„WEIT 1 * 2 uit eng mi tat — 48 1 e ns Anh na deere Me 1 1 0 . e | e . hun BR un unt BR N er 101% TORE 5 — mo 12 5 | = u, Ning A 00 05 8 v di under bs 1 1 . ee e a. 1 aan 21 — * N Mana EO. vor A) dene ee e i EN a , 01, u Mo 4 2 % d re e Er 4 ji 4 * e + mad ee Wit ede go 41 .& a . 1 00 nu zun Kae 4 ee; ol mis non at & Mog el baude 0 ed Bi. mug n d e an un geh 9 5 4 * . 7 4 4 8 5 r 4 ‘ N * Pr 7 1 5 5 Ueberſicht der Arbeiten und Veränderungen der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländifi che Kultur im Jahre 1844. zur Kenntnißnahme für ſämmtliche einheimiſche und auswärtige wirkliche Herren Mitglieder der Geſellſchaft. Im Breslau 1845. Gedruckt bei Graß, Barth und Comp. n N > “u Ar mt > 1 - 5 ul h 4 9 1 1 1 r * 8 « > ‘ 2. - — 91 1 A N - 15 t fa: 2 a Gre 1 * t 1 ee erh RER 2 — | Zur" . A * ae — a, * 8 6 been la ein * r er Sau I we ns: won * 9 nr n 1 g Allgemeiner Bericht über die Arbeiten und Veränderungen der Geſellſchaft im Jahre 1844, abgeſtattet in der allgemeinen Sitzung den 20" December vom Hürgermeiſter Bartich, erſtem General-Secretair der Geſellſchaft. H. H. Indem der Vortragende, als in der Präſidial-Sitzung vom 16. December pr. erwählter erſter General: Secretair, durch Abſtattung des allgemeinen Jahresberichts über die Ar: beiten und Veränderungen der Geſellſchaft für das jetzt ablaufende Jahr feiner Obliegen- heit nachkommt, gereicht es ihm ſelbſt zur innigſten Genugthuung, vor Allem den tiefge— fühlten Dank in unſere Annalen zu verzeichnen, welchen die Geſellſchaft ſeinem ausge— zeichneten Vorgänger im General-Secretariate, dem Königl. Geheimen Medicinal-Rathe Herrn Profeſſor Dr. Wendt, bei deſſen leider durch anhaltendes Siechthum nothwendig gewordenen Ausſcheiden aus dem Amte, in lebhafteſter Anerkennung ſeiner durch 34jährige geiſt⸗ und einſichtsvolle Leiſtungen begründeten hohen Verdienſte um dieſelbe, in ihrer deliberativen Verſammlung vom 15. December pr. durch allgemeine Acclamation votirt hat. Möge dem Hochverehrten der Abend ſeines ſegensreichen Lebens und Wirkens in dem Frieden verklärt bleiben, vor welchem alle Körperleiden zurückweichen! Mögen wir Ihn noch lange den Unſrigen nennen dürfen! In der allgemeinen Verſammlung vom 15. December pr. hat die Geſellſchaft für die zweijährige Etatszeit, deren erſte Hälfte wir jetzt beſchließen, die früheren Mitglieder ihres Präſidii aufs Neue mit ihrem Vertrauen beehrt, und außerdem Herrn Profeſſor Dr. Kahlert zum neuen Mitgliede gewählt, — hiernächſt das Amt des zweiten General⸗Secretairs übertragen worden iſt. Am 3. Juli c. erlitt die Geſellſchaft einen ſchuerzchen Verluſt durch das Ableben ihres hochgeſchätzten Präſes, des General-Landſchafts-Repräſentanten In v. Stein, * — 4 * deſſen große Verdienſte um dieſelbe zu ſchildern dem Nekrologe vorbehalten bleibt. Herr Rector Dr. Reiche übernahm ſeitdem als Vice-Präſes die Leitung der Geſchäfte, und iſt es Aufgabe der heutigen Verſammlung, zur verfaſſungsmäßigen Ergänzung des Prä— fidii ein Mitglied für das nächſte Jahr zu wählen, damit ſodann von dem vervollſtändig⸗ ten Präſidio zur Wahl eines neuen Vorſitzenden geſchritten werden könne. | Das Secretariat der mediciniſchen Section ſah fid Herr Hofrath Dr. Borkheim wegen Kränklichkeit genöthigt niederzulegen, und iſt Herr Profeſſor Dr. Barkow an ſeine Stelle getreten. Herr Hofrath Pr. Borkheim empfing nebſt der ſilbernen Denk⸗ münze der Geſellſchaft den aufrichtigen Dank des Präſidii für die vorzügliche Thätigkeit, welche er in gedachter Section entwickelt hat. In dem Amte des Bibliothekars verblieb Herr Profeſſor Dr. Jacobi, welcher ſich der ſehr nothwendigen Reviſion unſerer ſchätzbaren Bibliotheken und den Vorbereitungen für die dringend zu wünſchende Katalogiſirung mit dankenswerther Hingebung unter⸗ zogen hat. Im Laufe dieſes Jahres wurden ſechs allgemeine Verſammlungen gehalten, denen wir folgende Leiſtungen zu verdanken haben. Im Januar trug Herr Hof- und Medicinal-Rath Dr. Ebers den von ihm verfaßten Nekrolog der im Jahre 1843 verftorbenen 14 Mitglieder der Geſellſchaft vor. Im Februar ſprach Herr Profeſſor Dr. Guhrauer über des Biſchofs Antonius Zara, Raths Ferdinand II., Encyclopädie der Wiſſenſchaften. | Im März hielt Herr Profeffor Dr. Kahlert einen Vortag über die praktiſchen und philoſophiſchen Schriften des Breslauer Arztes B. L. Tralles (geb. 1708, geſt. 1797). In der im Monat April gehaltenen allgemeinen Sitzung ſchilderte Herr Juſtiz-Com⸗ miſſarius Fiſcher Schleſiens Kriminal-Verfaſſung im Jahre 1740, worauf Herr Pro⸗ feſſor Dr. Kuniſch über die Kirchenbaukunſt des Mittelalters, mit beſonderer Beziehung auf Breslau, Mittheilungen machte. Im Oktober berichtete der Vice-Präſes, Herr Rector Dr. Reiche, zur Geſchichte früherer Zuſtände der Stadt Breslau über 53 Beſchwerden, welche im Jahre 1597 dem Magiſtrate von der Gemeinde eingereicht worden ſind, ſo wie über die Ermordung des Scharfrichters Andreas Thinel in einem Volks-Tumult wegen der verunglückten Hinrich— tung einer Kindesmörderin am 5. November 1626. Hieran ſchloß Herr Vice-Präſes einen allgemeinen Bericht über unſere Geſellſchaft ſeit dem 1. Juli c. In der allgemeinen Sitzung vom 28. November c. erörterte und beantwortete Herr Rector Dr. Reiche die Frage: Was will, was iſt, was ſoll die ſchleſiſche Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur? — f N | Die Ausarbeitung und den Vortrag des Nekrologs für dieſes Jahr hat Herr Medi⸗ cinal-Rath Dr. Ebers wiederum gefälligſt übernommen: — ein Vortrag, welcher die vollſte Berechtigung in ſich ſelbſt trägt, eine beſondere, demnächſt anzuberaumende allge— meine Sitzung ungetheilt in Anſpruch zu nehmen. 5 Von den Arbeiten der einzelnen Sectionen gewährt Talent Mittheilung eine ge⸗ e Ueberſicht. Die naturwiſſenſchaftliche Seetion bat — dem Berichte ihres Secretairs, Herrn Profeſſor Dr. Göp pert, eine größere Thätigkeit, als in dem vergangenen Jahre entwickelt, indem ſie ſich nicht zehn-, wie in dem letzteren, ſondern neunzehnmal zu wiſſenſchaftlichen Vorträgen und Mittheilungen verſammelte, die wir folgenden einheimiſchen und auswärtigen Mitgliedern verdanken: Aus dem Gebiete der Aſtronomie: Herrn Profeſſor Dr. v. Boguslawski; der Phyſik: Herrn Profeſſor Dr. Frankenheim, Herrn Director Gebauer, Herrn Mechanikus Pinzger, Herrn Profeſſor Dr. Pohl und Herrn Dr. Sadebeck; der Chemie: Herrn Dr. Duflos, Herrn Ober-Hütten-Inſpector Menzel zu Könige: hütte, Herrn Apotheker Müller und dem Secretair der Section; der Mineralogie: Herrn Rector Rendſchmidt, Herrn Paſtor Schade zu Saabor, Herrn Ober-Berg— Rath Singer und Herrn Oberſtlieutenant Dr. v. Strantz; der Petrefaktenkunde: Herrn Apotheker Oswald zu Oels und dem Secretair der Section; der phyſiſchen Geographie: Herrn Stadtrath Scholtz, Herrn Apotheker Weimann zu Grünberg; der Phyſiologie im Allgemeinen: Herrn Profeſſor Dr. Barkow, Herrn Dr. Günsburg, Herrn Profeſſor Dr. Purkinje und dem Secretair der Section. Von den Herren Profeſſoren Dr. Dr. Beilſchmied, Bley, Haſſel, Petzeld, Petzholdt, Radius, der Societé d'histoire naturelle zu Genf und der Akademie zu München, erhielt die Section zer Beweiſe ihrer ehm an unſern Be⸗ ſtrebungen. Von der botaniſchen Seetion wurden, nach dem Berichte des Herrn Director Pr. Wimmer, fünf Verſammlungen gehalten. In der erſten, am 15. Februar, legte der Secretair, Herr Director Wim— mer, eine vom Herrn Apotheker Neumann zu Wünſchelburg der Geſellſchaft überſandte Sammlung der ſeltneren Pflanzen aus der Gegend von Wünſchelburg vor. Derſelbe zeigte Schwediſche Pflanzen von Fries, und fügte die nöthigen Erläuterungen hinzu. In der zweiten, am 14. März, gab Herr Gymnaſiallehrer Dr. Körber ein Resumé der Unterſuchungen des — Major v. Flotow über den ſogenannten Blutregen, — pluvialis. In der dritten, am 11. Juli, machte Derſelbe Mittheilungen über die um Wüſte⸗ Bi bei Ohlau beobachteten ſeltneren Pflanzenarten. In der vierten, am 17. Oktober, legte Herr Pharmazeut Krauſe die in x. dieſem Jahre beobachteten ſeltneren oder neuen Arten und Formen Schleſiſcher Phanerogamen vor. Herr Profeſſor an ſprach über die bisher beobachteten Fundorte des Bern— ſtein in Schleſien. | 6 — In der fünften, am 5. December, legte Herr Profeſſor Göppert eine vom Herrn Apotheker Weymann eingeſandte Sammlung von Pflanzen aus der Gegend von Grün⸗ berg, nebſt einer handſchriftlichen Topographie der Umgegend und Karte vor. — Der Secretair legte Pflanzen der Umgegend von Roſenberg vor, welche Herr Rector Fuchs eingeſandt hatte. — Herr Dr. Körber theilte einige Proben aus einer Flechten⸗Ter⸗ minologie mit, wie er ſie ſeiner Ueberſicht deutſcher Flechten voranzuſchicken gedenkt.“) Ueber die Thätigkeit . ** e rk der entomologiſchen Seetion l berichtet der Secretair derſelben, Herr Geheime Hofrath Profeſſor Dr. Gravenhorſt, Nachſtehendes: . 99 Die entomologiſche Section hat ſich im Jahre 1844 neunzehnmal verſammelt. Die Vorträge betrafen vorzüglich die Ordnung der Käfer (Coleoptera) und zwar die Gat⸗ tungen und Arten der in Schleſien zu findenden Rüſſelkäfer u. ſ. w., ihre Naturgeſchichte, Schaden, den ſie anrichten. Mit dieſer Ordnung beſchäftigten ſich die Herren: Letzner, Rendſchmidt, Schilling, v. Uechtritz und der Secretair der Section. Aus an⸗ dern Ordnungen wurden nur einzelne Mittheilungen gemacht, z. B. aus der der Hyme- noptera (Aderflügler) von Herrn Lehrer Schummel und dem Secretair; aus der der Neuroptera (Netzflügler) von Herrn Schneider; aus der der Hemiptera (Halbdeck⸗ flügler) von Herrn Scholtz; aus der der Lepidoptera (Schmetterlinge) von den Herren Klopſch und Rendſchmidt; endlich aus der der Diptera (Zweiflügler) von Herrn Schummel. Auch gingen einige ſchätzenswerthe Geſchenke ein, und es wurden mehrere neue Werke für die Bibliothek der ſchleſiſchen Geſellſchaft gekauft, oder früher bezogene periodiſche Werke weiter fortgeſetzt. Das Uebrige, genauer Ausgeführte enthält der aus- führliche Bericht. Be © Die Section für die Sudetenkunde hat ſich, nach Anzeige ihres Secretairs, des Herrn Profeſſor Dr. v. Boguslawski, auch noch im Jahre 1844 genöthigt geſehen, vorzugsweiſe nur der Bearbeitung des großen, ſeit dem Jahre 1836 aufgehäuften meteorologiſchen und hypſometriſchen Beob⸗ achtungsſchatzes ſeine volle und ungetheilte Aufmerkſamkeit zuzuwenden, und es daher ge— fliſſentlich noch vermieden, durch Auffaſſung neuer Geſichtspunkte, feine Kräfte von Neuem zu zerſplittern. 7 Die Bearbeikung der Beobachtungen des Jahres 1843 iſt vollendet worden, und dabei zugleich auch immer die der eingegangenen Beobachtungen des gegenwärtigen Jah: res, ſo daß hoffentlich die Reſultate beider Jahrgänge dem Jahresberichte einverleibt werden können. 7% | | S A = Ber „) Der ausführliche Bericht wird dem des nächſten Jahres beigegeben werden. 7 Die größere Mehrzahl der Herren Mitbeobachter hat mit Freuden ſich bereitwillig erwieſen, ihre Beobachtungen allmonatlich zu bearbeiten, und zur Zuſammenſtellung u vorzubereiten. Hiernach fteht in Ausſicht, daß in jedem Jahresberichte nicht bloß die auf dieſe Weiſe ſchon geſicherten Reſultate des laufenden Jahres geliefert werden, ſondern daß auch unter Mitwirkung mehrerer Mitbeobachter wenigſtens einer der früheren Jahrgänge ſeit 1836 zur Bearbeitung kommt, um die gewonnenen Reſultate daraus ebenfalls beifügen zu können. Der Angriff hat ſchon begonnen, und dankbar muß dabei der vielfachen Mitarbeit unſers Mitgliedes des Herrn Rathsherrn Lehmann sen. in Kreuzburg erwähnt werden. Alle Stationen in Schleſien haben ihre täglich dreimaligen Beobachtungen mit re— gem, ja man kann ſagen: immer geſteigertem Eifer fortgeſetzt, und ſind noch durch eine zu Löwen, mit einem äußerſt intelligenten Beobachter, Herrn theke Büttner, an der Spitze, vermehrt worden. Auch die Zahl der auswärtigen Theilnehmer an den 36ſtü indlichen Beobachtungen der Herſchelſſchen Termine alle Vierteljahre erfreut ſich einer Vermehrung durch Herrn Dr. Warnstorff, Lehrer am Progymnaſio zu Harburg, und zwar durch das Intereſſe, welches Herr Director Karmarſch zu Hannover an unſern Beſtrebungen nimmt. Sobald die fortwährende Verarbeitung der rückſtändigen, wie der laufenden Beob— achtungen vollſtändig geſichert erſcheint (ein Zeitpunkt, der hoffentlich ſchon im Laufe des bevorſtehenden Jahres eintreten wird), darf, kann und wird die Section auch daran den— ken, ihre Geſichtspunkte mit ſchon zugeſagter Hülfe ihrer hieſigen Mitglieder auch auf andere Gegenſtände ihres Bereichs auszudehnen und ſich wieder regelmäßig zu ver- ſammeln. Die medieiniſche Section ſah, nach dem Berichte des Profeſſor Dr. Barkow, mit Bedauern beim Beginn dieſes Jahres ihren bisherigen Secretair von der Leitung ihrer Geſchäfte ſcheiden. Herr Hof— rath Dr. Borkheim hat jedoch der Section ſeine Liebe bewahrt, und dieſe durch rege Theilnahme an ihren Verhandlungen zu erkennen gegeben. Zwölfmal verſammelte ſich die Section im Laufe des Jahres. Die gehaltenen Vorträge erſtreckten ſich über alle wichtigeren Theile der Medicin, beſtanden theils in kritiſcher Würdigung mediciniſcher Schriften, theils in Mittheilung ein⸗ zelner Beobachtungen, oder in größeren zuſammenhängenden Arbeiten, und wurden dort, wo es die Natur der Sache mit ſich führte, durch Abbildungen oder Präparate erläutert. Gehalten wurden fie von den Herren: Sanitäts-Rath Dr. Preiß, Geheim-Rath Dr. Zemplin, Dr. Neumann, Hofrath Dr. Burchhardt, Profeſſor Dr. Henſchel, Dr. Krauß, Dr. Grätzer, Medicinal-Rath Dr. Ebers, Hofrath Dr. Weidner, —̃ ——— Dr. Lüdicke, Dr. Grötzner, Dr. Krocker jun., Neeſeler Dr. Göppert, Dr. Krocker sen. und dem Herrn Secretair der Section. br N Die öEonomifche Section aur hat nach dem Berichte ihres Secretairs, des Herrn Geh. Hofraths Prof. Dr. Weber, in dem bald abgelaufenen Jahre neun Sitzungen gehalten, die indeß leider meiſtens ſehr wenig beſucht waren. Die Hauptgegenſtände, die zum Vortrage und zur Berathung kamen, waren die, ſowohl von Seiten des Königl. Landes-Oekonomie-Kollegii, als von Seiten des ſchleſiſchen landwirthſchaftlichen Centralvereins an die Section ergangenen, Mittheilungen, welche erſtere beſonders die für die auf verſchiedene Art und Weiſe zu be⸗ wirkende Verbeſſerung der Landwirthſchaft überhaupt zu machenden Vorſchläge betrafen, wenn die letzteren, neben dieſen, theils beſonders die in Schleſien zu errichtende Provinzial⸗ Hagelſchaden-Aſſekuranz-Geſellſchaft, und das für fie zu entwerfende und ſpäter wirklich entworfene Statut, theils die Maaßregeln für Verbeſſerung des ſchleſiſchen Flachsbaues, und in specie die Errichtung einer Flachs⸗ ⸗Bau⸗ und Bereitungs-Unterrichts-Anſtalt in Simmenau angingen, die auch bereits in dieſem Sommer angelegt und von einem Herrn Rufin, der den belgiſchen Flachsbau an Ort und Stelle genau kennen gelernt hat, mit dem beſten Erfolge zur Ausführung gekommen iſt, theils ferner die Anlegung ländlicher Sparkaſſen, und endlich die im künftigen Jahre hier in Breslau zu haltende Verſamm⸗ lung deutſcher Land- und Forſtwirthe betrafen. In Betreff des erſteren, ſehr wichtigen Gegenſtandes wurden vom Herrn Grafen Pfeil höchſt intereſſante Tabellen über die ſeit den letzten zehn Jahren von der Provinz Schleſien erlittenen Hagelſchäden, die Zahl der verſichert geweſenen Morgen und den Betrag der dafür bezogenen Entſchädigungen, und dabei auch höchſt ſchätzbare und gründliche Berechnungen über die bei einer projectirten Provinzial-Aſſekuranz wahrſcheinlich zu ent- richtenden, gegen die bei gewöhnlichen Hagel Aſſekuranz⸗Anſtalten, a unbedeutend geringeren Beiträge mitgetheilt. Außerdem wurden über verſchiedene Gegenstände der praktischen Wirthſchaſt Unter⸗ haltungen gepflogen; und an Modellen wurden aus der Sammlung der Königl. Uni: verſität zehn Stück, die mehrſten aus Hohenheim verſchrieben, vorgezeigt, unter welchen ſich beſonders die Albanſche Säemaſchine, und die Pörtneriſche Gypsſtreumaſchine, beide aus Mecklenburg, als ganz neue und vorzügliche Erfindungen auszeichnen. Von den 33 ökonomiſchen und patriotiſchen Geſellſchaften und landwirthſchaft⸗ lichen Vereinen, von denen 18 im Inlande und 15 im Auslande find, (nämlich zu Dresden, Roſtock, zwei zu Wien, Prag, Brünn, Innsbruck, zwei zu Hannover, zu Celle, Kaſſel, München, Karlsruhe, Stuttgart, Deſſau), hat die Section regelmäßig die neueſten Hefte ihrer Verhandlungen und Schriften ferner, wie ſonſt, zugeſchickt erhal⸗ ten, und ihnen dagegen die Geſammt⸗Ueberſicht der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterlän⸗ 9 diſche Kultur zugeſendet, dafür ſehr freundliche Dankſchreiben erhalten, und dieſelben in gleicher Art erwiedert. Auszüge aus den Berichten über die Verhandlungen der Sitzungen enthält wieder die Leipziger landwirthſchaftliche Zeitung, herausgegeben vom Profeſſor Moritz Ba er in Leipzig. Nach Anzeige des- Seminar⸗Oberlehrers Herrn Scholz hat die pädagogiſche Seetion im Jahre 1844 eilf Verſammlungen gehalten. In dieſen Verſammlungen wurden folgende Themata behandelt: 1) Herr Lehrer Stütze theilte drei Briefe eines pſeudonymen Gotthelf mit, in wel— chen gezeigt wurde, „wie die große Stadtgemeine zu N. das Schul- und Erzie- hungsweſen zu heben ſuche.“ 2) Herr Lehrer Letzner referirte über die Fortſetzung feiner im Jahre 1843 unter⸗ nommenen „Reiſe nach Venedig und einen Theil der Lombardei.“ 3) und 4) Herr Prediger Dr. Ramtour hielt einen Vortrag über Comenius: » magna didactica,“ in zwei Verſammlungen. | 5), 6) und 7) Herr Privatlehrer Heinzelmann aus Nordhauſen las zunächſt über „die Farben, als Unterrichtsgegenſtand,“ dann über „den kürzeſten Weg zu den gründlichſten Kenntniſſen.“ 8) Herr Redacteur Nowack theilte aus einem für das Provinzialblatt beſtimmten Manuſcripte des Herrn Lehrers Gir wert in Eichberg: „Einiges über die Er— richtung von Bibliotheken für die Dorfbewohner“ mit. 9) Herr Prorector Kleinert erzählte ſeine „Beobachtungen und Bemer— kungen über Schweden und Norwegen,“ wohin er im Sommer des Jahres eine kurze Reiſe unternommen hatte. 10) Der Secretair der Section, Seminar-Oberlehrer Scholz, berichtete über das „Schulweſen in Böhmen“ aus der Schrift: „Skizzen böhmiſcher Kulturbilder,“ Leipzig, Otto Wigand, 1844. 11) Herr Seminarlehrer Löſchke las ein Bruchſtück aus ſeinem Manuſcripte: „über den Religionsunterricht in Schulen im 16. Jahrhundert.“ Eine weitere Ausführung dieſer Vorträge iſt weiter unten zu finden. Von dem Herrn Geheimen Archivrathe Profeſſor Dr. Stenzel, Secretair der hi— ſtoriſchen Section, iſt folgender Bericht eingegangen: Die hiſtoriſche Seetion versammelt ſich in dieſem Jahre zwölf Mal. — Vorträge hielten: 1) Herr Profeſſor Dr. Guh rauer: Ueber Leibnitzens nachgelaſſenes Werk: Annales imperii Bruns vicenses. | * 2 10 2) Herr Oberſtlieutenant v. Hülſen: Ueber die Möglichkeit eines Vordringens der Kuffen zu Lande nach Dünne 3) Herr Präſident Hundrich: Ueber die nicht-deutſchen Bewohner Schleſiens. 4) Herr Profeſſor Dr. Kuniſch: Ueber die Geſchichte des königlichen Friedrichs-Gymnaſiums zu Breslau. 5) Herr Konſiſtorialrath Menzel: a. b. Ueber die deutſchen Reichs- und Religions-Verhältniſſe nach den beiden erſten ſchleſiſchen Kriegen. c. Ueber die Kapitulation der ſächſiſchen Armee bei Pirna am 15. Oktober 1756 und die nachherigen Maaßregeln Friedrichs II. in Sachſen. d. Ueber die Theilnahme Friedrichs des Großen an der Wiederherſtellung der landſtändiſchen Verfaſſung in Würtemberg unter dem Herzoge Karl Eugen. 6) Der Seecreitair: a. Ueber die Schlacht bei Czaslau (Chotuſitz) und die e Präliminarien zu Breslau 1742. b. c. Ueber den Zuſtand der Stadt Breslau von 1458 bis 1526, aus dem noch ungedruckten Bande von Kloſe's Geſchichte Breslau's. d. Ueber die Streitigkeiten zwiſchen dem Biſchofe Thomas II. und dem Herzoge Heinrich IV. von Breslau. Mach ungedruckten Urkunden.) * Ueber die diesjährige Thätigkeit der Abtheilung für die Kunſt berichten die Secretaire dieſer Section, Herr Medicinalrath Dr. Ebers und Herr Pro: feſſor Dr. Kahlert Folgendes: Das abgelaufene Jahr, in welchem eine Kunſt-Ausſtellung nicht ſtattgefunden, hat über die Thätigkeit der Kunſt-Section auch wenig zu berichten, und ſogar manches Un— erfreuliche mitzutheilen. Die Wichtigkeit, welche unſere Kunſt-Ausſtellungen im Verlaufe der Jahre erlangt, und die große Anzahl der für dieſelben eingeſendeten Gegenſtände, haben dieſem Unterneh— men eine ganz andere Richtung gegeben, als es früher vorauszuſehen war. Für die all⸗ gemeine Geſellſchaft hat ſich allerdings fortdauernd der Vortheil herausgeſtellt, daß durch die Ueberweiſung des Fünftheils der Brutto-Einnahme ein nicht unbedeutender Theil der Miethe gedeckt worden iſt, für die Kaſſe der Kunſt-Section dagegen der Nachtheil, daß ſie ihre geringen Fonds hat angreifen müſſen, um ein Deficit, welches ſich zwiſchen der Einnahme und Ausgabe ergab, zu decken. Es haben ſich nämlich alle Koſten der Ausſtellungen ſo geſteigert, daß ſie durch die gewöhnlichen Einnahmen nicht haben beherrſcht werden können, und es ſcheint, daß, wenn 11 die Theilnahme für unſer Unternehmen ſich nicht ſteigern ſollte, entweder der Antheil der Einnahme, welchen bisher die Geſellſchaft bezogen, verringert, und dieſe alſo in ihren nothwendigen Einnahmen beſchränkt werden muß, oder daß man ſonſt ein Auskunftsmittel fände, welches das Ebenmaaß herzuſtellen, im Stande wäre. Der Nachtheil, daß unſere Ausſtellungen uns nicht erlauben, mit größerer Thätigkeit einzuſchreiten, liegt — außer den vermehrten Koſten — beſonders in der Abgabe des Fünftheils der Brutto-Einnahme. Breslau entbehrt an ſich eines Ausſtellungs-Lokales, und die ſchleſiſche Geſellſchaft würde eines ſo großen Lokales, wie das gegenwärtige, kaum bedürfen, wäre nicht von vorn herein auf die Kunſt-Ausſtellung Bedacht genommen worden. Andere Kunſtvereine dagegen erfreuen ſich des Vortheils koſtenfreier Lokalitäten und außerdem noch eines an— deren: daß die Kunſt-Vereine die Ausſtellungen beſorgen und Gewinn und Schaden tragen, während unſere Ausſtellung ausſchließlich ſich auf die Eintrittsgebühren ſtützen muß, und keinen andern Quell der Einnahme beſitzt. — Alle dieſe Nachtheile ſind in dieſem Jahre Gegenſtand ſehr ernſter Erwägungen geworden, und das Präſidium der ſchleſiſchen vaterländiſchen Geſellſchaft hat die Fragen: ob eine Vereinigung der Ausſtellung mit dem ſchleſi ſchen Kunſt⸗- Vereine derzeit nothwendig oder wünſchenswerth? und ob das Fünftheil der Brutto-Einnahme nicht in ein Bauſchquantum nach einer . Durchſchnitts-Berechnung umzuwandeln ſein dürfte? in einer Konferenz am 22. März genau erwogen, und man hat vorläufig beſchloſſen, das Deficit dieſesmal noch aus den Fonds der Kunſtkaſſe zu decken, und die nächſte Aus— ſtellung als maaßgebend für künftige Ausſtellungen zu betrachten. Es wurde — nicht ohne Grund — in Erwägung gezogen, daß die früher von der Kunſt⸗Abtheilung geſammelten Gelder als Ueberſchüſſe zu betrachten ſeien, welche in Zei— ten des Mangels für dieſelben Verhältniſſe zu verwenden wären, aus denen der Gewinn entſtanden, und daß die allgemeine Geſellſchaft nur dann erſt in's Mittel zu treten ſich veranlaßt finden könne, wenn jene Ueberſchüſſe abſorbirt ſein würden. Wenn nun hier— gegen ſich nichts mit Recht einwenden ließe, ſo iſt doch zu bemerken, daß jene Fonds in früherer Zeit, als noch die Kunſt-Ausſtellungen ſehr einfach waren und wenig Koſten veranlaßten, geſammelt worden ſind, und daß bereits im Jahre 1829 die Kunſt-Section eine bedeutende Summe auf Erwerbung von Kunſtgegenſtänden verwendet hatte, und damals ſchon die Fonds angreifen mußte, damals, als es gegolten, die Ausſtellun— gen der ſchleſiſchen Geſellſchaft zu erhalten; daß ähnliche Fälle wieder eintreten können, und daß es dann an Mitteln fehlen würde, irgend einem unvorhergeſehenen Falle zu be— gegnen; endlich iſt auch nicht zu überſehen, daß aus den Zinſen jener Fonds allein es möglich geweſen iſt, manches ſchöne und werthvolle Werk über Kunſt anzuſchaffen, was ſpäter unmöglich werden wird. Der wichtige Umſtand, daß die Kunſt-Section die Aus— | 2* 12 ſtellungen im Verein mit dem Breslau’fhen Künftler- Verein zuſammen und auf gleichen Nutzen und Gefahr unternommen, mithin der letztgenannte Verein unſeren Verluſt ge⸗ meinſchaftlich zu tragen verpflichtet ſei, erhielt ſeine nothwendige Erledigung dadurch, daß, da der Künſtler-Verein durchaus ſich ohne alle Fonds befand und blos als ein geſelliger Kreis zu betrachten, es unmöglich wäre, eine namhafte Summe von demſelben zu ent⸗ nehmen. Es wurde alſo feſtgeſtellt: daß, im Fall künftige Ausſtellungen einen Gewinn abwerfen ſollten, dieſer aus⸗ ſchließlich zur Deckung des gegenwärtigen Deficits ſo lange verwendet werde, bis daſſelbe ausgeglichen ſein würde, und ſo lange, bis das erfüllt, der Künſtler⸗ Verein auf jeden Antheil am Gewinn verzichten müſſe. | Aber diefer traurigen Erfahrungen ungeachtet, wurde doch die Ausſtellung für das Jahr 1845 vorbereitet, und unſer Mitglied Herr Profeſſor Dr. Kahlert hat ſich wie⸗ der der Mühwaltung unterzogen, der Konferenz der Deputirten für die Kunſt-Vereine diesſeits der Elbe, welche zu Berlin am 10. Oktober ſtattgefunden hat, beizuwohnen und unſere Angelegenheiten bei derſelben wahrzunehmen. In dem getroffenen Abkommen wurde Herr Stadtrath Degen zu Königsberg wie— der zum General-Geſchäftsführer gewählt, und die Grundſätze, welche bisher als leitende gegolten, auf's Neue feſtgeſtellt. Der eine ſchwierige Punkt: — der Theilung der Ausſtellung in zwei Hälften, — war für unſern Platz aus dem Grunde nicht zu beſeitigen, weil die Räumlichkeit zur Aus⸗ ſtellung in Stettin nicht geſtattet, ſämmtliche Kunſtſachen auf einmal auszuſtellen. Stettin hat ſich indeſſen verpflichtet, die werthvollſten Sachen zu der erſten Serie der hier aufzu— ſtellenden Kunſtgegenſtände herzuſenden, damit unſere Freunde in der Provinz von der Ausſtellung den möglichſt größten Gewinn ziehen möchten. g Für Breslau iſt der Anfang und Verlauf der Ausſtellungen wie folgt feſtgeſetzt: Erſte Hälfte, Ankunft der Bilder: 15. Mai. Anfang der Ausſtellung: 19. Mai. Schluß der erſten Hälfte: 8. Juni. Abgang nach Poſen: 13. Juni. — Zweite Hälfte, Ankunft der Bilder: 1. Juni. Anfang der Ausſtellung: 5. Juni. Schluß der zweiten Hälfte: 1. Juli. Abgang nach Poſen: 6. Juli. Die Ausgleichung der gegenſeitigen finanziellen Anſprüche für die nächſte Ausſtellung muß bis zum 1. Januar 1846 erfolgen. Die zur Prüfung der von Berlin aus in Umlauf gebrachten Bilder niederzuſetzende Kommiſſion ſoll auch für die neue Etatszeit beſtehen, und zwar aus dem Herrn Bau— Inſpektor Stein, Herrn Maler Hinze und Herrn Kunſthändler Reimarus. Cursbilder, vorzugsweiſe hiſtoriſche, zu beſchaffen und allen Vereinen zur Anſicht zu ſenden, iſt ferner Pflicht jedes Vereins, dagegen iſt die Modalität der Anſchaffung jedem einzelnen zu überlaſſen. Beſtellungen bei talentvollen Künſtlern wurde als wünſchens⸗ werth ausgeſprochen. — Für eine reiche Ausſtattung der nächſten Ausſtellung iſt ſowohl von dem Herrn General-Geſchäftsführer, als unſerer Seits Sorge getragen worden. 13 Neberficht deer Einnahme und Ausgabe bei der Kunſt⸗ Austellung im Jahre 1843. Einnahme.] Ausgabe. Einnahme. KEG | FE Gr Pr Für Einlaß und verkaufte Verzeihniffe-.......:- 1942 20 — Ausgabe. ad Tit. I. an die allgemeine Kaffe der ſchleſiſchen Geſellſchaft ein Fünftel zur Miethhe . 4 38816— II. für Druckkoſten und Inſertionsgebühren . 15726 3 „ III. für Fracht⸗ und Transportkoſten o. ea e „ IV. für techniſche Arbeiten . „ V. für Aufſicht, Bedienung und Kaſſen⸗ 9 C ...1:.1..1 2111241 Reet. ee „ VII. für Aſſekuranz, Honorare, zur Ausglei⸗ chungsrechnung (384 rthl. 26 far. 7 pf.) . . 405312 1 7 PIE Tr pinie ER a a 3 3 6 „ IX. für Extraordinari gaga eg Summa 1942 20.— 2166018 5 Gleichung. Ausgabe . . . 2166 rthlr. 18 ſgr. 3 pf. Einnahme.. . . 1942 rthlr. 20 ſgr. - pf. Bleiben Minus 223 rthlr. 28 ſgr. 5 pf. welche aus der Kaffe der Kunit- Section bezahlt worden find mitt. 223.28 5 | Summa 2166018 5.216618 5 Aus dieſer Ueberſicht ergiebt ſich, daß am Schluſſe der Ausſtellung und nach Be⸗ zahlung aller Unkoſten ein Kaſſen⸗Ueberſchuß von 160 Rthlrn. 28 Sgr. 2 Pf. geblieben iſt. 14 Nach der Ausgleihungs- Rechnung mit ſämmtlichen uns verbundenen Vereinen aber hat ſich ergeben, daß unſer Verein zur Kompenſirung der Geſammt⸗ Ausgaben und nach der Rechnunglegung unſers General-Geſchäftsführers eine Summe von 384 Rthlrn. 26 Sgr. 7 Pf. nachzuzahlen verpflichtet war, woraus hervorgeht, daß ſich ein Minus von 223 Rthlrn. 28 Sgr. 5 Pf. herausſtellte; welches auf die Eingangs angeführte Art aus den Fonds der Kunſt-Abtheilung gedeckt werden muß. Hiernach hat ſich (efr. der vorjährige Kaſſenbericht) das Kapital der Kunſt-Abthei⸗ lung bis auf 600 Rthlr. in Effekten und 32 Rthlr. 1 Sgr. 11 Pf. baar vermindert. Von dem Secretair der techniſchen Section, Herrn Director Gebauer, iſt folgender Bericht eingereicht worden: Die Section hielt im Laufe des Jahres zehn Verſammlungen, in welchen folgende Vorträge gehalten wurden: 1) Vom Herrn Dr. Kopiſch: Ueber die Runen⸗Schrift auf den Löwen zu Venedig. 2) Vom Herrn Dr. Duflos drei Vorträge: a. Ueber die im Handel vorkommen⸗ den giftigen Malerfarben, ihre ungeſetzliche Anwendung und die Mittel ihrer Erkennung. b. Ueber die Prüfung der Pottaſche und Soda zu techniſchen Zwecken. c. Ueber den Urſprung des Stickſtoffs in den Pflanzen mit Bezug auf die neueſten Verſuche von Mulder. 3) Vom Herrn Oberlehrer Dr. Sondhaus: Ueber Einrichtung und Wirkung der Feuerſpritzen von Repſold. 4) Vom Herrn Univerſitäts-Mechanikus Pinzger: Ueber ein eigenthümliches Spritzenmodell und ſeine Verwendung als Pumpe. f 5) Von dem Secretair der Section: a. Ueber Vergoldung mit Bezugnahme auf die neueſten Mittheilungen von Becquerel. b. Beleuchtung einiger der preußiſchen Rentenverſicherungs-Anſtalt gemachten Entgegnungen. C. Ueber das Ueberzie— hen des Eiſens mit Meſſing auf galvaniſchem Wege. d. Ueber eine neue, von Selligue in Vorſchlag gebrachte bewegende Kraft. e. Ueber die Einrichtung und Wirkungsweiſe der neueſten Lokomotiven von Stephenſon, mit veränder⸗ licher Expanſion des Dampfes. Die muſikaliſche Seetion hat ſich, nach Mittheilung ihres Secretairs, des Herrn Muſikdirectors Moſewius, im laufenden Jahre fünfmal verſammelt. In der erſten Sitzung, am 2. April 1844, ſtattete Herr Prof. Dr. Kahlert Bericht über eine in Rußland erſchienene neue Biographie Mozart's von Alexander Ouli⸗ biſcheff ab (1843 in Moskau in franzöſiſcher Sprache erſchienen), einem höchſt intereſ— 15 fanten Werke, deſſen Uebertragung in's Deutſche Herr Profeſſor K. ſehr anempfiehlt. Der mit dem Inhalte und dem Style des Werkes durch Auszüge aus ihm bekannt ma⸗ chende Aufſatz iſt ſpäter in der Leipziger allgemeinen muſikaliſchen Zeitung abgedruckt n. — i Die zweite Sitzung hatte am 7. Mai ſtatt. Der Secretair der Section trug eine Abhandlung über Sebaſtian Bach's Choral-Geſänge und Kantaten vor, in welcher er den Werth, ſo den muſikaliſchen, als den kirchlichen, derſelben nachwies, die Trefflich⸗ keit ihres Inhaltes mit Beiſpielen belegte und zum Studium derſelben, wie zu ihrer wei⸗ teren Verbreitung und Wiedereinführung in der Kirche, als ihrer eigentlichen Heimath, aufforderte. — Die Abhandlung iſt in der Leipziger allgemeinen muſikaliſchen Zeitung abgedruckt worden, und erſcheint zu Oſtern bei Suttentag zu Berlin, mit Beiſpielen in erweitertem Umfange. In der dritten Sitzung, am 6. Juli, hielt Herr Obriſtlieutenant Dr. von Strang einen Vortrag: Ueber den Zuſtand der Muſik zu Anfange des 19ten Jahr— hunderts in Berlin, durch Berichte über Opern und Theater daſelbſt dargelegt. — Der Bericht über die Konzerte in jener Zeit bleibt einer der nächſten Sitzungen aufbewahrt. | In der vierten Sitzung, am 22. Oktober, hielt Herr Seminarlehrer Richter einen intereſſanten Vortrag: „Ueber den deutſchen Volksgeſang als Grundlage des evangeliſchen Kirchengeſanges,“ nach v. Winterfeld's über dieſen Gegenſtand geſchriebe— nen größeren Werke. Es wurden die älteren Kirchenlieder, welche aus Volksgeſängen in die Kirche übergegangen, nachgewieſen und alle dahin gehörigen Sammlungen benannt und mit einander verglichen. — Da der Vortrag in dieſer Sitzung nur bis zu ſeiner Hälfte vorſchreiten konnte, ſo wurde eine beſondere fünfte Sitzung, am 29. Oktober 1844, anberaumt, und der Vortrag darin beendet. — Das Präſidium der Geſellſchaft hat ſich in dieſem Jahre zur Erledigung der laufenden Geſchäfte fünf Mal verſammelt. Es hat daſſelbe für rathſam erachtet, unſer Mobiliar, die Bibliotheken und die Gemälde: ſammlungen gegen Feuersgefahr zu verſichern, welches bei der Colonia geſchehen iſt. Was für Erhaltung der Bibliotheken und für Erleichterung ihrer Benutzung veranſtaltet worden, deſſen iſt bereits oben gedacht. Die Jahresrechnung pro 1843 iſt mit vorzüg⸗ licher Sorgfalt und Klarheit gelegt und ſodann gehörig abgenommen und nach Befund der Richtigkeit dechargirt worden. Ueber den gegenwärtigen Kaſſen- und Vermögens⸗ Zuſtand der Geſellſchaft haben die Herren Kaſſen-Directoren Stadtrath Scholz und Kaufmann Liebich folgende Ueberſicht mitgetheilt: Kaſſen⸗Abſchluß der ſchleſiſchen Geſellſchaft füh N N Sit eingekommen. Soll⸗ Einkommen. 2 W 1 1 Allgemeine Kaffe. | I 1 Baar. . Gr Fl Beftand aus dem vorigen Jahre nach dem vollſtändigen Ab⸗ eee e ſchluſſe der Rechnung für 1843: in Staatsſchuldſcheine rns. . . 3850 Rthlr. in Poſener Pfandbrief-Antheill gd. 250 - in zwei Seehandlungd=Prämien= Scheinen . 100 4200 bänr J VOR RETTET . DIRT ....] 56211811 Einnahmen. >0I—1—| An Reſten, rückſtändige Beiträge -»-.-unseenerenennenn * 9 — „(41 Rthlr. durch Präſidial⸗Beſchluß niedergeſchlagen.) 152122] 6] An Zinſen von Effecten: von 3850 rthl. Staatsſchuldſcheinen a 370 134rthl. 2259. rf von 450rthl. Poſener Pfandbriefen a4), 18 = 22 1113.—[—]An halbjährigen Beiträgen von einheimiſchen Mitgliedern: | pro Termin Sohanni ..... 187 à 3 rthle. 61 rthlr. pro Termin Weihnachten ... 175 a 3 rthlr. 525 . 41086— (27 rthlr. an Reſten verblieben.) 346 hn An halbjährigen Beiträgen von auswärtigen Mitgliedern: pro Termin Johann 86 à Arthlr. 172 rthlr. | | pro Termin Weihnachten ... 85 a 2rthlr. 1710⁊ũü⸗ũ% . 342I— (4 rthlr. an Reſten verblieben.) | 21I—|—| An Eintrittsgebühren von 7 neu aufgenommenen Mitgliedern... 21 — An außergewöhnlichen Einnahmen: 5 | für ein verkauftes Exemplar der kupfernen Medaille. — 20 Vergütung für Beheizung und Beleuchtung eines von der kauf— | männiſchen Geſellſchaft benutzten Zimmers 1— Von der Kunſtſection, gegen derſelben baar gezahlte 200 rthlr. überlaſſener Antheil an dem Poſener Pfandbriefe von.. . 200 —|- | 4400]21|75 1 Sceparat- Fond der techniſchen Section. | | Beſtand aus der Rechnung von 1845 ....:crcesrruneen. —ı 921 Einnahme. Beitrag von dem Königl. Miniſterium der Finanze: | pro 1844 und 18485 men — 100 — aterländiſche Kultur für das Jahr 1844. Ausgaben⸗ Etat. * Gr Fr Iſt verausgabt. 11 Allgemeine gaſſer o dH nd Meet Ausgaben. Ia. e Gr . . I. Miethe 1 (j 9726767724 „ — ST 700 — — II. Honorar dem Präfecte n — 80 .ß— — indes Dem Kat ens — 231 .— — een hg . es cas enaa neun. — 3— — Heizung . nnch l 1 534 6| 8 din „ . e BE — | 32/20) 9 „ VIII. Unterhaltung der Mobilien 0 . 6 — 100 3I— „ IX. Schreibmaterialien (für 1844 und 1845 5 — — 2 — | 4028| — „ L. Zeige Unnonir. » 2. ins . aeg — 34189 „ NMI. Huter enn. „ „ — 48228 6 e ep ananane ne — 16022 2 pat ⸗Pegkura und Porto „ . — 24119 — „ XIV. Kleine Ausgaben „ be MA N an — 1116 3 „ XV. Unvorhergeſehene Faͤlle „0 „ ee nec nor — 1110280 3 „ XVI. Naturwiſſenſchaftliche Section. ñnn nn. — 39 71 — „XVII. Entomologiſche Section —y[p— 4 | 20 — — Bibliothek b e,, r | 1964|17] 7 An die Kunſtſection, gegen überlaſſenen Antheil von 200 rthlr. an dem Poſener Pfandbriefe, baar gezahltõ⸗eᷣ TDT“ )“... 200 — verbleibt Beſtand ese e ed dd t e 4400 10.1310 4400[2175] 1] 5 Stparaf- Fond der £echnifchen Becken, Ausgaben. * Für techniſche Journale, dem Buchbinder und Colporteur — 3422 6 , e — 3 27.— Für Zeitungs-Inſerate RR —yͤ— 4 — 9 — — . | | — | 67/19 Verbleibt Beſtannd einm enn 124112 — * — 1157 IU 192 1] 6 3 ee El m — — — — — * — 5 —— u — + Kaſſen⸗ Abschluß der ſehleſiſehen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur für das Jahr 1844. Separat -Fond der Aunft- Section. Effecten. Baar. Beſtand aus vorjähriger Rechnet FU ee e 84) Daa 4 nenn nit — — 4 * 77 310 2) in Effecten, als: Antheil an einem Posener Pfandbriefe 750 rthlr. . ein Seehandlungs-Prämienſchein 50 = 800— — —— Einnahmen. Von der allgemeinen Kaſſe, gegen überlaſſenen Antheil von 200 Thalern an dem N 0 8 baar em⸗ Pfan gen rn an IT eee — . . 4200 — — Zinſen von 550 Thalern Poſener Drang? a 4 Procent 8 pro annỹẽęʒZmP·· fr 22 I — Ausgaben. Der auge Kaffe, gegen vorſtehende Baarzahlung, überlaſſener Antheil an dem Poſener Pfandbriefe von 200— — —— Baarſendungen an die Kunſt-Vereine in Poſen und Kö— nigs bern — /—[221 — 5 Porto für dieſe aan 3 e 28 Kopialieh 7 Une nden 7.98 ii 123] 6 Puttrich's Denkmahle der Baukunst, 9 Hefte, . 1 — BE 18 — — Trachten des chriſtlichen Mittelalters, 5 . — 23 10 — * 200 — 267 Verbleibt Beftand ........ SEEN? 600 — 3 184 1111 —.— 299 | 3110 Die derzeitigen Kaſſirer der Geſellſchaft: 2 Scholtz. G. Liebich. — 9 — In dem Status — 8 cala . ſich r Veränderun⸗ gen zugetragen: Sieben wirkliche chemische Mitglieder ſind de Befeihaft „eee als: e Herr Kaufmann L. enk 2) — Jiauſtizrath Gräff. | 3) — Apotheker Hübner. 4) — Apotheker Huguenel. 5) — Apotheker Laube. 6) — General⸗ Landſchafts⸗ Repräſentant Graf r v. Pückler. 7) — Dr. philos. Schneider. Als Ehrenmitglied wurde aufgenommen: Herr Graf Eduard Sabine, Vice-Präſident der Königlichen Geſellſchaft zu London. Zu korreſpondirenden Mitgliedern wurden ernannt: 1) Herr Dr. phil. Bey rich, zu Berlin. 2) — Profeſſor Dr. Böhm, zu Innsbruck. 3) — Ober-Medicinalrath Dr. v. Franqué, zu Wiesbaden. 4) — Dr. phil. Geinitz, zu Dresden. | - 5) — Heis, Lehrer an der höhern Bürgerſchule zu Aachen. 6) — Dr. med. Koch, zu Wien. 7) — v. Rath, Königl. Würtembergiſcher Hauptmann, in Ulm. 8) — Profeſſor Dr. Schrön, zu Jena. 9) — Apotheker Schulz, zu Myslowitz. 10) — Dr. Thielmann, Kaiſerl. Ruſſ. Hofrath und Ober-Arzt des Peter-Paul-Hoſpitals zu St. Petersburg. 11) — Profeſſor Dr. Thomä, zu Wiesbaden. * — den uw verlor die Geſellſchaft: A. Wirkliche anheim Mitglieder: ie 1) Herrn Kaufmann Döring. 2) — Curatus Lange. Hi 3) — Kaufmann Arnold eaſcwit, 4) — Stadtwundarzt Petzold. | 5) — Lehrer Riedel. 6) — General-Landſchafts⸗ Repräsentanten Baron v. be — BD — B. Wirkliches auswärtiges Mitglied: Herrn Dr. med. Hancke, Badearzt in Langenau bei Glatz. C. Ehrenmitglieder: u 1) Herrn Hofrath Dr. Hausleutner, erſten Badearzt zu Warmbrunn. 2) — Hofrath Dr. Wirer, Ritter v. Rettenbach, Leibarzt und Prä⸗ ſident der Geſellſchaft der Aerzte zu Wien. D. Korreſpondirendes Mitglied: Herrn Profeſſor Dr. med. Richter, zu Wiesbaden. Das Verzeichniß der Geſchenke, welche im Laufe des zu Ende gehenden Jahres un— ſerer Geſellſchaft zugekommen ſind, iſt im nachſtehenden, vom Cuſtos unſerer Bibliotheken, dem Herrn Lehrer Schummel, eingereichten Berichte enthalten. Zuwachs der Bibliotheken und Auſeen. Die Bibliotheken haben im Jahre 1844 einen Zuwachs von 275 Nummern erhal⸗ ten, wovon 167 der ſchleſiſchen Bibliothek, 108 aber der allgemeinen Bibliothek ange⸗ hören. Auch die Muſeen haben einigen Zuwachs von Gypsabgüſſen, Münzen, Bildniſſen und getrockneten Pflanzen erhalten. Die Namen der Behörden, Geſellſchaften, Vereine und einzelnen Geſchenkgeber, denen die obgedachten Sammlungen dieſen Zuwachs verdan— ken, ſind, mit beigefügter Zahl der von denſelben geſchenkten Bücher u. ſ. w., folgende, und zwar: A. Bei der ſchleſiſchen Bibliothek. a. Geſellſchaften, Vereine, wiſſenſchaftliche Inſtitute. Der landwirthſchaftliche Centralverein für Schleſien 1 Nr., die ſchleſiſche Blinden⸗ Unterrichts-Anſtalt 1 Nr., der Provinzial-Gewerbeverein 1 Nr., der Gewerbeverein in Grünberg 1 Nr., der ökonomiſche Verein zu Brieg, Steinau u. ſ. w. 1 Nr., die öko⸗ nomiſch⸗patriotiſche Societät der Fürſtenthümer Jauer und Schweidnitz 1 Nr., der land⸗ wirthſchaftliche Verein im Kreuzburger Kreiſe 1 Nr., der landwirthſchaftliche Verein in Liegnitz 1 Nr., der landwirthſchaftliche Verein in Namslau 1 Nr., der landwirthſchaft⸗ liche Verein in Oels 1 Nr., der ſchleſiſche Verein für Pferderennen und Thierſchau 2 Nrn., die Königl. Univerſität zu Breslau 38 Nrn. 21 b. Einzelne Geſchenkgeber. Hr. Lithograph Aßmann 1 Nr., Hr. Prof. Dr. med. Barkow 1 Nr., Hr. Bürgermeiſter Bartſch 1 Nr., Hr. Dr. phil. Beilſchmied in Ohlau 1 Nr., Hr. Redacteur Carlo 1 Nr., Hr. Medicinalrath Dr. Ebers 1 Nr., Hr. Antiquar Ernſt 1 Nr., Hr. Oberlehrer Dr. Francolm 1 Nr., Hr. Lehrer Geppert 1 Nr., Hr. Se minar⸗Director Gerlach 1 Nr., Hr. Prof. Dr. med. Göppert 4 Nrn., Hr. Director Hänifch in Ratibor 1 Nr., Hr. Prediger und Ordinarius Haupt in Görlitz 1 Nr., Hr. Prof. Heimbrod in Gleiwitz 8 Nrn., Hr. Director Dr. Klopſch in Groß-Glogau 1 Nr., Hr. Director Mag. Köhler in Liegnitz 1 Nr., Hr. Prof. Dr. phil. Kries 6 Nrn., Hr. Fabrikant und Kfm. Milde 16 Nrn., Hr. Privatgelehrte Redacteur Nowack 1 Nr., Hr. Director Prof. Petzeld in Neiſſe 2 Nrn., Hr. Rector Prof. Dr. Reiche 1 Nr., Hr. Baron v. Rothkirch auf Schottgau 1 Nr., Hr. Regierungs-Aſſeſſor Schneer 1 Nr., Hr. Dr. phil. Schneider 46 Nrn., Hr. Director Prof. Scholz in Neiffe 1 Nr., Hr. Particulier Stadt 3 Nrn., Hr. General-Landſchafts-Repräſentant Baron v. Stein 1 Nr., Hr. Lehrer Stütze 1 Nr., ein Ungenannter 5 Nrn., Hr. Hofrath Dr. med. Weidner 1 Nr., Hr. Geh. Medicinalrath Prof. Dr. Wendt 3 Nrn., Hr. Director Prof. Wimmer 1 Nr. B. Bei der allgemeinen Bibliothek. a. Geſellſchaften, Vereine, wiſſenſchaftliche Inſtitute. Das Königl. hohe Miniſterium der geiſtlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angele⸗ genheiten zu Berlin 1 Nr., das Königl. Landes-Oekonomie-Kollegium zu Berlin 1 Nr., der Gartenbauverein für Anhalt 1 Nr., der landwirthſchaftliche Verein für das Großher— zogthum Baden 1 Nr., der hiſtoriſche Verein zu Bamberg 1 Nr., die Königl. Baierſche Akademie der Wiſſenſchaften zu München 2 Nrn., der landwirthſchaftliche Verein in Baiern I Nr., der Verein zur Beförderung des Gartenbaues zu Berlin 2 Nrn., die k. k. patriotiſch-ökonomiſche Geſellſchaft in Böhmen 2 Nrn., die Königl. Akademie zu Brüſſel 2 Nrn., die Königl. Geſellſchaft für nordiſche Alterthumskunde zu Kopenhagen 3 Nrn., der Gewerbeverein zu Danzig 1 Nr., die ökonomiſche Geſellſchaft im Königreich Sachſen zu Dresden 1 Nr., der landwirthſchaftliche Centralverein zu Frankfurt a. d. O. 1 Nr., die Geſellſchaft für Phyſik und Naturgeſchichte zu Genf 1 Nr., der naturwiſſenſchaftliche Verein in Hamburg I Nr., der Gartenbauverein zu Hannover 1 Nr., der Gewerbeverein zu Hannover I Nr., der hiſtoriſche Verein für das Großherzogthum Heſſen 1 Nr., der Verein für heſſiſche Geſchichte und Landeskunde 2 Nrn., die Königl. Schleswig-Holſtein⸗ Lauenburgſche Geſellſchaft zu Kiel 1 Nr., der landwirthſchaftliche Verein für Kurheſſen 1 Nr., der landwirthſchaftliche Verein zu Marienwerder 1 Nr., die mecklenburgſche Land- wirthſchafts⸗Geſellſchaft 1 Nr., der Verein für mecklenburgſche Geſchichte und Alter— — BB — thumskunde 1 Nr., der mecklenburgiſch-patriotiſche Verein 1 Nr., die Nathuſius ſche Gewerbe-Anſtalt in Neuhaldensleben 1 Nr., der hiſtoriſche Verein der Oberpfalz 1 Nr., die Geſellſchaft für Geſchichte und Alterthumskunde der ruſſiſchen Oſtſee-Provinzen 1 Nr., die Geſellſchaft für pommerſche Geſchichte und Alterthumskunde 1 Nr., die Königl. preuß. märkiſch⸗ökonomiſche Geſellſchaft zu Potsdam 1 Nr., der landwirthſchaftliche Verein für Rheinpreußen 2 Nrn., der hiſtoriſche Verein für Niederſachſen 2 Nrn., der Verein für Kunſt und Alterthum in Ulm 2 Nrn., die Kaiſerl. Königl. Landwirthſchafts-Geſellſchaft für Tyrol und Vorarlberg 2 Nrn., der Verein für Geſchichte und Alterthumskunde Weſt⸗ phalens 2 Nrn., die weſtphäliſche Geſellſchaft zur Beförderung vaterländiſcher Kultur 1 Nr., die Kaiſerl. Königl. Landwirthſchafts-Geſellſchaft in Wien 1 Nr., die Kaiſerl. Königl. Gartenbau- Geſellſchaft in Wien 1 Nr., der Königl. würtembergſche landwirth⸗ ſchaftliche Verein 1 Nr. * | | Dice b. Einzelne Geſchenkgeber. Hr. Director Dr. H. W. Berend in Berlin 1 Nr., Hr. Dr. K. Bern hardi in Kaſſel 1 Nr., Hr. Prof. Dr. med. Berthold in Göttingen 2 Nrn., Hr. Dr. L. F. Bley in Hannover 1 Nr., Hr. Prof. Dr. J. G. Böhm in Innsbruck 1 Nr., Hr. Director v. Fellenberg in Düſſeldorf 1 Nr., Hr. Ober-Medicinalrath Dr. J. B. v. Franqué in Wiesbaden 1 Nr., Hr. General-Konſul, Geh. Kommerzienrath Hebeler in London 2 Nrn., Hr. Oberlehrer Heis in Aachen 1 Nr., Hr. Prof. Dr. Heſſel in Marburg 1 Nr., Hr. Dr. med. F. Hlawaczek in Carlsbad 2 Nrn., Hr. Wirthſchaftsbeſitzer Hocke in Wien 1 Nr., Hr. Prof. Dr. med. Horaczek in Wien 2 Nrn., Hr. D. med. Kaliſch in Berlin 1 Nr., Hr. Dr. Kaufmann in Bonn 1 Nr., Hr. Dr. med. Ma⸗ giſter Koch in Wien 1 Nr., Hr. Dr. Alexander v. Lengerke, Königl. preuß. Landes⸗ Oekonomie⸗Rath in Berlin, 1 Nr., Hr. Archivar Liſch in Schwerin 1 Nr., Hr. Kunſt⸗ und Handelsgärtner Moſchkowitz in Erfurt 1 Nr., Hr. Dr. J. Müller in Prag 1 Nr., Hr. Kreisphyſikus Dr. Neumann zu Straßburg in Weſtpreußen 1 Nr., Hr. Geh. Medicinal- und Regierungs-Rath Dr. Ollenroth in Bromberg 1 Nr., Hr. ꝛc. Al. Petzholdt in Leipzig 1 Nr., Hr. Kunſt- und Handelsgärtner Platz und Sohn in Erfurt 1 Nr., Hr. Prof. Dr. Radius in Leipzig 2 Nrn., Hr. Eduard Sabine, Vice⸗Präſident der Königl. Societät in London, 4 Nrn., Hr. Freiherr Max. v. Speck⸗ Sternburg in Leipzig 2 Nrn., Hr. Dr. H. Thielmann, Oberarzt des Peter-Paul⸗ Hoſpitals, Kaiſerl. Ruſſ. Hofrath in St. Petersburg, 2 Nrn., Hr. Prof. Dr. med. Valentin in Bern 1 Nr., Hr. Privat-Docent Dr. phil. Wuttke in Leipzig 1 Nr., Hr. Ober⸗ Bergrath Zincellen zu Mägdeſprung im Selkethal 3 Nrn. Gekauft wurden für dieſe Bibliothek die Fortſetzungen von 10 verſchiedenen Werken und außerdem noch drei beſondere Werke. 1 1 Fache ia —— Das Muſeum erhielt: 1) Drei Gypsabgüſſe mit Runen⸗Inſchriften; vom Herrn Dr. Kopiſch in Breslau. l 2) Eine Sammlung getrockneter Pflanzen aus der Umgegend von Wünſchelburg; vom Herrn Apotheker Neumann daſelbſt. 3) Portrait de Jeanne d' Arragon (Lithographie); vom Herrn Max. Speck, Freiherrn v. Sternburg, in Leipzig. 4) Fünf Stück ſchleſiſche Münzen; vom Herrn Geheimen Medicinalrath Pro— feſſor Dr. Wendt. r 1 5) Kunſtblätter, aus dem Chor-Geſtühle im Ulmer Münſter; von dem Verein für Kunſt und Alterthum in Ulm und Oberſchwaben. 6) Bildniß des Herrn Geh. Raths und Prof. Dr. Klug in Berlin (ithogra— phie); vom Herrn Apotheker Gäbel in Breslau. 7) Zwei ſeltnere Pflanzen aus der Umgegend von Grünberg; vom Herrn Apo⸗ theker Weymann in Grünberg. Möge die Geſellſchaft ihre von unſerm würdigen Vice-Präſes, Herrn Rector Dr. Reiche, in feinem lichtvollen Vortrage vom 28. November c. fo treffend bezeichne- ten wichtigen Aufgaben im Intereſſe der Humanität und des Gemeinwohls immer leben— diger erfaſſen und ſolche mit den ihr inwohnenden Kräften immer rüſtiger und allſeitiger der Löſung näher führen! | Hot 24 Jahres- Bericht der mediciniſchen Sectio n. Die erſte Verſammlung der mediciniſchen Section im Jahre 1844, welche am 5. Ja⸗ nuar ſtattfand, eröffnete der Secretair mit einem geſchichtlichen Rückblick auf die Leiſtun⸗ gen der Section in den letzten 14 Jahren. Er hob es hervor, wie groß die Thätigkeit der Mitglieder geweſen ſei, wie die Berichte über die Leiſtungen der Section an Genauig- keit und Umfang zugenommen, durch die Herr Hofrath Dr. Borkheim ſich in der Ge— ſchichte der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur ein unvergängliches ehrenvol⸗ les Denkmal geſetzt hat. Sodann ſprach der Secretair über Divertikelbildung in der Gallenblaſe und Erweiterung der Gallengänge. Die erſteren entſtehen vorzüglich am Fundus der Gallenblaſe, indem einzelne Gallenſteine ſich hierher ſenken und die Gallenblaſe um ſie ſich zuſammenzieht. Der Fundus bildet hier das Divertikel, welches bald durch eine größere, bald durch eine kleinere Mündung mit dem Haupttheil der Blaſe in Verbin⸗ dung ſteht. War die Abſchnürung noch nicht zu einem hohen Grade gelangt, ſo können durch Contraction der Divertikel die Steine in den Haupttheil der Gallenblaſe, aus dieſer durch die Gallengänge in den Darm entleert werden und es bleibt alsdann das leere Di— vertikel zurück. Der Secretair legte eine ſolche Gallenblaſe vor, die am Fundus ein etwa haſelnußgroßes Divertikel zeigte, aber keine Steine mehr enthielt, eine zweite, welche am Fundus ein noch größeres Divertikel hatte, das mittelſt einer, durch Ausdehnung leicht zu erweiternde enge Mündung mit dem Haupttheil der Blaſe in Verbindung ſtand. In letz⸗ terer befanden ſich mehrere kleine Steine; das Divertikel enthielt einen großen und einen kleinen Stein. Ferner zeigte der Secretair die Gallenblaſe nebſt Duetus eysticus, chole- dochus, hepaticus und des letztern Ausbreitung in die Subſtanz der Leber vor, die von zahlreichen Gallenſteinen ſtark erweitert waren. Ein Stein befand ſich gerade im Durch— gange durch die Einmündung des Ductus choledochus in den Darm. Endlich gab der Secretair noch eine kritiſche Beleuchtung der Schrift von Panck: „Entdeckung der orga— niſchen Verbindung zwiſchen Tuba und Eierſtock beim menſchlichen Weibe bald nach der Conception. Leipzig und Dorpat 1843. 8.“ Er ſprach ſeine Verwunderung darüber 25 aus, daß die Schrift geſchrieben und in fo vielen geachteten Zeitfchriften ohne Rüge an— gezeigt werden konnte, da weder ein Beweis, noch überhaupt irgend eine Wahrſcheinlich⸗ keit gegeben worden, daß in dem von Panck beſchriebenen Falle Conception ſtattgefunden habe. Ein Ei wurde nicht gefunden, nach des Referenten Meinung, weil keines dage- weſen, nicht, weil, wie Panck glaubt, es während der Unterſuchung verloren gegangen. Die übrigen, als Folge ſtattgehabter Conception betrachteten Erſcheinungen, gehören zu den gewöhnlichſten und am häufigſten in Leichen junger und alter Perſonen vorkommenden Veränderungen, wie: vermehrte Schleimſecretion, Hydrops Folliculi Graafiani, patholo- giſche Adhäſionen und Vergrößerung des Ovariums. Die Hyperämie war ohne Zweifel eine Hyperaemia mechanica, Folge der Erſtickung. | Herr Sanitäts-Rath Dr. Preiß begann einen Vortrag über den Einfluß, welchen die neueſten Forſchungen im Gebiete der Phyſiologie auf die nähere Kenntniß des Pfort⸗ ader⸗Syſtems im geſunden Zuſtande gehabt, und welche derartige Ergebniſſe es ſind, die beigetragen haben, eine tiefere Einſicht in die Abweichungen des Pfortader-Syſtems vom geſunden Zuſtande zu erlangen. Herr Dr. P. betrachtete zunächſt die äußern Eigenſchaf— ten des friſchen Pfortaderblutes, gab ſodann eine microſcopiſch-mechaniſche und endlich eine chemiſche Analyſe deſſelben, verglich es mit dem Blute der übrigen Venen und der Arterien in Beziehung auf Farbe, Geruch, Geſchmack, ſpecifiſches Gewicht, Gerinnbar— keit, auf Blutkörperchen und Plasma, Placenta, Serum, auf Fäulniß, feſten Rückſtand, auf die Protein⸗ Verbindungen (Fibrin, Albumin, Globulin), die Farbeſtoffe (Haematin, Haemaphaein), auf Fettgehalt überhaupt, und des Serum, Cruors, und der Fibrine insbeſondere, auf Osmazom und auf anorganiſche Stoffe (Salze, Eiſen). Die Fort⸗ ſetzung des ſehr inſtruktiven Vortrages wurde für die nächſte Verſammlung verſprochen. Am 2. Februar machte Herr Geheim-Rath Dr. Zemplin Mittheilungen über die letzte Kurzeit in Salzbrunn, das auch im Jahre 1843 ſeinen europäiſchen Ruf bewährte. Von Rußland bis zur Schweiz, aus der Türkei und aus Norwegen hatten ſich Kranke eingefunden. Die Zahl der Kurgäſte betrug von Anfang des Jahres bis zu Ende Oktobers 1961. Die meiſten derſelben waren, wie gewöhnlich, Lungen- und Luftröhren-Kranke, ein Drittel zugleich unterleibskrank, viele nervenkrank, viele ſcrofulös. Von 8 Blaſen⸗ kranken, die theils an Gries, theils an Blutabgang litten, blieb nur bei Einem die Kur ohne Erfolg. Der günſtige Erfolg der Kur zeigte ſich in allen Lebensaltern, oft unter Umſtänden, unter denen er anfangs kaum noch erwartet werden konnten. Ein 15jähri⸗ ges Mädchen, im hohen Grade ſcrofulös, in ſeiner körperlichen Entwickelung zurückge— halten, von beſtändigen Augenentzündungen in dem Grade heimgeſucht, daß es oft Mo— nate lang des Tageslichtes entbehren mußte, entwickelte ſich nach zweimaligem Beſuche Salzbrunns zur blühenden Jungfrau. Ein 76jähriger Greis, der ſchon zweimal Salz⸗ brunn wegen chroniſchen Schleimhuſtens mit günſtigem Erfolge beſucht hatte, kam, in Folge eines gaſtriſch-nervöſen Fiebers abgezehrt und entkräftet, an heftiger Lungenblen— N 4 * — — norrhoe leidend, zum dritten Male nach Salzbrunn und verließ es neugekräftigt und zus frieden. Eine Frau, die vor 10 Jahren im Sten Monate der Schwangerſchaft, an hef—⸗ tigem Blut- und Schleimhuſten leidend, abgezehrt nach Salzbrunn kam, beſſerte ſich nach dem Gebrauche der Molken mit Salzbrunnen, in ihre Heimath zurückgekehrt, ſo ſehr, daß ſie, obgleich das erſte Kind einige Wochen nach der Geburt ſtarb, ſpäter noch drei geſunde Kinder gebar. Im letzten Winter bekam ſie von Neuem Bluthuſten, kehrte im Sommer nach Salzbrunn zurück und brauchte, wie früher, Molken und Eſelinnenmilch mit dem beſten Erfolge. Als beſonders intereſſant hob Herr Dr. Z. unter dem Bluthuſtern einen Mann hervor, der, ein hoher Vierziger, Sohn hämorrhoidaliſcher Eltern, ſchlanken Kör⸗ perbaues, und einen Color abdominalis zeigend, im vorigen Winter plötzlich von Blutſturz befallen wurde. In Salzbrunn trat ein Gichtanfall ein, der von den Füßen auf die Kniee, dann auf die Muskeln des Rückgraths, ſo zu denen des Arms und zu den Händen überging. Unter Zunahme der Gichtſchmerzen nahm der Huſten ab, der Athem wurde frei, die Stimme voll und ſtark. Nach mehrwöchentlichem Gebrauche des Brunnens und ſonſtiger paſſender therapeutiſcher und diätetiſcher Pflege verließ er Salzbrunn ganz wohlbehalten. An die Erzählung der Krankengeſchichte einer 24jährigen Jüdin, auf deren Lippen und Zunge bei gleichzeitiger hartnäckiger Verſtopfung ſich ſchwarzbraune Borken bildeten, die nach einigem Beſtehen Riſſe bekamen und abfielen, um nach einiger Zeit von andern erſetzt zu werden, knüpfte Herr Dr. Grätzer die Mittheilung einer Beobachtung, die er an einem 23jährigen Manne angeſtellt hatte. Ein Ausſchlag an der Glans penis gab zur Bildung erhärteter Kalkmaſſen (Präputial⸗Steine) Veranlaſſung. Das Uebel wurde nach vergeblicher Anwendung vieler Mittel durch örtliche Behandlung mit Tinet. Jodinae endlich beſeitigt. Herr Hofrath Dr. Burchard gedachte eines ähnlichen Falles, der durch Zincum muriaticum gehoben wurde. a Herr Sanitätsrath Dr. Preiß erörterte als Fortſetzung ſeines in der Verſammlung vom 5. Januar abgebrochenen Vortrages, mit Berückſichtigung der neueren Unterſuchun⸗ gen von Retzius, Schlemm, Breſchet, Valentin, Schultz, den Pfortaderblut⸗ lauf, deſſen größere Langſamkeit vorzüglich in zwei Bedingungen zu ſuchen ſei: 1) in der größeren Abgrenzung des Pfortaderblut-Syſtems, deſſen Blut durch zwei Capillarge⸗ fäß⸗Syſteme durchgeht, und 2) in der geringeren Quantität Plasma. (Vergleiche die ſeitdem erſchienene Schrift: „Die neuere Phyſiologie in ihrem Einfluſſe auf die nähere Kenntniß des Pfortader-Syſtems im geſunden und kranken Zuſtande. Von Dr. B. Preiß. Breslau 1844. 8.“) Der Secretair zeigte die Schädeldecke einer 26jährigen Primipara vor, die während der Schwangerſchaft vollkommen wohl geweſen, am 21ſten Tage nach der Entbindung an Febris puerperalis geſtorben war. Das puerperale Osteophyt war ſtark entwickelt, gelblich, von poröſem Anſehn, doch hart, mit der innern Fläche der Schädelknochen größten⸗ 27 theils feſt verbunden. Es nahm an beiden Seiten faſt die ganze innere Fläche des Stirntheiles des Stirnbeines ein, zeigte ſich auch an mehreren Stellen der inneren Flä— chen der Scheitelbeine, aber nicht ſo zuſammenhängend. Nach der Maceration des Schä— dels löſte ſich ein Theil des Oſteophyts vom Schädel ab. Die Knochenbildung war voll- ſtändig. Nach Einwirkung von Salpeterſäure blieb Knochenknorpel zurück, und die mi- kroſkopiſche Unterſuchung zeigte Markkanälchen und Knochenkörperchen. Die Entſtehung des puerperalen Oſteophyts erklärt der Secretair daraus, daß bei Schwangeren nicht allein die Blutbereitung überhaupt vermehrt ſei, ſondern mit der beginnenden Knochenbil— dung im Foetus die Quantität der erdigen Beſtandtheile im mütterlichen Blute zunehme, wodurch bei ſtattfindender Ausſchwitzung ſchon eine Prädispoſition zur accidentellen Kno— chenbildung gegeben ſei. N | Den 1, März ſprach Herr Dr. Neumann über die Anwendung der Statiſtik in der Medicin. Die Abſicht des Vortrages ging dahin, die Aufmerkſamkeit der Verſamm— lung auf die jüngſt erſchienene Schrift von Gavarret (Allgemeine Grundſätze der mediciniſchen Statiſtik, oder Entwickelung der für die numeriſche Methode gültigen Re— geln, von Jul. Gavarret, überſetzt von Landmann, Erlangen 1844.) zu lenken. Es wurde zunächſt darauf aufmerkſam gemacht, wie die numeriſche Methode zu allen Zeiten geübt worden ſei, wie ja der Werth der Erfahrung größtentheils auf der Zahl der, der Abſtraction zum Grunde liegenden Fakta beruhe. Abſolute Sicherheit kann in den empi— riſchen Wiſſenſchaften überhaupt nicht gefunden werden; alles aber, was unter der abfo- luten Wahrheit iſt, iſt nur ein größerer oder geringerer Grad der Wahrſcheinlichkeit. Verſchiedene Grade laſſen ſich aber durch Zahlen ausdrücken. Man begnügte ſich ſonſt mit einer einfachen Durchſchnittsberechnung (directem Calcül). Man ſagte z. B., in einer beſtimmten Epidemie ſind von den erſten hundert Ergriffenen zehn geſtorben. Die gefun— dene Wahrſcheinlichkeit des Sterbens beim zweiten Hundert iſt alſo ½% S 0,10. Man fühlt aber wohl, daß eine ſolche Berechnung unſicher iſt, weil die Bedingungen des Ge— neſens und Sterbens beim zweiten Hundert nicht abſolut dieſelben ſind, wie beim erſten. Eine ſolche Thatſache, wie die angeführte (daß die Sterblichkeit 0,10 oder 10 p. C. be- trägt), nennt man eine Thatſache mit veränderlichem Grade der Wahrſcheinlichkeit. Man ſieht ſchon aus dem Angeführten, daß die Bedeutung einer ſolchen Verhältnißzahl in ge— nauem Verhältniſſe mit der Größe der Geſammtzahl ſteht. Wäre die Anzahl ſämmtlicher beobachteten Fälle unendlich groß, ſo würde jene durch Diviſion gefundene Zahl die abſolute Wahrſcheinlichkeit ergeben. Bei einer endlichen Zahl iſt immer ein größerer oder geringerer Irrthum vorhanden. Nachdem es Poiſſon gelungen iſt, eine Formel für die mögliche Größe des Irrthums zu erfinden, hat der Wahrſcheinlichkeits-Calcül eine ganz andere, für die empiriſchen Wiſſenſchaften bedeutſame Geſtalt gewonnen. Die Grundformel von Poiſſon, welche auf eine unendliche Anzahl von Fällen ſich bezieht, iſt zu complicirt, um im gewöhnlichen Gebrauch angewandt zu werden. Poiſſon hat aber 4 * — ͤ D 28 — bewieſen, daß man ſich in den empiriſchen Wiſſenſchaften mit einer Wahrſcheinlichkeit von 3 0,995 (die Gewißheit it — J) begnügen und dieſelbe der Gewißheit gleichſtellen könne. Dies würde, anders ausgedrückt, ſo viel heißen, als: ich kann eine Thatſache für gewiß annehmen, wenn ich auf ihre Gewißheit 212 gegen 1 wetten kann. Die Be⸗ deutung dieſer Formel iſt nun folgende: Geſetzt, es handele ſich darum, aus einer be⸗ ſtimmten Zahl von Krankheitsgeſchichten mit glücklichem und unglücklichem Ausgange das wahrſcheinliche Mortalitätsverhälinlß für die Zukunft feſtzuſtellen, und es ſei m die An⸗ zahl der Fälle mit glücklichem Ausgange, n die Zahl der Todesfälle, u aber die Zahl ſämmtlicher beobachteten Fälle, ſo kann man 212 gegen 1 wetten, d. h. man kann für gewiß annehmen, daß, ſo lange die Summe der Urſachen, die auf Tod oder Geneſung influiren, dieſelbe bleibt, die Mortalität ſchwanken wird zwiſchen m 295 2. m. n m 2 2. m. n ET TEEN u u u u Geſetzt, es wären 300 Fälle mit einer Mortalität von 10 p. C. beobachtet worden (270 geneſen, 30 geſtorben), ſo kann man daraus nicht mit Gewißheit ſchließen, daß in den nächſten 300 Fällen ſich die Sache eben ſo verhalten werde, ſondern nur, daß (alles Uebrige gleichgeſetzt) die Mortalität ſchwanken werde zwiſchen 30 2v 2. 270. 30 500 — me — 0,10 + 0,0488 — 0,15, und 30 29% 2. 270. 30 T it, 300 3005 5 e oder in Worten ausgedrückt, daß in den nächſten 300 die Zahl der Todten ſchwanken kann zwiſchen 45 (15 p. C.) und 15 (5 p. C.). Setzt man nun, ſtatt 300 Fällen 1000 calfo 100 Todte), fo erhält man auf dieſelbe Weiſe als Grenzen des möglichen Irrthums 126 und 74, und ſieht alſo ſchon aus dieſem Falle, wie dieſe Berechnung nur bei Zu⸗ grundlegung ſehr großer Zahlen einigen Werth habe, da mit Zunahme der Größen der Zahlen die Grenzen des möglichen Irrthums immer näher zuſammenrücken. Gavarret hat das Verdienſt, die Poiſſonſchen Berechnungen für die Medicin zugänglich und an⸗ wendbar gemacht und durch die Wahrſcheinlichkeitsrechnung die mediciniſche Statiſtik über eine große Menge von Einwendungen hinweggehoben zu haben, denen die ſogenannte numeriſche Methode nicht Stich halten konnte. a Der Secretair legte der Verſammlung Thielmanns mediciniſchen Jahresbericht vom Peter-Pauls-Hoſpital zu St. Petersburg für die Jahre 1840 — 44. Petersburg 1843. S., der vom Verfaſſer an die Geſellſchaft eingeſandt war, vor. Er zeigte ſodann verſchiedene anatomiſche Präparate: 1) einen Theil des Musculus sartorius, der in Fett 29 umgewandelt; 2) den Urſprung einer Aorta mit Erweiterungen und atheromatöſen Ent: artungen, durch welche die innerſte Haut wie zernagt erſchien und ein geſchwüriges An— ſehn erlangt hatte; 3) Leber, Magen, Milz, Pankreas, Duodenum und Colon trans- versum, in deren Nachbarſchaft ſich am Peritoneum einige Hundert Knoten von Carei— noma alveolare befanden, deren Größe von der einer Erbſe bis zu der einer welſchen Nuß varürten, die theils weich, faſt gallertartig, theils hart, grau, gelblich, heller oder dunkler roth, ſchwärzlich oder ganz ſchwarz (melanotiſch) waren. An der Cardia befand ſich außerdem ein faſt fauſtgroßes Carcinoma alveolare, welches die Wände des Magens durchbrochen hatte, in dem ſich ein Theil der erweichten carcinomatöſen Maſſe befand. Zuletzt ſprach der Secretair über die Arterien des Fußrückens. Es kommen im Weſent— lichſten drei verſchiedene Bildungen vor: 1) die Arteria tibialis antica geht in die Arteria tarsea über, die ſich in die Arteriae metatarseae ſpaltet, welche die Arteriae interosseae dorsales geben. Dies iſt der gewöhnlichſte Fall. 2) Die Arteria peronea anterior erſetzt die am Fußgelenke ſchwächer werdende oder aufhörende Arteria tibialis anterior, mit die- ſer anoſtomoſirend, oder für ſich allein in die Arteria tarsea ſich fortſetzend und alsdann die Arterien des Mittelfußes hergebend. 3) Die Art. tibialis anterior und Art. peronea anterior gehen nicht bis zum Mittelfuß. Die Arteriae interosseae dorsales kommen aus den Ramis perforantibus des Arcus plantaris profundus. Dies iſt die ſeltenſte Bildung. Der Secretair legte ein injicirtes Präparat vor, an dem die Arteria tibial. anterior ſchwach als Art. tarsea auf dem Rücken des Tarsus endete, ohne eine Arter. interossea dorsalis abzugeben, die noch ſchwächere Art. peronea anterior in der Cavitas sinuosa tarsi ſich verlor, ohne mit der Art. tibial. anterior ſich zu verbinden, und alle Arteriae interosseae dorsales pedis aus den Ramis perforantibus des Arcus plantaris profun- dus ihren Urſprung nahmen. | Den 12. April 1844 ſprach Herr Hofrath Dr. Burchard über Steinbildung im menſchlichen Körper im Allgemeinen, über Steinbildung in der Mutterſcheide und in der weiblichen Bruſtdrüſe insbeſondere. Eine 51 Jahr alte arthritiſche Frau, die ſeit mehreren Jahren an Harnbeſchwerden und an Blutungen aus der Scheide gelitten, kam im Januar 1844 in die Behandlung des Herrn Dr. B. Sie war mager und bleich. Die Unterſuchung zeigte, daß Steine ſich im Scheidengewölbe gebildet hatten, von denen einige ſofort, die übrigen am folgenden Tage mit einem an der Spitze ge— bogenen Spatel entfernt wurden. Es waren im Ganzen ſechs Steine vorhanden, die theils abgerundet, theils flach erſchienen, letzteres an den Stellen, mit welchen ſie an einander gelegen hatten. Die Unterſuchung der Scheide zeigte nach der Operation die Wandungen derſelben ungleich geſchwürig. Es floß Harn aus der Scheide ab, doch ließ ſich eine Communication zwiſchen der Scheide und der Harnblaſe nicht nachweiſen. Eine 31jährige arthritiſche Frau bekam, nachdem fie vier Mal entbunden worden, eine Blaſenſcheidenfiſtel. In Folge einer eingetretenen Cystitis wurde der Harn übelrie— — . — _ chend, ſcharf, die äußern Genitalien ſchwollen an, die Schamhaare incruftirten, nachdem ſie mit Harn benetzt waren, ſchnell. Bei der nähern Unterſuchung erſchien die Scheide incruſtirt, fühlte ſich wie eine ſteinerne Grotte an. Die Incruſtationen wurden vom Herrn Dr. B. allmälig gelöſt und entfernt. In die Vertiefungen der innern Fläche der Incruſtationen ragten warzenförmige Verlängerungen der Scheide hinein. Obwohl die chemiſche Analyſe noch nicht angeſtellt worden, ſo war doch die Verſammlung mit Herrn Hofrath B. darüber einverſtanden, daß es Harnſteinbildung in der Vagina geweſen, die in Folge von Blaſenſcheidenfiſteln in beiden Fällen ſtattgefunden habe. Bei einer 30jäh⸗ rigen Frau entſtand in der vierten Woche nach der Entbindung Mastitis ohne äußere und innere Veranlaſſung, die langſam verlief und mit Abſceßbildung endete. Sechs Wo- chen dauerte der Abfluß von Lymphe. Bei einer einfachen Behandlung, leichter Be: deckung der Bruſt mit Baumwolle und Kräuterſäckchen wurden drei kleine Milchſteine von ungefähr Linſengröße aus dem Abſceß entfernt, worauf Heilung eintrat. Bei einer 50jährigen Frau, die längere Zeit an Nierenſteinen gelitten hatte, trat plötzlich Harn: verhaltung ein. Die Application des Katheters gelang nicht. Die mehr und mehr ausgedehnte Harnblafe ſtieg bis an den Nabel. Es mußte die Punktion durch das Schei- dengewölbe angeſtellt werden. Später wurde ein faſt Zoll langer, die Harnröhre ganz ausfüllender Stein aus dieſer entfernt. Der Secretair legte folgende anatomiſch⸗pathologiſche Präparate vor: 1) eine Hernia inguinalis externa acquisita mit injicirten Arterien: 2) eine Atro- phia Hepatis melanotico- flava von einem 14jährigen ſcrofulöſen Knaben. Das ganze Gewicht der Leber betrug 1 Pfund 19½ Loth. Der Querdurchmeſſer der Leber betrug 6% Zoll, der grade (von vorn nach hinten) 4½ Zoll. Die Gallenblaſe war 1 Zoll lang. Die Geſtalt der Leber war rundlich, nur der lobulus Spigelii trat deutlich hervor, die übri⸗ gen Lappen waren nicht ſcharf geſondert, da die Vertiefungen an der untern Fläche der Leber fehlten. Es war gelbe Atrophie, verbunden mit Melanoſe, welche die Leberſubſtanz überall durchdrang, ſo daß dadurch die Leber ein gelb und ſchwarz marmorirtes Anſehen erhalten hat; 3) zeigte der Secretair die ausgearbeiteten Nerven des Stumpfes eines am obern Drittheil amputirten Oberarmes eines Mannes vor, an dem vor 5 Jahren die Operation gemacht worden und der kürzlich im Hoſpital zu Allerheiligen geſtorben war. Der Nervus axillaris, die Nervi subscapulares und thoraciei externi erſchienen normal. Die übrigen wichtigern Nerven zeigten an ihren Enden bedeutende Anſchwellungen. 1) Der Nervus radialis, der 1 Zoll oberhalb der Stelle, an der er bei der Ampu⸗ tation durchſchnitten worden, 3 Linien dick war, ſchwoll von hier aus allmälig an bis zu einer Dicke von 6 Linien, zeigte in der Mitte der Anſchwellung eine Einſchnürung und blieb von da bis zum Ende 5 Linien dick. 2) Der Nerv. musculo- cutaneus, 6 Linien oberhalb des Endes 2 Linien dick, bildete von hier bis zum Ende eine 6 Linien dicke Anſchwellung. 3) Der Nerv. medianus zeigte 11 Linien oberhalb feines 6 — Endes nur eine Dicke von 3 Linien, bildete aber alsdann eine Anſchwellung, deren größte Dicke 7 Linien betrug und 4 Linien oberhalb des Endes des Nerven aufhörte. Das Ende des Nerven war nur 27, Linien dick. Aus der Anſchwellung ſelbſt entſprang ein untergeordneter Zweig. 4) Der Nervus ulnaris bildete eine 7 / Linien lange, faſt kugelicht abgerundete, ſehr ſtraffe Anſchwellung, deren größte Dicke 5 Linien betrug. Unmittelbar oberhalb der Anſchwellung war der Nerv 2¼ Linie dick. 5) Der Nerv. cutaneus medius, 2 Linien dick, bildete eine 4 Linien lange, 3 Linien dicke An— ſchwellung an ſeinem Ende. Ueber Schmerzen im Stumpfe hatte der Mann im Leben nicht geklagt, auch waren die Nerven nicht mit der Hautnarbe verwachſen, ſondern ober— halb derſelben ins Zellgewebe zurückgezogen. Den 3. Mai gab Herr Profeſſor Dr. Henſchel Grundzüge der Entwickelunsge— ſchichte der Medicin im Mittelalter bis zum 13ten Jahrhundert. Seiner Darſtellung zu Folge unterſcheidet ſich die Geſchichte der Medicin in dieſer von der in der klaſſiſchen Zeit dadurch, daß die Entwickelung der Medicin überall parallel geht dem allgemein hiſtori— ſchen Verhältniſſe des Weltlichen zum Kirchlichen, und überhaupt vom chriſtlichen Weſen abhängt. Die Entwickelung der Verhältniſſe der Welt zur Kirche hat aber nach Herrn Dr. H. dieſe drei Hauptmomente: I. Zuerſt entſteht im Untergange des Heidenthums aus friſch lebendigen, aber un— gebildeten Menſchenſtämmen eine neue Welt und organiſirt ſich zum Staate. In gleicher Weiſe erhebt ſich im Staate die neue Kirche, die chriſtliche. Beide entwickeln ſich, heben und tragen ſich wechſelſeitig, bewegen ſich aber unabhängig von einander bis gegen Ende des 1Iten Jahrhunderts. 8 a. In dieſer Zeit ruht die Medicin im Abendlande gänzlich in den klöſterlichen Stu— dien, als ein ſchwach genährter Theil derſelben, den Herr Dr. H. die monaſtiſche Medicin nennt. b. Gleichzeitig entwickelt ſich im Morgenlande die arabiſche Medicin, das rein Welt— liche dieſer Zeit darſtellend, wie die monaſtiſche Medicin, die ganz von der kirch— lichen Geſinnung erfüllt iſt. Beide bleiben indeſſen unabhängig von einander und wiſſen von einander nichts. II. Dann bemächtigt die Kirche ſich des Staates und macht ſich zur allein herr— ſchenden Hierarchie vom Liten Jahrhundert, d. h. dem Zeitalter Gregor VII. und den Kreuzzügen an bis zum Ende der letztern und dem erreichten Gipfel der päpſtlichen Macht am Ende des 13ten Jahrhunderts. Gleicherweiſe bemächtigt ſich in dieſer Zeit die mo- naſtiſche, geiſtliche Medicin der weltlichen, arabiſchen. Dieſe wird in das Abendland eingeführt, überall ausgebreitet und aſſimilirt. Es geht die dadurch bewirkte gelehrte Umgeſtaltung, wie die geiſtliche, von Italien und insbeſondere der Salernitaniſchen Schule aus, bleibt aber durchaus anfangs in den Grenzen des Praktiſchen, auf den Antikenge— halt des Arabiſchen ſich beſchränkend. 32 III. Dann endlich emancipirt ſich der Staat neben der Kirche. Der Staat nimmt die Kirche in ſich auf, wie früher die Kirche den Staat. Das weltliche Element gewinnt ſelbſt in der Kirche die Oberhand, und ſie reift dadurch ihrem Untergange und ihrer ſie verbeſſernden Erneuerung (in der Reformation) entgegen. Vom Ende des Iz3ten bis zum 16ten Jahrhundert. Eben ſo wird nun auch in der Medicin das weltliche Element, das arabiſche als ſolches abſolut überwiegend. Indem aber jetzt die Medicin den Arabismus auch von ſeiner abſtrakt philoſophiſchen, ariſtoteliſch-dialektiſchen Seite nicht blos aſſimilirt, ſondern repro⸗ ducirt, gräbt ſie ſich, in deſſen Spitzfindigkeiten und ſcholaſtiſchen Formalismus verſin⸗ kend, ſelbſt ihr Grab, und ſchreitet ihrer höhern Reſurrection im 16ten Jahrhundert zu, nachdem fie durch die Reſtauration den antiken Wiſſenſchaften im 12ten Jahrhundert un⸗ mittelbar an die reineren Quellen klaſſiſch-praktiſcher Vortheile zurückgeführt worden. Die Weiſe, wie Herr Dr. H. die einzelnen Momente dieſes Entwickelungsganges pragmatiſch zu begründen und insbeſondere den Geiſt der bezeichneten mittelalterlichen Pe— rioden der Medicin näher zu charakteriſiren verſuchte, würde nur bei größerm, uns geſtat⸗ teten Raume eines Auszuges fähig ſein. Wir wollen daraus nur noch das hervorheben, daß er insbeſondere bei der Geſchichte der Salernitaniſchen Schule verweilte, und mehrere bisher unbekannte hiſtoriſche Data aus Handſchriften des Mittelalters und beſonders aus einem höchſt ſeltenen Kodex, der ſich in der hieſigen Maria-Magdalenen-Bibliothek be— findet, dieſe betreffend entlehnte; wovon das Wichtigſte das iſt: daß wir das Studium und das Wiſſen von Salerno ganz falſch beurtheilen, wenn wir es nur, wie bisher, nach dem bekannten diätetiſchen Gedichte, Regimen Scholae Salernitanae genannt, ab⸗ meſſen. Der vorgenannte Kodex enthält die vollſtändige mediciniſche Doctrin derſelben und die ausführlichſten Vorſchriften der Salernitaniſchen Lehrer über die Behandlung aller einzelnen Krankheiten, und vieles Andere, das über die ganze Lehrart dieſer Schule im Iten und 12ten Jahrhundert ein völlig neues Licht verbreitet. Den 7. Juni hielt Herr Dr. Krauß einen Vortrag über Insania senilis. Obwohl der über der Zeit ſtehende Geiſt nicht altert, ſo können doch ſeine Thätigkeitsäußerungen durch das alternde Gehirn eine irdiſche Beſchränkung erfahren, wodurch eine Prädispoſi— tion zur Pſychoſe des Greiſenalters gegeben iſt. Eilen die materiellen Veränderungen des alternden Organs, in Folge übermäßiger geiſtiger Anſtrengung, ſexueller Ausſchweifun— gen, depeimirender Gemüthsaffekte u. ſ. w. den übrigen Organen voraus, ſo daß eine Dysharmonie der Vitalitätsverhältniſſe in den verſchiedenen Organen des Körpers ent— ſteht, oder nehmen ſie durch ſpecielle Subſtanzveränderung einen wirklich krankhaften Cha— rakter an, ſo iſt eine mehr oder minder ausgedehnte Pſychoſe die unzweifelhafte Folge, die id durch geſunkene (paralytiſche) Thätigkeitsäußerungen der Pſyche zu erkennen giebt. Im erſten Falle zeigt ſich die geſunkene Seelenthätigkeit anfangs als Moria (Narrheit), Puerilitas (Kindiſchwerden), bei weiterm Fortſchreiten als Blödſinn, Fatuitas, Stupiditas, 33 in feiner Geſammtheit als Kindiſchwerden, Geiſtesſchwäche, Eigenſinn, Starrſinn, Blöd— ſinn der Alten, Amentia, Insania senilis, und charakteriſirt ſich vorzüglich dadurch, daß das Erkenntniß⸗ und Empfindungsvermögen gegen das Begehrungsvermögen unverhält- nißmäßig zurücktritt. — Im zweiten Falle find die Erſcheinungen der Krankheit mit de— nen des Alters vereint. Dieſe werden von jenen mehrentheils überwogen. Hier findet nicht ein gleichmäßiges Herabſinken von der Puerilitas zur Stupiditas senilis ſtatt, ſondern mehr eine vielfach unterbrochene und nüancirte pſychiſche Anaeſtheſie, deren Aeußerungen entweder als Delirium senile, inſofern ſie länger anhalten, oder als Paraphroſyne, inſo— fern ſie ſchneller vorübergehen, ſich darſtellen. — Die allgemeinen Betrachtungen erläu— terte Herr Dr. Krauß durch Mittheilung eines Krankheitsfalles. — Ein ſehr kräftiger Greis, in der Mitte der ſiebziger Jahre, bis zum 70ſten Jahre von gichtiſchen Beſchwer— den geneckt, die ſeit dieſer Zeit aufhörten, glaubte, von Todesfurcht befallen, gegen den beginnenden Marasmus ſich durch reichliche und kräftige Speiſen erhalten zu müſſen. Im Sommer 1843 wurde er, in Folge des hierdurch herbeigeführten Orgasmus der Säfte, von einem mehrtägigen Delirium befallen, während deſſen die Sorge um das Eigenthum die vorherrſchende Idee war. Nach Beſeitigung des Deliriums blieb Gedächtnißſchwäche zurück, und die frühere Ideenrichtung kehrte nicht in demſelben Grade wieder. — Im Frühling 1844 wurde der Greis von einem heftigen Katarrhalfieber befallen, welches mit Gliederſchmerzen auftrat, unter ſtarken Schweißen und mit einem blutrothen, zur Hälfte faſt aus Sedimentum lateritium beſtehenden Urin, verlief. Der Geiſteszuſtand näherte ſich mehr der Fatuitas. — Während dieſer Zeit wurde er mehrere Tage hindurch von einer mehrſtündigen Paraphroſyne befallen, während welcher der Puls bis auf 50 Schläge ſank, das Geſicht bleich, die Haut kühl war. Der Kranke ging im Zimmer umher, ſtill vor ſich hermurmelnd. Die Harnſecretion war faſt aufgehoben. Nach mehrtägigem heftigen Jucken der Haut ſtellte ſich ein puſtulöſer Ausſchlag am Nacken und der linken obern Extremität mit ödematöſer Anſchwellung und ſtarkem urinöſen Geruch ein, und unter Desquamation der Epidermis, wie beim Scharlach, erholte ſich der Kranke allmä— lig. Im Verlauf der durch dieſen Vortrag herbeigeführten Erörterungen erwähnte Herr Dr. K. noch einer Apoplexia urinosa, die von ihm beobachtet worden. Ein bejahrter Geiſtlicher wurde während des Einbringens des Katheters apoplektiſch, lag unter heftigen urinöſen Schweißen drei Tage bewußtlos, bis er verſchied. Herr Dr. Neumann ſprach über Auffaſſung der Geiſteskrankheiten vom ärztlichen Standpunkte. Seit Esquirol iſt zwar die pathologiſch-anatomiſche Richtung der Pſy— chiatrie die vorherrſchende geweſen, man hat jedoch noch nicht alle Folgerungen aus jenem Prinzip mit Strenge durchgeführt. Daß der Arzt die pſychiſchen Erſcheinungen als Funk— tionen des Gehirns aufzufaſſen hat, braucht jetzt kaum noch bewieſen zu werden. Ein Blick auf die Entwickelung der pſychiſchen Funktionen in dem Thierreiche, die der Ent⸗ wickelung des Gehirns parallel läuft, auf die Entwickelungsperioden des Menſchen, auf 5 . 