am 19. Mai überreichte Derſelbe zuvörderſt im Namen und Auftrage unſerer geehrten correſpondirenden Mitglieder, der Herren Geheime Commerzienrath Beer in Berlin und Hofrath Prof. Dr. Mädler in Dorpat, ein unſerer Geſellſchaft beſtimm— tes Exemplar ihrer: Beiträge zur phyſikaliſchen Kenntniß der himmliſchen Körper unſeres Sonnenſyſtems, worin ſie die eigenen wichtigen Hauptreſultate ihres bis dahin gemeinſamen Forſchens niedergelegt haben. Ferner berichtete Derſelbe über die vorläufige Anwendung der beiden ausgezeichnet gearbeiteten magnetiſchen Inſtrumente, welche der Comité der britiſchen Aſſo— ciation zu Bewirkung gemeinſchaftlicher und abſolut gleichzeitiger magnetiſcher Beob— achtungen in allen Welttheilen hierher geſandt hat, damit Breslau ein Glied in dieſer großen Kette ſein könne. Das eine iſt ein Bifilar-Apparat nach Gauß ſchem Prinzip zur Beobachtung der Größe und der Variationen des horizontalen Theils der magnetiſchen Intenſität; das andere Inſtrument, eine Erfindung des Profeſſor Lloyd in Dublin, zeigt daſſelbe für den vertikalen Theil derſelben. Beide konnten einſtweilen nur im Saale der Sternwarte aufgeſtellt und daſelbſt bis jetzt lediglich zu Variations-Beobachtungen benutzt werden, weil dort die Größe der ſtörenden Einwirkung vieler, wenn auch nur feſten, Eiſenmaſſen 49 unmöglich ermittelt werden kann. Ref. hat indeß bereits berechnet, daß durch Anbrin— gung dreier feſtliegender Hülfsmagnetsſtäbe beide genannten Juſtrumente, mit einem Gauß 'ſchen Declinations-Magnetometer vereinigt, in dem, wiewohl ſehr engen Raume des hieſigen ganz eiſenfreien magnetiſchen Cabinets ohne gegenſeitige Störung aufgeſtellt werden können. Sobald dies, nach Erlangung der Mittel dazu, bewirkt worden ſein wird, behält Ref. ſich vor, an Ort und Stelle die vortrefflich gearbeiteten Inſtrumente vorzuzei⸗ gen, und über das ganze Unternehmen, deſſen Entſtehen wir unſerm A. v. Humboldt verdanken, und welches an Großartigkeit und Gleichförmigkeit der Mittel ſeines Gleichen noch nicht gehabt hat, einen ausführlichen Vortrag zu halten. Endlich theilte Derſelbe die Notiz mit, daß kürzlich aus dem großen geodätiſchen Nivellement der Oder, unter Leitung des Herrn Bau-Referendarius Hoffmann (wel— ches im Jahre 1839 bei Oderberg, unfern Cüſtrin, an das, von Swinemünde am Spie⸗ gel der Oſtſee angefangene und vom Herrn Major Baeyer bis Berlin ausgeführte, Ni- vellement ſich angeſchloſſen hatte, und im Jahre 1840 bis Oderberg an der öſterreichiſchen Grenze fortgeführt worden war), für den Nullpunkt des Barometers im Saale der Kö— niglichen Sternwarte bei dem auf 0“ R. reducirten mittleren Stande deſſelben von 27 3. 7,9267 L. Pariſer Maaß, eine Höhe über dem Spiegel der Oſtſee bei Swinemünde von 453,62 Pariſer Fuß ſich ergeben habe. | | Das Ausführlichere hierüber, fo wie eine Vergleichung der früheren Verſuche, die Seehöhe von Breslau zu beſtimmen, mit dieſem geſicherteren Reſultate, blieb einem Vor— trage in der Sudeten-Section vorbehalten, als von beſonderem Intereſſe für deren Ar— beiten und Beobachtungen. II. Am 7. Juli berichtete Derſelbe über die am Abend vorher von 10% bis 11 Uhr beobachtete fortwährende Phosphorescenz des nördlichen Endes einer großen, nahe am Horizonte von W. N. W. bis W. S. W. ſich ausdehnenden Gewitterwolke. Dies kopfähnliche Ende leuchtete an feinen Rändern fo, als ſtände der Mond mit ſchwa— chem Lichte dahinter; oder genauer ſo, wie Ref. einſtmals während eines Nordlichtes eine größere Wolke mit in mattem Lichte undulirenden Rändern ſah. Nur in dieſem kleinen Ende blitzte es faſt fortwährend, wobei aber beſtändig die momentane Erleuchtung da— durch von der bleibenden, immer auf- und abwogenden Phosphorenz ſehr wohl zu unter— ſcheiden war. Allmälig vertheilten ſich die Blitze über einen größeren Theil der ganzen Wolke, wobei in gleichem Maaße die Phosphorenz immer ſchwächer wurde, die nach Verlauf einer halben Stunde gänzlich erloſchen ſchien. Sodann ſprach Derſelbe über die ſehr anſehnlichen Flecken auf der Sonne im Monat Mai d. J., und über die bedeutenden Agitationen in der Photoſphäre derſelben, welche ſich dadurch kundgegeben haben, wobei Ref. auf ſeinen Vortrag im Jahre 1832 ſich bezog (Jahres-Bericht 1832, pag. 38), und zugleich erwähnte, daß die Beweglichkeit der Flecken auch noch in neueſter Zeit keine ganz genaue Beſtimmung der Rationszeit der 7 Be Sonne geftattet haben. Dieſer Umſtand, wie zugleich die zonenartige Vertheilung zu beiden Seiten des Sonnenäquators, erinnern lebhaft an dieſelben Verhältniſſe bei den Streifen des Jupiters. Beſonders reich an großartigen Fleckenbildungen war der Monat Mai d. J. Einer der Sonnenflecken, welcher am 18ten mitten auf der Sonnenſcheibe ſtand, und zuletzt nach mancherlei Wechſel eine birnförmige Geſtalt angenommen hatte, zog, namentlich durch die Größe des ganz dunkeln Kernfleckes, die allgemeine Aufmerkſamkeit auf ſich, ſo daß ein ſehr hochſtehender Freund und Bewunderer dieſer großartigen Erſcheinungen ſich veranlaßt fand, mit dem Heliometer der Sternwarte ſelbſt die Größe deſſelben zu meſſen. Die Länge der unteren dunklen Oeffnung in paralleler Richtung mit dem Sonnen-Aequa— tor ergab ſich zu 38,3“, die Breite zu 31,3“, mithin jene zu 3881, dieſe zu 3176 geo— graphiſchen Meilen; die ganze obere Weite aber zu 58,4“ und 59,0“, d. i. zu 5920 und 5979 geographiſchen Meilen, deren der Durchmeſſer der Erdkugel nur 1719 hat. Seine Größe veränderte ſich wenig, wohl aber vielmals die äußere Geſtaltung, während er ſich durch die Umdrehung der Sonne dem weſtlichen Rande näherte. Als derſelbe am 27. Mai auf dem Punkt ſtand, auf die von uns abgewendete Seite der Sonne überzu— gehen, zeigte er ſich deutlich als eine thalförmige kleine Einſenkung des Sonnenrandes. Am Tage vorher, am 26ſten Mittags, gewahrte Ref. nahe dem öſtlichen Rande der Sonnenſcheibe auf derſelben einen außerordentlich kleinen, ſcharf markirten Punkt, der ſich nur durch ſeine tiefe Schwärze bemerklich machte, und gar nicht wie ein entſtehender Sonnenfleck ausſah, ſondern eher wie ein äußerſt kleiner runder Planet vor der Sonnen— ſcheibe. Grund genug, ſchon nach einigen Stunden wieder danach zu blicken; allein ſchon in dieſer kurzen Zwiſchenzeit hatte der Punkt ſich zu einem kleinen Sonnenflecke von ge— wöhnlichem Anſehen ausgebildet. Am 27ſten war aus demſelben ſchon ein ganz ordent— licher Sonnenfleck geworden. Am 28. Mai war es ein recht anſehnlicher Fleck, und am 29 ſten übertraf er bereits den Sonnenfleck vom 18. Mai an Länge, nur daß er durch einen hellen Querbalken getheilt erſchien. Am 29ſten Nachmittags ergaben Heliometer— meſſungen bei der unteren Oeffnung 44,25“ für die Länge, und 7,74“ für die Breite, oder 4494 und 786 geographiſche Meilen. Die obere Oeffnung hatte faſt genau die doppelten Dimenſionen. Bis zum 31. Mai hatte dieſer Fleck ſich noch weiter ausgebil— det, und zugleich beinahe die Form eines Rectangels angenommen, welches durch einen kleinen lichten Zwiſchenraum in zwei ungleiche Hälften getheilt erſchien. Dieſen kleinen Zwiſchenraum unberückſichtigt gelaſſen, ergaben Meſſungen am Heliometer folgende Di— menſionen: unterhalb 47,57“ und 18,80“ oder 4833 und 1910 geographiſche Meilen; oberhalb 55,60“ und 56,73“ oder 5650 und 5764 geographiſche Meilen. — Man erſtaunt billig über die ungeheure Größe der Oeffnungen, welche ſich innerhalb weniger Tage in der äußeren Hülle der Sonnenkugel gebildet haben. III. Am 3. November legte Derſelbe eine graphiſche Darſtellung vor, in wel— cher das Ehrenmitglied unſerer Geſellſchaft, Herr Oberlandes-Gerichts-Chef-Präſident 51 Oswald in Glogau, durch zwei Curven deutlich veranſchaulicht hat, wie die Verhältniſſe beim Auf⸗ und Untergange des Mondes alltäglich, im Laufe jedes Monats und endlich im Verlaufe des ganzen Jahres ſich verändern, und zwar in gegenwärtiger Zeichnung für das Jahr 1840. 8 Man ſieht darin mit Vergnügen die ſcheinbare Regelloſigkeit in der täglichen Ver: ſpätung des Mondes, die im Mittel 51 Min. betragen ſoll, aber oft bis zu 12 Min. ſich vermindert und ein anderes Mal dagegen bis anderthalb Stunden ſteigt, in Ordnung ſich auflöſen, aber auch in dieſer Darſtellung durch den Vorgang im Jahre 1840, daß derſelbe in jedem Jahre der 19jährigen Mondsknoten-Periode ſich etwas anders geſtalten müſſe, was wohl den Wunſch hervorrufen möchte, in dieſer Art eine belehrende Darſtellung aller 19 Jahre zu haben, ſo wie, daß überhaupt das Mittel der graphiſchen Darſtellung zur Veranſchaulichung häufiger angewandt werden möchte. — Hierauf berichtete Derſelbe über die Beobachtung der diesjährigen Sternſchnuppen⸗ wiederkehr vom 10. Auguſt, welche hier leider der Hauptſache nach, d. h. an dieſem Tage ſelbſt, durch ungünſtige Witterung vereitelt worden iſt. Nur im weſtlichen und nordweſtlichen Deutſchland war die Witterung nicht ganz ſo ungünſtig, ſo daß an folgenden Orten nachſtehende Beobachtungen die abermalige Wie— derkehr des außergewöhnlichen Sternſchnuppenfalles beftätigt haben: 1841. Auguſt 10. Mit | Bahn: Ort. Dirigent. Beobachtungs-Zeit. Ganze beſtim⸗ h m 8 h m s Anzahl. mung. 1) Aachen. Herr Profeſſor Heis. 9 27 6 bis 12 0 136 93 2) Berlin. = Profeſſor A. Erman. 10 11 21 12 28 21 32 32 3) Brüſſel. d. Gehülfe auf d. Stern. 9g 1 0 10 19 23 31 — 4) Frankf. a. M. Herr Dr. Greiß. 9 53 25 5) Heidelberg. Profeſſor Joly. 9 34 0 11 130 80 — 6) Jena. Dr. Weißenborn. 11 27 0 12 29 40 18 18 7) Osnabrück. Profeſſor Feldhoff. 10 2 15 11 40 30 15 15 In der Folge wird die Zuſammenſtellung ergeben, wie viel identiſche Sternſchnup— pen von verſchiedenen Orten aus gleichzeitig geſehen worden ſind, und in wie fern ſich auch Längenbeſtimmungen daraus werden herleiten laſſen. Leider iſt am 11. Auguſt, außer hier, wo die Witterung wieder günſtiger geworden war, und in Berlin, nirgend weiter beobachtet worden. An dieſen beiden Orten erhielt * N * * * * — > oO Ne) | >) — — 2 D > — W — * * * man: 2 Mit Bahn⸗ Ort. Dirigent. Beobachtungs-Zeit. Ganze beſtim⸗ h m 8 a h m 8 Anzahl. mung. 1) Berlin. Herr Profeſſor A. Erman. 11 27 16 bis 12 15 6 6 2) Breslau. Ref. mit 14 Beobachtern. 8 53 10 - 14 48 18 279 263 7 * 52 Die beobachteten Sternſchnuppen gehörten ſämmtlich zu den hellern, weil der Mond⸗ ſchein die kleineren gar nicht zu ſehen geſtattete. Referent erwähnte hierbei der ausführlichen Nachricht, welche Herr Freiherr Dr. v. Reichenbach zu Reiſenberg bei Wien in den Beilagen zu Nr. 293 und 294 der Augsburger allgemeinen Zeitung (1841, October 20. 21) über den am 10. Auguſt d. J. zwiſchen 9 und 10 Uhr Abends bei Iwan, auf einer Domaine des Grafen Paul Szöchenyi, Statt gehabten Steinregen veröffentlicht hat. Die angeführten Thatfa: chen und die Nebenumſtände dabei waren ſo auffallend, daß die verſammelten Mitglieder beſchloſſen, noch unmittelbare Erkundigungen darüber einzuziehen, und vornehmlich zu trachten, Proben von den angeblich herabgefallenen Steinen zu erhalten. Meteorſteinfall. Am 22. März 1841 fand in der Nähe von Grünberg ein Meteorſteinfall ſtatt. Der Königl. Kreis-Landrath Herr Prinz Friedrich von Carolath-Schönaich beeilte ſich, alle diesfälligen Angaben der Augen- und Ohrenzeugen protokollariſch zu ſammeln, welche Herr Apotheker Weimann in Grünberg unter dem 2. April in dem daſelbſt erſcheinenden Wochenblatte folgendermaßen mittheilte (17. Jahrg. Nr. 14. S. 51. 52): „Am Montage den 22. März dieſes Jahres war ein Einwohner aus Heinrichau mit 10 Mann ohnweit des ſogenannten Schobenhauſes hinter dem Meil-Eichen-Kruge, 800 Schritt nördlich von der Chauſſee, beſchäftiget, Reißig zu binden, als fie Nachmit- tags, ohngefähr halb vier Uhr, drei ſtarke Donnerſchläge gleich Kanonenſchüſſen hörten, ungeachtet bei ſonſt ganz heiterem Himmel und warmem Sonnenſchein nur eine kleine weiße Wolke im Scheitelpunkt ſichtbar war; es erhob ſich hiernach unmittelbar ein ſtar— kes Saufen in der Luft, das von Abend herzukommen ſchien, je mehr es ſich näherte, im— mer ſtärker wurde, und zuletzt ſich in einen Klang, gleich dem einer Orgel, hoch und nie— drig veränderte, welcher ohngefähr fünf Minuten anhalten konnte. Der Klang, je mehr er ſich der Erde näherte, nahm wieder den Ton des Sauſens an, und hierauf hörten die erwähnten Arbeiter einen ſchweren Körper, gleich als wenn man einen Stein auf die Erde wirft, auffallen. Sie gingen der Richtung nach, wo ſie glaubten, daß der Ton herkäme, und einer derſelben bemerkte in einer Entfernung von 100 bis 150 Schritt die Erde in dieſer Richtung, von wo der Ton hergekommen, aufgelockert, und grub mit einem Stücke Holz nach, weil er fürchtete, der Stein, den er aus der Luft an dieſe Stelle herunterge— fallen glaubte, könne heiß ſein, weshalb er Anſtand nahm, den Stein, der ſich durch das Einſtoßen des Holzes in das Loch fühlen ließ, ſogleich anzugreifen. Endlich brachte er ihn in Gemeinſchaft eines andern aus der Erde, in welche er ohngefähr einen halben Fuß tief hineingeſchlagen war, wie dies die friſch aufgeworfene Erde erkennen ließ. Der Stein 53 war aber ganz kalt. Er wurde ſpäter dem Königl. Kreis-Landrathe behändiget, und iſt von demſelben der Königl. hochlöblichen Regierung nebſt begleitendem Berichte überſandt worden. Der Fundort iſt ein 20 bis 30 Jahr altes Kiefergehege auf Seiffersholzer Terrain, die Beſchaffenheit der Vertiefung, wo der Stein aufgefunden, zeigte, daß fe durch einen ſenkrecht fallenden Körper entſtanden fein müſſe. / „Die dies Phänomen begleitenden Erſcheinungen ſind jedoch nicht allein an dem bezeichneten Orte, ſondern nach den erhaltenen Nachrichten in einem ziemlich weiten Umkreiſe beobachtet worden, auch iſt das Kanonendonner ähnliche Rollen nicht allein von Perſonen, die im Freien waren, ſondern ſelbſt von vielen in Stuben ſich Auf— haltenden gehört worden; in Sagan, Züllichau, Neuſalz, Schlawe und vielen Dörfern des Kreiſes iſt es wahrgenommen worden. Eine Feuererſcheinung iſt von den angeführ⸗ ten Arbeitern nicht bemerkt worden, doch will man eine ſolche in Sagan und Heinersdorf geſehen haben. Bemerkenswerth iſt es, daß alle Ausſagen ſich dahin vereinigen, daß das Getöſe vom Gewitterdonner weſentlich verſchieden geweſen ſei. Die Luft war hier am genannten Tage rein und mild, Luftſtrömung aus Südweſt, Temperatur + 10 R.; eine Temperaturveränderung iſt nach dem Phänomen nicht bemerkt worden.“ „Der aufgefundene Stein ſelbſt iſt das Fragment eines größern, er ähnelt am mei— ſten einer vierſeitigen Pyramide mit einem Auswuchs auf der einen Seite, drei Seiten hiervon ſtellen Bruchflächen dar, die wahrſcheinlich durch das Zerſpringen des Steins in der Luft entſtanden find; die vierte Seite und Baſis zeigt jene derartigen Aérolithen eigenthümliche ſchwarze dünne Schale, die auch hier mit mehreren flachen und eini— gen tieferen Eindrücken verſehen iſt. Mit dieſer Schale iſt der Stein vor dem Zer— ſpringen ohnfehlbar ganz umkleidet geweſen. Da das Fragment nicht der Kugelform angehört, ſo läßt ſich auf die urſprüngliche Größe kein Schluß ziehen. Beim Auf— finden des Steines war ein Stück davon losgeſchlagen worden, wodurch eine Bruch— fläche entſtanden war, die von den andern, durch das wahrſcheinliche Zerſpringen veran— laßten, ſich durch ein gewiſſes friſches Anſehn weſentlich unterſcheidet. Dieſe neue Bruch— fläche beſitzt eine erdig bleigraue Farbe, unebenen, körnigen, matten Bruch mit vielen me= talliſchen, theilweis kryſtalliniſchen Körnern, deren einige bedeutend größer ſind und gelb— lichen Metallglanz zeigen. Durch eine Loupe erſcheint dies viel deutlicher. Eben ſo zeigt ſich Metallglanz, wenn man mit einem Meſſer etwas einzuſchneiden verſucht, ſo wie, wenn man mit einem Stahl daran ſchlägt, wobei Funken entſtehen. Die andern Bruchflächen, die der Stein beim Auffinden bereits beſaß, zeigen nicht die oben angegebene rein blei— graue, ſondern eine dunklere, mehr in's Bräunlichgraue ſpielende Farbe, wodurch ſich eine bedeutende Verſchiedenheit in dieſer Beziehung herausſtellt. Das Gewicht des größeren Steinſtücks betrug: 1 Pfund 28 Loth 2%, Quentchen, des kleineren Stücks: 12 Loth 1½ Quentchen, in Summa: 2 Pfd. 9 Loth / Quent⸗ chen bürgerlichen Gewichts.“ 54 Jener große Stein ward nach Berlin abgeliefert, wo man ihn in der bekannten Chladniſchen Sammlung von Meteorolithen aufbewahrt. Herr Profeſſor Dr. von Glocker hatte Gelegenheit, denſelben vor der Ablie⸗ ferung zu ſehen, und theilte darüber folgendes ſehr intereſſante Gutachten mit (ſchleſ. Provinzialblätter, April 1841, S. 352 — 354), welches wir uns erlauben, hier mit abdrucken zu laſſen: | „Der am 22. März d. J. unmittelbar nach einem vorangegangenen donnerähnli— chen Getöſe und Sauſen in der Luft bei Seifersholz in friſch aufgeworfener Erde gefun— dene Stein iſt ein wahrer Meteorſtein und trägt alle Kennzeichen eines ſolchen in ausge— zeichnetem Grade an ſich. Im friſchen Bruchanſehen hat er beſonders eine täuſchende Aehnlichkeit mit den im Jahre 1808 bei Stannern im ſüdweſtlichen Mähren herabgefalle⸗ nen Meteorſteinen, und enthält auch, wie dieſe, Einmengungen von Magnetkies, welche außerdem nur noch von dem Meteorſtein von Juvenas mit Sicherheit bekannt ſind. Die Grundmaſſe iſt, wie bei den Steinen von Stannern, höchſt feinkörnig und undeutlich do⸗ leritiſch; ein lichteblaulichgrauer Gemengtheil, welcher vorherrſchend iſt, und ein ſchmutzig gelblichweißer, welcher wie eingeſprengt erſcheint, ſind unter der Loupe wohl unterſcheid⸗ bar, wenn auch ſtellenweiſe zuſammenfließend, daher der Bruch im Ganzen ein lichteblau— lichgraues, ſchwach geſprenkeltes Anſehen hat. Augit- und Labrador- oder Feldſpath⸗ theilchen ſind nicht mit Sicherheit erkennbar; doch ſcheint der graue Gemengtheil aufge— löſter Augit zu ſein, und die ſehr kleinen weißen eingewachſenen Körner, welche zum Theil eine vollkommen kugliche Form beſitzen, erinnern an Leuciteryſtällchen. Ein Unterſchied zwiſchen dem Meteorſtein von Seiffersholz und den Steinen von Stannern beſteht darin, daß dieſe kein oder nur ſtellenweiſe höchſt fein eingeſprengtes, kaum bemerkbares metalli⸗ ſches Eiſen (Meteoreiſen) enthalten, während dagegen der erſtere außerordentlich reich daran iſt. Kleinere und größere, zum Theil zackig hervorragende, vollkommen geſchmei— dige Eiſentheilchen bis zu zwei Linien im Durchmeſſer ſind demſelben in ſo großer Menge eingemengt, daß die Bruchfläche an den meiſten Stellen (denn die Einmengung iſt nicht überall gleich reichlich) voll ſtahlgrauer metalliſchglänzender kleiner Parthien und Punkte erſcheint. An der äußern Oberfläche des Steins ſind dieſe Eiſentheilchen ſchwärzlich ans gelaufen, aber an ihrer Geſchmeidigkeit und dem ſtarken Metallglanze beim Ritzen ſogleich zu erkennen. Die eingewachſenen Parthien von Magnetkies ſind dagegen viel ſparſamer, aber größer als die Eiſentheilchen; ſie erſcheinen im Bruche theils ſehr feinkörnig, theils von ausgezeichnet einfach-blättriger Structur. Wegen des ſtarken Metallgehaltes zeigt der Seifersholzer Nerolith auch ein beträchtlich größeres Gewicht, als die Meteorſteine von Stannern, wiewohl die Grundmaſſe ſelbſt als ſolche, ohne die Eiſentheilchen, die ſich aber nicht vollkommen davon trennen laſſen, bei ihrer faft gänzlichen Uebereinſtimmung mit den Steinen von Stannern, gewiß kein größeres ſpecifiſches Gewicht beſitzt, als die letzteren (nämlich ungefähr = 3,1 — 3,2). Ein kleiner Unterſchied zwiſchen beiderlei 55 —— Meteorſteinen liegt endlich noch darin, daß der ſchleſiſche Meteorolith nur einen ſehr ſchwa— chen, wenig glänzenden oder bloß ſchimmernden, unrein graulichſchwarzen, durch hervor— ragende zackige Eiſentheilchen unebenen Ueberzug mit nur ſehr geringen undeutlichen Spu— ren von erhabenen Linien darbietet, da hingegen die Meteorſteine von Stannern mit einer deutlichen, von der übrigen Maſſe ſcharf getrennten Rinde bedeckt ſind, welche ſich durch eine reinere und intenſivere Schwärze, ſehr lebhaften Fettglanz und ein deutlich ausge⸗ drücktes regelmäßiges Geäder auszeichnet.“ | „Der in Rede ſtehende Meteorfteinfall iſt um fo mehr zu beachten, da Erfcheinun- gen dieſer Art in Schleſien eine große Seltenheit ſind, während man in den angrenzenden Ländern, in Böhmen, Mähren und Ungarn, dergleichen mehrmals wahrgenommen hat. Seit Jahrhunderten iſt nur ein einziger Fall dieſer Art aus Schleſien aufgezeichnet, wel— cher am 6. März 1636 in der Gegend zwiſchen Sagan und Dubrow ſich ereignet hat. (Luca, ſchleſ. Chronik S. 2228.) Der Steinfall vom 22. März d. J. iſt alſo erſt das zweite Beiſpiel eines ſolchen Ereigniſſes in Schleſien, von welchem wir Kunde haben. Ein Feuermeteor iſt zwar auch am 21. Oktober 1805 bei Schweidnitz geſehen worden; aber von Steinen, welche dabei herabgefallen ſein könnten, hat man nichts erfahren.“ Den unermüdeten Nachforſchungen des Herrn Apotheker Weimann zu Grünberg gelang es noch, von dem Meteorſteinfalle vom 22. März d. J. noch einen Stein aus— findig zu machen. Ganz unerwartet wurde ihm die Mittheilung, daß ein Einwohner von Schloine, einem Dorfe ohngefähr eine halbe Stunde vom Meil-Eichen-Kruge, in deſſen Nähe auf Seiffersholzer Terrain die eben erwähnten Steine niedergefallen waren, zu der— ſelben Zeit einen dergleichen gefunden habe, den er noch beſitze. Ohne Zeitverluſt begab ſich jetzt Herr Weimann nach Schloine zu dem Finder, dem Tagearbeiter Spielberg, wel— cher Folgendes ausſagte: Am 22. März war ich Nachmittags mit dem Tagearbeiter Aßmann aus Schweinitz beſchäftigt, in dem nahen Eichengebüſch Reißig zu binden, als wir ohngefähr halb 4 Uhr daſſelbe, Kanonenſchüſſen ähnliche Getöſe, welches damals von Vielen wahrgenommen wurde, hörten, dem ein faſt mehr als 5 Minuten langes Saufen und Summen folgte, welches genannter Spielberg wörtlich mit dem Sauſen eines Schwar— mes Hummeln verglich. Hierauf hörten ſie in ihrer Nähe Etwas heftig niederfallen, und zwar ſo, als ob dies ganz dicht neben ihnen geſchähe. Der Aßmann nahm vor Furcht Reißaus, Baum und Spielberg aber blieben, und ſuchten das nahe Brachfeld ab, konn— ten aber nichts finden. Während dem wahrgenommenen Sauſen und Fallen ging die erwachſene Tochter des Feldmüllers Fries aus Schloine auf der 70 Schritt nahen Straße von Heinrichau nach Schloine vorüber, ohne ſich weiter um den Vorgang zu kümmern, obgleich ſie das Fallen auch hörte. Dem Spielberg ließ aber das, was er wahrgenom— men, keine Ruhe, und er ſetzte den folgenden Tag in einem etwas größeren Umkreiſe ſein Suchen fort. Da gewahrte er denn 80 Schritte von dem Orte, wo er mit ſeinen Ka— meraden geſtanden hatte, in der Richtung auf die Landſtraße zu, ein kleines, zirkelrundes, vielleicht drei Zoll im Durchmeſſer haltendes friſch geſchlagenes Loch in der Erde, in wel— chem er unter einer geringen Lage Sand einen Stein fand, der ohngefähr vier Zoll in die Erde eingedrungen war, und den er zu ſich nahm. Der Fundort iſt ein Brachfeld, faſt in der Mitte zwiſchen den Dörfern Heinrichau und Schloine, welche etwa eine Viertel⸗ meile von einander entfernt liegen. Schloine iſt von Meileiche ohngefähr eine halbe Meile und von Grünberg etwa eine ganze Meile entfernt. Dieſer intereſſante Aerolith wurde von Herrn Weimann der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur geſchenkt, und iſt in den Sammlungen derſelben, mit dem Na— men des gütigen Gebers bezeichnet, ſo aufgeſtellt, daß man ihn leicht unterſuchen kann. Herr Chemiker Duflos unternahm die Analyſe deſſelben, und ſtattete darüber in der Sitzung der naturwiſſenſchaftlichen Section der ſchleſiſchen Geſellſchaft am 9. Juli d. J. folgenden Bericht ab, den wir hier vermehrt durch einige ſpätere Nachträge vollſtändig mittheilen: u x „Das vom Herrn Apotheker Weimann in Grünberg hierher gefandte Exemplar von den in der Umgegend von Grünberg herabgefallenen Meteorolithen war ein ſelbſtſtän— diges, rundum von der bekannten ſchwarzen Rinde umgebenes Stück. An der einen Seite zeigte ſich übrigens die Oberfläche abgerundet, aber rauher, und die ſchwarze Rinde beſaß eine weit geringere Dicke, als in dem übrigen Umkreiſe. Es ſcheint dies die Stelle zu ſein, wo unſer Meteorolith mit einer größeren Maſſe zuſammenhing, von welcher er ſich bereits in bedeutender Höhe trennte. Der Stein iſt ziemlich dicht und hart, im Gan⸗ zen aber nicht ſehr cohärent und wird unter dem Hammer leicht riſſig. Der Bruch iſt feinkörnig; ſchon mit dem bloßen Auge und noch leichter mit dem bewaffneten laſſen ſich metalliſch-glänzende Partikelchen, welche durch die ganze Maſſe zerſtreut ſind, erkennen; ſie ſind ſilberweiß, einige etwas röthlich angelaufen. Dieſe Partikelchen ſind gediegen Eiſen und Nickeleiſen, und löſen ſich in Salzſäure unter Entwickelung von Waſſerſtoffgas auf. Andere, nicht minder häufige, aber weit feiner zertheilte metalliſch-glänzende Theil— chen erſcheinen mehr gelbgefärbt; fie beſtehen aus Schwefeleiſen, wahrſcheinlich Magnet: fies, und verurſachen die reichliche Entwickelung von Schwefelwaſſerſtoffgas beim Ueber: gießen des Steines mit Salzſäure. Außerdem unterſcheidet man etwas größere hell— braun ockerähnliche, und eben fo mattweiße, verwittertem Feldſpath ähnliche Theile; die Hauptmaſſe wird durch eine feinkörnige, weißlichgraue Subſtanz von ſplitterigem Bruche gebildet, welche übrigens dem bewaffneten Auge ebenfalls nicht vollkommen homogen ſich darſtellt.“ | „Der ganze Stein wog 169,05 Grammen (= 11% Loth Preuß.), im Waſſer von 15 R. gewogen, verlor er 45,77 Grammen, beſaß demnach ein ſpec. Gewicht — 3,69. Ein abgeſchlagenes Stück wog 17,10 Grammen, und verlor beim Wägen im Waſſer 4,58 Grammen, was ein ſpec. Gewicht S 3,73 ergiebt und eine nicht vollkom— men gleichförmige Mengung erkennen läßt, worauf ſchon, wie bereits erwähnt, die Bruchfläche hindeutete.“ | 57 „Vor dem Löthrohre in der Glasröhre erhitzt, gab der Stein kein Waſſer und’ver- änderte ſich auch nicht; auf der Kohle in offener Luft geglüht, entwickelte ſich ein ſtarker Geruch nach ſchwefeliger Säure. Zu gröblichem Pulver zerrieben, und unter Waſſer mit einem Magnet in Berührung gebracht, ließ es ſich in zwei Theile trennen, in einen magne⸗ tiſchen und einen nichtmagnetiſchen; der erſtere betrug 35 Procent; er enthielt das gedie⸗ gene Eiſen, das Nickeleiſen und das Schwefeleiſen, außerdem aber auch einen nicht gerin⸗ gen Antheil oxydirter Theile, theils in Folge mechaniſcher Adhäſion, theils in Folge des darin enthaltenen magnetiſchen Eiſenoxyd-Oxyduls. Das Schwefeleiſen konnte übrigens auch durch wiederholtes Pulvern und wiederholte Behandlung des nichtretractoriſchen An— theils mit dem Magnete nicht vollſtändig aus letzterem entfernt werden; denn beim Ueber— gießen mit Salzſäure entwickelte ſich fortdauernd Schwefelwaſſerſtoff. Ueberhaupt deutete die reichliche Entwickelung von Schwefelwaſſerſtoffgas bei der Behandlung des ungetrenn— ten Steinpulvers mit Salzſäure auf einen ziemlich großen Gehalt an Schwefeleiſen. Bei einem Verſuche, wo das ſich aus 2,5 Grammen von dem Steinpulver durch Behandlung mit Salzſäure entwickelnde Schwefelwaſſerſtoffgas in ammoniakaliſche Silberlöſung gelei— tet wurde, betrug das erzeugte Schwefelſilber 0,377 Grammen — 0,048 Grammen Schwefel oder = 1,84 Procent. Nimmt man an, daß dieſer Schwefel als Magnetkies in dem Steine enthalten iſt, ſo entſpricht dieſe Menge 4,5 Procent Magnetkies. Die unvollſtändige Ausziehbarkeit deſſelben durch den Magnet läßt indeß vermuthen, daß er auch zum Theil als Einfachſchwefeleiſen vorhanden ſei, und dies wird beſonders durch die ſo leichte Auflöslichkeit in Salzſäure unterſtützt. Durch Behandlung mit chlorhaltiger Salzſäure konnte der Stein ebenfalls in zwei Antheilen zerlegt werden, in einen aufſchließ— baren und einen nicht aufſchließbaren. Der erſtere betrug etwas weniger als die Hälfte; ſeine Beſtandtheile ſind Eiſen und Nickel mit kleinen Spuren von Kupfer, dann Kieſel— faure, Kalk- und Talkerde mit Spuren von Thonerde. Eiſen und Nickel find zum Theil reguliniſch, zum Theil mit Schwefel- und Sauerſtoff verbunden, vorhanden. Der durch Säure nicht aufſchließbare Theil des Minerals wurde durch Glühen mit kohlenſaurem und etwas ſalpeterſaurem Natron aufgeſchloſſen. Die gelbliche Farbe der geſchmolzenen Maſſe gab ſchon das Vorhandenſein von Chrom zu erkennen; eine vorläufige Unterſuchung ließ in dieſem Antheile des Meteoroliths Kieſelſäure, Talkerde, Thonerde, Kalk und Eiſen— oxydul mit ſehr geringen Spuren von Mangan und Zink erkennen.“ „Der Meteorolith von Grünberg beſitzt, wie man ſieht, in phyſiſcher und chemiſcher Beziehung die größte Aehnlichkeit mit dem von Blansko, welcher in neueſter Zeit die meiſte Aufmerkſamkeit auf ſich gezogen, und deſſen Unterſuchung ſeitens Berzelius eine der wichtigſten, die Zuſammenſetzung und den Urſprung des Meteorolithen im Allgemeinen be— treffenden Arbeit hervorgerufen hat.“ „Er gehört zu denen, welche man gediegen-erdige nennen könnte, um ſie in Bezug auf ihre Zuſammenſetzung ſowohl von denen zu unterſcheiden, welche aus rein gediegenen Maſſen (gediegene Meteorolithe) beſtehen, als auch von denjenigen, welche nichts Gedie— 8 58 genes (erdige Meteorolithe) enthalten. Die gediegen⸗erdigen Meteorolithe find bei wei⸗ tem die häufigſten; ſie ſind noch nicht von ſo enormer Größe beobachtet worden, wie die rein gediegenen, was offenbar daher rührt, daß ſie wegen viel geringerer e viel | mehr dem Zerſpringen — ſind.“ „Die ſpäterhin unternommene quantitative Analyſe ergab für die Zuſammenſetzung in DURDENE Theilen: - Schwefel e 1,920. Eiſenn eee 34,000. Nickel en en 0,666 Magneſia . 24,666. Kalk „ 8 Annan. .. 0,374. Kieſelſaure / is vs 31,760. Thonerde⸗ e Alkali⸗ — Spuren Mangan⸗ Zinn⸗ 93,386. Das Fehlende iſt zum größten Theil Sauerſtoff, welcher an Metalle, beſonders Ei- ſen, gebunden war. pP by fir. Herr Profeſſor Dr. Brettner experimentirte am 15. December mit drei elektro— magnetiſchen Rotations-Inſtrumenten, nachdem er ſie vorher erklärt hatte. Bei dem erſten rotirte ein kreisförmig gewundener Leitungsdraht innerhalb der Pole eines hufeiſen— förmigen Stahlmagneten; bei dem zweiten zwei kreisförmig gewundene und zu einem Syſtem vereinigte Leitungsdrähte um die Auſſenſeiten der Pole; bei dem dritten endlich ein Elektromagnet innerhalb der Pole eines ſolchen Stahlmagneten. Die beiden im vorigen Jahres⸗Berichte unſerer Geſellſchaft (S. 61) erwähnten, ſchon im Jahre 1840 am 17. Juni und 8. Juli gehaltenen Vorträge des Herrn Prof. Dr. Pohl, deren Inhalt dort noch nicht näher angegeben worden, weil dies ohne eine Zeichnung, die erſt jetzt hier beigefügt wird, nicht gut ohne zu große Weitläuftigkeit mög— Eu lich war, bezogen ſich auf Erfolge, in welchen Bewegungen eines Elektromagneten *) durch den Erdmagnetismus in einer Form und unter Bedingungen, wie es bisher noch nicht geſchehen iſt, dargeſtellt worden. Alle vermöge des Elektromagnetismus bewirkten Bewegungen äußern ſich nämlich, außer den Ablenkungen der Magnetnadel und den ge⸗ genſeitigen Anziehungen und Abſtoßungen zweier Elektromagnete, lediglich in Rotationen, bei welchen ein Elektromagnet oder ein gewöhnlicher oder auch ein Temporärmagnet ent⸗ weder um ſeine eigene, oder um eine außer ihm liegende Axe im geſchloſſenen Kreiſe herum bewegt wird. Die künſtlichen, nicht aus ſolchen inneren Erregungsconflicten hervorgehen: den, ſondern nur durch äußerlich getroffene Veranſtaltungen bewirkten elektromagnetiſchen Rotationen, die man ſeit einiger Zeit auch als Bewegungsprincip fü für techniſche Zwecke zu benutzen verſucht hat, bieten als ſolche vollends, ſo ſchätzbar ſie in einer Beziehung auch ſein können, für das eigentliche wiſſenſchaftliche Intereſſe nur einen untergeordneten Cha⸗ rakter dar. In den hier dargeſtellten Erfolgen wird dagegen ein Elektromagnet, ein gradliniger dünner Kupferdrath, der einen Theil des geſchloſſenen Kreiſes einer galvani— ſchen Kette ausmacht, in einer und derſelben Ebene, ſich ſelbſt parallel in fortſchreitende Bewegung nach beliebig entgegengeſetzten Richtungen verſetzt, ſo daß die Beziehung auf eine fixe Axe und der ſonſtige Charakter der Rotation dabei ganz fortfällt. Nachdem der Referent in der Verſammlung am 17. Juni 1840 zuerſt die Bedin- gungen und die Nothwendigkeit eines ſolchen Erfolges theoretiſch erörtert hatte, indem er nachwies, daß nach dem Princip der elektromagnetiſchen Circularpolarität ein vertical ge— richteter Elektromagnet bei hinlänglicher Beweglichkeit in einer auf dem magnetiſchen Me: ridian ſenkrechten Ebene durch den Erdmagnetismus von Weſt nach Oſt getrieben werden müſſe, wenn ſein oberes Ende mit dem Kupfer, das untere mit dem Zink der galvaniſchen Kette verbunden iſt; oder daß die Bewegung in entgegengeſetzter Richtung von Oſt nach Weſt geſchehen müſſe, wenn die entgegengeſetzte Verbindung des Draths mit der Kette ſtattfinde: ) ſtellte er den Erfolg ſelbſt mit dem durch die beiliegende Zeichnung in Figur 1 abgebildeten Apparate dar. ) Es iſt zu bemerken, daß der Referent hier unter Elektromagnet, dem wahren Begriffe des Wortes gemäß, einen Theil des geſchloſſenen Kreiſes der galvaniſchen Kette verſteht. Da das Phänomen im Ganzen „Elektromagnetismus“ genannt wird, ſo iſt nothwendig jede geſchloſſene Kette und jeder Theil derſelben ein Elektromagnet. Was man ſonſt noch mit dieſem Namen belegt hat, und jetzt auf eine kei⸗ neswegs bedachtſame Weiſe allgemein ſo zu nennen pflegt, nämlich einen ſecundären Magnet, gewöhn— lich durch mehrere, eine Eiſenmaſſe umgebende Windungen eines Elektromagneten erzeugt, das iſt kein Elektromagnet, ſondern nur ein durch Elektromagnetismus erzeugter Magnet, den man in dieſer Bezie⸗ hung nur einen elektromagnetiſchen Magnet nennen müßte, oder der, der Kürze wegen, ein Se⸗ cundärmagnet oder Temporärmagnet heißen könnte, nicht aber, ſo wie es gegen terminologiſche Conſequenz und mit Gefahr ſteter Begriffsverwirrung geſchieht, ein Elektromagnet genannt werden ſollte. ) Die Bewegung findet auch in Ebenen ſtatt, die mit der Ebene des magnetiſchen Meridians einen ſchiefen Winkel bilden; aber die bewegende Kraft nimmt mit dem Sinus des Winkels ab und iſt daher Null, wenn der Winkel Null iſt, d. h. in der Ebene des Meridians ſelbſt findet nn * nicht ſtatt. 60 Außer der vom Referenten hier, wie bei der Darftellung feiner ſämmtlichen Ver⸗ ſuche, unter dem Namen des Siderophors angewandten, in der Figur mit 8 bezeichneten Kette, von bekannter Einrichtung, beſteht der Haupttheil des Apparats aus einem Geſtell, an welchem zwei 12 lange, 1“ breite flache Rinnen, ab und d, von lackirtem Holz, in horizontaler Lage und in einer Entfernung von 10“ vertical über einander befeſtigt find. Die Rinnen, denen bei Anſtellung des Verſuchs eine gegen die Ebene des magneti- ſchen Meridians ſenkrechte Richtung gegeben wird, werden mit ſehr reinem Queckſilber angefüllt, und der in Bewegung zu ſetzende dünne Kupferdrath ef ſchwimmt vermittelſt zweier Glaskügelchen, die an ſeinem oberen, angemeſſen gebogenen Ende angebracht ſind, auf dem Queckſilber der obern Rinne, indem das obere, an der Spitze amalgamirte, ver⸗ tical herabgebogene Ende des Drathes das Queckſilber der nämlichen Rinne berührt, während zugleich das untere Ende des Drathes, vermittelſt eines in ein amalgamirtes Oehr eingehängten und an der Spitze ebenfalls durch Queckſilber amalgamirten kleinen Schleppdrathes, mit dem Queckſilber der unteren Rinne durch leiſe Berührung in Ver: bindung geſetzt iſt. Noch iſt an dem obern Theile des Drathes über den beiden Glaskü— gelchen ein kleines gabelförmiges Drathſtück angebracht, das mit den beiden aufwärts ge— richteten Schenkeln zwiſchen zwei über der Mitte der Rinne à b ausgeſpannten Saiten ih aus feinem Klavierdrath fortgleitet, damit die Glaskügelchen nicht durch Capillari⸗ tätswirkung an den Rand der Rinne gedrängt, ſondern über ihrer Mitte erhalten werden, während zugleich durch ein kleines Gewicht von einigen Granen, das an einer horizontal und gegen die Rinnen ſenkrecht gerichteten Hervorragung des obern Theils des Drathes verſchoben werden kann, die perpendiculäre Lage des ganzen Drathes e f fo regulirt wird, daß auch das untere Ende des Schleppdrathes in die Mitte der Rinne e d ein- taucht. Es iſt gut, wenn das ganze Geſtell mit den Rinnen noch auf ein in der Zeich— nung nicht mit abgebildetes niedriges Brett mit Stellſchrauben geſetzt wird, um den Rin⸗ nen eine möglichſt horizontale Lage zu geben. An dem einen Ende, bei a und e, find beide Rinnen mit Oeffnungen verſehen, welche während des Verſuchs durch Elfenbein— ſchrauben geſchloſſen und nach Beendigung deſſelben geöffnet werden, um das Queckſilber in ein untergehaltenes Gefäß mit Bequemlichkeit ablaſſen zu können. Die Art der Ver— bindung der beiden Queckſilberrinnen und des Drathes e f mit den Polen K und 2 der Kette, nebſt dem bei g in den geſchloſſenen Kreis zugleich eingeſchalteten Gyrotrop und der bei m befindlichen Bouſſole, macht die Zeichnung ohne weitere Erörterung deutlich. Nur muß bemerkt werden, daß die Verbindung an den Enden beider Rinnen mit der Kette ſtets, ſo wie in der Zeichnung, auf verſchiedenen Seiten der Rinnen bewerkſtelligt werden müſſe, fo daß, wenn die untere Rinne durch den bei c eingetauchten Verbindungsdrath in den geſchloſſenen Kreis tritt, die obere ihren Verbindungsdrath nicht in dem unmittel⸗ bar über e liegenden Ende bei a, ſondern in dem entgegengeſetzten bei b aufnehmen müſſe; weil auf dieſe Weiſe allein den anziehenden und abſtoßenden Wirkungen des ma⸗ gnetiſch erregten Queckſilbers der Rinnen, die außerdem auf die Bewegung des Drathes re © wu mu u w » WW N * Se Te m v.NDn * E mw . 0 A AI Pi Boa 2 RR 73 e J 61 e f einen Einfluß mit ausüben und den Erfolg nicht rein und unabhängig hervortreten laſſen würden, durch gegenfeitige Compenſation vorgebeugt wird. Wenn k die Kupfer⸗ und 2 die Zinkſeite der Kette in der Figur bezeichnet und der Gyrotropbügel die in der Zeichnung angedeutete Lage hat, fo iſt das obere Ende des Drathes e f mit dem Kupfer, das untere mit dem Zink verbunden, und der Drath beginnt alsdann, ſo wie mit dem Herablaſſen der Zinkringe in die Säure die Wirkung der Kette eintritt, ſeine Bewegung, indem er innerhalb einiger Secunden die ganze Länge der Rinnen von Weſt nach Oſt durchläuft. Er bewegt ſich bei entgegengeſetzter Lage des Bügels eben fo in entgegengeſetz- ter Richtung von Oſt nach Weſt, und man kann, ſo lange die Kette mit der gehörigen Kraft wirkt und das Queckſilber in den Rinnen keine Feuchtigkeit aus der Atmoſphäre aufnimmt, ſondern ſich auf ſeiner Oberfläche in gehöriger Reinheit und Friſche erhält, dieſe Bewegun⸗ gen und ihre verſchiedene Richtung ſehr viele Male beliebig eintreten und wechſeln laſſen. In der am 8. Juli deſſelben Jahres veranſtalteten Sitzung zeigte der Ref. eine ähnliche progreſſive Bewegung an einem horizontal gerichteten Drathe vermittelſt des in der zweiten Figur abgebildeten Apparats. Auf dem horizontalen, von drei Stellſchrau— ben getragenen, 18“ langen, 10“ breiten Brett a d befinden ſich die beiden mit Queck— filber gefüllten Rinnen a b, e d, und der dünne Kupferdrath e k ſchwimmt auf denfel- ben in horizontaler Lage vermittelſt der beiden hohlen Glaskügelchen, die an jedem ſeiner rechtwinklig umgebogenen und in das Queckſilber eintauchenden amalgamirten Enden be— feftigt find. In feiner Mitte trägt er ein mit beiden Schenkeln abwärts gerichtetes gabel— förmiges Drathſtück, das zwiſchen den über der Mitte des Brettes ausgeſpannten Klavier— ſaiten i h mit Leichtigkeit hingleitet, damit die Glaskügelchen in der Mitte der Rinne erhalten werden. Die Art der Verbindung des Drathes und der Rinnen mit der Kette durch den Gyrotrop g ergiebt ſich aus der Zeichnung, wobei abermals aus dem bei dem obigen Verſuch angegebenen Grunde die Verbindungsdräthe der Rinnen auf entgegenge— ſetzte Enden derſelben in das Queckſilber getaucht ſind. Nachdem der Referent theoretiſch die Nothwendigkeit der Bewegung des Drathes e f bei gefchloffener Kette nach feiner Theorie gezeigt und zugleich dargethan hatte, daß dieſelbe nicht nur in der Lage der Rin— nen, bei welcher ſie ihrer Länge nach ſenkrecht gegen den magnetiſchen Meridian ſind, ſondern auch unter jeder andern Richtung derſelben gegen irgend ein Azimuth mit glei- cher Kraft ſtattfinden müſſe, zeigte ſich der Erfolg beim Beginn der Wirkung der Kette in der Art, daß, wenn k die Kupfer-, 2 die Zinkſeite von der Kette bezeichnet, bei der in der Zeichnung angedeuteten Lage des Gyrotropbügels, wo alſo das Ende e des beweg⸗ lichen Drathes zunächſt mit dem Kupfer und k mit dem Zink verbunden war, der Drath in wenig Secunden von den Enden b und d der Rinnen nach a und. hin durch den Erd— magnetismus getrieben und bei entgegengeſetzter Schließung vermöge der Umlegung des Gy— rotropbügels in entgegengeſetzter Richtung fortbewegt wurde. Der Erfolg wurde mehrmals in beliebig verſchiedenen Richtungen wiederholt und zugleich bemerkt, wie ſowohl dieſer als der obige Verſuch ſtets durch die jedesmalige magnetiſche Inclination des Orts bedingt ſei. — a In dem nacht verfloſſenen Jahre hielt Herr Profeſſor Dr. Pohl zwei durch Ver: ſuche erläuterte Vorträge. I) den 23. Juni demonſtrirte er die Wirkung des Schlie- ßungsdrathes der galvaniſchen Kette mit einer Modification des Oerſted'ſchen Fundamen⸗ talverſuchs, welche die an den verſchiedenen Seiten des Drathes wirkſame magnetiſche Polarität unter Bedingungen darthut, durch welche jeder Zweifel, der etwa noch über die Richtung dieſer Polarität bei der gewöhnlichen Anſtellung des Verſuchs gehegt werden könnte, mit Entſchiedenheit beſeitigt wird. Die Magnetnadel, auf welche der Schlie— ßungsdrath wirkt, ſchwebte nämlich nicht unmittelbar mit ihrer Mitte auf der Spitze eines Stiftes, ſondern ſie ruhte auf dem Ende einer hölzernen Nadel in ſenkrechter Rich— tung gegen dieſelbe, während die nämliche hölzerne Nadel mit einem in ihrer Mitte be— findlichen Hütchen auf einer Spitze ſchwebte und an dem andern Ende durch ein aufgeleg— tes Gegengewicht von Meſſing äquilibrirt wurde. Je nachdem nun die auf der Holznadel ruhende Magnetnadel mit dem einen oder dem andern ihrer Pole den verſchiedenen Seiten des Schließungsdrathes genähert wurde, wobei alſo nicht die zuſammengeſetzte Wirkung des Schließungsdrathes auf beide Pole zugleich in derſelben Stärke, ſondern nur die überwiegende Action auf den einen oder andern von ihnen vereinzelt ſtattfand, trat ent— weder eine Abſtoßung oder eine Anziehung des genäherten Pols ein, ſo wie es unter allen Combinationen der Art jeder Zeit den in der Theorie der Circularpolarität des Ref. zum Grunde gelegten Beſtimmungen vollkommen gemäß war. 2) Am 17. November las Derſelbe eine zur Aufnahme in Poggendorf's Annalen der Phyſik beſtimmte Abhandlung vor: „Ueber galvaniſche Ketten mit zwei verſchiedenen „Flüſſigkeiten mit Bezug auf die Grove'ſche Kette und die Faraday'ſche Combination aus „Schwefelſäure und Jodkalium.“ Er ſtellte dabei die in dieſem Aufſatze beſchriebenen Verſuche mit den verſchiedenen Combinationen der erwähnten Ketten an, und zeigte ins— beſondere auch den Faraday'ſchen Verſuch der Ausſcheidung des Jods auf der Zinkſeite einer ohne Metallcontact aus den erwähnten Flüſſigkeiten gebildeten Platin-Zink-Kette. Er bewies dabei vornehmlich, daß die Wirkung einer ſolchen Combination nicht, wie na— mentlich von dem Herausgeber der Annalen in einer eigenen Abhandlung dieſer Geſichts— punkt zum Grunde gelegt worden iſt, aus der Differenz der Wirkung zweier Ketten reſul— tire, von denen jede einzelne aus einer Flüſſigkeit und zwei verſchiedenen, ohne Contact wirkenden Metallen zuſammengeſetzt ſei, ſondern daß ſie vielmehr aus der Summe der Wirkung zweier Ketten entgegengeſetzter Art hervorgehe, die jede aus zwei verſchiedenen Flüſſigkeiten und einem und demſelben mit beiden in Contact begriffenem Metall gebildet werden. Das Detail dieſer Deduction und vieler andern in dem Aufſatze gegebenen Ent: wickelungen wird hier nicht weiter mitgetheilt, da das Ganze hoffentlich binnen Kurzem in den Annalen der Phyſik erſcheinen wird. Den 27. Januar hielt Herr Profeſſor Dr. Purkinje einen Vortrag über das Phorolyt, einen Apparat zu graphiſchen Darſtellungen von Bewegungen. 