Fibrary of the Museum OF | ‚COMPARATIVE ZOÖLOGY. | AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS, Pounded bp private subscription, fn 1861. Acht und dreissigster Jahres-Bericht der Schlefifchen Gefelfchaft für vaterländifche Kultur. Enthält: Arbeiten und Veränderungen der Gesellschaft im Jahre 1860. ee el ön Breslau, Druck von Graß, Barth und Comp. (W. Friedrich). al. . . Allgemeiner Bericht über die Verhältnisse und die Wirksamkeit der Gesellschaft im Jahre 1860, abgestattet in der allgemeinen Versammlung am 28. December 1860 vom Bürgermeister Bartsch, zur Zeit General-Secretair. B:i Ablauf der zweijährigen Etats-Periode wurden am 23. December 1859 von der allgemeinen Versammlung der Gesellschaft für die nächstfolgende Etats-Periode der beiden Jahre 1860 und 1861 zu Mitgliedern des Präsidiums gewählt die Herren: Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Göppert, Director Dr. Wimmer, Geh. Reg.-Rath, General- Landschafts-Syndicus von Görtz, Kaufmann Klocke, Director Dr. Schönborn, Bür- germeister Bartsch, Director Gebauer, Geh. und Ober-Bergrath Steinbeck, Minister a.D. Milde, Prof. Dr. Löwig, Graf Hoverden, Appellations-Gerichts-Präsident a. D. Dr. Hundrich, Prof. Dr. Röpell, Ober-Reg.-Rath Sohr und Prof. Dr. Kahlert. Auf Grund dieser Wahl constituirte sich hierauf das Präsidium der Gesellschaft am 30. Decem- ber pr. und wählte gemäß $ 36 der Statuten aus seiner Mitte den Herrn Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Göppert zum Vorsitzenden, den Herrn Geh. Reg.-Rath von Görtz zu dessen Stellvertreter, den Bürgermeister Bartsch zum 1. General-Secretair, den Herrn Director Dr. Schönborn zum 2. Ge- neral-Secreiair und den Herrn Kaufmann Klocke zum Schatzmeister. Dem Geh. Reg.-Rath Herrn Freiherrn von Wechmar, welcher bei seinem Abgange von Breslau das Secretariat der ökonomischen Section, so wie dem Herrn Director Fickert, welcher das Secretariat der Section für Obst- und Gartenbau niedergelegt hatte, wurde für die Ausdauer und Hingebung, mit welcher beide Herren dem ihnen anvertraut gewesenen Geschäftszweige vorgestanden, vom Präsidium auf das Wärmste gedankt, wobei dasselbe zugleich die Freude aussprechen konnte, sie noch ferner zu den Mitgliedern der Gesellschaft rechnen zu dürfen. Die von der Section für Obst- und Gartenbau für Verwaltung des Versuchsgartens ernannte Commission erhielt die Bestätigung des Präsidiums und durch die fortgesetzte Geneigtheit Sr. Excel- lenz des Ministers der landwirthschaftlichen Angelegenheiten, Herrn Grafen Pückler, auch für das Jahr 1860 zur Unterhaltung des Gartens und der Baumschule eine Beihilfe von 150 Thlr., wofür der ehrerbietigste Dank dargebracht worden ist. 1* 4 Als wirkliche Mitglieder wurden im Jahre 1860 neu aufgenommen die Herren: Prof. Dr. Lebert, Prof. Dr. Stenzler, Ober-Staatsanwalt Greiff, Justizrath Salz- mann, Director Petzold, Dr. med. Klopsch, Dr. med. Pinoff, Apotheker Dr. Rabe, Gerichts - Assessor Wittig, Strafanstalten - Director Schück hierselbst, ferner Pfarrer Welzel zu Tworkau, Bergwerks - Inspector Völkel zu Volpersdorf und Kreisrichter Schumann zu Glatz. Zu correspondirenden Mitgliedern wurden ernannt die Herren: Prof. Dr. med. Otto Weber zu Bonn, Pfarrer Dzierzon zu Carlsmarkt, Director des botanischen Gartens Prof. Dr. Müller zu Melbourne, Dr. jur. et philos. C. H. Costa zu Laibach, Bibliothekar der k. k. geologischen Reichsanstalt zu Wien Dr. Senoner, Baron Alfred Achill de Signo Podestavon Padua, Marchese Strozzi in Florenz, Direc- tor der naturhistorischen Akademie Cornalia in Mailand, Msgnr. Bianconi in Bologna, Secretair der Turiner Academie Eugen de Sismonda, Director des kaiserlichen Her- bariums und Gartens in Petersburg Regel und Kreis-Physikus Dr. Bleisch zu Strehlen. Zum Ehrenmitgliede ist Herr Prof. Dr. Schönbein zu Basel erwählt worden. Ausgeschieden sind 5 Mitglieder, und durch den Tod verlor die Gesellschaft die wirklichen Mitglieder: Stadtwundarzt Cleemann, Stadtrath Froböß, -Dr. med. Meiselbach, Dr. med. Kirschner, Magister Mücke zu Düsseldorf und Major a. D. v. Erichsen in Hirsch- berg; so wie die correspondirenden Mitglieder: Prof. Dr. Klotzsch zu Berlin und Prof. Dr. Massalongo zu Verona. Am 16. October c. waren es 60 Jahre, daß der kgl. Geh. Sanitätsrath Herr Dr. Krocker die Doctorwürde erlangt hatte. Die Gesellschaft feierte das: seltene Jubelfest dieses ihres verehrten, vielverdienten ältesten Mitgliedes durch hochachtungsvolle Dedication der in ihrem Auftrage von dem Professor der medicinischen Klinik, Herrn Dr. Hermann Lebert, verfaßten Gratulationsschrift: „Klinik des acuten Gelenkrheumatismus. Erlangen 1860,“ und im Vereine mit den Herren Aerzten und Pharmazeuten am 20. October c. durch ein festliches Mahl. Die Section für Obst- und Gartenbau hat im verflossenen Frühjahre und Herbste zwei Ausstel- - lungen von Gartenerzeugnissen veranstaltel; auf Veranlassung des Präsidiums aber werden auch in diesem Winter öffentliche Vorträge zur Verbreitung praktisch nützlicher wissenschaftlicher Kennt- nisse in dem von der kgl. Universität mit gewohnter Liberalität wieder bewilligten Musiksaale unter sehr erfreulicher zahlreicher Theilnahme gehalten. Es haben diese Vorträge freundlichst übernom- men die Herren Privatdocenten Dr. phil. Karow, Dr. Oginski, Dr. Schwarz, Dr. Grünhagen, Dr. Cauer, Dr. med. Neumann, so wie die Herren Dr. med. Heller, Justizrath Fischer, Prof. Dr. Ferd. Cohn, Prof. Dr. Lebert, Director Dr. Fickert, Director Dr. Wissowa, Se. Magni- ficenz der Rector der Universität Prof. Dr. Braniss, Prof. Dr. Heidenhain, Stadtrath Prof. Dr. Eberty, Geh. Ober-Bergrath und Berghauptmann v. Carnall und Ober-Reg.-Rath v. Struensee. Allgemeine Versammlungen haben mit Einschluß der heutigen seit dem letzten Berichte 7 statt- gefunden, in welchen folgende Vorträge gehalten wurden: am 23. December 1859 von Herrn Director Dr. Schönborn Nekrolog des Geh: Med.-Rath Dr. Ebers und der von Herrn Appellations- Gerichts - Präsidenten Herrn Dr. Hundrich verfaßte Nekrolog des Geh. Justizrath Prof. Dr. Gaupp; am 27. Januar c. von Herrn Oberlehrer Dr. Reimann über den pensylvanischen Aufstand im Jahre 1794; am 24. Februar c. von Herrn Privatdocenten Dr. Oginski über Sederholm’s geistigen Kosmos, Leipzig 1859, und seine Einigung der Philosophie und des Christenthums; am 27. April c. von Herrn Dr. phil. Luchs über die Denkmäler der St. Elisabet-Kirche; 5 am 26. October c. von Herrn Oberlehrer Dr. Cauer: Künstler, Krieger und Diplomat, drei Lebensskizzen aus den Zeiten Friedrich des Großen; am 30. November c. von Herrn Prof. Dr. Kutzen: Zum hundertjährigen Andenken an G. E. Lessing in seinem Welt- und Kriegsleben, seinem Wirken und Streben zu Breslau von Ende November 1760 bis Ostern 1765, besonders mit Rücksicht auf Minna von Barnhelm. Hierbei fand der Vorschlag des Herrn Vorsitzenden allgemein lebhaften Anklang, Seitens der Gesellschaft für Lessing an geeigneter Stelle in Breslau eine Gedenktafel anbringen zu lassen, wie solches durch Fürsorge des verewigten Geh. Commerzienraths Oelsner für die Philosophen Freiherrn von Wolff und Garve geschehen ist. Zur Erhaltung des aus 60,000 Exemplaren bestehenden werthvollen Henschel’schen Herbariums durch sachverständige Anwendung von Sublimat glaubte das Präsidium die Kosten nicht scheuen zu dürfen, auch ist auf dessen Veranlassung unsere Mineraliensammlung durch Herrn Dr. Fiedler ka- talogisirt worden; zu großer Freude aber gereicht es, zu berichten, daß unseren Bibliotheken unter verschiedenen anderen dankenswerthen Zuwendungen durch unser hochgeehrtes Mitglied, Herrn Stadt- gerichtsrath Schwürz, die bedeutendste Vermehrung zu Theil geworden ist, indem derselbe die bis jetzt erschienenen 98 Theile der allgemeinen Encyclopädie der Wissenschaften und Künste von Ersch und Gruber, so wie 148 Bände, enthaltend die vollständigen schlesischen Provinzial-Blätter vom Jahre 1785 bis 1549 nebst den literarischen Beilagen, und die Verhandlungen des ersten vereinigten Landtages von 1547, der preußischen National- Versammlung von 1848 und der deutschen consti- tuirenden Versammlung zu Frankfurt a. M. von 1835 der Gesellschaft geschenkt hat. Für dieses werthvolle Geschenk votirte die allgemeine Versammlung in der Sitzung vom 30. No- vember c. dem Herrn Stadtgerichtsrath Schwürz neben dem bereits ergangenen Präsidial- Dank- schreiben durch Erhebung von den Sitzen den lebhaftesten Dank. Das Stiftungsfest feierte die Gesellschaft am 22. Januar c. wieder unter zahlreicher Theilnahme. Die von dem Kassirer, Herrn Kaufmann Klocke, gelegte Jahresrechnung pro 1859 ist revidirt, abgenommen und, unter Danksagung an den Herrn Rechnungsleger für sorgfältige Mühewaltung, de- chargirt worden. Der für die Periode der Jahre 1882 festgestellte Etat schließt in Einnahme und Ausgabe mit 2352 Thlr. 15 Sgr. ab. Ueber die Thätigkeit der einzelnen Sectionen haben die Herren Secretaire Folgendes berichtet: Die naturwissenschaftliche Section. (Secretaire: Staatsrath Prof. Dr. Grube und Prof. Dr. Römer.) Es wurden im Ganzen 16 Sitzungen gehalten; in diesen sprachen: Herr v. Blandowsky: 1) Ueber die geographische Verbreitung der Vögel und Säugethiere in Australien. — 2) Ueber die wichtigsten Entdeckungsreisen in Australien. Herr Geh. Ober-Bergrath und Berghauptmann v. Carnall: Ueber die Lagerung und Verbreitung der Steinkohlenflötze in Oberschlesien. Herr Prof. Dr. Cohn: 1) Ueber die Parthenogenesis. — 2) Ueber den Ward’schen Pflanzenkasten. Herr Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Göppert: 1) Ueber Vegetationsverhältnisse Norwegens. — 2) Ueber die Kohlenlager Centralrußlands und des Kaukasus. — 3) Ueber die Verbreitung der Tertiärflora in dem Polarkreise. Herr Director Gebauer: Ueber zwei zu gleicher Zeit gesehene hyperbolische Regenbogen, Herr Staatsrath Prof. Dr. Grube: 1) Ueber ein lebendes Phrynosoma cornutum. — 2) Be- merkungen über die javanische Vogelfauna und die dem zoologischen Museum von Herrn Dr. Bern- stein zum Geschenk gemachten Vögel derselben. — 3) Ueber das Leidener Museum der Zoologie 6 und die zoologischen Gärten in Amsterdam und Rotterdam. — 4) Ueber einige neue oder wenig bekannte Schnecken des adriatischen Meeres. Herr Prof. Dr. Heidenhain: Ueber die electrischen Ströme in den Nerven und Muskeln, und erläuterte sie durch Versuche. Herr Prof. Dr. Lebert: Ueber die letzten Heuschreckenzüge in der Schweiz. Herr Prof. Dr. Löwig: Ueber das Ozon. e 2 Herr Prof. Dr. Marbach: Ueber die chemische Analyse durch Spectralbeobachtungen, wie sie Kirchhoff und Bunsen angestellt. Herr Prof. Dr. Sadebeck: 1) Ueber eine Reise nach Frankenstein, Silberberg und glätzisch Hausdorf. — 2) Ueber Orientirungsbeobachtungen auf der hiesigen Sternwarte und Besprechung der geographischen Ortsbestimmung derselben. Die entomologische Section (Seecretair: Dr. philos. W. G. Schneider) versammelte sich im Laufe dieses Jahres 8 Mal, und wurden von den Herren Hauptlehrer Letzner und Dr. med. Wocke je 2 Vorträge, von denen namentlich derjenige des Herrn Dr. Wocke über die entomologischen Ergebnisse seiner Reise nach Norwegen von besonderem Interesse war, und von dem Secretair 4 Vorträge gehalten; Herr Oberforstmeister v. Pannewitz machte außerdem noch einige interessante Mittheilungen über große Waldverwüstungen durch schädliche Forstinsecten. Ueber die neuen Entdeckungen, womit wiederum die Kenntniß der schlesischen Insectenfauna bereichert worden, so wie über die Verwandlungsgeschichte mehrerer Coleoptera und über die Er- gebnisse der entomologischen Excursion nach Norwegen wird der ausführliche Bericht das Nähere enthalten. Die botanische Section (Secretair: Prof. Dr. Ferdinand Cohn) hat im Jahre 1860 zehn Sitzungen gehalten. Es trugen vor die Herren: Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Göppert: 1) Ueber die botanischen Gärten zu Breslau, Würzburg und Christiania. — 2) Ueber einen fossilen Baumfarn Caulopteris Singeri, Vergleichung der nor- dischen und der einheimischen Flora. . Dr. Körber: Ueber die Beziehungen der Lichenen zu ihrer Unterlage. Dr. Milde: 1) Ueber Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Torfmoose. — 2) Neuigkeiten aus der schlesischen Phanerogamenflora. Oberforstmeister v. Pannewitz: Erläuterung seiner Sammlung. Musikdirector Siegert: Ueber Species, Varietät und Bastard im Pflanzenreich. Dr. Stenzel: Ueber die Blattstiele der Farne. Director Dr. Wimmer: 1) Ueber Neuigkeiten der schlesischen Floraı. — 2) Salikologische Mittheilungen. Der Secretair: 1) Ueber den Ursprung der schlesischen Flora. — 2) Vergleichung der neuesten und besten Microskope, — 3) Ueber neue Entdeckungen unter den Bacillarien Schlesiens. — 4) Ueber contractile und irritabile Pflanzengewebe. — 5) Ueber die Morphologie der Kiefer. — 6) Ueber Ward’sche Kasten. Der 157. Geburtstag Linne’s wurde von der Section am 24. Mai im botanischen Garten, auf Einladung seines Directors, Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Göppert, gefeiert. — Von den Pflanzen des Henschel’schen Herbariums wurden auf Antrag der Section mit Unterstützung des Präsidiums circa 25,000 Nummern durch Sublimatisiren vor Zerstörung gesichert. An dem von der Section mit Unterstützung des Präsidiums eingerichteten botanischen Leseverein haben 21 Mitglieder Theil genommen, 7 Die medicinische Section (Secretair: Privatdocent Dr. Aubert) hielt im Jahre 1860 fünfzehn Versammlungen. A) Nachstehende größere Vorträge wurden gehalten von den Herren: Prof. Dr. Rühle: Ueber Laryngoskopie. Dr. Auerbach: 1) Ueber Muskelcontractionen aus mechanischer Ursache. — 2) Bericht über „Spengler’s Bad Ems“, mit physiologischen Erörterungen. Prof. Dr. Lebert: Ueber acuten Gelenkrheumatismus. Prof. Dr. Heidenhain: 1) Ueber das Vorkommen und die Entstehung des Zuckers im Orga- nismus. — 2) Mittheilung einiger Arbeiten aus dem physiologischen Institut: über Gallensecretion, über Magenverdauung, über den Mechanismus des Harnblasenverschlusses, über die physiologischen Wirkungen des Chinins. Dr. Davidson: Zur Geschichte der anatomischen Abbildungen. Dr. Freund: Ueber Rückbildungsprocesse im Wochenbette. Dr. Lewy: Bericht über Dr. Flechsig’s Badeschriften nebst Bemerkungen über die Wirkungen von Landeck. Dr. Stadthagen aus Canth: Ueber eine lebende Mißgeburt ohne Extremitäten (Charlemagne II.), nebst Demonstration des Kindes, Dr. Paul: Ueber mehrere von ihm beobachtete Hermaphroditen. Sanitätsrath Dr. Grötzner: Ueber Peliosis (purpura) atrophica infantilis. - Dr. Förster: Ueber Metamorphopsie als selbstständige neue Krankheit der Netzhaut. Dr. Cohn: Ueber chronische Peritonilis. Sanitätsrath Dr. Grätzer: Ueber die Armen-Krankenpflege der Stadt Breslau. Dr. Klopsch: Ueber die Pathologie und Therapie der Hüftgelenksentzündung. B) Kleinere Mittheilungen wurden gemacht von den Herren: Dr. Förster: 1) Ueber Accommodations-Erscheinungen. — 2) Daß Belladonna im Poser’schen Rheumatismus-Balsam enthalten ist. Dr. Paul: Ueber Tracheotomie mit Demonstration des geheilten Kindes. Dr. Cohn: Ueber Tracheotomie mit Demonstration eines geheilten Individuums nebst Bemer- kungen über Lungensyphilis. Prof. Dr. Lebert: Ueber ein dissecirendes Aneurysma mit Demonstration desselben. Dr. Freund: Ueber 2 Fälle von Hydrocephalus. Dr. Asch: Ueber einen elektro-magnetischen Apparat. In den Sitzungen der Commission für Anatomie und Physiologie wurden auf Antrag des Herrn Dr. Neumann Versuche über Hypnotismus, von Herrn Dr. Aubert Versuche über Zwerchfellstill- stand in Folge von Vagusreizung angestellt, von Herrn Prof. Dr. Heidenhain Untersuchungen über Electrotomus mitgetheilt. Die meteorologische Section (Secretair: Prof. Dr. Galle) hat im Jahre 1860 keine Sitzungen gehalten. Die technische Section (Secretair: Director Gebauer) hat in diesem Jahre bei dem Mangel an Mitteln keine Vorträge halten können. Die wichtigeren technischen Zeitschriften sind den sich betheiligenden Mitgliedern regelmäßig zugesendet und dann zur Bibliothek der Gesellschaft eingeliefert worden. 8 Die ökonomische Section (Secretair: Geh, Reg.-Rath Freiherr v. Wechmar) hat keine Sitzungen gehalten. Die Section für Obst- und Gartenbau (Secretair: Director Dr. Wimmer) hat im abgelaufenen Jahre 15 Versammlungen gehalten und zwei Ausstellungen veranstaltet. Vorträge wurden gehalten von Herrn Gartendirector Rother über einige neuere Kulturgewächse, von Herrn Obergärtner Rehmann über einige Gesichtspunkte des vegetabilischen Lebens und der Ruhezeit desselben, und von Herrn Prof. Dr. Cohn über die Ward’schen Pflanzenkästen. Die an- deren Versammlungen wurden von den Besprechungen über die inneren Angelegenheiten der Section, namentlich auch über die Verwaltung und Bewirthschaftung des von der Section gemietheten Ver- suchsgartens in Anspruch genommen. Im Frühjahr wurde eine Pflanzen- und Blumenausstellung in Liebich’s Lokal veranstaltet, vom 28. bis 30. April; im Herbst eine Obstausstellung vom 19, bis 21. October in den dazu bewilligten Räumen der schlesischen Gesellschaft. Die Section hat auch im Frühling dieses Jahres an ihre Mitglieder Obstedelreiser und Säme- reien von Gemüsen vertheilt. An der großen Obst- Ausstellung zu Berlin vom 16. October d. J. und der Versammlung der Pomologen nahm im Namen der Section Herr Director Dr. Fickert Theil. Die historische Section (Secretair: Professor Dr. Kutzen) hielt im Laufe des Jahres 1860 sechs Sitzungen, in welchen folgende Vorträge stattfanden: In der ersten und zweiten Sitzung am 9. und 29. Februar der zeitige Secretair Prof. Dr. Kutzen: Ueber den Zwist Friedrich’s des Großen mit seinem General, dem Fürsten Moritz von Dessau, in der Schlacht bei Kolin und über die Folgen desselben. In der dritten Sitzung am 28. März Herr Privatdocent Dr. Grünhagen: Ueber die Anfänge der Zünfte in Breslau und ihr erstes Eintreten in den Rath. In der vierten Sitzung am 25. April Herr Oberlehrer Dr. Reimann: Ueber die Verhandlungen und Kriege der Vereiniglen Staaten mit den Indianern am Ende des 18. Jahrhunderts. In der fünften Sitzung am 28. November Herr Privatdocent Dr. Grünhagen: Ueber Schlesiens Anschluß an die Krone Böhmen im 14. Jahrhundert. In der sechsten Sitzung am 19. December Herr Geh. Ober-Bergrath Steinbeck: Ueber den Aufstand der Tuchmacher zu Breslau in dem Jahre 1333. Die pädagogische Section (Seeretair: Seminar-Oberlehrer Scholz) hat im Laufe des Jahres 1860 acht Versammlungen gehalten, in welchen folgende Themata behan- delt und besprochen wurden: Herr Lehrer Adamy: Der erste Unterricht in der Geographie als Grundlage für die höheren Stufen. Derselbe: Eine neue Wandkarte von Breslau und dessen Umgebung, von ihm selbst ausgeführt. Herr Literat Th. Oelsner: Ueber das richtige Sprechen, an Beispielen dargethan. Herr Seminar-Oberlehrer Chr. G. Scholz: Dr. Gustav Friedrich Dinter’s Leben und Wirken als Schulmann und als Schulrath, in zwei Sitzungen behandelt. Derselbe: Ueber den Unterricht in der Naturlehre in unseren Volksschulen (Manuscript eines verstorbenen Schulmannes). Derselbe: Mittheilungen aus einer General-Lehrer-Conferenz Schlesiens in der Neuzeit. 9 Derselbe: Ein Handwerker als solcher und als Gelehrter und Staatsmann, Benjam. Franklin (noch nicht beendet). Derselbe: Ueber das neue Unterrichtsgesetz im Canton Zürich. Derselbe: Das amerikanische Volksschulwesen in den Vereinigten Staaten (directe Mittheilung). Die Theilnahme an den Versammlungen war eine geringe, die Besprechungen waren nichts desto weniger lebhaft, anregend und belehrend. Die philologische Section (Seecretair: Director Dr. Wissowa) hat im Jahre 1860 fünf Sitzungen gehalten. In der ersten Sitzung am 7. Februar setzte Herr v. Rothkirch seinen, am 20. December vorigen Jahres begonnenen Vortrag über punische Sprachdenkmale fort. _ °“ In der zweiten Sitzung am 28. Februar sprach Herr Director Dr. Fickert über'das Latein als Sprache der Universität und des Gymnasiums; am Schlusse der Sitzung machte Herr Prof. Dr. Fried- lieb Mittheilung über die Auffindung merkwürdiger Ueberreste einer altrömischen Werkstatt für Fuß- bekleidung bei Mainz. In der dritten Sitzung am 12. Juni theilte Herr Dr. Suckow über K. F. Herrmann’s gegen Schleiermacher gerichtete Ansichten über die Abfassungszeit der platonischen Dialoge Auszüge eines größeren, von ihm bearbeiteten Werkes mit. In der vierten Sitzung am 27. November handelte Herr Director Dr. Schönborn über die Verbreitung des Genius-Cultus bei den Römern auf Grund der neuen Inschriften-Sammlungen. In der fünften Sitzung trug der vorbezeichnete Secretair einige Data vor zur Geschichte der ersten Anfänge des Schulwesens, zumal des deutschen, im 8. und 9. Jahrhundert des Mittelalters. Die juristische Section (Secretair: Appellations-Gerichts-Präsident a. D. Dr. Hundrich) hielt im Jahre 1860 neun Sitzungen. l. Am 18. Januar: Vortrag des Herrn Stadtgerichts- Rath Primker: Ueber Hypothek des Eigenthümers. 2. Am 1. Februar: Fortsetzung dieses Vortrages. 3. Am 14. März: Vortrag des Herrn Appell.-Ger.-Rathes v. Wittken: Ueber Competenz in Lehnssachen. 4. Am 9. Mai: Vortrag des Appell. -Ger.-Präsidenten a. D. Dr. Hundrich: Ueber Führung der Kirchenbücher und Civilstandsregister; und Beleuchtung der Controverse wegen des Fristenlaufs während der Ferien durch Herrn Appell.-Ger.-Rath Klingberg. 5. Am 20. Juni: Vortrag des Herrn Appell.- Ger.- Chef-Präsident Dr. v. Möller: Ueber die Justiz-Reform unter Friedrich dem Großen, hauptsächlich in der Provinz Schlesien. 6. Am 19. September: Mittheilungen des Herrn Stadtgerichts - Rathes Primker: Ueber den Juristentag in Berlin und Vortrag desselben über Commandit-Gesellschaften. 7. Am 31. October: Vortrag des Herrn Director Schück: Ueber Gefängniß-Wesen und Ver- brecher-Wahnsinn. 8. Am 21. November: Vortrag des Herrn Appell.-Ger.-Rath Klingberg: Ueber Schmerzensgeld. 9. Am 19. December: Vortrag des Herrn Appell.-Ger.-Präsidenten Belitz: Ueber Restitution im Criminal-Prozesse. Die musikalische Section (Secretair: Dr. phil. Baumgart) hat im Jahre 1860 sich fünf Mal versammelt. In vier Versammlungen, am 8., 15. und 22. Mai und am 18. December trug der vorbezeichnete Secretair seinen im vorigen Jahr begonnenen Bericht 2 10 über J. Th. Mosewius Leben und Wirken weiter vor. Mosewius Uebersiedelung von Königsberg nach Breslau, die musikalischen und Theaterzustände der Stadt, seine Eindrücke davon, der Beginn seiner Wirk- samkeit an der breslauer Bühne und seine Leistungen als dramatischer Sänger wurden zunächst dar- gestellt; dann seine bedeutendsten Rollen besprochen, seine Auffassung derselben charakterisirt, seine Stellung zu den damals erscheinenden Opern Rossini’s angegeben und seine Reisen nach Wien (1819), nach Dresden und Leipzig (1820) und deren Resultate für seine Entwickelung mitgetheilt. Weiter folgte eine Darstellung des Einflusses, den namentlich Fr. v. Raumer, C. v. Winterfeld, Braniss, Steffens u. a. auf Mosewius hatten, dann die Thätigkeit des von ihm gegründeten Quartett-Vereins (1817 — 1825), und die Gründung, Thätigkeit und der Untergang des Vereins für Kirchenmusik (1819—1822), worauf die ausführliche Erzählung seines Gastspiels in Wien (1822), größten Theils nach seinen eigenen Berichten, folgte. Im letzten Vortrage wurde die Gründung der Liedertafel (1823) und die Thätigkeit derselben geschildert, dann der Streit der breslauer Schauspieler mit €. v. Holtei (1823) erzählt. Außer diesen Vorträgen gab Herr L. Wandelt am 30. October eine Darstellung der Einrich- tung und Lehrmethode in seinem Institute für gemeinschaftlichen Unterricht im Klavierspiel. Die Versammlungen fanden im Ganzen eine erfreuliche Theilnahme. Bericht über die Verwaltung der Kasse im Jahre 1860. Die für die Etatszeit pro 188% bei der allgemeinen Kasse normirte Einnahme- und Aus- gabe-Summe von 2350 Thlr. dürfte in jetzt ablaufendem Jahre ziemlich genau mit den im Rech- nungsabschlusse nachgewiesenen Ergebnissen übereinstimmen. Es ist dieses Resultat hinsichtlich der Einnahmen dem in gewohnter Ordnung erfolgten Eingange der laufenden und etatsmäßig vorgese- henen Jahresbeiträge und Kapitalszinsen, so wie dem günstigen Umstande beizumessen, daß die Kasse vor jedem Verlust durch Ausfälle bewahrt geblieben ist. In der Ausgabe haben die vorgekomme- nen Ueberschreitungen gegen den Etat, welche z. B. bei den Druckkosten und Extraordinaria — unter welchen letzteren auch ein nicht unerheblicher Zuschuß zu den Unkosten der im Winter 1833 stattgefundenen Vorlesungen figurirt — nicht zu vermeiden waren, durch die bei anderen Titeln er- zielten Ersparungen wieder ausgeglichen werden können. Es dürften sonach die Kassen- Verhältnisse im verflossenen Jahre wohl als normal anzusehen sein, wonach allerdings auch eine Vermehrung des Effekten-Bestandes der Gesellschaft bei der all- gemeinen Kasse — im gegenwärtigen Betrage von 6000 Thlr. Nominalwerth — selbstredend nicht vorgenommen werden konnte. In Betreff der Zinspapiere hat nur insofern eine Aenderung stattge- funden, als zufolge Präsidial-Beschlusses die im Jahre 1858 gekauften 300 Thlr. preußische Anleihe vom Jahre 1850 gegen 300 Thlr. preußische Prämien-Anleihe umgetauscht worden sind. Die Sonntags- Vorlesungen, welche, wie schon bemerkt, im vergangenen Jahre Zuschüsse er- forderten, haben für das begonnene Winter-Semester wieder eine erfreulichere Betheiligung gefunden, so daß durch deren Erträge nicht allein die nöthigen diesfälligen Auslagen gedeckt, sondern auch die oben erwähnten Zuschüsse wieder eingebracht werden dürften. Was die Special-Kasse der Section für Obstbau und Gartenkultur anbelangt, so häben aus den laufenden Einnahmen die Ausgaben vollständig bestritten werden können, so daß also der Effek- tenbestand von 500 Thlr. Nominalwerth unverändert vorhanden bleibt. Der Vereinsgarten hat trotz der vorsorglichsten und umsichtigsten Verwaltungs-Einrichtungen immer noch der Zuschüsse aus der Sectionskasse bedurft, welche letztere allerdings durch die auch für das verflossene Jahr gewährte huldvolle Unterstützung von 150 Thlr. Seitens Sr. Excellenz des Herrn Ministers der landwirthschaft- lichen Angelegenheiten ein bescheidenes Maß eingehalten haben. Breslau, den 28. December 1860. Klocke, z. Z. Kassirer. Kassen-Abschluss für das Jahr 1860. TH — Soll einkommen nach dem Etat pro 1859—60. | Allgemeine Kasse. Einnahme. Bestand aus dem vorigen Jahre ..............ceeeeeoeenenenenneenee nn An eingegangenen Resten.......... sur... eeneeeeerneeennneeerene nme 244 | 15 | An Zinsen von Effekten, nämlich: von 2400 $h. Niederschl.-Märk. Eisenb.-Pr.-Oblig. a 45 pro anno 96 Zhl 45 „900 „ dio. „ 1200 „ 1200 „300 dto. 1368 | — | An eingegangenen Beiträgen einheimischer Mitglieder: pro I. Semester von 229 Mitgliedern 3 M..... N 29 „ PL) 1. ” Pr 324 | — | An eingegangenen Beiträgen auswärtiger Mitglieder: pro 1. Semester von 82 Mitgliedern a 2 MH. ” II. ” b>) 8l ” An Beitrag zur Miethe vom Schlesischen Kunstverein An Beitrag zur Miethe vom Gewerbe-Verein An Beitrag vom hiesigen Magistrat Außergewöhnliche Einnahmen: Vergütung für Beleuchtung von Privaten...... Erstattung der Unkosten in der Max v. Stern- berg’schen Legatsache nafuren 0 0.0 Der neo Ga Neu angekaufte 31 9 Preußische Prämien-Anleihe „„ Bresl.-Schweidn.-Freib. Eis.-Pr.-Obl.a 43 „„ Oberschl. Eisenb.-Pr.-Obl. lit. E. a 33 & „3 Peußische Prämien-Anleihe a 35 5 eo Ge An Eintritisgebühren von 12 neu aufgenommenen Mitgliedern a 3 HL Dar Ba Be Ta Eer TEre ee me elle ei ei ee DOO On a en or DD 0) DIN OLD ALONNIDLU-0N 0.02 DI DEOEDEDI DEE Son nah Ist eingekommen. Effecten. SH, SH. 6000 45 — 3 == 241 — 1374 —_ 326 — 86 — 150 — 180 — 50 6000 | 2405 _ 76 300 w 6300 | 2482 | Sat 2 1 19 Baar. | 9 7 Ausgabe nach dem Etat pro 1859 — 60. IL ee Miethe Honorar Gehalt dem Kastellan Neujahrsgeschenk demselben Neujahrsgeschenk dem Haushälter Heizung Beleuchtung Unterhaltung der Mobilien..... Feuerversicherungs-Prämie Schreibmaterialien Zeitungs-Annoncen Allgemeine Kasse. Ausgabe. Soon DO IO DOM OOonNn Moon DO DnNAR On EHRE DO DOES OH aD OHG den Präfecten über Bibliothek und Museen Selallele sie let Loile alte ON DO DOC GOOD OU ED RDÄONnNDDbUNnGEn OD, OO IN. 000 GO I DO co OO rn Oro Dun ADSOODTERTO6O SOWUDMOODTAKOUOOAFTOAOWODHRRO.-. cn OL HE DOC Don OHR so Eco BoD GO n OD aAO Oo nanD our oanm.BooDBopncDO.m mlgefe alu ea Le nal u tan. ine Bin loWTe or: al n HiniEn ge] 0 2]n Mei inngu hr u an enln elle sllelaifenenietrarlet allurteln a ishlaneliane DL ODO vu Gy 00.0 DAL OD aaa oonvonocnadnnvengG DC OD ou oobotuponoonaoooon oo ao DnooVG ann oo od Go pon Dom ÜVmnOoNncoodoncenooonovonn 0.0 0. 0. 0%.0,0.10-0.0. 00.000009 70 00 O6 DDWOANGOB OK D SO HNO CE HDUB O0 OHG DrUCkKkOSVeTEr Er ee ee Ken Da en Buchbinder-Arbeiten BKosippeura ung Korlon. Me ee ee SC alınLutinWatlonler ui Lean u keller Lolun lee unten ie /o Mae ui- a elintn ee ee tnliekie ie, ni none Kleind Ausgaben 32.21. .Ch 3. skin ri T- iaheae Naturwissenschaftlicher Section en Entomologischei Section. ......:: 4. eankrHsenNlei. aan Technische Section Botanischer See One. ee JuristischeH SECHON San er a Bibllorheke Unyorkergesehener Halle ur. 22 je re EL Außergewöhnliche Ausgaben: verkaufte 3 Stück Preußische Anleihe pro 1850 a 100 M.......... 2 U 6% 20 „ B) eg Zuzahlung gegen die eingekaufte Prämien-Anleihe Anz „ol. 76.2; für Sublimatisirung des Herbariums.......... Zuschuß zu den Sonntags-Vorlesungen........ Bestand am Schlusse des Jahres: Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn-Prioritäts-Obligationen a 4$ 2400 dto. dto. a58 900 „ Breslau -Schweidnitz- Freiburger Eisenb.-Prior.-Obligationen a 4% 1200 „, Oberschlesische Eisenbahn-Prioritäts-Obligationen a 34%........ 1200 „, Preußische Prämien-Anleihe a 338............: 2200 cceenneo 300 ,, Klocke, zur Zeit Hl I a 6500 Kassirer der Gesellschaft. Ist verausgabt. B’Kam 4 | Se | 9 600 | — | — 150°) — 7 — 250 — 10); 30 — 3 Zen 86 4 6 106 | 277 | — 12 | 14 9 12|119| — 15 ö 6 Al 2 3 539 | 18 7 70 | 15 8 63 | 27 5 8|I 12 6 el 6 19 | 10 | — 55 | 15 6 a! 3 21 —- | — ZI. 4 6 124 | 29 9 2280 ı 18 8 5 2482 8 772 Kassen-Abschluss f für das Jahr 1860. Separatkasse der Section für Obstbau und Gartencultur. Einnahme. Bestand aus dem Jahre 1859: Breslau-Schweidnitz-Freiburger Eisenbahn -Prioritäts- Obligationen a 45 300 Hl. Cosel-Oderberger Eisenbahn-Prioritäts-Obligationen & RT SE 200 ,, Zinsen von Eflecten: 300 SL. Breslau-Schweidnitz-Freiburger Eisenb.-Prior.-Obligationen & 4° 12 M. 200 , Cosel-Oderberger Eisenbahn-Prioritäts-Obligationen & 49...... Sr Oele wllurn lot nklofiei.nLulinlnniohLufie einen lanlal'n ut = u Rlwuiviie niet elunniaun.e Beiträge der Mitglieder für das laufende Jahr Beiträge der Mitglieder vom Lesezirkel Sr 0.0.0 0. 0.0.0 9.0.0. a DOOR DL ORLD, OO ID OO Lou DO etc 020 Einnahme für und aus dem Garten: an Beiträgen der Mitglieder 119 MH. — Sg — % an Extrabeitrag vom katholischen Seminar............- U. —u —, an Erträgnissen des Gartens und für Ueberwinterungen... 143 „ 18 „10 ,„ an außerordentlicher Unterstützung von dem Minister der landwirthschaftlichen Angelegenheiten Herrn Grafen ya Pückler Exgsllenz 2... wg Ei gas Ist eingekommen. Effecten. H 500 500 Baar. H. | Sat. 259 | 21 301 — 3:58) Ole 69 | —_ 432 | 18 1140 | 10 | 8 [or 3 Separatkasse der Section für Obstbau und Gartencultur. —e Ausgabe. Für den Lesezirkel für Journale und Bücher ............... dem Colporteur für Buchbinderarbeiten und Vignetien..... für Extraordinaria Für Sämereien und Reiser zur Vertheilung für Sämereien für Obst- und Edelreiser.......:....... Deficit bei den Ausstellungen Insgemein: Zeitungs-Inserate ........-..cuercc0n.. Kleine Ausgaben... or. une: Drae glleluk 2 ee Für den Garten: Gartenpacht Gärtnergehalt ...... IheterlonntBe een et für Anschaflungen und Diversa . Bestand am Schlusse des Jahres: Breslau-Schweidnitz-Freiburger Eisenbahn-Prioritäts-Obligationen a 45.. Cosel-Oderberger Eisenbahn-Prioritäts-Obligationen & 45 0 000.0 02.0 0.0.0.0 00.0 efleln tele ee uleln 0, en n ‚allullunun nenn a0 00080000 OLD LG Wo OrcuD 000000 056 Drache a 15 „ — „: 2 Porto und Postprocura................. oem adden On OGKND.G ist verausgabi Effecten A 8, — „ — ee. - 17 10 Sr 10 % Eee le Lu Ren ee 20 9 21 ey) Ss 300 200, Klocke, zur Zeit Kassirer der Gesellschaft. B Zu 113 So 42 J0 482 aar, | Se | % 28 | 11 11 Bibliotheken und Museen. Die Bibliotheken der Gesellschaft haben in dem abgelaufenen Jahre den bedeutenden Zuwachs von 780 Nummern mit 1203 Bänden oder Heften erhalten, von denen 643 Nummern mit 916 Bänden der allgemeinen, 137 Nummern mit 287 Bänden, Heften oder Heftchen der schlesischen Bi- bliothek zugefallen sind. — An Gesellschafts- Schriften verdanken dieselben dieses Jahr ihre Ver- mehrung 24 schlesischen, 83 deutschen, 2 siebenbürgen’schen, 6 russischen, 2 schwedischen, 3 nor- wegischen, 2 dänischen, 3 englischen, 3 niederländischen, 2 belgischen, 1 französischen, 3 schwei- zerischen und 1 amerikanischen, in Summa 111 außerschlesischen Gesellschaften und Instituten. — Mit Einschluß dieser Zugänge stellt sich der Numerus der allgemeinen Bibliothek am Ende d. J. auf 20,000 Bände und 700 Dissertationen, der der schlesischen Bibliothek auf 4000 Bände und 2000 Dissertationen und Programme. Die Namen der Behörden, Institute, Vereine und einzelnen Herren, denen die Bibliotheken ihre Vermehrung im Jahre 1860 verdanken, sind mit beigefügter Zahl der von ihnen geschenkten Bücher folgende: A, Bei der schlesischen Bibliothek, a) Von Behörden, Instituten, Vereinen etc. Das Gymnasium zu St. Maria Magdalena zu Breslau 2, das jüdische theologische Seminar Fränckel’scher Stiftung zu Breslau 1, das katholische Gymnasium zu Breslau 1, das k. Friedrichs-Gymnasium zu Breslau 1, das k. Ober-Bergamt zu Breslau 1, der Gewerbe-Verein zu Breslau 1, der landwirthschaftliche Central- Verein für Schlesien zu Breslau 1, der landwirthschaftliche Special-Verein zu Breslau 1, der schlesische Verein für Pferdezucht und Pferderennen zu Breslau 1, der Verein für Geschichte und Alterthum Schlesiens zu Breslau 2, der Verein zur Beförderung des Seidenbaues in der Provinz Schlesien zu Breslau 1, der Verein zur Errichtung eines Museums für schlesische Alterthümer zu Breslau 1, die Handelskammer zu Breslau 2, die höhere Bürgerschule zum heil. Geiste in Breslau 1, die k. Universität zu Breslau 33, die Taubstummen-Anstalt zu Breslau 1, die oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz 1, der Gewerbe- und Garten - Verein zu Grünberg 1, die ökonomisch - patriotische Societät der Fürstenthümer Schweidnitz und Jauer zu Jauer 1, die Real- und ev. Stadtschule zu Landeshut I, die k. Ritter-Akademie zu Liegnitz 1, die philomathische Gesellschaft zu Neisse 1, die Realschule zu Neisse 1, der landwirthschaft- liche Verein im Kreise Oels zu Oels 1, die Freimaurer-Loge zu Ratibor 1 Nummer. b) Von einzelnen Geschenkgebern. Herr Dr. P. Bretschneider zu Saarau 1, Herr Buchdruckerei-Besitzer Doulin 1, Herr Buchdruckerei- Besitzer F. W. Fischer zu Neurode 1, Herr Lehrer Gerhard in Liegnitz I, Herr Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Göppert 1 und eine Anzahl kleiner Nummern, Herr Apotheker Güntzel-Becker zu Wohlau 7, Herr Pastor Letzuer 1, Herr Hauptlehrer D. Letzner 1, der zeitige Kustos K. Letzuer eine Anzahl kleiner Nummern, Herr Dr. l.ux 1, Herr Kaufmann E. H. Müller 1 und eine Anzahl kleiner Nummern, Herr Secretair Th. Oelsner 7 und eine Anzahl kleiner Nummern, Herr Hauptlehrer Peuckert eine Anzahl kleiner Nummern, verw. Frau Lieutenant Rambach 3, Herr Reisler eine Anzahl kleiner Nummern, Herr Stadtgerichts-Rath Schwürz eine (148 Bände umfassende) Nummer. Eingetauscht wurden 42, gekauft 9 Nummern. B. Bei der allgemeinen Bibliothek. a) Von Behörden, Instituten, Vereinen etc. Die Geschichts- und Alterthums-forschende Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg 1, die natur- forschende Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg 1, die k. Akademie der Wissenschaften zu Amster- dam 5, der naturhistorische Verein zu Augsburg 1, der landwirthschaftliche Provinzial-Verein für die Mark Brandenburg und Nieder-Lausitz zu Berlin I, der Verein für Geschichte der Mark Brandenburg zu Berlin 1, die deutsche geologische Gesellschaft zu Berlin 1, die k. preuß. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 2, die k. Universität zu Berlin 113 Hefte, der tandwirthschafliche Verein für die Rheinprovinz zu Bonn 1, 2*+ 12 der naturhistorische Verein der preuß. Rheinlande und Westphalens zu Bonn !, die k. Friedrich-Wilhelms- Universität zu Bonn 28, der Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg zu Neu-Brandenburg 1, der Werner-Verein zur geologischen Durchforschung von Mähren und Oesterreichisch-Schlesien zu Brünn 1, die k. k. mährisch-schlesische Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landes-Kunde zu Brünn 4, die k. Akademie de Medecine de Belgique zu Brüssel 1, die k. belgische Akademie der Wissenschaften und schönen Künste zu Brüssel 9, die k. hannover’sche Landwirthschafts - Gesellschaft zu Celle 1, die kaiserl. Societät der Naturwissenschaften zu Cherburg 1, die Gesellschaft der Wissenschaften zu Christiania 1, die k. norwegische Friedrichs-Universität zu Christiania 6, die k. Selskab for Norges Vel zu Christiania 1, die naturforschende Gesellschaft Graubündtens zu Chur 1, der historische Verein für das Großherzoglhum Hessen zu Darmstadt 4, die Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Dresden 1, die naturforschende Gesellschaft zu Emden 2, die physikalisch-medicinische Societät zu Erlangen 1, die k. Aka- demie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt 1, der ärztliche Verein zu Frankfurt a. M. 1, der physi- kalische Verein zu Frankfurt a. M. 2, der Verein für Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurt a. M. 3, die Senckenbergische naturforschende Gesellschaft zu Frankfurt a. M. 1, der landwirthschaftliche Central- Verein zu Frankfurt a. ©. 1, die großherzogliche Albert - Ludwigs - Universität zu Freiburg i. Br. 3, die nalurforschende Gesellschaft zu Freiburg i. Br. 1, die SoeietE de Physique et d’histoire naturelle zu Genf 1, die oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Giessen 1, die hannover’sche Landwirthschafts-Gesellschaft zu Göttingen 2, die k. hannover’sche Gesellschaft der Wissen- schaften zu Göttingen 1, der historische Verein für Steiermark zu Gratz 3, der Gartenbau- Verein für . Neuvorpommern und Rügen zu Greifswalde I, der landwirthschaftliche Central - Verein für Littauen und Masuren zu Gumbinnen 1, der naturwissenschaftliche Verein für Sachsen und Thüringen zu Halle 1, die Wetterauer Gesellschaft für die gesammte Naturkunde zu Hanau 1, die holländische Gesellschaft der Wis- senschaften zu Harlem 1, der allgemeine deutsche Apotheker-Verein, Abih. Süddeutschland, zu Heidelberg 1, der naturhistorisch-medieinische Verein zu Heidelberg 1, der siebenbürgische Verein für Naturwissenschaften zu Herrmannstadt 2, der Verein für siebenbürgische Landeskunde zu Herrmannstadt 10, die großherzogl., herzogl. sächs. Gesammt- Universität zu Jena 19, die kaiserl. leopold.-karol. Akademie der Naturforscher zu Jena 1, das Fernandeum für Tirol und Vorarlberg zu Innsbruck 2, die großherzogl. badische Central- stelle für die Laudwirthschaft zu Karlsruh 2, der Verein für hessische Geschichte und Landeskunde zu Kassel 1, der Verein für Gartenbau in Schleswig, Holstein und Lauenburg zu Kiel 1, der Verein nördlich der Elbe zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse zu Kiel 1, der Verein für Gartenkunde und Botanik zu Köln 1, die Centralstelle der landwirthschaftlichen Vereine des Regierungs-Bezirkes Königsberg zu Königsberg 2, die k. Albertus- Universität zu Königsberg 31, die k. physikalisch-ökonomische Gesell- schaft zu Königsberg 1, die k. Gesellschaft für nordische Alterthumskunde zu Kopenhagen 2, die k. Uni- versität zu Kopenhagen 8, der historische Verein für Krain zu Laibach 1, die k. sächsische Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig 5, das Museum Franeisco-Carolinum zu Linz 1, die Direction of the Bri- tish Government zu London 1, the British Association for the advancement of Science zu Lon- don 1, the royal Society zu London 3, der Verein für Naturkunde zu Mannheim 1, die landwirthschaft- lichen Central-Vereine zu Marienwerder und Danzig 1, die kaiserl. Socielät der Naturwissenschaften zu Moskau 1, der landwirthschaftliche Verein für Baiern zu München 2, die k. baiersche Akademie der Wis- senschaften zu München 9, das germanische Museum za Nürnberg 1, der Verein für Naturkunde zu Offen- bach 1, der russische Gartenbau-Verein zu St. Petersburg 2, die kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg 1, die kaiserl. freie ökonomische Gesellschaft zu St. Petersburg 1, die k. böhmische Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag 3, die k. k. patriotisch - ökonomische Gesellschaft im Königreiche Böhmen zu Prag 2, Pollichia, ein naturwissenschaftlicher Verein der Rheinpfalz zu Dürkheim 1, der historische Verein von Ober-Pfalz und Regensburg zu Regensburg 1, der zoolo- gisch-mineralogische Verein zu Regensburg 1, die k. baiersche botanische Gesellschaft zu Regens- burg 1, der naturforschende Verein zu Riga 2, die Gesellschaft für Geschichte und Alterthumskunde der russischen Ostsee-Provinzen zu Riga 1, der mecklenburgische patriotische Verein zu Rostock 1, der thürin- gische Kunst- und Gewerbe-Verein zu Saalfeld 2, der Verein für mecklenburgische Geschichte und Alter- thumskunde zu Schwerin 1], der provinzial-landwirthschaftliche Verein für den Landdrostei-Bezirk Stade zu Stade 2, die k. schwedische Akademie der Wissenschaften zu Stockholm 2, das k. statistisch-topographische Bureau zu Stuttgart I, der Verein für vaterländische Naturkunde in Würtemberg zu Stuttgart 1, die k. poly- technische Schule zu Stuttgart I, die k. würtembergische Centralstelle für die Landwirthschaft zu Stuttgart 1, der Verein für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben zu Ulm 2, die k. Gesellschaft der Wissen- schaften zu Upsala 2, die Reichs-Hobeschule zu Utrecht 13, die Smithsonian Institution zu Washington 6, die kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien-5, die k. k. Gartenbau-Gesellschaft in Wien 2, die k. k. geographische Gesellschaft in Wien 1, die k. k. geologische Reichs-Anstalt in Wien 2, die k. k. 13 Landwirthschafts-Gesellschaft in Wien 1, die k. k. Universität zu Wien 2, die zoologisch-botanische Ge- sellschaft zu Wien 1, der Verein für nassauische Alterthumskunde und Geschichtsforschung zu Wiesbaden 2, der Verein für Naturkunde im Herzogthum Nassau zu Wiesbaden 2, die Direction des polytechnischen Vereins zu Würzburg I, die physikalisch-medicinische Gesellschaft zu Würzburg 2, die medicinisch-chirur- gische Gesellschaft des Kantons Zürich zu Zürich 1 Nummer. b) Von einzelnen Geschenkgebern. Herr Geh. Reg.