34 = die Pathologie des Gehirns u. ſ. w. reicht hin, um hierüber ins Klare zu kommen. Das Prinzip der geiſtigen Freiheit bleibt hierbei unberührt; was am Geiſte wirklich frei iſt, kann natürlich nicht als an die Organiſation geknüpft gedacht werden; es kann aber auch nicht (im ärztlichen Sinne des Wortes) erkranken. Wenn man in der Geiſteskrankheit Veränderungen in den Erſcheinungen der pſychi⸗ ſchen Funktionen ſieht, ſo muß man geſtehen, daß dergleichen (Verſtimmung) bei jedem körperlichen Leiden ſtattfindet; man muß, nach dem heutigen Stande der Phyſiologie, auch zugeben, daß dieſe Verſtimmung nur durch Fortleitung krankhafter r zu den Centralorganen des Nervenſyſtems hervorgerufen wird. Der Unterſchied zwiſchen chroniſchen und acuten Krankheiten, inſofern er ein weſent⸗ licher ſein ſoll, iſt für die organiſchen Krankheiten ſchon aufgegeben. Er hat für die pſy⸗ chiſchen Symptome eben ſo wenig eine Bedeutung, und es iſt daher ein Unterſchied zwiſchen Delirium und zwiſchen Geiſteskrankheit wiſſenſchaftlich nicht zu begründen. So wenig man alſo früher das Delirium als eine eigene Krankheitsklaſſe betrachtet hat, eben ſo wenig wird man dies in Zukunft mit den Geiſteskrankheiten thun dürfen. Sie ſind nur Formen des krankhaften Ergriffenſeins des Gehirns. Die Krankheitsſpecies, Dolor., Tussis, Fe- bris u. a., ſind ſchon aus der ſpeciellen Pathologie herausgeworfen und in die allgemeine verwieſen worden. Dies Schickſal ſteht den pſychiſchen Krankheiten noch bevor. Eine andere Frage iſt die, wie wir das Zuſtandekommen des Deliriums begreifen können. Hierüber giebt uns der pſychiſche Zuſtand im Moment des Einſchlafens einiges Licht. Indem nämlich die Verbindungen mit der Außenwelt allmälig unterbrochen wer⸗ den, während das Selbſtbewußtſein noch thätig iſt, wird ſehr leicht das Spiel der Phan⸗ taſie für etwas objektives, d. h. außer uns befindliches, genommen, ein Zuſtand, der im Traume ſein Maximum erreicht. Auch die ſubjectiven Sinneserſcheinungen verbreiten hierüber Licht, inſofern beim Mangel an Aufmerkſamkeit auf die Außenwelt, dieſe leicht für objectiv genommen werden können (Hallueinatio). Ein folder Mangel aber ftellt ſich beſonders häufig bei chronifchen organiſchen Krankheiten ein, die des Kranken Aufmerkſam⸗ keit für ſich ſelbſt in Anſpruch nehmen und von dem äußeren Relativen abziehen. Auch hier liegt es der allgemeinen Pathologie ob, die Entſtehungsweiſe der einzelnen Grund formen (Elemente) auf dem Wege der Analyſe zu finden. Uebrigens braucht kaum erwähnt zu werden, von welchen praftifchen Folgen eine ſolche Umgeſtaltung der Auffaſ⸗ ſungsweiſe der Geiſteskrankheiten ſein ng Den 7. Juli hielt Herr Dr. Grätzer einen Vortrag über Syphilis congenita, in dem er zuerſt die verſchiedenen Anſichten, welche von den Aerzten zur Erklärung der bei Neugebornen vorkommenden Erſcheinungen der Syphilis aufgeſtellt worden, hiſtoriſch ent⸗ wickelte und prüfte. Herr Dr. G. ſprach ſich, im Einklange mit den in ſeinem Werke: „die Krankheiten des Foetus, Breslau 1837,“ ausgedrückten Anſichten, auch jetzt ent⸗ — 3) — ſchieden dafür aus, daß es eine Syphilis congenita gebe, daß die Syphilis der Neugebor⸗ nen gewöhnlich nicht erſt durch Anſteckung bei der Geburt hervorgebracht werde. Kürz⸗ lich beobachtete er in ſeiner Praxis zwei Fälle von Syphilis congenita. Erſter Fall. Das Kind, bei der Geburt ſcheinbar geſund, deſſen Aeltern beide 1%, Jahr vorher notoriſch an Syphilis gelitten hatten, und erſt durch die Schmierkur voll⸗ ſtändig geheilt waren, deſſen Mutter namentlich bei der Entbindung keine Spur von Lo⸗ kalaffection mehr darbot, wurde 6 Wochen nach der Geburt mager, und zeigte außerdem bei näherer Beſichtigung Excoriationen an den Nates, Puſteln und Flecke an den Schen⸗ keln und ein greiſiges Anſehen. — Durch den Gebrauch von Sublimatbädern wurden die Krankheitsſymptome vollſtändig beſeitigt. Nach Verlauf von 12 Wochen hatte ſich jedoch eine Ozaena syphilitica ausgebildet, die durch Kali hydriodicum in ſehr kleinen Gaben beſeitigt wurde. Das Kind blieb zwar mit einer eingefallenen Naſe vollkommen geſund, bis es 1 Jahr ſpäter an pneumoniſcher Affection ſtarb. Zweiter Fall. Am 21. Juni d. J. wurde Herr Dr. G. zu einer unverheirathe⸗ ten Perſon gerufen, die von einem ausgetragenen (aber in der Entwickelung etwas zurück gebliebenen) Mädchen entbunden worden, welches eine halbe Stunde nach der Geburt, bald nachdem es gebadet worden, geſtorben war. Es fanden ſich Geſchwüre an allen Gegenden des Körpers, vorzüglich aber an der Vorderſeite und an den untern Extremitä— ten, welche eine verſchiedene Größe, im Durchſchnitte aber die eines Silbergroſchens zeigten. Die meiſten waren offen, gingen tief in die cutis hinab, andere waren oberflächlicher und wenige am Rücken befindliche ſchon in der Vernarbung begriffen. Der Rand der Ge— ſchwüre war kreisrund, hart und ſchmutzig-roth. Ein eigentliches ſpeckiges Anſehen, wie man es bei ſyphilitiſchen Geſchwüren Erwachſener findet, kam nicht vor. Am Kopfe war nur der unbehaarte Theil mit Geſchwüren verſehen. An den Händen, Füßen und äußern Genitalien war die Epidermis ganz gelöſt und die blutig injicirte Cutis lag bloß. Im Ganzen waren mehr als 20 Geſchwüre vorhanden, unter denen 13 größere. Die Section zeigte theilweiſe ſehr harte Lungen, der Darmkanal war über und über mit Miliar-Tu⸗ berkeln beſetzt. Herr Dr. G. nahm nach allen dieſen Erſcheinungen den Fall als Syphilis congenita, erfuhr von dem Vater, daß er früher beſtimmt an Chanker gelitten habe, daß die Mutter, die ſchon ein ähnliches, aber todtes Kind geboren, noch jetzt an Fluor albus leide. Herr Hofrath Dr. Burchard theilte die Geſchichte eines Scheiden-Blaſenſchnittes mit, den er nach einer neuen Methode an einer 30jährigen Frau verrichtet, bei der ſich der Stein, in Folge gichtiſch-rheumatiſcher Anlage, gebildet hatte. Herr Hofrath B. vollführte die Operation, unterſtützt von ſeinem Bruder, Herrn Dr. Leop. Burchard, und vom Herrn Wundarzt Hodann, nachdem die Blaſe mit Waſſer gefüllt worden, in⸗ dem die Kranke ſich in der Knie-Ellenbogenlage befand, die Scheide nach den bekannten Regeln aufgeſperrt, die hintere Blaſenwand mittelſt des Katheters genau an der Stelle emporgehoben und fixirt wurde, an welcher der Einſchnitt in die Blaſe gemacht werden 5 * — Di follte. Die Einſchnittsſtelle war in der Nähe des Blaſenhalſes im untern Drittheile des Raumes zwiſchen der Harnröhrenmündung und dem Os Uteri externum, in der Mitte der Columna rugarum anterior. Nachdem der eine der Gehülfen durch die Spitze des Kathe⸗ ters die Einſchnittsſtelle fixirt und emporgehoben hatte, ſetzte Herr Hofrath B. das über die Fläche im ſtumpfen Winkel gebogene Keilmeſſer an und ſenkte es in die Blaſe ein. Als hierauf die Spitze des Katheters durch die Oeffnung der Scheide blickte, führte er ſogleich ein feines Pottſches Knopf-Biſtouri in dieſelbe, und erweiterte den Schnitt nach rechts, und dann nach links. Durch dieſen Schnitt, der etwas ſchräg in die Blaſe ging, wurde die vordere Wand des Scheidenkanals in querer Richtung von einem Ende bis zum andern geſpalten. Die Heraus beförderung des Steines war mit Schwierigkeiten verbun⸗ den, da krampfhafte Zuſammenziehungen der Blaſe eintraten, und ſie gelang erſt nach vielen Mühen, und nachdem ein Theil des Steines abgebrochen war, der eine Länge von 1½ Pariſer Zoll, eine Breite von 1 Zoll, eine Dicke von 10 Linien zeigte, und 2 Loth nach preußiſchem Gewichte ſchwer war. Die Vereinigung der Wunde geſchah durch den Balkenheft-Apparat; die Wunde ſchloß ſehr genau. Die Operation wurde am 2. Juni d. J. verrichtet, am Aten wurden die Hefte abgenommen, am zten ließ die Frau den Urin durch die Harnröhre, am Sten ſtand ſie auf, am 10ten war die Wunde vernarbt und die Frau geheilt. Von dem Secretair wurden vorgelegt: 1) Dr. James Copland enchclopä⸗ diſches Wörterbuch der praktiſchen Medicin mit Inbegriff der allgemeinen Pathologie, Therapie und pathologiſchen Anatomie. Aus dem Engliſchen überſetzt von Dr. M. Ka⸗ liſch. Erſter Band. Berlin 1834, bis fünfter Band, erſtes Heft, 1838. Herr Dr. Kaliſch hat es der Geſellſchaft, deren Mitglied er iſt, verehrt. 2) Dr. Eduard Joſ. Koch, die Mineralquellen Deutſchlands und der Schweiz. Wien 1844. 8. Von dem Verfaſſer ebenfalls eingeſendet. 3) Ueber Scoliosis und ihre tenotomiſche Heilung; ein im Manuſcripte eingeſendeter Aufſatz vom Herrn Kreis-Phyſikus Dr. Neumann in Straßburg. Den 2. Auguſt hielt Herr Medicinalrath Dr. Ebers einen Vortrag über die Maß⸗ regeln der Geſundheits-Polizei zum Schutze der Menſchen gegen die Wuthkrankheit der Hunde und über die Kruttgeſche prophylactiſche Methode. Die Aufgabe iſt nach Herrn Medicinalrath E. eine dreifache: 1) die übertriebene Furcht vor der Krankheit zu vermin⸗ dern; 2) die Krankheit in engere Grenze einzuſchränken, und 3) der Gefahr, wo die Krankheit den Menſchen wirklich bedroht, vorzubeugen. 1) Herr Medicinalrath E. wies aus der Volkszahl des Breslauer Regierungs-De⸗ partements, des Breslauer Kreiſes und der Stadt Breslau nach, daß die Zahl der Men⸗ ſchen, welche dieſer furchtbaren Krankheit erliegen, viel geringer iſt, als man gewöhnlich annimmt. Im Jahre 1831 betrug die Volkszahl des Breslauer Regierungs-Departe⸗ 37 ments 937,370 Einwohner, im Jahre 1841 1,069,580. Es ſtarben in dem Zeit⸗ raume von 1831 — 1840 an der Wuthkrankheit 19 Menſchen. Die wenigſten wuth: kranken Hunde pflanzen das Uebel fort. Daſſelbe gilt von andern Thieren und vom Men— ſchen. Bei einzelnen Individuen gelangt das während der Krankheit ſich entwickelnde Contagium nicht zu dem Grade der Ausbildung, daß es ſich fortpflanzen kann, und eben ſo fehlt der Mehrzahl der Menſchen und Thiere die Receptivität für das Gift. Nach den Beobachtungen des Grafen R., Beſitzers großer Güter und Waldungen, findet man in den Dörfern wenige Hunde nach Verlauf einiger Jahre noch an ihrem alten Platze. Die mehrſten Hunde verlaufen ſich im Delirio, ſuchen die Einſamkeit und ſterben in Wäldern. 2) Zur Verminderung der Gefahr, von wuthkranken Thieren verletzt zu werden, hat ſich die Aufmerkſamkeit des Menſchen zunächſt auf den Hund zu richten. Die Auf— gabe iſt, nicht das Thier auszurotten, ſondern es geſund zu erhalten. Der Hund iſt ſeit den älteſten Zeiten der treueſte Freund und Begleiter der Menſchen. Er iſt dem Men— ſchen unentbehrlich. Unpaſſende Nahrung, mangelhaftes Obdach, zu heftige Bewegung, ſchneller Wechſel der Temperatur, öfteres Reizen zum Zorn, unbefriedigter Geſchlechts— trieb ſind die eigentlichen Urſachen der Entwickelung der Wuthkrankheit. Das verzärtelte und überfütterte Schooßhündchen, die ſchlecht gehaltenen Kettenhunde, Dorfhunde, Schä— ferhunde und falſch gepflegte Jagdhunde ſind es, die am häufigſten von der Krankheit befallen werden. | 3) Die Kruttgeſche prophylactiſche Kur giebt die möglichft größte Gewißheit, das Wuthgift zu zerſtören, wenn es einmal in den menſchlichen Körper gebracht iſt. Sie iſt jetzt ſeit länger als 50 Jahren mit dem größten Glücke angewendet und mit wenigen Ausnahmen von allen Aerzten Schleſiens angenommen. Herr Medicinalrath E. hielt dem ſeligen Herrn Medicinalrath Kruttge, dem Erfinder dieſer wichtigen Kur, eine warme Lobrede, und zollte dem Herrn Ober-Wundarzt Alter, welcher die von wuthkranken Thieren Verletzten, welche im Hoſpital zu Allerheiligen der Kur unterworfen werden, zu— nächſt überwacht, die verdiente Anerkennung. Seit dem Erſcheinen der Wendt'ſchen Schrift: „Darſtellung einer praktiſchen und durch die Erfahrung erprobten Methode zur Verhütung der Waſſerſcheu nach dem Biſſe eines tollen Hundes, Breslau 1824“ find 68 Individuen an Verletzungen durch tolle oder der Wuth verdächtige Hunde im Hoſpi— tal zu Allerheiligen nach der Kruttgeſchen Methode behandelt, und bei keinem iſt die Wuthkrankheit ausgebrochen. Die durch örtliche Anwendung der Canthariden erhaltene Eiterung zerſtört das Wuthgift, welches kein flüchtiges iſt, oft vielleicht vom Organismus ſelbſt vernichtet wird, der Speichelfluß, durch äußere und innere Anwendung des Merkurs hervorgebracht, erweckt eine allgemeine Reaction des Organismus gegen die Aufnahme des Giftes. Die örtliche Anwendung des Glüheiſens hält Herr Medicinalrath Ebers für ſchädlich, wegen der heftigen Einwirkung auf das Nervenſyſtem, und, weil, wenn das Feuer das Gift nicht erreicht, der ſofort ſich bildende Brandſchorf ihm zur ſchützenden — Decke werden, und ſo zur Aufnahme des Wuthgiftes in den Organismus Veranlaſſung geben kann. | | Jr Den 6. September theilte Herr Hofrath Dr. Weidner die Geſchichte einer Doppel: ten Vergiftung durch Kali hydrocyanicum mit, deren erſte einen Kranken, die andere den behandelnden Arzt traf. — Einem kräftigen Manne von etwa 30 Jahren, der an ſehr ſchmerzhaften blinden Hämorrhoiden litt, wurde von ſeinem Arzte folgende Arznei verordnet: R Kali hydrocyanic. Zij. Aqu. Chamom. Ji. Sacchar. alb. Zij M. D. S. vierſtündlich einen ſchwachen halben Eßlöffel voll zu nehmen. Nachdem der Kranke ſich noch lebhaft mit einem Verwandten unterhalten hatte, nahm er (am 13. Januar um 2 Uhr nachmittags) von der Arznei einen Kaffeelöffel voll, der kaum 100 Tropfen faſſen mochte. Gleich nach dem Verſchlucken äußerte ſich der Kranke über die nachtheilige Wirkung. Es trat Neigung zum Erbrechen ein, das Bewußtſein ſchwand. Ein ſofort verordneter Sinapismus und eine Moxa blieben ohne Erfolg. Nach Verlauf einer Stunde war kein äußeres Lebenszeichen mehr wahrzunehmen. Der inzwi— ſchen hinzugerufene Arzt, der die Medicin verordnet hatte, nahm, in der Meinung, das mehr als hundertmal von ihm in derſelben Formel verordnete milde Kali ferruginoso- hydrocyanicum vor ſich zu haben, von der noch zurückgebliebenen Arznei, in der viele Flocken ſchwammen, die aber ſonſt keinen auffallenden Geruch zeigte, etwa einen Kaffee— löffel voll in den Mund, hielt fie einige Augenblicke darin, verſchluckte etwa 7, davon und ſpuckte das Uebrige wieder aus, weil er im Schlunde ein eigenthümliches ſchrumpfen— des Gefühl empfand, welches dem, durch eine ſaturirte Alaun- oder Eifenvitriol= Auflö- ſung erzeugten, ähnlich war. Es folgte Druck im Vorderhaupte mit Schwindel bis zum Verlieren des Gleichgewichtes, Verdunkelung des Geſichts, ſo daß nur undeutlich die Um— riſſe der gegenwärtigen Perſonen unterſchieden werden konnten, ſtarker Brechreiz, Raus ſchen vor den Ohren, faſt völlige Bewußtloſigkeit. Ohne einen beſtimmten Schmerz zu empfinden, hatte der Arzt das Vermögen, tief zu athmen, verloren. Die Sinnesthätig— keit verging faſt wie bei einer tiefen Ohnmacht. Nachdem der Arzt mühſam eine ihm dar— gereichte Taſſe Milch verſchluckt hatte, trat ſofort Würgen mit reichlichem Erbrechen und Erleichterung ein. Dennoch konnte der Arzt nach Verlauf einer Stunde kaum auf den Füßen ſich aufrecht erhalten, der Kopf war wüſt und ſchwer, Schwindel blieb noch zurück, das ſchrumpfende Gefühl im Schlunde und Uebelkeiten dauerten bis nach Mitternacht fort. Nach einem unruhigen Schlafe war am Morgen des folgenden Tages nur noch eine kör— perliche Abſpannung zurückgeblieben. — Am 15. Januar morgens wurde die Obduction des am 13ten Geſtorbenen angeſtellt, welche im Weſentlichſten Folgendes ergab: Ein auffallender Geruch war nicht bemerkbar, die Leichenſtarre allgemein, der Unterkiefer nur mit vieler Mühe etwas beweglich, das Geſicht und die vordere Fläche des Leibes blaß, 39 einigermaßen ins Gelbliche ſchillernd, faſt wachsartig gefärbt, die Hinterfläche des Leich- nams, mit Ausnahme der Stellen, auf welchen die Laſt des Körpers unmittelbar geruhet hatte, bläulich roth, namentlich am Rücken und an den Oberſchenkeln; die Finger waren halb, beide Füße krampfhaft nach innen gebogen, die Nägel an Fingern und Zehen blau, die Augenlieder halb geſchloſſen, die Conjunctiva erſchien mäßig geröthet, die Hornhaut etwas getrübt, doch nicht undurchſichtig, die Pupille weder erweitert, noch verengert, die Lippen waren blaß, der Unterleib war weich, das Serotum und die Vorhaut bläulich, die Oeffnung der Harnröhre mit ſchleimigter Flüſſigkeit verklebt, in der Umgebung des offenen Afters etwas Darmkoth. Sämmtliche Hirngefäße, beſonders die venöſen, die Sinus durae Matris, waren mit flüſſigem, blaurothem Blute gefüllt; aus der durch— ſchnittenen Markſubſtanz, ſowohl des großen als des kleinen Gehirns, quollen Blutstro— pfen; die Plexus choroidei waren mäßig injicirt. Die rechte Lunge war allgemein mit der Rippen-Pleura verwachſen, die linke einigermaßen zuſammengeſunken. Beim Eröff— nen des linken Pleura-Sackes, der gegen 4 Loth röthliches Serum enthielt, wurde ein eigenthümlicher ſüßlicher, dem der bittern Mandeln ähnlicher Geruch bemerkt, der an der rechten Seite fehlte. Der linke Herzventrikel war leer, der rechte enthielt etwa 1 Unze ſchwarzrothes, von Gerinnſel freies Blut. Das Endocardion war von gewöhnlicher Farbe, ſonſt aber die Muskelſubſtanz des Herzens tief dunkelroth. Beim Einſchneiden der Lungen wurde der Bitter-Mandelngeruch ebenfalls bemerkbar. Der hintere Theil der Lungen war ſtark mit ſchaumigtem Blute infiltrirt, in der Luftröhre nahe an der Thei— lungsſtelle etwas weißer Schaum; die Leber und Milz erſchienen blutreich, die Galle dun— kel⸗grün⸗ gelblich. Im Magen befanden ſich etwas Luft, etwas gelblicher Schleim und einige Graupenkörner; feine Schleimhaut war in der Nähe des Pylorus etwas geröthet. Die Nieren waren blutreich, die Harnblaſe enthielt gegen 6 Unzen Harn, das Blut der Hohlvenen war dunkel und flüſſig. — Chemiſch unterſucht wurde von den Theilen der Leiche: 1) alles aus dem Herzen, den großen Bruſtgefäßen und den Gefäßen der Schä— delhöhle geſammelte Blut, nebſt einem Stück Subſtanz von der Baſis des Gehirns; 2) die Harnblaſe ſammt dem Harn; 3) der Dickdarm nebſt ſeinen Contentis; 4) der Magen, nebſt einem Theile der Speiſeröhre, dem Dünndarm und ſeinen Contentis. Nur in dieſem fanden ſich die zur Conſtituirung des Cyan-Kaliums erforderlichen Stoffe, näm— lich Cyan und Kalium, welche auch in dem Reſte der noch beim Kranken übrig gebliebe— nen Arznei und in dem in der Apotheke noch vorgefundenen Kali hydrocyanicum nachge— wieſen wurden. — Die Todesurſache war Blauſäure- Vergiftung, herbeigeführt durch das in der Arznei enthaltene blauſaure Kali, eigentlich Cyan-Kalium, oder Kalium— Cyanür, Kalium-Cyanid, welches wegen feines großen Gehaltes an Cyan und feiner leichten Zerſetzbarkeit in Kali und Acidum hydrocyanicum nur in den kleinſten Gaben ge— geben werdeu darf. Nach der Berechnung des Herrn Dr. W. entſprach der Blauſäuregehalt der von dem Kranken verſchluckten circa 100 Tropfen oder 1 / Drachme betragenden Arznei wenigſtens dem Blauſäuregehalt der in 2 Dr. oder 120 — 130 Tropfen der — 2 — officinellen Hydrocyan⸗Säure enthalten iſt, welche letztere ſchon in einigen Tropfen eine tödtliche Wirkung hervorbringt. Daß der Tod nicht plötzlich erfolgte, ſondern der Kranke noch einen Todeskampf von einer Stunde zu beſtehen hatte, wurde daraus erklärt, daß das Cyan⸗-Kalium erſt langſam ſich zerſetzte, durch die Säure des Magens das Kalium als Kali gebunden, und das eben gebildete Acidum hydrocyanicum frei wurde. Herr Dr. Lüdicke ſprach, unter Berückſichtigung der von Mitſcherlich angeſtell— ten Verſuche, über die Anwendung des Tannins, Tanninum, Acidum tannicum als An- tidotum gegen giftige Pilze und Alcaloide und als Heilmittel gegen verſchiedene Krank— heiten, z. B. Lungenſchwäche nach langwierigen Katarrhen, Schwäche der Verdauungs⸗ Organe durch gaſtriſche Zuſtände, namentlich bei Haemoptisis, Diarrhoea, auch bei Fluor albus u. ſ. w. Bei Erwachfenen erfüllen 4 — 5 Gran täglich viermal genommen gegen Krankheiten, dagegen 4 — 5 Gran ſtündlich als Gegengift den Heilzweck. Nur in größeren Gaben von mehreren Quentchen iſt Corroſion zu befürchten. Gewöhnlich läßt Herr Dr. L. Tannin. gr. xij. in Aqu. destill. 5v. löſen, von Orangeblüthe- und Jo: hannisbeer⸗Syrup 3/, und, wo es nothwendig wird, Salep, Eibiſch, Quittenſchleim oder arabiſchen Gummi-Schleim zuſetzen. Mit dem auffallendſten Erfolge wendete Herr Dr. L. kürzlich dies Mittel, anfangs alle 2 Stunden zu /, ſpäter zu / Gran gereicht, bei einem 6jährigen Knaben an, der früher von einem Anfalle acuter Hirnhöhlen-Waſſer⸗ ſucht geneſen, ſeit 8 Wochen an Keuchhuſten litt, unter heftigem Fieber mit Schweißen, bei gänzlichem Mangel an Appetit, abzehrte, viele Mittel vergebens gebraucht hatte und zuletzt jede Arznei zurückwies, bis ihm das Tannin gegeben wurde, welches er begierig nahm, und durch welches er in 14 Tagen vollkommen hergeſtellt wurde. Bei kleinen Kindern brauchte Herr Dr. L. das Tannin gegen Durchfälle ſtets mit dem glücklichſten Er⸗ folge, zweiſtündlich „ Gran p. d. in Waſſer mit Salep, auch in 4 Fällen, in denen die Kranken nach überſtandenem Typhus abdominalis nicht zu Kräften kommen konnten, zu 2—3 Gran täglich viermal gegeben. Sodann machte Herr Dr. L. Mittheilungen eines Falles von Leipyrie. Ein ſonſt ſtets geſunder, etwa 50 Jahr alter Mann erkrankte in Folge von fortwährendem Aergerniß, dadurch veranlaßter Unregelmäßigkeit im Eſſen und Trinken und von Erkältung. Geringe Neigung zum Erbrechen, äußere Kälte und innere Hitze, große Angſt, Furcht vor dem Tode, Schlafloſigkeit, ſchnelles Sinken der Kräfte, waren die weſentlichſten Krankheits-Erſcheinungen; Kopfſchmerz und Schwindel fehlten, das Bewußtſein war ungeſchwächt, die Reſpiration frei, die Zahl der Arterien-Schläge einige über 60 in der Minute, der Puls weder voll noch ausſetzend. Die antigaſtriſche Behandlung, nebſt Fußbädern, Senfteigen an den Waden, die am mehrſten indicirt ſchie— nen, war nicht im Stande, den Kranken zu retten. Endlich empfahl Herr Dr. L. das Jod- Kali zu 3j. in ij. deſtillirten Waſſers aufgelöſt früh und abends zum Waſchen als Kropfmittel. | 41 Den 4. Oktober hielt Herr Dr. Grötzner einen Vortrag über Noma im Allge⸗ meinen, und theilte ſodann die Geſchichte zweier Krankheiten mit. Die erſte betraf einen jährigen Knaben, der in feinem fünften Jahre von einem acuten Hirnleiden mit Konvul- ſionen befallen war, ſpäter an Maſern litt und Anlage zu Scrofeln zeigte. Während des Verlaufs eines heftigen, mit Congeſtionen nach dem Gehirn und mit Delirien verbundenen Fiebers, welches am 21ſten Tage nur unvollftändige kritiſche Erſcheinungen zeigte, ent- wickelte ſich der Brand, der in Zeit von 12 Stunden die eine Wange von innen heraus durchbrach. — Der zweite Kranke war ein fünfjähriger, in hohem Grade ſcrofulöſer Knabe. Nach dem Gebrauche verſchiedener Merkurialmittel trat Speichelfluß ein und Brand der Unterlippe, die in Zeit von 48 Stunden faſt bis zur Hälfte zerſtört wurde. Auch dieſer Knabe ſtarb. — Herr Dr. G. bezeichnete die Krankheit als Gangraena und Sphacelus Faciei infantilis im Gegenſatz zur Gangraena senilis. Sie iſt nach ſeiner Anſicht nicht eine primäre Krankheit, ſondern der örtliche Ausdruck eines allgemeinen Lei— dens, eines cachectiſchen Zuſtandes, entwickelt ſich namentlich leicht bei Scrofulöſen, nach dem Gebrauch des Merkur. Herr Dr. G. warnt deshalb vor dem Gebrauche des letztern bei den Scrofeln. — Der Vortrag veranlaßte eine ſehr lebhafte allgemeine Erörterung des Gegenſtandes, während welcher Herr Hofrath Dr. Weidner bemerkte, daß er das Uebel nach Typhus abdominalis habe entſtehen ſehen, und Herr Dr. Krocker jun., daß er es mehrmal bei Erwachſenen beobachtet habe. L ve N } Herr Dr. Neumann ſprach über die Erkenntniß und Behandlung des Typhus im Kindesalter. „Man muß,“ bemerkte Herr Dr. N., „von dem Grundgedanken ausge— hen, daß der Typhus ein Morbus sui Generis iſt, der bei einer beſtimmten Prädispoſition durch beſtimmte (wenn gleich unbekannte) occaſionelle Momente hervorgerufen wird. Der Typhus iſt kein bloßes Stadium irgend einer andern Krankheit, ſondern kann ſchon am erſten Tage ſeines Auftretens erkannt werden. Er hat, ſo wenig wie irgend eine andere Krankheit, ein Signum pathognomonicum; das Charakteriſtiſche liegt hier, wie überall, in der Verbindung, Simultanität oder Aufeinanderfolge von Elementen, die in andern Verbindungen und anderer Folge andere Krankheitsformen konſtituiren. Das Charakte— riſtiſche für den Typhus iſt das gleichzeitige Auftreten von gaſtriſchen, cerebroſpinalen und fieberhaften (Herz-) Symptomen, auch die bronchitiſchen Zeichen fehlen faſt nie. Dieſe vier Reihen von Elementargruppen gehen neben einander her; da ſie und weil ſie von Anfang bis zu Ende der Krankheit vorhanden ſind, kann auch ihr Auftreten nicht als Eintheilungsgrund in Stadien gebraucht werden. Wirklich abgeſonderte Stadien giebt es überhaupt im Typhus nicht, auch die eifrigen Verfechter der Stadien ſind nicht im nde, Zeichen anzugeben, welche dem einen oder dem andern Stadium ausſchließlich und konſtant zukämen. So viel mußte nur angeführt werden, um den Boden für die Indication zu gewinnen. Beim Mangel eines Specificums im ſtrengen Sinne des Wor⸗ es, bei dem Hypothetiſchen, welches die Eiſenmannſche * umgiebt, — FE bleibt nichts Anderes, als ſich gegen die Symptomengruppen zu wenden. Es ſcheint wirklich, als ob Marcus mit ſeiner Anſicht, daß — die normale Thätigkeit gewiſſer Organe direkt hervorrufen, nicht ſo Unrecht gehabt habe. Die unleugbare That⸗ ſache, daß gewiſſe Mittel in der Therapie der verſchiedenartigſten Krankheiten eines und deſſelben Organes eine wichtige Rolle ſpielen, leitet uns zu dem Schluſſe, daß die Indica⸗ tion in dieſen Fällen nicht vom Krankheitsprozeß, ſondern vom Organ hergenommen wer— den müſſe. Wird die Typhus-Therapie unter dieſem Geſichtspunkte betrachtet, fo muß zuerſt gefragt werden, von welcher Symptomengruppe her droht dem Leben die größte Gefahr? und die Antwort wird in verſchiedenen Fällen verſchieden ausfallen. — Schließ⸗ lich ſuchte Herr Dr. N. die Meinung plauſibel zu machen und mit den Thatſachen in Ein⸗ klang zu bringen, daß Chlor und Calomel (beſonders in den bekannten großen Doſen) dem Status gastricus, die warmen Bäder und der Moſchus dem Status cerebrospinalis. der Wein (beſonders in unſern Tagen von Graves wieder gerühmt) dem Status cardia- cus (vulgo Fieber), die Senega und der 1 dem Status bronchialis entſprächen. u Den 1. November machte Herr Dr. Necker jun. folgende Mittheilungen: 1) Eine 47 Jahre alte Frau von athletiſcher Konſtitution bemerkte nach — chentlichem heftigen Kopfweh am 20. Juni 1844 plötzlich Schwindel und eine faſt voll⸗ ſtändige Lähmung der Bewegung des linken Armes und Beines. Beim Herausſtrecken der Zunge blieb die linke Hälfte derſelben hinter der rechten zurück. Sonſt zeigten ſich keine Lähmungserſcheinungen in den Muskeln, aber das Bewußtſein war gering und ver— lor ſich allmälig ganz. Vom 11. Juli an fand ſich die Beſinnung, ſo wie die Bewegung der Extremitäten, und zwar zuerſt im Beine, allmälig wieder ein. Zu einer ungeheuern Gangraena ex Decubitu geſellte ſich jedoch in der Mitte Auguſt's Oedem der Füße, dann allgemeine Hautwaſſerſucht und Ascites; die Kranke ſtarb am 10. Sept. unter den Erſchei⸗ nungen allgemeiner Entkräftung. Bei der Section zeigte die innere Fläche der dura Ma- ter da, wo ſie den hintern rechten Hirnlappen bedeckt, von der Falx magna bis zum Ten- torium Cerebelli eine in der Mitte 3 Linien dicke, nach der Peripherie ſich allmälig ver- dünnende Schicht einer ſchmutzig hefengelben Maſſe, die beim Zurückſchlagen der dura Mater an ihr hängen blieb, und auf der dem Gehirn zugewendeten freien Fläche von einer glatten glänzenden Membran überzogen war, die ohne ſichtbare Grenzlinie in den Arach— noideal-Ueberzug der dura Mater überging, ſich in großen Lappen von der dura Mater losreißen ließ, welche unter ihr keinen Ueberzug der Arachnoidea mehr zeigte, und vom Herrn Dr. K. für ein altes hämorrhagiſches zwiſchen der dura Mater und deren Arachnoi⸗ deal⸗Ueberzug geſetztes Exſudat angeſehen wurde. ee: en 2) Ein 30 Jahr alter, robuſter, früher gefunder Mann erkrankte im Mai 1843, nachdem er während einiger Wochen ſehr häufig den Coitus ausgeübt, an Cirsocele der linken Seite. Die Fricke ſche Operationsmethode wurde vom Herrn Dr. K. ohne Erfolg gegen das Uebel angewendet. Da der Kranke nach einiger Zeit die Wiederholung der 3 Operation verlangte, ſich aber ſehr empfindlich gegen Schmerz gezeigt hatte, ſo ſann Herr Dr. K. auf ein Verfahren, wobei der operative Eingriff möglichſt kurze Zeit dauern würde, und entſchied ſich für eine Verbindung der Durchführung eines Fadens mit der Compreſ— ſion. Am 15. Auguſt führte er dies in folgender Weiſe aus: er faßte eine Hautfalte, und mit dieſer eine der größten Venen des Plexus pampiniformis, und führte mittelſt einer graden Nähnadel einen doppelten Faden durch beide hindurch, ſo daß ſowohl aus der Ein— als Ausſtichsöffnung zwei Faden deſſelben hervorhingen. Dieſe knüpfte er nun, wie bei der Zapfennath, jederſeits über einen Korkcylinder, und zog fie fo feſt an, daß die Haut⸗ falte und die in ihr liegende Vene ganz platt gedrückt war. Nach 30 Stunden trat hef— tiger Schmerz im Funiculus spermaticus und Geſchwulſt der ganzen linken Hälfte des Scrotums ein, weßhalb die Faden ausgezogen wurden. Es entwickelte ſich heftige Ent— zündung mit Fieber, Auftreibung des Bauches, gaſtriſchen Störungen, ſelbſt mit kurze Zeit dauernden Delirien, welche Zufälle mehrere allgemeine und örtliche Blutentziehungen nöthig machten. Am zwölften Tage ging durch die Stichpunkte Eiter ab, und bis zum Ende der ſechsten Woche wiederholte ſich die Bildung und Entleerung kleiner Abſceſſe an der vordern und hintern Fläche des Scrotums. Die Erſcheinungen des Allgemeinleidens hatten ſich mit dem ſiebenten Tage verloren, mit Ausnahme mancher, dem Kranken habi— tueller, Verdauungsbeſchwerden. Erſt nach 6 Wochen verließ der Kranke das Bett. Der ganze Saamenſtrang fühlte ſich noch hart und dick an, ohne daß einzelne Venen zu fühlen waren. Der Hode ſtand hoch oben, nahe dem Bauchringe, und als der Kranke am 24. Oktober von Breslau abreiſte, ſchien alle Ausſicht zur Geneſung vorhanden zu ſein.“) 39) Ein 17jähriges Mädchen, mittlerer Größe, von ziemlich kräftigem Körperbau und entſchiedenem weiblichen Habitus, blaſſer, doch nicht eigentlich chlorotiſcher, ſondern mehr livider Geſichtsfarbe, mit mäßig ſtarken Brüſten und ſehr behaarten Pudendis, früher geſund, aber noch nie menſtruirt, litt ſeit zwei Jahren in drei- bis vierwöchentlichen In— tervallen an bald mehr, bald weniger heftig ziehenden Schmerzen im Kreuz und Hypoga— ſtrium, Auftreibung des Bauches, Magenkrampf und Kopfweh. Bei der Unterſuchung der Geſchlechtstheile fanden ſich die Schamlefzen gut gebildet, die Scheide aber etwa 1% Zoll hinter dem Orific. Urethrae blind endend, und bis zu dieſer Stelle hin jungfräu— lich eng. Drängte man das Ende dieſes Blindſacks mit dem Finger gewaltſam in das Becken hinauf, ſo fühlte man undeutlich, deutlicher durch den Maſtdarm, einen harten Körper. Dem Finger bot ſich hier eine gewölbte Fläche dar, welche die mittlere Becken— apertur füllte, ziemlich hart war, nicht deutlich fluctuirend, nicht beweglich und nicht empfindlich. Zwiſchen ihm und dem blinden Ende der Vagina erkannte man einen Zwi— ſchenraum von 1— 1 Zoll, in welchem man einen in die Blaſe geführten Katheter deut— lich fühlte, ſo daß es zweifelhaft erſchien, ob hier eine Fortſetzung der Vaginalwandun⸗ 22 * n N rt N N ee) bedr hat ſich dies nicht beſtätigt. Am 23. December beſuchte der Kranke Herrn Dr. K., der das Uebel 8 5 8 u faſt in der früheren Ausdehnung wieder fand. RER 1 a * — gen vorhanden ſei. Rechts oberhalb des Kam. horiz. Ossis Pubis fühlte man in der Tiefe eine harte rundliche Geſchwulſt von der Größe eines Hühnerei's. Es ließ ſich mit hoher Wahrſcheinlichkeit annehmen, daß jene Geſchwulſt, die man vom Maſtdarm aus fühlte, der von Menſtrualblut ausgedehnte Uterus oder die Vagina ſei, und die Bildung einer Kommunikation mit dem vordern Theil der Vagina ſchien nicht gar ſchwierig. Es wurde demnach die Operation am 23. Oktober 1844 ausgeführt. Nachdem ein Katheter in die Blaſe, ein Finger eines Gehülfen in den Maſtdarm geführt worden war, um dieſe Theile von der Operatiogsſtelle abzuziehen, wurde die Scheidenwand im Grunde des Blindſacks mit einer Hakenzange hervorgezogen und mit Hülfe eines ſpitzen Hakens eine von oben nach unten gehende Falte gebildet, die in horizontaler Richtung durchſchnitten wurde. Es floſſen einige Tropfen Blut. Mit dem Finger und Skalpellſtiel drang Herr Dr. Krocker nun zwiſchen Blaſe und Maſtdarm durch ein ziemlich lockeres Gewebe in die Höhe, bis er auf den erwähnten harten Körper ſtieß. Deutliche Fluctuation war nicht zu fühlen, wohl aber dicht hinter der Blaſe eine rundliche Vertiefung von 2 — 3 Linien Durchmeſſer, die von einer jedoch nur wenig erhabenen Wulſt wallartig umgeben war. Bei der zweifel: haften Natur dieſer Geſchwulſt wurde eine Punctio probatoria mittelſt eines Flurant'ſchen Troikars vorgenommen. Sei es jedoch, daß die Kanüle deſſelben beim Ausziehen des Stilets ſich verrückt hatte, oder aus einer andern Veranlaſſung, es floß nach Zurückzie⸗ hung des Stilets keine Flüſſigkeit ab, und da mittlerweile auch die Blaſe durch die be— ſtändig nöthigen Manipulationen ſehr empfindlich geworden war, wurde die Operation nicht fortgeſetzt, und ein Preßſchwamm in die Oeffnung im Blindſack der Vagina einge⸗ legt. Schon am Abend trat Empfindlichkeit der Blaſengegend, Froſt, dann Hitze mit frequentem vollem Pulſe ein. Harnausleerung und Stuhlgang hatten freiwillig flatt- gefunden, Ein Aderlaß von Zxij. und eine Emuls. Ol. Amygd. dulc. mit Aqua Amygdal. amar. wurden verordnet. Am 24. Oktober war der Preßſchwamm herausgefallen, übri⸗ gens der Zuſtand wie abends vorher. Da die Vagina ſehr ſchmerzte, ſo wurde nur ein Plumaceau in ſie eingeführt. Abends erfolgte aus ihr ein Abgang von mehreren Unzen einer ſchmutzig rothbraunen, etwas ſchmierigen Flüſſigkeit. Am 25ſten war der Unterleib ſehr aufgetrieben, empfindlich, der Puls äußerſt frequent. Es zeigten ſich kleine Uebel— keiten. Verordnet wurden ein laues Bad und 12 Blutegel auf die Blaſengegend, zwei Gran Calomel alle zwei Stunden. Abends nahm der Leibſchmerz zu, der Puls und die Temperatur ſanken, es erfolgte Erbrechen einer lauchgrünen Flüſſigkeit, der Bauch trieb ſtark auf, und um 11 Uhr, 60 Stunden nach der Operation, erfolgte der Tod. Am 27. Oktober, an dem die Section angeſtellt wurde, waren noch keine bedeutenden Zeichen der Fäulniß äußerlich zu bemerken. Das Bauchfell zeigte wider Erwarten weder Röthe, noch das gewöhnliche peritonitiſche Exſudat, wohl aber an allen im und nahe am Becken liegenden Theilen eine ſtarke, marmorirte, theils ſchieferartige, nicht abwiſchbare, theils ſchmutzig rothbraune Färbung. Letztere kam von einer ſchmierigen, „ — ½ Linie dick aufliegenden, ſchmutzig rothbraunen Maſſe her, die das Peritonäum überzog, und deren — 22 flüffigeren Beſtandtheile von derſelben Färbung ſich an den tiefern Stellen zwiſchen den Beckeneingeweiden in Quantitäten von einigen Drachmen angeſammelt hatten. Eine Quantität von Zvii — x. einer gleichen Flüſſigkeit war aus der Vagina nach dem Tode abgefloſſen und fand ſich auf dem Sectionstiſche. Der Uterus ragte bis über die Sym- physis Oss. Pub. herauf, war aber ſchlaff und wie eine leere Taſche anzufühlen. Die Länge des Uterus vom Fundus bis zum innern Muttermunde betrug 2 Zoll 3 Linien, die Breite zwiſchen beiden Tuben 2 Zoll 4 Linien, die Dicke der vordern Wand der Gebär⸗ mutter 6 Linien, des Fundus 3 Linien. Die Länge des Gebärmutterhalſes vom innern Muttermunde bis zu dem künſtlich durch den Troikar gemachten äußern Muttermunde be⸗ trug 4 Zoll 4 Linien, die Breite des Gebärmutterhalſes, bevor er aufgeſchnitten war, 3 Zoll 8 Linien, die ganze Breite der Höhle des aufgeſchnittenen und ausgebreiteten Gebärmutterhalſes, von rechts nach links gemeſſen, 7 Zoll 1 Linie, die Dicke der an der linken Seite aufgeſchnittenen Wand des Gebärmutterhalſes 2 Linien. Es war alſo der Gebärmutterhals vorzugsweiſe von dem zurückgehaltenen Menſtrualblute ausgedehnt, von deſſen Verderbniß die gräulichte, ſchwarze Färbung der innern Haut ſowohl des Grundes und Körpers, als des Halſes der Gebärmutter herrührte. Die Abdominalöffnungen der Tuben waren verwachſen, die äußern Enden derſelben ſackförmig ausgedehnt. Dieſe Er— weiterung war an der linken Tuba am bedeutendſten, 1 Zoll lang, 1 Zoll 3 Linien hoch, und eingeriſſen. Ihre innere Haut war ebenfalls ſchwarzgrau gefärbt. Das innere Ende der Tuben war dagegen von normaler Weite, ſo daß nur mit Mühe eine dünne — * werden konnte. Der Secretair ſprach über die Verbindung der Gehörknochen, mit beſonderer Be⸗ rückſcchtigung von Huſchke's Darſtellung derſelben in der neuen Ausgabe von Samuel Thomas v. Sömmering's Lehre vom Baue des menſchlichen Körpers, fünften Bande, Leipzig 1844. Er vertheidigte die in ſeiner Syndesmologie aufgeſtellte Behauptung, daß keine wirklichen Gelenke zwiſchen den Gehörknochen, ſondern nur Hemiarthroſen ſtatt⸗ finden. Synoviale (d. h. ſeröſe, die Verbindungsflächen einſchließende, an ihrer innern Fläche Synovia ſecernirende) Häute ſind nicht vorhanden. Eben ſo wenig ſind die Ver— bindungsflächen mit Gelenkknorpel überkleidet. Der einzige Grund, auf den Huſchke die Behauptung der Gegenwart der Gelenkknorpel gründet, daß man nämlich dieſen Knorpel leicht an ſeiner rothen Farbe erkennen ſoll, hat gar keinen Werth. Entweder hat Huſchke ſehr blutreiche Gehörknochen vor ſich gehabt, die deshalb geröthet waren, wie der Secre⸗ tair dies öfters beobachtet hat, oder noch nicht vollkommen ausgebildete Knochen, deren Enden noch aus verknöcherndem Knorpel beſtanden, der ſich leicht röthet. Der Secretair hat die Verbindungsflächen beim vier-, fünf-, acht⸗ und neunmonatlichen Fötus, beim Neugebornen, bei Erwachſenen, ſowohl Männern als Frauen, in den mittlern Jahren und in dem höchſten Lebensalter unterſucht. Beim neunmonatlichen Fötus und bei Neuge⸗ bornen war die Verbindungsfläche des ae noch mit einer ganz dünnen Knorpelſchicht 46 — — VER R. NEE vollſtändig, die des Amboßes nur noch unvollſtändig bedeckt. Beim Erwachſenen hat der Secretair nie einen vollſtändig knorplichten Ueberzug geſehen. Wohl fand er am Rande der Verbindungsflächen oft noch eine dünne Knorpellage, aber die Verbindungs- flächen lagen entweder unmittelbar an einander, oder ſtellenweiſe fand ſich in geringſter Quantität eine bald mehr am Amboß, bald mehr am Hammer leicht anklebende feſtweiche Maſſe von gallertartiger Conſiſtenz, die unter dem Mikroskop theils formlos erſchien, theils Zellen mit und ohne Kern enthielt, und ſich mit der Spitze des Meſſers leicht abhe⸗ ben ließ. Der Secretair erörterte fodann die näheren Angaben Huſchke's über die Ver- bindungsarten und Bewegungen der Gehörknochen, die er für rein phantaſtiſch erklärte. Huſchke läßt nur zwei Muskeln der Gehörknochen als wirkſam gelten, den Musc. Tensor Tympani und Muse. stapedius. Dennoch ſollen zwifchen dem kurzen Fortſatze des Am— boßes und dem Felſenbeine ein ſtraffes Gelenk, zwiſchen Hammer und Amboß ein Gin- glymus und zwiſchen dem Os lenticulare und Stapes eine Athrodia, ſtattfinden. Dieſe Bewegungen der Gehörknochen ſollen nur mikroſkopiſche fein, aber doch durch den Muscu- lus stapedius das vordere Ende der Baſis des Steigbügels in dem Grade gehoben wer— den, daß das ovale Fenſter dadurch geöffnet wird. — Der Secretair legte zuletzt noch folgende Schriften vor: 1) Dr. H. W. Berend: Plaſtiſche Operationen, Berlin 1844, 8. 2) Die gallige Dyscraſie (Ieterus) mit acuter gelber Atrophie der Leber, von P. J. Horaczek, Wien 1844, 8. 3) P. C. Hartmann: Institutiones medico- practicae. Ed. P. J. Horaczek, P. II. Wien 1844. (Geſchenke der Herren Verfaſſer.) Den 6. December ſprach Herr Profeſſor Dr. Göppert über die Gewinnung des Satzmehles aus den Stämmen der Palmen, namentlich der Cicadeen, des Drachenblutes aus der Rinde der Xanthorrhöen, erläuterte die metallurgiſchen Prozeſſe des Bleies, Zinkes und Kupfers auf allen verſchiedenen Entwickelungsſtufen. Die Gegenſtände wurden ſämmtlich durch Präparate erläutert. Ferner zeigte Herr Profeſſor Pr. Göppert einen vollſtändigen Moſchusbeutel, noch in Verbindung mit den Genitalien, die Frucht von Theobroma Cacao und verſchiedene andere Gegenſtände vor. Herr Dr. Krocker sen. theilte die Geſchichte einer Kranken mit, welche an einem fauſtgroßen Sarcom in der vordern Gebärmutterwand gelitten hatte. Das Präparat wurde ebenfalls vorgezeigt. | Der Secretair gab eine vergleichende Ueberſicht der Formen der Blutkryſtalle in den verſchiedenen Thieren. Es bilden ſich beim Eintrocknen des Blutes der wirbelloſen Thiere und des Blutſerums der Wirbelthiere mikroſkopiſche Kryſtalle von verſchiedener Form. Theils erſcheinen fie vier-, theils ſechseckig, vorzüglich aber baum- und ſtern förmig. Dieſe letzteren bilden ſich faſt regelmäßig in jedem Blutstropfen, erſtere ſeltener. Es ent⸗ ſtehen: 1) einzelne Strahlen, die grade verlaufen oder etwas gebogen; 2) die Strah⸗ len erſcheinen an einem Ende gabelförmig, in zwei Zacken getheilt; 3) es geht von der en MR ee Mitte oder etwas von ihr entfernt ein Querſtrahl ab; 4) es bildet fich dieſem Querſtabe gegenüber ein neuer Strahl, ſo daß ein vollkommenes Kreuz entſteht. Es geſellen ſich ferner oft ein fünfter Strahl hinzu, oder ein ſechster oder mehrere, fo daß ein vollkomm— ner Stern entſteht, deſſen Radien von der Mitte gegen den Umfang ausſtrahlen, gewöhn⸗ lich von ungleicher Länge ſind, bald mehr, bald weniger größere oder kleinere Nebenzacken zeigen. Von wirbelloſen Thieren hat der Secretair dieſe Kryſtallbildung bis jetzt unter⸗ ſucht bei Helix pomatia, Planorbis corneus, Limnaeus stagnalis und Astacus fluviatilis; von Wirbelthieren bei Esox lucius, Bufo igneus, Rama esculenta und temporania, Co- lumba livia, Ovis aries, Bos taurus, Sus scrofa, Lepus cuniculus, Erinaceus Europaeus und Homo sapiens. Sie ſind ſich im Weſentlichſten alle gleich, erſcheinen aber zahlrei— cher und kräftiger bei den niedern Thieren, namentlich bei den Schnecken. Bei den Säuge— thieren ſind die Stäbe, Strahlen, Stämme, Aeſte und Zweige im Ganzen ſchmächtiger, obgleich mitunter auch ſehr kräftig. Die Winterſchläfer zeigen in dieſer Beziehung nichts Eigenthümliches. Die Blutkryſtalle des Igels gleichen denen des Menſchen, und im Blutwaſſer der während des Winterſchlafes und außerhalb deſſelben getödteten Igel fand der Secretair weder in Beziehung auf die Form, noch die Anzahl der Kryſtalle eine Verſchiedenheit. — D. Barkow, 2. 3. Secretair. r e 8 e 7 c r die Vorträge in der pädagogiſchen — im Jahre 1844. a * Br 2 “rs Die pädagogiſche Section iſt im Jahre 1844 elf Mal zuſammengekommen. Den Anfang mit den Vorträgen machte Herr Lehrer Stütze. Er ıheilte drei Briefe eines pſeudonymen Gotthelf mit, welche das Thema: „Wie die große Stadtgemeine zu N. das Schul- und Erziehungsweſen zu heben ſucht,“ behandelten. Der erſte Brief hatte „die Schul-Inſpektion“ zum Gegenſtande. Eingedenk des Sprichwortes: „Ein guter Schaffner ſei eben ſo viel werth, als zehn fleißige Arbeiter,“ hatte die Stadt einen durch Erfährung und Kenntniſſe reich ausgeſtatteten Mann — einen Geiſtlichen — zum Schulen-Inſpektor erwählt, der ſein ſchwieriges Amt mit Umſicht und Humanität verwaltete. Er war der Vater ſeiner Lehrer. Freilich iſt nicht jeder Schul⸗ aufſeher ſo. Bekannt iſt es, daß Einige durch ein herrſchſüchtiges Weſen die Lehrer ab— ſtoßen, keine Gegenrede dulden oder vertragen und jede ſelbſtändige Handlungsweiſe des Lehrers rügen. Eine Schulaufſicht aber, welcher Liebe und Einheit fehlt, kann ihren Zweck nicht erreichen. Unpaſſend und der Würde eines Schulaufſehers und Reviſors un— angemeſſen iſt es, wenn ſich derſelbe in kleinliche Dinge einläßt. Ueble Laune ſoll den Reviſor oder Schulaufſeher auch nicht beherrſchen, und niemals darf er vor den Kindern die Achtung gegen den Lehrer aus den Augen ſetzen, ſei er auch noch ſo unzufrieden mit ihm. Gut iſt es, wenn der Schulaufſeher das Schulweſen von unten herauf kennen gelernt und ſtudirt hat; er wird dann die Mühſeligkeiten deſſelben erkennen, nicht lieblos urtheilen, noch den Lehrer über die Achſel anſehen. Eine genaue Bekanntſchaft mit den Mitteln, wodurch die Schulzwecke erreicht werden, und ein unabläßiges Vorwärtsſtreben mit der Zeit in ihrer pädagogiſchen Richtung muß undedingt von einem Reviſor und Schul⸗Inſpektor gefordert werden. Gotthelf belegte Alles mit Beiſpielen aus dem Leben. Aus dem ganzen Briefe ging hervor, daß er viel trübe Erfahrungen in feinen Verhältniß zum Reviſor gemacht haben mußte. — Im zweiten Briefe war „von der Ueber— füllung der Volsſchulen“ die Rede. Gotthelf erzählte, daß fein Schul⸗Lokal — 49 — — höchſtens 40 — 90 Schüler faſſen kann, wenn für jedes Kind 6 Quadratfuß Raum nad) geſetzlicher Beſtimmung berechnet iſt, daß aber deſſen ungeachtet 115 — 120 Schüler hineingepfropft find. Die Ueberfüllung bewirkt: 1) eine übermäßige Erwärmung der Schulſtubenluft, die mehr und mehr unerträglich und der Geſundheit nachtheilig wird. mußten Kinder, welche in der großen Hitze unwohl geworden waren, nach Hauſe biet werden, obſchon die Fenſter gelüftet, der Fußboden mit kaltem Waſſer beſprengt und die Dfenröhren- Klappe geöffnet waren. Mit Königspulver, Wachholder-Beeren u. ſ. w. zu räuchern, taugt nicht, da die Stubenluft dadurch nur verdickt und eingehüllt wird. Nur reine, friſche Luft macht heiter, ſtärkt die Nerven und ermuntert zur Arbeit, während zu ſtarke Ausdünſtung Mattigkeit und Erſchlaffung des Körpers bewirkt. Man prophezeiht dem Lehrer, weil er ſich ſtets unter Kindern aufhält, ein langes Leben, indem man meint, die Aus dünſtungen der Kinder ſeien der Geſundheit zuträglich; möchten doch alle die, welche dieſe Meinung hegen, ſich nur zur Zeit des heißen Sommers in einem mit Kindern ſtark angefüllten Schulzimmer einfinden und an ſich die Wirkung erproben! — Die Ueberfüllung hat 2) zur Folge, daß der Körper der Kinder eingezwängt und jede erforderliche und nöthige Bewegung behindert und die Geſundheit bedroht; das Fort⸗ ſchreiten z. B. im Zeichnen und Schreiben kann nie den Erwartungen entſprechen. Ferner veranlaßt das Engeſitzen der Kinder Zank und Streit, Unruhe, Unaufmerkſamkeit, wes⸗ halb 3) die Handhabung der Dis ciplin äußerſt erſchwert wird und ungewöhnliche Körperkraft von Seiten des Lehrers verlangt. Iſt der Lehrer jung, ſo möchte das allen⸗ falls noch angehen; aber im Alter?! Endlich wird 4) die Ueberſicht und die jedem Schüler gebührende Sorgfalt von Seiten des Lehrers faſt unmöglich. Kann er dafür, wenn nicht alle Kinder Fortſchritte machen? Die Behörden können freilich nicht jeden Uebelſtand auf der Stelle heben. Oftmals denken ſie ſich die Sache nicht ſo ſchlimm, als ſie wirklich iſt. — Im dritten Briefe wurde die Nothwendigkeit der Anſtellung von „General⸗Subſtituten für die Elementar- und Freiſchullehrer“ beſpro⸗ chen. Der Lehrer, welcher krank geworden, muß vertreten werden, ſoll der Schulunter- richt nicht ausfallen. Wer aber ſoll ihn vertreten? Jeder Lehrer hat für ſeine Klaſſe einzuſtehen und kann und darf ſie nicht hintenanſetzen. Der Reviſor iſt durch kirchliche Verrichtungen und andere Arbeiten außer Stande, eine fo beläſtigende Vertretung zu über: nehmen. Die Seminariſten können und dürfen auf längere Zeit zu dieſem Zwecke nicht in Anſpruch genommen werden. Die Nothwendigkeit, General-Subſtituten für die Leh⸗ rer an den Breslauer Volksſchulen anzuſtellen, leuchtet daher ein. Zwar hat man früher behauptet, daß alsdann viele Lehrer öfters krank ſein würden. Dem läßt ſich entgegen⸗ ſtellen, daß 1) der gewiſſenhafte und für ſeinen Beruf begeiſterte Lehrer ſich nach keinem Vertreter ſehnen und ſich ohne Noth keinen wünſchen wird; 2) daß nur auf ein ärztliches Zeugniß der Schul⸗Inſpektor den Vertreter veranlaßt. — Dieſe drei Briefe enthielten des Anregenden viel. Gotthelf meint es mit den Schulen der Stadtgemeine zu N., wor⸗ unter er wahrſcheinlich Breslau im Sinn hatte, gewiß ſehr gut; aber die Realiſirung f 7 50 der General-Subftituten für die Elementar⸗ und Freiſchulen gehört zu den ſogenannten frommen Wünſchen, und ſteht noch gar nicht in Ausſicht. Wie wäre es, wenn die kirchlichen General⸗Subſtituten herangezogen würden, die erkrankten Lehrer zu vertreten? Findet denn jeder dieſer Herren bei den Kirchen genügende Beſchäftigung? Hub Ueber die Reife des Herrn Lehrer Letzner durch einen Theil der Lombardei iſt ſchon vorigen Jahres berichtet worden. Die Fortſetzung der ee wurde durch Hin⸗ derniſſe unterbrochen. — — Die Vorleſung des Herrn Prediger Dr. Ramtour über die Pi Lehrkunſt⸗ des Comenius war ſehr intereſſant. „Wer war dieſer Comenius?“ Sein ei Name iſt nicht bekannt. Comna heißt das Dorf in Mähren, in welchem er 1592 ge⸗ boren wurde, und von dem er den Namen „Comenius“ annahm. Seine Eltern gehör⸗ ten zu den mähriſchen Brüdern. Er ſtudirte in Herbron, wurde, 22 Jahr alt, Rector einer Schule, gründete zu Fulneck eine Realſchule und bekleidete hier zugleich ein geiſt⸗ liches Amt. Als im 30jährigen Kriege auf kaiſerlichen Befehl alle nicht- katholiſchen Pre⸗ diger Mähren und Böhmen verlaſſen mußten, flüchtete Comenius nach Liſſa (1621), wo er bald darauf Vorſteher der Schule und Biſchof der mähriſchen Brüder wurde. Jetzt ſchrieb er fein Hauptwerk in der Geſchichte der Pädagogik, feine Janna linguarum rese- rata, worin er als Schöpfer einer für ſeine Zeit neuen Methode, die Sprachen zu lehren, auftrat. Das Werk wurde in Zeit von 26 Jahren in 12 europäiſche Sprachen, außer⸗ dem ins Arabiſche, Türkiſche, Perſiſche und Mongoliſche überſetzt. Sein Ruf ward da⸗ durch ſo ausgebreitet, daß er überall verlangt wurde. Zuerſt begehrte ihn England. Er folgte dahin, kehrte aber unverrichteter Sache aufs feſte Land zurück und ging nach Schweden, wo er eine Penſion mit der Bedingung erhielt, ſeine Lehrmethode auszuar⸗ beiten. Alsdann ging er wieder nach Liſſa. Von hier wurde er nach Siebenbürgen berufen, daß er das Collegium zu Patak einrichten ſollte. Hier arbeitete er vier Jahre und ſchrieb feinen weltberühmten Orbis pietus ete.: Der ſichtbaren Welt, Iſter und 2ter Theil, oder aller vornehmſten Welt⸗Dinge und menſchlichen Handlun⸗ gen Abbildung und Benennung, mit 302 Holzſchnitten. Von Patak ging er nach Liſſa zurück, wo ihm ſehr viel Uebles widerfuhr. Die Stadt wurde von den Katho⸗ liken in Brand geſteckt; die Flammen verzehrten ſein Haus, ſeine Bibliothek und ſeinen unerſetzlichen Schatz — ſeine Manuſcripte, woran er zehn Jahre gearbeitet hatte. Nun irrte er verlaſſen umher, kam nach Frankfurt a. d. Oder, nach Brandenburg, nach Ham⸗ burg, und fand endlich zu Amſterdam eine Ruheſtätte. Indeß erlitt er auch viele Verfol⸗ gungen ſeines Glaubens halber. Er war ein Mann von tiefem religiöſen Gemüthe, das der Eitelkeit ſich längſt entzogen hatte. Die große Idee, welche ſich durch dieſes Leben bewegte, war die Beglückung des ganzen Menſchengeſchlechts durch Erziehung, und in der Erziehung durch methodiſchen Unterricht von dem Früheſten an. — Seine Ideen der all⸗ gemeinen Methodik trägt Comenius in folgendem Werke vor: Didactica magna, univer- ei MR aeneie sale omnes docendi artificium exhibens etc. — Wir geben aus dem wanne 1. — 8 Dr. Ramtour nur ein Kapitel: Comenius ſagt unter Anderem: „daß die natürlichen Bedürfniſſe eines Wochen darin beſtehen: 1) daß er aller Dinge kundig, 2) der Dinge und ſeiner ſelbſt mächtig ſei und 3) ſich und Alles auf Gott zurückführe; oder mit drei allgemein bekannten Worten: daß er Gelehrſamkeit, Tugend und Religion beſitze. Der Same dieſer drei nge liegt von Natur in uns. Unter Natur verſteht Comenius hier die erſte Grundbeſchaffenheit des Menſchen (vor dem Sündenfalle), zu welcher er, als zu dem Ur⸗ ſprünglichen, zurückgerufen werden müſſe; oder auch die allgemeine Vorſehung Gottes, den unaufhörlichen Einfluß der göttlichen Güte, oder in jeder Kreatur dasjenige, wozu er dieſelben beſtimmt hat.“ „Da alſo der Menſch von Gott, nach dem Votze henden, zur Erkenntniß der Dinge, zur Uebereinftimmung in den Sitten und vor Allem zur Liebe Gottes beſtimmt ift, ſo müſſen auch die Wurzeln jener drei Dinge ſo gewiß in ihm ſein, als in der Wurzel einer Pflanze die ganze Pflanze enthalten iſt.“ Nun führt Comenius die Grundlagen zur Weisheit und Tugend und Religion näher an. * „Jeder Menſch — ſagt er — wird mit der Fähigkeit geboren, ſich Kenntniſſe zu erwerben, weil er ein Bild Gottes iſt. Ein Ebenbild aber, wenn es genau iſt, ſtelle noth⸗ wendig die Züge des Urbildes dar. Da nun unter den Eigenſchaften Gottes die Allwiſ— ſenheit hervorſtrahle, jo wird auch in dieſer Beziehung der Menſch Gott ähnlich fein müſ— ſen. Er ſteht in der Mitte der Werke Gottes, mit ſeinem hellen Geiſte, gleich einem Spiegel in einem Zimmer, welcher die Geſtalt aller Dinge aufnimmt rings umher. Sein Geiſt reißt nicht nur das Benachbarte, ſondern auch das Entferntere an ſich, es ſei im Raume oder in der Zeit. Er erhebt ſich zu Höhen, ſpürt Verborgenes aus, enthüllt Verhülltes und müht ſich ab, Unerforſchliches zu erforſchen, ſo unendlich und unbegrenzt es auch ſein mag. Und wenn ihm auch tauſend Jahre vergönnt wären, in welchen er immer durch Hinzulernen Eines nach dem Andern erfaßte, immer noch würde er Gegen— ftände haben, wohin er ſich richtet; von fo unermeßlicher Geräumigkeit ift der menſchliche Geiſt, ſo daß er, gleich einem Abgrunde, im Erkennen ſich zeigt. Unſer Körperchen wird eingeſchränkt durch ſehr enge Grenzen, die Stimme dehnt ſich ſchon ein wenig weiter aus. Das Geſicht wird wenigſtens durch die Höhe des Himmels noch beſchränkt; dem Geiſte aber kann weder im Himmel noch irgend wo außerhalb des Himmels eine Grenze geſteckt werden. Sowohl über die Himmel der Himmel, als unterhalb des Abgrundes der Tiefe (Hölle) ſteigt er mit jenem auf und hinab, und wenn dieſe auch noch tauſendmal unge⸗ heurer wären, als ſie ſind, er durchdringt ſie doch mit unglaublicher Schnelligkeit. — Wie wolle man alſo n daß der Same, Alles kennen zu lernen, von un in ihm liege?“ 7 * „Dieſer feiner angebornen Eigenthümlichkeit wegen ſei der Menſch von den Philo⸗ ſophen eine kleine Welt genannt worden, nenn hen und nis das große Weltall ausgebreitet geſehen wird.“ j „Außerdem ſei der Menſch aber auch noch mit — Bi g mit Abgeſandten und Forſchern, durch deren Dienſt Alles, was äußerlich iſt, erlangt wird, nämlich mit den Sinnen. — Die äußere Welt hat Nichts, was nicht mittelſt 3 wahrgenommen werden könnte und daraus folge, daß die Welt auch ce habe, was der mit Sinn und Vernunft begabte Menſch nicht aufzufaſſen vermöchte.“ „Auch iſt dem Menſchen eine Sehnſucht nach dem Wiſſen Bades u: die ſchon in dem erſten Kindesalter hervorſchimmert und ihn durch das ganze Leben begleitet. Er liebt es, immer etwas Neues zu hören, zu ſehen, zu behandeln; es macht ihm Vergnügen, täglich in irgend Etwas vorzuſchreiten, mit irgend Jemand ſich zu unterhalten, irgend Etwas zu durchforſchen. Unſere Sinne und Verſtand ſuchen immer Nahrung, ſtreben nach Außen, und Nichts in der lebendigen Natur ſei ſo unerträglich (für uns) als Ruhe und Erſtarrung.“ „Dies beweiſe ſelbſt der Umſtand, daß Unwiſſende die kenntnißreicheren Menſchen bewundern und beneiden, ſo wie auch das Beiſpiel der Autodidakten es aufs Klarſte dar⸗ thun, daß in dem Menſchen ein Same (eine F eit) zu Allem liege und daß er unter Anleitung der Natur Alles erforſchen könne zu durchdringen vermöge, indem gar manche als ihre eigene Lehrer viel weiter Fortfchteiten, als andere, durch mühevollen Un⸗ terricht der Lehrer Gebildete. Mit allem Rechte habe man daher den menſchlichen Geiſt nach ſeinem einzelnen Vermögen, ſowohl in der heiligen Schrift, als auch in den Werken der Philoſophen, bald mit der Erde, die da fähig iſt, Samen jeder Art aufzunehmen, bald mit einer platten Tafel, auf welcher Nichts geſchrieben iſt, jedoch alles Andere ge⸗ ſchrieben werden könne, bald mit dem Wachs, welchem jedes Siegel aufzudrücken möglich iſt, bald mit dem Auge, oder mit einem Spiegel, die irgend etwas 8 — im Bilde wiederzeigen, verglichen.“ „Daß ein gewiſſer Same auch zur Tugend dem Menſchen angeboren ſei, haben ſelbſt die Heiden erkannt, obgleich ſie das von Gott (den Chriſten) verliehene höhere Licht, den ſicheren Führer auf dem Wege zur Ewigkeit nicht kannten. Cicero z. B. ſagt: K Es ſind unſerm Geiſte die Samen zur Tugend angeboren, und wenn dieſe wachſen, ſo führt uns die Natur ſelbſt zu einem glücklichen Leben.““ — Den letzteren Satz giebt Comenius als Theolog nicht ganz zu, und deutet dies nur mit den Worten an: „das iſt zu viel!“ Das Erſtere aber, meint er, werde durch den doppelten Beweis dargethan: J) daß jeder Menſch ſich an der Harmonie ergötze, und 2 daß der n ſelbſt n und äußer⸗ lich nichts Anderes, als Harmonie ſei. Er erläutert dies mit folgenden Worten: „Es iſt klar, daß der Menſch durch Har⸗ monie ergötzt werde und nach derſelben begierig ſtrebe. Denn wer ergötzt ſich nicht an einem wohlgebildeten Menſchen, einem ſchönen Pferde, einem ſchönen Bildwerke oder an — A: Zeaaha einer vortrefflichen Malerei? Woher kommt aber das, wenn nicht daher, daß die Ueber- einſtimmung ſowohl der Theile, als auch der Farben, Annehmlichkeit mit ſich bringt? Dieſe iſt ſehr natürlich ein Reizmittel für die Augen. Ich frage ferner: Wen ergreift nicht Muſik? Und warum das? Weil die Harmonie der Töne ein angenehmes Ganzes bewirkt. — Wem ſchmecken nicht gut gewürzte Speiſen, weil die Beſchaffenheit der Lecke— reien den Gaumen angenehm kitzelt? Es freut ſich Jeder über eine mäßige Wärme, eine mäßige Kälte, eine bequeme Lage und Bewegung ſeiner Glieder? Warum? Weil jede mäßige Beſchaffenheit der Natur freundlich und heilſam, jede unmäßige feindlich und ver- derblich iſt. — Ja Manche lieben ſogar die Tugenden an Andern ſelbſt; denn auch die: jenigen, welche an der Tugend keinen Theil haben, bewundern doch die Tugenden Anderer, obſchon ſie dieſelben nicht nachahmen, weil ſie glauben, daß es ihnen unmöglich ſein würde, den Hang zum Böſen zu beſiegen. Warum nicht Jeder an ſich ſelbſt? Wahrlich, wir ſind blind, wenn wir nicht anerkennen wollen, daß die —— jeder Harmonie in uns ſind.“ „Aber auch der Menſch,“ fährt er fort, „iſt nichts Anderes, als Harmonie, fü: wohl in Rückſicht auf den Körper, als auf den Geiſt; denn die größere Welt felbft, das Bild eines ungeheuren Uhrwerks, iſt aus mehreren Rädern und Becken ſo künſtlich zu— ſammengeſetzt, daß zu einer beſtändigen Harmonie und Bewegung durch das Univerſum immer eines von dem andern unterſtützt wird; ſo auch der Menſch. Denn mit welcher bewundernswürdigen Kunſt iſt er in Anſehung feines Körpers gebaut. Das erfte Beweg⸗ liche iſt das Herz, die Quelle des Lebens und der Handlungen. Von dieſem empfangen die übrigen Glieder die Bewegung und das Maaß der Bewegung. Das Gewicht aber, welches die Bewegung bewirkt, iſt das Gehirn, welches durch den Dienſt der Nerven, gleichſam der Seile, die übrigen Räder (Glieder) an- und zurückzieht. Die innere und äußere Abwechſelung der Thätigkeiten aber iſt jenes nn re Verhältniß der De gungen jelbft. „So iſt bei den Bewegungen der Seele das vornehwſte Rad der Wille; die dieſe bewegenden Gewichte ſind Begierde, Sehnſucht und Leidenſchaften, welche den Willen hierhin und dorthin neigen. Das Schloß, welches die Bewegung öffnet und ſchließt, iſt die Vernunft, welche abmißt und beſtimmt, was, wo, inwiefern Etwas zu ergreifen oder zu fliehen ſei. Dieſe Bewegungen der Seele find gleichſam geringere Räder, dem Haupt: rade folgend. Daher, wenn den Begierden und Leidenſchaften nicht ein zu großes Ge— wicht beigelegt wird, und das Schloß, die Vernunft, richtig ſchließt und verſchließt, ſo kann nur eine Harmonie und eine Entwickelung der Tugenden folgen, nämlich die gezie— mende Mäßigung in Handlungen und Leidenſchaften. Siehe alſo, daß der Menſch nichts Anderes in ſich ſelbſt wahrhaft ſei, als Harmonie!“ u. ſ. w. Daß dem Menſchen von Natur Religion inwohne, beweiſet Comenius wiederum da— durch, daß er ein Bild Gottes ſei. „Ein Bild,“ ſagt er, „zeigt Aehnlichkeit. Das unveränderliche Geſetz aller Dinge ſei aber, daß ſich das Aehnliche am Aehnlichen erfreue. * 54 Da nun der Menſch nichts Gleiches habe, außer denjenigen, zu deſſen Bilde er erfchaffen iſt: ſo folge daraus, daß es auch Nichts gebe, wohin er lieber mit ſeinen Wünſchen ſich wende, als zu der Quelle, aus welcher er entſprungen, wenn er dieſelbe nur hinlänglich erkannt hat. Es erhelle dies auch aus dem Beiſpiele der Heiden, welche, durch kein Wort Gottes belehrt, allein durch einen verborgenen Trieb der Natur das höhere Weſen aner⸗ kannten und verehrten und anbeteten, obſchon ſie in der Zahl und in der Art der Vereh⸗ rung abwichen. — Daß alle Menſchen eine Idee von Gott (Göttern) haben, und alle den höchſten Ort einem gewiſſen göttlichen Weſen anweiſen, lehre Ariſtoteles (de coelo lib. I. c. 3), Plato, Senecca (epist. 96), Cicero (de nat. deer.) und Lactanz (lib. IV. c. 28), und ihre Lehren ſeien wenig verſchieden von dem apoſtoliſchen Ausſpruche (Hebr. 11, 6): „denn wer zu Gott kommen will, der muß glauben, daß er ſei, und denen, die ihn ſuchen, ein Vergelter ſein werde.“ Durch dieſe natürliche Sehnſucht nach Gott, als nach dem höchſten Gute, ſei der Menſch an Gott gefeſſelt und daher habe a Religion ſelbſt den Namen.“ Alles Uebrige, was Comenius ſonſt noch über dieſen Punkt ſagt, gehört nicht — Paͤdagogik, ſondern allein der Theologie an, weshalb wir es, als für unſern Zweck Ueber: ſtüſſiges, hier weglaſſen. Die Anweſenden vernahmen mit großem Intereſſe die höchſt vernünftigen Erzie⸗ hungs⸗ und Unterrichtsgrundſaätze des Comenius; und wenn gleich in unferer Zeit Man⸗ ches anders und beſſer geworden iſt, ſo ſind doch viele geſunde Anſichten und Ideen — Comenius noch nicht verwirklicht worden. Das Gute gedeiht langſam. — | In dem Vortrage des Herrn Heinzelmann: „über den Unterricht in den Farben,“ gab derſelbe zunächſt eine gedrängte Ueberſicht des Göt he ſchen Farbenſy⸗ ſtems. Dann zeigte der Vortragende nicht blos die Ungenauigkeit in Unterſcheidung der Farben, ſondern auch die Unbeſtimmtheit in Benennung derſelben. Als Mittel zur Be⸗ ſeitigung dieſer offen dargelegten Uebelſtände wurden vorgeſchlagen: J) Kenntnißnahme des ſo einfachen natürlichen Syſtems von Göthe und Anſchaffung einer darnach geordne⸗ ten Farbenſammlung; 2) eine dem Syſtem entſprechende Benennung. Nur der geſät⸗ tigten Farbe ſei eine ſpecielle Benennung zu geben, die Grade der Helligkeit und Dunkel⸗ heit aber ſei ſtets durch die allgemein üblichen Ausdrücke zu bezeichnen; die braune Farbe ſei ferner nicht als eine ſelbſtändige Hauptfarbe, ſondern als die dunkle Seite des Gelben und Rothen aufzufaſſen. Auch wurde der Entwurf eines Farbenkreiſes vorgelegt und daran der Vorſchlag geknüpft, ſich in der Wiſſenſchaft zur Bezeichnung der Zwiſchen⸗ farbe einer Gradeintheilung zu bedienen. Nach Angabe, wie eine Farbenſammlung am beſten zu bewerkſtelligen ſei, folgte hierauf die Prüfung der Frage: „ob ſich dieſer Stoff auch wol zu den erſten Denkübungen eigne?“ Indem Herr Heinzelmann ſich dafür er⸗ klärte, beſeitigte er die Einwürfe der verſchiedenen Gegner, wies die Wichtigkeit des Ge⸗ genſtandes nach und zählte die Gründe auf, warum der Unterricht über die Farben einem 55 guten Unterrichte durchaus nicht fehlen dürfe. — Gern hätten die Anweſenden von Herrn Heinzelmann die praktiſche Ausführung ſeiner Theorie, die des Anſprechenden viel darbot, vernommen; aber es unterblieb. Die Sache iſt indeß ſchwieriger, als es ſcheint, wenn der Unterricht nicht in nutzloſe Schwätzerei ausarten ſoll. | | n Sn den beiden andern Vorleſungen entwickelte Herr Heinzelmann ſeine Grundſätze hinſichtlich der Methode im Allgemeinen. Als Zweck der ſogenannten Denkübungen wurde zuvörderſt feſtgeſtellt: 1) Erzeugung der erſten klaren Grundanſchauungen für alle Fächer des menſchlichen Wiſſens; 2) richtige Ordnung dieſer Grundanſchauung unter Leitung des Lehrers, der damit zugleich eine praktiſche Anleitung zur ſelbſtthätigen Weiter— bildung zu geben habe. Es folgten verſchiedene methodiſche Winke, was im Allgemeinen zu vermeiden ſei, wobei auch auf die eigentliche Bedeutung der Sprache für den Unterricht hingewieſen wurde. Endlich ging der Vortragende zu dem mehr poſitiven Theil der Me— thodik über. Da die Klarheit jeder Erkenntniß als ein Produkt des Objekts und Sub— jekts, von der Beſchaffenheit beider es ferner von der Art, wie das äußere Objekt zu einem innern wird, abhängig iſt, ſo wurde hieraus entwickelt, wie nicht blos das Subjekt, ſon— dern auch das Objekt gewiſſe Anforderungen an einen guten Methodiker mache. Das Subjekt verlange durchaus Anſchaunng, als die einzige Grundlage wahrer Erkenntniß, ſodann möglichſt oft wiederholte Reproduction der Vorſtellung und vorzüglich eindringende Kombination derſelben, weil ohne dieſe letztere Geiſtesthätigkeit die in den ſehr zufammen- geſetzten Anſchauungen enthaltenen Ur-Theilchen nicht zum Bewußtſein kämen und ſo die Bildung der Begriffe unmöglich werde. Das Objekt aber beſtimme die Reihenfolge, in der das Anſchauen vollzogen werden müſſe, denn die Entwickelung in der Seele wollte ganz in derſelben Ordnung vor ſich gehen, in welcher ſich im Naturleben aus der Einheit die Mannigfaltigkeit der Erſcheinungen allmälig entwickelt habe. Jeder einzelne Menſch habe dieſe, Jeder die Schöpfung der Dinge geiſtig nochmals zu erleben, falls das wahre Wiſſen daraus hervorgehen ſollte. Da aber in der Natur ſich Alles nach dem Geſetz des Gegenſatzes entwickelt habe, ſo ſei auch eine ſyſtematiſch nach Gegenſätzen geordnete An— ordnung des Lehrſtoffs zur Erzeugung einer lebendigen Erkenntniß ſelbſt bei dem erſten Unterricht unerläßlich. — Nach einer flüchtigen Unterſuchung, wie ſich das wiſſenſchaft— liche Verfahren von dem elementar-methodiſchen unterſchiede, wurde zum Schluſſe an einem beſtimmten Beiſpiele gezeigt, wie ein guter Methodiker feine Schüler, von den all- gemeinſten Gegenſätzen ausgehend, zu immer ſchärferer Unterſcheidung neuer Gegenſätze zu führen habe, und wie überhaupt das Lehrobjekt vor den Augen deſſelben lückenlos entſtehen müſſe, damit die Erkenntniß einem lebensvollen Traume gleiche, dem der Trieb zur eignen Weiterbildung inne wohne, nicht aber einem aus einzelnen Zweigen und Ru— then zuſammengeworfenen, lebloſen Holzbündel. Dieſen von der Natur ſelbſt vorgezeich— neten Weg bezeichnete der Vortragende als den kürzeſten zu wahrhaft lebendi— gen, gründlichen Kenntniſſen. — Es iſt hier nicht der Ort, weder über die Neu— heit, noch über die Richtigkeit der Heinzelmann'ſchen Grundſätze ein Urtheil abzugeben, — 56 —— da es an einem nach diefer Darſtellung ausgeführten Lehrgange mangelt; aber mit Freu⸗ den bezeugte ihm die pädagogiſche Section, daß ſeine Abhandlung den ſelbſtändigen, gründlichen Denker bekundete. — = 1 | a „Ueber Leſezirkel und Bibliotheken fürs Landvolk“ las der Redak⸗ teur Herr Nowack einen Theil aus einer für das ſchleſiſche Provinzialblatt beſtimmten, von dem Lehrer Herrn J. K. L. Gir wert in Eichberg verfaßten Abhandlung. „Män⸗ ner, voll Einſicht und Wiſſenſchaft und von dem Feuer der Liebe begeiſtert, erkennen, daß der Segen, den der verbeſſerte Schulunterricht ſchafft und verbreitet, in Betreff deſſen, was zu einer durch Vernunft und Sitte geläuterten Volksbildung gehört, noch viel zu gering erſcheint; erkennen, daß wir mit unterwieſenen Kindern noch keine edle Jünglinge und Jungfrauen, vielweniger einſichtsvolle, urtheilsfreie Männer und Frauen haben; erkennen, daß die Anlagen und Fähigkeiten der Mitbrüder nicht blos in ihren niedrigſten Potenzen mehr oder weniger angeregt, ſondern in ihren höchſten ausgebildet werden müſ⸗ ſen. Jeder muß darnach ſtreben, das Volk zum rechten Bewußtſein, zum Bewußtſein ſeiner Würde, zur harmoniſirenden Ausbildung aller geiſtigen Anlagen und Kräfte zu bringen. Als Förderungsmittel hierzu erblickt Herr G. die Gründung von Leſe⸗ zirkeln und von Bibliotheken für das Volk. Die Ausführbarkeit dieſer An⸗ gelegenheit wird erſchwert 1) durch Bequeme, die für Andere nichts wirken, nicht einen Gang thun, nicht die Feder anſetzen mögen; 2) durch die Einſeitigkeit, indem der Eine die Leſer mit theologiſchen Schriften zu überhäufen, der Andere auf pietiſtiſche Trak⸗ tätchen verfällt und ein Dritter mit politiſchen Streitſchriften kommt; 3) durch Or d⸗ nungsloſigkeit und Unbeſtändigkeit der Unternehmenden, welche müde werden, wenn fie auf Schwierigkeiten ftoßen, und mißmüthig, wenn vielleicht ein großer Theil die Aufforderung zur Betheilung zurückweiſ't, erkalten, wenn nicht jeder Leſer mit dem ihm dargebotenen Buche, das vielleicht für ſeinen Kulturzuſtand nicht paßt, zufrieden iſt; 4) durch Beſorgniß, es könne durch die Volksleſevereine Vielleſerei entſtehen und zur Vernachläßigung der Berufsgeſchäfte führen, und 5) durch Befürchtung, daſſelbe. möchte auf dieſe Weiſe zu ſehr in der Aufklärung gefördert werden, und dann weniger zur Arbeit und zum Kirchenbeſuch geneigt ſein. Der Verfaſſer widerlegt alle dieſe Hinderniſſe von dem Standpunkte feiner Anſichten von der Sache aus, und ſagt darunter viel Wah- res und Gutes. — Hierauf beſpricht er die Einrichtung von Leſezirkeln und Bibliotheken für Landbewohner. Er räth zur Errichtung von Dorfleſezirkeln, bei denen ſich eine Gemeinde betheiligt, und von Kirchſpiel- Bibliotheken, deren Theilnehmer aus einem Kirchverbande ſind. Es wird gezeigt, wie in andern Gegenden von willens⸗ kräftigen Männern dergleichen Bibliotheken ins Leben getreten ſind, und als beſte Art der Begründung vorgeſchlagen, dafür zu ſorgen, daß mit der Zeit ein nachhaltiger Fonds ent⸗ ſteht, der gebildet werden kann 1) durch Leſegebühren (für jede Schrift auf 8 bis 14 Tage 3 bis 6 Pf.); 2) durch guts herrliche Unterſtützungen (jährlich von ein paar Thalern); 3) durch Zuſchüſſe aus der Gemeindekaſſe (2 bis 5 Thlr., — 57 En je nachdem der Ort groß oder klein iſt); 4) durch Mitwirkung der Regierungen, — mehrmals kleine populäre Schriften an Stadt- und Landgemeinden zur Beleh— rung und zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntniſſe vertheilt hat; 5) durch Geſchenke von Gönnern der Anſtalt, beſtehend in Büchern oder Geld. — Die Verwaltung geſchehe durch einen Bibliothekar-Vorſtand, beſtehend aus dem Pfarrer, dem Schullehrer und einigen Männern der Gemeinde. Ueber die Oeffnungszeit zur Bücherabholung und Rückgabe, die Höhe des Leſebeitrags, die Friſt der Ausleihung, die Reinhaltung des Ge— liehenen müſſen gewiſſe Geſetze ſtattfinden. Bei der Bücherwahl iſt darauf zu ſehen, daß Schriften angeſchafft werden, welche ſich über Landwirthſchaft verbreiten, die das Haus und Familienleben, das Gemeinde- und Staatsbürgerweſen, welche die deutſche Sprache und Literatur, Geſchichte und Geographie, Naturlehre und Naturgeſchichte be— handeln, in denen Moral und Lebensweisheit gelehrt wird, poetiſche, vermiſchte und Kin— derſchriften. Die Bücher dürfen keinen großen Umfang haben. — Auch der ſogenann— ten Wander⸗ Bibliotheken, die darum dieſen Namen führen, weil die Bücher, welche in Umlauf kommen, wenn ſie von den Theilnehmern eines Ortes geleſen ſind, denen eines andern zugeſchickt werden, wurde gedacht. Jeder Leſekreis muß aus 6 oder 12 Mitglie— dern beſtehen, damit die zugetheilten Bücher, deren Wechſel alle, oder nach zwei Wochen ſtattfindet, zirkuliren können; die Umlaufszeit der Bücher richtet ſich nach der Zahl der theilnehmenden Leſekreiſe; alle Theilnehmer haben ſich möglichſt auf die Dauer einer Wanderung verbindlich zu machen. Der Verfaſſer redet dieſen Bibliotheken ſehr das Wort und ſchließt ſeine Abhandlung mit der Hervorhebung des Segens, welchen über— haupt die Leſezirkel und Bibliotheken für Landbewohner haben können. — Es entſpann ſich in der pädagogiſchen Section eine ziemlich lebhafte Discuſſion über den Gegenftand. Einige der Anweſenden, welche mit den Landbewohnern lange Jahre in engem Verkehr geſtanden hatten, blieben bei der Behauptung, daß unſere Landleute das Bedürfniß der Lektüre entweder nicht kennen, oder nicht zu befriedigen im Stande ſeien. Geldausgaben auf Bücher zu dieſem Zwecke erſcheinen ihnen als Luxus. Ermüdet von des Tages Laſt und Hitze liebe er die Ruhe mehr als alles Andere. Entgegnet ward, daß das Bedürfniß nach Geiſtesnahrung geweckt werden müſſe, damit der Landmann nicht ſinnlichen Genüſſen ſich hingebe und über dieſen die Veredelung des Geiſtes und Herzens verabſäume. An— dere ſtimmten dem wackern Paſtor König in Anderbeck bei, der irgendwo ſagt: „das kann gar nicht in Zweifel gezogen werden: mancher Bewohner des Landes würde daheim bleiben, bei Weib und Kind, würde von ſchlechter Geſellſchaft ſich zurückziehen, würde ſeine paar Pfennige in der Taſche behalten, würde den erſten Schritt zum Laſter unter— e wenn er in den Ruheſtunden ſich mit Hülfe eines guten Buches die Zeit vertreiben önnte.“ — Ueber die Reiſebemerkungen des Herrn Prorektor Kleinert können wir hier, da deſſen Vortrag in dieſem Jahre unbeendigt blieb, noch nicht berichten, werden aber hof⸗ fentlich damit im nächſten * nicht zurückbleiben. — 8 Was der Secretair der Section, Seminar: Oberlehrer Scholz, über das Ele: mentarſchulweſen in Böhmen aus den „Skizzen böhmiſcher Kulturbilder,“ ent: worfen von einem norddeutſchen Schulmanne, mittheilte, war etwa Folgendes: | In Böhmen iſt das Verhältniß der ſchulfähigen Kinder zu den ſchulbeſuchenden Kin- dern wie 10 zu 9, und auf 8 Bewohner kommt ein ſchulgehendes Kind. Im Jahre 1844 zählte Böhmen 3281 Trivial (Elementar-) ſchulen, 46 Haupt (Bürger-) ſchu⸗ len, 38 Mädchenſchulen, eine Normalſchule, 3 Realſchulen. Außer dieſen Schulanſtalten hat Böhmen noch beſondere Induſtrieſchulen, Arbeitsſchulen, Wiederholungs- oder Sonn: tagsſchulen und Kleinkinder-Bewahranſtalten. Böhmen hat ein wohlgeordnetes und wohlbegründetes Schulweſen; ſeine Mängel beſtehen hauptſächlich in dem zu ängſtlichen Regeln und in der zu großen Bevormundung des Geiſtes durch das Gängelband des Ge— ſetzes. Das Geſetz iſt überall das Movens, arbeitet überall auf ein gewiſſes Gleichmaaß, ſo zu ſagen, auf eine Uniform auch im Geiſtigen hin. Der Name „Trivialſchulen“ iſt inſofern paſſend, als ſie außer der Religionslehre ausſchließlich an dem Trivium des Rech— nens, Schreibens und Leſens feſthalteu. Die höhere Tendenz der Elementarſchule, als gemeinſame Grundſchule für alle übrigen Lehranſtalten und als die gemeinſame Bildungsanſtalt für die Kinder aller Stände, iſt in Böhmen noch nicht zur Geltung gekommen. „Nur nach den Bedürfniſſen der Kinder muß man ihnen auch richtige Begriffe beibringen und ihre Empfindungen erwecken, jedoch nur ſolche, welche für Menſchen ihres Standes nothwendig und nützlich ſind. In den höhe— ren Schulen müſſen auch edlere Empfindungen geweckt werden.