63 Zuerſt warf er einen Blick auf die Geſchichte dieſes Kunſtzweiges, wie er ſelbſt zuerſt die Natur des Nachbildes und deſſen Unterſchied vom Blendungsbilde nachgewieſen, welches Nachbild einen weſentlichen Moment bei allen Anſchauungen von Bewegungen ausmacht, und ſo auch bei kunſtgemäßer Darſtellung mittelſt des Phorolyts. Von der andern Seite nahm die Erfindung des mechaniſchen Theils des Phorolyts den Weg von gedrehten Speichenrädern, die ſich theilweiſe decken und ſo zu einem ſcheinbaren Stillſtande gebracht werden, über welche Phänomene zuerſt Faraday ausführlichere Unterſuchungen angeſtellt hat. Mittlerweile hatte das Thaumatrop des Dr. Paris zuerſt das Nachbild fixirt. Die weiteren Anwendungen machte Profeſſor Stampfer in Wien, dem es zuerſt gelang, durch die Conſtruction ſeines Stroboſcops Bewegungen zur Darſtellung zu bringen. Eine Modification ſeines Apparats iſt das Dädaleon von Dr. Horner, und eben fo das Phorolyt des Verfaſſers, welches kein anderes Verdienſt ſich zueignen will, als die phorogrophiſchen Darſtellungen bequemer und deutlicher zu machen. Eine andere Modi— fication des Apparats bildet das phorolytiſche Diorama, welches aus zwei concentriſchen horizontalen Kreiswänden beſteht, davon die innere die Bilder aufnimmt, die äußere zur Durchſicht dient. Mittelſt dieſer und ähnlicher Inſtrumente und den nöthigen maleriſchen Darſtellungen dazu, können nun die meiſten Bewegungen in der Natur- und Kunſtwelt dem Auge vorgeführt werden, und man darf wohl dieſen Gegenſtand als ein eigenes Kunſtfach betrachten, welches freilich erſt in ſeinem Keime liegt, aber durch glückliche Be— arbeitung bald zu bedeutender Entwickelung kommen könnte. Dieſe Kunſt der Darſtellung von Bewegungen würde am beſten Phorographik heißen. Den 19. Februar ſprach Derſelbe über die Grundſätze, nach denen der Apparat des Phorolyts und die Bilder deſſelben conftruirt werden. Das Phorolyt beſteht aus einem Drehapparat, einer in einer Kapſel laufenden, um die eigene Achſe drehbaren Spille, an deren einem Ende eine große geſchwärzte Durchſichtsſcheibe mit radialen Schlitzen, am andern Ende die Bildſcheibe befeſtigt iſt. Indem der Apparat gedreht wird und das Auge durch die vorbeilaufenden Schlitze nach der in gleicher Weiſe ſich drehenden Bild— ſcheibe ſieht, rücken nach und nach die in den Segmenten der Bildſcheibe auseinanderge⸗ legten Momente der Bewegung auf eine und dieſelbe Stelle des Raumes, wodurch eine ſcheinbare Identität des Bildes entſteht, in welchem nun jene getrennten Bewegungsmo— mente zu einer continuirlichen, individuellen Bewegung zeitlich vereinigt werden. Bei der Conſtruction des phorolytiſchen Apparats hat nun jeder Beſtandtheil ſein beſtimmtes Maaß oder Maximum, indem ſich die Vortheile des einen oder des andern gegen einander compenſiren, damit das Ganze unter den Beſchränkungen des menſchlichen Sinnes und möglichſter Compendioſität und Zierlichkeit eine mittlere Größe erlange. So iſt die Länge der Spindel durch die mittlere Sehweite gegeben; der größtmöglichſte Umfang der Durch— ſichtsſcheibe würde für die Deutlichkeit des Bildes vortheilhaft ſein, wenn er nicht wegen ſonſtiger Raumſparniß beſchränkt werden müßte; eben ſo könnten die Deutlichkeit der Umriſſe möglichſt feine Schlitze der Durchſichtsſcheibe fördern, wenn dadurch nicht die — —ê Leuchtung zu ſehr beeinträchtigt würde; je kleiner die Bildſcheibe, je näher alle ihre Theile dem Centrum der Bewegung, deſto ſchöner ſtellen ſich die Geſtalten dar, RB been ter aber der Raum für die Ausführung der Zeichnung. Weiterhin verbreitete ſich der Vortragende über die Regeln phorographiſcher geich⸗ nungen, über die zweckmäßigſte Theilung der Bildſcheibe in Segmente, über fixe und bes wegte Geſtalten, über die Bewegung durch den Umkreis der ganzen Scheibe, über die Bewegung innerhalb einzelner Segmente, über die Richtungen der bewegten Geſtalten, über ſpringende Bewegungen, über Farbenwandlung, über plaſtiſche Phorographen und über Conſtruction phorolytiſcher Dioramen. | | 1201 Chemie. Am 24. März hielt Herr Dr. phil. Duflos einen Vortrag über die merkwürdig— ſten unmittelbaren und ſecundairen Metamorphoſen des Stärkemehls. Der Vortragende ſprach zuerſt von den verſchiedenen, von Guibourt, Raſpail und Fritſch aufgeſtellten An⸗ ſichten über die Structur und Organiſation der Stärkemehlkörner, ging dann zur Zuſam— menſetzung des Stärkemehls über, welches, aus Kohlenſtoff, Waſſerſtoff und Sauerſtoff beſtehend, die beiden letzten Elemente genau in dem Verhältniſſe von 8: 1, alſo wie im Waſſer, enthält, und wonach daher das Stärkemehl ſich als das Product der wechſel— ſeitigen Einwirkung der von den Pflanzen aus der Außenwelt aufgenommenen Kohlen— ſäure und des Waſſers betrachten läßt, in deren Folge die Kohlenſäure zerlegt wurde in Sauerſtoff, welcher in das die Pflanzen umgebende Medium gasförmig entweicht und in Kohlenſtoff, welcher mit den Elementen des Waſſers zu einer ternairen organiſchen Ver: bindung ſich vereint, die nun das Material zur Bildung des Zellengewebes und des Stärke— mehls liefert. In der That unterſcheidet ſich die Subſtanz des Zellengewebes vom Stärke— mehl, in Bezug auf die Elementarzuſammenſetzung, nur durch ein Minus von Waſſerbe— ſtandtheilen auf dieſelbe Menge Kohlenſtoff. Das Stärkemehl liefert nun durch die ver— ſchiedenen Metamorphoſen, die es innerhalb des Organismus durch Einwirkung innerer und äußerer Einflüſſe erleidet, die Producte, welche niemals in Pflanzenſäften fehlen und die wir auch außerhalb des Organismus daraus zu erzeugen vermögen, nämlich Gummi, Zucker und Milchſäure. Dieſe drei organiſchen Verbindungen ſind in der Zuſammen— ſetzung vom Stärkemehl entweder gar nicht, oder nur durch ein Plus an Waſſerbeſtand— theilen verſchieden; ihre Entſtehung aus dem Stärkemehl kann alſo im erſten Falle nur aus einer Umſetzung der Elementaratome, im zweiten aber aus einer Aſſimilation von Waſſer, dieſes ſo leicht und ſo mannigfaltig umwandelbaren Körpers, erklärt werden. Der Vortragende ſprach hierauf von den verſchiedenen Methoden, welche man be— hufs der Verwandlung des Stärkemehls in Gummi befolgt, und welche bekanntlich in Su trockner Erhitzung oder in anhaltendem Kochen mit vielem Waſſer, allein oder mit Säure: zuſatz, beſtehen. Da die Zuſammenſetzung des Stärkemehls und Stärkegummi's quali⸗ tativ und quantitativ dieſelbe iſt, ſo ſcheint die Wirkung der Säuren bei dem Prozeſſe der Gummibildung lediglich darauf zu beruhen, daß ſie die Auflöſung des Stärkemehls in Waſſer vermitteln und hierdurch die Molecularumſetzung befördern; doch ſei es auch wohl möglich und ſogar ſehr wahrſcheinlich, daß ſich das Stärkemehl vom Gummi nur durch einen höhern Grad von Cohärenz unterſcheidet, welches ſowohl durch die Wirkung der trocknen Wärme beim Röſten, als auch durch anhaltendes Kochen mit Waſſer, und noch leichter durch Kochen mit geſäuertem Waſſer ausgeglichen werden kann. Merkwürdige Beiſpiele ähnlicher Erſcheinungen bieten unter den natürlichen anorganiſchen Verbindun— gen der Mineralien, unter andern der Granat, der Epidot und der Veſuvian; unter den künſtlichen anorganiſchen Verbindungen das neutrale a phosphorſaure Natron, welches, bis nahe zum Glühen erhitzt, ſo unlöslich wird, daß es, ſelbſt zum feinſten Pulver zerrieben, vom Waſſer nicht aufgelöſt wird, ſeine große Leichtlöslichkeit aber wieder erhält, wenn es von Neuem, aber bis zum vollen Glühen, erhitzt wird, wobei es zu einem klaren, farb— loſen Glaſe fließt. Unter den organiſchen Verbindungen thieriſchen Urſprungs ſtehen Knochenknorpel und Leim in ähnlicher Beziehung, wie Stärkemehl und Gummi. Die Verſchiedenheit der Wirkung, welche Jod auf Stärkemehl und Gummi ausübt, und welche darin beſteht, daß erſteres durch das genannte Reagens blau, das zweite aber weinroth gefärbt wird, kann keinen gültigen Einwand gegen dieſe Anſicht, daß beide nur Modificationen eines und deſſelben Körpers ſeien, abgeben, da die Färbung, unter denen die Körper dem Auge ſich darbieten, nicht ſowohl durch ihre chemiſche, als vielmehr durch ihre Structur-Verhältniſſe bedingt werden, woher es auch kommt, daß ein und derſelbe chemiſche Körper unter ſehr abweichenden Färbungen dem Geſichtsſinne ſich darbieten kann, fo z. B. Jod- und Schwefelqueckſilber, Schwefelantimon und Eiſenoxyd. Zu der Verwandlung des Gummi's in Zucker übergehend, äußerte ſich der Vortra— gende folgendermaßen: | Wird die durch Kochen mit faurehaltigem Waſſer bewirkte Stärkemehl-Auflöſung noch länger im Sieden erhalten, bis Jodwaſſer in der Flüſſigkeit keine ſichtbare Färbung mehr hervorbringt, ſo hat es eine weitere Metamorphoſe erlitten, welche indeß unbezweifelt mit einer Veränderung in der chemiſchen Conſtitution verbunden iſt. Es werden Waſſer— beſtandtheile aſſimilirt und das geſchmackloſe Stärkegummi in einen ſüßen, kryſtalliſirbaren Körper verwandelt, deſſen Gewicht mehr beträgt, als das des Stärkemehls, woraus er gewonnen. Es iſt dieſer Körper der ſogenannte Stärkezucker, welcher auch Trauben— zucker, wegen ſeines Vorkommens im Safte der reifen Trauben, und Krümelzucker ge— nannt wird, weil er nur ſchwierig in deutlichen Kryſtallen kryſtalliſirbar iſt und gewöhn— lich nur zu einer krümeligen kryſtalliniſchen Maſſe geſteht. Dieſer Körper bildet ſich auch aus dem Rohrzucker und aus dem Milchzucker, wenn beide einer ähnlichen Behand— lung wie die Stärke unterworfen werden. Merkwürdigerweiſe beſitzen aber auch dieſe | 9 —— 66 beiden Zuckerarten, welche bis dahin nur als ausschließliche Erzeugniſſe des Organismus bekannt ſind, genau dieſelbe procentiſche Zuſammenſetzung, wie das Stärkemehl und das Stärkegummi. Dieſe letztere Bildungsweiſe erklärt zun Genüge, warum Rohrzucker nur aus nicht ſauren Pflanzenſäften gewonnen werden kann, und warum es bis dahin nicht hat gelingen können, das Stärkemehl anſtatt in Krümelzucker, in Rohrzucker umzuwan⸗ deln, da die verſchiedenen Wege, welche wir behufs der Umwandlung des Stärkemehls in Zucker einſchlagen, in Bezug auf den Rohrzucker einen ähnlichen Erfolg nach ſich ziehen. Die Wirkung der Säuren bei dem Krümelzuckerbildungs wrozeſſe erklärt Liebig, als ver: anlaßt durch die Fähigkeit dieſer erſteren, mit dem Krümelzucker, nicht aber mit dem Stärkegummi, noch auch mit dem Rohrzucker chemiſche Verbindungen einzugehen, alſo gleichſam als den Erfolg einer ſogenannten prädisponirenden Verwandtſchaft, wovon die anorganifche und organiſche Chemie fo viele auffallende Beiſpiele darbietet. Die Oxyda⸗ tion des Kupfers in Berührung mit Säure und Luft, die Salpeterbildung bei der Verwe⸗ ſung ſtickſtoffhaltiger organiſcher Körper in Berührung mit baſiſchen Subſtanzen, ſind Erſcheinungen dieſer Art. 0 Dieſe Erklärung iſt indeß auf einen anderweitigen Zuckerbildungs-Prozeß nicht an: wendbar, welcher in ökonomiſch-techniſcher Beziehung beſonders wichtig iſt, nämlich die Zuckerbildung durch Malz. Wird Stärkemehl in einen mit Waſſer von mittler Tempe⸗ ratur bereiteten Auszug von gekeimtem Getreide eingerührt und das Gemiſch mehre Stun— den lang bei einer Temperatur von 68 — 70 C. erhalten, fo erleidet die Stärke eine ähnliche Umwandlung, wie durch Schwefelſäure, ſie geht zuerſt in Gummi und dann in Krümelzucker über. Dieſe Wirkung des Malzaufguſſes wird durch die Gegenwart eines Stoffes in dem Malze bedingt, welcher urſprünglich in dem ungekeimten Getreide nicht vorhanden, ſondern ſich erſt im Verlaufe des Keimungsprozeſſes darin erzeugt. Man hat dieſe Subſtanz iſolirt dargeſtellt und ſie bekanntlich Diaſtas genannt. Es iſt ein ſtickſtoffhaltiger Körper von geringer Beſtändigkeit, deſſen Haupteigenſchaft eben darin beſteht, daß es, in Waſſer aufgelöſt, bei einer Temperatur zwiſchen 65 — 70 C. auf die Stärke dieſelbe Wirkung ausübt, wie die Mineralſäuren bei 85 — 90° C. Wird die Stärkezuckerlöſung, gleichviel, ob ſie durch Säure oder durch Diaſtas er— zeugt worden, bei einer Temperatur zwiſchen 15 — 25° C. mit etwas Wein- oder Bier⸗ hefe in Berührung geſetzt, fo erleidet der darin enthaltene Zucker eine abermalige Meta: morphoſe; ein Theil feines Kohlenſtoffs und feines Sauerſtoffs treten in Form von Koh: lenſäure aus der Verbindung heraus, während die übrig bleibenden Kohlenſtoff-, Waſſer— ſtoff⸗ und Sauerſtoff-Atome ſich zu Alkohol umſetzen. Dieſen Vorgang bezeichnet man bekanntlich mit dem Ausdruck weinige oder geiſtige Gährung, inſofern die Weinerzeugung aus dem Traubenſafte und die Weingeiſtbildung aus der Getreide- und Kartoffelmaiſche darauf beruhen. Der Rohr- und Milchzucker erleidet zwar unter gleichen Verhältniſſen dieſelbe Entmiſchung, aber jedenfalls nur inſofern, als ſie vorher in Krümelzucker meta— morphoſirt werden. Beide letztere Zuckerarten bieten übrigens unter anderen Verhält⸗ 67 niffen eine anderweitige, nicht minder merkwürdige Umwandlung dar, welche weder von irgend einer Aſſimilation, noch von einer Elimination begleitet iſt, nämlich die Umwand⸗ lung in Milchſäure. Dieſe Umwandlung wird hervorgerufen, wenn Rohr- oder Milch: zucker in 20 Theilen Waſſer gelöſt wird, welches vorher mit ſtärkemehlfreier Bierhefe oder mit Kleber oder auch mit Kälberlaab gekocht wurde, und dieſe Auflöſung einer Tem— peratur von 30 — 40° C. längere Zeit ausgeſetzt wird. Eben fo bewirkt der Käſeſtoff dieſe Umwandlung des Milchzuckers beim Sauerwerden der Milch. Traubenzucker erlei⸗ det unter ähnlichen Verhältniſſen keine Veränderung. Die Milchſäure iſt genau wie der Rohrzucker zuſammengeſetzt, wie ſehr ſie ſich auch im iſolirten Zuſtande von dieſem ver— hält. Sie ſpielt in der thieriſchen Oekonomie eine große Rolle; ſie iſt im Blute, in der Milch, im Harn, in den Flüſſigkeiten des Muskelfleiſches, im Magenſaft, theils frei, theils an Baſen gebunden, enthalten; ſie bildet ſich in großer Menge bei dem Uebergange zuckerhaltiger Pflanzenſäfte, z. B. des Saftes der Möhren, Runkelrüben, der Zwiebeln, in die ſaure oder ſogenannte ſchleimige Gährung, wo dem Sauerwerden keine Weingeiſt— bildung vorangeht, wie bei der Eſſiggährung. Sie iſt eine ſehr kräftige Säure, zerſetzt die eſſigſauren und auch die ſalzſauren Salze, daher wohl auch das Vorkommen von freier Salzſäure im Magenſafte; ſie löſt die Knochenerden, d. h. den baſiſch phosphorſauren Kalk ſehr leicht auf, woraus das Vorhandenſein dieſes Erdſalzes in der Milch und im Harn ſehr leicht erklärbar. Die Umwandlung des Stärkemehls in Gummi und Traubenzucker, die Umwandlung des letzteren in Kohlenſäure und Weingeiſt, endlich die Umwandlung des Rohr- und Milchzuckers in Milchſäure durch Agentien von anſcheinend ſehr geringer chemiſcher Wirk— ſamkeit, wie Diaſtas, Hefe, Kleber, Käſeſtoff, iſt vom chemiſchen Standpunkte aus ſehr ſchwierig zu erklären. Nach Liebig bringen dieſe Stoffe die erwähnten Umwandlungen und Zerlegungen nur in Folge der fortſchreitenden eignen Zerſetzung hervor, die ſie bei Gegenwart von Luft und Waſſer erleiden. Das Verhalten des Stärkegummiss, des Zuckers und anderer complexen Zuſammenſetzungen ähnlicher Art gegen alle darauf einwir— kenden Agentien zeigt, daß die Kraft, mit welcher ihre Elemente zu der eigenthümlichen Verbindung, welche ſie darſtellen, zuſammengehalten ſind, ſehr ſchwach iſt. Jeder darauf einwirkende Körper veranlaßt eine neue Anordnung dieſer Elemente, und es entſtehen neue zuſammengeſetzte Produkte. Man kann annehmen, ſagt Liebig, daß die Atome dieſer zu— ſammengeſetzten Körper, zu welchen die Zuckerarten gehören, nur durch das Beharrungs— vermögen zuſammengehalten werden, daß jede Störung des Gleichgewichts in der Anzie⸗ hung der Elemente eine neue Ordnung derſelben bedingt. Zu dieſen Störungen gehört nun der Einfluß, den ein in Zerſetzung begriffener Körper AL einen andern ausübt, wel⸗ cher der nämlichen Zerſetzungsweiſe fähig iſt. Die Hefe z. B. iſt ein in Fäulniß, alſo in Zerſetzung befindlicher Körper, deſſen Atome ſich in einer beffänbigen Umſetzung, in einer unaufhörlichen Bewegung befinden. Dieſe Bewegung theilt ſich den Atomen des Zuckers mit, fie hebt das ſtatiſche Moment in der Anziehung feiner Elemente auf; indem fie aufs 9 * 6898 —— hören, in dem Zuſtande oder in der Ordnung zu beharren, in welcher ſie Zucker bilden, vereinigen fie ſich anderweitig nach ihren ſpeciellen Anziehungen. Der Kohlenſtoff des Zuckers theilt ſich in den Waſſerſtoff und Sauerſtoff, es entſteht auf der einen Seite eine Kohlenſtoffverbindung, welche den größten Theil des Sauerſtoffs, nämlich Kohlenſäure, und auf der andern Seite eine Kohlenſtoffverbindung, die allen Waſſerſtoff enthält, näm⸗ lich Alkohol. 1 | Es ergiebt fich hieraus, fährt Liebig weiter fort, auf eine unbezweifelte Weiſe, daß bei der Gährung des reinen Zuckers mit Ferment beide neben einander eine Zerlegung er— leiden, in deren Folge ſie beide verſchwinden. Wenn das Ferment nun ein Körper iſt, der ſich im Zuſtande der Fäulniß befindet und Gährung in Folge feiner eignen Zerſetzung er— regt, ſo müſſen alle Materien, die ſich in dem nämlichen Zuſtande befinden, auf den Zucker eine gleiche Wirkung ausüben. Dies iſt in der That der Fall. Faulendes Muskelfleiſch, Urin, Hauſenblaſe, Eiweiß, Käſe, Blut u. ſ. w. bringen, in Zuckerwaſſer gebracht, die Entmiſchung des Zuckers hervor; ſogar die Hefe ſelbſt, welche durch anhaltendes Auswa⸗ ſchen ihre Fähigkeit, Gährung zu erregen, gänzlich verloren hat, erhält ſie wieder, wenn ſie, an einem warmen Orte ſich ſelbſt überlaſſen, in Fäulniß übergegangen iſt. Dieſe Thatſachen beweiſen demnach die Exiſtenz einer neuen Urſache, welche chemiſche Verbindungen und Zerſetzungen bewirkt, und dieſe Urſache iſt die Thätigkeit, welche ein in Zerſetzung oder Verbindung begriffener Körper auf Materien ausübt, in denen die Be⸗ ſtandtheile nur durch eine ſchwache Verwandtſchaft zuſammengehalten ſind; dieſe Thätig⸗ keit wirkt ähnlich einer eigenthümlichen Kraft, deren Träger ein in Zerſetzung begriffener Körper iſt, eine Kraft, die ſich über die Sphäre ſeiner Anziehung hinaus erſtreckt. Als Erſcheinungen, welche für eben fo viel Beläge für die Richtigkeit dieſer Erklä— rung gelten können und gelten müſſen, führt Liebig unter Anderm an das Verſchwinden der Hippurſäure im gefaulten Pferdeharn, das Verſchwinden des Harnſtoffgehalts des Menſchenharns während der Fäulniß deſſelben, die Zerlegung des Harnſtoffs, dem man einer gährenden Zuckerlöſung zugeſetzt hat, in Kohlenſäure und Ammoniak, endlich das Nichtmehrvorhandenſein des Asparagin's in gegohrenen Auszügen von Spargeln und Ei— biſchwurzel, welche in friſchem Zuſtande ſo reich an dieſem Stoffe ſind. Liebig weiſt außerdem durch Beiſpiele, aus der anorganiſchen Chemie hergenommen, nach, daß dieſe eigenthümlichen Wechſelwirkungen nicht bloß auf organiſche Gebilde eingeſchränkt ſind, ſondern daß ſie ſich auch zwiſchen anorganiſchen Körpern darbieten. Dieſe Beiſpiele ſind die Auflöſung des mit Silber legirten Platins in Salpeterſäure, die Auflöſung des Neu— ſilbers in verdünnter Schwefelſäure; im erſten Falle iſt es die Oxydation des Silbers, welche die des Platins erregt, im zweiten Falle wird die Oxydation der an ſich in ver— dünnter Schwefelſäure nicht oxydirbaren Metalle, Kupfer und Nickel, durch die Oxyda— tion des Zinks hervorgerufen. Ein drittes Beiſpiel iſt die Zerlegung der Oxyde edler Metalle in Berührung mit Waſſerſtoffhyperoxyd, welches mit Waſſer verdünnt iſt. Die 1 pulverigen Oxyde veranlaſſen zuerſt, wie alle pulverigen Körper, eine Zerlegung des Hy— peroxyd's, und dieſe ruft dann die des Metalloxyd's hervor. b eber das vermeintliche Vorkommen des Arfeniks in organiſirten Körpern. Da dieſer, in der betreffenden Sitzung durch analytiſche Experimente erläuterte, Vortrag ſeitdem durch den Druck veröffentlicht worden iſt (das Arſenik, ſeine Erkennung, und fein vermeintliches Vorkommen in organiſirten Körpern. Leitfaden zur Selbſtbeleh— rung und zum praktiſchen Gebrauche bei gerichtlich-chemiſchen Unterſuchungen für Aerzte, Phyſiker, Apotheker und Rechtsgelehrte, von Dr. A. Duflos und A. G. Hirſch. Mit in den Text gedruckten Holzſchnitten. Breslau, Verlag von Ferd. Hirt, gr. 8. S. 50), ſo begnügen wir uns, hier die Schlußfolgerungen mitzutheilen, welche ſich aus dieſer Ar— beit, die der Vortragende gemeinſchaftlich mit ſeinem Freunde, Herrn Apotheker Hirſch, unternahm, ergeben haben: f 1) Das Arſen bietet in metalliſchem Zuſtande Erſcheinungen dar, welche vollkommen geeignet ſind, die Identität deſſelben außer allem Zweifel zu ſetzen. 2) Zur Darlegung dieſer Erſcheinungen iſt ſchon die geringſte, dem Gewichte nach nicht mehr beſtimmbare Menge metallifchen Arſens hinreichend. 3) Die Herſtellung des Arſens in metalliſchem Zuſtande iſt daher bei gerichtlich = chemi- ſchen Unterſuchungen unerläßlich zur Beweisführung, daß der Gegenſtand der Unter— ſuchung eine arſenikhaltige Subſtanz geweſen ſei. 4) Die bloße Prüfung des verdächtigen Körpers durch Reagentien iſt unzureichend; die Reactionserſcheinungen, wie ſehr ſie auch mit dem bekannten Verhalten der arſeni— gen Säure übereinſtimmen, machen die Metalliſirung niemals entbehrlich. 5) Bei Unterſuchungen von organiſchen Gemengen erfordert die unmittelbare Anwen— dung der Marſh'ſchen Probe ſehr große Aufmerkſamkeit; es iſt daher beſſer und ſicherer, das Arſen durch Schwefelwaſſerſtoff zu fällen, den in Ammoniak gelöſten und wieder abgeſchiedenen Niederſchlag mittelſt Königswaſſer aufzulöſen und dieſe Löſung in den Apparat zu bringen. 6) Zur Aufſammlung und Conſtatirung des Giftes verdient bei Anwendung der Marfh’- ſchen Probe das von Berzelius angegebene Verfahren vor allen andern den Vorzug. 7) Durch Kochen mit Salzſäure wird alles Gift in Auflöſung übergeführt, und es iſt daher die langwierige Vorbehandlung mit Alkali oder Salpeterſäure überflüſſig. 8) Schwefelwaſſerſtoff fällt aus der ſalzſauren Abkochung alles Gift als Schwefelarſen nieder. —— 9) Die Herſtellung von metalliſchem Arſen aus Schwefelarſen nach der alten Berzelius ſchen Methode iſt der mittelſt des Marſh'ſchen Apparats vorzuziehen, und es iſt dazu der Gebrauch arſenfreien Zinks nicht eben nothwendig. 10) Die Behandlung mit Salpeterſäure nach der Methode von Orfila iſt ſehr ſchwierig und unſicher. J 11) Die Knochen enthalten kein normales Arſen. 12) Das in den Organismus übergegangene Arſen bleibt nicht darin, wenn nach ge— ſchehener Vergiftung bei Genuß von unvergifteten Nahrungsmitteln das Leben noch hinreichende Zeit fortdauert; das Gift wird von dem Organismus wieder aus- geſtoßen. | Herr Profeffor Dr. Fiſcher experimentirte am 7. Juli und 4. Auguſt mit der Groveſſchen Kette, erläuterte ihre Konſtruktion und hob in feinem Vortrage die eigen: thümlichen Vorzüge derſelben hervor. Herr Director Gebauer zeigte und erörterte die Vergoldung auf galvaniſchem Wege. Der vorgewieſene ſehr einfache Apparat beſtand nur aus zwei Glaskrauſen. An der kleineren war der Boden abgeſchnitten und über die Spur am Halſe eine feuchte Blaſe mit Bindfaden feſtgebunden. In der größeren Krauſe befand ſich verdünnte Schwefel— ſäure mit einer amalgamirten Zinkplatte, von der ein Kupferdrath bis in das hineinge⸗ ſtellte kleinere, mit der Blaſe nach unten gekehrte und mit ſehr verdünnter Goldauflöſung gefüllte Gefäß reichte. An den Kupferdrath wurden die zu vergoldenden Gegenſtände be— feſtigt und in die Goldauflöſung eingetaucht. Es bildet ſich ſehr ſchnell eine dünne Gold— haut, welche durch Abwiſchen mit einem Lappen und erneuertes Eintauchen verſtärkt wer— den kann. Dieſe Vergoldung erträgt den Polirſtahl, ohne ſich abzublättern. Die Gold— auflöſung darf nicht ſauer fein, weil ſonſt ein Abblättern der gebildeten Haut unausbleib- lich iſt. Durch Hinzufügung von wenig Soda iſt dieſem Uebelſtande leicht begegnet. Die ſolcher Art ausgeführte Vergoldung hielt ſich gut an Gegenſtänden, welche häufig in Gebrauch genommen wurden, ertrug aber kein Glühen. Beim Glühen verflüchtigte ſich die dünne Goldhaut als ein leichter Rauch. Herr Oberſt-Lieutenant Dr. Freiherr von Strantz ſprach über die Ringge— birge und Krater, und verglich dieſelben mit ähnlichen Bildungen, welche am Monde ſichtbar ſind. Er nimmt an, daß bei dem gegenwärtigen Standpunkte der Phyſik dieſe Bildungen nicht anders, als durch unterirdiſche Exploſionen hervorgebracht und erklärt werden können, und namentlich im Monde, wo bei der geringeren Schwere (6% Mal geringer, als auf der Erde, wie man annimmt) den Ausbrüchen ein ge— ringerer Widerſtand entgegenſetzt wird. } 71 Referent berief ſich hierbei auf die Minentheorie. Bei Entzündung einer Mine wird der Boden trichterförmig ausgeworfen, und bildet bei ſeinem Rückfalle eine Umwallung um die entſtandene, zum Theil wieder gefüllte Oeffnung. 5 Der Mineur kann alle die Krater und Ringgebirge, die im Monde unfere Ver⸗ wunderung erregen, im Kleinen vorbringen: Krater von großem Durchmeſſer und ge: ringer Tiefe, und umgekehrt, vereinzelt oder in Reihen, auch mit in einander greifen⸗ den Kraterrändern. Die kleinen Krater fallen jederzeit verhältnißmäßig tiefer aus, daher auch ein kleiner Krater innerhalb eines großen entſtehen kann, woraus die dop— pelten Umwallungen mit innerhalb befindlichem Krater hervorgehen, wie wir ſie am Monde wahrnehmen. nn Das Vorgetragene ward durch geometriſche Conſtructionen erläutert. Daß ſolche Erſcheinungen auf der Erde nicht ſo häufig und in ſo großem Maaß— ſtabe vorkommen, dürfte dem großen Luftdrucke und den vielen thätigen Vulkanen bei⸗ zumeſſen ſein. a 5 Für Exploſions⸗Krater im Kleinen erkennt Referent die meiſten Gebirgsſeen. Ob die ſogenannten Gebirgskeſſel, wie das Königreich Böhmen und die Grafſchaft Glatz, auf ähnliche Art entſtanden ſind, läßt er dahingeſtellt ſein, wenn gleich Ringgebirge und Gebirgskränze von gleicher Größe am Monde vorkommen und dem Bildungsgeſetze der kleinen Krater nicht widerſprechen. | Geologie und Petrefaktenkunde. Herr Oberſtlieutenant v. Fiebig lieferte eine Ueberſicht einiger Anſichten, welche ſeit der Mitte des vorigen Jahrhunderts über die Beſchaffenheit des Innern der Erde pu— blizirt worden find, denen er einige Bemerkungen über die in den neueren Zeiten ange: wendeten Methoden beifügte, die Dichtigkeit des Erdkörpers zu beſtimmen. In Schleſien hat man im verwichenen Jahre an ſehr vielen Orten Braunkohle ge— funden, die bis jetzt freilich ſich nur ſelten bauwürdig gezeigt hat, indem das Vorkommen derſelben ſich auf größere oder kleinere Neſter beſchränkte, und umfangsreiche, zuſammen⸗ hängende Lager, ſo viel ich wenigſtens weiß, noch nirgends nachgewieſen worden ſind. Der Sekretair der Sektion war eifrig bemüht, ſich überall Exemplare derſelben zu ver: ſchaffen, um ſie einer vergleichenden anatomiſchen Unterſuchung zu unterwerfen, mit wel— cher er jedoch noch nicht zu erwünſchtem Ende gelangen konnte. Sehr inſtruktive Stücke theilten die Herren Kaufmann Credner und Buchhändler Ruthardt von Coſel bei Patſchkau, Herr Ober-Amtmann Braune aus Frobelwitz, Herr Geheime Kommerzien: Rath Treutler und Herr Apotheker Weimann aus der Umgegend von Grünberg mit, 72 wie denn endlich der Sekretair felbft um Breslau etwas Aehnliches entdeckte, worüber er in der allgemeinen Verſammlung der ſchleſiſchen Geſellſchaft vom November des vorigen Jahres einen Vortrag hielt, den wir hier auch folgen laſſen, zunächſt aber die ſchriftlich der Geſellſchaft überſchickten und in derſelben auch zum Vortrag gebrachten Abhandlungen der Herren Apotheker Weimann und Hellwig über die Braunkohle zu Grünberg mittheilen: | | Ueber den Braunkohlenbau bei Grünberg, vom Herrn Apotheker Weimann. l A. Hiſtoriſches. Es kann wohl mit Recht behauptet werden, daß ſelbſt noch vor wenig Jahren Nie: mand an einen Braunkohlenbau hierorts dachte, ſondern daß man im Gegentheil fürchtete, ein unabweislicher Holzmangel möchte ſich in ſpäterer Zeit auch hier fühlbar machen. Dieſe Befürchtungen hat unſer Mitbürger, der Herr Kaufmann Pohlenz, mit aller Wahrſcheinlichkeit beſeitiget, welcher, ſeit dem Jahre 1837 hier wohnhaft, die nächſte Veranlaſſung zur Aufdeckung von Braunkohlenlagern in hieſiger Gegend geworden iſt. Herr C. A. Pohlenz war durch eine Reihe von 35 Jahren in Eiſenhütten beſchäftiget und zuletzt in einer ſolchen als Faktor angeſtellt; ſeit dem Jahre 1837 lebt er, wie er— wähnt, am hieſigen Orte, wo er eine Eiſenwaarenhandlung errichtete. Als Kenner und Verehrer des mineralogiſchen Theils der Naturwiſſenſchaften und als Freund der Natur im Allgemeinen bewegte ſich Herr P. häufig im Freien, wozu ihn unſere an Abwechſelun— gen ſo reiche Gegend einlud. Auf dieſen Wanderungen lernte er die geologiſchen Verhält— niſſe unſeres Terrains kennen, und aus dem Auffinden von Schieferthon, Grauwacke, Sphäroſiderit u. dergl. und der Configuration der das Kämmereidorf Wittgenau umge— benden bedeutenden Anhöhen ſchloß er, daß hier Kohlenlager vorhanden ſein möchten. Er wendete ſich deshalb unterm 21. September 1838 an das Königl. Ober-Berg— Amt in Brieg, und bat um einen Schürfſchein auf kohlige Subſtanzen, von welchem er an die Bergamts-Kommiſſion in Kupferberg gewieſen wurde. In Folge deſſen ſuchte nun Herr P. unterm 9. Oktober deſſelben Jahres bei gedachter Bergamts-Kommiſſion die Erlaubniß nach, auf Wittgenauer Terrain, und zwar auf Grund und Boden des Scholzen Fränzel, zu ſchürfen, wozu ihm unterm 17. November der Schürfſchein ertheilt wurde. Nach vielen Schürfverſuchen entdeckte Herr P. endlich bei drei Lachter, 10 Zoll Tagesteufe ein ungefähr 6 Zoll hohes Lager bankartig abgeſetzter Braunkohlennieren, auf welche er die Muthung nachſuchte, ſofern der Fund für bauwürdig erklärt würde. Die Erklärung des Herrn Bergraths und Bergamts-Direktors Erdmann in Waldenburg vom 30. Juli 1839 war gegen den Antrag der Muthung, im Gegentheil rieth derſelbe, 73 noch mehrere Schürfverſuche zu machen, und gab die Mächtigkeit des Lagers an, die es zu dieſem Behufe haben müſſe; in Folge deſſen Herr P. feine Verſuche unausgeſetzt fort— ſtellte und endlich auf der zur hieſigen katholiſchen Kirche gehörigen Pfarr-Wiedemuth zu Schloine eine neſterartige, 16 Fuß mächtige Braunkohlenablagerung auffand. Bis hier— her hatte Herr P. die Arbeit auf alleinige Koſten betreiben laſſen; unterm 8. Auguſt 1839 trat er jedoch mit einigen angeſehenen und vermögenden hieſigen Einwohnern in kontraktliche Verbindung, die im Juli deſſelben Jahres neben ihm ebenfalls einen Schürf— ſtein erhalten hatten. Dieſe Verbindung löſte ſich jedoch nach einjährigem Beſtehen un⸗ term 22. Auguſt 1840 wieder auf, angeblich deshalb, weil kein günſtiges Reſultat bis dato erzielt worden ſei, was wohl nur daran liegen mochte, daß die richtige Streichungs— linie noch nicht ermittelt werden konnte. Weit entfernt, das Project durch die für P. ſehr nachtheilige Iſolirung fallen zu laſſen, ſetzte derſelbe ſeine Bohrverſuche mit höchſt rühmenswerther Beharrlichkeit und Ausdauer unter oft ſehr ſchwierigen Verhältniſſen allein fort, und ſtieß endlich in nord⸗ weſtlicher Richtung von dem erſteren Punkte auf Schloiner Grund und Boden auf einen ſehr bedeutenden Kohlenfund von 34 Fuß Mächtigkeit, und darauf in verfolgter ungefäh— rer Streichungslinie noch auf drei andere Kohlenpunkte. Nach Bien günftigen, die. lo- benswertheſten Anſtrengungen belohnenden Refultaten trat P. am 2. Oktober 1840 mit dem Herrn Geheimen Kommerzien-Rath Treutler in Neu-Weißſtein bei Waldenburg in kontraktliche Verbindung, worauf die weiteren Schürverſuche auf des Letzteren Koſten fortgeſetzt und noch mehrere andere Kohlenpunkte glücklich entdeckt wurden. Durch dieſe unerwartete günſtige Wendung der Angelegenheit vtranlaßt, traten die früheren hieſigen Theilnehmer dem Unternehmen wieder bei, ſo wie auch die Kommune Grünberg durch früheren Beſchluß des Magiſtrats und der Stadtverordneten vom 26ſten vorigen Monats ſich für die ihr geſetzlich zuſtehende Theilnahme am Kohlenbau auf dem der Kommune gehörenden Territorio erklärt und ausgeſprochen hat. Die Fundgrube auf Schloiner Grund und Boden hat den 15. Oktober 1840 den Namen: Friedrich-Wilhelms— Grube erhalten, und an demſelben Tage haben die Herren P. und T. die Muthung die— ſer Grube beantragt. Später iſt dieſſeits Wittgenau dicht an der nach Naumburg a. B. führenden Straße rechts ein zu obiger Grube gehöriger Schacht angelegt worden, in wel— chem die Kohle in einer Tiefe von circa drei Lachtern liegt. Dieſer Schacht hat den Na— men Karl-George-Schacht erhalten, und am 15. Oktober d. J. iſt die erſte Kohle im wirklichen Abbau aus ihm gefördert worden. Später hat man denſelben aber wegen Unergiebigkeit wieder verlaſſen, aber einen andern Schacht, etwa eine halbe Meile davon, getrieben, und daſelbſt außer ſehr ſchöner Kohle in Letten ſehr ſchöne und wohlerhaltene Abdrücke von Blättern gefunden, deren Mittheilung ich dem Herrn Geh. Kommerzienrath Treutler und Herrn Apotheker Weimann verdanke. Sie ähneln unſern Alnus- und Carpinus-Arten, einer auch der von Zenker unter dem Namen Credneria beſchrie— benen Gattung. Bei den meiſten iſt die Blattſubſtanz ſelbſt noch deutlich 9 74 B. Aeußere Beſchaffenheit der Kohle. Sie kommt vor als Stück⸗, als erdige Kohle und als bituminöſes Holz. IJ. Stückkohle. * Sie iſt ziemlich trocken und feſt in formloſen Stücken von verſchiedener Größe, läßt ſich mit einem Meſſer leicht ſchaben und ſchneiden, eben ſo auch in Lagen trennen, aus denen ſie mehr oder weniger wahrnehmbar beſteht; die geſchnittenen Flächen zeigen eini⸗ gen Glanz, die durch Spalten entſtandenen nicht die matte Beſchaffenheit des ganzen Stückes, ſondern laſſen einigen, wenn auch geringen Schimmer (Fettglanz) erkennen, wobei ſich namentlich die organiſche Textur in einem gewiſſermaßen blätterigen Gefüge herausſtellt. Es findet dieß in mehreren Abſtufungen ſtatt, von der faſt unveränderten Holzſtruktur bis zu der einer ſcheinbar formloſen Maſſe. Sie läßt ſich in einem Mörſer leicht zerſtoßen und giebt dann ein Pulver von gleicher Farbe, wie die ganze Kohle. Sie färbt bei dem Angreifen leicht ab, giebt auf dem Papier einen Strich von ſchmutzig brau⸗ ner Farbe, doch verſagt manches Stück auf dem Papier; an der Zunge hängt ſie nicht an, beim Anſchlagen mit einem Meſſer z. B. klingt ſie nicht, ihre Farbe iſt im ganzen Stück erdig, ſchwärzlich braun, auch zuweilen heller, auf dem Bruch von gleicher Farbe, durch hellere Stellen zuweilen bunt, der Bruch iſt nächſtdem erdig, ſchiefrig, blättrig, läßt in der Regel Lagen erkennen; werden dieſe Lagen durch Spalten bloßgelegt, fo zei— gen ſie die oben bemerkten, faſt fettglänzenden, mehr oder minder ein blättriges Gefüge verrathenden unebenen Flächen. Auf dieſen laſſen ſich zuweilen hellere Netzadern erken— nen, doch nicht in einem regelmäßigen Blatt-Abdrucke, ſondern als verworrenes Ge— flecht. Sie iſt undurchſichtig, an den Kanten nicht durchſcheinend, ohne Geſchmack und, wie es ſcheint, ſelbſt ohne Geruch. Der Herr Markſcheider Bockſch, welcher die Ge— gend um Grünberg vermißt, verſichert, kleine Bernſteinſtückchen mitten in dem Kohlenge— füge wahrgenommen zu haben. ; | II. Er dige Kohle. Sie beſteht aus kleinen Stückchen von der verſchiedenſten Größe, mit einem gröb— lichen Pulver untermengt; die kleinen Stückchen haben durchgängig eine erdige Be— ſchaffenheit, doch zeigen auch andere die lagenartige blättrige Struktur der ganzen Kohle; die Härte der Stückchen iſt die der ganzen Kohle, doch erſcheinen ſie trockener und dunkler von Farbe und färben eben ſo ab, doch giebt die ganze Kohle auf dem Papier noch einen beſſeren Strich, als verſuchsweiſe die kleinen Stückchen. Sie iſt undurch- ſichtig, geruch- und geſchmacklos. RR III. Bituminöſes Holz. Es zeigt außer der verſchiedenen Färbung die unveränderte Holzgeſtalt; die Färbung geht vom Bräunlichgelben bis zum Schwärzlichbraunen durch alle Farben-Nuangen; 75 neben völlig ausgebildeten, mitunter, wie es ſcheint, plattgedrückten Stammſtücken finden ſich auch Stückchen von einzelnen oder mehreren zuſammengefügten Lagen von Jahresrin⸗ gen als Band⸗ oder Baſtkohle; es erſcheint matt, auf dem Bruch eben fo, zuweilen auch glänzend, wie mit Harz erfüllt, glatt, oft ſchiefrig. Beim Anzünden brennt es eine Zeit⸗ lang fort, beim Glimmen verbreitet es einen weißlichen Rauch und einen erdharzigen Ge⸗ ruch. Es läßt ſich in einem Mörſer leicht zu Pulver ſtoßen, welches eine hellbraune Farbe beſitzt. ane Stücke mit bernſteinähnlichem Harz ſind in neueſter Zeit auch gefunden worden. Unter dem 27. November 1841 ſendete der verehrte Vorſtand des löblichen und bekanntlich eben ſo thätigen als für das Wohl ſeiner Mitbürger nützlich wirkenden Ge⸗ werbe⸗ und Gartenbau- Vereins eine von demſelben veranlaßte, von dem Herrn Verfaſſer der vorigen Abhandlung und dem Herrn Apotheker Hellwig veranſtaltete chemiſche Ana⸗ lyſe der um Grünberg entdeckten Braunkohle ein, die wir im Intereſſe dieſer für Schleſien überhaupt ſo wichtigen Angelegenheit hier ebenfalls folgen laſſen: | Ueber die chemiſche Zuſammenſetzung der bei Grünberg geförderten Braunkohle, den Herren Hellwig und Weimann. | Von der verehrlichen erſten Section des hieſigen Gewerbe- und Garten: Vereins wurde den Obengenannten der angenehme Auftrag, die in hieſiger Gegend geförderte Braunkohle gemeinſchaftlich zu analyſiren, zu welchem Behufe denenſelben eine Partie Braunkohle zugeſchickt worden war. Die hohe Wichtigkeit, die dieſer Gegenſtand nicht allein für einen kleinen Kreis und eine kurze Zeit in Anſpruch nimmt, ſondern die dieſelbe beträchtlich zu erweitern und zu verlängern verſpricht, legte den Verfaſſern die Pflicht auf, denſelben in ſeiner ganzen Bedeutſamkeit aufzufaſſen und die Unterſuchung mit beſonderer Berückſichtigung der praktiſchen Seite deſſelben zu unternehmen. Die Anwendung der Braunkohle als Brennmaterial erheiſcht, daß bei einer Unter⸗ ſuchung auf die verbrennlichen Theile derſelben beſondere Rückſicht genommen werde, daß das Weſen derſelben erforſcht und das Verhältniß des Verbrennlichen zu dem Unverbrenn⸗ lichen dargethan werde. Manche Nebenfragen, die vielleicht die Wiſſenſchaft außerdem noch thun möchte, können unberückſichtigt bleiben, da es nicht die Aufgabe iſt, den Gegenſtand nach allen Richtungen der Wiſſenſchaft zu erschöpfen, ſondern nur, was das praktiſche Leben betrifft, möglichſt zu erledigen. Die Veränderung des Holzes i in Braunkohle hat mit der Bildung des Torfes große Kehnlichteit, nur geſchieht letztere, unter Mitwirkung des Waſſers, bei mehrerem Zutrttte 10 * 76 der atmoſphäriſchen Luft, die erſtere mehr unter der Erde und bei geringerem Zutritte des Sauerſtoffs. Es iſt dies eine unter Anderem von Wiegmann in deſſen gekrönter Preis- ſchrift über den Torf nicht allein, ſondern auch von der Königl. Akademie der Wiſſen⸗ ſchaften in Berlin ſelbſt ausgeſprochene Anſicht. Unterſcheidend möchte es ſein, daß der Torf noch im Bilden begriffen, die Bildung der Braunkohle als abgeſchloſſen zu betrach— ten fein dürfte. Für die Verwandtſchaft der Braunkohle mit dem Torf ſprechen nächſt- dem die in Beiden aufgefundenen gleichen Beſtandtheile, die in Harz, Erdharz, Humus⸗ ſäure, Humuskohle u. ſ. w. beſtehen, und daher wird es als gerechtfertigt erſcheinen, wenn bei der Analyſe der von Wiegmann a. a. O. angegebene Weg nebenbei eingeſchla— gen und auf die verſchiedenen Formationen der Braunkohle angewendet wurde. Die Braunkohle wurde den Obengenannten in drei verſchiedenen Zuſtänden zur Unterſuchung übergeben: | 1) als Stückkohle, 2) als erdige Braunkohle, 3) als bituminöſes Holz. Von dieſen drei Sorten wurden immer gleiche Mengen in gleichzeitige Arbeit genom: men; es wurde ermittelt: A. Der Waſſergehalt bei einer beſtimmten Quantität durch Anwendung einer Wärme von circa + 50 Reaumur. Das Wachs und Harz durch Digeſtion mit waſſerfreiem Weingeiſt. Das Erdharz durch rectifizirtes Terpentin- und Steinöl, ſo wie durch Schwefeläther. Das Humus ⸗Extrakt durch Auskochen mit deſtillirtem Waſſer. . Die Humusſäure durch Anwendung von Aetz-Ammoniak und Aetz-Kali und eine verdünnte Mineralſäure. Die Humuskohle als Rückſtand bei der Behandlung sub Litt. E. G. Die Aſche, durch vollkommenes Verbrennen in einem Schmelztiegel. Auf dieſe Weiſe wurden nachſtehende Reſultate gewonnen, die zur beſſern Ueberſicht und zum Vergleich hier unten zuſammengeſtellt ſind. Vor Aufführung derſelben iſt jedoch noch Folgendes zu erinnern: Die Obengenann— ten hatten, ob zwar über den Gang der Unterſuchung ſich verſtändigend, unabhängig von einander gearbeitet, und theilten am Schluſſe der Analyſe die Reſultate derſelben ſich gegenſeitig mit. Bei dieſer recht intereſſanten Vergleichung ergab es ſich denn, daß die Reſultate bei manchen Stoffen, z. B. faſt den ganzen Artikel Humus, mit einer überraſchenden Schärfe übereinſtimmten, daß ſie jedoch in manchem andern, z. B. was Wachs und Harz betrifft, abwichen. Vergleicht man jedoch die verſchiedenen Muſter des bituminöſen Hol— Se 77 zes von der gelbbräunlichen Farbe mit ſchiefrigem Bruch bis zu der faſt ſchwarzen, wo der Bruch eben, glänzend und wie mit Harz erfüllt erſcheint; bedenkt man, daß dieſe Verſchiedenheit bei der Stückkohle und erdigen Kohle, wenn auch äußerlich weniger wahr— nehmbar, dennoch innerhalb ſtattfindet, da das Ganze ja nur Uebergänge von einer Stufe der Zerlegung und Bildung zur andern ſind; erwägt man ferner, daß, ob zwar die reſinöſen Theile der Vegetabilien gewiſſermaßen die Grundlage des Harzes der Braunkohle geben, die weitere Erzeugung deſſelben, und namentlich des Erdharzes, von dem Zuſammentritte der Kohlenwaſſerſtoffverbindungen bei der fortſchreitenden Zerlegung des Holzes abhängig iſt: ſo begreift man leicht, daß die Wahl der verſchiedenen in Ar— beit genommenen Subſtanzen die Reſultate bedingt und daß dieſe daher nie genau überein— ſtimmen werden, auch wenn ihnen wiederholte Arbeiten zum Grunde lägen. Es iſt daher das Mittel aus den verſchiedenen Zahlen genommen, hiernach die nachſtehende Zuſammen— ſtellung berechnet worden, unbeſchadet der Genauigkeit der von jedem einzelnen darauf verwandten Arbeit und der Richtigkeit der aus ihr hervorgegangenen Ergebniſſe. In hundert Theilen Stückkohle, erdiger Kohle, bituminöſen Holzes ſind enthalten: ieee 88,00 4 2200 %% , 203 26,00 B Wachse an tc 86 . 4 G. 5 PER 0 0,16 . wo ieee en e 17830 1D aid sp % 0,60 O. Erdharzz cette 1,14 . 5% ER ee en, 24 D. Humusextrakt 0,500 ene 0,47 E. Humusſäure 1080: e 6, F. Humusfohle 45, 8s 20,98 mit Holzfaſer 63,38 Ache . 37. ene 2e Summa 100, . . 100,00 . . 100,00 Aus dieſer Ueberſicht ergiebt ſich, daß das bituminöſe Holz am reichſten an verbrenn— lichen Subſtanzen iſt, indem es bloß zwei Procent Aſche hinterläßt; dagegen iſt es am armften an Wachs und Harz, wenn auch nicht an Erdharz. Die erdige Kohle iſt hieran am reichſten, doch giebt ſie faſt ſechsmal mehr Aſche. Die Stückkohle ſtellt ſich als das Mittel in dieſer Beziehung dar. Die Humusſäure und die Humuskohle wechſeln in allen dreien mannichfach ab, während dem das bituminöſe Holz die geringſte Menge Humus— ſäure und die größte Menge Humuskohle mit noch unzerſetzter Holzfaſer beſitzt. Findet bei der erdigen Kohle das umgekehrte Verhältniß ſtatt, in derſelben iſt die Humuskohle größtentheils in Humusſäure umgewandelt worden, wenigſtens iſt dies zu zwei Drittheil derſelben der Fall. 0 11 0 78 Die Stückkohle ſtellt ſich in dieſer Beziehung als der Uebergang dar; ſomit ließe ſich das bituminöſe Holz als der Anfang und die erdige Kohle als er Ende der: Braun⸗ kohlenbildung betrachten. i Die Humuskohle iſt eine ſchwärzey verbrennliche Subſtanz, die angezündet ohne Flamme wie Zunder brennt; nach den Verſuchen von de Sauſſure wird ſie, längere Zeit der Luft und dem Waſſer ausgeſetzt, allmälig in Alkalien löslich und dabei in Hu⸗ musſäure umgebildet. (Berzelius.) Dies iſt bei der erdigen Kohle nachweislich ge⸗ ſchehen. Die Humusſäure iſt der Hauptbeſtandtheil der fruchtbaren nn und iſt in ihr zum Theil mit Baſen in Verbindung. (Schubarth.) Die geringe Menge Aſche ſtellt das bituminöſe Holz als Brennmaterial oben an, der größere Gehalt an Erdharz u. ſ. w. die erdige Kohle, doch iſt die pulverige Form als Brennmaterial hinderlich und die größere Menge Aſche unbequem. Die große Menge Humusſäure läßt die Frage zu, ob die erdige oder Staubkohle nicht als Düngungsmittel auf armem Boden vortreffliche Dienſte leiſten möchte. Kann ſie aber hierzu, beſonders bei reichlicher Ausbeute, nicht vortheilhaft verwerthet werden, ſo wird ſie als Brennma— terial verwendet und zu dem Ende mit irgend einem wohlfeilen Bindemittel in Ziegelform gebracht werden müſſen. Es gäbe dies vielleicht Gelegenheit zu einer, von der bergmän— niſchen Förderung getrennten Spekulation. Die meiſten Vorzüge als Brennmaterial bleiben hiernach wohl der Stückkohle „die, neben bequemer Form die Mitte haltend, alle Vortheile in ſich vereinigt. Für die Vorzüglichkeit unſerer Braunkohle im Allgemeinen ſprechen noch die Wieg— mann'ſchen Angaben von drei Sorten ‚Baaumnkonie von Seeſ en und Völpke, die zum Vergleich hier einen Platz finden ſollen. In ihnen war in tauſend Theilen enthalten: Humusſäure .. . 5,8785. 4,500 5,000. Harz u wege, 0,137. 4,000 . 0,000. . 2,300 2,378 3,500. Vergleicht man den Gehalt an Harz und . mit den der unſrigen, ſo ſtellen ſich unſere als ſehr reichhaltig daran heraus, und ſie werden daher, wenn erſt eine recht ergiebige bergmänniſche Förderung geſichert iſt, ein ſehr vorzügliches Brennmaterial nach den chemiſchen Ermittelungen abgeben, was mit den Aeußerungen und Urtheilen der Her⸗ ren Bergbaubeamten in vollkommener Uebereinſtimmung ſteht. Eine weſentliche Frage bei der Braunkohle iſt die, ob ſie Schwefel enthalte, da ein bedeutender Gehalt deſſelben ihren Gebrauch für Dampfkeſſel beſchränkt. Eine Un⸗ terſuchung hieraus hat dadurch ftattgefunden, daß Ein Tauſend Gran trockene Kohle der trockenen Deſtillation in einer gläſernen Retorte mit pneumatiſcher Vorrichtung ausgeſetzt und das ſich entwickelnde Gas in mit Waſſer gefüllten Flaſchen aufgefangen wurde 79 Der Inhalt der in einem Sandbade liegenden Retorte kam, wie erachtlich, hierbei nicht zum Glühen, und dennoch wurden faſt fünf Quartflaſchen mit Gas gefüllt, das aus Kohlenſäure, Kohlenwaſſerſtoffgas und Schwefelwaſſerſtoffgas beſtand. Um den Schwefel aus Letzterem zu ſcheiden, wurde das Gas mit eſſigſaurer Blei⸗ löſung geſchüttelt, das kohlenſaure Blei getrennt und das Schwefelblei geſammelt; es wog nach dem Trocknen 8,0 Gran. Wenn nun das Schwefelblei aus 96,26 Blei und 3,74 Schwefel zuſammengeſetzt iſt, ſo kommen auf 8 Gran bei 7,7008 Blei nur 0,2992 Schwefel, was noch nicht Ein Drittheil von dem tauſendſten Theile der ange— wandten Kohle ausmacht. 8 Dieſes Minimum Schwefel präexiſtirt höchſt wahrſcheinlich in der Braunkohle, wenn auch zugegeben werden muß, daß beim Erhitzen durch Einwirkung des Kohlenſtoffes ein Theil der vorhandenen ſchwefelſauren Salze zerlegt, und der der Schwefelſäure zum Grunde liegende Schwefel abgeſchieden werden kann. Mit Gewißheit wäre dies anzuneh— men, wenn die Maſſe bis zu dem, dieſer Operation nöthigen Glühen gebracht worden wäre, was, wie eben erwähnt, jedoch nicht der Fall war. Die Entſtehungsart des Schwefels möge jedoch eine ſein, welche ſie wolle, ſo wird der höchſt geringe Antheil deſ— ſelben die ausgedehnteſte Anwendung der Kohle auf keinen Fall beeinträchtigen. An ein Schwefelſublimat war nicht zu denken. Zwar hatte ſich im Halſe der Retorte ein butter— artiges Oel angeſetzt, allein ſeine völlige Auflöslichkeit in abſolutem Alkohol ergab, daß es keinen Schwefel beigemengt enthielt. | 5 Ferner wurden bei der trockenen Deſtillation erhalten: 6 Quentchen einer ſauer reagirenden, aus ſchwefelſaurem und eſſigſaurem Am⸗ moniak beſtehenden Flüſſigkeit mit brenzlichem Oele; 70 Gran des eben erwähnten butterartigen Oels, und ſehr wenig, dem Steinöl nahe kommendes ätheriſches Oel; als Rückſtand blieben 580 Gran Kohle. Bei einem anderweit in bedeckten Schmelztiegeln angeſtelltem Verſuche ergaben: 100 Gran Stückkohhle 41 Gran Kohle. 100 Gran erdige Kohle 44 Gran Kohle. 100 Gran bituminöſes Holz .. .. 39 Gran Kohle. Die Verkohlung war hier weiter als in der Retorte fortgeſetzt worden, wobei Koh: lenſtoff zum Theil verbrannt war, doch korreſpondiren die drei Verſuche unter ſich gut, wenn ſie auch ſonſt von keinem weiteren Intereſſe ſind. Bei der Verwandlung in Aſche gab ſich bei allen drei Sorten, wie ſchon oben be— merkt, eine bedeutende Verſchiedenheit kund. u a ide: der Stückkohle. der erdigen Kohle, | des bituminöſen Holzes. Sie beſaß eine gelbgraue Sie war hellbräunlich, fan= | Weißlichgrau, am leichteſten Farbe und war ziemlich dig, knirſchend, ſchwerer, von beiden. leicht. als die beiden andern. | In kochendem Waſſer waren alle drei wenig auflöslich; Lackmus zeigte keine freie Säure an. | Geröthetes Lackmus papier.“ | bläute nach, | bläute alsbald, | bläute nach. Reagentien zeigten die Anweſenheit von Kalkerde, Schwefelſäure, Talkerde, Salzſäure, Thonerde und etwas freies Kali. Der im Waſſer unlösliche Rückſtand brauſte mit Salpeterſäure: etwas, | viel ſtärker, | etwas. Filtrirt und mit Waſſer verdünnt wurden durch Reagentien die oben angegebenen Reſultate, im Allgemeinen beſtätiget und außerdem Eiſen und kohlenſaurer Kalk nachge— wieſen; die erdige Kohle zeigte den meiſten Eiſengehalt, der durch Behandlung mit Salzſäure und Oxydation mit Salpeterſäure und endlich mit blauſaurem Kali ermittelt worden; eben ſo iſt in ihr der Gehalt an Kieſelerde vorherrſchend. Was nun die Hitzkraft der Braunkohle anbelangt, ſo lag es, in Ermangelung eines Apparates, außer der Möglichkeit, hierüber wiſſenſchaftlich begründete Angaben zu machen. Es muß daher anheimgeſtellt bleiben, dieſen Punkt auf einem mehr empiriſchen Wege durch Verſuche im Großen zu erledigen. Weiter haben die Berichterſtatter nichts beizufügen; ſie ſchließen daher die kleine Arbeit mit dem Wunſche, daß dieſelbe den geſtellten Anforderungen Eines hochachtbaren Vereins genügen und des geehrten Auftrages nicht unwürdig erkannt werden möge. Grünberg, den 11. November 1841. In der Sitzung der Sektion am 17. November legte der Sekretair d. Sekt. noch einige Knochenreſte vor, die Herr Apotheker Welzel zu Ottmachau ihm gütigſt über: ſandt hatte. Herr Welzel fand ſie in einer mit Erde erfüllten Spalte eines Granit— bruches zu Matzwitz, eine halbe Meile von Ottmachau. Sie beſtehen in dem wohlerhal— tenen Zahn eines Mammuth, Elephas primigenius, und zwei andern, ſchwerer zu be— ſtimmenden Reſten, die einem Schulterknochen deſſelben Thieres angehört haben dürften. Der Angabe der in jenem Brüche beſchäftigten Arbeiter zufolge fol der Zahn noch in der Kinnlade befeſtiget geweſen ſein, leider zerſchlugen ſie aber das Ganze ſo, daß Herr 81 Welzel nur die oben erwähnten Reſte vor der Zerſtörung zu retten vermochte. In dem⸗ ſelben Orte hatte man im vorigen Jahre auch ein ſehr großes Hirſchgeweih gefunden, welches aber beim Herausnehmen in Stücke zerfiel. Der Sekretair d. S. übergab jene intereſſanten Reſte im Namen des Herrn Apotheker Welzel dem anatomiſchen Muſeum der Univerſität hierſelbſt, welches ſchon aus anderen zn. Schleſiens verschiedene, jenem Urthier angehörende Reſte beſitzt. Der oben erwähnte Vortrag des Sekretairs über einen unterirdiſchen, in der Nähe von Breslau von ihm entdeckten Wald, welchen derſelbe in der allgemeinen Verſammlung der Geſellſchaft am 28. Novbr. 