Library of the Museum COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. Pounded by private subscription, in 1861. (Ho vcg - No. 72.68. Nov. 10. 1879 l * 5 Rs 8 IH er Be Ueberſicht der Arbeiten und Veränderungen Schleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur im Jahre 1846. zur Kenntnißnahme für ſämmtliche einheimiſche und auswärtige wirkliche Herren Mitglieder der Geſellſchaft. r —.....—..... ...t. EEE se Breslau 1847. Gedruckt bei Graß, Barth und Comp. Preisfragen der ſehleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Eultur, veröffentlicht in der allgemeinen Sitzung den 26. Februar 1847. Das Präſidium der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Cultur hat beſchloſſen, durch Aufſtellung von Preisfragen zur Bearbeitung von wiſſenſchaftlichen Gegenſtänden Veranlaſſung zu geben, die, abgeſehen von allgemeinem litterariſchem Intereſſe, beſonders für die Provinz von Bedeutung ſind, demohnerachtet aber bis jetzt noch keine Berückſichtigung fanden. Zunächſt werden folgende drei zur Beantwortung übergeben: 1) Eine dem gegenwärtigen Zuſtande der Naturwiſſenſchaften, insbeſondere der Che⸗ mie und Geologie fo wie der Mediein entſprechende Beſchreibung ſämmtlicher ſchle⸗ ſiſcher Mineralquellen, nebſt Angabe ihrer zweckmäßigen therapeutiſchen Anwendung. Die Geſellſchaft erwartet und verlangt nicht blos genaue Angabe der Beſtandtheile der Heilquellen, ſon— dern auch die Nachweiſung derſelben aus den geognoſtiſchen Verhältniſſen des Urſprungsortes, und wünſcht auch die übrigen naturhiſtoriſchen Angaben nur in ſteter Beziehung zu den Mineralquellen ſelbſt, vor Allem aber in der Würdigung der Heilkräfte die ſtrengſte und beſonnenſte Kritik geübt zu ſehen, wodurch allein nur Achtung vor dem ärztlichen Stande und das Vertrauen zu dieſen vortrefflichen Heilmitteln der Natur aufrecht erhalten werden kann. Erörterungen über die hiſtoriſchen Verhältniſſe der Heilquellen würde die Geſellſchaft als dankenswerthe Zugabe betrachten. 0 2) Eine den neuern Fortſchritten der Wiſſenſchaft entſprechende, allgemein faßliche und möglichſt praktiſche Anweiſung zur Obſtbaumzucht, mit beſonderer Berückſichti⸗ gung der elimatiſchen und örtlichen Verhältniſſe Schleſiens. Die in jeder Hinſicht zum Obſtbau höchſt geeignete Provinz Schleſien bezieht einen großen Theil ihres Obſtbedarfes aus dem Auslande, weil man bei uns dieſem wichtigen und bei zweckmäßigem Betriebe doch auch überaus einträglichen Zweige der Oekonomie größtentheils aus Unkenntniß nicht die nöthige Sorgfalt widmet. Um dieſem Uebelftande abzuhelfen, wünſcht das Präſidium in der Ueberzeugung, daß faſt jeder kleine Grund» beſitzer ſich damit beſchäftigen kann, eben die Abfaſſung einer ſolchen allgemein verſtändlichen oder wahrhaft populären Schrift in möglichſt gedrängter und doch klarer Sprache, wobei das Gewiſſe von dem Unſicheren b 1 4 ſtreng zu ſcheiden und die wiſſenſchaftlichen Forſchungen der neueſten Zeit mit dem für die praktiſche Anwen⸗ dung Erforderlichen in Einklang zu bringen ſind. 3) Eine geſchichtliche Darſtellung der Entwicklung, welche der Handel Schleſiens von dem Eintritt der preußiſchen Herrſchaft an bis auf unſere Tage gehabt hat. (1740 — 1840.) Bei der engen Verbindung, in welcher der Handel eben ſo ſehr mit dem Gewerbe und der Induſtrie unſerer Provinz, als mit der ſtaatlichen Geſetzgebung und dem geſammten Weltverkehr ſteht, ſetzt die Geſell— ſchaft voraus, daß bei Beantwortung obiger Preisfrage auf alle jene Verhältniſſe gebührende Rückſicht genom⸗ men werde. Sie erwartet ferner, daß die Bewerber ſich nicht etwa nur auf eine ſyſtematiſche Sammlung vor—⸗ handener ſtatiſtiſcher Materialien beſchränken, ſondern dieſe Materialien, welche allerdings immer die ſichere Grundlage jeder Unterſuchung bilden müſſen, in der Art verarbeitet werden, daß Urſachen und Wirkungen der geſchichtlichen Entwickelung in der Darſtellung deutlich und klar hervortreten, und hieraus nicht nur eine ein⸗ dringendere Erkenntniß der Vergangenheit des ſchleſiſchen Handels, ſondern auch ſeiner gegenwärtigen Bedürf⸗ niſſe und Intereſſen gewonnen werde. Als anderweitig nicht blos für dieſe, ſondern für alle demnächſt noch zu veröffentlichenden Preisaufgaben gültige Bedingungen ſind noch zu beachten: a 1) Keine Antwort kann angenommen werden, welche von dem Verfaſſer eigenhändig geſchrieben iſt, weil hieraus nur zu leicht auf die Perſon deſſelben geſchloſſen werden kann. 2) Die einzureichenden Beantwortungen müſſen in deutſcher Sprache abgefaßt, deutlich geſchrieben und von einem verſiegelten Zettel begleitet fein, der innerhalb den Namen des Verfaſſers enthält, außerhalb mit einem Motto verſehen iſt. Als Einſendungstermin für Preisfragen überhaupt gilt ſtets der erſte Auguſt. Später eingeſchickte werden uneröffnet alsbald zurückgegeben. Näher wird für die erſte beſtimmt der 1. Au⸗ guſt 1849, für die zweite der 1. Auguſt 1848, für die dritte der 1. Auguſt 1849. 3) Als Preisrichter fungiren die Mitglieder des Präſidiums, die ſich natürlich hierdurch von der Con— currenz ausſchließen, aber ſich auch verpflichten, erſt nach Einziehung eines Gutachtens einer von ihnen er— nannten Commiſſion von Sachverſtändigen über Ertheilung oder Verweigerung des Preiſes zu entſcheiden. 4) Der Ehrenpreis der Geſellſchaft beträgt für entſprechende Beantwortung jeder der angeführten Fra— gen außer der ſilbernen Medaille derſelben noch 20 Friedrichsd'or. Er wird preiswürdigen Abhandlungen er⸗ theilt nach Eröffnung der Zettel an dem jedesmaligen Stiftungstage der Geſellſchaft, alſo den 17. Dezember 1848 — 49, an welchem Tage auch künftig nur die neuen Preisfragen geſtellt werden ſollen. 5) Das Eigenthumsrecht bleibt dem Verfaſſer der gekrönten Abhandlung, jedoch iſt ſie innerhalb Jah⸗ resfriſt dem Druck zu übergeben, widrigenfalls das Manufeript Eigenthum der Geſellſchaft wird. Das moti—⸗ virte Gutachten des Präſidiums wird bei erfolgter Publikation dem Werke vorgedruckt. Breslau, den 20. Februar 1847. Das Präſidium der Geſellſchaft für vaterländiſche Cultur. Göppert. Ebers. Bartſch. Kahlert. Scholtz. Allgemeiner Bericht über die Arbeiten und Veränderungen der Geſellſehaft im Jahre 1846, : abgeſtattet in der allgemeinen Sitzung den 18°" December ej. vom Bürgermeifter Bartfch, erſtem General = Secretair der Geſellſchaft. H. H. Das durch die Wahlen der Geſellſchaft in der vorjährigen allgemeinen deliberativen Verſammlung neu con⸗ ſtituirte Präſidium hatte — wie in dem gedruckten Jahresberichte für 1845 bereits angezeigt worden — aus ſeiner Mitte den Herrn General v. Staff zu feinem Präſes erwählt. Demnächſt erfolgte die weitere Ge- ſchäftsvertheilung dahin, daß das Präſidium von ſeinen Mitgliedern durch Stimmenmehrheit den Herrn Geh. Medieinal-Rath Dr. Ebers zum Vice-Präſes, und den Referenten mit dem Herrn Profeſſor Dr. Kahlert zu General-Seecretairen ernannte. Außerdem übernahmen auf einſtimmiges Erſuchen die um unſere Kaſſen⸗ und Vermögens- Verwaltung ſehr verdienten Herren Stadtrath Scholtz und Kaufmann Liebich sen. das Schatzmeiſter-Amt der Geſellſchaft für die neue zweijährige Etatszeit, deren erſte Hälfte wir jetzt beſchließen. Es hat ſich indeß die Geſellſchaft der Wirkſamkeit des Herrn Generals v. Staff als Vorſitzenden nicht lange zu erfreuen gehabt, indem ſich derſelbe bereits im Juni e. genöthiget ſah, wegen Verlegung feines Wohnſitzes von Breslau, das Amt des Präſes niederzulegen. Die ſtellvertretende Amtsführung ging demzufolge auf den Herrn Geh. Medieinal-Rath Dr. Ebers über, welcher ſich derſelben mit Hingebung und gewohnter Sorg— falt unterzog. Am 8. December c. ſchritt das Präſidium, noch in verfaſſungsmäßiger Mitgliederzahl conſti⸗ tuirt, für die noch laufende Etats-Periode zur anderweitigen Wahl eines Vorſitzenden und fiel dieſe mit überwiegender Stimmenmehrheit auf Se. Magnificenz den z. Rector der Uni⸗ verſität Herrn Profeſſor Dr. Göppert. Im Laufe dieſes Jahres find, außer der heutigen, 6 allgemeine Verſammlungen gehalten worden, denen wir folgende Leiſtungen zu verdanken haben. Im Januar trug Herr Geh. Medicinal-Rath Dr. Ebers den von ihm verfaßten Necrolog der im Jahre 1845 verſtorbenen Mitglieder der Geſellſchaft vor. Es betraf derſelbe 19 Mitglieder, nämlich 6 Ehren⸗ mitglieder, 5 correſpondirende, 3 wirkliche auswärtige, und 5 wirkliche einheimiſche Mitglieder, unter dieſen den Geheimen Medicinal-Rath Profeſſor Dr. Wendt, welcher das Amt eines erſten General- Secretairs der Ge⸗ 6 ſellſchaft durch 33 Jahre bekleidete. Sein Name ift nach Verordnung des Präſidli auf dle in unſerem Lo⸗ cale aufgeſtellte Ehren-Gedenk-Tafel verzeichnet worden. Im Februar hielt Herr Obriſt-Lieutenant v. Hülſen einen Vortrag über den Ausſpruch: „Das Herz des Brotherrn muß das Aſyl ſeines Dieners ſein.“ Im März las Herr Apotheker Müller über homöopathiſche Arzeneien und deren Bereitung und Herr Profeſſor Dr. Kahlert machte literariſche Mittheilungen aus den nachgelaſſenen Papieren unſeres früheren Präſes, des Baron v. Stein. Im April las Herr Profeſſor Dr. Röpell über die Entwicklung des innern Verfalls des türkiſchen Reichs. Im October hielt Herr Conſiſtorial- und Schul-Rath Menzel einen Vortrag über das Entſtehen und die Stellung der kritiſchen Theologen im proteſtantiſchen Deutſchland im Zeitalter Friedrichs II. und im November las Derſelbe den erſten Theil ſeiner Darſtellung der Reformbeſtrebungen in der katholiſchen Kirche Deutſchlands zur Zeit Joſephs II., — worauf noch Mittheilungen des Herrn Profeſſor Dr. Guh⸗ rauer folgten über Bernhardin v. St. Pierre's Reiſe in Schleſien, nebſt Bemerkungen über Friedrich den Großen. Die Ausarbeitung und den für die nächſte allgemeine Verſammlung beſtimmten Vortrag des Necrologs für das jetzt zu Ende gehende Jahr hat Herr Geh. Medicinal-Rath Dr. Ebers wiederum gefälligſt über⸗ nommen. — Von den Arbeiten der einzelnen Sectionen iſt in gedrängter Ueberſicht Folgendes mitzutheilen: I. Abtheilung für Naturwiſſenſchaften. A. Haturwiſſenſchaften an und für fich: 1. Die naturwiſſenſchaftliche Section verſammelte ſich nach dem Berichte ihres Secretairs des Herrn Profeſſor Dr. Göppert 20 Mal. Es wur⸗ den 38 einzelne Vorträge gehalten, welche die Section — wie auch ſonſtige Mittheilungen — folgenden Mit— gliedern zu verdanken hat: aus dem Gebiete der Aſtronomie und Phyſik: dem Herrn Director der Sternwarte und Profeſſor Dr. v. Boguslawski, Herrn Director Gebauer, Herrn Dr. phil. Marbach, Herrn Profeſſor Dr. Pohl, Herrn Profeſſor Dr. Purkinje; aus der Chemie: dem Herrn Profeſſor Dr. Duflos, Herrn Profeſſor Dr. Fiſcher, Herrn Dr. phil. Krocker, Herrn Apothe⸗ ker Müller; aus der Mineralogie: dem Herrn Apotheker Büttner zu Löwen, Herrn Profeſſor Dr. Frankenheim, Herrn Apotheker Lehmann zu Kreutzburg, Herrn Apotheker Müller, Herrn Oberlehrer Rendſchmidt, Herrn Profeſſor Schramm zu Leobſchütz und Herrn Oberſt-Lieutenant Dr. v. Strang; aus der Petrefaktenkunde: dem Herrn Steiger Hammer zu Dubensko, Herrn Apotheker Beinert zu Charlottenbrunn und Herrn Apo⸗ theker Oswald zu Oels, Herrn Profeſſor Schramm zu Leobſchütz, Herrn Paſtor Schade zu Saabor und dem Secretair der Section; 8 7 aus der Zoologie: dem Herrn Lehrer Letzner und Herrn Staatsrath Profeffor Dr. v. Brandt zu St. Petersburg; aus der geſammten Anatomie und Phyſiologie: dem Herrn Dr. med. et chir. Levy, Herrn Dr. phil. Krocker, Herrn Profeſſor Dr. Purkinje und dem Secretair der Section. 5 1 Durch Ueberſendung von Werken wurde die Section erfreut von den Herren Dr. phil. Beilſchmied, Dr. med. Debey, Dr. phil. Förſter in Aachen, J. B. Krauß in Wien, Dr. Kratzmann in Prag, Diakonus M. Peſcheck in Zittau, Profeſſor Dr. Pohl, Profeſſor Dr. Schauer in Greifswald, Dr. Steetz in Wien, Apotheker Weimann in Grünberg, Profeſſor Dr. Zeuſchner in Krakau und Dr. Zimmermann in Hamburg; von den Akademieen zu Brüſſel, Erfurt, Moskau, München und St. Petersburg; von der Ge— ſellſchaft für Phyſik und Naturgeſchichte zu Genf, dem Gewerbe- und Gartenbau-Vereine in Grünberg, dem naturwiſſenſchaftlichen Vereine zu Hamburg, dem naturwiſſenſchaftlichen Vereine des Harzes, der oberlauſitziſchen Geſellſchaft zu Görlitz, dem naturhiſtoriſchen Vereine in den Preußiſchen Rheinlanden und der naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes. 2. Die entomologiſche Section hielt nach Mittheilung ihres Secretairs, des Herrn Geh. Hofraths Profeſſor Dr. Gravenhorſt, in dieſem Jahre 23 Verſammlungen. Es wurden Vorträge aus allen Inſektenordnungen gehalten; am häufigſten je— doch, und faſt von allen Mitgliedern, aus der Ordnung der Käfer. Herr Lehrer Letzner theilte die von ihm beobachtete Naturgeſchichte verſchiedener Arten mit; auch zeigte derſelbe einige ganz neue und einige in dieſem Jahre zum erſtenmale in Schleſien gefundene Käferarten vor. Derſelbe ſammelte in der See an der Inſel Rügen mehrere Arten Waſſerkäfer, die ſonſt nur im ſüßen Waſſer vorkommen. — Unter den Gradflüglern war die Zugheuſchrecke (Acridium migratorium) im vergangenen Sommer häufig um Breslau vorgekommen und hatte, nach dem Berichte des Herrn Dr. Scholtz, beſonders auf Kohlfeldern Verwüſtungen angerichtet. — Mit den Netzflüglern hatte ſich nur Herr Dr. Schneider beſchäftigt, und einen Vortrag über die Gat⸗ tung Hemerobius gehalten. — Unter den Schmetterlingen hatte ſich, nach dem Berichte des Herrn Leh— ters Letzner, die Raupe von Sesia mutillaeformis, welche unter der Rinde von Apfelbäumen lebt, in dem vergangenen Sommer für jene Bäume an der Schweidnitzer Chauſſee ſehr verderblich gezeigt. — Aus der Ordnung der Hautflügler wurden mehre Arten der Pteromalini von Herrn Lehrer Letzner vorgezeigt und beſprochen. — Herr Dr. Scholtz hielt ein paar Vorträge über Halbdeckflügler. — Derſelbe erzählte die Entwicklungsgeſchichte des Xylophagus marginatus aus der Ordnung der Zweiflügler; und Herr Lehrer Schummel berichtete über zwei neue Arten aus derſelben Ordnung. Einige foſſile Abdrücke von Inſekten wurden von Herrn Dr. Schneider vorgezeigt und erläutert, — Herr Gymnaſial-Lehrer Klopſch trug die Lebensbeſchreibung von Röſel von Roſenhof vor. — Herr Dr. Scholtz hielt außerordentliche Vorleſun⸗ gen über ſchleſiſche Weichthiere. { Herr Dr. Schneider und einige auswärtige Freunde unſers Vereins bereicherten die Bibliothek der Section durch Büchergeſchenke, wofür denſelben hiermit freundlichſt Dank geſagt wird. 3. Die botaniſche Seetion hat nach dem Secretariats-Bericht des Herrn Director Wimmer in 5 Verſammlungen über folgende Ge— genſtände verhandelt: Herr Profeſſor Dr. Göppert trug ſeine neueren Beobachtungen über die Ueberwellung der Tannen⸗ ſtöcke vor und zeigte ein von Körner in Jena gefertigtes einfaches aber zweckmäßiges Mikroſkop. — Derſelbe erläuterte die Wachsthumsverhältniſſe der Paraſiten im Allgemeinen und der der Balanophoreen insbeſondere und demonſtrirte dann eine neue von Junghuhn in Java entdeckte Balanophorea. — Derſelbe erläuterte 8 die foſſile Flora des Uebergangs- oder Grauwacken-Gebirges. — Derſelbe theilte einige Bemerkungen über Wachsthumsverhältniſſe der Koniferen mit. 0 Herr Lehrer Unverricht machte Mittheilungen über die Flora der Umgegend von Myslowitz. Der Herr Secretair erſtattete Bericht über die im Jahre 1846 aufgefundenen Bereicherungen der ſchle⸗ ſiſchen Flora, ſowohl an neuen Arten als an neuen Standorten. — Derſelbe legte die von Herrn Apotheker Hausleutner eingeſandten zwei Exemplare von Aldrovanda vesiculosa und Naias maior, welche derſelbe in Oberſchleſien entdeckt zu haben angab, desgleichen eine handſchriftliche Flora von Gnadenfrei von Herrn Lehrer Thuſt der Section zur Anſicht vor. — Derſelbe las einen kürzeren Aufſatz, der eine Würdigung der Bearbeitung von Hieracium in Decandolle's Prodromus zum Inhalt hatte. Herr Dr. Sadebeck und Herr Pharmaceut Krauſe machte einzelne Mittheilungen. 4. Ueber die Thätigkeit der zu einer Section für allgemeine Erdkunde erweiterten Abtheilung für die Sudetenkunde liegt der folgende Secretariatsbericht des Herrn Profeſſors Dr. v. Boguslawski vor: Die geographiſche Section hat zwar die von ihrer früheren Geſtaltung, als Section für die Sudeten⸗ kunde, her überkommenen Arbeiten ohne Nachlaß fortgeſetzt, ja iſt darin noch in ein neues Stadium der Ent⸗ wickelung getreten, hat aber aus Schuld ihres Secretairs in dieſem Jahre noch nicht die erwartete und ver⸗ heißene äußere Entfaltung ihrer Thätigkeit an den Tag gelegt. Bei Beginn dieſes Jahres und fortgeſetzt bis in das Frühjahr hinein hatte die Verfolgung des neuen Planeten (der Aſträa) und der Theilung des Biela— ſchen Kometen in zwei Körper alle Abendſtunden des Secretairs zu Beobachtungen in Anſpruch genommen, und im Herbſt und zu Ende des Jahres trat derſelbe Fall wieder mit dem neuen transuraniſchen Planeten ein. Auch hatte nur ein einziges der hieſigen Mitglieder, Herr Dr. Sadebeck, die Section mit einer Ar— beit, mit dem Reſultate einer Höhenmeſſung des merkwürdigen Rummelsberges bei Strehlen, bedacht. Die auswärtigen Mitglieder der Section dagegen haben nicht allein die täglichen climatiſchen und hypſometriſchen Beobachtungen ſämmtlich ohne Ausnahme fortgeſetzt, ſondern auch die Hoffnung, die durch den Tod des Herrn Profeſſor Schimmel unterbrochenen Beobachtungen in Glatz durch Herrn Oberlehrer Dr. Finger fortgeſetzt zu ſehen, iſt vollſtändig in Erfüllung gegangen. Beſonders erfreulich iſt es aber, daß die Termine vierundzwanzigſtündiger meteorologiſcher Beobachtun⸗ gen von Stunde zu Stunde, nach ihrem Anſchluſſe an die große britiſche Cooperation, ſchon in dieſem Jahre von einem bedeutenden Theile unſerer Mitbeobachter, nicht, wie früher alle drei Monate, vielmehr jetzt allmo⸗ natlich abgewartet werden, was ſehr wichtige Ergebniſſe verſpricht. Die Bearbeitung der Reſultate des Jahres 1844 iſt beendigt; ja es iſt ſogar Hoffnung vorhanden, daß auch die des Jahres 1845 bald zur Vollendung gelangt. Außerdem hat Herr Dr. Preſtel aus Emden eine höchſt beachtenswerthe Arbeit über die Beobachtung der Verſchiedenheit der Meerestiefen durch Thermometer, Herr Profeſſor Heis eine Methode, die geographiſche Länge und Breite der Sternſchnuppenpunkte zu berechnen, und Herr Dr. v. Boguslawski aus Mexico ei⸗ nen Bericht über ſeine Hinreiſe eingeſendet. In der einzigen diesjährigen Verſammlung der Section konnte von Allem dieſen nur eine Ueberſicht gegeben werden, zumal da auch die zahlreich eingegangenen Schriften vorgezeigt werden mußten, welche in nachfolgenden werthvollen Werken beſtehen, deren Inhalt von ſehr hoher Wichtigkeit in den nächften Verſamm⸗ lungen in Betracht gezogen und erörtert werden ſoll: 1) Vom Kaiſ. Ruſſiſchen Staatsrath Herrn A. Th. v. Kupfer. a) Travaux de la commission pour fixer les mesures et les poids de empire de Russie. 2 tomes in 4. et une mappe contenante 13 planches in folio. St. Petersburg 1841. 9 b) Annuaire magnetique et méteorologique, ou récueil d'observations magnétiques et meteo- rologiques, faites dans l’&tendue de empire de Russie Année 1841. 2 volumes en 4. avec planches. St. Petersburg 1843. c) Annuaire magnetique et méteorologique ete. Année 1842. St. Petersburg 1844. d) Annuaire magnetique et meteorologique ete. Annde 1845. St! Petersburg 1845. 2) Von Herrn Hofrath Mädler: a) Beobachtungen der K. Sternwarte zu Dorpat. 11. Bd. Beob. v. 1843 und 1844. b) Die Centralſonne von Dr. J. H. Mädler. Dorpat 1846, 3) Von der British Association: Report of the 10 Heeting held at Cambridge in June 1845. 4) Von Herrn Oberlehrer Dr. Preſtel zu Emden: Deſſen Abhandlung über die Benutzung der Beobachtungen der Meerestemperatur zur Wahrnehmung der Untiefen. B. Angewandte Maturwiſſenſchaften. 5. Die medieiniſche Seetion hielt nach dem Berichte ihres Secretairs des Herrn Profeſſor Dr. Barkow 12 Zuſammenkünfte, in denen die Herren Geheimen Räthe Dr. Ebers und Zemplin, die Herren Dr. Günsburg, Dr. Lüdicke, Dr. Krauß, Dr. Flekles aus Karlsbad, Sanitäts-Rath Dr. Krocker, Dr. Grötzner, Dr. Grätzer, Hofrath Dr. Borkheim, Hofrath Dr. Burchard, Hofrath Dr. Weidner, Profeſſor Dr. Göppert und der Ce: cretair der Section Vorträge hielten. f 6. Die ökonomiſche Section hat nach Mittheilung ihres Secretairs, des Herrn Geh. Hofraths Profeſſor Dr. Weber, 9 Sitzungen gehal— ten, die aber größtentheils wenig beſucht waren. Es wurden zuvörderſt darin die von den vielen ökonomiſchen Vereinen und Geſellſchaften des In- und Auslandes, mit denen dieſelbe in Verbindung ſteht, eingeſandten Zeitblätter und Schriften vorgelegt, und von dem Herrn Secretair darüber Einiges berichtet; alsdann wurden die mehrfach eingegangenen Schreiben des Königl. Landes-Oekonomie-Collegii und des hieſigen ſchleſiſchen landwirthſchaftlichen Central-Collegii, die ſich auf geſellſchaftliche Angelegenheiten, Anfragen und Berichtserfor— derungen über verſchiedene einzelne ökonomiſche Gegenſtände bezogen, vorgelegt, ferner wurden dann über Kar— toffelbau und Benutzung und Aufbewahrung, ſo wie über die Kartoffelkrankheit, dann üder Kleeheubereitung, Anbau der Medicago lupulina, Anſaat der Schafweiden, über den diesjährigen ſchlechten Ertrag des Röthe— baues in hieſiger Gegend, über die große Düngungskraft der Steinkohlen, über die diesjährige Roſtkrankheit des Getreides ıc. Mittheilungen gemacht und Unterhaltungen gepflogen. — Die von dem Königl. Landes⸗ Oeconomie-Collegio eingeſandten Culturtabellen, welche zum Zweck einer über den Zuſtand des Ackerbaues in allen Theilen der Monarchie zu erhaltenden Ueberſicht ſämmtlichen Central- und von dieſen den geſammten Kreisvereinen zugeſchickt worden ſind und mehrere den Ackerbau und insbeſondere deſſen diesjährigen Ertrag in den verſchiedenen Kreiſen betreffende Fragen enthielten, welche von den Mitgliedern der landwirthſchaftlichen Kreisvereine aus ihren Bezirken beantwortet werden ſollten, wurden an einige der ausübenden Herren Landwir⸗ the, die zur Section gehören, vertheilt, doch iſt noch keine dergleichen Tabelle beantwortet und bearbeitet zu— rückgegeben worden, obgleich die Sache wieder durch Circulare in Erinnerung gebracht worden iſt. Von den, der landwirthſchaftlichen Sammlung der Univerſität gehörigen Modellen wurden mehrere Stücke vorgezeigt, worunter beſonders der engliſche Ranſomſche Pflug, der verbeſſerte Ruchadlo des Schmiedemeiſters Otto in Mertſchütz bei Jauer, die dreiſchaarige Ackermaſchine Ebendeſſelben und die neue Flachsſchwingma⸗ ſchine des Flachsbaulehrers Herrn Richter in Ober-Langenau, ſo wie der neue franzöſiſche Dengelapparat zu N 2 10 erwähnen find. Auch wurde vom Herrn Secretair über die Crestil-Nanfomfhe Dreſchmaſchine aus der Negebornſchen Maſchinenfabrik in Königsberg Näheres berichtet. Von den zu Prämiirung muſterhafter Düngerſtätte-Anlagen von dem Centralverein eingeſandten 15 Tha⸗ lern hat noch kein Gebrauch gemacht werden können, und ſind dieſelben einſtweilen bei der Geſellſchaft depo— nirt worden. Die Auszüge aus den Berichten über die Verhandlungen der Sections-Sitzungen, die bisher in der Leipziger allgemeinen landwirthſchaftlichen Zeitung vom Herrn Secretair mitgetheilt worden ſind, werden von jetzt an nicht weiter erſcheinen, ſondern in einer andern, gut renommirten landwirthſchaftlichen Zeitſchrift gelie⸗ fert werden. 7. Von dem Seeretair der techniſchen Section, Herrn Director Gebauer, wird uns Folgendes mitgetheilt: Die techniſche Section hielt 12 Verſammlungen, in welchen Herr Bauinſpector Manger über Anlage und Conſtruction von Coaks-Oefen, Herr Kaufmann Lewy über Spiegelanfertigung mittelſt Silberniederſchlags, Herr Baron v. Rothkirch über die Anwendung des Glaſes zu Uhrfedern, Herr Profeſſor Dr. Duflos über Schwefelſäure als den wichtigſten Hebel der Induſtrie, über die Bereitung, Wirkung und chemiſche Beſchaffenheit der erplofiven Baumwolle, Herr Dr. Stolle über das Phototyp, oder die Kunſt Lichtbilder zu ätzen, Herr Dr. phil. Krocker über die Bereitung des electriſchen Papiers, Herr Kaufmann Hutſtein über Kryſtallbildung der Salze, Herr Oberlehrer Dr. Sadebeck über die Lage des Schwerpunktes, und der Secretair der Section, über Amalgamirung des Stahles, Guß- und Schmiedeeiſens, über Dampf- keſſel⸗Exploſionen und über den Bau arteſiſcher Brunnen, Vorträge hielten. Der Kreis der Theilnehmer an dem Leſeverein techniſcher Zeitſchriften vergrößerte ſich. Ihre Excellenzen die Herren Miniſter der geiſtlichen, Unterrichts- und Medicinal- Angelegenheiten und der Herr Finanzminiſter gewährten demſelben, wie ſpäter näher berichtet werden ſoll, eine gnädige Unterſtützung. f Von dem Grünberger, Königsberger und Frankfurter Gewerbe-Verein erhielt die Section Nachrichten ihrer Wirkſamkeit. Herr Dr. Stolle ſchenkte der Section ſeine Abhandlung über den Runkelrüben-Bau. II. Abtheilung für Geſchichte, Pädagogik, Kunſt und Muſik. S. Die hiſtoriſche Seetion verſammelte ſich nach dem Berichte ihres Secretairs, des Herrn Profeſſor Dr. Röpell, in dieſem Jahre drei⸗ zehn Mal. Vorträge hielten: 1) Herr Rabbiner Dr. Geiger: über jüdiſche Zeitſchriften im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts. 2) Herr Profeſſor Dr. Guhrauer: Nachträge zur Biographie Leibnitzens. 3) Herr Profeſſor Dr. Jacobi: über das Hiſtoriſche in Göthe's Taſſo (in 2 Verſammlungen). 4) Herr Profeſſor Dr. Kries: Urtheile der Engländer und Franzoſen über den deutſchen Zollverein, insbeſondere über Richelot's Werk: L’association douaniere allemande. 5) Herr Profeſſor Dr. Kuniſch: über die Geſchichte und Topographie der Stadt Brieg. 6) Herr Conſiſtorial- und Schul-Rath Menzel: 5 11 a) über den trüben Ausgang der Regierung Joſephs II. und deſſen Urſachen; b) allgemeine geſchichtliche Mittheilungen. 7) Der Seeretair der Section: a) Beiträge zur Geſchichte Preußens in den Jahren 1806 und 1807; b) Beiträge zur Geſchichte Preußens in den Jahren 1807 — 13; c) die politiſche Lage Preußens im Jahre 1811; d) zur Geſchichte des zweiten Pariſer Friedens. Mittheilungen aus Wellington dispatches, XII Vol. London 1837; e) zur Geſchichte des zweiten Pariſer Friedens. Mittheilungen aus den von Schaumann und Gagern veröffentlichten Actenſtücken. 9. Die pädagogiſche Seetion hielt nach dem Seeretariats-Berichte des Herrn NEN Scholz regelmäßig ihre Sitzungen, in denen fol gende Vorträge gehalten wurden: Herr Director und Profeſſor Dr. Reiche theilte in der Verſammlung im Februar „Züge aus dem Le— ben und amtlichen Wirken eines der ausgezeichnetſten Pädagogen Englands“ mit, nämlich des im Jahre 1842 verſtorbenen Obermeiſters der Schule zu Augby, Thomas Arnold, der ein vertrauter Freund von Niebuhr und Bunſen war. — In den Verſammlungen im März und October lieferte Herr ꝛc. Dr. Reiche „Be— richte und Mittheilungen aus dem Gebiete des Erziehungs⸗ und Unterrichtsweſens,“ und legte dabei die Darm⸗ ſtädter allgemeine Schulzeitung vom Jahre 1846 zum Grunde. Am 9. October erfreute abermals Herr ꝛc. Dr. Reiche die Section durch einen Vortrag über das Thema: „Hiſtoriſcher Nachweis, wie die Abhängigkeit der Schule von der Kirche ſich auf naturgemäße Weiſe entwickelt hat, und die erſtere zur letzteren in das Ver: hältniß der Tochter zur Mutter getreten iſt.“ — „Ueber die Mittel zur Erziehung des Volkes für die ſittliche Freiheit“ ſprach im April Herr Oberſt-Lieutenant v. Hülſen beachtenswerthe Worte der Erfahrung. — Der Secretair der Section, Seminar Oberlehrer Scholz, gab im September „Nachricht von einer über das hie— ſige evangeliſche Schullehrer-Seminar im Jahre 1809 in dem ſchleſiſchen Provinzialblatte geführten Streitig— keit,“ an der ſich, außer dem noch lebenden Conſiſtorial-Rath Fiſcher hierſelbſt, der verſtorbene Domherr Dr. Krüger betheiligte, welcher die angegriffene Anſtalt wacker vertheidigte. — Herr Seminarlehrer Löſchke zeigte in der Verſammlung im November „das Rechnen auf der Linie,“ wie daſſelbe vor länger als 300 Jah— ren von dem alten, berühmt geweſenen Rechenmeiſter Adam Rieſe gelehrt und geübt wurde, ein Rechnen, von dem in unſerer Zeit kein Gebrauch zu machen iſt, das uns aber zur dankbaren Anerkennung des großen Fortſchrittes der Rechenkunſt ſtimmte. — In der letzten Verſammlung im December machte uns Herr Lehrer Un verricht mit dem Weſen und dem Erfolge der in der Schulwelt in neueſter Zeit viel beſprochenen und zur Anwendung empfohlenen „Takt— e ee bekannt und verband damit einen Bericht über die „Literatur“ dieſer Methode. 10. Die Section für Kunſt berichtet durch ihre Secretaire: Herrn Geh. Medicinal-Rath Dr. Ebers und Herrn Profeſſor Dr. Kahlert, Folgendes: N Bereits in dem am Schluſſe des abgewichenen Jahres erſtatteten Bericht der Kunſt-Abtheilung und den damals mitgetheilten Reſultaten der Kunſt-Ausſtellung des Jahres 1845 ergab ſich aus der Rechnungs— legung, daß die Abtheilung für die Kunſt eine bedeutende Summe aus ihren Fonds bei der Ausſtellung zuge— ſetzt hatte und von noch einem größeren Verluſte bei der Abrechnung mit den andern Vereinen bedroht war. Dieſer Verluſt hat ſich denn auch durch die allgemeine Abrechnung herausgeſtellt, und es ergiebt ſich aus der hier angeſchloſſenen Berechnung aller Koſten, daß die Ausgaben der Ausſtellung die Einnahmen bedeutend über— 2 * 12 ſtiegen haben. Für die allgemeine Geſellſchaft war das freilich nur ein relativer Verluſt. Der Miethbeitrag nämlich, welchen ſeit der Erweiterung der Kunſt-Ausſtellungen im Jahre 1829, und beſtätiget durch den bekannten Vertrag mit dem Breslauer Künſtler-Verein vom Jahre 1833, die jedesmalige Kunſt-Ausſtellung zu zahlen hatte, betrug ein Fünftheil von deren Brutto-Einnahme. Diesmal nun, da letztere nur 1784 Rthlr. 25 Sgr. 10 Pf. betrug (vor acht Jahren erreichte fie die Höhe von 2500 Rthlr.), kam alſo jener Beitrag nur auf 356 Rthlr. 29 Sgr. — Hätten nun andererſeits die durch den Betrieb der Ausſtellung verurſachten Koſten ſich gleichfalls verringert, ſo würde das ganze Unternehmen dennoch vielleicht einen Gewinn gebracht haben, allein ſtatt deſſen vermehrten ſich jene Na Es ſtellte ſich folgendes Reſultat heraus: die Ausgaben hatten nämlich betragen .. 8885 2088 Rthlr. 1 Sgr. 10 Pf. und die Einng men 8 MS 2 1 Blieb alſo Minus 303 Rthlr. 6 Sgr. — Pf. Indem nun bereits zum andern Male ſich dieſer Defect zeigt, fo war man zu der Beſorgniß berechtigt: daß ſich derſelbe auch zum dritten Male bei einer Ausſtellung im Jahre 1847 ergeben werde. Dadurch würde nun aber der ſchon ſtark geſunkene Reſerve-Fond der Kunſt-Kaſſe ſich völlig erſchöpfen, und dies würde als— dann zur traurigen Folge haben, entweder: daß die allgemeine Geſellſchaft auf jenen Zuſchuß zu ihrer Miethe gänzlich reſigniren müßte, oder: daß die Kunſt-Ausſtellungen nicht mehr unternommen würden; in beiden Fäl⸗ len würde die Einnahme der Allgemeinen Geſellſchaft verringert werden, und es könnte fegar der Fall eintre⸗ ten, daß die Geſellſchaft ſich auf ein kleineres und wohlfeileres Local beſchränken müßte, da das bis jetzt be= wohnte überhaupt nur der Ausſtellungen halber ſeines gegenwärtigen Umfanges bedurfte. Um nun beides zu vermeiden, eben ſowohl die Verringerung der Einnahme, als die Verlegenheit, welche eine Beſchränkung des Locales herbeiführen dürfte, kam zur Berathung: ob es nicht beſſer fei, daß die Kunſt-Ausſtellungen von der ſchleſiſchen Geſellſchaft und deren Kunſt- Abtheilung gänzlich aufgegeben, und dem ſchleſiſchen Kunſt- Vereine — einer ſeit 13 Jahren in Schleſien für die Kunſt wirkſamen und im erfreulichen Wachsthume begriffenen Corporation — übergeben würden, indem man ſich mit dieſem über einen Mieths-Contract einigte, der an⸗ näherungsweiſe das Deficit in ſich ſchlöſſe, welches ſich in der Kunſt-Kaſſe durch die Ausſtellungen nun faſt erfahrungsgemäß als ſtehend ergeben hatte. Hierbei war noch das zuſammengeſetzte Verhältniß in Erwägung zu ziehen, welches ſich nach und nach bei der Leitung und Förderung der Ausſtellungen gebildet hatte. Zuerſt: fo hatte der ſchleſiſche Kunſt-Verein an den Ausſtellungen keinen andern Antheil, als den eines Einkäufers, dabei keine Gefahr irgend eines Verluſtes, während feinen Mitgliedern ſogar der Vortheil freien Eintritts ges ſtattet worden war. Er gewährte nun in der That der Kunſt- Abtheilung und deren Ausſtellung den großen Nutzen: daß er ſtets der beſte Käufer blieb, und dadurch die Erreichung von Kunſt-Gegenſtänden aus der Fremde vorzüglich möglich machte, ohne welchen Umſtand die Ausſtellungen nicht hätten fortbeſtehen können. Denn die meiſten der fremden Künſtler, welche ihre Bilder nach Breslau ſchickten, thaten es doch nur in der Hoffnung, etwas daſelbſt zu verkaufen. Wie wenig aber außer von dem Kunſt-Vereine angekauft wurde, leh⸗ ren unſere früheren Berichte. Der Breslauſche Künſtler-Verein war an der Ausſellung mittelſt Abkommens vom Jahre 1833 be⸗ theiligt, und zwar auf Gewinn und Verluſt. Da aber dieſer Verein keine Fonds beſitzt, ſo traf die Kunſt⸗ Abtheilung der ſchleſiſchen Geſellſchaft ausſchließlich der letztere. Ob nun wohl die ſchleſiſche vaterländiſche Geſellſchaft nur ſehr ungern auf ein Unternehmen verzichtete, welches zu einer Zeit ins Leben gerufen worden war, als noch keine Kunſt-Ausſtellungen irgend eines Ver⸗ eines in Deutſchland vorhanden waren, und fie ſich rühmen konnte, hiermit als erſtes Beiſpiel vorangegan⸗ gen zu ſein, und welches, von derſelben bereits im Jahre 1818 begründet, nun faſt dreißig Jahre beſtanden und vielfachen Nutzen gewährt hatte, ſo erſchien doch zuletzt die aufgeſtellte Frage in Bezug auf die Finanzen der Geſellſchaft von der größten Wichtigkeit. Keinesweges ſtand zu erwarten, daß ſich die beſprochenen Ver⸗ 13 hältniſſe ändern dürften, und fo gelangte man zu dem Entſchluß, mit dem ſchleſiſchen Kunſt-Vereine wegen der Kunſt-Ausſtellungen in Unterhandlungen zu treten. Letzterer kam nun den gemachten Anträgen mit gro= ßer Bereitwilligkeit entgegen. Es fand in Folge der gemachten Anträge eine commiſſariſche Verhandlung ſtatt, bei welcher man ſich mit dem ſchleſiſchen Kunſt-Vereine über folgende Punkte vereinigte. Die ſchleſiſche vaterländiſche Geſellſchaft räumt dem ſchleſiſchen Kunſt-Vereine das Recht des Gebrauches ihrer Wohnung unter folgender Ausdehnung ein: { a) der ſchleſiſche Kunſt-Verein ift berechtigt, jeden Monat eine Conferenz oder allgemeine Verſamm⸗ lung in jener Wohnung zu halten; b) die dem ſchleſiſchen Kunſt-Vereine gehörigen Gemälde, Akten und plaſtiſchen Arbeiten dürfen in einem Zimmer der genannten Wohnung aufbewahrt werden; c) der ſchleſiſche Kunſt-Verein hat das Recht, alle zwei Jahre in den Monaten Mai und Juni eine öffentliche Kunſt-Ausſtellung in dieſer Wohnung einzurichten und dafür ein beliebiges Eintritts- geld zu fordern. Während dieſer Zeit wird die vaterländiſche Geſellſchaft nur in den rechts an der Haupttreppe belegenen Zimmern Zuſammenkünfte halten; d) für dieſes Gebrauchsrecht verpflichtet ſich der ſchleſiſche Kunſt-Verein, vom 1. Juli d. J. ab einen jährlichen Miethszins von 150 Rthlr. an die ſchleſiſche vaterländiſche Geſellſchaft in halbjähri⸗ gen Raten zu zahlen. Dieſes waren die weſentlichen Bedingungen. Außerdem erhielt der ſchleſiſche Kunſt-Verein noch den Fortgebrauch der zur Ausſtellung gehörigen Untenſilien und die beſondere Erlaubniß: daß der Caſtellan der ſchleſiſchen vaterländiſchen Geſellſchaft — wie bisher — das Kaſſirer-Amt bei den Ausſtellungen behalten, für deſſen Vertretung aber der Verein die erforderlichen Koſten übernehmen ſolle. Endlich wurde den Mit— gliedern der ſchleſiſchen vaterländiſchen Geſellſchaft das Recht des freien Eintritts zur Kunſt-Ausſtellung reſervirt. Dieſo Uebereinkunft wurde am 22. Juni auf die nächſten zwei Jahre abgeſchloſſen. In Folge dieſer Uebereinkunft löſete ſich die auf Gegenſeitigkeit gefchloffene Verbindung mit dem Breslauſchen Künſtler- Vereine auf, und alle etwaige Forderungen an den letzteren wurden befeitiget und darauf verzichtet. Die Kunſt-Aus⸗ ſtellung des Jahres 1847 wird alſo nicht mehr wie bisher für Rechnung der ſchleſiſchen vaterländiſchen Ge— ſellſchaft, ſondern für die des ſchleſiſchen Kunſt- Vereins ausſchließlich ſtatt haben. Hiermit iſt die weſentlichſte Thätigkeit der Section für Kunſt und Alterthum, die in einer, andere Ver— hältniſſe und Anſprüche als die Gegenwart kennenden Zeit entſtand, aufgehoben. Sie hat ihre Thätigkeit in die Hände einer anderen Corporation, welche dieſe Anſprüche zu befriedigen durch ihre Organiſation mehr ge— eignet iſt, gelegt. Es wird daher bei dem Beginne der künftigen neuen Etatszeit unſerer Geſellſchaft Gegen— ſtand der Berathung fein müſſen, ob die Section für Kunſt und Alterthum nicht am Zweckmäßigſten ſich auf— löſen möchte, da ihre geſchichtliche Aufgabe erfüllt zu ſein ſcheint. In der hier folgenden Ueberſicht find die Reſultate der Rechnungslegung über die Kunſt-Ausſtellung des Jahres 1845 zuſammengeſtellt. 14 Ueberſicht der Einnahme und Ausgabe bei der Kunſt-Ausſtellung im Jahre 1845. Einnahme. | Ausgabe. Einnahme. Ruh: S N. Ruh: He. Ar. Für Einlaß und verkaufte Verzeichniſſ̃· ei. 1784025 — Ausgabe. ad Tit. I. An die allgemeine Kaffe der ſchleſiſchen Geſellſchaft ce Y, der Ein⸗ nahme zur Mee 8 — —— 356129 — = II. Für Druckkoſten und Inſertions- Gebühren. — —— 140110 6 II Fracht und Transportkgſten n ee — —— 738 3| 9 n ecchliſche Arbeiten — —— 2141 SI) — e = Auffiht, Bedienung und Kaſſen-Verwaltun — —— 20217 eee Deters 8 — — 8 „VII. = Aſſecuranz, Honorar und Baarzahlungen nach Danzig, Kö— Rigsberd und Pofe n 8 — —— 405 26 7 II, Ccpiale nnn 8 — — — 11 1 (— 2. 0 IRA Ertradkdina tig — |—|— 20 2⁴ 6 Summma ...... 1784|25|—12088| 1/10 Gleichung. Ausgabe 2088 Rthlr. 1 Sgr. 10 PR Einnahme 781 2 — Bleiben Minus 303 Rthlr. 6 Sgr. 10 Pf. welche aus der Kaffe der Kunſt-Section bezahlt worden find mile 303 6610 Summa 5 N 1110 15 11. Die muſikaliſche Section hat nach dem Seeretariatsberichte des Herrn Director Moſevius in dieſem Jahre nur Eine Verſammlung gehalten. Wie ſehr auch die practiſchen Beſtrebungen ihrer Mitglieder an Umfang und Ausdehnung gewon— nen haben, ſo ſcheinen doch die den Künſten eben nicht beſonders holden Fragen der Zeit auch nachtheilig auf die für wiſſenſchaftlich-künſtleriſche Arbeiten fo nöthige unbefangene Stimmung der dazu Befähigten eingewirkt zu haben. Wenigſtens ſind die Aufforderungen des Herrn Secretairs an die verehrten Mitglieder, ungeachtet vielſeitig geäußerten guten Willens, ohne Erfolg für die Section geblieben. — Hoffen wir, daß das nächſte Jahr Erfreulicheres über die Arbeiten der Section zu berichten haben werde. 12. Das Präſidium der Geſellſchaft hat ſich in dieſem Jahre zur Erledigung der laufenden Geſchäfte 8 Mal verſammelt. Der Etat für die Ver— waltung der Jahre 1846/47 wurde ordnungsmäßig entworfen und feſtgeſtellt. Das Präſidium war bemüht, unbeſchadet der Geſellſchaftszwecke, möglichſt Erſparniſſe zu machen und das Vermögen gegen künftige Ein— bußen zu ſichern. In dieſer Hinſicht iſt, wie oben erwähnt, es gelungen, das Verhältniß unſerer Kunſt— Section zum ſchleſiſchen Kunſt-Vereine in Betreff der von beiden bis dahin auf gemeinſchaftliche Gefahr unternommenen Gemälde-Ausſtellungen völlig zu löſen und unterm 22. Juni c. dahin Vereinbarung zu tref— fen, daß der ſchleſiſche Kunſt-Verein dieſe Ausſtellungen fernerhin auf alleinige Gefahr und Koſten veranftal- ten wird, und verpflichtet iſt, unſerer Geſellſchaft für die Benutzung des Locals eine jährliche Miethe von 150 Rthlr. zu zahlen. Es haben ſich ferner die Herren Kaufmanns ⸗Aelteſten bereit finden laſſen, den Mieth- zins für unſer Local von Michaelis e. ab von 700 auf 600 Rthlr. zu ermäßigen, auch haben dieſelben auf ihre (der Vermiether) Koſten für unſere Conferenzzimmer die noch fehlenden Doppelfenſter angeſchafft. Auf Verwendung des Präſidii ſind der techniſchen Section zur Erwerbung gemeinnütziger Schriften und Modelle von dem Königl. Hohen Finanz-Miniſterio wiederum 100 Rthlr. und von des Herrn Staatsminiſters Eiche horn Exc. 30 Rthlr. bewilligt worden. Mit dem Vereine für ſchleſiſche Geſchichte wurde ein Abkommen dahin getroffen: daß derſelbe ſich ver— pflichtet hat, gegen Mitbenutzung unſerer Localien der Geſellſchaft feine Schriften zum Verlags-Preiſe zu überlaſſen, und unſeren Geſellſchafts- Mitgliedern den Zutritt zu ſeinen Vorträgen offen zu halten. Unſer Bibliothekar, Herr Profeſſor Dr. Jacobi, hat feine Arbeiten zur Herbeiführung einer zweckmä⸗ ßigeren Ordnung in der Bibliothek fortgeſetzt. Wir haben im Sinne der Geſellſchaft zu handeln geglaubt, wenn wir auch im vergangenen Jahre ge— meinnügigen und wohlthätigen Vereinen für ihre Zwecke die zeitweiſe Benutzung unſerer Räume geſtatteten. Hiernach find Letztere auch dem Breslauer Gewerbe-Vereine für feine diesjährige Gewerbe- Ausſtellung bewil⸗ ligt worden. Der Geſellſchaft in einem von ihr herauszugebenden Volksblatte oder Volkskalender eine neue Bahn gemeinnütziger Wirkſamkeit zu eröffnen, hat dem Präſidium bis jetzt noch nicht gelingen wollen. Dagegen ſcheint der vom Präſidium angenommene und zunächſt einer Commiſſion in Berathung gegebene Vorſchlag des Herrn Profeſſor Dr. Göppert: von Zeit zu Zeit Verſammlungen für die Zwecke unſerer Geſellſchaft auch au— ßerhalb Breslau an geeigneten Orten der Provinz und in dieſen Vorträge zu halten und Gelegenheit zu aus— gebreiteteren lebendigen Mittheilungen und lehrreichen Excurſionen zu gewähren, eher auf eine glückliche Ver— wirklichung rechnen zu dürfen. Außerdem aber hat das Priſidium beſchloſſen, im nächſten Jahre für das grö— ßere Publicum, namentlich den Gewerbeſtand, einen Curſus gemeinnütziger Vorleſungen, zunächſt beſonders aus dem Gebiete der Naturwiſſenſchaften, zu eröffnen, — worüber das Nähere bald zur Kenntniß der Geſellſchaft gebracht werden wird. Die Jahres-Rechnung pro 1845 iſt gelegt und dechargirt worden. 16 Ueber den gegenwärtigen Kaſſen- und Vermögens⸗Zuſtand liegt uns folgender Bericht vor: Die unterzeichneten Kaſſirer haben die Ehre zu berichten, daß der Geſellſchaft am Schluſſe dieſes Rech: nungsjahres ein Vermögen von „ 4800 Rthlr. in zinstragenden Effecten, und circa 330 = in baarem Courant, zuſammen 5130 Rrhlr. verbleiben wird, wovon 4550 Rthlr. in Effecten und 174 Rthlr. in Courant der Allgemeinen Kaffe, 118 -in Courant dem Separat-Fond der techniſchen Section, und 250 -in Effecten und 38 Rthlr. in Courant dem Separat-Fond der Kunſt-Section gehören. Der Fond der letztgenannten Section iſt in den jüngſtverfloſſenen Jahren weſentlich geſchmolzen, in Folge der ungünſtigen finanziellen Reſultate, welche die von jener Section in Gemeinſchaft mit dem hieſigen Kunſt⸗Vereine alle zwei Jahre veranſtalteten Ausſtellungen ergaben. Dieſe Reſultate waren der Art, daß für die letzten beiden Ausſtellungen in den Jahren 1843 und 1845 der Beitrag zur Miethe, auf / des Brutto— Betrages von der Einnahme der Ausſtellung feſtgeſtellt, nu — 745 Rthlr. 15 Sgr. — Pf. betrug, während dagegen zur Deckung der allgemeinen Koſten für dieſe beiden Ausſtellungen von der Geſellſchaft aus dem Fond der Kunſt-Section ein Zu⸗ ſchuß von n;; // EN Ar 524 = DEAN 3 = Mökhig warde mihi; 221 Rthlr. 7 Sgr. 9 Pf. in dem Zeitraume von 4 Jahren, oder p. p. 55 Rthlr. pro Jahr als wirklicher Beitrag zur Miethe von den Kunſt-Ausſtellungen verblieb. Ein ſolches Opfer von Seiten der Geſellſchaft wird ferner nicht mehr nöthig ſein, da nunmehr der hie— fige Kunſt-Verein allein es übernommen hat, die Kunſt-Ausſtellungen für feine Rechnung und Gefahr zu veranſtalten, und der Geſellſchaft für die Benutzung der Räume derſelben zu dieſem Zwecke einen feſten jährs lichen Miethsbeitrag von 150 Rthlr. zu zahlen. Die von der Geſellſchaft ſelbſt bisher gezahlte jährliche Mie— the von 700 Rehlr. ift auf Anſuchen von den Herren Kaufmanns -Aelteſten auf 600 Nthlr. ermäßigt worden. Außer der erlangten Miethzins-Ermäßigung wird eine andere Erſparniß an den Druckkoſten der Jahresberichte durch die Wahl eines kleinern Letternſatzes erreicht werden und noch mehr hervortreten, wenn mit dem näch— ſten Jahre die von dem Sudeten-Vereine durch dieſe Berichte veröffentlichten meteorologiſchen Tabellen zum Schluſſe kommen. Nach dieſen und den mit dem ſchleſiſchen Kunſt-Vereine getroffenen Arrangements dürften Ausgaben und Einnahmen ferner im Gleichgewicht bleiben, wenngleich eine Vergrößerung der Ausgabe neuerdings da= durch entſtanden iſt, daß dem Caſtellan Glänz, bei allgemein erkannter und vielſeitig in Anſpruch genomme— ner Thätigkeit, ein Gehalts-Zuſchuß von 48 Rthlr. jährlich vom 1. October d. J. bewilligt worden. Breslau, den 15. December 1846. Die derzeitigen Kaſſirer der Geſellſchaft. Scholtz. G. Liebich. Kaſſen Abſchluß für das Jahr 1816. Iſt eingekommen. Effecten. Baar. Separat- Fond der techniſchen Section. ee e Weta e . nen en ange ce — 56 | 5 3 Beitrag von dem königlichen Miniftevium. der Finanzen BR ebe ne — 180 — 3 Desgleichen von dem königlichen Miniſterium des Cultuzz 5 30 — — 186 5 3 Separat-Fond der Kunfl - Section. Beſtand aus vorjähriger Rechnung: eee HERE STEINE PR SUELLMET. BAER VERS ER MABRESSIERRR REN — — — — 2) in Effecten: Antheil an einem Poſener Pfandbriefſf 550 Thlr. ein, Seehandlungs⸗Prämienſche nnn rare 50 = : 6000[( — — — Für verwechſelte 550 Thlr. Poſener Pfandbriefe... ...... . 550 Thlr. — Sgr. — Pf. Age zen 1000 n e an F Binſen bis 4. Mei A per.. e Aue 0 — 577 28 4 Wie gegenſtehend eingewechſelte Prioritäts-Obligation Uw! U UU 200⸗1( — — — Zinſen von 200 Thlr. Prioritäts-Obligationen a 4 ͤ-õᷣ w'rltJ.l- . — N Reſtituirte Zahlung aus der allgemeinen Kaffe pro a. pUUPwU!nſ nennen — /4— — Iſt verausgabt. Effecten. Baar. Separat-Fond der techniſchen Section. , Rh Gr Dip. Sue techniſche Zeitfnrifteng. en on un acer. C — | 3 21-20 (= Colon ⁵ ũ x ͤͤ.;rĩ3] ee nenne denne — 270 n r e rasen ee Be nsce en 11 | N | 6 67 | 25 6 Verbleibt Beſtann 2.22.2222... | — | 11899 — 186 5 3 Separat - Fond der Runſt-Section. Für eingewechſelte 4 procentige Prioritäts-Obligation der Breslau = Schmweidnig- Freiburger Ei: ſenbahngeſellſchaft zu 200 Thlr. a 98 ½ o) )’ .. 197 Thlr. — Sgr. Jinſen bis Mai:: n e — 199 22 — Wie gegenſtehend verwechſelten Poſener Pfandbrief ...... e ee el 550 — — Der allgemeinen Kaffe zurückgewährter Vorſchuß de a. ðùz: .. — i Baarſendungen an die Kunſtvereine in Poſen, Danzig und Königsberg — 294 29 1 Zuſchuß zu den Koſten der hieſigen Ausſtellun gn. — e Wikeritusung an den Aeademiten Roſ aj 8 = Aula ee Matech Senne der Baukunst, efftee in elaae aaa m we Trachten des chriſtlichen Mittelalters, 6 Hefte — 28 — — /// ↄ ⁰¶ / yd eine vn as aan Aapsierue 3 — — 5 6 Verbleibt Beſtand w 250 19 10 11 Die derzeitigen Kaſſtrer der Geſellſchaft. Scholtz. G. Liebich. Soll einfommen. Baar, e: Bil: . ae 17 131 168 22 6 1114 a A au Kaſſen⸗Abſchluß für das Jahr 1816. —. . ——!. — —— ˙mꝛ²·¹m ͤ ˙T? . ⅛ ³. ˙¹ a ...... . 2 c —— —— — — Allgemeine Kaſſe. Beſtand aus dem vorigen Jahre: in Staatsſchuldſchei nens Thlr. 3850 in Poſener Pfandbrief-Antheill re... : 450 in zwei Seehandlungs-Prämienſcheinen ... .... s 100 dee ER N a Z—T 8 Einnahmen. An Reſten, rückſtändige Beiträge (26 Thlr. niedergeſchlagen, 5 An zurückgezahltem Vorſchuß von Seiten der Kunst Seettoen een. An Zinſen von Effecten: von 3850 Thlr. Staatsſchuldſcheinen a 3% % 134 Thlr. 22 Sgt. 6 Pf. 5 Thlr. in Rückſtand 1 von 600 = Bresl. ⸗Schweidn. ⸗Freib. Prio⸗ ritäts⸗Actien a 4% 24 — — 94 An halbjährigen Beiträgen von einheimiſchen Mitgliedern pro Termin Johanni 181 42 3 ThldmRwD 543 Thlr. : s Weihnachten 175 4 3 Thlr. 525 = (3 Thlr. niedergeſchlagen, 33 Thlr. rückſtändig.) An halbjährigen Beiträgen von auswärtigen Mitgliedern: de Fermin Fphaunt f 174 Thlr. : Wieihnichten 88 2 Thlr. 166 = ein extraordinairer Jahresbeitrag... PP PH fw 10 = (6 Thlr. an Reſten verblieben.) An Eintrittsgebühren von 12 neu aufgenommenen Mitgliedern a 3 Thlr.... ... (3 Thlr. in Rückſtand.) An Miethe von dem Kunſtvereine für 2 Quartale von Johanni bis Weihnachten An außergewöhnlichen Einnahmen: für verkauftes Exemplar der Verhandlungen von 1845 .. .... Prof. Dr. Suckow, wiedererſtattete Beheizungs- und Beleuch— tungs-Koſten des zu Vorleſungen benutzten Locales ... .. für verkauſte 450 Thlr. Poſener Pfandbriefe, wovon das Agio dem Fond der Kunſt⸗Section berechnet, 450 Thlr. — Sgr. oo. 00 0020 »0%. Zinſen für 130 Tage a 40 6 18 für verwechſelte 3850 Thlr. Staatsſchuldſcheine a 93 10 wie gegenſtehend erworbene Prioritäts-Obligationen .. ... . . .. Iſt eingefommen. Effecten. Baar. RU. Ni, Sr PR 4400 — 456 411 au 18. ll — 17 13 1 8 158 22 6 — 11068 — — — | 350 — — —— 555 — . ie lee SE PR 20 — 1313 6 — 456 | 15 | — — 3580 15 — 4200 — — — 8000 | 6230 14 — Ausgaben— Etat. e. Mlle 2 36 300 30 30 30 85 50 20 60 1800 Iſt verausgabt A meine . Effecten Baar Allge Kaſſe a Ausgaben. | | Miethe, 3 Quartale à 175 Thlr., 1 Quartal à 150 Thl— w — al — ende eee ff,, ne Sn ae ee n.. je Ser — Dem Kaftellan, einfchließlih 12 Thaler Gehalts Erhöhung vom vierten Date. ee œ ee TG + = 21 Den ,, wyt ß ! = 3 — — eie mnd = 47 7 10 e, ñ d See one ae Er 44 13 — neh ff!!! 8 — 28 Schreibmaterialien, für 1846 und 1847 angeſchafft 0: — 37 (6 een r 75 5 06 anf, :⁶O rr ER. RR a 330 | 23 6 Buchen s i” ũ VVV — 32 19 9 Poſt⸗Pipeura und Porto TTV 2 37 14 eie ß een a 26 23 — Unvorhezeſehene Fült e. em 394 ln Hua Mete ee ef, eu. En 108 | 14 ine ,,, 2 ee.» ae Al le SSR EIN) N or. ee 22 966 4 — 11822 20 4 Der Kunſt-Section reſtituirte Zahlung pro 18455 U 2 a. Für angekaufte 4% Priorität Obligationen der Breslau-Schweidnitz-Frei⸗ burger Eiſenbahngeſellſchaft 600 Thlr. a 98% % 591 h — Sgr. Zinſen vom 1. Januar bis 4. Mat.......- 8 6 2 599 5 Für eingewechſelte 3600 Thlr. 5% Prioritäts⸗ Obligationen der Niederſchleſiſch— ie Eiſenbahngeſellſchaft a 10% ũũQ,: eenne- — 13612 — — Verkauft an Poſener Pfandbriefe nm UUU— 4501 — — — Verwechſelt an Staatsſchuldſcheine nnn 3850 — — — Weste d eee... 8 4300 ] 142 17 8 | | 6 8600 6230 | 14 | — Die derzeitigen Kaſſirer der Geſellſchaft. Scholtz. G. Liebich. 17 In dem Status der Mitglieder unſerer Geſellſchaft haben folgende Veränderungen ſtatt⸗ gefunden: Fünfzehn wirkliche einheimiſche Mitglieder ſind der Geſellſchaft beigetreten, als: 1) Herr Kaufmann und Oelfabrikant J. Cohn. 2) = Dr. med. und Proſector Groſſer. 3) = Dr. med. Günsburg. 4) = Graf v. Hardenberg. 5) = Geh. Juſtizrath und Generallandſchafts-Repräſentant v. Haugwitz. 6) = Dr. phil. Heinzel. T) = Privatdocent Dr. phil. Kenngott. 8) - Profeffor Dr. Kummer. 9) = Dr. med. Neugebauer. 10) = Stadtälteſter Selbſtherr. 11) = Oberlehrer Dr. Sondhaus. 12) = Landesälteſter Graf v. Stollberg auf Weidenhof. 13) = Paſtor Profeſſor Dr. Suckow. 14) = Dr. med. Tülff. 15) -Profeſſor Dr. Waſſerſchleben. Als auswärtiges Mitglied: Herr Kanzler Leffing, zu Polniſch- Wartenberg. Als Ehrenmitglieder wurden aufgenommen: 1) Herr Generallieutenant v. Staff genannt v. Neitenjtein Excellenz, zu Weimar. 2) = Obberpräſident v. Wedell. Zu correſpondirenden Mitgliedern wurden ernannt: 1) Herr Profeſſor Dr. med. Paullo Baroni, zu Rom. 2) = Profeſſor Dr. Alphons de Candolle, zu Genf. 3) = Commerzien- und Stadtrath Dagen, zu Königsberg in Preußen. 4) Flachsbaulehrer Richter, zu Langenau bei Glatz. 5) = DBürgermeifter Scholtz, in Guhrau. Dr. med. Joachim Steetz, zu Hamburg. Oberlehrer Ernſt Tillich, zu Görlitz. Durch den Tod verlor die Geſellſchaft: A. Wirkliche einheimiſche Mitglieder: 1) Dr. phil. Köcher. 2) Dr. med. Lindner. B. Wirkliche auswärtige Mitglieder: 1) Wundarzt Manger, zu Warmbrunn. 2) Kaufmann und Gutsbeſitzer A. Sadebeck auf Schobergrund bei Reichenbach. 3 1 C. Ehrenmitglieder: 1) Dr. v. Merckel, Königl. wirklichen Geheimen Rath, Excellenz. 2) Staatsminiſter und General-Poſtmeiſter v. Nagler Excellenz, zu Berlin. 3) Freiherrn v. Türkheim, Dr. med., K. K. Hofrath und Studien⸗Director, zu Wien. D. Correſpondirende Mitglieder: 1) Dr. med. J. J. Sachs, Großherzogl. Mecklenb. Medicinal-Rath, zu Berlin. 2) Dr. med. J. F. Sobernheim, zu Berlin. Das Verzeichniß der Geſchenke, welche im Laufe des zu Ende gehenden Jahres unſerer Geſellſchaft zu: gekommen find, iſt vom Cuſtos unſerer Bibliotheken, dem Herrn Lehrer Sch ummel, beſonders aufgezeichnet worden, und ſoll mit dem Jahresberichte durch den Druck veröffentlicht werden. Zuwachs der Bibliotheken und Mufeen. Die Bibliotheken haben im Jahre 1846 einen Zuwachs von 287 Nummern erhalten, wovon 108 der ſchleſiſchen Bibliothek, 179 aber der allgemeinen Bibliothek angehören. Die Namen der Geſellſchaften, Ver⸗ eine, einzelnen Herren, denen die obgedachten Sammlungen dieſen Zuwachs verdanken, ſind, mit beigefügter Zahl der von denſelben geſchenkten Bücher u. ſ. w., folgende, und zwar: A. Bei der ſchleſiſchen Bibliothek. a. Geſellſchaften, Vereine, wiſſenſchaftliche Inſtitute. Der Breslauer Gewerbe-Verein 1 Nummer, die Ober- Lauſitzſche Geſellſchaft der Wiſſenſchaften zu Gör⸗ litz 1 Nr., der Gewerbe- und Gartenbau-Verein zu Grünberg 1 Nr., der landwirthſchaftliche Verein zu Lieg⸗ nis 1 Nr., der landwirthſchaftliche Verein zu Oels 1 Nr., die dconomifch =patriotifche Societät der Fürſten⸗ thümer Schweidnitz und Jauer 1 Nr., der landwirthſchaftliche Central-Verein für Schleſien 1 Nr., die Di⸗ rection der ſchleſiſchen Blinden-Unterrichts-Anſtalt 1 Nr., die Königl. mediciniſch⸗ chirurgiſche Lehranſtalt zu Breslau 1 Nr., der Verein für das Friedrichs-Denkmal 1 Nr. b. Einzelne Geſchenkgeber. Hr. Dr. med. Bannerth in Landeck 1 Nr., Hr. Senior Berndt 19 Nrn., Frau Landgerichts-Di⸗ rectorin Blühdorn 3 Nrn., Hr. Geh. Medicinal-Rath Dr. Ebers und Hr. Prof. Dr. Kahlert 1 Nr., Hr. Rector Fickert 1 Nr., Hr. Inſpector, Oberlehrer Dr. Francolm 1 Nr., Hr. Prof. Dr. Göppert 4 Nrn., Hr. Dom⸗Capellmeiſter Hahn 2 Nrn., Hr. Prof, Heimbrod in Gleiwitz 11 Nrn., Hr. Rector Kämp 3 Nrn., Hr. Director Dr. Klopſch in Groß-Glogau 1 Nr., Hr. Apotheker Krauſe 1 Nr., Hr. Oberlehrer Krömer in Neiſſe 1 Nr., Hr. Director Dr. Mehlhorn in Ratibor 1 Nr., Hr. Juſtiz⸗Rath Müller in Brieg 1 Nr., Hr. Dr. med. et chir. Neugebauer 1 Nr., Hr. Redacteur Nowack 1 Nr., Hr. Director, Prof. Petzeld in Neiſſe 1 Nr., Hr. Gymnaſial-Director, Prof. Dr. Schönborn 1 Nr., Hr. Prof. Schönwälder in Brieg 1 Nr., Hr. Buchhändler Scholz in Breslau 5 Nrn., Hr. Particulier, Pri- vatgelerhter Städt 1 Nr., Hr. Baron M. v. uechtritz 1 Nr., Hr. Sanitäts⸗Rath, Prof. Dr. Wentzke 19 1 Nr., Hr. Director, Prof. Wimmer 1 Nr., Hr. Superintendent und Pastor prim. Wolff in Grünberg 4 Nrn. Ein Ungenannter 3 Nrn. Gekauft wurden für die ſchleſiſche Bibliothek von Herrn Antiquar Ernſt 26 Nrn. An Abbildungen erhielt die ſchleſiſche Bibliothek von Herrn Prof. Dr. Göppert 2 Nrn.: die große Eiche bei Bleiſchwiß und die alte Pappel im Garten zu den 4 Thürmen. B. Zei der allgemeinen Bibliothek. a. Geſellſchaften, Vereine, wiſſenſchaftliche Inſtitute. Der landwirthſchaftliche Verein für das Großherzogthum Baden 1 Nr., der hiſtoriſche Verein zu Bam⸗ berg 1 Nr., die K. baierſche Academie der Wiſſenſchaften zu München 5 Nrn., der landwirthſchaftliche Verein im Königreiche Baiern 2 Nrn., die patriotiſch-ökonomiſche Geſellſchaft im Königreiche Böhmen 3 Nrn., die britiſche Geſellſchaft für die Fortſchritte der Wiſſenſchaften 1 Nr., die K. Academie der Wiſſenſchaften zu Brüſ⸗ ſel 1 Nr., der Danziger Gewerbe-Verein 1 Nr., der Gartenbau-Verein in Deſſau 2 Nrn., die ökonomiſche Geſellſchaft in Dresden 1 Nr., die K. Academie gemeinnütziger Wiſſenſchaften zu Erfurt 1 Nr., die Gefell- ſchaft für Phyſik und Naturgeſchichte zu Genf 1 Nr., der naturwiſſenſchaftliche Verein zu Hamburg 1 Nr., der landwirthſchaftliche Verein im Königreiche Hannover I Nr., der Gartenbau-Verein im Königreiche Han⸗ nover 1 Nr., der naturwiſſenſchaftliche Verein des Harzes 1 Nr., der Verein für heſſiſche Geſchichte und Lan⸗ deskunde 2 Nrn., der hiſtoriſche Verein für das Großherzogthum Heſſen 4 Nrn., der landwirthſchaftliche Ver⸗ ein für Kurheſſen 1 Nr., der landwirthſchaftliche Provinzial-Verein für die Mark Brandenburg und Nieder: Lauſitz 1 Nr., der landwirthſchaftliche Hauptverein zu Marienwerder 1 Nr., der Verein für mecklenburgiſche Geſchichte und Alterthumskunde 1 Nr., die mecklenb. Landwirthſchafts⸗Geſellſchaft 1 Nr., der mecklenb. patriotiſche Verein 1 Nr., die Kaif. Geſellſchaft der Naturforſcher in Moskau 1 Nr., der hiſtoriſche Verein in Niederſachſen 4 Nrn., der hiſtoriſche Verein für die Oberpfalz und Regensburg 1 Nr., die geſchichts- und alterthumsforſchende Geſellſchaft im Oſterlande 1 Nr., die Kaiſ. Academie zu St. Petersburg 3 Nrn., die Kaif, freie öconomiſche Ges ſellſchaft zu St. Petersburg 1 Nr., der baltiſche Verein zur Förderung der Landwirthſchaft 1 Nr., die pom⸗ merſche Geſellſchaft für Geſchichte und Alterthumskunde 2 Nrn., der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. preußiſchen Staaten 1 Nr., der naturhiſtoriſche Verein für Rhein-Preußen 2 Nrn., der land⸗ wirthſchaftliche Verein für Rhein-Preußen 1 Nr., der landwirthſchaftliche Hauptverein für das Königreich Sachſen 1 Nr., die ſchleswig-holſtein-lauenburgiſche Geſellſchaft für die Sammlung und Erhaltung vaterlän- diſcher Alterthümer 2 Nrn., der landwirthſchaftliche Verein für den Landdroſtei-Bezirk Stade 1 Nr., der en⸗ tomologiſche Verein zu Stettin 1 Nr., die K. K. Landwirthſchafts-Geſellſchaft in Tirol und Vorarlberg 1 Nr., der Verein für Kunſt und Alterthum in Ulm und Oberſchwaben 1 Nr., die K. K. Landwirthſchafts-Geſell⸗ ſchaft zu Wien 1 Nr., die K. K. Gartenbau⸗Geſellſchaft zu Wien 2 Nrn., der landwirthſchaftliche Verein im Königreiche Würtemberg 1 Nr. Die allgemeine Bibliothek verdankt daher ihre Vermehrung an Schriften gelehrter Geſellſchaften, Ver: eine u. ſ. w. verſchiedenen Geſellſchaften, überhaupt 49, und zwar: 40 deutſchen, 3 preußiſchen, 1 belgiſchen, 1 engliſchen, 1 ſchweizer, 3 ruſſiſchen Geſellſchaften, Univerfitäten, Vereinen. b. Einzelne Geber. Hr. Dr. med. et chir., Docent Arlt in Prag 1 Nr., Hr. Freiherr L. v. Babo zu Frankfurt a. M. 1 Nr., Hr. Prof. L. Baroni in Bologna 6 Nrn., Hr. Anatomie-Director, Prof. Dr. Barkow 1 Nr., die 3 * 20 Herren Baumann und Bollwiller in Mühlhauſen in Frankreich 1 Nr., Hr. Prof. Dr. Beyrich in Ber⸗ lin 1 Nr., Frau Landgerichts-Directorin Blühdorn 4 Nrn., Hr. Prof. Dr. v. Boguslawski, Hr. Schu⸗ bert und Hr. Baron v. Nothkirch auf Gr.⸗Schottgau 1 Nr., Hr. Dr. med. ıc. Eiſelt in Johannesbad 1 Nr., Hr. Antiquar Ernſt 1 Nr., Hr. Prof. Dr. med. Fiſcher in Prag 1 Nr., Hr. Lehrer Förſter in Aachen 1 Nr., Hr. Lehrer Geppert, Vorſteher einer Schulanſtalt, 1 Nr., Hr. Prof. Dr. Göppert 2 Nrn., Hr. Dr. med. Heine in St. Petersburg 2 Nrn., Hr. Heyß in Insbruck 1 Nr., Hr. Profeſſor Dr. Kah⸗ lert 1 Nr., Hr. Dr. med. Kratzmann in Marienbad 4 Nrn., Hr. Kraus, K. K. Münz- und Bergwe⸗ ſens⸗Hof⸗Buchhaltungs-Official in Wien, 1 Nr., Hr. Dr. Al. v. Lengerke, Königl. preuß. Landes⸗Oeco⸗ nomie-Rath, 1 Nr., Hr. Leſſing, Kanzler des Standesherrl. Gerichts zu Polniſch-Wartenberg, 3 Nrn., Hr. Lehrer Letzner 1 Nr., Hr. Lehrer Löſchke 3 Nrn., Hr. Dr. Mädler, Kaiſ. ruſſiſcher Collegien-Rath, Prof., Director der Sternwarte zu Dorpat, 2 Nrn., die Nathuſiusſche Gewerbe-Anſtalt zu Alt-Haldensleben und Hundisburg 1 Nr., Hr. Dr. med. et chir. Neugebauer 1 Nr., Hr. Kreisphyſikus Dr. Neumann in Graudenz 1 Nr., Hr. Literat Redacteur Nowack 1 Nr., Hr. Wirkl. Geh. Legations-Rath Dr. v. Olfers in Berlin 1 Nr., Hr. E. Pelz, Gutsbeſitzer in Seitendorf bei Freiburg 1 Nr., Hr. Director, Dr. theol. Peſchek in Zittau 1 Nr., Hr. Prof. Dr. Pohl 1 Nr., Hr. Buchhändler Scholz in Breslau 3 Nrn., Hr. Rittergutsbeſitzer, Freiherr Max v. Speck⸗Sternburg auf Lützſchena bei Leipzig 1 Nr., Hr. Prof. Dr. Schauer in Greifswald 1 Nr., Hr. Dr. phil. Schneider 4 Nrn., Hr. Dr. med. et chir. Schweich zu Creuznach 2 Nrn., Hr. Seipel zu Horn in Nieder- Oeſterreich 1 Nr., Hr. Prof. Dr. M. Stecker in Wien 1 Nr., Hr. Medicinal-Rath, Dr. Tourtual in Münſter 1 Nr., die Königl. Univerſität zu Breslau 38 Nrn., Hr. v. Weigel, Beſitzer der Herrſchaft Zagorowo, 1 Nr., Hr. Director, Profeſſor Wimmer 1 Nr., Hr. Dr. med., Mag. der Geburtshülfe Zangerl, K. K. Hof-Arzt in Wien, 2 Nrn., Hr. Prof. Zeuſchner in Krakau 1 Nr. Gekauft wurden für die allgemeine Bibliothek 7 Nrn. als Fortſetzungen früher angeſchaffter Zeitſchriften, und von Herrn An⸗ tiquar Ernſt 8 Nrn. An Abbildungen 5 erhielt die Bibliothek von Herrn Particulier und Privatgelehrten Städt eine Sammlung von 72 Nrn. Ab⸗ bildungen berühmter Männer und Frauen. An getrockneten Pflanzen | erhielt das Herbarium eine bedeutende Sammlung von Herrn Dr. phil. Beilſchmied. I. Abtheilung für Naturwiſſenſchaften. A. Naturwiſſenſchaften an und für fich. 1. Bericht über die Thätigkeit der allgemeinen naturwiſſenſchaftlichen Section der ſchleſiſehen Geſellſchaft im Jahre 1846 von H. U. Göppert, zeitigem Secretair derſelben. Die allgemeine naturwiſſenſchaftliche Section hielt in dieſem Jahre 20 Sitzungen, welche Zahl ſie ſeit vielen Jahren nicht mehr erreichte. Die in denſelben vorgekommenen einzelnen Mittheilungen und Vorträge folgen hier in größerer oder geringerer Ausführlichkeit: Aſtro nomie. Der Director der Sternwarte, Herr Profeſſor Dr. v. Boguslawski, hielt am 1. April und 27. Mai Vorträge über den neu entdeckten Planeten Aſträa, fo wie über die vier in dieſem Jahre beobachteten Kome- ten, insbeſondere über eine Eigenthümlichkeit des Biela'ſchen Kometen, welche ſpäter beide ausführlich mitge⸗ theilt werden ſollen. : Phyſik. Herr Profeſſor Dr. Pohl hielt den 13. Mai einen Vortrag über die Abſtoßung, welche nach Ampere ein geradliniger electriſcher Strom auf ſich ſelbſt ausübt. Es wurde für's erſte gezeigt, daß die Bewegung nicht blos in der von Ampere und nach ihm überall fo angegebenen Richtung, ſondern eben ſowohl auch in entgegengeſetztem Sinne erfolge, und ſchon daraus ges folgert, daß das Motiv der Bewegung nicht in der Richtung des ſogenannten electriſchen Stroms, ſondern in dem gegenfeitigen Verhalten magnetiſch erregter, verticaler und horizontaler Theile des Queckſilbers und des auf letzterem ſchwimmenden Drathes zu ſuchen ſei, worüber der Vortragende ſich noch vorbehielt, mehrere dies bekundende Verſuche in einem künftigen den Gegenſtand zu einem Ganzen abſchließenden Vortrage beizu⸗ bringen. Herr Director Gebauer und Dr. Marbach zeigten am 15. April einige Verſuche mit ſtarken hydroelectriſchen Ketten. Mehrfach auf das Bereitwilligſte unterſtützt, vermochten die Genannten 11 Grove'ſche und 48 Bun⸗ ſenſche Ketten zuſammenzuſtellen. Die letzteren Ketten wurden bald zu einer 8 gliedrigen, bald zu einer 48 glied⸗ rigen Säule combinirt; ebenſo wurden die Grove'ſchen Ketten abwechſelnd zu einer größeren einfachen Kette oder zu einer Säule verbunden, und mit den Kohlenketten vereint oder getrennt angewendet, um die verſchie⸗ denen Wirkungen dieſer Combinationen zu vergleichen. Die angeſtellten Verſuche waren chemiſche Zerſetzungen, Funken unter Waſſer, das Glühen und Schmelzen von Metalldräthen; namentlich erfreute aber das intenſive Licht zwiſchen Kohlenſpitzen (das ſogenannte Aſtrallicht). Es wurde beabſichtigt, die von Faraday entdeckte Wirkung des Magnetismus auf (polariſirtes) Licht zu beobachten. Zu dem Behufe wurde ein Electromagnet angewendet, welcher aus einem Eiſencylinder von 3“ Dicke und 9“ Länge beſtand und mit einem liſolirten) Kupferblechſtreifen von 128 Fuß Länge, ½ Zoll Breite, 1 Linie Dicke umwickelt war. In feiner Axe hatte der Cylinder eine ½ Zoll weite Durchbohrung, in welche an den Endflächen eben geſchliffene Glasſtäbe oder Röhren gelegt wurden, die mit Flüſſigkeiten gefüllt und an beiden Enden mit Glasplatten geſchloſſen waren. Vor und hinter dieſe Glas- oder Flüſſigkeitsſäulen hatte man Nichol'ſche Prismen geſtellt. Da indeß die ge⸗ wählten Dimenſionen des Electromagneten nicht für den Verſuch ganz geeignet waren (wie aus ſpäter bekannt gewordenen Verſuchen Faraday's hervorgeht), fo konnte nur eine ſchwache Wirkung auf das Licht bemerk⸗ bar werden. 8 Chemie. Am 4. November und 16. December gab Herr Profeſſor Dr. Duflos eine kurze Darſtellung des gegenwärtigen Standes unſerer Kenntniſſe von der chemiſchen Conſtitution der organi⸗ ſchen chemiſchen Verbindungen, welche beſonders durch die in neuerer Zeit erlangte Kennt⸗ niß der ſogenannten gepaarten Verbindungen eine weſentliche Umgeſtaltung und Bereiches rung erfahren haben. Der Vortragende ſprach zunächſt über die Darſtellung der chemiſchen Zuſammenſetzung der zuſammenge⸗ ſetzten Körper durch die von Berzelius in die Chemie eingeführte Zeichenſchrift und deren Verbindung zu Formeln, und hob, in Bezug auf letztere, den Unterſchied zwiſchen empiriſchen und rationellen Formeln hervor. Durch erſtere werden die quantitativen Verhältniſſe der verſchiedenen, in einem zuſammengeſetzten enthaltenen Elemente, durch letztere dagegen die Art und Weiſe, wie in dem zuſammengeſetzten Körper dieſe verſchiedenen Elemente zunächſt zu verſchiedenen Verbindungen erſterer Ordnung combinirt ſeien, dargeſtellt. So bezeichne z. B. die Formel KSO* einen Körper, worin 1 Aeg. Kalium, 1 Aeg. Schwefel und 4 Aeg. Sauerſtoff enthalten, die Formel KOSO? dagegen ſtelle dar, daß in dieſem Körper /½ des Sauerſtoffs mit dem Kalium zu Kali, % mit dem Schwefel zu Schwefelſäure zunächſt zu zwei Verbindungen erſter Ordnung verbunden find, welche beide wieder mit einander eine Verbindung zweiter Ordnung, des ſchwefelſauren Kali, conſtituiren. Die letztere Formel ſei, bei dem gegenwärtigen Stande unſerer chemiſchen Kenntniſſe, der rationelle Ausdruck für die Zu⸗ ſammenſetzung des ſchwefelſauren Kalis, welcher nicht minder leicht auch für die meiſten übrigen anorganiſchen Verbindungen gefunden werden könne. Bei der Aufſtellung von rationellen Formeln für die zuſammengeſetzten 23 Körper ſowohl unmittelbaren, als auch mittelbaren organiſchen Urſprungs ſtoße man dagegen auf Schwierig⸗ keiten, welche in vielen Fällen ſich noch gar nicht überwinden laſſen. Man habe allerdings bei den organi= ſchen Säuren angenommen, daß ihre chemiſche Conſtitution der, der anorganiſchen Säuren entſpreche, ſie daher ebenfalls als binäre Verbindungen erſter Ordnung zu betrachten ſeien, und nur darin von den anorganiſchen unterſchieden, daß deren Radical nicht homogen ſei, ſondern in mehrere heterogene Elemente zerlegt werden könne. Durch die Entdeckung der gepaarten Verbindungen habe ſich aber dieſe Anſicht in ihrer Allgemeinheit als irrthümlich erwieſen. Berzelius gebührt das Verdienſt, auf dieſe Art von Zuſammenſetzungen ganz be⸗ ſonders aufmerkſam gemacht zu haben. Sie ſind ſehr merkwürdig, und, wie es ſcheint, ſehr zahlreich. Viele finden ſich fertig gebildet vor, beſonders in organiſirten Körpern, und viele laſſen ſich leicht künſtlich erzeugen. Unter den letzteren als beſonders intereſſant für die Theorie der rationellen Conſtitution vieler organiſchen Säu⸗ ren ſchilderte der Vortragende die Mandelſäure und die Oraminſäure. Die erſtere iſt gemäß den Ver⸗ hältniſſen C 16H70 zuſammengeſetzt, und würde gemäß der oben berührten Anſicht als das ſaure Oxyd eines aus 16 C und 7 H zuſammengeſetzten binären Radicals betrachtet werden müſſen. Die Verhältniſſe jedoch, unter den die Bildung der Mandelſäure vor ſich geht, und ebenſo die Erſcheinungen, welche ihre Zerſetzung durch oxydirende Mittel darbietet, weiſen unzweifelhaft darauf hin, daß ihre Zuſammenſetzungsweiſe keinesweges ſo einfach iſt, ſondern daß der Träger der Sauerheit in ihr Ameiſenſäure iſt, deren ſpecielle Eigenthümlichkei⸗ ten durch einen mit derſelben gepaarten, durch die gewöhnlichen Mittel nicht trennbaren fremden Körper, Bit⸗ termandelöl, weſentlich modificirt ſind, und ſomit der Mandelſäure die rationelle Formel (014150 5 zukommt. Die empiriſche Formel der Oxaminſäure iſt CHN 0 s Aus allen die Entſtehung dieſer Säure begleitenden Umſtänden und Bedingungen iſt es aber mit Zuverläſſigkeit bekannt, daß fie nichts anders als Kleeſäure iſt, mit welcher Orxamid als Paarling verbunden iſt, daß derſelben ſonach der rationelle Name Oxamid-Oxalſäure und die rationelle Formel (NHC 202) C20 gebührt. Ganz ähnlich verhält es ſich mit der Succinaminſäure, der Asparaminſäure, der Tartraminſäure und der von Wöhler entdeckten Fuchronſäure (Paramid — Mellith⸗ ſäure). Der Vortragende zeigte Mandelſäure und Oxaminſäure vor, und ebenſo die von der fo eben erwähn— ten Conſtitution dieſer Säuren abhängigen Reactionen. Derſelbe ging nun hierauf zur näheren Beſchreibung der intereſſanten Verſuche über, welche unlängſt von Kolbe mit dem von Berzelius und Mares entdeck⸗ ten, bis dahin ſo räthſelhaften Körper, welcher bei der Einwirkung von feuchtem Chlor auf Schwefelkohlenſtoff erzeugt wird, angeſtellt worden find (Jahres ber. XXIV. S. 90), und zeigte wie ganz unerwartet aus die- ſen Verſuchen Licht über die wahre Conſtitution der Chloreſſigſäure und der Eſſigſäure ſich verbreitet hat, und eine faſt unzweifelhafte Beſtätigung der von Berzelius ausgeſprochenen Vermuthung, daß beide Säuren ge— paarte Opalſäuren feier, und zwar die erſte mit C?C13, die zweite mit C?H? als Paarling hervorgegangen iſt. Am 16. December führte Herr Profeſſor Dr. Duflos weiter aus, wie an die fo eben erwähnten or⸗ ganiſchen Säuren die gepaarten Mineralſäuren ſich anſchließen, welche entſtehen, wenn gewiſſe Mineralſäuren, beſonders Schwefelſäure und Salpeterſäure, im waſſerleeren oder waſſerarmen Zuſtande auf gewiſſe organiſche Subſtanzen einwirken. Aus der Zuſammenſetzung dieſer letzteren treten Sauerſtoff und Waſſerſtoff in Form von Waſſer aus, welches einen Theil der Mineralſäure verdünnt, während das was nach dem Austritte die ſes Waſſerſtoffs und Sauerſtoffs von der organiſchen Subſtanz übrig geblieben, im Momente der Entſtehung an einen andern Theil der Säure als Paarling tritt und mit dieſem nun eine gepaarte Mineralſäure conſti⸗ tuirt, welche letztere hierbei ihre urſprüngliche Sättigungscapacität entweder unvermindert beibehält (Benzos— ſchwefelſäure), oder zur Hälfte (Aetherſchwefelſäure) oder auch ganz einbüßt. Als Beiſpiel der letztern Art er⸗ wähnte der Vortragende das ſogenannte ſchwere Weinöl, die ſogenannten zuſammengeſetzten Aetherarten, die erplofive Baumwolle. Sehr ſelten iſt in einer gepaarten Säure die Sättigungscapaeität vergrößert. In dies ſem Falle iſt der Paarling entweder eine Säure oder enthält eine ſolche als näheren Beſtandtheil, die ihr Ver⸗ mögen, Baſen zu neutraliſiren, in dieſer Vereinigung beibehalten hat. Dies iſt z. B. mit der Succinſchwe⸗ felſäure der Fall, deren Paarling gepaarte Bernſteinſäure S (CHO2)S ift, welcher daher die rationelle For⸗ mel (0 HO )S 2803 + 3HO zukommt. Es iſt bekannt, daß gewiſſe hydratiſche Säuren, wenn ſie Verhältniſſen unterworfen werden, unter den ſie ihr Hydratwaſſer allmälig verlieren, dabei auch an Sättigungscapacität abnehmen und damit zugleich in ihren übrigen ſpeciellen Eigenthümlichkeiten weſentliche Veränderungen erleiden. Dahin gehören beſonders die Phosphorſäure und die Weinſteinſäure. Der Vortragende wies nun darauf hin, daß dieſe Erſcheinungen ſich ſehr leicht aus der Bildung von gepaarten Säuren erklären laſſen, deren Paarling die Säure ſelbſt, aber im waſſerleeren Zuſtande, als ſogenanntes Anhydrid, darſtellt. Die Phosphorſäure ſei urſprünglich eine dreibaſiſche Säure, das Phosphorſäurehydrat folglich PO 3 H0. Durch Erwärmung bis zu einer gewiſſen Temperatur entſtehe aus 3(PO53HO) 207053 HO) + PO?, durch weitere Erwärmung PO 53 HO + 205. Es ver⸗ halten ſich aber PO? in der erſten, und 220 in der zweiten Säure als ein indifferenter Paarling, welcher zwar nicht durch eine vollendete Entwäſſerung, wohl aber unmittelbar durch Verbrennen von trockenem Phos⸗ phor in trockener Luft ſich herſtellen laſſe. Ganz analog verhalte ſich die Weinſteinſäure, deren Ueberführbar⸗ keit in den indifferenten Zuſtand durch vollendete Entwäſſerung bekanntlich Frémy nachgewieſen. Schließlich nahm der Vortragende noch Gelegenheit zu erwähnen, wie auch die merkwürdigen Anomalien, welche Schwe⸗ fel und Kohlenſtoff in ihren polymeriſchen Verbindungen mit Sauerſtoff darbieten, aus einem ähnlichen Ge= ſichtspunkte betrachtet werden könnten. So laſſe ſich die unterſchwefelige Säure als ſchwefelige Säure mit Schwefel, die Unterſchwefelſäure als Schwefelſäure mit ſchwefeliger Säure als Paarling betrachten, was durch⸗ aus nicht in Widerſpruch mit dem ſpeciellen Verhalten dieſer Säure ſtehe. Endlich könnten auch die verſchie⸗ denen ſogenannten allotropiſchen Zuſtände gewiſſer Elementarkörper, ſogar viele Elementarkörper ſelbſt in den⸗ ſelben Kreis gezogen werden. Am 18. November ſprach Herr Profeſſor Dr. Duflos über das Vorkommen des Jods und Broms in Schleſien, und theilte mit, wie es ihm endlich gelungen ſei, die bereits im Jahre 1827 von Herrn Mentzel, gegenwärtig Königl. Ober-Hütteninſpector zu Königshütte, ausgeſprochene Vermuthung, daß das von demſelben bei der Cadmiumgewinnung zuerſt wahrgenommene Jod und Brom wohl aus den als Reduc⸗ tionsmittel angewandten Cynders (Ofenkoaks) herrühren könne, außer Zweifel zu ſetzen. Mehrere Pfunde Steinkohlen aus der Königsgrube, welche der Vortragende der Güte des Herrn Mentzel verdankte, wurden in feines Pul⸗ ver verwandelt, letzteres mit Aetzkalilauge zu einem feuchten Pulver angerührt, darauf in einem flachen eiſer⸗ nen Keſſel Behufs des Austrocknens erwärmt. Als alle Feuchtigkeit verdampft war, fing das Pulver von ſelbſt Feuer und verglimmte allmälig zu Aſche. Die Aſche wurde mit Waſſer ausgelaugt, die Lauge einge⸗ trocknet und der Rückſtand zuletzt mit Weingeiſt ausgezogen. Der weingeiſtige Auszug wurde verdampft und der Rückſtand mit wenigem Waſſer aufgenommen. Ein Viertheil von dieſer wäſſrigen Löſung wurde mit ver⸗ dünnter Schwefelſäure bis zur ſauren Reaction verſetzt, darauf Stärkekleiſter und dann Chlorwaſſer tropfen⸗ weis zugefügt — das Gemiſch färbte ſich bald tief blau. Die übrigen drei Viertheile von der wäſſrigen Lö ſung wurden ebenfalls durch Schwefelſäure etwas ſauer gemacht, darauf mit ſchwefeliger Säure und aufgelöſtem ſchwefelſauren Kupferoxyd verſetzt. Das Gemiſch trübte ſich allmälig weiß. Nach 24 Stunden wurde es fil⸗ trirt, das Filtrat abermals durch Zuſatz von Aetzkalilauge alkaliſch gemacht, eingetrocknet und der Rückſtand von Neuem mit Weingeiſt ausgezogen. Der weingeiſtige Auszug wurde verdunſtet, der Rückſtand in einem Gläschen mit friſch bereitetem ſtarkem Chlorwaſſer, wozu einige Tropfen Schwefelſäure zugeſetzt worden waren, übergoſſen, darauf etwas Aether zugeſetzt und ſtark umgeſchüttelt — der Aether färbte ſich deutlich gelb. Es unterliegt demnach keinem Zweifel, daß die Steinkohlen Jod und Brom enthielten, und daß die Vegetabilien, aus deren Entmiſchung fie hervorgegangen find, einſtens vom Meere überfluthet wurden, deren ſalzige Beſtand⸗ theile in die organiſche Subſtanz eindrangen und ihre Spuren darin zurückließen. Vergleichende Verſuche, welche der Vortragende mit niederſchleſiſchen Steinkohlen und ebenſo mit Steinkohlen aus der jüngern Wealden⸗ 25 Formation von Schaumburg, welche demfelben von Herrn Profeffor Dr. Göppiert mitgetheilt worden waren, ergaben übrigens, in Bezug auf Jod, daſſelbe Reſultat. Auf Brom wurden dieſe letzteren nicht unterſucht. Herrn Profeſſor Dr. N. W. Fiſcher verdanken wir folgende Vorträge: a) Den 20. Februar: Zur Geſchichte des Selens. Zu den ausgezeichneten Eigenſchaften dieſes höchſt intereſſanten Stoffs gehört vorzüglich das Verhalten bei der Oxydation zu Selen und ſeleniger Säure, fo wie umgekehrt die Desorydation und Reduction deſ— ſelben aus dieſen Säuren. Dadurch unterſcheidet es ſich auch vom Schwefel, mit dem es ſo viel Ueberein⸗ ſtimmendes zeigt, indem die beiden Säuren dieſes Stoffes, welche im Uebrigen ſo ähnlich und iſomorph den Säuren des Selens ſind, nämlich die ſchwefelige und Schwefelſäure, ganz verſchieden in Beziehung der Dar— ſtellung und Zerſetzung ſich erhalten. So kann die Schwefelſäure durch Einwirkung der Salpeterſäure auf Schwefel und noch leichter auf ſchwefelige Säure gebildet werden, beſonders unter Mitwirkung von Salzſäure. Das Selen hingegen wird unter dieſen Umſtänden nur zu ſeleniger Säure oxydirt. Die Schwefelſäure hat einen Siedepunkt von 3269, bei dem fie unverändert deſtillirt; die Selenſäure wird ſchon bei 280 in Sauer: ſtoff und ſelenige Säure zerſetzt. Salzſäure, welche auf Schwefelſäure ohne alle Wirkung iſt, desoxydirt die Selenſäure zu ſeleniger Säure. Eben ſo wird die ſelenige Säure, außer durch ſchwefelige Säure ꝛc., durch viele Metalle reducirt, welche auf ſchwefelige Säure entweder ohne alle Wirkung ſind, oder es geht, wenn ſie fi) auf Koſten eines Theiles dieſer Säure orydiren, der andere Theil mit dem ausgeſchiedenen Schwefel eine Verbindung zu unterſchwefeliger Säure ein, und die Wirkung beſteht darin, daß ſich ein unterſchwefeligſaures Salz bildet, wie dieſes namentlich beim Zink der Fall iſt. Folgende Abweichung dieſer Angaben, welche ich bei einer neulichen Darſtellung der ſelenigen Säure fand, glaube ich nicht als ganz unintereſſant mittheilen zu dürfen. Ich hatte dazu Salpeterſäure von 1,5 ſpec. Ge⸗ wicht, die zugleich etwas ſalpeterige Säure enthielt, angewandt. Die als ſchönes gelbes Gas ſich entwickelnde felenige Säure hatte ſich genau, wie Berzelius angiebt, in langen nadelförmigen, durchſichtigen und glän- zenden Kryſtallen in dem oberen Theile der Retorte condenſirt, aber, aus der Retorte genommen und der Luft ausgeſetzt, wurden dieſe Kryſtalle bald feucht und zerfloſſen nach einiger Zeit gänzlich. Als Grund dieſes fo ſehr abweichenden Verhaltens erkannte ich bald die Gegenwart von Selenſäure, indem dieſe Kryſtalle, mit Salz: füure erhitzt, Chlor entwickelten, und mit einer Auflöſung von Chlorbarium und freier Salzſäure einen Nieder: ſchlag bildeten, welcher erſt beim Kochen, ebenfalls unter Entwickelung von Chlor, ſich auflöſte. Anfangs glaubte ich dieſen Gehalt an Selenſäure dadurch erklären zu können, daß die geringe Menge, welche durch die concen- trirte Salpeterſäure — freilich wider die bisherige Annahme — gebildet wurde, bei der Sublimation der ſe— lenigen Säure, ungeachtet der hohen Temperatur, mit fortgeriffen worden ſei, und hoffte, durch nochmaliges Auflöſen der kryſtalliſirten Säure in Waſſer, Verdampfen dieſer Auflöſung und raſches und ſtarkes Erhitzen des trockenen Rückſtandes, den Antheil an Selenſäure zu zerſetzen und reine ſelenige Säure ſublimirt zu erhalten. Das war aber nicht der Fall. Nach wiederholtem Auflöſen und Sublimiren zeigten die Kryſtalle das obige Verhalten, d. h. einen Gehalt an Selenſäure. Da das angewandte Selen aus der Fabrik von Batka in Prag etwas Schwefel, fo wie eine geringe Menge Kupfer enthält, fo glaube ich den Grund der unzerſetzt mit der ſe⸗ lenigen Säure übergehenden Selenſäure davon ableiten zu können, daß es die hier zugleich gebildete Schwefel— ſäure eigentlich ſei, welche die Selenſäure mit ſich fortreißt — obgleich es noch weniger zu erklären iſt, warum die Selenſäure bei der Temperatur, bei welcher die Schwefelſäure deſtillirt, unzerſetzt bleibt. — Ich wandte daher reines Selen, welches ſich aus der Auflöſung des unreinen in Kalilöſung an der Luft abſcheidet, zur Darſtellung der ſelenigen Säure an; aber auch dieſe enthielt Selenſäure, indem die großen nadelförmigen Kry⸗ ſtalle, unmittelbar aus der Retorte genommen, ganz trocken waren, in kurzer Zeit an der Luft naß wurden, und das angegebene Verhalten zu Salzſäure und Barytauflöfung zeigten. Ich glaube dieſem nach zur Erklä⸗ rung dieſer Erſcheinung als wahrſcheinlich annehmen zu dürfen, daß die Selenſäure, in einem beſtimmten Ver⸗ 4 26 hältniß mit ſeleniger verbunden, bei einer noch höheren Temperatur, als bei welcher fie iſolirt die Zerſetzung erleidet, unzerſetzt ſublimirt wird. Ueber die Richtigkeit dieſer Annahme, und ob die Verbindung eine eigen⸗ thümliche Säure, analog der Unterſchwefelſäure, oder eine Doppelſäure, wie die Verbindung der Schwefel⸗ mit der ſchwefeligen Säure oder der Salpeter- mit der ſalpeterigen Säure ſei, wird erſt bei fortgeſetzten Verſuchen entſchieden werden können. Dieſer Annahme zufolge wäre die unter den angegebenen Umſtänden erhaltene kryſtalliſirte Säure großentheils zwar felenige Säure, die jedoch mehr oder weniger von dieſer Verbindung der ſelenigen mit der Selenſäure enthält, von welcher ſie auch leicht getrennt werden kann, wenn ſie auf Filtrir⸗ papier gelegt und ſo lange mit friſchem gepreßt wird, bis es trocken bleibt. Für eine ſolche Verbindung ſcheint auch folgende Beobachtung zu ſprechen, die ich vor mehreren Jahren gemacht, und ſowohl H. Roſe als Redtenbacher in Prag damals mitgetheilt habe. Wird reine ſelenige Säure in Waſſer gelöſt und die Auflöſung bei 60° bis 100° oder bei einer noch höheren Temperatur ver⸗ dampft, fo erſcheint der trockene Rückſtand röthlich gefärbt, und ſcheidet beim Wiederauflöſen mehr oder we⸗ niger Selen aus. Und dieſes iſt immer der Fall, ſo oft auch die Säure von Neuem aufgelöſt, die Auflö⸗ fung durchfiltrirt und zum trockenen Rückſtande verdampft wird. Hat dieſes mehrmals ſtattgefunden, fo wird die trockene Säure an der Luft feucht und zerfließt nach einiger Zeit; kurz die Säure enthält Selen⸗ ſäure, welche ſich auf Koſten eines Theils ſeleniger Säure, und folglich unter Ausſcheidung von Selen gebildet hat. Da nun dieſe veränderte ſelenige Säure bei einer Temperatur von 20 bis 30% noch ganz trocken iſt, und erſt bei niedriger, gewöhnlicher Temperatur zerfließt, ſo iſt es wohl wahrſcheinlich, daß hier kein bloßes Gemenge, ſondern eine chemiſche Verbindung der beiden Säuren vorhanden iſt. Eine ähnliche Verbindung, wie die Selenſäure, bildet auch die Schwefelſäure mit der ſelenigen, wie aus Folgendem hervorgeht. Als ich zur Darſtellung der ſelenigen Säure auf ſchwefelhaltiges Selen concentrirte Salpeterſäure einwirken ließ, und die nach Verdampfen der Flüſſigkeit erhaltene weiße Maſſe zur Sublimation der ſelenigen Säure ſtark erhitzte, floß eine ölige Flüſſigkeit von der Wölbung der Retorte in Streifen nach dem Boden derſelben, welche, nachdem alle ſelenige Säure ſublimirt war, beim Erkalten der Retorte zu einer weißen, feſten, unkryſtalliſirten Maſſe erſtarrte, und, an die Luft gebracht, ſchnell zerfloß, und als eine Verbin⸗ dung von Schwefel- und ſeleniger Säure ſich verhielt. Weit merkwürdiger, wie dieſes Verfahren bei der Oxydation, iſt das bei der Reduction dieſes Stoffes aus der ſelenigen Säure. Nach meinen Beobachtungen im Jahre 1827 wird dieſe nicht nur wie bereits Berzelius angegeben, durch Zink und Eiſen, ſondern durch alle Metalle, welche das Silber reduciren, ja ſelbſt durch dieſes Metall bewirkt“) (Poggend. Annalen Bd. 10 S. 153). Aber der Grund dieſer Reduction kann unmöglich derſelbe ſein, auf dem die Wiederherſtellung der Metalle aus ihren Auflöſungen durch andere Me— talle beruht, daß nämlich die letzteren oxydirbarer oder mehr poſitiv electriſch als das aufgelöſte find, da zwi⸗ ſchen Selen und den angegebenen Metallen das Umgekehrte ſtattfindet; ſondern die Wiederherſtellung des Se⸗ lens aus der ſelenigen Säure beruht auf der doppelten Verwandtſchaft, welche die Metalle einerſeits zum Se⸗ len und anderſeits im oxydirten Zuſtande zu der ſelenigen Säure haben. Es werden daher hier zwei Pro- dukte gebildet, ein Selenmetall und ein ſelenigſaures Salz, welche auch in einem beſtimmten Verhältniß zu einander ſtehen, fo daß niemals alle ſelenige Säure reducirt wird. Dieſem nach wirken auch diejenigen Me⸗ talle am ſtärkſten, und ſelbſt auf eine ſehr verdünnte Auflöſung der ſelenigen Säure ein, welche eine ſtarke An⸗ ziehung zum Selen haben, wie dieſes beim Silber und nach neueren Verſuchen in noch höherem Grade beim Kupfer der Fall iſt. Weit langſamer und weniger empfindlich wirken Blei, Wismuth und Antimon ein. Wenn beim Zink und Eiſen das Selen allein abgeſchieden werden ſollte, ſo müßte angenommen werden, daß bei diefen Metallen nur die eine (prädisponirende) Verwandtſchaft der Oryde zu der Säure thätig ſei, nach ) Vielleicht iſt dieſes mit ein Grund, weshalb Berzelius das Selen — einen idioelectriſchen Stoff — nach wie vor zu den Metallen zaͤhlt. 27 welcher fie ſich auf Koſten eines Theiles der felenigen Säure orydiren. Doch hat Berzelius in dem durch Eiſen reducirten Selen etwas Seleneiſen gefunden, und dieſes dürfte wohl auch in dem durch Zink dargeſtell— ten der Fall ſein. Die Gegenwart einer anderen Säure begünſtigt die Reduction, theils dadurch, daß ſie das gebildete ſelenigſaure Salz, welches unlöslich ift, auflöſt, theils daß fie eine ſtärkere Anziehung zu dem gebilde— ten Oxyd als die ſelenige Säure beſitzt, und ſich folglich damit verbindet. In dieſem letzteren Falle kann da- her alle ſelenige Säure reducirt werden. Daß dieſe begünſtigende Wirkung von der Natur ſowohl der frem- den Säure, als des reducirenden Metalls, abhängen wird, verſteht ſich von ſelbſt. Ueberraſchend iſt die Wirkung, welche dieſe Metalle auf die grüne Auflöſung des Selens in Schwefel: ſäure ausüben, indem ſie ſich faſt augenblicklich mit dem gebildeten Selenmetall überziehen, wie dieſes beſon— ders mit dem Silber und Kupfer der Fall iſt. Ein Kupferdrath, in dieſe Auflöſung geſtellt, bildet in kurzer Zeit eine fo dicke Rinde von Selenkupfer und ſelenigſaurem Kupferoryd, daß fie von dem ungelöft gebliebenen Kupferdrath als Röhrchen abgezogen werden kann. Auch diejenigen Metalle, welche die ſelenige Säure nicht reduciren, wie Gold, Platin und Palladium *), zeigen eine ſtarke Anziehung zum Selen. Wird daher auf dieſe Metalle ein Tropfen von der grünen Auflö⸗ ſung des Selens in Schwefelſäure gebracht und der Luft ausgeſetzt, ſo haftet das durch die Anziehung der Feuchtigkeit der Luft allmälig ſich abſcheidende Selen ſo feſt an dieſen Metallen, daß es nicht weggewiſcht werden kann. b) Den 18. März: Ueber das Vermögen neutraler Metallſatzlöſungen, von einem andern weniger orydirbaren (mehr negativen) Metall eine geringe Menge auf: zul öſen. Bei meiner Unterſuchung über die Reduction der Metalle aus ihren Auflöſungen durch andere leichter oxydirbare, mehr poſitive Metalle, habe ich auf die eigenthümliche Erſcheinung aufmerkſam gemacht, daß die Auflöſung von eſſigſaurem und ſalpeterſaurem Zinkoxyd etwas von metalliſchem Blei, und die von ſalpeterſau⸗ rem Kupferoryd eine geringe Menge von Silber auflöſt, wenn dieſe Metalle in fein zertheiltem Zuſtande mit der Auflöſung in Berührung ſtehen. (S. Poggend. Annalen Bd. IV S. 296.) Wenn daher daſſelbe Metall, welches die Salzauflöſung enthält, mit einer Spitze in die Flüſſigkeit eintaucht, fo reducirt es das aufgelöſte negative Metall, alfo das Zink in der Zinkauflöſung das Blei, und das Kupfer in der Kupferlöſung das Sil- ber. Die Flüſſigkeit löſt dann von neuem eine geringe Menge von dem negativen Metall auf, welches wie⸗ der von dem poſitiven Metall reducirt wird, und ſo fort. Wenn daher die an dem Zink ſich anlegenden Blei⸗ dendriten und die am Kupfer gebildeten Silberdendriten durch ihre Schwere oder die Bewegung der Flüſſigkeit abfallen, ſo ſtellen ſich nach kurzer Zeit wieder neue Dendriten dar. Dieſes abwechſelnde Auflöſen und Redu⸗ ciren hört nur dann auf, wenn entweder die Spitze des reducirenden Metalles ganz aufgelöſt oder mit dem gebildeten baſiſchen Salz fo feſt überzogen iſt, daß das reducirende Metall nicht mehr in unmittelbarer Berüh⸗ rung mit der Flüſſigkeit ſteht, oder wenn die Auflöſung ſelbſt fo überſättigt mit dem gebildeten Oxyd des po= ſitiven Metalles iſt, daß ſie nichts mehr von dem negativen aufzulöſen vermag. Ein Erfolg, der nach mehre— ren Monaten, ja unter günſtigen Umſtänden ſelbſt nach Jahr und Tag noch nicht ſtattfindet *). ) Das Palladium wirkt noch ſchwach reducirend auf ſelenige Säure bei erhöhter Temperatur ein. *) Ein im September 1845 bei der Anweſenheit des Herrn Prof. Dove aus Berlin in nachſtehender Art an- geſtellter Verſuch zeigt noch jetzt, Ende April, dieſes alternirende Aufloſen und Reduciren. In eine Reagens⸗ rohre, auf deren Boden fein zertheiltes Silber war, wie es am beſten aus dem ſalpeterſauren Silberoxyd durch Eifenvitriollöfung erhalten wird, wurde die Auflöfung von ſalpeterſaurem Kupferoxyd gegoſſen, welche, um fie vollkommen neutral zu erhalten, ſo lange mit metalliſchem Kupfer gekocht worden war, bis ſich baſiſches Salz abzuſcheiden anfing, und vermittelſt eines Pfropfens ein Kupferdrath durch die obere Oeffnung der Rohre fo 4 * 28 Als Grund dieſer Erſcheinung hatte ich die Neigung der neutralen Metallſalze in baſiſche überzugehen angegeben, eine Erklärung, welche durch neuere Verſuche beſtätigt worden iſt. Nach dieſen nämlich findet dieſe Erſcheinung des Auflöſens der Metalle in Metallſalzauflöſungen ziemlich allgemein ſtatt, nur iſt nach der ver⸗ ſchiedenen Natur der Metalle, beſonders aber der der Metallſalze, die erfoderliche Zeit verſchieden, in welcher die bewirkte Auflöſung des Metalles wahrzunehmen iſt, was wieder vorzüglich von der Schwierigkeit oder Leich⸗ tigkeit abhängt, mit welcher das angewandte Metallſalz in ein baſiſches übergeht. So kann z. B. ſchon nach vierundzwanzig Stunden die Reduction des aufgelöſten Silbers an der Spitze des Kupferdraths wahrgenom⸗ men werden, bei Anwendung von ſalpeterſaurem Kupferoryd. Was bei Anwendung des ſchwefelſauren Kupfer⸗ oxyds kaum nach vier Tagen der Fall iſt. Was dieſe Reduction ſelbſt betrifft, ſo iſt ſie eine nothwendige Folge der vorhergegangenen Auflöſung, ſobald ein reducirendes Metall in daſſelbe geſtellt wird. Eben ſo natürlich iſt es, daß die Flüſſigkeit, ſobald das aufgelöſte Metall daraus durch Reduction abgeſchieden worden iſt, von neuem etwas davon auflöſen wird und fo fort, wobei immer mehr und mehr baſiſches Salz aus dem angewandten neutralen gebildet wird. Je⸗ mehr dieſes letztere der Fall iſt, deſto länger hat auch die alternirende Wirkung des Reducirens und Auflöſens ſtattgefunden. Dies zeigt ſich beſonders beim ſalpeterſauren Kupferoryd, indem aus der Auflöſung, in welcher eine Zeit lang dieſe Wechſelwirkung ſtattgefunden hat, mit dem niederfallenden Silber zugleich baſiſches Kupfer— ſalz niederfällt. Es verſteht ſich übrigens von ſelbſt, daß die Reduction auch von einem andern Metall, als dem in dem Salz enthaltenen, bewirkt werden kann, ſobald es nur reducirend auf das aufzulöſende einzuwir⸗ ken vermag, ohne zugleich das Metallſalz ſelbſt wieder herzuſtellen. So z. B. kann das in dem Zinkſalz ſich auflöſende Silber, ſo wie durch Zink, auch durch Eiſen reducirt werden. Hieraus geht folgendes Reſultat hervor: Wenn eine Flüſſigkeit von einem beſtimmten Körper eine, wenn auch noch ſo geringe Menge aufzulöſen vermag, ihr aber durch ein geeignetes Mittel dieſes Minimum des Aufgelöſten entzogen wird, ſo löſt ſie dann ein zweites Minimum auf, und, wenn dieſes abgeſchieden, ein drittes auf u. ſ. f., ſo daß dieſelbe Menge Flüſſigkeit eine bedeutende Menge von dem ſo ſehr ſchwer löslichen Körper aufzulöſen im Stande iſt. In dem vorliegenden Falle findet dieſes Wiederauflöſen inſofern eine Grenze, als die Flüſſigkeit an der Stelle des abgeſchiedenen — reducirten Metalles — jedesmal den abſchei⸗ denden Körper — das reducirende Metall — auflöſt, wo aber dieſes nicht ſtattfindet, kann dieſes Wiederauf⸗ löſen ins Unbegrenzte gehen *). c) Den 24. Juni: Ueber das Leuchten des Phosphors. (Fortſetzung des in der vorjährigen Ueberſicht von S. 99 — 107 enthaltenen Auffages.) Zu den Angaben über den Einfluß, welchen die Weite der Oeffnung auf das Steigen des Waſſers in den mit atmoſphäriſcher Luft gefüllten Gefäßen ausübt (S. 99), iſt folgendes hinzuzuſetzen: „Iſt hingegen die Oeffnung ſehr weit, ſo ſteigt, ſelbſt unter den günſtigſten Umſtänden, das Waſſer lange nicht ſo hoch, als der Sauerſtoffgehalt der eingeſchloſſenen Luft beträgt, und das Leuchten des Phos— phors dauert dann ununterbrochen fort, bis aller Phosphor verſchwunden, d. h. oxydirt iſt, wie aus folgen⸗ dem Verſuch hervorgeht. gehalten, daß die Spitze deſſelben in der Fluͤſſigkeit ſtand. Nach 24 Stunden konnten ſchon ſeine Silberden— driten wahrgenommen werden, welche ſich an dieſe Spitze angelegt hatten. Wenn dieſe nach einiger Zeit ab- fielen, ſo legten ſich neue an der Kupferſpitze an, und dieſes iſt noch, wie angegeben, nach ſieben Monaten der Fall. ) Wenn dem Humus aller Antheil an der Ernährung der Pflanzen abgeſprochen wird, jo kann die no lichkeit deſſelben, wenn fie auch noch fo. groß ift, kein hinreichender Grund dafür fein. 29 In einer 4 Zoll weiten und 8 Zoll hohen Glocke war ein Stück Phosphor, ungefähr 3 Zoll von der unten mit Waſſer geſperrten Oeffnung entfernt, an einem Glasſtabe befeſtigt. Dem ſtarken Leuchten bei einer Tem⸗ peratur von 260 gemäß, ſteigt auch das Waſſer raſch in die Höhe, aber es erreicht kaum 1 Zoll. Dieſer Stand blieb unverändert derſelbe mehrere Monate hindurch, bei ununterbrochenem Fortleuchten des Phosphors, bis er ganz verſchwunden war.“ Der Grund dieſes, den früheren Angaben ſcheinbar widerſprechenden Verhaltens iſt folgender: Nachdem die eingeſchloſſene Luft einen großen Theil ihres Sauerſtoffes verloren hat und das Waſſer dieſem entſprechend in die Höhe geſtiegen war, haucht es von ſeiner bedeutenden Fläche eine ſolche Menge at— moſphäriſche Luft aus, daß der von Phosphor aufgenommene Sauerſtoff durch den Stickſtoff erſetzt wird, den das Waſſer als atmoſphäriſche Luft von Außen zuführt, daher auch kein ferneres Steigen ſtattfindet. Bei einer kleinen Waſſerfläche, wie in den früheren Verſuchen, in Gefäßen von höchſtens 1 Zoll weiter Oeffnung, iſt dieſes Aushauchen der Luft ſo unbedeutend, daß es keinen merklichen Einfluß ausübt, ſo daß der Phosphor raſch allen Sauerſtoff der eingeſchloſſenen Luft anzieht und das Waſſer daher den Raum des Sauerſtoffes vollkom⸗ men einnimmt. Was die Natur des Products betrifft (a. a. O. VI. S. 353 u. f.), ſo haben auch die fortgeſetzten Verſuche kein anderes Reſultat gegeben, als daß unter dieſen Umſtänden Phosphor und phosphorige Säure gebildet werden, deren Verhältniß nach den verſchiedenen Umſtänden verſchieden iſt. Da aber die Atmoſphäre, in welcher dieſes Product gebildet worden iſt, Lakmuspapier nach vorherigem Röthen deſſelben und das mit Indiglöſung gefärbte bleicht ), welche Reaction von dieſen Säuren, wie fie gewöhnlich, in Waſſer gelöſt, dar⸗ geſtellt werden, nicht bewirkt werden kann, und man ſie nicht dem luftförmigen Zuſtande, in welchem dieſe Säuren unter den obwaltenden Umſtänden offenbar dargeſtellt werden und den ſie auch in Berührung mit Waſſer noch einige Zeit beibehalten — wie ja auch die waſſerfreie Phosphorſäure unter Waſſer einige Zeit noch den feſten Aggregatzuſtand behält — zuſchreiben will, wozu keine Analogie berechtigt: fo muß angenom= men werden, wie ich mich ſchon vor langer Zeit darüber geäußert habe, daß der Stickſtoff, oder irgend eine Oxydationsſtufe deſſelben, mit den in der atmoſphäriſchen Luft gebildeten Säuren des Phosphors im statu nascente eine luftförmige Verbindung eingehe, welche bei Einwirkung der Baſen fofort, bei der des Waſſers aber langſam getrennt werde, und daß die bleichende Wirkung von dieſer Verbindung ausgehe. Wie wenig aber dieſe bleichende Wirkung von einem gebildeten Wafferftofffuperoryd abgeleitet, wie wenig überhaupt hier an die Erzeugung dieſes Superoxyds gedacht werden kann, werden folgende Verſuche darthun: 1. Unter einer mit Waſſer geſperrten großen Glocke von mehr als einem halben Cubikfuß Inhalt, in deren Hals eine mit einem Hahn verſehene Entbindungsröhre befeſtigt war, wurde ein Stück Phosphor ent- zündet, und nachdem das Verbrennen aufgehört und das Waſſer in die Höhe geſtiegen, wurde der Hahn ge— öffnet und durch die Entbindungsröhre die Luft in Flaſchen, welche mit Waſſer gefüllt waren, geleitet. Die gefärbten Papiere in dieſen Flaſchen, durch einen Pfropfen gehalten, wurden langſam gebleicht. Daß aber bei der Temperatur des brennenden Phosphors ein ſolches Superoxyd nicht gebildet werden und folglich die blei- chende Wirkung nicht davon herrühren kann, verſteht ſich von ſelbſt. Aber daß auch bei niedriger Tempera⸗ tur, d. h. beim Leuchten des Phosphors, dieſes Superoryd nicht erzeugt werden kann, zeigen folgende Verſuche. 2. In eine Flaſche, / atmoſphäriſche Luft und 2 ſchwefelige Säure enthaltend, Phosphor gebracht, ſindet das Leuchten deſſelben eben ſo gut wie in reiner atmoſphäriſcher Luft ſtatt, nur mit dem Unterſchied, *) Daß ich früher die bleichende Wirkung nicht wahrgenommen habe, ruͤhrte, wie ich bereits angegeben (Poggend. Ann. Bd. LXVI), davon her, daß ich die Verſuche in kleinen Flaſchen von 10“ Inhalt angeſtellt hatte. In großen Flaſchen findet das Bleichen bald ſtatt und bei der gegenwärtigen Temperatur von 26 — 28° auch in kleinen Flaſchen, obgleich langſam, indem die Roͤthung, die zuerſt und bald ſtattfindet, erſt ganz allmälig, indem fie immer blaͤſſer wird, verſchwindet. 30 daß es früher aufhört, ehe noch die atmoſphäriſche Luft allen Sauerſtoff verloren hat. (Daher findet, fo wie in reinem ſchwefeligſaurem Gas, auch in dem kein Leuchten ſtatt, in dem nur Spuren atmoſphäriſcher Luft enthalten find) *). 3. In viel Schwefelwaſſerſtoffgas haltender atmoſphäriſcher Luft leuchtet der Phosphor ebenfalls, aber weit ſchwächer als in atmoſphäriſcher Luft. Das Leuchten wird immer dunkler und hört weit früher ganz auf, als dieſes bei einem gleichen Verhältniß ſchwefeliger Säure zur atmoſphäriſchen Luft der Fall iſt. (Der nach dem Verlöſchen aus beiden Luftarten, ſchwefeliger Säure und Schwefelwaſſerſtoff, herausgenommene Phos⸗ phor leuchtet nicht an der atmoſphäriſchen Luft. Im letztern Falle dauert jedoch dieſes Nichtleuchten nur kurze Zeit, während der aus der ſchwefeligen Säure erſt nach vielen Stunden zu leuchten anfängt.) Daß in beiden Gasarten kein Waſſerſtofforyd erzeugt werden kann, braucht wohl nicht beſonders er⸗ wähnt zu werden. Schließlich glaubte ich noch unterſuchen zu müſſen: VII. Das Verhalten des Phosphors in atmoſphäriſcher Luft bei der Gegenwart ſolcher Sub⸗ ſtanzen, die das Leuchten verhindern, ob nämlich dabei der Phosphor oxydirt wird oder nicht. 1. In eine Flaſche ölbildendes Gas wurde Phosphor gebracht und vermittelſt des Pfropfens Lakmus⸗ papier hineingehängt. Ohne das geringſte Leuchten des Phosphors war nach 24 Stunden das Papier ſtark geröthet. (Der aus dieſer Luft genommene Phosphor leuchtet nach ſehr kurzer Zeit an der atmoſphäri⸗ ſchen Luft.) 2. Eben fo war die Wirkung in atmoſphäriſcher Luft, wenn in die Flaſche etwas Aether oder Steinöl gegoſſen worden iſt. Der nichtleuchtende Phosphor oxydirt ſich und bewirkt dadurch das Röthen des Lakmus⸗ papiers. Aus der Flaſche genommen, leuchtet der Phosphor erſt nach einiger Zeit. (Auch ohne Phosphor findet zwar dieſe Reaction auf Lakmus ſtatt, wenn atmoſphäriſche Luft mit etwas Aether oder Steinöl in ei⸗ ner Flaſche vermiſcht und verſchloſſen wird, aber die Reaction findet ſehr langſam ſtatt und iſt auch ſehr ſchwach.) 3. In ſchwefligſaurem Gaſe, welches keine oder nur Spuren von atmoſphäriſcher Luft enthält, in wel⸗ cher daher der Phosphor nicht leuchtet, findet die Oxydation auf Koſten der ſchwefeligen Säure ſtatt. Wird die Flaſche nach 8— 14 Tagen geöffnet, fo iſt nicht der geringſte Geruch nach ſchwefeliger Säure, dagegen der nach phosphoriger Säure wahrzunehmen und der ausgeſchiedene Schwefel hat ſich auf den Phosphor niederge⸗ ſchlagen, wodurch der ganz rein und folglich wenig gefärbte angewandte Phosphor ſtark gelb gefärbt erſcheint. Die Ergebniſſe dieſer Unterſuchung ſind demnach: 1. Der Phosphor geht mit den verſchiedenſten Gasarten Verbindungen ein, er vergaſt ſich darin. 2. Enthält eine ſolche Luft nicht chemiſch gebundenen Sauerſtoff, fo oxydirt er ſich im Moment der Vergaſung, und dieſes iſt mit dem Leuchten deſſelben auf ſeiner Oberfläche verbunden. 3. So wie in der atmoſphäriſchen Luft, ſo findet auch das Leuchten in den meiſten Luftarten ſtatt, welche, wenn auch nur eine geringe Menge, atmoſphäriſche oder Sauerſtoffluft enthalten. In Kohlenwaſſer⸗ ſtoff⸗ und Stidorydgas findet in dieſem Falle kein Leuchten und in ſchwefeliger Säure und in Schwefelmaf- ſerſtoffgas nur bei einer verhältnißmäßigen Menge atmoſphäriſcher Luft ſtatt. In Sauerſtoffgas erfordert das *) Es war ein Irrthum, wenn ich a. a. O. S. 348 in einer Anmerkung angegeben habe, daß ſchwefelige Säure wie Stickoryd auch in geringer Menge das Leuchten verhindert. Ich hatte mich entweder zu dem Verſuche damals eines Phosphors bedient, der eine Zeit lang in einer das Leuchten hemmenden Atmoſphaͤre war, wo⸗ durch er auf kuͤrzere oder laͤngere Zeit ſelbſt in atmoſphaͤriſcher Luft nicht leuchtend iſt, oder ich habe mich nicht lange genug in der finſtern Kammer verweilt, um das ſtattfindende Leuchten wahrzunehmen. 31 Leuchten eine höhere Temperatur als in den andern Luftarten, welche Sauerſtoff enthalten, weil die Vergaſung in dieſer Luft erſt bei dieſer Temperatur vor ſich geht. 4. Indem das Leuchten blos eine das Oxpdiren begleitende Erſcheinung iſt, fo kann es auch nur fo lange ſtattfinden, als die Luft Sauerſtoff enthält; iſt aller mit dem Phosphor verbunden, ſo verliſcht er. 5. Das Product, welches unter dieſen Umſtänden gebildet wird, iſt gasförmig und wirkt als ſolches hemmend auf die fernere Oxydation des Phosphors ein, fo daß, wenn die Luft und der Phosphor trocken an- gewandt worden find, ſelbſt nach mehrwöchentlichem ununterbrochenem, aber ſchwachem Leuchten, eine nur un⸗ bedeutende Menge Sauerſtoff aus der eingeſchloſſenen Luft vom Phosphor angezogen worden iſt. Iſt hinge⸗ gen Waſſer gegenwärtig, ſo nimmt es das gasförmige Product raſch auf, wodurch in kurzer Zeit — unter günſtigen Umſtänden in wenigen Stunden — aller Sauerſtoff mit dem Phosphor verbunden iſt. 6. Die Natur dieſes Products zeigt ſich als die eines Gemenges von Phosphor und phosphoriger Säure, unter verſchiedenen Umſtänden in verſchiedenen Verhältniſſen, ſobald es vom Waſſer oder alkaliſchen Baſen aufgenommen worden iſt; unmittelbar luftförmig dargeſtellt, ſcheint es noch Stickſtoff oder ein Oxyd dieſes Stoffes zu enthalten. 7. Das Leuchten, einzig und allein beim Oxpdiren ſtattfindend, iſt jedoch keine abſolute Bedingung der Oxydation, vielmehr findet dieſe in einzelnen Fällen ohne Leuchten ſtatt (VII). 8. In ſauerſtofffreien Luftarten findet das Vergaſen des Phosphors (1) bis zur Sättigung der ein⸗ geſchloſſenen Luft ſtatt. Wird daher die mit einer ſolchen Luft gefüllten Flaſche, in welcher der Phosphor eine Zeit lang eingeſchloſſen war, an der atmoſphäriſchen Luft geöffnet, ſo findet augenblicklich ein Leuchten der ganzen Atmoſphäre ſtatt. Natürlich iſt dieſes auch der Fall bei Anwendung der atmoſphäriſchen Luft, da in derſel⸗ ben, wenn alles Leuchten des Phosphors aufgehört hat, d. h. aller Sauerſtoff verzehrt iſt, ebenfalls das Ver⸗ gaſen deſſelben in dem Stickgas vor ſich geht. Indem bei dieſer Erſcheinung alles in der eingeſchloſſenen Luft enthaltene Phosphorgas durch den Zutritt der atmoſphäriſchen Luft oxydirt wird, fo findet, fo lange noch Phosphor in der Flaſche iſt, beim Verſchließen derſelben von Neuem das Vergaſen, und folglich beim Wieder⸗ öffnen in der Luft das Leuchten der Phosphor-Atmoſphäre ſtatt, ſo daß dieſes intereſſante Phänomen zu wie⸗ derholten Malen dargeſtellt werden kann, ſobald ein dem Volumen des Gefäßes entſprechendes Stück Phos⸗ phor genommen wird. Die Zeit, welche der Phosphor zu der Vergaſung erfodert, hängt theils ebenfalls von der Temperatur, theils von der Natur der angewandten Luft ab. Am ſchnellſten ſcheint dieſes im Waſſer⸗ ſtoffgas vor ſich zu gehen, fo daß das Leuchten der Atmoſphäre in Flaſchen von 10 — 12 Zoll Inhalt ſchon nach Verlauf von 2— 3 Stunden erfolgte, d. h. wenn die Luft ganz frei von atmoſphäriſcher Luft war. Bei der Gegenwart derſelben muß dieſe Zeit, nachdem alles Leuchten des Phosphors aufgehört hat, abgewartet werden, ehe die Flaſche an der Luft geöffnet wird. 9. Alle Luftarten, in welchen, ſobald ſie, wenn auch nur Spuren von Sauerſtoff enthalten, das Leuch⸗ ten des Phosphors vor ſich geht, zeigen auch dieſe leuchtende Atmoſphäre; dagegen diejenigen, welche das Leuchten des Phosphors gänzlich verhindern, wie Stickoryd- und Kohlenwaſſerſtoffgas (Aether und Steinöl), auch keine leuchtende Atmoſphäre bilden. Den 16. December machte Herr Profeſſor Dr. Fiſcher die vorläufige Mittheilung, daß er von neuem die Unterſuchung über die reducirende Wirkung des Stickſtoffes, ſowohl im freien Zuſtande, als in der atmo⸗ ſphäriſchen Luft, vorgenommen habe, von der er ſpäter Bericht erſtatten werde. Dabei zeigte er, wie ganz be⸗ gründet dieſe Wirkung auf die Palladiumauflöſung, die er im Jahre 1829 beobachtet und in Poggend. An— nalen (Bd. XVII S. 137 und 479) veröffentlichte, und wie unrichtig alles das ſei, was Berzelius in dem 10. Jahresbericht S. 88 dagegen bemerkt hätte, indem er ſowohl den weſentlichen Inhalt dieſes Aufſatzes, als die Stelle aus dem Jahresberichte mittheilte. 32 Herr Dr. phil. Krocker hielt folgende Vorträge: a) Am 27. Mai theilte derſelbe die Reſultate einer Unterſuchung mit, welche er in Be zug auf den Gehalt der Ackererde an Ammoniak erhalten hatte. (Annalen der Che mie u. Pharm. Bd. 58. S. 381.) Wenn wir die Beobachtungen, welche in Bezug auf die Aſſimilation des Stickſtoffs durch die Pflanzen angeſtellt worden ſind, erwägen, wenn wir die über dieſen Gegenſtand gemachten Erfahrungen in Betracht zie⸗ hen, ſo iſt es wohl mehr als wahrſcheinlich, daß das in der Atmoſphäre enthaltene Ammoniak es ſei, welches den Pflanzen den Stickſtoff lieferte. Die chemiſchen Eigenſchaften des Ammoniaks das indifferente Verhalten des atmoſphäriſchen Stickſtoffs, die Wirkungen des thieriſchen Düngers auf den Gehalt der Kulturpflanzen an ſtickſtoffhaltigen Beſtandtheilen, die Gegenwart von Ammoniakſalzen in den Pflanzen, die Verbreitung des Am⸗ moniaks überhaupt, in allen Bodenarten, in Mineralien, in der Atmoſphäre, im Waſſer, rechtfertigen um fo mehr jene Anſicht. Was die Verbreitung betrifft, ſo ſcheint ſie von der Art zu ſein, daß man an dem Vorhandenſein der den Pflanzen zur Bildung der ſtickſtoffhaltigen Beſtandtheile nöthigen Menge nicht zweifeln kann, da es ſich faſt überall, obwohl in geringer Menge, vorfindet. Die ſo intereſſanten Verſuche von Faraday beweiſen hinlänglich die Allgegenwart des Ammoniaks, man kann nicht zweifeln, daß, wo irgend atmoſphäriſche Luft, ſich auch Ammoniak finden muß. Gewiſſe, für die Agricultur unentbehrliche Subſtanzen find dadurch ausgezeichnet, daß das atmoſphäriſche Ammoniak durch kräftige Verwandtſchaft zurückgehalten wird. Es iſt bekannt, daß Thonerde, ſeiner Beſchaffenheit wegen in noch höherem Grade der gebrannte Thon, daſſelbe gleichſam anſaugen und wie poröſe Körper verdichten. In unſerer Ackererde müſſen daher gewiſſe Quantitäten Ammoniak enthalten ſein, ſowie ſich daſſelbe auch in den Mergeln vorfindet. Ich verſuchte nun den Ammoniakgehalt in verſchiedenen Bodenarten zu beſtimmen, zu welchem Zweck die zur Unterſuchung nöthigen Subſtanzen einige Zoll, mitunter Fuß tief, von verſchiedenen Stellen der Felder entnommen wurden. Nachdem ſie bis zum lufttrocknen Zuſtande an einem geſchützten Orte gelegen hatten, wurden ſie ſorgfältig mittelſt eines feinen Haarſiebes von den etwa anhängenden organiſchen Subſtanzen befreit und zur Unterſuchung verwandt. In den lufttrockenen feingeſiebten Subſtanzen wurde, nach Erhitzen mit Natronkalk, nach der Methode der Stickſtoffbeſtimmung von Varrentrapp und Will, das Ammoniak als Platinſalmiak beſtimmt. Es verdient beſonders bemerkt zu werden, daß der erhaltene Platinſalmiak immer ganz rein kryſtalliniſch dunkel⸗ gelb war und ſich weſentlich durch ſeine Reinheit von jenem unterſchied, welchen man durch Verbrennen von organiſchen ſtickſtoffhaltigen Subſtanzen zu erhalten pflegt. Es ſind daher nur höchſt geringe Mengen deſſel⸗ ben auf Koſten dieſer Subſtanzen zu rechnen, doch ſind auch andrerſeits die erhaltenen Mengen ſo groß, daß ſie unmöglich einem durch Dünger zugeführten Ammoniakgehalt zugeſchrieben werden können. Die erhaltenen Reſultate ſind folgende, wobei zu bemerken, daß zur Beſtimmung der ſpecifiſchen Gewichte die Erden in dem lufttrockenen Zuſtande, ſo wie ſie zur Unterſuchung dienten, angewandt wurden: Ammoniakgehalt in 100 Thei⸗ Specifiſches len lufttrockner Subſtanz, Gewicht. Thoniger Boden vor der Düngun a D 2,39 Dhoniger Bede: 8 0% 633 Nr > 2,42 Ackerkrume eines Bodens von Hohenheim OS 2,40 Untergrund deſſelben Bodenn B Oos TER 2,41 Thoniger Boden vor der Düngung 714 REN. 2,41 Thoniger Boden vor der Düngunn sss. DD 2,41 Zu Gerſte beſtellter Boden Gee e 2,741 Ammoniakgehalt in 100 Thei⸗ Specifiſches len lufttrockner Subſtanz Gewicht. Thoniger Boden vor der Dingunn ggg e eee 2,41 ee sde a nee SEN ER 2,45 Stine Dabei 0,lsal a... 2,45 Nie gedüngte Erde aus dem Staate Illinois in Amerika, durch Austreten eines Landſees aufgeſchwemmmumwꝛ !. 0,16 „„ 2,18 de e ebnen 0,096 . aaa: 2,50 25 Fuß tief ausgegrabene lehmige Erde „OSS „„ 2,50 Sandiger nie bebauter Boden Dogo og og 0% 50% . „ 2,51 r EH 2,61 0,0988 0,0955 0,0768 Verſchiedene Mergel aus der Gegend von Mainz bis Worms / 0,0736 f 0,0579 0,0077 0,0047 Es läßt ſich hiernach nicht verkennen, wie ſehr der Gehalt an Ammoniak durch die Beſchaffenheit des Bodens bedingt iſt, um wieviel mehr, beſonders durch thonigen Boden, im Verhältniß zu ſandigen, daſſelbe zurückgehalten wird. Auch das ſpecifiſche Gewicht giebt im Allgemeinen hierin einen Anhaltspunkt, wie es überhaupt möglich iſt, mittelſt deſſelben einigermaßen auf die Natur des Bodens ſchließen zu können, da es um ſo kleiner, je größer der Humus-, Kalk- oder Thon-Gehalt, um ſo größer, je mehr die ſandige, lehmige Beſchaffenheit vorherrſcht. Berechnet man, nur um ein Bild über die in der Ackererde enthaltene Menge von ln zu ges ben, mit Zugrundelegung der fpecififchen Gewichte, wieviel Ammoniak in einer Bodenſchicht / Meter tief, zu feſter Subſtanz angenommen, für eine Hektare, welche faſt genau 4 Morgen entſpricht, enthalten ift, fo erges ben ſich ſolche Mengen, daß der Einwurf, es ſei durch Dünger zugeführt, von ſelbſt fortfällt. Da eine Hektare — 10000 Meter, fo ift der Kubikinhalt der Bodenſchicht einer Hektare 0,25 Me⸗ ter tief, feſter Subſtanz —= 2500 Kubikmeter, welche wiegen 2500000 Kilogramme, multiplicirt mit dem ſpe⸗ cifiſchen Gewicht des Bodens. So berechnet ſich z. B. der Ammoniakgehalt der Erde, welche bei einem ſpeci⸗ fiſchen Gewicht 2,41 an Ammoniak 0,139 pC. enthält, zu 2500000 >< 2,41 >< 0,139 2 h ee Es werden nun im Allgemeinen im Elſaß, nach Bouffingault, für einen Umlauf von fünf Jahren auf die Hektare 49086 Kilogramm feuchter Dünger gebracht. Nach feinen Angaben find in dieſem 203,2 Ki— logramm Stickſtoff — 246 Kilogramm — 492 Pfund Ammoniak enthalten, welche für jene Zeit vollkommen ausreichen. Wären jene 16749 Pfund Ammoniak durch Dünger auf die Hektare gebracht worden, ſo wären hierzu 3342038 Pfunde Dünger von jener Zuſammenſetzung erforderlich. Auch bei Annahme eines größeren Gehaltes von Stickſtoff im Dünger, da in jenen Analyſen der Ammoniakgehalt des feuchten Düngers nach Analyſen der trockenen Subſtanz berechnet iſt, würden die Zahlen ſo groß ſein, daß man nicht annehmen kann, daß das Ammoniak durch dieſes Mittel in den Boden gelangt ſein kann. Abgeſehen von der ſo ausgezeichneten Wirkung des animaliſchen Düngers als Verbeſſerungsmittel der phyſikaliſchen Bodenbeſchaffenheit, abgeſehen von feiner Wirkung als Erſatz für die dem Boden in den Ernd— ten entnommenen mineraliſchen Subſtanzen, ſcheint die Wirkung ſeines Stickſtoffgehaltes gewiſſermaßen in 5 2 = 16749 Pfund. 34 Widerſpruch mit dieſen Angaben zu ſtehen; doch muß man nur die verſchiedene Beſchaffenheit der Bodenarten, in Bezug auf Ammoniak fixirende Beſtandtheile, Lage ꝛc. berückſichtigen, da der Ammoniakgehalt davon abzu⸗ hängen ſcheint, und erwägen, daß in der Agricultur der Gewinn an Zeit ſo wichtig iſt und ſomit auf gewiſſen Bodenarten zur Erreichung beſtimmter Zwecke ein ſtickſtoffreicher Dünger dennoch erforderlich ſein wird. b) Am 9. November ſprach Derſelbe über eine Methode zur Bereitung des electriſchen Papieres, und erläuterte die Eigenſchaften deſſelben durch damit angeſtellte Verſuche. 0 Veranlaſſung hierzu gaben die von Schönbein in öffentlichen Blättern angegebenen Eigenſchaften eines von ihm angefertigten electriſchen Papieres. Es beſtätigte ſich gewiſſermaßen die Vermuthung, daß feine Bes reitung ähnlich der, von Profeſſor Otto für erplofive Baumwolle angegebenen, fein möchte. Die Miſchung für letztere jedoch enthält zu viel Schwefelſäure, da bei ganz gleicher Behandlung das Papier ſehr ſchnell gänz— lich zerſtö'rt wird, während bei geringeren Mengen von Schwefelſäure zwar auch eine gänzliche Auflöſung, je— doch viel ſpäter, eintritt, ſo daß ſich dieſe bei einigermaßen ſchneller Operation immer ſehr leicht vermeiden läßt. Die Wahl der Materialien hat für die Erzeugung eines Papieres von ſehr ſtark electriſchen Eigenſchaften eine große Bedeutung. Am beſten eignete ſich Florpapier, welches in eine Miſchung von einem Theile rauchender Schwefelſäure und zwei Theilen rauchender Salpeterſäure nur ſo lange Zeit getaucht wurde, als nöthig iſt um beide Seiten des Papieres vollſtändig zu benetzen. Es wird hierbei viel conſiſtenter, durchſcheinend, und behält auch dieſe Eigenſchaften in hohem Grade, wenn es, nach Abwaſchen in Waſſer, getrocknet worden iſt. Das ſo behandelte Papier iſt ſehr leicht entzündlich, es brennt faſt mit derſelben Schnelligkeit und ſo wenig Rückſtand hinterlaſſend, wie es exploſive Baumwolle thut, mit welcher es auch die Eigenſchaſt, ſtickſtoff⸗ haltig zu ſein, theilt. Ueberhaupt ſcheint es eine ganz analoge elementare Veränderung, wie letztere, erlitten zu haben. Bei Streichen mit der trockenen Hand zeigte ſich dies Papier ſo electriſch, daß es an der Unterlage ſtark haftete und beim Losreißen ſowie bei nachherigem Nähern eines Leiters Funken gab. Es zeigte in die⸗ ſem Zuſtande negative Electricität, und eignet ſich ſehr gut zu electroſcopiſchen Verſuchen. Noch allgemeiner dürfte es Anwendung zum Electrophor finden, bei welchem es die Stelle des Harz: kuchens vollſtändig erſetzt. Die in Bezug hierauf angeſtellten Verſuche gaben ſehr befriedigende Reſultate, in⸗ dem ſehr anhaltend und ziemlich ſtarke Funken erhalten wurden. Bei dieſem Verhalten iſt es natürlich, daß ſich die attractoriſchen Erſcheinungen mit Hollundermarkkügelchen ſehr lebhaft zeigten. Ganz analoge Eigenſchaften zeigt auch die exploſive Baumwolle. Obgleich ſich an ihr nicht direct, oder wenigſtens ſchwierig, ihrer Form wegen, dieſe Wirkungen wahrnehmen laſſen, ſo gelingen alle Verſuche den⸗ noch leicht, wenn man ein Stück baumwollenes Zeug exploſiv macht und dies durch Reiben in electriſchen Zu⸗ ſtand verſetzt. Es iſt ſomit kein Zweifel, daß beide Subſtanzen bei den Verſuchen über die Electricität bald ſehr allge⸗ meine Aufnahme finden werden. c) Am 8. Juli über eine neue Methode zur Beſtimmung des Stärkemehls in den vegetabiliſchen Nahrungsmitteln, und gab zugleich Belege für die Zuverläßig⸗ keit derſelben durch Aufzählung einer Anzahl darnach ausgeführter Analyſen. (Annal. der Chemie und Pharm. Bd. 58. S. 212.) Der Vortragende machte zunächſt auf die Schwierigkeiten aufmerkſam, welche mit der Trennung und quantitativen Ermittelung der näheren Beſtandtheile gewiſſer organiſcher Körper verbunden iſt, und zeigte die Nothwendigkeit und Wichtigkeit ſolcher Beſtimmungen der organiſchen, in den Culturpflanzen enthaltenen Ver⸗ 35 bindungen, beſonders in Bezug auf agriculturchemiſche Unterſuchungen. Unter den ſtickſtofffreien Beſtandthei— len, dem Gummi, Amylum, Zucker ꝛc. iſt die wichtige Rolle, welche das Amylum übernimmt, unverkennbar, es iſt der Typus jener Gruppe, und deshalb die quantitative Ermittelung gerade dieſes Beſtandtheiles in den zur Nahrung dienenden Pflanzen gewiß von ganz beſonderem Intereſſe. Nach der einfachen Methode, durch mechaniſche Trennung das Stärkemehl zu beſtimmen, iſt es gewiß kaum möglich, ein ganz ſicheres Reſultat zu erlangen. Durch die Organiſation der Theile, welche mehr oder weniger das Amylum umſchließen, durch die Zellenſubſtanz, durch den in den Getreidearten enthaltenen Kleber, durch das in den Hülſenfrüchten enthaltene Legumin, iſt ſo leicht eine Veränderung der Reſultate möglich, daß kaum Zweifel vermieden werden können. Wenn auch zur ungefähren Beſtimmung des Stärkemehlgehaltes mechaniſche Trennung vielleicht mit Vortheil angewandt werden kann, ſo iſt, bei vergleichenden und wiſſen⸗ ſchaftlichen Unterſuchungen eine wenn auch mehr Zeit erfordernde, aber in ihren Reſultaten zuverläßigere Me⸗ thode gewiß vorzuziehen. Der Vortragende verſuchte das Stärkemehl in verſchiedenen Mehlſorten, Getreidefrüchten, Kartoffeln ꝛc. aus der Menge Kohlenſäure zu beſtimmen, welche das, in gewogener Quantität jener Subſtanzen, enthaltene Amylum, nach Ueberführung in Zucker, mit Hefe entwickelte. Wenn in den reifen Getreidefrüchten, ſowie in den Mehlarten derſelben, ſchon Zucker und Dextrin enthalten iſt, deren Menge in verſchiedenen Analyſen zu mehreren Procenten angegeben wird, ſo mußte eine geringe Menge der durch Hefe entwickelten Kohlenſäure, durch Gährung dieſer angeblich ſchon vorhandenen Beſtandtheile der Getreidefrüchte, entwickelt werden. Directe Verſuche hierüber führten jedoch zu demſelben Reſultat, welches bereits früher von Herrn Mit⸗ ſcherlich ausgeſprochen worden iſt, daß nämlich weder Dertrin noch Zucker in den normalen reifen Saamen der Getreidearten enthalten iſt. Es kann ſomit die ganze Menge der Kohlenſäure, welche aus jenen Getreidefrüchten und deren Mehl⸗ ſorten, nach Ueberführung des Amylum in Zucker, durch Hefe entwickelt wird, allein dem Stärkemehl zuge⸗ ſchrieben werden. Um jedoch nach dieſer Methode befriedigende Reſultate zu erlangen, muß auf die ganze Operation eine gewiſſe Sorgfalt verwandt, es müſſen gewiſſe Bedingungen erfüllt werden, ſo daß deshalb eine umſtändlichere Beſchreibung nöthig iſt. f Es iſt vor Allem die zur Unterſuchung anzuwendende Quantität der Subſtanz zu berückſichtigen. Sie iſt durch zwei Grenzen beſtimmt, da einerſeits durch ſehr viel Subſtanz, ſelbſt bei Gegenwart von viel Hefe, die Gährung ziemlich lange währt, andererſeits bei ſehr wenig Subſtanz, wegen Vergrößerung der Fehler bei procentiſcher Berechnung, die Reſultate nicht ſo genau ausfallen können. Am meiſten gewinnt man an Zeit durch Vermiſchen von viel Hefe mit wenig Subſtanz, wobei man ſich immer nach dem ungefähren Stärkege⸗ halt der Subſtanz zu richten hat; es genügen z. B. bei Mehlarten 2 bis 3 Gramm, bei Kartoffeln 4 bis 5 Gramm. Man erhitzt die gewogene Quantität ſo lange mit Waſſer in einer Porcellanſchale, bis ſie erweicht iſt, und ſetzt etwa 15 Tropfen einer mit 5 Theilen Waſſer verdünnten Schwefelſäure hinzu, um die Stärke in Zucker zu verwandeln. Von Zeit zu Zeit verſucht man, ob die Umwandlung vollendet iſt, indem man einen Tropfen der Miſchung auf einem Uhrglaſe mit etwas Jodlöſung verſetzt, dann aber wieder ſorgfältig in die urſprüngliche Maſſe hineinſpült. Sobald die Farbe der Miſchung durch Jodlöſung nicht mehr blau oder meins roth wird, dampft man die ganze Maſſe zur Syrupconſiſtenz ab und bringt ſie in einen Kolben des alkalime⸗ triſchen Apparates von Freſenius und Will. Bei dieſem Apparat tritt die entweichende Kohlenſäure ebenſo wie bei der Pottaſchenprüfung in ein zweites Kölbchen, worin ſie durch concentrirte Schwefelſäure von dem Waſſer⸗ und Weingeiſt-Dampf befreit wird. An der in die Miſchung ſelbſt tauchenden Röhre bringt man jedoch keinen Verſchluß an, da man ſonſt leicht ein Zurückſteigen der Säure zu gewärtigen hat. Ebenſo ift es gut, das zur Aufnahme der gähtenden Miſchung beſtimmte Kölschen größer, das für die Schwefelſäure 5 * 36 dagegen möglichft klein zu wählen, um dem Apparat mehr Leichtigkeit zu geben. Nachdem nun die Maſſe in das größere Kölbchen gebracht worden iſt, muß die freie Säure abgeſtumpft werden, da dieſe ſonſt nach kurzer Zeit die Gährung gänzlich unterdrückt. Es erwies ſich hierzu am zweckmäßigſten eine ſehr concentrirte Löſung von weinſteinſaurem Kali, von welcher man eine der angewandten Menge Säure entſprechende Quantität zu⸗ ſetzt, wodurch ſich Weinſtein niederſchlägt, deſſen Gegenwart die Gährung zu gleicher Zeit befördert. Um die Gährung ſelbſt einzuleiten, ſetzt man der fo vorbereiteten Maſſe eine gewogene Menge, unge⸗ fähr 20 Grm., friſcher Hefe zu, von welcher man eine größere Menge in einen zweiten ebenſo vorgerichteten Apparat bringt und die hierin ſuspendirte Kohlenſäure beſtimmt, um ſie ſpäter für jene 20 Grm. in Abrech— nung bringen zu können. Nach kurzer Zeit pflegt die Gährung einzutreten, ſo daß man nur noch nöthig hat, den gewogenen Apparat an einen Ort zu ſtellen, an welchem er ziemlich conſtant bei einer Temperatur von 25% C, erhalten wird. Nach 4 bis 5 Tagen beträgt die Gewichtsabnahme des Apparates kaum noch 0,001 Grm. und der Verſuch iſt beendet. Um ſicher zu gehen, kann man noch eine neue Quantität gewo⸗ gener Hefe hinzuſetzen, um zu ſehen, ob in 24 Stunden nicht noch eine weitere Gewichtsabnahme ſtattfinde. Die durch den Gewichtsverluſt gefundene Kohlenſäure entſpricht nun, nach Abzug der in der Hefe ent— haltenen Kohlenſäure der Stärke = C12 HII O10, die durch Aufnahme von 2 Aeg. HO in Stärkezucker und dann in 4 Aequivalente Kohlenſäure und 2 Aequivalente Alkohol verwandelt wird. Es wurde ein Verſuch mit ganz reiner aus Bohnen dargeſtellter Stärke angeſtellt. 2,544 Grm. gaben 1,31 Kohlenſäure. Die 20 Grm. zugeſetzter Hefe enthielten 0,15 Grm. Kohlen⸗ ſäure, es blieben ſomit für Stärke 1,16 Grm., welche 83,52 re oder nach Abzug von 16,26 pC. Waffer 99,96 pC. Stärke entfprechen. Nach derſelben Methode wurde auch der Zuckergehalt einiger. Rübenſorten beſtimmt, wobei 4 Aequiva⸗ lente Kohlenſäure einem Aequivalent Rohrzucker = C,,H,, O11 entſprechend eee wurden. Die übrigen angeſtellten Verſuche ergaben Folgende Kefultate: In 100 Theilen waſſerfreier Subſtanz waren enthalten: Staͤrkemehl Stickſtoffhaltige 5 i I. II. j Beſtandtheile. Weizenmehl Nr. 1 von Wien 65,21 pC. 66,16 pC. ...... 19,16 pC. 2 Nr. 2 von Wien............ 66.93 = 67,80 = ...... 13,54 = 5 Nr. 3 von Wien B ee 21,97 = Talaveraweizen von Hohenheinmmm 55,92 = 5659 = ...... 16,54 = Sandomiezweizen von Hohenheim 53,83 35/9) 2üũñ 17,18 = Whitingtoniſcher Weizen von Hohenheim.... 53,06 = 51,84 = ...... 17,11 = Roggenmehl Nr. 1 aus Wien 61,62 = 60,56 = ...... 11,94 = = Nr. 2 aus Wien 54,84% %%% 18,71 = : von Darmftadt ».... 2.22.00: BOZEN OT = Staudenroggen von Hohenheim........... 45,39 = 44,80 = ...... 1725 = Schilfroggen von Hohenheim. ............ 47,71 47, = ...... 15,77 = Rispenhafer von Hohenheim 37,93 3690000 2 £ 18,00 = Kamſchatkahafer von Hohenheim 39,55 40% 777 15,26 = Gerſtenmehl von Darmſtadt 64,63 = 6418 = Jeruſalemer Gerſte von Hohenheim 42,66 = 42,00 14,74 = Gerſte von Hohenheim. .... “u nnecenene. 38,62 = 37,9999 17,81 = Mais von Hohenheim 65,88 = 66,80 14,68 = Maismehl von Hohenheiumnm r ano 13,66 = Buchweizenmehl von Wies 65,0) — nn 6,89 = 37 Staͤrkemehl Stickſtoffhaltige I. II. Beſtandtheile. Buchweizen von Hohenheinmmm 43,80 pC. 44,45.pC. ...... 9,96 pC. Einkorn von Gieße nnn. 5551 3% —U'; 13,22 = Reis von Gießen nn 8% 86 7,40 = Bohnen aus Wines. ne, 28,54 = Erbſen aus Wien e 3882 „ 38/70 „ 28,22 Linſen aus Gießen 39,62 = 40,08 = 100 Theile der lufttrockenen Subſtanzen in ihrem gewöhnlichen Zuftande enthalten: Staͤrkemehl Stickſtoffhaltige . I. II. Beſtandtheile. Waſſer. Kartoffeln Nr. 1 von Gießen .... 23,20 pC. 22,80 pC. .... 2,37 pC. .... 68,94 pC. = Nr. 2 - eat 17,08 249 7495 z Nr. 3 = . 15,48 =. 16,09 = — . 76,80 = Rohrzucker. Niihe Niben 10,20 = 1048 = .... 3,03 = 81,61 = nnr een len aelehe 12,22 12,31 2,04 82,25 = d) Am 2. December über die chemiſche Conſtitution der Galle, mit Bezug auf die in neueſter Zeit hierüber gemachten Entdeckungen, und theilte die, behufs der Be— ſtätigung der letzteren, von ihm in dem hieſigen phyſiologiſchen Inſtitute aus— geführten Arbeiten mit. Der Vortragende gab zunächſt eine hiſtoriſche Ueberſicht der bis jetzt über dieſen Gegenſtand unternom⸗ menen Unterſuchungen und der über die chemiſche Conſtitution der Galle ausgeſprochenen Anſichten. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts trat Cadet zuerſt, durch die phyſikaliſchen Eigenſchaften der Galle geleitet, mit der Anſicht auf, daß die Galle ſeifenartiger Natur ſei. Friſch aus der Gallenblaſe genom— men, ſtellt ſie eine ſchleimige Flüſſigkeit dar, welche beim Schütteln ſchäumt, ähnlich wie Seifenwaſſer, und mit einer Mineralſäure verſetzt, eine harzige Materie fallen läßt, welche ſaure Eigenſchaften beſitzt, während ein Theil der angewandten Säure in der gefällten Flüſſigkeit mit Natron verbunden bleibt. Cadet betrachtete ſie deshalb als eine Harzſeife, eine Verbindung einer harzigen Säure mit Alkali, eine Anſicht, zu welcher wir, nachdem ſie ſpäter ſo viel Widerſpruch erfuhr, nun wieder im Weſentlichen nach den gründlichſten Unterſuchun⸗ gen im Lauf der Zeit zurückgekehrt ſind. Fourcroy ſchloß ſich nach feinen im Jahre 1793 veröffentlichten Arbeiten zwar der von Cadet aus— geſprochenen Anſicht an, bemerkte nur noch, daß Alkohol, zu Gallenlöſung geſetzt, eine Subſtanz niederſchlage, welche er für Eiweiß hielt. Im Jahre 1807 und 1808 wurden Unterſuchungen über Galle faſt gleichzeitig von Thenard und Berzelius bekannt gemacht, und hier eigentlich zuerſt beſtimmte analytiſche Methoden zur Trennung der in der Galle etwa vorhandenen verſchiedenen organiſchen Körper angewandt. Thenard fällte die Gallenlöſung, da ſowohl neutrales als baſiſch eſſigſaures Bleioxyd unter gewiſſen Umſtänden Niederſchläge bewirken, mit ei⸗ nem Gemiſch von beiden, und fällte hierdurch eine Subſtanz, welche, nachdem ſie durch Salpeterſäure von dem Blei getrennt worden war, eine harzartige in Waſſer unlösliche Maſſe darſtellte, welche er Gallenharz nannte. Aus der Auflöſung wurde nach Entfernung des Bleies noch eine Subſtanz erhalten, welche in Waſ⸗ ſer und Alkohol löslich war und als Pikromel bezeichnet wurde. Da jedoch beide Körper früher in der Galle gelöſt waren, wurde angenommen, daß das Gallenharz in Pikromel löslich ſei. ö 38 Thenard ſtellte auch Salze, welche in der Galle enthalten ſind, dar, eben ſo den Farbſtoff, letzteren jedoch nur aus den Gallenſteinen. Berzelius wies nun nach, daß der durch Alkohol fällbare Theil der Galle nicht Eiweiß, ſondern Schleim ſei, daß nicht Eſſigſäure, wohl aber Mineralſäuren eine harzähnliche Materie fällen, welche ſich wie⸗ der mit Baſen verdinde und den Geſchmack der Galle habe, überhaupt den weſentlichen Beſtandtheil der Galle ausmache, weshalb er dieſe Subſtanz Gallenſtoff nannte. Dieſe Anſicht erhielt ſich bis zum Jahre 1826, wo das Werk Gmelin's und Tiedemann's über „Verdauung“ erſchien, worin von erſterem die Analyſe der Ochſengalle bekannt gemacht wurde. Gmelin wies die Gallenfette nach, wodurch es klar wurde, daß alle früher erhaltenen aus der Galle abgeſchiedenen Stoffe Gemenge ſeien. Aus Thenard's Pikromel ſchied er eine ſüßlich bittere Materie, welche er Gallenzucker nannte, in dem ſogenannten Gallenharz fand er außer Gallenzucker und einer harzartigen Subſtanz einen kryſtalliſirbaren Körper, welcher anfangs Gallenaſparagin, ſpäter Taurin genannt wurde; durch Einwirkung von Alkalien erhielt er eine kryſtalliſirende Säure, Cholſäure. Als weitere Beſtandtheile gab er ferner an: Farbſtoff, deſſen Reaction mit Salpeterſäure er entdeckte, Choleſterin, Schleim, Fette, Natron- und Kalk-Salze, Osmazom, Albumin, Gliadin, Käſeſtoff, Ptyalin. Von letzteren Subſtanzen erwies ſich jedoch ſpäter, daß ſie nicht als ſolche in der Galle enthalten ſeien, ſondern nur Zerſetzungsproducte des Schleims zu jener Anſicht geführt hatten. Obgleich nun allerdings dieſe vielen Stoffe nach dem von Gmelin gewählten Verfahren erhalten mer: den konnten, ſo wurde dennoch die Gegenwart derſelben in der Galle bald mit Recht bezweifelt, indem man es für ſehr wahrſcheinlich hielt, daß ihre Hauptbeſtandtheile ſich durch leichte Zerſetzbarkeit, bei Einwirkung von ſtarken Säuren und Baſen, in verſchiedene Producte ſpalte und auf dieſe Weiſe neue Körper liefere. Es war im Jahre 1837 als Demarcay mit einer von Liebig veranlaßten Arbeit hervortrat, welcher ſich ſpäter noch die von Liebig ebenfalls geleiteten Arbeiten von Kemp, Enderlin, Theyer und Schloſ—⸗ ſer anreihten; alle dieſe beſtätigten jene Vermuthung der einfacheren Zuſammenſetzung der Galle immer mehr. Demarcay zeigte, daß der in Waſſer lösliche Hauptbeſtandtheil der Galle durch Kochen mit Mineral⸗ ſäure gänzlich zerfalle, in Ammoniak, Taurin und eine harzartige in Waſſer unlösliche Subſtanz von ſauren Eigenſchaften, welche er Choloidinſäure nannte; ſie war in früheren Unterſuchungen als Gallenharz aufgeführt, wenigſtens beſtand letzteres im größten Theil daraus. Durch lange fortgeſetztes Kochen mit Aetzkali zerfällt je⸗ ner Hauptbeſtandtheil der Galle in Ammoniak, welches entweicht, und in Cholſäure. Die Galle iſt nach ihm die Natronverbindung einer Säure, die in Waſſer leicht löslich und durch ſtarke Säuren fällbar iſt; er nennt fie Choleinſäure, und verwirft die Annahme von Gmelin's Gallenzucker und Then ard's Pikromel, da fie im Weſentlichen Choleinſäure ſeien. Kemp gab derſelben Säure ſpäter den Namen Gallenſäure, da er letztere für verſchieden von der Choleinſäure hielt. Mit Recht wurde aber der Schluß gezogen, daß Taurin, Choloidinſäure und Ammoniak einerſeits, ſo wie Cholſäure und Ammoniak andrerſeits, erſtere durch Einwirkung von ſtarken Säuren, letztere durch Behand: lung mit Aetzkali, bewirkte Metamorphoſen der Choleinſäure (Gallenſäure) ſeien. Obſchon Gmelin gezeigt hatte, daß Galle durch Bleiſalze nur theilweiſe gefällt wird, fo erörterte De⸗ marcay doch noch näher die Wirkung derſelben, indem er fand, daß ſowohl in den durch Bleiſalze erhaltenen Niederſchlägen, als in den Auflöſungen, Gallenſäure, alſo immer derſelbe Körper, enthalten ſei, dies nämlich aus den Zerſetzungsproducten mit Säuren und Baſen ſchließend, da ſie identiſch waren, mit den auf dieſelbe Weiſe mit, direct aus Galle dargeſtellter, Gallenſäure erhaltenen Veränderungen. Der Vortragende ſelbſt hatte ſich mehrmals im Laufe der Unterſuchung der Galle überzeugt, daß die Niederſchläge, welche Bleiſalze verurſachen, auch durchaus nicht unlöslich im Waſſer ſind, beſonders wenn über⸗ ſchüſſiges Bleiſalz vorhanden iſt, ja, verdampft man den ſo erhaltenen Niederſchlag mit der darüber ſtehenden Flüſſigkeit langſam, ſo löſt ſich endlich alles auf. 39 Nachdem ſo durch dieſe Entdeckung die Zuſammenſetzung der Galle ſehr vereinfacht worden war, und zugleich Erklärung über die durch frühere Methoden der Unterſuchung erhaltenen Reſultate verſchafft hatte, tauchten doch Vermuthungen auf, daß jene Gallenſäure nur Gemenge verſchiedener Subſtanzen ſei. Der Grund hiervon lag zum Theil darin, daß weder fie, noch eins ihrer Salze im kryſtalliſirten Zuſtande darzu— ſtellen, bisher gelungen war. Man hätte alsdann erſt mit völliger Beſtimmtheit auf conftante Zufammen = ſetzung ſich verlaſſen können, obgleich allerdings ſchon die Elementaranalyſe zu ſehr übereinſtimmenden Reſul⸗ taten geführt hatte. Bald fand auch jene Arbeit Widerſpruch in einer ſehr gründlichen und umfaſſenden Unterſuchung von Berzelius, bei welcher leider die elementaranalytiſchen Belege bis jetzt noch fehlen, wodurch ſich vielleicht Analogieen mit den bis dahin aus der Galle dargeſtellten Hauptbeſtandtheilen ergeben haben würden. Ber⸗ zelius bediente ſich zur Trennung ſowohl der Schwefelfäure als des eſſigſauren Bleioryds. Nach dieſer Uns terſuchung enthält die Galle als weſentlichen Beſtandtheil einen in Waſſer leicht löslichen bitter ſchmeckenden Körper, welcher ſehr große Neigung hat, unter gewiſſen Umſtänden metamorphoſirt zu werden, durch Behand lung mit Säuren z. B. in Taurin, Ammoniak und zwei harzähnliche Säuren, nämlich Fellinſäure und Cho⸗ linſäure, welche ſich mit dem unzerſtörten Theil des urſprünglichen Körpers vereinigen, wodurch wiederum zwei beſondere Säuren gebildet werden können, Bilifellinſäure und Bilicholinſäure. Den weſentlich in der Galle enthaltenen Stoff nennt Berzelius Bilin, welcher den Hauptbeſtandtheil von Thenard's Pikromel und Gmelin's Gallenzucker ausmacht, und, nach Fällen der Galle mit Bleieſſig, aus dem nicht gefällten Theile, welcher von Blei befreit wird, leicht dargeſtellt werden kann. In derſelben Arbeit iſt der Farbſtoff der Galle unterſucht worden, welcher in feinem noch nicht weiter veränderten Zuſtande bräunlich-gelb iſt und Cholepyrrhin genannt wurde. An der Luft wird die Galle leicht grün, beſonders beim Verdampfen, wobei Sauerſtoff aufgenommen wird und ſich grüner Farbſtoff, Biliverdin, büdet. Nach Abſcheidung des Biliverdins findet man noch einen gelb färbenden Stoff, das Bilifulvin. Die Anſicht Liebig's iſt im Weſentlichen die durch die Arbeit von Damarcay hervorgerufene, wo⸗ nach er das Bilin, ſo wie die Bilifellinſäure, wenn man ſie natronfrei denkt, für Gallenfäure hält. Daß außer Farbſtoff, Schleim, Fette, Salze die Galle als Hauptbeſtandtheil nur noch gallenſaures Na⸗ tron enthalte, fand aber um ſo mehr Beſtätigung, als es neuerdings im Laboratorium von Liebig gelungen ift, daſſelbe kryſtalliſirt zu erhalten. f Schon früher wurden von Platner in Heidelberg Kryſtalle aus der Galle erhalten, welche, an Liebig geſandt, für ſaures gallenſaures Natron erklärt wurden. In der Folge nahm Platner dies wieder zurück und ſtellte in einer beſonderen Schrift eine neue Theorie über die Conſtitution der Ochſengalle auf, nach wels cher dieſelbe nach ihm einen allen Schwefel- und Stickſtoff enthaltenden Körper, Bilin, und einen zweiten ent⸗ hält, welcher kryſtalliſirt und nur aus Kohlenſtoff, Waſſerſtoff und Sauerſtoff beſteht, fellinſaures Natron. Das Verfahren nach welchem jetzt wieder das gallenſaure Natron kryſtalliſirt erhalten worden iſt, grün⸗ det ſich auf ſein Verhalten zu Alkohol und Aether, indem es in dem erſteren löslich, in letzterem unlöslich iſt. Man dampft friſche Ochſengalle im Waſſerbade zur Trockne ab und behandelt den Rückſtand mit ungefähr 20 Thei⸗ len abſoluten Alkohol. Nach Trennung des Schleims, welcher zurückbleibt, wird die alkoholiſche Flüſſigkeit mit Thierkohle behandelt, um den Farbſtoff zu entfernen. Hierzu wird fo lange vorfichtig Aether zugeſetzt, bis die Löſung milchig trübe wird, worauf man das Gefäß verſchließt und der Ruhe überläßt. Das gallenſaure Nas tron ſcheidet ſich langſam ab, in feinen Nadeln, welche ſich an den Wänden des Gefäßes concentriſch gruppiren. Bei Wiederholung dieſes Verſuches bemerkte der Vortragende, daß die Kryſtalliſation ſicherer und viel ſchöner vor ſich ging, wenn man die entfärbte alkoholiſche Löſung des gallenſauren Natrons vom Alkohol be— freite, und den Rückſtand ſo lange mit Aether behandelt, als dieſer noch etwas löſt, wodurch die Fette entfernt werden. Sobald das gallenſaure Natron frei von Fett iſt, ſo iſt es, obgleich unter dem Aether ſcheinbar eine 40 harzige amorphe Maſſe darſtellend, dennoch in feiner ganzen Quantität kryſtalliſirt, obwohl die Kryſtalle klein und mitunter nur durch das Mikroskop wahrzunehmen ſind. . Will man nun große Kryſtalle erhalten, fo löſt man einen Theil dieſer Maſſe in etwa dreißig Theilen abſoluten Alkohol, da man, je mehr man verdünnt, je langſamer die Kryſtalliſation geſchieht, deſto ſchönere Kryſtalle erhält, ſetzt nun ſoviel Aether hinzu, daß die Flüſſigkeit ein opaliſirendes Anſehen hat, und läßt ſie dann ruhig in verſchloſſenem Gefäße ſtehen. Bei ſolchen Maßregeln beginnt die Kryſtalliſation erſt den zwei— ten oder dritten Tag, doch erhält man dabei ſehr große, 4 bis 5 Linien lange Kryſtalle. Ebenſo fand der Vortragende nach der Elementaranalyſe der erhaltenen Kryſtalle, die für daſſelbe aufge— ſtellte Formel C,,HyoN, S1 O NaO beſtätigt, indem 59,5 pC. Kohlenſtoff und 9,01 pC. Waſſerſtoff, nach Zugrundelegung von 6,99 pC. Natron, fat genau denſelben Zahlen entſprechen. Es wurden Kryſtalliſationen von auf jene Weiſe erhaltenem gallenſauren Natron, ſowie überhaupt die ſämmtlichen aus der Galle dargeſtellten Stoffe vorgelegt, ſowie deren charakteriſtiſche Reactionen experimentell erörtert. Was die unorganiſchen Beſtandtheile, die verſchiedenen in der Galle enthaltenen Salze betrifft, ſo iſt der Vortragende noch mit quantitativen Analyſen von Gallenaſchen beſchäftigt. Es iſt wohl ſicher, daß bie anorganiſchen Beſtandtheile der Galle weſentliche Beſtandtheile find, um fo mehr muß ihr quantitatives Ver: hältniß von Intereſſe ſein. Es wurden hierauf die Anſichten über die Funktion der Galle bei dem Ernährungsprozeß näher beſpro⸗ chen, ferner die Beziehung erwähnt, welche zwiſchen den Fettſubſtanzen und der Gallenſäure, ſo wie deren Zer— ſetzungsproducten beſtehen, und mit einer kurzen Mittheilung der neueſten Unterſuchungen über den Schwefel— gehalt der Galle und über Einwirkung der Salpeterſäure auf Cholſäure, Choloidinſäure und Choleſterin der Vortrag geſchloſſen. Den 4. März hielt Herr Apotheker Müller einen Vortrag über die Prüfung des e auf ſeinen Werth im Handel und über Sumpf-Eiſen-Erze. Da das Vorkommen des Braunſteins in Schleſien wie bekannt zu den Seltenheiten gehört, indem er bis jet nur an einigen Orten, wie bei Neukirch und Polniſch-Hohendorf, im Quaderſandſteine als dichtes Schwarzbraunſteinerz in kleinen Neſtern aufgefunden worden iſt, fo war mir eine Mittheilung meines Freun⸗ des, Herrn Gutsbeſitzer Kießling auf Eichberg bei Hirſchberg, daß er auf ſeinem Territorio (wie von Gra⸗ phit gefärbte) ſchwarze Kiefelfteine, mit einem ſchwarzen, kryſtalliniſche Spuren zeigenden Pulver vermengt, auf: gefunden habe, ſehr intereſſant. Indem ich mir erlaube, Ihnen einen Theil dieſes Fundes vorzulegen, bemerke ich in Rückſicht auf das äußere Anſehen dieſes Geſteins, daß es aus einem Conglomerat von Glimmerſchiefer, größern und kleinern Quarz- und Feldſpathſtücken, Bohnerz ähnlichen kugligen Maſſen, eingehüllt von einer leicht abbröckelnden grobkörnigen Maſſe, in welcher einzelne metallglänzende Theilchen und ein ſchwarzes ſtark abfärbendes Pulver eingemengt ſind, beſteht. Die größern Steine wurden ausgeſucht und das Kleinkörnige etwas zerklopft und anhaltend in einer Flaſche mit Waſſer geſchüttelt, um ſo auf mechaniſchem Wege durchs Schlämmen ein zur Unterſuchung ver⸗ wendbares Pulver zu erhalten. 100 Gran dieſes nach dem Trocknen und Zerreiben ſammtſchwarzen Pulvers wurden mit Salzſäure be= handelt; die Auflöſung geſchah unter lebhafter Entwickelung von Chlorgas, und enthielt i 32 Gran Manganoryd, 12,50 Gran Eiſenoxyd, 1,75 Gran Kupferoxyd. Im e verblieb ungelöft fein zertheiltes, durch Salzſäure nicht weiter aufſchließbares Geſtein, Thonerden⸗ filicat ꝛc., was weiter zu zerlegen für den Augenblick ohne Intereſſe war. Wichtiger aber war es, wenn ſich 41 die an dieſen Fund anknüpfenden ſanguiniſchen Hoffnungen reichlicher Ausſchachtung nach vorgenommenen Bohrverſuchen verwirklichen ſollten, die etwaige Verwendbarkeit dieſes Braunſteins zur Chlorbleiche durch Be— ſtimmung des Superorydgehaltes deſſelben zu erforſchen. Zu dieſem Ende wurde derſelbe nach dem von Freſenius und Will vorgeſchlagenen Verfahren, wel— ches in jedem neueren chemiſchen Handbuche beſchrieben iſt, genau geprüft, und in 100 Theilen 15 Theile verwendbaren Superoxyds aufgefunden. ; Es giebt dieſe Methode ein ſehr leichtes Verfahren an die Hand, die Prüfung der fo verfchiedenartig zuſammengeſetzten Braunſteine des Handels auf ihren Werth, oder was gleich viel ſagen will, auf ihren Ge— halt an Superoxyd vorzunehmen. Ein ſchönes Stück von Illmenauer Pyroluſit wurde, um das Verfahren zur Anſchauung zu bringen, in dem Vortrage ſelbſt zerlegt, und als aus 95,6 pC. Manganſuperoxyd beſtehend nachgewieſen. Wenn Berichterſtatter nun ſchließlich die Vermuthung ausſpricht, daß von den in Eichberg auf Braun— ſtein anzuſtellenden Bohrverſuchen, welche mancherlei Hinderniſſe wegen bis jetzt noch nicht ernſtlicher haben be— trieben werden können, — kein günſtiges Reſultat zu erwarten ſtehen dürfte, welche Anſicht auch Männer vom Fach theilen, — ſo gründet er ſeine Meinung darauf, daß man es den Glimmerſchieferſtücken auf den erſten Blick anſieht, daß ſie durch Waſſerfluthungen abgeſchliffen ſind, und daß der erdige mit Kryſtallfragmenten von dem Trümmergeſteine gemengte Braunſtein gleichfalls durch eine ſolche in dieſen Zuſtand verſetzt worden ſein mag, und darum auch nur höchſtens in einer flachen Schicht abgelagert ſein wird. Da der Fundort an einem Abhange des rechten Boberufers liegt, ſo dürfte vielleicht eher im höhern Gebirge ein Braunſteinlager vermuthet werden. Es berichtete Derſelbe ferner über die von ihm vor kurzem angeſtellte chemiſche Unterſu— chung einer Suite von Raſeneiſenerzen, mit welcher er von einem Grafen Olizar aus Volhinien beauftragt worden war, folgendes: Dieſe Erze, von mannigfaltigem äußern Anſehen, braungelb, rothbraun und ſchwarzbraun, von erdiger leicht zerreiblicher und compacterer Beſchaffenheit, glichen denen, welche auch in Schleſien, namentlich in Nie derſchleſien ſehr verbreitet find, und hier und da auch verſuchsweiſe zur Ausbringung von Eiſen benutzt wor— den find, wozu ihr oft ſehr bedeutender Eiſengehalt von 30 bis 40 pC. einzuladen ſchien. Da indeß ihr nie fehlender, oft ſehr bedeutender Phosphorſäuregehalt aus ihnen nur ein Eiſen von ſchlechter Beſchaffenheit (ſo— genannt kaltbrüchiges) gewinnen läßt, und an beſſern Erzen, dem Thoneiſenſtein, dem Brauneiſenſtein und Spatheiſenſtein, bis jetzt noch kein Mangel ift, fo dürfte es der Folgezeit aufbewahrt fein, durch die Fortſchritte in dem Ausbringungs- und Reinigungs-Verfahren, von ihnen einſt noch Nutzen zu ziehen. Sorgfältige Ana⸗ lyſen dieſer Erze, der Beſchickungszuſchläge, vor allem aber ſorgfältige Analyſen der nach jedem hüttenmänni⸗ ſchen Proceſſe abfallenden Schlacken, werden nur allein geeignet ſein, ſeiner Zeit die Benutzung der Raſen⸗ eifenerze einzubahnen. Für alle Zeiten iſt durch dieſelben eine unerſchöpfliche Fundgrube von Eiſen niehergelegt, da ihr Bildungsproceß einen ununterbrochenen Fortgang hat. Wenn man ſich, die Bildungsweiſe der Sumpfeiſenerze zu erklären, vielfache Hypotheſen aufgeſtellt hat, ſo iſt noch viel Unbefriedigendes in denſelben. Die Thatſache, daß dieſe Erze nur im flachen Lande und in der Nähe langſam fließender Ströme und Gewäſſer vorkommen, leitete zunächſt darauf hin, anzunehmen, daß es die letzteren ſind, welche dieſen Lagern das Eiſen zuführen, welches ſo allgemein verbreitet im Erdreich iſt. Durch die Fäulniß der Pflanzen in einen auflöslichen Zuſtand verſetzt, durch Regen ununterbrochen ausgewa⸗ ſchen, wird daſſelbe durch die Gräben und Bäche niedrig gelegenen Gegenden zugeführt, wo es neuen Zer— ſetzungen unterworfen iſt und durch Beſtandtheile von Pflanzen fixirt wird, auf welche Luft und Waſſer nicht ferner zerſetzend einzuwirken vermögen. Dieſe Pflanzen ſind vor allem die an Kieſelſäure und Phosphorſäure To reichen Gräſer der Bäche und Moore. Iſt es doch ferner bekannt, wie ein eifenorydhaltiger Thon- und i 6 42 Sandboden durch die Wurzeln eines in Fäulniß übergehenden Baumſtammes felbft auf weite Entfernung hin im Umkreiſe entfärbt wird, und es iſt daher nicht ſchwer zu erklären, wie, durch die Beſchaffenheit ſolcher po⸗ röſer Bodenarten begünſtigt, dieſes Eiſen im gelöſten oder fein ſuspendirten Zuſtande durch Waſſer ausgewa⸗ ſchen und fortgeführt wird, um ſich an geeigneten Orten maſſenhaft abzulagern. Die in tiefern Schichten dieſer Ablagerungen aufgefundenen Gegenſtände menſchlicher Induſtrie zeigen deutlich, daß dieſe Ablagerungen ihren ununterbrochenen Fortgang haben. Herr Profeſſor Göppert beſitzt ſelbſt einige in dieſen Raſeneiſener⸗ zen aufgefundene Gegenſtände. Jedenfalls liegt dieſe Erklärungsweiſe näher, als die Annahme, daß große in der Zerſetzung begriffene Schwefelkieslager die Bildung dieſer Erze veranlaſſen. Die chemiſche Analyſe dieſer Erze ergab, daß fie aus Eiſenoxydhydrat, Kieſelſäure, kieſelſaurem und phosphorſaurem Eiſen- und Manganoxydul, Thonerde, Kalk und Talkerde und Humusſäure beſtehen. Die Zuſammenſetzung ihrer Beſtandtheile wurde indeß als eine ſehr ungleiche befunden, da dieſelben größ⸗ tentheils ohne wahre chemiſche Verbindung neben einander gelagert ſind. Die Ki eſelſäure befindet ſich theils unverbunden in Form von größern oder kleinern Quarzkörnern, fo wie mit dem Protoryd des Eiſens und Mangans verbunden, zu wahren Silicaten dieſer Metalle. Durch concentrirte Säuren, wie durch die Chlorwaſſerſtoffſäure können ſie daher auch nicht vollkommen aufgeſchloſſen werden, und muß man ſich, um ſie vollſtändig zu zerlegen, der Alkalien bedienen, welchen Weg Berichterſtatter auch bei der Analyſe der 11 unten näher bezeichneten Erze durchweg eingeſchlagen hat. Neben dem Eiſen, welches ſich außer Verbindung mit Kieſelſäure größtentheils als hydratiſches Oxyd in denſelben vorfindet, iſt es das Mangan, dieſer ſtete Begleiter des Eiſens, welches dieſe Erze ſehr reichlich bis zu 10 pC. enthalten. Nr. 11, deſſen äußeres Anſehen, ſo wie ſeine Härte und Schwere ſchon eine von den übrigen Erzen abweichende innere Beſchaffenheit vermuthen ließ, enthielt indeß nur neben 46 pC. Eifen, 44 ⸗Kieſelerde, 0,25 = Phosphorſäure, 0,25 = Manganoxyd. Der Mangangehalt der Eiſenerze theilt indeß dem daraus gewonnenen Eiſen keine üblen Eigenſchaften mit, gegentheils ſoll es daſſelbe zur Stahlfabrikation geeigneter machen. Bei einem gewiſſen Punkte des Friſchverfahrens geht es ſehr reichlich in die Schlacke über, und giebt Veranlaſſung, daß das in dieſelbe über⸗ gegangene, im Zuſtande von Eiſenoxydulſilicat vorhandene Eiſen durch das Mangan wieder abgeſchieden wird. Alaunerde enthalten dieſe Raſeneiſenerze keines über 2 pC. Kalk und Talkerde waren nur in ſehr geringen Spuren vorhanden. Indem Berichterſtatter kürzlich den Gang der Analyſe auseinanderſetzte, hob er einige Wahrnehmungen, die genaue Beſtimmung des Eiſens betreffend, hervor, und theilte mit, daß es ihm bei einigen dieſer Erze, ohnerachtet vollkommnen Oxydirens des Eiſens vor der Präcipitation mit Ammoniak, und vorſichtigen Glü- hens des Eifenoryds, ſelbſt nach öfterem Befeuchten deſſelben mit Salpeterſäure, nur ſchwer habe gelingen wol⸗ len ein Eifenoryd zu erhalten, welches nicht vom Magnet angezogen wurde. Ein Umſtand, der ältern Chemi- kern, wie Klapproth, ſchon begegnet ſei, und damals die Annahme eines Mitteloryds des Eiſens veran⸗ laßt habe. Als Reſultat ſeiner Arbeit legte er folgende tabellariſche Ueberſicht vor. 45 Feuchtigkeit, organi⸗ Nr. Name der Fundoͤrter. Kieſelerde. | Eifenoryd, 18 1 Alaunerde. Se nud Talkerde. Erz von Vidlrr y 48,00 | 20,46 10,84 1,00 0,48 19,22 2 = Bereſovahat . 33,50 45,20 1,50 1,18 1,20 17,00 03, >. Ühumow....... 35,50 | 40,87 | 610 | 125 0,35 16,00 4. s Mokroſchisno ... 16,25 58,00 3,00 1,50 1,25 20,00 5. Zſcheremoſchnia ... 42,00 40,35 120 | 125 0,85 14,35 6. . Sy roba 33,00 48,00 1,70 1,69 1,15 14,40 705 z Sonnen. 35,50 40,50 6,25 1,47 1,50 15,00 8. = e Te ne 43,00 35,50 2,00 1,87 1,50 16,15 9. Petréle 28,50 46,50 6,00 2,25 1,00 15,75 10. Poſchen 28,75 41,50 9,50 1,90 1,75 16,60 JE = Horodyſchtche. .... 44,25 46,00 0,25 0,25 0,80 8,45 Schließlich legte der Vortragende noch eine ſehr intenſiv dunkelblau gefärbte Hochofenſchlacke vor, welche beim Umbau eines Hochofens in Königshütte, welcher lange Campagnen durchgemacht hat, aus den Wandun⸗ gen des Gemäuers ausgebrochen worden war. Es war dieſelbe von ungemeiner Härte und gab am Stahl Funken. Die damit angeſtellte Unterſuchung ergab einen Schwefelgehalt von 1,55 pC., nur Spuren von Ei⸗ fen bei einem Gehalt von 1,35 pC. Manganoxyd. Welcher Verbindung die blaue Farbe zuzuſchreiben ſei, darüber erlaubte ſich derſelbe keine Meinung auszuſprechen, da dieſer Gegenſtand, welcher ſchon geübtere Hände beſchäftigt hat, gegenwärtig noch ſehr in Frage geſtellt bleibt. Mineralogie. a. Oryktognoſie. Herr Profeſſor Dr. Frankenheim trug am 1. April einige Beobachtungen über die in Hamburg entdeckten, Struvit genannten Kryſtalle und die Kryſtallbildung überhaupt vor. Zunächſt gab er eine kryſtallographiſche Beſchreibung des auch als Kryſtall intereſſanten Doppelſalzes von phosphorſaurem Talk und Ammonium, das ſich ſehr häufig in Cloaken bildet, und in Hamburg, wo die Bildung ſeit Jahrhunderten ungeſtört war, zu großen ſchönen Kryſtallen werden konnte, die man, als ohne unmittelbare Einwirkung des Menſchen entſtanden, als Mineral betrachtet und Struvit genannt hat. Die damals veröffentlichte Beſchreibung von Marx war unrichtig; da die ſpäter von ihm angeſtellten Beobachtun⸗ gen richtiger find, der Struvit auch ſeitdem von andern gemeſſen ift, fo iſt es unnöthig, die gefundenen Zah: lenwerthe hier mitzutheilen. Der Vortragende knüpfte daran Bemerkungen über das Anwachſen der Kryſtalle, ihre von der Beſchaf— fenheit der Körper, an die fie ſich bei ihrer Entſtehung legen, abhängige Form, die Umwandlung, die fie zus weilen auf höchſt eigenthümliche Weiſe bei ihrem Uebergange in andere Körper theils von denſelben, theils von abweichender Zuſammenſetzung erleiden, u. dergl. Die Beobachtungen ſelbſt, auf denen feine Mittheilungen bes 6 * 44 ruhen, wird Herr Profeffor Dr. Frankenheim, fo weit fie nicht ſchon bekannt gemacht find, an a. O. aus⸗ führlicher beſchreiben. Herr Oberlehrer Rendſchmidt berichtete über einige Mineralien der Löwenberger Gegend. Bei Wenig⸗Rakwitz zieht ſich am linken Ufer des Bobers eine Reihe von Quaderſandſteinhügeln hin, welche gegen den Fluß ziemlich ſteil abfallen. In dieſen wird ein Bau auf Pechkohlen getrieben. Er iſt be ſchwerlich und wenig ergiebig, da das Mineral tief und kaum einen Fuß mächtig liegt. Mehrere Verſuche am entgegengeſetzten Ufer bei Sirgwitz lieferten ein ähnliches Erzeugniß, jedoch in einer dünneren Lagerung. — Die Sirgwitzer Pechkohle wurde vorgezeigt, beſtehend in dem Bruchſtücke eines Baumſtammes, an dem man die Holzfaſern und Jahrringe deutlich bemerkte. Nach der einen Richtung ſtellte ſich der Bruch muſchlig und glänzend, nach der andern eben und riſſig dar. In einem kleinern Stücke lag kryſtalliſirter Schwefelkies. Die Kohle iſt ſpröde, von bedeutender Härte und läßt ſich ſogar ſchleifen. In der Umgegend benutzt man ſie gern zur Feuerung. — Im Süden von Löwenberg, am Zwicker, ſollen nach Weigel Agate, Karneole und Jaspiſe zu finden ſein, die jedoch der Berichterſtatter nicht bemerkt hat. Der eine Stunde weiter liegende Lindenberg beſteht aus Mandelſtein, deſſen Körner Kalzedon und Agat mit einem zeolithartigen Ueberzuge ent halten. Oben trifft man halb verwitterte durchlöcherte Stücke, aus denen die Mandeln herausgefallen ſind. Gegen Weſten von Löwenberg, bei Langvorwerk, befindet ſich ein bedeutender Sandſteinbruch. Der weißliche Sandſtein von etwas grobem Korn liegt hier in großen zuſammenhängenden Maſſen, wie dies die hohen, ſenkrecht bearbeiteten Felſenwände zeigen. Es werden daraus Tröge, Brunneneinfaſſungen, beſonders aber Mühlſteine gefertigt. — Von dem Sandſteinbruche bis Neuland führt der Weg über angenehme mit jungem Laubholze bewachſene Hügel. In der Mitte des genannten Dorfes tritt man mit einem Male an den ſenkrecht abfallenden Rand einer weiten, keſſelförmigen Vertiefung; hier iſt der bedeutendſte Gypsbruch Niederſchleſiens. — Einige Fuß unter der obern Erdrinde iſt Thon, dann ein Gemenge aus Gyps und Mer- gel, tiefer der reine Gyps gelagert. Die Grube hat einen bedeutenden Umfang, ihre Tiefe beträgt gegen 30 Fuß. — Es wurden mehrere Arten des dortigen Gypſes zur Anſicht vorgelegt, als: erdiger, faſeriger, blätt> riger, feinſchuppiger und dichter. Der letztere, grauweiß oder röthlich, kann als Alabaſter gelten und zu Plat- ten geſchnitten werden; der blättrige, das ſogenannte Fraueneis, iſt weiß, glänzend und halbdurchſichtig; befon- ders ſchön nimmt ſich aber in einer Sammlung der roſenrothe, faſerige aus. Einige Stücke enthielten ein Gemenge von grauem, erdigen mit dem faſerigen, worin kleine Blättchen von Fraueneis flimmerten, die man früher für Glimmer hielt. — Die ſüdliche Wand der Grube beſteht faſt aus lauter Gyps, der am meiſten abgeſetzt wird und wovon ſich an der Gypsmühle in Löwenberg eine große Niederlage befindet. Der Centner gilt in Neuland 10 Silbergroſchen. Den reinen, dichten benutzt man zum Bauen, den erdigen als Dünger, das Fraueneis dient als Zuſatz zur Töpferglätte. b. Geognoſte. Herr Paſtor Schade in Saabor, unſer correſpondirendes Mitglied, ſandte folgende Beſch rei bung eines merkwürdigen Mergellagers bei Saabor ein. Wenn in dem vorjährigen Berichte über die Arbeiten der hochverehrten ſchleſiſchen Geſellſchaft für vas terländiſche Cultur S. 130 dem Unterzeichneten die Ehre zu Theil ward, mit einigen Worten auf die Umge⸗ gend von Saabor als auf eine ſolche hinweiſen zu dürfen, die in petrefactologiſcher Hinſicht andern Gegenden Schleſiens nicht nachſtehe: ſo erlaubt er ſich, ſie in dieſen Zeilen als eine ſolche zu bezeichnen, die auch in geognoſtiſcher Beziehung nicht ohne alles Intereſſe iſt. Es ſoll nicht beſonders hervorgehoben werden, daß auf dem daſigen Territorio ein anſehnliches Braunkohlenlager aufgeſchloſſen liegt, welches nur wegen Mangel an Abſatz von Kohlen bei der verhältnißmäßig noch ſtattfindenden Wohlfeilheit des Holzes vorläufig wieder in 45 Friſten gelegt worden iſt; es ſoll vielmehr nur die Rede fein von dem großen und feltenen Naturſchatze, der, wenngleich nicht erſt jüngſt entdeckt, ſondern ſchon ſeit mehreren Jahrhunderten bekannt, ſeines Gleichen nicht noch anderwärts in Schleſien oder in einer der benachbarten Provinzen des preußiſchen Staates haben dürfte und ſeiner Reichhaltigkeit wegen dieſes länger denn ein ganzes Jahrhundert ausreichend mit Kalk bei Bauten ver— ſorgen könnte; wir meinen das Mergellager bei Saabor. Daſſelbe liegt unter einer Humusdecke von etwa einem Fuße Mächtigkeit, worauf üppig und reichlich Cerealien, Gräſer und Kräuter wachſen, umfaßt einen Flächenraum von einigen hundert Magdeb. Morgen und enthält an manchen Stellen bis 27 Fuß, durchſchnittlich aber nicht unter 20 Fuß Erdkalk. Muldenartig füllt es ein tiefes Thal aus und bildet eine völlig ebene Oberfläche, die ſich unverkennbar als neuer Abſatz aus dem Waſſer zu erkennen giebt; auch ſchließt es einen kleinen und einen größern See, letztern von 132 Mor— gen Größe, in ſich, in welchem ein großer Reichthum der edelſten Fiſche angetroffen wird und auf welchem allerlei Waſſervögel ein reges Leben treiben. Der Mergel iſt von grauweißem Ausſehen mit einem leichten Stich in das Lichtbräunliche, hat grober— digen Bruch und iſt zerreiblich; er iſt ein Accumulat ſehr zarter und feiner Muſchelthierchen. Außer der Val- vata obtusa Pfeiff., die darin überaus häufig angetroffen wird, finden ſich noch eine Menge anderer calci- nirter Schnecken vor, hauptſächlich wohl aus den Geſchlechtern Lymnaeus und Paludina, deren Schaalenge— häuſe bereits zerſetzt find; bis auf den Grund durchziehen ihn feine Wurzeln von Sumpfpflanzen und Confer— ven, und er ſtellt ſich überhaupt als ein ſehr reiner, brauchbarer Erdkalk dar. Sorgfältig angeſtellte Unterſuchungen darüber ließen folgende Reſultate gewinnen: Herr Apotheker Weimann in Grünberg fand in 5 Grammen naſſem Mergel 2 Grammen 27 Centigrammen Waffer, — = 13 z Kieſelerde, — £ 2 2 Thonerde mit Eifen, 2 5 58 E kohlenſaure Kalkerde. 5 Grammen. Herr Apotheker Kniſpel in Hainau wies in 100 Gewichtstheilen nach: 1 Theil in Waſſer löslichen Extractivſtoff, 2 ⸗Käieſelerde, 15 = Waſſer, 34 Kohlenſäure, . 48 = Galeiumoryd. 100 Theile. Und die chemiſche Analyſe eines andern Pharmaceuten ergab: 72,553 Kalk, 1,625 Thon und Eiſen, 15,774 Kieſelſäure, 0,543 kohlenſaure Magneſia, 9,505 Waſſer. 100, Mergelkalk. Schon vor Jahrhunderten kannte man dieſen Erdkalk, und er wurde, nachdem er, wie noch jetzt, in Form von Ziegeln geſtrichen und gebrannt worden, zu baulichen Zwecken weit und breit verbraucht. So wird in einer Chronik aus der Mitte des 17. Jahrhunderts als bemerkenswerth angeführt: „Saabor ſolle das 46 Privilegium haben, daß, wenn man feinen Kalk nach Breslau führt, aller Orten die Wehre geöffnet werden müſſen (alſo Zollfreiheit auf der Oder genießen), maßen in Breslau viele Häuſer, als auch in der Saaborſchen Gegend meiſt von dieſem Kalk gebauet werden.