“ Die Bell-Lancaſterſche Methode iſt verboten worden. Die Hauptſache in der Methode des Elementarunterrichts iſt Bildung des Gedächtniſſes. Die Schulverordnung ſagt: „die Pſychologie zeiget uns, daß im Kinde die erſte herrſchend thätige Kraft das Gedächtniß ſei; die Methode muß alſo bei Kindern überhaupt das Gedächtniß zu bilden trachten. Der Schullehrer bringt nur die Fertigkeiten des Leſens, Schreibens und Rechnens bei, die ſittliche Bildung beſorgt der Geiſtliche durch den Religionsunterricht. Den meiſten Elementarlehrern fehlt die Fähigkeit zu einem vernünftig geführten entwickelten Geſpräche. Es wird denſelben ſogar befohlen, ſich allen weiteren Entwickelungen, als die im Schul- und Methodenbuche vorgezeichnet werden, ſtrenge zu enthalten, und alle Mal nur dahin zu trachten, daß das auswendig zu Lernende feſt behalten und auf einzelne Beiſpiele angewandt werde. Der Reiſende fand das Leſen mit „Erklärung der Realbegriffe“ theils dürftig, theils ohne alle Erklärung. Der Anſchauungs unterricht iſt zur Zeit noch die ſchwache Seite in den böhmiſchen Elementarſchulen und faſt gänzlich vernachläßigt. Statt den Kleinen die wirkliche Welt aufzuſchließen, werden ſie bald— möglichſt in die Dogmen der Kirche, in die ihnen ganz unverſtändliche ſymboliſche Katechismusſprache eingeweiht, welche ſie durch vieles Vor- und Nachſprechen und das ewige Katechismusleſen wol mit dem Gedächtniſſe, aber nicht mit dem Gemüthe faſſen. Dem wohlgeordneten Organismus des Schulkörpers läßt der Reiſende unbedingtes — 39 — Lob widerfahren. Die Bildung der Elementarlehrer und die Stellung derſelben iſt kläg— lich. Was man an poſitiven Kenntniſſen und Fertigkeiten des Elementarlehrers verlangt, iſt Folgendes: 1) Er ſoll von der Religion fo viel Kenntniß haben, um den Religions⸗ unterricht des Katecheten zu wiederholen; 2) er ſoll die in den Lehrbüchern vorkommen— den Druckarten gut und fertig leſen; 3) die verſchiedenen vorgeſchriebenen Schriftarten ſchön und fertig ſchreiben; 4) die vier Rechnungsarten in ganzen und Bruchzahlen nebſt der Regel⸗de⸗tri gründlich inne haben und fertig anzuwenden wiſſen; 5) die deutſche Sprachlehre wenigſtens ſo weit verſtehen, als ſie zum Rechtſchreiben nothwendig iſt, und im Stande ſein, wieder im gemeinen Leben unentbehrliche Aufſätze zu machen. Das iſt Alles. Dieſe ungenügende Bildung ſollen ſie auf folgende Weiſe erlangen: Diejenigen Schüler der ſtädtiſchen Volksſchulen (Hauptſchulen), welche Lehrer werden wollen, wer— den, nachdem ſie die dritte Klaſſe zurückgelegt haben, in einem beſondern Präparanden— Kurſus von 6 Monaten unterrichtet; ſodann wird an einer Hauptſchule jedes Be— reiches ein pädagogiſcher Kurſus von 3 Monaten gehalten, worin die Kandi- daten nach der eigens dazu vorgeſchriebenen Inſtruktion zum Lehramte vorbereitet werden, und nach Beendigung dieſer Lernzeit in Gegenwart des Schuldiſtrikts-Aufſehers geprüft werden. Denen, welche gut beſtanden ſind, wird, von dem Director und einem Lehrer der betreffenden Schule unterſchrieben, das Zeugniß ausgeſtellt, welches der Schuldiſtrikts— Aufſeher mit dem Beiſatze ſchließt: „kann als Gehülfe gebraucht werden.“ Dieſe „Ge— hülfen“ verſuchen ſich nun mindeſtens ein Jahr lang bei einem ältern Lehrer, und haben ſie das zwanzigſte Jahr zurückgelegt, ſo melden ſie ſich bei dem Schuldiſtrikts-Aufſeher um Ausfertigung ihres Zeugniſſes für einen Lehrer. Dieſer verſchafft ſich möglichſt genaue Kenntniß von ihrer Ausbildung und Geſchicklichkeit im „methodiſchen Verfahren,“ zieht Erkundigung ein über ihr ſittliches Betragen bei der Gemeinde, dem Ortsſeelſorger und dem Schullehrer, ſoll ſie dann „ſtrenge prüfen,“ und wenn ſie des Lehrerzeugniſſes in jeder Hinſicht würdig befunden ſind, dem Konſiſtorium namhaft machen, welches aufs Neue eine mündliche und ſchriftliche Prüfung vornimmt und das Zeugniß mit der Formel ausfertigt: „kann als Lehrer in Vorſchlag gebracht werden.“ — Der Reiſende ſagt ſelbſt: Die Bildung der Elementarlehrer iſt ungenügend. Was kann bei einer geiſtigen Entwicke— lung, wie ſie in der dritten Klaſſe einer gewöhnlichen Bürgerſchule zu erlangen iſt, in 6, reſp. 9 Monaten von der Pädagogik beigebracht werden? Durch Tradition, Abſehen und Nachmachen läßt ſich wol der Handgriff „bei der Schulmeiſterei“ erlernen, ſo wie mit Hülfe des Gedächtniſſes eine gewiſſe Menge von gewiſſen Lehrſätzen und Regeln ſich ein— prägen läßt und „auswendig“ gelernt werden kann, um in dem angeſtellten Examen zu beſtehen: aber zum Elementarunterricht gehört doch mehr, als ſich Manche einbilden, und wird, wenn er das wahrhaft ſein ſoll, was er iſt, — die Grundlage aller geiſtigen Bil— dung, — eine andere Lehrerbildung erfordert, als die eben angedeutete. Um der geiſti— gen Stagnation des Lehrers in ſeinem Amte vorzubeugen, ſind die Schulbezirks-Auf— ſeher beauftragt, über eintretende Mängel ſtreng zu wachen, und 15 ſelbige bemerkt wer⸗ * 60 * den, den Schullehrer wiederholt zu prüfen, erforderlichen Falls zurecht zu weiſen, ihm die nöthige Belehrung zu geben, dabei Alles praktiſch vorzuzeigen und von ihm nachmachen zu laſſen. Der Gehalt iſt ärmlich. Ein Schullehrer auf dem Lande hat nicht weniger als 130 Gulden jährlich, alle Uebereinkünfte und Naturalien eingerechnet. Bei die⸗ ſer ärmlichen Stellung hilft es ihm nicht viel, daß er von der Regierung als Staats⸗ diener anerkannt, in die elfte Rangklaſſe der Beamteten aufgenommen und ihm ſelbſt bewilligt iſt, die Uniform der Staatsbeamteten mit der für den Lehrſtand bewilligten Farbe (dunkelgrün, Kragen und Aufſchläge karmelitbraun) und vorgeſchriebenen Stickerei anzulegen. — | In den Hauptſchulen oder Bürgerſchulen ſoll die Jugend eine Vorbereitung für Künſte und Handwerke und die Handlung geringerer Art einen ausführlichen Unterricht erlangen, mittelſt deſſen ſie zugleich geſchickt gemacht wird, nöthigenfalls in die Realſchu⸗ len oder in die Gymnaſialſchulen überzugehen. Auch in dieſen Schulen herrſcht das Be: ſtreben vor, nach einer gegebenen Norm den ganzen Unterricht zu regeln, den Unterrichtsſtoff tabellariſch dem Gedächtniſſe einzuprägen und auf dieſe Geiſtes⸗ kraft als Grundlage aller Geiſtesthätigkeit zu bauen — der gerade Gegenſatz von Preuf- ſen, das die Anſchauung für die Normal- und Grundkraft des Geiſtes erklärt, damit aber alle Geiſter, der Schüler ebenſowol als der Lehrer, emancipirt und zu freier Selbſt⸗ thätigkeit führt. In den Hauptſchulen ſind ſo viele Lehrer als Klaſſen. Es werden darin 22 bis 33 Stunden wöchentlich Unterricht ertheilt. Dem Zeichnen allein werden 10 Stunden gewidmet. Der Religionsunterricht iſt von vorn herein Katechismus⸗ unterricht, das Leſen iſt größtentheils ein mech aniſches, daher eintönig, fingend und plappernd, das Rechnen wird in demſelben Schulton gelehrt, im Schreiben und in der Orthographie ſtehen die böhmiſchen Schulen über den preußiſchen, der Sprach⸗ unterricht bleibt in den untern Klaſſen meiſt in der Orthographie ſtecken, der Geſang⸗ unterricht iſt noch nicht als Bildungsmittel erkannt, die Geographie iſt eine trockne Statiſtik von Namen und Zahlen, der Naturgeſchichte wird wöchentlich nur eine Stunde gewidmet, die Geſchichte wird gar nicht gelehrt, im Zeichnen wird ſehr Befriedigendes geleiſtet. Sämmtliche Hauptſchulen des Landes, auch in den czechiſch⸗ böhmiſchen Gegenden, find deutſch. Das iſt für die national-böhmiſche Volksbil⸗ dung ein weſentlicher Mangel. Die Hauptſchulen bilden die Blüthe der Volksſchulen. Eine deutſche Volksſchule für das czechiſche Volk iſt ein Widerſpruch. Der Gehalt der Lehrer an den Hauptſchulen ſteigt von 20 Fl. bis- auf 460 Fl. — Katholiſche Kin⸗ der dürfen bei Nichtkatholiken nicht in Koſt, Wohnung und Unterricht untergebracht wer⸗ den. Die Lehrjungen, nicht nur der Handwerker, ſondern auch der Künſtler und des Handelsſtandes, haben ſich durch die ganze Lehrzeit, und zwar in der Kirche, zu deren Bezirk ihr Lehrherr gehört, bei der Chriſtenlehre ununterbrochen einzufinden. Jeder Lehrjunge hat ſich 14 Tage vor ſeiner Freiſprechung bei dem betreffenden Kirchen⸗ katecheten zur Prüfung zu melden, und erhält von dieſem ein Zeugniß über den Chri⸗ 61 ſtenlehrbeſuch und feine Religionskenntniſſe; ohne ein ſolches Zeugniß dürfen Lehrlinge vom Zunftvorſteher bei 50 Thaler Strafe nicht freigeſprochen werden. Apothekerlehr⸗ linge ſind von dem Beſuche der Chriſtenlehre und des Wiederholungsunterrichts frei. AIgntereſſant iſt, was der Reiſende noch über die Realſchulen, das polytechniſche In— ſtitut zu Prag, über die Gymnaſien, deren Schüler Studenten heißen, und über die Uni- verſitäten berichtet. Ueberall geht Alles nach dem Buchſtaben, nicht der Geiſt herrſcht, ſondern die Regel. Alle Lehrer müſſen die Abweichungen und Zuſätze von den vorgeſchrie— benen Lehrbüchern durch den Präfekt an die Behörde einſenden. — Der Seminarlehrer Herr Löſchke ſetzte die ſchon früher begonnenen Mittheilungen aus der Geſchichte der Pädagogik des ſechszehnten Jahrhunderts fort, und behandelte in zwei Vorträgen die Methodik des Religionsunterrichts jener Zeit. Die Reformation der Kirche konnte nicht ohne weitgreifenden Einfluß auf die Schulen bleiben; die Reformatoren ſelbſt, Luther an der Spitze, waren für Gründung der Schulen und „daß für allen Dingen in den hohen und niedrigen Schulen die für— nehmſte und gemeinſte Lection ſollt ſein die heilige Schrift,“ das verlangte er in ſeiner kraftvollen Mahnung an den chriſtlichen Adel deutſcher Nation im Jahre 1520. Aufs Neue erhob er im Jahre 1524 ſeine Stimme in dem Traktat „an die Bürgermeiſter und Rathsherren aller Städte deutſchen Landes, daß ſie chriſtliche Schulen aufrichten und hal— ten ſollen.“ Daß der Schulbeſuch nicht den Privat-Anſichten der Eltern anheimzuſtellen, daß er überhaupt nicht Privatſache, ſondern Sache des Volkes, des Staates ſei, daß die Obrigkeit die Eltern zwingen müſſe, ihre Kinder in die Schule zu ſchicken, das war einer jener klaren Gedanken, in welchen Luther ſeiner Zeit weit voran— eilte. Den nächſten Zweck der Schulen ſetzte er in dem angeführten Traftate in die Er- lernung der Sprachen. Durch das Studium der Sprache zum Studium der heiligen Schrift! — dies war nach Ablauf des erſten Decenniums der Reformation der Grundgedanke der Reformatoren in Bezug auf den Zweck der Schulen. Darnach muß auch die von Melanthon ausgearbeitete und von Luther gebilligte Schul-Ordnung, der ſogenannte ſächſiſche Schulplan vom Jahre 1528, beurtheilt werden. Nach demſelben ſollen die Schulen in den Städten in drei Klaſſen getheilt werden; bei der unterſten Klaſſe iſt des Religionsunterrichts gar nicht gedacht; in der zweiten Klaſſe ſind die Unterrichts— ſtunden des Sonnabends der Religion zugewieſen, ſo daß, wenn die Zahl aller Schulſtun— den wöchentlich 30 betrug, 6 davon auf Muſik, 20 auf das Lateiniſche und höchſtens 4 auf die Religion kamen; in der oberſten Klaſſe fehlte der Religionsunterricht wiederum ganz. Sehr wichtig für die Religionskenntniſſe der Evangeliſchen wurden die beiden Ka— techismen Luthers, die faſt gleichzeitig mit der ſächſiſchen Schul-Ordnung entſtanden, für deren Verbreitung aber weniger die Schulen, als vielmehr die Prediger, Haus- und Fa— milienväter zu ſorgen hatten. Die Reformatoren wollten nichts weniger, als die evange— liſchen Chriſten an jene Katechismen binden; darum ſchrieben auch andere Lehrer, z. B. — ä 5— 62 — Trozendorf in Goldberg, Ambroſius Moiban in Breslau, Brentius und ſelbſt Melanthon andere Katechismen, von denen allen aber die Luther' ſchen gewiß keiner übertroffen hat. Es gab Katechismen von wenigen Oktapſeiten, andere von 10 — 12 Bogen; die Holz: ſchnitte, mit denen die meiſten verſehen ſind, haben geringen Werth, und viele dürften der Verurtheilung der heutigen Pädagogen ſchwerlich entgehen. Die Katechismen waren größtentheils lateiniſch, wenige deutſch, einige griechiſch oder hebräiſch; ſie wurden von den Kindern gelernt, ſo wie dieſe in die Schule kamen; Decliniren und Conjugiren, Er— lernung der Grammatik überhaupt, ging mit dem Auswendiglernen des Katechismus Hand in Hand. In mehrklaſſigen Schulen wurde nicht ſelten ein dreifacher Katechismus, ein kleiner, mittler und großer, traktirt und obenein dann noch ein griechiſcher oder hebräi— ſcher nachträglich dem Gedächtniſſe eingepfropft. Das Bibelleſen wurde zwar fleißig em: pfohlen, doch hat Luther es in feinen Schulplan nicht aufgenommen, und in den lateini- ſchen Schulen, in denen deutſche Schulbücher verpönt waren, hätte wenigſtens die deutſche Bibel nicht als Leſebuch dienen können. Die Rectoren Neander in Ilefeld und Trozen— dorf in Goldberg hatten aber für ihre Schulen ſehr ausführliche Spruchſammlungen ent⸗ worfen, unter denen das Roſarium des Letztern am berühmteſten geworden iſt, welches faſt ein Jahrhundert hindurch Schulbuch blieb. Erſt ſpäter ſcheinen einige Anſtalten den Mangel des Bibelleſens eingeſehen zu haben, und dieſe verfielen dann leicht wieder in das andere Extrem, ſo daß z. B. in der Fürſtenſchule zu Joachimsthal in der Mittelmark des Tags ſieben Mal in der Bibel geleſen wurde. Einen Erſatz für den dürftigen Religions⸗ unterricht ſollten die Schüler haben durch den geſetzlich angeordneten fleißigen Kirchenbe— ſuch und die von den Lehrern des Sonntags anzuſtellenden Uebungen der Frömmigkeit, doch ſcheinen dieſe Anordnungen nur ſehr geringe Früchte gebracht zu haben, wie oft auch in manchen Schulen die Schüler von ihren Lehrern in die Kirchen geführt wurden. Es mochte wol nicht die einzige Ungehörigkeit fein, auf welche das Breslauer Schulgeſetz hin: wies: „In der Kirche ſollen die Schüler fingen, und nicht ſchlingen.“ — Zur Förde: rung des religiöſen Sinnes können umſichtige Lehrer aber noch durch andere Unterrichts— gegenſtände außer dem eigentlichen Religionsunterricht wirken. Dies geſchah auch in jener Zeit. Die Dialektik, die ſchon zum alten Trivium gehörte und in den Schulen des 16ten Jahrhunderts eine wichtige Rolle ſpielte, nahm Beiſpiele und Beweiſe am liebſten aus der Moral oder der Dogmatik und erging beſonders auf letztgenanntem Gebiete ſich nach Herzensluſt. Die Dictate zu Stylübungen wurden, wie nicht ſelten auch jetzt, aus dem Gebiete der Religion genommen, und für freie Ausarbeitungen der Schüler waren religiöſe Themata immer am ergiebigſten. Wie gemüthlich manche Lehrer dieſe Gegen- ſtände zu behandeln wußten, das zeigen die noch vorhandenen Arbeitsbücher des Lehrers David Rheniſch am Eliſabetanum in Breslau. Gewagter ſchien es ſchon, Rechnen und Religion mit einander zu verbinden, doch fehlte es nicht an Lehrern, welche eine Combi— nation beider Unterrichtsgegenſtände mit Erfolg verſuchten. Schon beim Numeriren lehrte Adam Curäus in Breslau um 1586, daß der König David ſich einer Uebertre— — 63 —— tungs⸗, der Satan ſich einer Unterlaſſungsſünde gegen die Numeration ſchuldig gemacht, jener, weil er gegen den Willen Gottes numerirt (2. Kor. 24), dieſer, weil er zur Zeit ſeines Falles die unzähligen Wohlthaten Gottes nicht numerirt habe. Wie viel Wein der Herr Chriſtus dem Brautpaare zu Kanaan geſchenkt, und daß der Wein, die Kanne zu 8 Pf. gerechnet, einen Werth von 22 Rthlrn. 12 Gr. gehabt habe, das haben mehrere Rechengelehrte berechnet, und ſolches Exempel haben ſie mit nützlichen Lehren wohlmeinend verſehen. — Der Superintendent Selneccer zu Braunſchweig zeigte in einer Schulweihe— Rede, wie die Paradigmen der lateiniſchen Grammatik als Compendium der Moral für Lehrer und Schüler zu benutzen ſeien. Dem Lehrer ſagt amare: du ſollſt Gott lieben; docere: deine Schüler lehren; legere: gute Bücher leſen, und audire: gediegene Män— ner hören; ferre: viel Unannehmlichkeiten tragen u. ſ. w. Dem Schüler ſagen die Pa- radigmen der Declinationen, musa: du mußt dich den Muſen ergeben; magister: du mußt dir einen tüchtigen Lehrer ſuchen; scamnum: du mußt tragen Armuth, Beſchwerde u. |. w. (wie die Bank zum tragen beſtimmt iſt); fructus: lerne hübſch, damit du gute Früchte ſiehſt, wie das Verschen lehrt: or Si recte disces, vescere caponibus assis; Sin male, furfuribus trulla pascere suilla. das heißt: Wirſt du hübſch lernen, fo wirft du einſt eſſen gebratne Kapaunen; 1 Lerneſt du ſchlecht, ſo wirſt du einſt eſſen Klei'n aus dem Troge. Das Ergebniß der Unterſuchung der Methode des Religionsunterrichts zeigte, daß dieſelbe an eben den Mängeln litt, die bei den übrigen Unterrichtsgegenſtänden gefunden wurden, ſie baute am meiſten auf das Gedächtniß. Das Material, welches behandelt wurde, war der Faſſungskraft der Schüler zu wenig angemeſſen; wenig geeignet, auf Bildung des Gemüths zu wirken. Vor dem Sprachunterricht trat der Religionsunterricht tief in den Hintergrund, und bei einzelnen Lehrern ſchien derſelbe ſich faſt ganz zu verlieren. Ob der baldige Verfall der Schulen unter Anderm auch in dem unzweckmäßigen Religions— unterrichte ſeinen Grund gehabt habe, bleibe unentſchieden. a Scholz. * om, 2 N 2 io e über N ‚are die Arbeiten der entomologiſchen Section im Jahre 1844. | * Die entomologif che Section hat im Jahre 1844 neunzehn Berfammlungen 9 95 halten, in denen folgende Mittheilungen gemacht wurden: I. Cole optera. Der Unterzeichnete hielt einen Vortrag über Quedius nitidus und feine vielen Abän⸗ derungen, von denen eine ganze Reihe aus dem Muſeum der königlichen Univerſität vor⸗ gezeigt wurden, und wodurch dargethan wurde, daß mehrere dieſer Abänderungen von einzelnen Schriftftellern als eigene Arten mit Unrecht aufgeführt wurden. Daran knüpfte ſich die Behauptung, daß wohl noch in jetzigen Zeiten hin und wieder neue Arten ent⸗ ſtehen könnten. Herr Lehrer Letzner, fortwährend ſehr thätig im Gebiete der Coleopterologie, hielt folgende Vorträge: 1) Zur Naturgeſchichte des Eecoptogaster multistriatus, Scolytus, pygmaeus, und über den Schaden, welchen dieſe Arten in der Rinde der Feld-Rüſter (Ulmus campestris Linn.) im Scheitnicher Park angerichtet haben. Mittheilungen über drei Arten der Gattung Eccoptogaster. Als ich in der zweiten Hälfte des Auguſts 1843 den (faft nur Laubholz enthaltenden Park von Scheitnig beſuchte, bemerkte ich an einem der belebteſten Gänge zwei neben ein⸗ ander ſtehende, ganz geſund ausſehende, gegen 1 Fuß dicke Bäume (Ulmus campestris), deren ſparſame Blätter meiſt verdorrt waren. Bei genauerer Betrachtung fielen mir in der Rinde bald eine bedeutende Zahl kleiner Oeffnungen in die Augen, durch die eine Menge dunkelrothen Mehles hervorgekommen war, das den Boden ringsum bedeckte. In dieſem lagen eine Anzahl todter Käfer, welche jedenfalls früher den Baum bewohnt hatten. Nach Ratzeburg's Forſtinſekten waren es Eccoptogaster scolytus und multistriatus (diefer — 665 — jedoch ſeltener). Zugleich beobachtete ich aber auch, wie eine Menge von Ichneumoniden die Rinde des Baumes umſchwärmte. Obgleich ich mit keinem Fangapparate verſehen war, ſo haſchte ich doch 2 Exemplare mit leichter Mühe. Als ich nach einigen Tagen den Ort wieder beſuchte, ſahe ich eine ziemliche Anzahl dieſer Thiere todt am Boden liegen. Die Weibchen hatten ſämmtlich ihren Legeſtachel außer den Scheiden, fo daß zu vermu— then war, der Tod habe ſie bald nach dem Eierlegen überraſcht. — Als ich im Oktober Gelegenheit fand, von einem jener Bäume die Rinde zu unterſuchen, bemerkte ich in der— ſelben 3Z — 4 Linien lange, gekrümmte, hinter dem Kopfe ſehr angeſchwollene Larven (offenbar von Eecoptogaster), und eine 3 — 4 Lin. lange, weißlich graue, ziemlich feſte Puppenhülle. Oeffnete man dieſe, jo kam eine fußlofe, etwa 1½ Linie meſſende, weiße Larve zum Vorſchein, die aus dem Kopfe und 12 Wülſten beſtand. Eine zarte, gelbliche Zeichnung deutete den Mund an. Ob dieſelbe von Rindenſubſtanz, oder, was nach den bisherigen Erfahrungen Anderer wahrſcheinlicher iſt, von den erwähnten Larven gelebt hat, kann ich nicht beſtimmen. Dieſe Puppen fanden ſich ſtets in den gefreßnen Gängen meiſt immer im Baſte, die ſie der Breite nach durch ihre eigene Dicke genau ausfüllten. Ihre Lage war bald ſenkrecht, bald wagerecht; jedoch nicht immer am äußerſten Ende eines Larvenganges. Die Larven von Eccoptogaster fanden ſich nur ſelten in ihrer Nähe; die meiſten hatten ſich bereits aus den Gängen entfernt und ihre Rindenwiegen gefertigt, oder arbeiteten (an kalten Oktobertagen) doch wenigſtens daran. Die Larven: gänge waren von den Larven meiſt zerſtört, uud hatten mit den bei Ratzeburg von Eee. scolytus abgebildeten große Aehnlichkeit. Die Muttergänge waren ebenfalls unkenntlich. Merkwürdig waren in der Rinde zahlreiche, faſt ſenkrecht emporſteigende, 2 — 2 ½ Zoll lange Gänge, welche im Innern meiſt mit einem weißlichen Ueberzuge verſehen waren und oft noch an ihrem obern Ende den (todten) Käfer enthielten, der fie gefertigt hatte. Lar— vengänge ſahe ich nie von ihnen ausgehen. Ihr Zweck iſt mir unklar. Mitte Februar d. J. krochen mir aus einem Theile der Rinden, welche ich in der Mitte meines Zimmers auf einem Schranke untergebracht hatte, zuerſt einige Männchen, und nach 2 Tagen auch mehrere Weibchen aus den erwähnten Puppenhüllen aus. Es waren dieſelben Thiere, welche ich Ende Auguſt am Baume beobachter hatte. Nach Herrn Schummel's freundlicher Beſtimmung iſt es wahrſcheinlich Bracon initiator Var. c. nach Nees v. E. Indem ich nun einige der gedachten Hüllen öffnete, fand ſich darin die zarte, in allen Theilen das vollkommne Inſekt verrathende Puppe des Thieres. In an⸗ dern, nahe am Fenſter aufbewahrten Rinden waren dagegen nur erſt Larven vorhanden, welche zwar, behufs der Verpuppung, etwas zuſammengezogen und daher kürzer als die Puppe waren, aber hervorgezogen ſich noch bewegten. So hatte ich alſo Larve, Puppe und vollkommnes Inſekt von einer Generation neben einander. — Eine der wärmer lie: genden Rinden zerſtückelnd, fand ich auch die Larve von E. scolytus ſchon verpuppt. Zu der von E. intricatus gemachten Abbildung in Ratzeburg's Forſtinſekten habe ich nur hin⸗ zuzufügen, daß die Puppe 2 — 2 ½ Linien lang iſt, und auf der Bauchſeite in 2 dicke, 9 66 größere, auf dem Rücken in 2 kleinere, gabelförmige Spitzen ausläuft. Ueber den Rücken des Hinterleibes zieht ſich in der Mitte eine vertiefte Linie, zu deren Seiten auf jedem Segmente 2 kleine Spitzchen ſtehen, die 2 Reihen bilden. An jedem Seitenrande der Puppe befindet ſich ebenfalls eine ſolche Reihe von Erhöhungen, und zwar ſowohl auf der Ober⸗ als auf der Unterſeite. Sie find durch eine erhabene Längslinie getrennt. — Nach wenig Tagen kamen 3 Exemplare des Käfers zum Vorſchein. In ein Glas am Fenſter gebracht, kletterten ſie an demſelben empor, fielen aber von Zeit zu Zeit in Win⸗ terſchlaf. Unter ein Stück Rinde verkrochen ſie ſich, jedoch ohne ſich einzubohren. Aus den am Fenſter (alſo in kälterer Temperatur) aufbewahrten Rinden kamen Ende April und Anfang Mai d. J. Käfer, wie Ichneumoniden, zum Vorſchein; mit ihnen zugleich auch 3 — von Hypophloeus bicolor Fab. Mitte April d. J., wo man die früher erwähnten beiden Bäume gefällt hatte, be⸗ merkte ich an denſelben, daß weiter nach oben die Fluglöcher immer kleiner wurden, und ſchloß darum natürlich auf andere Bewohner. Daß ich daran Recht gethan, lehrte der En Noch waren nur Larven oder hie und da (doch felten) Puppen vorhanden; allein ſchon den 8. Mai krochen einige Käfer hervor, was nun auch faſt fortwährend den ganzen Monat hindurch geſchah. Merkwürdig war es, daß ſie nicht immer durch die Außenſeite der Rinde zu Tage kamen, ſondern ſehr oft auch auf der früher am Baume liegenden. Die Thiere mußten alſo nicht nur wiſſen, daß ſie jetzt auf dieſer Seite ins Freie gelangen konnten, ſondern auch, daß dies hier auf kürzerem Wege geſchehen könne. Das Durchnagen der die Rindenwiege umſchließenden Rindenmaſſe geſchah mit vielem Ei⸗ fer und nicht geringer Schnelligkeit. War erſt eine kleine Oeffnung gemacht, ſo probirten ſie in äußerſt kurzen Zwiſchenräumen, ob es nicht möglich ſei, ſich durchzudrängen. War es ihnen nach mehrfachem Nachhelfen und oft großer Anſtrengung endlich gelungen, ſo ſpazierten ſie mit großer Eile ein Stück hin und her und flogen davon. Die Flügeldecken waren, mit wenig Ausnahmen, beſtändig braun, der Käfer mußte alſo ſchon ſeit mehreren Tagen die Puppenhülle verlaſſen haben, ehe er an's Tageslicht kam. Beſtändig geſchah dies jedoch auf dem nächſten Wege und ſenkrecht von der Rindenwiege aus; niemals habe ich geſehen, daß dieſe Käfer vor ihrem Auskriechen Gänge in der Rinde gefreſſen hätten. — Drei Arten von Eecoptogaster waren es, die den mehrerwähnten Bäumen den Tod gebracht hatten, und zwar E. scolytus Hôst., multistriatus Marshi- und pyg- maeus Höst. Davon bewohnte (wie dies aus den Larvengängen mit der größten Ge⸗ wißheit hervorging) scolytus etwa das untere ſchwache Drittheil des Stammes bis an den Boden; dann fand ſich multistriatus als Geſellſchafter hinzu, der indeß bald allein im Beſitze des Baumes blieb, und erſt im obern, etwa 4 — 1“ dicken Theile wohnte unum⸗ ſchränkt E. pygmaeus, ſowohl in Stamm als Aeſten. Da er in außerordentlich großer Menge vorhanden war, ſo war die ohnedies dünne Rinde faſt gaͤnzlich von den Larven zerfreſſen, und da die graue, äußere Rindenlage durch die Einwirkung der Witterung leicht hatte abgelöſ't werden können, ſo erkannte man die getödteten Bäume ſchon von — 67 — Weitem an ihren röthlich leuchtenden Aeſten. — Daß alle drei Thiere Ulmus eampestris in Geſellſchaft angreifen, iſt, ſo viel ich weiß, bis jetzt noch nicht beobachtet worden. Im Scheitniger Parke haben ſie bereits ſämmtlichen Exemplaren dieſes Baumes, obwohl ſie meiſt ſehr zerſtreut zwiſchen Eichen und Weißbuchen ſtehen, den Untergang gebracht. Die Urſache der ſchnellen Vermehrung iſt jedenfalls das zweckwidrige Verfahren des Beſitzers, nicht blos die ausgerodeten, getödteten Stämme in der Nähe des Parkes zum Austrocknen aufſtapeln, ſondern auch einige, ſchon angegriffene noch ein Jahr über ſtehen „ in welchen die Käfer natürlich ihr Weſen ungeſtört forttrieben. Da die Bohrlöcher eſtändig in den Ritzen der Rinde und oft ganz verdeckt liegen, ſo iſt im Winter das Er⸗ kennen der erſt kürzlich angegangenen Bäume (die alſo noch keine Fluglöcher beſitzen) auch ſehr ſchwierig, zumal wenn der Fraß, wie hier, bei den Aeſten beginnt. Im Herbſt d. J. habe ich in dem ſüdlichen Theile des Parks nach ſehr oberflächlicher Durchſicht etwa zwölf oft mehr als Fuß dicke, ſtark angegriffene, oder auch ſchon ganz todte Stämme gezählt. Zwei der erſtern hatten an der untern Hälfte zahlreiche dünne Aeſtchen aus der Rinde ge: trieben, was ihnen einen eigenthümlichen Habitus verlieh. Der obere Theil (die Krone) war durch E. pygmaeus bereits zerftört. — Obwohl der Park meiſt aus Buchen beſteht, ſo iſt eine Trockniß an ihnen mir bis jetzt noch nicht bemerkbar geworden. Intereſſant wird es jeden Falls ſein, zu beobachten, ob E. pygmaeus, der an andern Orten an Bu⸗ chen ſchon bemerkt worden iſt, nun auch bei uns dieſe angreifen werde. — E. scolytus iſt von Ratzeburg (und nach vorliegendem Beiſpiele mit Recht) unter die ſehr ſchädlichen Käfer aufgenommen; E. multistriatus ſteht unter den merklich ſchädlichen, und E. pyg- maeus war in forſtlicher Hinſicht bis jetzt noch ganz ungekannt. Nach vorliegendem Falle müßten alſo auch die letzten beiden unter die ſehr ſchädlichen aufgenommen werden. In welcher Menge E. pygmaeus vorhanden war, geht (außer oben Geſagtem) daraus hervor, daß mir aus einem Stückchen Rinde von etwa 1 Quadratzoll 16 Käfer auskro⸗ chen. Nach einer ſehr mäßigen Berechnung beherbergte ein einziger Baum über zehntau⸗ ſend Exemplare, wozu wenigſtens noch ein Mal fo viel von scolytus und multistriatus zuſammen kamen. Dennoch waren viele Larven wahrſcheinlich ſchon durch Ichneumoniden getödtet worden. Außer dem, die Larven von E. scolytus verfolgenden, oben erwähnten Bracon initiator (2) kroch mir aus den von E. multistriatus bewohnten Rinden ein ande: rer, kleinerer hervor, den ich aber bis jetzt nicht habe beſtimmt erhalten können. Diäer Fraß von E. pygmaeus hat in gewiſſer Hinſicht Aehnlichkeit mit dem von E. scolytus. Die etwa einen Zoll langen, ſenkrechten, aber etwas gekrümmten Muttergänge laufen ſehr nahe an der Oberfläche der Rinde hin, und darum auch höchſt allmälig in dieſelbe hinein. Von ihnen aus gehen zu beiden Seiten wagerecht die ſehr zarten Larven⸗ gänge, jedoch nur kurze Zeit parallel. Sobald ſie ſich nämlich tiefer in die Rinde hinein wenden (was nicht bei allen gleichmäßig geſchieht), verlieren ſie alle Regelmäßigkeit, und erſcheinen auf der Innenſeite der Rinde, nachdem ſie dieſe unter mancherlei Krümmungen erreichten, bald ſenkrecht, bald mehr ſchräg oder wagerecht bald lang, bald kuz-jemachbem dis Aire ſich dem Innern der Rinde früher oder ſpäter wieder zuwand⸗ ten. In dieſer findet auch die Verpuppung ſtatt. Die Larve, welche ausgewachſen noch nicht eine Linie mißt, iſt der Geſtalt nach ganz der von B: — en Die Puppe endet hinten in eine einfache, rundliche Spitze. a 2) Derſelbe zeigte alle, von ihm bis jetzt in Schleſien gefammelte Aten der Gattung Eccoptogaster vor, und zwar alle Arten, welche — in ſeinem vortrefflichen Werke beſchrieben hat. 3) Derſelbe zeigte, als neu für Schleſiens 2 vor: er Beneratus und Bostrichus piceae, und theilte von der erften Art auch die, von ihm ehe Lebens⸗ weiſe mit. Sein darüber gehaltener Vortrag war folgender: | | Bostrichus asperatus @yl. Als ich Ende Juli d. J. auf einer Exkurſion nach dem Altvater- Gebirge — Ge⸗ ſenke von dem Dorfe Waldenburg am Fuße des Leiterberges über die ſogenannte Gabel (etwa 5 in einem düſtern, großartigen Thalkeſſel an dem nach N. O. ſehr ſteil abfallenden langen Rücken des kleinen Altvaters einſam gelegene Häuſer, in deren Nähe ein erſt ſeit mehreren Jahren beſtehendes Bergwerk auf goldhaltige Schwefelkieſe) nach dem Bade Karlsbrunn oder Hinnewieder ging, bemerkte ich in dem dichten, ſehr großen Walde, durch den der Weg fortwährend läuft, drei bei einander ſtehende, etwa 20jährige Fichten, welche vertrocknet waren. Schon nach dem erſten Blicke auf die Rinde derſelben zeigte ſich der Grund davon in äußerſt kleinen Fluglöchern von Inſekten, welche an manchen Stellen ſo arg gehauſ't hatten, daß ſie gänzlich zerfreſſen war und das Holz zu Tage lag. Bei genauerer Unterſuchung fanden ſich unter der Rinde noch Puppen, wahrſcheinlich von der als Larven überwinterten, durch das naſſe, kalte Wetter verzögerten Generation. Obgleich die dünnen Rindenſtücken mit den im Baſt liegenden Puppen ſich nur ſchwer zu transpor— tiren, und bei dem durchs Gehen verurſachten Schütteln und ſchnellen Austrocknen durch— aus keine Ausbeute verſprachen, ſo machte ich doch den Verſuch und nahm von jedem der vernichteten Bäume welche mit. Aus ihnen krochen mir Ende Oktober d. J. 10 Exem⸗ plare des Bost. (Cryphalus) asperatus @yl. hervor, der für Schleſiens Fauna, fo wie für die in forſtlicher Hinſicht als merklich ſchädlich aufzuführenden Inſekten neu ſein dürfte. Der Fraß dieſes Thieres ſtimmt mit dem in Ratzeburg von B. abietis abgebildeten ganz überein; nur find die Muttergänge oder die ausgefreſſenen Stellen kleiner (2 — 4 Linien lang und breit), meiſt vierzipflich, mit einem längern, oft ſchräg laufenden, 2 — 6 Lin. langen Arme. Nur wo die Rinde von den Larven meiſt aufgezehrt iſt, erſcheinen die aus⸗ gefreſſenen Stellen größer und die Muttergänge undeutlich. Dieſe fanden ſich am Stamme überall; an Aſtſtellen habe ich ſie nicht beobachtet, da ich nicht zu ihnen hinaufreichte. Die Larvengänge greifen theilweiſe ſelbſt bis ins Holz (jedoch nicht ſo tief, als Mutter⸗ gänge und Splintwiegen) und ſind durch und durch mit einem dunkelbraunen Mehle an⸗ — 69 — gefüllt. Faſt aus der Mitte jeder Wiege führt ein Flugloch ins Freie. — Merkwürdig iſt das Auskriechen der Thiere Ende Oktober in einer noch nicht geheizten Stube. Im Freien, namentlich im Hochgebirge, mußte es bereits ſeit einem Monate ſo kalt ſein, daß an ein Auskriechen von Inſekten nicht zu denken iſt. Würden die Thiere dort, wenn die Rinde am Stamme geblieben wäre, eher ausgekrochen ſein, oder ausnahmsweiſe als Pup⸗ pen überwintert haben, ähnlich dem längeren Verweilen mehrerer anderer Thiere im Pup⸗ penzuſtande bei ungünſtiger Witterung? . An einigen Stellen bemerkte ich neben den Gängen der Larven von B. asperatus in der Rinde auch einige todte Exemplare von Hylesinus pilosus Ar. Ob er eben ſo ſchad⸗ lich, wie der erſtere, werde (was ich glaube) und vielleicht mehr die Spitzen oder die Aeſte jener Bäume bewohne, kann ich leider nicht angeben, da ich an allen weiteren Unterſu⸗ chungen durch die Umſtände verhindert war. Auch wurde als neu für Schleſiens Fauna vorgezeigt; Hylesinus pilosus, welcher mit Bostrichus asperatus zuſammen vorkam. | 4) Als für Schlefien neue Arten zeigte Herr Letzner noch vor: Notoxus domesti- cus Sturm und Clerus substriatus Sturm. | 5) Als in Schleſien feltene Käfer wurden durch denſelben vorgezeigt: Cetonia fa- stuosa, 2 Exemplare, eins bei Birnbäumel unweit Sulau, eins bei Scheidnich gefangen. Ciaarabus irregularis, 10 Exemplare. Calosoma sericeum, 1 Exemplar, bei Höfchen, in einer tiefen Sandgrube herum⸗ laufend, gefangen. Pterostichus cordatus Letzner, 2 Exemplare aus dem Geſenke. Cryptocephalus bothnicus, 1 Exemplar bei Schmiedeberg. Buprestis mariana, 30 Exemplare, bei Birn⸗ bäumel, Buprestis conspersa, 2 Exemplare, ebendaher, Elater signatus, 1 Exemplar, bei Sätzdorf unweit Freiwaldau, Spondylis buprestoides, 12 Exemplare. Merkwürdig wegen ihrer jo ſehr verſchiedenen Größe. Pterostichus cupreus und Harpalus aeneus waren, was bei Carabicinen nicht oft vorkommt, von Herrn Letzner in Begattung ge⸗ funden worden. Anchomenus longiventris wurde als neu für Schleſiens Fauna vorgezeigt. 65) zeigte Herr Letzner noch vor alle von ihm bis zum Ende März bisher in Schleſien gefundenen Arten der Gattungen: Diachromus, Anisodactylus, Harpalus und Stenolophus. N 7 Derſelbe zeigte die Chrysomela collaris in ſehr vielen Exemplaren und Varietäten vor. Er hielt darüber folgenden Vortrag: — a; Chrys. salicis und Chrys. collaris Fab. Es iſt merkwürdig, daß manche Inſekten, die ſonſt ſelten find, in manchen Jahren und an manchen Orten ſehr häufig vorkommen. Schon früher hatte ich Gelegenheit, dies den v. HH. an Donacia fennica, D. Malinowskyi und Chrys. cerealis darzuthun. Erſtere 70 beiden fing ich vor drei Jahren bei Breslau in Menge, feit diefer Zeit aber, obwohl ich dieſelben Orte zu derſelben Zeit mehrmals beſuchte, noch gar nicht. Die Chr. cerealis, vor zwei Jahren in ſehr bedeutender Zahl gefangen, kam im verfloſſenen Jahre nur fehr ſparſam, und nur in meinen Varietäten d, e und f vor. Einen neuen Beleg zu der oben ausgeſprochenen Anſicht erlaube ich mir den v. HH. heute in der Chrys. (Lina) collaris vorzulegen. Dieſelbe iſt in Schleſien bekanntlich äußerſt ſelten, und bisher nur in weni⸗ gen Exemplaren gefangen worden; nachdem ich aber auf einer Reiſe in die Gegend bei Herrnſtadt dieſelbe auf Salix cinerea in einigen Exemplaren ſelbſt gefangen, und einen meiner dort lebenden Freunde darauf aufmerkſam gemacht hatte, erhielt ich dieſelbe vori⸗ ges Jahr in ſehr bedeutender Anzahl und in mehreren intereſſanten Varietäten, die ich nun den v. HH. vorzulegen mir erlaube. % Die größte Veränderlichkeit herrſcht, wie bei andern Arten dieſer Gattung, in der Färbung und namentlich der Flügeldecken. Betrachtet man dieſe, ſo laſſen ſich etwa fol⸗ gende Hauptformen markiren: n a) Die Flügeldecken grün- blau oder grünlich. Sie iſt in Schleſien die häu⸗ figfte Varietät, oder die eigentliche Grundform; ich beſitze über 150 Exempl. — b) Die Flügeldecken blau⸗grün oder bläulich. Sie iſt mit der vorigen Varietät höchſt nahe verwandt, und geht ſo unmerklich in dieſelbe über, daß es oft ſehr ſchwer hält, ſie von ihr zu ſcheiden. Sie iſt ebenfalls häufig; mir gehören 100 Exemplare. Zahlreiche In⸗ dividuen, bei denen das dunkle Blau mehr hervortritt, machen den Uebergang zur Varie⸗ tät — c) wo die Deckſchilde ſchön violett ſind. Die Zahl meiner Exemplare beläuft ſich auf 76. Das Violett wird nach und nach dunkler und bildet dann die Varietät — d) deren Flügeldecken ſchwarz⸗violett find; ich habe 14 Exempl. — e) Das Schwarz ſchimmert ins Grünliche. 7 Exempl. — f) Die grüne Farbe herrſcht gänzlich vor, und die Deckſchilde ſind ſchön ſtahlgrün. 38 Exempl. — g) Wie Varietät a, aber ſtellen⸗ weiſe violett ſchimmernd. — h) Wie Varietät b, aber die Flügeldecken an mancher Stelle violett. ct N. Eine jede diefer Varietäten zerfällt in Rückſicht der Beine in zwei Unter- Varietäten, da jene entweder ſchwarz, wie der Unterleib, oder (was noch etwas häufiger eintritt) roth ſind. Im letztern Falle bleiben jedoch Tarſen und Kniee beſtändig ſchwarz. — Der Tho⸗ rar iſt bald ſchwarz⸗, bald grünlich-glänzend, oben und unten immer mit einem rothen Seitenrande verſehen, auf dem oben jederſeits ein dunkler Punkt ſteht. Dieſer verliert ſich jedoch nach und nach, und ſo entſteht die Varietät i) wo derſelbe gar nicht mehr vorhanden iſt. Sie zählt Exemplare aus den meiſten vorſtehend aufgeführten Varietäten, und iſt die ächte Chr. salicis des Fab. — Auch die Größe und Geſtalt des Thieres iſt ſehr veränderlich; die kleinſten Exemplare ſind 2, die größten über 3 Linien lang. Die Männchen ſind mehr oblong, gewölbter und bedeutend ſchmäler als die Weibchen, bei denen die größte Breite hinter der Mitte liegt. Die Ober⸗ ſeite iſt oft matt, oft aber auch ſtark glänzend. we — 11 Außer den angeführten Abänderungen beſitze ich noch 4 Exemplare dieſes Thieres aus der Mark; habe auch Gelegenheit gehabt, noch eine Zahl anderer von daher zu ſehen, welche (mit Panzer's Abbildung übereinſtimmend) ſich aber ſämmtlich von — ſchen auffallend dadurch unterſcheiden, daß der Rand des Halsſchildes weißlich, die dunkeln Flügeldecken aber mit einem ſtarken, lebhaften, bisweilen violett ſchimmernden, Metallglanze verſehen ſind. Die ſchleſiſchen zeigen von Beiden nicht die geringſten Andeu⸗ tungen. Intereſſant wäre es nun, zu erfahren, ob dieſe Färbung bei allen Exemplaren jener Gegenden konſtant bleibt, oder ob ſie nach und nach in eine der oben angeführten Varietäten übergeht. Nach meiner, auf die ſchleſiſchen Exemplare ſich gründenden Anſicht iſt dies nicht der Fall, und daher muß mit Fab. doch wohl angenommen werden, daß ſie eine eigene Art iſt, obwohl ſie ſich in ſonſt nichts von denſelben zu unterſcheiden ſcheint. Sie würde alsdann den Namen Chr. collaris allein in Anſpruch nehmen, während der oben beſprochenen ſchleſiſchen Art die Benennung Chr. salicis Fab. zukommen müßte. — Zwei Exemplare aus Ungarn ſtimmen mit den ſchleſiſchen gänzlich überein, und gehören zu den Varietäten b und c. 9) Hielt Derſelbe folgenden Vortrag über Cantharis (Telephorus) melanoceros Schummel, dehtienllis Schummel, und eine dritte neue Art: C. rufo-testacea n. sp. Bemerkungen zu Cantharis melanoceros und denticollis Schummel. Zu den im vorjährigen Berichte der vaterländiſchen Geſellſchaft S. 193 und 194 von Herrn Schummel beſchriebenen beiden neuen Arten der Seren Cantharis erlaube ich mir Folgendes als Ergänzung nachzutragen: 1) Canth. melanoceros. Von dieſem Thiere beſitze ich nicht 3, ſondern 50 Exem⸗ plare, welche ich im Geſenke in den Hundstagen, und jedes Jahr auf's Neue gefangen habe. Dieſelben beweiſen, daß die Merkmale dieſer Art ſehr beſtändig ſind, daher ſich auch höchſtens folgende 3, nicht ſehr abweichende Varietäten unterſcheiden laſſen: a) Wur⸗ zelglied der Fühler an der Spitze, und die Kniee am äußerſten Ende dunkelbräunlich. — b) Wurzelglied an der Spitze (bisweilen auch noch theilweiſe das zweite), Kniee und Spitzen der Schienen dunkelbräunlich. — c) Die ganzen Schienen, namentlich die der Vorderfüße, mehr oder weniger braun. Dieſe Varietät nähert ſich der C. pallida bedeu⸗ tend an, von der ſie jedoch, außer der immer noch dunkleren Färbung der Fühler und eine, durch den kürzeren, breiteren, an den Seiten hinten einwärts gebogenen, weit we⸗ niger glänzenden Thorax deutlich unterſchieden iſt. DD Canth. denticollis. Von dieſem Thiere fing ich Anfang Auguſt d. J. am klei⸗ nen Altvater 7 Exemplare, ſo daß ich gegenwärtig 1 Männchen und 8 Weibchen beſitze. Nach dieſen erlaube ich mir die Beſchreibung folgendermaßen zu vervollſtändigen: Der 72 Kopf iſt auf der Unterfeite ebenfalls ſchwarz, und nur der Mund gelblich. Die Taſter ſind nicht allein bräunlich, ſondern auch die Kinnbacken. Die Fühler ſind ſchwarz, das erſte Glied an der Spitze bräunlich, auch beim Männchen; bei dieſem ſind ſie etwas län⸗ ger als beim Weibchen, und meſſen etwa 7, des ganzen Körpers. Thorar fein und dicht punktirt, mit kurzen röthlichen Härchen bekleidet, ſonſt ganz, wie es die ſehr genaue Be⸗ ſchreibung angiebt, jedoch nur beim Weibchen. Bei dem Männchen geht die vertiefte Längslinie bis an den Vorderrand, welcher da, wo dieſe ihn trifft, einen ſpitzen, bedeu⸗ tenden Einſchnitt zeigt. Flügeldecken (beim Männchen etwas ſchlanker) mit ſehr kurzen, ſchwärzlichen, Unterleib mit etwas längeren, bräunlichen Haaren bekleidet. Das ſiebente Hinterleibs⸗Segment iſt auf der Unterſeite am Außenrande, wie der After ſelbſt, mehr oder weniger gelb. | Bir) mig Cantharis rufo-testacea, n. Sp., rufo-testacea, pilosa, thorace subquadrato, elytris, pedibus, abdomineque rufo - testa- ceis, tarsis nigrescentibus. Long. 4 — 4½, lat. 1 — 17, lin. Kopf roth, feinpunktirt, mit einer ziemlich tiefen, erſt zwiſchen den Antennen enden⸗ den Längslinie, die ſich über dem Scheitel auf dem etwas verſchmälerten Halſe bisweilen in ein Grübchen erweitert. Fühler ziemlich lang, am Grunde röthlich, gegen das Ende bald mehr, bald weniger ſchwärzlich; bei einem Exemplare ſelbſt an der Spitze hellbräun⸗ lich. Thorax roth, viereckig, nur wenig breiter als lang, vorn etwas verſchmälert, überall fein gerandet, die Seitenränder gerade, Vorder- und Hinterecken nicht abgerundet, die letzteren in einem kleinen Zähnchen etwas vorſpringend. Die Längslinie auf der Mitte iſt hier kaum wahrzunehmen, und die ohnehin flachere Wölbung wird darum nicht, wie bei Canth. pilosa, in zwei Hälften getheilt. Bei einem Exemplare (vielleicht ein Männ⸗ chen) iſt der Vorderrand in der Mitte ein wenig einwärts geſchwungen. Ein Stück hin⸗ ter dem Vorderrande läuft quer über das Halsſchild eine ziemlich bedeutende Vertiefung; der Raum zwiſchen dieſer und dem Rändchen, der nach dem letzteren ſchräg emporſteigt, erſcheint rauh. — Flügeldecken teſtfarben, runzlich punktirt (feiner als bei C. pilosa), ſtark gelblich behaart. Unterleib gelblich roth, Bruſt hellbräunlich, mit weißglänzender, anliegender Behaarung. Beine röthlichgelb; Tarſen ſchwärzlich. Auf den erſten Blick iſt das Thier den mittleren Exemplaren der C. rufa Gyl. ſehr ähnlich, bei genauerer Anſicht jedoch am meiſten mit C. pilosa Payk. Gyl. verwandt, von der es ſich aber unterſcheidet: 1) durch die bedeutendere Länge und Breite; 2) durch den kürzeren, faſt ein Quadrat bildenden, weniger gewölbten Halsſchild; 3) durch den hellen Unterleib. — Gefangen wurde dieſe Art von mir in den Hundstagen im Geſenke zu zwei verſchiedenen Malen, früher in 2, dieſes Jahr in 3 Exemplaren, welche, mit Ausnahme der Fühler, ſämmtlich eine gleichmäßige Färbung zeigen. | ——— Mb ——— Herr Oberlehrer Rector Rendſchmidt und Herr Lehrer Letzner zeigten ſämmt⸗ liche, in ihren beiden Sammlungen zuſammen enthaltenen, ſchleſiſchen Arten der Gattun⸗ gen: Bostrichus, Hylesinus, Eccoptogaster und Tomius vor, N Herr Gymnaſiallehrer Schilling hielt über die, von ihm in Schleſien geſammelten, Curculionides (Rüſſelkäfer) 10 beſondere Vorträge in 10 verſchiedenen Sitzungen, worin Derſelbe, dem neueſten Syſtem von Schönherr folgend, von der Gattung Rhinomacer an bis zur Gattung Ceutorhynchus alle Arten vorzeigte, und dieſelben, um ihre Artkenn— zeichen beſſer ſehen zu können, unter einem trefflichen, zu dem Zweck von ihm ſelbſt, nach einer neuen Konſtruktion, verfertigten Mikroſkope bei Lampenbeleuchtung betrachten ließ. Folgendes wurde von dem Herrn Verfaſſer für den Druck mitgetheilt. Syſtematiſche Ueberſicht der in Schleſien und der Grafſchaft Glatz geſam⸗ | melten Rüſſelkäfer mit gebrochenen Fühlern. Die Curculioniten (Rüſſelkäfer) bilden eine Familie der Coleoptern, die an Arten ſehr zahlreich iſt. Dieſe Familie theilt ſich in zwei Ordnungen: a) Rüſſelkäfer mit geraden Fühlern, b) Rüſſelkäfer mit gebrochenen Fühlern. i Die zu der erften Ordnung gehörigen, bei uns einheimifchen und von mir ge— ſammelten Arten — mit Ausſchluß der Apionen — habe ich bereits im Jahre 1840 den verehrten Mitgliedern der entomologiſchen Section zur Anſicht vorzulegen die Ehre gehabt, (wie die Ueberſicht der Arbeiten u. ſ. w. vom Jahre 1840 ausführlich nachweiſet). Es folgt nun das Verzeichniß der im Jahre 1844 vorgezeigten Arten der Curculioniten mit gebrochenen Fühlern; ſie ſind in zwei Horden vertheilt: a | a) Kurzrüßler, b) Langrüßler. | | A. Die Horde der Kurzrüßler (Brachyrhynchi) enthalt folgende, nad) Schönherr's Dispositio methodica Curculionidum in Abtheilungen und Gattungen geordnete, einheimiſche Arten: | I. Brachyderides. Der Rüſſel gerade, wagerecht, ſehr kurz, oben flach, faſt von der Breite des Kopfes. Es find folgende: | - Thylaeites pilosus; geminatus; coryli; cervinus; faber; muricatus. — Bra- chyderes incanus. — Eusomus ovulum. — Chlorophanus viridis; pollinosus. — Tanymecus palliatus. — Sitona grisea, canina; lineata; lineella; tibialis. — Polydrosos undatus; flavipes; iris; picus; sericeus; micans; rubi. — Metalli. mollis. | | 10 923 —— II. Cleonides. Der Rüſſel länger als der Kopf, dick, abwärts gebogen, meiſt gerundet, nach der Spitze hin verdickt. Folgende Arten ſind in Schleſien einheimiſch: Cleonus nebulosus; sulcirostris; obliquus; marmoratus costatus. — Both y- noderes albidus. — Gronops lunatus. — Alophus triguttatus. — Lio- phloeus nubilus; lentus. — Barynotus obscurus; mercurialis. — Min yops variolosus. | R III. Molytides. Der Rüſſel ziemlich lang, abwärts gebogen, ein wenig ge⸗ krümmt, faſt cylindriſch, von geringer Dicke. Die vorgezeigten Arten, nach ihren Gat⸗ tungen geordnet, ſind: 1 Lepyrus colon; binotatus. — Tanysphyrus lemnae. — Hylobius pi- neti; abietis; pinastri. — Molytes germanus; fuscomaculatus. — Plinthus Me- gerlei; Fischeri; Sturmii. — Phytonomus rumicis; Pollux; arundinis; suspicio- sus; elongatulus; oxalis; plantaginis; murinus; polygoni; nigrirostris; punctatus; fasciculatus. IV. Phyllobides. Der Rüſſel kurz, gerade vorgeſtreckt, ziemlich dick; der Kör⸗ per verlängerte Eiform; die Schultern ſtumpfwinklich. Es wurden vorgezeigt: Phyllobius calcaratus; pyri; psittacinus; argentatus; oblongus; vespertinus; betulae; viridicollis. Ä V. Cyelomides. Rüſſel kurz, lineariſch; Körper eiförmig; die Schultern zuge⸗ rundet. Zu dieſer Abtheilung gehören die Arten: Trachyphloeus scabriculus; aristatus. — Omias hirsutulus. — Perite- lus leucogrammus. VI. Otiorhynchides. Rüſſel kurz, dick, an der Spitze beiderſeits löffelförmig erweitert, daher von einigen Syſtematikern auch Löffelrüßler genannt. Dieſe Abtheilung enthält ſchöne, große, oft metalliſch-glänzende Arten. Einheimiſch ſind: Otiorhynchus niger; tenebricosus; inflatus; laevigatus; nigrita; lepidopte- rus; maurus; picipes; singularis; raucus, septemtrionis; hirticornis; ligustici; sulca- tus; ovatus. | B. Die Horde der Langrüßler (Mecorhynchi) unterſcheidet ſich von den Kurzrüßlern durch ihren verlängerten, fadenförmigen Rüſſel. Da die Länge des Rüſſels bei einigen Arten die Mitte hält, und es zweifelhaft ſcheinen könnte, ob man den betref- fenden Käfer zu den Lang- oder Kurzrüßlern zählen fol, fo hat man folgendes Kennzei⸗ chen als Regel feſtgeſetzt: Bei den Kurzrüßlern ſind die Fühler nahe an der Oeffnung des Mundes, bei den Langrüßlern hingegen weiter oben, vor der Mitte des Rüſſels, ein— gefügt. Dieſe Horde enthält folgende Abtheilungen: — * — I. Erirhinides. Die vorderſten Beine an ihrer Baſis nahe an einander ſteh end. dau gehörige Gattungen mit den untergeordneten Arten ſind: Li xxus paraplecticus; turbatus; gemellatus; angustatus; bardanae. — Lari- nus cardui; jaceae; planus. — Rbinocyllus antiodontalgicus. — Pissodes pini; notatus; piniphilus. — Thamnophilus violaceus; duplicatus; phlegmaticus; cerasi; stygius; atramentarius; carbonarius; barbicornis; pruni. — Erirhinus bi- maculatus; acridulus; aethiops; vorax; tremulae; taeniatus; infirmus; pectoralis; tor- trix; dorsalis; sparganii; festucae; e — K 1 brunnirostris. — Hydronomus alismotis. — Elles cus scanicus, bipunctatus. — Bra chy o- n yx indigena. — Anthonomus druparum; pomorum; pubescens; melanocephalus; rubi. — Balaninus gulosus; venosus; nucum; cerasorum; villosus; crux; bras- sicae; pyrrhocerus. — Amalus scortillum. — Tychius quinquepunctatus; ve- nustus; tomentosus; junceus; picirostris. — Sibynes canus; viscariae; potentillae; fugax; primitus. — Acalyptus carpini. — Phytobius en quadrinodo- sus, quadrituberculatus. — Anoplus plantaris. — ÖOrchestes. quercus, scutellaris alni, ilicis, fagi, pratensis, jota, populi, salicis, rusci, bifasciatus, saliceti, stigma. — Lyprus cylindricus. — Bagous binodulus; binotatus; frit. II. Cholides. Die vorderſten Beine an ihrer Baſis von einander entfernt ſtehend. Einheimiſche Arten ſind: Baridius artemisiae; picinus; chloris; caerulescens; T — album. III. Cryptorhynchides. Der Rüſſel einwärts gebogen, im Stande der Ruhe in einen, längs der Bruſt befindlichen Kanal geſenkt. Die vorderſten Beine an ihrer Baſis von einander entfernt. Folgende einheimiſche Arten: Cryptorhynchus lapathi. — Ceutorhynchus quercus; guttula; 5 fus; didymus; geranii; suturalis; alauda; assimilis; erysimi; contractus; floralis; echii; horridus; raphani; abbreviatulus; quadrimaculatus; litura; trimaculatus; chry- santhemi; cyanipennis; troglodytes; castor; inconspectus; pericarpius; sisymbrii; sellatus. — Mononychus pseudacori. — Orobitis globosus. Außer den genannten Arten, nach ihren Gattungen und Abtheilungen geordnet, um— faßt die Horde der Langrüßler noch die Abtheilungen: Cionides, Calandraeides, Cos- sonides. Die zu dieſen Abtheilungen gehörigen einheimiſchen Arten werde ich im Laufe des Jahres 1845 den verehrten Mitgliedern der entomologiſchen Section zur Anſicht vor- zulegen die Ehre haben. Von den genannten Rüſſelkäfern wurden folgende Arten meiſt nur in gebirgigen Ge⸗ genden gefunden: Barynotus mercurialis; Molytes fuscomaculatus; Plinthus Megerlei, Fischeri, Sturmii; Phytonomus oxalis; Otiorhynchus niger, tene- bricosus, laevigatus. 10 * — — Herr Dr. med. Scholtz zeigte folgende ſeltene, in Schleſien von ihm gefundene, Käfer vor: Coccinella M. nigrum, Coccinella lunata, Sarrotrium muticum, Endomy- chus 4 maculatus, Eucnemis capucinus, Cossonus linearis, die vier erſtern unter faulem Laube im Winterlager, die beiden letzten unter Rinde italieniſcher Pappeln unweit der Paßbrücke gefunden. * Nat Herr Baron v. Uechtritz übergab der Section ein Verzeichniß aller, als Schleſiens Einwohner bis jetzt ihm bekannt gewordener, Gattungen und Arten der Käfer-Familie Engides, und das erſte Heft eines ſyſtematiſchen Verzeichniſſes der ſchleſiſchen Carabici⸗ nen, als Anfang eines zu liefernden vollſtändigen ſyſtematiſchen Verzeichniſſes der ſchleſi— ſchen Käfer, mit Angabe aller Fundörter derſelben. Es wäre ſehr zu wünſchen, daß Herr v. Uechtritz in dieſem Unternehmen von allen Seiten eifrig unterſtützt werden möchte, da ein ſolches vollſtändiges Verzeichniß in vieler Hinſicht ſehr nützlich ſein würde. II. Hy menoptera. Aus dieſer Ordnung kam nur das wenige Folgende zum Vortrage: Der Unterzeich- nete zeigte ein Stück von einem Pflaumenbaumſtamme vor, in deſſen Markröhren die Megachile ligniseca zwei Reihen Zellen, aus Pflaumenblättern konſtruirt, angelegt hatte. Aus den Zellenkammern krochen, nachdem das Holz über 14 Monate gelegen hatte, voll— kommene Inſekten der genannten Art, jedoch nur Weibchen, hervor. Herr Lehrer Schummel hielt einen, mit Vorzeigung der Arten begleiteten, Vor⸗ trag über die, von ihm in Schleſien geſammelten, Arten der Wespengattung Odynerus Latreille. | III. Neuropte r a. Herr Dr. phil. Schneider hielt zwei Vorträge über die Gattung Chrysopa (He merobius Linn. Fab. pr. parte). Derſelbe zeigte alle, ihm bekannt gewordenen, ſchle⸗ ſiſchen Arten der Gattung vor, beſchrieb dieſelben und legte zugleich die ſehr fleißig und getreu nach der Natur angefertigten Abbildungen (vom Herrn Lithographen Aßmann gearbeitet) dem Vereine vor. Es waren der Arten zehn, und zwar folgende: 1. Chrysopa Perla Linn. r aspersa Wesmael. semptempunctata Wesmael. prasina Burmeister. alba Linn. abbreviata Curtis. reticulata Leach. + II DD + * * + + * * * * * * * 1 * * * 77 S. Chrysopa dorsalis Burmeister. 9. = capitata Fab. NN en fulviceps Stephens. * * 10. - Herr Lehrer Schummel zeigte ein, auf dem Weidendamme 8 Weibchen der Raphidia (Inocellia Schneider) crassicornis Hartlieb vor. IV. Lepidoptera. Herr Gymnaſiallehrer Klopſch hielt einen, durch Demonſtrationen begleiteten, Vortrag über das Ochſenheimer ſche Syſtem der europäiſchen Schmetterlinge. Derſelbe zeigte 7 Männchen und 8 Weibchen der Tinea cerella vor, die von ihm alle in einem und demſelben Hauſe des Dorfes Pilsnitz und nur dort gefangen waren. Herr Oberlehrer Rector Rendſchmidt theilte feine Beobachtungen über die Natur⸗ geſchichte der Saturnia Pyri, welche derſelbe aus Raupen, die in der Gegend um Trieſt gefunden worden waren, erzogen hatte, mit. V. Diptera. Herr Lehrer ann zeigt Mycetobia pallipes Meigen, als vielleicht ſelten in Schleſien, vor. VI. Hemiptera. Herr Dr. med. Scholtz zeigte 3 Arten der Gattung Capsus vor, die noch neu für Schleſiens Fauna waren, und zwar folgende: J) C. curvipes Meyer (Hemiptera der Schweiz); 2) C. hortulanus Meyer; 3) C. solitarius Meyer. Ueber den letztern giebt der Herr Doctor folgende nähere Nachrichten: „Er lebt ausſchließlich auf Stachys syl- vatica, und ich fand ihn nur in der ſogenannten Wolfsgrube, einem tiefen, gegen Winde völlig geſchützten Thalkeſſel zwiſchen dem Sandberge, Mittel- und Pflaumenberge unweit Charlottenbrunn. Es war mir auffallend, dieſe ausgezeichnete Art an keinem andern Orte in der Umgegend von Charlottenbrunn finden zu können, obgleich Stachys sylvatica hier ſehr verbreitet und häufig gefunden wird. Gemeinſchaftlich mit C. solitarius kommt auch C. pallidus Herrich - Schaeffer vor.““ So weit die Vorträge betreffend. Außerdem wurden mehrere bedeutende entomo⸗ logiſche Werke vorgezeigt, und zwar: — —— Vom Herrn Dr. phil. Schneider: 1) v. Charpentier Libellulinae Europaeae. 2) Curtis british Entomology. 3) Natural history of the Insects of China. Vom Herrn Dr. med. Scholtz: Meyer, die Hemiptern der Schweiz. Iſter Band. An Geſchenken für die Bibliothek erhielt die Section: ö 1) Synopsis Hymenopterologiae Scandinavicae, von Dahlbom. 1. Band. Lund. 1839. 1840. Vom Herrn Dr. phil. Schneider. 2) Lithographirtes Portrait des Herrn Geh. Medizinalrathes Prof. Dr. Klug. Vom Herrn Apotheker Gäbel. Der entomologiſche Theil der Bibliothek der ſchleſiſchen Geſellſchaft wurde durch Ankauf merklich vermehrt. In Hinſicht der bisherigen Beamteten der Section wurde keine Veränderung gewünſcht. Gravenßhorſt y 3 3. Secretair. e Er Geri ch t der hi ſtoriſ chen Section. | im Jahre 1843. In dieſem Jahre verſammelte ſich die hiſtoriſche Section zwölf Mal. Vorträge hielten: 1) Herr Profeſſor Dr. Guh rauer: Ueber Leibnitzens nachgelaſſenes Werk: Annales i imperii Bruns vicenses. 2) Herr Oberſtlieutenant v. Hülſen: Ueber die Möglichkeit eines Vordringens der Neun zu Lande nach Oſtindien. 3) Herr Präſident Hundrich: Ueber die nicht⸗deutſchen Bewohner Schleſiens. 4) Herr Profeſſor Dr. Kuniſch: Ueber die Geſchichte des königlichen Friedrichs - Gymnaſiums zu Breslau. 5) Herr Konſiſtorialrath Menzel: a. b. Ueber die deutſchen Reichs- und Religions-Verhältniſſe nach den beiden erſten ſchleſiſchen Kriegen. c. Ueber die Kapitulation der ſächſiſchen Armee bei Pirna am 15. Oktober 1756 und die nachherigen Maaßregeln Friedrichs II. in Sachſen. d. Ueber die Theilnahme Friedrichs des Großen an der Wiederherſtellung der landſtändiſchen Verfaſſung in Würtemberg unter dem Herzoge Karl Eugen. 6) Der Secretair: a. Ueber die Schlacht bei Czaslau (Chotuſitz) und die ae 3 a Präliminarien zu Breslau 1742. — u Zus b. c. Ueber den Zuftand der Stadt Breslau von 1458 bis 1526, aus dem noch ungedruckten Bande von Kloſe's Geſchichte Breslau's. d. Ueber die Streitigkeiten zwiſchen dem Biſchofe Thomas II. und dem Herzoge Heinrich IV. von Breslau. (Nach ungedruckten Urkunden.) Auch in dieſem Jahre bin ich durch die Herausgabe einer Urkundenſammlung zur Geſchichte des Bisthums Breslau abgehalten worden, meinem Verſprechen, in Beziehung auf Erörterung einiger wichtigen Gegenſtände unſerer Landesgeſchichte, nachzukommen, was indeſſen fpäter anderweitig dennoch geſchehen wird. Zu meiner Freude dagegen er: theilt Beilage I. des Herrn Ober-Landes-Gerichts-Präſidenten Hund rich Ergänzun⸗ gen zu den im vorigen Jahresberichte mitgetheilten Nachrichten über die polniſchen und der anderen außerdeutſchen Sprachverhältniſſe in Schleſien, welche bei den in jetziger Zeit in Deutſchland angeregten Forſchungen ähnlicher Art ſehr willkommen ſein werden. Viel⸗ leicht wird das veranlaſſen, an eine Sprachkarte Schleſiens zu denken. In der Beilage II. theile ich einige Urkunden aus dem 13ten Jahrhunderte mit, welche für die Freunde der Schleſiſchen Geſchichte nicht ohne Intereſſe ſein werden. Beilage III. enthält das Verzeichniß der unſerer Geſellſchaft im Jahre 1844 ge⸗ ſchenkten hiſtoriſchen Werke. | Breslau, 8. März 1845. i G. B. Stenzel. | 81 | I. Ergänzungen zu den Nachrichten über 1 die polnifchen und die andern auferdeutfchen Sprachverhältniſſe in der Provinz Schleſien. Conf. die Ueberſicht der Arbeiten der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur im J. 1843, S. f 7 und den beſondern Abdruck des Berichts der hiſtoriſchen Section, S. 3 — 32. Meine Bemühungen, über den Gebrauch von flaviſchen Sprachen in der Provinz Schleſien genauere Feſtſtellungen zu bewirken, ſind nicht ganz fruchtlos geweſen. Den oben angeführten Bericht habe ich dem Herrn Ober-Präſidenten Dr. v. Merckel Excellenz, den Herren Chef-Präſidenten Sack in Ratibor und Oswald zu Glogau, auch mehrern andern Beamten, namentlich verſchiedenen Herren Kreis-Juſtiz⸗ Räthen, mitgetheilt. Die Antworten enthalten zum Theil fernere Beſtätigungen meiner Nachrichten, zum Theil ſchätzbare Berichtigungen und Ergänzungen. Letztere verdanke ich vorzüglich den mir im Auszuge geneigteſt hierüber mitgetheilten Berichten der drei Königl. Regierungen an das Königl. Ober⸗Präſidium der Provinz, und der Behörde zu Görlitz an das Chef— Präſidium zu Glogau. Hieraus finde ich im Weſentlichen Folgendes für jene Nachrichten zum Nachtrage geeignet: 1) Aus dem Bereiche des Ober-Landesgerichts zu Breslau.“) a) Im Kreiſe Nams lau wird der Schulunterricht nur in deutſcher Sprache ertheilt, wenn auch die polniſche Sprache bei einigen Unterrichtsgegenſtänden zur Erklärung und Verdeutlichung bisweilen aushelfen muß. Der Gottesdienſt wird zu Proſchau in polniſcher und deutſcher Sprache abge— halten, eben ſo in Wallendorf, Creuzendorf, Michelsdorf, Lorzendorf, Reichen, Steinersdorf und Naſſadel. *) Unſer Bezirk umfaßt bekanntlich den ganzen Bereich der Koͤnigl. Regierung zu Breslau, aus- ſchließlich des Kreiſes Guhrau, welcher hierbei nicht in beſondere Frage kommt; dagegen auch den Kreis Creutzburg (zu Oppeln gehörig), worin viel pelniſch geredet wird; und fünf (zu Liegnitz gehörige) Kreiſe, worin die deutſche Sprache herrſcht. 17 b) Im Wartenberger Kreiſe, wozu auch die Dörfer Goſchütz, Neudorf und Otto— Langendorf gehören, findet ein gleiches Verhältniß wegen des Schulunterrichtes ſtatt, namentlich auch in den böhmiſchen Dörfern Groß ⸗Friedrich⸗ Tabor, wo böhmiſch gepredigt wird, Klein-Friedrich-Tabor und Tſchermin. c) Im Kreiſe Oels wird zu Fürſten⸗Ellguth nicht allein — Bee abwech⸗ ſelnd auch polniſch, und zu Maliers nur deutſch gepredigt. | | d) Im Kreife Trebnitz findet in der Stadt Trebnitz der Gottesdienst nur in deut⸗ ſcher Sprache ſtatt, mit alleiniger Ausnahme des Hedwigsfeſtes, wo wegen der vielen polniſchen Wallfahrer in der katholiſchen Kirche auch polniſch gepredigt wird. In den Dörfern Cainowe und Pawelau wird jetzt nicht mehr polniſch, ſondern nur deutſch gepredigt. Für Frauwaldau iſt der polniſche Name Bukowcze, ‚ fo daß nicht zwei Ortſchaften hierbei anzunehmen find. e) Im Kreiſe Ohlau ift die deutſche Sprache allgemein die geläufigere, wenn auch in manchen Ortſchaften ältere Leute die polniſche Sprache vorziehen. Die Ort⸗ ſchaften Beckern, Daupe, Groß- und Klein-Duppine, Jeltſch, Lange, Neu-Vor⸗ werk, Quallwitz und Rattwitz haben keine eigene Kirchen, gehören vielmehr ſämmt— lich zum Kirchſpiel Las kowitz, wo alle 14 Tage auch polniſch gepredigt Wird. In Minken befindet ſich eine evangeliſche und katholiſche Kirche, in welcher letztern der Gottesdienſt nur in deutſcher Sprache abgehalten wird. In Klein⸗Jeenkwitz (nicht Jankwitz), zur Herrſchaft Klein-Oels gehörig, wird nur deutſch geſprochen; Janowitz gehört zum Kreiſe Breslau. f) Der Schulunterricht im Kreiſe Brieg iſt deutſch; auch ſollen ſich die Kinder iebt im Umgange faft allgemein der deutſchen Sprache bedienen.“) In Groß- und Klein⸗Döbern aber herrſcht die polniſche Sprache vor; in Scheidelwitz, wohin Döbern eingepfarrt iſt, findet alle 4 Wochen Gottesdienſt in polniſcher Sprache ſtatt. In Neuwelt wird jetzt faſt nur deutſch geſprochen. g) Im Kreiſe Strehlen wird zu Huſſinetz an drei Sonntagen böhmiſch und am vierten deutſch gepredigt. Der Schulunterricht findet nur in deutſcher Sprache ſtatt. h) Im Kreiſe Glatz herrſcht die böhmiſche Sprache nur zu Tſcherbeney nebſt Strau⸗ ßenei vor; die ältern Einwohner dieſer Ortſchaften verſtehen nur böhmiſch. Der Gottesdienſt wird in deutſcher und böhmiſcher Sprache abgehalten; der Schul— unterricht hat hauptſächlich nur in deutſcher Sprache ſtatt. In den Grenzdörfern — wie Schlanig — wird zum Theil auch böhmiſch geſprochen. *) Seit einem Luſtrum, wo ich jenen Bericht erſtattete, hat ohnſtreitig das deutſche Element, namentlich auch im Kreiſe Brieg, gewonnen, in welchem ſich jetzt außer Chauſſeen auch Ei⸗ ſenbahnen befinden. g 83 2) Aus dem Bereiche des Ober-Landesgerichts zu Ratibor.) Es wird als richtig beſtätigt, daß im dortigen Departement etwa: 495,332 Einwohner polniſch, 11,500 Einwohner mähriſch reden, wobei auch noch ohngefähr 1429 Einwohner böhmiſch ) ſprechen. Speciell iſt bemerkt, daß in der Kolonie Friedrichsgrätz im Kreiſe Oppeln die Pre⸗ digten nur in böhmiſcher Sprache erfolgen, wie ſolches zu gewiſſen Zeiten auch in der aach Sacken im Kreiſe Oppeln, und in der Kolonie Petersgrätz im alt Strehlig ge t. In den Landſchulen der polniſchen Kreiſe wird darauf gehalten, daß die Kinder auch die deutſche Sprache erlernen, jedoch geht die hierin erworbene Fertigkeit meiſtens verlo— ren, wenn die Gelegenheit zu deren Anwendung ſchwindet, wogegen die zum Militair “**) übergehenden Jünglinge ſich in Der deutſchen Sprache meiſtens bleibend größere Fertigkeit erwerben. 3) Aus dem Bereiche des Ober: Landesgerichts zu Glogau. Eine eigentlich polniſche Bevölkerung iſt im dortigen Departement nicht mehr vorhanden. Ign den an der Grenze des Großherzogthums Poſen belegenen Ortſchaften des Grün⸗ berger Kreiſes, nämlich: Kleinitz, Schwarnitz, Mühldorf, Karſchin, Sedſchin, Schos- lawe, Grünwald, Schlabrendorf und Otterſtädt, finden ſich jetzt etwa nur 400 Einwoh⸗ ner, welche auch des Polniſchen mächtig ſind. Dagegen iſt die Zahl der Wenden ) in der Lauſitz bedeutend; ihre Zahl betrug, bei einer im Jahre 1844 angeftellten Zählung: ) Identiſch mit der Regierung zu Oppeln, ausſchließlich des Kreiſes Creutzburg. *) Dies gründet ſich für das dortige Departement auf eine im J. 1843 ftattgefundene Zählung. ) Der Civiliſation, welche ſich junge Oberſchleſier im Militair zu erwerben pflegen, iſt auch S. 7 meines Berichts als hierbei erheblich gedacht. +) Merkwuͤrdig iſt es, wie ſtark in der faſt mitten in Deutſchland befindlichen Lauſitz eine Be: voͤlkerung noch vorhanden iſt, welche bisher in Sprache und Sitten wendiſch (undeutſch) blieb. Dabei weichen die Dialekte der wendiſchen Sprache in der Ober- und Nieder⸗Lauſitz unter ſich bedeutend ab. Eine Vervollkommnung durch Gelehrte iſt dort durchaus nicht mehr zu erwarten. Wie ſehr es an gruͤndlich unterrichteten, der wendiſchen Schrift-Sprache kundi⸗ gen Dolmetſchern fehlen mag, erſieht man daraus, daß ſich in unſerer Legislation das neuere Geſetz vom 11. Mai 1843 findet, wonach bei Teſtamenten und Codicillen, wie auch bei Pro⸗ zeſſen, jetzt weniger unterrichtete Männer zum Verſtaͤndniß zugelaſſen werden dürfen, als fol: ches der Anhang zur Allgemeinen Gerichts-Ordnung $ 422 wegen letztwilliger Verfuͤgungen noch erheiſchte. — 5 Der Staatsregierung muß, meines Erachtens, dringend daran liegen, eine Germaniſirung immer mehr und mehr zu bewirken, wozu die wegen der polniſchen Sprache angedeuteten Mit⸗ tel auch dienen moͤchten. 11 * az) im Kreife Rothenburg 13,857; b) im Kreiſe Görlitz kaum 5005 c) im Kreiſe Hoyerswerda K. 16 ‚052; in den Kreifen Lauban und Bunzlau waren nur einige einzelne Wenden vorhanden, bei denen es, für gerichtliche Verhandlungen, eines Dolmetſchers bedürfen möchte. Schon im Gten Jahrhunderte ſetzte ſich der ſlaviſche Stamm der Sorben-Wenden in den dorti⸗ gen Gegenden feſt; im 10ten Jahrhunderte (934) wurden die Wenden bei Merſeburg von Heinrich J. geſchlagen. Sie wurden aus den Städten auf die Dörfer verdrängt, wo ſie noch manche Eigenthümlichkeiten, auch eine gewiſſe Abgeſchiedenheit bewahrt haben. Im Kreiſe Görlitz befinden ſich keine Ortſchaften mit ganz wendiſchen Einwoh⸗ nern, dagegen 15 Ortſchaften mit gemiſchter Bevölkerung, nämlich: 1. Arnsdorf mit überhaupꝶete 615 Einwohnern, darunter 9 Wenden, 2. Bieſig mit überhauet S e . 3. Crobnitz mit überhaupt ........ „ einn 4. Dittmannsdorf mit überhaupt. . 178 -- - * ,% 5. Gersdorf mit überhaupt ....... 629 AN : . 6. Girbigsdorf mit überhaupt .....684 = = - Bis 7. Königshain mit überhaupt ....1267 = = - 3 8. Kriſcha mit überhaupe R - 3533 ⸗ 9. Meuſelwitz mit überhaupt ...... 433 ñ = * age 39 10. Nieder⸗Reichenbach mit überhaupt 847° = = - 16 11. Schöps mit überh aue 162 =: . = I, 12. Wendiſch-Oſſig mit überhaupt. 514 = = = Ein 13. Zodel mit überhaupt 706 = = . 13 14. Stadt Reichenbach mit überhaupt 1131 * ehr e 2 2 z 7 = 15. Görlitz mit überhaupt 15,189 Daß uͤbrigens in der Lauſitz manche Prozeſſe hoͤchſt verwickelt und in dem Verfahren mit den Parteien ſchwierig zu ſein pflegen, kann ich in meiner Eigenſchaft als Director des Reviſions⸗Collegii von Schleſien beftätigen, indem uns bisher aus dortiger Gegend, beſonders aus dem Kreiſe Goͤrlitz, verhaͤltnißmaͤßig die weitlaͤuftigſten Verhandlungen in gutsherrlichen und baͤuerlichen Angelegenheiten zum Spruch im Appellatorio ſeit etwa fuͤnf Jahren zugingen, wo die Oberlauſitz dem Bereiche des Reviſions-Collegii von Schleſien BEST wurde. Der Kreis Hoyerswerda gehört hinſichtlich der Adminiſtration zur Regierung in Liegnitz, hin⸗ ſichtlich der Juſtiz zum Ober-Landesgericht in Frankfurt. Das Koͤnigliche landraͤthliche Amt zu Hoyerswerda hat mir gegenwaͤrtig, auf mein unmittelbares Erſuchen, die nachfolgende Ueber⸗ ſicht aus dem dortigen Kreiſe mitgetheilt, welche eine noch groͤßere Zahl von Wenden, als die oben bemerkte ergiebt, und zwar aus der desfallſigen Nachweiſung vom Jahre 1843. * — 85 Ueber die Kreife 9 othenburg ) und Hoyerswerda 1 die Br den Nachweiſungen, und zwar: A. Ueber diejenigen Ortſchaften, in denen eine rein wend iſche | Bevölkerung ſtattfindet. Name des Orts. | Gn“ ec 1| Halbend ore 215 R 4129 ee 117 B. Mit einer gemiſchten Bevölkerung. Name des Orts. erg gende] Name des Orts. Seren gel ze AM e 8 wohner. enden. ES . N Wenden. II Eolm............]| 468 | 281 [15] Klitten 321 | 261 2| Coſel, Ober 189 27 [14 Kaſchel . . 199 | 184 3| Coſel, Nieder 894 | 48 115] Oelſ aq 120 111 4 Greba mit Pertinenzien | 903 | 627 [16 Dürrbach mit Thomas⸗ 5 Dauban 243 | 201 ee 203 | 180 ene 777 38 [17 Kringelsdorf mit Eſels⸗ Voörſt gen 305 223 berg, Jahmſchen An⸗ 8] Gebeltzig, Ober-, mit NM 169 | 139 Sandförftgen..... 443 | 349 18 Boxberg... . 106 | 92 9 Gebeltzig, Nieder, mit 190 Moholz . 513. 30 Groß⸗Saubernitz. . 282 184 20] Mücka mit Neudorf . 588551 100 Hammerſtadt mit Lindo 255 20 21 Neuliebeor l. 89 76 „ 138 118 22 Niesky 1 1 696 31 12 ahmen 286 225 23 Dee mit Leibchen .. .] 269 | 203 ) Die Wenden in der Lauſitz werden als arbeitſam, aber zum Theil als unbeugſam geſchildert. Ein Beiſpiel von Haͤrte ſah ich ſelbſt im Jahre 1842 ausuͤben, als ich uͤber Goͤrlitz und Cottbus nach Berlin reiſte. Ein Landmann ſchlug ſeine auf der Erde liegende, anſcheinend ſchon erſtarrte Frau ſo unbarmherzig „ daß der Conducteur der Poſt anhalten ließ, zu jenem Manne ging und ihm, freilich in deutſcher Sprache, Vorſtellungen machte; jedoch vergeblich. In der Naͤhe arbeiteten andere dortige wendkſche Landbewohner, welche bei jenen 1 gen eine helfende Theilnahme in keiuer Art bewaͤhrten. 2 R 28 Name des Orts. Petershaiun Prauske b. Weigersdorf 165 Guitz dorf 194 Groß⸗Radiſch e 469 Ober⸗Rengersdorf . . . 322 Reichwalddeee 610 Schadend orm 47 reren 413 Sproitz mit Ryſack .. . 301 Stannewiſch, zu Trebus —— nn SA -:........ 148 Rich 231 r 165 Weigersdorrn 429 Wilhelms feld: 84 Wunſcheee 97 Zimpel und Tauer. 300 r or Muskau. Alt⸗Liebel u. Noppatſch 127 Berg 481 Boxberr g 225 Brant ind» 139 Brauns dorf 327 — rEin⸗ wohner. — 4 Zahl der Wenden. wohner. . 1 | Summa i Name des Orts. Be — | "Buhwale .... 22 Groß ⸗-Düben 283 265 Eſelsb errang 79 60 Gablenz 659 560 che . . 136 126 Sul nei 280 | 151 ee ee 356 318 Krauſchwit zz 172 | 162 ren 229 207 Mochhollz 130 116 e 339 306 Nillmibel........ 195 | 191 Muskau .........: 2037 44 1 29 12 on ee 377 344 Publick mit Zweibrücken! 52 7 D 151 | 36 Sagar mit Lug...» . 366 | 351 ARE 445 | 418 | Kerberödorf........ 281 | 228 66 Zrebendorf ........ 304 | 292 Ecchelln. sine Soap 222 | 186 68 Biereihen ........: 115 | 111 69 Weißkeißel. 520 500 70 Weißwaſſer und Herr: | 503 | 482 mannsdorf......-- | = Den Kreis Hoyerswerda betreffend. Dort exiſtirt: A. Eine rein wendiſche Bevölkerung in: Buchwalde Burrg Burghammer (Dorf) Dreiweibern u. Antheil Neida, Kolben und Friedersdorrn 69 170 232 124 136 6 Hoſ ena - 1 267 oske sin ad 183 BrReula : 3:3 9a 207 9 Michalken 84 100 Neudorf (Königl.) 160 111 Neuwieſe. 265 12) Klein⸗Partwitz 165 87 Summa , Kane ve des Orts. a 3 Name des Orts. Eu Zahl der 13] Radlau .......... | 106 18 Spremwiß ......... | 219 e 85 19 Zeißh oz gr 15| Saalau .......... 134 20 3eißig............ 315 D r 145 Schöpsdorf........ 100 B. Eine gemiſchte Bevölkerung befindet ſich i in: 1] Amtsanbau ........ 237 200 |31| Loſſ.ſa 502 | 320 2J Beerwalde 153 | 82 [32] Maufendorf...... ‚+1 155 | 143 Ah GR 241 | 240 [330 Merzdorr mn 188 170 4| Biehlen e 174 | 51 [34 Mö nau 169 | 152 „„ 435 | 436 [35 Mortkeee 154 | 148 6| Bröthen 285 | 262 |36| NRardt............ 291 | 289 7| Burglen 289 SS 1537| Neida (Groß- u. Klein⸗⸗][ 248 223 8 Dörgenhauſen 294286 [38 Neudorf (Klöſterl.) .. . 91 84 aa 138127 [39 Neuftadt mit Döſchko.] 276 | 237 10 Drie witz 213165 [40] Niemtſc h.. 242230 11] Dubring .......... 137 | 128 [41] Groß⸗Partwitzz 315 | 358 12] FSriedersdorf ....... 114 | 109 |42! Peidwiß .......... 254 | 192 13] Geierswalde 319 | 282 145) Pfarräder......... 85 75 14 Haag 44 41 44 Ratzen 255 231 15 Hermsdorf bei Ruhland] 366 4 45 Rauden 146141 16! Hermsdorf a. d. Spree 258 | 217 46 Sab rode 261 ! 257 18 Hohenbockaa 473 | 207 [47 Särchenn 391 | 371 18 Sannowiß.......... 315 3 48 Schwarzbach 266 | 131 19, Koblenz 155 153 49] Seidewinfel........ 345 | 333 20| Kotten 205 | 203 50 Sollihwiß ........ 224 | 222 21 Kühnicht. 91 84 51 Spoh la 440 439 22] Schwarz-Kollm 402 370 52 Steiniß........... 290 286 23] Weiß⸗ Koll 933 451 53 Tätzſchwitz zzz 394 386 rh 333 305 54 Uhyſtt. 471 | 353 eie 251175 [55 Warth 275 244 26 Liebegaſũ ue 101 | 93 56 Weißig 172 | 167 TEL, 84 | 68 57 Hoyerswerda 2170 462 28 Lippen 225 224 [58 Ruhlañid 1328 50 neee 269 4 59 Wittichenan 2076 | 775 30] Litfhen........... 272 | 265 | — 88 — In meinem oben erwähnten Berichte gedachte ich S. 32 (72) eines Streites in den Schleſiſchen Provinzial-Blättern“) zwiſchen dem Sefhihteforher Herrn Dr. W. und einem Gutsbeſitzer in Oberſchleſien Herrn v. K. über die Unterdrückung und reſp. Kultivi⸗ rung der ſlaviſchen Sprachen. | — — Der Kampf über die verſchiedenen Anſichten iſt in jenen Blättern nicht fortgeſetzt; er würde vielleicht manche Lichtfunken hervorgerufen haben, deren Benutzung heilſam hätte wirken können. | | In einer andern Zeitſchrift Schleſiens: Der Prophet, Monatsheft vom December 1842, S. 434 — 439, befindet ſich ein Aufſatz des Herrn Paſtor Fiedler zu Medzibor vom 9. September 1842 über die „polniſch redenden Evangeliſchen in Schleſien.“ Derſelbe bemerkt, wie das flavifche (polniſche) Idiom vorzugsweiſe in Oberſchleſien vorherrſche, wo die Bevölkerung größtentheils der katholiſchen Religion angehöre; wie ſich auch im Poſenſchen wenig evangeliſch-polniſche Gemeinden befänden, in welchen von evangeliſchen Geiſtlichen polniſch gepredigt werde, z. B. in Kempen, Oſtrowe, Schild: berg, Adelnau. | In der gewöhnlichen Sprache pflege in jenen Gegenden der Ausdruck evangeliſch — deutſch, katholiſch — polniſch zu heißen, und eine deutſche Kirche eine evangeliſche zu bezeichnen. 