-Rath Dr. Back in Altenburg eine Anzahl kleiner Nummern, Herr Med.-Rath Prof. Dr. Barkow 1, Herr M. Barrande in Paris 3, Herr Sanitätsrath Director Dr. Berend in Berlin J, Herr J. Bian- coni, Dr. der Naturgeschichte am Lyceum zu Bologna 1, Dr. L. Böhm, Badearzt zu Bertrich 1, Herr Dr. K. F. W. Braun in Bayreuth 1, Herr Prof. Dr. F. Cohn 1, Herr Dr. E. Cornalia, Director des naturhisto- rischen Museums zu Mailand 1, Herr Dr. jur. et philos. Costa in Laibach 3, Herr M. Daubree, Ingen. en chef des mines, doyen .de la facultE des sciences zu Straßburg I, Herr Major a. D. Fils zu Illmenau 1, Herr J. J. Flatau zu Berlin 1, Herr Dr. Flechsig, k. sächs. Brunnen- u. Badearzt zu Elster 3, Se. fürstl. Gnaden Herr Fürstbischof von Breslau Dr. theol. Förster 1, Herr k. k. Adjunet K. Fritsch in Wien 1, Herr Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Göppert 6, Herr Prof. Grunert zu Greifswalde 1, Herr Apotheker Güntzel-Becker zu Wohlau 19 (in 48 Bänden), Herr Prof. Dr. Heis in Münster 1, Herr Prof. Dr. Kenngott zu Zürich 1, Herr Dr. med. Klopsch 4, Se. Excellenz Mr. de Knajevitch, Ministre des Finances et Chef du Corps des Ingenieurs des mines zu St. Petersburg 3, Herr W. v. Knobelsdorf, Hauptmann im Garde-Reserve-Infanterie-Regiment zu Berlin 1, Herr Prof. Dr. K. Koch zu Berlin 1, Herr Prof. Dr. Kolenati zu Brünn 4, Herr Prof. Dr. Kützing zu Nordhausen 1, Herr Prof. Dr. Kutzen 1, Herr Eisenbahn-Director J. Lehmann in Glogau 1, Herr Dr. E. Lichtenstein in Berlin 5, Herr Director Prof. Dr. Löw in Meseritz 1, Herr Translateur Lompa in Woschnik 2, Herr Dr. Mädler, k. russischer Staatsralh, Director, Professor in Dorpat 1, Herr Med.-Rath Prof. Dr. Middeldorpf 1, Herr Kaufmann E. H. Müller ], Herr Dr. J. Müller in Aachen 7, Herr Med.-Rath Dr. J. Müller in Berlin 1, Herr Dr. A. C. Neumann in Berlin 1, Herr Secretair Th. Oelsner 2, Herr Hauptlehrer Peuckert I, Herr Rentamtmann K. Preusker zu Großenhain 1, Herr Prof. Purkynje in Prag ], Herr Dr. L. Rabenhorst in Dresden 1, die verw. Frau Lieut. Rambach 35 (in 90 Bänden), Herr Dr. Rabenhorst in Dresden 10, Herr Bergrath Reich zu Freiberg 2, Herr Rittergutsb. Baron Hugo v. Rothkirch 1, Herr Dr. L. Schrön, Director der Sternwarte zu Jena 1, Herr Stadtger.-Rath Schwürz 4 (in 141 Bänden), Herr A. Senoner, Bibliothek- Custos der geologischen Reichs- Anstalt zu Wien I, Herr M. Dr. Skofitz in Wien 1, Herr Hofrath Dr. Spengler zu Ems 4, Herr v. Tettau, k. Ober-Regierungs-Rathı, Vice-Präsident der k. Akademie gemein- nütziger Wissenschaften zu Erfurt 1, Ungenannnt 3, Herr Dr. M. Weisse, Director der Sternwarte in Krakau 1, Herr Prof. Dr. Wuttke in Leipzig 1 Nummer. Eingetauscht wurden 24, gekauft 66 Nummern mit 79 Bänden. Die Sammlungen der Gesellschaft wurden in dem abgelaufenen Jahre nur vermehrt durch den Herrn Geh. Reg.-Rath Dr. Back zu Altenburg, welcher denselben das Portrait des Geh. Finanz- und Reg.-Raihes Wagner (Lithographie) einzusenden die Gewogenheit hatte. K. Leizner, z. Z. Kustos der Bibliotheken. ed 2“ © | #4 yoll zZ 7. ie La ae rag he Er he * Ki v m ‚as ‚Te Ar In lee ah ta, Aue 22 er, DET Mi a alE ; En Ber DEF sarah Au > wa r ne a mu [ mus 5% ’ rgerun a BE Ta a An makes & BE Ip ae, Birch m» u ’ } i h ’ j 12 ah em Ir 2 j Bi 3 nf hr wer nd er Br ur met 2 er BITTE Pen hi voryö 10M I, une Sei IP Be 5) DSL BCE SE Aue BEREETN yr 16,3 ea er Ber rec ar R vol», ihr de N 2“ Stu it I mil un Ra ah WE vibak Dt terl-.t 1 I Ze Te 17202 70 Pe Te 9 STE 3 SEHE ei alh-,E I P J- \ ; A “i ri u nit k Bits} j sou®- na Ey Wrreh x f } ö £ u 2 biuä (.emnsb hr Isanıı an EZ Et # R Ye = lbs ich ner Zi ui ver wis: F Br wur vr Be. ES LE ER. RAR" er | Te BE u A ee WB ans. tea r * (1 Zu a bern i ah Ir sig Y Aaron # et ie a Reh er \ f Be \F im Hnucj) . Mr a ae Fat lien | a A a Ben u h 2 ERERE, a a a d ’ ke [iare ı "70" Tram Re r Al A ’ I y FIIR ’ Te A FF el = TRBE> '< E rin . % A ii Br a f rY 4 Se m: nl (tin DE 7 ir le Eee we re u: BB Se a DEN ir ÜE arn ‘.; mE»: “ u u > i „.# n f- Y u EN Fr en vu babe ER | Kr . ne + Fa BA u eur] il Bericht über die Thätigkeit der allgemeinen naturwissenschaftlichen Section der schlesischen Gesellschaft im Jahre 1860, abgestattet von Ed. Grube ud F. Roemer, d. z. Secretairen der Section. D: naturwissenschaftliche Section hielt im Jahre 1860 sechszehn Sitzungen, in welchen folgende Vorträge gehalten wurden: 1. Mathematisch-physikalische Wissenschaften. Herr Director Gebauer hielt am 8. Februar einen Vortrag: Ueber die Erscheinung zweier horizontalen hyperbolischen Regenbogen, welche zu Cudowa am 25. August 1859 am Rande des daselbst befindlichen Teiches gesehen wurde. Bei meinem Aufenthalte in Cudowa bemerkte ich eines Tages am Rande des daselbst befindli- chen Teiches von der Promenade aus, quer über denselben eine farbige Lichterscheinung, worin violett vorherrschend war, welche in der Nähe schmal, in der Entfernung breiter wurde, und über die horizontale Fläche nach der Entfernung zu sich zu erheben schien. Der Teich hat etwa die Gestalt wie die nebenstehende Figur, mißt in der Richtung von a nach 5 Bb_ md 400 Schritt, so wie in der Breite bei 5 etwa 300 Schritt. Der farbige Stref [ wurde in .der Richtung von a nach 5 gesehen. Um näher von dem Hergange Kenntniß zu nehmen, begab ich mich in der Richtung von «a nach e, wobei der Lichtstreif von 5 nach m: fortrückte, bis ich, in e angekommen, auch gleichzeitig in der Richtung ef einen breiten Streifen in den glänzendsten Regenbogenfarben er- blickte, welcher von e bis f reichte. ia Die Zeit der Beobachtung war 7 Uhr des Morgens. Cudowa liegt unter 50° 25° Breite und 33° 58° 30” Länge. Die Asc. rect. der Sonne ist für den Tag der Beobachtung 10% 45’ 46,5“ und Decl. 10° 53° 11”, woraus sich die Höhe der Sonne zur Zeit der Beobachtung 18° ergiebt. Da am 22. Juli die Sonne in der Richtung ad untergeht, so hat die Mittellinie des Teiches ad 16 56° 56‘ östliches Azimuth. Die Sonne hatte zur Zeit der Beobachtung 84° 50° östliches Azimuth. Daraus ergiebt sich, daß die Richtung der Sonne gegen die Mittellinie ad einen Winkel von 27° 54° östlich bildete. Schon in anderen Jahren hatte ich bemerkt, daß in derselben Jahreszeit über Nacht-der Teich und die nähere Umgegend mit einem mehlartigen Stoffe bedeckt wurde, welcher dem Teiche das Ansehen gab, als ob die Oberfläche mit Seifenwasser überschüttet worden wäre. Dieser mehlarlige Stoff wird nach und nach durch den in der Richtung ab herrschenden Windzug gegen das Ufer von bm geirieben, wo auch ein Abzug des Wassers unter der daselbst befindlichen Schütze zur Breit- mühle erfolgt. In der Nähe des Ufers konnte der mehlartige Brei oft bis zur Dicke von 3 Zoll wahrgenommen werden. Proben, welche ich gesammelt und zur Untersuchung mit nach Breslau genommen hatte, lieferten kein Resultat, da durch Fäulniß eine solche Zerstörung eingetreten war, daß nur organische Reste noch erkennbar waren. Bei der diesjährigen Erscheinung habe ich den gesammelten mehlartigen Stoff sogleich vom anhängenden Wasser befreit und getrocknet. Bei der mikroskopischen Untersuchung, welche Herr Geh. Rath Göppert anstellte, ergab es sich, daß der- selbe aus Blattläusen bestand, welche auf den, den Teich umgebenden italienischen Pappeln ihren Sitz gehabt haben, und aus mir noch unbekannten Ursachen jährlich zur selben Zeit sich vom Winde abfegen lassen, Bei näherer Betrachtung dieses mehlartigen Stoffes ergiebt sich, daß derselbe nur nach und nach vom Wasser durchnäßt wird und oft mehrere Tage dazu nöthig hat. An dem Tage vor der beobachteten Erscheinung war dieser Staub noch ziemlich trocken an seiner Oberfläche. In der Nacht war es sehr kühl geworden und hatte sehr stark gethaut. Man konnte zur Zeit der Erschei- nung unzählige winzige Tröpfchen auf dem mehlartigen offenbar etwas fettigen Stoffe sitzen sehen, welcher überdies in größerer Menge nach der Richtung des Ufers 5m theils durch Luftzug, theils durch den Abzug des Wassers getrieben worden war, & Diese Tröpfehen waren offenbar die Ursache die- ser glänzenden Erscheinung, in welchen das einfallende Sonnenlicht gebrochen und reflectirt worden war. Man wird sich von der Wahrheit nicht merklich entfernen, wenn man den Durchschnitt eines solchen Tröpfehens durch die Ebene, welche durch die Sonne und das Auge des Beobachters geht, als einen Kreis betrachtet. Ist ab ein einfallender Lichtstrahl, der nach e gebrochen, nach d reflectirt wird und nach g austritt, und aso = 9, ohb = u, so ist abk = W— p, n.sinhbe = sin (u — ) hbe —= Arc. Zr aaa — heb —= hde n.sin hde = sin ldg = sin(u — Y) dig = uw —g. — Ist dp || oe | so ist gdp = d = Idp — ldg = Iho — ldg d—=180°— dhe —(u — 9)=180%—(dhe-+chb— ehb) — (u — g) = 180° — [180° — 2hbe + 180% — 2hbe — (180° — u)] — (u — g). d=Ahbe—n—u+gLAre,sin I) Yurg, Wenn w sich ändert, so giebt es einen Werth, für welchen d ungeändert bleibt. Für diesen Werth von d wird eine größere Helligkeit erzeugt, während für andere Werthe nur zerstreutes Licht entsteht, 17 dad Eu 4.cos(u — 9%) n" — 1 2 TEN ET eg Fr) Zu . dies giebt d = 4 Arc. sin -V 5) — 2.Arc. cos ni Ey -9p Die 1 Kar 3 und frd=0o,9= — 2 Are. cos (4) + 4 Arc. sin, ee Nimmt man für den rothen Strahl 2 des Spectrums n = 1,530955, so ist cos(u — ) = cos 59° 31’ 50” = V für den violetten 7, n = 1,344177, so ist cos(u — Y) = 58° 45’ 44" Hieraus ergiebt sich für den rothen Strahl p‘ = 42° 22° 44 w' = 101° 54° 34“ für den violetten Strahl 9 — 40° 28° 48" KIT 132" Breite des Streifens 1° 53° 56 Um über die Lage des Bildes Sicherheit zu erhalten, ist zunächst erforderlich, den Winkel zu bestim- men, welchen die Gesichtslinie nach dem Tropfen mit der Richtung der Sonne macht. Ich denke den Tropfen im Punkte e am Teiche, das Auge A in der Höhe K über der Oberfläche des Wassers, und lege eine loth- rechte Ebene durch das Auge senk- recht gegen die Mittellinie des Tei- ches. Die in dieser Ebene durch’s Auge gelegte horizontale Linie sei AB, ihre lothrechte Projection auf die Wasserfläche ED, der Winkel ADE —= w. Es sei C ein Wasser- tröpfchen, dessen Entfernung vom Auge A, nämlich AC=r ist. Der Winkel, welchen diese Gesichtslinie AC mit der Horizontalen AB macht, CAB = und die Projection die- ses Winkels auf die Wasserfläche CED =»; CD ist senkrecht auf ED, und CB senkrecht auf AB. DC ist der Mittellinie des Teiches parallel. Esit AE=k=r sin y, EC =r.cosy, AB= DE IE = c0sv = cosDEC, cosv — r cost _ cosQ EC r.cosıy — osy Der Unterschied des Azimuths der Sonne gegen das der Mittellinie des Teiches heiße = DCF und die Höhe der Sonne = GCF. GCFE ist ein rechtwinkliges körperliches Dreieck, worin GCF = h, FCE = DCE — FCD = W° — v»— w. Daraus ergiebt sich der Winkel GCE; cos@CE = cos h.cos(90° — [v + w]) = cos h.sin(v + ®). Der Neigungswinkel, welchen diese Ebene GCE mit der Teichebene FCE macht, ist gegeben durch sin FCEG = Lee = c0sG@CEA. 3 ”"— 1 3 18 In dem körperlichen Dreieck GCAE ist ; cos @CA — cos ACE.cosGCE sinh cosp — cosıw.cosh.sin(v + ©) a sin ACE.sin G@CE ’snGCE sin GCE.sin ı ; wo der Winkel, welchen ein Lichtstrahl @C mit der Gesichtsliiie AC macht. Es ist cosp — sin h.sin Sr Te In dem körperlichen Dreieck GCAE ist der Winkel, welchen die Ebenen @CA und ACE bilden, cos@CE — c0os@CA.cos ACE _cosh.sin(v + @) — c0sY.cosı% sin(W + ®) = wenn er f genannt wird, cosf = sin @CA.sin ACE sing.sinıı i j _0sp—sinh sind _ _e0sp.siny —sinh oder statt sin (» + ®) den Werth gesetzt, cosf = Fa sg RR c0SY.cosy = — oo sing .sin und sinf = Yı = cos w.sin p | = V (eos w.sin p + cos p.siny — sin h) (cos sing — cosp sin + sin h)\ : 008 Y.sin p = V ein (p + Y) — sinh) (sin(p — Y) + sin h)\ : cos Yv.sin ef h ner ne 4 = MB Ah A N Fa ae a N erh ri : cos Y.sin @. Verlängert man die Ebene @CA bis zum Einschnitt in den Teich, so ist CH die Durchschnittslinie. In dem körperlichen Dreieck ACEH ist cos@CHF = cosECA.sin ACAE. Nennt man den Neigungs- winkel GCAF= N, und bemerkt, daß HCAE = 180 — EACG = 180 — f, so ist cos N —= cosıb. sin f, —h h == h ee und cosN = 2 fein BUT UN „BO Sr) ae er 2 : sing, das ist der Neigungswinkel der Reflectionsebene gegen die Teichlläche. Um die Lage der Tropfen besser beurtheilen zu können, zieht man durch E eine Parallele zu FC, so dd FCE = CEK = W° — (v + o), und fällt von © die Senkrechte z zur zugehörigen x. ee cosp — sin h—- x dt. #8 F By 3 77 El En nn a > ca H cos h.—— Es ist dann EC= Y(e* + 7°); x cosh=r.cosp — ksinh = cosp V (k? + ©° + 2?) — k sinh.a°cos’h + k’sin’h + 2% x sinh cosh — c05’p k? — c08?p.2°? = cos’p.7° a __ (cos?h — cos’) E N k.sinh cosh h k’(sin’'h — copy _ __K’sin’h.cos’h ) Er cos’p cos’h — cos’p cos’h — cos’p (cos’h — sp)" 2 —_ sin + Y) sinp — h) I ” k.sin2h } tx I*.sin’2p 3 cos’p 2.sin(k + Y) sin(p — h) 4sin’(p + h) sin’(p — h))’ „__ sin(h+g) sing —h) (5 x.k.sin2h Hi R 1 ) re cos?p Fr gy)sny—h KY—HNggp- h 2? = 0,8109 V \e + 4,9142)? — (8,3356). Für kh = 18°. p — 42° 22° 44", k=6Fuß. Der Scheitel der Hyperbel liegt bei x = 3,4114‘, für die Asympt. — 15 390 2 20". Für violett = = 3,68, für die Asympt. ig 36° 49° 40”. z x 19 Ist x = 200, so hat der farbige Streif mehr als 8,9 Fuß ea wozu noch die Breite für den Durchmesser der Sonne 2.0,872 —= 1,744 Fuß kommt. Der nach der Länge des Teiches gerichtete Lichtstreifen hatte den heiteren Himmel zum Hin- tergrund und war daher weniger erkennbar, während der nach der Breite des Teiches gerichtete Streifen innerhalb des Teichrohrs lag und durch eine Bergwand im Hintergrunde begrenzt wurde, so daß die Farben in schönster Pracht sichtbar werden konnten. Herr Prof. Dr. Sadebeck sprach am 31. October: Ueber seine auf einer Reise nach Frankenstein angestellten Beobachtungen. Auf einer Triangulationsreise, welche der Vortragende in diesen Michaelisferien in Begleitung seines Sohnes angetreten hatte, und welche ihn über Frankenstein führte, hat derselbe den dortigen schiefen Thurm einer trigonometrischen Messung unterworfen, um wo möglich den Streit zu entschei- den, ob dieses Bauwerk absichtlich so aufgeführt oder ob die schiefe Lage die Folge einer Senkung sei. Letzteres wird von Zimmermann ausdrücklich behauptet. In seinen Beiträgen zur Beschreibung von Schlesien, Band IV, Seite 123, heißt es wörtlich: „1587 ward der kleine Kirchthurm erbauet und 1595 sank der zur Kirche gehörige Glockenthurm 1} Elle gegen die Lohgasse zu, in welcher schiefen Lage man solchen bis heut (d. i. 1785) gelassen hat; es gehört also die Sage, daß dieser Thurm von einem Baumeister mit Absicht so krumm erbaut worden, unter die Mährchen.“ Der Thurm ist viereckig und der Grundriß ein verschobenes Viereck, Rhombus, in welchem die Seiten 31 Fuß lang sind, die spitzen Winkel 87° und die stumpfen 95° betragen. Bis an das Ende des Sockels ist er aus Stein und über demselben aus Ziegeln in Rohbau ausgeführt. Die Ebene des Sockels ist gegen den Horizont um 3° geneigt und die Fugen der aufeinanderlagernden Ziegeln laufen mit dem Sockel parallel. Am stärksten tritt die Neigung des Sockels auf den beiden Seiten hervor, welche nach dem Ringe und nach dem Kirchhofe gerichtet sind, Trotzdem, daß man in Franken- stein ziemlich allgemein der Ansicht ist, daß sich der Thurm gesenkt hat, so hat man doch den Muth gehabt, auf das alte 80° hohe Mauerwerk, welches bei dem großen Brande stehen geblieben ist, ein neues von 25° Höhe aufzusetzen. Hierbei hat man der Gefahr des Einsturzes dadurch zu begegnen gesucht, daß man den Neubau nicht in fortgesetzter schiefer Richtung, sondern senkrecht aufgeführt hat, so daß der Thurm in jener Höhe von 80‘ ein Knie erhalten hat, wodurch sein Aus- sehen nicht eben verschönert worden ist. Zur Veranschaulichung des Gesagten legte der Vortra- gende eine von seinem Sohne angefertigte Handzeichnung und eine von ihm selbst in sehr großem Maßstabe ausgeführte mathematische Zeichnung der Umrisse vor. Die Ergebnisse der trigonometri- schen Messungen sind folgende: die Seitenkanten bilden mit dem Horizonte Winkel von 86% 57° der höchste Punkt der nordwestlichen hängt an der Stelle, wo der Neubau beginnt, 4 Fuß 4 Zoll über. Von den Seitenwänden ist die nördliche und die mit ihr parallele südliche am meisten geneigt. Ihr Neigungswinkel beträgt 87° 4. Da nach der Angabe Zimmermann’s der Thurm 14 schlesische Elle oder etwa 22° rheinl. überhing, scheint sich also seine Schiefe vergrößert zu haben und hierin eine Bestätigung für die Behauptung dieses Autors zu liegen, daß sich der Thurm gesenkt hat und nicht absichtlich schief erbaut worden ist. Unterstützt wird dieselbe noch dadurch, daß der Grund- riß rhombisch ist, während der Sockel nach der Rechnung ein ziemlich genaues Quadrat bildet. Der Schwerpunkt des Thurmes, wenn man seine Masse als ein fest verbundenes Ganzes betrachtet, ist hinlänglich unterstützt; anders steht es mit den einzelnen Seitenwänden. Bei der nach der Loh- gasse gewendeten lag die Projection des Schwerpunktes vor Aufführung des Neubaues noch 8 Zoll nach innen, von der äußeren Seite des Sockels gerechnet, jetzt aber nicht $anz 4 Zoll. Die Be- sorgniß, daß der Aufbau, dessen Gewicht etwa 8000 Centner beträgt, das fernere Senken des Thurmes begünstigen und endlich die schiefen Seitenwände aus der Gleichgewichtslage bringen möchte, ist demnach keine unbegründete. Der Vortragende hat ferner die geographische Lage von 3* 20 Frankenstein, auf den schiefen Thurm bezogen, zu 50° 35° 39° nördl. Breite und 34° 28° 48 östl. Länge gefunden, und die Seehöhe des Pflasters beträgt an dieser Stelle 887 par. Fuß. Von Fran- kenstein hat sich der Vortragende nach Silberberg begeben und dort auf dem Donjon trigonometrische Messungen ausgeführt. Der Wallgang hat die Seehöhe von 2109 und der Schloßplatz 2073 par. Fuß. Am höchsten ist die große Strohhaube, für deren höchsten Punkt 2330 par. Fuß gefunden worden sind. Das Centrum des Donjon liegt unter 500 34‘ 44,,“ nördl. Breite und 340 18° 45,,' östl. Länge. Die Aussicht ist eine höchst belohnende und wurde in’s Detail beschrieben. Das Endziel der Reise war glätzisch Hausdorf, wo ebenfalls trigonometrische Messungen angestellt wurden. Die Seehöhe des dortigen Schlosses, 1500 par. Fuß, ist von dem Vortragenden aus Barometerbeobach- tungen hergeleitet worden, welche daselbst im August dieses Jahres vom Herrn Grafen Pfeil ange- stellt und mit gleichzeitigen in Langenbielau und Breslau verglichen worden sind. (Ein Nachtrag steht am Ende der folgenden Mittheilung.) Derselbe machte am 19. December Mittheilung: Von den Orientirungsbeobachtungen auf der hiesigen Siernwarte, die er behufs der Ermittelung ihrer geographischen Lage angestellt haite. Die Bearbeitung des neuen Stadtplanes von Breslau hatte mich veranlaßt, die im Jahre 1850 auf der hiesigen Sternwarte von mir ausgeführten und in der ‚‚Triangulation der Stadt Breslau“ (Seite 26 und 27) veröffentlichten Orientirungs-Beobachtungen im Jahre 1858 zu wiederholen, be- sonders, da mir ein ganz vorzüglicher Theodolit von Pistor und Martins zu Gebote stand, von dessen Vortrefflichkeit ich mich bei der im Auftrage des kgl. Ober-Bergamts von mir ausgeführten Triangulation des oberschlesischen Bergbau-Gebietes überzeugt hatte. Der Azimuthalkreis dieses Instrumentes hat 8 Zoll Durchmesser, ist von 5 zu ö Minuten eingetheilt und zu Mikrometer-Ablesung _ eingerichtet. | An diesem Instrumente habe ich am 9. und 10. April 1858 auf der hiesigen Sternwarte den Richtungsunterschied zwischen dem Polarsterne & Ursae minoris und einer terrestrischen Mire gemessen und daraus das Azimuth der letzteren hergeleitet. Der Beobachtungsort war am Nord- fenster des Sternwartenihurmes in der Nähe einer nach Sternzeit gehenden Pendeluhr. Als Mire diente eine Lampe, welche auf der Straße nach Osswitz lothrecht über einem in die Erde geschla- genen Pfahle aufgestellt wurde. Um aus dem Azimuthe dieser Mire die Azimuthe anderer fester Objecte herleiten zu können, wurden die Winkel, welche dieselben mit der Mire bildeten, auf dem- selben Standorte bei Tage gemessen, zu welchem Zwecke am Orte der Mire die Lampe durch einen Heliotropen ersetzt wurde. Die Position des Polarsterns habe ich aus dem Nautical Almanae entnommen, und zwar für die Beobachtungen am 9. April auf 9 Uhr 53.0 Min. und für die am 10. auf 9 Uhr 17.5 Min. Breslauer Sternzeit bezogen, welche beiden Momente die Beobachtungszeiten durchschnittlich bezeich- nen. Demgemäß ist genommen worden: Für April 9: AR = 1} 6% 18°.19; Decl. = 88° 33° 16.20 » .» 10:AR=1 6 18 .31; Dec. = 88 33 15.91. Die Azimuthe des Polarsterns sind für jede Beobachtung besonders berechnet worden, Große Erleichterung gewährte es mir, daß ich eine Pendel-Uhr in meiner Nähe hatte, deren Stand mir von Herrn Prof. Dr. Galle gütigst mitgetheilt worden war. Die Zeitmomente, welche in den nachfol- genden Zusammenstellungen angegeben sind, enthalten bereits die hierauf bezügliche Reduction. Weil aber auf dem Standorte, auf welchem der Polarstern beobachtet worden war, nur nördlich ge- legene terrestrische Objecte beobachtet werden konnten, so sind später noch auf einem andern Punkte südlich gelegene beobachtet und an die ersteren angeschlossen worden. Sie stehen unter IV. Der Abstand vom Centrum konnte bei dem ersten Standorte direct gemessen werden. Er be- trug 0.641 preuß. Ruthe. Bei dem zweiten, auf der steinernen Gallerie, mußte derselbe durch eine 21 kleine Triangulation ermittelt werden, weil hier eine directe Messung unmöglich war.‘ Er betrug 1.798 preuß. Ruth. Als Centrum ist der Punkt im Innern des Thurmes, senkrecht unter der Mitte der sphaera armillaris genommen und durch Ablothung mit dem Theodoliten auf verschiedenen Standorten bestimmt worden. I. Beobachtungen und Ergebnisse von April 9. MR Sternzeit Berechnetes Azimuth e der Beobachtung. des Polarsterns. Richtungsunterschied zw. Mire u, Polarst. Lage des Ferch) Azimuth der Mire. I: Sh 44m 14:.5 || 177° 55° 54“.15 Rechts — 24° 49' 21.0 | 153° 6° 30”.13 2, 9 5l 4.5 | 178 18 8.58 25 11 38.0 30.58 9. 9 55 445 20 1.48 25 13 22.0 39.48 4.| 10 4 44.5 23 45.76 25 17 20.0 25.76 5.1 10 6 4.5 24 19.70 25 15 1.0 18.70 6.| 10 14 44.5 23 4.72 25 21 47.0 17.72 7.1 10 18 24.5 39 42.16 253 23 8.0 34.16 8.| 10 35 54.5 39 10.00 25 32 39.0 31.00 9.| 10 40 24.5 39 53.02 25 35 16.0 37.02 24,1 654.5 50° 29.73 25 44 16.0 13.73 11. 90 4.5 I178 0 19.45 Links — 24 52 8.011553 8 11.45 12. 9 23 14.5 a | 24 55 56.0 50.21 13. 9 24 54.5 38 20.89 24 59 39.0 41.89 14. 9 31 44.5 10 46.69 25 2 18.0 28.69 15. 9 34 44.5 11. 52.47 25 3 6.0 46.47 16. 9 Al 4.5 14 14.72 235 5 40.0 34.72 17.| 10 28 24.5 34 14.37 25 25 34.0 40.37 18.| 10 31 4.5 35 28.593 25 26 57.0 31.53 19.| 10 51 34.5 45 19.16 25 36 53.0 26.16 20.1 10 53 44.5 46 23.59 — 25 37 59.0 24.59 Mitte 153° 7° 30“ .718 II. Beobachtungen und Ergebnisse von April 10. Sternzeit Berechnetes Azimuth Lage Richtungsunterschied - : A der Beobachtung. des Polarsterns. des Fe zw. ta u. Polarst. Azimuth der Mire. 3. 8 37m 335.5 177° 54: 11.82 Links — 24° 45° 56.0 | 153° 8° 15”.82 2. 44 39.5 56 0.20 47 341.0 26.20 3. 46 553.5 56 35.73 48 12.0 23.73 4. 562 13.5 58 3.97 49 51.0 12.27 5. 8 5 3.5 177 58 22.82 50° 2.0 20.82 6. 91 13.5 178 0 39.54 52 23.0 16.57 2; 3 4.5 1 13.00 52 57.0 16.00 8. 9 5.5 3.4.5 54 55.0 9.82 9. 10 28.5 "31.17 55. 22.0 9.7 10. 15 3.5 5 0.24 56 40.0 20.24 11. 16 6.5 5 21.02 57“. 10 20.02 12. 20 53.5 6 57.38 — 24 55 50.0 7.38 13. 25 26.5 S 31.67 Rechts —25 1 45.011553 6 46.67 14. 26 33.5 8° 05.17 1 47.0 68.17 15. 30 53.5 10 27.83 3 39.5 48.33 16. sl 58.5 10 51.35 3 57.0 54.35 IR. 36 25.5 12 29.40 5 5.0 34.40 18 37 30.5 12 6 12.0 41.63 22 Sternzeit der Beobachtung. Berechnetes Azimuth Lage Richtungsunterschied des Polarsterns. des Fernrohrs. zw. Mire, u. Polarst. Azimuth der Mire. 19. | Yh Adm 53:.5 11780 16 5.55 Rechts — 25° 9: 33".,0 | 153° 6 39% .55 20. 47 833.5 16 44.65 10-7958 39.65 21. 52 13.5 15 35.78 1l 52.5 43.28 22. 53 23.5 19.....8.95 12 25.5 38.45 23. 57 23.5 20 41.57 14 85 33.07 24.| 9 535 59.5 21 21.09 14 36.0 5.09 45. Mittel || 1530 7° 29”.985 Aus diesen beiden Mitteln ergiebt sich, wenn man ihre Gewichte den Beobachtungszahlen pro- portional nimmt, das Azimuth der Mire 153° 7° 30.32. III. Theodoliten-Beobachtungen terrestrischer Objeete, auf demselben Standorte, wie die Polarstern-Beobachtungen, ausgeführt. des ee rehh Ei ‚a ie ende a ae N Centrirte Azimuthe. Mire . .............:]2.66379) . 0% 0: 000153 7507.32 747,89 11537 7 Rosenthal, Esse der Zuk- kerfabrik: +. „6.12% 2.864191 17 39 22.39|170 46 52.71 — 50.06 1170 46 2.65 Ihihstene & 2.2.6 3.321691 24 50 54.151177 58 24.47 — 24.91 |177 57 59.56 Hochkireh & ... ...'.:.. 3.65668| 31 10 48.311184 18 18.651 — 14.15 1154 18. 4.48 Oßwitz, Kapelle ......13.133941353 45 31.42|146 53 1.74| + 13.21 1146 53 14.9 Centrum ...... .....19.80686| 151 34 36.50 IV. Theodoliten-Beobachtungen auf der Westseite der steinernen Gallerie der Sternwarte, Beziehung auf d. a a Centrirte Richtungswinkel. Log. Entf. Beobachtete Richtungs- in preuss. Ruth. winkel. Hühnern« 1:08. 4. - - 3.321069 0° 0 0-00 er ei ia | 0° 9 0”,00 Hochkirch &........ 3.66426 6 18 34.43 —_ J 7.39 6..20. Ass Ohlau, evang. &...... 3.84612 | 138 5 53.43 + 0 51.02 | 135 9 22.32 Elisabetthurm ........ 1.975655 | 25 6 937.5 + 20:. 17.70 1.225 29 33202 Catum ........ 0.25479 63 14 0.00 Bei der Vergleichung der aus III. und IV. für den Winkel zwischen Hühnern und Hochkirch hervorgehenden Werthe ergiebt sich die Differenz von 0.05. Nach Ausgleichung derselben erhält man für sämmtliche Punkte die Azimuthe, wie folgt: Mita 20 ET EEE 1539 7.3921 Rosenthal, Esse der Zuckerfabrik ........ 170 46 2.65 Hühnem & :2..: ERBE. EN 177 57 59.55 Hochkirch '&. . 2.7 sa art, 184 .048:4..4.49 Dblau,-evang: &.... 2 PO 2. 35 +77 7 21.85 Elisabeuharm : :.....1.. VER ee 43 27 32.60 Oßwitz, Kapelle auf dem heiligen Berge .. 146 53 14.9 Zur Prüfung dieser Resultate bot sich mir eine schöne Gelegenheit, als im Jahre 1857 die Arbeiten der trigonometrischen Abtheilung des kgl. Generalstabes, welche damals noch von dem als 23 Geodäten berühmten General Bäyer geleitet wurden, im Druck erschienen *). Diese Prüfung habe ich jedoch, durch andere dringende Arbeiten abgehalten, erst in neuester Zeit vornehmen können, und die Mittheilung derselben dürfte nicht ohne Interesse sein, da sich zugleich eine Beurtheilung über den Grad der Genauigkeit der als endgiltig angenommenen geographischen Ortsbestimmung der hiesigen Sternwarte ergeben hat. Herr General Bäyer hat auf dem Trockenberge bei Tarnowitz, direct über dem Dreieckspunkte zur Bestimmung der geographischen Lage desselben, astronomische Beobachtungen ausgeführt. Die Polhöhe des Dreieckspunktes auf dem Trockenberge beträgt 50° 24° 45.74 (s. S.140) die geogra- phische Länge 16° 32° 35.00 östlich von Paris und das Azimuth des benachbarten russischen Dreieckspunktes Markowice 51° 7‘ 31”.30 von Nord nach Ost (s. S. 125). Daß diese Bestimmun- gen äußerst zuverläßig sind, dafür bürgt die große Sorgsamkeit, mit welcher die Beobachtungen ausgeführt worden sind, und die Güte des Instrumentes, welches in Anwendung gekommen ist. Dazu kommt auch noch die Uebereinstimmung mit den russischer Seits gefundenen Resultaten. Um nun eine Vergleichung mit den geographischen Orts-Constanten von Breslau anstellen zu können, habe ich zuerst die Triangulation des Generalstabes, soweit dieselbe den Trockenberg mit dem Rummels- berge und Zobtenberge in Verbindung bringt, zu Grunde gelegt, sodann aber zur Verbindung mit Breslau mir ein eigenes Dreiecksnetz geschaffen. Aus den in $ 58 und 69 des Bäyer’schen Werkes enthaltenen Zusammenstellungen der definitiven Richtungen und Entfernungen der Dreieckspunkte habe ich folgende Angaben benützt: Log. Entf: Beobachtungsort. Benachbarte Dreieckspunkte. Richtungswinkel, TR re in preussischen Ruthen. Trockenberg ......... .. -.. Annaberg, Klosterthurm...... | 830 AL 34.97 4.1265820 Markowice, Pyramide .... ..... 215 50 11.87 Annaberg ..........: er ge Ya. byew. sl. .....) 44 13 26.44 4.12658520 Pschow, östlicher Thurm......... 109 32 48.37 4.1132637 Prcbößesusuincdnsd. eb Auen 0..u20 556387 4.1132637 ee PIE REDER EIN ERROR WE 129 3942.91 4.3264522 Rummelsberg ........ Ainabere. .. .. . ‚vielen 63 26 13.72 4.3264522 Zobtenberg, Granitpfeiler......... 256 18 46.59 3.9506063 Hieraus habe ich zunächst die geographische Lage des Annaberges, Rummelsberges und Zob- tenberges berechnet, wobei sich zugleich die Azimuthe ergeben haben. Die Methode, deren ich mich bedient habe, ist dieselbe, welche vom Generalstabe angewendet wird. Sie findet sich mitgetheilt in Schneitler’s „Lehrbuch der gesammten Meßkunst“, Seite 356 ff. Aber die auf die Krümmung und Größe der Erde bezüglichen Constanten habe ich aus den nach Bessel’s Bestimmungen von Enke bearbeiteten und im astronomischen Jahrbuche von 1852 veröffentlichten Tafeln hergeleitet. Auf diese Art habe ich gefunden: Geographische Länge Dreieckspunkt. | Polhöhe. se Annaberg, Klosterthurm........... 509 27: 27.47 35° 50° 13.42 Rummelsberg, Stein auf d. Belvedere | 50 42 13.59 34 46 39.54 Zobtenberg, Granitpfeiler......... 50 51 55.84 34 22 29.88 *) Der Titel dieses trefflichen Werkes lautet: „Die Verbindungen der preussischen und russischen Dreiecks- keiten bei Thorn und Tarnowitz Ausgeführt von der trigonometrischen Abtheilung des Generalstabes. Heraus- gegeben von J. J. Bäyer, General-Major ete. Berlin, bei Dünnmler 1857,“ 24 Die Azimuthe, welche durchweg von Süd über West gerechnet worden sind, haben sich nach und nach in folgender Weise ergeben: Azimuth, Markowice auf Trockenberg (s. oben) .... 231° 7° 31”.30 Z Annaberg — Markowice.... — 1385 5 37.60 „; Annaberg auf Trockenberg ............. % 1 53.70 180° + s#).... #180 0 0.6 Convergenz der Meridiane ..... — 032 29.99 „» Trockenberg auf Annaberg :. .......... 275 29 14.38 Z Trockenberg — Pschow.... + 65 19 21.9 Z Pschow — Rummelsberg ... + 129 38 46.04 » Rummelsberg auf Annaberg............. 110 27 22.35 150° 2,....., + 150 0 5.29 Convergenz der Meridiane .... — 0 49 11.6 » Annaberg auf Rummelsberg............. 289 38 16.01 Z Annaberg — Zobtenberg ... + 192 52 32.87 5, Zobtenberg auf Rummelsberg ........... 122 30 48.88 Wie oben bemerkt, ist in dem Bäyer’schen Werke die Verbindung zwischen dem Rummels- berge und dem Elisabetthurm nicht gegeben, so daß ich mir diese erst schaffen mußte, bevor ich die geographische Lage von Breslau aus der des Rummelsberges ableiten konnte. Da jenes Werk auch die hierzu erforderlichen Winkelmessungen nicht enthält, so wäre es mir unmöglich gewesen, jene Verbindung herzustellen, wenn ich nicht durch gütige Privatmittheilung von Seiten des Generalstabes die auf dem Zobtenberge, Rummelsberge und dem evangelischen Kirchthurme in Ohlau angestellten Beobachtungen des Elisabetthurmes erhalten hätte. So aber und da ich selbst auf dem Elisabet- thurme und in Thauer Beobachtungen angestellt hatte, war die Möglichkeit gegeben. Ich lasse jetzt die Mittheilung dieses Netzes folgen: Zusammenstellung der Beobachtungen. Verbesserungen. Verbesserte Richtungswinkel. Beobachtete Richtungswinkel. 7° 58° 41v.85 25 50 21.18 Standorte. Beobachtete Punkte. Zeichen. Grösse. cs) | -—- 9.13 | 70 58 39«.72 G) + 1.46 | 25 50 22.64 Thauer 5 (5) Zobtenberg (1) Oblau & (3) Rummelsberg (2) | 70 10 36.63 (G) 2.0.2170 10 78678 Elisabetthurm (4) |347 17 46.65| (63) + 0.88 |347 17 47.53 Zobtenberg (1) r cc» & 0.00 Rummelsberg (2) | Elisabetthurm (4) 27 36.48 ee) + 0.84 | 50 27 37.45 Ohlau 5 ©) 8319 21.23 (7 — 0.71| 83 19 20.65 Rummelsberg (2) B:--0- .- 0.00 (3) + 0.29 0.0 0.00 Ohl 3) | Zobtenberg @5) 52 20. 27.41 (4) + 0.9 | 52 20 28.08 lau, ev. 5 (2) IThauer & (5) 31 16 3.31 6) |-— 2.22] s2 16 31.2 Elisabetihurm (4) |109 34 26.24 (€9) + 0.98 I1109 34 26.93 s Ohlau & (3) 0.00 2) + 0.0 0.00 Elisabetthurm (4) DE 5 6) F 33 6 26 cy. n 33 6 24.61 Elisabeithurm (4) v0 0.00 (3 0.84 0.0 0.00 Thauer & (5) ee 5 8) list 121 35 38.41 ©) 0.84 |125 35 40.16 *) & ist der sphärische Excess des rechtwinkligen Dreiecks, welches die beiden Coordinaten mit dem Meri- diane bilden. 25 Gemessene und geschlossene Winkel. Log. der Gegen- seiten in pr. R, Dreieckspunkte. Verbesserungen der Winkel. | Verbesserte Winkel. 1 RRURERET: 520 20° 27.41 — (2) + (1) 520 20° 28”.0713.9506063 I. | Rummelsberg... Ba. 19 21.23 — (}) + G) 83 19 20.6514.0491113 Zobtenberg ..... 44 20 15.45 — (C)+0) 44 20 13.7913.8964680 Summe |180 0 4.09 150 0 2.51 & = 2.51 Elisabetthurm ...| 84 13 29.01 1+()— ()+(3)—(}3)| 854 15 28.414.0491113 I. | Zobtenberg ..... 38..92: .34.53 — (4) +0) 35 32 35.1113.8458793 Be 4 Dir. .98.88 — (!)+G 57 13 58.85|3.9760539 150..0. 2,37 2.37 &e = 2.37 | Elisabetthurm ...| 37 33 50.8851 + (4) — (2) +G)—6G) 33 51.74|3.8964680 IH. | Rummelsberg. . 22. Ol, 44.75 — (#)+() = 51 43.2013.8458791 2 109. 31 26.24 — ()) +4 109 34 26.93|4.0855347 : 130 0 187 zo 0 u e= 1.857 Reue... 22... 121 35 38.48 — (+6) 121 35 40.1613.8458793 IV. |Elisabetthurm ...| 3 6 24.65 =) 2’) 3 6 24.61|3.6529057 Ohlan :u>Dauy. >: 25 17 52.51 — B)+G 25 17 55.71|3.5463248 179 = 59.64 1807 OA | — 0.48 | THANER. ........ 130 12 15.311 +()— ?)+(4)—(65)|130 12 14.90|4.0491113 V. ||Zobtenberg ...: | 17 51 39.33 — ()+() 17 51 42.9213.6529059 77 I BERFORBERE 31 56 6.32 — (G)+6G) 3l 56 3.1413.8895694 180 0 0.96 180 0 0.96 2 —=.0.% | Bedingungsgleichungen. A. =. 78 - GE) - IF EI) (Winkelgleichung aus A 1.) B 0 = —-14 -— GS+Y- D+-I - O)+O (Winkelgleichung aus A IV.) c. 0 = + 125.00 — 50.08 (3) + 21.55 (2) — 59.98 ($) + 57.52 (3) + 28.53 (t) + 2.10(1) + 2%35.28(:)-+ 2.46 (3) — 27.38 (2) (Seitengleich. aus Viereck: 1.2.3.4.) D. 0= — 190.00 + 28.53(#) + 19.03(?)+19.90(3) — 2. 10(3)-+12.95(£) — 12.95(2) — 47 .56(3) + 32.29(3)— 32.2%(5)—17.80(3) (Seitengleichung aus Viereck: 1.3.4.5.) Correlatengleichungen. Ergebnisse. Sr Ss — #7.5CK, — 2.128 () = en — 50.08K, + 19.03 K, + "1.407 (@) = RO KLEIN. + BESSER, 10 oe — 0.7 ee + 28.53 K, + 28.53 K, + 0.878 G)= Be Bi... + B.A6 U, Ihn ae in. — 0.128 er ED re + 0.837 Aller = =.) ie 3 nn ae ach — 0.709 (2) = a RE it -ı. 0 Ver + 0.289 = RE + 2.10K, + 19.90 K, + 0.955 2 2 a 4a — 17.80K, — 2.219 Ser +K, + 25.28K, — 2.10K, + 0.976 (Fe RE, WE RT, + 32.29K, - + 0.022 Er u Ku ee EN — 32.29K, — 0.022 (= nn AA Dt rn + 12.95 K, — - 0.843 ne nn. EEE. — 12.95 K, + 0.843 Normalgleichungen. = + 1.58 + 51-K mr + 156.17K, + 0.87K, 0= a ME a + 6.00K, u 25.25K, — 74.75K, 02 + 125.00 + 156.17K, + 25.28K, + 12091 .72K, — 150.56K, = — 129.00 + ..0.87K, — 74.75K, — 150.36K, + 6575.99K, Werthe der Correlaten. K, = + 0.093553; K, = + 1.422357; K, = — 0.01396; K, = + 0.04475 Das Azimuth des Elisabetthurms auf dem Rummelsberge ergiebt sich, wie folgt: Azimuth Zobtenberg auf Rummelsberg ........-... 122° 30’ 48.88 Z Zobtenberg — Elisabeithurm + 50 27 37.45 „ Elisabetthurm auf Rummelsberg 172 58 26.33 Hieraus und aus der Entfernung des Elisabetthurmes vom Rummelsberge, deren Logarithmus nach obiger Mittheilung 4.0855377 beträgt, ist für den Elisabetthurm gefunden werden: Polhöhe = 51° 6° 46.60; Länge 34° 41‘ 51.12 östlich von Ferro. Um hieraus endlich die geographische Lage der Sternwarte ableiten zu können, ist außer dem schon oben mitgetheilten Azimuthe dieses Thurmes auf der Sternwarte, nämlich: 43° 27° 32.60, noch die Entfernung dieser Punkte erforderlich. Der Logarithmus derselben, welcher in meiner Triangulation von Breslau, Seite 23, = 1.9765150 angegeben wird, bedarf einer Verbesserung, weil für die jener Triangulation zu Grunde gelegte Seite: Elisabetthurm — Thauer aus den alten Ge- neralstabs-Messungen der Logarithmus — 3.5463066 hergeleitet worden war, während derselbe oben — 3.5463248, also um 182 logarithmische Einheiten größer gefunden worden ist, so daß nunmehr für die Seite: Elisabetthurm — Sternwarte der Logarithmus = 1.9765332 zu setzen ist. Somit ergiebt sich für diese beiden Punkte der Breiten-Unterschied — 8.38 und der Längen-Unterschied — 12.62, welche beide zu den Angaben für den Elisabetthurm zu addiren sind, woraus für die Sternwarte folgt: .. er. re Polhöhe = 51° 6' 54.98, Länge = 34° 42° 3.74. Die früheren astronomischen Beobachtungen dagegen haben ergeben: Polhöhe = 51° 6° 56.00; Länge = 34° 42° 7.50 *) In Betreff der Azimuthe ergiebt sich Folgendes: Azimuth Elisabetthurm auf Rummelsberg ER UUTUEL oe 180 + 8 Meridian-Convergenz = u a (SUnEEEE ni wen, 172° 58° 26.33 (s. oben) 150 0 0.65 0 3 44.50 352 54 42.48 Rummelsberg auf Elisabetthurm Z Ohlau — Rummelsberg .. 37 33 51.74 Ohlau, ev. & auf Elisabetthurm 3l5 20 50.74 „ ” *) Nach den neuesten aus 63 Sternbedeckungen hergeleiteten Bestimmung von Dr. Klinger (Longitudo obser- vatorii Vratislaviensis. Dissertatio etc. Vratisl. 1861) liegt die hiesige Sternwarte 34.37 östlich von Berlin, d. i. 34° 12° 5”.55 östlich von Ferro. 27 Uebertragung auf die Sternw. + 0 46 23.70 Meridian-Convergenz ....... + 0 0 9.8 Azimuth Ohlau, ev. & auf Sternwarte ............ 316 7 24.26 Dasselbe nach meiner eigenen Bestimmung (s. oben) 316 7 21.85 Differenz 2.41 Es zeigt sich also auch hier eine so geringe Differenz, daß ich mich nicht veranlaßt sehe, die aus den auf der hiesigen Sternwarte angestellten Beobachtungen abgeleiteten Azimuthe abzuändern. Nachtrag zu dem Berichte über den schiefen Thurm in Frankenstein. Es ist mir erst kürzlich geglückt, die Quelle zu entdecken, aus welcher Zimmermann die vor- stehend mitgetheilten Nachrichten über diesen Thurm entnommen hat. In der Chronik von Franken- stein nämlich, welche ein dortiger Raths-Sekretair, Martinus Koblitz, im Jahre 1655 abgefaßt hat, und welche in der hiesigen Universitäts-Bibliothek aufbewahrt wird, heißt es Seite 568 buch- stäblich also: „1598. Diß Jahr Im Nouemb. ist der Glockenthurm allhier etwaß abgewichen oder ge- sunken, daß er süch in die Anderthalb Ellen weit herüber gegen der Lohgasse zu, biß auf heutigen Tag Neigen thut.