“ — Wird er auch jetzt nicht mehr bis dahin ausgeführt, ſo findet er gleichwohl, und am Orte faſt ausſchließlich, in deſſen nächſter Nachbarſchaft noch hie und da Anwen⸗ dung, auch iſt in der neueſten Zeit durch mancherlei Verſuche und insbeſondere durch eine zweckmäßigere Con⸗ ſtruction der Brennöfen gegen früher ein ſchöneres, ſich immer gleich bleibendes Product erzielt worden, welches in Beziehung auf ſeine Weiße und techniſche Brauchbarkeit überhaupt dem in der Umgegend meiſt gebräuch⸗ lichen Rüdersdorfer Steinkalke kaum etwas nachgiebt. Die Tonne gebrannter Kalk zu 4 Scheffel oder / Ku⸗ bikfuß giebt im gelöſchten Zuſtande 8 Kubikfuß aus. — Als Düngungsmittel wird er nur wenig benutzt. Neben dieſem Lager von Mergel findet ſich ein ziemlich ausgedehntes von Torf. Dieſer wird als Brenn⸗ material mit Vortheil verwendet. In ihm ſind zuweilen, wie dies auch anderweitig vorzukommen pflegt, ganze Hirſchgeweihe, einzelne Knochen und Knochentheile von Thieren gefunden worden. Zugleich theilte Herr Paſtor Schade für unſere Sammlungen Exemplare des von ihm bei Saabor auf der alten Oder aufgefundenen und von Ehrenberg Spongilla Erinaceus bezeichneten merkwürdigen Natur⸗ products mit, welches nach dem Urtheile deſſelden einen intereſſanten Aufſchluß über eine große Reihe bisher ihres Urſprunges halber unerklärlicher Formen von Kieſelnadeln gegeben, welche mannigfache geognoſtiſche Wichtigkeit haben, ja es ſeien dabei zwei generiſche Typen zum erſtenmale in ihrem Entwickelungs- und Urſprungsver⸗ hältniſſe anſchaulich geworden. (Vergl. Ehrenberg in den Monatsberichten der Berliner Academie der Wiſ⸗ ſenſchaften vom Jahre 1846, S. 96 — 101, über die geformten unkryſtalliniſchen Kieſeltheile von Pflanzen, beſonders über Spongilla Erinaceus in Schleſien und ihre Beziehung zu der Infuſorienerdeablagerung des Berliner Grundes.) Herr Apotheker Büttner zu Löwen, ebenfalls unſer correſpondirendes Mitglied, ſchickte Exemplare der Eiſenerze ein, welche im Falkenbergſchen gefunden und in der Winkler- und Thereſienhütte daſelbſt verſchmol⸗ zen werden. Man rechnete ſie bisher zur mittlern Juraformation, jedoch weichen ſie im Aeußeren und in der Lagerung ſelbſt von den z. B. im Kreuzburgiſchen vorkommenden Erzen dieſer Bildungsperiode auffallend ab. Jedoch muß das Urtheil hierüber noch bis zu weiterer Unterſuchung und Auffindung von Verſteinerungen ſus⸗ pendirt werden. Herr Profeſſor Schramm ſandte für unſere Sammlungen außer mehreren intereſſanten antiquariſchen Sachen noch ein Paar ſehr gut erhaltene Hörner des Bos priscus ein, welche beim Schlammgraben in Klaf⸗ tertiefe bei Roſenthal und Wanowitz bei Leobſchütz gefunden worden waren, fo wie Exemplare des Ostracites eduliformis aus der Tertiärformation des Weinberges an der Oppa bei Hultſchine, und merkwürdige topfar⸗ tige Concretionen aus den Gypsbrüchen bei Dirſchel. Herr Apotheker und Rathsherr Lehmann zu Kreuzburg ſchickte folgenden Bericht über die geogno- ſtiſchen Verhältniſſe von Kreuzburg, aus welchem insbeſondere aus den beobachteten Holzarten es her⸗ vorzugehen ſcheint, daß ſich die in der Nähe befindliche Juraformation auch bis dahin erſtreckt. Die Nothwendigkeit, eine von hier nach Konſtadt führende Straße zu beſſern, gab Veranlaſſung, in der Nähe der ſtädtiſchen Ziegelei nach Kies zu graben. Dieſer wurde zwar nicht in lohnender Menge gefunden, ſtatt deſſen aber ein Lager von Sandſteinen, die ſich zum Straßenbau eigneten. Als ich davon Kunde erhielt beeilte ich mich den Steinbruch in Augenſchein zu nehmen. Die Steine brachen in Querſpalten, ſind röthlich oder gelbweißlich, haben ein ziemlich feines Korn und verſchiedene Härte. Die unteren Schichten liegen im Waſſer, ſind friſch gebrochen von geringem Zuſammenhange, erhärten aber bedeutend an der Luft. Der Umfang des Lagers iſt noch nicht ermittelt, und wird die Ermittelung er⸗ 47 ſchwert, indem durch die Nothwendigkeit, bald eine große Menge zu erlangen, ein regelmäßiger Abbau verſäumt iſt. Die qualitative Analyſe wies Kieſelſäure, Thon, Kalk und Eiſen als Beſtandtheile nach. Die Aehnlichkeit dieſer Steine mit den bei Ludwigsdorf geförderten, erregte bei mir den Gedanken: ob nicht hier wie dort, un⸗ ter dieſen Steinen Eiſenerz liegen könne. Das Urtheil eines Bergmannes wurde eingeholt, und als auch die⸗ ſer die Aehnlichkeit der hieſigen Formation mit der Ludwigsdorfer beſtätigte, beſchloſſen, Bohrverſuche anzuſtel⸗ len, und die Ausführung derſelben dem bekannten Königl. Steiger Steinberg und ſeinen Erzgräbern über⸗ tragen. Das Ergebniß war folgendes: Unter dem Humus Geier 8 1 Lacht — Fuß 4 Zoll. ichen ll. a: — 5 3 3 Sand undd el. „„ 8 4) Grauer Letten mit Thoneiſenſte inn. FV $ if REN Ba eleche ) BE 5 =2— = Summa 5 Lacht. — Fuß 8 Zoll. nach Angabe des Steigers und ſeiner Arbeiter. Jetzt in einer Tiefe von 34 Fuß ſtießen die Bohrenden auf einen nicht mit den Inſtrumenten zu über⸗ wältigenden harten Körper, und behaupteten höchſt wahrſcheinlich auf ein Lager von Eiſenerz gekommen zu ſein. Der Steiger rieth einen Schacht abzuteufen, vielleicht mehr aus Neugierde als aus Ueberzeugung. Dieſe Ars beit konnte nur geringe Fortſchritte, des ſtarken Waſſerzufluſſes wegen, machen. In der Tiefe des Bohrloches endlich angelangt, fand ſich, ſtatt des erwarteten Erzes, ein großer Stein, der die ganze Breite des Schachtes einnahm, und nur durch eiſerne Keile überwältigt werden konnte. Bei der Zerklüftung fand ſich ein großes Stück eines verkohlten Stammes, rings umſchloſſen von dem ſteinigen Conglomerate. Letzteres beſteht, wie ſchon das Anſehen ergiebt, aus Kieſelſtücken, Schwefelkies und iſt mit einer feſten, weißen Maſſe adrig durch⸗ zogen, welche Steinberg, wohl etwas voreilig, für Schwerſpath hält. Die Kohle ſelbſt entzündet ſich nur ſchwer, riecht bituminös, hat aber ſonſt die meiſte Aehnlichkeit mit gewöhnlicher Holzkohle, unterſcheidet ſich we⸗ ſentlich von den in meiner kleinen Mineralienſammlung befindlichen Exemplaren des Lignits, der Stein- und Braunkohle. Nach erfolgter Beſeitigung des Steins, in 7½ Lachter Tiefe, fand ſich ein nur 3 Zoll mächti⸗ ges Lager eines Minerals, welches die Erzgräber für Thoneiſenſtein erklärten, das aber nicht bauwürdig ſei. Dieſer Angabe muß ich widerſprechen, da ich bei der Unterſuchung nur etwas über 3% Eiſen fand, als Haupt⸗ beſtandtheil aber kohlenſauren Kalk, Kieſelerde und nur wenig Thonerde, und iſt dies Mineral, meiner unmaß⸗ geblichen Meinung nach, nur als Kalkſtein zu betrachten. Zu einer genauen quantitativen Analyſe fehlt es mir an einer feinen Wage, und an Zeit. Unter dieſem Mineral war wieder rother Letten, und wurde jedes weitere Forſchen durch die vorgerückte Jahreszeit verhindert. Die Hoffnung, der hieſigen ſehr armen Commune einen Erwerbsquell durch Eiſenerzförderung zu eröff— nen, iſt freilich, wenn auch nicht ganz vernichtet, doch vertagt, und hätten die bedeutenden Verſuchskoſten wohl vermindert werden können, wenn das Bohrloch glücklicher gewählt wäre, und der Stein nicht die Arbeit ſo vertheuert hätte. Für die Wiſſenſchaft hat ſich indeß wohl zweifellos ergeben, daß die unteren Erdſchichten ½ Meile weſt⸗ lich der Stadt die größte Aehnlichkeit mit denen von Ludwigsdorf, Matzdorf u. ſ. w. öſtlich und nordöſt⸗ lich zeigen. Schade iſt es, daß in den geringen Lagern des Thoneiſenſteins ſich keine Petrefakten zeigen, aus welchen man beſtimmt den Schluß ziehen könne: ob die unter dem Alluvium des Stoberthales befindlichen Lager der Juraformation angehören, wofür die Bruchſteine, die Neſter von kohlenſaurem Kalk und Thoneiſenſteine zu 48 ſprechen ſcheinen. In einigen Sandſteinen befinden ſich kleine Bruchſtücke von Vegetabilien, in welchen ich, mit meinem unvollkommenen Mikroſkope, unveränderte Rinde von Pinus zu erkennen glaube. Vielleicht iſt das Auffinden des Stückes eines verkohlten Stammes nicht ganz ohne wiſſenſchaftliches Intereſſe. Nachſchrift des Secretairs der Section. Aus der angeführten Beſchreibung und noch mehr aus der Beſchaffenheit des hier gefundenen foſſilen Holzes, welches mit dem auch an andern Orten der Jura⸗ formation Oberſchleſiens von mir beobachteten übereinſtimmt (Pinites pertinax mihi, ſiehe die vorjähr. Ueber⸗ ſicht unſerer Verhandl. S. 390), geht hervor, daß die Juraformation ſich ebenfalls bis in die Umgegend von Kreuzburg erſtreckt und ich keinen Augenblick zweifle, daß man bei weiteren Nachforſchungen auch auf den dieſer Formation eigenthümlichen, für unſere Oberſchleſiſche Hütteninduſtrie fo über- aus wichtigen Thoneifenftein in lohnender Menge gelangen dürfte. Der Secretair der Section hatte Gelegenheit, einen Beitrag zur geognoſtiſchen Kenntniß der Grafſchaft zu liefern, indem er ſüdlich etwa eine Stunde von Reinerz an beiden Seiten der von den See feldern herabkommenden Weiſtritz, an einer Stelle, wo auf den geognoſtiſchen Karten nur Gneis verzeichnet iſt, Thonſchiefer auffand, in welchem der Königl. Förſter zu Reinerz, Herr Laski, dem er die erſte Nachricht hier— von verdankt, auch Verſteinerungen beobachtet hatte, der Posidonia Becheri, eine im Devoniſchen Syſtem ſehr verbreitete Muſchel. Der Thonſchiefer liegt hier zu Tage in einer halben Stunde Breite, zwiſchen der Weiſtritz und dem Rothwaſſer, einem kleinen Nebenflüßchen derſelben, und läßt ſich eine Stunde lang bis zu den Seefeldern verfolgen, wie es denn auch ſehr wahrſcheinlich iſt, daß der ganze nördliche Theil der Seefelder auf demſelben ruht. c. Geologie. Herr Oberſtlieutenant Dr. F. v. Strantz ſprach über die verſchiedene Geſtaltung der Krater und das Erkennungszeichen ihrer Entſtehung. Was die Darſtellung derſelben betrifft, fo gab Ref. die Erhebungskrater nach C. v. Buch; jene der feuerſpeienden Berge, d. h. der Vulkane, nach A. v. Humbold, insbeſondere nach des letzteren Ab— handlung über die Erdbeben, in ſeinem weltberühmten Werk „Cosmos.“ Erfreuen muß es Ref., daß ſein Vortrag bei Anweſenheit der deutſchen Naturforſcher 1837 zu Prag: „über die Wirkung expanſiver Gaſe in Erdhöhlen“ auch bei Herrn v. Humboldt Anklang gefunden hat. Derſelbe bemerkt nämlich, wie ſich bei dem großen Erdbeben in Amerika vom Jahre 1797, hier am auffallendſten eine minenartige Exploſion, ſenkrechte Wirkung von unten nach oben, bei dem Umſturze der Stadt Riobamba gezeigt, wo viele Leich⸗ name der Einwohner auf den mehrere hundert Fuß hohen Hügel von la Culca jenſeit des Flüßchen von Cican geſchleudert wurden. Hier ging Ref, auf feinen Vortrag zu Prag in ſoweit zurück, als er die auf die Minentheorie geſtützte Erfahrung wieder zur Sprache brachte; es findet nämlich hier ein Auswurfskegel ſtatt, wovon der größte Theil in der Tiefe wieder zurückfällt, ein Theil aber darüber hinausgehend, den Krater⸗ rand als Umwallung bekränzt, wo ſodann eine muldenartige Vertiefung zurückbleibt. Es verſteht ſich, daß hierbei die Wirkung einer Erſchütterung nicht ausbleibt, weil die Wirkung einer Expanſion vom Mittel- punkt radial ausgehend erfolgt, wobei aus Höhlen die Kraft hauptſächlich gegen den Horizont andringend, hier den geringſten Widerſtand findet, und nach dieſem Geſetz vorzugsweiſe wirkt. Für dieſe Art Krater erlaubt ſich Ref. die Benennung „Exploſionskrater“ in Vorſchlag zu bringen. Daß dergleichen Krater im Monde mehr als auf unſrer Erde vorkommen, darüber hat derſelbe ſich 1841 in der ſchleſiſchen vaterländi⸗ ſchen Geſellſchaft ausgeſprochen, nämlich wie dieſes dort dem geringeren Luftdrucke beizumeſſen wäre, eine An⸗ ſicht, die 1843 Herr E. v. Beaumont in der Pariſer Academie berührte, und Herr v. Humboldt in ſei⸗ 49 nem Cosmos beitrat: „unſtreitbare Wirkungen des Innern gegen die Oberfläche des Mondes, begünftiget von dem Einfluß einer geringeren Schwere.“ Als Bezeichnung eines Erhebungskraters, die wie bekannt auf dem Continente ſich domförmig, aus dem Meere aber wie eine Inſel erheben, nimmt Ref. einen von der Mitte radial ausgehenden Schichtenbruch an, wodurch die Dämpfe einen Ausweg fanden, und bei Hebung und Rückſenkung der Schichten eine Vertie⸗ fung noch zurücklaſſen, wogegen von einem erloſchenen Vulkan unbezweifelt die ſenkrecht aufſtehenden, den Krater umkreiſenden Schichten und ſich ſonſt vorfindende vulkaniſche Stufen zeigen. Bei einem Exploſions— krater dagegen wird hier die Einheit der inneren und der ausgeworfenen Maſſe zur Bedingung, ein Aufrich⸗ ten der Schichten findet nicht ſtatt, wohl aber deren Zerſtückelung und Verwerfung. Petrefakten kunde. Am 12. Juli lieferte der Secretair der Section eine Geſammtüberſicht ſeiner Unterſuchungen über die Steinkohlen. i Die holländiſche Geſellſchaft der Wiſſenſchaften zu Harlem hatte im Jahre 1844 folgende Preisfrage geſtellt: Man ſolle durch eine ſorgfältige Unterſuchung der verſchiedenen Kohlenlager zu ermitteln ſuchen, ob die Schichten der Steinkohle ganz allein aus Vegetabilien entſtanden wären, die einſt auf dem gegenwärtigen Standorte vegetirten, oder ob ſie von ſolchen ſtammen, die von andern Orten dahin geſchwemmt worden ſeien, ſo wie endlich auch nachſehen, ob verſchiedene Kohlenlager einen verſchiedenen Urſprung hätten. In der Sitzung jener Geſellſchaft am 23. Mai 1846 wurde eine von dem Secretair der Sec tion, Profeſſor Dr. Göppert, eingeſchickte Concurrenzſchrift mit dem doppelten Preiſe beehrt, wie auch dem Autor der Preisfrage, Herrn Profeſſor v. Breda zu Harlem, für die Aufſtellung ſelbſt noch eine ſilberne Medaille zuerkannt. In Folgendem wird verſucht, eine Hauptüberſicht des Inhaltes der Preisſchrift zu liefern. I. Dem claffifhen Alterthume war die foſſile Kohle, wenn auch wohl nicht die Steinkohle in unſerem Sinne, ſo wie die Anwendung derſelben wohl bekannt. In China ſcheint man ſie früher als in Europa be⸗ nutzt zu haben, was hier vor dem Jahre 1000 nicht der Fall geweſen ſein mag. In Belgien eröffnete man um das Jahr 1198 die erſten Baue, nicht lange darauf in England, Schottland, im 15ten Jahrhundert in Frankreich und Deutſchland, vielleicht zuerſt zu Zwickau in Sachſen, denen nach und nach die Benutzung der in den anderen Gegenden Deutſchlands gelegenen Lager folgten. Die Entdeckung der übrigen außer Deutſchland und Europa befindlichen Kohlenflötze geht nicht viel über das letzte Drittel des vorigen Jahrhunderts hinaus, und reicht zum Theil bis in unſere Zeit hinein. Faſt alle Erdtheile und alle Zonen, die Polar-Zone und die ſüdliche gemäßigte und tropiſchen, ſind damit verſehen, mit alleiniger Ausnahme von Afrika, wenn nicht viel— leicht dergleichen in Algier, was mir nicht genau bekannt iſt, bereits entdeckt worden ſind. Sie werden bebaut in 1725 Fuß Tiefe unter dem Meere, reichen vielleicht bis zu 20656 Fuß herab, und ſteigen wieder bis zur Höhe von 12000 Fuß, ja wie bei Huanuco in Peru ſogar bis zur Höhe von 14700 Fuß, zeigen faſt überall mehr oder weniger muldenförmige Lagerung, und fo weit dies bekannt iſt, auch verwandte Zuſammenſetzung von abwechſelnden Schichten Kohle, Sandſtein und Schieferthon, in welcher Kohle das ſchwächſte Glied aus: macht, von 2— 60, ja bis 120 Fuß. II. So viel mir wenigſtens bekannt geworden iſt, hat man ſich nicht vor der Reſtauration der Natur: wiſſenſchaften, die im 16ten Jahrhundert ſtattfand, mit Unterſuchung über die Entſtehung der Steinkohlenlager 7 50 beſchäftiget. Jedoch war man damals, wie zu den Zeiten Agricola's, den man als den Schöpfer der heuti⸗ gen Mineralogie betrachtet, keinen Augenblick über den organiſchen Urſprung derſelben zweifelhaft. Man legte nur den mit den Steinkohlen zugleich vorkommenden erdigen Theilen eine zu große Bedeutung bei, indem man die Steinkohlen geradezu für eine mit bituminöſen Stoffen getränkte Erde erklärte, eine Meinung, die ſich bis faft in das 19te Jahrhundert hinein allgemein in Anſehen zu halten wußte. Scheuch zer's am Anfange des 18ten Jahrhunderts bereits ausgeſprochene richtigere Anſicht, daß auch die geſammte frühere Vegetation in Subſtanz dieſen Maſſen beigemiſcht ſei, blieb lange Zeit unbeachtet, verdient aber um ſo mehr wieder der Ver⸗ geſſenheit entzogen zu werden, da auch unſere Zeit im Allgemeinen nach vielfältigen Forſchungen keine anderen Reſultate erlangt hat. Jedoch bleibt es immer intereſſant und liefert gewiſſermaßen einen Beitrag zur Ent⸗ wickelungsgeſchichte des menſchlichen Geiſtes, die allmälige Entwickelung einer Idee auch auf dem Felde einer ſpeciellen Wiſſenſchaft zu verfolgen, weswegen ich es nicht für unangemeſſen fand, ihr einen nicht unbedeuten⸗ den Umfang zu widmen. Wer weiß in welcher kurzen Zeit vielleicht nicht unſer ganzes gegenwärtiges Wiſſen über dieſen Gegenſtand nur noch eine hiſtoriſche Bedeutung beſitzt. III. Wenn wir nun uns nach dem Vorgange eines Boué, Adolph Brongniart, Alexander v. Humboldt, Lyell, Murchiſon und anderen ausgezeichneten Geognoſten uns zu der Annahme berechtigt halten dürften, daß nach der Ablagerung aller ſogenannten Tranſitions-Geſteine (der Cambriſchen, Siluriſchen und Devoniſchen Formation) Europa, ja wohl ein großer Theil der Erde ein ungeheueres Meer darſtellte, mit ziemlich vielen vereinzelten Inſeln, auf welchen überall eine tropiſche Vegetation herrſcht, ſo glaube ich mir die Entſtehung der Steinkohlenlager auf folgende Weiſe denken zu können: Jene Inſeln hatten, wie die in unſe⸗ rer Zeit, ihre Berge, Thäler, Flüſſe, Binnenſeen ähnliche Localitäten, feuchte und trockene, friſche und wärmere, ſchattige und ſonnigere Stellen. Ueberall war ein tropiſches Klima verbreitet, wie wir aus der überall ähn⸗ lichen, nur mit der tropiſchen Natur vergleichbaren Vegetation mit Recht zu ſchließen berechtigt ſind; denn die foſſilen Pflanzen in beiden Hemiſphären im Süden und Norden Aſiens, an Aſiens Grenzen bei Ekatharinen⸗ burg, in Altai und in Sibirien, im nördlichen Europa, durch den ganzen Continent hindurch bis jenſeits des Urals, in England, Schottland und Irland, gleichwie jenſeits der Meere im nördlichen und ſüdlichen Amerika und in Neuholland, erſcheinen, wenn auch nicht immer der Art, doch der Gattung nach durchaus dieſelben. Stigmaria fehlt faſt nirgends, wie Sigillarien, Sphenopteris, Pecopteris u. ſ. w. Ungeheuere Wälder bildeten die Coniferen, die baumartigen Lycopodiaceen von 70 — 75 Fuß Höhe und 2—3 Fuß Dicke, die wunderbar geformten Sigillarien, Calamiten oder rieſige Equiſetaceen, unter deren Schutze zahlloſe, auch oft baumartige Farrn entſproſſen und die wunderbare Stigmaria ficoides ſich entfaltete, mit ih⸗ ren aus einem kuppelförmigen Stocke nach allen Seiten hin ſich gablig verzweigenden, oft 30 Fuß langen Aeſten mit dornenartig, rechtwinklich abſtehenden ebenfalls dichotomen Blättern, ganz geeignet, in ſich und un⸗ ter ſich die Reſte von Vegetabilien aufzunehmen. Nach den damals herrſchenden Vegetationsgeſetzen, die von denen der Jetztwelt nicht verſchieden waren, und in Folge der klimatiſchen Verhältniſſe bekleidete nun dieſe In⸗ ſelflora bald das dort höher gelegene trockene Land, hier die Gebirgsbuſen; anderwärts die Becken und Mulden des höheren älteren Gebirges mit reicher Vegetation. Auf einer ſolchen reichen Vegetation erhob ſich nach dem Abſterben immer wieder ſchnell eine neue, wie wir dies heut noch in den Tropen ſehen, in feuchten Gegenden bildeten ſich auch torfartige Lager, und ſo mußten ſich in den Thälern und in den Ebenen, am Fuß der Ge⸗ birge wie auf den Höhen ſelbſt, auf Plateaus und Mulden ungeheuere Maſſen vegetabiliſchen Stoffes als Material künftiger Kohlenbildung bald mehr bald weniger anhäufen, jenachdem Bodenbeſchaffenheit, Lage und Natur der einzelnen Pflanzen mehr oder minder üppiges Gedeihen begünſtigte und bedingte (Stichler). Wenn man nun bedenkt, daß kein Säugethier, kein Vogel, mit einem Worte kein Thier, mit Aus⸗ nahme einiger luftathmenden Inſecten, dieſe düſtern einförmigen Wälder belebte, ſo kann man ſich zugleich eine der Wahrheit ziemlich nahe kommende Vorſtellung dieſer traurigen Natur machen, die aber impoſant iſt durch 51 die Rolle, welche ſie in der Geſchichte der Erdkugel geſpielt hat (Brongniart). Denn die geſammte Vegeta⸗ tion wurde in die Schichten, welche die große Steinkohlenformation bilden, begraben, überſchwemmt durch, in Folge von durch Hebungen und Senkungen veranlaßten Niveau-Veränderungen, hereinbrechende Gewäſſer, und nun bei Fehlen von Gerölle und Detritus in zuſammenhängende Kohlenlager verwandelt, oder vermiſcht mit Sand und Thon in allmälig ſich erhärtenden Schieferthon und Sandſtein eingeſchloſſen und erhalten. Denn zum erſtenmal wird durch meine über große Kohlenlager ausgedehnte Unterſuchungen mit Entſchiedenheit nachgewieſen, was man bisher immer nur vermuthete, daß die Steinkohlen ſelbſt ähnliche Pflanzen enthalten, wie die ihnen zum Hängenden und Lie⸗ genden dienenden Schieferthone und Sandſteine. Die in den letzteren begrabenen Pflanzen konn⸗ ten nur deswegen ſich nicht zu einem Kohlenlager vereinigen, weil allzuviel Sand und Thon von den Gewäf— ſern mitgebracht und ſomit zwiſchen dieſelben geſchwemmt wurden. Auch in der ſcheinbar gänzlich ſtructurloſen Steinkohle vermögen wir durch das von mir zuerſtnach⸗ gewieſene Verfahren, die durch Verbrennen derſelben entſtandene Aſche zu unterſuchen, Beweiſe für den ve⸗ getabiliſchen Urſprung derſelben zu finden; es giebt Beweiſe in die Hand, die in neuerer Zeit wieder zum Vorſchein gebrachte Behauptung über den anorganiſchen Urſprung der Kohle ſiegreich zu widerlegen, indem ſich darin noch die wohlerhaltenen Scelette von Pflanzenzellen befinden. Bei der Ueberſchwemmung, welche die ganze Vegetation betraf, wurden, wie ich ebenfalls zuerſt mit Evidenz zeigte, alle die Stämme, welche, mochten ſie auch noch ſo lang und umfangreich ſein, innerlich nicht aus concentriſchen, durch ziemlich dichte Gefäße gebildeten Holzlagen beſtehen, wie die Calamiten, Lycopodiaceen, Sigillarien und Stigmarien, zum Theil entwurzelt, umgeworfen, nur wenige erhielten ſich in ihrer aufrechten naturgemäßen Lage, und gingen nun raſch unter Begünſtigung der hohen klimatiſchen Temperatur, die wir ſehr wohl an 20 — 25° im Mittel anſchlagen können, in eine Art von Zerſetzung über, die zwar lange genug dauerte, um den gänzlichen Zuſammenhang der im Innern befindlichen Zellen und Gefäße zu löſen, aber ih⸗ ren Einfluß an manchen Orten wenigſtens nicht auf die Rinde erſtreckte, und überhaupt nicht mit einer Ver⸗ moderung oder gänzlichen Zerſetzung endete, ſondern durch Entziehung des Einfluſſes der Atmoſphäre endlich gehemmt wurde. Um dieſe Zeit waren jedoch die gleichzeitig mit begrabenen, aus überaus dichtem Holze ges bildeten Coniferen, die Araucarien, noch nicht auf gleiche Weiſe in der Zerſetzung vorgeſchritten, und konnten ſich daher nicht zu einer gleichförmigen Maſſe mit jenen vereinen. Der Zuſammenhang der Holzmaſſe war freilich bereits aufgehoben, fo daß fie in unendlich zarte Trümmerchen und Stückchen gelöſt, bereits umher: ſchwimmend, zwiſchen die gleichförmigere Maſſe ſich lagerten, und ſo die ſogenannte mineraliſche Holzkohle oder Faſerkohle der Mineralogen bildeten. Den Beweis für die Richtigkeit dieſer Anſicht liefert die wohl erhaltene, den Araucarien der Jetztwelt ähnliche Structur, die wir überall in dieſer von den Mineralogen bisher unter dem ange⸗ führten Namen vindicirten merkwürdigen, auch durch ihr Aeußeres, ihre faſerige abfärbende Eigenſchaft ſich gleich auffallend von der übrigen Maſſe unterſcheidenden Kohlenart antreffen. Die kürzere oder längere Dauer jener Zerſetzungs⸗ Periode, die, wenn wir aus den von uns angeſtellten Verſuchen über Fäulniß großer Monocotyle⸗ donen⸗Stämme ſchließen dürfen, ſehr gut bei einer Temperatur von 25 bis 30“ in einem Sommer vollendet fein konnte, die tiefere oder ſeichtere Waſſerſchicht, welche fie bedeckte und fo den Einfluß der Atmoſphäre in höhes rem oder geringerem Grade einwirken ließ, die ruhigere oder bewegtere Oberfläche der Gewäſſer ſind ſämmtlich Momente, die unendlich viele Modificationen zuließen, wodurch eben auch die unendlich verſchiedenen Abweichungen der äußeren Geſtalt und Erhaltung und Inhalt der Steinkohle in den verſchiedenen Gegenden der Erde eniſtanden. Längere Dauer jener Zerſetzungsperiode, freier ungehinderter Zutritt der Atmoſphäre zerſtörte die äußerlich ſicht⸗ bare Structur der Sigillarien, Lepidodendreen, Stigmarien, die natürlich mit der der Coniferen oder Arauca⸗ rien Hand in Hand ging, daher wir in dieſem Falle auch die letzteren nur in kleineren Trümmern der Kohle beigemiſcht finden, während wir z. B. in Oberſchleſten, wo die Sigillarien und Lepidodendreen ſo trefflich er halten ſind, auch ganze fußlange Stämme der Araucarien antreffen, eine Beobachtung, die, wenn ich nicht irre, 76 585 52 in noch höherem Grade die von mir oben angegebene Entſtehungsweiſe diefes fo vielfach ventilirten Foſſils erläutert. Die ſcheinbar ſehr bewegten Gewäſſer führten viel Sand und Thonmaſſen mit, bildeten die Schie⸗ ferſchnüre und Brandſchiefer, die fo häufig die Steinkohle verunreinigen, löſen fie wohl endlich gar in ein— zelne unbauwürdige Lager, ſogenannte Kohlenſchmitze, auf. IV. Alle Verhältniſſe aber, das oft viele Lachtern, ja Meilen weite, faſt gleiche Aushalten der Flötze, die Lachtern weit reichenden, oft überaus zarten, 1 — 2 Linien dichten Schichten in der Kohle ſelbſt, die regel: mäßigen, ſich eben fo weit erſtreckenden Ablagerungen der ſogenannten Faſerkohle zwiſchen denſelben, die Bes ſchaffenheit der in ihnen enthaltenen Vegetation, wenn ſie, wie in einigen Punkten in Oberſchleſien, ſich noch in ihnen vorfindet, ſprechen entſchieden für möglichſt ruhigen und allmälig erfolgten Abſatz der in ein gemein⸗ ſchaftliches Kohlenlager vereinten Vegetabilien. V. Wenn es aber nun durch Elie de Beaumont und die von mir gegebene Berechnung entſchie— den nachgewieſen wird, daß, um fo bedeutende Kohlenflötze zu bilden, wie fie fo häufig vorkommen, die Pflan⸗ zen, welche auf einer ſolchen Fläche zu wachſen vermögen, nicht ausreichten, und andererſeits aus dem Vorſte— henden erhellt, daß man wohl nur an einen ruhigen Niederſchlag, nicht an ein Zuſammenſchwemmen aus weiten Kreiſen denken kann, ſo ſieht man ſich, um dies Phänomen zu erklären, zu der Annahme genöthigt, daß ſehr viele mächtige Kohlenlager, ich bin weit davon entfernt dies auf alle auszudehnen (denn nichts ift wohl nachtheiliger für Erforſchung dunkler Verhältniſſe als das ſogenannte Generaliſiren), als die Torflager der Vorwelt anzuſehen ſind, die ſich eben ſo im Laufe einer langen Vegetationszeit bildeten, wie die Torflager un⸗ ſerer Zeit, die, wie z. B. in Irland, auch wohl eine Mächtigkeit von 40 bis 50 Fuß erreichen. Ganz be⸗ ſonders ſcheint mir die Stigmaria, welche wohl eine feuchte Orte liebende Pflanze war, mit ihren von einem Centralſtock nach allen Seiten ausgehenden 30 bis 50 Fuß langen dichotomen Aeſten, mit ihren rechtwinklig abſtehenden ſtachelähnlichen Blättern von entſchieden weicher krautiger Beſchaffenheit, mit Hülfe der auch in ihrer Geſellſchaft nie fehlenden Calamiten (entſchiedene Sumpfpflanzen), ganz geeignet, die Baſis einer ſolchen Torfbildung zu vermitteln, wofür ferner auch noch die ganz enorme Häufigkeit ſpricht, in welcher ſie in allen mir bekannten Kohlenlagern vorkommt. VI. In der unveränderten Pflanzenfaſer findet ein überwiegendes Verhältniß des Sauerſtoffes und des Waſſerſtoffes zum Kohlenſtoff ſtatt; in der Braun- und Steinkohle verhält es ſich umgekehrt. Der Kohlen⸗ ſtoff nimmt in der verweſenden Pflanzenfaſer beſtändig zu, während der Waſſerſtoff und Sauerſtoff zu Kohlen ſäure und Kohlenwaſſerſtoff-Verbindungen ſich vereinigen und entweichen, wenn Zutritt der Luft ſtattfindet. Bedeckung der Pflanzen verhindert das letztere oder hemmte es vielmehr nur, daher denn auch ſich, wie die Erfahrung lehrt, dergleichen Verbindungen ſowohl in Braun- als Steinkohlengruben entwickeln, in erſteren vorzugsweiſe als kohlenſaures Gas, in letzteren als Kohlenwaſſerſtoff-Verbindungen, wenn fie aufgefchloffen werden, und ſo von einer fortdauernden Veränderung Zeugniß geben, welche, wenn dadurch die Kohle ihres ganzen Waſſerſtoffes beraubt würde, die Kohle endlich in Anthracit verwandeln dürfte. Dieſe Ausſcheidungen, welche nun allmälig die vegetabilifche Maſſe in Kohle verwandelten, fanden unter Einwirkungen der Feuchtig⸗ keit oder auf naſſem Wege ſtatt, wie die Erhaltung ſämmtlicher in der geſammten Kohlenformation befind⸗ lichen Pflanzen nachweiſt. Prozeſſe, die, wie ich beobachtete, auch heut noch vor unſern Augen in der Na⸗ tur erfolgen, und wie ich auf dem Wege des Experimentirens nachwies, durch Veranlaſſung ähnlicher Mo: mente abſichtlich herbeigeführt werden können, und zwar bezieht ſich dies nicht blos auf die Bildung von Braunkohlen, ſondern auch ſogar von Schwarzkohlen. Auch können wir in dem Verhalten der von Eruptiv-Geſteinen durchbrochenen Kohlenlagen in ihren in Folge diefer Kataſtrophe rothgebrannten Schieferthonen und Sandſteinen mit den mehr oder minder ver— koakten Kohlen ſelbſt in der gradweiſen Ab- und Zunahme dieſer Erſcheinungen, welche mit der größern oder geringeren Entfernung von den durchbrechenden Maſſen in innigem Verhältniſſe ſteht, ebenfalls einen Beweis 53 für die obige Behauptung finden, indem ſich ſo recht ſcharf und ſchneidend die Einwirkung des trockenen Weges herausſtellt. VII. Die Einwirkung des Druckes vollendete die in dem vorigen Abſchnitt erwähnte bereits begonnene Bildung. Unter den Trümmern zerſtörter älterer Gebirge, als Folge der Eruptionen der älteren Maſſengeſteine, vulkaniſchen Regen, gewaltigen Springfluthen mit ihren Schlammablagerungen und vulkaniſchen Schlammergie⸗ ßungen bei jenen Eruptionen, Flußſand, Binnenſeen mit ihren Ablagerungen wurden jene bereits in der Bil dung begriffenen Kohlenflötze begraben, und hüllten zugleich die von Zeit zu Zeit an einzelnen Orten wieder zum Vorſchein gekommene ähnliche Vegetation, welche wir in den Schieferthonen und Sandſteinen antreffen, ein. Zu dieſer Zeit, als fie ſich niederſchlugen, hatten die Kohlenlager bereits eine gewiſſe Feſtigkeit erlangt. Dies beweiſen die Abdrücke der auf ihrer Oberfläche befindlichen Pflanzen in den darüber lagernden Sandſteinen und Schieferthonen, welche mein Freund Beinert und ich zuerſt in Niederſchleſien ſahen und ich ſpäter in noch viel grö— ßerer Ausdehnung in Oberſchleſien bei den dortigen Tagbauten beobachtete. Wenn es auch wohl Niemand einfallen durfte, zu behaupten, daß dieſe Niederſchläge an allen Orten mit gleich großer Ruhe erfolgten, ſo zeigen doch unſtreitig die von mir an mehreren Punkten gemachten Beobachtungen über die Verbreitung der foſſilen Pflan⸗ zen, die gruppenweiſe Vertheilung oder das geſellſchaftliche und iſolirte Vorkommen einzelner Arten, Fehlen der einen Art und Erſatz durch andere derſelben Gattung in der Decke ein und deſſelben Flötzes und endlich vor Allen die von mir ſo vielfach nachgewieſene wunderbare Erhaltung der foſſilen Pflanzen, die zuweilen, wie an einzelnen Punkten in Oberſchleſien und Zwickau, wie friſch getrocknete ſchwach gebräunte Blättchen erſchienen, daß ſie entweder auf ihrem urſprünglichen Standort, oder wenigſtens doch nicht weit davon entfernt in die Thon⸗- und Sandſchichten begraben wurden. Die verſchiedene phyſikaliſche Beſchaffenheit und die Vegetation der einzelnen übereinander liegenden Flötze, ſowohl die der Kohle als der Schieferthone und Sandſteine, lehren, wie Beinert's und meine oben ange⸗ führten Beobachtungen zeigen, daß fie zu verſchiedenen Zeiten entſtanden find, wiewohl zu einer Formation ges hören, wie die generiſche Uebereinſtimmung der in ihnen enthaltenen Pflanzenarten erkennen läßt, aber in grö— ßeren Zwiſchenräumen, in welchen ſich die oben angeführten bei der Flötzbildung überhaupt thätigen Momente wiederholten, abgelagert wurden. Obſchon ich weit davon entfernt bin, auch nur eine Zeitbeſtimmung, in welcher ſich dieſe Flötze bildeten, auch nur zu verfuchen, fo will ich doch auf mehrere in meinem Werke an⸗ geführte Beobachtungen über die ſchnelle Regeneration der Flora in tropiſchen Gegenden und wieder auch zu— gleich auf die ungemein raſche Zerſetzung derſelben aufmerkſam machen, und damit andeuten, daß ein geringes rer Zeitraum hierzu erfoderlich war, als man gewöhnlich anzunehmen ſich geneigt fühlt. Am 10. Juni ſprach der Secretair der Section, Profeſſor Dr. Göppert, über die Verſchieden— heit der Kohlenlager Oberſchleſiens und Nie derſchleſiens. 1) Der vorherrſchende pflänzliche Urſprung der oberſchleſiſchen, wie der niederſchleſiſchen Steinkohle iſt nicht zu bezweifeln; in der erſteren fehlen die Seeproducte gänzlich, daher das Meer bei der Bildung derſelben wohl nicht betheiligt war, in der niederſchleſiſchen befinden fie ſich mit Landpflanzen nur in einzelnen im hans genden rothen Sandſtein befindlichen Kalklagern. 2) Die mächtigen großen Stämme der Sigillarien, welche faſt an den meiſten Orten noch überaus wohl- erhalten ſich in der Kohle ſelbſt vorfinden, trugen am meiſten zur Bildung der Kohle in Oberſchleſien bei, fo daß im Allgemeinen die Kohle mancher großen Reviere, wie z. B. des Nicolaier Reviers, der an der Przemſa in Schleſien, im Königreich Polen, im Freiſtaat Krakau gelegenen Gruben, geradezu als Sigillarien-Kohle (si a potiori fit denominatio) bezeichnet werden kann, woraus ſich auch vielleicht mit Recht die ungeheuere Mäch— tigkeit der Kohle in den Kohlenflötzen, die bis zu 7 Lachtern ſteigt, herleiten läßt. — 54 Von den andern großen in der Kohlenformation vorkommenden Pflanzenfamilien, hier mit Ausnahme der Araucarien, wird keine mehr in ſolcher Menge in der Kohle angetroffen; die Lepidondreae (Sagenarien) Stigmariae überwiegen nur in einzelnen Lagern wie auf der Friedrichsgrube bei Zawade, und mit ihnen die Calamiten. Sparſam finden wir nur die Calamiten, Nöggerathien; Farrnkräuter werden überall in der Kohle vermißt, oder wurden wenigſtens von mir bis jetzt trotz eifriger Nachforſchung nach denſelben noch nicht gez funden, und man könnte vielleicht annehmen, daß ſie wenigſtens auf den Punkten urſprünglich fehlen, wo ſich die mit fo zarter Rinde verfehenen Lepidodendreae, wie oben auf der genannten Friedrichs-Grube, fo wohl erhalten haben. In Niederſchleſien erreichen die Flötze an keinem Punkte die Mächtigkeit der oberſchleſiſchen. Wiewohl Lepidondreen in den Schieferthonen häufig ſind, Sigillarien ebenfalls, obſchon in geringerer Menge vorkommen, auch die Faſerkohle in der Kohle nirgends fehlt, ſo kommen erſtere doch überall nur ſehr zerſtreut und vereinzelt in der Kohle ſelbſt noch erhalten vor, wohl aber findet ſich unglaublich häufig Stigmaria ficoi- des, die wahrſcheinlich mit einer ſehr großen Menge krautartiger Gewächſe, wie Farrn, deren Structur jedoch faſt völlig verloren ging, die Kohlenlager formirte, welche aber von geringerer Mächtigkeit ſein mußte, da ſie nicht eine ſolche Menge vegetabiliſcher Maſſe, wie die koloſſalen Sigillarien zu liefern vermochte. Im Allge⸗ meinen könnte man alſo die Mehrzahl der niederſchleſiſchen Kohle, insbeſondere die des liegenden Zuges, als Stigmarien=Kohle bezeichnen. Unter den 46 von mir beſuchten Gruben Niederſchleſiens lieferten nur 10 einzelne mehr oder minder deutliche Reſte von Sigillarien, und nur auf einer einzigen, der Sophiengrube in der Grafſchaft Glatz, kann man mit einiger Sicherheit darauf rechnen, in größeren Kohlenquantitäten Exemplare anzutreffen, während von den 80 Gruben Oberſchleſiens nur etwa auf 6 dergleichen nicht bemerkt wurden, und wie häufig ſie auf den übrigen mehr oder minder ſind, habe ich erwähnt. 3) Große Kohlenflötze zeigen in meilenweiten Entfernungen in Oberſchleſien ähnliche äußere Beſchaffen⸗ heit und verwandte Zuſammenſetzung aus Pflanzen derſelben Art oder Gattung, wie die Kohlenflötze der an der Przemſa bis Myslowitz gelegenen Gruben, von denen ſie ſich nach dem Freiſtaat Krakau, nach Dombrowe und Jaworzno wenden. Aehnliches ſieht man auch in Niederſchleſien, obſchon wegen der geringeren Ausdehnung der Flötze nicht in ſolchen Erſtreckungen. 4) Uebereinander liegende Kohlenflötze laſſen eine verſchiedene phyſikaliſche Beſchaffenheit und verſchiede⸗ nen Inhalt an Pflanzen erkennen, wie am auffallendſten in Oberſchleſien die verſchiedenen Flötze der Fried⸗ richs-Grube, der zu Dombrowa, der Königin Louiſen-Grube u. ſ. w. In Niederſchleſien ſieht man ſich ge⸗ nöthiget, wegen der weniger hervortretenden vegetabiliſchen Structur der Kohle mehr auf die phyſikaliſche Bes ſchaffenheit derſelben zu ſehen, aus deren Betrachtung ſich jedoch ebenfalls ein gleiches Reſultat ergiebt. Hier und da gewähren aber auch Pflanzen einen Anhaltspunkt. 5) Die über den Kohlenflötzen lagernden Schieferthone und Sandſteine find nicht von gleichzeitiger Ent⸗ ſtehung mit den Kohlenflötzen, ſondern haben ſich wohl erſt nach der Bildung der letzteren niedergeſchlagen, wie nicht nur aus der Verſchiedenheit der in beiden enthaltenen Flora, ſondern auch vor allen aus dem Ver⸗ halten der Schieferthone zu der darunter liegenden Kohle hervorgeht, indem in dem Schieferthon und Sand: ſtein die Abdrücke der auf der Kohle noch erhaltenen Pflanzen vorkommen, wie nicht blos in Niederſchleſien auf der Carl Guſtav-Grube bei Charlottenbrunn, ſondern auf vielen Punkten Oberſchleſiens bei den dort bes findlichen Tagbauen im großartigſten Maaßſtabe auf lachterweiſe Erſtreckung beobachtet wurde. 6) In der in den Schieferthonen Oberſchleſiens enthaltenen Flora verſchiedener Flötze tritt auch eine bedeutende Verſchiedenheit hervor. Auch hier erſcheint ein gleiches Verbreitungs-Verhältniß wie in der Kohle. Die an andern Kohlengebirgen ſo überaus häufigen Farrn gehören mit Ausnahme von ein Paar Punkten auf der Agnes-Amande-Grube bei Königshütte bei Zalenze zu den nur überaus ſparſam vorkommenden Pflanzen. Dies alles trägt dazu bei, der foſſilen Flora Oberſchleſiens einen überaus einförmigen Charakter zu verleihen. 55 Die Verſchiedenheit der Flora in den einzelnen zwiſchen den Kohlenflötzen lagernden Schieferthonen in dem Hangenden und Liegenden habe ich auch an mehreren Punkten Niederſchleſiens auf das Beſtimmteſte nachge⸗ wieſen. In allen Pflanzenfamilien treten faſt überall Farrn überwiegend, ſowohl hinſichtlich der Quantität der Maſſe als der Menge der Arten vor, an den meiſten Punkten vergeſellſchaftet mit Pflanzen aus allen Fami⸗ lien der Kohlenformation, ſo daß große Mannigfaltigkeit, im Gegenſatz zu der Einförmigkeit der oberſchleſiſchen in der Kohle enthaltenen Vegetation, als Grundcharakter hier anzuſehen iſt. 7) Ueberall, wo es möglich iſt, diesfallſige Beobachtungen zu machen, auf oder in der Kohle wie in dem Schieferthon, läßt ſich an einer gruppenartigen Lagerung der Pflanzen, gewiſſermaßen einem geſel⸗ ligen Vorkommen, an einem Ueberwiegen der einen und Zurücktreten der anderen Art, fo wie an völlig ifo= lirtem Vorkommen einzelner Arten nicht zweifeln. Stigmaria ficoides, Calamites decoratus, gewiſſe Sigil⸗ larien fehlen faſt nirgends in Oberſchleſien, zu denen im Kohlenſandſtein aller Orten noch Artisia transversa, Sagenaria vimosa, Sagenaria aculenta und Sagenaria rugosa treten. Stigmaria fieoides iſt zwar in Niederſchleſien noch viel häufiger begleitet von Calamites eisti, Calamites cannaeformis, einigen Aſterophyl⸗ liten, vor allen Farrn, wie Neuropteris gigantea, Sphenopteris latifolia, Sphenopteris acutifolia, Lycopodites phlegmarioides, Sagenaria aculeata, Sagenaria rugosa, Sagenaria rimosa. In dem Koh⸗ lenſandſtein begegnen wir am häufigſten Calamites cannaeformis; Artisia gehört hier zu den größten Sel⸗ tenheiten. Die zur Kohlenformation gehörenden Kalklager Niederſchleſiens enthalten ihre eigenthümliche Flora. Oberſchleſien beſitzt dergleichen nicht. ' 8) Die verſchiedenen Flötze nebſt ihrem Hangenden und Liegenden müſſen daher als zu verſchiedenen Zeiten gebildet betrachtet werden, die aber alle zu ein und derſelben Formation gehören, wie die ja nur der Art, nicht der Gattung nach verſchiedene in ihnen enthaltene Vegetation entſchieden beweiſt. 9) Verſteinertes Holz habe ich in Oberſchleſien bis jetzt nur an einem einzigen Orte nicht in der Kohle ſelbſt, ſondern im hängenden Sandſtein der Formation bei Janow unweit von Myslowitz gefunden; nicht ſel⸗ ten aber dagegen auf den Kohlenflötzen aufrecht ſtehende Sigillarien, Lepidodendreae (Sagenariae), ausge- füllt durch eine von dem umgebenden Bergmittel verſchiedene Subſtanz. In Niederſchleſien ſind verſteinerte Stämme an mehreren Punkten, ſowohl im Waldenburger als im Neuroder Revier, im Sandſtein mehr verbreitet, und aufrecht ſtehende Bäume meiſtens Sagenarien, ſeltener Sigillarien, wo möglich noch häufiger als in Oberſchleſien. 10) Wenn auch die mit einigen Ausnahmen horizontale, ſchwach geneigte Lage der oberſchleſiſchen Koh— lenflötze auf eine ſehr ruhige, wenig ſtürmiſche Ablagerung der entweder an dem Orte des Vorkommens, oder doch nicht weit davon auf Berg und Thal vorhandenen, ſie bildenden Vegetation ſchließen läßt, und man hieraus wohl geneigt ſein könnte, die Erhaltung derſelben, wie ſie bis jetzt wenigſtens an keinem andern Orte erwähnt wird, theilweiſe herzuleiten, ſo müſſen doch auch hier bei der Ablagerung der einzelnen Flötze verſchie— dene Verhältniſſe obgewaltet haben, die auf die Erhaltung der Pflanzen einwirkten, indem dieſe an mehreren Punkten in der Kohle ſelbſt nicht mehr hervortritt, wie in dem Zabrzer Revier, dem öſtlichſten Punkte der Hauptkohlenniederlage, und dem ſüdlichſten Punkte bei Hultſchine. Merkwürdig genug zeichnet ſich in dieſen beiden Orten die Kohle hinſichtlich ihres Gebrauchs zu techni⸗ ſchen Zwecken aus, indem ſie die beſte Backkohle liefert. In der niederſchleſiſchen Kohle, wo aber außer Stig— maria nur wenige andere Pflanzen deutlich erhalten ſind, findet ſich Backkohle viel häufiger, woraus vielleicht hervorgeht, daß Kohle mit wohlerhaltener Structur als eine noch nicht hinreichend ausgebildete Kohle anzuſe⸗ hen iſt. In Niederſchleſien fand überhaupt die Kohlenbildung nicht unter fo ruhigen Verhältniſſen ftatt, oder vielmehr richtig und unmittelbar nach derſelben wird ſie durch den an vielen Punkten der niederſchleſiſchen Kohlenmulde hervorbrechenden Porphyr gewaltig geſtört, wobei auch wohl ein Theil des Kohlenſandſteins in rothen Sandſtein verwandelt wurde, welcher letztere wie der Porphyr in Oberſchleſien völlig vermißt wird. An den Berührungspunkten wurde ein Theil der Kohle ſogar verbrannt, und gewiß trug die höhere Temperatur, 56 wenn ſie auch die des kochenden Waſſers nicht überſtieg, welcher in Folge dieſer gewaltigen Kataſtrophe wohl längere Zeit die Kohlenlager ausgeſetzt wurden, viel zur vollſtändigeren Umwandlung der Vegetabilien in Stein⸗ kohle bei, woraus wir uns die hier ſo ſelten vorkommende Erhaltung der Structur leicht erklären könnten. Welche außerordentliche Thätigkeit die Gewäſſer damals entwickelten, zeigen auch die zahlloſen Conglomeratbil⸗ dungen jeder Größe im Kohlenſandſtein, welcher letztere nur ſelten die faſt durchgehends feinkörnige Beſchaffen— heit des Kohlenſandſteins Oberſchleſiens erreicht. Herr Steiger Hammer zu Mariahütte im Nikolaier Revier, der mit intereſſanten Unterſuchungen über die ſo merkwürdigen Kohlenniederlagen jener Gegenden beſchäftigt iſt, über welche wir ſpäter hoffen dürfen mehr berichten zu können, zeigte dem Secretair der Section an, daß man bei dem Bau der Eiſenbahn und in ei⸗ ner Lettenſchicht bei Zabrze Bernſtein gefunden habe. Auch zu Flämiſchdorf bei Neumarkt hat man unter ähnlichen Verhältniſſen dergleichen nach einer Mittheilung des Herrn Gutsbeſitzer Anders daſelbſt beobachtet. Unſer correſpondirendes Mitglied, Herr Apotheker Oswald zu Oels, lieferte am 18. November einen abermaligen Bericht über die Petrefakten von Sadewitz. (Vergl. Bericht vom J. 1844 S. 212 u. f.) Als ich im December 1844 in dieſer hochgeehrten Verſammlung meinen Vortrag über die Petrefakten von Sadewitz und Neu-Schmollen zu halten die Ehre hatte, ſprach ich mich ſchon über die Schwierigkeiten aus, welche mir das Beſtimmen dieſer organiſchen Reſte aus dem Grunde machte, weil mir verhältnißmäßig zu wenig Petrefakten zum Vergleich zu Gebote ſtanden, obſchon mir literariſche Hülfsmittel mit der größten Bereitwilligkeit und Freundlichkeit zur Benutzung überwieſen wurden. Ehe mein Vortrag zum Druck ge⸗ langte, hatte ich indeß noch durch die Güte des Herrn Geh. Rath Profeſſor Dr. Goldfuchs mehrere Petre⸗ fakten beſtimmt erhalten, und dieſe, ſo weit es thunlich war, in dem Aufſatze nachgetragen. Ich benutzte im Laufe der nachfolgenden Zeit die ſo freundliche Offerte des Herrn Geh. Rath Goldfuchs, demſelben nach und nach meine Petrefakten zur Anſicht zuzuſtellen, meine Beſtimmungen zu rectificiren oder zu beſtätigen. — Obſchon das Muſeum in Poppelsdorf außerordentlich reich iſt, ſo fehlen ihm doch viele, gerade für meinen Zweck ſehr förderliche Petrefakten der Silurformation, weshalb mehrere Beſtimmungen noch nicht als ganz entſchieden gewiß anzuſehen ſind, vorzüglich bei denen, wo die Exemplare der nothwendigen Vollſtändigkeit entbehren. Da es mir aber von Anfang an darum zu thun war, möglichſt Irrungen zu vermeiden und ſo wenig als möglich Data zu liefern, welche ſich nachträglich als unrichtig erweiſen mußten, ſo fühle ich mich jetzt um fo mehr verpflichtet, dasjenige nachzutragen, was in dem verfloſſenen Zeitraume für die Beſtimmung der Sa⸗ dewitzer Petrefakten geſchehen iſt, als Herr Murchiſon in der Verſammlung zu Cambridge im vergangenen Jahre die ihm von mir gegebenen Nachrichten mitgetheilt hat und dieſer Gegenſtand lebhafte Debatten her- vorrief, denen das Vorkommen ſo verſchiedener Petrefakten zum Grunde lag, wodurch ſcheinbar die Anſichten Murchiſon's, über die Verſteinerungen der verſchiedenen Schichten, Widerſpruch erlitten. Das Zuſammen⸗ Vorkommen der entſcheidendſten Corallen der Wenlock- und Dudleyformation mit mehreren Petrefakten der unteren Silurformation, z. B. Sphaeronites Diadema, IIlaenus crassisauda, der Liluiten und mehreren Orthoceratiten, hat namentlich zu den Debatten und der Frage Veranlaſſung gegeben, ob dieſes Lager wirklich eine kleine Inſel ſiluriſcher Felſen oder blos ein Theil der Geſchiebe (Terrain clastique) wäre, welche oft ſchwediſche und ruſſiſche Silur⸗Verſteinerungen enthielten? Herr v. Buch hat dazu die Bemerkung gemacht, daß dies an Ort und Stelle unterſucht werden müſſe. — Nach aller Wahrſcheinlichkeit iſt der letzte Fall der richtige. Profeſſor Beyrich erklärt es ebenfalls für nordiſchen und wahrſcheinlich für ruſſiſchen Transport⸗ Kalk. — Möge dem indeß ſein wie ihm wolle, ſo hat dadurch die Sache an und für ſich nicht an Werth verloren, um ſo weniger, als eine Menge ganz neuer Petrefakten, ſowohl Geſchlechter, als Arten, das Reſultat der bisherigen Unterſuchung ſind und das Intereſſe mehrerer Petrefaktologen im hohen Grade erregt haben. Ich gehe nun zu dem Bericht der Reviſion meiner Sammlung über, wobei ich mich an die Reihen: folge in der erſten Abhandlung halten werde. IJ. Polyparien. 1. Stromatopora concentrica Goldf. 2. 55 polymorpha Goldf. ſind vorhanden. In der citirten Abhandlung erwähnte ich bei Stromatopor. polymorph. ſchon mehrerer anderer Koral—⸗ len, welche mit denen der Kreide und Juraformation vorzüglich angehörenden Gattungen Syphonia, Scyphia, Cnemidium und Tragos viel Aehnlichkeit hätten, von merkwürdiger Form ſeien, mit den bekannten Arten nicht übereinſtimmen wollten, und fo, bald von vorn herein, den Gedanken erweckten, daß fie wohl neue Spe⸗ cies bekannter Genera, wo nicht gar Formen eines neuen Korallen-Geſchlechts ſeien. Herr Profeſſor Bey— rich, welcher nur einen kleinen Theil dieſer ſehr ſelten herangebrachten Petrefakten ſah, kannte ſie ebenfalls nicht, und glaubte eher, daß ſie unter Stromatopora polymorpha zu rechnen wären. Die im Verlaufe der Zeit angeſammelten Exemplare zeigten indeß einen fo übereinſtimmenden, aber von Stromatop. polym. ab⸗ weichenden Charakter, daß meine Aufmerkſamkeit immer mehr auf ſie gerichtet wurde; ich ſandte in dieſem Jahr einen Theil derſelben nach Bonn, von wo ſie mit dem Bemerken zurückkamen, daß dieſe Gebilde wohl eher der Kreideformation angehören dürften und zu Syphonia und Seyphico gezählt werden könnten, wahr: ſcheinlich aber neue Species ſeien, was jedoch alles erſt genauer erörtert werden könnte, wenn dieſe Petrefakten angeſchliffen oder durchgeſchnitten würden. — Die Anſicht der Abſtammung aus der Kreide hatte um ſo mehr für ſich, als mehrere dieſer Petrefakten ganz oder zum Theil in Feuerſtein verwandelt waren. Jedoch ließ ſich bei vielen Exemplaren ein ſehr begründeter Einwurf gegen die erwähnte Herkunft inſofern machen, als auf die⸗ ſen Formen mehrfach andere paraſitiſch aufgewachſene, entſchieden zur Silurformation gehörige Korallen, ſo wie auch andere Reſte vorgefunden wurden. Höchſt intereſſant iſt auch ein ſehr ſchönes Exemplar von Calymene Blumenbachi neben zwei Syphonien oder feyphienartigen Petrefakten. Ich habe demnach faſt ſämmtliche hierher gehörige Exemplare durchſchneiden und anſchleifen laſſen und ſandte ſie abermals an Herrn Geh. Rath Goldfuß, nachdem ich die darauf vorkommenden Petrefakten möglichſt genau unterſucht hatte. Zu dieſen gehören: Calamopora polymorpha Goldf. Var. tuberosa. „ Var. ramosa. eb] ” 95 Spongitis Goldf. Var. tuberosa. 35 fibrosa G. Var. tuberosa. Coriopera punctata G. Vincularia multangularis Lonsdale. Aulopora serpens G. Orthis transversalis v. Buch. Terebratula borealis v. Schloth. Crinoideen-Reſte. Trilobiten⸗Reſte und die erwähnte Calymene. (Herr Geh. Rath Goldfuß fand außerdem noch nachträglich Aulopora caespitosa, Cellepora ligula, eine von ihm beſtimmte, aus Schweden erhaltene und noch nicht abgebildete Koralline, ferner den Wurzelſtock einer Crinoidee.) Die Stammkorallen ſelbſt hatte ich unter Syphonia und Scyphia gerechnet und mit Namen belegt, obſchen mehrfach Abweichungen von den Geſchlechts-Charakteren ſich aufdrängten. Herr Geh. Rath Gold— 8 58 fuß hatte nun ſämmtliche Exemplare vor ſich und überzeugte ſich durch genaue Unterſuchung von der Rich: tigkeit meiner Behauptung, 1) daß dieſe Petrefakten entſchieden der Silurformation angehören, ſo wie ferner 2) daß ſie meiſtens einem neuen, noch nicht bekannten und beſchriebenen Geſchlecht angehören, und daher eine ſehr merkwürdige und intereſſante Entdeckung ſeien, 3) daß dieſe neuen Formen zwiſchen Syphonia und Cnemidium zu ſtehen kommen, und 4) daß für dieſe ein neuer Gattungsname geſchaffen werden müſſe, für welchen ich von den freund- lichſt von ihm vorgeſchlagenen den — Aulocopium — wähle, da er den inneren Bau am beſten charakteriſirt. Der Gattungs-Charakter für Aulocopium mihi beſteht in Folgendem: Stamm feſtgewachſen, geſtielt, kreiſel-, birn-, ſchüſſel- oder becherförmig, aus feinen, zu Büſcheln ver: bundenen Faſern, zwiſchen welchen runde Kanäle durchziehen, von welchen kleinere nach der Peripherie divergi— ren und größere nach der Mitte der Scheitelfläche oder der Vertiefung convergiren. — Untere Seite mit dich⸗ ter concentriſch gerunzelter Kruſte, oder mit mehr oder weniger unregelmäßigen Lamellen und Riſſen, welche von der vertieften Mitte ausgehen. Steht zwiſchen Syphonia und Cnemidium, hat die regelmäßigen Ka⸗ näle der erſten Gattung und die Lamellen und Riſſe der letzteren. Die Kruſte der unteren Fläche untenſcheidez ſie von beiden. — Folgende Species haben ſich bis jetzt unterſcheiden laſſen: Genus: Aulocopium mihi. 1. Aulocopium Diadema mihi. Von dieſer giebt es ältere ausgewachſenere und jüngere 1 Exemplare. Das größte hat eine hohle Baſis, die übrigen eine dicht gerunzelte, in einem Nabel endende Baſis, deren Rand ausgebogt iſt und zu dem Namen Veranlaſſung gab. 2. Aulocopium Melo mihi. 3. 55 Cydonium m. 4 55 Aurantium m. 5. 5510 Malum m. 6. en Melopepo m. 7 5 Pyrum m. 8 85 costatum m. 9. 35 liliiforme m. 10. 55 rotatum m. 11. 95 agariciforme m. 12. 55 placenta m. 13. 55 depressum m. 14, 00 hypocrateriforme. Leider kommen dieſe intereffanten Petrefakten nur ſehr felten vor, werden wenigſtens nicht oft herange⸗ bracht, was zum Theil auch an der Unwiſſenheit der Kalkgräber liegen mag. Außer den eben genannten Petrefakten finden ſich auch noch mehrere neue Species, die zu Tragos und Seyphia gehören, aber ebenfalls ſiluriſch find, nämlich: Tragos verrucosum Muenst., „ Juglans mihi, 5 moschatellinum mihi, „ rugosum Muenst,, 59 Scyphia scrobiculata mihi, wenn nicht Scyphia caespitosa vorzuziehen iſt, da dieſe Koralle in Raſen vorkommt. Syphonia praemorsa iſt in einem Exemplare ebenfalls vorhanden; es iſt daſſelbe, welches ich für Sphae- ronites Diadema Kloeden angeſehen hatte, mit deſſen Abbildung es in vielen Stücken ſtimmt. (Murchiſon's Zweifel gegen das Vorkommen der Sphäroniten wird hierdurch gerechtfertigt, da⸗ gegen bleibt IIlaenus crassicauda.) Die früher erwähnten Korallen Heliopora interstincta (Porites pyriform. Lonsd., Astraea porosa Goldf.), Porites tabulata Lonsd., Sarcinula Organon, Gyathophyllum turbinatum G., 55 ceratites G., 75 caespitosum G., en explanatum G., 55 Dianthus G. ſind richtig beſtimmt, und 55 helianthoides G., 0 hypocrateriforme G., 5 vermiculare G. dazugekommen. Syringopora caespitosa G., 35 filiformis G., Halysites Escharoides, 550 labyrinthica, Calamopora alveolaris @., 55 basaltica G., 75 Gothlandica G., 39 polymorpha G., 4 Varietäten, 55 Spongites G., 2 Varietäten, 50 fibrosa G., 2 Varietäten, Stomatopera (Aulopora) Serpens find ebenfalls richtig beſtimmt. 35 caespitosa dazu getreten, desgleichen Ceriopora texta mihi, eine neue ſchöne äſtige Art, in einem Conglomerat einmal gefunden, welche ſich durch eine wie ein Gewebe ausſehende Oberfläche auszeichnet, 55 punctata G. Ferner 95 polymorpha G., Gorgonia assimilis Lonsd., 55 nova Species, das unbeſtimmte Polyparium der Leth. suecica Tab. XXXVI fig. 2. Vincularia multangularis Lonsd. hält Herr Geh. Rath Goldfuß muthmaßlich für Glauconome Di- sticha und Eschara Scalpellum für Flustra tessellata Hising., wenn beide nicht etwa ganz daſſelbe ſind. Receptaculites Koenigii. Ich hatte früher ſchon bemerkt, daß mein Exemplar von der Beſchreibung dieſes Foſſils abweiche. Herr Geh. Rath Goldfuß iſt jetzt der Meinung, daß es wohl eine neue Species ſein dürfte, die durch die rhomboidale Form der Felder ſich von Receptaculites Koeni- gü unterſcheide. Ich erlaube mir für diefe Form den Namen Receptac. rhomboideo tessellata vorzuſchlagen. 8 * 60 Neu hinzugekommen iſt noch eine intereffante Blätter- Koralle, wahrſcheinlich eine Maeandrina —? und Cellepora ligula Goldf., wie oben ſchon erwähnt. II. Nadiarien. Sphaeronites Diadema Kloeden fällt, wie oben bemerkt worden, weg. Die Säulenglieder von Pentacrinus priscus, Actinicrinites muricatus ſind vorhanden, 55 eingulatus, noch problematiſch, Apiocrinites rotundus richtig beſtimmt; außerdem ſind nach Herrn Geh. Rath Goldfuß Beſtimmung zwei neue noch nicht beſchriebene Crinoideen Entrochiten vorhanden, von denen ſich die eine Art durch die Durchbohrung der Warzen, die andere durch die Stellung derſelben und die Form des Nahrungskanals auszeichnet. Sie ſcheinen zu Actinocrinites zu gehören. Wahrſcheinlich find einige Crinoideen mehr noch hier vertreten, indeß laſſen dieſe Entrochiten-Fragmente bis jetzt keine genaue Angabe der Arten zu. III. Zrachiopoden. Terebratula flabellaris Philipps iſt nicht vorhanden, ſondern, wie ſchon früher bemerkt worden, blos Terebrat. borealis v. Schlotth. Ich hatte mich nach einem Exemplar aus Dudley gerichtet, dieſes iſt indeß auch nur Terebr. borealis. Terebratula Wilsoni in einem Exemplar erſt neuerdings erhalten. 55 imbricata Philipps dürfte wohl richtig beſtimmt fein; fie gleicht nach Geh. Rath Gold: fuß ſehr einer Abart der Terebr. reticularis, welches nicht zu läugnen iſt. Vielleicht iſt die Philipps'ſche Species auch nicht anders. Terebratula aspera iſt richtig vorhanden. Spirifer (Delthyris) subsulcatus Dalm. Pentamerus Sieberi, welchen ich früher für einen Spirifer angeſehen habe, der viel Aehnlichkeit mit Spi- rifer Annossofii Vern. hat, ſtimmt nach Herrn v. Buch mit dem Pentamerus Sieberi von Litten bei Beraun, nur hat das hieſige Exemplar mehr Falten, und feinere, auf den Seiten wie in der Mitte. Gypidium Conchidium ift ebenfalls, aber nur in Fragmenten vorhanden, welche aber mit richtig beſtimm⸗ ten rheiniſchen Exemplaren übereinſtimmen. Orthis testudinaria fehlt, die zwei dafür gehaltenen aufſitzenden Exemplare ſind junge Exemplare der Terebrat. aspera. „ nodulosa Philipps. (Cornwall. tab. 24. fig. 94.) „ elegantula. „ rugosa. 95 „ depressa. „ Pecten. „ Euglypha. 35 35 depressa. „ CLeptaena) Asmusi, in einem zwar nicht ganz vollkommenen, aber doch deutlichen Exemplare vorhanden, welches auch mit der Abbildung in Murchison's Russia Tab. X. fig. 17 ſtimmt. „ Solaris v. Buch und O. Oswaldi v. B. bedurften keiner weiteren Beſtätigung, wogegen das Vorhandenſein von Orthis pecten noch zweifelhaft iſt, indem das dafür gehaltene aufſitzende Exemplar Orthis solaris ift, . 61 Orthis Calligramma Dalm. Variet. Orthambonites Sowerby. „ plana P., welche ebenfalls nach v. Buch nur eine Varietät der Orth. Calligramma mit 21 Fal⸗ ten iſt. IV. Phitophagen. a. Gaſteropoden. Euomphalus gualtoriatus, 95 Cornu arietis, 55 Serpula ſind richtig beſtimmt, das für 85 Dyonisii gehaltene Exemplar iſt nach Herrn Geh. Rath Goldfuß eine neue noch nicht beſchriebene Art; der vorhandene Steinkern hat leider keine Oberſchaalenreſte, nach welchen ſich eine genaue Diagnoſe entwerfen ließe; die letzte der fünf Windungen zeichnet ſich durch ihre Stärke aus, die bei der vierten bis zur Spitze raſch abnimmt. Euomphalus —2 eine ebenfalls neue Art, kann auch aus obigen Gründen nicht wohl mit einem Namen belegt werden; das einzige bis jetzt gefundene Exemplar hat Aehnlichkeit mit Euomph. Catillus. Der Steinkern zeigt 4 Windungen, welche von beiden Seiten nach der Mitte zu gleichmäßig ab- nehmen und die Scheibe ſchließen, folglich von beiden Seiten einen flachen Trichter bilden. Trochus laevis iſt richtig beſtimmt. Die für Turritella scalaris gehaltenen Steinkerne haben ſich nach genauerem Vergleich durch Herrn Geh. Rath Goldfuß nicht als ſolche beſtätigt, zumal dieſes Petrefakt blos im Muſchelkalk vorkommt. Er hält dieſelben für eine neue Art von Turritella, Melania oder Murchisonia. Da ein neuerdings gefundenes Exemplar deutlicher den Charakter der Melania zeigt, fo glaube ich mit Recht für dieſe Species den Namen Melania scalaris mihi vorſchlagen zu dürfen, wegen der großen Aehnlich⸗ keit mit Turitell. scalar. Schloth. Turritella cingulata, welche in Conglomeraten vorkommt, iſt richtig beſtimmt. Turbo? —2 eine von mir für Huomphalus pentangulus gehaltene Species, iſt nach Herrn Geh. Rath Goldfuß muthmaßlich zu Turbo zu rechnen, das Exemplar jetzt indeß noch nicht genau zu beſtimmen. Turbo? —2 der sub Nr. 23 e. für eine Turritella gehaltene, an der inneren Windung mit einer Na⸗ belausfüllung verſehene Steinkern gehört wahrſcheinlich zu Turbo oder Melania. Das Fragment iſt zu unvollkommen, um eine genaue Beſtimmung zuzulaſſen. Melania scalaris mihi die bei Turrit. scal. angeführte Art. Melania —? Drei Steinkerne, von welchen der eine das charakteriftifche Kennzeichen der Melania zeigt, gehören einer noch nicht ermittelten Species an. Melania gigantea mihi. Dieſen Namen ſchlage ich für 2 Exemplare vor, welche mit ſehr viel Wahr— ſcheinlichkeit nach Herrn Geh. Rath Goldfuß Anſicht zu dieſer Gattung gehören und ebenfalls eine neue Species ſind, die bis jetzt noch nirgends abgebildet iſt. Es zeichnet ſich dieſelbe durch ihre bedeutende Größe aus und zeigt in den Querbruchflächen ebenfalls eine Nabelausfüllung. Das eine Hauptfragment iſt von Entrochitenkalk umgeben, welcher auch Orthis transversalis ent⸗ hält, gehört demnach zur Silurformation. Bei 8 Windungen hat ſie 10 Zoll Höhe, und oben 4 Zoll Breite. Pleurotomaria angulata Murchis. iſt theilweis mit der Schaale wohl erhalten, in einem Conglomerat mit einem Orthoceratites gregarius (oder regularis, wegen mangelndem Sypho nicht genau zu beſtimmen) vorgekommen. Den wenigen andern Exemplaren fehlt die Oberſchaale. Pleurotomaria undata Lonsd. ift in einem hübſchen Exemplare vorgekommen; zwei andere Steinkerne, welche aber ſchlechter erhalten ſind, gehören ebenfalls dazu. Natica inflata. Ein mit gut erhaltener Schaale, aber an der Mündung etwas lädirtes Exemplar wurde in neueſter Zeit zum erſtenmale herangebracht. b. Gaſteropoden. Bellerophon trilobatus iſt in einem Conglomerat mit der Ceriopora teeta mihi und mit Pleurotoma- ria angulata Murchis. vorgekommen. Bellerophon tetralineatus mihi. Die in der erſten Abhandlung sub No. 24 angeführte Species iſt nach Herrn Geh. Rath Gold fuß neu. Der Steinkern hat die Größe des Goniatites Listeri und zeichnet ſich durch 4 Linien auf dem Rücken, zwei an jeder Seite des Kiels aus. Ich ſchlage daher den obigen Namen vor. Bellerophon —? Eine andere Species, welche in 2 Hälften, mit Kalkſpath theilweiſe ausgefüllt, in eis nem Conglomerat liegt, iſt vorläufig noch nicht zu beſtimmen. c. Pteropoden. Conularia quadrisulcata Lonsd. (conf. Murch. Sil. Syst. Tab. XII fig. 22). Von dieſem Petrefakt iſt ein Fragment des Gegenabdrucks vorhanden, gut erhalten; wahrſcheinlich iſt das Petrefakt auch vorhanden geweſen, aber nicht mitgenommen worden. Ge h e p o d un Orthoceratites. Die Beſtimmung diefer Fragmente hat die meiften Schwierigkeiten verurſacht, und bis jetzt iſt es auch noch nicht gelungen, alle mit Gewißheit zu ermitteln, da, wie erwähnt, das Bonner Kabinet nicht reich an ſchwediſchen und ruſſiſchen Petrefakten dieſer Art iſt, anderſeits die Fragmente durch ihre Unvollkommenheit und die Abbildungen durch geringe Treue mannigfaltige Hinderniſſe in den Weg legen. Die nur muthmaßlich be⸗ ſtimmten werde ich daher mit einem Fragezeichen andeuten. { Orthoceratites regularis. vaginatus. Loſe Syphonen kommen ebenfalls vor. 5 giganteus? wegen Fehlens des Sypho problematiſch. 55 duplex. Loſe Syphonen mit den charakteriſtiſchen zweiten Nervenröhren ſind gleichfalls vorhanden. > annulatus Hissinger. = tubicinella Portlock. 05 centralis. 95 latissimus ? ſehr wahrſcheinlich; ſtimmt wenigſtens mit Beſchreibung und Abbildung. iX brevi conicus Portlock. 55 nummularius? wahrſcheinlich richtig; es ſind indeß nur 3 große Kammern, daher ſehr unvollkommen. 8 95 distans? (Sil. Syst.) oder irregularis v. Münster, wahrſcheinlich die erſte Beſtimmung richtig. a communis. undulatus Hissing. ch pyriformis Portl. Orthoceratites Cyrtoceratites 2 Phragmoceras 9 63 angulatus Vahl.? Die Spitze hatte ich zu Orth. undulatus Vahl. gerechnet, deſſen Vorkommen hier jetzt zweifelhaft iſt, da viele Exemplare zu Orth. tubicinella gehören. perannulatus Portl. oder dimidiatus? d. Sil. Syst. conieus? —2 nach Herrn Geh. Rath Goldfuß Anſicht wohl eine neue Species; die ungekam— merte Schaale etwas bauchig aufgeblaſen, die Kammerabtheilungen, ſo weit ſich dies an den Fragmenten beurtheilen läßt, eiförmig rund, mit dichter Querſtreifung der Sypho ſeitlich, herzförmig. Die ganze Form hat viel Belemnitenartiges. imbricatus? Philipps Pal. f. fig. 205 iſt wahrſcheinlich vorhanden, die Fragmente find indeß nicht mit Gewißheit dafür auszugeben, obſchon ſie vollkommner ſind als das, welches 1000 citat. zur Abbildung diente. Von dem Hiſſingſchen Orth. imbric. unterſcheiden ſie ſich durch dichter aneinander liegende Kammern und durch die mehr horizontal laufenden Linien der Kammerränder. Die Form iſt bei allen oval (ob durch Drucke), der Sypho unbekannt. imbricatus Hissing. richtig. 2 —2 Ob ein ſehr merkwürdiges Petrefakt, gebildet aus langen, ſtecknadelſtarken, aus weißem Kalkſpath beſtehenden Körpern, zu Orthocerat. überhaupt gehört, muß be— zweifelt werden. Bis jetzt iſt es noch allen Petrefaktologen unbekannt geweſen, die es ſahen. Cyrtoceratites. lamellosus (Arch. und Vern. Tab. 28 fig. 4). Ich hatte die Exemplare früher für Orthocerat. lineatus gehalten. —? eine neue kleine Species mit ſehr markirten Querringen. Prinotus Pristis. 55 Sagittarius. Phragmoceratites. arcuatum. compressum. Prinotus. Lituites. Lituites Cornu arietis Var. d. 2 50 „„ Var 6 35 giganteus? blos in Fragmenten, die wohl keiner andern Art angehören werden. 35 lamellosus? iſt wahrſcheinlich eine neue Species, die der genannten ſehr ähnlich iſt, deren gro— ßer Sypho aber an dem Rücken liegt. 55 semilituus? 0 fortuosus Murchis. Monomyarien. Lucina — 2 Zwei Steinkerne, wahrſcheinlich zu dieſer Gattung und zur Silurformation gehörig, aber wegen mangelnder Schaale ſchwer zu beſtimmen, ſind ebenfalls vorgekommen. Crustaceen. Calymene Blumenbachii. Ein vollkommenes Exemplar und einige Kopfſchilder. 5 punctata, blos Schwanzſtücke, ſind richtig beſtimmt. 55 speciosa, (Cheirurus speciosus Beyrich.) > macrophthalma. Das Kopfſtück ift noch nicht genau beſtimmt, doch dürfte die Bezeichnung wohl recht ſein. 64 Calymene Proitus concinna Steininger. concinna Dalmann. Durch Beyrich's vortreffliche Arbeit über Trilobiten hat es fich her— ausgeſtellt, daß mein Exemplar zu der ächten Dallmann ſchen Species gehört, Ben: rich hat daher den Namen Gerastos erraticos zurückgenommen. Cheirurus Claviger Beyrich. Kopfſtück. Asaphus Hausmanni ſcheint nicht vorhanden zu fein, ſondern die Exemplare der Schwanzſtücke zu Asa- phus caudatus? zu gehören. Ein vom Herrn Geh. Rath Otto erhaltenes Exemplar dieſer Species, welches mit dem hieſigen ſtimmt, hatte mich dazu verleitet. (Ilaenus) erassicauda iſt vollkommen richtig beſtimmt. caudatus große und kleine Schwanzſtücke. expansus Kopfſtück, problematiſch. conigerus beſchädigtes ganzes Exemplar richtig. Gigas (Isotelus Gigas). Herr Geh. Rath Goldfuß ift zweifelhaft, ob der von mir für Asaph. gigas ausgegebene Trilobit nicht As. Powisii ſei. Die in Murchiſon's Si- lur Syst. gegebene Zeichnung des Asaph. Powisii ſoll indeß ganz unrichtig fein, indem Kopf und Rumpf zwei ganz verſchiedenen Arten angehören. Wäre auch der dem As. Gigas fo ähnliche Trilobit ein anderer, fo iſt doch gegen die Richtigkeit des Vorhanden- ſeins der in Buckland's Mineral. Tab. XXV fig. 12 f. abgebildeten Theile kein Ein⸗ wurf erhoben, aus welchem ich früher ſchon auf das Vorkommen des Asaph. Gigas ge⸗ ſchloſſen hatte. Es ſtehen mir in dieſem Augenblicke weder Murchiſon's noch Ports lock's Werke zu Gebote, um nochmals genaue Vergleiche anſtellen zu können. Daß dieſe Theile, bei welchen Stockes den Eingang in den Magen vermuthet, gewiß bei mehre⸗ ren Trilobiten (die vielleicht einem Geſchlecht angehören) vorhanden ſind, geht ſowohl aus Portlocks Werk hervor, als ich ſelbſt auch einen noch nicht genau beſtimmten kleinen Trilobiten beſitze, an welchem dieſer Theil an der Baſis des Kopfſchildes frei liegt; der darüber liegende Theil iſt abgeſprengt. Außer dieſen Trilobiten ſind noch zwei andere nicht genau beſtimmt. Lichas angusta Beyrich. Kopfſchildfragment iſt vorhanden, ebenſo hat ſich ein Theil des Schwanzſchil⸗ des einer Lichas auf einer Calamopora liegend gefunden. Trinucleus Caractavi. Fragmente der ornirten Kopfſchilder. Schließlich erwähne ich noch das Vorkommen von Belemnites mucronatus und eines Fragments eines Murex, die indeß beide in den oberen Grantſchich⸗ ten gefunden worden ſind, ebenſo wie Galerites vulgaris und abbreviatus. Faſſen wir nun noch die Zahl der bis jetzt gefundenen Petrefakten nach Geſchlechtern und Arten zufam: men, ſo giebt dieſe Zuſammenſtellung: 5 20 Polyparien-Geſchlechte⸗rrr 60 Arten. 2—3 Radiarien⸗ eee N 6 = 4 Brachiopode n 18 = 7 Gaſteropoden 16 1 Heteropode nn. 8 3 1 Pteropoden⸗ EN eee bi: 5 Cephalopoden n 33 excl. mehrerer unbeſtimmter. 1 Monomya rien 1 7 Cruſtaceen⸗ a eh. A eee 16 = een needs 154 Species; 1 65 folglich einen ſehr bedeutenden Zuwachs gegen meine erſte Angabe, wodurch mein damaliger Ausſpruch hinrei— chend gerechtfertigt iſt. Schließlich noch meinen aufrichtigſten Dank allen den hochverehrten Männern, welche mich bei der Be: ſtimmung dieſer Petrefakten mit ihrem gütigen Rathe unterſtützten. “ Zoologie. Die Herren Dr. H. Scholtz und Lehrer Stütze lieferten einige Nachträge zur Mollusken⸗— fauna Schleſiens. a) Herr Dr. H. Scholtz lernte ſeit dem Erſcheinen ſeiner letzten, im vorjährigen Bericht enthaltenen Arbeit als neu für Schleſien folgende Arten kennen: 1. Helix villosa Drap. (p. 104. t. VII. f. 18.) Rossm. Iconogr. VII, VIII, 1, 1, tab. XXXI. f. 421. Gehäuſe offen genabelt, ſcheibenförmig niedergedrückt, wegen der langen ſteifen, doch gerade nicht dicht ſtehenden Haare zottig, gelblich-hornfarbig, zart und dünn, faſt ohne Glanz, geſtreift, fein chagrinirt; Mün⸗ dung eirund-mondförmig; Mundſaum wenig erweitert, innen mit einer dünnen breiten glänzendweißen, auf dem Spindelrande deutlicher ausgeprägten Lippenanlage verſehen. Höhe 2— 3“; Breite 4 6 ½ % Um⸗ gänge 6. Thier meiſt gelblichgrau, ſelten ſchwarzgrau (mit demſelben erſcheint die Schale ſchwärzlich), die oberen Fühler ſchwärzlich, und von dieſen gehen 2 ſchwärzliche Streifen über den Rücken. Mit dieſem lebenden Be⸗ wohner ſcheint ſeitwärts durch die Schale an der großen Windung ein länglicher gelber Fleck hindurch, und am Wirbel iſt fie mehrentheils hellgrau gefärbt. Die Länge des Thieres beträgt 6, die der oberen Fühler 2%. Die Fußſohle geht in eine ziemlich ſcharfe Spitze aus. (v. Alten.) Aufenthalt: ſchattige feuchte Orte. Von Herrn Lehrer Letzner im mähriſch-ſchleſiſchen Ge— ſenke entdeckt und mir gefälligſt zur Beſtimmung mitgetheilt. 5 2. Helix carthusianella Drap. (p. 101. t. 6. f. 31. 32.) Rossm. Iconogr. V, VI, 37. 2. t. XXVII. f. 366. Gehäuſe eng- und halbdurchgehend genabelt, kugelig- niedergedrückt; Gewinde ſehr flach, milchweiß bis hellhornbräunlich, durchſichtig, matt, doch glatt; Mündung breit mondförmig, breiter als hoch; Mundſaum et⸗ was zurückgeſchlagen, meiſt rothbraun mit rein weißer oder röthlicher Lippe. Höhe 27; — 4½% Breite 3% — 8%; Umgänge 5 — 6. (Roßm.) Unſere Exemplare ſind etwa 7“ breit und 5“ hoch. Thier ziemlich geſtreckt, weißlich, nach dem Kopfe hin röthlichweiß; von den grau-weißlichen Fühlern laufen 2 kurze, graue ſchmale Streifen über den Rücken hinab. Der Mantel ſcheint mit blauſchwärzlichen Flecken durch den erſten Umgang hindurch. Aufenthalt nach Roßmäßler an niedrigen Pflanzen, am Boden, in Gebüſchen und an bemooſten Felſen. Von Letzner im mähriſch-ſchleſiſchen Geſenke aufgefunden. Schleſien kann ſomit für jetzt ſchon 36 Helides aufweiſen. 3. Clausilia Braunii Jos. v. Charpentier. Rossm. Iconogr. III. 9. I. tab. XII. f. 162. Gehäuſe mit ſchwachem Nabelritz, ſpindelförmig, bauchig, braun, unregelmäßig fein geſtreift; Nath wärzchentragend, Wärzchen klein, länglich, zerſtreut und nicht ſehr dicht ſtehend, auf den letzten Umgängen ſehr vereinzelt; Mündung eiförmig; Mundſaum zuſammenhängend oder bloß verbunden, daher nie lostretend, nur 9 66 wenig umgebogen; am Gaumen eine Falte; untere Lamelle bogig; Spindelfalte vortretend. Höhe S— 10%; Breite 25 Umgänge 10 — 11. re Das Thier konnte ich noch nicht erhalten, auch ift mir keine Beſchreibung deffelben bekannt. Aufenthalt an ſchattigen Orten, Baumſtämmen und Felſen. Ebenfalls von Letzner im mähriſch⸗ ſchleſiſchen Geſenke entdeckt. Die Entdeckung dieſer Art wird durch den Umſtand, daß wir nun eine zweite wärzchentragende Clausilia gewonnen haben, um ſo intereſſanter. Die Zahl der bisher in Schleſien aufgefundenen Arten der Gattung Clausilia beträgt nun 15. Anmerkung. Wie belohnend es fein würde, das mähriſch-ſchleſiſche Geſenke auch in malakozoologi— ſcher Hinſicht noch genauer zu durchforſchen, geht ſchon aus der Entdeckung der eben abgehandelten 3 Arten hervor. Die Ausbeute würde gewiß überraſchend fein, da ja dieſer Gebirgsſtock auch in mineralogiſcher, bota- niſcher und entomologiſcher Beziehung ſo vieles Eigenthümliche und Intereſſante birgt. Selbſt an ſeltneren Arten von Wirbelthieren fehlt es daſelbſt nicht. Ich erinnere hierbei nur beiläufig an das Vorkommen von Strix passerina, Picus tridaetylus, Cinclus aquaticus, Turdus torquatus und saxatilis, Lacerta crocea (die gewöhnliche und ganz ſchwarze Alpenform, die ſich vielleicht bei näherer Unterſuchung als eigene Art er weiſen dürfte), Coluber austriacus c. Bemerkungen zu einigen ſchon früher in Schleſien aufgefundenen Arten. Helix sericea, Helix pulchella costata Rossm., Carychium minimum, Vertigo pygmaea und Vertigo septemdentata fand Stütze am Fuße von Erlenſtöcken bei Kleinburg. An trockenen Grabenrändern zwiſchen Breslau, Kleinburg und Oltaſchin ſammelte ich Pupa tridens (in zahlreichen lebenden Exemplaren), Vertigo pygmaea und Helix pulchella (in beiden Formen). Auf dem breiten Berge bei Striegau kamen mir vor: Helix Pomatia, Helix lapicida (namentlich an den Felſen der alten Siegelerde-Gruben), H. pulchella, Clausilia similis, Pupa minutissima und Vitrina pellucida Drap. Pisidium obtusale iſt häufig in Gräben bei Krittern unfern Breslau. Limnaeus pereger var. thermalis Boube wurde nun auch von Herrn Badearzt Dr. Bannert in den Thermen zu Landeck aufgefunden. Dr. Bannert theilt darüber in einem Briefe an Herrn Inſpector Rotermund hierſelbſt (vom 10. Dezember 1846) Folgendes mit: „Sie (die Schnecken) kleben am Holze und Steinen, wo dies zur Umfaſſung des Thermalwaſſers verwandt iſt. Aus dem Mineralwaſſer genommen ſterben fie ab, verlaſſen das kleine Schneckenhaus, ohne zu entweichen), und man findet außer den ſehr pel—⸗ luciden Schalen blaſenartige Ueberreſte, gleichſam Hüllen der dageweſenen Schnecken. Es ſcheinen daher dieſe Thiere dem hieſigen Mineralwaſſer eigenthümlich anzugehören“ u. ſ. w. In einem ebenfalls an Herrn In⸗ ſpector Rotermund gerichteten Schreiben vom 2. Januar 1847 fügt er noch Folgendes bei: Dieſelben ſind hier ſehr zahlreich vorhanden an dem Abfluß der Quelle und ſitzen an Steinen und Holz, aber ſo, daß das Mineralwaſſer ſie noch berührt. Werden ſie längere Zeit im Mineralwaſſer gelaſſen, welches ſeine Temperatur verliert, ſo ſterben ſie ab.“ Daß der von Bannert aufgefundene Limnaeus die var, von Limn. pereger iſt, die Boubé unter dem Namen Limn. thermalis beſchreibt, haben mich eine Partie von Bannert er haltene lebende Exemplare vergewiſſert, und dieſe Schnecke iſt ſomit keinesweges, wie Bannert vermuthet, auf die Landecker Thermen beſchränkt, ſondern kommt, wie ich bereits in den Verhandlungen der ſchleſiſchen Ge⸗ ſellſchaft für vaterländiſche Cultur für das Jahr 1845, S. 118, mitgetheilt habe, auch in anderen vor. Lieb iſt es mir, hier nun eine zwar kurze, doch genaue Beſchreibung des Thieres geben zu können. Thier weißlich; Rücken bläulich- oder blei-grau; auf der Stirn ein fleiſchrother, zungenförmiger, mit der Spitze nach vorn gekehrter Fleck; auch der Nacken ſchimmert zuweilen etwas röthlich; Augen ſchwarz; Man⸗ ) Soll wohl heißen: ſtrecken ſich weit aus der Mündung hervor. 67 tel des Thieres in unregelmäßigen Zeichnungen durch die Schale hindurchſchimmernd. Bewegt ſich ziem: lich träge. Der Umſtand, daß ſie nach Bannert nur an vom Waſſer beſpülten Orten, nicht gerade im Waſſer ſelbſt, vorkommen, darf bei einer Form des Limn. pereger, zu dem Limn. thermalis Boube doch auch ge hört, nicht befremden. Aus der Umgegend von Myslowitz in Oberſchleſien erhielt ich durch Unverricht: Helix fruticum, Helix sericea var. albina, Limnaeus stagnalis, Limnaeus fuscus, Planorbis corneus, Cyclas cornea und Ancylus lacustris. Herr Apotheker Lohmeyer in Neiffe ſchrieb mir in dieſem Winter, er habe ſich in vorigem Sommer die Gewißheit verſchafft, daß Unio margaritifer, die ächte Flußperlenmuſchel, wie auch ſchon frühere Angaben lauten, in der That in der Juppel bei Weidenau vorkomme, und hofft, mir künftiges Frühjahr eine Anzahl Exemplare mittheilen zu können. Iſt es Herrn Apotheker Lohmeyer möglich, ſein Verſprechen zu erfüllen, werde ich nicht ermangeln, die erhaltenen Exemplare nebſt betreffenden Bemerkungen vorzulegen. Die erſte Nachricht von dem Vorkommen daſelbſt erhielt ich von dem Secretair der Section, Herrn Prof. Dr. Göp— pert, welcher in einer im vorigen Jahrhundert in Brieg unter dem Titel „der forſchende Schleſier“ erſchiene⸗ nen Zeitſchrift (Brieg, den 27. Mai 1758, No. XXI. p. 168) eine Notiz über daſſelbe aufgefunden hatte. b) Herr Lehrer G. Stütze über das Vorkommen von Mollusken in und um Mün⸗ ſter berg. In den letzten Tagen des Monats Juli 1846 war ich genöthigt, eine Reiſe nach Münſterberg zu un⸗ ternehmen. Daſelbſt angekommen, beſchloß ich, trotz der großen Hitze und allgemeinen Trockenheit, dennoch ei⸗ nen Verſuch zu machen, nach Mollusken mich umzuſehen. Die alte Stadtmauer, aus Granitſteinen aufge⸗ führt, bot mir aus dieſem Umſtande eben nicht viel Hoffnung zu einer reichen Ausbeute dar, und ſchon glaubte ich, daß ich gar keine dergleichen Thiere finden würde. Um meinen Zweck zu erreichen, beſuchte ich daher einige Gärten, welche von genannter Mauer umſchloſſen werden, und die nächſte Umgegend, ſo weit es mir möglich war. Ich fand: 1) an Landſchnecken: Helix pomatia, Linn. — von mittelmäßiger Größe und bekannter Farbe. - hortensis, Muell. — gelb und geſtreift. - cCellaria, Muell. (nur Gehäuſe von abgeſtorbenen Exemplaren). - rotundata, Muell. - nitidula, Drap. A. b 0 d € 2 ui UL kommen auch in der Umgegend vor, u. a. bei der ſogenannten Laube h 15 K. ik an REN Kane im nahgelegenen Walde. - incarnata, Muell. - Clausilia similis v. Charp. Bulimus lubricus Brug. — unter Steinen am Fuße der Sandberge. Succinea amphibia Drap. — auf hohem Graſe und Erlenblättern in Gärten. 2) Waſſerſchnecken. a. Lymnaeus stagnalis Muell. in Gräben und Pfützen. b. Planorbis corneus Drap. do. c. Pisidium fontinale Pfeiff. in einer kleinen, auf einer Anhöhe gelegenen Pfütze. Am 18. Februar erläuterte Herr Lehrer Letzner auf höchſt anſchauliche Weiſe mittelſt des Hydroxygen⸗ gas⸗Mikroskopes durch treffliche Präparate die Structurverhältniſſe der Inſekten, und lieferte dadurch 9 * 68 einen neuen Beweis, wie ſehr dieſes Inſtrument als Unterrichtsmittel Beachtung verdiente. Die ſchleſiſche Ge: ſellſchaft für vaterländiſche Cultur dürfte wohl das erſte wiſſenſchaftliche Inſtitut ſein, welches ſchon früh, be— reits im Jahre 1839, blos zu dieſem Zwecke die etwas Eoftfpielige Anſchaffung eines ſolchen Inſtrumentes nicht ſcheute. Unſer correſpondirendes Mitglied, der K. R. Akademiker Staatsrath Herr v. Brandt zu St. Peters⸗ burg, theilte in einem Briefe an den Secretair mit, daß man aufs Neue namhafte Reſte von der im vorigen Jahrhundert ſchon faſt vertilgten Seekuh eingeſchickt habe, welche von den bereits 7 Jahre in den ruſſiſch— amerikaniſchen Colonien reiſenden Präparanten des K. zoologiſchen Muſeums auf der Behringsinſel aufgefun⸗ den worden waren. Sie beſtehen aus einem vollſtändigen Schädel, dem Atlas, einigen Rippen und Bruſt⸗ beinreſten; intereſſante Supplemente zu den Arbeiten des berühmten Herrn Verfaſſers, der ſich gegenwärtig ins⸗ beſondere mit den Vorarbeiten zu einer Wirbelthierfaung Rußlands beſchäftigt. Phyſiologie. Herr Dr. Levy theilte am 21. Januar 1846 phyſiologiſche Bemerkungen über das Geſetz der Gewohnheit beim geſunden und kranken Menſchen mit. Das Geſetz der Gewohnheit ift ein anerkanntes Factum. Zur Erklärung der mannigfachſten Phäno- mene in Geſundheit und Krankheit iſt es unentbehrlich. So häufig man es dazu benutzt, ſo wenig hat man ſich bisher bemüht, die Wirkungsweiſe ſelbſt zu erklären. Etwas ſelbſt Unerklärtes aber zu Erklärungen zu benutzen iſt unwiſſenſchaftlich. Daher die Nothwendigkeit einer genauen Analyſe des Gewohnheitsgeſetzes. Jedes Vermögen kann nur als Ausdruck der materiellen Kraft eine Wahrheit ſein. Nur die organiſchen Körper aber haben das Gewöhnungs vermögen. Ihre Elemente find nicht Seiende, ſondern ſich Entwickelnde, Werdende; ſie haben alſo die Kraft des Werdens, d. i. Lebenskraft (Summe der Elementarkräfte). Eine Aeußerung der Lebenskraft iſt das Vermögen der Reizbarkeit. Auf dem Vermögen, gereizt zu werden, beruht das, ſich an Reize (alles auf den Organismus Einwirkende iſt Reiz) zu gewöhnen; es kommt daher dem Organismus im Ganzen, wie jedem einzelnen Organe zu, und die Gewohnheitsgeſetze ſind für beide dieſelben. Jeder einwirkende Reiz ſetzt eine (dauernde oder vorübergehende) materielle Veränderung. Gewohnheit aber entſteht durch beſtändige oder oft wiederholte Einwir— kung eines Reizes. Phänomenologie der Gewohnheit. In ihr glaubt man zwei entgegengeſetzte Wirkungen zu erkennen. Einmal Abſtumpfung, ein ander Mal Erhöhung der Reizbarkeit. Ad I. Mit der Einwirkung eines ſtarken Reizes hört nicht ſogleich die Reaction auf, weil die durch Reizung geſetzten materiellen Veränderungen einiger Zeit zu ihrer Ausgleichung bedürfen; ſie dauert alſo noch einige Zeit, allmälig ſchwächer werdend, fort, wie die Schwingungen des berührten Pendels, der angeſchlagenen Saite. (Nach dem Tode fortdauernde Herzkontraktionen — Haller, Nyſten, Valentin, Remak; Tod⸗ tenſtarre, durch Kontraktion der Querſtreifen der Muskeln bewirkt; fortdauernde Muskelkontraktionen nach Durchſchneidung ihres motoriſchen Nerven.) Eine bei noch fortdauernder Reaktion fortgeſetzte gleiche Reizein⸗ wirkung bewirkt Ueberreizung. Dieſer muß wieder Abnahme der Reizempfänglichkeit bis zur Abſtumpfung folgen, weil a) durch die exceſſive Reaktion mehr organiſche Materie verbraucht wird, als in der Kürze der Zeit erſetzt werden kann; b) durch die aus Mangel an Zeit unmögliche Ausgleichung der mit der Reizeinwir⸗ kung geſetzten materiellen Veränderung Umlagerungen der Molekule entftehen können, die dauernde Alteratio— nen der Materie zur Folge haben. Hat nun die reizempfängliche Materie abgenommen, oder ift ſie unzugänglicher geworden (Abſtumpfung des Hautgefühls bei der arbeitenden Klaſſe durch allmäligen Ver⸗ 69 hornungsprozeß der Epidermidalzellen; Orthopädie), jedenfalls kann dann die Reaktion nur einem aliquoten Theile des gleichen Reizes entſprechen. Hierzu kommt eine eigentlich bei jeder Reizeinwirkung ſtattfindende Reizaſ— fimilation. Daher verringerte Fähigkeit der Wiederaufnahme für den gleichen Reiz. Saturationsfä⸗ higkeit. (Lange fortgebrauchte Medikamente; gewiſſe Krankheiten befallen ein Individuum nur einmal.) Ad II. Ein in Intervallen gereiztes Organ vergrößert feine materielle Kraft, das Ver— brauchte wird durch den Stoffwechſel nicht nur wieder erſetzt, ſondern mehr — vermöge der größeren Attrak- tionskraft eines erregten Organs. Ubi stimulus, ibi affluxus. Durch harmoniſche Abwechſelung von Ruhe und anfangs ſchwacher, aber allmälig verſtärkter Reizung wird daher das Organ (der Organismus) zur Beantwortung auch gradweis größerer Reize immer geſchickter, weil die materielle Kraft (oft äußerlich wahr⸗ nehmbar — Muskeln) wächſt. Dies iſt der Sinn der Uebung. Aber auch dieſe Wirkung der Gewohnheit iſt eigentlich Abſtumpfung. (Die Fähigkeit zur Beantwortung größerer Reize ſetzt die gelungene Abſtum⸗ pfung für die kleineren ſchon voraus. Die durch Gewohnheit bewirkte Vermeidung der unwillkührlichen Mit⸗ bewegungen; die willkührlichſten Kombinationen von Bewegungen, alle Virtuoſitäten und techniſchen Fertigkei⸗ ten. Die Gewöhnung in dem Habituellwerden gewiſſer — einmal durch anomalen Reiz erzeugter — anoma⸗ ler Funktionen, Secretionsflächen, Hautausſchläge ꝛc. beruht auch auf Abſtumpfung.) So iſt's auch mit der Gewohnheit in gewiſſen Vorſtellungen und den phyſiologiſch fie begleitenden Be⸗ wegungen, Funktionen. Der Grund ihres immer leichtern Zuſtandekommens liegt in der Uebung. Die Pe⸗ riodizität des Schlafens, Wachens, Eſſens, Harnens ꝛc. liegt in unſrer Natur; die Gewohnheit bewirkt ihre willkührliche Anordnung. Das Integritätsgefühl der Amputirten (die bisherigen Erklärungen davon beweiſen ſich ungenügend) wird nur durch das Gewohnheitsgeſetz erklärt. Dies gilt von ſehr vielen Thatſachen des Empfindens. In der geiſtigen Sphäre ſind die Geſetze und Erſcheinungen der Gewohnheit natürlich dieſelben. Gewohnheiten werden willkührlich angeeignet; die Gewöhnung im Allgemeinen iſt für alle be⸗ lebten Weſen ein Geſetz, eine Nothwendigkeit; ſie können es nie zu einer von den Erdeinflüſſen freien Selbſtſtändigkeit bringen. Auf der organiſchen Stufenleiter ſieht man das Gewöhnungsvermögen mit der Ver⸗ vollkommnung der Organismen wachſen. Der Menſch iſt das Gewohnheitsthier zur S Dem Wechſel in der Geſtaltung des Erdballs hat die feiner Bewohner ſich accommodirt. Daß aber die Natur der Organismen überhaupt nur eine erſte Gewohnheit, ſie alſo Alle von Anfang fähig waren, in Allem durch die Macht der Gewohnheit ſich umzubilden (Pascal, Lamark) wird von Virey glänzend widerlegt. Was vom Makrokosmus, gilt vom Mikrokosmus, vom Individuum. Von der Geburt bis zum Tode (durch Abſtumpfung für die integrirenden Lebensreize erfolgend) iſt das Menſchenleben eine fort⸗ währende Gewöhnung. Der Menſch „nennt die Gewohnheit ſeine Amme.“ (Entwickelungsgeſchichte.) Auch die Erziehung iſt nur Gewöhnung. So wird die Gewohnheit zur zweiten Natur, wird autokratiſch. (Durchaus mit Un⸗ recht hat man fie ſelbſt für die primitive Natur genommen und alle Lebensakte des Individuums auf fie zurückgeführt — die Animiſten: Stahl, Sauvages, Junker.) Wie das neugeborne Kind der Prototyp der genuinen Natur, iſt der erwachſene Menſch das leibliche Modell der Gewohnheit. (Wahrheit der Phy— ſiognomik — die Kontouren der am öfterſten geübten Antlitzmuskeln treten am ſchärfſten hervor.) Die Ein⸗ flüſſe von Stand, Gewerbe, Klima, großentheils die Erblichkeit der Krankheiten — gehören unter das Geſetz der Gewohnheit. Ein Menſch ohne Gewohnheit iſt ein Menſch unter der Luftpumpe. Die Gewohnheit kann Krankheitsanlage werden nur durch ihr Gegentheil: Verwöhnung einerſeits, Unge wohntheit andrerſeits. (Geſetz des Antagonismus.) Grundgeſetz der Hygiene: Sich an Alles gewöhnen, an Nichts verwöhnen. (Celfus.) Das Gewohnheitsgeſetz iſt auf Verlauf, Periodicität und Ausgang der Krankheit von beſtimmendem Einfluſſe; Abſtumpfung für die krankmachende Potenz nach einmaliger Einwirkung iſt häufige Urſache 70 der Geneſung. Bei Pathogenie, Diagnoſtik und Prognoſe iſt das Gewohnheitsgeſetz alſo fehr zu beachten. In ihm hat die therapeutiſche Lehre des Individualiſirens ihr eigentliches Fundament. Da mit den Zeiten die Gewohnheiten der Menſchen ſich ändern, mithin die Konſtitutionen andere, alſo auch die Krankheitsbilder andere (genius saeculi) werden, ihnen adäquat auch die Heilmethoden ſich ändern, kann es nie zu einem Abſchluß in der Medizin kommen. Den 7. Januar ſprach Herr Profeſſor Dr. Purkinje über die Theorie und Einrichtung des Wheatſtonſchen Stereoſcops, und zeigte ein ſolches Inſtrument nach der Angabe des Prof. Dr. Tour⸗ tual in Münſter vor. Ferner wurde das Stereoſcop als phyſiologiſch-diagnoſtiſches Inſtrument zur Ausmittelung der Ungleich⸗ heit beider Augen bei einzelnen Individuen in Betrachtung gezogen, inwiefern dieſe zur ſtereometriſchen Auf⸗ faſſung naher Gegenſtände zuſammenwirken oder nicht. Daran ſchloß ſich die Bemerkung, daß bei entfernten Gegenſtänden dieſe Funktion beider Augen nicht ſtattfinde, und ſchon ein Auge zur Auffaſſung der Raumtiefe ausreicht, indem die Imagination des Geſichtsſinnes als vermittelnd eintrete. Den 29. April theilte Herr Profeſſor Dr. Purkinje die Beobachtung eigenthümlicher Körnerfaden an der innern Oberfläche der Herzventrikel der Wiederkäuer und anderer pflanzenfreſſenden Säugethiere mit, und verband damit die mikroscopiſche Demonſtration dieſer Gebilde. Nach ſeiner Anſicht bilden ſie kein neues ei⸗ genthümliches Gewebe, ſondern gehören zu der Gattung der Muskelfaſern, nur aufs äußerſte verkürzt und ver- vielfältigt, ſo daß ſie roſenkranzförmige Reihen bilden, wodurch es möglich werde, ihre Wirkung an allen Punk⸗ ten zu iſoliren und in gemeinſamer Action eine Erſteifung an der Oberfläche der Herzhöhlen zu bewirken. Sie vertreten an ſolchen Herzen die Balkenmuskeln, die in jenen Thiergattungen äußerſt ſelten ſind, da⸗ gegen bei jenen, wo die Körnerfäden fehlen, wie beim Menſchen und den Raubthieren, am häufigſten ange⸗ troffen werden. Den 21. Oktober las Herr Profeſſor Dr. Purkinje eine Abhandlung über die Sinne im All⸗ gemeinen. Das weſentlichſte ſeiner Auffaſſung der Sinne in der Natur überhaupt iſt, das bewußtſeiende Prinzip, davon die Sinnesempfindungen ſpecifiſche Modificationen ſind, als ein allgemeines objectives Agens in der ge⸗ ſammten Natur zu betrachten, gleich den übrigen phyſikaliſchen Agentien der Electricität, des Magnetismus, der Wärme des Lichts, welches Agens im Univerſum räumlich verbreitet iſt, verſchiedene Qualitäten in Ver⸗ bindung der Materien und materieller Prozeſſe, verſchiedene Intenſitätsgrade, Zuſtände der Freiheit und Bin⸗ dung annimmt und in den Sinnenapparaten ſpecieller Vorrichtungen der Sammlung und Concentrirung an⸗ genommen hat, die dem Gebrauch der individuellen Pfyche nach Zweckbegriffen ihres fpeciellen Lebens unter⸗ worfen ſind. Weiterhin wurde dieſe Anſicht an den Sinnorganen der Thierwelt empiriſch nachgewieſen, und die raum⸗ liche Verbreitung des Sinnesorgans, inwiefern es in der Thierwelt auf der Oberfläche der Erde, nach den Ele— menten des Waſſers, der Luft und Erde, nach den Zonen der Beleuchtung und Erwärmung betrachtet. Botanik. Der Secretair der Section berichtete am 14. Juli über den Roſt des Getreides. Nachdem die Beſchaffenheit des Uebels, an welchem gegenwärtig der Roggen leidet, von den Herren Plathner und Beinert in unſeren öffentlichen Blättern auf eine dem gegenwärtigen Zuſtande der Wiſſen⸗ 71 — ſchaft angemeſſene und zu allgemeiner Beruhigung beitragende Weiſe bereits beſprochen worden iſt, möchte es überflüſſig erſcheinen, hierüber noch etwas zu veröffentlichen, wenn mich nicht auch meine Beobachtungen lehr⸗ ten, daß die Beſorgniſſe, welche man überall ausſprechen hört, zum Theil wenigſtens ungegründet ſind. Es ſei mir daher geſtattet, hier in gedrängter Kürze mitzutheilen, was ich zu ſehen Gelegenheit hatte. Der Roſt ſelbſt iſt eine Pflanze auf der niedrigſten Stufe des Gewächsreiches aus der Reihe der Staubpilze. Von den beiden Arten, welche auf dem Korn (Secale cereale) in größerer oder geringerer Menge vorkommen, Uredo linearis Per. und Uredo Rubigo vera de Candolle, habe ich in dieſem Jahre faſt nur die letzte Art häufig wahrgenommen. Wenn man mit unbewaffnetem Auge eine davon befallene Roggenpflanze betrachtet, ſieht man auf den Blättern und Stengeln kleine gelbliche Flecken, welche dicht nebeneinandergedrängt oft die ganze Fläche einnehmen und endlich das Abſterben oder Vertrocknen der Blätter herbeiführen. Von den Blättern verbreitet er ſich erſt auf die Aehren, ſowohl vor als während und nach der Blüthezeit. Die davon angegrif— fene Aehre kann man auch ſchon an der gelblichbraunen fleckweiſe vorkommenden Färbung erkennen. Die einzelnen Aehrchen der Geſammtblüthenähre des Roggens enthalten zwei Blüthen, die von zwei Blättchen (Bälge oder Spelzen genannt) umgeben werden. Die Hülle der Blüthen ſelbſt iſt wieder zweiblättrig, wie ſich auch an der Baſis des Fruchtknotens oder Samens noch zwei äußerſt zarte kleine Schuppen befinden. Der Roſt zeigt ſich faſt immer nur auf der innern Seite jener Blättchen oder Spelzen, beſonders aber an der uns tern in eine Granne verſchmälerten Spelze längs den dieſelbe durchziehenden 3 — 4 Nerven, anfänglich in Form kleiner gelber Pünktchen, die immer größer werden und allmälig zuſammenfließen und orangengelbe linien⸗ förmige Anhäufungen bilden. Bei der Reife des Pilzes treten die Samen des Pilzes hervor und verbreiten ſich auf dem innern untern Theil der Blüthe auf jene Schüppchen, auf die Staubfäden, den Fruchtknoten mit ſeiner doppelten haarig pinſelförmigen Narbe, in der ſie namentlich auf der letztern, welche eine klebrige zuckerhaltige Feuchtigkeit ausſchwitzt, in ſehr großer Menge feſtſitzen. Unter dem Microscop beſtehen jene röth⸗ lichen Häufchen aus Millionen kleiner runder Körperchen oder Samen (bei den Pilzen und andern Cryptoga⸗ men Sporen genannt), welche, von einer durchſichtigen waſſerhellen Haut umſchloſſen, kleine braune durchſichtige Körperchen, die durch Jodtinctur ſich blau färben, alfo ſtärkemehlhaltiger Natur find, und Oel- oder Schleimtropfen enthalten. In den zur Zeit des Blühens oder vor dem Blühen befallenen Aehrchen iſt der Same nicht zu weiterer Entwickelung gelangt. Dergleichen Blüthen enthalten noch die Staubgefäße und befinden ſich gewöhnlich am un⸗ tern Theil der Aehre, die bei dem Vorſchreiten des Roſtes von dem Stengel zur Aehre zuerſt befallen wurden. Glücklicherweiſe aber iſt ihre Zahl in den einzelnen Aehren nur ſehr gering im Vergleich zu der ungeheuren Mehrzahl der vom Roſte ergriffenen Blüthen, in welcher trotz des Roſtes das Reifen des Samens vor ſich geht, wie mich auch meine Beobachtungen lehren, die ich ſchon ſeit dem Anfange dieſes Monats auf einem Felde vor dem Schweidnitzer Thore anſtellte, welche Erfahrungen mich vorzugsweiſe bes ſtimmten, über dieſe Angelegenheit zu ſprechen, da ich nicht zweifle, daß ſich dieſe Sache überall ſo verhalten wird. Die microscopiſche Unterſuchung zeigt uns auch ſogleich die Urſache, indem die zahlreichen Samenkörn—⸗ chen des Roſtes nur oberhalb und an der äußern Samenhaut des Samens zerſtreut ſitzen, ohne aber gekeimt und Polſter gebildet, oder ſich einen Weg in die Eiweis-Körper, oder den mehlhaltigen Theil des Samens, geſchweige gar in den Embryo, die künftige junge Pflanze, gebahnt zu haben. Jener, der mehlhaltige Theil des Samens, zeigt ſich gegenwärtig noch eben fo reich an Stärkemehl oder Amylum wie das vollkommen ges ſunde Korn, und der Embryo, der Bürge für die einſtige Keimfähigkeit des Samens, iſt völlig unverſehrt und wird es hoffentlich bleiben, da ja die Zeit der Ernte vor der Thür iſt, und eine weitere Entwickelung jener auf dem Samen befindlichen Pilze in dieſer kurzen Zeit nicht mehr zu erwarten iſt. Im Jahre 1804 war in England der Roſt im Roggen auch ungeheuer verbreitet, nichtsdeſtoweniger zeigten ſich die davon befallenen Samen zur Ausſaat tauglich, und gaben im folgenden Jahre ganz vollkommen geſunde Pflanzen. Wenn wir nun erwägen, daß, wie ich ebenfalls auch in der Umgegend von Breslau ſah, der Roſt doch nicht überall vor— kommt, große Diſtrikte der Provinz ganz frei geblieben ſind, ſo dürften Einzelne freilich wohl größere oder 72 geringere Ausfälle erleiden, doch wird aber Noth über die ganze Provinz nicht hereinbrechen, wie man uns auf ähnliche Weiſe wie im vorigen Herbſte bei dem Erſcheinen der ſogenannten Kartoffelkrankheit von vielen Sei⸗ ten ſchon glauben machen wollte. Ich würde mich freuen, wenn ich mich gegenwärtig eben ſo wenig wie da⸗ mals irrte, als ich mit Entſchiedenheit die angebliche Größe jener Gefahr in Abrede ſtellte und Mittel anzuge⸗ ben bemüht war, auch das ſcheinbar Verlorene noch ſicher zu ſtellen. Hinſichtlich des Weizens will ich ſchließ⸗ lich noch bemerken, daß in der Umgegend von Breslau Blätter und Stengel ebenfalls von dem Roſte befallen, die Aehren aber noch frei davon ſind. — Sollte ſich nun derſelbe aber auch bis auf die Aehren verbreiten, ſo dürfen wir der Analogie und ſchon in früheren Jahren gemachten Beobachtungen zufolge nur einem ähn⸗ lichen Verlaufe wie bei dem Roggen entgegenſehen. Gerſte und Hafer erſcheinen noch frei davon, Kartoffeln oberhalb und innerhalb der Erde ebenfalls noch geſund. Derſelbe berichtete auch über die Reſultate von Verſuchen, die er mit den Keimen von unreifem roſtfreien und vom Roſt befallenen, d. h. mit den Sporen oder Samen deſſelben hier und da bedeckten Roggen (Secale cereale), angeſtellt hatte. Winter-Roggenſamen am 20. Juni von einem Felde bei Breslau geſammelt, auf welchem erſt am 9. Juli die Reife eintrat, alfo drei Wochen vor der Reife abgenommen, noch grün und ſich nur ſchwer aus den Spelzen ablöſend, wurde zugleich mit vorjährigem guten Winterroggen am 26. Juni zum Keimen unter übrigen gleichen äußern Bedingungen in die Erde gebracht. Der reife Samen keimte ſchon am 28. Juni, der unreife 2½ Tage ſpäter, den 1. Juli. Die Pflänzchen des letztern erſchienen anfänglich viel ſchwächer als die des reifen Samen, erholten ſich aber allmälig, fo daß ſich am 16. — 20. Juli kein Un⸗ terſchied mehr herausſtellte. So viel Ausdehnung dieſe Verſuche auch noch fähig ſind, liefern ſie vielleicht doch ſchon, wie ich glaube, ein Reſultat, indem ſie zeigen, daß, wenn Umſtände vielleicht das frühere Ernten eines Roggenfeldes nöthig machen, an der Keimfähigkeit des Gewonnenen nicht zu zwei⸗ feln iſt. Einer meiner Herren Zuhörer, Herr Stud. Cohn, hat es auf meinen Wunſch übernommen, dieſe Verſuche fortzuſetzen, namentlich auch auf andere Pflanzen auszudehnen. 73 2. Vericht über die Beſchäftigungen der entomologiſchen Section im Jahre 1846. Es fanden in dieſem Jahre 23 Verſammlungen ſtatt, in denen Vorträge und Beſprechungen aus allen Inſectenordnungen gehalten wurden. Erſte Ordnung, Käfer. Einige Mitglieder der Section, und auch andere Perſonen, hatten bereits in der erſten Woche des Fe— bruars lebende Maikäfer im Freien angetroffen. 2 Herr Lehrer Letzner hielt folgende Vorträge: 1. Ueber ſchleſiſche Tachyporinen. Von den ſchleſiſchen Entomologen iſt bisher eine Abtheilung der Käfer wenn nicht vernachläßigt, doch wenigſtens mit weniger Vorliebe geſammelt und in geringerem Grade bearbeitet worden, als die übrigen, es iſt die der ſtaphylinenartigen Thiere. Die gedruckten Verhandlungen unſerer Geſellſchaft theilen nur wenig über fie mit. Damit indeß auch bei ihnen wenigſtens ein Anfang zur Erforſchung des in Schleſien Hei- miſchen gemacht werde '), habe ich mich entſchloſſen, die von mir bis jetzt geſammelten Arten zu beſtimmen, und der Section nach und nach vorzulegen. Freilich ſind es bei Weitem noch nicht alle in Schleſien einhei⸗ miſchen, weil ich ſelbſt dieſe Thiere bis jetzt nicht gerade mit großer Aufmerkſamkeit geſammelt habe, und muß darum dringend erſuchen, das Folgende nur als Prodromus gefälligſt anſehen zu wollen; indeß dürfte ich ſchon in der nächſten Zeit in den Fall kommen, Arten nachtragen zu können, welche ich unter der Menge meiner ſämmtlichen, bisher durcheinander ſteckenden Brachelytern bei der erſten Beſtimmung überſehen habe. — Aus vorſtehenden Gründen habe ich auch mein Urtheil über das öftere oder ſeltnere Vorkommen mancher Arten einſtweilen noch zurückgehalten, und faſt nur da daſſelbe hinzugefügt, wenn ich das Thier in größerer Anzahl gefangen hatte. — Das Einarbeiten in dieſe mir bisher ganz unbekannte Familie wurde mir durch die große Gefälligkeit des Herrn Kaufmann A. Neuſtädt hierſelbſt, mit welcher er mir ſeine kleine Sammlung meiſt auswärts beſtimmter Arten zur freien Benutzung für beliebige Zeit freundlichſt überließ, ſehr erleichtert, wofür ich ihm hierdurch meinen verbindlichſten Dank abzuſtatten nicht unterlaſſen kann. Erichſon theilt in ſeinem vorzüglichen Werke: Genera et species staphylinorum, die große Menge von Arten dieſer Familie in 2 Abtheilungen: 1) in ſolche, bei denen das Stigma des Prothorax deutlich zu ) Diefer Vortrag wurde gehalten, ehe Herr Oberlehrer Kelch das Verzeichniß der in ſeiner Sammlung bez findlichen Kaͤfer durch den Druck bekannt machte. 10 74 erkennen, oder frei iſt; 2) in folche, bei denen dies nicht der Fall ift, weil der Raum hinter den Vorderhüften von einer Horndecke bekleidet wird, welche das Stigma bedeckt. Die erſte Abtheilung zerfällt in 3 Tribus: Aleocharinen, Tachyporinen und Staphylininen im engern Sinne, welche ſich durch die Stellung ihrer Fühler von einander unterſcheiden. Mit der zweiten dieſer Tribus, alſo mit den Tachyporinen, will ich heut be= ginnen, weil ſie unter den erwähnten die kleinſte iſt, und die Thiere, welche ſie bilden, einen ſehr in die Au⸗ gen fallenden Habitus beſitzen. — Es wurden davon bis jetzt von mir in Schleſien gefangen: Hypocyptus longicornis Payk. — Conurus littoreus Lin. und C. pubescens Gray. Tachyporus obtusus Lin., auf Wieſen ziemlich häufig. — T. abdominalis Gyl., felten. — T. chrysomelinus Lin., häufig in der Ebene und im Gebirge. — T. hypnorum F., häufig, befonders in Wäldern. — T. pusillus Grav., häufig. — T. seitulus Er., felten. — T. transversalis Grav. — . brunneus F., häufig, auch die hellgefärbte Var. (T. abdominalis Grav.) Tachinus silphoides Lin., ziemlich häufig, Marienau bei Breslau, Kynau. — T. rufipes Fab., ziemlich häufig, namentlich im Pferdekothe im Gebirge. — T. flavipes Fab., häufig im Gebirge und in der Ebene. — T. fimetarius Grav., gemein. — T. marginellus F., felten. — T. collaris Grav., ziemlich ſel⸗ ten im Gebirge. — T. elongatus Gyl., bis jetzt habe ich nur 2 Männchen im Gebirge gefangen, das eine davon auf dem ſchwarzen Berge, etwa 2600“ über dem Meere. Boletobius eingulatus Mannerh., ziemlich felten. — B. cernuus Grav., ſelten, wie die ganz rothe Var. (B. merdarius Oliv.). — B. formosus Grav., nur 1 Exemplar aus dem Geſenke. — B. atricapil- Ius F., ziemlich häufig. — B. lunulatus Lin., ſelten. — B. pygmaeus Fab., ziemlich ſelten, in Wäldern. Mycetoporus splendens Marsh., ziemlich häufig. — M. lepidus Grav., häufig. — M. pronus Er. — M. nanus Grav. — M. splendidulus Grav. i 2. Derſelbe machte Mittheilungen über verſchiedene Käfer, welche unter der Rinde einer alten, ſehr dicken Rüſter auf dem Kirchhofe zu 11000 Jungfrauen hierſelbſt im zeitigen Frühjahre bei dem Fällen des gedachten Baumes gefangen, oder aus Rindenſtücken deſſelben im Laufe des Sommers ausgekrochen waren. Zu den erſteren gehörten: Brontes flavipes Fab., Hypophloeus bicolor F., Silvanus unidentatus F. und Mycetophagus 4 maculatus F., zu den letzteren Colydium sulcatum F. in 8, Silvanus unidentatus in 9, Eccoptogaster multistriatus Marsh. in 8 und Hypophloeus bicolor in 40 Exemplaren, in Berückſichti⸗ gung der beiden, nur etwa 12“ langen, 3“ breiten Rindenſtücke, aus denen ſie hervorgingen, eine auffallend große Zahl. Ee. multistriatus, welcher, die Mühe des Einbohrens in die faſt zolldicke, feſte Rinde nicht ſcheuend, den Baum vollends getödtet hatte, war denſelben ohne Geſellſchaft feiner Verwandten, und auffallen⸗ der Weiſe bis nahe an die Erde herab (wenn auch weniger häufig, als oben) angegangen. Von E. scolytus Hbst., welcher ſonſt den untern Theil, und namentlich bei ältern Stämmen zu bewohnen pflegt, zeigte ſich keine Spur. 3. Derſelbe theilte mit, daß Rhagium (Toxotus) noctis und cursor F. von ihm im Geſenke mit einander in Begattung gefunden worden ſeien, und dadurch die Meinung, daß beide zu einer Art gehörten, beſtätigt werde. 4. Derſelbe zeigte eine lange Reihe von Abänderungen der N Cantharis nigricornis F. vor, welche ſich in etwa folgende Hauptformen zuſammenfaſſen laſſen: 5 a) Kopf oben bis zu der Einlenkung der Fühler, unten bis in die Nähe des Mundes ſchwarz. Tho— rap tief ſchwarz, nur der ſchmale aufgebogene Seitenrand ringsum weißlich, viereckig, die Vorderecken wenig bagerundet, bei den größeren Exemplaren verhältnißmäßig kürzer und breiter, als bei den kleineren. Letzte 75 Hälfte der Hinterſchenkel, ſowie die Hinterſchienen ebenfalls ſchwarz; die 4 vordern Schenkel an der Spitze auf der Oberſeite mit einem ſchwarzen Flecken; die mittleren Schienen oft bräunlich. Länge 2%, — 4%. Dieſe Var. umfaßt die kleinſten und am dunkelſten gefärbten Formen. b) Kopf wie bei a. Thorax ſchwarz, mit namentlich an den Seiten breiterem, gelbem Rande; Vor— derecken und beſonders die Vorderſeite ſtärker abgerundet. Füße wie die bei a, doch die vordern Schenkel etwas ſchwächer ſchwarzgefleckt. Länge 3 — 4 ½ %%. a c) Kopf wie bei a. Das ſchwarze Mittelfeld des Thorax wird nach und nach immer kleiner, und ſchrumpft zuletzt zu einem Punkte zuſammenz die gelbe Färbung gewinnt eine mehr röthliche Beimiſchung. Die vorderen 4 Schenkel rothgelb, meiſt ungefleckt, höchſtens noch die mittleren; die Hinterſchenkel nur an der Spitze ſchwarz. Die Hinterſchienen ganz oder nur an der äußern Seite ſchwärzlich. Länge etwa 4% d) Kopf wie bei a. Thorax ganz gelblichroth. Hinterſchenkel an der Spitze ſchwarzgefleckt. Hinter⸗ ſchienen ſchwärzlich oder dunkelbraun. e) Kopf wie bei a, Thorax wie bei d. Hinterſchenkel nur oben an der Spitze mit einem kleinen ſchwar⸗ zen Flecke. Hinterſchienen röthlich. f) Kopf wie bei a, Thorax und Füße wie bei d. Flügeldecken wie bei den früheren Var. ſchwarz, dicht grau behaart, daher feidenartig glänzend und dem Auge nicht ſchwarz, ſondern weißlichgrau erfcheinend; aber in der Mitte an der vordern Hälfte mit einem ſchwachen, wenig bemerkbaren gelblichen Wiſch. Länge 4½ /. g) Kopf oben ſchwarz, unten und an den Seiten röthlichgelb. Thorax wie bei c, röthlichgelb mit einem ſchwärzlichen Flecken, der nur das mittelſte Drittheil von der Breite deſſelben einnimmt. Füße wie bei d. Flügeldecken mit einer breiten, von den Schultern anfangenden, nicht ganz bis zur Spitze reichenden gelben Mittelbinde. Der übrige Theil derſelben iſt dunkelbräunlich. Länge 4, Von den beiden letzten Varietäten beſitze ich nur je 1 Exemplar. — Ueber die erſte und letzte Varietät müſſen die Beobachtungen noch fortgeſetzt werden, vielleicht daß ſie ſelbſtſtändige Arten ſind. Von der vorletz— ten zur letzten fehlen jedenfalls noch manche intereſſante Zwiſchenformen. — Die erſte ſcheint nur dem Ges birge anzugehören, wo ich ſie bei etwa 2500“ Seehöhe fing. Ich werde mir erlauben, ſpätere Beobachtungen über dieſe intereſſante Art der Section ebenfalls vorzulegen. 5. Derſelbe legte ferner zwei neue ſchleſiſche Arten der Gattung Cantharis vor, und zwar 1) Cantharis sudetica nov. sp., testacea, capite nigro, thorace antice rotundato, testaceo, nigro- maculato, elytrorum apice, ti- biisque postieis nigris. Long. 3% lin. Faſt von der Größe der C. melanura, aber verhältnißmäßig breiter, am nächſten der C. liturata Fall. verwandt, von der ſie jedoch die ganz ſchwarze Stirn, der auch an den Hinterecken gerundete Thorax, die ſchwarze Spitze der Flügeldecken, die am Grunde gelben Schenkel, das oben und unten gelbrothe letzte Hinter— leibs⸗Segment ꝛc. unterſcheiden. — Kopf auf der Oberſeite ſchwarz, bis gegen die Einlenkung der Fühler, von da ab, wie der Mund und die Unterſeite, röthlich gelb, nur die Spitze der Mandibeln iſt ebenfalls noch ſchwärzlich. — Antennen kürzer, als bei C. melanura, die erſten 3 — 4 Glieder röthlich gelb, die folgenden 2— 3 auf der Oberſeite dunkel gefleckt, die übrigen ſchwärzlich. — Thorax viel breiter als lang, vorn, an den Seiten und Hinterwinkeln ſtark gerundet, hinten abgeſtutzt, die Mitte des Hinterrandes etwas eingebogen, röthlich gelb, mit einem großen, vorn verſchmälerten, am Vorder- und Hinterrande eingebogenen ſchwarzen Flecke, welcher (wie bei manchen Exemplaren der C. liturata) faſt die Geſtalt eines M beſitzt, und hinten nur den ſchmalen, aufgebogenen Rand des Halsſchildes frei läßt. — Schildchen ſchwarz. — Flügeldecken teſt⸗ farben, runzlich punktirt, jedoch an der Baſis weniger ſtark, als auf den hinteren zwei Drittheilen, mit greiſen 10* 76 ſteifen Haaren beſetzt, am Ende abgerundet und ſchwarz gerandet. Flügel ſchwarz. — Unterſeite des Tho⸗ tar gelb, der Bruſt und des Bauches ſchwarzz dieſer an den Seiten ziemlich breit, die einzelnen Segmente ſchmal rothgelb gerandet. Das letzte Segment oben und unten ganz rothgelb. — Beine röthlichgelb. Schen- kel der Vorderfüße oben mit einem ſchwarzen Punkte in der Nähe des Kniees. An den Mittelfüßen iſt der- ſelbe zu einem Fleckchen angeſchwollen, und bei den Hinterſchenkeln färbt er faſt die ganze äußere Hälfte der⸗ ſelben ſchwarz. Schienen an den 4 vorderen Füßen gelblich, an den beiden hinterſten, etwas gekrümmten, ſchwarz. Tarſen an den Vorderfüßen gelblich, an den Mittelfüßen bräunlich, an den Hinterfüßen ſchwärzlich. Gefangen wurde dieſes Thier von mir am A. Juni d. J. an der Südoſtlehne des ſchwarzen Berges, etwa 2600“ über dem Meere, in 2 einander ganz gleichen Exemplaren, in Geſellſchaft der Cantharis mela- noceros Schum. — An demſelben Orte und zu derſelben Stunde faſt käſcherte ich auch: Canth. dispar Fab., pellucida F., nigricans F., obscura L., flavilabris Fall., alpina Payk., pallida F., testacea L., violacea Payk. und nitidula F., von denen die beiden letzten im Ganzen in Schleſien ſelten find. 2) Cantharis rufescens n. sp., luteo-rufa, thorace antice rotundato, elytris luteo-rufis, nitidis, oculis alisque nigricantibus Long. 5, lat. 2 lin. Saft von der Färbung der C. rufa Lin., und an Länge den größten Exemplaren derſelben gleich, aber bedeutend breiter als dieſe, mehr von der Geſtalt und Größe der C. rustica Fall. Der ganze Körper iſt gelblichroth, alſo mehr röthlich als bei C. rufa, überall mit feinen, gelblichen Härchen beſetzt. Dieſelbe Farbe haben alſo auch Kopf, Mund und Fühler; nur die Augen ſind ſchwarz. Thorax an den Vorderecken ſtark gerundet, mehr als bei C. rufa, röthlich, glänzend, fein weitläuftig punktirt, wie der Kopf; hinten abgeſtutzt, mit ſtumpfen Hinterecken, ein ſchmaler Rand ringsum aufgebogen. Dieſer iſt nicht heller gefärbt und vorn nicht breiter als hinten, wie es doch bei C. rufa der Fall iſt. — Die Flügeldecken find gelblichroth, runzlich punktirt (bei weitem nicht ſo dicht, als bei C. rufa), glänzend, mit feinen gelblichen Härchen beſetzt, jedoch weit weniger dicht, als C. rufa. Flügel rauchgrau. Füße, wie die Unterſeite, gelbroth, die einzelnen Hinter⸗ leibs-Segmente am Grunde, bis an den hellern Außenrand, dunkler. — Die ziemlich ſtark glänzende Ober: ſeite, wie die mehr ins Röthliche ziehende Farbe, ſind ein auffallendes Kennzeichen der in Rede ſtehenden Art. Ich fing dieſes Thier vor vier Jahren im Geſenke in 1 Exemplar, ſeit dieſer Zeit nicht wieder. An der Selbſtſtändigkeit der Art kann wohl ſchwerlich gezweifelt werden. 6. Derſelbe hielt einen Vortrag über Eecoptogaster Pruni Ratz. und E. rugulosus Koch, der letz⸗ tere zum erſten Male in Schleſien beobachtet. Bemerkungen über Eccoptogaster Pruni Ratz. Das, in der vorjährigen Ueberſicht der Arbeiten der ſchleſiſchen Geſellſchaft S. 37 — 40, in Betreff des Eccoptogaster Pruni und Pyri Ratzeb. von mir Mitgetheilte habe ich auch in dem verfloſſenen Jahre durchgängig beſtätigt gefunden; ich erlaube mir jedoch noch folgende ergänzenden Bemerkungen dazu zu ma⸗ chen. — Erſt Ende Mai d. J. (obgleich ich mich ſchon weit früher darnach umſah) bemerkte ich die erſten Exemplare des Käfers an 2 Bäumen. Am 6. Juni beobachtete ich zum erſten Male die Begattung; ſeitdem noch oft, namentlich in der zweiten Hälfte des Juni. Dieſelbe trat faſt an jedem Baume zu einer andern Zeit ein, und fiel nur bei wenigen zuſammen. So beobachtete ich dieſelbe an dem einen Baume am 20., an zwei andern am 30. Juni, an einem vierten am 3. Juli und die folgenden Tage. Die letzten Begattun⸗ gen ſahe ich dieſes Jahr am 17. Juli. Als ich am 8. Auguſt von einer kleinen Reiſe zurückkehrte, habe ich keine mehr wahrgenommen. — Die Stellung, welche die Thiere während der Copula einnahmen, war in den meiſten Fällen die von mir in dem vorigen Jahre beſchriebene; nur wenn die Rinde Hinderniſſe darbot bilde⸗ 77 ten die beiden verbundenen Körper einen rechten oder mehr ſtumpfen Winkel mit einander, oder lagen, was jedoch noch ſeltener eintrat, in einer Ebene wie bei den Faltern. Das Weibchen hatte die Unterſeite während der Begattung bald nach dem Himmel, bald nach der Erde, bald nach links, bald nach rechts gekehrt. Die Copula dauerte, mit der Uhr in der Hand gemeſſen, meiſt 5 — 8, ein Mal ſogar 13 Minuten. Mehrmals bemerkte ich, daß die Weibchen, welche ich bereits in der Begattung beobachtet hatte, ihren Leib an demſelben Abende, ja auch den folgenden Tag noch, mit dem ſchon früher erwähnten roſenrothen Büſchel am Anus zu ihrem Bohrloche herausſteckten, als warteten ſie noch auf die Männchen. Am 11. Juni gelang es mir zum erſten Male zu beobachten, daß ein Weibchen ſich zum zweiten Male mit einem Männchen verband, und zwar binnen einer Stunde. Seitdem habe ich daſſelbe noch zwei Mal zu ſehen Gelegenheit gehabt; das eine Mal erfolgte die zweite Begattung am folgenden Tage. Es iſt alſo Thatſache, daß ſich Ee. Pruni zwei, vielleicht auch mehrere Male begattet. Wahrſcheinlich iſt dies auch bei den andern Arten dieſer Gattung der Fall. Dadurch gewinnt die ſchon früher von mir ausgeſprochene Anſicht: daß nur die Weibchen das Bohrloch mit ihrem Leibe verſchließen, welche auf die Begattung wartend geſtorben feien, viel an Wahrſcheinlichkeit. — In⸗ tereffant waren bisweilen die Manoeuvres, welche ein Männchen machte, um ein Weibchen zur Verbindung zu bewegen. In den meiſten Fällen gelang ihm dies ſchon nach einigen Berührungen mit Füßen und Fühlern, bisweilen jedoch auch erſt nach einigen Minuten; zuweilen wurde es auch vom Weibchen gar verſchmäht. — Ein Mal befand ſich ein Weibchen in feinem etwa ½“ langen Gange, war aber wegen der dünnen, zerriſſe⸗ nen Rinde an einigen Theilen des Rückens ſichtbar. Ein Männchen, welches ſein Weg darüber wegführte, berührte es mit ſeinen Füßen, und ſogleich kam es eilig zu ſeinem Bohrloche mit dem After heraus; das Männchen verließ es jedoch nach einer Berührung, ohne ſich zu begatten. Hier ſchien das Männchen der verſchmähende Theil zu ſein. Ich führe dieſes Beiſpiel nur an, um zu zeigen, daß wir von dem, was dieſe kleinen Thiere thun, immer nur noch ſehr wenig wiſſen, noch weniger die Gründe kennen, die ſie bei ihren Handlungen leiten. — Daß die Thiere ſehr gern an dem Baume bleiben, der fie in ihren erſten Ständen be⸗ herbergte, ſtellte ſich ſehr auffallend an einem Baume heraus, der ſchon ſo zerſtört war, daß er nur noch an wenigen Zweigen Blätter getrieben hatte. Obgleich die Rinde an demſelben zum Theil ſchon abgefallen, zum Theil vertrocknet war, fo bohrte ſich doch eine ungemein große Zahl wieder an ihm ein. Unter kleinen, .“ langen Rindenſplittern befanden fi 5 — 8 Weibchen, welche ſich bei ihrem Einbohren oft mit dem Leibe be⸗ rührten. Dennoch waren in der Nähe mehrere, auch ſchon ſtark angegangene Bäume. Da der eben erwähnte ſchon im Juli gänzlich dürr geworden war, ſo gingen natürlich die Tauſende von Larven, welche er beherbergte, zu Grunde. Es ſcheint, als ob die Natur durch die Neigung der Thiere zu dem alten Baume ihre zu große Vermehrung ſelbſt beſchränken wolle. — Sind die Bäume geſund, ſo benutzen die ſich einbohrenden Thiere gern Vorragungen oder Verletzungen der Rinde. Iſt ein Stück der letzteren vom Baume abgelöſt, ſo begin⸗ nen ſie gewiß an dieſer Stelle zuerſt ihren Angriff auf denſelben. Unter jedem kleinen Splitter, welchen ich mit einem Federmeſſer ſchräg von unten nach oben abgetrennt hatte (natürlich fo, daß er noch am Baume an feinem obern Theile feſthing), fand ich den folgenden Tag gewiß 1 — 2 Weibchen, welche ihre Gänge oft nur 1“ von einander entfernt anlegten. Der ihnen auf dieſe Weiſe gewährte Schutz, ſowie der dadurch vermin⸗ derte Saftfluß dürften wohl die wahren Urſachen von dieſem Verfahren ſein. An geſunden Bäumen mit glatter, grüner Rinde ſahe ich mehrfach den begonnenen, etwa 1“ tiefen Gang wieder verlaſſen, vermuthlich des zu vielen Saftes wegen. — Am 30. Juni fand ich in der Rinde des einen Baumes ausgewachſene Larven. Wahrſcheinlich waren dieſelben noch aus dem vorigen Jahre. — An der einen Stelle eines andern Baumes hatten die Thiere Linien tiefe Löcher ins Holz gefreſſen, jeden Falls um ſich in ihnen zu verpuppen, da von einem jeden ein Flugloch direkt durch die Rinde führte. Was bewog die Thiere diesmal ſo tief ins Holz zu gehen? Vielleicht die trockne, loſe anſchließende Rinde? — Am 18. Juli beobachtete ich ein Weib⸗ chen, welches einen unten umgebogenen Gang, etwa von der Form eines Angelhakens gefreſſen hatte. Der kurze, nach unten laufende Arm, mit dem der Gang begann, war ½, der lange etwa 1“ lang; doch arbeitete 78 das Thier noch an dem letztern. Eine Veranlaſſung zu dieſem abnormen Verfahren war durchaus nicht erſichtlich. Noch ſei es erlaubt, eine fünfte von mir aus Larven gezogene Art der Gattung Eccoptogaster, Eccoptogaster rugulosus Koch nebſt dem Fraße vorzulegen. Ich fand die Larven im vorigen Herbſte an der Strehlener Chauſſee, wo fie zwei, etwa 2“ im Durchmeſſer haltende Süßkirſchbäume getödtet hatten. Aus den, vorigen Herbſt eingeſam⸗ melten Larven kamen keine Käfer aus. Im März d. J. ſammelte ich neue, zahlreiche Larven enthaltende Rinden, erhielt aber nur 4 Käfer Mitte Juni. Die meiſten Larven hatten erſt halbwachſen überwintert, und daher in den abgelöſten Rinden nicht hinreichende Nahrung und Feuchtigkeit gefunden. An einer weitern Beobachtung wurde ich durch das zeitige Fällen der getödteten Bäume verhindert. Die Rinde der Stämmchen war auf der Innenſeite von unten bis oben über und über mit Larvengängen bedeckt; die ſenkrechten, ſelten ſchräg liegenden Muttergänge / — 1 ½“ lang; Fraß ſehr ähnlich dem von E. multistriatus. Am 29, und 30. Juni, ſowie am 16. Juli, beobachtete ich das Thier in einem Garten in der Oder⸗ vorſtadt, unfern der 11000 Jungfrauenkirche, wo es einen etwa 18 jährigen Pfirſichbaum getödtet hatte. Drei Paar des Käfers ſahe ich in Begattung. Dieſelbe erfolgt ganz wie bei E. Pruni. Die darauf harrenden Weibchen hatten ebenfalls ein roſenrothes Büſchel am Anus. Zwei Männchen ſahe ich ſtundenlang (des Nach⸗ mittags) mit dem Munde an dem After des Weibchens ohne jede Bewegung ſtill ſtehen. Sie entfernten ſich nur auf wiederholte, nachdrückliche Berührung. 7. Derſelbe ſprach über eine wahrſcheinlich neue Art der Gattung Lamia, worüber er ſich ſpätere Mit- theilungen vorbehält. 8. Herr Lehrer Letz ner zeigte ferner vor die von ihm geſammelten ſchleſiſchen Arten der Gattung Philonthus Leach, welche er nach ihren Hauptunterſchieden in Kürze erläuterte. Es waren folgende: A. Thorax ganz glatt. 1) Ph. splendens Fab., ziemlich häufig, auch bei Breslau. — 2) Ph. intermedius Boisd., ziemlich ſelten. — 3) Ph. laminatus Creutz., ziemlich häufig. B. Thorax mit 2 Punktreihen, jede 4 Punkte enthaltend. 4) Ph. nitidus Fab., ſelten, im Geſenke. — 5) Ph. carbonarius Gy l., ziemlich felten. — 6) Ph. aeneus Grav., häufig in der Ebene und im Vorgebirge, namentlich im Frühjahre. Die Varietät mit helle: ren Beinen (Ph. atratus Boisd.) iſt viel ſeltener. — 7) Ph. decorus Grav., ſelten. — 8) Ph. lucens Nordm., ziemlich häufig. Ein Exemplar hat in der einen Reihe nur 3 Punkte auf dem Thorax. — 9) Ph. fuscipennis Mannerh.? Ich beſitze ein Thier, welches auf die Beſchreibung Mannerheim's ganz paffen würde, wenn nicht das Wurzelglied der Fühler unten auch ſchwarz wäre. Wie ich aus Erichſon's Bemer⸗ kung zu Ph. politus ſchließe, ſcheint nämlich Ph. fuscipennis M. ein unten heller gefärbtes erſtes Fühler⸗ glied zu beſitzen. Bei dem einen Exemplar, welches ich vor mir habe, iſt Kopf und Thorax ſchwarz, letzterer mit einem ſchönen grünen Metallſchimmer, der aber wie bei Ph. lucens etwas Mattes, Seidenartiges hat. Flügeldecken, Beine und Hinterleib bräunlich (letzterer jedoch am Meiſten der ſchwarzen Färbung ſich nähernd), durch die röthliche Behaarung noch heller erſcheinend, als ſie wirklich ſind. Die Hüften der vordern 4 Beine gelblich. Die Fühler find ganz ſchwarz, wie bei Ph. lucens grau behaart, und laſſen, wie Kopf und Thorax, ſchwerlich auf ein unausgefärbtes Thier ſchließen; die Palpen braun. Ueber die Selbſtſtändigkeit der Art er⸗ 79 laube ich mir nach dem einen Exemplar kein Urtheil zu fällen; doch iſt mein Thier mehr mit Ph. lucens, als mit politus verwandt, und würde daher nur mit erſterem als Varietät vereinigt werden können. Gründe dafür ſind: 1) Das Wurzelglied der Fühler iſt ganz ſchwarz. 2) Die Fühler ſind von dem gedrungenen Baue des Ph. lucens, alſo die einzelnen Glieder dicker, das letzte kürzer, als bei Ph. politus. 3) Bei Ph. lucens neigen ſich die Füße weit öfterer zur bräunlichen Färbung hin, als bei Ph. politus, und laſſen daher eine Varietät mit helleren Beinen bei jenem weit eher erwarten, als bei dieſem. Der letzte Grund würde, wenn in Mannerheim's Werke nicht die Beſchreibung der Fühler dies verhindern ſollte, das Citat deſſelben vielleicht mit mehr Wahrſcheinlichkeit zu Ph. lucens ziehen laſſen. — 10) Ph. politus Lin., häufig. Bei einem meiner Exemplare iſt auch das zweite Fühlerglied zum größten Theile unten heller gefärbt. — 11) Ph. marginatus Fab. — 12) Ph. atratus Grav., ziemlich häufig. — 13) Ph. varius Gyl., häufig. Von der Varietät b habe ich bisher nur Exemplare mit braunen, nie gelblichen Füßen gefangen, bei welchen jedoch die Vorderhüften immer heller als die Beine, und meiſt ganz gelb ſind. Erichſon erwähnt der hellern Hüften nicht. Sollten meine Thiere eine zweite Varietät bilden? — Zwei Exemplare dieſer Art haben in einer Punkt⸗ reihe auf dem Thorax 4, in der andern 5 Punkte. — 14) Ph. umbratilis Grav. — 15) Ph. albipes Grav., ziemlich ſelten. — 16) Ph. cephalotes Grav. — 17) Ph. sordidus Grav. — 18) Ph. lepidus Grav. — 19) Ph. nitidulus Grav. Erich ſon ſagt, daß die Vorderhüften und die Mundtheile teftfarben, wie die Füße ſeien; bei meinen 9 Exemplaren ſind Mundtheile und Vorderhüften ſtets dunkler, als die Füße, nämlich braun. Bilden ſie vielleicht nur eine Varietät? C. Thorax mit 2 Punktreihen, jede zu 5 Punkten. 20) Ph. ebeninus Grav. (Ph. varians Käfer d. M.), ſehr häufig, ebenſo die Varietät a und b. — 21) Ph. corvinus Er. Ich beſitze ein Exemplar, welches in der einen Reihe 6 Punkte hat. — 22) Ph. fumigatus Er., ziemlich felten. — 23) Ph. sanguinolentus Grav., häufig. Ein Exemplar hat in der einen Punktreihe auf dem Thorax nur 4 Punkte. — 24) Ph. bipustulatus Fab., ziemlich ſelten. — 25) Ph. varians Payk. (Ph. opacus Käfer d. Mark), ziemlich ſelten. Die Varietät a mit den ungefleckten Deckſchilden ſcheint die häufigſte zu ſein. — 26) Ph. debilis Grav., häufig. — 27) Ph. ventralis Grav., ziemlich häufig. Das Thier variirt auch mit bräunlichen Flügeldecken. Bei 2 von meinen Exemplaren iſt das Wurzelglied der Fühler zwar gelb, aber die Hüften ſind dunkelbraun, und die unteren Segmente des Hinterleibes nicht roth ge— randet. Auch ſcheint die Punktirung der Deckſchilde etwas feiner zu ſein. Es iſt wohl nicht unwahrſcheinlich, daß ſie einer eigenen Art angehören. — 28) Ph. discoideus Gr., ziemlich ſelten. — 29) Ich beſitze ein Thier, welches dem Ph. rubidus Er. und flavolimbatus Er. ſehr nahe ſteht, aber doch wohl eine eigene Art fein dürfte, daher ich mir erlaube die Beſchreibung deſſelben unter nachſtehendem Namen mitzutheilen. Philonthus gracilis n. sp., niger, nitidus, thorace brunneo, antennarum basi, elytrorum limbo apicali, pedibusque rufo- testaceis. Long. 2 lin. Der Kopf iſt oval, ſchwarz, glänzend, ſo breit als der Thorax, zwiſchen den Augen mit 4, ein Viereck bildenden, eingedrückten Punkten. Die Antennen ſind ſchwarz; das Wurzelglied röthlichgelb, an der Baſis ein Weniges dunkler. Die Palpen find ſchwarz. Der Thorax iſt von der Breite des Kopfes, vorn gerade abge ſchnitten, hinten zugerundet, nach vorn nicht verengt, die Seiten faſt gerade, flach gewölbt, dunkelroth, ſtark glänzend, die eingedrückten Punkte fein. Die Deckſchilde find etwas breiter als der Thorax, aber verhältniß— mäßig kurz, äußerſt fein und dicht punktirt, wenig glänzend, mit zarter, anliegender bräunlicher Behaarung ver- ſehen, ſchwärzlich, das hinterſte Drittheil röthlichgelb. Der Hinterleib erſcheint bei den kurzen Flügeldecken ver⸗ hältnißmäßig lang und verbreitert ſich nach hinten ein Wenig, iſt oben und unten ganz ſchwarz und mit zar— ter, anliegender, bräunlicher Behaarung bekleidet. Die meiſten Segmente (oben namentlich die beiden vorletzten) 80 ſpielen lebhaft in Regenbogen-Farben. Die Beine find ſammt den Hüften röthlich gelb, die Tarſen ein Wenig ins Bräunliche ziehend. Das Thier iſt von der Größe des Ph. discoideus, aber verhältnißmäßig bedeutend ſchmäler. Von Ph. rubidus würde es ſich unterſcheiden 1) durch die geringe Größe; 2) die ſchwarzen Palpen; 3) die nicht röth— lichen, ſondern ſchwarzen Fühler; 4) durch die etwas kürzeren Flügeldecken; 5) durch die, die vordern zwei Drittheile derſelben einnehmende ſchwärzliche Binde. 30) Ph. quisquilarius Gyl., ziemlich ſelten. Ein Exemplar hat auf dem Thorax in der einen Reihe 6 Punkte. — 31) Ph. vernalis Grav. — 32) Ph. splendidulus Grav. D. Thorax mit 2 Punktreihen, jede zu 6 Punkten. 33) Ph. nigrita Grav., ziemlich ſelten. — 34) Ph. micans Grav., häufig. Ich beſitze zwei Varie⸗ täten: a) Erſtes Fühlerglied röthlich; häufiger als die Stammart. b) Flügeldecken bräunlich. — 35) Ph. exiguus Nordm. — 36) Ph. tenuis Fab., ziemlich felten. — 37) Ph. fulvipes Fab., ziemlich häufig. Ein Exemplar hat in der einen Reihe nur 5 Punkte. — 38) Ph. aterrimus Grav., ſehr häufig. Ein Pärchen fing ich in Copula. Das Thier variirt: a) mit bräunlichen Beinen und meiſt ſchwarzen Hin⸗ terſchenkeln; b) mit pechſchwarzen Beinen; e) mit dunkelbraunen Flügeldecken. E. W mit 2 Punktreihen, jede, oder der Raum zu beiden Seiten derſelben, mit vielen Punkten. 30 Ph. punctus Grav., ziemlich ſelten. — 40) Ph. einerascens Grav., ſehr häufig. Bei einer Varietät, welche ich eben ſo häufig beſitze, als die Stammform, ſind die Hüften bräunlich. Jedenfalls muß dieſelbe dem Ph. procerulus, welchen ich noch nicht in Schleſien gefangen habe, ſehr nahe ſtehen. 9. Derſelbe machte Mittheilungen über die von ihm in den Hundstagen d. J. an den Küſten der Inſeln Uſedom und Rügen gefangenen Käfer, wie folgt: In den Hundstagen dieſes Jahres machte ich theils zu meiner körperlichen und geiſtigen Erholung, welche durch meine ſehr gehäuften Amtsgeſchäfte leider nur zu oft nothwendig wird, theils um die Schönheit der norddeutſchen Natur einigermaßen kennen zu lernen, einen kleinen Ausflug nach Swinemünde und der Inſel Rügen. Obgleich alſo die Entomologie nur gänzlich Nebenſache war, ſo ſammelte ich doch auf meinen Fußparthien, namentlich am Strande von Swinemünde nach Heringsdorf und am Prorer Wiek entlang, was mir zufällig aufſtieß. Es befanden ſich darunter eine nicht unbedeutende Anzahl Waſſerkäfer, welche zu mei⸗ ner Ueberraſchung ſämmtlich Bewohner Schleſiens, und alfo wohl eigentlich des ſüßen Waſſers, hier in dem ſalzigen Meerwaſſer ſich ganz wohl zu befinden ſchienen. Ohne aus der Zahl derſelben einen Schluß auf die Reichhaltigkeit der Fauna jener Gegenden machen, oder die letztere im Geringſten erforſchen helfen zu wol⸗ len, vielmehr der feſten Ueberzeugung lebend, daß dieſelbe von den Entomologen jener Gegenden längſt genau genug erkundet worden iſt, erlaube ich mir doch die Namen derſelben mitzutheilen, weil dies für Bewohner von Binnenländern wohl intereſſant ſein dürfte. Dieſelben ſind: Dytiscus eircumeinetus Ahr., Acilius sulcatus Lin., Acilius fasciatus de Geer, Hydaticus trans- versalis Fab., Colymbetes notatus Fab., Col. 14 Fab. (häufig), Col. Grapii Gyl., Col. Pay- kullii Er., llybius ater de G., Ilyb. 4 guttatus Dej., II. guttiger Gy l., II. angustior Gyl. (häufig), II. fuliginosus Fab., II. subaeneus Er., Agabus bipustulatus Lin., Ag. maculatus Lin., Hydroporus pieipes Fab., Gyrinus mergus Ahr., Hydrophilus caraboides Fab., Hydrobius fuseipes Lin. (häufig), H. melanocephalus Fab. Von Waſſerwanzen ſtießen mir auf: Notonecta glauca, Gerris rufoscutellata Latr., G. odontogaster Zetterst. und G. lateralis Schum. Von Carabicinen fing ich am Strande auf dem von den zurücktretenden Wellen angefeuchteten Sande, zum Theil auch im Waſſer wadend: 81 Cicindela campestris, C. sylvatica (häufig), Blethisa multipunctata, Carabus granulatus Lin., Loricera pilicornis, Harpalus griseus Dej. (häufig), H. calceatus St., H. Petifii St., H. tardus Gyl., H. anxius Gyl. (häufig), Platysma gracilis Dej., Pl. nigrita Fab. (ſehr häufig), Pl. melanaria III. (ſehr häufig), Cephalotes vulgaris (ſehr häufig), Amara picea (ſehr häufig), A. apricaria, A. bifrons, Calathus fuscus Fab. (häufig), Cal. mieropterus Gyl., Agonum elongatum Dej., Bembidium obliquum, B. assimile, Trechus minutus. Die übrigen Familien waren viel weniger vertreten, was natürlich, in Erwägung der unfruchtbaren Lokalität und der großen Hitze des Jahres, auch nicht anders ſein konnte. Auffallend war es mir, fo äußerſt wenig Brachelytern geſehen zu haben, obwohl ich mehrfach die ausgeworfenen Tange umwendete. Am häufigſten zeigte ſich die Coceinella 7 punctata, welche zu Tauſenden den Strand bedeckte, zum Theil von den fie antreibenden Wellen getödtet. — Die Haltica oleracea ſah ich einen unweit des Strandes wachſenden Weidenſtrauch (fo viel ich mich erinnere, war es Salix fragilis) ganz verwüſten, was für mich neu war, da ich das Thier in Schleſien noch nie auf Weidenarten beobachtet habe. 10) Lehrer Letzner zeigte ferner vor: Clythra laeviuscula Ratz., 4 punctata Fab. und 4 signata Märk., und erläuterte die Unterſchiede derſelben. Die letzte iſt neu für Schleſiens Fauna und auf der rechten Oderſeite (bei Sulau) in der Nähe eines Kieferwaldes gefangen worden. Ein Exemplar derſelben zeigte auf jeder Flügeldecke nur den kleinen, runden, ſchwarzen Fleck an der Schulter; von dem größeren, breiten hinter der Mitte war auch nicht die leiſeſte Spur vorhanden. Dieſe Varietät iſt, der Zeichnung der Flügeldecken nach, alſo der Cl. humeralis Schn. ganz ähnlich. — Cl. laeviuscula iſt in Schleſien die häufigſte der drei erwähnten Arten, und auf Weidenarten (namentlich S. purpurea, viminalis etc.) ſehr gemein. 11) Derſelbe machte zu dem, von dem Herrn Profeſſor Schilling über die Gattung Haltica gehal- tenen Vortrage folgende nachträglichen und ergänzenden Bemerkungen: Herr Profeſſor Schilling zeigte bei ſeinem Vortrage über die Gattung Haltica folgende Arten vor: H. exoleta, Modeeri, Helxines, pubescens, rufipes, oleracea, mercurialis, fuseicornis, nemorum, flexuosa, Brassicae, Armoraciae, Cyparissiae, Lepidii, atra, Euphorbiae, coerulea, violacea, testacea, striatella III., semiaenea, Chrysanthemi, Rubi, semicoerulea, dentipes, aridella, graminis, atrieilla, tabida, Verbasci, Holsatica, pumila III., Anchusae, occultans, eryptocephala, cuprea, rufilabris, Dulcamarae und Hyoscyami. Ich erlaube mir dazu folgende Bemerkungen zu machen: H. (Crepidodera) Modeeri L. ift in Schleften nicht gerade ſelten; Marienau, Obernigk, Vorgebirge. — H. helxines L., gemein in der Ebene und im Gebirge, beſonders auf Salix einerea und den Verwandten. Ich beſitze folgende Haupt⸗Varietäten: a) Thorax kupferroth, Flügeldecken blau; b) Thorax kupferroth, Flügel⸗ decken violett; e) Thorax kupferroth, Decken grünlich erzfarben; d) Thorax kupferroth, Decken grün; e) Thorar und Decken grün; k) Thorax grün, Decken kupferglänzend; g) Thorax und Decken kupferig; h) Thorax und Decken ſchön blau. — Haltica hortieula Grav., welche Herr Oberlehrer Rendſchmidt vorzeigte, iſt ſicher nur ein etwas großes Exemplar dieſer letzten Varietät. — H. nitidula L., wenn fie wirklich eine eigne Art iſt, iſt bis jetzt noch nicht in Schleſien gefangen worden. Die Exemplare, welche ich fah, waren nur Varietät von H. heixines, — H. pubescens E. H. war bisher etwa nur in 4 Exemplaren den Entomologen in die Hände gefallen; ich ſelbſt fing das Thier dieſes Jahr zum erſten Male am 10. Oktober an einer Planke der Schweidnitzer Vorſtadt in 9 Exemplaren, worunter ſich jedoch die in den Entomologiſchen Heften abge⸗ bildete gelbgefleckte Varietät nicht befand. — II. rufipes L. wurde von mir bis jetzt noch nicht gefangen. Herr Dr. Scholz käſcherte das Thier ein Mal in ziemlich bedeutender Anzahl von Orobus vernus unfern des Bades zu Salzbrunn. — H. (Graptodera) mercurialis Fab., im Hochwaldgebirge nur auf Mercu- rialis perennis im Mai und Juni oft ſehr häufig. Ich beſitze einige Stücke, bei denen die Fühler ganz dunkel, und nur die Lippe und die Tarſen röthlich find. — H. brassicae Fab. iſt häufig in Schleſien, auch die Varietät b des Gyl. Ich beſitze eine zweite Varietät: die rechte Flügeldecke mit zwei, die linke nur mit einem gelben Flecke an der Baſis. — I. armoraciae E. I. ift ziemlich ſelten, auf Nasturtium 11 82 palustre. — HI. lepidii E. H., feltener als die folgende, mit der fie bei Breslau auf Braſſica-Arten und namentlich auf Armoracia rusticana ſehr häufig ift, — H. atra Fab., ſehr gemein, auf den Kräutereien bei Breslau die ſchädlichſte Art. Die grünlich gefärbte Varietät iſt häufiger, als die bläuliche. Bei einer zweiten Varietät find auch die Fühler an der Baſis dunkel. — H. euphorbiae Fab. iſt in Schleſien ſehr häufig. Die Hauptart iſt bei uns oben grünlich gefärbt. Varietät a: Thorax und Decken erzfarben. Varietät b: Thorax und Decken ſchwärzlichblau. Varietät o: Hinterſchenkel röthlich. — I. rubi Payk. wurde von mir noch nicht gefangen. — H. (Dibolia) oceultans iſt die unten beſchriebene I. Schillingii. Die ächte H. oceultans der E. H. ift bis jetzt in Schleſien noch nicht gefangen worden. — I. (Psylliodes) cuprea E. II., ſelten. Ich beſitze ein Exemplar, welches, außer ſeiner etwas bedeutenderen Größe, ſich von der Stammart beſonders dadurch unterſcheidet, daß die Zwiſchenräume der Flügeldecken viel zahlreicher und faft ſo ſtark wie die Punktreihen punktirt ſind. Außer dieſen, vorſtehend aufgeführten Arten, beſitze ich noch als in Schleſien einheimiſch: 1) Haltica (Crepidodera Chev.) transversa Marsh. Sehr felten. — 2) H. femorata Gyl., bisher nur im Geſenke, obwohl jedes Jahr von mir gefangen. Ziemlich ſelten. — 3) H. (Aphthona Chev.) salicariae Payk., ſelten. — 4) H. (Teinodactyla Chev.) lurida Gyl., ſelten. — 5) H. nasturtii Gyl., häufig, auch bei Breslau. — 6) H. pratensis Gyl., häufig. — 7) H. lutescens Gyl., nicht ſelten, in der Nähe von Breslau. — 8) H. pusilla Gyl., ziemlich ſelten. — 9) H. melanocephala Gyl., felten. — 10) H. (Dibolia Latr.) cynoglossi E. H., ſelten. — 11) H. (Psylliodes Latr.) napi E. H. (rapae III.), ſelten. — 12) H. chrysocephala L., ſelten. — 13) H. spergulae Gyl. (cucullata III.), ziemlich ſelten. 14) H. affinis Payk., ſelten, Schmiedeberg. — 15) H. (Plectroscelis Chev.) aridula Gyl., ziemlich häufig, auch bei Breslau. — 16) H. Sahlbergii Gyl., ziemlich felten. — 17) H. Manner- heimii Gyl., felten. An dieſe erlaube ich mir nachftehend 5 wahrfcheinlich neue Arten anzureihen und die Beſchreibung der— ſelben mitzutheilen, nämlich: N 18) Haltica (Dibolia) Schillingii, n. sp., oblongo-ovata, convexa, nigra, supra viridiaerea, thorace subtiliter punctato, elytris minus nitidis, subtilissime transversim strigosis, punctatostriatis, interstitiis subtiliter punctulatis, antennarum basi, pedibus 4 anterioribus, tibiis posticisque testaceis. Long. 1 % lin. Von der hochgewölbten Geſtalt der H. eynoglossi, aber noch etwas größer; die ganze Oberſeite wie die Hinterſchenkel ſchön bronzeartig, gelblichgrünlich. — Kopf unter den Thorax zurückgezogen, wie bei den Verwandten, ſchwach punktirt, zwiſchen den Antennen mit breiter, nach der Lippe zu ſich erweiternder Er⸗ höhung, über welcher ein eingedrückter Querſtrich, und neben dieſem, unmittelbar über dem Einfügungspunkte der Fühler, ein Grübchen ſich befindet. — Die Fühler an der Baſis (und zwar die erſten 4 — 5 Glieder) gelblich, an der Spitze bräunlich. — Thorax von dem Bau der I. ceynoglossi, vorn geſtutzt, bedeutend enger als hinten, die Seiten etwas gerundet, mit einem Rande verſehen, auf der Oberfläche deutlich, aber feiner und weniger tief als bei H. eynoglossi punktirt, die Zwiſchenräume unter ſehr ſtarker Vergrößerung mit feineren Punkten beſtreut. Flügeldecken hochgewölbt, in der Mitte am Breiteſten, punktirt geſtreift, die Punkte in einer ſeichten Furche liegend, nicht genau in einer Linie, ſondern bald etwas mehr rechts, bald mehr links ſich anreihend. Die Zwiſchenräume ſind mit feineren Punkten beſtreut, und überall mit zarten, parallelen Querſtrichelchen bedeckt, welche den Deckſchilden ein mattes, glanzloſes Ausſehen geben, aber nur durch ſehr ſtarke Vergrößerung wahrgenommen werden können. — Die vorderen vier Füße, wie die Schienen und Tarſen der beiden hinterſten ſind ganz gelblich, die Hinterſchenkel ſehr groß, ſchwarz, auf der Oberſeite grünlich erzfarben glänzend, auf der Unterſeite bei einem Exemplar, namentlich an der Wurzel, bräunlich. Die Hinterſchienen zeigen an der Spitze den zweizähnigen Anhang wie H. cynoglossi und die andern Verwandten. 83 Herr Profeſſor Schilling, der Neſtor der ſchleſiſchen Entomologen, nach welchem ich mir dieſe Art zu benennen geſtatte, fing das Thier vor einer Reihe von Jahren häufig auf Salvia pratensis zwiſchen Breslau und Nimptſch. 19) Haltica (Dibolia) depressiuscula n. sp., obovata, posterius attenuata, depressiuscula, thorace, femoribus postieis elytrisque nigris, his subtilissime rugulosis, irregulariter seriato-punctatis, minus nitidis, antennis, tibiis 4 anterio- ribus, tarsisque testaceis. Long. 1 lin. Es macht dieſes Thier der Körperform nach den Uebergang von der Familie der Uryptocephalae zu der der Altitarses III. — Die größte Breite und Wölbung des Körpers liegt ſehr nahe hinter dem Schildchen, von wo an ſich derſelbe nach hinten langſam zu verſchmälern und in ſanftem Bogen abzudachen beginnt, etwa wie bei II. rufilabris und napi, denen der Käfer der Geſtalt nach ſehr ähnlich iſt. — Kopf unter den Thorax zurückgezogen, kaum wahrnehmbar punktirt, ſchwarz, mit geringem erzfarbigem Schimmer. Stirn zwiſchen den Antennen mit einem Längskiel, an welchen unterhalb (von der Lippe durch einen Quereindruck getrennt) eine dreieckige Erhabenheit anſtößt. Oberhalb liegt nahe über dem Kiele ein kleines Grübchen, neben welchem zu jeder Seite, unfern der Augen, ein eingedrückter Punkt ſteht. Die Freßwerkzeuge etwas röthlich. Antennen teſtfarben, nur die letzten 2— 3 Glieder um ein Unbedeutendes dunkler. — Thorax wie bei den Andern dieſer Familie gebaut, hochgewölbt, faſt cylindriſch, nach vorn bedeutend verengert, die Oberfläche vom Vorder- zum Hinterrande ohne Wölbung und an dem letztern überall ſo genau an die in derſelben Ebene liegenden Flügeldecken anſchließend, daß er mit dieſen nur ein, durch eine Querlinie markirtes Ganze zu bilden ſcheint. Derſelbe iſt ferner an den gerundeten Seiten gerandet, ſchwarz, nur wenig grünlich ſchimmernd, glänzend, fein, aber nicht ſehr dicht punktirt, in den ſtumpfen Hinterwinkeln mit einem kleinen, weder den Seiten- noch den Hinterrand berührenden Eindruck. — Flügeldecken an der Baſis von der Breite des Thorax, die Schultern in dieſen zugerundet, wenig hinter dem Schildchen am Breiteſten, von da an allmälig ſchmaler werdend, wie bei H. rufilabris in den Entomologiſchen Heften abgebildet. Auch die Wölbung nimmt nach hinten von der Gegend des Schildchens an allmälig ab, wenn auch im letzten Viertheile der Decken am Stärkſten. Umriß und Wölbung laſſen durchaus nur ein Thier von der Familie Altitarses vermuthen. Die Farbe der Deckſchilde iſt ſchwarz, mit einem äußerſt geringen Erzſchimmer. Sie zeigen einen nur geringen Glanz, was ſeinen Grund in der ſehr fein und unregelmäßig gerunzelten, daher matt erſcheinenden Oberfläche hat. Dieſe iſt außerdem mit ziemlich feinen Punkten bedeckt, welche ſich zuweilen ſtückweiſe in Reihen ordnen, oder, in gewiſſer Richtung geſehen, wenigſtens Reihen zu bilden ſcheinen. Unter ſehr ſtarker Vergrößerung bemerkt man, daß die Runzeln die Punkte oft rings umgeben. — Die Schenkel ſind ſchwarz, die Hinter⸗ ſchenkel ſind ſehr dick, metalliſch glänzend; die vorderen vier Schienen, wie ſämmtliche Tarſen, teſtfarben, die Hinterſchienen pechbraun, an der Wurzel ein wenig heller, an der Spitze mit dem dieſer Familie eigenen, zweiſpitzigen Fortſatze. — Das Thier iſt nur wenig größer als H. cryptocephala E. H., der fie ſich der Körperform nach unter den Verwandten noch am Meiſten annähert; doch ſind bei dieſer die Flügeldecken in der Mitte mehr conver und glänzend, und zeigen auf den Zwiſchenräumen zwar Punkte, aber keine Runzeln. 20) Haltica (Psylliodes) rufopicea n. sp. (2), ovata, tota rufopicea, antennarum basi, pedibus anterioribus, tibiisque postieis testaceis, ely tris punctato-striatis. Long. 1 lin. Der I. nucea und marcida Ill. (die ich jedoch nur aus der Beſchreibung kenne), ſowie der II. affinis Payk. verwandt, der Größe nach zwiſchen den beiden letzten ſtehend, bis 1 Linie lang, verhältnißmäßig viel breiter als H. affinis, von der ſie außer der ganz verſchiedenen Färbung durch den nicht lederartig gerunzelten 11* 84 Thorax und Kopf, wie ihn die letztere beſitzt“), verſchieden ift, — Kopf wie der ganze Körper braun, glatt, glänzend, über der Inſertion der Fühler mit einem ziemlich bedeutenden Grübchen in der Mitte der Stirn, von welchem jederſeits ein eingedrückter Strich bis ans Auge geht. Darunter, zwiſchen und unter den An⸗ tennen eine ſanft gewölbte polirte Erhebung. — Fühler am Grunde röthlich teſtfarben, die letzten 4—5 Glieder ſchwärzlich; doch find bei einem Exemplar dieſelben mit der Baſis gleichfarbig. — Thorax nach vorn verengt, pechbraun, bisweilen, namentlich bei jüngern Exemplaren, ſogar gelblich, ſehr glänzend, äußerſt fein abgerieben punktirt, am Hinterrande, unfern der Hinterwinkel, auf jeder Seite mit einem kleinen rundlichen Grübchen. Bei einem Exemplar zieht ſich von dieſem ein ſeichter Eindruck nach der Mitte des Seitenrandes hin. — Flügeldecken an der Baſis nur wenig breiter, als der Thorax, (Schultern in dieſen zugerundet) nach hinten zu ſich mäßig erweiternd, gegen die Mitte am Breiteſten, mehr oder weniger dunkelbraun, zuweilen ſogar gelblich, glänzend, bei einem Exemplar wie der Thorax mit einem ſehr dünnen, erzfarbenen Schimmer über⸗ goſſen, regelmäßig ſtark punktirt geſtreift, bisweilen etwas durchſcheinend. Auf den Zwiſchenräumen ſtehen wenige, nur unter ſehr ſtarker Vergrößerung wahrnehmbare, zerſtreute Pünktchen. — Unterſeite und die großen, breiten Hinterſchenkel braun, dieſe auf der unteren Seite und an der Baſis etwas heller. Die vorderen Beine, wie die Schienen der hinterſten teſtfarben. Die Hinterſchienen gebildet wie bei H. affinis und anderen Verwandten. — Das Thier kommt in der Umgegend von Breslau, wie im Gebirge vor, und iſt auch ſchon von anderen Entomologen Schleſiens gefangen worden. Ob es mit H. melanophthalma Duft. identiſch iſt, kann ich nicht beſtimmen, da die Beſchreibung Duftſchmids gar zu kurz iſt. 21) Haltica (Plectroscelis) aerosa n. sp., oblongo- ovata, convexa, fusco-aenea, antennis basi obscure ferrugineis, supra nigromaculatis, capite subtiliter, thorace creberrime profunde punctatis, elytris profunde punctato-striatis, fe- moribus nigris, aeneo-micantibus, tibiis tarsisque piceis. Long. ½ lin. Das Thier bildet ein Mittelglied zwiſchen II. dentipes E. H. und aridella Payk., fteht der letzteren jedoch am Nächſten. Mit jener hat es die einfachen regelmäßigen Punktſtreifen der Deckſchilde, mit dieſer den gewölbten Bau des Thorax und der Flügeldecken gemein. — Kopf erzfarbig, ſchwachglänzend, ziemlich dicht punktirt, zwiſchen den Antennen eben, ohne erhabenen Kiel; nahe über der Einlenkung derſelben in der Mitte der Stirn ein ſchwacher, nach oben gebogener Quereindruck. Die Oberlippe iſt durch einen tiefen Quereindruck vom Kopfe getrennt, ohne Punkte, glatt, glänzend. Ebenſo iſt der Kopf bei der II. aridella gebildet; bei H. dentipes findet ſich zwiſchen den Antennen ein ſtumpfer Kiel, und über demſelben der gewöhnliche Quereindruck; die nicht glänzende Lippe dagegen zeigt am Rande eine Reihe tiefer Pünktchen. — Antennen ſchwarz, die erſten 3 Glieder röthlich, das Wurzelglied oben ſchwarz, auch wohl das zweite mit einem kleinen ſchwarzen Flecken gezeichnet. Thorax kurz, breiter als lang, etwas gewölbter und ſchmaler als bei I. aridella, an den Seiten gerandet, hinten kaum breiter, als vorn, dicht und ſehr tief punktirt, bedeu⸗ tend ſtärker, als bei II. aridella, und daher auch weniger glänzend, als bei dieſer. Kopf und Thorax zeigen bei ſehr bedeutender Vergrößerung zwiſchen den Punkten eine äußerſt zarte, netzförmige Zeichnung, wodurch die Oberfläche wie mit zarten Körnchen beſtreut erſcheint. Ebenſo iſt es bei H. dentipes und aridella. Bei der letztern allein zeigen jedoch auch die Zwiſchenräume der Flügeldecken eine gleiche Zeichnung. Dadurch iſt alſo dieſelbe von der in Rede ſtehenden neuen Art merklich geſchieden. — Die Flügeldecken find conver, mit einem hellen, nicht grünlichen, ſondern mehr ins Röthliche ziehenden Erzglanze, an der Schulter breiter, als der Thorax, in der Mitte kaum noch etwas erweitert, daher etwas mehr gleichbreit erſcheinend, als bei I. aridella, grob, aber ganz regelmäßig punktirt geſtreift, die Punkte groß und tief, nicht in Furchen liegend, „) Man vergleiche über dieſe Bildung der Oberflaͤche mancher Haltica-Arten die Beſchreibung von Nr. 22, H. compressa. 85 wie bei II. dentipes, Zwiſchenräume glatt, glänzend. — Die Unterfeite iſt ſchwarz, mit ziemlich ſtarkem Metallglanze, die Schenkel ſchwarz, erzfarbig glänzend, Tarſen und Schienbeine pechbraun, letztere an der Baſis wenig heller. Die Schienen der Hinterfüße gebildet wie bei H. dentipes und den andern Verwandten. 22) Haltica (Plectroscelis) compressa n. sp., elongato-ovata, nigra vel plumbeo- nigra, minus nitida, thorace subtilissime punetulato, antennis nigris, basi obscuro-ferrugineis, elytris profunde regulariter punctato-striatis, non latioribus thoracis medio. Long. / lin. Auf den erſten Anblick hat das Thier wegen feiner ſchmalen, zuſammengedrückten Geſtalt die meiftı Aehnlichkeit mit H. (Balanomorpha) chrysanthemi, deren kleinſten Exemplaren es wohl auch faſt an Größe gleichkommt; dem Baue der Hinterſchienen nach gehört es aber mit H. aridella, aridula ete. zufammen. Am Meiſten nähert es ſich unter den mir bekannten Arten der H. aridula, deren kleinſte Exemplare es aber noch nicht an Länge, vielweniger an Breite erreicht. Das ganze Thier iſt ſchwarz, mit einem geringen blei- farbenen, bläulichen, ſelten bläulich-grünen Schimmer. Der Kopf iſt, wie die Stirn, gleichmäßig gewölbt, ſehr fein punktirt, nach dem Munde zu ſich ſtark abſenkend, die Oberlippe durch einen Quereindruck abgeſetzt, am Rande mit einer Reihe ſtarker Punkte. Die Stirn iſt unmittelbar oberhalb der Antennen mit mehreren tiefen Punkten beſetzt. Oben an der Anheftungsſtelle der Fühler liegt ein Grübchen, von welchem ſchräg auf: wärts zum Auge eingedrücktes Strichelchen läuft. Die Antennen ſind ſchwarz, die erſten 3 Glieder mehr oder weniger röthlich, das Wurzelglied oberhalb meiſt ſchwarz, wie der Kopf, zuweilen jedoch auch ganz bräunlich. — Der Thorar iſt ſehr conver, noch bedeutender, als bei H. aridula, wenig glänzend, faſt matt, kaum wahrnehmbar punktirt, vorn und hinten abgeſtutzt, an beiden Enden etwas eingezogen, jedoch vorn ein wenig mehr, als hinten, die Seiten zugerundet und deutlich gerandet. — Flügeldecken an der Baſis von der Breite der Deckſchilde, nach hinten zu allmälig etwas breiter werdend, ſo daß man von einem Hervor— treten der Schulter durchaus nichts wahrnimmt. In oder bald hinter der Mitte erreichen ſie die größte Breite, ſind aber alsdann nicht breiter, als der Thorax in der Mitte, wodurch der Körper das Cylindriſche, ihn von den Verwandten Auszeichnende erhält. Im letzten Drittheile verſchmälern ſich die Deckſchilde in eine etwas längere Spitze als bei H. aridula. Uebrigens find dieſelben tief punktirt geſtreift, und zwar ſo regel⸗ mäßig, daß auch nicht die geringſte Andeutung einer Abweichung wahrzunehmen iſt. Die ziemlich breiten Zwiſchen⸗ räume find glatt, aber wenig glänzend, was daher kommt, daß fie (unter dem Mykroſkop betrachtet) mit regelmäßigen, äußerſt zarten, netzförmig verſchlungenen Strichelchen durchzogen find, welche die ganze Ober— fläche äußerſt zart gekörnt erſcheinen laſſen. Auch Kopf und Thorax zeigen zwiſchen den eingedrückten Punkten eine ſolche lederartig gerunzelte Oberfläche. — Die Unterſeite, wie auch die ganzen Füße, ſind ſchwarz, die Schenkel mit einem erzfarbigen Schimmer verſehen. Die Hinterſchienen haben an der Außenſeite ein Zähnchen, wie bei H. aridula, dentipes u. ſ. w. — Ich fing das Thier im Geſenke in zwei verſchiedenen Jahren mit dem Käſcher, aber nur in 4 Exemplaren. Außerdem beſitze ich noch 4 in die Gattung Teinodactyla gehörende, gelblich gefärbte Arten, welche ich nach den hieſelbſt vorhandenen Hülfsmitteln nicht beſtimmen kann, und die vielleicht auch neu ſein dürften. Vielleicht gelingt es mir ſpäter, zu größerer Gewißheit darüber zu gelangen. Nimmt man an, daß in Schleſien noch etwa 5 Haltica-Arten leben, welche bis jetzt nicht von Ento— mologen gefangen worden find (offenbar eine viel zu geringe Zahl), fo befist unſere Provinz wenigſtens 70 Species dieſer Gattung alſo den dritten Theil ſämmtlicher europäiſchen Arten. Herr Profeſſor Schilling trug Folgendes vor: 1. Ueber die ſchleſiſchen Arten der Gattung Bembidion, nach ſeiner und des Herrn Lehrer Letzner's Sammlung. 2. Die ſchleſiſchen Arten der Gattung Donacia nach ſeiner Sammlung. 3. Die ſchleſiſchen Arten der Gattung Haltica, nach ſeiner Sammlung. S6 1. Aufzählung der in Schlefien und der Grafſchaft Glatz von mir geſammelten Arten der Gattung: Bembidium. Die Bembidien bilden eine Abtheilung der Carabici (Laufkäfer). Sie unterſcheiden ſich von den übrigen, zu dieſer Abtheilung gehörigen Käfern durch die eigenthümliche Geſtalt der äußeren Kinnladen-Taſter, deren vorletztes Glied groß, dick, keulenförmig, gleichſam aufgeſchwollen, das letzte Glied hingegen ſehr klein und pfriemenförmig, gleich einer Nadelſpitze iſt; die Fühler ſind fadenförmig; die Augen ſtark vorſtehend. Die Farbe dieſer Käfer iſt meiſt metalliſch glänzend. Sie halten ſich an feuchten Orten auf, beſonders an ſan⸗ digen Ufern, laufen ſehr ſchnell, und nähren ſich vom Raube kleiner Inſekten oder deren Larven. Sie ſind meiſt von kleiner Körpergeſtalt, etwa 1 oder 2 Linien, die größten Arten kaum 3 Linien lang. Die von mir geſammelten Arten ſind folgende: 1) Bembidium flavipes Fab. Erzfarbig, ins Kupferbraune ſchillernd; Halsſchild herzförmig, mit flacher Längsrinne; die Flügeldecken haben mehrere flache Längseindrücke, deren erhabene Zwiſchenräume mit kurzen Härchen beſetzt ſind, und ſo ein wolkiges oder nebeliges Anſehen haben. Fühler, Taſter und Beine ſind röthlichgelb. Die Unterſeite des Körpers iſt bläulich grünlich, metalliſch glänzend. Länge 2 Linien. Findet ſich häufig auf feuchten, ſandigen Ufern. 2) B. pallipes Sturm. Dem vorhergehenden ſehr ähnlich, aber merklich größer, und mehr ins Kupferfarbige übergehend; zunächſt der Nath ſchwache Längsſtreifen. Taſter, Fühler und Beine hellgelb. Länge 2 ½ Linien. Viel feltener als die vorhergehende Art. 3) B. ruficolle Pz. Graugelb, punktirt geſtreift, die Streifen dunkel; Halsſchild kurz, herzförmig, ſtark gewölbt, mit einer Längsrinne, roth mit Kupferglanz; Kopf dunkelbraun, Augen ſchwarz; Taſter, Fühler und Beine rothgelb. Länge 2 ½ Linien. 4) B. impressum Gyll. Eiförmig; graubräunlich, mit mattem Metallglanz; Halsſchild kurz, conver, mit ſchwacher Längsrinne; die Hinterwinkel ſcharf zugeſpitzt. Die Flügeldecken punktirt geſtreift; zwiſchen dem zweiten und dritten Streif ſind beiderſeits zwei längliche, viereckige, goldſchimmernde Eindrücke; der erhabene Streif, der dieſe Eindrücke trennt, iſt meiſt ſtahlblau angelaufen. Fühler und Beine ſind röthlich braun. Läuft fehr ſchnell und fliegt beim Verfolgen ſogleich auf. Länge 2%, Linien. 5) B. striatum Fab. Matt erzfarbig; Halsſchild mit tiefer Längsrinne; Flügeldecken punktirt geftreift, beiderſeits auf dem dritten Zwiſchenraume zwei vertiefte Punkte, der eine in der Mitte, der andere weiter hinten. Länge 3 Linien. 6) B. Andreae Fab. Kopf und Halsſchild, ſo wie die Unterſeite des ganzen Körpers ſchwarz, mit grünlichem Schiller; Flügeldecken ſind punktirt geſtreift, flach, hellbraun, auf der Mitte ein ſchwarzbrauner Fleck, der ſich in die Quere bis an die Seitenränder, und in die Länge vorn bis an die Baſis der Flügel- decken und hinten bis an die Spitze derſelben verlängert und ſo eine Art Kreuz bildet; außerdem ſind die Flügeldecken ſchwarzbraun gerändert; an der Spitze iſt die dunkle Färbung am breiteſten und nach Innen halb— mondförmig gebogen. Beine und Fühlerwurzel braunroth. Länge 2 ½ Linien. 7) B. rupestre Linn. Dem vorigen ſehr ähnlich; unterſcheidet ſich aber von demſelben durch feine größere Geſtalt und durch die größere Ausdehnung des ſchwarzen, kreuzähnlichen Fleckens auf der Mitte der Flügeldecken, welche beinahe die ganze Fläche verdunkelt und nur einen länglichen, gelbrothen Fleck längs der Schulter und einen zweiten vor dem Ende jeder Flügeldecke übrig läßt. Länge faſt 3 Linien. 8) B. ustulatum Fab. Den beiden ſo eben genannten ſehr ähnlich, aber der dunkle Fleck der Flügel⸗ decken bildet kein Kreuz und nimmt faſt die ganze vordere Hälfte derſelben ein, ſo daß auf den Schultern die helle Färbung kaum merkbar iſt. Hinter der Mitte der Flügeldecken iſt ein bogenförmiger und gelblicher Querfleck, mit der Höhlung nach hinten gerichtet, ſo daß dieſe den ſchwarzen Mittelraum pupillenartig ein⸗ ST ſchließt. Die gelben Bogenflecken beider Flügeldecken ſtoßen an der Nath zuſammen und bilden faſt die Figur einer Brille. Länge 2%, Linien. 9) B. femoratum Sturm. ſcheint blos eine kleinere Varietät von B. Aadreae, mit ſchwarzen Schenkeln, zu ſein. 10) B. undulatum Sturm. iſt Varietät von B. ustulatum, mit hellbrauner Spitze der Flügeldecken. 11) B. obliquum Sturm. Den 3 vorhergehenden ähnlich; die Flügeldecken ſchwarzbraun, mit einer bogenförmigen, mit der flachen Seite nach vorn gekehrten Querbinde hinter der Mitte. Unter den 4 genannten Arten iſt dieſe die kleinſte; kaum 2 Linien lang. 12) B. rufipes Gyll. Länglich, flach, dunkel grünbläulich, mit Metallſchimmer. Fühler an der Baſis und Beine gelbroth. Flügeldecken punktirt geſtreift. Von der Größe und Geſtalt des B. rupestre. 13) B. celere Gyll. Schwarzgrün mit Metallglanz. Halsſchild herzförmig, an der Baſis ſtark zuſammengezogen. Flügeldecken punktirt geſtreift. Beine rothbraun. Länge 1°, Linien. 14) B. bipunctatum Linn. Dunkel erzfarbig, Fühler und Beine ſchwarz; Halsſchild herzförmig; Flügeldecken kaum bemerkbar geſtreift; beiderſeits mit zwei vertieften Punkten, der eine vor, der andere hinter der Mitte jeder Flügeldecke. Länge 1%, bis 2 Linien. 15) B. quadriguttata Fab. Körpergeſtalt ſchlank; Farbe ſchwarz mit Metallglanz. Halsſchild herzförmig, lang, nach hinten ſtark verſchmälert; Flügeldecken punktirt geſtreift, jede mit zwei gelben Flecken, der eine iſt groß, faſt dreieckig und ſteht zunächſt an der Schulter, der andere faſt rundliche, hinter der Mitte. Die ſchwarze Färbung beider Flügeldecken zuſammengenommen bildet mit den gelben Flecken eine Art Kreuz. Beine braunroth, Schenkel dunkler. Länge 2 Linien. 16) B. quadrimaculatum Linn., dem vorigen ähnlich, aber kaum halb fo groß. Der gelbe Schulter- fleck iſt verhältnißmäßig viel kleiner und gerundeter als bei der vorigen Art und ſteht ein wenig von dem Vorderrande der Flügeldecke entfernt. Fühler und Beine find gelbroth. Länge 1% Linien. 17) B. articulatum Gyl. Dem vorhergehenden ähnlich, aber die Flügeldecken rothgelb, in der Mitte mit einer dunkelbraunen, ungleichen Querbinde; hinter dieſer, nur durch einen ſchmalen, gelben Querſtreif getrennt, iſt eine zweite, welche aber nicht ganz die Spitze erreicht, ſondern dieſe iſt noch gelb. Beine und Fühler find gelbroth. Länge 1½ Linien. l 18) B. Doris PZ. Schwarz, mit bläulichem Schimmer, metalliſch glänzend; Halsſchild herzförmig, ſtark conver, am Hinterrande grubig; Flügeldecken punktirt geſtreift, beiderſeits mit einem gelbrothen Seitenfleck vor der Spitze. Beine gelbroth, mit dunkleren Schenkeln. Länge 1 ½ Linien. 19) B. assimile Gyl. Von derſelben Geſtalt und Größe wie beide vorhergehende Arten. Schwarz mit bläulichem oder grünlichem Schiller. Flügeldecken punktirt geſtreift, beiderſeits mit gelber Spitze. Beine rothgelb. 20) B. guttula Fab. Schwarz, grünlich ſchillernd, glänzend; Flügeldecken punktirt geſtreift, beider⸗ ſeits mit einem rothgelben Fleck vor der Spitze. Länge 1 ½ Linien. 21) B. biguttata Fab. Dem vorhergehenden nahe verwandt, aber faſt doppelt ſo groß und durch das faſt kreisförmige, am Hinterrande ausgeſchweifte Halsſchild verſchieden. Flügeldecken punktirt geſtreift, beiderſeits mit gelbrothem Fleck vor der Spitze. Schienen dunkel roſtroth. Länge 2 Linien. 22) B. tricolor Fab. Kopf, Halsſchild und Beine ſchwarz, mit grünlichem Metallglanz; Flügeldecken geftreift, beiderſeits mit zwei eingeſtochenen Punkten; vorn roth, hinter der Mitte bläulich ſchwarz; Fühler an der Baſis roſtroth. Länge 2 ½ Linien. An ſteinigen Ufern von Gebirgsbächen. 23) B. modestum Dft. Schwarzblau; Flügeldecken punktirt geſtreift; hinter der Mitte eine roſtrothe Binde; erſtes Fühlerglied und Beine braun. Länge 2½ Linien. An ſteinigen Gebirgswäſſern. 88 24) B. tibiale Dit. Bläulich ſchwarz, mit Metallglanz; erſtes Fühlerglied und Schienen roſtroth. Flügeldecken punktirt geſtreift. Beiderſeits mit 2 eingeſtochenen Punkten. Länge 2½ Linien. Häufig an ſteinigen und fandigen Ufern von Gebirgsbächen. 25) B. infuscatum n. s. Schwarz, erſtes Fühlerglied und Beine gelbroth; Halsſchild flach, dunkel erzfarbig, am Hinterrande beiderſeits mit einer vertieften Längslinie. Flügeldecken punktirt geſtreift, gelbgrau, durch ſchwärzliche Flecke verdunkelt, die ſich in die Grundfarbe verlaufen; der eine dieſer Flecken ſteht zunächſt der Schulter, der zweite faſt in der Mitte und der dritte vor der Spitze jeder Flügeldecke. Länge 2 ½ Linien. An Gebirgsbächen. 26) B. planum n. s. Schwarz, Kopf und Halsſchild mit bläulichem Schiller. Schienen und Fuß⸗ blätter roſtroth. Flügeldecken flach, tiefgeſtreift, ſchwarzbraun. Länge 3 Linien. An Gebirgswäſſern. 2. Aufzählung der in Schleſien und der Grafſchaft Glatz von mir geſammelten Rohr⸗ oder Schilfkäfer ( Donacia). Der Körper dieſer Käfer iſt langgeſtreckt, faſt walzenförmig, jedoch bei mehreren Arten nach hinten flach; oben meiſt metalliſch glänzend, unten fein ſeidenhaarig; der Kopf iſt verhältnißmäßig klein, rundlich; die Augen kugelig, vorragend, ſeitlich ſtehend; die Fühler länger als das Halsſchild, an der Wurzel genähert, zwiſchen den Augen ſtehend; das Halsſchild ſchmal, meiſt cylindriſch, mit einer Längsrinne; das Schildchen klein, rundlich; die Flügeldecken hart, jede mit 10 Reihen vertiefter Punkte. Die Beine ziemlich lang; die Schenkel, beſonders die der Hinterbeine, verdickt oder keulenförmig; die Fußblätter viergliedrig, das dritte Glied groß, zweilappig geſpalten. Der Aufenthalt dieſer Käfer iſt auf verſchiedenen Waſſerpflanzen, beſonders auf Schilf und Riedgräſern. Die Larven derſelben leben an den Wurzeln dieſer Pflanzen, woſelbſt ſie, zur Zeit ihrer Verwandlung eine Art Kokon ſpinnen, und wenn ſie als ausgebildetes Inſekt daſſelbe verlaſſen, an den Stengeln der Pflanzen aus dem Waſſer in die Höhe kriechen und im Trocknen leben. — Man hat beobachtet, daß bei mehreren Arten dieſer Käfer die Schenkel der Hinterbeine mit Dornen oder ſogenannten Zähnen beſetzt ſind, bei anderen hingegen nicht; darauf gründet ſich die hier zu Grunde liegende Eintheilung in Famlien. Erſte Familie: Hinterſchenkel mit zwei Dornen. 1) Donacia crassipes Fab. Oben violett, metalliſch glänzend, auf der Unterſeite mit filberfchillern- den Seidenhaaren. Halsſchild vorn höckerig, in der Mitte mit einer Längsrinne; die Flügeldecken tief punktirt geſtreift, nach hinten platt, an der Spitze abgeſtutzt; die Beine röthlich, Hinterſchenkel ſehr lang, bogenförmig gekrümmt. Die Hinterſchenkel des Männchens haben zwei, des Weibchens nur einen Dorn. In Hinſicht der Farbe finden ſich bei dieſem Käfer verſchiedene Varietäten: a) violett, die Flügeldecken mit goldgrünem oder erzfarbigem, breitem Rande; b) kupferfarbig; die Flügeldecken mit grünlichem Metallglanz; e) erzfarbig; Rand des Halsſchildes und der Flügeldecken mit grünlichem Goldglanz. — Die Länge dieſes Käfers beträgt 5 ½ bis 6 Linien. Findet ſich häufig im Frühjahr auf den Blättern der Waſſertulpe (Nymphaea alba) und andern Waſſergewächſen. 2) D. clavipes Fab. (Cincta Germar.) Faſt von der Geſtalt des vorigen, aber um Vieles kleiner. Metalliſch glänzend; oben meiſt dunkelgrün, oft ins Violette übergehend, unten ſeidenhaarig mit Silberglanz. Halsſchild mit einer Längsrinne; Flügeldecken an der Spitze ein wenig geſtutzt; am Außenrande goldglänzend; Hinterſchenkel ſchön violett, weniger verlängert und weniger gekrümmt, als bei der vorigen Art. Männchen zwei, Weibchen meiſt nur einen Dorn an den Hinterſchenkeln. Länge 5 Linien. Findet ſich auf verſchiedenen Waſſerpflanzen, beſonders auf Potamogeton natans und Hydrocharis mor. r. 3) D. dentata Hoppe. Köpergeſtalt weniger flach als bei den beiden vorhergehenden Arten. Oben erzfarbig, unten mit aſchgrauen Seidenhaaren beſetzt. Kopf und Halsſchild punktirt gerunzelt; letzteres 89 kupferfarbig, vorn und hinten grünlich gerandet; Flügeldecken an der Spitze geſtutzt; Beine röthlich; Schenke dunkler. Das Männchen hat auf dem Unterleibe, zunächſt hinter den Hinterbeinen, zwei erhabene Punkte. In Hinſicht der Farbe finden mehrere Varietäten ſtatt; kupferrothe, goldfarbige, grünliche und violette Länge 4 ½ Linien. Zweite Familie: Hinterſchenkel mit einem Dorn. 4) D. lemuae Fab. Oben dunkel erzfarbig, unten mit aſchgrauen Seidenhaaren; Halsſchild faſt viereckig, runzlich punktirt; die Flügeldecken haben ein wogenförmiges (undatum) Anſehen, welches durch flache Eindrücke entſteht, von denen der eine, beiden Flügeln gemeinſchaftliche, zunächſt hinter dem Schildchen befindlich iſt; auf der Mitte des Rückens ſind deren vier, welche ein Viereck bilden, nämlich zwei auf jeder Flügeldecke; an der Schulter jeder Flügeldecke ſteht ein ähnlicher, aber länglicher, gekrümmter, rinnenartiger Eindruck. Der Außenrand der Flügeldecken beiderſeits mit einem verloſchenen Purpurſtreif; Hinterſchenkel kaum bemerkbar gedornt. Länge 5 Linien. Findet ſich auf verſchiedenen Waſſerpflanzen, beſonders auf Ententang (Lemna). 