8 Die Geiſtlichen der betreffenden ſchleſiſchen Gegenden hätten in der Regel zwei Ge— meinden, eine deutſche, zu welcher meiſtens die Stadtbewohner, die Gutsbeſitzer, könig⸗ liche und andere Beamte, auch Gutspächter auf dem Lande gehörten; und eine polniſche, aus den meiſten Bewohnern der Dörfer beſtehend. In manchen größeren Kirchſpielen, worin zwei Geiſtliche angeſtellt, wäre Einer, wie in Namslau, Feſtenberg, Medzibor u. |. w., ausſchließlich für die polniſchen Landgemeinden beftimmt, welche dort gewöhnlich „Oycze duchowny“, d. h. geiſtlicher Vater, angeredet und mit großer Ehrerbietung aufgenommen würden. Manche ſonderbare Gebräuche herrſchten bei Hochzeiten und Beerdigungen in jenen, dem Slaventhum näher angehörenden Gegenden, vielleicht aus der heidniſchen Vorzeit her— ſtammend, z. B. daß man dem Todten ein Stück Geld in die Hand gebe, und ſeinem Vieh *) kurz vor dem Begräbniß feierlich anzeige: der Herr ſei geſtorben! ) Das ſtatiſtiſche Bureau in Berlin ſchenkt ſolchen Mittheilungen eine beſondere Aufmerkſam⸗ keit und benutzt ſie im Centralpunkte der Monarchie, waͤhrend die Bewohner und beſonders die Beamten der betreffenden Provinzen, bei ihrem Verkehr und ihrem Wirken, in ſolchen Nachrichten eine beſondere Anregung finden koͤnnen, die Germaniſirung zu foͤrdern. ) Hb ſolche laͤcherlichen Gebräuche bei der an ſich ernſten Beſtattung des Hausherrn nicht auch mit der dortigen Verbreitung deutſcher Sprache und Sitten immer mehr ſchwinden wuͤrden? Die Gründe und Mittel zur Hebung des deutſchen Elements in Schleſien habe ich in meinem Berichte S. 7 (reſp. 47) im Weſentlichen dargelegt. Nach meiner Uebezeugung werden — abgeſehen von den äußern Einwirkungen durch Chauſſeen, Eiſenbahnen und dem dadurch geſteigerten Verkehr — vorzugsweiſe die Herren Geiſtlichen und Schullehrer für Sprache und Sitten am kräftigſten zu wirken im Stande ſein. Wie Erſtere in Ober— fhlefien *) das Volk zu gewinnen und zu behandeln wiſſen, wenn nehmlich die Staats— behörden als die oberſten Leiter ihnen dies gewähren, beweiſen die faſt unglaublich ſchnell und zahlreich erfolgten Gelübde für die Entſagung des Branntweintrinkens, wor— aus — wenn dies Beſtand behält — große Veränderungen in den dortigen Gegenden zu erwarten ſind. Ueberall muß die Jugend von den Geiſtlichen und Schulmännern lernen, aber auch Aeltere werden ſich ihnen gern anſchließen und in den Familienkreiſen dies im- mer mehr beweiſen, wenn ſie eine gemüthliche Anſprache finden. Schul-Prämien und ſonſtige Anerkennungen für die ſich in der deutſchen Sprache Auszeichnenden ſind geeignet, den Wetteifer zu wecken; wogegen harte, das Nationalge⸗ fühl kränkende Maaßregeln leicht Reactionen und ſtarres Beharren bei der eigenthüm— lichen Sprache erzeugen. a Würden die Königlichen Regierungen ermächtigt, auf den Vorſchlag der Landräthe, jo wie der Kreis-Juſtizräthe, für Einzelne eine Steuer-Ermäßigung zu bewilligen, welche für ſich und ihre Familien den regelmäßigen Gebrauch der deutſchen Sprache in ſolchen Gegenden nachwieſen, worin jetzt noch die polniſche Sprache vorherrſcht, fo möchten ſich die Fortſchritte deſto ſchneller zu Tage fördern, welches für unſern Staat von unverkenn⸗ barem Nutzen ſein würde, indem ſich ja bekanntlich mit der Sprache auch die Sitten verſchmelzen. ö Inzwiſchen kann Jeder in ſeinem Kreiſe auch ohne jene Vergünſtigungen für unſer deutſches Element thätig ſein, und beſonders die Vorſtände der Kreisbehörden in der Ver— waltung, wie in der Juſtiz vermögen hierin Manches zu leiſten. In Kriminalſachen, wo der Angeſchuldigte ſelten offen zu reden geneigt iſt, wird der Dolmetſcher für die betreffenden Gegenden nicht leicht entbehrt werden können. Dagegen wird in Civilrechts-Angelegenheiten, und namentlich in Nachlaß-, Vormundſchafts- und Hypotheken⸗Sachen der Befragte gern Rede ſtehen und ſich auch möglichſt gut in deut— ſcher Sprache verſtändlich zu machen bemüht ſein, wenn er ſich überzeugt, daß ihm der fragende Beamte Theilnahme ſchenkt. *) Im Auguſt v. 3. reiſte ich über die an Huͤttenwerken fo reichen Gegenden von Tarnowitz, Beuthen, Koͤnigshuͤtte, Gleiwitz und Rybnik nach Ratibor. Nirgends ſah ich nur Einen Be— trunkenen, waͤhrend ich in den Jahren 1833 und 1840 Sonntags ganze Schaaren derſelben gefunden hatte, wobei damals auch Weiber mit umher taumelten und die Kinder an ihren Eltern ein betruͤbendes Beiſpiel nahmen. Die Brauchbarkeit jenes ſlaviſchen Stammes für techniſche Gegenſtaͤnde, namentlich in den Huͤttenwerken, wird als ausgezeichnet geſchildert; moͤchte derſelbe auch fuͤr Ackerbau und Viehzucht recht ausdauernden a rs; Erfolg bewähren! — 90 — Ein Kreis Juſtizrath und Director unſers Departements beſtätigte mir dies kürzlich mit der Bemerkung, wie ein Einſaſſe, welcher bis dahin nur deutſch gegrüßt, nebſt ſeinen Theilnehmern auch deutſch geſprochen habe, als ſie ein nes Vertrauen zu * dem Beamten, gewonnen hätten. Die unmittelbare Verhandlung zwiſchen den Richtern und Parteien, wo ſolche mög⸗ lich iſt, führt ſie bald zum nähern Austauſch; dies habe ich als Präſident in ſummari⸗ ſchen Appellationsſachen auch zu beobachten Gelegenheit gehabt, wenn Einer unſerer Räthe, welcher ſonſt in Poſen ſtand, einzelne Fragen in polniſcher Sprache an Leute aus der Gegend von Polniſch- Wartenberg richtete. Noch häufiger dürfte uns bei dem Ober-Landesgericht nunmehr die Unkenntniß der deutſchen Sprache Seitens der hier zu gerichtlichen Terminen perſönlich erſcheinenden Landleute aufhalten und die Verhandlungen erſchweren, wenn wir namentlich in den, uns jetzt auch gegen die Nichterimirten übertragenen, ſehr zahlreichen Eheſcheidungsſachen mit den Parteien aus der niedern Volksklaſſe in den Audienzen unmittelbar verhandeln. Auch deshalb darf ich wünſchen, die deutſche Sprache in Schleſien immer mehr verbreitet zu ſehen. In dem zu Oſtern d. J. erſchienenen Programm des hieſigen Königl. evangeliſchen Schullehrer⸗Seminars wird S. 21 empfohlen: daß polniſch redende junge Männer ſich häufiger dem Schulfache widmen möchten, um bei ihren Stamm⸗ und Sprachgenoffen erfolgreicher für achte Geſittung wir⸗ ken zu können. In einem durch die Breslauer Zeitung Nr. S3 jetzt mitgetheilten Auszuge aus der evangeliſch⸗ 8) Statiſtik Schleſiens von Anders ergiebt ſich Folgendes: Es leben unter den auf 2,889,01:0 angegebenen chriſtlichen Einwohnern Schleſiens 1,496,000 Evangeliſche und 1,393,000 Katholiſche; die Zahl der Erſteren iſt im Regierungsbezirk von Breslau und beſonders von Liegnitz bedeutend überwiegend, wogegen aus dem Regie⸗ rungsbezirk von Oppeln nur 89,000 evangeliſche bei 825,000 katholiſchen Chriſten an⸗ gegeben ſind. Die Zahl der evangeliſchen Kirchen, Kapellen und Betſäle beträgt in Ober⸗ Schleſien mit 4 Kirchenkreiſen 78; in Mittel-Schlefien mit 18 Kirchenkreiſen 297; in Nieder- Schlefien mit 28 Kirchenkreiſen 763. Die Zahl der römiſch-katholiſchen Kirchen und Kapellen iſt überhaupt zu 1515 vermerkt, wovon 10 zugleich den Evangeliſchen zur Benubung überlaſſen ſind. In den erſten zehn Jahren nach der preußiſchen Beſitznahme Schleſiens wurden viel Kirchen reſtituirt, auch mehrere reformirte, Militair- und Brüder-Kirchen neu errichtet. Wegen der Sprachverhältniſſe wird dort angeführt: Es werde polniſch und deutſch in 59 evangeliſch en Kirchen gepredigt, nur polniſch in 2; böh miſch und deutſch in 2, nur böhmiſch in 3; wendiſch und deutſch in 28 Kirchen. Der mähriſch redenden evangeliſchen Chriſten iſt hier nicht beſonders — gedacht, aber die Zahl der polniſch redenden evangeliſchen Chriſten iſt in runder Summe zu 110,000, der böhmiſch redenden evangeliſchen Chriſten zu 10,500, der wendiſch re⸗ denden evangeliſchen Chriſten zu 35,000 vermerkt. — Hoffentlich werden ſich die Sprachverhältniſſe bei den evangeliſchen und katholiſchen Chriſten, namentlich in Ober⸗ Schleſien, in einigen Decennien, wie ſeit einem Menſchen⸗ alter (ben Kriegen von 1813 — 15) merkwürdig geſchehen, noch anders geſtalten. * Weir * 0 a: Während des Drucks diefer Blätter iſt mir folgendes neue Werk zugegangen: „Statiſtik des Preußiſchen Staats; Verſuch einer Darſtellung feiner Grund⸗ macht und Kultur, ſeiner Verfaſſung, Regierung und Verwaltung, im Lichte der Gegenwart. Berlin, bei G. Reimer, 1845.“ In dieſem Werke findet ſich Seite 209 — 212 ein Nachtrag über die fremden Nationali- täten im Preußiſchen Staate, welchem großen Theils meine Ueberſicht im vorjährigen Be⸗ richte der Schleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur zur Grundlage diente, wäh— rend bereits Seite 125 — 161 ausführlich über die Abſtammung des Volkes verhandelt, namentlich auch den Letten (Littauern), den alten Preußen und andern Stämmen, wie den Slaven, beſondere Abſchnitte S. 141 und folg. gewidmet worden. Der Verfaſſer jagt S. 144: „Die polniſche Sprache unterſcheidet ſich ſehr merk— lich von ihrer öſtlichen Schweſter, der ruſſiſchen, unter Anderm auch in der Zuſammen⸗ ſetzung mehrerer harten Mitlauter, worin ſie die böhmiſche noch übertrifft, ſelbige aber in der Ausſprache ſehr zu mildern weiß.“ „Auch treibt ſie die Vorliebe für die Ziſchlaute unter allen ſlaviſchen Mundarten *) am weiteſten, ſo daß ſie auch deren drei ihr ganz eigenthümliche beſitzt.“ Unter den Volks⸗Dialekten der polniſchen Sprache gehören die der Maſuren und der Kaſſuben zu den gröbſten und unreinſten. Wegen der Mittel, das deutſche Element bei polniſch redenden Familien zu heben, ſtimmt der Verfaſſer mit meinen ſchon früher deshalb geäußerten Anſichten meiſtens über- ein; derſelbe erkennt es auch an: 4 — wie einiger Erlaß von Steuern u. ſ. w. ſchnell zum Ziele führen könne; ) Ueber die ſehr geringe Literatur der Wenden finde ich hier noch zu erwaͤhnen: „Volkslieder der Wenden in der Ober- und Nieder-Lauſitz, aus dem Volksmunde aufgezeichnet mit den Sangweiſen, deutſcher Ueberſetzung u. ſ. w., herausgegeben von L. Haupt und J. E. Schmaler, 2 Theile, bei Gebhardt in Grimma, 1841 und 1843, Feldlieder, Geſetzchen, Tanzlieder, Rundgeſaͤnge, Hochzeitlieder, Bittlieder und Legenden enthaltend. 4 12 * und hegt nur Bedenken, ob der Staat dies, den * gegenüber, ‚er an: gemeſſen erachten werde. Mir ſcheinen jedoch Vergütigungen (Prämien) zur — der Germaniſi irung unſerer Mitbürger aus Dispoſitions- und Reſerve-Fonds leicht bewilligt werden zu kön⸗ nen, der Staat hat in neuerer Zeit bedeutendere Summen an Steuern erlaſſen; kein Deut⸗ ſcheraber möchte es ernſtlich mißbilligen, wenn geringe Opfer, ohnehin nur im Einzelnen und vorübergehend, gewährt würden, um mit dem Sprachaustauſch die heilſame Ver⸗ ſchmelzung der Sitten und die n Beförderung gemeinſchaftlicher Zwecke zu gewinnen. Wie wichtig dieſe Angelegenheit jetzt auch in der Ständeverſammlung der Provinz Preußen erachtet iſt, habe ich kürzlich mit großer Theilnahme aus den öffentlichen Blät⸗ tern entnommen. In der Allgemeinen Preußiſchen Zeitung Nr. 94, S. 485 findet ſich nehmlic ein beachtungswerther Beſchluß der Stände in der zu Danzig am 22. März d. J. ſtattgehab⸗ ten Plenar⸗Sitzung. Seitens der Kreisſtände des Danziger Kreiſes iſt dargeſtellt, daß in allen aus polniſchen und deutſchen Mitgliedern beſtehenden Schulgemeinden die bis zum vorigen Jahre gültig geweſene Anordnung: den Unterricht vorzugsweiſe in der deutſchen Sprache zu betreiben, die polniſche Sprache dagegen nur als Hülfsſprache zu benutzen, die erfreulichſten Reſultate erzielt und es insbeſondere herbeigeführt, daß ſich eine große Anzahl Kinder polniſcher Zunge das Deutſche mit Leichtigkeit angeeignet habe. Deshalb ift darauf gedrungen, die in entgegengeſetzter Art wirkende Verfügung des Königlichen Miniſteriums der geiſtlichen Angelegenheiten vom 25. Februar 1844 wieder aufzuheben, indem ſie einen Rückſchritt in der Bildung erzeuge. Dieſer Antrag iſt in einem Ausſchuſſe der Provinzialſtände gerät, op unter Anderm Folgendes zur Sprache gebracht worden: Das Polniſche, welches in jenen weſtlichen Theilen geſprochen werde, ſei von dem Hochpolniſchen noch mehr verſchieden, als das Plattdeutſche von dem Hochdeutſchen; ein wechſelſeitiges Verſtändniß ſei mithin in jenen verſchiedenen Sprachen und deren Abarten kaum möglich. Nach der Ausdrucksweiſe des gemeinen Mannes ſei dort „polniſch und katholich 2 fo wie „deutſch und evangeliſch“ meiſtens gleichbedeutend. “) *) Wie in dem oben erwaͤhnten, von Fiedler bezeichneten Bereiche. Da die deutſche Sprache, als die in der ganzen Monarchie vorherrſchende, ferner als diejenige, in welcher die Geſetze, ſo wie die obrigkeitlichen Verordnungen erlaſſen wür⸗ den, endlich als die Sprache des Verkehrs in den Städten, nothwendig erlernt werden müſſe, ſo ſei bisher nur für die erſte Zeit des Unterrichts — als Vorbildung für das Deutſche — — auch die heimiſche Sprache (die polniſche und kaſſubiſche) gelehrt. Das Vaterunſer und andere Gebete nach dem Diözeſan⸗Katechismus wären in beiden Sprachen erlernt. Allmälig fei außer dem Zählen u. ſ. w. im Deutſchen, mit dem Ueberſetzen und mit Wiederholen in deutſcher Sprache vorgeſchritten, wodurch ſichere Erfolge erzielt worden, welche auch bereits die Eltern jener Kinder gern anerkannt hätten. Der Herr Biſchof von Kulm habe dies perſönlich, namentlich bei ſeinen Rundreiſen, befördert und gewiſſermaßen kirchlich ſanctionirt. Das Hochpolniſche aber nun dort einzuführen, ſei — ohne Bedürfniß dafür — für Lehrer und Lernende ſchwierig; auch der beſondere Unterricht darin deshalb bedenklich, weil man anfange, polniſch und deutſch als feind— liche Elemente gegenüber zu ſtellen, und weil an einzelnen Orten durch fanatiſche Geſin— nung die Befürchtung wieder angeregt werde, daß durch Verbreitung der deutſchen Sprache der religiöſe Glaube gefährdet und das Anſehen mancher minder aufgeklärten Geiſtlichen beeinträchtigt werde, welchen man eine knechtiſche Ehrfurcht in jenen Volks⸗ ſtämmen zu erweiſen pflege. Es wären Klagen darüber vorgekommen: daß ſelbſt diejenigen katholiſchen Kinder, deren Umgangsſprache die deutſche ſei, von den Religionslehrern durch Strafen gezwungen worden, die Kirchenge— bete ausſchließlich in der ihnen durchaus nicht en polniſchen Sprache auswendig zu lernen! — Das ſchon ſichtbar gewordene Aufblühen deutſchen Sinnes und deutſchen Weſens würde verdrängt und ſelbſt der deutſche Stamm würde allmälig poliniſirt. — Der Landtag hat hierauf beſchloſſen: *) bei Sr. Majeſtät dem Könige auf die Aufhebung der Verfügung vom 25. Fe: bruar 1844 und auf die Herſtellung des bis dahin dort eingeführten Schul- unterrichts anzutragen. — Allerdings ſind die Lehrer der Jugend vorzugsweiſe berufen, in dieſem Felde ihre Thätigkeit für die Zwecke des Staats zu bewähren; mögen aber für dieſe heilſame Ger— ) Die Staͤnde-Verſammlung im Großherzogthume Poſen ging bei dem am 14. März d. J. bes ſchloſſenen Geſuche wegen Gebrauchs der polniſchen Sprache bei den Juſtiz- und Verwaltungs: Behoͤrden von einem andern Standpunkte aus; man vergleiche die Allgemeine Preuß. Zeitung Nr. 118. 94 maniſirung unferer Mitbürger auch alle Staatsbeamte und alle Freunde unſerer vortreff- lich ausgebildeten und reichen deutſchen wien wie unſeres en Beteionie) * mit dem beſten ane einwirken! ane 1 . nm ) Unfer Herr Profeffor Dr. E. T. Gaupp hat in ſeinem ſehr ſchaͤtzenswerthen Werke: „Die Germaniſchen Anſiedelungen und Landtheilungen in den ehemaligen Provinzen des Roͤmiſchen Weſtreiches, in ihrer voͤlkerrechtlichen Eigenthuͤmlichkeit,“ Breslau, bei J. Max und Komp. 1844, S. 583 und folg., auch uͤber die Hoſpites geſprochen, welche ſi ch als freie, unter be⸗ ihm ten Bedingungen angeſetzte Einzüglinge in urſpruͤnglich nicht deutſchen Ländern angeſi e⸗ delt hatten, namentlich uͤber die Wenden. Die privatrechtlichen Laſten, welche ihnen auferlegt wurden, waren meiſtens nur gering, und beſtanden außer dem Zehnten in einem nicht hohen Grundzinſe und in ſehr unbedeutenden Frohndienſten, welche — wie Herr G. bemerkt — oft ganz weggefallen zu fein ſcheinen. Die niedere Gerichtsbarkeit uͤbte der Grundherr aus; die hoͤhere, wie die Entſcheidung uͤber Streitigkeiten zwiſchen den Eingeſeſſenen verſchiedener Grundherrſchaften, behielt ſich der Fuͤrſt vor. Aus Tzſchoppe's und Stenzel's Urkundenſammlung werden dort mehrere Privilegien und Verbriefungen angefuͤhrt, welche aber meiſtens in lateiniſcher Sprache ertheilt ſind, in einer Sprache, welche allerdings fuͤr Urkunden und namentlich fuͤr Friedensſchluͤſſe die empfeh⸗ lungswertheſte ſein moͤchte. Sie iſt nehmlich ein Gemeingnt fuͤr die Unterrichtetern aller eu⸗ ropaͤiſchen Nationen, und nicht den wechſelnden Deutungen eines lebenden Volkes uͤber ihre Mutterſprache, wie die franzoͤſiſche, unterworfen. . Nirgends finde ich in Gaupp's Werke eine Urkunde in wendiſcher Sprache angeführt; ſie iſt auch in der That ſo duͤrftig, haͤlt aber in dem zu Schleſien gehoͤrenden Laͤnderſtriche jenen wendiſchen Volksſtamm von uns Deutſchen in mancher Beziehung noch ſo fern, daß ich am Schluſſe dieſer kleinen Ueberſicht über jene außerdeutſchen Sprachverhaͤltniſſe, zur Befoͤr⸗ derung deutſcher Kultur, den Wunſch nicht unterdruͤcken kann: unſere Preußiſche Regierung, welcher die Wenden in jenem Theile der Lauſitz nun bereits ſeit einem im Frieden verlebten Menſchenalter angehören, möge ferner erfolgreich dahin wirken, dieſen Volksſtamm auch in Sprache und Sitte immer mehr mit den Deutfchen zu vereinigen! Hundrich. — — mg uv - 1 Rn Die Urkunden, welche ich hier mittheile, ſind ſchon inſofern intereſſant, als ſie aus der ſeit mehr als ſiebenzig Jahren verlorenen, im vorigen Winter wieder aufgefundenen, für die Schleſiſche Geſchichte höchſt wichtigen Handſchrift der Rhedigerſchen Bibliothek entlehnt ſind, welche die Akten über die Streitigkeiten Biſchof Thomas II. mit den Her⸗ zogen Boleslaus von Krakau, Konrad II. von Glogau und vorzüglich mit Heinrich IV. von Breslau enthält, die ich ſo eben mit vielen anderen zur bisher faſt unbekannten ältern Geſchichte des Bisthums Breslau gehörigen Urkunden dem Drucke übergeben habe. In dieſer aus dem Anfange des vierzehnten Jahrhunderts ſtammenden Handſchrift befin— den ſich noch mehrere einzelne Urkunden ohne innern Zuſammenhang, welche ich den Freunden der Schleſiſchen Geſchichte, ſo weit ſie unſere Provinz betreffen, nicht glaubte vorenthalten zu dürfen. Mehrere dieſer Urkunden betreffen die Ausſetzung von Dörfern zu Deutſchem Rechte, — die zahlreichen früheren Nachweiſungen deſſelben auf erfreuliche Art ergänzt 8 en , cr Biſchof Thomas I. übergab im Jahre 1237 zweihundert Flämiſche Hufen Schwarz⸗ waldes und Eichenwaldes an der untern Neiße im Neißeſchen dem Peter, Schulzen von Neiße. Dieſer erhielt erblich das Schulzen⸗ oder Voigts-Amt, dazu die fünfte Hufe frei von Zehnt und Zins, den dritten Theil der Gerichtsgefälle mit dem Kruge und Mühlen. Ferner gab ihm der Biſchof noch ſechs kleine Hufen frei von Zehnt und Zins erblich zu Lehnrecht, dann zur Unterſtützung bei der Anlage zwölf Mark gemünzten Silbers und dreihundert Scheffel Roggen, und den Bauern für die übrigen Hufen neun Jahre Freiheit von Abgaben, d. h. hier von Zehnt und Zins. Nach Ablauf derſelben hatten ſie von jeder Hufe einen halben Vierdung und den Feldzehnten zu entrichten, übrigens aber Deut— ſches Recht wie die bereits früher um Neiße angeſetzten Koloniſten.) Hier ſehn wir recht deutlich, wie die großen ſogenannten Freiſcholtiſeien im Neißeſchen entſtanden, indem der Biſchof nicht nur, wie es ſonſt üblich war, einen Theil der auszuſetzenden Hufen, hier ſogar die fünfte von zweihundert, alſo vierzig Hufen als freies erbliches Eigenthum an den Schulzen gab, ſondern ihm noch außerdem ſechs Hufen zu Lehnrecht verlieh. Wir wiſſen übrigens, daß vor der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts die Ausfegun- gen für die Schulzen und Koloniſten viel vortheilhafter waren als ſpäter, wo kein ſo gro— ßer Mangel an Anbauern mehr geweſen fein mag.“) Es war zwar ungewöhnlich, daß bei Ausſetzungen nach Deutſchem Rechte die Bauern den Feldzehnten entrichteten, indem dieſer gewöhnlich auf Malter oder Vierdunge geſetzt wurde, allein hier gaben ſie auch nur einen halben Vierdung Zins, ſonſt gewöhnlich einen ganzen Vierdung.“) 1) Urkunde A. 2) Urkundenſammlung zur Geſchichte des Urſprungs der Städte u. ſ. w. in Schleſien, S. 149. 3) Daſelbſt, S. 156. Im Jahre 1248 verlieh Biſchof Thomas I. feinem Ritter Vrociwoyus aus Dank⸗ barkeit für deſſen geleiſtete Dienſte vierzig große Hufen eines biſchöflichen Waldes in der Gegend von Ottmachau, in deſſen Nähe ſchon andere Waldſtücke beſetzt worden waren, um ſie nach Deutſchem Rechte, doch nicht mit Deutſchen, ſondern mit Polen oder Andern zu beſetzen. Der Zins von den Hufen ſollte dem Ritter und deſſen Söhnen, der Zehnte aber, nehmlich ein Malter von jeder Hufe, dem Biſchofe gehören. Die Obergerichte be⸗ hielt ſich der Biſchof vor, doch erhielt Vrociwoyus den dritten Theil der Gefälle, wie die⸗ ſem oder deſſen Schulzen auch die Untergerichte zuſtanden. Die Koloniſten erhielten vier⸗ zehn Jahre Freiheit von der Entrichtung des Zehnten.) Hier haben wir das erſte Bei⸗ ſpiel, nicht etwa daß Polen zu Deutſchem Rechte ausgeſetzt worden wären, ſondern daß ausdrücklich keine Deutſche angeſetzt werden ſollten. Die Urkunde war wegen des Siegels früh verdächtig, obgleich ſie ſonſt nicht ſo erſcheint. Im Jahre 1262 gab Thomas J. ſeinem Ritter Godislaus das Dorf Proſchau bei Namslau, es nach Deutſchem Rechte wie die anliegenden Dörfer der Kreuzherren auszu— ſetzen. Von fünfzig Hufen des Dorfs erhielt Godislaus nebſt dem Schulzengerichte und dem dritten Theile der Gerichtsgefälle acht Freihufen mit dem Rechte, Krug und Mühle zu erbauen. Die Koloniſten erhielten acht Freijahre, dann entrichteten ſie von jeder Hufe einen halben Vierdung als Zins und den Feldzehnten, wie oben im Neißeſchen.?) Im Jahre 1263 verlieh Herzog Heinrich III. von Breslau an drei Männer einen Landſtrich im Neumarktſchen auf beiden Seiten der Oder oberhalb Dyhernfurths mit vier Dörfern, um ſie zu Deutſchem Rechte nach Fränkiſchen oder großen Hufen als ein Dorf auszuſetzen. Die Unternehmer erhielten das Gericht mit dem dritten Theile der Gefälle, die ſiebente Hufe, das Recht, einen freien Krug und eine Schiffs mühle auf der Oder zu erbauen. Die Koloniſten erhielten zehn Freijahre, dann entrichteten ſie von jeder Hufe eine halbe Mark Silbers und ſechs Scheffel Getreide. Auch Polen, welche dort ſaßen, ſollten weder zum Wachtdienſte, noch ſonſt zu Dienſten nach Polniſchem Rechte verbunden ſein, dagegen von der Haide, die zu den Gütern gehörte, jährlich vier und zwanzig Topf Honig und zwar ohne Freijahre wie andere Zeidler entrichten. 3) Im Jahre 1265 gab Thomas I. auch an zwei feiner Schulzen ein Dorf nördlich von Ohlau auf dem rechten Oderufer mit zwei Freihufen, einem freien Kruge, einer freien Mühle am jetzigen Flößbache, damals Byſtriza genannt, mit dem Deutſchen Gerichte und dem dritten Theile der Gefälle deſſelben, wobei er ſich doch die obere Gerichtsbarkeit vor behielt. Die Koloniſten wurden von allen Laſten des Polniſchen Rechts, auch von der Entrichtung der Hühner, Eier und Käſe, was Niune heiße, befreiet, wenn ſie dergleichen nicht freiwlllig als Ehrung geben wollten. Herberge ſollten ſie nicht bezahlen, ſondern, wenn der Biſchof komme, ihm das Nothwendige reichen. Die Landſteuer für den Herzog 1) Urkunde B. 2) Urkunde D. 3) Urkunde E. follten fie nur zur Hälfte entrichten. Von den Zeideleien hatten die Koloniften im erften Jahre zwanzig, im zweiten dreißig, im dritten und den folgenden fünfzig Topf zu entrich— ten, und wenn der Honig nicht gerieth, einen Vierdung ſtatt jeden Topfs. Würden die Schulzen keine Bauern anſetzen, ſo ſollten ſie ſelbſt den Honig entrichten müſſen.) | Außer diefen Ausfegungen neuer Dörfer zu Deutſchem Rechte erhalten wir noch einige andere Nachrichten über die inneren Verhältniſſe des Landes im dreizehnten Jahr: —— Heinrich III. beſtätigte 1261, daß der Biſchof Wilhelm von Lebus in Winzenberg bei Grotkau acht und eine halbe Fränkiſche Hufe von dem Grafen Grabiſſa mit Einwilli— gung der Brüder deſſelben für hundert und dreißig Mark erblich erkauft habe.?) Hier ſehn wir, daß auch in Schleſien das Grundeigenthum des einheimiſchen Adels gemein— ſchaftliches Familieneigenthum war, weshalb es bei Veräußerungen der Einwilligung der nächſten Verwandten bedurfte, ſo wie, daß der ei eine große Hufe, damals mit 15%. Mark, bezahlte. Im Jahre 1264 verlieh Biſchof Thomas J. dem zu ſeiner Zeit geſtifteten Hoſpitale zum heiligen Geiſte in Bunzlau den zur biſchöflichen Tafel gehörigen Zehnt des Dorfs Boleslavicz, welches damals Tilonisvilla (jetzt Tillendorf) genannt wurde; ferner den Zehnten aller dem Hoſpitale gehörigen Hufen in Eckersdorf bei Bunzlau.“) Thomas II. beſtätigte im J. 1267 das von Heinrich dem Voigte und den Bürgern von Schweidnitz geſtiftete neue Hoſpital vor der Stadt und nahm es in ſeinen Schutz un— ter der Bedingung, daß der Vorſteher deſſelben immer vom Biſchofe und mit deſſen Ge— nehmigung eingeſetzt würde.“) Derſelbe, wie es ſcheint, verlieh dem Hoſpitale der Aus— ſätzigen in Neumarkt von dem Erbgute der Kirche zu Waren im Neumarktſchen zwei Drit— theile des Waldes und der Wieſen und zugleich eine Hofſtätte bei der Kirche zur Aufbe— wahrung von Vieh, Holz und Heu. Zum Erſatze dafür gab er der Kirche in Waren bi— ſchöfliche Zehnten reichlich im Betrage von einer Mark Silbers.) Schon am 3. Juni 1267, alſo vier Tage nach dem Tode ſeines Vorgängers, zeigte ſich Thomas II. als Biſchof, indem er ſeinem Schulzen und Dienſtmanne Albert, für deſſen in ſeiner Kunſt geleiſtete Dienſte, von dem biſchöflichen Zinſe in Oppersdorf bei Neiße, wo Albert wohnte, und in Ritterswalde fünf Mark als jährlichen Sold auf ſo lange, als derſelbe in feiner Kunſt dienen würde, verlieh.“) Im folgenden Jahre gab er demſelben und deſſen Nachfolgern im Dienſte drittehalb Freihufen in Oppersdorf.) An zwei Geiſtliche, beiden Söhnen Konrads des Schwaben, verlieh der Biſchof in demſelben Jahre den biſchöflichen Zehnten in zwei Dörfern,) Cunczko, ein dritter Sohn Konrads des Schwaben, überließ dagegen für eine Geldentſchädigung ein Stück Landes, 1) Urkunde 6. 2) Urkunde C. 3) Urkunde F. 4) Urkunde L. 5) Urkunde T, 6) Urkunde U. 7) Urkunde N. 8) Urkunde J. 13 das er vom Erbgute des Biſchofs bei Wanſen inne hatte.) Seinem Diener Eurficus verlieh Thomas II. für deſſen treue Dienſte ein Dorf, Wiſſoka bei Freiwaldau mit dem Gerichte, mit Vorbehalt der Obergerichte und des Zehnten.) Später verlieh er die Scholtiſei in Wiſſoka an Scoros und Woizlaus, welche dieſelbe mit des Biſchofs Geneh⸗ migung von Curſico erhalten hatten, mit der ſechsten Hufe frei von Zehnt und Zins, mit einem freien Kruge und einer freien Mühle. Die Bauern erhielten auf (neugerodeten) Aeckern zwölf Jahre Befreiung von Zehnt und Zins; nach Ablauf derſelben entrichteten ſie, was andere im Gebirge ausgeſetzte Dörfer.“) Dem Ritter Sobeslaus von Oſtroſiſche gab er von deſſen Dorfe Ligota bei Sande⸗ walde *) zwölf Jahre Zehntfreiheit. Von den bereits urbaren Aeckern ſollte für dieſelbe Zeit anderthalb Mark Silbers ſtatt des Zehnten, nach Ablauf der zwölf Jahre aber überall der Feldzehnt entrichtet werden.“) Eine Urkunde vom Jahre 1272 zeigt uns, daß der Biſchof die Vogtei in Polniſch⸗ Wartenberg dem Kaftellan Dirſizlaus von Breslau auf ein Jahr übergab.“) Jacob, Sohn Meiſter Gozuins, Doctors der Rechte, bekannte 1272, vom Biſchof Thomas II. das biſchöfliche Dorf Ogen bei Otmachau auf Lebenszeit erhalten zu haben, wie es ſein Vater bereits von des Biſchofs Vorgänger inne gehabt.) Walther, Untertruchſeß des Biſchofs, bekannte, daß er in Tannenberg bei Neiße vierzehn Hufen habe, die ihm den Feldzehnten entrichteten; von dieſen baue er ſieben Hufen ſelbſt; die Scholtiſei entrichte ihm eine Mark, zuweilen mehr; drei Höpfner aber zuweilen zwanzig, zuweilen fünf und dreißig, im Durchſchnitte dreißig Scheffel Hopfen; von einem Joche Ackers Weinberg erhalte er den Wein ganz; Fruchtbäume wären hun⸗ dert und fünfzig vorhanden; fünf Hufen habe er für vierzig Mark gekauft, zwei Hufen vom alten Biſchofe erhalten. 9 Hier haben wir nun ein noch älteres Zeugniß vom Hopfenbaue in Schleſien, als ich ehedem aus dem Anfange des vierzehnten Jahrhunderts gefunden. 1) Urkunde K. 2) Urkunde M. 3) Urkunde P. 4) Elgut bei Guhrau. 3) Urkunde 0. 6) Urkunde 2. 7) Urkunde R. 8) Urkunde 8. AED - — . A. abet. v Biſchof von Breslau, ſetzt 200 Hufen Waldes an der Neiße zum Anbau nach 8 ſchem Rechte aus. 15. April 1237. r, I.! nomine domini amen. Nos Thomas, Wratislauiensis episcopus, notum 1 eimus presentibus et futuris, quod Petro sculteto de Nyza') dedimus ad locandum ducentos mansos Flamingos?) de nigra silua et dambroua,°) adjacenti fluuio Nyza usque ad Croscinam et per fluuium Rimane usque ad terminos uille nostre, que Rimane*) dicitur, ita quod pro suo labore habeat, pro se et heredibus suis, quintum mansum in censu et decima cum tercia parte jurisdicionis et tabernis et molendinis, ut super eosdem mansos habeat jus sculteti et aduocati, nee super eosdem mansos habeat jus alius aduocatus nisi ipse et sui heredes. Preterea addidimus ei sex mansos paruos de predictis, ut habeat eos pro se et suis heredibus a nobis et nostris successoribus jure feudali, liberos tam a censu quam a decima. Nos autem in adjutorium loca- cionis dedimus et soluimus ei duodecim marcas argenti et denariati et trecentas men- suras forenses siliginis. Libertatem autem dedimus a solucionibus debitis et exaccio- nibus nouem annis, post quos soluent de quolibet manso dimidium fertonem in pondere Theutunico et decimam plenam in campo, utentes in omnibus jure Theutunico, sieut alii, qui prius fuerunt ante ipsos circa Nyzam locati. Ad cu- jus rei noticiam et munimen hane cartam sigillo nostro et capituli nostri fecimus com- muniri. Acta sunt hee inter nos ante.) sed dedimus sibi et scripsimus hanc cartam anno ab incarnacione domini MCCXXXVII, ordinacionis nostre anno quinto, XVII. kalend. Maji, in claustro beati Vincencii. Thomas I., Biſchof von Breslau, giebt 40 Hufen Waldes zur Ausſetzung nach Deutſchem Rechte. 8. December 1248. In nomine domini amen. Nos Thomas, d. gr. Wratislauiensis episcopus, notum facimus uniuersis, quod Vrociwoyo militi nostro, respectu seruiciorum que 1) Den Voigt oder Schulzen in Neiße feste vermoͤge Vertrags vom 5. Januar 1230 der Biſchof ein, der Herzog verlieh ihm den Blutbann. Urkundenſammlung zur Geſchichte des Urſprungs der Städte, Nr. XIII. 2) Finniſche oder kleine Hufen. S. d. Urkundenſammlung S. 174. 3) Schwarzwald, d. h. Nadelholzwald, und Eichenwald. 4) Doch wohl Reimen, N. W. %, M. von Neiße. Chroſcina in der Nähe kann ich nicht ermitteln. 5) Thomas I. war im Jahre 1232 Biſchof vnn Breslau geworden. Alſo ſchon vor dieſer Zeit muß eine Anzahl. Deutſcher Koloniften in der Umgegend angeſetzt 3 100 fecit nobis et antecessori nostro, damus de silua nostra super aquam Vilchicham'!) locare quadraginta mansos mangnos, ut ejus et filiorum suorum sit census, decima uero episcopatui pertinebit. Volumus tamen, ut saluum sit uille de Popalim jus, locandi duodecim mansos uersus partem illam, nec impediatur Pribist cum filiis suis in locacione silue, quam primo locare incepit. Nomine autem decime dabunt unam maldratam triplicis annone de quolibet manso, uidelicet tritici, siliginis et auene, indu- cenda per eos ipsos in domum nostram in Otmuchow, salua porcione scolteti libera, uidelicet sexti mansi. Volumus eciam, quod in eadem silua non locentur Teutunici, sed Poloni jure Theutunico uel alii. Si quid autem in eadem silua excesserit quadraginta mansos magnos, nobis sit liberum. Judicia uero majora, uidelicet cause sanguinum ad nos pertineant, salua tercia parte ipsius Vrocawy (sic) et filiorum suorum; minora ad ipsum pertineant et ejus scoltetum. Omnibus autem dictam siluam excolentibus annis quatuordecim a solucione decime concedimus libertatem. In cujus rei robor et memoriam perpetuam presentem paginam sigilli nostri munimine robora- mus. Datum, anno domini MCCXL octauo, in die sancti Nicolai episcopi, presenti- bus dominis, Gregorio Opoliensi, Adam, Wilelmo de Nyza, Nicolao cancellario nostro canonieis Wratislauiensibus, Andrea, Stephano, Christano, cappellanis, Ysaac milite nostro, Stephano, Conrado, Rathnone, Bogus- lao, Woycecho, Sulizlao, Rezech, Andrea seruientibus nostris et aliis quam pluribus. Et hoc priuilegium suprascriptum proxime de suspecto sigillo scilicet de falso est sigillum, quoniam multo gracilius minus et rudius uidetur sigillo domini et cera eciam nouella (sic). : C. Herzog Heinrich III. von An: Breslau, bekennt, daß mit ſeiner Einwilligung Wilhelm, Biſchof von Lebus, 8 ½ Hufen in Winzenberg gekauft habe. 6. März 1261. In nomine domini amen. Nos Henricus, dei gracia dux Slezie, notum faci- mus uniuersis presentem litteram inspecturis, quod uenerabilis pater, dominus Wil- helmus, Lubucensis?) episcopus, a nobili viro comite Grabiss a, de consensu fratrum suorum, in uilla, que Venzemeriz°’) nuncupatur, emit octo mansos Fran- 1) Die Localitaͤt habe ich nicht ermitteln koͤnnen. Ob ſuͤdweſtlich von Weidenau, Wiltſchuͤtz, 1371 Wilczicz darauf leiten koͤnnte? Doch finde ich da kein Popalim. Zu weit von Ot⸗ machau kann der Wald nicht gelegen haben. 2) S. über den Biſchof Wilhelm: Wohlbruͤcks Geſch. von Lebus I. S. 127 ff. Dieſe Urkunde dient zur Ergänzung ſeiner Nachrichten. 3) Winzenberg S. ½ M. von Grottkau. 101 conicos et dimidium pro centum et triginta marcis in perpetuam hereditatem, de nostra uoluntate libera et expressa. In cujus rei testimonium presentem litteram nostri sigilli munimine fecimus communiri. Datum in Wratislauia, presentibus dilecta matre nostra, domina Anna ducissa Slezie, fratre Herbordo de ordine Mino- rum, comite Jaxza, comite Johanne de Wirbna et aliis multis, II. nonas Mar- cli, anno domini M ducentesimo LX primo. | D. Thomas I., Biſchof von Breslau, ſetzt das Dorf Proſchau zu Deutſchem Rechte aus. 25. Februar 1251, erneuert 16. Maͤrz 1262. In nomine domini amen. Notum sit omnibus presentem litteram inspecturis, quod nos, Thomas, d. gr. Wratislauiensis episcopus, consideratis seruiciis mili- tis nostri Godislay, de consensu nostri capituli dedimus ei et suis heredibus uillam nostram Proseuo,') locandam jure Theutunico, quemadmodum adjacentes uille nostre, que un cruciferorum fuerant?) sunt locate. Habebit autem dieta uilla quinquaginta mansos et aliquanto plus, de quibus dedimus dicto G. et suis successoribus decem mansos liberos, nobis reliquos reseruantes. Ex beneplacito autem ejusdem militis de prefatis decem mansis liberis quatuor mansi liberi dominum Leon- ardum procuratorem nostrum et canonicum contigerunt. Damus eciam eidem militi tabernam et molendinum construere, si ibi locare potuerunt, cum tercia parte jurisdi- cionis, nomine scultecie. Omnibus uero hominibus, qui ibidem locati fuerint, per octo annos continuos concedimus libertatem, quibus elapsis, de singulis mansis, nomine cen- sus, singulos dimidios fertones in pondere Theutunico nobis dabunt, decima (sic) in campis ex integro nichilominus persoluendo. In cujus rei robur et perpetuam firmi- tatem hanc cartam nostro sigillo fecimus roborari. Datum anno domini MCC. quin- quagesimo primo, V. kalend. Marcii, presentibus, domino Rathiborio et Vir- chozlao canonieis nostris Bogussone, Boguslao, Michaele, Woyzlao ca- pellanis curie nostre, idealen. Opasone, Walthero, Laurencio, Stephano servientibus nostris et aliis. Transactis autem aliquot annis met exitum libertatis presentem litteram consigna- tam nostro sigillo fecimus renouari in Nyza, anno a natiuitate domini millesimo CCLXII. XVII. kalend. Aprilis, presentibus magistro Stephano archidiacono Opo- 10 Proſchau O. N. O. 7 M. von Namslau, zum Skoriſchauer Halte gehörig. 2) Wohl die Kreuziger zu St. Mathias, deren Stiftung im J. 1253 ſie vorzuͤglich bei Kreuz⸗ burg beguͤtert zeigt. N 102 liensi et canonico nostro, domino Leonardo procuratore nostro, Thoma, Leon- ardo canonicis nostris, Jaroslao, magistro Andrea medico, Andrea, Johaı nne, capellanis curie nostre et aliis quampluribus. E. Heinrich III., Herzog von Schleſien Breslau, fest vier Dörfer im eee, nach abe Rechte aus. 16. Februar 12663. In nomine domini amen. Que geruntur in tempore, ne sequantur 9 tem- poris, eternari solent memoria litterarum. Igitur nos, Henricus, dei gracia dux Slezie, notum esse uolumus uniuersis, presentibus et futuris, quod Bened e et fratri suo Walthero et Goslao concessimus, ut uillas nostras taliter nuncupatas, uidelicet Goreze, Zepeleniz, uillam Vislai et Woycechonis') jure locent Theutu- nico nobis per mansos Franconicos quodquot ibidem poterunt mensurare, unam uillam nobis de bonis eisdem collocando, de qua locacione ipsi cum eorum pesteris septimum mansum possidebunt liberum et tercium denarium de judicio et liberam ta- bernam et molendinum super naues super Odram, si construere poterint. Damus autem libertatem de silua et de gola?) decem annis, de cultis uero agris per bien- nium, qua libertate expirante nobis soluent de quolibet manso dimidiam marcam argenti et sex mensuras triplicis annone, duas uidelicet tritici, duas siliginis duasque auene. Ad ecclesiam ibidem damus unum liberum mansum. Poloni eciam ibidem residentes nec strosam?) nec aliqua jura Polonicalia retinebuntur adimplere, de merica au- tem que ad eadem bona pertinet nobis soluent anno quolibet uiginti quatuor urnas mel- lis, nullam super hoc libertatem habendo, sed ad terminum statutum, sicut alii melli- fices nobis dare consuerunt, similiter adimplebunt. In cujus rei testimonium presens seriptum nostro sigillo fecimus communiri. Acta sunt hec in castro nostro Wratisla- uiensi, anno domini MCCLXIII, XIV. kalend. Marcii. presentibus hiis, comite Jo- hanne de Wirbna, comite Janusio filio Jarozlai, comite Radslao judice curie nostre, comite Vlrico subdapifero, comite Detcone subpincerna, Johanne Brennik de Wratizlauia, Johanne Voda clauigero de Alta ripa et alüs quampluribus. 1) Es iſt ein Landſtrich N. O. von Neumarkt, auf beiden Seiten der Oder, oberhalb Dyhernfurth, wo noch Gorſche auf dem linken und Vogtswald, im Jahre 1310 Woycesdorf, vorhanden ſind. Gniefgau, ſuͤdoͤſtlich davon, hieß 1341 Kuslawicz, was an Goslaus erinnert. 2) Gola, freies Feld im Gegenſatze des Waldes. 3) Wachdienſt. Urkundenſammlung S. 27. — N F. Themas I., Biſchof von Breslau, begabt das Hoſpital zum heiligen Geiſte in Bunzlau. 5. April 1264. In nomine domini amen. Nos Thomas, d. gr. Wratislauiensis episcopus, notum facimus uniuersis presentibus et memorie posterorum, quod ob spem remunera- cionis eterne et miseriam pauperum infirmorum decimam quandam in uilla Boles la- uicz, que nunc Tilonis uilla dicitur,) mense episcopali pertinentem, de consensu nostri capituli contulimus hospitali saneti Spiritus in Bolezlauicz, quod temporibus nostris?) est fundatum super fluvium Pobram. Addidimus insuper dicto hospitali decimam in uilla Ecardi?) de omnibus mansis quotquot ad idem pertinent hospitale, saluo nostro jure ibidem in aliis mansis, ut ex hoc pauperibus ibidem languentibus ali- menta cottidiana valeant ministrari. Hanc autem nostram donacionem uolumus a no- bis et nostris successoribus inuiolabiliter obseruari. In cujus rei firmam memoriam cartam presentem sigillis, nostro et nostri capituli, fecimus communiri. Datum anno domini MCCLX. quarto, nen. Aprilis. hiis presentibus, Leonardo, Demetrio ca- nonicis Wratislauiensibus, Andrea, Colicio, Alberto, Fredrico, capel- lanis nostris et aliis multis f G. Thomas I., Biſchof von Breslau, fest das Dorf Celcisce zu Deutſchem Rechte aus. 13. Mai 1265. In nomine domini amen. Nos Thomas, d. gr. Wratislauiensis episcopus, notum facimus uniuersis, quod nos, volentes utilitates nostras et ecclesie in prouentibus augmentari, Johanni et Nedabiloni, scultetis nostris, uillam nostram, que dicitur Celeisce,“) jure Theutunico contulimus ad locandum, in qua uilla dieti sculteti duos mansos liberas, tabernam liberam, molendinum liberum, super aquam que Bi- strec°) nuncupatur et tereium denarium de judicio Theutunicali perpetuo cum 1) Jetzt Tillendorf, W. dicht bei Bunzlau. 2) Alſo wohl nach dem Jahre 1232, an welchem Thomas Biſchof wurde. Das war bisher nicht bekannt. 3) Eckersdorf, S. bei Bunzlau. 4) Ob Zedlitz? N. 1 M. von Ohlau, 1358 Sedlicz, oder wahrſcheinlicher ein nicht mehr vor— handenes Dorf in dieſer Gegend auf dem rechten Oderufer. S. die folgenden Anmerkungen. 5) Das Fluͤßchen, welches unter dem Namen des ſchwarzen 8 auch Miniska bekannt, jetzt Floͤßbach, von Peiſterwitz, im Jahre 1365: Byſtricz, N. von Ohlau auf dem rechten Oder: = in der 3 von Jeltſch in die Oder fließt, hieß nach Urkunden des 14. Jahrhunderts: vſtriza. 104 suis heredibus possidebunt, excepto judieio sanguinis, quod cui commisimus judicabit. Ipsorum autem uillani ab omni exaccione penitus liberi erunt, id est nec pouoz, preuod, strosam, clocam, ) nec eciam pullos, ova, caseos quod niune dicitur, aut agniculos nobis dabunt, nisi de bona uoluntate ipsorum aliquem honorem wapendere nobis uelint. Preterea nec uenatores colligent, nec stacionem nobis soluent, sed cum uenerimus ad- ipsos, omnia necessaria nobis dabunt et uectigalia ea uice. Insuper collectam pro no- bis factam non soluent, sed si pro parte ducis facta fuerit, dimidiam tantum collecte partem soluent. Item, mellificia in hereditate dicti uille et prata circa fluuium preno- minatum, uelut antea possidebunt, excepta silua que Otowsco?) dieitur et pratis ultra Odram sitis, que pro nobis uolumus reseruari; ipsi tamen in silua jam dicta mellificia retinebunt. Scultetorum autem uillani in presenti anno primo XX urnas mel- lis, in secundo autem anno XXX urnas mellis nobis soluent, in tercio uero anno et deinde, quinquaginta urnas mellis in perpetuum annis singulis nobis soluent, cujus mel- lis exactores erunt sculteti supradicti, sed si mel non prouenerit in tota terra, ferto- nem argenti nobis dabunt pro qualibet urna mellis. Si uero dicti sculteti uillam prefa- tam non locauerint nec uillanos habuerint, qui predictam summam mellis soluant, ipsi personaliter dictam summam mellis integre nobis soluent. Ne igitur talis collacio et ordinacio imposterum irritetur, presentem litteram sigillo nostro fecimus communiri. Datum in Wratizlauia anno domini MCCLXV, III. idus Maji. presentibus his do- minis, Thoma archidiacono Opoliensi, Miley o archidiacono Legnicensi, Leonardo canonicis Wratislauiensibus et Walthero nostro seruiente. Thomas II., Biſchof von Breslau, weift feinem Schulzen Albert 5 Mark jährlichen Zinſes als Sold an. 3. Juni 1267. In nomine domini amen. Nos Thomas, dei gracia Wratislauiensis episco- pus, notum facimus uniuersis, quod cum Albertus, noster balistarius et minister, de arte sua nobis multa prestiterit obsequia utilia et honesta, nos consideratis seruiciorum ipsius meritis, que nobis exhibet et nostris exhibebit successoribus in futurum, quinque marcas racione stipendii eidem de censu nostro in villa Operti, ) in qua idem 1) Habe ich fonft nirgends gefunden. Ob von: elo? der Zoll, die Abgabe? 2) Dttag, in Urkunden des 13ten Jahrhunderts: Otthock, N. ½ M. von Ohlau, auf dem rech⸗ ten Oderufer, in welcher Gegend das Bisthum bis zur neueſten Zeit ſehr anſehnliche Beſitzun⸗ gen hatte, welche zum Wanſener Halte gehoͤrten. 3) Oppersdorf S. O. % M. von Neiße. — 1 Albertus suam habet mansionem, recipiendas pro se annis singulis cum census no- bis communiter soluitur, assignamus, quod uero de censu in dicta uilla minus fuerit, ad supplecionem dictarum quinque marcarum in uilla sibi uicina, scilicet in Rukers- wald, ) de censu nostro sibi statuimus adimpleri, ita quod quinque marce sibi in hiis duabus uillis annis singulis compleantur. Sed tamen hoc stipendium tamdiu recipiet, quamdiu suo artificio et seruicio honesto nobis uel nostris successoribus seruierit con- decenter. Ad cujus facti memoriam presentem litteram eidem dari fecimus, nostri si- gilli munimine consignatam. Datum in castro nostro Otmuchow, anno dominice in- carnacionis MCCLXVII. III. nonar. Juni,) presentibus hiis, domino Ecardo, Le- onardo, magistro Franczcone canonicis Wratislauiensibus, item Golino plebano de Nyza, Arnoldo, Sbramiro, Andrea, Johanne Romka, Fre- drico, capellanis curie nostre; data per manum Woyslai plebani de Rinanczo w. J. Thomas II., Biſchof von Breslau, uͤberweiſt den Söhnen Konrads des Schwaben den Zehnten in zwei Doͤrfern. 16. Auguſt 1267. In nomine domini amen. Nos Thomas, dei gracia Wratizlauiensis episco- pus, uniuersis, presentibus (et) futuris, ad quos presens scriptum peruenerit, uolumus esse notum, quod nos duobus filis Conradi Sueui istas decimas ad nostram men- sam spectantes contulimus, uidelicet Fedzka Bartholomei, que uille sunt militis Chorubni, item Illigotam Sobeslawi, “) et hoc fecimus de nostrorum consensu canonicorum et de nostra beneplacita uoluntate, quas singulis annis ambo recipiant, uel eciam, si unus eorum clericus permaneat, ipsas possidebit donec ambobus uel uni eorum, qui clericus fuerit, de meliori beneficio a nobis uel nostris successoribus sit provisum, In cujus rei memoriam atque testimonium presentem eis contulimus pagi- nam, sigillo, nostro uidelicet et nostri capituli, communitam. Datum in Otmuchow, anno domini MCCLXVII, XVII kalend. Septembris. 1) Jetzt: Ritterswalde S. O. % M. von Neiße. 2) Da Thomas I. am 30. Mai 1267 ſtarb, fo muß Thomas II. ſehr bald darauf und nicht erſt am 1. Auguſt 1267, wie man ſonſt gewoͤhnlich annimmt, gewaͤhlt worden ſein. 3) Welche Ortſchaften damit gemeint ſein moͤgen, habe ich nicht ermitteln koͤnnen. 14 Zeugen der uebergabe eines Landſtücks bei Wanſen an den Biſchof Thomas II. 5. See Isti sunt testes, coram quibus miles Cunezko, filius, * Sueui, partem terre quam habuit in hereditate domini episcopi circa Wanzow pro quadam pecunia resignauit eidem domino episcopo perpetuo possidendam, ita quod nee ipse nec aliquis successorum ipsius de cetero de ipsa faciet aliquam mencionem et omni juri, quod in ea habuit et habere potuit resignauit, nichil sibi in ea jurisdicionis et suis successoribus relinquens; comes Dirsczlaus, Johannes Zerucha, Symon Gallicus, Mi- chael Mironis, Nankerus, Ebrardus, Desprinus, Johannes, Zaya, Pas co, Bertoldus, Chozek, Sdesa, ipse Cunczko, Aclam milites Slezie, Gerlacus prepositus Wratislauiensis, Domazlaus prepositus, Mileyus ar- chidyaconus Glogouiensis etc. L. Thomas II., Biſchof von Breslau, nimmt das neu geſtiftete Hoſpital in Schweidnitz in ſeinen Schutz. 3. September 1267. m nomine demini amen. Nos Thomas, dei gracia episcopus Wratislauien- sis, profitemur uniuersis presentibus et futuris, quod cum Henricus aduocatus una cum omnibus (sic) de Swidnicz nouum hospitale ante ipsam ciuitatem pro recep- cione pauperum et remedio infirmorum constituerent et ut ad hoc nostrum assensum pium preberemus et ipsum hospitale i in nostram proteccionem reciperemus nobis preces multimodas porrigerent, nos non contra eorum precibus instigati sed zelum ad deum habentes et circa remedium infirmorum, nostrum assensum ad construccionem ipsam prebuimus, hospitali presentem litteram confirmacionis super hoc, eis dantes et in no- stram proteccionem hospitale nichilominus recipientes, ita tamen quod rector ipsius per nos et de nostra licencia instituetur. Omnes igitur, qui huic tam pio operi malum aliquod uel impedimentum fuerint machinati omnipotentis dei et nostram indignacionem se nouerint incursuros. Datum in Cerecuiz, anno domini MCCLXVII, III. non. Septembris. | Thomas II., Biſchof von Breslau, verleihet feinem Dienſtmanne Curſicus das Dorf Wiſſoka bei Freiwaldau. 8. November 1267. In nomine domini amen. Nouerint uniuersi, presentem litteram inspecturi, quod nos Thomas, dei gracia Wratizlauiensis episcopus, inspectis seruiciis Cursici — — — * seruientis nostri que nobis exhibuit fideliter et honeste, contulimus sibi uillam prope Vriwald, que Wissoka') dicitur, ab eo et suis heredibus perpetuo possidendam cum omnibus prouentibus census, judiciorum et omnium jurium aliorum, exceptis dum- taxat majoribus causis sanguinum et homicidii et membri mutilati pena seu satisfaccio- (ne), que ad nostrum et nostrorum successorum debebit dominium pertinere, omnes autem alias multas seu quas cunque satisfacciones memoratus seruiens noster pro se cum suis heredibus retinebit. Decima prefate uille nobis et nostris successoribus, se- cundum consuetudinem uillarum circa Wriwald jacencium, persoluetur.?) In cu- jus rei memoriam et euidens argumentum sigilli nostri munimine duximus roborandum, predietam autem donacionem nostram tamdiu uolumus esse ratam, quamdiu predictus seruiens noster uel sui heredes nobis uel nostris successoribus seruicia debita exhibe- bunt. Datum in Otmuchow, per manum Johannis Romce, VI. ydus Nouem- bris, anno domini millesimo CCLXVII, presentibus magistro Stephano archidia- cono, domino Leonardo procuratore canonicis Wratislaviensibus, Johanne subdapifero nostro, Nicolao Celina et Johanne Kzelz et quampluribus aliis fide dignis. N. Thomas II., Biſchof von Breslau, verleihet feinem Schulzen Albert 2, Freihufen in Opertivilla. ö 1268. In nomine domini amen. Nouerint uniuersi, hanc litteram inspecturi, quod nos, Thomas, dei gracia Wratislauiensis episcopus, Albertum in artis sue pericia commendatum habentes, qua nobis et nostris successoribus necessarius pro futuris tem- poribus esse potest et nichilominus pro jam impensis nobis seruiciis per ipsum duos mansos et dimidium liberos, quos habuimus in Opertiuilla, ) in perpetuum dedimus sibi et suis successoribus possidendos, ita quod possit eos libere donare uel uendere eis, qui nobis et successoribus nostris seruicia qualia sciuerint exhibeant et impendant. In cujus rei testimonium presentem litteram sigillo nostro duximus muniendam. Da- tum anno domini MCCLXVII, presentibus domino Ecardo, Leonardo canonicis Wratislauiensibus, Luprando notario Suznensi, Johanne consiliario cum filio suo Jascone, Jacobo sculteto Kr es > Wilhelmo de Otmuchow et aliis multis. — 00 1) In der Umgegend von Freiwaldau finde ich keinen Ort dieſes Namens, auch nicht das Waſſer Ceſchidlniza, an welchem er lag. Es ergiebt ſich aus Urkunde P., daß hier von der neuen Ausſetzung des Dorfs die Rede iſt. 2) Vergl. die merkwürdige Urkunde vom Jahre 1267 im Jahresberichte von 1839. 3) Oppersdorf. S. — Urkunde M. 14* 108 2 II., Biſchof von Breslau, verträgt — wegen der Zehnten von Egota mit dem Herrn des Dorfs. 3. August 1271. In nomine domini amen. Nos Thomas, dei gracia Wratislauiensis episco- pus, notum facimus uniuersis, presentem paginam inspecturis, quod Sobezlao militi de Ostrosische in uilla sua ultra Sandovel, que Lgota') dicitur, de noualibus duodecim annis a decima libertatem concessimus, accedente ad hoc uoluntate magistri Gordiani, capellani nostri, qui decimam ibidem percipit, ab antecessore nostro sibi collatam nomine gracie, et a nobis. De agris uero jam extirpatis prefatus miles ipsi magistro Gordiano marcam et dimidiam argenti singulis annis soluet, expletis autem duodecim annis incole uille memorate de agris omnibus decimam in campis manipula- tim ex integro soluere tenebuntur.”) Ne igitur hec ordinacio per aliquem ipsorum pos- sit imposterum impediri, presentem litteram sigilli nostri munimine fecimus consignari. Datum in Niza anno domini MCCLXX primo, III. nonarum Augusti. P. Thomas II., Biſchof von Breslau, verleihet an Scoros und Voyzlaus die Scholtiſei in Wiſſoka. 15. December 1271. In nomine domini amen. Nos Thomas, dei gracia Wratislauiensis episco- pus, notum facimus omnibus, presentem litteram inspecturis, quod Scorosoni et Voyzlao in uilla nostra Wiss ok a,) que inter montes jacet super aquam Ce- schidlnizam, scolteciam contulimus, quam apud Cursiconem, ministrum nostrum, de nostra ibidem emeruerunt uoluntate, sextum mansum a decima et censu ipsis libe- rum facientes. Habebunt eciam dicti Scoros et Voyzlaus tereiam partem de judi- catis, item tabernam liberam cum molendino libero et penitus omnia jura et omnes uti- litates, que inde ipsos racione uillicacionis contingent, erunt eis ambobus communes. Damus autem omnibus incolis dicte uille duodecim annis libertatem non soluendi deci- mam neque censum, postquam uero eadem exspirauerit libertas, soluent nobis tam decimam quam censum, sicut omnes alie uille quas locauimus inter montes. In cujus facti memoriam presentem cartam nostri sigilli munimine confirmamus, Datum in Ot- mucho w, anno domini MCCLX. primo, XVIII. kalend. Januarii. 1) Elgut, N. O. %, M. von Guhrau, N. 2 M. von Sandewalde. 2) Ein abermaliges Beiſpiel, wie ſtreng Thomas II. auf das von der Kirche in Anſpruch genom⸗ mene Recht des vollen oder Feldzehnten, ſelbſt von e hielt. 3) Vergl. Urkunde M. Dirſizlaus, Kaſtellan von Breslau, bekennt die Kaſtellanei von Sosno bis zum 2. Februar nächſten Jahres vom Biſchofe Thomas erhalten zu haben. 1. Maͤrz 1272. Ego Dirsizlaus, castellanus Wratizlauiensis, dico et profiteor, me rece- pisse de manu uenerabilis patris domini Thome, dei gracia Wratizlauiensis epi- scopi, aduocaciam Susensem,') tenendam usque ad purificacionem beate virginis proxime venturam. Et si predicto domino episcopo placuerit me in eadem ulterius permanere, hoc consistat in sue arbitrio voluntatis. Sed ego, a purificacione eadem, nullum me fateor in ea amplius jus habere. In cujus facti memoriam presens seriptum sigilli mei munimine roboravi. Actum in Wratizlauia, kalendis Marcii, anno domini MCCLXXII. presentibus dominis ists, Conrado cantore, decano Nicolao, Vi- tozlao custode, Mileyo archidiacono Glogouiensı, Volkero, Be An- drea, Johanne, Andrea magistro Vlrico canonieis Wratizlauiensibus et aliis multis. R. Jacob, Gozwins Sohn, bekennt vom Biſchofe Thomas II. das Dorf Ogoni auf Zeit verliehen erhalten zu haben. 13. September 1272. Ego Jacobus, filius magistri Gozuini, dominus legum, presenti scripto pro- fiteor et protestor, me de manu venerabilis patris domini Thome, episcopi Wratisl. recepisse uillam episcopalem Ogoni, ) quam ipse michi contulit de speciali gracia, sua ad hoc suorum fratrum beneplacito accedente, tenendam canonice, temporibus uite mee uel donec michi per eum de meliori uilla fuerit prouisum, quia tunc ad ipsum do- minum episcopum cum omni jure suo reuertetur eadem uilla, quam predietus pater meus, non jure hereditario, sed temporibus uite sue a predecessore ipsius receperat possidendam. In cujus rei euidenciam presentem litteram dominorum N. decani Wra- tislauiensis et capituli sancte Marie ac meo sigillis duxi roborandam. Actum et datum in caminata ipsius domini episcopi Wratisl., anno domini MCCLXXII, se- quenti die sancti Vincencii episcopi et martyris, presentibus dominis, G. preposito, C. cantore, W. custode N. scolastico Glogouiensi, domino Ecardo magistro, Franczcone archidyacono Opoliensi, Mylegio archidyacono Glogo uiensi, magistro J. archidyacono Olmucensi, Volkero, Andrea canonicis Wratisla- uiensibus, magistro Wolkero, Hermanno, Alexandro decano Glogo- ee domino Nicolao plebano de Vin et aliis multis. W Polniſch⸗ 3 2) Ogen S W. 3 4 . von Grottkau, N. % M. von Ottmachau. —̃ — — 110 S. Walther, Untertruchſeß des Biſchofs von Breslau, giebt an, was er von Tannenberg zu erheben habe. mn 3. “. Ego Waltherus, subdapifer domini episcopi Wratisl. habeo in Tanberch') quatuordecim mansos, qui michi soluunt in campo decimam et censum. De hiis qua- tuordecim mansis habeo VII. sub aratro meo; item, scoltecia soluit michi marcam unam, quando que magis; item, taberna W michi marcam; item, ibi sunt tres humularii, qui quandoque soluerunt per medium accipiendo triginta maldratas humuli, quandoque viginti, quandoque triginta et quinque; item, est ibi uinea ad unum ju- ger,?) de qua totum habeo uinum, nisi forsan dem alicui per medium aliquando; item, sunt ibi duo stangna in curia et tres domus bone et tres parue domus; item, arbores pro fructu plantate centum quinquaginta; item, habeo dimidietatem aque, que Lo- sona°) dicitur; item, sunt ibi quedam qui (sic) remanserunt de agris bene ad dimi- dium mansum; item, de hiis mansis emi ibi quinque mansos pro quadraginta mareis et duos michi dedit dominus antiquus episcopus. b. T. Anordnung über das Eigenthum der Kirche in Warun. Vacante ecclesia de Warun ) talem ordinacionem fecimus, quod de hereditate ipsius ecclesie in Warun de silua duas partes et de pratis eciam duas partes et de omni utilitate, que est in illa porcione, dedimus domui leprosarum. in Nouoforo°) et unam aream circa ecclesiam eandem, in qua conseruabunt pecora et lingna ac fe- num, residua vero omnia que hactenus ecclesia possedit adhuc possideat. Et quia eidem ecclesie abstulimus siluam et prata, que junximus domui supradicte, in recom- pensacionem predietorum damus eidem ecclesie decimas de mensa nostra,) videlicet longe ad velorem unius marce. — 1) ERERR , S. W. % M. von Neiße. 2) Noch jetzt heißt ein Berg dicht bei Tannenberg der Weinberg. 3) Der Luſche-Bach, welcher von Tannenberg in das Weidenauer Waſſer geht. . N 4) Wahrſcheinlich iſt Thomas I. gemeint und die Urkunde unter Thomas II. ausgeſtellt, etwa 1272, wie die auch in der Handſchrift unmittelbar vorhergehende Urkunde R. 5) Wahren, N. W. 17, M. von Auras, N. O. 2 M. von Neumarkt. 6) Daß das Hoſpital der Ausſaͤtzigen in Neumarkt im Jahre 1301 beſtand, ergiebt ſich aus dem Jahresberichte von 1841 S. 19. Urkundlich beſtand es ſchon im Jahre 1234. 7) Daß einer der Breslauer Biſchoͤfe dieſe Urkunde ausgeſtellt hat, ergiebt ſich auch aus dieſen Worten, ob aber Thomas I. oder Thomas II., wage ich nicht zu entſcheiden, doch einer von Beiden hoͤchſt wahrſcheinlich, weil die Handſchrift Urkunden anderer Biſchoͤfe von Breslau gar nicht hat. III. Verzeichniss der wichtigeren Geſchichtswerke, welehe im Jahre 1844 der Geſellſchaft gefcbenft worden find. — ) Vom hiſtoriſchen Vereine zu Bamberg: Sechster Bericht über das Beſtehen und Wirken des hiſtoriſchen Vereins zu Bamberg. Vom Vereine für mecklenburgische Geſchichte und Alterthums kunde: Jahrbücher und Jahresbericht des Vereins für mecklenburgiſche Geſchichte und Alterthumskunde. Herausgegeben von G. C. J. Liſch und A. Bartſch. Ster Jahrgang. Schwerin 1843. 3) Von der Aua für Geſchichte und . n der ruſſiſchen Oſtſee⸗ Provinzen: Mittheilungen aus dem Gebiete der Geſchichte Liv-, Eſth- und Kurlands. 2ten Bandes tes und Z3tes Heft. Riga und Leipzig 1842. 4) Vom Vereine für Geſchichte und Alterthumskunde Weſtphalens: Zeitſchrift für vaterländiſche Geſchichte und Alterthumskunde. Gter Band. Münſter 1843. 5) Von der Königl. Geſellſchaft für nordiſche Alterthumskunde zu Kopenhagen: a. Bericht über die Jahresverſammlung 1843. b. Memoires de la Societé royale des Antiquaires du Nord. 1840 — 43. Copenhague 1843. c. Leitfaden zur nordiſchen Alterthumskunde. 6) Vom hiſtoriſchen Vereine der Oberpfalz und von Regensburg: Verhandlungen des Vereins. Tter Band. Regensburg 1843. 7) Von der Geſellſchaft für pommerſche Geſchichte und Alterthumskunde: Baltiſche Studien. 10ter Jahrgang, Iſtes Heft. Stettin 1844. 8) Vom hiſtoriſchen Vereine für das Großherzogthum Heſſen: Archiv für heſſiſche Geſchichte und Alterthumskunde. Vom Hofrath Dr. J. W. C. Steiner. Zter Band, Ztes Heft. Darmſtadt 1844. 1 9) 10) 11) 12 — 13) 14) 15) Vom hiſtoriſchen Vereine zu Bamberg in Oberfranken: Vom Vereine für heſſiſche Geſchichte und Landeskunde: a. Zeitſchrift des Vereins. tes Supplement. Kaſſel 1844. b. Zeitſchrift des Vereins. Zter Band, Z3tes und Ates Heft. Kaſſel 1843. c. Sprachkarte von Deutſchland, von Dr. Bernhardi. Kaſſel 1844. Vom Vereine für Kunſt und Alterthum in Ulm und Oberſchwaben: a. Verhandlungen des Vereins. Iſter und 2ter Bericht. Ulm 1843 und 44. b. Kunſtblätter aus dem Chor-Geſtühle im Ulmer Fe N Vom hiſtoriſchen Vereine für Niederſachſen: | a. Vaterländiſches Archiv des Vereins. Herausgegeben von Dr. Brönnenberg, Dr. Havemann und Dr. Schaumann. b. Verzeichniß der Handſchriften und Incunabeln der Stadtbibliothek zu Han- nover, von Dr. Grotefind. Hannover 1844. 1 Siebenter Bericht über das Beſtehen und Wirken des Vereins. 1844. Von der Königl. Schleswig-Holſtein⸗ 0 Geſellſchaft zu Kiel: Neunter Bericht. Kiel 1844. Vom Herrn Privat-Docenten Dr. phil. H. Wuttke in Leipzig: Paul Joſeph Schafarik's flaviſche Alterthümer, deutſch, von Moſig v. Aeh⸗ renfeld, herausgegeben von Dr. H. Wuttke. 1. 2. Bd. ch 1843. 44. Vom Herrn Archivar Liſch in Schwerin: Erſter Bericht über die Vermehrung des Antiquarii, von eich. — — 4 Seri cht nie | j über Mi; Die Thätigkeit der techniſehen Section im Jahre 1844. Den 15. Januar hielt Herr Dr. Kopiſch einen Vortrag über die berühmte Runen⸗ Inſchrift in Venedig, und überreichte der Geſellſchaft als Geſchenk, außer einer an Ort und Stelle verfertigten Zeichnung, einen von dem Originale genommenen Gypsabguß derſelben, wozu er durch die gütige Vermittelung des kaiſerlich öſterreichiſchen Ingenieur⸗ Lieutenants Herrn v. Paradis Erlaubniß erhalten. Die Inſchrift befindet ſich auf beiden Seiten eines von Moroſini in Griechenland erbeuteten und gegenwärtig vor dem Arſenalthore aufgeſtellten Löwenkoloſſes von penteli⸗ ſchem Marmor, und hat zu vielen gelehrten Streitigkeiten Veranlaſſung gegeben. Ihr erſter Entdecker, der Schwede Akerblad, erklärte ſie gleich anfangs für Runenſchrift, konnte ſich aber der unruhigen Zeitumſtände wegen nicht näher damit beſchäftigen, und machte bloß in einer ſchwediſchen Zeitſchrift eine ſehr unvollkommene Zeichnung davon be- kannt, die in das Pariſer Journal de Millin überging. Dieſe Kopie wurde allen ſpätern Unterſuchungen deutſcher, engliſcher und ſeltſamer Weiſe auch italieniſcher Gelehrten, de nen doch das Original zu Gebote ſtand, zu Grunde gelegt. Die letzteren behandelten den Gegenſtand mit ſo erſtaunlicher Ungründlichkeit, daß ſich bis auf die neueſte Zeit in Ve⸗ nedig die Anſicht behaupten konnte, die Buchſtaben ſeien hetruriſch oder altgriechiſch und ein Theil der Inſchrift 40H MI IEPON zu leſen. Dieſer ganz aus der Luft gegrif— fenen Behauptung widerſpricht erſtens die Geſtalt der Schriftzüge, welche auf das Ge— naueſte mit denen anderer Runenſteine übereinſtimmen, und dann beſonders die ſeltſame Zeichnung der ſie begränzenden, auf der rechten Seite ſogar in einen künſtlichen Knoten zuſammenlaufenden Schlangenbänder, welche eines der auffallendſten Kennzeichen altnor- diſcher Inſchriften find und niemals bei den griechiſchen angetroffen werden. Der Ser: thum in Betreff der Schriftzüge iſt einigermaßen durch die nahe Verwandtſchaft der Ru— nen mit den altgriechiſchen Buchſtaben zu entſchuldigen, da es durch neuere Unterſuchun⸗ gen als erwieſen gelten muß, daß die Runen nichts Anderes ſind, als die von Bernſtein 15 — DM — ſuchenden Seefahrern an die Küſten der Oſtſee verpflanzten Buchſtaben der Phönizier, aus denen bekanntlich auch das griechiſche Alphabet hervorgegangen iſt. Der ſehr zer— ſtörte Zuſtand der Inſchrift erlaubt nicht, mehr als einige wenige Worte mit Deutlichkeit zu erkennen. Was auf der rechten Seite lesbar ift, beſchränkt ſich auf die Worte thisar, thair = dieſer, fie im Altnordiſchen. Die Inſchrift der linken Seite zerfällt in zwei Ab⸗ theilungen, wovon die eine etwa zu leſen iſt: Litorais .. r... sälionvathisi thiu runarat. ha. . jarutai, worin Einiges leicht erklärlich ſcheint, z. B.: Litoraisa S ließ errichten (ſehr häufig auf Runenſteinen), alsdann lion = Löwe und runar — Runen. Die zweite Abtheilung kann heißen: ülsvartiat ... athumallauaastarin, in der nur das Wort astar = hinter, zum Gedächtniß, einige Sicherheit für ſich hat. KLliaſſen wir uns endlich auf Vermuthungen über den Urſprung unſerer Inſchrift ein, ſo bleibt die von Akerblad aufgeſtellte, daß ſie ein Werk der im zehnten Jahrhunderte in g dem griechiſchen Reiche ſehr mächtigen Waräger ſei, bei weitem die wahrſcheinlichſte, in⸗ dem die ſcheinbar noch näher liegende, daß fie von dem Einfalle der Gothen in Attika her: rühre, durch den Umſtand widerlegt wird, daß die erkennbaren Wörter durchaus altnor⸗ diſch ſind und es äußerſt zweifelhaft iſt, ob die wilden Gothen überhaupt vor Ulphilas den Gebrauch der Schrift gekannt haben. | | * Herr Geheimer Kommerzienrath Oelsner zeigte ein Stück eines wollenen Tuches vor, welches einer Dekatir-Trommel als Ueberzug gedient hatte. Die zu behandelnden Tuche auf dieſe Trommel gerollt, wurden in einem abgeſchloſſenen Raume den Wirkungen der Dämpfe des kochenden Waſſers ausgeſetzt. Während einer ſechsjährigen Arbeitszeit hatte daſſelbe in ſeinem Anſehn und in ſeiner inneren Struktur eine bemerkenswerthe Ver⸗ änderung erfahren. Es war der Farbe nach ſchwarz, ließ auf ſeiner Oberfläche keine Fadenrichtung wahrnehmen, war ſehr ſpröde und zeigte glänzenden muſchligen Bruch. Am Lichte angezündet, brannte es mit rußender Flamme und zeigte in ſeinem ganzen Aus⸗ ſehen eine überraſchende Aehnlichkeit mit Steinkohle. Niemals war die Temperatur der Dämpfe, welche in die Dampfkammer traten, höher als einige und achtzig Grade R. ge⸗ weſen. Die Trommel aus Eiſen hatte zunächſt einen Ueberzug aus ſtarker Leinwand, über welcher jenes Tuch gebreietet und zuſammengenäht worden war. Die Leinwand zeigte keine Veränderung und war geeignet, eine längere Arbeitsdauer zu ertragen. Am 29. Januar hielt der Sekretair der Sektion einen Vortrag über den nachtheili— gen Einfluß nicht hinreichend gereinigter Metalloberflächen auf die Schönheit der auf gal⸗ vaniſchem Wege erhaltenen Vergoldungen. Eine hinreichende Reinigung des Meſſings iſt beſonders ſchwer auszuführen, da die kurze Zeitdauer, welche zwiſchen Beitzen, Abſpü— len und Einbringen in die Vergoldungsflüſſigkeit verläuft, hinreichend iſt, ein Orydhäut⸗ chen zu bilden, und dadurch dem Anſehen der entſtehenden Vergoldung Eintrag zu thun. Es wurde durch Verſuche die Vorſchrift Becquerels, die zu vergoldenden Meſſing— arbeiten nach ſtattgefundenem Beitzen leicht mittelſt Quickwaſſers (ſalpeterſaures Queck⸗ 115 filberorydul) mit einem äußerſt dünnen Ueberzuge von Queckſilber zu verſehen und in die: ſem Zuſtande in die Vergoldungsflüſſigkeiten einzubringen, geprüft und von vortrefflicher Wirkung gefunden. Die aufgetragene geringe Menge Queckſilber wird nach ſtattgefun⸗ dener Vergoldung abgedampft. Die Vergoldung fiel ſehr ſchön aus, ließ ſich gut poliren, gleichviel, ob ſie durch Berührung mit Zink, oder durch Einwirkung einer oder mehrerer konſtanten galvaniſchen Ketten hervorgebracht worden war. Als Vergoldungsflüſſigkeit diente Chlorgold in Cyankalium und Chlorgold, in das bis zur Entfärbung Blauſäure⸗ dampf eingeleitet worden war. Auch jede andere bisher zur Vergoldung angewendete Flüſſigkeit lieferte gleiche Refultate Am 26. Februar hielt Herr Dr. Duflos einen Vortrag über die im —— vor⸗ kommenden giftigen Malerfarben und ihre ungeſetzliche Anwendung. Der Vortragende führte mehre neuerdings ihm ſelbſt zur näheren Kenntniß gekommene Fälle an von ge⸗ ſchehenen Vergiftungen bei Kindern durch den Genuß und das Belecken von mit giftigen Farben bemalten Bonbons und Spielzeugen. Derſelbe hob als eine Miturſache ſolcher ungeſetzlichen Anwendung hervor, daß in den Materialhandlungen nicht felten giftige Far- ben mit Namen bezeichnet würden, welche ſonſt nur für gewiſſe unſchädliche Farben üblich ſind, und von denen es den Konditorn bekannt iſt, daß ihre Anwendung zu den genannten Zwecken keinen Nachtheil nach ſich ziehen kann. So werden z. B. unter dem Namen blauer Karmin zuweilen Kobaltblau, zuweilen Mineralblau verkauft. Auch wurde ein ſehr ſchönes Berlinerblau vorgelegt, welches nahe zur Hälfte aus ſchwefelſaurem Bleioxyd beſtand, eben ſo ein ſogenanntes Chromgrün, welches ein Gemiſch aus Berlinerblau und chromſaurem Bleioxyd war, alſo eine giftige Farbe, während das ächte Chromgrün nur Chromoxyd, daher nicht giftig iſt. Der Vortragende folgerte hieraus, wie nothwendig es ſei, daß der Maler bei der Auswahl ſeiner Farben zum Bemalen ſolcher Gegenſtände, welche die Anwendung un— ſchädlicher Farben erheiſchen, nicht bloß die Benennungen, ſondern ganz vorzüglich die chemiſche Prüfung zu Rathe ziehe, und zeigte, wie dieſe zu dieſem Zwecke hinreichend ge: nau mit Anwendung einiger wenigen Hülfsmittel ſehr leicht ſich ausführen laſſe. Dieſe Hülfsmittel aber ſind etwas Salpeterſäure, ein / Zoll breiter, 2 — 3 Zoll langer Strei⸗ fen dünnen Eiſenblechs, und eine kleine gläſerne Weingeiſtlampe, worüber man auf dem einen Ende des Blechſtreifens ein klein wenig von der fraglichen Farbe bis zum Glühen erhitzt, indem man das andere Ende des Blechſtreifens in ein Stückchen Holz einzwängt, um ihn bequem faſſen zu können, ohne ſich zu verbrennen. Unſchädliche weiße Farben behalten hierbei ihre weiße Farbe mme bei, ſchädliche färben ſich entweder vorübergehend oder dauernd gelb. Unſchädliches Indigblau ſtößt purpurfarbige Dämpfe aus. * Unſchädliches Berlinerblau wird ohne Ausſtoßung ſolcher Dämpfe werfe, mit Hinterlaſſung einer röthlichen Aſche von laugenhaftem aa . 1 116 Unſchädliches Ultramarin wird nicht zerſtört, ———— fogleich, wenn man es noch heiß mit einigen Tropfen Salpeterſäure befeuchtet. Kobaltblau wird weder beim Erhitzen, noch e wachen Befeucten mit Salpeterſäure zerſtört. 1056 Kupferhaltige grüne und blaue Farben — — Erhitzen ſchwarz; wenn ſie gleichzeitig Arſenik enthalten, ſo hauchen ſie beim * af glühende Koh⸗ len einen deutlichen Geruch nach Knoblauch aus. Zinnober wird dunkel und verdampft vollſtändig, unter Ausiofung Yo Geruchs nach brennendem Schwefel. Bleiroth wird dunkel, verdampft nicht, —— nimmt beim ertalen die ur⸗ ſprüngliche Farbe wieder an oder wird gelb. 1 Karminroth wird ſchwarz und hinterläßt endlich eine weiße Aſche. am. Bleigelb wird dunkel, beim Erkalten wieder wie urſprünglich. — Arf enikgels ſchmilzt und verdampft. Chromgelb löſt fi in Schwefelſäure mehr oder weniger vollſtändig mit cranger gelber Farbe auf; durch Zuſatz von etwas Weingeiſt und Erhitzen wird die Farbe grün. Schließlich macht der Vortragende noch auf das unlängſt als Malerfarbe an die Stelle des Bleiweißes empfohlene Antimonweiß oder Spießglanzweiß (antimonige Säure) aufmerkſam, welches vor erſterem den Vorzug der weit geringern Giftigkeit und der voll⸗ kommneren Dauerhaftigkeit, d. h. des Nichtgeſchwärztwerdens durch ſchwefelige Ausdün⸗ — voraus hat. * Am 9. März hielt der Sekretair der Settlon einen Vortrag über den Zustand der preußiſchen Rentenverſicherungs-Anſtalt. Die 1838 ins Leben getretene Rentenverſiche⸗ rungs- Anſtalt wurde von einem großen Theile der Zeitgenoſſen mit großer Freude und mit vieler Theilnahme begrüßt. Man erblickte in ihr ein Mittel, ſich und die Seinigen den Bekümmerniſſen des heranrückenden Alters zu entziehen, wo körperliche und geiſtige Kräfte die gewohnten und nothwendigen Erwerbungen erſchweren oder unmöglich machen. Die Bereitwilligkeit, der Anſtalt zuzutreten, vermehrte ſich, da die Formalitäten, die Mit⸗ gliedſchaft zu erwerben, kein Erſchwerniß in ſich trugen und die Bedingungen für Einzah⸗ lungen den meiſten Lebensverhältniſſen anpaſſend waren. Die Beſchaffung eines Tauf⸗ ſcheins für die ältern Perſonen und die Zahlung von 15 Sgr. Einſchreibegeld für jede Einlage, gleichviel, ob vollſtändig oder unvollſtändig, ſammt 5 Sgr. Stempelgebühren, konnten in keiner Weiſe den Zutritt erſchwerend betrachtet werden. Die Möglichkeit, große und kleine Summen von 10 Thalern an der Geſellſchaft auf einmal oder in Zeitfriſten, welche den Theilnehmern genehm waren, anvertrauen zu können, ohne im letzteren Falle einen Koſtenerwachs oder anderen Nachtheil zu tragen, vermehrte insbeſondere den Zu⸗ drang, zumal die möglichen Vortheile des Beitritts außerordentlich lockend waren, indem einem Einzahler von 10 Thalern der Bezug einer jährlichen Rente von 150 Thalern in Ausſicht geſtellt war. Schon im erſten Jahre erfolgten Einzahlungen im Betrage von 852,212 Thalern, welche ſich in den beiden folgenden Jahren noch um ein Viertheil ſtei⸗ gerten, und nur im vierten um 70,000 verminderten, ſo daß die bisher ſtattgehabten Ein⸗ zahlungen 3,841,406, alſo beinahe 4 Millionen Thaler betragen. Dieſe bedeutende Summe, bei welcher das Intereſſe von faſt 131,371 Theilnehmern betheiliget iſt, hat der Anſtalt eine ſolche Wichtigkeit verliehen, daß ſie mit Recht die Aufmerkſamkeit nicht nur der Betheiligten, ſondern eines jeden Menſchenfreundes und insbeſondere der Staatsbe⸗ hörden, deren Obliegenheit die Beaufſichtigung und Leitung allgemeiner Intereſſen iſt, in Anſpruch nimmt. Das Grundprinzip dieſer Anſtalt iſt: den Theilnehmern für die Ueber⸗ laſſung zins freier, nicht kündigbarer Darlehne, welche fie in kürzerer oder längerer Zeit in beſtimmten jährlichen Raten zurückzahlt, nach erfolgter Rückgewähr, falls ſie noch am Leben ſind, eine lebenslängliche, mit der Zeit bis auf 150 Thaler ſteigende Rente als Entſchädigung zu gewähren. Den durch Tod oder Auswanderung noch vor erfolgter Rückgewähr Ausſcheidenden wird der Reſt auf einmal zurückgezahlt. Es werden die Theilnehmer eines oder, falls ihre Zahl zu gering iſt, zweier Jahre in eine Jahresgeſell— ſchaft vereiniget, und nach ihrem Alter in ſechs Klaſſen eingetheilt, deren erſte mit 12 und fünfte mit 55 Jahren abſchließt. Die ſtatutenmäßigen Rückzahlungen für die jüngeren Theilnehmer ſind geringer, als für die älteren, und werden Renten genannt. Sie betra⸗ gen nach der Folge der Klaſſen 3, 3 /, 3%, 4, 4½ und 5 Thaler auf Einlagen von 100 Thalern, und vergrößern ſich im Laufe der Zeit nach Maßgabe des Abſterbens der Mitglieder einer Klaſſe. Um die Zahlung dieſer Renten ſicher zu ſtellen, iſt für jede Einlage von 100 Tha⸗ lern das Fünfundzwanzigfache der zu gewährenden Rente abgeſetzt, als ewiges Kapital zinsbar vorgelegt und Rentenkapital benannt worden. Für die drei jüngeren Klaſſen be⸗ trägt das Rentenkapital weniger, für die beiden älteſten Klaſſen mehr als die gezahlte Einlage. Hierbei iſt der Zinsfuß von 4 Procent zum Grunde gelegt. Nach der Be: kanntmachung vom 4. December 1842 ſoll jedoch für die von 1843 an ſich bildenden Jahresgeſellſchaften der Zinsfuß von 3 / Proc. feſtgeſtellt werden. Die zu gewährenden Renten ſind dann: 2 Thlr. 20 Sgr., 2 Thlr. 27 Sgr., 3 Thlr. 5 Sgr., 3 Thlr. 15 Sgr., 4 Thlr., 4 Thlr. 22 Sgr., und das abzuſetzende Rentenkapital das Achtund⸗ zwanzigfache der zu gewährenden Rente. Das Rentenkapital gewährt daher ſo viel Zinſen zu dem angenommenen Zinsfuße, als die zu gewährende Rente beträgt. Da die jüngeren Klaſſen viel zahlreicher ſind, als die älteren, ſo bleibt bei Bildung der Rentenkapitalien ein ſolcher Ueberſchuß von den ge⸗ machten Einzahlungen, daß nicht nur der Mehrbetrag der Rentenkapitalien der beiden älteſten Klaſſen gedeckt wird, ſondern auch noch eine erhebliche Summe disponibel iſt, welche den Reſervefond mit allen ſonſtigen Einnahmen bildet. Bei Einzahlungen unter 100 Thalern werden die Renten nicht eher alljährlich gezahlt, ſondern, zu Zins auf Zins berechnet, fo lange zur Einlage gutgeſchrieben, bis fie zu einer vollen Einlage von hundert — WERE Thalern angewachſen find. Um dies früher zu erreichen, find Nachzahlungen zu machen geſtattet. Jede Klaſſe einer Jahresgeſellſchaft bildet ein Ganzes, in der Art, daß ihr ſtets die Zinſen der ihr zugetheilten Rentenkapitalien unverkürzt zufließen. Scheidet ein Mitglied aus, das noch Rückgewähr zu fordern hat, ſo erfolgt dieſelbe aus dem Renten⸗ kapital. Das Uebrigbleibende fällt dem Rentenkapital der ganzen Klaſſe zu, vermehrt den Zinſengewinn und geſtattet den Theilnehmern, die Renten zu erhöhen. Erreichen die Renten einer Klaſſe die Höhe von 150 Thalern, ſo geht der Ueberſchuß des Kapitals, welcher nicht zur Deckung der Rente erforderlich iſt, auf die nächſten Klaſſen über, ſo daß die nächſtfolgende die Hälfte, die anderen den Reſt gemeinſchaftlich nach der Höhe ihrer Kapitalien erhalten. Iſt die zu leiſtende Rückgewähr größer als das entſprechende Ren⸗ tenkapital, ſo liefert der Reſervefond den Zuſchuß. | | ee ee Bei den bisher gebildeten vier Jahresgeſellſchaften betragen die abgeſetzten Renten: kapitalien 3,406,950 Thlr. 12 Sgr. 10 Pf., wovon die Zinſen zu 4% 136,278 Thlr. 6 Pf. An Renten ſind für 1843 aber verſprochen worden 137,688 Thlr. 12 Sgr. 11 Pf., wovon 59,408 Thlr. 1 Sgr. 5 Pf. den unvollſtändigen Einlagen gut zu ſchreiben ſind. Die Direktion muß daher einen Theil der Kapitalien zu höherm Zinsfuße, als der projektirte, benutzen, um eine 1410 Thlr. 12 Sgr. 5 Pf. höhere Rente zu zah⸗ len, oder dieſen Zuſchuß aus den Zinſen des Reſervefonds liefern. a Der Reſervefond wird gebildet: 1) aus den Ueberſchüſſen der Einzahlungen bei Bil⸗ dung der Rentenkapitalien der Klaſſen; 2) aus den Einſchreibegeldern von 15 Sgr. p. Einlage; 3) aus Aufgeldern 6 Pf. p. Thaler bei ſolchen Einzahlungen, welche nach dem Schluſſe der Jahresgeſellſchaft nach dem 2. September erfolgen; 4) aus Zwiſchenzinſen; 5) aus Zinſen vom Reſervefond; 6) aus Aufgeldern bei Papieren; 7) aus außerordent⸗ lichen Einnahmen. Nn Gnu Aus demſelben ſoll beſtritten werden: 1) der Zuſchuß zu den Zinſen der Renten⸗ kapitalien, falls ſie nicht ausreichen; 2) der Zuſchuß zur Rückgewähr, wenn das Renten⸗ kapital nicht ausreicht; 3) der Zuſchuß zum Rentenkapital bei Ergänzung unvollſtändiger Einlagen; 4) die Deckung von Agio und anderem Verluſt; 5) die Koſten der Verwal⸗ tung; 6) die Erhöhung der Renten, wenn er entbehrliche Ueberſchüſſe hat. Der Reſerve⸗ fond beſteht gegenwärtig aus 390,740 Thlrn. 