1841 hielt, iſt im Weſentlichen auch als eine Fortſetzung der früher hier (Jahresbericht 1836, S. 51, und 1837, S. 68) publicirten Unter⸗ ſuchungen über den Verſteinerungspozeß zu betrachten und itt folgender: 4 „unter den in der Steinkohlenformation vorkommenden foſſilen Pflanzen machen die ſogenannten Steinkerne (ausgefüllte Stämme ohne innere Structur) bei weitem die Mehrzahl aus. So wenig zweifelhaft man auch, wenn man auf aufmerkſamer Weiſe die Art ihrer Erhaltung und Ausfüllung betrachtet, über ihre Bildung ſein darf, die nur unter Mithülfe oft wiederholter Waſſerbedeckung vor ſich gehen konnte, ſo blieb doch noch mancherlei Bedenken zurück, wie es wohl geſchah, daß von ſo vielen Stämmen nur die zarte Rinde erhalten und von der Structur des oft ſehr umfangsreichen Stammes ſelbſt gar nichts mehr vorhanden iſt, u. dergl. Unter dieſen Umſtänden war es mir ſehr in— tereſſant, ganz in der Nähe von Breslau einen Ort anzutreffen, an welchem gegenwärtig noch diejenigen Prozeſſe vor ſich gehen, denen wir die Erhaltung der Pflanzen der Vorwelt verdanken. Ohne Zweifel wird man auch an vielen anderen Orten daſ— ſelbe ſehen, wenn man, durch dieſe Bemerkungen aufmerkſam gemacht, ſich veranlaßt ſehen ri verwandte Gegenden näher zu unterſuchen. In dem Oderthale Schleſiens befinden ſich bekanntlich ng noch die größten Eichenwälder der Provinz, und einer höchſt wahrſcheinlichen Sage zufolge nahm auch einſt ein Eichenwald die Stelle ein, wo das heutige Breslau liegt. In der That trifft man auch nicht ſelten beim Grundgraben von Häuſern auf große, durch und durch ge— ſchwärzte, aber nicht verſteinerte Eichenſtämme, die in allen Richtungen in verſchiedener Tiefe liegen. In der ſogenannten alten Oder, einem in früheren Zeiten gegrabenen Bette dieſes Fluſſes in der Nähe der Stadt, werden ebenfalls oft Stämme aasgegraben, die wohl freilich zuweilen angeſchwemmt fein mögen, meiſtentheils aber auf ihrem urſprüng⸗ lichen Boden liegen, wie man gleich erſehen wird. Bei einem Spaziergange längs dem linken Ufer der alten Oder, zwiſchen der Roſenthaler und der nach Oswitz führenden ſo— genannten Gröſchelbrücke, wo zur Linken Kleinkletſchkau und gegenüber am rechten Ufer Roſenthal liegt, bemerkte ich, daß mehrere Stämme ſich auch noch unter das Ufer erſtreck— ten, und mit ihrem vorderen Ende in das Bett des Fluſſes hineinragten. Die Höhe des in dieſer Gegend nicht gedämmten, daher mannichfach zerriſſenen * „über das Bett g2 des den größten Theil der wärmeren Jahreszeit faſt waſſerleeren Fluſſes, beträgt 10 bis 4 12 Fuß. Unter einer ſehr dünnen, mit Sand vermiſchten Schicht Dammerde, die nur ſparſamen Pflanzenwuchs geſtattet, liegt eine etwa 3 bis 4 Fuß ſtarke Sandſchicht, dann folgt eiſenoxydreicher Lehm von 2 bis 3 Fuß Dicke, und unter dieſem eine 1 bis 2 Fuß mächtige Schicht von bläulichem Letten, welche faſt unmittelbar über dem ſandigen Bette des Fluſſes liegt und ſchon bei mäßigem Waſſerſtande gewöhnlich vom Waſſer bedeckt wird. Dieſer bläuliche Letten, oder auch der unmittelbar darüber liegende Lehm enthält, und zwar ganz beſonders häufig in der Nähe von in der Oder liegenden und oft noch unter dem Ufer vorhandenen Stämmen, in Schichten von 3 bis 4 Zoll Dicke, eine ungeheure Menge Blätter, welche ich in ihrer horizontalen Lage längs dem ganzen Oderufer der an⸗ gegebenen Gegend wohl an 400 bis 500 Fuß weit verfolgte, und die, meinen Nachgra⸗ bungen zufolge, ſich in noch unerforſchter Verbreitung auch noch weit unter das Ufer ſelbſt erſtrecken. Da bei dem gegenüber an der Roſenthaler Seite liegenden Ufer dieſelben Verhältniſſe ſtattfinden, und auch hier in gleicher Länge eine horizontal gelagerte Blätter— ſchicht nebſt Stämmen zum Vorſchein kommt, ſo iſt es mehr als wahrſcheinlich, daß hier ein ganzer Wald begraken liegt, der der Urzeit Breslau's angehört, und viel⸗ leicht heute noch der Förderung werth zu achten fein dürfte. Ob ſich hier auch Braun: kohlen finden dürften, wie an mehreren andern Reden Orten an den W ber Oden ſoll nächſtens näher unterſucht werden. Die ſtark gebräunten, aber großentheils Nach wohl echten zwiſchen den Thon⸗ ſchichten liegenden Blätter, laſſen ſich vollkommen gut als Blätter der Sommereiche, Quercus pedunculata W., erkennen, welche gegenwärtig noch in Schleſien vorzugs⸗ weiſe die Ebenen und Flußthäler bewohnt, während Quercus Robur mehr der gebirgigen Gegend angehört, und auch dort ſelten iſt. Beim Verbrennen verbreitete ſie eben ſo we⸗ nig, wie das ganz geſchwärzte, aber nicht etwa verſteinerte Holz jener Stämme, den der Braunkohle ſonſt eigenen bituminöſen Geruch, ſo daß man über ihren jetztweltlichen, wenn auch, wie ſchon erwähnt, wohl in die graue Vorzeit hinaufreichenden Urſprung kaum in Zweifel ſein kann. Jener bläuliche, friſch nach Schwefelwaſſerſtoffgas riechende Thon iſt auch noch mit Bruchſtücken von Aeſten und Wurzeln von Eichen, Equiſeten und andern Pflanzenarten erfüllt, die in einem Verkohlungsprozeß begriffen ſind. Bei einigen iſt die Rinde bereits verkohlt, der Holzkörper davon ſo völlig gelöſt, daß er ſelbſt im feuchten Zuſtande leicht herausgenommen werden kann, und beim Austrocknen eines ſol⸗ chen Stückes bald herausfällt, während die Rinde ziemlich ſeſt am e haftet * einen Abdruck ihrer Form bewirkt hat. 0 Die feſteren Holzſtämmchen ſind uicht uſammengebrickt, Wohl aber gewöhnlich d die bekanntlich nur lockeres Zellgewebe, vereinzelte Gefäßbündel und weite Luftgänge n tenden Stengel und Wurzeln von Equisetum arvense und E. palustre. Wenn jene Thonſchicht, wie dieß in waſſerarmen Jahren der Fall iſt, völlig Jause trocknet, werden dann bei Wiederkehr der Fluth die bereits lockeren Holzkörper mit Leich⸗ 83 tigkeit herausgeſchwemmt, und der auf dieſe Weiſe entftandene leere Raum mit Sand und Thon ausgefüllt, wie dieß denn auch hier der Fall geweſen iſt, indem man hie und da bereits mehr oder minder durch Thon und Sand angefüllte Holzſtämmchen und Equiſeten-Stengel findet. ) Zuweilen iſt auch die lockere kohlige Rinde mit entfernt worden, ſo daß wir nur eine Ausfüllung ohne dieſelbe vor uns ſehen. Die Anwendung dieſer eee, auf die Bildung der foſſilen Pflanzen — —. fi von felbft. Die Blätter zwiſchen den Lehmſchichten „die natürlich auch Abdrücke hinterlaſſen, erläutern die Bildung der Abdrücke. An der Stelle, wo ſie ſo zahlreich ſind, daß nur ſchwache Lehmſchichten dazwiſchen liegen, würde ſehr bald ein der blättrigen Braunkohle ähnliches Gebilde entſtehen, wenn noch ein bedeutender Druck einwirkte. Wir finden ferner bekanntlich Steinkerne, die größtentheils noch mit der in Kohle verwandelten Rinde verſehen ſind, wie dies in der älteren Kohlenformation, beſonders bei den Lepidodendreen, Sigillarien und Stigmarien der Fall iſt, aber auch dergleichen ohne die in Kohle verwandelte Rinde, wie beſonders häufig in der Grauwacke und in den Sandſteinen der meiſten Formationen. Eben ſo lehren dieſe Beobachtungen, auf welche Weiſe auch die feſteren Dicotyledonenhölzer Veranlaſſung zur Bildung von Stein⸗ kernen geben können, wie dieß denn unter anderen, außer den von Hrn. Haidinger bei Schlackenwerth im Baſalttuff beobachteten und von mir ebenfalls unterſuchten Dicotyle⸗ donenſtämme (Göppert, über die neuerlichſt im Baſalttuff des hohen Saalbachkopfes bei Siegen entdeckten bituminöſen und verſteinerten Hölzer, fo wie über die der Braun⸗ 1 ma in Karſten's und v. Dechen's Archiv u. ſ. w. 14. Bd. 2 Intereſſant war es mir, hier ebe welt wie es 1 daß die N welche bei den Equiſe⸗ ten die Glieder von einander trennt, nicht die Ausfüllung hindert. Sie löſt ſich nämlich von allen Sei⸗ ten mehr oder minder vollſtändig los, und wird fo von dem eindringenden Ausfüllungsmaterial im wah⸗ ren Sinne des Worts bei Seite geſchoben. Dieß giebt viel Aufſchluß über die Ausfüllung der Calami⸗ ten, die bekanntlich als Equiſetaceen auch mit Scheidewänden verſehen waren, bei denen man aber in der That bis jetzt noch niemals eine Scheidewand vollkommen erhalten angetroffen hat. Daß die Calamiten den Equiſetaceen der Jetztwelt analog find, iſt freilich früher oft vermuthet, nun aber feit der wichtigen Entdeckung ihrer Fructifications-Organe durch den Herrn Grafen Münſter (Equisetites Münsteri, Sternb. Geogn. bot, Darſt. d. Flora d. Vorwelt, Heft 5 und 6, 1833, Taf. XVI, Fig. 1—5) außer Zweifel geſetzt worden. Von chemiſcher Seite kann ich nur noch hinzufügen, daß auch die Oberhaut der Calamiten eben ſo reich an Kieſelerde iſt, wie die unſerer Equiſeten, und faſt ein eben ſo ſchönes Kieſel⸗ ſkelett liefert, wie es Herr Dr. Struve jun. in feiner ſehr intereſſanten Schrift (De silicia in plantis. Berol. 1835) zuerſt trefflich abgebildet und beſchrieben hat. Ausführlicher werde ich darüber in meinem Werk über die Gattungen der foſſilen Pflanzen handeln. Seitdem übrigens Perrotet in den Thälern der Nilgherri baumartige Farrn und Cykadeen mit gabelförmigen Aeſten, und Herr Junghuhn auf Sumatra, laut jüngſt eingegangenen brieflichen Nachrichten, ſogar ein baumartiges Lycopodium von % m Fuß Durchmeſſer und 25 Fuß Höhe entdeckt hat, iſt meine Hoffnung, daß man auch in der Jetztwelt naoch baumartige Equiſetaceen auffinden dürſte, neu belebt worden. N e — n — 1840, S. 193), auch noch bei andern von mir im Quaderſandſtein Schleſiens entdeckte und im 19. Bde. d. Nov. Act. 2. St. Taf. LIII. Fig. 4 u. 5 beſchriebenen und abgebildeten Stämme für die Vorwelt entſchieden beweiſen. Dieſe letzteren Stämme kamen auf gleiche Weiſe, wie die von Schlackenwerth, ſchon entrindet zwiſchen die Schichten, und konnten eben deswegen im Abdruck nur die äußere Geſtalt des Holzkörpers BEN wie ER an dem angegebenen Orte näher auseinandergeſetzt habe. o Die in dieſen Lettenſchichten, wie oben erwähnt ward, vor ſich gehende Verkohlung der Holzmaſſe liefert einen neuen Beitrag zu den von Andern und mir mehrfach gemach— ten Beobachtungen über die Bildung der Kohle auf naſſem Wege, für welche An- ſicht neuerlichſt auch Herr Link intereſſante Unterſuchungen mitgetheilt hat (Ueber den Urſprung der Steinkohlen und Braunkohlen nach mikroſkopiſchen Unterſuchungen; geleſen in der Akademie der Wiſſenſchaften am 26. Juli 1838), zufolge deren er ſich geneigt fühlt, die Steinkohlen für Torfmoore oder für torfartige Niederlagen der Vorwelt zu halten. Die von mir früher gemachten Beobachtungen über das Vorkommen von Stäm— men in der Steinkohle ſchließt dieſe Meinung nicht aus, da ja auch häufig genug ganze, mehr oder minder erhaltene Stämme in Torflagern angetroffen werden. Daß hier und da bald mehr Stämme, bald anderswo mehr die geſammte übrige Vegetation Antheil an der Bildung der Kohle haben mögen, leuchtet von ſelbſt ein, und läßt ſich aus lokalen Verhältniſſen leicht erklären, bei welcher Gelegenheit ich an eine von Hrn. Beinert und mir gemeinſchaftlich in der Carl-Guſtav⸗Grube bei Charlottenbrunn gemachte Beobach⸗ tung erinnere. Das Hangende oder das Dach einer ganzen Strecke derſelben beſteht aus dichtem feinkörnigen Sandſtein, der ſeiner ganzen Länge nach mit Abdrücken von Calami⸗ ten, Sigillarien und Lepidodendren bezeichnet iſt. Dieſe Abdrücke ſind in der That Hohldrücke, und zwar größtentheils der noch mit der Rinde verſehenen, zuweilen aber auch entrindeten Stämme, woraus hervorgeht, daß die Stämme, als ſie mit Sand be— deckt wurden, zum Theil entrindet waren; jedenfalls aber vielleicht der größte Theil dieſer Steinkohle, die unmittelbar unter dem Dache, aber nur von 8 bis 10 Zoll Mächtigkeit fortlauft, und ſelbſt die in dem Dach befindlichen Hohldrücke aus füllt dieſen Stämmen Aare en verdankt. | In der auf und um die Blätter lagernden Lehmſchicht ſehen wir nun eine noch viel merkwürdigere Erſcheinung, nämlich die Erfüllung der in derſelben befindlichen Vegetabi— lien mit Eiſenoxydullöſung, oder die Verſteinung durch Eiſenoxyd in vielfachen Formen und Uebergängen vor uns. Bereits früher (a. a. O. S. 16) habe ich einer durch Eiſen— oxyd verſteinten Faßdaube erwähnt, die man in einem Brunnen zu Gotha gefunden hatte, *) ) In Beziehung auf jene Faßdaube ſchrieb mir neulich der Herr Regierungs-Präſident v. Braun zu An⸗ halt⸗Bernburg, daß fie nicht 100 Jahr, wie man mir in Gotha erzählte, ſondern an 220 Jahr alt ſei, indem fie ſich von der in Folge der Grumbach'ſchen Händel im Jahre 1568 erfolgten Zerſtörung des ieee, „TREE und die Hoffnung ausgeſprochen, daß man dergleichen gewiß noch häufiger bei aufmerk⸗ ſamer Beobachtung antreffen werde. Es freut mich, dieſe Erwartung nun hier erfüllt zu ſehen. Durch Haarröhrchenanziehung nehmen die Holzäſtchen und zarten Würzelchen das unſtreitig durch Vermittelung der Kohlenſäure aufgelöſte Eiſenoxydul auf, auf welche Weiſe die zarteſten, in dieſem Boden vorkommenden vegetabiliſchen Theile mit demſelben erfüllt werden, ſo daß man beim Zerbrechen eines ſolchen Lehmſtückes in der Richtung der Pflanzenſtückchen überall rothe Streifen erblickt, und unter dem Mikroſkop die zarten, durch Eiſenoryd (in welches das Eifenorydul allmälig übergeht) ausgefüllten Zellen zu erkennen vermag. Hierdurch wird nun der Beweis geführt, daß auch krautartige vege⸗ tabiliſche Theile verſteinen können, was ich früher ſelbſt glaubte bezweifeln zu müſſen. Im Innern können nun bei einer abermaligen Ueberſchwemmung die mehr oder minder hohlen Pflanzentheile, wie z. B. Stengel von Equifeten, leicht ausgefüllt werden, fo daß alſo Verſteinung und Ausfüllung hier zuſammen vorkommen, wie ich auch bei eini- gen vorweltlichen Pflanzen, z. B. bei Stigmaria, beobachtet, deren Holzkörper verſteint, die Centralaxe nebſt den den letzteren durchſetzenden Holzbündeln aber gewöhnlich ausge— füllt erſchien (Göppert, Gattungen der foſſilen Pflanzen, Beſchreibung der Stigmaria, Taf. XIII. Fig. 4). Unter den Holzäſtchen fand ich mehrere, die zum Theil ſchon völlig verhärtet, ja ſchleifbar, andere aber, die erſt im Verhärten begriffen waren. Nachdem jedoch auch die Pflanze erhärtet war, ſcheint die Haarröhrchenwirkung der Faſer unter— brochen zu fein, indem zunächſt das Eifenoryd ſchichtenweiſe concentriſch in ihrer Umge— bung abgeſetzt wird, und auch erhärtet, ſo daß ein Stengel von 1 bis 3 Linien Durch— meſſer oft von 1 Zoll dicken, concentriſchen, durch Eiſenoxyd erhärteten Sandſchichten umgeben iſt. Wenn ſich dieſe concentriſchen Kreiſe endlich berühren, wird die ganze Maſſe feſt, und auf dieſe Weiſe ein feſter, dichter Eiſenſtein gebildet. Auf dieſe Art, wie Herr Kindler (Poggendorffs Annalen, Bd. XXXVII. 1836. S. 203 — 206) ſchon beobachtete, ohne aber die eben angegebene Beſchaffenheit der Pflanzen näher zu unterſuchen, entſteht der größte Theil der Eiſenſteinerze in ſumpfigen Gegenden. Das Raſenerz, welches nun aber auch noch phosphorſaures Eiſen enthält, deſſen Phosphor: ſäure aus den Pflanzen ihren Urſprung nimmt. Blaues phosphorſaures Eiſen zeigt ſich an dem von mir erwähnten Fundorte häufig an einzelnen Stengeln und zwiſchen den Blättern. 168 LEE 910 0. 15 | Grimmenſteins herſchreibe, und erſt in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts beim Aufräumen einer Eifterne gefunden worden ſei. An anderen zu demſelben Faſſe gehörenden Dauben waren an den Stellen, wo die eiſernen Reifen geſeſſen hatten, eine Menge Schwefeleiſen-Kryſtalle gebildet worden. Gleichzeitig fand man auch eine Bombe, welche durch und durch in Graphit verwandelt war, ſo daß ſie ſich mit dem Meſſer wie Blei ſchneiden ließ. Aehnliche Fälle ſind zwar ſchon beobachtet worden, jedoch verdienten dieſe merkwürdigen Stücke, welche gegenwärtig noch in Gotha aufbewahrt werden, eine nähere Nr Unterſuchung, wozu ſich wohl einer der dortigen Herren Naturforſcher bereit finden laſſen wird. Indeß. fühle ich mich dem Herrn Präſidenten v. Braun für die Berichtigung meiner Angabe ſehr verpflichtet — — Wenn nun die auf die angegebene Weiſe durch Ausfüllung verſteinten Vegetabilien auf trocknem oder auf naſſem Wege des organiſchen Stoffes beraubt werden, bleibt die Ausfüllungsmaſſe in der Geſtalt der Pflanzenzellen und Gefäße zurück, indem daſſelbe hier im Kleinen geſchieht, was im Großen bei der Bildung der Steinkerne ſtattfindet. Daher ſehen wir z. B. bei verſteinten, keine organiſchen Stoffe mehr enthaltenden Hölzern, wie bei vielen opaliſirten Cruciferenhölzern (aus Ungarn bei Dreiwaſſer und Sajba, ſüdlich von Libetty banya, in einem zerſetzten Bimſtein-Conglomerat), die den Zellen dieſer Pflanzenfamilie ſo charakteriſtiſchen Tüpfel in Geſtalt kleiner erhabener Wärzchen auf der Wand der Zelle, die bei den lebenden kleine vertiefte, faſt trichterförmig ausgehöhlte Ver: tiefungen in der Subſtanz der Zellenwand darſtellen. Dieſe faſt farbloſen Hölzer ſcheinen wohl vorzugsweiſe die Idee von einer Verwandlung der organiſchen Subſtanz in Stein hervorgerufen zu haben und noch fortdauernd zu nähren, welche Anſicht man auch fo leicht nicht aufgeben dürfte, wenn man, wie dieß freilich nicht ſelten geſchieht, nicht die ganze Erſcheinung, d. h. alle Vorkommniſſe der verſteinten Hölzer, in's Auge faßt. Ich erinnere hier nochmals an meine ſchon früher erwähnten Glühverſuche mit Höl⸗ zern, in denen die organiſche Subſtanz noch vollkommener erhalten iſt. Wenn man ſie nämlich bis zur vollſtändigen Verbrennung der organiſchen Subſtanz glüht, und nun mi: kroſkopiſch unterſucht, ſo wird ihre Structur noch unverändert angetroffen, indem durch die verſteinende Maſſe in jeder Zelle und in jedem Gefäße gewiſſermaßen ein Steinkern ſich bildete, und ſo natürlich auch die Beſchaffenheit der Wände im Abdruck erhalten wer⸗ den mußte. Gingen nun dieſe Wände auch ſelbſt verloren, ward deſſen ungeachtet doch ihre Geſtalt von dem Steinkern oder der Ausfüllungsmaſſe bewahrt.“ N uftags P hy i | Am 4. Auguſt theilte Herr Profeſſor Dr. Purkinje feine neueften Beobachtungen über Infuſorienbildung und über die Natur der Oſcillatorien mit. Er hat im Verlaufe der warmen Jahreszeit von Zeit zu Zeit Regenwaſſer aufgefangen und zur Infuſorienbil⸗ dung hingeſtellt. Bei länger anhaltendem feuchten Wetter ging die Bildung ſehr ſpär⸗ lich vor ſich, deſto raſcher und mannichfaltiger bei trockener Witterung. Gewiſſe Formen (zum Beiſpiel Gonien, Volvoces, Proteus u. ſ. w.) erſchienen nur zu gewiſſen Zeiten und in allen Infusionen zugleich, jo daß dieſe Umſtände entweder für beſonderen Einfluß der Atmoſphäre oder für Mittheilung von Keimen aus denſelben ſprechen möchten. Es drang ſich hierbei der Gedanke auf, daß es Epidemieen, vielleicht auch Endemieen der Infuſorienbildung geben möchte. nr u Ä Die Bewegung der Oſcillatorien ift keine bloße Wachsthumsbewegung, noch Tur⸗ geſcenz, ſondern beruht auf Contractionen der Subſtanz, ſowohl in der Hülle als in den wi Dee * 87 Zwiſchenwänden. Nur ſo läßt ſich die einſeitige Contraction, die Beugung der Oſcilla⸗ torienfäden erklären. Nie ſieht man iſolirte Fäden ſich bewegen, ſie müſſen einen Anhalt haben, das eine Ende muß in Verwickelung mit andern begriffen ſein, wenn das andere freie Ende ſich bewegen ſoll. Die abgeſtorbenen Fäden verwickeln ſich aufs innigſte und bilden Klumpen, die in ihrem Innern meiſt abgeſtorbene Infuſorien einſchließen. Immer haben die Fäden das Streben, ſich an ſoliden Oberflächen zu verbreiten, wo ſie mitunter ſehr zierliche gewellte Geflechte bilden. Wenn man die Fäden, um Präparate davon zu machen, zwiſchen Glasplatten einſperrt, ſo ſterben ſie bald ab, entfärben ſich und werden ſchlaff, zerknittern ſich und die freien Enden werden bröcklich. Aehnliches Abbröckeln der freien Enden giebt bei lebendigen Oſcillatorien Veranlaſſung zur Bildung neuer Indivi⸗ duen. Charakteriſtiſch iſt ein ſpecifiſcher modriger Geruch, der immer in Begleitung der Oſcillatorienbildung ſich findet. Behandlung mit Alkohol giebt eine ſchöne dunkle, gelb⸗ lichgrüne Farbe. 15 | es T niennilae Mad Herr Candid. phil. Oſchatz hielt am 13. Januar und 21. Juli demonſtrative Vorträge über Herſtellung und Aufbewahrung mikroſkopiſcher Präparate. Den mikroſkopiſchen Forſchungen war bisher in hohem Grade der Umſtand hem— mend, daß ihre Reſultate nur in Zeichnungen niedergelegt werden konnten, meiſtentheils aber ſich nicht in ähnlicher Weiſe feſthalten ließen, wie dies für andere naturwiſſenſchaft⸗ liche Gebiete durch Muſeen, botaniſche Gärten, Menagerien und dergleichen geſchieht. Dieſen Mißſtand zu beſeitigen und für die Mikroſkopie die Möglichkeit wiſſenſchaftlich brauchbarer Sammlungen zu erlangen, hielt der Berichterſtatter für eine nicht unwichtige Aufgabe, deren größtentheils gelungene Löſung er vorlegte. Zum Behufe der Aufbewahrung werden die Präparate in Waſſer oder anderen ge— eigneten Flüſſigkeiten, als Oel, verdünnten Alkohol u. ſ. w., zwiſchen zwei congruente Glasplättchen gebracht, und hier durch Umſchließung der Ränder mit einem geeigneten Lack, als Copallack mit Bleiweiß oder Asphaltlack, hermetiſch abgeſperrt. Zarte Ob— jekte, die durch den Druck der Glasplatten eine nachtheilige Preſſung erleiden würden, ſchützt eine Zwiſchenlage von Wachs oder Pflanzenmark, als aus Sambucus, Helian- thus, Umbelliferen, chineſiſchem Reispapier und dergleichen. Eine Einrahmung von Holz und Kartenpapier ſchützt die Präparate vor Verletzungen und geſtattet eine aus- führliche Bezeichnung derſelben. Um mit Sicherheit geeignete Durchſchnitte zu erlangen, werden die zu ſchneidenden Objekte in eine beſondere Maſchine eingeſpannt, für welche der ſchon früher angewandte Name Mikrotom am paſſendſten ſein dürfte, und hier mit mikrometriſcher Rückung über eine horizontale Fläche emporgehoben, welche zur Leitung des Meſſers dient. Auf einander folgende Rückungen von 0,01““ und weniger gewähren bei vielen Objekten noch zuſammenhängende Plättchen. Damit bei zarten Gegenſtänden ein Anhaften der Durch— a U ſchnitte am Meſſer, ſo wie das Eintrocknen derſelben wa . des Sihneibens v vaniden werde, müſſen dieſelben unter Waſſer geſchnitten werden. 1 Die Führung des Meſſers geſchieht entweder aus freier Hand, oder Wand einer vom Berichterſtatter und Herrn Mechanikus Nöſ fett gemeinſchaftlich conſtruirten Vor⸗ richtung, welche das Meſſer bei Umdrehung einer Kurbel in einer Richtung auf zweck⸗ mäßige Weiſe über die Leitfläche führt. Eine feine Schraube zieht nämlich daſſelbe ge⸗ gen das Objekt, während es bei jeder Umdrehung der age vermittelſt zweier Zahnſtangen hin- und hergeſchoben wird. Die ſehr ſinnreiche Aus- und Einrückung hierbei, welche einen augenblicklichen Wechſel der Richtung bewirkt, iſt die eigenthümliche Erfindung des Herrn Nöſſelt. Vermittelſt dieſer Vorrichtung hergeſtellte Durchſchnitte zeigen bei außerordentlicher dene heit vollſtändig parallele Schnittflächen. Ausführliche Mittheilungen über bene end ei in einem een Werke des 8 — erfolgen. ) ) Herr Kandidat of chatz beabſichtiget, Sammlungen mikroſkopiſcher Objekte, die mit dem erwähnten Hülfsmittel ersehnt find, berandgugeben, und wird einen betreffenden le nächſtens erſcheinen laſſen.— 5 et „ | | über | Die Verſammlungen der botaniſchen Seetion | | im Jahre 1841. | In der erſten Verſammlung, am 28. Januar, legte Herr Dr. Schauer das große Werk von Barker- Webb und Sabin-Berthelot: Flore des iles Canaries etc., über die Flora der kanariſchen Inſeln, deren Geſchichte und Geographie vor, faßte in einem ſummariſchen Vortrage deſſen Inhalt zuſammen, erläuterte denſelben, im Beſondern an den Karten und Anſichten, und knüpfte daran allgemeine Betrachtungen über Pflanzen— geographie und Phyſiognomik der Natur. | Ign der zweiten Verſammlung, am 11. Februar, berichtete Herr Prof. Wimmer: a. über Einrichtung und Beſchaffenheit des Schleſiſchen Herbarium der Geſellſchaft, und ſetzte auseinander, was für die Erhaltung, Sicherſtellung und zweckmäßige Vermehrung deſſelben geſchehen könne. Da jeder Schleſiſche Pflanzenfreund es gern ſehen werde, wenn dieſe Sammlung allmälig zu einem Schleſiſchen Normal-Herbarium werde, welches die ſeltneren Arten und Formen aller Theile dieſer Provinz enthalte: ſo wurde der Vorſchlag gemacht, daß die botaniſche Section an alle Botaniker Schleſiens die Bitte ergehen laſſe, nicht nur die Novitäten ihrer Gegend, ſondern überhaupt die ausgezeichneten ſeltnen oder eigenthümlichen Arten und Formen in gut getrockneten Exemplaren für das beſagte Her— barium einzuſenden; welchen Vorſchlag die Section einſtimmig ergriff und in Ausfüh⸗ rung brachte. | b. Derſelbe zeigte Exemplare eines vom Herrn Pharmazeut Krauſe um Kleinburg bei Breslau geſammelten Epilobium vor, welches vorläufig als ein Baſtard von Epil. montanum und E. roseum angeſehen werden könne. — Derſelbe legte ein vom Herrn Handlungs-Kommis Düring mitgetheiltes Stück Caliatour-Holz vor, deſſen Kern farb— los war, während die übrige Holzwaſſe eine ſchöne rothe Farbe zeigte. ce. Derſelbe legte eine vom Herrn Apotheker Finde in der Gegend von Krappitz gefundene Monſtroſität von Galeopsis Tetrahit vor. An dem Exemplare befand ſich nur eine einzige Blume mit einer ſehr merkwürdig veränderten Korolle. Die Röhre der— ſelben war ſehr verengert, faſt fadenförmig und ragte weit über den Kelch hervor; oben 12 erweiterte fie ſich in einen beinahe trichterförmigen, in fünf faft gleich große, am Rande unregelmäßig gezähnelte Abſchnitte getheilten Saum. Alſo Rückkehr zur regeln Geſtalt! Herr Profeſſor Dr. Göppert ſprach über die doppelte Beſchaffenheit der Saamen bei einigen Lykopodien, und insbeſondere bei denen von Lyeopodium denticulatum, wel- ches bekanntlich nierenförmige, mit feinem Staub erfüllte und vierknöpfige größere Spo— ren enthaltende Kapſeln beſitzt. Beide Arten von Sporen ſahen bereits Brotero und Salisbury (Transact. of the Linn. so. Vol. XII. Pag, II. Tab. 19) keimen. Die Richtigkeit dieſer Beobachtung ward jedoch aber von G. W. Biſchoff (die krypto— gamiſchen Gewächſe, 2. Lief. S. 111) in Zweifel gezogen, weil die von Salisbury gelieferten Abbildungen allerdings eine zu große Uebereinſtimmung mit einer keimenden dikotyledoniſchen Pflanze zeigten. Im November 1840 bemerkte ich auf einem in der Nähe von Lycopodium denticulatum ſtehenden Blumentopfe in dem warmen Haufe des hieſigen botaniſchen Gartens keimende Pflänzchen, die bei näherer Unterſuchung und in ihrer weiteren Entwickelung ſich als Lyeopodium denticulatum erkennen ließen. Sie zeigten eine doppelte Beſchaffenheit: Die einen, welche ſich aus dem zarten, pulverför⸗ migen Saamen entwickelt hatten, waren von ½ Linie Größe, und ſchon von dem Wür⸗ zelchen an mit alternirenden Blättchen dicht beſetzt, theilten ſich aber auf die den Lykopo⸗ dien fo eigenthümliche gablige Weiſe, erſt nachdem fie bis zu 3 — 4 Linien Länge heran— gewachſen waren. Die andern wichen in ihrem Aeußern von dieſer auffallend ab, und ſchienen die größte Aehnlichkeit mit einer keimenden dikotyledonen Pflanze zu beſitzen. Die äußere Hülle der Spore war an dem Punkte, von welchem ſich das 3 — 4 Linien lange Würzelchen nach unten erſtreckt, noch vorhanden, ſo daß über die Entwickelung aus derſelben kein Zweifel übrig bleiben konnte, und von jener Hülle ſetzte ſich ein 2 — 3 Lin. langer, völlig nackter, über die Oberfläche der Erde hervorragender Stiel fort, der ober— halb die erſten Blättchen trug, die aber nicht, wie Saamenblätter der Diko— tyledonen, einander gegenüber, ſondern abwechſelnd ſtanden, wie man freilich erſt bei genauer Betrachtung zu erkennen vermochte, und darin liegt der Fehler der Abbildungen Fig. 2, A und 5 von Salisbury, der die Blättchen als gegenüberſtändig darſtellt. Oberhalb dieſer Blättchen theilte ſich nun die Achſe in zwei Aeſte von gleicher Entwickelung, ſo daß alſo die Dichotomie alsbald hervortrat, welche bei jenen erſt nach Entwickelung von 8 — 10 Blattwirbeln zum Vorſchein kam. Uebrigens waren bei dieſer die Blättchen auch 1 — Amal größer als bei jener. Wiewohl ich nun bei dieſer nur zufällig gemachten Beobachtung nicht die erſten Grade der Entwickelung beider Formen zu ſehen Gelegenheit hatte, was eigens zu dieſem Zwecke angeſtellten Ausſaatsverſuchen vorbehalten bleiben muß, ſo geht doch bereits un— zweifelhaft aus derſelben hervor, daß wirklich beide, in jenem Lyeopodium vorhandenen ſaamenähnliche Gebilde als der Entwickelung fähige Spo⸗ ren zu betrachten ſind. — 91 Ign der dritten Verſammlung, am 4. März, lieferte Herr Profeſſor Dr. Göppert noch einige Nachträge zu ſeinen Beobachtungen über die Balanophoren, und legte die mittlerweile in dem erſten Supplementbande des 18. Theils der Nova Acta Be ** Cur. erſchienenen Abhandlungen über dieſe Pflanzenfamilie ſelbſt vo. In der vierten Verſammlung, am 18. März, ſprach Herr Dr. Scholz über die in u Schleſien gefundenen Farrn, mit Bezugnahme auf ſeine 1836 erſchienene Inaugural⸗ Diſſertation „ und führte als nachträglich hinzuzufügende Arten an: Aspicium been tum SwòW., rhaeticum Sw., fragile f. anthriscifolium . cynapiſolium. nun Mehre Mitglieder erhoben Mdeberiiin über die ſpechiſche Wine des Aspid, dlatati. Herr Profeſſor Wimme legte einige neuerlich Beobathtete mn jener merkwür⸗ digen monſtröſen Weiden⸗Blüthen vor, welche, halb Stempel, halb Staubgefäß, die man⸗ nigfaltigſten Mittelbildungen dieſer Organe darſtellen. Beſonders wurde eine Salix aurita hervorgehoben, bei Liſſa gefunden, an welcher die Staubgefäße ſich oben in zwei oder drei Aeſte theilten, an deren Spitze entweder ein Antherenſack, oder ein dergleichen auf einer Seite in ein mondförmig gekrümmtes, mit grauem Seidenhaar überzogenes klei⸗ nes germen übergehend, aufſaß. Außerdem beſtanden die Kätzchen aus uma 1 geſtellten Staubgefäß- und Stempel-Blumen-. In der fünften Verſammlung, am 1. April, theilte Referent feine Anficht über Cytisus supinus L., prostratus Scop. und bisflorens Host mit, wonach er C.su- pinus für eine liegende Form des Capitatus, die beiden andern aber, und vielleicht auch C. hirsutus L., für verkrüppelte Pflanzen des C. capitatus hält, die durch Verſtüm⸗ melung in der vollſtändigen Ausbildung der Aeſte gehindert wurden, an denen aber doch die kopfförmige Stellung der Blüthen, ob nun ſeitenſtändig, wie bei prostratus und bis- florens, oder traubenförmig, wie bei hirsutus, nicht zu verkennen iſt. C. bisflorens hält Referent für einen C. prostratus, deſſen heurige Triebe een een 3 und belegte ſeine Anſicht mit Exemplaren. In der ſechſten Verſammlung, am 8. Juli, legte Herr Dr. Elsner Pinus Pumilio vom Rieſengebirge, obliqua von der Heuſcheuer und von Lomnitz vor, um zu beweiſen, daß le tere beiden nur Formen von der erſtern ſind. erſelbe will Centaurea Jacea und pratensis unterſchieden ifa, und nimmt von letzterer zwei Formen: nigrescens und decipiens an. Herr Dr. Matzek ſprach über Kirſchen, die zu 2, 3 und 4 auf einem Frucht⸗ ſtiele ſtanden. Ein charakteriſtiſches Merkmal der Drupaceen oder ug wee iſt, daß ihre Blü⸗ then ein freies, einzelnes, einfaches und einfächriges Ovarium oder Karpell mit endſtändi— gem Griffel und nierenförmiger Narbe beſitzen, wodurch ſie ſich von den nahe verwandten Roſaceen, Pomaceen u. ſ. w. unterſcheiden. Dieſe Abnormität erregte in mir die Ver— muthung, daß die Blüthe entweder durch Verwachſung oder durch Fehlſchlagen mehrerer 12 * 1 Karpelle monogyniſch erſcheinen könnten, und ich unterſuchte deshalb viele Blüthen von Amygdalus, Prunus und Cerasus, aber die einfache Narbe und der einfächrige Frucht⸗ knoten widerſprachen meiner Anſicht, und ich hielt daher die Furche, welche an der Seite des Stempels uu der ganzen Länge deſſelben verläuft, nur für die Nath des einfachen Fruchtblattes. Im verfloſſenen Frühjahre blühten auf der hieſigen Promenade 2 Kirſch⸗ bäume von der Abart mit ganz gefüllten Blüthen; ich pflückte von denſelben einige ab, um meinen Schülern dieſe rückſchreitende Metamorphoſe der Blumentheile zu zeigen, und wurde nun bei der Unterſuchung derſelben nicht wenig überraſcht, in jeder Blume ſtatt des Stempels zwei ganz deutliche grüne Blätter anzutreffen, welche klar zu beweiſen ſchienen, daß bei rückſchreitender Metamorphoſe der Blüthen, wie die Staubgefäße in Kronblätter, ſo die Stempel in Kelchblätter übergehen. Außer mancher andern Folgerung, die ſich aus dieſer Beobachtung machen ließe, er⸗ giebt ſich auch dieſe von ſelbſt, daß meine oben erwähnte Vermuthung in Betreff der ur⸗ ſprünglichen Zahl der Karpelle nicht ganz grundlos war, und ich glaubte nun, daß dieſelbe alſo die Zweie ſein müßte, weil ich in allen dieſen gefüllten Blumen je zwei Fruchtblätter fand. Im Anfange Juli brachte mir der Sohn des Gutsbeſitzers Herrn Matzek aus Sopratſchine eine Tüte Vogelkirſchen, unter denen mehrere vier Früchte auf einem ein- fachen, in durchaus nichts verſchiedenem Fruchtſtiele hatten, und, wie man es an dem Ringe am Grunde derſelben erkennen konnte, aus Blüthen mit vier Fruchtknoten hervor— gegangen ſind. Auf einigen Stielen ſaßen nur drei, und an ſehr vielen zwei Kirſchen bei⸗ fammen, die alle ganz vollſtändig ausgebildet und jede mit einer Griffel-Narbe an der Spitze verfi ehen waren und durchaus nichts mit ähnlichen Zwillingen der Gattung Lonicera gemein hatten, welche bekanntlich aus zwei Blüthen hervorgehen und nicht, wie dieſe, aus einer. Es wurden hierauf einige derſelben der Geſellſchaft vorgelegt, welche, auf Wunſch des Herrn Dr. Matzek, Herr Dr. Schauer mit ſich nahm, um im botaniſchen Garten damit einen Verſuch anzuſtellen, ob ſich dieſe Abart mit normalen Blüthen und Früchten durch Saamen fortpflanzen laſſe, da, nach Verſicherung des Ueberbringers, der Baum, von dem dieſe Früchte gepflückt worden find, alljährlich eine große Er Zwillinge, Dril- linge und Vierlinge liefert. — In der ſiebenten Verſammlung, am 30. September, legte Sr Dr. Elöner an neuen Pflanzen für Schleſien vor: 1) Nasturtium officinale, von Siebenhar bei Grunau, Ach von Dr. Körber ſchon 1839 in den Schneegruben, | 2) Artemisia pontica, von Dr. Körber bei Straupiß, an Mochringia muscosa, von Dr. Elsner an der Keſſelkoppe gefunden. Ferner zeigte derſelbe eine Durchwachſung bei Cardamine pratensis, Blätter von einer bei Schwarzbach gefundenen Weide, die derſelbe für S. ambigua Ehrh., und einen Baſtard von Epilobium palustre und molle, den er für C. rivulare Rchb. hält. ee In der achten Verſammlung, am 14. October, legte Herr Profeffor Wimmer eine vollſtändige Reihe der in dieſem Jahre von ihm und Herrn Pharmazeut Krauſe ge⸗ fundenen und näher beobachteten Weiden-Baſtarde vor, eine Beobachtung, die ihm für die Kritik dieſer Sippe äußerſt wichtig erſcheint. Er iſt nach dieſen ganz unzweifelhaften und auf alle Weiſe beſtätigten Erfahrungen der feſten Ueberzeugung, daß es in dieſer Sippe eine namhafte Anzahl von Baſtard-Formen giebt, namentlich unter jenen Formen, die durch ihr vereinzeltes Vorkommen und das Schwankende ihres Charakters von jeher zweifelhaft und ſchwierig geweſen ſind, zumal in jenen Gegenden, wo die Geſellſchaft mehrerer zu gleicher Zeit blühender Arten der Entſtehung der Baſtarde günſtig iſt. Ha⸗ ben ſich nur erſt mehrere beobachtende Botaniker von dem Daſein dieſer Baſtard-Formen überzeugt — leider iſt durch das Zuviel auch in dieſer Hinſicht ein ſchädliches Mißtrauen verbreitet und die vorurtheilsloſe Betrachtung zurückgedrängt worden — ſo wird es nicht fehlen, daß ſie in manchen der bisher ſo höchſt problematiſchen Formen eine gleiche Natur und Entſtehung erkennen werden. Die hauptſächlichſten der beobachteten Formen, über die an einem andern Orte ausführlicher berichtet werden ſoll, waren: 1) Salix aurito- repens fem. = Sal. ambigua Ehrh. und Sal. plicata Fries! zuerſt von Herrn Schummel bei Liſſa, neuerlich von uns bei Lilienthal in einer Reihe von Formen, die theils der S. aurita, theils der S. repens näher ſtehen, beobachtet. Stigmata Conniventia! | | fe Pie 2) S. aurito-repens mas. Ein Strauch in der Nähe von Karlowitz. Eine durch ſtarke, grau⸗ſeidenhaarige Bekleidung der Blätter ausgezeichnete Form. — Ein anderer bei Lilienthal, mit fem. übereinſtimmend. bn 569 2 1018050 3) S. cinereo-repens fem. Bei Karlowitz, etwa 4 Sträucher auf einem Raume von 12 Quadratfuß. Wir ſind im Stande, von den verſchiedenen Blättern, die aus allen Altersſtufen und an den verſchiedenen Zweigen ſehr mannigfaltig ſind, die Entſtehung aus den prafumirten Stamm⸗Arten faſt zur Evidenz nachzuweiſen. Stigmata divergentia! 0 f 4) S. cinereo-repens mas. Bei Lilienthal, ein Strauch. Ein höchſt intereſſantes Gebilde, deſſen Zuſammenhang nur ſchwer zu erkennen war, für uns aber nun: mehr außer Zweifel geſetzt iſt. In. 9 1110 f 5) S. purpureo-repens fem. Wurde von uns in dieſem Jahre an drei Orten entdeckt und beobachtet: bei Hennigsdorf Trebn. Kreiſes, bei Sadewitz unweit Oels, und bei Koberwitz bei Breslau. Auch an dieſem Baſtard fanden wir eine Reihe von Formen, welche der einen und der anderen Stamm-Art näher ſtanden, und in der Breite und Bekleidung der Blätter offenbar auf diejenige Form, na: mentlich der S. repens, hinwieſen, der fie ihre Entſtehung verdankten. Bei Sadewitz z. B. ſahen wir eine ſehr ſchmalblättrige Form mit ruthenförmigen Zweigen, der daſelbſt daneben wachſenden Form der 8. repens entſprechend. — Dieſer Baſtard wird beim erſten Anblicke von der benachbarten S. purpurea 94 durch die ſeidenartige Behaarung, zumal der Unterſeite der Blätter, von der 8. repens durch die etwas in's Seegrüne hinziehende Farbe, einen ſchwach⸗ fettigen Glanz und die Geſtalt der — e 2 eee Seitenränder Mac unterſchieden. 1 n. 1 S. aurito- myrtilloides, — S. eie Willd. „von abel Here Gras bowski und Fincke bei Königshuld in Oberſchleſien beobachtet. Außerdem legte derſelbe noch eine S. Yiminali- -repens aus Schweden von Fries, Eremplare der S. phylicifolia (= Weigeliana W.), die er mit Herrn Grabowski in dieſem Jahre in Waldungen oberhalb des Kochelfalls im Rieſengebirge, und eine Reihe von Exemplaren der vielgeſtaltigen S. acuminata Sm. vor, deren Form unter den Bota- nikern auch unter ſehr verſchiedenen Namen zirkuliren; endlich bewies er, daß die S. hip- pophaefolia Thuill. der Schleſiſchen Flora richtiger 8. undulata Ehrh. 2 werden müſſe, da ſie ſich von dieſer Art nicht trennen läßt. Herr Pharmazeut Krauſe zeigte behaarte Formen von Galium Bauhini vor, welche er bei Pirſcham gefunden hat. Herr Oberlehrer M. Mücke ſprach über den Unbergchge d. des Korns in — — Der Wirthſchafts-Director Herr Liehr, gegenwärtig Gutsbeſitzer in Stabelwitz, hatte am 15. Mai 1840 auf ſeinem Freigute Gleinitz einen Scheffel Roggen auf einen Morgen gut gedüngtes und zugerichtetes Ackerland in der Abſicht ausgeſäet: um in demſelben Jahre davon Grünfutter, und im nächſten eine Roggenernte zu erzielen. Am ſechsten Tage nach der Einſaat war Alles vollſtändig aufgegangen, und wuchs in den er— ſten vierzehn Tagen ſo üppig empor, daß er ſeinen erſten Zweck ſicher zu erreichen hoffte. Als der Roggen ungefähr einen Fuß hoch geworden war, hörte er auf zu wachſen, breitete ſich, kleine Stauden bildend, aus; die Blätter wurden braun, und vor, Ende Juni war nur wenig Grünes auf dem Felde zu ſehen. Inzwiſchen ſproßten hie und da, zu Ende Auguſt, nachdem ſich die Pflanzen wieder erholt und nach und nach grün geworden wa⸗ ren, auf dem ganzen Morgen circa 300 einzeln ſtehende ſchwache Halme empor, die am Ende kurze Aehren trieben, welche denen des Sommerroggens ſo ähnlich waren, daß ſie von dieſem durchaus nicht unterfchieden werden konnten. Dieſe Aehnlichkeit war fo groß und auffallend, daß Jedermann glaubte — Hr. D. L. hatte das Feld mehreren Oekonomen gezeigt — ſie würden Scamenroggen geliefert haben, wenn fie hatten reif werden können. Aber der Froſt knickte fie in der Blüthe. Der Winter verfloß; im Frühlinge 1841 zeigte ſich die Saat ſchön grün und kräf— tig, Hr. D. L. hatte allen Grund, eine reiche Ernte zu erwarten. Der Verlauf der Zeit beſtätigte ihn in dieſer Erwartung, denn es hatten ſich zu Ende Mai lauter üppige Stau: den gebildet, aus denen viele ſtarke Halme mit langen Aehren hervorkamen. Hr. D. L. war unterdeß genöthiget, auf vierzehn Tage zu verreiſen; ſein erſter Gang nach der Rück— kehr war auf das Verſuchsfeld; hier fand er, daß die Pflanzen im Wuchſe wenig vorge— 95 rückt waren, ihre Farbe war hellgrün geworden, und das Gewächs fah mehr einer Grasſaat, als dem Roggen ähnlich. Faſt täglich beſuchte der Eigenthümer ſein Feld; ſo kamen auch viele Oekonomen zu ihm, denn ihre Neugier war geſpannt. Es entwickelten ſich Schoßkolben, und nach acht Tagen ſtand alles voll Trespez nur hie und da ſproßten mitten aus den üppigen Trespenſtauden einige Kornhalme mit ſchwachen ehren empor, wie ich ſie in der Verſammlung der botaniſchen Section, am 14. October v. J. „vorzulegen mir erlaubt habe. Hätte Hr. D. L. nicht inzwiſchen ſein Gut verkauft, — der neue Eigenthümer hatte das Feld bald abmähen laſſen, — fo" würde er einen Theil der Trespe haben reif werden laſſen und hätte einige Metzen davon ausgeſäet, um den Verſuch zu machen: ob ſie unter günſtigen Umſtänden wieder Roggen hervorbringen würde. Uebrigens iſt noch hinzuzufügen, daß das Gut ſtets wohll beſtellt geweſen, die Lage des Bodens keinesweges zum Gedeihen der Trespe geeignet, auch nie dergleichen da geſehen worden iſt. ) | In der neunten Verſammlung, am 5. November, theilte Herr Prof. Dr. Göppert eine Beobachtung über die Entwidelung, des Blüthenſtieles der weiblichen Blüthe BEN Vallisneria spiralis L. et Poll. mit: In einem Napfe, der in einer mit Waſſer erfüll ten Glasglocke ſich befindet, kultivire ich ſchon ſeit einiger Zeit verſchiedene, in atom ſcher und phyſiologiſcher Beziehung intereſſante Waſſerpflanzen ( Vallisneria, Lemnae, Hydrocharis, Chara, Myriophyllum, Confervae, Oscillatoriae u. a. Algen), um ſie bei Demonſtrationen gleich zur Hand zu haben. Anfang Auguſt 1841 entwickelte ſich eine weibliche Blüthe der Vallisneria, deren Stiel am 4. Auguſt 3 P. 3. lang war. Am 6. Auguſt um 8 Uhr Morgens, um welche Zeit ich immer zu meſſen pflegte, hatte er die Länge von 8 / Zoll, am Sten ſchon 18, am Iten 22, am 10ten 27 und am IIten 30 Zoll erreicht, war alſo innerhalb 7 Tagen 27 3. in der Länge gewachſen. Nun öffnete ſich die Blüthe. Der Stiel zeigte aber noch keine Neigung, ſich ſpiralförmig zu rollen, was erſt am 22ſten deſſelben Monates eintrat. Am 30ſten fiel die Blüthe ab. Leider entwickelten ſich keine neuen Blüthen mehr, was ich um ſo mehr bedauerte, als es wohl ſehr intereſſant geweſen wäre, das überaus ſchnelle Wachsthum dieſer bekanntlich auch in vieler anderer Hinſicht ſo merkwürdigen Pflanze in den einzelnen Tageszeiten zu meſſen. Der Vortragende verſprach, dieſe Lücke ſeiner Beob— achtung im künftigen Jahre auszufüllen. Schließlich legte derſelbe noch Durchſchnitte von Seele Pareira, Bauhinia racemosa und Drymis Winteri vor, und ſprach über die Struktur derſelben, insbeſon⸗ *) Die anweſenden Mitglieder d. S. bezweifelten ſämmtlich die Richtigkeit der Beobachtung, und erkannten in der vorgelegten Probe nichts weiter, als neben einander gewachſene Exemplare von Secale cereale und Bromus secalinns, völlig bis auf die Wurzeln von einander geſondert. Es iſt dies eine ſchon im Alter: thume dageweſene und von den Agrikulturiſten oft wieder aufgewärmte Fabel. 96 dere über Letzteren, die in mancher Beziehung eine Aehnlichkeit mit der Struktur des Stammes der Coniferen zeigt, wie auch mehrfältig behauptet worden iſt. Bei genauerer Unterſuchung zeigte es ſich aber, daß die angebliche Uebereinſtimmung der Drymis- und der mit dieſer verwandten Tasmannia - Arten mit den Coniferen ganz und gar nicht ſtatt⸗ findet und ſich nur auf eine allerdings merkwürdige Aehnlichkeit, rückſichtlich der ziemlich gleihförmigen Zuſammenſetzung des Holzkörpers aus poröſen Prosenchymzellen, be⸗ ſchränkt, in dieſen ſelbſt aber, der abweichenden Form der Markſtrahlen gar nicht zu ge⸗ denken, ſich auch noch ſo viele Unterſchiede darbieten, daß eine Verwechſelung derſelben mit den Coniferen nicht ſtattfinden kann, wie der Verfaſſer in einem der nächſten Hefte der Linnaea näher auseinanderſetzen wird. | Referent ſprach über das Vorkommen der Cardamine sylvatica Lk. im Geſenke. Obſchon C. sylvatica Lk. dort ſehr gemein ſei, auch in mannigfachen Formen vorkomme, die durch feuchten oder trocknen Boden, ſonnige oder ſchattige Lage entſtänden, ſo ſei doch deren Tracht von der der C. hirsuta jederzeit verſchieden und der von Treviranus an— gegebene Charakter „6 Staubgefäße“ beſtändig; eben ſo habe er ſich von dem Fehlen zweier Staubgefäße bei C. hirsuta an Exemplaren von Treviranus, Bönnighau— ſen, Beſſer und aus der Berliner Gegend überzeugt. A iign ottzilla Derſelbe legte eine Frucht von Theobroma Cacao, und eine vom Ap. Buek in Frankfurth aus Moskau mitgebrachte Wurzel unter dem Namen: Rad. Sambul aus der Bucharei vor. R. Brown ſoll ſie für die Wurzel einer Umbellifera gehalten haben; nach Profeſſor Dr. Göppert dürfte ſie einer Cucurbitacea angehören; ſie beſitzt einen ſehr ſtarken Geruch nach Moſchus, und wird in Moskau von den Parfümiſten zu Par⸗ fümerien verbraucht. Die vielfachen Nachforſchungen des Referenten über dieſen Han delsartikel blieben erfolglos. * | Herr Candidat Oſchatz machte einige Mittheilungen, welche ſich denen des Herrn Prof. Dr. Göppert anſchloſſen. Yen) 11 In der zehnten Verſammlung, am 25. November, gab Herr Prof. Wimmer eine Ueberſicht der bisher in Schleſien von ihm beobachteten und mit Sicherheit erkannten Al— gen-Arten (mit Ausſchluß der Diatomaceen) nebſt Angabe der Fundorte und erläuternden Bemerkungen. Da dieſer Vortrag keinen Auszug erlaubt, ſo ſoll hier nur bemerkt wer— den, daß nach Abſonderung alles Zweifelhaften aufgeführt wurden: 8 Arten Conferva, 4 Conjugata, 1 Bolbochaete, 1 Hydrodictyon, 3 Oscillatoria, 1 Lyngbya, 1 Scytonema, 2 Chaetophora, 1 Linckia, 1 Nostoc, 1 Batrachospermum, 2 Draparnaldia, 2 Ulva, 1 Vaucheria mit 5 Varietäten. N OHhνο Herr Profeſſor Dr. Göppert ſprach über die freie Bewegung der Sporen von Nemaspora incarnata Pers.: Daß Sporen mehrerer Algen im Zuſtande der Reife eine freie Bewegung zeigen, welche man nicht von äußern oder phyſikaliſchen Urſachen ableiten, ſondern nur als eine Erſcheinung des Lebens betrachten kann, wird wohl gegen: wärtig von Niemand mehr bezweifelt. Bei den Flechten ſah Herr Link, und zwar in — — den Saamenſchläuchen der Limboria stricta, eine langſam fortſchreitende thierähnliche Bewegung, die ſelbſt an Exemplaren, welche man vor 30 Jahren geſammelt hatte, noch ſichtbar war. (Froriep's Not! XII. No. 293. 104.) Meyen (deſſen neues Sy⸗ ſtem der Pflanzenphyſiologie, 3. Bd. S. 457) beobachtete, daß die Sporen von Mucor Mucedo ſich zuweilen im Waſſer noch frei bewegten. Im Dezember 1840 zeigte mir Herr Cand. phil. Oſchatz im Waſſer eingeſchloſſene Sporen von Phallus impudicus, die um dieſe Zeit, acht Wochen, nachdem ſie von der Pflanze entnommen waren, noch eine zwar langſame, aber noch deutlich bemerkbare rotirende Bewegung zeigen, und auch heute noch, alſo ein Jahr nachher, daſſelbe bemerken laſſen. Am 1. Oktober d. J. brachte ich die Fäden der merkwürdigen Nemaspora incarnata Pers., die in meiner Stube auf in Waſſer ſtehenden Weidenzweigen gewachſen war, in's Waſſer, worauf ſich alsbald die gallertartige, die Sporen wahrſcheinlich umhüllende und die Form des Pilzes bildende Subſtanz auflöſte, und die außerordentlich kleinen, länglichen, an beiden Enden aber zu⸗ geſpitzten, ziemlich durchſichtigen weißlichen Sporen frei wurden, zu deren genügender Betrachtung man jedoch. eine ſtarke Vergrößerung 250 L. Durchmeſſer anwenden muß. Zu meinem nicht geringen Erſtaunen ſah ich ſie ſich lebhaft Va. und zwar nicht bloß in horizontaler, ſondern auch in vertikaler Richtung rotiren. Ich ſchloß alsbald eine Menge auf die eben bezeichnete Weiſe in Waſſer ein, und heut noch, am Sten November, indem ich dies ſchreibe, geht die Bewegung mit derſelben Lebendigkeit vor ſich, ja als ich im Jahre 1822 geſammelte Exemplare dieſer Pflanze in Waſſer einweichte, bewegten ſich die Sporen derſelben ebenfalls noch, obſchon mit viel geringerer Intenſität. Wahrſchein⸗ lich iſt dieſes merkwürdige Phänomen unter den Pilzen ſehr verbreitet, welches doch wohl nur als eine Lebenserſcheinung angeſehen ii ji da — 1 nicht weiß, welche äußere Urſache ſie hervorrufen ſollte. ) nogaur bi ) i meitelibS Derſelbe führte an, daß er das ſchon in einem früheren Vortkage Km Dec. 1840) erwähnte Phänomen der Ueberwallung, d. h. Wachsthum, ohne Zweige und Blatt⸗Ent⸗ wickelung auch bei abgehauenen Rothtannenſtöcken (Pinus Abies L.) im Hochwalde bei Sprottau beobachtet habe, und ſprach ſich zugleich über den Hauptinhalt einer Arbeit aus, die er über dieſen Gegenſtand unter folgenden vier Abſchnitten ſo eben dem Drucke zu übergeben Willens iſt. (Ueber das Ueberwallen der . von H. R. Göppert. Bonn, bei Henry und Cohen, 1842.) Rod In dem erſten werden die wenigen hierüber seta geiborbenett andercdeitigen Er⸗ fahrungen erwähnt, wobei es nicht unintereſſant erſcheint, daß ſchon Theophraſt jene merkwürdige Erſcheinung ziemlich umſtändlich beſchreibt. Der zweite enthält die Beſchrei⸗ bung derſelben nach eigenen Beobachtungen, die wir hier nur ſehr ſümmariſch anführen können: Tannenſtöcke werden nach dem Abhauen allmälig mit Holzlagen überzogen oder überwallt, ohne daß in der Regel eine Zweig- oder Blatt⸗Entwickelung ſtattfindet, durch deren Vermittelung bei anderen dikstyledonen Bäumen jener Anwuchs ſonſt erfolgt. Nur in zwei Fällen fand auch Stockausſchlag ſtatt, welche 9— Exemplare der Ver⸗ 1 98 faſſer dem Herrn v. Thielau, auf Lampersdorf bei Frankenſtein, einem vortrefflichen Beobachter und Freunde der Natur, verdankt, der mit beſonderem Intereſſe dieſen Ge⸗ genſtand gleichfalls verfolgt. In dem dritten. Abf. chnitte werden die Urſachen dieſer Erſcheinung auseinander geſetzt. Der Verfaſſer ſah, wie die Herren Reum und Ratzeburg, daß jene Ueberwallung des alten Stockes durch neue Holzlagen nut dann ſtattfand, wenn der Stock — ersih, mit den Wurzeln eines oder auch mehrerer noch lebenden Stämme derſelben Art verwachſen war, ſo daß der Referent ſich geneigt fühlt, dieſen ganzen merkwürdigen Vorgang, für welchen ſich in der geſammten Phyſiologie kaum ein Analogon auffinden läßt, als eine erweiterte Wurzelbildung anzuſprechen. In dem vierten oder letzten Abſchnitte findet man Beobachtungen über die Art der Verwachſung und die Vorgänge bei dieſem Proceſſe, die wir hier übergehen, und nur noch bemerken, daß die merkwürdigſten der hier nur angedeuteten Wannen l die der 2 Abhandlung beigegebenen Abbildungen näher dargeſtellt werden. | „In der eilften Verſammlung, am 9% December, legte Herr Prof. Dr. Göpp ert einen Stamm von Encephalartos Friderici Guilelmi Lehm., vor, und erläuterte die merkwürdige Struktur deſſelben. Ferner ſprach er auch noch über das Lycopodium lepidophyllum Hook;, von welchem Herr Stud. Jur. Aſchenborn mehrere vollſtändige Exemplare aus Mexiko mitgebracht hatte. Der Vortragende bemerkt, daß die Beſchaf⸗ fenheit dieſes in vielen Beziehungen nder enten Gewächſes ſchon früher vom Profeſſor C. F. Meißner (Linnaea 1838, p. 150 u. f.) trefflich und naturgetreu geſchildert worden ſei, und behielt ſich für eine der nächſten Sitzungen vor, die Untrrfuchungen — den Bau der Centralachſe des kleinen ſehr verkürzten Stammes mitzutheilen. Referent ertheilte Bericht über den Erfolg der, an mehrere Freunde der Botanik i in Schleſien abgeſchickten Geſuche, wegen Einſendung von Pflanzen ab das 3 der Geſellſchaft, der den Beweis großer Theilnahme gab. Für die Sammlung ſchleſiſcher Pflanzen giengen Sendungen en, von: Herrn Apotheker Burkart, aus Niesky, | „ Apotheker Güntzel Becker, aus Wohlau, „ Apotheker Hirſchfelder, aus Pleß, 8 f 0 1007 Candidat Kabath, aus Gleiwitz, i 8001 nn — Apotheker Joſephine Kablik, aus Bohren Bühnen, 0 Se Herrn Paſtor Pauli, aus Ottendorf, 10 1 „ Cand. theol. Pauli, aus Poltentfeine, | ‚dan seh aptuni sy Batailons-ArztıRafh, aus Gleiwitz nn „ Profeſſor Schramm, aus Leobſchütz „ maps once Hννν¹• I pic e ipothefer Spatzier, aus Jigerndorf, „at ea bn Be Apotheker Stiebler, aus Nicolai, Iunu 17 ni un0 mo „llnumman 10 „ Privatlehrer Unverricht, aus — i Anu 1191399 — 2 — han der verbindlichſte Dank abgeſtattet wird. A eb ist :99 Mehrere Andere entſchuldigten ſich, abgehalten worden zu fein, in dieſem Jahre Sendungen zu machen, verſprachen ſie aber für das künftige Jahr. Die Sammlung europäifcher Pflanzen erfreute ſich eines reichlichen Zuwachſes in vollſtändigen und ſchön getrockneten Exemplaren, durch die Güte des Herrn Apotheker Buek in Frankfurt a. d. O., Herrn Bezirks-Wundarzt Magiſter Dolliner in Wien, der Frau Apotheker Joſephine Kablik in Hohenelbe in Böhmen, und des 394 | | Herrn Magiſtrats-Präſes, K. K. Gubernial⸗Raths Tommaſini in Trieſt. 