“ Somit ist nunmehr wohl jeder Zweifel gehoben und die Meinung, daß der Thurm absichtlich schief gebaut worden sei, auf das Bestimmteste widerlegt. Sadebeck. In der Sitzung am 25. Juli gab Herr Prof. Dr. Marbach ein Referat: Ueber die von Kirchhof und Bunsen im neuesten Hefte der Poggendorff’schen Annalen behandelte chemische Analyse durch Spectralbeobachtungen und erläuterte dasselbe durch Versuche. In dem Farbenspectrum, welches durch Brechung des Lichtes mittelst eines optischen Prisma’s gebildet ist, entstehen verschiedene helle Linien, wenn das Licht (vor der Brechung) durch verschiedene Gase oder Flammen geleitet wird, oder wenn das Licht von einer Flamme herrührt, in welcher verschiedene Substanzen verdampfen. Auf diese bereits be- kannten physikalischen Thatsachen basiren die genannten Naturforscher eine qualitative chemische Analyse. Es haben nämlich jene hellen Linien so bestimmte Farben und Lagen im Spectrum, daß sie mit größter Sicherheit die Anwesenheit eines Minimums der sie bedingenden Substanz erkennen lassen. Das schwache blaue Licht einer Bunsen’schen Gaslampe wird durch einen sehr engen Spalt geführt, dann durch eine achromatisirte Linse parallel gemacht, durch ein breites mit Schwefelkohlen- stoff gefülltes Hohlprisma von etwa 60 Grad brechender Kante gebrochen und zerstreut, und endlich durch ein kleines Fernrohr mit etwa viermaliger Vergrößerung dem Auge zugeführt- In dem licht- schwachen, kaum wahrnehmbaren Spectrum blitzen nun gleichsam helle Linien auf, wenn in die Gasflamme eine Substanz, von einem dünnen Platindrath getragen, gebracht wird und dort verdampft. Die helle gelbe Linie, welche das Natrium anzeigt, — die davon getrennte schwächere gelbe und die intensive rothe Linie des Lithium, — die breiten gelben, die mehrfachen rothen Linien und der charakteristische schmale blaue Streifen des Strontiums — die orangen und grünen Linien des Cal- eiums u. s. w. charakterisiren diese Stoffe auf das Schärfste, mögen dieselben getrennt oder unter einander, oder mit anderen Substanzen gemischt in der Lichtquelle verdampfen. Diese Linien sind dieselben, welche Farbe oder Temperatur die Flamme selbst besitzen und welche chemische Processe sie auch in sich einschließen mag; am deutlichsten aber zeigen sich die Lichtlinien, wenn die Flamme eine möglichst hohe Temperatur und möglichst schwach leuchtende Strahlen entwickelt, wie es bei der Gas-Kochlampe der Fall ist. Die Spectralanalyse gewährt ungeahnete Aufschlüsse für die Mi- neralchemie und dadurch für die Geognosie, desgleichen für die Meteorologie und die physische Astronomie. Es ist auf diesem Wege die Existenz eines neuen Alkalimetalls angezeigt worden, und 4* 28 wahrscheinlich wird dasselbe demnächst durch Bunsen auf chemischem Wege nachgewiesen werden. Das Lithium, bisher für eine Seltenheit gehalten, ist durch die Spectralanalyse als eine (in geringen Quantitäten) ganz allgemein verbreitete Substanz erkannt worden. Gesteine, in denen das Lithium bisher durch Kalium und Natrium verdeckt war, ließen jenes Alkalimetall durch die Analyse des Spectrums erkennen; man ersah aus dem Spectrum, daß die Quellwässer und Pflanzen von jenen Gesteinen Lithium aufnehmen, und daß in die Milch der Thiere, welche mit jenen Pflanzen gefuttert werden, das Lithium übergeht. Herr Prof. Dr. Löwig hielt am 8. Februar einen Vortrag: Ueber die verschiedenen Zustände des activen Sauerstoffs. Indem der Vortragende die Geschichte des activen Sauerstoffs (Ozon) als bekannt voraussetzte und nur wenige Bemerkungen darüber machte, ging er zu den neuesten Entdeckungen Schönbein’s über, aus welchen unzweifelhaft hervorzugehen scheint, daß 2 verschiedene Zustände des activen Sauerstoffs existiren. Schon längst ist es den Chemikern bekannt, daß eine gewisse Klasse von Hyperoxyden, wie Kalium-, Natrium-, Barium-Hyperoxyde, mit Salzsäure zusammengebracht, Wasser- stoffsuperoxyd geben, während andere, wie Mangansuperoxyd, Bleisuperoxyd, Mangansäure, Ueber- mangansäure u. s. w., mit derselben zusammengebracht, eine Entwickelung von Chlor veranlassen, so daß die Superoxyde in ihrem Verhalten zu der Wasserstoffsäure der sogenannten Haloide in 2 verschiedene Gruppen zerfallen. Schönbein zeigte nun, daß Superoxyde der gleichen Gruppen auf einander nicht reagiren, daß, wenn aber ein Superoxyd der einen Klasse mit einem der anderen in Contact gebracht wird, augenblicklich eine lebhafte Entwickelung von indifferentem Sauerstoff eintritt. Diese Einwirkung ist besonders lebhaft, wenn Wasserstoffsuperoxyd mit Mangansuperoxyd oder mit Mangansäure oder Uebermangansäure zusammengebracht wird; dabei wird das Wasserstoffsuperoxyd zu Wasser und die Manganverbindung zu Manganoxyd redueirt. Ebenso verhalten sich die 2 Gruppen der Superoxyde verschieden in ihren Reactionen zu Jodkalium, Guajactinetur, phosphoriger Säure u. s. w., auch hebt die eine Gruppe die Wirkungen der andern auf. Diese Thatsachen, die der Vortragende durch Versuche erläuterte, berechtigen zu dem Schlusse, daß in beiden Gruppen sich die activen Sauerstoffatome in einem entgegengesetzten Zustande, ähnlich den getrennten Electrieitäten befinden, durch deren Ausgleichung indifferenter Sauerstoff resultirt. Superoxyde, welche gleichen activen Sauerstoff enthalten, reagiren daher nicht auf einander; die Reaction tritt aber sogleich ein, wenn entgegengesetzte mit einander in Berührung kommen. Auch hat es Schönbein sehr wahrschein- lich gemacht, daß bei der sogenannten Ozonisirung des passiven Sauerstofls eine Zerlegung in die beiden entgegengesetzt activen Zustände erfolgt, z. B. beim Ozonisiren des Sauerstoffs durch Phos- phor der negaliv active als Ozon frei wird, während der positiv active sich mit der phosphorigen Säure in Wasser gelöst findet und nicht oxydirend auf dieselbe einwirkt. Der Vortragende sprach schließlich die Vermuthung aus, daß diese sich auf den Sauerstoff beziehenden Thatsachen sich auch bei andern Elementen zeigen werden, und daß die weitere Verfolgung und Entwickelung derselben uns nähere Einsicht über manche noch räthselhafte chemischen Erscheinungen geben und möglicher- weise zu einer gänzlichen Umgestaltung unserer heutigen chemischen Theorie führen werde. 2. Beschreibende Naturwissenschaften. Herr Berghauptmann v. Carnall sprach in der Sitzung am 16. Mai: Ueber die Lagerung und Verbreitung der Steinkohlenfiötze in Oberschlesien, unter Zugrundelegung des vor Kurzem erschienenen großen Kartenwerkes, bestehend in a) 12 Sectionen Flötzkarte von dem Steinkohlengebirge zwischen dem Meridian von Glei- witz und der russisch-polnischen Grenze, im Maßstabe von -555 der natürlichen Größe, zusammengelegt, 8 Fuß lang bei 5 Fuß Höhe; 29 b) 6 Blättern von gleicher Größe mit Profilen des Steinkohlengebirges, im Maßstabe von z55; c) 1 geognostischem Uebersichtsblatt von demselben Formate, im Maßstabe von 4440; das Netz der Flötzkarte und noch einen Theil des angrenzenden Gebietes enthaltend. Diese Darstellungen sind unter Anleitung des Redners von dem Bergwerksdirector Herrn Mauve zu Kattowitz bearbeitet und für Rechnung der oberschlesischen Steinkohlenbergbau-Hilfskasse gesto- chen und gedruckt, auch ist eine gedruckte Erläuterung beigefügt worden. Sämmtliche Blätter waren im Versammlungslokale zur Ansicht ausgehängt. Der Redner zeigte zunächst auf seiner, vor längerer Zeit publicirten, geognostischen Karte von Oberschlesien die dortige Verbreitung des Steinkohlengebirges, von dem man annehmen kann, daß es sich überhaupt auf eine Fläche von eirca 65 Quadratmeilen ausdehnt. Davon liegt indessen der größte Theil von jüngeren Gebirgsformationen bedeckt, und zwar in gewissen Strichen mit einer sehr beträchtlichen Mächtigkeit. Es ragt gleichsam insularisch aus dıesen Massen hervor, und hier ist es, wo der Steinkohlenbergbau geführt wird. Von Südwesten kommend, hat man die erste Partie an der Landecke bei Hultschin mit vielen, aber nur wenig mächtigen und in ihrer Lagerung sehr gestörten Kohlenflötzen, in steil stehender Grenze mit dem Grauwackengebirge (wahrscheinlich „fötzleerer Sandstein“). Die zweite Partie liegt zwischen Ratibor und Rybnik mit einer geringen Zahl von Flötzen, welche eine von Süden nach Norden laufende Mulde bilden. Der Hauptzug des Kohlengebirges, welcher bei Zabrze hervortritt und sich ostwärts nach der Landesgrenze erstreckt, aus der Gegend von Myslowitz aber durch das plessener Gebiet über Nikolai in westlicher Richtung bis Czerwionkau fortsetzt, ist es, welcher in dem vorliegenden Kartenwerke dargestellt wird. Rechnet man zu denjenigen Flächen, wo das Kohlengebirge frei zu Tage liegt, auch noch die- jenigen hinzu, wo man die Flötze in ihrer Fortsetzung unter dem jüngeren Gebirge theils durch Bergbau, theils durch Bohrungen vorgefunden hat, so erhält man für Oberschlesien eine Fläche von ca. 12 Quadratmeilen, was ohngefähr ein Fünftel der vorhin angegebenen ganzen Kohlengebirgsfläche ist. - Nachdem der Redner die Zusammensetzung des Kohlengebirges, in dem hier wie überall Sand- stein vorherrscht und Schieferthon besonders die Kohlenflötze begleitet, angegeben und dabei hervor- gehoben hatte, wie das dargestellte Becken sich besonders durch die Mächtigkeit und das weite Aushalten der Kohlenflötze auszeichne, ging derselbe zur näheren Erläuterung der Flötzlagerung über. Die liegendsten (untersten) der bis jetzt bekannten Flötze liegen zwischen Zabrze und Rosdzin bei Myslowitz; es sind dies auch zugleich die mächtigsten Flötze, und kommt die Flötzstärke bis auf 30 Fuß und selbst noch etwas darüber. Zu Zabrze hat man 4 Flötze von 10 bis 25 Fuß, zu Königshütte innerhalb dieser Stärken nur 3, bei Siemianowitz nur 2, weil hier das eine der Flötze bis auf 6 Fuß Mächtigkeit herabkommt; bei Rosdzin endlich hat man nur noch 2 Flötze von 15 und 31 Fuß Stärke. Bemerkenswerth ist es, daß das zwischen dem obersten und untersten dieser Flötze liegende Gesteinsmittel zu Zabrze eine Mächtigkeit von mehr als 400 Fuß zeigt, während dasselbe westwärts ziemlich gleichmäßig abnehmend — zu Rosdzin nur noch etwas über 50 Fuß stark ist. Die besagten mächtigen Flötze mit den über- und unterliegenden Gebirgsschichten bilden in ihrer Lagerung 4 sogenannte Flötzberge, welche man sich als unterirdische flache Bergkoppen denken kann; diejenigen Flötze, welche diese Koppen unterhalb der Tagesfläche bilden, zeigen ein nach allen Weltgegenden gerichtetes Einfallen, während hangendere Flötze die Koppe (auch Sattel genannt) in der Luft bilden, sich aber mit ihrem Streichen ringförmig herumlegen. Die Steigung der Flötze ist, von einzelnen lokalen Störungen abgesehen, eine sehr sanfte. Diese 4 Flötzberge liegen bei Zabrze, Königshütte, Siemianowitz und Rosdzin. Man muß sich dieselben als Hervorragungen aus einem Hauptkamme denken, welcher daher eine von Westen nach Osten gehende Richtung hat. Unter dem liegendsten der hier gedachten starken Flötze lagert ein über 500 Fuß mächtiger 30 Sandstein, unter welchem man bei Königshütte ein 8 Fuß starkes Kohlenflötz anbohrte. Das weiter liegende ist noch nicht bekannt, es soll aber mit der oben erwähnten Bohrung so tief als möglich untersucht werden. Die nächst oberen — hängenden — Flötze machen da, wo sie nahe genug liegen, die Flötz- berge vollständig mit, d. h. sie streichen auch noch ringförmig herum. Die weiter im Hangenden befindlichen Flötze aber zeigen nur noch eine sanfte Einbiegung des Streichens zwischen den Ein- hängen der Flötzberge; noch weiter folgen dann Flötze, bei denen dies nicht mehr der Fall ist, sondern es streichen dieselben in geraden, mit der Hauptrichtung des Sattelkammes parallelen Linien. Auf der Nordseite dieses Kammes geht ihr Einfallen nach Norden und auf dessen südlicher Seite ist dasselbe nach Süden gerichtet. Auf jener Seite kennt man nur eine geringe Zahl von Flötzen, das Kohlengebirge wird aber hier auch bald von jüngeren Formationen bedeckt. Dagegen findet sich auf der Südseite des Flötzkammes eine ungemein große Anzahl von Flötzen, welche sich, durch Gesteinsmittel von sehr verschiedener Stärke getrennt, eines über das andere legen, je mehr im Hangenden mit um so geringerer Neigung, bis zu den Flötzen bei Lazisk, südlich Nikolai, welche als die obersten des ganzen Zuges anzusehen sind. } Nach ohngefährer Berechnung der Stärken der Gesteinsmittel läßt sich annehmen, daß das ganze Kohlengebirge im Gebiete der Karte eine Mächtigkeit von circa 10,000 Fuß habe und daß davon mehr als 300 Fuß oder circa 3 Prozent aus Steinkohlen bestehen, woraus der außerordentliche Kohlenreichthum Oberschlesiens zu ermessen ist. Zum Schlusse erwähnte der Redner noch die Verwerfungen (Sprünge), welche das Koh- lengebirge an mehreren Stellen durchsetzen, so wie die sogenannten Urbrände auf einzelnen mäch- tigen Flötzen, welche diese bis in beträchtliche Tiefen hinab verzehrt haben. Herr Apotheker Dr. Carl Beinert in Charlottenbrunn hatte eine Mittheilung eingesendet: Ueber die verschobenen oder zertrümmerten Geschiebe in den Gonglomeratbänken der Grauwacke- oder Uebergangsformation (unteren Kohlenformation) im nordwestlichen und nordöstlichen Reviere des niederschlesischen Bergamts bei Schweidnitz, Seifersdorf und Gablau *). Die in der unten angeführten Anmerkung näher bezeichnete Abhandlung über den Gegenstand handelte nur von den Verschiebungen der Kiesel in den Conglomeratbänken des liegenden Zuges im östlichen Reviere des niederschlesisch-waldenburger Steinkohlen-Gebirges in einer Längserstreckung von einer halben Meile — von dem Zwickerthal bei Reussendorf bis zum Stollenmundloch der Trostgrube in Mittel-Tannhausen. Nachdem Verschiebungen ähnlicher Art in den Conglomerat-Bänken zu Schweidnitz-Seifersdorf von mir beobachtet, später in den liegenden Conglomerat-Schichten der zu Gablau bei Landeshut entwickelten, erzführenden Uebergangs- oder Grauwackenformation ähnliche Erscheinungen von dem Bergwerks-Director Dannenberg nachgewiesen worden sind, fühle ich mich veranlaßt, den Gegen- stand noch einmal zur Sprache zu bringen und die Rollsteine im Uebergangsgebirge näher in Betracht zu ziehen. Der Eine der verschobenen Rollsteine von Schweidnitz-Seifersdorf wiegt 22 Pfund 10 Loth, der Andere 16 Pfund 20 Loth. Beide haben eine längliche Form, deren Seiten und Ecken abge- *) Eingesendeter ergänzender Beitrag zu der Abhandlung: „Die verschobenen oder zertrümmerten Kieselge- schiebe im östlichen Reviere des niederschlesisch - waldenburger Steinkohlen - Gebirges von C. Beinert“ in der Denkschrift zur Feier des 50 jährigen Bestehens der Schlesischen Gesellschaft für vaterl. Kultur, pag. 122—129. u 31 rundet sind. Der schwerere von 11 Zoll Längs-Durchmesser läßt äußerlich zwei Hauptverschiebungen auf der einen, auf der anderen Seite eine Hauptverschiebung nebst mehreren kleineren Rissen wahr- nehmen. Der mineralogische Charakter entspricht einem innigen Gemenge von Feldspath, Quarz und Glimmer, die Structur den Psephiten. Die Härte ist bedeutend, daher schwer zersprengbar, ein gewöhnlicher Hammer übt nur schwache Wirkung auf ihn aus. Der zweite Rollstein, ebenfalls von länglicher Form, ist auf allen Seiten und Ecken abgerundet, hat nur eine, aber weit mächtigere Ver- schiebung wie der erstere und einen Längs-Durchmesser von 9 Zoll. Sein mineralogischer Charakter ist ein kiesliger; er giebt mit dem Stahle Funken, entspricht also in jeder Beziehung einem Horn- steingebilde.e Die Verschiebungen und Sprünge dieser Rollsteine sind durch ein aus Feldspath, Kie- selsäure und etwas Eisenoxyd bestehendes Cement fest gekittet. Die Geschiebe aus dem Liegenden des Erzbergwerkes in Gablau sind ebenfalls verschobene, wie die vorhergehenden durch ein Cement von ähnlicher Beschaffenheit gekittete Rollsteine von Ei- bis Kinderkopfsgröße. Alle Seiten, Kanten und Ecken sind abgerundet, man könnte sagen, fast spiegelglatt geschliffen. Durch die bei der Zertrümmerung entstandenen feinen Risse sind durch Metamorphose der Gesteinsmasse entstandene Solutionen von Metallen und anderen Bestandtheilen des Gesteins, letztere zum Theil als feinster Schlamm im Wasser schwebend, eingesickert. Auf den Sprungflächen des Geschiebes sonderten sich die eingedrungenen Bestandtheile, wie ein absichtlich zerschlagener Rollstein des Erzbergwerkes von Gablau überzeugend dargethan, theils krystallinisch als Bleiglanz und Fahlerz, theils amorph als Kaolin. Der mineralogische Charakter dieses zerschla- genen Rollsteins konnte nun genauer wahrgenommen und nach den vorhandenen Merkmalen festge- stellt werden: daß er sich als ein Gemenge von Feldspath, Quarz und Glimmer erkennen ließ. Die Structur ist psephitisch, der Bruch schiefrig. Die geglättete Außenfläche des Rollsteins läßt mehrere Stellen wahrnehmen, an welchen Albit (Natronfeldspath) krystallinisch in größeren Partieen ausge- schieden ist. Der frische Bruch dieses Rollsteins zeigt Aehnlichkeit mit feinkörnigem Urgneiß (Cor- nubianit). Ueber den zweiten Rollstein von Gablau, ebenfalls zersprengt und verschoben, abgerundet, mit Spiegelflächen und überzeugendem Nachweis seines kittenden Cements als Thonsilicat, konnte hin- sichtlich der Structur, des Bruches und sonstiger Beschaffenheit, da ich keine Erlaubniß hatte, ihn anzuschlagen, nichts Entschiedenes ausgesprochen werden. Aeußerem Ansehen nach scheint er den mineralogischen Charakter des Vorhergehenden zu besitzen. Ein drittes Individuum von ebendaher ist ein abgerundetes reines weißes Quarzgeschiebe mit nur einer Verschiebung und auf der Außenfläche mit einem Anflug kleiner Partikelchen von Bleiglanz. Die gablauer Erzbergwerke, welche ihren neuesten Aufschwung der wissenschaftlichen Leitung ihres Betriebs-Directors, Herrn Dannenberg, zu verdanken haben, sind von demselben in einer um- fassenden Abhandlung in der Beilage zu Nr. 45 der Berg- und Hüttenzeitung pag. 58, mit einem Situationsplane über die gegenwärtig bestehenden Muthungen, im Betrieb stehenden Gruben und Erz- gänge, in historischer, geognostisch-geologischer Hinsicht beschrieben worden. Hierher gehört noch die Beobachtung, welche beim Abteufen eines Brunnens im Hofraum der von Schickfuß’schen Besitzung hierselbst gemacht wurde: Beim Abteufen dieses Brunnenschachtes im Liegenden der Sophiengrubenflötze oder gleichbedeutend im Hangenden des liegenden Flötzzuges wurde eine Conglomeratbank durchsenkt, worin die durch eisenoxydhaltiges Thonsilicat verkitteten Rollsteine fast durchgängig Verschiebungen erlitten hatten; ferner die bei dem Abteufen des Ma- schinen-Tiefbau-Schachtes und bei dem Treiben eines Querschlages in’s Hangende der Sophien- grubenflötze gewonnene Einsicht in die Beschaffenheit der in den hier angefahrenen Conglomeratbänken enthaltenen Rollsteine, an welchen nicht eine Verschiebung wahrgenommen wurde. Die vorstehend mitgetheilten Beobachtungen geben zu nachstehenden Schluß - Bemerkungen Veranlassung: 1) die Lagerstätten verschobener Rollsteine sind nicht an bestimmte Areale gebunden, sondern in klastischen Gesteinbänken aller Schichtensysteme, jedoch stets nur da nachzuweisen, wo 32 ' Erschütterungen der Erde plötzliche Bewegungen der sedimentairen Schichten hervorriefen, welche die Verwerfungen, Verschiebungen der darin lagernden Flötze und Gänge, so wie die Zersprengung der in den Sedimenten klastischer Gesteine vorhandenen Rollsteine zur Folge haben mußten; ß die Rollsteine in den Conglomeratbänken der Uebergangsformation (Urconglomerat) sind seltener Quarzgeschiebe, sondern entsprechen großentheils hinsichtlich ihres mineralogischen Charakters dem Urgneiß oder einem früher dagewesenen Sediment devonischer Grauwacke und dem Hornsteine; 2 Der] 3) die Beschaffenheit der Rollsteine in den Conglomeratbänken von Gablau liefert einen Beweis. von der allmählichen, zerlegenden, lösenden und sedimentirenden Einwirkung des Wassers auf die Bestandtheile der klastischen Gesteinschichten, und daß die Einwirkung des Wassers auch nach der Zertrümmerungs-Katastrophe der Rollsteine noch stattgefunden. De Herr Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Göppert gab ein Verzeichniss der Meteoriten der Mineralien-Sammlung der vaterländischen Gesellschaft. Um mehrfach geäußerten Wünschen, ein Verzeichniß der im Besitz der schlesischen Gesellschaft befindlichen Meteoriten zu erhalten, zu entsprechen, liefere ich ein solches aus keinem anderen Grunde, als weil ich der Erwerbung derselben Gelegenheit hatte, nahe zu stehen. Den ersten Meteoriten, und zwar aus der selteneren Klasse der erdigen, erhielten wir von Herrn Apotheker Weimann in Grünberg in Schlesien, der sich das große, von uns stets dankbar anzuer- kennende Verdienst erwarb, ihn bei dem Meteoritenfall zu Seifersholz bei Grünberg am 22. März 1841 zu ermitteln. Die Beschreibung dieses merkwürdigen genau konstatirten Falles lieferte Herr Weimann in unseren Verhandlungen vom Jahre 1841 S. 52—54, wo sich auch auf den folgenden Seiten die minoralogische Beschreibung von Glocker und die chemische Analyse von Duflos befinden. Der in unserem Besitz befindliche Stein hat die bekannte unbestimmt dreieckige Form vieler Meteoriten, wiegt 11 Loth und ist mit Ausnahme einer kleinen Stelle, von welcher das zur Analyse nothwendige Material entnommen wurde, noch mit der ursprünglichen Rinde versehen. Die Ermittelung und genaueste Constatirung eines der merkwürdigsten bis jetzt beobachteten Meteorsteinfälle, des zu Braunau in Böhmen am 14. Juli 1847, verdankt die Wissenschaft eben- falls einem unserer auswärtigen Mitglieder, Herrn Apotheker Dr. C. Beinert in Charlottenbrunn, der zu vielfachen Aufsätzen und Verhandlungen der Herren v. Boguslawski, Gebauer und Schneider Veranlassung gab, die in unserem Jahresbericht des Jahres 1847 S. 36—48 enthalten sind. Die Herren Duflos und Fischer lieferten die Analyse dieser metallischen Meteormassen, und Herr Dr. Bei- nert gab eine interessante durch Abbildung erläuterte Beschreibung heraus: ‚Der Meteorit von Braunau am 14. Juli 1847‘, Breslau bei Trewendt, 52 Seiten nebst Situationsplan und 3 Tafeln Abbildungen. Die rege Theilnahme, welche unsere Gesellschaft diesem interessanten Phänomen geschenkt hatte, veranlaßte den Besitzer der beiden Meteoriten, Herrn Landes-Prälat Professor Rotter zu: Braunau, im Herbst des Jahres 1847 hierher zu kommen und den einen derselben zu wissenschaftlichen Zwecken schneiden zu lassen. Wir verdanken ihm nicht blos die zu der überaus vollständigen oben erwähn- ten Analyse erforderliche Quantität, sondern auch noch ein 2 Pfund 13 Loth schweres, theilweise noch mit natürlicher Oberfläche und zahlreichen isolirten Einschlüssen von Schwefeleisen u. s. w. versehenes Exemplar, eine Hauptzierde unserer Sammlungen. Auch veranlaßten wir den hochzuver- ehrenden Herrn, sich bei dieser Gelegenheit der anderen gelehrten Institute zu erinnern. Mit großer Liberalität ging er auf unsere Vorschläge ein und schenkte nicht blos der Universität und den hie- sigen höheren Lehranstalten, sondern sämmtlichen Universitäten Deutschlands, später auch vielen 33 ausländischen, höchst instructive Exemplare. Von beiden Meteormassen wurden Gypsabgüsse ange- fertigt, die auch in unseren Sammlungen aufgestellt sind. Während wir noch mit Ermittelung und Untersuchung dieses interessanten literarischen Funde beschäftigt waren, hatte die Gesellschaft schon wieder das Glück, einen anderen Meteoriten für die Wissenschaft zu gewinnen, der in Seeläsgen bei Grünberg, einem im Kreise Schwiebus des frank- furter Reg.-Bez. gelegenen Dorfe, einst gefunden und lange unbeachtet geblieben war. Er wog nicht weniger als 220 Pfund und gehört zur Klasse der metallischen. Das Interesse, welches die Gesellschaft dieser neuen Entdeckung widmete, verschaffte uns wieder das Material zu der von Herrn Duflos aus- geführten Analyse und ein prachtvolles mit natürlicher Oberfläche versehenes Stück von 3 Pfund 28 Loth Schwere, welches Herr Dr. phil. Schneider uns verehrte und diesem Geschenke noch einen zweiten Meteoriten von l’Aigle im Departement de l’Orme (gefallen am 26. April 1803, 1 Uhr Nach- mittags) von 13 Loth hinzufügte (unsere Verhandlungen vom Jahre 1847 pag. 49). Fortdauernd hatte auch Herr Abt Rotter die Güte, sich unserer freundschaftlichen literarischen Verhältnisse zu erinnern und uns noch folgende Meteoriten zu verehren: Meteorstein von Chantonnay, Departement de la Vend&e in Frankreich, gefallen den 5. August 1512, 2 Uhr Nachmittags, 11 Loth schwer; Meteoreisen von Arva in Ungarn, ein einzelnes Stück von 12 Loth Schwere; Ebenfalls von Arva, 10 einzelne kleine Stücke, zusammen von 4 Loth Schwere; Meteoreisen mit Widmannstädt’schen Figuren von Lenarto an der galizischen Grenze bei Bart- feld im Saroscher Comitat in Ungarn, 14 Loth schwer. Durch Tausch erwarben wir von Herrn Dr. phil. Schneider hierselbst: Meteorstein von Stannern in Mähren, gefallen am 22. Mai 1808, früh gegen 6 Uhr; Bruch- stück mit viel Rinde von 34 Loth Gewicht: Meteoreisen von Krasnojorsk am Jenisei in Sibirien, bekannt gemacht von Pallas, 4 Loth schwer. Von Herrn Baron Dr. v. Reichenbach in Wien: ‚Meteorit von Carthago, Smithson County in Tenessee, 1% Loth schwer. Ich fügte noch ein von mir selbst von der bekannten Aachener Meteormasse entnommenes Bruch- stück von # Loth Schwere vorstehender Sammlung hinzu, so daß sie nun 11 verschiedene Arten umfaßt. Herr Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Göppert lieferte in der Sitzung vom 19. December: Mehrere Beiträge zur fossilen Flora Russlands. a. Ueber die Liasflora. Seit einer langen Reihe von Jahren sind mir zu wiederholten Malen, sowohl von den Führern der seitens der k. Russischen Regierung ausgerüsteten wissenschaftlichen Expeditionen, wie auch von Privaten in den weiten Gebieten des Kaisserreiches aufgefundene fossile Pflanzen zur Unter- suchung und Bestimmung übergeben worden, wie noch jüngst die von Herrn Dr. Göbel zu Astrabad, am südöstlichen Theile des Kaspi-See’s in der Provinz Astrabad Ost-Persiens, östlich vom Dorfe Tasch im Complex der Alborus-Kette entdeckten fossilen Pflanzen, welche er als Mitglied der unter Leitung des k. russischen Staatsrathes v. Khanikoff vor zwei Jahren,nach Ost-Persien gesendeten wissenschaftlichen Expedition dort gesammelt hatte. Sie wurden als Pflanzen erkannt, wie sie bisher in der Lias- oder unteren Jura-Formation Deutschlands und auch bereits im Kaukasus, in Daghestan und Immerethien vorgekommen waren, welche letztere Herr Abich, der verdienstvolle Forscher der geologischen Verhältnisse des Kaukasus, mir bereits im Jahre 1847 zur Bestimmung überschickt hatte (dessen vergleichende geologische Grundzüge der kaukasischen, armenischen und nordpersischen Gebirge als Prodromus einer Geologie der kaukasischen Länder, St. Petersburg 1858, S. 104). Es gewährte ein besonderes Interesse, aus jenen fernen Gegenden dieselben Pflanzen b) 34 als mitbestimmend für die Beschaffenheit der Formation zu sehen, die sie auch in England und Deutsch- land, wo man zuerst Pflanzen in der Lias-Formation entdeckte, charaklerisiren. Sie wurden genannt und folgende Uebersicht des gegenwärtigen Standes der Liasflora und ihrer Fundorte noch hinzugefügt. Die ersten Pflanzen aus dem Lias (2 Zamites- Arten) bildete de la Beche ab (Transact. g£ol. soc., ser. 2, Vol. I, tab. 7, fol. 2 et 3). Graf Münster entdeckte eine größere Zahl an der Theta, in der Umgegend von Bayreuth, die von Graf v. Sternberg und von mir nach den noch in der Mün- ster’schen Sammlung vorhandenen Originalen beschrieben und abgebildet wurden. Prof. C. W. F. Braun in Bayreuth erweiterte diese Entdeckungen und lieferte überhaupt seit jener Zeit bis jetzt die meisten und wichtigsten Beiträge zur Begründung einer selbstständigen Flora dieser Formation, die sich im Allgemeinen durch das Vorwalten von Cycadeen — vielleicht mehr als die Hälfte der 120 — 130 Arten dieser Flora gehören dahin — und Farn mit netzförmiger Verzweigung der Nerven auszeich- net und sich mehr der des Keupers als der des mittleren Jura’s nähert. 1843 erkannte ich die Liasflora von Gaming in Ober-Oesterreich, die später G. v. Ettinghausen veröffentlichte, und die bei Halberstadt und Quedlinburg, über welche Germar verhandelte, Berger beschrieb Liaspflanzen aus der Umgegend von Coburg, Brongniart und Hisinger von Hör auf Schonen, Kurr von Würtemberg, Andrae die zu Steyerdorf im Bannat, Beckmann zu Strensham und Worcestershire. Die Pflanzen der Steinkohle zu Richmond in Virginien lassen nach Jackson und Marcou die Liasformation vermuthen; anderweitiges Vorkommen derselben ist mir nicht bekannt. Um so interessanter erschien mir die obenerwähnte Verbreitung von Liaspflanzen im Kaukasus und der Alborus-Kette, in welchen ausge- dehnten Gebirgszügen die wahre Steinkohlenformation bis jetzt noch nicht entdeckt worden ist. b. Ueber die Kohlen Centralrusslands. Aus dem Gouvernement Tula hatte Herr Bergmeister W. Leo eine Suite Kohle, Kohlenschiefer und eine Blätterkohle, zugleich mit wahrem Honigstein geschickt, welche er auf den Gütern des Grafen Bobrinski im Kreise Bogorodizk bei Malowka und Tabarco aufgefunden hatte. Er wünschte zu wissen, ob sie zu der Braunkohlen- oder zu der Steinkohlen-Formation zu rechnen seien, worüber er in einen Streit mit den Moskauer Geologen verwickelt worden war. Obschon die Blätterkohle fast mehr Torfmassen als Braunkohlen ähnelte, und die Kohle selbst eine Menge nur wie getrock- neter, noch biegsamer Pflanzenreste in überwiegender Menge enthielt, wie man sie bis jetzt nur aus- nahmsweise in der älteren Kohlenformation beobachtet halte, so konnte ich sie doch wegen der darin enthaltenen Pflanzen (insbesondere wegen der Lepidodendreen und Stigmarien) nur als zur wahren Kohlen-Formation gehörend ansehen, welches Resultat auch inzwischen durch die Herren Traut- schold, Auerbach und v. Helmersen Bestätigung erfuhr. Letzterer setzte nun neuerdings gegen die genannten Herren noch fest, daß jene Kohlenlager unmittelbar auf devonischem Gestein ruhen und vom Bergkalk bedeckt sind. Unter anderen ging aus unserer Untersuchung, deren Belag- stücke in der Sitzung vorgezeigt wurden, auch hervor, daß die bekannten, bisher zur Unterscheidung der Braun- und Steinkohle angenommenen, sich auf die äußere Beschaffenheit gründenden Merkmale als durchgreifend nicht mehr anzuerkennen seien und in zweifelhaften Fällen nur die Schichtenfolge und die Beschaffenheit der Pflanzen Entscheidung zu liefern vermöchten. Die mit Abdrücken von Stigmaria erfüllten Schiefer erinnerten bei der mikroskopischen Untersuchung durch ihren Reichthum an getrockneten Pflanzen-Bruchstücken an die in dieser Hinsicht sehr ähnliche, zur Entwickelung von Brenngas so vorzüglich geeignete schottische Boghead-Canneel-Kohle, deren wahre Natur auch lange verkannt, von mir zuerst zu Kohlenschiefern gerechnet ward, wie ich früher schon in einem ebenfalls von mir erforderten Gutachten auseinandergesetzt hatte. c. Ueber die polare Tertiärflora. Im August 1859 übersandte mir Herr General v. Hoffmann in Petersburg eine Anzahl wegen ihrer prinzipiellen Bedeutung nicht minder interessanter fossiler Pflanzen, welche der k. Russische 35 Oberst-Lieutenant Herr v. Doroschin auf der Halbinsel Alaska, dem nordwestlichen Ende Amerika’s, und einigen benachbarten Inseln der Aleuten auf verschiedenen Punkten gesammelt hatte, wovon 9 der Tertiär-, 2 älteren Formationen angehörten. Unter ersteren ließen sich 17 Arten unterscheiden, doch wegen theilweise unvollkommener Erhaltung nur 12 näher bezeichnen, unter ihnen aber glücklicherweise mehrere, die wegen ihrer großen Verbreitung als wahre Leitpflanzen für die Miocen-Formation anzusehen sind, wie das Taxodium dubium, Sequoia Langsdorfi, Pinites Pertolarix, so daß also an dem Vorkommen gedachter Formation in jenen hohen Breiten nicht zu zweifeln ist, wovon ich nebst den daraus zu ziehenden, das Klima hochnordischer Gegenden in der Tertiärzeit betreffenden Schlußfolgen Herrn v. Hoffmann bereits im November 1859 benachrichtigte. Eine Lokalität erinnerte durch Weiden auch an Oeningen und Schoßnitz, jedoch nicht in ausrei- chender Weise, um irgend eine nähere Scheidung der Miocen-Formation jener Gegenden selbst be- gründen zu können. Pflanzen der Miocen-Formation von der etwa 9° südlicher gelegenen Vancouver- Insel beschrieb Lequereux. Die ersten Tertiärpflanzen aus dem hohen Norden verdanken wir überhaupt Herrn A. Erman, welcher bereits im Jahre 1829 dergleichen an der Mündung des Tigil in Kamschatka entdeckte, die ich vor mehreren Jahren in Briefen an Herrn Erman für Miocen erklärte. Einige der von Herrn v. Middendorff unter dem 75° aus dem Taymurland mitgebrach- ten und von mir beschriebenen fossilen Hölzer sind höchst wahrscheinlich tertiär, wie die anderen von verschiedenen Schriftstellern erwähnten Ablagerungen bituminöser und versteinter, mit Sandstein- lagern wechselnder Hölzer Nord-Sibiriens und Neu-Sibiriens mit seinen sogenannten hölzernen Bergen, bedürfen aber näherer Feststellung, namentlich der Auffindung der hierzu so wichtigen Blattreste. Desgleichen empfing ich ferner während meiner Anwesenheit in Kopenhagen im September 1859 von Herrn Forchhammer einen Sphärosiderit aus den Kohlenlagern von Ataneendlud in Nord- Grönland (unter 70° nördl. Breite und 52° westl. Länge und Breite), aus dem ich den fast in allen Fundorten der Tertiär-Formation bis jetzt entdeckten, vorhin schon erwähnten Sequoia Langsdorfü herausfand, aus welchem das tertiäre Alter dieser Ablagerung erkannt werden kann. Von einem anderen Punkte Nord-Grönlands, von Kook, unter dem 70,5° nördl. Breite theilte mir bereits 1852 Herr Dr. Rink, jetziger Gouverneur von Grönland, aus den dortigen Kohlenlagern die von Adolph Brongniart beschriebene und abgebildete Pecopteris borealis nebst einem anderen neuen Farn, ferner sogar eine Cycadea, eine zierliche sehr gut erhaltene Zamites, 4—5 Zoll lange Coniferen- Nadeln, die zu 3 vereint zu sein scheinen, nebst der Seguoia Langsdorfi ähnlichen Blättchen mit, die sich durch ihre abgerundete stumpfe Spitze einigermaßen unterscheiden, alle in einem glimmerhaltigen, dem der älteren Kohlen-Formation im Aeußern höchst verwandten Schiefer, so daß ich mich über ihre Ter- tiärnatur noch sehr in Zweifel befinde. Von Herrn Kjerulf in Christiania erhielt ich im August 1859 zwei Abdrücke von Hradavatat im nordwestlichen Island (64° 40 M. nördl. Breite), die in der Miocen-Formation so sehr verbreiteten /lanera Ungeri und unsere Alnus macrophylla von Schoß- nitz, welche letztere Herr Heer auch von demselben Fundorte nebst noch einer viel größeren Zahl von Arten von mehreren anderen Punkten der auch durch ihre fossilen Reste so interessanten Insel erhalten hatte. Auch unsere Schoßnitzer Platanen und Acer otopterix fehlen nicht; letzterer Baum scheint nach Heer einst der verbreitetste in der Tertiärzeit Islands gewesen zu sein, wo jetzt nur Holzgewächse in der Form niedriger Sträucher auftreten. An dem einstigen Vorhandensein eines milderen Klima’s in der Tertiärzeit, mindestens von 7—9° (vielleicht selbst 10%) ist also nicht zu zweifeln, welche Annahme wohl jetzt nach dem hier nur kurz angeführten Nachweise der Anwe- senheit der Tertiär-Formation in Kamschatka, Grönland und auf den Aleuten, viel- leicht auf den ganzen Polarkreis ausgedehnt werden kann. Für die tertiäre Natur der von Mac Clure unter dem 75° auf der Banksinsel entdeckten versteinerten und bituminösen Hölzer, so wie des anstehenden Taymurlands, bituminöser Holz- und Kohlenlager Nord-Sibiriens und Neu- Sibiriens, woher wohl die mit Bernstein vermischten Braunkohlen stammen mögen, die nach Lepechin, Georgi, Schrenk an den Küsten ‚des Eismeeres gefunden worden, ist der nähere Nachweis noch zu 5* 36 liefern. Unsere wegen aller dieser Beziehungen doppelt interessante (im Jahre 1852 noch sehr isolirte) Flora von Schoßnitz ward von mir damals wegen ihrer Verschiedenheit von allen bis dahin bekannten tertiären Floren und ihrer großen Verwandtschaft mit der der Gegenwart für pliocon ge- halten, und ist jetzt nach Publikation der ihr analogen Floren von Oeningen, Schrotzburg und einigen Punkten Toscana’s (namentlich Montagone) als obermiocen zu betrachten. Ein im Hangenden derselben vor einiger Zeit aufgefundener, jedenfalls nicht jetztweltlicher Tuff verspricht vielleicht noch mehr Aufschlüsse zu ertheilen, Die Flora des bei uns bis jetzt fast durchweg nur in dem Diluvium, neulichst aber von mir auch an 2 Orten 6 und 16 Fuß tief im Braunkohlenthon beobachteten Bern- steins ward von mir einst aus ähnlichen Gründen wie die Flora von Schoßnitz, namentlich wegen der großen Aehnlichkeit mit der jetztweltlichen Flora und wegen Abwesenheit der Bernstein-Substanz enthaltenden Hölzer in der Braunkohle des Samlandes für pliocen betrachtet, ist jedoch dieser letz- teren zuzurechnen, welche ich bereits im Jahre 1853 für miocen erklärte, ja sie geht vielleicht bis zur Kreideformation hinab, wie die neuesten Untersuchungen von Herrn Zaddach zu zeigen schei- nen. Daß der verstorbene Glocker bereits im Jahre 1847 im Grünsand Mährens und Herr Reuß in dem von Böhmen Bernstein entdeckte, will ich hier in Erinnerung bringen. Noch legte Derselbe einen neuen Beitrag zur Fauna des Muschelkalkes vor, die einst der verstorbene höchst kenntnißreiche Ober-Hütteninspektor Mentzel in Königshütte sammelte und Herr H. v. Meyer beschrieb: eine neue Saurier-Gattung aus dem Muschelkalk bei Krappitz, die Herr v. Meyer Lamprosaurus Goepperti nennt. Derselbe trug in der Sitzung am 4. März vor: Bemerkungen über die Vegetations-Verhältnisse Norwegens. Das Königreich Norwegen macht bekanntlich den westlichen und nördlichen Theil der skandina- vischen Halbinsel aus. Die südlichste Spitze Norwegens, das Vorgebirge Lindesnäs, liegt unter dem 57° 57° 45“ und die nördlichste, das Nordkap, unter 71° 11” 40“ nördlicher Breite. Meine Reise, die ich in Gesellschaft meiner Freunde und Collegen, der Herren Löwig, Römer und Schulze, unternahm, führte uns bis Molde bis zum 62° 40“ und währte in Norwegen selbst 25 Tage, während welcher Zeit etwa 250 Meilen zurückgelegt wurden. Sie erstreckte sich von Christiania über die Ringerige an den Randfjord.. Von da über Huerdal über das Fillefjeld nach Lärdalsören, am östlichsten Ausläufer des Sogne-Fjord; vom Sogne-Fjord über das wunderbar romantische, mit zahlreichen großartigen Wasserfällen geschmückte Nero-Fjord nach Gudwangen und das Plateau von Vos- sewangen an den Hardanger-Fjord, von da naclt Bergen und längs der Küste bis Molde durch das durch seine wilde Schönheit mit Recht berühmte Romsdalen, Gudbransdalen, Mjösen-See, Christiania. Der Flächeninhalt des Landes mit Inbegriff sämmtlicher Inseln längs der ganzen Küste, so wie der zahllosenLandseen und Flüsse, jedoch mit Ausnahme der Meerbusen, beträgt ungefähr 5800 geogra- phische Quadratmeilen. Von dieser ungeheuren, der Hälfte Deutschlands gleichkommenden Fläche liegt fast der größte Theil über der absoluten Höhe von 2000 Fuß, wohl mehr als 1000 Quadratmeilen in der Höhe von 30007500 Fuß, welche Höhe wenigstens der Sneehältan auf dem Doverfjeld erreicht, den man bis jetzt mit als den höchsten Berg Norwegens betrachtete. In neuester Zeit hat man jedoch im Stift Bergen in dem alpenförmigen, an 100 Quadratmeilen großen Jotunfjelde, bis zu welchem die Ausläufer des Sogne-Fjord reichen, noch Gipfel entdeckt, die bis zu einer Höhe von 8500 Fuß über dem Meere ansteigen. In der Nähe jener Höhen befinden sich Gletscherfelder von 20—30 Qua- dratmeilen, wie sie in Europa nirgends mehr vorkommen. Wenn man aber Norwegen sich etwa als ein von hohen Gebirgsketten durchzogenes Land vorstellt, wie es uns bisher die meisten Karten zeigen, so würde man in einer ganz falschen Ansicht von der wahren Beschaffenheit des Landes befangen sein. Am naturgemäßesten denkt man sich das ganze Land als eine zusammenhängende 37 Gebirgsmasse, welche sich allmälig gegen Südosten senkt und überall von Thälern oder gewisser- maßen Spalten eingeschnitten erscheint, die sich im Osten von Norden nach Süden erstrecken, wie denn das längste derselben, Osterdalen, zugleich das Bett des bedeutendsten Flusses in Norwegen, des Glommen, eine Länge von 45 geographischen Meilen besitzt. In einer Höhe von 30004000 Fuß bilden die Bergmassen kleinere oder größere wellenförmige Plateaux, sogenannte Fjelds-Berg- felder, eigenthümliche Bildungen, Vertiefungen mit Torfmooren, Seen, abgerundete, mit Schnee und Eis bedeckte größere und kleinere Kuppen, deren bekannteste das durch die vielen spitzen Gebirgs- Tinde (Zinnen), die gegen Norden das Ganze einfassen, höchst imposante und majestätische Fillefjeld von etwa 2—93 Meilen Durchmesser, und das noch großarligere, das Dovre-Fjeld. Nur das erstere wurde von uns bereist. Gegen Süden, West und Nordwest, wo die Oberfläche der Gebirge nirgends eine bedeutende Ebene darbietet, grenzen die hohen Bergrücken entweder unmittelbar an das Meer und bilden dann häufig von fast lothrechten Wänden begrenzte Flächen, oder diese senken sich auch gegen das Meer, ohne vorher eine Ebene zu bilden. An der Westküste laufen die Einschnitte oder Spalten ziemlich parallel von Westen nach Osten und bilden die für Norwegen so charakteristischen Meerbusen oder Fjords, welche in ihren letzten Endigungen bei einigen, wie dem großen Sogne-Fjord, bis 30 Meilen in das Innere des Landes oder bis an den Fuß der hier liegenden oben erwähnten höchsten Erhebungen desselben dringen und vorzugsweise hier als mit dem Meere ausgefüllte tief eingeschnittene Thäler erscheinend, die großartigen Scenerieen mitbilden helfen, welche Norwegens landschaftlichen Ruhm begründen. Denn wo fänden sich, wie hier, jene von senkrechten, sich ohne Vorberge 2—5000 Fuß hoch erhebenden Felsen eingeschlossenen Meeresarme mit ihren von solcher Höhe den ewigen Schnee- und Eisfeldern entströmenden zahllosen Wasserfällen, an deren Ufern unter Anderem dem erstaunten Botaniker das wunderbare Gemisch von Meeresalgen, Meerstrandpflanzen (Elymus arenarius, Plantago maritima) und wahren Alpenpflanzen (Sazrifraga autumnalis, Rho- diola rosea, Alchemilla alpina etc.) entgegentreten! Mamnigfaltiger, als man bisher anzunehmen gewohnt war, erscheint im Ganzen die Zusammen- “ setzung der Gebirge, deren nähere Schilderung hier nicht erwartet werden wird. Gneis kann als die vorherrschende Gebirgsart betrachtet werden, oft durchbrochen von eruptiven Gesteinen, abwech- selnd, doch in überwiegend geringeren Verhältnissen, mit den verschiedenen Modifikationen krystalli- nischer Schiefer, silurischer und devonischer Gesteine. Rundliche Formen der höchsten Berge walten vor, und nur im höheren gegen Norden gelegenen Theile, im Nordlande, und in der von uns besuch- ten Umgegend von Molde, dem Romsdale, erinnern zackige Formen derselben an die so wunderbaren zerrissenen Gipfel und Hörner der Alpen. Dieser wenig durchlassende, überall felsige Untergrund veranlaßt wohl auch vorzugsweise mit die auf jeder nur einigermaßen ebenen Fläche vorhandenen, für die klimatischen Verhältnisse gewiß höchst bedeutungsvollen großen Moorstrecken und Sümpfe, von welchen z.B. allein nur in dem 1534 Quadratmeilen großen Stift Christiania (Stift hier in dem Sinne wie Provinz oder Regier.-Bezirk) 904 Quadratmeilen vorhanden sind. Die Land-Seen überhaupt bedecken etwa z!; des Landes; im benachbarten Schweden nehmen sie ein größeres Areal, ein Achtel, ein. Ungeachtet aller dieser scheinbar ungünstigen Verhältnisse haben die Beobachtungen doch gezeigt, daß das Klima Norwegens nicht nach seiner geographischen Breite zu beurtheilen ist, vielmehr feststeht, daß es kein Land der Erde giebt, welches bei gleicher Entfernung vom Aequator eines so milden Klimas sich zu erfreuen habe, wie gerade Norwegen. In Island erhebt sich die Schneegrenze unter 65° nördl. Breite nur 2900 Fuß über die Mee- resfläche, in Grönland geht sie bei gleicher Breite schon bis an das Meer herunter, während diese Grenze in Norwegen nach L. v. Buch unter dem 61° 5200 Fuß, unter dem 62° 4860 Fuß, unter dem 67° 3600 Fuß, unter dem 70° 3300 Fuß und unter dem 71° noch 2220 par. Fuß über die Meeresfläche steigt. In Norwegen liegt zwar wohl etwa zi; Theil des Landes in der Region des ewigen Schnees, jedoch berührt die Schneegrenze nicht das Meer und würde, wenn das Land sich so weit nach Norden erstreckte, nach dieser Annahme erst unter dem 80° das Meer erreichen. 