16 Sgr. S Pf. 11 Dieſe Anſtalt, welche ihre Einrichtungen auf die Erfahrung ähnlicher Inſtitute in Wien, Stuttgart und Karlsruhe gründete, von denen das in Wien ſeit dem Jahre 1825 beſteht, erfuhr von mehreren Seiten heftige Angriffe, welche ſie in ihrem Beſtehen zu erſchüttern fürchten ließen. Dieſe find theils gegen die Grundſätze gerichtet, auf welche das Inſtitut gegründet iſt, theils gegen die wirklich ſtattgehabte Verwaltung nach den vier- jährigen, bisher von der Geſellſchaft ausgegebenen Rechenſchaftsberichten. | | Unter den Angriffen, welche gegen die Grundſätze der Gründung des Inſtituts ge richtet ſind, iſt wohl der am meiſten hervorzuheben, daß ſämmtlichen Theilnehmern einer Jahresgeſellſchaft nur die landesüblichen Zinſen von dem abgeſetzten Rentenkapital zu 19 —— Theil werden, das Kapital felbft aber nach ihrem Abſterben an eine zweite und dritte Jahresgeſellſchaft vererbt werde, mit welchem ſie in keinem anderen Verbande geſtanden haben, als daß ihre Kapitalien von derſelben Direktion verwaltet wurden; daß bei fort⸗ geſetzter Vererbung die Rentenkapitalien der ſpäteren Jahresgeſellſchaften ſich ſo vergrö— ßern müſſen, daß der zu erreichende Gewinn den Zudrang zur Geſellſchaft in ſteigendem Grade vermehren und die Ausdehnung der Verwaltung endlich eine Ueberſicht unmöglich machen würde. Man betrachtete daher dieſe Anſtalt als eine Leibrenten-Geſellſchaft, welche nur landesübliche Zinſen zahle und das Kapital verſchlinge, was gegen die beſte— henden Geſetze ſei. Es wurde daher die Forderung geſtellt, das Rentenkapital ſelbſt mit zur Theilung zu bringen, ſo daß mit Abſterben der Jahresgeſellſchaft auch das Renten— kapital aufgezehrt werde, um dadurch in den einzelnen Klaſſen ein ſchnelleres Steigen der jährlich auszuzahlenden Renten zu bewirken und den Verluſt der zu früh Abgegangenen den Ueberlebenden in genügendem Maße zum Vortheil gereichen zu laſſen. Insbeſondere tadelte man auch die Einführung der unvollſtändigen Einlagen, da dieſelben die Buchfüh— rung außerordentlich erſchwerten und koſtſpielig machten, ohne daß die Inhaber auf ent— ſprechende Weiſe zu den Koſten beitrügen und im von den Einzahlern der vollen Ein⸗ lagen übertragen werden müßten. Bei der Gründung der Rentenverſicherungs— Anſtalt ging man von dem e freundlichen Geſichtspunkte aus, daß Kapitaliſten oder Vermögen Beſitzende ſchwerlich an der zu gründenden Geſellſchaft erheblichen Antheil nehmen würden, weil ein ſchneller und wiederholter Umſatz ihres Vermögens einen genügenden Gewinn für fie abwirft, der auch in dem Alter, welches ihnen überdies wenig hinderlich zu fernerem Erwerb iſt, ihr Aus— kommen ſicher ſtellt, aber wohl für die minder bemittelte Volksklaſſe Sorge zu tragen ſei, welche in dem mittleren Lebensalter hinreichend erwirbt, um ſich den nöthigen Unterhalt zu verſchaffen und geringe Erſparniſſe für die ſpäteren Lebensjahre in eine Sparkaſſen⸗ Anſtalt einzulegen, um dieſer in der Zeit, wo die Kräfte zu fernerem Erwerb fehlen, einen größeren Betrag als Rente zu verabreichen, als es unter anderen Umſtänden möglich ſei. Der Uebertrag der Rentenkapitalien von einer Jahresgeſellſchaft auf die anderen werde dann allerdings auf dieſe vortheilhaft einwirken und ihnen größere Vortheile gewähren, als gegenwärtig beim Beginn der Anſtalt zu erreichen ſtehe; aber man gründe dadurch der Zukunft ein Inſtitut, welches mit den Jahren reicheren Segen einbringen werde. Daß der Wohlhabendere, welcher eine oder mehrere volle Einlagen der Geſellſchaft über— giebt, eben ſo viel zur Unterhaltung derſelben beiträgt, als der Einleger von 10 Thalern, obgleich Letzterer mehr Mühe und Koſten veranlaßt, könne in Rückſicht auf die Vortheile des Gemeinwohles, welches daraus entſpringt, daß ſehr viele Unbemittelte beitreten und durch die Anſtalt in ihrem Alter in einen erltichterehn oder ſorgenfreien Zuſtand verſetzt | werben, nicht in Anſchlag gebracht werden. Die zweite Art von Angriffen der Geſellſchaft betraf die Verwaltung derſelben. Die Vorwürfe, welche in dieſer Hinſicht erhoben worden, ſind ſo erheblicher Art, daß bei hin— 120 reichender Begründung derſelben die Erſchütternng und Auflöſung des Inſtituts als nahe bevorſtehend zu betrachten wäre. Es iſt ſogar die Behauptung ausgeſprochen worden, daß das Inſtitut bereits gegenwärtig inſolvent ſei. sch In den letzten vier Jahren find von der Direktion alljährlich Rechenſchaftsberichte herausgegeben worden, aus welchen der Zuſtand der Kaſſe und der Geſellſchaft überhaupt erkannt werden ſoll. Es iſt unzweifelhaft, daß dieſe Berichte mangelhaft ſind, und den Zuſammenhang der Einnahmen und Ausgaben theils ſchwer, theils gar nicht erkennen laſſen. Der Wegebaumeiſter Herr Schnepel hat es daher unternommen, eine Ueber⸗ ſichtstabelle der Einnahme und Ausgabe in ſeiner Beleuchtung der preußiſchen Rentenver⸗ ſicherungs⸗Anſtalt auszuarbeiten, welche eine möglichſt klare Ueberſicht der einzelnen Po⸗ ſten und des Zuſammenhangs derſelben unter einander geſtattet, wofür ihm reicher Dank gebührt. Bei Beurtheilung des Vermögenszuſtandes der Geſellſchaft ift derſelbe von dem Geſichtspunkte ausgegangen, daß alle gemachten Einzahlungen der Theilnehmer unverkürzt in dem Vermögensbeſtande nebſt den gutgeſchriebenen Renten vorhanden ſein müßten. Sämmtliche Einlagen, Gutſchreibungen und Erbſchaften betragen aber 3,862,942 Thaler 21 Sgr. 4 Pf. Das vorhandene Vermögen iſt 3,797,690 Thlr. 29 Sgr. 6 Pf., mit Einſchluß einer Prämie auf Staatsſchuldſcheine von 25,865 Thlr. 10 Sgr. 9 Pf., welche zur Regulirung der folgenden Jahre verwendet werden ſoll. Rechnet man dieſe von dem Vermögen ab, ſo bleiben noch 3,771,825 Thlr. 18 Sgr. 9 Pf., mithin weniger 91,117 Thlr. 2 Sgr. 7 Pf. | | Unter dem Vermögen der Anftalt befinden ſich Cours habende Papiere, deren Agio bei der Einwechſelung 66,434 Thlr. 12 Sgr. 5 Pf. betrug. Beim Umſatz derſelben dürfte daſſelbe ganz oder theilweiſe dem Vermögen zugehen. Zieht man daſſelbe von jener Summe des Minderbetrages ab, ſo bleiben 24,682 Thlr. 20 Sgr. 2 Pf., von welchen 1900 Thlr. 1 Sgr. S Pf. Agio-Verluft und 22,782 Thlr. 18 Sgr. 6 Pf. Zuſchuß zu den Verwaltungskoſten der Anſtalt ſind. Die Verwaltungskoſten ſollen nach den Statuten aus den Einſchreibegeldern, Auf⸗ geldern, Zwiſchenzinſen und Zinſen des Reſervefonds beſtritten werden, und betragen 164,694 Thlr. 4 Sgr. 11 Pf. — Nach den Statuten der Geſellſchaft iſt aber eine ſolche Forderung unzuläßig. Nach denſelben ſoll den Theilnehmern der fünfundzwanzigfache und in neuerer Zeit der achtundzwanzigfache Betrag der Rente kapitaliſirt und für ewige Zei⸗ ten unverkürzt als Rentenkapital verbleiben, von dem Ueberſchuſſe aber der Reſervefond gebildet werden, der alle Ausfälle zu decken hat. Es betragen die Renten-Kapitalien 3,406,950 Thlr. 12 Sgr. 10 Pf., davon die Zinſen zu 4 Procent 136,278 Thlr. 6 Pf. Die für 1843 verſprochene Rente, 78,280 Thlr. 11 Sgr., zahlbar und 59,408 Thlr. 1 Sgr. 5 Pf. gutzuſchreiben, zuſammen 137,688 Thlr. 12 Sgr. 11 Pf. Da dieſer Betrag größer ift, fo muß ein Zuſchuß aus dem Reſervefond von 1410 Thlrn. 12 Sgr. 5 Pf. gemacht werden, oder es trägt ein Theil der Kapitalien höhere Zinſen, als zu 4 Procent. Die Rentenkapitalien decken daher die verſprochene Rente. Iſt der Reſervefond in einer ſolchen — daß er die laufenden Admini⸗ ſrationskoſten durch feine Zinfen fammt den ſonſt ihm gebührenden Einnahmen zu def — — ſo kann keine Beſorgniß den Theilnehmern erwachſen. Nach dem ierjährigen Durchſchnitte betragen die Adminiſtrationskoſten 41,173 Thlr. 16 Sgr. die Einſchreibegelder 16,420 Thlr. 26 Sgr. 3 Pf., die Aufgelder 2799 Thlr. Sgr. 10 Pf., die Zwiſchenzinſen 11,406 Thlr. 22 Sr. 2 Pf., die Zinſen des 15,629 Thlr. 18 Sgr. 8 Pf., zuſammen 46,257 Thlr. 2 Sgr. 11 Pf., woraus erhellet, daß die Adminiſtrationskoſten für die Zukunft gedeckt ſind, und Ausfälle durch den nach dem vierjährigen Mittel 97,685 Thlr. betragenden Zuwachs des Ber ſervefonds zu jeder Zeit beftritten werden können. Zur Beantwortung der Frage, ob die Geſellſchaft gegenwärtig inſolvent ſei, — man unterſuchen, ob ſie die Theilnehmer befriedigen könnte, wenn ſie plötzlich ſtürben oder auswanderten. Die Geſellſchaft hat ſtatutenmäßig an die Inhaber voller Einlagen ſo viel uri z — zahlen, als ſie eingezahlt haben, weniger der in Empfang genommenen Renten, an die der unvollſtändigen Einlagen, die baaren Einlagen. Da in den Rechenſchafts⸗ berichten die Einlagen mit den Erbſchaften und gutgeſchriebenen Renten zuſammengezogen ſind, ſo erſcheinen die Zugänge nach Abzug der gutgeſchriebenen Renten um die Erbſchaf— ten größer, als die wirklichen Einlagen. Sieht man von dieſem Umſtande zu Gunſten der Theilnehmer ab, ſo betragen ſämmtliche Einlagen mit den Erbſchaften 3,841,406 Thlr. 11 Sgr.; davon ſind zurückgewährt 60,685 Thlr. 10 Sgr. 6 Pf. an abgegangene er, 127,892 Thlr. 23 Sgr. an Renten gezahlt, und es verbleiben noch 3,652 „828 Thlr. 7 Sgr. 6 Pf., welche Summe an die Intereſſenten zurückzuzahlen wäre. Das Vermögen der Geſellſchaft iſt aber 3,797,690 Thlr. 20 Sgr. 6 Pf., wo⸗ bei das Agio auf Papiere zum Nachtheil der Anſtalt verrechnet iſt. Es verbleibt within noch für dieſen Fall ein Ueberſchuß von 144,862 Thlrn. 13 Sgr. Es würde den Vortragenden freuen, wenn dieſe Betrachtung zur Beruhigung von Betheiligten, fo wie der Menſchenfreunde, welche an dem Inſtitute lebhaften Antheil ge= nommen haben, beitragen ſollte. 50 Am 22. April ſprach Herr Dr. Duflos in einem durch Verſuche erläuterten Vor⸗ trage über die chemiſchen Prinzipien, worauf ſich die angewandten verſchiedenen Prüfungs⸗ weiſen der Pottaſche und Soda auf ihren Handels- und techniſchen Werth gründen, nach⸗ dem er eine Auseinanderſetzung der Art und Weiſe, wie das Kali nach erfolgter Zerſetzung des Feldſpaths, mittelſt Kohlenſäure i in kohlenſaures und kieſelſaures Kali, in die Pflanzen übergehe und zur Entſtehung organiſcher Säuren Veranlaſſung gebe, ſo wie eine Erörte⸗ über die Darſtellung der genannten Salze, vorausgeſchickt hatte. 18 Anm 7. Oktober ſprach Derſelbe über den Urſprung des Stickſtoffs in den Pflanzen, mit Bezug auf die neueſten Verſuche von Mulder. — Der Vortragende leitete den Gegen⸗ 16 BE ftand mit folgenden Worten ein: Bekanntlich hat ſich vor wenigen Jahren der ausge: zeichnete Naturforſcher Liebig mit der Zuſammenſtellung der verſchiedenen, bis dahin gemachten Erfahrungen in Bezug auf die Pflanzenernährung beſchäftigt, und vom chemi⸗ ſchen Standpunkte aus eine kritiſche Erörterung und Sichtung derſelben unternommen. Die Reſultate, zu denen er hierbei gelangte, hat er in ſeinem wichtigen Werke: Die Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Phyſiologie niederge— legt, welches Buch gewiß für immer den Anfang einer neuen Epoche für die Theorie und Praxis des Landbaues bezeichnen, und dem im Fortgange der Zeit unzweifelhaft eine im— mer größere Anerkennung zu Theil werden wird. In der That, ich fürchte nicht zu viel zu behaupten, wenn ich es als meine individuelle Anſicht ausſpreche, daß Liebig's Buch für die Agricultur das iſt und werden wird, was ein halbes Jahrhundert früher Lavoi— ſier's Fundamentalwerk: Syſtem der antiphlogiſtiſchen Chemie für die ge⸗ ſammte Chemie war und geworden iſt. Beide Lehren ſind ſich darin gleich, daß die Entdeckung der einfachen Thatſachen, welche die Hauptgrundlage dieſer Lehren bilden, ihren Urhebern eigentlich nicht angehören, ſondern ſchon geraume Zeit bekannt waren, ohne jedoch in ihrer Wichtigkeit irgendwie ge— würdigt worden zu ſein. Aus der von Lavoiſier in ihren vielfachen Beziehungen verfolg— ten, bereits 150 Jahre früher von Jean Rey gemachten Entdeckung des Antheils, wel— chen die atmoſphäriſche Luft an dem Verbrennungsprozeſſe nimmt, iſt, allen Widerſprüchen ungeachtet, eine völlige Umgeſtaltung der chemiſchen Theorie und Praxis hervorgegangen. Eine ähnliche Umgeſtaltung bereitet Liebig's nicht minder einfache und klare, von der vor bereits 70 Jahren von Prieſtley gemachten Entdeckung ausgehende, Erörterung des Antheils, welchen die atmoſphäriſche Luft an der Pflanzenernährung nimmt, dem Landbau vor. Die Phlogiſtontheorie iſt nach ſchwerem Kampfe der Oxydationstheorie gewichen; daſſelbe Schickſal bereitet unaufhaltſam die Theorie von der Aſſimilation der Kohlenſäure der Humustheorie vor. Liebig's Lehre hat zwar auch in der Gegenwart volle Anerkennung gefunden; dieß beweiſen hinlänglich die raſch auf einander folgenden zahlreichen Auflagen des oben ge— nannten Werkes nicht bloß im Vaterlande, ſondern in faft allen Sprachen der gebildeten Völker. Aber, wie alles Werthe, ſo hat auch ſeine Lehre großen Widerſpruch gefunden, und, wie die antiphlogiſtiſche Lehre, ſogar unter den Häuptern der Wiſſenſchaft, große Gegner ſich erweckt. Indeß, mehr als durch einen ungetheilten Beifall, wird eben durch dieſe Widerſprüche der Uebergang der neuen Lehre in das Leben gefördert; denn die man— nichfaltigen, dadurch hervorgerufenen Forſchungen werden ihre Schattenſeiten — und welches menſchliche Werk wäre frei davon — immer mehr aufhellen und die waltetthafe tigkeit und Nichtigkeit vieles ſcheinbar Entgegenſtehenden bloßlegen. Bereits früher habe ich die Ehre gehabt, in dieſen Verſammlungen — 4 gegen Liebig gemachte Einwendungen zu widerlegen; gegenwärtig will ich mir erlauben, Sie auf eine neue, nach meiner Anſicht ebenfalls unhaltbare Widerlegung eines der von Liebig — BB — aufgeſtellten Grundgeſetze der Pflanzenernährung aufmerkſam zu machen, welche um ſo mehr eine beſondere Inbetrachtnahme erfordert, als ſie von einer der gegenwärtig erſten Autoritäten im Fache der Chemie ausgegangen iſt. Dieſe Autorität iſt Mulder, Pro— feſſor an der Univerſität zu Utrecht; der von ihm angegriffene Gegenſtand iſt die Liebig'ſche Lehre vom Urſprunge des Stickſtoffs in den Pflanzen. Diäer Vortragende erörterte nun ausführlich die verſchiedenen Formen und Zuſtände, in welchen der Stickſtoff in den Pflanzen ſich vorfindet; er zeigte, wie einige dieſer For— men allerdings auf einzelne Pflanzengattungen beſchränkt ſeien, andere dagegen allen Pflanzen ohne Ausnahme angehören, und wie, nach den genauen Unterſuchungen von Bouſſingault, gerade bei den Futtergewächſen der größere oder geringere Gehalt der— ſelben an dieſen allgemeinen Stickſtoff-Beſtandtheilen den größern oder geringern Kultur— werth dieſer Gewächſe bedinge. | Sowohl über den Urſprung dieſes Stickſtoffs in — Pflanzen, als auch über die Form, in welcher er von den Pflanzen aufgenommen werde, habe man früher keine deut— liche Vorſtellung ſich gemacht, und erſt Liebig, auf Gründen der Erfahrung und der Ana— logie fußend, habe darzuthun geſucht: 1) daß er ausſchließlich in der Form von Ammo— niak (Stickſtoff⸗Waſſerſtoff) von den Pflanzen aſſimilirt werde, und daß Ammoniak in der Luft, dem Waſſer und dem Boden ſich zu ſolchem Zwecke in hinreichender Menge vor— finde; 2) daß aber der Stickſtoffgasgehalt der atmoſphäriſchen Luft weder als ſolches von den Pflanzen aſſimilirt, noch auch 3) auf irgend eine Weiſe zu Ammoniak werden könne. Dieſer letztere Punkt nun ſei es, welchen Mulder angreife und verwerfe, während er, was die beiden erſteren anlange, vollkommen mit Liebig übereinſtimme. Nun zeigte aber der Vortragende, daß gerade jene beiden erſten Punkte das Weſent— liche der Liebig'ſchen Lehre ſind, und daß ſie, einmal zugegeben, auch die Annahme des dritten unausweichlich in ſich ſchließen, wenn man nicht gleichzeitig auch die allgemein feſt⸗ begründete Erfahrung verwerfen wolle, daß Ammoniak andererſeits auch die Form ſei, in welcher der Stickſtoffgehalt der Pflanzen- und Thierkörper im Verweſungsprozeſſe ſich abſcheide und in die Medien zurückkehre, woraus die Pflanzen urſprünglich ihn entnom⸗ men. Der Vortragende legte außerdem noch dar, wie wenig bei einer vorurtheilsfreien Prüfung die von Mulder zur Begründung ſeiner Behauptung in Betreff der Ammoniak⸗ bildung auf Koſten des atmoſphäriſchen Stickſtoffgaſes unternommenen und beſchriebenen Verſuche geeignet ſeien, den Beweis ſolcher Ammoniakentſtehung zu führen, und daß end⸗ lich diejenigen, welche demungeachtet als dadurch überzeugt ſich bekennen wollten, auf die⸗ ſem Standpunkte auch jeglichen Antheil des Stickſtoffgehalts ſtickſtoffhaltigen Düngers an der die Vegetation förderlichen Wirkung dieſes Düngers leugnen müßten, da ja die Atmo— ſphäre durch ihren übergroßen Stickſtoffgehalt überall die Entſtehung übergroßer Mengen nic! veranlaffen müßte. Von dem Direktor Herrn Petzeld wurde ein Bericht! über die Realſchule zu Neiſſe, und von dem Gewerbe- und Gartenverein zu Grünberg ein ee vorgelegt. — 2 —— Am 21. Oktober gab der Gymnaſiallehrer Herr Dr. Sondhauß einen Bericht über die Einrichtung und Wirkung der von Repſold erfundenen Feuerſpritze, welcher theils auf eigener Anſchauung und Beſprechung mit dem ae Heie auf dem Zeitſchriften darüber Veröffentlichten beruhte. in | Die Löſchanſtalten Hamburgs waren feit langer Zeit wegen ihren Worteflicteit d. 65 rühmt. Als man dennoch nach dem großartigen Unglücke der alten Hanſeſtadt im Jahre 1842 die Unzulänglichkeit derſelben erkannt hatte, ſuchte man durch mannichfache zweck— mäßige Einrichtungen, beſonders durch Erlangung möglichſt vollkommener Spritzen, ſichere Mittel zur Vekämpfung des Feuers zu erhalten. Es ſollten, nach dem Auftrage der Behörde, Spritzen von größerem Kaliber als bisher konſtruirt werden, welche im Winter zum Schutze des Hafens auf dem Eiſe gebraucht werden könnten. Hierdurch ver— anlaßt, ſuchte der Spritzenmeiſter und Mechanikus Repſold, da der Gebrauch der bisher üblichen Spritzen wegen des zu großen Gewichts und der erſchütternden, ſtoßweiſen Be— wegung des Druckbalkens auf dem Eiſe mit großer Gefahr verbunden iſt, die ſtoßweiſe Bewegung in eine rotirende zu verwandeln. Der Erfolg ſeiner Bemühungen war ben die Konſtruktion der von ihm erfundenen Rotationsſpritze. Der weſentlichſte Beſtandtheil jeder Maſchine, durch welche Waſſer gehoben oder | emporgeſchleudert werden ſoll, ift ein Gefäß, in welchem die bewegende Kraft auf das Waſſer wirkt, und in dieſem Behälter, dem Stiefel der gewöhnlichen Spritzen, müſſen zwei Oeffnungen ſein, durch welche das Waſſer reſpektive eingeſogen und ausgeſtoßen wird. Ein ſolches Gefäß iſt natürlich auch bei der Repſold'ſchen Spritze vorhanden, und hat die Geſtalt von zwei gleichen Cylindern, welche nach Wegnahme eines dem achten Theile ihres Durchmeſſers entſprechenden Segmentes an einander geſetzt werden. Jene beiden Oeffnungen ſind, einander gegenüberſtehend, an den Verbindungsſtellen angebracht. Die beiden ebnen Flächen dieſes metallnen Doppelcylinders find durch eine mit Zugſchrau⸗ ben angepreßte ebne Platte geſchloſſen. Der Kolben und die beiden Ventile der gewöhnlichen Spritzen werden erſetzt durch zwei einander vollkommen gleiche walzenförmige Körper, die beiden Kolbenſtücke. Von der Geſtalt derſelben erhält man am leichteſten die richtige Vorſtellung, wenn man ſie aus einem größern und einem kleinern Halbcylinder fo zuſammengeſetzt denkt, daß die Axen zuſammenfallen. Der Durchmeſſer des größern Halbeylinders iſt doppelt jo groß als der des kleinern und beinahe gleich dem Durchmeſſer der Cylinder, aus welchen das vorher erwähnte Gefäß zuſammengeſetzt gedacht würde. Außerdem ſind die 1 Kanten des größern Halbcylinders nach einer Epicykloide abgerundet. In jeden der beiden Cylinder des oben beſchriebenen Gefäßes iſt nun ein ſolches Kol⸗ benſtück ſo eingeſetzt, daß ſeine Axe mit der des Cylinders zuſammenfällt und ſeine ebnen Endflächen ſich dicht anſchließend an die Seitenplatten jenes Gefäßes anlegen. Die Axen der beiden Kolbenſtücke gehen durch dieſe Seitenplatten, an welchen ſich die Lager befin⸗ den, hindurch, und ſind durch zwei an der Außenſeite angebrachte gleich große — SR — 9 — verbunden, ſo daß die Kolbenſtücke ſich nur zugleich und zwar mit gleicher Geſchwindigkeit nach der entgegengeſetzten Richtung bewegen können und dadurch in der richtigen gegen⸗ ſeitigen Stellung erhalten werden. Auf jeder Seite der einen Axe iſt eine Kurbel N bracht, ſo daß vier Arbeiter bequem an der Maſchine arbeiten können. Ne Die gleichzeitige Bewegung der beiden Kolbenſtücke und die dadurch erfolgende Wir⸗ kung der Maſchine läßt ſich ſchwer genauer beſchreiben, iſt aber leicht durch eine einfache Konſtruktion des Querſchnitts in einigen Stadien der Drehung einzuſehn. Ign der Verſammlung konnte der Vortrag durch zwei Modelle des Querſchnitts von Pappe, welche Herr Stadtrath Scholtz angefertigt hatte und durch das hölzerne Modell des Berichterſtatters erläutert werden. Geht man vou der Stellung der Kolbenſtücke aus, in welcher dieſelben von einer durch ihre Axen gelegten Ebene halbirt werden, ſo bemerkt man an jeder der beiden früher erwähnten Oeffnungen des cylindriſchen Gefäßes einen nicht ausgefüllten Raum, von denen bei Drehung der Kolbenſtücke der eine größer, der andere kleiner wird, ſo daß alſo an der einen Oeffnung ein Saugen, an der andern ein Komprimiren oder Ausgießen ſtattfindet. Bei fortgeſetzter Drehung wird die eingeſogene Flüſſigkeit von dem einen Kolbenſtücke ſeitwärts von der Oeffnung abgeſperrt und nach der Ausgießöffnung hineingeführt. Daſſelbe geſchieht während der zweiten Hälfte der Umdrehung durch das andere Kolbenſtück. Es findet demnach an der einen Oeffnung ein beſtändiges Saugen, an der andern ein beſtändiges Ausgießen ſtatt, und es iſt nicht erſt ein Windkeſſel nothwendig, um mit einer ſolchen Spritze einen ununterbrochenen Waſſer— ſtrahl zu erhalten. Bei dieſer Bewegung müſſen ſich die beiden Kolbenſtücke immer ſo dicht an einander und an die innern Wände der Cylinder, in welchen ſie ſich bewegen, anlegen, daß die bei— den Oeffnungen vollſtändig von einander getrennt ſind. Deßhalb iſt der kleinere Halb— cylinder der Kolbenſtücke und die anliegende ebene Fläche des größern bis zur epicykloidi— ſchen Abrundung mit Leder überzogen; eben ſo ſind in jedem der Cylinder des Gefäßes drei Dichtungen, entweder von einfachen Lederſtreifen oder von mit Leder überzogenen vor— ſpringenden Federn, angebracht, fo daß die größern blanken Cylinderflächen der Kolben: ſtücke nicht unmittelbar an die innern Wände des Gefäßes anſchließen. Dieſer dichtenden Lederſtreifen oder Federn wegen iſt auf der Außenſeite an einer Axe noch eine Hemmung angebracht, ſo daß die Kurbeln nur nach einer Richtung bewegt werden können, während ſonſt, da die Maſchine in Beziehung auf die beiden Oeffnungen ganz are gebaut We nach beiden Seiten hin verdichtet und verdünnt werden könnte. Der beſchriebene Apparat iſt mittelſt eines eiſernen Geſtelles ſo aufgeſtellt daß die beiden Aren horizontal und zwar die eine über der andern zu liegen kommen. Die beiden Oeffnungen des Doppelcylinders werden, natürlich der verſtatteten Drehung entſprechend, mit einem Saug⸗ und einem Ausgießrohre verſehen. Die Wirkung dieſer Maſchine iſt nach den Berichten ſehr groß. Sie ſoll, von vier Arbeitern in Bewegung geſetzt, eine große engliſche Feuerſpritze, zu der eine bedeutende — 8 — Mannſchaft erforderlich iſt, übertroffen haben. Vier Mann, die an den zwei Kurbeln arbeiteten, waren im Stande, aus dem, einen Zoll im Durchmeſſer haltenden, Gußrohr einen Waſſerſtrahl 60 Fuß hoch und darüber zu treiben; in einer Minute betrug die fort⸗ geſchaffte Waſſermenge, allerdings bei ſtarker Anſtrengung ver — ungefähr zwei Orhoft. Eine neue und gut konſtruirte Repſold'ſche Spritze leitet — in Beziehung auf die Förderung und Treibhöhe der Waſſermenge, Ausgezeichnetes; ihr größter Vorzug beſteht aber in ihrer Kompendioſi ität und ihrem geringen Gewichte. Zwei Mann können dieſelbe transportiren; in das oberſte Stockwerk eines Hauſes kann ſie mit Leichtigkeit ge⸗ bracht werden und von dort aus, nur von vier Mann bewegt, mit ihrem 5 — ſerſtrahle das Feuer in einem gegenüber liegenden Hauſe bekämpfen. Die Maſchine erfordert allerdings eine ſehr genaue und ſorgfältige Arbeit, und ihre Konſtruktion würde einem gewöhnlichen Arbeiter gewiß unüberwindliche Schwierigkeiten darbieten. Wie vollkommen aber dieſe ſich überwinden laſſen, hat ſchon der Erfinder ge⸗ zeigt, deſſen Maſchine die Luft ſo ſtark verdünnte, daß dieſelbe nur noch eine Queckſilber⸗ ſäule von nicht ganz 0,8 Pariſer Zoll Höhe tragen konnte. Bei einem Luftdrucke näm⸗ lich, der einer Waſſerſäule von 35% Hamburger Fuß entſprach, vermochte, nach Rep⸗ ſold's Angabe, die Maſchine 34Y, Fuß Waſſer in die Höhe zu ſaugen. Dieſe Wirkung muß allerdings Erſtaunen erregen und möchte wohl nur mit einer ganz vorzüglich gear⸗ beiteten neuen Maſchine zu erlangen ſein. Jedenfalls glaubt man auf eine ſehr bedeu⸗ tende Reibung ſchließen zu müſſen, da ſich die Kolbenſtücke ſo dicht an einander und an die Lederdichtungen der Hohlcylinder anlegen, daß eine bedeutende Verdünnung und Kom⸗ preſſion der Luft möglich i iſt. Die Reibung iſt jedoch keineswegs ſo bedeutend, als man auf den erſten Blick meinen könnte, wozu wohl der Umſtand viel beiträgt, daß bei * Bewegung der Kolbenſtücke immer nur Metall mit Leder in Berührung kommt. . Für die Dauerhaftigkeit der Maſchine bürgt ſchon ihre Einfachheit, nur werden von Zeit zu Zeit die Lederdichtungen erneut werden müſſen. Zu bemerken iſt hierbei, daß feſte Körper, die mit dem Waſſer zugleich eingeſogen wurden, z. B. Steine und Kartoffeln, unberührt und ohne zu ſchaden, durch die Maſchine hindurchgegangen ſind. Gefährlicher möchten ihr wohl kleinere Körper werden, beſonders Sand. | Der Erfinder hofft, daß die der Maſchine zum Grunde liegende Idee ſich noch an: derweitig anwenden laſſen wird. Wenn nämlich auf den Kolbenſtücken von der einen Seite eine ſo hohe Waſſerſäule laſtet, daß die Reibung überwunden wird, ſo beginnt die Maſchine zu arbeiten. Repſold ſpricht auch die Hoffnung aus, daß man bei angemeſſe⸗ ner Konſtruktion ſpäter vielleicht ſelbſt den Waſſerdampf zum Treiben einer ſolchen Ma⸗ ſchine anwenden könnte, wodurch eine möglichſt einfache neue Dampfmaſchine gegeben wäre. Man kann ferner zwei Repſold ſche Maſchinen durch eine mit Waſſer gefüllte Röhre verbinden und die Kraft, die man an der einen wirken läßt, an der andern, die fi) mit bewegt, benützen, und auf dieſe Weiſe eine in manchen Fällen vielleicht ſehr zweck⸗ 127 mäßige Fortpflanzung der Kraft erlangen. Die wichtigfte Anwendung jedoch wird die Maſchine wohl immer als Spritze bei der Bekämpfung des Feuers finden, wozu ſie ur⸗ ſprünglich erdacht worden iſt. | 280 85 5 i ne 6 Am 4. November zeigte und erörtete Herr Mechanikus Pinzger ein Modell eines am Orte ausgeführten Waſſerdruckwerks, welches auch als Feuerſpritze benutzt werden kann. Es beſteht aus einem hohlen Cylinder, an den Grundflächen durch Deckplatten geſchloſſen, durch welche eine drehbare Are geht, die im Innern des Cylinders zwei Flügel mit Klappenventilen trägt. Der Cylinder hat an ſeiner Oberfläche zwei Oeffnungen für das Saug⸗ und Gußrohr. Die erſtere Oeffnung wird durch ein hohles prismatiſches Stück verdeckt, welches ſich an die Cylinderwand und Axe waſſerdicht anlegt und zu beiden Seiten Klappenventile trägt. Bei der hin und her gehenden Bewegung der Flügel legen ſich letztere abwechſelnd an das prismatiſche Mittelſtück an, und er eugen beim Rückgange einen luftleeren Raum, welcher ſich mit Waſſer aus dem Steigrohr füllt. Bei der An⸗ wendung als Feuerſpritze iſt ein Windkeſſel erforderlich, um den Strahl auf gleicher Höhe zu erhalten. Bei den ausgeführten Pumpwerken hat der Cylinder 7 Zoll in der Länge und 6 Zoll im Durchmeſſer. Bei jedem Hin- und Hergange werden 1Y, Quart geho- ben, ſo daß in der Minute 50 bis 60 Quart geliefert werden können. Der Secretair der Section zeigte durch einen Verſuch die Ueberziehung des Eiſens mit Meſſing auf galvaniſchem Wege. Jacobi in Petersburg verdanken wir in techniſcher Beziehung ſchon zwei wichtige Verwendungen der galvaniſchen Elektrizität: 1) zur Hervorbringung einer ſtarken bewe⸗ genden Kraft, welche mit den Wirkungen des Waſſerdampfes rivaliſiren könnte, wenn der Aufwand an Koſten nicht hindernd entgegenträte, und 2) zur Hervorbringung von ge— nauen kupfernen Abdrücken ſolcher Körper, welche die Elektrizität leiten, oder die durch Hülfsmittel in einen ſolchen Zuſtand verſetzt worden ſind. Das Verfahren, allgemein bekannt und bereits zur Hervorbringung Eupferner Statuen angewendet, wird Galvono= plaſtik genannt. Daſſelbe hat auch Veranlaſſung zu der Entdeckung gegeben, Metalle überhaupt durch andere Metalle zu überziehen, wobei beſonders die Ablagerung von Gold, Silber, Kupfer und Platin die Aufmerkſamkeit in Anſpruch genommen und verbreitete Anwendung gefunden hat. Man lernte die Mittel kennen, um ſelbſt poſitive Metalle auf negative, auch wohl Gemiſche mehrerer Metalle, niederzuſchlagen und zu befeſtigen. Der Verſuch, mit Meſſing, oder einer Legirung von Kupfer und Zink, Metalle, ins beſondere Eiſen, zu überziehen, glückte nur unvollkommen; der Erfolg war wenigſtens unſicher. Jacobi hat ein Verfahren mitgetheilt, wobei jede Unſicherheit vermieden wird. In eine nicht ſehr verdünnte Auflöſung von Cyankalium werden die Poldräthe einer beſtändigen galvaniſchen Batterie, etwa zwei bis drei Kohlenketten nach Bunſen, eingeleitet. Den Drath, welcher von der Kohle ausgeht, läßt man in ein Kupferblech und den von dem Zink herrührenden am beſten in ein blankes Eiſenblech endigen. Die Batterie muß jeden⸗ falls eine ſolche Stärke haben, daß reichliche Waſſerſtoffentwickelung an dem Eiſen ſtatt⸗ findet. Im Anfange bleibt das Eiſen weiß; nach Verlauf einiger Zeit aber, welche von der Concentrirung des Cyankaliums und der Stärke der angewendeten Batterie abhängt, überzieht es ſich mit einem Kupferhäutchen. Das Cyankalium hat dann hinreichend Ku— pfer aufgenommen. Man vertauſcht nun das Kupferblech am poſitiven Pole mit Zink⸗ blech. Der Niederſchlag von Kupfer hört auf, und das Eiſen bleibt längere Zeit blank, indem das aufgelöſte Zink von dem Cyankalium zurückgehalten wird. Endlich tritt ein Zeitpunkt ein, in welchem ſich das Eiſen mit einem Kupferhäutchen überzieht, welches nach und nach hellere Farben annimmt. Hat daſſelbe Meſſingfarbe erreicht, ſo erſetzt man das Zinkblech durch Meſſingblech. Dieſelbe Flüſſigkeit kann längere Zeit hindurch zum Ueber⸗ ziehen mit Meſſing verwendet werden. Zweckmäßig iſt, daß der zu überziehende Gegen— ſtand ſo viel als möglich von dem 8 * Meſſingblech am anderen Pole wer werde, — Am 18. November ſprach der Secretair der Sein über die Einführung einer neuen bewegenden Kraft von Selligue. Die bedeutende Kraft, welche das Schießpulver auszuüben vermag, hat von Heben die Aufmerkſamkeit der Mechaniker auf fich gezogen, um es zu Maſchinenbetrieb zu ver— wenden. Es beſteht, bei genauer und richtiger Zuſammenſetzung, aus 101,2 ſalpeterſau⸗ rem Kali, 16 Schwefel und 18 Kohle, oder KO, NO, + S 3 C. Bei der Ent⸗ zündung verbindet ſich der Schwefel mit dem Kalium, der Sauerſtoff mit der Kohle zu Kohlenſäure und der Stickſtoff des Salpeters wird luftförmig. Bei mittlerer Temperatur betragen die ſich entwickelnden Gasarten das 250 fache Volumen des angewendeten Schießpulvers. Durch die bei der Verbrennung entwickelte Wärme werden dieſe um mehr als das Sechsfache ausgedehnt, und erzeugen einen Druck, welcher zwiſchen 4 und 14 tauſend Atmoſphären geſchätzt wird. Rechnet man, wie ſich nach der Erfahrung ergiebt, daß eine 24pfündige Kugel mit 16 Pfund Pulver geſchoſſen eine Anfangsgeſchwindigkeit von 2000 Fuß hat, jo würde ihre bewegende Kraft 24. 2000 —= 48,000 Fußpfund fein, und, die Pferdekraft zu 500 Fußpfund gerechnet, 98 Pferdekräften entfprechen, wofür ein Preis von 5% Thaler zu rechnen, wenn das Pfund Schießpulver mit Thaler veranſchlagt wird. Nimmt man den täglichen Werth einer * zu 1 Thaler und die Leiſtung des Pferdes zu 500. 3600 . 8, d. i. für 8 Arbeitsſtunden zu 14,400,000 Fußpfund an, jo kommt jene Kraft, mit Pferden ausgeübt, nur auf 1 Sgr. zu ſtehen. Man hat der bedeutenden Koſtbarkeit wegen das Schießpulver daher nur verwenden können, um in kleinen Räumen eine erhebliche Kraft zum Schießen von Kugeln und Sprengen zu erzeugen. Mit größe⸗ rem Erfolge glaubte Rommershauſen es zur Ladung der Windbüchſen zu verwenden. Durch einen Zuſatz von Kohle erlangt das Schießpulver die Eigenſchaft, zu ſeiner Ver⸗ brennung eines längeren Zeitraumes zu bedürfen. Er bereitete aus langſam brennendem Schießpulver Patronen, zündete fie an, ſchraubte fie in die Flaſchen der Windbüchſen, und beſorgte auf dieſe Weiſe durch die ſich entwickelnden Gasarten ihre Ladung in ſehr 4 Zeit. 15 A Mit nicht größerem Erfolge kann die Eigenfchaft des kohlenſauren Gaſes zum Ma⸗ ſchinenbetrieb benutzt werden, welches bei 45 Atmoſphärendruck und unter Abkühlung bis zum Eispunkte ſich in einen flüſſigen Körper verwandelt, bei zunehmender Temperatur aber wieder Gasgeſtalt annimmt und eine erheblichere Spannkraft ausübt. Die Schwie⸗ rigkeit der ſchnellen Abkühlung und der Koſtenaufwand dürfte wohl ein unüberſteigliches Hinderniß ſeiner Anwendung im Großen entgegenſtellen. An dem Koſtenpreiſe ſcheiterten auch die in neuerer Zeit unternommenen Verſuche, durch elektriſche und magnetiſche Wirkungen eine bewegende Kraft zu erſchaffen, indem die Dampfkraft bisher wohlfeiler und bequemer zu erhalten iſt. Die Verſuche von Clegg, durch den Druck der Atmoſphäre ſelbſt eine Bewegung zu ſchaffen, welche vielfach günſtig in Bezug auf die Möglichkeit, Reiſende auf Eiſenbahnen fortzuſchaffen, aufgenommen wurde, aber in neueſter Zeit durch die gewichtige Stimme von Stephenſon ebenfalls des Koſtenpreiſes wegen eine Erſchütterung erfahren haben, ſo daß die Möglichkeit der nutzbaren Verwendung dieſes Prinzips nur auf einzelne günſtige und kurze Strecken be⸗ ſchränkt erſcheint, haben die Aufmerkſamkeit der Mechaniker auf das entgegengeſetzte Prinzip geleitet. Man hat die atmoſphäriſche Luft in feſten Behältern hinreichend ver- dichtet, und aus denſelben in hinreichender Menge auf die Kolben einer Lokomotive treten laſſen, wodurch die Bewegung wie bei Waſſerdampf hervorgebracht wurde. Hat der Kolbencylinder 6“ Durchmeſſer, 15 Zoll Länge, fo faßt er Y, Kubikfuß. Rechnet man zwei Cylinder, ſo ſind zu einer Umdrehung des Rades einer Maſchine, deſſen Durchmeſſer 5 Fuß, / Kubikfuß Luft nothwendig. Da das Rad 15 Fuß bei einer Umdrehung zu⸗ rücklegt, alſo zum Durchlaufen einer Meile 1600 Umdrehungen macht, fo find zur Fort- ſchaffung auf dieſer Strecke 2460 Kubikfuß Luft erforderlich, deren Druck etwa drei At- moſphären beträgt. Wendet man zehnmal dichtere Luft, etwa 30 Atmoſphären an, ſo nimmt die erforderliche Luft nur einen Raum von 246 Kubikfuß ein, und erforderte ein Reſervoir von etwa 4 Fuß Breite, 4 Fuß Höhe und gegen 30 Fuß Länge, und um fo kürzer, wenn die Verdichtung größer iſt. Die Ausführung iſt auf kurzen Strecken der Pariſer Bahnen gelungen. Ueber den praktiſchen Erfolg iſt noch nichts bekannt eworden. - | » Hieran läßt ſich die neue Verwendung einer bisher bekannten phyſikaliſchen Kraft von Selligue anreihen, welcher ſeit längerer Zeit in techniſcher Beziehung mit Einrich⸗ tung von Gaserleuchtungen beſchäftiget geweſen iſt. Ein Gemiſch von Waſſerſtoffgas und Sauerſtoffgas, in dem Verhältniſſe von 2: 1 dem Raume nach, bekannt unter dem Namen Knallgas, läßt ſich ſehr leicht durch einen glühenden Körper, ſtarken Druck, oder den elektriſchen Funken zur Vereinigung bringen. Es entſteht alsdann Waſſerdampf und eine ſo bedeutende Erwärmung, daß ein Glühendwerden deſſelben veranlaßt wird. Da 17 1 der Hergang ſehr plötzlich, fo veranlaßt der entſtandene Waſſerdampf einen fo ſtarken Druck auf die Seitenwandungen der Gefäße, in welchen das Gasgemiſch vorhanden, daß diefelben bei nicht gehöriger Feſtigkeit unter heftigem Knalle zerſprengt werden. Miſcht man jenem Luftgemenge andere Gasarten bei, welche keine Veränderung erleiden, ſo wird die entſtehende Exploſion weniger heftig und bei hinreichender Menge ganz verhindert. Eine gleiche, aber viel ſchwächere Wirkung zeigt Kohlenorydgas mit Sauerſtoff gemengt. Das Produkt der Verbrennung iſt Kohlenſäure. Selligue leitet ein Gemiſch aus Waſſer⸗ ſtoff, Kohlenoxyd und atmoſphäriſcher Luft, welche den fünften Theil Sauerſtoff enthält, in einen Cylinder, in welchem ein Kolben beweglich iſt, und entzündet dieſes Gasgemiſch. Durch die Entſtehung des Waſſerdampfes, der Kohlenſäure und die erwärmte Luft wird der Kolben fortgeſchoben und läßt ſich auf dieſe Weiſe als Triebkraft benutzen. So weit die zugekommenen Nachrichten reichen, hat Selligue die Abſicht, dieſe Ver: richtung zur Schiffsbewegung einzurichten. An den Seiten des Schiffes ſollen zwei oder vier Cylinder in der größtmöglichen Waſſertiefe des Schiffes, von 21 Fuß Länge und 3 Fuß Durchmeſſer, angebracht werden, welche horizontal liegen und am Ende 7 Fuß aufwärts bis zum Niveau des Waſſers gebogen ſind. In dem horizontalen Theile befin⸗ det fich ein Kolben mit Klappen, die fi) nach Innen öffnen. Das obere Ende der Röhre iſt verſchloſſen und trägt drei Hähne. Durch den einen Hahn wird das Gasgemiſch ein⸗ getrieben; daſſelbe durch den zweiten, indem man es gegen eine Flamme ausſtrömen läßt, entzündet, wobei die Entzündung ſich durch den Hahn hindurch bis in das Innere ver breitet; durch den dritten Hahn tritt bei feiner Oeffnung die in dem Cylinder nach der Verbrennung übrige Luft aus. Durch eine hin und her gehende Bewegung, wahr— ſcheinlich des Kolbens, werden die Luftpumpen und die Hähne bewegt. Er bereitet das erforderliche Gas, indem er durch glühende, mit Kohlen angefüllte Röhren Waſſerdämpfe leitet. Das Waſſer erleidet hierbei eine Zerſetzung und es bildet ſich 66 Waſſerſtoffgas, 28 Kohlenoxydgas und 6 Kohlenſäure. Selligue glaubt, daß dieſe Betriebskraft nur den dritten Theil der Koſten der Dampfkraft betragen werde. Am 2. December erörterte der Secretair der Section die Einrichtung und Wir⸗ kungsweiſe der neueren Lokomotiven von Stephenſon, wobei er durch Zeichnungen die Stellungen der Dampfſchieber während des Vorrückens der Dampfkolben anſchaulich zu machen ſuchte. Nach der verſchiedenen Stellung des Schwinghauptes der Dampfſchieber wird es erreichbar, daß letztere ſchon den Zuführungskanal des Dampfes abſchließen, wenn der Kolben erſt einen Theil ſeines Weges zurückgelegt hat, wodurch der einge— ſchloſſene Dampf genöthiget wird, nun vermöge feiner Expanſion denſelben weiter bis an das Ende des Cylinders zu treiben. Nur machte ſich leider dabei auch bemerkbar, daß bei ſtarker Expanſionsſtellung der Dampf früher entlaſſen wird, als der Kolben das Ende des Cylinders erreicht. | — BI —— Zur Beſtreitung der Auslagen bei Vorträgen und der Anſchaffung techniſcher aus⸗ gewählter Zeitſchriften, welche unter den Mitgliedern der Section in Umlauf geſetzt wer⸗ den, hat Seine Excellenz der Herr Finanz-Miniſter auch in dieſem Jahre ein gnädiges Geſchenk der Section überwieſen, und dadurch die Fortdauer dieſer, techniſche Kenntniſſe verbreitenden und fruchtbringenden Einrichtung geſichert, wofür ich den ehrerbietigſten Dank ausſpreche. Gebauer 5 Secretair der Section. e — Seri ch k über die Thätigkeit der naturwiſſenſchaftlichen Section der ſchle⸗ ſiſchen Geſellſchaft im Jahre 1844, von 4. R. Göppert, zeitigem Seeretair derſelben. Die naturwiſſenſchaftliche Sektion hielt in dem letztverfloſſenen Jahre achtzehn Ber- ſammlungen, in denen Folgendes verhandelt wurde: Phyſio logie. Herr Profeſſor Dr. Barkow ſprach über den Winterſchlaf der Amphibien, deſſen Erſcheinungen er vergleichend mit denen des Winterſchlafes der Säugethiere und der wir⸗ belloſen Thiere entwickelte. Seine Darſtellung, die ſich faſt durchgehends auf eigene Beobachtungen ſtützte, erſtreckte ſich über den äußeren Habitus, die Temperatur, Reſpi⸗ ration, Circulation, Secretion, Irritabilität und Senſibilität der Thiere während des Winterſchlafes. Zu einem Auszuge iſt der Vortrag nicht gut geeignet, weßhalb auf das in Kurzem erſcheinende Werk B's. über den Winterſchlaf der Thiere verwieſen wird. Am 31. Januar hielt Herr Dr. med. Günsburg einen Vortrag über die pflanz⸗ liche Natur mehrerer Kontagien des Menſchen und deren Verbreitung. Nach einigen Erörterungen über die unvollſtändige Löſung der widerſprechenden An⸗ ſichten von den Kontagien des Menſchen ging der Verfaſſer auf die geſchichtliche Entwicke⸗ lung der Entdeckungen von pflanzlichen Kontagien ein, führte ſämmtliche Gewährsmänner hierfür von Schönlein und Gruby bis auf Bennet an, und ſtellte ſich alsdann zur Be⸗ antwortung folgende Fragen: 1) Sind die genannten Gebilde Fadenpilze, find fie einander gleich, oder tragen fie geſonderte Gattungs- und Art: Charaktere an ſich? — 2) Beſtätigen ſich ihre bisherigen Fundorte, und welche andere giebt es? 3) Auf welchen Gebilden kommen ſie vor, wie verändern ſie dieſelben? 4) Auf welche Gebilde deſſelben Individuums und auf welche andere individuelle Organiſationen laſſen ſie ſich übertragen? 5) Wie geſchieht ihre Verbreitung, wirken ſie als Kontagien, oder ſind ſie nur Krankheitsprodukte? Daß die Gebilde Fadenpilze und eben nur das ſeien, geht daraus hervor, daß ihre Charaktere den ganzen Klaſſenbegriff dieſer niedrig ſtehenden Pflanzenfamilie erfüllen. Sie ſind geſonderte, zuſammengeſetzte Organismen ohne die Fähigkeit ſelbſtbeſtimmter Bewegung. Der Verfaſſer beſtätigte ihre Fundorte in der Tinea, Mentagra, Pharyngitis pseu- domembranacea, Porrigo decalvans; ſtellte nach vielfältigen Unterſuchungen ihr Vor— kommen im friſchen Auswurfe Phthiſiſcher und dem Zungenbelag Typhöſer (Hannover) in Abrede, er fand die Fäden der Sporula im Magen verſchiedener Leichen, namentlich häufig am Pylorus. Der Verfaſſer theilt die ihm am und im menſchlichen Körper vorgekommenen Faden- pilze in zwei Maſſen: die eine erſcheint in vielen Se- und Exkreten, kurz vor Beginn der Fäulniß; fie erſcheinen in Se⸗ und Exkreten, deren ſtickſtoffige Beſtandtheile ſich kry— ſtalliſirt darſtellen, ohne ihre ſaure Reaktion zu verlieren; ſehr felten auf eiweißhaltigen Flüſſigkeiten. Am häufigſten in eiweißloſen oder ſehr wenig Eiweiß haltenden Urinen; als kuglige, nur durchſcheinende, oder undurchſichtige Zellen von 0,005 mill. dram., in Glieder oder ſphäriſche Gruppen geordnet, zwiſchen welche kleinere Kügelchen von 0,0025 mill. dram. eingeſtreut ſind. Die Friſt ihrer Bildung iſt von zwölf Stunden bis vier— zehn Tage. | Gährungspilze fand der Verfaſſer auch in der Giftdrüſe einer friſch getödteten Colu- ber berus, im Speichel wuthkranker Hunde und im Naſenſchleim eines rotzkranken Pferdes. Die kleinere, aber hier wichtigere Reihe machen die Fadenpilze aus, welche in der Tinea, Mentagra, Porrigo lupinosa und decalvans, dem Soor und vom Verfaſſer im Trichoma gefunden worden ſind. Dem Verfaſſer eigenthümlich beſchreibt er das Tricho— maphyt, zum Unterſchiede das Mycoderma tineae genannt. Das Mycoderma tineae. Sämmtliche Röhrenglieder und Sporen find von einer gemeinſchaftlichen, oft ganz amorphen, oft aber aus Epithelialzellen der Haarſcheiden gebildeten Membran kapſelartig umſchloſſen. Dieſe ſteht in unmittelbarer Berührung mit der Kopfhaut, ohne ſich in fie einzuſenken. Die Hautfläche der Kapſel iſt konvex, die freie Oberfläche iſt konkav, und wird durch den Andrang von Sporen in kreisförmiger Oeffnung durchbrochen. Die hier herausſproſſenden Pilzfäden find einfache runde, cylin⸗ driſche, leere Röhren, in ungleichen Zwiſchenräumen gegliedert, und im Gliede mit einan⸗ der zu baumförmig äſtiger Verzweigung verbunden. Die leeren kugligen, oder ovalen — kernhaltigen Sporen find winkelſtändig, endſtändig, iſolirt oder in Gruppen ſtehend. An⸗ dere Fäden beſtehen aus einfach über einander geſetzten Sporenzellen, mit inniger Ver⸗ ſchmelzung ihrer Endtheile und allmäligem Zurücktreten der Kerngebilde. 6 Die zwiſchen den Pilzfäden liegenden Haare werden beim Ein- und Austritt in die Kapſel von einer eignen Scheide umgeben. N Das Mycoderma plicae, trichomaphyton charakteriſirt der Verfaſſer dadurch, daß es nach den bisherigen Unterſuchungen in den Haarwurzeln ſeinen Urſprung hat, und zwar zwiſchen der zellkernigen Ausbreitung der Haarcylinder und der Ausſtrahlung der Haaraxe, jo wie zwiſchen den Zellkernen der Haarcylinder und der Wurzelſcheide. Sie verbreiten ſich längs des Axencylinders und an der Außenfläche des Haares. Die Faden⸗ glieder ſind ſparſam, ſchmal, oft ohne irgend welche Gliederung. Die Sporen ſind oval, genabelt und an der nabligen Vertiefung oft mittels eines kurzen Stroma-Fadens an der gliedartigen Abgrenzung eingelenkt. Oft ſind dieſe Sporen einzeln in einem ſehr feinfa⸗ digen Hypothallus ſuspendirt. ö Wie die hier mitgetheilten Geſchlechter, ſind auch die andern zu dieſer Formenreihe gehörigen durch geſonderte Merkmale als ſelbſtſtändige Formen charakteriſirt. Die Gebilde, welche den Kernboden dieſer Fadenpilze überhaupt abgeben, ſind die einfach zuſammengeſetzten Oberflächen der Haarpulzen, die gefäßreiche unterſte Schicht der Haarzwiebeln, die Markzellen und Haarcylinder, ſo wie ſämmtliche Zellen der Schleim⸗ hautdrüſen. Veränderungen, welche die Haare durch dieſe Neubildung erleiden, ſind Verdickung der Wurzelſcheide, Auseinanderdehnung der einzelnen Cylinder von einander, bauchige Ausdehnung der Markröhre, ähren- oder büſchelförmige Spaltung des Haares, Ver⸗ dickung des epithelialen Ueberzugs, und endlich Verkümmerung der einzelnen Haarcylin⸗ der. Die Drüſenzellen werden einzeln hypertrophirt oder plattgedrückt, und an ihre Stelle tritt endlich eine neugebildete Schicht von Pflaſterepithel. In Bezug auf die Verbreitung dieſer Fadenpilze fügt der Verfaſſer Beobachtungen bei, die er im Januar und Februar 1843 im Höpital des Enfans trouvés in Paris über den Soor gemacht hat. Die Raſen der Soorpilze erſchienen meiſt am ſiebenten Tage nach dem erſten Auftreten krankhaften Befindens, und 48 Stunden nach lebhafter allgemeiner Röthung der Mundhöhle, in der Breite von 0,5 — 1,5 Centim., von 3— 6 Millim. Dicke, von gelber oder weißgelblicher Färbung, dem benachbarten Schleimhaut = Epithe- licken anhängend. In 22 Sektionen waren fie 17 Mal auf der Zunge, 10 Mal auf der Innenfläche der Wangen, 12 Mal auf dem weichen Gaumen, 3 Mal auf dem Gau⸗ menſegel, 2 Mal auf der Schleimhaut des Alveolarrandes, 10 Mal im Pharynx meiſt zur Seite der Epiglottis, 17 Mal im Oeſophagus, hier nur in einzelnen Zonen; — nie fanden ſie ſich auf andern, als ſchleimhäutigen Ausbreitungen, und nie außerhalb des Speiſekanals und Eingangs der Athmungswege. — u — Die Kontagioſität der Tinea hat Remack durch ſeine Verſuche feſtgeſtellt, und er: wähnt der Verfaſſer die gelungene Impfung an der Stirn eines Knabens; eben ſo im— pfen ſich Ammen in ſeltenen Fallen die Tinea ihrer Säuglinge an der Bruſtwarze. Die Kontagioſität der haarigen Mentagra, die aus Fadenpilzen beſteht, ift ebenfalls aner- kannt, und der Volksglauben, welcher dem Weichſelzopf Anſteckungskraft zuſchreibt, dan auch in manchen Fällen gerechtfertigt werden können. f Zum Schluß ſprach ſich der Verfaſſer über ſeine fortgeſetzten Impfungsverſuche und darüber aus, daß die Fadenpilze nicht Träger eines dynamiſchen Kontagiums, ſondern ſelbſt die materielle Anſteckungsmaſſe ſeien. Den 9. Oktober hielt Derſelbe einen Vortrag über die in den Krankheitsprodukten des Menſchen vorkommenden anorganiſchen Kryſtallbildungen. Nachdem der Verfaſſer das in dem Betreff von andern Forſchern Entdeckte über— ſichtlich erwähnt hatte, führte er in gedrängter Kürze die entwickelten Kryſtallbildungen vor, welche er 1) bei Anfange der Entzündung, 2) in den Produkten der Ausgänge der Entzündung: Erweichung, Schwund der Organe, 3) in den verirdeten Ateromen, 4) in abgeſchloſſenen ſeröſen Cyſtenbildungen, 5) in fettigen Entartungen, 6) in tuberkulöſen und typhöſen Produkten gefunden hat. Mit der genauen Beſchreibung der gefundenen Kryſtallformen bemühte ſich der Ver: faſſer, auch die Verhältniſſe dieſer Kryſtallbildungen zu den fundamentalen Krankheits⸗ prozeſſen aus Thatſachen darzuſtellen. Dieſe Mittheilungen machen einen Theil einer jetzt ſchon veröffentlichten (Häſer's Archiv für die geſammte Medizin, Band VII. Heft 1. 1845) Abhandlung des Ver⸗ faſſers aus. | Herr Profeſſor Dr. Purkinje ſprach über die Struktur der Zähne des Menſchen und der Thiere. Der Inhalt des Vortrages betraf die durch ihn und Andere ſchon ver— öffentlichten Beobachtungen, welche durch eine neuerlichſt angefertigte Sammlung von mikroſkopiſchen Präparaten näher erläutert wurde. | * —2— Zoologie. Herr Dr. med. H. Scholtz lieferte Ergänzungen zur Molluskenfaunga Schleſiens, welcher er folgende einleitende Worte voranſchickte: Ich erlaube mir, in folgendem Aufſatze den Freunden der Malacozoologie ein Supplement zur Molluskenfauna Schleſiens in die Hände zu geben. Ehe ich aber näher in die Sache ſelbſt eingehe, ſei es mir erlaubt, denjenigen Herren, deren Theil⸗ nahme an meinen Beſtrebungen mir neuerdings ſo nützlich geworden iſt, meinen verbind⸗ lichſten Dank abzuſtatten, namentlich den Herren: Borchard, Königl. Wegebaumeiſter zu Charlottenbrunn, Härtel, Stud. philos. hierſelbſt, Hod an, Wundarzt erſter Klaſſe hierſelbſt, Apotheker Loh mayer zu Neiſſe und Max v. Uechtritz hierſelbſt. Wie reich meine fortgeſetzten Forſchungen belohnt worden ſind, beweiſt die nicht ge⸗ ringe Anzahl für Schleſien als neu aufgefundener Arten, wie ich denn ſelbſt auch für Schleſien eine neue Gattung: Pupula Agassiz, welche zu den wahren Land⸗ Deckelſchnecken gehört, entdeckte. Alles iſt überhaupt einer Reviſion unterwor⸗ fen worden, namentlich die fo ſchwierigen Arten der Gattung Unio, bei welcher letzte⸗ ren Gelegenheit ich die ſo intereſſante und gediegene Abhandlung Roßmäßler's über die europäiſchen Unionen (Bd. 1, Heft 12) benutzte. Auch über die Verbreitung der einzelnen Arten und Gattungen nach den verſchiedenen Höhenverhältniſſen, in denen ſie vorkommen, habe ich Einiges beigefügt. Fundorte, die mir als neu bekannt geworden ſind, findet man bei den einzelnen Arten angegeben, und um zu zeigen, welche Gattungen und Arten bei uns bisher beobachtet worden ſind, habe ich auch die Arten, bei denen ich gerade nichts Neues hinzufügen konnte, namentlich angeführt. A. Land⸗ Mollusken. I. ARION Feruss. 1) A. empiricorum Feruss. Ihre Nahrung beſteht aus trocknen und zarten grü- nen Blättern, vorzugsweiſe aber aus Pilzen, in deren Hüte und Strünke er tiefe Höh— lungen frißt; fie ſollen aber auch nach Sturm (Abth. VI. Heft 1) ein Jahr lang (7) ohne Speiſe zubringen können. Werden ſie mit Zucker, Salpeter oder Kochſalz beſtreut, ſo ſchwellen ſie auf, geben einen gelben Schleim von ſich, erſtarren und ſterben bald dar— auf. Es können aus ihnen, wie aus Helix Pomatia, kräftige Brühen gewonnen werden. Die Fuhrleute ſtecken ſie zwiſchen Rad und Axe, wo ſie die Stelle des Theeres vertreten ſollen (daher der Name: Theerſchnecke). Sie dienen Schlangen, Eidechſen, Frö— ſchen, Raubkäfern (nach meinen Beobachtungen vorzugsweiſe dem Carabus violaceus, der als Inſekten- und Schnecken-Räuber auch am Tage unermüdlich die Wälder durch- ſtreift) zur Nahrung. — g. ater (Limax ater Linn.) Am Wartheberg und Ziegen: —— rücken bei Wartha; Grafenorter Park im Glätziſchen; Pitſchenberg bei Ingramsdorf; um. Charlottenbrunn (ſehr häufig). 2) A. albus Feruss. Einige, darunter namentlich Menke ( Zeitſchrift für Mala: kozoologie im Oktober ⸗Heft 1844), wollen ihn als Art noch nicht beſtimmt aner⸗ kennen, ſich auf den Umſtand ſtützend, daß man ihn noch nicht in der Begattung beobach⸗ tet habe. | 25 A. subfuscus Drap. Um Charlottenbrunn. 4) A. hortensis Feruss. II. LIMAX Feruss. 1) L. cinereus Muell. Um Charlottenbrunn; um Langenau. 2) L. cinereo- niger Wolff (in Sturm, Abth. VI. Heft 1) die grauſchwarze Nacktſchnecke. Grauſchwarz, mit einem gelblichweißen Kiele auf dem Rücken, dünnem, dreieckigem Schwanze und kreisförmig laufenden Furchen auf dem Schilde. Syn.: Limax ater dorsi carina pallide- virente? Gmel. Linn. syst. nat. T. I. p. 3099 8. Fühlfäden meiſt grau, voll kleiner Punkte; Kopf kurz, vorn abgeſtutzt, oben in der Mitte deſſelben ein kleiner ſchwarzer Kiel; Schild eiförmig, hinten dicker, mit einer ſtumpfen Spitze, voll feiner Furchen oder Runzeln, die ſich ſchlängeln und Freisför- mig herumziehen; das Loch auf der rechten Seite iſt kreisrund; der Rücken rund, grau⸗ ſchwarz, mit unterbrochenen Wülſten, auf der Mitte deſſelben ein gelblichweißer, anfangs unterbrochener Kiel, der vom Schilde bis an die Spitze des Schwanzes reicht; die Seiten des Leibes ſind grau, unten mit einem Rande; der Schwanz dünn, lanzettförmig und dreieckig; der Unterleib flach, in der Mitte weißlich, am Rande ſchwärzlich; Länge: 5% Dicke: 2“; das Schild mit dem Kopfe 1745 die großen Fühler /; der Kopf 2“ lang. — Scheint in der That eine haltbare Art zu ſein, da ich eine ziemliche Anzahl, vollkommen übereinſtimmender Exemplare fand. Aufenthalt: in Bergwaldungen (mit Limax cinereus Muell.). Ich entdeckte ſie im Juli 1843 auf dem Krähenberge und im Buckelthale bei Nieder-Langenau im Glätziſchen. Scheint ſich vorzugsweiſe von Pilzen, namentlich Boletus- Arten, zu nähren. 3) L. agrestis Linn. u | III. VITRINA Drap. I) V. elongata Drap. Nur im Winter vermag das Thier ſich gänzlich in das Gehäuſe zurückzuziehen. — Bei Charlottenbrunn: an den Ufern des Rothenhübel- und Sandloswaſſers im Dorfe Lehmwaſſer, am Sandgebirge, am Aufgange nach der Hecke, am Zuckerberge, auf dem Freudenſchloſſe und anderen Orten; auf dem Scholzenberge bei Reichenſtein (Stütze). = 2) V. diaphana Drap. Bei Nieder-Langenau in der Grafſchaft Glatz, z. B. an den Rändern der Bäche, welche vom Drei-Fichtenberge herabkommen; um Charlotten⸗ brunn (mit voriger). | | | 3) V. pellucida Drap. Bei Ratibor (Kelch); um die Felſen auf dem Pitſchen⸗ berge; Mittel-Langendorf bei Polniſch-Wartenberg; um die Gipfel der Galgenberge bei Nimkau. IV, HELICOPHANTA Fer. I) H. drevipes (Helix) Drap. V. SUCCINEA Drap. 1) S. amphibia Drap. Unter ihr dürfte wohl Neumann Naturgeſch. Schleſiſch— Lauſitzſcher Land- und Waſſer-Mollusken, S. 22) ſowohl die wahre Suceinea amphibia, als auch Suceinea Pfeifferi Rossm. vereiniget haben, was aus manchen Andeu- tungen, z. B. daß das Thier bisweilen kohlſchwarz gefärbt ſei, oder daß es auch wohl auf Nymphäenblättern vorkomme, hervorgeht. Nach Neumann ift das Thier der Suc- cinea amphibia eine Lieblingsſpeiſe von Parus biarmicus. Am Tage ſitzt es vollkommen regungslos und ſetzt ſich nur ausnahmsweiſe, nach Art der meiſten Landſchnecken, bei einem warmen Sommerregen, in Bewegung. — Ich fand ſie auch häufig in der Graf— ſchaft Glatz, z. B. um Nieder-Langenau, um Charlottenbrunn. 2) S. Pfeiffer! Rossmaessl. Um Breslau: um Schwoitſch, an den Ufern des Schwarzwaſſers, um Bruſchewitz, an Gräben zwiſchen Lilienthal und Leipe; Nimkau; bei Nieder⸗Langenau in der Grafſchaft Glatz; in einem Graben zwiſchen Kamenz und Kun⸗ zendorf (Stütze); um Charlottenbrunn. | | 3) S. oblonga Drap. Um Breslau: unter Moos an etwas erhöhten Stellen vor der Paßbrücke, am Rande von Lachen zwiſchen Wilhelmsruh und der Straße nach Hunds⸗ feld, im botaniſchen Garten, auf feuchten Wieſen zwiſchen Scheitnig und Leerbeutel; bei Ratibor (Kelch); Wieſen am Krähenberge bei Nieder-Langenau; am Fahrwege auf der Heinersdorfer Wieſe in der Nähe von Kamenz (Stütze). — Lebensthätig findet man ſie oft ſchon an warmen Apriltagen. Im Winter verſchließt ſie ihr Gehäuſe mit einem zar⸗ ten Schleimdeckel. | VI. HELIX Linn. 1) H. pomatia Linn. Der Liebespfeil ſcheint ſich, wie auch wahrſcheinlich bei andern Helices, die ihn aufzuweiſen haben, gegen den Winter hin zu regeneriren, indem man ihn bei dem einem im Winterſchlafe begriffenen Thiere ſtets im häutigen Sacke fin⸗ det, welcher kalkabſondernde Organe zu enthalten ſcheint, und deſſen innere Höhlung eine Form zeigt, welche der Form des Liebespfeiles genau entſpricht. Präparate, an welchen man letzterwähnte Erſcheinung deutlich wahrnehmen kann, verdanke ich der Güte des 22 — Herrn Profeſſors Dr. Barkow, der ſich bekanntlich ſo viel mit dem Winterſchlafe der iere beſchäftigt hat und noch beſchäftigt. Die eigentliche Beſtimmung des Liebes⸗ pfeiles hat leider noch immer viel Dunkles. — Bei Nieder-Langenau fand ich ſie ſtets mit halboffenem Nabel; um Charlottenbrunn traf ich zwei Formen an, nämlich eine von der der Ebene wenig abweichende, nur mit etwas dunkler gefärbten, deutlicheren Binden verſehenen (in den Thalgründen), und eine ſtets einfarbige, weißliche, auffallend große, ſehr dickſchalige, mit halboffenem Nabel (auf den Kämmen des Sandgebirges und anderer Berge); letztere Form auch um die Torfbrüche bei Nimkau; um Frankenſtein. — Ska⸗ laridenbildungen habe ich an ſchleſiſchen Exemplaren noch nicht beobachtet, doch fand man anderwärts dergleichen, wie z. B. aus: Hartmann's Gaſteropoden der Schweiz zu erſehen iſt, in welchen er (B. I. H. VIII. S. 217) einer ganz vollſtändigen Ska⸗ laride erwähnt und ſie tab. 87 abbildet. Das Exemplar ſelbſt, nach welchem die Ab⸗ bildung gefertigt worden iſt, wurde ihm von Herrn Alexander Seiler, dem Stifter des naturhiſtoriſchen Muſeums zu Schaffhauſen, mitgetheilt, und von dem Vater des Herrn Seiler in einem Garten in Schaffhauſen lebend aufgefunden, auch längere Zeit lebend er— halten. Eine ſchöne Skalaride, bei der ſich jedoch die Umgänge noch berühren, erhielt ich durch Herrn Gärtner Stoll aus St. Lorenzo bei Pirano in Iſtrien. Letztere gehört eigentlich der Helix ligata Muell. an, die jedoch nur als eine, durch klimatiſche Verhältniſſe bedingte Umbildung unſerer Pomatia anzuſehen iſt. 2) H. arbustorum Linn. Die var. virescens m. entdeckte ich an den kräuterrei⸗ chen Ufern des Wölfelsbaches in den höchſtgelegenen Theilen des Wölfelsgrundes. Sel- bige iſt einfarbig, gelblichweiß, mit nur äußerſt wenigen, blaßgelblichen Fleckchen be— ſprengt, zeigt keine Spur von Binde und iſt ſehr zart. Wenn die Binde vorhanden wäre, würde ich ſie für Helix alpestris Ziegl. (ebenfalls nur eine Form von Helix arbustorum) halten. — Bei H. arbustorum finden wir, namentlich bei d. subalpina, bisweilen An- näherungen zur Skalaridenbildung, doch hat man bisher bei uns noch keine vollkommenen Skalariden gefunden. Anderwärts iſt man in dieſer Beziehung glücklicher geweſen; ſo beſtätigt Hartmann (H. 7, S. 193), daß Scheuchzer ſowohl eine koniſche, als auch eine gethürmte Skalaride in zwei ſehr ſchönen Exemplaren bei Chur gefunden habe. Vom verſtorbenen Herrn Geheimen Medicinalrath Dr. Otto erhielt ich eine unvollſtändige Skalaride, die er bei Interlaken aufgefunden hatte. Linksge⸗ wundene ſind mir ebenfalls bei uns noch nicht vorgekommen, und wir beſitzen, ſo viel mir bekannt iſt, überhaupt nur zwei Angaben über deren Vorkommen, die eine bei Feruf- ſac, welcher in ſeiner hist. t. 29. f. 3 eine dergleichen, von Herrn J. v. Charpentier aus Gryon bei Ber erhaltene abbildet; die andere bei Hartmann, welcher ebenfalls in feinen Gaſteropoden der Schweiz (tab. 37. 7, S und 9) eine von Scheuchzer lebend bei Chur gefundene abbildet. Hartmann ſind Exemplare mit 2, 3, auch 4 Bändern bekannt geworden, und er bildet die betreffenden Exemplare in ſeinen Gaſteropoden (H. V. t. 43) ab. In Frankreich und England ſoll das Thier gegeſſen werden (Sturm, VI 2). 18 * — In der Gegend um Charlottenbrunn fand ich fie häufig, z. B. auf dem Hornſchloſſe, Freudenſchloſſe, auf der Burg Neuhaus, an und auf dem — und auf dem Langen Berge zwiſchen Donnerau und Lomnitz. 3) H. nemoralis Linn. Scheint in der That, wie ich mich immer mehr vergewif- ſert habe, bei uns faſt ausſchließlich der Oder-Niederung anzugehören und dem Gebirge gänzlich zu mangeln. — Verſchiedene Vögel und andere Thiere bedienen ſich ihrer als Nahrung. — Daß ſie Gärten und Laubhölzern ſchädlich werde, bedarf 1 erſt einer genauern Beſtätigung. A) FH. austriaca Megerle, v. Muehlfeld. Oeſterreichiſche Schnirkel— ſchnecke. Gehäuſe: ungenabelt, kugelig, fein rippenſtreifig gelblichweiß oder gelb mit fünf dunkeln Binden; Mündung breit und etwas eckig-mondförmig; Mundſaum leber⸗ braun, außen ſchmutzig-bräunlich grau; der äuß erſte Saum weißlich, dann ein le⸗ berbrauner Saum und dann noch eine ſehr ſchwache weißliche Lippe, die auf dem ziemlich geraden Spindelrande zu einer lippenförmigen weißen Wulſt wird; Außenrand ziemlich zurückgebogen; Innen- oder Spindelrand zurückgeſchlagen, und zunächſt dem Nabel, den er ganz bedeckt, wie aufgewachſen; Nabelfleck leber⸗ braun; Mündungs wand nur wenig leberbraun gefärbt. (Roßm.) — H. 6 bis 91, ; Br. 8 bis 105 Umg. 5% — Unterſcheidet ſich von der ihr verwandten Helix nemo- ralis durch die mehr kugelige Geſtalt, die ſehr deutliche, ziemlich regelmäßige Streifung, das ſtets viel dichter um den Nabel geſchlungene fünfte Band und die Beſchaffenheit der Mündung und des Mundſaumes. Die zwei oberſten Bänder ſind ſchmal und hell, nicht ſelten unterbrochen, die drei untern aber breiter, dunkelbraun und ſchärfer begrenzt. Sehr ſelten fehlt ein Band, noch ſeltener iſt eins mit einem andern zuſammengefloſſen. Thier: ſchmutzig-gelb, zu beiden Seiten hellgrau; die Ränder der Sohle hochgelb; Rücken ſtark gekörnt; Fühler ſchwarzgrau (Roßm.). Fertigt ſich einen ſchleimigen Winterdedel. Von dem Thiere der H. nemoralis weicht es auch nach Paaſch durch die Beſchaffenheit ſeiner innern Theile, z. B. durch die des Pfeilſackes, ab. (Siehe: Paaſch Beiträge zur genaueren Kenntniß der Mollusken in: Archiv für Natur⸗ geſchichte, gegründet von A. J. A. Wiegmann, herausgegeben von Dr. W. F. Erichſon, eilfter Jahrgang, erſtes Heft, S. 37.) 0 Syn on.: H. austriaca v. Muehlf., mus. caes. vindob. — Fer. t. 32. A. f. 6. 7. Helicogena silvatica y vindobonensis und 8 alpicola. — Pfeiff. III. p. 15. 1.4. f. 6. 7. H. vindobonensis. — Sturm, VI. t. 6. H. mutabilis var. montana. — Roßm. Ico- nogr. B. I. 9.1. S. 60. 2. tab. I. f. 7. Aufenthalt: unter Gebüſch und an Pflanzen an fonnigen Lehnen. Wurde mir zu meiner großen Freude in dieſem Frühjahre in mehreren Exemplaren von Kelch, der ſie in der Ratiborer Gegend ſammelte, mitgetheilt. Die Exemplare ſelbſt ſtehen an Größe —— . und Lebhaftigkeit der Färbung denen nicht nach, welche ich durch Parreyß aus der Umge⸗ gend Wien's beſitze. N | 5) H. hortensis Muell. Um Charlottenbrunn gebändert und ungebändert, z. B. am Blocksberge, auf dem Sandgebirge u. a. O.; an den Gneisfelſen gegenüber der Panten⸗Mühle in Tannhauſen. Ein ſehr ſchönes, zitrongelbes, mit fünf helleren Bin⸗ den verſehenes Exemplar fand mein Freund, Herr Lehrer Stütze, bei Reichenſtein, und theilte es mir zur Anſicht mit. Roßmäßler bildet (H. V. VI. t. XXII. f. 300) eine aus⸗ gezeichnete, von Herrn Kranz (aus Freiberg) bei Schaffhauſen aufgefundene Skalaride ab. 6) H. personata Lam. Um Nieder-Langenau in der Grafſchaft Glatz, z. B. un⸗ ter Steinen unfern der Einmündung des Buckelwaſſers in die Neiße, an der Ruine der Burg Schnallenſtein, am Krähenberge und am Wölfelsfalle; auf dem Scholzenberge bei Reichenſtein (Stütze); um Charlottenbrunn (Kaſtner, Hornſchloß, Freudenſchloß). 7) H. bidentata Gmel. Ein Exemplar fand ich auch am Kalkofen von Klein⸗ Grüneiche und ein angeſchwemmtes leeres am Ufer des Schwarzwaſſers am Fuchsberge bei Schwoitſch. Von Kelch erhielt ich dieſe ſchöne Schnecke auch aus der Gegend von Ratibor, und von Lohmeier aus der Umgegend von Neiße. Bei Kanth. — Sie ſcheint bei uns jedenfalls nur der Ebene und der Hügelregion anzugehören, dem Vorgebirge und Gebirge jedoch gänzlich zu fehlen. 8) FH,. unidentata Drap. a 9) H. holoserica Stud. An und unter den Steinen an den Lehnen hinter der Buckelmühle bei Nieder⸗Langenau, am Wölfelsfalle; um Charlottenbrunn ſehr verbrei- tet, z. B. an dem Porphyrbruche hinter der Förſterei in Lehmwaſſer (daſelbſt ziemlich groß und das Gehäuſe mit einem dicken, röthlichen Erdüberzuge bedeckt, der aus verwit— tertem Porphyr beſteht), am Sandgebirge unter Porphyrtrümmern, auf dem Hornſchloſſe, an den Gneisfelſen, gegenüber der Pantenmühle, in Tannhauſen u. a. O. 10) H. odvoluta Muell. Scheint bei uns weniger verbreitet und häufig zu fein, als vorige, auch ſteigt ſie nicht, wie dieſe, bis in die ſubalpine Region auf. — Die Sy⸗ nonymie anlangend, wäre nach Menke's genauen Unterſuchungen (Zeitſchrift für Malako⸗ zoologie, Oktober⸗Heft 1844) Folgendes zu berichtigen: Müller, welcher bei Helix ob- voluta zwei Formen, eine « und eine 6 annimmt, beſchreibt unter erſterer offenbar die in Italien und Frankreich einheimiſche Helix angygyra Ziegler; bei Beſchreibung ſeiner Form ß jedoch lag ihm ein unausgewachſenes Exemplar von Helix obvoluta vor, daher das Unbeſtimmte der Diagnoſe; Draparnaud hat als Helix obvoluta offenbar Helix an- gygyra Ziegl. abgebildet und beſchrieben; die Fͤruſſac'ſche Darſtellung der Helix obvo- luta (pl. 51. fig. 4) iſt in fo fern mangelhaft, als fie die am obern innern Lippenrande in ausgewachſenen Exemplaren wohlentwickelte zahnförmige Erhöhung nicht zu erken— nen giebt. | | | 1) H. lapicida Linn. Grafſchaft Glatz: an den Kalkfelſen bei Eiſersdorf und Mölling, z. B. am Hausberge und an der Windekuppe, an dem Mauerwerk um die — ſüße Quelle auf der Promenade in Nieder-Langenau, Burg Schnallenftein und Kalkfelſen an der Salzleckenhöhle; am Warthaberge, der Mühllehne und dem Ziegenrücken bei Wartha; an der Bärenhöhle auf dem Jauersberge bei Reichenſtein (Stütze sen.); Neu⸗ haus, Salzgrund bei Fürſtenſtein, Hornſchloß, Gneisfelſen gegenüber der Pantenmühle in Tannhauſen. Blendlinge, wie ich ſie ſehr ſchön durch die Güte des verſtorbenen Herrn Geheimen Medicinalraths Prof. Dr. Otto aus Interlaken erhielt, konnte ich bisher in Schleſien, trotz der Häufigkeit dieſer ſchönen Art, nicht auffinden. 12) H. Charpentieri m. Siehe das Nähere in den Verhandlungen der ſchle— ſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur für das Jahr 1843, S. 145. 13) H. pulchella Rossm. & (H. costata Muell.) auf dem Pitſchenberge unter Steinen. Scheint nicht höher in das Gebirge hinauf zu gehen, ſondern wird dort von 8 (A. pulchella Muell.) vertreten. 6 in ungemeiner Menge in einem warmen Haufe des hieſigen botaniſchen Gartens an und um einen Stamm von Cyclas revoluta L.; ferner um Breslau: Kirchhof zu St. Michaelis, Pöpelwitzer Viehweide; auf dem Gipfel der Galgenberge bei Nimkau; am Krähenberge bei Nieder-Langenau; um Ober-Salzbrunn; im Obſtgarten am alten Schloſſe zu Frankenſtein (Stütze); um Charlottenbrunn: Blocks— berg, Ufer des Rothenhübel- und Sandlos-Waſſers im Dorfe Lehmwaſſer u. a. O. 14) . rotundata Muell. In den Erlenbrüchen um Ingramsdorf; unter Baum: rinde bei Ober-Salzbrunn und Konradsthal; Salzgrund bei Fürſtenſtein; im Obſtgarten am alten Schloſſe in Frankenſtein (Stütze), auf dem Scholzenberge bei Reichenſtein (Stütze); im Glätziſchen ebenfalls ſehr verbreitet, z. B. am Hausberge und der Wiede— kuppe zwiſchen Eiſersdorf und Mölling, am Krähenberge, Drei-Fichtenberge, Heidel— berge, im Höllengrunde, an den Lehnen des Buckelwaſſers, am Mauerwerk um die ſüße Quelle auf der Promenade in Nieder-Langenau, um die Salzleckenhöhle, Schnallenſtein, am Schwedenthurme in Ober-Langenau, am Wölfelsfalle, an den Sandſteinbrüchen in Ober⸗Langenau, an den Ruinen des Herzoglich Braunſchweig-Oelſiſchen Schloſſes zu Plomnitz; um Charlottenbrunn ebenfalls ſehr häufig, z. B. am Sandgebirge, Pflaumen⸗ berge, Kaſtner, Langer Berg zwiſchen Donnerau und Lomnitz (wo fie ſchon von H. ru- derata Stud. faſt ganz verdrängt wird), Kauderberg (auch auf ihm ſchon ſeltener, als folgende), Löffelberg, Schüſſelberg, Hornſchloß u. a. O., auch in Charlottenbrunn ſelbſt unter Steinen und Schutt an den Häuſern (mit H. cellaria); bei Landeck (Rotermund). Gehört bei uns der Ebene ſowohl, als auch der Hügel- und niedern Bergregion an, ſteigt aber nicht leicht bis in die ſubalpine hinauf, wo ſie von folgender vertreten wird. So verſchwindet ſie z. B. gegen den Gipfel des Glätzer Schneeberges hin ganz, und macht H. ruderata Platz. ji 15) H. ruderata Stud. In der Grafſchaft Glatz: vom Wölfelsfalle an, den Wöl⸗ felsgrund hinauf, bis faſt auf den kahlen Scheitel des Schneeberges, ſehr häufig unter losgetrennter Rinde alter Baumſtöcke (vorzüglich Buchenſtöcke); bei Landeck (Roterm.); um Charlottenbrunn häufig, z. B. Kauderberg, Langer Berg zwiſchen Donnerau und DB. Lomnitz, Löffelberg, Hornſchloß u. a. O. Einen Blendling fand ich am Wölfelsfale und mehrere dergleichen auf dem Langen Berge zwiſchen Donnerau und Lomnitz. 16) H. rupestris Drap. | 17) H. fulva Muell., Drap. Am Warthaberge; am Drei-Fichtenberge unfern Nieder⸗Langenau in der Grafſchaft Glatz (unter der Rinde alter Buchenſtöcke) und am Krähenberge bei Nieder⸗Langenau; unter Porphyrgerölle an den Ufern des Rothenhübel— waſſers im Dorfe Lehmwaſſer und an einem kleinen Bache, der von der Abendlehne des Sandgebirges herabkommt, wie auch auf dem Langen Berge zwiſchen Donnerau und Lomnitz unfern Charlottenbrunn (an letztgenannten drei Orten in einer Form, die an Größe und Färbung faſt in der Mitte zwiſchen der Form der Ebene und der var. palles- cens m., aus den Schneegruben, ſteht. 18) H. cellaria Muell. Um Rieder = Langenau: dicht hinter der Buckelmühle un⸗ ter Steinen und am Krähenberge in alten, verfaulten Baumſtämmen, auch um die Häuſer in Nieder⸗Langenau; Salzgrund bei Fürſtenſtein; im Obſtgarten an der alten Burg zu EN | (Stütze); unter Schutt an den Häuſern zu Charlottenbrunn. 19) H. nitidula Drap. Im Glätziſchen: am Krähenberge bei Nieder-Langenau, am Hausberge bei Mölling, zwiſchen Habelſchwerdt und Glatz, am Warthaberge; an den Felſen auf dem Pitſchenberge und in Erlenbüſchen bei Ingramsdorf, auf dem Scholzen- berge bei Reichenſtein (Stütze); um Charlottenbrunn: an den Ufern des Rothenhübel— und Sandloswaſſers im Dorfe Lehmwaſſer, Kaſtner, Langer Berg zwiſchen Donnerau und Lomnitz, Hornſchloß, Freudenſchloß u. a. 20) H. nitidosa Fer. Im Glätziſchen: am Krähenberge und Drei-Fichtenberge bei Nieder⸗Langenau, am Wölfelsfalle; am Warthaberge; um die Felſen auf dem Pitſchenberge; um Charlottenbrunn: am Rothenhübel- und Sandloswaſſer im Dorfe Lehmwaſſer, Kaſtner, Langer Berg zwiſchen Donnerau und Lomnitz u. a. O. Stütze fand fie auch noch außerdem bei Breslau an einem buſchigen Damme bei Polnifch- Neudorf. 21) H. nitens Linn., Mich. Fand ich in einem Exemplare im Höllengrunde bei Nieder⸗Langenau und zwar unter einem Steine in derſelben Quelle, in welcher Paludina viridis Ziegl. lebt. 22) FH. gladra Stud. 23) H. lucida Drap. Am Fuße des Krähenberges bei Nieder-Langenau, Wird wohl im höheren Gebirge nirgend mehr angetroffen und daſelbſt von den ihr verwandten Arten (H. nitidula Drap., H. nitidosa Fer., H. viridula Menke) vertreten. 24) H. crystallina Muell. Am Drei-Fichtenberge unfern Nieder-Langenau; um Charlottenbrunn: unter Steinen am Ufer des Rothenhübelwaſſers; auf dem Langen N ee zwiſchen Donnerau und Lomnitz (ungemein häufig) und auf dem Kaſtner. 25) H. hyalina Fer. Bei Nieder-Langenau an den Lehnen des Buckelwaſſers, kurz vor ſeinem Eintritte in die Neiße, unter Steinen (mit H. personata Lam.) und am —ů Fuße des Krähenberges, am Wölfelsfalle; auf dem Scholzenberge bei Reichenſtein (Stütze); auf dem Langen Berge zwiſchen Donnerau und Lomnitz unfern Charlottenbrunn (ſehr ſelten). | | 26) H. viridula Menke. Scheint bei uns ausſchließlich der regio subalpina an⸗ zugehören. | | | 27) H. incarnata Muell. Im Glätziſchen ſehr häufig; Hausberg bei Mölling, im Park zu Gravenorth, am Wölfelsfalle, am Schneeberge, am Krähenberge und im Höllengrunde bei Nieder-Langenau, um die Sandſteinbrüche in Ober-Langenau, am Warthaberge, an der Mühllehne bei Wartha; Neuhaus; unter Porphyrgeſchieben auf dem Gipfel des Schwarzen Berges bei Charlottenbrunn (v. Uechtritz); ferner auch noch an folgenden Orten um Charlottenbrunn: Sandgebirge, Kaſtner, Langer Berg zwiſchen Donnerau und Lomnitz, Hornſchloß, Freudenſchloß (hier unter Baſaltit-Trümmern), Kauderberg u. a. O. 28) H. obtecta Ziegl. Am Warthaberge, in der Wolfsgrube (einem tiefen Keſ—⸗ ſel zwiſchen dem Mittelberge, Pflaumenberge und Sandberge unfern Charlottenbrunn) unter Porphyrgerölle. An beiden Orten kommt fie ſowohl farblos, als auch von horn⸗ brauner Färbung vor, weshalb die Färbung gerade kein Unterſcheidungsmerkmal zwiſchen ihr und der ihr naheſtehenden H. incarnata giebt. 29) H. ſruticum Muell. Kommt anderwärts (ob nicht auch bei uns?) auch mehrbändrig vor, und Hartmann ſagt darüber (Gaſteropod. H. 7. S. 184): es ſcheint, daß auch die mehrbändrige Eulota (ſo er die Gattung nennt, zu der er als Art H. fruticum zählt) doch in einzelnen Gegenden nicht jo gar ſelten vorkomme, aber daß dieſes Vorkommen nur auf ſehr kleine und äußerſt wenige Orte beſchränkt ſei. (Siehe hierzu auch tab. 65.) — Die dunkelſten Grundfärbungen trifft man in dichten, feuchten und tief ſchattigen Gebüſchen und Waldungen der Ebene, hellere an etwas trockneren und ſonnigeren Orten an; faſt ganz weiß kommt H. fruticum bei uns nur im Gebirge vor, denn die hellſten der Ebene, wie wir ſie z. B. im Kapsdorfer Walde antreffen, ſind we⸗ nigſtens gelblich oder hornbräunlich gefärbt. 30) H. strigella Drap. An Kalkfelſen und unter Kalkſteinen an der Wiedekuppe und am Hausberge zwiſchen Eiſersdorf und Mölling im Glätziſchen; am Warthaberge und an der Mühllehne bei Wartha. Stets fand ich ſie geſellig. Die bei Mölling und Eiſersdorf aufgefundenen Exemplare zeigen faſt alle eine auffallend röthliche Färbung des Thieres, und gehören durchweg einer kleineren Form an. | 31) H. ericetorum Muell. 32) H. hispida Muell. An Zäunen an der Pöpelwitzer Viehweide bei Breslau. 33) H. sericea Muell., welche bisher nur in der Ebene um Breslau beobachtet worden war, fand ich auch im Grafenorter Park bei Habelſchwerdt. Neiſſe (Lohmeier.) 34) H. aculeata Muell. Die ſtachliche Schnirkelſchnecke. | 15 —— Geh äuſe durchbohrt, ſehr klein, kugelig-kreiſelförmig, ſchmutzig horngelb, mit häu— tigen Rippen, jede Rippe in eine häutige Wimper verlängert; Mündung faſt ganz rund; 1 aum zurückgebogen; Mundränder einander genähert. H. 1”, Br. 7% t, Umg. 4. | — Muell. II. p. 81. Nr. 279. — Drap. p. 82. Nr. 9. t. VII. f. 10. 11. — . Alt. p. 41. t. VII. f. 14. — Stud. p. 13. — Hartm. p. 231. Nr. 60. — Fer., pr. p. 46. Nr. 250. — Nilss. p. 60. Nr. 3. — Pfeiff. III. p. 24. t. IV. fig. 24. 25. — Rossm. Iconogr. H. VII. VIII. S. 38. tab. 39. fig. 536. | Gehäuſe ſehr klein, durchbohrt, kugelig-kreiſelförmig, ſchmutzig horngelb, durch— ſichtig, dünn, wenig glänzend, häutig⸗gerippt oder lamellen⸗rippig, jede Rippe in der Mitte in eine häutige Wimper verlängert, wodurch das Gehäuſe, von oben oder unten angeſehen, einen ſtrahlig⸗wimperigen Umkreis zeigt (dieſe Rippen ſtehen ziemlich weit: läufig und erinnern an die varices der Scalaria); Umgänge 4, faſt walzenförmig; Nath ſehr vertieft; Mündung faſt ganz rund, ſo hoch wie breit; Mundſa um zu— rückgebogen, häutig; Mundränder einander genähert. Thier hellblau-grau, ſchleimig; Fühler und Rücken ſtets etwas dunkler; Fu ß— ſpitze ſehr kurz. — Es iſt ſehr lebhaft, und bewegt ſeine Schale beim Kriechen lebhaft hin und her. * 2 3 Aufenthalt: in bergigen Gegenden, und zwar nur in Buchenwaldungen, wofelbft ſie ſich unter und auf faulendem Buchenlaube und unter, am Boden liegenden Rinden— und Aſtſtückchen aufhält. Ich entdeckte dieſe kleine, überaus zierlich gebaute Schnirkel- ſchnecke auf dem Langen Berge zwiſchen Donnerau und Lomnitz bei Charlottenbrunn, woſelbſt ſie, außer mit einer Menge anderer intereſſanter Schnecken, auch mit Pupula acicularis Hartm. (und zwar mit der Form Pupula acicularis polita Hartm.) vor- kommt, welche ich ebenfalls als neu für Schleſiens Molluskenfauna daſelbſt (im Auguſt 1844) entdeckte. — Man kann ſie wegen ihrer Kleinheit und dunklen Färbung leicht überſehen. Roßmäßler vergleicht ſie ihrer Geſtalt nach nicht ganz unpaſſend mit dem Samen von Galium apparine. | SEE, VII. BULIMUS Brug. 1) B. radiatus Brug. Kat | 2) B. montanus Drap. Im Glätziſchen: Schnallenftein, am Wölfelsfalle, Wöl⸗ felsgrund und ziemlich hoch am Schneeberge hinauf (doch nicht mehr auf ſeinem kahlen Scheitel); Neuhaus; auf dem Scholzenberge bei Reichenſtein (Stütze); um Charlotten⸗ brunn: Sandgebirge, Hornſchloß, Freudenſchloß. Die Exemplare vom Schneeberge und Wölfelsgrunde zeigen eine beſonders dunkle Färbung, und die vom Freudenſchloſſe ſind vorzugsweiſe feſt und ſtark. b 3) B. obscurus (Helix — a) Muell. Häufig an der Felſenecke kurz vor der Schweizerei im Fürſtenſteiner Grunde, wenn man von der Brauerei aus den Fahrweg hinuntergeht (daſelbſt durchweg mit einem bedeutenden Schmutz . Staubüberzuge be⸗ — — 146 kleidet), auch an den Mauern des Schloſſes (daſelbſt jedoch ſeltner und mit vorigem vergeſellſchaftet). Bit snruad. mal | | | VII. ACHATINA Lam. 1) A. luhrica (Bulimus — us) Brug. Um Breslau: Kirchhof zu St. Michae⸗ lis, in einem Erlenbuſche bei Woiſchwitz und an Zäunen an der Pöpelwitzer Viehweide, auch im Zwingergarten (v. Uechtritz); um Nieder-Langenau: am Krähenberge und am Drei⸗Fichtenberge; an der Wiedekuppe zwiſchen Eiſersdorf und Mölling, am Wartha⸗ berge, an den Felſen auf dem Pitſchenberge; bei Konradsthal unter Baumrinde; unfern Ober⸗Salzbrunn; Neuhaus; Salzgrund bei Fürſtenſtein (Stütze); um Charlottenbrunn: auf dem Kamme des Blocksberges (an dürren ſteinigen Orten an den Wurzeln von Cal- luna vulgaris Salisb.), an den Ufern des Rothenhübel- und Sandloswaſſers im Dorfe Lehmwaſſer. — Die von mir gebrauchte Bezeichnung: 8 montana, für die Gebirgsform iſt zu ſtreichen und die ſchon in Menke's Synopſis gebrauchte: var. exigua, anzunehmen, da felbiger das Prioritätsrecht gebührt. Letztere Form fand ich auch neuerdings auf dem Gipfel der Galgenberge bei Nimkau (unter Moos). 