216 Die bereits vom Herrn Profeſſor Wimmer begonnene Verbindung der einzelnen Sammlungen, aus denen das Herbarium gebildet iſt, wird nun von demſelben, vom Herrn Pharmazeut Krauſe und dem Referenten eifrigſt fortgeſetzt und in kurzer Zeit völlig beendigt ſein. Um die Pflanzen vor Zerſtörung möglichſt zu ſichern, werden ſie mit Queckſilber⸗Sublimat⸗Löſung getränkt und mittelſt Papierſtreifen angeheftet. J Moden magnum VI Fi] | 4 Pa ® 5 he, min Inf warte gebildete & = 14 197, win i 11 153 10 ww; 100 414 11190107 1 Ar rab Sl 4 3: Secretair. ge dee Kefer 15g 8 Pr 2 * — 9 1 7 2 * realer tert „ ar 4008 16 N j | f U F 1 IH WVEN sur 443 1417 2 5 enen | —ͤ —ʃñ——U——¶́ieĩ—— 115 X 0 7 Br 5 - N irrt, Te i De 417 a fi fi . 14 N Ii . de If 14 5 5 1 N ö 1 1 3 > 5 Ian } | N} U I ; g 1 — , 17 * 10 Inc . j nu 7 Inh 1119 e einn 1273 392 3 j 1 2 5 5 13* ob ti ni ie u adron mailndapdo. bi} Nang een ene 100% 90 i end 7 190 af cho MDR ut MIDI n Schoen -nucbilebiar Sni Bit eie nR eee umme? 1 5 8% dhe i cine eee ene act Ars nb N 7 . 9 .D B I. Ju ag. 1144301. fig F E e 105 eds si 1 0 out 5 Noe un 30 | 333 un Nin ni info due er , e anti u, die Arbeiten ber eres bete, Seetien 1197115, Tassen 99 A Aue sum 90 4490 ant 190 20 as nm iet Fim „ A 1 eta Zun uh 18 1% nm dun 18/00 101115 ae 1130 dun 1 u mom nc is vn 0 rocbit uz Fchilgäß — N aid ml iR: eder Fee " + 14475 Fr 9 4 — 7 1150s 197197117 n 17191 air Jin: 1 Jr 1. 7 71 DH 135 > insit N du R j er 991 J. 2 Die entomologiſche Section hat in dieſem Jahre 17 Verſammlungen gehalten, in denen folgende Mittheilungen gemacht wurden: J. Allgemeines. 1) Ueber die Athmungsorgane der Inſekten i im 1 vollkommenen und Wuwolltonmenen Zuſtande. Vom Unterzeichnete nn. 2) Herr Gymnaſial-Lehrer Klopſch theilte einen Abſchnitt aus feinem Tagebuche, auf einer im Jahre 1840 gemachten Reiſe von Breslau nach Helgoland geſchrieben, mit, und zeigte die auf Helgoland von ihm gefundenen Naturmerkwürdigkeiten (Inſekten, Con⸗ chylien, Foſſilien u. ſ. w.) vor. 3) Herr Oberlehrer Rector Rendſchmidt las einen Theil ſeines, auf einer Reiſe von Breslau nach Wien und auf dem Rückwege von da nach Wieliczka geführten Tage— buches vor. Auch zeigte derſelbe die, von ihm bei Bielitz, nahe an der ſchleſiſchen Grenze gefangene, Chrysomela tenebricosa vor, woraus die Richtigkeit von Weigel's An— gabe (auf die Autorität der verſtorbenen Herren Köhler und Manger geſtützt), daß ſie in Schleſien vorkomme, wohl kaum mehr bezweifelt werden kann. II. Coleoptera. 1) Herr Lehrer Letzner beſchrieb einen noch nicht bekannten Pterostichus, und hielt darüber folgenden Vortrag: ‘(+7 Ca 101 and eils ‚Pterostichus: cordatus, 'n. Sp. 11119032170 | en nitidus, thorace subcordato, postice ee angulis postich ie alla: tibüs, e ene run e | Hong. ae linie 10 8 Es iſt dieſes Thier dem Pteröst. eps St., Cat. Wechloy Il. am Duftsch. ſehr nahe verwandt, unterſcheidet ſich aber durch Folgendes weſentlich: 1) Das Hals⸗ ſchild iſt an den Seiten viel meh getanibet hinten mehr verengt, und erhält dadurch eine herzförmige, abgeſtutzte Geſtalt. Im Uebrigen iſt es ganz, wie Sturm bei Pt. Aethiops angiebt. Selbſt die bei dieſem bisweilen vorkommenden beiden eingedrückten Punkte mitten auf dem Thorax (zu beiden Seiten der Längslinie) ſind meiſt vorhanden. — 2) Die Flügeldecken find etwas gewölbter und verhältnißmäßig kürzer, wie bei Pt. Aethiops, eben ſo gefurcht wie bei | dieſem „ aber in den Furchen bisweilen deutlich punktirt. An der dritten Furche nach Innen ſteht unfern der Wurzel ein kleiner einge⸗ drückter Punkt; 2 — 3 ähnliche ſtehen weiter hinten an der Außenſeite der zweiten Furche, ganz wie bei Kethiops. Beim Männchen ſind die Flügeldecken ſchmaler und elliptiſch (in der Mitte am breiteſten), beim Weibchen breiter und verkehrt eiförmig. — 3) Die Schienen ſind dunkler⸗, die Füße heller⸗ pechbraun, welche Farbe auch die Schenkel an ihrem äußerſten, dem Körper eingefügten Ende haben. Bei Kethiops ſind Schenkel und Schienen ganz ſchwarz, und nur die Tarſen leuchten durch ihre Behaarung röthlich. — 4) Die Palpen ſind ſämmtlich wie die Tarſen röthlich-braun, bei Lampenbeleuch⸗ tung durchſcheinend; bei Aethiops dagegen ſchwarz und nur an der äußerſten Spitze ein Wenig bräunlich. — 5) Die Fühler: find ſchwärzlich, nach der Spitze hin durch die Behaarung bräunlich, die einzelnen Glieder an der Wurzel mehr oder weniger dunkelroth durchſcheinend. Bei Pt. Aethiops find fie bis auf die hellere Behaarung ganz ſchwarz. ) Die G vöße (4 6 Lin.) iſt ſtets bedeutend geringer als bei Arethiops, und be: trägt nur / — ½ von der des letztern. — 7) Das Männchen hat nicht auf dem Bauch⸗ ringe vor der Afterdecke eine ausgehöhlte Tuberkel wie Pts Aethiops, ſondern auf der Afterdecke ſelbſt eine e einge Erhöhung, die ſich vom After bis, etwas ien die Bike derſelben erſtreckt. Nauk dachinod pin 1ſchi⸗ In ſtio Olnd om „Ich fing dieſen Käfer Ende Juli 1840 auf sch Altbater unter loſen Baumrinben (4200 Fuß über der Oſtſee) in 4 Exemplaren. — Ob derſelbe mit Duftſchmid's Car. Anderschii (der, nach der etwas ſehr kurzen Beſchreibung zu ſchließen, allerdings ſehr ahnlich ſein muß) einerlei ſei, wage ich nicht zu entſcheiden, da die „rothbraunen Fühler“ und Flügeldecken geſtreift ae EZ ern e onen ſcheinen. Ji Tun chiunmn ani lang a * E ft 10% nei 199 : id st: Hand ap | % ien nr Ai late | dig 812). err folgenden Baan 318 ebe Annas Fog 1 MN Ji Mau onde ain nun hun nah an d n ann 102 Mittheilungen über die Chrysomela cerbalis Lin. Die Chr. alternans Pz. oder Megerlei Duftsch. iſt, ſobviel mir bekannt) in Schleſien immer nur an gebirgigen Gegenden, unter Steinen, und zwar einzeln, die Chr. cerealis Lin., Fab., Pz., Dufts. hingegen daſelbſt noch gar nicht gefangen worden. Um ſo mehr mußte es mich überraſchen, als ich im Juni d. I. auf meine Veranlaſſung durch einen Freund aus der Gegend von Herrnſtadt, von der rechten Seite der Bartſch her, alſo aus ebenem Terrain, nicht nur die erſte, ſondern auch die zweite / und auf noch; malige Veranſtaltungen ſogar in großer Menge erhielt. Durch die bedeutende Zahl von Exemplaren dieſer Thiere nun bin ich feſt überzeugt worden, daß, wie ſchon⸗Illiger geglaubt hat, die Chr. cerealis und die Chr. alternans nur eine und dieſelbe Art ſind, und die letztere Benennung, als die jüngere, darum aus der Reihe der Arten fortan aus⸗ Von der Chr. cerealis Dufts., Pz., bieten ſich nämlich zwei Uebergangsreihen zu der Chr. alternans Pz. dar: a) eine kürzere, indem die oft ſehr vorherrſchende grüne Einfaſſung der drei und mit dem Außenrande vier kupferfarbigen Streifen auf den Flügeldecken nach und nach verſchwindet, und der violetten Farbe den Platz überläßt, wo alsdann das Thier Chr. alternans iſt; — b) eine längere, indem die kupferfarbigen Streifen nach und nach verlöſchen, und zuletzt nur die grünen noch hie und da deutlich ſind, oder die Flügeldecken überhaupt nur gleichmäßig grünlich, dann, mit Durchſchrei⸗ tung aller Nüancen, mehr bläulich, zuletzt violett ſchimmern, in welchem letzteren Falle das Thier wiederum ſchon Chr. alternans iſt, da ſich bald bei ihm auch wieder die An⸗ fänge der kupferfarbigen Streifen zeigen, und nach und nach zu der Vollkommenheit aus⸗ bilden, die ſie nach Duftſchmid's Beſchreibung haben müſſen. Es ließen ſich darnach etwa folgende Hauptformen markiren a) Die Flügeldecken mit kupferfarbigen, grün begrenzten und damit wechſelnden veil⸗ chenblauen Streifen; der Thorax kupfergoldfarbig oder grünlich mit drei blauen, meiſt nach und nach verwaſchenen Streifen, nämlich einem in der Mitte, und einem an jeder Seite, die ſich aber ſehr oft ſo verlieren, daß der ganze Thorax bald ein kupfriges, bald ein grünliches und bald ein gleichförmig blauliches Ausſehen hat. Eben ſo verhält es ſich mit dem von Duftſchmid erwähnten veilchenblauen Stirnfleck des Kopfes, der bei einigen Exemplaren allerdings ſehr ſchön vorhanden iſt. Was die Streifen auf den Flügeldecken anbelangt, ſo ſind die blauen eigentlich nur der Grund, auf welchen die drei bis vier kupfrigen grün eingefaßten Streifen aufgetragen ſind, und verdienen daher den Namen Streifen gar nicht. Duftſchmid beſchreibt drei ſolcher blauer Streifen, Panzer bildet ih⸗ rer vier ab, beide haben Recht. Bei einigen Exemplaren find nämlich auf jeder Flügel⸗ decke drei kupferfarbige Streifen vorhanden, bei einigen dagegen vier; der varürende der— ſelben iſt, von der Naht aus gezählt, der dritte, welcher auch immer viel ſchmaler als die übrigen, und in den meiſten Fällen auch nur grün, alſo ohne Kupfer iſt. Fällt er ganz 4 — 3 2 — 10 weg, ſo werden die blauen Streifen zu ſeinen Seiten in einen großen, vorn und hinten ſchmaler werdenden blauen Fleck vereinigt, auf welchem oft noch eine etwas hellere blaue Linie die Lage jenes verſchwundenen Streifens anzudeuten pflegt. Der erſte (an der Naht) und der vierte Streif (am Außenrande) ſind die breiteſten, und treffen an der Spitze der Flügeldecken zuſammen. Uebrigens ſind die kupferfarbigen (und grünen) Streifen bald mehr, bald weniger lebhaft, öfters ſogar ſehr matt, bisweilen aber auch feurig, dla zend. — Dieſe Varietät iſt die Chr. cerealis des Duftſchmid und Panzer. 15 Die kupferfarbigen Streifen verlöſchen nach und nach; an ihrer Stelle find. nur grüne Streifen ſichthar, hie und da noch mit naue Auflage, und bar Had Mikes bald drei, bald auch. nur zwei. amd) a 00 Die grünen Streifen, zerfließen und die ganzen Bligebeden Roimmern oe bis gehen; in gewiſſer Lage violett Le aan alle RR N tere d) Die ganzen Flügeldecken ſchimmern blaulſch. violett, in der Regel mit, e Aufluge. . Streifen ſind ebenfalls gar nicht, oder doch höchſtens nur in ſchwachen Andeu⸗ tungen ehe eee Der wee bisgpeien ER ien Acc ee BR ec, 71187 ät bilden. ENGE | | e 0 Die Fllgeltecken violett, mit brei bis vier kapfege, bald purpur⸗, bald goldig⸗ nm en Streifen, welche ihrer Lage und Ausbreitung nach ganz, denen der Varietät a entſp r echen, und gegen welche, namentlich je lebendiger metalliſch ſie ſind, die Streifen des Mee Grundes bald mehr oder weniger bläulich erſcheinen. Der Thorax iſt eben⸗ falls violett mit zwei kupfrigen Streifen, von denen jeder die Fortſetzung des erſten Kup⸗ ferſtreifens auf den Flü ügeldecken iſt, und durch welche, „5 wie bei Varietät a, drei ſoge⸗ nannte bläuliche Linien auf demſelben gebildet werden. uch, hier iſt übrigens! der Thorax | bald gleichmäßig violett, bald mehr bläulich (oder, ſelhſt grün ünlich), und bald mit metalli⸗ ſchem Anfluge.— Dieſe Varietät iſt die Chr. alternans PE. oder Megerlei } Dufts. 8) . die vorige, nur hie und da mit fr © von grünen —— oder grü⸗ en am Fran die ſich 90 und un immer ar vergeöfen. und e die Pine, Ba- 127 glace w wie Politur auf Holz) en Mic rd Arg wie dies zur Genüge aus den Uebergängen und dadurch hervorgeht, daß, ſobald man mit einem Meſſer dir obere e entfernt, jenes Braun ſtets zum Vorſchein kommt. — Uebrigens — WE - in möchte man dieſe Varietät, wäre ſie einzeln, ohne Webergunge ge gefangen, worden, ſchwer⸗ ic für die Ohr. oerealis n gehalten haben im ininismu HR mounld ende ech Alle dieſe Varietäten ſind, wie auch ſchon angedeutet worden, durchaus nicht durch beſtimmte Grenzen von einander e A en, r. vn mit e ann ee, genau an; . ien 207 f als 18 Geile In bel e Si ee deal 11 viel ee Der Thorax iſt mit feinen Punkten ziemlich dicht beſäet, vorn ausgerandet, mit vorſtehe den Vorderecken, und mit, durch tief und ſtärker eingedrückte Punkte, verdickten Seiten, die nach hinten durch eine nach der Mitte zu ſeichter werdende Vertiefung noch in 0 hervorgehoben werden. Die Flü igeldecken fi ſind ue mit zerſtreuten tieferen und fi teren Punkten defä et, welche fich, kamentlch d ie erſtern, oft in Re ihen fammeln, ſb, d die Seiten der RUpfee een ih ſelten dürch dieſelben begrenzt erſcheinen. a Ken ſechs Exemplaten waren die Punkte verpiſcht wodurch die Sberſeite ein fein in rules muse ehe — Die Größe eh Spies ift eben A Pete wie ſeine 1 „ri a | ſchreitet alle Maaße von 26 - 4 Li. 5 Eben ſo verhält es ſich mit d er Geſtalt i⸗ nige Exemplate ſind hinten 1 andere aft. plötzlich abgeſtutztz bei manchen, erſchel⸗ nen die, Flügeldecken darum, And: 10 n kürzer; etliche ſind mehr Naehe andere mehr boch gewölbt. Dadulch fi h ee Umriſſe bei Pa inzer e erklärt. A Was die Lebensart t betrifft, fo glaubte En; daß die Chrys. cercalis Faß. auf Spartium Scoparinm oder auf ele ren, die Chr. alternans nur unter Steinen lebe; 0 Exemplare aus der. L (ten fan ntlich auf Cirsium lauceolatum und. Care, uus acanthoides an ziemli 10 fump igen Gräben, krochen aber die Nacht über ſehr gern unter Steine. Einige ſaßen auch auf Gräſern und an Kornähren, In Gebirgen ſind fie: von mir ſtets unter oder a auf Steinen gefangen worden. ngo un am j 2 zur Sig t eee eee eee enen (lac, Tin ec star mafbisie ) 2), Derſelbe theilte die Naturgeſchichte be, Chrysomela biet mit Seine Mittheilung war folgenden % ing af} eee eee eee eee eee sid 105 Die Chrysomela fulgida Fab. und ihre Stände. Als ich am 9. Mai d. J. die Chr. fulgida Fab. (wie gewöhnlich an den Ufern der Oder auf Tanacetum vulgare) in Copula gefangen hatte, fo hatten mir drei Weib: chen über Nacht Eier an die Schachtel gelegt, in Häufchen von 6 — 10 Stück. Dieſel⸗ ben waren länglichrund und weiß, etwa 1 Linie lang; ihre Schalen ziemlich hart, in— wendig glatt, glänzend, auswendig chagrinirt und matt. Sie waren einzeln mit der einen Spitze auf dem Holze befeſtigt, jo daß fie ſich in der Mitte an einander legten, ohne jedoch regelmäßige Reihen zu bilden. Ich ſetzte ſie den Strahlen der Sonne aus, und hatte am 20. Mai das Vergnügen, die Larven aus ihnen herausſchlüpfen zu ſehen. Einige Tage vorher waren ſie etwas angeſchwollen, und man bemerkte durch die durchſcheinenden Schalen an dem obern Theile drei ziemlich große, ſenkrecht unter einander ſtehende ſchwarze Punkte, und daneben, zwiſchen dem zweiten und dritten derſelben anfangend, eine Reihe kleinerer, die ſich bis an die untere Spitze des Eies hinzogen. Wie ſich ſpäter er— gab, waren dies die Luftlöcher der Larve. Dieſe nun fraß ſich zuerſt an dem obern Theile des Eies ſeitwärts ein Loch, ſo daß die Spitze deſſelben ſtehen blieb, und fing nun an, den Kopf zuerſt herauszuſtecken und den Körper nachzuſchieben, was auch nach großen Anſtrengungen und allerhand Bewegungen aller Theile des Körpers in dem Zeitraum von etwa einer Stunde gelang. War die Oeffnung etwas zu klein gemacht worden, ſo konnte der Hinterleib nur mit außerordentlicher Mühe, nach vielfältigem Dehnen und Wenden, hindurchgebracht werden. Eines der Thiere büßte dadurch ſogar ſein Leben ein. (Ich habe es zur Anſicht mitgebracht.) Die Larve ſelbſt iſt weißlich, nur Kopf, Thorax und Beine ſind tief ſchwarz, glänzend, und wie mit einer lackirten, lederartigen Haut über⸗ zogen. Bei zwei Exemplaren waren beim Auskriechen nur die Beine ſchwarz, der Kopf dagegen ſchwärzlich und der Thorax gelblich; allein die letzten beiden Stücke färbten ſich bald ebenfalls ſchwarz. Der Kopf hat oben eine ziemlich ſtark vertiefte, auf der Stirn ſich theilende Längslinie, und zwiſchen den Augen zwei vertiefte Grübchen. Die Augen habe ich, wegen der dunklen Farbe, ſelbſt bei ſtarker Vergrößerung, trotz vielen Bemü- hungen, nicht genau wahrnehmen können; faſt glaube ich, es ſeien gar keine vorhanden. In der Gegend derſelben ſtehen zwei ſehr kurze, ſpitz zulaufende Fühler, welche auf einem rundlichen, erhabenen, einem Auge nicht unähnlichen Grunde ſitzen. Sie beſtehen aus drei kleinen, ſchwarzen Gliedern oder Ringen, die durch eine weißliche Haut verbunden ſind, und durch das Ausdehnen derſelben etwas verlängert werden können. Dieſe Fühler ſind mit bloßen Augen kaum wahrzunehmen. Die Kinnbacken ſind ſtark; eben ſo die Taſter, namentlich die Maxillar-Taſter, die aus vier Gliedern beſtehen. Der Thorax, welcher wie eine gebogene, lederige Platte oben querüber liegt, iſt mit dem Kopfe durch zarte weiße Häute verbunden. Hinter demſelben liegen auf jeder Seite drei ziemlich große ſchwarze Flecken hinter einander in einer Reihe. Zwiſchen dem zweiten und dritten der— ſelben, aber darunter, mehr nach dem Bauche zu, beginnt eine längere Reihe von acht 14 a a kleineren ſchwarzen Punkten, welche jedenfalls die Lage der Luftlöcher bezeichnen. Sie liegen auf zarten Erhöhungen. Nach dem letzten dieſer Punkte folgen zwei ſchwärzliche After-Ringe, aus deren hinterſtem ein kleiner, einziehbarer Lappen hervorhängt, deſſen ſich das Thier beim Gehen zum Anhalten bedient. Es drückt nämlich, wie andere Lar⸗ ven, dieſen (klebrigen) Lappen an den Gegenſtand, worauf es geht, feſt, macht einige Schritte, reißt ihn dann los und zieht den ausgedehnten Leib nach, und wieder zuſammen. Der Lauf iſt trotz dem ziemlich ſchnell. Die Beine ſind zweigliedrig, kurz, dick und un⸗ förmlich, nach unten und vorn ſchräg abgeſchnitten, und an der dadurch entſtandenen Spitze mit einem ſtarken, wenig gekrümmten Haken verſehen. Dieſer Haken leiſtet dem Thiere bei dem Gehen auf den weichen Blattflächen ſowohl, als auch bei dem ſo oft vor— kommenden Feſtſitzen auf der Unterſeite derſelben, weſentlichen Nutzen. — Die Ringe des Leibes find nicht deutlich wahrnehmbar, und namentlich oben nur hie und da durch Rune zeln angedeutet. Im Alter trennen ſich jedoch hinter dem Thorax deutlich zwei Ringe ab, an denen unten die zwei hinteren Fußpaare ſitzen. Auf dem Bauche kann man als⸗ dann auch bis zu den beiden Afterringen ſieben ſcharf geſonderte Segmente unterſcheiden. Eigen iſt es, daß kein einziges der dreizehn ausgekrochenen Exemplare bald Verlan⸗ gen nach Futter zeigte. Sie blieben ſämmtlich auf den Eierſchalen ſitzen und verzehrten dieſe mit großem Appetit. Auf ihre Futterpflanze (Tanacetum) gebracht, zeigten ſie ſogar wenig Luſt zum Eſſen. Erſt nachdem die Eierſchalen zum Theil verzehrt waren, krochen ſie auf die grünen Blätter. Es ſcheint die Natur alſo auch auf dieſe Weiſe für die erſte Nahrung ihrer Geſchöpfe zu ſorgen. Vielleicht erklärt ſich dadurch auch die Ei- genthümlichkeit, daß neben den vollkommenen Eiern mehrere verkümmerte, kaum den drit⸗ ten Theil fo große ſich befanden. Sie beſtanden augenſcheinlich nur aus Schalenmaſſe; Larven kamen auch aus ihnen nicht zum Vorſchein. Vielleicht ſagte ein dunkles Gefühl den Weibchen, daß dieſes Mal hinreichende Speiſe den Jungen zu ihrer Kräftigung um ſo mehr Noth thun würde, da die Eier nicht auf die Futterpflanze abgeſetzt werden konn⸗ ten. — Einige dieſer verkümmerten Eier, ſo wie auch Schalen der vollkommenen, habe ich zur Anſicht mitgebracht. | Die kleinen Larven wuchſen ziemlich ſchnell, fo daß fie nach fünf Tagen ſchon drei Mal ſo groß waren, als bei ihrem Auskriechen. Je größer ſie wurden, deſto undeutlicher wurden die drei erſten, großen, ſchwarzen Flecken am Thorax. Der erſte und zweite rückten näher an einander, und lagen zuletzt auf dem Segmente, welches den mittleren Beinen entſprach. Der dritte ſchien ſich mit dem erſten der zweiten Reihe vereint zu ha— ben; bei der ausgewachſenen Larve waren nur noch ſieben dieſer Stigmata vorhanden, welche jetzt aber mehr nach dem Rücken zu lagen, als die erwähnten drei Flecke. Sie hatten alſo ihre Lage zu dieſen gänzlich geändert, oder eigentlich umgekehrt. Je älter die Larve wurde, deſto weißlicher wurde auch der Thorax, ſo daß zuletzt nur noch Kopf und Beine und die Stigmata die frühere glänzend ſchwarze, und die beiden Afterringe ihre ſchwärzliche Farbe behalten hatten. — Häutungen habe ich drei beobachtet. Bei 107 jeder derſelben drückte das Thier ſeine Klauen, wie ſeine Kinnbacken feſt in das Blatt der Futterpflanze, und machte dann einige Bewegungen, wodurch die Haut auf dem Rücken einen Riß bekam, durch welchen es ſich aus ſeinem alten Kleide herausarbeitete. Dieſes aber blieb ſammt Kopfſchild (der ſich der oben erwähnten Längsfurche nach etwas ausein⸗ ander gegeben hatte) und Füßen an der Pflanze in natürlicher ben ſitzen, ganz ſo, wie man es bei den Larven der Libellulinen ſo oft beobachtet. In drittehalb Wochen hatten die Larven ihre vollkommene Größe erreicht; fie betrug 6 Linien. Dieſelben wurden nun matt und fraßen nicht mehr, entledigten ſich ihres Un⸗ rathes, und legten ſich auf den Rücken, ſo daß ich glaubte, ſie ſeien geſtorben. Nach etwas mehr als acht Tagen jedoch war plötzlich die alte Haut abgeſtreift, und das Thier eine Puppe, den 20. Juni. Dieſe ſieht andern Käferpuppen ganz ähnlich, weiß wie Wachs, ſpäter etwas röthlich. Sie war 3 / Linien lang, und hie und da mit einzelnen weißen Härchen bekleidet. Am Ende iſt ſie mit einer kleinen Spitze verſehen, vor der man die beiden ſchwarzen After-Segmente der Larve, ſo wie die des Leibes, deutlich unterſcheiden kann. Auch die 5 ſind als ſchwarze Punkte noch deutlich wahr: zunehmen, Schon nach acht Tagen, am 28. Juni, kam endlich der Käfer zum Vorſchein. Er war Anfangs ganz gelb, ohne Glanz, und von der ihn auszeichnenden Pracht der Farben keine Spur vorhanden. Er kroch indeß munter auf die daſtehenden Futterpflanzen. Schon nach wenigen Stunden fing der Thorax an grünlich zu ſchillern; bald thaten es auch die Flügeldecken, und am andern Morgen prangte der Käfer überall in ſeiner ſchönen goldgrünen Farbe. Die Flügeldecken blieben jedoch immer noch ſehr weich, und erhielten erſt nach 5 — 7 Tagen ihre gewöhnliche Härte. Ich habe ein viertägiges Exemplar zur Anſicht mitgebracht. Von den ausgekrochenen Exemplaren blieben mir durch mancherlei Unfälle zuletzt nur noch zwei, ein Männchen und ein Weibchen übrig, welche mit wenigen Unterbrechun⸗ gen bis zum 23. Auguſt in Begattung waren. Nachdem ſich das Männchen durch die Flucht dem Gefängniſſe entzogen hatte, legte das Weibchen am 28. Auguſt vier Eier (alſo bedeutend weniger als ſeine Mutter) auf die Unterſeite des Blattes von Tanace- tum. Schon am 6. September krochen daraus zwei Larven hervor, ganz ſo, wie dies oben angegeben worden. Nachdem dieſelben bis Ende Oktober die Häutungen überftan- den und ihre vollkommene Größe erreicht hatten, hörten ſie auf, Nahrung zu ſich zu neh⸗ men, und blieben lange Zeit träge auf einem Platze ſitzen, ſo daß ich feſt glaubte, ſie wür⸗ den ſich in Kürze verpuppen. Doch dies geſchah nicht. Nach einiger Zeit bewegten ſie ſich wieder, liefen ein Stück vorwärts und blieben dann ſtehen, als ob ſie von Erſtarrung oder Schlaf befallen würden. Das eine Exemplar fing dabei an zuſammen zu ſchrumpfen. So hatte ich ſie bereits bis über die Mitte des Novembers hinausgebracht, als ich durch den Unverſtand meiner Aufwärterin derſelben beraubt, und ſo an ihrer fernerweitigen, höchſt intereſſanten Beobachtung verhindert wurde. — Schon bei der erſten Brut hatte | 14* — 108 ich zu verſchiedenen Malen bemerkt, daß die Larven dieſes Thieres durchaus nicht fo em: pfindlich gegen das Waſſer ſind, als man nach ihrer ganzen Lebensart glauben ſollte. Einige hatten 10, 20, ja 24 Stunden im Waſſer gelegen, und, den Strahlen der Sonne ausgeſetzt, gaben ſie dennoch nach wenigen Minuten ſchon wieder Lebenszeichen von ſich, und krochen bald darauf munter die Futterpflanze hinan. Bei der zweiten Generation glaubte ich, beſonders nachdem die Exemplare ausgewachſen waren, ſogar eine gewiſſe Vorliebe für das Waſſer zu bemerken. Mehrere Male begaben ſich nämlich die oben an: geführten zwei Larven durch die kleine Oeffnung des ſie vom Waſſer trennenden Papp— deckels ſogar mit Mühe hinab in daſſelbe. Ein Exemplar befand ſich, etwas zuſammen⸗ gekrümmt, wie todt, drei Tage lang in demſelben, und, nachdem ich es herausgenommen, zeigte es in wenigen Stunden ſchon wieder Lebenszeichen. u Sollten, aus dem Allen zu ſchließen, manche Chryſomelen vielleicht als Larven in feuchter Erde (trocknen Sand verſchmähten meine Exemplare) oder im Waſſer überwin⸗ tern können? Oder ſuchte die Herbſt-Generation jene nur auf, um ſich in ihnen zu ver⸗ puppen und ſich dadurch mehr Schutz und Sicherheit für dieſen Stand zu verſchaffen? — Auch das zeitige Erſcheinen des Käfers (Ende April) ſpricht für dieſe Anſicht, beſonders, da mir es bis jetzt noch nie gelungen, ein überwinterndes Exemplar des vollkommenen Thieres aufzufinden. ci 0 1 Vorſtehende Mittheilungen ſchienen mir auch in Beziehung auf die Ohr. graminis Fab. einigen Werth zu haben. Vielleicht gelingt es einem der Herren Entomologen, oder ſpäter mir ſelbſt, auch die Chr. graminis aus Eiern zu ziehen, und dadurch die mir aus mehreren Gründen als ſehr wahrſcheinlich vorkommende Art-Verſchiedenheit der Chr. fulgida und graminis Fab. mit Sicherheit darzuthun. | 4) Herr Letzner machte ferner über die Unterſchiede des Aphodius luridus und depressus, und namentlich der ſchwarzen Varietäten beider, eine Mittheilung. Dieſelbe ſtützte ſich auf die ausgezeichnete Abhandlung des Herrn Dr. Schmidt in Stettin über die deutſchen Aphodien-Arten in Germar's Zeitſchrift für die Entomologie, 2. Bd. Leipz. 1840. Herr Letzner bemerkte, daß die Hauptform des A. depressus, mit rothen Flügeldecken, bisher noch nie von ihm in Schleſien gefangen worden ſei, ſondern ſtets nur die ganz ſchwarze, und zwar häufig auf den Abhängen des Altvaters in Kuhmiſt. 5) Derſelbe zeigte ferner, als neu für Schleſiens Fauna, vor: Corynetes cha- lybeus und Corynetes ruficornis St. Beide in mehrern Exemplaren. 6) Noch wurden folgende, in Schleſien ſeltene, von demſelben im Jahre 1841 ge⸗ fangene Käfer vorgezeigt: | 4 | Scarabaeus mobilicornis, Tenebrio obscurus, in mehreren Exemplaren. . 5 Carabus irregularis Fab., bei Charlottenbrunn auf dem Hornberge. Carabus nemoralis Illig. Aus der Trebnitzer Gegend. 1 Exemplar. 109 | Holocnemis Gravenhorstii Schill. 5 Exemplare „am Altvatergebirge zum Erſtenmale gefangen. 0 Colymbetes guttatus Sturm. In vielen erna im n zu Dfingften, und im Rieſengebirge in der en e Chrysomela limbata. Chrysomela carnife. Chrysomela analis, ſo wie deren Varietät; Chr. Schach, Panzer... Donacia Malinowskii. Um Breslau. . Leptura 6-fasciata. Auf dem Altvatergebirge. | 993 Staphylinus hirtus. Um Breslau und Herrnſtadt. | 7. Herr; Gymnaſial⸗ Lehrer Schilling zeigte die von ihm in Schleſien afune nen Apionen vor und hielt darüber folgenden Vortrag: Die Gattung Apion gehört zu den Rüſſelkäfern een mit geraden Füh⸗ lern (Recticornes), baten bereits im vorigen Jaheskage dieſer Schrift Seite 85 Er⸗ wähnung geſchehen iſt. Der Körper der 11 iſt meiſt ſehr klein, etwa von der Größe eines Leinkornes, bei wenigen Arten größer, bei vielen weit kleiner; die einzelnen Theile ſind nur durch das Vergrößerungsglas deutlich zu unterſcheiden. Die Geſtalt iſt nach vorn verſchmälert, zugeſpitzt, faſt birnförmig; der Rüſſel bildet gleichſam den Stiel des birnförmigen Kör⸗ pers. Die Fühler ſind eilfgliedrig, den Seiten des fadenförmigen Rüſſels, vor der Mitte deſſelben, eingefügt; die drei letzten Fühlerglieder ſtehen dicht aneinander, und bilden eine eiförmige, zugeſpitzte Keule. Die Fußſohlen (Tarsi) ſind, wie bei allen Rüſſelkäfern, viergliedrig; das vorletzte Glied iſt zweiſpaltig, herzförmig. Die Larven der Apionen leben in den Samenkapſeln verſchiedener Gewächſe, beſon⸗ ders der Hülſenfrüchte. Die von mir in der Provinz Schleſien geſammelten Arten von Apionen find folgende: Apion pomonae. — A. eraccae. — A. ruficornis. — A. brevirostris. — A. aeneus. — A. onopordi. — A. albovittatus. . vernalis. — A. geni- culatus. — A. viciae. — A. varipes. — A. apricans. — A. flavipes. — A. nigritarsis. — A. rufirostris. A. frumentarius. — A. haematodes. — A. plebejus. — A. tristis. — A. humilis. — A. aterrimus. — A. pusillus. — A. atomarius. — A. virens. — A. violaceus. en A. vorax. — A. ps e ee een | 8) Derſelbe trug über die in Schlefien nende Arten der Gattung Otio- — Folgendes vor: Die Gattung Otiorhynchus oder Ohren⸗ Rüßler gehört a 555 Rü iſſelkäfern mit — Fühlern (Fracticornes). Man vergl. Jahrg. 1840 S. 85 dieſer Schrift. — 110 — _ Der Körper derſelben iſt 3 bis 6 Linien lang; die Geſtalt ft eiförmig. Der Rüſſel iſt kurz, meiſt von der Länge des Kopfes oder um weniges länger, an der Spitze verdickt, ausgerandet, beiderſeits mit einem abſtehenden, ohrförmigen Lappen (Otion) verſehen, daher der Name Ohrenrüßler. Die Fühler ſind von der halben Länge des Körpers, an der Spitze des Rüſſels eingefügt; ſie ſind zwölfgliederig und laufen in eine ovale, ſehr ſchmale, zugeſpitzte, viergliederige Keule aus. Die Flügeldecken ſind an der Nath zuſam⸗ mengewachſen und umſchließen dicht den Hinterleib; die Unterflügel fehlen. 8 Die von mir in der Provinz Schlefien geſammelten Ohrenrüßler find: Otiorhynchus ligustici. — O. aeneo-punctatus. — O. sulcatus. — O. lepidopterus. — O. irritans. — O. maurus. — O. laevigatus. — O. ater. — O. tenebricosus. — O. ovatus. — O. picipes. — O. hirticomis. — O. raucus. — O. septemtrionis. — O. aerifer. — O. inflatus. | | Anmerkung. Die ſyſtematiſche Beſtimmung ſowohl der hier genannten Apionen, als auch der Oh⸗ renrüßler, find auf Schönherr's genera et species curculionidum gegründet. Der Unterzeichnete theilte die, von ihm und Herrn Dr. med. Scholtz gemein⸗ ſchaftlich beobachtete, Naturgeſchichte mehrerer Arten der Gattung Cassida mit, und zeigte zugleich die, dieſelbe erläuternden, von Herrn Univerſitäts-Zeichner Waitz ange: fertigten Original-Zeichnungen vor. | III. Hymenoptera. 1) Herr Lehrer Letzner zeigte zwei ächte Ichneumoniden vor, die aus Schmetter- lingspuppen ausgekrochen waren, und zwar: Ichneumon?, aus dem Geſpinnſt von Gastropacha Neustria, und: Banchus?, aus einer nicht beſtimmbaren Puppe aus⸗ gekrochen. | | | Nr 2) Derfelbe machte einige Mittheilungen über die Honigbiene, und zeigte die drei Geſchlechter derſelben mit Anführung ihrer Unterſchiede vor. a 3) Herr Gymnaſial⸗Lehrer Schilling hielt einen Vortrag über die Bienengattun⸗ gen: Panurgus, Crocisa, Anthidium, Xylocopa, Apis, und die von demſelben in Schleſien gefangenen Arten derſelben, welcher hier folgt: | | Die Immen oder bienenartigen Inſekten (Antophilae) ſondern ſich in zwei Abthei⸗ lungen, wie bereits Seite 121, Jahrgang 1839 dieſes Jahresberichtes ausführlicher dargeſtellt worden iſt. Bu Or 2 | a) Immen mit kurzer Zunge oder Scheinbienen, b) Immen mit langer Zunge, oder eigentliche Bienen. Die eigentlichen Bienen ſind entweder a) einſam lebende, oder b) geſellige Bienen. Zu den einſam lebenden gehören die Gattungen: | 104 € 5 RD | 4) Panurgus. Der Hinterleib iſt eiförmig, flach; der Kopf verhältnißmäßig dick; die Fühler beider Geſchlechter find faſt keulenförmig, am Ende ein wenig zugeſpitzt. 111 Das Weibchen iſt durch die ſtarke Behaarung an den Schienen der Hinterbeine und des erſten Fußgliedes ausgezeichnet. Die von mir geſammtelten Arten dieſer Gattung ſind: Panurgus ursinus. — P. Linaeellus. — P. ater. — P. lobatus. 6) Coelioxys. Der Hinterleib faſt dreieckig, oben flach, glatt; ; das Säit: chen mit zwei Dornen bewaffnet. Arten in Schleſien ſind: Coelioxis conica; — Coelioxis quadridentata iſt keine von C. conica ver- ſchiedene Art, ſondern das Weibchen von C. conica; — C. punctatissima. 7) Anthidium. Der Hinterleib gekrümmt; auf der Unterſeite flach; oben con- | ver; die Hinterbeine verhältnißmäßig lang. Arten in Schleſien fand ich: Anthidium manicatum; ſchwarz, mit gelben Seitenſtreifen; die Spitze des Hin⸗ terleibes einwärts gebogen, dornig. — A. strigatum; — A. variegatum. o) Xylocopa oder Holzſchneiderbiene. Der Hinterleib um weniges länger als breit, an der Baſis nicht verengt; die Augen groß und nach hinten convergirend; die Fühler fadenförmig, mit langem Schafte. Einheimiſch in Schleſien, wiewohl ſelten, iſt: Xylocopa violacea, die ſchönſte und größte unſerer inländiſchen Apiarien; der Körper iſt ſchwarz, haarig; die Flügel ſchön dunkelviolett. Sie iſt gegen 1 Zoll lang. Die Holzſchneiderbiene hat ihren Namen daher, weil ſie in Pfoſten, Pfähle, Stacke⸗ ten und anderes Holzwerk mit ihrem ſcharfen Gebiß Röhren oder Kanäle von 12 bis 15 Zoll Länge ſchneidet oder vielmehr nagt, dieſelben mit t Honig und Blumenſtaub füllt und darin ihre Brut erzieht. 4) Derſelbe zeigte die von ihm in Schleſien Aaggenen Arten der Gattungen Crabro und Mellinus vor, und hielt darüber folgenden Vortrag: Zu den wespenartigen Hymenopteren mit Wehrſtachel gehört die Gattung: Crabro oder Siebwespe. Den Namen Siebwespe hat man ihnen deshalb bei⸗ gelegt, weil die Vorderbeine der Männchen plattenförmig erweitert ſind. Dieſe Platten haben das Anſehen, als ob ſie mit kleinen Löchern, gleich einem Siebe, durchbohrt wären; in der That aber iſt dieſe Durchlöcherung nur ſcheinbar. Es giebt mehrere wespenartige Inſekten, welche den Siebwespen ganz gleichkommen, die aber keine ſolche plattenförmig erweiterte Vorderbeine haben, die man aber, wegen ihrer anderweitigen Uebereinſtimmung der Körperform, den Siebweſpen beigezählt hat. Der Hinterleib der meiſten Arten iſt ſchwarz- und gelbbandirt. — Die von mir in Schleſien giſammelten Arten der Gattung Crabro ſind: Crabro subterraneus. — C. sexcinctus. — C. fossorius. — C. lapida- rius. — C. vagus. — C. cribrarius. — C. patellatus. — C. clypeatus. — C. palmatus. — C. mediatus. — C. vagabundus. — C. vexillatus. — C. leucostoma. — C. albilabris. 12 —— Mellinus oder Glattwespe, gehört ebenfalls zu den ſchwarz- und gelbbandirten wespenartigen Inſekten, unterſcheidet ſich aber von allen ähnlichen Gattungen durch die Beſchaffenheit des Bruſtſchildes, welches unter dem Schildchen eine ovale, punktirte Ver⸗ tiefung hat, die von einem glatten, vorſtehenden Rande eingeſchloſſen iſt. Das erſte Segment des Hinterleibes iſt langgeſtielt. — Die in Schleſien von mir geſammelten Arten ſind: n. BR Mellinus ruſicornis. — M. arvensis. — M. bipunctatus. — M. fulvicornis. 5 IV. Diptera. Herr Lehrer Schummel hielt über die von ihm in Schleſien gefangenen Arten der Familie der Syrrphen folgenden Vortrag: Berzeichnifs und Beſchreibung der vom Herfaſſer bis jetzt in Schleſien gefangenen Zweiflügler der Syrrphenfamilie. Vierzehnte Familie, Syrrphici (nach Meigen). Fühler dreigliedrig, drittes Glied zuſammengedrückt, ungeringelt, mit einem Endgriffel oder einer Rückenborſte, 3 Punkt⸗ augen, Rüſſel verborgen, Hinterleib fünfringelig, zwei Afterklauen. a. Fühler mit einem Endgriffel. Erſte Gattung, Callicera, Meigen. Edelfliege. Fühler auf einem Höcker ſtehend, dreigliedrig, das erſte Glied walzenförmig, das zweite ſo lang, oder kürzer, als das erſte, etwas zuſammengedrückt, das dritte verlängert, zuſammengedrückt, mit einem Endgriffel; Hinterleib kegel- oder eiförmig; Flügel flach, parallel aufliegend. — Männchen: Augen oben zuſammenſtoßend. Weibchen: Augen oben durch die breite Stirn getrennt. Erſte Art: C. aenea Fab. Erzfarbene Edelfliege. Zweites Fühlerglied faſt eben ſo lang, als das erſte; Schenkel ſchwarzbraun, am Ende rothgelb. M. und W. Ich fing dieſe ſchöne Fliege, die bis dahin nur in den Rheingegenden gefangen wor— den war, im Mai des Jahres 1823 an der Lehne des Zobtenberges unweit Gorkau, wo ſie auf einem freien Platze im Tannenwalde im Sonnenſchein lange an einem Orte in der Luft ſchwebte. Herr Profeſſor Wimmer fing ſie in der Gegend zwiſchen Ohlau und Oels, ebenfalls im Walde auf den Blüthen des Viburnum Opulus. | Die nähere Beſchreibung fehe man in Meigen Tom. III. p. 155 nach. Zweite Art: C. rufa, n. sp. Rothhaarige Edelfliege. Zweites Fühlerglied etwa halb ſo lang, als das erſte; Beine ganz rothgelb. M. und W. Dieſe ſchöne Art wurde im Monat Auguſt 1827 von meinem Freunde Herrn Reis— ner in dem an Inſekten ungemein reichen Walde von Liſſa (1½ Meile von Breslau, bekannt durch Friedrich den Großen) gefangen. | 2 113 2̃. Männchen; 5 ½ Linien lang. Untergeſicht braun, dünnhaarig, mit glänzend ſchwarzer Mittelſtrieme. Augen wie bei C. aenea, doch iſt der ſchwarzhaarige Quer⸗ ſtreif kaum zu bemerken. Fühler ſchwarz, das zweite Glied etwa, halb ſo lang, als das erſte, das dritte unten vor der Mitte ſtumpfwinklicht hervortretend; der Endgriffel kürzer als bei C. aenea, nicht ſo rein weiß, an der Spitze etwas bräunlich. Mittelleib ſchwarz⸗ braun, fuchsrothhaarig (am meiſten am Seitenrande). Schildchen etwas in's Stahlblaue fallend, ebenfalls fuchsrothhaarig. Hinterleib ſchmäler, als bei C. aenea, ſchwarzbraun, erzfarbenglänzend; der vorletzte Ring mit mattſchwarzer, vorn eine Strieme bis zum An⸗ fange des Gliedes ausſendender Binde unweit des Hinterrandes, letzter Ring dunkelſtahl⸗ blau, glänzend, ſchwarz behaart, die übrigen oben und an den nach unten umgebogenen Seitenrändern fuchsroth behaart. Bauch ſchwarzbraun, glänzend, kaum behaart. Beine faſt einfarbig gelbroth, die Hüftglieder braun, die Hinterſchenkel am Grunde blaßbräun⸗ lich, die letzten zwei Fußglieder aller Beine ſchwarzbraun, die Nebenklauen fuchsroth. Die vorderſten Schenkel unten und hinten lang fuchsrothhaarig, die Hinterſchienen etwas gekrümmt. Schüppchen und Schwinger röthlichgelb, bei letztern der Knopf am Grunde braun. Flügel mehr waſſerklar, als bei C. aenea; nur das Randmahl iſt honiggelb, die Zelle zwiſchen der dritten Längsader und der Nebenrandader in der Mitte, die Neben⸗ randzelle ganz röthlichgelb. Der Spitzentheil der Flügel iſt, beſonders längs dem Vor⸗ derrande, graulich. | | | | b. Weibchen. Unterſcheidet ſich vom Männchen: 1) durch die breite, ſtahlblaue, fuchsroth behaarte Stirn, die an jedem Auge eine kurze, bräunlichweiße Längslinie hat; f 2) durch das etwas breitere, dritte Fühlerglied; 15 3) durch den, am hintern Theile, ſtahlblauen Rückenſchild; 7 4) durch den Hinterleib. Das zweite, oben wenig behaarte Glied hat vor dem Hinterrande eine ſchwärzliche Binde. | s Die Binde des dritten Gliedes iſt ſchmäler und weniger deutlich, als beim Männ⸗ chen; das letzte Glied iſt erzbraun, am Ende abgeſtutzt, rothgelb behaart. ö Ich beſitze nur ein Paar dieſer, wie es ſcheint, ſehr ſeltenen Art. Zweite Gattung: Ceria Fab., Stielhornfliege. 2 Faoüchler, auf einem gemeinſchaftlichen Stiele vor der Stirne eingeſetzt, dreigliedrig; erſtes Glied walzenförmig, zweites und drittes gleichlang, keulenförmig, zuſammengedrückt, mit einem Endgriffel; Hinterleib walzenförmig; Flügel ausgeſperrt. na Männchen: Augen oben zufammenftoßend. Weibchen: Augen durch die breite Stirn getrennt. te | Anmerk. 1. Bei meinen Exemplaren ift das zweite Fühlerglied etwas länger, als das dritte. Beide zuſammen bilden eine Keule. 17 5 Anmerk. 2. Der gemeinſchaftliche Stiel iſt bei C. subsessilis ſehr kurz, fo: gar kürzer, als breit. * N cn 1 2 — Wir beſitzen in ec. zwei Arten dieſer ſchönen Gattung; von der dritten (in Stalin einheimiſchen: C ae Latr. pr en ſich ein — im et * 9 Univerſität. at RO Ei 10 Erſte Art: C. göbseseile Uliger. Kiten Sttihotnſlehe. 4 nn ühlerſtiel kurz, Hinterſchenkel des Mä lunchens) keulenförmig. N. und . n Dieſe Art iſt b bei uns ſeht ſelten, denn ich fing bis letzt nur ein Paar im Gade si Oswit im Iult, Meigen kannte nur das M age er Tom. III. pag. 159 beschreibt Das Weibchen, welches ich fing, unterſchei eidet ſich vom Männchen i in Folgendem: 1) Die gelben Striemen des Untergeſichts ſind oben ſehr breit, und durch eine ſchräge, kurze, braune Langlie in iwez. ſehr ungleiche Lappen getheilt, deren äußerer ſehr lang 1 2), Die die Augen trennende breite Stin. iſt schwarz, . mit 4 gelben Flecken bezeich net, 2 neben einander dicht über Wu, Stirnhöker, einer an jedem Auge. 3), Auf dem Rückenſchilde fehlen die 2 röthlichgelben Süſiencheß, und die Blu, am 19055 Schildchen iſt nur eine ſchmale Linie. 4) Das zweite Hinterleibsglied hat ſtatt der beiden getrennten "insihgelben, Ban am Grunde eine eben fo gefärbte, mitten verſchmälerte, Binde. 5) Am Bauche iſt auch das vierte Glied am Ende welßgelb. aeranbek | 6) Die Hinterſchenkel. ſind ſehr wenig verdickt. Zweite Art: C. conopsoides Linn. Oidkopffliegenartige Stiehornflige. Fühlerſtiel verlängert, Beine rothgelb, mit braunen Schenkeln. M. und W. Dieſe ſchöne Fliege, welche nach Herrn Profeſſor Dr. Löw auch im Großherzog— thume Poſen vorkommt, findet ſich um Breslau gar nicht ſelten, ſogar in Gärten der Vorſtadt. Sie ſetzt ſich gern im Sonnenſchein auf Blätter mancher Bäume und auf Doldenblumen. Ich fing davon 2 Mä ee und 7 eee Die Beſchreibung ſehe man in Meigen Tom. III. p. 160. Ale End z. b. Fühler mit einer Rü ickenborſte. n n Dritte Gattung: Microdon Meig. Bienenſlege. 3 mnie . Fühler vorgeſtreckt, dreigliedrig, erſtes Glied lang, walzenförmig; das dritte an der Wurzel mit einer nackten Rückenborſte. Schildchen zweizähnig. Flügel Parallel aufliegend. Stirn bei M. und W. breit, die Augen trennend. Männchen. Stirn ſchmäler, als die Breite eines Auges, mit ſtark vertiefter Quer: linie. Augen an der Innenſeite mit ſtumpfwinkligem Vorſprunge. | Weibchen. Stirn eben ſo breit ** breiter, als die Breite eines Auges, Augen an der Innenſeite grade begrenzt. int Man findet dieſe Fliegen auf Wottwürſen im Frühlinge id Sommer auf den Blü⸗ then der 2 r der Succisa pratensis und Sanguisorba officinalis. 9 —— Erſte Art: M. apiformis; de Geer. Gemeine Bienenflieg e. 19 70 Schwarzgrün, Rückenſchild euchelhaarig⸗ et m geheim Silge Gebet, Füße voftroth M. und W. Bei Liſſa ziemlich häufig. Ich 12500 9 Männchen ai 3. Weibchen. * Profeſſor Dr. Löw hält die folgende Art des Meigen für einerlei Art mit der eben angeführten. Ban: Exemplare ſtimmen jedoch nur mit M. apiformis Meig. und de Geer überein. Zweite Art: M. anthinus Meig. Schwarzſtirnige Bienenfliege. en tu „TERN woe Scherzer Sberſtirne Ti chwͤrzlich, Rückenſchild und Ache ehen Sh tere mit weißgrauem Filze, Füße roſtroth. M. und W. 15 Im Walde bei Liſſa gemein. Ich verglich 19 M. und 3 W. Meigen, hatte nur 1 M. In der Poſener Gegend fehlt dieſe Art. Das Weibchen unterſcheidet ſich vom Männchen: die Stirn if kürzer, ſchwarz⸗, am Augenrande nicht ganz bis oben, glänzend gelblich-behaart. Das erſte Hinterglied iſt viel kürzer als beim Männchen, das fünfte Glied nicht viel kürzer, als das vierte, nach hinten ſtark verengt, ſehr ſtark punktirt, greishaarig, am Grunde faſt nackt, mehr ſchwärz⸗ lich. — Ich füge denen von Meigen beſchriebenen Arten noch folgende darge neue hinzu: Dritte Art: M. fuscitarsis, n. Sp. Braunfü ißige Bienenfliege. Schwarzgrü Un, Oberſti ene schwärzlich, Rückenſchild und Schildchen edel haarig, Swe mit goldgelbem Filze, , 0 BEE e i Queradern ſtark braun ſchattirt. M. und W. ze ee ee ee pi Inm Walde bei Liſſa nicht felten. E 10 a. Männchen. 4% —5 Linien {ai 1 Kopf ſchwarzgrün, glänzend; ; Untergeſicht dichte gelue e t mit 1 ef, File. ſchimmernden Haaren beſetzt. Stirn am untern Theil bis zum Quereindruck roſtgelb-, über ihm gemiſcht⸗ braun und ſchwärzlich behaart. Scheitel und Hinterkopf roſtgelb haarig, am Augenrande mit ſilberweißen Härchen. Fühler nebſt der Borſte ſchwarz. Miktelleib glänzend braungrün, unten dunkler, Rückenſchild und Schildchen roſtgelb haarig. Hinterleib ſchwärzlich, ſehr dicht und ſtark punktirt; zweites Glied an den Seiten und am Hinterrande greishaarig, drittes am Hinterrande mit breiter, vorn in der Mitte ausgerandeter meſſinggelber Haarbinde, die ſich am Seitenrande als Dreieck vorwärts bis nach dem Grunde des Gliedes hin ausdehnt; das vierte, ſehr große Glied dicht⸗rothgelb haarig, äm Grunde mit wenig deutlicher, am Hinterrande dreieckig vorge⸗ zogener, faſt nackter Binde; fünftes Glied ſchwarzbraun, gelblich ſchimmernd. Schwinger röthlichgelb, Schenkel ſchwarz, kaum am Knie etwas röthlich, Schienen toſtgelb, mit ſchwärzlichem, ſchrägen, beſonders an der Hinterſeite deutlichem Bändchen, nahe unter der Mitte von dieſem an bis zum Ende blaßbraun; Füße ſ chwarzbraut n, das letzte Glied am Ende und die Nebenklauen etwas roſtröthlich, alle an der Innenſeite roſtroth⸗ filzig!“ Flügel graulich, beſonders in der äußern Hälfte gegen den Vorderrand hin, an 15 * 16 — der innern Hälfte am Vorderrande blaß bräunlichgelb. Adern ſchwarzbraun, die 3 Vor⸗ derrandadern hellbraun, die im Spitzendrittheil liegenden Queradern breit ſchwarzbraun geſäumt, die Mittelquerader verdickt, tief ſchwarz. . ige innen 9 ein eee Querſtrichel begrenzt. 55 b. Weibchen. 4½ — 5 Linien lang. 390 3% di n 2 40 Die Stirn iſt an den Seiten faſt 9 oben W drüben fonrti-behaut, Das vierte Hinterleibsglied viel kürzer, als beim Männchen, eben ſo behaart. Das fünfte Glied faſt eben ſo lang, als das vierte, nach hinten ſehr ſtark verengt, ganz goldgelb behaart. Ich verglich 2 M. und 2 W. | Von den vier Meigenſchen Arten unterfcheidet ſich dieſe Art durch die angegebene Färbung der Schienen und Füße, und je die ſchwarzgrau geſäumten Queradern im Spitzendrittheil der Flügel. Vierte Art: M. scutellatus, n. Be Schildchen Bienenflege. x Schwarzgrün, Schildchen rothgelb, eben fo . eg Er rat lichgelbe, Hinterleib goldgelb=haarig. M. und W. Im Walde bei Liſſa nicht ſelten. a. Männchen. 4½ — 5 Linien lang. | | Kopf ſchwarzgrün, glänzend, untergeſicht dicht Pont, dicht bräunlich helgelb⸗ ſchimmernd behaart. Stirn bis zum Quereindruck eben ſo, darüber nebſt dem Oberkopfe und dem obern Theile des Hinterkopfes röthlichgelb behaart. Fühler nebſt der Borſte ſchwarzbraun. Mittelleib ſchwarzgrün, glänzend, bräunlichgelb behaart. Schildchen rothgelb, eben ſo behaart. Hinterleib ſchwarzgrün, dicht punktirt, glänzend, die erſten 3 Glieder am hintern Theile anliegend goldgelb haarig, welche Behaarung jedoch vorn in der Mitte keilförmig unterbrochen iſt. Das letzte kleine Glied roſtroth, ſehr kurz und fein gelbhaarig. Schenkel ſchwärzlich, dünn gelbhaarig, Schienen rothgelb, außen weiß⸗ gelbhaarig, die vorderſten unter der Mitte mit ſchwarzbraunem Bändchen, die hintern zuweilen am Ende braun, Füße braun oder roſtroth, röthlichgelb-, weißgelb-ſchimmernd behaart. Schwinger röthlichgelb. Flügel graulich. b. Weibchen. 4½ — 5 Linien lang. | Stirn mit ſeichtem Quereindruck, fünftes Hinterleibsglied verborgen, ſonſt alles wie beim Männchen. Ich verglich 3Z M. und 4 W., außerdem ein Weibchen im Metzer Wen Muſeum. Vierte Gattung: Chrysotoxum. Latr. Bogenfliege. Fühler auf einem Höcker ſtehend, vorſtehend, dreigliedrig, das erſte Glied walzen⸗ förmig, die folgenden etwas zuſammengedrückt, gleichlang, das dritte an der Wurzel ke nackter Rückenborſte. Schildchen unbewehrt, Hinterleib gerandet, Flügel halb offen. Anmerk. Das dritte Fühlerglied iſt oft etwas oder viel länger, als das er 117 Männchen. Augen am untern größern Theile zuſammenſtoßend. 1 2 Weibchen. Augen durch die oben verſchmälerte Stirn getrennt. ag A. Hinterleib mit zwei gelben breiten Binden und einigen gelben Duerinien. 956 ie Erſte Art: C. bicinctum Linn. Zweigürtlige Bogenfliegke. Stirn des M. an jedem Auge mit weißgelber Längslinie, Schüldchen mit gelben Ste wunde Rückenſchild vorn mit zwei weißlichen Striemen. M. und Wi; Dieſe Art iſt bei Breslau (Oswitz, Liſſa) und im mene (Gharlottenbrum, Tannhauſen) gemein, und feßt ſich gern auf Doldenblumen. Ich verglich 7 M. und 35 W. meiner Sammlung und 2 M. und 14 W. in — Univerſitäts⸗ Muſeum. WR | . Ein M. in der zuletzt angeführten Sammlung weicht ſo weit ab, daß s mir eine beſondere Art zu ſein ſcheint. Es hat eine ganz ſchwarze Stirne und ein ganz ſchwarzes Schildchen, auch fehlen die weißen Striemen auf dem Rückenſchilde, und ſeine gelben Sei⸗ tenſtriemen ſind ſehr weit unterbrochen. Es ſtammt aus der Gegend von Braunſchweig. Aus Vorſicht habe ich daher dem C. bicinctum Linn. die obige Diagnofe gegeben. B. Hinterleib mit vier gebogenen. unterbrochenen gelben Binden, die mit den gelben Hinterrändern der letzten Ringe (wenn ſie da ſind) an den Seiten nicht zusammenhängen. Zweite Art: C. arcuatum Meig. Gemeine Bogenfliege. l Hinterleib ei⸗ oder mehr kegelförmig, Bruſtſeiten vorn mit zwei unter einander ſte⸗ henden gelben Flecken, Flügel mit braunem (beim M. manchmal nur angedeutetem) Fleck am Vorderrande, Beine ganz gelb. M. und W. An den Fühlern iſt ſtandhaft das erſte Glied kaum oder wenig länger als das zweite, beide zuſammen ſind merklich länger als das dritte, dies wenig länger als das erſte. Was die von Meigen angeführten Citate betrifft, ſo iſt 1) das Linné ſche nicht ſicher, denn er ſchreibt feiner Musca arcuata (Fauna | Suecica, p. 446, n. 1806) auf der Unterfeite vier gelbrothe, unterbrochene Binden zu, welches nicht mit Meigen und meinen Exemplaren ſtimmt, indem ich an ihnen ſtets nur zwei ſolche Binden, zuweilen nur am Grunde des fünften Gliedes zwei weit entfernte gelbe Punkte ſehe. 2) Das de Geerſche Citat iſt eben ſo wenig ehe denn er fagt gar: ſie hat unten keine gelben Flecke und Striche. 