38 In den Fjords der ganzen Westküste, ja selbst um das Nordkap herum, friert das Meer nie zu, und erst 2—3° nördlicher als das Nordkap kommen schwimmende Eismassen zum Vorschein, wäh- rend der bothnische Meerbusen und die Ostsee zufrieren. Die mittlere Jahrestemperatur am Nordkap, dem nördlichsten Punkte Europa’s unter 71°, beträgt noch 0°, dagegen auf Boothia-Felix unter glei- cher Breite 12,6%. Die Westküste Norwegens hat unter dem 63° eine eben so hohe jährliche Mit- teltemperatur als Quebeck unter dem 463°, und Bergen unter dem 61° hat keine kälteren Winter als das ungefähr 12° südlicher gelegene Ofen, im Winter höchstens 10— 12° unter Null, und stets nur sehr vorübergehende Schneebedeckung, während in Oestanas, mitten in Schweden, unter 59% 40’ nördl. Breite an einzelnen Tagen eine Temperatur von — 25° R. eintritt. In Jakutsk in Sibirien hat man schon beim 62° 50° beim Bohren nach Wasser die Erde bis zur Tiefe von ungefähr 400 Fuß Tiefe gefroren gefunden, und unter dem 60° hört dort der Kornbau auf. In Norwegen baut man Weizen bis Inderöen 64°, Hafer bis Salten 684%, Roggen, sowohl Win- ter- als Sommerkorn, bis Dyrö 69°; im Kirchspiel Hassel 653° hat man sogar 22fältige Roggenernten gehabt; Gerste in Bäkken in Gulbrandsdalen bei 61° 26° noch in 2268 Fuß Höhe und dann bis Alten 70° um den Fjord, wo man gewöhnlich zwischen dem 20.—25. Juni säet und in der kurzen Zeit von 8 Wochen bis zum 20.—30. August durchschnittlich 6— 7fältig erntet. Die Kartoffel ge- deiht sogar so weit östlich bis zur russischen Grenze bei Vadsö, etwas über 70°, während sie in Alten durchschnittlich 7—8fältigen und in günstigeren Jahren 12—15fältigen Ertrag liefert. Ja sogar der Anbau von Turnips ist in Vadsö noch ziemlich allgemein, und diese liefern dort ein Jahr um das andere eine durchschnittliche Ernte von 3700—4U00 Pfund auf dem norwegischen Morgen Landes, ungefähr = 10,000 rheinl. Quadratfuß. Versuche mit Leinbau sind in Senjen unter dem 69° ebenfalls noch geglückt, desgleichen mit Hanf unter dem 65° im Stift Drontheim. In Senjen um 69° baut man gemeinere Küchengewächse, und in warmen Sommern erlangen hier nach Blytt (Vegetations- verhältnisse in Norwegen in Hornschuch’s Arch. skandinav. Beitr. zur Naturgesch., 2 Th., I. Heft, 1847, pag. 251) auch Mohrrüben, Pastinak u. a. einige Vollkommenheit; Weißkohl schließt in guten Jahren feste Köpfe. Diesen Verhältnissen entspricht nun auch das Gedeihen anderer Nutz- und Küchengewächse. Nach Schübeler’s Angabe erzielt man in Alten unter 70° selbst in weniger gün- stigen Sommern noch recht guten schmackhaften Blumenkohl (Schübeler, über die geographische Verbreitung der Obstbäume und beerentragenden Gesträuche in Norwegen, Hamburg 1857, und Ed. Otto Zeitschr.). Welchen Contrast mit dem unter gleicher Breite gelegenen Grönland! Hier kann nach Dr. Rink, jetzigem Gouverneur von Grönland, keine einzige Culturpflanze in der Art gebaut werden, daß sie der Bevölkerung zur Nahrung dienen könnte. Bei Jacobshaven und Godhaven 69° 15° nördl. Breite hat man nach Rink in kleinen sorgfältig gepflegten Gärten der dortigen dänischen Beamten zwar noch gute weiße Rüben und Radreschen erhalten, aber andern, dem Kohl und beson- ders dem Körbel fehlt das Arom gänzlich, Möhren erreichten eine kaum nennenswerthe Größe, Kartoffeln die derjenigen, welche ohne Erde aus alten Knollen bei uns herauswachsen. Jedoch auch Norwegens Nachbarland Schweden ist unter gleichen Breitegraden viel kälter, theils wegen Entfer- nung vom Meere, theils wegen des hohen Gebirgszuges, des Kjölen-Gebirges, welches, von Süden nach Norden streichend, beide Länder trennt und den Zutritt der wärmeren Westwinde wesentlich verhindert. Die Buche reicht in Norwegen bis zum 60°, im westlichen Schweden nur bis zum 58° 30’, im östlichen nur bis zum 56° 30°. Die Nähe des Meeres wirkt an der Westküste Norwegens temperirend ein, verursacht freilich auch viel Regen, denn Bergen ist derregenreichste Ort Europa’s, verhindert aber außerordentliche Höhe der Sommerwärme und ebenso übermäßige Strenge der Winterkälte. Im Kirchspiel Valla im Sätersthal 594°, welches weit von der Küste entfernt 11— 1200 Fuß über dem Meere liegt, steigt nach Schübeler die Sommerwärme bis 34° R. und die Winterkälte zu- weilen bis 28°, dagegen beträgt die mittlere Temperatur an den etwas nördlicher gelegenen Ufern des Hardanger-Fjords (60°) während der drei kältesten Wintermonate nur — 0,8° und in den drei 39 wärmsten Sommermonaten 13° R. Außer der Sommerwärme trägt aber gewiß wesentlich zur schnel- leren Entwickelung der Vegetation die lange Einwirkung des Lichtes in den Sommermonaten bei, die fast ununterbrochen zu nennen ist. Nach dem Kalender für das Jahr 1857 ging die Sonne in Christiania den 21. Juni um 2 Uhr 39 Min. auf und um 9 Uhr 23 Min, unter, in der Zwischenzeit ist es dort während 2—3 Wochen in der Mitte des Sommers so hell, daß man bei sonst klarem Himmel die ganze Nacht bequem die Zeitung lesen kann. Am 23. August Abends 9 Uhr ver- mochten wir im Garten des Pfarrers in Justedal unter dem 62° noch Geschriebenes zu lesen. Vom Polarzirkel an und weiter nördlich, wie bekannt, ist die Sonne im Sommer die ganze Nacht sichtbar, wie z. B. in Alten unter 70° die Sonne vom 24. Mai bis 19. Juli fortwährend über dem Horizont steht. Als wesentlichste Ursache jedoch dieser hier nur in der Kürze geschilderten außerordentlichen klimatischen Verhältnisse dieses überaus interessanten Landes betrachtet man ziemlich allgemein den Golfstrom*), in seinem Verlaufe und Wesen eines der merkwürdigsten Phänomene, welches die Physik der Erde nachzuweisen hat. Ohne den Golfstrom und die natürlich in seinem Gefolge we- henden warmen westlichen Winde würde, wie mir auch sehr wahrscheinlich dünkt, der bei weitem größte Theil der Westküste, so wie der ganze nördliche Theil Norwegens schwerlich bewohnbar sein, ja eine der wesentlichsten Erwerbsquellen des Landes, eine Einnahme von 3 Millionen Thaler, die Fischerei — der Stockfischfang — bei Lofoten 68°, der im Januar und Februar vor sich geht, würde der Kälte und des Eises wegen unter die absoluten Unmöglichkeiten gehören. Bekanntlich versteht man unter dem Golfstrom eine ungeheure, aus dem Busen von Mexiko kommende Strömung warmen Wassers, die mit reißender Schnelligkeit, 4 Meilen in einer Stunde, nach der Floridastraße, dann nach Nordost auf der Ostseite der Vereinigten Staaten zwischen den Bähamainseln und Neufundland und dann ostwärts nach Europa sich bewegt. Ihm verdanken unter andern auch der nördliche Theil der britischen Inseln einen Theil ihres milden Klima’s, während ihr südlicher Theil von dem ähnlich warmen und geschwinden, aus dem Caraibischen Meer entspringende Aequatorialstrome um- spielt wird. Derjenige Theil des Golfstromes, welcher sich bis nach Norwegen erstreckt, stößt, so weit bis jetzt bekannt ist, gegen die Westküste des Landes, oder nähert sich derselben wenigstens bis ungefähr bei dem Vorgebirge Stadt 62°, vielleicht auch noch etwas südlicher; von dort richtet sich ein Theil desselben nach Norden, bis er endlich beim Nordkap um das Festland biegt bis Var- döhus, von wo er sich nach dem weißen und Eismeere zu verliert, **) sich aber an der West- küste Spitzbergens nach Otto Torell (über die physikalische Geographie der arktischen Region in Petermann’s Mittheil. ete., 1861, II, pag. 51) noch geltend macht, weil sie nach Dove’s neuester Karte ein viel milderes Klima hat, als es ihre geographische Lage erwarten läßt. Ein anderer Zweig des Golfstromes soll über Bergen sich bis Stavanger erstrecken, worüber jedoch fortdauernd noch Untersuchungen und Beobachtungen angestellt werden, deren Resultate noch abzuwarten sind. Es gehört mit zu meinen interessantesten Reiseerinnerungen , das merkwürdige, von den See- leuten wegen seines Klippenreichthums und gewaltiger Brandung übrigens sonst sehr gefürchtete Vorgebirge Stadt auch umschifft zu haben. Es geschah dies auf der Seereise von Bergen nach Molde. Auf diesem Wege, der wie fast überall an der Westküste zwischen unzähligen kleinen und größeren Scheeren und Inseln führt, hat keine dieser Klippen einen so großartigen Eindruck bei mir hinter- lassen, als die wahrhaft furchtbare, sich unmittelbar 3000 Fuß hoch aus dem Meere erhebende, einer groß- artigen Bastion mit vorspringenden Thürmen und viertelmeilenlangen schroffen Seiten ähnliche Klippe Hor- *) Schjöth, über einzelne Erscheinungen des Meeres, Christiania 1848; Schübeler a. a. ©.; A. Vibe, Küsten und Meer Norwegens, 1860 (Ergänzungshefte zu geograph. Mittheil. v. Petermann). **) Nach Maury verleiht ein aus dem Aequatorialkessel von Guinea kommender Meeresstrom den Falklands- inseln und den östlichen Küsten Patagoniens eine ähnliche milde Temperatur, wie der Golfstrom den Küsten Norwegens. 40 nelen, ein östliches Vorgebirge der Insel Bremanger. Die ungeheure Tiefe und hier klippenlose Beschaffenheit des Meeres gestattet die Fahrt in möglichster Nähe. Eine Kanone wurde gelöst, um das prachtvolle Echo erschallen zu lassen. Aller Augen, selbst die der an solchen Eindruck ge- wohnten Schiffsmannschaft und zahlreicher einheimischer Passagiere, waren während der absichtlich verlangsamten Fahrt nur diesem wahrhaft ungeheuren Felsenkoloß zugewendet. In der Nähe des Vorgebirges Stadt verlassen uns die zur Linken vor dem Wellenschlage des atlantischen Oceans schützenden Inseln, nur einzelne kaum hervorragende Klippen, an denen die Brandung bei dem damals im Ganzen nur mäßig bewegten Meere dennoch haushoch in die Höhe spritzt, erschienen auf der endlosen Fläche; das Vorgebirge selbst zur Rechten als eine im Ganzen nur etwa 500 Fuß hohe, jedoch außerordentlich zerklüftete, schwärzlich-rothe Gneismasse mit einzelnen kegelförmigen Felsen, welche den wellenförmigen, auch sonst in Norwegen wie auch anderswo vorkommenden, nach verschie- denen Richtungen gewundenen Gneis deutlich erkennen ließen. Selbst im Winter soll nach Mitthei- lung eines glaubwürdigen Beamten des Postdampfschiffes diese Klippe in einer halben Meile Länge in ihrer ganzen Höhe frei von Schnee sein, was natürlich nur zur Bestätigung der Richtung des Golfstromes dient, die auch durch viele andere Beweise, wie z. B. Anschwemmungen tropischer Früchte, Kokosnüsse, Mahagonistämme u. s. w., die in den Museen von Bergen und Christiania auf- bewahrt werden, außer allen Zweifel bereits gesetzt ist. Nach dieser, wenn auch möglichst gedrängten, doch vielleicht übersichtlichen, aus den sichersten Quellen geschöpften Schilderung der allgemeinen Verhältnisse Norwegens gehe ich nun zur Betrach- tung der Vegetation über, welcher ich auf meiner Reise unausgeselzt die größte Aufmerksamkeit widmete und keine Gelegenheit versäumte, sie zum Gegenstand meiner Beobachtung zu machen. _ Daher habe ich denn 580) Phanerogamen-Pflanzen aufgezeichnet, die ich in loco natali beobachtete; die von mir nicht gesehenen selteneren, dem hohen Norden mehr oder minder eigenthümlichen ver- danke ich der Güte meines Herrn Collegen Blytt, so daß ich mit einer recht vollständigen Sammlung der Seltenheiten des Nordens zurückzukehren so glücklich war. Da ich mit der Demonstration derselben eine Vergleichung der nördlichen mit unserer einhei- mischen Flora überhaupt zu verbinden gedenke, behalte ich mir dies für die specielleren Beschäfti- gungen der botanischen Seclion vor und begnüge mich hier zunächst nur mit einer Schilderung der- jenigen Verhältnisse, welche vielleicht im Stande sind, ein allgemeineres Interesse in Anspruch zu nehmen. Vor allem sind es die Wälder, welche vorzugsweise den Charakter einer Landschaft bedingen und hier in Norwegen ganz besonders bei ihrer Ausdehnung auf den größten Theil des Landes in Betracht kommen. Die bei weitem vorherrschenden Holzarten sind auch hier, wie in sämmtlichen arktischen Ländern, die fast überall durch ihr geselliges Wachsthum ausgezeichneten Nadelhölzer und Birkenarten, unter den ersteren in Norwegen nur die Fichte oder Rothtanne (Pinus Abies L.) und die Kiefer (Pinus sylvestris), und unter den strauchartigen der Wachholder. Auf den äußersten Scheeren, dieser bekanntlich Skandinavien so eigenthümlichen felsigen Inselform, die ohne Strand, mit abgerundeter, oft wie abgeschliffener Oberfläche überall wie Vorposten die Küsten umgeben, treten sie weniger hervor, erst auf größeren mit kleinen muldenförmigen Einschnitten versehenen Klippen erscheinen die Kiefer und Fichte, welche letztere auf der südöstlichen Küste bei Friedrichswärn, wo wir nach Norwegen gelangten, vorherrschte, beide aber nur ausnahmsweise in sehr umfangreichen, mächtigen Stäinmen, die mehr im Innern in den auf den Plateaux befindlichen Waldungen vorkommen sollen. Eigentliche Urwälder haben wir nicht gesehen. Zwischen dem Tind-See und Kongsberg werden dergleichen angegeben. Da man sich leider überall bemüht, wo irgend eine Ansiedlung stattfindet, ihnen auf die verheerendste Weise entgegenzutreten, halte ich ihre Existenz fast für zweifelhaft, denn nirgends in Europa kann man wohl so entsetzliche Holzverwüstung sehen wie hier. Man brennt Strecken ab, um Aecker anzulegen, geht in den Wald und entnimmt den Bäumen Rinde, Zweige, was man eben braucht, und läßt sie gräulich verstümmelt stehen; verschwendet eine unglaubliche 41 Masse Holz zu den in ungeheurer Menge, jedes kleine Eigenthum abschließenden Zäunen und ist nirgends auf Wiederersetzen oder Anlegung neuer Culturen bedacht; Verhältnisse, die doch Berück- sichtigung trotz des gegenwärtig noch vorhandenen Reichthums verdienen und früher oder später, unbeachtet gelassen, zu Mangel führen müssen, der übrigens auch wirklich in einzelnen Gegenden, wie z. B. im oberen Gulbrandsdalen, bereits eingetreten sein soll. Im Stifte Bergen fehlt die Fichte sonderbarer Weise fast gänzlich, während sie sowohl südlich im Stift Aggerhuüs, unserem Landungs- punkt, nördlich im östlichen Theil des Stiftes Christiansund, im Stift Throndhjem und selbst im Nord- land noch vorhanden ist, ja bis an den Polarzirkel, etwa in Norwegen bis zum 68. und 70. Grade reicht. Auf dem Gausta, einem der höchsten Berge in Tellmarken, ungefähr unter dem 59° 51‘, reicht die Fichte nach Blytt bis zur Höhe von 2900 Fuß über dem Meere, in Uldalen im Kirch- spiel Vaage 61° 45° bis 2502 Fuß, in Finleen ungefähr 64° bis 1777 Fuß, in Nordland sinkt ihre Grenze unweit ihrem Verschwinden bis zu 800 Fuß über das Meer hinab. In Norwegen behauptet überall, sowohl in den Gebirgen als gegen Norden hin, die Kiefer ein höheres Niveau, wächst auch noch einige Grade nördlicher als die Fichte. Auf dem Dovre-Fjeld 620 15° ist nach L. v. Buch die Kiefergrenze bei 2500 Fuß, eben so nach meinen Beobachtungen auch auf dem Fillefjild. Nach Blytt’s Beobachtungen am Eidsfjeld, im Distrikt Nummedal, 60° 7’, 3164 Fuß am Fongfjeld, im Kirchspiel Merager, 63° 26‘, gegen Norden 1617 Fuß, in Meldalen, zwischen Stordalsvold und Tawledal, 63°, gegen Süden 2016 Fuß. Einzelne gehen gewiß höher, wie ich denn noch einen aufrechten Stamm derselben in etwa 500 Fuß über dem Fillefjeld bei Nystun, etwa in 3500 Fuß Höhe, beobachtete. In Alten 70° findet man bei 700 Fuß über dem Meere die Kiefer noch in Stämmen von 30 —40 Fuß Höhe, bei dem sehr bedeutenden Umfange von 6 — 14 Fuß, die ein sehr hohes Alter, über 400 Jahre, erreichen und auf einem Zoll 20—30 Jahresringe zeigen. Die Weißtanne, Pinus Picea L., wie der Lerchenbaum fehlen, obschon sie angepflanzt bis zum 63° gedeihen, ja letzterer z. B. noch bei Drontheim sich von selbst fortpflanzt. In einzelnen Gegenden trifft man noch den in ganz Europa verbreiteten Taxrus baccata, wie bei Christiania bei Mandal und im Bergenstift, wahrscheinlich wohl nur vereinzelt und aussterbend, wie dies fast überall der Fall ist. Was nun die Wachsthumsverhältnisse der Fichte und Kiefer anbetrifft, so erscheint die erstere von den in Deutschland meist auch auf felsigem Boden vorkommenden nicht wesentlich ver- schieden, wohl aber die Kiefer, welche bei uns fast durchweg nur in der Ebene angetroffen wird, hier aber auf Felsen wächst. Daher ihr ungemein großer Harzreichthum und ihre engen Jahresringe, von denen nur in den ersten 20 Jahren eiwa 7—10, später nach vielen Messungen fast durchweg 15—20 auf einen Zoll kommen. Das Prachtexemplar eines Querschnittes (welches ich der großen Güte meines Freundes Schübeler verdanke) von dem im 70° gelegenen Alten mißt 2 Fuß 6 Zoll Durchmesser mit nicht weniger als 420 Jahresringen, die von innen nach außen immer enger wer- den, das erste Hundert = 6 Zoll, das zweite 4 Zoll 6 Linien, das dritte 1 Zoll 10 Linien und die letzten 120 gar nur 1 Zoll A Linien, so daß also hier auf eine Linie 7 Jahresringe kommen. In %- diesem gedrängten Wachsthum suche ich den Hauptgrund der Dauerhaftigkeit des Kiefernholzes Norwegens, worin es wohl von keinem andern, außer dem unter gleichen Umständen in Schweden vor- kommenden erreicht wird *). Die nun über 600 Jahre alten, Wind und Wetter preisgegebenen Schnitzereien an den berühmten Holzkirchen Norwegens, z. B. von Borgund, bestehen aus Kiefernholz, wie die anatomische Untersuchung mir zeigte, ein nicht geringer Belag für den wohlgegründeten Ruf dieses Landesproduktes. Eine strenge Trennung der Fichte und Kiefer, dieser beiden Nadelhölzer, findet auch wohl nur in Höhen über 1500— 2000 Fuß statt; in niedrigerem Niveau sehen wir sie auch unter einander *) Dass übrigens auch bei uns bei der Kiefer, wenn sie wie im Quadersandsteingebirge auf felsigem Boden wächst, ähnliche Wachsthumsverhältnisse vorkommen, versteht sich von selbst. Es handelt sich hier aber auch von dem massenhalten Vorkommen der Kiefer, worin eben Skandinavien- alle anderen Länder übertrifft. 6 42 vereint mit den Birkenarten, wie schon erwähnt, die Hauptmasse der Wälder Norwegens und Schwedens bilden und in diesem Verein sich von den Wäldern Deutschlands auffallend unterscheiden. Hinsichtlich der Ausdehnung und Verbreitung, nicht der Masse nach, wegen des durchweg geringeren Umfangs der Stämme, schließt sich hier eine vierte Holzart an, die Weißerle, Alnus incana W., welche in Deutschland überall nur in sehr untergeordneten Partieen vorkommt, in Norwegen aber und nach Berg auch in Schweden oft größere Flächen einnimmt, die feuchten Stellen so zu sagen gewissermaßen ausfüllt und daher namentlich in allen Thälern, meiner Schätzung nach in den von uns durchreisten Gegenden gewiß bis zu 1500—2000 Fuß Höhe, in ganz unglaublichen Mengen ange- troffen wird, über die Baumgrenze aber nicht weit hinausgeht. Die Schwarzerle, Alnus glutinosa, welche in Deutschland überwiegt, sehen wir nur in untergeordneten Quantitäten, und wie es scheint: überall in niedrigerem Niveau, am Rande der Bäche und Seen, in den Stiften Aggerhuus, Christian- sund, Bergen, bis an den Distrikt Nordfjord, in Christiansund bis zu einer absoluten Höhe von 800— 1000 Fuß. Ohne jedoch genau die Höhe angeben zu können, in welcher sie verschwand, habe ich sie im Aucrdal und ebenso im Jostedal von Ronneis aus viel früher als die Alnus incana aufhören sehen. v. Berg fand sie bei Eyde 63°, wo ich sie ebenfalls und zwar baumförmig bemerkte, und meint, daß sie 2 Grad nördlicher als in Schweden gehe; hier höre sie, 60° 44‘, bei Leksand am Siljansee auf baumartig zu erscheinen, komme aber als Strauch noch bis Körböle unter dem 62° vor (Dessen sehr interessante Abhandlung über die Vegetations - Verhältnisse in Skandinavien, im Jahrbuch der kgl. sächs. Akademie für Forst- und Landwirthschaft zu Tharand 11. Bd., N. F. 4. Bd., S. 1—62, 1855 und ebendaselbst 13. Bd., N. F. 6. Bd., 1859; die Wälder in Finnland S. 1— 112 und Ver- breitung der Waldbäume und Sträucher in Norwegen S. 119 — 138). Die Einsicht in die vielfach benutzte wichtige phytogeographische Karte von Agardh in Lund habe ich bis jetzt noch nicht zu erlangen vermocht. Die Birke geht in ihren verschiedenen, vielleicht in Skandinavien noch nicht recht geschiedenen Arten über das Niveau der aufgeführten Bäume hinaus und nimmt ein viel höheres als diese ein. Unter hochstämmigen Fichten und Kiefern erscheint die Birke noch als Baum. Nach meinen Beobach- tungen auf dem Fillefjeld folgte der Betula alba der tiefsten Thäler die Betula pubescens Ehrh., welche unmerklich etwa in 2500— 3000 Fuß in die Strauchform überging, die Fries als alpestris bezeichnet, womit auch Blytt übereinstimmt, dem ich die gesammelten Exemplare vorlegte. Einheimische Botaniker können hier nur definitive Entscheidung herbeiführen. Diese Form ist es, welche auf den norwegischen Alpen gewissermaßen das hier gänzlich fehlende Knieholz, Pinus Pumilio, vertritt und in ganz unglaublicher Menge dicht geschaart die Bergfelder nach dem Aufhören des Baumwuchses bekleidet, denen sie wegen des hellfarbenen Laubes ein viel freundlicheres, ich möchte sagen kultivirteres Ausehen verleiht, als das immer nur gruppenweise vertheilte dunkelgrün beblätterte Knieholz unseren alpinen Gegenden zu geben vermag. Beim ersten Ausschlagen des Laubes müssen diese Höhen einen reizenden Anblick gewähren. Die Grenze jener Birkenform wird auf dem Fillefjeld 61° 15°, und zwar am östlichen Abhange desselben auf 3499 Fuß angegeben. Um das Stationshaus auf demselben in Nystun, also in 3100 Fuß Höhe, sah ich noch ziemlich starke Stämme in Baumform. Bei Jerkin auf dem Dovre-Fjeld 62° 13° wird ihre Grenze in 3210 Fuß Höhe, bei Talvig in Finnmarken unter 70% in 1483 Fuß, bei Hammerfest 70° 25° bestimmt, die sich höchst wahrscheinlich alle auf die oben angegebene Art beziehen. Ihr Wachsthum ist in dieser Höhe natürlich sehr beschränkt. Ein hier vorliegender Querschnitt von einem etwa noch 6 Fuß hohen Strauche aus der Umgegend von Nystun mißt 4 Zoll Durchmesser und zeigt 40 Jahresringe. Auf steinigem felsigen Boden entwickeln beide Birken-Arten, Betula alba und pubescens, ungemein viel Zweige, die dem Holze im Querschnitt ein eigenthümliches flammenartiges Aeußere verleihen. Unter dem Namen schwedisches Maserholz wird es weit und breit verführt. Aehnliches habe ich jedoch auch schon in Deutschland, namentlich im Teschenschen, beobachtet. 43 Höher als alle erwähnten Birken-Arten, bis dicht unter die Schneegrenze auf dem Dover-Fjeld nach Berg, wohl noch bis 4500 Fuß Höhe, reicht in ganz Skandinavien die zierliche Zwergbirke, Betula nana; etwas tiefer, jedoch noch über der Kiefergrenze, bedeckt sie mit der Salix glauca, lapponum und lanata oft Quadratmeilen große Flächen, steigt aber auch, z. B. bei Bergen, bis zum Meere hinab. Aehnlich umkreiset sie den ganzen Pol wie der Wachholder, Juniperus commu- nis, welcher hier in viel größeren Quantitäten als in Deutschland vorkommt, in niedrigeren Gegen- den häufiger als bei uns in aufrechter pyramidaler, schön buschiger Form von bedeutender Stärke bis zu 14 Fuß Durchmesser mit 70—80 Jahresringen; über der Baumgrenze als niedriger kriechen- der Strauch, als Juniperus nana bis an die Grenze des Vorkommens der Sträucher überhaupt. Unter diesen letzteren nun spielen die Weiden in der arktischen Zone eine große und eigen- thümliche Rolle, die einer näheren Betrachtung wohl verdient. Von den bei uns in Deutschland vorkom- menden Arten fehlen in Norwegen sonderbarer Weise unsere Salix alba, purpurea, .rubra und viminalis. Statt ihrer ist überall in niedrigeren Gegenden die Salöix viridis Fr., sehr ähnlich unserer Salix Russeliana verbreitet, an Gewässern ferner die grauen Weiden Salix aurita, cinerea, amygdalina, die Saalweide, Salix caprea, ganz so wie bei uns in Strauch- und Baumform in Gebüschen und Wäldern bis zu ziemlicher Höhe; sehr zerstreut nur Salix pentandra, am Rand-Fjord die schöne blaubereifte Salix daphnoides; Salix repens in allen Torfmooren, S, nigricans, wie mir es schien, die $. viridis vertretend in etwas höherem Niveau der Thäler, dann noch höher Salöix hastata von 2—3000 Fuß; die in Deutschland überall erst in 3—4000 Fuß Höhe vorkommende Salix lapponum ganz niedrig in der Umgegend von Christiania bei Bergen, auf den Scheeren, aber auch vom Meere bis hoch auf die Alpen, wo auch noch andere den deutschen Alpen fehlende Arten auftreten, wie Salix glauca und lanata, da, wo Betula alpestris beginnt, ja wohl noch über diese hinaus, also in 3000—3400 Fuß Höhe, durch ihr massenhaftes Vorkommen mit ihren glänzend weiß behaarten Blättern schon von weitem, namentlich von der Sonne -beschienen, ganze Strecken in Silberglanz erscheinen läßt. End- lich aber ist auch ihre Grenze erreicht; höher hinauf vermögen sie ihre schon allzu hohen, 4—6 Fuß langen Zweige nicht mehr unter der schützenden Schneedecke zu bergen und den verheerenden dort oben hausenden Stürmen Widerstand zu leisten; andere Arten ihres Geschlechtes treten auf, die unter Flechten und Moosen versteckt nur ihre überaus kurz gestielten Blüthen und Fruchtkätzchen treiben. Es sind dies die auch unseren deutschen Alpen nicht fremden Salix herbacea, reti- eulata, retusa L. und die im höchsten Norden Skandinaviens und auf dessen Alpen, wie im arktischen Rußland vorkommende Salix polaris, im wahren Sinne des Wortes kriechende unterirdische Sträu- cher, welche alle bis an die Schneegrenze reichen. Aehnlich verhalten sich die Weiden überall im arktischen Norden, nur treten außer den genannten zum Theil um den Pol gehenden Arten in Sibirien und dem arktischen Amerika noch andere auf, die sie zum Theil gewissermaßen vertreten, wie nament- lich Salix arctica. Angelangt auf diesen gewaltigen Höhen, sind fast alle anderen Bäume, welche nicht wesentlich zum Charakter des Landes beitragen, zurückgeblieben; nur einige haben wir noch zu erwähnen, die es sich gefallen lassen, von der Baumform zu der Strauchform herabzugehen und so eine weitere Verbreitung zu erlangen. Hierzu gehört vor allen die Vogelbeere oder Eberesche, welche ganz wie in Deutschland sich verhält, in niedrigen Gegenden als Baum, in der Knieholzregion der Alpen als Strauch, in dieser Form hier in Gesellschaft der alpinen, das Knieholz gewissermaßen substituirenden Birke wohl fast bis zu 3500—4000 Fuß Höhe angetroffen wird. Ferner die Aspe, Populus tremula, sehr verbreitet in den Thälern, da sie die in Norwegen fehlende Schwarz- und Weißpappel mit zu vertreten hat, in größter Fülle, mit der Weißbirke, Betula alba, etwa in gleicher Verbreitung; sie steigt aber auch endlich in Strauchform bis in die Grenze der oben genannten alpinen Weide hinein, wie ich sie noch auf dem 4000 Fuß hohen Fillefjeld bei Nystun antraf. Im hohen Norden verliert sie sich ganz und gar in Strauch- form, etwa unter dem 70°, und bildet hier wie auch schon in Salten (69°) mit Ebereschen, Saal- 6* 44 weiden, Weißerlen, Ohlkirschen und Birken strauchartige Wälder *). Eichen, Buchen, Ulmen, Eschen treten dagegen nur in Baumform auf und eben so vom Schauplatz ab. Von Eichen, sah ich nur die Sommer- oder Stieleiche, Quercus pedunculata; die Steineiche, Quercus sessiliflora, kommt wohl nur einzeln nach Blytt im südlichen Norwegen bis zum 59° vor. Die erstere ist im südlichen und südwestlichen Norwegen, zwischen Holmestrand (594°) und Christiansund (580 5), in größeren Wäldern vorhanden und wird besonders häufig zum Schiffsbau verwendet, aber auch zur Gewinnung der Rinde als Schälwaldung kultivirt, wovon eine bedeutende Quantität exporlirt wird. Sie geht längs der Wesiküste als wirklicher Waldbaum nicht zu tief an den Fjords in’s Land bis Christian- sund, bis zum 63°. Die von mir am Hardanger-Fjord gemessenen Exemplare zeigen etwa ein ähn- liches Wachsthum wie in Deutschland. Oestlich von der Küste, mehr im Innern, wie in Hedemarken, reicht sie nach Blytt nicht weiter als bis zum 603°. In Schweden und Finnland liegt die Eichen- grenze eiwa im 61°. Unsere vortreffliche Weißbuche, die festeste der einheimischen Holzarten, fehlt in Norwegen ganz, kommt jedoch in dem benachbarten Schweden etwa bis zum 57° noch vor. Die Rothbuche ist dagegen in beiden Ländern einheimisch; in Norwegen soll noch 6 Meilen nördlich von Bergen ein kleiner Buchenwald sein. Von hier geht sie bis an das südliche Ende von Norwegen, bis Lauerwig, wo sie in 6—800 Fuß noch wächst und in den südlichen Pastoraten des Amtes Jarlsborg (59°) schöne ertragreiche Wälder bilde. Von den beiden deutschen Ulmenarten kommt nur Ulmus campestris vor, wenn auch überall nur vereinzelt, niemals wälderbildend und als Nutzbaum des Laubes wegen auch viel kultivirt und dann auch auf gleiche Weise, wie in Deutsch- land, verstümmelt. Bis zum 65° beobachtet man starke Stämme. Von der Esche, von gleicher und noch mannigfaltigerer Benutzung, gilt dasselbe; sie geht aber wie der Spitzahorn, Acer platanoides, die einzige Ahornart Norwegens, nicht so weit, dagegen wohl die Linde, die in den beiden deut- schen Arten auch der hiesigen Flora angehört. Die größten sah ich noch bei Ullenswang am Har- danger-Fjord.. Wir sehen also hieraus, daß die Zahl der wälderbildenden Bäume gegen Norden gewaltig abnimmt, und in Norwegen nur 10 beträgt, während Deutschland 23 aufzuweisen hat; daher auch die größere Einförmigkeit der nordischen Wälder, sowohl der Nadel- als der Laubholzwälder, in welche beiden Hauptwaldformen sie sich ebenfalls scheiden, Auch die Zahl der anderweitigen Holzgewächse, der Sträucher, die unter dem Schutze der Bäume vorkommen, ist bei weitem geringer als in Deutschland. Die Zahl sämmtlicher Bäume und Sträucher in Deutschland beträgt an 300; in Norwegen dagegen nur 148. Ehe wir auf eine nähere Betrachtung der Strauchflora eingehen, will ich noch einiger allgemei- nen für die Flora des Landes charakteristischen Momente gedenken. Zunächst überraschte uns bei der Landung in Christiania den 11. August das außerordentlich frische Ansehen der zahlreichen Laubbäume, wie sie bei uns etwa in geschlossenen Thälern ganz besonders in der auch in dieser Beziehung ausgezeichneten Grafschaft Glatz erscheinen, ferner, wie auch überhaupt im ganzen Verlaufe unserer Reise, die merkwürdigen Farbenabänderungen vieler Blüthen, wie sie bei uns hohe alpine Lage zu veranlassen pflegt, unter denen ich, als eine der bekanntesten, auf die in 3—4000 Fuß Höhe schon vorkommende Bergform der gemeinen Schafgarbe hinweise, die mit schwärz- lichen größeren Blüthenhüllen und schön rothgefärbten Blüthen erscheint. Die bei uns weißblühende Lychnis vespertina sah ich häufig mit blaßröthlichen, den Baldrian mit dunkelrothen Blüthen, die Wiesenskabiose, wie alle blau blühenden Distelarten, die Kartoffel auffallend dunkler gefärbt, die fette Henne mit schwefelgelben Blumen und röthlich gefärbten Kelchblättern; gelbe Blüthen, wie Anthemis tinctoria und Senecio Jacobaea, an der Westküste bei Bergen mit goldgelben, fast oran- gegelben Blüthen, auch unsere Gentiana der Ebene, Gentiana Pneumonanthe, so verändert dunkel- blau, daß ich sie kaum erkannte; unsere blauen Gartenblumen, wie Pfefferkraut, Ysop, ähnlich ver- *) Dergleichen Mischwälder von Föhren, Weiden, Pappeln, Weiss-Ellern sollen im arktischen Russland 290 Millionen preussische Morgen einnehmen. 45 ändert, die gelben Blüthen von Impatiens noli tangere mit braunem Anflug, das auf Angern der niedriger gelegenen Dörfer in kolossalen Exemplaren und überall viel häufiger als bei uns vorkom- mende schwarze Bilsenkraut dunkler purpurroth und dergl. mehr. Die Flora der Aecker und Dörfer bietet übrigens keine auffallendere Verschiedenheiten dar, es sei denn das allerdings auf- fallende Fehlen der gemeinen gelben Wolfsmilch, Euphorbia Cyparissias, und die geringere Ent- wickelung der Meldenarten, so wie die unglaubliche Verbreitung des bei uns in viel bescheideneren Grenzen sich haltenden gemeinen Kreuzkrautes, Senecio vulgaris, und das Vorkommen des sich aus den Gebüschen auch in Dorffluren mischenden schönen, blaß violett blühenden Sturmhutes, Aconitum septentrionale, einer Pflanze, die mit ihren 4—6 Fuß hohen Stengeln fußbreiten, lappig getheil- ten großen Blättern und ihrer allgemeinen Verbreitung vom Strande des Meeres bis zu 4000 Fuß Höhe als eine der entschiedensten Charakterpflanzen Norwegens zu betrachten ist, wie mir unter der krautartigen Vegetation auf unserer ganzen Reise keine zweite wieder begegnet ist. Ihre überaus giftige Eigenschaft ist übrigens den Einwohnern wohl bekannt; die anderen bei uns einheimischen, dunkelblau, weiß und gelbblühenden Sturmhutarten fehlen. Ueber die Flora der Wiesen habe ich wenig eigenes Urtheil, da wir in dieser Beziehung unsere Reise selbst hinsichtlich höher gelegener grasreicher Punkte schon viel zu spät angetreten hatten, welche alle sich in einem ähnlichen Zustande, wie um dieselbe Zeit bei uns, also im herbstlichen Kleide, befanden. Es blieb daher vorzugsweise nur übrig, die Flora der Gebüsche und Wälder zu studiren. Ueberall ragt aus ihnen der Adler-Farn (Pteris aguilina) als das überwiegend häufigste Farnkraut, als wahre charakterisirende Pflanze hervor, doch spielen nun hier die Vaceinien, die Moos-, Blau-, Preisel- und die Trunkelbeere, so wie die Krähenbeeren (Empetrum nigrum), letztere viel häufiger als ın Deutschland, bis auf die höchsten schon baum- und strauchleeren Erhebungen des Landes die größte Rolle. Empetrum und Vaceinium uliginosum steigen bis zur Schneegrenze; ihnen schließt sich unsere gemeine Heide (Calluna vulgaris) und auch die im Norden Deutschlands, wie z. B. in der lüneburger Heide, so unendlich verbreitete Erica tetralix an, ferner unter ihrem Schutze die zu Ehren des unsterblichen Heroen, des Vaters der neueren Naturgeschichte genannte höchst zierliche Zinnaea borealis, und in allen Gebüschen, getragen von Heidelbeeren- und Preisel- beeren-Polstern, die im Frühjahr mit röthlichen von weißer Hülle umgebenen Blüthen, im Herbst durch 4—6 scharlachrothe große, leider nicht genießbare Beeren helleuchtende Cornus suecica, der schwedische Hartriegel, ein echtes Kind des hohen europäischen Nordens, welches aber auch nach unseren nördlichsten deutschen Küsten ausgewandert ist. Erdbeeren: Fragaria vesca und collina, die kleinen Walderdbeeren, aber nicht die bei uns auch wachsende große Walderdbeere, Fragaria elatior, sind überall bis zum 70° bis Alten verbreitet. Epheu an der Westküste noch in ansehnlichen Stämmen. Die rothe Johannisbeere (Ribes rubrum) wächst hier wirklich wild, ganz besonders an Wasserfällen auf den Gebirgen bis in die Fichten- und Kieferngrenze, gegen Norden bis zum 70° nördlicher Breite, und wird auch überall in Wäldern gesammelt und auch in schönen, großen, angenehm schmeckenden Formen in höchst gelegenen Gärten kultivirt. Die anderen Ribes-Arten sind weniger verbreitet; Ribes alpinum und nigrum kommen zerstreut bis nach Nordland und Finnmarken vor. Die Stachelbeere (Ribes grossularia) wächst ebenfalls wahrhaft wild in den niedrigen Gegenden, den südlicheren Stiften Christiansund und Agger- huus; Ribes petracum fehlt. Die Himbeere reicht bis in die Fichten- und Birkengrenze und bis zum Polarkreis; die eigentliche Himbeere des Nordens, Rubus arcticus, kommt erst in den nördlichsten von uns nicht besuchten Theilen des Landes, in Finnmarken, vor, dagegen bedeckt der bei uns in Schlesien nur auf der 4000 Fuß hoch gelegenen Elbwiese, dann an der Ostseeküste wachsende Rubus Chamaemorus bis zum Nordkap alle Torfmoore. Seine von mir hier auch erst zum ersten Male gesehenen gelblichen Beeren werden überall gesammelt und unter dem Namen Multebäre in ungeheuren Ouantitäten verspeist. Die Liebhaberei für Beeren erstreckt sich in Norwegen überhaupt viel weiter als bei uns. Außer den von uns verschmähten Krähenbeeren (Empetrum) und Beerentrauben (Arbutus) 46 finden auch, was fast unglaublich erscheint, die Ohlkirschen, eine in ganz Norwegen bis in die Kiefer- grenze auf Bergen, wie gegen Norden hin, dann in Strauchform überaus verbreitete Pflanze, eifrige Liebhaber. Ob sie sich auf die höchst einladenden, freilich nebenbei sehr energisch wirkenden Beeren der herrlichen Stechpalme, der Dex tenuifolium, die an der Westküste bis Bergen zu statt- lichen Bäumen heranwächst, eine herrliche Zierde der Gebüschflora, erstreckt, ist mir unbekannt geblieben. Der Haselnußstrauch hält sich an die Westküste, tritt im Innern des Landes mehr zurück, reicht aber fruchttragend, nach Schübeler, in der Ebene noch bis zum 66°. Ungemein verbreitet sind überall die wilden Rosen, die zur Blüthezeit dem Lande zur größten Zierde gereichen, offen- bar nur, weil man sie schont und nicht wie bei uns auf das eifrigste verfolgt. Ueberraschend war es, dem offenbar einst aus Deutschland eingewanderten rothen Fingerhut zu begegnen, der von Christiansund an der Westküste bis Romsdal reicht und hier in die entferntesten Thäler und Fjords ein- dringt, wie z. B. im Bondhus-Thal. Moosteppiche in der größten Ausdehnung, Flechten in den mannigfaltigsten Formen und Arten vervollständigen das landschaftliche Bild, ganz besonders auf den höher gelegenen Punkten, wo die Bäume und Sträucher verschwinden und ihre Herrschaft eine allgemeine wird. Moose und Flech- ten sind bekanntlich Cosmopoliten, zahlreiche Arten sind über die ganze Erde verbreitet, doch treten weniger die ersteren als die letzteren hier in ungemein in die Augen fallenden, bei uns fehlenden Arten und Formen auf, und zwar in solcher überwiegender Menge, daß sie auf jenen Höhen schon an die überall den Nordpol umgürtende Lichenenregion, die Tundra’s, die Sahara der Nordpolarländer erinnern, in denen sie ganz in der Ebene gegen den Nordpol hin die letzte Vegetation ausmachen. Auch hier wie auf den deutschen und Schweizer-Alpen kommen über der Schneelinie noch Flechten und Moose vor. So fand Hisinger auf dem Dovre-Fjeld und dem Snähättan in 5050 Fuß Höhe noch 2 Flechten, die Parmelia fahlunensis, Lecidea geographica, und zwei Laubmoose, Trichosto- mum lanuginosum, und ein Lebermoos, Jungermannia julacea. Zu den interessantesten gehören 1. B. die wunderbare, weißlich gelbe Krustenflechte (Parmelia centrifuga), die in sich stets schnei- denden Kreisen von 6—12 Zoll Durchmesser ganze Felswände einnimmt, die auf bloßem Rasen große Flecken bedeckende blaßgrüne Nephroma polaris, die isländische Flechte, die Evernien und Cornicularien aller Farben bis zu den rabenschwarzen Gyrophoren, die in Gestalt kleiner Schirme erscheinende Form der Rennthierflechte (Cenomyce rangiferina alpestris Fr.) u. s. w.*). Unter - ihrem Schutze entsprießt nun die Alpenflora, die in ihrer eigentlichen Fülle und Schönheit freilich von uns wegen der bereits zu weit vorgeschrittenen Jahreszeit leider nicht gesehen wurde, aber freilich auch nicht die Blumenpracht unserer Alpen erreicht. Die Stelle der hier in so unge- heuren Massen vorhandenen Rhododendra oder Alpenrosen, die zur Blüthezeit schon von ferne 1000 Fuß hohe Felswände roth erscheinen lassen, nehmen in Norwegen, wie schon oben erwähnt, allerdings weniger schöne, aber eigenthümliche silberblättrige Weidenarten ein; die blauen Teppiche der Gentiana acaulis und der Gruppe der Gentiana verna, der Linaria alpina, der Phyteumen, der Anemonen große Mannigfaltigkeit, die Saxifragen u. s. w. werden vermißt, doch haben sie doch auch viele andere mit ihnen gemeinschaftlich, wie unter anderen die zierlichen Rasen der Silene acaulis, oder werden durch andere Arten derselben Geschlechter oder auch neue eigenthümliche er- setzt, welche alle insgesammt die Aufmerksamkeit und das Nachdenken des Botanikers im höchsten Grade in Anspruch nehmen. Wie interessant, hier den Alpenpflanzen des Riesengebirges, von Mittel- Europa trotz der ungeheuren Entfernung wieder zu begegnen, die zum Theil hier ihren Ausgang *) Auch hier wie auf anderen Gebirgen üben die Flechten und Moose eine steinzermalmende Wirkung aus auf die von mir anderweitig beschriebene Weise (Flora, Regensburg 1860, pag. 161 u. f.), indem überaus häufig unter diesen Flechten- und Moosrasen der sonst so feste Gneis bröcklich erschien, während daneben befindliche von Vegetation freie Felsflächen noch die diesem Gesteine sö eigene grosse Festigkeit zeigten. 