2) A. acicula (Bucc.) Muell. IX. PUPA Drap. 1) P. muscorum Nilss. (non Drap.) An Kalkfelſen und unter Kalkſteinen (mit folgender) an der Wiedekuppe zwiſchen Eiſersdorf und Mölling, an abgefallenen faulen⸗ den Aſtſtückchen am Wölfelsfalle (an beiden Orten die Form a unidentata, Pupa uniden- tata Pfeiff.), und unter Steinen am Ufer des Sandloswaſſers im Dorfe Lehmwaſſer bei Charlottenbrunn. — Neumann fand dieſe kleine Schnecke oft im Kropfe der Bartmeiſe (Parus biarmicus). Ich traf ſie nach warmem Frühjahrsregen ſchon Mitte April in Lebensthätigkeit an. | | 2) P. minutissima Hartm. Kleinfte Windelſchnecke. > | Gehäuſe: winzig klein, walzenförmig, ſtumpf, gelblich; unter der Loupe erfcheint es zierlich geſtreift; Mündung faſt rund; Mundſaum etwas zurückgebogen, unge: zahnt. H. “, Br. “, Umg. 56. Syn.: Pupa minutissima Hartm., neue Alpina, p. 220. Nr. 28. t. 2. fig. 5.— v. Charp. (in exempl.) Pupa minutissima. — Drap. 59. t. 3. fig. 36. 37. Pupa muscorum. — 2 Muell. Nr. 304. — Pfeifl. III. p. 38. t. 7. f. 12. 13. — Rossm. Iconogr. H. I. S. 84. 1. tab. II. fig. 38. | | Gehäuſe: winzig klein, walzenförmig, ſtumpf, gelblich; unter der Loupe erſcheint es ſehr zierlich geſtreift; umg. 5 — 6, ſtark gewölbt, einander (wenigſtens die drei letz⸗ ten) faſt an Höhe gleich und durch eine ziemlich tiefe Nath vereinigt; Mündung faſt rund; Mundſaum etwas zurückgebogen; Seitenrand etwas buchtig, oben in einem Bogen angeheftet; Nabelſpalte deutlich bezeichnet. un at: run Thier: grauſchwärzlich mit noch dunklerem Kopf und dunkleren Fühlern. 0 Aufenthalt: an Felſen und unter Steinen, auch an bemooſten Baumftämmen, ſowohl in der Ebene, als in gebirgigen Gegenden, doch nie fo gefellig wie vorige, ſon⸗ dern ſtets nur ſehr vereinzelt und ſelten. Ich entdeckte dieſe kleinſte unſerer Windel⸗ ſchnecken im Juli 1843 an den Kalkbrüchen der Wiedekuppe bei Mölling unfern Habel⸗ ſchwerdt. Glücklicher Weiſe waren die zwei Exemplare, die ich fand, lebend, ſo daß es mir vergönnt war, das Thierchen kennen zu lernen. Sie war an eben erwähntem Orte mit Pupa muscorum Nilss. vergeſellſchaftet. Im März vorigen Jahres fand ich ſie auch bei Breslau, und zwar zwiſchen der alten Oder und dem ſogenannten grünen Schiffe (einem Schankhauſe) vor Klein⸗Grüneiche, woſelbſt ſie ſich unter dem Mooſe alter Baum⸗ ſtöcke aufhält. Die Exemplare aus der Breslauer Gegend ſind etwas größer, als die aus der Grafſchaft. 1 3) P. frumentum Drap: 4) P. doliolum (Bul.) Brug. | 9) P. tridens Drap. Verſchließt im Winter das Gehäuſe mit einem zarten Schleimdeckel. | 2 | | X. BALEA Prid. B. (Pupa) fragilis Drap. An den Bafaltitfelfen auf dem Hornſchloſſe unfern Charlottenbrunn. eee | XI. CLAUSILIA Drap. 1) Cl. didens Drap. Grafſchaft Glatz: am Krähenberge bei Nieder - Langenau (an alten Baumſtöcken), Schnallenftein, an der Salzleckenhöhle, am Wölfelsfalle, Wöl⸗ felsgrund (mit Cl. similis, rugosa, varians, ventricosa und plicatula zuſammen) u. a. O.; Neuhaus; um Charlottenbrunn: unter Porphyrgeſchieben auf dem ſchwarzen Berge (v. Uechtritz), Schwarzer Graben (v. Uechtritz), am Pflaumenberge, an den Lehnen des Sandgebirges, auf dem Kaſtner, am Löffelberge, Schüſſelberge, Hornſchloß, Kauderberg und Freudenſchloß; Landeck (Rotermund). — Claus. cerata Rossm., die ſich von der Normalform faſt nur durch ihre wachsgelbliche Farbe und ihre ſtets ſehr abgeriebene Oberfläche auszeichnet, wie auch Claus. granatina Ziegler, bei der der Unterſchied nur in einer ſchönen granatrothen Färbung liegt, wage ich nicht einmal als beſondere Formen aufzuführen, denn es hat mir bisher nicht an Gelegenheit gemangelt, eine ſehr große Menge Uebergänge aus der Normalform in dieſe beiden Roßmäßlerſchen und Zieglerſchen Arten zu beobachten. Zu den Orten, wo man die Normalform, wie auch Claus. cerata Rossm. und Claus. granatina Ziegl. in allen Uebergängen in einander finden kann, ge— hört unter andern auch der Wölfelsgrund. 2) Cl. taeniata Ziegl. In der Grafſchaft Glatz: Salzleckenhöhle (unter Buchen⸗ rinde), Wölfelsgrund, Mittelberg am Schneeberge, Warthaberg; * Charlottenbrunn: | 19* Bu — (an Buchenſtämmen) und an den Baſaltitfelſen am Hornſchloß und Freu⸗ denſchloß. N aß Te 3) Cl. rugosa Drap. Im Glätziſchen: Schnallenſtein, Salzleckenhöhle, Wölfels⸗ fall und am Wege nach dem Schneeberge; bei Charlottenbrunn: ſchwarzer Graben (v. Uechtritz) und an dem Thurme des Freudenſchloſſes bei Rheimswalde. f 4) Cl. varians Ziegl. Am Wege von dem Wölfelsfalle nach dem Schneeberge (ſehr ſparſam unter der losgetrennten Rinde alter Buchen), wie es ſcheint, die vorige ver: tretend; bei Landeck (Rotermund); um Charlottenbrunn: auf dem Gipfel des ſchwarzen Berges (in ungemeiner Anzahl) und auf dem Kauderberge. ö 5) Cl. commutata Rossm. Die von mir in meinen: Mollusken Schleſiens, bei Cl. bidens aufgeſtellte Abart: cylindrica, erwies ſich mir bei genauerer Unterſuchung als Cl. commutata Rossm. | 6) Cl. pumila Ziegl. An der Abendlehne des Sandgebirges bei Charlottenbrunn (ſparſam). Dieſe gute Art ſcheint ſomit nicht, wie ich früher vermuthete, bei uns blos auf die Ebene beſchränkt zu ſein. 7) Cl parvula Stud. An den Felſen am Warthaberge. Fehlt der Umgegend von Charlottenbrunn. 8) Cl. gracilis Pſeifl. 9) CI. filograna Ziegl. So recht eigentlich in den Bergen um Charlottenbrunn zu Hauſe, doch nur ſo weit die Buche reicht, z. B. an den Abendlehnen des Sandgebir⸗ ges, am Hornſchloß und Langen Berge zwiſchen Donnerau und Tomniß. 10) Cl. similis v. Charp. Sehr verbreitet in der Grafſchaft Glatz, z. B. bei Landeck (Rotermund), Schnallenſtein, Salzleckenhöhle, Park in Gravenorth, am Wöl⸗ felsfalle, Wölfelsgrund, an dem Mauerwerk der ſüßen Quelle auf der Promenade in Nieder⸗Langenau und an alten Stöcken am Krähenberge und Drei-Fichtenberge, auf dem Schneeberge unfern der Schweizerei, um die Sandſteinbrüche in Ober-Langenau, Salz⸗ grund bei Fürſtenſtein, am alten Schloſſe bei Frankenſtein (Stütze); um Charlottenbrunn gemein, z. B. an den Lehnen des Sandgebirges, auf dem Kaſtner, dem Löffelberge, Schüſſelberge, Hornſchloſſe, Freudenſchloſſe und dem Kauderberge (hier jedoch ſtets von ihren Gattungsverwandten iſolirt unter Porphyrgeſchieben); um Breslau: im Parke zu Krichen an bemooſten Baumſtämmen. Blendlinge fand ich nicht ſelten in den tief ſchattigen Buchenwaldungen am Zuckerberge und auf dem Langen Berge zwiſchen Don- nerau und Lomnitz. | 11) Cl. ventricosa Drap. In der Grafſchaft Glatz ziemlich verbreitet, doch eigent- lich nirgends in großer Anzahl, z. B. an alten Buchenſtämmen am Fuße des Krähenber⸗ ges bei Nieder-Langenau, am Wölfelsfalle, am Schneeberge bis faſt an die Schweizerei hinauf, am Drei-Fichtenberge, am Wölfelsfalle; Salzgrund bei Fürſtenſtein (unter Ha⸗ ſelgeſträuch); um Charlottenbrunn: an den Lehnen des Sandgebirges und des Löffelber⸗ ges. Am Wölfelsfalle fand ich unter andern auch eine bemerkenswerthe kleinere, plum⸗ 118 — pere, an Claus. tumida Menke (die wohl ebenfalls zu Claus. ventricosa gehören möchte) erinnernde Form; ich will ſelbige einſtweilen hier als var. minor bezeichnen. | 12) Cl. plicata Drap. Am Warthaberge und an der Mühllehne bei Wartha (an letzterem Orte in hohlen Weiden); bei Ober-Salzbrunn; Salzgrund bei Fürſtenſtein. Iſt unſtreitig eine der bei uns am wenigſten verbreiteten Clauſilien, da ſie oft größe⸗ ren Diſtrikten zu fehlen ſcheint. So konnte ich ſie unter andern, trotz meinem ſorgfälti⸗ gen Forſchen darnach, in den an Clauſilien ſonſt ſo reichen Bergen um Charlottenbrunn durchaus nicht auffinden. B 13) Cl. plicatula Drap. Im Glätziſchen: Schnallenſtein, am Wölfelsfalle und am Drei⸗Fichtenberge; Neuhaus; um Charlottenbrunn ſehr häufig, z. B. Sandgebirge, Kaſtner, Löffelberg, Hornſchloß, Kauderberg, Freudenſchloß u. ſ. w. Die var. nana m. (Claus. nana Ziegl.) geht im Wölfelsgrunde nach dem Mittelberge und Schneeberge hin— auf nach und nach aus der Normalform hervor und findet ſich am ausgebildetſten an al— ten Baumſtöcken dicht unterhalb der Schweizerei auf dem Schneeberge. | 14) Clausilia ornala Ziegl. Die verzierte Schließmundſchnecke. Gehäuſe mit einem ſchwachen Nabelritz, walzig-ſpindelförmig, pechbraun, obere Umgänge rippenſtreifig, glänzend; Nath wärzchentragend, Wärzchen dichtſtehend, ſtrich— förmig, fein; Mündung kreisförmig⸗eirund, Mund ſaum getrennt (felten verbunden), innerhalb mit einer Querwulſt; 1 — 2 Gaumenfalten; Mondfalte ſehr deutlich; Spindelfalte bis vorn an den Mundſaum tretend; H. 6½“', Br. 1½“, Umg. 11. Syn: Cl. annexa Ziegl. — Cl. diluta Ziegl. — Cl. rubiginea Ziegl. — Cl. albopustulata Ziegl. 5 Gehäuſe mit einem ſchwachen Nabelritz, walzig-ſpindelförmig, etwas bauchig, rothbraun oder gelblichbraun, obere Umgänge fein rippenſtreifig, unten faſt glatt; Umg. 11, wenig gewölbt, durch eine wenig vertiefte, meiſt durch einen feinen weißen Faden bezeichnete Nath verbunden, von welcher die verlängerten, regelmäßigen, meiſt ſehr dichten, gleichförmigen, glänzend weißen Papillen ausgehen, die auf den mittelſten Um— gängen am häufigſten find; Mündung birnförmig-eirund; Mund ſaum meiſt ge— trennt, doch auch zuweilen durch eine ſchwache Wulſt verbunden; am Gaumen läuft hin— ter dem Außenrande, von der Nath an bis an die Spindelfalte, eine leberfarbene, lippen⸗ artige Wulſt, die äußerlich am Nacken als rothgelbe Einfaſſung erſcheint; Lamellen mittelmäßig ſtark bezeichnet, zuſammengedrückt (denen von Claus. bidens ſehr ähnlich); Spindelfalte bis vorn an den Mundſaum tretend, unter der Nath eine Gaumenfalte, die ſich hinten noch etwas über die ſehr ſcharf ausgedrückte mondförmige Falte hinaus erſtreckt, und zwiſchen welcher und der Nath man oft noch eine zweite, ſehr ſchmale be— merkt; die Platte des Schließknöchelchens endet in eine ſtumpfe Spitze. Die Oberfläche ſcheint leicht der Verwitterung ausgeſetzt zu ſein, was ich an den, durch Par— reyß aus Kärnthen und Krain erhaltenen Exemplaren nicht ſo beobachtete. Vielleicht waren letztere nicht von Kalkalpen, und das Vorkommen auf Kalk hat gerade nach ä — 150 — Roßmäßlers Beobachtungen (ſ. Iconogr. III. 6.) vielen Antheil an dem ſchnellen Ver⸗ wittern der Oberfläche vieler Schnecken. Wodurch dieſer Umſtand bedingt werde, läßt ſich wohl nicht fo leicht nachweiſen. | | SE u | Thier: dunkelſchiefergrauz Kopf, Fühler und Rüden ſchwärzlich. 2 Aufenthalt: Kalkfelſen. Ich entdeckte dieſe, unſtreitig ſchönſte unſerer einheimi⸗ ſchen Clauſilien im Juli 1843 an Kalkwänden des Hausberges bei Mölling unfern Habel⸗ ſchwerdt. Daſelbſt kommt ſie zahlreich und gemeinſchaftlich mit Claus. bidens Drap. vor, mit welcher ſie, oberflächlich betrachtet, einige Aehnlichkeit zeigt, jedoch leicht durch die wärzchentragende Nath und den Mangel der Mondfalte zu unterſcheiden iſt. Wir haben ſomit nun auch eine Clauſilie aus der Abtheilung der papilliferae (wärzchentra⸗ genden) für Schleſien gewonnen. Welche Umſtände ihr Vorkommen bei uns eigentlich bedingen, iſt nicht ſo leicht auszumitteln; das Vorhandenſein von Kalkfelſen allein kann es wohl nicht ſein, indem ich ſie doch an den Kalkfelſen am Kitzelberge bei Kauffungen nicht auffinden konnte, wohl aber ſtatt ihrer die ihr ebenfalls nicht entfernt ſtehende Claus. commutata Rossm. ö XII. VERTIGO Muell. I) V. septemdentata Fer. Bei Breslau: auf Wieſen bei Fiſcherau (ſehr ſelten) und häufig angeſchwemmt, bei hohem Waſſerſtande der Oder, am Schwalbendamme hinter Neu⸗Scheitnig; auf feuchten Wieſen am Fuße des Krähenberges bei Nieder-Langenau; ein Exemplar fand ich unter einem Steine am Rothenhübelwaſſer im Dorfe Lehmwaſſer bei Charlottenbrunn. | n | 2) V.pygmaea (Pupa) Drap. Bei Breslau: häufig angeſchwemmt am Oder⸗ ufer am Schwalbendamme hinter Neu-Scheitnig und im botaniſchen Garten; am Fuße des Krähenberges bei Nieder-Langenau (auf feuchten Wieſen), an Mauerwerk hinter der Kolonnade in Salzbrunn, Blocksberg bei Charlottenbrunn. 3) V. Venetaii v. Charp. 10 XIII. CARYCHIUM Muell. C. minimum O. F. Muell. Botaniſcher Garten; unter der Rinde alter Buchen⸗ ſtämme am Drei⸗Fichtenberge und an alten Baumſtöcken, am Fuße des Krähenberges bei Nieder⸗Langenau; um Charlottenbrunn (an manchen Orten ſehr häufig), z. B. unter Ziegelſtücken an feuchten Stellen des Blocksberges, auf dem Langen Berge zwiſchen Don: nerau und Lomnitz, an den Ufern des Rothenhübel- und Sandloswaſſers im Dorfe Lehmwaſſer u. a. O. | XIV. PUPULA Agassiz. Form des Gehäufes einigermaaßen dem der Pupen und Carychien ähnlich, wels chen letztern ſie auch lange beigezählt wurde, doch gedeckelt, cylindriſch, oben abgeſtumpft, ungenabelt; Mundſaum ungezahnt, aber mit einer purpurröthlichen Wulſt eingefaßt. — CThier mit einem äußerſt feinen, glashellen Deckelchen auf dem obern Theile des Fußes. (Die nähere Beſchreibung des Thieres folgt bei der, bisher nur allein bekannt gewordenen Art.) Daß ſie Dedelf chnecke it, trennt ſie hinreichend von wi und Pupa. Pupula acicularis Hartm. Gehäuſe ſehr klein, gedeckelt, ungenabelt, walzenförmig, nach dem ſtumpfen Wir: bel hin etwas verſchmälert, ſehr glatt und glänzend, oder (nach Hartmann) bisweilen mit haarfeinen, vertieften Linien verſehen; Umg ange faſt eben; Mündung ſpitz, eiförmig; Mundſaum abgeſtumpft, mit einer purpurrothen Wulſt eingefaßt. H. By, Br. 96% Umg. Be — 6%. Synon.: Carychium (Auricula) lineatum Drap. p. 17. t. III. fig. 20. 21. Stud. ſyſt. Verz. p. 21. C. Cochlea. — Fer., prodr. p. 104. Nr. 1. — Hartm., neue Alpina, S. 215. Nr. 9. Auricula L. — Hartm. bei Sturm l. c. Acme lineata. — Pfeiff. III. S. 43. t. VII. f. 26. 27. Carl. J. — Rossm. Iconogr. V. VI. S. 54. 2. — XXVIII. fig. 408. — Hartm. Erd- und Süßwaffer - Gafteropod. H. I. S. 1 und S. 5. tab. I und II. Pupula acicularis lineata und Pupula acicularis polita. Gehäuſe ſehr klein, gedeckelt, ungenabelt, walzenförmig, nach dem ſtumpfen Wir: bel hin etwas verſchmälert, aus 6 — 6), langſam aufſteigenden Umgängen beſtehend, die nur äußerſt wenig gewölbt, faſt ganz flach ſind; lebhaft braun oder bernſteinfarbig, ſtark glänzend, ganz glatt (P. acicularis polita Hartm.), doch auch bisweilen mit zarten, aber ſcharfen Linien bezeichnet (P. acic. lineata Hartm.), durchſichtig; Nath erhaben, wie ein purpurrother Faden durchſcheinend; Mündung ſpitz, halbeiförmig, wenig höher, als breit; Mundſaum abgeſtumpft, etwas erweitert und durch ein Spindelblättchen verbunden, außen mit einer, an friſchen oder gut erhaltenen Exemplaren ſtets purpurfar⸗ bigen Wulſt eingefaßt, die jedoch an verwitterten Exemplaren nach und nach verbleicht und zuletzt ganz weiß erſcheint. — Das Gehäuſe wird von dem Thiere faſt aufrecht getragen. Thier ſchlank; Augen etwas entfernt hinter den langen, cylindriſchen und beinahe, doch nicht völlig zugeſpitzten Fühlern. Zwiſchen jedem Auge und Fühler befindet ſich ein halbmondförmiger, gegen die letztern eingebogener und am innern Rande gezackter ſchwar— zer Fleck. Zeichnet ſich durch feine faſt farbloſe Durchſichtigkeit vor allen unſern Land— ſchnecken aus. Die kleinen Körner der Haut, welche unter der Loupe ſichtbar werden, ſchimmern uud laſſen mehrere Stellen mit der Oberfläche des Eiskrautes vergleichen. Das Thierchen iſt, wenn es ſich in ſein Gehäuſe zurückgezogen hat, oft kaum darin wahrzunehmen, denn, obſchon die Leber meiſtens minder durchſichtig und fahlgelb oder weißlich iſt, erſcheinen doch manche noch bewohnte Gehäuſe nach allen Wendungen, die man ihnen gegen das Licht giebt, ſo klar, als ob die Schale wirklich leer wäre; nur die ſchwarzen Flecke hinter den Augen ſchimmern hindurch. Nach dem Tode aber wird der größte Theil des Thieres faſt immer weiß und dann völlig undurchſichtig. — — Von einer außerordentlichen Feinheit, vollkommen farblos und ſehr glänzend, wie eine Platte von Kryſtallglas, zeigt ſich oben auf dem Fuße des Thierchens der Deckel, wel⸗ cher biegſam zu fein ſcheint und ſehr weit von dem Thiere in das Gehäuſe hineingezogen werden kann, indem ſich dabei die äußerſte Windung der, mit einer Spirallinie bezeichneten Platte ein wenig emporhebt. Meiſtens findet man das Schneckchen fo ſehr in die Schale hineingezogen und, dem vorher Geſagten zu Folge, den Deckel mit, daß man ihn bis tief hinein nicht erblicken kann; bleibt das Thierchen aber der Mündung nahe, ſo erſcheint er ſeiner Dünne und Durchſichtigkeit wegen wie eine feine Schleimhaut. — Ich habe hier die ſo genaue und vortreffliche Beſchreibung des Thieres aus Hartmann's Gaſteropoden der Schweiz entlehnt, denn ich ſelbſt konnte leider an den von mir aufgefundenen Exem⸗ plaren, da ſie mir wahrſcheinlich auf der Reiſe abgeſtorben waren, das Thierchen nicht mehr beobachten. — Da dieſe kleine, zierliche Schnecke, wie wir eben geſehen ha⸗ ben, ſo viele Eigenthümlichkeiten im Bau des Thieres, Gehäuſes und des Deckels zeigt, ſo erſcheint ihre Erhebung zu einer neuen Gattung vollkommen gerechtfertigt. So finden wir fie in Küſter's Taufch- Katalog (1838) ſchon als Acme linearis Hartm. aufgeführt, und Hartmann (Gaſteropod. H. I. S. 1 und 5) vertauſchte ſpäter den, wie er ſagt, ihm etwas hart klingenden Namen: Acme, mit dem ihr von Agaſſiz zugetheilten Namen: Pupula. Roßmäßler (Iconogr. V. VI. S. 45) hat ſie unter Carychium. Hartmann nimmt, beiläufig geſagt, zwei Formen an, eine Pupula acicularis lineata und Pupula acicularis polita. Bei uns fand ich bisher nur letztere Form. Aufenthalt: im Gebirge in Buchenwaldungen, und zwar an faulender, am Bo⸗ den liegender Buchenrinde und unter faulendem Buchenlaube. Ich entdeckte ſie als neu für Schleſien im Juli vorigen Jahres auf dem Langen Berge zwiſchen Donnerau und Lomnitz unfern Charlottenbrunn, woſelbſt ſie gemeinſchaftlich mit Helix aculeata, H. fulva, H. crystallina, Carychium minimum und andern intereſſanten Schnecken vergeſellſchaftet vorkommt, jedoch nur äußerſt ſparſam. Der Fund war mir um ſo willkommener, als bisher unſere Molluskenfauna noch keine wahre Land-Deckelſchnecke aufzuweiſen hatte (Schnecken, die ſich, wie Helix pomatia Linn., nur Winterdeckel verfertigen, rechne ich nicht zu den wahren Deckelſchnecken). b | B. Waſſer⸗ Mollusken. a. Waſſerſchnecken. XV. PLANORBIS Muell. 1) Pl. contortus Muell. Zwiſchen Friedewalde und Kawallen bei Breslau. 2) Pl. nitidus Muell. Verdiente wohl mit Recht wegen feines jo abweichenden Schalenbaues von Planorbis getrennt und unter die von Flemming (brit. Zool.) aufge⸗ — 33 — ſtellte Gattung Segmentina gebracht zu werden. Bei Liſſa (v. Uechtritz); bei Jürtſch unfern Steinau (stud. philos. Haertel). * 3) Pl. complanatus Drap. Botaniſcher Garten. 5 43) Pl. imbricatus Drap. Von ihr fand ich an dem, von mir angegebenen Aufent— haltsorte ſchöne und vollkommene Skalaridenbildungen. Das häufige Vor— kommen aller Abſtufungen von Skalariden-Bildungen daſelbſt mag wohl durch das dichte Gewirre der Blätter von Vallisneria spiralis bedingt werden, indem beim Schalen: fortbau ſich leicht die ſcharfen Kanten der Blätter zwiſchen das alte Gewinde und den neuen Anbau hineinſchieben, und ſo die Schnecke nöthigen, mehr oder weniger getrennt von den übrigen Umgängen fortzubauen. Aehnliche Veranlaſſungen zur Skalaridenbil⸗ dung bei andern Schneckengattungen und Arten vermuthet auch Hartmann (Gaſteropod. H. IV. S. 88) bei Gelegenheit ſeiner Beſchreibung von Planorbis complanatus Drap. (ſeiner Hippeutis lenticularis). 5) Pl. eristatus Drap. Bei Breslau: in Lachen am Ende des Lehmdammes (ziemlich häufig an der Unterſeite im Waſſer ſchwimmender Blätter). Ich fand ſie da— ſelbſt noch den 10. Oktober 1843 in voller Lebensthätigkeit. f 6) Pl. albus Muell. In den Lachen des alten Neißbettes bei Nieder-Langenau. — Hartmann bildet (t. 59. f. 1— 3) eine Skalaride ab. 7) Pl. spirorbis Muell. Bei Breslau: in den Straßengräben zwiſchen Breslau und Groß⸗Mochbern, Lachen vor Schwoitſch, bei Grüneiche, bei Klein-Kletſchkau (ſehr häufig und mit Pl. carinatus zuſammen), in Lachen zwiſchen dem Lehmdamme und dem Kratzbuſch, in Feldgräben bei Leipe (zwiſchen Lilienthal und Oswitz), und bei Leerbeutel; in der Tarne bei Ingramsdorf und in Lachen in einem Wieſengrunde zwiſchen Ingrams— dorf und Domanze; in Wieſengräben bei Konradsthal unfern Ober-Salzbrunn; zwiſchen Charlottenbrunn und Tannhauſen und zwiſchen Charlottenbrunn und Neu-Kretſcham. — Im Spätherbſt verſchließt das Thier, nachdem es ſich etwas in den Schlamm zurückgezo— gen hat, das Gehäuſe mit einem weißen, papierartigen, in der Gegend der Lippe ange— legten Deckel, wovon ich mich vielfach ſelbſt überzeugt habe. — Vom Königl. Wegebau— meiſter Herrn Borchard zu Charlottenbrunn erhielt ich verkalkte Gehäuſe aus einem Mergellager bei Laaſan. 8) Pl. vortex Muell. Bei Leipe (zwiſchen Oswitz und Lilienthal). 9) Pl. marginatus Muell. Im Flüßchen Tarne bei Ingramsdorf und in Wieſen⸗ gräben und Lachen zwiſchen Ingramsdorf und Domanze. 10) Pl. carinatus Muell. — v. Voith (in Sturm, VI. 3) will dieſe Art über vier Wochen im Oktober und November an einem kühlen Orte in einer hölzernen Schachtel, ohne alles Waſſer, lebend erhalten haben. — In der Tarne bei Ingramsdorf (mit Pla- norbis spirorbis). 8 1) Pl. cornexs Drap. Um Frankenſtein, z. B. im Teiche vor dem Münſterberger Thore (Stütze sen.). — Verkalkt im Mergellager bei Laaſan W > — XVI. LIMNAEUS Drap. 1) L. auricularius Drap. Die Zeit der Begattung trifft in den April. — In Teichen in Ober-Salzbrunn; verkalkt im Mergellager bei Laaſan (Borchard). 2) L. vulgaris Pfeifl. Bei Breslau: in Gräben bei der Ziegelei unfern Friede⸗ walde (mit L. stagnalis); bei Frankenſtein in einem Graben unter der Burg nahe am Frankenſteiner Waſſer (Stütze). TR | | 3) L. ovatus Drap. Hat allerdings, wie ich mich nachträglich überzeugt habe, und wie Roßmäßler ganz richtig angiebt, im vollkommen ausgewachſenen Zuſtande einen etwas umgebogenen Mundſaum; es iſt daher meine frühere Angabe zu berichtigen. 4) L. rivularis m. Die Bach-Schlammſchnecke. | | Gehäuſe eiförmig, bauchig, mit engem Nabelritz, fein und unregelmäßig geſtreift, für ſeine Größe zart, ziemlich glänzend, gelblich-hornfarbig; Gewinde ſehr kurz und ſtumpf, gewöhnlich (auch ſchon an ganz jungen Exemplaren) ſtark angefreſſen und abge— rieben; Umg. 4, gewölbt, beſonders der letzte; Mündung eiförmig; Mund ſaum ge— radeaus, ſcharf und ungelippt; H. 1%, 1%; Br. 8, | Thier: dem von Limn. ovatus Drap. ähnlich, gelblichbraun, doch mit nicht jo deutlichen gelben Punkten; auch iſt der Sohlenrand des an einem Glaſe emporkriechenden Thieres nicht ausgeriſſen oder vielmehr eingekerbt, wie bei jenem. Anm. Ausführlicheres über Gehäuſe und Thier dieſer von mir aufgeſtellten Art findet ſich in den Verhandlungen der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur für das Jahr 1843, S. 149. 150. RT“ Aufenthalt: nur ſchnell fließende klare und kalte Gebirgsbäche, in denen fie an Steinen ſitzt. So fand ich ſie in der Weißtritz bei Kynau, in dem ſehr raſch fließenden Buckelwaſſer, wie auch Verlohrenwaſſerrieſels bei Nieder-Langenau. Vorigen Herbſt ſammelte ich ſie oberhalb Soppinau unfern Charlottenbrunn in einem kleinen, kalten, ſehr ſchnell fließenden Bache in einigen ſehr ſchönen, großen und charakteriſtiſchen Exemplaren. 5) Limn. pereger Drap. Iſt eine ungemein vielgeſtaltige Art, von der man faſt an jedem Fundorte eine in etwas abweichende Form beobachten kann; doch iſt der Grund- Typus in allen Abarten leicht wiederzuerkennen, und ich halte es weder für gerathen, noch auch zweckmäßig, dergleichen hier aufzuzählen, oder wohl gar die eine oder die an— dere geringe Formveränderung zur Art zu erheben. Als neue Fundorte wären etwa noch folgende beizufügen: zwiſchen Friedewalde und Kawallen und zwiſchen Lilienthal und Leipe unfern Breslau; Nimkau; um Eichau unfern Wartha; im Buckelwaſſer, Verlohrenwaſſerrieſel und in Bächen im Höllengrunde unfern Nieder⸗Langenau; zwiſchen Nieder-Langenau und Wölfelsdorf und zwiſchen Wöl⸗ felsdorf und Herrnsdorf; in einer hölzernen Waſſerleitung am Drei-Fichtenberge unfern Nieder⸗Langenau (mit L. minutus); im Lohebrunnen am Koſemitzer Berge (Stütze); um die Schleuße und im Flüßchen Tarne bei Ingramsdorf, wie auch zwiſchen Ingramsdorf — 186 — und Domanze; in Wieſengräben unfern Konradsthal bei Ober-Salzbrunn und zwiſchen Salzbrunn und Altwaſſer; Fürſtenſteiner Grund, in einem Waſſerbehälter unfern der fo- genannten alten Burg; in Gräben und Teichen in Ober-Salzbrunn (in letzteren mit L. auricularius); bei Muckerau hinter Liſſa (Prof. Dr. Barkow); zwiſchen Charlottenbrunn und Tannhauſen; bei Kroiſchwitz unfern Schweidnitz; zwiſchen Bärsdorf und Charlot⸗ tenbrunn; zwiſchen Rheimswalde und Steinau, wie auch im Mühlteiche in Freudenburg unfern Charlottenbrunn; in einem Graben zwiſchen Kamenz und Kunzendorf, hart am Wege (Stütze). — Hat wohl unter allen unſern Limnäen den größten Verbreitungs⸗ Bezirk, und kommt ſowohl in der Ebene, wie im Gebirge, ſowohl in ſtehenden, fauligen Wäſſern, als in ſchnell fließenden klaren und kalten vor woraus; ſich wohl auch ihre Viel⸗ geſtaltigkeit erklären läßt. | | 6) Limn. minutus Drap. Bei einem längeren Aufenthalte im Bade zu Nieder: Langenau im Sommer 1843 machte ich die Beobachtung, daß dieſe Art bisweilen, wie Limn. pereger bekanntlich öfters zu thun pflegt, ganz das Waſſer verläßt, und an feuch⸗ ten, am Waſſer befindlichen Gegenſtänden emporkriecht. So fand ich ſie an, vom herab— ſtürzenden Waſſer befeuchteten Steinen, dicht hinter der Buckelmühle, gewiß zu zwei Ellen über dem Waſſerſpiegel, und glaubte anfangs, an eine Waſſerſchnecke nicht denkend, Suc- cinea oblonga vor mir zu haben. Außerdem fand ich fie um Nieder-Langenau noch an folgenden Orten: an der Kolonie unfern des Krähenberges (mit L. pereger), in den Bächen, welche vom Drei-Fichtenberge kommen, und in einer hölzernen Waſſerleitung am Drei⸗Fichtenberge (ebenfalls mit L. pereger). Vorherrſchend fand ich um Nieder: Langenau die Form « major $ nitidus m. (wie es ſcheint, die unſern Gebirgsgegenden vorzugsweiſe eigenthümliche). — Später erhielt ich ſie auch aus Lachen hinter Scheitnig an der Straße nach Schwoitſch, aus Feldgräben bei Woiſchwitz, aus Lachen bei der Zie— gelei nahe am Fuchsberge bei Schwoitſch, aus dem Kratzbuſche, aus Lachen vor dem Oderthore unfern der Füllerinſel, aus Wieſengräben auf den Anhöhen zwiſchen Konrads— thal und Ober-Salzbrunn und zwiſchen Salzbrunn und Altwaſſer, wie auch zwiſchen Weißſtein und Waldenburg, aus Lachen zwiſchen Charlottenbrunn und Tannhauſen und aus dergleichen am Wege von Charlottenbrunn nach Neu-Kretſcham, aus Wieſengräben auf den Heinersdorfer Wieſen in der Kamenzer Gegend u. |. w. — Diefe Art begnügt ſich vor allen mit den allerkleinſten künſtlichen oder natürlichen Waſſerbehältern, in denen ſonſt keine ihrer Gattungsverwandten vorkommt. 7) Limn. Silestacus m. Verſchließt im Spätherbſt fein Gehäuſe mit einem äußerſt feinen Häutchen, welches faſt ganz vorn in der Mündung angelegt iſt. Das Thier ver- läßt eben ſo wenig, als der, ihm nach ſeiner Lebensweiſe ſonſt ſo verwandte L. pereger, im Winter das Waſſer, ſondern verbirgt ſich vielmehr unter Moos und faulende Pflan— zenüberreſte, welche den Boden der, zu ihrem Aufenthalte dienenden, im Herbſte ganz austrocknenden Tümpel und Gräben bedecken. Die Eiermaſſen (Laiche), welche die, von mir in Gläſern aufbewahrten Exemplare abſetzten, waren von unregelmäßig trau— 20 * 156 benförmiger Geftalt, etwa „“ im größten Durchmeſſer; abgeſetzt wurden ſie ſtets an im Waſſer befindliche Gegenſtände, z. B. Confervenfäden; die E ierchen ſelbſt find ohne beſtimmte Ordnung in dem ungemein durchſichtigen, faſt farbloſen Laiche zuſam⸗ mengehäuft. Die Entwickelung der Brut konnte ich leider bis jetzt noch nicht beobachten. — Vorigen Sommer fand ich dieſe Art auch noch in Lachen und Straßengräben zwiſchen Breslau und Groß-Mochbern, wie auch dicht bei Maria-Höfchen (und zwar ebenfalls mit Planorbis spirorbis, doch fehlte Limn. pereger) und im April 1845 in Straßengräben um Friedewalde und Kawallen, wie auch zwiſchen Lilienthal und Leipe. — Dieſe, wie Menke (Zeitfehrift für Malakozoologie, Oktober -Heft von 1844, S. 158) allerdings richtig bemerkt, L. elongatus und noch mehr Limn. fuscus naheſtehende Schlammſchnecke findet ſich nach ihm auch ganz in derſelben Form und ebenfalls mit Planorbis spirorbis vergeſellſchaftet bei Bocklet in Baiern. 8) Limn. palustris Drap. Bei Breslau: kleiner Teich hinter dem Vier-Thürme⸗ Garten in Polniſch-Neudorf; in einer Feldlache zwiſchen Kamenz und Kunzendorf (Stütze). 9) Limn. stagnalis Linn. Im Glätziſchen: Teiche im Park zu Grafenort; in den Teichen um Polniſch-Wartenberg; um Frankenſtein, z. B. in dem Teiche vor dem Mün⸗ ſterberger Thore (Stütze sen.); Schweidnitzer Gegend; bei Ingramsdorf; zwiſchen Protzen und Zülzendorf bei Frankenſtein in einem Graben (Stütze). Verkalkt in einem Mergellager bei Laaſan (Borchard). — Eine ſchöne, noch nicht ganz vollkommne Ska⸗ laride erhielt ich durch Herrn Wundarzt erſter Klaſſe Hodann hierſelbſt. | 10) Limn. fuscus Pfeifl. | | | XVII. AMPHIPEPLEA Nilss. A. glutinosa (Bucc. — um) Muell. Scheint bei uns vorzugsweiſe, wenn aud) nicht ausſchließlich, der Oder-Niederung anzugehören. Im Straßengraben zwiſchen Scheitnig und Schwoitſch. | | XVIII. PHYSA Drap. I) Ph. hupnorum Drap. Um Kawallen und Friedewalde; in einem Tümpel der Heinersdorfer Wieſe nahe bei Schrebsdorf unfern Kamenz (mit Pl. corneus). 2) Ph. fontinalis Drap. Ich fand ſelbige in dem milden Spätherbſt des Jahres 1843 bis Mitte November in Lebensthätigkeit. | XIX. PALUDINA Lam. 1) Pal. vivipara (Helix) L. In Lachen an der Ziegelei, unfern des Fuchsberges bei Schwoitſch. 2) Pal. achatina Brug. 157 3) Pal. inpura (Cyclostoma) Drap. Nährt ſich ſowohl von vegetabiliſchen als auch von animaliſchen Stoffen. 4) Pal. viridis Ziegl. Die grüne Sumpfſchnecke. 4 Gehäuf e ſehr klein (etwa von der Größe der Pupa muscorum Nilss.), gedeckelt, länglich⸗ eiförmig, mit einem feinen Nabelritz, durchſcheinend, weißlich (mit einem grünen Ueberzuge); Wirbel ſtumpf; Umg. 4, ſehr raſch an Größe zunehmend und durch eine tiefe Nath verbunden; Mündung eirund, im Verhältniß zum Gehäuſe groß; Mundſaum geradeaus. | | Syn.: Cyclostoma viride Drap. hist. nat. des Mollusq. p. 37. 9. — Sturm, VI. tab. II. — Palud. viridis Ziegl. (in mus.) | Gehäuſe ſehr klein (etwa fo groß, als die größten Exemplare von Pupa musco- rum Nilss.), gedeckelt, mit einem feinen Nabelritz, weißlich durchſcheinend, doch im Ver— hältniß zur Kleinheit ziemlich feſt, länglich -eirund, ziemlich glatt und glänzend, doch faſt ſtets mit einem grünen Ueberzuge, von deſſen näherer Beſchaffenheit in den Verhandlun— gen der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur für das J. 1843, S. 150. 151 ausführlicher die Rede iſt; Wirbel ſehr ſtumpf abgerundet; von den 4 ſtark gewölbten, durch eine tiefe Nath vereinigten Umgängen hat der zweite die doppelte Höhe des erſten, der dritte die doppelte Höhe des zweiten und der vierte etwas mehr, als die doppelte Höhe des dritten; Mündung eirund; Mundſaum geradeaus, gewöhnlich außen mit einer haarfeinen, braunröthlichen Einfaſſung; Deckel eirund, vom Rande aus nach der Mitte allmälig an Dicke zunehmend, außen kugelig, vertieft, innen gewölbt, auf beiden Seiten ſehr fein gekörnelt, und gewöhnlich, wie auch das ganze Gehäuſe, außen mit dem ſchon erwähnten grünen Ueberzuge bedeckt; auf der gewölbten Seite des Deckels befinden ſich erhabene Strahlen, welche von dem etwas ſeitwärts ſtehenden Mittelpunkte auslaufen, wie auch feichte concentriſche Ringe. — Von den, beim lebenden Thiere auf der äußern Fläche des Deckels, nach den Beobachtungen Sturm's, vorhandenen goldglänzenden Punkten konnte ich nichts wahrnehmen. Thier: unten grauweißlich, oben grauſchwärzlich und mit ganz ſchwarzen, äußerſt kleinen Pünktchen beſäet; Augen tief ſchwarz. — Die grünliche Färbung des Thie— res, wie ſie Sturm beſchreibt, beobachtete ich bei keinem einzigen Exemplare, obgleich ich deren wohl an 600 Stück lebend in den Händen gehabt habe. Aufenthalt: in Quellen an Pflanzen und Steinen. Bisher nur an dem, von mir ſchon in den Verhandlungen der ſchleſ. Geſellſ. für vaterl. Kultur für das J. 1843, S. 150. 151. angegebenen Orte, nämlich in einer Quelle im Höllengrunde bei Nieder— Langenau (im Juli 1843) aufgefunden. Das Nähere über ihr Vorkommen und ihre Lebensweiſe befindet ſich ebenfalls in den Verhandlungen vom vorigen Jahre. — — 1538 — XX. VALVATA Muell. | 1) V. obtusa Pfeiff. In großer Menge verkalkt im Mergellager bei Laaſan (Borchard). t 2) V. depressa Pfeiff. Verkalkt im Laaſaner Mergel (Borchard). — Iſt doch am Ende nichts anders als eine nicht vollkommen ausgewachſene V. obtusa. 3) V. cristata Muell. 4) V. spirorbis Pfeiff. XXI. NERITINA Lam. N. fluviatilis (Nerita) Muell. XXII. ANCYLUS Geoffr. 1) Anc. fluviatilis Muell. In der Umgegend Langenau's: in der Neiße, dem Buckelwaſſer, in den Bächen im Höllengrunde und denen, welche vom Drei-Fichtenberge kommen, Bäche am Heidelberge, im Plomnitzer Waſſer, im Wölfel im unteren Theile des Wölfelsgrundes. Vorzüglich groß und hell gefärbt fand ich ihn im Buckelwaſſer und Verlohrenwaſſerrieſel. Eine kleine Varietät von brauner Färbung fand ich in dem klei⸗ nen Bache, der am Fuße des Hausberges bei Mölling (zwiſchen Habelſchwerdt und Glatz) vorbeifließt, an im Waſſer liegenden Kalkſteinen. Von Stütze erhielt ich ihn aus dem Frankenſteiner Waſſer, und ich ſelbſt traf ihn auch im Sandloswaſſer bei Soppinau un⸗ fern Charlottenbrunn an. AN. 2) Anc. lacustris Drap. Scheint ausſchließlich der Ebene anzugehören. Bei Leipe (zwiſchen Oswitz und Lilienthal): Stütze. | b. Muſcheln. XXIII. ANODONTA Brug. I) A. cygnea (Matilus — us) L. | 2) 4. cellensis Schroet. Bei Frankenſtein in dem Teiche vor dem Münſterberger Thore (Stütze sen.); um Breslau: Schwarzwaſſer bei Schwoitſch. 3) A. anatina L. Scheint lange ohne Waſſer am Leben erhalten werden zu Fön: nen, wenigſtens giebt Wolff (in Sturm, Abth. VI, H. I.) an, daß von drei Exemplaren, welche 8 Wochen in einem Keller lagen, noch zwei lebendig geblieben wären. — Bei Breslau: Schwarzwaſſer bei Schwoitſch. 2 4) A. piscinalis Nilss. Hierher ziehe ich A. ponderosa Pf. als var. ponderosa. 5) A. complanata Ziegl. | 6) A. rostrata Kokeil. Geſchnabelte Entenmuſchel. N | Muſchel von mittler Größe, entweder wegen des ſchnabelförmig heraufgekrümmten Hinterendes faſt kahnförmig oder bei weniger heraufgekrümmtem Hinterende mehr zungenförmig, mäßig zuſammengedrückt, ſchmutzig graubraun: Hinterende fchna- belförmig verlängert, geradeaus gehend oder heraufgekrümmt, abgeſtutzt; Wirbel Eu- gelförmig aufgetrieben, ſehr weit nach vorn geſtellt; Schild zuſammengedrückt, erhoben; Ligamentalbucht klein. H. 1½ — 2“, Länge 3 — 4“, Durchm. 13 — 16, Synon.: A. rostrata Kokeil (mus.) Muf chel von mittlerer Größe, unverhältnißmäßig länger als hoch, und daher ent: weder, je nachdem das ſehr verlängerte Hinterende geradeaus geht, oder ſich heraufbiegt, mehr zungenförmig oder mehr kahnförmig, ziemlich dünnſchalig, etwas glänzend, geſtreift und meiſt mit ſo ſtark ausgeprägten, weitläufigen Wachsthumsringen, daß ſich zwiſchen denſelben tiefe Rinnen oder Furchen befinden, meiſt ſchmutzig graubraun, auch wohl we— gen eines dünnen, aber ſehr feſt haftenden Schlammüberzuges bisweilen faſt ganz ſchwarz (ſo rein und ſchön braungelb, als ich Exemplare aus dem Wörthſee bei Klagenfurth be— ſitze, fand ich fie nie); hintere Hälfte in einen entweder geraden oder heraufgekrümm⸗ ten, abgeſtutzten Schnabel verlängert, zuſammengedrückt; Vorderrand gerundet; Oberrand ſehr kurz, entweder ſchwach gekrümmt oder gerade aufſteigend; Unterrand noch einmal ſo lang, als der Oberrand, auch wohl in einzelnen Fällen noch etwas länger, hinten aufſteigend und mit dem geraden oder konkaven, mit dem Oberrande einen ſtumpfen Winkel bildenden Hinterrande, die breit abgeſtutzte Schnabelſpitze bildend; Wirbel flach⸗ kugelig aufgetrieben, ſehr weit nach vorn geſtellt, nur ſelten wellige Erhabenheiten zei— gend, meiſt ſtark abgerieben; Schild zuſammengedrückt, erhoben, beiderſeits durch drei deutlich bezeichnete ſchwarze Strahlen begrenzt, die man allerdings bei den mit Schlamm überzogenen Stücken blos bei diaphanem Lichte wahrnimmt; Perlmutter ſchmutzig- oder bläulichweiß; Muskeleindrücke wegen der Dünnheit der Schalen nur äußerſt ſchwach; Ligamentalbucht klein; Schloßband überbaut. Thier: fahlgelblich mit hellerem Fuße. Aufenthalt: Teiche oder langſam fließende, tiefe und mit ſchlammigem Grunde verſehene Gewäſſer; Waſchteich am Ende des Lehmdammes und Ohlaufluß bei Klein— Tſchanſch (an letzterem Orte vorzugsweiſe charakteriſtiſch). Menke, dem ich Exemplare, aus der Ohlau, zuſchickte, erkannte ebenfalls, wie er auch in feiner Zeitſchrift für Malafo- zoologie (Oktober⸗Heft 1844) ausfpricht, in ihnen die ächte Anod. rostrata Kokeil, und ich nehme daher um ſo weniger Anſtand, ſelbige den bei uns einheimiſchen Anodonten einzuverleiben. 0 Anm. Unter allen Feinden, welche den Anodonten nachſtellen, iſt einer der gefährlichſten eeeine kleine Milbe, welche nach Pfeiffer's Vermuthung zu der Gattung Limnochares Latr. gehört und für die er den Namen Limn. Anodontae vorſchlägt. Sehr genau beſchrieben iſt fie in der Naturgeſch. deutſcher Land- und Süßwaſſer— Mollusken, von C. Pfeiffer (Abth. II, S. 27, 28) und in demſelben Werke (t. I, — 2 — fig. 11, 12, 13) abgebildet. Sie lebt auf den Mantelhäuten der Thiere, pflanzt ſich auf ſelbigen fort, und ſcheint von dem Blute des Thieres zu leben. Nach Pfeiffer iſt die Anzahl der auf der Mantelhaut eines Thieres abgeſetzten Eier ſehr groß, doch fand er lebende Milben ſelten mehr als 30 — 50 in einer Muſchel. Die ſo behaftete Muſchel ſcheint ſehr dadurch zu leiden, iſt matt und wird unfruchtbar; ihre ſogenannten Kiemenblätter ſind ſchlaff und befinden ſich in einem der Verweſung ähnlichen Zuſtande. — Auch Neumann erwähnt bei Be- ſchreibung der Anodonta cygnea (Naturgeſchichte Schleſiſch-Lauſitziſcher Land⸗ und Waſſer- Mollusken, S. 111) ſolcher Schmarotzerthiere, und führt an, daß ſie nach Jacobſon zu einer eigenen Sippe der Paraſiten, die unter dem Namen Glochidium aufgeſtellt wird, gehören. XXIV. UNIO Brug. An m. Bei der hier folgenden Eintheilung der Unionen iſt die jo vortreffliche, von Roß— mäßler im zwölften Hefte ſeiner Inographie gegebene Eintheilung der europäiſchen Unionen benutzt. I. Unionen mit unvollkommenem Schloßbau, indem die Schloßlamellen fehlen oder vielmehr nur Rudimente von ihnen vorhanden find; die Schloßzähne dick, kegel— förmig. — Hierher nur U. margaritifer Retz. II. Unionen mit vollkommenem Schloßbau. — Hierher die fou bei uns ein⸗ heimiſchen Arten. Sie zerfallen wieder in: J) ſolche, bei denen die Eiform vorherrſcht, und bei denen die ganz jungen Exem⸗ plare eine wellig-runzlige Wirbelgegend zeigen. Ihre Schloßzähne find mehr oder weniger ſtark, meiſt kegelförmig, auch wohl etwas zuſammengedrückt, gekerbt. Hierher: Unio crassus Retzius (mit Unio rubens Menke). Unio ater Nilss. und | Unio batavus Lam. (mit Unio piscinalis Ziegl., Unio fusculus Ziegl., Unio riparius Pfeiff. und Unio reniformis Schmidt). Anm. Die Nierenform bildet ſich bei ihnen aus der Eiform dadurch, daß ſich das * tere Ende herabkrümmt, der Oberrand mehr wölbt, der Unterrand jedoch einbiegt. Am auffallendſten tritt dieſe Bildung bei U. batavus d reniformis Rossm. (U. reniformis Schmidt) hervor. 2) ſolche, bei denen der Schalenumkreis mehr zungenfö örmig iſt, alſo die Län— genausdeh nung überwiegend hervortritt. Hier ſind im Jugendzuſtande die Wirbel nur mit einzeln ſtehenden knotigen Erhabenheiten beſetzt. Die Schloßzähne ſind meſſerförmig zuſammengedrückt, und der der linken Schale iſt meiſt ſehr verkümmert. Hierher nur: — — 161 A Unio pictorum Linn. ex emend. Nilss. (mit Unio limosus Nilss.) und 3) in folche, bei denen die Keilform vorherrſcht und die jungen Exemplare mit winklichen, wie ſich Roßmäßler ſehr paſſend ausdrückt, fortifikationsartigen Erhabenheiten umgeben ſind. Die Schloßzähne ſind dick und ſtark, oben zuſam⸗ mengedrückt. Hierher nur: Mi | ce Dio tumidus Retzius. Anm. Es ſei mir nun vergönnt, bevor ich die Aufzählung der bei uns einheimiſchen Gattungen und Arten fortſetze, diejenigen Unionen, bei denen ich noch was zu bemerken habe, näher durchzugehen. Unio crassus Retzius. c. normalis Rossm. ß. curvatus m * margelio albo, vel albo flavescente. ** margelio carneo: U. rubens Menke. ‚U. ater Nilss. Die Exemplare aus dem Juliusburger Waſſer gehören, woran auch Menke nicht zweifelt, unſtreitig dem Unio ater Nilss. an; die aus der Lohe jedoch, wie ich mich jetzt hinlänglich überzeugt habe, ſind jedenfalls nichts anderes, als ein zur Dekurva⸗ tion hinneigender oder, wie ſich Roßmäßler ausdrücken würde, verlarvter Unio bata- vus Lam. Letztere Form zeigt auch bei Behandlung mit Königswaſſer die lebhafte Fär⸗ bung, namentlich die ſchönen grünen Strahlen des Unio batavus, aufs deutlichſte, wäh⸗ rend U. ater aus dem Juliusburger Waſſer bei derſelben Behandlung eine gleichmäßig gelbbraune Färbung beibehält. Dio batavus Lam. c. legitimus Rossm.*) (U. batavus fl. piscinalis m., U. piscinalis Ziegl.) 8. riparius 3 (U. batavus y. fusculus m., U. fusculus Ziegl., U. riparius Pfeiff.) y. rivularis Rossm. Kleiner und flacher, faſt eiförmig; Wirbelgegend ziemlich ſtark und tief herab abgerieben oder angefreſſen; Färbung ziemlich gleichmäßig grünlichgelb, mit nur feiner und ziemlich undeutlicher Strahlung. Mehrere meiner Hreuplare ! decken geometriſch das bei Roßmäßler (H. V. VI. tab. 29. fig. 414) abgebildete. — In der Neiße bei und im Mühlgraben in Nieder-Langenau. 0. reniformis Rossm. (U. reniformis Schmidt). Durch Herabbiegung des rund abgeſtumpften, zungenförmigen hintern Endes nierenförmig geſtaltet. Schild auffallend breit. Schwarzbraun, oder gelblichbraun. Nur verlarvter Unio batavus. ) Gern bin ich hier und ſpäter, um nicht unnütz die Synonymie zu häufen, den Bezeichnungen Roßmäß⸗ ler's gefolgt und habe (wo ich es nur immer für räthlich hielt) die meinigen aufgegeben. 21 — — — 162 — — — e. ventricosus m. Unio pictorum Linn. (ex emend. Nilss.) c. normalis Rossm. (fig. 71, 196, 587, 590, 768). 8. lacustris Rossm. ($. dubius m, * limosus Nils) — Schwarzwaſſer bei Schwoitſch. — Gerade in dieſer Form fand ich bisweilen griesartige Perlen. Unio tumidus Retzius. a. normalis. — Oder-Borftadt. 8. lacustris Rossm. — In Lachen, Teichen, auch i in ſtillfließenden Wäſſern gemein. * decurvus (y. decurvus m.) y. cuneatus m. d. pygmaeus. XXV. CYCLAS Brug. I) C. rivicola Lam. Im Mühlgraben in Nieder⸗Langenau; im Schwarzwaſſer bei Schwoitſch. — Eine gelbliche, etwas kleinere Spielart, die ich var. lutea nenne, und die ich durch Parreyß unter dem Namen Cyelas lutea Ziegl. aus Ungarn erhielt, kommt nicht ſelten mit der ganz gewöhnlich gefärbten, etwas größeren A in der Oder und Alten Oder um Breslau vor. 2) C. cornea Pfeiff. 3) C. calyculata Drap. Bei Breslau in einer Lache bei Klein⸗Kletſchkau und in der Lache dicht am Wege nach Oswitz ein Stückchen vor dem Accishauſe. 4) C. lacustris Drap. Menke hält dieſe Art (Zeitſchrift für Malakozoologie, Oktober⸗ Heft 1844, S. 160) für eine unausgewachſene, weniger bauchige C. cornea. XXVII. PISIDIUM Pfeiff. I) P. obliguum Pfeiffl. Mühlgraben in Nieder⸗Langenau. 2) P. fontinale Pieiff. In einer Quelle an der Wilhelmshöhe bei Salzbrunn; verkalkt im Mergellager bei Laaſan (Borchard). 3) P. roseum m. Zieht Menke (GZeitſchrift für Malakozoologie, Oktober⸗Heft 1844, S. 160) zu Pis. fontinale, indem er weniger Gewicht auf die konſtant roſenrothe Färbung des Thieres legt, als ich. 4) P. obtusale Pfeiff. I Fe Alphabetiſches Verzeichniß der bei uns einheimiſchen Gattungen und Arten, nebſt Angabe ihrer Verbreitung nach den verſchiedenen Höhenverhältniſſen. Anm. Die Höhenverhältniſſe ſelbſt find ganz fo angenommen, wie wir fie in Wimmer's | neuefter Ausgabe feiner Flora von Schleſien (Band 1, Seite 9 und 10) angegeben finden. Für die Ebene gilt daher eine Erhebung bis höchſtens 1700 Fuß; das Vorgebirge liegt zwiſchen 1700 und 3600 Fuß Höhe, das Hochgebirge endlich reicht von 3600 Fuß bis 4930 Fuß und reſp. 5080 Fuß abfoluter Höhe. I. Achatina Lam. Ebene. Vorgebirge. Hochgebirge. — v l 2 — Z „ TE 1 — — — II. Amphipeplea Nilss. 1. A. glutinosa ( Muell.) Nilss s. .. — III. Ancylus Geoffr. , „„ —ͤ— — r „„ — IV. Anodonta Brug. 1. A. anatina Linne. ....... 1114323 — — 0 ˙⸗ ⸗ . — —— l — 4. A. eygnea (Mytilus — us) Linne — Per „b — — D — V. Arion Feruss. | er, 28,5, PH: — ( 2. A. empiricorum Fér uses. — — —— — a 5» PA — — „bb „ — — VI. Balea Prid. | fr.) Dre. im | a nN Ze Pa»? 9 E Le N = — ͤͤ 164 —— VII. Bulimus ‚Drug: B. montanus Drap. ar Bee ee DENN BB. fadiatüs Brügg. arenen 2888 — . aculeata Muell . arbustorum Linne 3 . austriaca Megerle v. Muehlf elde. „ bidentata mel. . Charpentieri Scholtꝶ a. VIII. Carychium Muell. minimum Muell 1 . IX. Clausilia Drap. ien Drap ... 1 . %. „ commutata Rosmeeemzm—I—n . flograna Ziegꝶl U.. .. gracilis Pfeitl...... „rr „ ornatä Zieglłl. „ . parvula Studall ee. r „ plicata Dra pp. e . plicatula Draadsddd .. . pumila Ziegũ . x n . rugosa Drap............. oa .„ simmilis v. Char. . taeniata Ziegll. 39 1 . „ varians Ziegl. ... ao l. . ventricosa Drauz X. Cyclas Brug. . calyeulata Drap 7 BAREET . cornea Pfeiff...... . lacustris Drap . rivicola Lam % » — — "!"—"!ae—u——e» 22 „ „ „% „% „% „%„ „% „„ „„ „% „%% %„ „4 6 60 2 „ „% „% „% % % „%% „ o 0 8 9 8 9 9 9 8 oo XI. Helicophanta Feruss. . brevipes (Helix brev.) Drap........... XII. Helix (nach Drap.) * „% % % —õ O ο— ο⏑ ⁰ ⁰ Y ⁰ W „„ 5 Vorgebirge. ] Hochgebirge. De 8 Ebene. ie Mell RER. 1 — BE crystallina. Muell. re — =. ericetorum Muell RR — Mell snee 22 — H. fulva Muell. . . — H. glabra Stud. ..... “ . H. hispida Muell. . 1 — H. holoserica gane 4 H. hortensis Linné. „r — H. hyalina Feruss. ..... A | %%% RE BE — Uw a EA ,, „ — rien. na —— . L 4. ß Inne nannncumenne a Wr BE b — %%% „„ „ „ H. obvoluta Muell — „„ „„ S A ı TFT — H. pulchella (nach Nea). „446 — Men ell e Fr H. ruderata Stud....... „ H. rupestris Dra ..... SE EEE --- —— „ 0: Dp... 0. 020 Zr: Meike il...» 2:00 XIII. Limax Muell L. agrestis „ Kl ——A „„ „ „ „ 0 L. cinereus Muell. a. ai XIV. Limnaeus Lam. L. aurieularius Draoopðpdð ces. * — rie e — n o — Vorgebirge. Hochgebirge. — — — 80 + 9 9 — S Db N g. E po * S D N e 90 Ebene. L. ovatus Drap. „ „ „ „„ % 8 0 0. „ „„ „„ „ „ 9 2 2 „ „„ „„ — L. palustris Drap....... n — L. pereger Dra aer .[ — L. tdienlar» Scholtiu ..... L. Besiscns e — L. stagnalis Muell 5 — LU 42% —iö — XV. Neritina Lam. N. fluviatilis (Nerita) Muell... — XVI. Paludina Lam. 2. achatina Brugg.. no. re — P. impura (Cyclostoma — um) Drap....... — P. viridis (Cyclostoma — e) Drap......... P. impura (Helix) LI. —— — XVII. Physa Drap. np... . 0 — % Drapd . en... — XVIII. Pisidium Pfeiff. rr — Peri. ——„ — P. Pfeil. T4 — RN ;-. „Brise. in... XIX. Planorbis Muell. . .. — rl... eneen — . Pl. % — Mell. * Pl. contortus Muell.......... ) — Pl. corneus Drap......... „ — Pl. cristatus Dra ...... . — Pi. imbrieatus-Drap. .. rp. 1331 — PL marginatus Mell... Per. — PL: ns Mu. ... .2.02.0% . — NP a... » 202.0 RER ur Di > 22.2 in — Vorgebirge. Hochgebirge. — vor n Dr * r D nn XX. Pupa Drap. . doliolum (Bulim.) Brug............... . Frumentum Drap. ......... „Nr . minutissima Hartm......... „ re u nme er en an a... XXI. Pupula Agassiz. nnr 2:5 son oonccooc.. 1 XXII. Succinea Drap. . amphibia Drap 4 „ Oblonga Dre r XXIII. Unio Brug. D en a0 00 r R AR N c ͤ ͤ oo 4 oo one ne ee r e XNXXIV. Valvata Muell. r W > <= r r, XXV. Vertigo Muell. 737 , ⏑ — ı © 7 Vert. septemdentata Féruss s oe 52... : > > o Veen XXVI. Vitrina Drap. b r / „ SAA mum 222 — Ebene. Vorgebirge. Hochgebirge. * — — —— — ͤ ͥ ͥ — —2kẽ— — —)ä—— ͤ — ö — — — Es kommen alfo vor: in der Ebene 89 Arten, im Vorgebirge 92 Arten und im Hochgebirge 25 Arten. Am artenreichſten bleibt ſomit das Vorgebirge. Von den bei uns einheimiſchen 133, in 26 Gattungen vertheilten Arten leben 78 (in 14 Gattungen) auf dem Lande und 55 (in 12 Gattungen) im Waſſer. Die Waſ⸗ ſermollusken anlangend, iſt noch zu bemerken, daß wir 35, in 8 Gattungen vertheilte Waſſerſchnecken und 20, in 4 Gattungen vertheilte Arten Muſcheln (Bivalven) haben. Unter den Landſchnecken zeichnen ſich durch Artenreichthum beſonders die Gattungen Helix und Clausilia aus, indem wir von erſterer bisher 34, von letzterer 14 Arten auf⸗ gefunden haben. Unter den Waſſerſchnecken zählen die Gattungen Limnaeus und Planorbis die meiſten Arten (erſtere 10, letztere 12); unter den Muſcheln jedoch die Gattungen Anodonta und Unio (erſtere 6, letztere ebenfalls 6). P Hy ſik. Den 17. Januar ſtellte Herr Profeſſor Dr. Frankenheim einige Verſuche an einem neuen akuſtiſchen Apparate an. Auf einem gewöhnlichen Blaſetiſch, der auch zum Glasblaſen angewendet wird, ſteht eine Windlade mit 24 in drei Reihen geordneten Oeff— nungen. Jede Reihe iſt mit einem Schieber verſehen, und die Ventile, welche die Lö— cher verſchließen, ſind durch einfache Taſten zu öffnen. In den Oeffnungen ſtehen acht gedeckte Orgelpfeifen von Holz nach den diatonchen Tonleitern e bis e geſtimmt, und für die g und c der höheren Oktaven dienen offne Pfeifen, die kleinſten von Metall. Zwei andere Pfeifen, die ungefähr 8 und o angeben, können durch ein auf- und abzu⸗ ſchraubendes Stück fo weit verlängert oder verkürzt werden, daß fie um Y / Ton ver- ändert werden. Läßt man dieſe Pfeifen und die 8, g oder c der Tonleiter zugleich tö- nen, ſo kann man das bei nicht genau übereinſtimmenden Tönen eintretende Stoßen ſehr gut verfolgen. — Auf die noch übrigen Ventile paſſen einige Zungenpfeifen u. ſ. w. Auch für die Cagniardſche Sirene iſt eine paſſende Oeffnung in der Windlade ange- bracht. Der Apparat iſt wohlfeil, bequem und beſonders geeignet für Vorleſungen über die Akuſtik. Den 19. Juni zeigte Derſelbe ein einfaches, von Pappe konſtruirtes Wheatſtoniſches Stereoſkop vor. Den 10. Juli zeigte Derſelbe die Konſtruktion und den Gebrauch zweier Photome— ter. Das erſte ſtimmt im Weſentlichen mit dem Bonguer ſchen überein, indem die auf eine weiße Tafel fallenden Schatten mit einander verglichen wurden. Nur wurde ſtatt der weißen Wand im Hintergrunde des Kaſtens zuweilen eine matte Glasſcheibe eingeſetzt, welche den Vortheil bietet, daß die Intenſität der Schatten von mehreren Perſonen gleich⸗ zeitig beobachtet werden kann. . Mau Eine an die Verſuche ſich knüpfende Unterhaltung gab Gelegenheit, den feltfamen, aber ſehr verbreiteten Irrthum zu berichtigen, daß man durch die Vergleichung der Schat— ten minder direkte als minder vollkommene Beobachtungen erlangte, als durch die der dichter ſelbſt | Ein zweites Photometer hatte eine bisher nicht angewendete Konſtruktion. Es be- ſtand aus einer auf einen Fuß geſtellte Glasplatte, die auf der einen Seite ganz matt, auf der andern nur in einem Zoll großen Quadrate matt gemacht war und zwiſchen den zu vergleichenden Lichtern ſtehen mußte. Die Wirkungsweiſe iſt mit derjenigen eines auch von Bunſen angegebenen Inſtrumentes übereinſtimmend. Herr Profeſſor Dr. Pohl erwähnte in ſeinem, am 5. Juni gehaltenen Vortrage zuerſt, wie durch Biot und Savart aus der Vergleichung der Schwingungen einer Magnetnadel, unter den Einfluß eines elektro- magnetiſchen Schließungsdrathes und bei möglichſt vollſtändiger Beſeitigung der Einwirkung des Erdmagnetismus, das Geſetz für das Verhalten eines ſolchen Drathes in Beziehung auf die Pole der Nadel ermittelt wor— den ſei; daß nehmlich die Intenſität der Wirkung ſich umgekehrt wie die Entfernung ver— halte. Er zeigte ferner, daß eben dieſes Geſetz auch daraus folge oder dadurch beſtätigt werde, daß eine horizontale Magnetnadel in der Lage und Richtung eines Radius niemals einen verticalen Schließungsdrath, deſſen Are den Centralpunkt enthält, zu umkreiſen vermöge, während bekanntlich eine Magnetnadel in verticaler Stellung durch die überwie- gende Wirkung des einen ihrer Pole den verticalen Schließungsdrath mit der entfchieden- ſten Rotationsbewegung umkreiſt. Er ging ſodann in ſeiner weitern Auseinanderſetzung dieſer Unterſuchungen zu der Erklärung über, daß dem von Laplace aufgeſtellten Theorem, nach welchem jenes Geſetz nicht als der einfache Ausdruck des Molecularverhaltens, ſondern als eine zuſammenge⸗ ſetzte aus der Geſammtwirkung der elektromagnetiſchen Molecüle reſultirende Beſtim— mung betrachtet wird, keineswegs naturgemäße Gültigkeit und Wahrheit zugeſtanden werden könne, und zeigte dagegen aus allgemeinen und beſondern Gründen, daß vielmehr in jenem Geſetze der Fundamentalzuſtand der Wirkung des Schließungsdrathes in ſeinen kleinſten Theilen recht eigentlich offenbart ſei. Er hob in dieſer Beziehung beſonders die folgenden Betrachtungen hervor: 1) Die Folgerung, nach welcher von Laplace jenes Reſultat aufgeſtellt worden ſei, gehe von der Vorausſetzung aus, daß der elektromagnetiſche Drath ſeiner ganzen Länge nach mit allen Punkten auf den Pol der Magnetnadel wirke. Wenn dieſe Vorausſetzung zugeſtanden werde, ſo ſei allerdings gegen die Richtigkeit der Rechnung und gegen das Reſultat nichts zu ſagen; aber eben dieſe Vorausſetzung ſei nicht der eigentlichen Beſchaf— fenheit der Wirkung des Drathes gemäß, ſondern dieſe ſei vielmehr von der Art, daß nur diejenigen Theile des Drathes die beſtimmende Wirkung auf * Pol des bewegten N „ Magnetes äußern, welche mit dieſem Pol in einer und derſelben auf der Are des Drathes ſenkrechten Ebene ſich befinden. in e mei we en e 2) Wenn jene von Laplace aufgeſtellte Behauptung richtig wäre, ſo müßte durch Verkürzung des elektromagnetiſchen Schließungsdrathes endlich eine beſtimmte Länge deſ— ſelben zu finden ſein, bei welcher die Rotation einer horizontalen Magnetnadel um ihn möglich wäre und realiſirt werden müßte; dies ſei aber, zufolge mehrfach mit aller Ge⸗ nauigkeit angeſtellter Verſuche, bei der kräftigſten Wirkung und der größeſten Beweglich⸗ keit der Apparate doch niemals der Fall. a un | 3) Es müßten ferner, wenn jene Behauptung richtig wäre, zwei in Wechſelwir⸗ kung begriffene elektromagnetiſche Schließungsdräthe mit je zwei Punkten ſich dergeſtalt ſollicitiren, daß die Stärke der Wirkung ſich umgekehrt wie das Biquadrat des gegenſeiti⸗ gen Abſtandes dieſer Punkte verhielte; während dagegen durch mehrere von Ampere dar⸗ geſtellte Erfolge es außer Zweifel geſetzt ſei, daß die Wirkung in dem angegebenen Falle ſich lediglich umgekehrt wie das Quadrat des betreffenden Abſtandes verhalte. Endlich zeigte 4) der Vortraghaltende, daß nach ſeiner Anſicht von dem Fundamentalzuſtande der Wirkung des Schließungsdrathes eine Magnetnadel parallel einem verticalen Schließungs⸗ drathe, während ihr oberer Pol noch unterhalb der Horizontalebene des obern Endpunk⸗ tes des Schließungsdrathes ſich befindet, um denſelben rotiren könne, was nach der ge⸗ wöhnlichen von Laplace und andern franzöſiſchen Phyſikern den elektromagnetiſchen Er⸗ ſcheinungen unterlegten Anſicht unmöglich ſei und von vorn herein als ein in Widerſpruch mit den bisherigen Vorausſetzungen begriffenes Paradoxon nicht zugeſtanden werden könne. Der zu dieſem Behuf angeſtellte Verſuch bewies jedoch die Realität dieſes Er⸗ folgs auf das beſtimmteſte. Der vorgezeigte Apparat, bei welchem eine Magnetnadel um einen verticalen Schließungsdrath anfangs in der gewöhnlichen Art rotirte, wenn der obere Pol derſelben über den obern Endpunkt des Schließungsdrathes hinausragte, ges ftattete durch feine Einrichtung, daß die Nadel mit ihrem obern Endpunkte noch beträcht⸗ lich, bis auf einen Zoll und darüber, unter das obere Ende des Drathes herabgelaſſen werden konnte, und auch unter dieſer Bedingung fand, zwar mit veränderter Geſchwin⸗ digkeit, aber dennoch auf völlig entſchiedene Weiſe, die Rotation in jeder Richtung ſtatt, wie ſie jedesmal der mittelſt des Gyrotrops veränderten Schließung der Kette und dem jedesmaligen zu unterſt gekehrten Pol der Magnetnadel gemäß war. | Die Rotation gehörte nicht etwa dem Einfluſſe des Erdmagnetismus auf den beweg⸗ lichen Theil der Leitung zwiſchen dem obern Endpunkte des Schließungsdrathes und der ihm concentriſchen kreisförmigen Queckſilberrinne; denn ſie erfolgte bei beſtimmten Com⸗ binationen ganz in der entgegengeſetzten Richtung von derjenigen, nach welcher dieſer Lei⸗ tungstheil an und für ſich bewegt worden wäre. * r Der ſolcher Geſtalt außer allem Zweifel geſetzte Erfolg iſt jedenfalls, auch abgeſehen von der Argumentation, als deren Stützpunkt er in dem angeführten Zuſammenhange er⸗ == u ſcheint, ſchon an und für ſich ein neues, wichtiges und für die weitere Entwickelung der Theorie des Elektromagnetismus in vorzüglichem Grade beachtungswerthes erperimen- telles Ergebniß. Eine ausführlichere Auseinanderſetzung dieſes Erfolges im Zuſammen⸗ hange mit den im obigen angedeuteten und noch anderweitigen Motiven beabſichtigt Herr Profeſſor Dr. Pohl in einem beſonderen, den Verhandlungen der Leopoldiniſchen Aca⸗ demie einzuverleibenden Aufſatze zu liefern. | ei Herr Dr. Sadebeck hielt folgende Vorträge: 1) Ueber die Geſchwindig— keit des Schalles, zunächſt über die ältern und neuern Verſuche, welche zur Beſtim⸗ mung der Geſchwindigkeit des Schalles in der atmoſphäriſchen Luft angeſtellt worden find, erläuterte ferner den Einfluß der Temperatur, des Druckes und der Feuchtigkeit der Luft und ging darauf zum Einfluß des Windes über, welchen er in folgender Weiſe be— trachtete: Es iſt einleuchtend, daß die Geſchwindigkeit des Schalles gerade um die Geſchwin— digkeit des Windes vergrößert wird, wenn die Richtung des Windes mit der Richtung zuſammenfällt, in welcher der Schall beobachtet wird. Hat dagegen der Wind genau die entgegengeſetzte Richtung, ſo wird die Geſchwindigkeit des Schalles um die des Windes verringert. Bildet endlich die Richtung des Windes mit dem beobachteten Schallſtrahl einen Winkel, fo iſt der Einfluß des Windes um fo geringer, je größer jener Winkel, wo: bei es jedoch eine gewiſſe Gränze giebt, über welche hinaus die Beſchleunigung in eine Verzögerung übergeht oder umgekehrt. Man nimmt gewöhnlich an, daß der Einfluß — 0 ſei, wenn jener Winkel = 90° iſt; allein dies iſt falſch, wie fpäter bewieſen werden ſoll, und es iſt für dieſen Fall jener Einfluß nicht einmal ein Minimum. Wenn man zuerſt von dem Einfluſſe des Windes abſtrahirt, ſo verbreiten ſich die Schallwellen um den ſchallerregenden Körper kugelförmig mit gleichförmiger Geſchwindigkeit, fo daß rings um den ſchallenden Körper in gleichen Entfernungen von demſelben die Wahrnehmung des Schalles in demſelben Moment erfolgt. Um die Betrachtung zu vereinfachen, genügt es indeſſen, anzunehmen, daß ſich der Schall bloß in einer Ebene, alſo kreisförmig fort⸗ pflanze. Bezieht man nun die Bewegung der Schallwellen auf zwei rechtwinkliche Coor— dinaten, deren Anfangspunkt da iſt, wo der Schall erregt wird, ſo hat man, wenn man die Geſchwindigkeit des Schalles mit e bezeichnet, für die Ordinate eines jeden Punktes, bis zu welchen der Schall in einer Sekunde gelangt, H. J „„ „ r Da die Lage der Coordinatenaxen hier ganz willkürlich iſt, ſo kann man, wenn die Ge— ſchwindigkeit und Richtung des Windes in Rechnung gebracht werden ſoll, feſtſetzen, daß die Ebene der Coordinaten und die Axe x —= 0 (d. i. die Axe der Ordinaten) der Rich⸗ tung des Windes parallel ſei. Es wird demnach, wenn man die Geſchwindigkeit mit v bezeichnet, die Ordinate y in y + übergehen, während Wan unverändert 22* 172 bleiben. Bezeichnen wir nun die Ordinate des Punktes, bis zu welchem der Schall unter dem Einfluſſe des Windes gelangt, mit 2, ſo hat man — z YYY SAVINI.) Hieraus geht hervor, daß durch den Wind die kreisförmige Geſtalt der Schallwellen nicht geſtört wird. Sie werden von dem Winde eben ſo unverändert fortgetrieben, wie ein Strom die kreisförmigen Wellen mit ſich fortführt, welche durch einen hineingefallenen Körper erzeugt worden ſind. | Um die Gleichung (2.) in eine ſolche zu verwandeln, durch welche die Geſchwindig— keit des Schalles geradehin als Funktion der Richtung und Geſchwindigkeit des Windes ausgedrückt wird, fo mager den Schallſtrahl und / den Winkel bedeuten, welchen die Richtung des Windes mit dem Schallſtrahl bildet. Demzufolge ift: 71 2 r x cos. ] und xXx Dr sin. W. Durch Subſtitution dieſer Werthe geht die Gleichung (2.) über in r cos. W Y V (e — u: sin.“ ½; woraus folgt: . . r „cos. V/ (e? — ' sin. . Dieſe Gleichung giebt für er zwei Werthe, welche ſich auf diametral entgegengeſetzte Rich— tungen des Schallſtrahles beziehen. Setzt man ) S 90°, fo erhält man | | r=y (e - '). Daraus geht hervor, daß die vorerwähnte Annahme, der Wind verändere die Geſchwin⸗ digkeit des Schalles nicht, wenn er ſenkrecht auf den beobachteten Schallſtrahl wehe, irrig iſt. Freilich iſt der aus jener irrigen Annahme hervorgehende Fehler gering, denn die Rechnung giebt für die Normalgeſchwindigkeit des Schalles (bei 0“) von 1022,19 Pa⸗ riſer Fuß und für die Geſchwindigkeit des Windes von 10 Pariſer Fuß r = 1022,14, alſo eine Verzögerung von ½ Fuß. Für die Geſchwindigkeit des Windes von 20 Fuß iſt jene Verzögerung nahe „ Fuß. „ „ eie 30 uß 2ͤ U N Mel 1 Fuß. Ste „ „ ENTE De 40 Fuß 2 Hus nh % Fuß. um die Richtung zu erfahren, in welcher der Wind gar keinen Einfluß hat, ſetze man in Gleichung (3.) r = c. Man findet dann | cos. 0 = — - - - U 20 Setzt man in dieſer Formel e = 1022,19, fo findet man für * v= 10 / 89° 43/11“ vw=W 89 26‘ 22° vw=30 A 89“ % 39% — uw 2) Ueber die neue Methode, Stahl durch den gelvaniſchen Strom bleibend magnetiſch zu machen. Daß mit Elektromagneten nach den gewöhnlichen Strichmethoden künſtliche Magnete erzeugt werden können, iſt bekannt. Weil aber dieſes Verfahren beſchwerliche Manipula⸗ tionen erfordert, ſo hat es keine allgemeine Anwendung gefunden. Deßhalb iſt die Ent— deckung des Kantonrichters Elias, daß durch Benutzung eines galvaniſchen Stromes auf leicht ausführbare Weiſe bleibender Magnetismus geweckt werden könne, von großer Wichtigkeit. Man iſt nunmehr im Stande, ſich kräftige Magnete darzuſtellen, ohne vor⸗ her im Beſitze eines Magneten zu ſein. Nach der in den Poggendorfſchen Annalen (1844, Nr. 7) mitgetheilten Angabe von Elias muß man den zu magnetiſirenden Stahl in einer Kupferdrathſpirale, durch welche ein galvaniſcher Strom geleitet wird, einige Male hin und her führen. Der Kupferdrath muß ziemlich dick (1 bis 1%, Linie), damit viele Windungen über einander liegen, ziemlich lang (etwa 6 Fuß) und mit einem ifoli- renden Körper umwunden ſein. Das Geſagte wurde durch Experimente beſtätigt. 3) Ueber die Geſetze der magnetiſchen Kräfte. Ref. begann mit geſchichtlichen Bemerkungen über die allmälige Entdeckung der Geſetze des Magnetismus. Er hob hierbei beſonders die Verdienſte des Nürnberger Vi— kars, Georg Hartmann, welcher in der Mitte des 16ten Jahrhunderts lebte, hervor. Dieſer aufmerkſame Beobachter hat uns die erſte Meſſung der Deklination überliefert, welche in Nürnberg im Jahre 1536 im Mittel 10%, Grad öſtlich war. Er hat ferner entdeckt, daß beim Magnetiſiren durch den Strich der Nordmagnetismus den Südmagne tismus hervorruft und umgekehrt, ſo wie, daß die Magnetnadel mit ihrem Nordpole in— klinirt. Zum Belege dafür wurde ein Stück aus einem von Hartmann an den Herzog Albrecht von Preußen gerichteten Schreiben vom 4. März 1544 mitgetheilt. Darauf wandte ſich Ref. zu den Leiſtungen der neuen Analytiker und erläuterte auf möglichſt kurze Weiſe die von Gauß für die Beobachtung ſowohl, als für die Rechnung befolgte Methode. E be mie In der am 3. April abgehaltenen Verſammlung las der Privat-Docent der Chemie, Herr Dr. Duflos, einen an ihn gerichteten Brief des Herrn Hütten-Inſpek⸗ tors Menzel zu Tarnowitz vor, worin Letzterer ſich gegen den Vorwurf verwahrte, als ſei die von ihm zuerſt in Kaſtner's Archiv (XII. 252. XIII. 336) mitgetheilte Entdeckung von dem Vorkommen des Jods im ſchleſiſchen Galmei unwahr (vergl. Ueberſicht der Ar⸗ beiten u. ſ. w. für das Jahr 1842, S. 187), und zu dieſem Behufe die Beſchreibung der Erſcheinungen wiederholte, welche die erwähnte Thatſache außer Zweifel ſetzen. Der Vortragende ſprach dabei die Vermuthung aus, daß das Jod wohl im Zuſtande von Jodblei in dem Galmeigeſteine, oder vielmehr in dem den Galmei Mnakrlenhen Bhiglan enthalten ſein dürfte. Darauf folgte von Seiten deſſelben Vortragenden eine durch Borzeigung des Appa⸗ rats ſelbſt erläuterte Beſchreibung des von der Berliner wiſſenſchaftlichen Deputation für das Medicinalweſen vorgeſchlagenen verbeſſerten Marſh'ſchen Verfahrens dur Enke des Arſeniks bei gerichtlich-chemiſchen Unterſuchungen. Herr Dr. Sadebeck ſprach über die Darſtellung, die Eigenſchaften in die Zu⸗ ſammenſetzung des Waſſerglaſes, ging darauf zur Anwendbarkeit deſſelben über, legte Leinwand vor, welche mit Waſſerglas überzogen war, und zeigte, daß dieſelbe, wenn ſie auch nicht der zerſtörenden Kraft des Feuers gänzlich zu trotzen vermöge, doch aber geeig⸗ net iſt, die Verbreitung der Flamme zu hindern. Phyſikaliſche Bengronbie, Am 21. Februar hielt Herr Stadtrath Scholtz einen Vortrag über das Klima einiger Theile von Südamerika. Er machte zuerſt darauf aufmerkſam, daß bei der großen Ausdehnung dieſes Kontinents von 10“ nördlicher bis 56“ ſüdlicher Breite nothwendig eine große Verſchiedenheit des Klima’s ſtattfinden müſſe, welche jedoch nicht allein durch die größere oder geringere Entfernung vom Aequator, ſondern ebenſowohl auch durch die verſchiedenen Höhenlagen, durch die Nähe oder Entfernung des Meeres oder großer Flüſſe, durch vorherrſchende Winde und manche Lokalumſtände bedingt werde. Man könne daher bei Bemerkungen über das Klima immer nur auf einzelne Punkte und deren Lokalverhältniſſe Rückſicht nehmen, indem ſich ſchon oft in der Entfernung von we⸗ nigen Meilen bei Orten unter demſelben Breitengrade eine große Abwechſelung kund giebt. Da der Vortragende bei ſeinen Reiſen nur einige Theile von Chile und Peru, ſo wie Buenos Ayres berührte, ſo beſchränkten ſich ſeine Bemerkungen vorzugsweiſe auf dieſe von ihm beſuchten Gegenden. Buenos Ayres genießt im Allgemeinen ein heiteres, geſundes Klima ſowohl an den Ufern des Plataſtroms, als auch im Innern nach Weſten. Epidemiſche Fieber, wie fie an den flachen Küſten von Neu-Spanien, z. B. in Vera Cruz oder an der Küſte von Kolumbien bei Carthagena, als gelbes Fieber oder ſchwarzes Erbrechen vorkommen, ſind hier unbekannt. Nur in einigen ſüdlichen Gegenden, wo die flachen Steppen den Ablauf des Waſſers verhindern, entſtehen Sümpfe, in deren Nähe die Bewohner häufig von Fiebern (tercianas) zu leiden haben. Während des Befreiungskrieges wurden die ſpa⸗ niſchen Kriegsgefangenen in jene Gegenden verwieſen und viele derſelben durch dieſe Fie⸗ ber hingerafft. Während der Sommermonate iſt die Hitze am Tage oft ſehr drückend, und ſteigt der Thermometer wohl auf 27 — 28 R.; die Luft ift dabei heiter, und im tiefen dunkelblauen Himmel zeigt ſich oft bei Tage die Venus glänzend in geringer Ent⸗ fernung von der Sonnenſcheibe. Plötzlich indeß verfinſtert ſich die Luft faſt bis zum nächtlichen Dunkel und fürchterliche Gewitter entladen ſich in ununterbrochenen Blitzen. Heftige Windſtöße kommen über die Ebenen der Steppen (pampas) und bringen ſtarke Regengüſſe mit ſich. Nach dieſer Entladung des Gewitters tritt indeß wieder die vorige Heiterkeit der Atmoſphäre ein. — In den Wintermonaten Juli und Auguſt ſind Gewitter ſeltner, dagegen aber Stürme und heftige Regengüſſe häufig. In Buenos Ayres ſelbſt fällt der Thermometer wohl nur ſehr ſelten auf Null, indeß tiefer im Innern, z. B. bei San Louis bedecken ſich doch ſtillſtehende Gewäſſer mit einer dünnen Eisdecke. Es iſt eine ziemlich allgemein verbreitete Meinung, daß der ſüdliche Theil Amerika's eine weit kältere Temperatur habe, als die Länder Europa's und Amerika's, welche dem Nordpol näher liegen. Dieſe Meinung gründet ſich zum Theil auf die Berichte der ſpa⸗ niſchen Seefahrer, zum Theil auf die früheren engliſchen Weltumſegler Anſon, Cook und Andere. Die Spanier, welche nie die nördlichen Meere befuhren, mußten allerdings das Klima in der Nähe von Cap Horn ſehr kalt und rauh finden. Auch Bank und Solander, welche Kapitän Cook auf ſeinen erſten Reiſen begleiteten, litten bei einer Landung auf dem Feuerlande viel von der Kälte. Aus den neueren Beobachtungen des Kapitän King, welcher ſich, um Vermeſſungen zu machen, ein paar Jahre in der Nähe des Feuerlandes aufhielt, geht indeß hervor, daß die Kälte in dieſen Gegenden nicht ſo groß iſt, als man gewöhnlich angenommen hat. i Zaufolge der Beobachtungen in Port Famine 53038 ſüdlicher Breite war die mitt⸗ lere Temperatur der Wintermonate 1828: Juni 32,9 Farenheit, 33 — 33.2 — N 0,5 Reaumur, Nun 0,5 R. dagegen in den Sommermonaten: * 51,1 Farenh. ee 8,5 Reaum. 5 7,5 R. Dies ſtimmt auch mit den Beobachtungen Cordavas überein, welcher im Jahre 1786 in den Sommermonaten die Magellaniſche Straße beſuchte. Er fand die mittlere Tempe: ratur im Januar 8,8 R., Februar 8,1, März 7.9. Das Maximum der Wärme im März war 11.6 — und das Minimum 4.27. | Es muß hier bemerkt werden, daß ſich weder in den Häfen der Magellanifchen Straße, noch in den Flüſſen, welche ſich in dieſelben ergießen, Eis gezeigt hat. Verglei⸗ chen wir damit die Häfen im nördlichen Europa und in den vereinigten Staaten, ſo wer⸗ den wir finden, daß die nördlichen Gegenden einen weit ſtrengeren Winter zu beſtehen haben. Die Mündung der Elbe iſt faſt jeden Winter ein paar Monate des Eiſes wegen — . — der Schifffahrt unzugänglich, obgleich Hamburg 53“ 34 — alſo eben fo weit nördlich, als Port Famine ſüdlich liegt. An der Küſte von Nord-Amerika erſtreckt ſich das Eis noch weit ſüdlicher; denn ſelbſt in Neu York 40%. 41 N. B. und Baltimore 39 “%. 22 N. B. frieren die Schiffe oft ein. In Quebeck 4648“ N. B. und auf dem Laurenzfluſſe iſt die Kälte noch weit ſtärker. | ! Wenn in dem nördlichen Theile von Amerika im Winter ein größerer Grad von Kälte eintritt, ſo iſt dagegen zu erwägen, daß im Sommer die Hitze wieder weit höher ſteigt, was an der Südſpitze Amerika's nicht der Fall iſt. Die bisherigen Beobachtungen ergeben als Reſultat, daß ſich die Temperatur im ſüdlichſten Theile Amerika's mehr gleich- förmig erhält, und zwiſchen Sommer und Winter keine ſolchen Extreme wie in der nörd— lichen Hemisphäre ſtattfinden. Der Umſtand, daß die Bewohner des Feuerlandes zu allen Zeiten völlig nackt gehen, ſcheint an ſich ſchon zu beweiſen, daß die Kälte nie einen ſehr hohen Grad erreicht. An Kleidungsmaterial würde es den Bewohnern nicht fehlen, da auf den Felſen-Inſeln ums Cap Horn eine große Menge Seehunde zu finden ſind und an der Nordſeite der Magellaniſchen Straße Heerden von Guanacos herumſchwärmen. So ſtumpfſinnig die Einwohner auch ſind, ſo würden ſie doch wohl Mittel finden, ſich wärmende Kleidung zu verſchaffen, wenn das Bedürfniß ſie dazu antrieb. Um indeß ein befriedigendes Reſultat zu erzielen und die mittlere Temperatur dieſer ſüdlichſten Gegenden genau beſtimmen zu können, ſind die gegenwärtigen Beobachtungen kaum hinreichend, weil ſelbige durch die Seefahrer nur in kürzeren Perioden und mit Unterbrechung gemacht werden konnten. Das Ergebniß würde wahrſcheinlich auch verſchieden ausfallen, je nach— dem die Beobachtungen innerhalb der Magellaniſchen Straße, oder außerhalb in der Nähe der Küſte oder in der Nähe der hohen ſchneebedeckten Gebirge des Feuerlandes gemacht würden. — Wenden wir uns nun weſtlich an die Küſte von Chile, ſo bietet ſich uns wieder eine große Verſchiedenheit des Klimas dar. Man kann Chile in Rückſicht ſeines Klimas in drei Theile eintheilen. Der ſüdlichſte Theil, welcher den Archipelagus von Chile und die nahe Küſte bis Conception einbegreift, 36.24 Südbreite, iſt feucht und neblicht, und ſelbſt im Sommer häufigen Regengüſſen ausgeſetzt. Der Küſtentheil zwiſchen Valdivia und Conception, der ſich noch im Beſitz der Aborigines, den nie beſiegten Aurocanern be— findet, wird durch dicke Wälder beſchattet. Der Winter iſt indeß nie ſo ſtrenge, als in den gleichen Breiten des nördlichen Amerika's. Der ſchönſte und fruchtbarſte Theil Chi— le's liegt zwiſchen dem 36247 und 29054 — das iſt, zwiſchen Conception und Co⸗ quimbo. Den größten Theil des Jahres genießt dieſer Theil einen faſt ununterbrochenen heitern Himmel, und nur in den Wintermonaten, Juni, Juli, Auguſt, fallen Regengüſſe. An der Küſte fällt der Thermometer ſelten auf den Gefrierpunkt, doch tiefer im Lande und bei einer Höhe von 3 — 4000 Fuß ereignet ſich dies öfterer. Im Thal von St. Jago, welches dem Abhang der Cordilleren näher liegt, fällt im Winter auch Schnee. Gegen Ende Mai fällt in den Cordilleren häufiger Regen und ſpäter große Maſſen Schnee, ſo — m — daß der Weg über dieſe Gebirge oft ganz unterbrochen wird. Im Allgemeinen find die Süd: und Südweſtwinde an der ganzen Küſte vorherrſchend und beſonders im Sommer in den Mittagsſtunden ſehr heftig. Deßhalb hat man auch ſolche Plätze zu Häfen gewählt, welche gegen Süden geſchützt ſind, aber gegen Norden offen liegen. Da nun aber im Winter zuweilen heftige Nordſtürme eintreten, verunglücken hier öfters e Der we von Valparaiſo ift dieſen Stürmen beſonders bloßgeſtellt. 5 10 So heftig und häufig die Gewitter an der Oſtſeite der Andes find, fo wenig kennt — fie an der Weſtküſte.“) Das Klima iſt im Allgemeinen ein ſehr geſundes, und kli— matiſche, anſteckende Fieber ganz unbekannt. Die Früchte des ſüdlichen Europa's gedei⸗ hen hier herrlich. Der gewöhnliche Ertrag des Weizens bei Feldern, die bewäſſert wer— den können, iſt fünfzig⸗ und ſechszigfältig. Das nördliche Chile, von Coquimbo bis an die Wüſte von Atacama, iſt dagegen unfruchtbarer und ſehr trocken. Es hat ſich daher in manchen Jahren ereignet, daß viele tauſend Stück Rindvieh und Mauleſel wegen Mangel an Futter und Waſſer umgekommen ſind. Wenn ſich Chile nach ſeiner Ausdeh— nung von Süden nach Norden eintheilen ließ, ſo kann Peru in Betreff der klimatiſchen Verhältniſſe nach ſeinen Höhenſtufen eingetheilt werden. Peru wird von Chile durch die Wüſte von Atacama getrennt. Dieſer waſſerleere Küſtenſtrich erſtreckt ſich ohngefähr vier Breitegrade bis an den Wendekreis und iſt völlig unbewohnt, auch für Reiſende durchaus unzugänglich. Wenn auch an der Küſte von Peru mehrere kleine Flüſſe das Land bewäſſern, ſo iſt doch im Allgemeinen die ganze Weſtküſte Peru's als eine Wüſte zu betrachten, die nur auf einzelnen Punkten, wie Oaſen, angebaut und bewohnt iſt. Der gänzliche Mangel an Regen erlaubt nur da den Anbau, wo ein Thal durch einen aus der Cordillera entſpringenden Fluß bewäſſert und angebaut werden kann. Da die Kette der Andes ſich aber häufig der Küſte ſehr nähert, ſo haben die meiſten Flüſſe einen ſehr kurzen Lauf und wenig Waſſer. So mächtig die Ströme im nördlichen und im öſtlichen Theile Süd-Amerika's ſind, ſo unbedeutend ſind ſie an der Weſtküſte. Außer dem Fluß von Guayaquil iſt an dieſer ganzen Küſte kein Fluß, der nur ein kleines Boot tragen könnte. Bei der tropiſchen Hitze herrſcht demnach an der ganzen Küſte eine große Trockenheit. Nur in den Monaten des ſüdlichen Winters er ſich feuchte Nebel ein, welche auf den Vorbergen einige Vegetation hervorrufen. erblühen z. B. in der Nähe von Lima in einem Thale eine Menge gelber Lilien — cayes), welche die kleinen Thäler und den Abhang der Hügel bedecken. Nach wenigen Wochen tritt aber die tropiſche Wärme ein und jene Blumen verſchwinden. In der Ge⸗ gend von Lima ſteigt der Thermometer ſelbſt in der heißeſten Jahreszeit nicht über 28 — 26“ Reaumur und fällt im Winter faſt nie unter 8 — 9° Wärme. Die an der Küſte vorherrſchenden Südwinde mäßigen die Hitze. — ) Während einem Aufenthalte von zwölf Jahren an dieſer Küſte hat der Berichterſtatter es nur ein Mal blitzen ſehen. 