0 5) D. sagittariae Fab. Der vorhergehenden an Geſtalt ſehr ähnlich, aber von ſchöner, grüner, feiden- glänzender Farbe; auf der Unterſeite mit goldgelbem Seidenhaar. Die Eindrücke der Flügeldecken wie bei der vorigen Art. Größe 5 Linien. Auf Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia) und andern Waſſerpflanzen. 6) D. impressa Payk. Weniger platt und viel kleiner als die beiden vorigen; dunkel erzfarbig, glänzend, auf der Unterſeite mit goldgelbem Seidenhaar. Eindrücke der Flügeldecken wie bei den beiden vorigen Arten. Länge 4 Linien. 7) D. brevicornis Ahrens. Scheint nur eine kleinere Varietät von D. lemnae zu ſein; obgleich die Kürze der Fühler ſie als beſondere Art zu bezeichnen ſcheint. 8) D. micans Ahrens. Cylindriſch, nicht abgeplattet; oben metalliſch glänzend in verſchiedenem Farbenwechſel, unten grau ſeidenhaarig; Halsſchild länglich, glatt, mit tiefer Längsrinne und beiderſeits mit einer länglichen Beule; Flügeldecken gekerbt geſtreift, die Zwiſchenräume mit feinen Querrunzeln; die Hinter⸗ ſchenkel mit einem ſtarken Dorn. In Hinſicht der Farbe findet man blaue, violette, erz-, kupfer⸗ und gold⸗ farbige Varietäten. Länge 4 bis 4½ Linien, 9) D. sericea Illig. Der vorhergehenden fehr anch, aber kleiner, gewölbter und im ganzen Bau gedrungener; das Halsſchild gröber punktirt, die Vorderecken weniger vorragend. Länge 3 ½ bis 5%, Linien. Der Farbenwechſel iſt wie bei der vorigen Art. Auf ſumpfigen Gebirgswieſen; bei Reinerz auf den ſogenann⸗ ten Seefeldern. 10) D. dentipes. Eine ſehr ausgezeichnete ſchöne Art. Halsſchild erzfarbig, dicht runzlich punktirt, mit goldglänzendem Vorder- und Hinterrande; die Flügeldecken beiderſeits mit einem kupferfarbigen ins Violette übergehenden Längsſtreif mit grüner Nath und grünem Außenrande. Beine erzfarbig. Länge 4 Linien. Häufig auf Riedgräſern. 19 D. discolor Hoppe. Der Name discolor bezieht ſich auf den Umſtand, daß das Männchen meiſt von anderer Farbe als das Weibchen iſt, ſo daß man beide Geſchlechter häufig für zwei verſchiedene Arten angeſehen hat. — Körper cylindriſch, conver, nicht abgeplattet; das Männchen meiſt ſchwarz, das Weibchen erzfarbig; auf der Unterſeite beide röthlich. Der Kopf mit flacher Längsrinne; Halsſchild conver, höckerig, mit zugeſpitzten Vorderwinkeln, nach hinten verſchmälert, mit einer ſchwachen Längsrinne. Flügel⸗ decken nach hinten ſtark abwärts gebogen. Mund, Fühler und Beine find roth. Länge 4 bis 4½ Linien. 12) P. rustica Schüppel. Der vorhergehenden verwandt und dieſelbe Verſchiedenheit der Farbe bei beiden Geſchlechtern; aber das Halsſchild faſt platt, mit kaum bemerkbarer Längsrinne und gerundeten Vorder⸗ winkeln. Mund, Fühler an der Baſis und Beine roth. Länge 4 Linien. Auf ſumpfigen Wieſen. 12 90 13) D. nigra Fab. Beide Geſchlechter ſchwarz; Beine und Fühler an der Wurzel röthlich; Kopf und Schildchen grauzottig. Halsſchild ſtahlblau, beiderſeits mit vorſtehender Beule, nach hinten verengt, mit ſchwacher Längsrinne in der Mitte. Größer als beide vorhergehenden Arten. Länge 5 Linien. Dritte Familie: Die Schenkel der Hinterbeine ohne Dornen. 14) D. menyanthidis. Lang geſtreckt; grün metalliſch glänzend; auf der Unterſeite mit ſilberſchillern⸗ dem Seidenhaar. Halsſchild cylindriſch, höckerig mit flacher Längsrinne. Fühlerſpitze und Beine röthlich. Länge 4½ bis 5 ½ Linien. Auf Fieberklee (Menyanthes trifoliata) und verſchiedenen Sumpfgewächſen. 15) D. simplex Fab. D. linearis Hoppe. Schmal, linienförmig; matt erzfarbig, auf der Unter: feite grau ſeidenhaarig; die Fühler und Schienen röthlich; die Flügeldecken an der Spitze geſtutzt. Länge 3 ½ bis 4 Linien. 16) D. semicuprea Pz. Weniger lang geſtreckt als die vorige; oben erzfarbig mit grünlichem Schiller, unten grau ſeidenhaarig; Beine dunkel roſtfarbig; Flügeldecken gekerbt geſtreift, mit kupferrothem Rücken; die Zwiſchenräume runzelich. Länge 3 bis 3 ½ Linien. 17) D. Malinowsky. Verlängerte Eiform; dunkel violett oder grünlich mit violettem Schiller; Unter⸗ ſeite grau ſeidenhaarig; Nath und Außenrand der Flügeldecken grün goldglänzend; Kopf und Beine erzfarbig, letztere auf der Unterſeite röthlich. Länge 3 ½ bis 4 Linien. — Dieſen ſeltenen Käfer benannte Herr Ahrens, in ſeiner Monographie der Rohrkäfer mit dem Namen des Herrn Hauptmann v. Malinowsky, welcher ihn zuerſt entdeckte. 18) D. typhae. Grün mit violettem Streif längs der Nath der Flügeldecken; dieſe am Ende abge— ſtutzt und ausgerandet; Unterſeite, Beine und Fühler fein grauhaarig. Länge 3½ bis 4 Linien. Durch die am Ende ausgerandeten Flügeldecken unterſcheidet ſich dieſe Art von allen ähnlichen. 19) D. fennica Payk. Braungelb; Halsſchild gelbroth; Kopf, Beine und Fühler ſchwarz, feinhaarig. Unterſeite grau ſeidenhaarig. Länge 37, bis 4 Linien. 20) D. hydrochaeridis Fab. Dunkel erzfarbig, mit zarten grauen Haaren bekleidet; die Unterſeite ſeidenhaarig. Halsſchild ziemlich flach; beiderſeits mit einer Beule. Schienen und Schenkel an der Baſis röthlich. Länge 4½ Linien. 3. Aufzählung der in Schleſien und der Grafſchaft Glatz von mir geſammelten Arten der Flohkäfer (Haltica). Unter den Chryſomelinen findet ſich eine, an Arten ſehr zahlreiche Abtheilung von kleinen Käfern, mit verdickten Schenkeln der Hinterbeine, vermittelſt welcher ſie, gleich den Flöhen, hüpfen; man hat ihnen daher den Namen Flohkäfer oder Erdflöhe (Haltica) beigelegt. Die Kennzeichen dieſer Gattung find: Die Fühler zwiſchen den Augen eingefügt, nach Außen allmälig verdickt. Die Taſter in der Mitte ver⸗ dickt, am Ende koniſch zugeſpitzt. Der Kopf klein, gegen den Mund hin zugeſpitzt. Das Halsſchild kurz, breiter als lang. Die Flügeldecken groß, gewölbt. Die Schenkel der Hinterbeine verdickt. Die Flohkäfer ſind dem Landwirth, beſonders dem Gärtner, ein verhaßtes Inſekt, wegen des großen Schadens, welchen ſie den jungen Pflanzungen zufügen. Eine Art dieſer Käfer, welche weiter unten beſchrie⸗ ben wird — der Gemüſe⸗Flohkäfer (Haltica oleracea), gemeinhin unter dem Namen Erdfloh bekannt — iſt den ganzen April hindurch, bis in die letzten Tage des Junius ungemein häufig, beſonders in Gemüſegärten, und fügt den Gewächſen, von denen er ſich nähret, beträchtlichen Schaden zu. Die jungen Kohlpflanzen aller Arten ſcheinen die Lieblingskoſt dieſes ſchädlichen Inſekts zu ſein. In den erſten warmen Tagen des Frühlings kommt er aus ſeiner Puppenhülle aus der Erde oder aus Baumritzen hervor, beſucht die jungen Pflanzen, nährt ſich davon und legt ſeine Eier auf die untere Seite der Blätter; bald ſchlüpfen die kleinen ſechsfüßigen Larven aus dieſen Eiern, benagen die Blätter, häuten ſich mehrere Male, und wenn ſie zur Verpuppung 91 reif find, fpinnen fie ſich mit einigen Fäden an die Blätter oder Blattſtiele an. Nach 12 bis 14 Tagen ſchlüpfen aus dieſen Puppen neue Käfer, welche ſich noch kurze Zeit auf den Pflanzen aufhalten, dann in die Erde oder in Baumritze kriechen, und erſt im Frühlinge des folgenden Jahres wieder erſcheinen. Da dieſe Inſekten ſo ſchädlich ſind, ſo hat man auf Mittel gedacht, dieſelben zu vertilgen; man beſtreut die jungen Pflanzen mit Aſche, mit Gyps, mit Ruß, oder man beſpritzt ſie mit Heringslacke, mit Lauge von Pottaſche, oder mit einer Abkochung von Tabaksblättern. Es giebt ſehr viele Arten von Flohkäfern, die wegen ihrer geringen Größe und wegen der großen Aehn— lichkeit, die ſie unter einander haben, ſchwer zu beſtimmen ſind. Um die Ueberſicht zu erleichtern, hat der verſtorbene Dr. Illiger in ſeinem Magazin für Inſektenkunde Bd. VI. die Flohkäfer in gewiſſe Familien geordnet, welche Anordnung hier bei Aufzählung der in Schleſien einheimiſchen Arten zu Grunde gelegt iſt. Erſte Familie: Halsſchild an der Baſis mit einer Querfurchez die Flügeldecken punk: tirt geſtreift (Cesae). 1) Haltica ferruginea Schrank. H. exoleta Fab. Verlängerte Eiform; hell roſtfarbig, glänzend; Augen ſchwarz. Länge 2 Linien; eine kleinere Varietät 1 bis 1Y, Linien. Dieſer Flohkäfer iſt eine der gemeinſten Arten und findet ſich ganz vorzüglich auf Waldneſſel (Urtica dioica), beſonders im Herbſt. 2) H. pubescens. Eiförmig, flach gewölbt, ſchwarz; die Fühler an der Baſis und die Beine roth; die Flügeldecken mit feinen Härchen beſetzt, die aber nur durch das Vergrößerungsglas bemerkbar ſind. Länge % Linien. Findet ſich auf (Solan. dulcamara) und Bilſenkraut (Hyosc. niger). 3) H. Moderi. Kurze Eiform, erzfarbig, glänzend; Flügeldecken an der Spitze und Beine gelbroth. Länge 1½ Linien. Findet ſich in Gärten auf verſchiedenen Küchengewächſen. 4) H. helxines. Eiförmig, metalliſch glänzend. Fühler und Beine roth. Länge 1 bis 1Y, Linien. Man unterſcheidet als Varietäten: a) Körper goldgrün; b) Körper erzfarbig; c) Kopf erzfarbig; Halsſchild goldglänzend; Flügeldecken blau oder grünlich blau; d) Körper blau oder grünlich blau. 5) H. nitidula. Kopf und Halsſchild goldglänzend; Flügeldecken dunkelbau; Beine rothgelb; Schenkel der Hinterbeine ſchwarz. Länge 1 ½ bis 1%, Linien. Iſt der dritten Varietät vom H. helxines ſehr ähn⸗ lich, von welcher ſie ſich jedoch durch die feinere Punktirung des Halsſchildes und der Flügeldecken unterſcheidet. 6) H. rufipes. Eiförmig, roth; Flügeldecken dunkelblau; Bruſt und Bauch ſchwarz. Länge 1% bis 2 Linien. Häufig auf Malvaceen. Zweite Familie: Halsſchild an der Baſis mit einer Querfurchez die Flügeldecken ent— weder ohne Punkt oder mit zerſtreut ſtehenden, nicht in Reihen geordneten Punkten. (Suleicolles.) 7) H. oleracea. Verlängerte Eiform, conver, metalliſch glänzend, grün oder blau, die Flügeldecken fein punktirt, die Fühler ſchwarz. Man findet dieſen Flohkäfer ſo wohl von blauer als auch grüner Farbe; die blaue Varietät iſt gewöhnlich größer (meiſt 2 Linien), als die grüne, welche etwa 1%, Linien hält. — Dieſer Flohkäfer iſt eine der gemeinſten Arten in Gärten und auf Wieſen, und es iſt dieſelbe Art, von der bereits weiter oben Meldung geſchehen iſt. 8) H. mercurialis. Kurze Eiform, faſt hemiſphäriſch, dunkelblau; die Fühler an der Baſis röthlich; die Flügeldecken mit zerſtreuten Pünktchen. Länge 1 ½ Linien. Findet ſich in Wäldern auf Biegelkraut (Mercurialis perennis). Dritte Familie: Halsſchild ohne Querfurchez die Flügeldecken entweder ohne oder mit zerſtreut ſtehenden, nicht in Reihen geordneten Punkten. (Saltatrices.) Dieſe Familie iſt unter allen Arten die zahlreichſte. 9) H. fuseicornis Lin. Eiförmig, roth; Spitze der Fühler, Bruſt und Unterſeite des Hinterleibes ſchwarz; die Flügeldecken dunkelblau, dicht punktirt (rufipes Fab. Pz.). Gehört zu den größeren Arten der Flohkäfer; iſt 1½ bis 1%, Linien lang. Findet ſich häufig auf verſchiedenen Arten von Malven. 12* 92 10) H. flexuosa. Längliche Eiform, ſchwarz, punktirt; die Flügeldecken mit einer buchtigen, zuweilen unterbrochenen, röthlichgelben, nicht bis an den Hinterrand reichenden Längsbinde. Länge 1 bis 1% Linien. Häufig auf verſchiedenen Gartenpflanzen, beſonders auf Kohl und Kreſſe. Man unterſcheidet als Varietäten: a) die Längsbinde ziemlich gleich, oder nur nach Außen ein wenig gebuchtet; b) die Binde breiter, nach Außen durch eine tiefe Bucht tief ausgeſchweift; o) die Flügeldecken mit zwei länglichen gelben Flecken, die aus der in der Mitte unterbrochenen Binde entſtanden ſind. / 11) H. nemorum. Der vorgehenden ſehr ähnlich, von welcher fie fich jedoch durch geringere Größe und durch die hellgelbe Farbe der Längsbinde unterſcheidet. — Häufig in Gärten und auf Wieſen. 12) H. brassicae. Eiförmig, conver, ſchwarz; die Flügeldecken beiderſeits mit zwei gelben Längs⸗ flecken. Die Länge beträgt kaum %, Linien. Man findet fie häufig in Gärten und auf Wieſen. Auch im Winter iſt ſie nicht ſelten unter Baumrinde in beträchtlicher Anzahl beiſammen anzutreffen. 13) H. armoraciae. Verlängerte Eiform, ſchwarz; die Flügeldecken gelb, ſchwarz gerandet; Fühler— wurzel, Schienen und Tarſen gelb. Länge 1% bis 1½ Linien. Findet ſich auf Meerrettig (Cochlearia armoracia). 14) H. cyparissiae. Eiförmig, gelbroth, die Flügeldecken hellgelb; auf der Stirn zwifchen den Augen zwei Beulen; Unterſeite des Hinterleibes pechbraun. Länge 1½ Linien. Lebt auf der ſchmalblättrigen Wolfs⸗ milch (Euphorbia cyparissias). 15) H. lepidii. Verlängerte Eiform, dunkelgrün mit Metallglanz; Fühler und Beine ſchwarzz die Flügeldecken an der Spitze ſtumpf. Länge %, bis %, Linien. Häufig auf kohlartigen Gewächſen. 16) H. melaena Illig. Verlängerte Eiform, platt, ſchwarz oder blauſchwarz; Halsſchild faſt viereckig, Länge 1 Linie. Auf Wieſen; ſelten. 17) H. obscurella Illig. Verlängerte Eiform, platt; dunkel erzfarbig; Fühler an der Baſis roth, Beine ſchwarz; Flügeldecken am Ende ſtumpf. Länge 7 Linien. Häufig auf kohlartigen Pflanzen. 18) H. Euphorbiae H. H. Eiförmig; erzfarbig, auf der Unterſeite ſchwarz; Fühler an der Spitze und Beine ſtrohgelb. Länge ½ Linien. Häufig in Gärten und auf Wieſen auf niedrigen Gewächſen. 19) H. caerulea E. H. Eiförmig; dunkelblau, auf der Unterſeite ſchwarz; Baſis der Fühler und Beine gelbroth; Hinterſchenkel an der Spitze dunkelbraun. Länge 1 ½ Linien. 20) H. violacea H. H. Oben dunkelviolett, glatt; die Unterfeite nebſt Beinen ſchwarz. Länge 1 Linie. Auf Schilf. 21) H. testacea. Faſt kreisrund, conver, halbkugelförmig, röthlich gelb. Länge 1 ½ Linien. Auf verſchiedenen Arten von Diſteln. Vierte Familie: Halsſchild ohne Quereindruck; Flügeldecken punktirt geſtreift (Striatae). 22) HI. striatella Illig. Eiförmig, rothgelb, die Flügeldecken heller, die vier vorderen Beine, fo wie die Schienen und Tarſen der Hinterbeine gelblich; Fühlerſpitze braun. Länge ½ Linien. Auf Neffen; ſelten. 23) II. rustica Oliv. H. semiaenea E. HI. Längliche Eiform; Halsſchild dunkelerzfarbig, beider⸗ ſeits an der Baſis mit einem vertieften Längseindruck; die Flügeldecken ſchwarzblau, an der Spitze nebſt Beinen roſtroth. Länge 1 Linie. 24) H. chrysanthemi E. H. Eiförmig, dunkelfarbig; Beine rothgelb; Schenkel der Hinterbeine dunkel; Halsſchild an der Baſis beiderſeits mit einem vertieften Längseindrucke. Länge 1 Linie. — Unterſcheidet ſich von H. rustica beſonders durch die verhältnißmäßig kürzeren Flügeldecken. 25) H. rubi E. H. Eiförmig, ſchwarz; Fühler und Beine roth; die Punktſtreifen der Flügeldecken ſehr vertieft. Gehört zu den kleinſten Arten der Flohkäfer und iſt kaum ½ Linien lang. Auf Brombeergeſträuch. 26) H. semicaerulea E. H. Eiförmig, erzfarbig; Baſis des Halsſchildes beiderſeits mit einem Längs⸗ eindruck; Flügeldecken blau; Fühler an der Baſis und Vorderbeine roth; Hinterſchienen gezähnt. Länge , bis 1 Linie. 95 27) H. dentipes E. H. Eiförmig; erzfarbig; Baſis des Halsſchildes mit zwei flachen Längseindrücken; Hinterſchienen roth, gezähnt. Länge %, bis 1 Linie. Häufig in Gärten, auf verſchiedenen Arten von Küchengewächſen. 28) H. aridella E. H. Eiförmig; dunkelfarbig; die Punktreihen der Flügeldecken an der Nath unregel⸗ mäßig, gleichſam verworren; die Schienen roth, die hintern gezähnt. Häufig in Gärten und auf Wieſen. Ueberwintert zwiſchen Baumrinde. Länge faſt 1 Linie. 29) H. hederae III. H. graminis E. H. Halbkugelig; grün oder violett erzfarbig; Fühler und Beine roth. Schenkel der Halsſchienen erzfarbig. Auf Epheu. Fünfte Familie: Halsſchild glatt; an den Hinterbeinen das erſte Fußglied (Tarsus basalis) verlängert, der Hälfte der Schiene an Länge entweder gleichend oder ſie übertreffend, der Spitze derſelben eingefügt. (Longitarses.) 30) H. atrieilla Illig. Eiförmig; ſchwarz; Halsſchild roth; Flügeldecken gelb; mit ſchwarzer Nath; Beine gelb, die Schenkel der Hinterbeine ſchwarz. Varietät mit ſchwarzem Halsſchilde. Länge 1 Linie. Häufig auf Gartengewächſen, auch auf Kartoffeln. 31) H. tabida Oliv. Eiförmig; oben bleichgelb; Kopf, Unterſeite und Beine hell röthlichgelb; die vorderen Beine, die Schienen und Fußglieder der Hinterbeine blaſſer; die Fühler bleichgelb, an der Spitze braun; Augen ſchwarz. Länge 1 ½ Linien. Findet ſich auf Jakobskraut (Senecio jacobaea). 32) H. verbasci E. H. Verlängerte Eiform; glänzend, gelb röthlich, auf der Unterſeite dunkler. Varietät: Kopf und Flügelnath roſtröthlich; Hinterſchenkel braun; auch findet ſich eine Varietät mit ſchwarzer Flügelnath. Länge 1 ½ Linie. Auf Wollkraut vom Frühling bis in den Herbſt. 33) H. holsatica E. H. Eiförmig; ſchwarz; Spitze der Flügeldecken, Baſis der Fühler und Vorder⸗ beine röthlich. Länge 1 Linie. Auf feuchten Wieſen und in Gärten. - 34) H. pumila III. Eiförmig; pechbraun, metalliſch glänzend; Baſis der Fühler und Beine röthlich; Füße der Hinterbeine blaßgelb. Gehört zu den kleinſten Arten; Länge kaum ½ Linie. Findet ſich auf Wieſen und in Gärten. 35) H. anchusae E. H. Eiförmig; ſchwarz; Fühlerbaſis und Schienen roth; Flügeldecken kürzer als der Hinterleib, am Ende abgeſtumpft, gerundet. Länge 1 Linie. Auf Ochſenzunge (Anchusa officinalis). Sechſte Familie: Der Kopf in das Halsſchild zurückgezogenz Dorn an den Hinterſchie— nen zweiſpaltig. Flügeldecken mit ſchwachen Punktreihen. (Uryptocephalae.) 36) H. cryptocephala E. H. Oval, cylindriſch; erzfarbig; Fühler, Schienen und Tarſen rothgelb. Länge 1½ Linien. Häufig auf Wieſen⸗Salbei (Salvia pratensis). 37) H. occultans E. H. Eiförmig; dunkelerzfarbig; Fühler roth; an der Spitze ſchwarzbraun; Flügel⸗ decken dicht punktirt geſtreift. Länge 1 Linie. Siebente Familie: Die Schienen der Hinterbeine nach Außen ſchief abgeſtutzt. Das erſte Tarſenglied verlängert, der Abſtutzung oben eingefügt, von der Spitze der Schiene entfernt. (Altitarses.) 38) H. cuprea H. H. Verlängerte Eiform; erzfarbig; Fühler und Beine rothgelb; Hinterſchenkel erzfarbig; Halsſchild faſt viereckig; Flügeldecken punktirt geſtreift. Länge 1½ Linien. Auf Skabioſen. 8 39) H. rufilabris H. H. Verlängerte Eiform; dunkelerzfarbig; auf der Unterſeite und Hinterſchenkel ſchwarz; Fühler, Vorderſeite des Kopfes und Beine gelbroth; Flügeldecken punktirt geſtreift. Länge 1 Linie. Auf Natternkopf (Echium vulgare). 40) H. dulcamarae E. H. Eiförmig; oben dunkelblau; Beine ſchwarz; Hinterſchenkel violett; Flügel⸗ decken punktirt geſtreift. Länge 1 ½ Linien. Auf Bitterſüß (Solanum dulcamara). 41) H. hyoscyami. Eiförmig, nach hinten verſchmälert; Oberſeite und Hinterſchenkel erzfarbig; Fühler an der Baſis und Beine rothgelb. Länge 11% Linien. Auf Bilſenkraut (Hyoscyamus niger). 94 Herr Dr. Scholtz berichtete über Rhagium indagator, welches er in großer Menge, ſowohl unter, als auch äußerlich auf der Rinde, an einem gefällten Nadelholzſtamme gefunden hatte; und über Seyrtes hemi- sphaericus, welcher von ihm, auch in großer Menge, auf Berula angustifolia geſammelt worden war. An einem warmen Tage am Anfange März 1846 fand ich im hieſigen botaniſchen Garten ſchon Rhagium inquisitor in 7 Exemplaren auf einem gefällten, von allerhand Holzkäfern getödteten Nadel⸗ delholzſtamme umherkriechend. Als ich die Rinde des etwa 4 Ellen langen Stammes löſte, fand ich noch 41 Stück vollkommen ausgebildet in ihren Rindenwiegen liegend. Raſch zeigten ſie Lebensthätigkeit und lie— fen davon. Der Stamm ſchien ſomit hauptſächlich dieſem ſchädlichen Holzinſekt zum Opfer gefallen zu ſein. Herr Lehrer Schummel ſprach über einige ſeltene Rüſſelkäfer Schleſiens. Bemerkungen über einige in Schleſien ſehr ſeltene oder für die Fauna des Lan⸗ des neue Arten der Rüſſelkäfer⸗Gattungen Tropideres und Rhynchites. 1. Tropideres (Schönherr) sepicola Herbst. Ich fing vor vielen Jahren im Mai ein Exemplar an einer alten Planke bei Sandberg. Dieſer Käfer iſt zwar ſchon in, Weigels Prodromus Faunae Sile- siacae, als von Herrn Köhler und Manger gefangen, aufgeführt, muß aber wohl ſehr ſelten ſein, denn er iſt in den Sitzungen der Section bis dahin noch nicht vorgezeigt worden. 2. Rhynchites aureus Scop. Noch nicht als ſchleſiſcher Einwohner aufgeführt worden, iſt aber ſehr wahrſcheinlich derſelbe Käfer, der bisher in den Sammlungen in Schleſien unter dem Namen R. Bacchus Linn. ſteckte. Er ift viel häufiger, als der wirkliche K. Bacchus Linn., denn ich finde in meiner Samm⸗ lung 49 Männchen und 18 Weibchen, faſt alle in Scheitnig auf Prunus Padus gefangen, dem er dadurch viel Schaden that, daß er die Blattſtiele der jungen, noch nicht ausgebildeten Blätter nicht allein an-, ſondern ſogar oft abbiß. 3. Rhynchites Bacchus Linn. Von dieſem bei weitem ſeltneren Käfer fing ich bis jetzt nur 3 Männ⸗ chen. Ich beſtimmte beide nach Schönherr genera et spec. Curculionidum T. 1, P. 1, pag. 219. 4. Rhynchites tristis Fab. Ich fing nur 1 Exemplar diefes ſehr ſeltnen, jedoch ſchon von Weigel angeführten, von Profeſſor Niekel gefangenen Käfers in einem öffentlichen Garten Alt-Scheitnigs auf einem Haſelnußſtrauche. 5. Rhynchites politus Steven. Nach Bohe mann, der ihn zuerſt beſchrieben hat, in Taurien ges funden. Ich fing 2 Exemplare des für Schleſiens Fauna neuen Käfers in Scheitnig auf Prunus Padus, und habe ihn nur nach Schönherr's Diagnoſe Tom. 1, P. 1, p. 235. beſtimmt, da mir die Beſchreibung von Bohemannn nicht zu Dienſte ſtand. Ich muß mir leider die genauere Unterſuchung dieſes Käfers noch vorbehalten, da der noch immer krankhafte Zuſtand meiner Augen ſie mir für jetzt noch nicht möglich macht. Herr v. Uechtritz zeigte an, daß Carabus Linnaei, welcher ſich ſonſt in Gebirgsgegenden aufzuhalten pflege, auch in großer Menge in den Wäldern Oberſchleſiens vorkomme. Der unterzeichnete Berichterſtatter hielt einen Vortrag über die, in der hieſigen Univerſitätsſamm⸗ lung befindlichen Arten der erſten und zweiten Linie aus der erſten Familie der Gattung Staphylinus (vergl. Zeitſchrift der Entomologie von Germar II, 1, p. 212); es find acht Arten, unter denen zwei wahrſcheinlich noch neue. Ueber Staphylinus olens und deſſen nächſte Verwandte. Im erſten Hefte des zweiten Bandes von Germar's Zeitſchrift für die Entomologie, S. 212 — 235, habe ich eine Ueberſicht der Gattungen und deren Unterabtheilungen (Familien und Linien) geliefert, in welche 95 die Staphylinen (Staphylinus, Col. Micr.) nach meiner Anſicht zerfallen. Die Gattung Staphylinus im engern Sinne, S. 229, begreift alle diejenigen Arten, welche einen fein- und dicht-punktirten glanz⸗ loſen Körper haben, dabei ein mehr oder weniger gewölbtes, quadratiſches oder faſt quadratiſches Hals: ſchild, und einen großen Kopf. Es find dieſes die Arten der 1., 2., 3., 5. und 7. Linie der erſten Familie. Wir wollen hier aber nur bei den in unſerm Muſeum befindlichen Arten der beiden erſten Li— nien etwas verweilen. Die erſte Linie begreift die Arten mit einem quadratiſchen, zum Theil etwas der kreisrunden Form ſich nähernden Kopfe, kleinen Augen, gegen die Wurzel zu breiten und am Innenrande mit einem Zahne verſehenen Kinnbacken. Die Arten der zweiten Linie unterſcheiden ſich von denen der er— ſten dadurch, daß die Kinnbacken ſchlank ſichelförmig und zahnlos ſind. Erſte Linie. Der eigentliche Repräſentant dieſer Linie iſt St. olens auct. Wahrſcheinlich aber find die meiſten der übrigen Arten dieſer Linie, welche man in neuern Zeiten neben jenem aufgeſtellt hat, we⸗ gen der großen Verwandtſchaft zu ihm, auch mit ihm vermiſcht und verwechſelt und unter demſelben Namen aufgeführt worden. Die in unſerm Muſeum befindlichen Individuen dieſer Linie trenne ich in acht Arten, wie folgt: 1. St. olens, ganz düſter, ſchwarz; Ende der Fühler roſtbraun; Halsſchild und Deckflügel quadratiſch; Kopf von der Größe des Halsſchildes. M. und W. Länge 8 bis 14 Linien. Kopf quadratiſch, etwas gerundet, zuweilen etwas Weniges größer als das Halsſchild, an einigen Individuen mit einer ſehr geringen Spur einer glatten Mittellängslinie; Mundſchild zu⸗ weilen ſchmutzig-ſtrohgelb oder fuchsroth. Halsſchild zuweilen mit einer ſehr ſchwachen Spur einer glatten Mittellängslinie. Deckflügel etwas größer als das Halsſchild. — Aus dem Ende des Hinterleibes der Weibchen ragen ein Paar gelblichweiße, am Ende offene Bläschen hervor. Dies find die Bläschen, welche Linné mit in die Diagnoſe ſeiner Gattung Staphylinus aufgenommen hat, die aber doch nur ſelten, am häufigſten noch an den Arten dieſer Linie, hervortreten, ſondern meiſt, in das letzte Segment zurückgezogen, äußer⸗ lich nicht zu ſehen ſind. Am lebenden Thiere treten ſie in der Regel dann hervor, wenn es heftig gereizt, gedrückt oder geſtochen wird, wobei es den Hinterleib nach oben krümmt. Uebrigens ſind ſie aber auch am Männchen vorhanden, denn obgleich fie an den Männchen des St. olens in unſerer Sammlung nicht zu fe= hen ſind, ſo zeigen ſie ſich doch an Männchen der folgenden Art, wie auch an dem des St. italicus. — Ich habe den St. olens aus mehreren Gegenden Deutſchlands, aus Ungarn, der Schweiz, Italien, Si cilien, erhalten. Ich traf ihn, vom Frühjahr bis zum Herbſt, in Wäldern, auf dem Erdboden, im Graſe, unter Steinen und gefälltem Holze, auch an Baumwurzeln. Ocypus olens Erichson Staph. p. 405. 2. St. tenebricosus, ganz düſter, ſchwarz, Ende der Fühler roſtbraun; Halsſchild quadratiſch, ein klein wenig gerundet; Deckflügel faſt quadratiſch; Kopf von der Größe des Halsſchildes. M. Länge 7 bis 9½ Linien. Kopf quadratiſch, etwas gerundet. Halsſchild an den Seiten etwas mehr gerundet als bei St. olens und italicus, aber mit eben ſo feiner und dichter Punktirung wie bei jenen, doch mit einer ſtärkern glatten Mittellinie. Deckflügel kaum etwas breiter als lang. — Das Muſeum be⸗ ſitzt von dieſer Art zwei Männchen, deren eins in Schleſien, das andere in Ungarn gefangen wurde. Früher ſtand dieſe Art in dem Muſeum mit unter St. olens; auch Erichſon erklärte das Indivi⸗ duum, welches ich ihm zur Anſicht mittheilte, für eine Spielart deſſelben; aber ſowohl vom St. olens als vom St. italieus, mit denen dieſe Art in der düſtern Farbe und in der ſehr feinen und dichten Punktirung übereinſtimmt, unterſcheidet fie ſich durch ſchlankern Körper, etwas kleinern Kopf, mehr gerundetes Halsſchild. In der Form der Deckflügel hält ſie zwiſchen jenen beiden die Mitte. 3. St. italicus, düſter, ſchwarz, Ende der Fühler fuchsroth; Halsſchild quadratiſch; Deckflügel kurz, breiter als lang. W. Länge 10 bis 12 Linien. Kopf quadratiſch-gerundet, etwas größer als das Halsſchild; Mundſchild 96 fuchsroth oder roſtbraun. Deckflügel von der Breite des Halsſchildes, aber kürzer als dieſes. Vorderfüße meiſt dunkelbraun. — Zwei Stück traf ich, im Auguſt 1830, bei Trieſt, in einem Garten unter Steinen. Abart 1. Fühler, Mundſchild, Füße ganz ſchwarz; Kopf faſt um das Doppelte größer als das Hals- ſchild. M. — Ein Individuum erhielt ich aus Galizien. Abart 2. Deckflügel dunkelbraun. Länge 7 Linien. Kopf etwas breiter als lang. Halsſchild quadratiſch-gerundet, mit ſchwacher Spur einer glatten Längslinie. W. — Aus Mailand. Ocypus italicus Erichson Staph. p. 406 iſt die zweite Abart, mit braunen Deckflügeln. Die ſchwarze Hauptart iſt entweder bisher noch nicht bekannt geweſen, oder mit irgend einer andern verwandten Art dieſer Linie vermiſcht worden. Die Art iſt beſonders dem St. olens und dem folgenden St. macrocephalus nahe verwandt; von bei⸗ den durch geringere Größe verſchieden. Die Deckflügel ſind etwas kürzer als die des St. olens, etwas länger als die des St. macrocephalus. Von letzterem entfernt ſich die Art durch düſterere Farbe und ſehr feine und dichte Punktirung, indem fie eben darin mehr mit St. olens übereinſtimmt. Beſonders ſcheint die zweite Ab⸗ art in der Mitte zu ſtehen zwiſchen St. olens und den Individuen des St. macrocephalus mit ſchwarzbrau⸗ nen Deckflügeln. b 4. St. macrocephalus ſchwarz, ſchimmernd; Ende der Fühler fuchsroth; Halsſchild quadratiſch; Deckflügel etwas breiter als lang, dunkelbraun. M. W. Länge 7½ bis 10 Linien. Der ganze Körper ſchimmernd, mit äußerſt feinen, grauen, ſeidenartig⸗ ſchielenden Haaren überzogen. Kopf quadratiſch- gerundet, etwas größer als das Halsſchild, zuweilen vorn mit einem Quergrübchen; Mundſchild ſtrohgelb, ſelten in der Mitte ſchwarzbraun; Taſter am Ende fuchsroth; Augen viermal kürzer als die Seiten des Kopfes. Kopf und Halsſchild mit ſchwacher Spur einer glatten Längslinie, die jedoch auf der hintern Hälfte des Halsſchildes breiter iſt. Deckflügel wenig breiter als lang, oder faſt quadratiſch, etwas düſterer als der übrige Körper; dunkelbraun oder ſchwarzbraun, mit kaſtanienbrau⸗ nem untergeſchlagenem Seitenrande. Beine mit fuchsroth behaarten Füßen und Schienbeinen; an den vor⸗ derſten find die Hüftenden und die Oberſeite der Schenkel meiſt kaſtanienbraun. — Ich erhielt einige Exem⸗ plare vom Rieſengebirge und vom Harz, eins aus Genua. Abart 1. Fühlerenden roſtbraun; alle Hüften und Schenkel ſchwarzbraun; Kopf und Halsſchild etwas ſchimmernder und etwas gröber punktirt als an der Hauptart. — Einige Individuen bekam ich aus dem Bannat und aus Galizien. Abart 2. Mundſchild ganz ſchwarz; Kopf und Halsſchild etwas gröber punktirt als an der Hauptart, auch mit einer etwas deutlichern glatten Längslinie. — Länge 7%, Linien. — Angetroffen im Juni 1834 bei Reinerz in Schleſien. 0 Ocypus macrocephalus Erichson Staph. p. 407. — Vergleiche die Bemerkung zur folgen⸗ den Art. f 5. St. alpinus, ſchimmernd, ſchwarz; Fühlerende fuchsroth; Halsſchild etwas länger als breit; Deck⸗ flügel kurz, breiter als lang, kaſtanienbraun. W. Länge 6 Linien. Kopf quadratiſch, etwas größer als das Halsſchild, mit ſchwacher Spur einer glat⸗ ten Längslinie; Taſter roſtbraun; Augen kaum dreimal kürzer als die Seiten des Kopfes. Halsſchild mit einer ſchmalen, glatten Längslinie. Deckflügel ſo breit wie das Halsſchild, aber kürzer als dieſes, weniger ſchimmernd als der übrige Körper, kaſtanienbraun. Beine mit dunkelbraunen, aber mit feinen roſtrothen Haaren bekleideten Füßen und Schienbeinen. Hinterleib mit ſehr feinen grauröthlich-ſeideglänzenden Haa⸗ ren überzogen. — Ein Individuum aus Oeſterreich. Dahl ſchickte dieſes Individuum als St. alpinus. Erichſon beſtimmte daſſelbe als Oy pus macrocephalus, deſſen Beſchreibung bei Erichſon p. 407 auch recht gut auf dieſen bezogen werden kann. — Von meinem St. macrocephalus unterſcheidet er ſich durch geringere Größe, verhältnißmäßig 97 ſchmächtigern Körper, etwas gröbere Punktirung, größere Augen, ſchwarzes Mundſchild, längeres Halsſchild. Aber die zweite Abart meines St. macrocephalus hält, hinſichtlich der Punktirung und der Längslinie des Halsſchildes, die Mitte zwiſchen beiden Arten; jedoch nähert fie ſich dem alpinus durch das ſchwarze Mund— ſchild, dem ächten macrocephalus durch breitern Körper und quadratiſches Halsſchild. 6. St. similis, ſchwarz; Kopf und Halsſchild quadratiſch, etwas glänzend, mit einer der ganzen Länge nach ununterbrochenen, glatten, glänzenden Mittellinie; Deckflügel düſter, kürzer als das Halsſchild, etwas breiter als lang. M. W. Länge 5%, bis 8 Linien. Kopf von der Größe des Halsſchildes, oder etwas größer; Mundſchild zuweilen blaßgelblicht; das letzte Fühlerglied mehr oder weniger fuchsroth; Augen viermal kürzer, als die Sei: ten des Kopfes, oder etwas größer. Halsſchild quadratiſch, ſehr ſelten etwas länger als breit. Deckflü— gel von der Breite des Halsſchildes, oder ſehr wenig breiter, dabei etwas kürzer als jenes. Beine mit dun⸗ kelbraunen Vorderfüßen. — Dieſe Art fand ich nicht ſelten unter Steinen und Moos, an feuchten Orten in bergigen Gegenden. Außerdem erhielt ich ſie aus mehreren deutſchen Ländern, wie auch aus der Schweiz, der Krimm, und Gallizien. Abart 1. Mittellinie des Kopfes und Halsſchildes faſt erloſchen; die drei letzten Fühlerglieder und die Palpen an der Spitze fuchsroth; Mundſchild ſchwarz oder gelb. Der Geſtalt nach ſchließt fie ſich den größern und ſtärkern Individuen an, deren Kopf etwas größer als das Halsſchild iſt. — Zwei W. erhielt ich aus Schleſien. f Abart 2. Deckflügel quadratiſch, von der Größe des Halsſchildes. Der Geſtalt nach entſprechen dieſe Individuen, ſämmtlich M., den kleinern und ſchmächtigen Individuen der Hauptart. — Ich erhielt einige aus verſchiedenen Gegenden Deutſchlands und aus der Schweiz. Abart 3 unterſcheidet ſich von der Hauptart durch ſchmächtigern Körper, feinere Punktirung, faſt ganz erloſchene Längslinie des Kopfes und Halsſchildes, faſt ganz fuchsrothe Fühler. Länge faſt 7 Linien. Kopf von der Größe des Halsſchildes. Halsſchild faſt etwas länger als breit. — Vielleicht als eigene Art abzu— ſondern. Ich erhielt ein W. aus der Schweiz. Staphylinus similis auct. Ocypus similis Erichson Staph. p. 408. Ein öſterreichſches Individuum der Hauptart, und zwar zu den kleinern, kleinköpfigen und weniger glän⸗ zenden gehörig, ſchickte Chevrolat unter dem Namen St. procerus Dahl (den ich jedoch nirgend weiter angegeben finde). Ein anderes, jenem ähnliches, erhielt ich von Dahl ſelbſt als St. alpestris, welcher aber nicht zu Ocypus alpestris Erichson Staph. p. 408 gehören kann, da derſelbe durch viel kürzere Deckflügel, viel breitern Kopf u. ſ. w. ſich auszeichnet. — Vergl. die folgende Art. Bei den Individuen dieſer Art finden hinſichtlich der Länge und Stärke des Körpers, des größern oder kleinern Kopfes, der Geſtalt des Halsſchildes und der Deckflügel, des geringern und ſtärkern Glanzes, der fei⸗ nern oder gröbern Punktirung u. ſ. w. die mannigfaltigſten Uebergänge ſtatt. 7. St. tenuipennis Dahl, ſchwarz, etwas glänzend, grauſeidenſchimmernd; Fühlerende fuchsroth; Kopf und Halsſchild mit einer ſchwachen glatten Längslinie; Deckflügel etwas breiter als lang, kürzer als das Halsſchild. M. Länge 5½ bis 6 Linien. Kopf quadratiſch- rundlich, fo breit wie das Halsſchild, oder etwas breiter. Augen dreimal kürzer als die Seiten des Kopfes; Taſter am Ende fuchsroth. Halsſchild quadratiſch. Beine braunſchwarz, zuweilen mit dunkelroſtbraunen Vorderſchenkeln; Vordertarſen roſtbraun. Hinterleib zuweilen am Bauche dunkelroſtbraun. — Dahl ſchickte mir einige Individuen aus Ungarn, wo ſie unter Steinen angetroffen wurden. 13 98 Ich erhielt fie von Dahl unter dem Namen St. brevipennis (der aber ſchon an eine andere Art vergeben iſt). Erichſon, dem ich ein Exemplar zur Anſicht mittheilte, beſtimmte daſſelbe als Oy pus al- pestris var. tenuipennis, mit dem Bemerken, daß dieſe Art in der Größe ſehr veränderlich ſei. Wenn ich aber die Beſchreibung des Oe. alpestris Erich. p. 408 mit dieſem tenuipennis vergleiche, fo kann ich beide kaum vereinigen, da ſie in mehren Stücken, und nicht bloß in der Größe, von einander abweichen: Der alpestris Erich. ift ſchwarzhaarig, fein Kopf viel breiter als das Halsſchild, feine Deckflügel nur halb fo lang als das Halsſchild, u. ſ. w. — Vergl. die vorhergehende Art, von welcher dieſe, außer durch grauſeidenartigen Schimmer, auch durch ſchmächtigern Körper, abweicht. 8. St. cyaneus ſchwarz; Kopf, Halsſchild und Deckflügel etwas glänzend, blauſchwarz. M. W. Länge 6 bis 9 Linien. Punktirung außerordentlich fein und dicht, nur unter Vergrößerung zu er⸗ kennen. Kopf und Halsſchild meiſt mit einer glatten, glänzenden, mehr oder weniger deutlichen Längslinie. Kopf quadratiſch, von der Größe des Halsſchildes, oder etwas größer. Halsſchild quadratiſch, oder kaum etwas länger als breit. Deckflügel quadratiſch, ſelten ein klein wenig länger als breit. Schildchen ſammt⸗ ſchwarz. — Ich fand dieſe Art nicht ſelten in bergigen Gegenden, unter Steinen, zuweilen auch im Dünger. Auch erhielt ich ſie aus mehren Ländern Deutſchlands, aus Schweden, Portugal, Frankreich, der Schweiz, der Krimm und Algierz unter allen dieſen Individuen aber nur ein Männchen, welches zugleich das kleinſte war. Abart 1; faſt ohne Spur der blauen Farbe, oder ganz ſchwarz; übrigens mit der Hauptart ganz über⸗ einſtimmend. W. — Dahl ſchickte zwei Individuen aus Oeſterreich, Heer eins aus der Schweiz, unter dem Namen St. subeyaneus liſt aber gewiß nur Farbenſpielart). Staphylinus cyaneus auct. Ocypus eyaneus Erichson Staph. p. 405. Zweite Linie, 9, St. morio; ſchwarz, Kopf und Halsſchild etwas glänzend, mit glatter glänzender Längslinie. M. W. Länge 4% bis 7 Linien. Männchen finden ſich nur unter den kleinern Individuen. Weibchen kom⸗ men in allen Größen vor, ja, das kleinſte von allen Individuen iſt ein Weibchen. Kopf quadratiſch⸗zuge⸗ rundet, von der Größe des Halsſchildes, oder etwas breiter. Je kleiner die Individuen ſind, um deſto kleiner pflegt verhältnißmäßig auch der Kopf zu ſein. Das Geſchlecht hat auf die Größe des Kopfes keinen Einfluß; es kommen ſowohl unter Männchen wie unter Weibchen Individuen mit größerm und kleinerm Kopfe vor. Taſter dunkelbraun. Fühler gegen das Ende zu mehr oder weniger hellroſtbraun. Kinnbacken ohngefähr von der Länge des Kopfes, oder etwas kürzer. Augen dreimal kürzer als die Seiten des Kopfes, oder etwas grö— ßer. Halsſchild etwas länger als breit, gegen die Baſis zu etwas verengert, ſelten beinahe quadratiſch; Vorderwinkel ſpitz. Deckflügel ſehr wenig breiter als das Halsſchild, faſt quadratiſch, meiſt etwas länger als breit, zuweilen ſchwarzbraun. Beine ſchwarz oder ſchwarzkaſtanienbraun; Füße fuchsroth oder roſtfarben; zuweilen auch die Schienbeine kaſtanienbraun. — Dieſe Art fand ich nicht ſelten unter Steinen, abgefallenem Laub, an Baumwurzeln, und erhielt fie aus mehren Gegenden Deutſchlands, aus der Schweiz, Frank reich, Italien, England, Schweden, Ungarn, Gallizien. Abart 1. Kopf und Halsſchild faſt düſter; Kinnbacken verhältnißmäßig etwas kürzer; übrigens mit der Hauptart übereinſtimmend. W. — Länge 7 Linien. Füße und letztes Fühlerglied roſtfarben. — Aus Frank⸗ reich und England. EN IN). Abart 2. Die glatte Längslinie des Kopfes und Halsſchildes fat erloſchen; Halsſchild und Deckflügel etwas gew übrigens mit den kleinern ſchlankern Individuen der Hauptart eee M. — Länge 5 Linien. Fühlerende fuchsroth. — Vaterland unbekannt. 75 5176 99 Abart 3. Hinterleib geſtreckter als gewöhnlich; übrigens wie die Hauptart. W. Länge 7 Linien. — Aus Afrika. Staphylinus morio auct. Ocypus morio Erichson Staph. p. 417. Dahl ſchickte zwei kleine Individuen, aus der Umgegend von Wien, unter dem Namen St. picipes n. sp.; allein der Ocypus picipes Erichson St. p. 409 gehört nicht hierher. — Uebrigens gehen die Elei= nern und ſchmächtigern, mit einem kleinern Kopfe verſehenen Individuen dieſer Art allmälig in die größern breitern großköpfigen Individuen über, fo daß die Verſchiedenheit in dieſen Punkten nicht auf Artverſchieden⸗ heit bezogen werden kann. Die erſte Abart ſchickte Chevrolat unter dem Namen St. obs curus Marsham, welcher aber von Erichson St. p. 416 auf Ocypus ater, eine hinlänglich ſich unterſcheidende Art, bezogen wird. Wegen der düſtern Farbe des Kopfes und Halsſchildes dieſer Abart, kann letztere übrigens nicht als beſondere Art getrennt werden, denn auch unter den Individuen der Hauptart iſt der ohnehin ſchwache Glanz jener Körpertheile bald ſtärker, bald ſchwächer. Ocypus angustatus Stephens IIlustr. V. p. 212 iſt vielleicht ein St. morio mit verhältnißmä⸗ ßig längerm Hinterleibe, wie unſere dritte Abart. Wenn wir nun die Diagnoſen und Beſchreibungen der im Vorhergehenden abgehandelten Arten und Abarten genau vergleichen, ſo werden wir leicht finden, daß ſelbſt in denjenigen Theilen und Eigenſchaften, von denen die ſpecifiſchen Unterſcheidungsmerkmale einer Art hergenommen ſind, ſo manche Abweichung und allmälige Veränderung, ſo manche Annäherung, ja ſelbſt Uebergang, zu andern Nebenarten ſich offenbaret, daß es kaum möglich iſt, manche Arten durch ſcharfe Gränzen von einander zu trennen und wenigſtens hier und da feſten Boden zu gewinnen. Die Anſichten der verſchiedenen Naturforſcher ſind in dieſem Punkte ſehr ver— ſchieden; was der eine für weſentlich und wichtig genug hält, um darauf eine beſondere Art zu gründen, das ſcheint dem andern minder weſentlich und minder wichtig, und er betrachtet das, was jener für Art hält, nur als Abart. (Vergl. was ich hierüber in der Einleitung zu meinem Buche „das Thierreich nach den Ver— wandtſchaften“ u. ſ. w. geſagt habe). Es zeigt ſich dies ſchon bei den wenigen hier abgehandelten Arten: Mein St. tenebricosus wird von Erichſon als Spielart des St. olens betrachtet. St. italicus ſteht zwi⸗ ſchen St. macrocephalus und St. olens fo in der Mitte, daß er beide gleichfam in ſich vereinigt; er bildet alſo den Uebergang zwiſchen beiden. Ein Individuum meines St. alpinus wurde von Erichſon für St. macrocephalus erklärt. Man könnte daher alle fünf in eine Art verbinden. — St. tenuipennis wurde von Erichſon, dem ich ein Exemplar deſſelben mitgetheilt hatte, als Abart des St. alpestris beſtimmt. — St. assimilis iſt ſehr veränderlich. Ein Paar der aufgeführten Abarten wurden von andern Entomologen für ver: ſchiedene Arten gehalten und mir, unter dem Namen St. procerus und St. alpestris, eingeſendet. — Die weniger blauſchimmernde, zuweilen ganz ſchwarze Abart des St. cyaneus wurde von Dahl, als eine verſchie⸗ dene Art, unter dem Namen St. subeyaneus eingeſchickt. — Ein Paar kleine Individuen von St. morio ſchickte Dahl als St. pieipes n. sp. (nicht mit Oeypus picipes Erichson Staph. p. 409 zu verwechſeln). Die zweite Abart des St. morio erhielt ich von Chevrolat als St. obscurus Marsham, welcher letztere aber von Erichſon (Staph. p. 416) mit Ocypus ater verbunden wird. Man erſieht aus dem Angeführten, wie verſchieden und ſchwankend die Anſichten der Entomologen über die Gränzen und Unterſcheidungsmerkmale der Arten find. Während hier mehre vermeintlich ſelbſtſtändige Ar⸗ ten zuſammengeſchmolzen werden, erhebt man dort mehre vermeintliche Abarten zu ſelbſtſtändigen Arten; und wie man die fünf erſten der hier abgehandelten Arten in eine einzige vereinigen könnte, ſo könnte man auch mit gleichem Rechte nicht nur dieſe Arten als ſelbſtſtändige beibehalten, ſondern auch die unter ihnen aufge⸗ führten Abarten, als ſelbſtſtändige Arten, von ihnen trennen. — Sollte man aber nicht, wenn man eine ſolche 13* D 100 Reihe von Verwandtſchaften und Uebergängen vor ſich fieht, an eine wirklich in der Natur ſtattfindende all- mälige Veränderung und Umwandlung der Formen (Arten) glauben dürfen? Zweite Ordnung, Gradflügler. Nach dem Berichte mehrerer Mitglieder der Section war die eigentliche Zugheuſchrecke (der wahre Gryllus migratorius) im Sommer häufig um Breslau vorgekommen, und hatte, nach Ausſage des Herrn Dr. Scholtz, beſonders die Kohlfelder verwüſtet. Der ächte Gryllus migratorius Linn. (nach Fieber's Beſtimmung, dem ich eine Anzahl Exem⸗ plare zugeſchickt hatte) kam im Herbſte dieſes Jahres wieder einmal zum Vorſchein, und wurde von mir und einigen hieſigen Entomologen in ziemlicher Menge erbeutet. Das erſte mir bekannt gewordene Exemplar fing ich in der Gegend der Roſenthaler Oderbrücke, und zwar am 11. September 1846. Später traf ich ihn beſonders häufig auf den Kräutereien zwiſchen Neudorf und Gabitz bei Breslau, überhaupt auf den von Bres⸗ lau aus gegen Mittag gelegenen Aeckern an, woſelbſt er ſich die Krautarten ſchmecken ließ. Um jedoch einen beſonders merklichen Schaden zu verurſachen, war er doch nicht in hinreichender Anzahl vorhanden. Der Fraß geſchah in Bogen, und es wurden dabei meiſt die ſtärkeren Blattrippen verfhont, wahrſcheinlich, weil es ihm noch nicht an zarterem Futter gebrach. An hellen warmen Tagen flogen dieſe Thiere fo raſch auf und fo weite Bogen (bisweilen vielleicht an 40 Schritt), daß man ihrer nur äußerſt ſchwer habhaft werden konnte. Zur Begattung waren ſie fo geneigt, daß ich mehreremal Pärchen, die ich gefangen und in eine Schachtel ge— bracht hatte, beim Oeffnen der Schachtel zu Haufe in Begattung antraf. Einer meiner Freunde, Herr Leh— rer Stütze hierſelbſt, ſperrte ein ſolches in der Begattung begriffenes Pärchen in eine Glaskrauſe ein, deren Boden er vorher mit lockerer Erde bedeckt hatte. Nach kurzer Zeit legte das Weibchen ohne weitere Vorbe⸗ reitung 7 Eier auf den Boden nieder. Die Eier hatten etwa die Größe und Geſtalt eines Fenchelkornes, nur waren fie flach gekrümmt und mit einer lederartigen bräunlichen Schale verſehen. Ob unter den Schaa⸗ ren von Gryllus migratorius Linné auch der ihm ſehr nahe verwandte, faſt nur durch das dachförmig er—⸗ höhte Pronotum unterſchiedene Gxyllus cinerascens Linné ſich befunden habe, konnte ich nicht ermitteln. Dritte Ordnung, Netzflügler. Herr Dr. Schneider hielt einen Vortrag über Hemorobius und deſſen Untergattungen. Ueber die ſchleſiſchen Hemorobius - Arten. Die Gattung Hemorobius, in dem Umfange, in welchem Burmeiſter Handbuch der Entomol. II, 2) dieſelbe verſteht, iſt neuerdings von Rambur in ſeiner Histoire naturelle d. Insectes Nevropteres, Paris 1843, in mehrere neue Gattungen gefpalten worden, deren Hauptunterſchied in der Geſtalt der Palpen be— ſteht; ferner hat Burmeiſter die Gattung Sisyra, ſowohl durch die Palpen als durch den Bau der Flügel abweichend, abgeſondert; die Gattung Osmplus ſtellte ſchon Latreille auf, und die Gattung Drepanopteryx hat Leach gegründet. Die in Schleſien einheimiſchen Gattungen und Arten ſind folgende: J. Micromus Rambur (Hemerobius Burmeister). Palpen groß, das Endglied derſelben größer als die übrigen, zuſammengedrückt und zugeſpitzt; die costa der Oberflügel an der Baſis ausgebuchtet. Folgende Arten ſind mir als in Schleſien vorkommend bekannt geworden: 1) M. variegatus Fabr., ſelten; von Herrn Oberlehrer Zeller in Glogau gefangen, und mir gefälligſt mitgetheilt. II. 101 2) M. intricatus Wesmael (tendinosus Rambur), nicht ſelten; von Herrn Dr. med. Scholtz im Mai auf dem Fuchsberge bei Schwoitſch, und von Herrn Oberlehrer Zeller bei Glogau gefunden. 3) M. paganus de Villers (lineosus Rambur), eine ausgezeichnete, große, nicht häufige und beſonders in Gebirgsthälern lebende Art, von mir einmal im Spätſommer bei Freiburg, von Herrn Dr. Scholtz im Salzgrunde, von Herrn Dr. Luchs bei Warmbrunn, und von Herrn Oberleh— rer Zeller (ein genauerer Fundort iſt mir von letzteren Exemplaren nicht bekannt) geſammelt. Mucropalpus Rambur (Hemerobius Burm.). Letztes Palpenglied länger, als die übrigen, gegen das Ende plötzlich verdünnt, verlängert und zugeſpitzt; die costa der Oberflügel von der Baſis aus ſanft in die Höhe gebogen. Dieſe Gattung enthält die meiſten Arten, und habe ich deren bis jetzt 8 als in Schleſien vorkommend beobachtet, und zwar: III. IV. 1) M. Humuli Linné, in allen Gegenden Schleſiens, in Gärten und Hainen ſehr häufig, vom Frühjahr bis in den Herbſt. 2) M. micans Olivier (lutescens Fabr. nach Bur meiſtere), faſt eben fo häufig, wie die vo⸗ rige Art, und eben ſo verbreitet. 3) M. nitidulus Fabr. (ochraceus Wesmael), bei Nimkau in Kieferwäldern im Mai von Herrn Dr. Scholtz, und um Breslau von mir ſelbſt, ſo wie um Glogau von Herrn Oberlehrer Zeller gefangen. 4) M. limbatus Wes mael, von Herrn Oberlehrer Zeller bei Glogau nicht ſelten gefunden. 5) M. phaleratus Hoffmgg. in Mus. Berol. Da dieſe Art noch nirgends beſchrieben zu ſein ſcheint, ſo füge ich einige kurze Notizen zur nähern Kenntniß derſelben bei: Körper bräunlich; Oberflügel lichtbräunlichgelb, am Rande der subcosta mit braunen Fleckchen; nur die 3 sectores des radius braun punktirt; die beiden Reihen der Queradern über die Flügelmitte hinaus zählen jede 6 braune Queradern; über dieſe Queradern, ſowie über die beiden nahe der Flügelbaſis zie- hen ſich dunkelbraune Binden. Größe der vorigen Art. Um Breslau und im Salzgrunde, auch bei Reinerz während des Sommers, aber nicht häufig. : 6) M. nervosus Fabr. (conspersus Burm., distinctus Rambur). Von Herrn Oberlehrer Zel⸗ ler bei Reinerz und von mir einmal in Fürſtenſtein im Juni gefunden. 7) M. eylindripes Wesmael (hirtus Fabr. nach Burmeiſter?). Die größte Art dieſer Gattung, bis jetzt mir nur als bei Glogau vorkommend, und dort von Herrn Oberlehrer Zeller nicht ſelten gefunden, bekannt. 8) M. pygmaeus Rambur (marginellus Mus. Berolin.), die kleinſte der einheimiſchen Alten, während des Sommers von Herrn Dr. Scholtz und mir um Breslau und im Salzgrunde, und von Herrn Oberlehrer Zeller bei Glogau nicht ſelten geſammelt. Megalomus Rambur. Prothorax kurz; letztes Palpenglied faſt von gleicher Länge mit den übrigen, zuſammengedrückt, verbreitert, zugeſpitzt; costa der Oberflügel an der Baſis ſehr ſtark nach oben gebogen; sectores radii ſehr zahlreich; 3 Reihen zahlreicher Queradern. Nur eine Art iſt mir bis jetzt als in Schleſien vorkommend bekannt, nämlich: 1) M. hirtus Fabr., felten; im Salzgrunde von Herrn Dr. Scholtz, bei Reinerz von Herrn Oberlehrer Zeller gefangen. Drepanopteryx Leach. Rambur vereinigt zwar dieſe Gattung mit Megalomus; da aber die Flügel am Ende ausgeſchweift und zugeſpitzt ſind, auch nur 2 Reihen Queradern faſt vollſtändig über die Mitte der Flügel gehen, und gegen den Innenrand zuſammentreten, ſo glaube ich genügen⸗ ‚102 den Grund zu haben, die Gattung Drepanopteryx von Megalomus zu trennen und als ſelbſtſtän⸗ dig aufzuſtellen. Die einzige Art, in Schleſien ſehr ſelten, iſt: 1) D. phalaenoides Linné, von Herrn Lithograph Aßmann einmal auf dem Fuchsberge bei Schwoitſch, und von Herrn Dr. Luchs bei Warmbrunn gefangen. V. Sisyra Burmeister. Letztes Palpenglied ſehr groß, zuſammengedrückt, mit zartem, wie häuti⸗ gem Rande, zugeſpitzt; Fühler perlſchnurförmig; Flügel mit ſehr wenig Queradern, und nur einem sector des radius; die subcosta verbindet ſich mit dem radius unter einem Bogen. Die einzige, mir als ſchleſiſch bekannte Art iſt: 1) S. fuscata Fabr., de Geer, welche fi) in der Nähe von Gewäſſern, in welchen höchſt wahrſcheinlich die Larve lebt, aufhält, und während des Sommers vom Mai bis in den Auguſt ſowohl um Breslau, als auch anderwärts, um Liſſa, bei Glogau, bei Warmbrunn u. ſ. w., nicht ſelten vorkommt. D VI. Osmylus Latreille. Durch das Vorhandenfein von 3 Nebenaugen von allen übrigen Heme⸗ robiden genugſam ausgezeichnet. 1) O. maculatus Fabr.; nur in unſeren Vorbergen und den Hochgebirgsthälern wohnend; der nächſte Fundort um Breslau dürfte Ingramsdorf ſein, wo Herr Dr. Scholtz dieſe Art fing; außerdem bei Charlottenbrunn, Warmbrunn u. ſ. w.; flattert in kleinen Schwärmen an ſchatti⸗ gen Stellen über dem Waſſer. W. G. Schneider, Dr., Notiz über die vorgezeigten foſſilen Neuroptera: Der foſſile Termes pristinus v. Charp. aus dem Mergelkalk von Radoboj iſt von Herrn Berghauptmann T. v. Charpentier in den Nova Acta Academiae Caes. Leop. Carol. naturae curiosorum vol. XX. pars I. pag. 409 beſchrjeben und tab. XXIII. fig. 2 — 4 abgebildet. Der foſſile Agrion, deſſen Flügel ausgezeichnet gut erhalten ſind, ebenfalls aus dem Mergelkalk von Radoboj, iſt von Herrn Berghauptmann v. Charpentier beſchrieben in: Leonhard und Bronn, Jahr— buch für Mineralogie ꝛc. Jahrgang 1841, pag. 332 und abgebildet auf Tak. 1. 6 Vierte Ordnung, Falter. Herr Lehrer Letzner hielt einen Vortrag über die Raupe von Sesia mutillaeformis, welche unter der Rinde der Apfelbäume lebt, und ſich, im Sommer dieſes Jahres, für jene Bäume an der Schweidnitzer Chauſſee ſehr verderblich gezeigt hatte. Sesia mutillaeformis Lasp. Die Raupe, deren ich in dem vorjährigen Berichte der entomologiſchen Section, S. 39, als eine arge Verderberin der Apfelbäume erwähnt habe, iſt, laut der mir ausgekrochenen 10 Exemplare des vollkommenen Thieres, nicht eine Tinien-Raupe, ſondern die von Sesia mutillaeformis Laspeyres. Dieſelbe iſt wirklich als ein für die Aepfelbäume ſehr ſchädliches Thier zu betrachten, und wirkt bei den langen und regelloſen Gän⸗ gen, die ſie frißt, und der bedeutenden Menge, in der ſie auftritt, zerſtörender, als die Borkenkäfer. Aus einem Baumſtamme waren allein dieſen Sommer in dem unteren, etwa mannshohen Theile über 50 voll⸗ kommne Thiere ausgekrochen. Ein anderer beherbergte Hunderte von Raupen, welche oft nur wenige Linien von einander entfernt lebten. An der Schweidnitzer Chauſſee ſind nur wenig ältere Bäume, welche von ihr nicht angegriffen wären; eine nicht unbedeutende Zahl iſt durch fie und den Eecopt. Pruni bereits getödtet worden. Daß der letztere die Vorarbeiten jener ſehr gern benutzt, und ſich in der unmittelbarſten Nähe ihrer 105 Gänge anſiedelt, ift ſchon voriges Jahr erwähnt. — Bereits Anfang Juni waren im Freien die erſten Falter ausgekrochen, am 10. Juni geſchah dies zum erſten Male in meinem Zimmer aus den im April d. J. ge⸗ ſammelten Raupen. Das Verlaſſen der Puppe erfolgte den ganzen Juni und Juli hindurch, ſo daß während dieſer Zeit alle Stände des Inſektes: Schmetterling, Puppe, Raupe und nothwendiger Weiſe auch Eier neben einander vorhanden fein mußten. Die Raupe, welche ihre Gänge bald nach oben, bald nach unten, bald ſtück⸗ weiſe in ſchräger Richtung zwiſchen Rinde und Holz führt, letzteres jedoch nur ſelten mit angreift, überwintert in ſehr verſchiedenem Alter in ihrem Gange. Sie iſt gelblich- oder röthlichweiß, 7 — 8 Linien lang, mit ein⸗ zelnen, ſparſamen Borſten beſetzt und zu manchen Zeiten durchſcheinend, ſo daß man alsdann auf dem Rücken zwei ſchlauchähnliche, am hintern Ende umgebogene, nach vorn zurücklaufende, immer dünner werdende Gefäße bemerkt. Wahrſcheinlich ſind es die Gallengefäße. — Der Kopf iſt braun, mit zwei hornigen Platten belegt, zwiſchen die auf der Stirn über den Mandibeln eine kleinere, dreieckige, bei vielen Exemplaren mit einer weißlichen Linie umzogene, eingeſchoben iſt. Hinter den 3 Paar Klauenfüßen folgen 2 leere Ringe, dann 4 Paar Hautfüße, dann wieder 2 leere Ringe, und zuletzt 1 Paar Afterfüße, welche zum Feſthalten des Leibes dienen. Will ſich die Raupe verpuppen (was meiſt immer in ſenkrechter Stellung, mit dem Kopfe nach oben geſchieht), ſo bereitet ſie ſich zuvor ein lederartiges, außen mit Wurmmehl überzogenes, etwa 6 Linien langes, feſtes Geſpinnſt, und nagt, ehe ſie daſſelbe ſchließt, an dem, dem Kopfe zunächſt liegenden Theile die Rinde bis auf ein, an Dicke dem Papiere gleichen⸗ des, kreisrundes Blättchen durch. Daſſelbe, am Rande theilweiſe ſchon ganz durchgefreſſen, vertritt die Stelle einer Thür, und läßt, von außen betrachtet, durchaus keine Oeffnung vermuthen, giebt aber beim Auskriechen des vollkommenen Thieres dem leiſeſten Drucke deſſelben nach. Die Puppenhülſe bleibt dabei mit der hintern Hälfte ſtets in der Oeffnung zurück. Verpuppt ſich das Thier an den vom Baume abgelöſten Rinden, was jedoch nur ſelten geſchieht, da es meiſt immer ſtirbt, ſo verfertigt es ſich keine Thür, weil es dann auf der innern Seite der Rinde zum Vorſchein kommt. Löſt man die Rinde mit dem Geſpinnſt ab, ohne daß dieſes zerriſſen iſt (was ſeltener ganz glückt, da es ſowohl an der Rinde, als am Holze befeſtigt iſt), ſo kommt der Schmetterling dennoch nicht durch die ſchon fertige Thür zum Vorſchein, ſondern ebenfalls auf der innern Seite der Rinde. Derſelbe muß alſo von der mit ſeiner Lage vorgegangenen Veränderung Kenntniß erlangt haben. Ein gewiſſer Grad von Verſtand muß ihm ſagen, daß es nun unnöthig ſei, durch die enge Oeffnung zu kriechen, durch welche allein fein Inſtinkt ihn ans Tageslicht kommen lehrte. — Sammelt man die Pup— pen ohne das ſie umgebende Geſpinnſt, ſo ſterben viele Thiere kurz vor dem Auskriechen, wahrſcheinlich weil die Puppe nun nicht feſt liegt, und darum von dem Thiere nicht geſprengt werden kann. Eine mit Gummi von mir angeklebte Puppe kam glücklich aus. Der Puppenzuſtand dauert 16 Tage. Am 7. Juli krochen vor meinen Augen binnen 3 Minuten 2 Exemplare des Schmetterlinges aus, welche ſich am 20. Juni in die Puppe verwandelt hatten. Dieſe erſcheint, wenn das Auskriechen nahe iſt, nicht mehr gelblich, ſondern wegen der durchſcheinenden Hülſe ſchwarz, das ſechſte Ringel, von hinten gezählt, gelblichrotpch. Nachdem das Thier, den Hinterleib mehrmals gewaltſam überbogen hat, zieht es denſelben von hinten nach vorn zuſammen, wodurch die letzten Ringe der Puppenhülſe leer werden. Darauf ſtemmt es die Stirn vorn gegen die Puppe, und indem es die Leibesringel noch mehr zuſammenzieht und nach vorn ſchiebt, hebt es die Scheiden der Füh— ler aus ihrer bisherigen Lage, indem es ihre Enden mehr nach aufwärts richtet, und zwingt die Hülſe auf dem Thorax in der Mitte und an den Seiten der Länge nach, ſowie vorn über der Einſetzung der Fühler, zu platzen. Das Vorwärtspreſſen der Leibesringel *) geſchieht mit großer Heftigkeit und Anſtrengung nun fo lange, bis das Thier ſoweit nach vorn gerückt iſt, daß es ſeine Fühlhörner auch mit der Spitze außer den Scheiden hat, die es dann augenblicklich aufrichtet. Gleichzeitig kann es auch einen Vorderfuß herausſetzen, Rund nun iſt es geborgen; den nächſten Augenblick ſchon iſt es gänzlich frei. Eilig lief ein Exemplar auf dem ) Da die Huͤlſe, wie ſchon erwähnt, ſehr dünn und durchſcheinend iſt, geftattet fie ein Beobachten des darin eingeſchloſſenen, dunkelfarbigen Thieres mit großer Leichtigkeit. 104 wagerechten äußern Theile eines Schachteldeckels bis an den Rand, wo es eine ſolche Stellung nahm, daß der Leib ſenkrecht abwärts hing. Das zweite Exemplar blieb ſo auf der Kante ſitzen, daß der Leib deſſelben in ſchräger Lage ſich befand. Nachdem die Thiere mit ſtraffen, nach vorn gerichteten Fühlhörnern etwa drei Minuten ruhig geſeſſen hatten, fingen die kleinen Flügel an uneben zu werden, und zeigten eine zerknitterte, aus⸗ und eingebogene Fläche, deren größte Vertiefung nach Außen gerichtet war. Die im ausgebildeten Zu⸗ ſtande unbeſchuppten, glasähnlichen Theile derſelben waren weiß und gänzlich undurchſichtig. In dieſem Zu⸗ ſtande wuchſen ſie etwa 5 Minuten. Darauf richtete das Thier dieſelben langſam und mit augenſcheinlicher Mühe auf, und legte ſie mit ihrer Oberſeite feſt an einander, in welcher Stellung es wieder einige Minuten verharrte, und dann dieſelben anfänglich langſam, zuletzt mit einem kleinen Rucke in die gewöhnliche, wagerechte Lage brachte. Hierauf ſaß es wieder längere Zeit ruhig (ein Exemplar rollte dabei den Rüſſel auf und zu) und flog dann munter davon. Die ganze Operation hatte etwa / Stunden gedauert, und war zwiſchen 4 und 5 Uhr Nachmittags eingetreten. Ein Ausſpritzen von Feuchtigkeit, wie es bei andern Faltern vorkommt, habe ich nicht bemerkt. — Bisher hat der Schmetterling in Schleſien für ſelten gegolten, und über die Schädlichkeit ſeiner Raupe hat man bis jetzt, ſo viel ich weiß, noch nirgends Erfahrungen zu machen Ge⸗ legenheit gehabt. Jedenfalls iſt das Thier unter die von Ratzeburg als ſehr ſchädlich bezeichneten In⸗ ſekten aufzunehmen. Fünfte Ordnung, Hautflügler. Einige Arten aus der Familie der Pteromalini, welche der Herr Präſident der Geſellſchaft eingeſandt hatte, wurden beſprochen. Sechſte Ordnung, Halbdeckflügler. Herr Dr. Scholz ſprach über mehrere wanzenartige Inſekten, beſonders über die Gattung Capsus, mit Vorzeigung von zehn Arten, und überreichte einen Prodromus zur Rhynchoten-Fauna von Schleſien. Prodromus zu einer Rhynchoten⸗Fauna von Schleſien. (Theil J.) Um wieder eine Lücke in unſerer Fauna auszufüllen, übergebe ich hiermit den Freunden der Entomo⸗ logie den erſten Theil einer ſyſtematiſchen Aufzählung aller bisher in Schleſien beobachteten Land- und Waſſer⸗ Wanzen. Es iſt zwar in den feit einer Reihe von Jahren erſchienenen Verhandlungen der Schleſiſchen Ge⸗ ſellſchaft für vaterländiſche Kultur, wie auch in einzelnen monographiſchen Arbeiten unſerer 10 0 Ento⸗ mologen Schilling und Schummel ein Schatz von Beobachtungen über das Vorkommen einer Anzahl Gattungen und Arten niedergelegt worden, doch fehlte bisher eine ſyſtematiſche Zuſammenſtellung ſämmtli⸗ cher bisher aufgefundenen Gattungen und Arten. Meine Arbeit wäre mir jedenfalls, obſchon ich ſelbſt in früherer Zeit viel geſehen, beobachtet und geſammelt habe, zu vollenden nicht möglich geweſen, wenn ich nicht theils ſo wichtige, ſchon vorhin erwähnte Vorarbeiten zu benutzen Gelegenheit gehabt hätte, theils auch von vielen Entomologen Schleſiens nicht durch Lieferung von Material und Mittheilung von Beobachtungen auf das Thätigſte unterſtützt worden wäre. So geſtatteten mir die Herren Schilling und Letzner die Durch⸗ ſicht ihrer Sammlungen aufs Bereitwilligſte und Herr Geheime Rath Profeſſor Dr. Gravenhorſt verſchaffte mir freundlichſt die Gelegenheit, die Sammlung hieſiger Univerſität benutzen zu können. Außerdem verdanke ich noch folgenden Herren reichliche Beiträge: Herrn Max v. Uechtritz, Dr. phil. Schneider, Inſpector des hieſigen zoologiſchen Muſeums Roterm und und Gymnaſiallehrer Klopſch hierſelbſt, dem Bade-Arzte Dr. Luchs zu Warmbrunn, Oberlehrer Kelch zu Ratibor, Oberlehrer Zeller zu Groß-Glogau und Franz Xaver Fieber, Präſidaliſt des böhmiſchen kaiſerl. königl. Appellations-Gerichts zu Prag. Dieſen verehrten 105 Herren hiermit nochmals meinen verbindlichften Dank. Leider blieb mir jedoch die Einſicht in eine unſerer bedeutendſten Privatſammlungen durchaus verfchloffen, und ich ſehe mich, fo ſehr es mich auch ſchmerzt, genöthigt, ſelbige in meiner Arbeit gänzlich unbeachtet zu laſſen. In der ſyſtematiſchen Anordnung des Ganzen bin ich, nur unbedeutende Abweichungen abgerechnet, ganz der von Burmeiſter in feinem Handbuch der Ento- mologie gegebenen gefolgt. Die Hemiptera homoptera (Cicadarien) will ich, da ich ſelbige theils noch nicht gehörig durchgearbeitet habe, theils auch bei ſchon jetzt erfolgter Beifügung derſelben, meine Arbeit einen zu großen Raum beanſpruchen würde, erſt künftiges Jahr folgen laſſen. Um auch in anderer Beziehung meine Arbeit nicht zu voluminös zu machen, habe ich diejenigen Arten, die längſt und vielmal beſchrieben worden find, nur namentlich angeführt, doch die nöthigſten Synonyme und ein Gitat der beſten Abbildung jeder einzelnen beigefügt; die von mir für neu und noch unbeſchrieben gehaltenen Arten find mit aus- führlichen Beſchreibungen verſehen worden. Möge dieſer Verſuch, wieder ein Scherflein zur Ergänzung unſerer Fauna beigetragen zu haben, ſich der Theilnahme unſerer Herren Entomologen erfreuen, und den oder jenen, dem Stoffe mehr als ich Gewachſenen anregen, auf dem von mir eingeſchlagenen Wege fortzuwandeln, und ſo mit der Zeit etwas Vollſtändigeres zu liefern. 1. Waſſerwanzen. Hy drocores. Erſte Familie. Rückenſchwimmer. Notonectici Lap. Notonectides Latr. Notonectites Lap. Erſte Gattung. Corixa Geoffr., Latr. Sigara Fabr. Notonecta Linn. 1. C. Geoffroyii Leach. Wie auch alle übrigen Arten in allerhand ſtehenden Gewäſſern. Um Breslau ſehr gemein. 2. C. atomaria Germ. Ein Exemplar durch Schneider erhalten. Scheint ſelten zu ſein. 3. C. Sahlbergii Fieb. (in litt.“) Um Breslau, nicht gemein. 4. C. distincta Fi eb. (in litt.) Ich fing bisher nur wenige Exemplare und zwar bei Breslau. 5. C. Linnaei Fieb. (in litt.) Sehr häufig um Breslau. 6. C. praeusta Fieb. (in litt.) Um Breslau nicht gemein. 7. C. Fallenii Fieb. (in litt.) Sehr gemein um Breslau. 8. C. striata Linn. Ziemlich häufig um Breslau. 9. C. limitata Fieb. (in litt.) Sehr gemein um Breslau. ) Die hier erwähnten, namentlich Fieber 'ſchen Arten, find ſaͤmmtlich von Fieber ſelbſt beſtimmt. Die Be: ſchreibung der letzteren wird in einer bald zu erwartenden Monographie der Corixa-Arten von Fieber erſcheinen. Desgleichen wird, wie zu erwarten ſteht, der Verfaſſer die etwas verwirrte Synonymie mit feiner anerkannt ſcharfſinnigen Beobachtungsgabe berichtigen. 14 106 10. C. nigrolineata Fieb. (in litt.) Um Breslau nicht minder gemein als vorige. 11. C. moesta Fieb. (in litt.) Selten. Zuerſt von Letzner bei Scheitnig, ſpäter auch von mir daſelbſt gefunden. 12. C. hieroglyphica Leon. Duf. Leon Dufour. Hemipt. 86. 2. — C. fossarum Fall. II. Suec. 182, Nicht ſelten bei Breslau. 13. C. semistriata Fi eb. (in litt.) Nicht gerade häufig um Breslau. 14. C. fossarum Leach. (nec Fabr.) Sehr häufig um Breslau. 15. C. concinna Fieb. (in litt.) Sehr felten bei Breslau. 16. C. coleoptrata (Fabr.) Sigara col. Fabr. S. Rh. 105. 4. Sehr gemein um Breslau. Zweite Gattung. Sigara Fabr., Leach., Coqueb. 5 Notonecta Linn. 1. S. Scholtzii Fieb. (in litt.) Bei Breslau häufig in Lachen an der Roſenthaler Straße und im Kratzbuſch. Anmerkung. Dieſe ebenfalls von Fieber aufgeſtellte Art wird naͤchſtens durch den Autor naͤher eroͤrtert werden. — Die kleinere und von ihr weſentlich verſchiedene Sigara minuta Fabr., die nicht wie S. Scholtzii in ſtehenden Waͤſſern mit ſchlammigem Grunde, ſondern mehr in klarem Waſſer der Fluͤſſe und zwar unter Steinen am Ufer vorkommt, fand ich bisher noch nicht. Ob unfere Art, gleichwie S. minuta, ein deutlich wahrnehmbares Schwirren hören laſſe, nahm ich bisher noch nicht wahr. Dritte Gattung. Ploa Leach. Notonecta autor. 1. Pl. minutissima (Fabr.) Notoneeta minutissima Fabr. H. S. 4. 59. 6., S. Rh. 140. 10. — Fieb., Mon. S. 17. T. 1. F. 27 — 35. — In Teichen und Lachen um Breslau nicht ſelten. Hält ſich beſonders gern unter Lemna, Callitriche und anderen Waſſerpflanzen auf. Vierte Gattung. Notonecta autor. 1. N. glauca Linn. Linn., S. nat. I. 2. 712 et Ejusd. Fn. Sv. 903. — Panz., Faun. Germ. 3. 20. — Ueberall, auch um Breslau, gemein in ſtehenden Wäſſern. Zweite Familie. Waſſerſkorpionwanzen. Nepini. Erſte Gattung. Naucoris autor. 1. N. cimicoides Linn. Linn., syst. nat. I. 2. 714. 6 et Ejusd. Fn. Sv. 907. — Zwiſchen Waſſerpflanzen in allen ftehenden Gewäſſern fehr gemein. 107 Zweite Gattung. Nepa autor. 1. N. einerea Linn. Linn., S. nat. I. 2. 714., Fn. Sv. 906. — Am Ufer ſtehender Gewäſſer zwiſchen Steinen und Waſſerpflanzen ſehr gemein. Dritte Gattung. Ranatra autor. Nepa Linn. 1. R. linearis (Linn.) Nepa linearis Linn., Syst. nat. I. 2. 714. 7. — Hahn, w. J. F. 131. — In ſtehenden Wäſſern mit ſchlammigem Grunde, in Fiſchteichen, häufig. Hält ſich auf dem Grunde auf. II. Landwanzen. Geocores. Erſte Familie. Waſſerläufer. Hydrodromici. Ploteres Latr., Amphibicorises Leon Duf., Hydrometrites Lap. Erſte Gattung. Mydrometra Fbr. 1. H. paludum Fbr. Fabr. ent. Syst. T. IV. p. 188. n. 2. Gerris p. u. S. Rh. p. 258. No. 3. — Schummel und Stannius Beitr. zur Ent., beſonders in Bezug auf Schleſien, II. S. 29. tab. IV. fig. 5. (Unterſeite des Weibchens), fig. 5, b. (ſeitwärts), fig. 3 (Fühler 6mal vergrößert), fig. 6 (Vorderfuß), fig. 7 (letztes Glied des Mittelfußes), fig. 8, 9, 10 (After des Männchens), fig. 11, 12, 13 (After des Weibchens). Gerris p. — Häufig. 2. H. rufoscutellata Latr. Latr. gen. Cr. et Ins. t. III. p. 134. sp. 2. — Schummel's Beitr. S. 32. tab. III. fig. 1 (Rüſſel), fig. 2 (Weibchen vergrößert), tab. IV. fig. 1,2 (Fühler ſtärker und ſchwächer vergrößert), fig. 14, 15, 16, (After des Männchens), fig. 17, 18, 19 (After des Weibchens). Gerris rufoscut. — In aller⸗ hand ſtehenden Gewäſſern, auch um Breslau ſehr gemein. 3. H. aptera Schummel. Schummel, Beitr. S. 37. tab. IV. fig. 4 (Oberſeite des Männchens, vergrößert), fig. 20, 21, 22 (After des Männchens), fig. 23, 24 (After des Weibchens). Gerris apt. — Nach Schummel von Wimmer in der Nähe von Breslau bei Schwoitſch entdeckt. Um Warmbrunn (Luchs). Selten. 4. H. Odontogaster Zetterst. g Zetterst. Fn. Ins. Lapp. p. 1. 506. No. 3. — Schummel's Beitr. S. 36. tab. III. (After des Weibchens von unten und von der Seite mit dem am Grunde der Quere nach einwärts gedrückten Iſten Zeugungsgliede a in fig. 9), fig. 10 (After des Männchens ſchräg von der Seite mit den beiden Häkchen a. a.) Gerris Odontogaster. — Häufig in ſtehenden Gewäſſern. Um Breslau. Warmbrunn (Luchs). Glogau (Zeller) u. a. O. s 5. H. lateralis Schummel. Schummel, Beitr. S. 39. tab. III. fig. 12 (das erſte Zeugungsglied des Männchens ſchräg von unten geſehen), fig. 13, 14, 15 (After des Weibchens von unten, von der Seite, von Oben). Gerris I. — Wie es ſcheint, ſehr ſelten. Schummel kannte nur ein Paar dieſer Art. Luchs fing ſie öfter bei Warmbrunn. 14* 108 6. H. gibbifera Schummel. 1 Schummel, Beitr. S. 41. tab. III. fig. 5, 6, 7 (After des Männchens von Unten, Oben und von der Seite). Gerris g. — Schummel verglich 2 Männchen und 3 Weibchen, die er ſelbſt gefangen hatte, eines aus der hieſigen Univerſitätsſammlung und 5 Männchen und 8 Weibchen aus der Sammlung des Herrn Köhler. Ich fing dieſe, wie es mir ſcheint, mehr im Vorgebirge und Gebirge vorkommende Art nicht ſelten in Lachen am Fuße des Hochwaldes bei Salzbrunn. Um Groß⸗Glogau (Zeller). In Lehmlachen bei Warmbru nn (Luchs). 7. H. lacustris (Linn.) Kin Cimex lacustris Linn., Fn. Sv. p. 257. Nr. 9702? — Schummel, Beitr. S. 43. fig. 11 (After des Weibchens). Gerris J. — Sehr gemein, auch um Breslau, z. B. in Lachen hinter dem Grüneicher Kalkofen. 8. H. thoracica (Schummel). Schummel, Beitr. S. 46. Gerris th. — Nicht ſelten. Um Breslau. Warmbrunn (Luchs). Salzbrunn. Charlottenbrunn u. a. O. Schummel verglich zu ſeiner Beſchreibung 6 Männchen und 21 Weibchen, unter denen ſich 4 Weibchen aus der hieſigen Univerſitätsſammlung befanden. 9. H. ar gentata (Schummel), Schummel, Beitr. S. 49. Gerrig arg. — Bei uns ſehr gemein. Zweite Gattung. Limnobates Burın. Hydrometra Fabr., Latr., Lap., Schummel, Steph. I. L. stagnorum (Einn.) 5 Cimex stagnorum IL. S. nat. I. 2. 752.118. — Schummel, Beitr. S. 14. Hydrometra st. — An den Ufern allerhand ſtehender Wäſſer, zwiſchen Röhrich und auf Lemna. Im Herbſt verläßt das Thier das Waſſer und birgt ſich an den Ufern unter Laub, Moos, Steinen, um den Winterſchlaf einzugehen. Läuft ziemlich geſchickt auf der Oberfläche des Waſſers umher. Bei uns ſehr gemein, z. B. im hieſigen botaniſchen Garten. Dritte Gattung. Velia Latr., Lap., Schumm. Hydrometra Fabr. . 1. V. currens Fabr. Hydrometra c. Fabr. S. Rh. 259. 12. — Schummel, Beitr. S. 19. tab. I. fig. 8 (unge⸗ flügeltes Männchen), tab. II. fig. 1 (ungeflügeltetes Männchen), fig. 2 (Larve). — Häufig auf der Ober⸗ fläche des Waſſers in Quellen und Bächen umherlaufend. Da fie mehr klares Waſſer liebt, ſcheint fie auch häufiger im Vorgebirge und Gebirge, als in der Ebene vorzukommen. Um Breslau: in einer Quelle bei Höfchen Maria, in einer Quelle rechts an der Straße hinter Klettendorf; in Bächen bei Liſſa; bei Totſchen; Skarſine; Pollentſchine; häufig am kahlen Berge bei Wilxen (Schilling). Um Salzbrunn, Charlotten⸗ brunn u. a. O. Vierte Gattung. Hydroessa Burm. Velia Leon Du Microvelia Westw. 1. H. nana (Schilling). Ueberficht der Arbeiten und Veränd. der Schlef. Geſellſch. für vaterl. Kultur im Jahre 1838. S. 56. Velia nana n. sp. Schilling. — Von Velia pygmaea Leon Dufour (Annal. de la Soc. entom. de France tom. II. p. 115. ift jie, wie auch Schilling J. e. richtig angiebt, weſentlich verſchieden, alfo auch von Burmeiſter's Hydroessa reticulata (Handb. II. S. 213.), die ein und dieſelbe Art mit Velia 109 pygmaea Leon Dufour if. — Von Schilling in ſtehenden Wäſſern im Walde zwiſchen Skarſine und Glauche gefunden. Die größte Anzahl war nach ihm ungeflügelt, obgleich ſie die Größe der geflügelten hatten. Ob dieſe ungeflügelten Exemplare Weibchen oder vielleicht Larven waren, glaubte er nicht entſcheiden zu können; Nymphen wenigſtens ſchienen es nicht zu ſein, da man an ihnen keine Spur von Flügelſcheiden wahrneh— men konnte. Dieſe Thierchen bewegen ſich, wie Schilling angiebt, auf der Oberfläche des Waſſers in kleinen oft wiederholten Stößen fort, ſo daß es ſcheint, als ob ſie auf dem Waſſer hingleiten, ohne auf der Oberfläche deſſelben den geringſten Eindruck zu veranlaſſen. 2. Hy dr. Schneideri m. Länglich- eiförmig, ſammetſchwarz; Baſis der Fühler bisweilen gelblich; gelblich ferner die Unterfläche des Kopfes, der Anfang des Saugrüſſels und die erſte Hälfte der ziemlich ſchlanken und ſchwach gekrümmten Schen⸗ kel. Silberweiß ſind 2 ſchmale Striemen längs des oberen Augenrandes, 2 kleine Querflecken am Vorderrande des Thorax, 4 rundliche Flecke und 2 ſchmale Wiſche auf jeder Flügeldecke. Der Thorax zeigt außer einem Mittelkiel auch noch Andeutungen zweier Seitenkiele; Seitenecken des Thorax ziemlich ſtark hervortretend. Länge %, Linien. Sollte dieſe Art der Lygaeus pusillus Fall., den Germar in feiner Fauna insect. Germaniae (I. XV. II.) abbildet, ſein? Die Beſchreibung paßt nicht genau, denn Germar giebt ihm in der Abbildung z. B. ganz gelbe Füße, während doch nur die erſte Schenkelhälfte der 2 letzten Fußpaare und die Vorderſchen⸗ kel faſt ganz gelb ſind; ſo erwähnt er auch nicht der ſilberweißen Zeichnungen auf Kopf und Thorax. Form, Größe und übrige Färbung ſcheint allerdings viel Uebereinſtimmendes zu haben. Bei uns ſehr häufig auf Lemna und Nymphäen- Blättern in ſtehenden Wäſſern, z. B. im hieſigen botaniſchen Garten, am Kratzbuſch u. a. O. Man findet ebenfalls ſtets Larven und vollſtändig entwickelte Inſekten gemeinſchaftlich. Fünfte Gattung. Hebrus Westw. 1. H. Letzneri m. Länglich eiförmig, ſchwarzbraun, nur der Grund der Fühler, die untere Fläche des Kopfes, der Anfang des Saugrüſſels und die Beine mehr röthlichbraun. Thorax in der Mitte mit einer Längsgrube, die jederſeits von einem ſtumpfen Längskiele eingefaßt iſt und bisweilen weißlich ſchimmert; Schildchen grubenförmig vertieft mit einem fein aufgewulſteten Rande eingefaßt. Halbdecken an der Baſis mit einem länglichen weißen Fleck, ſonſt, wie auch die Membran, gleichfarbig dunkel rothbräunlich. Hinterſchenkel nach vorn nur ſehr ſchwach verdickt, doch auffallend ſtark bogenförmig gekrümmt. Länge etwa , Linien. Kann mit Hebrus pygmaeus Burm. nicht verwechſelt werden, da er erſtens ſchwarzbraun, nicht ſchwarz iſt, eine ganz ungefleckte Membran hat und ſein Schildchen auch eine ganz andere Form hat. Wie voriger, doch viel ſeltner. Ich fand ihn bisher nur im hieſigen botaniſchen Garten. — Ich habe dieſe und vorige Art nach zweien namhaften hieſigen Entomologen, Herrn Dr. phil. Schneider und Herrn Lehrer Letzner, genannt, denen ich bedeutende Unterſtützungen bei meiner Arbeit danke. 110 Zweite Familie. Uferläufer. Riparii. Erſte Gattung. Salda Fabr., Fall. Acanthia Latr., Lap. 1. S. elegantula (Fall.). Fall. Hem. Sv. p. 75. No. 7. — Hahn, w. Inſ. II. 84. tab. 55. fig. 168. — An feuchten graſigen Orten, an Teichufern, nicht gemein. Marienau bei Breslau. 2. S. cincta Herr. Sch. Herr. Sch. w. Inſ. VI. S. 40. tab. 194. f. 598. — Aufenthalt wie bei voriger. Ich fah bisher erſt 3 Exemplare aus Schleſien; eins fing ich unter einem Brett im hieſigen botaniſchen Garten, das zweite fandte mir Zeller aus der Glogauer Gegend, und das dritte befindet ſich in der Sammlung des Herrn Leh— rer Letzner hieſelbſt. 3. S. saltatoria (Linné). Linn., Syst. nat. II. p. 729. No. 93 und Faun. Sv. No. 954. — Hahn, w. Inſ. II. 83. tab. 55. fig. 167. — Ueberall an Fluß- und Teichufern gemein. Ueberwintert auch unter Moos, Laub und Steinen, oft ziemlich entfernt von ihrem eigentlichen Aufenthalte. 0 4. S. pallipes (Fabr.). 4 Fabr., Syst. Rh. 115. 12. — Herr. Schäff., wanz. Inſ. VI. tab. 94. k. 600. — Außer durch die nach Innen ſchwarzen Halbdecken, auf denen auch noch drei ſchwarze Randpunkte ſtehen, kaum von S. sal- tatoria zu unterſcheiden, und zwar um ſo ſchwerer, da auch Exemplare vorkommen, an denen die ſchwarze Grundfarbe mehr vorherrſcht. Auch kommt dieſe Art in der That, was zwar Herrich Schäffer bezweifelt, gemeinſchaftlich mit saltatoria vor. Aufenthalt wie bei voriger; nur ſeltner. Bei Charlottenbrunn (mit saltatoria). Steckt auch unter dem angegebenen Namen in der Schillingſchen Sammlung. 5. S. arenicola m. Mattſchwarz; Bruſtſchild bedeutend breiter als lang; Halbdecken mit mehreren größeren und kleineren gelbbräunlichen Flecken, von denen der größte am Außenrande in der Mitte, und der nächſt größere, bisweilen in 2 getheilte am Ende ſteht; Membran auf ähnliche Weiſe, wie bei der etwas kleineren S. saltatoria ge⸗ zeichnet; Fühler ſchwarz, das erſte Glied allein heller, oben auf mit einem ſchwärzlichen Längsſtrich, oder auch wohl der ganze Außenrand deſſelben ſchwarz; Schenkel bleichgelb, oben und unten mit mehr oder weniger deut⸗ ichen Längsſtreifen; Schienen ſchwarz, nur an der Spitze, doch wohl auch bisweilen am Grunde bleichgelb; Tarſenglieder am Grunde, das letzte ganz ſchwarz. Länge 2; Breite I. — Der Mann unterſcheidet ſich vom Weibe faſt in Nichts, als durch geringere Breite. Konſtant bedeutendere Größe und verſchiedene Färbung laſſen fie nicht leicht mit saltatoria oder palli- pes verwechſeln; auch iſt ihr Aufenthalt ein anderer, indem ſie mehr an ganz kahlen ſandigen Stellen der Flußufer, saltatoria und pallipes hingegen an ſchlammigen mit Graswuchs verſehenen Fluß- und Teichufern vorkommt. 6. S. riparia (Fall.). g Fall. Mon. Cim. Sv. Suppl. p. 11 und Fall. Hem. Sv. p. 72. No. 2. — Hahn, w. Inſ. II. 82. tab. 55. fig. 166. — Unſere Exemplare weichen von der Beſchreibung Hahn's in Etwas, und zwar darin ab, daß auf den Halbdecken der weiße Fleck am Außenrande und am Ende nicht bemerkbar größer iſt als die übrigen Fleckchen, und daß die Schenkel durchweg viel dunkler find. Das erſte Fühlerglied zeigt zu⸗ 111 weilen ganz die von Hahn angegebene Färbung, zum Theil iſt es aber auch ganz ſchwarz. Faſt möchte man in Verſuchung kommen, unſere Exemplare als einer verſchiedenen Art angehörig zu betrachten. Nur an ſteinigen Ufern klarer Gebirgswäſſer. So viel mir bekannt, bisher nur von Schilling, und zwar an den Ufern der Weißtritz im Schleſierthale, und von Zeller bei Krummhübel im Rieſengebirge auf gefunden. 7. S. littoralis (Linn.) var. Cimex litt. Linn., Fn. 915. — Acanthia flavipes Fabr., ent. syst. IV. 68. 3. — Herr. Schäff., w. Snf. IV. S. 41. tab. 199. fig. 599. — Die ſchleſiſchen Exemplare, welche ich ſah, gehören alle zu 1 in Herr. Sch. w. Snf. VI. 41. — An Fluß- und Teichufern. Zuerſt von Weigel in feinem Prodr. Fn. Sil. S. 287 unter dem Fabriciusſchen Namen Acanthia flavipes, jedoch ohne nähere Angabe des Fundortes auf- geführt. Später auch von Schilling in Schleſien gefunden. In Letzner's Sammlung befinden ſich eben⸗ falls 2, und zwar in der Umgegend Breslaus gefangene Exemplare. Anmerkung. Die von Schilling in den Verhandlungen der ſchleſ. Geſellſchaft fuͤr vaterl. Cultur fuͤr das Jahr 1829 ohne Beſchreibung angegebene S. longipennis Schill. fand ich unter dieſem Na⸗ men in der Sammlung des Autors nicht vor, kann daher kein weiteres Urtheil daruͤber abgeben. II. Schreitwanzen. Reduvini. Erſte Gattung. &erris Fabr. Plojaria Scop., Latr., Lap. 1. G. vagabundus (Linné). Cimex vagab., Linn., syst. nat. I. 2. 732. 119. — An Mauern in Häuſern (beſonders alten), viel ſeltner als die Folgende. Einmal klopfte ich ſie auch in Scheitnig bei Breslau von Eichengebüſch. 2. G. erraticus Klug. Nur folgende Synonyme find mit Beſtimmtheit anzugeben: Cimex culiciformis de Geer, Inſ. III. p. 323. 41. pl. 17. fig. 1— 8. und Burmeiſt. Handb. d. Ent. II. S. 224. — Wie vorige, nur viel häufiger. Hat zwar den langſamen und gemeſſenen Gang der Schreitwanzen, fliegt jedoch behende. Anmerkung. Schummel fuͤhrt in den Verhandlungen der ſchleſ. Geſellſchaft fuͤr vaterl. Kultur fuͤr das Jahr 1831 eine neue Art Plojaria an, die er pilipes nennt; ich muß ſelbige jedoch leider nur beiläufig erwähnen, da keine Beſchreibung beigegeben iſt. Zweite Gattung. Harpactor Lap. Reduvius autor. 1. H. eruentus (Fabr.). Fabr. S. Rh. 272. 28. — Hahn, w. J. II. 21. tab. 40. fig. 217. — Auf Hecken, doch nicht gemein. Nach Burmeiſter in Kieferwaldungen. Botaniſcher Garten zu Breslau ( Wundarzt Hodann). Von Schilling am 11. Juli 1829 auf dem Paſchkerwitzer Sandberge, und ſpäter häufig von Klopſch und Schilling auf dem Fuchsberge gefunden. Glogau (Zeller). 2. H. annulatus (Fabr.). Reduv. annulat. Fabr. S. Rh. 271. 27. — Hahn, w. J. VI. S. 22. tab. VIII. fig. 78. — Aufenthal wie bei vorigem; doch häufiger. Fuchsberg bei Schwoitſch; um Salzbrunn. Ich fand ihn auch unter Haidekraut (Erica vulgaris) überwinternd. Glogau (Zeller). Schillingſche Sammlung. 112 3, H. subapterus (de Geer), Colliocoris griseus Hahn, w. Inf. II. 25. tab. 51. fig. 129. — An dürren fandigen und ſonni⸗ gen Orten unter Gras, Artemisia campestris u. a. Pfl. Fuchsberg bei Schwoitſch und Kirſchberg bei Liſſa in der Breslauer Gegend. Glogau (Zeller). Schillingſche Sammlung. Selten mit ganz ausgebildeten Flü⸗ geldecken. Läuft ruckweiſe, doch raſch. Dritte Gattung. Reduvius autor. Obsicoetus Klug. 1. R. personatus (Linné). 6 Cimex pers. Linné, S. Nat. I. 2. 724. 64. — Hahn, w. J. II. 17. tab. 39. fig. 125. — In Häuſern, auch wohl zuweilen außerhalb derſelben an Mauern umherlaufend. Nicht gerade ſelten, doch immer nur vereinzelt, und, da er am Tage ſehr verſteckt lebt und nur des Nachts ſeinem Raube (Inſekten) nach⸗ geht, nicht leicht zu finden. Ein Exemplar kam mir in meinem eigenen Zimmer vor. Glogau (Zeller). Schillingſche Sammlung. Vierte Gattung. Nabis Latr. Reduvius Fabr., Miris Fabr. 1. N. vagans (Fabr.). Miris vagans Fabr. S. Rh. 255. 2. — Cimex ferus L., fn. 962. — Hahn, w. Inſ. III. S. 31. t. 83. fig. 252. — Um die Unterſchiede der drei erſten ſehr verwandten und der drei letzten wiederum ein⸗ ander ſehr nahe ſtehenden Arten gehörig auseinander zu ſetzen, iſt es nöthig, auch eine genaue Beſchreibung der bereits bekannten zu geben. N. vagans (Fabr.). Verlängert⸗ eiförmig mit faſt parallelen Seitenrändern, graugelblichweiß; Fühler braunröthlich, zweites Glied nach der Spitze hin etwas dunkler; Kopf und Rückenſchild mit ſchwärzlichen Längsſtreifen, die bald mehr, bald weniger deutlich hervortreten; das Schildchen ſchwarz mit 2 gelbbräunlichen Flecken; Halbdecken von der Farbe des Körpers, mit 3 auf der zweiten Hälfte des erſten Längsnerven ſtehenden ſchwärzlichen Punk— ten; unten zwiſchen dem erſten Längsnerven und Randnerven blaßbräunlich gewölkt; Membran ebenfalls grau— gelblichweiß mit etwas dunkleren Nerven; auf ihr unterſcheidet man deutlich 3 Hauptlängsnerven, die noch lange bevor fie den unteren Rand erreichen, durch einen ſchrägen, dem unteren Rande der Halbdecken parallel- laufenden Quernerven verbunden werden; die 2 äußeren Längsnerven ſchicken nach dem äußeren, unteren und inneren Rande der Membran einfache, zuweilen auch gabliche Strahlen aus, der mittlere Längsnerv hingegen gewöhnlich nur 3, den äußeren Längsnerven nicht erreichende einfache. Zwiſchen dem inneren Längsnerven und dem Rande der Membran geht auch noch ein vierter, weniger deutlicher, etwas Sförmig gekrümmter Längsnerv bis an den unteren Rand der Membran, iſt mit dem ihm benachbarten durch eine ſchräg von die— ſem aus nach vorn zu ausgehenden Quernerv verbunden, und ſendet 3 — 4 Strahlen nach dem inneren Rande der Membran. Flügel vollkommen ausgebildet, von der Länge des Hinterleibes, breit. Beine graugelblich; Schenkel mit bräunlichen, mehr oder minder deutlichen Punkten; Vorderſchenkel verdickt, doch unbedeutend; Hin⸗ terleibsrücken röthlichbraun, mit gelbbräunlichem Saum und dreifachen Grübchen in der Mitte der 3 mittleren Segmente. Länge 4 Linien. In Größe und Färbung weichen die männlichen Exemplare von den weiblichen faſt in Nichts ab. Unter Gras und Geſtrüpp gemein. Ueberwintert auch. 2. N. brevis m. Kürzer und nach hinten mehr und raſcher verbreitert, etwas dunkler (ſtaubgelb) als vorige; die ſchwarze Zeichnung auf Kopf und Thorax bedeutender, ſo daß die Grundfarbe weniger hervortritt; Fühler rothbräunlich; 113 auf den Halbdecken befinden ſich zwar die bei voriger Art erwähnten 3 dunkeln Punkte, doch find fie weniger deutlich; der Hauptunterſchied von voriger Art jedoch liegt in der Beſchaffenheit der Halbdecken und der Flü— gel, indem bei vorliegender Art auf der Membran 5, gewöhnlich ganz einfache Längsnerven verlaufen, von de— nen die 3 mittelſten durch 2 Quernerven verbunden, die ganzen Halbdecken aber nur ſo lang, als der ledrige Theil der Halbdecken voriger Art, und nur halb ſo breit als derſelbe ſind. So ſind auch die Flügel nicht vollkommen ausgebildet, ſondern verkümmert, indem fie etwa nur bis zum hinteren Rande des zweiten Hin— terleibsſegmentes reichen, und am Ende etwas ausgebuchtet ſind. Am Grunde ſind ſie etwas röthlich gefärbt; Beine und Saugrüſſel röthlichgelb; Schenkel braun punktirt; Vorderſchenkel keulig verdickt, außen und unten faſt bis zur Spitze braunſchwärzlich; Schildchen mit 2 gelblichen Fleckchen; Hinterleibsrücken gelbröthlich ge— ſäumt. — Oie Weiber ſind etwas länger und geſtreckter. Ich fing dieſe ſowohl, als die folgende Art oft in Begattung. Länge 315 Linien. Aufenthalt wie bei voriger und oft mit ihr. Ueberwintert ebenfalls unter Laub, Moos und Steinen. 3. N. ericetorum m. Geſtalt verlängert eiförmig, nicht nach hinten fo an Breite zunehmend, wie vorige, doch auch nicht fo geſtreckt als N. vagans; braunroth, auch die Fühler; Kopf mit breiter ſchwarzer, nach vorn verbreiterter Mit- telſtrieme; auch das Bruſtſchild zeigt eine ſolche, und bisweilen auch Spuren von ein Paar dergleichen ſehr feinen ſeitlichen; Schildchen ſchwarz, mit 2 braunrothen Punkten. Auf den Halbdecken ſind ebenfalls 3 ſchwarze Punkte an derſelben Stelle, wie bei den vorigen Arten; Membran nicht, wie bei den zwei vorhergehenden, von Färbung, wie die Halbdecken, ſondern gelblichgrau mit dunkleren Nerven; auf ihr verlaufen 2— 6 Längsner— ven, die ſich unregelmäßig unter einander verbinden und gablich theilen. Die ganzen Halbdecken ſind kürzer und ſchmäler, als bei N. vagans. Flügel verkümmert, am unteren Ende etwas ausgebuchtet, am Grunde, wie bei voriger, etwas röthlich gefärbt; Beine rothgelb; Schenkel ſchwarzbraun punktirt, die mittleren wenig, die vorderen ziemlich ſtark, die hinteren jedoch gar nicht verdickt. — Die Weiber ſind etwas gedrungener, hin— ten breiter, als die Männer. — Länge 2% Ich fand dieſe Art nur in hüglichen und bergigen Gegenden, und zwar ſtets unter Erica vulgaris. Um den Galgenberg bei Nimkau; um Salzbrunn. Anmerkung. Dieſe 3 eben abgehandelten ſehr verwandten Arten gehoͤren allerdings zu den nicht leicht zu definivenden, doch ſchon bei oberflaͤchlicher Beobachtung als verſchieden zu erkennenden. Die Erſcheinung, daß manche Arten, die wir als nahe verwandt erkennen muͤſſen, ich möchte fa: gen, leichter zu erkennen als zu beſchreiben find, finden wir ja auch bei andern Naturkoͤrpern; ich erinnere hiebei nur beiſpielsweiſe an die Unterſchiede der Viola sylvestris und Riviniana in der Botanik. Schwer find dieſe beiden Veilchenarten auf deſcriptivem Wege zu unterſchei⸗ den, jeder nur einigermaaßen geübte Botaniker aber wird fie ſchon bei der auch nur oberflaͤch⸗ lich angeſtellten Beſchauung fuͤr beſtimmt getrennte Arten halten. 4. N. brevipennis Hahn. Hahn, w. Inſ. III. S. 32. tab. 83. fig. 253. — Im hieſigen zoologifchen Muſeum der Univerſität ſteckt dieſe Art unter dem Namen: N. longiscapa Schummel. Schmutzig röthlichgrau; Fühler röthlichgelb, erſtes Glied am Grunde und am Ende (hier jedoch nicht immer) wie auch das zweite am Ende bräunlichſchwarz; drittes Glied nur am Grunde, doch meiſt nur ſehr ſchwach bräunlich; Kopf, Bruſtſchild und Halbdecken bräunlich (ſchmutzig zimmetfarben); erſtere beiden, auch wohl letztere mit unbeſtimmten, verwaſchenen dunklen Flecken; Augen ſchwarzbraun; Saugrüſſel rothbraun; die Halbflügel zuſammen ſind viel ſchmäler als der Hinterleib, und erreichen kaum in ihrer Länge die Hälfte deſ— ſelben; Andeutung der Membran graulichweiß, Schildchen dunkel rothbraun mit 2 hellröthlichen Flecken und einem ſchwarzen Mittellängsſtreif; Hinterleib in der Mitte ſtark verbreitert, ſchwärzlichbraun und mit dicht an⸗ liegenden und kurzen greiſen Härchen bedeckt, jedoch glänzend; am Außenrande jedes Hinterleibsſegmentes ein lebhaft rother dreieckiger Fleck; Beine ſchmutzig röthlichgrau; Schenkel reihenweiſe ſchwarz punktirt, vor ihrem Vorderende mit 2 breiten, bräunlichen Ringen; Schienen am Vorder- und Hinterende mit einem deutlichen 15 114 dunklen Ringe und mit einem undeutlichen oft ganz fehlenden in der Mitte. Kopf, Bruſt und Bauch unten heller oder dunkler bräunlichroth, letzter, gleichwie der Rücken, greis behaart. Länge 4½“ Breite des Hinter⸗ leibes 2, Die Abänderungen beruhen nur in einer bald helleren, bald dunkleren Grundfarbe und in dem Verblaſ— ſen eines oder des anderen Ringes an Beinen oder Fühlern. Auf allerhand Geſträuch. In Gärten unſerer Stadt, z. B. botaniſcher Garten u. ſ. w.; um Bres⸗ lau: Scheitnig, Schwedenſchanze bei Oswitz auf Ulmus campestris (v. Uechtritz) u. a. O.; Polsnitz bei Kanth (v. Uechtritzz; Glogau (Zeller). Scheint beſonders Ulmen- und Birkengeſträuch zu lieben. Mehre⸗ mal fand ich ihn unter am Boden liegenden Brettern überwinternd. 5. N. apterus (Fab r.). Reduvius apt. Fabr. S. Rh. p. 281. No. 72 und Fabr. ent. syst. Suppl. p. 546. No. 54. — Hahn, w. J. I. S. 35, tab. VI. fig. 24 (paſſable Abbildung eines Exemplars mit unvollkommenen Flügel: decken) und Herr. Schäff., Fortſ. VI. 108. t. 215. fig. 679. Nabis subapterus (ganz mißrathene, viel zu hell gehaltene Abbildung). — Steckt in der hieſigen Univerſitätsſammlung unter dem Namen N. brevi- cornis Schummel. } Schmutzig röthlichbraun, faft zimmtfarbig; Fühler faſt von der Färbung der Fühler der vorhergehenden Art; Seitenränder des Thorax ſchwarz geſäumt (am breiteſten in der Mitte und nach vorn); Halbdecken, wenn ſie, was ich häufig fand, ganz entwickelt ſind, faſt ganz den Hinterleib in Länge und Breite deckend, nach ih⸗ rem Ende hin ſchwärzlichbraun gewölkt; Anhang weiß; Membran gelblich- und bräunlichgrau gewölkt; Schild⸗ chen ſchwarz mit 2 röthlichen Punkten an den Seitenecken; Hinterleib ſchwarz, ebenfalls am Außenrande der Einſchnitte mit 3 eckigen, röthlichen Makeln, weniger breit als bei voriger Art; Kopf und Bruſt braungrau; Saugrüſſel glänzend gelblichbraun; Bauch und Füße faſt ganz wie bei voriger Art gefärbt. Länge 34”; Breite 1½ “/. — Weib etwas kürzer als der Mann, und mit etwas breiterem Hinterleibe, ſonſt übereinſtim⸗ mend gefärbt. Unterſcheidet ſich von der vorigen, ſo viel mir bekannt, überdieß ſtets mit unvollkommenen Flügeldecken vorkommenden Art, außer durch geringere Größe und ſchmäleren Hinterleib, auch noch durch das deutlich ſchwarz berandete Bruſtſchild. Aufenthalt wie bei voriger. Um Breslau: Kratzbuſch; Striegauer Berge; Glogau (Zeller) u. a. O. 6. N. flavomarginatus m. Fühler glänzend, bräunlich, erſtes und zweites Glied am Grunde und an der Spitze, drittes Glied am Grunde ſchwärzlich; Kopf in der Mitte ſchwarz, mit gelben Seitenrändern; im Nacken 2 runde gelbe Flecken; Augen glänzend ſchwarzbraun; die vorderen zwei Drittheile des Thorax gelblich mit einer ſchwärzlichen kreuzförmigen Zeichnung und ſchwärzlichen Seitenrändern (dieſe Zeichnung jedoch undeutlich), hinterer Theil des Thorax ebenfalls gelblich, durch eine ſchwärzliche Mittellängslinie in 2 ſeitliche Hälften getheilt, in den Hinterecken 2 undeutliche ſchwärzliche Punkte; Halbdecken unvollkommen, etwa bis zur Hälfte des Hinterleibes reichend, gelblichgrau mit ſtarken, doch ziemlich gleichgefärbten Nerven; Hinterleib breit eirund, ſchwarzbraun, dicht mit kurzen und feinen anliegenden, greifen Här— chen bedeckt, mit breitem gelblichen, faſt häutigem Rande; letztes Hinterleibsſegment nur ſehr flach ausgerandet; Beine hellgelblich; Vorderſchenkel an der äußeren und unteren Fläche mit ſchrägen bräunlichen, in einer Reihe geſtellten Strichelchen, ſonſt bräunlich punktirt; Schienen am Ende und Tarſen, ſo wie die Klauenglieder bräunlich oder ſchwärzlich; Saugrüſſel gelblichbraun, glänzend; unterer Theil des Kopfes und Vorderbruſt gelblich; Hin⸗ terbruſt und Bauch ſchwarz, in der Mitte mit 2 gelben Längsflecken, welche einen ſchmalen, ſchwarzen Streif zwiſchen ſich laſſen, ziemlich ſpärlich greis behaart; Seiten ebenfalls gelb gerandet. — Mann weit ſchlanker und ſchmäler als das Weib, ſein Hintertheil ſchmaler gelb gerandet, und die 2 gelben Streifen auf dem Bauch viel ſchmäler. 1 115 Länge | 5 des Mannes 5 Linien. Meibes = i des Mannes 1Y, Linien. Bi | Weibes 1% Durch die ſich gleichbleibende abweichende Färbung von den vorhergehenden 2 Arten auf den erſten Blick zu unterſcheiden. Aufenthalt wie bei den 2 vorigen. Häufig. Fünfte Gattung. Pygolampis Germ. 1. P. denticulata (Germ.). Miris dent. Germ., Reiſe nach Dalmatien 276. 493 und P. dent. Germ. Fn. Eur. — Ocheto- pus spinicollis Hahn, w. J. I. 177. t. 28. fig. 92. — Auf Geſträuch aller Art, doch beſonders gern in der Nähe von Waſſer. Selten. Fuchsberg bei Schwoitſch unfern Breslau, in beiden Geſchlechtern (Schil— ling); auch Letzner fing fie in der Nähe von Breslau, mir jedoch kam fie noch nicht vor. Nach Schum— mel's mündlicher Aeußerung zuerſt vom verſtorbenen Profeſſor Nickel in Schleſien aufgefunden. 5 III. Hautwanzen. Membranacei Latr. Erſte Gattung. Syrtis Fabr. Phymata Latr. Acanthia Panz. 1. S. crassipes Fabr. Fabr. Syst. Rh. 120. 1. — An trockenen fonnigen und graſigen Lehnen, ſehr ſelten. Silſterwitzer Thal unfern Zobten (Schilling, Shummel); Breiter Berg bei Striegau (Letzner). Zweite Gattung. Acanthia Fabr. 1. A. lectularia Fabr. Lebensweiſe und Aufenthalt hinlänglich bekannt. Anmerkung. Der verſtorbene Lehrer Köhler in Schmiedeberg fand (ſiehe Verhandl. der ſchleſ. Geſellſch. für vaterl. Cultur f. d. J. 1831) eine der gemeinen Bettwanze ganz aͤhnliche Art in Schwalben⸗ neſtern, die den Namen Acanthia Hirundinis erhielt. Mir ſelbſt kam dieſe Art noch nicht zu Geſicht, auch kenne ich keine Beſchreibung von ihr. Dritte Gattung. Lyctocoris Hahn. 1. L. domesticus Hahn. Hahn, w. J. III. tab. 79. fig. 243. — Zuerſt von Schilling in Töpfen aufgefunden, in denen Mehlwürmer gezogen wurden. 2. L. corticalis Hahn. Hahn, w. J. III. tab. 79. fig. 244. — Unter der Rinde noch ſaftiger Nadelbäume. Findet ſich auch nicht ſelten auf unſeren Holzplätzen. Vierte Gattung. Xylocoris L. Duf. Naeogaeus Lap. 1. X. ater Leon Duf. Leon Dufour, in: Annal., de la soc. ent. de France. Vol. II. 106. 2. pl. 6. B. fig. 3. a—e. 15* 116 Burm. Handb. II. S. 290, — Unter Fichtenrinde. Ich ſah 2 Exemplare davon in der Sammlung des Herrn Lehrer Letzner hieſelbſt. 2. X. bicolor m. Von der Größe des Lyetosoris corticalis. Fühler bräunlich; Kopf, Bruſtſchild, Schildchen, Unterſeite, wie auch Schienen und Tarſen ſchwarzbraun; Schenkel und Saugrüſſel röthlichgelb; Schenkel nicht verdickt; an den vollſtändig entwickelten Halbdecken Klavus, Außenrand und Anhang ſchwarzbraun, der mittlere Theil hingegen ſchmutzig-bräunlichgelb; Membran weißlich, den Hinterrand etwas überragend. Ich fand von dieſer mir neu ſcheinenden Art 2 vollkommen übereinſtimmende Weiber an Schwarztan⸗ nenſtöcken zwiſchen der losgetrennten Rinde und dem Holze am Hochwalde bei Salzbrunn. Fünfte Gattung. Aneurus Curt. Lap. 1. A. laevis (Fabr.). Aradus laevis Fabr. S. Rh. 119. 2. — Unter der Rinde von Nadelholzbäumen, doch nicht häufig. Ich fand einmal eine ganze Kolonie im Fürſtenſteiner Grunde. Schillingſche Sammlung. Sechſte Gattung. Aradus autor. 1. A. Betulae (Fabr.). Fabr. S. Rh. 119. 11. — Herr. Sch., w. J. V. S. 89. t. 185. S. 573. — Unter Baumrinde, beſonders unter Birkenrinde, doch, wie es ſcheint, nicht gemein. Schillingſche Sammlung. 2. A. corticalis (Fabr.). Fabr. Rh. 119. 9. — Herr. Sch., w. J. V. S. 90. t. 175. fig. 538. (etwas zu hell gehalten). — Unter Baumrinde. Ich fand ihn am Ziegenrücken bei Salzbrunn. Schillingſche Sammlung. 3. A. complanatus Burm. A. corticalis Fall. Hem. Sv. 139. 2. — Herr. Sch., w. J. V. t. 186. f. 544. — Sehr häufig, auch gewöhnlich ſehr zahlreich; doch fand ich ihn nie unter Baumrinde (Weidenrinde), unter der er ſich nach Burmeiſter's Angabe finden ſoll, ſondern ſtets nur an alten Pfählen und Zäunen, in deren Ritzen er auch wohl überwintert. Im Frühjahr kommt er, um das Geſchäft der Begattung zu vollziehen, in großer Menge zum Vorſchein. So traf ich unter andern zahlreiche Kolonien an dem Laternenpfahle, der in Breslau hinter der Thorwache vor dem Nikolaithore ſteht, an den Laternenpfählen auf der Kohlenſtraße in Breslau und an dem Kirchhofzaun in Schwoitſch unfern Breslau. Gewöhnlich findet man ihn den Sommer über von den erſten Ständen an bis zum vollkommen entwickelten Inſekt. 4. A. depressus (Fabr.). Fabr. S. Rh. 119. 10. — Herr. Sch., w. J. V. 93. t. 186. k. 541. — Unter Weidenrinde, doch auch nach Burmeiſter unter Eichenrinde. Schleſiſche Exemplare erhielt ich von v. Uechtritz und ſah ich in der Schillingſchen Sammlung. Glogau (Zeller). 5. A. cinnamomeus (Panz.). Unter Kieferrinde und zwar an ganz friſchen Bäumen. Fuchsberg bei Schwoitſch (Schilling); in enge in dem Nadelholzwäldchen zwiſchen Leipe und Lilienthal unfern Breslau. 6. A. albopunctatus m. Weib (den Mann kenne ich noch nicht) gelbbraun, erſtes, zweites und drittes Fühlerglied rothbraun, viertes ſchwarz mit weißlicher Spitze; Kopf ziemlich breit und groß mit konvergirenden Dornen; Saugerſcheide ſchwarzbraun; Thorax mit unter der Loupe feingekörnt erſcheinenden Rändern, mit 4 kielartigen Tuberkeln am hinteren Rande, deren mittlere wiederum 2 kurze dünne nach vorn konvergirende Längsſtreifen zwiſchen ſich ha— ben; Seitenränder flach ausgeſchweift; Hinterecken ſtark zugerundet; Schildchen lanzettförmig, nach hinten etwas vertieft, indem ſich die Seitenränder flach leiſtenartig erheben; Halbdecken mit nach Innen ausgebuchteten 117 Seitenrändern, bräunlich, mit ſtarken Nerven, etwa 4 der Breite des Hinterleibes deckend; Membran ſchwärzlich, mit helleren Nerven; auf jedem Hinterleibsſegment befinden ſich nicht weit vom Rande 2 hinter einander ſtehende ſchwarze Punkte; am Rande des Hinterleibes ſtehen abwechſelnd weiße und röthliche Zeckige Flecke, und zwar die erſteren an den Ecken der Hinterleibsſegmente, die zweiten in der Mitte des Außen⸗ randes; Unterſeite des Inſekts, wie auch die Beine ziemlich einfarbig rothbraun, nur auf dem Bauche ber merkt man 2 Reihen ſchwarzer Längsflecke; auch hier iſt der Rand roth- und weißpunktirt, oder vielmehr gefleckt. Länge 2 ½ Linien. Mit voriger, ihr ſonſt einigermaaßen ähnlichen Art wegen des mit deutlichen Kielanlagen verſehenen Thorax durchaus nicht zu verwechſeln. Die Merkmale, die bei A. leptocerus Germ. angegeben werden: supra griseo-pilosus, capite, pronoto punctis nigris paſſen ebenfalls nicht, obſchon Verwandtſchaft da zu ſein ſcheint. Aradus pallescens Herr. Schaeff. (w. J. V. 92. t. 175. fig. 540.) ſcheint ebenfalls viel Ueberein⸗ ſtimmendes mit unſerer Art zu haben, doch wird die Farbe viel heller angegeben und geſagt, er (pallescens) habe längere und dünnere Fühler als A. depressus, wovon doch unſer A. albopunctatus das Gegen- theil zeigt. N N Fallen (Nr. 5) führt noch eine, wie es ſcheint ähnliche Art, den A. erosus auf, doch nennt er ihn von vorn herein obscure- niger; unſere Art iſt aber durchaus gelb- oder braunroth gefärbt. Eine weitere bereits beſchriebene ähnliche Art iſt mir bis jetzt noch nicht bekannt geworden. Im Auguſt 1846 klopfte ich 2 Weiber von Weidengebüſch an den Ufern der alten Oder bei Breslau. Siebente Gattung. Zosmenus Lap. 1. Z. variabilis (Fi eb.) Z. maculatus Lap. Ess. p. 49. — Z. m. Fieb., Ent. Mon. S. 32. t. II. fig. 8, 10, 12—16.— An ſandigen, ſonnigen Orten, Dämmen, auf Triften. Ich fand bisher nur 1 Exemplar an einem Damme bei Breslau unter Artemisia campestris. 2. Z. Laportei Fieb. Fieb., Ent. Mon. S. 33. t. II. fig. 17. — Aufenthalt wie bei voriger. Häufiger als vorige. Ges wöhnlich in Geſellſchaft der folgenden Art. Ueberwintert unter Rinde und Laub. In ungemeiner Menge traf ich ihn unter andern im Auguſt 1846 auf der Viehweide vor Klein-Grüneiche unfern Breslau unter Herniaria glabra und auf Chenopodien an einem Grabenrande in dem an Breslau angrenzenden Dorfe Polniſch⸗Neudorf. Glogau (Zeller). 3. Z. capitatus (Wolff.) Acanthia capitata Wolff, W. p. 131. 125. t. 13. fig. 125. a. b. — Fieb., Ent. Mon. S. 34. t. II. fig. 18. — Mit voriger häufig. Um Breslau; um Warmbrunn (Luchs); auf dem Engelsberge bei Salzbrunn (unter Erica vulgaris). 4. Z. Steffensii Fieb. Fieb., Ent. Mon. S. 35. t. II. fig. 20, 21. — Aufenthalt wie bei voriger, doch ſelten. Ich fand bisher nur 2 Exemplare unter Artemisia campestris bei Scheitnig unfern Breslau. Achte Gattung. Asramma Westwood. 1. A. laeta Fall. Tingis laeta Fll. C. Sv. 40. 13. und Hem. 151. 15. — Schäff. w. J. I. 4. B. 3. H. p. 49. t. 122, fig. 388. und t. 125. C. Thorax. — Fieb., Ent. Mon. S. 37. t. II. fig. 22 — 28. Auf trockenen graſigen Hügeln. Vielleicht nicht ſo gar ſelten, ſondern nur wegen ihrer Kleinheit überſehen. Von Zeller bei Glogau aufgefunden. 118 Neunte Gattung. Campylosteira Fieb. Tingis Fall., Schaeff. Monanthia Schaeff. 1. C. brachycera Fieb. Auf waldigen Anhöhen unter Moos und Steinen. In kleinen Truppen oder ganz vereinzelt. Bei Ober⸗Salzbrunn; auch erhielt ich ſie von Luchs aus der Warmbrunner Gegend unter der Bezeichnung: Tingis pusilla Fall. Steckt auch in der hieſigen Univerſitäts-Sammlung. i 2. C. verna (Fall.) Tingis verna Fall. Hem. Sv. p. 147 und Fall. Suppl. Cim. Sv. p. 16. — Herr. Schäff. w. J. 4. t. 127. fig. 398 (ganz misrathene Abbildung). Das Infekt zeigt nämlich in der Natur nicht fo geſpreizte Flügeldecken, erſcheint daher auch nicht hinten ſo breit, ſondern mehr ſpitz zugehend. Die Decken ſind in Färbung von der des Thorax nicht verſchieden, ſondern, wie dieſe, gelblichbraun. Die einfache Reihe der Seitenwandzellen iſt richtig, wenn auch etwas roh, angedeutet.) — Fieber, Ent. Mon. t. III. fig. 38 (Kopie der Herr. Schäffer'ſchen Abbildung.) Länge nach meiner Meſſung / Pariſer Linien. — Aufenthalt wie bei voriger, mit der ſie auch zuſammen getroffen wird. Sehr ſelten. Unter 5 unter einem Steine bei Salzbrunn gefundenen Exemplaren von C. brachycera fand ich eins von verna. Zehnte Gattung. Orthosteira Fieb. Acanthia Wolff. — Tingis Fall. — Monanthia aut. 1. O. brunnea Germ. Tingis brunnea Germ. F. E. 18. 23. — Fieb., Ent. Mon. S. 48. t. III. fig. 43. 44 (Kopie nach Germar). — Dieſe von Germar beſchriebene Art, die Fieber, wie er ſelbſt ſagt, aus eigener Anſchauung noch nicht kennt, verdanke ich meinem Freunde Luchs (Dr. med. und Badearzt zu Warmbrunn), der mir mehrere Exemplare aus der Warmbrunner Gegend zukommen ließ. 2. O. cinerea Fieb. An Acanthia marginata. Wolff, W. p. 131. t. 13. fig. 126. — Fieb., Ent. Mon. S. 52. t. 4. fig. 11—14. — Unſere ſchleſiſchen Exemplare weichen nur in Hinſicht der Färbung etwas ab, indem ſie mehr bräunlich ſind. Ich fand fie unter Steinen an einem kleinen Bach, der vom Sandgebirge bei Charlottenbrunn herab⸗ kommt. Nach Fieber ſoll ſie an ſonnigen Hügeln unter Moos vorkommen. 3. O. cervina (Germ.) Germ. Fn. E. 18. 22. Tingis c. — Fieb., Ent. Mon. S. 48. t. 4. fig. 1—3. — Herr. Sch. w. J. I. 4. 2. H. p. 26. t. 118. fig. 375 und 4. B. 3. H. p. 63. fig. 9. Kopf, dann 4. B. 3. H. p. 53 in der Ueberſicht. — In den Vorräthen der von mir in Schleſien ſelbſt geſammelten Tingitiden findet ſich ein Exemplar, doch iſt mir der nähere Fundort nicht mehr gegenwärtig. 4. O. gracilis Fi eb. Fieb., Ent. Mon. S. 54. t. 4. fig. 22, 25. Ich ſehe mich genöthigt, folgende 2 Formen anzunehmen: a. genuina, ziemlich breit, eiförmig; Seiten des Thorax mit zwei Reihen Maſchen; Mittelkiel deſſel⸗ ben von der Seite geſehen ſehr flach; Netzdecken hinter der Mitte ziemlich ſchnell an Weite abneh⸗ mend; Schlußfeld mit faſt parallelen Seiten, am Ende (da wo die beiden Mittelfelder aufhören) wieder erweitert. b. elongata, viel geſtreckter und überhaupt etwas länger, als die vorige Form; Seiten des Thorax nach vorn mit zwei, nach hinten mit einer Reihe Maſchen. Mittellinie des Thorax ſeitlich betrachtet ſich in einen deutlichen Bogen erhebend; Seitenkiele ebenfalls viel erhobener; Netzdecken (Halbdecken) ſich nach der Mitte nur allmälig verſchmälernd und zuletzt in ein faſt zungenförmiges, ſeitlich flach 119 N ausgeſchweiftes Ende ausgehend; Schlußfeld ungefähr von der Mitte des Mittelfeldes ab zuſammen geſchnürt und dann wieder allmälig erweitert. Wer dieſe letztere Form nur allein betrachtet, ohne ©. garcilis in hinreichender Menge zu beſitzen, und die darunter unſtreitig vorkommenden Uebergänge der einen Form in die andere zu berückſichtigen, dürfte leicht in Gefahr gerathen, ſelbige für eine eigene Art zu halten; fie verhält ſich aber eben fo zur Grund- form, wie etwa Monanthia setulosa b. gracilis Fieb. zu Monanthia setulosa a capucina Fieb. Sollte hieher nicht Fallen's nigrina gehören? denn die Kopfformen ſtehen bei den beiden Formen von gracilis Fieb. ſowohl als auch bei nigrina Fall. mehr aufgerichtet und divergiren nach vorn, weshalb fie auch wohl, wenn auch nicht gerade zu, fo doch in die Nähe von Schäffer's nigrina gehören. Die rechte Schäffer'ſche nigrina kenne ich in der Natur ſo wenig, als Fieber. Gewöhnlich in zahlreicher Menge an ſonnigen, ſandigen und ſteinigen Orten unter Thymus Serpyllum, beſonders, da ſie überwintert, zur Frühjahrszeit häufig. Scheint bei uns mehr der Ebene, die folgende mehr der Hügelregion und dem Gebirge anzugehören. Um Breslau: Karlowitzer Sandhügel, Fuchsberg bei Schwoitſch, um Liſſa u. a. O. Glogau (Zeller). Um Breslau, wiewohl ſelten, unter der Normalform b. elongata. Von Luchs erhielt ich dieſe Art aus der Warmbrunner Gegend. 3. O. obscura Herr. Sch. Monanthia obscura Herr. Schäff. w. J. 4. B. 2 H. p. 23. t. 118. fig. 372 und 4. B. 3. H. p. 63 im Text. — Fieb., Ent. Mon. S. 54. t. IV. ig. 22— 25. — Aufenthalt wie bei voriger, mit der fie auch bisweilen vergeſellſchaftet vorkommt, und ebenfalls geſellig. Breiter Berg bei Striegau, an ſon— nigen und ſteinigen Lehnen in großer Menge (im Juli 1846); um Salzbrunn an ganz ſonnigen, trocknen Orten, unter Thymus, Flechten und Steinen. Glogau (Zeller). Eilfte Gattung. Monanthia Lepell. et Serv. 1. M. Cardui (Linns.) Cimex C. Linn., S. n. 2. 718. 21 und Fn. Sv. Ed. II, p. 247. 920. — Schäff. w. J. I. 4. B. 3. H. p. 61. t. 127. A. — Fieb., Ent. Mon. S. 61. t. V. fig. 1— 8. — An den Köpfen von Carduus nutans, acanthoides und lanceolatus. Vom Mai bis in den Oktober gewöhnlich in großer Menge, doch nicht überall. Bei Breslau; um Salzbrunn; Charlottenbrunn; Warmbrunn; Glogau (Zeller) u. a. O. 2. M. angustata Herr. Schaeff. Herr. Sch., w. J. I. B. 4. H. p. 61. t. 127. fig. 397. b. — Fieb., Ent. Mon. S. 62. t. 5. fig. 6 — 18. — Auf ſonnigen Hügeln unter niedrigen Pflanzen, ſelten. Ich erhielt bisher nur ein Exem⸗ plar aus der Salzbrunner Gegend. 3. M. grisea Germ. Germ. Fn. eur. 15. t. 13. Tingis gr. — M. grisea Herr. Sch., W. I. 4. B. 3. H. p. 60. t. 125. D. das Bruſtſchild (Pronotum), unrichtig citiet mit t. 120. — Fieb., Ent. Mon. S. 64. t. V. fig. 25 27. — Nach Fieber an ſonnigen Hügeln auf Centaurea paniculata. Ich ſah bisher nur ein Exemplar und zwar in der Sammlung des Herrn Lehrer Letzner. 4. M. ciliata (Fieb.) M. reticulata Sch. w. J. I. 3. B. 4. H. p. 72. t. 95. fig. 288. — Fieb., Ent. Mon. S. 67. t. V. fig. 31, 33. — Ich fand fie bisher nur einmal und zwar in mehreren Exemplaren, unter Erica vul- garis unfern Konradsthal bei Ober⸗Salzbrunn. Glogau (Zeller). Ratibor (Kelch). In der Sammlung des Herrn Profeſſor Schilling und Lehrer Letzner befindet ſich dieſe Art ebenfalls. Von Luchs erhielt ich ſie aus der Warmbrunner Gegend. Nach Fieber kommt ſie (im Mittelgebirge des Leitmeritzer Kreiſes in 120 Böhmen) unter den Wurzelblättern von Verbascum Thapsus und andern wolligen Arten dieſer Pflanzen⸗ gattung, auch einzeln an fandigen Orten unter Senecio Jakobaea (im Monat Oktober) vor. 5. M. setulosa (Fieb.) Fie b., Ent. Mon. S. 68. t. V. fig. 34 — 38. a. capucina Fieb. (T. capucina Germ. F. S. 18 — 24.) b. gracilis Fieb. (Tingis gracilis Herr. Sch. und Panz., F. G. 118. 20. und Derephysia gracilis Herr. Sch. W. I. 4. H. p. 72.) An ſonnigen, mit kurzem Pflanzenwuchs bedeckten Grabenrändern unter Thymus, Hieracium Pilo- sella etc. geſellig. Zuerſt fand ich fie in Menge bei Mittellangendorf unfern Polniſch-Wartenberg, ſpäter auch bei Karlowitz (bei Breslau) und am Pitſchenberge. Glogau (Zeller). Bei Mittellangendorf kommen beide Formen vor, doch fand ich unter 50 Exemplaren nur 3 der Form b. 6. M. costata (Fabr.) Acanth. cost. Fabr. E. S. 4. p. 77. 39 und Tingis costata Fabr. S. Rh. 125. 2. — M. c. Herr. Sch. W. J. 4. B. 3. H. p. 55. t. 123. fig. 390. D. E. F. G. — Fieb., Ent. Mon. S. 72. t. VI. fig. 10 — 12. — Unter Gras an fonnigen Orten, vereinzelt. Ich ſelbſt fand fie bisher nur einmal und zwar bei Konradsthal unfern Ober-Salzbrunn. Ratibor (Kelch). Letzner und Schilling fingen fie ebenfalls in Schleſien. 7. M. scapularis Fieb. Tingis simplex Schaeff. in Panz, F. G. 118. 21. (das Thier iſt übrigens nicht rothgelb oder, wie Fieber angiebt, braun, ſondern ſchwärzlich, wenigſtens gilt es von den mir vorliegenden ſchleſiſchen Exem⸗ plaren.) — M. simplex Schäff., w. J. 4. B. 3. H. p. 59. t. 125. F. (der Thorax.) — Fieb., Ent. Mon. S. 80, t. VI. fig. 38. 40. — Unter niedrigen Pflanzen, an dürren, ſandigen Orten, doch felten. Ich fand nur einmal mehrere Exemplare unter abgefallenen Eichenblättern im Frühjahr auf dem Fuchsberge bei Schwoitſch, unfern Breslau. Glogau (Zeller). In Böhmen kommt fie nach Fieber unter Senecio Jakobaea vor. N 8. M. dumetorum Herr. Schaeff. Herr. Sch. w. J. IV. H. III. p. 57. t. 127. fig. 391. A. B. D. E. — Fieb., Ent. Mon. S. 82. t. VII. fig. 4— 6. — Auf allerhand Geſträuch, doch ſelten. Aus der Glogauer Gegend erhielt ich durch Zeller 2 Exemplare. 9. M. Humuli (Fabr.) Acanth. Humuli Fabr. E. S. 4. p. 77. 43 und Tingis H. Fabr. S. Rh. p. 126. 7. — Herr. Sch., w. J. I. 4. B. 1. H. p. 15. t. 14. fig. 361. und 4. B. 3. H. p. 58. — Fieb., Ent. Mon. S. 84. t. VII. fig. 17, 18. — Nach Burmeiſter auf Myosotis palustris, auf welcher Pflanze ich bei uns nur M. Lupuli fand. Skarſine (Schilling). Glogau (Zeller). 10. M. Lupuli Kunze. Kunze in Schäff. W. I. 4. B. I. H. p. 13. t. 114. fig. 359. — Fieb., Ent. Mon. S. 85. t. VII. fig. 19— 21. — Ende Auguſt hie und da um Breslau. Häufig auf Myosotis palustris. Letz⸗ ner'ſche Sammlung. 11. M. Wolffii (Fie b.) Acanth. Echii Wolff, W. p. 130. t. 13. fig. 124. a. b. — Monanthia Echii Schäff., w. J. I. 4. B. 1. H. p. 14. t. 114. fig. 360 und 4. B. 3. H. t. 124. fig. 6 (Brust). — Fieb., Ent. Mon. S. 86. t. VII. fig. 22. 24. — An trockenen, ſonnigen, ſandigen und ſteinigen Orten auf Echium vul- gare, gewöhnlich in großer Menge, doch. nicht überall. Im hieſigen botaniſchen Garten fand ich fie auch auf andern Asperifolien, als z. B. auf Pulmonarien, Symphitum = Arten ꝛc. Schilling'ſche Sammlung 121 (als Tingis Echii Fabr., eine ganz verſchiedene, mir als eine in Schleſien vorkommend noch nicht bez kannte Art.) a 12. M. vesiculifera (Fieb.) M. costata Schäff. W. I. 4. B. 1. H. p. 15. t. 114. fig. 362. (mit Ausnahme des Citats von Ting. Humuli Fabr.) — Fieb., Ent. Mon. S. 87. t. VII. fig. 25, 26. — Ich beſitze nur 1 Exem⸗ plar aus Schleſien, doch erinnere ich mich nicht mehr genau, wo ich es gefunden habe. Glogau (Zeller). Zwölfte Gattung. Dietyonota Curtis. Tingis Fall. Dictyonota Curtis Britt. E. tab. 144. 1. D. crassicornis (Fall.) Tingis er. Fall. Cim. Sv. p. 38. 8 und Hem. Sv. p. 147. 10. — Herr. Sch. w. J. I. 4. H. p. 74. t. 129. B. (der Kopf), — Fieb., Ent. Mon. S. 92. t. VII. fig. 42 — 47. — Auf trockenen Grasplätzen, an ſandigen Feldrainen unter Artemisia campestris, nur ſtets vereinzelt; um die Paßbrücke und auf den Karlowitzer Sandhügeln bei Breslau. Glogau (Zeller). 2. D. pilicornis Herr. Schaeff. 2 Tingis p. Schaeff. F. G. 118. 17 (es ift zweifelhaft, ob hier nicht orassicornis gemeint iſt; meine Exemplare jedoch gehören einer jedenfalls von voriger verſchiedenen Art an, und können wohl mit Schäffers Beſchreibung in Einklang gebracht werden), — D. p. Herr. Sch. w. J. I. 4. B. 4. H. p. 74. t. 129. fig. 401 (im Text fälſchlich mit fig. 302 angegeben). — Fieb., Ent. Mon. S. 95. t. VIII. fig. 8 — 9. Wie es ſcheint vorzugsweiſe auf Birkengebüſch, denn ich klopfte ſie bisher nur von dergleichen und zwar in der Gegend von Charlottenbrunn (im Auguſt). Beſtimmt von voriger verſchieden. Dreizehnte Gattung. Derephysia Spin. Tingis Panz. Fall. Dictyonota Steph. 1. D. foliacea Fall. Tingis f. Fall. C. Sv. 39. 10. — Schäff., w. J. 4. B. 4. H. p. 70. 7. t. 129. D. (Kopf und Fühler), t. 131. M. (Pronotum ſeitlich), N. (daſſelbe von oben), — Fieb., Ent. Mon. S. 99. fig. 23, 27. — Nur zweimal von mir bisher gefunden, einmal im Salzgrunde bei Fürſtenſtein (auf Grashalmen), ein zweites Mal im Kratzbuſch bei Breslau (unter Statice armeria). Sehr felten und ſtets nur vereinzelt. 2. D. cristata Panz. T. cristata Panz. Fn. G. 99. 19. — Schäff. W. I. 4. B. 4. H. p. 70. 8. t. 130. I. K. L. (falſch mit H. I. K. bezeichnet). — Fieb., Ent. Mon. S. 100. t. VIII. fig. 25, 23. — An ſandigen Orten. Im Frühjahr finde ich ſie gewöhnlich in großer Menge unter abgefallenem Eichenlaube auf dem Fuchsberge bei Schwoitſch und im Sommer ebendaſelbſt, wiewohl nur vereinzelt, an Grashalmen. Glogau (Zeller). Schillingſche Sammlung. N 3. D. strichnocera Fieb. Fieb., Ent. Mon. S. 95. t. VIII. fig. 7, 8. — Ich fand bisher erſt ein Exemplar unter Weiden⸗ gebüſch bei Breslau. Auch nach Fieber kommt ſie unter Weiden vor. Vierzehnte Gattung. Tingis Fabr. Cimex Linné. — Acanthia, Tingis Fabr. — Dietyonota Steph. 1. T. spinifrons Fall. T. sp. Fall. C. Sv. p. 389. und II. Sv. p. 148. 11. — Herr. Sch. W. I. 4. H. p. 67. 1. t. 130. A. B. C. G. H. — Fieb., Ent. Mon. S. 104. t. IX. fig. 6— 12. — Auf Wieſenpflanzen 16 122 und an fandigen Orten, an Feldrainen, Graswurzeln, unter Artemisia campestris geſellig. Sandhügel bei Karlowitz unfern Breslau; Markusberg bei Polniſch-Wartenberg. Glogau (Zeller). Schillingſche Samm⸗ lung. Läuft bei hellem Sonnenſchein ſehr raſch und fliegt auch gern und leicht auf. Eine ganz genaue Grenze zwiſchen ihr und der folgenden dürfte wohl ſchwer zu ziehen ſein. 2. T. affinis Herr. Schaeff. T. a. Schaeff. N. p. 58 und W. J. I. 3. B. 4. H. p. 73. t. 95. fig. 290. und 4. B. 4. H. p. 67. — Fie b., Ent. Mon. S. 106. t. IX. fig. 13. 16, — Aufenthalt und Lebensweiſe ganz wie bei voriger. Karlowitzer Sandhügel; Glogau (Zeller); Markusberg bei Polniſch-Wartenberg. Schillingſche Sammlung (unter voriger). 3. T. subglobosa Schaeff. T. Pyri Schaeff. W. J. I. 3. B. 4. H. p. 74. t. 95. fig. 291. und T. subglobosa Herr. Sch. W. I. 4. B. 4. H. p. 68. 4. — Fieb., Ent. Mon. S. 106. t. IX. fig. 17—20, — Auf Gras; nach Fieber in Holzſchlägen. Mehr vereinzelt als vorige, doch im Herbſt zuweilen truppweiſe. Muckerau bei Liſſa; Karlowitz; Kratzbuſch (im Auguſt 1846 in Menge unter Statice areria); um Polniſch-Wartenberg, z. B. bei Mittel-Langendorf (mit Monanthia setulosa Fieb. und Tingis sinuata Herr. Schaeff. zuſammen). Steckt in der Schilling'ſchen Sammlung als Tingis Pyri Fabr., die ich noch nicht aus Schleſien kenne. 4. T. sinuata Herr. Schaeff. T. s. Herr. Schaeff. w. J. I. 4. B. 4. H. p. 68. t. 126. fig. 394 (iſt im Text nicht citirt). — Fieb., Ent. Mon. S. 108. t. 9. fig. 22 (Kopie der Herr. Schäffer'ſchen Figur). — Ich fand bisher nur 2 Exemplare und zwar unter der vorigen bei Polniſch-Wartenberg. Vierte Familie. Blindwanzen. Capsini. Astemmites Lap. Erſte Gattung. Miris autor. 1. M. laevigatus Fall. Fall. Hem. Sv. p. 130 und Mon. Cim. p. 109. 4. — Hahn, w. J. fig. 165. M. virens. — Herr. Sch., w. J. fig. 259. — Ueberall gemein auf Wieſen. Nach Meier erſcheint er im Mai meiſtens grün, im Juli ſtrohgelb, im September röthlich. Ueberwintert auch. Ein konſtantes, ihn von folgender Art gut unterſcheidendes Merkmal ſcheint mir auch in den ſtets blaß röthlichbraun gefleckten Hinterſchenkeln zu liegen (ſelbige ſind bei M. virens ganz gleichfarbig grün, gelblich oder röthlichgelb, je nach der Grundfärbung des Thieres). 2. M. virens Linn., Fabr. Linn., S. nat. II. p. 730. No. 102. Crimex v. — Fabr. S. Rh. p. 254. No, 7. M. virens und Ent. Syst. IV. p. 185. No. 6. — Hahn, w. J. 161. M. 1. und Hahn, fig. 220 (als M. ruficornis). Herr. Schäff., w. J. fig. 257. — Wie voriger, doch, wie es fcheint-, weniger gemein. Hieher gehören M. ochraceus Schummel, M. virescens Schummel, M. crassinervis Schummel, welche ſämmtlich in der hieſigen Univerſitäts-Sammlung ſtecken. Ob desgleichen auch M. uneinatus Schummel, den Schu m⸗ mel in den Verhandlungen der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur für das Jahr 1831 erwähnt, jedoch nicht beſchreibt, wage ich nicht zu entſcheiden. 3. M. calcaratus Fall. N Fall. Hem. Sv. 131. 5. — Hahn, w. J. fig. 8. M. dentata. — Mit vorigem. Breslau; Glogau (Zeller). Gemein; doch zeitiger. Variirt vom Strohgelben ins Grasgrüne. 123 4. M. erraticus Linn. Linn., Faun., Sv. 961. — Hahn, w. J. fig. 163, 164 und Hahn, w. J. III. B. p. 40. — Wie voriger und ebenfalls häufig. . 5. M. holsatus Fabr. Fabr., S. Rhynch. p. 254. 4 und Ent. Syst. p. 184. 4. — Hahn, w. J. fig. 162 (eine bloße Abänderung als Miris albidus) und Hahn, w. J. fig. 256, — Mit vorigen Arten. Um Breslau, wie auch die vorigen, häufig. 5 6. M. longicornis Fall. Fall. Mon. Cim. No. 3 und Hem. Sy. No. 3. — Herr. Schäff., w. J. fig. 258. — An gra⸗ ſigen Orten, doch ſeltener als vorige, und, wie es ſcheint, mehr im Gebirge. Um Salzbrunn (Anfang Auguſt); Striegauer Berge (Letzner); um Ratibor (Kelch). Mus. Schill. Um Breslau fand ich ihn noch nicht. 7. M. ruficornis Fall. (nec Hahn, fig. 220.) Fall. Hem. Sv. p. 133. No. 8. — Herr. Schäff., w. J. III. B. p. 40. — Bei uns vorzugs⸗ weiſe gern auf Erlengebüſch; auch, doch ſeltener, auf Weiden. Im Ganzen, auch um Breslau, nicht häufig. Außer um Breslau auch um Salzbrunn, Charlottenbrunn, Striegau und andern Orten. Glogau (Zeller); Schilling'ſche Sammlung. Anmerkung. M. ruficornis Hahn gehört, wie auch ſchon angedeutet, zu M. virens; . pulchellus Hahn hingegen fol nach Herrich Schäffer und Meier nichts Anderes als M. ruficornis Fall. ſein, welcher Annahme ich auf das Beſtimmteſte widerſprechen muß, da ich den aͤchten M. pulchellus Hahn in zahlreichen, ganz uͤbereinſtimmenden Exemplaren beſitze. M. ruficornis Fall. und M. pulchellus ſind auf das Beſtimmteſte von einander verſchieden, wie auch aus der näheren Beſchreibung des letzteren hervorgehen wird. Hahn hätte allerdings den aͤchten M. ruficornis Fall. nicht gekannt. 8. M. pulchellus Hahn. Hahn, w. J. fig. 200 (mit zu grellen Farben ausgeſtattete, doch im Uebrigen ziemlich treue Abbildung). Die Fühler nicht ganz ſo lang, als der ganze Körper, das erſte Glied kaum ſo lang, als der Kopf; das ganze Thier bleichgrün (eigentlich bräunlichgrau, nur wenig ins Grüne ziehend), ein purpurrother oder braunrother (eigentlich röthlichvioletter) Mittelſtreif geht über den Kopf, das Bruſtſchild und Schildchen, welcher auf dem Bruſtſchilde durch eine ſchmale grünliche Mittellinie getheilt iſt und nach dem Tode etwas verbleicht; an den Seiten des Kopfes und Rückenſchildes läuft ein gleichfarbiger, purpurrother (violettrother) Längsſtreif herab; die Anhänge der Halbdecken find in der Mitte purpurröthlich, oder wenigſtens fo angeflogen; die Fühler purpurröthlich oder röthlich braun; Kopf unten und Bruſt, ſo wie die Mitte des Bauches hell purpurröthlich; Augen ſchwärzlich; Halbdecken hell bleichgrünlich (eigentlich mehr bräunlichgrau, wenigſtens an unſern ſchleſiſchen Exemplaren); Füße bleichgrünlich (blaß bräunlichgrau). Länge 2 Linien; Breite Y, Linie. Außer durch die ganz verſchiedene Farbenzeichnung und geringere Größe weicht dieſe unbedingt gute Art auch noch durch ihren Aufenthalt und ſpäteres Erſcheinen ab. Sie erſcheint nämlich erſt dann, wenn M. ru- ficornis Fall. zu verſchwinden beginnt, nämlich Ende Juli und dauert bis Ende Auguſt; ferner kommt ſie auch nie an feuchten, ſchattigen Orten (auf Erlengebüſch), ſondern nur an dürren, trockenen vor. Bisher fand ich ſie nur, doch ſtets in Menge, an Grashalmen auf den Karlowitzer Sandhügeln. Anmerkung. Schilling führt in den Verhandlungen der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterlaͤndiſche Kultur für das Jahr 1832 an, daß er eine neue Miris, von ihm coceinea genannt, in feinem Zimmer, und eine andere, von ihm litura genannt, im hieſigen botaniſchen Garten gefangen habe, doch giebt er keine Beſchreibung von dieſen beiden Arten; auch fand ich keine unter dieſen Namen in ſeiner Sammlung und ich muß daher mein Urtheil daruͤber noch vorent— halten. Daſſelbe gilt ebenfalls von M. marginellus Schilling (ſiehe Verhandlungen der ſchle— ſiſchen Geſellſchaft für vaterlaͤndiſche Kultur für 18311), Miris vittatus Schilling und Miris pinicola Schilling (in den Verhandlungen der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterlaͤndiſche Kultur für das Jahr 1829). 16* 124 Zweite Gattung. Lopus Hahn und Herr. Schaeff. 1. L. dolabratus (Linné). Cimex d. Linn., S. N. I. 2. 730. 103. — Hahn, w. J. fig. 160. — Herr. Schäff., w. J. An graſigen Orten, doch, wie es ſcheint, mehr im Gebirge, als in der Ebene. Erſcheint erſt gegen Ende des Sommers. Um Salzbrunn; um Chatlotten- brunn (ſehr häufig); in der Ebene wird er mehr durch folgenden vertreten. 2. L. ferrugatus Fall. Fall., Mon., Cim. No. 2. Miris ferrugatus. — Herr. Schaf, w. J. fig. 263. — Wie voriger, doch weit häufiger und verbreiteter. 3. L. tunicatus Fabr. Fabr. S. Rh. p. 233. No. 148. Lygaeus t. und Syst. ent. 131. — Im Herbſt auf allerhand Geſträuch. Nicht gemein. Fuchsberg bei Schwoitſch (Schilling); in Gärten vor dem Nikolaithore (Schnei⸗ der); Uſtron bei Teſchen (Kelch). Letzner'ſche Sammlung. — Auch ſchon von Weigel (Prodr. Fn. Sil. S. 291.) angegeben. 4. L. albostriatus Klug. Hahn, w. J. fig. 72. Lopus albomarginatus. — An ſonnigen, graſigen Lehnen, doch nicht überall. Sehr häufig entdeckte ich dieſe ſchöne und anſehnliche Art an ſonnigen und graſigen Lehnen unfern der neuen Schweizerei bei Ober-Salzbrunn; Glogau (Zeller); Letzner fand fie auch im Juli 1846 auf den Strie⸗ gauer Bergen. 5. L. gothicus Fabr. Fabr. S. Rh. p. 244. N. 20. Capsus g. und Syst. ent. 4. p. 180. No. 162. Lygaeus g. — Hahn, w. J. fig. 5. (Lopus.) — Auf verſchiedenen Pflanzen, doch, wie es ſcheint, vorzugsweiſe auf der großen Brennneſſel (Urtica dioica L.). Häufig in der Ebene ſowohl als im Gebirge. Um Breslau: Fuchs⸗ berg bei Schwoitſch, Karlowitz u. a. O.; Salzbrunn; Striegauer Berge (Letzner); Charlottenbrunn u. a. O. Schilling'ſche Sammlung. 6. L. roseus Fall. Die kleinſte von den bei uns einheimiſchen Arten. An ſonnigen gras- und kräuterreichen Lehnen in großer Menge. Um Breslau: Zimpel, Kratzbuſch, Fuchsberg bei Schwoitſch u. a. O. Pitſchenberg, bei In⸗ gramsdorf (daſelbſt, wie es ſcheint, ausſchließlich auf Trifolium montanum, dem weißen Bergklee); Strie⸗ gauer Berge (Letzner); Glogau (Zeller). Erſcheint im Juli. Dritte Gattung. Phytocoris (nach Herr. Schaeff.) 1. Ph. Populi Linn. 5 Linn. Syst. nat. I. p. 731. No. 109. Cimex P. — Meier, Rh. der Schw. S. 42. tab. VII. fig. 1 und 4 (var. Tiliae). 6. Var. Tiliae Fabr., weißlich oder gelbröthlich und ruſſigſchwarz gefleckt. — Die mannig⸗ fachſten Uebergänge in der Färbung zur Stammform zeugen gegen ihre Artgültigkeit. Von Ende Juli bis Ende Auguſt auf Weiden und Pappeln, auch auf Linden. Um Breslau: bota⸗ niſcher Garten, Fuchsberg bei Schwoitſch, Liſſa u. a. O. Wilhelmshöhe bei Salzbrunn. Glogau (Zeller) u. ſ. w. Var. Tiliae: Um Breslau: botaniſcher Garten (auf Linden), an der Straße nach Kleinburg (auf Obſtbäumen) u. a. O. Um Glogau (Zeller). 2. Ph. Ulmi Linn. Linn. Syst. nat. II. p. 731. No. 110. und Faun. Sv. 964. — Hahn, w. J. fig. 234 — Ph. Clinopodii Schill. (Verhandlungen der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur, Jahrgang 1837, 125 ohne Beſchreibung. — Mus. Schillingianum. — Von Wolffs Miris longicornis, icon. Cim. fig. 149, iſt es nicht mit Beſtimmtheit zu ſagen, ob fie zu dieſer oder zu folgender Art gehöre. — Schilling war der erſte, welcher dieſe Art von der folgenden ſpecifiſch getrennt wiſſen wollte, nur nannte er die ächte Ph. Ulmi: Phyt. Clinopodii, die indeß bei uns häufigere Ph. divergens Meier hielt er für die ächte Ph. Ulmi Linné. Von Mitte Juli bis Mitte Auguſt auf niedrigem Ulmen- und Eichengebüſch, auf Erlen, in Haiden und vorzüglich häufig an manchen Orten auf Clinopodium vulgare (weshalb ihr Schilling den Namen Clinopodli beilegte. Um Breslau: zwiſchen Lilienthal und Leipe. Breiter Berg bei Striegau (Anfang Auguft) gemein. Ph. divergens fand ich (wenigſtens zur ſelbigen Zeit) nicht. Pitſchenberg (Juli); um Warmbrunn (Luchs); Glogau (Zeller); auf dem Engelsberge und der Wilhelmshöhe bei Salzbrunn; um Schweidnitz. Schummel fing dieſe Art auch mit feiner Phyt. Humuli zuſammen auf Tanacetum vulgare. 3. Ph. divergens Meier. Meier in der Ent. Zeitung von Stettin. Jahrgang 1841. Nr. VI. p. 87. und Rhynch. d. Schw. S. 44. t. I. fig. I. — Durch die von Meier angegebenen Kennzeichen eben ſo gut als konſtant von vorigem verſchieden. — Mit vorigem, doch 14 Tage bis 3 Wochen ſpäter. Nach Meier beſonders auf Weiden- und Pappelgeſträuch. Um Breslau: Fuchsberg bei Schwoitſch (mit beiden vorigen); auf Weiden- und Birken⸗ gebüſch bei Konradsthal und auf der Wilhelmshöhe bei Salzbrunn (ebenfalls mit den beiden vorigen); um Warmbrunn (Luchs); um Glogau (Zeller); an den ſteilen Lehnen über der Pantenmühle in Tannhauſen; Charlottenbrunn (auf Neſſeln) u. a. O. Vierte Gattung. Capsus (nach Herr. Sehaeff.) 1. C. contaminatus Fall. Fall., Monogr. Cim. Sy. 76. No. 29. Lyg. cont. und Hem. Sv. (Phyt.) c. — Hahn, w. J. fig. 76. Lygus c. — Im Juli auf Geſträuch, beſonders Weiden- und Birkengeſträuch. Um Breslau: bota⸗ niſcher Garten u. a. O. Warmbrunn (Luchs); Glogau (Zeller); Ratibor (Kelch). 2. C. Spinolae Meier. Meier, Ent. Ztg. v. Stettin. Jahrg. 1841. Nr. 6. p. 86 und Meier Rhynch. d. Schw. S. 45. t. I. fig. 2 (auf der Tafel fälſchlich mit 3 bezeichnet), — Von Anfang Juli bis Ende Auguſt, gewöhnlich zahlreich, doch nicht überall. Um Breslau: Fuchsberg bei Schwoitſch. Um Salzbrunn. 3. C. lucorum Meier. Meier, Rhynch. d. Schw. S. 46. t. VI. fig. 2. — Häufig im Juli und Auguſt um Breslau auf Weidengebüſch. Um Salzbrunn; Warmbrunn (Luchs). 4. C. declivis m. Eiförmig; grasgrün; Beine und Außenrand der Halbdecken mehr gelblich (vielleicht jedoch nur bei trocknen Exemplaren, zu denen auch die 2 mir vorliegenden gehören); Fühler ebenfalls gelblich; Kopf und Vorderhälfte des Thorax ſtark herabgeneigt (gleichſam wie herabgebrochen); Augen groß, bräunlich; Bruſtſchild in der Mitte da, wo ſich eben das vordere Stück herabbiegt, mit einer ſtumpfen Querkante, auffallend kurz, doch ſehr breit, am vorderen Rande mit einer halbmondförmigen Querfurche und vor dem hinteren mit vier dunklen Flecken, von denen die mittleren die größeren find; Halbdecken, wie auch das Bruſtſchild grün, erſtere mit kurzen nicht anliegenden Härchen bedeckt; Schildchen groß, mehr gelblich; Membran rauchgrau, mit weißen Nerven; der von den Nerven eingeſchloſſene Raum ſchwärzlich; Schienen ſchwarz gedornt. Länge 2 ½ Linien. Erinnert in der Geſtalt, namentlich der des Thorax, an C. brevicollis Meier, und an Lygus te- nellus Hahn., welchen letzteren ich allerdings nur aus Hahn's Abbildung und Beſchreibung kenne. Von erſterem unterſcheidet er ſich dadurch, daß er keine Spur des dunklen ſich längſt den Decken nach dem Anhange hin erſtreckenden Streifen zeigt; auch iſt der Thorax nicht in der Mitte durch eine Querfurche, ſondern durch 126 eine Querkante in eine vordere und hintere Hälfte getheilt; nur am vorderen Ende befindet ſich eine kleine halbmondförmige Vertiefung. Von den vier deutlichen dunklen Flecken auf der hintern Hälfte des Thorax erwähnt Meier bei ſeinem breyicollis gar nicht. Von Hahn's tenellus iſt er durch Größe (tenellus iſt nach Hahn nur 1%, Linien lang) und die Unbehaartheit, wie auch durch die vier dunklen Flecke auf dem Thorax, von denen Hahn fo wenig als Meier bei feinem brevicollis etwas erwähnt, verſchieden. Meier erwähnt bei brevicollis nicht, daß er beide Geſchlechter kenne; ſollte daher vielleicht wohl unſer declivis nur das Weib lich beſitze nur 2 Exemplare) von brevieollis fein? Aehnliches iſt ja auch Meier begegnet, indem er den Mann von thoraeicus als eine neue Art, die er C. curvipes nannte, befchrieb, Ich beſitze nur 2 in Schleſien gefangene weibliche Exemplare durch die Güte meines Freundes, Herrn Dr. phil. Schneider hieſelbſt. 5. C. limbatus Fall. Fall., Monogr. Cim. p. 85. No. 54. Lygus limbatus und Fall., Hem. Sv. p. 92. No. 32. Phyt. limb. — Hahn, w. J. fig. 47. Lyg. 1. — Von Mitte Juli bis Mitte Auguſt auf Weidengebüſch. Charlottenbrunn. Schilling'ſche Sammlung. 6. C. affinis Herr. Schaeff. 5 Herr. Schaeff. nom. ent. p. 82. — Fall. mon. Cim. Sv. p. 75. No. 28. Lygus pabulinus. — Meier, Rhynch. d. Schw. S. 45. k. J. fig. 45. — Zu der Beſchreibung von Meier wäre noch hinzu. zufügen: die Ränder des Anhanges und die Nerven der Membran ſchön ſpahngrün, ſelbſt auch noch lange Zeit nach dem Tode. f Vom Juli bis in den Auguſt an Eräuter- und gebüſchreichen Lehnen, doch, wie es ſcheint mehr im Gebirge. Um Charlottenbrunn (mit C. pabulinus auf Aspid. Fillix femina). Auf Weidengebüſch am Zacken⸗Rande bei Warmbrunn (Luchs). Glogau (Zeller). Univerſitäts-Sammlung. ; 7. ©. pabulinus Linn. Linn., Syst. nat. II. p. 727. No. 83. Cimex p. — Hahn, w. J. fig. 74. Lygus p. — Meier, Rhynch. d. Schw. S. 48. t. I. fig. 3. 6. major, viel größer als die Normalform (bis zu 4½ Linien lang), Membran lichter und länger, Färbung auch etwas dunkler. Schon Meier, der dieſe Form erwähnt, meint, daß ſich ſelbige vielleicht mit der Zeit als gute Art bewähren könne und ſchlägt in dieſem Falle den Namen alpestris vor. Vom Juli bis in den Auguſt an kräuterreichen und buſchigen Orten, beſonders Waldabhängen. Um Breslau: Fuchsberg bei Schwoitſch. 6. Altvater, Reinerz (Klopſch) u. a. O. In der hieſigen Univerſitäts⸗ Sammlung ſteckt auch dieſe Art unter dem Namen C. Senecionis Schummel. 8. C. Humuli Schummel. Gönigl. Univerſitäts⸗Sammlung zu Breslau.) Von Geſtalt und Größe des pabulinus, gelblichgrün (wenigſtens die zwei mir vorliegenden, allerdings etwas alten und verblichenen Exemplare); Fühler ſehr lang und gleichmäßig ziemlich dick, faſt ganz unbe⸗ haart; erſtes und zweites Glied röthlichgelb, erſte Hälfte des 2ten und Zten weißlich, die 2te Hälfte und das Ate braun; Kopf röthlichbraun, glatt und glänzend; Thorax ebenfalls glatt und glänzend, etwa die hinteren 25 grünlich, das vordere Drittheil von der Farbe des Kopfes, nach vorn mit 2 halbmondförmigen Vertiefungen; Schildchen und Halbdecken blaß grünlichgelb, dicht mit kurzen weißlichgelben, dicht anliegenden Härchen bedeckt; Anhang etwas mehr ins Gelbliche fpielend; Membran angeraucht mit ſchwarzen Nerven; Beine gelblich; Schenkel röthlich punktirt; letzte Tarſenglieder ſchwarz. Gleicht ſehr dem C. pabulinus, iſt jedoch durch die viel längeren und dickeren, anders gefärbten Fühler und die punktirten Schenkel hinlänglich verſchieden. Mit C. Chenopodii hat er zwar die Färbung ziemlich gemein, wie auch die punktirten Schenkel, doch geben auch hier die Fühler ein gutes Unterſcheidungsmerkmal. — Schummel fand dieſe Art (1832) mit Phytocoris Ulmi Linn. (Phyt. Clinopodii Schilling) auf Tanacetum vulgare, weshalb es ſchwer einzuſehen iſt, wie ihm gerade der Entdecker den Namen Humuli geben konnte. 9. C. nassatus Fall; Fall. Mon. Cim. p. 76. No. 31. Lyg. n. — Hahn, w. J. fig. 78. Lygus n. — Gemein von Mitte Juni bis Ende Auguſt auf Weidengebüſch. Wir haben bei uns eine größere und eine kleinere Form. 10. C. floralis Hahn. Hahn, w. J. fig. 81 (Hahn ſcheint ein ſehr verblichenes Exemplar zur Abbildung benutzt zu haben, auch iſt die Behaarung viel zu ſtark angegeben. — Im Juli und Auguſt beſonders gern auf Linden. Um Salzbrunn. 11. C. bipunctatus Fbr. Fbr. Syst. Rh. Nro. 158. Lyg. bipunet. und ent. syst. Nro. 129. — Fbr. Syst. Rh. Nro. 157. var. quadripunct., wie auch ent. syst. Nr. 128. — Herr. Sch. w. J. fig. 298. — Im Juni und Juli auf lichten Grasplätzen nicht ſelten. Um Breslau: Karlowitz, Fuchsberg bei Schwoitfh u. a. O.; um Salzbrunn. 12. C. Chenopodii FII. Fll. Mon. Cim. Nro. 25. Lyg. Ch., Fll. Monogr. Cim. Nro. 27. Lyg. binotatus, Fll. Hem. Sv. Nro. 1. Phytocoris Ch. und Hem. Sv. Nro. 3. Phytocoris binotatus. — Hahn, w. J. fig. 103. Phytoc. binotatus. — Gemein auf fonnigen Graspläten. Um Breslau: Kratzbuſch, Zimpel u. a. O. Glo⸗ gau (Zeller). Salzbrunn. Pitſchenberg. Striegauer Berge u. a. O. Juli, Auguſt. 13. C. ferrugatus Fbr. Fbr. Syst. Rh. Nro. 163. Lyg. ferr. und Fbr. ent. Syst. IV. p. 173. Nro. 132. Lyg. f. — Hahn, w. J. fig. 104. Phytocoris f. — Wie vorige und mit ihr. Gemein. Um Breslau: Karlowitz u. a. O. Salzbrunn. Glogau (Zeller) u. a. O. 14. C. setulosus Herr. Sch. Herr. Sch., w. J. IV. fig. 380. — Meier, Rhynch. d. Schw. S. 53. tab. II. fig. 1. (viel treuere Abbildung, als die Herr. Schäfferſche.) — Ich erhielt von dieſer eben fo ausgezeichneten als ſelte— nen Art bisher nur 1 Exemplar durch Schneider aus der Glogauer Gegend. 15. C. clavatus Linn. Linn. syst. nat. p. 729. Nro. 97. Cimex clavatus. — Hahn, icon. ad monogr. Cim. I. Nro. 23. Philophorus bifasciatus. — Von Ende Mai bis Mitte Auguſt häufig. Um Breslau: Marienau, Scheit⸗ nig u. a. O. Um Glogau (Zeller). Wilhelmshöhe bei Salzbrunn u. a. O. 16. C. decoratus Meier. Meier, Rh. d. Schw. S. 88. — Herr. Sch., w. J. III. fig. 265. Capsus bifasciatus u. Herr. Sch. Nomenel. ent. I. p. 48. — Meier hat dieſe Art neuerdings C. decoratus genannt, weil die von Herr. Schäffer zu dieſer Abbildung (Herr. Sch., w. J. III. fig. 265) gezogenen Eitate von Fabricius und Fallen nicht zu dieſer Art gehören, ſondern zu C. (Phytocoris) bifasciatus Hahn (fig. 232) und verſchie⸗ dene Arten doch unmöglich gleiche Namen führen können. Die Diagnoſen von Fabricius und Fallen kann man, wie Meier ganz richtig bemerkt, auf beide Arten beziehen, doch ſcheint Fallén's Bezeichnung: antennis testaceis, allerdings mehr auf Phytocoris bifasciatus zu beziehen ſein, da decoratus Meier, mit Ausnahme des erſten Gliedes, ſchwarze Fühler hat. — Im Juli einzeln auf Hecken an Wieſen, doch weni—⸗ ger gemein als voriger. Um Breslau. Um Glogau (Zeller). Salzbrunn u. a. O. 17. C. Coryli Linn. Linn. Syst. nat. 1. 2. p. 733. Nro. 121. Cimex Coryli und Fn. 974. — Hahn, w. J. I. f. 16. Phylus pallipes. — Im Juni und Juli, im Gebirge auch wohl bis in den Auguſt häufig auf Haſelge—⸗ ſträuch. Um Breslau: botaniſcher Garten u. a. O. Um Salzbrunn. Charlottenbrunn. Glogau (Zeller). Striegauer Berge (Letzner) u. a. O. 18. C. melanocephalus Linné. Linn., syst. nat. 88. Cimex m. — Hahn, w. J. f. 79 (Lygus). — Auf Eichen- und Haſelge⸗ ſträuch ſelten. Juli. Schosnitzer Wald bei Kanth. Glogau (Zeller). Luchs fand ihn den 23. Juli 1840 in wenigen Exemplaren im Park zu Stonsdorf unfern Warmbrunn. 19. C. vittipennis Herr. Scha eff. Herr. Schaeff. nom. ent. I. p. 52, 88 und w. J. f. 305. — Im Juni und Juli an ſonnigen Grasplätzen. Bei uns nicht gemein. Unter meinen Vorräthen befinden ſich nur 2 von mir in Schleſien ges fangene Exemplare. Letznerſche Sammlung (1 Exemplar). 20. C. parallelus Meier. Meier, Rh. d. Schw. S. 57. t. VI. fig. 3. — Im hohen Graſe an ſonnigen Lehnen. Einige Exemplare von mir bei Salzbrunn gefunden. i Die bräunliche Färbung der Halbdecken geht bisweilen ganz ins Schwarze über. 21. C. umbratilis (Fallen). Fll. Mon. Cim. Sv. p. 101. Nro. 10. Caps. umbratilis und Hemipt. Sv. Nro. 11. — Herr. Sch., w. J. III. fig. 266 Foem. — Im Juli auf Nadelholz nicht gemein. Blocksberg bei Charlottens brunn. Uſtron bei Teſchen (Kelch). Schillingſche und Letznerſche Sammlung. 0 22. C. mutabilis Fall. Fall. Hem. Sy. p. 118. Nro. 5. Phyt. mutabilis und Mon. Cim. p. 94. Nro. 4. Lyg. m. — Hahn, w. J. II. fig. 180. Ein Weib. — Hahn's mutabilis II. fig. 223 (Fallen's Hem. Nro. 42) kenne ich ſo wenig in der Natur als Meier. — Im Juni und Juli auf allerhand Schuttpflanzen häufig. Um Breslau: Polniſch Neudorf u. a. O. 23. C. pilosus Hahn. Hahn, w. J. II. fig. 181. — In hohem Graſe ſelten und ſtets nur vereinzelt. 24. C. coerulescens Scholtz. Scholtz, in der Ueberſicht der Veränderungen und Arb eiten der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterlän di⸗ ſche Cultur für das Jahr 1845, S. 53. — Auf grauen Weiden im hieſigen botaniſchen Garten, doch nicht häufig. Anfang September. Ein Exemplar fand ich auch ſpäter in Schilling's Sammlung ohne Na- mensbezeichnung vor. 25. C. holosericeus Hahn. Hahn, w. J. I. fig. 17. (Polymerus). — Von Mitte Juni bis Ende Juli an ſchattigen, hochbe— graſten Orten ziemlich gemein. 26. C. ambiguus Fall. Fall. Mon. Cim. Sv. p. 89. No. 64. (Lyg.) und Hem. Sv. p. 99. No. 44. (Phytocoris). — Herr. Sch., w. J. VI. fig. 602. Foem. (Capsus ambiguus.) — Auf allerhand Geſträuch. Nicht häufig. Im hieſigen botaniſchen Garten. Glogau (Zeller). Charlottenbrunn. Warmbrunn (Luchs). Altvater. 27. C. Gyllenhalii (Fall.) Fall. Mon. Cim. No. 61. Lyg. Gyll. und Hem. Sy. No. 40. Phytocoris Gyllenh. — Herr. Sch., w. J. III. fig. 310 und Nomenel. ent. I. p. 52. 84. — Schon von Ende April bis Ende Sep⸗ tember faſt allenthalben auf Wieſen, beſonders auf Galium verum und Galium Mollugo, doch auch auf jungem Birnbaumlaub gemein. Ueberwintert auch unter Laub und allerhand Geſtrüpp. Um Breslau: bota⸗ niſcher Garten u. a. O. Glogau (Zeller). Salzbrunn u. a. O. 28. C. magnicornis (Fall.) g Fall. Mon, Cim. Sv. p. 99. No. 7. Caps. magnicornis. — Hahn, w. J. I. fig. 67. — Meier, Rhynch. d. Schw. S. 62. t. II. fig. 4. — Vom Juni bis in den Auguſt auf Nadelbäumen. 129 29. €. Mali Meier. Meier, Ent. Zeitg. von Stettin. Jahrg. 1841. Nr. VL. 87, als C. Pyri Meier und Meier, Rhynch. d. Schw. S. 63. tab. II. fig. 5. — Zu Ende Mai und Anfang Juni auf Birn- und Apfel⸗ bäumen. Im hieſigen botaniſchen Garten. Gewiß ſehr verbreitet, nur noch nicht hinreichend gekannt und mit vorigem verwechſelt. 30. C. pulverulentus Klug. Burm., Handb. II. p. 276. Halticus pulverul. — Meier, Rhynch. d. Schw. S. 63. — Im Juli und Auguſt ſehr gemein, ſowohl im Gebirge als in der Ebene, auf Genista tinctoria. Um Breslau: botaniſcher Garten (daſelbſt auch auf mehreren Cytisus-Arten), Oswitz u. a. O. Salzbrunn. Charlottenbrunn. Striegauer Berge (Letzner). Weinberg und Beſenberg bei Mittel-Langendorf unfern Polniſch-Wartenberg. Uſtron bei Teſchen (Kelch) u. a. O. Kommt beſonders häufig auf Sträuchern von Genista tinctoria vor, die von Aphiden beſetzt ſind, und ſcheint ſelbigen in der That nachzuſtellen. 31. C. spissicornis Fabr. Fabr. Syst. Rh. 246. 28. Capsus sp. und Ent. St Tom. IV. No. 168. Lyg. sp. — Ich Eäfcherte bisher nur zwei Exemplare in der Umgegend Breslau's, doch erinnere ich mich nicht mehr des näheren Fundortes. Nach Panzer kommt er auf Nadelbäumen, nach Burmeiſter auf der Silberpappel und dem Wermuth vor. 32. C. arbustorum Fabr. Fabr. Syst. Rh. No. 174. Lyg. arb. — Herr. Schäff., w. J. III. fig. 360. — Hahn, w. J fig. 225. Phytocoris lugubris (nach Meier eine dunklere, etwas größere Abart. Ich kenne fie nicht.) — Meier, Rhynch. d. Schw. S. 64. t. 3. fig. 1. — Im Juni und Juli gemein auf allerhand Geſträuch und im Graſe, in der Ebne wie im Gebirge. 33. C. hortensis Meier. Meier, Rhynch. d. Schw. S. 65. t. III. fig. 2. — Wie voriger; erſcheint jedoch ſchon früher. Um Breslau: botaniſcher Garten. Schleſierthal. Charlottenbrunn. Striegauer Berge (Letzner). Uſtron bei Teſchen (Kelch). 34. C. brunnipennis Meier. Meier, Rhynch. d. Schw. S. 66. tab. III. fig. 3. — Nach Meier auf Verbascum- Arten, auch auf Urtica dioica, an Waldrändern. Von Mitte Juni bis Mitte Juli. Ich fing bisher nur 1 Exemplar dieſer, wie es ſcheint bei uns ſeltenen Art und zwar ebenfalls auf Neſſeln bei Schafgotſchgarten unfern Breslau. Iſt gewiß eine gute Art. 35. C. unicolor Hahn. Hahn, w. J. II. S. 94. tab. LIX. fig. 179 (a. Mann, b. Weib). — Im Juni und Juli auf allerhand Schuttpflanzen, doch ziemlich ſelten. Polniſch⸗Neudorf bei Breslau. Warmbrunn (Luchs). 36. C. erassicornis Hahn. Hahn, II. fig. 176. Mas. Phytocoris erass. und Herr. Sch., w. J. III. fig. 308. Caps. crass. — Von Mitte Juni bis Mitte Juli häufig auf Geſträuch und im Graſe in der Ebene, dem Hügellande und dem Gebirge. Um Breslau. Schleſierthal. Charlottenbrunn. Warmbrunn (Luchs). Salzbrunn u. a. O. 37. C. roseus Fall. Fall. Mon. Cim. Sv. No. 65. Lyg. ros. und Hem. Sv. No. 47. Phytocoris. — Herr. Sch., J. III. fig. 287 u. IV. fig. 604. — Nach Meier's Beobachtungen gehört Hahn's variabilis, fig. 224, den Herr. Schäffer hierher zieht, nicht zu roseus, und C. signatipes Herr. Schaeff. iſt nichts, als ein friſch entwickelter, noch ganz blaſſer roseus. Daß Letzteres der Fall ſei, habe auch ich mich hinlänglich überzeugt. f 17 130 Von Anfang Juni bis Mitte Juli auf Gebüſch, beſonders wie es ſcheint auf Eichengebüſch. Im hieſigen botaniſchen Garten. Auf Erlen bei Ingramsdorf (daſelbſt mit den verſchiedenſten Grundfärbungen). Ratibor (Kelch). 38. C. variabilis Fall. Fall., Hem. Sv. No. 43. Phytocoris v. und Mon. Cim. Sv. No. 62. Lyg. var. — Hahn, w. J. III. fig. 224. Phytocoris v. — Herr. Sch., w. J. VI. III. p. 44. (Hier wird, wie Meier ganz richtig bemerkt, variabilis mit Hahn's Polymerus holosericeus verwechſelt.) — Im Juni geſellig auf Eichenge⸗ büſch und im Graſe. Ich fand ihn bisher nur im Schosnitzer Walde bei Kant. 39. C. varians Meier. Meier in der Ent. Zeitg. von Stettin. Jahrg. 1841. Nr. 6. — Herr. Sch., w. J. VI. fig. 603. Mas. — Meier, Rhynch. d. Schw. S. 69. — Schon von Ende April (wohl überwinterte Exemplare) bis Ende Juni. Nach Meier in der Schweiz auf und unter jungem Tannenwuchs häufig, auch auf Epilo- bium angustifolium und Carex-Arten. Bei uns bisher nur von Schneider gefunden. 40. C. vitellinus m, Klein; eiförmig; gelb (eigelb): Fühler, Kopf, Thorax, Schildchen, Anhang, Nerven der Membran, Füße, Saugrüſſel, Bruſt, Bauch und der ganze übrige Leib; nur das erſte Fühlerglied mit zwei ſchwarzen Ringelchen, die Augen ſchwarz und die Schienen ſchwarz punktirt und gedornt. Länge 1 Linie. Das weit ſeltnere Männchen iſt etwas kürzer und dunkler gefärbt; Bauch ſchwärzlich; Membran angeraucht. In Geſtalt und Färbung an varians Meier erinnernd; von dem er ſich jedoch durch die ganz gleich- mäßig gelbliche Färbung, von der auch der Anhang nicht ausgenommen iſt, unterſcheidet. Ich fand ihn bisher nur, doch in beiden Geſchlechtern, auf Nadelholz im hieſigen botaniſchen Garten (im Juli). Auf 6 Weibchen kam unter den Gefangenen 1 Männchen. 41. C. fur catus Herr. Schaeff. Herr. Sch. Nom. ent. I. p. 52 und 84, und w. J. IV. fig. 408, 409. — Von Mitte Juni bis Ende Auguſt an Flußufern auf Weidengeſträuch an manchen Orten häufig. Um Breslau: Kratzbuſch u. a. O Aus anderen Theilen Schleſiens habe ich ihn noch nicht erhalten. 42. C. Rotermundi m. Eiförmig; oben dicht, auch unten, doch ſparſam, mit greiſen Härchen bedeckt. Mann: Grundfarbe des Kopfes, Bruſtſchildes und der Halbdecken gelblich oder bräunlichgrau, etwas dunkler jedoch zwei ſehr verloſchene bräunliche Längsſtreifen, die man eigentlich nur deutlich ſieht, wenn man das Thier gerade von oben betrachtet, zwei halbmondförmige, faſt eine Querbinde formirende Flecke am vorderen Rande des Thorax, die Spitze des ſonſt weißlichen Klavus und die Mitte der Stirn; der Thorax vorn heller gerandet; Augen ziemlich groß, breiter als lang, ſchwärzlichbraun; Fühler röthlichgelb, fein greis⸗ haarig, zweites Glied ſehr lang, länger als die übrigen zuſammengenommen; Schildchen an der Spitze mit zwei, oft ſehr undeutlichen, oft faſt ganz verſchwindenden helleren Punkten; Anhang ſchön zinnoberroth; Mem⸗ bran rauchgrau mit etwas helleren Nerven; Saugrüſſel bis an das mittelſte Fußpaar reichend; weißlich, mit bräunlichen Ringen; Bruſtſeiten röthlichbraun; After und Geſchlechtstheile roſenroth; Grundfarbe ſämmtlicher Beine weißlich; das vordere und mittlere Schenkelpaar innen faſt zweireihig, außen einreihig bräunlich punk⸗ tirt, unbewehrt, die des hinteren Fußpaares innen mit zwei deutlichen, außen jedoch ebenfalls nur mit zwei undeutlich röthlichbraunen Punktreihen, etwas verdickt, nach der Spitze zu röthlich und ebenfalls unbewehrt; Schienen alle ſchwärzlich punktirt und mit Stacheln beſetzt; die erſten Fußglieder heller, die letzten dunkler gefärbt. Weib: Weit heller gefärbt, daher treten die zwei Punkte auf dem Scheitel, ein Strich über der Schnauze, die zwei halbmondförmigen Flecke vorn auf dem Bruſtſchilde, nebſt zwei kleinen Flecken auf 131 dem Hinterecke deſſelben deutlich hervor; die Halbdecken ſind in der Mitte ebenfalls mit zwei bräunlichen und etwas deutlicheren Flecken, der Klavus mit faſt ganz bräunlicher Spitze verſehen; Appendix, Bruſtſeiten und Fühler wie beim Männchen gefärbt, ein Fleck hinter den Oberhüften jedoch glänzend ſchwarz; die Bauchringe haben mehr röthliche Beimiſchung und das Ende des Leibes iſt wie beim Männchen glänzend zinnoberroth; Schenkel, Schienen und Tarſen ebenfalls ähnlich gezeichnet wie beim Manne, nur iſt die Grundfarbe ein ſchönes Roſenroth. Varietäten: Ich fing einige Weibchen mit ganz ungefärbtem Anhange. Ich habe mir erlaubt, dieſe ſchöne Art nach meinem um die ſchleſiſche Inſekten-Faung fo verdienten geehrten Freunde, Herrn Inſpektor des zoologiſchen Muſeum der hieſigen Univerſität, Rotermund, zu benennen. Aufenthalt: Auf Alnus glutinosa (im Juli). Ich fand dieſe äußerſt zierlich gezeichnete, mir noch in keinem Werk als beſchrieben vorgekommene Art bisher nur bei Klein-Kletſchkau unfern Breslau und zwar ziemlich häufig. Aehnlichkeit hat dieſe Art einigermaaßen mit C. kurcatus Herr. Schaeff., doch iſt ſie größer, namentlich weit breiter und unterſcheidet ſich ſchon auffallend von dieſer durch den ſchönen zinnoberrothen Anhang. Sollte nun auch, wie ich es einigemal bei Weibchen beobachtete, der Anhang ungefärbt erſcheinen, ſo iſt doch die Zeichnung der Beine, der Fühler und des Thorax eine ganz andere. Mit dem kleineren und viel zarteren wie auch viel ſchmälern und ſchön punktirten C. sanguineus Fabr. iſt fie gar nicht zu verwechſeln. Aehnlich keit ſcheint fie mir endlich noch der Beſchreibung nach mit C. cervinus Herr. Schaeff. zu haben, namentlich kömmt dieſe Art in der bedeutenden Länge des zweiten Fühlergliedes und den viel breiter als langen Augen überein, doch paßt die übrige Beſchreibung nicht. 43. C. Verbasei Herr. Sch. (in litt.) Meier, Rhynch. d. Schw. S. 70. t. IV. fig. 1. — Kommt, wie es ſcheint, bei uns nur auf den wolligen Verbascum-Arten und auf Diſtelköpfen (den Köpfen von Carduus lanceolatus, acanthoides etc.) vor. Gewöhnlich ſehr zahlreich, doch, da er ſich bei Nachſtellungen ſehr ſchnell und geſchickt zwiſchen die Anz thodien⸗Schuppen der Diſteln oder zwiſchen den einzelnen Blüthchen zu verbergen weiß, auch wohl bei hellem Wetter ſehr leicht auffliegt oder ſich fallen läßt, ſchwer zu haſchen. Am leichteſten erhält man ihn durch Ab— klopfen in das Schöpfgarn. Um Breslau ſehr gemein. 44. C. Filicis Linné. Linn., Fn. Sv. 919. Cimex Filieis und Syst. nat. p. 212. 720. — Hahn, w. J. II. fig. 172. Phytoc. Filieis. — Gewöhnlich in Gemeinſchaft mit C. Pteridis Fall. auf Aspidium Filix femina (we niger, wie es ſcheint, auf Aspid. F. mas. Meiſt in hüglichen Gegenden und im Gebirge. Skarſine (Schilling); um Charlottenbrunn; Altwaſſer. Uſtron bei Teſchen (Kelch) u. a. O. Von Mitte Mai bis Anfang Auguſt. b 45. C. rubicundus Fall. Fall. Mon. Cim. Sv. No. 53. Lyg. rubicundus. — Hahn, w. 3. fig. 80. Lyg. rubricatus (Phyt. lutescens) Schilling’fhe Sammlung). — Vom Juni bis Anfang September hie und da auf Nadelholz, doch, wie es ſcheint, mehr im Gebirge. Charlottenbrunn (Blocksberg). Bei Warmbrunn von Luchs im Graſe, pi ſehr ſparſam gefunden. Salzbrunn. Reinerz (Klopſch). 46. C. betuleti (Fall.) Fall. Hem. Sv. p. 97. No. 41. — Hahn, w. J. II. S. 136. t. LXXII. fig. 222. — Ich fand dieſe von Hahn gut abgebildete Art bisher nur auf Nadelbäumen im hieſigen botaniſchen Garten. Fallen fand ſie in Schweden, wie auch der Name beſagt, auf Birken. 47. C. rubricatus (Fall.) Fall. Men. Cim. p. 91. No. 70. Lyg. rubricatus und Hem. Sv. No. 45. Phytocoris rubrica- tus. — Hahn, w. J. I. fig. 18. Lyg. rubricatus. — Von Ende Mai bis Mitte Auguſt auf Weiden: 17* 132 und Birkengeſträuch gemein. Ueberwintert auch unter abgefallenem Laube. Um Breslau ſehr häufig, z. B. im botaniſchen Garten. 48. C. salicellus Meier. Meier, Rhynch. d. Schw. S. 74. — Herr. Sch., w. J. VI. fig. 605. — Bisher von mir nur 1 Exemplar, und zwar ein Weib, auf grauen Weiden im Juli 1844 im hieſigen botaniſchen Garten gefunden. 49. C. sanguineus Fabr. Fabr. S. Rh. No. 179. Lyg. sanguineus und Ent. Syst. 144. — Häufig im Juni und Juli auf Weiden, beſonders den grauen Arten. Botaniſcher Garten zu Breslau. Warmbrunn (Luchs). Konrads⸗ thal unfern Ober⸗Salzbrunn. 50. C. chorizans (Fall.) Fall. Mon. Cim. No. 33. Lyg. chorizans. — Panz., Fauna ins. Germ. 18. 21. Lyg. (ſehr ſchlechte Abbildung). — Von Ende Juni bis Ende Auguſt auf Haſel- und Weidengeſträuch, doch nicht gerade gemein. Um Breslau: botaniſcher Garten, Marienau u. a. O. Salzbrunn (im Auguſt auf Erlen), Fürſtenſtein. 51. C. viridulus (Fall.) Fall. Mon. Cim. Sv. p. 90. No. 69. Lyg. viridulus und Hem. Sv. p. 105. No. 54. Phyt. viri- dulus. — Hahn, w. J. II. fig. 221. Phyt. virid. — Meier, Rhynch. d. Schw. S. 77. t. VII. fig. 2. — Von Mitte Mai bis Mitte Auguſt überall auf Wieſen und allerhand Kräutern ſehr gemein. 52. C. hortulanus Meier. Meier, Rhynch. d. Schw. S. 77. t. VII. fig. 3. — Von Mitte Juni bis Mitte Juli in hüglichen und bergigen Gegenden; ſtets in Menge, doch nicht überall. Charlottenbrunn. Pitſchenberg (Mitte Juni ausſchließlich auf dem um dieſe Zeit daſelbſt blühenden Helianthemum vulgare ſehr häufig). Glogau (Zeller). 53. C. prasinus (Hahn.) g Ch. pr. Hahn, w. J. III. fig. 230. Im Auguſt auf blühender Erica vulgaris in großer Menge, doch fand ich ihn bisher nur in der Umgegend von Charlottenbrunn. Vielleicht gehört er bei uns auch nur dem Gebirge an. 4 54. C. molliculus (Fall.) Fall. Mon. Cim. Sv. No. 35. Lyg. molliculus und Hem. Sv. No. 12. Phyt. molliculus. — Im Juli an graſigen und kräuterreichen Orten nicht felten. Um Breslau: Kratzbuſch. Fuchsberg bei Schwoitſch u. a. O. Pitſchenberg. Striegauer Berge (Letzner). Warmbrunn (Luchs). 55. C. seladonius Fall. N N Fall. Mon. Cim. 77. No. 34. Lyg. s. und Hem. Sv. No. 11. Phyt. s. — Herr. Sch, w. J. VI. fig. 590. — Bisher nur durch Zeller aus der Glogauer Gegend erhalten. 56. C. maculipennis Herr. Schaeff. Herr. Sch. nom. ent. I. p. 50. — Meier, Rhynch. d. Schw. S. 81. t. V. fig. 1. — Unſere Exemplare ſtimmen mit der Beſchreibung faſt ganz überein, nur finde ich die Schienen ſtets ſchwach bedornt. Vielleicht iſt daher unſer maculipennis eine von der Schäffer 'ſchen verſchiedene Art. — Im Auguſt und Anfang September bei uns (ausſchließlich) auf Chenopodium- und Atriplex-Arten und zwar ſtets in großer Menge. Um Breslau häufig, nur bisher wenig beachtet. Bei uns zuerſt von Schilling im Auguſt 1845 aufgefunden; ſpäter auch von mir. Polniſch-Neudorf bei Breslau. 57. C. Tanaceti Fall. Fall. Hem. Sv. No. 13. — Hahn, w. J. III. S. 85. t. 101. fig. 509. — Im Juni und Juli auf Tanacetum vulgare. Um Breslau gemein, z. B. im Kratzbuſch u. a. O. Warmbrunn (Luchs). 58. C. albipennis (Fall.) Fall. Hem. Sv. p. 107. No. 59. Phytoc. alb. — Hahn, w. J. II. fig. 177. Phyt. albip. — 133 Von Anfang Juli bis Ende Auguft ſehr gemein an fonnigen graſigen Orten. Um Breslau; Kratzbuſch, botaniſcher Garten u. a. O. 59. C. bilineatus (Fall.) Fall. Mon. Cim. Sv. p. 102. No. 13. — Herr. Sch., w. J. III. fig. 285. — Ende Juni nur auf den Blüthen von Salvia pratensis, doch in großer Menge. Bisher fand ich ihn nur auf den Dämmen von Karlowitz unfern Breslau, auf welchen genannte Pflanze häufig wächſt. Steckt auch in der Schilling'ſchen Sammlung. 60. C. solitarius Meier. Meier, Rhynch. d. Schw. S. 83. t. 5. fig. 4. — Auf Stachys sylvatica, wie es ſcheint, nur im Gebirge. Zuerſt von mir in der Wolfsgrube, einem Thalkeſſel zwiſchen dem Sandberge, Pflaumenberge und Mittelberge unfern Charlottenbrunn, dann am Fuß des Hochwaldes bei Salzbrunn und im Salzgrunde bei Fürſtenſtein (ſtets auf Stachys sylvatica) gefunden. Meier giebt ebenfalls als Aufenthaltsort Stachys sylvatica, doch auch Aspidium filix (mas. oder fem. 2) an. Auf letztere Pflanze, die oft in der Nähe der erſteren ſteht, möchte ſich C. solitarius wohl nur zufällig verfliegen. 61. C. collaris Fall. Fall. Hem. Sv. p. 125. No. 19 und Mon. Cim. p. 103. No. 18. — Hahn, w. J. II. fig. 203. Cyllocoris collaris. — Zuerſt von Schilling am Fuchsberge bei Schwoitſch unfern Breslau aufgefunden, ſpäter auch von mir im hieſigen botaniſchen Garten (auf Scrophularia glandulosa) und bei Höſchen auf Geranium Robertianum; bei Charlottenbrunn unfern Garvesruhe auf Geran. Robertianum (Schneider). 62. C. pallidus Herr. Schaeff. Herr. Schäff., w. J. III. fig. 269 und Nomencl. ent. t. I. p. 48 u. 86. — Von Ende Juni bis Ende Auguſt in gebüſchreichen, bergigen Gegenden ſehr häufig. Scheint ebenfalls Geran. Robertianum, doch auch Stachys sylvatica zu lieben. Unfern des Hornſchloſſes bei Charlottenbrunn (mit C. solitarius Meier). Salzbrunn. Fürſtenſtein. Letzner'ſche Sammlung. 63. C. Caricis (Fallen.) Fall. Mon. Cim. Sv. p. 102. No. 14 und Hem. Sv. p. 123. No. 15. — Hahn, w. J. II. fig. 184. Cyllocoris C. — An graſigen Orten in der Ebene und im Si nicht häufig. ee bei Breslau. Salzbrunn. Schilling'ſche Sammlung. 64. C. Cyllocoroides M. Länglich eiförmig; lehmgelb, nur die Fühler, ein breiter Fleck auf dem Kopfe und zwei ſchwarze vier⸗ eckige, den Vorderrand nicht ganz erreichende und eine ſchmale helle Linie zwiſchen fich laſſende Flecke am Vorder- rande des Thorax ſchwarz; letzter auch vorn etwas halsförmig zuſammengezogen; auf jedem der am Vorderrande befindlichen ſchwarzen Flecke ſteht ein glänzend ſchwarzer Buckel; Augen ſchwarzbraun; Halbdecken und Thorax von einigem Glanze, unbehaart, doch grob und unregelmäßig punktirt; Schildchen dunkel gefärbt, mit zwei glänzenden gelblichen, nach der Spitze zu konvergirenden Wülſtchen verſehen; Spitze des Appendix, wie auch die der großen Zelle auf der Membran etwas angeraucht; Membran von der Farbe der Halbdecken, fein und unregelmäßig nadelriſſig; Schenkel ſämmtlich braunroth punktirt; letztes Tarſenglied und Klauen ſchwarz; Länge 1% Linien. Das Weib unterſcheidet ſich faſt in Nichts (weder in Geſtalt noch Färbung). Dieſe theils durch Geſtalt, theils durch Färbung ſo kenntliche Art fand ich in den mir freundlichſt zur Benutzung geſtellten Schilling'ſchen Vorräthen. Später fing ich ſie ſelbſt öfters auf dem Fuchsberge bei Schwoitſch unfern Breslau (auf Pteris aquilina). Der Geſtalt des Thorax nach würde fie wohl Hahn in feine Gattung Cyllocoris geſtellt haben. Ich verglich eine zahlreiche Menge männlicher und weiblicher Exem⸗ plare, bei denen allen ich die größte Uebereinſtimmung fand. Ein Exemplar erhielt ich durch Zeller aus der Glogauer und eins aus der Ratiborer Gegend durch Kelch. 65. €. ambulans (Fall.) Fall. Mon. Cim. Sv. No. 18. und Hem. Sv. No. 20. — Herr. Shift, w. J. III. fig. 335, 337. — In ſchattigen Schluchten, meiſt auf Aspidium filix femina. An der Vogelkippe bei Altwaſſer (auf Aspid. f. fem.). Am Löffelberge bei Charlottenbrunn (auf Polypodium Dryopteris). Schilling'ſche Sammlung. 66. C. decolor (Fall.) Fall. Mon. Cim. No. 15. — Hahn, w. J. I. fig. 4. Eopus Chrysanthemi. — Im Juni und Anfang Juli gemein auf den Blüthen von Crysanthemum leucanthemum. Um Breslau: Zimpel, Fuchs⸗ berg bei Schwoitſch u. a. O. Striegauer Berge (Letzner). Warmbrunn (Luchs). 67. C. elegantulus Meier. 5 Meier, Rhynch. d. Schw. 86. t. 5. fig. 2. — Auf Weiden. Bisher nur von mir in wenig Exem⸗ plaren zwiſchen Salzbrunn und Adelsbach und an den Ufern der Polsnitz bei Fürſtenſtein gefunden. Meier fing fie auch auf Erlengeſträuch. Scheint nur auf glatten Weiden vorzukommen. 68. C. angulatus (Fall.) Fall. Mon. Cim. Sv. No. 32. Lygaeus ang. und Hem. Sv. No. 8. Phyt, angulatus. — Herr. Schäff., w. J. III. fig. 292. Capsus ang. — Von Mitte Mai bis Ende Juli gemein auf allerhand Gebüſch, vorzugsweiſe jedoch auf Erlengebüſch. Um Breslau: botaniſcher Garten, Kratzbuſch, Marienau, Karlowitz u. a. O. Glogau (Zeller), 69. C. nubilus Herr Schaeff. Panz, Faun. Ins, 139. 9. — Meier, Rhynch. d. Schw. S. 89. — Bei uns vorzugsweiſe auf Diſteln, und zwar vorzüglich zwiſchen den Anthodien-Schuppen und auf den jungen Trieben. Erſcheint von allen Capſinen am früheſten (ſchon Anfang Mai). Im Auguſt ſcheint eine neue Generation zu erſtehen. Sehr häufig auf mehreren Cirsium-, Carduus- und Echinops-Arten im Dam botanifchen Garten. Salz grund bei Fürſtenſtein (im Auguſt 1845 ein Exemplar). 70. C. triguttatus (Linne.) Linn., Syst. nat. II. p. 729. No. 94. Cimex triguttatus. — Hahn, w. J. II. fig. 183. Cyllo- coris triguttatus. — Auf Wiefen und auf Haiden, nicht ſelten. Wieſen zwiſchen Scheitnich, Schwoitſch und Zimpel unfern Breslau. Blocksberg bei Charlottenbrunn (unter Erica vulgaris). Schilling'ſche Sammlung. Zeller'ſche Sammlung. Erſcheint in der Ebene Anfang Juni. 71. C. histrionicus Linné. Linn., Syst. nat. p. 728. 89. teste dom. Fall. Cim. histrion. — Hahn, w. J. II. fig. 182. Cyllocoris agilis. — Von Ende Mai bis Mitte Juli auf Gebüſch, beſonders Eichengebüſch häufig. Im Schosnitzer Walde bei Kant und am Kanter Bahnhofe. Schwoitſch (Schilling). Fürſtenſtein. Stons⸗ dorfer Park bei Warmbrunn (Luchs). Glogau (Zeller). Schillin g'ſche Sammlung. 72. C. distinguendus Herr. Schaeff. Herr. Sch., w. J. IV. S. 33. t. 121. fig. 384. — Hahn, w. J. II. fig. 2352 les iſt nicht genau zu ermitteln, zu welcher Art, ob zu dieſer oder der folgenden, die Abbildung gehört.) — Panz, H. 92. 16. — Steckt in der Schilling'ſchen Sammlung mit unter flavomaculatus Fabr. — Die mit unausgebildeten Halbdecken verſehenen Exemplare dieſer und folgender Art befinden ſich in der Schilling— ſchen Sammlung als C. detritus Schilling. — Wurde lange mit C. fulvomaculatus Fabr. zuſammenge⸗ worfen, ſcheint jedoch in der That ſpecifiſch verſchieden zu fein. — Auf Eichengebüſch und daran gränzenden Wieſen, viel gemeiner als folgender und vielfach mit ihm verwechſelt. Um Breslau: Pöpelwitz, Marienau, Scheitnich u. a. O. Schosnitzer Wald bei Kant (mit C. striatellus). Bei Warmbrunn, ebenfalls mit ©. striatellus (Luchs). Glogau (Zeller). 135 73. C. flavomaculatus Fabr. Fabr. ent. syst. IV. p. 182. No. 169. Lygaeus fl. — Ob Hahn's Abbildung (fig. 235) hieher gehöre oder nicht, iſt, wie auch ſchon früher angegeben, nicht ganz klar. — Wie voriger und mit ihm, doch ſeltner. 74. C. sexguttatus (Fabr.) Fabr. Syst. Rh. No. 172. Lygaeus sexg. und Ent. Syst. No. 139. — Herr. Sch., w. J. III. fig. 295. Capsus sexgutt. — Nicht ſelten an kräuterreichen Orten, auf Aspidium Filix femina, doch nur im Gebirge. Um Charlottenbrunn häufig und mit der großen Form von C. pabulinus zuſammen; im Auguſt auf Wieſen am Fuße des Hochwaldes bei Salzbrunn; Ratibor (Kelch). Schilling'ſche Sammlung. 