47 nehmen, welcher gewiß mit wichtigen geologischen Phänomenen in inniger Beziehung steht, wie denn überhaupt das Thema der Pflanzenwanderung und Pflanzenverbreitung niemals ohne Berücksichtigung der Geologie in’s Klare gebracht werden kann; oder ferner dem hohen Norden eigene Arten zu finden, welche sich nicht etwa nur auf Norwegen oder Skandinavien beschränken, sondern in der gesammten arktischen Region der Erde vorkommen, wie z. B. der schöne gelbliche Mohn, Papaver nudicaule, die Panacee der Eskimo’s gegen Skorbut, die Robert Kane für die abgehärtetste Pflanze der Polarregion erklärt, die Andromeda tetragona, ein zierlicher Strauch, dessen Zweige den Lap- pen, den Völkern Sibiriens und Kamschatka’s, den Bewohnern des ganzen arktischen Nordamerika’s bis zur Melville-Insel und Grönland dürftiiges Brennmaterial gewähren; — vieler anderer Gesichts- punkte nur zu gedenken, die wir hier nur andeuten wollen, die jedoch ausführlicher unter Zuziehung der betreffenden Arten im Bereich der botanischen Section zur Sprache gebracht werden sollen. Als eine Eigenthümlichkeit der Flora dieses Landes müssen wir noch erwähnen, daß viele Pflanzen der Alpen, die bei uns sich genau an bestimmte und zum Theil sehr bedeutende Höhen- regionen halten, hier bis an die Küste herabsteigen, wie z. B. die schon oben gedachte Salix lap- ponum, die Alchemilla alpina, Sedum annuum, wodurch ich schon bei der ersten Excursion um Christiania nicht wenig überrascht wurde, was ich aber später noch oft wiedersah. Die in den höheren Gebirgen durchweg aus Birkenrinde als Unterlage und darauf geschütteter Erde hergestellten Dächer der Häuser sind Botanikern ebenfalls zur Beachtung zu empfehlen. Abgesehen von zarteren Gewächsen, nähren dergleichen auch Pflanzen mit tiefgehenden Wurzeln, wie die hier so häufige Rhodiola, Weiden, Birken u. s. w. Eine vortreflliche Sammlung von Alpenpflanzen des gesammten hohen Nordens, insbesondere auch Labrador’s, enthält der botanische Garten in Christiania, der über- haupt sehr pflanzenreich und in viel besserer Ordnung gehalten erscheint, als viele deutsche botanische Gärten *). Interesse für Blumenkultur ist übrigens in ganz Norwegen, von der Hauptstadt bis zum *) Die akademischen Einrichtungen der Universität Christiania verdienen überhaupt die höchste Beachtung. Drei. umfangreiche, im Prachtstyl nach Schinkel’s Entwurf errichtete Gebäude schliessen einen nach einer Hauptstrasse offenen Platz ein, welcher zu dem grossartigen herrlich gelegenen königlichen Schlosse führt. In dem einen jener Gebäude befindet sich die nach dem Muster der münchener Bibliothek eingerichtete, sehr ansehnliche Bibliothek, in dem durch prächtige Säulen aus Zirkonsyenit gezierten Mittelgebäude die Aula academica, die auch zur Ver- sammlung des Storthing dient, und hier, wie auch in dem dritten die Museen und Auditorien in einer Vereinigung, wie sie in Deutschland nirgends, und auch wohl so leicht nicht anderswo angetroffen wird. So das Münz-Cabi- net, die Sammlungen von nordischen Alterthümern, für Ethnographie, von Modellen der verschiedensten Art, das zootomische Museum unter Voss, das botanische unter Schübeler, das physikalische unter Christie, das phar- makologische unter Holst, für chirurgische und obstetrizische Instrumente unter €. W. Boeck, das physiolo- gische Institut unter Ch.P.B.Boeck, das mineralogische unter Kjerulf und das zoologische unter Esmark und Sars, alle reich ausgestattet, zweckmässig und schön, und in dem grossen Publikum auch zu gewissen Zeiten geöffneten Räumen aufgestellt, unter denen uns die beiden letzteren, ohne die anderen beeinträchtigen zu wollen, am meisten gefielen, ja im höchsten Grade durch ihre Schönheit wahrhaft überraschten. Das chemische Labora- torium, damals noch unter dem inzwischen nach Deutschland zurückberufenen Strecker, das metallurgische unter Münster, die Sternwarte unter des gefeierten Han steen’s Leitung befinden sich ausserhalb, doch in der Nähe der Universitätsgebäude, der botanische Garten etwa eine halbe Stunde davon entfernt, an einem sanften Ab- hange des sich terrassenartig erhebenden, den ganzen Fjord von Christiania in weitem Kreise umgebenden Ter- rains mit unvergleichlicher Aussicht auf denselben. Im Quadrat vor etwa 45 Jahren angelegt, von hohen Bäumen umgeben, ist er wohl von 30—40 preuss. Morgen Grösse, überaus reich an, von dem Obergärtner Moe, einem für sein Fach begeisterten Manne, sorgfältig gepflegten Pflanzen, deren Zahl sich nach des Directors, Herrn Col- legen Blytt, Angabe sehr wohl auf 15,000 Arten belaufen mag. Die norwegische und Alpenflora ist, wie sich dies von dem ausgezeichnetsten Kenner derselben, Blytt, nicht anders erwarten lässt, sehr reich vertreten, wie überhaupt die perennirenden und auch einjährigen Gewächse in überaus grosser Menge und Mannigfaltigkeit vor- handen, die in dem durchweg vortrefflichen schwarzen, durch Zersetzung des schwarzen kalkaltigen Schieferthons gebildeten Boden vortrefflich gedeihen. Die Zahl der Gewächshauspflanzen ist ebenfalls bedeutend, nur wünsche ich meinem Herrn Collegen, wie mir, Erneuerung der Häuser, die bei uns beiden zum grossen Theil noch aus 48 entlegensten einsamsten Winkel am Fuße der Gletscher, unglaublich verbreitet. In Städten, wie namentlich in Bergen, sind alle Fenster buchstäblich mit Blumentöpfen, und zwar von weißglasirter und reich verzierter Beschaffenheit, besetzt. Jedoch ist die Mannigfaltigkeit gering; Webheie, Pelargonien, Levkoyen, Rosen, schöne Theerosen, Lak spielen die Hauptrolle. In Gärten der Dörfer kultivirt man viele Pflanzen, deren Anbau sich vielleicht eben so wie bei uns aus den ersten Zeiten der Einführung des Christenthums herschreibt, wie neulich durch Körner in Wien sehr wahrscheinlich gemacht worden ist, indem er nachwies, daß die seit undenklichen Zeiten bei uns in Gärten der Dörfer und Städte so allgemein verbreiteten Pflanzen dieselben sind, welche einst Carl der Große in seinem bekannten Capitulare de villis vel curtis imperatoris zu verschiede- nen ökonomischen und Heil-Zwecken anzubauen befahl, die also durch Missionäre, Geistliche und Klöster in jener und in der nächstfolgenden Zeit weiter verbreitet wurden. Es gehören hierher unter anderen: Bandgras, Meernelke, Artemisia, Abrotanum, gefüllte Nachtviole (Viola matronalis), Pri- meln und Aurikel, Myrrhis odorata, Cochlearia, Armoracia, Paeonien, Hyssopus officinalis, Satu- reja hortensis, welche ich auch in norwegischen Bauergärten fand. In jenen Zeiten nun mögen auch die noch vorhandenen Obstarten zuerst angepllanzt worden sein, über deren eigentlichen Ursprung man auch hier, wie überall, in Zweifel sich befindet. Nur den Apfelbaum wollen die norwegischen Botaniker als einheimisch betrachten. In wildem Zustande kommt er hier und da in niedrig gele- genen Theilen des Landes, selbst bis zum 63° auf Puterö, einer Insel im Fjord von Drontheim, noch vor; der Birnbaum wächst nicht wild. Der Anbau der Kirsche, der süßen oder Vogel- (Prunus avium), ist schon in der ältesten Zeit eifrig betrieben worden. Nach Blome, Verfasser eines vor- trefflichen, die Verhältnisse Norwegens nach allen Richtungen schildernden Werkes, waren die Kirschen und der Kirschwein des Klosters Storhammer zu ihrer Zeit berühmt. In Urnäs, an einem der "innersten Arme des Sogne-Fjords, etwas über 61°, befindet sich angeblich ein völlig verwildeter, 3 Meile langer Wald von Kirschbäumen. Veredelt kommen verschiedene Varietä- ten des Kirschbaumes nach Schübeler, und zwar fruchttragend noch bis Dynnaer in Helgeland (664°) vor. Unter dem 63° giebt es bei Throndhjem sehr ansehnliche Kirschgärten. Wie sich die Ver- breitung der sauren Kirsche (Prunus cerasus L.) verhält, habe ich nicht ermitteln .können. Pracht- volle Vogelkirschhäume von 2—3 Fuß Durchmesser sah ich unter anderen im Garten eines Herrn Lemm in Froningen am Sogne-Fjord. In Ullenswang, im Hardanger-Fjord, giebt es einen von 10 Fuß Umfang, der im Jahre 1750 von dem damaligen Prediger Alke, dem man auch die Einführung der Kartoffel in Norwegen verdankt, gepflanzt worden sein soll. Die Pflaume ist nicht wild, kommt im Freien fruchttragend über Throndhjem 63° hinaus nicht vor. Aprikosen, Pfirsichen reifen an Spalieren, Pfirsichen nur etwa bis zum 61° am Sogne-Fjord; dasselbe gilt vom Wein. Mandeln reifen in warmen Sommern im südöstlichen Theil von Norwegen, zwischen dem 58° und 594°, und ebenso ächte Kastanien. Der Wallnußbaum ist an der Westküste bis zum großen Sogne -Fjord als ein im Durchschnitt regelmäßig reife Früchte liefernder Baum zu be- der ersten Zeit Jer Anlage der Gärten stammen. Reformen nach unserem Vorgange werden beabsichtigt, wie auch eine Beschreibung des Gartens, die insbesondere durch das merkwürdige Verhalten vieler der hier kultivirten Pflanzen gegen das Klima allgemeines Interesse erregen würde. Möge es Herrn Biyu gestattet sein, nicht blos diese Arbeit, sondern auch die schon längst vesheissene Flor« norveyica zu vollenden. Ausser dem bedeutenden Raume, welchen die sowohl nach dem natürlichen, als auch nach dem künstlichen Systeme angeordneten perenni- renden Pflanzen einnehmen, ist auch hier eine ziemlich umfangreiche Fläche practisch botanischen Zwecken unter der Leitung des Herrn Schübeler gewidmet. Herr Schübeler war früher practischer Arzt und widmete sich erst später dieser Richtung, welche er mit grosser Umsicht verfolgt und sich dem Anbau der verschiedensten Nutzpflanzen unterzieht, um nicht blos allgemeine, für Norwegens Culturverhältnisse für Land- und Gartenbau wichtige Resultate zu erlangen, sondern auch die Pflanzen-Physiologie zu fördern, worüber wir interessanten Mit- theilungen entgegensehen dürfen. (Auszug aus einem in der botanischen Section am 27. März 1860 gehaltenen Vortrage.) 49 trachten und erreicht dort fast eine ähnliche Dimension wie bei uns (Schübeler). Bei Persund, einem Städtchen in der Nähe von Cap Lindernäs 58°, befinden sich nach Schübeler zwei Wallnußbäume, die 1857 72 Jahr alt waren, beide ungefähr von 40 Fuß Höhe und der eine von 4, der andere von 5 Fuß im Umfange. In Rosendal, an der Westküste im Bergen-Stift (60°), giebt es mehrere Wallnußbäume, unter welchen sich einer durch eine Höhe von 56 Fuß, bei der Dicke von 64 Fuß im Umfange (4 Fuß vom Erdboden an gemessen) auszeichnet. Der nördlichste, nicht blos Norwegens, sondern entschie- den der Erde, etwa 60—80 Fuß hoch, steht noch bei Drontheim. Diese nach Maßgabe der hohen Breite so außerordentlich günstigen klimatischen Verhältnisse Norwegens werden nun aber auch im Interesse der Cultur des Landes immer mehr benutzt. Einzelne thätige Männer, unter denen wir Herrn Schübeler, den Conservator der botanischen Abtheilung im botanischen Garten, vor allen zu nennen haben, tragen hierzu wesentlich bei. Nicht blos seine Mit- bürger haben von den, von ihm mit großer Umsicht mit den verschiedensten Obstsorten, Cerealien, Futter- und Gemüsepflanzen u. s. w. angestellten Versuchen die Ermittelung der für ihre Verhältnisse ersprießlichen Culturgewächse, sondern auch die Wissenschaft, insbesondere die vergleichende Klima- tologie, wichtige Ergebnisse zu erwarten. Die von ihm herausgegebenen Zeitschriften, von ihm ge- stifteten Garten-Bauvereine und Ausstellungen in verschiedenen Gegenden des Landes sind bei der überaus großen natürlichen Intelligenz und merkwürdigen Wißbegierde der Bewohner, der überall durch vortreffllich eingerichtete Unterrichts-Anstalten Vorschub geleistet wird, gewiß überaus geeignet, den von ihm angestrebten Zweck, Cultur des Landes zu befördern, zu erreichen. Alle diese Ver- eine und Ausstellungen finden dort, selbst im entlegenen Drontheim nicht ausgenommen, eine viel größere Theilnahme und ein viel allgemeineres Interesse in allen Schichten der Gesellschaft, als dies oft bei uns der Fall ist. Herr Schübeler hat mir eine wahrhaft großartige Sammlung von 450 Sä- mereien, worunter 70 Getreide-, 80 Mais- und eben so viel Erbsen- und Bohnensorten, in umfang- reichen Quantitäten von der ausgezeichnetsten Qualität übersendet; auch für uns von bedeutendem prak- tischem Interesse, insofern Versuche gezeigt haben, daß jene in kälteren Klimaten gewonnenen Sorten in unserem Klima ergebnißreichere Ernten liefern, als die gewöhnlich aus wärmeren Gegenden uns zugeführten Sämereien. Im Interesse des Landes habe ich mich veranlaßt gesehen, die größere Hälfte davon unserem Ministerium des Ackerbaues für die verschiedenen ökonomischen Lehranstalten zu übergeben; mit dem Reste sollen auch hier Kulturversuche angestellt werden, wozu sich mehrere achtungswerthe Beobachter bereit erklärt haben. Auf den von Herrn Schübeler veranlaßten Ausstel- lungen waren unter anderen 65 Aepfelsorten, worunter nach den neuesten, mir von ihm gegebenen Mittheilungen nach der Ansicht des berühmten Obstzüchter Lucas in Hohenheim, nicht weniger als 15 neue, Norwegen eigenthümliche, sich befanden, Durch Vermittelung unseres Mitbürgers, des Herrn Mehwald, dessen sehr empfehlenswerther Führer nach Norwegen *) viel dazu bei- tragen wird, dies Land immer bekannter zu machen, haben wir hier im vorigen Herbst eine An- zahl derselben zu bewundern Gelegenheit gehabt. Unser für die Pflege des einheimischen Obstbaues so thätiges Mitglied, Herr Director Dr. Fickert, hat bereits Einleitung getroffen, um sich von diesen ganz vortrefflichen Sorten Ableger zu verschaffen. Jedoch nicht blos dem Natur- forscher und Freunde landschaftlicher Schönheiten bietet Norwegen große und unerschöpfliche Reize dar, sondern auch das ‚Volk der Normannen, seine gesammten, so einfachen amtlichen, bür- gerlichen und häuslichen Verhältnisse gewähren den mannigfaltigsten Stoff zu interessanten Betrach- tungen. Wenn man erwägt, welche bedeutende Stelle es schon vor einem Jahrtausend einnahm, wie es von seiner Höhe in Folge innerer Kämpfe herunterstieg, dann die Beute der Nachbarländer wurde und Jahrhunderte lang nur für fremde Interessen sich bewegte, so muß man sich freuen, daß es sich jetzt im Besitze einer trefflichen Verfassung befindet, die seine Entwickelung im höchsten *) Nach Norwegen von Friedrich Mehwald. Leipzig, Verlag von Carl Lorck, 1858, 10 Sgr, 7 50 Grade befördert und ihm noch eine große Zukunft verspricht, zu der es vermöge der ihm innewoh- nenden Biederkeit, Intelligenz, Muth und Energie eben so berufen als berechtigt erscheint, Anmerkung. Hinsichtlich des Vorkommens fossiler Pflanzen, auf welche der Vortra- gende ebenfalls sein Augenmerk richtete, liefert Norwegen bis jetzt nur geringe, wenn auch in vieler Beziehung höchst interessante Ausbeute. Es gelang ihm, nach früheren, bei den Norwegischen Geologen selbst in Vergessenheit gerathenen Angaben Adolph Brongniart’s, den Chondrites antiquus auf einer der Inseln der herrlichen Fjords von Christiania, der Insel Linoe, wieder aufzufinden, ferner die als Pflanze noch bestrittene Alge, Dictyonema Hisingeri m., eine wahre Charakterpflanze der unteren silurischen Formation und Hauptquelle des Kohlenstoffs in dem schwarzen Thonschiefer, unter der Leitung Kjerulf’s in ihrem Fundorte zu sammeln und aus einer früheren Sammlung des hochverdienten Hausmann bei Idre und Sarnä, an der Grenze Norwegens und Schwedens, einen von ihm schon als Pflanze erkannten merkwürdigen organischen Rest als eine Sigillaria nachzuweisen, aus Gründen, die ich in der von mir im vorigen Jahre herausgegebenen fossilen Flora des Uebergangsgebirges oder der silurischen, devonischen und unteren Kohlenformation a. a. O. durch Beschreibung und Abbildung näher auseinandersetzte, in welchem Werke ich auch die Natur der Dietyonema näher beschrieb, und die bis jetzt noch nicht widerlegt worden sind. Steht jene Sigillaria auch vorläufig als Landpflanze in der unteren devonischen Formation allein, was ihr also als älteste Landpflanze ein besonderes Interesse verleiht, kann dies uns nicht bestimmen, sie für eine zufällige Bildung sogenannten Ripple marks zu erklären, wie jüngst von meinem Freunde Römer geschehen, wogegen die Form spricht, und ich darf wohl auch, ohne anmaßend zu erscheinen, hinzusetzen, die Resultate meiner Untersuchungen, die sich fast dreißig Jahre mit Sigillarien als Ein- und Ausgangspunkt beschäftigten. Das von Kjerulf in einem der Seen der Ringerige beobachtete Vorkommen von Bernstein dürfte vielleicht auf das Vor- handensein von tertiären Kohlenlagern schließen lassen, die freilich bis jetzt noch nicht entdeckt worden sind. Herr Prof. Dr. Ferdinand Cohn sprach am 28. November: Ueber Parthenogenesis. Die Parthenogenesis wird von Siebold als die Fähigkeit weiblicher Thiere, auch ohne Männchen entwickelungsfähige Eier zu legen, aufgefaßt, und bei den Schmetterlingen der Gattung Psyche, wo aus unbefruchteten Eiern stets Weibchen hervorgehen, so wie beim Seidenschmetterling, wo derglei- chen Eier sowohl Weibchen als Männchen liefern sollen, angenommen. Dagegen sollen die von der Bienenkönigin gelegten Eier zu Männchen (Drohnen) sich entwickeln, wenn sie nicht befruchtet sind, nach der Befruchtung dagegen zu Weibchen, resp. zu Arbeiterinnen (verkümmerten Weibchen). Leuckart hat die Parthenogenesis in mannigfaltigen Modificationen auch bei Hummeln, Wespen, Amei- sen, Schildläusen etc. angenommen. Dybowsky erklärt sich in einer im vorigen Jahre erschienenen Dissertation gegen Parthenogenesis, da ihm unbefruchtete Eier des Seidenschmelterlings niemals aus- krochen; die bei Hummeln und Bienen in vielen Fällen erwiesene Fruchtbarkeit der Arbeiterinnen und der von Männchen getrennten Weibchen glaubt derselbe als eine ungeschlechtliche (monogene) Fortpflanzung (innere Knospenbildung) auffassen zu dürfen. Für die Räderthiere hatte der Vortra- gende in früheren Untersuchungen ebenfalls Parthenogenesis angenommen und zu diesem Zweck neue Studien an einer in kugeligen Colonieen gesellschaftlich lebenden Art (Conochilus volvox) angestellt, die jedoch zu keinem entscheidenden Resultat führten. Es wurde zwar das Vorkommen von dreierlei Arten Eiern (männliche und weibliche Sommereier oder Wintereier), so wie die merkwürdige Organi- sation der kleinen, mund- und darmlosen, die Colonie umschwärmenden Männchen, endlich das Vor- handensein der Spermatozoiden in der Leibeshöhle der Weibchen nachgewiesen, ein Zusammenhang der letzteren mit einer der verschiedenen Arten der Eier aber nicht sicher erkannt. Auch im Pflanzenreich ist Parthenogenesis zuerst durch A. Braun angenommen worden, und 51 zwar vorzugsweise gestützt auf das Verhalten einer zweihäusigen Euphorbiacee aus Neuseeland, mit stechpalmähnlichen Blättern (Caelibogyne ibieifolia), deren weibliche, bisher ausschließlich in bota- nischen Gärten vorhandene Pflanzen seit dem Jahre 1829 in Kew, Berlin etc. alljährlich eine An- zahl keimfähiger Samen liefern, obwohl niemals männliche Blumen an ihnen beobachtet wurden. Radlkofer und Deeke zeigten, daß der Embryo im Innern der Samen sich ganz wie gewöhnlich ausbildet, ja daß sogar meist zwei oder mehrere Embryonen in einem Samen entstehen. Dieser Fall kann jedoch nicht mehr als Parthenogenesis aufgefaßt werden, nachdem es Karsten gelungen, in einzelnen weiblichen Blüthen eine versteckte Anthere zu beobachten, deren Pollen ohne Zweifel die Entstehung der Embryonen veranlaßt. Hiermit ist auch den Beobachtungen von Radlkofer, Naudin, Decaisne u. a. über Entstehung keimfähiger Samen bei Abschluß des Pollens auf weiblichen Pflanzen des Hanfs, des Bingelkrautes, des Spinats, der Datisca und anderer zweihäusiger Blüthen der Boden um so mehr entzogen, als schon Regel und Schenk durch genauere Versuche herausgestellt haben, daß bei diesen Angaben Irrthümer verschiedener Ayt unterlaufen. Da auch Wimmer und Wichura gefunden, daß weibliche Weiden ohne Zutritt des Blüthenstaubs niemals Samen hervorbringen, so läßt sich jetzt mit Bestimmt- heit aussprechen, daß im Reiche der phanerogamischen Gewächse keine Parthenogenesis stattfindet; ob dieselbe nicht auch für die Kryptogamen gänzlich zurückzuweisen ist, wird die Zukunft lehren. Herr Prof. Dr. Grube benutzte in der Sitzung am 16. Mai die Gelegenheit, der Gesellschaft Ein Paar lebende Exemplare von Phrynosoma cornutum zu zeigen, welche Herr Anders von Galveston herübergebracht hatte. Diese Eidechsen, welchen die Amerikaner wegen ihres auffallend flachen und verbreiterten Leibes, ihres kurzen Kopfes und ihrer harten Bekleidung den Namen Hornfrösche ertheilen und die zu den Erdagamen gehören, sind in neuerer Zeit öfters lebend nach Europa gekommen. Die vielen Stachelschuppen, namentlich die langen Stacheln, von denen sie jederseits auf dem Kopf eine ganze Reihe besitzen, und die sonderbare Körpergestalt geben ihnen ein unförmliches Ansehen, doch sind es ganz harmlose Thier- chen, die in den ersten Tagen ihres hiesigen Aufenthaltes immer nur zu schlafen schienen. Als wir sie jedoch einige Zeit darauf in ein größeres Behältniß und dieses in die Miltagssonne stellten, entwickelten sie eine große Lebendigkeit; wurden sie auf einen Gegenstand aufmerksam, so hoben sie den Schwanz und wendeten ihn hin und her, sie haschten auch sogar hin und wieder eine Fliege im Sprunge, verfielen aber wieder in ihren lethargischen Zustand, sobald die Sonne sie nicht mehr beschien; man konnte dann ihre Füße in die abweichendste Lage bringen, ohne daß sie einen Versuch machten, diese zu ändern. Derselbe trug in der Sitzung am 11. Juli im zoologischen Museum vor: Bemerkungen über die javanische Vogelfauna. Die neue Bereicherung unseres zoologischen Museums, durch welche Herr Dr. Bernstein, unser jetzt in Gadok auf Java lebender Landsmann, seine Anhänglichkeit und Dankbarkeit gegen die Hochschule, die ihn gebildet, an den Tag gelegt hat, giebt mir die angenehme Veranlassung, die naturhistorische Section der vaterländischen Gesellschaft in diese Räume einzuladen. Diese Berei- cherung besteht in einer Sammlung javanischer Vögel, denen auch einige Nester mit Eiern und einige Säugethiere beigefügt sind. Ich wünschte der Section eine Uebersicht dieser so fern hergekommenen Gäste zu verschaffen, ehe sie noch dem System gemäß in ihre Schränke vertheilt werden, habe in diese Aufstellung noch die schon früher vorhandenen, durch Herrn Ihne und einzelne Ankäufe dem Museum einverleibten Javaner aufgenommen, und erlaube mir als Commentar einige Bemerkun- gen über die Vogelwelt Java’s hinzuzufügen, wobei ich in Bezug auf die Familien und die nicht in unserer Sammlung vertretenen Formen den Bonaparte’schen Conspeetus avium zu Grunde lege. bil 52 Die javanische Vogelfauna, so wie die der Säugethiere und Reptilien dieser Insel stimmt in ihrem Charakter, wie dies schon Salomo Müller ausgesprochen hat, am meisten mit Borneo, Sumatra und Malacca überein, hat dagegen weniger mit Celebes und den Molucken gemein, die sich Australien anschließen. Java besitzt weder Beutelthiere noch Großfußhühner und den Casuar, die alle auf den Molucken vorkommen, und hat nur erst wenige Meliphagiden, dagegen noch Spechte und echte Hühner, Schuppenthiere, große Wiederkäner, riesige Pachydermen, Bären, Panther, Tiger und un- geschwänzte Affen. Von den 600 Vogelspecies, welche den großen und kleinen Sundainseln angehören, sollen nach Sal. Müller auf das mit Gebirgen und Urwäldern bedeckte, aber auch reich angebaute Java nahe an . 300 kommen; eine Zahl, die für eine so fruchtbare, unter den Tropen gelegene Insel von mehr als 2400 Quadratmeilen nicht eben sehr groß erscheint, wenn man sie mit der Fauna unseres mehr als 3 Mal so kleinen Schlesiens vergleicht, in welchem 284 bekannt sind, und welches freilich wegen seiner begünstigten Lage eine Menge Vögel auf dem Zuge sieht, die nicht weiter nach Westen vordringen; dennoch ist Java durch die Bemühungen Kuhl’s, Horsfield’s, Reinwardt’s und Anderer so genau durchforscht, daß, wenn auch einzelne Entdeckungen hinzukommen, eine merkliche Erhö- hung jener Zahl kaum zu erwarten ist. Ueberwiegend sind natürlich die Sing-, Schrei- und Klet- tervögel, zusammen etwa 196 Arten, von denen 94 bisher ausschließlich in Java gefunden sind, 52 auch auf Sumatra vorkommen, 30 Java und Borneo gemeinsam sind und etwa 24 auch auf Malacca leben. Bei einigen wenigen nur erstreckt sich der Verbreitungsbezirk bis China und bis zu den Philippinen, oder bis Bengalen und Ceylon. Um mit der Ordnung der Raubvögel anzufangen, so scheint diese auf Java nur sehr schwach vertreten; ich habe nicht mehr als 5 Nacht- und 4 Tagraubvögel ermitteln können, von welchen 1 ein echter Adler. Die Eulen sind alle nur klein oder von mittelmäßiger Größe. Geier finde ich nirgend erwähnt. Die Sing-, Schrei- und Klettervögel machen 3 der ganzen Vogelfauna aus; im Verhältniß zur europäischen zeigt sich die Menge der letzteren beiden merklich größer, sie ist es auch gegenüber den javanischen Oseines und beträgt mehr als die Hälfte derselben. Ueberhaupt giebt es wenige Singvögel mit angenehmer Stimme, und keine, die es im Gesange mit den unsrigen aufnehmen könnten: Brachypteryz montana, Dicrourus cineraceus und Copsychus mindanensis aus den Familien der Pittiden, Edoliiden und Turdiden nehmen unter den javanischen schon eine hohe Stelle ein. Außer den 14 Familien, welche Amerika ausschließlich besitzt, den 5 blos afrikanischen und den 4 blos australischen vermissen wir nur eine und merkwürdigerweise eine sehr verbreitete: die finkenartigen Vögel; doch hat man, wie mir Herr Dr. Bernstein schreibt, im Anfang dieses Jahrhunderts unseren Feldsperling (Passer montanus) dort eingeführt, und dieser hat sich auch vollkom- men acclimatisirt und längs der großen von Batavia aus führenden Poststraße durch die Insel ver- breitet. Ein ähnlicher Versuch mit eigentlichen Finken und Nachtigallen ist fehlgeschlagen; sie sind alle ausgestorben. An Stelle der Finken und Ammern treten hier die dickschnäbeligen Ploceiden auf; niedliche, zwar nicht immer lebhafter, aber harmonischer gefärbte Vögelchen, die auch bei uns schon vielfach als Stubenvögelchen Eingang gefunden haben (Munia oryzivora, maja, Estrelda amandava u. a.). In Bezug auf Artenreichthum nehmen die erste Stelle die sänger- und drosselartigen Vögel (Turdidae Bp.) ein, obschon ihre Zahl sich noch nicht ganz so hoch als in unseren Ge- genden beläuft. Ihr meistens sehr bescheidenes, höchstens an einzelnen Stellen lebhafteres Feder- kleid zieht nicht eben unsere Aufmerksamkeit auf sich, wohl aber verdienen einige an die Rohrsänger sich anschließende Arten wegen ihres kunstvollen Nestbaues unsere lebhafte Bewunderung. Prinia familiaris und Orthotomus sepium durchbohren nach Art der indischen Schneidervögel Blätter mit ihrem spitzen Schnabel, und wissen sie durch Pflanzenwollfäden, die sie mit ihrem klebrigen Spei- chel überzogen, so fest zu verbinden, daß sie einen kleinen Napf bilden. Unter den eigentlichen 53 Drosseln giebt es keine mit gefleckter Brust, sondern nur eine Amsel (Turdus fumidus), die, da sie bloß auf den höchsten Bergen vorkommt, zu den Seltenheiten zu rechnen ist. Die meisten Vögel jener Familie gehören aber zur Gruppe der uns gänzlich fehlenden Ixodinen. Auf die Turti- den folgen der Zahl der Arten nach die Familien der Kukuke und Spechte, dann die Familien der Honigvögel (Ciunyridae), der Maluriden und der Edoliiden, welche letztere drei be- kanntlich alle nur tropischen Gegenden eigenthümlich sind. Von den Kukuken i. m. S. giebt es nicht weniger als 19, von den Spechten 14 Species, während Europa nur 8 Spechte und 2 Kukuke besitzt. Die javanischen Spechte ähneln zum Theil den unseren, wie denn der Picus analis ganz den P. minor wiederholt, aber viele sind noch bunter, als selbst unser Grünspecht, indem die Unter- seite fein bandirt, die Flügel hochroth gefärbt werden, wie bei den schönen Venilien (V. punicea) ; auch eine dreizehige Art fehlt nicht (Tiga tridaetyla). Von den Kukuken zeichnen sich mehrere durch ein dunkles metallisch-schimmerndes Kleid und starke gekrümmte Schnäbel aus (Phoenicophaeus viridi-rufus, Endynamis australis), andere durch den spornförmig verlängerten Daumennagel (Cen- tropus medius, affinis); merkwürdig bei diesen javanischen Spornkukuken ist, daß nur ein aus- gebildeter Testikel existirt. Unter den Edoliiden will ich nur den schwarz und rothen Pericrocotus miniaceus und die im männlichen Geschlecht prächtige glänzend azurblan und schwarz gefärbte Irena puella hervorheben — das Weibchen hat ein trübes Grünblau —, so wie die schwarze me- tallisch-schimmernde Bhringa remifera, deren äußere beiden Schwanzfedern drahtartig verlängert und nur am Ende mit einem Fähnchen geziert sind; des sanft llötenden Dierourus cineraceus ist schon oben gedacht worden. Bei den Honigvögeln muß ich wiederum auf den überaus kunst- vollen Nestbau aufmerksam machen; das Nest hat meistens eine birn- oder halbeiförmige Gestalt und besteht aus den zartesten Materialien, Knospenschuppen, Rindenblättchen, Flechten, Pflanzenwolle und Raupengespinnst. Aber auch an sich bilden viele dieser niedlichen feinschnäbeligen Vögelchen wegen des Glanzes und der Farbenpracht ihres Gefieders eine wahre Zierde der javanischen Fauna. In diesen Beziehungen vertreten sie hier die Stelle der Colibri’s, mit denen sie von Laien auch so häufig verwechselt werden. Zu den schönsten ohne Zweifel sind Cinnyris pectoralis und Nectarinia siparaja und Kuhlü zu rechnen. Kleiner ist die Zahl der Laniaden, Musecicapiden, Pittiden und Sturniden; Lanius Schah zeigt nach Bernstein’s Mittheilungen in seiner Lebensweise die größte Aehnlichkeit mit unse- rem rothrückigen Würger (C. collurio) und treibt sich mit Leueocerca javanica (einer Muscicapide) in den Hecken und Gebüschen, wie die ersterwähnten Dierouren in den Gehölzen und Gärten der Dörfer herum; sie gehören mit Oriolus Horsfieldi, Megalurus polychrous, Ixos chrysorrhoeos und Hirundo javanica zur Staffage solcher Landschaften in Java; liegen die Ortschaften höher hinauf im Gebirge, so tritt in ähnlicher Weise Cyornis banyuma, ebenfalls ein Fliegenfänger, auf. Unter den staarartigen Vögeln Java’s befindet sich einer (Gracula javanensis), der durch seine Fä- higkeit, die menschliche Stimme nachzuahmen, eine Berühmtheit erlangt hat; ein im zoologischen Garten von Amsterdam gehaltenes Exemplar dieser Gracula soll mit der größten Deutlichkeit hol- ländische, englische und malaiische Wörter und Phrasen sprechen; ein anderer (Lamprotornis cantor) zeichnet sich im männlichen Geschlecht durch den lebhaften schwarzgrünen Schiller seines ganzen Körpergefieders aus, während Flügel und Schwanz mattschwarz sind. Noch viel schönere Repräsen- tanten haben die Pittiden aufzuweisen (Arranga eyanea, Pitta eyanura), wenn diese auch nicht mit ihren Verwandten in Sumatra, Borneo und Celebes wetteifern können; von den Pinselzünglern (Meliphagiden) besitzt Java die hellgrünen, schwarzkehligen Phylornis cochinchinensis und Sonne- rati; von den weichgefiederten Trogons Harpactes Reinwardtü und oreskios, von den trägen, oft greller gefärbten Bartvögeln Megalaema rosea und armillaris, von den Eisvögeln den köstli- chen Haleyon omnicolor und den viel lauteren und lebendigeren AH. chlorocephalus, anderer Re- präsentanten nicht zu gedenken, lauter Zierden unserer Museen. Papageien scheinen eben nicht viele in Java vorzukommen; einer der verbreitetsten ist Palaeornis ponticerianus. Unter den Hähern 54 fällt durch ihren hohen Federbusch die schwarze mit zwei weißen Halsflecken gezierte Zophoeitta galericeulata und die blaßblaue Kitta thalassina in’s Auge, und unter den Nashornvögeln, die zu den ansehnlichsten Vogelgestalten dieser Insel gehören, giebt es einen (Duceros lunatus), der an Größe dem sumatranischen 3. rhinoceros nicht nachsteht. Die kleinen Familien der Orioliden und Cin- cliden sind jede durch 3 Species vertreten; eine sehr eigenthümliche Gattung der letzteren sind die vom Habitus unserer Wasseramsel so abweichenden und vielmehr an die Bachstelzen erinnernden Enicurus; auch die ausschließlich der Fauna der Sundainseln, Indiens und Australiens zugewiesenen Artamiden und Eurylaemiden fehlen nicht, existiren aber nur in einer Art. Ebenso giebt es von fast allen übrigen Familien in Java nur ein oder zwei Arten; so finden wir dort nur eine Meise (Parus atriceps) und eine Lerche (Mirafra javanica), während Schlesien 5 Lerchen- und 9 Meisenarten aufzuweisen hat. Von den 3 Caprimulgiden zeigt der merkwürdige Batrachostomus javanicus, den Cabanis wegen der ungezähnelten Mittelkralle und wegen der fehlenden Bindehaut ganz aus dieser Familie entfernen will, einen Schnabel, dessen Breite am Grunde viel ansehnlicher ist als seine Länge. Eine besondere Beachtung verdienen noch die Salanganen, Schwalben, welche Malacca und den Sundainseln angehören und bis nach den Sechellen und Philippinen gehen, und trotz der mit den eigentlichen Schwalben übereinstimmenden Fußbildung im Ganzen doch mehr mit den Mauer- schwalben gemein haben, die Verfertiger der „‚eßbaren Schwalbennester“. Bei den mancherlei sich widersprechenden Hypothesen über das weiße durchscheinende Material, aus welchem dieselben theilweise oder ganz bestehen, war es sehr wünschenswerth, diese interesante Frage durch directe Beobachtungen entschieden zu sehen. Während namentlich durch Meyen die Meinung verbreitet war, daß diese Vögel eßbare Algen (Sphaerococcus cartilagineus) verschluckten, sie, nachdem sie in ihrem Magen in eine Gallerte verwandelt seien, wiederausbrächen und so zum Nestbau verwendeten, während andere annahmen, daß dazu der eingetrocknete Saft eines Baumes gebraucht würde, hat Herr Dr. Bernstein sich davon überzeugt, daß jene Masse nichts als das erhärtete Secret der Spei- cheldrüsen und zwar der Glandulae sublinguales ist, welche zur Zeit des Nestbaues, aber auch nur dann, einen enormen Umfang gewinnen und eine erstaunliche Thätigkeit entwickeln. Dieser Speichel ist zähe, so daß er sich leicht in Fäden ziehen läßt, klebrig, wird bald fest und dient bei Collo- calia fueiphaga nur zur Verbindung von Pflanzenstengelchen, ist aber bei ©. nidifica Lath. dasjenige Material, aus dem auschließlich das ganze Nest besteht. Letztere ist, da sie blos in großen dunklen Felsen- höhlen brütet, sehr viel schwerer zu beobachten als €. fueiphaga, die in der Localität nicht so wählerisch, auch an überhängenden Felsen und selbst in Batavia ihre Nester baut. Indem nun Bernstein die ©. fuei- phaga bei dieser Arbeit belauschte, beobachtete er, wie der Vogel seinen Speichel an eine Wand brachte, sich nur wenige Schritte entfernte, nicht um Nestmaterial zu holen, sondern vermuthlich, um neue Flüssigkeit in den Speicheldrüsen sich sammeln zu lassen, sogleich dann zurückkehrte, sein Werk fortsetzte und dies wohl 10 bis 20 Mal hinter einander wiederholte, bis eine halbkreis- oder hufeisenförmige Grund- anlage für das Nestchen fertig war. Bestände die Nestwand aus umgewandelter Blattsubstanz, so müßten bei mikroskopischer Untersuchung Zellen darin nachweisbar sein, was Niemand bisher gelun- gen ist. Bernstein halte seine Aufmerksamkeit auch auf den Mageninhalt der Salanganen gerichtet, aber immer nur Ueberreste von Insecten in ihm gefunden. n In den Handel kommen wohl nur die Nester der ©. nidifca; sie sollen nach Schubrand we- nigstens zu Karang-Bolong an der Südküste von Java 3 Mal jährlich gesammelt werden, im Sep- tember, im November oder December und im Februar, und der Regierung eine Einnahme von einigen Millionen verschaffen. Die ganz weißen, von Federn reinen, diejenigen, in welchen wahrscheinlich noch gar nicht gebrütet ist, stehen am höchsten im Preise und werden das Kattie (elwas über I Pfund des alten Amsterdamer Gewichts) mit 70—80 holländischen Gulden bezahlt. Merkwürdig wegen ihres Nestbaues ist auch eine andere javanische Schwalbe (Dendrochelidon Klecho), die ebenfalls zu den Cypseliden gehört, obschon sie zum Klettern und Anklammern wenig geschickt ist. Sie 55 nistet, wie dies bei keiner Schwalbe sonst beobachtet wird, hoch oben in den Bäumen, indem sie ihr Nest seitlich an einen Ast befestigt, und dieses Nesichen, bei welchem ebenfalls der Speichel des Vogels das Bindematerial abgiebt, ist so klein, daß es nur 1 Ei aufnimmt und der Vogel beim Brüten zum größten Theil auf dem Aste selber liegen muß. Wenden wir uns zu den hühnerarligen Vögeln, so spielen hier die Tauben die erste Rolle. Von den 258 Arten dieser Familien kommt fast -'; auf Java vor; darunter auch die riesige Kron- taube (Goura coronata) und die goldiggrün glänzende Carpophaga aenea. Von den kleineren iragen mehrere ein sehr auffallendes, hellgrünes Kleid mit lilla- oder noch dunkler rothen und wei- Ben oder mit gelben Partieen (so Lamprotreron porphyrea, Jotreron melanocephala, Osmotreron vernans u. a.). Waldhühner (Tetrao) giebt es in dieser Fauna nicht, wohl aber Feldhühner (Fran- colinus javanicus, Perdix personatus), die dreizehige Ortygis pugnax und eigentliche Hühner. Die Stammrace unseres Huhnes (Gallus Bankiva) ist dort wie in Sumatra und Borneo heimisch, und der @. furcatus kommt in Java ausschließlich vor. Ebenso besitzt Java einen nur ihm eigenthüm- lichen Pfau, den ährenhaubigen Pfau (Pavo spieifer oder muticus), von dem wir auch in unserem Museum ein herrliches Exemplar haben; so ähnlich dieser Bewohner der javanischen Wälder auf den ersten Anblick seinem indischen Verwandten scheinen mag, unterscheiden ihn doch bei näherer Be- trachlung sogleich die dunkelgrüne Färbung auf dem oberen Theil der Flügel, das Vorkommen der mit Augen gezierten Federn auch an Hals und Brust und die vom Grund an mit einer schmalen Fahne versehenen Federn des Kopfbusches, während diese beim gemeinen Pfau am ‚Ende plötzlich verbreitert sind. Weniger möchte ich auf die Sumpf- und Schwimmvögel eingehen, da unsere Sammlung an beiden, besonders aber an: letzteren, arm ist, unter ihnen auch nicht so interessante und auffallende Formen vorkommen, als unter den bis jetzt besprochenen; doch kann ich nicht umhin, auf einige ausgezeichnetere unter den ersigenannten aufmerksam zu machen, so auf den weißhalsigen schwar- zen Storch (Ciconia leucocephala), auf Porphyrio melanotus und smaragdinus und Parra aenea, deren enormer Spornnagel der Hinterzehe nicht weniger als 2% Zoll mißt. Von Schwimmvögeln kommt in Java eine Dendrocygna vor (D. arcuata). Derselbe berichtete in der Sitzung am 14. November: Ueber das Reichsmuseum der Naturgeschichte in Leiden und die zoologischen Gärten in Amsterdam und Rotterdam. Unter den naturwissenschaftlichen- Instituten Hollands nehmen nicht nur für den Zoologen von Fach, sondern auch für jeden Gebildeten das zoologische Museum in Leiden und die zoologischen Gärten in Amsterdam und Rotterdam eine hervorragende Stelle ein. Jenes bildet einen Theil des Reichsmuseums, derjenigen Anstalt, welche zwar nicht ausschließlich — denn auch Utrecht und Grö- ningen haben ihre naturhistorischen Museen — aber doch vorzugsweise dazu bestimmt ist, die nach Holland wandernden Schätze der drei Naturreiche in sich aufzunehmen, und ist in einem großartigen, zwei Höfe umschließenden Gebäude aufgestellt, welches eben so lichtvolle als geräumige Lokalitäten darbietet. Die unteren beiden Stockwerke enthalten die ausgestopften und in Weingeist aufbewahr- ten Thiere, die Conchylien, Corallen und die entomologische Sammlung, das oberste die Reihen der Thierskelete, welche an Reichhaltigkeit mit jenen wetteifern und durch ihre unmittelbare Nachbarschaft dem Zoologen für seine Studien große Vortheile gewähren. In allen Thierklassen sieht man Selten- heiten ersten Ranges, aber eben so sehr setzt die Menge des vorhandenen Materials in Erstaunen, wodurch, wenn eine so zweckmäßige Aufstellung hinzukommt, der Charakter der einzelnen Gruppen in jeder Klasse ungemein hervortritt. Ganz besonders hat man hier Gelegenheit, die Faunen derje- nigen Gebiete genauer kennen zu lernen, in denen sich die niederländischen Kolonieen befinden oder mit denen der hiesige Handelsverkehr besonders befestigt ist, die japanische Fauna, die Thierwelt 56 Java’s und der anderen Sundainseln und Molucken, eines Theils von Neuholland, Guinea’s und Suri- nam’s. Wer kann diese langen Säle durchwandeln, ohne an die Reihen von Forschungen zu denken die, in ihnen angestellt, den Gesichtskreis der Wissenschaft so sehr erweitert haben, ohne an die bewundernswürdige Ausdauer unter allen Entbehrungen, Mühen und Gefahren des Klima’s zu denken, mit welchen ein Kuhl, ein van Hasselt und Siebold diese Schätze zusammengebracht, und an den Fleiß und Scharfsinn, mit welchem die an dem Reichsmuseum beschäftigten Gelehrten das Ganze mit systematischer Ordnung durchdrungen haben! Und mit welcher Liberalität wird dem Fachgenossen der Zutritt zu diesen Schätzen und ihre Benutzung gestattet! Die Direction des Reichsmuseums nimmt so sehr alle Kraft eines Mannes in Anspruch, daß die Regierung es nunmehr für das Zweckmäßigste gehalten hat, diese Anstalt von der Hochschule, und die Professur der Zoologie und vergleichenden Anatomie von der Verwaltung des Reichsmuseums vollständig zu trennen. Jene ist in den Händen des unter anderen durch sein vortreffliches Hand- buch der Zoologie in den weitesten Kreisen bekannten Herrn van der Hoeven, diese in den Händen Schlegel’s, den mehr als zwanzigjähriges Arbeiten an der Sammlung, große Umsicht und Talent für’s Praktische grade zur Bekleidung einer solchen Stelle besonders wünschenswerth gemacht haben. Die zoologischen Gärten, welche jetzt in so vielen Städten auftauchen, kann man nicht gerade eine Erfindung der heutigen Zeit, wohl aber ein Lieblingskind derselben nennen. Das Interesse an der Beobachtung ungewöhnlicher, besonders fremder lebender Thiere finden wir schon im Alterthum bei den Römern, wenn gleich in einem sehr beschränkten Gesichtskreise ausgeprägt. Sie weideten ihr Auge an den Kämpfen der wilden Thiere und an dem Muth, der Kraft und Gewandtheit des Menschen ihnen gegenüber, ergötzten sich doch aber nebenher auch an den Leistungen wohl abge- richteter Exemplare. Nie mehr sind solche Massen wilder Thiere nach Europa gekommen; sollen doch bei den Augusteischen Spielen allein 3500 Panther und Löwen getödtet worden sein, und viele Jahrhunderte mußten vergehen, ehe wiederum Giraffen und Nilpferde zu uns gebracht wurden. Im Mittelalter wichen die Kampfspiele der Jagd. Die Fürsten und großen Herren legten sich ihre Thier- gärten an, hauptsächlich freilich für einheimische Thiere, doch wurden darin auch wohl einzelne fremde Gäste gehegt. Solcher Thiergärten wird schon zu Carl’s des Großen Zeiten in Deutschland gedacht. Die Hochmeister des deutschen Ordens besaßen zwei Thiergärten, einen zwischen Marien- burg und Elbing, den anderen bei Stuhm; auch Königsberg hatte seinen „Hetzgarten“, in welchem Auer, Elen, Bären und andere der damaligen Waldbewohner gehalten wurden. Die Jagd endlich machte wiederum einer friedlicheren Richtung Platz, dem Vergnügen an der bloßen Beobachtung der Thiere in möglichst großen Räumen, und wem kam diese Beobachtung mehr zu Gute als der Wis- senschaft. So wurde in Paris der Jardin du roi, der spätere Jardin de plantes schon 1794 zu- gleich zur Aufnahme lebender Thiere eingerichtet und ist das Muster für alle Anstalten dieser Art geworden, deren Emporblühen unser Zeitalter jedenfalls besonders begünstigt. London (1826) und Amsterdam (1838) waren die nächsten, die dem Beispiel von Paris folgten, aber während das pariser Institut von der Regierung ausgegangen ist und noch fortwährend unter ihrer Leitung steht, haben sich in London und Amsterdam, wie in unserer Capitale Privatgesellschaften gebildet, um durch ge- meinsame Beiträge dergleichen Institute in’s Leben zu rufen und zu erhalten, und dadurch eben sowohl die Mittel für die wissenschaftlichen Beobachtungen zu vermehren, als dem übrigen Publikum eine angenehme und zugleich lehrreiche Unterhaltung zu gewähren. Hierin stimmen auch die übrigen zoologischen Gärten überein, aber in der Regel tritt bei dem einen mehr das eine, bei dem anderen das andere Interesse in den Vordergrund. Von dem Rotterdamer Thiergarten gilt das Letziere, von dem Amsterdamer Beides. Der Amsterdamer ist zugleich, da nur Mitglieder und Fremde jederzeit Zutritt haben und der