3) Das von Geoffroy iſt auch nicht gewiß, da er der Zeichnung der Bauchſläche gar nicht gedenkt. 6 Schrank in der Fauna bolca ſcheint das Meigenſche —— arcua- tum gemeint zu haben, wenigſtens läßt ſic ſeine Beschreibung auf keine andere, mir bekannte Art anwenden. Eine um Breslau und auch im Vor⸗ und Mittelgebirge ſehr Häufig, vorkommende Art! Ich verglich davon 22 M. und 66 W. in meiner, uud 5 M. und 11 W. in der Univerſitäts⸗ Sammlung u 118 Ein anderes We uin der hieſigen Univerſitäts⸗ aum bush vierten und fünften Hinterleibsgliede Pn 3 mitten wan 1 nenen und der braune Flü⸗ gelfleck fehlt ganz. 1 dun RR n clan Prag Mint Fer . A Eine dem C. —.— Anm sche heb rommenkes Art iſt C. ibermenium Meig., von welcher er nur 1 Mä Wucher beſchreibt, und welche mir in e en nicht vor⸗ gekommen iſtik zun de ene ie 5er; en nta dicht bir eee «2 Es ſei mir erlaubt, meine Anſichten in Betreff dleſer Art pier mifzuthellen I. in- termedium Meig. unterſcheidet ſich, feiner eignen cee 1 1 * Abbil⸗ dung zu Folge, von C. arcuatum Linn. in 1 un eV i | 4 10 Das dritte und vierte Hinterleibsglied haben am Hintereähibl" einen int 2 ' gelben Saum, wbpon ſich auch eine ſchwache Spur am zweiten Hinterfeibögligde findet. Dies Merkmal kommt ſehr ſehr oft beim ächten C. arcuafum Linn. und | i beim M. und W. vor, iſt en Weſenlliches. 4 eee n Alg 2 Am B auche iſt auch die Wurzel gelbgefärbt. Dies findet fi ebend ficht fel NR. mE Achten C. arcuatum Tull im alſo auch nichts We etliches 10 d 50 0 Der braune Flüägelfteken iſt e in Meigen, 8 Abbildun in ſehr t dunkel). Iſt nichts Weſentliches. Ch = 55 Dieſer Flügelfleck if mehr (ſiehe Reigen’ Abbitbung) aug „der Spitze bin aus⸗ gedehnt. Dies ſcheint weſentlich, indet ſich wenigstens“ an den, von mir erglis cgcenen Exemplaren nicht. 6 malsg m * 5 Der After (ſoll heißen; das 1 fünften Sintrteibeginee) ft: ganz gelb und dieſe Farbe iſt von der vierten Bogenbinde nur 80 eine ſchwarze Linie getrennt. Dies Merkmal findet ſich ebenfalls an keinem er v von mir e nen Exemplare. 17 an Ne ſcheint mir daher C. emen Meis. Do meh. eine ‚oem Art zu lei, ne hier nicht porkommt z) nenten aun Mania % 111 Dritte Art: C. e W Frühlings Beben. none, eit von Ser Jahrg. 2. p. 138 u. ſ. wohl Mint? 5g ort Hinterleib kurz- eiförmig, Bruſtſeiten vorn mit einem * Flecke Bube ohne, ar mit ſehr undeutlichem braunen Flecke am Vorderrande. M. und W. Um Breslau ziemlich gemein, doch ſeltener als C. N u im m Wii . bei Charlottenbrunn. men 108 Ben. Männchen 1 Arm 5 Linien lang. Ina 91 God Bits 11 HN Inn ch — (2 Untergeſicht und Backen gelb, erſteres kurz⸗ weißlich — mit ſchmaler, letztere mit breiter ſchwarzer Strieme. Stirn ſchwarz, glänzend, lang⸗ braun behaart, mit ein⸗ gedrückter Langslinie, an den Seiten ſchwarzgrau, oben im Augenwinkel, oder auch längs den Seiten gelblichwelß. Scheiteldreieck länglich, ſchwarz / glänzend, lang⸗ſchwärzlich⸗ behaart. Augen fein- und kurz-weißlich behaart. Hinterkopf ſchwarzgrau, längs den 0 —— ? Augen unten breit⸗, oben ſehr ſchmal⸗weißgerandet, oben am Rande braunhaarig. Fühler ſchwarz, mit brauner Borſte, faſt ſo lang als der Kopf. Das Verhältniß der Länge der Glieder wie bei C. arcuatum, doch find die Fühler etwas kürzer. Mittelleib ſchwarz; Rückenſchild ſehr dicht und fein punktirt, nebſt dem Schildchen braun behaart, vorn mit zwei ſehr genäherten, bis zur Mitte der Länge reichenden, aber ſehr zundeutlichen, graulichweißen Längslinien, an jeder Seite mit unterbrochener, gelber Strieme. Schild⸗ chen gelb, mit ſchwarzem, halbrunden Mittelflecke. Bruſtſeiten vorn nur mit einem, nach unten lang zugeſpitzten, oben zweilgppigen, gelben Fleck; der gelbe, darun⸗ ter ſtehende, rundliche Fleck der vorigen Art (C. arcuatum) fehlt; ganz, oder man ſieht nur einen gelben, undeutlichen Punkt an ſeiner Stelle. Der dritte, bei. C. arcuatum vorhandene, kleine gelbe Fleck weiter vorn fehlt faſt i immer. Der Hinterrücken hat jeder⸗ ſeits einen oder zwei gelbe Punkte. Hinterleib kurz⸗ eiförmig, oben gewölbt, ſchwarz, ſehr fein⸗, aber dicht⸗punktirt, glatt, nur am Grunde, beſonders an den Seiten, bräun⸗ lichgelb langhaarig. Auf dem zweiten bis fü inften Gliede eine gelbe, unterbrochene, bo- genförmige Binde, die den Seitenrand nicht ganz erreicht. Das dritte und vierte Glied | haben einen ſchmalen, das fünfte einen breiteren gelben Hinterrand, der mit der Binde nicht zuſammenhängt, und beim dritten Gliede oft nur in der Mitte angedeutet iſt. Beim fünften Gliede liegt zwiſchen der Binde und dem gelben Hinterrande ein ſ chwarzes Dreieck (nicht, wie bei C. intermedium Meig., eine bloße ſchwarze Linie). Bauch glänzend, ſchwarz, das erſte Glied ſelten gelblich. Das dritte und vierte Glied haben am Grunde eine breite gelbe Binde, die beim vierten Gliede immer unterbrochen, oder in zwei Flecke aufgelöſt iſt. Das vierte Glied hat meiſt einen feinen, gelben Hinterrand. Schwinger und Beine ſind gelb, an letztern die Hüftglieder, der Grund der vorderſten Schenkel und die Spitzen der Klauen ſchwarz oder ſchwarzbraun. Flügel graulich, am Ende etwas dunkler, längs dem Vorderrande bis auf „ der Länge beffelben wait par gelb 1 ohne braunen Fleck. b. Weibchen. 4 — 5½ Linien lang. 1 Unterſcheidet ſich vom Männchen: | I) Die breite, oben verſchmälerte, Stirn ift boar, ſehr kurz. fon. haar And hat eine weißgelbe unterbrochene Binde. 582 2 Die weißlichen Striemen des Rückenſchildes ſind deutlicher. 3) Der Grund der vorderſten Schenkel iſt weniger deutlich ſchwarz gefärbt, . | 40 Die Flügel haben ſehr oft am Ende der Mae Färbung 55 g einen, wiewohl ſehr undeutlichen, braunen Fleck. Bei einem Exemplare hat das fünfte Bauchglied am Grunde zwei wihgelbe Ser ſecen. Bei einem andern, ſehr. großen Exemplar ſind die Backen ganz ſchwarz, und der nr Vorderrand der Flügel ift am äußern Ende ſchärfer als ſonſt begrenzt. Ich verglich 5 M. und 17 * meiner De und 1 M. und 1 W. der * gen Univerſitäts⸗ Sammlung. 120 Das Ch. arcuatum var. scutellare oe; unterſcheidet ſich von der eben be⸗ ſchrichenen Art durch das Schildchen, welches nur vorn und hinten gelb iſt. 10 C. scutellatum Mac. durch ein ganz gelben Schalchen und die an den eue erweiterten gelben Hinterleibsb inden. 2 C. Hinterleib ſchwarz, mit vier gebogenen, 8 —* Binden, die mit ben gelben Hinterrändern der Glieder am Seitenrande des Dittes dale enen a. Flügel am Vorderrande braun geſäumt. Vierte Art: C. marginatum Meig. Gerandete Bogenfliege. Hinterleib kegelförmig, ſtark behaart, Schildchen vorn gelb gerandet. W. An den Fühlern iſt das erſte Glied ſo lang, als das zweite; das dritte etwas län⸗ ger als beide (1 + 2). Im Gebirge bei Charlottebrunn ziemlich häufig im Juli und Auguſt. Setzt ſi ch gern auf die Blüthen der Angelica sylvestris, die überhaupt unter denen der Umbelli⸗ feren am meiſten von vielerlei Inſektenarten beſucht werden. Ich fing nur 12 Weibchen und verglich noch 4 andere in der hieſigen Univerſitäts⸗ Sammlung. Auch Meigen beſchreibt nur dieſes Geſchlecht. Ein einziges Männchen, welches ſich in der Univerſitäts-Sammlung befindet, unter⸗ ſcheidet ſich vom Weibchen nur durch Folgendes: Die Stirn iſt ſchwarz, glänzend, lang ſchwarzbraun-haarig, oben im Augenwinkel weißgelb, und am Bauche fehlt dem dritten Gliede die gelbe unterbrochene Binde. Fünfte Art: C. monticola, n. sp. Berg = Bogenfliege. Hinterleib eirund, faſt glatt, Schildchen ringsum gelb gerandet. W. Ich fing von dieſer ſchönen Art bis jetzt nur 2 Weibchen am 27. Juli 1839 an der Hungerlehne unweit der Schweizerei am Altvater auf Blumen. a. Weibchen. Untergeſicht und Backen gelb, erſteres wenig weißlich behaart, mit oben zugeſpitzter, letztere mit breiter, ſchwarzer Strieme. Die die Augen trennende, oben verſchmälerte Stirn ſchwarz, glänzend, kurz ſchwarz behaart, mit weißgelber, unterbrochener Binde. Scheitel glänzendſchwarz, eben fo behaart. Augen wenig und kurz-weißhaarig. Hinter— kopf ſchwarz, am Grunde ſchmutzig-weiß, mit weißgelbem Rande an den Augen. Fühler ſchwarz, etwa fo lang als der Kopf, mit gelbrother, am Ende ſchwarzbrauner Borſte. Im Verhältniß der Länge der Fühlerglieder ſehr von denen der andern Arten verſchieden. Das erſte Glied iſt ſo lang als das zweite, beide aber an ſich ſehr kurz; das dritte iſt ſehr ſchmal und bedeutend länger, als 1 2. Mittelleib ſchwarz, gelbgefleckt, glänzend. Rückenſchild fein punktirt, ſchwarzbraun behaart, vorn mit 2 genäherten, bis wenig hin— ter die Mitte reichenden, in gewiſſer Richtung deutlichen, weißlichen Striemen, jederſeits mit 2 gelben, ziemlich weit getrennten, Längsflecken, deren hinterer vorn zugeſpitzt iſt. Schildchen gelb, braunhaarig, mitten mit braunem Querflecke. Bruſtſeiten 121 gelbhaarig, jede vor der Flügelwurzel mit 3 gelben Flecken, einem obern größern, umge⸗ kehrt herzförmigen, darunter einem kleinen rundlichen, und weiter vorn einem gelben Punkt. Hinterrücken jederſeits mit einem gelben Fleck und eben ſo gefärbten Punkt dar⸗ unter. Hinterleib breit eiförmig, äußerſt kurz-, aber dicht-, nur am Grunde an den Sei— ten lang⸗gelb- behaart. Das 2te, Zte, Ate und öte Glied haben (jedes) eine breite, mit⸗ ten etwas verſchmälerte, durch eine ſchwarze Längslinie unterbrochene Binde, die am Sei⸗ tenrande des Hinterleibes mit dem gelben Hinterrande der Ringe zuſammenhängt, der beim Zten, Aten und öten Gliede fehr breit, mitten ſtark erweitert iſt, und von dem ſie auf dem ten Gliede nur eine ſchmale ſchwarze Linie trennt. Bauch ſchwarz, erſtes Glied gelb, zweites (wie das Ste, te, te) mit feinem, nach den Seiten hin ſtark erweiterten gelben Hinterrande; das Ste, Ate und Ste Glied am Grunde mit gelber, ziemlich breit unterbrochener Binde, die beim Sten Gliede nur als zwei Querfleckchen erſcheint. Das Zte, Ate, weniger deutlich das 5te Glied haben längs der Mitte einen, beſonders am Grunde deutlich ſichtbaren, obwohl abgerundeten, glatten Kiel, von dem bei C. margi- natum nur eine Spur ſichtbar iſt und der den übrigen ähnlichen Arten fehlt. Schwinger und Schüppchen gelb. Beine gelb, Schenkel und Füße mehr rothgelb, Schenkel am Grunde, die vorderſten oben bis faſt zum Ende, ſchwarzbraun, Klauenſpitzen ſchwarz. Flü⸗ gel faſt waſſerklar, am Ende etwas graulich. Der Grund und die Vorderrandzelle honig⸗ gelb, die Nebenrandzelle heller weißgelb, vor dem Ende der Vorderrandzelle an bis zu ihrem Ende dunkel honiggelb, Vorderrand bis vor der Flügelſpitze breit braun geſaͤumt. Dieſe Art, ſo weit ich ſie kenne, unterſcheidet ſich von: a. C. marginatum f. vorzüglich. | | 10 1) Iſt die Fühlerborſte bis vor dem Ende röthlichgelb (nicht dunkelbraun). 2) Sit das Schildchen ſchmäler, aber länger, mehr halbrund, auch rings herum (nicht blos vorn) gelb. b 3) Iſt der Hinterleib rundlicher, weniger gewölbt und nicht nach hinten kegelförmig, auch ſehr kurz- (nicht lang-) haarig. | b. C. scutellatum Mac. 1) Der Mundrand iſt gelb (nicht ſchwarz). | 2) Schildchen mitten mit ſchwarzbeaunem Querfleck (nicht ganz gelb). f 3) Das zweite Glied hat am Grunde keine gelbe Binde; nur die drei folgenden ha⸗ ben ſie. (Bei Meigen alle vier folgenden Glieder.) 4) Die Flügel find in der äußern Hälfte am Vorderrande bis vor der Spitze braun geſäumt (nicht blos rothgelb). b. Flügel in der äußern Hälfte des Vorderrandes ohne braunen Saum, höchſtens fi mit braungelber Nebenrandzelle. | Bi Sechste Art: C. sylvarım Meig. Wald-Bogenfliege, | | Hinterleib eiförmig, etwas behaart, am vierten Gliede der gelbe Hinterrand ſchmä⸗ ler, als die Binde, vorderſte Schenkel am Grunde ſchwarzbraun. M. und W 16 — 1:7 Sm Walde bei Liffa nicht ſelten im Juni; auch bei Charlottenbrunn im Gebirge im Auguſt. Meigen beſchreibt nur ein Weibchenz ich verglich ein M. und ſechs ſelbſt gefangene W., auch außerdem vier W. in der Univerfitäts - Sammlung. Ich bin über dieſe Art nicht im Reinen; für Ch. fasciolatum de Geer kann ich ſie nicht gut halten, weil erſtens die gelben Stirnflecken des Weibchens bei allen meinen Exemplaren nicht mit dem gelben Untergeſicht zuſammenhängen und weil am Seitenrande des Hinterleibes keine gelben Linien von den ſchmalen zu den breitern Binden von einem Ringe zum andern übergehen, wie Wiedemann in der Beſchreibung des C. sylvarum im Meigen ſagt. Auch ſind in de Geer's vergrößerter Abbildung der Fühler das erſte und zweite Glied gleichlang (Meigen ſagt: . n kürzer als das zweite; wie es bei mei⸗ nen Exemplaren iſt). Für Ch. costale Meig. läßt ſich dieſe Art noch weniger halten, da bei dieſem die unterbrochenen und die ganzen Binden deſſelben Hinterleibsgliedes am Ende gar nicht zus ſammenhängen. | Ch. scutellatum Macg. ſoll einen ſchwarzen Mundrand Ban, der bei meinen Exemplaren fehlt; es iſt nur die ſchwarze Strieme da, die das Untergeſicht von den Backen trennt, und die alle andern, mir bekannten Arten haben. Auch erwähnt Meigen gar richt der gelben Hinterränder des ten, Zten und Aten Gliedes. In ſeiner Beſchreibung des Ch. sylvarum (von Wiedemann entworfen) iſt nichts, was bei meinen Exemplaren nicht ſo wäre, ausgenommen die Farbe der Zeichnungen des Mittelleibes, welche bei meinen Exemplaren röthlichgelb ſind. Vielleicht war ſein Exem⸗ plar ſehr alt. Ich werde daher mein Ch. sylvarum Meig. in Folgendem genauer beſchreiben: a. Männchen. 3 Linien lang. Untergeſicht und Backen gelb, erſteres ſehr dünn weißlich behaart, mit ſchwarzer Mittelſtrieme, jede der letzteren mit breiter ſchwarzer Strieme. Stirn ſchwarz, glänzend, mit kurzem Längseindrucke und jederſeits einem kleinen ſchrägen Quergrübchen, an den Augen mit gelblichweißem, oben zugeſpitzten Längsſtreifen, auf der ſchwarzen Fläche ziem⸗ lich lang-ſchwarzbraun-haarig. Scheiteldreieck ſehr länglich, ſchwarz, eben fo behaart. Augen ſehr kurz- und dünn-weißlich-behaart. Hinterkopf ſchwarzgrau, an den Augen mit weißlichem, gelblichgrau ſchimmernden Rande, eben dort braun-, weiter unten gelb— behaart. Fühler kürzer als der Kopf, ſchwarz, mit am Grunde roſtgelber Borſte. Erſtes Glied etwas kürzer als das zweite; drittes Glied faſt fo lang als 1 + 2. Mittelleib blaulichſchwarz, glänzend, braun-, an den Seiten mehr gelb- behaart. Die beiden weiß⸗ lichen genäherten Striemen reichen bis hinter die Mitte, aber nicht bis zum Schildchen. Die unterbrochene Strieme an jeder Seite und die gewöhnlichen drei Flecke an den Bruſt⸗ ſeiten ſind bei meinem trocknen Exemplar auch mehr bräunlichroth und weniger abgeſetzt, als bei andern Arten. Schildchen gelbbraun, nur am Grunde jeder Seite mit ſchwarzem — 13 Fleck, lang⸗bräunlichgelb-haarig. Hinterleib breit eiförmig, ziemlich dicht-braungelb⸗ haarig, ſchwarz; das erſte Glied vorn jederſeits mit ſchrägem, ſchmutzig weißen ſchiefen Rande; das zweite, dritte, vierte Glied haben eine breite, faſt grade, nach außen jeder⸗ ſeits erweiterte, mitten unterbrochene rothgelbe Binde. Das zweite Glied hat keinen gelben Hinterrand, aber an jeder Hinterecke einen rothgelben Punkt. Die Binde iſt ftär- ker unterbrochen, als beim dritten und vierten Gliede, der Seitenrand, mit Ausnahme des vorerwähnten Punktes, ſchwarz. Beim dritten und vierten Gliede läßt die Binde vorn nur einen ſchwarzen, einer Linie gleichen, Vorderrand des Gliedes übrig, und iſt an jedem Ende mit dem ſchmalen, mehr gelben Hinterrande, weit vor dem Seitenrande verbunden. Dieſer iſt ſchwarz, am Ende gelb. Das fünfte Glied iſt faſt ganz rothgelb, hat eine ſchmale ſchwarze Linie am Vorderrande, die mit dem vordern ſchwarzen Theile des Sei— tenrandes zuſammenhängt. Die übrigen ſchwarzen Zeichnungen ſind wie beim vorigen Gliede, doch nur zarte Linien. Die ſchräg vorragenden beiden Wölbungen der äußern Geſchlechtstheile ſind rothgelb. Am Bauche iſt das erſte Glied am Vorderrande weißlich, ſonſt ſchwarzbraun, nach hinten allmälig rothgelb. Das zweite Glied iſt ſchwarz, und hat am Vorderrande je einen, faſt halbrunden, breiten rothgelben Querfleck und einen ſchmalen gelben, nach den Seiten hin aber ſehr verbreiterten Hinterrand. Bei den zwei folgenden Gliedern iſt die Zeichnung faſt dieſelbe, nur ſind die Querflecken noch größer und die ſchwarze Trennung zwiſchen ihnen und dem Hinterrande iſt bloß eine, nach außen vorwärts gekrümmte, beim dritten Gliede mehr vorn etwas undeutliche Linie; die folgenden zwei Glieder ſind rothgelb, mit ſchwarzer Linie am Vorderrande, und nur an der rechten Hälfte ſichtbar, an der linken durch die Geſchlechtstheile verdeckt. Die Seitentheile des Hinter— leibes find rothgelb, und haben beim Lten — 4ten Gliede einen ſchwarzen, bei jedem die⸗ ſer Glieder am Ende rothgelben, Außenrand. Schwinger gelb, mit am Ende bräunlichem Knopf. Beine rothgelb, Schenkel am Grunde (nebſt den Hüftgliedern) ſchwarzbraun, Schienen mehr braungelb, in der Mitte etwas angeſchwollen, hinter ihr merklich einwärts gebogen; Füße goldgelb, mit am Ende ſchwarzen Klauen. Flügel graulich, an der Wur⸗ zel hinten mehr waſſerklar; Nebenrandzelle bräunlich, vom Ende der zweiten Längsader an bis zum äußern Ende honiggelb, in der hinter ihr liegenden Zelle von der Theilung der Gabelader an ein länglicher bräunlicher Schatten. b. Weibchen. 6 Linien lang. Unterſcheidet ſich vom Männchen durch Folgendes: 1) Die die Augen trennende Stirn iſt oben verſchmälert, ſchwarz, kurz-ſchwarz⸗ haarig und hat eine breite, ſchmutzig-weißgelbe, unterbrochene Binde, die mit dem rothgelben Untergeſicht nicht zuſammenhängt. 2) Die gewöhnlichen, ſonſt gelben, Zeichnungen des Mittelleibes find ſchön roth— gelb und ſehr deutlich. 5 3) Die weißlichen genäherten Striemen des Rückenſchildes gehn, obwohl am hintern | Ende weniger deutlich und mehr grau bei 5 Exemplaren (unter 6) bis zum Schildchen fort. 8 | | 16* 124 | 4) Das Schildchen ift braun, rings herum, feltner vorn und hinten gelb geſäumt. 5) Der Hinterleib iſt vor der Mitte mehr verbreitert und hinter ihr bis zum Ende weit mehr verſchmälert, als beim Männchen. 6) Das zweite Hinterleibsglied hat, obwohl ſelten, einen ſehr feinen rothgelben Hin⸗ terrand. 7) Die Flügel ſind am Vorderrande oft mehr honiggelb, als beim Männchen. Ich verglich 1 Männchen und 6 Weibchen in meiner und 4 Weibchen in der hieſigen Univerſitäts-Sammlung. Siebente Art: C. hortense Meig. Garten-Bogenfliege. Hinterleib rundlich eiförmig, behaart, am vierten Gliede der Hinterrand eben ſo breit, als die Binde; Schenkel am Grunde ſchwarz. M. und W. Dieſe ſeltene Art fing ich im Gebirge bei Charlottenbrunn im Juli und Auguſt. Ich verglich 3 M. und 2 W. (ſelbſt gefangen) und 1 W. der Univerſitäts-Sammlung. Meigen kannte nur das Männchen. Das Weibchen unterſcheidet ſich davon: 1) Die ſchwarze, die Augen trennende, oben verſchmälerte Stirn iſt länger als bei den andern Arten, ſchwarzhaarig, und hat eine breite, ſchwefelgelbe, unterbro⸗ chene, an den Seiten breitere Binde. 2) Am Bauche iſt das zweite Glied am Grunde mitten ſtark gewölbt, das fünfte hat die Zeichnung des vorhergehenden. 3) Die Schenkel ſind am Grunde weniger weit und nicht ſo dunkelſchwarz gefärbt. Ein Weibchen iſt nur 3 lang. Achte Art: C. elegans Loew. Zierliche Bogenfliege. | Hinterleib länglich eiförmig, faſt glatt, am vierten Gliede der Hinterrand eben fo breit, als die Binde, Schenkel ganz gelb. Profeſſor Dr. Löw erhielt 8 W. dieſer ſchönen Art aus der Umgegend von Wien; mein verſtorbener Freund Reisner fing davon 5 M. und 1 W. im Walde bei Liſſa im Juni. Ich halte es nicht für überflüffig, dieſe Art genau zu beſchreiben, da mir beide Ge: ſchlechter bekannt ſind. a. Männchen. 5““ lang. Untergeſicht und Backen gelb; erſteres ſehr dünn weißlich behaart, mit ſchwarzer Mittelſtrieme, letztere (jede) mit breiter ſchwarzer Strieme. Stirn ſchwarz, glänzend, mit kurzem Längseindruck, oben im Augenwinkel weißlich, längs den Augen eben ſo ſchim— mernd, braun langhaarig. Augen kaum merklich weißhaarig. Scheiteldreieck länglich, ſo lang, als der verbundene Theil der Augen, braun behaart, ſchwarzbraun, hinter den Augen weißgrau. Hinterkopf ſchwarzgrau, an den Augen mit weißem Rande. Fühler ſchwarz, Borſte am Grunde rothbraun. Erſtes Glied kaum länger als das zweite; drit— tes — dem erſten, daher 1 2 länger als 3. Mittelleib ſchwarz, glänzend, braun, | 125 an den Seiten gelbhaarig; Rückenſchild vorn mit zwei ſehr genäherten, weißlichen, deut⸗ lichen Striemen, die bis etwas hinter die Mitte reichen, und jederſeits mit gelber, unter— brochener Strieme. Bruſtſeiten vorn mit drei gelben Flecken, einem großen obern dreiecki— gen, unten ſpitzen, oben zweilappigen, darunter einem kleinern, rundlichen und vorn nahe am Kopfe einem noch kleinern, runden Fleck. An jeder Seite des Hinterrückens oben ein großer faſt dreieckiger, darunter ein länglichrunder, kleiner Fleck, welcher letztere ein Luft⸗ loch umgiebt. Schildchen gelb, mit ſchwarzbraunem, halbrunden Querfleck in der Mitte, braungelb langhaarig. Hinterleib länglich eiförmig, faſt ſo geſtaltet, wie bei C. arcua- tum, dußerſt kurz-, nur an den Seiten am Grunde lang- und hier gelb- haarig; das erſte Glied ſchwarz, am Vorderrande jederſeits weißlich. Das 2te, Zte, Ate Glied haben (jedes) eine breite, gelbe, mitten wenig unterbro— chene, nach außen (beſonders am 2ten Gliede) erweiterte Binde, die am Seitenrande mit dem gelben Hinterrande deſſelben Gliedes (doch nahe am Seitenrande) zuſammenhängt. Dieſer Hinterrand iſt beim 2ten Gliede am ſchmalſten, fehlt auch hier zuweilen, beim Zten und Aten Gliede iſt er weit breiter, mitten nach vorn zu erweitert, beim Aten Gliede hier fo breit, als die Binde. Das zte Glied hat dieſelbe Zeichnung, wie jedes der vorigen, doch ſind die ſchwarzen Zeichnungen nur ſchmale Linien, und der ſchwarze Vorderrand geht nicht, wie bei den frühern Gliedern, auf den gelben Seitentheil. Sehr paſſend vergleicht Löw die ſchwarzen Linien dieſes Gliedes, den Vorderrand nicht dazu gerechnet, mit einem umgekehrten Ypſilon. Am ſchwarzen glänzenden Bauche iſt das erſte Glied und zuweilen der Vorderrand des 2ten Gliedes gelbweiß, durchſcheinend. Die fol— genden 3 Glieder haben eine blaßgelbe, unterbrochene Binde am Grunde, und einen blaß— gelben ſchmalen, beim 2ten und Zten Gliede an den Seiten ſtark erweiterten Hinterrand. Die folgenden Glieder, deren linke Hälfte von den äußern Geſchlechtstheilen faſt verdeckt wird, ſind ſchwarzbraun. Die abgeſetzten Seitenränder ſind auf der Bauchſeite einfarbig röthlichgelb. Die Schwinger und Beine ſind röthlichgelb, die Schienen etwas bläſſer, nur die Hüftglieder und Klauenſpitzen ſind ſchwarz. Die Hinterſchienen ſind hinter der Mitte zuſammengezogen, davor etwas verdickt. Die Flügel ſind graulich, am Ende dunkler, an der Wurzel bis zu den nächſten Queradern und in der Nebenrandzelle, hier am geſättigtſten in dem am Vorderrande liegenden Endtheile derſelben, honiggelb. Die Vorderrandzelle iſt bläſſer gelb. Die Zelle zwiſchen der dritten Längsader und der vor— dern Gabelader iſt etwas bräunlich, längs dem Anfange des vordern Gabelaſtes mit etwas dunkleren Längsſchatten. rn | Anmerk. Die ſchwarzen Zeichnungen der Oberſeite des letzten Hinterleibsgliedes find manchmal ſehr blaß, hellbraun, kaum zu erkennen. Auf der Bauchſeite nimmt die gelbe Farbe zuweilen ſo zu, daß die Binden des dritten und vierten Gliedes nicht unterbrochen, ſondern nur am Hinterrande ausgerandet find, und die Tren— nung der Binden von den ſehr breiten Hinterrändern nur durch eine ſchwarz— braune Linie angedeutet wird. Die letzten Glieder ſind dann ganz röthlichgelb. 116 —— b. Weibchen. 5““ lang. | ahn 0 Es unterſcheidet ſich nur vom Männchen durch etwas längere Fühler und die, die Augen trennende, oben verſchmälerte Stirn, welche ſehr kurz ſchwarz behaart iſt, und eine ſchwefelgelbe, unterbrochene, an den Augen breitere Binde auf ſchwarzem Grunde hat, die aber nicht mit dem gelben Untergeſicht zuſammenhängt. Auch bildet bei meinem Exemplare an der Bauchſeite das zweite Glied und der vordere Theil des dritten eine ſehr ſtark vorragende, gerundete Wölbung. | 8 9 Löw, welcher in der Entomologiſchen Zeitung, Jahrg. 2, p. 136 und 155, eine ſehr genaue und höchſt beachtungswerthe Charakteriſtik der deutſchen Arten der Gattung Chrysotoxum gegeben hat, erhielt, außer den hier von mir angeführten Arten, noch C. fasciolatum, de Geer, aus den ſchleſiſchen Gebirgen, ſo daß wir alſo in Schleſien wenigſtens 9 Arten (eben ſo viele, als Meigen beſchreibt) haben. Bemerkung. Bis zum Jahre 1838 waren (nach Meigen) 13 europäiſche Arten bekannt. Von dieſen fing ich bis jetzt in Schleſien 8; im Großherzogthum Poſen führt Prof. Dr. Löw 2 Arten an; Meigen fing in der Gegend um Aachen 6 Arten. Fünfte Gattung: Psarus, Latr. Schwingfliege. | Fühler auf einem gemeinſchaftlichen Stiele auf der Vorderſtirne eingeſetzt, vorge: ſtreckt, dreigliedrig; erſtes Glied walzenförmig, zweites verlängert, zuſammengedrückt, drittes länglich, zuſammengedrückt, auf der Mitte des Rückens mit einer nackten Borſte. Flügel parallel aufliegend. (Hinterleib länglich, wenig gewölbt, ohne abgeſetzten Sei⸗ tenrand.) | | IE Männchen. Augen wenig getrennt, am Innenrande einen ſtumpfen Winkel bildend. Weibchen. Augen mehr getrennt, am Innenrande der nach oben verſchmälerten Stirn gradlinigt begrenzt. | Grfte Art: P. abdominalis Fab. Schwarzafterige Schwingfliege. Hinterleib roth, am Anfang und Ende und ein Fleck am Grunde des zweiten Glie⸗ des ſchwarz. M. und W. Um Breslau ſehr gemein, ſelbſt in den Gärten der Vorſtadt, im Sommer auf Hecken. Ich verglich 25 M. und 25 W. DR Meigens Beſchreibung ſtimmt nicht ganz mit meinen Exemplaren überein, denn er erwähnt nicht der zwei weißſchimmernden Flecken am Vorderrande des Rückenſchildes und der dunkelgeſäumten Flügel-Queradern, welches letztere auch Prof. Dr. Löw an ſei⸗ nen Exemplaren bemerkte. Auffallend iſt die verſchiedene Größe der Exemplare, indem von meinen die kleinſten 2 /“, die größten hingegen 5“ meſſen. (Fortſetzung folgt.) V. Lepidoptera. Herr Secretair und Regiſtrator Friedrich hielt folgende, in dies Gebiet gehörende Vorträge: 1) Ueber die Papilionen-Gattung Hipparchia. 127 Ueber die Hipparchien. Nach Ochſenheimer und Treitſchke ſind die Hipparchien das achte Genus, beſtehend aus 7 Familien und 83 Species, NB. ohne ihre Varietäten. l 2 Die Raupen find meiſt mit feinen Härchen beſetzt und nähren fich von weichen Gras⸗ arten, haben 16 Füße, einen faſt kugelförmigen Kopf und führen der Länge nach hellere oder dunklere Streifen. | Als Haupt Kennzeichen haben fie in ihrer Endung zwei kleine Spitzen, daher man ſie auch Zweiſpitzraupen nennen dürfte. Der größere Theil verwandelt ſich in freier Luft, und zwar hangend am Hintertheil. | Die Puppen find kurz und von vorn mit zwei kleinen, von einander ſtehenden Zacken oder Spitzen verſehen. | Was die Schmetterlinge an und für ſich felbft anbelangt, fo find fie, außer der 3a: milie D. (welche auf weißer Grundfarbe ſchwarze eckige Punkte führt, und daher einem Spielbrett gleichkommt), meiſt von dunkler Farbe; an den Außenrändern ihrer Flügel, oder auch bei einigen ausländiſchen Arten in der Mitte derſelben, befinden ſich Augenflecke. Die Zahl ihrer Füße beläuft ſich auf 6, wogegen die erſten Vorderfüße nur halb ſo lang, als die übrigen 4 Hinterfüße ſind. Ich habe nun durch Correſpondenz mit Händlern und Entomologen in Ungarn und Frankreich mir verſchiedene Grundarten nebſt ihren Varietäten, welche hier nicht einhei: miſch und beinahe ſonſt unerreichbar ſind, zu verſchaffen geſucht, und beehre mich, dieſel⸗ ben hier vorzuzeigen, als namentlich: | Familie A. Proserpina, Hermione, Anthe, Pirata, Var. von Briseis, Hip- polyte, Fidia, Allionia, Cordula, v. Bryce, Var. von Cordula, Actaea. Familie B. Ida, Pasiphaé, Clymene, Roxelana. Familie C. Adrasta, Var. von Moera. Familie D. Procida, v. Leucomelas, Var. von Galethea, Lachesis Clo- tho, Herta, Var. Larissa, Syllius. Familie E. Pharte, Pyrrha, Eumenis, Var. von Medusa. Familie F. Medea, Pronoe, Manto, Tyndarus. Familie G. Dorus und Satyrion. Ein Verzeichniß über ſämmtliche 83 Species, woraus ihr Vaterland, ihre Flugzeit und die Nahrung der Raupen hervorgehet, habe ich, ſo viel mir davon bekannt worden, gefertiget, und lege ſelbiges zur gewogentlichſten Einſicht bei. | | 2. Ueber die Spinnergattung: Notodonta. | Nach vielen Bemühungen iſt es mir gelungen, das Genus Notodonta, bis auf wenige auswärtige Species, die ich jedoch in Zukunft noch zu erhalten gedenke, den ver⸗ ehrten Herren Mitgliedern des entomologiſchen Vereins zu produciren. -— 18 — Gedachtes Genus ift, nach dem Ochſenheimerſchen und Treitſchkeſchen Syſtem, in vier Klaſſen, A, B, C und D, geordnet, und enthalten dieſe vier Abtheilungen 20 Spe⸗ cies, als namentlich: Tritophus, Zickzack, Torva, Dromedarius, Cu- culina, Carmelita, Camelina, Dietaea, Dictaeoides, Argentina, Palpina, Plumigera, Bicolora, Velitaris, Melagona, Crenata, Dodo- naea, Chaonia, Querna und Tremula. N Die nach den neueften Entdeckungen bis jetzt in Schleſien eingefangenen und mehr oder weniger ſeltenen Species habe ich unterſtrichen. Die Raupen der erſten Familie haben auf den mittleren Gelenken höckerartige Er— höhungen, und in der Ruhe ſind Vorder- und Hinterfüße in die Höhe gerichtet. Bei den anderen Familien ſind die Raupen theils ganz glatt und theilweiſe mit Erhöhung. Die Schmetterlinge ſelbſt bis auf wenige Arten führen im Allgemeinen in der Mitte ihrer Oberflügel kleine Büſchchen, die man am beſten in ihrem Ruhezuſtande, wenn ſie ſitzen, gewahr wird, und ſonach eiue kleine Erhöhung auf ihrem Rücken bilden. Zur Familie A. gehören: I) Tritophus. Die Raupe wird im Juni und Juli und dann wieder im September auf Birken (Betula alba), Espen (Populus tremula) und auf italieniſchen Pappeln (Populus italica) angetroffen. Der Schmetterling erſcheint in zwei Generationen, Ende Mai und Juni, und dann wieder im Auguſt. Er findet ſich in einigen Gegenden Deutſchlands und auch in Schleſien, wenn auch ziemlich ſelten, vor; ich fand ihn in der Mitte Juni d. J. auf der hieſigen Promenade ſitzend an einem Birkenſtamme. r 2) Zickzack. rs | | Die Raupe fand ich öfters vom Juli bis in den September auf Wollweiden. Die Puppe überwintert und liefert den Schmetterling im kommenden Mai. Dieſer wird allenthalben in Deutſchland und in Schleſien ziemlich häufig angetroffen. 3) Tor va. ve | | | Die Raupe lebt auf der Zitterpappel und hat Anfang Juli ihre ganze Größe erreicht. Sie zieht auf der Erde einige Blätter ihrer Futterpflanze zuſammen, und wird dazwiſchen zu einer dicken, plumpen, glänzend ſchwarzbraunen Puppe. Das Vaterland dieſes Schmet- terlings ſind nur wenige Gegenden Deutſchlands. Meine Exemplare wurden mir aus der Wiener Gegend zugeſandt, woſelbſt er aber auch nur ſehr ſelten vorkommen ſoll; Sach— ſen, ſein eigentliches Vaterland, liefert ihn auch nur ſelten. 4) Dromedarius. 5 Die Raupe lebt vom Juni bis Ende September auf Birken, Erlen und Haſelnuß⸗ ſträuchern. Im Spätherbſte klopfte ich ſie vor zwei Jahren in ziemlicher Anzahl. Die Puppe überwintert und liefert den Schmetterling zum kommenden Juni. Derſelbe wird allenthalben in Deutſchland, und namentlich in Schleſien, ziemlich häufig vorgefunden. „ 5) Cuculina. ze | Brite n Die Raupe lebt (nach Ochſenheimer) auf dem Atlas-Beerbaume (Cratagus tor- minalis) und Maßholder oder Ahorn. Das Vaterland dieſes Schmetterlings iſt Sach⸗ ſen und Franken; jedenfalls kommt er aber auch dort nur ſehr ſelten vor, da es mir bis jetzt noch nicht gelang, ein einziges Exemplar für meine Sammlung zu gewinnen. Die Raupen der Familie B. haben auf dem letzten Abſatze zwei Spitzen. Das Vor⸗ dertheil richten ſie in der Ruhe in die Höhe. | | Zur Familie B. gehören: 6) Camelina. | | Die Raupe lebt vom Juni bis in den Spätherbft auf Eichen, Weiden, Erlen, Hain⸗ buchen, Birken, Pappeln und auf Linden. Diejenigen, welche ich auf Birken und Eichen fand, waren meiſtens von roſenrother Farbe, während die auf anderen Sträuchern gefun⸗ denen ſtets eine grüne Grundfarbe batten. Der Falter iſt allenthalben in Deutſchland anzutreffen; ich habe ihn ſchon oftmals in den Umgebungen Breslau's gefangen. 7) Carmelita. Die Raupe lebt im Juli und Auguſt auf hohen Birken. Die Puppe überwintert, und die Entwickelung des Schmetterlings erfolgt erſt im künftigen Mai. Meine beiden Exemplare ſtammen aus Baiern. | Die Raupen der Familie C. haben höckerartige Erhöhungen, beſonders find ſolche auf dem letzten Abſatze befindlich. Zur Familie C. gehören: S) Dictaea. Ich fand die Raupe einzeln im Herbſt auf Birken und an den Stämmen der italie— niſchen Pappel; ſie iſt glatt und ſchmutzig-grün. Die Puppe überwintert in der Erde. Der Schmetterling findet ſich in den meiſten Gegenden Deutſchlands ziemlich häufig; ich fand ihn ſchon öfters in den nächſten Umgebungen unſerer Stadt. | 9) Dictaeoides. Hat diefelbe Bewandniß, als wie bei vorgenannter Dietaea, nur mit dem Unter⸗ ſchiede, daß an den Außenrändern der Oberflügel weiße keilförmige Streifen zu ſehen. 10) Argentina. Die Raupe lebt im Juni, Juli und Auguſt auf niederem Eichengebüſch, und ver— wandelt ſich in einem zarten Gewebe unter dem Mooſe. Der Schmetterling entwickelt ſich ſchon oft nach drei Wochen. Er wird in einigen Gegenden Deutſchlands angetroffen. Vorzugsweiſe findet er ſich am Rhein, in Sachſen, bei Berlin, in Ungarn, und iſt auch in Schleſien bei Freiburg gefangen worden. Meine Exemplare ſind theils von Mainz, * theils von Berlin. 17 130 Die Raupen der Familie D. find. ganz glatt und 1 eee Zur Familie D. gehören 3 11) Palpina. Bi Die Raupe trifft man vom Juni bis in 5 Oktober auf Wieden, Pappeln und Linden. Die Verwandlung geſchieht in einer zuſammengeſponnenen Erdhöhle. Der Schmetterling entwickelt ſich gewöhnlich erſt im kommenden Frühjahre, zuweilen aber auch ſchon nach Verlauf von 3 bis 4 Wochen. Derſelbe iſt in allen Gegenden Deutſchlands anzutreffen und nirgends ſelten. 12) Plumigera. Man findet die Raupe Ende Mai auegervachfen auf Saalweiden, Ahorn und auf Birken. Die Verwandlung geſchieht in einer trocknen Erdhöhle und erſcheint der Schmet: terling Ende Oktober. In einigen Gegenden Deutſchlands, und namentlich in Ungarn, ziemlich häufig. In der Grundfarbe varürt er ſehr. Ich beſitze in meiner Sammlung Exemplare, bei welchen die SrunDierEue ſtrohgelb, bei andern rothbraun und bei einem Exemplar ganz graubraun iſt. 13) Bicolora. Die Raupe wird im Juli, Auguſt und September auf den oberen Zweigen hoher Birken gefunden. Sie verwandelt ſich zwiſchen zuſammengeſponnenen Blättern oder im Mooſe in eine ſchwarzbraune Puppe und liefert den Falter im nächſten Juni. Er findet ſich nur in einigen Gegenden Deutſchlands vor, namentlich in der Gegend bei Leipzig, und in Italien, auch in dem ſchleſiſchen Gebirge, und, nach der Verſicherung eines ento— mologiſchen Freundes, iſt ſogar in hieſiger Vorſtadt ein Exemplar von demſelben aufge— funden worden. Meine Exemplare habe ich jedoch von Ungarn zugeſandt erhalten. 14) Velitaris. Die Raupe lebt, nach Ochſenheimer, auf Eichen. Nach der Verſicherung eines anderen entomologiſchen Freundes iſt dieſelbe in hieſiger Umgegend, und zwar im Spät— herbſte, von ihm nicht allein auf Eichen, ſondern auch einigemal auf niederem Birkenge— ſträuch aufgefunden worden; leider hat derſelbe aber nur ein Exemplar zur Verpuppung gebracht, welche den Schmetterling erſt künftigen Mai lieferte. Dieſer war aber bedeu— tend kleiner und bei weitem nicht ſo lebhaft gezeichnet, als diejenigen Exemplare, welche ich hier vorzeige und aus Baiern erhalten habe. 15) Melagona. Man trifft die Raupe auf Eichen und Buchen; in der Gegend bei Frankfurt a. M. ſoll dieſer Schmetterling nicht ſelten ſein; bei Braunſchweig wurde er durch Herrn Dahl entdeckt; in Schleſien iſt er mir noch nicht vorgekommen. —— 131 16) Crenata. II oii J die bn! Die Raupe lebt im Auguſt auf der Sittepappel zwiſchen zuſanmenhängenden Blät- tern, wie die Raupe der Cymatophora Or. Der Schmetterling erfcheint im Mai, und wird in einigen Gegenden Deutſchlands, bei Leipzig, Wien, Mainz und auch in Italien gefunden. 2 115 17) Dodonea. Die Raupe lebt, wie die der Velitaris, auf Eichen, und iefers den I im kommenden Mai. Dieſer findet ſich in einigen Gegenden Deutſchlands. Die beiden Exemplare, welche 5 hier vorzeige, fing ich Mitte J Juni bei Spbilerort im niederen Graſe. 18) Charnia. | 9 32 Hat die Verwandlungsgeſchichte mit der vors e übereinſtimmend. — Der | Schmetterling kommt in den ‚meiften Gegenden Deutſchlands vor. In hieſiger Gegend und in der Nähe von Breslau habe ich en jedoch noch nicht auffinden können. 19) Querna. | Die Raupe lebt auf Eichen. Man findet fie im Auguſt ausgewachſen; die Puppe überwintert und der Schmetterling entwickelt ſich im folgenden Mai. Bis jetzt fing ich bei Breslau nur ein einziges Exemplar. Ace führt die Gegend von Wien und Dresden als das Vaterland an. | 20) Tremula. Die Raupe findet ſich vom Juli bis gegen Ende September 705 Eichen und Birken vor. Die Verwandlung geſchieht in einer zuſammengeſponnenen Erdhöhle und die Ent⸗ wickelung im kommenden Mai oder Juni; er ſoll allenthalben in Deutſchland vorkommen, auch in Schweden einheimiſch ſein; ich ſelbſt habe ihn aber nur ein einziges Mal an einem Bartenzaun in Domatſchine gefunden. 3) Außerdem zeigte derſelbe ſeine, in dieſem Jahre entweder ſelbſt gefangenen, oder auf andere Art erhaltenen, ſeltenen Schmetterlinge vor. Auch legte derſelbe der Section ein, am 17. Januar dieſes Jahres ausgekrochenes, Exemplar des Papilio Podalirius vor. Herr Gymnaſial-Lehrer Klopſch zeigte, daß es von "Pop Prorsa drei Generatio⸗ nen in dieſem Jahre gegeben habe, die erfte (P. Levana) im Mai, die zweite (P. Prorsa) am Ende Juli ſchon abgeflogen, die dritte (E Prorsa) gegen Ende Auguſt erſt ausgekrochen. Herr Lehrer Letzner hatte in dieſem Jahre den, in Schleſien nur ar dem Altvater⸗ gebirge einheimiſchen, Papilio Melampus ſchon in den erſten Tagen des Juni gefangen. 17* 2 Auch zeigte derſelbe 2 Exemplare des Papilio Helle vor, die vom Herrn Commis Ne u: ſtädt in dieſem Jahre zuerſt in Schleſien, und zwar in großer Menge unweit Oels, ge- fangen worden iſt. | a f . 8 Der Unterzeichnete zeigte ein Paar des Tortrix Zebeella, Ratzeburg, (nach dem Herrn Oberförſter Zebe in Oberſchleſien, dem Entdecker, benannt) vor, wie auch den Harzauswuchs, in dem die Raupe lebt, und der ſich an Nadelholzſtämmen findet. Auch zeigte derſelbe die Puppe dieſes Schmetterlings und mehrere Achte und unächte Ichneu⸗ moniden (zu den Gattungen: Banchus, Ophion, Pimpla, Bracon gehörig) vor, die aus den Raupen ausgekrochen waren. | Mit Bedauern führt der Unterzeichnete noch den, in dieſem Jahre erfolgten, Tod eines ſehr geſchätzten Mitgliedes der Section, des Herrn Kanzelliſten Jänſch, an, wel— cher am 4. Mai in Obernigk ſtattfand. Die entomologiſche Bibliothek hat durch Ankauf bedeutenden Zuwachs erhalten, und erfreute ſich auch eines werthen Geſchenkes vom Herrn Profeſſor Pictet in Genf, und zwar des erſten Heftes ſeiner Monographie der Neuroptern-Familie: Perlides. Gravenhorſt, 3. 3. Secretair. 133 Ger i ch t über . die Verſammlungen der hbiſtoriſchen Section im Jahre 1841. Die hiſtoriſche Section verſammelte ſich in dieſem Jahre zwölfmal. Vorträge wurden gehalten: Vom Herrn Dr. Geyder: | Ueber mehrere Hühnengräber, welche in dieſem Jahre bei Obrad, unweit Pol- niſch⸗Wartenberg, entdeckt und geöffnet worden ſind. Herr Dr. Jacobi gab: 1) Beiträge zur Geſchichte der Breslauer Schulen im Anfange des ſechszehnten Jahrhunderts. | 2) Theilte er die für Schlefien wichtigen, in dem von ihm herausgegebenen Co- dex epistolaris Johannis regis Bohemiae enthaltenen Nachrichten mit. Herr Dr. Kries 85 hielt zwei Vorträge über die allgemeinen Steuern Schleſiens im 16ten Jahr⸗ hunderte, und einen dritten über die Einführung eines allgemeinen Grenz⸗Zolles in Schleſien. | . Herr Profeſſor Dr. Kuniſch | gab eine Geſchichte und Beſchreibung der Vorhalle des Doms zu Breslau. Herr Conſiſtorialrath Menzel: | . Die Geſchichte der Altranſtädter Convention und der Streitigkeiten zwifchen dem Kaiſer Joſeph I. und dem Papſte Clemens XI. Herr Ober-Regierungsrath Sohr hielt einen Vortrag über das Domſtift St. Petri zu Budiffin und deſſen frühere Beziehungen zu den Katholiken der Preußiſchen Oberlauſitz. 134 U—— Herr Oberſt-Lieutenant v. Strantz | ſprach über das erſte Vorkommen der Beinamen, Wappen, Lehnbriefe und Sie⸗ gel bei dem deutſchen Adel. | Der Secretair gab | 1) Nachrichten über die Geſchichte des Kloſters Trebnitz ſeit dem 1 fehögehnten ere 2) über das ehemalige Auguſtiner⸗ Chorherrenſtift zu Glatz; 3) eine Geſchichte der Stadt Hundsfeld; 4) Nachrichten über das Ritterrecht des eingebornen Schleſiſchen e Adels im 13ten und 1Aten Jahrhundert; 5) Nachrichten über den alten eingebornen Adel Schleſiens; 6) theilte er mit: den Bericht des Breslauer Syndikus Gutzmar über die Ereigniſſe in Breslau vom Tode Carls VI. bis zur Wees des Neu⸗ tralitäts-Vertrags mit Friedrich II. Leider find die Nachweiſungen über die nicht- deutſche Bevölkerung Schleſiens in dieſem Jahre nicht vermehrt worden. Es würde mich ungemein erfreuen, wenn ſowohl dieſe als die Nachrichten über etwa noch handſchriftlich vorhandene Werke und Quellen: ſchriften zur Schleſiſchen Geſchichte im laufenden Jahre ergänzt würden. Ich fahre fort, einige 1 Beiträge zur Erweiterung der Schleſi ſchen Ge⸗ ſchichte zu geben. Beilage I. enthält Beiträge zur Geſchicte des alten ehelichen Schleſiſchen (Polniſchen) Adels. Beilage II. Beiträge zur Geſchichte des alten Ritterrechts in Schleſien. Beilage III. handelt von den Hörigen Schleſiens im 13. und 14. Jahrhunderte. Beilage IV. enthält das Verzeichniß der ene hiſtoriſchen, der on geſchenkten Werke. Beilage 1. Beiträge zur Geſchichte des alten einheimiſchen Schleſiſchen (Polniſchen) Adels. Von der Beſchaffenheit des alten, in Schleſien einheimiſchen Polniſchen Adels, von deſſen Verhältniſſen zum Fürſten, zur Geiſtlichkeit, zu einander, des Einzelnen zur Fa⸗ milie, zu ſeinem Grundbeſitze, zu ſeinen Leibeigenen und Unterthanen, wiſſen wir nur ſehr 135 —— wenig, obgleich zahlreiche noch ungedruckte Urkunden uns darüber vielen Aufſchluß geben können. nem nnd d f oil Gern | Zuvörderſt erſcheinen die alten einheimiſchen Namen des Adels in den älteſten Ar: kunden ganz einfach: Nicor, Obezlaus, Domazlaus, Pribislaus, Suentoſſius, Pantz⸗ laus u. ſ. w., daher auch Brüder mit verſchiedenen Namen, ſo im Jahre 1224 Gallus thesaurarius Heinrichs I. und Przibivoius frater ejus. Zuweilen wird zur nähern Bezeichnung die Angabe des Vaters hinzugefügt: Nicolaus Gregori filius, Stephanus filius Martini, Pribizlaus filius Prozimiri u. ſ. w. Dann kommen fie auch mit dem Amtsnamen vor, als: castellanus, camerarius und subcamerarius, pincerna und subpincerna, dapifer und subdapifer, thesaurarius, armiger, signifer und vexil- lifer, balistarius, claviger, venator, judex curiae, tribunus, palatinus, oder auch cancellarius, decanus, cantor, archidiaconus u. ſ. w. Iſt das Amt örtlich, fo wird, wie bei den castellanen, tribunen, palatinen und clavigern, der Name des Orts hinzugefügt, dem ſie in ihrer amtlichen Beziehung vorſtehn. So nennt ſich in einer Ur— kunde vom Jahre 1259 Streszislaua: relicta bone memorie Zbroslai castellani Opoliensis, während das von ihr gebrauchte Siegel, welches einen ſpringenden Löwen als Wappen hat, die Umſchrift führt: Sigillum Comitis Sbozlai de Zmelch! Eben fo ſtellen: Comes Theodericus, Adeko et Gotthardus et Pridevoius, filii et he- redes comitis Ade de Jassona im Jahre 1285 eine Urkunde aus, während das von ihnen gebrauchte Siegel ein A zeigt und die Umſchrift hat: S. Ade de Scriptoris Villa. Im J. 1278 nennt ſich Graf Pasco Sohn des Peter Stoſchowicz; im J. 1283 Jesko Sohn des Grafen Bogumil. Im J. 1289 nennen ſich die Grafen: Prſedlaus, Jacobus, Dirſeco und Peter, Söhne des Grafen Vincentius Strſezowicz. Hieraus ergiebt ſich ſchon, wie ſchwer es iſt, den Urſprung einheimiſcher adlicher Familien mit Sicherheit bis zu der erſten Hälfte des 13. Jahrhunderts hinauf zu führen. Es könnte zweifelhaft ſcheinen, ob in Schleſien eine Rangabſtufung zwiſchen dem Adel ſtattgefunden, ob es alſo einen höhern und einen niedern Adel gegeben; doch iſt das ſo wenig, als im eigentlichen Polen der Fall geweſen. In Schleſien finden wir viele Männer als comites oder Grafen bezeichnet, ganz einfach neben ihrem, wie wir ſagen würden, Vornamen, anfänglich faſt überall ohne Zunamen vom Orte oder von der Fa— milie. Es iſt auch ſchon von G. S. Bandtke in ſeinem höchſt ſchätzbaren Werkchen über die gräfliche Würde in Schleſien gezeigt worden, daß dieſe Comites nur Beamtete waren, welche keine erbliche Grafenwürde und eben ſo wenig das Weſentliche der ſpäteren Grafen in Deutſchland hatten, nämlich die erbliche Grafengewalt über ein geſchloſſenes Territorium, was man dann eine Grafſchaft nannte. Solche Grafſchaften ſind weder in Polen noch in Schleſien entſtanden. Dieſelbe Bewandniß hat es mit dem Titel Baron. Baro bedeutet urſprünglich der Diener eines Kriegsmannes. Gallorum lingua Barones vel Varones servi militum. Alſo bedeutet es überhaupt Diener, dann vorzugsweiſe ſeit dem 5. Jahrhunderte Diener 136 der Könige, d. h. die vornehmſten Vaſallen. (Man fehe: du Cange glossarium unter dem Worte Baro.) In Schleſien und Polen bedeutete es dann überhaupt die Vornehm⸗ ſten, Großen, welche natürlich immer zum Adel gehörten. In Schleſien wird der Aus- druck: „Barones mei“ weſentlich gleichbedeutend mit „nobiles mei“ gebraucht. — Zuerſt im J. 1202 ſagt Heinrich I., er habe das Dorf Schönfeld bei Boriow (Groß— Bohrau) cum baronibus et capellanis vulgique multitudine umgangen und die Gränzen deſſelben beſtimmt. Er giebt die Gränze folgendermaßen an: nördlich die Straße von Stroza (wahrſcheinlich Sroda, d. h. Neumarkt) nach Wanzow (Wanſen) bis zum Fluſſe Slenza (jetzt die Lohe), wo der Herzog einen großen Stein an das Ufer ſetzen ließ. Auch bei Beſtätigung der Stiftung von Leubus im J. 1201 giebt er an, daß er mit ſei⸗ nen Baronen und den Anwohnern die Stiftsgränze von Leubus umgangen. Es war das gewöhnliche Sitte, wie ſie auch bei der Stiftung des Kloſters Trebnitz im Jahre 1203 ſtattfand. | Wo nobiles und barones zufammenftehn, muß man vermuthen, daß barones zur Dienerfchaft gehören, da meiſtens barones mei gefagt wird wie von anderen Beam: teten, felten nobiles mei, obgleich auch das vorkommt. Nobiles würden in jenem Falle die Edlen ſeyn, welche nicht Beamtete des Herzogs oder Barone waren, obgleich auch dieſe zu den Edlen gehörten. Der Herzog beſtätigte dem Kloſter Leubus im J. 1202: Dirsicray cireuitum, - nämlich Slup mit dem Berge Chelme und dem Walde, nebſt den Dörfern Hermannsdorf, Heinrichsdorf und Slup; ferner: Craeuo utrumque et Belewitz, quem circuitum fili ejus Dirsicray sub patris mei et multorum nobilium ejus testimonio Lu- bensibus commutaverunt bona voluntate, baronum meorum mihi prestante relatu. Auf den Bericht ſeiner Barone alſo beſtätigte Heinrich den Strich Landes, welchen zur Zeit feines Vaters die Söhne des Dirfieray mit vielen Edlen umſchritten, d. h. mit be ſtimmten Gränzen bezeichnet und dem Kloſter Leubus vertauſcht hatten. Es iſt das ein Landſtrich bei Schlaup, Krayn, Belewitz gegen die Höhen des Mönchswaldes S. O. von Goldberg hin. Auch einzelne Edle werden Baro genannt; fo: comes Gneuomir de Posarische und deſſen Sohn Ingramus Baro et castellanus meus. Mit Zuverläßig⸗ keit kann ich aber den Unterſchied zwiſchen Comes und Baro in dieſer Zeit nicht angeben, wenn nicht Comes beſonders den Beamteten und Baro allgemein den vornehmen Adlichen oder angeſehenen Grundbeſitzer bezeichnete; denn eine erbliche Würde oder Bezeichnung eines in der Familie erblichen Ranges iſt Baro ſo wenig als Comes geweſen. Im Jahre 1226 werden auch milites von Heinrich I. genannt: testibus mili- tibus nostris Stephano, Emramno, Predslao, Jaroslao, Janussio, ohne daß wir jedoch mit Zuverläßigkeit angeben könnten, inwiefern die Edlen (nobiles) von den Rittern hier unterſchieden waren. Es iſt nicht wohl möglich, daß man hier nur diejenigen fo ge: nannt hätte, welche förmlich wehrhaft gemacht oder mit dem Kriegergürtel (Schwertgurte) umgürtet worden waren, was in Schleſien ſchon ſehr früh gewöhnlich war. Ob nun 137 hier eigentliche Ritter, welche den Ritterſchlag erhalten, oder auch nur edle AKriegsdienſt leute gemeint ſind, muß ich unentſchieden laſſen. Einige Namen erſcheinen nach und nach mit Beinamen. So im J. 1203 ire tius albus canonicus Vratislaviensis; im J. 1209 Albertus Barba judex curiae; im J. 1246 comes Albertus Barba; im J. 1226 Stephanus magnus castellanus de Bolezlavez; im J. 1226 Wilhelmus niger; im J. 1226 comes Oceslaus cognominatus Scbirlans Cesco cognominatus Zayenchek, Martinus cognomi- natus Colomas; im J. 1226 war Johannes Sybothe ſehr begütert bei Hotzenplotz; im J. 1230 erſcheint Godofredus Bawarus; im J. 1243 miles et castellanus in Kemnitz Syboto, de nobili familia Ovium, der älteſte urkundliche Ahne des Hauſes Schafgotſch, eigentlich Schof oder Schaf-Gotſche genannt. Zeugen waren die Caſtellane Merboto Czetteras in Freiburg, und Peczko, deſſen Bruder, in Cziskenberg (Zeisken⸗ burg, jetzt Ruine). Im J. 1246 findet ſich Conradus Sus us; im J. 1250 comes dänussins filius Bogumili eognomine Menca; im J. 1250 Johann Ossina; im J. 1252 Stephan Ganscha; im J. 1252 Janussius hgnomine Vlebogk; im J. 1259 Paulus dictus Vglanda u. ſ. w. N Es kommt nach und nach vor den Namen aug das: de, von, vor, zuerſt i J. 1209: comes Emmeramus de Stregom (Striegau) und comes Stephanus de Wirbna; im J 7.1217 Stephan von Würben, Gebhard von Wiſenburg und Günther von Biberſten; im J. 1228 Stephan von Würben, Caſtellan von Nimptſch. Dieſe Grafen von Würben, Würbna, ſind eine uralte Schleſiſche, und hier die erſte Familie, welche ich mit dem ſpäter beibehaltenen Familiennamen gefunden habe. Sie iſt nicht mit der Familie Würbitz zu verwechſeln, aus welcher, wie das Familienwappen beweiſt, der Biſchof Heinrich von Breslau im Anfange des 14. Jahrhunderts ſtammt, obgleich die Chroniſten ihn der Familie Wyrbna zuzählen, wahrſcheinlich, weil dieſe als berühmter ih— nen bekannt war. Im Jahre 1245 erſcheint Chriſtian von Würben; im Jahre 1246: Comes Jo- hannes de Wyrbna; im J. 1243 gab Johannes comes dietus de Wirbna an ſei⸗ nen Schulzen und Familiaris Arnold ſein Dorf (wahrſcheinlich Weizenrode) bei Schweid— nitz, es nach Deutſchem Rechte nach der Form von Neumarkt anzulegen. Heinrich von Wirbna, Canonicus von Breslau, beſtätigte im J. 1327 ſeinem Getreuen Ludwig, Schul⸗ zen von Weißenrode, dieſes Privilegium feines: avus. Das Siegel hat die Umjehrift: S. Henrici de Wir. en. ek. Wrat. (canonici ecclesiae Wratislaviensis). Im J. 1283 verkaufte Stephan von Wirbna neun kleine Hufen, und den Schulzen in ſeinem Dorfe Wiscowitz, d. h. das Recht, was er an dieſem hatte, an Johann von Burnis, Bürger zu Breslau. Die Umſchrift des Siegels, das ſechs Lilien im Wappen hat, iſt: Sigillum Stephani de W. . . . ohne den gräflichen Titel zu nennen. Es gleicht, außer daß es auch einen Helm auf dem Schilde führt, weſentlich ganz dem, welches Dreſcher in ſeinen diplomatiſchen Nebenſtunden, Heft J, in einer Urkunde aus dem Jahre 1261, 18 138 —— doch nicht genau, hat in Kupfer ſtechen laſſen. Die Umſchrift, welche Dreſcher nicht richtig geleſen, iſt: SIGILLVM COMITIS JOHANNIS DE WERBENO. Nun kommen in den älteſten Urkunden noch vor, im Jahre 1226: Henricus de Sildowe; im J. 1239 comes Albertus de Karcin; im J. 1240 Theodericus et Tezco comites de Schnellenwalde; im J. 1246 Strazevoyus de Cobulaglova und Johannes de Turow; im J. 1247 Henricus de Baruth; im J. 1249 in einer Urkunde Boleslai II. Widgo de Kamenz, Rudolfus de Biberstein, Waltherus de Barboy, Wernerus de Foresto und Otto de Nidecke; im J. 1251 Richardus de Damis, Vulradus de Hain; in anderen Urkunden auch de Indagine, d. h. Hagen, Conradus de Strele, Gerardus de Lapide, Henricus de Libental und Conradus de Milebuz; im J. 1253 Grabissius de Gerlachseim, Petrus de Swabestorf; im J. 1254 Witigo von Griphenſtein; das dreieckige Siegel deſſelben enthält einen Flü- gel mit der Umſchrift: S. Wi. gonis ... Grifens . . . in; im J. 1254 Guntherus de Cygelheim, Bernhard de Sconenbere, Tammo de Walditz; im J. 1256 Ludwig de Linda; im 3. 