75. C. binotatus Fabr. Fabr. S. Rh. No. 159. Lygaeus b. — Herr. Sch., w. J. III. fig. 296. Capsus b. — Ich fand ihn bisher nur bei Schafgotſchgarten unfern Breslau an buſchigen Dämmen im Juli in Menge. Durch Kelch erhielt ich ihn von Uſtron bei Teſchen. Schillin g'ſche Sammlung. 76. C. striatus Linné. Linn., Faun. Sv. 960. Cim. striatus und Syst. nat. p. 730. 105. — Hahn, w. J. II. fig. 219. Phytocoris striatus. — An gebüſchreichen, ſonnigen Abhängen. Ende Mai. Einigemal von Schilling gefangen. 77. C. striatellus Fabr. Fabr. Syst. Rh. p. 236. No. 164. Lygaeus striatellus und Ent. syst. IV. p. 173. No. 133. Lygaeus striatellus. — Hahn, w. J. II. fig. 218. Phytocoris striatellus. — Ende Mai und Anfang Juni häufig auf Eichengebüſch. Fuchsberg bei Schwoitſch unfern Breslau (Schilling); Schosnitz bei Kant (Juni); häufig an Eichenſtämmen an den Deichdämmen bei Warmbrunn (Luchs). Glogau (Zeller). Schilling'ſche Sammlung. r 78. C. scriptus Fabr. Lygaeus ser. Fabr. S. Rh. n. 153. — Herr. Sch., w. J. III. 76. tab. XC VIII. fig. 294. — Zeller fing dieſe ſich durch Schönheit der Färbung, Größe und Seltenheit auszeichnende Art bei Glogau. 79. C. pulcher Herr. Schaeff. Herr. Schäff., w. J. III. S. 75. tab. XCVII. fig. 293. — Von Letzner bisher nur allein und zwar in 2 Exemplaren am breiten Berge bei Striegau gefangen. 80. C. lateralis Fall. Fall. Hem. Sv. No. 23. Phyt. und Fall. Mon. Cim. No. 46. Lygaeus fulvomaculatus var. — Hahn, w. J. I. p. 220. fig. 114. (als Phyt. apicalis.) — Von Mitte Mai bis Anfang Auguſt auf allerhand Geſträuch nicht ſelten. Um Breslau: Kratzbuſch, Scheitnig, Marienau, Schafgotſchgarten u. a. O. Salzgrund bei Fürſtenſtein. Glogau (Zeller). Bei Ratibor (Kelch). Schilling'ſche Sammlung. 81. C. fulvomaculatus Fall. Fall. Hem. Sv. No. 24. Phyt. fulvomaculatus und Mon. Cim. No. 46. var. 6. Lyg. fulvoma- eulatus. — Herr. Schäff., w. J. III. fig. 267. mas. Caps. fulv. und III. fig. 302. fem. Caps. fulv. — Auf allerhand Strauchwerk in gebirgigen Gegenden, beſonders Buchen- und Erlengeſträuch. Charlotten⸗ brunn. Salzbrunn. Altwaſſer; Reinerz (Klopſch). 82. C. Schillingii Schummel. (Schilling'ſche Sammlung.) Länglich eiförmig; ſchwarz oder ſchwarzbraun, mit goldgelber, kurzer und anliegender ſchuppenförmiger Behaarung; zweites Fühlerglied bis an die am Ende befindliche kolbenförmige Verdickung, wie auch das zweite fadenförmige am Grunde hellgelblich; auch auf jeder Halbdecke befinden ſich drei gelbliche Flecke, deren einer am Grunde des Anhanges ſteht; Beine, ſo wie auch die Spitze des Saugrüſſels braunröthlich, nur die äußerſten Spitzen der Schienen und das letzte Tarſenglied nebſt den Klauen ſchwärzlich. Länge 3 ½ Linien. 136 Steht gleichſam zwiſchen C. kulvomaculatus und C. bifasciatus in der Mitte. Erſterem mehr in der Färbung, letzterem durch Beſchaffenheit des zweiten Fühlergliedes ähnlich, doch von beiden hinlänglich und konſtant verſchieden; von C. fulvomaculatus durch den ganz ſchwarzen Kopf und Thorax, die ungefleckten Schenkel und das kolbig verdickte zweite Fühlerglied; von C. bifasciatus dadurch, daß ebenfalls der Thorax und die Spitze des Schildchens gleichfarbig ſchwarz ſind, jedoch die Halbdecken zwar die oben erwähnten drei gelblichen Flecke, doch keinen gelbgefärbten Außenrand zeigen. Wie voriger und mit ihm. 83. C. Dalmanni Fall. Fall. Hem. Sv. p. 87. No. 22. Phytocoris D. Hahn, w. J. I. t. 34. fig. 108. — An ſonnigen Orten auf Galium verum hie und da, z. B. uf den Karlowitzer Sandhügeln bei Breslau ſehr häufig. Juni. Schill ing'ſche Sammlung. 84. C. Falleni Hahn. Hahn, w. J. II. t. 57. fig. 175. — Im Frühlinge, Sommer und Herbſt an ſonnigen, ſandigen Orten unter Artemisia campestris nicht ſelten, doch nirgend eigentlich in Menge. Ueberwintert auch an den Wurzeln von Artemisia campestris. Um Breslau häufig: Karlowitzer Sandhügel, Kratzbuſch, über haupt an Orten, wo genannte Pflanze wächſt. 85. C. margin epunctatus Herr. Schaeff. Herr. Sch. nomencl. ent. p. 51. — Ich fing von dieſer ſeltenen Art erſt ein Exemplar in Schleſien und zwar in der Umgegend Breslaus. 86. C. pratensis Linné. Linn., Syst. nat. p. 728. No. 86. Cim. pratensis und Fn. S. 949. — Panz., Fn. 93. 19. Ly- gaeus umbellatarum. — Hahn, w. J. I. fig. 112. 113. Phyt. pratensis und campestris. — Herr. Schaeff. nom. ent. I. p. 51. 83. 36. C. pratensis et campestris. — Ich ſtimme, durch Vergleichung einer faſt unzähligen Menge von Exemplaren beider Formen überzeugt, vollkommen Burmeiſter und Meier bei, welche C. pratensis und C. campestris nur als Formen einer und derſelben Art anſehen. Ob auch, wie Meier nebenbei meint, das Geſchlecht hiebei einen Unterſchied bedinge, konnte ich ſelbſt nicht genau ermitteln. Die Form umbellatarum (C. umbellatarum Panz.), die ſich beſonders durch Lebhaftigkeit der Farben auszeichnet, ſcheint die Gebirgsform zu ſein. — Ueberall, wo ſich nur Pflanzenwuchs vorfindet, gemein. Ueberwintert auch unter Laub, Moos und Rinde. 87. C. gemellatus Herr. Schaeff. Herr. Schäff., w. J. III. S. 81. t. XCIX. fig. 301 und nom. ent. S. 51. — Verhandlungen der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur vom Jahre 1836: Beſchreibung einiger Phytocoris-Arten von Schilling (C. adspersus Schilling). An trocknen ſandigen Orten. Um Breslau, z. B. im Kratz⸗ buſch und um Karlowitz häufig. Schilling'ſche Sammlung. Anmerkung. In der hieſigen Univerſitäts⸗Sammlung ſteckt ein C. gemellus n. sp., der nichts anders als ein etwas dunkler C. campestris Hahn iſt. 88. C. Artemisiae (Schilling). Verhandlungen der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur vom Sahne 1836: Beſchreibung eini⸗ ger Phytocoris-Arten von Schilling (Phyt. Artemisiae Schilling). Grünlichgelb, an der Spitze des Thorax laufen divergirende Längsſtreifen nach dem Hinterende deſſelben; Beine ſchwarz geringelt; Größe und Geſtalt des Phyt. pratensis Schilling. Steht pratensis ſehr nahe und dürfte als Art wohl kaum von ihm zu unterſcheiden fein. — Gemein auf Artemisia campestris. Um Breslau. Um Ratibor (Kelch) u. a. O. 137 89. C. aurulentus (Schilling.). Verh. der ſchleſ. Gef. für vaterl. Cultur vom Jahre 1836: Beſchreibung einiger Ehytocoris- Arten von Schilling (Phytocoris aurulentus Schilling.). „Schwärzlich; Flügeldecken (Halbdecken) mit goldglänzenden Schüppchen bedeckt.“ Schilling. Von Schilling im Sommer einigemal auf dem Glätzer Schneeberge gefunden. Ich kenne dieſe Art aus eigener Anſchauung nicht, da ich ſie weder ſelbſt fing, noch auch in Schilling's 0 auffand. 90, C. tristis nob. Verhandlungen der ſchleſ. Geſellſchaft für vaterl. Cultur für das Jahr 1836: Beſchreibung einiger neuer Phytocoris⸗Arten von Schilling (Phyt. ater Schilling.). „Glänzend ſchwarz; Appendix durch rothe Querbinden von den Halbdecken getrennt, kleiner als praten- sis“ Schilling. Da Schilling ihn Phyt. ater nannte, wir aber noch einen C. ater Linné beſitzen, fo tauſchte ich, um Verwechſelungen zu vermeiden, den Namen ater in tristis um. Von Schilling auf dem Glätzer Schneeberge entdeckt. Auch dieſe Art fing ich nicht ſelbſt, fand ſie auch nicht in Schillings Sammlung vor, ſondern kenne ſie nur aus der Beſchreibung. 91. C. montanus Schilling. Beſchreibung einiger Phytocoris-Arten von Schilling in den Verh. d. ſchleſ. Gef. für vaterl. Cul⸗ tur vom Jahre 1836. — Meier in der ent. ene von Stettin. Jahrgang 1841. Nro. 6. p. 86 und Meier Rh. d. Schw. S. 101. tab. V. fig. 5. Capsus fasciatus. „Steht in Anſehen und Geſtalt dem Phytocoris pratensis am nächſten, unterſcheidet ſich aber von ihm durch eine ſchwärzliche Wulſt an der Spitze des Thorax, durch den Mangel des ſchwarzen Punktes an der Spitze des häutigen Flügelanhanges und durch die beſtändig geringere Größe, denn er iſt nur halb ſo groß als Phytoc. pratensis.“ Schilling. „C. fasciatus, den kleineren Individuen von pratensis äußerſt ähnlich. Geſtalt und Habitus ziemlich übereinſtimmend, doch etwas flacher; Kopf und Thorax geſtreckter, das ganze Thier / kleiner als pratensis. Vorderleib unten tief ſchwarz; Hinterleib grüngelb; Kopf, Thorax und Flügeldecken röthlich-grüngelb. Hinter⸗ rand des Thorax, Klavus und eine breite Binde vor dem Appendix, ſowie deſſen Spitze karminroth; Mem⸗ bran graulich, durchſichtig mit rothem Zellennerv. Spitze des Kopfes ſtets dunkler ſchwarzbraun, was ſich bei pratensis niemals findet; Schildchen blaßgelb, am Grunde oft ſchwärzlich und karminroth angelaufen, aber nie mit Strichen oder gelben herzförmigen Flecken; Beine und Fühler außer der geringeren Größe ganz wie bei pratensis. Länge 2 ½ Linien.“ Meier. Obſchon aus leicht zu entnehmenden Gründen der von Meier dieſer Art ertheilte Name dem von Schilling gegebenen vorzuziehen fein dürfte, muß doch letzterer, da ihm das Prioritätsrecht gebührt, ver— bleiben; denn Schilling beſchrieb 1. 6. dieſe Art zuerſt, doch zu kurz, und Meier bleibt nur das Verdienſt, eine ausführlichere Beſchreibung gegeben zu haben. Schummel ſoll ihn ſchon vor Schilling Capsus Rumieis genannt haben, doch muß dieſe Benennung, da fie nirgend mit einer Beſchreibung verſehen zu finden iſt, unberückſichtigt bleiben. Im Mai, Juni und Juli in Gemeinſchaft mit pratensis an lichten ſonnigen Plätzen, in lichten Hauen der Nadelwaldungen gebirgiger Gegenden, und zwar faſt ausſchließlich auf Rumex Acetosella. Von Schilling auf dem Glätzer Schneeberge entdeckt, woſelbſt er auf Rumex arifo- lius vorkömmt. Im Juli 1845 fand ich ihn in zahlloſer Menge auf Rumex Acetosella in lichten Hauen am Fuße des Hochwaldes bei Salzbrunn; bei Warmbrunn (Luchs). 92. C. punctulatus (Fall.). Fall. Mon. Cim. Sv. Nro. 61. Lygaeus p. und Hem. Sv. Nro. 36. Phytocoris p. — Meier Rh. d. Schw. S. 103. tab. IV. fig. 2. — Verh. d. ſchleſ. Geſ. für vaterl. Cultur für das Jahr 1836: Beſchreibung einiger Phytocoris-Arten von Schilling (Phytocoris lutescens Schilling). 18 138 Phyt. lutescens Schilling 1. c. iſt nur eine Form mit hellerer Grundfarbe. — Erſcheint ſchon (wohl überwinterte Exemplare) nach dem 20. März und dauert, wiewohl vereinzelt, bis in den November. Ueberall in hohem Graſe, auf Wieſen, Feldern, ſelbſt in Städten gemein. Ueberwintert auch unter Rinde, Laub, Steinen u. dgl. Die gelbliche Abart (Phytocoris lutescens Schill.) nach Schilling bei Liſſa (1 ½ Meile von Breslau) auf Erica vulgaris. In der hieſigen Univerſitätsſammlung ſteckt C. punctulatus Fll. als C. variipennis n. sp. Schummel. 93. C. unifaseiatus (Fbr.). Fbr. S. Rh. p. 243. Nro. 9. Caps. und Ent. syst. IV. p. 178. Nro. 153. (Lygaeus). — Hahn, w. J. I. fig. 107. Phytocor. semiflavus und II. fig. 169. 170. Phytoc. lateralis und marginatus. — Gemein von Anfang Juni bis Ende Juli auf Galium verum, G. ochroleucum und G. mollugo. Um Breslau. Salzbrunn. Charlottenbrunn. Ratibor (Kelch). Glogau (Zeller). Striegauer Berge (Letz⸗ ner) u. a. O. 94. C. Roseri Herr. Sch. H. Schäff., w. J. IV. fig. 407. p. 78. — Im Juli auf Weiden. Sehr ſelten. Von mir bisher nur im hieſigen botaniſchen Garten auf grauen Weidenarten gefunden. 95. C. Kalmii (Linn.). Linn., Fn. 948. Cimex Kalmii. — Hahn, w. J. I. fig. 109. Phyt. flavovar. — Herr. Sch., Nomencl. ent. I. p. 85, zieht auch, doch gewiß mit Unrecht, den zu tripustulatus Hahn gehörigen Hahn⸗ ſchen Pastinacae hieher. — Den ganzen Sommer über auf allerhand Pflanzen gemein. Ueberwintert auch unter Steinen und Baumrinde. 96. C. gramineus (F br.). Fbr. S. Rh. 243. 11. C. gramineus. — Eine jedenfalls ſchon ihrer beſtändig hellgrünen Färbung wegen gute Art. — Ich fand ihn im Winter faſt ſtets nur auf den Blüthen der wilden und kultivirten Möhre, ſeltener auf anderen Dolden-Pflanzen. 97. C. tripustulatus (Fbr.). Fbr. S. Rh. p. 239. Nro. 182. Lygaeus. — Hahn, w. J. I. fig. 110 und 111 (tripustulatus und Pastinacae). — Im Juni und Juli, auch wohl ſchon einzeln Mitte April auf allerhand Schuttpflan⸗ zen, beſonders auf Neſſeln überall gemein. Ueberwintert in einzelnen Exemplaren, auch wohl truppweiſe ebenfalls. 98. C. trifasciatus (Fbr.). Fbr., S. Rh. p. 244. 46. Capsus trifasciatus. 242. 3. - rufipes. 3 241. 1. = elatus. Wolff, Icon. Cim. I. p. 31. tab. IV. fig. 31. Capsus elatus. Auf Aepfelbäumen, ſehr vereinzelt und ſelten. Nur von Schilling einigemal gefangen. Mir kam dieſe Art noch nicht vor. — Nach Weigel's Angabe (Prodr. Fn. Sil. S. 292) iſt er ebenfalls in Schle⸗ ſien einheimiſch. 99. C. tricolor Fbr. Fbr., S. Rh. p. 246. 27. C. tricolor. — Fbr. S. Rh. p. 244. 19. C. capillaris var. und Fabr. S. Rh. 246. 25. C. danicus. — Im Juli häufig auf allerhand Schuttpflanzen und Verbascum- Arten häufig. Nach Hahn und Meier vorzugsweiſe auf der großen Brennneſſel (Urtica dioeca). Um Breslau: Polniſch Neudorf, Fuchsberg bei Schwoitſch u. a. O. Wüſtewaltersdorf (Schneider). Glogau (Zeller). Ratibor (Kelch). Schosnitz bei Kanth. Schleſierthal. Salzbrunn u. a. O. An unſeren Exemplaren machte ich die ſtete Beobachtung, daß die braunrothen die Weiber, die tiefſchwarzen jedoch die Männer waren. W M 159 100. C. corizoides Herr. Sch. Herr. Sch., w. J. IV. p. 35. tab. 121. fig. 387. — Unter Saidetrant (Calluna vulgaris). Iſt wegen ſeiner Weichheit und Schnelligkeit, wie auch wegen ſeines ſteten Aufenthaltes in dichtem Haidekraut⸗ Gewirre ſehr ſchwer unverletzt zu fangen. Auf mit Haidekraut und Nadelholz bewachſenen Hügeln zwiſchen Konradsthal und Adelsbach unfern Salzbrunn (ſparſam). Ein zweiter Fundort iſt mir bisher noch nicht be⸗ kannt geworden. 101. C. saltians (Fall.). Ell. Hem. Sv. 114. 72. Phyt. saltians. — Burm. Handb. d. Ent. II. 278. Halticus s. — Auf dürren unfruchtbaren, nur mit dürftigem Graswuchſe bedeckten Weideplätzen in Menge. Viehweide zwiſchen Breslau und Pöpelwitz. Die Membran iſt faſt ſtets nur ſehr unvollkommen entwickelt. 102. C. ater (Linn.). Cimex ater Linn., Syst. nat. p. 725. Nro. 72. — Hahn, w. J. I. p. 126. C. ater. — Fbr., Syst. Rh. 242. 4. C. tyrannus und C. flavicollis (243. 13). — Hahn, w. J. I. fig. 65. C. flavi- collis var. a) ater (C. tyrannus) Fbr. b) flavicollis Fbr. Auf ſonnigen Grasplätzen von Anfang Juni bis Mitte Auguſt häufig. Um Breslau: Kratzbuſch, Zim⸗ pel, Karlowitz, Oswitzer Wald 5 und Fuchsberg bei Schwoitſch. Wilhelmshöhe bei Salzbrunn. Glogau (Zeller). Ratibor (Kelch) u. a. O 103. C. leucocephalus (Linn.). Linn., syst. nat. II. p. 726. Nro. 60. Cimex leucoceph. und Faun. Sv. 940. — Hahn, w. J. II. fig. 174. Phyt. leucocephalus. — Im Juni gemein an dürren fandigen Orten, auf trocknen, fonnigen Wieſen, beſonders auf Galium-Arten. Um Breslau: Kratzbuſch, Karlowitz, Zimpel u. a. O. Charlotten⸗ brunn. Salzbrunn. Glogau (Zeller). Striegauer Berge (Letzer). 104. C. luridus Fall. Fll. Mon. Nro. 78. Lygaeus und Hem. Sv. Nro. 69. Phytocoris. — Herr. Sch., w. J. III. fig. 312. Caps. — Wie voriger und mit ihm, doch ſeltener. Um Breslau: Kratzbuſch, Fuchsberg bei Schwoitſch u. a. O. 105. C. pulicarius (Fll.). Fll. Mon. Cim. Sv. Nro. 81. Lygaeus pulicarius und Hem. Sv. 71. — Hahn, w. J. I. fig. 62. Attus pulicarius. — Gemein an fonnigen Grasplägen. Um Breslau gemein. Ratibor (Kelch). Ueber: wintert auch. Erſcheint im Juni und Juli, überwinterte Exemplare natürlich auch wohl zeitiger. 106. C. gracilicornis m. Sehr klein, eiförmig, bräunlich; Fühler ziemlich lang und gleichdick, gelblich. Kopf und Rückenſchild ſchwarzbraun, glatt und etwas glänzend, letzteres viel breiter als lang, flach gewölbt, nach vorn allmählich et— was verengt; Schildchen von der Farbe des Thorax; Halbdecken ins Violette ſpielend mit röthlichgelbem An⸗ hangez Membran rauchgrau; Füße ſchmutzig braungelb; Schenkel nach dem Grunde zu dunkler gefärbt; Hin⸗ terſchenkel verdickt, zum Springen geeignet. Länge 4. Hat Größe und Geſtalt mit dem vorigen gemein, weicht jedoch auffallend in der Färbung ab. Hahn würde dieſe Art ebenfalls unter Attus geſtellt haben. Sehr ſelten, an graſigen Orten. Kratzbuſch bei Breslau. 107. C. pallicornis (Linn.). Linn., Faun. Sv. 894. Cicada aptera. — Hahn, w. J. I. fig. 61. Halticus p. — Hahn's Attus arenarius (W. J. III. fig. 255.) iſt nur der Mann von dem ſtets ungeflügelten Weibe von palli- cornis, wie auch Meier (Rh. d. Schw. S. 111) angiebt. — Wie voriger, doch weniger häufig. Um Bres⸗ lau: Kratzbuſch, Karlowitz u. a. O. Juni, Juli. 18 * 140 108. C. propinquus Herr. Sch. ; Herr. Schäff., w. J. VI. fig. 606. — An grafigen Orten, doch befonders gern auf Neſſeln. Nicht überall. Bisher nur von mir um Zimpel bei Breslau gefunden. 109. C. rufifrons Fll. Fl. Monogr. Cim. Sv. p. 105. 19 und Caps. ambulans v. 6. 20. — Herr. Sch., w. J. III. fig. 338. — An hochbegraſten ſchattigen Abhängen, felten und ſtets nur vereinzelt. Ich fand ihn bisher nur auf den Abhängen der Hügel zwiſchen Salzbrunn und Altwaſſer (im Auguſt 1845). 110. C. saltator Hahn. Hahn, w. J. III. fig. 236. — Im Juni, Juli und Auguſt gemein zur fonnigen Grasplätzen. Um Breslau. Zimpel, Kratzbuſch, Fuchsberg bei Schwoitſch (daſelbſt zuerſt von Schilling gefunden), zwiſchen Roſenthal und Oswitz (Schilling) u. a. O. 111. C. nitidus Meier. Meier, Rh. d. Schw. S. 113. t. VI. fig. 4. — Mir ſind von dieſer ausgezeichneten Art erſt zwei von Rotermund in Schleſien gefangene, jetzt in der hieſigen Univerſitätsſammlung befindliche Exemplare be⸗ kannt geworden. 112. C. brevis (Panz.). Panz., faun. ins. Germ. 59. 8. Lygaeus brevis. — An graſigen Orten, ſelten. Mir ſind ebenfalls nur 2 von Letzner in Schleſien gefundene Exemplare zu Geſicht gekommen. Eins derſelben trat mir Herr Lehrer Letzner freundlichſt für meine Sammlung ab. 113, C. Pteridis (Fl.). Fl., Hem. Sv. p. 152. Nro. 1. Bryocoris Pt. — Sehr häufig auf Aspidium Filix Fem. Sfkar⸗ ſine (Schilling). Salzbrunn. Altwaſſer. Charlottenbrunn u. a. O. 114. C. Salviae Hahn. Hahn, w. Inſ. II. f. 217. Phyt. Salviae. — Von Kelch in mehreren Exemplaren aus der Rati⸗ borer Gegend erhalten. Sollte als nächſte Verwandte von fulvomaculatus in deſſen Nähe ſtehen, doch wollte ich, da das Manuſcript bereits vollendet war, nicht mehr die Nummern abändern. Anmerkung. Schilling erwähnt in den Verh. der ſchleſ. Gef, für vaterl. Cultur einer bei Breslau ge⸗ fangenen Phytocoris, die nach ihm in die Nähe von C. chorizans gehören ſoll. Ich ver⸗ muthe unter ſelbiger C. maculipennis Herr. Schaeffer. Fünfte (ſechſte) Familie. Langwanzen. Lygaeodes. Erſte Gattung. Pyrrhocoris. 1. P. apterus (Lin n.). Cimex apterus Linn., S. N. I. 2. 727. 78. — Hahn, w. Inſ. I. 19. tab. III. fig. 11. Platy- notus apterus. — Ueberall an Mauern, Baumſtämmen, Zäunen ſehr gemein. Ueberwintert unter Steinen, Moos, Baumrinde, und erſcheint ſchon in den erſten warmen Frühlingstagen. In unſerer Univerſitätsſammlung befinden ſich auch einige von Rotermund in Schleſien gefangene Exemplare mit vollſtändig entwickeltem häutigem Theile der Flügeldecken und vollſtändigen Flügeln. Zweite Gattung. Anthocoris Fall. Lygaeus Fabr. Rhynarius Hahn. Pedeticus Lap. (2) Hylophila Kirb. Steph. 1. A. nemorum L. Linn., S. N. I. 2. 729. 91. — Hahn, w. J. I. tab. 17. fig. 58. 141 a) sylvestris, Fühler und Schnabelſpitze ſchwarz; Halbdecken dunkler. — Salda sylvestris Fbr. S. Rh. 116. 17. — Hahn, w. J. I. t. 17. f. 56. Rhinarius silvestris. b) pratensis, Fühler und Schnabelſpitze ebenfalls ſchwarz, die Halbdecken jedoch faſt ganz ſchwarz. — Salda pratensis Fbr. S. Rh. 116. 16. — Hahn, w. J. I. t. 17. f. 57. Rhinarius pratensis. c) fas ciatus m., hintere Hälfte des Thorax lehmgelb. - Erſtere beide garen häufig auf allerhand Geſträuch und auf Wieſen; letztere bisher nur auf Weiden⸗ gebüſch bei Charlottenbrunn gefunden. 2. A. nemoralis (Fbr.). Salda nemoralis Fbr. S. Rh. 116. 15. — Cimex Gallarum Ulmi de Geer Mem. III. 279. 23. — Wie voriger und mit ihm. Steht der Abänderung b voriger Art ſehr nahe, und unterſcheidet ſich von ſelbiger faſt in Nichts als durch geringere Größe. 3. A. bicuspis Herr. Sch. Herr. Sch. Nom. ent. p. 60. — Bei uns, wie es ſcheint, ausſchließlich auf Pinus Larix. Im hie⸗ ſigen botaniſchen Garten. Um Salzbrunn. 4. A. cursitans (Fall.). Fall., Hem. Sv. 69. 6. — Hahn, w. Inſ. I. 3. t. 17. f. 60. Rhinarius minutus. — Gemein auf allerhand Strauchwerk und im Graſe. Ueberwintert auch truppweiſe unter Baumrinde und unter Laub, Gras u. dgl. 5. A. obscurus (Hahn). Hahn, w. Inſ. I. 110. t. 17. f. 59. Rhinarius obscurus. — Nach Hahn auf Spartium scopa- rium. Ich fand ihn meift an ſonnigen Orten auf oder unter Cirsium arvense. Nicht fo häufig, als A. cursitans. Um Breslau: Kl. Kletſchkau u. a. O. Schillingſche und Letznerſche Sammlung. Ueberwintert wie voriger und hat auch dieſelbe Erſcheinungszeit, indem man ihn den ganzen Sommer über findet. 6. A. lucorum FI. Fall. H. 3. Ratibor (Kelch). Dritte Gattung. ophthalmicus Hahn. Salda Fbr. Latr. Serv. Geocoris Fall. 1. O. grylloides Linn. Cimex gr. Linn. S. Nat. I. 2. 717. 13 und En. Sv. 910. — Hahn, w. Inſ. I. 86. tab. 14. f. 48. — An dürren fandigen Orten nicht gerade ſehr gemein, wenigſtens läuft er ſehr ſchnell, verſteckt ſich ſehr behende und iſt daher nicht leicht zu haſchen. Auch in den Käſcher geräth er, da er nur ſelten den Bo⸗ den verläßt, ſelten. Um Breslau: Karlowitzer Sandhügel, Kratzbuſch u. a. O. Pitſchenberg. Schillingſche Sammlung. 2. O. ater (F br.). Fbr. S. Rhynch. 114. 4. Salda atra. — Hahn, w. J. I. 88. t. 14. fig. 49 und 50. — Wie voriger, nur viel häufiger. Um Breslau: Viehweide vor Kl. Grüneiche u. a. O. 3. O. Ullrichii Fieber. Sieb, Ent. Mon. S. 122. t. X. f. 6. — Von mir einmal in einem einzelnen Exemplare, doch kann ich nicht mehr genauer den Ort angeben, wo? erbeutet. Anmerkung. Ophthalmicus Lonicerae Schilling (Beiträge zur Ent. Schl., verfaßt von den Mitgliedern der entom. Sektion der ſchleſ. Gef. für vaterl. Cultur, p. 63) iſt, wie auch Fieber (Ent. Monogr. S. 125) richtig angiebt, Lygaeus rufipes Wolff. 142 Vierte Gattung. Heterogaster Schill. Cymus Hahn. Lygaeus Fbr. Fl. 1. H. Urticae (Fbr. Fall.). 5 Fbr. Syst. Rh. 231. 236. Lyg. Urtieae. — Fall. Hem. Sv. 49. 2. — Hahn, w. J. I. 73. tab. 11. fig. 43. — Unter und auf allerhand Kräutern, beſonders Neſſeln, ſehr häufig. Um Breslau, z. B. am Holzplatze am Ende der Kohlenſtraße vor dem Oderthore. Letznerſche und Schillingſche Sammlung. Ich fand ihn auch unter Baumrinde überwinternd. 6 . 2. H. Salviae Schilling. Schilling in den Beitr. I. 85. 2. tab. 3. 7. 3. — Von Schilling auf den Blüthen von Salvia pratensis bei Nimptſch entdeckt und zuerſt als Art unterſchieden. Mir kam er noch nicht vor. Schilling⸗ ſche Sammlung. 3. H. Thymi (Wolff.). Lygaeus Thymi Wolff. — L. Thymi var. B. Fall. — Auf und unter Thymus Serpyllum. Um Breslau: Kratzbuſch, Karlowitz u. a. O.; bei Salzbrunn. Ueberwintert auch. 4. H. Ericae Schilling. Schilling in den Beitr. I. 86. 4. tab. 7. f. 10. — Cymus Ericae Burm., Handb. d. Ent. II. S. 241. — Auf und unter niedrigen Pflanzen, vorzüglich unter Erica vulgaris. Um Breslau: Fuchsberg bei Schwoitſch, Karlowitz, Kratzbuſch u. a. O. Zuerſt bei Liſſa von Schilling gefunden. Kupp bei Rati⸗ bor (Kelch). Ueberwintert ebenfalls. Mit voriger Art in der Schillingſchen und Letznerſchen Sammlung. 5. H. Senecionis Schilling. Schilling, in den Beitr. 81. — Nach Schilling auf Senecio sylvaticus. 800 fand ihn auch auf verſchiedenen anderen Pflanzen. Um Breslau: Kratzbuſch, Karlowitz, Fuchsberg bei Schwoitſch, zwiſchen Lilien⸗ thal und Leipe u. a. O. Striegauer Berge. Ueberwintert in einzelnen Exemplaren. 6. H. Jakobaeae Schilling. Var. Thymi Fall. — Auf Senecio Jakobaea, nicht felten, ſowohl in der Ebene als im Gebirge. um Breslau fand ich ihn nicht, dagegen häufig bei Soppinau unfern Charlottenbrunn und im Juli und Auguſt um Salzbrunn und Fürſtenſtein. Luchs fing ihn im Juli und Auguſt nicht ſelten an den Deich⸗ dämmen bei Warmbrunn auf Senecio Jakobaea. Schillingſche Sammlung. 7. H. Artemisiae Schilling. Schilling in den Beitr. S. 88. — An den Wurzeln von Artemisia campestris, beſonders, da er ſich ſeinen Winteraufenthalt daſelbſt wählt, zur Herbſtzeit. Zuerſt von Schilling bei Karlowitz unfern Bres⸗ lau gefunden. Kratzbuſch bei Breslau. Schillingſche Sammlung. 8. H. lineolatus Schilling. Schilling, Beitr. S. 89. — An ſandigen Orten unter niedrigen Kräutern, z. B. Thymus Serpyl- lum ete. Im Frühjahre häufig, doch wegen feiner. Kleinheit, grauen Färbung und ſtetem Aufenthalte am Boden leicht zu überſehen. Um Breslau: Fuchsberg bei Schwoitſch, Kratzbuſch. Ueberwintert auch. 9. H. Schillingii m. Länglich⸗ eiförmig, hinten breit, nach vorn ſtark, jedoch nur allmählig verſchmälert, glatt, gelbbräunlich; Kopf von den Augen an in eine ziemlich lange kegelförmige (faſt rüſſelförmige) Spitze ausgehend, wie auch der Thorax und das Schildchen mit ſtarken eingedrückten Punkten dicht bedeckt; rüſſelförmige Verlängerung des Kopfes röthlich; Rückenſchild (Thorax) gewölbt, länger als breit, nach vorn allmählig verſchmälert, in der Mitte mit einem flachen, etwas weniger punktirten Rücken-Querwulſt; Seitenränder in der Mitte etwas ausge⸗ 145 ſchweift; Augen klein, weit auseinander geſtellt; erſtes und zweites Fühlerglied gelblich, letzteres an der Spitze etwas ſchwärzlich, drittes und viertes ſchwarz; Saugerſcheide braun, bis an die Wurzel des mittleren Fußpaa⸗ res reichend; Halbdecken braun, gegen die Baſis zu heller; Membran gelblichbraun, an den Halbdeckenrändern breit weißlich geſäumt; Füße ganz rothbraun; alle Schenkel, beſonders die vorderen etwas verdickt. Länge 1%, Linie. 1 Hat in der Geſtalt einige Aehnlichkeit mit H. lineolatus Schill., weicht jedoch von ihm auf den erſten Blick durch die Färbung ab. — Da unſer um die ſchleſiſche Inſektenfauna fo hochverdiente Herr Profeſſor Schilling in feinen Beiträgen zur Rhynchoten-Fauna Schleſiens unter andern auch eine Monographie der in Schleſien vorkommenden Heterogaster-Arten gegeben hat, glaubte ich dieſe darin noch nicht erwähnte, überhaupt, wie ich glaube, noch nirgend beſchriebene Art, nicht beffer, als auf feinen Namen taufen zu können. Ich fand unter meinen Vorräthen in Schleſien geſammelter Wanzen nur 1 Exemplar; leider entſinne ich mich nicht mehr des näheren Fundortes. 10. H. Resedae (Pnz.). Lygaeus R. Pnz. fn. Germ. fasc. 40. tab. 20. — Cymus R. Burm. Handb. II. S. 292. — Heterog. R. Schilling, in den Beitr. S. 89. — Auf den verſchiedenſten Pflanzen, nur gerade nicht auf Reſeda. Am häufigſten fand ich ihn auf Birken. Ueberall gemein. Ueberwintert. 11. H. claviculus (Fl.). Lyg. claviculus Fll. Mon. Cim. Sv. 644 und Lyg. Carieis Hem. Sy. 51. 5. — Cymus clavi- eulus Burm., Handb. d. Ent. II. S. 292. — Schill., Beitr. 90. t. VIII. fk. 6. — Hahn, w. J. I. 77. t. XII. fig. 44. Cymus gl. — Schon in den erſten Frühlingstagen ſowohl in der Ebene, als im Ge— birge, ſobald nur der Schnee geſchmolzen iſt, an ſonnigen, gegen Mittag gelegenen Lehnen und Anhöhen an den Wurzeln verſchiedener Pflanzen gemein. Am häufigſten jedoch fand ich ihn doch ſtets unter Weidenge— büſch. Um Breslau. Fuchsberg bei Schwoitſch, Karlowitz, Kratzbuſch, botaniſcher Garten u. a. O. Salz⸗ brunn. Ratibor (Kelch). Ueberwintert unter Laub und Moos. 12. H. glandicolor Hahn. Cymus gl. Hahn, W. I. ©. 79, tab. XII. fig. 45. — Heterogaster cl. var. Schilling in den Beitr. I. 91. — Ich halte dieſe Art mit Hahn, da ich noch keine Uebergänge ſah, von voriger verſchieden und für eine gute Art. Nie an Pflanzenwurzeln im Sande, wie vorige, ſondern immer auf Pflanzen ſelbſt; erſcheint auch nicht ſo zeitig, ſondern erſt im Juli und Auguſt. Auf den Torfwieſen um Nimkau (ſehr zahlreich). Zobtenberg (Schill ing). Charlottenbrunn. Fünfte Gattung. Pachymerus St. Farg., Schill., Steph. Lygaeus autor. 1. P. Pini (Linn.). Cimex Pini Linn. S. N. I. 2. 729. 96 und Fn. Sv. 956. — Schill. Beitr. I. 64. tab. 5 . 3. — Hahn, w. J. I. 38. t. 7. fig. 25. — Ueberall gemein. Einzelne Individuen überwintern auch. 2. P. vulgaris Schilling. Schilling, in d. Beitr. S. 65. tab. 5. fig. 8. — Hahn, w. J. I. 43. tab. VII. fig. 27. — Mit vorigem, doch weniger gemein. Scheint mehr der Ebene anzugehören als voriger, den man auch im Ge⸗ birge antrifft. Ueberwintert auch. 3. P. Lynceus Schilling. Schilling in d. Beitr. S. 66. tab. V. fig. 7. — Am Boden unter Pflanzen. Nicht ſelten, doch ſtets nur vereinzelt. Erſcheint auch nicht alle Jahre gleich häufig. Um Breslau: botaniſcher Garten, Scheit⸗ nig, Fuchsberg bei Schwoitſch u. a. O. 144 5. P. Echii (Panz.) - Lyg. E. Panz., Fn. Germ. Fasc. 72. t. 22. — Schill., in den Beitr. 73. — Hahn, w. J I. 137. t. 22. fig. 70. — Unter Echium vulgare, jedoch ſehr ſelten. Mir ſind bisher nur 2 in Schleſien und zwar ein von v. Uechtritz bei Charlottenbrunn und ein von Letzner in der Umgegend Breslau's gefan⸗ genes Exemplar zu Geſicht gekommen. Erſteres befindet ſich in der Schilling'ſchen, letzteres in der Letz⸗ ner'ſchen Sammlung. 5. P. Rolandri (Fabr.) Lyg. R. Fabr., Wolff. — Cimex Rolandri Linn. — Schill., in den Beitr. S. 72. — Unter niedrigen Pflanzen. Von Schilling einmal in Schleſien gefangen. Schillin g'ſche Sammlung. Weigel giebt ihn ſchon in feinem Prod. Fn. Sil. S. 290 als in Schleſien einheimiſch an. 6. P. fracticollis Schilling. Schill., in den Beitr. S. 82. t. VII. fig. 6. — Nach Schilling an den Wurzeln von Verbascum Lychnitis. Ich käſcherte ihn bisher alljährlich häufig auf einer Torfwieſe bei Nimkau (im Juni); Scheitnig bei Breslau. Pitſchenberg. Bei Warmbrunn häufig auf den Deichdämmen in der Nähe der Waſſergräben im Mooſe (Luchs). Scheint ſich nur, um den Winterſchlaf einzugehen, unter niedrigen Pflanzen zu bergen, den Sommer über jedoch gern an Grashalmen und allerhand Pflanzen emporzukriechen, ſo daß man ihn oft in Menge in den Käſcher bekommt. 7. P. plebejus (Fall.) Lyg. pl. Fall. Cim. Sv. p. 67. No. 11. — Hahn, w. J. I. t. IX. fig. 33. — Cimex sylvestris Linn. Syst. N. — Schill., in den Beitr. S. 73. t. VI. fig. 1. P. sylvestris. — An ſandigen Orten, namentlich gern, wie es ſcheint, unter Erica vulgaris, wo er auch überwintert. Auf ſandigen Hügeln zwiſchen Konradsthal, Liebersdorf und Adelsbach unfern Salzbrunn, im Mai (ſelten). Glogau (Zeller). Einige Exemplare fand Luchs an Eichenſtämmen bei Warmbrunn. Schilling'ſche Sammlung. 8. P. erraticus (Fabr.) Fabr. Rh. 139. — Schill., Nach Schilling zur Herbſtzeit unter Eichenrinde. Ich fand ihn, wiewohl ſtets vereinzelt, an Häuſern in Breslau vor dem Oderthore. Nach Luchs im Stons⸗ dorfer Park bei Warmbrunn an Kiefern. Ratibor (Kelch). Schilling'ſche und Letzner'ſche Sammlung. 9. P. varius Wolff. Wolff's W. t. 13. fig. 123. Lygaeus r. — Hahn, w. J. I. S. 69. t. X. fig. 42. P. v. — Schill., Beitr. I. p. 78. t. 6. fig. 12. — An fandigen Orten, auch wohl (im Spätherbft und zeitigem Frühjahr) im Sande. Unter niedrigen Pflanzen. Häufig. Um Breslau: Viehweide, vor Klein = Grüneiche, Fuchsberg bei Schwoitſch, Karlowitzer Sandhügel u. a. O. Striegauer Berge. Läuft ſehr raſch und weiß ſich auch bei Nachſtellungen ſehr behende in den Sand einzugraben. Schill ing'ſche Sammlung. 10. P. quadratus (Fabr.) Fabr. ent. Syst. Suppl. p. 0 No. 111. — Hahn, w. J. I. S. 50. t. VIII. fig. 31. — - Schill. in den Beiträgen S. 66. t. 5. fig. 6. — An ſandigen Orten nicht ſelten, doch, da er ſehr ſchnell läuft, und ſich meiſt nur am Boden aufhält, ſchwer zu erlangen. Nur des Abends fand ich ihn bisweilen häufig an Grashalmen emporkriechend. Um Breslau: Sandhügel bei Karlowitz, Liſſa (Schilling), Kratz⸗ buſch u. a. O. Ueberwintert auch. 11. P. luniger Schilling. 8 Schilling in den Beiträgen S. 67. t. III. fig. 1. — Ebenfalls an fandigen Orten, doch nicht überall. Um Karlowitz bei Breslau im zeitigen Frühjahr häufig unter abgefallenen Blättern von Salix repens, unter denen er überwintert. Zuerſt von Schilling in Schleſien aufgefunden und beſchrieben. Ratibor (Kelch). 12. P. luscus (Fabr.) Lyg. I. Fabr. ent. Syst. 4. p. 165. No. 104. — Hahn, w. J. I. S. 48. t. VIII. fig. 30. — Schilling, in den Beiträgen S. 67. t. VI. fig. 4. — Unter abgefallenen Blättern an den Wurzeln von Kräutern und Bäumen nicht ſelten. Um Breslau: botaniſcher Garten, Sandhügel bei Karlowitz, Fuchsberg bei Schwoitſch (Schilling, November 1822) u. a. O. Striegauer Berge. Ueberwintert. 13. P. nubilus (Fall.) P. geniculatus Hahn, w. J. I. p. 68. t. X. fig. 41. (eine unweſentliche Abart der g Normalfbrfche Schilling, in den Beiträgen S. 68. t. X. fig. 2. — An Pflanzenwurzeln, beſonders an ſandigen S gewöhnlich in ziemlicher Anzahl. Um Breslau: Fuchsberg bei Schwoitſch u. a. O.; im Haidekraut auf der Kummerharde bei Warmbrunn nicht ſelten (Luchs); Pitſchenberg. Ueberwintert unter Haidekraut und andern niedrigen Pflanzen. 14. P. nebulosus (Fall.) N Lyg. neb. Fall. Mon. Cim. Sv. p. 65. No. 7. — Hahn, w. J. I. S. 46. t. VIII. fig. 29.— Schilling, in den Beiträgen S. 69. t. 6. fig. 5. — An Pflanzenwurzeln nicht ganz gemein. Um Breslau: am Holzplatze am Ende der Kohlenſtraße vor dem Oderthore (beſonders um alte Weidenſtöcke, wo er auch überwintert), botaniſcher Garten u. a. O. 15. P. agrestis (Fall.) Lygaeus agrestis Fall. Cim. Sv. — Hahn, w. J. I. S. 25. t. IV. fig. 15. — Schill., Beitr. S. 70. t. 6. fig. 6. — Faſt überall und ungemein zahlreich unter abgefallenem Laube und allerhand Pflanzen, woſelbſt er auch überwintert. 16. P. pedestris (Panz.) Lygaeus p. Panz., Faun. insect. Germ Fasc. No. 22. — Hahn, w. J. I. S. 62. t. 10. fig. 38. — Schilling, in den Beiträgen S. 70. t. 6. fig. 7. — Geſellig im Frühjahr unter Baumrinde. So fand ich ihn z. B. bei Scheitnig unfern Breslau unter Kaſtanienrinde. Ueberwintert wohl auch auf ſolche Weiſe. 17. P. marginepunctatus (Wolff.) Wolff, w. J. t. II. fig, 97. Lyg. m. — Lyg. arenarius Fabr. ent. syst. 4. p. 170. No. 119. — Hahn, w. J. I. S. 53. t. VIII. fig. 32. — Schilling, in den Beiträgen S. 71. t. VI. fig. 8. — An ſandigen Orten nicht ſelten. Läuft ungemein ſchnell. Um Breslau: Sandhügel bei Karlowitz, Liſſa (Schilling) u. a. O. Ueberwintert auch. 18. P. chiragra (Fabr.) Lyg. chir. Fabr. Syst. Rh. p. 233. No. 144. — Hahn, w. J. I. S. 56. t. IX. fig. 34. (Schilling, in den Verhandlungen der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur für 1832, zweifelt an der Richtigkeit dieſes Citats.) — Schilling, Beiträge S. 75. t. 6. fig. 9. — Gemein unter abgefalle⸗ nem Laube und allerhand Pflanzen. Ueberwintert auch. Um Breslau: botaniſcher Garten, Scheitnig, Fuchs⸗ berg bei Schwoitſch u. a. O. Glogau (Zeller). 19. P. brevipennis (Latr.) Lyg. br. Latr. Gen. Crust. et Insect. p. 123. — Hahn, w. J. I. p. 59. t. 9. fig. 36. — Schilling, in den Beiträgen S. 75. t. VI. fig. 10. — An ſonnigen und ſteinigen, beſonders mit Haide⸗ kraut bewachſenen Orten, ziemlich vereinzelt. Fürſtenſtein. Auf mit Haidekraut und Nadelholz bewachſenen Hügeln zwiſchen Konradsthal und Adelsbach unfern Ober-Salzbrunn. Schilling'ſche Sammlung. Ueber⸗ wintert auch. 20. P. pusillus m. Sehr klein (etwa J Linien lang), ſchwarz, glatt und ziemlich glänzend, rothgelb dagegen die zwei erſten Fühlerglieder und die Beine; drittes und viertes Fühlerglied ſchwarzbraun; Kopf ſehr fein punktirt; Bruſtſchild faſt ein Quadrat bildend (nur ganz unmerklich länger als breit), auf der vorderen Hälfte fein, auf der hinteren ziemlich grob punktirt; Schildchen groß, ſchwarz und ebenfalls grob punktirt; Halbdecken etwas ins Bräunliche ſpielend, mit einer Menge unregelmäßiger, eingedrückter Punkte bedeckt, den Hinterleib, da Anhang und 19 Membran fehlt, etwa nur bis zum vorletzten Segmente deckend; der frei hervorragende Theil des Hinterleibes pechſchwarz mit ziemlich breiten Rändern; Schenkel am Anfange etwas ſchwärzlich angelaufen; vordere ſtark verdickt, doch nicht gezähnt. Dieſe, wie es ſcheint, bisher noch unbeachtet gebliebene Art iſt die nächſte Ver⸗ wandte von P. brevipennis, unterſcheidet ſich jedoch von ſelbigem durch Folgendes auf das Beſtimmteſte. Die Länge beträgt höchſtens %, Linien (die von brevipennis 1 ½ Linien); der Thorax iſt noch weniger lang als breit, faſt quadratiſch; die zwei erſten Fühlerglieder ſind ganz rothgelb, wie auch der vordere Theil der Schenkel nebſt den Schienen und Tarſen und die Vorderſchenkel ebenfalls ſtark verdickt, doch ungezahnt. Scheint mehr der Ebene, der vorige mehr dem Hügellande und dem Gebirge anzugehören. Ich fand ihn ſtets nur an ſandigen Orten unter niedrigen Pflanzen, namentlich dürren Flechten, ſtets geſellig. Kratz⸗ buſch, Karlowitz, Pöpelwitzer Viehweide und Klein-Grüneiche bei Breslau. 21. P. antennatus Schilling. Schilling, in den Beiträgen S. 76, t. VIII. fig. 35. — Hahn, w. J. I. S. 59. t. IX. fig. 35. — Von Schilling zuerſt in Waldungen bei Liſſa unter abgefallenen Blättern im Juli und Auguſt aufge⸗ funden. Letzn 5 1 Sammlung (1 Exempl.). 22. P. (Lyg.) rufipes Wolff. Ophthalmicus Lonicerae Schilling, in den Beiträgen S. 63. Schon Fieber (Ent. Mon. S. 125) erklärt den Schillin g'ſchen Ophthalmicus Lonicerae für den Lyg. rufipes Wolff. — Von Schilling zuerſt im Frühjahr auf Lonicera xylosteum bei Wartha aufgefunden. Ein zweites Exemplar fand ich im Winter 1845 unter Platanenrinde auf der hieſigen Stadtpromenade im Winterſchlaf. 23. P. sabuleti (Fall.) Lyg. sabuleti Fall. Hem. Sv. p. 62. No. 23 und Fall. Suppl. Cim. Sv. p. 9. — So Sch., w. J. II. S. 120. t. LXVI. fig. 201. — Unter Steinen und Moos, ſelten. Ich fand bisher nur zwei Exemplare im Winterſchlafe auf dem Pitſchenberge. 24. P. holoseri cus Scholtz. Scholtz, in den Verhandlungen der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur für das Jahr 1845, S. 53. — Unter Moos, Laub und Steinen in der Ebene, wie auch im Hügellande und Gebirge nicht ſelten, nur wegen ſeiner Kleinheit vielleicht bisher oft überſehen. Gewöhnlich geſellig. Ueberwintert auch. Um Breslau: Fuchsberg bei Schwoitſch, Karlowitz. Unter Haidekraut auf einem trocknen Hügel zwiſchen Konradsthal und Adelsbach unfern Ober-Salzbrunn und auf dem een woſelbſt ich ihn zuerſt fand. 25. P. sylvaticus Fabr. Lyg. sylv. Fabr. Syst. Rh. p. 229. No. 126 und Ent. Syst. IV. p. 163. No. 98. — Hahn, w. J. S. 221. t. 36. fig. 115. — Schill., in den Beitr. S. 80. t. VII. fig. 4. — Sehr häufig unter abgefallenem Laube und allerhand Pflanzen. Ueberwintert. 26. P. pietus Schilling. Lyg. podagricus Fall. Cim. Sv. p. 70. No. 16. — Hahn, w. J. I. t. X. fig. 39. — Schill. in den Beitr. S. 79. t. VII. fig. 1. — Sehr häufig unter abgefallenem Laube, doch mehr, wie es ſcheint, in der Ebene als im Gebirge, wo er durch folgende Art vertreten wird. Ueberwintert auch. Um Breslau: botaniſcher Garten, Scheitnig u. a. O. Um Warmbrunn ſelten (Luchs). Nimkau. Obora bei Ratibor (Kelch) u. a. O. \ 27. P. affinis Schilling. Schill., in den Beitr. S. 80. — Iſt gewiß von vorigem verfchieden und gute Art. An trocknen, ſonnigen und ſteinigen Orten gebirgiger Gegenden. Nirgend häufig. Zuerſt von Schilling am Zobtenberge, ſpäter auch von mir auf dem Engelsberge unfern Ober- Salzbrunn unter Erica vulgaris und zu Anfang Auguſt auf dem breiten Berge bei Striegau, wie auch um den Galgenberg bei Nimkau gefunden. Rati⸗ bor (Kelch). \ 147 28. P. staphyliniformis Schilling. Schilling, in den Beitr. S. 77. t. III. fig. 4. — Hahn, w. J. I. 226. t. 36. fig. 118. — Burm. (Handb. II. S. 294) hat ihn, da er das Wort staphyliniformis für nicht gut gebildet hält, sta- phylinoides genannt, und in der That verdient auch wohl dieſe Wortbildung den Vorzug. — Unter Erica vulgaris in der Ebene wie im Gebirge. Meiſt nur vereinzelt. Zuerſt von Schilling auf dem Zobtenberge gefunden. Luchs fing im Juni 1843 drei Exemplare unter Kiefern auf der Kummerharde leinem Berge bei Warmbrunn) und ich an folgenden Orten: Kirſchberg bei Liſſa unfern Breslau, breiter Berg bei Striegau (den 2. Auguſt 1846) und in Menge auf dem Engelsberge unfern Ober-Salzbrunn. Glogau (Zeller). Scheint auch zu überwintern und läuft, wie die übrigen Arten mit abgekürzten Flügeldecken, ſehr ſchnell. 29. P. hirsutulus m. Geſtalt länglich eiförmig, faſt linealiſch; Kopf ſchwarz, Fühlerglieder 1, 3, 4 ganz ſchwarz, nur das zweite vom Anfange bis zum letzten Drittheil unmerklich heller, ſchmutzig gelbbräunlich, alle mit dichter filzi⸗ ger Behaarung und grau ſchimmernd. Bruſtſchild viereckig, faſt eben fo breit als lang, mit faſt geraden Seitenrändern, vorn ausgeſchweift, fein punktirt, fein behaart und bis auf eine, am hintern Ende befindliche, ſchmale ſchmutzig braungelbliche Binde, die ſich jedoch nicht bis über die unmerklich angeſchwollenen Hinterecken erſtreckt, ganz ſchwarz. Schildchen ſchwarz und ebenfalls fein behaart. Halbflügel ungefähr von der halben Länge des Hinterleibes, ſchmutzig lehmgelblich, der Länge nach mit vertieften Punktſtreifen, ſonſt kahl und glatt; Andeu⸗ tung der Membran nur äußerſt ſchwach. Füße dicht behaart, ſchwarz und nur die erſte Hälfte der Schenkel rothbraun; die Schenkel der Vorderfüße ſehr ſtark verdickt. Hinterleib linealiſch; mattſchwarz. Länge 1Y, Linien; Breite Y%, Linie. Steht P. staphyliniformis Schill. und decurtatus Herr. Schaeff. nahe, am nächſten jedoch P. he- mipterus Schill. Von erſterer Art unterſcheidet er ſich durch Folgendes: Größe bedeutend geringer (noch etwas über die Hälfte kleiner); Fühler, Kopf, Thorax und Beine behaart. Von der zweiten Art weicht er dadurch ab, daß die den Hinterrand des Thorax einſäumende, ſchmutzig lehmgelbe Binde vor beiden Hinter- } ecken abbricht und ſelbige ſchwarz hervortreten läßt; ferner daß die Halbdecken nicht nur bis zum zweiten Drittheile des Hinterleibes, ſondern bis zur Hälfte deſſelben reichen und endlich durch die vom oberen Ende der Hüften an ganz ſchwarzen Beine. Mit hemipterus Schilling kann er ebenfalls nicht verwechſelt werden wegen der abweichenden Färbung der Fühler, indem ſelbige ganz ſchwarz erſcheinen und nur das erſte Glied am Anfange etwas heller gefärbt iſt, ferner wegen der nicht rothbräunlichen, ſondern ſchmutzig lehmgelblichen Halbdecken, wegen der Färbung der Füße und endlich vor Allem wegen der ſtarken Behaarung des Kopfes, des Thorax und beſonders der Fühler. Auch iſt hemipterus ſtets kleiner. An Pflanzenwurzeln und unter Steinen, wo er auch überwintert. Von mir zuerſt auf dem Pitſchen⸗ berge, dann aber auch um Salzbrunn aufgefunden. An letzterem Orte kommt er unter Erica vulgaris gemeinſchaftlich mit P. hemipterus vor. 30. P. hemipterus Schilling. Schill., in den Beitr. S. 77. t. VI. fig. 11. — Wie voriger, doch häufiger. Ueberwintert auch. Liſſa unfern Breslau. Pitſchenberg. Salzbrunn, z. B. auf dem Engelsberge (mit beiden vorigen). Breiter Berg bei Striegau (den 2. Auguſt 1846). Sechste Gattung. Aphanus Herr. Schaeff. 1. A. sabulosus Herr. Schaeff. (Fall., Schill.) Lygaeus pedestris Fall. Hem. Sv. p. 64. No. 26 und Mon. Cim. Sv. p. 71. No. 18. — Schill. in den Beitr. I. p. 81. No. 25. Pachymerus s. — Hahn, w. J. I. S. 224. tab. 36. fig. 117. Pa- chymerus s. — Herr. Schaeff. Nom. ent. p. 46. — Unter abgefallenem Laube und unter Haidekraut ziemlich gemein. Karlowitz bei Breslau. Bei Giersdorf unfern Warmbrunn unter abgefallenem Laube 19* 148 (Luchs). Um Salzbrunn und Fürſtenſtein unter Steinen und Erica vulgaris. Bei Ratibor, z. B. Obora, (Kelch). Ueberwintert auch. 2. A. rusticus (Fall.) Lygaeus rustieus Fall. Hem. Sv. p. 64. No. 25 und Mon. Cim. Sv. p. 70. No. 17.— Hahn, w. J. I. S. 223. t. 36. fig. 116. were r. — Herr. Schaeff. Nom. ent. p. 46. Aphanus r. — Schill., in den Beitr. S. 81. t. VII. fig. 5. Pachymerus r. — Wie voriger, nicht ſelten. Um Warm⸗ brunn nicht häufig (Luchs). Um S und Fürſtenſtein unter Steinen und Erica vulgaris. Ueberwintert. 3. A. pallipes Herr. Schaeff. Herr. Schaeff. Nom. ent. p. 46. — Im Graſe und unter Baumrinde. Auf den Deichdämmen bei Warmbrunn im Juli 1844 (Luchs). Siebente Gattung. Platygaster Schill. Miris F. Cimex Linné. 1. Pl. ferrugineus (Linn.) Cimex f. Linn. Syst. nat. I. 2. p. 730. No. 99. — Schill., in den Beitr. I. p. 82. No. 1. t. 7. fig. 7. — Hahn, w. J. III. t. 87. fig. 254. — Unter Baumrinde, woſelbſt er auch überwintert, nicht ſelten, z. B. auf der Breslauer Stadtpromenade und im hieſigen botaniſchen Garten (unter Platanenrinde). 2. Pl. Abietis (Linné). Cimex Abietis Linn., S. N. 115. — An Pinus Abies, woran fie Schilling bei Charlottenbrunn fing. Sehr ſelten. Achte Gattung. Lygaeus autor. Corizus Steph. 1. L. melanocephalus (Fabr.) Fabr. S. Rh. 224. 95. — Coqueb. illustr. icon. I. 37. t. 9. fig. 11. — Schill., in den Beitr. S. 61. — Nach Schilling in Nadelwaldungen. Schilling'ſche Sammlung. Ich fand dieſe Art noch nicht. 2. L. Roeselii Schilling. e Schill., in den Beitr. S. 60. t. III. fig. 2. — Unter der Rinde von Pinus sylvestris (nach Schilling). Schilling'ſche Sammlung. Ich fand einmal ein Exemplar im Winterſchlafe unter Roß⸗ kaſtanienrinde auf der Kohlenſtraße vor dem Oderthore in Breslau. 3. L. Schummelii Schilling. Schill., Beitr. S. 60. t. III. fig. 4. — Bisher nur von Schilling einigemal auf den Bergen zwiſchen Wartha und Silberberg im Frühlinge auf Cotoneaster vulgaris gefunden. Schilling 'ſche Sammlung. 4. L. saxatilis (Fabr.) Fabr. S. Rh. 218. 16. — Hahn, w. J. II. S. 6. t. XXXVII. fig. 119. — Schill., in den Beitr. S. 59. — Auf Wieſen und an Aliud auf verſchiedenen Pflanzen nicht häufig; von Sn ling auf Spiraea Aruncus im Schleſierthale aufgefunden. 5. L. equestris Linne. Cimex equestris Linné, S. N. I. 2. 726. 77 und Fn. Sv. 946. — Lygaeus equestris Fabr. Rh. 217. 57. — Schill., in den Beitr. ©, 58. 1. t. 5. fig. 4. — Hahn, w. J. I. 21. t. 3. fig. 12. — Auf verſchiedenen Pflanzen, beſonders jedoch nach Schilling auf Asclepias Vincetoxicum, hie und da in großer Menge, z. B. im Schleſierthale und bei Fürſtenſtein (Schilling) und am breiten Berge bei Striegau (den 2. Auguſt 1846). Auch im hieſigen botaniſchen Garten fing ich einmal ein Exemplar. Kratz⸗ buſch bei Breslau (Schummel). Auch ſchon von Weigel in ſeinem Prodr. Fn. Sil. S. 290 als eine in Schleſien einheimiſche Art angegeben. e Sechste Familie. Coreodes Rand wanzen. Coreites et Anisoscelites Lap. ; Erſte Gattung. Corizus Fall., Hahn. Coreus, Lygaeus Fabr. Rhopalus Schill. Kleidocerus Westw. 1. C. Hyoscyami Linn. Linn. S. nat. I. 2. 726. 26 u. Fn. Sy. 945. — Schill., in den Beitr. I. 49. 2. t. 5. AlydusH. — Hahn, w. J. I. 18. t. 2. fig. 10. — Nicht ſelten. Ende Mai auf verſchiedenen Pflanzen. Daß er hauptſächlich auf Hyoscyamus niger vorkomme, fand ich bisher nicht beſtätigt. Nach Hahn auch auf Ta⸗ bakspflanzen. Um Breslau: botaniſcher Garten, Liſſa, Paſchkerwitzer Sandberg auf Artemisia campestris Ballling) u. a. O.; Striegauer Berge. Riecht ſehr angenehm zimmtartig. 2. C. tigrinus Schilling. Schill., in den Beitr. S. 53. t. II. fig. 1. — Von Schilling zuerſt im zeitigen Frühjahr auf und um den Fuchsberg bei Schwoitſch (eine Meile von Breslau) auf Arabis thaliana und zwar in Menge gefunden. Später fand ich ihn auch im Auguſt ebendaſelbſt, doch nur ſehr vereinzelt; in großer Menge jedoch auf ſandigen Aeckern zwiſchen der Roſenthaler und Hundsfelder Straße bei Breslau und zwar im Auguſt und September (1846) auf den Blüthen von Alyssum incanum, Er ſcheint ſomit vorzugsweiſe Cruciferen zu lieben. Hat einen angenehmen Quendel⸗Geruch. 3. C. capitatus Fabr. Cor. c. Fabr. S. Rh. 201. 4. — Schill., Beitr. I. 51. 2. Rhopalus capitatus. — Hahn, w. J. III. S. 3. t. 74. fig. 228. — Auf verſchiedenen Pflanzen gemein. Nach Hahn vorzüglich auf Asclepias Vincetoxicum Linné. Ueberwintert auch. 4. C. crassicornis (Fabr., Linné.) Coreus cr. Fabr. S. Rh. 201. 46. — Cimex crass. Linn. S. N. I. 2. 729. 92. — Schill., in den Beitr. I. p. 50. No. 1. t. VI. fig. 2. — Hahn, w. J. III. S. 2. t. 73. fig. 227. — Vom Frühjahr bis in den Herbſt gemein auf verſchiedenen Pflanzen. Ueberwintert zuweilen. 5. C. pratensis (Fall.) Fall. Hem. Sv. 72. 3. — Rh. parumpunctatus Schill., in den Beitr. I. 53. 4. — Hahn, w. J. III. S. 4. t. 74. fig. 229. Rhop. parumpunctatus. — Im Spätſommer auf verſchiedenen Pflanzen häufig. Um Breslau. Ratibor (Kelch). Ueberwintert auch. 6. C. rufus Schilling. Coreus capitatus Panz. — Wie voriger, doch viel ſeltner. Zuerſt von Schilling in Schleſien gefunden. Fuchsberg bei Schwoitſch und Karlowitzer Sandhügel unfern Breslau. Ich fand ihn auch unter Laub überwinternd. Zweite Gattung. Pseudophloeus Burm. Coreus Fabr., Panz., Schill. Arenocoris Hahn. 1. Ps. laticornis Schilling. Schill., in den Beitr. S. 42. tab. II. fig. 2. Coreus lat. — An Pflanzenwurzeln an ſandigen Orten nicht häufig. Zuerſt von Schilling auf dem Fuchsberge bei Schwoitſch an den Wurzeln von Ver- bascum Lychnitis gefunden. Auch ich fand ihn ſpäter daſelbſt, doch unter Gras und abgefallenem Laube. Auf ſandigen Hügeln zwiſchen Leipe und Lilienthal (Anfang Auguſt auch junge Brut); Kratzbuſch und Karlo⸗ 150 witzer Sandhügel bei Breslau. An den ebengenannten Orten kommen auch die übrigen Arten, mit Ausnahme von spinipes, den ich überhaupt noch nicht ſelbſt fand, vor, und überwintert auch. 2. Ps. Dahlmanni Schilling. Coreus D. Schill., in den Beitr. I. 41. 5. t. 1. fig. 1. — Hahn, w. J. III. S. 112. t. 64. fig. 193. Arenocoris D. — Wie voriger und mit ihm, doch etwas häufiger. Zuerſt von Schilling an den Wurzeln von Erica vulgaris in der Umgegend von Liſſa in den Monaten September und Oktober und an den bei vorigem genannten Orten gefunden. Häufiger als voriger. 3. Ps. spinipes (Fall.) Coreus sp. Fall. Hem. Sv. p. 38. No. 4 und Fall. Mon. Cim. Sy. p. 57. No. 3. — Schill. in den Beitr. S. 13. No. 7. t. I. fig. 3. Coreus sp. — Hahn, w. J. III. S. 110. t. 63. fig. 190. Arenocoris sp. — Auf Geſträuch. Sehr ſelten. Bisher nur von Schilling in Waldungen bei Liſſa auf Ulmus campestris gefunden. 4. Ps. Fallenii Schilling. Coreus F. Schilling, in den Beitr. I. 46. 9. t. 1. fig. 2. — Hahn, w. J. III. S. 112. t. 64. fig. 192. Arenocoris F. — Wie 1 und 2 und mit ihnen. Zuerſt von Schilling und zwar an den Wurzeln von Genista tinctoria gefunden. * 5. Ps. nubilus (Fall.) Coreus n. Fall. Mon. Cim. Sv. p. 58. No. 4 und Hem. Sv. p. 39. No. 5. — Schill., in den Beitr. I. p. 47. No. 10. t. IV. fig. 5. Coreus n. — Hahn, w. J. III. t. 63. fig. 191. — Wie 1, 2 und 4. Iſt wohl die häufigſte Art. Um Breslau. Um Glogau (Zeller). Dritte Gattung. Coreus autor. Merocoris Hahn. 1. M. denticulatus (Scop.) Cimex dent. Scop. Ent. carn. 365. — Schill., in den Beitr. S. 44. t. IV. fig. 6. — Hahn, w. J. III. S. 106. t. 62. fig. 188. Merocoris d. — An fandigen Orten, unter niedrigen Pflanzen nicht ſelten. Um Breslau: Fuchsberg bei Schwoitſch, Karlowitzer Sandhügel, Kratzbuſch u. a. O. Zuerſt von Schilling (April 1823) in einem ausgetrockneten Sumpfe am Fuße des Fuchsberges auf Riedgras gefunden. Ueberwintert auch. Vierte Gattung. Gonocerus Latr. Lap. Coreus autor. 1. G. venator (Fabr.) Coreus v. Fabr. S. Rh. 194. 12. — Schill., in den Beitr. S. I. 40. 4. Coreus venator. — Hahn, w. J. III. S. 104. t. 61. fig. 187. Coreus quadratus. — Von Schilling auf Eichengebüſch bei Liſſa (2 ½ Meile von Breslau) und ein Exemplar (Oktober 21.) auf Eichengebüſch zwiſchen Roſenthal und Oswitz gefunden. Auch ſchon von Weigel in ſeinem Prodr. Faun. Sil. S. 289 als in Schleſien einheimiſch angegeben. Mir kam dieſe Art noch nicht vor. Fünfte Gattung. Myrmus Hahn. Rhopalus Schill. Coreus Fall. 1. M. miriformis (Fall.) Coreus m. Fall. Hem. Sv. 44. 4. — Schill, Beitr. S. 54. 6. Kh. m. — Hahn, w. J. I. 82. (. 13. fig. 46. Myrmus m. — Auf Wieſen hie und da in großer Menge, beſonders im Auguſt. Um Breslau: Kratzbuſch, Liſſa, zwiſchen Lilienthal und Leipe u. a. O. Nimkau. Ingramsdorf. Warmbrunn 151 (Luchs). Glogau (Zeller). Striegauer Berge u. a. O. Exemplare mit vollftändig entwickelter Meme bran ſind ſelten. 2. M. Schillingii (Schumm el) Rhop. Schillingii Schummel in Schill., Beitr. I. 55. 7. — Herr. Sch., w. J. IV. S. 74. t. 131. fig. 402. Rhop. Schillingii. — An hochbegraſten Orten, vorzugsweiſe auf ſandigem Boden, nicht überall, doch, wo er vorkommt, häufig. Um Breslau: Kratzbuſch (Ende Juli ſehr häufig), Karlowitzer Sand: hügel u. a. O. Um den Galgenberg bei Nimkau. Am Pitſchenberge. Glogau (Zeller). Striegauer Berge. Kriecht gegen Abend an den Grashalmen in die Höhe und kann dann leicht abgeſchöpft werden. Sechſte Gattung. Berytus Fabr. Neides Latr. Lap. 1. B. tipularius (Fabr.) Fabr. S. Rh. 264. 1. — Schill., in den Beitr. I. 56. t. VII. fig. 3. — Hahn, w. J. I. 133. tab. 21. fig. 68. — Gemein an feuchten ſandigen Orten, beſonders im Spätſommer und im Herbſt. Ueberwintert. \ 2. B. clavipes (Fabr.) Fabr. S. Rh. 265. 2. — Schill., in den Beitr. I. 56. — Hahn, w. J. I. 135. t. 21. fig. 69. — An ſandigen Orten nicht häufig. Um Breslau: Karlowitzer Sandhügel, 1 bei Schwoitſch. Ueber⸗ wintert. Scheint im Gebirge zu fehlen. 3. B. crassipes (Panz.) Panz. 135. 6. 1. — Unter Haidekraut in gebirgigen Gegenden nicht ſelten. Zuerſt von Luchs im Juli 1842 an einem Teichrande zwiſchen Giersdorf und Hermsdorf unfern Warmbrunn ſparſam gefunden. Im Sommer 1846 ſammelte ich dieſe Art zahlreich unter Haidekraut in der Umgegend Salzbrunns. Ueberwintert. ı 4. B. minor Herr. Schaeff. (in Panz. 135. 7.) Wie voriger und mit ihm. Ich fand ihn auch um Breslau häufig, z. B. an einem hohen Grabenrande zwiſchen Breslau und Oltaſchin, beſonders unter den am Boden liegenden Blättern von Salvia pratensis. 5. B. trichocerus m. So groß, als die kleinſten Exemplare von B. tipularius, dem er ſehr nahe ſteht, gelblichgrau. Kopf mit dicht anliegenden weißen Härchen bedeckt, zwiſchen den Fühlern in eine lange ſtark behaarte Spitze verlängert; Bruſtſchild mit 3 ſcharfen, weißlichen Kielen, nach vorn allmählig verſchmälert, nach dem vordern Ende hin mit einer bräunlichen, ziemlich breiten Querbinde; Fühler weit kürzer als bei B. tipularius, mit abſtehenden Borſtenhaaren beſetzt, weißlichgelb, das kolbige Ende des erſten jedoch und das zweite bräunlich, das vierte ſchwarz; Beine lehmgelb; die verdickten Enden der Schenkel nur wenig dunkler; Halbdecken von der Farbe der Beine mit zwei ſehr kleinen ſchwärzlichen Flecken am Ende des Klavus und ſchwarzen Spitzen des Anhanges; in der obern Spitze der Membran zwiſchen dem ledrigen Theile der Halbdecken befinden ſich noch 5 ſchwärzliche Strichelchen. Ueber der Einfügung des nur bis an das erſte Fußpaar reichenden Saug⸗ rüſſels fehlt die naſenförmige Verlängerung, die bei tipularius vorhanden ift.! Kann nur mit tipularius verglichen werden, unterſcheidet ſich jedoch von ſelbigem außer durch geringere Größe und hellere Färbung, vorzüglich durch die borſtige Behaarung der Fühler, die überhaupt verhältnißmäßig viel kürzer find, durch das bräunliche Band am vordern Ende des Thorar und durch den Mangel des nafen- förmigen Fortſatzes über der Einfügung des Saugrüſſels. Wie voriger; doch erſt ein Exemplar (ein Mann) von mir im Kratzbuſch bei Breslau gefunden. 6. B. punctipes Germ. Germ. faun. insect. Europae II. VII. 21. — Herr. Schaeff. nomencl. ent. S. 43. — Dieſe ausgezeichnete Art wurde von mir bisher nur einmal und zwar in der Gegend von Liſſa gefangen. Siebente Gattung. Syromastes Latr. Lap. Coreus Fabr., Hahn. 1. S. quadratus (Fabr.) Fab. S. Rh. 199. 86. Coreus quadr. — Schill., in den Beitr. I. 40. 3. — Hahn, w. J. II. t. 61. fig. 187. — Auf verſchiedenen Pflanzen, doch nirgend gerade gemein. Um Breslau: Marienau, Kratz⸗ buſch, Schwoitſch (Schilling). Glogau (Zeller). Striegauer Berge (den 2. Auguſt 1846). Ueber⸗ wintert auch. 2. S. Scapha (Fabr.) Fabr. S. Rh. 193. 9. — Schill., in den Beitr. I. 39. 2. Coreus Sc. — Hahn, w. J. II. t. 61. fig. 186. — Von Schilling im Frühjahr auf Brombeergeſträuch auf dem Zobtenberge gefunden; ich fand ihn häufig im Auguſt 1846 auf allerhand Pflanzen auf dem breiten Berge bei Striegau. — Schon in Weigel (Prodr. Faun. Sil. S. 289) angegeben. 3. S. marginatus Linn. Cimex marg. Linn. S. Nat. I. 2. 719. 28 und Fn. Sv. 923. — Schill., in den Beitr. I. 38. 1. — Hahn, w. J. II. S. 102. t. 61. fig. 125. — Ueberall in Gebüſchen und Gärten, auf Wieſen gemein. Nach Hahn ſoll er vorzugsweiſe auf Rumex patientia leben. Auch unſere größere Rumex-Irten ſcheint er zu lieben. Ueberwintert bisweilen. > i Achte Gattung. Alydus autor. 1. A. calcaratus (Linn.) Cimex calcaratus Linn. Syst. nat. I. 2. 732. 114 und Fn. Sv. 968. — Hahn, w. J. I. 198. t. 32. fig. 10. — Schill., in den Beitr. S. 49. 1. — Von Schilling auf Spartium scoparium und Genista tinetoria gefunden. Ich fing ihn ebenfalls auf Genista tinctoria auf dem breiten Berge bei Striegau (im Auguſt) und im September (1846) häufig auf allerhand Pflanzen am Ufer der alten Oder zwiſchen der Roſenthaler und Hundsfelder Straße bei Breslau; nach Schilling am Fuchsberge bei Schwoitfch. Fliegt bei heiterem Wetter gern umher. Burmeiſter Handb. II. S. 323.) giebt außer Genista tinetoria auch Euphorbien als Aufenthaltsort an. — Weigel, Prodr. Faun. Sil. S. 290. Neunte Gattung. Stenocephalus Latr. Lap. Coreus Fabr. Dicranomerus Hahn. 1. St. nugax (Fabr.) Coreus n. Fabr. S. Rh. 200. 42. — Hahn, w. J. I. 22. t. 3. fig. 13. — Dicranomerus nuga x. — Schill., in den Beitr. I. 48. 11. t. 5. fig. 2. Coreus nugax. — Sehr häufig auf Euphorbia Cyparissias und anderen Euphorbia-Arten. Um Breslau: Klein⸗Kletſchkau (Juli), Karlowitz, Fuchsberg bei Schwoitſch u. a. O. Um Salzbrunn ꝛc. Hat einen angenehmen pflaumenartigen Geruch. Siebente Familie. Schildwanzen. Scutati. Longilabra Latr. Pentatomites et Scutellerites Lap. Erſte Gattung. Acantosoma Curtis. Cimex, Edessa Fabr. Pentatoma Latr. 1. A. e (Fabr.) Cimex h. Fabr. S. Rh. 160. 27. — Wolff. ic. GR t. 1. fig. 10. a. 8. — Auf Birken bei Oswitz unfern Breslau von Schilling häufig gefunden. f 2. A. haematogaster (Schrank.) Cimex haem. Schrank, Ins. Austr. 270. 520. — Cimex lituratus Panz. Fn. Germ. Fasc. 40. tab. 90. — Fabr. S. Rh. 170, 84. — Vorzüglich, wie es ſcheint, auf Birken. Botaniſcher Garten: Wilhelmshöhe bei Salzbrunn (ſchon Ende Mai). Um Wüſtegiersdorf (Schneider). Glogau (Zeller). — Schilling 'ſche Sammlung als Pentatoma lituratum. 3. A. bispina Panz. Cimex bispinus Panz. Fn. Germ. Fasc. 26. tab. 23. — Fabr. S. Rh. 162. 37. Cimex fer- rugator. — Dieſe ſonſt nicht gerade gemeine Art fand Schilling häufig auf Lonicera Xylosteum in den Waldſchluchten zwiſchen den Dörfern Skarſine und Glauche (Kreis Trebnitz), auch fpäter ein Exemplar auf Corylus Avellana in derſelben Gegend. Luchs ſammelte ſie auf Birken auf der Kummerharde bei Warmbrunn. Glogau (Zeller). 4. A. grisea (L.) Cimex griseus Linn. (mas.) Fn. Sv. 248. 926. (Cimex griseus Fabr. S. Rh. 171. 87, gehört zu punetipennis Illig. S. 363.) — Cimex agathinus Fabr. S. Rh. 170. 32 (eine Abart, bei der der Grund des Schildchens ganz ſchwarz gefärbt ift), — Wolff. ic. Cim. t. 6. fig. 55. a. b. c. Cimex interstinctus Linn., Syst. nat. I. 2. 721. 44 und Faun. Sy. 927. — Fabr. S. Rh. 171. 88. — Als Abart gehört wohl auch Pentat. collare Fabr. hieher. Selbige zeichnet ſich durch die gelbe Querbinde vor der Spitze des Bruſtſchildes aus, hat aber, wie Fabricius ganz richtig angiebt, die Größe der Normalform. Schilling's Behauptung, ſie erreiche faſt die Größe von haematogaster, iſt ſomit nicht ganz gegründet. Beſonders häufig auf Birken. Botaniſcher Garten in Breslau; zwiſchen Lilienthal und Leipe unfern Breslau; nicht ſelten auf dem Scholzenberge bei Warmbrunn (Luchs); Glogau (Zeller); Wilhelmshöhe bei Salzbrunn; Pitſchenberg; Ratibor (Kelch) u. a. O. Die Form collare Fabr. oft mit der Normalform, z. B. auf der Wilhelmshöhe bei Salzbrunn. Zweite Gattung. Cimex L., Fabr. Pentatoma Latr., Lap., Hahn., Rhaphigaster Lap., Tropicoris, Strachia, Eusarcoris Hahn., Aelia Fabr., Lap., Hahn. De, [Br W Fabr. Fabr. S. Rh. 156. 5. — Hahn, w. J. II. 54. t. 47. fig. 145. — Schill., in den Verhand⸗ lungen der ſchleſiſchen ne für vaterländiſche Kultur. — Von A es und mir häufig um Breslau, Salzbrunn, Charlottenbrunn u. a. O. gefunden. 2. C. sanguinipes (Schilling). Pentat. sanguinipes Schill. (Beitr. zu den Arbeiten der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur. — Von Schilling zuerſt in Schleſien aufgefunden und unterſchieden. 5 20 2 3. C. acuminatus Linn. C. a. Linn. S. Nat. I. 2. 723. 59 und Faun. Sv. 939. — Aelia acuminata Fabr. S. Rh. 186. 6. — Hahn, w. J. I. 120. t. 19. fig. 65. — An graſigen, doch beſonders ſandigen Orten überall gemein. Einzelne Individuen überwintern auch. 4. C. Klugii Hahn. Hahn, w. J. I. S. 122. t. 19. fig. 64. — Steckt als Aelia lobata Schilling in der Schilling⸗ ſchen Sammlung. — Wie voriger und oft mit ihm, doch nicht ſo gemein. Ueberwintert ebenfalls. 5. C. oleraceus Linne. i Linn..Syst. nat. I. 2. 722. 53 und Faun. Sy. 954. — Hahn, w. J. S. 182. t. 29. fig. 94. — Schilling'ſche Sammlung. (Pent. festivum.) — Gemein in Gärten, befonders auf den Blüthen und Blättern der kreuzblüthigen Gewächſe. Ueberwintert unter Laub und Moos. 6. C. festivus Linné. Linn. s. nat. 57. — Hahn, w. J. S. 181. t. 29. fig. 93. Strachia f. — Nach Schilling beſonders auf Wieſenkreſſe (Cardamine pratensis). Um Breslau. Glogau (Zeller). 7. C. dominulus Panz. Panz., 112. 16. Pentat. d. — Herr. Schaeff. nom. ent. p. 55. Eurydema dominulum. — Schleſiſche Exemplare ſtecken in der hieſigen Univerſitäts-Sammlung. 8. C. ornatus Linn. Herr. Schäff., w. J. III. 12. t. 77. fig. 238. — Eurydema ornatum Herr. Schaefl. nom. ent. p. 55. — Linn. Fn. 937. — Von dieſer Art ſtecken ebenfalls mehrere Exemplare aus Schleſien in der hieſigen Univerſitäts-Sammkung und außerdem noch 2 Exemplare unter dem Namen P. Wolffii n. sp., die ſich außer durch etwas bedeutendere Größe in nichts Weſentlichem unterſcheiden. Unſer Cimex ornatus ſoll nach Schummel (fiehe Verhandl. der ſchleſ. Geſellſchaft für vaterl. Kultur Jahrg. 1834. S. 91.) nur eine ihm verwandte Art fein, die er Pentatoma Fieberi nennt, jedoch nicht beſchreibt. Meine Exemplare weichen in Nichts von dem ächten ornatus Linn, ab. — Schilling fand im Juni 1824 C. ornatus in großer Menge an einer Berglehne des Schleſterthales auf Cardamine pratensis. Iſt auch ſchon in Weigel's Prodr. Faun. Sil. S. 289 aufgeführt. 9. C. fallax m. An Größe den anſehnlicheren Exemplaren von festivus gleich, auch von ganz gleicher Geſtalt. Kopf roth, hinten mit einem breiten ſchwarzen Rande, von dem aus nach vorn eine dreizackige oder lappige Zeich⸗ nung geht und zwei ſchwarzen Flecken auf jedem vorderen Lappen des Kopfſchildes; Bruſtſchild ebenfalls roth, mit fechs auf gleiche Weiſe, wie bei festivus und einigen verwandten Arten geſtellten ſchwarzen Flecken; Schildchen in der Mitte der Baſis mit einem Zeckigen ſchwarzen Fleck; Klavus ſchwarz, mit einer am unteren Ende quer ſich nach dem Halbdecken- Rande erſtreckenden bindenartigen Zeichnung; Halbdecken roth, in der Mitte des Außenrandes mit einem den Rand nicht ganz berührenden runden ſchwarzen Fleck und einem der- gleichen am untern Ende, noch etwas weiter vom Außenrande entfernten; Membran ſchwarz; Fühler ganz fhwarz; Schenkel hellroth und gegen die Spitze außen und innen mit einem ſchwarzen breiten Strich; Schie⸗ nen ebenfalls roth, doch an der Baſis und Spitze ſchwarz; Tarſenglieder ſchwarz. Dieſe durch Färbung des Kopfes und der Beine ausgezeichnete Art fand ich in ein Paar Exemplaren (unter C. festivus) in der Schilling 'ſchen Sammlung. 10. C. intermedius (Wolff.) Cydnus i. Wolff. W. p. 182. No. 182. t. 18. fig. 134. a. b. — Hahn, w. J. II. S. 128. t. 69. fig. 209. Eusarcoris i. — Im Auguſt an graſigen Orten. Galgenberg bei Nimkau. Domanze bei Schweidnitz. Salzgrund bei Fürſtenſtein. Schilling'ſche Sammlung (Pentatoma i.) 155 11. C. inflexus (Wolff.) Cydnus inflexus Wolff. W. J. p. 183. No. 182. t. 18. fig. 152. — Hahn, w. J. II. S. 129. t. 69. fig. 210. — Wie voriger. Scheitnig bei Breslau. Um Salzbrunn. Glogau (Zeller). Fuchs⸗ berg (Schilling). 12. C. bipunctatus (Fabr.) Fabr. Syst. Rh. p. 176. No. 108 und Fabr. Ent. Syst. IV. p. 121. No. 160. — Hahn, w. J. II. S. 68. t. 51. fig. 156. — Wie voriger. Schilling 'ſche Sammlung. 13. C. melanocephalus (Fabr.) Cydnus m. Fabr. Syst. Rh. p. 187. No. 14 und Cimex m., Fabr. Ent. Syst. IV. p. 125. No. 176. — Hahn, w. J. II. S. 130. t. 69. fig. 211. Eusarcoris m. — Schilling fand diefe Art zuerſt auf Clinopodium vulgare auf dem Fuchsberge bei Schwoitſch unfern Breslau. Kanth. Salzbrunn (ebenfalls auf Clinopod. vulgare und zwar Ende Juni auch als Larve). Glogau (Zeller). Schleſierthal (Schilling.) 14. C. perlatus (Fabr.) Fabr. S. Rh. p. 187. No. 15, Cydnus p. und Cimex perlatus Fabr. Ent. Syst. 4. p. 125. No. 177. — Hahn, w. J. II. S. 67. t. 51. fig. 155. Eusarcoris p. — Wie voriger, doch felten. Skarſine (Schilling). Glogau (Zeller). Park bei Kanth (im Juli). — Schilling 'ſche Sammlung. Pentatoma p. 15. C. nigricornis (Fabr.) Fabr. S. Rh. 157. 8. — Hahn, w. J. II. 58. t. 48. fig. 147. — Gemein an graſigen Orten. Ueberwintert auch. Um Breslau. Salzbrunn (Engelsberg). Striegauer Berge u. a. O. Pentat. pudicum Schrank, welches nach Schilling ebenfalls vorkommt, iſt jedenfalls nur eine Abart, die ſich, wie ich aus von Schilling mir mitgetheilten Exemplaren entnehmen konnte, etwa nur durch Folgendes unterſcheidet: kleiner, dunkler gefärbt; Vorderecken des Thorax weniger hervortretend; der obere Theil der Membran wie angeraucht. 16. C. prasinus (Fabr.) C. pr. Fabr. Syst. Rh. p. 166. No. 58 und Fabr. Ent. Syst. IV. p. 109. No. 111. — Hahn, w. J. II. ©. 60. t. 49. fig. 149. Pent. prasinum. 6. Grün, die äußeren Ränder des Thorax und die untere Fläche des Hinterleibes röthlich. Cimex dissimilis Fabr. Syst. Rh. p. 167. No. 59. — Hahn, w. J. II. S. 60. t. 49. fig. 149, Pent. prasinum Abänderung 6. 5. Ganz röthlichbraun. Hahn, w. J. II. S. 60. t. 49. fig. 149. Abänderung 7. — Steckt in der hieſigen Univerſitäts⸗ Sammlung unter dem Namen Pent. arbustorum n. sp. ! Gemein auf allerhand Geſträuch. Ueberwintert auch. Im hieſigen botanifhen Garten fand ich beide Formen. 17. C. juniperinus (Fabr.) N Fabr. Ent. Syst. IV. p. 109. No. 113 und S. Rh. p. 167. No. 60. — Hahn, w. J. II. S. 61. t. 50. fig. 150. — Von Schilling bei Skarſine auf Juniperus communis, ſpäter auch von Kelch bei Ratibor gefunden. — Schilling'ſche Sammlung (Pentat. juniperinum). — Schon in Weigel's Prodr. Faun. Sil. S. 288. aufgeführt. ö 18. C. alliaceum Germ. Germ. Faun. 9. 14. — Cimex prasinus Schrank Faun. 1105. — Zuerſt von Schilling bei Marienkranſt auf Genista scoparia, ſpäter auch von Kelch bei Ratibor gefangen. — Schilling 'ſche Sammlung. 20° 156 19. C. Lynx (Fbr.). Fabr. S. Rh. 168. — Panz. 13. 17. — Wolff, W. 94 (ſchlecht abgebildet). — Im friſchen Zus ſtande ungemein ſchön und lebhaft gezeichnet, wird aber bald nach dem Tode unanſehnlich. Von Schilling zuerſt im Juli und Oktober 1819 am Paſchkerwitzer Sandhügel, und im Juli 1822 und auch ſpäter noch oft am Fuchsberge bei Schwoitſch auf Artemisia campestris gefunden. Nachträglich fand ich ihn ebenfalls daſelbſt; ferner auch noch auf den Karlowitzer Sandhügeln und im Kratzbuſch bei Breslau. Am häufigſten fing ich ihn ſtets im September. Ein Exemplar traf ich im November 1844 auf den Karlowitzer Sandhü⸗ geln tief im Sande an den Wurzeln von Artemisia campestris im Winterſchlafe an. 20. C. baccarum (Linn.). Linn., syst. nat. I. 2. 721. 45 und Fn. Sv. 928. — Hahn, w. J. II. S. 63. t. 50. f. 152. — Auf allerhand Stauden und Geſträuch überall ſehr gemein. Ueberwintert auch. 21. C. vernale (Wolff., Fabr.). Cimex v. Wolff. W. IV. p. 140. Nro. 135. tab. 14. f. 135. a. b. (ſehr ſchlechte Abbildung). — C. v. Fll. Hem. Sv. p. 30. Nro. 14 und Fall. Mou. Cim. Sv. p. 48. Nro. 14. — Hahn, w. J. II. S. 64. t. 50. f. 153. — Wie voriger und nicht minder häufig. Ueberwintert auch. 22. C. sphacelatum Schilling. (Verh. d. ſchleſ. Geſ. für vaterl. Cultur.) Dieſe ſeltene Art fand Schilling auf dem Schneeberge in der Grafſchaft Glatz, fo wie auch im Schles ſierthale und einmal auf dem Geiersberge bei Zobten. Steht vernale ſehr nahe. — Schillingſche Sammlung (Pentatoma sphacelatum). Anmerkung. In der hieſigen Univerſitaͤtsſammlung ſteckt auch noch ein Cimex unter dem Namen P. sub- . pubescens n. sp., den ich jedoch, da ich nur ſehr ungern nach einem einzelnen Exemplar eine neue Art aufftelfe, hier noch unberuͤckſichtigt laſſe. Das Exemplar gehört unſtreitig ganz in die Nähe von prasinus var. s. Hahn, und iſt faſt in Nichts, als bedeutendere Größe und > lichtere Färbung verſchieden. Dritte Gattung. Seiocoris Fall. Cydnus, Halys Fabr. Discocephalus Lap. 1. Sc. umbrinus autor. Hahn, w. J. I. 195. t. 31. fig. 100. — An ſandigen, ſonnigen Orten auf dem Boden häufig. Schilling fand ihn zuerſt auf dem Fuchsberge bei Schwoitſch auf Peucedanum Oreoselinum. Später fing ich ihn auch häufig im Kratzbuſch, um die Paßbrücke und um Karlowitz bei Breslau; ferner auch bet Salzbrunn und Konradsthal, auf den Striegauer Dean u. a. O. Ueberwintert unter Moos und Gras. 2. S. arenieola m. Rundlich⸗ eiförmig, gelblichbraun mit rothbraunen feinen Pünktchen bedeckt, die auf Kopf und Thorax undeutlich begränzte ſchräge Längsſtriche und am Grunde des Schildchens 2 rundliche Fleckchen bilden; Seiten des Thorax und Grund der Halbdecken breit weißgelb geſäumt, erſtere auch ſchwarz gewimpert; Kopf viel mehr zugerundet, als bei voriger Art; Fühler und Saugrüſſel bräunlich, ganze Unterſeite des Inſekts, wie auch die Beine hell ſchmutziggelb. — Iſt um ½ Linie känger und auch wohl um eben fo viel breiter als vorige Art, mit der ſie gar nicht zu verwechſeln iſt. Von Schilling zuerſt gefunden und auch als eine von voriger verſchiedene Art erkannt, doch nirgend beſchrieben. Von mir ſpäter nicht felten im Sande unter niedrigen Kräutern und Gras auf dem Fuchsberge bei Schwoitſch gefunden. Glogau (Zeller). Ueberwintert auch. Gräbt ſich, wie auch vorige, bisweilen tief in den Sand ein. — Schillingſche Sammlung (unbenannt). — Nach Fieber's Mittheilungen ſoll dieſe Art ein und dieſelbe mit einer auf Sicilien einheimiſchen fein, die er mir als Sciocoris ciliata bezeichnete. Ich 157 kenne felbige nicht näher, auch iſt mit der Autor nicht bekannt. Gern bin ich jedoch bereit, meinen angegebe: nen Namen für die Zukunft zu ſtreichen. Vierte Gattung. Cydnus autor. 1. C. bicolor (Linn.). Cimex bicolor, L. S. N. I. 2. 722. 55 und Fn. Sv. 936. — Hahn, w. J. I. 192. tab. 31. fig. 99. — Sehr gemein auf und unter allerhand Kräutern. Ueberwintert auch unter Laub. — Schilling⸗ ſche Sammlung (Pentat. b.). 2. C. albomarginellus Fabr. Cimex albomarg. Fabr. S. Rh. 178. 120. — Hahn, w. J. I. 191. t. 31. f. 98. — Cimex albomarginatus Schrank, Fn. Austr. 275. — Nach Schilling in Schleſien; auch ſchon von Weigel in ſeinem Prodrom. fn. Sil. S. 289 aufgeführt. Mir noch nicht vorgekommen. — Schillingſche Sammlung (Pentat. alb. ). 3. C. albomarginatus (Fabr.). Cimex albomarg. Fbr. Syst. Rh. p. 179. Nro. 121 und Fbr. Ent. Syst. IV. p. 132. Nro. 168. Hahn, w. J. I. S. 167. t. 26. f. 86. — An ſonnigen, ſandigen Orten nicht gerade gemein. Karlowitzer Sandhügel bei Breslau. Bei Ratibor (Kelch). — Schillingſche Sammlung (Pentat. alb.). Ueberwin⸗ tert auch. 4. C. notatus (Schilling). f Pentat. notatum Schilling. (Verh. der ſchleſ. Gef. für vaterl. Cultur.) — Vor länger als 20 Jah⸗ ren fand Schilling ein einziges Exemplar bei Landeck. Seit der Zeit von Niemandem weiter aufgefunden. Schillingſche Sammlung (Pent. not.). 5. C. biguttatus (Fbr.). Cim. bigutt. Fabr. S. Rh. 178. 116. — Hahn, w. J. 169. t. 26. f. 88. — An ſandigen Or⸗ ten unter Haidekraut, beſonders im Gebirge. Unfern Konradsthal bei Salzbrunn. Am ſchwarzen Berge bei Charlottenbrunn. Glogau (Zeller). — Schillingſche Sammlung (Pentat. b.) 6. C. tristis Fabr. Fabr. S. Rh. 185. 7. — Hahn, w. J. I. 161. tab. 25. f. 83. — An fandigen Orten. Von Schilling im Auguſt 1819 häufig an Dämmen bei Koſel, wohin er durch den Austritt der Oder ange ſchwemmt worden war, gefunden. Glogau (Zeller). Ich fand ihn noch nicht. — Schillingſche Samm⸗ lung (Pent. tr.). 7. C. Morio (Fabr.). Fabr. S. Rh. 184. 3. — Hahn, w. J. I. 163. t. 25. f. 84. — Gemein an etwas graſigen Or⸗ ten. Breslau. Um Ratibor (Kelch). — Schillingſche Sammlung (Pent. M.). 8. C. picipes (Fall.). Fall. Mon. Eim. Sv. p. 54. Nro. 4. Cydn. p. — Hahn, w. J. I. S. 165. tab. 25. f. 85. — Wie voriger. 9. C. nigrita (Fbr.). Cydnus n. Fabr. S. Rh. p. 184. Nro. 1 und Fabr. Ent. S. IV. p. 123. Nro. 169. — Hahn, w. J. I. S. 168. t. 26. f. 87. — Wie voriger. Karlowitzer Sandhügel bei Breslau u. a. O. — Schil⸗ lingſche Sammlung (Pentat. n.). — Ueberwintert. 10. C. flavicornis (Fbr.). Cydnus fl. Fbr. S. Rh. p. 184. Nro. 2 und Cimex fl. Fabr. Ent. S. IV. p. 124. Nro. 170. Hahn, w. J. I. S. 170, t. 26. fig. 89. — Wie voriger, doch weniger häufig. Bei Breslau: Fuchs⸗ 1 berg bei Schwoitſch, Karlowitz u. a. O. Gräbt ſich, wenn er Nachſtellungen bemerkt, äußerſt ſchnell und ge⸗ ſchickt in den Sand ein. Glogau Geller). — Schillingſche Sammlung (Pent. fl.). 11. C. opacus m. N Ziemlich klein, eiförmig, vorn und hinten faſt gleichmäßig zugerundet, mattſchwarz, über und über grob punktirt, unbehaart; Bruſtſchild in der Mitte mit einer flachen Querfurche; Schildchen groß, an der Spitze mit einem runden, tellerförmigen Grübchen; Halbdecken mit ſtark hervortretenden Längsnerven; Membran grau: weißlich mit einem Netz dicker ſchwärzlicher Nerven; Fühler, Unterſeite des A und Beine ſchwarz; Schie⸗ nen gedornt. Mann 19, Weib 2“ lang. Mir iſt keine befchriebene Art bekannt, die mit ihm verwechſelt werden könnte. Erſt im September 1846 entdeckte ich dieſe intereſſante Art in Menge unter Artemisia campestris bei Karlowitz unfern Bres⸗ lau. Vergräbt ſich, wie es ſcheint, am Tage in den Sand. 12. C. affinis Herr. Sch. Herr. Sch. Nom. ent. p. 57. — Ich fand bisher nur 1 Exemplar auf den Karlowitzer Sandhügeln unfern Breslau. Gehört in die Nähe von Cydnus Morio, und iſt daher eigentlich hinter dieſem einzuſchalten. Fünfte Gattung. Asopus Burm. Cimex, Tetyra Fabr., Discocera, Stiretus, Pentatoma Lap., Jalla, Arma, Eusarcoris Hahn. 1. A. coeruleus (Linn.). Cimex coeruleus Linn. S. Nat. I. 2. 722. 50 und Fn. Sv. 933. — Hahn, w. J. II. 65. t. 50. fig. 154. Pentat. coeruleum. — Auf allerhand Geſträuch. Um Breslau. Am Fuße des Hochwaldes bei Salzbrunn (im Auguſt auf Kubus Arten). Um Warmbrunn (Luchs). Breiter Berg bei Striegau (Auguſt) u. a. O. — Schillingſche Sammlung (Pentat. coerul.). 2. A. punctatus (Linn.). Linn. S. Nat. 2. 720. 34 und Fn. Sy. 924. — Hahn, w. J. II. 69. t. 51. fig. 157. — Sehr felten. Bisher nur einmal von Schilling bei Liſſa unfern Breslau von grauen Weidenarten geklopft und von Zeller bei Glogau gefunden. — Schillingſche und Zellerſche Sammlung. 3. A. dumosus (Linn.). Cimex dumosus Linn. S. N. I. 2. 720. 34. — Hahn, w. J. I. 101. t. 16. f. 54. 55. Jalla dumosa. — Selten. Schilling fand zuerſt mehrere Exemplare am Fuße des Fuchsberges bei Schwoitſch (23. Juni 1822) auf Pteris aquilina, und den 25. September 1823 auf dem Fuchsberge ſelbſt im Sande. Ich traf bisher nur ein Exemplar, und zwar unter Moos im Winterſchlafe an der Paßbrücke bei Alt-Scheit⸗ nig unfern Breslau an. — Schillingſche Sammlung (Pentat. d.). 4. A. luridus (Fabr.). Fabr. S. Rh. 157. 6. Cimex luridus. — Hahn, w. J. I. 97. t. 15. f. 53. Arma lurida. — Auf Gebüſch. um Breslau. Glogau (Zeller). — Von Schilling häufig und in Geſellſchaft des folgen— den zwiſchen Skarſine und Glauche im Walde gefunden. 5. A. Custos Fabr. Cimex custos Fbr. S. Rh. 157. 7. — Arma custos Hahn, w. J. I. 95. t. 15. f. 52. — Wie voriger. Um Breslau. Glogau (Zeller). — Schillingſche Sammlung (Pentat. custos). 6. A. bidens (Linn.). Cimex b. Linn. S. nat. I. 718. 23 und Fn. Sy. 921. — Arma bidens Hahn, w. J. I. 92. t. 15. f. 51. — Wie voriger. Bei Liſſa unfern Breslau. Bei Striegau u. a. O. — Schillingſche Samm⸗ lung (Pentat. bidens). 159 Sechſte Gattung. Odontoscelis Lap. Tetyra Fabr. Ursocoris et Thyreocoris Hahn. 1. O. scarabaeoides (Linné). Cimex scarabaeoides L. S. N. I. 2. 716. 4 und Fn. Sy. 912. — Hahn, w. J. II. 47. 1. 45. 1. 144. — Gemein an graſigen Orten. Läuft im Frühjahr häufig auf Wieſen umher. In den Blüthen von Ranunculus- Arten, in denen fie nach Burm eiſter und Hahn vorkommen ſoll, fand ich dieſe Art nie. — Schillingſche Sammlung (Scutellera sc.). 2. O. fuliginosa (L.). > Cimex f. Linn. S. N. I. 2. 716. S und Fn. Sy. 914. — Hahn, w. J. II. 49. t. 46. k. 142. Ursocoris fuliginosus, S. 50. t. 46. f. 143. Ursocoris liturus (Abänderung c. Burm.) und S. 51. t. 46. f. 144. Ursocoris dorsalis (Abänderung b. Burm.). — Bisher nur in wenigen Exemplaren von Schilling auf dem Fuchsberge bei Schwoitſch gefunden. Sehr ſelten. — Schillingſche Sammlung (Scu— tellera f.). Siebente Gattung. Podops Lap. Tetyra Fabr. 1. P. inunctus (Panz.). Cimex inunet. Panz., Fn. Germ. fasc. 36. t. 24. — Wolff, ic. Cim. 5. t. 1. f. 5. — An graſigen ſandigen Orten nicht gemein. Um Scheitnig und Roſenthal bei Breslau. Von Schilling (den 19. November 1821) zwiſchen Roſenthal und Oswitz unter Moos gefunden. — Ueberwintert unter Moos. 2. P. galgulinus Herr. Schaeff. Herr. Sch., w. J. IV. S. 29. t. 119. f. 379. — Schilling, in den Verh. der ſchleſ. Geſellſch. für vaterl. Cultur für das Jahr 1838, als Scutellera sellata Schilling. — An fandigen Orten an Gras⸗ wurzeln, auch im Sande ſelbſt. Von Schilling bei Breslau auf dem Fuchsberge bei Schwoitſch entdeckt; ſpäter von mir ebendaſelbſt und außerdem auch noch auf den Karlowitzer Sandhügeln gefunden. Von Zeller erhielt ich ihn aus der Glogauer Gegend. — Schillingſche Sammlung (Scutellera sellata Schilling). — Ueberwintert. Anmerkung. Die von Burmeiſter zu der Gattung Trigonosoma geſtellte Trig. nigrolineata ſoll einmal in Schleſien gefunden worden ſein, doch fehlen mir daruͤber naͤhere Angaben. Achte Gattung. Tetyra Fabr. Seutellera Latr., Eurygaster Lap., Bellocoris Hahn. 1. T. Hottentotta. a) Gelblich; Schildchen mit einer blaffen Mittellinie und 2 blaffer Punkten am Grunde (nach Burm.)- Tet. hottentotta Fabr. S. Rh. 136. 37. — Bellecoris Maurus Hahn, W. II. 44. t. 45. f. 139. b) Schwarz; Fühler und Schienen bräunlich (nach Burm.). Tet. nigra Fabr. S. Rh. 136. 39. An graſigen Orten. b ſelten. Bei Schwoitſch im Sande (Schilling). 2. Tet. Maura. a) Gelblich, Schild mit 2 blaſſen Punkten am Grunde (nach Burm.). Tet. Maura Fbr. S. Rh. 136. 36. b) Dunkelbraun; Thorax mit 2 blaſſen Strichen; Schildchen mit 2 dergleichen Punkten an der Baſis und 3 dergleichen Flecken (nach Burm.). Tet. picta Fabr. S. Rh. 136. 38. — Bellocoris picta Hahn, W. II. 45. t. 45. f. 140. 160 An graſigen Orten, auch in Getreidefeldern gemein. Läuft auch im Frühjahr gern auf Wegen umher und klettert am Abend an Gras- und Kornhalmen in die Höhe. Ueberwintert unter abgefallenem Laub und Moos. Inhalt. I. Acanthia Fabr. 3. Berytus minor Herr. Schaeff. 1. Acanthia lectularia Fabr. 4. - tipularius Fabr. II. Acanthosoma Curtis. 5. trichocerus m. J. Acanthosoma bispina Panz. 6. - punctipes Germ. 2 haematogaster Schrank. XI. Campylosteira Fieb. 3. - haemorrhoidalis Fabr. 1. Campylosteira brachycera Fieb. A. - grisea L. 2. - verna Fall. III. Agramma Westwood. XII. Capsus (nach Herr. Scha eff.). 1. Agramma laeta Fabr. IV. Alydus autor. 1. Alydus calcaratus Linn. 93 ambiguus Fall. V. Aneurus Curtis. ambulans Fall. 1. Capsus affinis Herr. Schaeff. 2 3 4. Aneurus laevis Curtis. 5. - angulatus Fall. 6 7 8 9 - albipennis Fall. 1. VI. Anthoecoris Fall. - arbustorum Fabr. 1. Anthocoris bicuspis Herr. Schaeff. - Artemisiae Schill. 2. - eursitans Fall. - ater L. 3. - lucorum Fall. h - aurulentus Schill. 4. - obscurus Hahn. 10. - betuleti Fall. 5. nemoralis Fabr. 11. — dilineatus Fall. 6. nemorum Linn. 12. — binotatus Fabr. VII. Aphanus Herr. Schaeff. 13. — bipunctatus Fabr. 1. Aphanus pallipes Herr. Schaeff. 14. — brevis Panz. 2. rusticus Fall. 15. — brunnipennis Meier. 3. sabulosus Herr. Schaeff. 16. — Cuaricis Fall. VIII. Aradus autor. 17. - Chenopodii Fall. 1. Aradus albopunctatus m. 18. - chorizans Fall. 2% - Betulae Fabr. 19. — elavatus L. 8. — ceinnamomeus Panz. 20. Coerulescens m. 4. — complanatus Burm. 21. - cdollaris Fall. 5. — cCorticalis Fabr. 22. — Contaminatus Fall. 6. - depressus Fabr. 23. — Corizoides Fall. IX. Asopus Burm. 2. - Coryli Linn. 1. Asopus bidens L. 25. — crassicornis Hahn. 2 coeruleus L. 26. - Cuyllocoroides m. 8 E Custos Fabr. 27. - Dahlmanni Fall. 4. = dumosus L. 28. —declivis m. 5. g luridus Fabr. 29. —decolor Fall. 6. - punctatus L. 30. - decoratus Meier. X. Berytus Fabr. 31. — distinguendus Herr. Schaeff. Berytus clavipes Panz. 32. — eelegantulus Meier. 2 crassipes Panz. 39. - TFalleni Hahn. — 34. Capsus ferrugatus Fabr. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. Filicis L. flavomaeulatus Fbr. floralis Hahn. fulvomaculatus Fabr. furcatus Herr. Schaefl. gemellatus Herr. Schaeff. gracilicornis m. Graminis Fall. Gyllenhalii Fall. histrionicus L. holosericeus Hahn. hortensis Meier. hortulanus Meier. Humuli Schummel. Kalmii L. lateralis Fall. leucocephalus L. limbatus Fall. lucorum Meier. luridus Fall. maculipennis Herr. Schaeff. magnicornis Fall. Mali Meier. marginepunctatus Herr. Schaeff. melanocephalus L. molliculus Fall. montanus Schill. mutabilis Fall. nassatus Fall. nitidus Meier. nubilus Herr. Schaeff. pabulinus L. pallicornis L. pallidus Herr. Schaeff. parallelus Meier. pilosus Hahn. prasinus Hahn. pratensis Hahn. propinquus Herr. Schaeff. Pteridis Fll. pulicarius Fll. pulcher Herr. Schaeff. pulverulentus Kl punctulatus Fall. Capsus Roseri Herr. Schaeff. roseus Fall. Rotermundi m. rubicundus Fall. rubricatus Fall. rufifrons Fall. Salicellus Meier. saltator Hahn. saltians Fall. Salviae Hahn. sanguineus Fabr. Schillingii Schummel. scriptus Fabr. seladonius Fall. setulosus Herr. Schaeft. sexguttatus Fahr. solitarius Meier. Spinolae Meier. spissicornis Fabr. striatellus Fabr. striatus L. Tanaceti Fall. tricolor Fabr. trifasciatus Fabr. triguttatus L. tripustulatus Fabr. tristis m. unicolor Hahn. umbratilis Fall. unifasciatus L. variabilis Fall. varians Meier. Verbasci Herr. Schaeff. viridulus Fall. vitellinus m. vittipennis Herr. Schaeff. XIII. Cimex L. Cimex acuminatus L. alliaceus Germ. baccarum L. bipunctatus Fabr. dominulus Panz. fallax m. festivus L. inflexus Wolff. 21 9. Cimex intermedius Wolff. 10. — Juniperinus Fabr. 11. - Klugii Hahn. 12. - Lynx Fabr. 13. - melanocephalus L. 14. - nigricornis Fabr. 15. oleraceus L. 16. — ornatus L. 1 17. perlatus Fabr. 18. — Prasinus Fabr. 19. — rufipes Fabr. 20. sanguinipes Schilling. 21. - sphbacelatus Schilling. 22. vernalis Wolff. XIV. Corixa Fabr. 1. Corixa atomaria Germ. 2. - coleoptrata Fabr. 3. - coneinna Fieb. 4. - distincta Fieb. 5. Fallenii Fieb. 6. - fossarum Leach. 1% - Geoffroyii Leach. i 8. - hieroglyphica Leon Dufour. 9. - limitata Fieb. 10. - Linnaei Fieb. 11. - moesta Fieb. 12. - nigrolineata Fieb. 13. — Praeusta Fieb. 14. — Sahlbergü Fieb. 15. semistriata Fieb. 16. — ntriata Fieb. XV. Corizus Fall. 1. Corizus capitatus Fabr. 2. - crassicornis L. 3. Hyoscyami L. 4. - pratensis Fall. 5. rufus Schilling. 6. - tigrinus Schilling. XVI. Cydnus autor. 1. Cydnus affinis Herr. Schaeff. 2 - albomarginatus Fb. 3. - albomarginellus Fabr. 4. - bicolor L. 5. biguttatus Fabr. 6. — flavicornis Fabr. Sara — S Se g 9 — — D — Nm 1 8 Cydnus Morio Fabr. nigrita Fabr. notatus Schill. opacus m. - picipes Fall. - tristis Fall. XVII. Derephysia Spinola. Derephysia cristata Panz. - foliacea Fall. .- strichnocera Fieb. XVIII. Dictyonota Curtis. Dictyonota crassicornis Fall. pilicornis Herr. Schaeff. XIX. Gerris Fabr. Gerris erraticus Klug. - vagabundus L. XX. Gonocerus Latr., Lap. Gonocerus venator Fabr. XXI. Harpactor Lap. Harpactor annulatus Fbr. - cruentus Fabr. — subapterus, de Geer. XXII. Hebrus Westwood. Hebrus Letzneri m. XXIII. Heterogaster Schill. Heterogaster Artemisiae Schill. - claviculus Fall. - Ericae Schill. - glandicolor Hahn. - Jakobaeae Schill. - lineolatus Schill. - Resedae Panz. Salviae Schill. Schillingii m. - Senecionis Schill. - Thymi Wolff. = Urticae Fbr., Fll. XXIV. Hydroessa Burm. Hydroessa nana Schilling. - Schneideri m. XXV. Hydrometra Fbr. Hydrometra aptera Schumm. argentata Schumm. gibbiſera Schumm. lacustris L. 5. 6. 75 8 9 XXVI. Hydrometra lateralis Schumm. odontogaster Zetterst. paludum Fbr. rufoseutellata Latr. thoracica Schumm. Limnobates Burm. 1. Limnobates stagnorum L. XXVII. Lopus Hahn und Herr. Sch. 1. Lopus albostriatus Klug. XXVIII. Lyctocoris corticalis Hahn. 1 — n wand . 8 U dolabratus L. ferrugatus Fll. gothicus Fbr. roseus Fil. tunicatus Fabr. Lyctocoris Hahn. domesticus Hahn. XXIX. Lygaeus autor. Lygaeus melanocephalus Fbr. Roeselii Schilling. saxatilis Fabr. Schummelii Schilling. XXX. Merocoris Hahn. Merocoris denticulatus Scop. XXX Miris autor. Miris calcaratus Fll. — 9. 8 — SET 1 XXXII. 1. 2 3. 4 5. 8. vu 8 9 0 10. erraticus L. holsatus Fabr. laevigatus Fall. longicornis Fall, pulchellus Hahn. ruficornis Fall. virens L., Fabr. Monanthia Lepell. et Serv. Monanthia angustata Herr. Sch. Cardui L. eiliata. Fieb. costata Fabr. dumetorum Herr. Sch. grisea Germ. Humuli Fabr. Lupuli Kunze. scapularis Fieb. setulosa Fieb. 163 11. ©) — XL. — S D g E 9 4 Monanthia vesiculifera Fieb. - Wolffii Fieb. XXXIII. Myrmus Hahn. Myrmus miriformis Fall. Schillingii Schummel. XXXIV. Nabis Latr. Nabis apterus Fabr. - brevipennis Hahn. - brevis m. ericetorum m. - flavomarginatus m. - vagans Fabr. XXXV. Naucoris Fbr. Naucoris eimicoides Linn. XXXVI Notonecta Fbr. Notonecta glauca Linn. XXXVII. Odontoscelis Lap. Odontoscelis scarabaeoides L. - fuliginosa L. XXXVIII. Ophthalmieus Hahn. Ophthalmicus ater Fabr. = Grylloides L. - Ullrichit Fieb. XXXIX. Orthosteira Fieb. Orthosteira brunnea Fieb. - cervina Germ. - cinerea Fieb. - gracilis Fieb. - obscura Herr. Schaeff. Pachymerus St. Farg., Schill., Steph. Pachymerus affinis Schill. = agrestis Schill. - antennatus Schill. - brevipennis Latr. - chiragra Fabr. - Echii Panz. - erraticus Fabr. - fraetieollis Schill. - hemipterus Schill. - hirsutulus m. _ holoserieus Scholtz. - luniger Schill. - luscus Fabr. - Iynceus Schill. 231* 15. Pachymerus marginepunctatus Wolff. 16. - nebulosus Fall. 17. - nubilus Fall. 18. - pedestris Panz. 19. - pietus Schill. 20. Pini L. 8 2¹. plebejus Fall. 22. - pusillus m. 23. - quadratus Fabr. 24. R landri Fabr. 25. rufipes Wolff. 26. sabuleti Fall. 27. Staphyliniformis Schill. 28. sylvaticus Fabr. 29. varius Wolff. 30. vulgaris Schill. XLI. Phytocoris (nach Herr. Sch.). 1. Phytocoris divergens Meier. 2. - Populi Linn. 3. - Ulmi Linn. XLII. 1. Platygaster Abietis L. 2: - ferrugineus L. XLIII. Ploa Leach. 1. Ploa minutissima Fbr. XLIV. Podops Lap. 1. Podops galgulinus Herr. Sch. 2. - inunctus Panz. XLV. Pseudophloeus Burm. Pseudophloeus Dahlmanni Schill. 1 2 - Falleni Schill. 3. - laticornis Schill. 4 - nubilus Fall. 5 - spinipes Fall. XLVI. Platygaster Schill. DI — Pygolampis Germ. Pygolampis denticulata Germ. Durch ein Verſehen habe ich die Größe von Salda arenicola m. zu bedeutend angegeben. Selbige be⸗ trägt nur 1½“ Länge und 1“ Breite. n En XLVII. Pyrrhocoris. Pyrrhocoris apterus L. 5 XLVIII. Ranatra Fbr. Ranatra linearis Linn. XLIX. Reduvius autor. Reduvius personatus L. L. Salda Fabr., Fall. Salda arenicola m. - cineta Herr. Sch. - elegantula Fall. - üttoralis L. - pallipes Fabr. — riparia Fall. — saltatoria L. II. Sigara Fbr. Sigara Scholtzii Fieb. LII. Stenocephalus Latr., Lap. Stenocephalus nugax Fbr. LIII. Syromastes Latr., Lap. Syromastes marginatus L. - quadratus Kabr. - Scapha Fabr. LXIV. Syrtis Fabr. Syrtis crassipes Fabr. LV. Tetyra Fbr. Tetyra Hottentota. - Maura. LVI. Velia Latr., Lap. Velia currens Fahr. LVII. Xylocoris Leon Duf. Xylocoris ater Leon Dufour. - bicolor m. LVIII. Zosmenus capitatus Wolff. Laportei Fieb. Stephensii Fieb. variabilis Hieb. Zos menus Lap. 165 Siebente Ordnung, Zweiflügler. Herr Dr. Scholtz trug die Entwicklungsgeſchichte des Xylophagus marginatus, nach eigenen Beobach— tungen vor, und ſprach über Tetanops myopina, die er als Seltenheit gefangen hatte. Zur Entwicklungsgeſchichte von Xylophagus marginatus. Ueber die früheren Stände der Fliegengattung Xylophagus und insbefondere von Xylo- phagus marginatus Meigen. Ich halte es für nicht ganz überflüſſig, etwas über die Entwicklungsgeſchichte dieſer intereſſanten Fliegen mitzutheilen, da wir bisher im Ganzen noch wenig Beſtimmtes darüber kannten. Meigen erwähnt zwar be— treffenden Ortes, daß die einzig bekannte Larve von Xylophagus einctus de Geer im faulen Holze, und zwar unter Fichtenrinde leben ſolle, doch beſchreibt er ſelbige nicht genauer. Herr Profeſſor Schilling hat ſchon mehr Erfahrungen darüber geſammelt, und ſelbige in Kürze in dem mir vorliegenden Werke von Meigen beigeſchrieben. Er fand die Puppe von Xylophagus ater Fabricius Ende April 1827 auf dem Zobtenberge unter Fichtenrinde, und zwar nur 1 Exemplar. Nach 4 Tagen kam ihm die Fliege aus, doch ſtimmte bei ſelbiger die Färbung der Hinterſchenkel, Schienen und Tarſen nicht ganz mit Meigen's Angabe darüber über— ein, indem letzterer die Hinterbeine hellgelb, die Schenkelſpitzen, Schienen und Tarſen braun angiebt, Schil— ling jedoch die Hinterſchenkel gelbroth, die Schienen und Tarſen ſchwarzbraun fand. Ein zweites Exemplar, welches Schilling 14 Tage ſpäter bereits entwickelt fing, zeigte ebenfalls die früher von ihm beobachtete Far: bung. Im April 1824 traf er am Zobtenberge unter Fichtenrinde die Puppe von Xylophagus einctus de Geer in mehreren Exemplaren an, wovon ihm 5 Stück glücklich auskamen; und es krochen ihm aus Pup⸗ pen, die er den 10. April im hieſigen botaniſchen Garten unter der Rinde alter Schwarzpappeln ſammelte, zum 24. Mai deſſelben Jahres 8 Exemplare aus. Da nun in den eben angeführten Schillingſchen und Meigenſchen Angaben nichts über Form und Fär— bung der Larve und Puppe geſagt iſt, die Verwandlung der Holzfliegen jedoch ſo viel Intereſſantes, und, wie es ſcheint, von der Verwandlung anderer Dipteren-Gattungen Abweichendes hat, will ich hier das Fehlende, ſo weit ich es aus eigenen Beobachtungen zu ergänzen vermag, beifügen. Ich fand Anfang April vorigen Jahres im hieſigen botaniſchen Garten zwiſchen dem Splint und der Rinde eines gefällten Stammes von Carpinus Betulus 6 Larven von (wie ich ſpäter erſah) Xylophagus marginatus Meig., der ſomit nicht auf die Schwarzpappel beſchränkt zu ſein ſcheint. Die Larve ſchien nur den Splint zu benagen, ſtellte ſich bei der Berührung leblos, fing ſich jedoch, in Ruhe gelaſſen, bald wieder zu bewegen an. Die Bewegungen geſchehen nur langſam. Sie iſt linienförmig, nach hinten nur wenig breiter und nach vorn nur ſehr allmählig verſchmälert, doch endet fie hier plötzlich in ein etwa Y Linie lange ſpitze Schnauze. Dabei iſt ſie von oben nach unten ziemlich flach zuſammengedrückt, an den Seiten ziemlich ſcharf gerandet. Sie beſteht aus 11 Gliedern, die am Vorderrande fein punktirt, doch glänzend und dicht vor dem Vorderrande mit naheſtehenden kleinen Wärzchen beſetzt find. Auf dem hinterſten letzten, am Ende abgeſtutz⸗ ten, nur mit 2 ganz flachen Ausſchnitten verſehenen Ringe befinden ſich oben 3 flache Buckeln, auf deren mittelſten 4 körnerförmige Erhabenheiten ſtehen, von denen die 2 vorderſten beſonders deutlich hervortreten. Füße ſind nicht wahrzunehmen. Die Larve fühlt ſich ziemlich feſt an. Die Farbe iſt röthlichbraun, nur die 2 vorderſten Glieder oder Ringe nebſt dem ſchnauzenförmig vorgezogenen Mundtheile ſind mehr röthlichgelb gefärbt, auch iſt der hintere Rand jedes Ringes ſchmal, und zwar etwas heller geſäumt. Die Länge beträgt 5 — 6 Linien, die Breite 11% Linie. Aus den größeren entſtanden die Weibchen, aus den kleineren die Männchen. Als ich die Larven in ein Gefäß brachte, deſſen Boden mit Sand bedeckt war, verkrochen fir ſich. Am 5. Mai ſuchte ich ſie hervor und fand ſie in Geſtalt und Färbung unverändert, jedoch re— gungslos und ziemlich ſteif. Ich war nun zweifelhaft, ob ich in der That ein bereits in den Puppenzuſtand 166 übergegangenes oder ein bereits abgeftorbenes Inſekt vor mir hätte. Ich ließ die nach meiner Anſicht abge⸗ ſtorbenen Larven jedoch liegen, und ſchon am 10. Mai bot ſich mir ein eben ſo unerwartetes als intereſſantes Schauſpiel dar. Es ſpalteten ſich nämlich an einem Exemplare die 2 vorderen Ringe, indem dabei die Spal⸗ tung wie mit einem ſcharfen Schnitte ausgeführt erſchien, und aus ihr drängte ſich erſt eine Puppe hervor, und zwar ſo, daß die Bauchfläche nach oben, die Rückenfläche jedoch nach unten, alſo der Rückenfläche der Larvenhülle zugekehrt war. Die Puppenhülle platzte nun ebenfalls, und zwar auf der Rückenſeite. Aus die⸗ ſem Spalte ſchlüpfte nun die erſte Fliege, ein Weibchen von Xylophagus marginatus Meig. aus. Die ei⸗ gentliche Puppenhülle iſt keulenförmig geſtaltet, etwas gekrümmt, hornbräunlich, nur die Flügelſcheiden ſind ſchwärzlich geſäumt. So erhielt ich in wenigen Tagen noch 2 Weibchen und 2 Männchen. Tetanops myopina, ſchon früher von Schummel in Schleſien gefunden, traf ich im Sommer 1846 ziemlich häufig am ſandigen Ufer der Oder hinter Klein-Kletſchkau und auf der Viehweide vor Pöpel⸗ witz in beiden Geſchlechtern an. Meigen waren nur Exemplare bekannt, die Fallén auf ſandigen Aeckern bei Esperöd in Schweden geſammelt, und ihm mitgetheilt hatte. Herr Lehrer Schummel ſprach über Limnobia quadrimaculata, wozu er nun auch das Weibchen ge⸗ funden hat, und über Bolitophila bimaculata n. sp. und Eurina quadrivittata n. sp., indem er dieſe In⸗ ſekten ſelbſt vorzeigte. Bemerkungen über einige neue oder ſeltene Zweiflügler Schleſiens. 1. Limnobia 4 maculata Linn. Ich fing das mir bis dahin noch unbekannt gebliebene Weibchen dieſer ſchönen großen Art am 15. April 1846 an einer Planke am Weidendamme. Es kommt, die gewöhnlichen Geſchlechtsunterſchiede abgerechnet, mit dem von mir in den Beiträgen zur Entomologie der entomol. Sektion der ſchleſ. Geſellſchaft p. 143 be⸗ ſchriebenen und tab. 16 abgebildeten Männchen beinahe ganz überein. 2. Bolitophila bimaculata n. sp. Braungrau, Rückenſchild graugelb mit 3 lichtbraunen Striemen; Flügel graulich mit 2 braunen Flecken, einem halbrunden größeren an der Stelle des Randmales und einem kleineren, nach außen verwaſchenen auf der Mitte des Flügels. Ich fing ſchon im Jahre 1830 am 1. Mai 2 Weibchen dieſer Art, ein drittes auf dem Weidendamm am 12. April 1846, ein Männchen in Morgenau am 9. April 1846. a) Weibchen. Länge 3—3½ %. Kopf grauweiß; Taſter braun; Fühler ſchwarzbraun, das erſte und zweite Glied unten weißgrau, das dritte am Grunde braungelb. Mittelleib aſchgrau, Rückenſchild graugelb, mit 3 braunen Striemen, deren mit⸗ telſte vorn ſehr breit iſt. Hinterleib ſehr zuſammengedrückt, nach vorn, und noch mehr nach hinten, verengt, braungrau oder mehr aſchgrau. Beine ſchwarzbraun, Hüften graugelb, Schenkel braungelb. Schwinger braun, mit braungelbem Stiel. Flügel licht bräunlichgrau, mit ſchwarzbraunen Adern, wovon die dem Vorderrande näher liegenden dicker find, und 2 ſchwarzbraunen Flecken, einem größern halbrunden am Vorderrande an der Stelle des Randmals, und einem kleineren, nach außen verwaſchenen, faſt in der Mitte des Flügels an die Außenſeite der kleinen Querader grenzend. b) Männchen. 317. Dem Weibchen gleichend; nur find die Striemen des Rückenſchildes ſehr undeutlich, am Hinterleibe das erſte und zweite Glied zuſammengedrückt, oben gekielt, das dritte nach dem Ende erweitert, die übrigen walzen⸗ förmig; die 2 erſten hellgrau, die übrigen 1 ins 1 ſpielend, an den Hinterrändern mehr gelblich: grau, die Zange ſchwarzbraun. 3. Eurina 4-striata n. sp. Borſtig, Rückenſchild aſchgrau, mit 4 dunkelbraunen Striemen, Hinterleib ſchwarz, Glieder deſſelben am Ende weißlich gerandet, mit einer feinen hellgrauen Längslinie, Beine graubraun, Spitze der Schenkel und die Schienen roſtgelb. Ich fing dieſe Fliege vor vielen Jahren in ziemlicher Anzahl auf einem Sandplatze nahe an der alten Oder, bei der ſogenannten Grbſchelbrücke, im Mai. Die angegebenen Artkennzeichen unterſcheiden dieſe Art hinreichend von der ähnlichen Eurina pubescens des Meigen. Die nähere Beſchreibung kann ich für jetzt noch nicht geben, wegen meinem ſchon oben er— wähnten Augenübel. Mehr als außerordentliche Mittheilungen und Vorträge ſind noch folgende anzuführen: Herr Lehrer Letzner hatte in den zur Herbſtzeit durch die Luft ziehenden Fäden, welche unter dem Namen Mädchen— ſommer oder Weiberſommer u. f. w. bekannt find, eine Spinne (Aranea obtextrix?) angetroffen, wo⸗ durch die Anſicht, daß jene Fäden wohl von Spinnen herrühren werden, mit beſtätigt wird. — Herr Dr. Schneider zeigte zwei foffile Abdrücke von Termiten und einen von einer Waſſerjungfer in Kalk- mergel aus Croatien vor, und erläuterte dieſelben. — Herr Gymnaſiallehrer Klopſch trug die Lebensbeſchrei⸗ bung von Röſel von Roſenhof vor. — Herr Dr. Scholtz hielt zwei Vorträge über ſchleſiſche Weich— thiere, und ſetzte die einheimiſchen Arten der Gattungen Vitrina, Helicophanta, Suceinea und Helix auseinander. Die Bibliothek der Sektion wurde theils durch Ankäufe, theils durch Geſchenke bereichert. Gravenßorſt, z. 3. Secretair der Section. 1 mar var AR Ren 169 3. Bericht über die Verhandlungen der botaniſehen Section im Jahre 1846. Die botaniſche Section hat in dieſem Jahre fünf Verſammlungen gehalten. In der erſten, am 28. Mai hielt Herr Profeſſor Dr. Göppert zwei ausführliche Vorträge. 1. Beobachtungen über die Wachsthumsverhältniſſe der Abietineen. A. In Nadelholzwäldern, die man wegen Holzreichthum der Gegend, in der ſie ſich befinden, ſchont, in denen man niemals Streu rechet oder Stöcke rodet, ſah ich zu wiederholten Malen ein eigenthümliches Wachsthum der Weiß- oder Rothtannen, welche an das der Bananen, Pandaneen und mancher Palmen (Iriartea exorrhiza Mart.) erinnert, indem nämlich der Stamm nicht bis in die Erde reicht, ſondern ſich ein und mehrere Fuß von der Oberfläche in Aeſte theilt, welche ihn in die Erde befeſtigen und ihn wie eine Säule tragen. Recht auffallend trat mir dieſes Factum, welches ich früher niemals näher betrachtet hatte, in großer Mannigfaltigkeit und Menge, in dem Grunwalderthal in den an der Weiſtritz bei Reinerz in der Grafſchaft Glatz gelegenen Waldungen entgegen, welche ich im Auguſt 1846 in Geſellſchaft meines Freun⸗ des Beilſchmied, unter gefälliger Führung des Herrn Förſters Laski, beſuchte. Stämme von verſchiedener Größe bis zu 80 Fuß Höhe waren auf dieſe Weiſe an der Baſis in 1 — 8 Fuß hohe wurzelähnliche Aeſte ge⸗ theilt. Anfänglich glaubte ich, daß viele dieſer an Abhängen wachſenden Exemplare vielleicht durch herabftrö- mende Gwäſſer, welche die Dammerde weggeſpült und die Wurzeln entblößt hätten, in dieſen anomalen Zu⸗ ſtand gekommen wären, aber eine nicht geringe Zahl dieſer Art wuchſen auch auf ebenem Boden, wo die Ko: kalität eine ſolche Erklärungsweiſe keineswegs begünſtigte. Weitere Unterſuchung löſte jedoch alsbald das ſcheinbare Räthſel. Wie ſchon erwähnt, werden in dieſen Waldungen alle Abfälle der Vegetation wie auch die Stöcke der abgehauenen oder abgebrochenen Bäume der Verweſung überlaſſen, auf welchen letzteren nun überall auch junge Weiß- und Rothtannen keimten, welche in dieſe alten Stöcke ihre Wurzeln ſenden und ſpäter durch dieſelben hindurch, wie es die Zerſetzung derſelben geſtattet, auch den Erdboden zu erreichen ſuchen, ſo daß dann ſpäter, wenn der Stock verfault iſt, ſie auf die beſchriebene ſonderbare Weiſe als Stützen des freiſchwebenden Stammes erſcheinen. In einigen Fällen fanden ſich bei ſchon wohl 50 — 60 Jahr alten Stämmen noch die Reſte des Stockes vor, auf welchen ſie einſt gekeimt hatten. Wenn dieſes eigenthümlichen Verhaltens, ſo viel ich wenigſtens weiß, in botaniſchen Werken noch nicht gedacht ward, ſo habe ich es doch nicht zuerſt beobachtet, ſondern mein Freund Ratzeburg, welcher deſſelben bereits in einem im Jahre 1842 erſchienenen Werke: „Forſtnaturwiſſenſchaftliche Reiſen durch ver: ſchiedene Gegenden Deutſchlands (Harz, Sollinger Wald, nördliches Weſtphalen, Teutoburger Wald, 22 170 Rheinbaiern, Rheinpreußen, Speſſart, Oberſchleſien, Grafſchaft Glatz und das Rieſengebirge) mit 4 lithogra— phirten Tafeln und mehreren Holzſchnitten. Berlin 1842. Seite 292, 452 und 53, gedenkt, einem Werke, welches eine Menge intereſſanter, von Botanikern, wie es ſcheint, bis jetzt noch wenig benutzten Thatſachen über Verbreitung der Pflanzen, über normales und anomales Wachsthum der Bäume, Einfluß der Bodenverhältniſſe auf daſſelbe enthält. Er erklärt es auf dieſelbe Weiſe, und zählte z. B. im Karlsthaler Re— viere im Rieſengebirge, einer Gegend, die auch den Charakter eines Urwaldes an ſich trägt, auf einem 6 Fuß hohen und 3 Fuß dicken morſchen Stamme, der wie ein mit Moos gepolſterter Großvaterſtuhl ausſah, einen Forſt von 20 Fichten, ferner auf einem Lagerſtamme von 30 — 40 Fuß Länge eine Reihe von 18 Fichten, deren größte ſchon bis zu 20 Fuß Höhe herangewachſen war. Ein anderer Stamm von beträchtlicher Länge, welcher bei 12 Fuß noch 2 Fuß 8 Zoll Durchmeſſer hatte, war trotzdem, daß ſchon die äußern Lagen daneben abgefault lagen, mit hunderten von Fichten beſetzt. Davon hatten allerdings die kleinſten kaum Fin⸗ gerlänge, die größten aber auch ſchon mehrere Fuß Höhe, waren aber in Folge der Unterdrückung doch ſehr zurückgeblieben. Ein Sjähriges Stämmchen hatte nur 1½ Fuß Länge, aber feine Wurzel war ſchon 2 Fuß lang um den Lagerſtamm fortgelaufen. In demſelben Werke beſchreibt und bildet Ratzeburg einen wahrhaft prächtigen Baum im Neſſelgrun⸗ der Revier bei Reinerz, die noch ſtehende ſogenannte Königsfichte ab. Sie iſt noch kerngeſund und mißt nicht weniger als 156 Rh. Fuß Höhe, einen halben Fuß über der Erde 22 Fuß 2 Zoll im Umfange, 4% Fuß über derſelben 13 Fuß 6 Zoll, und dürfte nach einer ohngefähren Berechnung 13 Klaftern Holz enthalten. Die Aeſte verbreiten ſich größtentheils in wagerechter Richtung und nehmen aufwärts ſtufenweis in ihrer Länge ab, ſo daß die ganze Krone eine vollkommne, gegen den Himmel frei emporſtrebende Pyramide bildet, die weit über die umſtehenden Fichten hervorragt. Einen noch majeſtätiſchern Anblick wegen ihres cylindriſchen ſäulenförmigen Wachsthums gewährt eine Weißtanne im Grunwalder Thale, welche 200 Fuß hoch iſt, 4 Fuß über der Erde 20 Fuß im Umfange be⸗ ſitzt, und faſt 16 — 18 Fuß Umfang bis zu 50 — 60 Fuß Höhe, wo die Aeſte beginnen, beibehält, fo daß fie den Anblick einer ungeheuern Säule gewährt. Das Alter dieſer Bäume iſt demohnerachtet, verglichen mit dem Wachsthumsverhältniß ähnlicher in derſelben Art vorkommenden Exemplare, doch nicht höher als 5— 600 Jahre anzuſchlagen. Ein in der Nähe auf den Seefeldern befindlicher Stock von 15 Fuß Umfang zeigt 380 bis 400 Jahresringe. Vor mehreren Jahren wurden in demſelben Revier noch koloſſalere Weißtannen gefällt, in⸗ dem die eine 16, die andere auf dem Schutzbezirk Biebersdorf gar 25 Klaftern Scheit- und 3 Klaftern Knüp⸗ pelholz, alſo zuſammen 28 Klaftern excluſive Stock- und Reiſerholz lieferten. Ueber den gewiß noch bedeuten⸗ deren Umfang dieſer Stämme konnte ich keine Auskunft erhalten. B. In meiner Sammlung bewahre ich gegenwärtig einen Querſchnitt einer merkwürdigen Tanne aus dem Wildgrunder Forſtrevier bei Neuſtadt in Oberſchleſien. Der untere Theil des Schaftes derſelben war 8 Fuß hoch und hatte Balkenſtärke (2 / Fuß im Umfange). Von dieſer Höhe an beginnt plötzlich ohne all- mäligen Uebergang ein ſtarker knolliger warziger Auswuchs, welcher 14 — 15 Fuß Umfang und eine Höhe von 20 Fuß hat. Von hier fängt ſich der Stamm an allmählig zu verdünnen und geht in den Wipfel über, der noch 16 Fuß hoch war. Aus dem Auswuchſe ſelbſt wachſen viele ganz kräftige Aeſte in einer Stärke von 3 — 4 Zoll Durchmeſſer und 12 — 14 Fuß Länge. Erſt im Jahre 1841 fing dieſer ſonderbar gewach⸗ ſene Baum von oben an abzuſterben, daher er vor 2 Jahren gefällt wurde. Er zählt 85 Jahresringe und zeigt ſich auch die Anſchwellung wie der Stamm ſelbſt kerngeſund. Die Urſache dieſer außerordentlichen Ver⸗ mehrung des Wachsthums der genannten Stelle, welche ich auch ſchon bei andern Bäumen, obſchon niemals in ſo ausgezeichnetem Grade beobachtete, iſt mir unbekannt. Gänge von Inſekten waren nirgends ſichtbar, welche letztere zuweilen zu anomalen Holzproduktionen Veranlaſſung geben, wie ich dies mehreremal von Ce- rambyx moschata bei der Birke zu ſehen Gelegenheit hatte. 171 ©. Wurzelſchlagende Tannen und Fichten dürften wohl nicht häufig angetroffen, und dieſe Erſcheinung ſelbſt nur durch beſondere Umſtände veranlaßt werden. Auf dem früher bewaldeten, jetzt aber in Folge unvor— ſichtiger Entwaldung baumloſen Gipfel des Schneeberges in der Grafſchaft Glatz, von 4400 Fuß Seehöhe, haben ſich hie und da noch einzelne Fichten erhalten, die aber nur einen ſehr niedrigen Wuchs zeigen und von unten an beäſtet erſcheinen. Dieſe ſich weit ausbreitende, auf der mit feuchtem Mooſe und Flechten bedeck⸗ ten Oberfläche aufliegende Aeſte ſchlagen häufig Wurzeln, ſo daß nicht ſelten dieſe Bäume außer der Hauptwur⸗ zel auch noch durch die Wurzeln der Aeſte ringsum in die Erde befeſtigt werden. Unſtreitig kommt dieſe Er- ſcheinung auf allen ſolchen Gebirgen unter ähnlichen Umſtänden nicht bloß bei Fichten, ſondern auch wohl bei andern Pinusarten vor. 2. Ueber die Ueberwallung der Tannenſtöcke. Seit dem Erſcheinen meiner Arbeit über die Ueberwallung der Tannenſtöcke (Bonn 1842) habe ich die⸗ ſen intereſſanten Gegenſtand fortdauernd verfolgt, und Gelegenheit gehabt, manche die früheren Erfahrungen beſtätigende Beobachtungen zu machen, welche ich vereint mit dem Inhalte jener Schrift in möglichft gedräng⸗ ten Sätzen hier mittheilen will. 1. Mit dem Namen Ueberwallen kann man überhaupt die Beſtrebung der Natur bezeichnen, Verwun⸗ dungen oder Verletzungen baum- oder ſtrauchartiger Gewächſe, deren Holzſubſtanz von der Rinde entblößt oder ſelbſt ein Theil derſelben entfernt ward, durch Ergänzung neuer Subſtanz zu heilen oder die dadurch entftan- denen Lücken auszufüllen. Die Bildungsflüſſigkeit dringt, bedeckt von der neu erzeugten Rinde aus dem gan⸗ zen Umfange der Wundränder hervor, bildet im Vertikalſchnitt nach innen gekrümmt erſcheinende, ſchwach kon⸗ vere Erhabenheiten, die ſich nach dem Centrum der verletzten Stelle am meiſten abplatten und endlich von allen Seiten ziemlich gleichzeitig zuſammenkommen und die entblößte Stelle bedecken, wenn ſich nicht etwa be— ſondere Hinderniſſe darbieten. Anfänglich erſcheint die Vereinigungsſtelle vertieft, bis ſie endlich im weiteren Verlaufe des Wachsthums durch Anlegung innerer neuer Holzſchichten ſich erhebt und conver wird, fo daß ſich von hier aus die Ueberwallungsſchichten nach allen Seiten abplatten. 2. Da die Ueberwallungsſchichten jünger ſind als die benachbarten Holzlagen, ſo laſſen ſie ſich, ſollte der Holzdefect auch ganz geſchloſſen fein, doch leicht durch die verſchiedene Farbe und Beſchaffenheit der Rinde, die immer glätter zu ſein pflegt, erkennen. 3. Die ſo eben beſchriebene Erſcheinung kommt nicht blos beim Stamme, ſondern auch bei den Wur⸗ zeln, wie an den Wurzelenden vor. Beſonders deutlich ſieht man dies bei Bäumen mit zahlreichen Thau— wurzeln, wie z. B. bei den oft frei zu Tage liegenden der Pinusarten, Pinus sylvestris, Abies und Picea, aber auch bei größeren Wurzelendigungen, wenn ſie, wie dies zuweilen an Hohlwegen oder an Felsabhängen geſchieht, zu Tage kommen und dann zufällig verletzt werden. Ich beſitze mehrere Stücke von Wurzeln, von Pinus Abies und Picea, wo die Ueberwallung in dicken knolligen Maſſen den abgebrochenen Wurzelaſt ſchon längſt überragt. 4. Die Ueberwallung erfolgt um ſo raſcher, oder richtiger, die Ueberwallungsſchichten ſind um ſo um⸗ fangreicher, je weniger der Bildungsſaft zu anderweitigen in der Nähe vorhandenen organiſchen Theilen, wie zur Entwickelung von Blättern und Zweigen, verwendet wird. Dies zeigt ſich in ausgezeichnetem Grade bei mit kräftiger und recht geſunder Wurzel verſehenen Rothbuchenſtumpfen, indem ſich hier neben mehr oder min⸗ der zahlreichen Aeſten auch noch fo viel Ueberwallungsſchichten bilden, daß der alte Stumpf ganz und gar über- zogen wird, wovon ich mehrere Exemplare, eins aus dem Hochwalde bei Sprottau, ſeit Jahren in meiner Sammlung beſitze. Zeigt ſich die Wurzel eines ſolchen abgehauenen Stumpfes vielleicht nicht beſonders kräf⸗ tig, oder treten andere der Förderung der Vegetation ungünſtige Ereigniſſe ein, fo beſchränkt ſich die Entwicke— lung auf die Hervorbringung von Aeſten, und die Ueberwallungsſchichte nimmt nicht mehr zu, wie vorzugs⸗ weiſe bei Erlenſtöcken wahrgenommen werden kann. 22 * 172 5. Alles dasjenige, was ſich im Holze unter der Rinde auf der von der Rinde entblößten Stelle be⸗ findet, wird von den Ueberwallungslagen überzogen, und je nach dem Umfange des fremden Körpers einge⸗ ſchloſſen, was häufig genug vorkommt. Hierher gehören die vielen Fälle von Zapfen, Haaren, Nägeln, Ku⸗ geln, Steinen, ja ſelbſt Reſten von Geweihen, Inſchriften, Zeichen, welche man im Innern von Stämmen angetroffen hat. Ich ſelbſt beſitze ein im Jahr 1840 gefälltes Stammſtück einer Rothbuche mit einer im In⸗ nern befindlichen Jahreszahl, 1809, über welche 31 Holzringe gelagert erſcheinen, ferner eine auf obigem Wege in Kieferholz eingeſchloſſene Bleikugel, Steine, Früchte und dergl. Am Stamme befindliche Aeſte, deren Fort⸗ wachsthum ſich Hinderniſſe entgegenſtellen, werden auf dieſe Weiſe gleichfalls allmälig eingeſchloſſen, ſo daß man ſie zuweilen mitten im Stamme oft noch mit Rinde verſehen wahrnimmt, eine Erſcheinung, die mich anfänglich ſehr überraſchte, auf die angegebene Weiſe aber leicht erklärt wird. Bei Nadelhölzern findet man nur noch ſehr ſelten die Rinde vor, weil ſie ſich von abſterbenden Zweigen bald ablöſt, wohl aber bei Laubhölzern, insbeſondere bei Birken. Auch beſitze ich ein verſteintes, noch mit Rinde verſehenes Coniferenholz aus der Ter⸗ tiärformation von Mähren, dem auch in Ungarn und der deutſchen Braunkohlenformation vorkommenden Pi- nites Protolarix m., in welchem nicht weniger als 8 dergleichen abgebrochene Aſtknoten überwallt erſcheinen, was man ſehr deutlich ſieht, da ſich die Jahresſchichten deſſelben in mehrere plattenförmige Stücke zerlegen laſ⸗ fen. Es folgt daraus weiter freilich nichts als eine Beſtätigung der ſchon oft von Andern und mir gemach— ten Beobachtung, daß in der Vorwelt wie in der Jetztwelt dieſelben Vegetationsgeſetze walteten; doch ſchien es mir nicht unintereſſant, dies als die erſte Erfahrung dieſer Art hier zu erwähnen. 6. Jenes mit dem Namen Ueberwallen bezeichnete Wachsthum findet bei den meiſten bis jetzt be⸗ kannten Bäumen nur dann ſtatt, wenn noch beblätterte Zweige an denſelben ſich befinden, nur die Weißtanne (Pinus Picea L.) und die Fichte (Pinus Abies L.) machen hiervon eine Ausnahme, indem bei jener in der Regel, bei dieſer ausnahmsweiſe zahlreiche Holzlagen auf bereits abgehauenen blatt- und zweigloſen Stumpfen ſich ablagern, ſie endlich ganz überziehen, und ſo ohne weitere Entwickelung von oberirrdiſchen Trieben, Zweigen und Blättern, was nur ausnahmsweiſe und dann immer nur aus den Ueberwallungsſchichten geſchieht, wohl aber von Wurzeln, die immer getrieben werden, 80 — 100 Jahre und darüber fortwachſen, während der urfprüng- liche Stumpf, der ſpäter nur als Form diente, ſchon längſt verfault iſt. Am angeführten Orte habe ich die Erſcheinung im Detail näher beſchrieben, die im Allgemeinen ſchon längſt ja bereits dem Theophraſt bekannt war, wie ich nachgewieſen habe, ohne daß man aber die Urſache dieſes merkwürdigen Phänomens ahnte, indem auch die neueren Phyſiologen ſie faſt gänzlich überſahen, oder nur die oberirdiſche Erſcheinung derſelben von Wenigen, von Dutrochet, Hartig, Wächter, ins Auge gefaßt wurde. Der bereits vor mehreren Jahren verſtorbene Reum war der erſte, der im Jahre 1835 als die wahre Urſache dieſes merkwürdigen Fortwachſens die Verwachſung der Wurzeln des abgehauenen Stammes mit den noch le— benden Bäumen derſelben Art erkannte. Nach vielfältigen mehrjährigen Beobachtungen überzeugte ich mich von der Richtigkeit dieſer Entdeckung, und fand auch, daß 1) dieſe Art der Ueberwallung bei den Weißtannen in der Regel, bei den Rothtannen nur ausnahmsweiſe, bei den Kiefern gar nicht vorkommt, ob- gleich ich mehrere Stümpfe der letzteren ſah, welche durch ihre Wurzeln mit in der Nähe lebenden Stämmen derſelben Art verwachſen waren, und 2) als Hauptbeweis für die geringe Selbſtſtändigkeit dieſer Art des Wachs⸗ thums und ihre Abhängigkeit von dem Nährſtamme, daß durch die Verletzung oder gänzliches Abhauen oder Entwurzelung der Nährſtämme das Abſterben der durch ihre Wurzeln ernährten Stöcke erfolgte. Auch erzeugte ſich keine Ueberwallung bei abgehauenen Stöcken, und eben ſo wenig, wenn ſämmtliche auf einem beſtimmten Platze befindliche, obſchon mit ihren Wurzeln innig verwachſenen Stämme gleichzeitig abgehauen wurden, wie ich im Hochwalde zu Sprottau beobachtete. Bei einer am 14. Mai 1843 auf dem Zobtenberge in dem dortigen königlichen Forſtrevier in Gegenwart des Herrn Oberforſtmeiſter v. Pannewitz, Forſtmeiſter Schind— ler und Oberförſter Wegner vorgenommenen Unterſuchung der dortigen Weißtannen wurden vierzehn Tan⸗ nenſtöcke ausgegraben, und ſämmtlich bis auf einen, der mit einem Nährſtamme nicht vereinigt ſchien, ſo innig 173 mit den Wurzeln des Nährſtammes und zum Theil ſo bedeutend und vollſtändig verwachſen gefunden, wie der Stamm nur ſeine eigenen Wurzeln zu bilden vermag. Die Auffindung jenes einzigen, wie es ſchien nicht mit einem Nährſtamme verwachſenen Tannenſtockes, veranlaßte uns zur Anſtellung eines direkten Verſuches, nämlich einen 1 Fuß dicken, völlig gefunden, 50 — 60 Fuß hohen Tannenſtamm zu fällen, welcher durch ſeine Wurzeln mit drei in der Ueberwallung begriffenen, größtentheils ſchon völlig überwachſenen, 6, 9 und 12 Zoll dicken Stumpfen von Weißtannen verbunden war und daher als ihr Nährſtamm betrachtet werden mußte, um das weitere Verhalten der letzteren zu beobachten. Gegen Ende des erſten und Anfange des zweiten darauf folgenden Jahres erfolgte das Abſterben des oberen Theiles des am weiteſten, 4 Fuß vom Nährſtamme entfernten Stockes, der wie feine Verbindungswurzeln, als ich am 19. April d. J. in Geſell⸗ ſchaft derſelben Herren, mit Ausnahme des Herrn Forſtmeiſters Schindler, alſo nach faſt drei Jahren, an Ort und Stelle war, gänzlich todt erſchien, während die zwiſchen dieſem und dem abgehauenem Nährſtamme befindlichen oberen beiden Stumpfe zwar über der Erde völlig abgeſtorben ſich zeigten, aber in der Rinde ihrer Verbindungswurzeln wie in der des Nährſtammes, die feſt am Holze ſaß, noch nicht alles Leben erloſchen war. Der Stumpf des Nährſtammes war vertrocknet und zeigte keine Spur von Ueberwallung. Der in dem Stumpfe und den Wurzeln aufgehäufte Bildungsſtoff hat alſo hingereicht, das Leben dieſer unter ein- ander verbundenen Stämme einige Zeit noch hinzuhalten. Nach Erſchöpfung deſſelben trat der Tod ein, da keine Erneuerung deſſelben durch Verbindung mit einer mit Blättern verſehenen Pflanze mehr ſtattfinden konnte. Ungeachtet dieſes, wie ich glaube, ſchlagenden Reſultats, wurde beſchloſſen, in dieſen Verſuchen fort: zufahren, und noch einige iſolirt ſtehende Tannen umzuhauen, um zu ſehen, ob ſich wieder Ueberwallung zeigen würde und auch den vor drei Jahren ſchon angeſtellten Verſuch zu wiederholen, inwieweit mit einander verwachſene Fichten und Tannen gegenſeitig etwa zur Ueberwallung disponiren. Leider waren die vor drei Jahren ausgehauenen, durch Wurzeln mit einander vereinigten Fichten und Tannen durch Holzdiebe gänzlich beſeitigt, alſo die Erlangung eines Reſultates unmöglich gemacht worden. Dagegen war ein im Jahr 1843 in voller Ueberwallung begriffener, mit einem Nährſtamme verbundener und damals im Mai jenes Jahres horizontal abgeſägter Stumpf einer Weißtanne noch vorhanden. Bei genauer Unterſuchung deſſelben zeigten ſich drei Ueberwallungsſchichten von ähnlicher Struktur wie die Jahresringe, von welchen die letzte oder vor, jährige bogenförmig mit nach Außen gerichteter Convexität in Begriff ſtand, ſich über die horizontale Fläche auszubreiten, woraus alſo J) hervorgeht, was ich auch ſchon früher beobachtet und in der genannten Schrift angeführt hatte, daß ſich die Ueberwallungsſchichten wieder erzeugen, wenn eben nur ſonſt nicht die Wurzel⸗ verbindung geſtört wird und 2) daß dieſe Schichten den Jahresringen entſprechen, was bisher noch nicht nach— gewieſen war, wenn auch als höchſt wahrſcheinlich vermuthet werden konnte. 7. Aus der ferneren Unterſuchung im Boden fand ſich, daß bei gedrängt ſtehenden älteren Stämmen der Weiß⸗ und Rothtannen immer eine unterirdiſche, mehr oder weniger vollſtändige Vereinigung durch die Wurzeln, bald durch die bloße Conglutination der Rinde, bald durch die Vereinigung der Holzſchichten ſelbſt ſtattfand, ja daß die beiden genannten Arten der Coniferen nicht blos unter ſich, ſondern auch ſogar mit ein⸗ ander auf dieſe Weiſe in Verdindung ſtehen. Es iſt daher ſehr wahrſcheinlich, daß ein Weißtannenſtock durch lebende mit ihm verwachſene Fichten auf die eben beſchriebene Weiſe überwallt werden kann. Kiefern ſah ich mit jenen Bäumen nur durch die Rinde, niemals durch die Holzſchichten, und auch nur weniger vollſtändig als jene unter ſich auf die angegebene Weiſe mit einander in Verbindung. In den mir zu Gebote ſtehenden forſtlichen oder pflanzenphyſiologiſchen Schriften fand ich bis zur Zeit der Publikation meiner erſten Beobachtungen bis zum Jahre 1841 dieſes merkwürdige Verhalten der Wurzeln in dichten Holzbeſtänden nirgends erwähnt, welches gewiß in forſtwiſſenſchaftlicher Hinſicht nicht unwichtig iſt. 8. Die Verwachſung ſelbſt zunächſt beginnt durch Vereinigung der Zellen der Oberhaut und der dar⸗ unter befindlichen Rindenſchichten. Es entſteht längs der inneren Begrenzung eine wulſtige, durch Wucherung der Rinde bewirkte Auftreibung, zu welcher bei den Coniferen auch eine ſehr reichliche Abſonderung von Harz 174 ſich zu geſellen pflegt. Je anhaltender der Druck wirkt, um deſto dünner werden allmälig die ſich berührenden Rindenlagen beider Aeſte, deren Zellen etwa nicht nur mechaniſch entfernt, ſondern reſorbirt und entſchieden in der allgemeinen Saftmaſſe wieder aufgenommen werden, ſo daß der Vereinigung der Holzmaſſen nichts mehr im Wege ſteht. Bei der letztern iſt aber ſchon längſt eine merkwürdige Veränderung in Beziehung auf ihre Richtung vor ſich gegangen, indem von dem Moment an, in welchem die beiden Aeſte durch ihre Rinde vereinigt worden waren, die Jahresringe ihre gewöhnliche concentriſche Richtung verlaſſen und in beiden Theilen einander entgegen wachſen, fo daß, wenn die fie trennende Rinde gänzlich reſorbirt iſt, ihre gegenfeitige Ver— einigung geſchehen kann, die gewöhnlich in ſtumpfen Winkeln zu erfolgen pflegt, welche Verhältniſſe ich durch Abbildungen in dem ſchon genannten Werke näher zu erläutern ſuchte. Mein Freund Ratzeburg, den ich bald von meiner im Jahre 1839 — 42 geführten Unterſuchung in Kenntniß ſetzte, theilte meine Anſicht, wozu er durch mehrere, den meinigen ähnliche, im Harze gemachte Beobachtungen geleitet wurde. 9. Die ganze Erſcheinung ſelbſt glaubte ich als nichts anderes als eine den in Rede ſtehenden Bäumen eigenthümliche Art erweiterter Wurzelbildung anſprechen zu müſſen, die bei den Weißtannen in der Regel, bei der Fichte nur ausnahmsweiſe vorkäme, eine Anſicht, die in Folge der treffenden Bemerkungen, welche mein Freund Meyer in Königsberg in einer eignen, dieſem Gegenſtande gewidmeten Vorleſung (das Ueberwallen abgehauener Baumſtümpfe von Ernſt Meyer, vorgelefen in der königllchen phyſikaliſch-ökonomiſchen Ge⸗ ſellſchaft zu Königsberg, den 2. December 1842) mittheilt, ſich bei mir noch mehr befeſtigt hat, indem ich auch in ſpäterer Zeit das von ihm als Hauptbeweis aufgeſtellte Kriterium, ob nämlich auch abgehauene und blos gelegte Tannenwurzeln überwallen konnten, durch Beobachtungen bei Roth- und Weißtannen mehrfach beſtätigt fand, wie ich ſchon oben unter Nr. S anführte. Dafür ſpricht ferner noch, 1) daß ein unter dem Axthieb erhaltener beblätterter Seitenzweig ebenſo wie die unterirdiſche Wurzelverbindung mit einem Nachbar⸗ ſtamme, die Ueberwallung des Stumpfes bewirken kann, ferner 2) daß Ueberwallungsſchichten, ſo lange ſie die vertikale Richtung behalten oder an dem alten Stumpf heranſteigen, überaus dünn erſcheinen; z. B. 80 Jahres⸗ ringe, wie an einem mir fo eben vorliegenden Stamm, nur 2 Zoll dick find, jedoch bald ſich bis zum 10 — 15 fachen ihres Durchmeſſers erweitern, wenn fie eine horizontale Richtung auf der Hiebfläche oder bei einem verfaulten Stumpfe wieder eine abſteigende Richtung annehmen und 3) daß aus den Ueberwallungs⸗ ſchichten ſelbſt, nicht etwa blos unter der Oberfläche des Bodens, ſondern auch oberhalb der Wurzeln, neue Wurzeln, Luftwurzeln ähnlich, zum Vorſchein kommen. Bald nach dem Erſcheinen meiner Schrift veröffentlichte Herr Joſeph Sintzel zu Forſt ab Limmers⸗ dorf, dem wir ſchon früher intereſſante Mittheilungen über dieſen Gegenſtand verdanken, eine Reihe, meine Unterſuchungen in alle Richtungen hin beſtätigende Beobachtungen (Allg. Forſt- u. Jagd⸗Zeitung von Stephan Behlen. Neue Folge. Jahrg. 1843. Mon. Auguſt. S. 288—90.) Insbeſondere war es mir wichtig, daß er ebenfalls die Abhängigkeit der Ueberwallungsſchichten als von der Form des Stumpfes und der Ver⸗ wachſung ſeiner Wurzeln mit dem Nährſtamme, desgleichen auch das Vorkommen von aus den Ueberwallungs⸗ ſchichten hervortretenden Seitenwurzeln und endlich das Abſterben der überwallenden Stücke nach dem Abhauen der Nährſtämme beobachtet. Auch beſtätigt er das Fehlen dieſer Erſcheinungen bei der Kiefer Pinus sylvestris, dagegen ſah er fie bei der Rothbuche Fagus sylvatica unter ähnlichen Verhältniſſen wie bei den Weißtannen. (Vergleiche deſſelben Abhandlung: Intereſſantes über Holzwachsthum im September-Heft 1843 der gen. Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung. Seite 359 u. ſ. f.) Ein in meinem Beſitz ſchon längere Zeit befindliches Exemplar ließ mich zwar dies auch ſchon vermuthen, jedoch hatte ich es ſelbſt nicht geſammelt und alſo nicht Gelegenheit, das Verhalten deſſelben in 100 natali zu beobachten, namentlich nicht zu entſcheiden, ob nicht vielleicht das Wachsthum durch zahlreiche, aus Adventiv- Knospen entſprungene Aeſte erfolgt ſei, wie ich dies nicht ſelten im Hochwalde bei Sprottau wahrzunehmen Gelegenheit hatte. i 175 Herr v. Berg, damals königl. hannoveriſcher Oberförſter, jetzt Direktor der Forſt-Akademie zu Tharand, ſprach ſich auch (Behlen, Allg. Forſt- und Jagd-Zeitung. Januar 1844.) auf ähnliche Weiſe über das in Rede ſtehende Phänomen aus und führt an, daß er auch die Verwachſung der Wurzeln in Tannenbeſtänden beobachtet habe und deßwegen meine Anſicht über die mögliche Schädlichkeit der Stockrodungen bei den Durch: forſtungen theile und der Berückſichtigung werth halte. Wahrſcheinlich hat ſeit jener Zeit Herr v. Berg vielleicht meine Schrift, die er damals noch nicht kannte, zu ſehen Gelegenheit gehabt und ſich überzeugt, daß der mir gemachte Vorwurf, als habe ich dieſe Sache als eine neue Beobachtung dargeſtellt, mich nicht treffen kann, indem ich mit der größten Sorgfalt und der Gewiſſenhaftigkeit, die ein jeder, die Beſtrebungen anderer achtender Schriftſteller beobachten ſollte, fremdem Verdienſte, namentlich Reum, die gebührende Anerkennung zu Theil werden ließ. Dutrochet in einem Berichte über meine Arbeit, wie auch brieflich, freute ſich auch, daß jenes von ihm ebenfalls beobachtete Phänomen nun auf eine den Geſetzen der Natur mehr entſprechende Weiſe ſich erklären laſſe und man nicht mehr nöthig habe, hierbei die Nothwendigkeit der Blätter zur Bildung und Entwicklung der vegetabiliſchen Materie in Zweifel zu ziehen. Gegen dieſe, wie es ſcheint, durch ſo vielfältige an den verſchiedenſten Orten gemachte Beobachtungen beſtätigte Erfahrungen trat nun Herr Forſtrath Hartig, bekannt durch viele im Gebiete der Pflanzenphyſio⸗ logie gelieferte höchſt ſchätzbare Arbeiten auf (Behlen, Allg. Forſt- u. Jagd⸗Zeitung. Neue Folge. März 1844. Lehrbuch der Pflanzenkunde. 7s u. 8s Peft. S. 5.) und meint, daß feine frühere im Jahre 1834 (Forſtl. und forſtwiſſenſchaftliches Converſations⸗Lexicon. Berlin, 1834. S. 852. 53.) geäußerte Anſicht, daß jenes Wachsthum nur erfolge, indem die äußerſte Rindenhülle an die Stelle der Blätter trete und die Funktion der Aſſimilation des von den Wurzeln zugeführten rohen Nahrungsſaftes übernehme, vollkommen richtig ſei, daß bei fortdauernder Lebenskraft des Stockes die Ueberwallungsſchichten ſich aus der im Stocke und in den Wurzeln abgelagerten Reſerveſtoffen entwickelten, nach deren Conſumtion die weitere Bildung der Ueberwal— lungsſchichten unmöglich erſchiene. Herr Hartig überſieht hier ganz, daß von dem Moment des Abhauens der alte Stock ſelbſt abſtirbt. Die von ihm damals, wie es ſcheint, noch nicht gekannte Wurzelverwachſung, wenigſtens habe ich in dem gedachten Werke, wie auch in ſpäteren Schriften deſſelben Verfaſſers bis zum Jahre 1844 nichts davon erwähnt gefunden, ſchlägt er für unbedeutend und als hiezu nicht nothwendig an, betrachtet das Ganze als eine von Reum ausgegangene Hypotheſe und glaubt namentlich in einer gegen Herrn v. Berg gerichteten Abhandlung (Behlen, Allg. Forſt- und Jagd⸗Zeitung. Zr Jahrg. Jan. 1846.) der die Reum ſchen und meine Erfahrungen vertheidigte, daß durch feine theoretiſchen Anſichten und durch ſeine an abgehauenen völlig iſolirt ſtehenden Lärchenbäumen gemachte Erfahrung, an denen er neun Ueber⸗ wallungsſchichten bemerkt hatte, die Reum'ſche Theorie nun für immer zu Grabe getragen ſei (Behlen, Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung. Neue Folge. Jan. 1846. S. 5 u. ſ. f.) inſofern fie die Behauptung enthielte, daß Nadelholzſtöcke nur durch Verbindung mit einem Nährſtamme überwallen könnten. Indem ich dies nur auf die Stöcke von Pinus Abies L. und Pinus Picea beſchränke, Reum behauptet es zunächſt auch nur von Tannenſtöcken, worunter er auch wohl nur die letztere Art verſtand, ſehe ich mich genöthiget, ohne mich irgend auf anderweitige Hypotheſen einzulaſſen und ohne ſelbſt an die allerdings bedeutende und für die Richtigkeit meiner Meinung ſprechende Unwahrſcheinlichkeit zu erinnern, daß Stöcke 100 Jahre lang und darüber aus ſogenannter, in ihnen noch vorhandener Reſervenahrung alljährlich neue Lagen zu entwickeln vermöchten, auf meinen früheren Anſichten zu beharren. Ich ſtütze mich hierbei nur auf die beobachteten Thatſachen und meine, daß in der Wurzelverwachſung die Bedingung des Fortlebens der ihres Stammes beraubten Tannen⸗ ſtümpfe oder die Urſache jener erweiterten Wurzelbildung zu ſuchen und als eine Eigenthümlichseit dieſer beiden Pflanzenarten zu betrachten ſei, welche einer Pflanzenfamilie angehören, die ungeachtet der vielfachen auf ſie verwendeten Unterſuchungen dem Forſcher ſtets noch viel Neues darbieten wird. Ich will hier nur unter 176 andern an die überaus merkwürdigen Auswüchſe der Wurzeln des Taxodium distichum erinnern“), auf welche, wenn ich nicht irre, Purſh (mir iſt fein Werk im Augenblick nicht zur Hand) zuerſt aufmerkſam machte, welche in den feuchten Wäldern Nordamerikas oft die Dicke von mehreren Fuß erreichen. In dem Parke von Monza bei Mailand hatte ich im Jahre 1843 die Gelegenheit, die ſonderbare Erſcheinung an mehreren an einem Bache wachſenden, etwa 1 Fuß dicken Stämmen dieſer Art zu beobachten. Die überall zu Tage liegen⸗ den, ſich auf 8 — 10 Fuß im Umkreiſe erſtreckenden Wurzeln waren überall mit 1 — 6 Zoll hohen, in Ent⸗ fernung von einigen Zollen von einander befindlichen höckerartigen Erhöhungen beſetzt, die bei der genaueren Unterſuchung durch außerordentliche Vermehrung der Holzmaſſe auf der nach oben gerichteten Seite der Jahres⸗ ringe entſtanden waren. Verletzung durch Inſekten oder durch anderweitige Einflüſſe ließen ſich an der überall vollkommen glatten Rinde nicht bemerken. Einen ähnlichen Auswuchs beobachtete ich an der Wurzel eines noch ganz jungen Taxodiums im Garten des Herrn Baron v. Hügel zu Wien, welches einer wahrſcheinlich neuen Art dieſer Gattung angehörte. Wie ſich übrigens die Ueberwallung bei Lerchenbäumen geſtaltet, hatte ich bis jetzt noch nicht Gelegenheit zu ſehen. Sollten ſich die von Herrn Hartig gemachten Beobachtungen überall als Regel beſtätigen, ſo wäre dies eben nur als eine Eigenthümlichkeit der Lerche anzuſehen, die aber nicht veranlaſſen kann, das hiervon abweichende Verhalten der Weiß- und Rothtannen in Zweifel zu ziehen. In der zweiten, am 2. Juli, hielt Herr Profeſſor Dr. Göppert zwei Vorträge: 1. Beiträge zur Kenntniß der Balanophoren. Herr Jun ghuhn beſchrieb im Jahre 1841 in einer Abhandlung über javaniſche Balanophoren (Nova Act. Acad. N. 6. T. XVIII. Suppl. I. pag. 213.) eine neue zu dieſer Familie von ihm gerechnete Gattung unter dem Namen Rhopalocnemis phalloides, welche auf eine höchſt eigenthümliche Weiſe eine völlig kryp⸗ togamiſche Beſchaffenheit der Fruktifikationstheile zeigen ſollte, fo daß es in jeder Hinſicht ſehr wünſchenswerth erſcheinen mußte, hierüber weitere Aufklärung zu erhalten. Im Jahre 1843 ſandte er abermals einen ſeiner Meinung nach neuen und von jenen verſchiedenen Paraſiten in mehrern Exemplaren, welchem er den Namen Lytogomphus stilbiferus beilegte. Die Unterſuchung deſſelben zeigte, daß derſelbe von Khopalocnemis nicht verſchieden iſt und die vollſtändigeren Exemplare ausreichten, jene Nachrichten über Rhopalocnemis zu vervoll⸗ ſtändigen und die Räthſel zu löſen, welche dieſe immerhin höchſt merkwürdige Gattung hervorzurufen ſchien. Ich werde die ausführliche Beſchreibung derſelben, begleitet von Abbildungen, in den Nova Act. Acad. 1. Car. liefern. Unſere Gattung beſitzt übrigens im höchſten Grade den, der Familie der Rhizantheen ſo eigenthümlichen zwiſchen den Hauptgruppen der geſammten Vegetation, den Acotyledonen- und Cotyledonenpflanzen, den Mono⸗ und Dicotyledonen ſchwankenden Typus, ähnelt bald der einen, bald der andern, ohne zu einer einzigen mit größter Beſtimmtheit gerechnet werden zu können. Unter den Acotyledonen zeigt ſie ſich den Pilzen, insbe⸗ ſondere den Bauchpilzen verwandt durch die paraſitiſche unterirdiſche Entwicklung, den Mangel an Wurzeln, Stengeln und Blättern, und Aehnlichkeit des die Stelle dieſer Organe vertretenden Vegetationsorganes in ſeiner äußeren Form mit manchen Arten jener Abtheilung, namentlich der Tuberaceen, durch die Art der Ent⸗ faltung der Blüthenkolben, die wie in eine Volva im erſten Zuſtande eingehüllt, ſie endlich durchbrechend, auf eine ähnliche Weiſe zum Vorſchein kommen, wie wir dies bei den Phalloideen bemerken, während der innere Bau aller dieſer Organe, der Anweſenheit der Blüthe ſelbſt nicht zu gedenken, ſie wieder weit von dieſer Familie entfernt. *) Vergl. v. Kittlitz Vegetations-Anſichten Taf. V., wo aͤhnliche Wurzelzapfen von Sonneratia auf Ualan abgebildet find, 177 An die nur entfernt verwandte äußere Form der Stamina mit ihren kopfförmigen Antheren mit den Arten der Gattung Stilbum oder den Spreuſchuppen, namentlich der Ovarien, mit den ſogenannten Para⸗ phyſen der Moosblüthen ſoll hier nur beiläufig erinnert werden. Das Innere des Vegetationsorganes zeigt im Parenchym zerſtreut ſtehende Gefäßbündel, alſo könnte man meinen einen monokotyledoniſchen Bau, jedoch ohne die für dieſe Stämme ſo charakteriſtiſche Kreuzung der Gefäßbündel: und im höher ſtehenden Organe, im Blüthenträger oder Kolben, und zwar ſchon im Stiele, zeigt ſich kreisförmige Anordnung derſelben, alſo An⸗ näherung an die Dicotyledonen, jedoch bleibt der ſchwankende Typus, indem die endlich im Kolben in mehrere Kreiſe geordneten Gefäßbündel doch ein zelliges Centrum einſchließen, in welchem nicht, wie bei dem Marke der Dicotyledonen, mit Ausnahme der Piperaceen und Nyctagineen, nur Zellen, ſondern auch zerſtreut ſtehende Gefäßbündel angetroffen werden, ja, man könnte ſie allenfalls noch mit dieſen Ausnahmen dieſer großen Gruppe den Nyctagineen vergleichen, (vergl. den Querſchnitt des Stempels von Mirabilis Jalappa, Unger über den Bau und das Wachsthum des Dicotyledonenſtammes Tab VI. Fig. 36.) wenn uns nicht der Mangel der Markſtrahlen u. ſ. w. zeigte, daß hier doch nur eine ſehr entfernte Aehnlichkeit ſtattfindet, denn Mark- ſtrahlen find hier nicht vorhanden, und wenn man hier etwa in jenen exentriſch gelegenen, linienförmigen Streifen dergleichen ſehen wollte, bemerke ich, daß dies horizontal durchſchnittene Gefäßbündel ſind. Daſſelbe kann man auch wohl nur von ihrer Verwandtſchaft mit den Farrn ſagen, unter denen nur die Fruchtträger der Ophiogloſſeen mit der Form ihrer Blüthenkolben ſich etwa paralleliſiren laſſen. Wichtiger iſt der mit der erſtern übereinſtimmende Bau ihrer Gefäßbündel, die nur aus geſtreiften oder netzförmigen Ge⸗ fäßen und langgeſtreckten Parenchymzellen beſtehen, worin auch alle übrigen, bis jetzt unterſuchten Rhizantheen übereinſtimmen, ſo wie die Art ihres Verlaufes, indem wir hier, trotz der zerſtreuten Verbreitung derſelben im Parenchym, dennoch die, für die Monocotyledonenſtengel ſo charakteriſtiſche Biegung der Gefäßbündel nach dem Centrum, und das bogenförmige Aufſteigen nach der Rinde des Stammes, alſo die Kreuzung der jünger ren mit den älteren, wie ſchon erwähnt, vermiſſen. Was nun die Blüthenorgane ſelbſt betrifft, ſo überraſcht die äußere Aehnlichkeit der, noch von den Deckſchuppen eingehüllten, Kolben mit den Zapfen vieler Abietineen, insbeſondere der Gattung Piuus Link. und der Cycadeen. Die Blüthenkolben erinnern an die Artocarpeen und Aroideen, — die haarartigen, die Stelle der Blüthenhülle bei den weiblichen Blüthen vertretenden Spreublättchen an den weiblichen Kolben von Typha, wie auch ſchon Martius in Beziehung auf dieſe, bei Heloſis ebenfalls anweſenden Organe (Ejusd. Nova gener. et spec. plant. Brasil. T. III. p. 188) bemerkte. Die höhere Ausbildung der männ⸗ lichen Blüthe, hinſichtlich der Anweſenheit einer Blüthenhülle, wird wieder durch den Mangel der Spiralfaſer⸗ zellen in der inneren Zellſchicht der Antheren herabgeſetzt, die ſelbſt bei mehreren Rhizantheen, z. B. bei Hydnora, nicht fehlen. Und was ſoll man gar von dem vielleicht embryoloſen, oder doch wenigſtens mit einem Embryo eigenthümlicher Bildung verſehenen Saamen ſagen, den Andere, wie oben ſchon bemerkt wurde, geradezu mit dem der Kryptogamen verglichen. Und ſollte nicht endlich die beſtändige Anweſenheit des Zellenkernes in den älteſten, wie in den jüngſten Zellen, dem man ſonſt ſelbſt bei den Kryptogamen nur in den erſten Anfängen der Bildung begegnet, auch ſchon auf eine niedere Stufe dieſer Pflanzen hindeuten, worauf ich ſchon früher in meiner Arbeit über die Balanophoreen aufmerkſam machte, bei denen er ebenfalls immer anweſend iſt. Noch mehr würde dieſe Ver⸗ muthung gerechtfertigt erſcheinen, wenn die Entwickelung des Embryo's, wie ich oben andeutete, auf ähnliche Weiſe, wie bei den Rhizocarpeen, nach Schleidens intereſſanter Entdeckung erſt nach Löſung von der Mutter⸗ pflanze erfolgte. Die Stellung der Balanophoreen in der Nähe der Cycadeen und Farrn, wie wir fie bei Endlicher finden, erſcheint mir aus allen dieſen Gründen die paſſendſte. 23 2. Ueber die foſſile Flora der Grauwacke oder des Uebergangsgebirges, beſonders in Schleſien. Bereits früher hatte ich mit beſonderem Intereſſe die foſſile Flora der Schichten in Schleſien verfolgt, welche man bisher zum Ueberganggebirge rechnete und gewöhnlich mit dem Namen der Grau wacke bezeichnete. Bekanntlich iſt das Uebergangsgebirge in neuerer Zeit, namentlich nach dem Vorkommen thieriſcher Petrefakten in mehrere Abtheilungen gebracht worden, von denen wir in Schlefien vielleicht nur in den Ober- Kunzen⸗ dorfer Schichten die jüngſte derſelben, die ſogenannte Devoniſche beſitzen, während das übrige als das unterſte Glied der Steinkohlenformation zu betrachten fein. dürfte, deſſen Ablagerung der Bildung der Stein— kohlenflötze ſelbſt voranging. In der That iſt der Umſtand, daß in der Grauwacke in der Gegend von Landes⸗ hut, Altwaſſer ein Paar Pflanzen vorkommen, wie Stigmaria ficoides, Calamites cannaeformis, welche auch zu der weitverbreiteten in der Steinkohlenformation gehören, dieſer Anſicht nicht ganz ungünſtig, wie⸗ wohl es auch nicht an Formen fehlt, welche ſich durch Eigenthümlichkeiten im hohen Grade auszeichnen, wie z. B. Dechenia cuphorbioides m., Ancistrophyllum stigmariaeforme m., Didymophyllum Schot- tini m. (vergl. die Gattung der foffilen Pflanzen. 1 — 4s Heft.), Knorria imbricata St. u. a. m., fo daß ich ſchon längſt die Anſicht hegte, daß in dieſen Schichten der Grauwacke eine beſondere Flora vorhanden fei, welche ſich auch an andern Orten unter ähnlichen Umſtänden auffinden laſſen werde. Ich glaube daher dem mir bereits im Jahre 1844 von dem königlichen Ober-Berghauptmann Grafen von Beuſt gegebenen Auf⸗ trage, Oberſchleſien zu bereiſen, am paſſendſten zu entſprechen, wenn ich die bis damals ihrer Flora nach ganz unbekannte Grauwackenformation des ſüdlichen Schleſiens, welche unter andern den ganzen 137, Meilen großen Leobſchützer Kreis begreift, zunächſt zum Gegenſtand meiner Unterſuchung machte. In dem ganzen Leobſchützer Kreiſe bildet die Grauwacke, welche hier nur als Ausläufer der großen Maffe der Formation in den benachbarten öſterreichiſchen Fürſtenthümern Jägerndorf und Troppau zu betrachten iſt, ſanft erhabene, oft aber beträchtliche, wie der Hullberg bei Bratſch, über die ganze Gegend hervorragende, mit Dammerde bedeckte Hügel. Nur in den Einſchnitten der Flüſſe, wie z. B. an der Mora, bei Burg Füllſtein, Schloß Meidelberg u. a. O., kommen ſchroffe Felſen zu Tage, wie ſie denn auch auf dem Gipfel jener Hügel, wo fie insbeſondere als Grauwackenſchiefer erſcheint, z. B. zwiſchen dem Hullberge, Dobersdorf und Troplo⸗ witz, an dem Abfall der Gegend nach dem Thal der Oppa von der Dammerde nicht bedeckt erſcheint und namentlich durch kleine nur in naſſer Jahreszeit bewäſſerte Bäche, die dort auf dem Kopf ſtehenden nur 2 bis 3 Zoll dicken Schichten entblößt werden. An den meiſten andern Orten wird die Beſchaffenheit des Geſteins nur durch Steinbrüche ſichtbar, die je nach dem Bedarf, faſt bei jedem Dorf in größerer oder großer Aus dehnung ſich befinden und von mir im Leobſchützer Kreiſe, wie in dem benachbarten Oeſterreichiſch-Schleſien in folgender Ordnung beſucht wurden, wie nördlich von Leobſchütz bei Sabſchüß, die der Spital- und Stein⸗ Mühle bei Berndau, drei nebeneinanderliegende, an foſſilen Pflanzen beſonders reiche, zu Kittelwitz, weſtlich von Leobſchütz, zu Kreuzendorf, Kreiſewitz, die ſchon in Mähren gelegenen von Matzdorf, Burg Füllftein, Unter⸗Paulsdorf, Roßwald, zurück nach Preußiſch-Schleſien über Dobersdorf, Burgſtädtel nach Troplowitz und Olbersdorf in Defterreih-Schlefien, jenſeits der Oppa an der Gränze des Urthonſchiefers, der Schieferbrüche bei Heinzendorf*), von hier auf dem rechten Ufer der Oppa, in dem Gebiete der Grauwacke die Brüche von Geppersdorf, Komeiſe, bei Jägerndorf die des Burgberges, wieder nach Preußiſch-Schleſien zurück die von ) Die Grenze des uferſchiefers iſt hier auf der von Herrn von Oeynhaufen gelieferten Karte in deſſen geognoſtiſcher Beſchreibung von Oberſchleſien ſehr genau angegeben. In den jenſeits von Olbersdorf gelegenen Bruͤchen, die glimmerreiche, graue, geſchichtet und ſchwarze Schiefer liefern, fand ich nicht eine Spur mehr von organiſchen Reſten, obſchon ich längere Zeit auf die Durchſuchung dieſer Bruͤche verwendete. 179 Bleiſchwitz, Thürmitz, Bladen, ein Steinbruch zwiſchen Katſcher und Dirſchel, Troppau, Grätz, Deutſch⸗ Krawarn, Mocker, Laſitz, Kanthen, Beneſchau, Hultſchine, am Weinberg und die gegenüber am andern Ufer der Oppa liegenden Brüche von Dobrislawißz. Auf dem Rückwege von meiner Exkurſion aus Oberſchleſien beſuchte ich auch noch die auf der rechten Oder zu Tage kommende Grauwacke bei At in Oberſchleſien, welche dort ſehr iſolirt und nur in geringer Ausdehnung vorkommt. Die Zuſammenſetzung der Grauwacke in dieſem Gebirge iſt ſehr einförmig. Zwei Hauptverfchiedenheiten ſtellen ſich heraus, je nachdem die Grauwacke in Bänken geſchichtet oder als Grauwackenſchiefer oder Thon⸗ ſchiefer erſcheint. — Die erſte iſt gewöhnlich grau, von größerer oder geringerer Feſtigkeit, je nach der Größe der dieſelben vorzugsweiſe bildenden Quarzkörner und weißen Glimmerblättchen, ſelten faſt bläulich, oder ſelten röthlich von eingeſprengten Feldſpathkörnern, wie bei Kreuzendorf. Die Bänke find. von verſchiedener Dicke, 1, 2, 3 Zoll bis 1 Fuß, ſelten bis 10 Fuß, wie in dem prachtvollen über 60 bis 80 Fuß hohen Stein⸗ bruche an der Mora zwiſchen Grätz und Troppau, welcher das Material zu den großartigen Bauten in Troppau liefert. Sehr oft finden wir ſie horizontal geſchichtet, oder wie z. B. in den genannten Brüchen um Leobſchütz mit einer nach Oſten gerichteten Steigung. Gegen die Grenze der Schicht nimmt das Geſtein gewöhnlich an Dichtigkeit ab und geht entweder durch Ueberwiegen des Thons in eine weiche ſchieferthonartige Maſſe über, in welchem Falle alsdann die Glimmerblättchen zurücktreten, oder dieſe trennt ohne ſolche allmä⸗ lige Verſchmelzung die Schichten. In der dichten Maſſe findet man nicht ſelten kugliche Abſonderungen von entweder durch Eiſenoryd mehr oder minder gerötheten oder durch Kohlengehalt geſchwärzten Maſſen von ver⸗ ſchiedener Größe, manchmal konzentriſch ſchalig, von ſehr bedeutendem Umfange, wie in dem oben erwähnten Bruche bei Troppau bis zu 2 Fuß Durchmeſſer. — Oft iſt die ganze Maſſe ſo eiſenhaltig, daß ſie in den Kluften bei längerer Berührung mit der Atmoſphäre roth gefärbt wird, wie in dem Steinbruche bei Sabſchütz, nördlich Leobſchüz. Zuweilen dient auch das rothe in ganzen Stücken ausgeſchiedene Eiſenoxyd als Ausfül⸗ lungsmaterial, namentlich von Calamiten; Kohle, in einzelnen Maſſen gewöhnlich von anthracitartiger Be⸗ ſchaffenheit findet ſich unter andern im Steinbruche der Spitalmühle bei Berndau. Ein ſehr häufiges Vor⸗ kommen durch Kohle ſchwarz gefärbter, kugliger Maſſen vermittelt oft den Uebergang in ſchwarzen oder Grau- wacke⸗Kohlenſchiefer, deſſen immer nur ſehr wenig dicke Schichten, namentlich an den an der Oberfläche gele— genen Maſſen, ſich leicht abſondern laſſen aus einem gleichförmigen Gewicht von Kohlenſtoff, Quarz und Thon beſtehen und faſt immer der Glimmerblättchen entbehren. Ueberwiegen des Quarzes giebt demſelben größere Feſtigkeit, ſo daß ſie dann ſelbſt zu Dachſchiefer benutzt werden können, wie in einem ½ Stunde hinter Grätz bei Troppau, noch im Gebiete der Grauwacke liegenden Bruche, den man für Urthonſchiefer halten könnte, wenn nicht die hie und da eingeſprengten Calamiten auf ein jüngeres Alter hinwieſen. Jene kohlige oder ſchieferthonhaltige, oft muſchelartig geſtaltete und beſonders häufig auch etwas Kalk enthaltenden Maſſen haben oft ſchon zu Verſuchen auf Steinkohlen Veranlaſſung gegeben, wie in der neueſten Zeit meh⸗ rere bei Toſt und an verſchiedenen Stellen bei Unter-Paulsdorf im Leobſchützer Kreiſe. Man fand natürlich keine Kohle in bauwürdiger Qualität und ſo gewährten dieſe Verſuche nur eine nähere Einſicht über die Beſchaffenheit der Schichten in größerer Tiefe, die ſich bei Paulsdorf ſehr kalkhaltig zeigten. Eigenthümlich muſchelähnlich geſtaltete Concretionen, ſo wie auch mehrere Schaalthiere wurden hier zu Tage gefördert, von denen ich leider, da man den Schacht bereits wieder zugefüllt hatte, nur ein, aber doch hinreichend deutliches Bruchſtück erhielt, welches als Lituites convolvans Schloth. erkannt wurde, deſſen Vorkommen ſich auf die erſte Periode beſchränkt. Bei Toſt war zwar auch noch an den Verſuchsſtellen eine große Menge von Schiefer vorhanden, die jedoch faſt jeder Spur von Pflanzenreſt entbehrten, wie denn auch in der Nähe der alten Burg und am Burgberge liegende, nirgends durch einen Steinbruch näher aufgeſchloſſene, meiſt ſchiefrige Grauwacke, außer einem für die Grauwacke nach meinen Beobachtungen charakteriſtiſchen Calamiten keine Ausbeute gewährten. Große Anhäufungen Conglomerat, wie ſie z. B. auf ſo ausgezeichnete Weiſe am Ufer 23 * 180 des Bobers bei Landeshut in Niederſchleſien vorkommen, trifft man im Ganzen ſelten an, ich ſah dergleichen nur an den Thalwänden der Grauwackefelſen, die im Dorfe Dirſchel zu Tage kommen. Außer den genannten Lituiten iſt es mir nicht geglückt, in dem bezeichneten Gebiet irgend nur thieriſche Verſteinerung aufzufinden. Foſſile Flora des geſchilderten Gebietes. Was nun das Vorkommen der Pflanzen in den geſchilderten Gegenden betrifft, ſo finden ſie ſich faſt niemals in der dichten, in Bänken geſchichteten Grauwacke, ſondern in der oben beſchriebenen thonreichen, gewöhnlich die Grenze zwiſchen den Bänken bildenden Schichten, die ſich leicht ſpalten laſſen, meiſt in geſtreck⸗ ter Lage, insbeſondere die zarteren Reſte in grauen, ſchwach röthlich gefärbten Letten, jedoch immer nur ſpar⸗ ſam und nur in einem einzigen Ort in dem ebenfalls oben erwähnten Conglomerat zu Dirſchel, wenn auch nicht in großer Mannigfaltigkeit, doch in ſo bedeutender Menge, daß ſie ähnlich wie an andern Orten bei Landeshut in Schleſien die felſigen Maſſen ganz und gar zu bilden ſcheinen. In der von mir unterſuchten, oben beſchriebenen Gegend liefern die nördlich von Leobſchütz, insbeſondere bei der Steinmühle bei Berndau, ſo wie die drei bei Kittelwitz gelegenen Brüche die reichſte Ausbeute, denen ich faſt den größten Theil meiner Sammlung verdanke. Die eigentlichen Grauwackenſchiefer zeigten ſich dagegen ſehr arm und nur hin und wieder habe ich den ſchwarzen, bald mehr oder minder vorzugsweiſe Kieſel- oder thonartigen Schiefer, Cala⸗ miten gefunden, wie in den oben ſchon genannten zu Dachſchiefer benutzten, ½ Meile hinter Grätz bei Troppau gelegenen Bruche. Der ſchon im Gebiet des Urthonſchiefers befindliche Schieferbruch bei Heinzendorf, jenſeits Olbersdorf, iſt dagegen, wie ſchon erwähnt, pflanzenleer. Am intereſſanteſten war es mir, nicht nur einige in dieſem ganzen Gebiet allgemein verbreitete Arten, ſondern auch ſolche aufzufinden, die ich bisher nur in der verwandten Formation von Landshut, Glätziſch Falkenberg, Hausdorf, Altwaſſer beobachtet hatte, welche fie mit der älteſten Kohlenformation gemein hat. Unter dieſe letzteren gehört Stigmaria ficoides, welche ſowohl in den genannten Steinbrüchen um Leobſchütz, wie zu Grätz bei Troppau, Mocker, Laſitz und Dirſchel, aber nirgends ſo häufig und in ſo ausgezeichneten Exemplaren wie bei Landeshut vorkommt, indem ich ſie immer in ſo weichen Letten antraf, daß es mir nicht einmal gelungen iſt, ein gutes feſtes Exemplar für die Sammlung zu gewinnen; ferner die Sagenaria aculeata Prest. in dem Steinbruche zu Dobrislawitz an dem rechten Ufer der Oppa, geradeüber von dem Weinberge von Hultſchine und Calamites cannaeformis, in Landeshut jedoch häufiger als hier. Sehr verbreitet ſind und als wahre Leitpflanzen für die Grauwacke in Schleſien zu betrachten, zwei Arten Calamites transitionis und C. distans m., erſtere ausgezeichnet durch die über die Glieder herausgehenden, nicht alternirenden Längsſtreifen, letztere durch die entfernt von einander ſtehenden Längsſtreifen kenntlich, die faſt überall und ſelbſt in den Brüchen, wo alle übrigen Pflanzen fehlen, wie z. B. außer den oben angeführten Orten auch in der Grauwacke zu Toſt in Bruchſtücken angetroffen worden. Zugleich mit dieſer, insbeſondere in weichen Lettenſchichten, kommen zart linienförmige Blättchen mit einander gleich parallelen Nerven vor, welchen ich jedoch nur wenige, einigermaßen vollſtändige und dann auch nur nicht einmal an Stengeln befeſtigte Exemplare aufzufinden ſo glücklich war. Ich bezeichne ſie vorläufig als Noeggerathia pusilla. Weniger verbreitet und nur aufgefunden im Steinbruche der Spitalmühle, häu⸗ figer in Landeshut iſt ein Calamit, der ich wegen feiner Stigmaria ähnlichen Narben C. stigmarioides nenne, einen andern langgliedrigen, deſſen Glieder ich in 1½ Fuß Länge noch nicht auffinden konnte, die überaus zarte Hymenophyllites Gersdorfii aus dem erſten Steinbruch bei Kittelwitz, aus der Familie der Lyſopodiaceen der Sagenaria polymorpha Goepp. Steinbruch der Steinmühle, bruchſtückweiſe überaus vollſtändig in den verſchiedenſten Alterszuſtänden, wie man noch niemals eine foſſile Art dieſer Gattung ſah in Landeshut; die merkwürdige Pachyphloeus tetragonus aus dem dritten oder ſüdlich gelegenen Steinbruch bei Kittelwitz, Dirſchel, Mocker, Laſitz, ſo wie in Altwaſſer und Landshut. 181 Als neu und noch nicht anderweitig beobachtet find anzuführen 4 neue Arten der Gattung Knorria, für eine namentlich die K. imbricata bei Landeshut, Ancistrophyllum minutum. Cyclopteris obovata Goepp. Cyclopteris frondosa Goepp. Wenn jene ſchwarzen Euglichen in der Grauwacke oft vorkommenden Abfonderungen ſich verflachen und der plattgedrückten Form nähern, entſteht eine große Aehnlichkeit derſelben mit nußähnlichen Früchten, die jedoch bei gänzlichem Mangel jeder andern Organiſation nur in die Kategorie jener Abſonderungen zu bringen ſind. Ich laſſe nun eine Zuſammenſtellung der bisher in Schleſien und in andern Ländern in der Grauwacke oder der Uebergangsformation beobachteten Pflanzen folgen. Die außer Schleſien gefundenen ſind mit einem Kreuze bezeichnet. i Cl. I. Plantae cellulares, A. Aphyllae. 1. Algae. Floridae. Chondrites. + antiquus St. Uebergangs⸗Kalk der Inſel Linon bei Chriſtiania in Norwegen. + circinnatus St. Kinnekulle in Schweden. + Nessigii m. Rammelsberge im Harz (Römer). + tenellus m. Schulenburg im Harz (Römer). Sphaerococcites St. T dentatus St. Uebergangs⸗Kalk bei Quebeck in Nordamerika. + serra St. Mit der vorigen. Cl. II. Plantae vasculares. Monocotyledones eryptogamae. 2. Equisetaceae De C. Calamites Succ. et Schl. obliquus m. Glätz. Hausdorf. cannaeformis Schl. Steinkohlenformation Deutſchlands, Frankreichs und Englands und Uebergangsformation Schleſiens. dilatatus m. Gl. Falkenberg, Sabſchütz und Berndau, Mocker, Laſitz bei Leobſchütz, Toſt, Altwaſſer. remotissimus m. Kittelwitz bei Leobſchütz, Landeshut. transitionis m. Landeshut, Altwaſſer, Bogendorf, Gl. Falkenberg, Leobſchütz, Toſt. stigmarioides m. Landeshut, Steinbruch der Spitalmühle bei Berndau. tuberculatus m. Landeshut. tenuissimus m. Schieferbruch hinter Grätz bei Troppau. + Voltzii Bran. Hundsweiler im Badenſchen. variolatus m. Landeshut. Equisetites St. + radiatus St. Uebergangsformat. des Thales St. Amarin am Ober-⸗Rhein. 182 3. Asterophyllitae Ung. Asterophyllites Brgn. elegans m. Hausdorf in der Grafſchaft Glatz. + pygmaeus Brgn. Prodr. p. 159. Uebergangsformat. ohne nähere Angabe des Fundorte. + Roemeri m. Rammelsberg im Harz (Römer). Bornia St. Em Bornia scrobiculata St. Landeshut. 4. Filices. a. Sphenopterides m. Hymenophyllites m. Gersdorfii m. Landeshut. b. Neuropterides m. Cyclopteris Brgn. dissecta m. Gl. Falkenberg. d frondosa m. Mocker, Laſitz. tenuifolia m. Gl. Falkenberg. Bockschii m. Gl. Falkenberg. Noeggerathia St. ovata m. Kittelwitz bei Leobſchütz. pusilla m. Mit dem Vorigen und bei Berndau, Mocker, Lafitz und Altwaſſer. c. Pecopterides. Cyatheites m. + asperus m. Berghaupten im Großherzogthum Baden (Brongniart). Pecopteris Bren. Jaegeri m. Landeshut. 5. Stigmarieae Ung. et Goepp: Stigmaria Brgn. | ficoides m. Gl. Falkenberg, Landeshut. Steinkohlenformation. Aneistrophyllum m. : stigmariaeforme m. Landeshut. minutum m. Berndau bei Leobſchütz. Didymophyllon m. Schottini m. Landeshut. 6. Sigillaricae Ung. Sigillariae Brgn. 7 Sternbergi Münst. Grauwacke bei Magdeburg. undulata m. Landeshut. + Voltzii Brgn. Uebergangsform. bei Hundsweiler im Großherzogthum Baden. minutissima m. Bögendorf in Nieder⸗Schleſien. 7. Lycopodinae. Lycopodites Bren. acicularis m. Nieder⸗Kunzendorf bei Freiburg. 183 Knorria St. 7 imbricata St. Landeshut und um Leobſchütz. Goepperti Roemer. Grauwacke des Harzes, zwiſchen Neuhof und Lauterwerk (Römer). acicularis m. Kittelwitz bei Leobſchütz. longifolia m. Dirſchel. Schrammiana m. Kittelwitz. acutifolia m. Kittelwitz. polyphylla Roem. Clausthal im Harze (Rö mei). Jugleri Roem. Zwiſchen Neuhof und Leiterberg (Römer). megastigma Roem. Mit der Vorigen (Römer). Sagenaria Brgr. aculeata Presl. Dobrislawitz. squamosa m. Gl. Falkenberg. polymorpha m. Landeshut nnd Berndau bei Leobſchütz. Veltheimiana Presl. Grauwacke bei Magdeburg. Aspidiaria Presl. Goeppertiana Stiehler. Grauwacke bei Wernigerode (Stiehler). acuminata m. Altwaſſer. attenuata m. Harz⸗Grauwacke (Römer). Pachyphloeus m. tetragonus m. Landeshut, Gl. Falkenberg, Kittelwis, Mocker, Laſitz und Dirſchel. Megaphytum Artis. Kuhianum m. Oirſchel und Leobſchütz. Rothenburgia Cotta + Hollebenii Cotta. Diefe von Herrn v. Holleben in der Grauwacke des Rothen-Berges bei Saalfeld entdeckte und von Herrn B. Cotta (Bronn und v. Leonh. p. All) beſchriebene und T. II. Fig. D abgebildete foſſile Pflanze gehört, wenn die Aſtnarben, wie aus der Beſchreibung und Zeichnung hervorzugehen ſcheint, ſich nur auf den beiden entgegengeſetzten Seiten, alſo in 2 Längsreihen am Stamme befinden, ſo daß alſo 2 Seiten deſſelben ganz frei davon ſind, wahrſcheinlich zur vorſtehenden Gattung Megaphytum. Bisher waren nur wenig Pflanzen aus der Grauwacke bekannt, ſo daß auch die vorſtehende, wenn auch nicht ſehr zahlreichen, ſowie keinesweges häufig vorkommenden und in der Formation mit wenigen Ausnahme all⸗ gemein verbreiteten Arten, etwa 60 an der Zahl, kaum als ein weſentlicher Fortſchritt in der Erkenntniß der⸗ ſelben zu betrachten wären, wenn ſie nicht größtentheils als eigenthümlich uns entgegen träten, ſo daß ſie wohl geeignet erſcheinen, eine eigene Flora zu bilden, der wir vorläufig noch den Namen Uebergangsflora geben. Sie verdient unſtreitig eine eigene monographiſche Bearbeitung, die ich auch ſofort eingeleitet habe, um ſie getrennt von den übrigen von mir unternommenen Arbeiten in einem Supplementbande zu der Nova Acta Acad. C. L. Nat. Curios. herauszugeben. Ich bin überzeugt, daß nach der Publikation deſſelben man nun aufhören wird, die Grauwacke als pflanzenleer oder höchſtens als eine mit undeutlichen Pflanzenreſten verſehenen For⸗ mation aufzuführen. Nochmals mache ich aber darauf aufmerkſam, daß man bei Unterſuchungen dieſer Art, wenn ſie von glücklichem Erfolge begleitet ſein ſollen, die von mir angegebenen Notizen über das Vorkommen der Pflanzen nicht aus den Augen ſetzen mögen. Vorſtehenden Aufſatz hatte ich bereits vor 2%, Jahren geſchrieben, verſchob aber feine Veröffentlichung bis die darin erwähnten Arbeiten weiter vorgerückt ſein würden. Da dies nun der Fall iſt, erlaube ich mir 184 ihn zu publiciren, indem ich glaube, daß die darin angedeuteten Winke über die Exiſtenz einer größeren Zahl von Pflanzen in den mit dem Namen Uebergangsgebirge bezeichneten Formationen auch heut noch nicht ohne Intereſſe, und vielleicht zur größeren Beachtung derſelben führen dürfte. Da ich in dem angedeuteten Werke nicht blos ſchleſiſche, ſondern alle mir zu Gebote ſtehenden foſſilen Pflanzen aus der Grauwacke anderer Län⸗ der aufnehme, wird man mich durch Mittheilung derſelben ſehr erfreuen. Bereits verdanke ich meinem geehr— ten Freunde, Herrn Regierungsrath Stiehler zu Wernigerode, mehrere ſehr intereſſante Beläge neuer Arten aus dem daſigen Uebergangsgebirge, und ich ſelbſt hatte im vorigen Herbſt in dem bisher für pflanzenleer er= klärten Grauwackeſchiefer der Rheinprovinz an mehreren Punkten derſelben, bei Horhauſen, Coblenz, Gelegen= heit, eine neue Alge, eine Haliserites Dechenianus mihi zu erkennen, welche Herr v. Dechen daſelbſt zuerſt gefunden hatte. In der dritten, am 24. September, und vierten, am 22. October, berichtete der Secretair über die im verfloſſenen Sommer beobachteten Neuigkeiten der ſchleſiſchen Flora, theils neue Standorte ſeltener Ar⸗ ten, theils neu aufgefundene Arten, und legte die Exemplare derſelben zur Anſicht vor. Zuvörderſt legte derſelbe eine von Herrn Lehrer Thuſt in Gnadenfeld ihm mitgetheilte handſchriftliche Flora der Gegend um Gnadenfrei vor, und übereignete dieſelbe der Bibliothek der Geſellſchaft, in welcher die Standorte der ſelteneren Arten ſorgfältig angegeben und mehrere früher verbreitete Irrthümer berichtigt ſind. Die Section ſprach ihren lebhaften Dank für dieſes werthvolle Geſchenk und dieſen intereſſanten Beitrag zur ſchleſiſchen Flora aus. Derſelbe hatte zugleich eine Anzahl von Exemplaren ſeltener Arten, theils aus der Gna⸗ denfreier Gegend, theils aus der Lauſitz beigelegt. Des Wichtigern daraus wird unten Erwähnung geſchehen. Herr Apotheker Hausleutner zu Reichenbach hatte der Geſellſchaftsſammlung zwei Exemplare der Aldrovanda vesiculosa und Najas major eingeſandt, welche von ihm laut der beigefügten Notiz in dieſem Sommer „auf einer Reiſe in Oberſchleſien“ gefunden worden waren. Die Exemplare wurden der Section vorgelegt, und es erregte namentlich die Auffindung der Aldrovanda in Schleſien die allgemeine Verwunde⸗ rung derſelben, und zugleich auch den lebhaften Wunſch, den Fundort zu erfahren, um jeden Zweifel zu beſeitigen. Als neu aufgefundene Arten und Formen wurden aufgeführt: Cirsium cano-acaule. Von dieſem bisher noch gar nicht bekannt geweſenen Baſtarde wurden einige Exemplare zwiſchen den Stammarten in der Gegend von Schmolz bei Breslau von Herrn Muſikdirector Sie- gert gefunden. Die Form zeigte ziemliche Beſtändigkeit und ſtand zwiſchen den Stammarten faſt genau in der Mitte. Cirsium oleraceo-palustre in verſchiedenen Mittelſtufen zwiſchen beiden Arten, von demſelben auf Wieſen bei Canth entdeckt. Hieracium prenanthoides var. glabratum. Unter dieſem Namen wird einſtweilen eine noch nicht genug ermittelte Form bezeichnet, welche Herr Apotheker Krauſe truppweiſe im Keſſel im Geſenke fand. Ihr Entdecker vermuthete darin einen Baſtard des H. prenanthoides mit H. vulgatum Fries oder H. rigi- dum Hartm. ! Hypericum pulchrum L., von Kölbing vom Geiersberge bei Rengersdorf in der Oberlauſitz und von Thuſt von den Torger Hügeln bei Niesky mitgetheilt. Hierochloe australis Schrad., von Thuſt auf dem Harteberge bei Frankenſtein im Juni 1845 ſchon in überreifem Zuſtande entdeckt. Cirsium oleraceo-heterophyllum oder C. semipectinatum. Von dieſem Baſtarde wurden vom Be⸗ richterſtatter und Herrn Apotheker Krauſe einige Exemplare in Schreibendorf bei Landeshut aufgefunden. 