Jahresbeitrag 25 holländische Gulden (etwa 12 Thaler) beträgt, vorzugsweise der wohlhabenderen und gebildeteren Gesellschaft zugänglich; den Unbemittelteren ist er blos wäh- rend einiger Wochen im Herbste und dann für eine Kleinigkeit geöffnet. Die Amsterdamer Gesell- schaft, die nach ihrem Wahlspruch: Natura artis magistra, wie ihr Garten schlechtweg „Artis“ 57 genannt zu werden pflegt, besteht bereits 22 Jahre und zählt gegenwärtig 3400 Mitglieder. Wollen wir einmal nach ‚„Artis‘“ gehen und dort eine Rundschau halten: Der Garten selbst ist keinesweges überaus groß, — denn das Territorium in Amsterdam wird theuer bezahlt, und der Ankauf dieses Platzes mit Inbegriff der früher auf ihm befindlichen kleinen Gebäude hat nicht weniger als 300,000 Gulden gekostet, — aber er ist so angelegt und die Thier- gehege so hübsch durch Gebüsch und andere, zum Theil sehr kostbare und seltene Pflanzen umklei- det oder versteckt, daß er größer zu sein scheint, als er wirklich ist. Zur Unterbringung der Thiere dienen theils Gehege mit Ställen oder niedlichen Häuschen, theils Käfige und Behälter in eigenen, sehr ansehnlichen Gallerieen und Gebäuden, in denen ein Werth von nicht weniger als 290,000 Gulden steckt. Außerdem enthält der Garten noch ein kleines Gebäude für die zur Nahrung der Thiere erforderlichen Vorräthe, in dem zugleich die Portionen abgewogen werden, das saftigste Fleisch für die Raubthiere, — ein anderes Häuschen für die Bibliothek und für die Insectensammlung; es kommt ferner hinzu ein sehr stattliches Gebäude, das theils zur Aufstellung der ausgestopften Thiere und der übrigen der Gesellschaft gehörenden zoologischen Sammlungen, theils zum Versammlungs- und Concertlokal für das Publicum eingerichtet ist, und wie alle anderen größeren Gebäude in Amsterdam auf einem Rost von Masten ruht, sein Bau allein hat 150,000 Gulden gekostet. Doch gehen wir zu den lebenden Thieren selbst über. Unter den Vögeln ziehen besonders die großen Raubvögel (na- mentlich Vultur auricularius, tenuirostris, Sarcorrhamphus yryphus, S. papa und Gypohierax ango- lensis), die Papageien, die Hühner und Tauben und die Laufvögel den Blick auf sich; wir finden hier nicht nur die gewöhnlichen Strauße und Casuare, sondern auch eine ganz neu entdeckte sehr seltene Species von Casuar (Casuarius uniappendiculatus), welche nur einen Kehllappen trägt; unter den 22 Arten Tauben die gigantischen Kronentauben (Goura), die schon länger bekannte G. coronata, die auch unsere Sammlung besitzt, und die seltene @. Victoria aus Ceram, bei der die Federn des Kopf- fächers in Paletten auslaufen; unter den Hühnern den wilden Pfau von Java, die australische Ta- legalla Lathami mit rothem Kopf und gelbem Kehllappen, Urax Mitu und 4 Arten von Craz, Südamerikaner, die durch ihre dunkele Färbung und die Haube von gekräuselten Federn auffallen. Die Papageien sind durch 76 Arten vertreten, von denen manche, wie der indigoblaue Ara mit orangegelben Augenkreisen (Anodorrhynchus hyaeinthinus) und der schwarze Kakadu von Neuguinea (Miceroglossus aterrimus) selbst den meisten Museen fehlen. Aber auch die Abtheilungen der Sper- lingsvögel, der Sumpf- und Schwimmvögel enthalten gar manche ungewöhnliche Arten, wie Cyano- corax Geoffroyi aus Californien und Gymnorrhina tibicea, Dicholophus eristatus, Psophias erepi- tans, Grus australasiana, Cereopsis novae Hollandiae und Dendrocygna autumnalis. In der Reihe der Säugethiere sind weniger zahlreich die Affen und die Nager vertreten; zu den ungewöhnlichen Affen gehören der schwarze Pavian von Celebes und Ateles ater. Dagegen nehmen die Bären durch die ansehnliche Zahl ihrer Arten unsere Aufmerksamkeit in Anspruch; wir finden hier außer dem Eis- und den gemeinen Bären, für die aber nicht wie in anderen Gärten eine Grube mit einem Baum zum Klettern eingerichtet ist, den durch die Verlängerung seiner Nase und die große Beweglichkeit seiner Lippe interessanten Ursus labiatus, den U. americanus, den U. ornatus von den Anden und die beiden den Sundainseln angehörigen Arten. Prächtig ist die Gallerie großer Katzen und Hyänen, in welcher man mit besonderer Aufmerksamkeit für die Reinhaltung der Käfige und für die möglichst freie Bewegung ihrer Bewohner gesorgt hat, während mannigfaltige Antilopen und Hirsche, von denen die Mehrzahl Asien und besonders der Fauna der Sundainseln angehört, im Freien umherspazieren, Unter ihnen hebe ich nur das indische Reh (Cervus muntjac), den japanischen €. sika, den kurz- beinigen €. poreinus und den stattlichen ©. equinus und €. Aristotelis hervor. In neuerer Zeit ist öfters der Yak, der Büffel mit dem Pferdeschweif, der die tibetanischen Hochgebirge bevölkert, lebend nach Europa gekommen; auch von diesen besitzt der amsterdamer Garten ein gewaltiges Exemplar. Die beiden Giraffen und die beiden Elephanten, von denen der eine, ein Sumatraner, eine neue, zwischen dem indischen und afrikanischen in der Mitte stehende Art repräsentirt, ziehen j 8 58 immer eine Menge Zuschauer an, am meisten aber strömt alles zu den neuesten Ankömmlingen der Dickhäuter, zwei noch jungen Nilpferden, die, mehr in und unter dem Wasser ihres erwärmten Bassins als draußen befindlich, gewöhnlich nur auf Augenblicke emportauchen. Man will ihnen ein noch beque- meres Haus als das jetzige bauen. Und wer möchte den Garten verlassen, ohne wenigstens noch einen Blick auf das wilde Schaf von Sardinien (Ovis Musimon) und auf den seltsamen Potamochoe- rus penicillatus, ein afrikanisches braun und weißbuntes Schwein mit langen Ohrpinseln, geworfen, und einige Zeit bei dem Faulthier (Choloepus didaetylus), den 18 erst vor Kurzem hier zur Welt gekommenen Jungen der Boa constrictor und den beiden Riesensalamandern verweilt zu haben, deren größerer schon 30 Jahre in Europa lebt und eine Länge von 34 Fuß erreicht hat. Sie werden - mit lebenden Fischen gefüttert, von denen sie dann und wann einen zu sich nehmen, halten sich sehr ruhig und liegen oft lange Zeit ganz unbeweglich unter Wasser, indem sie nur Luftblasen durch die Nase ausstoßen. Die sehr kurzen Füße des plattgedrückten Körpers, an dessen Seite eine Hautfalte herabläuft, sind horizontal ausgestreckt und werden so auch bewegt. Die ganze Oberfläche des dunkelbraunen fleckigen Körpers ist schlüpfrig, mit Schleim überzogen, den Augen fehlen die Lider! Kein Thier hat größere Blutkörperchen als diese Amphibie, denn sie messen z!; Millimeter und sind noch breiter als bei den eigentlichen Salamandern, von denen sie van der Hoeven, da überdies auch die Skelettbildung der Extremitäten abweicht, generisch getrennt hat (Uryptobranchus japoni- eus). Im Ganzen besitzt das Institut 120 Arten Säugethiere, 327 Arten Vögel und 27 Arten Rep- tilien. Ihre Unterhaltung kostet jährlich 22,000 Fl. (12,467 Thlr.), und wie viel verlangt nicht der Unterhalt der Gebäude, die Besoldung der Thierwärter und Arbeitsleute, und der Ankauf der neuen Thiere, obschon die Menge der Geschenke eine sehr beträchtliche ist! Dies alles eingerichtet und so erhalten zu haben, ist vorzugsweise das Verdienst eines Mannes, des Herrn G. F. Westermann, der, dieser Aufgabe alle Kräfte widmend, in der bereitwilligen Unterstützung seiner Mitvorsteher, des Herrn Professor Vrolick, des Naturalienhändler Frank und anderer fachkundiger Männer und in der allgemeinen Anerkennung seiner Verdienste Ermuthigung und Belohnung findet *). Was Westermann für den Amsterdamer Garten, das ist Herr Martin für den freilich kaum erst in’s Leben getretenen Rotterdamer, der, für sein Alter auch schon außerordentlich reich, Manches be- sitzt, was jenem gegenwärtig nicht zu Gebote steht. So fand ich dort eine Phalangista und zwei Orangs, von denen der eine schon 6jährig; sie waren sehr träge und saßen, obschon man ihnen einen kleinen Hund, an den sie sich von der Ueberfahrt her gewöhnt, als Spielgefährten gelassen hatte, ganz melancholisch da. Ein prächtiger afrikanischer Strauß war zu allerlei sellsamen Bewe- gungen dressirt. Uebrigens hat sich auch dieser Garten schon einen Riesensalamander aus Japan zu verschaffen gewußt, und derselbe Eifer, dieselbe Umsicht und Sorge für die Pflege der Thierwelt wird auch hier ohne Zweifel dieselben günstigen Resultate erzielen, wenn auch die Rotterdamer Ge- sellschaft noch nicht ihre 3400 Mitglieder zählt. Was aber Amsterdam voraus hat, das ist die durchaus wissenschaftliche Anlage des ganzen Planes, die mit dem Garten verbundene Bibliothek und das zoologische Museum, das in leider nur zu sehr dem Licht ausgesetzten Räumen schon von Säu- *) Eine genauere Einsicht in die Kosten dieser grossartigen Unternehmung wird man aus folgenden Daten gewinnen. Die jährlich zu verzinsende Schuld beträgt, wenn man zu den oben genannten Posten noch 25,000 Fl. für die Anlage der Pflanzungen rechnet, 765,000 Fl. oder 433,500 Thlr. preuss.; zur Verzinsung jenes Capitals werden jährlich 33,000 Fl. gebraucht, zur Tilgung der Anleihen 22,000 bis 24,000 Fl., Gehalt von 12 Thierwär- tern 4,400 Fl., Lohn für Zimmerleute und andere Arbeiter, Gärtner und Diener 5,300 Fl., für Ankauf von neuem Terrain 15,000 Fl., für die Fütterung der Thiere 22,000 Fl., Abgaben an den Staat 4000 Fl.; dazu kommen die Ausgaben für die Unterhaltung der Gebäude und Einrichtungen, kleinere Bauten, Besoldung von Beamten und Ankauf von Thieren. — Der grösste Theil dieser Ausgaben wird gedeckt durch die Beiträge der Mitglieder, aber auch aus dem Eintrittsgelde, das die Fremden zahlen (75 Cents oder 122 Sgr.), summiren sich 30,000 Fl., und die Pacht der Restauration in dem Versammlungslokal beträgt 7000 Fl.; im Ganzen wird die jährliche Einnahme zu 132,000 Fl. veranschlagt. 59 gethieren 400, von Vögeln 1400 Arten enthält; der prächtigen Schalthiere und Korallen nicht zu gedenken. Indem dies alles zugleich benutzt werden kann, ist dieses Institut in der That für die Zoologie eine Nachahmung des Jardin des plantes, und wo die Sammlungen des Institutes nicht ausreichen, da setzt man sich auf die Eisenbahn und fährt in noch nicht anderthalb Stunden nach Leiden, wo ein noch stattlicherer Tempel der Wissenschaft mit gleicher Bereitwilligkeit geöffnet wird. Was aber die zoologischen Gärten selbst betrifft, so giebt es keine Stelle von Europa, auf der sich so viele zusammendrängten, als hier in Holland und in Belgien; denn wiederum nur wenige Stunden von Rotterdam und man tritt in die Gärten von Antwerpen, von Gent, von Brüssel, und an diese reiht sich in unserem Vaterlande das neu entstandene Institut ‘von Köln, das ebenfalls den erfreu- lichsten Aufschwung nehmen soll. Derselbe sprach am 19. December: Ueber einige neue oder weniger bekannte Schnecken des adriatischen Meeres, aus der Abtheilung der Infero-, Pectini- und Gymnobranchien, die er auf seiner Excursion nach Cherso gesammelt hatte. Eine der ersigenannten ist eine T'ylodina. Diese Gattung zeigt auf den ersten Anblick große Aehnlichkeit mit einer Umbrella, unterscheidet sich jedoch durch das Vorhandensein eines zweiten Fühlerpaares, durch die nur auf die rechte Flanke beschränkte Anheftung der Kieme und ein anderes Verhalten der Genitalöffnung, während die Spitze der Schale nicht nach links hinüber- rückt, sondern ziemlich in der Mittellinie liegt, auch noch weniger als bei Umbrella hervorragt; vielleicht ist es die Tylodina eitrina Joannis, von der für jetzt dem Vortragenden keine ausführliche Be- schreibung zu Gebote steht. Eine zweite muß zur Gattung Marsenia oder Coriocella gebracht werden. Dieses Thier hat ganz das Ansehen eines Pleurobranchus, die dünne, im hochgewölbten Rücken eingeschlossene Schale und die tiefe Rinne, welche ringsum Rücken- und Bauchtheil aus- einanderhält; allein die Kieme befindet sich in dieser Rinne nicht auf der rechten Seite, sondern ganz vorn im Nacken, ist doppelt und kammförmig. Von der vorliegenden Art, welche am meisten mit M. Au- dounit Cantr. übereinstimmt, wurde ein Exemplar bei Porto-Re gefunden; es war, am Rückentheil gemessen, 15 Linien lang und fast 9 Linien breit, und hier blaßbraunroth mit zackigen weißen, theils kleineren, theils größeren und dann braungetipfelten Flecken, die viel kürzere und schmälere Sohle dagegen blaßochergelb. Die dritte Schnecke ist eine überaus prächtig gefärbte Elysia (E. splen- dida Gr.), ihr Körper ist sammetschwarz, die Stirn orangegelb, die Fühler schwarz und weiß mit ultramarinblauer Spitze, und der Innenrand der beiden großen Seitenlappen des Rückens mit einer orangegelben, der Außenrand mit einer dreifarbigen Binde eingefaßt, deren oberster Streif orangegelb ist, der mittlere ultramarinblau und der unterste seegrün mit Silberschimmer. Die Exemplare waren nur 3 Linien lang und fanden sich in einer Steinhöhlung. Herr Prof. Dr. Lebert hielt am 18. Januar einen Vortrag: Ueber die grossen Heuschreckenzüge der letzten Jahre im Kanton Wallis in der Schweiz. Nachdem der Vortragende zuerst eine allgemeine Skizze über die Bodenbeschaffenheit, die großen Naturereignisse vergangener und neuerer Zeit, die Pflanzen- und Thierwelt dieses Landes entworfen hat, geht er auf die Beschreibung der Lebensart der Wanderheuschrecke (Pachytilus migratorius) näher ein. Dieselbe gehört zu den verbreitetsten Arten in der alten Welt, und exisliren seit der bekannten Heuschreckenplage Aegyptens, zur Zeit der Pharaonen, sehr viele Berichte über ihre Verheerungen in den verschiedensten Theilen Afrika’s, Asiens, so wie auch in den südlichen Ländern Europa’s. Sie zerstören nicht blos öfters in großer Ausdehnung alle Vegetation, sondern werden auch durch Fäulniß , wenn sie in großer Zahl zu Grunde gehen, Ursache von Luftverderbniß und aus derselben entstehenden Krankheiten. S*+ 60 Als im Sommer 1858 im Unter- Wallis und am Genfersee die großen Heuschreckenzüge er- schienen, verbreitete sich bald die Meinung, daß es sich um eine von fernher eingewanderte, aus den Steppen Rußlands kommende Art handle. Es ist dies jedoch irrthümlich. Diese Art findet sich nicht blos in der Schweiz am Genfersee seit langer Zeit (Herr Prof. Lebert hat sie auch auf dem Maloia-Paß an der Grenze zwischen dem Engadin und Italien angetroffen), sondern es exisliren auch gerade für das Wallis mehrfache Urkunden in Bezug auf die durch Heuschrecken angerichteten Ver- heerungen. Interessant ist in dieser Beziehung, daß im vorigen Jahrhundert von 1747 an im Wallis eine eigene Messe, als sogenannte Straffel-Messe, bestand, welche jährlich am 3. Mai von den Thoren von Soon auszog, und deren Gebete und Gesänge gegen die Verheerungen durch Würmer, Käfer und Heuschrecken gerichtet waren. Der Vortragende hat in einer Chronik des Thales von Saas gefunden, daß mehrfach auch solche Züge sich in dieses Thal verirrt hatten, in der Regel dort zu Grunde gegangen waren, aber doch ausnahmsweise sich bis zum Monte Moro erhoben hatten. Der verstorbene Domherr Rion hat eine solche Verheerung durch Heuschrecken in Wallis von den Jahren 1838 bis 1839 aus der Umgebung von Calden und Visp beschrieben. Im Mai 1838 waren die Felder in der dortigen Gegend ganz mit den kleinen ungeflügelten Larven der Wenderheuschreke bedeckt, und in kurzer Zeit war auf mehr als einer Quadrat-Stunde alle Bodenvegetation von diesem Thiere verzehrt. Im Juli zogen dann große Schwärme der ausgewachsenen Heuschrecken thalabwärts und bereiteten so noch für das nächste Jahr großen Schaden vor. — Der neueste große Heuschrecken- zug fand im Jahre 1858 statt. Nachdem man im Sommer 1857 in Unter-Wallis viele große Wan- der-Heuschrecken gesehen hatte, fand man Anfang Mai 1858 in der Umgegend von Vionnaz und Chessel zwischen dem Kanal und der Rhone ganze Felder mit den kleinen Larven hedeckt, und an manchen Orten erreichte die Zerstörung so bedeutende Proportionen, daß das Uebriggebliebene vor der vollen Reife geerntet werden mußte. Gegen Mitte Juli halten die Heuschrecken ihre vollkom- mene Entwickelung erreicht und sammelten sich zu ausgedehnten Zügen, welche bis auf eine halbe Stunde Länge hatten und das Sonnenlicht verdunkelten. Dieselben flogen mit einer Geschwindigkeit von mindestens einer deutschen Meile in der Stunde, zuerst über die Rhone und dann thalauf- und abwärts. Ein kleiner Theil blieb in den Gemeinden von Bex und Aigle. Die größeren Züge aber verbreiteten sich am rechten Ufer des Genfersees und alsdann mehr vereinzelt am Jura entlang in der Umgegend von Neufchatel, Solothurn, Aarau etc. Vom Ende August an hörten die Züge auf. Der Vortragende beschreibt nun die äußeren Charaktere, den inneren Bau, und mit besonderer Sorgfalt die Lebensart, namentlich die Fortpflanzung, das Eierlegen und die Entwickelung dieser Thiere. Nach Aufzählung der Momente, welche ihre Entwickelung begünstigen oder hemmen, schließt er mit der Auseinandersetzung der Schutzmittel, welche die Erfahrung in Bezug auf die Zerstörung der Eier, der Larven und der vollständigen Insecten’ als die besten bewährt hat. Herr W. v. Blandowsky sprach in der Sitzung am 22. Februar: Ueber die geographische Verbreitung der Vögel und Säugethiere Australiens. Der Vortragende, welcher während seines 11jährigen Aufenthaltes in Melbourne wiederholte Reisen zu machen Gelegenheit gehabt und die dortigen zoologischen Sammlungen ausnehmend be- reichert hatte, theilte Mehreres über die Lebensweise der dortigen auffallenderen Arten mit. Es zeigt sich, daß 10 größere Gebiete Australiens solche Arten besitzen, die jedem von ihnen aus- schließlich angehören. Diese sind: Nordwest- und Nord-Australien, deren Vogelfauna sich am meisten der Fauna der Mollucken anschließt; die nordöstliche Halbinsel Cap York, von der Aehnliches in Beziehung auf Neuguinea gilt; der übrige Nordosten, der Osten, welchem die weißbauchige Schwimmratte (Aydromys leucogaster), eine weniger bekannte Menura (M. Alberti), Talegalla Lathami und eine prächtig gefärbte Fruchttaube (Megaloprepia magnifica) angehören; der Südosten, welcher alle anderen Gebiete an Reichthum der Formen übertrifft, die Heimath de 61 Schnabelthieres, des plumpen Wombat und Koala, des spitzschnauzigen Myrmiecobius fasciatus und der fliegenden Beutelthiere, des Leierschwanzes, des in beiden Geschlechtern so verschieden gefärbten Ptilorrhynehus holosericeus und des rothhaubigen Gangancacadu’s; Vandiemensland mit T’hyla- einus cynocephalus, dem größten Raubthiere Neuholland’s, und Dasyurus ursinus, dem Marder der dortigen Hühnerhöfe; das Murrayflußgebiet, welches besonders durch den Ameisenigel, die dunkelfarbigen Cacadu’s, die Schopftaube (Ocyphaps lophotes) und die in Museen noch immer sehr seltene Leipoa ocellata charakterisirt wird, einen Hühnervogel, der wie die ebenfalls erwähnte Talegalla große Haufen aus Sand und trockenen Blättern zusammenbringt, dort hinein seine Eier legt und deren Ausbrüten der durch die Zersetzung der organischen Stoffe erzeugten Hitze und der Sonne überläßt; das eigentliche Südaustralien, in dem namentlich eine Art der Küllenmaus (Hapalotis apicalis) und die früher so häufige Cereopsis einerea vorkommen; die Südwestküste mit dem am Schwanenfluß häufigen Macropus irma, dem großohrigen Beuteldachs (Perameles. la- gotis), Tarsipes rostratus, einem der winzigsten Beutelthiere, dessen Körper noch nicht 4 Zoll lang, dem seltsamen Choeropus castanotis, einer Gattung, an deren Vorderfüßen sich nur 2 Zehen ent- wickeln; Westaustralien mit nicht weniger als 52 ihm eigenthümlichen Vogelspecies, darunter eine Art der Papageien mit pinselförmiger Zunge, der Trichoglossus versieolor. Von den hier unterschiedenen Gebieten der australischen Fauna besitzen mehrere gewisse Vögel und Säugethiere gemeinschaftlich; so zeigen sich auf der Ost-, Süd- und Westseite Australiens 88 Vogelarten übereinstimmend, unter ihnen der Cacadu mit der roth- und weißbunten Haube (Cacatua Leadbeateri), der schwarze Schwan und die Lappenente (Diziura lobata), deren Männchen sich durch einen mächtigen Kehllappen auszeichnet und im Wasser so gewaltig umherarbeitet, daß ein wahres Getöse entsteht, und über ganz Australien sind der Dinge, ein wilder Hund, den schon die Portugiesen vorfanden, das Riesenkänguruh, AHapalotis aloipes und 6U Vogelspecies verbreitet, zu denen namentlich auch der sogenannte neuholländische Casuar gehört (gegenwärtig nicht mehr der einzige Laufvogel Australiens). Im Ganzen zählt man jetzt in dem erst seit etwa 40 Jahren zoolo- gisch genauer durchforschten Neuholland 102 Säugelhiere und 630 Vögel; unter jenen sind die Ordnungen der Vierhänder, der Insecten- und Fleischfresser (wenn man vom Dingo absieht) und aller Hufthiere gar nicht, die Fledermäuse, Nagethiere, Edentaten und Walle durch spärliche, die Beutelthiere allein durch zahlreiche Gattungen vertreten und überwiegt bei weitem alle anderen. Aus der Klasse der Vögel kommen alle Ordnungen vor, und es fehlen nur einzelne von den sonst über die ganze Erde verbreiteten Familien. Zur Veranschaulichung diente eine Reihe ausgestopfter Thiere des zoologischen Museums, welche dasselbe theils der Liberalität des Herrn v. Blandowski und Herrn Commerzienrath Schiller verdankt, theils durch Ankauf erworben hatte. Derselbe gab in der Sitzung am 6. März: Eine kurze Uebersicht der wichtigsten zur Erforschung Australiens unternommenen Reisen. Es war jedenfalls die Nordküste Australiens, welche zuerst von den Europäern betreten wurde, mögen dies nun Portugiesen oder Spanier gewesen sein. Jene sollen schon 1579 in der Nähe von Cap York gelandet sein. Gewisser scheint, daß die Spanier vom Golf von Carpentaria genauere Kenntniß hatten. Von dort wurden die Entdeckungen auf die Nordwest-, West- und den westlichen Theil der Südküste, auch die Insel Van Diemensland durch die Holländer ausgedehnt, worüber ein Zeitraum von 172 Jahren verging; alle unsere Kenntnisse von dem übrigen Australien verdanken wir vorzugsweise den Engländern und den Anstrengungen ihrer Colonialregierungen. Nachdem Cook, von Neuseeland herkommend, seine Leute bei Cap Howe an’s Land geschickt, und so die Südost- spitze gewonnen, und wenige Jahre darauf der Gouverneur Phillipps unter großen Schwierigkeiten 62 Sydney gegründet hatte, begannen 1816 die Land-Expeditionen, deren erste Oxley leitete, der Entdecker der blauen Berge. Durch Capitain Sturt wurde dann (1830) der Macquarie mit seinen Sümpfen und bald darauf der Marrumbidge und Murray und das schöne Land um Adelaide bekannt, durch Sir Thomas Mitchill (1836) der Darling und Australia Felix oder, wie man das Gebiet später benannte, Victoria, das Gebiet der ansehnlichsten, jedoch erst 1851 aufgeschlossenen Goldlager- stätten. Derselbe Reisende machte uns zehn Jahre später mit dem Victoriafluß bekannt. Weniger glücklich im Auffinden fruchtbarer Ländereien war Eyre, Gouverneur in Neuseeland, der 1840 die Südküste zwischen Adelaide und King George-Sund durchreiste und zu den viele Meilen langen Niederungen des Torrenssee gelangte. 1845 ging Sturt, um weiter den Süden Australiens aufzuschlie- _ ßen, nach dem Murray und von da nördlich bis zum 28° südlicher Breite, sah hier aber nur trost- lose Wüsten vor sich, deren Hitze unerträglich war. Kennedy wurde auf der von ihm unternommenen Expedition mit 8 Leuten am Cap York erschlagen; und auch unser Landsmann Leichhardt, dem es im Jahre 1544 gelungen war, die große Erforschungsreise von Moreton Bay (nordöstlich von Sydney) bis Port Essington glücklich zurückzulegen, mußte bei einer zweiten Unternehmung, zu der er sich vier Jahr später gerüstet halte, seinen Untergang finden; in welcher»Gegend weiß man noch heute nicht mit Sicherheit. Zwar wurde Gregory, um darüber genauere Erkundigungen einzuziehen, 1857 an die Spitze einer eigenen Expedition gestellt, allein er kehrte, ohne diesen Auftrag wesentlich erledigt zu haben und schneller, als man gedacht, nach Adelaide zurück. Eben so wenig hatte Gregory auf einer 2 Jahre früher unternommenen Reise, welche, den Victoriafluß (im Norden) auf- wärtsgehend, von dieser Seite in das Innere fortgesetzt werden sollte, den Erwartungen entsprochen. Er ließ sich zu bald von dem wüsten Charakter des Landes abschrecken und bog in die von Leich- hardt bei seiner ersten Reise eingeschlagene Route ein, um Sydney zu erreichen. Babbage, Stewart, Swinden, Thompson, Goyder und andere wurden 1857 mit kleineren Expeditionen betraut und lernten zum Theil bedeutendere Landseen und schöne Weideländereien kennen, auch führte noch 1859 der jüngere Bruder Gregory’s in Westaustralien eine Landreise von Proth nach Shak Bay aus, aber für die weitere Erforschung von Centralaustralien ist seit jener großen Expedition nichts mehr geschehen und nichts hat die bis jetzt gewonnene Vorstellung von den dort vorhandenen traurigen wasserlosen Einöden widerlegen können. Man kennt übrigens jetzt über 8000 Seemeilen der australischen Küsten und durch Land-Expeditionen an 20,000 Quadratmeilen, etwa den sechsten Theil von Australien. Herr Prof. Dr. Heidenhain hielt in zwei aufeinanderfolgenden Sitzungen Vorträge über den Muskel- und Nervenstrom, über die negative Schwankung derselben und über den electrotonischen Zustand der Nerven. ! Nach einer vorläufigen Erörterung der Construction des Multiplicators, welche durch physikalische Versuche erläutert wurde, ging der Vortragende zur Theorie und experimentellen Demonstration des Stromes des ruhenden Nerven und Muskels über, und setzte die du Bois’sche Theorie der electrischen Anordnung im Innern dieser Gebilde an einem passenden Pappschema auseinander. Sodann wurde das Gesetz der Erregung durch electrische Ströme theoretisch und experimentell demonstrirt, die negative Schwankung des Muskel- und Nervenstromes am Multiplicator nachgewiesen, die secundäre Zuckung vom Muskel aus an dem von seinen Nerven aus in Erregung versetzten m. gastroenemius und am pulsirenden Froschherzen gezeigt, und schließlich der electrotomische Zustand des Nerven besprochen und experimentell nachgewiesen. u Bericht über die Verhandlungen der botanischen Section im Jahre 1860, abgestattet von Ferdinand Cohn, zeitigem Secretair derselben. D. botanische Section hat im Jahre 1860 zehn Sitzungen gehalten, in denen Folgendes ver- handelt wurde: In der ersten Sitzung vom 26. Januar hielt Herr Privatdocent, Oberlehrer Dr. Körber einen Vortrag: „Ueber den Einfluß der anorganischen Substrate auf den Charakter der Flechten-Vegetation, mit Rücksicht auf die von ihm im Auftrage der schlesischen Gesellschaft im Sommer 1859 unter- nommene lichenologische Reise in die Sudeten und deren Vorberge‘“ (abgedruckt in dem Jahresbe- richt der schlesischen Gesellschaft für 1859 pag. 54). Der Secretair der Section gab eine Vergleichung der neuesten Mikroskope, behufs welcher vier Mikroskope ersten Ranges aus den bedeutendsten Werkstätten Deutschlands (von Schiek in Berlin, Kellner, jetzt Belthle und Rexroth in Wetzlar, Plössl in Wien, Beneche in Berlin) aufgestellt und in ihren Leistungen durch schwierige Bacillarienschalen und eine Nobert’sche Probeplatte geprüft wurden. Der Bericht des Herrn Ed. Trewendt: ‚Ueber die Verwaltung des botanischen Lesevereias‘ wurde verlesen (abgedruckt im Jahresberichte für 1859 pag. 90). In der zweiten Sitzung vom 9. Februar theilte Herr Director Dr. Wimmer: „Neuigkeiten der schlesischen Phanerogamenflora aus dem Jahre 1859‘ mit (siehe den Jahresbericht für 1859 pag. 59). Herr Musikdirector Siegert hielt einen Vortrag: ‚Ueber den Begriff von Species, Varietät und Bastard im Pflanzenreich, mit besonderer Rücksicht auf die Gattung Cirsium‘“ und theilte die Ergebnisse seiner vorjährigen Excursionen mit (siehe den Jahresbericht für 1859 pag. 61). In der dritten Sitzung vom 23. Februar legte der Secretair vor: „Die Verhandlungen des bota- nischen Vereins der Provinz Brandenburg und der angrenzenden Länder,‘ mit einem Begleitschreiben seines Schriftführers, Dr. Paul Ascherson, worin derselbe zum Beitritt zu diesem Verein auffordert, welcher sich die Erforschung der Flora des bezeichneten Gebiets, so wie überhaupt des nördlichen Deutschlands zur Aufgabe stellt und gegen einen Jahresbeitrag von 1 Thlr. seinen Mitgliedern seine Verhandlungen übersendet. 64 Herr Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Göppert sprach: ‚Ueber den botanischen Garten zu Würzburg, so wie über einige der interessanteren Pflanzen, in deren Besitz der hiesige botanische Garten im Jahre 1859 gelangt ist“ (siehe den Jahresbericht für 1859 pag. 68). Derselbe legte vor ein Buch in holländischer Sprache von Jacob Schäffer, Amsterdam 1770, in 2 Theilen, dessen Blätter Papierproben aus den verschiedensten einheimischen Gewächsen, Sten- geln, Wurzeln, Blättern, Samenwolle etc. darstellen. Derselbe sprach über nordische Früchte und Sämereien, welche Herr Director Schübeler aus Christiania eingesendet und deren Acclimatisalion bei uns auch vom practischen Gesichtspunkte aus interessante Resultate verspricht. Der Secretair hielt einen Vortrag: ‚Ueber den Ursprung der schlesischen Flora“. In. der vierten Sitzung vom 6. März legte der Secretair vor: 1) ein Verzeichniß der bei Strehlen gefundenen selteneren Phanerogamen und Gefäßkryp- togamen von Herrn Lehrer Hilse (siehe den Jahresbericht für 1859 pag. 63); 2) ein Verzeichniß der im Jahre 1859 in Schlesien von Herrn Kreisphysikus Dr. Bleisch und Lehrer Hilse in Strehlen, so wie von Herrn Hüttenmeister Janisch in Gleiwitz ent- deckten neuen oder selteneren Arten aus der Familie der Diatomeen; 3) einen Bericht über die unserer Gesellschaft eingereichten Beobachtungen über die Ent- wickelung der Vegetation in den Jahren 1858 und 1859. Herr Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Göppert demonstrirte einen fossilen Farnstamm aus der Kreide- formation von Oppeln, Caulopteris Singeri, mit vortrefllich erhaltenen Blattnarben und Luftwurzeln; ein zweites Exemplar zeigte in vorzüglichster Erhaltung die mit kohlensaurem Kalk ausgefüllten Treppengefäße; von dieser Art ist nur noch ein Exemplar in Berlin, ein zweites in Nordamerika befindlich. Zur Vergleichung wurde ein nahe verwandter lebender Baumfarn vorgezeigt. Herr Oberforstmeister v. Pannewitz, in dessen Wohnung diese Sitzung stattfand, zeigte ver- schiedene interessante Objecte aus seiner Sammlung vor, darunter Linne’s Wappen, einen Weiden- zweig vom Grabe Napoleon’s auf St. Helena, Zeichnungen von Fichten mit pallisadenartig über den Boden sich erhebenden Wurzeln, am interessantesen die Häuselfichte aus dem Revier Reinerz; ungewöhnlich große Blätter (10° lang 53‘ breit) eines 40—50 Jahr alten Eichbaumes von Stoberau bei Brieg; Eichenzweige mit scheinbar weidenähnlichen Blättern, untermischt mit normal gestalteten Blättern aus dem Leubuser Forst und von Schwanowitz bei Brieg; eine merkwürdige Ueberwallung zweier dicht nebeneinander aufgewachsener Ulmen, von denen der eine Stamm in Form einer Rinne den anderen umfaßte, ohne daß eine wirkliche. Verwachsung beider Bäume eingetreten war. Auch hatte Derselbe seine reichhaltige, an zoologischen und botanischen Seltenheiten reiche Sammlung von neuem aufgestellt. Das Präsidium der Gesellschaft hat beschlossen, die Sublimatisirung des Henschel’schen Herba- riums durch Herrn Pharmazeuten Ilgner vornehmen zu lassen, und die nöthigen Geldmittel dazu be- willigt (siehe Jahresbericht für 1859 pag. 90). In der fünften Sitzung hielt Herr Geh. Med -Rath Prof. Dr. Göppert einen Vortrag: „Ueber die Sammlungen der Universität Christiania, so wie insbesondere über den dortigen botanischen Garten unter Blytt und Schübeler‘“ (siehe Jahresbericht für 1859 pag. 69). Hierauf sprach Derselbe: ‚‚Ueber die neuen Einrichtungen und Verbesserungen im hiesigen botanischen Garten, insbesondere über eine neue Aufstellung der Alpenpflanzen zur Erläuterung ihrer pflanzengeographischen und physiognomischen Verhältnisse‘ (Jahresbericht für 1859 pag. 7D). Derselbe demonstrirte unter dem Mikroskop die in der vorigen Sitzung bereits erwähnten Treppengefäße von Caulopteris Singeri, an welchen die durch die Versteinerungsmasse ausgefüllten Tüpfel sich als hervorragende Zapfen darstellten. 65 Derselbe hielt einen Vortrag: „Vergleichung der nordischen Flora mit der unsrigen“ und legte ein Herbarium der ersteren vor, das er auf seiner im Jahre 1859 unternommenen norwegischen Reise zusammengestellt. Der Secretär wurde ermächtigt, im Namen der Section der Societe botanique de France bei- zutreten. Am 24. Mai, dem 153. Geburtstage Linne’s, versammelten sich die Mitglieder der botanischen Section in den Räumen des botanischen Gartens, welcher sich damals gerade in seine reichste Blü- thenpracht gehüllt hatte. Der Director des Gartens, Herr Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Göppert, hatte es freundlichst übernommen, die Mitglieder im Garten umherzuführen, und die von ihm in’s Leben gerufenen neuen Einrichtungen, insbesondere die geologische, physiologische und die eben jetzt einer höchst instructiven Erweiterung unterworfene Alpenpartie zu erläutern, zugleich auf die gerade blühenden Seltenheiten, darunter die in diesem Jahre zum ersten Male in Norddeutschland zur Blüthe gelangte Paulownia imperialis, aufmerksam zu machen. Nachdem die Gesellschaft durch diesen Besuch des botanischen Gartens zu einer Feier des Schöpfers der wissenschaftlichen Botanik auf das Würdigste vorbereitet war, wurde dieselbe von Herrn Geh. Rath Göppert in den Saal seiner im Garten gelegenen Wohnung eingeladen, wo das Bildniß von Linne mit Lorbeer umgeben, und seine Büste inmitten eines von dem botanischen Garten-Inspector Nees v. Esenbeck geschmackvoll arrangirten Kranzes von Polarweiden und Alpenkräutern sich erhob, unter denen die gerade blühende Linnaea borealis den Namen des gefeierten Mannes auf das Sinnigste vergegenwärtigte. Auf einem beson- deren Tische waren Linneana ausgelegt, darunter das Tagebuch Linne’s, seine Biographie, die erste seltene Folioausgabe des Systema naturae, der Codex Linneanus etc. Herr Geh. Rath Göppert hielt die Festrede, indem er die Lebensgeschichte und die wissenschaftliche Bedeutung des großen Mannes in scharfen Zügen darlegte; der Secretair der Section knüpfte daran einen Toast auf den botanischen Garten, dem er ein ‚‚vivat, cerescat, floreat‘“ zurief, und ein Hoch auf seinen allverehrten Director, welcher die Section zur Festfeier gastfreundlich um sich versammelt. Ein gemüthvolles Lied auf „den alten Schweden“, welches Herr Dr. Körber für das heutige Fest gedichtet, gab der allgemeinen Stimmung bald eine heitere Färbung, welche sich in allerlei scherzhaften Toasten aussprach. Daß gleiche Liebe zur Wissenschaft die Männer der verschie- densten Berufskreise innig und gemüthlich aneinander zu schließen, und daß vor allen Wissen- ‚schaften die seientia amabilis, die Botanik, auch neben dem Genuß, den die ernstere Forschung gewährt, das Leben ihrer Verehrer mit anmuthigem Reize zu verschönern vermag, davon gab diese Linnefeier ein erfreuliches Zeugniß. In der siebenten Sitzung vom 1. November berichtete der Secretair über die auf Anre- gung der Section und mit Unterstützung des Präsidiums der Gesellschaft im verflossenen Sommer ausgeführte Sublimatisirung eines Theils des Henschel’schen Herbariums. Durch diese Arbeit sind eirca 25,000 Pflanzen, den am meisten der Zerstörung ausgesetzten Familien angehörig, vor Insec- tenfraß geschützt und dadurch ihre Erhaltung für alle Zukunft gesichert worden. Da jedoch die bis jetzt präparirten Pflanzen nur den vierten Theil des gesammten, im Besitz der Gesellschaft befindlichen Herbariums ausmachen, so wird die Arbeit in künftigen Sommern fortgesetzt werden müssen, Es soll dabei, wie von mehreren Seiten,insbesondere auch vom Herrn Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Göppert angeregt worden, auf Anlegung eines schlesischen Normal-Herbariums Bedacht genommen werden. Derselbe berichtete über die in unserer Provinz mit ausgezeichnetem Fleiße und Glück seit Jahren unternommenen Forschungen über die Bacillarien von Seiten der Herren Lehrer Hilse und Kreisphysikus Bleisch in Strehlen und Hüttenmeister Janisch in Gleiwitz, jetzt in Reinerz (Egelshütte), welche die Wissenschaft bereits durch Entdeckung mehrerer neuen Arten bereichert haben. Der 9 66 Letztere hat eine höchst instructive Sammlung vorzüglich präparirter, meist schlesischer, doch auch exotischer und fossiler Bacillarien zusammengestellt, wovon die erste Lieferung (50 Präparate) von demselben auch käuflich zu beziehen ist; wegen ihrer sorgfältigen Bestimmungen ist dieselbe in hohem Grade geeignet, das Studium dieser interessanten Organismen zu erleichtern. Von einem Werke des Herrn Janisch über Bacillarien im Guano wurden zwei von ihm selbst gezeichnete und lithographirte Tafeln vorgelegt, welche den besten ihrer Art gleichzustellen sind. — Herr Kreisphy- sikus Dr. Bleisch hat ebenfalls eine Sammlung von 200 schlesischen und ausländischen Bacillarien in sauberster Präparation und Ausstattung eingesendet; zu ihrer Demonstration wurde unter Anderem auch eines der für diesen Zweck sehr empfehlenswerthen kleineren Mikroskope von Ben&che benutzt, wie sie bei Herrn Büchler hier zu dem Fabrikpreise von 30 Thlr. zu beziehen sind. Derselbe hielt darauf einen Vortrag: Ueber contractile und irritabile Gewebe der Pflanzen. Der Vortrag knüpfte sich an die im verflossenen Sommer vollendete Untersuchung eines streb- samen jungen Botanikers, Herrn Pharmazeut Kabsch, über die Reizbarkeit der Staubgefäße und Pi- stillen, durch welche insbesondere die schon von Kölreuter und Morren genauer untersuchten, aber seitdem fast in Vergessenheit gekommenen Reizbarkeitserscheinungen in den Blüthen der distelartigen Gewächse, so insbesondere der Centaureen, wieder bestätigt und zum Theil erweitert wurden. Die eigenthümlichen Bewegungen der Blüthchen auf mechanische Berührung werden veranlaßt durch eine Verkürzung der Filamente, deren Gesetze durch zahlreiche und genaue mikrometrische Messungen mit Hilfe des Schraubenmikrometers unter dem Mikroskope festgestelli wurden. Es hat sich dabei ergeben: . 