23 —— 178 u — Der Mangel an Regen iſt ſchon früher erwähnt, doch kann es nicht unbemerkt ge⸗ laſſen werden, daß doch zuweilen, jedoch höchſt ſelten, Regengüſſe eintreten. Während eines Aufenthalts von 6 Jahren in Lima hat indeß der Berichterſtatter es nur einmal, und zwar faſt 24 Stunden, heftig regnen ſehn, was jedoch von den Eingebornen als ein ganz außerordentliches Ereigniß betrachtet wurde. Steigen wir aber in die Vorgebirge auf die Höhe von einigen Tauſend Fuß über die Meeresfläche, ſo verändert ſich ſogleich das Klima. Regen kommt in dieſer Region ſchon häufiger vor und eine kühlere Luft weht uns an. Bruſtkranke, denen die Hitze der untern Region drückend wird, finden in dieſen obern Gegenden Erleichterung und Geneſung. Ceralien, als Weizen, Gerſte, gedeihen hier vortrefflich, ſo wie auch einige europäiſche Baumfrüchte, denen die tropiſche Hitze der niedern Region nicht zuſagt. Steigen wir indeß höher und erreichen das Tafel⸗ land der Cordillera, 12 — 14,000 Fuß über die Meeresfläche erhaben, fo ſpüren wir eine große Veränderung. Die verdünnte Atmoſphäre macht dem Neuangekommenen das Ath⸗ menholen höchſt beſchwerlich, verurſacht Schwindel, Herzklopfen, Beklemmungen und oft Uebelkeiten, denen der Seekrankheit ähnlich. Hier treten wir in die Schnee- Region. Die Temperatur wechſelt oft Tage lang nur zwiſchen 1“ über oder unter Null und fällt bei einem Schneeſturme wohl auf 4 — 5° unter Null. Dabei find heftige Gewitter häufig. Die Vegetation beſchränkt ſich auf einige ſchilfige, harte Grasarten — von Bäu⸗ men findet ſich keine Spur. Ein Verſuch mit Fichtenſaamen gelang nicht. Der Saame ging zwar auf und Bäumchen von ein paar Zoll Höhe gaben Hoffnung, die aber ge⸗ täuſcht wurde. Die Bäumchen gingen ſämmtlich ein. Gerſte wird auf dieſer Höhe zu: weilen gebaut, kommt aber nie zur Reife und wird daher als grünes Futter für Pferd und Mauleſel verbraucht. Aus dieſem Grunde find dieſe Gegenden auch ſehr wenig be⸗ wohnt, und nur an den Punkten, wo die Silberbergwerke betrieben werden, finden wir menſchliche Wohnſitze. Hier beziehen die Einwohner ihre Lebensmittel aus den Thälern des öſtlichen Ab⸗ hanges der Cordillera. Das erwähnte Tafelland bildet die Waſſerſcheide, und die hier entſpringenden Flüſſe fließen theils weſtlich dem ſtillen Meere, theils öſtlich nach dem Flußbette der großen Ströme, z. B. des Amazonen ⸗Fluſſes und des Uallaga. Bemerkenswerth erſcheint noch, daß die Benennung der Jahreszeiten — Winter und Sommer — hier wenig paſſend ſind, ſo daß, wenn an der Küſte die heiße Jahres⸗ zeit oder der Sommer eintritt, es Winter auf dem hohen Tafellande iſt, indem es dann hier am meiſten regnet und ſchneit. — — Az 179 —— me un U Aſtro nomie. bin inen ze Am 20. März hielt Herr Profeſſor Dr. v. Boguslawski einen Vortrag über die drei Kometen des Jahres 1843, und erläuterte deren Eigenthümlichkeiten durch von ihm ſelbſt angefertigte Zeichnungen und Modelle. 1) Der im März plötzlich erſchienene große Komet war im höchſten Grade merk⸗ windig, in vieler Hinſicht in der That noch intereſſanter, als der von 1811, wenn gleich der letztgenannte jenen an Größe und Dauer der Sichtbarkeit übertraf. Ueberall wurde der Komet, oder eigentlich vielmehr nur fein Schweif, zuerſt von Nicht⸗Aſtronomen ge⸗ ſehen, und durchgängig für eine ungewöhnlich glänzende Erſcheinung des Zodiakallichtes gehalten; in unſeren Breiten erſt am 18. und 19. März; in ſüdlicheren Gegenden ſchon viel früher. Es hat ſich nachher ergeben, daß der Komet ſchon am 28. Februar (einem bei uns völlig trüben Tage) am hellen Mittage, gar nicht fern von der Sonne, mit glän⸗ zendem Schweife, nicht blos in Italien an mehreren Orten, ſondern von vielen Beobach⸗ tern auch in den nordamerikaniſchen Freiſtaaten von mehr als zwölf verſchiedenen Punkten aus erblickt und mehrere Stunden lang geſehen worden war. *) Hier auf der Sternwarte wurde am 19. März nur zuerſt der Schweif geſehen, wie er offenbar auf ſeinen Ausgangspunkt unter dem Horizonte hinwies. Am 20ſten wurde dann zwar auch der Kopf aufgefunden, aber, wegen ſeiner auffallenden Unbedeutenheit, im Gegenſatz zu dem prachtvollen Schweife ſo kurz vor ſeinem Verſchwinden in den Dün⸗ ſten des Horizontes, daß die angefangene Ortsbeſtimmung deſſelben nicht vollendet wer⸗ den konnte. Erſt vom 21ſten an gelangen hier ganz vollſtändige Beobachtungen, welche mit Ausnahme des 23ſten täglich bis einſchließlich den 30. März fortgeſetzt, aber immer nur in größter Eile ausgeführt werden konnten, weil der, im Kontraſt mit dem blendend weißen Schweife nur matt röthlich ſcheinende Kopf des Kometen, mit einer auch nur ſchwachen Andeutung des Kerns, wenn die Dämmerung ihn aufzuſuchen und zu beobach⸗ ten geſtattete, dem Horizonte und ſeinen Dünſten immer ſchon ſehr nahe ſtand. Anders war es mit ſeinem merkwürdigen Schweife, der mit einem lebhaften Licht⸗ glanze, weiß wie der Schnee, zu einer anſehnlichen Breite ſich entfaltete, und ſo weit vom Kopfe nach Süden zu ſchräg aufwärts ſich erſtreckte, daß derſelbe unter dem Stern⸗ bilde des Arion noch immer in prachtvollem Schimmer ſich zeigte, ja bei zunehmender Dunkelheit immer deutlicher hervortrat, wenn der Kopf des Kometen längſt unter den Horizont hinab geſunken war. *) In den Tropen wurde auch ſchon von dem folgenden Tage an der Schweif am Abendhimmel wahrge⸗ nommen. Das Nähere darüber findet man: 1) in den Verhandlungen der Pariſer Akademie d. N. 1843, April 17 und Mai 8 und 18; 2) in Silliman's American Journal xtiv. 2. S. 412, und 3) in Schumacher's aſtronomiſchen Nachrichten, Nr. 480, S. 23 N S 180 3 Die Beobachtung des letzteren zur Beſtimmung ſeines ſcheinbaren Laufes am Him⸗ mel war in hohem Grade ſchwierig, daß oft die höchſte Schärfe und Genauigkeit nicht immer zu verbürgen war, weil der tiefe Stand in den Dünſten des Horizontes das ſchwache Licht des Kometenkern's oft nur ſehr ſchwer erkennen, und nicht einmal gehörig | Zeit ließ, von den benachbarten Sternen die geeignetften auszuwählen. Daher konnten einige dieſer Beobachtungen geraume Zeit nachher erſt dann reducirt werden, als die damals in den Strahlen der Abendſonne verſchwindende Gegend des Him— mels am Morgenhimmel wieder ſichtbar geworden war. Am Differenz-Mikrometer wurde der Komet beobachtet am 21., 22., 24., 26., 27., 28. und 30. März vom Referenten, ſo wie am 25. und 30. auch vom Herrn Thomcßek. Außerdem wurde er noch vom Ref. an drei verſchiedenen Tagen, am 22., 26. und 29., am Heliometer zu be⸗ obachten verſucht, Anfangs mit erwünſchtem, dann aber mit immer geringerem Erfolge. Aus den Beobachtungen vom 21., 25. und 30. März verſuchten dann bald die Herren Thomcezek, Sonnenburg und Hinzel gemeinſchaftlich, und ſo ſich gegenſeitig zu controliren, die Berechnung paraboliſcher Elemente dieſes merkwürdigen Kometen. Die 1 Reſultate: | 1843. Februar 27. 4557 (10h 56m nach Bresl. Zt.) Durchgang des Fame durchs Perihel: 0. 004727. . . . Perihel⸗Diſtanz, 279“ 28° 42“. 1 Länge des Perihels, 30 6/50“. 2 Länge des aufſteigenden Knoten, 35° 25° 6“. 3 Neigung der rückläufigen Bahn mit der Ekliptik, ſtimmen mit den auch anderwärtig vielfach berechneten Planeten im Weſentlichen nahezu überein, und ſtellen daher auch nicht allein die drei der Rechnung zum Grunde gelegten Beobachtungen, ſondern auch die übrigen hieſigen, ſo wie den größeren Theil aller aus⸗ wärtigen bis auf ſo geringe Unterſchiede dar, wie ſie aus der Schwierigkeit bei der Beob⸗ achtung des Kometen leicht ſich erklären laſſen. Auch ſelbſt, als ſpäter alle Zweifel bei den Vergleichsſternen durch deren genaue Beſtimmung behoben wurden, und auch mit Benutzung jener erſten Elemente die Wirkung der Aberration und Parallaxe mit in Be⸗ tracht gezogen werden konnte, erhielt Herr Schubert, welcher ſich dieſen Rechnungen unterzogen hatte, folgende beobachtete ſcheinbare Oerter des Kometen (alle auf denſelben Zeitmoment Sh 14m 348 6 mittl. Bresl. Zeit reducirt) und den Betrag der vereinig- ten Wirkung der Aberration und Parallaxe als Reduction auf den wahren Ort: * 1843. Scheinbare grade Auf- Aberr. und Scheinbare Abweichung. Aberr. und Mikr. Anzahl. Beobach⸗ 70 7841574 ſteigung. Parallaxe. * Parallaxe. ter. März 21. 3 9 41.66 + 2.85 — 8 56 30.1 4 12.5 Diff. 3 v. Bogusl. 22. 3 16 12.36 4 2.77 — 8 40 1.2 J 12.4 Diff. 3 - 1 16 U J 2. (es 30 46.5 7 12.4 Se. 1 > 24, 3 28 20,07 4 2.62 —8 7 23.0 7 12.1 Diff. 6 1 B. 7 % 12.0 Hel. 2 : 25. 3 33 57.06 4 2.55 — 7 51 38.0 4 12.0 Diff. 3 Thomczek. 26. 3 39 20.10 4 2.51 — 7 36 30.8 411.9 Diff. 5 v. Bogusl. 27. ö ZH RAT LA; 7 Diff. 3 2 28. ne er eee Diff. 3 } 29, ie 2 1 e ee 5 ee een Hel. 1 j - in Ju: Die re a Dr Mae ae Die 2% Bee a 3 | Diff. 3 { 20. 3 88 32.02 + 2.28 — 6 39 57.9 4 1.1 Diff. 2 Thomczek. Später gingen aus der Zugrundelegung der wahren Orte vom 22., 26. und 30. März nachſtehende verbeſſerte paraboliſche Elemente hervor: 1843. Februar 27. 4503 (10 48m 26° mittl. Berl. Zeit) Durchgang durchs | Perihel: 0. 0043414. Perihel⸗Diſtanz 7. 6376338, 279 387 567,3 Länge des Perihels vom wahren Aequinoctium, 29237 16%. 6 Länge des aufſteigenden Knoten, 3329, 17%. 5 Neigung der rückläufigen Bahn. Schon bei Anwendung der erſten gefundenen Elemente zur Berechnung einer Ephe— meride des Kometen für die Momente der ſtattgefundenen Beobachtungen als Prüfungs— mittel ergab ſich die, noch nie in dieſer Art vorgekommene Schwierigkeit, daß der Komet bereits eine paraboliſche Anomalie von über 170° erreicht hatte, bei welcher es nothwen— dig wurde, in der Barkerſchen Kometentafel mindeſtens auch noch die zweiten Differenzen der Logarithmen der mittleren Bewegung mit zu berückſichtigen, was die Interpolation rückwärts ungemein ſchwierig macht. Sind A’ und A” die erſten und zweiten Diffe⸗ renzen der zuletzt gedachten Logarithmen, bei der immer um 5° vorſchreitenden wahren paraboliſchen Anomalie, d der Anwachs eines Logarithmus der Tafel, wofür oͤ der An⸗ wachs der wahren Anomalie geſucht wird (jene 57 vorläufi ig als Einheit geſetzt), und 1 nennt man —— der Kürze halber p, fo iſt oͤ, fo lange man nicht auch die er 2 dritten Differenzen zu berückſichtigen nöthig hat, ganz ſcharf d = (* — 2 -p. 9 182 nnn Da aber dieſer Ausdruck bei öfterer Wiederholung, wie bei Berechnung von Ephemeriden, die Rechnung etwas zeitraubend macht, ſo iſt es bequemer, eine daraus abgeleitete — rungsformel anzuwenden, welche o ſehr 1 d Yan Au. TE) Tr - (Fr : | giebt. BEN Re 125 6 — N Man ſieht Ka daß das zweite Glied dieſes Ausdrucks in den allermeiſten Fällen ſehr klein ſein wird. In der That erreicht es bei der Barkerſchen Tafel jedesmal in Maximo 37415 A" immer nur den Werth von ee d. h. bei 149° paraboliſcher Anomalie erſt den Betrag von 0“. 1; bei 172° auch nur erſt 0“. 4; bei 176° 45/ den Werth von 1”; von da ab aber immer raſcher ſteigend, woraus man abnehmen kann, bis zu welcher Ano— malie hin man ſich auf das erſte Glied allein beſchränken darf. Als dieſe Methode allerdings ſchon mit bedeutenderer Zeiterſparung bei — der erſten Elemente benutzt worden war, brachte die Nr. 474 der Schumacher'ſchen aſtronomiſchen Nachrichten vom Hofrath Gauß eine Methode zu ähnlichem Zweck, mit Anwendung ſeiner logarithmiſchen Tafeln zu Summen und Differenzen, welche darum noch bedeutend vorzuziehen iſt, weil fie gleichzeitig auch den Logarithmus des Radius: Vector giebt. Auch Herr Geheimrath Beſſel giebt in Nr. 520 der aſtronomiſchen Nachrichten eine andere eigenthümliche, ebenfalls ſehr bequeme Methode, in ſolchen Fällen die para— boliſche Anomalie eines Kometen theils zu berechnen, theils dieſe noch mit Hilfe einer bei— gegebenen Tafel zu verbeſſern; was immer leichter geſchieht, je mehr dieſe Anomalie ſich 180° Grad nähert. Obgleich hierdurch dem ohnedies ſehr ſelten in ſolchem Maaße vorkommenden Be: dürfniſſe auf die erwünſchteſte Weiſe genügt iſt, ſo hat Ref. dennoch ſich unterſtanden, die erleichterte Benutzung der Barkerſ chen Tafel hier anzuführen, weil oft gerade nur dieſe zur Hand iſt, und überhaupt eine ſolche Umkehrung der Interpolation leicht auch bei andern Tafeln in Anwendung gebracht werden kann. Jene paraboliſche Anomalie von über 170“, wie ſie den rechnenden Aſtronomen bei einem Kometen zur Zeit ſeiner Sichtbarkeit noch nie vorgekommen war, iſt eine Folge der ungemein großen Nähe, in welcher der Komet bei der Sonne vorübergegangen war, welche die des Kometen von 1680 noch übertrifft, der in dieſer Beziehung bis jetzt einzig dageſtanden hatte. Derſelbe war nur in einer Entfernung von 128,600 geographiſchen Meilen vom Mittelpunkte der Sonne vorbeigegangen, mithin nur 32,300 Meilen von der Oberfläche ihrer Photoſphäre. Der März- Komet war aber nach den erſten paraboliſchen Elementen nur 1382 Meilen von derſelben entfernt geblieben. Nach den zweiten verbeſ— ſerten Elementen mußte derſelbe ſogar beim Vorübergange in dieſe Photoſphäre einge: taucht haben und 6580 Meilen unter deren Oberfläche hindurchgegangen fein. BEE Pt Da die meiſten berechneten Elemente dieſes Kometen ein ähnliches Reſultat ergeben haben, ſo iſt vielfach davon ſchon die Rede geweſen, ob ein ſolcher Vorgang überhaupt im Gebiete der Möglichkeit liege? Bei einem Aggregatzuſtande der leuchtenden Sonnenhülle, wie derſelbe in den Ver⸗ handlungen dieſer Section in den Jahren 1832 und 1842 vom Ref. beſprochen worden ift (ſ. deren Bericht aus jenen Jahren), läßt ſich allerdings nicht in Abrede ſtellen, we⸗ nigſtens ſo lange man annehmen darf, daß die äußere Oberfläche jener Umhüllung mehr als jene 6580 Meilen von der Oberfläche des eigentlichen Sonnenkörpers abſteht. Wie der Komet, von der Sonne kommend, in einer verzögerten Bewegung uns ſichtbar wurde, ſo muß derſelbe vorher mit einem beſchleunigten Fluge zur Sonne geeilt fein, und am 27. Februar (gegen Mittag nach unſerer Zeit) innerhalb 1Y, Stunde die Sonne zur Hälfte (180“) umkreiſt haben. Um die Zeit der äußerſten Annäherung legte der Komet einen Bogen von 20°, vom Mittelpunkte der Sonne aus geſehen, mithin etwa 31,440 geographiſche Meilen, und muthmaßlich innerhalb der Lichthülle der Sonne nur innerhalb 5 Minuten und 50 Secunden, in einer Secunde mithin faſt 90 Meilen zurück, die größte Geſchwindigkeit eines Körpers, die wir erfahrungsmäßig und mit hinreichender Entſchiedenheit kennen gelernt haben. Wie aber muß dabei der Schweif ſich verhalten haben, welcher bei dieſem überaus merkwürdigen Himmelskörper entſchieden eine glänzendere Rolle geſpielt hat, als das Haupt ſelbſt? Vom erſten Augenblick, d. h. von dem Tage an (den 28. Februar), wo der Komet in Italien und in Nordamerika mit unbewaffneten Augen am hellen Mittage wahrgenom⸗ men worden war, und wo offenbar der Schweif vorzugsweiſe die Augen auf ſich gezogen hatte, ſtreckte ſich derſelbe vom Kopf des Kometen auf die der Sonne gerade entgegenge— ſetzte Seite aus. Später am abendlichen Himmel verhielt ſich dies nicht allein ganz auf gleiche Weiſe, ſondern hat noch auf Grund der hier gemachten Beobachtungen als völlig entſchieden bei dieſem Kometen ſich herausgeſtellt. Und bis zu welchem Abſtande vom Kometen hin! Während Referent, ſo lange der Komet noch über dem Horizonte war, bei eintreten⸗ der Dunkelheit nur bemüht ſein mußte, eine Ortsbeſtimmung des Kometen zu erlangen, hatten es die Herren Thomczek und Luther übernommen, aufzunehmen und zu ver: zeichnen, durch welche Sterne der Schweif allabendlich ſich erſtreckte, um dadurch an jedem Abend die wahre Richtung des Schweifes, ſo wie deſſen ſcheinbare Länge und Breite zu erhalten. Es iſt wegen des bedeutenden Umfangs dieſer Notizen, welche am 20., 21., 22., 23., 24., 25. und 27. März geſammelt worden find, hier nicht der Ort, ſie zu deponiren, und beſchränkt Ref. ſich daher nur auf die Reſultate vom 20. und 21. März, von welchen Tagen an der Glanz und die ſcheinbaren Dimenſionen des Schweifes, ſo wie die Dauer ſeiner Sichtbarkeit in höchſt merklichem Grade abnahmen. Um 8 Uhr Abends, den 20. März, dem Zeitpunkte feiner ſchönſten Sichtbarkeit, ging die Mittellinie des Schweifes vom Kopfe des Kometen aus faft genau über s und Ö Eridani hinweg; die obere Grenzlinie nah bei A deſſelben Sternbildes vorüber, und dann über vom Hafen — — 2 ne ge Bord des 1 fes bezeichnete. | NETTTERE RT . Der Schweif konnte — bloßen Augen bis eilig zur Mitte zwifchen = Oritmis und „ Leporis, alſo bis etwa 40“ vom Kometenfopfe verfolgt werden. Auch am 21. März war der Schweif mit bloßen Augen noch bis I un zu 8 mithin in einer Länge von 39 ½ Grad. Daraus folgt, daß die Länge des Schweifes, vom Kometen an nr bis auf 42 ½ Millionen geographiſche Meilen ſich erſtreckt, jo weit die äuſſerſten Theile deſſelben noch von der Erde aus, alſo aus einer Entfernung von über 57%, Millionen Meilen, mit unbewaffneten Augen wahrgenommen werden konnten. Ref. unterſuchte am 21. März, ebenfalls noch an den günſtigſten Momenten, wie weit der Schweif des Kometen mit Hilfe eines Kometenſuchers ſich verfolgen laſſe, und fand, daß dies bis etwas — wärts über den Sirius hinaus möglich war, alſo in einer Ausdehnung von 31 / Grad welche Beobachtung dem Schweife die ungeheure Ausdehnung von über 6 Halbmeſſern der Erdbahn giebt, d. i. eine Länge von gegen 126 Millionen Meilen, welche mithin noch bedeutend über die Jupiterbahn hin ausreichen mußte: alles Maaße, die freilich erſt nach Berechnung der Bahn= Elemente des Knoten und auf Grund derſelben gefunden werden konnten. Natürlich drängt ſich hier noch zuvörderſt die Frage auf: konnte der Komet bei dem Glanze und bei ſolchen Dimenſionen des Schweifes nicht . ch on vor dem — rihel geſehen werden? Am 27. Januar hätte der Komet bei — Culmination unmittelbar in — Ho⸗ rizonte geſtanden, und feinen Schweif bis 8 im Hafen hinauf gereicht haben müſſen, und zwar mit einem Glanze, welcher dem vom 21. März wenig nachgegeben haben dürfte. Von da an mußte er ſogar, wenn auch nur wenig, aber doch mit immer zunehmendem Glanze, ſich über unſern Horizont erheben und auch noch nach ſeinem Untergange ſeinen Schweif unter immer günſtigeren — — zum Sternbilde des * quer durch den Meridian erſtrecken. Es iſt daher im höchſten Grade zu — daß keine Spur von der foäterhin jo in die Augen fallenden Erſcheinung bei uns wahrgenommen worden ift, ja an keinem Orte auf der Erde vor dem Perihel, auch nicht auf der ſüdlichen Hemiſphäre, wo ſie nicht unbemerkt hätte bleiben kan an wenn ſie nur va — W die⸗ ſen Glanz entfaltet hätte. 11 Urplötzlich ſchon am Tage nach vom Perihel war der Komet mit einem ſo piachtvol⸗ len Schweife angethan, daß er am hellen Mittage an — ren: — die allgemeine Aufmerkſamkeit auf ſich gelenkt hatte. ie 1 Ein Schweif, welcher kaum 5“ von der Sonne, n 208 Glanze derſelben dem erſtaunten Beobachter, nach vielen übereinſtimmenden Angaben, mit bloßen Augen 3“, in einem Kometenſucher 8 bis 10° lang erſchien, hätte bei nächtlicher Dunkelheit eine Ausdehnung zeigen müſſen, welche die Meſſung vom 21. März bei Weitem übertroffen Wo er auch in ſüdlichen Gegenden ſchon an den folgenden Abenden am Himmel ſich gezeigt hat, kann, der Schilderung nach, die Länge und der Glanz dieſes Kometenſchweifes, mit der Erſcheinung, wie wir ſie hier geſehen haben, in gar keine Vergleichung gebracht werden. um Dieſer Komet hat mithin die früheren Wahrnehmungen der Aſtronomen, daß die Kometenſchweife nach dem Perihel ein viel glänzenderes Anſehen haben, bis zum Extreme beſtätigt; denn der Schweif konnte vorher nur im höchſten Grade unbedeutend geweſen ſein. Oder ſollte der Komet am 27. Februar erſt aus der Sonne entſtanden ſein? — So mächtig die Naturkräfte auf der Sonne auch fein mögen, eine ſolche Aeußerung der⸗ ſelben iſt undenkbar, welche es vermöchte, einen Körper, der ungeheuern Maſſen-Anzie⸗ hung zum Trotz, ſo von der Sonne hinweg zu ſchleudern, daß er innerhalb dreier Wochen ſchon über die Erdbahn hinaus gelangt wäre. Nicht minder undenkbar eben iſt es, an⸗ zunehmen, ſie habe den Schweif des Kometen in wenigen Stunden geſchaffen, und ſeine leuchtenden Theilchen ſogleich bis über die Jupitersbahn verſandt, und als habe der win- zige Kern des Kometen die Kraft, bis zu dieſer Ferne die Schweifmaterie an ſich gefeſſelt zu halten und mit ſich zu führen. Was das ſagen will, bei dem Geſetze, daß die Kome⸗ tenſchweife immer, und auch bei dieſem entſchieden, der Sonne entgegengeſetzt ſich ausſtrecken, tritt beſonders ſcharf hervor, wenn man vorzugsweiſe am Tage der Sonnen- nähe Folgerungen daraus zieht. Der Mittelpunkt des Kometen durchlief, vom Mittel— punkt der Sonne aus geſehen, 90“ oder den vierten Theil des Himmels in 45 Minuten 20 Secunden, jedes Theilchen des gerade dahinter ausgeſtreckten Kometenſchweifes, mit⸗ hin einen eben ſolchen Bogen, in derſelben Zeit. Der äußerſte Punkt des Schweifes, den wir aus 57 Millionen Meilen Entfernung mit bloßen Augen noch erkennen konnten, war 42,460,000 Meilen vom Mittelpunkte des Kometen entfernt, und hätte in jener kurzen Zeit 66,800,000 Meilen zurücklegen müſſen, 24,575 Meilen in einer Secunde. Der Schweif war aber im Kometenſucher bis zu einer noch viel größeren Entfernung hin, bis zu einer Länge von 125,960,000 Meilen ſichtbar, und erſtreckte ſich gewiß noch viel weiter hinaus. Daher hätten jene wirklich noch bemerkten Theilchen unmittelbar nach dem Perihel in 45 Minuten 20 Secunden 198 Millionen Meilen, in einer Secunde 72,800 Meilen zurücklegen müſſen, während das Licht nur 41,465 Meilen in einer Se: cunde zu durchlaufen vermag. Schon dieſe Geſchwindigkeit iſt offenbar, und man muß ſagen, glücklicher Weiſe, nur eine dynamiſche; denn wie zerſtörend müßte ſie wirken, wäre fie mechaniſcher Natur. Un Es muß mit dieſer einfachen Betrachtung, geſtützt auf entſchiedene Thatſachen und Ermittelungen, jeder Gedanke an eine mechaniſche Erklärung der Kometenſchweife dahin- ſchwinden, und ihr Licht ebenfalls in das Gebiet der dynamiſchen Erſcheinungen verwieſen werden. Natürlich kann die Aufſtellung einer Erklärung in dieſem Sinne nicht Sache 24 des Augenblicks fein. Sie verlangt eine reifliche Berückſichtigung und Zugrundelegung der wichtigen Forſchungen, Berechnungen und Folgerungen von Brandes im zweiten Hefte ſeiner phyſikaliſch⸗aſtronomiſchen Unterhaltungen (welche alle Beobachtungen am Kometenſchweife bis zum Jahre 1824 berückſichtigen), von Beſſel aus ſeinen Beobach⸗ tungen und Heliometermeſſungen der ſcheinbaren Lichtausſtrömung des Halleyſchen Kome⸗ tenkerns 1835, vom Oktober 2 bis 25; in Schumachers aſtronomiſchen Nachrichten, Nr. 300 bis 302, und Sir John Herſchels (damals am Cap) Mikrometermeſſungen der Dilatation deſſelben Kometenkerns nach dem Perihel, 1836 vom 25. Januar bis 11. Februar, angeführt in den Transactions of the Sections of the eigth meeting of the British Association, pag. 19, und im Jahresbericht unſerer phyſikaliſchen Section vom Jahre 1839 mit der Breslauer Beobachtung des Kometen in Geſtalt eines Fixſterns, 1836 den 22. Januar, als Commentar. Ungeachtet der Unerläßlichkeit aller dieſer Be⸗ obachtungen und Meſſungen, ſo wie noch mancher anderen der Zukunft zur Aufſtellung einer haltbaren Theorie des Kometenſchweifes nach dynamiſchen Principien, iſt es doch vielleicht auch jetzt ſchon nicht ganz ohne Intereſſe, einen, wenn auch unvollkommenen Verſuch gleichſam nur als eine Probe für die Möglichkeit zu wagen. Aus der Abweſenheit jeder Refractions-Erſcheinung bei den Kometennebeln und Schweifen, aus ihrer vollkommenen Durchſichtigkeit und aus dem Gange der Lichtſtärke bei den Kometen hatte Ref. ſchon bei einer anderen Gelegenheit in der Section die Anſicht vorgetragen und vertheidigt, daß jeder Komet, den Sternhaufen im Univerſum analog, nichts mehr und nichts weniger als ein zuſammengehöriges Syſtem von Weltkörpern der allerkleinſten Art ſein dürfte, von denen keiner einen Centralkörper zu bilden vermag, welche ſtatt deſſelben nur einen gemeinſamen Schwerpunkt langſam in den verſchiedenar⸗ tigſten Bahnen umkreiſen, während dieſer in Begleitung aller die große Bahn um die Sonne beſchreibt. In ſehr vielen Fällen mögen dieſe Körperchen gewiß eine kryſtalliniſche Bildung haben, welche freilich wohl mit der Länge der Zeit durch mancherlei Zufälligkei⸗ ten ihr ſcharfes Gepräge verlieren, aber auch wieder im vollkommenſten Grade erlangen können, wenn ſie, wie bei unſerem Kometen faſt unzweifelhaft, in großer Nähe der Sonne, wo alle Wärme⸗Capacität auf ein Minimum herabgeſunken fein muß, in Fluß gerathen ſind, und hinterher bei der Erſtarrung nur deſto vollkommener als Kryſtalle wieder an⸗ ſchießen. Yale 3% mon 8 * Een! TE e Unter dieſen Umſtänden müſſen dieſe kryſtalliniſchen Körperchen eine beſtimmte, gleichartige Stellung zur Sonne annehmen und ſehr lange beibehalten, ſo daß die ſpie⸗ gelnden Seitenflächen zahllos die auffallenden Sonnenſtrahlen total reflectiren können. Wäre der Raum zwiſchen den Planeten und Kometen unſeres Sonnenſyſtems leer, ſo würde die totale Reflexion der Sonnenſtrahlen, welche ſo viel in engere Bündel vereinigt, wirkungslos bleiben. Das Zodiakallicht, das wir noch weit über die Marsbahn verfolgen können, und gewiß ſich noch viel weiter erſtreckt, zeigt uns aber mit Entſchiedenheit, daß in den Räumen des Sonnenſyſtems, vornehmlich zunächſt um die Sonne, ſich überall — 18̃ä —ñ—I⅜3 körperliche Gegenſtände finden, welche, auch nur vom einfachen Sonnenlicht beleuchtet, wenn auch nicht einzeln, doch durch ihren Geſammtſchimmer aus großer Ferne ihre Ge⸗ genwart uns kund thun. Bietet nun ein Komet durch die Kryſtallflächen der zahlloſen Körperchen ſeines Syſtems Gelegenheit dar, daß das Sonnenlicht durch totale Reflexion vielmal zuſammengedrückt, Alles im Raume, wohin dieſe Strahlen dringen, heller als gewöhnlich erleuchtet, ſo muß das Bild eines Kometenſchweifes entſtehen bis in die wei⸗ teſte Entfernung und ohne mechaniſchen Zuſammenhang mit der Subſtanz des Ko⸗ meten ſelbſt. 1,991 | | Ä 6 Hiernach wird die Erſcheinung der Kometenfchweife in größerem Maaßſtabe dem Zodiakallichte, in kleinerem dem ſogenannten Indianerſommer, den Nebenſonnen und den mit ihnen verbundenen Halo's, dem ſogenannten Waſſerziehen der Sonne, im kleinſten dem Sonnenſtaube im Zimmer ſich anreihen. | | Eline andere Frage bei dieſem Kometen hat bereits ſehr viele Aſtronomen beſchäftigt, die: ob derſelbe ſchon einmal erſchienen ſei? Der viel zu kurze Zeitumfang feiner Beob⸗ achtungen konnte darüber zu keinem Reſultate führen. | u Gemachte Verſuche damit haben ſogar eine hyperboliſche Bahn angedeutet, die an ſich ſchon immer ſehr problematiſch bleibt. | Die Erſcheinungen dieſes Kometen, wenn er ſich in einer elliptiſchen Bahn bewegt, müſſen aber bei jeder Wiederkehr, auch abgeſehen von dem glanzvollen Auftreten ſeines großen Schweifes und ſeiner möglichen Sichtbarkeit am Tage, von ſolchen Eigenthüm⸗ lichkeiten begleitet ſein, daß ſie nicht leicht mit denen eines anderen Kometen verwechſelt werden können. So kann derſelbe, weil er kaum ein Paar Stunden lang und dicht bei der Sonne nördliche Breite hat, nie anders als in Sternbildern ſüdwärts von der Ekliptik ſich zeigen, und vorzugsweiſe nur in der ſüdlichen Hemiſphäre der Erde, und ſelbſt in dieſer auch nur vom September bis December am Morgen- und vom Januar bis April am Abendhimmel. In der nördlichen Halbkugel beſchränkt ſich ſeine nächtliche Sichtbar— keit lediglich auf die beiden Monate Oktober und November, wo der Komet nur am Mor- genhimmel im Raben und der Waſſerſchlange, und auf die Monate Februar und März, wo derſelbe nur am Abendhimmel im Eridan oder allenfalls in den Vorderfüßen des Wall⸗ fiſches ſich zeigen kann. 20 Geleitet von dieſen Betrachtungen meint Ref. vier Erſcheinungen ſeit vorchriſtlicher Zeit aufgefunden zu haben, welche mit ſehr großer Wahrſcheinlichkeit dieſem Kometen und keinem andern angehören, und vermuthlich noch vier andere dazwiſchen. Es bedarf nur noch einer einzigen kritiſchen Unterſuchung, um darüber und über die Periode feiner Um: laufszeit der Section beſtimmtere Angaben machen zu können. | Der zweite Komet des Jahres 1843 wurde auf der Pariſer Sternwarte am 3. Mai entdeckt, und hier am 20. Mai, nach Beendigung des inzwiſchen hindernd einge⸗ tretenen Mondſcheines, aufgefunden und vom 2lften an beobachtet. Die Beobachtungen deſſelben wurden fortgeſetzt im Mai am 23., 24., 26., 30. * 31.; im Juni am 4 * Pe VERREEN 1., 2., 3.5 im Juli am 6., 8., 21., 23., 29.; im Auguſt am 1., 2., 3., 5% 18. 19., 20., 25., 26., 27., 28., 29., 31.; im September am 2., 18., 19., 20., 21, 25., und zuletzt am 1. Oktober, immer aber nur durch Fernröhre ſichtbar. Dieſe für einen Kometen lange Dauer der Sichtbarkeit hat ihren Grund in der Geſtalt und Lage ſeiner Bahn, in welcher die Sonnennähe noch um 13 Millionen Meilen außerhalb der Erdbahn ſich befindet. Der Komet traf am 7. Mai gerade fo in dieſem Punkte ein, daß er die Erde eine Zeit lang begleitet hätte, wenn dies durch den bedeutenden Winkel von 53 Grad, welchen die Ebene ſeiner Bahn mit der der Erde machte, nicht noch etwas modificirt worden wäre. Der Komet bewegte ſich in jenem Zeitraume ſeiner Sichtbarkeit von über vier Monaten deshalb nur von dem Pegaſus durch die Biber in den — mann bis nahe zum Fomahand hin. Von Ellipticität zeigte feine Bahn — keine Spun. Der dritte Komet von 1843, ebenfalls in Paris entdeckt von —— am 22. No⸗ vember, gehört nur theilweiſe noch zum genannten Jahre, weil der größere Theil ſeiner Beobachtungen in das Jahr 1844 hinüberreicht. Zu Breslau konnten von dem am 11. December aufgefundenen Kometen nur am 16. und 17. December Beabachenngen gewonnen werden, und dann am 9., 11., 14., 15. und 21. Januar. Ueberall ergab ſich ſogleich, doch werf bemerkt von Dr. Goldſ chmidt in Göttin⸗ gen, bei dem Verſuche, die Bahn zu berechnen, daß die Vorausſetzung einer Parabel bei demſelben unſtatthaft ſei, der Komet vielmehr entſchieden in einer Ellipſe ſich bewege, und zwar noch dazu in einer ſolchen, die unter allen bekannten elliptiſchen Kome⸗ tenbahnen am allerſtärkſten ſich der Kreisform nähert. Ref. erläuterte dies durch eine Zeichnung in ihrer Lage zwiſchen den Bahnen der Planeten und der beiden Kometen von kurzer Umlaufszeit, wobei zum erſten Male der vom Mechanikus Pinzger bei der Sternwarte verfertigte Ellipſenzirkel auß Bröcker mit großem Vortheil in An⸗ wendung gebracht worden war. Es ergab ſich daraus, daß dieſer Romat offenbar mit den beiden Kometen von kurzer Umlaufszeit (dem Encke'ſchen und Biela'ſchen) zu einer und derſelben Gruppe gehört, welche wiederum auch den kleinen Coplaneten coordinirt zu ſein ſcheinen. Dieſer Komet 25 jedoch von allen dieſen genannten kleinen Weltkörpern die längſte Umlaufszeit: 7% Jahre, und dürfte daher 1851 Anfangs Februar wieder zurück erwartet werden. Es war ſogleich wieder bei dieſem Kometen der Gedanke aufgetaucht, es könne mög— licher Weiſe der Komet von 1770 ſein, deſſen Umlaufszeit zu 5 Jahren und 7 Monaten berechnet worden war, der aber ſeit jener Zeit niemals wieder den Atronomen zu Gefichte gekommen iſt. Man hat die Vermuthung aufgeſtellt, daß er damals in der Nähe ſeines Apheliums vom Jupiter in eine andere Bahn gelenkt worden ſei, und dieſe wohl die des gedachten Kometen ſein könne. Ein Blick auf die Zeichnung widerlegt aber ohne Weiteres dieſe Annahme, weil ſich ſogleich herausſtellt, daß der den beiden Bahnen gemeinſame Punkt (der Durchſchnittspunkt derſelben) viel zu entfernt von der Bahn des Jupiters liegt (gegen 13 Mill. Meilen) „ als daß dort jene vermuthete e ane hätte vor ſich gehen könnn. Wir bleiben nun in der Erwartung, ob zu Anfange des Jahres 1851 eben tie noch günſtigeren Umſtänden gegen Ende von 1865 derſelbe wiederkehren werde, oder ob manche Kometen, analog den Wolken der Erde, nur entſtehen, um mu wieder kr —— Schließlich theilte Herr profeſſor Dr. v. Boguslawski während des Druckes ae Abhandlungen im Juni 1845 noch folgende 2 über den Kometen des Jahres 1843 uns zur Veröffentlichung mit: „Der Komet von 1843 hat das letzte Mal eine umlaufszeit von 147 Jahren und „127 Tagen gehabt und ſich im Jahre 1695 vom 28. Oktober bis zum 19. November „im Raben und in der Waſſerſchlange gezeigt. 1401, alſo zwei Umläufe früher, bot „derſelbe gegen Oſtern eine äußerſt glänzende Erſcheinung dar, ſo wie wieder zwei Um⸗ „läufe früher, im Jahre 1106, faſt ganz in gleicher Weiſe, wie im Jahre 1843. In „den Jahren 367, 219 und 72 p. Chr. ſind die Angaben über die damals erſchienenen „Kometen zu unbeſtimmt, um mehr als (wenn auch ſehr wahrſcheinliche) Vermuthungen „aufſtellen zu dürfen, daß unſer Komet wohl dabei geweſen ſein könne. Dagegen ſind „die Angaben des Ariſtoteles in feiner Meteorologie (Lib. I. cap. VI.) über den Kometen „von 371 v. Chr. (zehn Umläufe von 147%, Jahren von 1106) von der Art, daß die „Identität mit dem Kometen von 1843 Kahn nicht verkannt werden kann.“ — Mineralogie und Geognoſie. | Herr Oberlehrer Rendſchmidt theilte am 23. Oktober: Ergebniſſe einiger mineralogiſcher Ausflüge mit: In unſern ſchleſiſchen Gebirgen iſt für den Freund der r Mineralogie Charlottenbrunn einer der anziehendſten Orte. Es herrſcht hier viel Regſamkeit im Kohlenbau und die Halden liefern manches Merkwürdige; nach allen Seiten hin liegen Steinbrüche und in dem Flecken lebt ein kenntnißreicher, freundlicher Mann, der Apotheker Herr Beinert, welcher eine ausgezeichnete Sammlung beſitzt und dieſelbe gern zur Anſicht und Benutzung bietet. — Bekanntlich iſt der Porphyr das Hauptgeſtein der höhern Berge, welche vom Kauder an bis über den Lorbeerberg hinaus weſtlich über das Charlottenbrunner Thal emporragen, und in mehreren Punkten die Steinkohlenformation durchbrechen. Nicht ſelten zeigt ſich in der Kohle Schwefelkies in kleinen Kryſtallen. Manche Gruben enthalten den Schwerſpath in Menge. Er iſt theils rein weiß, theils mit Ocher gelblich gefärbt, zuweilen mit Quacz gemengt. Hin und wieder ſteht er zu Tage, wie in der Nähe des Kalkofens bei Tannhauſen. In der Gegend von Donnerau durchzieht der Schwerſpath MC, ——— in 5 bis 6 Zoll dicken Lagen einen grauen Sandſtein. Der Schieferthon iſt reich an mannichfachen Pflanzengebilden. Vom Porphyr zeigen ſich bald hell-, bald dunkelrothe Abänderungen, zuweilen Uebergänge in weißen Thonſtein oder in Baſaltit. Den letztern bemerkt man an mehrern Stellen des Mittelberges. Oberhalb Charlottenbrunn, wo man nach dem Dorfe Wäldchen aufſteigt, ſind in dieſem Jahre Porphyrkugeln von 6 bis 8 Zoll im Durchmeſſer gefunden worden, die in der Mitte einen großen Kern reinen Quarzes enthalten. Bei Sophienau bricht in ebenen Flötzen ein ſandſteinartiger Porphyr von bunter Färbung, der als Bauſtein benutzt wird. 10 Der erſte größere Ausflug von Charlottenbrunn aus wurde nach Bögendorf 5 Ober⸗Kunzendorf unternommen. Der Weg führt zuerſt nach Dittmannsdorf, das in früherer Zeit einen nicht unbedeutenden Bergbau hatte. Man fand dort Rothgültig, Kupferglaserz, Bleiglanz und Blende. Gegenwärtig ſind die Gruben verödet, die Halden zeigen nur verwittertes Geſtein. Hinter Dittmannsdorf ſieht man das Zuſammentreffen des Gneißes mit der Wacke. Die Scheidelinie macht ein Gebirgs bach. Bei Ober-Bö⸗ gendorf wird die ſchiefrige Wacke in großen ebenen Tafeln gebrochen. Im Dorfe befindet ſich ein Säge- und Schleifwerk, um die Platten rechtwinklig zuzuſchneiden, und ſolche, die als Tiſchblätter dienen ſollen, glatt zu machen. Von Bögendorf gelangt man in an⸗ derthalb Stunden, durch anmuthige Laubholzwaldungen gehend, an den Steinbruch von Ober⸗Kunzendorf. Hier trifft man den Uebergangs-Kalkſtein von verſchiedener Härte, rein und gemiſcht. In einem ſchwärzlichen, mit Wacke durchſetzten liegen würfelförmige ———— Kryſtalle; ein anderer von körnigem Bruche ähnelt dem Prieborner. In den Spalten ſitzt Kalkſpath, nicht ſelten auch Braunſpath. Die weite, tiefe, von hohen, ſchroffen Wänden umſchloſſene Grube deutet auf einen alten Bau. Viele Men- ſchenhände ſind hier mit dem Fördern und Brennen des Geſteins beſchäftigt. Der Kalk wird in der Umgegend ſtark verbraucht, obgleich er dem Freiburger an Güte nachſteht. Ein beſonderer Tag wurde für den Beſuch des Dioritbruches, der zwiſchen Gottesberg und Waldenburg liegt, beſtimmt. Man nimmt von Charlottenbrunn die Richtung über Neuhaus, von da weſtlich über ein fruchtbares Hügelland, aus dem zahl⸗ reiche Kohlenhalden emporſteigen und die bergmänniſche Thätigkeit bezeichnen. Nachdem man die Friedländer Straße überſchritten, iſt man bald an den Häufern von Neuherms⸗ dorf und hat nur noch eine Berglehne hinaufzuſteigen. Der Diorit wird hier von eini⸗ gen Arbeitern gefördert; man benutzt ihn zum Straßenbau. Es herrſcht in demſelben die Hornblende vor; der Feldſpath bildet eine rothe Einſprengung. Er ſpaltet in Blöcken, die nicht ſelten einen Ueberzug von rothem Manganſpath, weißem Kalkſpath und Prehnit haben. Zur Sammlung geeignete Stücke laſſen ſich ſchwer herausſchlagen, da die letzt⸗ genannten Mineralien gern abfallen. | Die dritte Reife machte der Berichterftatter über Waldenburg, Landeshut und Hirſch⸗ berg nach Warmbrunn. An dieſem Badeorte ward die bedeutende Mineralienſammlung im gräflichen Bibliothekgebäude in Augenſchein genommen. Die beſten Stücke liegen in — 11 —— pultartigen Behältniſſen unter dem Glaſe, andere in Schränken. In der Mitte des Saa⸗ les ſind nur ſchleſiſche, an den Wänden ſchleſiſche mit ausländiſchen Mineralien aufgeſtellt. Das Ganze macht durch ſaubere Haltung und zierliche Anordnung einen angenehmen Ein⸗ druck. Was der Sammlung einen großen Werth giebt, das ſind die zahlreichen Feld— ſpathe, die man in ſolcher Mannichfaltigkeit der Kryſtalliſation und von ſolcher Größe wohl ſelten findet. Die prachtvollſten Feldſpath- und Quarz-Kryſtalle erhielt man aus dem Krötenloche hinter Lomnitz und bei dem Baue eines Bierkellers am Prudelberge zu Stonsdorf. — Wenn man von Schmiedeberg aus das Lomnitzthal hinaufgeht, gelangt man an einen verfallenen Hochofen, in deſſen Nähe die Grube „Bergfreiheit“ liegt. Sie lieferte früher gute Eiſenerze, dann wurde der Bau für lange Zeit eingeſtellt, vor etwa vier Jahren wieder eröffnet, und nun ruht er, der ſchlechten Eiſenpreiſe wegen, von neuem. Es kommen hier, außer dem Magneteiſenſtein, noch Piſtazit, Kupfer⸗ und Schwefelkies, Strahlſtein und Wavelit vor. Von der Bergfreiheit liegt zwei Stunden nördlich eecbechan, wo ein feinkörniger, mit edlem Serpentin deen Kalkſtein din In der Nähe iſt ein Arſenikbergwerk in Gneiß. Auf der Straße von Landeshut nach Gottesberg geht man bei ban Mumelbruche | ee wo ſich mehrere Uebergänge der Mandelfteinbildung zeigen. Man trifft mancherlei Mineralien in dieſer Gebirgsart: Achat, Kalkſpath, Braunſpath, Quarz und Amethyſt. In früherer Zeit, als noch Schleſien zu Oeſterreich gehörte, müſſen in der Mumelgrube merkwürdige Kryſtalle von Haaramethyſt vorgekommen ſein. Man ſieht in der kaiſer— lichen Mineralienſammlung zu Wien Landeshuter Amethyſte, an denen die ſonſt nur im Innern der Kryſtalle befindlichen Nadeln des ſtrahligen Brauneiſenſteins nach außen Büs ſchel bilden und gleichſam herausgewachſen zu ſein ſcheinen. So kommen ſie zwar jetzt nicht mehr zum Vorſchein, allein der Berichterſtatter fand doch dort einen ſehr ſchönen Haaramethyſt, den er nebſt andern Mineralien vorzeigte. Er hat die Geſtalt einer langen, plattgedrückten Traube, die in ihrem ganzen Umfange mit regelmäßigen Kryſtallen bedeckt iſt. Sie hing, wie ein Eiszapfen, in einer weiten e aus der ſie oben abcr werden mußte. Zu den vorzüglichſten Fundörtern, nach denen noch ein Ausflug unternommen N a gehört das Dorf Weiſtritz bei Schweidnitz. Hier iſt ein alter verlaſſener Bau auf Blei⸗ glanz wieder eröffnet worden. Die Erze liegen in Talk und Schwerſpath; nebenbei fin— det man braune Blende, die ſich auf Zink bearbeiten ließe. — In demſelben Dorfe iſt am rechten Ufer der Weiſtritz ein Bruch, aus dem Steine für den Straßenbau gewonnen werden. Hier zeigt ſich Serpentin, Asbeſt, Amianth, Hornblende, Strahlſtein, Magneſit, Talk, Pikrolith, Chlorit, Prehnit, Kalkſpath, Schwefel- und Arſenikkies. Vorherr— ſchend find Hornblende und Serpentin. Erſtere ſieht man in kleinen Kryſtallen, groß— und kleinblättrig, nadelförmig, ſchwarz, grünlich in Strahlſtein übergehend. Auf dieſen — ward en * ee er iſt einer ee year werth. - 5 N 1 Am 19. Juni 1844 trug der Sekretair der Sektion folgende, von unſerm korre⸗ ſpondirenden Mitgliede Herrn Paſtor Schade zu Saabor bei Grünberg eingeſchickte Abhandlung über ein merkwürdiges, von ihm in dortiger ah beobachtetes Phäno— men vor: „Nördlich und unmittelbar am Fuße einer nicht benen Hügelkette, welche bei Saabor anhebt und bis unterhalb Rothenburg a./ O. ſich hinzieht, liegt in Andie Ebene, Meile von der Oder entfernt, an deren linken Seite das Dörfchen Jann y. An deſſen Vorwerksteiche, welcher etwa 50 Fuß lang und 120 Fuß breit iſt, befinden ſich unter einem, kaum 1 Fuß mächtigen ſandigen Boden, der zum Getreidebau benutzt wird, die dieſes Schreiben begleitenden Maſſen.“ „Die ſandige (fein ſandig-kieſige) Maſſe von etwas ſchwärzlichem Ausſehen und wie zuſammengeſintert, auch wol zuſammengefrittet, iſt etwa, 1 Fuß mächtig. Beim Herausnehmen aus der Erde iſt ſie nicht ſo hart, als ſie es bald wird, nachdem ſie nur eine kurze Zeit der äußern Luft ausgeſetzt geweſen iſt. Sie enthält eine Menge kleinerer oder größerer bituminöſer Holzſtückchen, die faſt überall, wo ſie ſich finden, angeglimmt oder verglaſt ſind, oder doch ſehr deutlich die Rinde, ja ſelbſt noch kleine Wurzeln oder Aeſtchen erkennen und unterſcheiden laſſen. Daß hier eine Einwirkung von Hitze ſtattge⸗ funden, iſt unverkennbar, denn höchſt wahrſcheinlich iſt die bei dem Verglimmen des Hol⸗ zes und bei dem Verglaſen der Erdart (Granit? Thonletten? Alaunerde? plaſtiſcher Thon?) vorhanden geweſene Gluth, wie es ſcheint, in einem ziemlich hohen Grade, die Urſache davon, daß die Maſſe ſelbſt mehr oder minder ſchwarz gefärbt erſcheint, da in ihr muthmaßlich Magneteiſen- oder Schwefelkies enthalten war oder noch enthalten iſt, wie man denn überhaupt noch einen ſchwefelichten und auch erdpechartigen Geruch wahrnimmt, wenn man ſie friſch vom Lager holt.“ „Unter dieſer, minder feſten und mehr oder weniger ſchwarz gefärbten, zuſammenge⸗ ſinterten ſandigen Maſſe findet ſich eine gleiche, die aber weit feſter iſt, ein noch ſchwär⸗ zeres und poröſes Ausſehen hat, wahrſcheinlich in Folge noch ſtärkerer Erhitzung, und gleichſam plattenförmig daliegt; ſie it N kaum 1 Fuß mächtig und ſpecifiſch | ee als jene.“ „Endlich zieht ſich unter dieſen beiden een Erdarten, gleichſam in Aeſten und Zweigen von 3 — 4 Fuß Dicke, ein noch kompakteres Geſtein, welches wegen feiner theilweiſe erlittenen Verſchlackung oder Verglaſung das Ausſehen von Geſtellſteinen aus Hohöfen oder Glashütten hat, größtentheils aber von bräunlich-röthlicher Farbe iſt, etwa wie gebrannter Lehm oder Thon. Es wird dieſe Maſſe zu Bauten, ſtatt der gebrannten Mauerſteine, zum Theil mit verwendet, nachdem ſie durch Ken von einander gelöst werden.“ — „Der vorerwähnte Vorwerksteich ſcheint übrigens: mit einem a, eine Viertel⸗ ſtunde öſtlich von ihm entfernten und ebenfalls am Fuße des Bergrückens gelegenen, etwa 500 Fuß im Durchmeſſer habenden See in Verbindung zu ſtehen; bei beiden will man ——— ⏑ in der Mitte eine kraterähnliche Oeffnung bemerkt haben, deren Tiefe noch nicht hat er— gründet werden können. Auch in den Berg ſelbſt hinein gehen höchſt wahrſcheinlich Spalten und Zerklüftungen, wie unter andern durch den Umſtand motivirt wird, daß, als vor ein paar Jahren der Beſitzer in ſeinem etwa 30 bis 40 Fuß hoch über dem Ni⸗ veau dieſes Vorwerksteiches und in deſſen Nähe gelegenen Weinberge eine Senkgrube ma⸗ chen wollte, er auf eine feſte Erdart ſtieß, welche ihn an deren vollkommenen Verfertigung hinderte; er gewahrte bald ein Loch, und ſteckte, um deſſen Tiefe zu ergründen, eine über 20 Fuß lange elſene Stange hinein, ohne damit auf den Grund zu kommen oder auch nur die Seitenwände der Klüftung zu berühren; er ließ die Stange vom Frühjahre bis zum Herbſte darin, beim Herausnehmen fand er, daß ſie oben Schößlinge getrieben hatte und an dem unterſten Ende 2 — 3 Fuß ganz mit einer feſten ſchwarzen Kruſte umgeben war und wie verkohlt ausſah. — Zuweilen will man auch im Berge ein Sauſen wahr— genommen haben, welches aber wahrſcheinlich nur die Folge von Zugluft iſt, die ſich darin findet und irgendwo mit der äußern Luft in Verbindung ſteht. — Endlich ſind auch vor ein paar Jahren in einem der benachbarten Weinberge zur Zeit des Herbſtes Flammen⸗ (Gas⸗) Eruptionen, gleich großen Irrlichtern, von der Höhe von 10— 12 Fuß, wie es ſchien, mehrfach geſehen worden. Leider hat aus dem Orte Niemand es unternommen, denſelben näher zu treten und nach ihrer Urſache zu forſchen, ſo wie es denn überhaupt zu beklagen iſt, daß ſich bis jetzt der Umfang, die Ausdehnung und Ver⸗ zweigung dieſer in Rede ſtehenden Erdarten, ſo wie deren Zerklüftungen nicht gut nach— weiſen und verfolgen läßt, da der darüber liegende Boden überall zum Getreide-, Gras-, Holz⸗ und Weinbau verwendet wird. — Spuren von einem ehedem am daſigen Orte oder in der dortigen Umgegend vorhanden geweſenen Hohofen oder Eiſenwerke oder von einer Glashütte und dergleichen laſſen ſich durchaus nicht auffinden, auch wiſſen die daſi⸗ gen Bewohner nichts von einem ehemaligen Daſein ſolcher Anlagen. — Unbeſtritten ge— hört die ganze Gegend, worin dieſe Hügelreihe ſich befindet, der Braunkohlen-Formation an, wenn gleich bei Janny noch keine Neſter oder Lager von Braunkohlen bis jetzt geſucht und gefunden worden ſind.“ „Die ganze Erſcheinung dürfte einige Aehnlichkeit mit einem Erdbrande haben; am meiſten ſtimmt ſie jedoch, ſo weit ſie ſich — wenn ſchon ſehr wenig und unvollſtändig — von mir hat beobachten laſſen, mit dem überein, was ſich in: „„Bronn's Handbuche einer Geſchichte der Natur, Lr Bd. Stuttgart 1843, S. 578 ff. unter dem Abſchnitte: Vulkaniſirte Braunkohlen,““ aufgeführt findet.“ | Anmerk. Die von dem Herrn Verfaffer für die Sammlungen unferer Geſellſchaft mit: eingeſchickten Exemplare, für welche fie ſich zu großem Danke verpflichtet hält, ſtimm⸗ ten ganz mit der von ihm gelieferten Beſchreibung überein. Wer | Der Sekretair der Sektion. 25 er; Tr! 3 In der Verſammlung am 8. Mai legte der Herr Ober⸗Bergmeiſter und Ober: Bergrath Singer die Skizze einer kürzlich von ihm entworfenen geognoſtiſchen Karte von Schleſien vor. Es hatte derſelbe die Reſultate der ihm bekannten geognoſtiſchen Ar⸗ beiten über Schleſien, namentlich die von v. Raumer, v. Carnall, v. Dechen, Lüttke, Ludwig u. A. auf die betreffenden Sectionen der Reimannſchen Karte aufgetragen, wo⸗ durch ein ziemlich überſichtliches Bild erhalten wurde, obſchon im Einzelnen noch Manches zu wünſchen übrig blieb, wie z. B. daß die geognoſtiſchen Verhältniſſe des ſüdöſtlichen Theiles der Grafſchaft Glatz, ſo wie des ſchleſiſch-mähriſchen Gebirges wegen Mangel an genügenden Daten dabei nicht berückſichtigt werden konnten. * Ein ſchon oberflächlicher Blick auf die Karte zeigt, daß zwiſchen den geognoſtiſchen Verhältniſſen Oberſchleſiens und Niederſchleſiens eine große Verſchiedenheit ſtattfindet, was außer den verſchiedenen Oberflächenverhältniſſen hauptſächlich daher rührt, daß die in beiden Provinzen vorkommenden Gebirgsformationen von zwei ganz verſchiedenen Ge⸗ birgen ſich erſtrecken, nämlich von dem Rieſengebirge und von den Karpathen, welche beide Hauptgebirge durch das ſchleſiſch-mähriſche Gebirge nicht ganz in unmittel⸗ barem Zuſammenhange ſtehen. Dieſerhalb ſcheint es nothwendig, beide Provinzen beſon⸗ ders zu betrachten, und ward über die Erſtreckung und das Verhalten der Gebirgsbildun⸗ gen Niederſchleſiens zuerſt Folgendes vorgetragen: Der hohe Kamm des Rieſengebirges beſteht meiſt aus Granit. Dieſe Gebirgsart erſtreckt ſich öſtlich, die Gegend von Hirſchberg, Kupferberg und Schmiedeberg einneh⸗ mend, weſtlich bis in die Gegend von Reichenberg und Kratzau in Böhmen. Dieſe Gra⸗ nitmaſſe von verſchiedener Struktur bildet auf der Karte eine unregelmäßige elliptiſche, in der Mitte zuſammengedrückte Geſtalt von gegen 9 Meilen Länge bei 2 bis 3 Meilen Breite. N Umgeben iſt dieſer Granit von Gneußgranit und Schiefer. Der Gneußgranit beſteht aus abwechſelndem Granit und Gneuß, öfter in einander übergehend, und ſeltener Glimmerſchiefer enthaltend. Die größere nördliche Parthie dieſer Gebirgsart legt ſich unfern Kratzau an den Centralgranit, und zieht ſich, dieſen nördlich begränzend, über die Tafelfichte und den weißen Flinsberg nach Hirſchberg. In ihm läuft die Neiße von Kratzau über Zittau nach Görlitz, der Queis über Friedeberg, Greifenberg nach Lauban, und der Bober von Hirſchberg nach Mauer, an welchen Endpunkten der Gneußgranit durch Urſchiefer begränzt wird. Merkwürdig iſt ein in dieſem Gneußgranite ſich finden⸗ der Glimmerſchiefer, welcher, von Morgen nach Abend ſtreichend, von Kemnitz bis nach Raspenau unfern Friedland ſich gegen 4 Meilen lang erſtreckt, und durch ſeine Metall⸗ führung früher bekannt geworden iſt. Re Südlich von dieſer großen Gebirgsparthie zieht ſich ein ſchmaler Streif von Gneuß⸗ granit von der Schneekoppe an über den Schmiedeberger Kamm und den Ochſenkopf bis in die Gegend von Kupferberg, und begränzt auf dieſer Reiſe den Centralgranit, während er wieder von Urſchiefer begränzt wird. Sehr ausgebreitet iſt die Bildung der Urſchiefer des Rieſengebirges. Der ganze Centralgranit von Kratzau in Böhmen an, ſo wie der ſüdliche Gneußgranit bis nach Ku⸗ pferberg, wird von Urſchiefern begränzt, welche von da längs des Centralgranits in die Gegend von Hirſchberg ſich ziehen, und weiterhin den nördlichen Gneußgranit bei Mauer, Lauban und Görlitz begränzen. Noch weiter öſtlich dehnen ſich dieſe Urſchiefer aus, ſie ziehen ſich von Kupferberg bis in die Gegend von Freiburg, von da nach Hohenfriedeberg bis in die Gegend von Goldberg. Bei Nickolſtadt, Laaſan und Domanze treten ſie wieder auf, wo ſie ſich bald unter Diluvialbildungen verlieren; zuletzt zeigen ſie ſich noch bei Rohrgau und Stein unfern Zobten. Am nördlichſten treten noch mehrere Urſchieferpar⸗ thieen zwiſchen Goldberg und Bunzlau auf. Die innere Gränze dieſer ſehr ausgebreiteten Urſchiefer wird ſüdlich in Böhmen bis gegen Schatzlar von rothen Sandſtein gebildet, wo ſich das Uebergangsgebirge anlegt und die Schiefer bis nach Rudelſtadt und von da bis nach Freiburg begränzt. Die ſehr komplizirte nördliche Gränze der Schiefer wird von Görisſeifen nach Grunau, Lähn, Schönau, Bolkenhain bis in die Gegend von Goldberg durch rothen Sandſtein, Quaderſandſtein, Porphyr und Mandelſtein verſchiedentlich ildet. Die große Maſſe der Urſchiefer iſt ſehr verſchieden zuſammengeſetzt, ſie beſtehen aus Glimmerſchiefer, welche in Talk und Hornblendeſchiefer ſich verlaufen, auch in die grünen Schiefer, in Thonſchiefer und Alaunſchiefer übergehen. Hornblende, Grünſtein und Grün⸗ ſteinſchiefer finden ſich auch im Bereiche dieſer ausgedehnten Bildung. Di.ieſe verſchiedenen Gebirgsarten auf der Karte anzugeben, war wegen des kleinen Maaßſtabes ohne Verwirrung nicht gut zuläſſig, zumal die ſpeziellen Gränzen nicht ganz genau bekannt ſind. Porphyr findet ſich gleichfalls häufig im Urſchiefer und bildet darin ſelbſt bedeutende Berge; die Parthieen des Wildenbergs, ſo wie bei Altenberg und Sei⸗ tendorf ſind deshalb beſonders anzuführen. An Kalkſtein iſt der Schiefer ſehr reich, eine große Menge Kalklager, ſo theilweiſe auf der Karte angegeben, ſetzen darin auf, ja ſogar ganze kleine Gebirge von Kalkſtein finden ſich in ihm, wie zu Kauffung und Seitendorf. Außer dieſen Urgebirgen, welche das Rieſengebirge bilden und zunächſt umgeben, finden ſich in Niederſchleſien noch mehrere Parthieen von Urgebirgen. Die ausgebreitetſte könnte man das öſtliche Urgebirge nennen, welches die Ebene von Jauer, Striegau, Schweidnitz, Strehlen, Reichenbach und Frankenſtein einnimmt und häufig von Diluvial⸗ bildungen bedeckt wird. Es erſtreckt ſich längs den Urſchiefern von Mäusdorf nach Ho⸗ henfriedeberg und Bögendorf, begränzt von da das Uebergangsgebirge bei Seifersdorf, Salzbrunn und Altwaſſer, von wo es, das Eulengebirge bildend, durch das niederſchleſiſche Steinkohlengebirge begränzt wird, und bei Silberberg und Wartha wieder an Ueber⸗ gangsgebirge ſtößt. Von da zieht es ſich öſtlich über Frankenſtein nach Prieborn, wendet ſich nordweſtlich über Strehlen, Zobten nach Domanze und von hier längs den hervortre⸗ tenden Urſchiefern über Lahſen bis nach Nickolſtadt, Wandritſch nach Jauer, wo Diluvial- bildungen es bedecken. In dieſem ſehr ausgedehnten Bezirke tritt das Urgebirge in ſehr 25 * BR verſchiedenen Verhältniſſen auf; meiſt wird die Unterſuchung durch aufgelagertes Dilu⸗ vium verhindert, und außer dem Eulen- und Zobtengebirge iſt das Terrain meiſt flach. Die Gegend von Jauer, Striegau, Schweidnitz und Strehlen wird faſt ganz von Granit eingenommen. Die Gegend von Zobten beſteht größtentheils aus Gabbro und Serpentin. Von denſelben Gebirgsarten finden ſich Parthieen bei Koſemitz, Gläſerndorf und Schräbs⸗ dorf, ſo wie bei Baumgarten und Grochau; bei Volpersdorf in der Grafſchaft Glatz hebt ſich aus dem Steinkohlengebirge eine Parthie von Gabbro hervor; auch finden ſich einige kleine Serpentinparthieen daſelbſt. Das Eulengebirge ſelbſt beſteht aus deutlichem Gneuße, ſo wie der übrige Theil des Terrains, welchen das öſtliche Urgebirge einnimmt, ſo weit es wahrnehmbar iſt; Kuppen von Porphyr finden ſich in der Nähe von Charlot⸗ tenbrunn im Gneuße; Kalklager zu Stoltz, Prieborn und bei Nimptſch. 1" In der Grafſchaft Glatz kommen noch mehrere ausgebreitete Parthieen von Urge— birge vor, welche man mit Bezug auf die früher aufgeführten Parthieen das ſüdliche Ur— gebirge Niederſchleſiens nennen kann. Ein unmittelbarer Zuſammenhang des öſtlichen und füdlichen Urgebirges iſt nicht wahrnehmbar, vielleicht kann letzteres als ein Ausläufer des ſchleſiſch-mähriſchen Gebirges betrachtet werden. e Beſonders iſt Syenit hier ziemlich ausgebreitet, und zwar in dem Tractu zwiſchen Wartha und Reichenſtein, dem Uebergangsgebirge entlang, bis zur Biele. Eben fo fin- den ſich unfern Lewin noch zwei Parthieen von Syenit. Südlich von der Reichenſteiner Syenitparthie erſtreckt ſich über Landeck bis in die Gegend von Mittelwalde eine große Parthie von Urgebirge, das weſtlich meiſt von Qua⸗ derfandftein überlagert wird. Es beſteht dieſes Gebirge größtentheils aus Gneuß, wes⸗ halb es auch auf der Karte mit der betreffenden Farbe angegeben worden iſt; häufig kommt auch Glimmerſchiefer vor, ſelbſt Serpentin und Grünſtein; Kalklager ſind häufig. Das ſpecielle Verhalten dieſer verſchiedenen Gebirgsarten gegen einander iſt ſehr ſchwierig wahrzunehmen, und noch nicht hinlänglich unterſucht, was ſehr wünſchenswerth wäre. In der Gegend von Habelſchwerdt erhebt ſich eine ganz ähnliche Parthie dieſes Ur⸗ gebirges aus dem Quaderſandſteine. Eben ſo zieht ſich ſüdlich von dem Syenite bei Lewin eine gleiche Urgebirgsparthie mit vielen Kalklagern, öſtlich meiſt von Quaderſandſtein be- deckt, über Reinerz bis nahe an Mittelwalde. | | * Ziemlich verbreitet iſt in Niederſchleſien das Uebergangsgebirge, und ſind davon mehrere Parthieen zu unterſcheiden. n er | | Das nördliche Uebergangsgebirge erfcheint meiſt unmittelbar auf Urſchiefer gelagert, und zieht ſich aus der Gegend von Schatzlar nördlich nach Rudelſtadt, von da öſtlich nach Freiburg, ſtößt dort an den Granit der Schweidnitzer Ebene, ſpäter an den Gneuß des Eulengebirges, und zieht ſich von da, durch das Steinkohlengebirge bedeckt, über Alt⸗ waſſer, Hartau, Gablau weſtlich nach Landeshut, und von da wieder ſüdlich über Liebau nach Schatzlar. | | | 223 — Dias ſüdliche Uebergangsgebirge legt ſich bei Kolonie Volpersdorf unfern Silberberg auf das dortige Urgebirge an, erſtreckt ſich von da nach Wartha und folgt bogenförmig der Gränze des Syenits bis in die Gegend von Glatz und Mittel-Steine; ſeine innere Gränze, meiſt von rothen Sandſtein bedeckt, bildet mehrere Buſen, und ſchließt ſich, bei Eckersdorf das Steinkohlengebirge berührend und an den Gabbro daſiger Gegend ſtoßend, wieder bei Kolonie Volpersdorf an. Auf dieſe Weiſe bildet das niederſchleſiſche Ueber— gangsgebirge nördlich und ſüdlich die theilweiſe Begränzung der niederſchleſiſchen Stein- kohlenmulde; eine Art Verbindung zwiſchen dem nördlichen und ſüdlichen Uebergangsge⸗ birge bildet eine Parthie Grauwacke bei Hausdorf, auf Gneuß ruhend und vom Stein— kohlengebirge bedeckt. Eine ganz kleine iſolirte, faſt abgeriſſene Parthie von Grauwacke findet ſich auf der Eule ſelbſt. Das nördliche Uebergangsgebirge Niederſchleſiens iſt ziemlich zuſammengeſetzt; die Grauwacke ſelbſt geht häufig in Grauwackenſchiefer, auch in Thon und Alaunſchiefer über. Mächtige Lager von Kalkſtein finden ſich bei Freiburg, Kunzendorf und Bögendorf. Drei verſchiedene ausgezeichnete Conglomerate ſind zu bemerken: das erſte beſteht aus unförm— lichen Maſſen von Gneuß, wieder durch eine gneußartige Maſſe zuſammengekittet, und ſcheint beinahe ein an Ort und Stelle zerrüttelter Gneuß des Eulengebirges zu ſein; es iſt zu Fürſtenſtein zwiſchen gewöhnlicher Grauwacke deutlich wahrzunehmen. Ein anderes Urfelsconglomerat beſteht aus vielen ei- und kopfgroßen Geſchieben von Quarz und Urſchiefern, durch ein quarziges Bindemittel verbunden; es erſtreckt ſich von Tſcheppersdorf über Reußendorf, Rohnau nach Ruͤdelſtadt, bildet ſelbſt Felſen, liegt unmittelbar auf Urſchiefer und verläuft ſich zuletzt in Grauwacke. Die dritte Conglome— ralbildung findet ſich in langgezogenen Streifen zu Reichenau, Adelsbach und Salz— brunn in der Grauwacke; auch bei Altwaſſer tritt es auf und dürfte als Repräſentant des old red sandstonc der Engländer zu betrachten fein, worauf auch die in ihm vorkommen— den Verſteinerungen hindeuten; es beſteht aus Quarz, Gneuß und Schiefer in gröbern und kleinern Körnern, meiſt durch ein rothes eiſenſchüſſiges Cement verbunden. Porphyr findet ſich in dem nördlichen Uebergangsgebirge oft in größern Maſſen, wie z. B. der Sattelwald. Das ſüdliche niederſchleſiſche Uebergangsgebirge führt beſonders häufig Kalkſtein. Die Brüche bei Kolonie Volpersdorf, Silberberg und Ebersdorf enthalten recht intereſſante Verſteinerungen. Die Grauwacke geht öfter in Grauwacken- und Thon- ſchiefer über, ſogar in Hornblende und Glimmerſchiefer ſcheinen allmälige Uebergänge ſtattzufinden, ſelbſt kryſtalliniſche Bildungen von Grünſtein und Grünſteinſchiefer ſind darin vorhanden, wie z. B. bei Wartha. Conglomerate ſind ſelten. | Das Steinkohlen gebirge Niederſchleſiens ſcheint dem älteren rothen Sandftein- gebilde untergeordnet zu fein, und iſt daher mit dem ſüdlichen rothen Sandſtein Nieder- ſchleſiens und dem darin vorkommenden Porphyr zugleich zu betrachten. Das Ganze bildet eine große, im Süden unterbrochene Mulde, deren weſtlicher Gegenflügel in ſchwa— chen Flötzen im benachbarten Böhmen zwiſchen Schatzlar und Straußenei bemerkbar iſt. Be Die Gegend von Waldenburg und Gottesberg zeigt das reichſte Steinkohlenvorkommen. Von Waldenburg ſüdöſtlich ziehen ſich die bekannten Flötzzüge, dem Gneuße des Eulen⸗ gebirges folgend, über Charlottenbrunn und Wüfte-Giersdorf nach Hausdorf in der Grafſchaft Glatz, wenden ſich bei Ebersdorf, nachdem früher das ſüdliche Uebergangsge⸗ birge hervorgetreten und das liegende des Flötzzuges bildet, nordweſtlich dem hervortre⸗ tenden Gabbro folgend, verlieren ſich bei Eckersdorf unter den Schichten des rothen Sandſteins und kommen erſt bei Straußenei in ſchwachen Flötzen wieder zum Vorſchein. Von Waldenburg nordweſtlich zieht ſich das Steinkohlengebirge, durchgehends auf das nördliche Uebergangsgebirge gelagert, über Altwaſſer, Hartau und Gablau nach Landes⸗ hut, wendet ſich hier, nur wenig Kohle führend, ſüdlich über Liebau und Schatzlar nach Gabersdorf, wo es ſich unter dem rothen Sandſtein und Porphyr verliert, bei Albendorf wieder heraustritt und nach Straußenei in zwei ſchmalen Zügen zieht. Dieſe große Mulde enthält nur an den Rändern Steinkohlen, das Mittel der Mulde iſt meiſt mit ro⸗ them Sandſteine, der häufig von Porphyr durchbrochen und wieder von großen Maſſen Quaderſandſteins überlagert wird, ausgefüllt. Wegen des Porphyrs iſt es ſehr zweifel⸗ haft, ob in der Tiefe der Mulde noch Steinkohlen vorhanden ſind. Beſonders ausge⸗ zeichnete und abweichende geognoſtiſche Verhältniſſe zeigt weder das niederſchleſiſche Stein⸗ kohlengebirge noch der ſüdliche rothe Sandſtein; letzterer führt öfter Kalkſteinlager, dem Zechſtein analog; dolomitartig zeigt ſich der Kalkſtein bei Trautliebendorf; zuweilen wird er bituminös, wie zu Ottendorf; zu Saugwitz in Böhmen ſoll ſogar Kupferſchiefer ſich finden. | | Die große Mulde des rothen Sandſteins ift von Porphyr durchbrochen, welcher be⸗ deutende Gebirge bildet und ſich häufig in das Steinkohlengebirge zieht, auf deſſen Lage⸗ rung er oft ſehr ſtörend einwirkt. Unfern Bärtelsdorf erhebt ſich ziemlich plötzlich aus dem rothen Sandſtein der Porphyr des hohen Rabengebirges und zieht ſich in mächtigen Maſſen über Liebau nach Landeshut. Hier wendet er ſich ſüdöſtlich nach der Gegend von Friedland und erſtreckt ſich bis nach Neurode, nachdem vorher bei Reimswalde ein tüchti⸗ ger Nebenarm von Porphyr ſich ins Steinkohlengebirge bis nahe von Waldenburg gezo⸗ gen hat. Dieſes große zuſammenhängende Gebirge nimmt mehrere Quadratmeilen ein. Außerdem ſind aber noch mehrere einzelne Porphyrmaſſen, oft große Berge bildend, im Steinkohlengebirge und rothen Sandſtein vorhanden. Der Porphyr felbit:;ift von ſehr verſchiedener Beſchaffenheit, und geht einerſeits in Porphyrit und Mandelſtein, anderer⸗ ſeits in Porphyrbreccie und Porphyrconglomerat über, ſogar ein anſcheinender Uebergang in rothen Sandſtein läßt ſich theilweiſe bemerken. | Mehr nördlich findet ſich noch eine bedeutende Niederlage von rothen Sandſtein, ganz abgeſondert von der eben erwähnten. Es legt ſich nämlich unfern Baumgarten zwi⸗ ſchen den Urſchiefern rother Sandſtein an, und erſtreckt ſich bis Schönau, Falkenhain und weiter, bildet ſogar bei Schönau Conglomerate. Von Lähn aus zieht ſich ein ſchmaler Streifen des rothen Sandſteins in der Nachbarſchaft von Mandelſtein über Schmottſeifen wu === nach Görisſeifen, breitet ſich nördlich von dieſem Mandelſtein zwiſchen Kunzendorf und Zobten weiter aus und kommt an vielen andern Punkten noch mehr nördlich wieder zum chein. Das Verhalten, welches der rothe Sandſtein in ſeiner ſüdlichen Niederlage zum Steinkohlengebirge zeigt, findet in der nördlichen Niederlage nicht ſtatt, wenigſtens ſind bis jetzt daſelbſt noch keine Steinkohlen gefunden, und dürften, ſelbſt wenn ſie in größerer Tiefe vorhanden wären, nicht ſo bedeutend wie in Waldenburg ſein. Dagegen ſpielt hier auch der Porphyr eine große Rolle, und kommt innerhalb des nördlichen rothen Sandſteingebildes in mächtigen Niederlagen und großen Bergen vor. Anzuführen ſind dieſerhalb die bedeutenden Porphyrmaſſen bei Schweinhaus, die Porphyr= und Mandel⸗ ſteinmaſſen zwiſchen Falkenhain und Konradswalde, den Wildenberg mit ſeinen ſäulenför⸗ migen Abſonderungen zum Theil einſchließend, und endlich der langgedehnte Zug von Mandelſtein von Schönau bis Görisſeifen. Auf dem nördlichen rothen Sandſtein kommt an mehreren Punkten der Zechſtein ausgezeichnet vor. Derſelbe läßt ſich von Probſthain über Konradswaldau nach Haſel und Prausnitz verfolgen, und iſt in mehreren Brüchen entblößt, eben ſo von Neuland un⸗ fern Löwenberg nach Zobten; auch finden ſich hier mehrere Mergelflötze mit geſäuerten Kupfererzen, welche als Repräſentant des Mannsfelder Kupferſchiefers, nur iſt der Mer⸗ gel nicht bituminös, angeſehen werden können. Noch an mehreren nördlich gelegenen Punkten tritt der Zechſtein aus dem Diluvio hervor, als zu Gröditzberg, Gießmannsdorf, Seifersdorf und Logau. Dem nördlichen rothen Sandſteine iſt auch der Gyps untergeordnet, und kommt bei Neuland unfern Löwenberg vor; es iſt das einzige bedeutende und zwar recht ergie⸗ bige Vorkommen von Gyps in Niederſchleſien. Ueber die beiden Hauptparthieen des Zechſteins iſt auch der bunte Sandſtein in Niederſchleſien vorhanden, und wird in verſchiedenen Brüchen bearbeitet. Auch Muſchelkalk findet ſich auf dieſem bunten Sandſtein, als zu Hartmanns⸗ dorf und Wartha, desgleichen zu Klitſchdorf und Wehrau, und zeigt, daß auch dieſe Bildung in Niederſchleſien nicht fehlt. Der Quaderſandſtein iſt in Niederſchleſien ſehr verbreitet und auch von ihm eine nördliche und eine ſüdliche Parthie zu unterſcheiden. Die ſüdliche Parthie be⸗ deckt größtentheils den rothen Sandſtein der niederſchleſiſchen Steinkohlen⸗Niederlage. Er legt ſich unterhalb Grüßau an, und zieht ſich ſüdöſtlich über Trautliebersdorf nach Batzdorf bei Wünſchelburg, wendet ſich von da faſt ganz öſtlich bis Pitſch unfern Glatz und läuft von hier der Gränze des ſüdlichen Urgebirges entlang bis nach Schreibendorf. Weſtlich begränzt das ſüdweſtliche Urgebirge der Grafſchaft Glatz dieſen Quaderſandſtein, der ſich bei Straußenei noch mehr ſüdlich zieht und von da über die Gegend von Schön⸗ wieder nach Grüßau erſtreckt. Sonſt wird noch der hangende Flötzzug in Böhmen von einem ſchmalen Streifen Quaderſandſtein begränzt. Die Zuſammenſetzung dieſer Bildung iſt ſehr einfach; Conglomerate ſind ſelten; das Bindemittel iſt theils thonig, eh 2 9 * u ir * . theils kalkig; durch letzteres geht er in Mergel und mehr und weniger unreine Kalklager über. Der Plänerkalk iſt dieſer Bildung untergeordnet. hub Der nördliche Quaderſandſtein zeigt fich zuerſt in übergreifender Lagerung bei Flachenſeifen, Lähn und Klein-Röhrsdorf, meiſt von Urſchiefern eingeſchloſſen. Fer⸗ ner überlagert er den bunten Sandſtein bei Goldberg und Löwenberg, und erſtreckt ſich nach Naumburg und Bunzlau; auch bei Wehrau im Queisthale kommt er noch ausge— breitet vor und bildet daſelbſt Felſen. Verſchiedene Kalk- und Mergellagen ſind ihm untergeordnet; der bekannte Bunzlauer Thon gehört zu ſeiner Bildung. Bei Wenig⸗ Rackwitz, Ottendorf und Klitſchdorf finden ſich in dieſem Quaderſandſtein ſchwache Flötze von Steinkohlen. An Baſalt iſt Niederſchleſien ſehr reich; er hat die meiſten Gebirgs⸗ arten durchbrochen und kommt in gewöhnlicher Art in dem Bereiche der meiſten Forma⸗ tionen vor. a Als tertiäre Gebirgsarten Niederſchleſiens find beſonders die Braunkoh— len aufzuführen, welche neuerdings an verſchiedenen Punkten angetroffen worden ſind und zum Theil bebaut werden, doch iſt das geognoſtiſche Verhalten der Lagerung bis jetzt noch nicht hinreichend bekannt, auch liegen die wichtigſten Vorkommniſſe außer dem Be⸗ reiche der vorgelegten Karte, weshalb ſie hier übergangen werden. Unter den in Niederſchleſien beſonders häufigen Diluvialſchichten waren beſonders die früher ſo wichtigen Goldſeifen bei Löwenberg, Goldberg und Nickolſtadt anzuführen. Raſeneiſenſtein, Torf und andere Diluvialbildungen kommen gleichfalls in Niederſchleſien öfter vor; dagegen ſind ausgezeichnete Süßwaſſerbildungen bis jetzt in Niederſchleſien nicht bekannt geworden. | So viel über Niederſchleſien; was nun Oberſchleſien anbetrifft, fo wurde über die große Verſchiedenheit beider Provinzen in geognoſtiſcher Hinſicht Folgendes angeführt: | | Schon das Oberflächen-Verhältniß ift ſehr verſchieden; denn während ein großer Theil Niederſchleſiens gebirgig iſt und ſelbſt ſehr hohe Gebirge, wie das Rieſengebirge und mitunter ſehr ſcharfe Berge und Felſen enthält, iſt Oberſchleſien ein meiſt flaches und nur theilweiſe hügelichtes Land, welches faſt durchgängig von Diluvialſchichten mächtig bedeckt iſt, und ſeine geognoſtiſchen Aufſchlüſſe zum großen Theil nur den Reſultaten des Bergbaues zu danken hat. In Niederſchleſien ift das Urgebirge ſehr mannichfaltig und weit verbreitet, während es im eigentlichen Oberſchleſien ganz fehlt. Uebergangsge— birge finden ſich zwar auch in Oberſchleſien, doch von geringerer Zuſammenſetzung — blos Grauwacke — als in Niederſchleſien. Das Steinkohlengebirge iſt in Nie⸗ derſchleſien der älteren rothen Sandſteinformation untergeordnet; dies iſt in Oberſchleſien nicht der Fall, wo es einzelne ſpezielle Niederlagen, deren vier anzunehmen, bildet, auch iſt ſeine Struktur und Zuſammenſetzung ſehr verſchieden. Der in Niederſchleſien ſo 201 —— häufige rothe Sandſtein mit dem ihm untergeordneten Zechſteine fehlt in Oberſchleſien ganz, und ſelbſt der in Niederſchleſien ſo weit verbreitete Porphyr iſt in Oberſchleſien nicht vorhanden. Dagegen iſt in Oberſchleſien bunter Sandſtein, beſonders aber der Muſchelkalk ſehr ausgebreitet, und wegen ſeiner Erzführung höchſt wichtig, er | rend dies in Niederſchleſien gar nicht der Fall iſt. Jurakalk und dazu gehörige Gebilde fehlen in Niederſchleſien ganz, während tr beſonders als Thoneiſenſteingebirge in Oberſchleſien ganz ungemein verbreitet iſt. Eben ſo findet ſich Kreide in Oberſchleſien, die in Niederſchleſien fehlt. Dagegen fehlt in Oberſchleſien ganz das bedeutende Gebilde des Quaderſandſteins. Als tertiäre Ge— birge kommen in Niederſchleſien Braunkohle in großen Maſſen vor, in Oberſchleſien nur in geringerer Menge; dagegen gehört der oberſchleſiſche Gyps nach neueren Unterſuchun- gen unbezweifelt zum tertiären Gebirge; in Niederſchleſien fehlt Gyps von dieſem geogno— ſtiſchen Alter. Baſalt findet ſich zwar auch in Oberſchleſien, doch verhältnißmäßig in viel geringerer Ausdehnung. Diluvialſchichten ſind ſowohl in Oberſchleſien als in Nieder— ſchleſien, doch in Oberſchleſien häufiger; die Kurzawka und verſchiedene Thonarten ſind dieſerhalb beſonders zu bemerken. Torf und Raſeneiſenſtein finden ſich in beiden Pro— vinzen. Von Süßwaſſerbildungen ſind in Oberſchleſien über dem Gyps ee, gefun⸗ den; in Niederſchleſien fehlen ſie. Aus allen dieſem iſt die große geognoſtiſche Verſchiedenheit beider Provinzen erſicht⸗ lich, was auf ſehr verſchiedene Umſtände ſchließen läßt, welche bei der Bildung thätig geweſen ſind. Was nun die ſpeziellen geognoſtiſchen Verhältniſſe Oberſchleſiens anlangt, ſo bezog ſich der Vortragende auf einen dieſerhalb im vorigen Jahre gehaltenen beſon— deren Vortrag, um Wiederholungen zu vermeiden, da in jenem Vortrage dieſe Verhält— niffe möglichſt genau auseinandergeſetzt worden ſind. Am 20. November lieferte Derſelbe eine Ueberſicht der in Schleſien vorkommenden Mineralien. Zum Voraus führte der Vortragende an, daß ſie nur ſehr unvollſtändig ausfallen könne, weil er ſich ſeit längerer Zeit damit nicht beſchäftiget habe, und in Er— mangelung anderweitiger Hülfsmittel ſich lediglich auf ſein Gedächtniß beſchränken müſſe. Die Form der zu liefernden Ueberſicht ward fo gewählt, daß die verſchiedenen Hauptge— birgsformationen in Hinſicht der in ihnen vorkommenden Mineralien einzeln durchgegan⸗ gen wurden. Im Central⸗Granite des Rieſengebirges findet ſich Quarz und Feldſpath öfter in ſolchen maſſigen Ausſcheidungen, daß fie, wenn gleich keine beſonderen Lagerſtätten bil- dend, doch beſonders gewonnen werden können. Dies iſt in der Gegend von Hirſchberg, Lomnitz und Rohrlach, fo wie in der Gegend von Schreibershau und am hohen Gebirgs⸗ kamme öfter der Fall. Von Feldſpath werden oft ſehr en Fan und Dru⸗ 202 fen, eben fo zuweilen ſchöne Bergkryſtalle und Rauchtopaſe an dieſen Orten gefun⸗ den, die nicht nur als Kabinetsſtücke dienen, ſondern auch weiterer Verarbeitung unter⸗ worfen werden. Im Bette der Iſer kommen vor: der bekannte Iſerin, desgleichen, wenn auch minder häufig, hübſche Ceylanite, ingleichen kleine Zirkern, Hyazin— the und Chryſolithe, und zuweilen geringe Spuren von Gold in dem Quarz des Central⸗Granites. Außer den gewöhnlichen Beſtandtheilen des Granites: Quarz, Feld: ſpath und Glimmer, ſind andere zufällige Beſtandtheile in ihm nur ſelten; kleine Par⸗ thieen von Schwefelkies, Piſtazit und Schörl ſind als ſolche ſeltenere Vorkommniſſe anzugeben. Die ausgedehnten Granitparthieen der Gegend von Striegau, Schweidnitz und Strehlen enthalten auch zuweilen, obwohl ſeltener, Feldſpathkryſtalle und Bergkry⸗ ſtalle; von letzteren iſt vor mehreren Jahren am Streitberge bei Striegau eine ausge⸗ zeichnet ſchöne Druſe gefunden worden, die in der oberbergamtlichen Sammlung in Brieg aufbewahrt wird. Zu Groß-Wandritſch bei Jauer ſollen auch früher Bergkryſtalle gegra⸗ ben worden ſein. Ganz vorzüglich ſchöne und viele Bergkryſtalle wurden früher bei Krummendorf unfern Strehlen gewonnen, doch ſcheint dieſes Vorkommen mehr dem Gneuße als dem Granite anzugehören. Der Gneuß-Granit führt nur ſehr wenig fremdartige Mineralien. Die ſüdliche Parthie, in geringerer Ausdehnung ſich von der Schneekoppe über Schmiedeberg nach Kupferberg ziehend, enthält am ſchwarzen Berge zu Schreibershau ſehr häufig Gebirgs⸗ parthieen (denn regelmäßige Lagerſtätte ſind es nicht), die viel Magnetkies führen, den man früher zur Vitriolfabrikation benutzte. Außerdem kommt hier auch in geringe⸗ ren Quanten Schwefelkies, Kupferkies, zuweilen Arſenikkies und Magnet: eiſenſtein vor, ſelbſt von Kobalt will man Spuren dort angetroffen haben. Asbeſt⸗ artiger Strahlſtein und gemeiner Strahlſtein finden ſich gleichfalls daſelbſt, wie auch im Wolfsgrunde. Wenn man von der Schneekoppe in den Rieſengrund bis Klein⸗Aupe in Böhmen hinabſteigt, ſieht man häufig recht bedeutende Erzimprägnationen im Gneuß-Granite; in Klein-Aupe find fie an Arſenik- und Kupfer-Kies fo be⸗ deutend, daß man darauf ein eigenes Arſenik- und Kupfer-Hüttenwerk etablirte, welches gegenwärtig noch im Gange iſt. Der nördliche Gneuß-Granit, welcher den Central⸗ Granit von Kratzau in Böhmen bis nach Hirſchberg begränzt, führt trotz ſeiner weiten Verbreitung, außer den gewöhnlichen Gemengtheilen, faſt gar keine intereſſanten Mine⸗ ralien, höchſtens ſind als ſolche zu nennen die Quarzfelſen am weißen Flinsberge, ſo wie der Quarz am Todtenſtein unfern Querbach, mit recht hübſchen kleinen Albitkryſtal⸗ len und zuweilen Schörl. Der Quarz des Talkenſteins bei Schooßdorf iſt auch hierher zu rechnen. In dieſem Gneuß-Granite findet ſich bekanntlich ein Traktus eines ſehr mächtigen und deutlichen Glimmerſchiefers, der ſich auf gegen vier Meilen Länge aus der Gegend von Alt-Kemnitz bis nach Raspenau in Böhmen erſtreckt. Einige lagerartige Schichten dieſes Glimmerſchiefers enthalten Zinnerze, und ſind deshalb beſonders bei Giehren Gegenſtand des Bergbaues in früheren Zeiten geweſen. Das Erz iſt ſelten dem bloßen Auge ſichtbar, doch ſcheint es Zinnſtein zu fein. Andere lagerartige Schichten dieſer Gebirgsart haben Kobalt geführt und ſind darauf bebaut worden; ſelten war der graue Spießko balt derb, öfter in Quarz eingeſprengt, meiſt aber höchſt fein einge⸗ ſprengt im Glimmerſchiefer und anderen zugleich mit vorkommenden Mineralien, wie Schwefelkies, Magnetkies, Arſenikkies, Magneteiſenſtein, Eiſenglanz, braune Blende, Bleiglanz und Kupferkies; zuweilen kam lauchgrüner ſtrahliger Glimmer vor, häufig recht deutliche, zum Theil ziemlich große und regel— mäßige Dodekasder von Granat. Der wichtigſte Bau fand hier auf der Maria-Anna zu Querbach ſtatt. Bei Kemnitz findet ſich im Glimmerſchiefer Kalk, hier und da mit Piſtazit gemengt. | Das im weſtlichen und ſüdlichen Theile Niederſchleſiens und der Grafſchaft Glatz ſehr weit verbreitete Urgebirge und insbeſondere der Gneuß enthält häufig Kalklager, be— ſonders im Glätziſchen. An metalliſchen Vorkommniſſen iſt Folgendes zu bemerken: Im Weiſtritzthale wurde auf ſilberhaltiges Blei auf der Wilhelmine zu Weiſtritz gebaut. Die Lagerſtätte führte in Quarz und Schwerſpath nächſt ſilberhaltigem Bleiglanz beſonders viel braune Blende. Der alte Bergbau auf ſilberhaltige Bleierze zu Silberberg und Leu— then bei Landeck fand auch im Gneuße ſtatt. Unfern Reinerz bebaut man Lagerſtätten von Rotheiſenſtein — dichten und ockrigen Rotheiſenſtein, ſo wie Glaskopf — und verarbeitete fie auf einem daſelbſt etablirten Eiſenhüttenwerke, jedoch gaben fie, allein ver= ſchmolzen, kein gutes Produkt. Bei Wilhelmsthal und Seidenberg in der Grafſchaft Glatz gewinnt man Magneteiſenſtein, zuweilen mit Flußſpath, der jetzt auf einem durch die Prinzeſſin Albrecht errichteten Hüttenwerk mit Vortheil verarbeitet wird; auch ſoll daſelbſt Brauneiſenſtein anſtehen. Ein ſehr bedeutendes Vorkommen verſchiedener Mineralien iſt in Reichenſtein, und wenn gleich nicht unmittelbar im Gneuße, doch in den der Hauptformation des ſchleſiſch— glätziſchen ſüdweſtlichen Urgebirges untergeordneten Gebirgsarten. Das Haupt-Mineral iſt der, Reichenſtein faſt allein eigene Arſenikkalk, deſſen Goldgehalt früher benutzt wurde. Außerdem findet ſich aber hier häufig Magnetkies, ſonſt noch Schwefelkies, Bleiglanz, Magneteiſenſtein, Eiſenglanz, Blende und Spuren von Kupferkies. Die Lagerſtätte führt häufig Kalkſtein und oft ſehr ſchöne Kalkſpathkryſtalle, ferner Serpen⸗ tin, ſchwarzen und rothen, welcher letztere jedoch nicht mehr bricht, ſehr ſchönen Amianth, edlen Serpentin, verſchiedene talkige Foſſilien, als Chlorit, Nephrit, Zoiſith und mehrere — Mineralien. Unter den im Gneuß vorkommenden Foſſilien iſt beſonders der Beryll bei gangen belau hervorzuheben, der in deutlichen, wenn gleich nicht durchſichtigen Kryſtallen mit großen Schörlkryſtallen ſich findet. Auch in Tannhauſen will man im Gneuße Beryll gefunden haben, desgleichen Graphit, wahrſcheinlich von ähnlichem Vorkommen, wie in der Gegend von Münſterberg. Die Marmorlager zu Prieborn, ſo wie bei —— bei Neiſſe verdienen hier noch erwähnt zu werden. 