185 Lathyrus Nissolia. Dieſe von Krocker um Treſchen bei Breslau angegebene Art (welche Angabe ſpätere Nachſuchungen nicht beſtätigt haben) wurde von Herrn von Köchel um Teſchen bei Pogwisdau unter der Saat gefunden und uns durch Paſtor Zlik in Teſchen mitgetheilt. Aspidium aculeatum fronde simpliciter pinnata, an der Landskrone bei Görlitz geſammelt und von Herrn Apotheker Schuchardt mitgetheilt. — Derſelbe hatte auch Exemplare von Asplenium germani- cum und A. Adiantum nigrum eingeſandt, die erſten ſchleſiſchen, welche Referenten zu Geſicht gekommen ſind. Doch machten einige der anweſenden Herren geltend, daß dieſe beiden Arten bereits früher an anderen Punkten Schleſiens gefunden worden ſeien, und verſprachen die betreffenden Exemplare demnächſt vorzulegen. Unter den neuerdings beobachteten hybriden Formen der Hieracia find anzuführen: H. collino-Pilo- sella in zwei Formen, deren eine von Wichura auf dem Berge Baranio, die andere von Krauſe auf dem breiten Berge bei Striegau gefunden worden iſt; H. collino-Auricula vom Hochwälder Berge bei Schreiben⸗ dorf; H. praealto-stoloniflorum um Uſtron von Wichura gefunden. Nasturtium anceps. Schon von Koch in der deutſchen Flora iſt bemerkt worden, daß unter dieſem Namen verſchiedene Formen verſtanden und beſchrieben worden ſind. Ref. glaubt die hier obwaltenden Zwei⸗ fel löſen zu können, wenn er anführt, daß die unter dieſem Namen verſtandenen Formen hybride ſind. Eine ſorgfältige Beobachtung zahlreicher Formen, die am Oderufer bei Ohlau beobachtet wurden, hat ihn zunächſt von der Exiſtenz von dreierlei hybriden Formen belehrt, welche als N. palustri-sylvestre, N. palustri- am- phibium und N. silvestri-amphibium zu bezeichnen find, fo daß der Kreis dieſer Bildungen hiermit er⸗ ſchöpft iſt. Salix. Auch aus dieſer Sippe ſind im vorigen Jahre einige zum Theil ganz neue und noch nirgends beſchriebene Formen aufgefunden, theils einige früher noch nicht richtig gedeutete aufgeklärt worden. Neu ſind folgende: Ren S. silesiaco-purpurea. Von dieſer ganz neuen Form wurde von Krauſe und Referenten ein an⸗ ſehnlicher Strauch am Vitriolwerk bei Schreibershau und ein zweiter von Krauſe am Grützeberge bei Karlsbrunn im Geſenke entdeckt. S. silesiaco-aurita. Ein Strauch dieſer Form wurde in einem Hau unterhalb der alten ſchleſiſchen Baude im Rieſengebirge von denſelben entdeckt. Muthmaßlich gehören noch mehrere Sträucher in derſelben Gegend zu dieſer Form. S S. silesiaco-hastata. Herr Krauſe fand dieſe Form im Keſſel im Geſenke in der Nähe beider Stammarten. S. aurito-incana. Von dieſer gänzlich neuen Form entdeckte Herr Wichura zwei größere und meh— rere kleinere Sträucher an mehreren Stellen des Weichſelufers zwiſchen Uſtron und Weichſel. Während die Blattform deutlich auf S. aurita hinweiſt, zeigt die mehlartige Bekleidung der unteren Blattfläche den Zu⸗ ſammenhang mit der S. incana. Referent ſah dieſe Weide an ihrem Standorte und glaubte darin anfäng⸗ lich die S. Seringeana zu erkennen. Indeß hat eine genauere Vergleichung zu der Anſicht geführt, daß letz⸗ tere zwar analog, aber doch eine verſchiedene Form ſei, und es wahrſcheinlich gemacht, daß die S. Seringeana eine S. einereo-incana ſei, wodurch die Natur dieſer intrikaten und längſt ſchon in ihrem Artenrechte vers dächtigen Weidenform aufgeklärt wäre. Die S. oleifolia Seringe dagegen dürfte dieſe S. aurito-incana be⸗ zeichnen. — Die gefundenen Sträucher zeigten zwar einige Verſchiedenheit, tragen jedoch alle denſelben Typus. S. purpureo- incana. Von dieſer ebenfalls ganz neuen und eben fo merkwürdigen als unzweideutigen Baſtardform wurde von Herrn Aſſeſſor Wichura ein anſehnlicher Baum im Dorfe Kamitz bei Bielitz am Ausgange des Lopniz- Thales entdeckt, den Ref. gleichfalls am Standorte ſah. — Die Blattform und die 24 186 Farbe laſſen deutlich die S. purpurea erkennen, und die unteren Blätter der Zweige, an welchen die Unter⸗ ſeite faſt oder durchaus kahl iſt, gleichen denen der S. purpurea faſt völlig, während die oberen den mehl- artigen Filz der S. incana zeigen. 5 S. Lapponum var. foliis ovariisque glabris, squamis parce pilosis glabrisve. Von dieſer merk würdigen Form entdeckte Herr Krauſe einen kleinen Strauch in der Höhlung einer Bachrinne auf der Pant⸗ ſchewieſe im Rieſengebirge. — Dieſe merkwürdige Form mag durch die eigenthümlichen Verhältniſſe des Stand: ortes hervorgerufen ſein; ſie beweiſt aber, wie weit die Abänderung in der Bekleidung bei den Weiden gehen könne. Gelingt deren Kultur, die wir verſucht haben, ſo wird ſich ausweiſen, ob es als eine beſtändige Va⸗ rietät oder als ein gleichſam nur individueller Zuſtand zu betrachten ſei. Außerdem führen wir noch zwei monſtröſe Weidenformen an, mit je zwei Ovarien unter jeder Schuppe, dergleichen an S. viminalis bei Parchwitz und an S. myrtilloides bei Trenſchin bei Oppeln beobachtet wurden. Von S. lanceolata Dec., d. i. S. acuminata Koch und der Floren von Schleſien, fand Herr Krauſe um Wangenfield bei Neiſſe eine Reihe der merkwürdigſten Formen, von deren weiterer Beobachtung wir uns nahere Aufklärung über dieſe noch ſehr verwickelte Gruppe verſprechen. Als neue Fundorte ſind folgende zu bemerken geweſen: Cirsium cano-oleraceum, um Kanth: Siegert. Cirsium palustri- oleraceum, ebenda: derſelbe. Equisetum pratense, am Eingange der Strachate hinter Barteln und mit Fructification am Oderufer bei Oppeln von Krauſe und dem Ref. gefunden. Mola uliginosa Schrad. Um Nisky: Kölbing. Epilobium virgatum, am Höllenplatze oberhalb Schmiedeberg. Elymus arenarius. Moholz bei Nisky: Thuſt. | Poa bulbosa. Um Görlitz: Thuſt. Utricularia minor und U. intermedia. Schöpswieſen bei Nisky: derf. Juncus Tenageja, Drachenſchlund bei Nisky: derf. Alisma natans, Kriſchen in der Lauſitz: derf. Botrychium rutaceum, um Nisky: derſ. Drosera intermedia, Moholzer Teiche: derſ. Potamogeton rufescens, um Nisky: derſ. Potamogeton heterophyllus, ebenda: derf. Carex arenaria, ebenda: derſ. Carex filiformis, ebenda: derf. Cirsium oleraceo-rivulare, d. i. C. praemorsum Michl, um Frankenſtein und um Neiſſe: Kraufe. Euphorbia strieta, am Ufer der Weichſel zwiſchen Uſtron und Weichſel: Wichura. Aspidium angulare Kit., in der Wolfsſchlucht bei Uſtron: derf. Salix cinereo-viminalis, eine Form mit kurzen Griffeln, aus einer Thongrube bei Parchwitz. Salix aurito- purpurea, um Goldſchmiede und um Kl. Tſchanſch bei Breslau von Krauſe gefunden. 187 Salix daphnoides, am Oderufer bei Ratibor an drei Stellen vom Ref. und um Uſtron und Weichſel an mehreren Stellen von Wichura gefunden. Eine kleinblättrige Form wurde an trockenen Stellen am Dorfe Kamitz bei Bielitz bemerkt. Cardamine parviflora, um Herrnſtadt von Beilſchmied. — Derſelbe führte aus derſelben Gegend folgende ſeltnere von ihm bemerkte Arten an: Circaea alpina, Calla palustris, Potentilla supina, Leersia oryzoides, Anthericum ramosum, Aspidium cristatum, an anderen Stellen aber auch ein dieſem ähnliches A. spinulosum. — Eine von demſelben nach Tſchirnau unternommene Excurſion zur Aufſuchung der S. Star- keana war erfolglos. — Ueber dieſe Art fand Ref. von Starkes Hand unter Günther's Papieren die Notiz, daß er, Starke, von der Weide, welche er S. uliginosa benannt hatte, einen niedrigen, etwa 2 Fuß hohen Strauch, auf einer niedrigen Wieſe gefunden habe. Es iſt dies übrigens der einzige Standort dieſer Art in Mittel⸗Europa, wobei ich jedoch bemerken muß, daß die von Wikſtröm mitgetheilten ſchwediſchen Exemplare der S. depressa L., wozu die S. Starkeana Willd. als Synonym gezogen wird, von den unſri— gen doch noch etwas abweichen, und die von Fries mitgetheilten noch etwas mehr. — Herr Apotheker Patze in Königsberg hatte uns eine im vorigen Jahre daſelbſt aufgefundene Weide als S. livida Wahlenb. ( de- pressa L.) in mehreren Formen mitgetheilt, dabei aber ſelbſt die Vermuthung geäußert, daß dieſelbe eine S. aurito- nigricans fein dürfte, in deren Geſellſchaft fie wächſt. Wir erkennen darin nach den Blättern aller— dings die Salix depressa nicht, und find geneigt, die Anſicht deſſelben für richtig zu halten. Potentilla verna. Auf trocknen Hügeln und Mauern im Dorfe Zirlau und Polsnitz bei Freiburg, und häufig an verſchiedenen Punkten um Parchwitz von Herrn Cantor Poſtel gefunden. Aristolochia Clematitis. Häufig am Dorfzaune in Leſchwitz bei Parchwitz von Cantor Poſtel ge— funden. — Wie mag dieſe Art verwildert ſein, oder iſt ſie als urſprünglich einheimiſch anzuſehen? Ornithogalum nutans. In Grasgärten in Heydau bei Parchwitz von Herrn Cantor Scholz gefunden. Lepidium latifolium, auf einer Mauer auf dem Schloßberge in Ottmachau von Herrn Apotheker Fincke in Krappitz mitgetheilt. Sedum purpureum Bauhin (— S. Fabaria Koch), auf Bergen bei Bielitz in öfter. Schleſien von Herrn Dr. Sadebeck mitgetheilt. Cardamine trifolia, bei Brieſen bei Neiſſe, von Herrn Hauptmann Reinold mitgetheilt. Utricularia intermedia, um Myslowitz, von Herrn Lehrer Un verricht mitgetheilt. Equisetum Telmateja Ehrh., um Wangenfield bei Neiſſe, von Herrn Hauptmann Reinold und Krauſe gefunden. 0) In der fünften, am 3. December, legte Herr Lehrer Unverricht mehrere feltnere Pflanzen aus der Gegend von Myslowitz vor: b Senecio paludosus, an der Brinnitze bei Myslowitz. Elatine triandra, am Rosdziner Teiche. Nonnea pulla, in Kartoffelfeldern auf Kalkbergen bei Dziezkowitz, Jaſt und Lendzin. Dentaria glandulosa, im Goi bei Beuthen. Streptopus amplexifolius, im Walde bei Myslowitz. 24* Leersia oryzoides, häufig um Myslowitz. Teucrium Botrys, bei Dziezkowitz. Der Secretair las einen kleinen Aufſatz vor, welcher von der richtigen Auseinanderſetzung der Arten han⸗ delte, woran einige kritiſche Bemerkungen über die Fröhlich ſche Bearbeitung von Hieracium in Decan⸗ dolle's Prodromus geknüpft wurden. Fr. Wimmer, z. 3. Secretair. \ 4. Bericht über die Thätigkeit der geographiſehen Section im Jahre 1846. Von in Breslau anweſenden Mitgliedern der Section hat nur Herr Dr. Sadebeck einen Vortrag gehalten, und zwar über die am 6. October 1846 unternommene barometriſche Höhenmeſſung des weithin ſichtbaren Rummelsberges bei Strehlen, in nachſtehender Weiſe mit einer topographiſchen und geognoſtiſchen Charakteriſtik deſſelben verbunden. Der Rummelsberg, auch Ruhmsberg genannt, iſt der höchſte Punkt der kleinen Gebirgsgruppe zwi⸗ ſchen der Ohlau und dem Kryhnwaſſer, einem Nebenflüßchen derſelben. Das Ohlauthal, an manchen Stel- len hier über eine Meile breit, liegt weſtlich und nördlich von dieſer Gruppe, und trennt dieſelbe von den Bergen, welche ſich von Frankenſtein gegen Strehlen hinziehen und die Waſſerſcheide zwiſchen der Ohlau und der Lohe bilden. Das Thal des Kryhnwaſſers hingegen hat eine viel geringere Breite; denn es iſt kaum ½ Meile breit. Oeſtlich von demſelben zieht ſich ein niedriger und ganz flacher Landrücken in der Richtung von Neiße gegen Ohlau hin und bildet die Waſſerſcheide gegen das Gebiet der Neiße und Oder. Im Süden bildet kein Flußgebiet die Begränzung, ſondern hier hängt die Gebirgsgruppe mit dem Münſterberger Hügellande zuſam⸗ men. Die Abdachung iſt nirgends ſteil, und am wenigſten nach Norden hin. In der Richtung von Oſten gegen Weſten ziehen ſich niedrige Parallelketten, deren waſſerarme Zwiſchenthäler ſich in die der Ohlau und des Kryhnwaſſers münden. Die nödlichſte dieſer kleinen Ketten iſt der Ziskaberg, gemeinhin Ziegenberg genannt. Der Rummelsberg bildet die Südoſtecke der Gruppe und hat die Geſtalt eines ſtumpfen Kegels. Süd⸗ weſtlich von ihm liegen zwei halbkugelförmige Gipfel, der Kalinkenberg und der Leichnamsberg. Der zwiſchen dieſen drei Höhenpunkten und dem Ziskaberge gelegene Theil iſt dicht und vorzüglich mit Nadelholz bewaldet. Nur in dem kleinen Pogarther Keſſel wird Getreide gebaut. Nördlich von dem Ziskaberge bört der Wald auf, und hier wechſelt kahler, unfruchtbarer Felsboden mit fruchtbarem Ackerlande ab. In geognoſtiſcher Bezie⸗ hung bietet die Gruppe nichts beſonders Merkwürdiges dar, indem ſie faſt blos aus Granit gebildet wird, der an vielen Stellen zu Tage liegt. Hier und da finden ſich Gruppen von ziemlich großen, zwei bis drei Fuß im Durchmeſſer haltenden Quarzgeſchieben, welche ſich durch ihre ſchöne weiße Farbe auszeichnen und kleine Bergkryſtalle eingeſchloſſen enthalten. Am öſtlichen Fuße des Rummelsberges ſind die bekannten Krummen⸗ dorfer Kryſtallgruben, welche ehemals bergmänniſch bebaut wurden, und in welchen ſich auch der ſogenannte Dattelquarz findet, der ſonſt nirgends vorkommt. Die Prieborner Marmorbrüche, welche nicht weit davon entfernt ſind, liegen jenſeits des Kryhnwaſſers in dem vorerwähnten Landrücken, der ſich zwiſchen Neiße gegen Ohlau hinzieht, und gehören daher nicht zu unſerer Gruppe. In ihr findet ſich, fo viel mir bekannt ift, nir⸗ gends Marmor oder Kalk. Der Hügel, auf welchem ſich die Kryſtallgruben befinden, iſt auch in botaniſcher 190 Beziehung merkwürdig; denn hier wurde von mir Lonicera Peryelimenum gefunden, die fonft in Schleſien nur ſparſam wild wachſend vorkommt. Am nördlichen Fuße der Gebirgsgruppe liegt die Stadt Strehlen an der Ohlau, ohngefähr eine Meile vom Rummelsberge entfernt. Südlich davon, in den Thälern und Schluchten der nördlichen Verflachung un⸗ ſerer Gebirgsgruppe liegen die böhmiſchen Kolonieen: Ober-, Mittel- und Niederpodiebrad, die Zwölfhäuſer und Huſſinetz. Am Oſtrande liegen die Dörfer Riegersdorf, Krummendorf, Tſchammendorf und Töppendorf, am Weſtrande Steinkirch und Geppersdorf, und am Südrande Siebenhufen und Habendorf. Auf dem Gipfel des Rummelsberges ſtand im Mittelalter ein Raubſchloß, welches im 15. Jahrhundert von den Breslauer und Neißer Bürgern zerſtört worden iſt. An ſeiner Stelle erhebt ſich jetzt ein Belvedere. Von jenem Schloſſe ſieht man blos noch Spuren der Ringmauern und drei concentriſche Wallgräben. Die Seehöhe des Rummelsberges beträgt nach Jungnitz 1298, nach Kaluza 1245 Par. Fuß, nach den von mir am 6. October 1846 angeſtellten barometriſchen Beobachtungen aber nur nahe 1200 Par. Fuß. Ich hatte mich an dem erwähnten Termine mit einem der Geſellſchaft gehörigen Reiſebarometer auf den Berg begeben, während mein Bruder mit einem mir gehörigen Barometer in Strehlen zurückgeblieben war. Die beiden Inſtrumente waren vorher einige Zeit mit einander verglichen, und es war dabei eine kleine conſtante Differenz beobachtet worden, welche überall in Rechnung gebracht worden iſt. Außer den Barometerſtänden wurden na⸗ türlich gleichzeitig die Temperaturen der Luft und des Queckſilbers beobachtet. Die Temperatur der Scalen⸗ ſtange iſt, weil letztere nicht aus Meſſing, ſondern aus Holz beſtand, vernachläßigt worden. Auch mußte lei⸗ der der Feuchtigkeitszuſtand der Luft unbeachtet bleiben, weil mir das Pſychrometer, welches ich auf den Berg mitgenommen hatte, dort zerbrochen war. Indeſſen hat zum Glück bei ſo kleinen Höhendifferenzen, wie im vorlie⸗ genden Falle, der Feuchtigkeitszuſtand der Luft einen nur höchſt unbedeutenden Einfluß, wie ſich bereits aus den Reſultaten der ausgedehnten hypſometriſchen Beobachtungen an den Herſchelſchen Terminen unter den ver⸗ ſchiedenartigſten Umſtänden mit Entſchiedenheit herausgeſtellt hat. Das Wetter war höchſt günſtig; denn der Himmel war leicht bedeckt, die Luft faſt ganz ruhig, und der Stand des Barometers zeigte ſich wenig verän⸗ derlich. Es wurde von 11 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nachmittags von halber Stunde zu halber Stunde beobachtet. Der höchſte auf VON. reducirte Stand auf dem Berge war Nachmittags 2 Uhr = 322 L. 22, der niedrigſte Nachmittags 12 Uhr 30 Minuten — 321 L. 70, und das Mittel aus ſieben Beobachtungen — 321 L. 80. In Strehlen hatte ſich der Barometerſtand noch weniger veränderlich gezeigt als auf dem Berge. Das Mittel der auf 0% R. reducirten Barometerſtände war 330 L. 37. Auch die Lufttemperatur war ſehr beſtändig, nämlich auf dem Berge im Mittel 12 R., in Strehlen dagegen 159 R. Die Berech⸗ nung wurde nach der von Babinet aufgeſtellten und von Herrn Profeſſor v. Bogus lawski für unſere Gegend eingerichteten Formel ausgeführt, welche für den vorliegenden Fall ganz gewiß hinreichend genau iſt, beſonders wenn man das zuerſt gefundene Reſultat noch einer Correction unterwirft. Nach dieſer Formel hat man hier 857 65217 h — H= (400 + 15 11. 97) x 122.72 woraus folgt h — H= 688.6 Und wenn man noch die Correction *) anbringt, fo erhält man h — H= 688. 6 — 0. 00108831 * 688 . 6 + 0 000000688 < (688 . 6)? = 688. 18 ) S. die Ueberſicht der Arbeiten der Geſellſchaft vom Jahre 1843 Seite 259. 191 Da nun das Queckſilberniveau auf dem Berge 3. 5 Par. Fuß über dem Erdboden, und in Strehlen 16 Par. Fuß über dem Pflaſter auf dem Ringe ſtand, ſo folgt hieraus, daß zu dem zuvor angeführten Reſultate noch 12. 5 Par. Fuß addirt werden müſſen. Alſo iſt das Endreſultat, daß der Gipfel des Rummelsberges eine Erhebung von 700. 68 Par. Fuß über das Pflaſter des Ringes von Strehlen hat. Rechnen wir noch die See— höhe von Strehlen hinzu, welche nach Kaluza 499 Par. Fuß beträgt, ſo haben wir die abſolute Seehöhe des Rummelsberges = 1199. 68 Par. Fuß, oder ſehr nahe 1200 Par. Fuß. Aus Mexico waren Reiſeberichte eingegangen, von denen indeß erſt die minder erheblichen Wahrneh- mungen auf der Seereiſe dahin zum Vortrage gekommen ſind, und daher paſſender bei der weiteren Relation im kommenden Jahre ihre Erwähnung finden werden. Während der Verein von auswärtigen Beobachtern, welcher unſerer Section ſich angeſchloſſen hat, mit beſonderer Sorgfalt die täglichen meteorologiſchen Beobachtungen zu climatiſchen und hypſometriſchen Zwecken fortgeſetzt, ja in dieſem Jahre angefangen hat, allmonatlich (gleichzeitig mit den magnetiſchen Zerming = Beob- achtungen der von England aus geleiteten großen Cooperation) jedes Mal vier und zwanzig Stunden lang, von Stunde zu Stunde mittlerer Göttinger Zeit von 10 Uhr Abends an zu beobachten, und dies vom 21. zum 22. Januar, vom 27. zum 28. Februar, vom 18. zum 19. März, vom 22. zum 23. April, vom 29. zum 30. Mai, vom 24. zum 25. Juni, vom 22. zum 23. Juli, vom 28. zum 29. Auguſt, vom 23. zum 24. September, vom 21. zum 22. October, vom 27. zum 28. November und vom 23. zum 24. December 1846 mehr oder minder vollſtändig durchgeführt hat, ſind nun auch die ſämmtlichen Beobachtungen dieſes Vereines vom Jahre 1844, mithin der dritte Jahrgang derſelben, zur Bearbeitung gekommen. Die Zuſam⸗ menſtellung der gewonnenen Reſultate und die ſchätzbaren Beigaben mehrerer der Herren Mitbeobachter findet ſich, des verſchiedenen Satzes wegen, als Beilage dem Geſammtberichte dieſes Jahres angehängt. Da die erwähnten Cooperations-Termine (welche jedes Mal um 10 Uhr Abends mittlerer Göttinger Zeit ihren Anfang nehmen, und 24 Stunden lang von Stunde zu Stunde fortgeſetzt werden) in jedem Jahre in den vier Monaten Februar, Mai, Aug uſt und November am letzten Freitage derſelben, in den übrigen acht Monaten aber an dem Mittwoch beginnen, welcher dem 21. des Monats am nächſten liegt, ſo trifft im Jahre 1847 der Anfang der Cooperations-Termine auf Jana 20. Februar 36 au 24. N eos 21. Mai!: 28 Sunn; 23 Jul! 21. Auguſ t.. 27 September 22. 5 Octobe nn 20. November.. ... 26. December 22. Sr 80 19 Februar 25 Mars 22. Mea egen 19. Seat rs ei 26. Jun 21. SU alte: 19, AU 5 25. September 20. e ee. 18. November 24. December 20. 192 Da die Beobachtungen diefer Termine mit den Beobachtungen des magnetiſchen Kabinets der hieſigen Sternwarte nach England gehen, und dort mit ſehr zahlreichen, völlig gleichzeitigen Beobachtungen aus allen Theilen der Welt zuſammentreffen, aber auch hier ſchon unter ſich und mit jenen zur Verglei— chung kommen, ſo laſſen ſich davon ſehr intereſſante, vielleicht ſelbſt wichtige Reſultate erwarten. v. Boguslawski, z. 3. Secretair der Section. 193 B. Angewandte Naturwiſſenſchaften. 5. Jahres- Bericht der medieiniſchen Seetion. Der Vice⸗Präſes der Geſellſchaft, Herr Geheimer Medicinalrath Dr. Ebers eröffnete die erſte Verſamm⸗ lung der mediciniſchen Section am 9. Januar mit einem Vortrage über die Verbreitung der Syphilis in Breslau nach den ſtatiſtiſchen Ueberſichten des Kranken-Hoſpitals Allerheiligen von den Jahren 1810 bis 1845. Er bemerkte zunächſt, daß bis jetzt die Stadt Brüſſel allein den Kern aus den Unterſuchungen Pa: rent⸗Duchatelets über die Proſtitution herausgenommen, und es nicht allein verſucht habe, durch zweck— mäßige und energiſche Maßregeln, welche das Conseil central de salubrité publique de Bruxelles in ſei⸗ nem projet de reglement sur la prostitution 1838 bekannt gemacht, die Luſtſeuche zu verringern, ihre Intenſität zu mildern, ſondern fie ſelbſt ganz auszurotten. Die vor wenig Tagen erfolgte Aufhebung der Bordelle in Berlin fand Herr Geheimer Medicinalrath Ebers vom wiſſenſchaftlichen Standpunkte aus voll- kommen gerechtfertigt, und er erörterte ſodann das Verhalten der Syphilis in Breslau, wo ſeit 35 Jahren die Bordelle nicht mehr beſtehen, indem er die Zahl der Syphilitiſchen der Volkszahl zur Seite ſtellte. Im Jahre 1810 betrug die Volkszahl 62504, die Zahl der im Hoſpital Allerheiligen aufgenommenen Syphiliti⸗ ſchen 120, im Jahre 1844 betrug die Volkszahl 97939, die Zahl der im Hoſpital aufgenommenen Syyhili⸗ tiſchen 394. Dazu kommt aber noch ein bedeutender Militairſtand, der in der Volkszahl nicht mit aufge genommen iſt und in den früheren Jahren ein viel geringerer war, ſo daß man mit Einſchluß deſſelben die Volkszahl auf 107000 bis 109000 anſchlagen kann. Ferner iſt die fluctuirende Volẽszahl hinzuzurechnen. Die Eiſenbahnen, der Handel, die Menge der bei Bauten und Gewerben, der Zeit, beſchäftigten Perſonen, die durchpaſſirenden und übernachtenden Fremden bringen eine Vermehrung, die in die Tauſende geht. Rechnet man, daß die fluctuirende Volksmenge fi über 150000 bis 200000 Menſchen belaufe, ſo ſtellt ſich eine Volksmenge von über 300000 Menſchen heraus, die Breslau bleibend oder gehend in ſeinen Mauern vereint. Herr Geheimerath Ebers ſchließt daher, daß die Zahl der Syphilitifhen in Breslau ſich nicht im Zunehmen, ſondern in einem richtigen Verhältniſſe zur Volkszahl befinde. Unwahr iſt es, daß Fremde jetzt mehr als früher in Breslau von Syphilis angeſteckt werden. Beſondere Schwankungen ſind ſehr verſchiedenartigen, nicht immer erkennbaren Urſachen beizumeſſen, ſind aber beſonders durch Steigerung oder Verminderung des Geſchlechtstriebes bedingt. Theure und wohlfeile Lebensmittel, Bewegungen des Gemüthes, Zeiten in denen andere ſchwere Krankheiten herrſchen, telluriſche und atmoſphäriſche Einflüffe, vermehrter und verminderter Ver— 25 194 kehr kommen befonders in Betracht. In den wegen Billigkeit der Nahrungsmittel für die Armenpflege ſehr günſtigen Jahren 1820 und 1826 war die Syphilis im Steigen. 1827 und 1830 zur Zeit großer Wech—⸗ ſelfieber- Epidemien, 1831 zur Zeit der Cholera verminderte ſich die Syphilis, 1832, als die Gemüther be— weglicher wurden, vermehrte ſich die Krankheit, weil die Enthaltſamkeit geringer war. Vom Jahre 1835 war die Syphilis gleichzeitig mit der Krätze im Steigen, und bei jener iſt das Verhältniß geblieben, während dieſe wieder auf ein Minimum herabgeſunken iſt. — Die Natur der Syphilis hat ſich, wie faſt überall in der Welt, ſo auch in Breslau im Laufe der Zeit weſentlich gebeſſert. Die Urſachen ſind die verbeſſerte ärztliche Behandlung, das vermehrte Gefühl für Reinlichkeit, Anſtand und Sitte in den niederen Ständen, ein höheres Selbſtgefühl im ganzen Leben und im eigentlichen Bürgerthume. Dauert auch die heimliche Proſtitution fort, behauptet man nicht mit Unrecht, daß die ſogenannte Straßenhurerei in Breslau zugenommen hat, muß der Staat ſie geſchehen laſſen, weil er die Mittel nicht hat, den Geſchlechtstrieb in die Schranken zu bannen, in welche Geſetz und Sitte ihn verweiſt, in die Ehe, ſo darf er die privilegirte Hurerei in den Bordellen nicht dulden, durch deren Aufhebung die Bürgerſchaft Breslaus ſo vielen anderen moraliſch vorangeleuchtet hat. Die Bordelle ſind die eigentlichen Brutſtätten der Syphilis. Die unnatürliche Luſt, die furchtbare Schamloſigkeit im gleichzeitigen Aete der Begattung vieler Individuen trug zur Entwickelung der Syphilis weſentlich bei. In den Bordellen entwickelt ſich die Syphilis, nach Herrn Geheimerath Ebers, nicht allein durch lokale An— ſteckung, ſondern auch durch Selbſterzeugung (Generatio aequivoca). Durch die Aufhebung der Bordelle wird das Contagium der Syphilis zerſtreuet, und abgehalten, ſich auf einzelnen Punkten zu concentriren; ſie iſt des— halb eines der wichtigſten Mittel zur Ausrottung der Syphilis ſelbſt. Die Aufgabe der Behörde iſt es, das Ge— ſundheitswohl möglichſt zu ſchützen, Scandalöſes zu mindern und Angriffe auf die öffentliche Sittlichkeit zu verhüten, die Kuppelei zu beſtrafen, die öffentlichen Mädchen zu kennen und zu beaufſichtigen; aber es kommt ihr nicht zu, den freien Willen beherrſchen zu wollen, den der Menſch über ſeine körperlichen Verhältniſſe ausübt. Die Sanitäts- Polizei hat die einzelnen ſich hingebenden Mädchen möglichſt oft zu unterſuchen, jedes kranke, beſonders jedes von einer anſteckenden Krankheit und endlich von Syphilis befallene Individuum muß, um weitere Verbreitung unmöglich zu machen, auf die leichteſte Weiſe und unentgeltlich geheilt werden. Herr Sanitäts-Rath Dr. Krocker theilte die Krankengeſchichte einer fünfundſechzigjährigen Wittwe mit, deren Ausſehen in keiner Weiſe cachectiſch war, und die auch erſt ſeit drei Wochen krank zu ſein behauptete. Sie klagte über vage Schmerzen im ganzen Unterleibe, die periodiſch ſtärker hervortraten und ſich allmälig mehr und mehr in der Nabelgegend concentrirten. Der Stuhlgang war träge. Von Zeit zu Zeit trat ſchlei⸗ migtes Erbrechen ohne alle beſondere Veranlaſſung ein. Der Appetit war gering, aber die genoſſenen Spei⸗ ſen wurden nicht ausgebrochen. In den tiefern Gegenden des Unterleibes war der Percuſſions-Ton matt, die Urin⸗Secretion gering. Der Puls war klein und etwas frequent, der Schlaf anfangs noch ruhig, ſchwand aber ſpäter. Abends traten mäßige Fieber-Bewegungen ein, die allmälig einen lentescirenden Character an⸗ nahmen, wobei die Kranke abmagerte. In der Nabel-Gegend wurde ein harter ſchmerzhafter Körper gefühlt. Die Kranke wurde am 16. October 1845 ins Kloſter der Eliſabethinerinnen aufgenommen und ſtarb uner⸗ wartet in der Nacht vom 28. November 1845. Die Section ergab ein großes Careinoma gelatinosum Pe- ritonei, welches der Anatomie überlaſſen, von dem Secretair vorgelegt wurde. Es befand ſich zum Theil noch im Stadium der Rohheit, zum Theil im Stadium der höchſten Erweichung. Das große Netz war in eine feſte harte Krebsmaſſe umgewandelt. Außerdem fanden ſich viele einzelne Krebsknoten an verſchiedenen Stellen des Peritoneums, zur Seite der Gallenblaſe, des Ligamentum teres Hepatis. Unter dem rechten Leberlappen und über dem Uterus lag etwa eine Hand voll ganz weiche gelbliche, oder gelbröthliche faſt zerflie⸗ ßende Krebsmaſſe. In der Verſammlung am 6. Februar, in welcher Herr Hofrath Dr. Borkheim den abweſenden Se— cretair vertrat, wurden Vorträge vom Herrn Geheimerath Dr. Zemplin und vom Herrn Dr. Grötzner ges halten. Here Geheimrath Zemplin machte Mittheilungen über Salzbrunn aus der letzten Kurzeit, und bei Gelegenheit derſelben, mit Bezugnahme auf einen Aufſatz des Pr. Landsberg in Ruſt's Magazin Bd. 64 Heft 3, Mittheilungen über Manie und Phthiſis. In der Brunnenliſte waren 1708 Familien, 2334 einzelne Kurgäſte verzeichnet, deren größere Hälfte außerhalb Schleſien hergekommen war, was unter den ſchleſiſchen Bädern nur bei Salzbrunn vorkommt. Bei Bruſt- und Unterleibsleiden, bei Nerven- und Scrofelkrankheiten hatte ſich die Kur auch jetzt wie früher vielfältig wohlthätig erwieſen. Sowohl für die günſtige Nachwirkung der Kur, als ihre Nachhaltigkeit und ihre Nützlichkeit als Vorbauungsmittel wurden Belege mitgetheilt, von denen folgende beſonders hervorgehoben zu werden verdienen. Eine Frau von 40 Fahren, welche, obwohl nicht von phthiſiſchen Eltern ſtammend, doch von Jugend auf vielfach an Huſten gelitten und in den Wintern 1843 und 1844 öfters Anfälle von Bluthuſten gehabt hatte, traf im Juni 1844 in Salzbrunn ein. Dem regel⸗ mäßigen Eintritt ſparſamer Menſtrua gingen ſtets vermehrte Huſtenanfälle voran. Sie verließ Salzbrunn nicht ohne Beſorgniß zu erwecken. Aber der ſtrenge Winter ging ohne Nachtheil an ihr vorüber. Sie kam im Sommer 1845 nach Salzbrunn zurück, und verließ es nach ſechswöchentlichem Gebrauch der Kur noch mehr gebeſſert. Ein junger Officier, in Folge einer verſäumten Laryngitis an Aphonie leidend, ſonſt aber blühend und kräftig, erlangte nach ſechswöchentlichem Gebrauche des Oberbrunnens plötzlich feine Stimme voll ſtändig wieder, mit der er im Sommer 1845 zur Wiederholung der Kur nach Salzbrunn zurückkehrte. Er war von feinem Arzte ausſchließlich auf den Gebrauch der Molken angewieſen geweſen, denen er höchſtens ei— nen Löffel Brunnen zuſetzen ſollte. In ſolchen Fällen wirkt aber der Brunnen kräftiger auf die Schleim⸗ häute; Herr Dr. Zemplin ließ daher mehr, zuletzt allein Brunnen trinken. — Eine Frau von 50 Jahren aus einer Familie, in der Unterleibskrankheiten erblich find, die den Vater und einen Bruder zum Selbſt— morde führten, gebrauchte vor 8 Jahren zum erſtenmal gegen anhaltende Stuhlverſtopfung den Oberbrunnen, nachdem ſie früher in Karlsbad und Marienbad vergebens Hülfe geſucht hatte. Der Stuhlgang iſt jetzt regel— mäßig. Sie gebraucht alljährlich den Oberbrunnen 4 Wochen abwechſelnd in der Heimath und an der Quelle. Obwohl ſie nicht heiter und lebensfroh iſt, ſo iſt ſie doch auch nicht mehr von finſterer Melancholie verfolgt, und fühlt ſich ſelbſt ungemein gebeſſert. Eine Dame von kräftigem und angenehmen Körperbau, deren Ge— ſichtsfarbe aber Unterleibsleiden andeutete, die erſt nach 14 Tagen, oft in noch längerer Zeit beſchwerliche Lei— besöffnung hatte, worauf mehrere Tage hindurch große Schwäche und Leidensgefühle folgten, hatte in Frank— reich mehrere Quellen vergebens beſucht, gebrauchte Salzbrunn mit Nutzen, verließ es, wenn auch nicht geheilt, doch gebeſſert, und kehrte aus weiter Ferne noch einmal zurück. Ein Dienſtmädchen litt ſeit 6 Monaten, bei gänzlichem Mangel der Menſtruation, an heftigen Bruſtſchmerzen und Bluthuſten. Nach ſechswöchentlichem Gebrauch des Oberbrunnens mit Molken trat plötzlich ein Sturm von Schwindel, Herzklopfen, Beängſtigung und heftigerem Huſten ein, dem ein reichlicher Menſtrualfluß folgte. Die Kranke verließ Salzbrunn bei recht erträglichem Befinden und in froher Ausſicht gänzlicher Geneſung. Ein zwanzigjähriges Mädchen, welches res gelmäßig ausgebildet war und deſſen Lebens-Erſcheinungen ſämmtlich in Ordnung waren, litt ſeit vier Jahren an einem Ausſchlage, welcher das ganze Ohr bedeckte, gegen den alles mögliche vergebens gebraucht war. Nach vierwöchentlichem Gebrauche von Salzbrunn war er gänzlich abgeheilt und nur noch eine höhere Röthe zurück— geblieben. Eine vor 10 Jahren nachhaltig von einer fehr unangenehmen Ozaena geheilte Kurgäſtin kehrte im Sommer 1845 in Salzbrunn wieder ein, um diesmal gegen chroniſchen Catarrh Hülfe zu ſuchen. — Herr Geheimerath Zemplin theilte ferner vier Krankheitsfälle mit, in denen Manie und Lungenſchwindſucht wech: ſelten, von denen er die beiden erſten ſelbſt beobachtet hatte. Die beiden anderen hatte er aus ſicherer Quelle erfahren. 1) Ein zweiundzwanzigjähriges Mädchen reiſte im letzten Stadium der Lungenſchwindſucht von Frank⸗ furt a. d. O. nach Salzbrunn. Schon im erſten Nachtquartier wurde ſie, die mit Freude und Hoffnung die Reiſe angetreten hatte, ſtill und in ſich gekehrt. Am zweiten Tage traten krampfhafte Zufälle ein; am dritten Tage, Abends, nach der Ankunft in Salzbrunn brachen fürchterliche Convulſionen aus, mit Schreien, Singen, Schlagen, Toben wechſelnd, aber ohne Huſten, Auswurf und Kurzathmigkeit, welche die Kranke früher unun⸗ 25 * terbrochen gequält hatten. Gegen Morgen minderten ſich die Convulſionen; Ruhe und Schlaf traten ein, aber beim Erwachen, ohne Krampf und Manie, völlige Geiſtesſtörung. Die Zeichen der Lungenſchwindſucht waren gänzlich verſchwunden. Sie genaß nach ihrer Abreiſe vom Irreſein, ſtarb aber nach drei Monaten an Lun⸗ genſchwindſucht. 2) Ein junger Arzt, im Jahre 1841 von Lungenſchwindſucht ſchwer bedroht, geſchwächt durch zwei Jahre hindurch fortdauernden Bluthuſten, hatte zugleich ein ſyphilitiſches Geſchwür am linken Hoden. Nach Verlauf von ſechs Wochen verließ er Salzbrunn geſtärkt und mit neuer Lebensluſt. Im Juni des fol⸗ genden Jahres kehrte er zurück. Während er im Winter ſich beſſer befunden, hatten ſich im Frühling Huſten und Hodengeſchwür verſchlimmert. Er hoffte jetzt völlige Beſſerung, aber ſchon am Tage darauf begann die Geiſtesſtörung. Stille und raſende Delirien wechſelten. Am fünften Tage trat Sopor ein, am ſechſten er⸗ folgte der Tod. Während dieſer Zeit hatten alle Erſcheinungen der Schwindſucht aufgehört. Bei der Section zeigten ſich die Lungen gefüllt mit Tuberkeln. Mehrere größere und kleinere Cavernen waren vorhanden. Der linke Hode war in eine Eiterhöhle umgewandelt. Die Unterleibs-Eingeweide waren übrigens geſund; die Schä— delhöhle wurde nicht geöffnet. 3) Ein Officier von dreißig Jahren, im letzten Stadio der Schwindſucht ſich befindend, ließ täglich feinen Tod erwarten. Statt deſſen brach plötzlich Manje aus. Er ſtarb erſt vier Jahre ſpäter, blödſinnig, in Siegburg, ohne je wieder Spuren von Huſten, Blut- oder Eiter-Auswurf gezeigt zu haben. 4) Ein durch Reiz und Liebenswürdigkeit ausgezeichnetes Mädchen, deſſen Tod an Lungenſchwindſucht von ihrem Arzte täglich erwartet wurde, verfiel plötzlich in Manie, die ſich durch ſtundenlanges Singen und Schreien auszeichnete. Damit waren auch alle Zeichen von Lungenſchwindſucht verſchwunden, die aber gleich— zeitig mit dem Bewußtſein nach etwa 14 Tagen wiederkehrten, worauf der Tod erfolgte. Herr Geheimerath Zemplin widerſprach der Anſicht Dr. Landsberg's, daß der Gebrauch der Digitalis die Urſache der Hirn⸗ ſtörungen ſei. In den beiden von ihm ſelbſt beobachteten Fällen war wenigſtens lange Zeit vor dem Ausbruch der Manie die Digitalis nicht gegeben worden. Herr Dr. Grötzner beſchrieb einen feltenen Krankheitsfall mit ſteinigter Infarcten-Bildung und ſpon⸗ taner Ruptur des Intestinum Colon bei einer zweiundſechzigjährigen Wittwe, die in ihrer zwanzigjährigen Ehe ſechs Kinder geboren hatte, früher ziemlich kräftig geweſen, dann ſchwächlich geworden war, und auch einen Schenkelbruch an der rechten Seite bekommen hatte, häufig an Stuhlverſtopfung, Flatulenz und Hämorrhoidal⸗ Beſchwerden litt. Schmerzen traten in der linken Nierengegend ein, die nach Abgang von Nierenſteinen ver— ſchwanden. Im Jahre 1841 erlitt ſie ein rheumatiſches Fieber, das nach reichlichen Schweißen gehoben wurde. Aber Schmerzen in der Cardial-Gegend und im linken Leberlappen, öfteres Erbrechen nach leichten Getränken und Speiſen, Aufſtoßen, ſaurer Geſchmack, Speichelfluß, denen dann ein ſehr ſtarker, heftiger, wäſſeriger, ſehr angreifender Durchfall folgte, blieben noch längere Zeit zurück. Doch erholte fie ſich im Laufe des Sommers vollkommen. Im Jahre 1843 wurde ſie durch den Verluſt ihrer beiden letzten Töchter körperlich und geiſtig ſehr herabgeſtimmt. Im Sommer 1844 gebrauchte ſie mit Erfolg Maria-Kreuzbrunn gegen Stuhlverſtopfung und Hämorrhoidal-Beſchwerden mit Beklemmung, doch traten im Herbſte wieder Stuhlverſtopfung ein, wobei die Hämorrhoidal-Knoten immer ſtärker und ſchmerzhafter wurden und eine ſeirrhöſe Härte erlangten. Im December trat heftiger Stuhlgang ein mit vielem Blutabgang und fäculenten ſchleimigen Abſonderungen, ſo daß die Kranke kaum ihre Wohnung verlaſſen konnte. Im Februar 1845 ſuchte die Kranke gegen Stuhlver⸗ ſtopfung und Uebelkeit Dr. Grötzner's Hülfe nach, der ſie bis zum 22. December pflegte, an dem ſie ſtarb. Während dieſer Zeit ſteigerten ſich allmälig alle Krankheits-Erſcheinungen, die Stuhlverſtopfung wurde hart⸗ näckiger, es traten Schlaflosigkeit ein, verminderter Appetit, Fieberbewegungen und ſichtbare Abmagerung. Die hartgeſchwollenen Varices nahmen den ganzen Umfang des Maſtdarms ein. Auf der Oberfläche des großen und kleinen Leberlappens und an verſchiedenen anderen Stellen des Unterleibs wurden durch die Bauchdecken Knoten von der Größe welſcher Nüſſe gefühlt, die von Dr. Grötzner und dem zugezogenen Herrn Geheim⸗ rath Benedict für Scirrhoſitäten erklärt wurden. Wurden Stühle erzielt, fo waren fie theils blutig, fchleis 197 mig, braun oder grün, wenig fäculent, enthielten aber öfters harte Knoten, in denen fandige Goncremente, mehrere den Senf und Mohnſaamen und Pfefferkörnern ähnliche Körperchen, auch kryſtalliniſche Gebilde ſich befanden, die theils eckig, theils ſtachlicht waren, den Maſtdarm zum höchſten Schmerzgefühl reizten und oft in nicht geringer Menge wie Streuſand auf dem Betttuch gefunden wurden. Im Auguſt gebrauchte die Kranke während drei Wochen, anderweitig ihr gerathene, Pillen aus Gummi Ammoniacum, Galbanum, Rheum, Extractum Taraxaci, Chelidonium und Lactuca virosa in ſtarken Doſen, und eine Mixtur von Kali tartarie., Extractum Lactuc. viros., Extractum Taraxae auch in größeren Doſen, und eine Salbe aus Unguent. flavum, Ol. Papaver. alb., Bals, peruv. und Extract. Opii, die in der Größe einer Erbſe in den Maſtdarm gebracht wurde. Es gingen jetzt täglich bald mehr knotenartige, bald mehr breiige, flüſſige Maſſen mit den früher erwähnten ſteinigten Concrementen durch den After ab, in denen Dr. Grötzner Küm— mel und Senfſaamen und einmal ein Stück einer grünen Bohne erkannte. Aber der Schmerz im Maſtdarm blieb, die Wallnußgroßen Geſchwülſte mehrten ſich, ſo daß ſie allmälig im ganzen Umfange des Unterleibs gefühlt wurden, die Kräfte ſanken, der Appetit, der Schlaf ſchwand. Traten Momente ein, in denen die Kranke vorübergehend ſich leidlicher fühlte, fo verfiel fie doch ſichtbar mehr und mehr; es trat Fieber ein, das vom zweiten December ab täglich Abends Exacerbationen machte, die mit Schweiß endeten. Am 17. Decem⸗ ber zeigte ſich große Flatulenz und Auftreibung des Unterleibes. Am 21. Abends gegen zwölf Uhr, als die Kranke auf dem Unterſchieber verſuchte mit großer Anſtrengung wie gewöhnlich die Excremente zu entleeren, fühlte ſie plötzlich, daß ihr im Leibe etwas platze. In der benachbarten Stube wurde ein lauter Schrei und ein Knall gehört, wie wenn ein Flaſchenpfropf gewaltſam ausgeſtoßen wird. Dr. Grötzner, der jetzt gerufen wurde, fand die Kranke pulslos mit ſtöhnendem Athem, Schluchzen, heftigem Schmerzgeſchrei, quälendem Durſt, über fruchtloſes ſchmerzhaftes Drängen zum Uriniren klagend und unter kalten Schweißen. Es ſtellten ſich bald Würgen und Erbrechen ein, der Athem wurde leiſe, die Extremitäten und der Unterleib kalt, das Be— wußtſein ſchwand, und um 4½ Uhr ſtarb die Kranke. Bei der 28 Stunden nach dem Tode angeſtellten Section kam aus der geöffneten Unterleibshöhle eine höchſt ſtinkende Luft. In der Unterleibshöhle lag frei ein großer Kothklumpen von grüner Farbe. An der Flexura iliaca befand ſich eine Oeffnung von der Größe eines Thalers, deren Umgebung weder gangränös, noch mürbe oder überhaupt mißfarbig war. Der übrige Theil des Colon descendens war von venöſem Blute geröthet, enthielt mehrere große ſteinigte Infarcten, de— ren ſich auch noch viele im Colon transversum und adscendens fanden. Der übrige Darm war ſtark von Luft ausgedehnt, der Maſtdarm erſchien jetzt frei von allen varicöſen Ausdehnungen. An der Oberfläche der ſehr blutreichen Leber befanden ſich mehrere Krebsgeſchwülſte. Das Pancreas war in feiner Subſtanz etwas verkümmert, fein Hauptgefäß (wahrſcheinlich die Arteria lienalis) verknöchert. Den 6. März theilte Herr Dr. Flekles aus Karlsbad die Krankengeſchichte eines Mannes mit, der von gichtloſen Eltern geboren, bis zu ſeinem neunundzwanzigſten Jahre vollkommen geſund geweſen war. Von dieſer Zeit an entwickelte ſich bei ihm die Gicht, die anfangs nur mit Podagra, allmälig bei geringer Bewe— gung, aber vielfälligen geiſtigen Anſtrengungen, bei nahrhafter Koſt und Genuß von Wein in immer höherem Grade auftrat, fo daß er in feinem 55ſten Jahre, trotz des Gebrauches vieler Arzneien und verſchiedener Bä— der, nicht ohne Krücken gehen konnte. Gichtknoten (die ſich zuerſt im 34ſten Lebensjahre gezeigt hatten) bra= chen am rechten Ellenbogen-Gelenk im Sommer 1845 (im 55ſten Lebensjahre), während der Kranke ſich in Karlsbad befand, unter heftigem Fieber und unter Neigung zu Hirn-Apoplexie auf. Mehrere Gichtſteine wur⸗ den entleert, von denen der eine faſt die Größe eines Hühnereies erlangt hatte. Anfangs gebrauchte der Kranke den Schloßbrunnen in einigen Bechern, dann den Thereſien-Brunnen und Mühlbrunnen, und in der fünften Woche den Sprudel ohne Congeſtion. Nach Entfernung der Steine trat bald gute Granulation und Ver— narbung ein, auch beſſerte ſich das Allgemeinbefinden in dem Grade, daß der Kranke ohne Krücken gehen konnte. Die chemiſche Analyſe der Steine ergab als vorzüglichſten Beſtandtheil derſelben harnſaures Natron. Phosphate von Kalk fehlten. 7 Herr Hofrath Dr. Borkheim legte folgende von dem Verfaſſer durch Herrn Dr. Flekles der ſchleſi— ſchen Geſellſchaft überſendete Schriften vor: 1) Dr. Joſeph Zangerl: Ueber Convulſionen im kindlichen Alter. Wien 1834. 8. 2) Dr. J. Zangerl: Das Heimweh. Wien 1840. 8. Herr Hofrath Dr. Burchard hielt einen Vortrag über die Verbindung der Placenta mit dem Uterus und über die Löſung derſelben, indem er den anatomiſchen Bau des Uterus und der Membranae deciduae der Placenta und deren Entwicklung, die Stelle des Uterus, welche im regelmäßigen Zuſtande zur Befeſti⸗ gung der Placenta beſtimmt ift, die regelwidrigen Inſertionen derſelben, den Mechanismus bei ihrer fponta= nen und künſtlichen Löſung erörterte und über die Zeit, in welcher letztere eintreten muß, ſich ausſprach. Der Vortrag wurde theils durch Vorlegen von Abbildungen, theils durch Einflechten von Sections-Berichten und Krankengeſchichten erläutert. Als normale Inſertionsſtelle der Placenta betrachtet Herr Hofrath Burchard die Mitte der hinteren Wand des ſogenannten Körpers der Gebärmutter, den Herr Hofrath Burchard, da er mit dem ſogenannten Fundus eine gemeinſchaftliche Höhle bildet, mit dieſem unter dem Namen Fundus zuſammenfaßt. Dieſe Wand bildet einen dreieckigen, ſchon beim neugeborenen Kinde ausgebildeten Hügel, in welchem die venöſen Sinus zu einem höheren Grade der Ausbildung als an anderen Stellen, und ſelbſt an der vorderen Wand, gelangen. Alle anderen Gebärmutter- Gegenden, ſelbſt die vordere Wand, bieten nur aus⸗ nahmsweiſe die Inſertionsſtelle der Placenta dar. Unter zehn Fällen ſitzt die Placenta neunmal an der hin— teren und nur einmal an der vorderen Wand feſt. Herr Hofrath Burchard meint, daß eine Affinität zwi⸗ ſchen der erwähnten Stelle der Gebärmutter und den Zöttchen des Eies ſtattfinden. Letztere fand er ſchon an einem Eichen in der Tuba bei der Section einer Frau, die in ihren Schwangerſchaften ſtets von tiefer Schwer⸗ muth befallen wurde, in einem ſolchen Anfalle am ſiebenten Tage nach der letzten Schwängerung ſich aus dem Fenſter des dritten Stockes herabgeſtürzt und dadurch den Tod gegeben hatte. Die zu lockere Verbindung oder die zu innige Verwachſung der Placenta mit der Gebärmutter hängt vorzüglich von abweichenden Zuſtänden einer palpablen Maſſe ab, welche von der inneren Fläche der Membrana decidua vera abgeſondert wird und das Material zur Bildung der Membrana decidua reflexa abgiebt. Finden die Zotten des Eies keinen pal⸗ pablen Kitt, fo wird die Anheftung des Eies erſchwert, und der Abortus dadurch befördert. Umgekehrt kön⸗ nen ſich aber auch die Zotten des Eies in die Sinus des Uterus hineindrängen. Burchard hatte viermal eine Frau glücklich entbunden, bei welcher jedesmal eine totale Verwachſung der Placenta ſtattgefunden hatte, bei der die Löſung ſtets mit großer Gefahr verbunden war. Während der fünften Geburt ſtarb die Frau. Die Placenta war überall feſt verwachſen, mit Ausnahme einer einzigen Stelle von der Größe einer Feder⸗ ſpule, aus welcher die Verblutung ſtattfand. Mit der künſtlichen Löſung und Entfernung der Placenta darf man, wenn keine Blutungen eintreten und wenn keine ſpontane Löſung erfolgt, etwa /½ bis ½ Stunden warten. Lange darf man nicht zögern, obwohl in einzelnen glücklichen Fällen durch die Beſtrebungen der Na⸗ tur die Entfernung überflüſſig wird. Es kann nämlich die Placenta vollkommen reſorbirt werden. Dies hat Herr Hofrath Burchard dreimal beobachtet. In dem einen Falle kam am vierten Tage nach der Entbin⸗ dung die Nabelſchnur beim Anziehen an dieſelbe hervor; an ihrem Placentarende war ſie in eine gallertartige Maſſe umgewandelt. Eine Placenta folgte nicht. Im folgenden Jahre wurde die Frau wiederum entbun⸗ den und ſpäter noch zweimal. Auf ſolche ſeltene Ausnahmen von der Regel darf man aber nicht hoffen. Nur zwei Dinge dürfen von der künſtlichen Löſung der Placenta, wenn ſie ſpontan nicht erfolgt, abhalten. Dieſe ſind: 1) Wenn es wegen Verſchließung des Muttermundes durchaus unmöglich iſt, ſie zu erreichen, und 2) bei Entzündung der Gebärmutter. Wird die künſtliche Löſung nothwendig, ſo empfiehlt Herr Hofrath Burchard dieſe vom oberen Rande der Placenta zu beginnen. Bei der Löſung der Placenta von ihrem unteren Rande aufwärts bleiben nach den Erfahrungen des Herrn Dr. Burchard leicht ungelöſte Theile des Kuchens zurück, wodurch großes Unglück veranlaßt werden kann. Der Secretair legte verſchiedene anatomiſche Präparate vor, unter denen ſich eine höchſt merkwürdige, faft kopfgroße, ſackförmige Erweiterung des Ductus choledochus von einer Perſon befand, welche an lang⸗ jährigen Unterleibsbeſchwerden gelitten hatte und im Kloſter der Eliſabethinerinnen geſtorben war. Das Prä— parat, welches vom Herrn Sanitäts-Rath Dr. Krocker der Anatomie geſchenkt war, zeigte bei näherer Unter— ſuchung als Urſache der Ausdehnung vollſtändige Verwachſung der Einmündung des Ductus choledochus ins Duodenum. Der Sack war mit dünnflüſſiger, dunkelgrüner Galle gefüllt, die beim Einſchneiden abfloß. Den 3. April hielt Herr Hoſpital-Arzt Dr. Günsburg einen Vortrag über die Affection der Darm— ſchleimhaut im Scharlach. Nachdem er auf die exanthematiſchen Krankheiten in ihrer Beziehung zu den Schlauchapparaten und der Schleimhaut des Darmkanals hingewieſen, berührte er zuerſt geſchichtlich die Data früherer Epidemien und ging dann zu den Erfahrungen über, die er in der Scharlachepidemie 1844 bis 1845 gemacht, insbeſondere zu der Darſtellung derjenigen Veränderungen in der Darmſchleimhaut, welche er in etwa 30 Leichen beobachtet hat. Erſte Formveränderung. Schwellung der ſolitären Follikel und Peyerſchen Plaques, Röthung und Schwellung der Darmſchleimhaut; die Zotten, welche an den Stellen der ſolitären Follikel dicht gedrängt ſtehen, ſind von injicirten Blutgefäßen erfüllt. Die Peyerſchen Plaques zeigen unter einer dünnen Schicht von Cylinderepithel, Zellkerne, denen der Exſudatzellen fibrinöſer Kraſen vergleichbar. Mitten im Cylinderepithel liegen zwiſchen den leeren, meiſt rankenförmig endenden Zotten traubenförmige Drüſen, deren einzelne einen ſenkrecht ſtehenden mit Körnern gefüllten Epithelialcylinder in der centralen Axe enthalten. In der höchſten Entwicklung dieſer Form iſt die Schleimhaut gleichmäßig hoch- oder dunkelroth und geſchwellt. Die Zotten ſind in mehrfach über einander liegenden Schichten Cylinderepithels eingebettet. Die Neubildung iſt durch die inte— grirende Form, die Kernbildung geſichert; daß ſie mit einer Exſudation von Blutwaſſer erfolgt, beweiſt das Vorkommen einzelner Faſerzellen in den Epitheliallagen. Die Blutgefäße ſind am Grunde der Zotten mit geſchwellten Blutkügelchen erfüllt. Im Leben bekunden ſich dieſe pathologiſchen Vorgänge in folgender Art: 1. Zunge am Rand und Spitze hochroth, in der Mitte mit Schleimbelag. Am vorderen Drittheile die Pa- pillen als hanfkerngroße, hochrothe, ſpitzige Wärzchen. Die Epidermis iſt von der Oberfläche der Papillen abgelöſt. Dies Hervortreten der Papillen bezeichnet auch in anderen, z. B. typhöſen Formen, die Schwellung der ſolitären Follikel und Peyerſchen Plaques, während Röthe der Ränder und Spitze für Blutüberfüllung und Gefäßinjektion der Schleimhaut ſpricht. 2. Weicher Gaumen, (Segel und Zäpfchen), oberſter Theil des Rachens find angelaufen, von intenſiver Röthe. Die Blutgefäße, find injicirt, die Epithelialſchichten durch Neuerzeugung verdickt und geröthet, Funktionsſtörung, Schlingbeſchwerden. 3. Die Darmfunktion iſt gehin⸗ dert, Stuhlverſtopfung. Die Exkremente ſind feſt, galligt. Sie zeigen unverdaute Maſſen von Pflanzenſtoffen, Gallenpigment, kryſtalliſirte Blutſalze und rundliche Kügelchen, in Aether ſich ausdehnend, in Eſſigſäure löslich. Sie ſind aus dem Blutwaſſer ausgeſchiedenes, übriges Bildungsmaterial. Epithelialzellen kommen zu der Zeit nicht im Stuhle vor. 4. Mehrtägige Stuhlverhaltung und ſchmerzhafte Stuhlentleerung. Die mechaniſche Belaſtung der Darmmuskelſchicht durch Blutüberfüllung und krankhaftes Produkt hindert eben ſo die typiſche Innervation des Darmkanals wie der Rachenmuskeln. Zweite Formveränderung. Ablöſung des epithelialen Ueberzugs der Schleimhaut: gleichmäßige Röthung und Wulſtung derſelben, gleichſam wundes Ausſehen der innern Darmoberfläche. Die Schleimhaut iſt im untern Theile des Krummdarms in große Falten gewulſtet, hellkarminroth, von ſammetartig erſcheinen⸗ dem Glanze, an einzelnen Stellen von kleinen, dunkelſchwärzlichen, membranöſen Gerinſeln bedeckt. Die Peyerſchen Plaques find leicht über die umgebende Schleimhaut erhaben, von netzartiger Oberfläche. Die mem- branöſen Gerinſel beſtehen aus Konvoluten zahlloſer Zellen des Cylinderepithels neuer Bildung, Blutkügelchen, 200 fadenziehendem Schleim und oktaedriſchen Kochſalzkryſtällchen. Die Schleimhaut ift frei von der epithelialen Decke. Die Zotten ragen wie ein Konvolut dicht erfüllter Blutgefäße empor; nur hier und da hafteten noch Stücke ſich ablöſenden Epithels. Die Gefäße darin ſind ausgedehnt, blutreich, aber zeigen nur hier und da ausge⸗ bildete Blutkügelchen. Aus mechaniſchen Gründen ſieht man die Verminderung feſter Stoffe im Blute. Bis⸗ weilen hafteten noch ganze Strata Cylinderepithels an den Stoffen. Die ſubmucbſe Faſerſchicht war in eini⸗ gen Fällen von geſchwänzten, länglich-ovalen und kuglichen Exſudatzellen durchlagert; die ſolitären Follikel zeigten ebenfalls geſchwollene Zotten und an deren Grunde zahlreiche Erſudatzellen. — Zeichen der zweiten Form im Leben: 1. Zunge roth und trocken, bisweilen geſchwellt; ſtets ohne Schleimbelag; die Papillen ſind ſichtbar, ver⸗ ſchwinden beim Feuchtwerden, dem Zeichen des Abſtoßens des Darmepithels und größeren Erguſſes von Blut⸗ waſſer. Bisweilen zeigt bei ſtürmiſcher Abſchuppung des Darmepithels die dürre, rothbraune Zunge umſchrie⸗ bene linſengroße Schorfe. 2. Die Schwellung der Mandeln nimmt ab, die deckende Schleimhaut iſt tieferroth, ſehr ſelten geht ſie in Vereiterung über. Die Schleimhaut des weichen Gaumens und des Rachens wird von ſchäumigen, weißlichem Sekrete bedeckt, bei gleichbleibender Röthe. 3. Der Stuhl iſt dünnflüſſig, erſt dunkel⸗ braun und fetter, ſpäter mit flockigen Maſſen, in ſehr acut verlaufenden Fällen oft lichtgelb, gallertähnlich, (Evacuations glaireuses der Franzoſen) von roſtfarbenem Ausſehen. Entleerung häufig, oft unwillkürlich. Epithelialzellen einzeln und in continuirlichen Platten, Reſte von Zotten, Blutkügelchen, welche den roſt- bis pflaumenbraunen Farbenton geben; Erdphosphate und häufig Spuhlwürmer und Askariden. Mit Losſtoßung des Schleimhautepithels erfolgt Blutaustritt aus den blosgelegten Gefäßen. Häufige und heftige Erregung der motoriſchen Darmnerven in Lähmung endend und Austritt der nicht mehr ernährbaren paraſitiſchen Thiere ſind die pathognomoniſchen Kennzeichen dieſer Periode. In den meiſten Fällen war die Losſtoßung des Pflaſter⸗ epithels auf der äußeren Haut in umgekehrten Verhältniß mit der inteſtinalen Abhäutung. Dritte Formveränderung. Vereiterung der Darmſchleimhaut, Geſchwürsbildung. Es iſt eine ſeltene Form. Die Schleimhaut des unterſten Dünndarmtheils iſt dunkelpurpurroth, gefaltet. Die Schleim⸗ haut fehlt an bohnen- bis thalergroßen Stellen, der Saum des ſo gebildeten Geſchwürsgrundes wird von der hellroth injicirten Submucosa gebildet; in zwei Fällen durchbrach das Geſchwür alle Darmhäute und endete mit Enterobrosis. Wenn die Submucosa den Geſchwürsgrund bildet, iſt das unregelmäßige Netz elaſtiſcher Faſern von dicht erfüllten Blutgefäßen durchzogen; am Geſchwürsrande iſt eine dicht gedrängte Reihe blut⸗ erfüllter Zotten ohne epitheliale Umkleidung. Vielleicht iſt die Geſchwürsbildung nur abnorme Form des zweiten Prozeſſes, bedingt durch Veränderung in den noſogenetiſchen Grundbedingungen. Als Anomalien der erſten Form wurden Fälle von früher Rückbildung der Peyerſchen Plaques, von Beſchränkung des pathologiſchen Produkts in der Fläche, als Anomalien der zweiten Form: ungewöhnliche Lokaliſation und früher Uebergang in Atrophie der Schleimhaut aufgeführt. Die Darſtellung lehnte ſich durch⸗ gängig an das Detail der Thatſachen. Folgerungen über die Pathologie des Cylinderepithels, in specie über die der Darmſchleimhaut im Scharlach und die Ergebniſſe für die Praxis machten den Schluß. In der an dieſen Vortrag ſich knüpfenden Beſprechung machte Herr Dr. Krauß die Mittheilung eines Krankheitsfalles, in dem der Vater das Scharlach von ſeiner Tochter bekommen hatte. Es zeigten ſich aber nur geringe Halsſchmerzen, waſſerſüchtige Anſchwellung und dann Abſchuppung. Herr Hofrath Dr. Weidner erzählte den Tod eines Knaben, der plötzlich, nach einer körperlichen Züchtigung durch ſeinen Vater, ſtarb, wodurch der Verdacht erweckt werden konnte, daß der Tod Folge der erhaltenen Schläge geweſen ſei. Am Tage vor dem Tode hatte der Knabe noch im Freien, eine Meile von Breslau, geſpielt. Die Obduction zeigte aber Hydrothorax (Hydrops saccorum pleurae u. hydrops pericardii) und Spuren von Abſchuppung an den Knöcheln; 22 Tage vor dem Tode war ein Ausſchlag dageweſen. Herr Hofrath Dr. Weidner machte ferner aufmerkſam auf eine Bemerkung des Dr. Halla in der Prager Zeitung 1846, bei Gelegenheit der Mittheilung von Weidner's Aufſatz in der Ueberſicht der Arbeiten 201 unſerer Geſellſchaft im Jahre 1844 über eine erfolgte Vergiftung durch Cyan-Kalium. Dr. Halla will nämlich Kali hydrocyanicum deßhalb aus jedem Codex geſtrichen wiſſen, weil ſo leicht eine Verwechſelung mit dem gefährlichen Kali hydrocyanicum möglich iſt, erſteres aber nichts vor einem anderen Abführmittel (!) voraus habe. Den 1. Mai hielt Herr Dr. Krauß einen Vortrag über den Gebrauch von Salzbrunn bei beginnen⸗ der Gicht, bei der er ſowohl an anderen als an ſich ſelbſt die Wirkung des Brunnens beobachtet hat. — Nach Schultz ſcheint die Beſtimmung des Pfortaderſyſtems darin zu beſtehen, die rückbildende Metamorphoſe der verbrauchten Blutkörperchen zu vollbringen und in Verbindung mit dem Leberſyſtem den bei der activen Blutbildung überflüſſig gewordenen Kohlenſtoff zu entfernen. Tritt nun eine Störung dieſer Function ein, indem das genannte Verhältniß zwiſchen Ablagerung und Ausſcheidung der, kernlos gewordenen, ihrer plasma— bildenden Kraft entbehrenden, Hüllen der Blutkörperchen, ſowie des prävalirenden Kohlenſtoffes eine Verände— rung erleidet, fo muß ſich durch den Uebergang desjenigen Theiles excrementieller Blutſtoffe, welcher vom Pfortader- und Leberſyſtem nicht bewältigt werden kann, theils in die Lebervenen, theils in die Vena cava, eine erhöhte Venoſität des Blutes erzeugen, welche ſich ſowohl durch eine Veränderung des arteriellen Blutes, als durch eine allgemeine Miſchungs-Veränderung des Blutes ausſpricht, jo daß die bei der Ernährung ver⸗ brauchten, gewiſſermaßen abgelebten Blutſtoffe durch den Act der Reſpiration nicht mehr berührt, ſondern als Schlacken weiter in die Circulation fortgeführt werden. Rechnet man hierzu die Folgen, welche ſich aus dieſer Störung der Circulation im Pfortaderſyſtem entwickeln, als retardirte oder geſteigerte Cöcal-Digeſtion, verminderte Gallenſecretion, zu geringe Darmentleerung u. ſ. w., fo werden ſich die Bedingungen der Gicht bildung in einer Reihe pathologiſcher Erſcheinungen vor die Augen ſtellen, wie ſie von jeher aufgezeichnet worden ſind. Indeſſen führt die Dynamis trotz der ſcheinbaren ſehr materiellen Baſis aller Gichtkrankheit das Steuerruder. Vorzüglich iſt es das vegetative oder Ganglien-Nervenſyſtem, von deſſen mehr oder minder ges ſteigerter Innervation die Art beſtimmt wird, in welcher die Abweichung des inneren organiſchen Lebensprozeſſes in die Erſcheinung treten ſoll. Die Scala hiervon beginnt mit geſtörter Euphorie und endet mit der höchſten Wuth des Schmerzgefühls auf der einen Seite. Auf der anderen bezeichnen Waſſerſucht oder Steinbildung die entgegengeſetzten Grenzpunkte auch eine damit behinderte Muskelbewegung bis zur Lähmung. Iſt die Energie des vegetativen Nervenſyſtems noch genügend und die Beſtrebung der Natur, die Schlacke zu alieniren und den Krankheitsſtoff von den Centraltheilen des Organismus nach der Peripherie hinzuleiten, ſo entſtehen periodiſche Gichtanfälle, durch welche Abſetzungen auf Theile ſtattfinden, die auf einer niederen Stufe der Organiſation ſich befinden, z. B. auf die Umgebungen der Gelenke; es entſtehen leicht Podagra, Chiragra ꝛc. Iſt die Energie unzureichend einen Paroxysmus zu erwecken, der mit einer heilſamen Kriſis endet, ſo bleiben die Blutſchlacken in den edleren Gebilden haften, erzeugen Verſchleimung, Schmerz, Lähmungen, hypochon⸗ driſche Verſtimmung, oder es entſtehen Gichtknoten, Gries, Steine. — Herr Dr. Krauß ſpricht in Be⸗ ziehung auf Indication Salzbrunn's bei der Gicht nur von der beginnenden Gicht, welche als Verdauungs⸗ beſchwerde auftritt, bereits mit geſtörter Haut- und Nierenthätigkeit, Verſtimmung des Nervenſyſtems mit ſchmerzhafter, wenn gleich vorübergehender Empfindung in einzelnen Gelenken oder in den Beckenorganen, in gelinderem Grade mit Störung der Leber-Function und Hämorrhoidal-Beſtrebung wechſeln, ſomit zwar keine heftige Krankheit, aber ein beſtändiges Kränkeln darſtellt, welches durch unbeſtimmte Klagen über Dysphorie und wandelbare Empfindlichkeit im Organismus für Kranke und Arzt ſehr peinlich werden kann. Schreiten die angedeuteten Zuſtände weiter fort, fo entfalten fie meiſt (in unſerer Zeit, die wenig irritabel iſt, mehr ſich als ſenſible Aſthenie zu erkennen giebt) nur die Form der anomalen Gicht (Dysarthritis) und dieſe erſcheint auf mannigfache Weiſe markirt. Dieſen ſchlimmeren Windungen zu begegnen iſt nur möglich, wenn die erſten Anfälle bald beachtet und zum Gegenſtande der Kur gemacht werden. Hier iſt es, wo der Gebrauch von Salzbrunn, wenn auch öfter wiederholt, den Gebrauch ſtärkerer Quellen entbehrlich machen kann. — Herr 26 202 Dr. Krauß ſprach fodann über die Verwandtſchaft Salzbrunns mit Karlsbad, Marienbad, Ems, Selter, über die Verſchiedenheit in Beziehung (namentlich der Quantität) der Beſtandtheile und der Wirkſamkeit des Salzbrunns gegen Abnormität in der vegetativen Sphäre des Organismus, wie ſie der Entwickelung der Gicht vorangeht. Die einfache Anwendung des Ober-Salzbrunns iſt nur für die Anfänge der Gicht zureichend, weil er die Colatoria des Körpers nicht gleichmäßig in Anſpruch nimmt, ſondern vorzugsweiſe die Ausführung durch die Nieren begünſtigt, daher er beſonders in dem Falle heilſam wirkt, in welchem verminderte Urin Secretion, heftiges Brennen und ſtarker Ammoniakgeruch bei der Excretion wahrgenommen werden. Bei we⸗ niger reizbaren Individuen, beſonders bei phlegmatiſchem Temperament, iſt der reine Gebrauch angezeigt, pflegt auch mit der Zeit vermehrte Haut- und Darmthätigkeit zu wecken. Bei vorwaltender Schwäche und erhöhter Reizbarkeit der Abdominal-Nerven aber, fo wie bei mehr irritablen Individuen oder ſanguiniſchem Temperament bedarf es des Zuſatzes warmer Molken, wodurch ein dem animaliſchen näher ſtehendes Produkt erzielt wird. Der Mühlbrunn paßt nur für Fälle mit dem Charakter des Torpors. Er regulirt wunderbar ſchnell die Functionen der Unterleibs-Organe, befördert oft noch mehr die Hautthätigkeit, die Wärme des Körpers, die Circulation und Reſpiration. Die Erklärung giebt der größere Gehalt an Kohlenſäure und Eiſen. Doch iſt er bei zu geringer Reaction während des Gebrauches und am Schluſſe der Kur mit Ober- brunnen ſehr zu empfehlen. Herr Dr. Krauß empfiehlt als Abendkoſt vorzüglich den Genuß der ſchönen Milch. Dieſe iſt für Gichtkranke ſehr wohlthätig, ſobald die Verdauung dazu vorbereitet iſt, was durch Salzbrunn ſehr bald geſchieht, indem er die krankhaft erzeugte Magenſäure zerſetzt. Die Milch iſt das beſte Verjüngungsmittel einer vieljähriger Schlacken ſich entäußernden Blutmaſſe. In Karlsbad und Marien⸗ bad iſt man nur mit Mühe die Milch ſich zu verſchaffen im Stande, und erhält fie nie in fo guter Qualität. Die Erſcheinungen in Folge des Gebrauchs ſah Herr Dr. Krauß, wie Zemplin, Radius, Kreyſig. Wenn einzelne Kranke nach vierwöchentlichem Gebrauch der Quellen nicht zu einer beträchtlichen Ausſcheidung, weder durch Niere, noch Haut, oder Darmkanal gelangten, ſo geſchah dieß meiſt nach einer 14tägig verlän⸗ gerten Kurzeit und nach fleißigem Gebrauch des Wannenbades aus dem Waſſer des Wieſen-Quell- oder Krä⸗ mer⸗ Brunnens. Erſchien das gichtiſche Leiden auf ſkrophulöſem Boden, fo wurde der heilſame Einfluß der Trinkkur ſichtlich gefördert, wenn den Bädern einige Pfunde Kochſalz oder Seeſalz zugeſetzt wurden. Bei Ver⸗ dacht latenter Syphilis, ſo wie bei einem Falle herpetiſcher Complication wurden die Kranken zu einer Nachkur in Warmbrunn veranlaßt. Torpide muskelſchwache Subjecte aber gebrauchten Altwaſſer als Nachkur. Breslau hat vor andern Städten voraus, daß es eine Concentration von animaliſchen Effluvien mit vegetabiliſchen Ex⸗ halationen in Folge des Moorgrundes bildet, auf welchem Stadt und Vorſtädte ruhen, ſo daß in mancher der letzteren ſich ein förmliches Sumpf-Miasma entwickelt, welches die Urſache endemiſcher ſtationairer Inter⸗ mittens iſt. Deßhalb empfiehlt Krauß beſonders Salzbrunn als Getränk, als Prophylacticum und als Heil⸗ mittel. Der Breslauer ſollte ſich des Salzbrunns, wie der Wiener ſeines Rohitſcher, der Böhme ſeines Biliner, namentlich als Getränk in heißer Jahreszeit bedienen. Doch müßte freilich der Preis des Brunnens billiger geſtellt werden. Als Schlußſätze ſtellt Herr Krauß folgende hin: 5 1. Bei plethoriſcher Conſtitution, ſanguiniſchem und choleriſchem Temperament, entſchiedener Arteriellität, Congeſtion nach Kopf und Bruſt, iſt Salzbrunn bei der Gicht nur mit großer Vorſicht zu gebrauchen. 2. Bei hoher Entkräftung mit febriler Erregung, Neigung zur Zerſetzung der Säfte, reiner Nervoſität paßt Salzbrunn in der Gicht nicht, oder nur in geringer Quantität in Verbindung mit Molken. Es iſt gefährlich in ſolchen Fällen arthritiſche Bewegungen zu veranlaſſen, da leicht Metaſtaſen, Erſchöpfung oder hydropiſche Ausgänge folgen. 3. Bei gichtiſchen Beſchwerden aus überwiegender Venoſität bei phlegmatiſchem und melancholiſchem Tem⸗ perament, Stockungen im Pfortaderſyſtem, Störungen der Digeſtion, der Function der Leber, da iſt Salz brunn ſehr nützlich. Iſt jedoch das Parenchym der größeren Unterleibsorgane in feinen Cohäſionsverhältniſſen zu ſehr verändert, ſo iſt Karlsbad mehr zu empfehlen. 5 203 4. Iſt die Gicht Folge unordentlicher Diät, von Störungen der Hämorrhoidalbeſtrebungen, ſind alſo die Aſſimilationsorgane vorzüglich in Mitleidenſchaft gezogen, fo iſt Salzbrunn indicirt. 5. Wurzelt die Gicht auf ferophulöfem Boden, fo genügt Salzbrunn nicht, da iſt zu Bädern von Salzbrunn Koch- und Seeſalz zuzuſetzen. 6. Herpetiſche und ſyphilitiſche Leiden bedürfen der Nachkur in Warmbrunn. 7. Wiederholte Gichtleiden, die ſchon ſichtbare Folgen in den Gelenken laſſen, finden wenig Erleichte- rung in Salzbrunn, ſondern gehören nach Karlsbad. 8. Hat Karlsbad die unvollkommene anomale oder larvirte Gicht regulirt, ſo eignet ſich Salzbrunn bei beſſerem Befinden als Nachkur, damit zweckmäßiger gegen die Anlagen gekämpft werden könne. 9. Bei vorſtechender Senſibilität bringt die Verbindung des Brunnens mit warmen Molken mehr Lin⸗ derung. Bei gichtiſcher Affektion der Luftwege iſt nur hiervon Linderung zu erwarten. 10. Bei irgend längerer Dauer der gichtiſchen Beſchwerden iſt die Kurzeit von vier Wochen eine zu kurze. Die zu erzielende Reaction wird durch ſie häufig nicht erreicht. Es iſt daher, wenn der Kranke nicht länger am Orte verweilen kann, eine Vor- und Nachkur nothwendig. Herr Hoſpital-Wundarzt Hodann ſprach über Harnröhrenſtricturen und über Anwendung des Clyſo— pompe's. Die Harnröhrenſtricturen können nur auf operativem Heilwege beſeitigt werden. Die Methoden, deren man ſich zur Erreichung dieſes Zweckes bedient, ſind bis jetzt folgende drei: 1. Blutige Erweiterung. a) Durch ſchneidende Inſtrumente. a) von innen nach außen mittelſt eigener dazu erfundener Katheter, an deren Spitze verborgene Meſſer hervortreten und die Strictur beim Hervorziehen des Katheters an drei oder vier Stellen einritzen; 6) von außen nach innen durch Einſchneidung mit dem Biſtouri und Heilung der Wunde über einen metallenen Katheter. 2. Unblutige Erweiterung. a) Langſame Erweiterung. a) durch Darmſaiten; 6) durch Bougies oder Kerzen. b) Erweiterung durch Cauteriſation. Zwiſchen beiden ſteht 3. Die Erweiterung mittelſt gewaltſamer Ausdehnung. a) Durch Katheter oder Bougies von Metall. b) Durch gewaltſamen Waſſerſtrahl. Bei allen Methoden beſteht die Nachkur gewöhnlich noch im Einlegen von Bougies. — Kerzen und Darmſaiten verurſachen den geringſten Schmerz und genügen in den milderen Fällen. Findet das Gegen⸗ theil ſtatt, ſo ſcheint die Cauteriſation das am wenigſten zweckmäßige Verfahren. Oft entſteht momentan durch den Schorf gänzliche Urinverhaltung und manchmal ſpäter durch Zuſammenziehung der Narbe eine noch engere Strictur. In den ſchlimmſten Fällen iſt allerdings das Einſchneiden von außen nach innen gerecht⸗ fertigt, verurſacht aber großen Schmerz und oft Urinfiſteln, welche lange Zeit zur Heilung erfordern und wiederum ein operatives Verfahren nöthig machen. Die Inſtrumente zum Einkerben der Strictur von innen nach außen find koſtſpielig, ihre Handhabung etwas unſicher und mindeſtens eben fo ſchmerzhaft als die ge— waltſame Ausdehnung. Bei letzterer Methode würde Herr H. die Ausdehnung oder vielmehr Einreißung der Strictur durch gewaltſam eingetriebenen Waſſerſtrahl wegen möglicher gänzlicher Ruptur der Harnröhre fürchten. Dieſe Gefahr iſt bei Anwendung metallener Bougies und Katheter weniger zu beſorgen, weil man das Inſtrument ſicherer handhaben kann. Ueberhaupt iſt noch ein Unterſchied hervorzuheben zwiſchen gewalt⸗ ſamer aber ſehr vorſichtig, nicht plötzlich, ſondern mit größerem Aufwand von Zeit vorgenommenen Durch: treibung, und Herr Wundarzt Hodann wendet, wenn er mit Bougies, Darmſaiten ꝛc. nicht auskommt, das letztere Verfahren an, deſſen Anwendung ihm erſt kürzlich in zwei Fällen vollkommen und mit dauerndem Erz folge gelang. Das Einzige hierbei zu befürchtende iſt die Bahnung eines falſchen Weges, beſonders wenn die Strictur in der Nähe der Pars membranacea Urethrae liegt. Dieſer Gefahr iſt aber in neuerer Zeit durch die Erfindungen von Le Roi Etoilles und Anderen gänzlich vorgebeugt worden, indem ſie einen Weg⸗ weiſer an dem aus einer Legirung von Zinn und Blei gegoſſenem Katheter oder Bougies anbringen. Solche 26* 204 Katheter find ſchwer zu bekommen und am beſten iſt es, wenn man fie ſich ſelbſt bereitet. Herrn H.'s An⸗ wendungs⸗ und Bereitungsweiſe iſt folgende: Die dünnſten der ſeit einiger Zeit in der Schrotfabrik des Herrn Anderſon (Ohles Erben) zu Breslau angefertigten, alſo auch in der Provinz billig zu erlangenden Blei⸗ röhren laſſen ſich ſehr leicht zu Kathetern benützen und ſind in beſagter Fabrik zu billigen Preiſen fertig zu erhalten. In einen ſolchen mit zwei Augen verſehenen Katheter bohrt er an ſeinem vorderen Ende ein kleines Loch, welches bis an das Lumen deſſelben dringt. Durch dieſes Loch ſteckt Herr H. eine dem Lumen der Strictur entſprechende Darmſaite, welche zwei bis drei Zoll vor dem Katheter hervorragt. Durch Zuſammen⸗ klopfen der Katheterſpitze um die Saite wird dieſelbe hinlänglich befeſtigt, kann auch bei der Anwendung nicht in die Harnblaſe gleiten, weil ſie zu der offenen Kathedermündung ebenfalls einen Zoll hervorragt und durch einen Seidenfaden außerhalb am Katheter befeſtigt wird. Wo die Saite aus der Spitze des Katheters herz vorragt, umwickelt Herr H. dieſelbe einige Linien weit mit Flockſeide, um den Uebergang des Katheters nach der Saite mehr auszugleichen und coniſch zu machen. Die Flockſeide wird mit einer Auflöſung von Kautſchuck beſtrichen und ſo vollkommen abgeglättet. Der ſo zubereitete Katheter wird mit Oel beſtrichen, die der Stric⸗ tur angemeſſene Saite gleitet durch dieſelbe durch und die Spitze des Katheters liegt dicht über der Strictur. Der letztere wird nun, indem man den penis anzieht, langſam durch die Strictur hindurchgetrieben, indem die vorangehende Saite in der Harnröhre fortgleitet und zuletzt den Katheder in die Blaſe führt. Die Stric⸗ tur dehnt ſich entweder aus oder reißt, aber nur ſo weit als grade nöthig, ein. Das vordere Ende der Saite wird weich und liegt in der Blaſe, ohne ſie zu irritiren; der Urin fließt durch die Augen des Katheters ein⸗ dringend wie gewöhnlich durch das offene, vor der Eichel liegende Lumen deſſelben, neben der auch hier vor— ragenden Darmſaite ab. Herr H. hat in dem einen von ihm erwähnten Falle den Katheter zehn Tage liegen laſſen, ohne daß er ſich incruſtirte oder durch ſeinen Bleigehalt irgend wie nachtheilig einwirkte. Trotzdem, daß ſich dieſe Katheter ſeitlich ſehr leicht biegen laſſen, und jede nur gewünſchte Form annehmen, haben ſie eingebogen die ganz genügende Feſtigkeit zu der beſchriebenen Operation. Sie laſſen ſich zum gewöhnlichen Katheterismus benützen, dürften, da ſie von jeder Größe zu haben ſind, vorzüglich anwendbar ſein zum Zwecke der Steinzertrümmerung die Harnröhre zu erweitern und koſten etwa das Stück 2% Sgr. — In neuerer Zeit ſind im Handel Inſtrumente unter dem Namen Clyſopompe zu haben, welche um einen billigen Preis aus Berlin zu beziehen und dazu beſtimmt find, das Selbſtklyſtiren zu erleichtern. Ein ſolches Inſtrument beſteht aus drei Theilen: 1. aus einer ſieben Zoll langen, zinnernen Pumpe in Geſtalt einer Spritze, deren unteres Ende eine, einen Zoll lange, nach oben gerichtete Röhre als Anſatz hat, ſo zwar, daß das untere Ende der Pumpe einem Pfeifenabguß ähnlich ſieht. In der Ausbuchtung dieſes Abguſſes befindet ſich ein Kugelventil, welches beim Heben des Stempels der Flüſſigkeit Eingang gewährt, beim Niederdrücken deſſelben aber das Ausſtrömen verhindert und den zu injicirenden Stoff durch das Seitenrohr hinaustreibt, in welchem ſich eben⸗ falls ein etwas kleineres Kugelventil befindet; 2. aus einem etwa zwölf Zoll langen elaſtiſchen Rohre und 3. aus einem, im rechten Winkel gebogenen Afterröhrchen von Horn. Bei der Anwendung wird das Ende der Pumpe in ein anderes Gefäß geſtellt, welches die beſtimmte Menge der Flüſſigkeit enthält; das elaſtiſche Rohr wird vermittelſt einer Schraube an den Seitenausgang der Pumpe befeſtigt und das Afterröhrchen an das andere Ende angeſteckt und ſo in den After eingebracht, daß der ſich ſelbſt bedienende auf dem elaſtiſchen Rohre reitet und die Pumpe mit dem Gefäß zwiſchen ſeinen Oberſchenkeln ſteht. Durch Auf- und Nieder⸗ treiben des Stempels wird nun die Flüſſigkeit aus der Pumpe durch das elaſtiſche Rohr in das Rectum be⸗ fördert. Dieſes Inſtrument läßt ſich noch zu anderen mediziniſchen Zwecken benutzen, wodurch ſich fein Be⸗ ſitzer große Koſten für die zu denſelben nöthigen Vorrichtngen erſparen kann, nämlich zu einer Tabaksrauch⸗ Klyſtirmaſchine und zu einer vollkommen ausreichenden, compendiöfen Magenpumpe. Will man Tabaksrauch ſtatt der Flüſſigkeit anwenden, ſo befeſtigt man eine kleine, etwa wie einen Ppfeifenkopf große, meſſingene Kapſel an das untere Ende der Pumpe. Die Kapſel hat auf ihrem feſtſchließenden Deckel zu dieſem Zweck einen Anſatz und zum Durchſtrömen der Luft iſt der Boden derſelben ſiebartig durchlöchert, ſo daß ſich bei 205 der Anwendung der Tabak unausgeſetzt glimmend erhält und fortwährend Rauch ſpendet. — Sollen Stoffe in den Magen oder aus demſelben entfernt werden, ſo bringt man eine dünne elaſtiſche Schlundröhre entweder durch die Naſe oder durch den Mund ein. Das hintere Ende dieſer Röhre hat einen Anſatz, welcher ſowohl an das untere Ende der Pumpe als auch durch Anwendung einer Schraube an das Seitenrohr derſelben be= feſtigt werden kann. Soll Flüſſigkeit in den Magen hineingebracht werden, ſo befeſtigt man das Schlundrohr an das Seitenrohr der Pumpe und ſtellt deren Ende in das Gefäß mit der beſtimmten Flüſſigkeit; ſollen flüſſige Stoffe aus dem Magen entfernt werden, fo bringt man das untere Ende der Pumpe mit der Schlund— röhre in Verbindung und fängt die jetzt durch das Seitenrohr der Pumpe ſtrömende Flüſſigkeit in einem Ge⸗ fäße auf. Auf die erwähnte Weiſe eingerichtet, erhält man ein Inſtrument, welches die ganz ähnlich gebaute Fread'ſche Spritze erſetzt und mit allem Zubehör den Preis von drei Thalern nicht überſteigen dürfte. Herr Dr. Grätzer machte Mittheilung eines vor einigen Tagen von ihm beobachten Falles von Cholera bei einem 45jährigen kräftigen Manne, der am Sonntage an Durchfall erkrankte, dann noch Bier getrunken, in der Nacht zu einem Wundarzt, am Montag zu Herrn Dr. Grätzer geſchickt hatte. Dieſer fand ihn unter den Erſcheinungen der ausgebildeten aſiatiſchen Cholera, von denen nur eine fehlte. Es waren Brechdurchfall, Vox cholerica, aufgehobene Urinſecretion, Kälte der Haut, eingefallene Augen mit blauen Ringen, die ſchmerzhafteſten Wadenkrämpfe, die höchſte Angſt vorhandeu. Die Stuhlausleerungen blieben aber gefärbt. Obgleich das Erbrechen gehoben wurde, ſtarb der Kranke doch trotz aller angewendeten Mittel ſchon in der Nacht vom Montage zum Dienſtage. . Der Sekretair legte folgende an die Geſellſchaft von ihren Verfaſſern geſendete Schriften vor: 1. mehrere von Herrn Simſon aus Rom überbrachte Abhandlungen des Leibarztes Sr. Heiligkeit des Papſtes Gregor XVI. Paol. Baroni, a, Osservazione di Allacciatura delle Arteria subelavia, brachiale et glutea. Bologna 1837; b. Operazione chirurgiche fatte in Roma. Roma 1837. c. Historiae de gena, labio et palpebra varie mutilis atque deformibus. Bononiae 1838. d. De sanata quadam brachii fractura etc. Bononiae 1840. e. Di una falsa Articulatione dell Omero. Bologna 1842. f. De educatione calcu- lorum, qui in prostatica urethrae regione concrevere et de bilateralis methodi ad hos educandos utilitate. Bononiae 1843. 2. C. E. Arlt. Die Anſtalten für Blinde und Augenkranke in Prag. Prag 1846. 3. J. Nepom. Fiſcher. Lehrbuch der geſammten Entzündungen und organiſchen Krankheiten des menſchlichen Auges. Prag 1846. Den 6. Juni theilte Herr Profeſſor Dr. Göppert die Krankheitsgeſchichte eines 80jährigen Mannes mit, der vor 26 Jahren mit einem Stückchen heißen Rindfleiſches ſich den Schlund verbrannt hatte. In Folge dieſer Verbrennung zeigte ſich in der Tiefe des Schlundes ein Hinderniß beim Schlingen und öfters trat Erbrechen ein. In den letzten zwei Jahren wurden die Beſchwerden bedeutender, ſo daß wenig Speiſen beim Verſuch zum Schlingen hinuntergingen. Seit dieſer Zeit trat ſichtbare Abmagerung ein. Beſonders verſchlimmerte ſich das Uebel ſeit dem April dieſes Jahres; die Schwäche und Abmagerung ſtiegen aufs höchſte. In den letzten acht Tagen konnte der Kranke gar nichts mehr verſchlingen und wurde nur durch Klyſtiere von Fleiſchbrühe erhalten. Durch eine biegſame in den Magen eingebrachte Röhre wurde zwar auch Fleiſch⸗ brühe in den Magen gebracht, die auch nicht ausgebrochen wurde, aber den Tod auch nicht aufhielt. Die Section zeigte ein im Leben ſchon diagnoſticirtes ſehr großes Diverticulum Pharyngis, welches durch Com: preſſion den Schlund verſperrte. Der Magen war, im höchſten Grade der Contraction, enger als der Dünndarm. Herr Hoſpital⸗Wundarzt Hodann theiite einen merkwürdigen Geburtsfall mit, der eine 39 ½ Jahr alte Frau betraf. Vierzehn Tage vor der Entbindung, im achten Schwangerſchaftsmonat, erkrante ſie an einer 206 Febris tertiana. Die Geburt wurde befonders durch Placenta praevia und durch den ungeheuren Waſſer⸗ kopf des ſechszehn Pfund wiegenden todten Kindes erſchwert. Die Frau wurde vollkommen hergeſtellt, iſt ſeitdem aber nicht wieder ſchwanger geworden. In der hieran ſich knüpfenden Beſprechung bemerkte Herr Profeſſor Dr. Lichtenſtädt aus St. Petersburg, der die Geſellſchaft mit feiner Gegenwart beehrte, daß in Petersburg gegen Gebärmutterflüße jetzt vielfältig kalte Einſpritzungen in die Gebärmutter angewendet werden. Die nächſten Folgen ſind zwar Aufblähung des Uterus und des Unterleibes, worauf alsdann aber mächtige Contractionen des Uterus und Geneſung folgen Herr Profeſſor Dr. Lichtenſtädt erklärte das Gerücht, als ob die Cholera, welche in Teheran viele Opfer forderete, ſchon auf dem Wege durch Rußland im Anzuge ſei, für ungegründet. In Petersburg waren Nachrichten aus Orenburg und Aſtrachan eingegangen, wo vor vier Wochen eben ſo wenig als in einem anderen Theile des ruſſiſchen Reiches Spuren von Cholera geweſen. Dagegen hat in St. Petersburg ſeit ſechs Monaten ein bösartiger Petechial- Typhus (nicht Typhus abdominalis) geherrſcht, der mehr Menſchen als früher die Cholera tödtete. Die Krankheit tritt mit Parotiden-Geſchwulſt auf, die in Brand übergeht. Alle Hoſpitäler ſind mit Kranken überfüllt, ſo daß Extra-Hoſpitäler haben errichtet werden müſſen. Die Ur⸗ ſache iſt der plötzliche Mißwachs in mehreren Gouvernements in der Umgegend von St. Petersburg. Die armen Leute ſchleppen ſich oft halb verhungert nach der Hauptſtadt, um Arbeit zu ſuchen, ſterben oft, bevor ſie dieſe finden, oder erkranken, wenn ſie ſie erlangt haben in Folge plötzlicher Ueberfüllung des Magens. Obgleich die ſüdlichen Provinzen Ueberfluß an Getreide haben, ſo iſt es doch oft unmöglich, ihn rechtzeitig nach dem Norden zu ſchaffen. Herr Profeſſor Dr. Göppert knüpfte hieran noch einige Bemerkungen über den in dieſem Sommer ſo vielfältig bemerkten Roſt im Getreide, der vielleicht gefahrdrohend werden könnte. Der Secretair legte fein eben erſchienenes Werk: Der Winterſchlaf nach feinen Erſcheinungen im Thier⸗ reich, vor, und ſprach über die Blutſecretion in den Reſpirationshöhlen niederer Thiere, beſonders der Mollus⸗ ken und Cruſtaceen. Er erläuterte die Mittheilungen durch Experimente an lebenden Thieren, namentlich an Helix pomatia, Limnaeus stagnalis und Planorbis corneus, die er durch mechaniſches Reizen ihres Fußes nöthigte, ſich tief in ihre Häuſer zurückzuziehen und dadurch zum Blutſpeien zwang (vergleiche Winter: ſchlaf S. 185). Den 3. Juli hielt Herr Hofrath Dr. Burchard einen Vortrag über den Mechanismus der Geburt. Er ſprach über den Unterſchied der Geburt des Menſchen und der Thiere, über die verſchiedenen Geburtszeiten des erſteren, die Zeit der Waſſergeburt, der Kindesgeburt und der Nachgeburt, die Kräfte und Hinderniſſe, welche den Geburtsmechanismus bedingen. Speziell wurden ſodann die Scheitellagen, die Hinterhauptslagen und Geſichtslagen in allen ihren Details erörtert. Den 7. Auguſt machte Herr Dr. Lüdicke Mittheilungen über Hydrops Ovarii mit beſonderer Bez ziehung auf einen früher der Section (vergleiche: Ueberſicht der Arbeiten und Veränderungen der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur im Jahre 1836. S. 100.) mitgetheilten Fall. Die Frau, von der am angeführten Orte die Rede iſt, wurde durch fortgeſetzten, regelmäßigen, theils äußeren, theils inneren Ge⸗ brauch des Jodkali's vollkommen geheilt. Pillen von Jodkali in Verbindung mit Extractum Rhei gebrauchte ſie ein ganzes Jahr, bis die Geſchwulſt des Unterleibes und alle hydropiſchen Erſcheinungen gänzlich geſchwunden waren. Sie blieb auch von allen Recidiven des Hydrops frei, obgleich ſie ſich nach ihrer Herſtellung ihrer früheren unordentlichen Lebensweiſe wieder hingab, vor zwei Jahren an Delirium tremens erkrankte und ſtarb. Die Section wurde nicht gemacht. Herr Sanitäts- Rath Dr. Krocker theilte die Geſchichte einer Bauchwaſſerſucht mit, die durch Entlee⸗ rung des Waſſers per vaginam in Folge der auf einer Reiſe geſchehenen Erſchütterung gehoben wurde. 207 Später kehrte aber die Waſſerſucht wieder und die Frau ſtarb. Die noch von Herrn Medicinalrath Dr. Hagen angeftellte Section ergab Hydrops ovarii sinistri. Dieſer Eierſtock enthielt 54 Quart Flüſſigkeit. Aus ein⸗ zelnen Zellen kam eine chocoladenfarbige dicke Maſſe hervor. Herr Hofrath Dr. Weidner knüpfte hieran die Erzählung verſchiedener intereſſanter Krankheitsfälle. In dem einen wurde Oaritis sinistra durch Entleerung von Eiter per vaginam geheilt. Ein anderer ähn⸗ licher Fall endete mit Waſſerſucht und Tod. Das Ovaxium enthielt Cysten, die mit verſchiedenen Flüſſig⸗ keiten gefüllt waren. Unter ihnen befand ſich eine, welche Eiter enthielt. In einem dritten Falle wurden Herr Hofrath Weidner und Herr Profeſſor Seerig zugezogen, als die Krankheit bereits ſo weit vorge— ſchritten war, daß Erſtickungszufälle eintraten. Die erſte Punction blieb ohne Erfolg, durch die zweite, mit einem größeren Troiscart angeſtellte, wurden 26 Pfund Flüſſigkeit nebſt Hydatiden (Acephalocysten) ent⸗ leert. Obwohl unmittelbar nach der Operation Erleichterung eintrat, ſtarb die Kranke doch an hinzugetretener Peritonitis. In einem vierten Falle wurde eine Geſchwulſt in der rechten Seite des Unterleibes für ein Ovarium gehalten. Die Section zeigte aber, daß das Ovarium geſund war und die Geſchwulſt von einer durch einen großen Stein verſtopften, ſtark ausgedehnten Gallenblaſe herrührte. Der Serretair legte verſchiedene Schädel vor und einen hydrocephaliſchen und hydrohepatiſchen Foetus. Die Leber war durch einen ungeheuren Waſſerſack ausgedehnt. Den 4. September hielt Herr Hoſpital-Arzt Dr. Günsburg einen Vortrag über die Abhängigkeit der Hirn⸗Erweichung von der Atheroſe der Gefäße. Er theilt die Gehirn-Erweichung auf folgende Weiſe ein: I. Hirn⸗Erweichung durch Zerreißung der Gefäße. A) Durch Zerreißung eines oder mehrerer Haupt⸗ gefäße. — Die Erſcheinungen find Maceration des Gehirns, Hirnmaſſe zu rothbraunem Brei umgewandelt, Unkenntlichkeit der einzelnen Abſchnitte. Nervenfaſern und Haargefäße zerſtört, zahlreiche Exſudatzellen, ſpar⸗ ſame Körnchenzellen. B) Durch Zerreißung kleiner Gefäße. Geringer Verluſt an Conſiſtenz an ſtecknadelkopf⸗ großen Stellen; Färbung hellroth oder mit gelblichem Hof; Blutgefäße von Blutkügelchen erfüllt, gleichmäßig oder bauchig ausgedehnt, formloſe geballte Haufen von Kügelchen in den Hirntheilen, in denen man noch einzelne verzerrte Formen von Blutkügelchen erkennt. Dieſe Form zerfällt in die peripheriſche, centrale und ventrikuläre. ö II. Hirn⸗Erweichung durch Transſudation aus den Gefäßen. C) Durch Transſudation von unveränder⸗ tem Blutſerum. a) partielle und b) totale hydrocephaliſche Erweichung. — Das Hirnöbdem iſt charakteriſirt durch Einſinken der grauen und Hervortreten der gefaſerten weißen Maſſe; konvexe Theile werden abgeflacht, ebene ſinken grubig ein. Die Haargefäße ſind erweitert und leer, Exſudatzellen hier und da vertheilt, die Hirnfaſern leicht zrrreißlich. b) Anhäufung geſonderter Serummaſſen in dem Hirnmarke. Sie beſteht in Ausſcheidung von Blutwaſſer aus einem größeren Gefäße, enthält Pflaſterepithel, Exſudatzellen, kryſtalliſirte Blutſalze. c) Graue Erweichung im Umfange von Hirntuberkeln, charakteriſirt durch Blutarmuth, Pflaſter⸗ epithel und Bildung von Pigmentzellen im Umfange der Ablagerung. D) Gehirn-Erweichung durch Transſu⸗ dation von Blutſerum und eiteriger Umwandlung deſſelben, Lockerung des Gewebes bis zum dickflüßigen. Röthlichgelbe bis dunkelgelbe Färbung von punktgroßen Extravaſaten durchſäet oder eingefaßt. Körnchenzellen, Erdphosphate und faſerförmige Exſudatzellen machen nebſt zerſtörten Primitivfaſern dieſe Maſſe aus. Sie tritt auf a) als Eliminationsſtreben im Umfange ſogenannter apoplectiſcher Cyſten; b) als Anſtreben pathologiſcher Organiſation im Umfange eingelagerter Maſſen. III. Hirn⸗Erweichung durch Obliteration der Haargefäße und allgemeine Atheroſe des arteriellen Gefäß⸗ ſyſtems. Nachdem der Verfaſſer zehn einzelne Fälle von dieſer Form, verſchieden im Grade der Entwicklung, der Altersſtufe ꝛc. vorgeführt, gedachte er eines intereſſanten Falles, in welchem bei Atheroſe der Hirngefäße, Hirnödem und ateromatöſer Entartung des Endocardii, Ruptur des Herzens eingetreten war. Die Charaktere 208 diefer Form der Hirn⸗Erweichung find: Gefäße ſtarr und offen; auf der mittleren Gefäßhaut ſind hanfkorn⸗ bis linſengroße (durch den Blutſtrom) abgeſchliffene Ablagerungen von knorpelähnlichem Ausſehen und Renitenz. Sie beſtehen aus kuglichen undurchſichtigen Körpern von 0,01 bis 0,015 Millimetre Diameter, find auf der Oberfläche uneben granulirt. Die innere Gefäßhaut iſt ringsum riſſig abgeſprungen. Die Kügelchen, welche die Aterome bilden, ſind röhrenförmig angeordnet, die Höhlungen von Fetttröpfchen und Erdſalzen angefüllt. Um die Haargefäße herum liegen ebenfalls ſolche granulirte Kügelchen, jedoch von 0,03 bis 0,04 Millimetre Durchmeſſer, die in Eſſigſäure und Waſſer unveränderlich bleiben, Epithel und Erdſalze. — Dieſe Gehirn⸗ Erweichung kann lokal oder allgemein ſein. Herr Hofrath Dr. Burchard trug zwei intereſſante Operationsfälle vor. Der erſte betraf eine zum zweitenmal verheirathete, aber früher noch nicht ſchwanger geweſene Frau, welche ſich für ſchwanger hielt. Sie litt an einem Nabelbruch, war aber übrigens geſund. Zwiſchen dem Nabel und dem Schooße, in der linken Seite des Bauches, war eine harte Geſchwulſt fühlbar. Die Menses hatten zwar nicht aufgehört, waren aber auch nicht regelmäßig. Der Muttermund zeigte eine Querſpalte. In den Brüſten hatte die Frau eine beſondere Empfindung. Nach Verlauf eines Jahres hatte ſich Bauchwaſſerſucht vollſtändig ausgebildet und die Punction wurde wiederholt angeſtellt. Eines Tages war der Nabelbruch eingeklemmt. Da alle Re⸗ poſitions⸗Verſuche mißlangen und durch die Incarceration die Frau in Lebensgefahr verſetzt war, ſo wurde der Bruchſchnitt in einer Länge von 1½ Zoll von oben nach unten und mit einer Erweiterung nach der linken Seite angeſtellt. Im Bruchſacke lag ein Theil des Netzes und des Colon transversum. Während der Operation floß eine große Quantität Waſſer ab. Nach Verlauf von 14 Tagen war der Nabelbruch vollkommen geheilt, aber die Waſſerſucht kehrte wieder, an welcher die Frau farb. Die Section ergab Scirrhus Ovarii sinistri. Der zweite Fall betraf ein neugeborenes Kind mit Hydrocephalus chronicus und einem äußeren Leiſtenbruch der linken Seite, welcher eingeklemmt war. Obwohl es vorauszuſehen war, daß der Waſſerkopf in nicht langer Zeit den Tod des Kindes herbeiführen würde, fo glaubte Herr Hofrath Burchard doch die dringende Lebens⸗ gefahr der Incarceration beſeitigen zu müſſen. Er machte den Bruchſchnitt mit dem günſtigſten Erſolge. Die Incarceration wurde gehoben und das Kind nahm wieder die Bruſt, ſtarb aber am ſechſten Tage nach der Operation an Hirnzufällen, welche durch den Waſſerkopf bedingt waren. Herr B. warf die Frage auf: ob in einem ſolchen Falle, wo die Gegenwart einer chroniſchen Krankheit in nicht langer Zeit den Tod des Kranken vorherſehen laſſe, es doch gerechtfertigt ſei, ihn, wenn er durch eine andere Lebensgefahr bedroht ſei, noch einer wichtigen chirurgiſchen Operation zu unterwerfen, was von der Section unbedingt gebilligt wurde. Herr Hofrath Dr. Borkheim las zum großen Ergötzen der Verſammlung aus dem ſchleſiſchen Kirchen⸗ blatt einen Artikel, überſchrieben: „Die Kirche und die Krankheit“, vor, in welchem jenes Blatt nach ſeiner bekannten Weiſe den, vom Herrn Hofrath B. im vorigen Jahre gehaltenen Vortrag über den Erlaß des Kar⸗ dinals Cadolini in Betreff der, durch die Aerzte den Kranken aufzudringenden Beichte, beſpricht. Den 9. Oktober legte Herr Hofrath Dr. Borkheim, der den abweſenden Secretair vertrat, die Schrift des Herrn Staabsarztes Dr. Max Heine, „Beiträge zur Geſchichte der orientaliſchen Peſt.“ St. Peters⸗ burg, 1846, welche von dem Herrn Verfaſſer durch Herrn Profeſſor Dr. Henſchel der Geſellſchaft zuge⸗ ſchickt war, vor. Herr Dr. Grötzner hielt einen Vortrag über die Entzündung der Schilddrüſe und deren wichtige Ber ziehung zu den Athmungs-Organen. Obwohl die Funktionen der Schilddrüſe und der Lungen weſentlich verſchieden ſind, ſo findet doch eine Wechſelwirkung derſelben im pathologiſchen Leben, und beſonders in der Scrophelkrankheit ſtatt. In der Pubertät kommt oft, ohne daß die Scrophelkrankheit ſonderlich ausgeprägt iſt, Schilddrüſenanſchwellung vor. Nicht ſelten ergeht an den Arzt die Aufforderung, etwas gegen den dicken 209 Hals zu verordnen und denſelben, befonders bei Mädchen, baldigft zu beſeitigen. Allzuraſch geht derſelbe oft auf dieſe Begehren ein, ohne dabei die wichtige Rückwirkung auf Lungen und Uterus in Erwägung zu ziehen. Oft treten nun mit dem ſchlanken Halſe Beängſtigung, Huſten und ſelbſt Blutſpucken ein, bei Mädchen Stö⸗ rungen der Menſtruation, Menſtrualkoliken, weißer Fluß und Anſchwellung der Bruſtdrüſen. Herr Dr. Größ: ner's Sohn zeigte früher keine äußere Spur der Scrophelkrankheit, hatte aber öfters Anfälle von Bräune bis zum zehnten Jahre und catarrhaliſche Lungen = Entzündungen, die ſelbſt mehrmals mit eiterigen und blu⸗ tigen Erfudationen verbunden waren. Ferner litt er an Schafpocken und Maſern. Seitdem entwickelte ſich der Bruſtkorb kräftig, wurde ſtark und breit und der Jüngling konnte ohne Anſtrengung laufen, ſchwimmen und reiten. Im ſiebenzehnten Jahre zeigten ſich Erſcheinungen der Scropheln, aufgetriebene Naſe mit perios diſcher Ozaena scrophulosa, die Halsdrüſen begannen anzuſchwellen, beſonders trat eine ſehr bemerkbare Schilddrüſen⸗Anſchwellung auf, gegen die Herr Dr. G. trotz öfterer Aufforderung nicht örtlich einzuwirken, doch ſich wagte. Vorher und einige Jahre nachher wurde Salzbrunn mit Molken gebraucht, um einem befürch⸗ teten Lungenleiden vorzubeugen, wonach der Geſundheitszuſtand ſich ſo aufrecht hielt, daß die Gefahr für die bedrohte Lungenfunction immer mehr zurückwich. Im achtzehnten Jahre widmete fi der Jüngling der Oeko— nomie und die Bewegungen in der freien friſchen Luft bekamen ihm im erſten Jahre ſehr wohl. Aber im zweiten Jahre zeigte ſich eine düſtere Gemüthsſtimmung, Muthloſigkeit, Huſten und morgens eiteriger Aus⸗ wurf mit Blut. Dabei war die Schilddrüſen-Anſchwellung faſt ganz geſchwunden, der ſerophulöſe Naſenausfluß hatte aufgehört. Dennoch war der Thorax nicht der eines Phthiſiſchen. Der Kranke lag feinen Berufsgeſchäften fort⸗ während emſig ob, als plötzlich heftige Pneumonorrhagie eintrat, die durch ausgebildete Lungentuberkeln bedingt war und am 21ſten Tage das Leben endete. Herr Dr. G. glaubt, daß der Grund der Tuberkelbildung in den Lungen bedingt geweſen durch das Verſchwinden der Schilddrüſen-Anſchwellung, die eigentlich als ein Schilddrüſentuberkel eine Schutzwehr für die mit Tuberkeln bedrohte Lunge war. — Herr Dr. G. theilte ferner einen ſehr merkwürdigen Fall von Schilddrüſen-Entzündung mit. Den 2. April 1844 wurde er zu einem 24jährigen Mann gerufen, den er als Kind mehrmals an Bräunezufällen behandelt hatte. Beim Nachlaſſe folgten dieſen ſtets Drüſen-Anſchwellungen von denen einige in Eiterung übergingen oder längere Zeit als ſcrophulöſe Reflexe verweilten. Seit fünfzehn Jahren hatte Herr Dr. G. den Kranken nicht geſehen. Dieſer hatte ſich kräftig zum Jünglinge entwickelt, obgleich er die Spuren der Scropheln noch in einem merklich hypertrophiſchen Drüſenkopfe zeigte. Er war jetzt durch acht Wochen in der Behandlung eines Arztes geweſen, der ſeine Krankheit anfangs als rheumatiſches Fieber betrachtet hatte, welches dann den Charakter eines inter⸗ mittirenden annahm und trotz des Chinin⸗Gebrauches in eine Febris continua umgewandelt war. Der Kranke war ganz abgemagert, litt an profuſen Schweißen, mitunter an Diarrhöen, an Huſten, der bald trocken, bald eiterig war. Gänzliche Appetitloſigkeit trat ein, der Schlaf war unruhig, kurz und ohne Erquickung. Die Kropfgeſchwulſt war beim Drucke ſchmerzhaft. Da weder Vesicantia noch Fontanellen Erleichterung verſchafften, fo beſchloß Herr Dr. G. eine Ableitung nach der Schilddrüſe zu bewirken. Es wurden Umſchläge von Semmel, Leinſaamen und Species emollientes an die Kropfgeſchwulſt gelegt und Oeleinreibungen ab⸗ wechſelnd Tag und Nacht gemacht. Die Schilddrüſe lockerte ſich, ſchwoll ungeheuer, die Haut wurde roth, heiß und ſchmerzhaft, das Fieber ſteigerte ſich, die Halsarterien pulſirten gewaltig, die Augen rötheten ſich. Die Geſchwulſt nahm beide Seiten des Halſes ein und drängte den Kopf nach hinten, ſo daß der Kranke denſelben, wie bei der Bräune, rückwärts halten mußte, um Athem zu ſchöpfen. Das Schlingen geſchah nur mit großer Anſtrengung, die Sprache war unverſtändlich. Der Kranke befand ſich in der höchſten Lebens⸗ gefahr. Da Fluctuation in der Schildrüſe eingetreten war, ſo machte Herr Dr. G. einen Einſtich mit der Lanzette. Es floß ein halbes Quart Eiter ab, zuletzt mit Blut gemiſcht. Die unterſuchende Sonde zeigte, daß der Kehlkopf caribs war. Da Seitengänge vorhanden waren, fo dilatirte Herr Dr. G. mit dem Knopf biſtouri, wodurch noch Klumpen entarteten blutigen Eiters entleert wurden. Das Volumen des Halſes ſank nun um die Hälfte zuſammen. Unter zweckmäßiger innerer und äußerer Behandlung milderten ſich alle 27 Krankheits⸗Erſcheinungen, die Kräfte hoben fih. In der Mitte Mai's konnte der Kranke ſchon das Bett verlaſſen, zu Ende Mai's konnte er ausgehen. Aber auch noch im Juni und Juli gingen Knochenſtücke von der Größe einer Erbſe ab. Die Schilddrüſe bildete ſich allmälig bis zu ihrem normalen Umfange zurück und der Mann wurde wieder friſch, kräftig und vollkommen geſund. Den 10. Auguſt 1846 beſuchte er Herrn Dr. G., um ſich Rath gegen catarrhaliſche Beſchwerden und Ohrenſauſen zu holen. Uebrigens war er geſund. Die Schilddrüſe war von normalem Umfange, nur der Kehlkopf war platter wie gewöhnlich, indem mit der bedeutenden Exfoliation der oberen Seitentheile die normale Form des Adams⸗Apfels verloren gegangen war. Herr Hoſpital-Wundarzt Hodann machte die Mittheilung eines Krankheitsfalles, in dem die Syphilis zum Tode führte. Dorothea M., eine Perſon von mittlerer Größe, ſchwächlicher Conſtitution und pfleg⸗ matiſchen Temperaments, gab an bis zum fünfundzwanzigſten Jahre dauernd geſund geweſen zu fein. In dieſer Zeit wurde ſie an die Mitte des rechten Schienbeines geſtoßen, worauf ſich eine nußgroße Geſchwulſt und aus dieſer ein Geſchwür entwickelte, welches erſt nach Verlauf eines halben Jahres heilte. Zwei Jahre ſpäter, im Januar 1845, ſtieß ſich die Patientin durch eine niedrige Thüre gehend, an die rechte Seite der Stirn, ſo daß die Haut, bis auf den Knochen losgeſchlagen, Viergroſchenſtück groß, herunterhing. Auch dieſe Stelle wandelte ſich in ein Geſchwür um, welches, nach halbjähriger Mißhandlung durch Hausmittel aller Art, die Patientin zwang, ärztliche Hülfe in Anſpruch zu nehmen. Sie geſtand im September 1843 einen Ausfluß aus den Genitalien gehabt zu haben, welcher ſich von ſelbſt wieder verlor, gab an, im Ja⸗ nuar 1845 nach einem Coitus die Periode verloren zu haben, welche ſeit ihrem ſiebenzehnten Jahre ſtets regelmäßig geweſen war. Auf der rechten Seite der Stirn, zwei Zoll über dem Arcus supraciliaris, lag der Knochen Zweigroſchenſtück groß entblößt, war ſchwarz und rauh. Die Ränder des Geſchwüres erſchie— nen kallös, nach innen gerichtet, zwei bis drei Linien tief unterminirt, ſonſt aber dem Knochen adhärirend. Der Eiter war reichlich, gelblich, conſiſtent; der Schmerz im Vorderhaupt mäßig und nahm zur Nacht zu. An der rechten Tibia befand ſich eine Exoſtoſe von einem Zoll Länge und einem halben Zoll Breite, welche nicht ſchmerzte. Patientin war ſchwanger. Die Berg'ſche Kur wurde begonnen und durchgeführt und täg⸗ lich / Gran Morphium gereicht. Oertlich wurde Chlor angewendet. Am 20. Juli 1845 zeigte ſich das Knochenſtück beweglich und Pulſation des Gehirns wurde wahrgenommen. Am 18. Oktober wurde Patientin von einem ziemlich ſtarken geſunden Knaben entbunden, welcher jedoch ſpäter ſtarb. Kurz darauf wurde das Knochenſtück losgeſtoßen und entfernt; die Ränder des Geſchwüres waren geröthet, der Eiter ziemlich gut. Die Caries war alſo auf dieſer Stelle zur Neerosis geworden. Nach einiger Zeit zeigte ſich über dem linken Tuber frontale eine Beule; ſie fluctuirte, wurde geöffnet, verwandelte ſich in ein Geſchwür, welches mit dem zuerſt beſchriebenen communicirte und viel Eiter entleerte. Am 16. Februar zeigte ſich an der Pfeil⸗ nath, wo fie mit dem Stirnbein zuſammenſtößt, eine fluctuirende Geſchwulſt; beim Druck auf dieſelbe entleerte ſich aus dem Geſchwüre links Eiter. Bei Oeffnung derſelben entleerte ſich eine gelbe, dicke, ſtinkende Flüſſig⸗ keit. Bei einer nochmaligen genauen Unterſuchung zeigten ſich an der Portio vaginalis Uteri ſyphilitiſche Geſchwüre, welche aus dem bei der Entbindung entſtandenen Riſſe hervorgegangen waren. Im Verlaufe des Februar und März machte die Kranke eine Jodkur durch. Während dieſer Zeit entſtanden viele neue kleine Geſchwüre. Mehrfach ſtießen ſich kleine Knochenſtücke ab und das zuerſt beſchriebene Geſchwür vernarbte voll⸗ kommen. Patientin klagte jetzt durchaus nicht über Schmerz, es entwickelte ſich aber eine Febris lenta und trotz aller angewendeten Arzneimittel und einer zweckmäßig gerordneten Diät erlag ſie dem Fieber und ſtarb den 3. April 1846. Bei der Section zeigte ſich der Körper ſehr abgemagert. Die Organe der Unterleibs⸗ höhle atrophiſch, das Herz klein und blutleer, die Lungen tuberkulös. Der ganze behaarte Theil des Kopfes war mit Geſchwüren bedeckt, die Kopfhaut mit dem darunterliegenden Knochen und dieſer mit der harten Hirnhaut feſt verwachſen, die letztere aber an keiner Stelle durchbrochen. Das Gehirn war blutleer, ſonſt normal beſchaffen, eben ſo die Pia mater und Arachnoidea. Auf dem Felſenbeine rechterſeits deutete eine 211 bohnengroße, mißfarbige Stelle der hier leicht löslichen Dura mater beginnende Caries des Schläfenbeines an, welche Vermuthung ſich auch bei genauerer Unterſuchung beſtätigte. Außer dieſer kleinen Stelle war nur der abgeſägte Theil des Schädels, alſo die Schädeldecke, von der Zerſtörung ergriffen, aber hier auf eine furcht— bare Weiſe. Alle Stadien der Caries und Necrose waren deutlich ausgeſprochen; die Diploe beinahe gänz⸗ lich verſchwunden, und die äußere und innere Cortical-Subſtanz wie ziſelirt. Bei näherer Unterſuchung zeigten ſich 28 durch die Necrose losgeſtoßene größere und kleinere Knochenſtücke. — Bemerkenswerth erſcheint, daß diefe von ſyphilitiſchem Gift ganz durchdrungene, ſchon an Caries syphilitica leidende Perſon empfing und ein ganz geſundes, ziemlich kräftiges Kind gebar und in den letzten Monaten ihrer furchtbaren Krankheit bei— nahe gar nicht über Schmerz klagte. Ihre geiſtigen Fähigkeiten und Sinnesfunctionen blieben bis zum Tode ungeſtört. Den 6. November theilte Herr Hofrath Dr. Borkheim einige aphoriſtiſche Bemerkungen über den Schlaf und den Traum mit. Er erörterte zuerſt, daß, wie groß auch die Fortſchritte ſein mögen, welche in neuerer Zeit im Gebiete der Phyſiologie gemacht worden, das Weſen des von den Alten dem Tode als Zwil— lingsbruder beigegebenen Schlafes und des Traumes doch noch in tiefes Dunkel gehüllt ſei. Er entwickelte die Begriffe von Bewußtſein, vom Wachen und vom Schlafe, und bezeichnete letzteren als den Zuſtand, in wel— chem die thieriſchen Functionen, Empfindung, Bewußtſein und willkürliche Bewegung, actu aufhören, während dies von den übrigen Funnection nur theilweiſe oder in gewiſſem Grade oder gar nicht gelte. Als nächſte formelle Urſache des Schlafes glaubt Herr Hofrath Borkheim verminderten, wie in der Agrypnie vermehrten Zufluß von Blut zum Gehirn betrachten zu müſſen, wenn es auch ſonſt ſehr verſchiedenartige entfernte Urs ſachen deſſelben gebe, und die ultima ratio wie die des Lebens unerklärt bleibe. Unter die vier von Alters her angenommenen Formen, den Sopor, den Carus, das Coma (Köue aygvnviov und Köue dq ss) und den Lethargus, laſſen ſich alle von den Aerzten beobachteten, Varietäten des krankhaften Schlafes leicht ſubſu— miren, falls ſie nicht in die Categorie der Delirien gehören. Im Delirium iſt die Hirnthätigkeit des Wachen— den alienirt, im Traume die des Schlafenden. In beiden wirken die Seelenkräfte automatiſch. Träume könnte man Delirien des Schlafenden, wie Delirien Träume des Wachenden nennen. In Krankheiten läßt ſich die Hinneigung des Traumes zu den, wenn auch nur tranſitoriſchen Delirien am häufigſten auf der Grenze zwi⸗ ſchen Wachen nnd Schlaf, in der ſogenannten Schlaftrunkenheit beobachten. In dieſem Zuſtande kann fo wenig von Bewußtſein und freier Selbſtbeſtimmung als von Zurechnungsfähigkeit die Rede ſein. Der Traum im gewöhnlichen Schlafe geſtaltet ſich entweder als bloße Traumvorſtellung (Phantasma), wenn nur die ſenſo⸗ riellen Thätigkeiten des Gehirns, die Phantaſie, die Vorſtellung erregt ſind, oder wenn durch jene auch auf die motoriſchen Nerven zurückgewirkt wird, als Schlaf-Reden und Schlaf-Wandel (Somnambulismus). Als Abweichung von jenen iſt der ſogenannte Alp (Incubus, Succubus, Ephialtes) zu betrachten, bei dem ein Gefühl der höchſten Beängſtigung den Träumenden treibt ſich hiervon zu befreien, ohne es zu können; wäh⸗ rend beim Pavor, dem plötzlichen Auffahren aus dem Schlafe, die Vorſtellungen zu heftiger Muskularthätig⸗ keit führen. Merkwürdig bleibt es, daß manche Menſchen, trotz ihrer lebhaften Phantaſie, wie z. B. Leſſing, niemals geträumt haben wollen. In den älteſten vorhippokratiſchen Zeiten wurden Träume als von der Gott⸗ heit kommend (Hal ye rö vd I Aiog sr läßt Homer den Achilles ſagen) angeſehen, und in ihnen den in die Geſundheitstempel (dorAnmısıe) gebrachten Kranken, als ſogenannten Incubanten, die zu ihrer Heilung dienenden Mittel entdeckt. Bei dieſer Incubation, wie ſie Meibom (de incubatione in fanis deorum me- dicinae causa olim facta) beſonders gut beſchrieben hat, war die Auslegung der Träume ein Geſchäft der deshalb aud) "Ovzıgomoro, genannten Tempelprieſter, welche unter dem Namen Asclepiaden viele Jahrhunderte hindurch, frei von aller Therapie, aber (tout comme chez nous) nicht ohne geſchickte Benutzung des herr ſchenden Volksglaubens, und nicht ohne ſchlaue Berechnung eigenen Vortheils, die Heilkunſt als Kunſtgewerbe ausübten. Erſt feit dem Entſtehen der wiſſenſchaftlichen Heilkunde, namentlich nach dem Aufhängen der Ta- 98 212 bulae votivae in den Geſundheitstempeln zu Kos und Knidos, fing man an, Träume auch als Kennzeichen von Krankheiten zu betrachten und zu würdigen. Doch haben die Schriften von Hippocrates: een son- z und von Galen: wee zis en Evunvıav dinyvooeons jetzt kaum noch mehr als hiſtoriſches Intereſſe. Die verſchiedenartigen, oft einander geradezu entgegengeſetzten Erklärungen der Grundurſache der Träume, welche in neuerer Zeit verſucht worden ſind, müſſen uns aber auch die Ueberzeugung geben, daß wir von der wahren Erkenntniß des Traumes noch weit entfernt ſind. Herr Hoſpitalarzt Dr. Günsburg hielt einen Vortrag über Verwachſung des Herzbeutels mit dem Herzen. Er führte eine große Reihe verſchiedener Fälle vor, in denen die Verwachſung entſtanden war: 1) nach acuter Pericarditis durch Aneinanderlöthung der membranöſen Exſudate; 2) nach Hypertrophie des Herzens bei Xerosis pericardii, die chroniſche Exſudationsproceſſe anderer Organe begleitete; 3) nach Muskelerweichung. Die Erſcheinungen der Verwachſung ſind in derjenigen Reihe, welche mit Vergrößerung des Herzens verbun⸗ den find: 1) ein vibrirender, über die Fläche ſich ausbreitender Anſchlag des Herzens. Man kann dieſen An⸗ ſchlag einen wellenförmigen nennen. Mit dem Moment des Anſchlags erhält der Thorax von der Herzſpitze einen Stoß, der ſich durch die vordere Bruſtwand verbreitet und die Erſcheinung eines Erzitterns hervorbringt. Die Stärke deſſelben iſt durch die unmittelbare Erſchütterung der mit dem Herzbeutel verwachſenen Herzſpitze durch den Stoß der direkt hinangetriebenen Blutſäule bedingt. Ehe der mit der Inſpiration ausgedehnte Tho- rax zur Ruhe kommen kann, pflanzt er dieſen Anſtoß nach der elaſtiſchen Bruſtwand fort, wo die Bewegung nach Anordnung der Interſtitien in wellenförmiger Vibration zur Erſcheinung kommt. 2) Die Herztöne ſind ſtark, erſcheinen oberflächlich als ſchlügen fie unmittelbar an die Ohren an. Die Emporwölbung des Thorax in der linken unteren Bruſthälfte, die Verſtärkung des zweiten Tones ſind Zeichen der gleichzeitig vorhandenen Hypertrophie, und können daher als accidentelle Mittel der Diagnoſe dienen. — Als Zeichen der Verwachſung bei Muskelerweichung oder Atrophie des Herzens erſcheint eine Einziehung unter der linken Bruſtwarze, welche beſonders bei tiefer Inſpiration oder mit der Syſtole hervortritt. Dies Zeichen iſt nicht ſo ſtetig, wie die Er⸗ ſcheinungen bei Hypertrophie des Herzens mit Verwachſung. Den 4. December ſtellte Herr Dr. Grätzer einen ſonſt ſtets geſund geweſenen 27 jährigen Mann vor, der an Pleuritis und in Folge derfelben an Empyem gelitten, durch die Operation und Entleerung des Ei⸗ ters hergeſtellt war. Er kam, nachdem ihm ſchon zur Ader gelaſſen war, in das jüdiſche Hoſpital. Die ganze rechte Seite des Thorax war ergriffen. Matter Percuſſionston an den letzten Rippen, die heftigſten Schmer⸗ zen in dieſer Gegend, Fieber, Athemnoth veranlaßten noch eine Venäſection. Digitalis mit Nitrum wurden ſtündlich gegeben. Doch der Zuſtand beſſerte ſich in nichts, und an dem darauf folgenden Tage mußte die Venäſection wiederholt werden. Aber auch hierauf erfolgte keine Erleichterung. Der Kranke erhielt Hydrarg. mur. mit. und 16 Blutegel ad locum affectum. Der Puls war unterdeß bei großer Frequenz (90 Schläge) ſchwächer und kleiner, die Athemnoth größer geworden. Es wurde ein Veſicator gelegt und innerlich die Di- gitalis abwechſelnd mit Sulphur stib. aurant. angewendet. Am 8. Juli war derſelbe Zuſtand. Die Mat: tigkeit der Percuſſion erſtreckte ſich über die ganze rechte Seite, und man hörte ſtarkes bronchiales Athmen, während die linke Bruſtſeite hellen Percuſſionston und Zellenathmen darbot. Ein Exſudat war alſo mit Recht anzunehmen, und ſchon nach einigen Tagen eines verſchlimmerten Zuſtandes konnte man einen größeren Umfang der rechten Seite und deren Erweiterung, ſo wie das Verſtreichen der Intercoſtalmuskeln wahrnehmen. Die Prognoſe wurde unter dieſen Umſtänden um ſo mißlicher, als ſich ſtarkes Fieber mit brennend heißer Haut des Abends einfand. Chinin wurde dagegen am 25. Juli gereicht, doch ſchon am 23. war Anasarca vorhanden, und wenn ſchon dem Heilplane die Idee zu Grunde lag, die Nieren zur Entleerung des die Bruſt bedrohenden pathiſchen Produktes zu benutzen, ſo forderte dies der gegenwärtige Zuſtand. Daher denn wieder die Digitalis mit Tartarus boraxatus verabreicht wurde. Die Nächte wurden von heftigern Oppreſſionen und Huſten ge⸗ ſtört, die Mattigkeit der Percuſſion dauerte fort. Wegen der ſteigenden hydropiſchen Zufälle wurde auch der Tart. depur., die Seilla, die Tr. Digitalis und dergleichen mehr bis zum 30. Tage der Krankheit gereicht. Die geſtiegenen hydropiſchen Erſcheinungen verdeckten durch die abhängige Lage des Kranken, der zur Erleich— terung ſeiner Schmerzen ſtets auf der kranken rechten Seite zu liegen verſuchte, die ſtattfindende Ausbildung eines Abſceſſes, der unmittelbar über der rechten Bruſtwarze ſich erhob. Die Täuſchung war im Anfange um ſo leichter, als die ganze rechte Körperhälfte, insbeſondere die des Geſichts und des Halſes, wo beutelförmig die waſſerſüchtige Anſchwellung erſchien, dicker geworden war. Als die Geſchwulſt jedoch über der rechten Bruſt— warze auffallend zugenommen hatte und einer Mamma nicht unähnlich ſchien, entſtand der Gedanke eines Abſceſſes ex empyemate, den die Naturhülfe hervorgebracht hatte und der geöffnet werden könnte. Es war dies am 1. Auguſt; die Stelle wurde nun fleißig kataplasmirt. Sie fluctuirte, und es wurde am 3. Auguſt von dem Herrn Sanitätsrath Dr. Remer in den Abſceß eine Ineiſion gemacht, der ſogleich etwas pus er⸗ gab, welcher jedoch mehr aus der Oberfläche zu fließen ſchien. Als man nun an dem darauf folgenden Tage noch tiefer einging, entleerte ſich auf einmal ein Strom flüſſigen Eiters, der volle ſechs Näpfe betrug. Der Kranke fühlte ſich erſchöpft. Ein Analepticum von Lig. Ammon. anisat. wurde gereicht, ein Bourdonnet eingelegt und der Eiterabfluß hierdurch unterhalten. Am 8. Auguſt wurde zur Hebung der Kräfte das Ex“ tract. Chinae frig. parat. gereicht. So ging es den Umſtänden gemäß unter täglichem Abfluß von etwas flüſſigem Eiter, unter dem Schwinden aller hydropiſchen Erſcheinungen, wobei der Urin ſtets klar blieb, nicht ſchlecht, ja die obere Thoraxhälfte der kranken Seite fiel zuſammen und berechtigte auch durch etwas helleren Percuſſionston, ſo wie durch vermindertes bronchiales Athmen zu günſtiger Prognoſe. Doch dieſe wurde nach und nach ſchwankend, denn unter dem Gebrauche der kräftigſten Koſt, des Infus. Cortieis und dergleichen mehr nahm der abgemagerte Kranke weder an Kräften noch an Maſſe zu, ſondern im Gegentheil trat am 20. Auguſt eine bedeutende Verſchlimmerung des Huſtens, gerſtörter Schlaf und vermehrte Dyspnoe ein. Die nähere Unterſuchung ergab unterhalb der ſechſten Rippe bis zum Zwerchfell einen vollkommen matten Percufs ſionston, Mangel nicht nur des früher vorhandenen bronchialen Athmens, ſondern jeden Athmungsgeräuſches. Dieſer Thoraxtheil zeigte ſich erweitert, und mit Recht ließ dies im Vereine mit dem Vorangehenden anneh= men, daß die Lunge über die vorhandene Exudatflüſſigkeit hinausgedrängt ſei, und daß dieſe letztere wieder bes ſeitigt werden müßte, wenn der Kranke gerettet werden ſollte. Es wurde eine neue Inciſion beſchloſſen und am 2. September wieder vom Herrn Sanitätsrath Remer ausgeführt. Er machte ſie zwiſchen der achten und neunten Rippe und ſchnitt auf einer Hohlſonde die Pleura costalis durch. Ein voller Napf reines pus folgte bald dem Schnitt. Diesmal legte man eine elaſtiſche Canule, mit einem Korkpfropf verſehen, zur Entleerung des Eiters ein, die denn auch Wochen lang, ſich allmählig vermindernd, vor ſich ging. Huſtete der Kranke oder ſetzte er ſich auf, ſo floß um ſo mehr Eiter aus und gab im erſten Falle einen eigenthümlichen Ton, dem nicht unähnlich, den man bei mit Klappen verſehenen Blasinſtrumenten hört, wenn jene ſich unwillkühr⸗ lich während des Einblaſens öffnet. Huſten und Fieber traten jetzt wieder ſtärker hervor, und veranlaßten am 8. September zum Gebrauche der Lactuca virosa mit Digitalis, welche den beſten Erfolg hatten. Zwölf Tage ſpäter traten jedoch abendliche Exacerbationen mit Kälte ein, die einer Anwendung des ſchwefelſauren Chi⸗ nins wichen. Der Eiterausfluß hörte zu Ende Octobers gänzlich auf, die Wunde wurde geheilt und Patient genas vollkommen. Die in ſolchen Fällen eintretende Krümmung der Rückenwirbelſäule nach der kranken Seite hin war auch vorhanden und verliert ſich erſt jetzt. Daß der befallene Bruſttheil bei der Percuſſion nicht ſo helltönend erſcheint, iſt leicht aus der Organiſation der Pſeudomembranen zu erklären. Letztere mag auch das veſikulaire Athmen verdecken, das aber doch auch ſchon, wenn auch nur ſchwach, zu hören iſt. Herr Hoſpitalarzt Dr. Günsburg theilte einen merkwürdigen Fall von Laryngotyphus mit. Ein 21 jähriger Kranker bekam nach 18 tägigem Verlauf eines gewöhnlichen Abdominaltyphus Heiſerkeit und Schwel⸗ lung der Schilddrüſe. Unter den hervorſtechenden Erſcheinungen der Typhämie ſteigerte ſich die Heiſerkeit zur 3 Tonloſigkeit. Der Kranke ſtarb. Die Geſchwulſt der Schilddrüſe hatte den Umfang eines Kindskopfes mit beſonderer Entwicklung der ſeitlichen Lappen erlangt. Im Gewebe derſelben unterſchied man einzelne kugelige Abſchnitte, die von lockern blaßbraunem Exſudate infiltrirt und im Kern mit zähflüſſiger, bernſteinfarbener Maſſe erfüllt waren. Beide Gießkannenknorpel waren im Breitendurchmeſſer geſchwellt, die Ueberkleidung des linken bis an den Anſatzpunkt der Stimmbänder hell roſenroth injicirt. An der inneren Fläche des rechten Gießkan⸗ nenknorpels bis zum Ligamentum intermedium erſtreckt ſich ein ſechſergroßes Geſchwür von unebnen zerfreſ⸗ ſenem Rande, von bräunlicher Brandjauche erfüllt, und einem in die Tiefe der Submucosa gehendem Grunde. Der höhere Theil und die Spitze des Gießkannenknorpels erſchienen dunkel ſchiefergrau tingirt. Die Schleim: haut des Ringknorpels war blaßroſenroth, die Luftröhren- und Bronchialſchleimhaut blaß. Die verdünnten Plaques und ſolitairen Follikel des Dünndarms erſchienen leicht infiltrirt. Herr Dr. Simſon machte folgende Mittheilung: Auszug eines Schreibens des Prof. Dr. Baroni, Leibarzt Papſt Gregor XVI. an Dr. Simſon in Breslau. „Seine Heiligkeit erfreute ſich (wie Sie ſich ſelbſt überzeugten) im Ganzen eines völligen Wohlbefindens bis auf eine geringe Geſchwulſt an den Unter: ſchenkeln, welche bereits längere Zeit, ohne die mindeſte Beſchwerde zu verurſachen, beſtand. Frühere kleine Anfälle von Erysipelas an den Unterſchenkeln waren ſchnell vorübergegangen, ohne etwas anderes als bräun— liche Flecke zu hinterlaſſen. Zu Ende Aprils aber fand ſich auf der inneren Seite des rechten Unterſchenkels eine 2 — 3 Zoll breite und 1 Zoll lange eryſipelatöſe Röthe ein, welche den größten Theil des Mai anhielt. Der Papft ließ ſich aber dadurch nicht hindern Fremde zu empfangen, in die Bibliothek und in die Kirche des Laterans zu gehen, wo er am Himmelfahrtstage die Meſſe celebrirte und von der Kirche ſich nach der Loggia begab, um den Segen zu ertheilen. Nach der Rückkehr in den Vatican wurde er (am 25. Mai Abends) von heftigem Schüttelfroſt befallen. Eine Stunde nachher langte ich an und brachte Ihn zu Bett. Später noch ſah ich Ihn mit Dr. Poggioli wieder. Wir fanden ſehr heftiges Fieber ohne gefährliche Symptome. Das Erysipelas war unverändert. Der weitere Verlauf der Krankheit geſtaltete ſich auf folgende Weiſe. Am 26. Mai Nachtſchlaf gut, Allgemeinbefinden beſſer. Purganz, welche Zmal wirkte. 27. reichliche Transſpira⸗ tion, Schlaf faſt die ganze Nacht ununterbrochen. 28. fieberlos. Wegen Obſtruction eine gelinde Purganz. Nachmittags Fieber ſtärker, ebenſo hatte ſich das Erysipelas vergrößert und faſt das Knie erreicht, und ver⸗ urſachte Schmerzen. 29. Nach der Wirkung der Purganz minderten ſich alle Erſcheinungen. Viel Schweiß den Tag über, wenig Fieber, das Erysipel unverändert. 30. Alles unverändert. 31. In der Nacht ſchlech⸗ ter Schlaf (vielleicht deswegen, weil Sr. Heiligkeit beſtändig die Gedanken mit der am anbrechenden Tage zu nehmenden heiligen Communion beſchäftigte). Später am Tage fieberhafte Bewegungen und einiger Huſten, welche gegen Abend ſehr zunahmen und ſogar mit Störungen des Bewußtſeins theilweiſe verbunden waren. Das Erysipel unverändert. 1. Juni. In der Nacht ſtarke Bruſtbeklemmungen, Delirium ſtärker, Fieber ſehr heftig, große Hitze im Erysipel, Röcheln und eine Stunde nach Eintritt deſſelben Tod. Die 24 Stunden ſpäter angeſtellte Section ergab folgendes: Alle Eingeweide erſchienen vollkommen geſund bis auf die Lungen, welche ſehr aufgeblafen waren, jedoch ohne alle Spur einer Hepatiſation oder andere Veränderungen. Außer⸗ dem zeigten ſich zwei Hydrocelen, welche längere Zeit ſchon exiſtirten und das Erysipelas am Bein. Als Urſache des Todes nahm man ein Erysipel an, welches ſich auf die Lungen geworfen, ohne jedoch gerade ſeine urſprüngliche Stelle verlaſſen zu haben. An der Naſe hatte ſich ſeit langer Zeit nichts Krankhaftes gezeigt. Hier haben Sie in kurzen Worten den Verlauf der Krankheit, und ſtelle ich es Ihnen frei, hiernach alle Journal⸗Lügen zu entkräften.“ Rom, 3. Juli 1846. Paolo Baro ni. Herr Hoſpital⸗Wundarzt Hodann legte drei feine weiße Haare vor aus einer Balggeſchwulſt von der rechten Bruſtſeite eines 24jährigen kräftigen Zimmergeſellen. Die Geſchwulſt hatte außer den Haaren, welche 215 auf dem Boden des Balges feftfaßen, noch eine weiße fettige Maſſe enthalten. Der Balg beſtand aus elaſti⸗ ſchen Faſern. Eines von den 2½ Zoll langen, weißen Haaren, welche denen der Albinos ähnlich waren, zeigten bei 200maliger Vergrößerung unter dem Brunner'ſchen Microfcop folgendes: die Spitze verſchmälert ſich allmälig, iſt hackenförmig umgebogen. Der Epithelial-Ueberzug dick, von der Spitze nach abwärts an Umfang zunehmend; die Haarcylinder ſind dünn und durchſichtig; das zunächſt deckende Epithel geſchuppten Ausſehens. Die Markröhren ſind mit feſtem, gekörnten undurchſichtigen Pigment erfüllt. Das unterſuchte Haar zeigte ſich leider abgebrochen; eben ſo waren die anderen Haare abgeriſſen, weil beim Ausziehen derſelben mit der Pinzette die wahrſcheinlich ſehr feſtſitzende Wurzel nicht nachfolgte. Der Secretair brachte den von Herrn Profeſſor Dr. Göppert gemachten Vorſchlag, daß die Schleſiſche Geſellſchaft künftig Verſammlungen in den Städten der Provinz halten möchte, zur Sprache. Die Section war mit dem Vorſchlage einverſtanden. Hernach legte der Secretair folgende an die Geſellſchaft eingegangenen Schriften vor: 1. Dr. Neumann (Kreis-⸗Phyſikus in Graudenz), chirurgiſche Erfahrungen. Aus Casper's Wochenſchrift abgedruckt. 2. Dr. Heinrich Schweich, Zwei Abhandlungen zur praktiſchen Medicin. Düſſeldorf, 1846. 3. Dr. Caspar Theobald Tourtual, Neueſte Unterſuchungen über den Bau des menſchlichen Schlundes und Kehlkopfes. Leipzig, 1846. 8. — Der Secretair ſprach ferner über Sphacelus senilis und zeigte einen ihm für das anatomiſche Muſeum von Herrn Amtsarzt Dr. Schmidt in Kupp zugeſchickten linken Arm vor, der von ſchwarzbrauner Farbe und gänzlich mumifizirt war. Er hatte einer 78jährigen Bettlerin gehört, die vor etwa neun Wochen plötzlich ohne beſondere Veranlaſſung von rheumati⸗ ſchen Schmerzen in dem früher ſonſt ganz geſund geweſenen Arm befallen wurde. Schon innerhalb 48 Stun⸗ den entwickelte der Sphacelus ſich von der Spitze der Finger bis zur Mitte des Oberarms. Erſt nach Ver⸗ lauf von ſechs Wochen wurde ärztliche Hülfe nachgeſucht. Der Brand hatte ſich begrenzt. Durch Zufall brach an dieſer Stelle das Oberarmbein in einer Nacht und wurde von Herrn Dr. Schmidt vollſtändig abgelöſt. Es trat nun Granulation am Stumpfe ein und etwa 14 Tage nach dem Bruche waren bereits zwei Drittheile der Wundfläche vernarbt, ſo daß Hoffnung zur gänzlichen Herſtellung da iſt. — Sodann ſprach der Secretair über Melanose im Allgemeinen und über melanotiſchen Krebs insbeſondere. Der größere Theil der Melanosen geht aus verändertem Blutroth hervor. Die Gegenwart der Malanosen ſetzt daher im Allgemeinen einen früheren Zuſtand von Hyperaemie voraus. Dies gilt für die gutartigen Melanosen wie für die heterologen, melanotiſchen Afterbildungen. Melanose kann ſich zu allen Krebsformen geſellen, ver⸗ dient deßhalb nicht als eine beſondere Form, ſondern nur als eine Varietät des Careinoms aufgeführt zu werden, wenn auch durch den höchſten Grad der entwickelten Pigmentbildung in Krebsgeſchwülſten, dieſe ſich durch die ſchwarze Farbe auffallend auszeichnen. Der Secretair meinte, daß nur drei Pauptformen des Car- einoma angenommen werden könnten: 1. das Carcinoma fibrosum (C. fibrosum und reticulare Müller's), 2. das Carcinoma gelatinosum und 3. das Carcinoma medullare. Die Stadien find: Roheit, Erweichung und Verſchwärung. Als Varietäten betrachtete der Secretair folgende Formen: 1. Careinoma simplex, 2. Careimona hyperaemicum (mit Carcinoma medullare verbunden der Fungus haematodes), 3. Carci- noma melanoticum. Dieſe Varietäten können mit allen Hauptformen vereint auftreten und ſomit giebt es ein Careinoma fibrosum simplex, C. fibrosum hyperaemicum und melanoticum, ferner ein Carcinoma gelatinosum simplex, hyperaemicum und melanoticum und ein Carcinoma medullare simplex, hype- raemieum und melanoticum. Da das Carcinoma medullare das gefäß- und blutreichſte iſt, fo wird es leichter hyperämiſch und häufiger und in höherem Grade melanotiſch als die anderen Formen. Aber auch mit dieſen iſt die Melanose vereint gefunden. Der Secretair erwähnt eines von ihm beobachteten Falles von Carcinoma gelatinosum, in welchem das Carcinoma in den Stadien der Roheit und Erweichung und in allen drei Varietäten in den verſchiedenen Knoten ſich zeigte. Das Careinoma medullare hyperaemicum läßt ſich durch Auswaſchen in reinem kalten Waſſer leicht in das Careinoma medullare simplex reduciren und ohne Zweifel auch durch Behandlung mit Säuren in ein künſtliches Carcinoma medullare melanoticum umwandeln. Der Secretair legte dann aus Blutgerinſel künſtlich bereitete, eſſigſaure, ſchwefelſaure, ſalzſaure und ſalpeterſaure Melanoſen und eine 16 Pfund ſchwere mit unzähligen Knoten von Carcinoma medullare melanoticum durchſetzte Leber vor. — Ferner ſprach der Secretair über das ſtarke Band, welches vorzüg⸗ lich zur Befeſtigung der Seſambeine mit den Mittelfuß⸗ und Mittelhandknochen bei Thieren mit langgeſtreck⸗ ten Mittelhand- und Mittelfußknochen, namentlich bei Einhufern und Wiederkäuern dient und welches er Ligamentum metacarpeo- und metatarseo-sesamoideum magnum nannte, — Endlich ſprach der Secretair noch über den Ventriculus rhomboideus im Rückenmark der Vögel. Verſchiedene ſchon vor mehreren Jahren von ihm an lebenden Tauben und Hühnern angeſtellte Verſuche, in denen er den Ventriculus rhomboideus durch Eröffnung des Canalis sacralis bloslegte und entleerte, hatten ſtets Lähmung der unteren Extremitäten zur Folge gehabt. Da die Section jedoch zeigte, daß im Ventrikel des Rückenmarkes ein, wenn auch nur unbedeutendes Blut-Coagulum lag und ſchon ein geringer Druck auf das Rückenmark Lähmung der Theile, die von dort ihre Nerven erhalten, nach ſich zieht, ſo konnten die Reſultate jener Verſuche nicht als rein betrachtet werden. Im Sommer 1846 wiederholte der Secretair die Verſuche an einem Haushahn und an zwei Tauben in Gegenwart und mit Unterſtützung von Studirenden, welche die zootomiſch-praktiſchen Uebun⸗ gen auf der Anatomie beſuchten. Beim Haushahn, bei welchem die Operation überhaupt ſchwierig iſt, zeigten ſich die früheren Erſcheinungen. Das Thier wurde an den hinteren Extremitäten vollkommen gelähmt und Blut- Coagulum fand ſich in der Rückenmarkshöhle, als das Thier ſecirt wurde. Daſſelbe war auch bei der erſten Taube der Fall, obgleich bei dieſer die Lähmung weniger vollſtändig war. Sie konnte nicht ſtehen, wohl aber die unteren Extremitäten bewegen und ſtarb am Tage nach der Operation unter allgemeinen Krämpfen. Bei der zweiten Taube, einem ſehr munteren und kräftigen Thiere, wurde am 22. Juli morgens nur ſehr wenig von der oberen Wand des Kreuzbeins entfernt, fo daß der Rückenmarks⸗Ventikel nur gerade entblößt war. Nach Entleerung feines ſerös-gallertigen Inhalts, verlor das Thier ſogleich das Gleichgewicht. Es be⸗ wegte zwar die Zehen, krümmte ſie, flog auf eine Sproſſe in ſeinem Drahtkäfig und umklammerte ſie. Aber letzteres geſchah ohne Kraft. Das Thier fiel bald vorwärts, bald rückwärts, und konnte ſich nur dadurch auf⸗ recht erhalten, daß es ſich auf die großen Schwanzfedern ſtützte. An Munterkeit hatte das Thier ebenfalls verloren. Nachmittags war derſelbe Zuſtand. Abends lag die Taube auf dem Bauche, erhob ſich bei der Berührung, fiel auch jetzt bald nach vorn bald nach hinten, ſchien aber doch ſchon wieder etwas mehr Kraft in den Extremitäten erlangt zu haben. Den 23. hatte ſie noch mehr Kraft wieder gewonnen, obgleich ſie auch jetzt noch ſchwankte. Am 24. hatte ſie ſich faſt ganz erholt. Sie ſtand mit vollkommener Sicherheit ſelbſt auf einem Beine. Hatte ſie aber längere Zeit eine Sproſſe umklammert, ſo war ſie noch nicht im Stande, ſich darauf zu erhalten und ſank nach hinten, fo daß fie ſich auf die Schwanzfedern ſtüzen mußte. Die Wunde war am Rande trocken, in der Mitte mit einer ſeröſen Flüſſigkeit gefüllt, die den Rückenmarks⸗Ventrikel be⸗ deckte. Seit dieſer Zeit erholte ſich das Thier vollſtändig und wurde am 20. Auguſt erſäuft. Die Wunde war ganz geſchloſſen. An ihrer Stelle befand ſich ein trockener bräunlicher Schorf, nach deſſen Entfernung der etwas röthliches Serum enthaltende Ventrikel des Rückenmarkes zum Vorſchein kam. Der Seecretair knüpfte hieran phyſiologiſche Bemerkungen über den Ventriculus rhomboideus, deſſen Funktion ſeiner Mei⸗ nung nach die Erhaltung des Gleichgewichts der Thiere ſowohl beim Sitzen auf Zweigen und Umklammern derſelben, als beſonders beim Gehen und Stehen iſt. Die Mittel, welche die Vögel ſonſt beſitzen, um die Erhaltung des Gleichgewichts zu bezwecken, wie z. B. die Stellung, welche ſie dem Körper geben, das eigen⸗ thümliche Verhalten des Musculus gracilis u. ſ. w. reichen dazu allein nicht aus, am wenigſten während des Schlafes und bei den Thieren, welche aufrecht und ſelbſt auf einem Beine ſtehend wie die Störche ſchlafen. Die folgenden Bemerkungen des Herrn Präſes der Geſellſchaft, Profeſſor Dr. Göppert, konnten nur nachträglich dem Berichte beigefügt werden, da ſie wegen Mangel an Zeit nicht zum Vortrage kamen, für den ſie beſtimmt waren. 217 Laut einer in der Breslauer Zeitung den 3. Dezember 1846 erwähnten abſichtlichen Vergiftung hat die Inculpatin, die Tochter eines Brennerei-Befigers, ätheriſches Bittermandel-Oel aus dem Magazin ihres Schwa⸗ gers, eines Brennerei⸗Beſitzers in Waldenburg, entwendet und, mit deſſen giftigen Eigenſchaften wohl bekannt, ihr neugebornes Kind getödtet. Der auffallende Geruch nach bittern Mandeln, welcher aus dem Munde des todten Kindes kam, erregte zuerſt Verdacht, durch den man nun weiter geleitet, den oben angeführten, durch das Bekenntniß der Mutter ſelbſt conſtatirten Thatbeſtand, ermittelte. Jenes ätheriſche bittere Mandelöl wird von den Brennerei-Beſitzern benutzt, um damit Pfirſichblüthen-Branntwein, Perſiko, oder Baſeler Kirſchwaſſer, oder Maraskino durch einfache Löſung des Alkohol zu fabriziren, wozu fie eine ihnen beliebige Quantität ver⸗ wenden. Da geſetzliche Vorſchriften hierüber nicht eriftiven, fo geſchah es nicht ſelten, daß ſchon in älterer wie auch neuerer Zeit die bedenklichſten Zufälle, ja auch der Tod nach größeren genoſſenen Quantitäten Perſiko eintraten, die, wohl bemerkt, nur auf Rechnung jenes giftigen, Blauſäure haltenden ätheriſchen Oeles, nicht etwa auf den Weingeiſtgehalt des in Rede ſtehenden Liqueurs zu ſetzen waren. Fälle dieſer Art werden ſich noch oft ereignen, wenn man nicht auf Abhülfe zu denken bemüht ſein wird, was ſich, wie Herr Profeſſor Dr. Göppert ſchon im Jahre 1831 öffentlich ausgeſprochen und gezeigt hat, ſehr leicht ins Werk ſetzen läßt. Jene ätheriſchen, Blauſäure haltigen Oele können nämlich auf ſehr einfache Weiſe durch Deſtillation über eine Baſis, am leichteſten kohlenſaures Kali, vollſtändig von der Blauſäure befreiet werden, ohne dadurch an Geruch und Geſchmack, alſo an Brauchbarkeit zu dem oben genannten, allgemein angeführten techniſchen Zweck zu verlieren. Daß das auf dieſe Art behandelte Oel wirklich keine Blauſäure enthält, und alſo nicht ſo giftig, ſondern nur f&hurf, wie andere ätheriſchen Oele, Citronen- oder Orangen-Oel iſt, hat Herr Profeſſor G. nicht bloß durch Ver⸗ ſuche an Thieren, ſondern auch durch an ſich ſelbſt angeſtellte Verſuche ebenfalls ſchon früher, bereits im Jahre 1829, bewieſen. Er nahm nämlich von dem, durch Aetz-Kali von Blauſäure befreitem, ätheriſchen Bittermandel⸗ Oel innerhalb einer Viertelſtunde 20 Tropfen (4 — 5 Tropfen ätheriſche Blauſäure haltenden Oeles tödten alsbald einen Erwachſenen) ohne eine andere Wirkung, als erhöhte Temperatur, vermehrten Pulsſchlag und Reiz zum Huſten zu verſpüren ). Es werden jedoch die Perſiko-Liqueure nicht blos durch einfache Löſung des Oeles in Alkohol, ſondern auch durch Deſtillation von Pfirſichkörnern oder gar wohl auch von bitteren Mandeln, oder die Kirſchwaſſer eben ſo durch Deſtillation über Kirſchkörner und Zwetſchen gewonnen, die alle, wenn ſie nur einigermaßen concentrirt ſind, reichlich genoſſen, wegen ihres Gehaltes an Blauſäure, gefährliche Zufälle hervorrufen können und öfter ſchon gewiß hervorgerufen haben, als eben nur zur amtlichen Ermitte lung oder Kenntniß der Behörde gekommen iſt. Wenn alſo nur befohlen würde, alles Bittermandel-Oel vor der Anwendung durch Rectifikation über Kali von der Blauſäure zu befreien, oder die Fabrikanten angewieſen würden, bei der Deſtillation jener Liqueure aus den angeführten Subſtanzen eine kleine Quantität gereinigter Pottaſche oder Kali carbonicum zuzuſetzen, von welchem ein Quentchen mehr als hinreichend iſt, um aus einer, über ein Pfund Pfirſichkörner oder mehrerer Pfunde Kirſchkörner überzogenem Deſtillate jede Spur von Blauſäure zu entfernen, ſo könnten einerſeits nicht mehr ſo traurige Vorfälle wie der in der Einleitung zu dieſer Abhandlung angeführte vorkommen, und ſo würde denn auch jedem Nachtheil vorgebeugt werden, der aus etwaigem Genuß der eben angeführten Blauſäure haltigen Liqueure entſtehen muß. Bereits im Jahre 1831 hat Herr Profeſſor G., wie ſchon erwähnt, in einem in Ruſt's Magazin der Heilkunde niedergelegten Auf- ſatz dieſen ſo leicht in Ausführung zu bringenden Vorſchlag bekannt gemacht und im Jahre 1843 in ſeiner Schrift: „Ueber die chemiſchen Gegengifte.“ Breslau, 1843. S. 75 ihn abermals der Aufmerkſamkeit unſerer hohen Behörden empfohlen, jedoch hat man ihm keine Berückſichtigung zu Theil werden laſſen. Durch den oben angeführten traurigen Fall, welcher nun bald unſere Kriminalbehörden in Thätigteit ſetzen wird, fühlt ) Vergleiche: Ueber die wirkſamen Stoffe in der Blauſaͤure. Neue Berliner Sammlung aus dem Gebiete der Heilkunde. 1829. S. 417. und Ueberfiht der Arbeiten und Veränderungen der Schleſiſchen Geſellſchaft für vaterlaͤndiſche Kultur im Jahre 1829. S. 64. 28 218 ſich Herr Profeſſor G. jedoch dringend aufgefordert, nicht abzulaſſen und ihn zum drittenmal zur Kenntniß zu bringen. Vielleicht läßt man ihn diesmal nicht der Vergeſſenheit übergeben. Selbſt in Frankreich, welches bekanntlich rückſichtlich feiner medizinal⸗polizeilichen Anſtalten Deutſchland ſehr nachſteht, wird der Wunſch rege, daß die Medizinal⸗Behörden dieſem Gegenſtande Aufmerkſamkeit ſchenken möchten. (Journal de Chimie med. 2. Ser. VI. 92.) Dort iſt der Verbrauch des Bittermandelöls ganz ungeheuer. Ein einziger Fabrikant in Paris, Namens Planche, verarbeitet jährlich 1000 Unzen deſſelben und zwar nicht blos zur Bereitung der Liqueure, ſondern auch zu Pomaden, Parfümerien, zu welchem Zwecke auch bei uns eine nicht unbedeutende Quantität ohne alle weitere Kontrole oder Beaufſichtigung der Medizinal-Behörden verbraucht wird. In Rußland iſt das von Herrn Profeſſor G. in Preußen nachgeſuchte Geſetz ſchon publicirt. Es wurde vor einiger Zeit eine große Quantität Blauſäure haltendes Bittermandelöl dort im Hafen von Kronſtadt confiscirt. Dr. H. Barkow, z. 3. Secretair. ———— 219 6. Bericht über die Thätigkeit der technifchen Section im Jahre 1846. Hen Bauinſpector Manger hielt den 12. Januar einen Vortrag über die Art und Weiſe der Coaks⸗ gewinnung. Nachdem derſelbe über die erforderlichen weſentlichen Eigenſchaften der Steinkohle, um gute Coaks zu erhalten, geſprochen hatte, welche darin beſtehen, daß fie vor dem Verbrennen ſchmelzen oder zuſam⸗ menbacken und möglichſt wenig Aſche oder Schlacke liefern, Erforderniſſe, welche nur durch wenig Gruben genügend und oft in derſelben Grube nicht immer befriedigt werden, legte er eine Zeichnung der Coaksberei⸗ tungs⸗Anſtalt der Breslau- Freiburger Eiſenbahngeſellſchaft zu Freiburg vor. Es find daſelbſt Verſuche mit Oefen, welche 6 und 20 Tonnen Kohlen faſſen, angeſtellt worden, aus welchen ſich herausſtellt, daß bei den größeren Oefen nur mit 3 pEnt. Verluſt, bei den kleineren aber mit 12 pEnt. Gewinn gearbeitet werden kann. Zu ſchneller Fabrikation, wobei die Menge unberückſichtigt bleibt, ſind die kleinen Oefen vorzuziehen. Bei den größeren Oefen ſtellt ſich der Preis einer Tonne Coaks zu 14 Sgr. 10 Pf., bei den kleinen zu 14 Sgr. 6 Pf., wobei jedoch die Witterung von Einfluß iſt. Auf die daſelbſt gemachten Erfahrungen wurde die Coaksberei⸗ tungs⸗Anſtalt der Niederſchleſiſch-Märkiſcheu Eiſenbahngeſellſchaft gegründet. Der Vortragende legte die zum Bau derſelben entworfenen Zeichnungen vor, aus welchen hervorging, daß man außer der bequemen Anord⸗ nung des Ganzen, insbeſondere der Verhütung der Abkühlung der Oefen und der leichten Zuführung des zur Abkühlung der ausgezogenen Coaks erforderlichen Waſſers beſondere Aufmerkſamkeit geſchenkt hatte. Den 26. Januar ſprach der Secretair der Section über die Mittheilung von Böttger, Stahl, Schmiedeeiſen und Gußeiſen auf leichte Weiſe zu verquicken, als Vorbereitung zur Feuervergoldung. Nach derſelben werden 12 Theile Queckſilber, 1 Theil Zink, 2 Theile Eiſenvitriol, 12 Theile Waſſer und 1%, Theil Salzſäure in einem paſſenden irdenen Gefäße zum Kochen gebracht, und der zu amalgamirende Gegenſtand mit dem Queckſilber in Berührung geſetzt. In einigen Minuten iſt der Gegenſtand hinreichend amalgirt, und geeignet nach vorgegangenem Abſpühlen das Goldamalgam aufzunehmen. Bei mehreren vorgenommenen Verſuchen übernahm Herr Schwertfeger Grell die Ausführung der Vergoldung auf Stahl. Die Farbe war nach dem Abrauchen des Queckſilbers nicht ſchön, wurde aber nach vorgenommener Reinigung gut und zeigte ſich gleichförmig und dauerhaft. Noch nach Jahresfriſt iſt die Vergoldung dieſer nicht geſchützten und beſonders beachteten Gegenſtände in gleicher Trefflichkeit erhalten, ohne eine Spur von Roſtflecken erkennen zu laſſen. Am 9. Februar erörterte durch Verſuche Herr Kaufmann Levy das durch Warington angegebene Ver⸗ fahren zur Verſilberung des Glaſes auf chemiſchen Wege behufs der Spiegelfabrikation. Eine ſalpeterſaure Silberlöſung wird mit Ammoniak verſetzt, ſo daß eine geringe Menge Silberoxyd ausgeſchieden wird. Hierzu 28* gießt man Zimmt= und Caſſia-Oel in Alkohol gelöft, und bringt das Gemiſch auf eine gereinigte und mit einem Wachsrande verſehene Glasplatte. Sobald einige Tropfen Gewürznelkenöl in Alkohol gelöſt auf die Oberfläche der Flüſſigkeit gegoſſen werden, wird das Silber in Geſtalt eines dünnen Häutchens reducirt, welches ſich an die Glasfläche bei weitem feſter als die gewöhnliche Spiegelbelegung mit ſchönem Metallglanze anlegt und einen Spiegel bildet, welcher ganz einem polirten Silberſpiegel gleicht. 12 Gran Silberſalpeter genügen für 1 Quadratfuß Glasfläche. Der Ausführung im Großen dürfte hindernd in den Weg treten, daß bei der Ausſcheidung des Silbers oft Theilchen der ätheriſchen Oele mit fortgeriſſen werden, welche ſich zwiſchen Sil⸗ berhaut und Glas legen und matte Flecken erzeugen. Auch iſt die abgeſchiedene Silberhaut ſo äußerſt zart, daß ſie vor ihrem Niederſinken und bevor ſie an dem Glaſe haftet, durch die unbedeutenſte Erſchütterung, ja ſelbſt durch einen geringen Luftzug zerriſſen oder nach einer Seite zuſammengerollt wird, wodurch die Gleich⸗ mäßigkeit der Spiegelbelegung eine Störung erleidet. Den 9. März hielt Herr Baron von Rothkirch auf Schottkau einen Vortrag über die Anwendbar⸗ keit des Glaſes zu Spiralfedern in Uhren. In Chronometern, welche zur See gebraucht werden, übt die feuchte Seeluft auf die ſtählernen Unruhen durch Oxydation einen nachtheiligen Einfluß aus, welcher ſich durch den in kurzer Zeit nothwendigen Erſatz dieſes Theiles, insbeſondere aber durch den fehlerhaften Gang der Uhr bei Abnahme der Elaftizität der Feder fühlbar macht. Mit der Einführung des Glaſes fallen dieſe Schwie⸗ rigkeiten weg. Seine Sprödigkeit iſt nicht ſo groß, daß daraus angefertigte Spiralfedern nicht die ſtarke Er⸗ ſchütterung, welche auf Schiffen durch das Abfeuern von Kanonen hervorgebracht wird, mit Leichtigkeit ertragen ſollten, wie dies mehrfache Verſuche, ſelbſt bei einer Kälte von 9“ R. nachgewieſen haben. Die Aenderung, welche das Glas in ſeiner Ausdehnung durch Wärme erleidet, iſt ſo unerheblich, daß bei gläſernen Spiral⸗ federn die Einführung einer Compenſation als überflüſſig erſcheint. Am 23. März begann Herr Profeſſor Dr. Duflos einen Vortrag über die Schwefelſäure und ihre Verwendung in Künſten und Gewerben und ſetzte denſelben am 4. Mai fort. Der Vortragende erläuterte zunächſt die chemiſche Zuſammenſetzung der Schwefelſäure und ihre verſchiedenartigen Gewinnungsweiſen von dem Zeit⸗ punkt ihrer Entdeckung an bis auf die gegenwärtige Zeit, und beſchrieb dann, wie in dem Maaße, als das Bereitungsverfahren ſich vervollkommnete, der Preis daher ſich erniedrigte, die Anwendung auch immer man⸗ nigfaltiger wurde, die Conſumtion ſich ſteigerte und gegenmärtig wahrhaft enorm geworden iſt. In der That könne man aber zur Zeit dreiſt behaupten, daß es nächſt dem Eiſen kaum noch einen anderen Körper gebe, als die Schwefelſäure, welcher einen ausgedehnteren Einfluß auf alle Zweige der Technik und Induſtrie ausübe, und ſo wie das Eiſen die weſentliche Grundlage aller mechaniſchen Induſtrie ſei, ſo bilde die Schwefelſäure die unentbehrlichſte Grundlage aller chemiſchen Induſtrie. Der Vortragende ging hierauf in ein näheres Detail über einige der großartigſten und einflußreichſten Verwendungen der Schwefelſäure ein, beſchrieb unter anderen aus⸗ führlich die Soda-, Chlorkalk- und Salpeterſäure-Bereitung und den Silberaffinirungsprozeß mittelft Schwefel: ſäure und wies ſchließlich noch auf eine wahrſcheinliche dereinſtige großartige neue Anwendung der Schwefel⸗ ſäure in Schleſien hin, nämlich auf die mögliche mittelbare Verwendung derſelben zur Ausbringung des Goldes aus den goldführenden Reichenſteiner Arſenikkieſen. Dieſe Kieſe werden gegenwärtig lediglich behufs der Gewinnung von weißem Arſenik gefördert; in früherer Zeit war aber der Goldgehalt derſelben die Urſache, warum auf dieſes Erz Bergbau getrieben wurde. Der Goldgehalt beträgt indeß nur s Loth im Centner aufbereiteten Erzes, oder 55320 fo daß bei geſteigerten Löhnen und Preiſen des Brennmaterials die Ges winnungskoſten des Goldes in den letzten 200 Jahren nicht mehr gedeckt wurden. Daß in früherer Zeit der Goldgehalt ein größerer geweſen fei, iſt nicht wahrſcheinlich; es mußten daher ſehr große Mengen Erz geför- dert werden, um die Goldproduction zu erreichen, wie ſie in den früheren Jahrhunderten dort ſtattgefunden haben ſoll (150 Pfund wöchentlich); dafür ſpricht allerdings auch die ungeheuere Menge der die ganze Um⸗ gegend bedeckenden Halden, in denen die Rückſtände jener Operationen aufgehäuft ſind. Da nun gegenwärtig 221 bei der Arſenikbereitung der Goldgehalt in den abgedampften Schlichen zurückbleibt, ſo hat man in der Mitte des vorigen Jahrhunderts und zuletzt in den Jahren 1816 — 19 Verſuche angeſtellt, dieſe Rückſtände auf Gold, wovon ſie durchſchnittlich 4, Loth im Centner enthalten, zu benutzen. Man hat in der That auch einige Mark Gold gewonnen, allein die Koſten überſtiegen doppelt und dreifach den Werth derſelben. „Ich halte es indeß nicht für unwahrſcheinlich, äußerte der Vortr., daß der wohlfeile Preis der Schwefelſäure noch dahin führen werde, auch dieſes verborgene Gold, deſſen abſolute Menge gewiß außerordentlich groß iſt, an das Licht zu ziehen. In England wäre es gewiß bereits geſchehen. Wenn ich mir erlauben darf, vom theoretiſchen Standpunkt aus ein Verfahren anzudeuten, deſſen Anwendung vielleicht nicht ohne Erfolg ſein dürfte, ſo wäre es folgendes: Kochſalz würde mittelſt Schwefelſäure in Glauberſalz und Salzſäure, das Glauberſalz durch Schmelzen mit Kohle in Schwefelnatrium verwandelt. Mit der Auflöſung dieſes letzteren im Waſſer würden die goldhaltigen Abbrände ausgelaugt, wodurch das Gold gelöſt würde. Die mit Schwefel— gold beladenen Löſungen würden mit der im erſten Prozeſſe gewonnenen Salzſäure wieder zerſetzt, wodurch das Schwefelgold niedergeſchlagen, das Kochſalz aber regenerirt werden würde, um nach dem Einſieden aber⸗ mals in Glauberſalz verwandelt zu werden. Wie man ſieht, ſo käme es bei dieſem Verfahren ganz beſonders auf den Preis des Kochſalzes und der Schwefelſäure an. Erſteres iſt in England allerdings kaum % fo hoch als bei uns. Dieſer hohe Preis iſt aber bei uns durchaus ein unnatürlicher, wie hinreichend aus der in Nr. 38 der Breslauer Zeitung dieſes Jahres gegebenen Ueberſicht hervorgeht.“ Am 10. Mai hielt der Secretair der Section einen Vortrag über die von Donny gemachte Erfah— rung, daß die Adhäſion und Cohäſion des Waſſers im luftfreien Zuſtande ſehr erheblich iſt, und knüpfte daran einige Betrachtungen, welche den Hergang einiger auffallenden, bisher nicht genügend erklärten Erz ſcheinungen in ein deutlicheres Licht zu ſetzen vermögen. Im gewöhnlichen Zuſtande enthält das Waſſer mehr oder weniger Luft, welche theilweiſe durch Beifügung löslicher Körper, durch die Luftpumpe und durch Kochen entfernt werden kann, behält aber die letzten Antheile ſo hartnäckig zurück, daß auch anhaltendes Kochen, ſelbſt bei Ausſchluß der äußeren Luft, nicht im Stande iſt, ſie zu entfernen, da das Abſorptionsvermögen deſſelben fo bedeutend zu fein ſcheint, daß die von einem Theile abgefonderte Luft von einem anderen wieder aufge nommen wird, eine Erfahrung, die auch bei dem Auskochen der Barometer genügende Beſtätigung findet. Daß bei kochendem reinem Waſſer die Oberfläche die Temperatur der ſich entwickelnden Dämpfe habe, mit der Tiefe aber eine Steigerung der Temperatur eintrete, die nach der Beſchaffenheit der angewendeten Gefäße verſchieden ausfalle, war genügend bekannt, auch zweifelte man nicht, daß die Adhäſion und Cohärenz der Flüſſigkeit die Urſache dieſer Erſcheinung, ſo wie das Hängenbleiben einer Queckſilberſäule in gut ausgekochten Barometern denſelben Kräften beizumeſſen, aber man hatte keine Ahnung, daß der Zahlenausdruck dafür ein fo erheb⸗ licher ſei, als aus Donny's Verſuchen hervorgeht. Nach ihm iſt die Cohärenz größer als einer Atmoſhpäre Druck und die Adhäſion gegen die Gefäßwandungen übertrifft den Druck von 3 Athmoſphären bei genügend luft⸗ freiem Waſſer. So wie Waſſer bedeutend unter feinen Gefrierpunkt abgekühlt werden kann, bis zu 10 und 200, ohne daß es ſeinen Aggregatszuſtand ändert, ſo kann es im möglichſt luftfreien Zuſtande auch erheblich über ſeinen Siedepunkt erwärmt werden, bevor eine Dampfbildung an der der Wärmequelle zugekehrten Gefäß⸗ wand eintritt. Der Wärmegrad, bei welchem die Dampfbildung exploſionsartig unter dieſen Umſtänden eintritt, bei 1350 etwa, fällt merkwürdiger Weiſe mit der Temperatur zuſammen, bei welcher im Leiden froſt'ſchen Verſuche das auf glühenden Flächen als Kugel rotirende Waſſer ſich exploſionsartig auszubreiten pflegt. Die Richtigkeit der Anſicht jedoch, daß im möglichſt luftfreien Raume die Dampfbildung nur von den Gefäß: wandungen ausgehe, veranlaßt durch noch vorhandene Luftbläschen, in deren Oberfläche die Dampfbildung beginnt, dürfte bezweifelt werden, da bei Verſuchen mit möglichft luftfreiem warmen Waſſer unter der Luft⸗ pumpe ſich deutlich zu erkennen giebt, daß die Dampfbildung ſtets an der heißeſten Stelle ihren Anfang nimmt, welche nach Beſchaffenheit des Gefäßes mehr oder weniger von der Lage des Schwerpunktes abhängig iſt. 222 Noch beſtimmter läßt ſich dieſer Umſtand bei dem bekannten Verſuche erkennen, wenn in einem Kolben, der ſich in eine feine Röhre mündet, welche, nachdem durch anhaltendes Sieden die Luft ausgetrieben, verſchloſſen worden iſt, durch Refrigeration das Sieden hervorgerufen wird. Nach den bekannt gewordenen Umſtänden würde der vor Kurzem in einer der hieſigen Kattundruckereien ſtattgehabte Unglücksfall in dem eigenthümlichen Verhalten ziemlich luftfreier Flüſſigkeiten bei ihrer Erwärmung ſeine Erklärung finden. Ein Keſſel mit Farbenbrühe, welcher längere Zeit hindurch im Kochen erhalten worden war, zeigte ſich plötzlich auf ſeiner Oberfläche in Ruhe. Als der dabei beſchäftigte Arbeiter ſich über den Rand hinüberbog, flog die heiße Brühe empor und brachte ihm lebensgefährliche Berletzung bei. Auch das Stoßen längere Zeit hindurch im Kochen befindlicher Flüſſigkeiten würde darin genügende Erklärung finden, beſonders ſolcher, welche noch weniger hartnäckig als Waſſer, Luft zurückzuhalten ſcheinen, wie Kalilauge, Schwefel⸗ ſäure ꝛc. und insbeſondere Queckſilber. Geſtützt auf die Vermuthung Donny's, daß Hinzuleiten von Luft zu einer ſtark ſtoßenden Flüſſigkeit die Gefahr des Zerbrechens der Gefäße hindern dürfte, ſetzte Herr Profeſſor Dr. Duflos deſtillirender Schwefelſäure eine geringe Menge ſchwefelſaures Ammoniak zu, bei deſſen Zer⸗ ſetzung ſich ununterbrochen Luftblaſen entwickeln und machte die erfreuliche Erfahrung, daß wirklich das Stoßen beſeitiget und ein ruhiges Kochen erzielt wurde. Das häufige Zerſpringen von größeren oder kleineren Ther⸗ mometerkugeln ſelbſt mit ziemlich weiter Röhre und geöffnet, welche mit genügend luftfreiem Waſſer oder Queckſilber gefüllt ſind, wenn ſie einer neuen Erwärmung ausgeſetzt werden, dürfte nach dieſer Anſicht nichts Befremdliches haben, da hiebei die Wärmequelle nur auf einen geringen Theil der Oberfläche zu wirken pflegt, dieſen bis über die Temperatur, bei welcher Dampf dem Drucke der Atmoſphäre das Gleichgewicht hält, erhitzt, bis endlich Dampf von hoher Spannung entſteht, welcher alsdann die darüber befindliche Flüſſigkeit mit der ſeiner Elaſtizität entſprechenden Kraft fortſchleudert. Da auch bei dem Dampfkeſſel die Wärmequelle vorzugs⸗ weiſe nur an einer Stelle wirkſam iſt, ſo dürfte auch hier derſelbe Fall eintreten können. Dieſe Anſicht erhält einen Anhaltspunkt in dem Umſtande, daß ein Zerſpringen häufig eintrat, ſobald der Keſſel längere Zeit ohne Speiſung geheizt blieb und dann plötzlich mit Speiſewaſſer, alſo mit lufthaltigem Waſſer verſehen wurde. Die Oberfläche der Flüſſigkeit kann füglich eine niederere Temperatur beſitzen als der Wärmequelle zunächſt, und daher auch nur einen Dampf von ihr entſprechender Elaſtizität liefern. Tritt zu demſelben kein an der Wärme⸗ quelle erzeugter Dampf mehr zu, welches eintreten wird, ſobald das Waſſer hinreichend luftleer geworden, fo kann auch das Sicherheitsventil nicht mehr geöffnet werden. Unter der Vorausſetzung, daß die von Donny für den leeren Raum ermittelten Zahlen auch noch hier ihre Anwendung finden können, würde die im Keſſel befindliche Waſſermaſſe, wenn die Dampferzeugung an der Wärmequelle plötzlich vor ſich geht, die durch luft⸗ haltiges zutretendes Waſſer begünſtigt wird, mit dem Ueberdruck von nahe drei Atmoſphären fortgeſchleudert worden. Der Vorſchlag Donny's, den in Ruhe befindlichen Dampfkeſſeln ſtets Luft in geringer Menge einzupumpen, ſcheint daher wohl der Beachtung werth zu ſein. Daß das Stoßen kochender Flüſſigkeiten auch vermieden werden kann, wenn die Erwärmung von oben oder doch nahe der Oberfläche erfolgt, ſteht mit der angeführten Anſicht nicht im Widerſpruch, da hiebei die Dampfbildung nur an der Oberfläche der Flüſſigkeit vor ſich geht und ein eigentliches Kochen nicht ſtattfindet. Am 12. Oktober ſprach Herr Hauptmann Luz über die Umänderung der Baumwolle in Schießwolle, wenn ſie mit ſtarker Salpeterſäure digerirt, gewaſchen und getrocknet wird. Derſelbe legte mehrere Proben vor, die aber noch feucht waren und daher keine Einſicht in die Wirkungsweiſe dieſes neuen, explodirenden Stoffes geſtatteten. Herr Apotheker Dr. Krocker machte die Mittheilung, daß ihm Baumwolle mit ſtarker Salpeterſäure behandelt, nach dem Auswaſchen beim Trocknen bei einer Temperatur von höchſtens 150° explodirt ſei. Der Secretair erwähnte der Einrichtung zur Erbohrung arteſiſcher Brunnen, welche von Fauvelle in Perpignan angewendet worden iſt, um ein Bohrloch von 450 Fuß Tiefe in 15 Tagen niederzutreiben. 223 Man hatte bisher zwei weſentliche Verfahrungsarten angewendet. Beim Seilbohren wurde ein nach der Be: ſchaffenheit des Bodens eingerichteter Meiſſel hinreichend beſchwert in dem zu bildenden Loche aufgehoben und niedergelaſſen und damit das vorhandene Geſtein zertrümmert. Mittelſt einer cylindriſchen Büchſe hob man den Schmard oder weicheren Boden heraus. Bei dem gewöhnlichen Berggeſtänge iſt das Seil durch Eiſen— ſtäbe, welche in Theilen aneinander zu ſchrauben find, erſetzt. Dieſe Vorrichtung geſtattet auch die Anwen⸗ dung des Bergbohrers in weicherem Boden. Bei tiefen Löchern wurde aber das Geſtänge ſehr ſchwer, müh— ſam emporzuheben und gab bei Anwendung des Meiſſels zu Stauchungen der Schraubengewinde und Krüm— mungen des Geſtänges Veranlaſſung. Kind ſuchte deshalb den Meiſſel vom Geſtänge beim Niederlaſſen dadurch zu trennen, daß er das Bohrloch mit Waſſer füllte und mittelſt einer an dem Geſtänge verſchiebbaren Scheibe durch deren Widerſtand im Waſſer eine Auslöſung des Meiſſels öffnete, ſo daß derſelbe in einem Schlitze des unteren Theils der Borſtange frei fallen konnte. Beim gänzlichen Niedergange der Bohrſtange wurde der Meiſſel mittelſt der Scheere wieder gefaßt und konnte von neuem gehoben werden. Die Scheere war mittelſt Stricken mit der Scheibe in Verbindung. Man ſuchte auch das Geſtänge, ohne es ſeiner anderen Vorzüge zu berauben, dadurch leichter zu machen, daß man ſtatt der Stäbe luftdichte Röhren anwendete, und das Bohrloch mit Waſſer gefüllt erhielt. Indeß hatten alle dieſe Vorrichtungen den großen Uebelſtand, daß, um den ausgebohrten Boden oder das zertrümmerte Geſtein fortzuſchaffen, das Geſtänge nach kurzen Zwiſchenzeiten gehoben werden mußte, wozu viel Zeit und Kraft verbraucht wurde. Das von Fauvelle angewendete Verfahren geſtattet eine ununterbrochene Bohrung. Das Geſtänge wird nur gehoben, um ſchadhaft gewordene Theile zu beſſern. Die Bohrſtange, aus aneinander geſchraubten Theilen beſtehend, iſt hohl und hat einen Durchmeſſer im Lichten zwiſchen 1 und 2 Zoll. An ihrem unteren Ende iſt der Meiſſel angeſchraubt, ſo daß freie Oeffnung nach unten iſt. Das oberſte Röhrenſtück iſt nach oben geſchloſſen und geſtattet die Einſchiebung eines Hebels zum Drehen und Heben des Geſtänges. Unter⸗ halb des Hebels befindet ſich in dieſem Röhrenſtück eine Oeffnung, welche mit einem wulſtartigen Muff ums geben, welcher mit einem auf- und niederbiegſamen, ſeitlich nach einer Druckpumpe führenden Rohre verbunden iſt, ſo daß eine waſſerdichte Drehung des Geſtänges und eine Bewegung deſſelben auf- und niederwärts von 6 bis 8 Fuß möglich iſt. Während des Bohrens wird die Druckpumpe in Bewegung geſetzt, das in dem Röhrengeſtänge niedergehende Waſſer tritt am unteren Ende, am Meiſſel, in das Bohrloch, ſteigt zwiſchen Geſtänge und Bohrwand in die Höhe, und nimmt den losgeſtoßenen Schmard mit fort, welcher oberhalb des Bohrlochs fortgeſchafft wird. Faſt noch vortheilhaſter zeigte es ſich, wenn das Bohrloch durch eine Stopfung verſchloſſen wurde, in welcher ſich das Geſtänge bewegen konnte, und das Waſſer mittelſt der Druckpumpe durch dieſe Stopfung in den Raum zwifhen Bohrwand und Geſtänge gepreßt wurde. Hierbei flieg das Waſſer in dem Geſtänge empor und floß durch die im oberen Röhrentheil befindliche Oeffnung frei ab. Im letzteren Falle wurden mit gutem Erfolge Sand und Steinſtückchen von 1 bis 2 Zoll Länge heraufgebracht. Auch wurde der Section ein Schreiben des Herrn Stoz aus Gleiwitz vorgelegt, worin derſelbe die Nachricht mittheilt, daß er nach der Bohr-Methode von Kind im Stande ſei, Bohrlöcher von jeder Weite und Tiefe in der Hälfte der Zeit, alſo auch mit der Hälfte des Koſten-Aufwandes gegen früher zu liefern und die Anfertigung und Ausrüſtung eines Bohrlochs kontraktlich zu übernehmen bereit iſt und beruft ſich hinſichtlich ſeiner Befähigung zu dieſer Beſchäftigung auf ein von dem königlichen Bergamt zu Tarnowitz aus⸗ geſtelltes Atteſt. Am 26. October machte Herr Profeſſor Dr. Duflos einige Mittheilungen über die Bereitung, Wir⸗ kung und chemiſche Beſchaffenheit der exploſiven Baumwolle. Der Vortr. erläuterte zunächſt die chemiſche Zuſammenſetzung der Baumwollenfaſer, welche aus Kohlenſtoff, Waſſerſtoff und Sauerſtoff beſtehend, von letzterem nur fo viel enthält, als gerade zur Verbrennung (Oxydation) des vorhandenen Waſſerſtoffs erfordert wird. Es habe ſomit die Verwandlung der rohen Baumwolle in einen exploſiven Körper, d. h. in einen 3 e Körper, welcher die Bedingungen zur vollſtändigen, von äußerem Sauerſtoffzutritte unabhängigen, Verbrennung in ſich ſelbſt enthalte, zur Aufgabe, ſo viel Sauerſtoff derſelben einzuverleiben, als zur Verbrennung des Kohlenſtoffs nothwendig iſt. Der Vortr. zeigte nun, wie dieß durch Behandlung der rohen Baumwolle mit höchſt concentrirter Salpeterſäure von 1,550 ſpezifiſchem Gewicht, oder auch mittelſt einer Miſchung aus dieſer und gleichviel concentrirter Schwefelſäure geſchehen könne. Es treten hierbei eine gewiſſe Quantität Waſſer⸗ Elemente aus der vegetabiliſchen Faſer heraus und werden durch eine gewiſſe Quantität waſſerleerer Salpeter⸗ ſäure erſetzt, einem ſauerſtoffreichen Körper, welcher beſonders ausgezeichnet ift durch die Leichtigkeit, mit welcher er feinen Sauerſtoff entweder ganz oder theilweis an leicht orydirbare Körper abgiebt, unter eigener Verwand⸗ lung in Stickgas oder Stickorydgas. Es gehöre ſomit die exploſive Baumwolle zur Klaſſe der chemiſchen Zu⸗ ſammenſetzungen, welche man Nitroverbindungen nennt, und deren Anzahl nicht unbeträchtlich iſt. Der Vortr. ſtellte auf der Stelle in der angeführten Weiſe Schießbaumwolle dar, mit welcher auch bald Schießverſuche vorgenommen werden konnten, welche ganz befriedigend ausfielen. Außerdem theilte derſelbe noch mit, daß ihm auch mit der Anwendung der ſchwächeren, daher auch weit wohlfeileren Salpeterſäure von 45 Baumé des Handels die Herſtellung eines gleich wirkſamen Präparats gelungen ſei, dadurch, daß er gleichzeitig die vierfache Menge concentrirter Schwefelſäure anwandte. Es wurde eine Quantität von auf ſolcher Weiſe bereiteter Schießbaumwolle vertheilt und auch ſogleich erprobt. Schließlich gab der Vortr. dennoch ſeinen großen Zweifel zu erkennen, daß die Schießbaumwolle das Schießpulver in allen Fällen je würde ganz erſetzen können. Beſonders ſtehe der Anwendung im Großen, z. B. im Kriege, das große Volum, die gefährliche leichte Explo⸗ dirbarkeit und die die Exploſion begleitende Entwickelung von Salpetergas, worauf Herr Profeſſor Fiſcher zuerſt aufmerkſam gemacht habe, entgegen. Am 9. November ſprach Herr Dr. Stolle über die Darſtellung von Lichtbildern auf Metall-Platten und Papier, erwähnte der Bemühungen von Berres, eine Aetzung der auf Metallplatten dargeſtellten Bilder zu bewerkſtelligen und legte eine Reihe von Abdrücken ſolcher Platten vor, welche einen angenehmen Eindruck über die gemachten Fortſchritte in dieſer Hinſicht hervorbrachten. Es fanden ſich darunter auch Abdrücke von Platten, deren Aetzung auf galvaniſchem Wege erfolgt war. Herr Apotheker Dr. Krocker legte Proben von elektriſchem Papier vor. Er erhielt daſſelbe durch Ein⸗ tauchen ungeleimten Papieres in ein Gemiſch von einem Volumen rauchender Schwefelſäure auf 2 Volumen ſtarker Salpeterſäure und nachherigem Abſpühlen mit Waſſer. Mehr Schwefelſäre wirkt einen Gewöhn⸗ liche Salpeterſäure mit gleichem Volumen Schwefelſäure leiſtete dieſelben Dienſte. Am 23. November hielt Herr Kaufmann Hutſtein einen Vortrag über die Kryſtalliſation und erörterte denſelben durch eine Sammlung ausgezeichneter Kryſtalle. — Unter Kryſtalliſation verſtehet man den phyſika⸗ liſchen Vorgang bei dem Uebergange gewiſſer Körper aus dem elaſtiſch- oder tropfbarflüſſigen in den feſten Zuſtand, unter Annahme beſtimmter Formen. Sie iſt als eine beſondere Art der Aeußerung der Anziehungs⸗ kraft der kleinſten Theile anzuſehen. Man hat vielfach verſucht, den Grund der verſchiedenen Kryſtallformen in einer Verſchiedenheit der primären Form der an- und auf einander lagernden kleinſten Theile zu finden, während anderſeits Andere gezeigt haben, daß man aus einer gleichen primitiven Kugelgeſtalt aller Atome die Kryſtallform ableiten könne. Die Urſachen, die einen Körper in den kryſtalliſirten Zuſtand überführen, können verſchieden fein. War die Wärme die einzig flüſſig machende Urſache, oder trug fie wenigſtens dazu bei, die feſten Körper in größerer Menge in einer Flüſſigkeit zu löſen, ſo hat man Abkühlung anzuwenden; war ſie z. B. Waſſer, Aether oder Weingeiſt, fo hat man dieſe Löſungsmittel theilweis, entweder durch Verdampfung über freiem Feuer, oder an der Atmoſphäre, oder im luftleeren Raume zu entfernen. Andere Körper, wie Metalle, Schwefel u. ſ. w. werden dadurch kryſtalliſirt erhalten, daß man ſie in dazu geeigneten Gefäßen ſchmilzt und die geſchmolzene Maſſe noch ehe ſie durch und durch erſtarrt, durch Einſtoßung der oberen Decke und Ausgießen der noch flüſſigen Maſſe langſam abkühlen läßt. Die Kryſtalle finden ſich dann in den inneren 225 Wandungen vor. Außer den allgemeinen Vorgängen, wie fie bei Kryſtalliſationen auftreten, find auch einige Erſcheinungen anzuführen, wie fie bei Kryſtalliſationen von Salzen wahrgenommen werden können und nament⸗ lich über das Gelingen dieſer Operationen einige Bemerkungen mitzutheilen. Zuvörderſt iſt auf die Art der Verdampfung und auf die Temperatur Rückſicht zu nehmen; erſtere kann, wie ſchon oben erwähnt, über freiem Feuer, an der Atmoſphäre, oder im luftleerem Raume geſchehen. Durch freiwillige Abdünſtung erlangt man auch häufig recht günſtige Reſultate. So liefern z. B. Alaun, Eiſenalaun, Chromalaun, ſalpeterſaures Blei, ſalpeterſaurer Baryt u. ſ. w. vollkommen ausgebildete Octaeder, nur iſt dabei auf Folgendes zu achten. Die Salze werden in kaltem Waſſer gelöſt, an einen temperirten Ort auf Sand geſtellt, und die Oberfläche der Salzlöſung möglich durch kalten Luftzug abgekühlt; die Kryſtalle zeigen ſich hier größtentheils auf der Oberfläche, haben Gelegenheit, ſich faſt nach allen Seiten gleichmäßig auszubilden, und fallen erſt, nachdem ſie bereits bohnengroß angewachſen ſind, zu Boden, wo ſie dann bald entfernt werden müſſen. Bei allen Salzen dieſe Methode anzuwenden, iſt nicht räthlich, da ein großer Theil der Salze, wenn ſie ſich in Löſung befinden, die fatale Eigenſchaft zeigen, ſtark zu effloresciren, d. h. ſie ſteigen durch Capillarität an der Gefäß⸗ wand in die Höhe, über den Rand hinweg, längs der äußeren Fläche des Gefäßes heraus, ſo daß ſehr wenig oder nichts bei längerem Stehen im Gefäße bleibt. Dies iſt beſonders bei Kaliumeiſencyanür und Cyanid, chromſau⸗ rem Kali, phosphorſaurem Natron u. |. w. der Fall. In ſolchen Fällen iſt eine ſchnelle Verdampfung in Ges fäßen mit recht ſteilen Wandungen vorzuziehen, oder man bringt die Abrauchſchalen mit den Salzauflöſungen unter eine verſchließbare Glasglocke mit geglühtem Chlorcalcium zuſammen. Eine andere Art der freiwilligen Verdampfung wurde angewandt bei Chlorcalcium und Natrium. Man bereitet eine verdünnte Löſung dieſer Salze, 1 Theil Salz und 6 Theile Waſſer, ſtampft weißen Thon zu einem gröblichen Pulver, und miſcht dieſes mit der Salzlöſung zu einem ſteifen Teige und bringt letzteren an einen kühlen Ort. Nach Verlauf von drei bis vier Monaten erhält man die ſchönſten durchſichtigſten Würfel. — Auch die Temperatur, bei welcher Salze abgedampft werden, iſt in Betracht zu nehmen, da bei verſchiedenen Temperaturgraden auch verſchiedene Kryſtallformen auftreten. So kryſtalliſirt Glauberſatz bei gewöhnlicher Temperatur in offenen Gefäßen in vier und ſechsſeitigen Säulen und mit 10 M. G. Waſſer dagegen bei 33% in rhombiſchen Säulen und rhombiſchen Octaedern und das Salz iſt waſſerleer. In einem verſchloſſenen Gefäß zwei Theile Glauber⸗ ſalz in einem Theil heißen Waſſer gelöft, giebt beim Abkühlen harte durchſichtige Kryſtalle, mit 8 Atom Waſſer, welche, wenn man ſie mit einem Körper oder auch nur die Flüſſigkeit berührt, augenblicklich undurchſichtig werden. Borax kryſtalliſirt aus einer heißen Löſung bei einer Temperatur von 60—80 Grad in ſehr ſchönen Octaedern mit 6 Atom Waſſer, dagegen unter dieſer Temperatur in ſchiefen rectangulairen Säulen und mit 10 Atom Waſſer. Schwefelſaures Nickeloxydul kryſtalliſirt ebenfalls in zwei verſchiedenen Formen und zwar in Prismen und quadratiſchen Octaedern. Die erſtere Form ſoll mehrfacher Angabe nach bei gewöhnlicher Temperatur, die letztere nur bei einer Temperatur von 22° kryſtalliſiren. Diefe Angabe fand der Vortragende nicht beſtätigt, da bei einer Temperatur von 22% eben nur prismatiſche Kryſtalle erhalten wurden, während das octaedriſche Salz erſt aus der Mutterlage kryſtalliſirt. Zum Schluſſe wurde noch die mit Feuererſcheinung begleitete Reduction des chromſauren Ammoniaks zu Chromoxpd gezeigt. Der Section wurde überreicht: „Der Runkelrübenbau von Dr. Stolle,“ Bericht des Preußiſchen, Frankfurter und Grünberger Gewerbe-Vereins. Am 7. December hielt Herr Oberlehrer Dr. Sadebeck einen Vortrag über die Lage und Beſtimmung des Schwerpunktes in Linien, Flächen und Körpern. Den zu ſeiner Auffindung erforderlichen Conſtructions⸗ Methoden wurden auch praktiſche Regeln beigefügt und durch Verſuche erläutert. Er beleuchtete alsdann den Einfluß der Lage des Schwerpunktes hinſichtlich der Stabilität der Körper und verſinnlichte das Vorgetragene durch Experimente mit der Scheibe, deren Schwerpunkt außerhalb der Axe durch ihren Mittelpunkt liegt, durch Doppelkegel und chineſiſchen Treppenſteiger. 