1) daß die Staubfäden sich auf mechanische Berührung augenblicklich in ihrer ganzen Länge verkürzen, auch wenn nur ein Punkt gereizt wurde, und zwar in allen Theilen ziemlich in gleichem Verhältniß, im Durchschnitt um 4 ihrer Länge, doch unter Umständen wohl über z. Gleichzeitig scheint der Staubfaden im Verhältniß dicker zu werden; 2) daß nach dem Maximum der Verkürzung der Faden sich wieder auszudehnen beginnt, und zwar in einer ähnlichen Curve wie ein gereizter Muskel; nach etwa 10 Minuten hat der- selbe wieder seine frühere Länge erreicht; 3) daß auch andere Reize, insbesondere auch ein elektrischer Strom, beim Durchtritt durch den Faden augenblicklich eine Verkürzung (Zuckung) veranlaßt; 4) daß die Reizbarkeit in den Fäden nach einiger Zeit von selbst erlischt, was in der leben- digen Blüthe etwa um die Zeit eintritt, wo die Griffeläste sich auseinanderbreiten und die Narben befruchtungsfähig werden. Gleichzeitig aber verkürzt sich der Staubfaden fortdau- ernd, so daß er sich endlich beim völligen Erlöschen der Reizbarkeit auf die Hälfte der Länge (im ausgedehnten Zustand während der Reizbarkeit) zusammengezogen hat; 5) diese stetige Verkürzung, die mit der durch Reize momentan erfolgenden, aber vorüberge- henden Contraction nicht zu verwechseln ist, ist ein Symptom des Absterbens, aber kein hygroskopisches Phänomen, indem sie auch in derselben Weise in kürzester Zeit eintritt, wenn die Reizbarkeit des Fadens durch Aetherdämpfe, durch Ertränken im Wasser, durch starke electrische Entladungen vernichtet wird; 6) die Verkürzung beim Absterben ist vielmehr eine Wirkung der Elastieität, der im reizbaren Stanbfaden eine expansive Kraft das Uebergewicht hält; die elastischen Kräfte des Fadens ändern sich beim Absterben derartig, daß das Maß der Elastieität zwar abnimmt und die Dehnbarkeit zunimmt, daß aber auch der auf die Hälfte verkürzte Faden noch eine, zwar geringe, aber höchst vollkommene Elasticität, gleich einem Kautschukfaden, besitzt; 67 7) das der Verkürzung fähige Gewebe des Staubfadens ist das Parenchym, welches vom ge- wöhnlichen Zellgewebe keine besonderen Unterschiede zeigt; das Gefäßbündel verhält sich wenigstens beim Zusammenziehen passiv; 8) diese, so wie eine Reihe analoger Beobachtungen, welche in dem ersten Hefte der Ver- handlungen der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur ausführlich dargelegt worden sind, sprechen dafür, daß dem Zellgewebe der Filamente von Centaurea eine Irri- tabilität (im Sinne Haller’s), so wie eine motorische, im Gewebe selbst fortgeleitete Kraft innewohnt, welche die wesentlichsten Uebereinstimmungen mit den in dem contractilen und irritabilen Gewebe der Thiere thätigen Kräften zeigt. Diese Analogieen lassen sich aller- dings nicht sowohl auf die von Nerven abhängigen Muskeln der höheren Thiere, welche durch die auf’s Höchste ausgebildete physiologische Arbeitstheilung auch zu den vollkom- mensten Leistungen qualifizirt sind, als vielmehr auf das reizbare und contractile Parenchym der niedersten Thiere, welche weder Muskeln noch Nerven besitzen, begründen; 9) insofern es höchst unwahrscheinlich ist, daß die für das Zellgewebe der Filamente bei Cen- taurea erkannten Gesetze eine isolirte Ausnahme darstellen sollten, so ist vielmehr anzu- nehmen, daß die gleichen Kräfte alle auf Reize erfolgenden Bewegungserscheinungen im Pflanzenreiche veranlassen. Nehmen wir hierzu die zweckmäßigen Bewegungen aller jün- geren Pflanzentheile nach dem Lichte, so wie die von Hofmeister nachgewiesenen Beugungen derselben durch mechanische und elektrische Erschütterung, so werden wir zu dem Schlusse gedrängt, daß Irritabilität und Contractilität, d. h. die Fähigkeit, durch äußere Reize zu vor- übergehenden Formveränderungen veranlaßt zu werden, sich nicht auf das Thierreich be- schränkt, sondern gleich der Assimilation, Respiration, Saftleitung, Fortpflanzung etc., eine Lebensthätigkeit der Zelle als solcher sei, wenn sie auch im pflanzlichen Gewebe wegen einfacherer Organisation und geringerer Lebensenergie nur ausnahmsweise in energi- scheren Bewegungen sich manifestirt; 10) teleologisch genommen, vermittelt die Reizbarkeit der Filamente bei den Cynareen zweck- mäßige Bewegungen, insofern die Blüthen dieser Pflanzen, wie vielleicht aller Compositen, sich als dichogamisch herausgestellt haben, wie das häufige Vorkommen der Bastarde bei Cirsium und Hieracium schon hätte vermuthen lassen; die durch besuchende Insecten - gereizten Filamente veranlassen bei ihrer Verkürzung in Folge eines eigenthümlichen Me- chanismus ein Austreten des Pollens aus der Antherenröhre, welcher von diesen Thierchen selbst wieder auf die Narben anderer Blüthen gebracht werden muß, da die Narben in Blüthen mit reizbaren Staubgefäßen noch nicht befruchtungsfähig sind. In der achten Sitzung vom 15. November hielt Herr Dr. Milde einen Vortrag: Ueber die Anatomie und Entwickelung der Torfmoose. Von jeher haben die Sphagnen durch ihre höchst abweichende Structur die Aufmerksamkeit der Botaniker auf sich gezogen und sind vielfach der Gegenstand systematischer und physiologischer Un- tersuchungen gewesen. Unter diesen Arbeiten ist keine bedeutender, als die im Januar 1858 von Schimper in Straßburg herausgegebene Entwickelungsgeschichte der Torfmoose, welche diese interes- santen Gewächse dem jetzigen Stande der Wissenschaft angemessen nach allen Richtungen hin be- handelt und uns über viele Verhältnisse ganz unerwartete, neue und höchst interessante Aufschlüsse giebt. Bisher herrschte in Bezug auf Umgränzung der Arten noch mancherlei Unklarheit und im Allgemeinen wurden diese Pflanzen überhaupt nur wenig beachtet, da ihre sichere Bestimmung oft sehr mißlich war. Schimper hat diesem Uebelstande durch seine lichtvolle Bearbeitung dieser in- teressanten Gruppe abgeholfen; es kann jetzt Niemand mehr im Zweifel über die einzelnen Arten 9* 68 sein, und dieselben Pflanzen, die früher eine erux für die Bryologen waren, sind jetzt fast allgemeine Lieblinge geworden. Ich selbst habe mich seit 3 Jahren angelegentlich mit dem Studium der Sphagnen beschäftigt und will mich bestreben, hier das Wichtigste über diese Gruppe mitzutheilen. Nach Schimper war Dillenins der erste, weicher das Genus Sphagnum aufstellte, aber in einer anderen Begrenzung, wie wir es heute annehmen, indem er dahin alle Moose mit ungestielten Kapseln und ohne Calyptra zog. Wir finden daher unter seinen Sphagnen außer $. cymbifolium und eu- spidetum auch Phascum-, Grimmia-, Neckera-Arten u. s. w. Linne schloß fast alle fremden Elemente von Sphagnen aus und nur Oryphaea heteromalla, eine mit Neckera verwandte Pflanze, blieb als $. repens dabei. Ehrhardt endlich begründete 1780 die . Gattung Sphagnum so, wie sie heute noch angenommen wird, und unterschied 3 Arten: $. eymbi- folium, euspidatum und acutifolium. Hedwig erkannte zuerst die männlichen Blüthen und stellte sogar das Zellnetz der Blätter richtig dar, ohne seine wahre Natur zu erkennen. Er nimmt die 2 Arten von Dillen an und übergeht später die Sphagnen ganz mit Stillschweigen. Bridel unterschied bereits 14 Arten, von denen aber nur 6 Europa angehören; die Kenntniß vom Baue der Pflanzen selbst wird von ihm nicht weiter bereichert. Palisot de Beauvais, so wie die Dryologia germanica von Nees und Hornschuch, Hegetschweiler und Fürnrohr, die sich sämmt- lich mit den Sphagnen beschäftigt haben, bringen dennoch zu den schon bekannten Thatsachen keine neuen hinzu. Es ist überhaupt zu bemerken, daß die Kenntniß dieser wunderbaren Gewächse von den Systematikern so gut wie gar nicht, sondern fast ausschließlich von Anatomen und Physiologen gefördert wurde. Selbst einer unserer bedeutendsten noch lebenden Bryologen, €. Müller, stellt die Sphagnen noch zu den acrocarpischen Moosen, obgleich sie auf’s Deutlichste pleurocarpisch sind; er über- geht den Bau des Stengels mit Stillschweigen und verkennt die Organisation der Blätter, indem er, statt die zwei verschiedenen Zellformen derselben zu beschreiben, noch von Intercellular-Gängen in den Blättern spricht; ebenso ignorirt er andere wichtige Verhältnisse, so daß er natürlich zu dem Schlusse kommen mußte, die Sphagnen seien durch nichts von den Laubmoosen verschieden. Moldenhauer war der erste, welcher 1812 die wahre Natur der Blätter und des Stengels er- kannte; seine Beobachtungen wurden erst 1832 von H. Mohl bestätigt und zugleich gegen die aus groben Irrthümern bestehenden Hypothesen Meyen’s veriheidigt. Nägeli und Schacht beschäftigten sich mit Vorliebe mit der Entwickelungsgeschichte des Sten- gels und der Blätter, und besonders der erste lehrte uns eine mit mathematischer Genauigkeit fort- schreitende Entwickelung der Blätter kennen. Friedr. N, v. Esenbeck entdeckte 1821 zuerst das Austreten und die Bewegung der Samen- fäden, welche von Fürnrohr und Schleiden mit Unrecht geleugnet wurden. Thuret lehrte uns zuerst die Beschaffenheit der Samenfäden mit ihren 2 Flimmern und Hoffmeister die allmälige Entwickelung der Archegonien zu Fruchtanfängen und das laubige Erdprothallium kennen, Schimper endlich gab zum ersten Male eine vollständige Biographie der Sphagnen, in welcher alle Lebenserscheinungen derselben ausführlich besprochen und die Arten selbst genauer als bisher beschrieben werden. R Alle Sphagnen haben zweierlei Sporen, Makrosporen und Mikrosporen, und zwar entweder beide in einer Kapsel oder in verschiedenen Kapseln; die ersteren allein keimen und entstehen dadurch, daß sich der Inhalt einer Mutterzelle in 4 tedraedrische Partieen theilt; die letzteren wurden bis jetzt noch nicht zum Keimen gebracht, sind polyedrisch und entstehen durch eine weitere Theilung des Zellinhaltes der Mutterzelle. Beim Keimen im Wasser platzt das Exosporium und der Vorkeim tritt zuerst als einfache Zelle hervor, die sich bald zu einem confervenähnlichen Faden verlängert und durch häufige Querwände theilt. Oft, nach Bildung der ersten 6—8 Zellen, schwillt er an einem Ende zu einem lockerzelligen Knöllchen an, welches der Anfang der jungen Pflanze wird. Keimen die Sporen auf feuchter Erde, so entwickeln sich aus ihnen lebermoosähnliche Gebilde, ähnlich, wie 69 bei Equiseten und Farnen, aus deren Rändern die jungen Sphagnen-Pflänzchen entsprießen. Der Stamm der ausgebildeten Sphagnum-Pflanze besteht aus einer einfachen Primäraxe mit unbegrenzter Endsprossung und einer großen Anzahl fruchtbarer und steriler Secundäraxen mit einjährigem Vege- tations-Cyelus. Alljährlich bildet sich nämlich unmittelbar nach der Fruchtreife, unter der Vegeta- tionsspitze des Hauptstengels, ein Seitensproß, welcher von vornherein ganz den Charakter des End- sprosses annimmt, mit diesem gleichen Entwickelungsschritt hält, gleiche Höhe erreicht und gleich- zeitig Blüthen und Früchte trägt, sich zuletzt auch von der Mutterpflanze als selbstständige Pflanze losreißt und sich in Nichts von dieser unterscheidet. Der Stamm besteht aus 3 verschiedenen Zel- lenlagen von verschiedenem Umfange. Der innerste Cylinder, das Mark, besteht aus langgestreckten, parenchymatösen Zellen mit weichen farblosen Wänden. Um diesen Cylinder ist ein Ring von mehr oder weniger zugespitzten Prosenchymzellen gelegt, welche das Holz bilden. Diese Zellen sind aus schön getüpfelten Wänden gebildet, doch verschwinden diese Tüpfel endlich bei fortschreitender Verholzung der Zelle. Die Rindenlage endlich besteht aus ganz verschiedenen Zellen, welche I3—4 Lagen bilden und nach ihrer völligen Ausbildung immer größer sind, als Mark- und Holzzellen. Ihre Wände, statt sich zu verdicken, verdünnen sich im Alter; nur bei $. cymbifolium kommen Spiral- und Ringfasern zugleich mit Löchern in den Zellen der Rinde vor. Die Aeste besitzen im Allgemeinen den Bau des Stammes, nur ihre Rinde ist merkwürdig ab- weichend. Dieselbe besteht nämlich stets aus zweierlei Zellen, und zwar 1) aus wasserhellen, der Rinde des Stammes ähnlichen Zellen, und 2) aus sehr großen retortenförmigen Zellen, welche sich aus bauchigem Grunde nach oben hin allmälig verengen und sich mehr oder minder nach Außen biegen; an ihrer Spitze zeigen sie stets eine Oeffnung und nie Spiralfasern. Vorzüglich sind es die Blätter, welche durch ihre besondere Organisation von jeher Gegenstand der Aufmerksamkeit der Botaniker gewesen sind. Alle Sphagnen-Blätter bestehen aus einer einzigen Zellschicht; eine bei so vielen Laubmoosen vorkommende Mittelrippe fehlt ganz. Diese Zellschicht ist von zweierlei, regelmäßig mit einander abwechselnden Zellen zusammengesetzt, nämlich aus engeren chlorophyllführenden, den sogenannten Intercellular-Gängen C. Müller’s, welche gleichsam ein großes Netz bilden, dessen Maschen von je einer größeren Zelle ausgefüllt sind. Diese letzteren zeigen in den meisten Fällen auf der Innenwand Ring- und Spiralfasern und sind an einer oder mehreren Stellen durch porenartige Löcher unterbrochen. In diesen Verhältnissen entwickelt sich bei den Sphagnen eine große Mannigfaltigkeit, so daß man besonders mit Berücksichtigung der von den Astblätiern steis abweichenden Organisation der Stengelbläiter leicht die einzelnen Arten der Torf- moose unterscheiden kann. Was die äußere Gestalt der Blätter anlangt, so schwankt dieselbe bei den verschiedenen Arten zwischen dem eiförmigen, länglichen oder lanzeitförmigen Umrisse; die Spitze ist entweder durch Zähne begrenzt oder leicht ausgefressen oder gefranzi. Die männlichen Blüthen sitzen stets, wie wir sie.nur noch bei den Lebermoosen finden, in Form von Kätzchen meist um den Gipfel des Stammes, jedes Antheridium im Winkel eines Deckblattes, Die Antheridien sind sehr abweichend von der Gestalt, wie wir sie bei den Laubmoosen finden; sie sind langgestielt und bestehen aus kugeligen Köpfchen und sind von feinen, ästigen Fäden, den sogenannten Paraphysen, umgeben. Bei der Reife platzt das Antherid an seiner Spitze und es treten nun, in einen Schleim eingebeltet, eine große Anzahl kugeliger Zellchen heraus, in deren jedem sich ein in sich selbst gekrümmter Faden befindet, der sogenannte Samenfaden. Derselbe fängt plötzlich sich zu bewegen an, sprengt die Mutterzelle und eilt nun rasch in’s Weite hinaus. Der Faden zeigt zwei ganze und zwei halbe Windungen, ein sehr dünnes und ein keulenförmig verdicktes, an seiner Oberfläche unebenes Ende; an ersteres sind zwei lange Flimmerfäden befestigt, die aber erst nach dem Tode des Fadens erkenn- bar werden. Die weiblichen Blüthen sind von einer besonderen Hülle umgeben, dem Perigynium, innerhalb welcher 1—5 Archegonien sitzen; diese leizieren stehen auf der abgerundeten Spitze des Blüthenästchens und sind mit zahlreichen Paraphysen umgeben. Ihr Bauchtheil oder Germen verlän- 70 gert sich in einen griffelähnlichen längeren Theil, der zuerst an seiner Spitze geschlossen ist, bis die Scheitelzellen so sehr anschwellen, daß sie sich endlich von einander trennen, wodurch das Ein- dringen der Samenfäden in den Griffel möglich gemacht wird. Nach der Befruchtung dehnt sich der unterste Theil des Archegonium, der Fuß, sehr bedeutend aus, während der Bauchtheil seine frühere Dicke behält. Die eigentliche Keimzelle, in der sich die Kapsel bildet, liegt am unteren Griffelende in zahlreiches umgebendes Zellgewebe eingebettet. Der erste Kapselanfang stellt einen kurzen, ab- gerundeten Cylinder dar, dessen äußere Hülle aus einer sehr feinen Zellhaut besteht, welche der Haube (calyptra) entspricht, und zuletzt durch das Anschwellen der Kapsel platzt und in Fetzen zerreißt, so daß die Sphagnen in der That keine bestimmt abgegrenzte Haube, wie die Laubmoose, besitzen. Im Innern des Kapselanfanges bilden sich nun die Urmutterzellen der Sporen und zwei dieselben einschließende Schichten zum Sporensacke und das innerste Zellbündel zur Columella aus. Die Sporen bilden sich, und zwar die größeren, wie früher schon erwähnt, zu 4 in einer Mutterzelle, die kleineren Sporen zu 16; alle haben in ihrem Innern einen deutlichen Zellkern, Oeltröpfchen und Schleim. Die innere Structur der reifen Kapsel ist höchst einfach; ihre äußere Zellwand trägt zahlreiche Spaltöffnungen, die Columella schrumpft zuletzt ganz zusammen auf den Grund der Kapsel. Europa besitzt gegenwärtig 13 Arten, von denen 10 allein in Schlesien vorkommen, nämlich: 1) S, acutifolium, 2) fimbriatum, 3) euspidatum, 4) squarrosum, 5) rigidum, 6) Lindbergii, 7) rubellum, 8) cymbifolium, 9) molluscum, 10) subsecundum. Die 3 übrigen Arten sind S. Mülleri, auriculatum und insulosum. Von diesen Arten sind 6 zweihäusig und 6 einhäusig, eines, aurieu- latum, ist nur steril bekannt. Die Sphagnen sind sämmtlich ausschließlich Sumpfbewohner und gehören vorzugsweise den gemäßigten und kalten Zonen an; die warmen und heißen Zonen besitzen zwar deren gleichfalls, aber nur sporadisch und unter Bedingungen, die sich denen der kälteren Gegenden annähern. Ueber- haupt sind aus den Tropen nur wenig Arten bekannt, die Zahl der Sphagnum-Arten beträgt im Ganzen etwa 40. Die gemeinsten Arten sind Sphagnum acutifolium, fimbriatum, euspidatum , eymbifo- lium, weniger häufig subsecundum, squarrosum, rigidum und molluseum. Alle diese genannten Arten gehen in Schlesien von der Ebene bis in’s Hochgebirge. Einige Arten dagegen sind nur auf wenige Localitäten beschränkt. So findet sich S. aurieulatum nur in England, $. Muelleri nur in Westphalen, Oldenburg, Detmold und in Skandinavien, S. rubellum nur in Groß-Britannien, bis es 1855 von mir auch an der Hockschar im Gesenke gefunden wurde, $. insulosum nur in Lappland und Nord- Amerika und $S. Lindbergiü nur in Lappland, bis dasselbe 1859 und 1860 von mir an zahlreichen Punkten auf den Höhen des Riesengebirges aufgefunden wurde. Diese letzte Art, das $. Lindbergü, hat noch in anderer Hinsicht ein besonderes Interesse für uns Schlesier. Bekanntlich birgt das Riesengebirge eine Anzahl von phanerogamischen Pflanzen, die unstreilig noch aus einer Zeit sich erhalten haben, wo ein großes Meer von Skandinavien und Nord- Amerika aus bis zum Ural und den Alpen hin sich erstreckte. $. Lindbergii ist bestimmt eine von diesen Arten und nicht das einzige Moos; denn es ist gegenwärtig durch meine Forschun- gen festgestellt, daß wir außer der genannten Art noch 5 besitzen, welche in dieselbe Kategorie gehören, also jelzt noch ihre eigentliche Heimath nur in Skandinavien und Nord- Amerika haben. Es sind dies Dichelyma falcatum, Limnobium areticum, Limnobium ochraceum, Hypnum sar- menlosum, Mnium einclidioides ; letzteres wurde noch in dem vergangenen Sommer von mir entdeckt. Merkwürdiger Weise finden sich alle diese Arten auf einem verhältnißmäßig kleinen Raume vereinigt am kleinen Teiche im Riesengebirge vor, ja vier von den genannten 6 Arten kommen in Schlesien nur am kleinen Teiche vor, nämlich L. ochraceum, L. areticum, Dichelyma faleatum und Mnium einclidioides, während Sphagnum Lindbergü und Hypnum sarmentosum auch an anderen Punkten im Riesengebirge, aber doch nur auf den Höhen desselben vorkommen und höchstens bis in die kleine Schneegrube 3450‘ herabsteigen. ee» DAB ED 71 Hierauf gab Derselbe: Mittheilungen über die schlesische Flora. Trifolium striatum L. Am Rande eines Ackers vor der Windmühle bei Karlowitz. Milde. Poterium Sanguisorba mit Onobrychis sativa und Trifolium incarnatum an einem Damme an der alten Oder in der Nähe der Villa nova; auch in Morgenau nicht selten. M. Rosa pimpinellifolia, mehrere Sträucher seit Jahren an einem Damme bei Oswitz beobachtet. M. ‘Silene chlorantha Ehrh. Zahlreich vor Nimkau an der Eisenbahn. M. Cerastium brachypetalum Desp. Aeußerst zahlreich auf dem Streitberge bei Striegau. M. Drosera rotundifolia L. In Menge in einem Ausstiche auf bloßem Sande bei Karlowitz. M. Cardamine parviflora L. Aeußerst zahlreich bei Zedlitz. M. Sedum boloniense Loisl. ($. sexangulare Wimmer’s Flora), in Schlesien sehr gemein; $. sexan- gulare L. (S. acre Wimmer’s Flora), in Schlesien das gemeinste, blüht merklich eher als das vorige; Sedum acre der neueren Autoren sehr selten, z. B. um Karlowitz. Ob gute Art, zweifelhaft. M. Sedum Anacampseros L. Auf Mauern in Schönau, Fischbach, in einem Dorfe bei Schmiede- berg, in Schmiedeberg selbst. M. Sedum Rhodiola DC. Geht bis 2000‘ herab; so auf einer Mauer am Teichwasser unterhalb Brückenberg im Riesengebirge. M. Turgenia latifolia Hoffm. Zwei Exemplare auf einem Schutthaufen am Freiburger Bahnhofe in Breslau. Caucalis daucoides L. Riesengrab in Fürstenstein. Vaceinium Myrtillus var. chlorocarpum. Eine Heidelbeere mit reif grün-gefärbten Beeren, wächst an einer Stelle bei Krummhübel, von wo sie zahlreich Herrn Dr. Stricker und von die- sem mir mitgetheilt wurde. Orobanche rubens Wallr. Auf einem Sandhügel bei Wohlau. M. Linaria Elatine mit Erythraea pulchella, Gnaphalium luteo-album, Antirrhinum Orontium, in Menge vor Cattern. M. . Serophularia Scopoli, in großer Menge am Oderwalde vor Scheidelwitz bei Brieg von Stenzel und mir beobachtet. . Anisodus luridus, wurde mehrere Jahre hindurch im Bade Reinerz an mehreren Stellen beobach- tet; daselbst wahrscheinlich ursprünglich angepflanzt. M. . Salvia verticillata L. beobachtete ich seit mehreren Jahren auf Kartoffeläckern am Oderthore. M. Villarsia nymphoides Vent., in Menge in einem Sumpfe an der Knochenmühle; hier vollständig eingebürgert, soll aber ursprünglich ausgepflanzt worden sein. Vincetoxicum officinale Mönch. Bei uns hat die Pflanze meist einen ganz aufrechten Stengel; in Pirscham wächst diese Form mit einer anderen zusammen, deren oberster Stengeltheil sich wie ein Convolvulus um andere Pflanzen windet. M. . Campanula barbata, geht bisweilen bis 2100‘ herab; so bei Waldenburg im Gesenke. M. Cirsium heterophyllum >< palustre, in Gesellschaft der Stammformen im Eulengrunde bei Krumm- hübel in 3 Exemplaren von mir gefunden, M. . Cirsium oleraceum >< palustre, bei Merzdorf vor Krummhübel. M. Cirsium acaule, in Menge bei Wohlau und bei Obernigk. . Stenactis annua Nees. Seit Jahren vor Sandberg bei Masselwitz zwischen Weiden an der Oder zahlreich beobachtet. M. Rudbeckia hirta L. In Menge verwildert bei Bischwitz a. B. . Pinus Mughus Scop., findet sich auch in einzelnen Sträuchern um Krummhübel (17009. . Epipogium Gmelini Rich. Am Gräfenberge bei Freiwaldau im Gesenke. M. [} De 712 Listera cordata R. Br. Grunewalder Thal bei Reinerz. M. Orchis sambueina, Moisdorf bei Jauer mit ©. mascula und bei Gräfenberg. M. . Liparis Loeselii Rich. Zahlreich am Warteberge bei Riemberg 1. Juli 1860. An den größten Exemplaren hatte die Traube 10—16 Blüthen. M. Wolffia Michelii Hork. An dem zuerst von mir entdeckten Standorte bei Grüneiche ist sie verschwunden; dagegen massenhaft im Schloßteiche bei Nimptsch, in einem Teiche vor Wohlau und in einem Teiche bei Alt-Wohlau; auch bei Gniechwitz vor Zobten. . Caulinia fragilis Willd. Im Brandschützer See vor Auras von Bartsch gefunden. Tofieldia calyculata Wahlenb. Bei Nimkau. . Senecio vernalis zeigte sich 1860 an zahlreichen Orten in Schlesien; so bei Karlowitz, bei Cattern, an mehreren Punkten um Striegau. Veratrum Lobelianum, blüht auch in der Ebene bei Dombrowka (720°) in Oberschlesien; außerdem im Grunewalder Thale bei Reinerz bei noch nicht 1700. Gefäss - Cryptogamen. Equisetum litorale Kühlew. Steril bei Charlottenbrunn. M. Lycopodium complanatum (Grundform), dicht bei Krummhübel und im Aufsteigen zur Seifen- lehne. M. Phegopteris Robertiana. Bei Merkelsdorf, vor Adersbach. M. Struthiopteris germanica, vom Lehrer Bänitz bei Naumburg am Bober entdeckt und mitgetheit: „Von der Mündung der Briesnitz ab ist das Ufer ganz damit bedeckt“; auch um Sommerfeld zwischen Gersdorf und Liebsgen (Weise). Lycopodium inundatum. Bei Karlowitz an einer neuen Stelle aufgefunden mit Radiola, Dro- sera rotundif., Trematodon, Atrichum tenellum. M. Moose. . Pleuridium nitidum mit Physcomitrium sphaerieum und Physcomitrella patens, nicht weit vom Lehmdamme. M. Weisia eirrhata Hdw. Auf einem Schindeldache in Pirscham. Einzig sicherer Standort in Schlesien. M. Dicranum palustre Brid. In Menge bei Lissa und Nimkau bei Breslau, außerdem zahlreich bei Adersbach und um Krummhübel. M. D. spurium Hdw. Karlowitz. M. D. longifolium Hdw. Im Riesengebirge in der Sorbus-Region auf Felsen und an Sorbus gemein. M. Dicranodontium aristatum Schpr. Zahlreich bei Merkelsdorf, Adersbach und Weckelsdorf. M. Campylopus fragilis Schpr. Ebendort. Fissidens incurvus Schwgr. Vor Cattern, bei Johannesbad, in Adersbach. M. F. osmundoides Hdw. Jacobsdorf vor Primkenau. Lehrer Seifert. . Brachyodus trichodes W. et M. Auf dem Kamme des Riesengebirges gemein, aber auch bei Krummhübel mit Blindia acuta, Pohlia elongata, Racomitrium sudeticum, Pogonatum alpi- num (1700%. M. y Pottia Starkeana mit Barb. cavifolia und Ephemerum serratum bei Schmolz. M. Desmatodon latifolius Brid. An der Hampelbaude auf einer Wiese mit Bryum inelinatum und am Basalte der kleinen Schneegrube. M. . Didymodon eylindrieus Schpr. Adersbach. M. Leptotrichum glaucescens Hdw. Kleine Schneegrube. M. Barbula inelinata Schwgr. Mit reifen Kapseln bei Petersgrund bei Leipe. M. Tetrodontium Brownianum Schpr. Hoch oben in der Melzergrube und bei der Wiesenbaude in kleinen Höhlen an trockenen Granitfelsen mit Brachyodus. M. 52. 59. 54. 5. 73 T. repandum Fk. Merkelsdorf vor Adersbach, M. Ulota Hutchinsiae Hook. An mehreren Stellen um Krummhübel. M. U. Drummondü Brid. Unterhalb der kleinen Schneegrube auf Sorbus. M. Orthotrichum rupestre Schleich. Ziegenrücken bei Krummhübel. M. O. stramineum Hsch. In der Sorbus-Region des Riesengebirges gemein. M. . Grimmia funalis Synops. (G. spiralis Bryol. Eur.). Basalt der kleinen Schneegrube. Im Jahresberichte 1855 als incurva e. p. aufgeführt. M. Gr. patens Sm. Weißwasser. M. G. Donniana Sm. Um Krummhübel mit @. ovata gemein. M. Grimmia leucophaea Grev. Ziegenrücken bei Krummhübel, überall um Stonsdorf gemein. M. Racomitrium protensum Al. Br. Auch bei Krummhübel (1700%). M. . Bryum eirrhatum Schpr. Peterbaude im Riesengebirge. M. B. atropurpureum Whlbrg. Pitschenberg bei Ingramsdorf. M. B. inelinatum Sw. Jakobsdorf bei Primkenau. Lehrer Seifert. . Amblyodon dealbatus Dicks. Wie voriges. . Mnium einelidioides Schpr. Mit Dichelyma am Ausflusse des kleinen Teiches. M. . M. spinosum, am Nordfuße des Riesengebirges in Wäldern überall verbreitet. M. M. spinulosum Br. et Sch. Unterhalb der Korallensteine im Riesengebirge. Stenzel. . Paludella squarrosa L. Krummhübel. M. . Meesia tristicha Fk. Wie vorige steril; bei Krummhübel. M. Trematodon ambiguus, sehr häufig bei Karlowitz an einer Stelle. M. . Atrichum angustatum Brid. Auf trockenem Haideboden bei Karlowitz, Mangschütz bei Brieg. M. . Atrichum tenellum Röhl. In großer Menge auf feuchtem Sandboden bei Karlowitz. M. Pogonatum alpinum L., steigt bei Krummhübel bis 1700’ herab. M. . Fontinalis squamosa Dill. In unsäglicher Menge in allen schmalen, reißenden Gebirgsbächen um Krummhübel bis Erdmannsdorf, oft von Lemanea torulosa begleitet. M. Lescuraea striata Schwgr. In der Sorbus-Region des Riesengebirges ganz gemein. M. Leskea nervosa Schw. An Steinen am Nordfuße des Riesengebirges, besonders an Dorfmauern sehr häufig; auch in der Sorbus-Region verbreitet. M. . Anomodon longifolius Schl. In Schlesien, wie es scheint, sehr verbreite. An vielen Orten um Leipe, im Kapsdorfer Goi mit Frucht, im Mangschützer Forste bei Brieg, bei Gräfenberg. M. Pseudoleskea atrovirens Dicks. In der Sorbus-Region des Riesengebirges sehr gemein; geht bis 2400‘ herab. M. Heterocladium heteropteron Schpr. Krummhübel mit Mnium hornum. M. Plagiothecium Muehlenbeckii Br. et Sch. Auf dem Kamme des Riesengebirges sehr verbreitet, geht bis in die kleine Schneegrube. M. . Piychodium plicatum Synops. Basalt der kleinen Schneegrube. M. Limnobium arcticuwm, mit Früchten auf der Ostseite vom kleinen Teiche, an von Wasser be- spritzten Felsen. M. L. ochraceum Turn. Zahlreich unter Wasser mit Dichelyma im Ausflusse des kleinen Teiches. M. Hypnum elodes Spree. Zahlreich auf alten Weidenstöcken und auf abgefallenem Laube auf einer Sumpfwiese bei Riemberg am Wariheberge. M. . H. pallescens Schpr. Im Riesengebirge sehr verbreitet, an unzähligen Stellen, besonders an Buchen und Fichten, nie an Steinen oder Sorbus, auf dem Kamme auch am Knieholze. M. H. callichroum Fk. Allgemein im Riesengebirge verbreitet. M. H. revolvens Sw. Krummhübel. H. Kneiffii Schpr. An vielen Orten in Schlesien und, wie es scheint, allgemein verbreitet. M. H. rugosum Dill. Basalt der kleinen Schneegrnbe. M. 10 74 56. H. pratense Koch. Ebendort und bei Krummhübel an vielen Orten. M. 57. H. scorpioides L. Nimkau. M. 58. H. Mildeanum Schpr. Bei Karlowitz, bei Nimkau. M. Um Jacobsdorf bei Primkenau. Lehrer Seifert. Am 8. December fand Herr Dr. Stricker dieselbe Art mit sehr zahlreichen, bedeckelten Kapseln bei Bruch, an dem zuerst von mir aufgefundenen Standorte. Sie ist auch jetzt bei Wien von Juratzka und in Westphalen von Herm. Müller gefunden worden. 59. H. giganteum Schpr. In Torfsümpfen Schlesiens nicht selten. Seifersdorf bei Ohlau, Nimkau Bruch, Jeseritz, Liegnitz, Krummhübel. M. Jakobsdorf bei Primkenau. Lehrer Seifert. 60. H.stramineum Dicks. Um Breslau b.Lissa, b. Charlottenbrunn, im Riesengeb. allgemein verbreitet. M. 61. H. nitens Schreb. Lissa, Leipe bei Jauer, Friedland. M. 62. Rhynchostegium depressum. Adersbach. M. 63. HAylocomium Oakesü, auf dem ganzen Kamme des Riesengebirges zerstreut; an den Teichen, an der Rübezahlskanzel, in der kleinen Schneegrube mit #4. umbratum. M. 64. Sphagnum squarrosum v. teres Schpr. c. fr. Krummhübel. M. 65. und 66. Sph. Lindberyü und Hypnum sarmentosum, auf dem ganzen Kamme des Riesenge- birges allgemein verbreitet und nicht selten; letzteres mit 3 Früchten auf der weißen Wiese und in der Melzergrube. M. 67. Jungermannia setiformis. Kleine Schneegrube. M. 68. J. julacea. Kleiner Teich. M. 69. Fimbriaria pilosa Tayl. Bereits im Jahresberichte von 1856 S. 43 als Duvalia rupestris aufgeführt. Ich fand sie nämlich im September 1855, wo die Pflanze ganz vertrocknet und die Früchte keine genaue Untersuchung gestatteten. Später fand sie v. Uechtritz an derselben Stelle im Weistritzthale mit eben sich entwickelnden Früchten, nach denen Gottsche die Pflanze als F. pilosa bestimmte. 70. Grimaldia fragrans Corda. Mit zahlreichen, reifen Früchten am Kreuzberge bei Striegau im Frühjahre 1860 von mir gefunden; die Pflanze wurde mir schon 1855 von Peck geschickt, der sie auf der Südostseite der Landskrone gesammelt hatte, In der neunten Sitzung am 29. November legte Derselbe eine von Herrn Dr. Rabenhorst in Dresden der Gesellschaft zum Geschenk gemachte, in splendidester Weise ausgestattete Sammlung europäischer Cladonien vor, 39 Arten auf eben so viel Folioblättern enthaltend. Herr Dr. Stenzel hielt einen Vortrag: ,‚Ueber die Blatistiele der Farne‘“, erläuterte unter Vorlegung von Abbildungen die Verschiedenheiten-in der Vertheilung der Gefäßbündel bei Asplenium Filix femina und dem auch hierin völlig übereinstimmenden Polypodium alpestre, ferner bei Po- Iypodium vulyare, Blechnum boreale und Aspidium spinulosum, und hob schließlich die noch nicht allgemein genug gewürdigte Bedeutung hervor, welche diese anatomischen Verschiedenheiten für die Systematik, insbesondere für die Begrenzung der Arten und Gattungen besitzen, Herr Director Dr. Wimmer gab: „Salicologische Mittheilungen“. Derselbe legte zunächst die Monographie des Dr. A. Kerner in Ofen (jetzt in Innsbruck) über niederösterreichische Weiden vor, welche er als eine äußerst werthvolle bezeichnete, die in Bezug auf Biologie und Morphologie, wie auf Systematik und Beobachtung hybrider Formen vieles Neue und Beifallswürdige enthält. Salix retusa ist darin zu einer eigenen Gattung Chamitea, welche zwischen Salix und Populus mitten innesteht, erhoben (vergleiche das ausführliche Referat in der Regensburger Flora 1861 pag. 5—9). Derselbe sprach hierauf ‚Ueber geographische Verbreitung der Weiden“ in Europa und legte eine Anzahl Karten vor, in denen die Verbreitung der wichtigsten Arten graphisch dargestellt ist. Es stellen sich hierbei merkwürdige Verschiedenheiten in den Arealen dar, indem z. B. Salix aurita und repens vom Polarkreis bis zu den Alpen reicht, Salix purpurea einen ähnlichen, aber etwas südlicheren, $. viminalis einen schmaleren Gürtel einnimmt, $, incana dagegen nur dem südlichen 75 und mittleren Europa eigen ist, S. cinerea durch eine von Nordost nach Südwest, S. livida dagegen durch eine von Südost nach Nordwest gehende Vegetationslinie begrenzt wird, $. /apponum nur dem hohen Norden, Riesengebirge und Podolien, $. myrtilloides außerdem auch dem bayerischen Hoch- land, $. phylieifolia dem höchsten Nordosten, so wie isolirten Punkten in Schottland, Holstein, Harz, Riesengebirge, $. glabra nur den Ostalpen eigenthümlich ist. Schließlich legte Derselbe eine von Herrn Dr. Heydenreich in Tilsit eingesendete Sammlung von Weiden vor, die an interessanten, zum Theil neuen Bastarden sehr reich ist. Am 13. December fand eine vereinigte Sitzung der botanischen und der Section für Obst- und Gartenbau statt, in welcher Herr Director Wimmer den Vorsitz führte und wo Herr Pharmazeut Kabsch über das Trocknen der Blüthen durch Semen Lycopodii sprach, Prof. Dr. Cohn einen Vortrag über die Geschichte und Theorie der Ward’schen Kästen hielt, über den in dem Bericht der Section für Obst- und Gartenbau referirt werden wird. Beiträge zur Algen- und Diatomeen-Kunde Schlesiens, insbesondere Strehlens von Lehrer Hilse. Ich betrachte diese kleinen Beiträge blos als einzelne Bausteine für eine künftige Algen- und Diatomeen-Kunde Schlesiens. Es sind viele und nicht unbedeutende Lücken, die in dem nachfol- genden Verzeichniß, besonders hinsichtlich der Algen, zu Tage treten. Hoffentlich werden künftig noch manche Nachträge folgen, um auch nur einigermaßen das Fehlende zu ergänzen. Daß beson- ders die Algen in verhältnißmäßig viel geringerer Anzahl, als die Diatomeen, vertreten sind, rührt hauptsächlich daher, daß dieselben vorzugsweise deswegen gesammelt und untersucht wurden, um sie für die Decaden des Dr. Rabenhorst zu liefern. Manche Alge, die für diesen Zweck nicht brauchbar war, wurde oft nicht weiter beachtet und gerieth wohl zuletzt gar in Vergessenheit, Dies soll künftig möglichst vermieden werden. Trotz der Lücken dürfte in dem Nachfolgenden doch Manches enthalten sein, was für den Sachkundigen nicht ohne Interesse sein dürfte. Alle nachstehend genannten Species habe ich an ihren betreffenden Orten selbst gefunden und gesammelt und dann nach- träglich untersucht. Ein Theil derselben ist in den Decaden des Herrn Dr. Rabenhorst in Dresden herausgegeben worden. Ich werde bei jeder Art, die von mir gesammelt bis jetzt in den Decaden geliefert wurde, dies vermerken. Auch gedenke ich an einem anderen Orte in nicht langer Zeit die ganz neuen und conjugirten Arten durch Zeichnungen darzustellen. A. Algen. Phaeonema Kt. Ph. rufescens Rabenh. An feuchten Waldwegen und an Abhängen am Leichnams- und Kalinkeberge bei Strehlen; an manchen Stellen ziemlich häufig. Penium Breb. P. curtum Breb. Im Steinbruche auf dem Galgenberge bei Strehlen gefunden. Rabenh. Dec. 93 und 94 Nr. 937. Protococcus Ag. Pr. turgidus Kiz. In Mergellachen von Groß-Lauden bei Strehlen, in Gesellschaft von Epith. intermedia Hilse und Stauroneis punctata Ktz. Rabenh. Dec. 103 und 104. Pr. macrococceus Ktz. Auf dem Galgenberge bei Strehlen, zusammen mit Schizotrix variecolor Rabenh. Rabenh. Dec. 85 und 86 Nr. 851. Pr. coccoma Kiz. Dammmühle bei Strehlen. Pr. plwvialis Ktz. Häufig am Galgenberge, auch im Steinbruche von Golschau bei Strehlen und sparsam am Grocheberge bei Frankenstein. Pr. Wimmeri Hilse nov. spec. Derselbe ist der Form nach länglich rund, meist — bis Mm. lang und „55 bis —$; Mm. breit. Die Zellhaut ist dick und mehrschichtig und der Zellinhalt großkörnig. Seine Farbe ist ein prächtiges leuchtendes Roth. Er kommt stets vereinzelt vor, Unter 10* 76 den rothen Protococeus-Arten ist er der größte und auch einer der schönsten. Gesammelt im Juni 1860 in den Mergelgruben von Peterwitz bei Strehlen auf feuchter, zeitweise von Wasser bedeckter Erde, woselbst er in Masse vorkam. f Microcystis Kiz. M. aeruginosa Ktz. Diese seltene Art erscheint alljährlich in Menge auf mehrere Monate im Röhrteiche bei Strehlen und färbt die Ränder des Teiches schön grün. Rabenh. Dec. 107 und 108. Palmella Lyngb. P. mucosa Kiz. In Wassergräben und an nassen Felsen auf der Eule und Sonnenkoppe. Rabenh. Dec. 107 und 108. P. pallida Kiz. Im Wasser flottirend an Felsen des Aupegrundes im Riesengebirge. Rabenh. Dec. 107 und 105. Ward bisher im Harz gefunden. P. botryoides Lyngb. Häufig in einer Wasserlache auf dem Galgenberge. Rabenh. Dec. 103 und 104 Nr. 1057. Gloeocapsa Ktiz. G. Magma Ktz. An Felsen des kleinen Teiches im Riesengebirge. G. opaca Nägeli. Häufig auf Felsen des Galgenberges bei Strehlen. Früher nur in der Schweiz gefunden. Rabenh. Dec. 107 und 108. Tetraspora Link. T. natans Kiz. Mehrere Orte bei Strehlen. T. eylindrica Ag. In einem Graben bei Krummendorf bei Strehlen. Oscillaria Bosc. ©. antliaria Jürg. Am Galgenberge bei Strehlen. O. limosa Ag. Mehrere Orte bei Strehlen. O. nigra Vauch. Galgenberg bei Strehlen. Rabenh. Dec. 103 und 104 Nr. 1036. O. chalybea Mertens. In einem Graben von Dobergast bei Strehlen. Rabenh. Dec. 77 u. 78 Nr. 776. O. ornata Kiz. Forma crassa Rabenh. Diese schöne, sonst nur aus Frankreich bekamnte Art findet sich auf den Bergen von Niklasdorf bei Strehlen. Rabenh. Dec. 77 und 78 Nr. 778. Phormidium Kiz. Ph. vulgare Ktz. Galgenberg. Leptothrix Kt. L. ochracea Ktz. Häufig bei der Dammmühle bei Strehlen und bei Jordansmühl. L. rufescens Ktz. Am Galgenberge bei Strehlen. Rabenh. Dec. 103 und 104 Nr. 1038. Symploca Kt. S. scytonemacea Ktz. Auf feuchter Erde in alten Mergelgruben von Kniesch- witz bei Strehlen. Rabenh. Dec. 93 und 94 Nr. 926. Lyngbya Ag. L. Phormidium Kiz. Normalform. Reichlich in einem Wiesengraben bei der Colonie Eichwald bei Strehlen. Rabenh. Dec. 953 und 94 Nr. 929. L. Phormidium Ktz. var. ß strato sordide fusco, trich viridi-fuscescentibus. An Hypnum riparium in Gräben bei Groß-Lauden bei Strehlen. Rabenh. Dec. 95 und 94 Nr. 930. Beide Arten sind neu für Deutschland. Cylindrospermum Ktz. C. mierospermum Ktz. Gesammelt bei Geppersdorf bei Strehlen. Rabenh. Dec. 101 und 102 Nr. 1013. Nostoc Vauch. N. minutissimum Ktz. Am Galgenberge bei Strehlen. N. commune Vauch. Häufig am Galgenberge und bei Warkotsch bei Strehlen. N. commune ß fuscum Ktz. In Wasserlachen auf dem Galgenberge. Rab. Dec. 103 u. 104 Nr. 1032. N. sudeticum Ktz. In einer Lehmgrube bei Strehlen gefunden. Scytonema Ag. Sec. turfosum Ktz. Auf Felsen im Aupegrunde im eiigetingee Se. graeillimum Kiz. In den Mergelgruben von Peterwitz bei Strehlen. Rabenh. Dec. 105 und 104 Nr. 1035. ! Calothrix Ag. C. pulchra Kiz. Diese schöne, bisher nur aus Frankreich bekannte Art findet sich auf einen kleinen Standort beschränkt in einem Waldbache am Fuße der Eule, oberhalb des Forellenteiches bei Stein-Kunzendorf. Rab. Dec. 93 und 94 Nr. 927. Tolypothrix Kir. T. lanata Ag. var. tenuior. In den Mergelgruben von Peterwitz bei Strehlen. Rabenh, Dec. 103 und 104 Nr. 1033. 77 Sirosiphon Kiz. S. coralloides Ktz. Auf Felsen und an Moos auf dem Galgenberge bei Strehlen. S. rugulosus Kiz. Diese, bisher nur aus der Schweiz bekannte Art kommt mit Scytonema graeillimum zusammen in den Mergelgruben von Peterwitz bei Strehlen vor. Rabenh. Dec. 103 und 104 Nr. 1035. S. ocellatus Ktz. Auf feuchten Felsen im Aupegrunde im Riesengebirge zusammen mit Sey- tonema turfosum. Stigonema Ag. St. atrovirens Ag. Auf Felsen im Aupegrunde. Rabenh. Dec. 87 und 88 Nr. 850. Wird jetzt zu den Flechten gerechnet. Schizothrix Ktz. Sch. variecolor Rabenh. nov. spec. Es sei mir erlaubt, die Beschreibung des Herrn Dr. Rabenhorst hier folgen zu lassen: „Der Sch. aurantiaca Kiz. Spec. nahe verwandt; die Scheiden sind aber stärker als in der Kützing’schen Zeichnung (T. 39, F. II.), bald pfirsich- blüthfarbig, bald unrein rosenfarbig, bald bräunlich, bald blaß oder rein goldgelb. Die inneren Fäden meist blaß spangrün, oft gelblich, gekörnt, die Glieder meist so lang als breit oder etwas kürzer. Gesellig finden sich dabei ein Sirosiphon, ein Protococeus von bedeutender Größe, bisweilen doppelt so groß als macrococeus (Tab. phyc. T. 2) und Palmogloea; köstliches Material zu einer Ent- wickelungsgeschichte. Dies prachtvolle Object verdanken wir dem glücklichen Blicke des Herrn Lehrer Hilse, der es am Galgenberge bei Strehlen entdeckte.“ Ich erlaube mir noch zu bemerken, daß im Jahre 1859 die röthlichen Fäden von Sch. vorherrschten, dagegen 1860 die gelb gefärbten. Im Jahre 1860 war die Alge sehr lange mit Wasser bedeckt und dies wahrscheinlich der Grund des Farbenwechsels. Der dabei vorkommende Protococcus ist Pr. macrococeus. Rabenh. Dec. 85 und 86 Nr. 851. Mastichonema Schwabe. M. caespitosum Kiz. Häufig auf dem Galgenberge bei Strehlen an Steinen, die mit Wasser bedeckt sind. Rabenh. Dec. 87 und 85 Nr. 871. M. pluviale Braun. An von Wasser beneizten Felsen auf dem Galgenberge bei Strehlen. Rab. Dec. 65 und 66 Nr. 647. M. Orsinianum Ktz. Diese, sonst nur in Italien gefundene Art kommt im oberen Theile des Aupegrundes an von Wasser befeuchteten Felsen vor. Rabenh. Dec, 107 und 108. Schizosiphon Kiz. Sch. affinis Menegh. Auf feuchtem Mergelboden bei Kampen bei Strehlen. Bisher nur in Italien gefunden. Rab. Dec. 103 und 104 Nr. 1039. Sch. sabulicola A. Braun. Diese seltene Art fand ich am Rande und auch auf dem Grunde einer Wasserlache an der Straße von Groß-Lauden nach Bohrau bei Strehlen. Rabenh. Dec. 105 und 104 Nr. 1040. Limnactis Kiz. L. flagellifera Ktz. In den Mergelgruben zu Warkotsch bei Strehlen, theils auf Erde, theils an Pflanzenresten in Gräben, reichlich und an verschiedenen Stellen. Diese schöne Alge war bis jetzt nur aus Frankreich bekannt, wo sie bei Falaise gefunden wurde. Rabenh. Dec. 93 und 94 Nr. 928. Rivularia Roth. R. angulosa Roth, Forma dura. Unterscheidet sich von der typischen Form durch größere Härte. Häufig in Gräben bei Striege, Peterwitz und Plohmühle bei Strehlen. Rabenh. -Dec. 65 und 66 Nr. 648. R. durissima Ktz. In großer Menge an Myriophyllum in den Mergelgruben von Groß-Lauden bei Strehlen. Rabenh. Dec. 97 und 98 Nr. 976. Ulothrix Kiz. U. speciosa Ktz. Am Fuße der Eule bei Stein-Kunzendorf, wo das Wasser aus dem Forellen-Teiche mittelst einer Rinne auf die Steine fällt. Bisher nur aus England bekannt. Rabenh. Dec. 103 und 104 Nr. 1034. U. tenerrima Ktz. Auf dem Galgenberge bei Strehlen. Schizogonium Kiz. Sch. murale Ktz. Auf feuchter Erde an mehreren Stellen bei Strehlen. Draparnaldia Ag. Dr. glomerata Ag. In Gräben bei Strehlen. Dr. plumosa Ag. Desgleichen. 78 Oedogonium Link. Oed. capillare Ktz. In großer Menge auf dem Galgenberge bei Strehlen. Conferva Link. C. fugacissima Roth. Niklasdorfer Berge und Katschwitz bei Strehlen. Cladophora Kt. Cl. glomerata Kiz. An vielen Stellen in Bächen bei Strehlen. Cl. fracta Kiz. Pentsch bei Strehlen. Chroolepus Ag. Chr. Jolithus Ag. Im Riesengebirge. Chantransia Desv. Ch. chalybea Fries. Auf Steinen am Forellenteiche bei Stein-Kunzen- dorf am Fuße der Eule; auch an Steinen in einem Graben am Leichnamsberge bei Strehlen. Mougeotia Ag. M. genufleva Ag. Peterwitz und Skalitz bei Strehlen. Sirogonium Ktz. S. stieticum Ktz. In Gräben in der Nähe von Strehlen. Spirogyra Link. Sp. Weberi Ktz. Auf dem Galgenberge bei Strehlen. Rab. Dec.63 u. 64 Nr. 634. Sp. quinina Ktz. Mehrere Orte bei Strehlen. Sp. nitida Kiz. Auf dem Galgenberge. Sp. decimina Ktz. Stehende Gewässer bei Strehlen. Zygnema Ag. Z. stellinum Ktz. Mehrere Orte bei Strehlen. Z. eruciatum Ag. Ebenso. Zygogonium Ktz. Z. ericetorum Ktiz. In den Mergelgruben von Warkotsch bei Strehlen. Z. torulosum Ktz. Auf dem Galgenberge, besonders an Stellen, wo der Rasen abgestochen ist. Rabenh. Dec. 83 und 84 Nr. 832. Hydrodictyon Roth. A. utriculatum Roth. Im Steinbruche auf dem Galgenberge. Rabenh. Dec. 65 und 66 Nr. 660. Prasiola Ag. P. crispa Ktz. An der Ecke der katholischen Kirchhofmauer bei Strehlen. Botrydium Wallr. B. argillaceum Wallr. Häufig bei Langenbielau, seltener bei Strehlen. Vaucheria De Cand. V. dichotoma Lyngb. In stehenden Wassergräben bei Strehlen. V. caespitosa Ag. In Quellen und Bächen bei Strehlen. Witella Ag. N. flexilis Ag. Auf dem Galgenberge und bei Geppersdorf bei Strehlen. Chara Ag. Ch. aspera Willd. var. brachyphylla. Mergelgruben von Peterwitz und Striege bei Strehlen. Ch. fragilis Desv. var. longibracteata. Mergelgruben von Peterwitz und Striege. Ch. fragilis Desv. var. brevibracteata, tenuifolia. Peterwitz bei Strehlen. Ch. foetida A. Braun; var. subhispida, longibraeteata. Mergelgruben von Knieschwitz b. Str. Ch. foetida A. Braun; var. subhispida, brevibracteata. Mergelgruben von Knieschwitz. Ch. hispida Linne. In den Mergelgruben von Groß-Lauden bei Strehlen. Chaetophora Schrank. Ch. elegans Ag. Bei Peterwitz, bei der Dammmühle etc. Rabenh. Dec. 89 und 90 Nr. 897. Ch. endiviaefolia Ag. Bei Krippitz u. a. O. bei Strehlen. Batrachospermum Roth. B. moniliforme Roth. Peterwitz bei Strehlen, Langenbielau ete. Bei Langenbielau die Form giganteum. Hildenbrandtia Nardo. H. rosea Ktz. var. fluviatilis Breb. Diese Art fand ich in Gräben am Rummels-, Leichnams- und Kalinkeberge bei Strehlen. Manche Steine sind so völlig von der Alge überzogen, daß sie im Wasser wie rother Porphyr aussehen. Früchte habe ich noch nicht finden können. Rabenh. Dec. 71 und 72 Nr. 720. B. Diatomeen. Epithemia Kt. Ep. turgida W. Sm. In den Mergelgruben von Peterwitz und Gr.