1258 Albertus de Vlugelsberk, Ulricus de Colditz, Henricus de Provin und Dietericus de Hoberc. Im J. 1282 nennt ſich: Jesko filius Nycossii frater Burkardi de Muscowicz, woraus man, wie aus dem, was wir oben anführten, annehmen muß, daß Familiennamen zwar ſchon im 13. Jahrhunderte zuweilen gemeinſchaftlich von den einzelnen Gliedern beibehalten wurden, daß das jedoch nur ſelten der Fall war, indem in den meiſten Familien die Söhne einen andern Namen als der Vater und eben ſo die Brüder verſchiedene Namen führten. Der Urſprung der ſpäteren Familiennamen des Adels von den ihnen gehörigen Ortſchaften läßt ſich durchaus nicht verkennen, und wahrſcheinlich wurde ſeit dem 13. Jahrhunderte dieſe Bezeichnungs— weiſe in Polen und Schleſien nach Deutſchen Muſtern angenommen, während die älteſte einheimiſche Sitte nur die geweſen zu ſeyn ſcheint, den eigenen Namen allein oder dazu des Vaters zu nennen und ſich als deſſen Sohn zu bezeichnen. 0 Es ſcheint aus den Urkunden des 13. und 14. Jahrhunderts hervorzugehen, daß alles Grundeigenthum von alten Zeiten her ſich im ungetheilten Beſitze der Familien befand, was ſich in Böhmen noch im 17. Jahrhunderte, bei den Südſlaven noch jetzt zeigt. Das Anrecht am Erbgute der Familie, welches Söhne und Töchter, Brüder, Bruders— ſöhne überhaupt noch ſpäter hatten, deutet auf jene älteſten Verhältniſſe. Eben ſo in Polen bei dem Adel, wo ſpäter das gemeinſchaftliche Familienwappen bei verſchiedenen Familiennamen blieb. Herr Profeſſor Röpell hat in einer Abhandlung über den Ge— ſchlechtsverband, der erſten Beilage zum erſten Bande ſeiner Polniſchen Geſchichte, dieſe für die innere Geſchichte des Landes ſo wichtigen Verhältniſſe nachgewieſen. Zuvörderſt finden wir ſchon im Jahre 1202, als Herzog Heinrich I. dem Kloſter Leubus deſſen Güter und Rechte beſtätigte: Uyerd, quod comes Gneuomir de Posa- rische, der es vom Herzoge Boleslaus I. erhalten, dem Kloſter Leubus geſchenkt, cujus filins Ingramus baro et castellanus meus eandem collationem in mea audiencia 139 recognovit. Alſo vor dem Landesherrn mußte der Sohn die Schenkung feines Vaters genehmigen, um ſie rechtskräftig zu machen. Sade Im Jahre 1230 bekannte Herzog Heinrich I.: als er mit einem Heere gegen den Erzbiſchof von Magdeburg nach Croſſen gezogen ſey, habe ſich der Abt Günther von Leu— bus beklagt über einen gewiſſen Roſek, der ihn längſt über den rechtmäßigen Beſitz zweier Erbgüter beunruhigt, welche das Stift vom Grafen Stogneuus erhalten. Roſec wollte ſich ohne ſeines Vaters Bruder auf keine Unterſuchung einlaſſen, gab aber nach, daß der Herzog durch mehrere Caſtellane einen Vergleich bewirkte, gemäß deſſen ihm der Abt, obwohl, wie dieſer meinte nur, aus gutem Willen zwanzig Mark, zwei goldene Ringe und den Harniſch, der dem Grafen Stogneuus gehört hatte, verſprach, wogegen Rofec allen feinen Anſprüchen entſagte. Es handelte ſich alſo hier um ein Familienrecht des Rofec auf Güter, die unſtreitig ſein Verwandter, der Graf Stogneuus, dem Kloſter Leubus ohne Einwilligung feines nächſten Verwandten geſchenkt hatte. Roſec mußte nun fo abgefunden werden. 0 J Dieſe Rechte der Familie, ſo wie auch der Wechſel der Titel Graf und ſelbſt der Namen zeigen ſich recht deutlich in Urkunden der Familie von Pogarell, einer der älteſten einheimiſchen, nicht eingewanderten Schleſiens. Sie iſt jedenfalls diejenige, von welcher ſich allein, noch vor denen von Würben oder Wirbna, aus ſo früher Zeit, durch die Siegel, die ſie führte, nachweiſen läßt, daß die ſpätere ſo berühmte Familie eben dieſelbe geweſen, welche wir in jenen Urkunden aus dem Anfange des 13. Jahrhunderts finden. Aus dieſen noch vorhandenen Urkunden des Kloſters Kamenz, denen allein ich in dieſer Geſchichtserzählung folge, ergiebt ſich, daß im Jahre 1207 der Biſchof Laurentius von Breslau dem Probſte der regulirten Chorherren, Vincentius, die Burg Kamenz gab, um dort ein Kloſter zu ſtiften. Daß Vincentius ein Adlicher und aus der Familie Po— garell war, bezeugte bald nach ſeinem Tode der Biſchof Thomas, der ihn: nobilis vir nennt. Als im Jahre 1210 der Biſchof Laurentius im Auftrage des päpſtlichen Stuhls die von Vincentius getroffenen Anordnungen einrichtete, beſtätigte er die dort entſtandene Congregation mit der Beſtimmung, ſie ſolle nach der Regel der Auguſtiner Chorherren des Marienſtifts in Breslau leben, und verlieh derſelben den Zehnten in vielen Ortſchaf⸗ ten, unter dieſen auch von Rogouzca (Rogau), Iſtebca (nicht mehr vorhanden) und Gro chouiſcha (Grochwitz) filiorum Jarachii. | | Im Jahre 1216 (Urk. C.) bekannte nun Janus, der Sohn des Jarachius, daß er das Dorf Iſtebca, ferner die Dörfer Panthenau (bei Nimptſch), Rogousca und Gro— hoviſa der Kirche in Kamenz geſchenkt habe. Zeugen waren der Erzbiſchof Heinrich von Gneſen und der Biſchof Laurentius von Breslau. Von den letzteren beiden Dörfern be— hielt ſich Janus die Nutznießung auf ſeine Lebenszeit vor. Das an der Urkunde hängende Siegel zeigt eine ſitzende Figur mit der Umſchrift: S. (igillum) Jani fili Jarachii. Es ergiebt ſich aus einer Urkunde vom Jahre 1249, daß dieſer Janus Archidiaconus des 18 * 140 * Breslauer Domcapitels war, und zwei Brüder, a: und Predelaus, ate von welchen Söhne vorhanden waren. Vincentius, der Stifter des Kloſters enz wurde (gegen das Jahr 1240 Abt des Sandſtifts zu Breslau, behielt jedoch die Leitung der Probſtei Kamenz, ſtarb aber bald. Jetzt verfiel die Ordnung zu Kamenz. Vergeblich waren alle Viſitationen, welche der Biſchof Thomas anordnete. Nur drei bis vier Geiſtliche blieben, lebten aber ohne Beachtung der Regel nur zum öffentlichen Aergerniſſe. Die Auguſtiner des Sandſtifts kümmerten ſich nicht darum, daher verſah der Biſchof die zu Kamenz noch übrigen Augu— ſtiner mit Unterhalt an verſchiedenen Orten und übergab Kamenz den Ciſtercienſern, na- mentlich dem Abte Heinrich zu Leubus. So wurde in Kamenz ein Stift dieſes Ordens eingerichtet und dieſem ein eigener Abt vorgeſetzt. Das wollte nun der Abt des Sand— ſtifts, Vincentius (der jedoch mit dem bereits verſtorbenen Abte Vincentius von Pogarell nicht verwechſelt werden darf), als Patron von Kamenz nicht leiden, ließ vielmehr die Ciſtercienſer, mit Beiſtand der weltlichen Macht, vertreiben und ſetzte dort einen Probſt ein. Der Biſchof Thomas und die Aebte von Leubus und Heinrichau belegten darauf den Abt Vincentius vom Sandſtifte und den von dieſem eingeſetzten Probſt von Kamenz mit dem Banne und Kamenz mit dem Interdicte. Der Abt Vincentius vom Sandſtifte wendete ſich darauf an den päpſtlichen Stuhl unterwarf ſich jedoch nach langem Streite der Entſcheidung des päpſtlichen Legaten Ja: cob, Erzdiaconus zu Lüttich. Dieſer entſchied nun (1248), der Abt Ludwig und die Ciſtercienſer ſollten feierlich in Kamenz eingeführt werden, dagegen aber alljährlich ſieben Mark an das Sandſtift zahlen. Der Biſchof mas beſtätigte das im Jahre 1249 und im Jahre 1251. Es entſtand nun ein merkwürdiger Proceh. Die Brüder Mrozcho und Gerlach, Canonicus des Domſtifts zu Breslau, hatten im Jahre 1234 an einen gewiſſen Gum⸗ precht hundert Hufen in Neu- und Alt-Grotkau gegeben, um ſie nach Deutſchem Rechte zu beſetzen. Gumprecht erhielt die Erbſcholtiſei und funfzehn Freihufen, eine Mühle und den dritten Pfennig vom Gerichte, d. h. den dritten Theil der Gerichtsgefälle, während die übrigen zwei Theile dem Gutsherrn und dem Inhaber der Obergerichte zufielen. Die übrigen Hufen hatten der Grundherrſchaft einen Vierdung als Zins und fünf Scot oder zehn Groſchen als Zehnt zu entrichten. Im Jahre 1250 bezeugte Mrozcho, Caſtellan von Rechzen, mit Zuſtimmung ſeiner Söhne, daß ein gewiſſer Dalo von einem gewiſſen Drogota die Villicatio im Dorfe Drogocina (Drotzdorf bei Grotkau) gekauft, welche Mrozcho dem Drogota verliehen, um das Dorf nach Deutſchem Rechte auszuſetzen. Jetzt verlieh Mrozcho dem Dalo das Dorf zur Ausſetzung nach Deutſchem Rechte, wie ſeine (des M.) übrigen Dörfer um Grotkau angelegt wären, mit vier Freihufen, dem dritten Pfennige vom Gerichte, dem Kretſcham und der Mühle und vierzehn Jahre Freiheit von Zahlungen; dann ſollte jede Hufe ſechs Scot Zins und drei Scot Zehnt entrichten. — ( Äꝗ 141 Derſelbe Mrozcho, Graf von Grotkau, gab im Jahre 1264 dem Schulzen Hermann in Drogote (Drotzdorf) eine Hufe auf acht Jahre frei, dann / Mark als Zins und Zehnt zu zahlen. Darüber klagte der Abt von Kamenz, weil der Schulz jenes Dorfes an das Kloſter jährlich 26 % Mark, zu 1 Vierdung von jeder Hufe, anſtatt des Zehnten, zu zahlen habe, und verlangte eine Mark und drei Lot rückſtändiger Schuld, zwei Mark Proceßkoſten und zwei Mark Schadenerſatz. Der Schulz bekannte, Alt- und Neu-Grot⸗ kau und Drogociz enthielten in allem 118 Hufen, von denen er 19 frei habe; die Kirche habe zwei. In villa Cesaris wären ſieben Hufen. Endlich bekannte er, in jenen drei erſteren Dörfern habe er die ſiebente Hufe für die Anlage frei. Es ſprach darauf im Jahre 1270 der Bevollmächtigte des Biſchofs, der Canonicus Ekhard: daß der Schulz 26 % Mark jährlich, alſo von 106 Hufen zu 1 Vierdung von jeder in das Haus des Abts bringen müſſe. (Urkunde E.) Aus dieſen Urkunden ſieht man erſtens, daß nicht nur die Fürſten und die Klöſter, ſondern auch die großen eingebornen Grundbeſitzer, zahl— reiche Dörfer nach Deutſchem Rechte anlegten und ſogar, zum Theil wenigſtens, auch mit Deutſchen Koloniſten beſetzten, wovon ich bei einer andern Gelegenheit noch mehr Bei— ſpiele anführen werde, und wodurch, was ich in der Urkundenſammlung über die Verbrei— tung Deutſcher Koloniſten in Schleſien auseinandergeſetzt habe, immer mehr beſtätigt wird. Zweitens beſtätigt es ſich, daß dieſe Adlichen den Koloniſten rückſichtlich des Zehn— ten auch günſtigere Bedingungen ausſetzten, als die Kirche nachgeben wollte. Dieſe ver— langte ſtatt des Garbenzehnts, den die Eingebornen entrichteten, vom Koloniſten einen Vierdung von jeder Hufe, d. h. 12 Groſchen, während hier nur zehn, ja auch nur ſechs Groſchen dafür angeſetzt waren, was ſich jedoch die Kirche nicht gefallen ließ, wie wir in dem zweiten Aufſatze weiter unten ſehen werden. Was die oben S. 139 erwähnte Schen— kung des Janus vom J. 1216 an dies Kamenzer Stift (Urk. C.) angeht, ſo nahmen Gerlacus und Mroczko, die Vaters Bruders Söhne des Janus oder Januſſius, wahr— ſcheinlich nach dieſes Tode, das von ihm dem Kloſter Kamenz geſchenkte Dorf Panthenau an ſich. Es kam darüber zwiſchen ihnen und dem Kloſter im Jahre 1262 zu einem Ver⸗ gleiche. Der Abt ließ Panthenau den beiden Brüdern und erhielt dafür die Güter Kydlini (Kittel) und Meznicouo (Vogelſang) bei Nimptſch, erblich und ewig zu beſitzen, ohne daß fie oder ihre oder entfernten Blutsverwandten oder die Söhne des Grafen Mroczko das ſollten ändern, vielmehr verſprachen beide Brüder, das Kloſter Kamenz gegen alle Anſprüche zu ſchützen. Der Abt verſprach dagegen, dem Gerlach auf deſſen Lebenszeit acht Mark Silbers und das bei dem Kloſter Kamenz liegende Dorf Iſtebca zu geben. Dieſer Mrocco iſt alſo derſelbe, welcher im Jahre 1250 als Caſtellan von Reczen und im Jahre 1264 als Graf von Grottkau erſcheint, ohne Zweifel auch der Mrocco Palatin von Oppeln, der im Jahre 1269 funfzig Hufen Waldes nach Deutſchem Rechte austhat, wie die Urkunde G. im Jahresberichte vom J. 1840 zeigt. Die beiden Siegel der Brüder ſind noch an der Urkunde (D.) vom Jahre 1262 vorhanden; ſie haben das Pogrellſche Wappen, drei Thürme auf einer Mauer, mit der — 12 Umfchrift, das eine: S(igillum) Gerlaci prepositi Lubucensis, das andere S(igil- lum) comitis Mrocconis. au 10 | | sr Im Jahre 1276 gaben die Grafen Januſſius, Stephan und Symon, genannt von Michalov, und der Graf Boguſchius von Pogrel die Kirche zu Michelau mit dem Patro⸗ natrechte dem Kloſter Kamenz, weil dieſes urſprünglich von ihrer Familie geſtiftet ſey. Zwei fromme, vom Abte verordnete Mönche ſollten die Kirche verſehen. Die drei Siegel (Urk. I.) enthalten das Pogrellſche Wappen mit den Umſchriften: 1) S. Janussü de Mychalov, 2) S. Boguschi de Bogerel, 3) S. Stephani de Michalow. Zeugen waren: Comes Jaroslaus filius Mrosconis et alii qui ad sepulturam comitis Bu- zwojonis de Michalov convenerant. Der Jaroslaus ſcheint der nachher als: comes de Habirdorf erſcheinende Pogarell zu ſeyn. 2 | | Im Jahre 1301 nennt Graf Boguſch von Pogrell feinen Vetter Buzewoi von Mi- chelau und beide ſich Erbherren des Städtchens Löwen, und beider Vetter war Jariſch von Michelau. al | | | Herr Hans von Pogrell, Erbherr von Löwen, ein Enkel des Boguſch, Grafen von Pogarell, nennt ſeinen Großvater als Grafen und den Buſewoy von Pogarell ſeinen Urgroßvater. In dem Sterberegiſter des Kloſters Kamenz wird noch angeführt: 1316 VIII. cal. Januar. + strenuus miles Preczlaus de Pogarella pater venerabilis Episcopi Preceslai. Dieſe in Schlefien fo angeſehene und begüte te Familie hat auch in der Mark Brandenburg, eigentlich im Lebuſiſchen, große Grundſtücke beſeſſen. Im Jahre 1241 gab der Biſchof Heinrich I. von Lebus dem Grafen Mrochco die Erlaubniß, bei Zielenzig (Sulench) ſo viel Hufen, als er konnte, mit Deutſchen zu beſetzen, und im Jahre 1244 ſchenkte Mrotſek, mit Zuſtimmung ſeines Bruders Gerlach, Probſts zu Le— bus, den Tempelherren ſein Erbgut Zilenzig mit der Stadt und den umliegenden Dörfern. S. Wohlbrücks Geſch. d. Bisth. Lebus, S. 67 und 69. Da das erſte Siegel, das des Mrosco, in der Urkunde fehlt, ſo erkannte der fleißige Wohlbrück nicht, daß der Mrosco zur Familie Pogarell gehörte; denn das Siegel ſeines Bruders hat an dieſer Urkunde nicht, wie an unſerer Schleſiſchen, das Familienwappen, ſondern einen Vogel. Ueber den Probſt Gerlach giebt Wohlbrück a. a. O. S. 80 und 132 noch einige Nachrichten. Dieſes eine Beiſpiel wird zeigen, auf welche Weiſe ſich die Familiennamen des ein— gebornen Schleſiſchen, d. h. Polniſchen, Adels in Schleſien bildeten. Hier ſehen wir Mitglieder der Familie Pogrell anfänglich als Vincentius, dann 1216 Janus, Sohn des Jarachius, Gerlacus, dann Mrocco oder Mroczco, einfach als Grafen und auch als Gra— fen von Grottkau, dann auch als Grafen und Herren von Michelau, als Grafen von Po— garell, endlich einfach als Herren von Pogarell. Dieſe iſt demnach vielleicht die einzige Schleſiſche, die urkundlich ihre Geſchlechtsregiſter bis zum Ende des 12ten Jahrhunderts hinauf führen kann, da Jarachius, der Vater des Janus, welcher im Jahre 1216 die Schenkung an das Kloſter Kamenz machte, und Vincentius, der Stifter des Kloſters im Jahre 1207, ſchon im 12. Jahrhunderte gelebt haben müſſen. Die Wappen ſind, ſobald 145 fie erſcheinen, hier bei allen gleich. Wir fehen ferner, daß die Familie zuſammen Rechte auf den Grundbeſitz auch des Einzelnen hatte, ſobald es darauf ankam, dieſen zu ver⸗ äußern oder zu entfremden. | Außer dem Pogrellſchen Wappen habe ich unter den im Königl. Provinzial- Archive aus dem dreizehnten Jahthunderte vorhandenen nur noch eins gefunden, welches eine noch jetzt blühende Familie führt, nämlich das Wappen des Simon dietus Gallicus vom Jahre 1296, ſechs, wie man gewöhnlich annimmt, Ziegelſteine, das Wappen der von dieſen Gallern abſtammenden von Frankenberg, welche noch jetzt, obwohl nur drei Steine ühren. 8 5 Die in Schleſien uralte mächtige Familie von Der ſcheint nicht die der jetzt noch vorhandenen: von Dyhern zu ſeyn, da ſie im Jahre 1300 ein von dieſen ganz ver⸗ ſchiedenes Wappen führte. | Die Siegel Heinrichs von Wiſenburg vom J. 1279, Dietrichs von Baruth vom J. 1292 und Heinrichs von Kithlitz vom J. 1290 ſind weſentlich gleich, indem ſie als Wappen einen Hirſch haben, alſo auch von dem Wappen, welches die Familie Kithlitz ſpäter führte, ganz verſchieden. eh Da dieſer Theil der Diplomatik faſt noch ganz unbeachtet geblieben, fo will ich gele- gentlich in Beziehung auf die Siegel des Adels im dreizehnten Jahrhunderte bemerken, daß rückſichtlich der Form einige rund ſind, wie die oben angeführten drei Heinrichs von Wiſenburg vom J. 1279, Dietrichs von Baruth vom J. 1292 und Heinrichs von Kithlitz vom J. 1290, eben fo das, Stephans von Wirbna vom J. 1283, Eckhards von Wlluſtein vom J. 1296, des Probſts Gerlach (von Pogarell) vom J. 1272, des Ste: phan von Michelau und Boguſſius von Pogarell vom J. 1276, des Adam von Jaſſona de scriptoris villa vom J. 1285 und des Simon dietus Gallicus vom J. 1296. Dreieckig ſind dagegen die Siegel des Wittigo von Griphenſtein vom J. 1254, des Henricus dictus Clae vom J. 1296, des Grafen Mrosco von Pogarell vom J. 1262, des Januſſius von Michelau vom J. 1276, des Günther von Byberſtein vom J. 1259, des Schibanus de Der vom J. 1300 und die des Sulizlaus de Cauiz und Johann von Buch vom J. 1298. Oval iſt das Siegel des Grafen Sbozlaus de Zmelch vom J. 1283. | | Faſt alle dieſe Siegel beftehen aus urſprünglich wohl farbloſem, durch die Zeit zu— weilen gebleichtem, zuweilen auch wohl dunkler gewordenem Wachſe, doch ſind vom Jahre 1298 ſchon zwei Siegel aus rothem und eins aus grünem Wachſe auf weißem Wachſe. Die Befeſtigung der Siegel iſt ebenfalls ſehr verſchieden, an rothen, grünen oder ſchwarzen, oder an bunten, roth- und ſchwarzſeidenen, oder weißen leinenen Fäden oder an Pergamentſtreifen. | ri 1 —— Beilage II. | Beiträge zur Geſchichte des alten Ritterrechts in Schleſten. Eben ſo wenig bekannt, als die Geſchichte der ältern Verfaſſung Schleſiens überhaupt und das Familienverhältniß des Adels zum Grundbeſitze, iſt auch das Verhältniß der Stände gegen einander und unter diefen des Adels insgeſammt zur Geiſtlichkeit und zum Volke; nicht, weil alle Nachrichten darüber fehlen, ſondern weil man ſie nicht beachtet. Ich habe bereits vor faſt zehn Jahren, wenn ich nicht irre zuerſt, in der Urkunden⸗ ſammlung zur Geſchichte des Urſprungs der Städte in Schleſien u. ſ. w. S. 51 auf ein altes Recht des Grund und Boden beſitzenden eingebornen Adels aufmerkſam gemacht, welches man das Ritterrecht — jus militale (oder militare) nannte, obgleich es nur einen Theil der den Rittern zuſtehenden Rechte ausmachte. Es beſtand darin, daß der Ritter das Recht hatte, den Zehnten von ſeinen Aeckern, die er ſelbſt bauete oder unter dem Pfluge hatte, an diejenige Kirche zu geben, zu welcher er ſich hielt oder welche er beſuchte und von der aus er die Sacramente empfing. Dieſer Zehnten hieß freier Zehnten (libera decima), auch decima personalis, während der Garbenzehnt, zu welchem durchgehends die eingebornen (Polniſchen) Bauern verpflichtet waren, rechter oder voller plena, recta, auch praedialis (decima) hieß. Es war das von der Kirche wahrſcheinlich deshalb nachgegeben, weil in Polen der Adel, die Rit— ter, wie man ſie nannte, überhaupt ſich der Forderung von Zehnten ſehr widerſetzte. Zuerſt werden dieſe freien Zehnten im Jahre 1223 angeführt, als Biſchof Laurentius die Stiftung des Kloſters zu Ribnik beſtätigte. Er ſagt darin: und damit die freien Zehn: ten, welche der Kirche in Ribnik einige Ritter freiwillig verliehen, dieſer nicht könnten verkürzt werden, ſo beſtätige er ſie. Er nennt nun die Namen der Ritter als Schenker, doch nicht die Ortſchaften, von denen ſie gegeben wurden, was er doch bei denjenigen Zehnten thut, welche der Herzog gab. Es geſchah das wohl deshalb, weil die Ritter Beſitzungen an ſehr verſchiedenen Orten, zerſtreuet und vielleicht auch in nicht geſchloſſe— nen Belomarten hatten, wo auch noch neue Dörfer entſtehen konnten. Als eines aner— kannten Rechts werden die freien Zehnten zuerſt in dem Vertrage erwähnt, welchen auf Beſchwerde Herzog Heinrichs I. über die Bedrückungen, die ſich der Biſchof Laurentius hinſichtlich der herzoglichen Koloniſten erlaubte, der Papſt Honorius III. im J. 1227 vermittelte. Es wird darin geſagt, der Herzog habe ſeine Ritter, welche von ihm ſeit der lateranenſiſchen Kirchenverſammlung (vom J. 1215) Dörfer, die zehntwürdig (solu- tione decimali dignas), erhalten hätten oder noch erhalten würden, gezwungen, den Zehnten an diejenigen Kirchen zu entrichten, denen ſie ihn ſchuldig waren, jedoch nach Ritterrecht (jure militali), vermöge deſſen der Zehnt nach Willkühr der Ritter zum Schaden anderer Kirchen mit völliger Freiheit an diejenige, welche ihnen beliebte, gege— ben wurde. Von den Wäldern, welche in Acker verwandelt werden würden, ſollte nur | — 1 — ein Vierdung ſtatt des Zehnten erhoben werden und der Anleger (locator) die ſechste Hufe frei haben, doch, wenn dieſe je zinspflichtig würde, ſollte ſie auch wieder zehntpflich⸗ tig werden. Das iſt der Urſprung des Biſchofsvierdungs. Man ſieht ſchon aus der Faſſung dieſer Worte des Vertrags, wie unangenehm der Kirche ein Vorrecht war, welches in den Hebungen, die den Pfarrern zuſtanden, nicht nur an ſich großes Schwanken herbeiführen mußte, ſondern auch die beſte Gelegenheit geben konnte, ſie eines Theils der Zehnten verluſtig zu machen. Denn wie ließ ſich nun noch eine genaue Controle der zu jeder Kirche gehörigen und von ihr zu erhebenden Zehn— ten einrichten? ö Der Ausdruck, welcher bei Verleihung von Grundſtücken gebraucht wird, daß ſie nach Ritterrecht beſeſſen werden ſollten, bezieht ſich unſtreitig auch eben jedenfalls mit auf das Recht der freien Entrichtung der Zehnten. So verlieh Biſchof Thomas im Jahre 1261 dem Sulizlaus, genannt Warczlava von Suscowitz, aus beſonderer Gunſt, wie er ſagt, ſechs Hufen in Suscowitz, frei, nach Ritterrecht zu beſitzen. Im Jahre 1248, als auf Befehl des Papſts Innocenz III. der damalige Archidia— conus Jacob von Lüttich, nachherige Papſt Urban IV., als päpſtlicher Legat in Breslau eine Synode zu Breslau hielt, welcher der Erzbiſchof von Gneſen und die Biſchöfe von Breslau, Krakau, Cujavien, Poſen, Maſovien, Lebus und Kulm beiwohnten, wurde in Beziehung auf das Ritterrecht (8 VII.) beſchloſſen: Es geſchieht zuweilen in dieſen Län: dern, ſagt der Legat, daß ein Herzog oder Fürſt, um Deutſche Ritter in ſeinem Lande zu behalten, dieſen Grundſtücke in ſeinem Gebiete zu Lehen giebt, von denen die Bauern (coloni) der Kirche zu rechten Zehnten (d. h. vollen Garbenzehnten) von Alters her verpflichtet ſind. Die Ritter nun, um höhern Zins zu erlangen, thun an andere Land— leute (agricolis) die Ländereien aus, denen ſie den Zehnten von der ſechsten Hufe über— haupt und außerdem noch den ſechsten Theil der übrigen Zehnten erlaſſen und ihnen ver— ſprechen, ſie gegen die Anſprüche der Geiſtlichen zu ſichern. Wenn nun der Biſchof oder ein anderer Geiſtlicher den rechten Zehnten fordert, fo nöthigen ihn die Ritter durch Dro— hungen und Gewaltthätigkeiten, davon abzuſtehn. Die Ritter wollen auch, was ſie außer dem Zehnten der ſechsten Hufe und dem ſechsten Theile der übrigen Zehnten zu entrichten haben, nicht nach Gewohnheit auf dem Felde geben, ſondern in ihrer Scheuer, und zwar keinen wirklichen Zehnten, oder doch was anſtatt deſſelben zu geben iſt, ſondern eine weit kleinere Anzahl von Scheffeln, als Recht iſt, ſo daß alles Zehntrecht nach und nach auf— hören werde. Es befahl nun der Legat, der rechte Zehnten ſolle am gewöhnlichen Orte entrichtet und mit Kirchenſtrafen gegen diejenigen verfahren werden, welche ſich wi— derſetzten. Das beſtätigte er als Papſt Urban IV. am 3. Juli 1263. Schon im Jahre 1262 ſetzte der Biſchof Thomas von Breslau in einer Provinzial— Synode feſt, wenn der Zehnte von Gütern an eine beſtimmte Kirche entrichtet werde, ſo müſſe dieſes für immer geſchehen, auch wenn die Güter in andere Hände kämen, und das ſolle kein Ritterrecht ändern können! Das war ſchon eine Beſchränkung des Rechts 19 * — m — der Ritterſchaft. Das muß indeſſen im Jahre 1282 der als päpſtlicher Legat nach Polen geſchickte Biſchof Philipp von Fermo beſtätigt haben, weil wir ſpätere Berufungen darauf finden. Als dem gemäß im Jahre 1284 Biſchof Thomas von Breslau dem Official des Bisthums, Laurentius, geſtattete, das von ihm (dem Biſchofe) an Gulizlaus Plaskota gegebene Dorf Dobreſchizi, und zwar jede Hufe für elf Mark weißen gemünzten Silbers auszulöſen und zu behalten, ſo geſchah das nur unter der Bedingung, daß der Official es nicht ſolle durch Verkauf oder Schenkung an eine Perſon höhern Ritterranges (altioris conditionis militaris) bringen dürfen, als der Gulizlaus geweſen, weil nämlich dadurch wieder die Entrichtung des Zehnten frei geworden, d. h. der Beſitzer berechtigt worden wäre, Ahn an eine ihm beliebige Kirche zu geben. Im Jahre 1285 beſtätigte der Biſchof Thomas, daß die Ritter von Andreowicz der Kirche zu Bresmir (Briefen bei Brieg) den Zehnten fo zahlen ſollten, wie es Biſchof Laurentius zugegeben, auch die Ritter ſich freiwillig unterworfen, ſelbſt wenn der Ort nach Deutſchem Rechte ausgeſetzt oder an eine niedrigere Perſon ene persona) kommen würde. Im Jahre 1291 herpflichteten ſich Grouo und Boguſſo, Herren und Erben von Debeoffom; gegen das Vincenzſtift, von allen Aeckern ihres Dorfes, welche fie von den Bauern deſſelben wieder an ſich genommen hatten, nach Bauern-Sitte (more rustico- rum) den Zehnten in Garben zu entrichten, doch mit Vorbehalt derjenigen Aecker, welche ſie mit ihrem eigenen Pfluge bebauen würden und ihre Vorfahren bereits nach Rit⸗ terrecht beſeſſen hätten, von dieſen wollten fie nach Ritterrecht den Zehnten frei (libere) entrichten, was ihnen nachgegeben wurde. Hieraus ſieht man deutlich, welche Beſchrän⸗ kungen ihrer alten Rechte ſich die Ritter doch ſchon dem Synodalſchluſſe vom J. 1262 zu Folge hatten unterwerfen müſſen und was ſie noch behaupten konnten. Es iſt nun auffallend, daß ſchon im J. 1304 der Erzbiſchof Jacob von Gneſen den Beſchluß einer von ihm gehaltenen Provinzial-Synode bekannt machte, durch welche es jedem Pfarrer verboten wurde, freie Zehnten aus dem Bezirke einer andern Pfarre oder eines andern Kirchſprengels anzunehmen. (Beilage I.) Damit würde die Kirche dieſes wichtige Recht des eingebornen Adels ſogleich vernichtet haben. Doch muß die Ausführung des Schluſ— ſes unmöglich geworden ſeyn, denn abgeſehen von andern Schwierigkeiten würden wahr: ſcheinlich die Ritter gar keine Zehnten entrichtet haben und man hätte doch ſelbſt mit Kir chenſtrafen nicht füglich und mit Erfolg gegen alle zugleich wirkſam verfahren können, wie oft dergleichen auch verſucht worden ſeyn mag. Daß die Kirche ihren Zweck damals n vollſtändig durchſetzen konnte, werden wir gleich ſehen. N Sehr merkwürdig iſt ein Proceß über dieſes Recht, welcher von dem Pfarrer in Coſtemlot im Anfange des vierzehnten Jahrhunderts geführt wurde, und der über eine Menge von Verhältniſſen der Gegend um Koſtenblut im Neumarkter Kreiſe zugleich Auf⸗ ſchluß giebt. Es ergiebt ſich aus den weitläufigen Acten, den älteſten, welche im König⸗ lichen Provinzial⸗Archive auf vielen an einander gefügten, dann zuſammengerollten Perga= 147 mentſtreifen vom J. 1318 noch vorhanden find, daß dem Pfarrer in Coſtemlot Koſtenblut) die Zehnten der ganzen Umgegend in ungewöhnlicher Ausdehnung überwieſen waren, in welcher, wie es ſcheint, erſt ſpäter noch mehrere Dörfer entſtanden. Er nahm im Jahre 1318 in Anſpruch den Zehnten von 1) Petrowicz, auch Laſank (woran noch die Laſer Mühle am Striegauer Waſſer, damals Polsnitz genannt, erinnert), 2) der villa Stephani (auch Czepankowitz, jetzt Schönbach), 3) von Radacowitz (Rackſchütz eher als Radardorf), 4 von Semydrofig (jetzt Schebekirche), 5) der villa Arnoldi, 6) der villa Alberti, auch Olbrachtowitz bei Koſtenblut, nicht mehr vorhanden, 7) der villa Jacobi et fra trum suorum, auch Jacubowitz (jetzt Jacobsdorf), 8) von Samsonowitz, auch Simonis villa, 9) von Zokolnic (jetzt Zaulkwitz), 10) von der villa Ramoldi (jetzt Romolkowitz), 11) von Gerwichowe, 12) von Symacowitz (Simſchütz), 13) von Sobkowitz (jetzt Zobkendorf ). n | of | * tb Im Jahre 1288 klagte Johann, Rector der Kirche in Koſtenblut, vor dem Bir. ſchofe, daß die Ritter Radaco und Panzlaus von Radacowitz bei Koſtenblut den Zehnten der Aecker, welche ſie mit ihrem Pfluge bebaueten, ſeiner Kirche nicht entrichten wollten, obgleich dieſer Zehnten ſeit alten Zeiten dahin gehöre. Die Ritter erklärten darauf dem Biſchofe, obgleich der fragliche Zehnten von Alters her zur Kirche von Koſtenblut gehört habe, ſo wollten ſie als Ritter doch des Ritterrechts genießen und den Zehnten willkürlich einer andern Kirche geben. Der Biſchof entſchied darauf 1. December 1288: weil der päpſtliche Legat Philipp, Biſchof von Fermo, in ſeinen Statuten feſtgeſetzt habe, daß Ritter und Andere, weß Standes ſie ſeyen, den Zehnten an diejenige Kirche geben ſollten, welche denſelben vor Alters gewohnheitlich beſeſſen, ſo ſollten die verklagten Ritter und deren Nachkommen ebenfalls den Zehnten an die Kirche in Koſtenblut geben. (Urk. G.) Dieſe Urkunde beſtätigte der Biſchof Heinrich von Breslau 27. Februar 1306 auf Bitten des Pfarrers Johann von Koſtenblut. Ob das Statut des päpſtlichen Legaten und der frühere Synodalſchluß vom Jahre 1262 verbindlich für die Ritter, alſo auch des Biſchofs Spruch rechtskräftig war, danach wurde, wie es ſcheint, nicht gefragt. Doch erneuerten ſich die Streitigkeiten auch wieder. Im Jahre 1298. verklagte der Pfarrer Johann von Koſtenblut die edlen Herren (viros nobiles) Woycech Rynbaba, Radaco, Panzlaus, Stephan, Jacob, Albert, Arnold, Peter und Simon und Eliſabeth, die Wittwe des Zobezlaus und deren Söhne, Jesco und Zobco, ſo wie die Wittwe des Clyſ⸗ ſow und deren Sohn vor dem Biſchofe Johann. Dieſer verordnete den Breslauer Cano— nicus, Johann, Pfarrer zu St. Marien in Liegnitz, zur Unterſuchung der Sache. Der Gegenſtand betraf den Garbenzehnten auf den Feldern und Gütern der villa Stephani, Gerwichowe, Radacowitz, Semidroſitz, villa Arnoldi et fratrum suorum, villa Alberti et Jacobi, ſämmtlich bei Koſtenblut. Der Canonicus fand, daß durch den obigen Spruch des Biſchofs Thomas über dieſe Angelegenheit längſt rechtskräftig entſchieden ſey, und verurtheilte (Commumcato consilio sapientum) die Adlichen, den Zehnten zu entrichten, das Vorenthaltene nachzuzahlen und die Koſten des Proceſſes zu tragen. | 19 * 148 -——— In demſelben Jahre 1298 verklagte der Pfarrer Johann von Koftenblut den Ber nedict, Pfarrer in Peterwitz, daß dieſer das nach Koſtenblut gehörige Zehntkorn von den Aeckern des Paulus, welches der Graf Rynbaba gekauft, gewaltſam an ſich genommen und in ſeiner Scheuer habe ausdreſchen laſſen. Der Pfarrer Benedict erwiederte, dieſes Zehntkorn gehöre allerdings nicht ihm, ſondern der Kirche in Koſtenblut; aber nicht er, ſondern der Graf Rynbaba habe es gewaltſam gegen ſeine (Benedicts) Zuſtimmung in deſſen Scheuer gebracht. Benedict wurde zur Herausgabe des Zehntenkorns verpflichtet, wozu er ſich auch willig fand. Der Pfarrer Wytoslaus von Petrowitz mußte ſich im Jahre 1305 verpflichten, bei zehn Mark Strafe jährlich eine Mark an den Pfarrer zu Koſtenblut zu entrichten für die Erhebung des Feldzehnten von des Paul und Martin, der Söhne des Martin von Choze— myrowicz, Ritteräckern, welche zwiſchen Coſtemloth, Scheppanonitz, Radacowitz, Sam⸗ ſonowitz und Petrowitz lagen und ſich jetzt in dem Beſitze der Söhne und Erben des Kit: ters Albert, Rynbaba genannt, befanden. Im Jahre 1306 überließ der Pfarrer zu Koſtenblut dem Pfarrer zu Peterwitz auf deſſen Lebenszeit für fünf Mark jährlich den Feldzehnten von den Feldern mehrer Ritter: Samſonis, Boguzlai, Jesconis, Alexandri u. ſ. w. In demſelben Jahre wurde auf Klage des Pfarrers zu Koſtenblut gegen den Pfarrer in Ramolchowitz und gegen Ramold, den Patron der Kirche daſelbſt erkannt, daß der Pfarrer in Koſtenblut ein Recht auf den Ritterzehnten in der Villa Ramoldi habe, und daß für deren Erhebung der Pfarrer zu Romolkwitz auf Lebenszeit jährlich zwei Mark zahlen ſolle. In einer Synode des Erzbiſchofs Janislaus von Gneſen und der Biſchöfe von Krakau, Plock, Wladislav, Poſen, und der Bevollmächtigten der Biſchöfe von Bres— lau und Lebus wurde im Jahre 1326 feſtgeſetzt (8 XVII.): da vorzüglich die Entrich-⸗ tung der Gott ſchuldigen und von ihm der Geiſtlichkeit überwieſenen Zehnten nicht verrin- gert, ſondern vermehrt werden müſſe, ſo ſollte, wenn Ritter oder weltliche Herren, deren Vorfahren den Zehnten frei der Kirche, welche ihnen beliebte, nach dem Ritter-Privile⸗ gium gegeben, ſich vermehrten, nur der Aelteſte oder einer von ihnen den Zehnten noch frei (wohin er wolle), die übrigen aber ſämmtlich an die Kirche oder Pfründe geben, welcher die Beſitzung zugeſchrieben ſey, damit nicht, wenn jeder den Zehnten frei entrichtete, das Wohl der Kirche dadurch litte. Auch diejenigen Ritter und Erben derſelben, welche den Zehnten frei der Kirche, welche ihnen beliebte, gäben, ſollten ihn vollſtändig entrichten und nichts davon zurückbehalten, bei Strafe, das Privilegium zu verlieren. Dann wurde noch feſtgeſetzt, wenn eine Beſitzung, von welcher der Zehnten frei nach Ritterrecht ent— richtet würde, in die Hand einer Perſon niederen Standes gekommen und der Zehnt ſeit— dem an eine beſtimmte Kirche gegeben worden, ſo ſolle das, wenn die Beſitzung wieder in die Hand eines Ritters komme, nicht geändert werden dürfen, dieſer Ritter alſo verpflichtet ſeyn, den Zehnten eben ſo fort zu zahlen, wie die Perſon niedern Standes, welche vorher im Beſitze des Grundſtückes war. (Beilage K.) Dazu iſt jedoch bemerkt: das ſey nicht 149 —— genehmigt worden, es kam alſo auch damals noch nicht völlig zu dieſen Beſchränkungen, und der Adel erhielt ſich bei ſeinem Rechte noch länger, obgleich ihm das nach und nach immer mehr eingeengt wurde. Aus den weitläufigen Acten und dem Zeugenverhöre über den Zehntſtreit zwiſchen dem Pfarrer von Koſtenblut und dem Pfarrer von Schöbekirch im Jahre 1329 ergiebt ſich nun, daß nach altem Rechte, aus unvordenklichen Zeiten, alle Polniſchen Ritter von den Hufen, welche ſie ſelbſt baueten, den Zehnten fortwährend an diejenige Kirche gaben, zu der ſie ſich hielten, wo ſie die Sacramente genoſſen, ſich auch begraben ließen. So gaben die umwohnenden Ritter ihre freien Garbenzehnten zwar ſeit den älteſten Zei— ten an die Kirche in Koſtenblut, zu der ſie ſich hielten, und wurden auch dort begraben, allein ſpäter gaben einige der Ritter den Zehnten nach Polniſch-Schweidnitz, andere den Ausſätzigen (Leprosis) in Neumarkt, noch andere zur Erbauung der Kirche von Nip- pern, weshalb ſie dann auch in Polniſch-Schweidnitz und Nippern begraben wurden, während die Armen (pauperes), d. h. die Bauern, ihr Begräbniß M Koſtenblut behiel⸗ ten, alſo unſtreitig dahin auch den Zehnten gaben und dort den Gottesdienſt feierten, wohin ſie eingepfarrt waren. ö Nun wollten die Edlen Radacus, Panczlaus, Stephan, Albert und deſſen Brüder und Arnold und deſſen Brüder zu Sempdroſitz (Schebekirche) längſt gern für ſich und ihre Unterthanen (homines) eine eigene Kirche in Semydroſitz haben, weil die zu dem Dorfe gehörigen Einwohner, wegen der Entfernung Koſtenbluts, dort den Gottesdienſt nicht gut abwarten konnten. Dem widerſetzte ſich aber der Pfarrer von Koſtenblut, Jo— hann der Schwabe aus Schwaben. Während dieſer jedoch in ſeine Heimath Schwaben gereiſt war, gingen die genannten Erben den Biſchof von Breslau, Johann Romka, in Anweſenheit des Erzbiſchofs Jacob von Gneſen an, ihnen in Sempdroſitz eine eigene Kirche zu bewilligen. Der Erzbiſchof, welcher, wahrſcheinlich ohne Kenntniß der näheren Verhältniſſe, die Bitte billig fand, auch der Meinung war, die Kirche zu Koſtenblut ſey ohnehin noch reich genug, verwendete ſich für die Ritter bei dem Biſchofe Johann, wel— cher darauf 20. April 1301 feinen Kanzler Walter nach Semydroſitz abordnete, dort eine Kirche zu gründen. Zugleich wurden dieſer neuen Kirche die Bauern (villani) der Dör⸗ fer Sempdroſitz, Alberti villa, Stephani villa et Symonis villa, welche zu dem Be: zirke von Semydroſitz gehörten, als Eingepfarrte zugewieſen, und dieſer Kirche auch die freien Zehnten des Radacus, Panczlaus und deſſen Bruders, Alberts, Jacobs, Arnolds und deren Brüder zugeeignet, weil ſie nach der Gewohnheit des Breslauer Bisthums— ſprengels von den Polniſchen Dörfern an diejenige Kirche entrichtet zu werden pflegten, zu welcher ſich die Dorfbewohner hielten. Radacus und Panczlaus gaben der Kirche zu Sempdroſitz noch eine freie Hufe, und Stephan eine zweite Hufe, die der Pfarrer der— ſelben zu ſeinem beſſern Unterhalte ſelbſt anbauen oder von andern anbauen laſſen ſollte. (Urkunde H.) 150 Als darauf Johann der Schwabe, Pfarrer von Koſtenblut, aus Schwaben zurück⸗ kehrte, nahm erdie feiner Kirche ehedem gehörigen Zehnten der zur Kirche in Sempdroſitz (d. h. Schebekirch) geſchlagenen Dorfſchaften und außerdem noch die von Symacowitz (wohl Simbſchütz) und Sobcowitz (Zopkendorf) in Anſpruch. Es kam darüber zu einem Proceſſe, in welchem der Pfarrer von Radacowitz, welcher öfters ſtatt des Pfarrers von Semydroſitz genannt wird, erklärte, daß er den Zehnten von Radacowitz, Sempdroſitz, Villa Arnoldi, Simonis, Petri und von Olbrachtowitz bei Koſtenblut gar nicht in An⸗ ſpruch nehme, vielmehr habe er das Getreide, was ihm die Ritter der genannten Dörfer für ſeine Dienſte gäben, nur als deren freiwilliges Geſchenk angenommen; dann kam es zu einem Vergleiche, vermöge deſſen der Pfarrer von Koſtenblut das Präſentationsrecht oder Patronat der Kirche in Sempdroſitz erhielt, und der Pfarrer von Sempdroſitz ver⸗ pflichtet wurde, wegen der nach Koſtenblut gehörigen Feldzehnten, die er nunmehr für ſich erhob, jährlich 4 Mark Silbers an die Kirche in Koſtenblut zu zahlen. Als der Pfarrer oder vielmehr immerwährende Vikar der Kirche in Sempdroſitz geſtorben war, präſentirte der Pfarrer von Koſtenblut als Patron im Jahre 1308 dem Biſchofe einen gewiſſen Conrad zum Rector und Paſtor, welchen der Biſchof in demſelben Jahre durch den Ring inveſtirte. Dieſer weigerte ſich, die vier Mark wegen der Zehnten jährlich an Koſtenblut zu zahlen und wurde dafür vom Pfarrer in Koſtenblut ſuspendirt, worüber es wieder zum Proceſſe kam. Der damals im Jahre 1312 anweſende Cardinal Gentilis, als päpſtlicher Legat, ordnete, um wo möglich die gerichtlichen Weitläuftigkeiten zu vermeiden, zwei Domherren an die beiden Pfarrer ab. Auf deren Vermittelung wähl⸗ ten die Pfarrer jeder einen Schiedsrichter und gemeinſchaftlich einen Dritten, nämlich einen Canonicus der Aegidienkirche zu Breslau, den Pfarrer zu Margareth bei Steine und den Magiſter Berthold von Ratibor, einen Breslauer Bürger. Dieſe entſchieden im Jahre 1312, daß der Pfarrer Conrad von Sempdroſitz jährlich an den Pfarrer Johann von Koſtenblut auf deſſen Lebenszeit vier Mark für den Ritter zehnten in Sempdroſitz, villa Alberti, Stephani villa und villa Simonis entrichten ſolle; dafür durfte der Pfarrer in Sempdroſitz den genannten Zehnten an ſich nehmen. Keiner ſollte vom Ans dern Erſatz der Koſten fordern, und acht Mark, welche der Pfarrer von Sempdroſitz we⸗ gen zweier Jahre dem Pfarrer in Koſtenbünt ſchuldig geblieben war, ſollte dieſer des Bu dens wegen nicht fordern dürfen. Vor dem Officiale von Breslau verpflichtete ſich im Jahre 1318 der Pfarrer von Radacowitz auf ſeine Lebenszeit ſtatt der Ritterzehnten, welche die rittermäßigen Perſonen in Radacowitz, Semydrofig, villa Stephani und Alberti villa von den Aeckern zu ent⸗ richten pflegten, welche ſie mit eigenen Pflügen baueten, bei Strafe von einer Mark Gol⸗ des, jährlich vier Mark an den Pfarrer zu Koſtenblut zu entrichten. b Es ſcheint, daß die Pfarre von Sempdroſitz einige Zeit hindurch nach Radacowitz verlegt war, da beide Ortſchaften in Beziehung auf die Pfarre als 2 — nannt werden. a Ha Im Jahre 1316 verpflichtete ſich Graf Wythco von Rynbaba, dem Pfarrer zu Koſtenblut, der ihm den Zehnten eines Jahres wegen Hagelſchlags erlaſſen, den Zehnten von mehreren Grundſtücken genannter Ritter, die er an ſich gekauft, unweigerlich zu ent: richten. Im Jahre 1329 kam es vor dem Officiale von Breslau, Andreas von Raſſla⸗ wicz, zu einem neuen und weitläufigen Proceſſe über dieſe Zehnten. Der Biſchof Nan: ker von Breslau hatte auf Klage des Pfarrers zu Koſtenblut gegen die Pfarrer von Se mydroſitz und von Ramolchowicz zweien Domherren die Unterſuchung und Entſcheidung | der Sache unterm 23. und 26. December 1328 aufgetragen. Der Pfarrer Heinrich in Koſtenblut reichte eine Klageſchrift ein, in welcher er angab: Der Garbenzehnt in den Feldern der Dörfer Radacowitz, Semydrofis, villa Arnoldi, Simonis et Petri und der Villa Alberatowitz bei Koſtenblut habe von Alters her der Kirche in Koſtenblut gehört, ſey derſelben in verſchiedenen Urteln gegen den Pfarrer zu Sempdroſitz zuerkannt und be⸗ ſtätigt und dieſer für deren Erhebung zur jährlichen Zahlung von vier Mark an die Kirche zu Koſtenblut verpflichtet worden; der Pfarrer Jacob von Sempdroſitz habe nun ſeit drei Jahren den fünf Mark werthen Zehnten gewaltſam an ſich genommen, weshalb der Pfar— rer Heinrich von Koſtenblut auf Zuerkennung des Zehnten an feine Kirche, auf Scha⸗ denerſatz und Bezahlung der Proceßkoſten antrug. Der Pfarrer von Semydrofiß wurde darauf am 6. Februar 1329 auf den 23. Fe: bruar vorgeladen, weigerte ſich, zu erſcheinen, und wendete ſich mit dem Pfarrer von Romolkwitz in einer Proteſtation an den Biſchof. So zog ſich das hin, bis der Biſchof am 11. Mai den beiden Domherren auftrug, den Pfarrer von Sempdroſitz peremtoriſch vorzuladen. In dem angeſetzten Termine vertheidigte ſich dieſer damit: der ſtreitige Zehnten habe der Kirche von Sempdroſitz von deren Stiftung an immer gehört. Wenn dafür jährlich ein Mark Abſtand nach Koſtenblut gezahlt worden wäre, ſo hätten ſeine Vorfahren das in ihren Bedrängniſſen gethan, er aber nie. Er ſchwor auf dem Evan⸗ gelium, daß er glaube, im rechtmäßigen Beſitze des Zehnten zu ſeyn. Nun wurde vom 15. Juni 1329 an zu Breslau ein Zeugenverhör angeſtellt. Die Zeugen wurden nach abgelegtem Eide gefragt nach ihrem Alter, was die wenigſten genau angeben konnten, nach ihrem Wohnorte, wovon fie lebten, wes Standes fie wären, welche Sprache fie ſprä⸗ chen, ob Polniſch oder Deutſch oder eine andere Sprache, ob ihnen die Partheien bekannt, ob ſie Unterthanen oder Eingepfarrte derſelben wären. Die Zeugen ſelbſt waren adliche und andere Einwohner von Koſtenblut und den umliegenden Dörfern, ferner die Pfarrer von Viehau, Sablath und Hundsfeld. Der Pfarrer in Sempdroſitz behauptete, der ſtreitige Zehnten in den genannten Dör- fern, der ſeiner Kirche von deren Stiftung an gehöre, ſey vor derſelben von den Herren dieſer Dörfer als freier Zehnten an die Kirche, welche ihnen beliebte, gegeben worden, das ſey geſchehen aus einer verjährten Gewohnheit und einem Privilegium, das alle edle Polen von unvordenklichen . * übten ‚ wie im Breslauer Kirchſprengel allgemein bekannt ſey. — 12 —— g Den Zeugen wurden nun folgende Fragſtücke vorgelegt. Wie zur Zeit der Stiftung der Kirche in Semydrofi die Polniſchen Herren geheißen, welche die Aecker gebauet, von denen der Zehnten jetzt ſtreitig ſey? Was ihnen bekannt ſey von der Freiheit der Zehnten und in welcher Art die Zehnten der Polniſchen Edlen frei wären? Ob ſie ſich der ver— jährten Gewohnheit erinnerten und woher die Edlen Polen dieſe Gewohnheit oder das Privilegium hätten? Ob das Capitel zu des Biſchofs Anordnung bei Errichtung der Kirche in Sempdroſitz feine Zuſtimmung gegeben? | Im Zeugenverhöre zu Semydrofiß bezeugten im October 1329 mehrere daſige Bauern (coloni) des Herrn Paſcho, daß vor der Stiftung der Kirche in Sempdroſitz der Zehnten wäre frei nach Koſtenblut, dann, gegen jährlich vier Mark, an die Kirche in Sempdroſitz gegeben worden. Ueberhaupt ſagten die Zeugen im Weſentlichen aus, was über die Stiftung der Kirche zu Semydroſitz bereits oben angegeben und der Hauptſache nach urkundlich ausgeführt worden iſt. Aus den verſchiedenen ausführlichen Ausſagen hebe ich nur noch einige intereſſante Einzelnheiten hervor. | Es erfchienen auch Frau (domina) Sobeslaua, Wittwe des Sobeslaus, haeres in Sempdroſitz, ohngefähr funfzig Jahr alt; dann Eliſabeth, Wittwe des Symachus, Er— bens in Sempdroſitz, ohngefähr dreißig Jahr alt; Jacob, Erbe in Sempdroſitz, gab, wie noch ein anderer Zeuge, um ſein Alter nur annäherungsweiſe zu beſtimmen, an, ſie erinnerten ſich der Heiligſprechung der heiligen Hedwig (vom J. 1267). Der ſechszehnte Zeuge ſagte aus: Zur Zeit der Erndte zeigten die Herren (die Pol— niſchen Edlen) es dem Geiſtlichen an, dem ſie den Zehnten geben wollten, damit er käme, ihn zu bezeichnen (signaret). Hatte der Geiſtliche das gethan und ihn eingeſammelt (collectis ipsis decimis), ſo überließ er den Hafer den Töchtern des Erbherrn, um Schminke, welche Polniſch Crupicze heiße, zum Schmucke ihres Geſichts zu machen (dimisit avenam pro filiabus dominorum haeredum ad faciendum fucum, quod vocatur in Polonico Crupicze, pro ornatu ſaciei). Auf die Frage, ob er geſehen, daß der Hafer den Töchtern (filiabus) gegeben und daß Schminke verfertigt und die Fräulein damit geſchminkt worden wären (fieri fucum hujusmodi et lavari ipsas domicellas) antwortete er: Ich habe es geſehen. Auf die Frage: wie hießen die Fräulein (domicellae) und der Prieſter, der den Hafer gab, antwortete er: fie hießen Sophia und Gerga, Töchter des Panczlaus, Erbens in Semy— droſitz; der Geiſtliche hieß Heinrich, und war einige Zeit Pfarrer in Polniſch-Schweidnitz, einige Zeit in Koſtenblut. | Nachdem der Pfarrer in Sempdroſitz feine Zeugen hatte abhören laſſen, brachte der Pfarrer von Koſtenblut ſeine Exception und ſuchte ſein Recht durch Urkunden zu beweiſen, dann die Zeugniſſe, welche für ſeine Gegner ſprächen, zu entkräften. Darauf brachte der Pfarrer in Semydroſitz die Stiftungsurkunde feiner Kirche und dagegen der Pfarrer zu Koſtenblut die Einwendung, daß er ſeine Zuſtimmung nicht dazu gegeben und ſpätere Vorträge und rechtskräftige Urtel den Pfarrer in Semydroſitz zur Zahlung der vier Mark — jährlich verpflichteten. Wirklich wurde dieſer am 14. December 1333 verurtheilt, die vier Mark jährlich zu entrichten, das, was er vorenthalten, nachzuzahlen un de OR des Proceſſes, welche beſonders feſtgeſtellt werden ſollten, zu tragen. Am 18. December 1338 entſchied, im Auftrage des Biſchofs Nanker, der ‚Eipier des Domcapitels den Streit eines Canonicus des Collegiatſtifts in Ratibor und dem Ni⸗ colaus Poramba, Herrn des Dorfes Gammab (Gammau N. N. W. 1 M. von Ratibor) über den Feldzehnten von 6 Hufen dieſes Dorfs, welche zur Präbende jenes Canonicus gehörten. Da Poramba nicht bewieſen, er ſey Ritter oder ſtamme von Polniſchen Rit⸗ tern ab (se esse militem aut a militibus terrae Poloniae eee Pi on wurde er . den Selbzehntem a . | Dies: ö N ; i 21 BER? Hr 4 7 7 Burst N 3 102 114040 Beilage 11. be Sem Von den Sötigen Schleſiens im dreizehnten und bierjebnten, . 