29 226 Durch die huldvolle Unterſtützung, welche Ihre Excellenzen der Herr Finanzminiſter und der Herr Mi- niſter der geiftlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗Angelegenheiten der Section auch in dieſem Jahre angedeihen ließen, war es möglich, den beſtehenden Leſekreis, in welchem die beſſeren techniſchen Journale den Mitgliedern zugeſtellt wurden, aufrecht zu erhalten. Die Section fühlt ſich für dieſes gnädige Wohlwollen zu großem Danke verpflichtet. Gebauer, 3. Z. Secretair der Section. 5 II. Abtheilung für Geſchichte, Pädagogik, Kunſt und Muſtk. 7. Siſtoriſche Section. Ueberſicht der geſammten außerdeutſehen Sprachverhältniſſe im Preufifchen Staate. Ein Volk hat keine Idee, zu der es kein Wort hat. Nicht die Leier Amphions hat Städte errichtet, keine Zauberruthe hat Wüſten in Gärten verwandelt; die Sprache hat es gethan, ſie, die große Geſellerin der Menſchen. Durch fie vereinigten ſie ſich bewill— kommend einander und ſchloſſen den Bund der Liebe. Herder's Ideen zur Philoſophie der Geſchichte der Men ſchheit. Die Geſchichte lehrt uns, welch' ein vorzügliches Mittel zur Verſchmelzung der Sitten, wie zur übereinſtimmen⸗ den Förderung gemeinſchaftlicher Zwecke, der leichtere Austauſch der Gedanken durch eine gemeinſchaftliche Sprache in ſich ſchließt. Schon Seneca äußert hierüber in ſeinen ausführlichen Briefen Nr. 115 und 116 treffliche Gedanken; Iſelin in feiner Geſchichte der Menſchheit ſchildert lebhaft den bedeutenden Einfluß der Sprache für die Ent- wickelung der Kultur, und Herder findet in ihr einen göttlichen Odem, der wie ein Zauberton wirkt. 0 Je inniger aber die Mutterſprache von früheſter Kindheit an in dem einzelnen Menſchen feſte Wurzel faßt, je theurer ihm das Andenken an ſeine Jugend, wie an ſeine natürlichen Lehrer in der Sprache — ſeine Eltern und Geſchwiſter — bleibt, je herzlicher er ſeine Vorfahren verehrt und die Traditionen von ihnen mit Pietät bewahrt, um deſto weniger läßt es ſich gewaltſam bewirken, dieſe Sprache bei ihm und den Seinigen zu ver⸗ drängen. — Die Hauptſtämme in Europa find Romaniſchen, Germaniſchen und Slaviſchen Urſprungs. — Noch vor etwa vierzig Jahren beachtete man in Deutſchland die Wichtigkeit Einer Sprache im Volke wohl weniger als jetzt; bei vielen Höfen der Fürſten und in andern vornehmen Familien hörte man ſogar nur die Sprache des Auslandes; aber während des Druckes der Fremdherrſchaft und beſonders mit dem Jahre 1813 erwachte in Deutſchland ein anderer Sinn. Merkwürdig iſt es, wie viel beſonders in unſerm Preußenlande ſeit jener Zeit für die deutſche Sprach erwirkt iſt, vorzüglich durch den beſſern Unterricht in kleinen Städten und auf dem Lande, durch Aufhebung der Unterthänigkeitsverhältniſſe, fo daß ſich Jeder nach freier Wahl fein Unterkommen ſuchen kann; durch Vermeh⸗ rung kollegialiſcher Gerichtsbehörden und deren Beſetzung mit Oberlandesgerichts-Aſſeſſoren, denen ſich die Er⸗ ſcheinenden in Prozeſſen, und mehr noch bei Nachlaßregulirungen, wie bei den Handlungen der freiwilligen Ge- richtsbarkeit, gern unmittelbar verſtändlich machen; beſonders auch durch unſere jetzige Militairverfaſſung, wobei die jungen Landleute ihre Kameraden auch aus höheren Ständen um ſich ſehen, mit denen ihnen der freie Aus— 29 * 228 tauſch erfreulich wird; fo wie durch den Bau der Kunftftcaßen *) und Eiſenbahnen, welche den Verkehr auf eine von unſern Vorfahren nicht geahnete Weiſe erleichtern. Durch ſolche Mittel erreicht es ſich zwanglos und faſt unwillkürlich, daß auch die uns angehörigen, aber in außerdeutſcher Sprache redenden Landsleute ſich der Hauptſprache unſers Vaterlandes allmälig zuwenden, namentlich war dies mehr und minder bei den Einwanderern der Fall, welche unſer Land von Zeit zu Zeit bei ſich aufnahm, um ihnen eine neue Heimath zu gewähren. Ueber dieſe Aware giebt der Vortrag, welchen der Herr Geheime Ober⸗ Regierungsrath Diete rici zu Berlin am 8. Januar d. J. im ſechsten Cyclus des dortigen wiffenfchaftlihen Vereins hielt, bemerkenswerthe Aufſchlüſſe. Die öffentlichen Blätter theilten darüber unter Andern Folgendes mit: Der große Kurfürſt nahm im Jahre 1685 gegen 20,000 franzöſiſche Flüchtlinge auf, von denen ſich 12,000 in 33 Kolonien anſiedelten. Hiermit im Zuſammenhange ſteht die unter dem König Friedrich I. erfolgte Einwanderung der aus Mau⸗ heim und der Pfalz von Frankreichs Herrſchern vertriebenen Reformirten, welche ſich — in Magdeburg, Halle, Burg und Calbe — an der Elbe und Saale niederließen; ferner der aus Orange Verjagten, welche ſich in der Neuſtadt zu Berlin anſiedelten; und der theils in Neuſtadt-Eberswalde, theils in den Ruppinſchen und Jeri⸗ chowſchen Kreiſen aufgenommenen Schweizer. Unter Friedrich Wilhelm 1. fanden etwa 2000 proteſtantiſche Böhmen in Berlin, Nirdorf und Nowawes ihre Heimath. Am wichtigſten war 1727 die Einwanderung der ihres Glaubens wegen verfolgten Salzburger, von denen 15,500 nach Preußen kamen und ſich zum Theil in Litthauen ihren Wohlſtand erwarben. — Friedrich der Große nahm Herrnhuther, Schwenkfelder und Böhmiſch-Mähriſche Brüder auf. Der König, welcher die Duldung im edelſten und höchſten Sinne übte, wollte gern noch andere Koloniften in das Land zie⸗ hen, und ließ zu dem Ende Spinner- und Weber-Dörfer anlegen. Friedrich Wilhelm III. nahm 1340 Philipponen aus Rußland und 448 Zillerthaler auf. Der regierende König hat vor noch nicht zwei Jahren 93 Ackerwirthe aus dem Großherzogthume Heſſen, welche nach Amerika übergehen wollten, in Rothfließ (Oſtpreußen) zugelaſſen, wo ſie eine neue Wirthſchaftskolonie mit gutem Fortgange gegründet haben. Gegenwärtig ſollen für weſtdeutſche Koloniſten Königliche Domainen dis⸗ membrirt und vererbpachtet werden. — Die Hauptſumme aller dieſer Einwanderungen würde nicht ganz 300,000, oder kaum zwei Prozent der Bevölkerung ausmachen; aber die Frucht, welche die Einwanderungen mit Rückſicht auf die Volksbildung ge⸗ tragen, fällt in das Gewicht. Auch wegen der Sprachverhältniſſe im Preußiſchen Staate waren dieſe Einwanderungen von Erheblichkeit. Bei dem Beginn meiner praktiſchen Laufbahn zu Magdeburg fand ich dort wohl Kolonien von Franzoſen und Pfälzern mit eigenen Richtern“) und für Letztere mit einem beſondern Magiſtrat, aber der Dolmetſcher bedurfte es bei der franzöſiſchen Kolonie nicht mehr; als Oberlandesgerichts-Rath in Halberſtadt und ſelbſt zu Düſſeldorf am Rhein, wo ich als Ober-Prokurator ſtand, ſah ich ſolche Zwiſchenperſonen bei den Gerichtsver⸗ handlungen gleichfalls nicht zugezogen. Um deſto auffallender war es mir, als ich hierher verſetzt wurde, pol⸗ niſche, böhmiſche, mähriſche und ſpäter — als ich das Direktorium des Reviſions-Kollegii der Provinz über⸗ nahm — auch wendiſche Protokolle, oder deren Ueberſetzungen bei den Gerichtsverhandlungen zu finden. Hierauf bemühete ich mich, dieſe außerdeutſchen Sprachverhältniſſe in Schleſien möglichſt genau feſtzuſtellen, beſonders auch — um einen feſten Anhalt zu gewinnen — zu ermitteln, in welchen Gemeinden der Vortrag der Geiſtlichen, wie der Unterricht der Lehrer noch in fremden Sprachen erfolgt. *) Schon im Anfange des Jahres 1845 waren in der Monarchie 1702 Meilen Chauſſeen, deren Zahl ſich alljährlich mehrt. **) Dürch die Kabinetsordre vom 30. Oktober 1809 iſt die Verfaſſung der Kolonien geändert und der Städte⸗Ordnung vom 19. November 1808 angepaßt. Meine Ermittelungen habe ich als Mitglied der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur in drei Jahresberichten mitgetheilt. Hierauf iſt in verſchiedenen Schriften, namentlich auch in der vergleichende n Kultur: Statiſtik der Großmächte Europa's, vom Freiherrn Dr. v. Reden, Heft 2, S. 370, Bezug genommen, und meiner fernern Forſchungen über die außerdeutſchen Sprachverhältniſſe in unſerm Vaterlande gedacht. Meine Bemühungen wegen dieſes wichtigen Gegenſtandes habe ich auch auf die andern Provinzen unſers Vaterlandes ausgedehnt, mich zu dieſem Behufe an ſämmtliche Herren Ober-Präſidenten — außerhalb Schleſien — gewendet und ſie um Mittheilungen über die in ihren Provinzen ſtattfindenden außerdeutſchen Sprachverhältniſſe erſucht. Ferner habe ich mir von dem Herrn Profeſſor Dr. Matile zu Neufchatel, Mitglied des höchſten Gerichts im Fürſtenthume Neuenburg, Nachrichten über die dortigen franzöſiſchen und deutſchen Sprachverhältniſſe — und nicht vergeblich — erbeten. Unſere Legislation hat ſolchen Verhältniſſen neuerlich wieder eine beſondere Berückſichtigung geſchenkt. Es iſt nehmlich durch die Kabinetsordre vom 14. Auguſt 1846 verordnet, daß bei den Königlichen Gerichts⸗ behörden, in deren Bezirk eine andere Sprache als die deutſche gebräuchlich iſt, den Parteien für Ueberſetzungen aus jener Sprache keine Koſten und für die Verhandlungen im Gericht keine Dolmetſchergebühren berechnet wer— den ſollen; daß übrigens die Gebräuchlichkeit einer außerdeutſchen Sprache in dem Bezirke einer Gerichtsbehörde dann anzunehmen iſt, wenn ſich in demſelben eine oder mehrere Ortſchaften befinden, wo Gottesdienſt oder Schulunterricht in jener andern Sprache gehalten wird. Dies iſt in unſerer Nähe auch zu Medzibor der Fall. Der Herr Paſtor Fiedler daſelbſt hat über die „Mundart der polniſchen Niederſchleſier“ geſchrieben; mir kam es aber bei jenen Nachweiſungen auf die einzel⸗ nen Dialekte unſerer außerdeutſch redenden Landsleute minder an. In den ſchleſiſchen Provinzial-Monatsblättern iſt wegen des Gebrauchs der außerdeutſchen Sprache öfters kontradiktoriſch verhandelt; die Erfahrung hat jedoch gezeigt, wie das deutſche Element vorfchreitet. — Der kürzlich hier in das Leben getretene Verein für Geſchichte und Alterthum Schleſiens widmet der Sprache auch eine beſondere Rückſicht. Demſelben find von dem Herrn Dr. Weinhold in Reichenbach Vor: arbeiten zu einer grammatiſchen Darſtellung der ſchleſiſchen Mundarten eingeſandt. Hr. W. ſchlägt vor, um auf einen Blick ein Bild der verſchiedenen Mundarten Schleſiens zu erhalten, daß jeder Theilnehmer, welcher dieſe Angelegenheit unterſtützen wolle, in der Mundart feines Ortes ein beſtimmtes, allgemein bekanntes Gleichniß fo volksthümlich als möglich niederſchreiben möge. Die Werke von ältern Sprachforſchern und Germaniens Völker⸗ ſtimmen von Firmenich liefern hierzu treffliche Vorbilder. — 0 Die Reſultate meiner jetzigen Forſchungen über den Gebrauch anderer Sprachen in den übrigen preußiſchen Landen theile ich nachſtehend mit, wobei ich bemerke, daß mir ſolche beſondere Quellen zu dortigen genauen Er⸗ mittelungen minder offen ſtanden, als ich ſie in der Provinz Schleſien für die betreffenden einzelnen Gemeinden, durch Rückfragen bei den Kreis-Juſtiz-Räthen, Land-Räthen und anderen Behörden, mit Erfolg benutzen konnte. — I. In der Provinz Preußen) befanden ſich, laut der mir mitgetheilten, auf die Zählung im Jahre 1843 ſich ftügenden Nachweiſung, 1) im Regierungsbezirk Königsberg: 812,592 Einwohner; von ihnen redeten: 638,664 deutſch, 133,905 polniſch, 40,023 litthauiſch; *) Zu des Freiherrn v. Reden Angaben (Seite 371) wird bemerkt, daß die zu Weſtpreußen gehörigen Regierungsbe⸗ zirke Marienwerder und Danzig über das weſtliche Weichſelufer hinausgehen, und daß gerade diejenigen Kreiſe des Bezirks von Marienwerder — namentlich Straßburg, Thorn und Culm — in denen der Polonismus am deutlich⸗ ſten hervortritt, auf der öſtlichen Seite der Weichſel liegen. 230 2) im Regierungsbezirk Gumbinnen: 615,770 Einwohner; von ihnen redeten, außer 1313 ruſſiſch Redenden (Philipponen) - 354,906 deutſch, 139,224 polniſch, 121,640 litthauiſch; 3) im Regierungsbezirk Danzig: 380,198 Einwohner; von ihnen redeten: 296,701 deutſch, 83,497 polniſch; *) 4) im Regierungsbezirk Marienwerder: 572,011 Einwohner; von ihnen redeten: 350,464 deutſch, 221,547 polniſch. Die in jener Provinz bei einer nicht geringen Zahl von Einwohnern noch gebräuchliche polniſche Mundart weicht von dem reinen Polniſchen höchſt bedeutend ab, ſtärker noch als das Hoch- und Plattdeutſche unter ſich, ſo daß ein Verſtändniß höchſt ſchwierig iſt. In einem früheren Jahresberichte habe ich bereits bemerkt, wie der Landtag zu Danzig in der Plenar-Sitzung vom 22. März 1845 den Uebelſtand würdigte, daß nach der Mini- ſterial-Verfügung vom 25. Februar 1844 auf den Dörfern in hochpolniſcher — dort den Einwohnern unbe kannter — Sprache unterrichtet werden ſolle. Es wurde darauf angetragen: zur Vermeidung eines Rückſchritts den Unterricht wieder vorzugsweiſe in der deutſchen Sprache zu ertheilen und die polniſche nur als Hülfs⸗ Sprache zu benutzen. Die Zahl der Einwohner, die ſich Philipponen *) (Roskolniken) nennen, iſt nur gering. Dieſe Stämme hatten ſchon unter Peters I. Regierung Manches zu erleiden, indem ſie ſich den Reformen des Patriarchen Nikon entzogen; worauf Katharina II. ſolche Altgläubige duldſamer behandelte, ohne daß verſchiedene Reibungen geho⸗ ben worden wären. II. In der Provinz Brandenburg) finden ſich, vorzüglich in den Kreiſen von Cottbus, Calau und Spremberg, nebſt andern jetzt zu dieſer Provinz gelegten Theilen der Lauſitz, nicht wenig Gemeinden, worin die wendiſche Sprache von einem beträchtlichen Theile der Einwohner geſprochen wird. In dem Kreiſe Cottbus befinden ſich 104 Ortſchaften, worin neben der deutſchen Sprache die wendiſche in einem beträchtlichen Umfange herrſcht. In der Stadt Cottbus, mit 8660 Einwohnern, iſt dies nicht der Fall, in der Stadt Peitz, mit 2775 Ein⸗ wohnern, ſprechen 181 nur wendiſch; in allen Dörfern und übrigen Ortſchaften finden ſich Wenden. Die Ge- ſammtzahl der Einwohner des Landkreiſes beträgt etwa 45,000. Hierunter befinden ſich 33,522 wendiſch redende Einwohner; in den meiſten Kirchen dieſes Kreiſes wird wendiſch und deutſch — abwechſelnd — gepredigt. Der gewöhnliche Schulunterricht beſteht zwar für einige Gemeinden in deutſcher und wendiſcher Sprache, wird aber meiſtens nur in deutſcher Sprache mit ſolchem Erfolge ertheilt, daß die Kinder auf wendiſche Fragen deutſch antworten. Im Kreiſe Calau wird wendiſch gepredigt zu: Steinitz, Welze, Greifenhayn, Reſſen, Vetſchau (Landge⸗ meinde), Kalkwitz und Lübbenau (Landgemeinde). ) Der gegen Pommern wohnenden Kaſſuben ift hier nicht beſonders gedacht, indem ihre Sprache dort für eine ſchlechte polniſche Mundart gilt. *) Sie ſollen zum Theil wegen des Verbleibens auf ihren Ruſtikalſtellen manche Schwierigkeiten zu beſtehen haben; aber gerade ein langer Beſitzſtand für bäuerliche Wirthe erzeugt Kraft und hebt die Sittlichkeit der Familien! *) Der Freiherr v. Zedlitz erwähnt in feinem Werke: Die Staatskräfte der preußiſchen Monarchie, Bd. I. S. 316: „Auch in Berlin befindet ſich ſeit dem Jahre 1732 eine böhmiſche Kolonie nebſt einer Kirche, worin der Gottes⸗ dienſt in böhmiſcher Sprache gehalten wird.“ Der Herr Biſchof Eylert gedenkt in ſeinen Charakterzügen von Friedrich Wilhelm III., Bd. I. S. 494, einer ruſſiſchen Anſiedelung Nicolskoe bei Potsdam, welche aus Pietät unſers verewigten Königs ihren Urſprung fand, und wegen der Sprachverhältniſſe hier nur als eine Merkwürdigkeit erwähnt werden kann. Im Kreiſe Spremberg werden nur wendiſche Predigten gehalten zu Senfftenberg; zu Dubrande, vier Mal im Jahre, ſonſt deutſch; und abwechſelnd wendiſch und deutſch in den Kirchen des Diakonus zu Spremberg und zu Groß⸗Luja, Granſtein, Horno, Groß-Bukow, Stradow, Wolkenberg, Jeſſen, Groß-Räſchen, Durrwalde, Clettwitz, Saalhauſen, Lauta und Sedlitz. Die Zahl der in der Provinz Brandenburg wendiſch redenden Einwohner kann man annähernd auf 50,000 annehmen. 8 III. In der Provinz Pommern enthält nur der Regierungsbezirk von Cöslin ſolche Gemeinden, in denen außerdeutſche Sprachen in Kirchen und im Familienleben gebräuchlich ſind. Dort wohnt in mehreren Kreiſen, als von Stolpe, Lauenburg-Bütow und Andern, ein Volksſtamm in einzelnen Dörfern, für den der Gottesdienſt in polniſcher Sprache — jedoch neben deutſchen Predigten — gehalten wird, wie zu Lezenow und Glowitz in dem Bezirk zwiſchen der Leba und der Lupow. In den Parochien von Rowe, Garve, Schmolfin und Stoyenthin finden ſich der deutſchen Sprache un- kundige Kaſſuben, deren Anzahl in jeder dieſer Parochien — annähernd — zu 50 bis 100 angegeben werden kann. — In den Kirchſpielen Freiſt, Dammen, Churow, Lupow, Mikrow, Dübſon und Budow bedurfte es vor zwei Menſchenaltern noch ſolcher Prediger, welche des bis dahin dort gebräuchlichen Idiom's kundig waren, wo⸗ für aber jetzt keine Nothwendigkeit mehr obwaltet, indem die deutſche Sprache allgemeiner geworden iſt. Auch in andern Kreiſen, wie von Rummelsburg und Neu-Stettin, ſind Kaſſuben, wenn auch nicht in bedeutender Zahl, vorhanden. Einen nähern Nachweis hierüber kann ich, nach der mir von der Oberbehörde ertheilten Mittheilung, erſt in einiger Zeit erwarten; inzwiſchen nehme ich auf den Grund der im ſtatiſtiſchen Bureau geſammelten Nach—⸗ richten an, daß ſich überhaupt 4000 Kaſſuben im Regierungsbezirke von Cöslin befinden, wie ſolches in der Preußiſchen Staatszeitung vom Jahre 1840, S. 595 und folg., angegeben ift.*) IV. In der Provinz Schleſien, deren jetzige Landesbezirke theils über drei Menſchenalter, theils über ein Menſchenalter hinaus dem Preußiſchen Scepter angehören, iſt, laut meiner frühern (in den Jahresberichten der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur enthaltenen) Ermittelungen, die Zahl der im Familienleben außer: deutſch redenden Einwohner noch beträchtlich, und zwar beſonders in Oberſchleſien, in dem Bereiche der Regie⸗ rung zu Oppeln, wiewohl die Meiſten dieſer Einwohner auch der deutſchen Sprache nicht ganz unkundig ſind. Die polniſche Sprache — oder eine Abart derſelben, das ſogenannte Waſſerpolniſche — redeten hiernach eee, y d 2891 Einwohner, Die böhmiſch-mähriſche Sprache redeten längs der Grenze, aber auch in verſchiedenen Kolonien, eto 238,824 mähriſch Sprechende, rßrßö‚‚ü J 0% 18 hie Sprechende. *) In den Pommerſchen Proͤvinzial-Blättern von Haken vom Jahre 1821, Bd. II. S. 334 363 und 453 — 477, finden ſich ſehr ausführliche Beſchreibungen über dieſes Häuflein von Kaſſuben, einem alten dortigen Stammvolke. Es iſt ſelbſt eine Zeichnung ihrer ſeit Jahrhunderten ziemlich unveränderten männlichen und weiblichen Kleidung bei— gegeben; vorzüglich find ihre Sitten lebhaft, nicht gerade in reizenden Farben, beſonders über ihre Reinlichkeit, ge— ſchildert. Wegen ihrer Sprache wird bemerkt: fie ſei ſlaviſch-wendiſch, aber höchſt dürftig und arg verdorben, verſtümmelt, nur dort brauchbar und dem ächten Polen faſt ganz unverſtändlich. Die niedrige Stufe der Bildung, auf welcher der Kaſſube in dortiger Gegend ſtehe, beweiſe ſich auch dadurch, daß er weder eigentliche Sprüchwörter, noch Volkslieder beſitze, wie man ihn auch — außer der Kirche — faſt nie fingen höre; ſelbſt die Religionsbegriffe jener Kaſſuben werden als ſehr beſchränkt und ihre Gottesverehrung als meiſt nur im mechaniſchen Knieen und in äußern Ceremonien beſtehend geſchildert, ohne daß eine innere Herzenserhebung dabei einzutreten pflege. Es iſt bis: her unmöglich geweſen, jenem Volke die polniſche Schriftſprache zu lehren, wogegen die deutſche Sprache — wie ſchon in jenem Aufſatze vom Jahre 1820 bezeugt ward — vorzüglich bei der Jugend, ſich mehr verbreitete. Die wendiſche Sprache redeten in dem Theile der Lauſitz, welcher jetzt zur Provinz Schleſien gehört, eta. nach, gu S In den Jahresberichten von 1843 und 1845 iſt Kun wegen der Kirchen und Schulen, hinſichtlich der polniſch und böhmiſch-mähriſch redenden Einwohner, ein näherer Nachweis enthalten. Für die Wenden findet in dem Kirchen -Kreiſe Rothenburg J. Gottesdienſt auch in ihrer Sprache ſtatt zu: Kriſcha, Tettau, Gebelzig, Groß-Radiſch, Förſtchen, Kollin, Petersheim; im Kirchen-Kreiſe Rothenburg II. unter Andern auch zu Muskau; im Kreiſe Hoyerswerda gleichfalls in vielen Ortſchaften. V. In der Provinz Poſen ſpricht die Mehrzahl der Einwohner polniſch, indeß iſt dieſe Sprache keines⸗ wegs die allein herrſchende; vielmehr beweiſt die nachſtehende, auf eine am Schluſſe des Jahres 1846 bewirkte Zäh⸗ lung ſich gründende Ueberſicht, wie bedeutend in dieſem Grenzlande auch deutſches Element und namentlich in den Städten vorhanden iſt, wo vielfach früher ſchon deutſches Recht und ein demſelben entſprechendes Bür⸗ gerthum Eingang fanden, wie denn ſchon vor langen Jahren häufige Einwanderungen Deutſcher nach den ver⸗ ſchiedenen Theilen Polens obwalteten. Das Preußiſche Schulweſen — welches auch in England und Frankreich erkannt und geſchätzt wird — - die Aufhebung des Unterthänigkeits-Verhältniſſes der Landleute gegen die Gutsherren, die Militair-Einrichtung und die dem freien Verkehre mit dem übrigen Preußenlande gebotenen Mittel werden allmälig wohl auch dort dahin führen, die deutſche Sprache mehr zu verbreiten. Regierungs- Bezirk von Poſen. Namen Zahl Davon ſprechen: N des der lui Bemerkungen. au Kreiſes. Einwohner. nur polniſch | nur deutſch | ind bal 1. Adel nau 52,050 42,435 1,644 7,951 Es find hierbei auch 2. Birnbaum 41,395 4,563 29,675 7,157 Taubſtumme vermerkt. 3. Bomb: 48,352 13,204 26,882 8,206 i 1% D 49,368 25,995 14,800 8,573 e eee 5. Frauſtadt 5 148 9,928 40,908 5,312 möchte man für jede 6. Koſten 2,960 39,359 6,604 6,997. der beiden Sprachen 7. Kröben 65 962 37,685 20,930 10,347 die Hälfte zu 90,088 8. Krotoſchin * 61 ‚074 37, 602 85 645 14, 827 rechnen können. 9. Meſer itz 38,977 4,193 30,190 4,594 10. Obor nick 43,422 17,123 9,519 16,780 11. Pleſchen 59, 2991 46,261 1,734 11,708 12. Kreis Poſen 46,2 a 2,414 11,269 Stadt Poſen 38, 921 5,475 8,894 23,658 13% Samter 442,906 25,322 9,485 8,099 14. Schild berg 57,494 46,301 1,099 11 094 15. Shrimm..... 51,117 35,102 4,807 208 16. Schroda...... 45,886 35,398 3,212 1055 6 17. Wreſchen 36,918 29,861 394 6,663 Summa. | 890,383 | 488,368 | 221,836 omas | saw | zum | om | 180,179 233 Regierungs-Gezirk von Bromberg. Namen Zahl Davon e een Nr. des der ; B £ e 5 polniſch und emerfungen. Kreiſes. Einwohner. nur polniſch. | nur deutſch. deutſch. 1. Stadt Bromberg 9862 82 6628 3137 7289 Kinder, welche 2. | Kreis Bromberg 46176 12045 17729 11915 noch nicht ſprechen kön⸗ 3. = Chodziefen 45567 3615 33012 8938 nen und 99 Taub⸗ 4. = Czarnickau 56414 8452 40615 7333 ſtumme ſind aus die⸗ 5 = Gnefen 54764 37372 3806 10784 ſem NRegierungs = Be: 6. Inowraclaw 63725 40467 10800 12445 zirke mit vermerkt; die To „Mogilno 37149 23006 3021 11119 Hälfte der letzten Ko⸗ 8. = Schubin 48854 22353 14373 12110 lonne beträgt: 50632. 9. „ Wirſitz 46954 13037 21868 12018 10. = Wongrowiec 50614 32759 6389 11466 | 460082 | 193188 | 158241 | 101265 | Rechnet man jenrnre . 488368 aus dem Regierungsbezirk von Poſen und aus der letz⸗ ten Kolonne 90088 als die Hälfte aus beiden Regierungsbezirken hin⸗ H e NER. NIE DENE TE De 50632 fo ergiebt dies einen Betrag von . . . 822276 Einwohner im Großherzogthum Poſen, welche jetzt als nur polniſch redend approrimativ anzunehmen fein möchten. VI. In der Provinz Sachſen mit dem Herzogthum Magdeburg, der Altmark, dem Fürſtenthum Halber— ſtadt, der Grafſchaft Wernigerode, dem ehemaligen Stift Quedlinburg, der Grafſchaft Mansfeld, mehreren ehemaligen freien Reichsſtädten, dem Eichsfelde, dem früheren Gebiet von Erfurt, verſchiedenen ehemalig ſächſi⸗ ſchen Landestheilen und anderen mannigfach vereinigten Gebieten finden ſich im Weſentlichen ſtammverwandte Einwohner, jedoch iſt es merkwürdig, wie viel einzelne Theile dieſe Provinz in ſich ſchließt. Das preußiſche Sachſenland vom Seminar-Direktor Harniſch, Weißenfels und Halle 1827, enthält hierüber umfaſſendere Nachrichten aus der ältern und neuern Geſchichte dieſer Landestheile, mit Rückſicht auf die deutſchen und ſlavi⸗ ſchen Stämme, welche letztere jetzt in jener Provinz meiſt erloſchen ſind. Die eingewanderten Fremden“), namentlich die franzöſiſchen Koloniſten zu Magdeburg, Burg, Halle, Sten⸗ dal können, nachdem vor 38 Jahren ihre beſonderen Gerichte aufgehoben ſind, jetzt bereits als nationaliſirt be⸗ trachtet werden, wenn auch noch einige Gemeinden derſelben beſondere Kirchenſyſteme behielten. Sie ſind in Sitten und Sprache mit den übrigen Einwohnern verſchmolzen. Dies läßt ſich von den in den Kreiſen von Liebenwerda und Schweinitz vereinzelt wohnenden Wenden **) in gleicher Stärke wohl nicht behaupten; inzwiſchen haben ſie ſich mit der deutſchen Sprache bereits ſoweit *) Bei Nordhauſen hat eine Zigeuner⸗Kolonie ihren Sitz, fie ſprechen aber deutſch. ) Wie ſich das Verhältniß der in der Lauſitz noch ziemlich ſtark gebräuchlichen wendiſchen Sprache in den Kreiſen geſtellt, welche der Provinz Schleſien einverleibt worden, habe ich im Bericht der Schleſ. Geſellſchaft für vater⸗ ländiſche Kultur vom Jahre 1845 S. 73—86 ausführlicher mitgetheilt. 30 bekannt gemacht, daß die Geſammtbevölkerung in der Provinz Sachfen*), als ſich der deutſchen Sprache bedienend, angeſehen werden kann. a VII. In der Provinz Weſtphalen bedient ſich die Bevölkerung durchweg der hoch- und niederdeutſchen Sprache, letzterer allerdings in verſchiedenen unter ſich abweichenden Mundarten, wie ſich dies aus Firmenich's Samm⸗ lung ergiebt. Dieſe Verſchiedenheit zeigt ſich jedoch hauptſächlich in Sprachformen und in der Ausſprache, weniger in den Wortſtämmen ſelbſt. An der holländifchen**) Grenze zeigt ſich eine gewiſſe Miſchung mit dem holländiſchen Idiom, welches bei der Aehnlichkeit der Sprache und dem täglichen Verkehr der Nachbaren leicht erklärlich iſt. VIII. In der Rheinprovinz wird faſt überall nur deutſch geſprochen. Jedoch befindet ſich nach der letzten Zählung eine nicht unbeträchtliche Zahl Wallonen im Kreiſe Mal⸗ medy, nehmlich: a) in fünfzehn Gemeinden der Bürgermeiſterei Bellevaun f. „584 Wallonen, b) in den drei Gemeinden der Bürgermeiſterei Bütgembaoc h . 911 5 e . . 5 und außerdem in der Bürgermeiſterei dieſes Namens in 30 Gemeinden — zum Theil nur ſpärlſe) überhitzt ne d) in vier und zwanzig Gemeinden der Bürgermeiſterei Weismes 208 e) in zwei Gemeinden der Bürgermeiſterei Recht 8 341 Summa 10512 Wallonen. In den Kreiſen Saarburg, Saarlouis und Saarbrück iſt die franzöſiſche Sprache längs der Grenze nicht ungewöhnlich, aber nicht vorherrſchend ). ) Im Königreiche Sachſen wurden im Jahre 1843 gezählt: 1,757,800 Einwohner, darunter etwa 30,000 Wenden und Slaven. Der Religion nach befanden ſich dort 1,724,343 Lutheraner, 2,074 Reformirte, 30,375 Katholiken, 127 Griechen und 882 Juden. *) Es iſt bekannt und Kohl in der Beſchreibung feiner Reifen in den Küſtenländern bezeugt es aus der neueſten Zeit, wie ich ſelbſt bei zweimaligen Reiſen in Holland ſolches wahrnahm, daß unſere deutſche Schriftſprache und unſere Literatur unter den gebildeten Holländern bekannter iſt, als irgend eine andere dort fremde; wie denn freilich die holländiſche Sprache auf unſerer deutſchen wurzelt, mehr noch als die uns auch als Tochterſprache nahe verwandte engliſche. Aber auch den Briefwechſel, welchen die holländiſchen Kaufleute mit den Dänen, Schweden, Norwegern und Ruſſen führen, pflegen ſie wechſelſeitig in keiner andern, als in der deutſchen Sprache zu unterhalten. Mag der längſt erloſchene Hanſa-Bund die deutſchen Handels-Kolonien an den Küſten der Nord- und Oſtſee gebildet und befördert haben; der jetzige Verkehr mit Hamburg, Bremen und Lübeck, iſt dem deutſchen Sprach⸗ element gleichfalls noch günſtig und die deutſchen Meiſterwerke finden auch in jenen Ländern nach allen Richtungen eine willkommene Aufnahme. ) In den altländiſchen Provinzen meint Mancher: bei der Nähe des preußiſchen Rheinlandes an Frankreich finde ſich ein häufiger Gebrauch der franzöſiſchen Sprache in dortiger Gegend bei den einzelnen Familien. Dies habe ich aber bei meinem mehr als vierjährigem Leben in dortiger Provinz und den mehrfachen Reiſen, namentlich nach allen den Städten, wo der Appellationshof und Landgerichte ihren Sitz hatten, nicht gefunden. Jene Ländertheile haben nur kurze Zeit unter franzöſiſcher Herrſchaft geſtanden, welche fie und namentlich die Stadt Köln nicht begünſtigte. Allerdings ſind die dort in Gültigkeit gebliebenen Geſetze urſprünglich in franzöſiſcher Sprache verfaßt und promul⸗ girt, aber die offiziellen deutſchen Ueberſetzungen leiſten auch ihre Dienſte. 235 In dem Fürſtenthum Neuenburg befinden ſich gegenwärtig etwa gegen 67000 Einwohner, nehmlich: 38070 in Neufchatel und 28784 in Valendis“) 66854, wovon die Mehrzahl franzbſiſch redet. Indeß iſt die Zahl der Deutſchen und der deutſch redenden Schweizer dort anſehnlich und beträgt ohnge— fähr 22,000; auch bedarf es faſt nie der Zuziehung von Dollmetſchern, indem faſt alle Richter der deutſchen Sprache mächtig find. Selbſt die Ackerbeſitzer, beſonders aber die Handwerker pflegen ihre Kinder häufig in ſolche Schweizer⸗Kantons zu ſchicken, wo fie die deutſche Sprache erlernen. Deutſche laſſen ſich übrigens gern in jenem Fürſtenthume nieder, weil ſie bei der Leichtigkeit zum Betriebe von Gewerken und bei der Geringfügigkeit der Abgaben öfters ein gutes Fortkommen finden. Deshalb machte das deutſche Element in dortiger Gegend ſeit etwa dreißig Jahren erhebliche Fortſchritte, nachdem die Krone Preußen, bei Aufhebung der interimiſtiſchen Herrſchaft ſeitens des Fürſten von Neuchatel und Wagram, ihre Oberherrſchaft wieder gewann. Der häufige Verkehr junger Neuchateler in ihrer Fra der Reſidenzſtadt Berlin, kann dem deutſchen Sprachelement auch nur förderlich ſein. Einen bedeutenden Anhalt findet daſſelbe aber beſonders darin, daß zu Neufchatel ſchon ſeit dem Jahre 1679 ein deutſcher Prediger für eine eigene Kirche angeſtellt worden, welches nun für Le Locle und La Chaux de Fonds ſeit 6 Jahren gleichfalls bewirkt und daß neuerlich noch ein dritter deutſcher Geiſtlicher für Cornaux, Le Val de Ruz und Bondry in Funktion getreten iſt. Deutſch wird auch in den öffentlichen franzöſiſchen Schulen zu Neufchatel, Le Locle und La Chaux de Fonds mit gelehrt; ausſchließlich deutſche Schulen befinden ſich zu Chaumont, Pfarrei Neuchatel und La Joux du Räne, Pfarrei Dombreſſon, fo wie zu La Grand Combe, Pfarrei Cernier. Der Herr Profeſſor Dr. Matile ſagt in der Vorrede zu ſeinem im Jahre 1843 herausgegebenen Miroir de Souabe, über das germaniſche und romaniſche (franzöſiſche) Sprachelement längs den deutſchen Grenzen: La ligne de demarcation entre l'élément germain et romand du côté de l’ouest commence au nord de la France, pres de Calais, se dirige sur Menin oü elle entre en Belgique; Renaix, Gerards- bergen (Grammont), Tielen (Tirlement), Landin, Dalheim et Henri- Chapelle, forment ici la limite extreme de la langue allemande, qui vient aboutir a la frontiere prussienne pres d' Eupen. De la elle tourne subitement au midi en suivant à peupres les limites politiques qui separent la Prusse de la Belgique, entre par Limmerle dans le Grand-Duché de Luxembourg, qu'elle traverse pour rentrer sur le territoire belge a Fauvillers, d’ou elle va toucher, non loin de Longwy, a Heinseringen, à la frontiere frangaise, pour se diriger ensuite sur Metz, oü les restes de l’ancienne population alle- mande n’ont point encore disparu. De Metz, les limites de l’allemand traversent le pays situé entre *) Die Ausdehnung des ganzen Fürſtenthums umfaßt ohngefähr nur 14 Quadratmeilen, wobei aber auf jede Quadrat⸗ meile 5000 Einwohner kommen. Es befinden ſich dort verhältnißmäßig viel Uhrmacher, Spitzenklöppler und Win⸗ zer, deren Thätigkeit ſie auch zu einem regen Verkehr mit Andern führt. Der Religion nach ſind die Bewohner des Fürſtenthums faſt ſämmtlich reformirt. Valangin war ein Lehn von Neuchatel und iſt damit ſeit dem Ende des 16ten Jahrhunderts vereint. Jetzt werden beide Landestheile gemeinſchaftlich als Fürſtenthum Neuenburg und Valendis verwaltet. Sie haben ihre eigenthümliche Gerichtsverwaltung und Verfaſſung behalten, wie der gelehrte Herr Profeſſor Dr. Matile in feiner: histoire des institutions législatives et judiciaires de la principauté de Neuchatel ausführlicher dargelegt hat. Hierbei findet eine große Abweichung wegen der Formation der Gerichte, der Prüfung der Richter, der Anſetzung der Sporteln u. ſ. w. gegen die altländiſchen preußiſchen Provinzen ſtatt. Nur die Notare werden auch in Neuchatel einer förmlichen Prüfung unterworfen, ihre Zahl iſt nicht beſchränkt, aber ihre Gebühren ſind ſehr mäßig. Die Zahl der Jurisdiktionsbezirke beläuft ſich auf 17. a 30 * 236 les Ardennes et les Vosges, viennent buter contre celles-ci pres de Lutzelhausen, pour en suivre ensuite la eréte jusqu'au village de Winkel, situé sur les frontieres de la Suisse, à quelques lieues au sud-ouest de Bale. De la notre ligne traverse l’ancien. evech@ de ce nom qui fait aujourd'hui partie du canton de Berne, et vient aboutir au lac de Bienne entre Gleresse et la Neuveville, elle remonte le cours de la Thiele, qui separe la principauté de Neuchätel de letat de Berne, suit la rive orientale du lac jusqu'à la Sauge, ou elle touche au canton de Vaud, longe le cours de la Broye qui unit le lac de Neuchätel à celui de Morat, separe la ville de ce nom du village de Mey- riez, se dirige de la sur la partie inferieure de la ville de Fribourg, et plus au midi sur la chaine des montagnes, qui sépare ce canton de celui de Berne, et dont elle suit les sommites jusqu'au point de jonction des cantons de Fribourg, Vaud et Berne, et plus loin encore à celui de ces deux derniers et de celui du Valais, d’oü elle traverse, mais non en ligne droite, la vallée du Rhöne, et vient aboutir au Mont-Rose, au pied meridional duquel se trouvent encore les communes alle- mandes de Liliana, Gabi, Gressonay, Alagna, Rima, Rimella et Macugnaga. Telles sont les limites actuelles des langues germaine et romande à partir de la Manche, jusqu'au point oü réunies elles rencontrent l’idiöme italien; limites, il faut encore le dire, qui ont été sou- mises à de nombreuses fluctuations, et que l’element romand a reculées a son profit, surtout au nord et au nord-est de la France. Der Freiherr v. Zedlitz veranſchlagt in ſeinem Werke „die Staatskräfte der preußiſchen Monarchie“ Ber⸗ lin 1828, Theil I, S. 314: die damalige Zahl der Einwohner des Landes auf 12 Millionen, mit Inbegriff etwa eines Drittheils von Slaven — welche die verſchiedenen Mundarten ihrer Provinzen ſprechen — und von Letten, Franzoſen und Juden. Letztere verſtehen zu einem geringen Theile hebräiſch, ſie ſprechen aber faſt ohne Ausnahme deutſch. Die Zahl der polniſch Redenden in den Provinzen Poſen, Preußen und Schleſien wurde damals zu zwei Millionen angenommen, ihre Zahl verminderte ſich jedoch, während die Einwohnerzahl im Ganzen ſehr erheb— lich ſtieg. Wenden und Soragen (Kaßuben) — als Urbewohner im Herzen der Monarchie — in den Marken, in Pommern und der Provinz Schleſien wurden damals zu 310,000 angenommen zu einer Zahl, welche ſich in den jetzigen Ermittelungen bei weitem nicht ergeben hat. An Litthauern oder Letten in Oſtpreußen, wo dieſe Urbewohner bei dem Beginn des 18ten Jahrhunderts durch die Peſt ſtark decimirt, ſpäter durch Einwanderer — Schweizer, Franzoſen und Pfälzer — zum Theil erſetzt wurden, iſt in jenem Werke die Zahl zu etwa 65000 Köpfen angegeben. An Böhmen — Fſchechen, Hußiten — in der Provinz Schleſien führt der Freiherr v. Zedlitz nur 2500 an, während ich die böhmiſch- und mähriſch Redenden in Schleſien auf etwa 10,000 Böhmen und 38,000 Mähren, alſo viel zahlreicher, mit größerer Zuverläßigkeit ermittelt und in den früheren Jahresberichten nachge⸗ wieſen habe, als mir ſolches für andere Völkerſtämme in den übrigen Provinzen möglich war. Der Freiherr v. Reden bezeichnete in feiner vergleichenden Kultur⸗Statiſtik Heft 2, S. 371 die Geſammt⸗ Bevölkerung im preußiſchen Staate auf 15,500,000 Einwohner, nehmlich etwa 85 Prozent Deutſcher; 13 — 14 Prozent polniſch, wendiſch und böhmiſch-mähriſch Redender, auch etwa 1 Prozent Litthauer. Meine jetzigen Ermittelungen ergeben mit Rückſicht auf die ſtatiſtiſchen Tabellen von Dieterici“) S. 26, nach der amtlichen Aufnahme vom Jahre 1843 über die Seelenzahl folgende Geſammt⸗Ueberſicht: *) Der Herr Geh. O. Reg. R. Dieterici bemerkte in dem oben erwähnten Vortrage vom 8. Januar d. I., daß ſich die Zahl der Einwohner in unſerm Vaterlande jährlich um einige hunderttauſend zu vermehren pflege. Die vorſtehend vermerkte Zahl iſt daher jetzt ohne Zweifel über 16,000,000 geſtiegen. 237 außer⸗ deutfch Einwohner. Redende: 1) auf 1178 Quadrat⸗Meilen zählte die Provinz Preußen 2,406,380 mit etwa 739,836 2) „ 734 75 55 75 7 5 Brandenburg 1,935,107 55 50,000 3) „ 574 50 Pr ey N Pommern 1,106,350 75 4,000 4) „ 741 75 55 ads 75 Schleſien 2,948,884 55 608,675 0 „336 „ 55 u l, Poſen 1,350,465 1 827,276 6) „ 460 „ 75 , Sachſen 1,683,906 7) 77 367 77 7. 77 77 ” Weſtphalen 1,421,443 are! SATIRE, , Rheinland 2,948,884 75 10,512 Hiernach kommen auf etwa 15,801,419 Einwohner 22107000 in annähernder Zahl, welche in außer⸗deutſcher Sprache zu reden pflegen; dies beträgt etwa 14 Prozent, oder nur ohngefähr ein Sechstheil der ganzen Bevölkerung und zwar mehr auf dem Lande als in den Städten. Außerdem enthält das Fürſtenthum Neuenburg und Valendis auf 14 Quadrat⸗Meilen ohngefähr 66,784 mit etwa 44,784 franzöſiſch und etwa 22,000 deutſch redenden Einwohnern. Bei dem Anhalt, welchen unſere Legislation, laut der Kabinets-Ordre vom 14. Auguſt 1846 wegen Be⸗ rechnung der Ortſchaften ertheilte, in denen eine fremde Sprache in einer Kirche oder in einer Schule gebräuch⸗ lich iſt, erſcheint es jetzt leicht, hierüber eine Sprachen⸗Karte des geſammten Landes anzufertigen und ſtatiſtiſche Notizen beizufügen, wie wir ſolche wegen der Königl. Richter-Kollegien und Königl. Einzeln-Richter bei dem Starckeſchen Werke über die preußiſche Juſtiz-Verwaltung beſitzen. Für die evangeliſchen Kirchen der preußiſchen Provinz Schleſien hat der Herr Paſtor Anders in Glogau eine Statiſtik nebſt Karten herausgegeben, wobei auch die Ortſchaften aus den Kreiſen Görlitz, Hoyerswerda und Rothenburg erſichtlich, worin der Gottesdienſt wendiſch und deutſch gehalten wird. Die Sprache iſt die beſte Trägerin der Bildung; der deshalb ſchon von Leibnitz ausgeſprochene, von Herder zur Verwirklichung empfohlene Wunſch: eine Phyſiognomik der Völker aus ihren Sprachen zu verſuchen, möchte anmuthige und lehrreiche Bilder geftalten. Griechenland und Rom beſaßen vor Jahrtauſenden ihre äußere Macht, aber ihr Geiſt wirkt in ihren Sprachen noch heute fort, und wohl den Völkern, bei denen ſie Eingang fanden. Die Zahl der Slaven in Europa iſt bedeutend, aber in literariſcher Hinſicht und in Fortbildung der Sprache ſtehen ſie den romaniſchen und germaniſchen Stämmen wohl unbeſtritten nach. Ueber die ältere böhmiſche Literatur habe ich in dem Jahresbericht von 1845 S. 76 Andeutungen geliefert. Gegenwärtig enthalten die Hamburger literariſchen und kritiſchen Blätter vom Monat Februar Nr. 15 und folg.: eine allgemeine Ueberſicht der ſlaviſchen Literatur. Auch enthält das Magazin für die Literatur des Aus⸗ landes, Berlin vom 16. Februar 1847 Nr. 20: Blicke auf den Zuſtand der Slaven in unſern vn und längs der Grenzen, welche ſich über Sprache und Literatur mit verbreiten. Wie ſchnell die Zahl in Hauptſtädten, wo ſich Eiſenbahnen vereinen, neuerlich gewachſen iſt, davon giebt auch die Stadt Breslau einen Beweis, wo ſeit einigen Jahren neue Stadttheile entſtanden ſind und worin die Zählung vom Dezember 1846 folgendes Ergebniß lieferte: 112,798 Seelen einſchließlich der Militairperſonen und ihrer Fami⸗ lien, nehmlich 55,045 männlichen und 57153 weiblichen Geſchlechts. Unter ihnen befanden ſich 70,818 evangeliſche Chriſten, 31,904 römiſch⸗katholiſche Chriſten, 2023 katholiſche Diſſidenten oder, wie es ſpäter heißt, 2484 Familien⸗ Nummern derſelben, 2 Griechen und 7051 Juden. — Nach der Allg. Preuß. Ztg. von 1847 Nr. 63. S. 280 ergab die Zählung von 1846 für Frankreich nebſt Corſica eine Seelenzahl von 35,400,486. Die Zählung der Einwohner erfolgt dort von fünf zu fünf Jahren, die Zahl iſt ſeit der letzten Aufzeichnung um %,, alſo um 3%, Prozent 238 Keine lebende Sprache beſitzt den Reichthum der deutſchen, welche ſich bei ihrer Biegſamkeit für alle For⸗ men der Oichtkunſt auch zu allen Ueberſetzungen aus dem Griechiſchen und Lateiniſchen, unter vollſtändiger Beibehaltung des Versmaßes vorzüglich eignet, wie uns die Werke von Voß und andern Meiſtern beweiſen. Wenn England ſeine Ueberlegenheit in der Gewerbsthätigkeit und in der Handelspolitik geltend macht, wenn Frankreich in Feinheit und Gewandtheit glänzt, ſo dürfen die Deutſchen bei der Tiefe des Denkens und Wiſſens vor allen der Gediegenheit ihrer Sprache ſich freun“). Auch iſt uns Preußen in neueren Zeiten von der Geſetzgebung nicht vergeblich die Gelegenheit geboten, in mündlichen Erörterungen über ſchwierige Angelegenheiten die freie Rede zu üben. Hierfür zeugen unſere Kom⸗ munal⸗Ordnungen, beſonders unſere Geſetze vom 1. Juni 1833, vom 28. Juni 1844 und vom Juli 1846 über das Prozeß-Verfahren, vorzüglich auch das jetzt erſchienene Königliche Patent vom 3. Februar 1847 wegen eines Geſammt⸗Landtages. Den Parteien und Zeugen, vorzüglich den Anwälten kommen dieſe geſetzlichen Vor⸗ ſchriften zu ſtatten und nun werden die Mitglieder der Stände in der höchſten Sphäre ſich beſtreben, die Tiefe des Denkens, wie die Gediegenheit des Vortrags in freier Rede darzuthun. Es wird für unſer Preußenland “) kein Hinderniß dadurch eintreten, daß ein mäßiger Theil des Volkes — jedoch nur in einigen Provinzen, aber auch dort nicht allgemein — für das Familienleben in fremder geſtiegen und hat ſich ſeit dem Jahre 1821 — wo nur 30,461,875 Einwohner ermittelt wurden, um ½ oder vier⸗ zehn Prozent in 25 Jahren vermehrt. Je ſorgfältiger die Civilſtands⸗Regiſter über Geburten, Verheirathungen und Todesfälle in Frankreich — wie in unſerer Rheinprovinz — geführt zu werden pflegen, um deſto zuverläßiger iſt das Ergebniß der Volkszählungen. Materiell und formell führen die gedachten Civilſtands-Regiſter, wie ich als Ober-Prokurator genau kennen lernte, manche ſchätzenswerthe Einrichtung mit ſich. ) Wie Holland, fo nehmen auch Dänemark und Schweden gern deutſche Bücher bei ſich auf. In Dänemark find die deutſchen — gothiſchen — Buchſtaben gewöhnlich, welches den Gebrauch unſerer Bücher erleichtert, ohne Zweifel zum großen Vortheile der Dänen, welche von Luther her bis zur neueſten Zeit große Schätze aus unſerer Literatur erwarben. Herr Grundteig hat ſich wegen dortiger Beibehaltung der gothiſchen Buchſtaben in der Berlings- Titende vom 17. Dezember v. J. ausführlicher ausgeſprochen und gegen gefliſſentliche Unterdrückung dieſer Charak⸗ tere, im Gegenſatz der lateiniſchen, gewarnt. =>) Das ruſſiſche Reich enthält, einſchließlich feiner Kriegsmacht etwa 60 Millionen Einwohner und darunter Slaven, Letten, Finnen, Deutſche, Tartaren, Kaukaſier, Mongolen, Mandſchuren, Indier, Juden. Großbrittanien und Irland zählen etwa 17 Millionen germaniſchen und ohngefähr 10 Mill. celtiſchen oder gäli⸗ ſchen Stammes. Frankreich umfaßt etwa 31 Millionen Gallier, 1 Mill. Bretagner, 127,000 Gascogner und über 1,270,000 Deutſche. Im öſterreichiſchen Kaiſerſtaate geſtaltet ſich dies wie die vergleichende Kultur-Statiſtik des Dr. Freiherrn von Reden Heft 2, S. 369 ergiebt, dahin: Dh e © eo. 2.0.2... 6,400,000, mithin nur etwa ein Fünftheil / l Deutſche. r RN 7EA)600, 000) Slowaken 100,000 Molen, ] 108000 Sdechen ;;; GuZ! 0d Ruthenen 0 lachen 800 00 Wenden ß ?“ 0000 Nie „ „ ens Judengn e A 670,000 etwa vier Fünftheile der ganzen Griechen, Türken, Albaneſer, (wandernde) Zigeuner u. ſ. w. 1,610,000 Bevölkerung find Nicht⸗Deutſche. Summa 35,550,000. Sprache redet, denn die Gebildeteren unſeres Volkes find meiſtens wohl in allen Provinzen der deutfchen Sprache nicht unkundig. Hierfür wirken unſere deutſchen Univerſitäten, ſelbſt deutſche Lehrvorträge auf fremden Univerſitäten, vor⸗ züglich unſere klaſſiſchen Schriftſteller. i Die nicht mehr körperlich unter uns waltenden Heroen, wie Leibnitz, Klopſtock, Leffing, Wieland, Kant, Herder, vor Allen Schiller und Göthe, leben in ihren Meiſterwerken fort und führen ihre Gedan⸗ ken nach allen Theilen Europas den Gebildeten zu. So wirkt — unter den jetzt lebenden Gelehrten — vorzüglich auch unſer Alexander von Humboldt für den Ruhm des deutſchen Namens und der deutſchen Zunge. Mit unſern, alle Schichten des Volkes durchdringenden, Unterrichts-Anſtalten und mit unſern klaſſiſchen Schriftſtellern findet der Fortſchritt im deutſchen Sprachelement gewiß ferner ein verbürgtes Gedeihen! Im öſterreichiſchen Gebiete macht ſich — namentlich auch in Ungarn — die lateiniſche Sprache geltend; ſelbſt der bisherige Palatinus von Ungarn, ein den Reichstag leitender öſterreichiſcher Prinz, war derſelben auch in einem hohen Grade mächtig; auch die Vorträge der Profeſſoren auf den Univerſitäten erfolgen dort meiſtens in lateini⸗ ſcher Sprache. Auf unſeren Univerſitäten finden die Promotionen, wie die feierlichen Vorträge meiſtens nur in lateiniſcher Sprache ſtatt; wir beſitzen auch eine vollſtändige lateiniſche Ueberſetzung des preußiſchen Land⸗Rechtes vom Jahre 1800, Berlin bei Nauck, welche, wie andere Ueberſetzungen, den Franzoſen bei ihren legislatoriſchen Arbeiten von Nutzen geweſen ſein mag, wenn ſie unſerem Land⸗Rechte folgten. Für Staats⸗Verträge — bei Friedensſchlüſſen und bei andern vorzüglich wichtigen Angelegenheiten — in Stamm und Sprache verſchiedenartiger Völker, ſollte der Final⸗Abſchluß ſtets in der lateiniſchen, einer klaren und geſchloſ⸗ ſenen Sprache erfolgen, wobei nicht, wie im Franzöſiſchen, Ein Volk ſein Uebergewicht geltend machen oder ſpäter bei dem Wechſel des Begriffs für manche Aeußerungen leichter andere Deutungen herbei führen kann. Laut des jetzt erſchienenen erſten Heftes der Zeitſchrift des Vereines für deutſche Statiſtik, befinden ſich in Deutſchland etwa 37%, Millionen Deutſche in Europa „ 49 1 m auf der Erde „ 54% 7 = 5 In dem eilften diesjährigen Vortrage bei den wiſſenſchaftlichen Vorleſungen zu Berlin ift auch über das Weſen und den Urſprung der Sprache geredet und die Behauptung mit ausgeführt, welche für dieſe Ueberſicht obenan ſteht wie der Gedanke gewinnt, ſo gewinnt die Sprache! Breslau, im März 1847. Hundrich. 240 Nachtrag. Seit einigen Monaten, wo vorſtehender Aufſatz bereits gedruckt ward, habe ich noch verſchiedene wiſſen⸗ ſchaftliche Abhandlungen geleſen, auf welche ich aufmerkſam machen kann, nanıentlic in den Hamburger lite⸗ rariſchen Blättern eine umfaſſendere Ueberſicht der ſlaviſchen Literatur von Oscar Belitz; in der Zeitſchrift „das Ausland,“ Nr. 95, Bemerkungen über die deutſche und däniſche Nationalität in Schleswig, nach Koch's Reiſeberichten; in der Zeitſchrift „Europa,“ Nr. 18, die Schilderungen über die Bemühungen von Emil Frensdorf zu Brüſſel, den deutſchen Genius auch den Franzoſen in den Werken unſers Göthe ıc. darzuſtellen. Für meinen beſondern Zweck ſind mir von mehreren Provinzial-Behörden nähere Mittheilungen wegen meiner Ueberſicht zugekommen, welche ich nachträglich hiermit benutze: Zu II. in Betreff der Provinz Brandenburg, und zwar über die im Regierungs-Bezirk von Frank⸗ furt wendiſch ſprechenden Einwohner. Im Kreiſe Calau in den Städten Dubkau und Senftenberg reden nur 114 und 68 Perſonen wendiſch; die Predigten und der Schulunterricht erfolgen dort in deutfcher © prache; dagegen find im Kreiſe etwa 12381 wendiſch redende Einwohner, für welche auch in den Kirchen und Schu— len dieſe Sprache mit im Gebrauch iſt; im Kreiſe Cottbus tritt das wendiſche Element, wie ſchon oben bemerkt, noch ſtärker hervor; im Kreiſe Guben iſt nur der Ort Horno vermerkt, in welchem 451 Einwohner unter ſich wendiſch reden, während ſie meiſtens auch der deutſchen Sprache mächtig ſind; im Kreiſe Lübben befinden ſich nur 1048 ö im Kreiſe Luckau = = Al wendiſch redende Einwohner. aber im Kreiſe Spremberg befinden ſich 9183 \ Im Ganzen ift die Zahl folder Einwohner auf 60266 angegeben, während fie oben nur etwa 50000 aus jenem Regierungsbezirke angenommen war. Zu III. in Betreff der Provinz Pommern iſt mir mitgetheilt, daß eigentliche Kaſſuben, welche in Sprache, Kleidung und Sitten ſich als ſolche noch darſtellen, nur im Kreiſe Stolpe etwa 890 Perſonen wohnen; daß aber im Lauenburger Kreiſe etwa 3000, im Kreiſe Bütow 1746, im Kreiſe Rummelsburg 58 Perſonen vorhanden ſind, welche außerdeutſch (meiſtens in ſchlecht-polniſcher Mundart) zu ſprechen pflegen. Zu IV. in der Provinz Schleſien befanden ſich in Ober-Schleſien (Regierungs Bezirk Oppeln) im December 1846 364175 Deutſche; und 568582 meiſt in polniſcher Mundart 44166 = mähriſcher⸗ redende Einwohner, 1573 2 böhmifher = größtentheils aber, und namentlich unter den Männern, auch der deutfchen Sprache ziemlich mächtig. Aus Mittel⸗Schleſien (Breslau) und Nieder-Schleſien (Glogau) find mir nachträgliche Bemerkungen nicht zugekommen. Wohl aber habe ich über Ober-Schleſien aus den Verhandlungen des Geſammt-Landtages zu Berlin vom 5. Mai d. J. wegen der polniſchen Sprache im Großherzogthum Poſen erſehen: wie der Herr Abgeordnete Wodiczka äußerte: „Wir Oberſchleſier wollen nur als deutſche Brü- der, als Preußen angeſehen und behandelt werden“; und wie der Herr Graf von Renard, deſſen ſehr bedeutende Beſitzungen zum Theil an das Großherzogthum Poſen grenzen, — bei feiner Aner⸗ kennung für das polniſche Nationalgefühl, — hinzufügte: „Ich muß die Affinität der Idee zwiſchen der flavifchen Sprache und der polniſchen Nationalität in Abrede ſtellen. Wenn auch ein Theil der Bewohner Oberſchleſiens die ſlaviſche Mundart ſpricht, fo find ihre Intereſſen und ihre Vater: landsliebe doch deutſch.“ In dieſem Sinne ſpricht ſich auch der königliche Beſcheid vom 9. Mai d. J. aus, wonach der beſon⸗ dere Antrag wegen der polniſchen Sprache, nur als das Intereſſe Einer Provinz — das Großherzogthum Poſen — betreffend, erachtet iſt. Der königliche Erlaß an den Herrn Landtags-Marſchall von Rochow am 9. Mai billigte das Ver⸗ fahren des Marſchalls in Beziehung auf die Petition vom 29. April völlig, indem die Angelegenheit Einer Provinz nicht zur Berathung der Curie der drei Stände gelangen ſolle, vorbehältlich der weiteren Prüfung beſonderer Anträge an geeigneter Stelle. Zu V. in Betreff der Provinz Poſen ſind mir einige Berichtigungen in Zahlen zugeſandt, wovon das Reſultat für den Regierungs- Bezirk Poſen dahin geht: Unter den 890366 Einwohnern pflegten 488343 nur polniſch, 221844 nur deutſch, und 180179 polniſch und deutſch zu reden. Zum Schluß meiner Ueberſicht kann ich wohl die Bemerkung hinzufügen, daß der Wille und die Fä⸗ higkeit, ſich in dieſer oder jener Sprache auszudrücken, nicht mit ſolcher arithmetiſchen Gewißheit in ſtatiſtiſchen Ueberſichten feſtgeſtellt werden kann, als die Zahl der Einwohner nach dem Geſchlecht, oder dem Alter; daß übrigens im Preußiſchen Staate das deutſche Element unverkennbar ſeit einem Menſchenalter bedeutend an Umfang zugenommen hat, und den weiteren Fortſchritt kräftig entwickelt. Auch auf dem Geſammt⸗Land⸗ tage zu Berlin ſind ſeit dem 11. April bis jetzt bereits verſchiedene ſo ausgezeichnete Reden vernommen, daß wir dieſen Gewinn für die deutſche Sprache aus den dortigen parlamentariſchen Verhandlungen freudig begrü- ßen können. Breslau, am 15. Juni 1847. 0 Hundrich. 31 = 28% kr A 118 e eee | 1 2 „ W EN kein 5 ö eee wen 243 Beiträge zur neueren Geſehichte Preuſens von Profeſſor Dr. Wöpell, z. Z. Secretair der Section. I. Zur Geſchichte der Jahre 1806 und 1807. 1. Sir Robert ed Historical memoir of a mission to the Court of Vienna in 1806, with a selection from his despatehes. London 1844. Je feltener es leider bei uns in Deutſchland geſchieht, daß Staatsmänner höheren Ranges ihr eignes Wirken und Wiſſen der geſammten Nation vorlegen, um ſo eifriger greifen wir nach franzöſiſchen oder engli⸗ ſchen Werken, von welchen wir Aufſchlüſſe über unſere eigene Geſchichte in den letzten fünfzig Jahren erwar⸗ ten dürfen. Sir Robert Adair, welcher die vorliegenden Mittheilungen „by permission of the proper authorities“ veröffentlichte, giebt zwar die Correſpondenz, welche er als Englands Bevollmächtigter am Wie⸗ ner Hofe in den Jahren 1806 und 1807 nach verſchiedenen Seiten hin geführt hat, keinesweges vollſtändig; im Gegentheil es finden ſich in ſeinen Mittheilungen Lücken mancherlei Art, die ohne Zweifel nur in diplo⸗ matiſchen Rückſichten ihren Grund haben: da aber die Grenzen ſolcher Rückſichten für einen engliſchen Staats⸗ mann glücklicherweiſe viel weiter geſteckt ſind als für einen deutſchen, ſo erhalten wir ſchon durch das, was der Verf, publicirt, eine ganze Reihe, theils von neuen Aufſchlüſſen, theils von Ergänzungen unſerer bisheri⸗ gen Kenntniß. Es war am 15. Juni 1806, daß Sir Robert Adair, ein perſönlicher Freund und Vertrauter von James For, dem Kaiſer von Oeſterreich feine Creditive in Wien überreichte. In dieſem Augenblick bildeten die Friedensunterhandlungen zwiſchen Frankreich einer-, und England und Rußland andererſeits den Mittel⸗ punkt der europäiſchen Politik. Die lebendigſte Aufmerkſamkeit aller war nach Paris, dem Sitze dieſer Unter⸗ f 31* 244 handlungen, gerichtet; nach dreizehnjährigen Kriegsſtürmen erwarteten und hofften die Völker einen dauernden Frieden. Dieſe Erwartungen und Hoffnungen wurden bald vollkommen getäuſcht. Nicht nur zwiſchen Frank— reich und England und Rußland begann der Krieg nach wenigen Wochen wieder von Neuem; auch Preußen ergriff allen unerwartet gegen Napoleon die Waffen, und trat ſeitdem in den Vordergrund der politiſchen Bewegung der Zeit. Der franzöſiſch-preußiſche Krieg iſt ſomit der Mittelpunkt, auf welchen ſich alle Berichte Sir Robert Adair's bis zum Tilſiter Frieden beziehen. Für den Krieg an ſich geben ſie freilich und begreiflicher Weiſe wenig Auskunft, ein deſto helleres Licht aber werfen ſie auf die diplomatiſchen ee welche den Schlachten zur Seite gingen. Es iſt bisher oft und bitter genug Preußen vorgeworfen worden, daß es ohne mächtige Bundesgenoſſen, allein auf ſeine eigne Kraft vertrauend, in den Kampf mit Napoleon ſtürzte, deſſen Macht ſchon damals im Verhältniß zur preußiſchen eine coloſſale war. Während Fr. Gentz, in dem bekannten Memoire über ſeine Erlebniſſe im preußiſchen Hauptquartier vor der Jenaer Schlacht, dieſen Vorwurf begründet und erörtert hat, liefert uns nun die Correſpondenz Adair's zunächſt einige nicht unerhebliche Nachträge über die Verſuche, welche Preußen noch vor dem Beginne des Krieges machte, ſeine Kräfte durch Bündniſſe zu ſtärken. Seine Iſolirung war die natürliche Folge ſeiner Politik. Seit dem Basler Frieden zwiſchen Frankreich und die Coalitionen tretend hatte es, im Sinne der alten länderſüchtigen Diplomatie des 18ten Jahrhunderts, beide Seiten zu übervortheilen gedacht. Man wollte Friedrich Wilhelm's Politik zwiſchen Schweden und Polen, Friedrich des Großen Politik zwiſchen Oeſterreich und Frankreich aus dem Erbfolgekriege nachah⸗ men. Aber da man nicht auf ein friſches Prinzip geſtützt war, wie in jenen beiden Perioden, da man die eine Seite ſelbſt übermächtig auffteigen ließ, und ſich mit den vom Sieger hingeworfenen Stücken begnügte, grub man ſein eigenes Grab. Jedesmal war Friedrich Wilhelm von Schweden abgefallen, ſobald es in Polen Siege erfochten hatte (und es handelte ſich damals um Brandenburgs Exiſtenz), und Friedrich II. hatte augenblicklich ſeine Verbindung mit Frankreich gelöſt, ſobald Oeſterreich ſeine Verſprechungen erfüllte. Feſt war man im Bunde mit Oeſterreich geweſen, ſobald es ſich darum handelte, Deutſchland vor Frankreich und Schweden zu ſichern. Es war eine thätige eingreifende ſelbſtſtändige Politik; jetzt ließ man ſich dafür, daß man dem Ruin Oeſterreichs, dem coloſſalen Anwachſen Frankreichs zuſah, bezahlen. Der Gipfelpunkt die⸗ ſer Politik war es dann, daß Preußen erſt als Preis der Neutralität, dann bereits gemißhandelt, auf Befehl des Siegers Hannover einnahm, um ſich auf immer mit einem alten bewährten Verbündeten zu verfeinden. Weitere Anmaßungen Frankreichs brachten endlich die Kriegspartei in Berlin in Vortheil. Vor allen aber wandte man ſich an Oeſterreich. Die Eröffnungen an das Wiener Kabinet aber wa⸗ ren, wie der engliſche Geſandte unter dem 7. September 1806 (p. 127) berichtete, auch damals noch „von ſo vager und unbeſtimmter Natur, daß man in Wien unmöglich auf ſie eingehen konnte.“ Im Verlaufe des September indeß wurden dieſe Anträge eben ſo beſtimmter als dringender. Der preußiſche Geſandte in Wien, Finkenſtein, theilte officiell dem kaiſerlichen Cabinet ein Circularſchreiben feines Königs an die preu⸗ ßiſchen bei fremden Höfen beglaubigten Miniſter mit, in welchem unzweideutig erklärt wurde: „er (der König) wolle auf keinerlei Vereinbarung mit Frankreich eingehen, es ſei denn, daß Deutſchland gänzlich und ohne Aufſchub von den franzöſiſchen Truppen geräumt werde, Frankreich der Bildung einer norddeutſchen Conföde⸗ ration kein Hinderniß in den Weg lege, auf eine ausreichende Weiſe für die Erhaltung des Friedens in Deutſchland durch Vereinbarung der hiebei vorzugsweiſe intereſſirten Mächte mit Ausſchluß Frankreichs ge⸗ ſorgt werde, und endlich keine fernern Angriffe auf Oeſterreichs Beſitzſtand und Unabhängigkeit ſtattfänden.“ In dieſem Schreiben forderte der König ferner den Kaiſer in „einer Sprache der größten Energie“ auf, mit ihm gemeinſchaftliche Sache zu machen, verpfändete ſein königliches Wort für die Beſtändigkeit ſeiner neuen politiſchen Richtung, und erklärte in der feierlichſten Weiſe, daß er ſich niemals von einer Macht 245 trennen wolle, welche ihm in dem großen Werke beiſtehen werde, das er unternommen. (Bericht vom 29. Sep⸗ tember p. 135.) Allein ſo lebhaft auch Finkenſtein in das Wiener Cabinet drang — und er drängte daſſelbe, wie Adair noch unter dem 7. October (p. 339) berichtete, „much too hard“ — fo ſehr er ſich auch mit einem glücklichen Erfolge ſchmeichelte und feinen Hof mit ſolcher Hoffnung erfüllte '), Oeſterreich ließ ſich nicht mit fortreißen. Seine Finanzen waren erſchöpft, und fein Muth durch die im Jahre vorher erlittenen Niederlagen zum Theil ſo weit gebrochen, daß Graf Stadion nicht einmal glaubte, daß ſich eine etwaige Forderung Frankreichs, deſſen Truppen durch öſterreichiſches Gebiet einen freien Durchzug zu geſtatten, würde abſchlagen laſſen (p. 325). Ein neuer unglücklicher Krieg mit Napoleon konnte in der That den völligen Ruin des Kaiſerhauſes und Staats herbeiführen, — aber bei alle dem war doch der Krieg gegen Frankreich für Oeſter⸗ reich der Sache nach entſchieden, es blieb nur die Frage über Zeit und Art (p. 163). Der weſentliche, wenn nicht der entſcheidende Grund ſeiner Weigerung war Mißtrauen gegen die Politik des Grafen Haug witz, Zweifel an der Feſtigkeit und Ausdauer des Königs, zu deſſen Perſon und gutem Willen man freilich unbe⸗ dingtes Vertrauen hatte (p. 341). Gleich als die erſten beſtimmtern Anzeichen eines möglichen Bruchs zwi⸗ ſchen Preußen und Frankreich nach Wien gelangten, berichtete Adair an For unter dem 3. September: Der Kaiſer und alle Miniſter ſind vollkommen gut geſtimmt gegen Preußen, und ſind bereit, „alle ihre gerechten Gründe zum Groll fahren zu laſſen, wenn ſie nur irgend eine vernünftige Ausſicht dazu ſehen könnten, daß jene Macht eine feſte und entſchiedene Partei ergreifen würde. Aber ſo lange Graf Haugwitz Miniſter iſt, wollen und werden fie nichts wagen“ (p. 126). Es mag und muß dahingeſtellt bleiben, ob fie etwas ge: wagt hätten, wenn ein andrer als Haug witz an die Spitze der Geſchäfte gekommen, wie ſehr aber vor allen gerade er einer nähern Vereinigung Oeſterreichs mit Preußen im Wege ſtand, zeigt, daß der engliſche Geſandte faſt in allen ſeinen Berichten immer wieder auf dieſen Punkt zurückkommt (p. 127. 135). Noch unter dem 15. October (p. 341) ſchreibt er: „Beide, Oeſterreich und Rußland, wünſchen die Entfernung des Grafen von den Geſchäften als den erſten Schritt zu einer aufrichtigen Verftändi- gung.“ Ja, ſo weit ging in Wien dieſes Mißtrauen, daß z. B. Baron Thugut zum engliſchen Geſand⸗ ten ſagte: „Die Abtretung eines oder zweier Dörfer dürfte den ſcheinbar drohenden Sturm zerſtreuen und alle preußiſchen Truppen in ihre Kantonnements zurückführen“ (p. 481). Kann es Oeſterreich zum Vorwurf gereichen, daß es nach den Erfahrungen, die es vor wenigen Monaten, im December 1805, gemacht hatte, ſolchen Gedanken und Anſichten Raum gab? War es ungerecht, daß die preußiſche Politik erntete, was ſie geſäet? N Und Haugwitz hatte ſich ſeitdem nicht geändert! Selbſt in der gewaltigen Kriſis, in der ſich Preu⸗ ßen nunmehr befand, ließ er von ſeiner doppelſeitigen Diplomatie nicht ab. Sein gleichzeitiges Verhalten ge⸗ gen England beweiſt das unwiderleglich. Das engliſche Cabinet kam in jenen Tagen dem preußiſchen auf mehr als halbem Wege entgegen. Wir erfahren, daß Adair auf die erſten beſtimmten Anzeichen des Bruchs zwiſchen Preußen und Napoleon, ſich ſogleich (ſchon im Auguſt), und ohne einen beſtimmten Auftrag hiezu zu haben, mit dem Grafen Hardenberg in Verbindung feste, um eine Verſöhnung Englands und Preu⸗ ßens anzubahnen. Die Grundlagen, auf welchen dieſe ſtattfinden ſollte, find leider aus der vorliegenden Cor⸗ reſpondenz nicht zu erſehen geweſen, indem weder der Brief Adair's an Hardenberg, noch die Depefche von Fox vom 28. Juli mitgetheilt ſind, auf welche ſich der erſtere in Betreff dieſer Angelegenheit bezieht. Wie wenig dieſe Grundlagen aber dem preußiſchen Intereſſe entgegenſtanden, zeigt, daß Hardenberg in ei- nem am 18. September in Wien eintreffenden Schreiben antwortete: „er ſei vom Könige vollſtändig ermäch⸗ ) Vgl. Memoires d'un homme d’etat, 9, 277. Bignon V. 294. Luccheſini und die erwähnte Denk: ſchrift von Gentz. \ 246 tigt, über die befte Weiſe zu verhandeln, in welcher man zu einer Vereinigung der Art gelangen könne, wie fie Fox vorgeſchlagen.“ Nach jener preußiſchen Beſitznahme Hannovers durfte England unverſöhnlichen Groll hegen. Es war fern davon. Der König von England hatte ſchon in einer Botſchaft an das Parlament vom 21. April öf⸗ fentlich erklärt: „er ſehe mit geſpannter Erwartung dem Augenblicke entgegen, in welchem eine würdigere und erleuchtetere Politik von Seiten Preußens jenes Hinderniß der Erneuerung von Frieden und Freundſchaft mit einer Macht hinwegräumen werde, mit welcher er keine andere Urſache zum Streit habe.“ Jetzt nun in je⸗ nem Antwortſchreiben (p. 130) erklärte Hardenberg zunächſt, „daß, um Preußens Ehre und Europa vor gänzlicher Sklaverei zu retten, der Krieg gegen Frankreich unternommen und mit der äußerſten Kraft geführt werden müſſe. Die Frage wegen Hannover betrachte er als einen Gegenſtand untergeordneter Art, als einen ſolchen, in Betreff deſſen zwei Mächte ſich leicht würden verſtändigen können, welche ſich gegen einen Feind vereinten, wie Frankreich es ſei.“ Zugleich verhehlte auch er ſein Mißtrauen gegen die Perſonen nicht, „die im Jahre vorher Preußen gezwungen hatten, das Vertrauen von Europa zu verſcherzen, ſich den Befehlen Frankreichs zu fügen und ein Inſtrument der Anmaßungen deſſelben zu werden.“ Noch an demſelben Tage, an welchem Adair dieſen Brief empfing, antwortete er dem Grafen und ſchlug als Grundlage eines neuen Bündniſſes den Potsdamer Vertrag vom 3. November 1805 vor. Hardenberg lehnte, wahrſcheinlich un: ter dem 24. September (p. 139) dieſen Vorſchlag ab, allein er gab doch zu, daß der neue Vertrag in dem⸗ ſelben Geiſte gefchloffen werden müſſe. Weitere Auskunft über dieſe Verhandlung giebt die vorliegende Corre⸗ ſpondenz nicht: die Schlacht bei Jena ſetzte ihr wahrſcheinlich ein Ziel. So reſultatlos dieſe Unterhandlung auch erſcheint, ſie wirft inſofern ein neues, ſcharfes Schlaglicht auf den innern Zwieſpalt des Berliner Cabinets, als ſie hinter dem Rücken und ohne Vorwiſſen des Grafen Haugwitz geführt ward (p. 138). Der geſunde Sinn des Königs ſah die Nothwendigkeit einer raſchen und aufrichtigen Verſtändigung mit England ein; auch er erkannte, daß es ſich in dem bevorſtehenden Kampfe um ganz Anderes und viel Größeres als um den Beſitz Hannovers handle. Aber während er dieſe Einſicht dem Grafen Haugwitz nicht zutraute, ließ er ihn dennoch an der Spitze der auswärtigen Geſchäfte! Es iſt ſchon aus Gentz Denkſchrift bekannt, wie hinterhaltig in der That Haugwitz Gedanken in Bezug auf England waren, und wie er in conſequenter Verblendung darüber, daß nur ein ehrlicher Verzicht auf Hannover die Brücke zu einem neuen Verſtändniß beider Mächte werden konnte, nur daran dachte, das ſchmählich ge⸗ raubte Land zu behalten. Von dieſem Gedanken, den Luccheſini gegen Gentz, „le dernier de nos se- crèts“ nannte, ging des Grafen ganzes Verhalten gegen England in dieſer kritiſchen Epoche aus. Daher zö⸗ gerte er bis zum 18. September, — am 7. Auguſt etwa war in Berlin ſchon der Entſchluß zum Kriege ge⸗ faßt — ehe er ſich England näherte, und auch dann ließ er durch den engliſchen Agenten Thornton in Hamburg nur um die Abſendung eines Bevollmächtigten bitten, ohne auch nur ein Wort hinzuzufügen, aus welchem England ſchließen konnte, daß Preußen geneigt ſei, die Urſache des von ihm willkürlich erregten Zwie⸗ ſpalts zu heben. Dennoch ging England augenblicklich auf jenen Wunſch ein. Schon am 25. September hob eine königliche Ordre die Blokade der Nordſeeküſte auf; am erſten October ward Lord Morpeth zum Botſchafter ernannt, am 6. war dieſer in Hamburg, am 12. im preußiſchen Hauptquartier zu Weimar. Trotz dieſer bereitwilligen Eile konnte er aber von Haugwitz nicht einmal — eine Audienz erreichen, und als er nach der Schlacht, bevor indeß deren Ausgang bekannt war, Lu echeſini fragte, ob Preußen bereit ſei, in eine Unterhandlung einzugehen, erhielt er zur Antwort: daß dies von dem Reſultate der eben ſtattfindenden Schlacht abhängen würde (p. 477 — 78) ). ) Vergleicht man hiemit Luccheſini's Bericht (2, p. 87 der deutſchen Ueberſetzung), To erhellt auch hieraus ſchlagend, daß deſſen Werk nur mit der größten Vorſicht benutzt werden darf. Er ſpricht nicht nur mit drei⸗ 247 So blieben die Verſuche Preußens, aus der Iſolirung, in welche es ſich ſelbſt gebracht, herauszukom⸗ men, vergeblich, weil man auch im Augenblicke der Entſcheidung nicht ehrlich, offen, einfichtig genug war, al- lem Hinterhalten zu entſagen und die nach den früheren Verträgen doppelt nothwendigen Garantien zu bieten. Betrachten wir jetzt Preußens Verhältniß zu Rußland. Aus der Correſpondenz Adair's erſehen wir zunächſt, daß das Petersburger Cabinet nicht viel weniger als das Wiener von Mißtrauen gegen Haugwitz und deſſen Genoſſen erfüllt war. Nachdem der Kaiſer Alexander die Ratification des bekannten Oubrilſchen Vertrages vom 20. Juli 1806 verweigert hatte, konnte eine Wiederbelebung des Krieges zwiſchen ihm und Napoleon nicht lange ausbleiben. Demgemäß berichtete Mr. Stuart, der engliſche Geſandte in Petersburg, ſchon unter dem 30. Auguſt 1806 (p. 333) an Sir Robert nach Wien: Das kaiſerliche Cabinet habe beſchloſſen, die Freundſchaft mit Preußen zu halten und in allen Fällen den Krieg gegen Frankreich im Süden zu betreiben, nicht allein an den Küſten des adriatiſchen Meeres (die Ruſſen hielten Cattaro, die Franzoſen Dalmatien beſetzt), ſondern auch einen großen Theil des in Polen zur Verfügung ſtehenden Heeres gegen die Türkei in Bewegung zu ſetzen. Noch indemſelben Schrei⸗ ben fügte der Geſandte hinzu: „Ungewiß, ob die Gegenconföderation, welche der König von Preußen entworfen, nicht ein Plan ſei, der von Paris urſprünglch ausginge, iſt bis jetzt die Forderung einer Garantie derſelben von Seiten Rußlands nur kalt aufgenommen, und der Kaiſer will abwar⸗ ten, bis andere Ereigniſſe die aufrichtige Abſicht des Berliner Hofes, ſich Frankreich entgegenzuſtellen, enthül⸗ len, bevor er — fo lange Haug witz im Amte iſt, irgend einem ihm von dort gemachten Vor: ſchlage ſeine Zuſtimmung giebt. Zu derſelben Zeit hat Preußen ernſte Verſicherungen des Beiſtandes für den Fall eines Ausbruchs des Krieges empfangen, und es iſt angedeutet worden, daß ich bei der gegen⸗ wärtigen Lage der Dinge gut thun würde, mein Andringen in Betreff der hannöverſchen Frage auszuſetzen, bis es völlig entſchieden ſei, zu welchem Verhalten ſich Preußen entſchlöſſe.“ Auch in Petersburg zweifelte man alſo ungeachtet der perſönlichen Freundſchaft, welche die beiden Monarchen verband, an der Aufrichtigkeit der preußiſchen Politik, fo lange Haug witz an der Spitze der Geſchäfte ſtand. Es mag dahin geſtellt blei⸗ ben, ob in dem Moment, in welchem Mr. Stuart jene Worte ſchrieb (30. Auguſt), ſchon das Schreiben des preußiſchen Königs vom 7. Auguſt in Petersburg eingelaufen war, deſſen Haugwitz gegen Gentz ge⸗ dachte, und in welchem, nach des Grafen Verſicherung, der König dem Kaiſer ſeine ganze Lage auseinander⸗ feste und ihn zum Vertrauten aller feiner Pläne machte '). Jedenfalls aber hob ſelbſt dieſe Mittheilung das erwähnte Mißtrauen nicht, und eben ſo wenig die Sendung Kruſemark's, der auch wunderbarer Weiſe erſt den 18. September von Berlin abging. Vielmehr berichtete Mr. Stuart noch unter dem 9. October (p. 338): „Man nimmt hier allgemein an, daß dieſe Sendung ein Manöver des Grafen Haugwitz iſt, durch welches dieſer Miniſter hofft, den Kaiſer ſo weit für ſich zu gewinnen, als es nöthig iſt, jede Maßregel, die von hier muthmaßlicher Weiſe getroffen werden könnte, ihn von ſeinem Amte zu entfernen, zu verhindern. ſter Stirn von einer „freiwilligen Verzichtleiſtung auf die Länder des Kurhauſes Hannover,“ welche „die Ver— ſoͤhnung Englands mit Preußen, und die Einleitung eines engen Einverſtaͤndniſſes zwiſchen beiden Kronen ge— gen den gemeinſchaftlichen Feind“ bewirkt haͤtte, ſondern beſchoͤnigt auch noch das Verhalten des Grafen Haug⸗ witz gegen Lord Morpeth durch die theils nichtsſagenden, theils wider Willen die wahren Beweggruͤnde verrathenden Worte: „Lord Morpeth traf in einem Zeitpunkte ein, wo den preußiſchen Miniſterien nicht nur Muße und Gelegenheit zum Unterhandeln, ſondern ſelbſt die Mittel fehlten, dem Range des Abgeſandten die ihm gebuͤhrende Ehre zu erweifen und für feine perſoͤnliche Sicherheit zu ſorgen. Im Begriff, die Ent⸗ ſcheidung der Hauptangelegenheiten dem Schickſale einer Schlacht unterworfen zu ſehen, wußte der Graf Haugwitz nicht, was er verſprechen, oder was er vom engliſchen Geſandten verlangen koͤnne. Dieſe Zuruͤck⸗ e dem Grafen nicht den Tadel, ſondern vielmehr das Lob unpartheiiſcher Schriftſteller zuzie⸗ en ſollen.“ ) Gentz Schriften von Schleſier, 2, 212, wo die ueberſetzung nicht ganz treu das Franzdſiſche wiedergiebt. 248 Er wird ſich gleichwohl verrechnet haben, da Befehle geſandt > 0% einen unverzüglichen Wech⸗ ſel im preußiſchen Miniſterium zu dringen.“ 6 Auf dieſen erſten Unterhandlungen zwiſchen Preußen und 1 ligt übrigens auch noch nach dem Bekanntwerden des Memoirs von Gentz ein Schleier, auf welchen der Verf. in feinen’ Remarks über das eben erwähnte Memoir mit allem Recht aufmerkſam macht. Haugwitz und Lombard verſicherten zwar gegen Gentz, der eine: die Antwort Kaiſer Alexander's, welche Ende Auguſt in Berlin eingetroffen ſei, habe nichts zu wünſchen übrig gelaſſen; der andere: jener habe dem König ſeine ganze Truppenmacht und ſelbſt Geld angeboten, wenn er ſolches bedürfe. Allein, wenn man erwägt, daß Haugwitz bei jener Unterredung mit Gentz das lebendigſte Intereſſe hatte, Rußland als den engſten Verbündeten Preußens zu ſchildern, — wenn man ferner bedenkt, daß Kaiſer Alexander bei ſeiner damaligen Stellung zu England ſchwerlich die hin⸗ terhaltigen Gedanken des Grafen in Betreff Hannovers gebilligt haben wird, ſofern er ſie kannte; — wenn man dann in jener Depeſche Mr. Stuarts vom 9. October die Bemerkung findet, „Major Kruſemark iſt mit leerer Hand angekommen, zu großer Verſtimmung des hieſigen Gouvernements, welches mancherlei Mit⸗ theilungen durch ſeine Sendung erwartete“ — wenn man dies alles zuſammennimmt und außerdem noch weiß, daß die ruſſiſchen Hülfstruppen erſt am 1. November die Memel überſchritten; fo kann man ſchwerlich daran zweifeln, daß Haugwitz Angabe: Kaiſer Alexander's Antwort habe nichts zu wünſchen übrig gelaſ⸗ ſen, inſofern nur eine leere Phraſe war, als alles, was man zur Zeit des Aufbruchs des Königs zur Armee (21. September) im Berliner Cabinet in Betreff Rußlands wußte, ſich rein auf eine ganz allgemeine Kennt⸗ niß von der Abſicht des Kaiſer Alexander beſchränkte, ſeinen königlichen Freund nicht im Stich laſſen zu wollen. Keine nähere Verabredung irgend welcher Art war zwiſchen beiden Mächten getroffen; weder über den Anfang und die Führung des Kriegs, noch über die Zahl des ruſſiſchen Hülfscorps und die Zeit ſeines Ein⸗ treffens auf dem Kriegsſchauplatz hatte man ſich verſtändigt; ja, das Cabinet von Petersburg dachte entweder ſo wenig an einen raſchen Beginn des Krieges von Seiten Preußens, oder ſchlug das Gewicht des zu unter⸗ nehmenden Kampfes ſo gering an, daß es gleichzeitig mit dem Aufbruche der Preußen kein Bedenken trug, einen großen Theil ſeiner disponiblen Streitkräfte nach einer andern Seite hin zu entſenden, um ſich in einen neuen Krieg mit den Türken zu verwickeln. Anfang November 1806 rückte ein zahlreiches ruſſiſches Heer in die Moldau und Wallachei ein, während bereits am 14. October bei Jena und Auerſtädt die traurigſte Ent⸗ ſcheidung für Preußen gefallen war. — Es iſt leicht begreiflich, welche Wirkung dieſe Niederlagen auf die Entſchlüſſe der andern Mächte aus⸗ üben mußten. Hatte man in Wien wirklich für den Fall eines erſten Sieges der Preußen noch an eine Schilderhebung gedacht, — ſo entſagte man jenem Gedanken und mußte ihm bei der damaligen Stellung Oeſterreichs jetzt völlig entſagen. Die Beſtürzung war dort ſo groß, daß es dem engliſchen Geſandten (Be⸗ richt vom 24. October p. 143) unmöglich ſchien zu ſagen, welche traurige Wirkung das alles auf das öſter⸗ reichiſche Cabinet hervorbringen werde. Auf eine Unterſtützung Preußens — ſchrieb er — ſei jetzt die geringſte Ausſicht: es wäre vielmehr die allgemeine Anſicht, daß der Miniſter den Tod verdienen würde, der dem Kai⸗ ſer rathen wolle, jetzt ſein Schwerdt zu ziehen (p. 163). Sir Robert fürchtete ſogar, Oeſterreich könne ent⸗ waffnen, oder auch den franzöſiſchen Truppen den Durchmarſch durch fein Gebiet geftatten, falls das eine oder das andere von Napoleon nur ernſtlich verlangt werde (p. 143): eine Stimmung, welche der beiſpielloſe und ſchmähliche Fall der preußiſchen Feſtungen, der ganze raſche Siegeslauf Napoleons nur ſteigern konnte. Je natürlicher dies war, deſto bemerkenswerther iſt die Stellung, welche ſich England, welche ſich Adair perſönlich während dieſer gewaltigen Kriſis zu Preußen gaben. Der offenbaren Muthloſigkeit des Cabinets ge⸗ genüber, verſuchte er es, Oeſterreich zur Rettung Preußens in Bewegung zu ſetzen, ſei es durch eine Verbin⸗ dung mit Preußen ſelbſt, ſei es nur durch ein entſchiedenes Auftreten gegen Napoleon. Er hatte einen Plan, durch deſſen Ausführung er einerſeits Preußen unmittelbar zu Hülfe zu kommen, andererſeits Oeſterreich in der von ihm gewünſchten Richtung vorwärts zu bringen gedachte. Dieſer Gedanke war, Oeſterreich folle mit Einwilligung Preußens die bereits von den Franzoſen bedrohten und ſchwerlich lange haltbaren Feftungen Schleſiens beſetzen, England und Rußland aber für deren Wiederherausgabe bei dem allgemeinen Frieden ſich verbürgen. Welchen weitgreifenden Einfluß auf den Krieg und die letzte Entſcheidung deſſelben eine Ausfüh—⸗ rung dieſes Gedankens möglicher Weiſe hätte haben können, bedarf keiner weitern Erörterung: es kam darauf an, ob Preußen, ob Oeſterreich darauf eingehen wollten. Unter dem 12. December 1806 fandte Sir Ro: bert eine kurze Auseinanderſetzung ſeines Plans (p. 160) an Jakſon, den engliſchen Bevollmächtigten bei dem Berliner Cabinet, um dieſelbe dem Könige von Preußen perſönlich zur Prüfung vorzulegen. Die Anſich— ten und das Vertrauen auf Oeſterreich waren in der Umgebung des Königs getheilt, wie das in ſolcher Kriſe und bei dieſer Frage kaum anders fein konnte. Lord Hutchinſon, der neue engliſche Geſandte in Königs⸗ berg, an welchen der Vorſchlag Sir Robert's gelangt war, antwortete unter dem 1. Januar 1807: er halte es nicht für klug, gerade jetzt ihn zu ſtellen. „Sie haben — fügte er hinzu — die größten Bedenken und den größten Argwohn gegen das öſterreichiſche Gouvernement: ich bin ſelbſt ungewiß, ob eine unbedingte Ver: heißung Oeſterreichs mit feiner ganzen Macht vorwärts zu gehen, dieſen Hof dahin bringen würde, die ſchle— ſiſchen Feſtungen in die Hand ihres alten Feindes zu geben: einige Tage vorher erwähnte ich gegen den Gra— fen (2) Zaſtrow, ich hätte Urſache zu glauben, die Oeſterreicher wären geneigt ihre Vermittelung für einen Frieden anzubieten. Ich war der Meinung, daß der Graf dieſen Vorſchlag mit großer Zufriedenheit aufneh—⸗ men würde. Aber gerade im Gegentheil, er ſagte, nichts Gutes könne von Oeſterreich erwartet werden: er wäre überzeugt, es läge dieſem gar nicht im Sinne, der preußiſchen Monarchie irgend einen wirkſamen Bei— ſtand zu leiſten: er für ſein Theil würde eine Annahme der öſterreichiſchen Vermittelung nicht wünſchen.“ — „Alles dies zuſammengenommen, würde es alſo höchſt unklug ſein, einen Vorſchlag zu wagen, der im höchſten Maaße den Stolz dieſes Cabinets aufregen und deſſen ganze alte Eiferſucht gegen Oeſterreich neu beleben würde.“ (p. 353 — 54.) Die altpreußiſche Abneigung gegen Oeſterreich, die hier an Zaſtro w zunächſt perſönlich heraustritt, war die weſentliche Urſache der Trennung der früheren Coalition, ein Motiv mit zu der ſpäteren Neutralität Preu⸗ ßens geweſen. Nur eine ganz veränderte Weltlage konnte dieſes in die damalige Gegenwart mächtig einwir— kende Reſiduum hiſtoriſcher Verhältniſſe beſeitigen. Mit raſchem Schritt ging die Entwickelung ſolcher Verän— derung in jenen Tagen entgegen, um gegen Frankreich die noch ältere Vereinigung Preußens und Oeſterreichs, wie ſie unter Kurfürſt Friedrich Wilhelm, Friedrich J. und Friedrich Wilhelm J. beſtanden, trotz Schleſien wiederherzuſtellen. Am 3. Januar, zwei Tage alſo nach der Abfaſſung des fo eben erwähnten Brie⸗ fes, ſchiffte ſich die Königin, durch körperliches wie geiſtiges Leiden gebeugt, nach Memel ein; am 6. Januar folgte ihr der König nach; er ſah ſich an die äußerſten Grenzen feines Reiches verwieſen. Aus dee vorliegen- den Correſpondenz geht nicht mit Beſtimmtheit hervor, iſt aber wohl als gewiß anzunehmen, daß dieſe Lage für Lord Hutchinſon Veranlaſſung ward, den Vorſchlag Adair’s vorzulegen, für den König ihn anzuneh: men. Unter dem 31. Januar 1807 berichtete Sir Robert nach England: „er habe vom Grafen Götzen, der das höchſte Vertrauen des Königs genieße (dieſer hatte den Grafen mit ausgedehnten Vollmachten nach Schleſien geſandt) directe Ermächtigung erhalten, mit dem öſterreichiſchen Gouvernement über eine zeitweilige Abtretung (provisional cession) von Schleſien zu un- terhandeln.“ (p. 182.) Unwillkürlich regt ſich unſer tiefſtes Gefühl, indem wir von dieſem Entſchluß des Königs leſen: welcher Wechſel der Schickſale mußte vorhergehen, deſſen Faſſung möglich zu machen. Und dennoch war auch dieſer harte Entſchluß vergebens. Graf Stadion wollte nicht nur von dieſem Vorſchlage nichts wiſſen, ſondern er verweigerte auch dem Grafen Götzen die Erlaubniß, perſönlich nach Wien kommen zu dürfen! England blieb der einzige, in aller Noth wahrhaft ausdauernde Freund Preußens. Seine Minifter hielten an dem alten Grundgedanken der engliſchen Kontinentalpolitik unerſchütterlich feſt, den England feit den Zeiten Heinrich VII. und VIII. verfochten, den es unter Carl II. nur einen Augenblick verlaſſen, den . ji 32 250 es als eine Erbſchaft feines Antagonismus gegen Frankreich aus dem Mittelalter herübergebracht hatte: der Suprematie Frankreichs durch Unterſtützung der deutſchen Mächte entgegenzutreten. Durch dieſen feſten Angel⸗ punkt feiner Diplomatie war England weit über jene kleinen und kleinlichen Nebenrückſichten, Intereſſen, Vers ſtimmungen, Vergrößerungsgedanken und Gelüſten erhoben, an welchen die Politik der Kontinentalmächte ſelbſt ſcheiterte, und führte ſein Staatsſchiff mitten durch die Stürme der Revolution dennoch zuletzt ſicher und ſieg⸗ reich hindurch, weil es ein von vorn herein klar erkanntes Ziel vor ſich hatte. Gegenüber dieſer feſten und großartigen Politik erſcheint die ſo oft wiederholte Klage über den Egoismus Englands, erſcheint alle ſolche Kritik derſelben, wie fie vor allen Bignon in ſehr umfaſſender und höchſt ſcharfſinniger und daher auch vers führeriſcher Weiſe geliefert hat, doch nur als ein Richten, das freilich den Splitter in dem Auge des Gegners, aber nicht den Balken im eigenen entdeckt. Allerdings, es war Englands eignes Intereſſe, Frankreichs und Napoleons damals überfluthende Macht bis zum letzten Athemzuge zu bekämpfen, aber es war dies Intereſſe Englands auch zugleich das Intereſſe Europa's. England kämpfte nicht allein für ſich (England hatte es in der Hand mit Frankreich zu theilen, ſich das Meer zu nehmen, jenem das Feſtland von Europa zu überlaſſen), es kämpfte auch, und das mit vollem Bewußtſein, für die Freiheit aller Staaten, die nothwendige Grundlage jeder nationalen Entwicklung. So dauernd und bei allem Wechſel der Miniſter in ihrem Grundgedanken unwandelbar war die Politik des freien Englands, und ſie konnte es ſein, weil Englands Miniſter weder von einem car tel notre plaisir, noch von den Meinungen oder Abneigungen eines immer beſchränkten Hof⸗ kreiſes regiert werden. Wie fie aus der großartigen Schule des Parlaments hervorgehen, fo haben fie auch in letzter Inſtanz keinen andern Richter zu ſcheuen, als das Parlament und die Nation, und wie ſie auf ihrem hohen Poſten hierdurch ſelbſtſtändiger ſtehen, als alle anderen Miniſter der Welt, ſo gewähren ſie auch ihren Stellvertretern im Auslande eine ähnliche Selbſtſtändigkeil des Handelns, ohne ſie an enggezogene, ins kleinliche gehende Inſtructionen zu binden, oder von ihnen ein unaufhörliches Anfragen oder Wiederanfragen zu verlangen. Eins bedingt natürlich das andre, und den großen Miniſtern Englands hat es noch nie an fähigen und zur rechten Zeit auf ihre eigene Verantwortung hin muthig und kühn handelnden Geſandten gefehlt. Auch Preußen kamen damals die Früchte ſolchen Handelns zu gut. Sir Robert Adair's Anknüpfung der geheimen Correſpondenz mit Hardenberg, ſein Vorſchlag in Betreff der ſchleſiſchen Feſtungen, ſtanden nicht in ſeinen Inſtructionen. Er that beides auf ſeine eigene Verantwortung hin, und that es, weil er des Grundgedankens des engliſchen Miniſteriums und des Feſthaltens der Miniſter an demſelben gewiß war. Ja, er that noch mehr! Als ſich der Graf Götzen unter dem 6. Januar 1807 an den Grafen Finkenſtein nach Wien wandte, um durch dieſen das dringend nothwendigſte Geld zur Fortſetzung des Kriegs und zur Vertheidigung von Schleſien zu erhalten, und in dieſer Beziehung nur die Frage ſtellte (p. 176), ne pourrait on pas negocier de largent par ministre d' Angleterre; da entſprach der letztere ohne alles Zögern dieſem Bedürfniß. In einer Zeit, in welcher Preußens Kredit natürlich gleich Null war, als die Franzoſen ſchon weit jenſeits der Weichſel ſtanden, ließ er dem Grafen auf ſeine eigne Gefahr und Verantwortung hin ſchon am 14. Januar 200,000 Ducaten auszahlen, wies dann nach Rückſprache mit Hutchinſon, am 17. Februar 200,000 Dollars, und in der Mitte März noch 240,000 Dollars zu denſelben Zwecken an (p. 173. 189. 206). In jenen Tagen war es auch, daß Graf Götzen, der am 17. Februar in Wien angelangt war, mit dem engliſchen Miniſter über einen möglichen Aufſtand gegen die Franzoſen im Herzen von Deutſchland ver⸗ handelte. Schon unter dem 14. Januar ſchrieb der letztere (p. 358), es herrſche großes Mißvergnügen und eine Neigung zu den Waffen zu greifen überwiegend in Deutſchland; in Heſſen ſei ſchon eine Empörung aus⸗ gebrochen. Etwas ausführlicher iſt dann ein Bericht aus ſpäterer Zeit, vom 5. Mai. In dieſem heißt es (p. 227): Der von Oeſterreich vorgeſchlagene Friedens-Congreß möge in den öſterreichiſchen Staaten gehalten werden, das würde von großem Nutzen fein. „Denn Sachſen, Baiern, Würtemberg, das ganze innere Deutſchland, Schweizerland, ja Italien ſelbſt erwarteten mit der äußerſten Spannung den Beitritt Oeſterreichs zu unſerer Alliance, als ein Signal für ſich ſelbſt in Waffen ſich zu erheben. Die Verbindung mit den 251 leitenden Perſonen in jenen Gegenden, die ich genannt habe, würde unmittelbar und raſch fein. Ohne die britiſche Regierung in irgend ſchlechte Intriguen zu verwickeln, könnten Verſicherungen von Unterſtützung und Schutz den Einwohnern jener Landſchaften gegeben werden, welche alle gleich unter dem härteſten Drucke leben. Es könnten in der Stille Maßregeln getroffen werden, ſie alle unter den Auſpicien des Hauſes Oeſterreich vorwärts zu bringen.“ Nähere Auskunft über dieſe Pläne, oder vielmehr über die ihnen nothwendig ſchon zu Grunde liegenden und dem engliſchen Geſandten gewiß nicht unbekannt gebliebenen Vorbereitungen giebt leider die Correſpondenz nicht: aber hier an dieſem Punkt tritt ein im Militairwochenblatt Jahrgang 1844 mitgetheilter Aufſatz über den Krieg in Schleſien (1806 und 1807) einigermaßen ergänzend ein. Wir erfahren aus ihm, daß als Götzen in Wien war, einerſeits der Geheimſecretair Bein nach der Baireuther Gränze geſandt ward, um dort die Ausführbarkeit eines Aufſtandsprojects zu prüfen, das der König bereits genehmigt hatte; andrerſeits aber der Lieutenant Bers wordt Ende Februar nach Wien kam, um über die Verhältniſſe in Franken zu berichten. Es zeigt ſich, daß ſchon damals der Geiſt in einzelnen und nicht wenigen erwacht war, der 1813 die Maſſen durchdrungen hatte. Man beſchloß, Offiziere nach Weſtphalen, Heſſen, Nieder— Sachſen und dem Saalkreiſe zu entſenden, um den Aufſtand zu leiten. Waffendepots befanden ſich bereits an den Hauptpunkten und Graf Götzen ſuchte es einzuleiten, daß einerſeits ein deutſcher Prinz (wer?) ſich an die Spitze ſtelle, und andrerſeits engliſche Truppen in der Weſer- oder Emsmündung zur Unterftügung gelandet würden. Alles dies aber konnte nur in dem Falle einen wirklich bedeutenden Erfolg haben, daß Oeſtereich ſelbſt zu den Waffen griff. Graf Götzen war bevollmächtigt, auch hierauf nach Möglichkeit zu wirken. Am 22. Februar, vier Tage nach ſeiner Ankunft in Wien, hatte er bereits eine Audienz bei dem Kaiſer. Allein er bewirkte wenig. So günſtig die Stimmung der Maſſen für den Krieg war, jede wahre oder falſche Nachricht von Vortheilen, welche Preußen oder Ruſſen errungen haben ſollten, ward unter den Augen des franzöſiſchen Geſandten in Wien zu einer Art von Volksfeſt — im Cabinette ſelbſt hielten die Kriegs- und Friedenspartei ſich fortwährend in gegenſeitiger Schwebe. Als Graf Götzen am Abend des 18. März Wien verließ, nahm er zwar nach Schleſien die Hoffnung mit, Oeſterreich werde den Krieg auf— nehmen, aber dieſe Hoffnung war ſchon damals für tiefer Eingeweihte doch nur gering. Es bedarf gewiß keiner weiteren Erörterung, welch einen folgenreichen Umſchwung in der ganzen Lage Europa's ein entſchiedenes Auftreten Oeſterreichs gegen Frankreich hätte herbeiführen können. Ein Blick auf die Karte belehrt hinlänglich über die höchſt mißliche und gefährliche Stellung, in der ſich Napoleon bereits ſeit dem November und Dezember 1806 befand, ſobald das Wiener Kabinet in ſeinem Rücken und auf ſeiner Flanke ihn mit Nachdruck angriff, und mit dieſem Angriff zugleich das Signal zu einer allgemeinen Erhe— bung im Innern Deutſchlands gab. Man kann ſagen, Oeſterreich hatte in jenen Momenten das Schickſal Europa's in ſeiner Hand. Aber es ließ Monat auf Monat vorüber, und ſah Preußens Zertrümmerung mit an, wie Preußen ſeinen früheren Niederlagen zugeſchaut. Ueber den Ruinen Preußens reichten ſich Frankreich und Rußland die Hand. Gleich während der Unterhandlungen zum Tilſiter Frieden, ward das Bündniß dieſer Mächte angebahnt, in welchem Napoleon den Ruſſen die Türkei, und Alexander dem franzöſiſchen Kaiſer Spanien preisgab, und aus welchem für Oeſterreich ſchon nach Verlauf von kaum zwei Jahren die harte Nothwendigkeit erwuchs, noch einmal das Glück der Waffen gegen Napoleon zu verſuchen; ein Verſuch, in welchem es nun ſeinerſeits eben ſo allein ſtand, als Preußen im Jahre 1806, in welchem Preußen ebenſo erſchöpft als Oeſterreich jetzt keine Erhebung wagte, und der eben deshalb nicht weniger mißglückte. Miß⸗ trauen gegen Rußland und Preußen war es mehr als Mangel an Vertrauen auf die geſchwächten Kräfte des Staates ſelbſt, was in letzter Inſtanz die Politik Oeſterreichs im Laufe des Krieges beſtimmte, nicht gegen Napoleon aufzutreten; nur entſchiedene Erfolge jener Mächte auf dem Schlachtfelde hätten jenes Mißtrauen zu überwältigen vermocht. N In den erſten Wochen nach der Schlacht bei Jena, während des raſchen Siegeslaufs Napoleons, hatte die Zögerung Stadions ihren guten Grund. Mit vollem Rechte bemerkte er damals gegen A dair (Bericht 32 * 252 vom 19. November p. 152), man wiſſe ja nicht, ob Preußen zur Fortſetzung des Krieges entfchloffen fei; würde Oeſterreich den Krieg erklären und am nächſten Tage Preußen ſeinen Frieden mit Napoleon ſchließen, ſo möchte der eigne Ruin unvermeidlich ſein. Auch die Entfernung, in welcher die ruſſiſchen Truppen noch vom Kriegsschauplatz ſtanden, und daß Napoleon eher in Wien fein werde, als jene herankämen, war ein eben ſo begründetes Bedenken für ihn, wie der Zweifel, was Rußland ſelbſt thun werde, ſobald es den ganzen Umfang der preußiſchen Niederlagen erfahren. Aber als dann der König von Preußen auf das ent⸗ ſchiedenſte im November und December ſich für die Fortſetzung des Krieges erklärt hatte, als er durch ſeinen Gefandten Finkenſtein, Rußland durch Raſumoffsky und Pozzo di Borgo, der in der Mitte De— cember ganz allein zu dieſem Zwecke dorthin kam, das öſterreichiſche Kabinet zum Ergreifen der Waffen zu bewegen ſuchten: als der engliſche Geſandte im Verein mit jenen ſeine Vorſtellungen erneute und dem Gra⸗ fen Stadion nachwieß (p. 166), daß deſſen frühere, eben erwähnten drei Hauptbedenken kein Gewicht mehr haben könnten, — — da trat als ein zwar völlig neues, aber jetzt vorwiegendes Hinderniß für das Gelingen dieſer Beſtrebungen, wiederum das Mißtrauen und die Eiferſucht hervor, von welcher ſelbſt der Wie— ner Hof in Betreff der ruſſiſchen Entwürfe und Pläne gegen die Türkei erfüllt war. (Bericht vom 18. De⸗ cember, p. 161.) 5 In der That hat die Stellung, welche das Petersburger Cabinet im Jahre 1806 gegenüber der Pforte einnahm, auf das Unheilvollſte auf die letzte Entſcheidung des damaligen Kampfes gegen Napoleon faſt in allen Stadien deſſelben gewirkt. Es iſt bekannt, daß Sebaſtiani's raſch erlangter Einfluß auf den Sultan es war, welcher zur plötzlichen und den beſtehenden Verträgen zwiſchen der Pforte und Rußland zuwiderlau⸗ fenden Entſetzung der Hospodare der Moldau und Wallachei (30. Auguſt 1806) führte und hiermit den Bruch zwiſchen Rußland und der Pforte zunächſt veranlaßte. Allein nicht weniger bekannt iſt auch, daß die Erklä⸗ rungen des engliſchen Geſandten Arbuthnot, vor allen das kühne Auftreten des Secretairs deſſelben, William Wellesley Pole, den Sultan ſehr bald zu einem Widerruf jener Entſetzung der Hospodare brachten, das Petersburger Cabinet aber dennoch — man kann kaum anders ſagen, als mit beiden Händen die Gelegenheit zum Kriege gegen die Türken ergriff und feſthielt, und ein zahlreiches Heer im November 1806 in der Moldau und Wallachei einrücken ließ. Die erſte Folge dieſer Politik — an welcher ſelbſt Haugwitz inſofern Theil hatte, als er einer— ſeits unbegreiflich ſäumte, den ruſſiſchen Hof vollkommen über die Lage und Abſichten Preußens in Kenntniß zu ſetzen, andrerſeits man in Petersburg ihm keinen ernſten Entſchluß mit Napoleon den Krieg zu beginnen zutraute — die erſte Folge dieſer Politik war die verſpätete Concentrirung der zur Unterſtützung Preußens beſtimmten ruſſiſchen Armee, die geringe Zahl ihrer Truppen und ihr Eintreffen an den äußerſten Grenzen des Kriegsſchauplatzes, als ſchon Preußens Heermacht gänzlich niedergeworfen war. Die weitere Folge aber war eben jene Eiferſucht des Wiener Hofes gegen Rußland und die aus dieſer hervorgehende Weigerung des erſtern mit dem letztern gemeinſchaftliche Sache gegen Napoleon zu machen. Allerdings dieſe Eiferſucht entſchied nicht einzig und allein die Politik Oeſterreichs, ſie wirkte jedoch auf dieſelbe als ein Motiv erſten Ranges und größten Gewichts. Das geht aus Adairs Correſpondenz unzweifelhaft hervor, und damit zugleich wie unbe⸗ gründet und ungerecht der Tadel des ſonſt ſo gut unterrichteten Bignon gegen das Wiener Kabinet wegen deſſen angeblicher Gleichgültigkeit gegen die Integrität der Türkei iſt. Schon unter dem 20. October 1806 erwähnte der engliſche Geſandte der Klagen Oeſterreichs, daß man zu St. Petersburg dem Kriege gegen die Türkei einen Vorzug vor dem gegen Frankreich zu geben ſcheine und forderte gleichzeitig das engliſche Mini⸗ ſterium auf, das ganze Gewicht ſeines Einfluſſes aufzubieten, um alle Urſachen der Eiferſucht zwiſchen beiden Mächten aus dem Wege zu ſchaffen (p. 145 — 46). Von Monat zu Monat ſteigerte ſich dann dieſe Eifer⸗ ſucht und jenes Mißtrauen in Wien. Vergebens bemühte ſich der Geſandte Englands es zu zerftreuen: ver⸗ gebens bot er nach der Ankunft Pozzo di Borgi's im December 1806 im Namen des britiſchen Gouver⸗ nements dem öſterreichiſchen Kabinet jede Garantie dafür an, daß Rußland ſeine Beſitzungen auf der Seite 3 der Türkei nicht erweiteru ſollte; vergebens erklärte Pozzo di Borgo ſelbſt im Namen des Kaiſer Alexander, daß dieſer keine anderen Abſichten gegen die Türkei verfolge, als den dortigen franzöſiſchen Einflüſſen und Tendenzen entgegen zu wirken; fie konnten, — wie dieſes aus dem höchſt intereſſanten Bericht vom 30. Des cember 1806 (p. 162) hervorgeht — ſo wenig hiemit durchdringen, daß der Hauptzweck von Pozzo di Borgo's Sendung gar nicht erreicht ward, und Sir Robert wieder unter dem 14. Februar 1807 (p. 187) ſchreiben mußte: „Die türkiſchen Angelegenheiten werden das ernſteſte Hinderniß ſein, Oeſterreich zu einem gemeinſamen Wirken mit uns zu bringen.“ Sie wirkten mehr oder weniger in gleicher Weiſe bis zum April ein. (Berichte vom 3. und 8. April, p. 885. 391.) Trotz alle dem hätten Erfolge der ruſſiſchen und preußiſchen Waffen das öſterreichiſche Cabinet zum Entſchluß gegen Frankreich gebracht. Als z. B. im Ja⸗ nuar 1807 Berichte über die ruſſiſchen Gefechte vom 25. und 26. December einliefen, wuchs Oeſterreich der Muth. Die Miniſter gaben dem ruſſiſchen und dem engliſchen Geſandten nicht allein die Verſicherung ih— res Wunſches einzuſchreiten, ſondern ſie erhöhten plötzlich den Stand ihrer zur Verfügung ſtehenden Armee von 60000 auf 220000 Mann, verkündeten, daß ſie in zwei Monaten zum Handeln bereit wären, und baten jene Geſandten, bei ihren reſpectiven Höfen jedem Schritt zu einem Frieden zu hindern, der nicht die allgemeinen Intereſſen von Europa mit einſchlöſſe (p. 192). Sir Robert Adair geſteht in einem Schreiben vom 14. Januar 1807 (p. 357) noch vor 14 Tagen habe er ſo etwas nicht erwartet; er wiederholt dieſe feine Hoffnungen unter dem 24. und 28. Januar (p. 177— 79), aber kaum vier Wochen darauf muß er fie ſchon wieder faſt gänzlich fallen laſſen. „Der Wechſel in den Stimmungen dieſes Hofes — ſchreibt er unter dem 24. Februar (p. 194.) — find letzthin fo häufig geweſen, daß es unmöglich iſt, ſich irgend eine Mei— nung über deſſen letzten Entſchluß zu bilden. Die Miniſter ſagen jetzt, daß wenn Napoleon auf der Weige⸗ rung beftehen ſollte, über einen allgemeinen Frieden auf vernünftiger Grundlage zu unterhandeln, Oeſterreich ſich mit uns verbinden werde. Ich kann nicht glauben, daß ſie auf eine bloße Weigerung zu unterhandeln das thun werden.“ Indem das Wiener Kabinet ſolchergeſtalt theils aus mancherlei Bedenken das Geſchick Oeſterreichs auf die Schärfe des Schwerts zu ſtellen, theils auch wohl aus der von einigen Einflußreichen genährten eitlen Hoffnung, daß aus Preußens und Rußlands Schwächung Oeſterreichs vermehrte Stärke hervorgehen würde, eine Woche nach der andern vorübergehen ließ, ohne einen beſtimmten und ſeiner würdigen Entſchluß zu faſſen, verkannte es doch auf der andern Seite keineswegs die Gefahr völlig, mit der ihm das ſich immer vergrößernde Uebergewicht der Macht Napoleons drohte. Seine Rüſtungen gingen ununterbrochen fort und der Erzherzog Karl höchſt einflußreich, (whose influence on the great question of war or peace is decisive, p. 396.) und an der Spitze der den Ruſſen wie einer Kriegserklärung gleich abgeneigten Partei, ſuchte doch auf jeden äußerſten Fall gefaßt und vorbereitet zu ſein. So viel war allen den Einſichtigern klar, daß man öſterreichiſcherſeits nicht völlig gleichgültig und unthätig dem Laufe der Ereigniſſe folgen müſſe, und da man zum Kriege gegen Napoleon ſich nicht entſchließen konnte, verſuchte man auf dem Wege der Unterhandlung die eignen Intereſſen ſo viel als möglich ſicher zu ſtellen. Bereits unter dem 6. December (p. 156) findet ſich in den vorliegenden Depeſchen die erſte Erwähnung davon, daß das Wiener Kabinet mit dem Gedanken umgehe, ſeine Friedensvermittlung Napoleon anzutragen. Im Januar 1807 ward der General Baron Vincent zum franzöſiſchen Kaiſer nach Warſchau geſandt, und obgleich das öſterreichiſche Cabinet über den eigentlichen Zweck dieſer Sendung gegen den engliſchen Geſandten ein tiefes Stillſchweigen beobachtete, ſo ſah dieſer doch ganz klar in der Sache (p. 174). Der Ausgang der Schlacht bei Eylau und ihre nächſten Folgen (8. Februar) reiften den öſterreichiſchen Plan. Noch vor Ende Februar hatte General Vincent dem Fürſten Talleyrand in Warſchau die öſterreichiſche Vermittlung angeboten (p. 195) und da Rußland gleichzeitig ſich nicht abgeneigt erklärte, eilte das Wiener Kabinet die Sache zu fördern und ließ ſchon vor dem 14. März als Baſis der Unterhandlung dem franzöſiſchen Minifter ein Project mittheilen, das freilich erſt im Anfang April in regelmäßiger Form übergeben ward, in einem Zeitmoment, in welchem (wie wir aus den wichtigen Depeſchen vom 3., 8. und 11. April p. 384 — 91 er⸗ ſehen) in Wien der freilich nicht ganz richtige Glaube vorherrſchte, England ſei im Begriff das Grundprincip ſeiner bisherigen Politik zu ändern und wolle den Kontinent ſich ſelbſt überlaſſen. Dieſer Glaube, der vom öſterreichiſchen Geſandten in Petersburg nach Wien hin verbreitet war, und deſſen Entſtehung man nicht recht entdecken kann, trieb höchſt wahrſcheinlich Oeſterreich an, ſeine Vermittlung zu beſchleunigen. Die Hauptpunkte ſeines erſten Projects, wie ſie hier der Bericht vom 14. März (p. 203) verzeichnet, ſind allgemein bekannt: aber nicht ſo bekannt dürfte ſein, daß der ächt deutſchgeſinnte Stadion wirklich hoffte, auf eine Verwerfung des Projects von Seiten Napoleons würden unmittelbar kräftige und entſcheidende Maßregeln, d. h. eine Kriegserklärung in letzter Inſtanz, von Seiten Oeſterreichs folgen. Viel richtiger als das Haupt des Wiener Cabinets ſelbſt kannte der engliſche Geſandte daſſelbe, indem er hinzufügte: „Es hieße mehr von der Feſtigkeit und Beſtändigkeit dieſes Hofes erwarten, als ich darf, würde ich Ew. Lordſchaft die⸗ ſelben Hoffnungen einflößen, welche Graf Stadion für ſeine Perſon zu hegen ſcheint.“ Trotz dieſer Anſicht aber ſuchte Adair dennoch nach Möglichkeit wenigſtens dieſe öſterreichiſchen Ver⸗ mittlungsvorſchläge zu fördern, indem er von dem Geſichtspunkte ausging, daß Oeſterreich von ſelbſt im Ver⸗ laufe der Verhandlungen allmälig zu einem Bruche mit Napoleon gelangen müſſe. „Ich habe, ſchrieb er unter dem 13. April an Lord Hutchinſon (p. 395 folg.), keinen Zweifel, daß wir vermittelſt der Media⸗ tion zu dem wünſchenswertheſten aller Reſultate gelangen müſſen, zu gemeinſchaftlichem Frieden oder gemein: ſchaftlichem Kriege.“ Denſelben Gedanken entwickelt er etwas ausführlicher in dem Bericht vom 29. Mai (p. 242), allein er täuſchte ſich zunächſt in der Erwartung, Napoleon werde die ihm von Wien aus vor— geſchlagenen Grundlagen der Verhandlung verwerfen. Schon Big non hat zwar ausführlich die Geſichtspunkte erörtert, von welchen die auch in dieſem Falle eben ſo gewandte als erfolgreiche Politik Napoleons oder Talleyrands ausging: allein einzelne Momente derfelben erhalten doch aus den vorliegenden Depeſchen eine andere und gewiß richtigere Stellung und Bedeu⸗ tung. Das iſt zunächſt der Fall in Betreff der Anträge, welche Napoleon unter dem 26. Februar durch den General Bertrand dem preußiſchen Hofe machte. Sie geſchahen keineswegs allein in der Abſicht, die Bignon angiebt, d. h. nur Oeſterreich, die deutſchen Verbündeten Frankreichs und die Franzoſen ſelbſt die Möglichkeit eines Friedens ahnen zu laſſen, oder etwa auch wo möglich Preußen zu einem Separatfrieden zu be⸗ wegen, ſondern ihr hauptſächlichſter Zweck war, die öſterreichiſche Vermittlung gleich im Keime zu vernichten. Ward nämlich Napoleons damaliger Vorſchlag, einen Congreß aller im Kriege befindlicher Mächte zum Behuf einer allgemeinen Friedensunterhandlung in Memel zu halten, angenommen, fo war es mit der öfter- reichiſchen Vermittlung vorbei: ward er verworfen, aber eine Separatunterhandlung von Preußen angenommen, fo erreichte Napoleon denſelben Zweck Oeſterreich gegenüber; ward beides verworfen, fo ſtand er, wo er vor— her war, wohl wiſſend, daß Oeſterreich doch keine rechte Neigung habe, aus einem Vermittler raſch ſein offe⸗ ner Feind zu werden. Daß aber fein Vorſchlag verworfen würde, konnte er mit ſtarker Gewißheit vorausſe— hen. Die Beſtimmung, alle im Kriege befindlichen Mächte ſollten zu dem Congreſſe zugelaſſen werden, ſchloß auch die Pforte ein, und zwar als Bundesgenoſſen Frankreichs, deren Erſcheinen auf dem Congreß Rußland ſchwerlich zugegeben haben würde. Der Erfolg zeigte die Richtigkeit dieſer Berechnung. Rußland, denn dieſes gab bei den Berathungen mit Preußen ſchon den eigentlichen Ausſchlag, verwarf die Separatunterhandlung und beide ſchloſſen am 26. April die bekannte Convention zu Bartenſtein, welche Budberg und Harden⸗ berg unterzeichneten. Sie iſt eins der merkwürdigſten Actenſtücke jener denkwürdigen Zeit, indem ſie ſchon dieſelben Geſichtspunkte für das neue Bündniß aufſtellte, welche 1813 — 15 als die maßgebenden im weſent⸗ lichen realiſirt wurden. Kein Wunder daher, daß Bignon dieſe Convention eine Acte nennt, die merkwürdig ſei durch den Umfang und den Hochmuth der Entwürfe, welche zwei Mächte zu faſſen wagten, deren eine beinahe. vernichtet war, deren andere ſchon große Verluſte erlitten hatte. Uns dagegen wird dieſes Bündniß immer als ein Zeichen eben fo ſehr des hohen Muthes erſcheinen, den der verſtorbene König auch in der 255 äußerſten Noth zu bewahren wußte, als der richtigen Einſicht, die durch dieſe Noth endlich im preußiſchen Cabinet ſich Bahn brach. Die Convention war, wie Adair (p. 100) ſehr richtig ſich ausdrückt, unzweifel— haft groß und lobenswerth an ſich ſelbſt, aber ſie war in jener Zeit practiſch unausführbar, und (ſetzen wir hinzu) daher ein politiſcher Fehler. Indem Rußland und Preußen dieſe Convention ſchloſſen, verwarfen ſie im Grunde nicht nur die Congreßanträge Napoleons, ſondern auch die Vermittlung Oeſterreichs, und ſtießen dieſes in der That von ſich zurück, während Napoleon, richtig berechnend, daß Rußland die öſterreichiſche Vermittlung ausſchlagen werde, ſeinerſeits fie annahm. Allerdings forderten Rußland und Preu— ßen auch Oeſterreich zum Beitritt zu ihrem neuen Bunde dringend auf; aber ſchon der Ton der preußiſchen Antwort auf den öſterreichiſchen Vermittlungsvorſchlag beleidigte das Wiener Cabinet (it is almost called impertinent p. 240), welches die Convention ſelbſt nicht günſtiger betrachtete. Die Depeſche Sir Robert's vom 29. Mai 1807 (p. 240 —41) giebt hierüber die klarſte Auskunft. Man war in Wien verſtimmt durch die Ablehnung der angebotenen Vermittlung, wie durch den einſeitigen Abſchluß der Bartenſteiner Convention. Die Forderungen der Allürten in jener Acte ſchienen zu hoch, als daß man erwarten konnte, Napoleon werde fie ſich gefallen laſſen, oder die Allürten fie ſelbſt feſthalten. Zögerte Oeſterreich vorher mit jedem Schritt, ſich an die letzteren anzuſchließen, ſo wurde es jetzt erſt recht ſtutzig und unwillig. Der Ton Sta— dion's ſelbſt, auf welchen perſönlich der engliſche Geſandte immer noch das größte Vertrauen geſetzt zu haben ſcheint, ward gereizter. Auf den Verſuch Sir Robert's, jene Convention in beſſerm Lichte zu zeigen, antwor⸗ tete der Graf jetzt zum erſtenmale: „Sie müſſen ſich daran erinnern, daß der Preßburger Frieden der Punkt iſt, von dem wir in allen unſern Verhandlungen ausgehen müſſen.“ Dieſe Anſicht war freilich himmelweit von den Geſichtspunkten entfernt, die man in Bartenſtein gefaßt hatte, und wahrhaft prophetiſch erſcheinen jetzt die Worte, welche Sir Robert ſeinem Berichte über dieſe Unterhaltung hinzufügte. „Wenn Oeſterreich, ſo ſchrieb er — von keinem höheren Princip als von dieſem ausgehen will, wenn es nicht durch und durch von der Nothwendigkeit durchdrungen iſt, den noch übrigen Reſt des Föderativſyſtems aufrecht zu halten, und wenn feine Vermittlung nicht auf dieſes große Ziel gerichtet iſt, fo iſt in der That die Ausſicht in die Zus kunft Europas wahrhaft beklagenswerth.“ Solchergeſtalt ward die Bartenſteiner Convention der entſcheidende Wendepunkt für Oeſterreichs Stel- lung zwiſchen den kriegführenden Mächten, ſie war der Todesſtoß für deſſen ganze Vermittlungspolitik. Von dieſem Moment verſchwand die Hoffnung des engliſchen Geſandten faſt völlig, daß das Wiener Cabinet noths gedrungen aus einem Vermittler noch ein offner Feind Napoleons werden könne, ſobald dieſer zu hohe und Oeſterreich zu ſehr entgegenſtehende Forderungen ſtellen würde. An eine ſolche Vermittlung war nicht ferner zu denken. Eben ſo wenig aber wollte ſich Oeſterreich zu ſo hohen und kühnen Dingen fortreißen laſſen, wie ſie in der Convention vom 26. April in Ausſicht geſtellt waren. Vergebens drangen Rußlands und Preu— ßens Bevollmächtigte noch im Anfange Juni auf eine entſcheidende Antwort; vergebens ſtellte Razumoffsky in einer Audienz bei dem Kaiſer vor, daß die Alliirten von Oeſterreich verlaſſen, für ſich felbft würden forgen müſſen, ſo gut ſie könnten. Die Antwort des Kaiſers hielt ſich in den allgemeinſten Ausdrücken (Bericht vom 10. Juni p. 246). Je wichtiger und entſcheidender die Convention vom 26. April nach dieſen Berichten erſcheint, um ſo mehr drängt ſich auch die Frage auf, von welchen Geſichtspunkten aus Rußland und Preußen fie gerade da⸗ mals ſchloſſen, In einem Aufſatze des Edinburgh Rewiew, deſſen Verfaſſer nach Bignon's Angabe gleich falls Sir Robert Adair ſein ſoll, findet ſich die Andeutung, Rußland ſei der Vermittlung Oeſterreichs aus⸗ gewichen, weil die von dem letztern vorangeſtellte Forderung der Integrität der Pforte dem weitſichtigen und ambitioſen Cabinet von St. Petersburg als ein zu hoher Preis erſchienen ſei. Im Beſitz der Moldau und Wallachei hätte es ſchon in der Zukunft die Möglichkeit geſehen, dieſe Erwerbung, zu der weder Oeſterreich noch England ihre Einwilligung geben würden, durch ein Einverſtändniß mit Frankreich ſich zu ſichern. Er⸗ innert man ſich an das, was in Betreff der Türkei allerdings gleich in den Friedensunterhandlungen zu Tilſit zwiſchen Frankreich und Rußland angebahnt ward, fo erhält allerdings die Auslegung des Edinburgh Re- wiew einiges Gewicht. Allein gegen ſie ſpricht wieder, einmal, daß in der jetzt vorliegenden Correſpondenz ſich nicht nur keine Andeutung der Art wiederfindet, dann erfahren wir hier (p. 213), wie Pozzo di Borgo am 4. April 1807 den Auftiag erhielt, von Wien nach Konſtantinopel zu gehen, um dort den Frieden auf der Grundlage der vollen Integrität der Pforte anzubieten; endlich verbürgt die Convention vom 26. April ſelbſt artic. 12 die Integrität und Unabhängigkeit der Türkei. Einen ganz klaren Aufſchluß der oben geſtellten Frage giebt allerdings weder das Memoir noch die Depeſchen Ada ir's: aber die letztern bieten doch einen Anknüpfungspunkt für die Löſung dar. In einem Schreiben an Lord Hutchinſon vom 13. April 1807 (p. 394) beklagt Sir Robert, daß das preußiſche Cabinet viel zu ſanguiniſche Hoffnungen auf Oeſterreichs Zutritt zur ruſſiſch- preußiſchen Alliance zu hegen und man dort daran zu denken ſcheine, das Cabinet von Wien zu einer raſchen Erklärung zu zwingen. But i should not be surprized, fest er hinzu, if the emperor (Alex.) were accompanied by persons, of a more eager character, who may conceive a little brusquerie towards Austria would bring us nearer to our point. Vorausgeſetzt, ſolche Anſichten machten ſich wirklich in Bartenſtein geltend, fo wer⸗ fen ſie in Verbindung mit der Abneigung, von welcher Rußland und Preußen eben ſo gegen die angebotene Vermittlung Oeſterreichs, als gegen den von Napoleon vorgeſchlagenen Congreß erfüllt waren; in Verbin⸗ dung ferner mit dem thatſächlichen, etwas ſchroffen Dringen, daß das Wiener Cabinet ſich an die Convention anſchließe, auf die Entſtehung und den nächſten Zweck derſelben ein ziemlich helles Licht. Dieſer Zweck ward indeß, wie ſchon bemerkt und Sir Robert richtig vorausſah (p. 396. 399) nicht erreicht, Oeſterreichs Rüſtungen gingen zwar fort, bis der Fall Danzigs und die Schlacht bei Friedland (14. Juni) erfolgten. Die Wirkung der letzteren aber war nach allen Seiten entſcheidend. Das öſterreichiſche Gouverne⸗ ment gerieth, wie Adair unter dem 29. Juni (p. 253) berichtet, in die äußerſte Beſtürzung. „Sie begin⸗ nen, — ſchreibt er, — jetzt für Gallizien zu zittern, und für die Erhaltung des Friedens, für welchen fie fo manche Opfer gebracht und fo manche günſtige Gelegenheit ungenutzt vorübergelaſſen haben, ihre eigene Ange: legenheiten und Stellung wiederherzuſtellen und zu verbeſſern. Wohin ſie in dieſem Gefühl gelangen werden, kann ich nicht angeben, höchſt wahrſcheinlich aber zu einer eingewurzelten Erſtarrung und Unthätigkeit, und zu einem vollſtändigen Geſchehen laſſen alles deſſen, was noch kommen mag.“ — Wenige Tage nach der Abfaſſung dieſes Schreibens erfolgte am 9. Juli 1807 die Unterzeichnung des Friedens von Tilſit. Giebt es eine beredtere, eine dringendere Mahnung zur Eintracht Preußens und Oeſter⸗ reichs unter ſich und mit dem übrigen Deutſchland, als dieſes kleine Bruchſtück unſrer eigenen Geſchichten? 2. Preußen in den Jahren 1806 und 1807. Ein Tagebuch. Mainz 1845. Vorliegende ſchon durch ihren Titel intereſſante Schrift ift zwar ohne den Namen ihres Verfaſſers er⸗ ſchienen, allein es fällt nicht ſchwer, dieſen aus ihr ſelbſt zu errathen. Der Verf. theilt nämlich in der Ein⸗ leitung zu dem Anhange der politiſchen Denkſchriften mit, er habe die erſte derſelben am 30. Januar 1807 in Memel entworfen, und ſei bald darauf, nicht ohne Rückſicht auf dieſe Denkſchrift und die Billigung der in ihr ausgeſprochenen politiſchen Grundſätze von Seiten des Kaiſer Alexander, zum preußiſchen Geſandten am Petersburger Hofe ernannt worden, in welcher Stellung er dann die folgenden Denkſchriften in den Jah⸗ ren 1808 und 1809 verfaßt und übergeben habe.“ Da nun in dieſer Zeit der vor einigen Jahren zum Gra⸗ fen erhobene Kammerherr von Schladen Geſandter in Rußland war, ſo fragt ſich nur noch, ob auch das den Denkſchriften vorangehende Tagebuch demſelben Verf. zugeſchrieben werden darf. Zwar ſpricht das Tage⸗ buch, wie es jetzt vorliegt, von dem Kammerherrn von Schladen, deſſen es nicht ſelten gedenkt, ſtets als von einer dritten Perſon; wenn aber der Verf. die Abſicht gehabt hat, hierdurch den Leſer irre zu führen, fo hätte er ſelbſt folgerichtiger bei der Ueberarbeitung ſeiner Aufzeichnungen verfahren müſſen. Er berichtet näm⸗ lich unter dem 8. Juni 1807 (p. 228): „Man beſchiftigt ſich gegenwärtig mit der Abſendung des Kammer⸗ 257 herrn von Schladen ins ruſſiſche Hauptquartier, und vermuthet, ſolcher werde nicht zögern, ſich dorthin zu begeben.“ Dieſelbe Nachricht wird unter dem 18. und 19. Juni (p. 236 und 237) wiederholt und an letz⸗ ter Stelle hinzugefügt: „er iſt ſchon dieſen Abend abgereiſt.“ Die weitere Fortſetzung des Tagebuchs aber zeigt unwiderleglich, daß deſſen Verfaſſer in denſelben Tagen ins ruſſiſche Hauptquartier gereiſt iſt und ohne dieſer Reiſe ausdrücklich zu erwähnen, dort ſeine Aufzeichnungen fortgeſetzt hat. Erwägt man hiezu noch, daß das Tagebuch von allem ſich ſehr genau unterrichtet zeigt, was nur den Herrn von Schladen betrifft, daß es ſich zwar nicht direct aber doch indirect als von dem Verf. der Denkſchriften herrührend ankündigt, ſo wird dies alles zuſammengenommen die Anſicht rechtfertigen, daß Herr von Schladen der Verfaſſer beider ſei. Vor dem Ausbruche des Krieges im Jahre 1806 preußiſcher Geſandter in München, ward Herr von Schladen, noch vor der Jenaer Schlacht in das Hauptquartier berufen, und folgte dann dem Könige in jenen unglücklichen Tagen bis nach Memel nach. In fortwährender faſt unmittelbarer Verbindung mit dem Hofe wie mit dem Miniſterium des Auswärtigen hatte er alfo die beſte Gelegenheit, das in dieſen Kreis ſen öffentlich vorgehende zu beobachten, das insgeheim betriebene zu erfahren, fo daß feine Aufzeichnungen jez denfalls von geſchichtlichem Werth ſein müſſen, falls er nur ein treuer Beobachter war, und das Vertrauen der Machthaber genoß. ö Refer. geſteht offen, daß er die Schrift einer allfeitigen ins einzelne gehenden Prüfung nicht hat unters werfen können. Nur wer mit den Perſönlichkeiten genau bekannt war, die damals im Mittelpunkte der Ge⸗ ſchäfte ſtanden, und aus eigner Anſchauung, oder wenigſtens aus zuverläſſiger Mittheilung das Treiben kennt, in welches das Tagebuch uns andern erſt einen neuen Blick eröffnet, könnte eine ſolche Prüfung unter⸗ nehmen, deren Reſultat freilich auch noch immer kein ſicheres ſein möchte, da das Urtheil natürlich ſtets von des Urtheilenden individueller Auffaſſung der Menſchen und Verhältniſſe abhängig bleibt. Von fol- chem Standpunkt aus wird es wahrſcheinlich an Gegenrede nicht fehlen, zumal der Verf. keineswegs grau in grau, ſondern im Gegentheil mit ſtarken, bisweilen ſogar ſchreienden Farben geſchildert hat, was er hörte und ſah, oder zu ſehen glaubte. So weit aber Ref. deſſen Mittheilungen genauer zu prüfen vermochte, hat er ſie ſtets mit andern wohlbewährten Nachrichten übereinſtimmend gefunden, wie denn auch der allgemeine Eindruck des Buchs inſofern ein günſtiger iſt, als daſſelbe den Leſer die geiſtige Atmoſphäre des Kreiſes und der Zeit recht gut durchfühlen und nachempfinden läßt, unter deren Eindruck der Verf. ſchrieb. Das Tagebuch beginnt mit dem 8. October 1806 im Hauptquartier zu Erfurt, theilt aber unter dem 15. April 1807 (p. 176) noch eine Nachricht mit, welche ſich auf die dem Kriege zunächſt vorangehende Zeit bezieht, und zu wichtig iſt, als daß ſie nicht gleich hier erwähnt werden ſollte. Graf Golz nämlich, im Jahr 1806 preußiſcher Geſandter in Petersburg, und in den erſten Tagen des April 1807 dem Kaiſer Alexander nach Memel gefolgt, berichtete dort einem Freunde (der wohl niemand anders als Herr von Schladen ſelbſt war): Graf Alopäus, ruſſiſcher Miniſter in Berlin, habe wenige Wochen nach dem Abſchluſſe des preußiſch— franzöſiſchen Bündniſſes im Jahre 1806, erklären müſſen, daß er mit dem Miniſter Grafen Haug witz keine Geſchäfte mehr verhandeln werde. Hierauf ſei Herr von Hardenberg, der damals auf ſeinem Landgute Tempelberg zurückgezogen lebte, beauftragt worden, mit dem ruſſiſchen Geſandten zu verhandeln, und beide hätten dann einen förmlichen Ver⸗ trag abgeſchloſſen und unterzeichnet, durch welchen Preußen ſich verpflichtete, mit Rußland gegen Frankreich zu ſtehen, wenn ein Krieg zwiſchen beiden Mächten ausbrechen ſollte. Nur dieſe Verpflichtung habe es verhin— dert, daß Preußen nicht ſogleich von Rußland angegriffen wurde; der König aber habe nach dem Abſchluß die— ſes ohne Mitwiſſen des Grafen Haug witz und des ganzen preußiſchen Miniſteriums verhandelten und unters zeichneten Vertrages einen doppelten Briefwechſel mit dem ruſſiſchen Hofe unterhalten, von welchem der eine öffentlich durch das Miniſterium und den Grafen Haug witz, der andere ſehr geheim nur durch die Hände des Generalpoſtmeiſters von Segebarth ging und an den Miniſter von Hardenberg gerichtet war, der davon den König unmittelbar in Kenntniß ſetzte und von dieſem den Befehl zur Beantwortung empfing. — f 3 258 So befremdlich diefe Nachricht auf den erſten Blick erſcheint, fo wenig läßt ſich doch an ihrer Wahrheit im Ganzen zweifeln. Einerſeits ſpricht für dieſe der Gewährsmann, Graf Golz, der von dem Geheimniß un⸗ terrichtet ſein konnte, anderntheils wiſſen wir auch ſchon aus den Depeſchen Sir Robert Adair's, daß im Auguſt und September 1806 ein ganz ähnlicher geheimer Briefwechſel zwiſchen dieſem und Har⸗ denberg gleichfalls hinter dem Rücken von Haugwitz und mit Zuſtimmung des Königs geführt ward, in welchem es ſich um die Verſöhnung Preußens mit England handelte. So unglücklich war alſo die Stellung Preußens ſchon vor der Jenger Schlacht, daß Rußland den König durch Kriegsdrohung in ſeine politiſche Bahn hineinzwingen durfte, und nicht nur fremde Höfe, ſondern auch der König ſelbſt ſeinem erſten Miniſter nicht mehr traute, den er doch wieder offen zu entlaſſen aus Rückſicht auf Frankreich nicht wagen durfte. Leider läßt auch das Tagebuch ungewiß, zu welchen Zwecken und wie weit ſich Preu= ßen und Rußland nach Abſchluß des erwähnten von Hardenberg und Alopäus verhandelten Vertrags verſtändigten. Erinnert man ſich aber, daß ſchon in den letzten Tagen des Juli, in welchen auch Herr von Kruſemark aus Petersburg zurückkehrte, von Berlin der Befehl zur Bildung von 75 Reſerve— bataillons erlaſſen wurde, der Napoleon zuerſt von der kriegeriſchen Stimmung Preußens unzweideutiger unterrichtete — ſo erſcheint es höchſt wahrſcheinlich, daß jene Verſtändigungen zwiſchen Preußen und Rußland viel mehr auf den Krieg als auf den Frieden mit Frankreich gerichtet waren, und Kaiſer Alexander ſchon längere Zeit vor dem Eintreffen des bekannten Oubrilſchen Vertrages in Petersburg (6. Auguſt) den politiſchen Geſichtspunkt aufgegeben hatte, aus welchem die Sendung Oubril's hervorgegangen war. Kurze Zeit vorher hatte er, wie hier, ſoviel Ref. bekannt iſt, zum erſtenmale berichtet wird, an Oubril geſchrieben: „Unterzeich⸗ nen Sie den Frieden, es koſte was es wolle.“ Jetzt verkündete eine öffentliche Bekanntmachung in allen Zei⸗ tungen: „der ruſſiſche Bevollmächtigte habe ſich nicht nur von dem Wege ſeiner erhaltenen Anweiſung ent⸗ fernt, ſondern auch dem wörtlichen Sinn und Geiſt der Befehle geradezu entgegen gehandelt.“ Oubril mußte ſich, wie Graf Golz ſeinem Freunde berichtete (p. 178), zum Schein opfern laſſen, erhielt jedoch, um ihn für dieſe Demüthigung zu entſchädigen, vom Kaiſer Güter geſchenkt, auf welche er ſich in die Verbannung auf unbeſtimmte Zeit zurückzog, um ſpäter wieder in den activen Dienſt einzutreten. War aber Alexander ſo wechſelnd in ſeinen Anſichten und Entſchlüſſen, ſo begreift es ſich leicht, daß Friedrich Wilhelm, ſchon von Natur zum Schwanken und Zögern hinneigend, immer noch ungewiſſer ward, ob er Krieg oder Frieden mit Napoleon erwählen ſollte, während Haugwitz faſt noch im letzten Moment des Ausbruchs des Krieges nicht recht wußte, in welchem Verhältniß Rußland und England zu Preußen ſtänden, da ja die Verhandlun⸗ gen mit beiden Mächten hinter ſeinem Rücken ſtattgefunden hatten. Machte doch der König ſelbſt noch am 24. Auguſt, alſo 14 Tage nach erlaſſenem Befehl zur Mobiliſirung der Armee und als bereits die ſchleſiſchen Truppen marſchirten, im Staatsrath den Vorſchlag, die ganze Rüſtung rückgängig zu machen, ein Vorſchlag, dem gegenüber diesmal wenigſtens Haugwitz die gefaßten Beſchlüſſe aufrecht erhielt. (Lefevre, histoire des eabinets de l’Europe. II. p. 347.) Dieſes Schwanken zwiſchen Krieg und Frieden dauerte übrigens auch noch nach der Jenaer Schlacht fort, und es iſt eine der intereſſanteſten Seiten des vorliegenden Tagebuchs, daß es uns in dieſes Treiben bei⸗ der Parteien hineinblicken läßt. Bekanntlich fandte der König gleich von Magdeburg aus den Marquis Lu c⸗ cheſini mit Friedensanträgen an Napoleon; hier erfahren wir nun (p. 20), daß noch vor dem Einrücken der Franzoſen in Berlin und dem Fall der Elbe- und Oderfeſtungen, die ganze Umgebung des Königs von der höchſten Muthloſigkeit ergriffen war, und eigentlich alle ohne irgend eine Ausnahme in Küſtrin dahin neigten, ſich allen, ſelbſt den härteſten Bedingungen Frankreichs zu unterwerfen. Ein Hauptführer dieſer Frie⸗ denspartei, welche ihren Zweck auch dadurch zu erreichen ſuchte, daß ſie dem Könige vorſtellte, alle Kräfte zum Widerſtande wären erſchöpft, war damals der General von Zaſtrow. Er äußerte die Ueberzeugung, daß je⸗ des Opfer, ein Bündniß mit Frankreich zu erlangen, auf die Länge ein Gewinn für Preußen ſein werde; und gerade er ward, trotz oder eben wegen dieſer Ueberzeugung, nach Berlin geſandt, um den Frieden auf die 259 Bedingungen abzuſchließen, welche Napoleon noch zu Wittenberg geftellt hatte. Allein diefe Hoffnung, den Frieden ſo raſch wiederzugewinnen, ſchlug bekanntlich fehl. Napoleon, in vollem Siegeslauf, ſpannte ſeine Forderungen höher als früher, und als dann Duroc am 22. November dem Könige den Waffenſtillſtand zur Ratification in Oſterode vorlegte, welchen Zaſtrow und Luchefini am 16. in Charlottenburg unterzeichnet hatten, waren die Bedingungen der Art, daß eine Annahme derſelben Preußen auf Gnade und Ungnade dem Sieger überliefert hätte. Kurz vorher war in Oſterode ein Kurier von Petersburg eingetroffen mit der Erklä⸗ rung Alexanders (p. 51): „er ſei feſt entſchloſſen, den Krieg fortzuſetzen, und beſchwöre den König, ſich durch die erlittenen Unfälle nicht abſchrecken zu laſſen oder irgend eine läſtige Bedingung des Feindes anzuneh- men; 180000 Ruſſen eilten zu ſeiner Hülfe herbei. Man dürfe außerdem auf den Wiener Hof zählen, der, weil der Krieg an feinen Grenzen in der Türkei begonnen habe, eben fo wenig ein müßiger Zuſchauer bei die- ſen Begebenheiten bleiben könne, als England, welches gewiß einen Ableitungsangriff gegen Frankreich machen und alles anwenden werde, um die Nachtheile auszugleichen, die Preußen erlitten habe, und um die gegen den Feind verlornen Länder wiederzugewinnen.“ Auf Veranlaſſung dieſer Erklärung erlaubte ſich Schladen an Haugwitz die Frage zu ſtellen, welchen Rath man jetzt dem Könige geben müſſe, und erhielt von dem Grafen die, ſoll man ſagen diplomatiſche oder ſervile oder ſeine eigene Rathloſigkeit characteriſirende Antwort: „bei ſo kritiſchen Umſtänden dürfe niemand es ſich erlauben, die Entſchlüſſe Sr. Maj. leiten zu wollen“ (p. 52). Als gleich darauf aber die Frage über Annahme oder Nichtannahme jenes Vertrages vom 16. November in einem großen Miniſterrath erwogen werden mußte, ſprach Haugwitz und faſt alle Generale, die der König hinzugezogen hatte, für die Annahme, die Miniſter von Stein und von Voß dagegen und der König ver— warf im Vertrauen auf Rußland und feine Altpreußen die Ratification. Von dieſem Augenblick an reifte in Haugwitz der Entſchluß feine Stellung zu verlaſſen. Er bat den König um den Abſchied und ſchlug zu ſei— nem Nachfolger Hardenberg vor. Allein der König konnte ſich nicht gleich weder zu dem einen noch zu dem andern entſchließen, und als er zuletzt dem dringenden Anliegen des Grafen nachgab, wurden Ausgangs November nicht mit Hardenberg, ſondern mit Stein Unterhandlungen angeknüpft, der jedoch ſeinerſeits mehrmals den Antrag ablehnte und zuletzt Hardenberg als den fähigſten zum Miniſterium des Auswärtigen vorſchlug (p. 52, 55, 58, 64, 69, 73, 74). Welche Gründe den König abhielten, Hardenberg zu beru— fen, deutet das Tagebuch mehr an, als daß es ſie mit Beſtimmtheit darlegte. Unter dem 22. December 1806 (p. 86) ſpricht H. v. Schl. nämlich die Vermuthung aus: „es wäre leicht möglich, daß Zaſtrow's Ernen⸗ nung zur proviſoriſchen Führung der Geſchäfte des auswärtigen Miniſteriums das Reſultat einer Unterredung ſei, die er in Poſen mit Napoleon gehabt habe.“ Dieſe Vermuthung ſcheint keineswegs eine leere zu ſein, da unmittelbar nach der Wahl Zaſtrow's, die an und für ſich ſchon hinlänglich andeutet, daß der König ſich fortwährend eine Pforte zum Frieden mit Napoleon offen halten wollte, wirklich nähere Verhandlungen der Art eingeleitet und betrieben wurden. Schon Bignon hat beſtimmt verſichert, daß im Anfange Januars 1807 zwiſchen Napoleon und dem preußiſchen Cabinet Mittheilungen beſtanden: ein Verſuch, ſetzt er hinzu, zu dem man ſich von beiden Seiten mit um ſo größerer Bereitwilligkeit bequemt hatte, als der König von Preußen eben das Portefeuille der auswärtigen Verhältniſſe einem Manne anvertraut hatte, von dem be: kannt war, daß er beſſere Verhältniſſe mit Frankreich herbeiwünſchte, nämlich dem Gene: ral von Zaſtrow. Auch Lord Hutch in ſon, damals engliſcher Bevollmächtigter in Memel, ſpricht in ei— nem Briefe an Sir Robert Ada ir vom 26. Januar 1807 (f. des letztern Memoir of a mission to the court of Vienna p. 362) von dieſen Verhandlungen, über welche das Tagebuch nun gleichfalls näheres bes richtet. Wir erfahren zunächſt aus ihm, daß gleich nach der Ernennung Zaſtrow's (6. 20. December) der Oberſtlieutenant von Kruſemark nach Petersburg gefandt ward, um dort, wie Schl. vermuthet, die neuen Eröffnungen Frankreichs mitzutheilen (p. 84 und 86), daß ferner Talleyrand dem Geh. Rath Steg— mann, bei deſſen Durchreiſe durch Warſchau ein Schreiben an den General von Zaſtrow anvertraute, „welches in der That Aeußerungen enthalten fol, die den Wunſch zu verrathen ſcheinen, ſich uns zu nähern“ N . 33 * 260 (p. 101 und 102; 13. und 14. Januar), daß endlich Zaſtrow wirklich ſich um die Mitte Januar noch immer mit der Möglichkeit ſchmeichelte, eine Separat-Unterhandlung mit Frankreich vortheilhaft abſchließen zu können, zu deren Führung er den Grafen Golz beſtimmte, der ſeinerſeits, „wie man verſicherte,“ für die Uebernahme derſelben den Rang eines Generallieutenants und den ſchwarzen Adlerorden für ſich, und außer andern auch noch eine vortheilhafte Anſtellung für feinen Sohn forderte! Welcher Art die Anträge Napo— leons waren, erfahren wir leider auch hier nicht, können uns aber jetzt hinlänglich erklären, aus welchen Ur⸗ ſachen ſich Lord Huütchinſon über Kälte und Mangel an Aufrichtigkeit beklagte (p. 105), warum Zaſtrow einerſeits in jenen Tagen von keiner Annäherung an Oeſterreich etwas wiſſen wollte, und andererſeits der Ab⸗ ſchluß eines Friedens und Bündniſſes mit England auf Schwierigkeiten ſtieß. (ek. Sir R. Adair's Memoir p. 353 und 354). Endlich kam, um den 24. Januar etwa, Kruſemark aus Petersburg zurück, mit dem feierlichen Verſprechen des Kaiſers, Preußen nicht zu verlaſſen, und zugleich mit der Verſicherung, der Kaiſer werde ſich nicht widerſetzen, wenn es dem Könige gelingen ſollte, mit Frankreich einig zu werden (p. 100). Dies letztere, die Hinneigung zu einer Separatunterhandlung verſchwieg man wahrſcheinlich dem engliſchen Ge⸗ ſandten, der nach ſeinem Briefe vom 26. Januar nur davon unterrichtet war, daß Rußland geneigt ſei, in Verbindung mit Preußen und England in eine Unterhandlung zu treten, zu deren Ort er Lublin in Gallizien vorſchlug. Nun ſchloß Zaſtrow zwar am 28. Januar den Frieden mit England ab, in welchen Preußen die demüthigende Klauſel aufnehmen mußte, daß die Rückgabe Hannovers von Rußland garantirt werde, aber gleichzeitig gingen auch Schreiben an Talleyrand nach Warſchau, ihn von den friedlichen Ab- ſichten Preußens zu unterrichten, während dieſes ſich von England Subſidien zur Fortführung des Krieges in Schleſien zahlen ließ, obwohl es noch kein Bündniß mit England geſchloſſen hatte (p. 113. Sir Rob. Adair's Memoir p. 362 und 372). Allerdings muß man geſtehen, daß die Lage Preußens um dieſe Zeit immer kri⸗ tiſcher ward. Nach den Schlachten bei Pultusk (23. — 26. December) waren die Ruſſen abermals zurückge⸗ gangen, Uneinigkeit und Eiferſucht bei den Feldherrn, Frechheit, Ungehorſam und Raubſucht bei den Solda⸗ ten, hinderten nach den Berichten, die in Königsberg und Memel einliefen, ein entſchiedeneres Auftreten ihres Heeres. Anſtatt mit Kraft zu handeln, zogen ſie vor zu zaudern und Verſtärkungen abzuwarten, die nur höchſt langſam ankommen konnten (p. 84). Auf der andern Seite ſchwand die Hoffnung je länger je mehr, die man preußiſcher Seits auf Oeſterreich geſetzt hatte. Bis in die Mitte Decembers hinein hatten faſt alle Berichte des preußiſchen Geſandten in Wien, des Grafen Finkenſtein, jene Hoffnung genährt (p. 32, 35, 61, 80, 91), obwohl fie, wie man aus Sir Rob. Adair's Depeſchen ſieht, von Anfang an eine ſehr uns ſichere war. Denn nicht weniger wie am ruſſiſchen und preußiſchen Hofe gab es auch in Wien eine Friedens⸗ partei, die jedem neuen Kampf mit Napoleon abhold, vielmehr im Bunde mit ihm die Suprematie in Eu⸗ ropa zu theilen hoffte, ohne zu bedenken, wie ſolch ein Bündniß nur eine societas leonina fein könnte. Die⸗ ſer Partei kam damals in Wien der Angriff zu ſtatten, den Rußland auf die Türkei gleichzeitig mit dem Aus⸗ bruch des franzöſiſchen Krieges unternahm, indem durch ihn die Eiferſucht und das Mißtrauen Oeſterreichs gegen Rußlands Entwürfe genährt und hiedurch wieder jede raſche Verſtändigung zu einem gemeinſchaftlichen Kriege gegen Napoleon erſchwert ward. Zwar dachte Oeſterreich, es werde mit ſeiner bewaffneten Neutrali⸗ tät vielleicht gar das entſcheidende Wort im rechten Augenblick ausſprechen und Frankreich wie Rußland in ihre Schranken zurückweiſen können, aber eine Woche nach der andern verging, ohne daß der einmal verſäumte rechte Augenblick wieder erſcheinen wollte, trotzdem daß General Vincent ſchon ſeit den erſten Tagen des Ja⸗ nuar in Warſchau aufpaßte, um recht ſchnell und ſicher den Eintritt deſſelben nach Wien berichten zu können. Napoleon und Talleyrand nahmen deſſen Eröffnungen freundlich auf, wußten aber geſchickt Zeit zu ge⸗ winnen, zumal ſie gerade nicht ohne Hoffnung waren, auch ohne Oeſterreichs Vermittelung zunächſt mit Preu⸗ ßen zum Ziele zu kommen. Der Erfolg der Schlachten bei Eylau (7. Februar) konnte nämlich nicht anders als des General von Zaſtrow Friedensneigung beſtärken. Während er jedes engere Bündniß mit Rußland und England eine 261 Sclaverei für Preußen nannte, wünſchte er nach wie vor unter jeder Bedingung ein Bündniß mit Frankreich, und war daher ſehr erfreut, als die Ankunft des General Bertrand mit einer Sendung an den König in Memel angekündigt ward. Am 15. oder 16. Februar erſchien Bertrand mit einem eigenhändigen Briefe Napoleons an den König. „Ew. Majeſtät, — fo lautete der kurze Brief, — werden dieſes Schreiben durch meinen Adjutanten, den General Bertrand, erhalten, der mein ganzes Vertrauen beſitzt. Ich erſuche Sie all dem, was er Ihnen in meinen Namen ſagen wird, volles Vertrauen zu ſchenken. Ich ſchmeichle mir, daß ſeine Sendung Ihnen angenehm ſein werde. Glauben Sie, daß dieſes der ſchönſte Tag meines Lebens iſt.“ Es war ein höchſt kritiſcher Moment, nachdem Bertrand mündlich dem König wie dem General von Zaſtrow feine Aufträge eröffnet hatte. Napoleon verlangte im Hinblick darauf, daß die Verhandlun⸗ gen mit Rußland und England ſich in die Länge ziehen würden, einen Separatfrieden, und bot als Preis deſſelben die Wiedereinſetzung des Königs in deſſen verlorene Beſitzungen, ſelbſt die Rückkehr der Polen unter deſſen Herrſchaft an (p. 120 — 121. Adair Memoir, p. 372 und Manſo 2, 266 ergänzen ſich gegenfeitig). Dieſe Ausſicht war lockend, aber der Rechtlichkeit des Königs widerſtrebte der Gedanke, ſich von ſeinen Bun⸗ desgenoſſen einſeitig zu trennen, und die Kriegspartei bot alles auf, ihn hierin zu beſtärken; intereſſant iſt der Bericht des Tagebuches in dieſer Beziehung (p. 122 folg.). Zaſtrow war natürlich für die Annahme der franzöſiſchen Anträge, und mit ihm völlig übereinſtimmend der Miniſter von Schrötter, der nicht aufhörte zu verſichern, „daß alle Kornvorräthe Preußens erſchöpft wären, binnen vier Wochen eine Hungersnoth eintre— ten müſſe und das Land überhaupt keine Hülfsquellen irgend einer Art mehr darbiete.“ Man beſchloß zu= nächſt wieder etwas halbes. Während leicht einzuſehen war, daß nur ein raſches Eingehen Napoleon ge— winnen, ein entſchiedenes Ablehnen ſeiner Vorſchläge Rußland und England mit neuem Vertrauen zu Preußen erfüllen konnte, wählte man den Mittelweg, dem ruſſiſchen Kaiſer alles mitzutheilen, was der General Ber— trand geſagt hatte, zugleich aber auch in Petersburg den Mangel an Hülfsmitteln vorzuſtellen, der bei dem Heere herrſche, und hieran die Frage zu knüpfen, ob aus dieſen Rückſichten Rußland nicht in einen Separat⸗ Frieden für Preußen einwilligen wolle, der ja zum Vorläufer des ſeinigen dienen könne. Die hinzugefügte Verſicherung, der König wolle ſich niemals von dem Kaiſer trennen, und werde den Krieg fortſetzen mit Ruß⸗ land, ſobald dieſes die Mittel beſäße ſeinen Truppen das Nöthige zu liefern, verhüllte kaum und höchſt noth— dürftig die vorwiegende Friedensliebe, die ſich in der Anfrage, ob Rußland den Abſchluß erlaube ebenſo kund gab, als in der ganzen Faſſung des Berichts. f Der Hauptmann von Schöler ſollte dieſe Mittheilungen nach Petersburg bringen, während gleichzei⸗ tig der Oberſt von Kleiſt, Adjutant des Königs, zu Napoleon reiſen und verſuchen ſollte, ihn durch un— bedeutende, nichts ſagende Erklärungen hinzuhalten und zu einer gemeinſchaftlichen Unterhandlung mit Ruß⸗ land zu bewegen. Kleiſt reiſte wirklich mit dieſer Inſtruction ab, die Sendung des H. von Schöler aber erhielt einen Aufſchub, da die Kriegspartei inzwiſchen ſo viel durchgeſetzt hatte, daß der König den Miniſter von Hardenberg um Rath fragte. Am Abend des 17. Februar hatte dieſer eine Konferenz mit Lord Hutchinſon, deren Reſultat die Verſicherung des letztern war, daß England unverzüglich alles thun werde, was Preußen wünſche. Ein neuer Staatsrath, zu dem auch der General von Rüchel berufen ward, berieth in Gegenwart des Königs von neuem die wichtige Frage. Hardenberg ſprach ſich ſehr beſtimmt aus, ſo daß es zu lebhaften Erklärungen zwiſchen ihm und Zaſtrow kam; das endliche Reſultat war der Entſchluß, keinen Separatfrieden mit Frankreich zu unterhandeln. Demgemäß wurden die Depeſchen geändert, die der am 20. Februar nach Petersburg abreiſende Schöler mitnahm, dem Oberſten Kleiſt ein anderes Schreiben für Napoleon nachgeſandt, und der preußiſche Geſandte in Wien angewieſen, alle ihm zu Gebote ſtehenden Mittel anzuwenden, um den Wiener Hof zu einer thätigen Mitwirkung gegen Frankreich zu bewegen. Ge— wiß auch im Hinblick auf den Tilſiter Frieden und die Leidenszeit, welche ihm folgte, kann man jene wichti⸗ gen Entſchlüſſe nur für ebenſo richtig als ehrenhaft erklären. Ein Separatfrieden mit Napoleon in jenen Tagen geſchloſſen, hätte unzweifelhaft Preußen in die unglückſelige Lage zurückgeführt, in welche es nach der 262 Auſterlitzer Schlacht durch die Politik des Grafen von Haugwitz gerathen war, d. h. es wäre unter der Form eines Bundesgenoſſen der Sclave Napoleons geworden, und ein Sclave, den der Herr ſelbſt verach⸗ tet hätte. Auf der anderen Seite war noch keineswegs alle und jede Hoffnung auf eine beſſere Wendung des Krieges verſchwunden. Noch hielten ſich die Feſtungen Danzig, Graudenz, Kolberg, Schweidnitz, Neiße, Glatz und Koſel: bei Eylau hatte das Heer ſich ſeines alten Ruhmes wieder würdig erwieſen, und eben ſo fehlte es nicht an einzelnen Zeichen des wiedererwachenden Patriotismus des Volkes (p. 143). Napoleon aber war damals — das zeigten ſeine Friedensentwürfe eben ſo, wie die ganze Stellung ſeines Heeres — in keiner ſo unbedingt günſtigen Lage. Jeden Augenblick konnte Oeſterreich, das ſeit der Jenaer Schlacht fort⸗ während gerüſtet hatte, in feinem Rücken und in der rechten Flanke losbrechen, neue Verſtärkungen der Ruf ſen waren im Anzuge, England bot Subſidien und bereitete ſchon eine Diverſion in Schwediſch-Pommern vor, — — genug, es ermunterte vieles zur Ausdauer, und jedenfalls war ein ehrenvolles Unterliegen immer beſſer als ein treuloſer Abfall von den Bundesgenoſſen, der das geringe noch übrige Vertrauen der andern Mächte auf Preußens Zuverläſſigkeit völlig vernichtet hätte. Dies alles mochte Hardenberg vor der Seele ſchweben, als er mit aller Entſchiedenheit zum Verwerfen der franzöſiſchen Anträge rieth. Von dieſem Mo⸗ ment an begann er auch wieder thätiger in die Geſchäfte einzugreifen, obwohl Zaſtro w noch mehrere Mo⸗ nate ſich als Miniſter des Auswärtigen erhielt. Die Mittheilungen des Tagebuchs über den Gegenfaß beider Männer, die Eiferſucht und das Treiben Zaſtrow's find an ſich eben fo intereſſant, als fie von neuem zei⸗ gen, wie ſchwer der König zu entſchiedenen Schritten zu bewegen war. Denn obwohl ein völlig diametraler Gegenſatz der Anſicht und Perſönlichkeit Hardenberg und Zaſtrow von einander trennte, obwohl die Kriſis, in der ſich Preußen befand, auf das dringendſte eine feſte und durchaus folgerichtige Leitung der Geſchäfte forderte, erſchöpften ſich der König und ſeine nächſte Umgebung in Verſuchen, beide Männer neben einander zu gebrauchen. Erſt nachdem der engliſche Geſandte auf Befehl ſeines Hofes erklärt hatte, daß man für das gegenwärtige Miniſterium Sr. Maj. in London kein Zutrauen faſſen könne, als dann Kaiſer Alexander nach ſeinem Eintreffen in Memel (2. April) ſeinen perſönlichen Einfluß für Hardenberg geltend machte, erhielt dieſer ein immer wachſendes Uebergewicht über den Gegner und trat Ende April in eine amtliche Stellung, die feiner ſpätern Kanzlerſchaft ſchon ähnlich war. In dieſen Monaten nun, Februar bis April, als nach der Schlacht bei Eylau die eigentlich W Kriegsoperationen ruhten, war die Diplomatie um ſo geſchäftiger. Napoleon verſuchte noch einmal die Be⸗ ſtändigkeit des preußiſchen Königs. Auch hierüber giebt das Tagebuch manche neue Nachricht. Gleich nach der erſten Sendung Bertrand's ſcheint Napoleon eigentlich nicht an der Annahme ſeiner Anträge von Seiten Preußens gezweifelt zu haben. Wenigſtens erklärte er nach der Rückkunft Bertrand's, der am 16. Februar unmittelbar nach dem erſten Entſchluß von Memel abgereiſt war (p. 123), der Friede ſei ge⸗ ſchloſſen, und die Truppen würden ſich ungeſtört zurückziehen. Der Oberſt von Kleiſt, der des Königs Ant⸗ wort auf Napoleon's durch Bertrand überſandten Brief überbrachte, hatte in Oſterode Audienz. Der Brief Napoleon's vom 26. Februar, den Kleiſt überſandte, iſt längſt gedruckt; hier finden wir nun p. 134 einen ausführlichen Bericht über die mündliche Unterhaltung des franzöſiſchen Kaiſers mit dem preußiſchen Abgeord⸗ neten, die in Summa auf die Erklärung hinauslief: der König möge Napoleon vertrauen, deſſen Abſicht ſei, ihn wieder auf ſeinem Thron herzuſtellen, und wenn vor 2 Monaten die harten Bedingungen des vorge— ſchlagenen Waffenſtillſtandes den Abſchluß des Friedens verhindert hätten, ſo wäre dies durch andere politiſche Plane veranlaßt worden, denen er (N.) nun entſagt habe, weil er Gelegenheit gehabt, ſich zu überzeugen, die Wiederherſtellung von Preußen als Zwiſchenmacht ſei für die Ruhe von Europa nothwendig. Ueber die nä⸗ hern Bedingungen ſprach ſich Napoleon nach dieſem Bericht unbeſtimmt und ſchwankend aus; er war nach⸗ denkend und zerſtreut zu gleicher Zeit, beſonders aber unzufrieden mit dem unbedeutenden Inhalt des könig⸗ lichen Schreibens. Herr v. Schl. meint, dies letztere beweiſe allein ſchon, daß Napoleon nur die Abſicht gehabt habe, zu täuſchen und Zeit zu gewinnen. Es iſt das möglich, aber eben ſo möglich und noch wahr⸗ 263 ſcheinlicher iſt, daß ihm alles darum zu thun ſein mußte, ſobald als möglich mit Preußen fertig zu werden. Oeſterreichs Rüſtungen in ſeinem Rücken beunruhigten ihn nicht wenig, und da wir unter andern auch aus Bignon und Adair's Depeſchen p. 195 wiſſen, daß gerade um die Mitte des Februar der General von Vincent ſehr beſtimmt Oeſterreichs Vermittlung in Warſchau antrug, fo erklärt ſich leicht Napoleon’s abermaliger Verſuch, Preußen zu einem Separatfrieden zu bewegen, bei welchem Verſuch er nichts verlieren konnte. Daß der König aber zum zweitenmale unter Harden berg's Leitung ſtandhaft blieb und Napo= leon dadurch nicht nur längere Zeit in einer gefährlichen Stellung auszuharren, ſondern auch noch neuen Schlachten ſich zu unterziehen zwang, hat der letztere dem erſtern nie vergeben, und die harten Bedingungen des Tilſiter Friedens waren zum Theil eine Folge der in jenen Tagen geſteigerten Erbitterung. Natürlich ſuchte Preußen nun nach allen Seiten zu größerer Energie anzuregen. Gerade in dieſen Tagen war wieder die Hoffnung auf Oeſterreich neu belebt worden durch die Berichte, welche Graf Götzen von Wien einſandte. Er erhielt jetzt den Befehl, in Gemeinſchaft mit dem Grafen von Finkenſtein alle Kräfte anzuſtrengen, da⸗ mit ſich Oeſterreich nicht mit der unnützen bewaffneten Neutralität begnüge, ſondern ſeine Waffen mit den preußiſchen und ruſſiſchen vereinige; der König werde ſich nie von Rußlands Bündniß trennen und keiner be⸗ ſondern Unterhandlung mit Frankreich Gehör geben. In ganz ähnlichem Geiſte ward auf Lord Hutchinſon gewirkt, der durch Zaſtrow ſchon wieder mißtrauiſch geworden war, zumal dieſer den nach Petersburg zurück kehrenden Herrn von Nowoſilzow mit feiner Friedensliebe angeſteckt hatte (p. 138 — 42). Dieſe letztere ging beiläufig ſo weit, daß der General einmal wenigſtens indirect erklärte, er bleibe nur noch im Dienſt, um den Frieden zu ſchließen; ſobald ihm dies gelungen ſei, werde er die Uniform an den Nagel hängen, und den Dienſt des Königs verlaſſen (p. 155). Bis zu Ende März wiederholten ſich die günſtigen Berichte aus Wien, fo daß man beſchloß, dem Grafen Stadion den eigenen Feldzugsplan mitzutheilen (p. 150 - 80). Am 1. April aber traf Kaiſer Alexander in Polangen ein, und nahm nach ein paar Tagen den König mit zur Armee. Hardenberg, den Alexander ſchon in Memel ausgezeichnet hatte, erhielt Befehl, dem Mo⸗ narchen zu folgen, und es ſchien, als werde ein neuer friſcher Geiſt in die Thätigkeit der Armee kommen. Während des blieben Zaſtrow und deſſen Partei in Memel die Propheten des leider ſpäter eintretenden Un— glücks. Der erſtere meinte: man führe den Krieg wie die Kinder; in vierzehn Tagen werde aus Mangel an Lebensmittel alles auseinander laufen, alsdann aber werde man viel härtere Bedingungen annehmen müſſen, als diejenigen, die er dem Staate hätte verſchaffen können (p. 184). Auch die Miniſter von Schrötter und von Voß ſprachen ihre Muthloſigkeit offen aus. Der eine verſicherte jeden, der es hören wollte, künf⸗ tige Kriege gegen Napoleon wären unmöglich, der andere prophezeite, aus Mangel an Geld würden Ruß: land und Preußen zum Frieden gezwungen werden (p. 174). Hardenberg griff ſeinerſeits die Geſchäfte, namentlich das Verpflegungsweſen der Armee mit aller Energie an, unterſtützt von Auerswald, Schön, Nagler, Altenſtein, Niebuhr, Stegemann u. a. Als aber dann Ende April auch förmlich faſt alle Zweige der Regierung in ſeine Hand gelegt wurden, da ſprach die Gegenpartei in Memel von erlittener Un⸗ gerechtigkeit, und wie nöthig es ſei, Sr. Majeſtät die Gefahr vorzuſtellen, einem Fremden ſo ausgedehnte Gewalt ertheilt zu haben! (p. 194). Der Miniſter Graf Voß erklärte unter andern Hardenberg für einen beſchränkten Menſchen, der mit ſeinen erbärmlichen Umgebungen alle Geſchäfte verderben würde, ja es ſcheint, Voß ſandte Hardenberg eine Herausforderung zu. Letzterer erklärte, er werde für's erſte ſeinem Berufe und feiner Pflicht folgen, wenn aber alles vollendet ſei, wäre er bereit, dieſen Streit auszufechten. Er bes kümmerte ſich wenig um ſolches Gerede und um alle die kleinen Kabalen, die Unverſtand oder Eigenliebe und perſönliche Eitelkeit gegen ihn in Bewegung festen (p. 196. 202 — 4). „Seine Gegner (p. 210) bedienen ſich aller Mittel, um ihm das Vertrauen des Volkes zu entziehen. — Der Kanzler Baron von Schrötter und die Herren von Schlabrendorf, Reinhardt und Andere ſtehen an der Spitze der Schreier, der Adel unterſtützt fie, und der alte General von Köckeritz hilft ihnen ohne es ſelbſt zu wiſſen.“ — „Das öffent liche Geſchrei und die Klagen ſind gegenwärtig hier auf das Höchſte geſtiegen: jedermann beſchwert ſich über 264 die Ruſſen und beſchuldigt fie der Treuloſigkeit. Zugleich will man uns glauben machen, alle preußiſchen Hülfsquellen wären für ſie erſchöpft, daß nichts zurückgezahlt werde, mit einem Worte, daß Preußens Zuſtand verzweifelt ſei.“ — „Mehrere Menſchen bereiten ſchon ihr Gepäck, weil fie ee find, daß binnen kurzer Zeit wir uns werden nach Riga flüchten müſſen (p. 211 — 12). Leider ging aber auch der ganze Monat April vorüber, ohne daß 92100 etwas Großes von der Armee unternommen ward. Die Urſache lag wohl theils in der Jahreszeit, theils in dem ſchlechten Zuſtande, in welchem Hardenberg allerdings die Verwaltung der ökonomiſchen Verhältniſſe fand, theils an der Unfähig⸗ keit und Uneinigkeit der ruſſiſchen Feldherrn. Ueber alle dieſe Punkte fehlt es im Tagebuche nicht an man⸗ cherlei Berichten. Ein Brief aus Hardenberg's Umgebung ſchildert die Unordnung und die Unterſchleife bei dem ruſſiſchen Heere, das übrigens faſt ganz auf preußiſche Koſten lebte, ſelbſt ſein Kriegsmaterial aus preußiſchen Vorräthen empfing — als entſetzlich. Der Kaiſer, hieß es, thue alles Mögliche um dieſen Miß- bräuchen abzuhelfen, aber er wage nicht das vielköpfige Ungeheuer mit Ernſt und Kraft anzugreifen; auch bei den Preußen hindere Eigennutz, Faulheit und Einfalt alles Gute, was man wolle (p. 206 - 8). In einem andern Briefe hieß es: „man beſchwert ſich über den Mangel ausgezeichneter Eigenſchaften beim ruſſiſchen Oberfeldherrn ... das Schlimmſte iſt, daß der Kaiſer nicht weiß, durch wen er ihn erſetzen ſoll, und es doch nicht wagt, die Anführung ſelbſt zu übernehmen“ (p. 209). „Mit den ſchwärzeſten Farben ſchildern Privat⸗ briefe aus dem Hauptquartier die Zügelloſigkeit, Verſchwendung und Betrügerei, die bei dem ruſſiſchen Heere herrſchen, ſo wie die Ränke und Intriguen, welche die Generale uneins machen und ihre Fortſchritte gegen den Feind hemmen“ (p. 212. 215. 217 u. a. a. O.). Vergebens war von Hardenberg die bekannte Bartenſteiner Convention am 26. April 1807 geſchloſſen worden, die mitten in der Noth von umfaſſenden und großartigen politiſchen Geſichtspunkten ausging, die Armee that nichts, was ihr entſprach, ja es kam nicht einmal zu einer großen Unternehmung um Danzig zu retten! Kein Wunder daher, daß auch den Beſſeren der Muth ſank (p. 215), die ſchwächern Naturen aber zum höchſten Kleinmuth herabſanken, und laut den Miniſter tadelten, weil er noch einige Hoffnung hegte (p. 217). Als dann im Mai alle kleinern Verſuche ſcheiterten, dem immer mehr bedrohten Danzig Hülfe zu bringen, dieſe wichtige Feſtung am 24. Mai capitu⸗ lirte, da ſtieg die Muthloſigkeit ſo weit, daß der alte General von Köckeritz es für ein Unglück erklärte, daß die Danziger Garniſon nicht kriegsgefangen, ſondern nur zurückgegeben ſei, weil der preußiſche Staat ſie nun bezahlen und ernähren müſſe! Derſelbe meinte: der König beſitze nicht das Recht, das äußerſte auf das Spiel zu ſetzen, und ſelbſt die letzte Hütte ſeiner Unterthanen zu wagen, um das Ganze zu retten. Die Vaterpflich⸗ ten Sr. Maj. müßten ihr verbieten, das Erbe ihrer Kinder in Gefahr zu ſetzen! Nur wenige hielten in der Noth den Muth feſt, an ihrer Spitze Hardenberg und neben ihm unter andern Beyme, der, obwohl kein beſonderer Anhänger oder Freund des Miniſters, fortdauernd ſich mit vieler Feſtigkeit und ſtets mit Anſtand und Würde ausſprach (p. 223). Das ſchlinemſte aber von allem war, daß man an des ruſſiſchen Oberfeld⸗ herrn Bennigſen guten Willen zweifeln durfte, und eine Partei im ruſſiſchen Hauptquartier war, welche im kurzſichtigen Hinblick auf Rußlands einſeitiges und nächſtes Intereſſe den Frieden predigte. Zu ihr gehörte der Großfürſt Conſtantin und ein Theil des ruſſiſchen Adels, der den Kaiſer umgab und ihn für dieſe Plane zu gewinnen ſtrebte (p. 224. 233 a. a. O.). Bis nach der Schlacht bei Friedland hielt Alexander aus, dann aber ſchlug auch er plötzlich um, und betrieb die Verſöhnung und den Frieden mit Napoleon mit einer Eile und einem Eifer, der gewaltig gegen feine frühern Aeußerungen abſtach. Faſt alle ruſſiſchen Offi⸗ ziere, an ihrer Spitze Bennigſen ſelbſt, theilten, des Krieges überdrüſſig, dieſen Eifer, und es geht aus die⸗ ſem Tagebuch wieder zur Genüge und Warnung hervor, wie ſchmählich Preußen und deſſen Intereſſen bei den folgenden Verhandlungen von Seiten Rußlands unberückſichtigt gelaſſen und geopfert wurden. Der König hatte ſeit dem Januar alle Anträge Napoleons zu einem Separatfrieden verworfen, er hatte es verſchmäht, mit Napoleon im Bunde eine große Rolle in der Welt zu ſpielen, und die letzten Kräfte ſeines Volkes auf⸗ geboten, um zu ſiegen oder wenigſtens ehrenvoll zu unterliegen. Die ſteten Ermunterungen und Zuſicherungen 265 treueſter Hülfe von Seiten Rußlands hatten jene Entſchlüſſe gefeftet. Im Februar 1807 verficherte der Ge— neral von Uwarow im Namen ſeines Kaiſers: „dieſer werde eher ſich der Gefahr ausſetzen, ſeine eigene Krone zu verlieren, als dulden, daß der König ein Sandkorn ſeiner Staaten entbehren müßte“ (p. 130). Im März ſchrieb Alexander, er wolle alle Mittel, die ihm zu Gebote ſtehen, zur Fortſetzung des Krieges ver— wenden, und beſchwor den König, ſich nicht eher in Unterhandlungen einzulaſſen, als bis man Napoleon die Bedingungen vorſchreiben könne, alle preußiſchen Provinzen zurückzugeben und Deutſchland zu räumen (p. 140). Im April umarmte er vor ſeinen Garden den König öffentlich und rief mit thränenden Augen aus: „Nicht wahr, keiner von uns Beiden fällt allein? Entweder beide zuſammen oder keiner von Beiden“ (p. 173). Am 26. April verwandelte die Convention von Bartenſtein dieſen Erguß des Herzens in einen völkerrechtlichen bindenden Vertrag, und dennoch ward das alles in dem Moment vergeſſen, in wel— chem die Ausſicht hervortrat, im Bunde mit Napoleon die Welt beherrſchen zu können. Es iſt nicht fos wohl der Frieden an ſich, es iſt die Art und Weiſe, in der Rußland ihn ſchloß, die jedes edlere Gefühl tief verletzen, ja empören muß. Die wenigen Worte, welche der König am 16. Juni an den König von Schwe— den hierüber ſchrieb, faſſen bei weitem nicht alles zufammen. „Gleich nach dem Waffenſtillſtande ſchloß mein Verbündeter für ſich allein Frieden“; aber er verſchwieg, daß er vergebens ausdrücklich die pünktliche Er— füllung des Tractats von Bartenſtein gefordert habe, nach welchem keine Trennung bei den Unterhandlungen mit Napoleon ſtattfinden ſollte. Nicht einmal das hielten die Ruſſen für nothwendig, dem Verbündeten die Wahl ihrer Bevollmächtigten und deren Inſtructionen mitzutheilen, viel weniger noch Preußen über den Gang und die Fortſchritte ihrer Unterhandlung mit Napoleon zu unterrichten. Der ruſſiſche Miniſter General von Budberg wich allen Anfragen hierüber aus, und weigerte ſich ſehr verlegen und unter allerlei Vorwän⸗ den eine Zuſammenkunft mit Hardenberg zu halten, weil Hardenberg bei Napoleon eine deen in- grata war! (p. 249). Selbſt der Kaiſer Alexander wagte nicht für Hardenberg's Erhaltung im preußiſchen Dienſt zu dem Sieger zu ſprechen, der ſich höchſt erbittert und mit den Füßen ſtampfend gegen den Miniſter ausgeſpro⸗ chen hatte, den er allerdings nicht mit Unrecht für einen gefährlichen Gegner ſeiner Politik hielt (p. 243. 255). Während Alexander unwürdig Napoleon ſchmeichelte, ſich vom Könige trennte, um mit jenem in Tilſit zu wohnen, und trotz aller feierlichen und rührenden Verſicherung ſeiner zärtlichen Freundſchaft für den bisherigen Freund nicht nur nichts that, ſondern es auch ruhig anhörte, als Napoleon äußerte: er fürchtete Preußen nicht mehr, es könne ihm von nun an nichts mehr ſchaden, daher habe er auch keinen Grund, es zu ſchonen — mußte der König ſeinen fähigſten und treueſten Diener entlaſſen, nachdem Napoleon erklärt hatte, er werde nicht eher mit Preußen Frieden ſchließen, als bis H. verabſchiedet ſei, der ſich künftig der Hauptſtadt bis auf 40 Lieues nicht nähern dürfe. Höchſt bewegt und mit von Thränen erſtickter Stimme reiſte Hardenberg am 6. Juli ab, nachdem er noch an demſelben Tage ein Schreiben an den ruſſiſchen Kaiſer gerichtet hatte, in welchem er dieſen auf alle traurigen Folgen feiner gegenwärtigen Handlungen auf merkſam machte, und ihn beſchwor, ſeinen Ruhm nicht zu beflecken, ſondern Preußen und ſeinen Freund zu ſchützen (p. 260). Tags darauf, am 7. Juli, ſchloß Alexander ſeinen Vertrag mit Napoleon, durch den er ſich noch auf Koſten Preußens, das er ſeinem Schickſal überließ, bereicherte. An demſelben Tage aber, an welchem Graf Golz und Kalkreuth — über deſſen Haltung bei den Unterhandiungen das Tagebuch noch befremdliche Dinge mittheilt — den Frieden unterzeichneten, traf in Tilſit der öfterreichifche General v. Stut⸗ terheim ein, „um die Vermittlung feines Hofes anzubieten, und ſolche mit einem zahlreichen Heere zu uns terſtützen.