26 * — ER - seine In der ſehr verbreiteten Schieferformation Niederſchleſiens, — zwar in den ver⸗ | ſchiedenen Abarten derſelben, kommen vielfache Mineralien vor. Der Glimmerſchiefer, welcher den Gneuß-Granit in der Gegend von Sohmücbeberg zunächſt umgiebt, enthält mehrere bemerkenswerthe Punkte. Auf der ſogenannten Berg⸗ freiheit zu Ober-Schmiedeverg iſt ein ziemlich mächtiges, früher bebautes Lager von Magneteiſenſtein vorhanden; Schwefelkies, Kupferkies und Arſenikkies kommt in kleinen Parthieen mit darin vor, zuweilen auch ſchöner Piſtazit und Granat derb und kryſtalliſirt, Sahlit, Wawelit, Strahlſtein und Kalkſtein, auch Tremolith. In dem zu Ober- Schmiedeberg gehörigen Kalkſteinbruche, dem ſoge⸗ nannten Lilienhofer Kalkſteinbruche, finden ſich, außer Kalkſtein und Kalkſpath, Braun⸗ ſpath, Granaten in Kalkſtein, Steinmark, Speckſtein, mehrere talkige Foſ⸗ ſilien, Tremolith, edler Serpentin u. a.; zu Arnsdorf findet ſich ein jetzt verſtürzter Flußſpathgang, der oft ein halb Lachter mächtig ſchönen, weißen, grünen und dunkel⸗ blauen Flußſpath, zuweilen auch etwas Eiſenglanz führte, und ebendaſelbſt im Kalkſteine des daſigen Glimmerſchiefers eine ſehr unregelmäßige Lagerſtätte ſilberhalti— gen Bleiglanzes mit brauner Blende, worauf! die Grube „Redensglück“ baute; auch brach hier ein ſehr ſchöner roſenrother Kalkſtein. Im Kalkbruche zu Hermsdorf am Paſſe kommt dichter und ockriger Brauneiſenſtein vor, welcher ſehr gut war und auch mehrmals verſchmolzen worden iſt. Unbezweifelt ſetzen hier noch mehrere ſolcher Lager von Brauneiſenſtein auf — merkwürdig, daß der erſte Fund in Ausfüllung einer großen Höhle beftand, was ſonſt in dieſem Gebirge nicht gewöhnlich iſt. Am Scharlachberge geht der Glimmerſchiefer in Talkſchiefer über, von wo er ſich wieder in Hornblendeſchiefer und grünen Schiefer verläuft. Hier findet ſich auf Rohnauer und Reußendorfer Terrain eine ſehr mächtige, unregelmäßige Lagerſtätte, die, meiſt aus Talkſchiefer beſtehend, ganz mit Schwefelkies in kleinen, zum Theil kryſtalliniſchen Körnern imprägnirt iſt, und das Material zu dem Schönbacher Schwefel und Vitriol— werke liefert. Außer Schwefelkies kommt ſelten noch etwas Kupferkies vor, zuweilen auch Spuren von angeflogenem gediegenen Kupfer, hier und da röhrenförmiger, durch Zerſetzung von Schwefelkies entſtandener Brauneiſenſtein. Der Talkſchiefer zeigt ſehr ſchönen äpfelgrünen und ſpangrünen gemeinen Talk. Der Hornblendeſchiefer geht aus dem Glimmerſchiefer zuweilen in Ghlort⸗ ſchiefer und durch die ſogenannten grünen Schiefer in Thonſchiefer über; er iſt meiſt rein, zuweilen führt er etwas Granat und Piſtazit, ingleichen Feldſpath und Chlorit. Bei Rothzechau ſetzt eine Lagerſtätte prismatiſchen Arſenikkieſes darin auf, welcher bebaut wird; ſelten ſind Schwefel- und Kupferkies beigemengt. Ein Kalklager in Horn— blendeſchiefer bei Rothzechau iſt dadurch merkwürdig, daß viel edler Serpentin darin vorkommt, welches dem Kalkſteine eine ſehr ſchöne Farbenzeichnung — — Auch Tre⸗ molith findet ſich hier. 15 205 — — —— Der Kupferberger Bergbau iſt meift auf Gängen in Hornblendeſchiefer getrie— ben. Auf den älteren Kupferberger Gängen, den „Segen Gottes, Hoffnung und Felixer , kam hauptſächlich Kupferkies, Kupferglanzerz und Buntkupfer— erz vor, mit Spuren von Kobalt, wie es der Kobaltbeſchlag auf verſchiedenen Halden⸗ ſtücken beweiſet. Die Gangart war meiſt Quarz, Kalkſpath und Braunſpath. Auf dem Felix fanden ſich ſehr ſchön kryſtalliſirte Kup ferkieſe, außerdem Fahlerz, derb und kryſtalliſirt, Buntkupfererz, ſonſt noch Ziegelerz, Kupferſchwärze, an— geflogenes gediegenes Kupfer, Malachit, Kupfergrün und phosphor— ſaures Kupfer, auch zuweilen Schwefelkies, Magneteiſenſtein, Spuren von Arſenikkies und Blende. Aehnliche Mineralien mögen wohl auch die andern älteren Gruben enthalten haben; auf einzelnen war das Vorkommen des Schwefelkieſes vorwal— tend, wie auf Sonne, Antoinette u. a. Beſonders intereſſant war die Einigkeit bei Kupfer- berg. Außer mehreren Gängen ward hier nämlich ein Lager von asbeſtartigem Strahl— ſtein bebaut, welches eine Menge ſehr regelmäßiger Schwefelkieskryſtalle führte, Praſem und das intereſſante Mineral den Lieverit, als einzigen Fundort in Schleſien, enthielt. In den Gängen ſtanden meiſt Kupfererze, aber auch viel Magneteiſenſtein und Eiſen⸗ glanz an. Die Rudelſtädter Gänge ſetzen gleichfalls in Hornblendeſchiefer auf. Die Erze beſtanden auf dem „Neuen Adler“ meiſt nur aus Kupferkies, welcher zuweilen auch kryſtalliſirt war; einmal ward auch eine Spur von gediegenem Silber daſelbſt gefunden. Gangarten waren ſelten, zuweilen enthielten ſie etwas Flußſpath. Der Friederike-Juliane⸗ Gang, in welchem Schwerſpath oft die Gangmaſſe bildete, erſchien durch viele und mäch— tige Buntupfererze ausgezeichnet; in nicht ganz unbedeutenden Quantitäten fand man auch gediegenes Silber, Rothgültigerz, Glaserz, ſo wie Kupferglanzerz, und ein einziges Mal eine ſehr ſeltene, der Würfelform ſich nähernde Kryſtalliſation des Kalkſpaths. Weißkupfererz ſoll nach alten Nachrichten hier gebrochen haben, doch iſt dies ungewiß, weil keine Exemplare davon mehr exiſtiren und in langer Zeit keine Spur davon angetroffen worden iſt. Auf andern Gängen, wie Ferdinands Andenken, brachen vortreffliche Kupferglanzerze, auf dem weißen Gange, fröhlichen Anblick und Neuen Friedrich auch Arſenikkies; auf letzterem Gange ſteht er noch an. Der Kupferberg gegenüber jenſeits des Bobers belegene Bleiberg, auf Jano— witzer Terrain, beſteht meiſt aus grünen Schiefern, welche ſich theils in Grünſtein und Grünſteinſchiefer, theils in Thonſchiefer verlaufen, und als zufälligen Gemengtheilen oft Granat und Piſtazit enthalten. Am ſogenannten Röhrigsberge, unmittelbar am rechten Boberufer, tritt die Hornblende noch einmal ganz rein hervor. Dieſer Punkt iſt auch deshalb merkwürdig, weil hier die gemeine Hornblende öfter in eingeſchloſſenen Kry⸗ ſtallen ſich findet; auch ſetzen in ihr Trümmer von verhärtetem Talk auf, die in gemeinen Asbeſt übergehen und ſogar zuweilen ſchönen Amianth zeigen. In dieſem Amianth hat man einmal eingeſprengt auch Iſerin gefunden. Die grünen Schiefer des Blei: 206 berges enthalten mehrere Gänge, welche in früherer Zeit ſtark bebaut worden ſind. Die zuletzt hier betriebene Zeche war die Dorothea, welche ausgezeichnete Kupfererze führte, als: Kupferkies, Kupferſchwärze, Ziegelerz, dichten und faſerigen Ma⸗ lachit, Kupfergrün, Kupferlaſur, ſilberhaltigen Bleiglanz, Bleiſchwe— fel, Weißbleierz, verſchiedentlich kryſtalliſirt, Schwarzbleierz und Fahlerz. Auf der Klärner Grube zu Berbisdorf ſind in einem meiſt aus Schwerſpath und Quarz beſtehendem Gange Kupferkies, Ziegelerz und Bleiglanz, wiewohl nicht in großer Menge, angetroffen worden; das Nebengeſtein näherte ſich mehr dem Grünſtein⸗ ſchiefer. Noch an verſchiedenen andern Punkten im Bereiche der grünen Schiefer kennt man Lagerſtätten von Kupfer- und Bleierz, wie z. B. bei Seifersdorf, jedoch von ge⸗ ringerer Wichtigkeit, daher Bergbau nicht mit Vortheil auf dieſelben betrieben werden konnte. Im Thonſchiefer find im Ganzen wenige mineralogiſche Vorkommniſſe enthal⸗ ten. Das wichtigſte iſt in der Gegend von Altenberg. Es hat daſelbſt ſchon in der früheſten Zeit Bergbau, wahrſcheinlich auf Gold — welches die Erze in ſehr geringem Ouanten enthalten — und ſilberhaltiges Blei ſtattgefunden. Auf dem Berg⸗ mannstroſt zu Altenberg brechen im Thonſchiefer und Porphyr, welche beide Gebirgs⸗ arten hier in merkwürdigen Verhältniſſen mit einander vorkommen, prismatiſcher Ar- ſenikkies und Schwefelkies derb und kryſtalliſirt, Spuren von Kupferkies und Spießglanz als Federerz; ferner ſilberhaltiger Bleiglanz, Fahlerz, braune Blende; außer Quarz ſind ſelten andere erdige Foſſilien Begleiter der Erze. Auf dem Heinitz⸗Stollen zu Seitendorf bei Altenberg, jetzt Wilhelms-Grube, trifft man Kupferkieſe mit Schwefel- und Arſenikkieſen; zu Leipe, ebenſo bei Kolbnitz unfern Jauer, zu Schmottſeifen und Görisſeifen Kupfer- und Bleierze im Thonſchiefer, an welchen Or— ten in ganz früherer Zeit Bergbau ſtattfand. Zuweilen enthält der Thonſchiefer Lager von Alaunſchiefer, wie zu Röhrsdorf. Zu bemerken iſt hier auch das im Ganzen wenig bekannte Vorkommen von Kieſelſchiefer in der Nachbarſchaft des Thonſchiefers und Porphyrs am Wildenberge bei Röhrsdorf unfern Schönau. Ign dem Bereiche der Schiefer finden ſich häufig ſehr mächtige Kalklager, die, wie z. B. bei Kauffung und Seitendorf, bis zu kleinen Gebirgen ſich ausdehnen. Der meiſt knie Kalkſtein zeigt öfter, wie zu Kauffung, Rothzechau und andern Orten, ganz hüb⸗ ſchen Marmor, auch ſind Kalkſpathe und Kalkſinter dieſer Bildung nicht fremd; ausge⸗ zeichneter Kalkſinter findet ſich am Kützelloche zu Kauffung. Der Vollſtändigkeit halber iſt hier noch der Syenit aufzuführen, welcher aber außer ſeinen gewöhnlichen Beſtandtheilen, ſo viel bekannt, keine anderen Mineralien in den verſchiedenen Punkten ſeines Vorkommens in der Grafſchaft Glatz enthält. Der Gabbro oder Schillerfels, mit dem ihn meiſt begleitenden Serpentin, zeigt, vorzüglich letzterer, mehrere Mineralien. Außer den mit dem Serpentin faſt ſtets vorkommenden talkigen Foſſilien ſieht man in der Parthie, welche das Zobtengebirge ent⸗ halt, bei Jordansmühle ſehr ſchönen Hyalith; auch fol daſelbſt zuweilen Türkis vorkom⸗ men. Die beiden Gabbro- und Serpentin⸗Parthieen bei Koſemitz und Baumgarten find als das Vaterland des Chryſopraſes berühmt. Chryſopras mit Quarz, Calzedon und Opal, oft in einander übergehend, ſind hier häufig, außerdem Pimelith, feſter und zerreiblicher Quarz, zerfreſſen, zerhackt, mit Eindrücken und in verſchiedenen beſonderen äußeren Geſtalten, find gewöhnliche Begleiter des Chryſopraſes, zuweilen finden ſich auch Holzasbeſte, Magneſit, oft in großen Maſſen, Talk, auch der ſogenannte Razu⸗ movskin. In der Gegend von Baumgarten und Grochau führt das Chryſopras⸗Ge⸗ birge öfter ſchöne, verſchieden gefärbte Opale, und zwar gemeiner Opal, Halb-Opal, Jospopal, ſelbſt zuweilen Jaspis. Hier hat man auch ſehr ausgezeichnetes Chrom: eiſen gefunden, zuerſt in Geſchieben und ſpäter entblößt in einer Lagerſtätte. Der Porphyr kommt in Niederſchleſien an verſchiedenen Orten, und zwar in Gneuß, Schiefer, Grauwacke, in Steinkohlen und älteren rothen Sandſteingebirgen vor, und wenn er gleich von ſehr verſchiedener und mannichfaltiger Beſchaffenheit iſt, ſo zeigt er, außer ſeinem Uebergange in 1 und Feldſpath, der oft ſeine Hauptmaſſe bildet, doch ſelten andere Mineralien. Außer in dem Altenberger Porphyr ſcheint in Schleſien nur der alte Gottesberger Bergbau in Porphyr betrieben worden zu ſein, wo man auf — — Kupfer⸗ und Blei-Erze früher baute. Im Porphyr der Eiſenkoppe findet ſich Eiſenglanz, in dem Porphyrite und dem dem Porphyr bekanntlich nahe verwandten Mandelſteine ſind öfter Achate, wie am Finkenhübel in der Grafſchaft Glatz, bei Lähn, bei Roſenau und an andern Orten; im Mandelſteine zeigt ſich öfter Grünerde; Amethyſte mit haarförmigen Titen (Haaramethyſte) finden ſich zuweilen ſehr ſchön am Finkenhübel und an der Mummel bei Landeshut. Die Grauwacke iſt in Schleſien nicht reich an intereſſanten Mineralien; dagegen ausgezeichnet durch zahlreiche Petrefakten, wie insbeſondere thieriſche zu Kunzendorf, Bö— gendorf, vorzüglich aber zu Ebersdorf, Falkenberg, Hausdorf in der Grafſchaft Glatz, vegetabiliſche zu Landeshut, Rudolſtadt, Adelsbach. Kalkſpathe und Spuren von Tre⸗ molith beobachtete man auch zu Ebersdorf, in Rudolſtadt, wie zu Toſt in Oberſchleſien, zuweilen auch Neſter von Glanzkohle und Kohlenblende. Metalliſche Vorkommniſſe ſind in der ſchleſiſchen Grauwacke gleichfalls ſelten; der einzige Bergbau dieſer Art zu Gablau bei Landeshut ſcheint in Grauwacke betrieben worden zu fein, wiewohl über die Beſchaf— fenheit deſſelben alle Nachrichten fehlen. Bei Bögendorf, wo man auch die Grauwacke zu Anfertigung von Schleifſteinen und Platten benutzt, ſollen Spuren von. Kupfererzen, Kupferkieſen und Ziegelerzen vorgekommen ſein, und bei Rudelſtadt hat man in neuerer Zeit ausgezeichneten Kupferglanz in dem daſigen, der Grauwacke untergeordneten Conglo⸗ merate, jedoch nur unregelmäßig und in nicht bauwürdiger Menge, gefunden. Das Steinkohlengebirge Schleſiens, ſowohl das niederſchleſiſche als das oberſchleſiſche, führt faſt alle Arten der Steinkohle, von der Kohlenblende und Glanzkohle bis zur Faſerkohle, in unregelmäßiger Zuſammenhäufung auf den verſchiedenen Flötzen — — 208 —ͤ ——ü—U— 2 mit ſich. Zu den Formationsgliedern gehören der an vielen Pflanzenverſteinerungen reiche Schieferthon, Brandſchiefer und der Sphäroſiderit. Letzterer iſt in Niederſchleſien ſeltener als in Oberſchleſien, wo er auch an vielen Orten, wie zu Dubensko, Ornontowitz, Belk, Nicolai, Kattowitz und Zalenze, in den Rudauer, Beuthner und Mislowitzer Forſten und andern Orten zur Verſchmelzung gewonnen wird. In Oberſchleſien finden ſich in dem ſogenannten verbrannten Gebirge außer gebrannten Thonen noch Erdſchlacke, Porzellan— Jaspis und Polierſchiefer, beſonders in der Gegend von Bittkow, Michalkowitz, Chor zow und Zabrze; ein ſeltneres Vorkommen iſt Schwerſpath bei Königsgrube, beſonders in der Nähe von Sprüngen, und auch in Niederſchleſien auf mehreren Steinkohlengruben; Rö— thel iſt einmal auf der Segen-Gottes-Grube zu Altwaſſer an einem Sprunge vorgekommen. In dem Gebiete des nur in Niederſchleſien und in der Grafſchaft Glatz vorkommen⸗ den älteren rothen Sandſteins kommen verſchiedene, dem Zechſteine parallele Kalk— ſteinlager, zuweilen von dolomitiſcher Beſchaffenheit, mit Fiſchen (Palaeoniscus Wratis- laviensis zu Ruppersdorf, Mittelſteine, Scharfeneck, und P. lepidurus zu Ottendorf in Böhmen) vor; an letzterem Orte in Begleitung vortrefflicher vegetabiliſcher Verſteine— rungen. Zu Mölke bei Neurode ſind in einem Mergellager viele Exemplare von Unio carbonarium enthalten. Holzſteine, zum Theil in ganzen Stämmen, finden ſich zu Neu: rode und Waldenburg. In dem Bereiche des nördlichen rothen Sandſteins tritt ebenfalls der Zechſtein auf, und in ihm Mergelflötze, welche viel geſäuerte Kupfererze, als Malachit, Kupfergrün und Kupferlaſur in Körnern und angeflogen enthalten, vielleicht als Reprä⸗ ſentant des Mannsfelder Kupferſchiefers, wie in der Gegend von Prausnitz und Haſel, Polniſch-Hohndorf und Neukirch. Zu Haſel fol im Zechſteine auch Kupferglanze Erz und Röthel vorgekommen ſein. Zur Bildung des älteren rothen Sandſteins gehört auch der Gyps, welcher in der Gegend von Löwenberg und zwar zu Neuland mit vielem Vortheile gewonnen wird; dichter blättriger und Faſergyps find häufig, ſeltener vollftän- dige Kryſtalle von ſpäthigem Gyps. Der bunte Sandſtein iſt in Niederſchleſien nicht ſehr entwickelt, und zeigt außer wenigen Lagen von Muſchelkalk nur Spuren von Brauneiſenſtein. Ausgebreiteter iſt er in Oberſchleſien; ausgezeichnet bei Krappitz, eben ſo bei Leſchnitz am Annaberge; in der Gegend von Toſt, bei Radzionkau und Chorzow jedoch iſt er immer nur durch unterirdiſche Arbeiten als Unterlage des Muſchelkalkes bekannt geworden, und läßt nur durch zu Tage ausgehende bunte Thone in der Gegend von Bobrek, Beuthen und Nakel ſein Daſein erkennen. | | Um fo intereffanter erfcheint der in Oberfchlefien überaus weit verbreitete Mufchel- kalk als Träger der fo wichtigen Bleierze, Galmei und Brauneifenjteinfor- mation. Die Bleierzlagen, meiſt nur in der Gegend von Tarnowitz, enthalten größtentheils Bleig lanz, derb, zuweilen kryſtalliſirt, ferner ſehr ſchönen Bleivitriol, Weißbleierz, ſelten Schwarzbleierz, auch Grünbleierz, Bleierde, zu Zeiten in größeren Mengen; dagegen fand man nur ein einziges Mal Spuren von Rothblei— min ÜE msi Erz; von erdigen Foffilien nur felten Kalkſpath, noch feltener Kalkſinter, Spuren von Arragonit, Strontian und Erdpech. Schwefelkies und zwar Binarkies erſcheinen öfter als Begleiter des Bleiglanzes. Das Vorkommen des Galmei's iſt gleichfalls faſt allein auf die Gegend von Tarnowitz und Beuthen beſchränkt. Der ge⸗ wude Galmei (rother und weißer) ift am häufigſten. Der rothe Galmei zeigt ſtets Eiſengehalt und geht auch unmittelbar in Braun⸗ eifenftein über; der weiße Galmei iſt davon frei, verſchieden, zuweilen ſogar bläulich⸗ grau gefärbt, und liefert oft mehrere beſondere äußere Geſtalten. Kryſtalle von Kiefel- Galmei, fo wie von kohlen ſaurem Galmei, finden ſich oft von vorzüglicher Schönheit; mit dem rothen Galmei auch öfter ſilberhaltiger Bleiglanz, eben ſo Bleivitriol, Weißbleierz, Grünbleierz, Bleierde, auf der Marien-Grube zu Miechowitz auch weißer Hallit. Der im oberſchleſiſchen Muſchelkalke lagernde Brauneiſenſtein iſt meiſt von ockriger Beſchaffenheit; es findet ſich aber auch dichter und jaspisartiger Brauneiſen— ſtein, oft von beſonderen äußeren Formen; ferner Brauneiſenrahm und Uebergänge in dichten und ockrigen Rotheiſenſtein, ſo wie in Gelbeiſenſtein, ſeltener Glaskopf. Bleiglanz, Weißbleierz, Galmei, zuweilen auch Graubraunſteinerz, können nur als zufällige Begleiter des Brauneiſenſteins betrachtet werden. Die Gegenden von Tarnowitz und Beuthen ſind als die Hauptniederlagen des oberſchleſiſchen Braun⸗ eiſenſteins anzuſehen. Bei Groß-Stein kommt er auch noch vor, doch iſt hier der dichte und feſtere Brauneiſenſtein ſeltener. In der Gegend von Lagiewnik hat man im dortigen Muſchelkalke auch eine Lagerſtätte von Bohnerz entdeckt, die aber dermalen — — benutzt wird. Der oberſchleſiſche Muſchelkalk enthält ſehr häufig Dolomit; einige Varietäten find reich an Eiſen und werden mit Vortheil zur Cementfabrikation angewandt. Zuwei⸗ len führt der Muſchelkalk recht hübſche Kalkſpathkryſtalle, wie in der Gegend von Chor— zow ſehr deutliche, große, doppelt ſechsſeitige Pyramiden von Kalkſpath; Feuerſtein, ſich oft dem Hornſtein nähernd, iſt häufig dem Muſchelkalke beigemengt. Neuerdings will man in der Gegend von Chorzow auch Cöleſtin angetroffen haben, ein dem Mu⸗ ſchelkalke an anderen Orten oft eigenes, in Oberſchleſien aber bisher noch nicht beobach⸗ tetes Vorkommen. Beſondere Erwähnung verdienen noch die Reſte von Sauriern und Fiſchen, welche im oberſchleſiſchen Muſchelkalke an mehreren Orten, beſonders zu Often angetrof⸗ fen werden. In Oberſchleſien hat man ins beſondere i in neuerer Zeit auch verſchiedene Glieder des Juragebirges erkannt, wie Jurakalkſtein in verſchiedenen Kuppen bei Lublinitz und Woiſch⸗ nik, wert durch ſeine weiße Farbe und verſchiedenen Verſteinerungen; ferner das dem braunen Jura analoge Thoneiſenſteingebirge, ausgezeichnet durch ſeine bunte Thone und die großen Maſſen von Sphäroſiderit. Faſt rr * es im Lublinitzer, 210 an Roſenberger und Kreuzburger Kreife verbreitet, eben fo in der Gegend von Karlsruhe, Falkenberg und Kieferſtädtel, wo man überall den Sphäroſiderit gewinnt. Der Sphä⸗ roſiderit, meiſt in größeren Knollen in Letten, ſelten lagerartig, führt nur an manchen, im Verhältniß ſehr wenigen Orten, wie zu Sternalitz, Ludwigsdorf, Verſteinerungen, be⸗ ſonders Muſcheln, Ammoniten, zu Ludwigsdorf Cycadeen. Spuren von Blei und Blende werden öfter in ihm wahrgenommen, zuweilen, wiewohl ſelten, Schwefelkies, Strahlkies in Kugeln und einzelne Gypskryſtalle. Als ſteten Begleiter des Sphäroſiderits ſind zu betrachten: eine ſchöne ſchwarze, feſte Moorkohle, die, wie zu Roſenberg, oft ſtarke Stämme bildet, ſo wie verſchiedentlich gefärbte bunte Thone, welche man häufig benutzt. Die in Oberſchleſien in der Gegend von Oppeln, Groß-Schimnitz und Döbern ziemlich verbreitete Kreide zeigt außer einigen ausgezeichneten thieriſchen Verſteinerungen, ſo wie Feuerſteinen, keine beſonderen Mineralien. Sie wird zum Kalkbrennen verwendet. Der Quaderſandſtein bildet in Niederſchleſien zum Theil ſehr ausgedehnte Ge- birge. Die ſüdliche Parthie enthält verſchiedene, zum Theil den Pläner Kalkſtein reprä⸗ ſentirende Kalk- und Mergelflötze mit Verſteinerungen, unter denen Krebſe im Kalklager zu Kislingswalde beſonders verdienen genannt zu werden. Auch in der nördlichen Qua⸗ derſandſteinparthie zwiſchen Goldberg und Löwenberg, Bunzlan und Naumburg kommen mehrere Kalk- und Mergellager vor, hier und da auch ſchwache Kohlenflötze, wie zu Wenig ⸗Racknitz, Ottendorf und Klitſchdorf, mit einem an ſehr gut hen Pflanzen⸗ reſten reichen Thone. Der in techniſcher Hinſicht ſehr wichtige Bunzlauer Thon iſt gleichfalls als Glied des Quaderſandſteins zu betrachten. In der Gegend von Neukirch findet ſich zuweilen neſterweiſe ſehr ſchönes Grau- und Schwarzbraunſteinerz, jedoch iſt es noch zweifelhaft, ob dieſes Vorkommen der Bildung des Quaderſandſteins oder der des bunten Sandſteins angehört. Tertiäre Gebilde find in Schleſien gleichfalls vorhanden; das oberſchleſiſche Gyps— gebirge iſt nach neueren Unterſuchungen unbezweifelt dazu zu rechnen. Wir finden es an verſchiedenen Punkten, die zum Theil nicht mit einander in Zuſammenhang ſtehen, wie zu Czernitz, Pſchow, Dirſchel, Katſcher, Laband bei Gleiwitz, Klein-Paniow und Berun. Der Gyps ſelbſt iſt meiſt blättrig, oft ausgezeichnet ſchön kryſtalliſirt, jedoch auch dicht und faſerig, bei Pſchow ſind Spuren von gediegenem Schwefel, bedeutende Thon— maſſen, hier und da ſelbſt Kalkſtein in befonpener zerfreſſener Form, find die Begleiter dieſer Bildung. Braunkohlen, als dem tertiären Gebirge angehörend, als bituminöſes Holz und erdige Braunkohle, ſind in Schleſien ſehr häufig vorhanden, und beſonders in neuerer Zeit in großer Ausdehnung und Mächtigkeit nachgewieſen worden, wie in der Geend von Grünberg, Laaſan, Stroppen, in geringerer Menge bei Fromsdorf bei Münſterberg, bei Patſchkau, an verſchiedenen Punkten im Neißeſchen, zu Schwanowitz bei Brieg, Schbas witz bei Oppeln und andern Orten. — 211 Das Vorkommen von Braunkohſen und Alaun erde zu Muskau in der Lauſiß iſt hier noch zu erwähnen. Der Baſalt findet ſich bekanntlich an ſehr vielen Punkten Schleſiens, und fü ührt auh außer dem ſelten in ihm fehlenden Olivin, verſchiedene Mineralien mit ſich, wie Augit in ſehr hübſchen Kryſtallen in dem Baſalte des Wickenſteins am kahlen Berge zu Querbach, Zeolith in dem Baſalte des Pomſener Spitzberges, ausgezeichnete Kryſtalle, glafiger Feldſpath vom Weinberge bei Jauer, Bol in dem Baſalt der Striegauer Berge, Haarzeolith, Stilbit und Mejonit in dem Baſalt von Kolonie Schulen⸗ burg, unfern Nakel bei Oppeln; Bronzit iſt ein einziges Mal im Olivin des Grö— ditzberges gefuuden. Zu den zum Diluvio zu rechnenden Mineralien gehört zuerſt der Raſeneiſen— fein, welcher an ſehr vielen Punkten Schleſiens verbreitet erfcheint, jedoch nur an we⸗ nigen, z. B. bei Sorau, Sprottau, Sagan und Lorzendorf, zum Eiſenſchmelzen gewon— nen wird. Ihn begleitet häufig Blaueiſenerde. Will man den in Schleſien ungemein häufigen Torf etwa noch zu den Mineralien rechnen, ſo iſt er hier zu erwähnen. Oft enthält er auch Blaueiſenerde, und an manchen Orten fo viel Schwefelkieſe, daß er zur Vitriolfabrikation benutzt wird, wie zu Schmelz⸗ dorf und Kamnig. Die früher ſo wichtigen Goldſeiffen in der Gegend von Nickolſtadt, Goldberg und Löwenberg gehören dem Diluvio an. ö Mehrere andere Thon- und Lettenſchichten dürften dem Diluvio beizuzählen ſein, die hier aufzuführen zu weitläuftig wäre, nur der oberſchleſiſchen Kurzawka, welche dem Bergmanne oft ſo große Schwierigkeiten entgegenſtellt, möge hier noch gedacht werden. Ein in neuerer Zeit in Schleſien häufiger als ſonſt gefundenes Foſſil iſt der Bern⸗ ſtein. Er kommt an außerordentlich vielen Orten in den Diluvialſchichten vor; in größerer Menge bei Schweidnitz, Loſſen bei Brieg, bei Wohlau u. a. O. | unſer korreſpondirendes Mitglied Herr Apotheker Weimann ſandte eine geogno— ſtiſch⸗ phyſikaliſche Beſchreibung der Umgegend von Grünberg, begleitet von einer Karte, ein, welche wegen ihrer ſpecielleren Beziehung zur Flora dieſes Landſtriches der botani⸗ ſchen Sektion übergeben und dort im Detail vorgelegt wurde. Herr Apotheker Jäckel, zur Zeit in Liegnitz, theilte dem Sekretair der Sektion brieflich mit, daß er in einem alten Schieferbruche bei Goldberg ſchuppigen Eiſen— glanz und Ryakolith zu Peterwitz bei Jauer gefunden habe. | * * Petrefaftenkunde ur Unſer korreſpondirendes Mitglied Herr Apotheker Oswald zu Oels ben am 4. December 1844 folgenden Vortrag über das Kalklager von Sadewitz und Neu⸗ Schmollen. Vor einigen Jahren wurde meine Aufmerkſamkeit auf die onponiliben Kefte dieſes Kalklagers dadurch gelenkt, daß ich ein für ein verſteintes Widderhorn ausgegebenes Pe- trefakt erhielt und außerdem die Mittheilung, daß verſteinte Würmer und Schnecken vor⸗ kämen. Durch die gütige Vermittelung des Herrn Beſitzers von Sadewitz gelang es mir, mehrere Petrefakten außer dieſem Widderhorn, welches ſich als ein Exemplar des Lituites cornu arietis auswies, zu erlangen. Diüeeſer kleine Anfang gab Veranlaſſung, die aus Mangel an Gelegenheit vernach⸗ läſſigte Petrefaktenkunde zum Gegenſtande meiner Beſchäftigung in Mußeſtunden zu machen. — Später verabredete Herr Geh. Medicinalrath Profeſſor Dr. Otto einen Ausflug i in die genannte Gegend, bei welcher Gelegenheit es ſich herausſtellte, daß, den aufgefundenen Verſteinerungen zu Folge, dieſes Kalklager der Uebergangsformation angehöre. Indem ich nun durch Geld und gute Worte die Kalkgräber veranlaßte, auf die etwa vorkommenden Verſteinerungen zu achten, was nur erſt nach und nach gelang, beſchloß ich, eine Sammlung von dieſen Petrefakten anzulegen, welche ſich jetzt ſo weit vervollſtän⸗ digt hat, daß ich es wagen kann, einen umſtändlicheren Bericht darüber zu geben. Ehe ich indeß zu den ſpeciellen Angaben übergehe, mögen einige Bemerkungen über die geogra⸗ phiſche Verbreitung dieſes Kalklagers Platz finden. Die Ortſchaften Kaltvorwerk, Schmollen, Neu⸗ Schmollen, Neu⸗Ellguth, Sade⸗ witz und Vielguth, welche ſüdöſtlich von Oels liegen und einen Flächenraum von circa an⸗ derthalb Quadratmeilen einnehmen, ſind diejenigen, auf deren Aeckern nach Kalk gegraben wird; das Hauptlager ift indeß Sadewitz und der zu Ober-Schmollen gehörige Gruben⸗ wald. Das Terrain, der Diluvial-Formation angehörig, ſteigt von Sadewitz und Viel⸗ guth, woſelbſt es an der Weida ſeinen tiefſten Punkt hat, nach Oels zu im Anfange nur ſehr unbedeutend, ſpäter aber hinter Groß-Ellguth ſtärker, und erreicht ſeinen höchſten Punkt auf dem Weinberge bei Oels, von wo res die Abdachung nad) der Weida hin am beſten überſehen werden kann. Kaltvorwerk und Neu⸗Ellguth ſcheinen die nördlichen und fü idweſtlichen Grenzen des ſich hier nur ſparſam findenden Kalkes zu ſein; die östliche Grenze macht Groß-Zöllnig, auf deſſen Territorium nach Sadewitz zu ſich indeß nur geringe Mengen Kalk vorfinden. Als ſüdliche Grenze wird das Bette der Weida angenommen, wenigſtens haben die Nachforſchungen auf dem jenſeitigen Ufer bis jetzt noch kein anderes Reſultat geliefert. Demohnerachtet bin ich überzeugt, daß die Verbreitung dieſer Kalkſchichten auch noch über die Weida hinaus ſich erſtreckt, da nach einer mir zugekommenen Nachricht im Jahre 1801 213 bei dem Baue des Vorwerks Dupine, zur Herrſchaft Laskowitz, Ohlauer Kreiſes, gehörig, ein großes Kalkneſt gefunden wurde, welches drei Jahre hindurch Materiale für die Kalk⸗ öfen lieferte; der Kalk ſoll von — Art geweſen ſein. — Dupine liegt genau in derſelben Richtung. Der Ober⸗Schmollener Grubenwald, ſo wie die daran ſtoßenden Sadewitzer unt Ober⸗Schmollener Felder, bildeten und bilden noch, wie ſchon geſagt, das Hauptlager dieſes Kalkes. — Eichen von mehr als 250 jährigem Alter, welche in den damals verlaſ⸗ ſenen und dann wieder zugeworfenen Gruben aufgewachſen ſind, geben den deutlichſten Beweis von dem wenigſtens eben ſo lange betriebenen Graben nach Kalk, welches jedoch nur Raubbau war. Nach einer Sage ſoll ſogar der Aufbau der Stadt Oels mit dort gebranntem Kalk unternommen worden fein, doch iſt es leicht möglich, daß hier eine Ver⸗ wechſelung mit dem Aufbau der Stadt nach den großen Bränden im Jahre 1730 und 1744 ſtattfindet. — In neuerer Zeit hat man angefangen, den Abbau ſyſtematiſcher vorzunehmen, wobei es ſich zeigte, daß ſchon früher bearbeitete, aber verlaſſene Gruben noch außerordentlich reich an Kalkſteinen gefunden wurden. Hierdurch entſtand nun bei dem gemeinen Manne der Glaube, daß die Kalkſteine in den verlaſſenen Gruben wieder nachwüchſen. — Das Brennen des Kalkes wird jetzt in ſechs Oefen betrieben, wovon drei in Sade⸗ witz, zwei in Neu⸗Ellguth, einer in Ober-Schmollen. Zwei andere Oefen, nämlich einer am Grubenwalde und einer in Kaltvorwerk, ſo wie in früherer Zeit zwei an der Grubenſchäferei befindliche, ſind eingegangen. Der unterirdiſche Vorrath dürfte indeß noch lange Zeit vorhalten. Die Streichungslinie des Kalklagers iſt von Norden nach Süden. — An großen nordiſchen Geſchieben fehlt es gerade nicht, doch kann man ſie in dieſer Gegend nicht als zu häufig vorkommend annehmen, während ſie auf den nördlich von Oels aufſteigenden Hügeln und Höhen, z. B. bei Feſtenberg, Buckowine und Medzibor, förmlich ausgeſäet ſind. — Ob nun die Ablagerung dieſes Kalkes, für deſſen nordiſchen Urſprung wohl Manches ſpricht, in denſelben Zeitraum trifft, in welchen die Blocs erratiques über die norddeutſche Ebene geführt wurden, oder ob irgendwo in der Nähe ein Uebergangs-Kalk⸗ lager angeſtanden hat, deſſen Trümmer dieſe Steine ſind, müſſen ſpätere Unterſuchungen aufzuhellen ſuchen. Merkwürdig iſt der Umſtand, daß außer einigen, der Kreideforma⸗ tion angehörigen und wohl nur in den oberen Granitſchichten vorkommenden Petrefakten, als Belemnites mucronatus, Galerites vulgaris, fo wie eine kleine Koralle, bis jetzt keine Reſte aus anderen Formationen vorgekommen ſind, während die Geſchiebe der norddeut— ſchen Ebene ſonſt aus Petrefakten faſt aller Schichten zuſammengeſetzt ſind. Eben ſo bemerkenswerth wäre es, wenn es ſich ſpäter als gewiß herausſtellte, daß dieſe große Maſſe Kalk blos auf dem angegebenen Raume abgelagert worden ſei. Bis jetzt haben chforſchungen auf dem benachbarten Terrain zu keinem Reſultate geführt, welches die Anlagen von Kalköfen veranlaßt hätte. BE | Die Kalkſteine liegen 2 biss Fuß unter der Oberfläche, an manchen Setllen fogar zu Tage, oder gleich unter der Ackerkrume. Die Humus⸗Decke iſt nicht ſehr ſtark, dann folgt Lehm und Sand, hierauf fetter Letten, unter dieſem und mit dieſem vermengt die Kalkſteine. An einigen Stellen vertritt die Stelle des Letten ein Kalkmergel, welcher weißgelblich und wenig eiſenhaltig iſt. — Unter dem Kalklager befindet ſich ein rother, ſtark eiſenſchüſſiger Sand; ſobald ſich dieſe Schicht zeigt, hören die Arbeiter auf, tiefer zu gehen, indem ſich nach ihren Erfahrungen dann kein Kalkſtein mehr vorfindet. Ich bezweifle indeß, daß dieſe Anſicht richtig iſt, um ſo mehr, als bei dem Graben eines Brun⸗ nens auf dem Dominio Vielguth ſich bei 30 bis 40 Fuß Tiefe ſo große Kalkblöcke gefun⸗ den haben ſollen, daß die Arbeiter nicht weiter konnten. Leider habe ich dies zu ſpät er⸗ fahren, um mich ſelbſt von der Richtigkeit überzeugen zu können. Ein Haupt⸗Hinderniß für das Tiefergraben iſt das Waſſer, und die noch ſehr unvollkommene Art und Weiſe, daſſelbe zu überwältigen. en * 7 Die Mächtigkeit der Kalkſchichten wechſelt von „ —6 Fuß. Der Kalk iſt theils kryſtalliſirt, körnig, theils dicht, von Farbe meiſt gelblichgrau, lichtbraun, röthlichgrau, auch roth und gelblichweiß, bläulich, wie derſelbe auf Oeland und Gottland vorkommt. Ein großer Theil beſteht aus Stinkkalk.“) Mitunter kommen ganze, aus Entrochiten und Trochiten beſtehende Maſſen vor. Strahlkies-Knollen find nicht ſelten zwiſchen den Kalkſteinen. | | | wi | | Daß dieſe Kalkſchicht von bedeutendem Einfluſſe auf die Vegetation dieſer Gegend iſt, läßt ſich leicht nachweiſen; noch wichtiger aber wird ſie für den Ackerbau durch die wohlfeile Beſchaffung von Düngekalk, weshalb auch die Kalköfen faſt das ganze Jahr hindurch beſchäftigt ſind. Unter den intereſſanten Vegetabilien, welche in dieſer Gegend vorkommen, will ich nur des Cypripedium Calceolus erwähnen, welches, obſchon jetzt nur noch in ſehr geringer Menge, im Grubenwalde wächſt. DIRT | Die Petrefakten find, trotz der großen Menge Kalk, eigentlich felten, und wenn der Sommer naß iſt, wegen des anhängenden Lehmes ſchwer zu erkennen Größtentheils werden ſie erſt bei dem Eintragen in die Oefen gefunden, da durch das Heranfahren der Steine und das Einraffen der Lehm ſich mehr ablöſet und die Geſtalten leichter ſichtbar werden. Ehe ich zu dem Nachweiſe der in dem Lager vorkommenden Petrefakten übergehe, erlaube ich mir noch, allen den hochgeehrten Herren, welche mich ſowohl mit ihrem güti⸗ gen Rathe, als auch mit litterariſchen Hülfsmitteln bei der ſchwierigen Beſtimmung die⸗ ſer ſelten ganz erhaltenen Thierreſte unterſtützten, hiermit öffentlich meinen herzlichſten Dank zu ſagen. Nur dadurch wurde es mir möglich, faſt den größten Theil der Petre⸗ 5) Die Größe der Kalkſtücke wechſelt von der der Haſelnuß bis zu mächtigen Blöcken, welche dann zu Soh⸗ lenſteinen bei dem Einſetzen benutzt werden. | | u U fakten zu beſtimmen. Manches ift ganz neu, mehreres noch nicht beſtimmt und mit Na⸗ men belegt. . | Da es nun wünſchenswerth erfcheint, eine Monographie diefes Kalklagers heraus- zugeben, fo habe ich mich entſchloſſen, dieſe möglichſt genau auszuarbeiten und mit Abbil- dungen zu verſehen, welche ich für um ſo nothwendiger erachte, als ich keinen Anſpruch auf Autorität machen kann, und der Sachkenner auf dieſe Art am beſten von der Richtig— keit der Angaben ſich überzeugen kann. Ich übergehe in dieſem Berichte die litterariſchen Hülfsmittel, welche mir zu Gebote ſtanden, und führe nur noch an, daß ich Gelegenheit genommen habe, einen großen Theil meiner Petrefakten mit denen der königlichen Univerſitäts- Sammlung in Berlin zu ver— gleichen, ſo wie auch, daß Herr Leopold v. Buch und Herr Dr. E. Beyrich, ſo wie ſpäter Herr Geh. Rath Profeſſor Gold fuß mich mit ihren Anſichten auf das Freundlichſte unterſtützten. Herr Dr. Beyrich war ſelbſt hier, um meine Sammlung zu muſtern. Ich beſitze außerdem eine kleine Sammlung engliſcher und ſchwediſcher Petrefakten der Uetergangs formation, welche mir bei dem Vergleichen manchen guten Dienſt leiſteten. Die organiſchen Reſte, welche ſich in dem Sadewitzer Kalklager befinden, gehören bis jetzt einzig und allein dem Thierreiche an, und zwar denen der älteren und älteſten Uebergangskalkformation, namentlich dem Wenlok-Kalke, mehrere der weiter unten auf⸗ geführten Petrefakten zählt Murchiſon dem Caradoc -Sandftein und den Llandeilo flags zu. Kein einziges Beiſpiel einer Pflanzenverſteinerung ift bis jetzt vorgekommen, eben fo wenig Reſte von Fiſchen; dagegen hat ſich in neueſter Zeit Bernſtein von ausgezeichneter Schönheit in ein paar Stücken gezeigt, welche aber leider durch die Unwiſſenheit der Ar— beiter faſt ganz zertrümmert wurden. — Die nachfolgend een Petrefakten ſind von mir rc und beſchrieben worden. Polyparien. 1) Stromatopora. Ba Pore. a. Stromatopora concentrica Goldſuss; c Schichten-Pore. Bis jetzt a blos ein Exemplar; dieſes indeß ſehr ſchön, und 12 Pfund ſchwer. b. Stromatopora polymorpha. Wahrſcheinlich gehören hierher mehrere Tragos, Cnemidium und ſyphonienartige Petrefakten von mannichfaltiger Form und Größe, wenn ſie nicht einer beſonderen Gattung zuzuzählen ſind, was bis jetzt bei dieſen merkwürdigen Formen noch unentſchieden iſt. 2) Heliopora Blainville (Porites Lonsdale). a. Heliopora interstincta. (Astraea porosa Goldf., Porites pyriformis Lonsd.) Kommt nicht zu häufig vor, größtenteils als Ueberzug auf Cyathophyllen und Orthoceratiten. _— 2 — b. Pie tubulata Lonsdale. Häufiger und in Em mannichfaltigſten Formen, ſowohl frei, als auch als ee 3) Sareinula. Sarcinula Organon. Nicht ganz ſelten; ich beſitze, außer mehren größeren Stücken, auch ein Exemplar von 67 Pfund an Gewicht. 4) COyathophyllum Goldf. Becherkoralle. a. PRer 1. Cyathophyllum Zurbinatum. Dieſe Species kommt in ſehr verſchiedener Größe und Form vor, auch am häufigſten unter allen den hieſigen Petrefak⸗ ten, jedoch nur ſehr ſelten mit nur einigermaßen erhaltener Endzelle. Cyathophyllum Dianthus G. In wenigen Exemplaren. Cyathophyllum ceratites G. desgl. Cyathophyllum caespitosum G. desgl. Cyathophyllum explanatum G. Bis jetzt nur erſt einmal, aber in einem ſehr ſchönen Exemplare, welches indeß in einigen Punkten von der Goldfuß- ſchen Beſchreibung abweicht, nach einer an Herrn Geh. Rath Goldfuß einge- ſandten genauen Zeichnung aber doch nichts anderes ſein ſoll. Cyathophyllum — 2 Ein paar Exemplare, welche ich noch nicht mit den Beſchreibungen in Einklang bringen kann; bedürfte noch einer Beſtätigung. 5) Syringopora Goldfuss (Harmodytes Fischer). a. Db. Syringopora caespitosa. Nur einmal vorgekommen, aber in einem ſehr ſchö⸗ nen Exemplare. Syringopora filiformis G. In 2 Exemplaren vorhanden. 6) Halysites. Kettenkoralle. a. b. Halysites Escharoides. Nicht felten und mitunter in ſehr großen Exempla⸗ ren, welche ſehr inſtructiv ſind. | Halysites catenipora. H. labyrinthica. Dieſe mit größeren Maſchen und Zellen verſehene Species kommt nur ſelten vor. 7) Calamopora Goldf. Halmpore. A. b & d € f. Calamopora alveolaris G. Nicht ſo ſehr ſelten. . Calamopora dasallica G. Seltener. Calamopora gothlandica G. debgl. . Calamopora polymorpha G. In allen vier von Goldfuß angegebenen Va⸗ rietäten. . Calamopora Spongites G. Zwei Varietäten. Calamopora fibrosa G. desgl. | so Meine Sammlung enthält mehrere ſehr ſchöne Exemplare. Die Beſtimmung dieſer Korallen wird meiſt ſehr dadurch erſchwert, daß man die een nur ſelten gut erkennen kann. — . 8) Stomatopora. Mundpore. | a. Stomatopora serpens. Selten in deem erna auf Conglomerat⸗ Tafeln. 9) Ceriopora. a. Ceriopora polymorpha. Selten. 10) Gorgonia. a. Gorgonia assimilis 75 Auf einer Conglomerat⸗Tafel. b. Gorgonia — 2 Dieſes Exemplar hielt ich für eine Syringora, indeß nach Herrn Profeſſor Goldfuß iſt es eine Gorgonia; da ich bloß Zeichnung eingeſandt hatte, ließ ſich vorläufig keine genauere Beſtimmung machen. II) Vincularia Lonsd. Vincularia multangularis L. Dieſe zarte Koralle kommt mehrfach auf Con: glomerat⸗Tafeln vor. 12) Eschara Scalpellum L. In mehreren Exemplaren duf Gonglomerat - Tafeln mit der vorigen und Stomatopora serpens und der Gorgonia assimilis L. 13) Das unbeſtimmte Polyparium, welches in der Lethaea succica, Tab. XXXVI. fig. 2, abgebildet iſt, und genau damit übereinſtimmt, bis jetzt blos 1 Exempl. 14) Receptaculites Koninghk (Ischadites Konigii Murch. Sil. syst. Tab. XXVI. fig. 2). Dieſes ſehr intereſſante Foſſil, welches ich für Orbitulites hielt (deſſen ſiluviſche Form es auch iſt), iſt bis jetzt blos einmal vorgekommen; ich war bei der Beſtimmung zweifelhaft, weil mein Exemplar nicht wie eine gepreßte Feige ausſieht, wie die der citirten Abbildung, ſondern faſt kugelrund, und außerdem noch mehrere Eigenheiten zeigt, die in der citirten Beſchreibung fehlten. Herr Geh. Rath Goldfuß erklärt es aber für obiges Petrefakt. Außer dieſen Korallen möchten ſich wohl noch unter den kleinern zarten Stämmen auf den Conglomeraten mehrere Arten finden, welche ich bis jetzt noch nicht beſtimmen konnte. II. Radiarien. Die Anweſenheit von Sphäronites⸗Arten ift noch problematiſch, da einige dafür gehaltene Steinkerne wegen Mangel an deutlichen Kennzeichen nicht genau zu beſtimmen ſind. Am ſicherſten ſcheint mir die Anweſenheit von 15) Sphaeronites (Echinosphaerites) Diadema zu fein, welche ziemlich mit der Be⸗ ſchreibung und Abbildung in Klödens Werke (Bert. d. ME. Brandenb.) ſtimmt. — Mehrere Säulenglieder von 16) Actinocriniten, namentlich a. Actinocrinites muricatus, b. Actinocrinites lingulatus, ſo wie von | 28 PER 2 18 * 17) Apiocrinites rotundus ſind vorhanden; ſicher befinden ſich unter den mehrfach vorkommenden Fragmenten auch noch andere nme Bam, welche ich nicht zu beſtimmen wage. III. n 18) Terebratula. Dieſes Geſchlecht iſt in dem Sadewitzer Kalk nur ſehr wenig ver- treten. Ich glaubte nur eine Species mit Gewißheit gefunden zu haben, deren Beſtimmung indeß mehrfachen Schwierigkeiten unterliegt. — Nach Exemplaren aus Gottland, welche ſich in meiner Sammlung befinden, glaube ich hier a. Terebratula flabellaris Philipps gefunden zu haben, Herr Profeſſor Goldfuß hält ſie aber für Terebr. borealis Schloth. — Ein anderes etwas abweichen⸗ des Exemplar hat ungemein viel Aehnlichkeit mit b. Terebratula imbricata. (Murch. Sil. syst. Tab. XII. fig. 12.) Außer dieſen habe ich noch eine kleine Terebratula auf Conglomerat-Tafeln gefunden, welche ich vorläufig für junge Exemplare der c. Terebratula aspera Dalm. halte. 19) Spirifer. Von dieſer Gattung kommt blos Spirifer subsulcatus (Delthyr. subsulcat. Dalm.) vor, jedoch ſehr ſelten in einzelnen freien Exemplaren. 20) Orthis v. Buch. — Von den früher bekannten Orthis- Arten kommen folgende 91 Arten vor: Orthis testudinaria. Sehr ſelten und klein. Orthis rugosa. Nicht ganz ſelten. Orthis rugosa depressa. Selten. Orthis transversalis. Nicht ganz ſelten. Orthis pecten. Selten. Orthis Euglypha. Selten. Ganz neu und noch nicht beſchrieben ſind: . Orthis solaris Leop. v. Buch Dieſe ausgezeichnete, ſchöne Orthis beſchreibt Herr v. Buch folgendermaßen: Geſtalt halbkreisförmig; die Schloßwand etwas weniger breit, als die Mitte; Ventralſchale ſehr bombirt ohne Einſen— kung; Dorſalſchaale in der Mitte ſehr flach eingeſenkt gegen den Rand, ſo daß der flache Sinus mehr als ein Drittheil der Breite beträgt; die Ventral⸗ Area iſt beſonders hoch und wohl mehr als die Hälfte der Dorſal⸗Area breit, wodurch fie vorzüglich ihre Natur als Orthis verräth. Die Dichotomie ge: ſchieht durch Einſetzung und ziemlich gleichmäßig; 55 ſtarke Rippen ſtehen am Rande bei einem halben Zoll Breite. Ich hatte im Anfange dieſe Orthis für Orthis umbraculum oder Testudinaria ge- halten, indeß ſtimmte ſie weder mit den Exemplaren der Königlichen Sammlung in d = F N 219 W Berlin, noch mit den Beſchreibungen. Ich theilte meine Bedenken Herrn Leop. v. Buch mit und ſandte ihm ein Exemplar, worauf derſelbe mir außer der eben . Diagnoſe noch folgende Bemerkungen mittheilte: Die als Orthis umbraculum bezeichnete Art iſt darinnen recht auffallend, daß man glaubt, ſie oft geſehen zu haben und doch ſie nicht einzureihen weiß. Die Einſenkung der Dorſalſchale in der letzten Hälfte unterſcheidet ſie von allen ähnlichen dichotomirenden, da⸗ her iſt die größte Höhe dieſer Schale am Schnabel, nicht in der Mitte, wie bei umbra- culum. Die Muſchel ſteht der Orthis zonata am nächſten, wie fie bei Zarskoi⸗Selo vor⸗ kommt; dieſe hat aber feinere Dichotomie, und die Streifen erſcheinen durch die ſtarken Anwachsringe leicht wellenförmig und bei jedem Ringe in die Höhe gehoben. h. Orthis Oswaldi Leop. v. Buch. — Herr Leop. v. Buch erwies mir die Ehre, die nachfolgend von mir beſchriebene, ihm noch ganz unbekannte Orthis mit meinem Namen zu belegen. Sie gehört zur Abtheilung Expansae. (Der Rücken breit, Ventralſchale concav oder eben.) Unter-Abtheilung „mit dicho— tomirenden Falten.“ — Dorſalſchale hoch gewölbt; Ventralſchale concav; Geſtalt halbkreisförmig; größte Höhe in der Mitte der Dorſalſchale; Schloß— rand um etwas weniges kleiner, als die größte Breite in der Mitte. Auf der Dorſalſchale zählt man 16 1s dichotomirende Falten, am Rande 27. Die Falten ſind ſtark markirt; die Dichotomie beginnt theils in der Mitte, theil⸗ weiſe ſchon über derſelben, nahe am Schnabel. Die Falten der concaven Schale dichotomiren weniger, deshalb iſt ihre Zahl am Rande geringer, als die der Dorſalſchale. Bei den meiſten Exemplaren vergleicht ſich der Rand beider Schalen, indeß bei einem Exemplar, deſſen Dorſalſchale Anwachsſtreifen zeigt, überragt dieſe die Ventralſchale. In der Mitte des Schloßrandes erhebt ſich auf der Ventralſchale ein ſchnabelförmiger Buckel, welcher ſich in die drei- eckige Oeffnung der Dorſalſchale zieht. Dieſe trifft man indeß nur bei älteren Exemplaren. Außer dieſen Orthis- Arten find noch zwei bis drei vorhanden, mit deren Beſtim⸗ mung ich noch nicht im Reinen bin, da fie mit den bekannten Arten nicht vollkommen übereinkommen. IV. Phytiphagen. Die hierher gehörigen Petrefakten ſind ſaſt lauter Steinkerne, wodurch deren Be— ſtimmung bekanntlich ſehr erſchwert wird, ja mitunter faſt ganz unmöglich iſt. Indeß haben ſich doch einige Exemplare mit theilweiſe erhaltener Schale vorgefunden, wodurch folgende Beſtimmungen möglich gemacht wurden: 21) Euomphalus a. Euomphalus qualteriatus. Selten. * — ä 220 — b. Euomphalus Dyonisii. Nicht häufig. nn — — hält dieſe ebenfalls nur für die erſte Art. c. Euomphalus cornu Arietis. Selten. st d. Euomphalus Serpula. Im Conglomerat vorgekommen. 22) Trochus. Trochus laevis. Selten. 23) Turritella. a. Turritella scalaris v. Schlotheim. b. Turritella cingulata. c. Eine merkwürdige Turritellen oder Turbo ähnliche Verſteinerung, mit einem an der inneren Seite der Windung liegenden Sypho ähnlichen Körper. 24) Bellerophon. Eine bis jetzt noch nicht genau beſtimmte Art. Sehr ſelten. 25) Orthoceratites. (Mehr oder weniger vollkommene Fragmente. 0 | a. Orthoceratites regularis. Selten. b. PRO vaginatus. desgl. c. che giganteus- (Orth. duplex). desgl. „anne annulatus Hising. Nicht häufig. e. 1 undulatus Wahlenberg. Häufiger. 4. % undulatus v. Schlotheim. Selten. ne "en tubicinella Portl. (O. calamit. Muenst.) Bh. „ N vulgaris. Selten. i. b ln gracilis Hising. desgl. k „ „ conicus. desgl. l. be striatus. desgl. e lineatus. desgl. n. 5 breviconicus. Selten, theilweiſe blos ae Exemplare. 5, latissimus. desgl. p- 1 nummularius. desgl. q. 5 flexuosus v. Schl. desgl. 26) Pfragmoceras. a. Phragmoceras arcuatum. Selten. b. Phragmoceras compressum desgl. Außerdem noch einige nicht ee Orthoceratiten. 27) Prionotus. | Prionotus Pristis. Blos auf einer Tafel mit einem ſchönen Phacopskopfe. (Prionotus sagittarius, Orthocerat serratus, bet ſich ebenfalls gergefunden ) 28) Lituites. — 21 —— a. Lituites cornu arietis & Var. Ganz erhaltene Exemplare fehr felten, Frag⸗ mente häufiger. b. Lituites cornu arietis 8 Var. desgl. Namentlich iſt die Varietät 5 noch nicht vollkommen vorgekommen. c. Lituites lamellosus.. Sehr ſelten kommt dieſer ſtarke Lituites vor. d. Lituites tortuosus. Selten. Ich bin jedoch in Zweifel, ob dieſe Species nicht zu Phragmoceras gehört, obſchon fie mit der Murchiſonſchen Abbil⸗ dung ſtimmt. Der ſchöne Lituites, welcher eigentlich zu der Sammlung Veranlaſſung gab, ſcheint mir nicht zu L. cornu arietis zu gehören, fondern zu L. semilituus. — Es bedarf dies noch einer weiteren Prüfung. — V. Eruftaceen 29) Calymene. a. Calymene Blumenbachi. Sehr ſelten; nur bis jetzt einmal vollſtändig. b. Calymene speciosa. Blos Fragment des Kopfſchildes. c. Calymene macrophthalma. Blos Kopfſtück; ſehr ſelten. d. Calymene concinna Dalm. Sehr ſelten; das Exemplar ziemlich vollkommen. Dieſe Calymene hat ſich als eine ganz neue Species erwieſen, welche Herr Dr. Beyrich Gerastos erraticus nennt. 30) Asaphus. a. Asaphus Hausmanni. Blos Schwanzſtücke; ſelten. b. „ crassicauda. Ein ganzes Exemplar, ſonſt blos einzelne Theile. c. „ gigas. Ein ſchönes ganzes Exemplar von 5½“ Länge, außerdem einzelne Theile, auch die in Buckland abgebildeten inneren Organe. (Buckl. Min. Tab. XLV. fig. 12 f. d. Asaphus caudatus. Blos Schwanzſtücke. e. „ expansus. Ein Kopfſchild. f. 3 I cornigerus. Ein unvollkommenes ganzes Exemplar. Außerdem noch zwei unbekannte Arten und Fragmente, namentlich Kopfſchilde von zwei anderen Species von Phacops und Calymene, welche ebenfalls bis jetzt unbeſtimmt ſind, auch in der königlichen Sammlung in Berlin nicht zu finden waren. 31) Trinucleus. Von Trinucleus Caractaci kommen einzelne Parthieen des mit den kleinen Kugeln ornirten Kopfſchildes vor. 222 88 4 + Faſſen wir dieſe Ergebniffe zuſammen, fo finden wir 14 Gattungen von Polyparien mit circa ... 33 Species, 3 Gattungen von Radiarien mit circa ... 5 Species, 3 Gattungen von Brachiopoden mit circa . 14 Species, 8 Gattungen von Phytiphagen mit circa .. 36 Species, 3 Gattungen von Cruſtaceen mit circa .. . 15 Species. Ziehen wir das Vorkommen ſo vielfach verſchiedener Orthoceratiten, ferner der Li— tuiten, Orthis und Trilobiten in Betracht, ſo geht daraus ſchon hinlänglich hervor, daß dieſer Kalk der ältern Silurformation, namentlich dem Wenlokkalk, angehört. Eine Beſtätigung für dieſe Behauptung findet ſich noch in dem blos durch 1— 2 Species ver— tretenen Vorkommen der Terebrateln. Der ältefte Uebergangskalk Schwedens, Oelands und Gottlands führt blos Terebrat. plicatella, die neueren Uebergangsſchichten aber ſechs Arten (vergl. Leth. suecic.). Sollte nun der hieſige Kalk mit dem älteften Kalke Oelands oder Gottlands gleich fein, fo wäre der Mangel an Terebratula plicatella auf: fallend, während das Vorkommen wee anderer Petrefakten Veranlaſſung zu dieſer Meinung geben könnte. Das entſchiedene Vorkommen des ei gigas, welcher bis jetzt nur in Nord- Amerika gefunden wurde, — ſo viel mir bekannt iſt, — ferner der beiden Varietäten von Lituites cornu arietis, welche bis jetzt blos in den Lower Silurian Rocks bei Corton Presteign und Llandovery gefunden, hier aber in ungleich ſchönern Exemplaren ſich zei- gen, ferner die neuen, noch gar nicht gekannten Orchis Arten, möchten Zweifel gegen die vermuthete nordiſche Herkunft vermehren, andererſeits aber die von mir hiermit öffent⸗ lich ausgeſprochene Meinung rechtfertigen: „daß das Kalklager von Sadewitz und Umgegend ein durch ſeine merkwürdigen „Petrefakten und durch feine übrigen Verhäliniſſe böchſ ausgezeichnetes zu nen⸗ „nen iſt.“ — Anmerk. Herr Apotheker Oswald hatte die Güte, Exemplare eines großen Theiles der hier erwähnten Petrefakten den Sammlungen unſerer Geſellſchaft zu übergeben, wo— für dieſelbe ſich zu großem Danke verpflichtet fühlt. Der Sekretair der Sektion. Der Sekretair der Sektion legte in der Sitzung am 10. Juli eine ihm vom Herrn Dr. Geinitz in Dresden gütigſt mitgetheilte Abbildung des ſo überaus merkwürdigen rieſigen Säugethieres, des Miſſouriams, vor, welches im Jahre 1840 in einem höchſt romantiſchen Thale des „La Pomme de Tarre-Fluſſes“ am Fuße des Oſarkgebirges, 30 engl. Meilen von der Mündung des „la Pomme de Tarre“ mit dem Oſagefluſſe, im nordamerikaniſchen Staate Miſſouri, vom Herrn A. H. Koch entdeckt wurde. Das vollſtändige Skelett deſſelben befindet ſich gegenwärtig im britiſchen Muſeum in London. Die Länge des Thieres iſt 32 Fuß, die Höhe 15, die Zahl der Zähne 8, nämlich 4 Ober⸗ und 4 Unterzähne. Die beiden Vorderzähne im obern Kinnbacken find 4½ Zoll lang und 4 Zoll breit, die Backenzähne 7 Zoll lang. Die breite Naſe tritt über dem Unterkiefer 13 Zoll hervor und endet in 2 Naſenlöchern. Die 2 Hauer ſind rückwärts gekrümmt und 10 Fuß lang, mit Ausſchluß eines 15 Zoll langen Theiles, das die Wurzel bildet. Es übertrifft ſomit den Mammuth und alle bis jetzt bekannten Thiere der Ober— welt an Größe, und nähert ſich übrigens in ſeinem Knochenbaue zum Theil dem Elephan⸗ ten und zum Theil dem Hippopotamos, bildet jedoch ein ep Genus, Missourium theristocaulodon Koch. Ferner zeigte Derſelbe 3 Exemplare der merkwürdigen, im Muſchelkalk 1 ee Kunſtprodkte vor (hebräiſchen ähnliche Buchſtaben), eine Spinne, im Spinnen des koloſſa— len Gewebes begriffen, und ein Trilobit- ähnliches Thier, welche einſt der bekannte Profeſſor Beringer zu Würzburg, nebſt vielen andern eben fo wunderlichen Gebilden (Kometen. ſchweifen, Thieren mit 2 Köpfen, Geſtirnen verſchiedener Art, Bienen mit den Honigwa— ben, gebärenden Thieren u. ſ. w.), für wahre Petrefakten gehalten und in einem für da⸗ malige Zeiten recht prächtig ausgeſtatteten Werke, welches im Jahre 1726 unter dem Titel „Lithographia wirceburgensis“ erſchien, beſchrieben und abgebildet hatte. Man hatte den argloſen Mann bitter getäuſcht und dieſe in Muſchelkalk ziemlich roh geſchnitte— nen Kunſtprodukte an die Orte vergraben, welche er als Fundgruben für ſeine Forſchun— gen zu durchforſchen gewohnt war. Nicht eher eröffnete man ihm die Täuſchung, als bis er ſein Werk bereits der Oeffentlichkeit übergeben hatte. Nun war er eifrig bemüht, alle ausgegebenen Exemplare wieder an ſich zu bringen, was ihm auch ziemlich gelungen ſein muß, da die Exemplare der Ausgabe von 1726, die Referent auch beſitzt, zu den größten bibliographiſchen Seltenheiten gehören. Nur eines hatte er aber vergeſſen zu thun, näm— lich ſie auch zu vernichten; denn nach ſeinem Tode verkauften ſeine um ſeinen Nachruhm weniger beſorgten Erben ſämmtliche Exemplare an die Buchhandlung Gäbhardt, welche ſie, ſpäter nur mit einem neuen Titelblatte verſehen, unter dem Namen einer zweiten Auf— lage verbreitete. Die nähere Geſchichte dieſes in ſeiner Art einzigen Betruges iſt uns nicht bekannt; denn es müſſen ganz beſondere Gründe vorhanden geweſen ſein, die ſeine Feinde veranlaßt haben, ſich ſo viel Mühe mit Anfertigung jener Exemplare zu geben und ſo lange Zeit den ihm geſpielten Betrug zu verheimlichen. — ũ— 22 4 1 —— In derſelben Sitzung berichtet der Sekretair noch über das am 29. Juni d. J. be⸗ ſichtigte Braunkohlenlager bei Laaſan. „Es iſt im höchſten Grade intereſſant, daß, je weiter wir uns von der Zeit entfer⸗ nen, die die heutige Schöpfung ins Leben rief, wir immer mehr Aufſchlüſſe über die dabei einſt thätigen Kräfte und die Beſchaffenheit der Organiſation erhalten, welche in jenen fernen Zeiten unſere jugendliche Erde bevölkerten. Wir verdanken dies unſtreitig nicht blos den Fortſchritten der Naturwiſſenſchaften, ſondern auch der ſich täglich erweiternden Induſtrie, die mehr als früher die Ausbeutung der zu ihrer Exiſtenz unbedingt nothwen⸗ digen brennbaren Foſſilien bezweckt, und dadurch Gelegenheit eröffnet, vielfache interef- ſante Unterſuchungen anzuſtellen. So ſehr ſich nun auch dieſer Bergbau ausgedehnt hat, und gegenwärtig ſchon in Gegenden ſtattfindet, wo man noch vor Kurzem an die Mög⸗ lichkeit deſſelben nicht gedacht hätte, ſo verdient doch jede neue Entdeckung dieſer Art die größte Berückſichtigung, da in unſern induftriöfen Zeiten Fabriken und Eiſenbahnen ohne: dies eine ungeheure Menge Holz verbrauchen und es daher ſehr wünſchenswerth erſcheint, recht viel Surrogate für den Bedarf zur Feuerung aufzufinden. Jeder neue Fundort von Stein- oder Braunkohlen iſt daher nur freudig zu begrüßen, weil, wenn einmal nur die Nützlichkeit und Verwendbarkeit derſelben allgemein anerkannt ſein wird, es an bedeutendem Abſatze durchaus nicht fehlen kann, und jedes dieſer Brennmaterialien bei ihrer qualitativen Verſchiedenheit einen beſtimmten Werth für gewiſſe techniſche Zwecke erhalten wird.“ „In Schleſien ſcheint man aber in vielen Orten noch nicht zu dieſer Ueberzeugung gelangt zu ſein. So kenne ich Gegenden, wo man Ueberfluß an trefflichen Steinkohlen beſitzt, die dennoch ihren Brennbedarf nicht von dieſen, ſondern von dem nur ſpärlich zu⸗ wachſenden Holze entnehmen, was man ſich doch ganz paſſend für andere Zwecke aufſpa⸗ ren könnte. Eine ganz beſondere Ungunſt hat aber in dieſer Beziehung die Braun: kohle erfahren. An allen Orten, wo man ſie auffand, wollte man ſich nur ſchwer zum Gebrauche derſelben entſchließen, bis man ſich endlich überzeugte, daß ſie hinſichtlich ihres Werthes als Brennmaterial dem Holze gleich — auch wohl beſſer als daſſelbe — jedenfalls aber faſt immer viel mehr werth iſt, als der Torf, mit welchem man fie gar zu gern zu⸗ ſammenwerfen wollte. Am Rhein, im preußiſchen Sachſen, insbeſondere im Regierungs⸗ bezirk Merſeburg, wird eine bedeutende Menge Braunkohle gefördert, laut amtlicher Be⸗ rechnung im Jahre 1837 2,612,630 Tonnen, im Jahre 1839 aus 217 Gruben bereits 3,247,062 Tonnen, im Werth 353,200 Thaler, gegenwärtig gewiß noch viel mehr, und neuerlichſt find auch im Poſenſchen, der Mark und in Schleſien bedeutende Lager auf: gefunden worden, von denen bis jetzt die bei Grünberg von dem Kaufmann Pohlenz entdeckten als die umfangreichſten und bedeutendſten zu betrachten ſind. Nichtsdeſtoweniger ſind dort, ungeachtet der unberechenbaren Wichtigkeit dieſes Fundes, verhältnißmäßig nur wenig Gruben eröffnet, weil es noch an hinreichendem Abſatz fehlt, und wenn derſelbe auch in der neueſten Zeit etwas zugenommen haben ſollte, ſo ſteht er immer noch nicht im — 2283 — Verhältniſſe zu der großen Ausdehnung der dortigen Lager. Ueberall find es namentlich die großen Flußthäler, wie die der Oder, der Neiße und des Bobers, oder aufgeſchwemmte Hügel und keſſelartig letzteren eingeſchloſſenen Vertiefun— gen, wo dieſe Ablagerungen urweltlicher Wälder in größerer oder geringerer Mächtigkeit ſich vorfinden und gewiß bei fortgeſetzter Aufmerkſamkeit in noch bedeutenderem Umfange angetroffen werden dürften.“) Alle dieſe Orte liegen aber zu entfernt von der Haupt— ſtadt des Landes, als daß ſie für ihren großen Bedarf an Brennmaterial davon Nutzen zu ziehen vermöchte. Nachdem ſich eine Geſellſchaft, ungeachtet mehrfacher gün— ſtiger Anzeigen, vergebens bemüht hatte, in der Nähe von Breslau dergleichen aufzufin⸗ den, gelang es einem Mitgliede derſelben, Herrn Wegebaumeiſter Borchard in Charlot— tenbrunn, in dem Flußthale des Striegauer Waſſers, unfern der Breslau-Frei— burger Eiſenbahn, ein Lager von bedeutendem Umfange zu entdecken. Es erſtreckt ſich, inſoweit es gegenwärtig nachgewieſen, auf den Raum einer halben Quadrat— meile zu beiden Ufern des Striegauer Waſſers, zwiſchen den Dörfern Laaſan, Saara und Puſchkau unter einer Decke von Kiesſand, und die für die Anweſenheit von Braunkohle ſo charakteriſtiſchen blauen Letten von 12 bis 20 Fuß Dicke, in einer Mächtigkeit von 40 bis 56 Fuß, und liegt vielleicht in gleicher Stärke noch bis Striegau, ſo daß, wenn ſich auch der Abſatz jährlich auf Millionen Tonnen ſteigern ſollte, das Bedürfniß für Jahrhunderte mehr als hinreichend gedeckt erſcheint.“ | | | „Die Kohle ſelbſt iſt von verſchiedener Beſchaffenheit. Sie befteht bald aus gänz— lich zerſetzten holzreichen Vegetabilien, die zum Gebrauch, ohne allen weiteren Zuſatz eines bindenden Materials (deſſen man an andern Orten, wie z. B. in der Provinz Sachſen, faſt immer bedarf), unmittelbar aus der Grube gepreßt und in Ziegeln geformt werden, bald aus Holzſtämmen (ſogenanntem bituminöſen Holze), die, wie die beſte rheiniſche und heſſiſche Kohle, theilweiſe oft noch ſo feſt ſind, daß ſie ſich nicht etwa blos poliren, ſondern ſogar zu Fourniren ſchneiden laſſen, und endlich aus feſten Stückkohlen, die in den tieferen Lagern vorkommen und ſich durch Dichtigkeit vorzüglich auszeichnen. Aus der Grube Anna Auguſte bei Laaſan werden gegenwärtig ſchon bedeutende Quantitä— ten gefördert, und es wird gewiß keinen Freund der Natue reuen, ſich ſelbſt einmal durch ) Seit jener Zeit habe ich ſelbſt zur Entdeckung eines ſehr umfangreichen Lagers Veranlaſſung gegeben, Einer alten Beſchreibung des Ortes Wirſingawe zwiſchen Stroppen und Wohlau eingedenk, die einer kal— ten Schwefelquelle erwähnen, wie ſie oft aus an organiſchen Reſten reichen Boden zu entſpringen pflegen, machte ich einen ſehr aufmerkſamen Beobachter der Natur, Herrn Organiſt Freitag zu Polgſen, auf dieſe Verhältniſſe aufmerkſam, und ſprach die beſtimmte Anſicht aus, daß ſich in jener Gegend Braunkohlen befänden und etwaige Schürfverſuche nicht ohne lohnenden Erfolg ſein dürften. Der Erfolg beſtätigte dieſe Vermuthung, und führte zur Entdeckung eines überaus umfangreichen, ſich auch durch Güte der Kohle ausgezeichneten Lagers, vielleicht des bedeutendſten, welches man bis jetzt in Schleſien beobachtete. 29 eigenen Augenſchein von dieſer merkwürdigen Ablagerung überzeugt zu haben, indem man ohne Schwierigkeit in die nicht tief unter der Oberfläche gelegenen Gruben hinabſteigen und die ſchon viele hundert Fuß in allen Richtungen in die Braunkohle ſelbſt hineingetrie— benen Strecken befahren kann. Man ſieht hier Stämme oft von 10 — 12 F. Umfang, mit 5 — 600 Jahresringen, ſich kreuzend in allen Richtungen, wie die Stämme, welche heut zu Tage in den Diluvial-Ebenen und an den Mündungen großer Flüſſe, wie z. B. in dem Delta des Miſſiſippi aufgehäuft werden. Wahrſcheinlich wurden ſie in der letzten großen Ueberſchwemmung, die der Bildung unſerer heutigen Oberfläche voranging oder ſie vielmehr bewirkte, von ihrem Standorte durch Strömungen von ſüßem Waſſer wegge— riſſen, ſchichtenweiſe zuſammengeſchwemmt, und zwar ſo, daß ſie mit anderen Sand- und Thonſchichten auf den Boden der damaligen Seen und Flußmündungen wechſellagerten und unter Einwirkung von Feuchtigkeit einem langſamen, allmäligen Verweſungsprozeſſe unterlagen. Da aber die Wälder der Vorwelt, durch welche die Braunkohle gebildet wurde, nicht blos aus Bäumen, ſondern auch aus einer großen Menge Untergehölz und krautartigen Pflanzen beſtanden, ſo muß natürlich auch die Braunkohle an verſchiedenen Orten eine verſchiedene Beſchaffenheit beſitzen. Sie wird einen geringeren Werth als Brennmaterial beſitzen, wenn krautartige Theile am Weſentlichſten zu ihrer Bildung bei— trugen und ſich dann vom Torf in dieſer Beziehung nicht auffallend unterſcheiden; einen höheren, wenn ſie vorherrſchend durch Holz gebildet wurde. Weſentliche Veränderungen oder Verbeſſerungen, wie z. B. eine größere Menge von Bitumen, wird ſie, wenn ſie eben nicht an und für ſich Reſte von harzführenden Bäumen enthält, von welchen vorzugs— weiſe die Bildung des Bitumen ausging, auch bei längerem Liegen, ai mehr erlangen.“ „Hierin finden auch die Begriffe von reif und unreif ihre Erklärung, die übri⸗ gens der Wiſſenſchaft jetzt nicht mehr angehören, leider aber, wie mir wohl nicht unbe— kannt iſt, oft ſelbſt gebraucht werden, um den Werth dieſes nützlichen Foſſiles zu ver— dächtigen.“ „Die von mir bis jetzt unterſuchten Braunkohlenlager Schleſiens, die von Grün⸗ berg, Laaſan, Patſchkau, Kamenz, ſind meiſtens von Stämmen gebildet, und zwar, ſo weit ich es bis jetzt zu erkennen vermochte — denn dieſe Unterſuchungen ſind bis jetzt noch nicht beendiget“) — herrſchen darin ein paar äußerſt dichte Holzarten, verwandt mit un⸗ ſerm Taxus- und Lerchenbaume, vor.“ „Anerkanntermaßen und über allen Zweifel erhaben iſt der Werth der Braunkohle als Brennmaterial ſehr bedeutend. Sie liefern eine hellere Flamme, als die Steinkohlen, und reduziren ſich, wie Henoch in einem neuerdings erſchienenen intereſſanten Aufſatze *) Da ich mich mit einer Monographie der ſchleſiſchen Braunkohle beſchäftige, iſt mir jeder dahin gehörende Beitrag ſehr willkommen. Indem ich daher bitte, mich durch dergleichen erfreuen zu wollen, danke ich hiermit Denjenigen, welche mich bisher ſchon ſo bereitwillig zu unterſtützen ſo gütig waren. ee über die Braunkohle und deren Anwendung (Dingl. Polyt. Journ. Bd. 92. Liefer. 5, 1844) mit Recht ſagt, wie Holz zu Kohle, die, wenn Flamme und Rauch nicht mehr vorhanden ſind, langſam zu brennen fortfährt und eine überaus gleichmäßige nachhaltige Wärme liefert; Vorzüge, die das Königl. Hofpoſtamt zu Berlin (Allgem. Preuß. Ztg. vom 1. Auguſt und hier aus der Bresl. Ztg. vom 8. Auguſt 1844) veranlaßte, ſie ſtatt des Holzes allgemein als Brennmaterial einzuführen. Sie geben keinen ſo dichten Rauch und feinen Staub, wie die Steinkohlen, welches für gewiſſe techniſche Zwecke ſehr beach— tenswerth erſcheint, da ſelbſt dicht verſchloſſene Gegenſtände vor Steinkohlenſtaub nicht geſichert werden können. Der Kohlenſtoffgehalt (a. a. O. S. 357) wechſelt zwiſchen 40 — 75 Procent, während bei den Steinkohlen ſich ein ſolcher von 74 — 94 Procent vorfindet. Die beſte Braunkohle entwickelt nach der Gewichtsmenge eben ſo viel Hitze, als wie geringere Steinkohle, deren beſte Qualität gegen 21 — 22 Proc. höhern Werth als Brennmaterial beſitzt. Es unterliegt alſo keinem Zweifel, daß ſie auch zu allen ähn— lichen techniſchen Zwecken benutzt werden kann. Bei der trocknen Deſtillation geben die Braunkohlen dieſelben Produkte wie das Holz, daher ſie zu Ruß-Theer und Leuchtgas— Fabrikation bereits an mehreren Orten mit dembeſten Erfolge verwendet worden.“ Die vom Herrn Dr. Duflos angeſtellte Analyſe der Laaſaner Kohle gab folgende Reſultate: „Die vollkommene trockene erdige Kohle liefert 23 bis 25 Proc. Aſche, welche aus Sand, Kieſelerde, Thon, Eifenoryd, kohlenſaurem und ſchwefelſaurem Kalke oder Gypſe beſtand. Von Salzen mit alkaliſcher Baſis waren nur Spuren vorhanden. Der Gyps gehalt der Aſche ſchwankte zwiſchen 5 bis 9 Procent. Die aus der Menge dadurch aus Bleiglätte reducirten Bleies abgeleitete erwärmende Fähigkeit verhält ſich zu der erwärmenden Fähigkeit einer vorzüglichen SIR für gleiche Gewichtsmengen wie 7: 5, alſo 7 Centner Braunkohle gleich 5 Centner Steinkohle, oder, die ſpecifiſchen Gewichte beider durchſchnittlich zu 1 und 1,3 angenommen, 7 Tonnen Braunkohlen gleich 3%, Tonnen Steinkohlen.“ „Die lufttrockene reinholzige Kohle oder das in ſo großer Menge vorkommende Holz bituminöſer Beſchaffenheit enthält 29 Procent Feuchtigkeit. Sie lieferte nur zwiſchen 7) und 11 Procent aus Kieſelſäure, Gyps und Eifenoryd beſtehender Aſche. Der Gypsgehalt war noch größer, als bei der erdigen Kohle und machte nahe an 12 Procent aus. Die erwärmende Kraft derſelben iſt noch bedeutender, als bei der erdigen Kohle, und verhält ſich zu einer guten Steinkohle bei gleichen Gewichtstheilen wie 7: 5%. Am 7. Auguſt theilte Derſelbe eine Ueberſicht der foſſilen Flora Schle— ſiens mit, welche ſeit jener Zeit im zweiten Bande der neueſten Ausgabe der Flora von Schleſien des Herrn Direktor Wim mer abgedruckt worden iſt, und ſprach über ein über- | 29* 2 — aus merkwürdiges Vorkommen der Verkohlung auf naff em Wege, worüber an einem anderen Orte näher berichtet werden ſoll. Am 23. Oktober gab der Sekretair der Sektion eine Ueberſicht der Ergebniſſe einer Reiſe in Oberſchleſien, mit beſonderer Beziehung auf Bildung und Zuſammenſetzung der Steinkohlen, und am 4. December eine Zuſammenſtellung ſämmtlicher bis jetzt bekann⸗ ter Fundorte des Bernſteins in Schleſien. Eine ſo große Bedeutung und Ausdehnung auch in allen Richtungen hin die Mine⸗ ralogie insbeſondere in unſerer Zeit erlangte, ſo ſah ſie ſich doch genöthiget, Vieles, was ſie bisher dem Urſprunge nach in ihr Gebiet glaubte zählen zu können, aufzugeben und andern Reichen zu überlaſſen. Wie viele mit eigenem Namen dem Syſtem eingereihten Erd- und Stein= Arten, ja ſelbſt ganze Gebirge find nicht durch Ehrenberg's Entdeckun⸗ gen dem Thierreiche vindicirt worden, und ein ähnlicher Verluſt droht ihr durch die ganze Klaſſe der brennbaren Mineralien, über deren organiſchen, beſonders vegetabiliſchen Ur— ſprung man nun wohl keinen Zweifel mehr hegen darf, da es vielleicht bald gelingen würde, Braun- und ſelbſt Steinkohlen nicht mehr nach ihrer phyſiſchen Beſchaffenheit, ſondern nach ihrer vegetabiliſchen Zuſammenſetzung zu klaſſificiren, was ich, neueren Be— obachtungen zufolge, für letztere in einem großen Kohlendiſtrikt bereits zu thun vermag. Honigſtein iſt wohl auch nur als verändertes Baumharz zu betrachten. Retinasphalt ſah ich in Pflanzengefäßen, und hinſichtlich des Urſprungs des Bernſteins glaube ich in einer mit Herrn Sanitätsrath Dr. Berendt in Danzig gemeinſchaftlich herausgegebenen Ar- beit: „der Bernſtein und die in ihm enthaltenen Pflanzenreſte der Vor— welt,“ laut den vorliegenden, in meiner Sammlung befindlichen Exemplaren, wenig: ſtens eine Baumart nachgewieſen zu haben (Pinites succinifer G. et B.), von welchem der an der preußiſchen Küſte und wohl auch der in Polen, der Mark und Schleſien vorkommende ſtammt. In Schleſien hat man bereits in älteren Zeiten, im 16ten und 17ten Jahrhun⸗ derte, an verſchiedenen Orten Bernſtein geſammelt, wie um 1600 zu Rabiſau (Schwenk⸗ feld), 1620 zu Schöbitz (Nicolaus v. Rhediger), 1712 zu Carolath, etwa um dieſelbe Zeit zu Riemberg, zu Carolath, Kittlitztreben, Golſchowitz bei Oppeln, in der Mitte des vorigen Jahrhunderts in der Oder bei Breslau („Der forſchende Schleſier, Iſtes Quar- tal, Breslau und Leipzig 1758, S. 158“), nirgends aber bis jetzt wahrhaft bau- würdige Lager deſſelben, wie dergleichen in unſerer Zeit auch in Binnenländern, nament⸗ lich in Polen und der Mark Brandenburg, entdeckt worden ſind, gefunden. Die Zahl ſämmtlicher, mir bis jetzt bekannten Vorkommniſſe beträgt nicht weniger als 84, und wahrſcheinlich ift das nachfolgende Verzeichniß noch lange nicht vollſtändig, da oft der— gleichen angetroffen wird, ohne daß man eben beſondere Notiz davon nimmt. a. Im Grünberger Kreiſe 1) Grünberg (Weimann), 2) Saabor (Schade). b. Im Freiſtädter Kr. 3) Beuthen an der Oder, 4) Carolath. 229 e. Im Glogauer Kr. 5) Jakobsdorf (Dittrich, Kloſe), 6) Dalkau (G.), | 7) Zauche, 8) Denkwitz (Kloſe), 9) Golgowitz. 8 d. Im Sprottauer Kr. 10) Sprottau (Kloſe), 11) Ebersdorf (Göppert), 12) Giesmannsdorf (Werner), 13) Metſchkau, 14) Kunzendorf (Kloſe). e. Im Saganer Kr. 15) Buchwald (v. Pannewitz). f. Im Bunzlauer Kr. 16) Bunzlau (Krüger), 17) Kittlitztreben. g. Im Görlitzer Kr. 18) Rauſche, 19) Bellmannsdorf. h. Im Löwenberger Kr. 20) Alt-Rackwitz, 21) Rabiſau. 1. Im Hirſchberger Kr. 22) Hermsdorf (Burkard), 23) Hirſchberg (Schumann). Im Schönauer Kr. 24) Kaufung am Kitzelberg, 25) Neukirch. Im Goldberg-Hainauer Kr. 26) Märzdorf. Im Waldenburger Kr. 27) Waldenburg (Bockſch), 28) Wü e⸗Giersdorf, 29) Salzbrunn. n. Im Schweidnitzer Kr. 30 und 31) an zwei Punkten um Schweidnitz. o. Im Neiſſer Kr. 32) Ottmachau. p. Im Ratiborer Kr. 33) Hultſchin (Klette). d. Im Oppelner Kr. 34) Oppeln, 35) Malapane (v. Ziegler). r. Im Falkenberger Kr. 36) Falkenberg (Rendſchmidt). s. Im Koſeler Kr. 37) Steblau (Kuh). t. Im Brieger Kr. 38) Brieg, 39) Loſſen. 0 u. Im Breslauer Kr. 40 und 41) an zwei verſchiedenen Punkten um Breslau, 42) Hühnern, 43) Protſch, 44) Schwoitſch (Müller), 45) Herren-Protſch. v. Im Neumarkter Kr. 46) Neumarkt. V. Im Trebnitzer Kr. 47) Obernigk, 48) Maſſel, 49) Schebitz, 50) Cavallen. 51) Pollentſchine, 52) Peterwitz, 53) Haidewilxen, 54) Krakowahne (v. Randau), 99) Lucine (Knorr). aa. Im Wohlauer Kr. 56) am Riemberge, Wirſewitz. bb. Im Guhrauer Kr. 57) Sandiborski. cc. Im Militſcher Kr. 38) Trachenberg. dd. Im Oelſer Kr. 59) Oels, 60) Domatſchine, 61) Pontwitz, 62) Peuke, 63) Sadewitz, 64) Stampen, 65) Neu⸗Schmollen, 66) Klein- Ellguth, 67) Neu: Ellguth, 68) Leuchten, 69) Schmarſe (Oswald), 70) Weigels⸗ dorf (Klette), 71) Reeſewitz (Graf Dyhrn), 72) Juliusburg. ee. Im Wartenberger Kr. 73) Schollendorf. fl. Im Kreuzburger Kr. 74) Klein-Schweinern. gg. Im Lublinitzer Kr. 75) Woiſchnik. hh. Im Toſt⸗ Gleiwitzer Kr. 76) Planiowitz (Klette). k. J. m. — 10 — ii. Im Roſenberger Kr. 77) Sternalitz. kk. Im Beuthener Kr. 78) Lagiewnik, 79) Rokitnitz, 80) Beuthen, (v. Blandowski). l. Im Rybniker Kr. 81) Paruſchowitz. mm. Im Fürſtenthum Teſchen 82) Teſchen, 83) Friedeck. nn. Im Oppelner Kr. 84) Golſchowitz. Wenn auch der Zufall nur dieſes intereſſante Baumharz längſt verſchwundener Wälder zu Tage förderte, ſo bleibt doch immerhin die ganz beſondere Häufigkeit in dem Trebnitzer, Oelſer und Breslauer Kreiſe auf dem rechten Ufer der Oder an 29 Fundorten, alſo mehr als der dritte Theil ſämmtlicher Vorkommniſſe, merkwürdig, und anzunehmen, daß ſich in dieſen Gegenden vielleicht noch am eheſten ein wirklich bauwürdiges Lager finden laſſen dürfte. 2 —— Sl © 1 mne ae Tack. Allgemeiner Bericht uͤber die Arbeiten und Veraͤnderungen der Geſellſchaft im Jahre 1844. S. 3 Ueberſicht der Arbeiten. In der In der naturwiſſenſchaftlichen Section .... S. 5 paͤdagogiſchen Section ee botaniſchen Sectinnñ dnss — 5 hiſtoriſchen Sectig,, UvUk—U— . — 9 entomologiſchen Section Vs — 6 Abtheilung für die Kunft....... — 10 Section für die Sudetenkunde — 6 techniſchen Sectiahaunnn 22222... — 14 mediciniſchen Sectinn nn — 7 muſikaliſchen Sectiinn nun — 14 oͤkonomiſchen Sectihuan:?nsss — 8 In dem Fraͤſidium der Geſellſchaft .... — 15 Kaſſen⸗Abſchluß der GeſellſchaffffꝑMnũ uu e. ere e he RER — 16 Z—äͤHũ „ ̃˙ ea. 0220er nnnn nenn nennen seen — 19 Die im Jahre 1844 verftorbenen Mitglieder ..........- NET OR — 19 n nn RR — 20 Berichte über die Thätigkeit der einzelnen Seetionen. A. Medieiniſche Section... n S. 24 | E. Techniſche Section S. 113 B. Paͤdagogiſche SectiiuunRR— — 48 (Zuſtand der preuß. Rentenverſiche⸗ C. Entomologiſche Sections — 64 W — 116 1, Coleop tern . — 64 F. Naturwiſſenſchaftliche Section — 132 ORTEN — 76 II „ „„ „ „ — 132 „ Ba — 76 2: BEN — 136 eee. 2 — 77 (Land⸗ Mollusken — 136 e — 77 (. Waſſer⸗ Mollusken) — 152 „bbb — 77 „é „ — 168 D. Hiſtoriſche Sectia nn — 79 J — 173 Beilage 1. Ergänzungen zu den Nach: 5. Phyſikaliſche Geographie — 174 richten uͤber die polniſchen u.die an- JJ 0. — 179 deren außerdeutſchen Sprachverhaͤlt⸗ 7. Mineralogie und Geognofie .... — 189 niſſe in Schleſ ien — 81 8. Petrefakten kunde — 212 Beilage 2. Urkunden * ꝗ⁊ꝰ. . 95 (Bernſtein in Schleſien) .. — 228 Alphabetifches Uamen-Verzeichniß der Verfaſſer der in diefem Jahres- Berichte abgedruckten Beiträge. Herr Profeſſor Dr. Barkow, S. 7. 24. 26. 28. 2 E 1113444443441 9. 30. 45. 46. 132. Buͤrgermeiſter Bartſch, S. 3. Profeſſor Dr. v. Boguslawski, S. 6. 179. Hofrath Dr. Burchard, S. 26. 29. 35. Privatdocent Dr. Duflos, S. 14. 115. 121. 173. Medicinalrath Dr. Ebers, S. 10. 36. Juſtiz⸗Commiſſarius Fiſcher, S. 4 Profeſſor Dr. Frankenheim, S. 168. Director Gebauer, S. 14. 114. 116. 127. 128. 130. Profeſſor Dr. Goͤppert, S. 5. 46. 132. 192. 223. 224. 227. 228. Dr. med. Gratzer, S. 26. 34. Geheimer Hofrath Profeſſ. Dr. Gravenhorſt, S. 6. 64. Dr. med. Grögner, S. 41. Dr. med. Guͤnsburg, S. 132. 135. Profeſſor Dr. Guhrauer, S. 4. 79. Lehrer Heinzelmann, S. 9. 54. Profeſſor Dr. Henſchel, S. 31. Oberſtlieutenant v. Huͤlſen, S. 10. 79. Ober⸗Landes⸗Gerichts-Praͤſident Hundrich, S. 10. 79. 81. Apotheker Jaͤckel, S. 211. Profeſſor Dr. Kahlert, S. 10. Prorector Kleinert, S. 9. 57. Gymnaſial⸗College Klopſch, S. 77. Gymnaſial⸗College Dr. Koͤrber, S. 5 Dr. phil. Kopiſch, S. 14. 113. Apotheker Krauſe, S. 5. Dr. med. Krauß, S. 32. Dr. med. Krocker sen., S. 46. Dr. med. Krocker jun., S. 42. Profeſſor Dr. Kuniſch, S. 4. 10. 79. Lehrer Letzner, S. 9. 64. Kaufmann Liebich, S. 16. Seminarlehrer Loͤſchke, S. 9. 61. Dr. med. Luͤdicke, S. 37. 14. Herr Conſiſtorial⸗ und Schulrath Menzel, S. 10. FF 79. Muſikdirector Moſewius, S. 14. 15. Dr. med. Neumann, S. 27. 33. 41. Apotheker Neumann. S. 5. Redacteur Nowack, S. 9. 56. Geh. Kommerzienrath Oelsner, S. 114. Apotheker Oswald, S. 212. Director Petzeld, S. 123. Mechanikus Pinzger, S. 14. 127. Profeſſor Dr. Pohl, S. 169. Sanitaͤts-Rath und Badearzt Dr. S. 25. 26. Profeſſor Dr. Purkinje, S. 135. Prediger Dr. Ramtour, S. 9. 50. Rector Profeſſor Dr. Reiche, S. 4. Rector und Seminar-Oberlehrer Rendſchmidt, S. 73. 77. 79. 189. Seminar-Muſiklehrer Richter, S. 15. Gymnaſial⸗College Dr. Sadebeck, S. 171. 174. Paſtor Schade, S. 192. Gymnaſial-College Schilling, S. 73. Dr. phil. Schneider, S. 76. Stadtrath Scholtz, S. 16. 174. Dr. med. Scholtz, S. 76. 77. 136. Seminar- Oberlehrer Scholz, S. 9. 58. Lehrer Schummel, S. 20. 74. 76. 77. Ober-Bergrath Singer, S. 194. 201. Gymnaſiallehrer Dr. Sondhauß, S. 14. 124. Geheimer Archivrath Profeſſor Dr. Stenzel, S 9. 79. 95. Oberſtlieutenant Dr. v. Strantz, S. 15. Lehrer Stuͤtze, S. 9. 48. Max. v. Uechtritz, S. 76. Geh. Hofrath Prof. Dr. Weber, S. 8. Hofrath Dr. Weidner, S. 38. Apotheker Weymann, S. 6. 24. Director und Profeſſor Wimmer, S. 5. Geh. Hofrath Dr. Zemplin, S. 25. Preiß, — 2 — r 7 r —— — 3 2 — Dr.