5 a | handenen 5 l 91 Nat gane „Von dem Urſprunge md Weſen bar ätteften Hbörigkeit in Schlefien akt. nur (eh, we⸗ nig behnint; Vermuthungen können nie die Stelle der Gewißheit vertreten. Was ich darüber urkundlich wußte, habe ich vor zehn Jahren in der Urkundenſammlung zur Ger Wie des Urſprungs der Städte in Schleſien S. 56 — 68 zuſammengeſtellt. 2 i i Die Hauptquelle der meiſten darüber noch vorhandenen Nachrichten iſt eine Original⸗ Urkunde des Stifts Trebnitz vom Jahre 1204, welche glücklicherweiſe vollſtändig erhalten iſt und es daher wohl verdiente, beſonders abgedruckt zu werden, was hier unter Beil. B. geſchehen ift, Eine zweite nicht ganz fo wichtige Urkunde iſt nur noch und zwar als Bruchſtück in einer Abſchrift aus dem ſechszehnten Jahrhunderte vorhanden; ſie verdiente wegen ihres Gegenſtandes und Alters ebenfalls gedruckt zu werden und ſteht hier Beil. A. Hier habe ich nur die Abſicht, dieſe beiden Urkunden du 3 ohne fame OR ei umfaſſen zu wollen. zun Anzahl Leibeigener (Scripti ascriptitii);, deren Namen ag ae find, mit ihrer Familie dem Auguſtiner Chorherrenſtifte in Breslau in deſſen einzelnen Dörfern Jankau, Klein⸗Tinz, Klein⸗Oels, Klein-Mochbern, Wierau, Klein-Bielau, Strehlitz, Striegelmühle u. ſ. w. gehörten. Unter dieſen befinden ſich auch zwei Schmiede mit deren Brüdern, welche Herzog Boleslaus I. dem Stifte geſchenkt hatte. Hier wird nun auf eine, freilich nicht ganz deutliche Art angeführt, wie ſie Unterthanen der Kirche geworden, woraus ſich doch 180 viel ergiebt, daß ſie genöthigt * N ihren frühern 154 Zuſtand, vielleicht Wohnort zu verändern, allein es erlangten, Leute (homines) der Kirche zu werden. Einige Knechte waren vom Grafen Peter Wlaſt gekauft und dem Stifte geſchenkt worden. Es ergiebt ſich ferner, daß ſich mehrere der Leibeigenſchaft zu entziehen ſuchten, allein von den Herzogen auf erhobene Klage zum Stifte zurückgebracht wurden. E 890 i039 In Strehlitz am Zobten, das von Strzelec, der Schütze, Jäger, den Namen führte, waren die Jäger des Stifts anſäßig, unſtreitig auch Hörige oder gar leibeigene Dienſt⸗ leute. In einer vom Grafen Raczynski in deſſen Codex diplomat. majoris Poloniae abgedruckten Urkunde vom J. 1136 wird dem Erzbisthume Gneſen ebenfalls eine villa Sagittariorum mit deren namentlich genannten Bewohnern beſtätigt. sd}: In der Trebnitzer Urkunde (B.) bezeugt Herzog Heinrich I., er habe dieſem Stifte Dienſtleute und Diener mit deren Nachkommen (ministeriales et famulos et eorum successores) auf ewig zum Dienſte der Jungfrauen geſchenkt. Das iſt alſo die geſammte Bezeichnung dieſer Hörigen, deren zahlreiche Namen ſämmtlich Slaviſch ſind. Sie zerfallen aber in mehrere Klaſſen. Die am wenigſten begünſtigten werden hospi- tes genannt. Die Bedeutung dieſes Wortes iſt ſehr verſchieden. Bei uns in Schleſien werden Koloniſten, welche in Dörfern nach Deutſchem Rechte als perſönlich frei angeſetzt werden ſollten, häufig hospites genannt; ſo erhielten im Jahre 1214 die hospites in Koſtenblut und Viehau Deutſches Recht (Urkundenb. S. 275); eben ſo im Jahre 1221 die hospites in vielen Dörfern des Auguſtiner Chorherrenſtifts zu Breslau (Urkundenb. S. 279). Daß hier nicht von Polniſchen Leibeigenen die Rede ſey, zeigen die vielen Aus⸗ ſetzungs-Urkunden der Dörfer und Städte Schleſiens nach Deutſchem Rechte, z. B. von Ujeſt im Jahre 1221 (Urkundenb. S. 280), vermöge deren der Herzog Kaſimir von Oppeln dem Biſchofe Laurentius geſtattete, in Ujeſt Deutſche oder andere hospites nach Deutſchem oder anderem Rechte anzuſetzen. | 12 | Eben fo wurden die Koloniſten in Ungarn im dreizehnten und vierzehnten Jahrhun⸗ derte genannt (Schlözer kritiſche Sammlungen zur Geſchichte der Deutſchen in Sieben: bürgen, S. 280, 298 und an vielen Stellen, vorzüglich S. 559 über die Bedeutung von hospes). | In unferer Urkunde muß aber das Wort hospes eine etwas andere Bedeutung ha⸗ ben; denn daß von völlig perſönlich freien und zwar Deutſchen nicht die Rede ſeyn könne, verſteht ſich von ſelbſt, weil hier augenſcheinlich Leibeigene darunter verſtanden werden, obwohl Leibeigene einer beſondern Art. Wären hier auf dem Gute geborene und dem⸗ ſelben angehörige Leibeigene gemeint, fo würden fie wahrſcheinlich ascriptitu, oder auch, wie in der ſchon angeführten merkwürdigen Urkunde, durch welche Papſt Inno⸗ cenz II. im Jahre 1136 die Beſitzthümer des Erzbisthums Gneſen beſtätigt, posses- sores genannt worden ſeyn, da auch die meiſten hospites der Trebnitziſchen Urkunde Grundbeſitz hatten. Es wird auch der Sohn einer hospita des Herzogs in Mertinau erwähnt. Ich habe ſchon in der Urkundenſammlung S. 65 vermuthet, daß unſere ho- — spites dieſelbige Art von Hörigen ſeyn möchten, welche in einer ungedruckten Urkunde des Probſts des Meißner Capitels vom J. 1286 als Knechte oder Leibeigene bezeichnet werden, welche Gäſte hießen (Servi qui gasti nuncupantur). Ich halte das noch für richtig. Es ſind demnach wahrſcheinlich Leibeigene, welche der Herzog von andern Ortſchaf⸗ ten her dem Trebnitzer Stifte für deſſen einzelne Dörfer übergab, und zwar unter günſti⸗ gern Bedingungen, als ſie früher oder überhaupt ſonſt Leibeigene hatten, vermöge deren ſie aber doch gutshörig blieben, indeſſen nur zu beſtimmten Leiſtungen verpflichtet waren, ſo daß ſie etwa eine Stellung ähnlich der von Freigelaſſenen erhielten, welche ebenfalls im⸗ mer noch einen Herrn haben mußten, der ſie ſchützte und vertrat. Jedenfalls wird von mehreren erwähnt, der Herzog habe ſie entlaſſen (dimisit), um hospites zu ſeyn, wie namentlich Einen aus Auras. Wir würden ſie am beſten Gäſte nennen können, da dieſer Ausdruck, wie wir geſehen haben, dem Worte hospes nicht nur entſpricht, ſondern auch im dreizehnten Jahrhunderte für ähnliche Verhältniſſe ſchon vorhanden war, wenn das nicht auch leicht Mißverſtändniſſe veranlaſſen könnte. dt eg Die Hospites ſind gutshörige Bauern, mit und ohne Grundeigenthum. Im All⸗ gemeinen entrichtet jeder, wir wollen ſagen Voll-Gaſt, wie Voll-Bauer, von ihnen zwei Scheffel Weizen, zwei Scheffel Roggen, zwei Scheffel Hafer und eine (große) Urne Honig. Daß dies hier beſonders als St. Alberts-Urne bezeichnete Honigmaß größer war, als das gewöhnliche, müffen wir vermuthen, weil es immer dazu geſetzt und nur einmal ausdrück⸗ lich eine kleine Urne genannt wird. 8 | Zum Voll: Gafte gehörte der, welcher vier und mehr Ochſen, oder, was gleich war, zwei Ochſen und ein Pferd hatte, wie denn immer ein Pferd für zwei Ochſen gerechnet wird; das wären alſo in dieſem Sinne Vollſpänner, die wahrſcheinlich eine kleine Pol- niſche Hufe (Lan) beſaßen. Es zeigt ſich nämlich in Maltſchawe und Mertinau, daß diejenigen Hörigen, von denen zwei einen Pflug hatten, die Hälfte der anderen entrichte- ten, von denen alſo immer einer einen Pflug hatte. Hieraus dürfte ſich mit hoher Wahr: ſcheinlichkeit ergeben, daß vier Ochſen oder zwei Pferde für eine ganze (kleine oder Pol- niſche) Hufe gerechnet wurden, dem auch die Bezeichnung durch Pflug ganz entſprach. Dieſe Vollſpänner alſo entrichteten die obigen ſechs Scheffel Korn und eine große Urne Honig. Wer zwei Ochſen oder ein Pferd hatte, entrichtete die Hälfte, alſo drei Scheffel Korn und eine halbe Urne Honig. Wer mit fremden Ochſen ſein eigenes Land pflügte, gab nur einen Scheffel Roggen; wer mit fremden Ochſen fremdes Land pflügte, alſo kein Land zum Eigenthum hatte, gab einen Scheffel Hafer. a Dieſe Abſtufungen ſind in der Regel feſtgehalten, nur daß die dritte Klaſſe mit der vierten zuweilen gleich hoch angeſetzt iſt, b ei dieſen alſo die Regel war, wer eigenes Vieh hatte oder nicht, nicht ob er auch eigenes Land beſaß. Daß nun die Hospites ungünſtiger geſtellt waren, als die übrigen Klaſſen der nun anzuführenden Hörigen, zeigt einerſeits das, was dieſen zu liefern aufgelegt wurde, theils, wo das in beſonderen Leiſtungen beſtand, daß beſtimmt wurde, ſie ſollten, wenn ſie dieſe 20 * BE un | nicht leiſteten, eben ſo das, was die Hospites, entrichten; das war namentlich der Fall bei mehreren Handwerkern. ER IE. mar Hand nde lernte” 836 In Kothwitz ſaßen Fiſcher, deren jeder wöchentlich jeden Mittwoch und Freitag und zwei nur am Sonnabende eine gewiſſe Anzahl Fiſche zu liefern oder (jährlich) zwei Urnen Honig und einen Scheffel Weizen und einen Scheffel Roggen zu entrichten hatten. Dieſe Verpflichtung wurde ſpäter, im Jahre 1294, von der Aebtiſſin von Trebnitz näher beſtimmt, wie ich in der Urkundenſammlung S. 60 gezeigt habe. Hier will ich nur zu dem, was ich dort angeführt, noch nachtragen, daß im Jahre 1308 Herzog Boleslaus als Vormund für Heinrich VI. von Breslau dem Walther de Pomerio, Bürger zu Breslau, geſtattete, zwei Fiſcher an der Oder auf ſeinem Gute Lerebutil bei Breslau (Lerbeutel bei Scheitnich) anzuſetzen, welche ihm und feinen Erben ewig als Fiſcher die: nen ſollten. Im Jahre 1318 war auch bei Sagan das Dorf Fiſchendorf am Bober (villa piscatorum), wo unſtreitig am Bober, wie in Kottwitz an der Oder, Fiſcher ans geſetzt waren. Im Jahre 1353 beſtätigte Herzog Wenzel von Liegnitz, daß Reinhard von Gusk drei Fiſcher am ſchwarzen Waſſer an das Benedictiner-Nonnen-Kloſter zu Liegnitz verkauft hätte. Im Jahre 1306 geſtattete Herzog Przemislaus von Ratibor den dortigen Dominicaner-Nonnen, für ihren Tiſch zwei Fiſcher an der Oder anzuſetzen, und im 3.1316 gab Herzog Lesco von Ratibor feiner Schweſter Ofca, welche in das eben genannte Kloſter ging, ein Vorwerk, Proſſowich, und erlaubte ihr, dort zwei Fiſcher zu haben, die ober- und unterhalb Ratibors, fo weit das Gebiet des Herzogs re chte, für der Prinzeſſin Tiſch zu fiſchen die Freiheit haben ſollten. Es iſt nicht zweifelhaft, daß dieſe Fiſcher urſprünglich Leibeigene und zwar, wie die übrigen Leibeigenen, eingeborne Po- len waren. | 1 | | rd Es folgen die Narochnichi in Wangrinouo, jetzt Pflaumendorf. Ueber die Be— deutung dieſer Klaſſe von Hörigen hat ſich feit den zehn Jahren, daß ich in der Urkunden: ſammlung S. 62 zuſammenſtellte, was ich über fie wußte, nichts aufgeklärt. Herr Pro⸗ feſſor Röpell erklärt in ſeiner Polniſchen Geſchichte, I. S. 311, Nr. 26, daß er weder über ſie, noch einige andere in Schleſien vorkommende Arten von Hörigen in Polniſchen Urkunden etwas gefunden habe. Daß ſie Leibeigene waren, zeigen die Stiftungsbriefe des Kloſters Trebnitz vom Jahre 1203 und 1208, in denen Herzog Heinrich ſagt: das Dorf Wangrinouo hätten ehedem die Narochnichi des Stifts Leubus, Leibeigene des Herz zogs, gehabt; nun wäre das Dorf an Trebnitz gekommen. Sie entrichteten, wenn ſie vier Ochſen oder zwei Ochſen und ein Pferd hatten, eine Urne Honig, zwanzig nummos und einen Scheffel Hafer. Wer nur zwei Ochſen oder ein Pferd hatte, entrichtete die Hälfte. Wer mit fremden Ochſen eigenes oder fremdes Land pflügte, gab zwölf nummos. Es waren alſo die Narochnichi etwas günſtiger geſtellt, als die eigentlichen Hospites, indem ſie unter gleichem Verhältniſſe, wo jene ſechs Scheffel Weizen, Roggen und Hafer gaben, nur einen Scheffel Hafer und ſtatt der übrigen fünf Scheffel nur zwanzig num- mos entrichteten. — 1 ae Zu gleichen Leiſtungen waren andere, nicht näher bezeichnete Hörige in Rozerowo verpflichtet, welche von vier Ochſen oder zwei Pferden und einem Ochſen ebenfalls eine Urne Honig, zwanzig nummos und einen Scheffel Hafer; die, welche nur zwei Ochſen oder ein Pferd hatten, die Hälfte gaben. (up | In einem ähnlichen, doch günſtigern Verhältniſſe ſtanden andere, auch nicht näher bezeichnete Hörige in Maltſchawe und Mertinau, deren jeder (unſtreitig, wenn er vier Ochſen oder eine Hufe hatte) zwanzig nummos gab, wenn zwei von dieſen nur einen Pflug hatten, zahlten fie zuſammen zwanzig nummos,; wer eigenes oder fremdes Land mit fremden Ochſen bauete, gab nur einen Scheffel Hafer. Einige hatten jeder eine kleine Urne Honig und drei Fuder Heu zu geben. 19 | In Kobelwitz waren WIpicarii, ein Wort, welches ich allein in dieſer Urkunde, ſonſt nie gefunden habe und deſſen Bedeutung ich nicht kenne. Sollten es vulperarii (bei du Cange), d. h. Fuchsjäger ſeyn? Wer vier Ochſen hatte, gab ſechszig num mos, wer zwei, die Hälfte, wer eigenes oder fremdes Land mit fremden Ochſen pflügte, zwölf Denar. Hieraus zeigt ſich, daß, wie ich ſchon in der Urkundenſammlung S. 88 angegeben, nummus und denarius nicht dieſelbe Münze bedeuteten, wie Adauct Voigt vermuthet hatte. | Aus der Vergleichung mehrerer Anſätze von Leiſtungen können wir mit einiger Wahrſcheinlichkeit vermuthen, daß ein Scheffel Weizen und ein Scheffel Hafer zuſammen genommen den Werth von etwa zwanzig nummis hatten, denn mehrfach werden für zwanzig nummos ein Scheffel Weizen und ein Scheffel Hafer gelobt und angenommen. Demnach wären die Vulpicarii doch immer noch beſſer, als die Hospites geſtellt gewe⸗ ſen, da ſie keinen Honig zu liefern hatten. Mehrere Einzelne werden genannt, welche ſtatt zwanzig nummos einen Scheffel Weizen und einen Scheffel Roggen zu entrichten gelobten. | In einem ähnlichen Verhältniſſe ſtanden die Subdapiferi, Untertruchſeſſe wür⸗ den wir überſetzen, ohne daß wir doch die Beſchaffenheit ihres Verhältniſſes näher ange⸗ ben könnten. Sie ſaßen vorzüglich in dem Dorfe Maltſchawe. Wer von ihnen Ochſen, unſtreitig vier, oder eine Hufe beſaß, gab einen Scheffel Weizen und einen Scheffel Rog— gen; wenn zwei einen Pflug, d. h. hier unſtreitig eine Hufe, hatten, gaben ſie gemein— ſchaftlich fo viel, als einer der erſten Klaſſe; wer eigenes oder freindes Land mit fremden Ochfen pflügte, gab einen Scheffel Hafer. Das muß das Gewöhnliche geweſen ſeyn, denn ein Subdapifer in Mertinau gab auch nur einen Scheffel Weizen und einen Scheffel Roggen. Von Zancirowo wird allgemein nur erwähnt, daß ſie Korn gäben, alſo un— ſtreitig wie in Maltſchawe. | | Es werden dann Camerarü, Lagenarii und Pistores genannt, deren jeder zwan- zig nummos zu entrichten hatte, während einige ſtatt dieſer Zahlung einen Scheffel Wei— zen und einen Scheffel Hafer zu entrichten gelobten. Die Camerarii in Mertinau gaben einen Scheffel Weizen und einen Scheffel Hafer. Ich habe bereits im Urkundenbuche —— S. 63 über ſie bemerkt, daß in der Trebnitzer Stiftungsurkunde vom Jahre 1203 der Herzog des Gutes oder Landſtücks eines Kämmerers erwähne, und in der zweiten Urkunde vom Jahre 1208, er habe aus einem von ihm vertauſchten Gute, Vidav (wohl Weida, N. N. W. eine Meile von Breslau), feine Kämmerer und Gärtner weggeführt. Herzog Boleslaus II. bezeugte im Jahre 1243, daß in Seligowo bei Zirkwitz zwei ſeiner Käm⸗ merer wohnten. Hierzu füge ich noch eine Stelle aus der Saganer Chronik in den von mir herausgegebenen Script. rer. Siles. T. I. p. 192, in welcher erzählt wird, der Abt Theoderich von Sagan (zwiſchen 1351 und 1365) habe ſo viele Feindſchaften ge⸗ habt, daß er ſich nicht anders als mit gewaffneter Mannſchaft an Dienern, gewaffneten Kämmerern und Bogenſchützen von einem Orte zum andern begeben habe. Der nun ver- ewigte Wilken meinte in der Beurtheilung der Urkundenſammlung (Jahrbücher für wiſ— ſenſchaftliche Kritik, Januar 1833, Nr. 15, S. 118), die Camerarii wären die Pol⸗ niſchen Komornici, d. h. Koſſäten. Allein ſo anſprechend dieſe Erklärung ſeyn würde, ſo ſteht ihr, außer vielleicht ſchon der eben angeführten Stelle der Saganer Chronik, auch die geſammte begünſtigte Stellung dieſer Kämmerer geradezu entgegen. Ich vermuthe, daß ſie denen entſprechen, welche in einer Urkunde des Königs Ladislaus (bei Fejer cod. Hungar. diplom. II. p. 95 vom Jahre 1082) für die Kirche von Wesprim neben an⸗ deren hörigen Dienſtleuten, als: Köchen, Hirten, Schmieden, Einheizern u. ſ. w., die auch, wie in Schleſien, in einzelnen Dörfern ſaßen, häufig zu vier bis ſechs als cubicu- larii, auch praepositales cubicularii genannt werden, und denen wahrſcheinlich die Be- ſorgung der Schlafgemächer und was dazu gehörte, oblag. In unſerer Urkunde werden noch mehrfach decimi genannt. Zu dem, was ich über ſie in der Urkundenſammlung S. 60 geſagt, hat Herr Profeſſor Röpell zwei in⸗ tereſſante Beiträge aus einer ſeitdem in des Grafen Raczynski codex diplom. majoris Poloniae p. 19 gedruckten Urkunde vom Jahre 1240 und einem Urkundenauszuge in den annalibus bei Sommersberg I. p. 84 gegeben (wo doch für das unverſtändliche gemini et seni vielleicht graminis et feni zu leſen iſt), welche zwar einigen Aufſchluß über Verhältniſſe und Dienſte, aber nicht über das geben, was ſie von anderen Hörigen unterſchied und ihre eigenthümliche Bezeichnung erklärte. Aus unſerer Urkunde ſehen wir, daß dieſe decimi vom Herzoge dem Kloſter übergeben und großentheils wie Handwerker verwendet wurden. Zwei derſelben lieferten, wenn ſie zuſammen ſechs Ochſen hatten, achtzig Räder, wenn jeder vier Ochſen, jeder ſechszig, wenn jeder zwei Ochſen, jeder acht und zwanzig, wenn ſie eigenes Land mit fremden Ochſen pflügten oder mit fremden Ochſen fremdes Land, d. h. gar keine Ochſen und Land beſaßen, jeder ſechszehn Räder. Wenn ſie dieſe nicht zur Faſtenzeit, zu Johannis und Martini lieferten, wurden ſie wie Hospites behandelt, befanden ſich alſo in einem günſtigern Verhältniſſe, als dieſe. Ich habe früher nicht geglaubt, daß hier Rota ein Rad bedeuten könne, weil ich gar nicht begriff, was das Kloſter hätte mit den vielen Rädern anfangen ſollen; allein, wenn man erwägt, daß dieſe nur von Holz ohne Beſchlag waren, alſo leichter entzwei gingen, ferner, daß das Klofter ſehr viele Güter beſaß, fo muß ich doch glauben, daß Wilken Recht hatte, das fo zu erklären. Ein Liegnitziſcher decimus wurde dem Stifte als caementarius, Maue⸗ rer, wohl eher Ziegelſtreicher, gegeben; wenn er feine Verpflichtung (caementum fa- cere) vernachläßigte, wurde er einem Hospes gleichgeſtellt. f Auch mehrere Hospites, die früher in Kniegnitz und Raſchen ſaßen, und nun, wie die decimi, insgeſammt nach Brietzen verſetzt wurden, lieferten in gleichem Maße Räder, was alſo eine Begünſtigung für ſie war. Andere, wie es ſcheint, eigentliche Rademacher, lieferten jeder drei Räder, andere drei Paar große Räder. Ein Decimus wurde vom Herzoge zur Zeidelei abgegeben. Andere hörige Handwerker ſind die Bäcker in Kniegnitz, deren jeder mit einer gan⸗ zen Hufe einen Scheffel Weizen und einen Scheffel Hafer, zwei von einer Hufe gleichviel, wer mit fremden Ochſen eigenes Land pflügte, einen Scheffel Hafer entrichtete. Einige Bäcker, die ebenfalls unſtreitig eine Hufe beſaßen, hatten zwanzig nummos zu bezahlen. In der zweiten Stiftungsurkunde von Trebnitz vom Jahre 1208 erwähnt Herzog Hein⸗ rich eines Dorfs Goreslavi an der Vesna (Gorſchel bei Machnitz, S. , M. von Treb⸗ nitz) und des Landſtücks ſeines Bäckers daſelbſt. Im Jahre 1218 gab Herzog Heinrich einen Theil des Dorfs feiner Bäcker dem Biſchofe von Breslau für einen Theil eines an- dern Dorfs. Als Herzog Heinrich im Jahre 1293 den Wald Laskowitz bei Jeltſch (N. % M. von Ohlau) nach Deutſchem Rechte ausſetzte, behielt er ſich zwanzig freie Hufen vor, von denen jeder ſeiner Bäcker eine, jeder ſeiner Brauer eine bis anderthalb, jeder ſeiner Köche anderthalbe erhalten ſollte. Ferner, Lagenarii, wahrſcheinlich die Verfertiger von igel Einige von ihnen entrichteten, wie einige Kämmerer und Bäcker, zwanzig nummos in Mertinau, wie die dortigen Kämmerer einen Scheffel Weizen und einen Scheffel Hafer, in Schickwitz und Kobelwitz jeder eine Urne Honig. Wer von dieſen letzteren auc Land mit frem⸗ den Ochſen pflügte, gab nur einen Scheffel Hafer. Opifices vasorum, wohl Bötticher, welche ſtatt aller Zahlung zur Osterzeit ein Faß, ein Lägel und eine Urne (zu liefern?) und überhaupt alle Gefäße auszubeſſern hat: ten. Sie mögen wenig verſchieden von den Lagenariis geweſen ſeyn, fo daß dieſe nur Lägel⸗, die anderen überhaupt Bötticherarbeit verfertigten. Herr Profeſſor Röpell führt S. 310 aus einer Urkunde vom J. 1123 für das Kloſter Tiniec einen artifex lagenariorum et doliorum an. Daß ſie nicht Verfertiger gläſerner Lägel geweſen, wie eine Anmerkung zu des Grafen Raczynski Cod. dipl. maj. Polon. p. 75 angiebt, leuch⸗ tet ein. Dort ward vom Herzoge nach einer Urkunde vom J. 1284 den Lagenariis, welche dem Herzoge als Herrſchaft gehörten, ihr erblicher Grundbeſitz (haereditas) zum Vortheile der Kirche für immer genommen. Auch das Erzbisthum Gneſen hatte im Jahre 1136 mehrere Lagenarios. | 160 Tornatores, Drechsler, ſaßen in Schickwitz; jeder derſelben hatte zu Weih⸗ nachten, Oſtern und Bartholomäi eee fünfzehn e 70 wohl beſſer l und hundert Schüſſeln zu liefern. Ein Schuhmacher in Brukotſchine gib einen Scheffel Weizen mn einen Scheffel Hafer, ein anderer diente mit dem Pfriemen, d. h. er verrichtete Schuhmacherarbeit. Auch das Erzbisthum Gneſen beſaß im Jahre 1136 Schuhmacher. N Ein Zeidler entrichtete, ſo lange er der Zeidelei vorſtand, eine Urne Honig; tue er oder ſeine Knaben davon ab, ſo wurden ſie wie Hospites betrachtet. Ein Weinbauer aus den Hörigen des Herzogs hatte ſtatt aller Zahlung Wein zu bauen. ; Ein Falkner gelobte mit Erlaubniß des Herzogs, wenn er vier Ochſen hätte, eine Urne Honig, wenn nur zwei, eine halbe Urne, wenn keinen, einen Scheffel Hafer. Ein Jäger gelobte jährlich ſechs Paar Räder mit aller Ausrüſtung (cum: omni ornatu) (d. h. wohl, beſchlagen), a andere jeder eine Urne Honig, Hua wurden allein zum Jagen beſtimmt. | Ein Schmied wurde vom Hetzoge eulaſſe, um den Garten zu bauen (ad hor- tum colendum), und hier iſt das wohl von einem eigentlichen Garten, nicht wie Tom in Schleſien im Sinne der Gärtner zu verſtehen, welche den Koffäten ähnlich find. Auch einen Sch lächter (carnifex) finden wir unter den Hörigen angefü ührt. Es zeigt ſich hier, wie auch ſchon anderweitig nachgewieſen worden iſt, daß in Schle⸗ ſien und Polen die älteſten einheimiſchen Handwerker und Dienftleiftenden, die man da⸗ her Dienſtleute nennen kann, Leibeigene oder doch Hörige waren, welche nach ihren verſchie⸗ denen Beſchäftigungen in eigenen Dörfern oder zerſtreut in mehreren anſäßig waren und Ackerwirthſchaft trieben, dann aber wahrſcheinlich diejenigen von ihnen, deren man benö⸗ thigt war, an die Herrſchaft zum unmittelbaren Dienſte abgaben. Alle dieſe verſchiedenen Hörigen, Säfte, Fiſcher, Dienſtleute, Sinkt außer den Weinbauern, waren verpflichtet, anftatt aller dem Herzoge zu leiſtenden Dienſte im Kloſter Trebnitz ſechs Wochen, nämlich zwei nach Oſtern, zwei nach Pfingſten und zwei vor Martini zu dienen, jeder mußte fünf Mandeln Getreide und drei Fuder Heu auf den Wieſen des Kloſters mähen. Auf den Reiſen des Herzogs ſtellte der geſammte Bezirk des Stifts zwei Wagen und zwei Wächter, und ſie leiſteten dem Herzoge das Geleit wie die Ritterſchaft. Sie ſtanden vor Niemandem zu Recht, als vor ihrem Richter, d. h. alſo vor dem, welchen das Kloſter dazu beſtimmte; nur Hauptverbrechen wurden von dem Herzoge oder allein vom Breslauer Burggrafen gerichtet. Alle entrichteten Niune — was das bedeute, habe ich nicht ermitteln können — wer vier Ochſen hatte, gab zwei Hühner, zwei Käſe und zehn Eier; wer zwei Ochſen, die Hälfte; wer mit e 1 fen pflügte, ein Huhn, oder einen Käſe und fünf Eier. m Allen, welche in Trebnitz wohnen wollten oder konnten, ertheilte der Herzog die Freiheit (contulit libertatem), niemals ſollte Jemand die genannten Dienſtleute von 9 den ihnen aufgelegten Verpflichtungen (officio) entbinden dürfen. Obgleich es nicht unmittelbar zur Erläuterung der obigen Urkunde nöthig iſt, führe ich doch, weil es im Ganzen zur Aufklärung der alten Hörigkeitsverhältniſſe beiträgt, noch Einiges über die Kirchendiener hinzu, welche Sanctuarii genannt wurden. In einer Urkunde vom Jahre 1193 wird angeführt: Herzog Vladislaus habe dem Vincenzkloſter in Breslau sanctuarios cum omni progenie und mehrere Dörfer derſelben geſchenkt, deren Lage jetzt nicht mehr zu ermitteln iſt. ö In einer Urkunde vom Jahre 1264 bekannte der Biſchof Thomas zu Breslau, die Kirche in Strehlen ſey urſprünglich durch ihm zuſtehende Zehnten hinlänglich ausgeſtattet worden, nachher wären aber in dem Kirchſprengel derſelben durch Anlage neuer Dörfer viel Neubruchszehnten entſtanden, welche von Rechts- und Gewohnheitswegen zur biſchöf— lichen Tafel gehörten. Der Biſchof indeſſen, zur Unterſtützung der alten und neuen Kirche verpflichtet, habe auf Rath erfahrener Männer (consilio sapientum) und mit Zuftim- mung des Capitels folgende Einrichtung ſowohl für die alte Kirche in Strehlen, als für die neue getroffen, welche unter biſchöflicher Auctorität ſein Freund, der Edle Boguslaus, erbauet und die für die Seelſorge in mehreren Dörfern nothwendig ſey. Die dem Bi— ſchofe zuſtehenden und zu deſſen Zeit entſtandenen Neubruchzehnten in Scauin (Sägen ?), Oſtranzna, Ligota Semiani und Ligota Nicolai (Niclasdorf?) als paſſend gelegen, ferner von zwanzig Hufen in Stregow (Striege) ſollten der alten Kirche bleiben, die übrigen zwanzig Hufen in Striege und einige andere der neuen Kirche nahe gelegene Aecker aber dieſer gehören. Derſelben gab der Biſchof noch bei ihrer Einweihung die Zehnten in dem Dorfe des Daleborius, des Tribunen von Nimptſch, ferner den Zehnten von einem Landſtücke (terra), welches die Sanctuarii des Herzogs beſeſſen hatten, das dann in die Hände des Ritters Derſislaus gekommen war, nebſt mehreren anderen Zehnten. Hieraus entnehmen wir, daß die Sanctuarii eben fo wie andere Dienſtleute auf Grundſtücken an- geſeſſen waren. Herzog Heinrich von Glogau bekannte nun im Jahre 1301, ſeine Vorfahren hätten die Breslauer Domkirche durch den Dienſt von Kirchendienern ſchmücken wollen (sanctua- riorum officio decorare) und ihr daher mehrere Kirchendiener überlaſſen, und zwar in Pyrſucho, in Brochocino (Pirſchen und Brukotſchine im Trebnitziſchen) und in Goſchez zugleich mit den Bewohnern der Dörfer Velechnichi und Zucha (Klein-Zauche im Treb— nitziſchen), damit ſie zum Amte der Kirchendiener beſtellt, Tags und Nachts auf ewig in der Domkirche dienten, deshalb befreiete er ſie nun von allen anderen Laſten, Dienſten, Leiſtungen, Zöllen u. ſ. w., von jeder fremden Gerichtsbarkeit, ſowohl ſeiner eigenen, als ſeiner Diener, da ſie nur unter dem von der Kirche geſetzten Richter ſtehen ſollten, wie das in den Urkunden ſeiner Vorfahren ausführlicher feſtgeſetzt ſey. 21 u Nun wird ſchon im Jahre 1223 eine dem Auguſtiner Chorherrenftifte zu Breslau gehörige villa Sanctuariorum genannt, was in einer alten Deutſchen Ueberſetzung durch: Dorf der Kirchendiener ausgedrückt wird. Im Jahre 1327 nennt eine Urkunde die Glöckner oder Sanctuarü in Loſſen (S. O. / M. von Trebnitz) campanarii, sanctuarii nuncupati. Der Name der villa Sanctuariorum kommt noch im Jahre 1309 vor, und der Abt Elias bezeichnet es in ſeinem Repertorium mit Schwentnig, ſo daß dieſer Name alſo, ins Lateiniſche überſetzt, villa Sanctuariorum iſt (Swiatnik Polniſch der Küfter, Swigtnica das Heiligthum), woher ſich erklärt, daß wir in Schleſien mehrere Orte fin⸗ den, die Schwentnig, Schwuntnig heißen, wie das ehemals dem Vincenzſtifte gehörige Schwentnig (O. S. O. 7, M. von Breslau), was im Jahre 1148 Suecina genannt wird; ferner Schwentnig (N. N. W. 2% M. von Nimptſch), dann drei Schwundnig. (N. N. W. %, M. von Oels, S. S. O. 1 M. von Trebnitz und O. S. O. / M. von Treb⸗ nitz, ehemals dem Stifte daſelbſt gehörig). | | Daß auch Köche, fo auf Grundſtücken, ja in ganzen Dörfern anſäßig waren, habe ich in der Urkundenſammlung S. 64 gezeigt, und füge noch hinzu: Aus einer Urkunde vom Jahre 1249 entnehmen wir, daß der Deutſche Orden vom Herzoge Heinrich und deſſen Nachfolgern das Land jenſeits Namslau's erhalten und dort zwei Dörfer nach Deut— ſchem Rechte angelegt hatte; doch war noch ein Landſtück Scorosoro (Skoriſchau) übrig; das gab der Orden dem Biſchofe von Breslau für den Zehnten von Woyſici bei Breslau (Woiſchwitz S. S. O. / M. von Breslau), neben welchem Dorfe ein Erbgut war, auf welchem die Köche des Biſchofs ſaßen (patrimonium in quo manebant coci episcopi), was der Deutſche Orden nun auch erhielt. Im Jahre 1257 gab Heinrich III. für einen Ring, der zehn Mark werth war, dem Grafen Paulus das fürſtliche Erbgut (haereditas) Magnino, welches ehemals ſeinen (des Herzogs) Bäckern zugeſtanden hatte. Kittel bei Nimptſch wird im Jahre 1210 villa Balistoriorum genannt, wahrſcheinlich weil dort die Armbruſt-Schützen ſaßen. Eine villa Sagittariarum beſaß im Jahre 1136 das Erzſtift Gneſen. Dieſe gutshörigen Dienſtleute hatten wahrſcheinlich die Verpflichtung, aus ihren Familien jederzeit diejenigen zum Dienſte, als: Köche, Brauer, Bäcker, Schützen, Kir- chendiener u. ſ. w. zu ſtellen, welche verlangt wurden, während die übrigen das Feld baueten. Es möchten daher mehrere Namen von Ortſchaften rühren, wie: Schützendorf, Köchendorf. 163 Beilage IV. Verzeichniß der wichtigern Geſchichtswerke, welche die Geſellſchaft für vaterländiſche Cultur im Jahre 1841 geſchenkt erhalten hat. 1) Vom Herrn M. Mücke, eine Handschrift in Folio, welche enthält: a) S. 1— 76. Regiſter der Ritterdienſt der Romiſchen auch zu Hungern und Be⸗ hem Eoniglichen Majeſtadt unſerm allergnedigſten Herrn, von Hern, Ritterſchafft, Manſchafft, königlichen Lehenleuten und Stedten der Furſtenthumber Schweidnitz und Jauer ſambt ihren tzugehorenden Weichbildern von wegen ihrer Land- und Lehengütter unterthenigſt tzu beſtellen, geordnet, beſchrieben und darauf gemuſtert, den 10 Tag Decembris nach Chriſti unſers lieben Herrn Geburt 1550. Jare. b) S. 83 — 273. Urbar und Nutzung Regiſter der Herren, Ritterſchafft, Wanſchafft, königlichen Lehenleuten und Stedten der Furſtenthumber Schweidnitz und Jauer ſambt ihren tzugehorenden Weichbildern von wegen ihrer Land- und Lehengütter, nach welchem das Regiſter der Ritterdienſt geordnet und beſtellet. c) S. 275 — 278. Von jüngerer Hand: Khayſers Rudolphi Confirmation der. 125 Vergleichung wegen der Belehnungen und in Erbſchafftfällen ſo wie in Verfellung einer Frauen von Ritterſtandt Verlaſſenſchaft (vom 20. December 1600). d) S. 279 — 291, von anderer Hand, enthällt: was die löblichen Herren Land— ſtände dieſer 7 5 55 Furſtenthumber Schweidnitz und Jauer nach Ablegung des königlichen Homagii (Ferdinand 4. geleiſtet) durch ihre Deputirt-Abgeordnete (praecipue in tam arduis aeternam salutem spectantibus) jollieifiren ı und ſuchen laſſen, auch was darauf pro Resolutione erfolget, 1651 den 31. Jan. verzeichnet. e) S. 292 — 301. Des Furſtenthumbs Breslau unde zu gehörigen Neumärktiſchen Weichbildes Execution⸗Ordnung oder Hülfsproceß wie derſelbe von der Röm. Kaiſerlichen u. ſ. w. Majeſtät beſtettiget anno 1628. ) S. 302 — 310. Wieder von anderer Hand: Kayſerliche Confirmation der Ber: gleichung wegen Beſetzung der Zwölfer Rechtens auch der Suppliaion und Re⸗ viſion halben 20. März 1601. g S. 311 — 329. Von anderer Hand: Privilegia der Furſtenthumber Schweidnitz und Jauer geſchrieben anno 1573. b) S. 330 — 372. Einzelne Angaben, die Ritterdienſte und Rechte der beiden ge— nannten Fürſtenthümer betreffend. 21* 164 — i) S. 373 — 378. Privilegien der Ritterſchaft und Mannſchaft im een Oberlauſitz, anno 1575 ausgegangen. k) S. 379 — 385. Gemeines Landes Schleſien Privilegia. Ofen, Mittwoch vor St. Andreastag, 1498. 2) Von dem Herrn von Hermann, Superintendenten zu Hohen— Friedeberg „eine Handſchrift in Folio, deren erſtere Blätter bis Folio 56 fehlen, die dann bis Folio 377 eine von mehreren Händen geſchriebene, mit verſchiedenartigen ſpäteren Zu⸗ ſätzen vermehrte Chronik von Breslau vom J. 1219 bis zum J. 1576 und dann noch eine Fortſetzung bis zum J. 1592 enthält. 3) Von dem Herrn Geheimen Regierungsrath von Kraker das handſchriftlche Pro⸗ tocoll über die gehabte K. K. Friedens-Executions-Commiſſion in den beiden Für⸗ ſtenthümern Schweidnitz und Jauer 1653. 4) Vom Herrn Profeſſor Dr. Kahlert zwei alte Stammbücher und fünf einzelne Hefte von Friedrich dem Großen. 5) Vom hiſtoriſchen Vereine zu Bamberg: Hugo von Trimberg, ein Gedicht aus dem dreizehnten Jahrhunderte. 1833. 6) Vom Herrn Paſtor Primarius Wolff in Grünberg: Geſchichte der evangeliſchen Stadt: und Landgemeinde Grünberg. Von Wolff. 1841. 7) Von demſelben: Geſchichtliche Nachrichten über das evangeliſche aner in Grünberg. Von demſelben Verfaſſer. 1838. 8) Von dem Vereine für Geſchichte der Mark Brandenburg: Märkiſche Forſchungen. I. Band. 1841. 9) Von der Geſellſchaft für Geſchichte und Alterthumskunde der Oſtſee-Provinzen: Mittheilungen aus dem Gebiete der Geſchichte Liev-, Eſth- und Kurlands. 10) Von der Geſellſchaft für Pommerſche Geſchichte und Alterthumskunde: Baltiſche Studien und Jahresberichte der Geſellſchaft v. J. 1832 — 1840. 11) Vom Herrn Prof. Dr. Kuniſch: Die St. Eliſabethkirche und ihre Denkmähler. 12) Von der Königl. Böhmiſchen Geſellſchaft der Wiſſenſchaften: Abhandlungen der Geſellſchaft. Desgl. Aeltere Verlagswerke der Geſellſchaft. 13) Vom Herrn Dr. phil. Jacobi den von demſelben herausgegebenen: Codex epi- stolaris Johannis regis Bohemiae. Berlin, 1841. 165 A. Fragment einer Urkunde über die alten Beſitzungen des Auguſtiner Chorherren— ſtifts in Breslau. Aus dem Ende des zwölften oder dem Anfange des dreizehnten Jahrhunderts. Abſchrift aus dem Repertorium des Abts Elias. Nota, quod in eadem scatula, ubi predicta privilegia ducum jacent, est una lit- tera, licet mirabilis antiqua, in pergameno conscripta, desuper sigillum fractum et con- sutum quasi a tergo in superiori parte, facit tamen mencionem, qualiter ville in eadem expresse venerunt ad monasterium, incipiens a Janickaw. * Janickow') antiqua villa esset ecclesie sancte Marie, de quo orta lite tempore Radulphi?) abbatis justo judicio eam obtinuimus coram ducibus B. et M. Hi ascripti, Zulistirus cum fratribus suis quatuor filii sunt isti, Milel cum fratre Stanenta, Milozlaw cum fratre, Bogumini, Hokepta cum fratribus quatuor filii sunt, Hepoxena, Parsca, Zuetgota, Maluy, Miros, Kaduy cum fratre, quorum filii sunt Semar Sdan Villa Kogereuo °) in montibus collata est a Benedicto episcopo Poznaniensi*) cum beni- volencia ducis B. Villam Tine ch) emit comes Petrus a Judeis et dedit sancte Marie pertinencia ad montem. Olesnich °) villa prima tempore Ogerii primi abbatis data a Coseborio, cognato comitis Petri, cum familia ista, Hosta cujus fili sunt Gost- myt et Mistis Kaden et Radick quatuor filii sunt, Hualenta, Mirec, Mila, ascripti ec- clesie. Ecclesiam sancti Adalberti“) dedit Boguslaus, frater comitis Petri, cum villa Mochbor, °) cujus ascripti sunt Zbiluc cum filiis, Dados, Zanis, Vilcan, Kadon, qui cum deberet monatario (sic) marcam et dimidiam (sic) fertonem, Vlodimirus solum pro eo debitum tenet, esset homo sancte Marie ecclesie. Dux Wlodislaus dedit ad 1) Jankau, N. W. % M. von Ohlau. Im J. 1193 gehörte es dem Stifte bereits urkundlich. 2) Er war nach dem Chron. abbatum Beatae Mariae Virginis in Stenzel script. rer. Siles. I. II. p. 165 im J. 1120 Abt, wie lange, iſt unbekannt. Im J. 1148 war Arnulf Abt. Welche Herzoge von Polen hier gemeint ſeyn mögen, iſt nicht leicht zu beſtimmen, wenn nicht Boleslaus III., der 1139 ſtarb, und deſſen Sohn Wladislaus, doch müßte dann das M. in W. verwandelt werden. 3) Welcher Ort? Im J. 1193 gehörte er dem Kloſter nicht. 4) Benedict, welcher 1049 ſtarb. Dlugoss. T. I. p. 235 kann nicht gemeint ſeyn. Welcher dann? 5) Klein-Tinz, S. W. S. 2 M. von Breslau. Graf Peter iſt der Stifter des Kloſters, Peter Wlaſt. 6) Klein⸗Oels, S. ½ M. von Oels. Oger war der erſte Abt des Stifts. 7) Die Alberts-Kirche in Breslau trat im J. 1226 der Abt Witoslaus dem Bifchofe Laurentius von Bres— lau ab, der ſie ſogleich den Dominikanern übergab. Urkundlich alſo muß die obige Urkunde vor dem J. 1226 ausgeſtellt ſeyn. 8) Klein⸗Mochbern, W. % M. von Breslau. 166 — a montem Bezdad cum villa Abrinicoy 9 cum filiis suis Solny et T..ssoz. circuicio- nem montis”) dux B. tempore patris sui cum ipso fratre, cujus ville sunt hec (sic!) Wiri, ) Cescouiei, *) Syuride n, Biala, Strel cz“) sic dicti, quia venatores fuerunt ecclesie, villa ad molendinum, ) forum in Soboth, villa Stregomane. 7) Homines in Wir i, Bracheua cum filiis, Zub cum fratre Mizlos, Hospis Miculouici; de Beala, Goztec, Martin, Targossa, Zuouid, Sedla, Milec Radec; in Strelec, Pre- susouici; in Stregomau Bogdan, Srie Peter ejus, Tessauca, Crisan. Ges da- tus est a duce Boleslauo ecclesie Thome. Vangl faber cum fratribus tempore Alardi 0 abbatis datus est ecclesie a duce Boleslauo. Velepa faber cum fratribus datus est ec- clesie a duce B. tempore Alardi abbatis. Isti dati sunt tali modo; ligabantur ducendi aliis et concessum est eis, ut non ligarentur, sed essent homines ecclesie. Hii sunt servi ecclesie sancte Marie emptici comitis Petri et. RU EN 2, Carnota et Bil. filius fratris eorum. Turryti, Vilcost, Godec, Suantec ...... tali modo devenerunt in servitutem ecclesie tempore avi ducis Boleslai, Boletaa . cum debito taberne. Tandem a duce B reductus adjudicatus eclesie servituti perpetuo, quem comes Petrus, datum sibi a duce, dedit ecclesie montane, cujus filius Zonouid et istius predicti voluerunt evadere servitutem coram duce B et retracti sunt, educti de ecclesia sancti Johannis a Domiciano et Andrea et Nessebrando. Ubi spacium misi ibi verba nec legere nec sensum exinde capere potui, valet tamen pro in formacione, licet mirabiliter conscripta et sigillata sit. 1) Kann ich nicht erklären. Doch iſt hier unter dem Berge wohl das Stift zu verſtehen, als es noch auf dem Zobtenberge war, wie weiter unten ebenfalls. 2) Alſo eine andere frühere Beftfegung, als die vom J. 1209 im Jahresberichte für 1840 mitgetheilte. 3) Wierau am Zobten. 4) Aus Ceskowitz und Milaskowitz entſtand das Deutſche Dorf Kaltenbrunn am Zobten zwiſchen den Jahren 1249 und 1276. Tzſchoppe's und Stenzel's Urkundenbuch zur Geſchichte des Urſprungs der Städte in Schleſien, Urk. 119. 5) Seifferdau, Klein-Bielau und Strehlitz am Zobten. Strzelec der Jäger, von denen alſo dieſes Strehlitz den Namen hat. 6) Welches Dorf? 7) Zobten und Striegelmühle am Zobten. 8) Alard war Abt vom J. 1193 an, alfo iſt hier Herzog Boleslaus I. von Schleſien gemeint. 9) Leere Stellen in der Handſchrift. Heinrich Herzog von Schleſien | übergiebt dem Kloſter Trebnitz eine große An⸗ zahl von Dienſtleuten und Dienern nebſt deren Nachkommen. 1204. Aus dem Originale, an welchem das Siegel des Herzogs auf weißem Wachſe an rothen und gelben ſeidenen Schnüren hängt. Quod in labili geritur tempore labitur a memoria, nec perdurat nec aliquid est stabile, nisi illud, quod vivax littera confirmat et corroborat. Ideoque ego, Henricus dux Zlesie, notum facio presentibus et futuris, quod edificans cenobium beati Bartho- lomei in Trebnic, hos ministeriales et famulos et eoruu successores ad servicium deo dicatis virginibus jure perpetuo contulimus. IIli, qui hospites dicun- tur, hanc pensionem solvere debent. Quilibet eorum duas mensuras tritici, duas sili- ginis, duas avene in mensura sancti Adalberti, mellis urnam sancti Adalberti. Si habet quatuor, vel plures boves, vel duos boves et equum, tantundem. Si tantum duos, vel equum habet, medietatem predicte solucionis debet; qui alienis bobus propriam terram colit, mensuram siliginis; arans alienis bobus ale terram, mensuram avene. Qui- libet eorum tenetur metere v capecia et tres plaustratas feni secare. In ipsa Trebnica sunt hi hospites, Bogdan filius Zulen cum filiis, Micher fra- ter ejus cum filiis, Macul filius Zulny cum filiis, Gamba filius Vezle cum filiis, Godes filius Nesebud cum filiis, Godes et Gostirad filius Latek cum filiis, Boguchual et Belec filiis Cuchek cum filiis, Dalestriy filius Radost cum filiis, Dobruy filius Neznauy cum filiis, Goden filius Goden cum filiis, Crupa et Modlibog filii Piscos cum filiis, Zuantos filius Crepisse cum filiis, Milozlaus et Janek filii Prerathco cum filiis. Item de Re- diss eu“) hospites, Zlauic et Wserad filii Godconis cum filiis, Bogumil et Hualeta fili Zadonis cum filiis, Glouna filius Mizliborii cum filüis. Item, dux contulit beato Bartholomeo Dalemirum decimum Legnicensem de villa Zaiechconis;?) Ut sit cementarius cum posteritate, qui si cementum facere neglexe- rit pidbus adequetur; similiter Bogdan de Streseuic, ) quem dux de decimis ad mellificia contulit. Item Nerad filius Dalek la genarius, et Boguhual, Huacen sub da- pifer; Rados qui fuit Moysi, Boguchual filius Bogdan, Bertholt filius Viner, Sestreuit filius Mile, Cher filius Prezlai laudaverunt pro XX. nummis quilibet mensuram tritici aliam avene. Kamerarii Zbilut filius Godes, Milobrat filius Nagos, Suc filius Goden, Das, pistor, filius Jan, singuli predictorum lagenariorum, kamerariorum, pistorum debent XX. nummos preter Rados lagenarius filium ponat, qui annonam debet sicut hospes dare nec tamen mel. 1) 2 3) Keinen dieſer Orte kann ich mit Sicherheit beſtimmen. — 168 | Cultor vinee Zuaris de familia domini,') hie pro omni solutione vineam colere debet et Wnoris sutor de subula servire. Opifices vasorum, Ostas filius Cholo et Voyen filius Radzlai pro omni solucione in pascha doleum, lagenam tinam, urnam et vasa vetera reficere semper; Zdeband mellif ex quamdiu mellificium ibi ordinat urnam mellis sancti Adalberti solvet, sed cum destiterit vel pueri ejus, solvet quod quilibet hospes. Ibidem Boris et Zband, quos dux emisit de decimis de Banouic, debent per annum claustro, si VI boves vel equivalens habuerint LXXX rotas ambo, si qua- tuor boves uterque LX, si duos XXVIII, si alienis bobus arat vel propriam possidet XVI rotas, si alienos vel nullos, XVI quilibet. Similiter Piruos hospes, qui in Kne- gnich ”) mansit et Mazech hospes de Rassov, ) qui omnes in Bricou‘) sunt positi, rotas debent similiter. Primum terminum habent solvendi rotas in carniprivio, secundum in festo beati Johannis, tercium in festo beati Martini, quas si non solverint, solvent idem quod hospites. . Rasseuichi ’) hospites, Doman Hlucic cum filiis, Nesda et Mirech filii Curo- uic, Vitek filius Vitostouic, Jan filius Jarek, Godis filius Pribirad et Sdanca frater ejus, Sdimir, Cucol, Stres filii Thussech, Nedan — Milozlai, Jauis filius Pobih, Godel filius Crotosse, Hrobak filius Hocessouic. De Brochocino °) hospites omnes, Neudal filius Zduy, Godek filius Piyan, Bugussa filius Malek, Paulich filius Domas, Zuchora, Stanis, Crampissa filius Pred- noyouic, Milocheu filius Domauy, Bogumil filius Nesebud, Crston filius Palek, Wer- semil qui viduam duxit; solus Duoris sutor filius Zulim mensuram tritici aliam avene. De Wangrinouo “) omnes narochnici, Cozor filius Ustalic, Pansa, Pauel, Sed- lik filii Zule, Chocan filius Cothek, Preuodek filius Guozdan, Chualis filius Oscas, horum quivis habens boves quatuor vel duos et equm debet urnam mellis sancti Adal- berti, qui duos boves vel equum, medium, insuper XX. nummos et mensuram avene; qui alienis bobus vel propriam vel alienam colit terram XII. nummos. De Malechouo °) subdapiferi, Rados, Krobcha, Milosky, Sidouin, Bozec filius Suc, Sdan, Jauoris filius Hocemiri, Dambrosa, Prozek filius Bogdan, Kandera filius Tramce, horum quilibet habens boves mensuram tritici aliam avene; si duo habent 1) Mit dem Worte Familia werden im Mittelalter die Leibeigenen und Hörigen der Gutsherrſchaften be: zeichnet. S. in Raczynski's Codex dipl. aft Poloniae p. 8, 16 und 17. Es entſpricht dem das Wort Hausgenoſſen im alten Sinne. 2) Kniegnitz, N. O. von Trebnitz. 3) Raſchen, S. O. von Trebnitz. 4) Britzen, N. W. von Trebnitz. 5) Raſchewitz, N. W. 3½ M. von Trebnitz. 6) Brukotſchine, S. O. von Trebnitz. 7) Jetzt Pflaumendorf, S. W. von Trebnitz. 8) Maltſchawe, W. von Trebnitz. Eu. Wa’ 169 12 unum aratrum unum censum debent; qui propriam vel alienam terram alienis bobus arat, mensuram avene; ibidem Sedleta filius Budek; 2 er Radim, Maluy fillas Zedlante, quivis horum XX. nummos. 5 n „Zul b mug 4% wonb De Rozerouo) Zberouronech et Budis flius Ratis: (Aula horum habentes quatuor boves vel II et equm urnam mellis XX. nummos et mensuram avene, ui vero tantum II. vel equm, medium tanti pro stan.?) Ibidem Zbor hos pes. De Zantirowo?) Sorau filius Tessate, Comor filius Reunis, Jan, Zarbin, Sdan filius Milek, hi n debent annonam. Ibidem Vilcost: filius ee hospes. h | De Mentibo o >) bözpiten‘ Stres, Zul, Pabir filius Cohel, Bogdan flius Za- bor, Sduy cum filiis Raduy et Masco; ibidem existentes Zuoysa cum filiis duobus urnam mellis sancti Adalberti; käntekmi, Radost, Jan filii Proris, Jacub, Golich; Lage- narii, Sdan, Zedle, Dambrosa filii Tesnonis, Lalek, Bogdan fili Golisse, Mizlos, Nagod, Braces filii Zuaris. Singuli kamerarii et lagenarii debent mensuram tritici aliam avene. Zuantos filius Andree subdapifer tantundem. Sedlissek filius Gostek XX. nummos. Si duo habent unum aratrum, pro uno solvent annonam. Qui propriam terram alienis bobus arat, mensuram avene. Loduici filius ex W rg: 8 vet mung ejus- dem filius vineam colere debent. | De Malussino, ) Zulen cum duobus filüis, Dias. filius ‚Cllost, Godis filius Milost, Preuodis filius Dobrosod), Miluy filius Ubhrue; Maluy filius ee Milozlaus de Zantochau. | De Stitcouich, ) hospites, Carnota cum fratre, Voyek Huus Cossek, Zuan- tos filius Bogdan, A filius Scitek; lagenarii, Maluy, Lutos, Ogorala filius Johan- nis; horum quilibet urnam mellis sancti Adalberti; tornatores, Cessata filius Vrotek, Nesul, Paruh filius Golost; horum quivis debet XV. justicias,) in nativitate domini C. scutellas, in pascha similiter, in festo sancti Bartholomei similiter. 1) Iſt nicht mehr vorhanden. 2 Das war eine dem Herzoge zu entrichtende Abgabe wegen des Rechts deſſelben bei ſeinem dortigen Auf⸗ enthalte, Unterhalt zu fordern, was ich in der Urkundenſammlung S. 19 erläutert habe, und nur noch dazu füge, daß im J. 1251 die Aebtiſſin Gertrud von Trebnitz dem Biſchofe Thomas die Entrichtung von 60 Urnen Honig und 60 Fuder Heu zuſicherte, welche die unterthanen des Bisthums in Militſch dem Kloſter Trebnitz zu geben hatten, was man Stan ducis genannt und ihr Vater Heinrich I. dem Kloſter Trebnitz geſchenkt habe. Auch in Ottmachau hatte der Herzog daſſelbe Recht, auf welches erſt im Jahre 1211 Herzog Heinrich I. gegen den Biſchof Laurentius verzichtete. 3) Später zu Kobelwitz, N. O. von Trebnitz, geſchlagen, ohne den Namen au 1 4) Mertinau, N. W. von Trebnitz. 5) Maluſchitz, N. W. von Trebnitz. 6) Schikwitz, N. O. von Trebnitz. 7) Ein Gefäß zum Weine, um ein beſtimmtes, rechtes Maaß zu faſſen, 8 der Name. Du Cange unter Justa und Justitia. 