“ Napoleon empfing ihn ſcheinbar ganz gut, und ſagte, er ſei dem Wiener Hofe ſehr dankbar und werde demſelben jetzt Braunau zurückgeben! (p. 264 — 265). So endete dieſe tragiſche Kataſtrophe noch mit einer Ironie des Siegers, den ſie auf den Höhenpunkt ſeiner politiſchen Macht erhob. Wenige Tage darauf beſchloß auch Herr von Schladen die Aufzeichnungen ſeines Tagebuchs, deſſen Veröffentlichung allen Dank verdient, und von neuem daran erinnert, daß Preußen f 34 266 feine politiſche Stellung weder in einer Verbindung mit England, noch mit Rußland oder Frankreich zu ſuchen hat, ſondern lediglich in ſich ſelbſt und in einer aufrichtigen Vereinigung mit Deutſchland. Seitdem es im Basler Frieden das gemeinſame Vaterland aufgegeben, hatte es alle Wurzeln ſeiner Kraft durchſchnitten. Der Erfolg zeigte, daß es losgeriſſen von dem heiligen Boden, auf dem es erwachſen und groß geworden war, für ſich allein nicht zu ſtehen vermochte, daß der Tilſiter Friede nur die Kehrſeite des Basler war. Wir wollen wünſchen, daß dieſe Erfahrung für alle Zukunft nicht umſonſt gemacht ſei. II. Die politiſche Lage Preußens im Jahre 1811. Das Jahr 1811 begann für Preußen mit neuen trüben Ausſichten in die nächſte Zukunft. Es war kein Geheimniß mehr, daß der Bund, welchen Napoleon und Alexander von Rußland zuerſt in Tilfit ge⸗ ſchloſſen, dann in Erfurt befeſtigt hatten, feiner Auflöſung raſch entgegen ging. Alle Anzeichen deuteten auf einen nah bevorſtehenden entſchiedenen Bruch beider hin, auf einen neuen Krieg alſo, in welchem Preußen trotz der Erſchöpfung feiner Kräfte unmöglich theilnahmlos bleiben konnte. Seine ganze geographiſche Lage und politiſche Stellung ſchrieben ihm gebieteriſch eine ſolche Theilnahme vor. Das fühlte und ſah jedermann, daß man ſich entweder an Frankreich oder an Rußland anſchließen müſſe, allein wenn irgend jemals ſo war jetzt die Wahl ſchwer. Kühne, kräftige Naturen waren freilich raſch entſchieden. Von gerechtem Haſſe gegen Napoleon erfüllt, von der lebendigſten Sehnſucht nach einer Befreiung des Vaterlandes von dem Joch der Franzoſen durchdrungen, und Gleiches mit dem Muth, den ſie im eignen männlichen Buſen trugen, auch bei der Maſſe des Volks vorausſetzend, wünſchten und forderten ſie ein Bündniß mit Rußland. Im Vertrauen auf einen allgemeinen kräftigen Aufſchwung des alten kriegeriſchen Geiſtes der Nation, hofften ſie in der Ver⸗ bindung mit Rußlands großen Streitkräften zu ſiegen, oder doch wenigſtens mit Ehren zu fallen. Ganz an⸗ ders aber urtheilte, wer ſolches Muthes entbehrte, oder jenes Vertrauen auf eine allgemeine kräftige Erhebung des Volkes nicht theilte, oder gar, wie nicht wenige der Zeit, glaubte, Napoleon ſei unüberwindlich, Gott ſelbſt habe ihm die Herrſchaft der Welt beſtimmt. Wie wenig Rußlands Hülfe für Preußen bedeute, — fo dachten und ſprachen viele, — habe man im Jahre 1806 leider zur Genüge erfahren. Jetzt ſtänden Napo⸗ leon's Heere nicht nur an der Elbe, nur wenige Tagemärſche von der Hauptſtadt entfernt, ſondern die ſtar⸗ ken franzöſiſchen Garniſonen in Danzig, Stettin, Küſtrin und Glogau; die ſächſiſch-polniſchen Truppen im Großherzogthum Warſchau bedrohten auch den Rücken. Von allen Seiten von nahen Feinden eingeſchloſſen, werde man bei dem erſten Zeichen einer Hinneigung oder gar eines Anſchluſſes an Rußland von Napoleon's gewaltiger Uebermacht erdrückt werden, bevor die Ruſſen auch nur bis zur Weichſel, geſchweige denn bis zur Oder vorgerückt wären. In ſolcher Lage müſſe man vor allem auf Erhaltung deſſen was man habe denken, die Wiedererringung des Verlornen dagegen einer günſtigern Zukunft anheimſtellen. Erhalten aber könne man ſich nur durch einen aufrichtigen Anſchluß an Frankreich, den Napoleon nach errungenem Siege doch auch nicht unbelohnt laſſen könne. Solcher Zwieſpalt der Anſicht war ſelbſt in der nächſten Umgebung des Königs. Auf Seite der Frank⸗ reich zugewandten ſtanden der Prinz Ferdinand, der letzte noch lebende Bruder Friedrich des Großen, und deſſen Gemahlin, ferner der General von Kalkreuth, der Juſtizminiſter von Kircheiſen, der Fürſt von Wittgenſtein u. a. Die entgegengefegten Neigungen vertraten der Bruder des Königs, Prinz Wil: helm und deſſen Gemahlin, ſeine Schweſter die Fürſtin Louiſe Radziwill, Prinz Auguſt, der Bruder Louis Ferdinands, der bei Saalfeld gefallen war u. a. Bei dem Könige ſelbſt aber hatte der Staats⸗ kanzler von Hardenberg das größte Vertrauen. Alle übrigen Miniſter waren ihm vollkommen untergeord⸗ net: er theilte ihnen nur mit, was er eben mittheilen wollte: vorbehaltlich des eignen Entſchluſſes des Königs, entſchied ſeine Anſicht wohl in allen wichtigen Fragen. Im Einverſtändniß mit dem Könige entſchied er ſich jetzt für ein Bündniß Preußens mit Frankreich: gewiß nicht aus Vorliebe für Napoleon, aber wohl in Rückſicht auf die Lage des Staats. Gleich bei den erſten Anzeichen einer zwiſchen Napoleon und Alexan— 267 der eintretenden Kälte, deutete das preußiſche Miniſterium dem franzöſiſchen Geſandten in Berlin an, daß der König für den Fall eines Bruches mit Rußland nicht ſchwanken würde ſich für Frankreich zu erklären. „Der König — ſagte der Staatskanzler im März 1811 zum Grafen Saint-Marſan — ift feft entſchloſſen, feine Sache niemals von der Frankreichs zu trennen, dem Kaiſer vollkommen treu zu bleiben. Ich habe Ih—⸗ nen oftmals geſagt, daß ich für halbe Maßregeln nicht bin, Se. Majeſtät iſt vollkommen derſelben Anſicht, und ihr größter Wunſch würde es ſein, ſich auf das engſte mit Frankreich zu verbinden. Das würde allen Leidenſchaften und Intriguen Stillſchweigen gebieten, den Kredit des Gouvernements vollkommen wiederherſtel⸗ len, und Sicherheit und Vertrauen in der ganzen Monarchie wiedererwecken.“ Dieſen Worten des Staats⸗ kanzlers fügte der berichtende Geſandte unmittelbar hinzu: „er hat mir geſagt, der König habe ihn beauftragt mich zu bitten, den Kaiſer von feinem lebhaften Wunſche, das Schickſal Preußens unwiederruflich an Frank reich zu knüpfen, zu unterrichten, und zugleich Sr. kaiſerl. und königl. Maj. Anſicht hierüber zu erforſchen“ ). Faſt gleichzeitig jedoch mit dieſen Erklärungen des Staatskanzlers begann Preußen in der Stille zu rüſten. Man wollte auf jeden Fall wenigſtens einigermaßen im Stande ſein einem plötzlichen Anfall begegnen zu können ). Allein in Paris wies man jene diplomatiſchen Eröffnungen weder gänzlich ab, noch ging man lebhaft auf fie ein. Napoleon erklärte dem preußiſchen Geſandten, General von Kruſemarkt: der Vorſchlag fei ihm nicht unangenehm, allein bis jetzt wäre gar kein ernſtlicher Grund zu einem Kriege zwiſchen ihm und Rußland vorhanden. Auf die Nachricht dagegen von Truppenbewegungen und Rüſtungen in Preußen ließ er bald darauf erklären: er werde dieſe Rüſtungen als gegen ſich gerichtet betrachten, ſofern fie ohne Verſtändi⸗ gung mit ihm fortgeſetzt würden. Gleichzeitig (am 30. April) gingen drei geheime Agenten von Paris nach Kolberg, Berlin und Schleſien zur genauern Beobachtung Preußens ab ). Je ausweichender jene erſte Antwort Napoleons war, von der Kruſemark unter dem 16. April feinen Hof in Kenntniß feste, je mißtrauiſcher und herriſcher ſich Napoleon in Betreff der preußiſchen Rü— ſtungen erwies, je größer alſo die Ungewißheit war, in der man ſich in Berlin über die eigentlichen Abſichten Napoleons gegen Preußen befand — gerade für um ſo nothwendiger hielt man es, die einmal begonnene Unterhandlung zu beſchleunigen. Unter mehrfachen Verſicherungen ſeiner unwandelbaren Anhänglichkeit an das politiſche Syſtem Frankreichs, bevollmächtigte der König unter dem 14. Mai ſeinen Geſandten in Paris, dem Kaiſer ein Offenſiv- und Defenſivbündniß anzutragen ). In allen Kriegen Frankreichs, ſofern ſie nicht völlig dem Intereſſe Preußens fremd wären, ſolle ein preußiſches Hülfscorps, ſei es in Deutſchland, oder an den Gränzen des eignen Staats, dem Kaiſer zu Gebote ſtehen: Napoleon dagegen die Unabhängigkeit und den Länderbeſtand des Königs gewährleiſten und auf deſſen Verlangen zu nothwendiger Unterſtützung ſich verpflich⸗ ten. Das waren die Hauptgrundlagen, welche Preußen für das beabſichtigte Bündniß vorſchlug; die Vortheile zu beſtimmen, welche der König aus einem gemeinſchaftlich mit Frankreich geführtem und ſiegreichem Kriege, ſei es an Landerwerbungen oder andern Entſchädigungen davon tragen ſolle, überließ er mit Vertrauen der Gerechtigkeit und Freundſchaft feines hohen Allirten. Er bat zunächſt nur um die Wiederherausgabe der noch ) Bericht vom 24. März 1811. Fain, Manuscrit de 1812, Leipsic. 1827, I, 80. Dieſe und die Mehr: zahl der folgenden officiellen Actenſtuͤcke ſind zuerſt durch die Antwort bekannt geworden, welche Napoleon 1813 auf die Kriegserklaͤrung Preußens in den franzoͤſiſchen Zeitungen veröffentlichte, In deutſcher Ueber⸗ ſetzung findet man ſie auch in Voß Zeiten. 36 Bd. 2) Eine ausführlichere Schilderung des damals entworfenen Vertheidigungsſyſtems bei Seydlitz Tagebuch des Eönigl, preuß. Armeecorps im Feldzuge von 1812. Berlin 1823, I. p. 17 folg. ) Bignon, Histoire de France, 1807—12. Bruxelles 1838. IV. p. 75. ) Fain Mser. 1812, I, 81 folg. 34* 268 — von franzöſiſchen Truppen befesten Feſtung Glogau, ferner um die Erlaubniß, die Zahl feiner Armee über die Beſtimmung der Convention vom 8. September 1808 hinaus vermehren zu dürfen; endlich für den Fall des Krieges um einen Nachlaß der Contribution und die Anerkennung der Neutralität Schleſiens, damit ſeine Fa⸗ milie dort ein Aſyl vor den Gefahren des Krieges fände ). Auf dieſe Anträge beobachteten Napoleon und ſeine Miniſter theils ein tiefes Schweigen, theils gaben beide nur ausweichende, allgemeine Antworten. Alle wiederholten Erinnerungen und Eröffnungen von preußi⸗ ſcher Seite hatten keinen beſſern Erfolg, ungeachtet der Ausbruch eines Krieges immer wahrſcheinlicher ward. Rußland rüſtete mit Aufwand großer Kräfte: es zog mehr als die Hälfte der Arnſee, die gegen die Türken im Felde ſtand, von der Donau in ſeine weſtlichen Gränzlandſchaften zurück. Im Großherzogthum Warſchau wurden bereits ſeit dem April die Truppen zuſammengezogen, Depots angelegt, die feſten Plätze zur Vertheidi⸗ gung gerüſtet 2), Aehnliches und Gleiches geſchah in Sachſen wie in den übrigen zum Rheinbunde gehören⸗ den Staaten. Von jenſeits des Rheins kamen fortwährend die übereinſtimmendſten Berichte über gewaltige Rüſtungen des Kaiſers, und ſchon rückten vom Ende des April bis in den Juni hinein immer größere fran⸗ zöſiſche Truppenmaſſen in das preußiſche Gebiet ein, theils zur Verſtärkung der Beſatzung von Danzig und der Oderfeſtungen, theils zum Weiterzuge nach Warſchau beſtimmt. Zum Behuf dieſer Märſche forderte und erhielt Napoleon durch die Conventionen vom 26. April und 4. Juni 1811 die Errichtung noch mehrerer Militairſtraßen zu den bereits vertragsmäßig beſtehenden hinzu, ſo daß um dieſe Zeit 11 Militairſtraßen zum Gebrauch der franzöſiſchen Truppen den preußiſchen Staat nach allen nur möglichen Richtungen durchſchnitten. Der König konnte ſich bei dieſer Lage der Dinge kaum noch als den Herrn ſeines eigenen Landes betrachten. Dies alles, in Verbindung mit der Zögerung Napoleons, ſich über die Anträge Preußens beſtimmt zu er⸗ klären, erweckte in Berlin die größte Spannung und Sorge. Napoleons Abneigung, ſein Mißtrauen gegen Preußen waren bekannt. Schon oftmals hatte er rückſichtslos ſeine Gewalt gegen Schwächere geübt, jetzt kam gar von Paris die geheime, wenn nicht ſichere Kunde, ſein Miniſter des Auswärtigen habe ihm einen Bericht eingereicht, in welchem auseinandergeſetzt ſei, das Intereſſe Frankreichs verlange die Entthronung der Hohen⸗ zollern und die gänzliche Zertrümmerung ihres Staats. Die Nachricht erfüllte in Berlin alles mit Schrecken ). Da unterwarf der König nochmals die Lage der Dinge ſeiner eigenen ſorgfältigen Prüfung. Die Gründe für und wider wurden ihm von ſeinen vertrauteſten Dienern vorgelegt, und nachdem der Staatskanzler ihm dringend ans Herz gelegt, den höchſt wichtigen und folgereichen Entſchluß ja aus eigener Bruſt und Ueberzeu⸗ gung zu ſchöpfen, entſchied er ſelbſt, ſich auf den Fall des Krieges an Rußland anzuſchließen. Nur wenige Wochen vorher unter dem 12. Mai hatte er in einem Schreiben an den Kaiſer Alexander erklärt, „wenn es zum Kriege komme, ſei Preußens Neutralität eine Chimäre; es müſſe Partei nehmen, und werde diejenige nehmen, welche ihm ſeine Verbindungen und ſeine Verpflichtungen gegen Frankreich auferlegten; in der Hand Rußlands läge die Erhaltung des Friedens, der Kaiſer möge Alles anwenden ihn zu erhalten.“ Alepanders Antwort (vom Juni 1811) war kalt und ſtolz: „nur ein Angriff auf ihn werde den Krieg herbeiführen, dann I) Nach der Kriegserklaͤrung Preußens gegen Napoleon im J. 1813 erklärte dieſer in feiner Antwort gele⸗ legentlich, daß Preußen in dieſen Unterhandlungen uͤber ein Buͤndniß mit ihm gegen Rußland auch fuͤr den Fall eines Sieges eine Territorialvergroͤßerung auf Koſten Rußlands gefordert und ſich der Hoffnung hingege— ben habe, als ſolche den Beſitz von Kurland und Liefland zu erhalten. ek. Fain Mser. 1813, I, p. 248. Seitdem hat Dorow Erlebtes 3, p. 338 eine Erklärung des verſt. Königs über dieſen Punkt veröffentlicht, in der es wörtlich heißt: „Daß Napoleon dem Könige die deutſchen Provinzen des ruſſiſchen Reiches vers heißen habe,“ kann moͤglich ſein, gewiß iſt es aber, daß dieſer Antrag weder angenommen, noch weniger aber die Inveſtitur nach deren Beſetzung gefordert wurde. 2) Bignon IV. 76 folg. ) Bignon IV. 124 beſtreitet entſchieden die Wahrheit jenes Berichts. 269 aber könnten die Entſchlüſſe, welche andere Staaten etwa nehmen möchten, ihn nicht abhalten, ſich mit allem Nachdruck zu vertheidigen“ ). Jetzt nun ward General von Scharnhorſt dazu beſtimmt, dem Kaiſer Alexander in einem eigenhändigen Schreiben des Königs vom 16. Juli die beſtimmteſte Zuſicherung über feinen neuen Entſchluß zu überbringen; er ſollte demgemäß mit Rußland über ein Bündniß unterhandeln, deſ⸗ fen erſte Bedingung es fein müſſe, daß Preußen nicht der Uebermacht Napoleons preisgegeben werde 7). Gleichzeitig — ſo ſcheint es — wandte ſich die Regierung auch wieder der Parthei zu, welche von allem An⸗ fang an für den Bund mit Rußland und einen entſchloſſenen Krieg gegen Napoleon entſchieden geweſen war. Gegen die Mitte des Juli ward Gneiſenau nach Berlin berufen. Er gab den Rath, ſogleich die Truppen zuſammenzuziehen, feſte Stellungen zu nehmen, die Feſtungen auszurüſten und inſurrectionelle Maß⸗ regeln vorzubereiten. Im Verein mit Gleichgeſinnten ſuchte er durch Rede und Schrift den Bedächtigen und Zweifelnden Muth einzuhauchen und ſie zu kräftigen Entſchlüſſen zu bewegen. Dem Könige ſelbſt rieth er dringend, für ſeine Perſon nach Königsberg zu gehen, damit er ſich eben ſo ſehr der Gefahr eines plötzlichen Ueberfalls durch die Franzoſen, als dem Einfluß einer unentſchloſſenen, ſchwachgeſinnten Parthei in ſeiner eige⸗ nen Umgebung entziehe ). Gneiſenau's allgemeiner Plan ging dahin, dem Kriege einen inſurrectionellen Character zu geben. Mit dieſem Gedanken ſtimmte auch Scharnhorſt überein. Gleich nach dem Tilſiter Frieden hatte er ihn gefaßt; jetzt ließ er durch den Major von Clauſewitz, einen feiner vertrauteſten Schü⸗ ler, für den König eine Denkſchrift aufſetzen, welche die großen Vortheile darftellte, die für dieſe Art des Kries ges die Terrainbeſchaffenheit der Marken darbot ). Man wollte nicht an Schlachttagen in wenigen Stunden die Hoffnung der Völker vernichten, ſondern den Krieg in die Länge ziehen und durch ein ſolches Syſtem den Gegner zu Grunde richten. Zu dieſem Zweck ſollten alle Mittel aufgeboten werden, um das ganze Land un— ter die Waffen zu bringen, ſolches, ſoweit der Feind vordränge, zu deſorganiſiren, damit er keine Unterſtützung an Lebensmitteln, Fuhren u. dergl. erhalte, ſondern er alles mit Waffengewalt erzwingen müſſe, und einen ſpaniſchen Krieg, der meiſtens des Nachts geführt werde, in Gang zu bringen. Als Stüßpunkte dieſer Kriegs- art gedachte man die Feſtungen des Landes zu benutzen, welche an den geeigneten Punkten durch umfaſſende verſchanzte Lager verſtärkt werden ſollten. „Füllen wir dieſe Feſtungen und Stellungen — ſo ſprach ſich Gneiſenau in einem Briefe vom 10. September aus ) — mit lebendigem und todtem Kriegsſtoff an, weit über deren eigentlichen Bedarf, ſo erhalten wir dadurch einen offenſiven Ueberſchuß, der, bei günſtigen Umſtän⸗ den, aus ſeinen Sicherheitsörtern heraus, und der feindlichen Armee in Flanke und Rücken gehen kann, der ſeine Communicationen unterbricht, und den vielleicht an der Weichſel oder der Memel beſchäftigten Feind die Front zu verändern nöthigt. Bei Unfällen eilt man in ſeine verſchanzte Stellung zurück, und immer muß der Feind gegen die ſo ausgerüſteten Feſtungen Armeen aufſtellen, um ſie zu beobachten, und das, was er hierfür gebraucht, vermindert um eben ſoviel ſeine Streitkraft gegen die ruſſiſchen Armeen, die hierdurch in den Stand geſetzt werden möchten, das Uebermaaß über die ſeinigen zu erhalten und ihn zu überwältigen.“ Dieſe Gedanken und Pläne fanden jetzt Eingang. Im Juli und Auguſt bis in den September hinein wurden die nöthigſten Rüſtungen betrieben. Bei Pillau und Kolberg, bei Spandau und Glatz zogen ſich 1) ck. Corresp. inedite. VII. 431 folg. 2) Lebensbilder aus dem Freiheitskriege 2. 93. Ueber die Zeit der Sendung Scharnhorſt's weichen die An⸗ gaben von einander um mehrere Monate ab. Seydlitz a. a. O. p. 26 giebt die Mitte des September an, Clauſewitz dagegen ſagt beſtimmt, im Sommer 1811. cf. deſſen Aufſatz: Ueber das Leben und den Character von Scharnhorſt in Ranke's Hiſtor.⸗polit. Zeitſchrift. Hamburg 1832. I. p. 186. ) Lebensb. 2. 244. ) ek. Boyen, Beiträge zur Kenntniß des General von Scharnhorſt. Berlin 1833, p. 29 u. 35. Auch Juſtus Gruner hat damals einen Plan zu einem Volksaufſtande in Maſſe entworfen. cf. Lebensb. 2, 216. ) Lebensbilder 2. 249. 270 größere Truppenmaſſen zuſammen und die Verſchanzung größerer Lager ward dort begonnen. Gleichzeitig wandte ſich Gneiſenau an den Grafen von Münſter nach London und an engliſche Agenten in Wien, um durch deren Vermittlung raſche Waffen- und Munitionsſendungen von England aus zu erhalten, und als der franzöſiſche Geſandte in Berlin gegen Ende des Auguſt über den Zweck der preußiſchen Rüſtungen anfragte, antwortete der Staatskanzler ſelbſt, man wolle mit den Waffen in der Hand ſterben, aber nicht mit Schanden untergehen. Gleich nach dieſer Unterredung ging ein Abgeordneter nach England, um zu erforſchen, ob die dortige Regierung geneigt fein möchte, die Anſtrengungen Preußens zu unterſtüßen. Wahrſcheinlich um dieſelbe Zeit erhielt der Baron Jacobi in Wien ähnliche Aufträge in Betreff Oeſter⸗ reichs Y. Allein bei alledem war weder der Staatskanzler noch der König entſchloſſen, es kühn zum völligen Bruch mit Frankreich zu treiben. Sie betrachteten einen Krieg gegen Napoleon, ſelbſt das Bündniß mit Rußland nur als einen Schritt der äußerſten Nothwehr, den ſie wo möglich zu vermeiden wünſchten. Schon in ſeinem Schreiben an den Kaiſer Alexander vom 16. Juli hatte der König Rathſchläge hinzugefügt, welche auf die möglichſte Beibehaltung des Friedens abzielten. Nur in der Sorge, von Napoleon plötzlich überfallen zu werden, hatte er den Entſchluß gefaßt, ſich mit Rußland zu verbinden, den Krieg ſelbſt durch ſeine Abreiſe nach Königsberg oder irgend einen andern entſcheidenden Schritt herbeizuführen, trug er Bedenken. Noch am 30. Auguſt ſchrieb Hardenberg dem preußiſchen Geſandten in Paris: des Königs dringender Wunſch ſei ein enges Bündniß mit Napoleon, ein Krieg gegen Frankreich könne nur ein Act der letzten Verzweiflung ſein ). „Die Parthei iſt genommen“ — berichtete Saint Marſan unter dem 7. September nach Pa⸗ ris — „man wird ſich zu uns ehrlich halten, wenn der Kaiſer will. Wenn er die Alliance verwirft, wird man ſich mit allen Streitkräften über die Oder werfen, und ſelbſt über die Weichſel“ >). Inzwiſchen vernahm Napoleon von den fortgehenden Rüſtungen Preußens. Ein ſolches Zeichen eines ſelbſtſtändigen Handelns mißfiel ihm. Er wollte nicht, daß Preußen fi ohne feine Erlaubniß verſtärke, und ließ theils dem preußiſchen Geſandten durch den Herzog von Baffano, theils in Berlin durch den Grafen Saint⸗Marſan erklären, daß dieſe vorzeitigen Rüſtungen feine guten Abſichten und fein Vertrauen nur ſtören könnten. Er erwarte übrigens nur die Folgen ſeiner letzten Schritte gegen Rußland, um dann dem Könige über die vorgeſchlagene Alliance ſeine Anſichten mitzutheilen, welche ganz den Wünſchen des Königs entſprächen ). Auf dieſe gemäßigte und anlockende Sprache antwortete der König unmittelbar an Napoleon unter dem 12. September. „Die großen Kriegsrüſtungen um mich her“ — ſchrieb er — „die ſowohl auf Seiten Rußlands als Frankreichs ſtattfanden, Ihr Stillſchweigen, Sire, die Verzögerung der Herausgabe Glo⸗ gaus, das alles konnte nicht anders als mich beunruhigen. Konnte ich ohne meine Pflicht und meine Ehre zu verletzen, allein in einer ſchimpflichen Unthätigkeit verbleiben?“ Er fügte hinzu, die getroffenen Maßregeln wären nur zur Vertheidigung für alle möglichen Fälle beſtimmt. Sie hätten ſich auf eine Inſtandſetzung der Feſtungen beſchränkt, die Armee ſei über das durch den Vertrag von 1808 feſtgeſetzte Maaß nicht vermehrt worden: gegenwärtig aber werde er, auf das Wort des Kaiſers vertrauend, alle Vermehrung ſeiner Streitkräfte unterlaſſen; ſein Wunſch ſei, ſeiner Stellung zu Frankreich eine ſichere Grundlage zu geben ). Napoleon nahm dieſes Schreiben günſtig auf, allein bevor Graf Saint-Marſan den neuen Befehl erhielt, von den ) Fain Mscr. 1812. I. p. 90. Lebensbilder 2. p. 250, 248, 98. 2) Fain Mser. 1812. I. 86. Dieſe Depejche, eine der intereſſanteſten jener Zeit, ſchildert auf eine meiſter⸗ hafte Weiſe die ganze kritiſche Lage, in der ſich Preußen befand. 3) Bignon IV. p. 138. ) Bignon IV. 137 folg. 5) Bignon IV. 318. 271 dringenden Vorſtellungen gegen die preußiſchen Rüſtungen abzulaſſen, war feine Sprache immer drohender gez worden. Gegen das Ende des September verlangte er gradezu, Preußen ſolle entwaffnen, oder gewärtig ſein, daß er abreiſe und ſtatt ſeiner der Marſchall Davouſt einrücke ). In dieſem Moment ſchien das ſchwan⸗ kende Verhältniß ſich entſcheiden zu müſſen. Zu ſolcher Entſcheidung drängte die Kriegsparthei hin. Gneiſenau gab den Rath, die Einſtellung der Rüſtungen zu verweigern, dieſe vielmehr fogleich zu verdoppeln. Auf der andern Seite aber hob die Frie⸗ densparthei die Gefahren einer Waffenerhebung gegen Frankreich, wie die Vortheile eines Bündniſſes mit Na⸗ poleon eben ſo dringend heraus. Der König, auf dieſem Wege wie auf jenem die drohenden Gefahren er— kennend, und ohne eine beſtimmte Antwort von Petersburg, ſuchte Zeit zu gewinnen. Der franzöſiſche Ge— ſandte erhielt am 24. September eine ausweichende Antwort. Der Plan einer großen Verſchanzung bei Span⸗ dau ward aufgegeben. Da, wo die Arbeiten an den Feſtungen beinahe vollendet waren, wurden ſie eingeſtellt, die Arbeiter aber in der Nähe behalten, u. dgl. mehr. Die Wachſamkeit der Franzoſen täuſchte man indeß nicht. Als der franzöſiſche Geſandte erfuhr, daß die Arbeiten bei Kolberg fortgeſetzt wurden, forderte er die ſofortige Entfernung Blücher's und Rechenſchaft deſſelben über 14 Beſchwerden, welche er angab. Man un⸗ terwarf ſich auch dieſer Forderung. Blücher ward vom Commando entfernt, als „ein politiſches Opfer,“ wie die Cabinetsordre von Hardenberg's Hand es ausſprach ). Alle Nachgiebigkeit indeß war umſonſt. Sie beſſerte höchſtens nur augenblicklich die Lage, in der man ſich befand, die mit jedem Tage kritiſcher ward. Im October endlich erhielt Graf Saint-Marſan von ſei⸗ nem Kaiſer Anweiſung und Vollmacht, über einen Alliancetractat mit Preußen zu unterhandeln. Napoleon bot die Alternative an, entweder dem Rheinbunde beizutreten, oder mit ihm ein Offenſiv- und Defenſivbünd⸗ niß für alle Fälle und Zeiten zu ſchließen. Dies Bündniß, das der König in ſeinen Anträgen nur auf Kriege hatte beſchränken wollen, die Preußens Intereſſen nicht fremd wären, ſollte auf jeden Krieg in Europa, es ſei zu Lande oder zur See, gerichtet, und ihm gemäß den Franzoſen ſtets ein Hülfscorps von 10000 preußiſche Truppen geſtellt werden. Die Forderung des Königs, daß dieſes Corps nur vereint unter einem preußiſchen Befehlshaber und vorzüglich zur Vertheidigung des preußiſchen Staats dienen ſolle, lehnte Napoleon ebenſo ab, als die Aufhebung der Convention vom 8. September 1808, welche die Stärke der geſammten preußiſchen Armee auf nur 42000 Mann beſtimmt hatte. Die gewünſchte tractatenmäßige Herausgabe Glogaus, den eventuell geforderten Erlaß der Contribution, endlich die Clauſel über Erwerbungen und Entſchädigungen in Folge eines ſiegreich geführten Krieges ſchlug er ebenfalls ab, nur der Forderung der Neutralität Schleſiens für den Fall eines Krieges, und dieſe auch nur, ſofern der Kaiſer von Rußland gleichfalls in ſie willige, gab Napoleon nach. Der Graf Saint-Marſan erklärte bei dieſen Verhandlungen geradezu, man verbinde { fi) mit Preußen in dem Zuſtande von Schwäche, darin es ſich befände, und beabſichtige ganz und gar nicht, daß es ſich verſtärke ). So harte Bedingungen ſtellte Napoleon dem Berliner Hofe faſt in demſelben Augenblick, als dieſer die erſten beſtimmteren Nachrichten über den Erfolg der Sendung Scharnhorſt's von Petersburg empfing. Ein Schreiben Kaiſer Alexanders vom 27. September enthielt „die beſtimmteſte Gegenzuſicherung und An: nahme des königlichen Entſchluſſes.“ Der Kaiſer ſagte: der Vertrag werde bald unterzeichnet werden, aber auch bis dahin, daß alles abgeſchloſſen ſei, möge der König überzeugt ſein, daß jede Feindseligkeit Napoleons ge⸗ 1) Lebensbilder 2, 251. 2) Lebensbilder 2, 215. Droyſen, Vorleſungen uͤber die Freiheitskriege 2. p. 562. Bluͤcher erklärte da⸗ mals, wenn der König in der Gewalt der Franzofen ſei, und gäbe ihm den Befehl die feſten Plaͤtze zu uͤber⸗ liefern, ſo werde er den Befehl nicht vollziehen. ) Bignon IV. p. 320 sg. 272 gen die preußiſchen Staaten von Rußland als eine Kriegserklärung werde angeſehen werden, und daß nach einmal angegangenem Kriege die Waffen nur nach vorhergegangener Uebereinkunft niedergelegt werden ſollten. Endlich berichtete der Obriſtlieutenant v. Schöler unter dem 18. October die Abreiſe des General v. Scharn— horſt, und daß er den Vertrag wirklich der Abſicht ganz entſprechend abgeſchloſſen habe ). Bei alledem aber war die verheißene Hülfe Rußlands dennoch nicht völlig ſicherſtellend. Schon damals hatte das Petersburger Cabinet den Gedanken, jede Initiative des Krieges durchaus vermeiden, den Angriff Napoleons abwarten zu wollen. Scharnhorſt ſelbſt ſoll aus Petersburg geſchrieben haben, es ſei für Preußen noch keine Zeit zur Schilderhebung, er rathe zum Zögern 7). So ſtand denn in den erſten Tagen des November das preußiſche Cabinet an einem ernſten Scheide⸗ wege. Auf der einen Seite hatte es dringend und lange ein Bündniß mit Napoleon nachgeſucht und end⸗ lich erreicht, daß er auf die Unterhandlung über ein ſolches näher einging; auf der andern hatte es ſich voll von Mißtrauen und Furcht vor dem Gewaltigen an Rußland um Schutz gewandt, und mit dieſem durch ſei⸗ nen eigenen Bevollmächtigten ein Bündniß wirklich abgeſchloſſen. Das konnte für Napoleon nicht lange ein Geheimniß bleiben, die erſte Kunde davon ihn aber auch zur Eröffnung des Krieges beſtimmen, der für Preußen um ſo mehr ein Vernichtungskrieg werden konnte, als man aus Furcht vor Frankreich die im Juli lebhaft begonnenen Rüſtungen nur halb ausgeführt hatte. Da ſtellte der Staatskanzler noch einmal dem Kö⸗ nige alle Gründe für und wider das eine oder das andere Bündniß in einer ausführlichen Denkſchrift vom 2. November zuſammen. Er führte darin zuerſt aus, daß Frankreichs Anträge nur Mißtrauen ſo wie den Zweck verriethen, ſich aller Mittel Preußens zu bemächtigen, daß ein Bündniß mit Napoleon unter den ge⸗ forderten Bedingungen für Preußen nichts als eine völlige Unterwerfung ſein werde. Dann ſetzte er ausein⸗ ander, daß nach allen Rußland gegenüber ſtattgefundenen Schritten des Königs, dieſer eigentlich keine freie Wahl mehr habe, vielmehr „Treue und Glauben auf gegebenes Wort“ ihn bereits an jene Macht knüpften. Schließlich unterſuchte er die wahrſcheinlichen Folgen des Anſchluſſes Preußens an Frankreich oder an Ruß⸗ land. „Preußens Lage“ — ſchrieb er — „iſt leider fo beſchaffen, daß von der Wahl der ei- nen, wie der andern Alternative die allerſchlimmſten Folgen zu beſorgen ſindz in beiden Fällen ſteht die Exiſtenz auf dem Spiel. So ſchrecklich dieſes iſt, fa kann man es ſich doch nicht verhehlen 3). Ueber den fernern Gang, den dieſe Angelegenheit nahm, ſind wir im Einzelnen nicht unterrichtet. Aber im Allgemeinen kann man ihn aus den Briefen Gneiſenau's an den Grafen Münſter erſehen. Schon am 24. September ſchrieb er das inhaltsſchwere Wort: „eine ſchwache Parthie in unſerer Politik iſt der Kai⸗ fer Alexander“ ). Dann am 28. November: „Es find hier der Rückſchritte viele geſchehen: — — das Benehmen Rußlands hat hieran viel Schuld. Das Petersburger Cabinet will den Schein vermeiden, als ob es den Krieg für fremde Zwecke führe, und will dem Vorwurfe ausweichen, das Kriegsfeuer angezündet zu ha⸗ ben. — Es will warten bis es angegriffen wird. Wären die ruſſiſchen Truppen bereits vor mehreren Mo⸗ naten mit Schnelligkeit mit fortgerückt, ſo ward unſer Hof mit fortgeriſſen und der franzöſiſchen Parthei, die nun nach ſo viel erfochtenen Dingen ihr Haupt ſehr hoch emporhebt und in ihrer ganzen Feigherzigkeit 1 — ef. die hoͤchſt intereſſante Denkſchrift Hardenberg's vom 2. November 1811 in den Lebensbildern 2, 94. Wann Scharnhorſt aus Petersburg zuruͤckkam, ſteht nicht ganz feſt. Seydlitz a. a. O. 1. p. 27 laßt ihn Mitte October in Berlin wieder eintreffen. Nach Hardenberg's Denkſchrift dagegen war er noch am 2. November nicht zuruͤck. 2) ek. Lebensbilder 2, 213, 258. Seydlitz a. a. O. I. p. 27. 3) Lebensbilder 2, 95. 4) Lebensbilder 2, 255. 273 ſchaamloſer hervortritt, war der Mund verſchloſſen. — — Uns wenige, die wir in andern Grundſätzen ſind, läßt man im Lichte von Enrag és erſcheinen, die den Staat in die Gefahr des Umſturzes bringen wol— len, nur um unſern Haß gegen Frankreich zu befriedigen. — — Die Furcht hat hierzu viel vermocht, und man ließ ſich von Drohungen ſchrecken, die nie erfüllt worden wären, hätte man ſich mit Standhaftigkeit ge— waffnet. Aber die hier ſo mächtige franzöſiſche Partei wußte dieſe Furcht zu ſteigern, und ſo iſt ſeit⸗ her Alles erfüllt worden, was die franzöſiſche Regierung verlangt hat, ohne daß ſich gerade das Syſtem geän— dert hätte. — — So iſt es wahrſcheinlich, daß unſere Gegner den Sieg erringen“ ). Wie Gneiſen au vorausgeſehen, ſo kam es allerdings. Graf Henckel von Donnersmark hat neuerdings in den „Erinnerungen aus ſeinem Leben“ (p. 95) ſeinem Schwager, dem General von dem Kne— ſebeck, es als Ruhm vindicirt, daß dieſer den letzten Entſchluß des Königs herbeigeführt habe. Er erzählt: „Mein Schwager hatte ſich 1809 aus dem Dienſt zurückgezogen, jedoch ſtets mit dem Gedanken der Vernichtung Napoleons beſchäftigt. Im Jahre 1812 trieb es ihn wieder nach Berlin, da die Anzeichen gegen Rußland immer drohender wurden. Als er einſt, den General von Scharnhorſt zu beſuchen, in deſ— ſen Haus trat, kam ihm der ruſſiſche Geſandte Graf Lieven mit einem Portefeuille entgegen, grüßte ihn freundlich und lud ihn ein, bei ihm den andern Tag zu Mittag zu eſſen, aber etwas früher zu kommen, da er etwas mit ihm zu ſprechen habe. Scharnhorſt war zwar freundlich, aber ſehr boutonnirt, und wollte nicht recht mit der Sprache heraus. Als mein Schwager am folgenden Tage zum Grafen Lie ven kam, war dieſer in dem Wahne, Scharnhorſt habe ihm alles mitgetheilt, ließ ſich ganz gehen, und erzählte von der Convention, die man abzuſchließen im Begriff ſei, daß Preußen mit Rußland zuſammenhalte, und den Opera⸗ tionsplan, daß die Ruſſen in Preußen einrücken und ſich dieſe unter dem Schutz jener formiren würden, u. ſ. w. Mein Schwager, der ganz andrer Meinung war, eilte zum Könige und fagte ihm, was er vernommen, in— dem er hinzufügte, daß er vielmehr der Meinung ſei, man müſſe ſich ſcheinbar mit Frankreich vereinigen, 20000 Mann würden den Kohl nicht ſehr fett machen, und man rette das Land, das ſo ſchon überſchwemmt werden würde, vor gänzlicher Vernichtung. Der König erwiederte, das ſei auch ſchon ſeine Idee geweſen, ihm würde aber von allen Seiten widerſprochen. Nach langen Debatten ſetzte er es durch, daß der König verſprach, nicht eher etwas mit den Ruſſen abzuſchließen, als bis mein Schwager aus Petersburg zurückgekommen ſein werde. Er eilte nun nach Petersburg“ 2), Gewiß, der Entſchluß auf eigne Hand gegen Napoleon loszuſchlagen, während Rußland den Angriff deſſelben in feinen eigenen Gränzen abwarten wollte, wäre für Preußen ein höchſt gefährliches Wagſtück gewe— ſen. Menſchlicher Berechnung nach wäre es eher erdrückt worden, als Rußland ſich möglicherweiſe entſchloß und herankam; es wäre dem König nichts anders übrig geblieben, als nach Rußland zu flüchten, der Staat wäre einer neuen Beſetzung durch franzöſiſche Truppen anheimgefallen, und hätte die letzten Kräfte erſchöpft. Verband ſich dagegen der König zunächſt mit Napoleon, ſo waren, wie es ſcheint, nur 2 Fälle möglich. Entweder ſiegte Napoleon oder er wurde beſiegt. Im erſtern Falle war wenigſtens die Fortdauer der Exiſtenz gerettet, und die Kräfte des Landes nicht im Verzweiflungskampf frühzeitig erſchöpft: man konnte, ſo drückend auch die Gegenwart war, in größerer Sicherheit als bisher eine günſtigere Zukunft abwarten. Wurde aber Napoleon beſiegt, ſo war es für Preußen ein ungeheurer Gewinn, daß der König mitten unter ſeinem Volke ) Lebensbilder 2, 258. 2) Demſelben General v. Kneſebeck vindiciren dieſe Erinnerungen das Verdienſt, den Kaiſer Alexander für den 1812 befolgten Kriegsplan, die Franzoſen ins Innere Rußlands zu locken, gewonnen und beſtimmt zu haben. Nach einer bei Dorow Erlebtes 4, p. 70 ſich findenden Nachricht, erſchienen 1812 auch die Ober⸗ ſten v. Lützow und v. Boyen in Petersburg auf kurze Zeit. Man ſprach damals davon, daß ſie in muͤnd⸗ lichen Aufträgen des Königs an den Kaiſer geſendet waren. 35 274 geblieben, daß die Adminiſtration noch in treuen Händen war, daß die Kräfte des Landes nicht erſchöpft, der Muth nicht gebrochen war, daß man Zeit hatte zu rüſten, endlich daß man dann ein als ganz anderer Bun⸗ desgenoſſe für Rußland auftreten konnte, als wenn der König erſt von deſſen ſiegenden Schaaren in ſein Land zurückgeführt worden wäre. 1 Solche und ähnliche Geſichtspunkte mögen den Entſchluß des Königs beſtimmt haben, ſich endlich nach längerm Schwanken für die Verbindung mit Napoleon zu entſcheiden. Anders ſah Gneiſenau damals die Frage an. Er ſchrieb unterm 10. März 1812: „So iſt alſo alles vergeblich geweſen. — — Als im Jahre 1808 uns in Königsberg die Nachricht von den Bayonner Vorfällen erreichte, ſagte der König: „Mich ſoll er (Napoleon) wohl ſo nicht fangen,“ und nun giebt er ſich ſeinem bitterſten Feinde an Händen und Füßen gebunden hin, der ihn ſicherlich, wofern Rußland beſiegt werden ſollte, vom Throne ſtoßen, oder falls er ſelbſt ein Unglück erfahren ſollte, als Geiſel bewahren wird. — Und wenn man weiß, durch welche Perſo⸗ nen dieſes Unglück über uns gekommen iſt? Ein kindiſch gewordener Feldmarſchall, ein altes Weib von üblem Ruf, ein durch Stupid ität ausgezeichneter General, ein Hofpfaffe, und was ſich ſonſt denn noch — — unter den höhern Ständen an dieſe Koryphäen anſchloß, dieſe haben den armen, geängſteten König ſo viel von den Gefahren, denen eine Waffenerhebung gegen Frankreich ihn bloßſtellte, ſo viel von dem Unglück, das dadurch über das Volk komme, von den Vortheilen, die ein Bündniß mit Frankreich herbeiführen könne, vorgeredet, daß er ſich zuletzt zu dieſer Meinung hinneigte, durch Unterhandlungen gute Bedingungen zu erhalten hoffte, daß darüber die Anſtalten zur Rettung verſäumt, alles am Ende von franzöſiſchen Truppen umſtellt und von dem Tractat überraſcht wurde“ h. Und dennoch ward dieſer Tractat nur nach den eifrigſten Bemühungen erlangt. Preußen mußte ihn annehmen, wie Napoleon ihn vorſchrieb. Am Abend des 23. Februar ſprach er ſein Machtwort: „er ſei der Gegenvorſtellungen müde; wenn bis zum nächſten Tage nicht die Unterzeichnung erfolge, werde der Kaiſer ſeinen Weg ohne Preußen gehen.“ Hatte doch Talleyrand, wie man ſpäter erfuhr, ſeinem Herrn gerathen, den Feldzug gegen Rußland mit einer Gewaltmaßregel gegen Preußen zu eröffnen, dieſes im Sturmſchritt wie eine „Feldwacht“ aufzuhe⸗ ben. Der Marſchall Oudinot hatte bereits den Befehl, bei der geringſten Zweideutigkeit von Seite Preu⸗ ßens mit feinen Grenadieren Berlin zu beſetzen, Davouft trieb ihn den Befehl zu vollziehen. Da unter: zeichnete Kruſemark am 24. Februar 1812 den „Unterwerfungstractat,“ wie ihn Gneiſenau nannte. Inzwiſchen erwartete man mit Sorge und Angſt in Berlin täglich und ſtündlich die Nach richt von die: ſem Abſchluß der Unterhandlung. Schon waren die franzöſiſchen Kolonnen von Magdeburg auf Berlin im Marſch, ohne daß der Hof hier von dieſem Aufbruch benachrichtigt worden war. Das Truppencontingent der Sachſen lag bereits an den Gränzen der Niederlauſitz, faſt von allen Seiten war Berlin von den Feinden umſchloſſen, und noch immer traf der erwartete Courier aus Paris nicht ein. Da ergriff ſelbſt die Muthig⸗ ſten die Furcht vor einer plötzlichen Gefangennehmung des Königs. In der Noth war Scharnhorſt's Vor⸗ ſchlag, die bei Potsdam und Berlin ſtehenden Truppen (8 — 10000 Mann) zu verſammeln, und ſich entwe⸗ der mitten durch die Sachſen hindurch den Weg nach Schleſien zu öffnen, oder ſich über das noch offene Frankfurt nach Pieußen zurückzuziehen. Der König aber ließ durch den Staatskanzler dem Grafen Saint⸗ Marſan erklären, er glaube ſich hintergangen, und daher gezwungen ſich mit ſeinen Truppen durchzuſchlagen, über die Oder zu gehen, ſich jenſeits mit den dort ſtehenden Truppen zu vereinigen und den Ruſſen zur Ver⸗ theidigung die Hand zu bieten. Saint-Marſan ſuchte ſeinerſeits den König zu beruhigen: er hafte mit ſeinem Kopfe dafür, daß der Courier ſtündlich eintreffen müſſe. Der König ſetzte einen Termin von 8 Stun⸗ 1) Lebensbilder 2, 260, den. Nach Verlauf derſelben wolle er Generalmarſch fchlagen laſſen und die Initiative ergreifen. Vor Ab: lauf der Friſt kam der Courier mit dem Tractat ). 5 Er beſtand aus einer Reihe offener und aus einer andern Reihe geheimer Artikel. Preußen ſtellt 14000 Mann Infanterie, 4000 Mann Cavallerie, 2000 Mann Artillerie zum Kriege gegen Rußland: es darf in den ſchleſiſchen Feſtungen nur 10000 Mann halten, die 4000 in Colberg und die 3000 Mann in Graudenz ſtehen unter Befehl des franzöſiſchen Hauptquartiers: nur 1200 Mann darf der König in Potsdam halten, von welchem je eine Compagnie nach Berlin und Charlottenburg gelegt werden darf: nur Potsdam und Schleſien ſind vom Durchzuge franzöſiſcher Truppen frei: nach glücklicher Beendigung des Krieges ganz unbeſtimmt „eine Entſchädigung an Land und Leuten.“ Mehrere Nebenconventionen regelten den Durchmarſch der franzöſiſchen Truppen und ihre Verpflegung. Zur letztern ſollte Preußen vom 1. März 1812 an in die franzöſiſchen Magazine in gewiſſen Terminen liefern: 200000 Ctr. Roggen, 24000 Etr. Reis, 48000 Etr. Hülſenfrüchte, 2 Millionen Flaſchen Branntwein, 2 Millionen Fl. Bier, 40000 Ctr. Weizen, 650000 Gtr. Heu, 350000 Etr. Stroh, 6 Millionen Scheffel Hafer, 44000 Stück Ochſen, 15000 Pferde von 5 — 7 Jah⸗ ren, 60000 Pfund Pulver, 300000 Pfund Blei, 3600 beſpannte und mit Führern verſehene Fuhrwerke. Endlich ſollte Preußen noch Militairlazarethe für 20000 Kranke einrichten und mit Aerzten und allen noth- wendigen Dingen verſehen laſſen 2). Preußen ſollte merhodifch zu Grunde gerichtet werden! Noch am 22. April 1812 ſchrieb Napoleon an Berthier: „Die beſte Art, der Ruhe Preußens ſich zu verſichern, iſt, es in die Unmöglichkeit zu ver— ſetzen irgend ſich zu bewegen, ſollte eine Landung erfolgen oder wir eine Schlacht verlieren“ ). Hierauf war der 11. der geheimen Artikel des Tractats berechnet. Er lautete: „Preußen wird keine Aushebung, Zufam: menziehung oder Bewegung von Truppen vornehmen, ſo lange die franzöſiſche Armee auf ſeinem Territorium oder dem feindlichen Gebiet ſich befindet; es ſei denn zum Beſten der Alliance nach Uebereinkunft beider Allür— ten.“ Dieſer Artikel bezeugte das Mißtrauen Napoleons gegen Preußen eben ſo ſehr, als die Unfreiheit, in welcher ſich das letztere befand. Er zeigte klar, daß der Tractat ein Bund der Furcht und Gewalt, aber nicht der Intereſſen war. Keiner von beiden, weder Napoleon noch der König, täuſchte ſich hierüber: ſie ſprachen dies man kann faſt ſagen naiv aus. Napoleon ſein Mißtrauen in jenem 11. Artikel, auf dem er ungeachtet aller Vorſtellungen des preußiſchen Cabinets beſtand: der König in einer Denkſchrift, die ſpäteſtens in der Mitte Januar 1812 bereits in Berlin an Saint-Marſan übergeben ward. Dieſe Denkſchrift führte nämlich aus: es ſei der natürliche und nothwendige Beruf Preußens, ſich für diejenige der ſtreitenden Mächte zu erklären, welche ihm als Feind das größte Uebel zufügen, als Freund die größten Vortheile gewähren könne. Es müſſe ſich alſo der Macht verbinden, welche es mit dem größten Er— folg vertheidigen und beſchützen könne; mit der, welche aller Wahrſcheinlichkeit nach ſiegreich ſein und kein In⸗ tereſſe haben werde, Preußen als Bollwerk der europäiſchen Civiliſation gegen den Norden zu ſchwächen. Preu⸗ ßen müſſe daher Frankreichs Bündniß ſuchen Y. Hiermit geſtand Preußen: es ſchließe ſich an Napoleon an, nur weil auf ſeiner Seite die Uebermacht fe: es gab gewiſſermaſſen zugleich zu verſtehen, daß es, ſobald dieſes Uebergewicht auf Rußland übergehe, auch im preußiſchen Intereſſe läge zu ihm überzutreten. Denn ganz daſſelbe Argument ließ ſich dann für das ruſ⸗ ſiſche Bündniß gebrauchen. 1) ef. Clauſewitz über Scharnhorſt in Ranke's Zeitſchrift 1, 187. Minutoli, Beiträge zur Geſchichte Friedrich Wilhelm III. p. 60. Henkel von Donnersmark, Erinnerungen aus meinem Leben, p. 98. 2) Darſtellung des Benehmens der franz. Regierung gegen Preußen feit dem Zilfiter Frieden. Berlin 1813, p. 50. 3) ef. Chambray, Histoire de expedition de Russie. Paris 1825. III. p. 349. Y cx. Bignon IV. p. 354. i 35* 276 III. Zur Geſchichte der erſten Einrichtung der heutigen Provinzialſtände Schleſiens. Der hiſtor. Section mitgetheilt im Winter 1847. Die fürchterliche Kataſtrophe des Jahres 1806 hatte für Preußen gezeigt, daß weder die Armee noch die Büreaukratie für ſich allein den Staat in den Tagen der Gefahr aufrecht zu halten vermocht hatten. Die Armee war durch eine einzige Schlacht faſt gänzlich auseinander geſprengt worden, und die Maſchine der Ver⸗ waltung trotz ihres wahrhaft kunſtvollen Mechanismus in Trümmern gegangen, weil — ihr der Geiſt gefehlt hatte. Der Geiſt aber fehlte in jenen Tagen, weil man bisher geglaubt hatte, daß ſeiner nur der Maſchinen⸗ meiſter bedürfe. Ohne Gleichniß: das altpreußiſche Staatsweſen hatte alle lebendige Selbſtſtändigkeit der Glie⸗ der des Staats zurückgedrängt, wenn nicht völlig vernichtet. Nur die Regierung mit der Hierarchie der zahl⸗ reichen Beamtenſchaft war gewiſſermaßen der Staat: wer nicht Beamter war, gehörte in Bezug auf den Staat eigentlich nur zum Material, zur Unterlage und Füllung: Beamten und Bürger ſtanden ſich kaſtenar⸗ tig geſchieden einander gegenüber. Die Folge war, daß dieſe Bürger politiſch zum größten Theile abgeſtorben und todt waren, und als nun die Zeit forderte, daß fie lebendig, ſelbſtſtändig handeln ſollten, vermochten fie das nicht, weil ſie es nie gelernt, weil ſie ihr Leben lang in der Unmündigkeit gegenüber dem Staat erhalten worden waren, weil fie kein Vertrauen auf die Fähigkeit und Kraft eignen Handels beſaßen und beſitzen konn⸗ ten. Apathie und Gleichgültigkeit gegen das Gemeinweſen auf der einen Seite, Selbſtſucht und Frivolität auf der andern, beides die ſchlechte Frucht des Maſchinenſtaates, waren in den weiteſten Kreiſen, von den höch— ſten bis zu den niedrigſten, herrſchend geworden, und von dem, was wir öffentlichen, politiſchen Geiſt zu nen⸗ nen pflegen, von dieſem Geiſt, der überall und zu allen Zeiten die einzig dauernde und unerſchöpfliche Quelle wahren thatkräftigen Patriotismus geweſen iſt, und allein ſtets ſein wird, war bei uns im Jahre 1806, als das Unglück hereinbrach, gar wenig vorhanden. Wohl gab es in allen Provinzen einzelne Patrioten, wohl bewahrten auch weitere Bürgerkreiſe ächt vaterländiſchen Geiſt, aber in der Maſſe des Volks fehlte dieſer Le— bensodem der Staaten faſt ganz, und ſelbſt wo er hervortrat, da konnte er ſich wenig geltend machen, weil der Maſchinengeiſt der Büreaukratie überall hemmend ihm in den Weg trat, und die Gewohnheit und Zuver⸗ ſicht des öffentlichen Auftretens und energiſchen Handelns fehlte. Dieſer Maſchinengeiſt der Büreaukratie kannte ſelbſt in dieſen Tagen nur „die Ruhe als die erſte Bürgerpflicht,“ er, und keineswegs allein die unglückliche Schlacht bei Jena, brachte uns in die Gewalt der Franzoſen. Grade aber der jähe, beiſpielloſe Fall dieſer „bewundertſten aller Staatsmaſchinen“ führte auch bei uns zu der Erkenntniß, daß das Heil der Staaten und Völker nicht in der maſchinenartigen Ordnung des Staats⸗ weſens, oder in einer geregelten und gerechten Verwaltung allein zu ſuchen ſei, ſondern vornehmlich in der Tiefe und Kraft eines politiſch-moraliſchen Selbſtbewußtſeins der Nation liege. Solches Bewußtſein auch bei uns von neuem zu wecken, zu beleben und zu ergreifen, ward als eine Hauptaufgabe der Zeit von den Leitern anerkannt. Von dieſem Grundgedanken ging die ganze Wiedergeburt unſeres Staatsweſens aus, deren allge⸗ meines Ziel doch kein anderes war, als den bisherigen jetzt zertrümmerten Mechanismus des Staats in einen lebendigen Organismus zu verwandeln. In dieſer Richtung nun war es, daß man auch auf eine Wiederbelebung des Ständeweſens zu denken begann. Man wünſchte die Scheidewand, welche bisher Staat und Volk, Beamte und Bürger von einander getrennt hatte, fallen zu laſſen, beide wieder in einen lebendigen Wechſelverkehr miteinander zu bringen, und auf dieſem Wege wie auf andern, ein lebendiges Intereſſe, eine thätige Theilnahme des Volks an dem Wohl und Wehe des Staats herbeizuführen. Man erkannte, um mit den Worten des unvergeßlichen Stein zu reden, daß „nicht die Schule allein, ſondern Theilnahme an den Angelegenheiten des Ganzen der ſicherſte Weg zur Vollendung der ſittlichen und geiſtigen Ausbildung ei— nes Volkes“ ſei. Für ſolche Theilnahme aber eines Volkes an ſeinem eigenen Staatsleben giebt es keine andere Form als eine freie Gemeinde- und ſtändiſche Verfaſſung. Die erſtere erhielt Preußen durch die 277 Städteordnung vom Jahre 1808, der eine ähnliche Landgemeindeordnung folgen follte, die zweite verhieß der König zum erſtenmale in dem denkwürdigen Edict vom 27. October 1810. „Wir behalten uns vor der Nation eine zweckmäßig eingerichtete Repräſentation, ſowohl in den Provinzen als für das Ganze zu geben.“ Eine Geſchichte der Ausführung dieſer königlichen Verheißung, vollſtändiger und urkundlicher als die bisher bekannt gewordenen, fehlt noch zur Zeit und wird erſt allmälig durch Sammlung und Veröffentlichung der allerdings noch hier und da vorhandenen handſchriftlichen Materialien möglich werden. In Betreff Schle⸗ ſiens ſollen die folgenden Actenſtücke einen Beitrag hierzu liefern. Es iſt zwar auch bisher keineswegs gänzlich unbekannt geweſen, daß das Geſetz vom 27. März 1824 wegen Anordnung der Provinzialſtände für Schleſien und die Oberlauſitz, wenn auch nicht dem erſten ſchle⸗ ſiſchen Landtage im Jahre 1825 zu allſeitiger Berathung vorgelegt, ſo doch wenigſtens nicht früher erlaſſen worden iſt, als bis die hohe Immediat-Commiſſion, welche damals unter dem Vorſitz des jetzt regierenden Königs Majeſtät die ſtändiſchen Angelegenheiten bearbeitete, das Gutachten einer im Jahre 1822 nach Ber⸗ lin berufenen Commiſſion ſchleſiſcher Eingeſeſſenen gefordert und vernommen hatte. Allein die nähern Ver: handlungen dieſer Commiſſion waren bisher fo viel wie gar nicht bekannt. Ein geehrtes Mitglied der vater- ländiſchen Geſellſchaft hat mir jetzt die über die Verhandlungen dieſer Commiſſion geführten Protocolle in glaubwürdiger Abſchrift auf das freundlichſte mitgetheilt. Aus ihnen ergiebt ſich nun zunächſt, daß die Com⸗ miſſion aus 15 Rittergutsbeſitzern, 5 Bürgermeiſtern und 1 Commiſſionsrath aus Breslau zuſammengeſetzt war. Es nahmen an ihr Theil: 1) Fürſt Hein rich zu Anhalt-Köthen-Pleß. 2) Graf Schaffgotſch. 3) Graf Schack. 4) Landesälteſter von Eckartsberg. 5) Landſchaftsdirector von Knobelsdorff. 6) Generallandſchaftsdirector Graf von Dyhrn. 7) Graf von Dohna. 8) Graf Magni. 9) Landſchaftsdirector Graf von Götzen. 10) Graf zu Stolberg. 11) Graf von Seherr-Toß. 12) Graf Sedlnitzki. 13) Präſident Freiherr von Lütt witz. 14) Geheimer Juſtizrath von Reinersdorff. a 15) Regierungsrath und Landſchaftsdirector von Gruttſchreiber— 16) Müller, Bürgermeiſter von Glogau. 17) Auguſtini, Bürgermeiſter von Oppeln. 18) von Brieſen, Hauptmann und Bürgermeiſter von Grünberg. 19) Wuttke, Bürgermeiſter von Brieg. 20) von Kospoth, Oberbürgermeiſter von Breslau. 21) Schreiber, Commiſſionsrath aus Breslau. Jedes dieſer Mitglieder war einzeln durch beſondere königliche Cabinetsordre nach Berlin berufen wor⸗ den; ſie alle legten gleich in der erſten Sitzung auf Erfordern des ihnen präſidirenden Fürſten von Anhalt⸗ Pleß in deſſen Hände das Verſprechen ab: „als redliche deutſche Männer das zu verhandelnde Geſchäft und alle Aeußerungen der Mitglieder in der Verſammlung in ihrem Innern zu bewahren und gegen Niemand etwas davon zu äußern, damit ſich nicht unzeitige, gewöhnlich entſtellte Sagen im Publico verbreiten möch⸗ 278 ten.“ Sodann berieth und begutachtete die Commiſſion in 6 Sitzungen (vom 6. bis 14. Mai) 39 ihr von der hohen Immediat Commiſſion vorgelegte Fragen über die neue Einrichtung der Provinzialſtände Schleſiens. Dieſe Fragen betrafen in der That faſt alle wichtigern Punkte unſrer jetzt beſtehenden provinzialſtändiſchen Ver⸗ faſſung, ſo daß es nicht ohne Intereſſe iſt, ſowohl die Anſichten jener Commiſſion kennen zu lernen, als auch ihre Gutachten mit den ſchließlichen Beſtimmungen des Geſetzes vom 27. März 1824 zu vergleichen. Als allgemeines Reſultat ergiebt ſich hauptſächlich zweierlei. Einmal, daß die Beſtimmungen des angeführten Ge⸗ ſetzes im weſentlichen mit den Majorititsgutachten der Commiſſion übereinſtimmen, und zum andern, daß es aus den Berathungen der Commiſſion eben ſo ſehr wie aus den Beſtimmungen des Geſetzes erhellt, wie völlig unmöglich es bereits in jener Zeit geworden war, auf die althiſtoriſchen Verhältniſſe und Einrichtungen der ſchleſiſchen Ständeverfaſſung zurückzugehen, und die neue Verfaſſung in der That und Wahrheit auf der Grund— lage der alten zu errichten. So ſehr man auch im Allgemeinen das letztere höheren Ortes im Auge gehabt haben mochte, die großen Veränderungen der ſocialen wie politiſchen Verhältniſſe Preußens ſeit dem Jahre 1808 ließen dies Ziel nicht erreichen. Auch ſehen die einzelnen Geſetze, welche die Provinzialſtände der einzel⸗ nen Provinzen organiſirten, ſich mit ſehr geringen unweſentlichen Ausnahmen wie ein Ei dem andern ſo ähn— lich, daß man fie alle ſehr leicht in ein Geſetz hätte zuſammenziehen können. Das hiſtoriſche, das bereits ver— dorrt und halb erſtorben iſt, kommt nun einmal, man mag ſich dagegen ſperren und zieren wie man will, gegen die Lebenskraft der Gegenwart, ihre Bedürfniſſe und Intereſſen nicht auf: es ſei denn ſelbſt noch ein lebendiges, als welches es dann aber ein Element der Gegenwart iſt. Nur an zwei bedeutenden Punkten zeigte die Majorität der Commiſſion ein Beſtreben auf die alten Verhältniffe zurückzugehen. Einmal, indem fie die Virilſtimmen auf dem Landtage auf die 3 alten Fürſtenſtimmen von Sagan, Oels und Troppau-Jä⸗ gerndorf beſchränken wollte, und zum andern, was allerdings wichtiger war, indem ſie mit 12 contra 9 Stim⸗ men vorſchlug, die Rittergutsbeſitzer bürgerlichen Standes in der Art von dem Recht der Standſchaft auszuſchließen, daß erſt jeder einzelne dieſer Klaſſe mit dieſem Recht per ſön⸗ lich von Sr. Majeſtät hinfort beſonders begnadigt werden ſollte. Dieſen in der That wahr— haften Anachronismus hat bekanntlich die Regierung beſeitigt: in allen übrigen Punkten ließ man, wie geſagt, die alten ſtändiſchen Verhältniſſen ſo gut wie völlig bei Seite. Was nun die Verhandlungen der Commiſſion im Einzelnen betrifft, ſo ſprach ſie ſich zuvörderſt dahin aus, daß die neue ſtändiſche Verfaſſung Schleſiens in der Art mit der zur Zeit beſtehenden Provinzialgliede⸗ rung in Uebereinſtimmung gebracht werden möge, daß alle die Landſchaften, welche bereits zu jenem Provin⸗ zial⸗Verwaltungs-Verbande gehörten, auch in den neuen ſtändiſchen Verband aufgenommen würden. Ueber die Aufnahme der Lauſitz in dieſen Verband, könne man kein beſtimmtes Votum abgeben, habe aber für jetzt keine Gründe die Vereinigung abzulehnen, ſobald ſie unter gewiſſen Vorausſetzungen ſtattfände. Den Kreis Schwiebus dagegen, der nach der beftehenden neuen Organiſation der Provinzen nicht mehr zu Schleſien ge— hörte, wünſchte man in ſtändiſcher Beziehung aus mannichfachen Gründen wieder mit der Provinz zu vereini⸗ gen: ein Wunſch, der indeß nicht erfüllt worden iſt. Nach dieſer Feſtſetzung des äußern Umfangs des neuen ſtändiſchen Provinzialverbandes kam ſogleich die wichtige Frage zur Sprache: g 1) in wie viele Klaffen ſtändiſcher Grundeigenthümer die neuen Stände gegliedert werden ſollten? Bei dieſer Frage wies die Regierung auf die althiſtoriſchen Ver⸗ hältniſſe zurück, und wünſchte eine nähere Auskunft über dieſelben, namentlich über die früher bevorrechteten Fürſten und Standesherren zu erhalten. Dieſem Wunſche wurde durch Einreichung zweier Aufſätze von Sei: ten des Grafen Dyhrn und des Freiherrn von Lüttwitz entſprochen ); über die Frage der Gegenwart Y) Nach dieſen Aufſaͤtzen gab es in der alten ſchleſiſchen Staͤndeverſammlung 3 Klaſſen: 1) Fuͤrſten und Herren, in welcher zuletzt Oels, Sagan, Troppau⸗Jaͤgerndorf 3 Virilſtimmen, Pleß, War: 279 \ aber traten in der erſten Sitzung fo verſchiedene Anſichten hervor, daß man die Berathung zunächſt auszu⸗ ſetzen, und zur Vorberathung einen Ausſchuß von 5 Mitgliedern zu ernennen beſchloß, zu welchem von Lütt⸗ witz, von Götzen, Graf Stolberg, von Gruttſchreiber und von Kospoth gewählt wurden. Der letztere berichtete im Namen des Ausſchuſſes am 7. Mai über die vorliegende Frage dahin, daß es am zweck— mäßigſten wäre 3 Ständeklaſſen anzunehmen: a) Fürſten, Standesherren und Rittergutsbeſitzer, b) Städte, c) freie Landeigenthümer mit Inbegriff des Bauerſtandes. Eine nähere Begründung dieſes Vorſchlags findet ſich in den Protocollen nicht, ſie geben nur das Reſultat der Abſtimmung, bei welcher die Commiſſion mit 14 Stimmen contra 7 der Anſicht des Ausſchuſſes beitrat. Die Minorität, hauptſächlich von dem Freiherrn von Lüttwitz vertreten, ſprach für eine vierfache Gliederung. Sie wollte die Fürſten und Standesherren von der Ritterſchaft ſcheiden, den erftern aber zugleich die Beſitzer der ſogenannten Minder-Standesherrſchaften und bedeutendern Majorate zugeſellen. Nur unter der Vorausſetzung, daß den großen Fideicommiß-Beſitzern in der erſten Klaſſe ein votum collectivum zugeftanden werde, verzichtete der Freiherr darauf, feinen abweichen⸗ den Antrag bei der hohen Immediat-Commiſſion beſonders einzureichen. Dieſelbe Frage kam nochmals in der dritten Sitzung zur Sprache, als es darauf ankam zu beſtimmen, 2) wer in die erſte Klaſſe aufzunehmen ſei. Man gab hierüber ein zweifaches Gutachten ab: je nachdem für 3 oder 4 Klaſſen entſchieden werden ſollte. Im erſtern Falle beſchloß man mit 16 contra 5 Stimmen den Antrag, daß den altberechtigten Für— ſten von Oeis, Sagan und Jägerndorf 3 Virilſtimmen, den ſämmtlichen freien Standesherren Schleſiens und der Lauſitz 2 Curiatſtimmen, endlich den großen Fideicommiß-Beſitzern 2 Collectivſtimmen in der erſten Klaſſe eingeräumt werden ſollten ). Auch bei dieſem Beſchluß gingen die Abſtimmungen ſehr auseinander. Einige waren entſchieden gegen die Einräumung von Collectivſtimmen an die größern Fideicommiß-Beſitzer, und in Betreff der ihnen einzuräumenden Stimmenzahl wichen die Anſichten ſo weit ab, daß einer für die Einräu⸗ mung von 6, ein zweiter für die von 4, ſechs für 3 und fünf für 2 Stimmen votirten. Für den zweiten Fall dagegen, wenn nämlich 4 Ständeklaſſen beliebt werden ſollten, war man mit Ausnahme einer Stimme einſtimmig der Anſicht, daß dann in der erſten Klaſſe den Fürſten von Sagan, Oels und Jägerndorf 3 Viril⸗ ſtimmen eingeräumt, ſämmtliche freie Standesherrſchaften aber als Curie Platz nehmen ſollten. Nur der Her— zog von Anhalt-Pleß wollte aus der letztern Zahl Ratibor ausgeſchloſſen haben, weil dieſes erſt nach der Auf: löſung der ältern ſtändiſchen Verfaſſung hinzugetreten ſei. Näher beſtimmte man dann ſogleich mit 13 Stim⸗ men, daß die freien Standes herren als Curie 3 Stimmen, endlich mit 12 Stimmen contra 6, daß die grö⸗ ßeren Fideicommiß⸗Beſitzer in dieſer erſten Klaſſe Sitz haben, und in ihr ein votum colleetivum führen möchten. Eine Nebenfrage hierbei war, welche Fideicommiß-Beſitzer auf dieſe Weiſe bevorzugt werden ſollten? Man kam mit 13 Stimmen contra 8 überein, nur ſolche zuzulaſſen, welche in Schleſien oder der Lauſitz einen Grundbeſitz inne hätten, der nach Abzug der auf ihm haftenden landſchaftlichen Pfandbriefe noch einen Werth von 150000 Thlr. behalte. Sieben Stimmen hatten für einen Werth von 200000 Thlr., eine für den Satz von 400000 Thlr. geſtimmt. Die Commiſſion blieb indeß bei ihrem Satz von 150000 Thlr. tenberg, Militſch, Trachenberg, Ober-Beuthen, Nieder-Beuthen, Goſchuͤtz, Ratibor ein votum curiatum fuͤhrten. 2) Die Ritterſchaft der 4 Erbfuͤrſtenthuͤmer Breslau, Schweidnitz, Jauer, Glogau und die Stadt Breslau, zuſammen 4 vota. 3) Collectiv-Abgeordnete der Städte der Fuͤrſtenthuͤmer Schweidnitz, Jauer, Glogau mit 3 und die Stadt Neumarkt mit Namslau abwechſelnd mit 1 Stimme. 1) Man unterſchied Curiat⸗ und Collectivſtimmen in der Art von einander, daß die zu den erſten Berechtigten perſoͤnlich erſcheinen und an der Berathung theilnehmen durften, während von den letztern nur Deputirte auf dem Landtage erſcheinen ſollten. 280 ſtehen, auch nachdem in einer Conferenz mit dem Staatsminiſter von Voß, die am 10. Mai ftattfand, die⸗ ſer die Annahme von 500000 Thlr. vorgeſchlagen hatte. Sie antwortete dem Miniſter: man habe den gan⸗ zen Vorſchlag gemacht, um „auf das feſtſtehende, keiner Veränderung unterworfene Grundeigenthum eine dauernde und bedeutendere Repräſentation zu gründen, nähme man ein größeres Kapital an, ſo würde die Zahl der Berechtigten vermindert und der Zweck nicht erreicht werden. Freiherr von Lüttwitz übernahm es, das Gutachten der Commiſſion noch beſonders bei der hohen Immediat-Commiſſion zu befürworten. Hiernach würde alſo der erſte Stand zuſammengeſetzt worden ſein aus: 3 fürſtlichen Virilſtimmen 3 Curiatſtimmen der Standesherrſchaften 7 Stimmen. 1 Collectivſtimme der größern Fideicommiß-Beſitzer Die Commiſſion glaubte auf dieſe Weiſe: „die alten Vorrechte der Fürſten und freien Standesherren zeitgemäß beachtet und zugleich auch auf die den letztern in Betreff ihres Grundeigenthums oft überlegenen Fideicommiß⸗Beſitzer billige Rückſicht genommen zu haben“ h. 3) In Betreff der Rittergutsbeſitzer hatte die Regierung zunächſt folgende zwei Fragen vor- gelegt: a) Was wird unter Rittergut verſtanden? b) Kommen alle Beſitzer ſolcher Güter in eine Klaſſe, ſie mögen adligen oder bürgerlichen Stan⸗ des ſein? Die Commiſſion war in Bezug auf die erſte Frage darin einig, daß 3 Momente den Begriff eines Rittergutes beſtimmten. 1) Die Unmittelbarkeit des Gutes unter der Jurisdiction eines Oberlandes- oder ſtandesherrlichen Gerichts. 2) Der Dominial-Steuerdiviſor. 3) Die Leiſtung des Homagialeides vor einem Oberlandes- oder ſtandesherrlichen Gericht. Keins dieſer Momente dürfe fehlen, gänzlich gleichgültig dagegen ſei der Beſitz von Jurisdictionsrechten. In Hinſicht auf die zweite Frage entſchieden ſich 12 Stimmen contra 9 nur für eine bedingte Zu⸗ laſſung bürgerlicher Rittergutsbeſitzer zu dem Rechte der Standſchaſt. Für die Minorität, zu welcher Graf Dyhrn, von Gruttſchreiber, von Sedlnitzki, dann die Bürgermeiſter von Kospoth, Auguſtini, Wuttke, Müller, Brieſen und der Commiſſionsrath Schreiber gehörten, führte vornämlich Müller das Wort. Er war der Meinung, daß „wenn Jemand ein Rittergut beſitze, derſelbe auch zur Ausübung aller mit dieſem Beſitz verbundenen Gerechtſame, alſo auch zur Standſchaft befugt fein müſſe, und daß wenn mit der Perſon des Beſitzers Verhältniſſe verknüpft wären, die ihn zur Ausübung des Standfchaftsrechtes un: fähig oder unwürdig machten, das Recht demungeachtet nicht gänzlich ceſſiren, ſondern nur ſo lange als dies Hinderniß daure ruhen könne.“ Er behielt ſich vor, ſeine Anſicht in einer beſondern Denkſchrift näher zu be— gründen (welche indeß bei den mir zugekommenen Acten fehlt). Die Majorität ließ ſich indeß in ihrer Anſicht nicht erſchüttern. Sie kam in einer fernern Sitzung (11. Mai) wieder auf dieſe Frage zurück. Sie glaubte: „die Standſchaft der Rittergutsbeſitzer, worunter ſie die Befugniß an den Verſammlungen derſelben und den Beſchäftigungen der Mitglieder dieſer Verſammlungen als ſolcher Theil zu nehmen verſteht, von der Fähigkeit ein Rittergut zu erwerben, und alle damit verbundenen Gerechtſame außer der Standſchaft auszuüben, unter⸗ ſcheiden zu müſſen. Letztere wolle ſie keinem Staatsbürger beſtreiten, und alſo auch nicht das ehemalige In⸗ colats-Edict wieder ins Leben rufen, dagegen glaube fie darauf antragen zu dürfen, daß der Beſitz eines von einem Bürgerlichen erworbenen Rittergutes das Recht zur Standſchaft der Rittergutsbeſitzer noch nicht mit 1) Die Zuſammenſetzung des erſten Standes iſt durch das Geſetz vom 27. März 1824 und einige ihm folgende Ergaͤnzungen ganz anders geworden. Die Zahl der Virilſtimmen wurde gegen das althiſtoriſche Verhaͤltniß vermehrt, dabei Trachenberg-Carolath, Ratibor und Pleß vor Wartenberg, Militſch und Goſchuͤtz beguͤnſtigt, die groͤßern Fideicommißbeſitzer, 11 an der Zahl, dagegen mit 1 Stimme in die Ritterſchaft verwieſen. 281 ſich führen, ſondern dazu eine beſondere Bewilligung Sr. Majeſtät erforderlich ſein möge.“ Man fand ſich zu dieſem Antrage durch die Erwägung bewogen, daß, „wie die Erfahrung lehre, oft Perſonen des niedrigſten Standes und Gewerbes in kurzer Zeit zu einen höchſt bedeutenden Vermögen gelangten. Solche Leute hät⸗ ten ſodann meiſtentheils keinen angelegentlichern Wunſch als den, einen ihrem Vermögen angemeſſenen politi⸗ ſchen Standpunkt zu erringen, und ſich zu dem Ende Rittergüter anzukaufen. Dies und die Ausübung der damit verbundenen Ehrenrechte wolle man ihnen nicht beneiden: als Mitglieder des Rittergutsbeſitzerſtandes an den Verſammlungen und Berathungen derſelben theilzunehmen aber fehle es denſelben gewöhnlich, ſowohl an Kenntniſſen als der Art, ſich dieſem Stande gemäß zu benehmen, und ihre Theilnahme würde alſo nicht nur ganz unnütz ſein, ſondern auch den einmal eingeführten Unterſchied der Stände compromittiren, und das um fo mehr, wenn ein ſolcher ganz verdienſtloſer Glückspilz ſich blos durch fein Geld etwa in die höchſte Klaffe eindrängen ſollte.“ — — „Da es jedoch in Rückſicht der gegenwärtigen Beſitzer theils ans Unmögliche grän⸗ zen würde, eine gehörige Auswahl zu treffen, theils ſelbige auch wohl an ſich ſchon zu allen mit der Klaſſe ihres Beſitzthums zu verbindenden Befugniſſen berechtigt fein dürften,“ fo war die Verſammlung mit 11 con- tra 10 Stimmen der Anſicht, daß alle jetzigen bürgerlichen Rittergutsbeſitzer des Rechts der Standſchaft für theilhaftig und als landtagswahlfähig angeſehen, künftig aber dies Recht erſt an ſolche durch beſondere könig— liche Bewilligung übertragen werden möchte, „indem. Se. königl. Majeſtät kein Bedenken finden werden, die qualificirten bürgerlichen Erwerber der Rittergüter mit der Standſchaft zu begnadigen“ h. Ein Nebenpunkt hierbei war die Frage über die Juden. Die Commiſſion ſchloß fie ungeachtet ihrer Beſitzfähigkeit für Rittergüter von den Standſchaftsrechten gänzlich aus. Von allen Mitgliedern nahm ſich allein der Geh. Juſtizrath von Reinersdorf ihrer an. Er war der Anſicht, daß „nicht der Glaube von überirdiſchen Dingen, ſondern blos die in die bürgerliche Geſellſchaft eintretende Aeußerung deſſelben, der cultus externus und die mit den Glaubenslehren verknüpfte Moral letztere intereſſire. Die moſaiſche Religion aber enthalte, die bloßen Menſchenſatzungen, wodurch auch manche andere Religion verunſtaltet worden, ausgenom— men, nichts mit der Moral ſtreitendes. Ferner ſchiene es ihm, daß die Verſammlung, wenn ſie die Juden blos ihrer Religion wegen ausſchließen wolle, in einen mit den ehemaligen Verfolgungen religiöſer Meinungen ähnlichen Fehler verfallen dürfte, und endlich glaubte er, daß dem Zutritt der Juden zur Standſchaft ſchon durch den Antrag der Verſammlung, daß Bürgerlichen ſolche von Sr. Majeſtät beſonders verliehen werden müſſe, für die Zukunft hinlänglich vorbereitet ſei.“ In Hinſicht auf die Zahl der Deputirten der Ritterſchaft auf dem Landtage war die Com- miſſion mit 20 Stimmen contra 1 (Bgm. Müller) der Anſicht, daß den Rittergutsbeſitzern mit Einſchluß der Fürſten und Standesherren die Hälfte, den Städten Y, und dem Bauerſtande J der ſämmtlichen Stim⸗ men auf dem Landtage zu ertheilen ſein dürften. Man war ſogar der Meinung, daß bei ſolcher Vertheilung die Ritterſchaft im Verhältniß zu früherer Zeit noch zu kurz käme, da indeſſen dem Bauerſtande jetzt eine unmittelbare Repräſentation gegeben werden müſſe, müſſe die Quote für ihn den beiden andern Ständen ſchon abgenommen werden: überdies ſei, nach der Aeußerung einer hohen Immediat-Commiſſion, die in Vor⸗ ſchlag gebrachte Vertheilung der Stimmen bereits in andern Provinzen zum Princip an⸗ genommen worden. Für den geſammten Landtag beantragte man in Betreff Schleſiens und der Graf— ſchaft Glatz 72 Stimmen, nachdem andere Vorſchläge, wie 60 und 90 Stimmen zu fordern, abgelehnt wa⸗ ren. Von dieſen 72 Stimmen ſollten dann 36 auf den erſten Stand, und nach Abzug der 7 Viril-, Curiat⸗ und Collectivſtimmen, 29 Stimmen der Ritterſchaft insbeſondere zufallen. ) Dieſelben Klagen und Beſtrebungen find auch heute noch vorhanden. ek. von Lancizolle, Weber König: thum und Landftände in Preußen. Berlin 1846, p. 472 folg. 36 282 4) Die ſtändiſchen Verhältniſſe der Städte betraf zunächſt die von der Regierung geftellte Frage: „Behalten die bisher landtagsfähigen Städte ihre alten Vorrechte, oder treten ſolche, die ſich in neueren Zeiten gehoben haben, an die Stelle älterer ſeitdem geſunkener, oder dieſen hinzu?“ Auf den Vorſchlag des Oberbürgermeiſter v. Kospoth und Bürgermeiſter Wuttke beſchloß die Com⸗ miſſion einſtimmig, daß die Mediatſtädte nicht mehr durch ihre Fürſten und Herren repräſentirt werden könn⸗ ten, und es im Allgemeinen zweckmäßig ſei, bei Beſtimmung der Landtagsfähigkeit nur auf den Status der Gegenwart Rückſicht zu nehmen. Nach der Annahme von überhaupt 72 Stimmen auf dem Landtage und der gleichfalls ſchon beantrag⸗ ten Art der Vertheilung derſelben unter die verſchiedenen Stände, waren für die Städte 24 Stimmen zu ver⸗ theilen. Man einigte ſich zuerſt, mit Ausnahme 1 Stimme einſtimmig, darüber, daß Breslau mit 6 Stim⸗ men auszuſtatten ſei, und vertheidigte dieſe Anſicht auch gegen den Staatsminiſter von Voß, der in der bes reits erwähnten Conferenz am 10. Mai äußerte, Breslau würde nach dem Beiſpiel der Hauptſtädte anderer Provinzen ſich mit 3 Stimmen begnügen müſſen, dadurch, daß man bemerkte, es komme bei dieſen Wahlen hauptſächlich auf ausgebreitete Kenntniß über Gegenſtände der mannichfachſten Art an, und Männer von ſolcher Intelligenz würden in Breslau viel häufiger als in kleinern Städten anzutreffen ſein. Oberbürgermei⸗ ſter von Kospoth übernahm den Antrag bei der hohen Immediat-Commiſſion noch beſonders zu vertreten. In Betreff der übrigen 18 Stimmen ward auf den Vorſchlag des Bürgermeiſter Wuttke mit 13 Stimmen contra 5 beantragt, den Städten Brieg, Neiſſe, Schweidnitz, Liegnitz, Glogau, Grünberg, welche über 7000 Ein⸗ wohner hätten, jeder eine Virilſtimme zu verleihen. Die übrigen Städte dachte man anfangs in 3 Klaſſen (4 - 7000 Einwohner, 2— 4000, unter 2000) zu vertheilen und jeder dieſer 3 Klaſſen A Collectivſtimmen einzuräumen. Man nahm jedoch mit 10 Stimmen contra 8 den Vorſchlag des Grafen Dyhrn an, die nach Abzug der Stimmen von Breslau und der 6 größern Städte noch disponiblen 12 Stimmen in der Art zu vertheilen, daß die kleinern Städte ſämmtlich in 12 Diſtricte zuſammengefaßt und jedem dieſer Diſtricte eine gemeinſchaftliche Stimme zu ertheilen. \ 5) In Betreff der Bauern lag die Stage vor: „Was wird unter einem Bauergut verftanden, und kommt dabei auf die Freiheiten, Verpflichtun⸗ gen, Größe oder die Benennungsverſchiedenheiten der Beſitzer etwas an?“ Die Commiſſion antwortete einſtimmig, nur diejenige ländliche Beſitzung ſei als Bauergut anzuſehen, welche als ein ſolches im Steuer-Cataſter bezeichnet wäre, ohne daß auf die Freiheiten, Verpflichtungen, Größe oder Benennungsverſchiedenheit etwas ankommen ſolle. Da ferner nach den frühern Beſchlüſſen auf die Bauern 12 Stimmen im Landtage fallen ſollten, einigte man ſich dahin, daß für deren Wahl analog wie für die klei⸗ nern Städte, 12 Diſtricte abgegränzt werden möchten. 6) Bedingungen der Wahlfähigkeit. Welche Fragen in dieſer Beziehung von Seiten der ho⸗ hen Immediat⸗Commiſſion vorgelegt waren, iſt aus den Protocollen nicht zu erſehen. Die Commiſſion trug auf folgende allgemeine Bedingungen an: a) Zurückgelegtes dreißigſtes Lebensjahr, damit gereifte Erfahrung und Beſonnenheit nicht fehle. Ein Vorſchlag von Gruttſchreiber's, bei Perſonen, welche bereits ein öffentliches Amt bekleideten, eine Ausnahme von jener Beſtimmung zu machen ward nicht genehmigt. Unbeſcholtener Ruf. Die Commiſſion verwies auf die Städteordnung nach deren $ 20 und 39: „alle, die für ehrlos, des Landes verwieſen oder nach ergriffener Flucht des Todes ſchuldig erkannt worden, ferner die, die eines Meineides, Urkundenverfälſchung, unredlicher Vormundſchaftsverwal⸗ tung und ſonſt eines qualificirten Betruges vom Richter überführt worden, wenn jemand zum dritten Male mit einer Criminalſtrafe belegt worden, wer wegen eines Verbrechens auf 3 Mo⸗ nate und länger zur Feſtung oder zu irgend einer Zuchthaus- oder härtern Strafe verurtheilt wor⸗ den oder ſich durch niederträchtige Handlungen verächtlich gemacht — zur Erwerbung der Stand⸗ b — 283 ſchaft und alſo auch zur Landtagsfähigkeit unfähig fein würden, und der competenten Klaſſe die Entſcheidung hierüber zu überlaſſen ſei. Man nahm nur Feſtungsſtrafen wegen Ehrenſachen oder wegen aus Uebereilung begangener Injurien aus, weil es „„Fälle geben könne, wo die Pflicht die Achtung ſeiner Standesgenoſſen zu bewahren, ſich nicht mit den Vorſchriften poſitiver Geſetze vertrage, die als allgemeine Normen einzelne nothwendige Ausnahmen nicht berückſichtigen könn⸗ ten, und bloße aus Uebereilung ſich zugezogene Injurienſtrafen die ſonſtige Würdigkeit des Sub⸗ jects nicht nachtheilig beſchatten könnten.““ c) Sechsjährige Beſitzeit, bei welcher jedoch die Beſitzzeit des Ascendenten des Beſitzers mit in An⸗ rechnung zu bringen ſei. (Iſt bekanntlich von Seiten der Regierung auf 10 Jahre erhöht.) d) Königliche Domänenbeamte, Erbpächter und die Vertreter von Corporationsgütern als nicht wahl— fähig auszuſchließen. Hierbei reſervirte von Kospoth die Gerechtſame der Stadt Breslau, die in älterer Zeit in der Curie der Ritterſchaft bereits landtagsfähig geweſen ſei. e) Nicht wahlfähig ſollten ferner alle unter Konkurs ſtehenden und deren Güter unter Sequefter lä— gen, ſein. 1) Daß wer nicht gewählt werden könne, auch nicht an der Wahl theilnehmen dürfe. In Betreff der Wahlfähigkeit in den Städten einigte man ſich folgende Bedingungen zu beantragen: a) Befiß eines Grundvermögens verbunden mit bürgerlichem Gewerbe. b) Ein nach Geldwerth beſtimmter Vermögensbetrag, bei deſſen Berechnung Grund- und Gewerbe⸗ vermögen zuſammengezählt werden ſolle. Man ſetzte dies erforderliche Vermögen für Breslau auf 15000, für die virilſtimmberechtigten Städte auf 5000, für die kleinern auf 2— 3000 Thaler feſt ), und beantragte ferner, daß den Magiſtraten das Recht zuſtehen ſolle, zu prüfen, ob dieſe Bedingungen in dem einzelnen Falle vorhanden wären. Nur die Magiſtratsmitglieder ſollten ohne Rückſicht auf dieſe beiden Bedingungen wählbar, die Wahl jedoch nicht an ſie gebunden ſein. Für die Wählbarkeit der Bauern beantragte man, daß nur diejenigen wählbar wären, welche von ihren cataſtrirten Grundſtücken 12 Thlr. jährlich an Grundſteuer entrichteten, und die Landwirthſchaft als Haupige— werbe betrieben 2). 7) Vollziehung der Wahlen. Kreis- und Diſtricts verſammlungen. Die Immediat⸗ Commiſſion hatte in Bezug auf dieſen Punkt zuvörderſt die Frage aufgeſtellt: g „werden abgeſehen von den Landtagen auch Kreis- oder Diſtrictsverſammlungen ſein, und welche?“ Die Commiſſion war über das Bedürfniß ſolcher Verſammlung einig, aber über das wie derſelben zeigte ſich eine ſo große Verſchiedenheit der Meinungen, daß man für die Vorberathung dieſer und mehrerer anderer mit ihr zuſammenhängender Fragen einen Ausſchuß erwählte, nämlich die Herren von Lüttwitz, Graf Dohna, Graf Dyhrn, von Kospoth, Wuttke. Der Ausſchuß berichtete in der fünften Sitzung am 12. Mai. Nach dieſem Bericht beflanden damals in Schleſien 3 verſchiedene Kreisverſammlungen: a) die landſchaftlichen des Credit⸗Inſtituts, an welchen nur die Rittergutsbeſitzer theilnahmen, b) die in Folge des ſogenannten Gen⸗ darmerie⸗Edicts eingeführten, auf welchen von der Ritterſchaft, den Städten und Bauern jedes Kreiſes je ) Dieſe Saͤtze find durch das ſpaͤtere Geſetz auf 10000, 4000, 2000 Thlr. heruntergeſetzt. 2) Aus den Protokollen iſt leider nicht zu erſehen, in welchem Verhaͤltniß alle dieſe Anträge zu den von der Im⸗ mediat⸗Commiſſion vorgelegten Fragen und reſp. Vorſchlaͤgen ſtanden. Indeß darf man wohl aus der Gleich⸗ artigkeit, in der faſt alle dieſe Bedingungen der Wahlfaͤhigkeit in die ſpaͤtern Geſetze wegen Organiſation der Staͤndeverfaſſung aller Provinzen übergegangen find, den Schluß machen, daß hierbei die Vorſchlaͤge der Re⸗ gierung von vorn herein maßgebend geweſen ſind. 36 * 284 2 Abgeordnete erſchienen; e) Verſammlungen, welche über allgemeine Kreisangelegenheiten, namentlich über er⸗ folgte Ausſchreibungen zu verhandeln beſonders berufen wurden. Die Commiſſion einigte ſich dann auf Grund des weitern Ausſchußberichtes zunächſt dahin, die gegen⸗ wärtige Kreiseintheilung und die Kreisverſammlungen fortbeftehen, fie jedoch nicht zugleich als Wahlverfamm: lungen benutzen, ſondern zu dieſem Zweck beſondere Wahldiſtricte abgränzen und Wahlverſammlungen einführen zu laſſen, weil man die Wahlbezirke der Städte und Landbewohner ganz anders als die bisherigen Kreiſe geo= graphiſch werde begränzen müſſen. Einen proviſoriſchen Plan ſolcher Diſtrictstheilung legte man bei. Zu den Kreistagen ſchlug man ferner vor, einmal alle ſtimmfähigen Rittergutsbeſitzer, und ſodann von jeder Stadt und jeder Bauergemeinde des Kreiſes 1 Deputirten zuzulaſſen. Unter einer Bauergemeinde ſei jede zu begreifen, welche unter dem polizeilichen Geſichtspunkt für eine ſolche anerkannt werde, und wenig⸗ ſtens 12 ſtimmfähige Grundbeſitzer in ſich ſchließe. Wäre dieſe Zahl in einer Gemeinde nicht vorhanden, fo möchten fo viel kleinere Gemeinden zuſammengezogen werden, bis die gedachte Zahl ſtimmfähiger Grundbeſitzer vorhanden ſei. Dieſe Verſammlung hätte dann zunächſt jedesmal aus ihrer Mitte einen Präſidenten und Se⸗ cretair wählen, der die Verhandlungen leite, den nächſten Kreistag berufe, und bei Stimmengleichheit der Ab— ſtimmungen ein votum decisivum führe. Den Landräthen dieſe Functionen ex officio zuzugeſtehen, weigerte man ſich entſchieden, und beſchloß ferner, daß die Kreisverſammlung viritim 3—6 Rittergutsbeſitzer, 2 — 4 Städ⸗ ter und 1—2 Bauern zu ihren Deputirten für die Kreisangelegenheiten wählen ſolle. In Betreff der Wahl fähigkeit dieſer Deputirten einigte man ſich dahin, daß allgemein zu derſelben a) die bereits erreichte Majorität und b) der Grundbeſitz an ſich, ohne Rückſicht auf die Dauer deſſelben, genügen möge. Was aber insbeſon⸗ dere die Städter und Bauern beträfe, ſo möchte für die erſtern die Hälfte des zum Landtagsdeputirten erfor⸗ derlichen Grund- und Gewerbevermögens, für die letztern die kataſtralmäßige Steuerabgabe von wenigſtens 4 Thlr. zur Qualification hinreichen, außerdem der Dorfſchulze ohne Rückſicht auf Vermögen und Steuerab⸗ gabe wählbar ſein. Von dieſen Kreisdepitirten ſollten dann 3 Rittergutsbeſitzer und 1 Landeigenthümer, und aus jeder Stadt ebenfalls 1 Deputirter (2) mit den Deputirten der andern zu demſelben Wahldiſtriet gehörenden Kreiſe zu einer Diſtrietsverſammlung zuſammentreten, und in dieſer, jeder Stand jedoch für ſich, als Wahl⸗ männer die Deputirten zum Landtage erwählen. Was dagegen die Wahl zu Kreis- und Landtagsdeputirten von Seiten der Städte beträfe, ſo ſollten die Stadtverordneten jeder Stadt 3 Individuen zu Deputirten und eben ſo viel zu Stellvertretern vorſchlagen, der Magiſtrat aber aus dieſen Vorgeſchlagenen Deputirte und Stellvertreter erwählen. Den gewerblichen Corporationen bei dieſer Wahl gewiſſe Vorrechte einzuräumen, wo⸗ rauf die Immediat-Commiſſion hingedeutet hatte, lehnte die Commiſſion ab, war aber doch der Anſicht, ſolchen Corporationen ein Petitionsrecht zu geſtatten, und den Stadtverordneten zu empfehlen, bei ihren Wahlen auf die vorzüglichſten Mitglieder derſelben Rückſicht zu nehmen J). Ueber die Annahme der Wahl von Seiten der Gewählten war man der Anſicht, daß niemand ſolche ablehnen dürfe, es ſei denn wegen unüberſteiglicher Hinderniſſe, und beſchloß ferner mit 12 gegen 7 Stimmen den Antrag, daß jeder auch außerhalb des Bezirks ſeines Domicils durch die ganze Provinz gewählt werden dürfe, ſofern er überhaupt nur wählbar ſei. Als Nebenbeſtimmungen für die Kreis- und Diſtrictsverſammlungen beantragte die Com—⸗ miſſion, daß ) Bei dieſer Gelegenheit war von Seiten der Immediat⸗Commiſſion eine Frage über die Wiederherſtellung frei- williger Corporationen der Gewerbtreibenden geſtellt worden. Die Commiſſion war der Anſicht, daß ſolches unter gewiſſen Modificationen allerdings wuͤnſchenswerth ſei. Der Freiherr von Luͤttwitz und Buͤrgermei⸗ ſter Auguſtini gaben in Bezug hierauf jeder eine Abhandlung zu den Acten, die von der Commiſſion mit Beifall aufgenommen wurden, bei den mir zugekommenen Abſchriften leider jedoch fehlten. 285 a) verheirathete Frauen durch ihre Ehemänner, ſofern dieſe letztern Standesgenoſſen, andernfalls durch ſtandesmäßige Curatoren oder Bevollmächtigte, b) socii durch eben fo qualificirte consocii oder mandatarii, c) Minorenne durch ihre Vormünder oder Bevollmächtigte derſelben unter den obigen Einſchränkungen, d) moraliſche Perſonen durch eben ſo qualificirte Vorſtände oder Bevollmächtigte vertreten, e) unter Concurs oder Sequefter ſtehende Perſonen aber nur dann zur activen und paſſiven Wahl unfähig ſein ſollten, wenn ihnen zugleich die Ausübung der Guts-Ehrenrechte unterſagt wor⸗ den ſei, 1) Gutsbeſitzer, welche in mehreren Kreiſen angeſeſſen wären, in den Verſammlungen jedes Kreiſes in Perſon oder durch Bevollmächtigten erſcheinen, dagegen g) wenn ein ſolcher in ein und demſelben Kreiſe mehrere Güter habe, er nicht für jedes Gut, ſon— dern nur für alle zuſammen zu einer Stimme berechtigt ſein dürfe, h) wer dreimal hintereinander den Kreis- und Diſtrictsverſammlungen weder in Perſon noch durch Bevollmächtigten beiwohne, auf 2 Jahre von denſelben ausgeſchloſſen werden möge. Ferner war man einſtimmig der Anſicht, daß auch für die Diſtrictswahlverſammlungen dieſelben Grund⸗ ſätze wie für die Kreisverſammlungen in Anwendung kommen ſollten, nur mit dem Unterſchiede, daß in den erſtern immer geheim, in den letztern laut geſtimmt werden möge. Von dieſer Regel wollte man nur aus— genommen wiſſen, wenn die Sache a) die Perſönlichkeit eines beſtimmten Individuums beträ'e, und b) ein Mit⸗ glied ausdrücklich auf geheime Abſtimmung antrage, über welchen Antrag die Verſammlung dann ſelbſt ent⸗ ſcheiden ſolle. Mit 18 contra 3 Stimmen entſchied man ſich, daß ein ſolcher Antrag laut ſtattfinden, nicht dem Präſidenten insgeheim mitgetheilt werden ſolle. Endlich ſprach man den Wunſch aus, daß die Diſtrictsverſammlungen in den, in dem eingereichten Ent⸗ wurf der Diſtrietsbegränzung benannten Diſtrictsſtädten, und zwar, wie ſich von ſelbſt verſtehe, verhältnißmä⸗ ßige Zeit vor dem Landtage abgehalten werden und die Kreisverſammlungen noch früher ihnen vorangehen möchten Y. 8) In Betreff des Landtags ſelbſt beſchloß die Commiſſion zunächſt einſtimmig darauf anzutragen, daß ſolcher der Regel nach jedes Jahr berufen, in der letzten Hälfte des Januar ſeinen Anfang nehmen, und ſofern Se. Majeſtät nicht einen andern Ort zu beſtimmen geruhe, in Breslau abgehalten werden möge, feinen Präſidenten aber nur aus der erſten Klaſſe wählen dürfe. Eben fo einſtimmig war man der An— ſicht, daß die einzelnen Stande ihren Deputirten zwar Informationen, aber keine dieſe bindenden Inſtruc— tionen oder Mandate ertheilen, letztere vielmehr in ihrem ganzen Verhalten ſich lediglich von ihrer eignen innern Ueberzeugung leiten laſſen dürften. Die Mehrheit entſchied ſich ſodann für die Bewilligung von Reiſekoſten und Diäten der Deputirten, ſo wie daß kein Unterſchied im Diätenſatz der einzelnen Stände zu machen ſei, jeder Stand aber die hierzu erforderlichen Gelder aufbringen ſolle 2). Die Repartition dieſer Gelder wünſchte man nicht nach Kreiſen und Diſtricten, ſondern auf die ganze Provinz umgelegt, in der Art, daß Rittergutsbeſitzer und Bauern nach dem cataſtrirten Thalerertrage, die Städter nach der Servisanlage her⸗ angezogen werden, und nur die virilſtimmberechtigten Städte für ſich allein die Koſten aufbringen ſollten. Man ) Dieſe ganzen Diſtricts- und Kreis-Wahlverhaͤltniſſe find fpäter von Seiten der Regierung einfacher, aber in mancher Beziehung auch in etwas freierm Geiſte geordnet worden. 2) Bei der Beſtimmung des Diaͤtenſatzes waren 9 Stimmen für 3 Thlr., 3 für 4, 4 für 5, 4 für 6 Thlr. Man einigte ſich auf 4 Thlr. den Tag. An Reiſekoſten trug man auf 3 Extrapoſtpferde nach dem Diaͤten⸗ reglement und 8 Meilen für einen Diätentag an. Graf Dyhrn und Müller meinten, die Repraͤſentan⸗ ten des Bauerſtandes koͤnnten mit 2 Pferden Extrapoſt ſich genügen laſſen, da ſie gewoͤhnlich ohne Bedien⸗ ten reiſten. 286 war ferner einftimmig mit den Eröffnungen der Immediat Commiſſion der Anſicht, daß bei Anweſenheit von 3, der Deputirten der Landtag zu eröffnen und beſchlußfähig ſei: und eben ſo einſtimmig erklärte man ſich für die Durchſtimmung in pleno als Regel. Als Ausnahme von dieſer Regel beantragte man, daß a) „in allen Fällen, in welchen das Intereſſe einer Klaſſe mit dem einer andern collidire, eine itio in partes nachzugeben ſei,“ b) auch die erſte Klaſſe ſich derſelben collective bedienen könne, o) wenn ein Mitglied auf itio in partes antrage, ſodann die betreffende Klaſſe darüber abzuſtimmen habe, ob dem Antrage Folge zu geben ſei, d) zu ſolchem letztern Beſchluß aber % der Stimmen nothwendig wären. Nicht fo einſtimmig da⸗ gegen war die Commiſſion über die Frage, ob eine abfolute oder quotiſirte Mehrheit zur Abfaſ— fung eines Beſchluſſes erforderlich fein ſolle? Die Majorität wollte unterſchieden wiſſen, ob a) der Vor⸗ wurf der Abſtimmung die Verwaltung und Ausführung der den Provinzialſtänden überlaſſenen Gegenſtände, b) andere Objecte, wie z. B. Geſetze, betreffe. Im erſtern Falle ſollte die abſolute Mehrheit gelten, ausgenom— men, wenn über Entfernung eines Landtagsmitgliedes Entſcheidung zu treffen wäre; für dieſen und den ziweis ten gedachten Fall trug man auf %, Stimmen an. Zur Minorität, welche durchweg % verlangte, gehörten von Kospoth, Wuttke, Auguſtini, von Knobelsdorf, von Eckartsberge. Endlich ſprach die Mehrheit noch den Wunſch aus, Se. Majeſtät möge dem jedesmaligen Landtage zu beſtimmen überlaſſen, ob ein Ausſchuß zu wählen ſei oder nicht, welchen Umfang deſſen Geſchäfte und welche Dauer derſelbe haben ſollte. Auch, die Zahl der Ausſchußmitglieder zu beſtimmen möge dem Landtag überlaſſen bleiben, nur das Prinzip feſtſtehen, daß ſeine Zuſammenſetzung in der Art der Zuſammenſetzung des Landtages ſelbſt entſprechen müſſe, daß das Verhältniß der einzelnen Klaſſen 3. 2. 1. hierbei maßgebend ſei. Man ging bei dieſem Wun⸗ ſche von der Anſicht aus, daß dieſem Ausſchuß vorzugsweiſe alles das auszuführen überlaſſen werden ſolle, was der Landtag als verwaltende Körperſchaft beſchloſſen habe, in welcher Beziehung man denn auch der Meinung war, daß die ſtändiſchen Kreisverwaltungen und Communen in den unmittelbar zum Reſſort des Landtags ge⸗ hörigen Gegenſtänden dieſem und deſſen etwaigen Ausſchüſſen ſubordinirt werden, und er an ſie Verfügungen unter der Benennung von Aufforderungen oder Anweiſungen zu erlaſſen das Recht haben müßte. Zur Voll: ſtreckung nothwendiger Executionen in dieſer Beziehung wünſchte man die königlichen Behörden requiriren zu dürfen. 1 Ueber den Umfang der Competenz des Landtages ſcheint nach den vorliegenden Arten von der hohen Immediat-Commiſſion keine Frage geſtellt worden zu fein. Da indeß von dem Miniſter von Voß in der erſten Conferenz mit der Commiſſion ausdrücklich geſagt worden war, daß „die Wirkſamkeit der Provinzialſtände unter andern auch darin beſtehen werde, nicht nur Entwürfe zu provinziellen Verordnungen, welche Perſonen und Eigenthumsrechte betreffen, inglei⸗ chen Veränderungen im Steuerweſen in Beziehung auf die provinziellen Verhältniſſe der Quoti⸗ ſation und Vertheilung der Stimmen in der Provinz zu berathen, ſondern auch allgemeine Veränderungen in den die perſönlichen und Eigenthumsrechte betreffenden Geſetzen und Verord⸗ nungen, welche von des Königs Majeſtät ihnen zur Berathung der etwa erforderlichen Modifica⸗ tionen zugewieſen werden würden,“ ſo beſchloß die Commiſſion mit 15 contra 4 Stimmen, „Sr. Majeſtät allerunterthänigſt zu bitten, alle Entwürfe zu allgemeinen und nicht nur pro: vinziellen Abänderungen in denen die perſönlichen und Eigenthumsrechte zum Gegenſtand habenden Geſetzen und Verordnungen, ingleichen alle Entwürfe zu allgemeinen Veränderungen im Steuerweſen, vor deren Sanctionirung den Provinzialſtänden zun Berathung und Begut— achtung allergnädigſt vorlegen zu laſſen.“ Se. königl. Hoheit der Kronprinz und die hohe Immediat-Commiſſion ſollten unterthänigſt und gehor⸗ ſamſt erſucht werden, obige blos das Gemeinwohl bezweckende, allerunterthänigſte Bitte hochgeneigteſt Sr. Majeſtät vorzutragen und zu unterſtützen. Abſchrift. \ Ile Verhandelt Berlin den 6. Mai 1822 Dem Beſchluß von vorgeſtern gemäß hielt die zur Berathung der Zuſammenſetzung und Berufung der ſchleſiſchen Provinzialſtände Allerhöchſt verordnete Verſammlung heut ihre erſte Geſchäfts-Sitzung. Es fanden ſich dazu ſämmtliche dazu gehörige unterzeichnete Mitglieder ein, und Se. Durchlaucht der regierende Fürſt von Anhalt-Cöthen-Pleß als Präſident eröffnete ſolche mit nochmaliger Darſtellung des Zweckes und der Tendenz derſelben, wobei Höchſtdieſelben zugleich der Verſammlung bemerkbar machten, daß es ſowohl die ehrfurchtsvolle Achtung für das von Sr. königlichen Majeſtät in die Mitglieder geſetzte Vertrauen als der höchſtwichtige Ge⸗ genſtand der Verhandlung ſelbſt, der Umſtand, daß die Mitglieder nicht im gewöhnlichen Wege, ſondern jedes derſelben durch eine beſondere Allerhöchſte Cabinetsordre beauftragt worden, und die hieraus ſich ergebende Ins tention Sr. Majeftät, den hier zu verhandelnden Gegenſtand nicht voreilig im Publico zu verbreiten, den Mit⸗ gliedern der Verſammlung die ſtrengſte Verſchwiegenheit über alle dieſe Angelegenheit betreffenden Materialien und Vorkommenheiten dieſer Verſammlung zur Pflicht machen, damit ſich nicht vorzeitige, gewöhnlich entftellte Sagen im Publico verbreiten möchten. Worauf ſämmtliche Mitglieder in die Hände Sr. Durchlaucht die Stipulation ablegten, das zu verhandelnde Geſchäft und alle Aeußerungen der Mitglieder in der Verſammlung als redliche und deutſche Männer in ihrem Innern zu bewahren, und außer den Mitgliedern der Verſamm— lung ſelbſt, gegen Niemand etwas davon zu äußern. Dies vorangegangen wurde zur Verhandlung der Sache ſelbſt geſchritten. Se. Durchlaucht ſtellten die erſte Frage zur Berathung auf, welche in der von Sr. königlichen Hoheit und der königlichen hohen Immediat-Commiſſion angenommenen Vorausſetzung, daß das Herzogthum Schleſien mit Inbegriff der Grafſchaft Glatz nur ein wen Pro⸗ vinzialland bilden werde, dahin wörtlich lautet: wird dieſes gemeinſchaftliche Land auch alle Communal-Angelegenheiten Schleſiens umfaſſen, oder beſtehen in einzelnen Fürſtenthümern, Standesherrſchaften oder andern Theilen deſſelben, abgeſon— derte Communal- Verbindungen, welche beſonders zu berückſichtigen find? Die Verſammlung glaubte vorausſetzen zu dürfen, daß unter denen, in der aufgeſtellten Frage bezogenen Communal- Verbindungen nur ſolche verſtanden würden, die die ganze Provinz und alle Stände derſelben in ihrer Geſammtheit umfaſſen, nicht aber ſolche, die blos einzelne Gegenſtände des Provinzial-Intereſſes, als z. B. das landſchaftliche Credit— Inſtitut, Armen- und andere Communal-Inſtitute, Feuer- und Hagelſchaden-Societäten u. ſ. w., oder blos örtliche Bedürfniſſe beträfen, und unter dieſer Vorausſetzung waren ſämmtliche Mitglieder der Verſammlung der einſtimmigen Meinung: daß in keinem der einzelnen Fürſtenthümer, Standesherrſchaften oder andern Theilen von Schle— fien, mit Inbegriff der Grafſchaft Glatz, Communal- Verbindungen vorhanden wären, welche bei der Bildung und Zuſammenberufung der ſchleſiſchen Provinzialſtände und der Verbindung Schle— ſiens als ein Ganzes auch in allen Communal- Angelegenheiten zu berückſichtigen fein würden; bei der zweiten Frage: wenn der geſammten Provinz neuer Verwaltungs-Bezirk mit deſſen altgeſchichtlich-geographiſchem nicht übereinſtimmt, welcher von beiden wird hier ſtändiſch zum Grunde gelegt, beſonders bezogen auf die Ober-Lauſitz und den Schwiebuſſer Kreis? fand die Verſammlung zu bemerken, daß Schleſien in ſeinen altgeſchichtlichen geographiſchen Gränzen folgende Veränderungen erlitten hat: 288 1) ift die Ober-Laufig, die früher nicht zu Schlefien gehört hat, erſt in neuern Zeiten damit ver: bunden worden; dagegen iſt 2) der Schwiebuſſer von Alters her zu Schleſien gehörige Kreis davon getrennt und der Neumark zugetreten; wogegen 3) wieder die früher zur Neumark gehörige Stadt Rothenburg und die Dorfſchaften polniſch Netkau und Drehnau bei der kürzlich geſchehenen geographiſchen Provinz= enn dem ſchleſiſchen Grünberger Kreiſe zugeſchlagen, und endlich 4) der von alten Zeiten her zur Kurmark gehörige, mitten in Schleſien in deſſen Breslauer Kreiſe gelegene Ort Großburg und einige früher zur Ober-Lauſitz gehörige Dörfer ebenfalls Schleſien einverleibt worden. In Rückſicht der Ober-Lauſitz aber erklärten die Mitglieder der Verſammlung, daß ſie mit der innern allgemeinen und örtlichen Verfaſſung dieſes Landestheils zu wenig bekannt wären, um eine auf Ueberzeugung gegründete Meinung über die Vereinigung deſſelben mit Schleſien in ſtändiſcher Provinzial-Verfaſſung Rück⸗ ſicht abgeben zu können, daß ſie jedoch keine Gründe hätten, dieſe Vereinigung unter den Vorausſetzungen abzulehnen, daß nämlich 1) die etwanige eigenthümliche Verfaſſung der Ober-Lauſitz dieſer Vereinigung keine Hinderniſſe in Weg lege; 2) daß die Zahl der für Schleſien incl. Glatz zu beſtimmenden Repräſentanten um fo viel Indivi⸗ duen vermehrt werde, als nach Verhältniß der Ober-Lauſitz gegen Schleſien inel. Glatz nach dem bei Beſtimmung der Repräſentantenzahl zum Grunde zu legenden Princip auf erſtern Landesan⸗ theil kommen werde, und 3) daß denen Standesherren der Ober-Lauſitz rückſichtlich der Repräſentation keine größeren Gerecht⸗ ſame eingeräumt werden, als den ſchleſiſchen Standesherren verſtattet werden möchten. Den Schwiebuſſer Kreis ad 2 betreffend, ſo waren anfänglich zwar die Meinungen über die Wiederver⸗ einigung mit Schleſien getheilt, inzwiſchen vereinigte ſich die Verſammlung nach verſchiedenen Discuſſionen zu der Meinung: daß ſie es für zuträglich halte, den Schwiebuſſer Kreis nicht nur in repräſentativer, ſondern auch in Rückſicht aller Reſſort-Verhältniſſe wieder mit Schleſien zu vereinigen. Denn obgleich gedachter Kreis in Regierungs- und Juſtiz-Reſſort-Verhältniſſen bereits mit der Neu⸗ mark vereinigt und von derſelben umgeben ſei, ſo ſei deſſen Entfernung von Schleſien doch zu unbedeutend, als daß eine Verbindung deſſelben mit dieſer Provinz erhebliche Unbequemlichkeiten für die Kreiseinſaſſen haben könne; dagegen ſei das Abgabenſyſtem im Schwiebuſſer Kreiſe, als ehemaliger ſchleſiſcher Landesantheil, von dem Neumarkſchen ganz verſchieden. Auf letzterer Provinz laſte noch eine bedeutende Schuldenlaſt, die den Schwiebuſſer Kreis nicht afficire. Beide Verhältniſſe müßten aber, als beſondere Ausnahme, bei den Ober⸗ und Unter- Regierungs- und Juſtiz-Behörden der Neumark eine ſchwierige, den Einſaſſen vielleicht manchmal läſtige Verwaltung nach ſich ziehen. Ferner ſei der Schwiebuſſer Kreis dermalen noch mit Schleſien und def: fen Glogauſchen Syſtem nicht nur im landſchaftlichen, ſondern auch im Feuer-Societäts-Verdande und in der landſchaftlichen Garantie mit begriffen, und es könne daher manchmal ſchwierig werden, die in landſchaft⸗ lichen und Feuer-Societäts-Gegenſtänden ergehenden allgemeinen Beſchlüſſe, die eigentlich nur auf Schleſien berechnet waren, ſo zu faſſen, daß ſie der den ſchleſiſchen landſchaftlichen Behörden ganz fremden Neumärkſchen Provinzial-Verfaſſung mit angepaßt werden. Sonächſt ſcheine es der Wille Sr. königlichen Hoheit und die Abſicht Einer königlichen hochverordneten Immediat-Commiſſion zu ſein, die ältern Verfaſſungen, inſofern keine beſondern Gründe zu deren Abänderung eintreten, beizubehalten, und es ſcheine alſo auch dieſe Rückſicht mit Bezug auf das oben Geſagte für die Wiedervereinigung dieſes vor Alters mit Schleſien verbunden geweſenen, 289 erft vor wenigen Jahren abgetrennten Schwiebuſſer Kreifes feiner alten Provinz und Verfaſſung wieder zu geben, zu ſprechen. Und endlich bemerkten auch die Herren Convocirten Niederſchleſiens, Graf von Dohna, Landſchaftsdirector von Knobelsdorff und Landesälteſter von Eckartsberg, daß die Eingeſeſſenen des er⸗ wähnten Kreiſes eine Wiedervereinigung mit Schleſien aus den oben angeführten Gründen vorzüglich wünſchten. Bei 3 und 4. die von der Neumark zu Schleſien geſchlagene Stadt Rothenburg und Dörfer polniſch Netkau und Drehnau und der ehemaligen Nieder-Lauſitzer Dörfer wurde bemerkt, daß dieſe Ortſchaften, ſo wie der Ort Großburg noch denen Neu- und resp. Kurmark- und Lauſitzſchen Abgaben, fo wie die erſtge⸗ nannten drei Oerter auch dem Schuldneru jener Provinz unterworfen und wahrſcheinlich auch dem dortigen Kreditſyſtem incorporirt wären. Die Verſammlung ſubmittirt daher: ob dieſe Umſtände und die zwiſchen den erwähnten Avulſis und der Kur- und Neumark und Lauſitz etwa noch beſtehenden Communal-Verhältniſſe die bereits geſchehene Conſolidation derſelben mit Schleſien etwa bedenklich machen dürfte? Die dritte zu berathende Frage theilt ſich in die beiden Unterabtheilungen a) wie viel Klaſſen ſtändiſcher Grundeigenthümer bisher geweſen? und b) wie viel deren künftig ſein werden? ad a bemerkt die Verſammlung, daß in der Vorzeit bis zur Endſchaft der ehemals beſtandenen conven- tuum publicorum 3 Klaſſen ſtändiſcher Grundeigenthümer vorhanden geweſen: 1) die Klaſſe der Herren Fürſten und Standesherren, 2) die Klaſſe der Ritterſchaften der Erb-Fürſtenthümer, wozu die Stadt Breslau mit gehörte, und 3) die Klaſſe der landtagsfähigen Städte. Die Frage ad b hingegen betreffend, ſo ergaben ſich ſo verſchiedene Anſichten in der Verſammlung, daß dieſe beſchloß, die Berathung hierüber heut noch auszuſetzen und ein Committee zur genauern Erwägung aller zu berückſichtigenden Intereſſen zu ernennen, auf deſſen Vortrag die Verſammlung in der morgenden Sitzung dieſen Gegenſtand weiter berathen wird. Dieſem Beſchluß zufolge wurde durch Simmenmehrheit 1) Herr Präſident Baron von Lüttwitz, 2) Herr Landſchafts-Director Graf von Götzen, 3) Herr Graf von Stolberg, 4) Herr Oberbürgermeiſter Baron von Kospoth, und 5) Herr Regierungsrath und Landſchafts-Director Baron von Gruttſchreiber zu Mitgliedern dieſes Committees gewählt, und zur Berathung der vierten Frage, welches waren die bevorrechteten Fürſten und Standesherren, und welche und in wie fern ſind ſie es noch? übergegangen. Der Herr Präſident Freiherr v. Lüttwitz und der Herr Generallandſchafts-Director Graf v. Dyhrn überreichten hierüber beſondere ausführliche Aufſätze, welche verleſen wurden, den allgemeinen Beifall der Ver⸗ ſammlung erhielten und sub A und B dieſem Protocoll beigefügt wurden. Mit Bezug auf ſelbige war die Verſammlung hiſtoriſch darin einig, daß in frühern Zeiten 1) der Biſchof von Breslau als Fürſt zu Neiße und Herzog zu Grottkau, 2) die Herren Herzöge zu Oels, 3) das fürſtlich Lichtenſteinſche Haus wegen der beiden Fürſtenthümer Troppau und Jägerndorf, 4) die Herren Herzöge zu Sagan, und 5) das fürſtlich Auersbergſche Haus wegen Münſterberg, jeder dieſer Fürſten eine Virilſtimme im Fürſtencollegio, die freien Standesherrſchaften 37 Pleß, Wartenberg, Militſch und Trachenberg aber ein votum curiatum in eben dieſem Collegio hatten. Im Jahr 1697 wurden Nieder-Beuthen und Ober- Beuthen zu freien Standesherrſchaften erhoben, und erhielten dadurch das Recht, an dem voto curiato der freien Standesherrſchaften im Fürſtencollegio Theil zu nehmen. Im Jahre 1740 wurde die Herrſchaft Goſchütz ebenfalls zur freien Standesherrſchaft, und die bishert- gen freien Standesherrſchaften Trachenberg und Nieder-Beuthen, auch Carolath genannt, zu Fürſtenthümern erhoben. Seit dieſer Zeit ſind aber die Fürſtenthümer Neiſſe und Grottkau von dem Fiscus eingezogen wor⸗ den, und das Fürſtenthum Münſterberg hat des Königs Majeſtät von dem Herrn Fürſten von Auersberg erkauft und demnächſt die Münſterberger Domainen an den Grafen von Schlaberndorf, jedoch nur als Minder-Standesherrſchaft wieder verkauft. Von den älteren zu Virilſtimmen im Fürftencollegio berechtigt ge⸗ weſenen Herren Fürſten bleiben alſo jetzt nur noch: 1) die Herren Herzöge von Oels, 2) die Herren Herzöge von Sagan, und 3) die Herren Fürſten von Troppau und Jägerndorf. In Rückſicht der letztern iſt zwar zu bemerken, daß die genannten beiden Fürſtenthümer durch die Oppa getheilt, theils unter königlich preußiſcher, theils unter kaiſerlich öſterreichiſcher Landeshoheit gelegen ſind, und daß der Herr Fürſt in dem hierländiſchen Antheil kein Privat-Grundeigenthum mehr beſitzt, ſondern alle ſeine Domainen gegen Grundzinſen und vielleicht auch andere Leiſtungen dismembrirt hat. Da gedachter Herr Fürſt aber doch noch nicht nur dieſe Grundzinſen beſitzt, ſondern auch ein beſonderes fürſtliches Juſtiz- Collegium in Leobſchütz hält, dem der in beiden Fürſtenthümern preußiſchen Antheils ange- ſeſſene Adel unterworfen iſt, auch Sr. königlichen Majeſtät in den eingetretenen Fällen gehuldigt hat, und alfo gleich den andern Herren Fürſten im Beſitz fürſtlicher Gerechtſame iſt, ſo iſt die Verſammlung der Meinung: daß derſelbe auch denen zu Virilſtimmen berechtigt geweſenen Herren Fürſten beizuzählen ſei. In Rückſicht der Herren Fürſten von Trachenberg und Nieder-Beuthen (Carolath) glaubt die Verſamm⸗ lung, daß die Erhebung derſelben zu Fürſten blos einen höhern Rang zur Folge haben, denen Herren Inha— bern aber keine größeren Gerechtſame gegen ihre Herren Mitſtände habe beilegen ſollen; wogegen Ratibor dem Vernehmen nach, wie die diesfällige Verleihungs-Urkunde näher nachweiſen wird, fo wie bereits früher Go- ſchütz zu wirklichen freien Standesherrſchaften erhoben worden. Hiernach werden von den ältern zu Virilſtim⸗ men berechtigt geweſenen Herren Fürſten noch 1) Oels, 2) Sagan, 3) Troppau und Jägerndorf, und von den ältern freien Standesherrſchaften 1) die Herrſchaft Pleß, 2) z Wartenberg, 3) = Militſch, 4) s Trachenberg, 5) s Ober⸗Beuthen, 6) E Nieder» Beuthen (Carolath) übrig fein, denen noch die in neuern Zeiten creirten beiden Standesherrſchaften 7) Goſchütz, und 8) Ratibor zutreten, und mit jenen zuſammen, beſtände das Fürſtencollegium noch, ein votum euriatum in ſelbigem ha= ben würden. - Da die Zeit verſtrichen war, fo wurde die heutige Seſſion hiermit geſchloſſen und auf morgen um 9 Uhr eine anderweitige Sitzung beſtimmt. (Folgen die Unterſchriften. Als Secretair fungirte von Reinersdorff.) 2. Verhandelt Berlin den 7. Mai 1822. In der heutigen zweiten Geſchäfts-Sitzung der zur Berathung der Zuſammenſetzung und Berufung der ſchleſiſchen Provinzialſtände Allerhöchſt verordneten Verſammlung fanden ſich ſämmtliche Mitglieder ein. Nachdem der Präſident Se. Durchlaucht der Herr Fürſt zu Anhalt-Cöthen-Pleß ſolche für eröffnet er⸗ klärt hatten, trug der Herr Oberbürgermeiſter Freiherr von Kospoth den Bericht des bei der dritten Frage lit. b, wie viel Klaſſen ſtändiſcher Grundeigenthümer künftig ſein werden, in voriger Sitzung gewählten Comittees vor, deſſen Meinung dahin ging: künftig drei Klaſſen ſtändiſcher Grundeigenthümer anzunehmen, nämlich 1) die Klaſſe der Herren Fürſten, Standesherren und Rittergutsbeſitzer, 2) die Städte, und * 3) andere freie Landeigenthümer mit Inbegriff des Bauerſtandes. Die Mehrheit der Verſammlung beſchloß mit 14 Stimmen gegen 7 dieſes Gutachten zu dem ihrigen zu machen, und wurde ſowohl daſſelbe als das von dem Herrn Präſidenten Freiherrn von Lüttwitz beſon— ders mitgegebene Votum zu den Acten genommen, in welchem letzterem derſelbe mit Beitritt der Minorität darauf angetragen hatte, für künftig ö 4 Klaſſen ſtändiſcher Grundeigenthümer anzunehmen, nämlich 1) die Klaſſe der Herren Fürſten und freien Standesherren, mit Zutritt der Beſitzer der Minder-Standesherrſchaften und bedeutenden Majorate, 2) die Klaſſe der Rittergutsbeſitzer, 3) der Städte, und 4) des Bauernſtandes. (Bei der Vorleſung bemerkte der Herr Präſident von Lüttwitz, daß er der Mehrheit der Verſamm⸗ lung nur in der Vorausſetzung beitrete, daß den großen Fidei-Commiß-Beſitzern ein votum colleetivum in der erſten Klaſſe concedirt werde.) Inzwiſchen verlangte derſelbe ſo wenig als die ihm beigetretene Minorität der übrigen Mitglieder, dieſe Meinung als einen diſſentirenden Antrag bei der königlichen hohen Immediat-Commiſſion aufzuſtellen, ſondern waren damit einverſtanden, daß nach der Meinung der Pluralität der Antrag des Committees als Gutachten der Verſammlung in ihrer Geſammtheit aufgeſtellt werde. Die vierte Frage war bereits geſtern berathen. Die fünfte Frage theilte ſich in zwei Abtheilungen: 1) was wird unter Rittergut verſtanden? und 2) kommen alle Beſitzer ſolcher Güter in eine Klaſſe, fie mögen adligen oder bürgerlichen Stan— des ſein? Se: 292 Bei der erſten Abtheilung war die Verſammlung darin einig, daß folgende 3 Requiſiten, nämlich a) die Unmittelbarkeit des Gutes unter der Jurisdiction eines Oberlandes- oder ſtandesherrlichen Gerichts, b) der Dominial-Steuer-Diviſor deſſelben, c) die Verpflichtung des Beſitzers zur Ableiſtung des Homagialeides vor einem Oberlandes- oder ſtan⸗ desherrlichen Gericht, copulative als weſentliche Criteria eines Rittergutes anzunehmen wären, ſo daß, wenn eins derſelben fehle, das Gut nicht unter die Klaſſe derſelben zu rechnen ſei. Ferner waren die Rittergüter gewöhnlich auch zu einer Kreistagsſtimme berechtigt. Die Beſitzer derſelben wurden in der Regel in den Vaſallen-Tabellen aufgeführt, zu deren Erwerb ſei ehedem das ſchleſiſche Incolat nothwendig geweſen, auch waren ſie faſt ſämmtlich in den Landſchaftsregiſtern eingetragen, und nur Rittergüter waren in der Regel mit der Jurisdiction und andern Ehrenrechten verſehen; inzwiſchen waren aber dieſe Eigenſchaften nicht ſo weſentlich, daß nicht eine oder die andere, ohne der Qualität eines Rittergutes Eintrag zu thun, fehlen konnte. Die Jurisdiction insbeſondere und deren Ausübung im Namen des Rittergutsbeſitzers ſei in neuern Zeiten, beſonders bei den wieder veräußerten ſäculariſirten Kloſtergütern, von dem Fiscus reſervirt worden. »Bei dem zweiten Theil der vorgelegten Frage, ob alle Beſitzer ſolcher Güter, fie mögen adeligen oder bürgerlichen Standes fein, in eine Klaſſe zu ſetzen? g glaubte ſich die Verſammlung zuvor darüber ausſprechen zu müſſen, ob rückſichtlich der Standſchaft alle bürgerlichen Beſitzer unbedingt in die Klaſſe der Rittergutsbeſitzer zu ſetzen oder nicht? Zwölf Stimmen waren für die blos bedingte Qualification derſelben zur Standſchaft, und neun Stimmen für die unbedingte. ? Der Herr Bürgermeiſter Müller, dem die Herren Convocirten Commiſſionsrath Schreiber, Graf von Dyhrn, Freiherr von Gruttſchreiber, Graf von Sedlnitzki, Bürgermeiſter Wuttke, Freiherr von Kospoth, Bürgermeiſter Auguſtini und Hauptmann von Briefen beitraten, war nämlich der Mei⸗ nung, daß wenn Jemand ein Rittergut beſitze, derſelbe auch zur Ausübung aller damit verbundenen Gerecht⸗ ſame, alſo auch der der Standſchaft befugt fein müſſe, und daß, wenn mit der Perſon des Beſitzers Verhält⸗ niſſe verknüpft wären, die ihn zur Ausübung des Standſchaftsrechts unfähig oder unwürdig machten, dies Recht demohngeachtet nicht gänzlich ceſſiren, ſondern nur ſo lange, als dies Hinderniß dauere, ruhen könne. Der Herr Proponent behält ſich vor, die Gründe ſeiner Meinung, falls er es für zweckmäßig halten ſollte, noch in einem beſondern P. M. gehörigen Orts umſtändlich zu entwickeln. Angenommen nach der Meinung der Pluralität der Verſammlung, daß die bürgerlichen Gutsbeſitzer rück⸗ ſichtlich der Standſchaft nur bedingt, der Klaſſe der Rittergutsbeſitzer beizuzählen ſein würden, ſo kommt es nur noch auf die Beſtimmungen dieſer Bedingungen an; die Verſammlung glaubte aber die Berathung hier über zur ſiebzehnten Frage ausſetzen zu müſſen. Bei der ſechſten Frage: was wird unter Bauergut verſtanden? und kommt dabei auf die Freiheiten, Verpflichtungen, Größe deſſelben oder die Benennungs-Ver⸗ ſchiedenheit des Beſitzes etwas an? trat die Verſammlung der Meinung des Herrn Baron von Gruttſchreiber einſtimmig bei, daß nur diejenige ländliche Beſitzung für ein Bauergut zu halten ſei, welche als ein ſolches im Steuercataſter bezeichnet ſtehe, ohne daß es auf deffen Freiheiten, Verpflichtungen, Größe oder Be⸗ nennungsverſchiedenheit ankomme. 295 Bei der ſiebenten Frage: behalten die bisher landtagsfähigen Städte ihre alten Vorrechte, oder treten ſolche, die ſich in neuern Zeiten gehoben haben, an die Stelle älterer ſeitdem geſunkener, oder dieſen hinzu? collectiv? Der Herr Oberbürgermeiſter Freiherr von Kospoth bemerkte hierbei hiſtoriſch, daß von denen in älte⸗ ren Zeiten landtagsfähigen Städten zwar keine im Verhältniß gegen andere in einem bedeutenden Grade ge⸗ ſunken ſei, daß jedoch die veränderte Lage der Sache, und beſonders der Umſtand, daß die zum Theil ſehr an⸗ ſehnlichen Mediatſtädte wohl nicht füglich mehr, wie in ältern Zeiten, blos von ihren unmittelbaren Fürſten und Standesherren repräſentirt werden könnten, eine Abänderung der älteren Landtagsfähigkeit der Städte er⸗ heiſche, und er trug daher mit dem Herrn Bürgermeiſter Wuttke darauf an: bei Beſtimmung der Landtagsfähigkeit der Städte lediglich auf den jetzigen Status derſelben Rück⸗ ſicht zu nehmen, welcher Meinung ſich auch die Verſammlung einſtimmig anſchloß. Die achte Deliberations-Frage zerfällt in die beiden Abtheilungen a) in welchem Verhältniß ſtanden früher die landtagsfähigen Klaſſen in Schleſien gegen einander? und b) in welchem Verhältniß werden ſie künftig ihre Repräſentanten auf den Landtagen ſetzen? Zu a bezieht ſich die Verſammlung auf die zur vierten Deliberations-Frage von dem Herrn Präſiden⸗ ten Freiherrn von Lüttwitz geſtern zu den Acten gegebene geſchichtliche Darſtellung. Nach dieſer berath⸗ ſchlagten die Landſtände in ältern Zeiten (1675) in drei Kammern, deren jede nur ein votum collectivum bildete. In der erſten Kammer votirte der Fürſtbiſchof von Breslau und 5 Fürſten viritim, die 4 freien Stan⸗ desherrſchaften Pleß, Militſch, Trachenberg und Wartenberg aber mit einer Curiatſtimme, zuſammen alſo 7 Vota. In der zweiten Kammer ſtimmten die Ritterſchaft der 4 Erbfürſtenthümer Breslau, Schweidnitz, Jauer und Glogau und die Stadt Breslau, zuſammen alſo 5 Stimmen, und in der dritten Kammer ſtimm⸗ ten collective die Abgeordneten der Städte der Fürſtenthümer Schweidnitz, Jauer und Glogau mit 3 und die Stadt Neumarkt mit Namslau alternirend mit einer Stimme, zuſammen alſo 4 Stimmen. In allen drei Kammern zuſammen wurden alfo 16 Stimmen abgegeben. Das Votum der erſten Kammer ging zur zwei⸗ ten, welche ihre Abänderungen und Zuſätze durch den Breslauſchen Syndicus zum Vortrag brachte, worauf die Städte der dritten Kammer ihr votum collectivum durch den Syndicus von Schweidnitz in voller Stände⸗ verſammlung übergaben. Das Schlußvotum hatte der Oberlandeshauptmann, der jedoch kein landesherrlicher Beamter, ſondern ſelbſt Stand war, und es ſtand bei ihm, durch die Verſagung ſeines Beitrittes die Wiederholung der Bera⸗ thung und Abſtimmung zu bewirken. Nach dem Ausſterben der Piaſtiſchen Fürſten traten jedoch die Fürſtenthümer Liegnitz, Oppeln und Te⸗ ſchen in die Kammer der Erbfürſtenthümer, die Städte Oppeln und Liegnitz in die Städtekammer, und die Zahl der Standesherrſchaften vermehrte ſich durch Ober- und Nieder-Beuthen. Hiernach beſtand im Jahre 1710 die Verſammlung der Stände Schleſiens (conventus publicus genannt) zuſammen aus 22 Stimmen; nämlich: \ J. in der Fürſtenkammer 6 Stimmen, als 1) des Fürſtbiſchofs von Breslau, 2) des Herzogs von Würtenberg-Oels, 3) des Fürſten Lichtenſtein, Troppau und Jägerndorf, 4) des Fürſten von Lobkowitz-Sagan, 5) des Fürſten von Auersberg-Münſterberg, 6) dem voto curiato der 4 oben genannten freien Standesherrſchaften, mit Zuziehung von Ober⸗ und Nieder- Beuthen; } II. in der zweiten Kammer mit 10 Stimmen der Ritterſchaft der Erbfürſtenthümer, nämlich der 4 obengenannten Fürſtenthümer 1) Breslau, 2) Schweidnitz, 3) Jauer, 4) Glogau, mit Zutritt von 5) Oppeln und Ratibor, 6) Liegnitz, 7) Brieg, 8) Wohlau, 9) Teſchen, und 10) der Stadt Breslau; und in der dritten Kammer die obengenannten 4 Städte Schweidnitz, Jauer, Glogau und Neu⸗ markt alternirend mit Namslau, 5) Oppeln, und 6) Liegnitz, Brieg und Wohlau collective. Der letzte wichtige Act dieſes ſchleſiſchen Stände- oder vielmehr des fürſt-freiherrlichen Collegii beſtand in einer fideicommiſſariſchen Gewährleiſtung einer im Jahre 1734 von dem öſterreichiſchen Hofe negocirten An⸗ leihe, und es conſtiret nicht, daß ſeitdem und bis zum Breslauer Frieden Veränderungen in dem erwähnten Repräſentativ⸗Syſtem vorgefallen find. Bei der zweiten Abtheilung der vorliegenden Frage war die Verſammlung mit 20 Stimmen gegen eine der Meinung, daß von den künftigen Repräſentanten den Rittergutsbeſitzern mit Einſchluß der Herren Fürſten und Standesherren die Hälfte, den Städten ein Drittheil und dem Bauernſtande ein Sechstheil derſelben zu ertheilen ſein dürften. Es entging der Verſammlung zwar nicht, daß durch dieſe Quotiſation den Rittergutsbeſitzern gegen die Vorzeit ein minderes Repräſentationsrecht beigelegt werden würde, indem ſie mit denen, mit ihnen gleiches In⸗ tereſſe habenden Fürſten und Standesherren zwei Kammern, die Städte aber nur die dritte Kammer bildeten, jetzt aber die ſonſtigen Mitglieder der erſten Kammer mit den Rittergutsbeſitzern als ſonſt zweite Kammer nur eine Klaſſe conſtituiren dürften, und alſo ſtatt der fonftigen Quote von 7; nur mit der Hälfte repräſentirt werden würden, überdies auch der Landeshauptmann, von dem es abhing eine nochmalige Berathung und Ab- ſtimmung zu bewirken, ein Landſtand war, und ſich alſo die beiden erſteren Kammern mehr Unterſtützung von ihm als die Kammer der Städte zu erfreuen Hoffnung hatte, fo glaubte die Verſammlung doch auch ander⸗ ſeits erwägen zu müſſen, daß nach der dem Bauernſtande ertheilten Selbſtſtändigkeit es auch wohl gerathen ſein dürfte, ihm eine unmittelbare Repräſentation zu gewähren, und ſchon dadurch eine Abänderung des ältern Repräſentativ-Syſtems nöthig werde, und daß mithin die dem Bauernſtande zu bewilligende Repräſentations⸗ Quote den andern Ständen abgenommen werden müſſe, die Quote der Städte aber um deshalb nicht füglich eine Verminderung erleide, weil auch ihrer Klaſſe die Mediatſtädte zutreten, die in der Vorzeit durch ihre Her: ren Fürſten und Standesherren repräſentict worden, und überdies die in Vorſchlag gebrachte Quotiſation nach der Aeußerung Einer königlichen hohen Immediat-Commiſſion bereits in andern Provinzen zum Princip an⸗ genommen worden. Der Herr Bürgermeiſter Müller glaubte feine differirende Meinung hier nicht erſt anzuführen zu dür⸗ fen, da er geſonnen ſei, ein beſonderes P. M. über dieſen Gegenſtand höhern Orts einzureichen. (Bei der Vorleſung erklärte der Herr Bürgermeiſter Müller, daß er bei der überwiegenden Mehrheit der Stimmen von der Einreichung eines beſondern Antrags bei der hohen Commiſſion abſtrahire.) Hiermit glaubte die Verſammlung, mit Vorbehalt einer bei der hohen Commiſſion ſich zu erbittenden nähern Erklärung über die Tendenz der achten Frage, die Berathung über die ihr für jetzt vorgelegten 8 Fra— gen erſchöpft zu haben, und Se. Durchlaucht der Herr Fürſt von Anhalt-Pleß als Präſident erklärten daher die Sitzung für geſchloſſen. Verhandelt Berlin den 9. Mai 1822. Bei der heutigen dritten Geſchäfts-Sitzung zur Berathung über die Zuſammenſetzung und Berufung der ſchleſiſchen Provinzialſtände fanden ſich ſämmtliche Mitglieder ein. Nachdem der Präfident, Se. Durchlaucht der regierende Herr Fürſt von Anhalt-Pleß, ſolche eröffnet hat— ten, ſo wurde zur Ergänzung der Berathung des, der Verſammlung von Einer königlichen hohen Immediat⸗ Commiſſion in der geſtrigen Zuſammenkunft bezeichneten weitern Umfangs der : achten Frage geſchritten. Da eine zwiefache Meinung über die künftige Anzahl der landtagsfähigen Klaſſen in der Verſammlung entſtanden, nämlich ob, wie die Majorität angetragen hatte, nur 3 Klaſſen, die der Rittergutsbeſitzer mit Inbegriff der Herren Fürſten und Standesherren, der Städte und - der freien Landeigenthümer, ins Leben gerufen? oder ob die Herren Fürſten, freien Standesherren und größern Majoratsbeſitzer eine beſondere Klaſſe für ſich bilden, und alſo 4 landtagsfähige Klaſſen angenommen werden ſollen? ſo hielt es die Verſammlung für zweckmäßig, die Berathung der Ergänzung der achten Frage eventuell auf beide Alternativen zu richten, und zwar zuerſt auf den Fall, daß nach der Pluralität nur 3 Klaſſen Landtagsfähiger vorausgeſetzt werden. Hierbei ſentirte die Pluralität zuvörderſt im Allgemeinen, daß fie ercluſive der Lauſitz, blos für Schleſien mit Inbegriff der Grafſchaft Glatz auf 72 Landtags⸗ Stimmen f antragen zu müſſen glaube, blos die Herren Grafen von Dyhrn und von Seherr-Thoß ſtimmten für 60, und der Herr Bürgermeiſter Wuttke für 90. Sie erklärten jedoch, daß ſie ihre einzelnen Vorſchläge nicht als beſondere Anträge aufſtellen wollten. Dies zum voraus geſetzt wandte man ſich zu der Klaſſe der Ritterſchaft insbeſondere, hierbei wurde wieder als gutachtlich feſtſtehend angenommen, daß denen 3 Fürſtenhäuſern Oels, Sagan, Troppau und Jägerndorf jedem eine beſondere Virilſtimme gebühre, die ſämmtlichen freien Standesherren aber mit Inbegriff der etwa zutretenden Ober⸗Lauſitzer als Curie zu ſtimmen haben würden. Se. Durchlaucht der Herr Fürſt von An⸗ halt-Pleß nahmen hierbei Veranlaſſung, die bereits geſtern vor der königlichen hohen Immediat-Commiſſion angemeldete Reclamation zu wiederholen, wonächſt höchſtdieſelben ſich verpflichtet glauben, ſowohl für ſich wegen ihrer Standesherrſchaft Pleß, als die übrigen alten freien Standes herren Militſch, Trachenberg, Ober- und Nieder-Beuthen, Wartenberg, und das im Jahre 1740 zugetretene Goſchütz darauf anzutragen: daß ihnen verſtattet werde, mit den zu Virilſtimmen früher berechtigten 3 Herren Fürſten eine be⸗ ſondere Klaſſe zu bilden, und in dieſer mit den vorbenannten freien Standesherren eine Curiat⸗ ſtimme abzugeben. 8 Zur Begründung dieſer Reclamation bezogen ſich Se. Durchlaucht auf das bereits in frühern Protocol len entwickelte Verhältniß der ältern ſchleſiſchen Ständeverfaſſung. Sie glauben, daß dieſe ihre ältere Gerecht— ſame bei der jetzigen Organiſation der Landſchaft von Schleſien ohne den mindeſten Nachtheil der übrigen Stände berückſichtiget werden könne, und ſich daher mit der vertrauungsvollen Hoffnung ſchmeicheln zu dürfen, 296 daß Se. königliche Majeſtät die Ausübung ihrer ältern unzweifelhaften bisher ruhenden Standſchaftsbefugniſſe gnädigſt wieder verſtatten, und daß Se. königliche Hoheit und eine königliche hochverordnete Immediat-Com⸗ miſſion geruhen werde, dieſe Bitte um ſo mehr wohlwollend zu unterſtützen, da Allerhöchſt und Hochdieſelben, der landesväterlichen Abſicht Sr. königlichen Majeſtät gemäß, das Neue ohne Zerſtörung des guten Alten zu ſchaffen beſchloſſen haben. Se. Durchlaucht behielten ſich vor, dieſen Gegenſtand nöthigenfalls noch durch ein beſonderes P. M. mehr zu entwickeln, wollen aber ihre Reclamation auch auf die folgenden Gegenſtände hiermit bezogen haben. Hiernächſt hielt die Verſammlung im weitern Fortgang der Berathung nach Anlegung des beiliegenden P. M. des Herrn Grafen von Dohna mit 16 Stimmen gegen 5, wovon 3 Stimmen für 3 und 2 Stim⸗ men für 5 Vota waren, für zweckmäßig *): 1) den ſämmtlichen freien Standes herren Schleſiens und der Lauſitz, worunter, inſofern die Verlei⸗ hungs⸗Urkunde dieſe Qualität nachweiſet, auch Ratibor zu verſtehen ſei: zwei Curiatſtimmen, ſo wie 2) den größern Fideicommiß⸗Beſitzern ebenfalls zwei Collectivſtimmen in der Klaſſe der Rittergutsbeſitzer zu bewilligen. Zwar war eine Minorität von 4 Stimmen gegen die Zulaſſung der größern Majoratsbeſitzer zu Collec⸗ tivſtimmen, und eine Minorität von 8 Stimmen gegen die Verſtattung zweier Collectivſtimmen derſelben; da⸗ gegen waren unter den übrigen 13 Stimmen eine für 6, eine für 4, ſechſe für 3, und fünf für 2 Stimmen. Auch verlangten die diſſentirenden Mitglieder hier ſo wenig als bei der Abſtimmung über die Curiatſtimme der freien Standesherren ihre Meinung als beſondern Antrag aufzuftellen. Zum voraus geſetzt alſo, daß überhaupt 72 Landtagsſtimmen angenommen und der Klaſſe der Ritter⸗ gutsbeſitzer die Hälfte davon mit 36 zugetheilt würden, ſo werden davon 1) die 3 Fürſtenhäuſer Oels, Sagan und Troppau mit Jägerndorf 3 Virilſtimmen, 2) die ſämmtlichen freien Standes herren 2 Curiatſtimmen, 3) die ſämmtlichen großen Fideicommiß⸗Beſitzeerrr ........... 2 Collectivſtimmen f 75 erhalten, und es würden für die übrigen Nittergutsbefiger alſo nocg rw 26 Stimmen verbleiben. Hiernach glaubte die Verſammlung die ältern Vorrechte der Herren Fürſten und freien Standesherren zeitge⸗ mäß beachtet und zugleich auf die, den letztern an Grundeigenthum oft überlegenen größern Fideicommiß-Be⸗ ſitzer billige Rückſicht genommen zu haben. In Rückſicht der letztern war jedoch zu bemerken: daß die Verſammlung nur unter der, ſich wohl von ſelbſt vorſtehenden Vorausſetzung auf Collec⸗ tivſtimmen für ſelbige antrage: daß diejenigen Fideicommiß⸗Beſitzer, die nicht ſelbſt zur Ausübung der Collectivvota von ih⸗ ren Mitgenoſſen gewählt wären, von den übrigen Mitgliedern der Rittergutsbeſitzer-Klaſſe, eben ſo wie jeder andere zu ihren Deputirten beim Landtage gewählt werden könnten. Der Vorſchlag, die größern Fideicommiſſe zu Collectivſtimmen zuzulaſſen, machte es nöthig, zu berathen, was unter einem hierzu qualificirten Majorat zu verſtehen ſei, ) Bei der Vorleſung wurde noch bemerkt, daß zwiſchen einer Curiat⸗ und Collectivſtimme folgender Unterſchied nach der Meinung der Verſammlung ſei, daß nämlich die zu einer Curiatſtimme berechtigten ſaͤmmtlich er: ſcheinen, ſich aber über das abzugebende Votum einigen müßten, wogegen die blos zur Collectivſtimme berech⸗ tigten nur durch einen Deputirten erſcheinen, und durch dieſen ihre Stimme abgeben muͤßten. 297 und hierbei einigte fid die Verſammlung, daß unter einem zur Theilnahme an der Collectivſtimme geeigneten Fideicommiß nur ſolche Ein⸗ künfte zu verſtehen wären, die ſich auf ein in Schleſien und der Grafſchaft Glatz (oder bei ober: lauſitzer Majoratsbeſitzern in der Ober-Lauſitz) gelegenes Grundeigenthum, es ſei ein volles, oder nur ein Dominium directum, baſiren, welches nach Abzug der darauf haftenden landſchaftlichen Pfandbriefe den Werth von Einmalhundert und Fünfzig Tauſend (150,000) Reichsthaler klingend Courant betrage. In Rückſicht dieſes Werthes iſt zu bemerken, daß eine Pluralität von 13 Stimmen für ſolchen, 7 Stim⸗ men aber für 200000 Thlr. und eine für 400000 Thlr. votirt hat. Auch war die Verſammlung der Meinung, daß die muthmaßlich zur Theilnahme an den Collectivſtimmen berechtigten Fideicommiß-Beſitzer zu dieſer Theilnahme nicht von Amts wegen aufzufordern fein würden, ſondern es von ihnen abhän⸗ gen möge, die Zulaſſung dazu nachzuſuchen und ihre Qualification nach den oben angetragenen Beſtimmungen nachzuweiſen. In Bezug auf die zweite Alternative, wenn nämlich 4 Klaſſen der Ständeverſammlung, als 1) die Klaſſe der Herren Fürſten, freien Standesherren und größern Majoratsbeſitzer, 2) der Rittergutsbeſitzer, und j 3) und 4) der Städte und freien Landbewohner beſtimmt werden, war die Verſammlung mit Ausnahme einer Stimme einverſtanden, daß in der erſten Klaſſe die 3 ältern Fürſtenhäuſer jedes mit einer Virilſtimme, und die ſämmtlichen freien Standesherren als Curie ſtimmen ſollten. Das diſſentirende Mitglied, Se. Durchlaucht der Herr Fürſt von Anhalt-Pleß wollte blos Ratibor da⸗ von ausgeſchloſſen wiſſen, weil dieſe beiden Herrſchaften erſt nach Auflöſung der ältern ſtändiſchen Verfaſſung zugetreten wären. Ferner waren 13 Stimmen dafür, daß die freien Standesherren mit 3 Curiatſtimmen in dieſer erſten Klaſſe Sitz haben möchten, 4 Mitglieder votirten für 2, ein Mitglied für eine Stimme und endlich ſchlugen 12 Stimmen gegen 6 vor, daß auch die größern Fideicommiß⸗Beſitzer, die oben angetragene Qualification derſelben vorausgeſetzt, in dieſer Klaſſe Sitz und Stimme haben ſollten, und nach der Majorität der Verſamm⸗ lung von 14 Stimmen dürfte ihnen nur ein votum collectivum beigelegt werden, wiewohl eine Stimme den⸗ ſelben 3, und drei Stimmen 2 vota collectiva beilegen wollten. Inzwiſchen waren die diſſentirenden Mit⸗ glieder nicht gemeint ihr Votum als beſondern Antrag aufzuſtellen. Hiernach war alſo das Reſultat der Stimmenmehrheit dahin ausgefallen: daß in der erſten ſtändiſchen Klaſſe 1) die 3 ältern Fürſtenhäuſer jedes mit einer Virilſtimme, alſood 3 Stimmen, 2) ſämmtliche freien Standesherren mit 3 Curiatſtimmee nds. 3 5 und 3) ſämmtliche größere Fideicommiß-Beſitzer außer den freien Standesherren mit einer Collectioſtim e NEN. 1 = 7 Stimmen Sitz haben follten. Auf die übrigen 3 Klaſſen hatte die geſtellte Alternative keinen Einfluß. Uebrigens wird bemerkt, daß drei Mitglieder, der Herr Oberbürgermeiſter Freiherr von Kospoth, der Freiherr von Gruttſchreiber und der Herr Graf von Seherr, dringender Hinderniſſe wegen an der vor— ſtehenden und den folgenden Berathungen nicht Theil nehmen konnten, und die Verſammlung alſo nur aus 18 Mitgliedern beſtand. 38 298 Die Verſammlung wandte fih nun zur Ergänzung der Berathung bei dem Landſchaftſtande der Städte. Hier vereinigte ſich die Verſammlung zuvörderſt darüber, mit Ausnahme einer Stimme, daß die Stadt Breslau unter den Städten 6 Stimmen haben möge, das diſſentirende Mitglied verlangte jedoch nicht, ſeine Meinung beſonders zu berückſichtigen. Ferner waren 13 Stimmen dafür, den Städten über 7000 Einwohnern: Brieg, Neiſſe, Schweidnitz, Liegnitz, Glogau und Grünberg, jeder eine Virilſtimme in dieſer Klaſſe des ſtädtiſchen Collegii auf den Grund der von dem Herrn Bürgermei⸗ ſter Wuttke übergebenen sub B beiliegenden Expoſition zuzulegen. Die Herren Bürgermeiſter Müller und Auguſtini, Landſchaftsdirector von Knobelsdorff, Graf von Seherr-Thoß und Landesälteſter von Eckartsberg, zuſammen 5 Stimmen, waren dagegen, ohne jedoch ihre verſchiedene Meinung als beſondern Antrag geltend machen zu wollen. In Rückſicht der ſämmtlichen übrigen Städte hatte Herr Bürgermeiſter Wuttke den Antrag gemacht, den Städten von 4 bis 7000 Einwohnern zuſamme n 4 Stimmen, denen von 2 bis 4000 ebenfalls 4 = denen unter 2000 auch»... eee 4 = beizulegen, und bezog ſich zur Unterſtützung feines Antrages auf die in der Beilage ausgeführten Motive. Dagegen machte der Herr Generallandſchafts-Director Graf von Dyhrn unter Beitritt zu denen, von dem Herrn Bürgermeiſter Wuttke für Breslau angetragenen 6 Stimmen und den den Städten über 7000 Ein⸗ wohnern beigelegten Virilſtimmen den Antrag: alle übrigen Städte 12 Diſtricten zuzutheilen und für jeden Diſtrict die Wahl einer, nach der Einwohnerzahl deſſelben verhältnißmäßigen Landſtands-Repräſentanten-Zahl, nach Abzug der 12, Breslau und den 6 Städten über 7000 Einwohnern zukommenden Stimmen, zu beſtimmen. Endlich war der Herr Bürgermeiſter Müller noch der Meinung geweſen, Breslau nur 4 Stim⸗ men, nicht nur denen, von dem Herrn Bürgermeiſter Wuttke vorgeſchlagenen 6 Städten, ſondern auch Hirſch⸗ berg wegen ſeines ausgebreiteten Handels eine Virilſtimme zu verleihen, von den übrigen aber jedem der drei Haupttheile Schleſſens ein Drittheil zu überweiſen. Bei der Abſtimmung wurden aber nur die beiden Vor⸗ ſchläge des Herrn Bürgermeiſter Wuttke und Grafen von Dyhrn aufgefaßt, und letzterm mit 10 Stim⸗ men gegen 8 der Vorzug gegeben, wogegen auch die beiden andern Herren Proponenten nichts zu erin⸗ nern hatten. f Das von der Mehrheit concludirte Gutachten der Verſammlung geht alſo im Zuſammenhange dahin, daß 72 Landtagsſtimmen, wovon Y, mit 24 den Städten zukommen, vorausgeſetzt, Breslau al 6 Stimmen, die oben genannten Städte über 7000 Einwohner 6 2 die 12 Diſtricte Schlefiens incl. Glatz 12 = 24 Stimmen, erhalten würden. Dem Stande der freien Landeigenthümer würden bei 72 Landtagsſtimmen 12 gebühren, und es war alſo die Verſammlung der einſtimmigen Meinung, auch in ihrer Rückſicht Schleſien in 12 Diſtricte zu ver⸗ theilen. Hiermit glaubte die Verſammlung die Berathung dieſer Frage beſchließen zu können. Zwar entſtand noch das Bedenken, ob ihr nicht die Beſtimmung der Diſtricte ſelbſt obliegen dürfte, da es aber hierbei auf eine genaue Kenntniß der Einwohnerzahl ankommt, die Mitglieder der Verſammlung aber theils nicht die Mit⸗ tel beſitzen, ſich ſolche zu verſchaffen, theils ſich ſolche auch bis zum Eintritt des Landtags ſelbſt bedeutend än— dern könne, ſo ſubmittirt die Verſammlung, 299 ob nicht dieſe Diſtricts-Eintheilung proviſoriſch von der Provinzialbehörde zu bewerkſtelligen und dem erſten Landtage die definitiven Anträge zu überlaſſen fein dürften ). Da die Berathung ſowohl den Vor- als Nachmittag abſorbirt hatte, ſo wurde die Sitzung von Sr. Durchlaucht als Präſident aufgehoben. 4. Verhandelt Berlin den 11. Mai 1822. Nachdem ſich ſämmtliche Mitglieder der Verſammlung zur Berathung der Zuſammenſetzung und Bern: fung der ſchleſiſchen Provinzialſtände eingefunden hatten, wurde die vierte Sitzung von Sr. Durchlaucht dem regierenden Herrn Fürſten von Anhalt-Pleß eröffnet. Geſchichtlich iſt jedoch zu bemerken, daß die Verſamm⸗ lung geſtern zu einer Conferenz mit des Herrn Staatsminiſter von Voß Excellenz und deſſen Herrn Com- miſſarius beſchieden war. Höchſtdieſelben äußerten hierbei bei dem Vortrage unter andern: 1) daß wohl wenigſtens ein Grundvermögen von 500/m. Thlr. anzunehmen fein würde, um als Fa⸗ milien-Fideicommiß-Beſitzer zu der beſondern Klaſſe der Majorate qualifieirt zu ſein, und ſich nur etwa wenige dazu eignen würden; 2) daß Breslau nicht mit 6, ſondern nach dem Beiſpiel der Hauptſtädte anderer Provinzen nur mit 3 Stimmen in die ſtädtiſche Standſchaft eintreten könne, und die übrigen 3 Stimmen daher auf andere Art zu vertheilen ſein würden. Die Verſammlung beſchloß daher in erſterer Rückſicht ihren Antrag noch beſonders dadurch zu unter— ſtützen, daß fie deshalb nur ein Grundeigenthum von 150/m. Thlr. in Vorſchlag gebracht habe, um auf das feſtſtehende, keiner Verminderung unterworfene Eigenthum eine dauernde und bedeutendere Repräſentation zu gründen, bei einem größern Gründungs-Capital aber und damit verknüpfter Verringerung der Anzahl ſolcher Fideicommiſſe dieſer Zweck nicht erreicht werden würde, auch gedachtes Quantum ein genügendes Einkommen gewähre, um dieſen Standesvorzug mit äußerer Würde zu unterſtützen. Der Herr Präſident Freiherr von Lüttwitz übernahm den diesfälligen Vortrag bei einer hohen Im— mediat⸗Commiſſion. Der Antrag der Verſammlung: der Stadt Breslau in der ſtädtiſchen Repräſentatur 6 Stimmen zuzu⸗ theilen, gründete ſich aber darauf, weil es bei ſolchen Wahlen hauptſächlich auf ausgebreitete Kenntniß über Gegenſtände ankomme und Männer von ſolcher Intelligenz häufiger in Breslau als in kleinern Städten an⸗ zutreffen wären *). Den diesfälligen Vortrag bei der M Immediat-Commiſſion übernahm der Herr Oberbürgermeiſter Freiherr von Kospoth. Ferner fand die Versammlung bei Vorleſung des Protocolls von vorgeſtern bei ihren Concluſis noch zu ergänzen für rathſam: 1) daß unter Grundeigenthum, auf welches ſich das Einkommen der Familien-Fideicommiß⸗Beſitzer in der hier angenommenen Bedeutung baſiren ſoll und in mit dem Dominium directum verbunde⸗ nem Grundeigenthum beſtehen ſolle; (sic) *) Bei der Vorleſung bemerkte die Verſammlung, daß ſie ſelbſt die proviſoriſche Eintheilung bei der paſſenden Frage vorſchlagen wuͤrde. *) Bei der Vorleſung wurde beſchloſſen, daß der Herr Baron von Kospoth eventualiter den Antrag machen möge, die 3 Vota Breslaus unter die größern Städte zu zwei und drei alternirend zu vergeben. 38 * 300 2) fand die Verſammlung den Unterſchied von Curiat- und Collectiv-Stimmen noch dahin zu er⸗ läutern für dienlich: daß bei Curiatſtimmen ſämmtlich dazu Berechtigte in der Verſammlung perſönlich zu erſchei— nen und an der Deliberation mit den übrigen Stimmenden Antheil zu nehmen, demnächſt aber die unter ſich concludirte Curiatſtimmen durch einen von ihnen auszuſprechen befugt wären; dagegen bei einer Collectivſtimme ſich die dazu berechtigten nur in einer beſondern Zuſammenkunft berathen und einen von ihnen zur Abgabe der Collectivſtimme in die Ver⸗ ſammlung deputiren müßten. Dieſe Ergänzungen wurden im Protocoll von vorgeſtern vermerkt; 3) bemerkt die Verſammlung zu Ende des Protocolls, daß ſie nicht beſchloſſen habe, den Provinzial⸗ behörden die proviſoriſche Eintheilung der geographiſchen Wahlbezirke zu überlaſſen, ſondern ſich dieſem Geſchäft ſelbſt zu unterziehen, welches ebenfalls bei jenem Protocoll bemerkt wurde. Beim Fortſchreiten in der Berathung ſollte nun dieſe geſtern Nachmittag vorbereitete Materie in Vor⸗ trag kommen, da fie aber mit ſpäter vorkommenden Fragen in Verbindung zu ſtehen ſchien, fo wurde die dies⸗ fällige Berathung noch ausgeſetzt und zur neunten Frage geſchritten: Werden abgeſehen von den Landtagen auch Kreis- oder Diſtriets-Verſammlungen ſein und welche? Hier war die Verſammlung über den Antrag einig, daß abgeſehen von den Landtagen auch Kreis- oder Diſtricts-Verſammlungen angeordnet wer— den möchten, über das Wie? aber entſtand eine ſolche Verſchiedenheit der Meinungen und Anträge, daß die Verſammlung zur möglichſten Zeiterſparniß ſich veranlaßt fand: zur Beleuchtung und Begutachtung dieſes Frageabſchnitts ein Committee zu ernennen, welches morgen ſeinen Vortrag halten wird, und demſelben die zu machenden Anträge der einzelnen Mitglieder zu überweiſen. Zu Mitgliedern dieſes Committees wurden übrigens Herr Präſident Freiherr von Lüttwitz, Herr Graf von Dohna, Herr Generallandſchafts-Director Graf von Dyhrn, Herr Oberbürgermeiſter Freiherr von Kospoth, und Herr Bürgermeiſter Wuttke ernannt. Bei der zehnten Frage einigte ſich die Verſammlung zu dem Antrage: alle ſtändiſche Klaſſen an den Kreis- oder Diſtriets-Verſammlungen Theil nehmen zu laſſen, wogegen das Verhältniß, in welchem dies geſchehen ſoll? bei den mannigfaltigen ſich ergebenden Anſichten dem erwähnten Committee ebenfalls zur gutachtlichen Exörte⸗ rung überwieſen wurde. Bei der eilften Frage beſchloß die Verſammlung einſtimmig als Antrag: daß bei den Kreis- oder Diſtricts-Verſammlungen die gegenwärtige Kreiseintheilung proviſoriſch zum Grunde gelegt, und der künftigen Landtagsverſammlung die definitive Anordnung hierüber überlaſſen bleibe. Bei der zwölften Frage waren ſämmtliche Mitglieder über den Antrag einig, daß das landräthliche Officium die erſte Kreis- oder Diſtriets-Verſammlung ausſchreibe und er⸗ öffne, es aber ſodann fein erſtes Geſchäft fein laſſe: die Verſammlung zur Wahl eines Präſiden⸗ ten aufzufordern, und nach dieſer Aufforderung, inſofern der Landrath nicht nach ſeiner ſonſtigen 301 Qualität ſelbſt als Mitglied Theil zu nehmen befugt ſei, aus der Verſammlung abzutreten; daß ſodann der gewählte Präſident oder deſſen von der Verſammlung gewahlter Stellvertreter den Kreis⸗ tag leite und feine Function damit beſchließe, den nächſten Kreistag auszuſchreiben und zu eröff— nen, fo daß alle auf die erſte Kreis- oder Diſtricts-Verſammlung folgenden immer von dem Prä: ſidium der vorhergegangenen Verſammlung zuſammenberufen und eröffnet werden möchten. Ferner wünſchte die Verſammlung einſtimmig: daß auch der Secretair der Verſammlung von ſolcher gewählt werden möchte; dagegen entſtand über die Art dieſer Wahl eine Verſchiedenheit der Meinungen, indem der Herr Bürgermeiſter Wuttke nebſt 4 Mitgliedern darauf antrug: daß die Kreisverſammlung nur aus 3 von dem Präſidium ihr vorzuſchlagenden Candidaten wäh: len ſolle, indem bei dem Präſidium die beſte Kenntniß der dazu qualificirten Subjecte zu ſuppo⸗ niren ſei. Die Majorität der Verſammlung von 16 Stimmen glaubte jedoch, daß dieſer Grund nur auf beſtändige Präſidenten anwendbar ſei, aber nicht auf die bei jeder Verſammlung von neuem gewählten, bei denen eben nicht mehr Kenntniß der Mitglieder als bei jedem andern vor— auszuſetzen ſei. Bei der dreizehnten Frage war die Verſammlung zuvörderſt einig: daß die Kreisverſammlungen nicht zugleich Wahlverſammlungen ſein können, weil die Wahlbezirke der Städte und Landbewohner von einem ganz andern geographiſchen Umfange fein wür— den als die der Rittergutsbeſitzer. Ferner einigten ſich ſelbige zu dem Antrage, die Landtagsdeputirten auf 6 Jahre zu wählen und alle zwei Jahre den dritten Theil derſelben ausſcheiden zu laſſen. Der Grund zu dieſem Antrage beruht darauf, damit ſich immer eine genügende Anzahl Mitglieder in der Verſammlung befinde, die mit den Verhandlungen der verfloſſenen Jahre genau bekannt wären, ohne die Mitgliedſchaft zu einer läſtigen Bürde zu machen. Auch trugen ſämmtliche Mitglieder darauf an, daß für jedes Landtagsmitglied auch ein Stellvertreter gewählt werden möge. Zur vierzehnten Frage glaubte die Verſammlung, da ſich bei der fünften Frage die Pluralität derſelben dahin ausgeſprochen hatte: daß die bürgerlichen Beſitzer nicht unbedingt in die Klaſſe der Rittergutsbeſitzer zu ſetzen, zuvörderſt die Bedingungen, unter welchen ſolche Beſitzer in der hier bezogenen Rückſicht als Rittergutsbeſitzer angeſehen ſein dürften, einigen zu müſſen. Die Verſammlung glaubte hierbei 0 die Standſchaft der Rittergutsbeſitzer, worunter ſie die Befugniß an den Verſammlungen derſelben und den Beſchäftigungen der Mitglieder dieſer Verſammlungen als ſolcher Theil zu nehmen ver— ſteht, von der Fähigkeit ein Rittergut zu erwerben und alle damit verbundenen Gerechtſame außer der Standſchaft auszuüben, unterſcheiden zu müſſen. Letztere wolle ſie keinem Staatsbürger beſtreiten, und alſo auch nicht das ehemalige Incolats-Edict wie⸗ der ins Leben zu rufen beabſichtigen; dagegen glaube ſie darauf antragen zu können: daß der Beſitz eines von einem Bürgerlichen erworbenen Rittergutes das Recht zur Standſchaft der Rittergutsbeſitzer noch nicht mit ſich führen, ſondern dazu eine beſondere Bewilligung Sr. Ma⸗ jeſtät erforderlich ſein möge. Die Verſammlung fand ſich zu dieſem Antrage durch die Erwägung bewogen, daß, wie die Erfahrung lehre, oft Perſonen des niedrigſten Standes und Gewerbes in kurzer Zeit zu einem höchſt bedeutenden Vermö— gen gelangten. Solche Leute hätten ſodann meiſtentheils keinen angelegentlicheren Wunſch als den, einen ih- rem Vermögen angemeſſenen politiſchen Standpunkt zu erringen, und ſich zu dem Ende Rittergüter anzukaufen. 302 Dies und die Ausübung der damit verbundenen, ſelbſt Ehrenrechte wolle man ihnen nicht beneiden: als Mit: glieder des Rittergutsbeſitzer-Standes an den Verſammlungen und Berathungen derſelben Theil zu nehmen aber fehle es denſelben gewöhnlich ſowohl an Kenntniſſen, als der Art, ſich dieſem Stande gemäß zu beneh- men, und ihre Theilnahme würde alſo nicht nur ganz unnütz ſein, ſondern auch den einmal eingeführten Un⸗ terſchied der Stände compromittiren, und das um ſo mehr „wenn ein ſolcher ganz verdienſtloſer Glückspilz ſich blos durch ſein Geld etwa in die höchſte Klaſſe eindrängen ſollte. Dieſem Uebelſtande werde aber durch den Antrag der Verſammlung vorgebeugt, indem Se. königliche Majeſtät kein Bedenken finden werden, die qualificirten bürgerlichen Erwerber der Rittergüter mit der Stand— ſchaft zu begnadigen, und nur diejenigen, die ſolche compromittiren dürften, zurückzuweiſen. Da es jedoch in Rückſicht der gegenwärtigen Beſitzer theils ans Unmögliche gränzen würde, eine gehörige Auswahl zu treffen, theils ſelbige auch wohl an ſich ſchon zu allen mit der Klaſſe ihres Beſitzthums zu ver⸗ bindenden Befugniſſen berechtigt ſein dürften, ſo war die 1 mit einer Mehrheit von 11 Stimmen gegen 10 der Meinung: 1) daß alle jetzigen bürgerlichen Rittergutsbeſitzer des Rechts der Standſchaft für theilhaftig und als landtagswahlfähig angeſehen werden möchten, jedoch mit Ausnahme der moſaiſchen Glaubensgenoſſen, indem die Verſammlung der Meinung war: 2) daß dieſe, ſo wie alle religiöſe Secten, die nicht allen Staatspflichten genügen, ohnerachtet ihres Beſitzes von Rittergütern, ganz ausgeſchloſſen bleiben müßten. Der Geheime Juſtizrath von Reinersdorff war hierbei in Rückſicht der Juden allein der entgegen⸗ geſetzten Meinung. Er glaubt, daß nicht der Glaube von überirdiſchen Dingen, ſondern blos die in die bür⸗ gerliche Geſellſchaft eintretende Aeußerung derſelben, der Cultus externus, und die mit den Glaubenslehren verknüpfte Moral letztere intereſſire. Die moſaiſche Religion aber enthalte, die bloßen Menſchenſatzungen, wodurch auch manche andere Reli⸗ gion verunſtaltet worden, ausgenommen, nichts mit der Moral ſtreitendes. Ferner ſchiene es ihm, daß die Verſammlung, wenn ſie die Juden blos ihrer Religion wegen ausſchließen wolle, in einen mit den ehemaligen Verfolgern religiöſer Meinungen ähnlichen Fehler verfallen dürfte, und endlich glaubte er, daß dem Zutritt der Juden zu der Standſchaft ſchon durch den Antrag der Verſammlung, daß Bürgerlichen ſolche von Sr. Ma⸗ jeſtät beſonders verliehen werden müſſe, wenigſtens für die Zukunft hinlänglich vorgebeugt ſei. Er wollte übri⸗ gens ſeine Meinung nicht als beſondern Antrag aufſtellen, ſondern blos der Pflicht, ſeine Ueberzeugung frei⸗ müthig zu äußern, genügen. 3) trug die Verſammlung darauf an: das zurückgelegte dreißigſte Jahr zur Bedingung der Wahlfähigkeit zum Landtage zu erfordern, indem ſchon eine gereifte Erfahrung und Beſonnenheit dazu gehöre, weshalb die Verſammlung auch nicht in den Vorſchlag des Herrn Baron von Gruttſchreiber einging, bei Perſonen, die bereits in einem öffentlichen Staats- oder landſchaftlichen Amte geſtanden, von dieſem Requiſit zu abſtrahiren; 4) glaubte ſie unbeſcholtenen Ruf dazu erfordern zu müſſen. Die Verſammlung glaubte hierbei die Analogie der Städteordnung befolgen zu können, nach de⸗ ren $ 20 und 39 5 alle, die für ehrlos, des Landes verwieſen oder nach ergriffener Flucht des Todes ſchuldig erkannt worden, ferner die, die eines Meineides, Urkunden-Verfälſchung, unredlicher Vormund⸗ ſchafts⸗Verwaltung und ſonſt eines qualificirten Betruges vom Richter überführt worden, wenn Jemand zum drittenmal mit einer Criminalſtrafe belegt worden, wer wegen eines Ver⸗ 303 brechens auf drei Jahr und länger zur Feſtung oder zu irgend einer Zuchthaus- oder härte⸗ ren Strafe verurtheilt worden, oder wer ſich durch niederträchtige Handlungen verächtlich gez macht hat, zur Erwerbung der Standſchaft und alſo auch zur Landtagsfähigkeit unfähig ſein würden, und der competenten Klaſſe die Entſcheidung darüber zu überlaſſen ſei. Die Verſammlung iſt jedoch darin einig: daß Feſtungsſtrafen wegen Ehrenſachen oder wegen aus Uebereilung begangener Injurien der Fähigkeit zur Standſchaft und Landtagsmitglied-Wahl keinen Abbruch thun ſollen. Zu dieſer letzten Modification fand ſich die Verſammlung durch die Erwägung bewogen, daß es Fälle geben könne, wo die Pflicht: die Achtung ſeiner Standesgenoſſen zu bewahren, ſich nicht mit den Vorſchriften poſitiver Geſetze vertrage, die als allgemeine Normen, einzelne nothwendige Ausnahmen nicht berückſichtigen könnten, und bloße aus Uebereilung ſich zugezogene Injurienſtra⸗ fen die ſonſtige Würdigkeit des Subjects nicht nachtheilig beſchatten könnten; 5) trug die Verſammlung einſtimmig darauf an: ein ſechsjähriges Beſitzthum (ununterbrochenes), wobei jedoch die Beſitzzeit des Ascendenten des Beſitzers mit in Anrechnung zu bringen, als Erforderniß der Wählbarkeit zum Landtage zu beſtimmen. c Da die Zeit verſtrichen war, ſo hoben Se. Durchlaucht der regierende Fürſt von Anhalt-Pleß die heu— tige Sitzung auf, nachdem zuvörderſt dem ſchon ernannten Committee aufgetragen worden, die Fragen 16, 19, 20, 21 und 24 zu begutachten. 5. Verhandelt Berlin den 12. Mai 1822. Bei der heutigen fünften Sitzung zur Berathung der Zuſammenſetzung und Berufung der ſchleſiſchen Provinzialſtände fanden ſich ſämmtliche Mitglieder ein. Se. Durchlaucht der regierende Herr Fürſt von Ans halt⸗Pleß als Präſident eröffneten ſolche, und nachdem das Protocoll der vierten Sitzung verleſen und die ges machten Bemerkungen darin vermerkt waren, ſo wurde mit der Fortſetzung der Berathung der vierzehnten Frage fortgefahren. N Die Verſammlung war hierbei 6) einig, anzutragen, daß königliche Domainenbeamte nicht als Landtags-Repräſentanten gewählt werden möchten, und eben ſo wenig g 7) die Vertreter der moraliſchen Perſonen eigenthümlich zugehörigen Rittergüter, noch 8) Erbpächter. | i Die Gründe dieſer Anträge beruhen auf dem von der Verſammlung angenommenen Grundſatz: daß nur diejenigen Rittergutsbeſitzer, die für ihr Individuum ein directes Eigenthum beſätzen (die gehörigen Qualitäten vorausgeſetzt), auf dem Landtage erſcheinen könnten, und folglich die Reprä⸗ ſentanten moraliſcher Perſonen davon ausſchließen müſſen, beſonders da bei entgegengeſetztem Con⸗ cluſum der Fall eintreten könne, daß auch ein ſtädtiſches Mitglied zum Landtagsdeputirten erwählt werde und ſodann die Städte eine Perſon mehr, als ihnen zukomme, auf den Landtag deputi⸗ ren würden. 8 Der Herr Bürgermeiſter Wuttke war der entgegengeſetzten Meinung, die er jedoch nicht als beſondern Antrag aufgeſtellt wiſſen wollte, der Herr Oberbürgermeiſter Freiherr von Kospoth ſtimmte dagegen zwar der r Mehrheit bei, jedoch mit Reſervation der Gerechtſame der Stadt Breslau, die in ältern Zeiten in der Kam⸗ mer der Ritterſchaft ſchon landtagsfähig geweſen ſei. 9) war die Verſammlung einig, daß weder ſolche, über deren Vermögen Concurs verhängt, noch ſolche, deren Immobilien ſe⸗ queſtrirt würden, zu Landtagsmitgliedern erwählt werden möchten, weil die Verſammlung billig Anſtand nehmen zu müſſen glaube, derangirte Stände zu Stellvertretern der Provinz zu ernennen. Zuletzt glaubt die Verſammlung noch als allgemeinen Grundſatz aufſtellen zu müſſen, daß derjenige, der überhaupt nicht gewählt werden könne, auch nicht zur Wahl eines Landtags⸗ deputirten fähig ſei. Dieſe generellen Grundſätze vorausgeſchickt, wandte ſich die Verſammlung nunmehr zur Erörterung der Landtagsfähigkeit bei den einzelnen Klaſſen. Bei den Klaſſen der Rittergutsbeſitzer fand ſich in dieſer Rückſicht nichts zu bemerken, weil die Ver⸗ ſammlung der Meinung war, daß alle Rittergutsbeſitzer, die oben bemerkten allgemeinen Eigenſchaften voraus⸗ geſetzt, für wahlfähig zum Landtage zu achten. Bei der Klaſſe der Städte war die Verſammlung über folgende Anträge einig: 1) daß der Beſitz eines Grundvermögens, verbunden mit bürgerlichem Gewerbe, zu der in Rede ſte— henden Qualification erforderlich ſei; 2) ein nach Geldwerth beſtimmter Vermögensbetrag; 3) daß bei Berechnung dieſes Betrages jedoch nicht blos das Grund-, ſondern auch das Gewerbe⸗ Vermögen einzurechnen fei; 4) daß der Betrag dieſes Grund- und Gewerbe-Vermögens zuſammengenommen a) bei den Landtagsrepräſentanten der Stadt Breslau 15000 Thlr. Elingend Silber- Courant, b) bei denen zu Virilſtimmen berechtigten Städten 5000 Thlr. klingend Courant, und c) bei den übrigen Städten 2 bis 3000 Thlr. klingend Courant betragen ſolle; 5) daß den Magiſtraten die Befugniß zuſtehen ſolle, zu arbitriren, ob der Gewählte für fo vermö- gend, als erforderlich ſei, zu achten; 6) daß bei den Städten, die weder allein noch alternirend zu Virilſtimmen berechtigt wären, den Ma⸗ giſträten ebenfalls das Arbitrium zuſtehen ſolle, ob das gewählte Mitglied 2 oder 3000 Thlr. be⸗ ſitzen ſolle. Bei dem Stande der freien Grundeigenthümer war die Verſammlung über den Antrag einig: 1) daß nur diejenigen zum Landtag gewählt werden könnten, die von ihrem cataſtrirten Grundftüd 12 Thlr. Steuer jährlich entrichteten, und 2) daß der Gewählte das landwirthſchaftliche Gewerbe als Hauptgewerbe betreibe. Bei der fünfzehnten Frage glaubte die Verſammlung zuvörderſt die, bei der vierzehnten Frage gemach⸗ ten Anträge rückſichtlich der Landtagsfähigkeit auch hier wiederholen zu müſſen; jedoch einigte ſich ſelbige über folgende bei allen Klaſſen ſtattfindende Ausnahmen: 1) daß die bereits erreichte Majorennität genügen möge, und 2) daß es dabei nur auf den gegenwärtigen Beſitz, nicht aber auf das Alter deffelben ankomme. Außerdem wollten noch 5 Stimmen auch den Juden verſtatten, bei den Kreistagen zu erſcheinen, ſie waren jedoch nicht geſonnen, dieſerhalb einen beſondern Antrag aufzuſtellen. Bei den einzelnen Klaſſen fand ſich: 1) bei den Rittergutsbeſitzern nichts beſonders zu bemerken, da dieſe, wie bereits oben bemerkt worden, ſämmtlich — die allgemeinen Erfor⸗ derniſſe vorausgeſetzt — zur Theilnahme berechtigt find, und es bei ihnen keiner Wahl bedürfe. 2) Bei den Städten glaubte die Verſammlung darauf antragen zu müſſen: daß ſchon die Hälfte des oben zur Mitgliedſchaft des Landtags erforderten Grund- und Gewerbe: Vermögens zur Wahl als Kreis- oder Diſtriets-Mitglied hinreichen möge, und bei den ländlichen freien Grundbeſitzern die cataſtralmäßige Steuerabgabe von wenigſtens 4 Thlr., und daß der Dorfſcholz ohne Rückſicht auf Vermögen und Steuerabgabe eligibel ſei. Die ſechzehnte Frage lautete dahin: wie wird zu den Kreistagen gewählt, durch Wahlverſammlungen für jede Klaſſe in einem Kreiſe? Die Verſammlung glaubte hierbei zuvörderſt über die bei dieſer Frage zum Grunde liegenden, ſich bei der neunten und zehnten Frage vorbehaltenen Beſtimmungen, 1) wie die Kreis- oder Diſtrict-Verſammlungen anzuordnen? und 2) in welchem Verhältniß alle ſtändiſche Klaſſen an dieſen Verſammlungen Theil nehmen ſollten? eingehen zu müſſen, und erſuchte daher das zu dem Behuf ernannte Committee um ſeinen Vortrag, welchen daſſelbe beiliegend übergab. Geſchichtlich fand ſich hierbei zu prämittiren, daß in der Provinz Schleſien bis jetzt eine dreifache Art von Kreis verſammlungen conſtirte, 1) die landſchaftliche, in welcher die Angelegenheiten des landſchaftlichen Credit-Syſtems verhandelt werden; 2) ſolche, welche in Folge des fogenannten Gensdarmerie-Edicts ſtatt haben, und zu welchen die Rit⸗ tergutsbeſitzer, die Städte und die Bauern, jede Klaſſe zwei Abgeordnete ſtellen, und 3) ſolche, welche zur Verhandlung über allgemeine Kreisangelegenheiten und beſonders über erfolgte Ausſchreibungen gehalten werden. Die erſte Gattung ſei als blos den landſchaftlichen Verein insbeſondere betreffend, nicht hierher gehörig, in Rückſicht der letztern beiden aber entſchied die Verſammlung in Anſehung der erſten Frage, mit Bezug auf ihren Antrag zur eilften Frage: die gegenwärtige Kreiseintheilung zum Grunde zu legen, für die Vorſchläge: 1) Kreisverſammlungen fortdauern zu laſſen, und 2) außer denſelben noch beſondere Wahldiſtricte zu beſtimmen und ſelbige nach der in der Beilage sub B vom Committee vorgeſchlagenen Art bis zum künftigen erſten Landtage proviſoriſch an⸗ zuordnen. ' In Rückſicht der zweiten Frage: in welchem Verhältniß alle ſtändiſche Klaſſen an dieſen Verſammlungen Theil nehmen ſollen? wurde ſich mit Rückſicht auf die bisherige Verfaſſung dahin geeiniget: 1) daß zu Kreisverſammlungen a) alle ſtimmfähigen Rittergutsbeſitzer, b) aus den Städten des Kreiſes, c) aus jeder Bauerngemeinde 1 Deputirter einberufen werde, um die allgemeinen Kreisangelegenheiten zu verhandeln und zu: gleich von Seiten der Rittergutsbeſitzer und freien Landeigenthümer ihre Deputirten zu wählen, und daß dem Präſidium bei entſtehender Stimmen-Parität nach dem Vorſchlage des Herrn Gra= fen von Dohna ein votum decisivum beizulegen. Zu erſtern, nämlich den Kreisverhandlungen, wählen die Rittergutsbeſitzer 3 oder 6, die ſtädtiſche Klaſſe 2 bis 4 und die Landbewohner 1 bis 2 Deputirte; die Abſtimmung möge viritim geſchehen. Der Herr Graf von Dohna beruhte je doch mit 4 Mitgliedern auf ſeiner Meinung; 2) daß unter Gemeinde der Begriff ſubſumirt werde, der in polizeilicher Rückſicht eine Gemeinde bezeichne; f 5 39 306 3) daß jede ſolche Gemeinde, um einen Deputirten zum Kreistage ſenden zu dürfen, wenigſtens aus 12 ſtimmfähigen Grundbeſitzern beſtehen müffe; 4) daß, wenn dies nicht der Fall ſein ſollte, ſo viel Gemeinden zuſammengeſchlagen werden, bis die gedachte Zahl ſtimmfähiger Grundbeſitzer vorhanden ſei; 5) daß das Arrangement ad 4 proviſoriſch bis zum erſten Landtage dem landräthlichen Officium zu überlaſſen, für die Folge aber von der Kreisverſammlung ſelbſt anzuordnen; 6) daß als Deputirte zu den Diſtrictsverſammlungen aus jedem Kreiſe 3 Rittergutsbeſitzer und ein Landeigenthümer, und aus jeder Stadt ebenfalls ein Deputirter erſcheinen möge; 7) daß bei den 12 Diſtrictsverſammlungen dieſe Deputirten als Wahlmänner klaſſenweiſe zuſammen⸗ treten, und ſodann jede Klaſſe für ſich die Deputirten zum Landtage wähle, nämlich die Klaſſe der Rittergutsbeſitzer nach Maßgabe der oben angezogenen Beilage, 2, oder nach Verhältniß des Diſtricts 3, die Klaſſe der Slädter einen, und die Klaſſe der freien ländlichen Grundbeſitzer auch einen. Durch die Berathung war auch zugleich die ſechzehnte Frage: wird zu den Kreistagen gewählt? erſchöpft. Bei der ſiebzehnten Frage war die Verſammlung einig: 1) daß jeder Standſchaftsberechtigte, mit Ausnahme der moſaiſchen Glaubensgenoſſen, auch zur Wahl berechtigt ſein möge, blos der Geheime Juſtizrath von Reinersdorff glaubte der Ausſchließung der letztern nicht beitreten zu können; 2) daß verheirathete Frauen durch ihre Ehemänner, inſofern letztere Standesgenoſſen wären, ſonſt aber ſo wie die unverheiratheten Frauensperſonen durch ſtandesgemäße Curatoren oder Bevollmächtigte vertreten werden müßten; 3) Socii durch einen eben fo qualificirten Socium oder Bevollmächtigten; 4) Vormünder unter eben dieſer Einſchränkung oder durch einen in der Art qualificirten Mandatar; 5) moraliſche Perſonen durch eben fo geeignete Vorſteher oder Bevollmächtigte; 6) das Credarii gänzlich, sequestrati aber nur alsdann, wenn ihnen auch die Ausübung ihrer Guts-Ehrenrechte unterſagt wären, zur activen und paffiven Wahl unfähig wären; 7) daß nur diejenigen wählen könnten, bei denen die oben bei der fünfzehnten Frage in Rückſicht des Vermögens in Vorſchlag gebrachten Bedingungen eintreten. Bei der achtzehnten Frage entſchied ſich die Verſammlung einſtimmig zu dem Antrage: daß jeder Wähler auch gewählt werden könne, inſofern er die zu dieſer Wahl erforderlichen Eigen: ſchaften habe. . Bei der neunzehnten und zwanzigſten Frage genehmigte die Verſammlung den Antrag des Committees, daß ſowohl zu den Kreis- als Landtags-Deputirten die Stadtverordneten jeder Stadt 3 Indivi⸗ duen zu Deputirten und eben fo viel zu Stellvertretern vorſchlagen, und aus dieſen der Magi⸗ ſtrat einen als Abgeordneten und Stellvertreter beſtätigen ſolle, in Breslau aber die Repräſentan⸗ ten für jedes als Deputirten oder Stellvertreter abzuſendende Individuum 3 Candidaten zu prä: tiren haben würden. Die Beantwortung des erſten Theils der einundzwanzigſten Frage: wie von den Städten, welche gemeinſchaftliche Abgeordnete zu dem Landtage oder zu den Kreis⸗ verſammlungen ſtellen, gewählt werden ſolle? war bereits bei der ſechzehnten Frage erfolgt, Beim zweiten Abſchnitt derſelben aber einigte ſich die Verſammlung zu dem Vorſchlage: daß zwar die Magiſtratsmitglieder, ohne Unterſchied ob ſie poſſeſſionirt wären oder nicht, eligibel, die Wahl jedoch nicht an ſelbige gebunden ſein ſolle. Die zweiundzwanzigſte Frage war bei der vierzehnten, fünfzehnten und ſiebzehnten erörtert. Da die Zeit verſtrichen war, ſo wurde die heutige Sitzung von Sr. Durchlaucht dem Herren Fürſten zu Anhalt-Pleß als Präſidenten geſchloſſen. 6. Verhandelt Berlin den 14. Mai 1822. Nachdem ſich ſämmtliche Convocirte zur Berathung der Zuſammenſetzung und Berufung der ſchleſiſchen Provinzialſtände zur heutigen ſechſten Sitzung eingefunden hatten, und die Verſammlung durch den Präſiden⸗ ten, den regierenden Herrn Fürſten von Anhalt-Pleß Durchlaucht, eröffnet worden, ſo wurde zur Deliberation über die dreiundzwanzigſte Frage geſchritten. a Sämmtliche Mitglieder waren hierbei darin einig: 1) daß das Aufleben freiwilliger Corporationen der Gewerbetreibenden unter gewiſſen Modificationen allerdings wünſchenswerth ſei, und der Herr Präſident Baron von Lüttwitz und Herr Bürgers meiſter Auguſtini übergaben jeder eine, dieſen Gegenſtand betreffende, von der Verſammlung mit Beifall aufgenommene Abhandlung sub A und B zu den Acten. Dagegen war 2) die Verſammlung nicht der Meinung, daß ſolchen Corporationen beſondere Vorrechte bei den Wah⸗ len eingeräumt würden, ſondern denſelben blos ein Petitionsrecht zu geſtatten, und den Stadtver⸗ ordneten zu empfehlen ſei, bei ihren Wahlen auf die vorzüglichſten Mitglieder ſolcher Corporatio⸗ nen mit Rückſicht zu nehmen. Von der vierundzwanzigſten Frage war der erſte Abſchnitt derſelben: find Wahlverſammlungen abgeſehen von Kreisverſammlungen oder zu den Wahlen für dieſe er 5 forderlich? bereits bei der zehnten Frage erledigt. Der zweite Abſchnitt derſelben aber: in welcher Art werden ſie geordnet und wer ernennt ihren Präſidenten? begutachtete die Verſammlung einſtimmig dahin: daß bei dieſen Wahlverſammlungen eben die Grundſätze ſtattfinden ſollen, die bei den Kreisver⸗ ſammlungen angenommen worden. Bei der fünfundzwanzigſten Frage war die Verſammlung darin einig: 1) daß in Diſtricts-Wahlverſammlungen immer geheim geſtimmt werden möge, in Orts- und Kreis⸗ Verſammlungen aber laut; 2) daß bei andern Verſammlungen, die keine Wahl, ſondern andere Geſchäfte zum Gegenſtande ha⸗ ben, laut, es wäre denn, daß das Proponendum a) die Perſönlichkeit eines Individuum betreffe, oder b) ein Mitglied der Verſammlung ausdrücklich auf geheime Abſtimmung antrage. Im erſten Falle möge immer geheim abgeſtimmt werden, für letztern aber ſolle die Verſammlung zuvör⸗ derſt darüber abſtimmen, ob laut oder geheim geſtimmt werden ſolle. Dagegen entftand über die Form des Antrags eines Mitglieds auf geheime wre eine Verſchiedenheit der Meinung, 39 * ob es nämlich genüge, wenn der Provocant den Präſidenten der Verſammlung insgeheim von ſeinem Wunſche benachrichtige, und letzterer, ohne das Mitglied zu benennen, mit allgemeinem Be⸗ zug auf die ihm mitgetheilte Inſinuation das geheime Stimmen verfüge; oder ob das darauf provocirende Mitglied in öffentlicher Verſammlung darauf antragen ſolle? Für letzteres entſchied ſich eine Mehrheit von 18 gegen 3 Stimmen, die jedoch ihren Antrag nicht beſonders geltend machen wollten. Bei der ſechsundzwanzigſten Frage trug die Verſammlung einſtimmig darauf an: 1) daß als Normale jedes Jahr eine Landtagsverſammlung gehalten werden möge, 2) daß ſie jedes Jahr in der letzten Hälfte des Monats Januar ihren Anfang nehme. Bei der ſiebenundzwanzigſten Frage, daß, inſofern Se. königliche Majeſtät nicht einen andern Ort zu beſtimmen geruhen wolle, ſolche in der Regel in Breslau gehalten werde. Bei der achtundzwanzigſten Frage: N a) daß die Diſtrictsverſammlungen, wie ſich von ſelbſt ergebe, dem Landtage in verhältnißmäßiger Zeit vorangehen müßten, die Kreisverſammlungen aber zwar noch früher abzuhalten, dem Präſi⸗ dium derſelben jedoch zu überlaſſen ſei, den Termin zu ſelbigen, den concurrirenden Umſtänden ge⸗ mäß, nach ſeinem Dafürhalten anzuſetzen; b) daß die Diſtrictsverſammlungen in der Regel in den, im frühern Protocoll benannten Diſtricts: ſtädten, und die Kreisverſammlungen in den Kreisſtädten am zweckmäßigſten abzuhalten ſein würden. Bei der neunundzwanzigſten Frage erklärte ſich die Verſammlung einſtimmig, jedoch mit Bezug auf die bei der dreißigſten und einunddreißigſten Frage anzutragenden Modificationen, für die Abſtimmung in pleno. Ausnahmsweiſe trug die Verſammlung bei der dreißigſten Frage darauf an: 1) daß in allen Fällen, wo das Intereſſe einer Klaſſe mit dem einer andern collidire, itio in par- tes nachzugeben ſei; 2) daß ſich dieſer itionis in partes auch collective die Herren Fürſten, Standesherren und zu denſelben zu rechnenden größeren Majoratsbeſitzer bedienen könnten; 3) daß wenn ein Mitglied des Landtages auf itionem in partes provocire, ſodann die Klaſſe, wozu das Mitglied gehöre, zuvor darüber abzuſtimmen haben werde: ob ſie in partes gehen wolle? und daß dieſe Klaſſe nur alsdann in partes zu gehen be⸗ rechtigt ſein möge, wenn 24, der dazu gehörigen Mitglieder dieſem Antrage beiſtimmten. Bei der einunddreißigſten Frage trug die Verſammlung einſtimmig darauf an, daß bei Berathſchlagungen in pleno die Stimmen nach Individuen gezählt werden möchten, fo wie ſelbige auch in Gemäßheit der ihr von einer hohen königlichen Immediat-Commiſſion vorläufig geſche⸗ henen Eröffnung damit einverſtanden war, daß wenn %, der ſämmtlichen Deputirten anweſend wären, der Landtag Eröffnungs-, Delibera⸗ tions- und Abſtimmungsfähig ſein möge. Dagegen entſtand eine Verſchiedenheit der Meinung darüber, ob und inwiefern eine abſolute oder quotiſirte Mehrheit der Stimmen zur Abfaſſung eines Concluſum erforderlich ſei und genüge? Der Herr Graf von Dohna erklärte ſich für alle Fälle für die abſolute Mehrheit der Stimmen. Die Pluralität der Verſammlung glaubte aber unterſcheiden zu müſſen, ob der Vorwurf der Abſtimmung die Verwaltung und Ausführung der den Provinzialſtänden über⸗ laſſenen Gegenſtände, oder andere Objecte, z. B. Berathungen über Geſetze, betreffe. 