22 170 — „ De Cliss ou) hospes Zirak. WIpicarii Nesebud filius Miley, Zucora filius a Cecer, Kray, Crisau filii Netopir; istorum quivis, si quatuor habeat boves vel duos et equm debet LX. nummos, si duos vel equm, medium, si arat alienis bobus terram propriam vel alienam XV. denarios. Ibidem hospites Domachel cum filiis. Ibi lagenarius Lauris urnam sancti Alberti, frater suus aliam. Istorum * nn ter- ram alienis bobus arat mensuram avene. it o EL mms De Kn egnich, pistores Stradla, — — Ali — Sturek filius Nes- dis, istorum quivis mensuram tritici aliam avene. Si duo unum habent aratrum ambo W si alienis bobus terram propriam arat, mensuram avene. De Cothouik, ) piscatores Radon, Kranch, Godek, Goli, Hrapek, Baus, Zie Vapes Pribis, Ciho, Miluy, Carnos filii Pozdek, Volis filius Braces, Zadzlaus filius Bratos, Ocun et Rados filii Goden, Nouos, Mechnati, Stres, Wzgul, Brensata. Qui- libet istorum debet fasciculum piselum, qui meth dicitur, in feria quarta, alium in feria sexta, duo ex his tercium in sabbato. Qui predicto modo nolet vel non poterit pisces solvere, debet duas urnas mellis sancti Adalberti et mensuram tritici, aliam siliginis. Item Stepan falconarius cum licencia ducis laudavit, si quatuor boves habuerit urnam sancti Adalberti solvere, si duos, dimidiam, si nullum, mensuram avene. | Item, quos contulit dux, Mirech, Soben, Suethech cum cognacione, * par- vam urnam mellis et tres currus bend Rados de Urac?) dux dimisit ad hospites in T'rebnic; solvat ut hospes. Gostis de Bresna cum pueris dux dimisit ad hospites. Pe- trey ad hospites de Bresna ut quilibet hospes solvat; Radon de Rochitnica cum pueris mensuram tritici, aliam avene; Comor cum pueris urnam mellis; Dalestri de Roderouo urnam mellis; Zad de Roderouo urnam mellis; Zdeh dux dimisit eum de fabris ad ortum colendum; Bogumil de Urac ad hospites. Valek et Crisan filii Roderii, venato- res, debent venari. Kuatek de Posärise eum fratre, qui rotas parant, debent solvere trinas rotas annuatim ad ecclesiam; Sedlik filius Nesde, ut quilibet hospes; Sedan cum filio, Scouela cum filio, Milozlaus cum filio, quilibet istorum debet tria paria de magnis rotis. Rados een Ruzota mellifex, piscatores Bogdan cum fratre, Crisan, Nesul cum filio, Pugel. Omnes suprascripti, preter cultores vinee, pro omnibus ope- ribus dueis tenentur operari in Trebnie MI. septimanis, videlicet duabus post octavam pasce, post octavam pentecostes, II. ante festum beati Martini; Auilibet eorum debet metere V. capecia, feni tres plaustr atas secare in pratis ecclesie,) in itinere ducis currus. duos et eustodes duos de toto dircuitu, SARAUEIHEMSUS, militarem debent ha- 1) Kobelwitz, N. O. von Trebnitz. a 04 5 2) Kottwitz, S. W. 2 M. von Trebnitz. ai 2 + „ e ne 3) Auras an der Oder. 1008 4) Das Hauen und Einführen von drei Fuder Heu wird auch als ten in ben Anal bei Som- menberg II. p. 841 aus einer Urkunde angeführt. ait 171 bere.) Preterea non debent judicari nisi a suo judice,; sed si een emerserit causa, coram duce vel tantum Wratizlauiensi castellano. iv asub.er Omnes solvent Niune. Qui habet quatuor boves vel duos 1 et equm, II. Wales et duos caseos et X. ova, qui duos boves vel unum equm, medietatem; arator alienis arans bobus, pullum vel caseum et V. ova. Insuper omnibus qui volunt et pos- sunt Trebnic inhabitare dux contulit libertatem, et hoc factum nostra littera cum sigilli munimine roboravimus. Nullus igitur in posterum de dictis ministerialibus ab in- dieto eis officio presumat remövere, ut nostra donacio inconvulsa in perpetuum valeat stabilita permanere. Anno ab incarnatione domini millesimo ducentesimo quarto, du- catus nostri secundo, Cypriani Wratislauiensis episcopi etiam secundo. 72 1 „ 2 ri 7 7 f Na) SS 3 URN 4 €) N 0 1 1 * 1 ee der Sohn du ſchenkt dem Kloſter Kamenz ber n Aus En Originale, an welchem noch 5 * von farbloſem Wachſe an Vergamentfeien WR, fe fol genden Umſchriften: 1) S. BAR. CVSTOD. VRATISLAVIEN, 2) SIGILL. LAVREN .... WRATISLA- VIENSIS EPI. 3) Das dritte Siegel fehlt. 4 S...PI... DNENSIS HENRICH. 5) SIGILL. * JANI. FILII. JARACHI.. 6) S. "EGIDI ARCHIDIACONT. 780 8 In nomine patris et filii et spiritus sancti. Ne temporis longinquitate in dubium ve- niat, 135 palam nunc agitur et propter hoc origo rei oblitterata posteritati dampnosa sit, quia sepe per abusum res non solum privatorum verum eciam ecclesiastice falso usurpantur et maxime postquam qualesquales adjacent rationes, eapropter ego, Janus, Jarachii quondam filius, in hoc presenti pagina protestor, me donasse villam, que Istebca” ) dieitur, pleno jure deo et beate Marie in Kamenez. Protestor etiam, me donasse eidem ecclesie villam, que Pantnoue °) dieitur, quicquid est inter homines ducis et rivulos, qui Ochina et Lucauiza vocantur, et ‚Ipsos rivulos cum utraque ripa, jus eciam faciendi piscinas et molendina. in dictis ripis et rivulis ubicumque placuerit usque ad 1915 qui dicitur Lucauiza, ) et usque ad silvam magnam et eciam ipsam I) Nämlich fie müſſen dem Herzoge Geleit geben, wie es Edle ai geben verpflichtet find, d. h. unſtreitig auf für ſie weniger läſtige Weiſe, als außerdem. Daß das der Sinn iſt, geht aus den Stiftungsurkun⸗ den von Trebnitz vom J. 1203 und 1208 hervor; vergl. Urkundenſammlung S. 18. 2) Hat dicht bei dem Kloſter Kamenz gelegen, iſt aber längſt unter e un e ee 3) Doch wohl Panthenau, N. W. 1 M. von Nimptſch. 4) Die Flüßchen und den Berg kann ich nach den jetzigen Karten nicht mit eibeber angeben. Das bird ſich vielleicht nur durch genaue Ortskenntniß beſtimmen laſſen. 225 | = 172 silvam, quousque termini nostri durant. Denique protestor, me donasse dicte ecclesie has duas villas, videlicet Rogouzcam ") et Grohouisa.) In istis duabus et in Pantnou supradicta usum fructum quoad vixero michi retinui, ad proprietariam sepe dictam Kamenicensem ecclesiam me defuncto reversurum. Hec acta sunt sub testimonio Henrici archiepiscopi Gnezdensis et Laurentii episcopi Wratizlauiensis et Egidy ejus- dem ecclesie archidiaconi et Vuonis cancellarii ducis Leztconis et Bartholomei custo- dis et Uincentii Plocensis ecclesie canonici, quorum quidam, sicut patet, propriis si- gillis roborarunt testimonium. He anno domini MCCXVI in Beronias) contigerunt 10 Su . ' 130 BI1U105 sin Herzog Heinrich III. von Schleſien verträgt das Kloſter Kamenz mit dem Gra⸗ fen Mrocco und deſſen Bruder Gerlach über beider Theile Anſprüche an mehrere Dörfer. 12. April 1262. x Aus dem Originale, an welchem drei Siegel von farbloſem Wachſe an rothen und ſchwarzen ſeidenen Fäden hängen, mit den umſchriften: 1)... GERLACT PREPOSITI LVBVCENSIS. 2) SIGILLVM HENRICI | DEI GRACIA DVCIS ZLESIE. 3) S. COMITIS MROCCONIS. In nomine domini amen. Universa negocia, que stare cupiunt in statu solido, lit- terarum fiunt testimonio firmiora. Igitur nos, Henricus, dei gracia dux Slezie, pro- testamur universis nunc existentibus et in posterum successuris, quorum audientie pre sens scriptum deferetur, quod nostra in presentia dominus abbas Lodeuicus de Came- nez cum fratribus ejusdem domus cum villam in Pantnouo a domino Gerlaco et fratre ipsius comite Mroscone requirerent, quam pie recordationis patruus ipsorum, dominus Janusius, domui de Camenez divina inspirante gratia contulerat, concordaverunt in hunc modum, videlicet quod pro villa Pantnouo dominus abbas et fratres de Camenez habeant in restaurum villas duas Kydlini et Meznicouo“) nunccupatas jure hereditario perpetuo possidendas, omni semota immutatione, que per eosdem vel ipsorum consan- guineos propinquos vel remotos seu filios ipsius comitis M. vel ipsorum posteros quali- cunque modo in posterum poterit evenire, se etiam obligando predicti fratres dominus G. et M. quod si aliquis ipsos indebite inpecierit, fratres videlicet de Camenez sepius tactos, debite pro eisdem bonis ipsos defensare et pro eis stare tenentur, eos a talibus 1) Rogau, S. W. dicht bei Kamenz. 2) Grochwitz, N. von Kamenz. | 3) Welcher Ort hier gemeint ſey, weiß ich nicht. 4) Jetzt Kittel und Vogelgeſang bei Nimptſch. 1 eripiendo. Promiserunt etiam dominus abbas et fratres pretaxati domino Gerlaco vite sue temporibus annuatim in solutionibus octo marcas argenti et villam ipsorum domui adjacentem, que Istebca nunccupatur, cum omnibus utilitatibus ad eandem villam perti- nentibus, que tamen ipso domino G. ab hac vita descedente ad domum Camenecensem cum omnibus rebus tam mobilibus quam inmobilibus que in ipsa reperta fuerint sine obstaculo revertatur. Ne igitur propter in expertorum dubitationem hanc ordinatio- nem coram nobis factam contingat in posterum frivole revocari, Presens scriptum sigil- lis nostro et ipsorum domini G. et comitis M. fegimns communiri. Acta sunt in Vra- tilau anno domini MCCLXII. pridie idus. Aprilis, presentibus comite Johanne de Virbna, comite Radslao judice, comite Dirsyslao, gomite Wilzcone de Sossno, comite Nycolao filio Segote, Ewrardo serviente nostro et ‚aliis quam pluribus. Datum per manum domini Ottonis notarii curie nostre. E. Echard, Canonicus von Breslau, entſcheidet im Auftrage des Biſchofs Thomas den Zehntſtreit zwiſchen dem Schulzen von Alt-Grottkau und dem Abte von Kamenz. 1271. Aus ben Originale, an welchem 2 Pergamentſtreifen ein Siegel von farbloſem Wachſe hängt, mit der Umfchrift: S. ECARDI CANONICI WRATISLAVIEN. Anno domini MCCLXX talem commissionem . episcopus Tho. (mas) dedit domino Echardo canonico Wratislaviensi. T., dei gratia Wratislaviensis episcopus, domino Echardo canonico suo, salu- tem in domino. Conquestus est nobis dominus abbas de Kamenech cum fra- tribus suis, quod sculteti et villani comitis Mrocziconis et filii ejus Pretslai, in super scultetus cum villanis suis de Bomgart’) sibi super quibusdam decimis injuriantur. Unde cum simus diversis negotiis occupati causam inter ipsos vestre discretioni committimus finaliter terminandam, dantes vobis plenam au- ctoritatem in hac parte, ut citatis partibus causam audiatis et eam fine debito terminetis, partem que convicta fuerit ad satisfactionem per censuram ecclesia- sticam compellentes. Preterea, ut nobis est conquestus dominus Heinricus ple- banus de Bomgart, scultetus ejusdem ville ipsum cum annonam missalem ab eo peteret verbis turpibus est agressus et turpius attractavit, quam causam vestre 1) Baumgarten, S. S. W. ½ M. v. Frankenſtein, im 3.1260 in einer Urkunde: Brasouice quae Pomerium. — similiter discretioni ut superiorem causam committimus fine debito terminan- dam. Datum in Othomuchov, anno domini MCCLXX. XIIII. Kalendas De- cembris. lümiſii endimmo aun imm ade | Auctoritate cujus citavimus scultetum de antiquo Grodcov Mrocziconis et scabinos suos, dantes eis terminum peremptorium quintam feriam post epyphaniam, in quo ter- mino scultetus comparuit. Eodem die dominus abbas proposuit coram supradicto judice contra predictum villicum Hermannunl, uod de decima sibi debita et domui sue defuit marca et tres lotti et in pondere quot m us fuit indebito de viginti sex marcis et di- midia tredecim scotos et quia Villicus! rädictus tunc respondere non potuit datus est ei terminus ad portandum privilegia sta, üt ex suis privilegiis suam possit plenarie in- tentionem comprobare, quibus exhißitis”ih judicio et publicatis tenor eorum de verbo ad verbum in actis istis est scripts In nomine domini amen. Nos Mroczcho et Gerlacus canonicus Wratislaviensis notum facimus presentibus et futuris, quod Gumprechto contulimus centum mansos jure Feutonico in Grodcov nouo et antiquo') ad locandum, dantes ei de collocatione vil- larum supradictarum et suis posteris legittimis sculteciam et quindecim mansos exem- ptos à solutionibus et servitiis universis et molendinum et terciam partem judicati in villis pretaxatis. Alii vero mansi residui solyent nobis censum, videlicet ratione census fertonem argenti, et ratione decime quinque scotos.) Ne igitur aliquis posterorum nostrorum valeat hoc nostrum statutum ullatenus irritare, presentem litteram in robur et perpetuum testimonium conscribi fecimus et nostri sigilli munimine insigniri. Acta sunt hec sub antiquo duce Heinrieo anno domini MCCXXXIIII. In nomine domini amen. Omni calumpnie janua precluditur, dum quod geritur, scripti testimonio roboratur. Igitur nos Mroczcho, castellanus in Rechzen, scire vo- lumus universos presentem paginam inspecturos, quod cum nostra bona voluntate et puerorum nostrorum Dalo, presentium exhibitor, emit erga Drogotam villicationem in villa Drogocina?) vocatam, quam sibi dederamus jure Theutonico collocandam, da- musque prefato Daloni villam prenominatam tali videlicet jure, quemadmodum alie ville nostre circa Grodcov sunt locate. In qua locatione ei suisque heredibus damus qua- tuor mansos libere possidendos, tercium denarium in judicio, tabernam libere et mo- lendinum si fieri potest. Cujus libertas durat a festo beati Martini proximo venturi per quatuordecim annos, expleta vero libertate mansus quilibet solvet sex scotos ar- genti pro censu et quatuor scotos pro decima. Ut igitur ratum istud maneat, presens ) Alt: und Neu: Grottkau, jenes das Dorf, dieſes bie jetzige Stadt. 2) ueber die verſchiedene Art der Zins- und Zehntzahlungen |. Urkundenſammlung zur Geſch. des Urſprungs der Städte u. ſ. w. S. 158. 3) Auch Drogotindorph, jetzt Drotzdorf, S. von Grottkau. - * 175 scriptum in testimonium damus chat! . manitunt- Daumen in die beati 8 anno b 3 | ons 9191999 41128 bona que habet in 3 Conti unum mansuffi, liberum ab omni srnkditione et etiam peticione, que ad me pertinet insuper etiam annis octo libertätem ;; „sed post- quam illi octo anni exspiraverint libertatis,’ de eodem manso pro censu et pro decima solvet dimidiam marcam argenti et hoc tam sibi quam suis successoribus in perpetuum possidendum. Et ut hee donatio robur obtineät firmitatis, Presentem Patzinam con- tuli attestantem sigilli nostri munimine robofatam. Datum in Grodeov annd domini MCCLXIIII. ae, 14 N dictus villicus ex tenore W 3 bree domui in Kamenech de villis supranominatis nomine decime singulis annis solvere debeat XXVI. marcas et di- midiam, de quibus non persolvit marcam et tres lotones, quam sibi sententialiter petiit condempnari et singulis annis hanc pecuniam et aliam personaliter etiam in domum suam annis singulis deportari. Petivit etiam ‚expensas propter hoc factas, quas estimat duas märcas argenti et pre faciendas dampna et interesse que etiam estimat duäs märcas ärgenti, et hec omnia petibit dominus abbas salvo jure addendi vel mi- nuendi. Itaque supradicta sepe dictus villicus in jure sic confessus est, quod de anti- quo et novo Grodcov et in Drogociz centum et decem et octo sunt mansi, de quibus se fatetur habere decem et novem mansos liberos et ecclesiam dicit habere duos. In villa Cesaris) que habet septem mansos, nichil dicit se habere, sed tantum judicium. Postmodum diligenti inquisicione acta per "plures interrogationes a judicio factas postea dietus villicus confessu iS, est, se "habere j jure, Jocationis i in supradictis villis, vide- licet duobus Grodcov. ‚et, Hoge tantum septimum mansum,. Item ex confessione tali et non alia petivit domiuus ahbas tung numero mansorum computato spectantium in claustrum Camenez sepedictum H. inpredictis ut superius sententialiter condempnari. Postmodum judex supradictus; visis etäntellectis hiis, que partes i in judicio Proposuerunt et diligentissime examinatis, confessis omnibus, que partes per inquisitionem judicis confiteri ad probandam intentionem vel elidendam exceptionem partis adverse potue- runt, consilio prudentium adhibito, dei invocato nomine talem sententiam tulit: In nomine domini amen. Nos Echardus, judex a venerabili patre domino Tho. episcopo Wratislaviensi delegatus in causa que vertitur inter dominum abbatem de Camenech et conventum ejus ex una parte et villicum Hermannum de 1) Welcher Ort das jetzt ſey, kann ich nicht angeben. 176 — Grodcov ex altera, que talis est: petebat siquidem dominus abbas nomine ecclesie sue a predicto villico, quod cum ex tenore privilegiorum supradicto- rum et sue confessionis predicte domui in Camenz de villis supranominatis nomine decime singulis annis solvere debeat XXVI. marcas et dimidiam ar- genti, videlicet semper de manso per fertonem '). non obstante ordinatione pri- vilegiorum suprapositorum, ) de quibus non, persolvit marcam et tres lotos, sibi adjudicari; petiit eciam, ut predictus willicus in futurum, numero et pon dere supradicto sibi sententialiter adjudicato, predictam pecuniam suis sumpti- bus in domum Camenz deportet; insuper petiit expensas propter hoc factas, quas estimat duas marcas; petiit etiam interesse et dampna, que estimat duas marcas et hec petivit salvo jure addendi vel minuendi; ex adverso villicus HI. gratie domini abbatis se subiciens, confessus est omnia nostra legittima, taxa- tione precedente i in expensis litis in marca argenti et in marca argenti et tribus lotis quam principaliter petüit, ipsum villicum sententialiter condempnamus in hiis scriptis. Datum anno domini MCCLXX. . eee, hiis, quorum hec sunt nomina, dominus Johannes subprior, Hermannus fratres de Camenz, dominus Johannes et dominus Egidius capellani in Ottumochov, magister Heinricus car- pentarius de Posna, scultetus Echardus de Roznov, magister Godsalcus seri- ptor de Ottumochov, Cristanus Ra de antiquo Grodcov et aliis quam DIR ribus clericis atque laycis. ,: unnilliv an! , indes 1) Es zeigt ſich hier wieder, wie ſich die Zehntverhältniſſe nach Deutſchem Rechte vortheilhaft für den Land⸗ 2 — mann ſtellten, da er entweder von jeder Hufe einen Malter oder einen Vierdung, d. h. eine Viertel⸗ Mark, oder 12 Groſchen gab, und die Tte Hufe in der Regel ganz frei war, während der Eingeborne (Pole) den Garbenzehnt entrichten mußte. Hier waren 118 Hufen in Grottkau und Drotzdorf und 7 in Villa Cesaris, alſo 125, von denen hatte der Schulz die ſiebente, alfo eigentlich 18, doch hier die 19te frei, und wirklich erhielt der Abt den Sec nur von 106 n im as zu * vielen Vierdungen oder 26½ Mark. wiborqn In dieſen hatten nämlich die Grundherren, wie wir ſchen. att eines Vierdungs oder 12 Groſchen nur 5 Scot oder 10 Groſchen angeſetzt. Dot amo 21829010 i l 4010 th} 177 F. Die Grafen Januſius 5 Stephan und Symon von Mychalov und der Graf { Bogus von Pogrel übergeben das Patronatrecht und die Kirche in en dem Kloſter Kamenz. 24. April 1276. Aus dem Originale, an welchem an rothen und gelben ſeidenen Fäden drei Siegel von farbloſem Wachſe mit dem Pogrelſchen Wappen und folgenden Umſchriften hängen: 1) S. JANVSSII DE MYCHALOV. mit einem kleineren Rückſiegel mit gleichem Wappen und gleicher Umſchrift. 2) S. BOGVS CHI. 4 D. BOGOREL. 3) S. STEPHANI. D. MICHALOW. In nomine domini amen. Pietatis merito nos operibus intendere convenit, cujus laus multipliciter a domino commendatur, hec est enim illa fidelissima meritorum suf- fragatrix, que misericordie adornata operibus viventes deo reconciliat inpresenti et sola comes esse creditur defunetorum. Notum igitur esse volumus tam presentibus quam futuris quod nos, comes Janusius et comes Stephanus et Symon dicti de Mycha- lov et nos comes Bogus dictus de Pogrel, saluti nostre et nostrorum pie providentes in futurum, ad honorem Christi Jhesu et virginis gloriose Marie, ad solatium etiam et augmentum religionis, devote unanimiter ecclesiam nostram in Mychalov’) cum agris et decimis et omnibus pertinentibus ad eam et jus patronatus, quod in ea cum omnibus progenitoribus nostris semper habuimus, obtulimus deo et beate Marie in domo nostra, _ scilicet in Kamenz, quam diligimus in domino, et ipsam dedimus cum toto jure pa- tronatus fratribus dicte domus libere in perpetuum possidendam, rogantes obnixe, ut qui pro tempore in supradicta domo fuerint, memores sint in orationibus suis apud deum animarum nostrarum et nostrorum progenitorum &c successorum, ut tenentur maxime cum inicium religionis et fundationis a nostra processerit progenie in loco sepedicto°) et nos etiam quantum potuimus promovimus locum ipsum pro viribus et adhuc promovebimus corde toto. Ut autem devotio ubique elucescat et perseveret ac opera pietatis jubare sue virtutis in omni loco dominacionis dei clarificent deum et sanctos ejus, dominus abbas et fratres ipsius tenebuntur ponere duos devotos et hone-' stos monachos et sacerdotes pro devotione et unum secularem sacerdotem pro populi ecclesiastica procuratione in Mychalov, ad peragendum semper divinum officium et ecclesiasticum secundum timorem dei promovendum in omnibus pie ritum, quatinus in utroque loco deus sincerius glorificetur et facti hujus ordinatio apud posteros firmius conservetur. Acta sunt hec in Kamenz anno domini MCCLXXVI, VIII. Kalend. Mai. Ut autem hec nostra donacio robur debite firmitatis semper et ubique obtinere valeat. 1) Michelau an der Neiße. S. S. O. 2 M. von Brieg. 2) Auch dadurch beſtätigt ſich, was freilich ohnehin nicht zu bezweifeln iſt, daß die Familie von Pogarell hauptſächlich und zuerſt das Kloſter Kamenz gegründet und begabt hat. 178 presentem paginam sigillis nostris fecimus firmiter roborari. Testes sunt, qui Te. ordinacioni presentes affuerunt, dominus Lambertus abbas de Heinrichov, comes Stosso et comes Johannes castellanus de Bardo, comes Dirsico de Preschim et comes Jerozlaus filius Mrosconis et dominus Rvdengerus tunc plebanus de Mychalov, de cujus consensu et beneplacito hec ordinatio facta est et alii quam plures milites et cle- rici, qui ad sepulturam comitis Buzwoionis de Mychalov convenerant. G. 3 Thomas, Biſchof von Breslau, ſpricht dem Pfarrer von Coſtemlot die freien Zehnten mehrerer Stifter zu. 1. December 1288. | Aus einem Notariats-Inſtrumente vom Jahre 1318, In nomine domini amen. Nos Thomas, dei gracia Wratizlauiensis episcopus, notum facimus universis presentes literas inspecturis, quod cum dominus Johannes, rector ecclesie de Costemlot, Radaconi et Panzlao de Radacowiez') prope Costem- lot?) super decima agrorum eorundem militum, quos propriis excolunt aratris, movis- set coram nobis in judicio questionem, dicens, eosdem milites eandem decimam solvere sibi nolle, cum tamen ipsa decima sue pertineat ecclesie et pertinuerit ab antiquo; qui- bus militibus coram nobis in jure constitutis et respondentibus litem animo contestandi, quod licet ipsa eadem decima ad ecclesiam de Costemlot ab antiquo pertinuisset, quia tamen, cum milites essent jure vellent gaudere militari, volentes ean- dem decimam ad aliam dare ecclesiam pro sue libito voluntatis, nos, attendentes, quod verabilis pater dominus Philippus Firmanus episcopus, olim in partibus Polonie sedis apostolice legatus, ) in suis statuit constitucionibus, quod milites et alii cujuscunque condicionis existant, decimas solvere debeant ad eam ecclesiam, ad quam solvi anti- quitus consueverint, prefatos milites et ipsorum posteros ad ejusdem decime solucio- nem ecclesie de Costemlot in hiis scriptis sentencialiter condempnamus. In cujus rei testimonium presenti litere nostrum sygillum duximus apponendum. Actum apud Ly- geniz, presentibus dominis, Nycolao custode Wratislauiensis ecelesie, Johanne decano Glogouiensi, magistro Martino, magistro Petro canonicis Wratislauiensibus, magistro 1) Jetzt Rakſchütz, S. O. S. ½ M. von Neumarkt, eher als Radardorf, S. O. S. 7; M. von Neumarkt, weil jenes gegen 1 M., dieſes gegen 2 M., alſo zu weit von Koſtenblut entfernt iſt. 2) Jetzt Koſtenblut. 3) Im Jahre 1278. Raynaldi annales eccles, zu dieſem Jahre, N. 23. 179 Myrozlao canonico Opoliensi, Johanne plebano sancte Marie in Lygenicz, Wylrico ple- bano de Posericz et Michaele milite de Boricz, Kalendis Decembris, anno domini MCCLXXXVIII. . | r — 40 Johann, Biſchof von Breslau, genehmigt die Stiftung der REN in Semydrozicz. 20. April 1301. Beglaubigt aus dem Originale in einem Notariats-Inſtrumente vom 21. November 1329. In nomine domini amen. Nos Johannes, dei gracia episcopus Wratislauiensis, notum facimus omnibus ad quorum noticiam presens scriptum pervenerit, quod cum dominus Radacus, Panczslaus, Stephanus, Albertus cum fratre suo, Arnoldus et fratres sui in Semydroziez ') spectantes pro se et suis hominibus humiliter supplicassent, ut ibidem in Semydrozicz fundari ecelesiam admittere curaremus, cum homines ad ean- dem villam pertinentes minus possent devociones operibus intendere, eo quod propter loci distanciam pro divinis audiendis officiis facilem ad ecclesiam aditum non haberent, nos igitur, qui ut divini cultus nominis amplietur profusius, devocio crescat fidelium ac animarum procuretur profectus cum summo desiderio paterna sollicitudine affecta- mus, ipsorum justis precibus anuentes et ad instanciam peticionum venerabilis in Christo patris domini Jacobi. divina miseracione archiepiscopi Gneznensis ecclesie, per venerabilem virum dominum Waltherum cancellarium nostrum Wratislauiensem in pre- dicta villa Semydroziez ecclesiam fundari precipimus, in qua homines dicti et alii fide- les facilius divinis vaceut officiis et nomen domini nostri Jhesu Christi condignis laudi- bus glorificent et atollant, adicientes nichilominus, quod villani earundem villarum Se- mydrozicz, Alberti villa,”) Stephani villa“) et Symoni villa,*) que sunt sub eisdem comprehense, ad ipsam ecelesiam in Semydrocicz quoad jura parochialia perpetuis de- beant temporibus pertinere ac ibidem divina officia audire et omnia percipere eccle- siastica sacramenta, decimas quoque Radaci, Panczslai fratris sui, Alberti, Jacobi, Arnoldi et fratrum suorum liberas ad eandem persolvere, que secundum consuetu- dinem nostre dyocesis de villis polonicalibus ad ecclesiam ubi earundem villarum homi- nes audiunt divina officia et ecclesiastica percipiunt sacramenta persolvi consueverunt. 1) Jetzt Schöbekirch, richtiger, ſchon im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts Schebekirch, S. O. S. % M von Neumarkt. 2) Unter dieſem Namen nicht mehr vorhanden. 3) Jetzt Schönbach, im Jahre 1318 auch Czepankowitz. 4) Jetzt nicht mehr unter dieſem Namen vorhanden. Simſchütz iſt wohl zu Mr und eher Simacowitz. / 180 Illud quoque presentibus literis duximus inserendum, quod prefati milites Radacus et Panczslaus unum mansum liberum, Stephanus unum mansum ipsi ecclesie in perpetuum addiderunt, quos presbiter in eadem ecclesia pro tempore habeat et excolat seu excoli faciat, ut de eorum fructibus melius sustentur. Actum et datum apud Legnicz, XII. Kalendas Maij, anno domini MCCC primo, presentibus dominis, Johanne canonico Wratislaviensi et plebano Legnicensi, Gregorio fratre nostro, magistro Goskone de Glogo via, Petro dicto de Kalis et aliis nostre curie capellanis. In cujus rei eviden- ciam presens scriptum nostri sigilli munimine duximus roborari. I. Conrad, Official von Breslau, giebt eine beglaubigte Abſchrift des Synodal⸗ Statuts des Erzbisthums Gneſen, vom 2. Mai 1309, durch welches den Pfar⸗ rern die Annahme freier oder Ritter-Zehnten aus fremden Kirchſprengeln verboten wird. 11. September 1316. | Aus dem Originale, auf welchem das Signet des Notars und an welchem an Pergamentſtreifen das Siegel des Officials, rothes Wachs auf farbloſem Wachſe, hängt. In nomine domini amen. Universis presens transscriptum seu presentes litteras inspecturis, Conradus, doctor decretorum, canonicus et officialis Wratislaviensis, sa- jutem in domino. Cum originalia instrumenta ubique de facili non valeant exhiberi, cer- tam cautelam, quoad hoc juris providencia adjuverit, ut sic per ipsorum exempla originalium auctoritas habeatur. Hinc est, quod discretus vir, dominus Hanco pleba- nus in Bresmir,) nobis stantibus Wratislavie in curia nostra quasdam litteras sub vero sigillo domini Jacobi, dei gracia Gneznensis archiepiscopi, pendenti in pergameno, non cancellatas, non abolitas presentavit et legi fecit, tenoris inferius denotati, petens ipsas per personam publicam transscribi et exemplari auctoritate ordinaria in formam publici documenti redigi. Sigilli vero disposicio erat oblonga, in cujus medio fuit taberna- culum, in quo sedebat ymago pontificalis infulata, elevans dextrum brachium ad bene- dicendum, in sinistro autem brachio tenebat curvaturam. Titulus vero sigilli fuit talis: Sigillum Jacobi dei gracia sancte Gneznensis ecclesie archiepiscopi. Quare cum juste et bona petentibus non sit denegandus assensus, ad ipsius domini Hankonis ple- bani de Bresmir peticionem instantem ipsas litteras una cum notario publico et testibus infrascriptis vidimus diligenter Johanni de Mersseburg notario et persone publice de- J) Briefen, S. S. W. ½ M. von Brieg, ehemals dem Hedwigsſtifte in Brieg gehörig. 181 dimus in mandatis, ut ipsas auctoritate nostra ordinaria transscribere deberet, ut sic per hoc cum originalium tenore haberent perpetuam firmitatem, ita videlicet, ut illa fides que ipsis originalibus litteris adhibenda esset eadem fides hujusmodi transscripto debeat adhiberi. Tenor autem ipsarum litterarum noscitur esse talis: Noverint universi presencium noticiam habituri, quod nos, Jacobus, divina mi- seracione sancte Gneznensis ecclesie archiepiscopus, constituti in Gnezdna in provinciali sinodo, de consilio et assensu fratrum nostrorum episcoporum tunc presencium et aliorum nostre provincie prelatorum super decimis libera libus non recipiendis de parrochia vel dyocesi aliena constitu- 2 cionem edidimus in hec verba. Quoniam propter officium debetur beneficium statutum declaramus sentencialiter, ut sicut non licet officia divina alienis par- rochianis inpendere, sic eciam utputa decimas militales et liberas recipere ab eisdem, maxime de dyocesi aliena, nisi forsan super hiis certis et determinatis fundate sint et hoc de dyocesani processerit voluntate. Quo circa universitati vestre mandamus in virtute vobis nichilominus obediencie et sub pena sinodali, quatenus dictam constitutionem tenere ac servare ac secundum ipsam judicare omnimode debeatis, si meritum obediencie vobis lucri facere et effugere cupi- iss eccelesiastice acrimoniam ulcionis. Datum in Radeyov, VI. nonas Maji, anno domini MCCC nono. In cujus rei testimonium sygillum officialatus nostri duximus presentibus appendendum. Et ego Johannes quondam Heinrici de Aldenburg, Mersburgensis dyocesis auctoritate imperiali publicus notarius, habens ab ipsa auctoritate imperiali hu- jusmodi litteras exemplandi plenariam, potestatem, ipsas de mandato dicti do- mini officialis et ad peticionam discreti viri domini Hanconis plebani de Bres- myr memorati exemplavi et in publicam formam redegi meoque signo et no- mine consignavi et coram clericis testibus infra scriptis ad hoc specialiter ro- gatis dictas litteras legi in loco predicto, anno domini MCCCXVI. proximo sabbato post nativitatem beate virginis, hora tercia, presentibus discretis viris dominis Zamborio plebano in Lesna, Petro vicario ecclesie sancti Johannis in Wratislavia, Michaele famulo domini Heinrici de Droguz et aliis fidedignis. 182 HK. R 0 Aus dem Originale der Synodal⸗Statuten des Erzbiſchofs Janislaus von Gneſen vom J. 1326. 8. XVII. Cum jus ecclesiasticum et precipue solucio decimarum deo debita, quas ipse clericis exibendas pro suo cultu concessit, diminui non debeat qualibet ma- licia seu fraude excogitata set pocius augmentari, ne officium divini cultus propter quod beneficium ecclesiasticum et decime ipse dantur obmittatur, statuimus, ut si mi- lites seu heredes ac temporales domini aliquarum possessionum, quorum majores libere ad quam volebant ecclesiam decimam solvebant ex privilegio militali, multiplicari con- tingat, senior aut unus eorum eam libere solvat, alii omnes et singuli ec- clesie seu prebende, cui decima illius hereditatis seu possessionis ascripta est, ipsam solvere teneantur, ne si quilibet eorum eam libere solveret jus ecclesie seu prebende ipsius ac cultum divinum propter hoc contingeret absorberi. Addicimus insuper, quod milites seu heredes hujusmodi, quibus privilegium hoc competit, dent ecclesie cui vo- lunt, eam ipsi ecclesie, tali videlicet in quam cadit percepcio decimarum, integre sol- vant, nichil de ea suis usibus applicando; quod si quispiam repertus fuerit aliquid de ipsa pro se retinuisse fraudulenter, privilegium perdat, cum privilegium mereatur amittere, qui permissa sibi abutitur potestate. Porro, si accideret quod possessio seu hereditas, quam miles tenebat decimam de ea libere solvendo, in inferioris persone tytulo empcionis, vendicionis, permutacionis, donacionis seu quocunque alio dominium perveniret, persona hujusmodi decimam solvat ecclesie seu prebende cui ipsius heredi- tates seu possessionis decima est ascripta. Econtra vero, si miles aliquis, gaudens privilegio hujusmodi militali, possessionem seu hereditatem aliquam, in qua persone inferiores residebant decimam ecclesie seu prebende alicui ex debito solvendo, tytulo- rum predictorum aliquo assequatur, decimam illuc teneatur solvere, ubi eam persone hujusmodi hactenus persolverunt, cum res transire cum suo honere dinoscantur. Ista non est approbata, .A. Stenzel. 188 — — IR SE a | über > Vorträge in der pädagogiſchen Section ) im Jahre 1841. Der Schulamts⸗Kandidat (jetzt Gymnaſiallehrer zu Schweidnitz) Herr Dr. J. Schmidt las eine Abhandlung über das Thema: „Wie kann und ſoll die Geſchichte ohne Beeinträchtigung ihres wiſſenſchaftlichen Gehalts auf gelehrten Schulen zur Erreichung der Moral vorgetragen werden?“ Zuerſt wies der Verfaſſer aus dem Gange der Weltgeſchichte die Leitung einer höhern Fügung nach, mit beſonderer Hervorhebung der vier Haupt-Momente des orientaliſchen, griechiſchen, romaniſchen und germaniſch⸗chriſtlichen Charakters. Im zweiten Haupttheile ging der Verfaſſer über auf die beſondere Behandlung der Geſchichte auf gelehrten Schulen, mit beſonderer Berückſichtigung der verſchiedenen Abſtufungen des Alters der Schüler. Der Oberlehrer Scholz theilte aus einem für den Druck beſtimmten Manuſcripte, welches den Titel: „Ueber die Entwickelung des preußiſchen Volksſchulweſens unter Friedrich Wilhelm III.,“ führt, Einzelnes mit. Zunächſt war von den Seminaren für Volksſchullehrer die Rede, deren der Staat jetzt über dreißig zählt und zu deren Unterhaltung derſelbe jährlich 80 — 90,000 Thaler beiträgt. In⸗ ſtruktion der Seminare, Hülfs- und Neben-Seminare, Nachhülfekurſus zur Fortbildung für ſchwächere Lehrer, Lehrervereine, Leſekreiſe und dergleichen Verſammlungen, deren viele ſich privatim bildeten und erhielten, wie z. B. der ältere Breslauer Schullehrer⸗ Verein. Der Regierungszeit Friedrich Wilhelm III. gehört die Blüthe der Semi— narbildung an. — Im zweiten Haupttheile ſprach Sch. über das Volks ſchulwe— ſen überhaupt, über die Organiſation und Verwaltung derſelben in den verſchiedenen Theilen des Staats. Das katholiſche Schullehrer-Reglement von 1801 wurde 1826 auch auf die evangeliſchen Schulen angewendet. Vom Cultus-Miniſter Altenſtein, von den Collegien, Provinzial⸗Schul⸗ Collegien, Regierungen, Schulvorſtänden u. ſ. w. Vom Schulbeſuche. 184 Der Secretair der Section, Herr Rector Morgenbeſſer, hielt einen Vortrag über den Vorwurf, daß der Unterricht in Volksſchulen nur für die Schule, nicht für das Leben eingerichtet werde. Der Vorwurf iſt zwar in vielen Fällen gegründet, aber nur da, wo der Lehrer irrigen Vorſtellungen oder ſeiner Neigung folgt, glänzen, Ruhm von unwiſſenden Leuten erwerben will; nicht aber in der Einrichtung der Schule. Es war dieß die letzte Arbeit des verdienſtvollen Morgenbeſſers, die im „Schulboten“ abgedruckt werden wird. In der Verſammlung am 21. Mai fand eine freie Beſprechung über beliebige The— mata aus dem Gebiete der Pädagogik Statt, weil der Herr Rector Dr. Reiche verhin— dert wurde, die Fortſetzung der Lehre von der Einbildungskraft zu geben. Herr Seminarlehrer Löſchke hielt in zwei Verſammlungen einen Vortrag über Trozendorfs Leben und Wirken. Als die vollſtändigſte Bearbeitung der Lebensgeſchichte Trozendorfs wird gewöhnlich Pinzgers Trozendorf, Hirſchb. 1825. 8., betrachtet; doch hat Pinzger bei weitem nicht alle Quellen benutzt, da er nur die Rede des Rhau als Quelle bezeichnet, eine zweite Hauptquelle, den Manlius, aber nicht kennt, und von den Vorreden zu Trozen— dorfs Schriften, die Vieles über ſein Leben enthalten, nur ſelten Gebrauch macht. Herr Löſchke gab zunächſt die Literatur über Trozendorfs Geſchichte an und ver: ſicherte, daß ihm wohl kaum etwas Bedeutendes entgangen ſein werde; darauf erzählte er die Jugendgeſchichte des großen Mannes (geboren 1490), deſſen Aufenthalt auf der Schule in Görlitz (bis 1513), den Beſuch der Univerſität Leipzig, die Rückkehr nach Görlitz (1516) und ſeinen Einfluß daſelbſt auf Schüler und Collegen; den längeren Aufenthalt Trozendorfs in Wittenberg (1518 — 23) und deſſen Verhältniſſe zu Luther und Melanchthon; die Berufung nach Goldberg (1523), die Verſetzung nach Liegnitz (1527) und den Kampf mit den Schwenkfeldern, den zweiten Aufenthalt und die Wirk. ſamkeit Trozendorfs in Wittenberg (1529 — 31), die wiederholte Berufung nach Gold— berg (1531), Uebernahme des Rectorats daſelbſt und das damit beginnende raſche Auf— blühen der Schule, was durch den freiſinnigen Herzog Friedrich II. von Liegnitz eifrig begünſtigt wurde. Nachdem hierauf die Perſönlichkeit Trozendorfs, ſein Charakter, ſeine allgemeine wiſſenſchaftliche Bildung betrachtet worden war, wurde über die Behandlung der einzelnen Unterrichtsgegenſtände berichtet, und zwar über das Lernen des ABE, Buchſtabiren, Leſen, Schreiben, Latein, Styl, Griechiſch, Hebräiſch, über das Tri- vium und Quadrivium, am ausführlichſten aber über den Religions-Unterricht, wobei auch die Katechismen der Goldberger Schule und ihre Behandlung, das Roſarium (deffen Entſtehung und Gebrauch) und die nach Trozendorfs Tode herausgegebenen Gebete erwähnt wurden. Dann wurde ein Auszug aus den nach ſeinem Tode zuſammengeſtellten Schulgeſetzen mitgetheilt; die Anordnungen Trozendorfs zur Erhaltung der Ordnung und 185 guter Disciplin dargelegt, und eine Schilderung der Verhandlungen des Schulgerichts, ſo wie der Hergang bei den von den Schülern gehaltenen Lobreden, eines feierlichen Actus in der Schule, beigefügt. Endlich wurde noch auf einige Unfälle, welche Trozendorfs letzte Lebensjahre bekümmerten, hingewieſen, die Verlegung der Schule nach Liegnitz (1554) erzählt und über ſeinen Tod (1556), ſo wie auch über da Begräbniß, die ausführlichſten Nachrichten mitgetheilt. Die Darſtellung des Verfalls und der gänzlichen Auflöſung der Schulen bildeten den Schluß des Vortrags, wobei gelegentlich bemerkt wurde, daß die bekannte Anekdote von dem Zuſammentreffen Wallenſteins mit dem Kantor Vechner, wenn ſie überhaupt hiſto— riſch iſt, mindeſtens nicht in das Jahr 1633 verlegt werden kann, weil Vechner ſchon im Jahre 1628 geſtorben iſt. | In der Verſammlung am 12. November referirte der Oberlehrer Scholz über die Schrift von Dr. Moritz Axt: „Das Gymnaſium und die Realſchule.“ — Veranlaſſung zu dieſer Schrift gab der Dilthey-Schacht'ſche Streit in Angelegenheiten der Gymnaſien und Realſchulen. Dilthey beabſichtigt nämlich die Verbindung des Gym: naſiums mit der Realſchule. Axt widerlegt die Anſichten beider Männer in einer unziem⸗ lichen, ihm nicht zur Ehre gereichenden polemiſchen Sprache. Seine Feder gleicht einer ſcharf geſchliffenen Axt, mit der er rückſichtslos auf die beiden Hauptgegner losgeht. Am unſauberſten verfährt er mit Schacht. Aeußert ſich die Humanitätsbildung in ſolcher Weiſe, dann verdient ſie dieſen Namen nicht. Gott Lob, daß es nicht viele ſolcher Axte giebt. Die Mittheilung gab zu manchen intereſſanten Beſprechungen Veranlaſſung. An dieſen Vortrag knüpfte Herr Rector Dr. Kletke die Mittheilung einer Abhand- lung, in welcher einige Vorwürfe, die ein Mitarbeiter der Pädagogiſchen Revue, von Dr. Mager, in dieſer Zeitſchrift den Zwecken der höheren Bürgerſchulen macht. Die Abhandlung iſt für einen Auszug nicht geeignet; nur ſo viel bemerken wir hier, daß der Herr Verfaſſer unter Anderem auch die Anſicht bekämpfte, als ſeien die höheren Bürger- ſchulen keine Bildungsanſtalten für eine allgemeine Bildung und als könnte das von dem Königl. Preuß. Miniſterio dieſen Anſtalten geſtellte Ziel nicht erreicht werden. Cßr. G. Scholz. ee To NE — — m 1488 Ger i ch t N über d i e Thätigkeit dag 5 f eech nk nt im Jahre 1841. Durch die huldvollen Unterſtützungen des hohen Miniſteriums der geiſtlichen, Unterrichts- und Medizinal- Angelegenheiten, fo wie des hohen Minifteriums des Innern für Handel und Gewerbe, war es möglich, auch in dieſem Jahre durch Anſchaffung der wichtigſten, das Gewerbeweſen betreffenden Zeitſchriften die Verbreitung gemeinnütziger Kenntniſſe in der Induſtrie zu bewirken, und, um die abgehaltenen Vorträge fruchtbringender zu wachen die Koſten der nothwendigen Verſuche zu beſtreiten. Indem wir den innigften Dank für dies erzeugte gnädige Wohlwollen datbſprethel, nähren wir zugleich die Hoffnung, daß das Gedeihen der Provinz im Fortſchreiten ihres gewerblichen Zuſtandes immer mehr zunehmen werde. Am 25. Januar hielt Herr Dr. Duflos einen Vortrag über die im Mineralreiche vorkommenden Brennmaterialien, welche er eintheilte in Bitumen (Naphta, Bergtheer, Asphalt), Anthracit, Kohlen (Schwarzkohle, Braunkohle) und Torf. Der Vortragende ſprach zuerſt über die verſchiedenen Arten des Vorkommens und die verſchiedenen, ihre Entſtehung betreffenden Theorien dieſer Subſtanzen, und ging dann zur näheren Betrachtung ihrer chemiſchen Zuſammenſetzung ihres ſich daraus erge— benden relativen Werthes als Brenn- und Leucht-Material und der verſchiedenen Art und Weiſe der Anwendung über. Schließlich gab der Vortragende vom chemiſchen Stand— punkte aus noch eine allgemeine Erläuterung des Verbrennungsprozeſſes als Quelle des Feuers überhaupt. In den am 22. März und 5. April gehaltenen Sitzungen hielt Herr Dr. Duflos einige Vorträge über verſchiedene chemiſche Gegenſtände von allgemeinem Intereſſe. Der Inhalt dieſer Vorträge war aus der im vorhergehenden Jahre erſchienenen höchſt intereſ— ſanten Schrift: Die organiſche Chemie in ihrer Anwendung auf Agricul— 187 tur und Phyſiologie, von J. Liebig, Profeſſor der Chemie in Gießen u. ſ. w., entlehnt, und betrafen die von dem berühmten, eben ſo gelehrten, als geiſtrei⸗ chen Verfaſſer aufgeſtellten, nicht auf zweifelhafte Hypotheſen baſirten, ſondern der Er: fahrung entnommenen Theorien über die Ernährung und Kultur der Pflanzen, die Wech— ſelwirthſchaft und den Dünger, welche nach geſchehener Würdigung und ſachgemäßer Prüfung ſeitens rationeller Agronomen gewiß nicht verfehlen werden, einen außerordent— lichen wohlthätigen Einfluß auf den Ackerbau auszuüben. Die gegenwärtig große Ver— breitung dieſer Schrift, wovon im Deutſchen bereits drei Auflagen und auch gleichzeitig Ueberſetzungen in franzöſiſcher, engliſcher und italieniſcher Sprache erſchienen ſind, über— hebt uns einer weiteren Erörterung dieſer Vorträge. Herr Chemiker Frieſe lieferte in einem am 11Jten Januar gehaltenen Vortrage einen Beitrag zur Geſchichte des Queckſilbers in hiſtoriſcher, wie in chemiſch-techniſcher Beziehung. Nach vorausgeſchickter kurzer hiſtoriſcher Einleitung handelte er von dem Ausſcheiden des Queckſilbers aus ſeinen Erzen nach verſchiedenen Arten, zeigte, wie es mittelſt eiſerner Retorten in Galeerenöfen, durch Ausbringung unter eiſernen Kappen, durch Deſtillation in Schachtöfen und Aludulplan, durch Ausbringung in Schachtöfen mit Condenſationskammern gewonnen werde, erklärte die hierbei vorkommenden chemiſchen Prozeſſe und erläuterte die angewandten Apparate durch Zeichnungen. Dann ſprach er von der Gewinnung des chemiſch-reinen Queckſilbers und von deſſen chemiſcher Prüfung, legte die Eigenſchaften des Queckſilbers und ſeine Anwendung in chemiſcher und techniſcher Hinſicht dar, und theilte dann noch in größerer Ausführlichkeit ſeine hierauf bezüglichen, auf ſeinen Reiſen durch Holland, durch eigene Anſchauung gewonnenen Erfahrungen über Zinnober-Fabrikation mit. „Ueber Branntweinbereitung nach chemiſchen Grundſätzen“ ſprach Herr Chemiker Frieſe in zwei, am 8. Februar und am 22. Februar gehaltenen, zufam- menhängenden Vorträgen. Nachdem er in einer Einleitung das Verhältniß der jetzigen Art der Bereitung zu der früheren dargeſtellt, und die Nothwendigkeit eines wiſſenſchaft— lichen Betriebes des Branntweinbrennens bewieſen hatte, handelte er zuerſt von der Be— ſchaffenheit des Waſſers rückſichtlich ſeines Einfluſſes auf die Branntweinerzeugung in allen chemiſchen Beziehungen. Dann ging er über zu einer Darlegung der Beſtandtheile der Getreidefrüchte und deren Anwendung zur Bereitung des Malzes. Indem derſelbe dann eine Erläuterung über das Malzen des Getreides gab, verbreitete er ſich weitläuf- tiger über die hierbei zu unterſcheidenden Operationen: Einweichung, Häufen und La— gern, Keimung oder Vegetation und Austrocknen oder Darren des Getreides, und erklärte dann das weitere, bei dem Einmaiſchen des Getreides zu beobachtende Verfahren. Nach hinlänglicher Erläuterung des Gährungs-Prozeſſes beſchrieb er die zur Scheidung des Alcohols angewandten Apparate, und verdeutlichte dieſelben durch Zeichnungen. 188 Zum Schluffe ſprach er noch ausführlich ü über die Art und Weiſe der Gewinnung des Branntweins aus Kartoffeln, zeigte, in wie fern dieſe von der Art der Bereitung des Branntweins aus Getreide abweicht und wie man einen von allem Fuſelöle befreieten Branntwein herſtellen kann. In der Sitzung am 18. Savenbei legte der Unterzeichnete fein für die Intereſſen der Section nach Kräften verwaltetes Amt als Secretair nieder. Durch Wahl ging daf- | felbe er den Direktor der Kunſt-Bau⸗ e Schule, Herrn Gebauer, über. Aybaun Wilhelm Melsner, z. 3. Secretair. J n h a t. Allgemeiner Bericht über die Arbeiten und Veränderungen der Gef. im J. 1841. S. 3 : Gedrängte Meberficht der Arbeiten. In der In der naturwiſſenſchaftlichen Section S. 4 paͤdagogiſchen Section S. 12 botaniſchen Section — 5 hiſtoriſchen Section — 12 entomologiſchen Section | — 7 Section fuͤr Kunſt und Alterthum — 13 Section für die Sudetenkunde. — 7 techniſchen Section — 19 mediciniſchen Section — 10 muſikaliſchen Section . — 19 oͤkonomiſchen Section 411 Im Praͤſidium der Geſellſchaft 2 20 Ueberſicht der Kaſſen-Reſultate nach der von der ſchleſ. Geſellſchaft und dem Bres⸗ lauer Künſtlerverein 1841 veranſtalteten Kunſtausſtellung * irn Abſchluß der allgemeinen Kaſſe der ſchleſiſchen Geſellſchaft im December 1841 . — 22 Die neu aufgenommenen Mitglieder „ ee en 28 Die im Laufe der letzten Etatszeit ausgetretenen Mitglieder „ EEE im Die im Jahre 1841 verſtorbenen Mitglieder. Ge enn 3 — Dh Zuwachs der ſchleſiſchen und allgemeinen Bibliothek der Geſellſchaft 13% S. 25 und 163 en der Sammlung ſchleſiſcher Pflanzen der ſchleſiſchen Eeſellſcaft 37768. 98 Jahres-Bericht über die Thätigkeit der einzelnen Sectionen. A. Mediciniſche Section .. S. 29 | E. Hiſtoriſche Section . . . . S. 133 B. Naturwiſſenſchaftliche Section — 48 1. Urkundliche Beitraͤge zur Erweite⸗ 1. Aſtronomie und Meteorologie — 48 rung der ſchleſiſchen Geſchichte — 1383 Meteorſtein fall — 52 a. Beitraͤge zur Geſchichte des alten Ber Dual 7 TATEN 58 einheimiſchen ſchleſ. (poln.) Adels — 134 NeShinie — 64 b. Beitraͤge zur Geſchichte des alten Ueber das vermeintliche Vorkom⸗ Ritterrechts in Schleſien . — 144 men des Arſeniks in organi⸗ c. Von den Hoͤrigen Schleſiens im ſirten Koͤrpern — 69 13. und 14. Jahrhunderte. — 158 4. Geologie und Petrefaktenkunde — 71 d. Verzeichniß von Geſchichtswerken, Ueber den Braunkohlen-Bau bei welche die Gef, für vaterl. Kul Gruͤnberg, von Weimann — 72 tur 1841 geſchenkt erhalten hat 163 5. Phyſiolog ie — 86 2. Urkunden J 165 C. Botaniſche Section — 89 a. Fragment einer Urk. au die alten D. Entomologiſche Section. — 100 Beſitzung. des Auguſt. Chorherren⸗ 1. Allgemeines 100 ſtifts in Breslau aus dem 12. oder 2 Coleop ter „ 100 13. Jahrhunderte — 165 8. Hymenopt eri — 110 b. Urk. Heinrichs Herz. von Schlef., a 4. Diptera . 3 112 vom J. 1204 167 5. Lepidoptera — 126 Urk. von Janus, vom J. 1216 — 171 25 0 - v * * d. Urk. Herz. Heinrichs III. von Schle⸗ ſien, vom J. 1262 S. 172 e. Urk. des Kanon. Echard, v. J. 1271 — 173 f. Urk. der Grafen Mychalov u. Bogus von Pogrel, vom J. 1276 + —d 177 g. h. Urk. der Biſchoͤfe Thomas und Alphabetiſches Na Johann, vom J. 1288 u. 1301 — 178 1. Ark. k. eines Offizials Conrad, vom J. 1316 E Aus dem Originale der Gneſ. Syn⸗ odal⸗Statuten, vom J. 1326 — 182 F. Pädagogiſche Section. . — 183 G. Techniſche Section. — 186 men⸗Verzeichniß der Verfaſſer der in diefen Jahres⸗ Berichte abgedruckten Beiträge. Herr Prof. Dr. Barkow, S. 36. 45. Prof. Dr. v. Boguſlawski, S. 48 — 50. Hofrath Dr. Borkheim, S. 10. 29. 41. Prof. Dr. Brettner, S. 58. Hofrath Dr. Burchard, S. 34. 38. 40. 44. Apotheker Dr. Duflos, S. 64. 69. 186. Medicinalrath Dr. Ebers, S. 13. 45. Dr. phil. Elsner, S. 91. 92. Oberſt-Lieutenant v. Fiebig, S. 71. Prof. Dr. Fiſcher, S. 70. % Secretair und Regiſtrator Friedrich, S. 126. Chemiker Frieſe, S. 187. Director Gebauer, S. 70. Privatdocent Dr. Geyder, S. 3. 4. 1 Prof. Dr. Goͤppert, S. 4. 7. 30. 48. 52. 81. 90. 91. 95. 96. Dr. med. Goldſchmidt, S. 39. Apotheker Grabowski, S. 5. 89. 91. 96. 98. Geh. Hofrath Prof. Dr. Gravenhorſt, S. 7. 100. 110. 132. 134. Dr. med. Groͤtzner, S. 42. Apotheker Hellwig, S. 75. — Prof. Dr. Henſchel, S. 31. — Apotheker Hirſch, S. 69. — — — Privatdocent Dr. Jacobi, S. 133, Prof. Dr. Kahlert, S. 3. 19. el Lehrer Klopſch, S atdocent Dr. Kloſe, S. 41. rmaceut 1 S. 94. 31. 100. 131. — Privatdoceut Dr. Ariee, S. 133. — Dr. — Prof. Krocker jun., ©. 87. 7. Kuh, S. 32. 34. — Proſ. Dr. Kuniſch, S. 3. 4. 133. 5 — — Lehrer Letzner, S. 1095 1. 4. 8. 10. 11. 31. > 91 1 * r | pas — Herr Seminarlehrer Loͤſchke, S. 184. Dr. med. Luͤdicke, S. 40. Dr. phil. Matzek, S. 91. Conſiſtorial- u. Schulrath Menzel, S. 133. Rector Morgenbeſſer, S. 184. Muſik⸗ Director Moſewius, S. 19. Oberlehrer M. Muͤcke, S. 94. n. Geh. Comm. Rath Oelsner, S. 19. 186. 188. Cand. der Philoſ. Oſchatz, S. 87. 96. Apotheker Oswald, S. 50. Prof. Dr. Pohl, S. 58. 62. Badearzt Dr. Preiß, S. 30. Prof. Dr. Purkinje, S. 62. 63. 86. Rect. u. Sem.⸗Oberl. Rendſchmidt, S. 100. Privatdocent Dr. Schauer, S. 89. Gymn. Lehrer Schilling, S. 109. 110. 111. Gymn.⸗Lehrer Dr. Schmidt, S. 188. Stadtrath Scholtz, S. 22. 91. Dr. med. Scholz, S. 91. Semin.-Oberl. Scholz, S. 12. 188, 185. Lehrer Schummel, S. 25. 112. Privatdocent Dr. Seidel, S. 38. 38. 42. 44. Ober-Regierungs-Rath Sohr, S. 138. Geh. Archio-Rath Prof. Dr. Stenzel, S. 12 133. 134. 144. 158. 163. Oberſtlieut. Dr. v. Strang, S. 70. 134, Geh. Hofrath Prof. Dr. Weber, S. 11. Hofrath Dr. Weidner, S. 40. 43. Apotheker Weimann, S. 52. 72. Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Wendt, S. 3. 8. 78. Apotheker Welzel, S. 80. Prof. Dr. Wentzke, S. 414. Prof. Dr. Wimmer, S. 89. 91. 98, 96. 1 Hofrath Dr. Zemplin, S. 29. —