309 Bei Gegenftänden der erſten Art folle immer eine abfolute Mehrheit der Stimmen zur li eines Con⸗ eluſum genügen, den einzigen Fall ausgenommen, wenn über die Zulaſſung oder Entfernung eines Landtagsmitgliedes entſchieden werden ſolle, wel— chenfalls nur eine Mehrheit von / der anweſenden Mitglieder zur Abfaſſung eines Concluſum zureiche. Die Herren Oberbürgermeiſter Baron von Kospoth, Bürgermeiſter Wuttke und Auguſtini, Land⸗ ſchaftsdirector von Knobelsdorff und Landesälteſter von Eckartsberg waren jedoch der Meinung, daß zu jedem Beſchluſſe des Landtags eine Stimmenmehrheit von 24, erfordert werden möge; bei der andern Alternative hingegen, wenn nämlich das Object der Abſtimmung nicht die Verwaltung und Ausführung der den Pro- vinzialſtänden überlaſſenen Gegenſtände, ſondern andere Sachen betreffe, war die Verſammlung bis auf den Herrn Grafen von Dohna der Meinung, daß nur ein Concluſum gefaßt werden könne, wenn eine Mehrheit von 2/ der anweſenden Mit- glieder ſich für dieſelbe Meinung erkläre. Bei der zweiunddreißigſten Frage war die Pluralität der Verſammlung der Meinung: daß den Landtagsdeputirten ſowohl Reiſekoſten als Diäten zu bewilligen ſein dürften. Die Herren Grafen von Stolberg, von Magnis und von Seherr-Thoß glaubten jedoch um ſo mehr Anſtand nehmen zu müſſen, auf eine Geldſpende anzutragen, da Niemand aus dem bäuerlichen Stande anweſend ſei. Die Pluralität hielt dies Bedenken aber aus dem Grunde nicht für entſcheidend, weil fie keine feft: ſetzende, ſondern nur eine berathende, ihre Meinung äußernde Zuſammenkunft ſei, und dieſer Gegenſtand aber, ihr zur Mittheilung ihrer Anſicht vorgelegt, der geringfügigſte ſei. In Rückſicht der Diäten insbeſondere waren jedoch die Herren Grafen von 40 von Seherr⸗ Thoß, von Dohna und von Stolberg der Meinung, daß den Diſtrictsverſammlungen die Beſtimmung derſelben zu überlaffen. Die Pluralität der Verſammlung glaubte ſich aber der Begutachtung dieſer Frage unterziehen zu müſſen, da ihr ſelbige zu dieſem Zweck vorgelegt worden, und das um fo mehr, da die Diſtrictsverſammlungen ihrer Na⸗ tur nach wohl blos wählende, nicht deliberative Verſammlungen ſein dürften. Das zum Voraus geſetzt, war die Verſammlung zuvörderſt über den Präjudical-Antrag einig: daß unter den verſchiedenen Ständen kein Unterſchied im Diätenſatz zu machen ſei. Ferner ſtimmten rückſichtlich des Quantum neun Mitglieder für 3 Thlr., drei für 4 Thlr., vier für 5 Thlr. und vier für 6 Thlr. Courant, ſo daß das Concluſum der Mehrheit auf 4 Thlr. Courant pro Tag ausfiel. In Rückſicht der Reiſekoſten war die Mehrheit der Verſammlung dafür, jedem Landtagsmitgliede 3 Extrapoſt- Pferde, Wagen- und Stations-Geld nach dem Diäten-Re⸗ glement und für 8 Meilen einen Diätentag zuzubilligen, und dieſe Sätze ſowohl für die Tour als Retour von und nach Hauſe zu bewilligen. Der Herr Graf von Dyhrn und Herr Bürgermeiſter Müller unter andern waren jedoch der Mei⸗ nung, daß den Repräſentanten des Bauernſtandes, weil ſie gewöhnlich ohne Bedienten reiſten, nur 2 Pferde zu vergütigen ſein dürften. Bei der dreiunddreißigſten Frage war die Verſammlung der einſtimmigen Meinung: 1) daß die Diäten und Reiſekoſten der 3 Klaſſen, nämlich der Rittergutsbeſitzer, Städte und freien Landbewohner, für jede Klaſſe insbeſondere berechnet und ſummirt würden; 2) daß die ſich hiernach ergebenden 3 Summen nicht auf Kreiſe oder Diſtricte, fondern auf die ganze Provinz, nämlich die Koſten der Deputirten der Rittergutsbeſitzer auf dieſe, der ſtädtiſchen Depu⸗ tirten auf die Städte und der Ruſticalbeſitzer auf letztere repartirt würden; 3) daß bei dieſer Berechnung auf die Koſten der Herren Fürſten, Standesherren und größeren Ma⸗ joratsbeſitzer keine Rückſicht zu nehmen, ſondern dieſen zu überlaſſen, die diesfälligen Verabredun⸗ gen unter ſich ſelbſt zu treffen, auch erſtere beiden von der angenommenen Koſten-Repartition auszunehmen; 4) daß die der Rittergutsbeſitzer-Klaſſe und der Klaſſe der freien ländlichen Grundbeſitzer zur Laſt fallenden Koſten nach dem cataſtrirten Thalerertrage auf die Rittergutsbeſitzer und resp. freien ländlichen Beſitzer der Provinz repartirt; 5) bei den Städten aber dazu zuvörderſt die Landeshauptmannſchafts-Gefälle verwandt, und der noch etwa nöthige Zuſchuß nach der Servis-Anlage auf ſämmtliche Städte der Provinz mit Ausnahme der Viril- und alternirenden Städte, die ihre Deputirten ſelbſt bezahlen, repartirt werde. Bei der vierunddreißigſten Frage war die Verſammlung über den Vorſchlag einig: daß dem jedesmaligen Landtage die Beſtimmung zu überlaſſen, ob ein Ausſchuß zu wählen ſei oder nicht? und die Zeit ſeiner Dauer von dem Umfange ſeiner Geſchäfte abhängen zu laſſen. Desgleichen beſchloß die Verſammlung Bei der fünfunddreißigſten Frage einſtimmig: daß die Beſtimmung der den Ausſchuß conſtituirenden Perſonenzahl ebenfalls von dem Landtage dependiren ſolle, daß derſelbe jedoch bei dieſer Auswahl auf das prinzipienmäßige Verhältniß der Rittergutsbeſitzer⸗ Klaſſe gegen die Klaſſe der Städte und freien Landeigenthümer von 3 zu 2 zu 1 Rückſicht neh⸗ men müſſe. Gig dieſen letztern Antrag ſtimmte jedoch der Freiherr von Gruttſchreiber und Graf Sedlnitzky, ohne jedoch ihre Meinung als beſondern Antrag aufſtellen zu wollen. Bei der ſechsunddreißigſten Frage war die Verſammlung der Meinung: daß die Beſtimmungen der Verrichtungen des etwa nöthigen Ausſchuſſes, ſo wie deſſen Form dem jedesmaligen Landtage nach Maßgabe der eintretenden Umſtände zu überlaſſen. Siebenunddreißigſtens glaubte die Verſammlung: daß der Landtag zu berechtigen ſein dürfte, theils ſelbſt, theils durch den von ihm erwählten Aus⸗ ſchuß und durch die ſtändiſchen Kreis-Communal- Verwaltungen alles auszuführen, was er als verwaltende und ausführende Behörde zu vollziehen habe; bei wirklicher Vollſtreckung der beſchloſſe⸗ nen executiven Maßregeln aber die competente königliche e um Vollſtreckung der Execution requiriren müſſe. Zur achtunddreißigſten Frage ſentirte die Verſammlung für ein ſubordinirtes Verhältniß der ſtändiſchen Kreis⸗Verwaltungen und Communen unter den Landtag und deſſen etwanigen Ausſchuß in unmittelbar zu ſeinem Reſſort gehörigen Gegenſtänden, der ſeine Verfügungen unter der Benennung von Aufforderungen oder Anweiſungen an ſelbige zu erlaſſen habe, indem ſich ohne ein untergeordnetes Verhältniß nicht füglich ein ſeinem Zweck entſprechender Ge⸗ ſchäftsgang bewirken laſſe. Endlich war die Verſammlung bei der Neununddreißigſten Frage einhellig der Meinung: 8 daß dem Unterſchiede eines Repräſentanten von einem bloßen Bevollmächtigten entſprechend, die einzelnen Stände ihren Deputirten zwar Informationen, aber keine bindende Inſtructionen oder Mandate ertheilen könnten, ſondern letztere bei Abgebung ihrer Meinung und Stimme lediglich ihre eigene Ueberzeugung zu berückſichtigen hätten. Da hiermit ſämmtliche von einer königlichen hohen Immediat-Commiſſion der Verſammlung zur Be— rathung mitgetheilten Fragen nach der Anſicht derſelben erſchöpft waren, ſo wurde dieſe Sitzung von Sr. Durchlaucht dem regierenden Herrn Fürſten von Anhalt-Pleß hiermit geſchloſſen. 710 Verhandelt Berlin den 14. Mai 1822. Nachdem die Berathungen über die von einer hohen Commiſſion den Unterzeichneten vorgelegten Fra— gen, die Zuſammenſtellung und Zuſammenberufung von Provinzialſtänden betreffend, heute beendigt waren, fo wurde noch Folgendes bemerkt, und beſchloſſen darüber ein Separat-Protocoll aufzunehmen. 1) Es ſei von des Herrn Staatsminiſter von Voß Excellenz in der erſten Conferenz ausdrücklich ge— ſagt worden, daß die Wirkſamkeit der Provinzialſtände unter andern auch darin beſtehen werde, nicht blos Ent— würfe zu Provinzial-Verordnungen, welche Perſonen- und Eigenthums-Rechte betreffen, ingleichen Ent— würfe zu Veränderungen im Steuerweſen in Beziehung auf die provinziellen Verhältniſſe der Quoti⸗ ſation und Vertheilung der Steuern in der Provinz zu berathen, ſondern auch allgemeine Veränderungen in den die perſönlichen und Eigenthums-Rechte betreffenden Geſetzen und Verordnungen, welche von des Kö— nigs Majeſtät ihnen zur Berathung und der etwa erforderlichen Modificationen zugewieſen werden würden. Nach verſchiedenen Debatten über die Frage: ob nicht Se. Majeſtät allerunterthänigſt zu bitten ſein dürfte, alle Entwürfe zu allgemeinen und nicht blos provinziellen Abänderungen, in denen die perſönlichen und Eigenthums-Rechte zum Ge⸗ genſtande habenden Geſetzen und Verordnungen, ingleichen auch alle Entwürfe zu allgemeinen Ver— änderungen im Steuerweſen, vor deren Sanctionirung den Provinzialſtänden zur Berathung und Begutachtung allergnädigſt vorlegen zu laſſen? ſo wurde von 15 gegen 4 Stimmen, namentlich des Herrn Grafen von Götzen, Herrn Grafen von Mag⸗ nis, Herrn von Knobelsdorff und Herrn von Eckartsberg (zwei der Einberufenen waren abweſend), beſchloſſen: 5 Se. königliche Hoheit und eine hohe Commiſſion unterthänigſt und gehorſamſt zu erſuchen, obige, blos das gemeine Wohl bezweckende allerunterthänigſte Bitte hochgeneigteſt Sr. Majeſtät vorzutra⸗ gen und zu unterſtützen. 2) Es wären noch verſchiedene Punkte, welche wohl einer ausdrücklichen Beſtimmung bedürften, worüber aber in den bisher berathenen Fragen nichts vorgekommen ſei, als: a) Ob ein zum Landtagsdeputirten Erwählter dieſen Ruf annehmen müſſe, oder ihn aus 1 0 Gründen ablehnen könne? b) Ob ein Landtagsdeputirter nur in dem Wahlbezirke ſeines Domicils, oder auch in einem andern durch die ganze Provinz gewählt werden könne? c) Ob und welches Präjudiz denjenigen treffen ſolle, der den Kreis- und Diſtricts-Verſammlungen weder ſelbſt in Perſon noch per Mandatarium beiwohne? d) Ob ein Gutsbeſitzer, der in mehreren Kreiſen angeſeſſen ſei, in den Verſammlungen jedes Kreiſes reſpective in Perſon und per Mandatarium erſcheinen dürfe? e) Ob Einer, der in ein und demſelben Kreiſe mehrere Güter beſitze, für jedes derſelben oder nur für alle zuſammen eine Stimme habe? ) Aus welcher Klaſſe der ſtändiſchen Grundeigenthümer der Präſident des Landtags zu wählen fei? 312 Es ward beſchloſſen, dieſe Fragen einer hohen Commiſſion ganz gehorfamft zur Berückſichtigung vorzu⸗ legen, zugleich aber das Gutachten der Unterzeichneten beizufügen, welches dahin ausfiel: ad a. Daß Niemand den Ruf, als Abgeordneter auf dem Landtage zu erſcheinen, ablehnen könne, wenn nicht unüberſteigliche Hinderniſſe ihn dazu nöthigten. ad b. Daß Jeder auch außer dem Bezirk feines Domicils zum Landtagsdeputirten gewählt werden könne; welches mit 12 Stimmen gegen 7 angenommen wurde. ad C. Daß derjenige, welcher dreimal hintereinander ohne erhebliche Entſchuldigungs-Urſache weder in Perſon noch per Mandatarium in den Kreis- und Diſtricts-Verſammlungen erſcheine, von die⸗ ſen Verſammlungen zwei Jahre lang ausgeſchloſſen ſein ſolle. ad d. Daß ein in mehreren Kreiſen angeſeſſener Gutsbeſitzer in den Verſammlungen jedes dieſer Kreiſe erſcheinen könne. { ad e. Daß jeder ohne Rückſicht auf die Zahl feiner Güter in ein und demſelben Kreiſe nur eine Stimme haben könne; welchem jedoch Se. Durchlaucht der regierende Herr Fürſt von Anhalt-Pleß wi⸗ derſprach. - ad f. Daß der Präfident des Landtages nur aus der erſten Klaffe zu wählen fei. praes. ratif. et subscript. Während des Druckes vorſtehender Protocolle iſt Wuttke's neue Schrift „die ſchleſiſchen Stände,“ Leipzig 1847, erſchie⸗ nen, in welcher p. 105—8 diejenigen der Commiſſion vorgelegten Fragen, auf welche ſich die letzten Protocolle beziehen, auch in ihrer amtlichen Faſſung mitgetheilt ſind. Sie lauteten hiernach alſo: . IV. Von der Wahlform 13) Werden die Wahlen zum Landtage in den Kreisverſammlungen und Zuſammenkünf⸗ ten eines jeden Kreiſes ſtattfinden, oder mehrere Kreiſe zuſammentreten? Die Deputirten zum Ländtag auf ein oder mehrere Jahre? 14) Welches ſind die Eigenſchaften, welche bei dem Recht zum Landtag gewählt zu werden zu Grunde gelegt werden? 15) Soll das Recht, zu dem Kreistage gewählt zu werden, an eben dieſe Bedingungen geknüpft ſein? 16) Wie wird zu den Kreistagen gewählt, durch Wahlverſammlungen für eine jede Klaſſe in einem jeden Kreiſe? 17) Welche Eigenſchaft ſetzt das Recht zu wählen oder des Wahlers voraus, find dabei Alle, die zu einer Klaſſe gehören, zur Theilnahme berechtiget, wie weib⸗ liche, unmündige, Geſellſchaftsbeſitzer, Grundeigenthum in Concurs oder ſequeſtrirt und wo und in wie weit Vermögenheit? 18) Können alle Wähler auch gewählt werden? 19) Wie wird von den Städten zu den Kreistagen und 20) Wie zu den Land⸗ tagen gewählt, von der Geſammtheit der Bürgerfchaft, den Stadtverordneten oder dem Magiſtrate? 21) Wie von den Städten, welche gemeinſchaftliche Abgeordnete zu dem Landtage oder zu Kreistagen ſtellen? Soll in den Städten die Wahlfähigkeit an den Magiſtrat gebunden fein, oder kann aus der geſammten Bürgerſchaft gewählt werden? 22) In wie weit an den Grund⸗ beſitz)? 23) Iſt es nicht zu wünſchen, daß freiwillige Corporationen unter den Gewerbtreibenden wieder ſtattfinden, und um zur Bildung ſolcher Corporationen zu ermuntern, iſt es rathſam, ihnen bei den Wahlen beſondere Vorrechte zu verleihen? 24) Sind Wahlverſammlungen abgeſehen von Kreisverſammlungen oder zu den Wahlen für dieſe erforderlich, und in welcher Art werden fie geordnet und wer ernennt ihren Präſidenten oder Secretär? 25) Wie wird in den Wahl-, wie in den Kreis- und wie in den Landtagsverſammlungen geſtimmt, laut und öffentlich oder vermittelſt geheimer Zettel? — V. Berufung der Land- und Kreistage. 26) Kommen die Landſtände alle Jahre einmal zuſammen oder wird über die Zeit ihrer jedesmaligen Zuſammen⸗ kunft nichts Normales feſtgeſetzt? 27) Wird eine Stadt ein- für allemal zur Verſammlung der Stände beſtimmt oder hängt dieſe Beſtimmung jedesmal von den Umſtänden und dem Willen des Königs ab? 28) Was findet in beiderlei vorerwähnter Rüͤckſicht wegen der Kreistage ſtatt? — VI. Landtagsordnung. 29) Werden die Stände immer in pleno, in der Form einer einzigen, ungetheilten Verſammlung berathſchlagen und ſtimmen, oder nicht? 30) Wird feſtgeſetzt, daß die Stände ſich nach ihren Klaſſen trennen können und ein jeder Stand für ſich berathſchlagen kann? In welchen Fällen würde die itio in partes vorzubehalten ſein? 31) Wenn in pleno berathſchlagt wird, werden die Stimmen nach der Zahl der Klaſſen oder der Indivi⸗ duen gezählt? 32) Bekommen die Deputirten zum Landtag Diäten oder nicht, im erſteren Falle wie viel und 33) Woher? — VII. Ausſchüſſe. 34) Wird nach Trennung der Provinzialftände ein Ausſchuß derſelben zurückbleiben und permanent fein? 35) Im bejahenden Falle aus wie viel Perſonen und aus welchen ſtändiſchen Klaſſen? 36) Welches werden die Verrichtungen dieſes Ausſchuſſes fein und in welcher Form wird er verfahren? — VIII. Verhältniß des provinzialſtändiſchen Kör⸗ pers. 379 Wenn als verwaltende Behörden die Provinzialſtände Beſchlüſſe faſſen, welche die Sanction des Königs oder die Genehmigung der königlichen Behörden erhalten haben, wie ſchreiten ſie zur Ausführung? 38) In welchem Verhältniſſe werden die Provinzialſtände zu den Communen und zu den Kreisſtänden ſtehen? Können die erſteren den letzteren Befehle ertheilen? 39) Können die einzelnen Stände ihren Deputirten bindende Inſtructionen und Mandate geben? — l 1155 Bei den mir zugekommenen Abſchriften der Protocolle fehlen alle die Beilagen, auf welche ſich die erſtern hier und dort eziehen. 313 8 Bericht über die Vorträge in der pädagogiſchen Section im Jahre 1846. 1. Die Vorträge, welche im Laufe des Jahres 1846 in der pädagogiſchen Section gehalten wurden, begannen mit einer Mittheilung von „Zügen aus dem Leben und amtlichen Wirken eines ausgezeich⸗ neten Pädagogen, des Engländers Thomas Arnold, Directors der Schule zu Rugby und Lehrers der neuern Geſchichte an der Univerſität Oxford.“ Herr Rector und Profeſſor Dr. Reiche war auf denſelben durch eine Recenſion des engliſchen Werkes: „Leben und Briefwechſel Thomas Arnold's“ von Arthur Stanley aufmerkſam geworden, und theilte die von ihm geſammelten Notizen in einem Vortrage mit. Thomas Arnold ward am 13. Juni 1795 zu Weſt Cowes auf der Inſel Wigt geboren. Er beſuchte als achtjähriger Knabe die Schule, erhielt ſodann auf der Academie vorbereitenden Unterricht und bezog im Jahr 1811, alfo erſt 16 Jahr alt, die Univerfität Oxford, wo er zwar Theologie ſtudirte, aber die Vor⸗ liebe für Geſchichte und Geographie nicht aufgab. Im Jahre 1818 erhielt er eine Anſtellung als Erzieher und Lehrer in Laleham und wirkte hier 9 Jahre. Er pflegte dieſe Zeit als die vergnügteſte, unvergeßlichſte ſeines Lebens, als die Zeit der erſten Liebe zu ſeinem Herrn und Heiland, zu betrachten. Hier hatte er ſich durch feine Leiſtungen einen ſolchen Ruf erworben, daß er zum Director des unlängſt neuerrichte⸗ ten Gymnaſiums zu Rugby berufen wurde. Die Anſtalt krankte ſchon bald nach ihrem Entſtehen an man⸗ cherlei inneren und äußeren Gebrechen. A. griff das Werk muthig an und in 14 Jahren hatte er die Schule in jeder Hinſicht zu dem Anſehen einer Muſteranſtalt für das ganze Land erhoben. Man hatte erwartet, daß A. in Rugby die in allen Schulen Englands herkömmliche Abhängigkeit der jüngern Schüler von den älteren alsbald aufheben werde, weil dieſer Zuſtand unter manchen Umſtänden gefährlich werden könne. Er that dies aber nicht, weil nach feiner Meinung die Gewalt der ältern über die jüngern Zöglinge auch von mehrfach gu= ter, für das Leben anziehender Wirkung ſein könne, bemühte ſich aber unabläſſig und meiſt mit Erfolg, die ältern Schüler zu einer Geſinnung empor zu heben, in welcher ſie ihre Gewalt nicht mißbrauchten, und ließ in Fällen der Uebertretung der Befugniſſe die heilſamſte Strenge eintreten. Ungehorſame Schüler wurden ent⸗ fernt. — Arnold's meiſternder Blick war auch mit Milde und Ernſt zugleich auf die Lehrer ſeiner Anſtalt gerichtet. Er verſäumte keine Gelegenheit, ſeine Mitarbeiter am Geſchäft des Unterrichts um ſich zu verſam⸗ meln, welche durch natürliche Gabe, wie durch gründliche Bildung in ganz vorzüglichem Maße für dieſen Be⸗ ruf geeignet waren. Unter die Naturgaben, die ihm für den Beruf des Lehrers nothwendig und höchſt wün⸗ ſchenswerth erſchienen, zählte A. namentlich auch die Lebhaftigkeit des Geiſtes. „Der Mann,“ ſagte er, „deſſen ich zu dieſem Geſchäft bedarf, ſoll ein Chrift, fol von wahrhafter Bildung des Geiſtes und Herzens \ 40 — 314 fein, dabei lebendig, von geſundem Urtheil, mit der Natur des Kindes nicht unbekannt. Allerdings ſehe ich auch auf Gelehrſamkeit, weil ſelbſt die Anfangsgründe zu lehren, der am tauglichſten iſt, der das Fach ganz inne hat. Kann man aber nicht alles beiſammen haben, große Gelehrſamkeit einerſeits und andererſeits Liebe zur Sache und Lebhaftigkeit des Geiſtes, ſo ziehe ich die letzteren vor, weil erſtere viel leichter noch zu erwer— ben iſt, als dieſe.“ — Darin liegt wohl nicht der Grund allein, weshalb A. es als wünſchenswerth ausſprach, daß ein Schullehrer nicht länger als 14 bis 15 Jahre in ſeinem Geſchäfte bleibe, dann aber zu einem andern Amte, etwa des Pfarrgeiſtlichen, übertreten möchte, ſondern er hatte hierbei noch etwas Anderes, Höheres im Auge als die natürliche Munterkeit. Sowohl in geiſtiger als moraliſcher Hinſicht ſollte nach ſeiner Anſicht ein Lehrer und Erzieher beſtändig an ſich ſelbſt im Lernen und Fortſchreiten begriffen ſein. „Man iſt“ — ſchrieb er an einen Freund — „nur ſo lange fähig zu lehren, als man ſelbſt noch täglich lernt. Iſt der Geiſt einmal zum Stillſtand gekommen, ſo kann er einem andern keinen friſchen Trunk mehr geben; er ſchöpft aus einer Ciſterne, ſtatt aus einer Quelle.“ — Die Methode im Unterricht anbelangend, ſo ging Arnold, im Gegenſatz zu vielen damals laut werdenden Stimmen, von der Ueberzeugung aus, daß das Studium der Sprachen, namentlich des Griechiſchen und Lateiniſchen, für die Durchbildung des jugendlichen Geiſtes wie ge— ſchaffen ſei. Aber andrerſeits war er der erſte Engländer, welcher in einer öffentlichen Schule das Durchdrin— gen der Claſſiker von Seiten der Politik, Geſchichte und Philoſophie dem rein ſprachlichen Verfahren zur Seite ſtellte, und außer den lebenden Sprachen auch der neuern Geſchichte und den mathematiſchen Wiſſenſchaften ihren Platz im Lehrcurſus anwies. Vor Allem war er darauf bedacht, ſeine Schüler zu einer geiſtigen Selbſt⸗ thätigkeit zu erheben, wobei ſie mehr ſelbſt erwerben lernten, als ſie blos empfingen. „Ihr ſeid nicht hier, um zu lehren,“ ſagte er, „ſondern um zu lernen, wie man leſen ſoll, nicht ſowohl Kenntniſſe zu ſammeln, als der Mittel dazu mächtig zu werden.“ Von dieſem Geſichtspunkt ausgehend, pflegte er ſeinen Unterricht nicht nur in Vorträgen, fondern in der Form von Fragen zu ertheilen. „Das Fragen,“ ſagte er, „iſt nicht nur anregend und feſthaltend, ſondern es vertreibt auch, was ſonſt einen, der für ſich lieſt, gar leicht befällt, jene Trübung des Gedankens, in welcher man unbeſtimmte Ausdrücke für beſtimmte, einen unvollſtändigen Begriff für einen vollen hinnimmt, und ſo zwiſchen Kenntniß und Unkenntniß ſchwebend, ſich ſelbſt beſtändig täuſcht. — A. war auch ein Freund körperlicher Bewegungen der Schüler; er ſelbſt führte öfters die Knaben zur körperlichen Bewegung an, und hielt es für ein Unrecht, das dieſelben an ihrem Leibe begingen, wenn ſie die Freiſtunden, ſtatt ſich zu bewegen, mit Stillſitzen und Leſen zubrächten. Auch in der Lectüre der jungen Leute nahm er es genau; der gemeinen, ſogenannten unterhallenden Lectüre zeigte er ſich entſchieden abgeneigt. Es war ſeine innigſte Ueberzeugung, daß die Hauptaufgabe des Schulmannes, gleich des Pfarrers, in der Seelſorge beſtehe. Darauf waren alle feine Beſtrebungen gerichtet. — A. war ein großer Verehrer Nie— buhrs. Deſſen römiſche Geſchichte war das erſte deutſche Werk, welches er las. Gleiche Achtung hegte er gegen Bunſen, den Nachfolger Niebuhrs. „Er iſt,“ ſagte er, „ein Mann, in welchem ſich ein reicheres Maaß von Gaben und von der Gnade Gottes vereint findet, als in irgend einem Menſchen, den ich kennen gelernt habe.“ A. hatte ſein Amt in Rugby länger als 13 Jahr bekleidet, bis ihn 1841 der harte Schlag traf, daß am Orte ein ſchleichendes Fieber ausbrach, an dem ein Lehrer und 7 Zöglinge ſtarben, und daß A. einen andern Aufenthalt nehmen mußte. 1841 wurde Arnold die erledigte Profeſſur der neueren Geſchichte an der Univerfität zu Oxford angeboten. Inmitten der Studien raffte ihn am 12. Juni 1842 der Tod hin⸗ weg. Sechs Bände „Sermons,“ ſeine „Fragmente über Kirche und Staat,“ „die Geſchichte Roms“ in drei Bänden, und die „Einleitung in die neue Geſchichte,“ außer einer großen Menge von Abhandlungen, die entwe— der ſelbſtſtändig erſchienen oder ſich in Zeitſchriften zerſtreut finden, ſind Zeugen von ſeiner literariſchen Thätigkeit. 2. Aus dem zweiten Vortrage des Herrn Director Profeſſor Dr. Reiche über das Thema: „Hiſto— riſcher Nachweis, wie die Abhängigkeit der Schule von der Kirche ſich auf naturgemäße Weiſe entwickelt hat und die erſtere zu der letzteren in das Verhältniß einer Tochter zur Mutter getreten iſt,“ iſt dem Ref. vergönnt Folgendes mitzutheilen: Dadurch, daß das Chriſtenthum 315 oder das Gottesreich als Kirche in die Erſcheinung trat, wurde zugleich eine allgemeine Unterrichts an— ſtalt gegründet und eröffnet, welche die Entwickelung der höchſten geiſtigen Vermögen des Erkennens, der tief: ſten und edelſten Gefühle und der auf das Schöne, Gute und Heilige gerichteten Anlagen des Willens vermö— gens jedes Menſchen ohne Ausnahme zu ihrem Gegenſtande hatte. An die Stelle der Schulen heidniſcher Philoſophen trat nach und nach die Kirche. Unter den Schulen, in welche junge Männer für den Kirchen— dienſt, inſonderheit für das Lehramt, gebildet wurden, zeichnete ſich die von Alexandrien aus. Nachdem in ei— nem Zeitraum von nicht viertehalbhundert Jahren faſt die ganze Bevölkerung des römiſchen Staats chriſtlich geworden und durch die Einbrüche barbariſcher Horden in das römiſche Reich der Umſturz alles Beſtehenden erfolgt war, beſchwor Niemand als die Kirche den Sturm! ſie ſicherte den Beſitz deſſen, was man vor der erſten Wuth der Eroberer zu retten gewußt hatte, und verhinderte die Vermiſchung des heidni— ſchen Cultus, der in ſeiner ſittlichen Entartung gleichen Schritt mit der ſinkenden Moralität überhaupt gehal— ten hatte, mit dem Heidenthum der Germanen. Die Beamteten, welche an der Spitze der Kirche ſtanden, waren die einzigen Inhaber wiſſenſchaftlicher Kenntniſſe und der literariſchen Fertigkeiten. Es gelang in nicht gar langer Zeit, die Geſammtheit der barbariſchen Maſſe zu einer chriſtlichen zu machen, wobei das Bei⸗ ſpiel der Fürſten auf ihre eignen Untergebenen wirkte. Das Bedürfniß, ſich zu verſtändigen, nöthigte jedes der beiden Völker, ſich der Sprache des andern einigermaßen zu bemächtigen. Man war darauf bedacht, diejenige Sprache, in welcher der ganze Schatz des früher erlangten wiſſenſchaftlichen Beſitzthums — in Originalien oder Ueberſetzungen — niedergelegt war, wenn auch nur in einem, doch zahlreichen und hochgeſtellten Stande von Beamteten zu erhalten. Die Kirche erwarb ſich dieſes Verdienſt, indem ſie nicht umhin konnte, dadurch der Verwirrung der Volksſprache ein Ende zu machen, daß ſie die alte römiſche oder lateiniſche Sprache zur gottesdienſtlichen und dadurch gewiſſermaßen zu einer heiligen erhob. Sie hütete den Elementar-Codex der chriſtlichen Bildung, die heilige Schrift. Leſen einzelner Abſchnitte und Erklären derſelben, öffentliches Ge⸗ bet und Geſang war die Aufgabe, welche ihre Beamteten faſt täglich zu löſen hatten, und dieſer Aufgabe konnte nicht genügt werden, ohne daß ein Unterricht im Leſen, Schreiben und Singen ertheilt wurde, der auch auf Knaben zarteren Alters ausgedehnt werden mußte, weil man früh anfing, ſie nicht allein für den Geſang, ſondern auch für das Vorleſen in der Kirche anzustellen. Selbſt die Entſtehung des Mönchthums mußte der wiſſenſchaftlichen Cultur dienſtbar werden. Dem Fleiße der Mönche verdanken wir allein, was von Schriftwerken des Alterthums erhalten worden iſt. Es wurden die Kloſterſchulen errichtet, welche je— doch zuvörderſt nur auf Bildung ihrer Zöglinge für das Mönchsleben und den Kirchendienſt berechnet wa⸗ ren. Reichere Klöſter legten auf Veranlaſſung beſondere Schulen für ſogenannte Extraneer an, d. h. für Zöglinge, die ſich der Kirche nicht widmen wollten. Späterhin entwickelten ſich die Kathedral- oder Dom— ſchulen. Entſcheidend wurden die für dieſe und für den auch auf die Volksjugend auszudehnenden Unterricht durchgreifenden Anordnungen Karls des Großen. Auf ſeinen Befehl vom Jahre 787 müſſen zuvörderſt an den Kathedral-Kirchen und in allen Stiftern und Klöſtern Schulen angelegt werden, um darin Lehrer für das Chriſtenthum zu bilden. Eine zweite Verfügung vom Jahre 789 aber machte es den Biſchöfen und Aebten zur Pflicht, auch ſolche Schulen zu errichten, in denen man Kinder jeden Standes Unterricht im Leſen, Schreiben, Rechnen und Singen geben, auch fie die Pſalmen auswendig lernen laſſen follte, und wenn Karl ein neues Bisthum oder Stift gründete, fo war die Anlage einer Schule unerläßliche Bedin- gung. Sänger wurden aus Rom verſchrieben. Bald wurde der Geſang Hauptgegenſtand des Schulunter⸗ richts. Dem Biſchof ſtand die Aufſicht über die Schüler feiner Diözeſe zu. Von den Canonici's, d. b. den Geiſtlichen der Kathedrale, bekleidete einer die Würde eines Scholaſticus, d. h. Schulmeiſters, ein anderer die eines Kantors, d. h. Sängers. Nicht ſelten waren beide Aemter in einer Perſon vereinigt. Ein Scholaſticus konnte zum Biſchof erhoben werden, ehe es Gewohnheit geworden war, dieſe Würde nur Adeligen zu verleihen, die oft zur Führung ihrer Geſchäfte zu unwiſſend waren und dieſelben deshalb Vica⸗ rien überließen, welche mit einem geringen Lohne abgefunden wurden. Die Kloſterzucht gerieth in Verfall. 40 * 316 In der Vermehrung der Feſte und des gottesdienftlichen Ceremoniells, nebſt einer Unzahl einträglicher Meſſen fanden ſie einen ſcheinbaren Grund, die Schule zu vernachläßigen. Mit der Entwickelung eines größe⸗ ren Verkehrs, gewerblichen Lebens und Wohlſtandes der Städte entſtand das Bedürfniß einer größeren Schul: bildung. Das Verlangen nach Pfarrſchulen ward allgemeiner. Hierbei konnte man die Hülfe der Geifts lichkeit nicht entbehren, die unter andern im Beſitz der Schreib kunſt war. Die entſtandenen Domini⸗ kaner und Franziskaner nahmen ſich des Schulunterrichts mit beſonderem Eifer an und errichteten Schu⸗ len nicht allein in Klöſtern für die Zöglinge ihrer Orden, ſondern auch außerhalb derſelben für andere Schüler, oder lieferten die Lehrer für die Stadtſchulen. Doch auch die Kirche fand bei den neu entſtandenen Paro⸗ chial- oder Pfarrſchulen ihre Rechnung, denn ſie bezog aus dieſen Schulen Männer für den Kirchendienſt, an denen es mangelte. Die Bildung eines ſolchen Weltgeiſtlichen war nur gering. Reich begabte, von Wiſſensdurſt ergriffene Männer Italiens wurden auf die Schätze aufmerkſam, welche in Kloſter- und Kirchen: bibliotheken des Abendlandes aus den gebildetſten Zeiten des römiſchen Alterthums geborgen waren, bei deren Kenntnißnahme ihnen nicht anders zu Muthe war, als wenn ſie aus der Sahara in ein Paradies verſetzt worden wären. Durch die vor dem Halbmonde aus dem europäiſchen Morgenlande nach Italien geflüchteten Griechen thaten ſich neue geiſtige Quellen auf und erzeugten in Italien ein nie dageweſenes reges wiſſen⸗ ſchaftliches Leben. Der lebhafte Verkehr Italiens mit den übrigen Staaten des weſtlichen Europa führte die wiſſenſchaftliche Aufregung bald über die Alpen. Sofort ſtrömte man nach Italien, dort Unterricht zu ſuchen, und Deutſchland erwarb ſich durch die bekannte große Erfindung ſeines Landsmannes das Verdienſt, die ge— lehrten Hülfsmittel auch in die Hände geiſtreicher, wißbegieriger Armuth zu bringen. Schnell breitete ſich in dieſem Lande die neue Richtung faſt allgemein aus. Die Herſtellung einer reinen Latinität erſtrebte man hier. Allein, wie man kein einzelnes Glied eines Schlafenden erwecken kann, ohne deſſen Glieder insgeſammt und den ganzen Menſchen wach zu machen, ſo vermag auch kein einzelnes wiſſenſchaftliches Gebiet erhellt zu werden, ohne daß es auch in allen übrigen zu tagen anfange. Die wiſſenſchaftlichen Beſtrebungen fingen an, eine überaus feindſelige Richtung gegen das Chriſtenthum zu nehmen. Satire und Spott waren die Waffen, deren man ſich gegen daſſelbe bediente, und leider bot es in ſeiner kirchlichen Entartung nur allzu reichlichen Stoff dazu dar. Da trat in einem ernſten deutſchen Heros ein rettender Genius auf, der die Verwandtſchaft darthat, in welchem das reine Chriſtenthum mit der Wiſſenſchaft, dem Aufſchwunge derſelben und einem freien Vernunftgebrauche ſtehe, ja wie daſſelbe gleichſam der Mittelpunkt alles Wiſſens und die allgemeine Unterrichts- und Erziehungsanſtalt für alle Menſchen ohne Unterſchied ſei. Und welches war das Mittel, wodurch die Wirkſamkeit dieſes Mannes fo entſcheidend und um ſich greifend wurde? Kein an— deres als die heilige Schrift. Durch die Ueberſetzung ins Deutſche, die ein Meiſterſtück der Sprache ſeiner Zeit war, eröffnete er Jedermann den Zugang zu derſelben. Es zeigte ſich ein allgemeines, großes Intereſſe für die heilige Schrift, ja es war nicht anders, als ob der Herr der Kirche leibhaftig wieder erſtanden wäre. Der Aufruf des Reformators an die Rathsherrn aller Städte Deutſchlands, daß ſie chriſtliche Schulen auf— richten und halten ſollten, war nicht vergeblich. Die erſte ſächſiſche Kirchenviſitation im Jahre 1527 machte den Anfang, auch das Landvolk mit den Segnungen eines chriſtlichen Schulunterrichts zu beglücken. — Herr Rector Profeſſor Dr. Reiche führte als Thatſache an, daß früher und noch vor kaum 50 Jahren alle Lehrer der allgemeinen Bildungsanſtalten, mit Ausſchluß der Univerſität, Theologen waren, und hob aus feinem Vortrage folgende Sätze hervor: 1) Die chriſtliche Kirche hat dem Gräuel der Verwüſtung, welcher in der Völkerwanderung alles, was früher für die Bildung und Erhebung der menſchlichen Geſellſchaft geſchehen war, zu vernichten drohte, allein nur kräftigen Einhalt gethan; 2) ſie hat Samen und Keime zur Wiederer⸗ weckung eines höhern geiſtigen Lebens in heiligem Gewahrſam gehalten und iſt nebſt den in ihrem Schooße ins Daſein getretenen Inſtituten, den Klöſtern und Stiften, die Rettungsanſtalt des unſchätzbaren Nachlaſſes des klaſſiſchen Alterthums geworden. 3) Sie hat theils unmittelbar, theils durch die erwähnten Inſtitute die Schulen wieder ins Leben gerufen, ſie allein mit Lehrern verſorgt, ſo wie hiſtoriſch nachgewieſen werden könnte, 317 daß fie auch auf Gründung und Einrichtung der Univerfitäten einen weſentlichen Einfluß gehabt habe. 4) Die in dem Schooße der Kirche und in ihrem wahren Intereſſe entſtandenen reformatoriſchen Bewegungen ſind die Urſache des Aufſchwunges des Schulweſens geworden, und die erkannten Forderungen des Chriſtenthums haben die erſte und größeſte Veranlaſſung zur Begründung des Volksſchulweſens und zur Anlage von Schulen auf dem Lande gegeben. — Demnach hat ſich die Abhängigkeit der Schule von der Kirche auf naturgemäße Weiſe entwickelt, die Kirche kann mit Recht für die Mutter der Schule angeſehen werden, und nur grobe hi— ſtoriſche Unwiſſenheit vermag die Aufſicht, welche ſie ſich bisher beſonders über das Volksſchulweſen zugeeignet hat, eine Anmaßung zu nennen.“ Der Secretair der Section theilte hier noch eine Ab handlung über denſelben Gegenſtand mit, die von dem Superintendenten Zarnack verfaßt iſt und ſich im dritten Heft des brandenb. Schulblattes, 1846, be— findet. In demſelben wird in höchſt anſprechender Weiſe und Unparteilichkeit auseinandergeſetzt, daß die Wolks— ſchule ein Recht zur Erringung der Selbſtſtändigkeit habe, daß ſie ſich aber jetzt noch auf einem Stand— punkt befinde, der es den Geiſtlichen möglich mache, die Aufſicht über dieſelbe zu führen. 3. Aus dem umfangreichen Vortrage des Herrn Stadtraths, Oberſt-Lieutenant v. Hülſen: „Ueber die Mittel zur Erziehung des Volks für die ſittliche Freiheit,“ mit - dem Motto: „Das Herz des Brotherrn, das Aſyl ſeines Dieners,“ liefern wir nur ein Referat über den vierten Theil der Abhandlung, welcher die in den vorangegangenen drei Theilen aufgeſtellte Theorie an einem Beiſpiele aus dem Leben dar— thut. Der Vortragende erwähnte zunächſt, daß die Breslauer Zeitung in Nr. 292 vom 13. December 1845 von einem Herrn v. Winkler erzählt, derſelbe habe einen verwüſteten, verödeten Landſtrich Oberſchleſiens in eine blühende gewerbfleißige Gegend umzuwandeln verſtanden und dabei das Wohl der arbeitenden Klaſſen mit in den Kreis ſeiner induſtriellen Beſtrebungen gezogen. Hierauf berichtete er von einem Gutsherrn in Oſt— preußen, der 1825 ſeinen großen Güter-Complexus von 14 Ortſchaften mit mehr als 2000 Bewohnern aus der Subhaſtation übernommen hatte. Güter von einem anfänglichen Brutto-Ertrage von 9000 Thaler hatten ſich durch die Thätigkeit jenes Beſitzers ſchon nach 15 Jahren zu dem von 28000 Thlr. emporgeſchwun⸗ gen, und dürfte ſich derſelbe jetzt wohl auf 30000 Thir. belaufen. Häuſer, Verzäunungen, Gehöfte, Gärten, Wege und Brücken, ſo wie die Kleidung, die Haltung, der freie, offne Anſtand der Bewohner und die große Ehrfurcht derſelben gegen dem Gutsherrn machen den beſten Eindruck auf jeden unparteiiſchen Beobachter. Aus dem Munde des dortigen Superintendenten erfuhr Herr Oberſt-Lieutenant v. H., daß bereits ſeit 15 Jah— ren kein Criminalfall in der Gemeinde vorgekommen ſei. Der Gutsherr hatte bald nach der Uebernahme der Güter ſämmtliche Branntweinbrennereien abgeſchafft und ließ dafür wohlſchmeckendes, nahrhaftes und wohl— feiles Bier brauen und von ſeinen Pächtern in Schankſtätten gegen Baarzahlung verkaufen. Mit jeder Fa⸗ milie der Ortsbewohner war der Gutsherr in freundlichen Verkehr getreten, für Jedermann zeigte er Bereit willigkeit zu Rath, Belehrung und Hülfe. Um ſeinem, die Sitten veredelnden Streben einen ſichern Erfolg und eine ewige Dauer zu geben, ſetzte er in jedem Orte einen Familienrath zuſammen, der aus jungen und alten Mitgliedern der Gemeinde beſteht und von dem Gemeinde-Vorſtande geleitet wird. Ueberall eröff⸗ nete er den Familienrath in Gegenwart des Geiſtlichen und des Schullehrers perſönlich, und ſetzte den Mit: gliedern derſelben den Zweck dieſer Einrichtung auseinander, der darin beſtehe, alle Gemeindeglieder für das Wohl des Nächſten zu intereſſiren. Der ſittliche Einfluß der Wirkſamkeit dieſes Familienrathes trat alsbald und je länger je mehr hervor. Es entwickelte ſich überall ein herrlicher Gemeinſinn und eine einflußreiche Ge⸗ ſinnungstüchtigkeit. Mit den Schullehrern ſtand er im lebendigen Verkehr. Er unterhielt ſich mit denſelben oft und gern über Gegenſtände, die in das Bereich des Schulamtes ſchlagen, und gab den Lehrern Andeu— tungen, wie fie an den verſchiedenen Unterrichtsgegenſtänden die Bildung des Geiſtes, Gemüthes und Charak⸗ ters erzielen können. Er beſuchte die Schule oft und unangemeldet, prüfte die Geiſtesthätigkeit und Geſin⸗ nung der Kinder, lobte und tadelte in ſeiner ſtets eindringlichen und beſſernden Weiſe und ſchärfte durch ſeine 318 derartigen Kenntnißnahmen die Aufmerkſamkeit des Familienraths auf die in der Schule vorgefundenen und gerügten Mängel. Am Weihnachtsabende ſah und ſieht man von allen Seiten Schlitten mit Kindern bepackt nach dem Schloſſe eilen, wo der ehrenwerthe Patriarch mit ſeiner Frau und ſeinen Töchtern die Schaar der Kleinen im hellerleuchteten Saal empfängt und ein jedes Kind beſchenkt. Dieſes Kinderfeſt in der Art ge⸗ feiert, hat große fittliche Erfolge bei Jung und Alt gehabt. Von Volksfeſten und Volksluſtbarkeiten iſt jener Gutsherr ein großer Freund. Er erblickt darin ein vorzügliches Mittel zur Sitten-Cultur. Der Menſch, ſagt er, muß ſich ſeines Lebens freuen, um die trüben Tage, Mühen und Sorgen wieder vergeſſen zu können, und es iſt ſündhaft, dunkler, unklarer Gedanken wegen, dem Volk die Feſtesfreude entziehen zu wollen. Die jährlichen Erntefeſte verherrlicht der Gutsherr durch ſeine Gegenwart. Kranke werden von ſeiner Gemahlin und feinen Töchtern durch Medicin, Scharpie, Wäſche und gute Suppen unterſtützt. 12 bis 14 jährigen Mädchen wird auf dem Schloſſe Unterricht im Stricken, Nähen, Schneidern ertheilt. Zu den größten Feſten des Ortes gehört der 19. Februar, der Geburtstag des Gutsherrn, an welchem Tage ſich Morgens die Ge⸗ meinde auf dem Schloßhofe einfindet und von ihr das Lied: „Nun danket alle Gott“ in erhebender Weiſe angeſtimmt wird. Bei dieſer Gelegenheit zeigt es ſich, daß das Wort: „das Herz des Brotherrn, das Aſyl feines Dieners“ eine Wahrheit iſt. 4. Der Vortrag des Secretairs der Section, Seminar-Oberlehrers Scholz, betreffend die „Nach: richt von einer im Jahre 1809 geführten Seminar-Streitigkeit,“ eignet ſich nicht zu einer aus⸗ zugsweiſen Mittheilung in dieſem Jahresbericht. Da der Verf. ſeine Arbeit in der „Schleſiſchen Schullehrer— Zeitung“ vollſtändig abdrucken laſſen will, ſo möge hier nur ein Referat Platz finden. „Die Lehrer an Volksſchulen und die jüngſten Glieder dieſes Standes, die Seminar-Zög⸗ linge, find feit langer Zeit ein Gegenſtand beſonderer Aufmerkſamkeit. In der Zopfzeit, wegen ihres pedan— tiſchen Weſens der Satyre und dem Spott ausgeſetzt, klagte man ſie ſpäter eines Geiſtes an, der ſich mit ihrer Stellung und ihrem Berufe nicht vertrage, und glaubte die Urſachen der Erſcheinungen in der Lehrerwelt in der „Seminarbildung“ ſuchen zu müſſen. Schon vor der Umgeſtaltung der Schullehrer-Bildungsanſtalten, welche im Jahre 1812 erfolgte, wurden in öffentlichen Blättern unfreundliche Stimmen über den Geiſt der aus den Seminaren hervorgegangenen Lehrer laut. Ein Geiſtlicher ließ nämlich im Juni⸗Stück des Schleſ. Provinzialblattes im Jahre 1809 eine Abhandlung in Briefform: „über einige Hinderniffe, welche dem Gedei— hen unſerer Landſchulen im Wege ſtehen,“ abdrucken, worin er ſich über die geringen Leiſtungen der Schüler und den niedrigen Standpunkt der Schulen ſehr bitter äußert, und an die Spitze der Hinderniſſe in dem Ge: deihen der Schulbildung den Schullehrer ſtellte, denen er Mangel an Methode, Ueberſchätzung ihrer Bil dung und Leiſtungen, Unzugänglichkeit der Belehrungen von Seiten der Pfarrer, Beſchäftigung mit Nebendin— gen (Liſtemachen, Lieferungsrechnungen, Currendenſchreiben u. ſ. w.) zum Vorwurf machte. „Dazu kommt,“ ſagt er, „daß viele alt und dabei auch ſo ſchlecht ſalarirt ſind, daß man froh ſein muß, wenn ſich nur noch Jemand findet, der um den erbärmlichen Lohn Schule hält, ſo elend er es auch thut.“ Jene Beſchuldigun⸗ gen blieben jedoch nicht ohne Einwürfe und Widerlegung. Paſtor Klein in Domslau, damals ein Veteran, trat zuerſt dagegen öffentlich auf, ſtimmte zwar auch in die Klagen über die Schulen und über das hochmü⸗ thige, dünkelvolle Weſen der Lehrer ein, vertheidigte aber die „Schulhalter-Seminare,“ die nicht Schuld ſeien, daß die „Herren Seminariſten einem großen Theile nach ſich klüger dünken, als alle Pfarrer, und jede Zu: rechtweiſung gewaltig übel nehmen“; der „Zeitgeiſt“ ſei es vielmehr, der die Seminariſten verderbe. Und wenn viele Lehrer in der Methode nicht genügend bewandert find, fo hat dieſen Mangel ebenfalls nicht das „Seminar“ zu vertreten, ſondern die „kurze Zeit“ ihres Aufenthalts in demſelben iſt Urſache hievon. Hiebei wird dem ſeligen Dr. Gerhard eine Lobrede gehalten, und zuletzt getadelt, daß man „öffentliche Anſtalten zum gemeinen Beſten laut tadelt.“ — Dieſe Erwiderung genügte jedoch dem damaligen Schulen- und Seminar: Inſpector Daniel Krüger nicht. Er ließ eine Abhandlung: „über die heutige Bildung der künftigen Lehrer 319 in Elementarſchulen, inſofern dieſe von Seminaren abhängt“ ins Provinzialblatt aufnehmen. Den „practifchen Uebungen“ im proteſtantiſchen Seminar ließ er Gerechtigkeit widerfahren, vorzüglich aber der Fertigkeit im Katechiſiren, feste die ganze Seminar- Thätigkeit und den Seminar-Einfluß ins rechte Licht und bewies überzeugend, daß das Seminar den Dünkel der Seminariſten nicht nähre und pflege. Er ſagt geradezu, daß der angeklagte Widerſpruchsgeiſt nicht ſelten von den „Herren Reviſoren“ hervorgerufen werde. Eben fo kräftig ſpricht ſich D. Krüger gegen die Beſchuldigung aus, daß Breslau den jungen Leuten zu viel Gele— genheit zu Genüſſen gebe, deren Entbehrung fpäter Unzufriedenheit mit ihrer Lage erzeuge. Zur Befriedigung der Genußſucht fehlt faſt allen Seminariſten die Hauptſache, nämlich Geld; auch läßt ihnen das Seminar dazu keine Zeit. Bei der Kürze des Lehrkurſus muß das Seminar mit der Zeit äußerſt haushälteriſch um: gehen. „Uebrigens ſei keine Regel ohne Ausnahme.“ — Auch der damalige Inſpector des evangeliſchen Schul— lehrer-Seminars, der noch lebende, greife Conſiſtorialrath Paſtor Fiſcher trat mit einer Abweiſung jener An— klagen in die Schranken, und ſprach ſeinen Schmerz über die Beſchuldigungen aus. Die Lehrer ſelbſt haben ſich dabei paſſiv verhalten. Der Secretair verglich nun die damaligen Seminar :Zuftinde mit den unſerer Zeit, erinnerte an die kri⸗ tiſchen Ereigniſſe, welche das Seminar von 1809 bis 1846 erlebt hat, z. B. an die Turner- und Demago⸗ gen⸗Zeit, und ſchloß mit den Worten von v. Kronegk: f „Die Zeiten ändern ſich, doch gleichen ſie ſich immer; Es war auf unſerer Welt nie beſſer und nie ſchlimmer.“ 5. Der Vortrag des Herrn Seminarlehrer Löſchke befaßte ſich mit der Lehre vom „Rechnen auf der Linie“ nach dem alten Rechenmeiſter Adam Riſe. Einige Nachrichten über dieſen in feiner Zeit be rühmten Mann hatte Herr L. mühſam zuſammengebracht. Riſe wurde wahrſcheinlich 1492 geboren. Wie er erzogen worden, iſt unbekannt. Er lebte zu Annaberg, hatte drei Söhne, Abraham, Iſaak und Jakob mit Namen. Sein erſtes Rechenbuch erſchien im Jahre 1518, in welchem er ſein eigenthümliches Rechenverfah— ren niederlegte. Herr L. veranſchaulichte daſſelbe, indem er eine Mappe in Folio vorlegte, die mit einer An— zahl horizontaler Linien in ſolcher Entfernung von einander bezogen war, daß zwiſchen je zwei Linien noch Raum für eine Reihe Rechenpfennige war. Soll das Rechnen nicht über Millionen hinausgehen, fo reis chen acht Linien hin. Vier Rechenpfennige auf der unterſten Linie liegend bedeuten nicht mehr und nicht weniger als vierz ein Rechenpfennig in dem Spatium zwiſchen der erſten und zweiten Linie bedeutet fünf. Wollte Riſe 6 anlegen, ſo kam ein Pfennig über die erſte und einer auf die erſte Linie. Wie 7, 5 und 9 anzulegen iſt, ergiebt ſich hieraus von ſelbſ. Ein Pfennig auf die zweite Linie (von unten) bedeutet zehn, die Linie ſelbſt heißt die Zehner-Linie. 20, 30, 40 werden durch 2, 3, 4 Pfennige auf der Linie der Zehner, 50 durch einen über dieſe Linie gelegten Pfennig bezeichnet. Daß die dritte Linie die der Hunderte, die vierte die der Tauſende, die fünfte die der Zehntauſende iſt, darf wohl nur bemerkt werden. — Eigen— thümlich iſt's, daß das höchſte Zahlenmaaß der damaligen Zeit nur Tauſend war. Das Wort „Millionen“ war ſämmtlichen Rechenmeiſtern jener Zeit unbekannt. Nach Tauſenden mußten nun alle Zahlen, und waren ſie noch ſo groß, gemeſſen und benannt werden. Das Numeriren großer Zahlen war folgendermaßen ange— than: Man theilte die Zahlen ab, zählte von der Rechten zur Linken: 1, 2, 3 und machte über die nächſte Zahl einen ſtarken Punkt; von dieſer Zahl an zählt man wieder, bei der punktirten anfangend: 1, 2, 3 und machte über die folgende gleichfalls einen Punkt und fo fort, bis die Zahlenreihe zu Ende war, Nun wurde geleſen: z. B. N 6432798642102791527462 6 Tauſend Tauſend Tauſend Tauſend Tauſend Tauſend mal Tauſend, 432 Tauſend Tauſend Tauſend Tau⸗ ſend Tauſend Tauſend mal Tauſend, 798 Tauſend Tauſend Tauſend Tauſend mal Tauſend, 642 Tauſend Tauſend Tauſend mal Tauſend, 102 Tauſend Tauſend mal Tauſend, 791 Tauſend mal Tauſend, 527 Tau⸗ 320 ſend und 462. — Herr L. führte noch aus jeder der vier Species eine bis zwei Aufgaben vor, und es ſchien, als hätte er ſich recht wacker eingeriſet. Am ſchwierigſten iſt das Multipliciren und Dividiren nach Adam Riſe. So intereſſant die Sache auch war, ſo viel Vergnügen die Kenntniß derſelben auch den Anweſenden machte; ſo war man doch in der Meinung einig, daß auch im Rechnen große Fortſchritte gemacht worden ſeien, und daß Lehrer und Schüler Urſache haben, Gott zu danken, von dem alten Adam Riſe erlöſt zu fein. Hier gilt alſo das Sprichwort nicht: „Die Alten find gut zu behalten.“ 6. Den letzten Vortrag im Jahre hielt Herr Lehrer Un verricht über die „Taktſchreibemethode.“ Herr U. leitete ſeine Aufgabe durch Mittheilungen über das Weſen der „amerikaniſchen Schreibmethode,“ wie dieſelbe von Carſtair, und in unſerm Vaterlande und in unſerer Stadt von Madame Jaffé gelehrt und geübt wird. Es wurde das Gute dieſer Methode anerkannt, aber auch getadelt, daß Madam Jaffé ihren Unterricht keinem Lehrer zugänglich macht, was ſchon Veranlaſſung gegeben hat, ſie zu täuſchen. Manches dieſer Schreibmethode iſt ſchon in die Seminarien und in die Volksſchulen übergegangen. Es hat ſich heraus⸗ geſtellt, daß wir auch in dieſem Unterrichtszweige noch nicht ausgelernt haben. Wie viel ſich darüber ſagen läßt, zeigt die Literatur über den Schreibunterricht, die in der neueſten Zeit ſehr angewachſen iſt. Außer Nä⸗ delin hat Zſchille ein umfaſſendes Werk darüber geſchrieben, das von einer außerordentlichen Liebe zur Sache und von einem achtungswerthen gründlichen Fleiße Zeugniß giebt. Das Buch wurde von Herrn U. vorgelegt. — Was aber die „Taktſchreibemethode“ ſelbſt betrifft, fo liefert ihre Aufnahme und lebhafte Bes ſprechung den Beweis, daß eine gute Sache nicht untergeht, wenn fie auch anfänglich nicht Gegenſtand be— ſonderer Beachtung und der Aufmerkſamkeit geweſen iſt. Schon vor 30 Jahren lehrte man die Anfänge des Schreibens nach dem Takte, indem man beim Buchſtabenbilden zählte, und die Zeit, in welcher ein Buch⸗ ſtabe fertig ſein mußte, durch Zählen beſtimmte. Man ſprach lange nicht von der Anwendung dieſes Mittels. Einzelne Lehrer erprobten daſſelbe anhaltend, bildeten es zu einer Methode aus und prieſen die Vortheile derſelben an, welche ſie beim Unterrichte der Maſſen gewähre, z. B. größere Aufmerkſamkeit, Beſtimmtheit, Ruhe u. ſ. w. Auch Herr U. hat an der Ausbildung, d. h. Praktiſchmachung dieſer Methode längere Zeit gearbeitet und ſeine Anſichten und Erfahrungen bereits in einem Programm durch den Druck mitgetheilt. Er ließ es ſich angelegen ſein, die Literatur über dieſen Gegenſtand kennen zu lernen, und ſtellte die verſchiedenen Arten der Taktſchreibemethode zuſammen. Die Mittheilung derſelben war jedem der Anweſenden willkommen und rief eine lebhafte Discuſſion hervor, wobei ſich aber auch herausſtellte, daß mehrere der hieſigen Lehrer ſchon erfolgreiche Verſuche in der Anwendung dieſer Methode gemacht. Ueber die zweckmäßigſte Weiſe, das Zählen beim Schreiben anzuwenden, gingen die Anſichten und Forderungen ſehr auseinander, indem einzelne nur bis zwei, andere aber ſo weit zählten, als der Buchſtabe, die Sylbe, das Wort Theile habe. So viel iſt gewiß, daß durch die Methode in unſern Schulen beſſere Leiſtungen erzielt werden können, als ohne Anwen⸗ dung derſelben, daß ſie aber auch noch der Ausbildung bedürftig iſt. Chr. G. Scholz. Reſultate von der Section für die Sudetenkunde im Jahre 1844 veranlaßten meteorologiſchen Beobachtungen hypſometriſchen und klimatologiſchen Zwecken. o Berichtigungen. S. 16 3. 2 v. u.: unter % (Be bo) ftatt 388.613 fol ſtehen 328. 613. „ 25 noch unter der unterften Zeile: halbheiter unter Görlitz und trübe unter Forſt gehört in die unterſte Zeile Abds. 6 Uhr. 1. Station Ratibor. 4 M. 48 S, öſtlich, 0e 45,5 ſüdlich von Breslau. Beobachter: Oberlehrer Fülle. Summen der auf 0 c:. reducirten Barometerſtände, und der Temperatur-Beobachtungen der freien Luft im Schatten, nach den täglich dreimaligen Beobachtungen um 7 U. Morgens, 12 U. Mittags und 9 U. Abends. —— | 1844 Anzahl der Beobachtungen Summen der Barometerſtände Summen der Thermometerſtände | e Monat au. 12 u. | 9 u. Sunn Tu. | 12 u. 9 u. Summa 7 U. 12 u. 9 u. Summa Januar 25 25 28 81 731.00 812.00) 765.84 2308. 84 — 124.3 — 0.3 — 86.0 — 210.3 Februar 23 25 24 72 606.28 672.25 653.76 1932.29 101.7 +7 44.7 93.9 — 150.9 März 26 30 30 86 733.20 845.40 862.80 2441.40 — 48.0 136.2 — 5.4 + 82.8 April 28 30 27 8 889.56 941.40] 853.20| 2684.16|+ 105.5 365.9|+ 129.9 601.3 Mai 29 27 29 85 850.28 782.73 840.71| 2473.72 264.2 409.4 289.7 963.3 Juni 28 28 27 83 826.84 817.60 792.99 2437.43 311.3 559.2 310.30 1180.8 Juli 0 0 0 0 Auguſt 27 29 23 77 776.79 767.34] 655.04| 2199.17 286.5 472.0 248.2 1006.7 September 30 29 26 85 941.40 910.89| 803.14| 2655.43 275.9 487.6 261.10 1024.6 October 31 29 26 86 909.23 851.44 750.36 2511.03 192.5 383.9 175.2 751.6 November 30 30 26 86 901.80 905.70] 789.62] 2597.12, 82.9 214.6 + 91.8 + 389.3 December. 31 27 25 83 1043.77 905.31 837.00) 2786.08 — 189.4|+ 9.2 — 145.3 — 325.5 Jahres⸗S. 308 310 291 909 9210.15 9212.06 8604. 46 27026.67] 1055.7 3082.4 1175.6 5313.7 Gleichzeitige Gegenbeobachtungen auf der Sternwarte zu Breslau. 58 M. 48 S. öſtlich von Paris, unter 519 7/ nördl. Breite und 453.62 Par. Fuß über dem Spiegel der Oſtſee. un Barometerſtände Thermometerſtände 1 — — — 1 8 Summen zu Breslau Mittel Summen zu Breslau Mittel Monat BE u Er 15 7 U. | 12 u. | 9 Uu. | Summa i Breslau | Ratibor 7 u. | 12 u. J A | Summa | Breslau Ratibor Januar 790.34 878.57 868.63 2537.54] 31.328 28.504 — 73.7 — 33.6 — 62.9 — 170.2— 2.10 — 2.70 Februar . 643.53 707.46 692.38 2043.37] 28.380 26.837 61.2 — 7.5 — 38.9 — 107.6 — 1.49 — 2.10 März 787.60 911.99 915.00 2614.59 30.402 28.388 — 19.6 7E 51.9 + 7.7 40.0 0.47)+ 0.96 April .... 953.34 1022.51 916.45 2892.30] 34.027) 31.578 +7 100.5 252.9 168.3 521.7 6.14 7.07 Mai 923.11 856.89 914.01 2694.01] 31.694) 29.103 268.6 340.5 314.9 924.0 10.87 11.33 Juni.. 883.02] 881.79 848.81 2613.62] 31.489 29.366 322.9 419.5 355.7 1098.1 13.23 14.23 uli Auguft... 825.44 851.70 709.51) 2386.65] 30.995] 28.561 301.1 358.3 229.1 888.5 11.54 13.07 September] 990.81 962.39 858.61 2811.81] 33.0800 31.240 289.2 383.6 284.3 962.1 11.32 12.05 October .. 967.20 908.96) 804.78 2680.94] 31.174) 29.198 202.1 281.7 195.6 679.4 7.90 8.74 November 958.38 963.41 836.77 2758.56] 32.076 30. 199 f 91.6 7 135.3 . 90.27 317.1|+ 3.69 + 4.53 December. | 1100.96) 971.02] 896.49 2968.47] 30.765 33.566 165.9 106.6 124.1 396.65— 4.30 — 3.92 Jahres⸗S. 9823.73 9916.69 9261.44 29001. 86] 31.905] 29.732] 1255.6 2081.0 1419.9 4756.5 . 5.23 5.88 Mittel um u: 5 = 5 31.888] 29.903 3 5 5 N 4.08 3.43 — 8 12 u. © 2 31.989| 29.716 3 8 8 8 6.71 9.94 — 5 9 u. 5 31.826 29.571 . 9 2 2 + 4.88 + 4.04 Bezeich ... - : DK B bo 2 I 2 B L 1 — ——————— 1 2 2. Station Kreuzburg. 4 M. 40 S. öſtlich, 0e 8“ ſüdlich von Breslau, 143.46 Par. Fuß höher. Beobachter: Rathsherr Lehmann d. ä. Summen der auf OR. reducirten Barometerſtände und den Temperatur-Beobachtungen der freien Luft im Schatten, nach den täglich dreimaligen Beobachtungen um 6 U. Morgens, 2 U. Nachmittags und 10 U. Abends. 18⁴⁴ Anzahl der Beobachtungen Summen der Barometerſtände Summen der Thermometerſtände Monat 6 u. 2 u. | 10 u. Summa| 6u. | 2 u. | 10 u. Summa| 6u. | 2 u. | 10 u. Summa | Januar 31 31 31 93 899.46 905.76] 892.18] 2697.40 — 93.3 — 40.6 — 81.0 — 214.9 Februar. 20 20 29 87 772.65 771.40 776.04| 2320.09 953— 41 78.6|— 178.0 März 31 31 31 93 875.72 886.23] 884.15 2646.00 — 41.1 . 64.0 — 17.7 + 5.2 April 30 30 30 90 959.16 955.65 954.03 2868.84 89.6 270.1 / 147.1] 506.8 Mai 31 31 31 93 914.53] 915.18] 914.06] 2743.77 273.2 426.4 304.3 1003.9 Jun: 30 30 30 90 889.380 884.85] 884.19 2658.42 325.7 487.1 344.1 1156.9 Juli. 31 31 31 93 883.36 884.81 883.64 2651.51] 331.7 448.7 341.6 1122.0 Auguſt 31 31 31 93 883.51] 887.87 887.87 2659.25 321-5 470.7 338.3| 1130.5 September 30 30 30 90 929.95] 931.96] 929.29 2791.20 263.8 430.3 295.8 989.9 October 31 31 31 93 895.14] 899.19 896.42 2690.75 199.8 312.1 215.1 727.0 November 30 30 30 90 893.18 898.93] 899.47 2691.58 85.5 + 146.1|+ 94.8 +½ 326.4 December. 31 31 31 93 1035.28 1034.83 1034.61) 3104.72 — 149.2 — 67.5 — 135.2 — 351.9 Jahres⸗S. 366 366 366 1098 10831. 22 10856. 66 10835. 95 32523.83 1511.9 2943.3] 1768.6] 6223.8 Gleichzeitige Gegenbeobachtungen auf der Sternwarte zu Breslau. 58 M. 48 S. öſtlich von Paris, unter 519 7° nördl. Breite und 453.62 Par. Fuß über dem Spiegel der Oſtſee. Barometerſtände Thermometerſtände 1844 5 8 Summen zu Breslau Mittel Summen zu Breslau Mittel SDOnGE, ie Some ea a > y , Tu 58 6 u. | 2 u. | 10 u. | Summa | Breslau | Kreuzb. 6 u. 2 U. | 10 u. Summa Breslau Kreuzb. Januar .. 964.97] 961.28 959.85 2886.50] 31.035) 29.004] — 79.6 — 23.6 — 65.8 — 169.0] — 1.82 — 2.31 Februar . 825.85] 825.54 834.71 2486.10 28.576 26.668 92.9 — 15.9 — 56.7 — 165.5— 1.90 — 2.05 März... 937.88] 945.84 951.51 2835.23] 30.490 28.452 — 27.6|+ 63.7 + 2.9 + 39.0)+ 0.42 + 0.06 April .... 1022.06] 1017.78 1021.92 3061.86] 34.019 31.8767 110.6 282.1 174.6 567.3 6.30 5.63 Mai 981.79 979.44 980.56 2941.79] 31.632) 29.503 263.5 421.8 323.8 1009.1 10.85 10.79 Juni 947.43 942.21 945.87 2835.51] 31.505 29.538 319.4 483.1 371.5 1174.0 13.04 12.85 Il 946.82 945.96 948.04 2840.82] 30.546 28.514 329.2 437.7 363.6 1130.5 12 15 12.06 Auguft... | 941.88] 944.72 948.38] 2834.98] 30.485 28.594 330.4 460.1 353.4 1143.9 12.30 12.16 September | 992.46) 991.59| 994.74 2978.79] 33.098] 31.013 269.2 427.7 321.0 1017.9 11.33 11.00 October . 964.61) 967.20) 968.07 2899.88] 31.181 28.933 195.7 312.0 223.5 731.2 7.86 7.82 November 957.18 963.30 967.77 2888.25 32.092 29.906 / 82.87 144.8 + 100.1 7 327.7 + 3.64 + 3.63 December. 1100.68 1097.37 1101.96 3300.01] 35.484 33.384] 163.3 + 80.4 — 134.6 — 378.3— 4.07 — 3.78 Jahres⸗S. 11583. 6111582. 63 11623. 38 34789. 62] 31.685 29.621] 1537.4 2913.1 1977.3 6427.8 + 3.86 +7 5.67 Mittel um] 6 u. 8 31.649 29.593 Y = 8 8 4. — A ıu. 5 8 31.646 29.663 8 5 8 4 7 — . x 10 u. 8 31.758 29.606 1 5 8 . + 5.40 + 4. 83 Bezeichn. 8 85 8 2 Bo bo 8 8 L 3 3. Station Oppeln. 3 M. 39 S. öſtlich, 0e 305 ſüdlich von Breslau, 10.56 Par. Fuß höher. Beobachter: Apotheker Koch. Summen der auf OO R. reducirten Barometerſtände und der Temperatur⸗Beobachtangen der freien Luft im Schatten, nach den täglich dreimaligen Beobachtungen um 6 U. Morgens, 12 U. Mittags und 9 U. Abends. —— 1844 Anzahl der Beobachtungen Summen der Barometerſtände | Summen der Thermometerſtände Monat 6 u. 12 u. | 9 u. Summa 6 u. 12 u. 9 u. | Summa 6 u. 12 u. | 9 u. Summa Januar 31 31 31 93 979.60] 975.57 978.67 2933.84— 127.3 — 43.5 — 91.2 — 262.0 Februar 29 29 29 87 834.04 828.53 837.52 2500.09 132.5 — 27.6 — 82.5 — 242.6 März 31 31 31 93 940.85 940.54 938.99 2820.38J— 41.4 7 119.6 + 13.8 + 92.0 April 30 30 30 90 1014.60 1011.30| 1015.20 3041.10|+ 94.0 343.8 171.4) 609.2 Mai 31 31 31 93 973.40 965.96] 967.20 2906.56| 263.3 170.2 308.8] 742.3 Juni 30 30 28 88 951.90 952.80 887.60 2792.30 383.4 600.3 383.7 1367.4 Juli 31 31 31 93 944.88 945.19 946.74 2836.81 331.2 451.3 352.5 1135.0 Auguſt 31 31 31 93 944.26 940.54 944.26 2529.06 332.0 544.3 404.3 1280.6 September 30 30 30 90 993.60] 989.70] 990.30 2973.60 258.4 487.6 350.8 1096.7 October 31 31 31 93 957.90] 961.00] 959.45 2878.35 190.1 310.7 224.6 725.4 November 30 30 30 90 965.10 964.20 966.60 2895.90 71.1 174.3 7 102.37 347.7 December. 31 31 31 93 1105.46 1097.71 1102.05 3305.22 — 186.8 — 82.1 — 136.2 — 405.1 Jahres⸗S. 366 366 364 1096 |11605.59)11573.04/11534.58|34713.21|+1435.4)| 3048.9 2002.3 6486.6 Gleichzeitige Gegenbeobachtungen auf der Sternwarte zu Breslau. 58 M. 48 S. öſtlich von Paris, unter 51“ 7° nördl. Breite und 453.62 Par. Fuß über dem Spiegel der Oſtſee. Barometerſtände Thermometerſtände = Summen zu Breslau Mittel Summen zu Breslau Mittel 5 6 Uu. 12 u. 9 u. | Summa Breslau | Oppeln 6 u. | 12 u. 9 u. Summa | Breslau | Oppeln Januar 964.97] 967.78 959.72 2892.48] 31.102 31.547 — 79.6 — 55.6 — 62.9 — 176.14— 1.89 — 2.82 Februar 825.85 826.83 832.58 2485.26] 28.566 28.737 92.9 — 20.8. — 56.8 — 170.5— 1.96 — 2.79 März 937.88 947.72 951.53 2837.13] 30.507 30.327— 27.6 + 49.5 8.3 +7 30.2]+ 0.32 + 0.99 April.. . 1022.06 1022.51 1021.89 3066.46] 34.072 33.790 + 110.6 252.9 187.5 551.0 6.12 6.77 Mai 981.79 984.39 978.42 2944.60] 31.662 31.260 263.5 400.9 338.4 1002.8 10.78 7.98 Juni 947.43 948.19 883.08 2778.70] 31.576 31.731 319.4 451.1 372.0 1142.5 12.98 15.54 | SIEH... 946.82 947.03 947.09| 2840.94] 30.548 30.503 329.2 418.0 373.2 1120.4 12.05 12.20 Auguſt ... 941.88 949.30 949.36 2840.54] 30.543 30.420 330.4 443.6 367.8 1141.8 12.28 13.77 September] 992.46 998.42 995.56 2986.44] 33.183 33.004 269.2 400.8 326.8 996.8 11.07 12.18 October .. 964.61 972.46 967.65 2904.72] 31.233 30.950 195.7 1.3 231.2 728.2 7.83 7.80 November 957.18 963.41 965.53 2886.12] 32.068 32.177|+ 82.8 + 135.3 +½ 106.27 324.3|+ 3.60 — 3.86 | December. | 1100.68 1102.71| 1101.71 3305.10] 35.488 35.540 — 163.3 — 105.7 — 135.6 — 404.6|— 4.35 — 4.36 Jahres⸗S. en 61/11630.75|11554.12)34768.48] 31.723 31.673] 1537.4| 2693.3 2056.1 ee sI+ 5.747 5.92 | Mittel um 6 u : 31.649 31.710 > 2 a 4.20 3.93 & 12 u. 8 2 31.778 31.620 2 8 5 x 7.36 8.33 — ß 9 Uu. 8 31.742 31.688 2 8 2 8 + 5.65 — 3.50 Bezeichn. - 5 8 2 B⁰ b° 8 3 - L 1 4 1 Station Leobſchütz. 3 M. 9 S. öſtlich, 0e 55° ſüdlich von Breslau, 577.73 Par. Fuß höher. Beobachter: Profeſſor Schramm Summen der auf 0% R. reducirten Barometerſtände und der Temperatur⸗Beobachtungen der freien Luft im Schatten, nach den täglich dreimaligen Beobachtungen nm 6 U. Morgens, 2 U. Nachmittags und 9 U. Abends. 181 Anzahl der Beobachtungen Summen der Barometerſtände Summen der Thermometerſtände Monat 6 u. 2 u. | 9 u. | Summa| 61. 2 u. 9 cn. | Summa 6 u. 2 u. | 9 u. Summa Januar 31 31 31 93 738.73 730.05 729.74 2198.52 — 131.0 — 46.5 — 92.8 — 270.3 Februar 29 39 29 87 622.34 602.62 636.84 1861.80] 106.1 — 11.9)— 93.5 — 21.5 März 31 31 31 93 714.86 710.52] 735.94 2161.32— 20.67 109.3 5.3 94.0 April .... 30 30 30 90 752.70 774.30 750.60 2277.60 + 108.9 284.4 183.4 576.7 Mai 31 31 31 93 720.75 719.20 719.82 2159.77] 246.10 396.2 305.0. 947.3 Juni 30 30 30 90 702.60] 697.50] 704. 10 2104.20 301.3 498.8 392.5 1192.6 Jul 31 31 31 93 691.61) 691.92 696.88 2080.41 320.3 446.0 359.60. 1125.9 Auguſt 31 31 31 93 684.910 686.03 699.45 2070.39 294.7 481.9 364.6 1141.2 September 13 13 12 38 321.17] 321.06| 298.68 940.91 94.6 1356.2] 107.5 358.3 October 31 31 31 93 704.47 704.96] 709.65 2119.08 178.5 305.4 233.5. 717.4 November 30 30 30 90 699.780 709.35 716.37 2125.50/+ 61.4 7 154.4 / 100.0|+ 315.8) December. 31 31 31 93 834.67 828.66] 838.26 2501.59 — 188.1 — 89.8 — 157.4 — 435. 3) Jahres⸗S. 349 349 348 1046 8188.59 8176.17| 8236.33 24601.09] 1160.0 2684.4 1707.7| 5552 1 Gleichzeitige Gegenbeobachtungen auf der Sternwarte zu Breslau. 58 M. 48 ©. öſtlich von Paris, unter 519 7° nördl. Breite und 453.62 Par. Fuß über dem Spiegel der Oſtſee. Barometerſtände Thermometerſtände 1844 ; ET FREENET | TERRA TEEN 2 Summen zu Breslau Mittel Summen zu Breslau Mittel a 154000 6 U. m 2 U. | 9 u. | Summa | Breslau Leobſchlg 6 U. | 2 U. 9 u. Summa | Breslau 1 Januar 964.97 961.68] 959.72 2886.37] 31.036] 23.640 — 79.6 — 23.6 — 62.9 — 166.1— 1.79 — 2.91 Februar 825.85 825.54 832.58 2483.97] 28.551] 21.400 92.9 — 15.9 — 56.8 — 165.6 — 1.89 — 2.43 März... 937.88] 945.84 951.53 2835.25] 30.487] 23.2400 — 27.6 . 63.7 E 8.3 + 44.41+ 0.48 + 1.01 April .... 1022.06 1017.78 1021.89 3061.73] 34.019“ 25.307 110.6 282.1 187.5 580.2 6.45 6.400 Mai 981.79 979.44 978.42 2939.65] 31.609] 23.223 263.5 421.8 338.4 1023.7 11.01 10.19 Juni 947.43 942.21 946.11 2835.75 31.508] 23.380 319.4 483.1 392.60 1195.1 13.28 13,25 Jul? 946. 82 945.96 947.09 2839.87] 30.536 22.370 329.2 437.7 373.2 1140.1 12.26 12.11 Auguſt 941.88 944.72 949.36 2835.96] 30.494 22.262 330.4 460.1 367.81 1158.3 12.45 12.27 September | 433.85 436.06] 403.94 1273.85] 33.522 24.761 116.4 164.8 111.6 392.8 10.344 9.43 October 964.610 967.20 967.65 2899.46] 31.177 22.786 195.7 312.0 231.2 738.9 7.95 7.71 November 957.18 963.30 965.53 2886.01] 32.067 23.617 + 82.8 / 144.8 106.2 +½ 333.8[+ 3.71 7 3.51 December. | 1100.68 1097.37 1101.71 3299.76] 35.481 26.899 163.3 — 80.4 — 135.6 — 379.3 — 4.08 — 4.68 Jahres⸗S. 11025. 00 11027. 10 11025. 5333077. 63] 31.623 23.519] 1384.60 2650.2 1861.5 5896.3 5.64 + 5.31ʃ Mittel um 6 u. 6 N 3 31.590 23.463 8 N 8 1 3.97 3.32 — N 2 U. a 2 31.596 23.427 2 N 4 A 7.59 7.69 — : b 9 u. 8 31.681 23.667 2 8 2 8 + 5.35 + 4.91 Bezeichn. 8 5 . ; B bo 5 : 5 L 1 h U} 1 | 1 || \ U } il ) 5 5. Station Löwen. 1 M. 13 S. öſtlich, 0 25° ſüdlich von Breslau, 143.46 Par. Fuß höher. Beobachter: Apotheker Büttner. Summen der auf 00 R. reducirten Barometerſtände und der Temperatur⸗Beobachtungen der freien Luft im Schatten, nach den täglich dreimaligen Beobachtungen um 6 U. Morgens, 2 U. Nachmittags und 10 U. Abends. 1811 Anzahl der Beobachtungen Summen der Barometerſtände Summen der Thermometerſtände Monat 6 u. | 2 u. | 10 u. Summa 6 u. | 2 u. | 10 u. Summa| 6u. 2u. 10 u. Summa | Sanuar Februar März April Mai Zuni: Suli 21 22 22 65 642.47 673.26 674.10| 1989.83] + 225.2 / 326.3) + 254.4|+ 805.9 Auguft... 31 31 31 93 935.77 935.92 941.02| 2812.71] 326.1] 488.7 354.2 1169.0 September 30 30 30 90 979.950 979.46 981.29] 2940. 70 265.8 443.2 308.5] 1017.5 October 31 31 31 93 945.63 946.41 948.89 2840.93] 205.60 331.9 230.0 767.5 November 30 30 30 90 942.40 945.24 948.05] 2835.69 . 97.9 / 169.5 / 112.5 + 379.4 December. 31 31 31 93 1084.75 1081.45 1083.06) 3254.26 — 173.7 — 61.7 — 141.0 — 376.4 Jahres⸗S. 174 175 175 924 5530.97| 5561.74 5581.41|16674.12 946.9| 1697.9| 1118.6| 3763.4 Gleichzeitige Gegenbeobachtungen auf der Sternwarte zu Breslau. 58 M. 48 S. öſtlich von Paris, unter 519 7° nördl. Breite und 453.62 Par. Fuß über dem Spiegel der Oſtſee. 822 Barometerſtände Thermometerſtände .. ——ĩͤj— Summen zu Breslau 5 Mittel 9 Summen zu Breslau Mittel Monat „ ß. .. . T:... TREE 6 U. | 2 u. | 10 u. Summa | Breslau | Löwen [6 u. 2 u. 10 u. Summa | Breslau | Löwen Januar Februar März April Mai Junz J 647.97 682.15 679.79 2009.91] 30.922 30.613 + 225.1 + 316.7 + 260.57 802.3 + 12.34 . 12.39 Auguft...| 941.83) 944.72 948.38 2834.98] 30.485 30.2444 330.44 460.10 353.4 1143.9] 12.30 12.57 September | 902.46 991.50 994.74 2978.79 33.008 32.675] 269.2) 427.7 321.0 1017.9] 11.33 11.30 October . 964.610 967.20] 968.07 2899.88] 31.181 30.547 195.7 312.0 223.5 729.5 7.86 8.25 November [957.18 963.30) 967.77 2888.25] 32.092 31.568|+ 82.8 + 144.8 100.1)+ 327.7|+ 3.64|+ 4.22 December. | 1100.68 1097.37] 1101.96 3300.01] 35.484 34.992 — 163.3 — 80.4 — 134.6 — 378.3 — 4.07 — 4.05 Jahres⸗S. 5604.78 5646.33 5660.71 1691182] 32.275 31.8210 / 939.9 1580.9 1123.9 3646.7 + 6.96 +7 7.11 Mittel um 6 u. 5 : R 32.211 31.787 \ 5 5 5 5.40 5.44 = 0 2 u. 8 5 32.265 31.781 5 A 2 N 9.03 9.70 = . ® 10 u. f 32.347| 31.894 5 5 5 : I+ 6.42 / 6.49 Bezeichn. 8 : 8 { B° bo E - Ä i L 1 ——— — . ꝙͤvbn..—. èͤ ̃ꝗ— — — — — 6. Station Neiſſe. 1 M. 12 S. öſtlich, 0e 38.5 ſüdlich von Breslau, 114,25 Par. Fuß höher. Beobachter: Director Petzeld. Summen der auf 0% R. reducirten Barometerſtände, und der Temperatur-Beobachtungen der freien Luft im Schatten, nach den täglich dreimaligen Beobachtungen um 6 U. Morgens, 2 U. Nachmittags und 10 U. Abends. 1844 Anzahl der Beobachtungen Summen der Barometerſtände Summen der Thermometerſtände | Monat 6 u. 2 u. 10 u. Summa 6 u. n. | 10 u. Summa | 61. | Dh. 10 u. Summa Januar 31 31 31 93 916.91 918.25) 918.66] 2753.82— 70.5 — 14.3 — 47.0 — 131.8 Februar 29 29 29 87 784.85 780.39| 783.64| 2348.88 — 66.5 11.5 — 40.0 — 95.0 März 31 31 31 93 884. 80 896.55] 898.79 2680.14 4.0 82.0 + 32.0 +½ 118.0 April 30 30 30 90 972.75 970.44 974.34 2917.53 113.5 292.5 171.5 577.5 Sale. cn 31 31 31 93 926.28] 922.03] 923.30 2771.61 251.7 395.2 310.0 956.9 Juni 30 30 30 90 914.28 899.24 902.49| 2716.01] 307.2] 476.5 378.0 1161.7 Juli. 31 31 31 93 899.15 896.21 895.43 2690.79 331.1] 438.6 373.5 1143.2 Auguſt 31 31 31 93 893.08 S92.79| 897.98 2683.51 323.5 464.7 381.0 1169.2 September 30 30 30 90 951.99] 942.27 943.14 2837.40 279.5 422.4 324.9 1026.8 October . 31 31 31 93 908.42] 906.78] 907.18 2722.38 234.5 347.6 275.1 857.2 November 30 30 30 90 893.18 906.22 905.93] 2705.33 / 131.5 197.5 / 148.5 4 477.5 December. 31 31 31 93 1035.32 1035.02| 1036.96) 3107.30 — 165.8|— 52.0 — 117.0| 334.8 Jahres⸗S. 366 366 366 1098 10981.01 10966. 19 10978. 84 32935.04] 1673.7] 3062.2 2190.5 6926.4 Gleichzeitige Gegenbeobachtungen auf der Sternwarte zu Breslau. 58 M. 48 S. öſtlich von Paris, unter 519 7° nördl. Breite und 453.62 Par. Fuß über dem Spiegel der Sſtſee. » Barometerftände Thermometerſtände 18 44 —!ñxß16⸗c⁶6⁶' ! mAiᷣ ⁊⁰b —ꝓęéä .ü• Summen zu Breslau „Mittel Summen zu Breslau Mittel Monat * 6 U. | 2 u. | 10 u. Summa | Breslau | Neiſſe 6 U. | 2 U. A 10 u. | Summa | Breslau | Neiſſe rr. —-—— — — — Januar 964.97 961.68 959.85 2886.50 31.038] 29.611 — 79.6 — 23.6 — 65.8 — 169.0— 1.82 — 1.4 Februar . 825.85 825.54] 834.71 2486. 10] 28.576] 26.999 92.9 — 15.9 — 56.7 — 165.5 — 1.90 — 1.0 März 937.88 945.84 951.51 2835.23] 30.490] 28.819 — 27.6+ 63.7 2.9 7 25.57 0.27 / 1.2 April .... 1022.96 1017.78 1021.92 3061.76] 34.019 32.417 110.6 282.1 74.6 567.3 6.30 6.4 Mar. .... 981.79) 979.44 980.56 2941.79 31.632 29.802 263.5 421.8 323.8 1009.1 10.85 10.29 Jun 947.43 942.21 945.87 2835.51] 31.505] 30.178 319.4 483.1 371.5 1174.0 13.04 12.91 Jun 946.82 945.96 948.04 2840.82] 30.546] 28.933 329.2 437.7 363.60 1130.5 12.15 12.29 Auguſt . 941.88] 944.72 948.38 2834.98] 30.485 28.860 330.4 460.1 353.4 1143.9 12.30 12.57 September] 992.46 991.59] 994.74 2978.79 33.098 31.527 269.2 427.7 321.0] 1017.9 11.33 11.41 October . 964.610 967.20 968.07] 2899.88] 31.181] 29.273 195.7 312.0 223.5 731.2 7.86 9.22 November 957.18] 963.30] 997.77 2888.25] 32.092) 30.0605-+ 82.8 + 144.8 + 100.1 + 327.7|+ 3.64 5.30 December. | 1100.68] 1097.37 1101.96 3300.00] 35.484 33.412 163.3 80.4 134.6 378.1— 4.07 — 3.6 Jahres⸗S. 115836111582. 63 11623. 3834789. 62] 31.685] 29.996] 1523.9 2913.1 1977.3 6414.3 + 5,84 . 6.3 Mittel um] 6 u. 0 8 5 31.649 30.003 . Bl 5 N 4.16 4.6 — 2 2 u. 8 0 31.646] 29.962 5 5 8 8 7.96 8.3 — 5 A 10 u. . 31.758 30.021 2 2 . 5 + 5.40 + 5.98 Bezeichn. 8 5 5 : B bo 8 ; 5 ; L 1 n 2882185 7 7. Station Habelſchwerdt. 1 M. 25 ©. weſtlich, 0e 50° ſüdlich von Breslau, 666.56 Par. Fuß höher. Beobachter: Rector Marſchner Summen der auf 0e R. reducirten Barometerſtände und der Temperatur-Beobachtungen der freien Luft im Schatten, nach den täglich dreimaligen Beobachtungen um 7 U. Morgens, 3 U. Nachmittags und 9 U. Abends. 18⁴⁴ Anzahl der Beobachtungen Summen der Barometerſtände | Summen der Thermometerſtände Monat 7 u. 3 u. 9 u. Summa] 7 u. | 3 u. 9 u. | Summa| 7u. 3 u. 9 u. | Summa Januar Februar März April Mai Juni Sul Auguſt September a October 24 24 24 72 545.76| 542.16] 549.84| 1637.76 + 130.2|+ 198.4|+ 145.1 ½ 473.7 November 29 28 27 84 668. 160 655.20] 617.76 1941.12 77.4 7 115.27 80.80 + 273.4 December. 31 27 28 86 806.00] 707.67] 738.08] 2251.75 — 207.8 — 107.6|— 171.7|— 487.1 Jahres⸗S. 84 79 79 242 2019.92 1905.03| 1905.68| 5830. 63l— 0.2|-+ 206.0 + 54.2 260.0 Gleichzeitige Gegenbeobachtungen auf der Sternwarte zu Breslau. 58 M. 48 S. öſtlich von Paris, unter 519 7° nördl. Breite und 453.62 Par. Fuß über dem Spiegel der Oſtſee. Barometerſtände Thermometerſtände 1844 EZ : 5 77 30 Summen | Breslau Mittel Summen zu Breslau Mittel sims | 3 U. 9 u. | Summa | Breslau | Habelfh. |. 7 u. li 3 U. 9 u. | Summa | Breslau Sobel. Januar Februar .. März April Mai Juni | Juli Auguſt September October. 749.88] 750.92 754.17] 2254.97] 31.319 22.747 7 150.3 ½ 233.2 7 176.8 + 560.3 + 7.77 + 6.58 November 922.61] 901.67 858.50 2682.78] 31.938] 23.107|+ 87.614 126.2 f 90.014 303.8 + 3.627 3.26 December. | 1100.96 963.27 1003. 84 3068.07] 35.675 26. 1830 — 165.9 — 83.3 — 129.5 — 378.7|— 4.40 — 5.66 Jahres⸗S. 2773.45 2615.86) 2616.51 8005.82 33.082 24.0930 . 72.0 276.1 137.3|-+ 455.4]+ 2.00 1.07 Mittel um 7 U. : 8 : 33.017 24.047 2 8 : 0.86)— 0.02 — g 2 u. 5 ; 33.112) 24.114 3 5 \ 8 3.50 + 2.61 — 8 5 9 u. N 33.120] 24.112 R 5 | 0 + 1.74 + 0.70 Bezeichn. 5 0 5 5 B bo L 1 8 S. Station Glatz. 1 M. 44 S. weſtlich, 0% Al’ ſüdlich von Breslau, 504.00 Par. Fuß höher. Beobachter: Profeſſor Schimmel. Summen der auf 0% R. reducirten Barometerſtände und der Temperatur⸗Beobachtangen der freien Luft im Schatten, nach den täglich dreimaligen Beobachtungen um 7 U. Morgens, 2 U. Nachmittags und 9 U. Abends. 1844 Anzahl der Beobachtungen Summen der Barometerſtände Summen der Thermometerſtände Monat 7 U. 2 u. | 9 u. Summa] 7U. | 2 Uu. | 9 Uu. | Summa 7 u. | 2 u. | 9 u. Summa Januar 31 31 31 93 769. 79 762.55 762.13 2294.47 a 4\— 39.7|— 104.9|— 284.0 Februar 29 29 29 87 639.04] 631.410 640.99 1911.44 8.2 +7 7.1 86.1 — 177.2 März 31 31 31 93 729.74 728.84] 737.61 2196.19 — 25 0 84.3. — 6.5 + 51.8 April 30 30 30 90 824.73] 816.84 822.09] 2463.66 + 99.6 299.0 + 156.0 554.6 Mai 31 31 31 93 776.55 769.73) 771.59 2317.87 252.2 399.9 280.8 932.9 Juni 30 30 30 90 758.31) 753.90 754.20] 2266.41] 314.7 482.4 327.3 1124.4 Juli 31 31 31 93 748.03 747.72 751.44 2247.19 332.0 456.9 336.6] 1125.5 Auguſt 31 31 31 93 750.51 745.86 752.99] 2249.36 2323.9 465.3 334.2 1123.4 September 28 20 20 83 733.60 680.42 762.99] 2177.01] 238.2 372.4 283.4 894.0 October 31¹ 26 31 88 751.75 627.90 753.58 2133.23 187.1 261.4 216.3 664.8 November 30 30 30 90 750.00 750.51) 754.38] 2254.89 f 88.10 / 155.4 7 103.5 + 347. 5 December. 31 31 31 93 872.280 867.69] 873.58 2613.55 — 198.7 — 69.1 — 161.3 — 429.1 Jahres⸗S. 364 357 365 1086 9104. 330 8883.37 9137.57 2712527 1373.5 2875.3 1679.3] 5928.1 Gleichzeitige Gegenbeobachtungen auf der Sternwarte zu Breslau. 58 M. 48 S. öſtlich von Paris, unter 519 7° nördl. Breite und 453.62 Par. Fuß über dem Spiegel der Oſtſee. Barometerſtände Thermometerſtände Summen zu Breslau Mittel Summen zu Breslau Mittel n 7 u. | 2 U. | 9 u. Summa Breslau] Glatz 7 U. | 2 U. 9 u. Summa | Breslau | Glatz Januar .. 966.14 961.68] 959.72 2887.54] 31.049 24.672 — 81.2 — 23.6 — 62.9. — 167.7 — 1.80 — 3.05 Februar. 826.99] 825.43 832.58 2485.00 28.563 21.971 93.5 — 15.9 — 56.8 — 166.2— 1.91 — 2.04 März... 940.48 945.84 951.53 2837.85] 30.514 23.615 — 18.3 63.7 + 8.3 53.7 + 0.58 0.50 April .... 1023.06 1017.78 1021.89 3062.73] 34.030 27.374 / 126.8 282.1] 187.5 596.4 6.63 6.16 Mai 983.57 979.44 978.42 2941.43] 31.628 24.923] 283.0 421.80 338.4 1043.2 11.22 10.03 Suni .... | 947.64| 942.21) 946.110 2835.96] 31.511 25.182 352.8 483.1 392.6) 1228.5 13.65 12.49 Deos 952.78 945.96 947.09 2845.83] 30.600 24.163] 349.5 437.7) 373.2 1160.4] 12.48 12.10 Auguft... 942.24 944.72 949.360 2836.32] 30.498 24.187 350.1 460.1 367.8 1178.0 12.67 12.08 September | 919.11 857.99 959.37 2736.47] 32.969] 26.253 273.4 375.7 316.9 966.0] 11.64] 10.77 October... | 967.20 808.02 967.65 2742.87] 31.168 24.355 202.1 260.7 231.2 694.0 7.88 7.55 November 958.38 963.30 965.53 2887.21] 32.080] 25.054 f 91.60 / 144.8 + 106.2 + 342.614 3.810 3.85 December. 1100.06] 1097.37 1101.71 3300.04] 35.484 28.102 — 165.9 — 80.4.— 135.6 — 381.9 — 4.11 — 4.61 Jahres⸗S. 11528. 55 11289. 74 11580. 96 34399. 25] 31.675] 24.977] 1670.4 2809.8 2000.8 6547.0[+ 6.03 . 5.46 Mittel um 7 u. 5 0 0 31.672] 25.012 5 0 > B 4.59 3.77 — 0 2 u. 6 31.624] 24.884 5 0 : . 7.87 8.05 — E 5 9 u. > 31.728 25.034 . 0 2 - + 5.66 7 4.60 Bezeichn. : 2 © 8 Be b° 3 B B . L 1 | e 9. Station Liegnitz. 3 M. 30 S. weſtlich, 0e 6“ nördlich von Breslau, 102.95 Par. Fuß niedriger. Beobachter: Profeſſor Keil. Summen der auf 0e R. reducirten Barometerſtände und der Temperatur⸗Beobachtungen der freien Luft im Schatten, nach den täglich dreimaligen Beobachtungen um 6 U. Morgens, 2 U. Nachmittags und 10 U. Abends. S ——— , m‚ F § --- PTTTT———B . ——— ͤ—————— W —Q—B—MAO— . — 18⁴⁴ Anzahl der Beobachtungen Summen der Barometerſtände | Summen der Thermometerſtände Summa Monat 6 u. 2 u. | 10 u. Summa | 6u. 2 u. 10 u. Summa 6 u. 2 u. | 10 u, 200 a nn dd ³⁰ A ne Auguft... 31 30 30 91 1002.54 970.50 972.60] 2945.64 + 345.5 / 464.3 + 351. September 30 24 29 83 1046.70 842.16 1013.55 2902.41 7 275.5 359.5 / 31 November N December. 31 29 31 91 1146. 78 1083. 44 1152.08] 3382.30 — 151.8 — 67.9 — 122.4 — 342.7 Jahres⸗S. 92 83 90 265 [ 3196.02 2896.10 3138.23 9230.35 ½ 469.2 / 755.9|+ 541.5 41766. 6 Gleichzeitige Gegenbeobachtungen auf der Sternwarte zu Breslau. 58 M. 48 S. öſtlich von Paris, unter 519 7° nördl. Breite und 453.62 Par. Fuß über dem Spiegel der Oſtſee. \ Barometerſtände Thermometerſtände Summen zu Breslau Mittel Summen zu Breslau Mittel 6 U. | 2 U. | 10 u, | Summa | Breslau Liegnitz 6 u. | 2 U. 10 u. | Summa | Breslau | Liegnitz 1344 Monat Auguft... 941.88 915.02] 917.59] 2774.49| 30.489 32.370|-+ 33 September] 992.46 798.29 963.65| 2754.40] 33.185 35.5714 269. October .. November December. | 1100.68] 1039.27 1101.96 3241.91] 35.625 37.1680 — 163.3 — 83.2. — 134.6) — 381.1 4.19 — 3.76 Jahres⸗S. 0 1 2752.58 2983. 20 8770.80] 33.097 34.831 / 436.3 720.8] 514.6) 1671.7|+ 6.310 + 6.67 Mittel um 32.989 34.761 8 4.74 5.10 — | 2 U. 8 5 33.164 38.893 \ \ 5 5 8.69 9.11 — 6 x 10 u. \ 33.146| 34.869 : I 3 5 + 5.72 + 6.00 Bezeichn. 8 8 : £ B° b° P 0 Ä L 1 Summen der auf 0% R. reducirten Barometerſtände, und der Temperatur⸗Beobachtungen der freien Luft im Schatten, nach den täglich dreimaligen Beobachtungen um 7 U. Morgens, 1 U. Nachmittags und 10 U. Abends. 1844 Anzahl der Beobachtungen Summen der Barometerſtände | Summen der Thermometerſtände Monat 7 U. 1 u. | 10 u. Summa 7 u. | 1 u. | 10 u. | Summ | 7U. | 1 u. | 10 u. Summa Januar 31 31 31 93 576.92 574.12 569.78 1711.82 — 136.4 — 76.6 — 120.0|— 333.9 Februar 29 29 29 87 [464.00] 459.94| 467.48 1391.42| 113.3|— 50.2 121.9| 285.4 März. 31 31 31 93 [548.08 551.18 551.49 1650.75 — 45.9|+ 42.1 — 46.4 — 50.2 April. 30 30 30 90 639.60] 637.50 638.40 1915.50 102.5 242.4 93.6|+ 438.5 n 31 31 31 93 591.17 590.55 592.72 1774.444 233.0 341.6 217.2 791.8 Juni 30 30 30 90 584.70 581.40 588.60 1754.70 319.51 447.2 279.5 1046.2 A 31 31 31 93 | 584.97 580.01 585.90 1750.88] 325.5 405.6“ 289.5 1020.6 Auguſt. 31 31 31 93 [576.91 579.08 578.15 1734.144 326.5 409.3] 285.9 1021.7 September 30 30 30 90 | 622.20] 621.90 624.60 1868.70 240.30 373.0 230.5 843.8 October. 1 30 31 92 [577.22 563. 10 576.29 1716.61] 159.7 257.0 152.8 569.5 November 30 30 30 90 577.20 574.50 569. 10 1720.80. 61.807 114.8 + 64.7 4 241.3 December. 31 31 31 93 [681.07 676.73 681.38) 2039. 18 — 197.1 — 100.5 — 189.3 — 486.9 Jahres⸗S. 366 365 366. | 1097 7015.04 6990.01 7023.89 21028.94] 1276.1 2405.7 1135.2 4817.0 Gleichzeitige Gegenbeobachtungen auf der Sternwarte zu Breslau. 58 M. 48 S. öſtlich von Paris, unter 519 7° nördl. Breite und 453.62 Par. Fuß über dem Spiegel der Oſtſee. Barometerſtände Thermometerſtände Summen zu Breslau Mittel Summen zu Breslau Mittel onat 0 7 U. | 1 u. 10 u. Summa Breslau | Landesh. | 7 U. | 2 U. | 10 u. | Summa | Breslau Landesh. Januar 966.14 959.410 959.85 2885.40] 31.026 18.407 — 81.2 — 29.9 — 65.8 — 176.9 — 1.90 — 3.59 Februar 826.99] 825.15 834.71 2486.85 28.585 15.993 93.5 — 11.1 — 56.7 — 161.3— 1.85 3.28 März 940.48 946.32) 951.51 2838.31] 30.519 17.750 — 18.3 7 56.2 f 2.9|+ 40.8 + 0.44 — 0.54 April 1023.06) 1020.09] 1021.92) 3065.07] 34.056] 21.2830 + 126.8 235.7 174.6 537.1 5.97|+ 4.87 Mai 983.57 982.25 980.56) 2946.38] 31.682 19.080 283.0 407.7 323.8 1014.5 10.91 8.51 Juni 947.64] 943.96] 945.87 2837.47] 31.527 19.497 352.8 471.1 371.5 1195.4 13.28 11.62 SU 50000 952.78 946.68 948.04 2847.50] 30.618) 18.827 349.5 428.2 363.6 1141.3 12.27 10.97 Auguſt . 942.244 946 56 948.38 2837.18] 30.507] 18.639 350.1 451.7 353.4 1155.2 12.43 10.98 September] 990.81 993.44) 994.74 2978.99] 33.100) 20.763 289.2 415.1 321.0 1025.3 11.390 9.37 October . 967.20 941.53) 968.07 2876.80] 31.269 18.659 202.1 297.0 223.5 722.6 2 85 6.19 November 958.38 964.34) 967.77 2890.49] 32.116 19. 120 7 91.607 142.6 + 100.1 334.3 3.710 2.68 December. | 1100.96] 1099.24] 1101.96 3302. 16] 35.507] 21.873 — 165.9 — 86.6 — 134.6 — 387.1|+ 4.16 — 5.24 Jahres⸗S. 11600. 25 11568.97 11623 38 34792.60] 31.716 19. 169 1080.2 2777.7] 1977.30 6441.27 5.87 + 4.39 Mittel um] 6 u. 31.694 19.191 3 ; } 5 4.61 3.49 — 5 1 u. d 8 31.696 19.151 5 5 2 2 7 61 6.59 — 10 u. 8 31.758 19.191 2 5 7 2 + 5.40 + 3.10 Bezeichn. N Bo bo 5 8 ; L l 10 10. Station Landeshut. | 3 M. 57 ©. weſtlich, 0° 20“ ſüdlich von Breslau, 936,24 Par. Fuß höher. Beobachter: Lehrer Wende. | | | 11 11. Station Kupferberg. 4 M. 19 S. weſtlich, 0e 14 ſüdlich von Breslau, 1148.32 Par. Fuß höher. Beobachter: Apotheker Chauſſy. Summen der auf 0% R. reducirten Barometerſtände und der Temperatur-Beobachtungen der freien Luft im Schatten, nach den täglich dreimaligen Beobachtungen um 7 U. Morgens, 2 U. Nachmittags und 9 U. Abends. 18⁴⁴ Anzahl der Beobachtungen Summen der Barometerſtände Summen der Thermometerſtände Monat . 2 u. 9 u. Summa 7U. | 2m | 9 u. Summa] Tu. 2 u. | 9 u. Summa N Januar Februar März . 3 5 April. 27 27 27 81 J 515.16) 309.49 508.95 1533.60 + 64.3 / 186.9|+ 94.7 + 345.9 Mai 28 27 20 8⁴ 478.52 456.57 494.16 1429.25 195.6) 296.7 224.6) 716.9 Juni 22 24 29 75 375.32) 408.24| 498.22| 1281.75] 230.8| 353.0 293.2 877.0 Juli 28 31 30 89 456.12) 496.00 486.30| 1438.42] 269.7| 382.0 303.1] 954.8 Auguft... 29 25 27 81 464.29] 396.25 437.94 1298.48 293.0 338.4 274.9 906.3 September 28 2. 30 86 500.16) 507.08 550.50 1057.74] 266.20 364.3 290.7 921.2 October 31 31 30 92 508.40 493.83] 483.30] 1485.53 191.0 276.1 189.8 656.9 November 30 29 29 88 503.40 484.59| 484.59| 1472.58|+ 79.5 109.7 + 81.00 270.2 December. 30 20 31 90 576.300 567.24 601.40 1744.94 - 179.0|— 97.0 — 172.4 — 448.4 Jahres⸗S. 253 251 262 766 4377.67] 4319.29 4545.36 13242. 32 1411.1 72210. 1 71579. 6 +5200.8 Gleichzeitige Gegenbeobachtungen auf der Sternwarte zu Breslau. 58 M. 48 S. öſtlich von Paris, unter 519 7° nördl. Breite und 453.62 Par. Fuß über dem Spiegel der Oſtſee. Barometerſtänd Thermometerſtände 1844 ze 2 : > 5 Summen zu Breslau Mittel Summen zu Breslau Mittel mat 7 U. | 2 U. | 9 u. | Summa | Breslau Kupferb. 7 U. 2 u. | 9 u. Summa | Breslau Kupferb. Januar Februar März N April.. 917.19 913.72| 918.63 2749.54] 33.945 18.9330 / 115.3) + 258.5) + 172.6 + 546.44 6.74 4.27 Mai 889.63 848.96 917.99 2656.58] 31.626] 17.015 254.0 375.0 319.5 948.5 11.29 8.54 Juni 69186] 748.62] 913.37] 2353.85] 31.385 17.090] 256.8] 391.3 379.0 1027.1 13.70 11.70 Iii 862.92 945.96 913.53 2722.41] 30.588] 16.162 318.4 437.7 369.2] 1125.3 12.90 10.73 Auguſt 882.86 761.38) 828.40 2472.64] 30.526 16.031 328.7 375.6 322.9 1027.2 12.68 11.19 September] 926.27] 928.59 992.86 2847.72] 33.113 18.113] 269.44 399.8 326.80 996.0] 11.58 10.71 October 967.20 967.20 940.11 2874.51] 31.245 16.147 202.1 312.0 222.1 736.2 8.00 7.14 November 952.38 927.460 931.30 2817.14] 32.001) 16.620|+ 91.67 139.7 + 99.2 330.5 3.76 3.07 ES N December. | 1061.66| 1033.53 1101.53 3196.90| 35.521) 19.388]— 158.9 — 74.6 — 135.6 — 369.1]— 4.10 .98 Jahres⸗S. | 8157.97| 8075.42 8457.90|24691.29| 32.234 17.288 8 5 8 . + 8.31)+ 6.79 Mittel um] 7 u. - | 5 8 32.244 17.303 : 2 b 8 6.63 5.57 — 2 u. 8 9 32.172 17.208 0 8 . 8 10.42 8.80 — 9 B 9 u. a 32.282| 17.348 ; x . 5 + 7.92 + 6.03 Bezeichn. - R 5 3 B bo . N ; : L 1 12 12. Station Görlitz. 8 M. 16 ©. weſtlich, 02“ nördlich von Breslau, 185.67 Par. Fuß höher. Beobachter: Oberlehrer Hertel. Summen der auf OR. reducirten Barometerſtände und der Temperatur-Beobachtangen der freien Luft im Schatten, nach den täglich dreimaligen Beobachtungen um 7 U. Morgens, 2 U. Nachmittags und 9 U. Abends. 1844 Anzahl der Beobachtungen Summen der Barometerſtände Summen der Thermometerſtände Monat 7 u. 2 u. | 9 u. Summa] 7 u. 2 u. | g u. Summa 7 u. 2 u. 9 u. Summa Januar 31 31 31 93 901.31] 894.96] 892.85 2689. 12 — 91.0 — 38.5 — 70.7 — 200.2 Februar 29 29 29 87 764.56 756.96| 765.51 2287.03 7146— 7.7 50.5 — 132.8 März 30 30 30 90 836.01] 836.42 833.55 2505.98] — 14.7 . 62.3 — 0.8 + 46.8 April 17 17 17 51 537.110 532.58) 537.77 1607.46|+ 101.11 182.9|+ 106.1] 390.1 Mai 24 24 24 72 709.91 701.30 706.57| 2117.78] 212.7 327.8 226.1] 766.6 Juni 29 29 29 87 849.480 846.58 848.53 2544.59 334.4 452.5 331.2] 1118.1 Juli 31 31 31¹ 93 883.85 878.17 880.72 2642.74| 324.4 445.7 328.2 1098.3 Auguft... 31 31 31 93 874.33 862.21 875.70 2612.24] 338.2 446.0 329.6) 1113.8 September 30 30 30 90 915.68] 909.93] 915.17 2740.78 281.6 419.2 310.1) 1010.9 October 31 31 31 93 880.56 875.49 880. 16 2636.21] 176.3) 296.7 204.8 677.8 November 30 30 30 90 882.95] 881.42 879.44 2643.81 + 81.5/+ 148.10 +7 94.8 324.4 December. 31 31 31 9 | 1000.53) 1000.15 999.83 3000.51 — 154.5 — 80.4 — 124.0 — 358.6 Jahres⸗S. 344 344 344 1032 10036. 28 9976.17 10015. 80/30028.255 1515.7| 2654.6| 1684.9| 5855.2 Gleichzeitige Gegenbeobachtungen auf der Sternwarte zu Breslau. 58 M. 48 ©. öſtlich von Paris, unter 519 7° nördl. Breite und 453.62 Par. Fuß über dem Spiegel der Oſtſee. Barometerſtände Thermometerſtände 1844 5 35 ——T.. —T0ꝓã — . — — — Summen zu Breslau Mittel Summen zu Breslau Mittel at un 7 U. | 2 u. 9 u. Summa | Breslau Görlitz 1. | 2 Uu. 9 u. Summa | Breslau | Görlitz Januar. 966.14 961.68 959.72 2887.54] 31.049 28.915 — 81.2 — 23.6 — 62.9|— 167.7 — 1.80 — 2.15 Februar. 826.99 825.54 832.58 2485.11] 28.565 26.288 93.5 — 15.9 — 56.8 — 166.2 — 1.91 — 1.53 März... 904.38 909.49 915.19 2729.06] 30.322 27.844 — 19.6 7 61.9 . 6.7 + 48.10 7 0.53 0.52 April... 573.02] 575.20 578.65 1726.96] 33.860] 31.515 ½ 95.3 181.5 128.0 404.8 7.94 7.65 Mai 768.85 766.43 765.96 2301.24] 31.976] 29.414 222 6 335.2 264.0 821.8 11.41 10.65 Juni.. 914.57 910.28 914.42 2739.27| 31.486] 29.248] 345.8) 468.7| 381.00 1195.5] 13.74 12.85 Juli 952.78 945.96 947.09] 2845.83] 30.600 28.417] 349.5] 437.7 373.2 1160.44 12.48 11.81 Auguft... 942.24| 944.72 949.36) 2836.32] 30.498] 28.089 350.1 460.1 367.8| 1178.0 12.67 11.98 September | 990.81] 991.90 992.86 2975.57] 33.128 30.453 289.2 427.7 326.8 1043.7 11.60 11.23 October . 967.20) 967.20 967.65 2902.05] 31.205| 28.346] 202.1 312.0 231.2) 745.34 8.01 7.29 November 958.38 963.30 965.53 2887.21 32.080] 29. 3760 f 91.6 144.80 + 106.20 ½ 342.6 3.81+ 3.60 December. | 1100.96) 1097.37 1101.71 3300. 04]4 35.484 32.2630 — 165.9 — 80.4 — 165.9 — 412.2 — 4.43 — 3.86 Jahres⸗S. 10866. 32 10859. 160 10890. 72 32616. 20] 31.605] 29.097] 1586.0] 2708.8 1899.3 6194. 17 6.00 + 5.67 Mittel um 7 U. 90 31.588] 29.175 3 8 . I 4.61 4.41 — N 2 u. 8 5 31.569] 29.000 2 1 2 5 7.87 7.71 — : 9 u. 5 31.659] 29.115 3 B . 5 + 5.52 f 4.90 Bezeichn. 2 > 5 8 Bo bo ! x 5 L 1 | GE EC GE DEN DE TR re an 27 15 13. Station Zittau. 8 M. 36 S. weſtlich, 0 13“ ſüdlich von Breslau, 320.57 Par. Fuß höher. Beobachter: Hauptmann Dreverhoff. Barometerſtände Thermometerſtände 1844 Summen Summen | On sea mann Sum | Mittel Summa | Mittel N 9 u. 1 u. 3 u. | 9 u. 1 u. 3 u. 9 u Januar 843.82 838.86] 842.89 835.76 3361.33 27.108 — 71.92 — 42.16 — 29.26 — 66.46 209.80 — 1.69 Februar 706.73 704.410 703.54] 712.24 2826.92) 24.3700 — 55.39 — 13.92 — 0.00 — 41.76 111.07 — 0.95 März 814.99 817.16 812.20) 815.92 3260.27 26.292 7 19.62 65.72 / 70.05 + 19.53 + 174.92 + 1.47 April .... 899.10) 894.30 887.10 894.601 3575.10 29.792] 208.80] 264.90 289.500 191.40] 954.60 7.91 Mai 852.19 849.09 841.65 849.09 3392.02] 27.355 322.71) 378.20] 392.15 315.58 1408.64 11.37 Jun 832.20) 830.10) 825.00) 828.60 3315.90] 27.632] 399.60] 450.90] 479.40 363 60 1693.50 14.11 De 830.49 828.63) 826.15 829.56 3314.83 26.733] 374.79 420.67] 440.51 363.29 1599.26 12.87 Auguſt 822.74 822.74 818.40) 824.91 3288.79] 26.522] 385.33] 430.90] 442.06] 368.59 1626.88 13.13 September | 894.04 893.11 884.12 892. 18 3563.45 29.6951 332.40) 395. 10 406.20) 318.00 1451.70 12. 10 October . 829.56] 828.01] 823.05 827.08 3307. 70 26.6751 237.15 288.610 282.410 225.68 1033.85 8.33 November 822.90] 819.30) 817.80 821.70 3281.70) 27.347 7120. 30 156.30 7151.80 125. 40 553. 80 + 4.62 December. 939.61) 934.34) 932.17] 934.96 3741.08] 30. 170 98.58 — 63.86 — 57.35 101.9932178 — 2.60 Jahres⸗S. 10088. 37 10060. 05 10014. 07 10066. 6040229. 09 2174.81] 2731.36 2867.47 2080.86 9854.50 Mittel um] 27.564] 27.486] 27.361] 27.504] 27.479 b + 5.9|+ 7.46 + 7.83 + 5.680 + 6.73 1 Gleichzeitige Gegenbeobachtungen auf der Sternwarte zu Breslau. 58 M. 48 S. öſtlich von Paris, unter 519 7° nördl. Breite und 453.62 Par. Fuß über dem Spiegel der Oſtſee. Barometerſtände Thermometerſtände — Summen Summen Summa] Mittel Summa | Mittel None 9 u. | 12 U. 3 u. | 9 u. 12 u. | 3 u. 9 u. | Januar 970.02] 967.78 961.27 959.721 3858.79 31.119 — 70.3 — 33.6 — 25.4 — 62.9 — 192.2 — 1.55 Februar 830.87 826.83] 825.56] 832.56 3315.52 28.582— 66.3 — 20.8. — 6.4 — 56.8 — 150.3 — 1.29 März 946.17 947.72 946.28 951.53] 3791.70 30.578 5.4 49.5 69.7 E 8.30 132.9 + 1.07 April.. | 1026.26) 1022.51 1015.57| 1021.89] 4086.23| 34.052 182.0 252.9 289.0 187.5 911.4 7.59 Mai 985.51] 984.39 975.96] 978.42]. 3924.28 31.647 335.6 400.9 443.3 338.4] 1518.2 12.24 Ani 948.46] 948.19 942.94 946.11 3785.70 31.547 404.9 451.1 487.0 392.6] 1735.6 14.46 Sum... 948.29] 947.03] 944.86) 947.091 3787.27 30.543 385.9 418.0 444.7 373.2] 1621.8 13.08 Auguft ... 946.94| 949.30] 943.77] 949.361 3789.37 30.560 398.4 443.6 468.7 367.81 1678.5 13.54 September 998.35| 998.42] 992.86 995.56 3985.19 33.210 338.8 400.8 438.5 326.81 1504.9 12.54 October 971.72 972.46] 964.91 967.65 3876.74 31.264 240.5 301.3 308.6 231.25 1081.6 8.72 November 962.84] 963.41 960.30 965.53] 3852.08] 32.1010 7 104.6 + 135.3 + 142.0 / 106.2 + 488.1|+ 4.07 December. | 1103. 10 1102.71 1097.09| 1101.71} 4404.61) 35.521 — 156.8 — 105.7 — 87.1)— 135.6— 485.2)— 3.91 Jahres⸗S. 111638.23|11630.75|11571.37|11617.13146457..48 2102.7) 2693.3 2972.6 2076.71 9845.3 Mittel um | 31.798] 31.778 31.616 31.742] 31.733 B + 5.74 + 7.36 7 8.12 + 5.67] + 6.72 L 4 14 14. Station Bodenbach. | 11 M. 20 S. weſtlich, 0% 20“ ſüdlich von Breslau, 32.19 Par. Fuß niedriger. Beobachter: Forſtmeiſter Seidl. Maxima und Minima der täglichen Beobachtungen des Barometers und Thermometers. 1 r e ter 184 Baromete Thermomete | Monat Maxima Minima Maxima Minima | Sanuar .. 39.55 24.75 + 3.90— 1.7 Februar 34.64 19.67 6.7 10.0 März 38.67 23.09 9.2 8.7 April. 36.99 30.13 19.2 2.0 Mai..... 36.90 28.53 21.4 — 0.8 Juni 34.77 26.91 25.2 T 1.9 Juli 34.44 28.01 19.3 6.8 Auguſt 36.13 26.28 21.0 70 September 36.75 29.13 20.4 4.6 October 36.00 25.75 16.0 2.6 November 37.13 25.23 11.0 + 1.6 December. 39.31 28.36 + 3.8[— 7.6 im Sahre 39.55 19.67 + 235.2/— 11.7 Gleichzeitige Gegenbeobachtungen auf der Sternwarte zu Breslau. 58 M. 48 S. öſtlich von Paris, unter 519 7° nördl. Breite und 453.62 Par. Fuß über dem Spiegel der Oſtſee. Barometerſtände Thermometerſtände = | Mittel aus d. Ertr. Mittel aus d. Extr. 0 Monat Maxima Minima N Maxima Minima N | Breslau | Bodenb. | Breslau | Bodenb. | Januar 39.35 23.03 31.19 32.15 + 5.7 — 9.2 — 1.75 — 3.90 Februar 33.81 19.21 26.51 27.16 5.0 10.6 2.80 — 1.65 März 38.688 21.70 30.19 30.88 7.0 9.0 — 1.00 + 0.25 April 36.45 29.71 33.08) 33.56 16.2 — 1.0 + 7.60 8.60 Mai..... 36.77 28.071 32.42 32.71 21.2)+ 3.8 12.50 10.30 Juni 34.31 26.15 30.23 30.84 23.2 5.6 14.40 13.55 Sum. 33.03 26.82 29.92| 31.23 17.9 8.2 13.05 13.05 Auguft.... 35.31 26.11 30.71 31.20 21.6 7.0 14.30 14.35 September 36.52 30.33 33.42] 32.94 22.4 5.0 13.70 12.50 October 35.38 24.73 30.05 30.88 15.2 . 0.6 7.90 9.30 November 37.28 25.40 31.34 31.18 10.0 — 4.0 + 3.00 + 6.30 December. 40.17 23.26 34.51 33.84 + 3.4 — 11.6 — 4.10 — 1.90 im Jahre 40.17 19.21 29.690 29.61 + 23.2 — 11.6 + 5.80 + 6.75 Bezeichn. . . B bo 1 15 II. Söhenunterf: chiede in Par. Fuß aus den Beobachtungsmitteln. 1. Ratibor und Breslau. 2. Kreuzburg und Breslau. 1844 Anzahl y y 400 Höhen: Abweich. | Anzahl 1 1 400 Höhen: Abweich. der 2 2 + Unterſch. v. Jahres⸗ der 2 2 + Unterſch. v. Jahres⸗ Monat Beobacht. (Bo po (BO bo (L ) Par. F. Mittel [Beobacht. (BoBo bo L+D Par. F. Mittel Januar 81 329.916|+ 1.412 395.20 7165.26 f 0.89 930 330.0217 1.017] 395.87 7150.05 + 7.93 Februar. 72 327.608 0.772] 396.41 117.58 ½ 48.57 87 327.622 0.954] 396.05) 141.85 + 16.13 März 86 329. 395 1.007] 401.43] 150.95 + 15.20 930 329.471 1.019 400.48] 152.35 + 5.63 April. 85 332.802 1.2355| 413.21) 187.10 — 20.95 90 332.947 1.072 411.93 163.13|— 5.45 Mai 85 330.398 1.296] 422.20 203.60 — 37.45 930 330.967 1.065 421.64] 167.08 — 9.10 Zum 83 330.427 1.062] 427.46 168.99 — 2.84 90 330.521 0.984 425.89] 155.95 7 2.03 uli 930 329.530 1.016 424.22 160.88 — 2.90 Auguſt 77 329.778 1.217 424.61 192.28 — 26.13 93 329.539 0.946) 424.46) 149.87 8.11 September 85 332.160 0.920] 423.37 144.23)+ 21.92 90 332.055 1.043 422.33) 163.16|— 5.18 October. 86 330. 186 0. 988] 416.64] 149.85 + 16.30 93 330.057 1.124 415.68 174.12 — 16.14 November 86 331.137 0.939] 408.22] 142.38 + 23.77 90 330.999 1.093 407.27 165.42 — 7.44 December. 83 334.665 + 1.100) 391.78 158.40 7.75 930 334.434 +. 1.050] 392.15 151.44 . 6.54 1844 909 330.818 1.087 411.11) 166.15 1098 330.653 1.032| 411.53 157.98 7 U. 308 330.895 0.993] 407.51 150.42 + 15.7316 u. 366 330.621 1.028 408.33) 156.16 7 1.82 12 U. 310 330.854 1.135 416.65 175.80 — 9.652 u. 366 330.654 0.992) 416.00) 153.51 +7 4.77 9 u. 291 330.698 / 1.128 408.92] 171.59 — 5.4410 u. 366 330.682 + 1.076 + 410.23 164.18 — 6.26 3. Oppeln und Breslau. 4. Leobſchütz und Breslau. Anzahl 400 Höhen: Abweich. ] Anzahl 400 Höhen: Abweich. 1844 12 Y Y% Y der = 0 2 + Unterſch. v. Jahres⸗ der 2 2 + Unterſch. v. Jahres⸗ Monat Beobacht. (B boy, (B= (. ) Par. F. Mittel Beobacht. (Beg be) (Bebe) (L+1 | Par. F. Mittel Januar. 93 331.324 — 0.222] 395.29 — 32.58 + 36.39 93| 327.338 + 3.698 395.30 4549.29 + 75.97 bar 95 87 328.651 — 0.085] 395.25 — 12.57 + 16.38 87 324.975 3.576] 395.68 331.72 + 90.54 März 93 330.417 + 0.090 401.310 / 13.44 — 9.63 93 326.813 3.674] 401.49 555.93 + 69.33 April. 90 333.931 / 0.141) 412.89 + 21.44 — 17.634 90 329.663 4.356) 412.85 670.99 — 45.73 Mai 93 331.461 / 0. 201 418.76 ½ 31.23 — 27.42 93 327.416 4.193] 421.20 663.46 — 38.20 i 88 331.653 — 0.077 428.52 — 12.24 7 16.05 90 327.444 4.064] 426.53 651.14 — 25.88 N 93 330.525 + 0.023 424.25 f 3.63 + 0.18 93 326.453 4.083] 424.37 652.84 — 27.58 Auguſt 93 330. 481 / 0.062] 426.05 + 9.83 — 6.02 93 326.378 4.116] 424.72 658.81 — 33.55 September 90 333.093 / 0.090] 423.25 + 14.06 — 10.25 38 329.141 4.381 419.77 687.24 — 61.92 October 93 331.091 7 0.142 415.63 7 21.92 — 18.11 93 326.981 4.196 415.66] 656.08 — 30.82 November 90 332. 122 — 0.054 407.46 — 8.15 ½ 11.96 90 327.842 4.225 407.22] 645.37 — 20.11 December. 93 335.514 — 0.026 391.29. — 3.73 7 7.54 930 331.190 4.2910 391.24) 623.49 + 1.77 1844 1096 331.698 + 0.025 411.66 + 3.81 1046 327.571 4.052 410.95 625.26 6 u. 366 331.679 — 0.030 408.13 — 4.54 , 8.3506 u. 349 327.526 4.064 407.29) 621.61 + 3.65 12 u. 366 331.699 + 0.079 415.69 + 12.17 — 8.5602 u. 349 327.511 4.085 415.28 637.10 — 11.84 9m, 364 331.715)+ 0.027! 411.15 4.11 — 0.309 u. 348 327.674 + 4.007| 410.260 617.08 + 8.18 5. Löwen und Breslau. 6. Neiſſe und Breslau. Anzahl 400 Höhen⸗Abweich. | Anzahl 400 Höhen: Abweich. . . der = 2 * Unterſch. v. Jahres der 5 a + Unterſch. v. Jahres⸗ Monat Beobacht. (B be) (Be be) (LD Par. F. Mittel Beobacht. (B be) (Bebo) (L. D Par. F. Mittel Januar 93 330.324 ½ 0. 714 396.76 105. 48 + 24.00 Februar 87 327.787 0. 789 397.01] 117.54 11.94 März 93 329.6544 0.836 401.54 125.25 4.23 April. 90 333.218 0.801] 412.72] 122.03 + 7.45 Man... 7 93| 330.717| 0.915 421.14 143.32 — 13.84 Di ee 90 330.841 0.664 425.95 105.15 + 24.33 Jul? 65 330.767 + 0.155] 424.73 + 24.48 + 10.34 93 329.738 0.808] 424.44 127.93 +7 1.55 Auguſt . 93 330.364 0.121) 424.87 19.14)+ 15.68 93 329.672 0.813| 424.87 128.88 + 0.60 September 90 332.886 0.212 422.63 33.110+ 1.71 90 332.312 0.786 422.74 121.86 +. 7.62 October 93 330.864 0.317 416.11 49.04| — 14.22 93 330.227 0.954 417.04 148.19 — 18.71 November 90 331.800 0.292 407.86 44.15 — 9.33 90 331.076 1.016] 408.94] 154.32 — 24.84 December. 93 | 335.235) + 0.246) 391.58) 35.32 — 0.50 93 334.448|+ 1.036 392.33 149.48|— 20.00 1844 524 332.0488 0.227 414.07 34.82 1098| 330.840 0.845 412.15 129.48 6 u. 174 332.002 0.209 410.84 31.81 f 3.0106 u. 366 330. 826 0.823 408.83 135.10 . 4.38 2 U. 175 332.023 0.242| 418.73 37.54 — 2.722 u. 366 330.804 0.842| 416.33) 130.34 — 0.86 10 u. 175 332.120 0.227 412.91 ½ 34.71 . 0. 11010 u. 366 330.889 + 0.869] 411.38 132.89 — 3.41 7. Habelſchwerdt und Breslau. 8. Glatz und Breslau. Anzahl 400 Höhen: Abweich. [ Anzahl 400 Höhen: Abweich. 1844 \ Y, „ Y Y der 2 a + Unterſch. v. Jahres⸗ der = 2 + Unterſch. v. Jahres⸗ Monat Beobacht. (B p) (B=. bo) (L+D | Par. F. Mittel Beobacht. (B po) (B ebe) (L+D Par. F. Mittel Januar 93 327.860 + 3.189 395.15 473.75 ½. 42.55 Februar 87 325.267 3.296] 396.05] 493.64 ½ 22.66 März 93 327.664 3.350 401.144 505.37 + 10.93 April 90 330.702] 3.328 412.79 510.96 5.34 Mai 93 328.275 3.353 421.25 529.24 — 12.94 Jun ß 90 328.346 3.165 426.14 505.25 +½ 11.05 Juli 93 327.381 3.219] 424.58 513.50 2.80 Auguft... 93 327.342 3.156 424.75 503.70|+ 12.60 September 83 329.611 3.358] 422.41] 529.30 — 13.00 October 72 327.033 / 4.286 414.35 7667.93 + 10.27 881 327.7610 3.407 415.43 529.93 — 13.63 November 84 327.522 4.416 406.88 674.70 — 3.50 90 328.567 3.513 407.66] 536.11 — 19.81 December. 86 330.929 + 4.746 389.94 7687.84 - 9.64 93 331.763 3.721) 391.28 539.80 — 23.50 1844 242 328.527 4.495 403.07 678.20 1086 328.326 3.349 411.49 516.30 7 U. 84 328.547 4.470 400.84] 670.80 7.4007 u. 364 328.342 3.330 408.360 509.41 . 6.89 3 U. 79 388.613 4.499 406.11) 683.89|— 5.6912 u. 357| 328.254 3.370 415.92] 525.22 — 8.92 9 u. 79 328.616 4.504 402.44] 678.47 — 0.279 u. 365 328.381 3.347 410.26 514.34 1.96 9. Liegnitz und Breslau. 10. Landeshut und Breslau. Anzahl 400 Höhen: TAbweich.] Anzahl 400 Höhen: Abweich. 1824 y y % % der 2 2 + Unterſch. v. Jahres⸗ der 5 = + Unterſch. v. Jahres⸗ Monat Beobacht. (8 be) (B -b) (L+D | Par. F. Mittel Beobacht. (Bobo) (B=) (L T Par. F. Mittel | EEE ner Januar 93 324.716 + 6.310 394.51 7942.97 + 29.85 Februar 87 322.289 6.296] 394.87 948.82 24.00 März 93 324.134 6.385 399.90] 968.95 . 3.87 April 90 327.669 6.387 410.84] 973.72 — 0.90 Mai 93 325.381 6.3010 419.42] 996.74 — 23.92 Juni 90 325.512) 6.015 424.90 965.76 . 7.07 e 93 324.722 5.896 423.24 945.26 J 27.56 IF Auguft... |. 91 331.429|— 0.940| 42519 —148. 33 — 16.46 93 324.573 5.934 423.41 952. 16 L 20.66 September 83 334.378 1.193] 422.53 185.42 — 53.55 90 326.931] 6. 169] 420.76 976.56 — 3.74 October . 92 324.964 6.305 414.04] 988.12 — 15.30 November 90 325.6180 6.498] 406.39 997.52 — 24.70 December. 91 336.396 — 0.771) 392.05 —110.52!)+ 21.35 93| 328.690 + 6.817 390.601 996.42 — 23.60 1844 265 333.964 0.867| 412.98] 131.57 1097| 325.442 6.274| 410.26| 972.82 6 u. 92 333.875 0.886) 409.84 133.77 — 1.907 u. 366 324.442 6.252 408.10 964.32) 8.50 n 83 334.0280 0.864 417.80 132.92 — 1.0501 u. 365 325.423 6.273 414.20 982.08 — 9.26 10 u. 90 334.007 0.861] 411.72 130.54 + 1.3319 u. 366 325.474 6.284 402.50] 970.12 2.70 11. Kupferberg und Breslau. 12. Görlitz und Breslau. Anzahl 400 Höhen⸗ TAbweich. | Anzahl 400 Höhen- Abweich. 1844 5 70 7 H % der 2 2 AL Unterſch. v. Jahres⸗ der 2 2 + Unterſch. v. Jahres⸗ Monat Beobacht. (B be) (Bebe) (L+D | Par. F. Mittel [Beobacht. (8% % bey (Bobo) (L+1 | Par. F. Mittel Januar 930 329.982 + 1.067 396.05 7157.87 + 34.34 Februar. 87 327.426 1. 139 396.56 168.65 + 23.56 März 90 329.083 1.2390 401.05] 185.72 + 6.49 April 81 326.439 + 7.506) 411.01|+1162.43| + 12.42 510 332.687 1.173 415.59 180.24 L 11.97 Mai 84 324.320 7. 306] 419.830 1163.20 + 11.65 72 330.945 1.0310 422.06 161.71 + 30.50 Juni 75 324.237 7.148 425.40 1153.50 + 21.35 87 330.367) 1.119) 426.59 177.72 J 14.49 i 89 323.375 7.213] 423.63 1162.30 ½ 12.55 930 329.508 1.092) 424.29 172.95 + 19.26 Auguſt 81 323.278 7.248 423.87] 1168.92 + 5.93 930 329.293 1.205) 424.65 191.14 1.07 September 86 325.613 7.500] 422.29 1193.66 — 18.81 90 331.790 1.338 422.83 209.73 — 17.52 October 92 323.696 7.549 415.140 1173.70 7 1.15 93 329.775 1.430 415.30 221.51 — 29.30 November 88 324.320 7.681] 406.83 1185.11 — 10.26 90 330.728 1.352] 407.41) 204.86 — 12.65 December. 90 327.454 + 8.067] 390.92 1184.55 — 9.70 93 333.873 + 1.5710 391.71) 226.71 — 34.50 1844 766 324.761 7.473 415.10 1174.85 1032| 330.351 1.254| 411.67| 192.21 uU. 253 324.773 7.470] 412.20 1166.15 . 8.7017 u. 344 330.381 1.205 409.02 183.80 +E 8.41 2 251 324.690 7.482] 419.22] 1188.25 — 13.402 u. 344 330.284 1.285 415.58) 198.88 — 6.67 J 9 u. 262 324.815 7.467 413.95 1170.47 . 4.3819 u. 344 330.387 1.277 410.42 194.36 — 2.15 5 13. Zittau und Breslau. 14. Bodenbach und Breslau. 1844 Anzahl y y N Höhen: Abweich. | Anzahl y y 400 Höhen: Abweich. der 2 2 er Unterſch. v. Jahres⸗ der 2 = + Unterſch. v. Jahres⸗ Monat Beobacht. (Bf bo) (Bebe) (L ) Par. F. Mittel [Beobacht. (B be) (B- be) (L) Par. F. Mittel Januar 124 329.1130 / 2.006] 396.76 -+297.45| 30.72 331.67 — 0.48] 394.35 — 70.19 — 37.99 Februar 116 326.476 2.006] 397.96 301.31 4 26.86 326.83 0.32| 395.45 47.62 — 15.42 März 124 328.435 2.143| 402.54| 323.07 5.10 330.53 0.34] 399.25 50.51 — 18.31 April 120 331.922 2.130] 415.50] 327.96|+ 0.21 333.32 0.24] 416.20 36.86 — 4.66 Mai 124 329.511 2.136 423.61 337.76 — 9.59 332.56 0.14| 422.80 21.89|+ 10.31 Juin! 120 329.589 1.958 428.57 313.16 + 15.01 330.53 0.30] 427.95 47.77 — 15.57 Jul 124 328.638 1.905 425.95 303.70 + 24.47 330.58 0.66 426.10 104.60 — 72.40 Auguſt. - 124 328.541 2.019] 426.67] 322.52 . 5.65 330.95 — 0.24 427.65 — 38.14 — 4.94 September 120 331.452 1.758 424.64 277.03 + 51.14 333.18 +7 0.24 426.20 + 37.76 / 69.96 October .. 124 328.969 2.295 417.05 357.87| — 29.70 330.46 — 0.41] 417.20|— 63.67 — 31.46 November 120 329.724 2.377 408.69 362.40 — 34.23 331.26 7 0.08] 409.30 + 11.88 + 44.08 December. 124 332.845 2.676] 393.494.389. 13 — 60.96 334. 17 + 0.34] 394.00|+ 49.31 L 81.51 1844 1464 329.606 2.127 413.45 328.17 329.64 . 0.04] 412.55 7 6.16 9 Uu. 366 329. 681 2.117 411.68] 325.15 7 3.02 331.34 — 0.21 413.13 — 32.20 12 u. 366 329.632 2.146] 414.82 332.18 — 4.01 3 U. 366 329. 488 2.128] 415.95 330.42 — 2.25 9 u. 366 329.623 2.119 411.67 325.52 f 2.65 —ñỹ? T ⁵² wmqjmrrr 1A; \ Höhen: Stärkſte Abweichungen der Höhen = Unter: : 2 itt unterſch. Höhe ſchiede aus den ſpeziellen Mitteln davon N aus den | .„ Stati über der m Haupt: Hftfee bei der Monat | bei der | Monat Sahres: größten oder kleinſten oder Mitteln Höhe Stunde Höhe Stunde 1. Ratibor . 166.15 619.77 / 37.55) Mai — 48.57 Februar Kreuzburg 157.98 611.60 16.64] October 16. 13 Februar Oppeln 3.81 455.43 27.42] Mai 36.39] Januar Leobſchütz.] 625.26 1078.88 61.98 Septmbr. 90.54 Februar Löwen 34.82] 488.44 14.22 October 15.68 Auguſt Neiſſe 129.48 583.10 24.84 Novembr. 24.33 Juni Habelſchw. 678.20 1131.82 9.64 December 10.27] October Glaz +516.30| 969.92 23.50 December 42.55| Sanuar Liegnitz... 131.87 321.75 53.55 Septmbr. 21.35 December Landeshut 1972.82 1426.44 24.70 Novembr. 29.85 Januar Kupferbg. 1155.05 1608.67 41.110 Septmbr. 40.55] Januar Görlitz.. | 192.21) 645.83 34.50 December 34.34| Januar Zittau 328.17 781.79 51.14 Septmbr. 60.96 December — 32.20 421.42 + 81.51] Juli = 72.40 December Bodenbach 19 | Prüfung der aus den Haupt⸗Jahresmitteln berechneten Höhen-Unterſchiede in Pariſer Fuß zwiſchen den Stationen und Breslau, nach der Methode der kleinſten Quadrate durch Vergleichung mit den Reſultaten aus den Monats- und Stunden-Mitteln. Summen der Abweich.⸗ Quadrate bei dem Haupt = Refultate Gewicht noch verbleibende Zweifel mittlere wahr⸗ ſcheinliche [fi cheinliche bei den ſpeziellen Reſultaten Zweifel wahr⸗ Grenze 6494.35 931.01 3874.65 3008.87 645.06 3003.35 210.65 4227.33 3594.36 4841.11 1492.96 5947.72 11024.41 22124.56 0.0091 0.0761 0.0183 0.0023 0.0274 0.0236 0.0210 0.0167 0.0012 0.0146 0.0271 0.0119 0.0065 0.0032 2.950 1.023 2.086 7.318 1.702 1.837 1.946 2.178 8.307 2.616 1.712 2.387 3.490 4.945 4.987 1.729 3.527 12.370 2.878 3.105 3.289 3.684 13.500 4.423 2.896 4.374 5.901 8.360 Vergleichung des Haupt⸗Reſultats mit denen aus den Monatsmitteln. 17.295 19.674 5.989] 6.821 12.220 13.917 34.040 38.768 9.972] 11.357 10.763 12.257 11.395 12.978 12.762 14.536 47.070 33.608 13.657 15.785 8.687 10.068 15.153] 17.258 20.443 23.257 28.9610 32.948 1. Vergleichung des Haupt⸗Reſultats mit denen aus den Jahresmitteln der Beobachtungs⸗ Stunden. Ratibor . 166.15 619.77 + 9.6512 u. M. — 15.73 7 u. Mg. 371.63 0.0119 2.584 4.369 7.568 9.670 Kreuzburg] 157.98 611.60 6.20 10 u. A. 4.47 2 U. NM. 61.73 0,0717 1.053 1.781] 3.084 3.941 Oppeln 3.810 455.43 8.36012 u. M. 8.356 u. Mg. 139.70 0.0317 1.584 2.679 4.6401 5.929 Fobſchü. 625.26 1078.88 11.84 2 u. NM. S8. 189 U. A. 220.42 0.0201] 1.990] 3.3650 5.828 7.447 Löwen. 34.82 488.44 2.72 2 u. NM. 3.0106 u. Mg. 16.47 0.2688 0.544] 0.920] 1.593 2.035 Neiſſe .. 129.48 583.10 3.4110 u. A. 4.38 6 U. Mg. 31.55 0.1346 0,7444 1.258 2.180 2.785 Habelſchw.] 678.20 1131.82 5.693 u. NM.“ 7.40 7 u. Mg. 87.21 0.0508] 1.212] 2.117 3.666 4.684 Glaz .. 516.30 969.92 8.922 u. NM. 6.89 7 u. Mg. 150.87 0.0293] 1.647 24.784 4.822 6.161 &iegnis... 131.87 321.75 14.90 9 u. Mg. 1.33 10 U. A. 6.480 0.69444 0.3380 6.572 0.999 1.877 Landeshut 972.82 1426.444 9.26 1 u. NM. 8.507 u. Mg. 165.29 0.0268] 1.723 2.914 5.047 6 449 Kupferbg. 1155.05 1608.67“ 15.902 u. NM.“ 14.029 u. A. 274.43 0.0164 2.203] 3.724] 6.4510 7.895 Görlie ... 192.82 645.833 6.67 2 u. RM. 8.417 u. Mg. 119.84 0 0369 1.467 2.481] 4.297 5.491 Zittau .. 328.17 781.79 3.029 u. Mg. — 4.0112 u. M. 37.28 0.21460 0.609] 1.029 2.059 2.550 Bodenbach — 32.20 421.42 20 , . Mn ie ... ... oꝙg Beobachtete Veränderungen des auf 0“ R. reducirten Barometerſtandes vom Minimum aus in Pariſer Linien. Am Termine Sir John Herſchels zur Zeit des Frühlings-Aequinoctiums 1844 von März 21 Morgens 6 Uhr bis März 22 Abends 6 Uhr. x Anmerkung. Bei den Angaben der Mittel und der Minima find, wie bei den Stations-Beobachtungen, noch 300 Linien überall hinzuzufügen. Stationen] Kreuzb. Leobſch. Neiſſe | Breslau Landesh. | Kupferb, Hirſchb.] Görlitz. Forft Bodenb. Jena | Marbg, | Dsnab, | Emden Aachen Mer.⸗Unt.] 4m7 E Zul E | IN2 E 0 Amo W | 4m3 W | 5m4 W | 8m3 W | 9m3 W |11m3 w |21"9 W |33m0 W 360 W |39m3 W439 W 24 St. M. 27.08 | 21.84 | 27.78 29.79 16.43 14.37 21.68 | 27.53 | 34.64 | 30.70 | 30.26 | 26.54 | 33.61 | 35.18 | 30.02 Minimum] 22.33 17.07 | 22.40 | 24.35 11.66 9.44 15.56 | 21.80 | 29.50 | 24.00 | 25.04 | 22.77 | 32.19 | 34.06 | 28.39 —— ͥͤ v——— ——— = en — Morg. 6 0.09. 0.00 0.00- 0.00- 0.02 0.00 0.00 0.00:| 0.00. 0.00] 0.00: 0.00-| 0.10] 0.07: 0.53. 12. 71 0.00 0.34 0.06 0.23 0.00 0. 49 0.36 0.54 0.40 0.40 0.91 0.72 0.60 0.47 0.85 81 0.31 0.40 0.31 0.41 0.12 0.03 0.82 0.84 1.10 1.32 1.53 0.93 0.60 0.86 1.02 91 0.50 0.61 0.48 0.71 0.24 0.11 ( 1.21 1.63 1.70 1.91 2.31 1.92 0.86 1.13 1.29 101 0.70 0.48 0.63 1.13 0.45 0.27 1.79 2.01 2.20 2.21 2.87 2.30 1.13 1.26 1.38 111 1.00 0.92 1.05 1.49 0.49 1.09 2.46 2.53 2.75 3.20 3.32 2.86 1.23 1.41 1.47 Mitt. 121 1.20 0.83 1.50 1.87 2.24 1.63 3.11 3.10 3.15 3.60 3.83 2.82 1.56 1.47 1.47 11 1 50 1.28 2.22 2.44 2.82 1.99 3.57 3.81 3.40 4.19 4.17 3.07 1.62 1.45 | 1.60 31 1.37 1.91 2.79 2.96 3.08 3.28 4.16 4.09 3.72 4.49 4.37 3.51 1.40 1.66 1.51 31. 2.19 2.17 3.24 3.32 3.62 4.00 4.50 4.31 4.03 5.09 4.65 3.92 1.50 1.79 1.73 44 3.05 2.74 3.57 3.82 3.96 4.14 4.93 4.54 4.18 5.49 4.94 4.21 1.50 1.89 1.73 51 3.44 3.21 3.87 4.25 4.26 4.40 5.13 4.83 4.50 6.10 5.22 4.06 1.46 1.59 1.78 Abend 61 3.79 3.71 4.64 4.55 4.59 5.07 5.51 5.30 4.80 6.31 5.46 1.63 1.97* 2.00 71 3.99 4.48 4.72 4.96 5.96 5.14 5.82 5.67 5.20 6.711 5.60 | 4.27 1.75 1.72 2.13 81 4.40 4.52 5.22 5.38 5.29 5.34 6.14 5.84 5.47 7.01 5.87 4.32 1.90 1.66 2.44 * 91 4.62 4.60 5.47 5.73 5.40 5.29 6.23 6.07 5.60 7.01 5.96 4.27 1.0 1.66 2.35 101 4.84 5.15 5.66 5.91 5.56 5.29 6.42 6.27 5.65 7.22 5.97*| 4.27 1.96*|j 1.60 2.26 111 5.65 5.22 5.83 6.11 5.60 5.34 6.58 6.45 5.78 7.33 5.96 4.18 1.90 1.60 2.26 Nacht 12] 5.65 5.40 6.11 6.11 5.74 5.37 6.72 6.51 5.90 7.53 5.90 4.17 1.91 1.60 2.18 2» 11 5.76 5.73 6.26 6.21 5.99 5.35 6.72 6.58 6.08%) 7.53*| 5.78 4.08 1.66 0.80 1.87 21 5.78 5.75 6.34 6.21 6.13 5.39 6.78 6.59 5.95 7.43 5.64 3.91 1.46 0.80 2.00 31 5.88 5.69 6.41 6.35 6.17* 5.42 6.88 6.54 5.75 7.44 5.46 3.89 1.15 0.41 1.82 44 5.91 5.74 6.43 6.49 6.16 5.40 6.79 6.43 5.70 7.45 5.26 3.81 1.43 0.41 1.38 51 6.02 5.91 6.39 6.50 6.16 5.42 6.82 6.29 5.30 7.45 5.25 3.70 1.26 0.31: 1.33 Morg. 6 6.03 6.06 6.85 * 6.50 6.04 5.44 6.89 6.32 5.27 7.25 5.24 3.62 1.26 0.34 1.38* i 76.35 6.2⁴ 6.74 6.52 6.10 5.47 6.84 6.43 5.45 7.45 5.20 3.54 1.03 0.34 1.33 si 6.40 6.25 6.76 6.58 6.23 5.40 6.77 6.42 5.40 7.35 5.15 3.51 0.92 0.64 1.29 9 6.46 | 6.29* | 6.68 | 6.61* | 6.24* | 5.38 | 6.76 | 6.45 | 5.42 1.41 5.03 3.46 | 0.80 | 0.64*| 1.20 10 6.53 | 6.19 | 6.23 | 6.55 | 6.08 | 5.48 | 6.75 | 6.34 | 5.40 | 7.21 | 4.92 | 3.41 | 0.76 | 0.64 | 0.93 11| 6.57* | 6.79 | 6.68 | 6.40. | 6.04 | 5.58 | 6.53 | 6.26 | 5.35 | 7.10 | 4.82 3.37 | 0.73 | 0.64 | 0.93 Mitt. 121 6.35 6.17 6.63 6.31 5.77 5.74 6.49 6.18 5.30 6.90 4.73 3.24 0.56 0.16 0.80 11 6.35 6.04 6.63 6.13 5.73 5.77 * 6.46 5.98 4.95: 6.90 4.59 2.93 0.36 | 0.12 0.07 21 6.24 5.79 6.52 6.02 5.75 5.71 6.32 6.02 5.00 6.80 4.58 2.62 0.27 0.01 0.45 3] 6.23 5.66 6.18 6.05 5.55 5.55 6.25 5.99 5.05 6 51 4.48 2.53 0.07 0.02 0.18 41 5.94 5.60 5.78 5.88 5.41 5.43 6.20 5.85 4.95 6.51 4.40 2.50 0.00:| 0.05 0.09 51 5.87 5.38 5.81 5.87. 5.39. 5.38 6.14 5.87 5.04 6.41: 4.40 2.43 0.02 0.00:| 0.00 Abend 61 5.91 5.47 5.76 5.96 5.52 Dt 6.12:| 5.96 5.04 6.41 4.33:| 2.34 0.03 0.01 0.00 Beobachtete Veränderungen der Temperatur der freien Luft im Schatten in Graden nach Réaumur vom Minimum aus. 21 “2 2 = sa | 88 Santana Sen 0 N SGA ea cn ed eg e E S D ο e a — € ehe SSH See SSS ese ede es es eg e A A SSO © S °l+ a S 5 « — e e: Spoooao Se e ο A Senn S Ham SD SD nn = S 2 u SSA Ses eee es es e Ne NAA Tan AS SSA a m „ul 2 u. 15 BON AU ERROENNNENSEENNEBEL UL. _ \ \ 0. 0 0 2a, cn VA 5 = 2 ax | SA Snmon D e en wannnn A SSS 00 0 0 S nn 2 = S au SAAHH S SSS Air e IS SSS mn — r ee Ss 85 | & & 5 NR Snnann e 0d ed eg n en S Sen en A 0 en > S Sn | SS SSA AnaadT aaa ei Hanna F 8 SSS 8 eee = = 8 s u | Ei: e e nmaanam nönnno e nrnoro rn 8 87 | 1 1 57 ͥ ̃ ˖˖ ⁵ . 3 = Su = 5 * 7 05 S 2 1 e egen = ne mnnmun S en SA SETurD Sascur Snnn,do Harms D S daumen rn 5 8 3 TR, a — ea | US SS A nannten essoann S S Rrooso e = . 5 e et S 1 es cen Sein SN S SN S 2 e S = Se | Zi 6 0 ana e Saworm nn mann A © S Sa BAHR S SSS S es ANS SSA SS Scaknn SSS « — ara => Ss nl&» ES 5 18 e 10 — 20 nb eg e SS SS Onnnon no«nnn SD S 1 — 2 S — SSS SSS S S S SS SSS e S Ae AA Ss 24 3 2 8 1 N 3 9 8 S SSS Sn nnoooo D S nannmon © 2 = ae es Sonn e ee AAA Amen SG AS SS SSS — 5 a 20 = E = > RD u 2 = Su | BR S h e ene e ee A S e M = 2 2% — SSS SS ? nnnnnn Fes SSS SSS SS SSS „ 02 2 = Rs o 1 2 2 0 A 0 00 10 D S SSD D onncann S A Se S0 1 00 — 8 2 N S e S SS Sunnnnn S es S S 8 S * „= 5 © bin > S 45 eu | SE SS S soonno SSS SSS sonooo SS SS SS socodsoo = sea S 1 ese d eee Ae S SSG S S = . = 1 S. = So — | En S-nSsom D 1 e h D SD e Se D S 2 E Sa SS SOU CSA Dann Nn A Schaan unse & „ En = s 8 8 > u | 2115 SS nnanan anmoose S = SD Samaso S n e 5 E 5 | SSO n es e AAA Armee SSS ASS S « — 1%] = rr Sraazı nranın orması aranın® a Ss Se 8 8 5 2 2 8 8 5 9 . = en 5 3 8 — S a aa 155 2 = ER 5 2) S E 22 Beobachtete Veränderungen in den Verhältniffen, welche aus dem Wafjerdampf-Gehalt in der Luft hervorgehen, vom Minimum aus. Am Termine Sir John Herſchels zur Zeit des Frühlings-Aequinoctioms 1844 von März 21 Morgens 6 Uhr bis März 22 Abends 6 Uhr. Verhält⸗ Dunſtſättigung, die möglich größte = 1.00 niſſe Stationen] Breslau. Hirſchb.] Jena Marburg Osnab. Emden | Aachen 24 St. M.] 0.89 0.86 0.92 0.85 0.91 0.82 Minimum | 0.48 0.87 0.66 0.68 0.68 0.73 0.53 Morg. 6] 0.38 | 0.123 | 0.29 | 0-16 0.22 | 0.36 21. 7] 0.43 | 0.13* | 0.30* | 0.13 | 0.32 | 0.20 | 0.42 8| 0.43* | 0.08. | 0.29 | 0.22 | 0.14 0.25 | 0.47 9| 0.38 | 0.08 | 0.20 | 0.13 | 0.27* | 0.27* |: 0.45 10 0.33 | 0.04 | 0.15 | 0.22 | 0.01 | 0.00- | 0.47 11 0.41 | 0.02 | 0.07 0.25 | 0.06 | 0.00 | 0.45 Mitt. 12 0-41 | 0.02 | 0.04 | 0.32* | 0.05 | 0.03 | 0.47* 1] 0.34: | 0.00: | 0.12 | 0.15 | 0.03 | 0.06 | 0.41 2| 0.43 | 0.04 0.08 | 0.11. | 0.09 9.04 | 0.37 3] 0.42 | 0.03 | 0.00- | 0.20. |. 0.07 | 0.10 | 0.47 44 0.43 | 0.08 | 0.00 | 0.14 | 0.00. | 0.10 | 0.08: 5 0.43 0.00 | 0.13 | 0.03 | 0.10 | 0.07 Abend 6 0.44 0.10 0.04 | 0.20 | 0.17 71 0.44 0.22 | 0.00. | 0.02 | 0.19 | 0.2 8| 0.38 9.25 | 0.21 | 0.12 | 0.19 | 0.24 91 0.44 | 9.28 0.22 | 0.18 | 0.23 | 0.40 10| 0.44 |. 0.31 | 0.28 | 0.18 | 0.22 | 0.47* | 11] 0.485 0.31 | 0.28 | 0.18 | 0.25* | 0.16 Nacht 12| 0.36. 0.31* | 0.28 | 0.18 | 0:2 | 0.10 | 22. I 0.40 0.31 | 0.5 | 0.22 | 0.23 | 0.09 | 2| 0.43 9.28 | 0.5 | 0.24 | 0.22 | 0.09 3] 0.41 0.28 | 0.28 | 0.32* | 0.2 | 0.12 44 0.47 0.29 | 0.32» | 0.5 | 0.3 | 0.45 5 0.47* 0.28 0.27 0.25 0.25 | 0.8 Morg. 6 0.47 0.28 0.32 9.20 | 0.25 | 0.45 | 7| 0.47 0.25 0.32 0.27 0.23 0.45* | 8| 0.12 0.24 | 0.30 | 0.23 | 0.22 | 0.31 | 9| 0.35 0.16 | 0.99 | 0.24 | 0.17 | 0% 10| 0.34 0.13. 0.9 | 0.9 | 0.18 | 0.21 11] 0.33 0.2 | 0.22 | 0.25 | 0.18 | 0.38 Mitt. 12 0.31 0.22 90.27 0.28 0.17 0.31 1 0.00- 0.12 0.22 0.12 0.15: | 0.33 2 0.16 0.10 | 0.11 | 0.11 | 0.19 | 0.34 3] 0.20 0.18 | 0.13. | 0.04: | 0.18 | 0.20 44 0.31* 0.24* | 0.25 | 0.07 | 0.18 | 0.08 5 0.35 0.18 | 0.2 | 0.15 | 0.20 | 0.00. Abend 6 0.26 0.22 0.15 | 0.16 | 0.21 | 0.04 23 Beobachtete Veränderungen in den Verhältniſſen, welche aus dem Waſſerdampf-Gehalt in der Luft hervorgehen. Am Termine Sir John Herſchels zur Zeit des Frühlings-Aequinoctiums 1844 von März 21 Morgens 6 Uhr f bis März 22 Abends 6 Uhr. e Dunſtſpannung in Pariſer Linien Temperatur des Thaupunkts in Graden nach Réaumur ' Breslau Hirſchb. Jena Marb. Osnab. Emden Aachen Breslau | Hirfhb.| Jena Marb. Osnab. Emden Aachen 24 St. M.] 1.46 1.40 1.97 2.61 | 2.95 | 2.07 — 5.9 — 6.6 — 2.1 — 1.8 |+0.3 | —1.1 Minimum 0.95 | 1.54 | 1.15 | 1.49 | 1.68 | 1.92 | 1.52 10.0 — 5.9 9.1 |— 5.5 — 6.0 |-3.2 —4.4 Morg. 6] 1.00 0.24 0.55 0.00- 0.00 | 0.13 6.3 3.3 9.2* 1.0 0.9 0.9 21. 7) 0.94:| 0.26 0.54 0.03 0.00 0.31 | 0.27 7.0 3.0* 9.2 0.0- 3.0 1.3 1.8 8] 0.95 | 0.28 | 0.50 | 0.10 | 0.38 | 0.30 | 0.55 7.0 [2.5 4.8 1.3 3.5 1.93.5 N 9 1.00 0.28 0.36 | 0.08 | 0.52 | 0.61 0.71 6.3 2.5 3.7 0.6] 5.2 2.2 4.3 10 1.00 | 0.27 | 0.34 | 0.20 | 0.85 | 0.68 0.94] 6.3 2.2 3.5 2.1 21| 10| 55 111 1.05*| 0.22 0.24 0.21 0.79 | 0.78*| 0.81 6.9 1.6- 2.6- 2.3 2.8 0.04.8 Mitt. 12 0.95 | 0.27 0.24 0.29 1.11 | 0.74 | 1.13 6.8 2.0| 2.6 3.3 4.1 2.0 | 6.4* 1 1J 1.03 | 0.23 | 0.37 0.92 1.23 | 0.74 | 0.54 6.42.3 3.8 31 4.3 2.8 5.0 2J 1.02 | 0.13 | 0.37 0.53 1.30 0.72 | 1.26 6.7 1.6 3.8 2.0 4.8 2.3 6.9 3] 0.85 | 0.11 | 0.20 | 0.57 1.25 | 0.68 1.59 6.9. 0.9 2.2 3.5 4.9 2.8 83 44 0.80 0.00 0.20 0.56 1.16 | 0.68 | 0.13 6.0 0.0- 2.2 3.2 4.9 2.6 0.9 51 0.74 0.19 0.66 1.01 | 0.61 | 0.09- 5.9 2.1 3.6* 3.2 3.0 0.6- Abend 6 0.67 0.33 0.88 0.58 0.23 55 3.4 2.1] 3.11.6 71 0.64 0.29 0.31 0.84 | 0.49 | 0.29 5.2 3.0 2.5 3.4 2.9 2.0 8 0.65 0.22 | 0.24-| 0.75 0.51 | 0.35 4.3: 2.4 sea 0 sensor, 91 0.64 0.18 0.28 0.71 1 0.53 | 0.63 3.2 2.0 2.6 4.5 4.0*| 4.0 100 0.61 0.19 | 0.31 | 0.71 | 0.46 0.72] 5.0 2.1 3.1 4.5 3.8 | 4.4* y 111 0.59 0.11 0.31 0.77 | 0.46-| 0.17 9.9* 1.3 3.1 4.7 3.9 1.1 Nacht 12 0.56 0.06 0.31 0.55 0.47 | 0.04 3.2 0.7 3.0 3.0 3.3 0.5 100 11 0.51 0.01 | 0.46 | 0.66 0.51 0.00 [ 3.4 0.2 3.3 49| 3.7| 0.0 || 2 0.35 0.02 0.34 0.67 0.00: 3.7 0.3 3.1 5.5, 3.6 0.0 * 31 0.27 0.00 0.34 0.60 | 0.49 | 0.08 28 0.0 3.3 5.1 3.5 0.6 4 0.19 0.04 0.00 | 0.75 0.43 0.69] 1.3 0.51 729 5:01.85 49 5] 0.19 0.03] 0.37 | 0.79 | 0.41 0.73] 0.9 0.4 3.4 4.8 3.7| 4.4 More. 6 0.00° 0.07 0.37 0.79 | 0.35 0.71 0.0: 0.8 3.4 4.8 3.4: 4.3 7| 0.09 0.15 | 0.46 0.77 | 0.407 0.50 [ 1.1 1% 150..,8,.82 81 0.25 0.30 0.56 0.81 | 0.51 0.48 22 3.1 4.8 5.0 3.6 3.1 9 0.55 0.43 0.71 0.81 | 0.64 0.49] 3.2 4.3 4.9 2.5 3.5 31 10) 0.65 0.28 0.64 1.39 | 0.83 | 1.12 5.3* 5.5 4.1 2.2 4.4 6.3 | 111 0.85 0.89 0.81 1.57 | 1.32 | 1.01 4.7 7.6 4.7 0.0-| 6.2« 5.8 N Mitt. 12] 0.02 0.89*| 1.03 2.12 | 1.32*| 1.07 4.0 7.6 4.1 2.8 5.3 6.1 11 1.44 0.79 0.94 2.05 | 1.04 | 1.19 0.1- 7.0 4.6 1.8 5.4 6.7 2 1.44* 0.76 1.09 2.23 | 1.04 | 1.71* 3.9 6.8 3.8 2.2 5.3 8.7* 31 1.42 0.92 1.11 2.23 1.32 | 1.08 5.2 71.8* 6.3 4.6 5.3 6.2 | 44 1.32 1.02*|) 1.01 | 1.78 | 1.32 | 0.68 6.3 8.5 6.7 4.3 5.6 4.2 5 0.83 0.98 1.46 | 1.01 | 0.27 8.2* 7.3 6.4 4.6 5.6 1.8 Abend 61 0.96 0.89 0.83 1.37 | 0.94 | 0.27 4.5 7.6 6.4 4.1 5.0 1.8 = TE — a a a Beobachtete Verän nderungen in der Richtung (und theilweiſe auch der Stärke) des Windes. Am Termine Sir John Herſchels zur Zeit des gen 1844 von März 21 Morgens 6 Uhr bis März ends r. Stationen] Kreuzb. Leobſchütz! Neiſſe | Breslau | Landesh. Kupferb. Hirſchb. Görlig | Forft Bodenb. Jena Marbg. Osnabr. Emden Aachen 21 85 6| s. 1 sw 2 sw. no. 25 | wnw. nw. 1| nw. 0] no. 2| no. 1 n. 1| s. 4 wnw. sw. ngw. II nw. 1 8 7 „» 1 „ 2 57 „ 8 5 „ 1] „ 10 „ 55 „ 2 „ 5 nnw. . „ 1 „ 1 8 so. 1 „» 2 55 „ 6 57 „ 1] „ 10 „ „ 3 % 1 „ 5 nw. ” aw. I „0 9 oso. 1 „» 2 55 „ 20 55 „ II „ 1 „ „ 3] „ II „ 4 nnw. 77 „ 16 W. 0 10 57 „» 2 55 „ 23 ” „ 1 „ I uno. „ 3 » 2 „ 3 ” „ „ 1 „o 11) no. Do ” nno, 20 ch „ „eier, „ 3| nw 2| n. 3 ngw. nw. 9. Alp D Mitt. 12 nno. 1 2 n. 26 1 n 2 m 1 1 4| nnw, w 1 0 1 „ 1 W. 2 5 „» 21 2 2 11 „ 2 „ 0 1 n. 1 . 2| nw. ” 1 1 2 0 2 se 2 „ 2| w. na 5 alle „eis „ 1 no. 1| n. 2| now. en nl „ 12 3 „ 1 nw. 2 » uno. 40 55 „ 16 „ 24 5 „ In. 1 „ 26 n. ” „ III. „ 44 n. 2 » 2 57 nw. 53 55 „ 2 » 2 „ „ I nw. 11 „ 1 N „ II qnw. „ 5 „ 2 „» 2 5 nnw. 74 55 „ 2 „ 1 „ „ 1 n. 1. „ 1 ngw. 55 „ IJ n 0 Ab. 6 „ „ „ 2 55 n. 54 = „ 0] „ 1 now nw. II nw. 1 nnw. 1 n. > d l 8 7 „» 2 „» 2 55 „ 21 * „ 0 „ 1 „ 11 „ 1] „ II wen. I „ 0 „ 9 8 „» 2 „» 2 nnw. 18 5 „ 0] » 1 „ 1 „ 10 „ 1 * „ 01 „ 0 9 „» 2 „ 2 „ 9 » „ 0» 1 „ 16 „ 10 „ 1 5 „ 0 „ 0 10 „» 2 » 2 „ 6 55 „ 00 » 1 „ 1] „ 10 „ 1 » „ 0 „0 11 ” „» 2 nw. 15 » „ 0 „ 1 „ 1 „ 1 „ 1 sgw. „ 0 „ 0 Nacht. 12 2 10 0 1 1 1 1 = 0 0 2 212, a „ 1 1 . a ee „ „0 2 » „ 14 55 „ 00 „ 9 „ 1 „% 1] „ 1 sgw. „ 1 „ 0 3 57 w 9 57 „ 0 „ 0 „ 1 „ 1 w. 2 8. „ 10 „ 8 4 57 „» 1 nw. 15 57 „ 0] „ 0| ssw. „ 1 „ 11 „% 1 go. „ 1» 5 ni. „» 1 nw. 10 5 „ 0 „ 0 5 sw. 1| „ 1 „ 3 „ 1,0 Morg. 6] wnw. „ 2 sw. W. 18 * 1 „ 0] „ 0] s. „ 1 „ 0] „ 1 sgw. sw. sgo. II W. 1 7 55 „ 2 ” „ 2 * » 1,0 „ „ 1,0. 1 Eb 55 „ 1 „ 1 8 2 N 2 s. 0: 90 h o „ 1 „ 0] „ 1 sogo. 00 „ 9 w. nw. 2 77 552 > „ 1] „ 0| ssw. „ I „e 0; I iso. 1 „„ 100 5„ 51 5 ssw. 5 > » 1 „ 0 „ „ 1 W. 0| „ 1 sso. > „ II n. 1 11 „ n. 1 55 ono. 83 55 „ 1] „ 0 s. „ 1 „ 1] „ 1 sogo. 5 sw. 1 „ 13 Mitt. 12 5 nw. 1 55 so. 4 ssw. nen: ol sn „ 1] „ 1 sw. I nogo. 7 „ w. .,, 1] ssw. w 1 57 Ww. 0. 55 „ 0 „ 9 ssw. „ol... Al w. 1 57 „ 1 „ 2 2 > » 9. 11 5 Y O We „ I/ ee w. „ I nw. 1 3] so. 5 1 55 5 0 55 so. 0] nw. 1 „ An e Alm en | 4 55 „ 1 55 „ 0 » „ 11, 1 „ „ II „ 1 8. 1 W. „ 10 „ 1 5 5 „ 1 55 sso. 0 05 e 2uel0 „ 1 „ 11 „ 1|swgw. ssw. se Hp Ab. 6| „ so. 5 W. 0 1 „ e 5 „ 1 „ I nw. 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Bodum 5 igloq; 173 aayıag 90 ä cc 40 hi 0 ce IP 2 01557 “ 1 2 44 49 9 1 « 00 % ‘99 a 6 29 LT 0 4 5 ohgwg 1 5 1 170 15 4 . 500 geg 'S ig 1 100 9 0 ar 00 [73 ogg « 90 0 "999 a0 112 60 5 0 0 % „% 0 5 magag zpegeg 5 329 We p 8 18 294 ‚pi ce 911100 gehe 00 2 4 65 5 « « ce = 5 4 fi 1 4e 0 00 e eee“ la | ae © 0 [73 0 00 60 "pP u 1129 e © 0 0 5 E |.“ Öiayoa 0 40 5 5 00 08 9506 46 00 Ed m « « “ dd up Yhasq gang [7 5 55 “ 4 v [17 ag, Uh . 992924 [77 Bao 2a 9 magag 92924 magaq magaq magaq 1a | 4pagaq egg . ag p ggg ue eg ag | 20 "rag un WUONDID gene *plgoag ; allıaıg nojgeagß +*4saguoz ano acc gelang gha 208 | 9 auagoz | 1 vue d gu "Bganıg 1gDugg un ag us pv 90 ae u, Sad au asc ugog BE ane gp “ang e enen e wnysonm ys sun pads aa Bros Le Mr am 9 sus ape 819 50 fa e u zem bhv = 3Bunaayyı ö vg wohlruıp eee 23939 wmvunaagupan 26 Beobachtete Veränderungen des auf 0“ R. reducirten Barometerſtandes vom Minimum aus in Pariſer Linien. Am Termine Sir John Herſchel zur Zeit des Sommer-Solſtitiums 1844 von Juni 21 Morgens 6 Uhr bis Juni 21 Abends 6 Uhr. Stationen] Kreuzb. Leobſch. | Neiffe Oels Breslau Landesh. Kupferb. Görlitz Forſt | Bodenb, | Jena Marburg Emden Aachen Mer.⸗Unt.] 407 E 301 E In2 E 0m E 0 4m W | 4m3W | 8m3W | 9m3 W | 11m3 w | 21m9 w | 33 W 393 w 43 9 w 24. St. M.] 30.62 | 24.31 31.11 31.81 32.62 | 20.63 18.23 30.23 | 36.65 32.95 31.88 | 28.04 35.72 30.69 Minimum] 29.19 | 22.81 29.64 30.45 31.26 19.34 17.01 29.09 35.42 | 31.43 30.35 | 26.40 | 34.27 29.46 Morg. 6 1.93* 2.03 2.14* 0.50- 2.05* 0.86 1.67* 1.67* 1.63* 2.10 2.17 2.79 2.21 3.06 21, 7| 1.9 2.19* 2.10 0.65 2.05 1.26 1.65 1.61 1.58 2.20* 2.28 2.75 2.04 3.01 81 1.93 1.94 2.06 1.87 1.90 1.28 1.63 1.66 1.63 2.10 2.31 3.03 1.96 3.06 *˙ 91 1.82 1.90 1.91 1.88 1.79 1.29 1.62 1.64 1.62 2.00 2.43 | 3.17* | 2.14 3.06 101 1.77 1.74 1.79 1.63 1.51 1.33 1.59 1.62 1.58 2.09 2.30 3.06 2.12 2.97 111 1.66 1.58 1.70 1.61 1.57 1.33 1.30 1.52 1.58: 1.99 2.37 3.01 2.32% 2.83 Mitt. 12 1.46 1.62 1.64: | 1.28 1.52 1.29 1.33 1.49- 1.60 1.98 2897 2.84 2227, 2.75 11 1.46 1.55 1.74 1.27 1.60 1.34 1.37 1.56 1.58 1.77 2.12 2.65- 2.32 2.79 21 1.46 171 1.81 1.40 1.63 1.56* 1.27- 1.64* 1.63* 1.76 1.87 2 90 2.18 2.53 3J 1.46 1.53 1.81 1.53 1.73 1.49 1.29 1.37 1.58 1.66 1.84 2.56 2.35 2.39 51 1.46 1.66 1.91 1.46 1.70 1.53 1.35 1.28 1.43 1.56 1.83 2.47 2.35 * 2.30 51 1.56 1.74 1.91* 1.52 1.49 1.44 1.26 1.26 1.38 1.56 1.82 2.38 2.25 2.13 Abend 6 1.66 1.75 1.61 1.46 1.51 1.50 1.33 1.25 1.36- 1.57 1.82 2.30 2.15 1.81 71 1.68 1.60 1.56 1.58 1.47 1.26 1.42 1.33 1.41 1.46 1.79 1.93 2.05 1.64 81 1.78: 1.63 1.61 1.50 1.48 1.38 1.45 1.22 1.42 1.37 1.83 1.75 2.05 1.59 91 1.78 1.76 1.70 1.61 1.48 1.36 1.47 1.24 1.44 1.37 1.86 1.85 2.05 1.50 100 1.58 1.77 | 1.79 1.55 | 1.48* | 1.50 1.47 | 1.35* 1.48/ 1.47 1.87176, 2.05 | 1.8 111 1.38 1.80 1.84* | 1.73* | 1.40 1.36 1.33 1.20 1.43 1.57 1.85 1.80 2.05 1.24 Nacht 125 1.38 1.76 1.69 1.56 1.34 1.31 1.33 1.15 1.41 1.47 1.73 1.65 1.85 1.06 2 11 1.38 1.54 1.61 1.31 1.27 1.33 1.11 1.33 1.47 1.57 0.60 1.85 1.02 21 1.28 1.60 1.39 1.48 1.27 1.29 1.29 1.22 1.33 1.47* 1.45 0.60- 1.85 0.93 31 1.28 1.40 1.34 1.31 1.28 1.25 1.29 1.17 1.20 1.47 1.41 1.49 0.88 0.53 4J 1.36 1.27 1.29 1.39 1.26 1.30 1.29 1.13 1.13 1.37 1.43 1.52 * 0.88 0.35 5 1.38 * 1.28 1.19 1.12 1.25 1.66 * 1.25 0.98 1.11 1.39 1.42 1.24 0.88 0.40 Morg. 61 1.38 1.14 1.07 1.07 1.22 1.42 1.03 0.77: 1.00 1.39 1.36 0.94 0.71 0.40* 71 1.38 1.20 1.22 1.01 1.16 1.00 0.94 0.85 1.08 1.35 1.09 1.23 0.60 0.26 81 1.26 1.20 1.10 1.20 1.20 0.96 0.96 0.87* 1.03 1.25 0.95 0.93 0.62 0.22 91 1.23 1.22 1.05 1.31 1.16 0.94 1.08 0.77 0.58 1.03 0.89 0.89 0.35 0.09 10} 1.12 1.62* 1.00 1.05 1.07 0.88 0.73 0.79 0.61 0.93 0.79 0.70 0.05 0.04 111 1.11 0.99 0.87 0.88 0.97 0.70 0.73 0.47 0.58 0.80 0.76 0.77 0.05 0.13 Mitt, 12 0.99 0.83- 0.77 0.78 0.70 0.59 0.58 0.41 | 0.43 0.51 0.61 0.61 0.05 0.17 11 0.59 0.77 0.52 0.64 0.57 0.47 0.50 0.41 0.28 0.31 0.37 0.49 0.16 0.22 2] 0.49 0.45 0.42 0.27 0.46 0.41 0.24 0.26 0.13 0.01 0.25 0.38 0.12 0.09 3] 0.39 0.17 0.17 0.07 0.34 0.23 0.03 0.15 0.08 0.01 0.21 0.31 0.00- 0.04 4| 0.29 0.34 0.16 0.00 0.13 0.02 0.02 0.06 0.18 0.00: 0.08 0.22 0.23 0.09 5 0.09 0.18 0.10 0.20 0.00- 0.00- 0.00 0.05 0.18 0.00 0.06 0.23 0.43 0.00- Abend 61 0.00- 0.00 0.00 0.11 0.03 0.10 0.00 0.00 0.00: 0.00- 0.00: 0.43 0.09 22 Abends Juni i 153° N | 207 S +15.12| 713. 10 16.30 4 710.3 117.2 Marbrg. Emden Aachen 187 8 Jena 8s 21 Morgens 6 Uhr b Suni | Bodenb. 117 N Forſt 37 N 27 N Görlitz 6 Uhr. 15 8 Landesh.] Kupfrb. 207 8 Breslau 0 * S ο S e * D + N= D e ch eg S e = N + * SS SAA a S e 25 5 es N Nes e 00 = S 2 a — = — Dem So —— S DAN 6 Ses e E rere. monso- ed d. S A Se AN GAG eds ech ed od 0 6 ARNO SS S A S 2 SSS > % SO De zmanme DD SSS TOONon 27 D g SD Beobachtete Veränderungen der Temperatur der freien Luft im Schatten in Graden nach Réaumur vom Minimum aus. Am Termine Sir John Herſchels zur Zeit des Sommer-Solſtitiums 1844 von 5, N Oels Neiſſe 39708 49 + 13 5570 8 Leobſchütz 24 St. M. 13.93 + 14 878 Kreuzb. „ e, er 6.5 + 8.0 + 9 Stationen Breit. ⸗Unt. Minimum S (=>) . — — = 5 S 0 S1 e ss Hansa S- a SL — 2 — — S 5 > — e A AA S = 0 es SSS es anna m + + 2 22 —— — > e # * — ANS 1 SD 0 D TS} SSS = = ASS m + + —— —— 2 —— — So 2 = S 888888 2 22292 * Se Den =S S SSS SSS © — anna mn 15 S SSS 2 SANA SSS == A= + + 2 22 2 So = — ccc ed 0 A 20 S = Wa A e 4 S8 0 A 2 8 05 SS 2 wn ++ 2 = S * a8 S 0 Ann 0 S D SSD SS SSS SSS 1 SS © — Scmasn 200 20 A 20 25 S DS 28 15 A 8 08 ec ec ec ed 0 A . — ++ .-——m m 8 — IE S ed o 8 25 S S S8 1 ANN zornon S a S + 3 es 8 22 ASOS SN SS SSD AD NOS aQ - SAN Ad d d A ie) Banana e A S SSS 222 — 22 —ͤ—— m + 3 * * * en S 00 15 S 0. DDD = nocacoca 222 S D 1 ASD — SA D S Ne} SS ec es d e 85 S S SSS 2 3 — + D . Sonnnn» 0 d Sd = S S 18 70 lbb 1b ich 5h D SSD Benno un) Ses A SSS 0 Doson-« Sedsds S SNA 8 2 a 22 22 * SA A ee Sd. d * end. * iD = - A = Sonnen Der S e e e Sed e an am ed * S aD Ded D u 2 — ] Ka zu } u Ku] wi w 8 2 S = 2 S = AR 5 S AR 5 & S 28 Beobachtete Ver 2 * änderungen in deu Verhältniſſen, welche aus dem Waſſerdampf-Gehalt in der Luft hervorgehen, vom Minimum aus. Am Termine Sir John Herſchels zur Zeit des Sommer-Solſtitiums 1844 von Juni 21 Morgens 6 Uhr bis Juni 22 Abends 6 Uhr. Temperatur des Thaupunkts in Graden ue Dunſtſpannung in Par. Linien nach Regumur Stationen | Oels Bresl. Jena Marb. Emden Aachen Jena | Marb. Emden 24 St. M.] 4.94 | 4.23 4.36 | 6.51 | 5.37 | 5.46 [ 9.8 +½ 7.5 + 8.6 712.97 10.6 Minimum 3.21 2.66 | 3.68 | 5.03 4.15 | 4.78 |+ 5.7 + 4.3 6.3 9.6 Morg. 6 0.71 | 0.58-| 0.57 | o.11-| 1.19 0.00 1.0 0.1 1.9 | 0.5 21. 7 0.47 | 0.65 | 0.54 | 0.33 | 1.42 | 0.22 | 0.0: | 0.3 | 1.9 | 0.9 8| 0.72 | 0.82 | 0.73 | 0.01 | 1.65 | 0.40 | 1.0 | 1.0» | 2.4 | 0.3 91 0.76 | 0.70 | 0.74 0.25 | 1.14 0.80 1.20.6 2.5 | 0.9 10 0.60 | 0.71 | 0.82*| 0.66 | 1.35 | 1.00 1 0.7 0.6 2.7* 1.8 11} 0.04 | 0.57 | 0.61 | 1.00 1.35 | 1.01 | 0.9 0.0: | 2.1 2.6 Mitt. 121 0. 00 0.57 | 0.63 | 1.51 1.41 | 1.18 | 1.9 | 0.0 2.1 3.6 11 0.99 | 0.61 | 0.29-| 1.75 | 1.19 | 1.07 | 1.8 0.1 1.0: 4.1 21 0.99 | 1.35 | 0.53 | 1.98 | 1.13: | 0.84 | 1.8 2.7 1.8 4.6 30 1.32 | 1.65 | 0.66 | 2.29 | 1.32 | 1.23*] 2.8 |3.7 | 2.2 5.1 4] 1.39 | 1.80 | 0.54 | 2.48 | 1.35 | 0.99 ] 2.9 4.12.8 5.4 51 1.67 2.00 0.69 | 3.04*| 1.49 | 0.64 | 3.7 4.5* | 2.3 6.4* Ab. 61 1.91 | 0.61 | 0.71 | 2.56 | 1.52 | 0.62 4.7 0.3. | 2.4 5.4 7| 3.28#| 1.24-\ 0.84 | 2.13 | 1.75 0.81 | 7.4* 2.4 |2.8 | 4.8 81 2.09 | 1.34 | 0.89 | 1.24 | 1.75*| 1.17 |5.0 | 1.7 | 3.0 3.1 91 1.56 | 1.96 | 0.93*| 0.80 | 1.09 | 0.21 13.5 4.5 3.12.1 100 2.01 2.10 0.82 | 0.59 | 1.27 | 0.21-1 4.6 |4.8 | 2.7 17 111 1.99 | 1.54 | 0.77 0.63 | 1.09-| 0.25 [ 4.5 3.0 2.5 11375 Nacht 12] 1.76 | 1.54 | 0.67 0.68 | 0.90 | 0.44 1 4.1 3.0 2.3 1.8 11 1.60 | 1.62 | 0.49 | 0.59 | 1.01*| 0.38 | 3.5 3.5 1.7 1.6 21 1.56 | 1.69 | 0.39 | 0.32 0.04-| 0.21 13.4 |3.7 | 1.4 1.1 31 1.68 | 2.07 | 0.33 | 0.00-| 0.85 | 0.40 | 3.8 !a.s* | 1.2 | 0.0 al 1.55 | 1.99 | 0.27: | 0.23 | 0.60 | 0.14 | 3.4 4.5 1.00.8 51 1.51- | 1.30 | 0.36 | 0.32 | 0.49 0.33 1 3.3: | 2.5. | 1.3 1.0 Morg. 6] 1.52 | 1.77 | 0.49 | 0.95 | 0.19 | 0.21 [3.3 4.9 | 1.7 2.4 7| 2.48*| 1.88 | 0.92 | 1.23 | 1.72 | 0.27 | 5.7/4.3 | 3.0 | 3.0* 81 2.00 | 1.98 | 1.23 1.45 2.05 | 0.63 | 4.6 | 4.3* | 3.9 | 2.7- 9 1.96 | 1.91 | 1.84*| 1:77 | 2.46*| 0.88 | 4.5 4.3 4.9* 4.0 101 1.68 | 1.61 | 0.85 | 2.48 | 0.00: | 1.21 | 3.7: | 3.5 2.5 5.4 111 2.05 | 1.23 | 0.25 | 3.19 | 2.88*| 1.41 | 4.4 2.3 0.9 6.8 Mitt. 12| 2.33 1.41 0.65 | 4.02 | 2.07 | 1.21 | 5.3* | 2.8 | 2.2 7.4 11 1.87 2.03 | 0.43 4.81 2.65 | 2.04 4.2 4.0 1.5 9.0 ol 1.96 | 1.71 | 0.16 | 5.83 2.81 2.17% 4.5 3.9 | 0.6 10.4 31 1.89 0.87 | 0.00- | 7.24*| 2.65 | 1.12 4.3 | 1.2 | 0.0- | 13.1° 41 1.63- | 0.00: | 0.49 | 6.87 | 2.43 | 1.79 | 3.6 0.1.1.7 | 11.8 5 1.67 | 0.77 | 1.49 | 6.43 | 2.50 | 1.46 | 3.7 0.8 |4.6 | 11.4 Ab. 61 2.05 1.10 1.48 | 6.87 | 2.69 | 1.85 | 4.6 1.9 4.5 11.8 +10.8] 0.74 | 0.62 Dunſtſättigung, die möglich größte S 1.00 Oels [Bresl. Jena Marb. Emden Aachen 0.70 | 0.76 | 0.82 0.66 wow ww SS = e 2 * ** SS SSO SSS www nn * SS SSS e ο = * * r rr S 2 — See * * = SSO SS = SSS 9.2 0.43 | 0.22 | 0.31 | 0.71 0.49 0.44 0.47 | 0.55 | 0.50 | 0.15 | 0.41 | 0.41 0.31 | 0.41 | 0.45 | 0.17 | 0.44*| 0.43* 0.25 | 0.37 | 0.44 | 0.08 | 0.27 | 0.42 0.21 | 0.27 | 0.42 | 0.07 | 0.35 | 0.36 0.04: | 0.24 | 0.42 | 0.06 | 0.38: | 0.30 0.08 | 0.21 | 0.31 | 0.09 | 0.38: | 0.27 0.11 | 0.21°| 0.26 | 0.11 | 0.34. 0.24 0.06 | 0.21 | 0.19 | 0.05 | 0.28-| 0.18 0.07 | 0.31 | 0.16: | 0.05 | 0.29 | 0.12- 0.10 | 0.39 | 0.17 | 0.05 | 0.29 | 0.18 0.17 | 0.43 | 0.19 | 0.09: | 0.30 | 0.15 0.23 | 0.42 | 0.20 | 0.06 | 0.31 | 0.18 0.26 | 0.21 | 0.24 | 0.02 | 0.54 | 0.20 0.50 | 0.29 | 0.30 | 0.09 | 0.39 | 0.25 0.40 | 0.33 | 0.38 | 0.08 | 0.39 | 0.33 0.30 | 0.47 | 0.49 | 0.09 | 0.36 | 0.27 0.45 | 0.52*| 0.53 | 0.11 | 0.43 | 0.32 0.50*| 0.46 | 0.55 | 0.18 | 0.42 | 0.30 0.46 | 0.46: | 0.57 | 0.23 | 0.40 | 0.36 0.44 0.49 0.58 | 0.23 | 0.42 | 0.38* 0.44 0.51 | 0.60 | 0.27 | 0.27 | 0.25 0.45 ! 0.64 | 0.62 ! 0.29 | 0.43*| 0.30 0.45 | 0.64*| 0.62*| 0.29*| 0.42 | 0.24 0.45 | 0.50 | 0.61 | 0.26 | 0.42 | 0.26 0.40 | 0.53 | 0.59 | 0.26 | 0.33 | 0.23 0.49 | 0.46 | 0.55 | 0.26 | 0.32 | 0.18 0.32 | 0.39 | 0.49 | 0.12 | 0.35 | 0.17 0.21 | 0.32 | 0.42 | 0.07 | 0.32 | 0.14 0.10 | 0.24 | 0.17 0.00 0.00- | 0.08 0.11 | 0.18 | 0.09 | 0.04 | 0.32 | 0.10 0.08 | 0.16 | 0.11 | 0.08 | 0.15 | 0.05 0.04 | 0.17 | 0.08 | 0.08 | 0.32 | 0.08 0.02 | 0.08 | 0.01 | 0.05 | 0.30 | 0.09 0.00: | 0.00: | 0.00: 0.29% 0.31 | 0.00- 0.01 | 0.09 | 0.04 | 0.21 | 0.23 | 0.08 0.04 | 0.09 | 0.16 | 0.21 | 0.24 | 0.08 0.11 | 0.07 | 0.17 | 0.21 | 0.32 | 0.16 29 I a 1 « 8 "Ms & 1 „ t m? ran“ 7 1 ‚Im 1 055 1 60 a0 1 „ 08 % ene 2 et: 0: 5 N „ 293 0 e 7 1 1 us I "Sams 1 60 I x 1 15 [73 1 m 5 0 5 M 00 "MS 97 08 0 05 [14 I #3 “ 0 5 8 . e eee Bee N .. * B . nn 08 ns 15 n a 16 SR 1 * 5 s 5 « As O0 1 * ve Ge 5 9 ca tes 4 1 9 5 EEE 1 e 1 0 1 * 91 E a SER. v « % 1 173 I Ss I « 1 . 1 60 °MSS 61 7 "MS 1 Mm ° € 2 1 * BFH 6 5 0 * . x Line S MS E 8 1 0 e 0 1 # 8 0 * 1 15 61 * 1 * 1 e A ö 5 0 00 1 40 0 00 1 10 "MSS 0 Mm U 10 1 55 00 0 0 1 0 Cell 0 oe 2 2 1 60 er * Es ER ME 0 * I s I ws 17114 Wi 1 S mu iR E 1 . 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Am Termine Sir John Herſchels zur Zeit des Sommer-Solſtitiums 1844 vom Juni 21 Morgens 6 Uhr bis Juni 22 Abends 6 Uhr. Stationen] Kreuzbg. Leobſchütz Neiffe Oels | Breslau | Landesh, | Kupfrb. Hirſchb. Görlitz] Forſt Bodenh. Jena Marbg. Emden Aachen Morg. 6 heiter heiter heiter klar heiter bedeckt bedeckt bedeckt] trübe trübe halbheit.] bedeckt hell bedeckt 21. 7 „ meift heit. 55 55 Federgew. 9958 5 ” 55 57 57 halbheit. 57 55 8 57 heiter „ 75 heiter halbheit. 57 57 55 77 77 ” ” DER 9 ” meiſt heit. 55 ”, Schleierg. 55 55 57 55 55 55 55 57 zml. heit. 10 „, heiter 7 bewölkt 00 bedeckt » cp 5 = 55 5 > fait heit. 11) Haldheit, |meift heit. ” 57 55 ” » ” 55 57 55 55 57 heiter Mitt. 12 7 79 bedeckt N ” 77 79 77 79 22 77 ” ” ” 1 55 55 55 zteml. klar * 55 55 55 » gr. WIE, 57 55 7 „5 2 35 cn halbheit. überzogen überwölkt 5 5 75 15 5 7 cn einz. Wk. zml. heit. 3 meiſt bed. halbheit. 7 55 57 55 55 55 ” 57 ” ” n 55 4 halbheit. 27 bedeckt 55 55 57 5 55 55 57 57 ” ” 77 5 meiſt bed. meiſt bed. 90 55 ss 95 55 = cn 5 75 57 55 heiter Ab. 60 bedeckt bedeckt 55 55 55 55 5 55 DEE 55 55 55 mſt. bew. » nl; 5 5 bewölkt 5 5 halbheit. halbheit. halbheit „ » 5 5 » 8lmeift bed, |meift bed. 7 zieml. klar 05 halbheit. 5 heiter 55 5 55 77 55 7 9 77 57 55 55 55 55 55 55 77 überzog. 57 55 hell 75 10 55 55 55 97 heiter 5 55 57 ” 55 57 55 55 zml. heit. 11 halbheit. 55 75 klar überwölkt] heiter bedeckt halbheit. » 5 7 00 7 faſt heit. 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Am Termine Sir John Herſchels zur Zeit des Herbſt-Aequinoctioms 1844 vom September 21 Morgens 6 Uhr bis September 22 Abends 6 Uhr. ae Dunſtſättigung, die möglich größte = 1.00 Stationen] Breslau Hirſchb. Jena | Harburg Marburg Osnab. Emden | Aachen 24 St. M.] 0.78 0.82 0.86 0.79 0.84 0.81 0.77 0.83 Minimum | 0.60 0.70 0.58 0.51 0.68 0.59 0.53 0.49 Morg. 6 0:30* | 0.13* | 0-36 | 0.41 | 00.43 0.41 0.35, 0.49 21. 7] 0.23 008 | 0.38 | 035 0.43. 0.34 | 0.33 | 0.515 8 0.21 | 0.07 | 0.3» | 0.27 0.43 0.28 | 03 | 05 9 0.08 | 0.07 | 0.38 0.24 0.43 | 0.3 | 0 | 0.8 10| 0.03 | 0.08 | 036 0.12 030 | 0.30 | 016 0.45 110 0.00. | 0.06 | 0.34 | 000 | 024 | 0.18 | 0.9 | 0.39 Mitt. 12 0.01 0.04 | 0.32: | 0.09 0.25 0.02 | 0.00- | 0.1 1l 0.07 | 0.0 | 029 | 005 0.25 | 0.» | 001 | 034 2 0.11 | 0.0- | 0.25 | 0.04 | 0.16 | 0.02 | 0:06 |. 0.39* 3 0.06 | 0.00 | 0.21: | 0.00- |. 0.13. 0.00. 0.9 | 0.31 4 ©0509 0.07 | 0.3 | 012 0.19 00 | 08 | 0% 5] 0:11 0.10 | 0.22 0.21 0.19 0.10 0,17 | 0» Abend 6| 0.15 | 0.10 0.28 0.17 0.24 0.16 0.24 0.24 7| 0.21 0,10 0.27 0.24 0.27 0.21 0.24 0.06. st 0.19 | 01 0.20 0.33 0.33 0.32 0.29 0.32 9 0.18 0.17 | 032 0.35 0.29 | oa | 031 | 0.46 100 0.21 | 0.19 0.34 0.39 0% 0.32 | 031 | 0.0 11] 01s 0.18 0.36 | 02 | 0.21 0.32* | 030 | 02 Nacht 12 0.18 0.21 | 0.36 0.42 036 | 0.30 | 0.30 0.46* 22. 1 oıs | 021 | 036 | 04 | 034 | 0.% | 03 0038 2J 0.21 | 0.14 | 0.36 | 0.41 | 0.39* | 0.33 | 0.36* | 0.40 3] 0.26 | 0.16 | 0.36* | 0.44 | 0.37 | 0.41* | 09 | 0.44 4] 0.27 0.16 | 036 0.43 0:35. | 0.35 | 0/39 | 0.0 5| 0.24 | 0.16 | 034 | 04 | 039 | oa 0.30 02 Morg. 6 0.27 ! 0.16 0.34 0.43 0.41 0.41 0.27 | 0.85. 7| 0.20 0.14 | 031 0.40 0.35 0.30 | 0.00 sl 0.29% | 0116 0.209 I 032 | 03 0.31 0.39 9 0.24 0.14 0.20 | 0% 0.23 0.28 0.27 10 0.21 | 0.0 0.11 0.20 00.19 0.19 0.24 III 0.17 0.05 | ou 0.11 | 0.0 0.12.0017 Mitt. 12 0.11: 0.14 0.05 | 0.12 0.06 0.15 0.17 11 0.16 0,02. 0.03 0.03.0. 06 0.14 | 0.0 2 0.13 | 0.03 | 0.02 | 0.04 0.00. 0.13 0.20 3 0.21 | 0.07 | 0.03 | 0.05 | 0.00 0.13 0.24 | al 0.18 | 0.07 0.00. 0.07 | 0.04 014 | 0.26 50 0.18 0.11 0.04 0.16 | 0.04 0.27 0.27 Abend 6 0.33 0.04 0.11 | 0.20 0.05 0.25 0.24 | ” Beobachtete Veränderungen 34 in den Verhältniſſen, welche aus dem Waſſerdampf-Gehalt in der Luft hervorgehen. — = 20 mi 5 = El 855 | !rrra2 sansan nazosS Arenyın nannan nenne an = S ale Ad e ee ee ee aaa ASS SS ac SAA © — S = 4 2 3 — * * * = E = F . ormr-ana — ES Sr aannad An es ce Ae aS SGA e manmad © — — 2 — gs no 5 EN 8 8 2 + N Sn NN οο h H e = 2 8 2 05 ge e e Ned access ede e SSS SS © > : 8 S $ 3 8 & 3 3 = | 228 | Araasasenwan Sartran SIyasao Aumann anadarı S 8 3 85 A ard ard ard e e n eee da Hmocso S — 2 an - D re &S Su * * 8 5 a * Sager See See Ser Tran e Sees © mean NE I ., re DE = Dr + -soss- SAS HA de "Treo added SAGA m = = S 0 15 5 E > Ss . 15 * >) S S . 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Am Termine Sir John Herſchels zur Zeit des Herbſt-Aequinoctiums 1844 vom Septbr. 21 Morgens 6 Uhr bis Septbr. 22 Abends 6 Uhr. —ꝗ—A—Ä—ͥ—KP»̃B̃ P ———— — —— Stationen | Kreuzb. Leobſch.] Neiffe | Löwen Breslau Landesh. Kupferb. Hirſch. Görlitz Forſt Bodnb. Jena Harbg. Marbg. Osnab. Emden Aachen 2 Morg. 68 mſt.bew.] bedeckt Regen bedeckt bedeckt] bedeckt Nebel bedeckt bedeckt trübe Rg. Nb. halbht. bedeckt bedeckt Fdrgw. 21. 7 bewölkt. „ bedeckt 55 77 57 55 55 77 57 übrz. „ 57 halbht. „ 77 8 77 77 77 ” ” ” ” 79 77 77 79 77 27 ” halbht. * 9 77 ” 2 ” 77 79 97 77 Regen 79 77 7) wolkch. 77 90 10 55 * 7 57 „ 57 bedckt 55 57 57 » 57 77 57 überw. 11 > mſt, bed. . > 5 5 75 2 bedeckt „ 75 „ halbht. „ halbht. 57 55 5 ” halbht. » 57 55 55 55 Mitt. 12 „ bedeckt halbheit. 5 55 x Il balbheit. „ bedeckt 57 bed. 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Te agu wa bes Sn Ta MW eig aan g susi) "End minen oa nene (pvu mee u eee un Anz ee aaq ane 139 wadunasa aunaagg 2I2IPPIaaK 39 Beobachtete Veränderungen in den Verhältniſſen, welche aus dem Waſſerdampf-Gehalt in der Luft hervorgehen, vom Minimum aus. Am Termine Sir John Herſchels zur Zeit des Winter-Solſtitioms 1844 vom December 21 Morgens 6 Uhr bis December 22 Abends 6 Uhr. ie Dunſtſättigung, die möglich größte = 1.00 Stationen | Breslau | Hirſchb.] Jena Harburg Marburg] Dönab. | Emden Aachen 24 St. M.] 0.83 0.63 0.82 0 85 0.99 0.78 0.94 0.82 Minimum | 0.63 0.50 0.63 0.76 0.92 0.67 0.87 0.50 Morg. 6 0.30* | 0.50 | 0-27 | 0.17 | 0.08 | 0.96* 0.40 21. 7] 0.25 031 | 0.26 | 017° | 0.0 | 0.17 0.40 si 0.17 | 0.» | 0.33 | 0.15 | 0.0 | 0.17 | 0.13* | 0.0 9 0.16 | 0.30 | 0.33 | 0.13 | 0.04 | 020 | on | 0.00 10| 0.10 | 027 | 03 0.10 0.06 | om | oı | 0a 11] 0.05 | 0.10 | 0.35 | 0.06 | 0.06 | 0.02: | 0.05 | 0.44* Mitt. 12 0.07 | 0.07 | 0.35* | 0.01 | 0.08 | 0.13 | 0.04 | 0.39 1| 0.00- | 0.00- | 0.21 | 0.01 | 0.06 | 0.10 | 0.00- | 0.31 2 0.00 | 0.06 | 0.24 | 0.01 | 0.06 | 0.09 | 0.01 | 0.30 3| 0.25 0.34* | 0.21 | 0.00- | 0.08 | 0.10 | 0.02 | 0.9 al 0.09 | 0.17 | 0.18 | 0.06 | 0.08 | 0.03 | 0.09 | 0.9 5 0.16 | 0.17 | 0.07 | 0.0 | 0.0 | 013 | 0.09 | 0.3 Abend 60 0.20 | 0.20 | 0.15: | 0.10 | 0.08 | 0.17 | 0.08 | 0.34 7 0.15 0.26 0.19 0.12 0.08 | 01 | 008 | 0.34 st 0.00 | 021 | 0.3 | o.16r| 0.08 | 0.10 | 0.09 | 0.33 9 0.15 | 0.3 0.27 0.11 0.08 | 0.1 | 0.08 | 0.30 | 10 0.20 | 0.27” 0.22 0.09 | 0.08 | 014 | 0.9 | 0.21- 11] 0.24 | 0.3 | 0.0 | o.11 | 0.08 | 0.17 | 0.09* | 0.32 Nacht 12 0.26 0.16 0.20 011 | 0.0 | ou | 0.09 0.42 5 1 0.28 0.11 0.19 0.11 0.04 on 0.45* | 0.30 | 0.18 | 0.21 | 0.09 | 0.08 | 0.09 | 0.30 3 0.30 | 0.16 0.21 | oı | 0.8 | 08 0.41 | 4 0.32% | 0.14 | 0.21 | 0.04 | 0.08 | 0.09 0.30 5 0.28 | 0.06 0.20 | 0.6 | 0.8 | on 0.30 Morg. 61 0.27 | 0.01- | 0.20* | 0.08 | 0.08 ! 0.18 | 0.07 | 0.39 | 7| 0.2 0.04 | 020 | on | 0.0 | 013 | 0.07 0.20. 8s| 027 | 0.2 0.18 | 0.3 | 0.00- | 0.13 | 0.09 | 0.3 9 0.2 | 0.04 0.18 o.1* | 0.8 | 0.0 | 0.09 | 0.31 10 0.15 | 0.02 | 0.13 | o.11 | 0.0 | 0.08 | 0.07 | 0.2 | 11] 0.15 | 0.06 | 0.06 | 0.10 | o.0s 0.08 | 0.06 | 0.27 Mitt. 12 0.14 | 0.08 | 0.00- | 0.07 | 0.08 | 0.00: | 0.04 | 0.2 11 0.11 | 010 | 0.08 0.02 0.08 | 0.07 | 0.0 | 0.8 2 0.11- | 0.29 | 0.03 | 0.02- | 0.08* | 0.09 | 0.02- | 0.06 3l 0.16 | 0.3 | 0.06 | 0.04 | 0.0 0.14 | 0.0 | 0f al 0.16 | 0.27 | 0.08 | 0.05 | 0.08 | 0:.15* | 0.05 | 0.00- 5 0.22 0.26 | 0.10 | 0.08 | 0.06 | 0.08 | 0.04 | 0.10 Abend 6 0.20 | 0.23 | 0.19 | 0.08 | 0.00- | 0.2 | 0.0 | 0.10 5 — . kñ————— — nn . nn —.— a 40 \ | Beobachtete Veränderungen in den Verhältniſſen, welche aus dem Waſſerdampf-Gehalt in der Luft hervorgehen. Am Termine Sir John Herſchels zur Zeit des Winter-Solſttiums 1844 vom December 21 Morgens 6 Uhr bis December 22 Abends 6 Uhr. i Dunſtſpannung in Pariſer Linien Temperatur des Thaupunkts in Graden nach Réaumur .. K — —„V„— 00 dd d Stationen | Brest. Hrſchb. Jena Harb. Marb. Osnab. Emd. Aach.] Brest. Hrſchb. Jena Harb. Marb. Osnab. Emd. Aach. | 24 St. M. 1.29 1.30 | 1.44 | 1.45 | 1.64 | 1.67 1.30 |1.56 [ 9.1 11.8 — 6.3|— 6.2)— 3.4 — 6.4 3.8 4.1 Minimum] 1.03 | 1.00 1.04 | 1.20 | 1.23 1.45 1.44 1.02 |-10.8|—18.0|—-10.4)— 9.0! 6.7 — 9.11-5.5| —7.7 Mora. 6 1.14*| 0.98 0.92 | 0.30 | 0.85 | 0.17 0.83 | 10.0*) 17.0 8.4 | 3.4 | 6.1 | 3.2 5.5 21. 71.07 | 0.81-| 0.95 | 0.21 | 0.89*| 0.11 0.27 | 8.5 13.9 8.6 2.5 | 6.5*| 3.0 5.7 sl 0:95 | 0.89 | 1.01 | 0.24 | 0.82 0.11 |0.00- 0.88 | 6.5 | 14.0 | 9.0 | 2.7 | 5.9 | 3.0 | 0.9 | 5.8 91 0.93 | 0.91 | 1.03 | 0.28 | 0.71-| 0.14 0.02 [0.855 | 6.0 14.3 9.1 | 3.1 | 6.0 3.31.3 5.6 101 0.86 0.95 | 1.03 | 0.32 | 0.79 | o.2ı 0.11 0.92] 4.4 14.1 91| 3.5 5.6 20 |1.6| 6.0 111 0.82 1.12 1.07 | 0.35 | 0.79 | 0.35 0.26 1.05] 2.0 12.4 9.4 | 3.9 | 5.7 | 1.0 |1.6 | 6:8 Mitt. 12 0 81 1.12 1.11% 0.39 | 0.84 | 0.46 0.40 0.91 3.3 | 11.8 9.6% 4.3 6.2 | 4.4 2.5 6.0 110.75 1.11 0.87 0.45 | 0.89*| 0.52 0.44 0.67] 1.3 10.6 8.1 4.8 6.3 4.0 1.9 445 21 0.78 | 1.06 | 0.97 0.47 | 0.87 | 0.58 0.47.73 1.0-| 10.1 8.7.5.0] 6.2 | 6.1*| 3.4*| 4.9 31 0.65 0.57 0.84 | 0.43 | 0.84 0.58.46 0.77 | 6.0| 99 | 7.9 4.6 6.2 a5 3.0 51 44 0.52 0.42 | 0.69 | 0.48*| 0.84 | 0.58 0.34 0.75] 1.0| 9.0| 6.8 | 5.1 6.2 3.42.9 50 51 0.41 | 0.37 | 0.42 | 0.42 | 0.89 | 0.52 0,31 0.78 [ 2.6| ss 4.5 4.5 63 | 5.2 2.7 52 Abend 6] 0.35 | 0.30 0.51 | 0.40 | 0.85 | 0.49 0.27 0.78 2.8 s.5| 5.3 4.4 6.3 5.12.1 52 71 0:31 0.26 0.52 0.38 | 0.70 | 0.39 0.27 0.82] 1.4 8.8 5.4 4.2 5.3 4.1 21 5ʃ4 si 0.26 0:23 | 0.53 | 0.34 | 0.62 | 0.35 0.10 0.80 [2.5 7.7 5.5 3.8 4.8 3.12.1 5ʃ3 91 0.22 0.21 | 0.55 | 0.27 | 0.50 | 0.25 0.09 0.73 | 0.6-| 7.8 | 5.7 3.1 4.1 4.4 1.64.9 101 0.22 | 0.14 | 0.42 | 0.33 | 0.46 | 0.24 \0.09 0.51 1.5 | 7.8| 4.5 2.6 3.8 2.9 | 1.7 | 3.3 111 0.16*| 0.13 0.35 0.23 0.35 | 0.19 0. 12 0.63 1.6 | 6.8 3.7 2.7 3.1 34 |12| 4.2 Nacht 120 0.17 0.24 0.32 | 0.18 | 0.26 | 0.19 0.15 0.58 2.2 5.63.4 2.1 2.5 2.2 1.44.6 22. 11 0.08 0.22 0.26 | 0.12 0.23 0.15 0.64] 2.1 533.0 1.5 2.1 1.8 4.4 24 0.09 0.23 | 0.26 | 0.10 | 0.09 0.11 0.351 22| 5% 3.0 1.2 11| 1.0 2.3 3 0.07 | 0.23 | 0.23 | 0.11 | 0.09 | 0.11 0.51 2.3| 5.5 2.71.3 1.1 23 2.9 0.06 | 0.09 | 0.21 | 0.02 | 0.00-| 0.11 0.51 2.3) 4.8 2.5 0.3 0.3:| 1.0 1.79 al 0.06 | 0.04 | 0.18 | 0.00-| 0.09 | 0.05 0.25 1.4 4.0 2.1 0.0. 1.1 05 1.7 5 Morg. 6 0.05 | 0.05 | 0.16 | 0.08 | 0.09 | 0.00 0.5 0.40] 1.2 1.8 1.9 1.0 1.1 1.4 9.2 2.6 71 0.02 | 0.06 | 0.16 | 0.13 | 0.09 | 0.00-\0.02- 10.07. 0.0] 14 | 1.9 | 1.6 1.1 1.4 | 0.0-| 0.4: 81 0:00-| 0:00-| 0.14 | 0.13 | 0.09 | 0.00. 0.05 0.26] 0.7 | 0.0-| 1.7 15 | 0.0] 1.7 0.6 17 91 0:04 | 0.02 | 0.14 | 0.11 | 0.09 | 0.05 0.05 0.30 | 0.3 | 0.7 | 1.71.3 1.1 0,0. 0.6 20 101 0:13 | 0.15 0.11 | 0.96 0.18 0.10 0.11 0.24 0.0 2.5 13) 30| 13 | 1.0 0.81.6 110 0.24 | 0.30 | 0.07 | 0.35 | 0.26 | 0.21 0.22 0.42] 0.9 52 | 0.93.9 2.6| 1.6 1.3 | 2.8 Mitt. 12 0.35 | 0.42 | 0.00. 0.39*| 0.35 | 0.35 0.33 10.51 1.5 | 6.9 0.0, 4.2 3.1 05 |1.8 | 3.0 11 0.47 | 0.54*| 0.09 | 0.36 | 0.55 | 0.41 0.37 0.50] 178.5 | 1.12 | 3.9 | 3.7 2.82.2 | 3.3* 21 0.47 0.22 | 0.13 | 0.32 0.450.430. 400. 16] 1.7 10.3 1.6 | 3.6 | 3.9| 3.3 | 2.2 | 1.0 31 0.44 | 0.22 | 0.16 | 0.34 | 0.41 | 0.38 |o.35 0.05 ] 1.8 7.3 1.9 | 3.8 | 3.5 4.1% 2.3*) 0.3 411 0.34 | 0.20 | 0.15 | 0.31 | 0.33 | 0.32 0.33 0.00] 2.3. 7.8 1.8 3.5 3.1 3.6 2.2 0.0 5 0.26 | 0.19 | 0.15 | 0.24 | o.3ı | 0.38 0.27 0.13 2.2 7.3 1.8 2.8 2.7 1.7 1.40.8 Abend 61 0.22 | 0.20 | 0.25 | 0.28 | 0.23 | 0.21 0.26 0.08 | 1.5 6.52.9 3.2 1.3 2.3 1.3 0.5 41 10 «“ € [44 (e [44 0 8 8 „e ou [14 (0 6 2 8 2 2 2 1 4 0 8 [14 [17 ° [77 & [44 10 [74 5 ce 11 0 ge [44 71 5 9 0 % 40 116 45 [74 10 0 [44 A 0 1 8 ( [14 16 [44 8 [44 e T ° (6 [14 5 [77 ° [14 ° G a. er 10 00 ° [74 go 0 4 EN 1 ° 12 [74 8 “ [14 [44 1 “ ° ( 8 [77 ° [73 * [74 ° [44 11 [44 - ( T 0 I ‘ou uapoy; | uogug |’guusgs| "gavıcs gap (0 8 o [77 [74 [74 ( & “ 8 ou [74 „ [14 00 o ie 3 [14 g O [74 “ c (e 8 „ gg :ou “ ‘ouo g "ouu 2 L* ce 7 gugou 00 0 g ouu 60 00 [17 8 [7 gusou . “ 9 0 8 “ “ [7 & eg ou (e 98 0 ce ce [7 & [74 [74 8 g on & 0 “ e & “ g ou „ 8 „ 00 o K „ 00 „ g ou 7 [79 0 ou (e ‘ou g "ouo 0 „ ? 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II [14 ° 00 % 01 [44 ° (0 1. 6 0 I ouo 8 [14 9 [47 1 ( L [44 0 00 1 (0 9 Ba0 00 (0 9 ou 1 [44 9 (e [14 [44 1 [17 v [17 [17 € [17 [17 [74 ° ° [14 [74 1 80 “ls ZI 9% [74 ce [13 “ 5 00 [74 u “ re c [14 6 [14 z (60 1 [13 8 1 8 [74 1 [77 L [74 [13 [74 „ 0 I 9 IR [44 [77 [74 ( 8 [14 I ( 6 “ 3 [74 8 ou 9 [74 re [14 3 ouo re [44 [17 [74 1 ° I „% I ou lg ou SE MG ( . . I ou 'ouu [IT „ [44 1 [74 1 [74 8 [73 1 (C 9 0 2 17 %% I wg ‘ou lg 82026 us |"qugogs| 120% gha | "Plug | "galdas | "Asgug | "Plga| sag eee ahn 9 SQquagn, eee es ee eee 2 Aq eig an 9 sue L See wog e nne ed 89 ag ne ce ug e eee um, gegn 299 (29 199 ul ‚nv eech gun) Bunypng aa ur NOBUNLDgUHAaR IP 42 Beobachtete Veränderungen in den allgemeinen Witterungs- Verhältniſſen. Am Termine Sir John Herſchels zur Zeit des Winter ⸗ A l 1844 vom December 21 Morgens 6 Uhr bis December 22 Abends 6 Uhr. Stationen | Krzb. Lbſch. Neiffe | Löwen | Brest. Hblſch. Lndesh. Kpfrb. Hirſch. Görlitz Forſt Bodnb. Jena Harbg. Marbg. Osnab. Emden Aachen Morg. 6, bedeckt | bedeckt bedeckt bedeckt bd. Sch.] bedeckt bedeckt bedeckt halbht. bedeckt 2¹. 7 80. „ 9lormſch. 77 77 72 27 10 heiter mſt. bd. 11 Mitt. 921 2 3 4 5 Abend 6 7 8 9 10 11 Nacht 12 22. 1 2 3 4 5 Morg 6 7 8 9 10 11 Mitt. 12 1 2 3 4 5 Abend 6 77 77 72 37 mit. ht. ” heiter 77 77 77 77 77 77 77 77 77 77 70 72 ” 77 70 77 77 77 77 77 57 ” 77 55 77 70 77 77 heiter 77 57 77 77 77 77 ” 77 77 77 77 ” „ 77 77 70 70 77 ” 77 ” 70 77 72 77 77 77 77 72 77 ” halbht. heiter 77 77 ” ” ” „ 77 70 77 77 ” 77 77 75 7 77 77 77 ” 77 77 77 77 77 77 77 77 77 77 ” ” 27 halbht. kl. Wlk. heiter 77 77 halbht. 77 77 72 heiter halbht. wolkig heiter 77 77 77 77 77 ” „ ” 77 77 77 77 77 7* 77 77 77 77 77 ” ”- ” ” halbht. 77 ” heiter 77 77 halbht. heiter 77 77 7* ” 79 „ ” ” halbht. heiter ” 79 halbht. heiter ” ” ” 77 77 ” ” 97 77 ” 77 trübe 77 77 77 halbht. halbht. heiter 77 heiter 77 ” ” ” ” 27 77 77 77 77 70 70 „ ” 79 77 77 ” ” ” ” 77 ” ” ” ” ” ” ” trübe ” 72 heiter ” ” ” 77 halbht. 79 „ heiter 77 77 77 77 ” 77 77 ” 77 77 77 77 77 70 77 77 77 halbht. 79 ” ” heiter 77 79 59 70 77 57 77 70 75 heiter halbht. heiter 77 ” ” ” 77 77 77 77 70 97 77 79 77 97 27 79 70 wolkch. ” ſ. wolk. bedeckt heiter 79 ” ” 77 77 ” bedeckt | heiter wolkch. halbht. ” 77 bedeckt „ 77 77 77 70 79 77 heiter wolkch. ” 77 77 70 70 7 97 72 77 77 77 79 ” ” 77 77 heiter 70 70 ” ” ” 57 70 70 79 57 77 ” 55 ” ” ” ” klar 77 77 77 77 bewölkt klar halbht. heiter 99 70 bedeckt ” 9 77 77 77 ” „ 27 zlch. ht. bedeckt ” * 77 77 5 heiter ” 7 77 70 ” ” 77 77 ” 70 77 77 57 77 ”„ ” ” 77 77 77 7 Haupt ⸗Zuſammenſtellung aller Höhen ⸗Unterſchiede in Pariſer Fuß, vom Barometer⸗Niveau der Breslauer Univerſitäts⸗ Sternwarte, (geodätiſch ermittelt 453.6 Par. Fuß über dem Spiegel der Oſtſee bei Swinemünde), welche nach Beſſels Theorie aus gleichzeitigen, dem Umfange nach aber ſehr verſchiedenen Reihen 5 von im Jahre 1844 angeſtellten Barometer - und Thermometer , theilweiſe auch von Pſychrometer-Beobachtungen, 1 N zu dieſem Zweck in einen Verein zuſammengetretenen Stationen, berechnet worden ſind. f 44 * Berechnete Höhen⸗Unterſchiede der Stationen von den *) Station | Ratibor Kreuzbrg.] Oppeln Leobſchütz Neiſſe Löwen Oels Breslau Habelſch.“ Glatz Neurode Liegnitz bek. Höhe Ä 95 See (664) 597.08 464.18 1031.35 567.87 (489) (485) 453.62 1120.18 957.62) 1239.92 350.67 „Bresl. + (210) 1143.46 + 10.56 7577.73 114.25 . (35) . (31) + 0.00 666.56 4504.00 786.30 —102.95 — — . —.(f—— —————— — — . — — — —— ee — 1. Aus den Mitteln 24ſtündiger, von Stunde zu Stunde ununterbrochen fortgeſetzter Beobachtungen nn den Terminen Sir John Herſchels im Jahre 1844. 1. z. Z. des Frühl.⸗A. 0 p n +196.17 +584.81| +145.62 2. z. Z. des \ Som.:©. . B. ooh. +158.68 7.66577 4118.86 + 64.90 Pf. B. m. + 68.01 3. z. Z. des Herbſt⸗A. oh. + 157.88 +695.00| 4133.31 / 35.49 pf. B. u. 3. z. Z. des Wint.⸗S. oh. + 165.65 +670.80| +151.70|+ 49.51 +732.55 NfS. 10 I MH. Aus den monatlichen Mitteln mehrmals des Tages angeſtellter Beobachtungen. Angabe der Beob.⸗St. 7. 12. 9. 6. 2. 10.6. 12. 9.| 6. 2. 9.6. 2. 10. 6. 2. 10. e 6. 2. 109, Januar 165.26 150.05 — 32.58 4549.29 +105.48 + 473.75 Februar.. 117.58 141.85 — 12.57 531.72 117.54 493.64 März... 150.95 152.35 J 13.44 555.93 125.25 N 505.37 April.. . 187.10) 163.13 + 21.44| 670.99 122.03 510.96 Mai 203.60 167.08|+ 31.23 663.46 143.32 529.24 Juni: 168.99] 155.95 — 12.24 651.14 105.15 505.25 SI 160.88|+ 3.63 652.84 127.93|+ 24.48 513.50 Auguft...| 192.28 149.87 . 9.83 658.81 128.88 19.14 503.70 148.33 September | 144.23 163.16 14.06) 687.24 121.86 33.11 529.30 185.42 October. 149.85 174.12 21.92 656.08 148.19 49.04 7667.93 529.93 November [142.38 165.42 — 8.15 645.37 154.32 44.15 674.70 536.11 December. 158.40 151.44 — 3.73 4623.49 + 149.48 + 35.32 4687.84 4539.80 110.52 III. Aus den Jahres-Mitteln einzelner Beobachtungs-Stunden. 6 u. Mrg. 1156.16 — 4.54 4621.61 7125.10 31.81 133.77 715, „ 7150.42 +670.80| +509.41 , „ 12 „Mtt.] 175.80 + 12.17 1 „ch. 5 153.51 637.10 130.34 37.54 525.22 132.92 5 683.89 Abd. won 171.59 + 4.110 617.08 678.47 514.34 164.18 132.89 34.71 130.54 N I — SSO I N I *) h Höhenermittelungen aus 24ſtünd. Beobacht, an d. Herſchelſchen Terminen. () Höhenangaben für einen anderen Punkt des Ortes. — ...... ———. — — 45 in Breslau, aus den Beobachtungen des Jahres 1844. Landesh. Kupferbg. Hirſchbrg. Görlitz Zittau Forſt [Bodenb. Jena Harburg Marburg Osnabrck.] Emden Aachen 1389.86 1601.94] (1085) 639.29 774.19 117.8 421.43 502.6 37.388 812.0 281. 3h 13.0 553.0 + 936.24 1148.32 / (651) 185.67 7320.57 335.8 — 32.19 + 49.0 416.24 / 358.4 172. 3h — 440.6 99.4 I. Aus den Mitteln 24ſtündiger, von Stunde zu Stunde ununterbrochen fortgeſetzter Beobachtungen an den Terminen Sir John Herſchels im Jahre 1844. 7979. 10 1151.20 7589.77 4163.65 347.28 — 65.00 — 33.14 + 224.55 — 284.63 — 391.34 — 21.89 — 34.27 + 225.06 — 282.18 396.06 — 21.38 +963.47|+1159.30| > +190.14 318.00 — 25.33|+ 58.61 +362.61 —243.61| 7154.76 + 58.05 +362.62 —243.57| +153.26 -+990.15/41199.72| +665.90|+205.48 —410.23)+ 1.54|+ 49.39) —413.58| +355.56 —237.75| 382.75 + 84.75 +664.26 + 51.10| —413.48| +354.84 —381.89|+ 85.82 +1009.20/+1202.05|+699.27| +246.12 —303.02|+ 85.53 +150.59| —385.10| 4517.15 | —106.52|—319.39| + 302.85 | a +697.98 +150.84|—385.89| 518.33 —105.69 —318.62| 7303.54 Il. Aus den monatlichen Mitteln mehrmals des Tages angeſtellter Beobachtungen. 7. 1. 10. 7. 2. 9. 7. 2. 9. 9.12. 3. 9 Max. Mn. 4942.97 +157.87| 297.45 — 70.19 948.82 168.65| 301.31 — 47.62 968.95 185.72 323.07 — 50.51 973.72 +1162.43 180.24 327.96 — 36.86 996.74| 1163.20 161.71| 337.76 — 21.89 965.76 1153.50 177.72| 313.16 A 945.26 1162.30 172.95 303.70 —104.60 952.16 1168.92 191.14 322.52 — 38.14 976.56 1196.16 209.73 277.03 + 37.76 988.12 1190.26 221.51 357.87 630 997.52 1181.62 204.86 362.40 + 11.88 +996.42|+1184.55 1226.71 389.13 + 49.31 * III. Aus den Sahres- Mitteln einzelner Beobachtungs-Stunden. — u | 118580 | | ke: +325.15 | 332.18 f 982.08 | 1188.25 198.88 330.42 970.120 1170.47 194.36 325.52 46 Stationen [Ratibor Kreuzbrg.] Oppeln Leobſchütz | Neiffe Löwen Oels Habelſch.“ Glatz | Neurode Liegnitz Landesht. bek. Höhe ü. d. See (664) 597.1 464.2 1031.3 567.9 (489) (485) 1120.2 957.6 1239.9 350.7 1389.9 „Bresl. + (210) 143.5 + 10.6 / 577.7 + 114.27 (35) + (31) 666.6 + 504.0 + 786.3 — 102.9 4 936.2 IV. Aus den Hauptmitteln aller Beobachtungen des Jahres 1844. Anzahl der - Beobacht. 909 1098 1096 1046 1098 524 242 1086 265 1097 Höhenunt. 166.15 157.98 3.81 7625.26 4129.48 + 34.82 + 678.20 7516.30 —131.87|+972.82 V. Aus den Mitteln der 24ſtündigen Herſchelſchen Termins-Beobachtungen im Jahre 1844. Anzahl der Beobacht. 96 96 96 48 24 24 96 Höhenunt. 4169. 6h 7.654. Ih 4137. 4h + 42. 5h + 66. 4h + 732. öh f 14985. öh VI. Aus den Hauptmitteln einiger Jahre hintereinander, bei Gleichzeitigkeit der Beobachtungen. 1824 +167.23 25 191.89 26 199.75 27 155.70 28 149.36 29 120.93 30 170.66 31 154.27 32 100.19 33 100.94 34 95.10 35 112.84 36 109. 46 37 91.90 38 171.08 39 130.68 40 146.32 41 179.390 42 163.42 + 16.19 7555.41 7115.91 7659.95 4505.98 777.03 — 80.22 7945.63 43 155.15 — 5.06] 600.26 112.59 + 58.6h] 673.18] 502 03 795.58 125.68 926.86 44 + 157.98 + 3.81 4625.26 129.48 / 34.82 J. 66. 4h 678.20 +516.30 — 131.87 7972.82 VII. Aus den General-Mitteln der vorſtehenden Jahresreihen. 21jähr. v. 1824-44 + 144.15 _ 1842-44 J 4.98] +593.64)+119.33 7670.440508. 10 112.59 4.948.44 1843-44 + 62.5h +786.30 Ijähr. 1844 166. 15 + 34.82 — . * Kupferbg. Hirſchbrg.“ Görlitz | Zittau Forſt Bodenbch.“ Jena | Harburg Marburg Emden Osnabrck. Aachen 1601.9 (1085) 639.3 774.2 117. Sh 421.4 502.6 37.38 812.0 13.0 281. 3h 553.0 1148.3 + (651) + 185.7 + 320.6 —335.8h— 32.8 + 49.0 —416.24 7 358.4 — 440.6 — 172. 3h 99.4 IV. Aus den Hauptmitteln aller Beobachtungen des Jahres 1844. 1028 1032 1464 732 +1174.85 +192.21| +328.17 — 32.20 V. Aus den Mitteln der 24ſtündigen Herſchelſchen Termins-Beobachtungen im Jahre 1844. 96 72 96 96 96 96 48 96 96 72 96 11178. Ih 651. 2 +201.3h 344. 6h — 0.8h| 56. 4h 399. 5h 365. Ih 334. 6h —209. 1h +130.2h VI. Aus den Hauptmitteln einiger Jahre hintereinander, bei Gleichzeitigkeit der Beobachtungen. 1 +327.38 321.98 329.93 294.38 335.70 11153.97 + 194.70 313.88 — 50.44 + 44. 3h + 169. 2h 155. 0h L 2. 7h 1142.67 47640. 7h 176.64 320.77 335. 8h 13.94 47. Gh 344.20 368.3 209. Sh] 105. Ih 1174.85 + 651. Ih 192.21 7328.17 344. 6h — 32.20 + 56. 4h 399. 5h 365. Ih —334.6h — 209. 1h 130. Ah Z VII. Aus den General-Mitteln der vorſtehenden Jahresreihen. +321.52 +1157.16 +187.85 — 32.19 + 49.4h 4.292. 8h |—351.4h|—191.6h| + 79.3 +645.9h —340.2h —399.5h Bemerkungen zu der vorſtehenden Zuſammenſtellung der aus den Beobachtungen des Jahres 1844 gewonnenen hypſometriſchen Meſultate. Es war nothwendig erachtet worden, die Bearbeitung des dritten Jahrganges der Beobachtungen des Vereins noch in ganz unveränderter Weiſe, wie die der beiden vorhergegangenen, auszuführen und in ihren Reſultaten anzuordnen, um für die letzteren eine Ueberſicht zu gewinnen, ob bei den Abweichungen eine Re⸗ gel ſich herausſtellt, oder ob einige davon ſich noch keinem Geſetze zu fügen ſcheinen. Zu Anſtellung einer Geſammtberathung werden nunmehr auch die Stimmen aller auswärtigen Mitarbeiter erbeten, in der Auslaſſung darüber: 6 „ob es gerathen erſcheine oder nicht, die bisherige Bearbeitungsweiſe der Beobachtungen unſeres Vereines fortzuſetzen oder nicht?“ und in letzterem Falle: „welche Veränderungen dabei vorzunehmen oder einzuführen ſein möchten?“ So ſcheint z. B. nach den Reſultaten aller drei Jahre es hinlänglich gerechtfertigt, daß die Berückſich⸗ tigung des Feuchtigkeits-Zuſtandes der Luft in der Folge bei der Höhenberechnung unterbleibe, weil die bedeu⸗ tende Erſchwerung der letzteren dadurch mit der Geringfügigkeit der Aenderung in den Reſultaten in gar keinem Verhältniſſe ſteht. Doch würde ich keines Weges für Aufhebung oder Hinweglaſſung der Pſychrometer-Beob⸗ achtungen ſtimmen, weil Mancher ſich veranlaßt fühlen möchte, ſie doch noch zu berückſichtigen, und es wohl auch noch unentſchieden iſt, ob wir ihre Bedeutung dabei ſchon hinlänglich kennen oder nicht. Die getroffene, an ſich unerhebliche Abänderung der Darſtellung der ſtündlichen Veränderungen in dem Stande der meteorologiſchen Inſtrumente an den Herſchelſchen Terminen: Beziehung der Zahlen nicht mehr auf das vier und zwanzigſtündige Mittel, ſondern auf das jedesmalige abfolute Minimum, iſt als Nothwendigkeit durch die Vermehrung der Stationen geboten worden. Es war nur durch Beſeitigung des Zeichen-Wechſels und — der Raum zu gewinnen, um noch alle Stationen überſichtlich auf eine Seite ſtellen zu können. Es ſchien auch, als würden die relativen Maxima beſſer durch das Zeichen * als früher durch X ber zeichnet, und fo die Minima auch beſſer durch Hals durch W. Möchten eingehende Erläuterungen der Herren Mitbeobachter in Bezug auf die von ihren Stationen ge⸗ gebenen Reſultate uns möglichſt viel Belehrung bringen, um recht fruchtbare Discuſſionen über die Urſachen der Abweichungen in den Reſultaten unter ſich und mit andern einleiten, und vielleicht in manchen Stücken zu Ende führen zu können. Dadurch würden unſere Beſtrebungen abermals in ein neues Stadium treten. v. Boguslawski, z. Z. Sekretair der geographiſchen Section. Ira tk Preisfragen der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterlaͤndiſche Cultur, veroͤffentlicht in der allgemeinen Sitzung den 26. Februar 1847. C y nie BR Tee ydsfeke fe S. Allgemeiner nal über die Arbeiten und Veränderungen der boefeifche fi im Jahre 1846 — 5 Gedrängte Ueberſicht der Arbeiten der einzelnen Seetionen. I. Abtheilung für Vaturwiſſenſchaften. 6) Die oͤkonomiſche Section S. 9 7) Die techniſche Section — 10 A. Naturwiſſenſchaften an und für ſich. 1) Die naturwiſſenſchaftliche Section .. S. 6 II. Abtheil ung für Geſchichte, Pädagogik 2) Die entomologiſche Sectiaa:nn — 7% Kunſt und Muſik. 3) Die botanifche Section . 7 8 e n i 5 = : 15 ) Die hiſtoriſche Sections S. 10 4) Die Section fuͤr allgemeine Erdkunde. — 8 9) Die paͤdagegiſche Section ia =, 5 0 RO 10) Die Section für Kunſ tt — I e eee 11) Die muſikaliſche Section ss 5) Die mediciniſche Secttiun s S. 9 12) Das Praͤſidium der Geſellſch aft... — 15 Kaſſen⸗ und Vermoͤgens⸗Zuſtand der Geſellſchaft .. e — 16 Se glieder der eſelcſez off ² Ü OA — 17 eee iiblichen und Muſeennmsmnmnm olake: alokage ehe ea ee — 18 Berichte über die Thätigkeit der einzelnen Seetionen. J. Abtheilung für Naturwiſſenſchaften .. .. S. 21 Die in Schleſien und der Graf: A. Naturwiſſenſchaften an und für ſich .. — 21 schaf, as TEEN 5 5 der Gattung Bembidium S. 86 1) Naturwiſſenſchaftliche Section .... — 21 Die in Schleſien und der Graf— a, p) Aſtronomie, Phuyſik .... . 2 ſchaft Glatz gefammelten Rohr⸗ 0) Chemin — — 22 oder Schildkaͤfer (Donaeia) ... — 88 miele een — 43 Die in Schleſien und im Glatz. e) Petrefaktenkunde a een — 49 gefammelten Arten der Floh: f) Zoologie n —L2. za kaͤfer (Haltiea ))) — 90 2) Phyſiologie m é — m 63 Bemerkungen über einige in Schle⸗ Hr Boten. ers — 70 fien ſehr felten oder für die 2) Entomologiſche Section.......... .— Fauna des Landes neue Arten 1, Ordnung ae — 73 der Ruͤſſelkaͤfer⸗Gattungen Tro- (Meber ſchleſ. Tachyporinen de | pideres und Rhynchites) ..... — 99 41 2. 3. 4. 5. 6. 770 Ordnung, Gradfluͤgle nr... Ordnung, Netzfluͤglee rn Ordnung, Falter. Ordnung, Hautfluͤgler 12 Ordnung, Halbdeckfluͤgler . Ordnung, Zweifluͤgler 3) Botaniſche Sectiu ss. 2a. b. e. Beobachtungen über die Wachs⸗ thumsverhaͤltniſſe der Abietineen. Ueber die Ueberwallung der Tan⸗ nenſtöͤcke DIE u 33333344444 . Beiträge zur Kenniniß der Ba⸗ lanop heren . Die foſſile Flora der Grauwacke oder des Uebergangsgebirges, bes ſonders in Schleſien Neu aufgefundene Arten und For: men im Bereich der ſchleſ. Flora j 5955355555 4) Geographiſche Sectihun . Der Rummels berg S. 100 100 102 104 104 165 169 II. B. Angewandte Naturwiſſenſchaften .... S. 193 5) Mediciniſche Section ee — 193 6) Techniſche Sectiin— — 219 Abtheilung fuͤr Geſchichte, Paͤdagogik, Kunſt und Mu ilk nu 7) Hiſtoriſche Section 1 Meberfiht der geſammten außer⸗ deutſchen Sprachverhaͤltniſſe im preuß. Staate 222 Beitraͤge zur neueren Geſchichte Preußens, und zwar: 1. Zur Geſchichte der Jahre 180 ar e 2.043 2. Die politifhe Lage Preu⸗ ßens im Jahre 1811... — 266 3. Zar Geſchichte der erſten Einrichtung der heutigen Provinzialſtaͤnde Schleſiens — 27 5) Paͤdagogiſche Sectiun n — Alpbabetifches Kamen -Herzeichniſz der Berfaffer der in dieſem Iahres- Berichte abgedruckten Beiträge. Herr Profeſſor Dr. Barkow, S. 9. 199. 206. 207. een e 215. Buͤrgermeiſter Bartſch, S. 5. Prof. Dr. v. Boguslawski, S. 8. 21. 191. Hofrath Dr. Borkheim, S. 208. 211. Staatsrath v. Brandt zu St. Petersburg, S. 68. Hofrath Dr. Burchard, S. 198. 206. 208. Profeſſor Dr. Duflos, S. 22. 23. 24. 220. 223. Geh. Medicinalrath Dr. Ebers, S. 11. 193. Profeſſor Dr. Fiſcher, S. 25. 31. Dr. med. Fleckles aus Karlsbad, S. 197. Profeſſor Dr. Frankenheim, S. 43. Director Gebauer, S. 10. 22. 219. 221. 222. Profeſſor Dr. Goͤppert, S. 6. 21. 48. 49. 53. 70. 169. 176. 205. 216. Dr. med. Graͤtzer, S. 205. 212 Geh. Hofrath Prof. Dr. Gravenhorſt, S. 7. 94. Dr. med. Grötzner, S. 196. 208. 2 Hoſpitalarzt Dr. Guͤnsburg, S. 199. 207. 212. 213. Steiger Hammer, ©. 56. Hoſpital-Wundarzt Sodann S. 205. 210. 214, Oberſtlieutenant u. Stadtrath v. Huͤlſen, S. 317. Ober⸗Landes-Gerichts-Praͤſident und Geheimer Ober⸗Juſtizrath Hundrich, S. 227. 240. Kaufmann Hutſtein, S. 224. Profeſſor Dr. Kahlert, S. 11. Gymnaſtal⸗College Klopſch, S. 167. Apotheker Krauſe, S. 184. Dr. med. Krauß, S. 200. 201. Sanitaͤtsrath Dr. Krocker, S. 194. 206. Dr. phil. Krocker, S. 32. 222. 224. Apotheker und Rathsherr Lehmann in Kreuzburg, S. 46. Lehrer Letzner, S. 73. 102. 167. Dr. med. Levy, S. 68. Kaufmann Levy, S. 219. Prof. Dr. Lichtenſtaͤdt aus Petersburg, S. 206. Herr Kaufmann G. Liebich, S. 16. — Seminarlehrer Loͤſchke, S. 319. — Dr. med. Luͤdicke, S. 206. — Hauptmann Luz, S. 222. — Bau ⸗Inſpector Manger in Berlin, S. 219. — Dr. phil. Marbach, S. 22. — Conſiſtorial- und Schulrath Menzel, S. 6. — Muſik⸗ Director Moſewius, S. 15. — Apotheker Muͤller, S. 40. — Rathsherr und Apotheker Oswald, S. 56. — Profeſſor Dr. Pohl, S. 21. — Profeſſor Dr. Purkinje, S. 70. — Rector und Profeſſor Dr. Reiche, S. 313. 314. — Rector und Seminar-Oberlehrer Rendſchmidt, S. 44. — Profeſſor Dr. Röpell, S. 10. 243. — Baron von Rothkirch, S. 220. — Gymnaſial-College Dr. Sadebeck, S. 189. 225. — Paſtor Schade in Saabor, S. 44. — Gymnaſtal-College Schilling, S. 85. — Dr. phil. Schneider, S. 100, 167. — Stadtrath Scholtz, S. 16. — Dr. med. H. Scholtz, S. 65. 94. 104. 165. 167. — Seminar-Oberlehrer Scholz, S. 11. 318. — Lehrer Schummel, S. 94. 166. — Dr. med. Simſon, S. 214. — Dr. Stolle, S. 224. — Oberſtlieutenant a. D. Dr. F. v. Strantz, S. 48. — Lehrer Stuͤtze, S. 65. — Lehrer Thuſt, S. 184. — Mar v. Uechtritz, S. 94. — Lehrer Unverricht, S. 320. — Geh. Hofrath Prof. Dr. Weber, S. 9. — Hofrath Dr. Weidner, S. 200. 207. — Director und Prof. Wimmer, S. 7. 188. — Geh. Hofrath Dr. Zemplin, S. 194. 8 7 e cee 5 1 5 > =? 57 59 59 60 61 62 Berbefferungen, „19 v. o. lies ſtatt Goldfuchs, Goldfuß. 21 v. o. lies ſtatt Gold fuchs, Goldfuß. ‚16 v. o. lies ſtatt Seyphio, Seyphia. 13 v. u. lies ſtatt Coriopera, Ceriopera, 9 v. o. lies ſtatt tabulata, tubulata. „ 17 v. u. lies ſtatt Stomatopera, Stomatopora. 7 v. o. lies ſtatt Actinicrinites, Actinocrinites, . 6 v. o. lies ſtatt gualtoriatus, 1 . 6 v. o. lies ſtatt tecta, texta. 63 3. 10 v. u. lies ſtatt fortuosus, tortuosus. 204 3. 23 v. o. lies ſtatt eingebogen, ungebogen. 211 3. 3 v. u. lies ſtatt Therapie, Theorie. BE DEE 5 . TER Re i ae e Be 82 N 15 5 N