-Lauden b. Str. Ep. Westermanni Ktz. Im Ziegengrunde bei Strehlen, zusammen mit Epith. intermedia Hilse. Rabenh. Dec. 103 und 104. Ep. gibba Kiz. Gemein, vorzugsweise häufig in den Mergelgruben von Skalitz und Groß-Lauden bei Strehlen. 79 Ep. intermedia Hilse nov. spec. Die Frontansicht ist in der Mitte nur wenig bauchig erwei- tert, die Seitenansicht bogig, nach den Enden zu ziemlich bedeutend verschmälert, die Enden selbst verrundet und etwas zurückgebogen. Die Länge beträgt meist —; bis „3,5 Mm. Auf 0,001’ engl.) kommen 8 Kanälchen, Striche 36 auf 0,001”. Diese Species erscheint mir wie ein Miltelding von Epith. ocellata und Epith. alpestris; doch gehört sie zu keiner von den beiden Arten. In den Mergelgruben von Groß-Lauden und Peterwitz bei Strehlen, gesammelt im Juni 186). Rabenh. Dec. 103 und 104 Nr. 1026. Ep. Goeppertiana Hilse nov. spec. Die Frontansicht ist linear, an den Ecken verrundet. Die BEmeomeich! etwas gebogen und an den Aıilen, runden Enden wenig verschmälert. Die Länge beträgt 2% bis Z% Mm., die Breite der Front „1%; Mm., die Breite der Seite „8, bis „35 Mm. Kanälchen kommen 8 auf 0,001‘ Cengl.), Striche 32 Bi 0,001”. Die Striche sind schön perl- schnurarlig, wie bei Epith. turgida, nur viel zarter, so daß man sie nur bei starker und scharfer Vergrößerung zu erkennen vermag. In Menge in den Mergelgruben von Peterwitz bei Strehlen. Kommt auch bei Warkotsch vor. Gesammelt im Mai und Juni 1860. Rab. Dec. 103 und 104 Nr. 1021. Eunotia Ehr. Eun. tridentula Ehr. Auf dem Rücken der Eule in einer Höhe von gegen 3000 Fuß; zusammen mit Cyelotella dubia etc. Rabenh. Dec. 103 und 104 Nr. 1022. Eun. minuta Hilse nov. spec. Honpisaiie pebluk; bogenförmig und an den Ecken zurückge- bogen; Nebenseite linear. Länge meist „I; bis ZU Mm.; ; Querstriche habe ich trotz aller Versuche nicht finden können. Diese Species gleicht in Hinsicht Pre Größe etc. der Eunotia tridentula; doch ist sie sehr wesentlich dadurch von ihr unterschieden, daß ihr die drei stumpfen Zähne fehlen. In einem Graben auf der Eule in einer Höhe von gegen 3000 Fuß, gesammelt Anfang October 1860. Rabenh. Dec. 107 und 108. Cymbella Ag. C. Ehrenbergü Kiz. In einem eisenhaltigen Graben auf den Feldern von Jordansmühle, Kreis Nimptsch. C. euspidata Ktz. Häufig auf dem Galgenberge, mehr vereinzelt im Ziegengrunde und bei Jordansmühle. Rabenh. Dec. 97 und 98 Nr. 961. C. helvetica Kiz. Forma silesiaca Rabenh. Jedes Jahr sehr reichlich und rein in den Mergel- gruben von Peterwitz bei Strehlen. Rabenh. Dec. 61 und 62 Nr. 604. C. gastroides Ktz. In einem Graben bei Krippitz bei Strehlen. C. Lunula Rabenh. Im Frühjahr schön rein in einem Graben bei Riegersdorf und Teppendorf bei Strehlen. Rabenh. Dec. 107 und 108. Amphora Ehr. 4A. ovalis Ktz. In einem Feldbrunnen hinter der Woiselwitzer Mühle und in den Mergelgruben von Peterwitz bei Strehlen. Rabenh. Dec. 63 und 64 Nr. 621. Cocconeis Ehr. C. pediculus Ehr. In den Mergelgruben von Peterwitz, festsitzend an Wasserpflanzen. C. Placentula Ehr. In einem Graben von Krippitz bei Strehlen. Rab. Dec. 99 u. 100 Nr. 985. €. Thwaitesii W. Sm. In den Mergelgruben von Peterwitz bei Strehlen, zusammen mit Masto- gloia Smithii. Rabenh. Dec. 97 und 98 Nr. 966. Cyelotella Ki. C. dubia Hilse nov. spec. Diese Diatomee stelle ich mit einigem Zweifel zu Cyelotella. Die Frontseite ist nicht genau zirkelrund, auch habe ich noch niemals, trotz aller Versuche, weder eine walzige Seitenansicht noch eine radienartige Randzeichnung bemerkt. Da sie aber am nächsten mit Cyelotella verwandt ist, so möge sie einstweilen ihre Stelle hier erhalten. Ob die Pflanze gar ein neues Genus bildet, wie ich fast vermuthe, dürfte wohl die Zukunft lehren. Diese Diatomeen-Masse findet sich in einer kleinen, von Holzmachern zur Erlangung von Trinkwasser angelegten Rinne auf dem Rücken der Eule in einer Höhe von 3000 Fuß und ist zu jeder Jahres- zeit, am reichlichsten im Frühjahr, vorhanden. Gesammelt zu Pfingsten 186%. Rabenh. Dec. 103 und 104 Nr. 1022 Campylodiscus. C. costatus W. Sm. var. $. Den Hauptstandort des EC. costatus var. so W. Sm. entdeckte ich für die Strehlener Gegend im Frühjahr 1857 in einer Quelle in den Mergel- gruben von Peterwitz, woselbst er das ganze Jahr und reichlich mit Pleurosigma attenuatum zu- sammen vorkommt. Ich habe ihn 1857 in den Decaden des Dr. Rabenhorst unter Nr. 602 mit Pleurosigma attenuatum gegeben. Herr Dr. Bleisch hat denselben Campylodiseus und aus der- selben Quelle als ©. punetatus Bleisch im Jahre 1859 in den Decaden unter Nr. 811 geliefert. Da dierdurch leicht für die folgende Zeit ein fortdauernder Irrthum entstehen könnte, so halte ich einige erklärende Worte im Interesse der Wissenschaft für gerechtfertigt. Dr. Bleisch sagt in ‚„‚Hed- wigia Nr. 6 vom Jahre 1860“ von seinem ©. punctatus: ‚Am meisten ähnelte er noch dem Cam- pylodiscus costatus, besonders der unter $ (im Smith) beschriebenen Varietät, unterscheidet sich . jedoch auch wesentlich von diesem, einmal durch eine größere Anzahl der sehr variablen Strahlen, deren ich auf einzelnen Scheiben 66 gezählt habe, durch die Größe der Scheibe, deren Durchmesser oft über ; Mm. reicht, und durch viel stärker hervortretende Punkte, wenigstens im Vergleich zu Smith’s Abbildung Pl. vuL. Nr. 52.“ — Ich bezweifle gar nicht, daß einzelne Scheiben 66 Strahlen können besessen haben; es sind einzelne größere, wahrscheinlich durch Befruchtung entstandene Exemplare gewesen. In der Regel jedoch hat der Peterwitzer Campyl. viel weniger Strahlen. Zehn Exemplare, aus verschiedenen Proben, zeigten mir 34, 38, 40, 42, 40, 56, 40, 40, 42 und 40 Strahlen. W. Smith giebt 30—40 Strahlen als charakteristisch für C. costatus an. Daß aber selbst die Zahlen von Smith hier nicht so bindend sind, zeigt er selbst in seinen Abbildungen; denn der eine Campyl. costatus besitzt 44 Strahlen und die Varietät ß sogar 50 Strahlen. Was den zweiten Punkt, die Größe der Scheibe, anbelangt, > zeigten 10 Exemplare folgende Größen: 2, 2 3007 3009"9007 800» #065 Er 300: 300 Mm. Smith giebt die Größe von C. costatus von 0,025 bis 0,050 (engl.) an. Nach Smith käme er also noch größer als 4 Mm. vor. Man sieht also, weder die Größe noch die Anzahl der Strahlen lassen den Campyl. aus Peterwitz von €. co- status trennen. Was die Punkte"änbelangt, so erscheinen sie allerdings ein wenig größer als in der Zeichnung von Smith var. f. Selbst abgesehen davon, daß es sehr fraglich bleibt, ob der Zeichner genau das richtige Maß getroffen, so können bei einem relativ so großen Objecte, wie ©. costatus ist, ein wenig größere oder kleinere Punkte noch keinen Grund zu einer neuen Species geben. Ich habe auch mehrfach Exemplare von ©. costatus theils mit feineren, theils mit stärkeren Punkten in der Natur gesehen, und mußte sie doch alle für C. costatus halten. Meine entschiedene Meinung ist also diese, unser Campyl. aus Peterwitz kann weder als Species noch als Varietät von EC. costa- tus var. $ des W. Smith getrennt werden. Außer Peterwitz fand ich diese Diatomee auch bei Krummendorf hei Strehlen und bei Jordansmühle, aber nur vereinzelt. Campylodiseus spiralis W. Sm. Vereinzelt bei Skalitz bei Strehlen. Surirella Turp. S. biseriata De Breb. Bei Geppersdorf und im Ziegengrunde bei Strehlen, aber immer nur vereinzelt und unter anderen Diatomeen. S. splendida Kiz. Zusammen mit Cymatopleura im Steinbruch bei Strehlen, gesammelt im October 1860. Rabenh. Dec. 107 und 108. S. pinnata W. Sm. In den Niklasdorfer Steinbrüchen bei Strehlen im ak aa 1860 gefunden. Rabenh. Dec. 97 und 98 Nr. 964. S. angusta Ktz. Im Ziegengrunde bei Sirehlen, zusammen mit Pinn. deals Hilse. Rabenh. Dec. 103 und 104 Nr. 1025, S. minuta De Breb. Gesammelt im Frühjahr 1860, häufig und rein in dem Steinbruche von Niklasdorf bei Strehlen. Rabenh. Dec. 97 und 95 Nr. 964. Cymatopleura W.Sm. C. Solea W. Sm. Bei Lauterbach und Rothschloß, Kreis Nimptsch. Rabenh. Dec. 107 und 108. ©. apieulata W. Sm. Bei Lauterbach und in den Niklasdorfer Steinbrüchen bei Strehlen im October 1860 gesammelt. Rabenh. Dec. 107 und 108. In Dr. Rabenhorst’s Decaden unter Nr. 861 wird die durchaus wellige Nebenseite als charakteristisch für C. apieulata angegeben. Doch scheint sl es mir noch fraglich, ob dieses Merkmal immer wird so constant sein, um darauf eine neue Species zu begründen. Für jetzt zweifle ich noch, daß ©. Solea und ©. apiculata 2 verschiedene Species sind. C. elliptica W. Sm. Vereinzelt in den Mergelgruben von Peterwitz. Nitzschia Hass. N. sigmoidea W. Sm. In einem Graben bei Steinkirch bei Strehlen und noch an vielen anderen Orten. Rabenh. Dec. 79 und 80 Nr. 782. N. amphioxys W. Sm. In vielen Gräben bei Strehlen. N. vivaxz W. Sm. Im Frühjahr 1860 im Steinbruch bei Strehlen und am Stachauer Berge gefunden. Rabenh. Dec. 97 und 98 Nr. 967. N. linearis W. Sm. Geppersdorf bei Strehlen. Ungekocht hielt ich diese Diatomee für Synedra spectabilis Ehr., doch nach dem Kochen mit Salpetersäure überzeugte ich mich bald, daß Synedra speetabilis Ehr. und Nitzschia linearis W. Sm. eine und dieselbe Species sind. Rab. Dec. 107 u. 108. N, acicularis W. Sm. In einem Graben von Siebenhuben bei Strehlen. Oylindrotheca Rabenh. C. Gersienbergeri Rabenh. Diese neue Species, welche vor nicht gar langer Zeit in Sachsen gefunden und worauf ein neues Genus gegründet wurde, fand ich im De- cember 1860 gemeinschaftlich mit Nitzschia linearis in einem Graben bei Geppersdorf bei Strehlen. Wenn man sie mit Salpetersäure kocht, so wird sie gänzlich zerstört. Jedenfalls ein Beweis von dem geringen Kieselgehalt dieser Diatomee. Außer vielfach gebogenen Exemplaren kommen auch solche vor, die wie ein Strick um ihre Längsaxe gewunden sind. Dieses Genus dürfte noch näher zu beobachten sein. Rabenh. Dec. 107 und 108. Amphipleura Ki. A. pellueida Kiz. In einem Graben von Warkotsch und in einem Feld- brunnen bei Siebenhuben bei Strehlen gefunden. Rabenh. Dec. 73 und 74 Nr. 723. Ceratoneis Ehr. C. Arcus Ehr. Bei Stein-Kunzendorf im Eulengebirge mit Chantransia chalybea zusammen auf Steinen. Rabenh. Dec. 103 und 104 Nr. 1027. Navicula Bory. N. crassinervia Breb. Im Frühjahr 1860 gesammelt, auf dem Rücken der Eule gemeinschaftlich mit Pinnularia sudetica Hilse. Rabenh. Dec. 103 und 104 Nr. 1023. N. euspidata Kiz. Groß-Lauden bei Strehlen. N. rhynchocephala Ktz. Im Frühjahr sehr reichlich im Steinbruch von Golschau bei Strehlen. N. appendieulata Ktz. Häufig auf dem Rücken der Eule. } N. firma Ktz. Im Steinbruch auf dem Galgenberge bei Strehlen. N. lanceolata Ktz. In den Mergelgruben von Peterwitz im Herbst 1860 gefunden. Rabenh. Dec. 107 und 108. N. amphirhynchus Ehr. Auf dem Galgenberge bei Strehlen. N. producta W. Sm. Im Frühjahr 1860 bei Rothschloß, Kreis Nimptsch. Rabenh. Dec. 103 und 104 Nr. 1029. N. ambigua Ehr. Auf dem Galgenberge, zusammen mit Cymatopleura apiculata, im Herbst 1860 gesammelt; kommt jedoch nur vereinzelt in der Masse vor. Rabenh. Dec. 107 und 108. N. amphisbaena Bory. Häufig in der Ohlau bei Strehlen. N. affinis Ehr. Mehrere Stellen bei Strehlen. N. leptogongyla Ehr. Auf dem Galgenberge bei Strehlen in einer Höhe von noch nicht 570 Fuß. Diese Diatomee ward sonst nur in den Alpen und auf anderen hohen Gebirgen gefunden. Auf dem Galgenberge kommen auch noch vor Salix silesiaca, Bryum alpinum und Cladonia bellidiflora Ach. Forma scyphosa, phyllocephala Schaer. Ein merkwürdig niedriger Standort für diese Pflanzen. Rabenh. Dec. 97 und 98 Nr. 967. N. eryptocephala Kiz. Gemein. N. elliptica Ktz. Vereinzelt bei Jordansmühle und Groß-Lauden bei Strehlen. N. trinodis W. Sm. Auf dem Galgenberge bei Strehlen. Rabenh. Dec. 97 und 98 Nr. 967. Anmerkung. Ueber eine neue Navicula, die ich vor nicht langer Zeit bei Jordansmühl ge- funden, aber noch nicht gehörig untersucht habe, werde ich später berichten. 11 82 Pinnularia Ehr. P. nobilis Ehr. In einem Feldbrunnen, unweit des Galgenberges bei Strehlen, zusammen mit P. viridis im Frühjahre 1859 gesammelt. Für die Decaden eingesandt. P. major Rabenh. Häufig, besonders rein in einem Feldbrunnen hinter der Woiselwitzer Mühle bei Strehlen. Rabenh. Dec. 63 und 64 Nr. 621. P. viridis Rabenh. An sehr vielen Orten bei Strehlen etc. Für die Decaden gesandt. P. oblonga Rabenh. In den Mergelgruben von Warkotsch bei Strehlen u. a. O. P. lata W. Sm. Auf dem Rücken der Eule in einer Höhe von 3000 Fuß gemeinschaftlich mit Pinn. Hilseana gefunden. Diese wahrhaft schöne Art kommt hier in mehreren Formen vor. Aelterer Standort Frankreich. P. acuta W. Sm. In den Mergelgruben von Groß-Lauden und Peterwitz bei Strehlen. Rab. Dec. 103 und 104 Nr. 1026. P. radiosa Rabenh. Am Wehre bei der Dammmühle u. a. O. bei Strehlen. Für die Decaden eingesandt. P. divergens W. Sm. Diese seltene und schöne Species fand ich nur sehr vereinzelt im Zie- gengrunde bei Strehlen, im Frühjahr 1860. Rabenh. Dec. 103 und 104 Nr. 1025. P. chilensis ? Ehr. In alten Steinbrüchen auf dem Galgenberge bei Strehlen an sehr vielen Stellen. Rabenh. Dec. 97 und 98 Nr. 967. Neuere Untersuchungen haben mir gezeigt, daß unsere P. chilensis jedenfalls eine neue Species sei; ich komme deshalb noch einmal in einem späteren Bericht auf sie zurück. P. stauroneiformis W. Sm. Auf dem Galgenberge. Rabenh. Dec. 97 und 98 Nr. 967. P. gibba Ehr. In mehreren Formen auf dem Rücken der Eule. Auch in einer Quelle unweit des Galgenberges. P. mesolepta Ehr. In einem Brunnenabfluß am nördlichen Abhange des Galgenberges. Rabenh. Dec. 85 und 86 Nr. 846. P. Rabenhorstii Hilse nov. spec. Die Seitenansicht ist linear oder auch zuweilen‘ nach den Enden zu etwas verschmälert, die Enden selbst sind kopflörmig abgeschnürt und verrundet; die Frontansicht ist linear. Länge meist „7, Mm., Breite etwas über z35 Mm. Die Querstriche sind ziemlich fein, radienartig und verlaufen unter einem Winkel von 40—45°. Sie kommt in einem mit Sphagnum umgürteten Tümpel auf dem Rücken der Eule in großer Menge vor. Rabenh. Dec. 85 und 86 Nr. 842. P. Hilseana Janisch nov. spec. Länge 75, bis „5 Mm., schmal, fast linealisch, mit einge- schnürten Enden und schwach eingezogener Mitte; Querrippen (Pinnen) verhältnißmäßig stark, wenig convergirend, in der Mitte unterbrochen; Mittel- und Endknoten deutlich. Diese Art fand ich auf dem Rücken der Eule sehr häufig, an vielen Stellen und zu jeder Jahreszeit. Rabenh. Dec. 95 und 96 Nr. 953 und Dec. 103 und 104 Nr. 1022. P. sudetica Hilse nov. spec. Die Länge derselben beträgt meist —; bis „$; Mm. Die Sei- tenansicht ist elliptisch und hat auf 0,001“ (Cengl.) 33 Querleisten. Diese Species steht in der Nähe von Pinnularia stauroneiformis $ W. Smith, nur mit dem Unterschiede, daß bei P. sudetica auch das Centrum mit Pinnen gefüllt ist. Gesammelt zu Pfingsten 1860 auf dem Rücken der Eule in einer Höhe von 3000 Fuß. Rabenh. Dec. 103 und 104 Nr. 1023. P. ovalis Hilse nov. spec. Diese Species gleicht auf den ersten Blick sehr der Navicula elliptica, welche in den Rabenh. Dec. unter Nr. 785 geliefert worden ist, und der Navicula ovalis W. Smith. Doch sie ist entschieden eine Pinnularia, denn ihre Querleisten lassen sich nicht in einzelne Punkte auflösen, auch kommen nicht, wie bei W. Smith, 27 auf 0,001”, sondern 38 auf 0,001”, stehen also viel enger beisammen und sind bedeutend zarter, so daß man sie nur bei scharfer Vergrößerung zu erkennen vermag. Die Länge der P. ovalis beträgt meist —S, bis -*; Mm. Die Form ist elliptisch; es kommen breite und schmale Exemplare vor. Gesammelt im Ziegengrunde bei Strehlen im Mai 1860. Rabenh. Dec. 103 und 104 Nr. 1025. 83 Anmerkung. Außerdem habe ich vor Kurzem zwei neue Pinnularien gefunden, da ich aber mit ihrer Untersuchung noch nicht zu Ende bin, so halte ich auch ihre Aufstellung und Beschreibung zurück. Stauroneis Ehr. St. lanceolata Ktz. In einer Feldquelle bei Skalitz bei Strehlen und auch bei Jordansmühl. Rabenh. Dec. 67 und 68 Nr. 664. St. graeilis Ehr. Mehrere Stellen auf dem Galgenberge bei Strehlen. Rabenh. Dec. 103 und 104 Nr. 1050 und Dec. 107 und 108. St. anceps Ehr. Auf dem Galgenberge bei Strehlen und bei Jordansmühl. Rabenh. Dec. 97 und 98 Nr. 967 und Dec. 107 und 108. St. punctata Ktz. Diese prächtige Art kommt mit Epithemia intermedia Hilse zusammen bei Groß-Lauden bei Strehlen vor, mehr vereinzelt auch in den Mergelgruben von Peterwitz. Rabenh. Dec. 103 und 104 Nr. 1026. St. Cohnii Hilse nov. spec. Die Seitenansicht ist länglich, oval und meist z55 bis 38; Mm. lang. Die Querstriche sind convergirend, sehr zart und enge beisammenstehend. Mit Pleurostaurum acutum Rab. gemeinschaftlich im März 1860 gesammelt in verlassenen Steinbrüchen am Galgenberge bei Strehlen. Rabenh. Dec. 97 und 98 Nr. 962. St. undulata Hilse nov. spec. -—3, Mm. lang, mit 3 Einschnürungen, wovon die mittelste die schwächste ist; Enden stark eingeschnürt und kopfförmig vorgezogen. Die Querleisten sind conver- girend.. Im März 1860 in alten Steinbrüchen am Galgenberge bei Strehlen gesammelt. Rabenh. Dec. 97 und 98 Nr. 963 und 967. Stauroptera Ehr. St. truncata Rabenh. Häufig in der Ohle bei Strehlen unter Navicula amphisbaena etc. ; Pleurostaurum Rabenh. Pl. acutum Rabenh. Auf.dem Galgenberge bei Strehlen im Frühjahre 1860 zusammen mit Stauroneis Cohnii gefunden, Rabenh. Dec. 97 und 98 Nr. 962. Dieses P. acutum ist bedeutend kleiner als dasjenige, welches in den Decaden unter Nr. 847 ge- liefert wurde. Obgleich man mir gerathen, eine neue Species aufzustellen, so ist doch die Größe allein für mich kein hinreichender Grund, dies zu thun. Als Pleurost. acutum forma minor könnte die Diatomee wohl aufgeführt werden. Pl. lineare Hilse. Meist „2; bis „$, Mm. lang. Die Seitenansicht ist elliptisch, in der Mitte stark, an den Enden schwach gedunsen. Die Enden selbst sind verrundet und mit kleinen, etwas zugespitzten und gleichsam aufgesetzten Köpfchen versehen. Die Querbinde ist linear und erreicht den Rand. Querstriche sind sicher vorhanden, doch kann ich sie nicht deutlich unterscheiden. Es ist dies dieselbe Species, welche W. Smith als Stauroneis linearis aufführt. Smith hat auf der linearen Frontseite die abstehenden Endknoten und ganz besonders die für Pleurostaurum charakte- ristischen Längsleisten, welche etwas geschlängelt sind, übersehen. Es ist dies sehr verzeihlich, denn diese sehr zarten Längsleisten sind oft nur mit Mühe, doch stets sicher bei kräftigen Exempla- ren zu erkennen. Gesammelt im Frühjahr 1860 bei Jordansmühl, Kreis Nimptsch. Hier ist ein Graben voll von dieser Diatomee, aber sehr mit anderen Diatomeen und Eisentheilchen vermengt. Rabenh. Dec. 107 und 108. Pl. Janischii Hilse. Die Größe beträgt „$; Mm. Es ist dies dieselbe Diatomee, die in den Decaden des Dr. Rabenhorst 85 und 86 Nr. 848 als Stauroneis Janischii Rabenh. herausgegeben und abgebildet worden ist. Auch hier sind die Pleurostaurum angehörigen geschlängelten Längs- leisten der Frontseite übersehen worden. Nach der früheren Beschreibung des Herrn Hüttenmeister Janisch unterscheidet sich Pl. Janischii von Stauroneis linearis (jetzt Pleurostaurum lineare Hilse) dureh Folgendes: 1) durch eine schlankere, in der Mitte weniger gedunsene Gestalt, 2) durch die fast rechtwinkelig abgestutzien Enden mit kleinen, wie bei der St. linearis vorgestreckten Köpfchen, und 3) durch die mittelst einer Leiste getheilte Querbinde. Um Gleiwitz gesammelt von Herrn Janisch. Rabenh. Dec. 85 und 86 Nr. 848. Pleurosigma W. Smith. Pl. attenuatum W. Sm. In einer Quelle in den Mergelgruben 11” 54 von Peterwitz das ganze Jahr hindurch und reichlich mit Campylodiscus costatus var. ß W. Sm. zusammen. Rabenh. Dec. 61 und 62 Nr. 602. Pl. lacustre W. Sm. In einem Feldbrunnen an der Straße bei Rothschloß, Kreis Nimptsch, im Frühjahr 1860 gesammelt. Rabenh. Dec. 103 und 104 Nr. 1029. Synedra Ehr. S. Atomus Naeg. Häufig in einem Graben bei Skalitz bei Strehlen und in einer Feldquelle bei Jordansmühle, Kreis Nimptsch. S. perpusilla Kiz. In einem Graben bei Krippitz bei Strehlen gesammelt. Rabenh. Dec. 73 und 74 Nr. 732. S. lunaris Ehr. Vereinzelt in einem Feldbrunnen von Katschwitz bei Strehlen. Rabenh. Dec. 103 und 104 Nr. 1024. S. bilunaris Ehr. Ebendaselbst. S. parvula Kiz. Im Frühjahr in einem Graben hinter dem Walde von Dobergast bei Strehlen gefunden. Rabenh. Dec. 77 und 78 Nr. 762. S. radians W. Sm. In einem Graben hinter der Woiselwitzer Mühle, bei Hussineiz und Pentsch bei Strehlen gefunden. Rabenh. Dec. 107 und 108. S. Ulna Ehr. Mehrere Orte bei Strehlen. S. amphyrhynchus Ehr. Krippitz u. a. O. bei Sirehlen. S. oxyrhynchus Ehr. Desgleichen. S. amphicephala Kiz. Im October 1860 im Steinbruch von Strehlen gesammelt, vereinigt mit Stauroneis gracilis, Encyonema caespitosum. Rabenh. Dec. 107 und 108. S. capitata Ehr. In den Mergelgruben von Warkotsch bei Strehlen, aber immer unter anderen Diatomeen und nur vereinzelt. S. campyla Hilse nov. spec. Die Frontansicht ist schmal linear, die Seitenansicht etwas bogig, in der Mitte an einer Seite eingeschnitten, nach den Enden zu verschmälert und die Enden selbst eiwas erweitert und kopfförmig verrundet. Die Länge beträgt —$; bis -$; Mm. In einem Brunnen- abfluß von Katschwitz bei Strehlen gesammelt. Rabenh. Dec. 103 und 104 Nr. 1024. Cocconema Ehr. C. cymbiforme Ehr. In einem Graben in den Mergelgruben von Peter- witz bei Strehlen. Rabenh. Dec. 107 und 108. C. Cistula Ehr. Im Frühjahr 1860 sehr reichlich in einem Graben bei Jordansmühl, Kreis Nimptsch. Rabenh. Dec. 103 und 104 Nr. 1028. Gomphonema Ag. G. constrietum Ehr. Vereinzelt bei Peterwitz u. a. O. G. acuminatum Ehr. Bei Jordansmühl etc., aber auch nur sparsam. G. dichotomum Ktiz. Einzeln bei Peterwitz gefunden. G. tenellum W. Sm. Ganz rein an feuchten Felswänden am Galgenberge bei Strehlen gesam- melt. Für die Rab. Dec. eingesandt. G. olivaceum Ehr. Im Frühjahre sehr gemein. Meridion Ag. M. circulare Ag. An vielen Stellen bei Strehlen gefunden. M. constrietum Ralfs. An vielen Orten, einmal ganz rein bei Geppersdorf bei Strehlen. Rab. Dec. 71 und 72 Nr. 702. Anmerkung. In den Rabenh. Dec. 97 und 98 Nr. 961 habe ich mit Cymbella euspidata zu- sammen eine sonderbare kleine Form von Meridion constricetum vom Galgenberge geliefert, von der Dr. Rabenhorst sagt: ‚In der Masse findet sich vorherrschend eine sehr kleine Form des Meridion, die der ferneren Beobachtung zu empfehlen ist, indem sie noch nirgends und in keiner Weise eine Erwähnung gefunden hat.“ Himantidium Ehr. H. pectinale Kiz. An mehreren Stellen auf der Eule. H. Arcus Ehr. In den Mergelgruben von Peterwitz, meist mit Mastogloia Smithii zusammen. A. bidens Ehr. Vereinzelt in verlassenen Steinbrüchen auf dem Galgenberge bei Strehlen. 85 Odontidium Kız. O. mesodon Ktz. Im Frühjahr in vorzüglicher Reinheit auf dem Rücken der Eule, an der Seite nach Stein-Kunzendorf zu, Rabenh. Dec. 71 und 72 Nr. 703. O. mutabile W. Sm. Diese seltene Art wurde im Frühjahr 1860 mit Pinnularia ovalis Hilse zusammen im Ziegengrunde bei Strehlen gefunden. Rabenh. Dec. 103 und 104 Nr. 1025. Denticula Kt. D. obtusa Kiz. In einem Graben bei Krippitz bei Strehlen gesammelt. Rabenh. Dec. 99 und 100 Nr. 985. ‚D. tenuis Ktz. In einer Mergellache bei Peterwitz im Herbst 1860 gefunden. Rabenh. Dec. 107 und 108. D. sinuata W. Sm. Vereinzelt unter Epith. gibba und Epith. turgida in den Mergelgruben von Groß-Lauden bei Strehlen. Fragillaria Lyng. F. capucina Desm. Im Frühjahr 1860 ganz rein in einem Graben bei den Katschelken bei Strehlen gefunden. F. virescens Ralfs. Häufig bei Teppendorf bei Strehlen und auf der Eule. Achnmantes Bory. A. exilis Ktz. In einem Brunnen bei der Dammmühle bei Strehlen u. a. 0. Rabenh. Dec. 95 und 96 Nr. 956. Achnantidium Ki. A. lanceolatum Breb. Im Frühjahr 1860 in einem Feldbrunnen bei Katschwitz bei Strehlen in besonderer Reinheit gefunden. Rabenh. Dec. 103 und 104 Nr. 1024. A. coaretatum Breb. Im Frühjahr 1860 auf dem Galgenberge mit Stauroneis undulata Hilse und Stauroneis Cohnii Hilse gesammelt. Rabenh. Dec. 97 und 98 Nr. 963. Diatoma Dec. D. vulgare Bory. Knieschwitz bei Strehlen. Tabellaria Ehr. T. flocculosa Kiz. An mehreren Stellen auf der Eule. T. fenestrata Ktz. Ebendaselbst. Melosira Ag. M. varians Ag. An sehr vielen Orten. Rabenh. Dec. 107 und 108. M. distans Ktz. Auf dem Rücken der Eule in einer Höhe von 3000 Fuß im Herbst 1860 gesammelt. Rabenh. Dec. 107 und 108. Mastogloia Thwaites. M. Smithii Thw. Diese bisher nur aus England bekannte Art fand ich im Frühjahr 1860 in großer Menge in den Mergellachen von Peterwitz, später auch bei War- kotsch und Pentsch gesammelt. Rabenh. Dec. 97 und 98 Nr. 766. Encyonema Kir. E. caespitosum Ktz. Im October 1860 gesammelt auf dem Galgenberge, gemeinschaftlich mit Synedra amphicephala und Stauroneis gracilis. Die Exemplare von Encyonema befanden sich aber in keiner Scheide, sondern waren vereinzelt. Rabenh. Dec. 107 und 108. Colletonema Breb. C. viridulum Breb. In schönen Bändern im Frühjahr in einer Quelle am Galgenberge und in einem Feldbrunnen bei Katschwitz bei Strehlen gefunden. In einzelnen Navikeln kommt diese Diatomee an vielen Orten vor. Rabenh. Dec. 83 und 84 Nr. 823. Anmerkung. Kommt nicht immer in Bändern, sondern bei weitem öfter frei in einzelnen Navikeln vor; im Frühjahr 1560 beobachtete ich bei Teppendorf in einer Quelle, daß diese Navikeln auch in eine dichte gestaltlose Gallertmasse eingebettet sein können. Die einzelnen Navikeln haben große Aehnlichkeit mit Frustulia saronica und Fr. turfacea. Die äußeren Conturen sind bei allen drei Arten stark, ebenso haben sie den scheinbar fehlenden Centralknoten gemein. Ich sage scheinbar fehlenden Centralknoten, denn in Wirklichkeit ist er vorhanden, nur ist er nicht so scharf abgegrenzt und wohl auch nicht so stark wie bei den anderen Naviculaceen. Bei Colletonema viridulum be- merkt man sehr oft, daß sich der gelbe Inhalt (Diatomin) zusammenzieht und in der Mitte ein Viereck mit concaven Seiten bildet, wie bei Frustulia turfacea in Rabenhorst’s Abbildung. Ueberhaupt ist der ganze äußere Habitus der genannten 3 Arten ein sehr mit einander verwandter. Ich vermuthe, daß Colletonema viridulum, Frustulia turfacea und Fr. saxonica zu einer und derselben Gattung gehören, nämlich zu Colletonema. Mir scheint es überhaupt sehr fraglich, ob die ganze Gattung Frustulia als solche wird festzuhalten sein, wenn ich auch nicht gerade meine, daß sämmtliche Arten zu Colletonema zu ziehen seien. Die Sache verdient wohl, das sie von vielen Seiten näher geprüft 86 würde. Colletonema viridulum habe ich stets am reichlichsten und in den schönsten Bändern von - gelblich grüner Farbe unter Algen, besonders Conferva fugaeissima, gefunden. Wenn Colletonema allein war oder sich unter anderen Diatomeen befand (z. B. Meridion), habe ich diese Bänder nur kurz und sparsam und von der gewöhnlichen gelben Farbe gesehen. Veber einige Diatomeen in Conjugation von Lehrer Hilse. Vom 1. August bis zum 12. December 1860 fand ich bei Strehlen folgende 9 Species von Diatomeen in Conjugation, darunter 6 von W. Smith nicht aufgeführte: 1. Melosira varians Ag. Dieselbe fand ich am 1. August sehr reichlich in einem Graben bei Pentsch bei Strehlen. Die Fruchtzellen waren genau so gebildet, wie sie in den Werken von Rabenhorst und Smith abgebildet sind. Als ich nach einigen Tagen ausging, um mir noch mehr Material zu holen, so war dasselbe durch einen starken Regenguß gänzlich fortgeschwemmt worden. Rabenh. Dec. 107 und 108. 2. Epithemia gibba Ktz. Wurde von mir zuerst am 4. August 1860 bei Groß-Lauden bei Strehlen in Conjugation beobachtet. Sowohl junge, sich erst bildende, als auch ältere, schon völlig ausgebildete Exemplare waren in den Proben zu bemerken. Ich besuchte den Standort noch am 15. und 29. August und am 21. October. Am 15. August war die Conjugation noch im vollen Gange; am 29. August waren die Exemplare zum größten Theile ganz ausgebildet und keine ganz junge mehr zu sehen; am 21. October hatte die Fructification ihr gänzliches Ende erreicht. Die alten fructificirenden Exemplare hatten eine Länge von 2% bis 75, Mm.; die durch sie entstandenen jungen, völlig ausgebildeten Frusteln eine Länge von zZ; Mm. und darüber. Einige Male konnte ich auch beobachten, daß die jungen Frusteln, während sie noch mit elterlichen verbunden waren, schon den Theilungsproceß begannen. W. Smith zeichnet in seinem Werke eine Schleimhülle um junge und alte Frusteln; ich habe diese Schleimhülle blos um die jungen gesehen. Alles Uebrige stimmte mit Smith überein. 3. Mastogloia Smithii Thw. In Conjugation am 10. August 1860 in den Mergelgruben von Peterwitz bei Strehlen gefunden. Um festzustellen, wie lange die Fructification dauern könne, be- suchte ich den Standort noch am 15. und 25. August, am 2., 8., 16., 19. und 26. September, am d., 15. und 25. October, am A., 12., 18. und 25. November und am 12. December. An allen diesen verschiedenen Zeitpunkten fand ich die Coüjugation in völligem Gange, nur am 12. December war sie bedeutend schwächer geworden. Die Conjugation hat also mindestens 4 Monate gedauert, denn schon am 10. August, also am Tage ihrer Entdeckung, fand ich völlig ausgebildete junge Exemplare in reicher Anzahl. Dieses Resultat war für mich ein höchst überraschendes, denn ich hatte früher geglaubt, die Fructification dauere kaum A Wochen, geschweige denn 4 Monate, ja, wie weiter unten nachgewiesen wird, bei manchen Arten jedenfalls das ganze Jahr. Ich bedauere es sehr, kein sicheres und einfaches Mittel zu wissen, um zu beobachten, wie viel Zeit eine Frustel von ihrem ersten Anfange bis zu ihrer völligen Ausbildung gebrauche. Der Sachkenner, welcher ein solches Mittel veröffentlichte, würde uns zu großem Danke verpflichten. Auch über die Dauer des Theilungsprocesses sind wir noch ganz im Unklaren. W. Smith sagt darüber Synops. Bd. I, Einleitung S. 25: „Vorausgesetzt, daß diese Theilung in 24 Stunden beendet sei.“ Das ist ja Alles nur Hypothese. Was Mastogloia Smithii Thw. anbelangt, so gehört sie zu den Arten, wo aus der Copulation zweier Frusteln zwei neue Sporangien hervorgehen. Die neugebildeten Frusteln wer- den noch ein Mal so groß als ihre Eltern und beide sind von einer Schleimhülle umgeben. Rabenh. Dec. 107 und 108. 7 . 4. Synedra radians W. Sm. Dies scheint nebst Melosira varians diejenige Species zu sein, welche man am häufigsten in Fructification findet; sie kommt auch meist mit Melos. varians gesell- schaftlich vor. Ich habe sie 1860 im August an 3 verschiedenen Orten bei Strehlen beobachtet, nämlich bei Hussinetz, hinter der Woiselwitzer Mühle und bei der Försterei. Ihre Cysten erscheinen ganz so, wie sie Smith im zweiten Theile seiner Synopsis abgebildet hat. Rab. Dec. 107 u. 108. 5. Epithemia Goeppertiana Hilse. Ich fand sie zuerst am 10. August 1860 in den Mergel- gruben von Peterwitz in Conjugation. Ich besuchte den Standort an denselben Tagen wie Mastogloia Smithiüi, zuletzt den 12. December 1860. Der eingetretene Frost verhinderte jede weitere Nach- forschung. An allen den genannten Tagen habe ich sie in völliger Fructificatiion wahrgenommen und sowohl ganz junge, als auch völlig ausgebildete Exemplare bemerkt. Selbst die am 24. Februar 1561 mitgebrachten Proben zeigten Epithemia Goeppertiana noch in Conjugation. Diese Conju- gation hat also auch den Winter über bestanden, wenn auch wohl in etwas schwächerem Maße; da diese Art das ganze Jahr bei uns vorkommt, so wird sie wohl auch das ganze Jahr hindurch fructificiren. Dasselbe wird auch bei Mastogloia Smithii der Fall sein, die ich ebenfalls am 24. Februar noch in Conjugation fand. Ich halte die Feststellung dieser Thatsache nicht für ganz unwichtig; sie ist auch in keinem mir bekannten Werke erwähnt. Was Epith. Goeppertiana anbelangt, so gehört sie zu denjenigen Conjugationsarten, wo zwei elterliche Frusteln zwei junge Sporangien erzeugen. Die jungen Exemplare liegen quer über den erzeugenden. Zwei elterliche Frusteln zeigten jede 305 Mm., die jungen Frusteln waren jede 2%, Mm. groß, also mehr als noch ein Mal so groß als ihre Erzeuger. Auffallend ist es, daß meist die kleinen Frusteln bei Epith. Goeppertiana in Con- jugation treten; einen Grund dafür weiß ich nicht. Die aus den Sporangien entstandenen Frusteln gehen später gewiß keine Conjugation ein; denn da die erzeugten Frusteln noch ein Mal so groß und noch größer als ihre Erzeuger sind, so würde zuletzt die Größe bis in’s Unendliche gehen. Dies ist in der Natur nicht wahrzunehmen. Daß aber die erzeugten Exemplare in den Selbstthei- lungsprozeß eintreten, habe ich schon bei Epith. gibba erwähnt. Bei Epith. Goeppertiana haben elterliche Frusteln und Sporangien einen äußerst geringen Zusammenhang; schon ein leiser Druck mit dem Deckgläschen trennt sie von einander. Es rührt dies jedenfalls von der dünnen, oft kaum sichtbaren Schleimhülle her, in der sie eingebettet sind. Ich hatte 150 Exemplare für Rabenh. Dec. auf Papier gelegt; bei dem nachherigen Aufweichen, behufs der Untersuchung, war die Conjugation nicht mehr zu erkennen. Das beste Mittel ist noch, sie in Fläschehen mit verdünntem Weingeist aufzubewahren. Es ist das immer noch einiger, wenn auch kein voller Ersatz, für frisches Material. Rabenh. Dec. 107 und 108. 6. Cocconema eymbiforme Ehr. Ich fand sie zuerst am 16. September 1860 in den Peter- witzer Mergelgruben in Conjugation. Von dieser Zeit an habe ich sie öfters besucht bis zum 18. November 1860. An diesem Tage konnte ich keine conjugirten Exemplare mehr entdecken. Die Fructification war überhaupt keine üppige, denn in den untersuchten Proben waren die Conjugationen immer nur sparsam vorhanden. Sie gehört auch zu den Arten, wo zwei elterliche Frusteln zwei Sporangien erzeugen, die von einer Schleimhülle zusammengehalten werden; verhält sich also ganz so wie Cocconema Cistula, welche W. Smith im zweiten Theile seiner Synopsis, Pl. C dargestellt hat. Prachtvoll sahen immer die erst neugebildeten Exemplare in ihrer Schleimhülle aus. Das sonst gelbe Diatomin war in ein herrliches röthliches Orange übergegangen; die Farbe stets sehr intensiv, so daß man nur mit Mühe die darunter liegenden Frusteln entdecken konnte. Rab. Dec. 107 u. 108. 7. Navieula lanceolata Kiz. In Conjugation in den Mergelgruben von Peterwitz bei Strehlen; vom 15. October bis zum 12. December 1860 sehr reichlich fructifieirend gefunden. Die elterlichen und jungen Frusteln sind in reicher Anzahl, von einer allgemeinen Schleimhülle, die meist sehr zart ist, umschlossen. Nav. lanceolata dürfte zu den Arten zu zählen sein, welche Cysten, wie Synedra radians, bilden. Rabenh. Dec. 107 und 108. 8. Denticula tenuis Kiz. Vom 15. October bis zum 12. December 1860 wiederholt in den ss Mergelgruben von Peterwitz in Conjugation beobachtet. Diese Diatomee war in grüne Schleimkugeln von Algen eingeschlossen. Es ist mir nicht geglückt, sie für die Rabenh. Decaden zu präpariren. 9. Cymbella helvetica Ktz. forma silesiaca Rabenh. Diese Species kommt sehr reichlich in den Mergelgruben von Peterwitz das ganze Jahr hindurch vor. In Conjugation habe ich sie viele Male vom 15. October bis zum 12. December 1860, so wie am 24. Februar 1861 beobachtet. Sie dürfte also auch zu den Arten gehören, welche das ganze Jahr fructificiren. Cymb. helvetica gehört auch zu den Arten, wo, wie bei Cocconema Cistula, zwei elterliche Frusteln zwei Sporan- gien erzeugen. Die jungen Exemplare sind theils so groß wie ihre Eltern, theils noch ein Mal so groß; sie sind ebenfalls mit einer Schleimhülle umgeben. Rabenh. Dec. 107 und 108. Neue Standorte einiger Laubmoose Schlesiens von Lehrer Hilse., Andreaea rupestris Hedw. An Felsen auf dem Rücken der Sonnenkoppe. Phascum curvicollum Hedw. Häufig auf Aeckern bei Peterwitz bei Strehlen. Entosthodon faseicularis C. Müll. Auf Aeckern von Niklasdorf, Hussinetz etc. bei Strehlen. Polytrichum formosum Hedw. Am Rummelsberge. Bartramia Halleriana Hedw. An Felsen am Fuße der Eule in der Nähe von Steinkunzendorf. Hypnum Crista castrensis L. Auf dem Rücken der Sonnenkoppe. l Hypnum loreum L. Sparsam auf der Eule, in schönen Rasen auf der Sonnenkoppe. Hypnum nervosum C. Müll. Auf dem Rücken der Eule. Hypnum reptile Rich. Auf dem Rücken der Eule, an der Westseite. Hypnum umbratum Ehr. Sehr reichlich auf der Sonnenkoppe. Hypnum chrysophylloides Gümb. Im kleinen Teiche des Riesengebirges im Jahre 1858 gesammelt. en EEE ud jmd Zusammenstellung der Hymenomyceten in Schlesien und der Niederlausitz Dr. Th. Bail in Posen. Nachdem die Pilze, sowohl wegen ihrer praectischen, als wegen ihrer wissenschaftlichen Bedeu- tung, die allgemeine Aufmerksamkeit erregt haben, muß es wünschenswerth sein, zu wissen, welche Arten derselben in jedem einzelnen Lande wachsen, und an welchen Punkten, resp. in welcher Jah- reszeit man dieselben zu suchen hat. Nun besitzen wir für Schlesien und die benachbarte Lausitz eine sehr gediegene Pilzflora in dem Conspectus fungorum von Albertini und Schweinitz (Leipzig 1805), wenn sich dieselbe auch nur auf die Umgegend von Niesky beschränkt. Ich habe deshalb den Entschluß gefaßt, die herrlichen Entdeckungen, welche in diesem Buche niedergelegt sind, zur Grundlage eines Verzeichnisses der in beiden Provinzen vorkommenden Pilze zu machen. Die Arbeit ist eine ungemein mühsame; da sie nur dann einen Werth haben kann, wenn die im „‚„Conspectus‘ enthaltenen Arten auf die von E. Fries aufgestellien zurückgeführt werden, ist die systematische Anordnung vollständig zu verändern. Ich habe in dieser Art vorläufig die schwierigste Gruppe der Pilze bearbeitet, nämlich die Hymenomy- ten, das Wort in dem Sinne genommen, wie ich es in meinem 1858 erschienenen Systeme erläutert habe und zu Anfang der Aufzählung selbst nochmals erklären werde. An das durch den „Conspectus‘“ gebotene Material habe ich dann meine eigenen gelegentlichen Funde und Beobachtungen angereiht, so weit mir dieselben noch sicher im Gedächtniß waren. 59 530 der von Fries aufgestellten Arten haben sich auf diese Weise bisher sicher als Bürger unserer Flora ergeben. Wenn ich dieselben in den Berichten der schlesischen Gesellschaft veröffentliche, habe ich keinen anderen Zweck als den, die Botaniker zur Ausfüllung der sehr großen in meinem Verzeichniß gebliebenen Lücken aufzufordern. Ich werde selbst in dieser Richtung mit aller Kraft weiter arbeiten und jeden durch Exemplare begründeten Nachweis mit bestem Danke entgegennehmen. Auch soll durch meine Zusammenstellung keineswegs das Factum ignorirt werden, daß sich mehrere namhafte Forscher unserer Provinz eifrig mit mykologischen Studien beschäftigt haben; ich wollte nur eben einmal frisch den Anfang machen, und dazu waren mir die Notizen derselben, um die ich nun für die Folge freundlichst bitte, nicht zur Hand. Ordo Hymenomycetes. Hymenomyceten nenne ich diejenigen Filze, bei denen die Fäden (Hyphen) zu einem besonderen Körper verflochten sind, welcher an einer bestimmten Stelle, sei es im Innern oder auf seiner Ober- fläche, ein besonders gestaltetes Fruchtlager, das Hymenium, trägt. Dieses besteht aus den meist abgerundeten freien Enden der Pilzfäden, den sogenannten Basidien, deren jedes auf 2, 4 oder meh- reren feinen Spitzen (sterigmata) je einen Samen (eine Spore) abschnürt. Fam. 1. Pisocarpiacei Cord. Gattung 1. Polysaceum. 1. P. Pisocarpium Fr. Nach Albertini und Schweinitz an Wegen, Ackerrändern etc., überhaupt an sonnigen, sandigen Orten in der Oberlausitz hier und da häufig. Juni, Nov. — 2. P. crassipes De C. Von Göppert und Beinert bei Charlottenbrunn, von mir Ende Juli 1856, 1857 und 1858 hinter dem Florabassin bei Hermsdorf an vielen Stellen in uner- hörter Anzahl beobachtet. An allen diesen Orten kommt der Pilz merkwürdiger Weise ausschließlich auf alten Steinkohlenhalden vor, eine Erscheinungsweise, welche anderwärts noch nicht beobachtet worden ist. Fam. 2. Nidulariacei Cord. Gattung 1. Cyathus Hall. 1. C. seutellaris Roth. Nach Albertini im Sommer und besonders Spätherbst hier und da häufig. — 2. €. Crueibulum Hoffm. An faulenden Zäunen, feuchtliegenden Brettern etc. Ueberall in Schlesien, z. B. im breslauer botanischen Garten, wo er sehr häufig auf der bloßen Erde wächst, bei Hirschberg ete. Zu jeder Jahreszeit. — 3. C. Olla Pers. An altem Holze, abgefallenen Aesten etc., im Sommer und Herbst hier und da, z. B. bei Niesky. — 4. €. striatus Willd. Auf lockerer Walderde und humusreichem Boden in Wäldern und Gärten häufig, z. B. im botanischen Garten zu Breslau und in Gärten zu Hirschberg. Gattung 2. Nidularia Bull. 1. N. fareta Fr. An altem Tannen- und Eichenholze (Balken) im Herbst. Von mir bei Posen gesammelt, in Schlesien meines Wissens noch nicht gefunden, aber jedenfalls nur übersehen. Fam. 3. Carpoboli Fr. Gattung 1. Sphaerobolus Tode. 1. Spk. stellatus Tode. Heerden- bis rasenweise an alten Zäunen und faulenden Stämmen im Sommer und Herbst nicht selten, z. B. an alten Planken im Bres- lauer botanischen Garten. — 2. Sph. tubulosus Fr. (Sph. Solen. Alb. et Schw.). An faulendem Fichtenholze im Sommer, sehr selten, in der Oberlausitz bei Quolsdorf von Albertini. Gattung 2. Tühelebolus Tode. 1. Th. terrestris Alb. u. Schw. In schattigen Wäldern auf nackter Erde, auf Moosen, faulenden Blättern und Stielen, die er oft ganz überzieht. Spätherbst und Frühjahr. Hin und wieder, z. B. in der Moholzer Haide von Alb. — 2. Th. stercoreus Tode. Auf trockenem, an feuchten Orten liegendem Kuhdünger im August und September, hin und wieder seltener auf Menschenkoth, z. B. in der Oberlausitz Alb. — 3. Th. sudans Fr. (Hydnum sudans Alb.). An einem Stücke faulenden Holzes Ende Juni zur Regenzeit von Alb. bei Niesky gefunden. Fam. 4. Geastridei Cord. Gattung 1. Geaster Mich. 1. G. rufescens Fr. In Nadelwaldungen an der Erde im Herbst 12 90 Alb. et Schw. — 2. G. fornicatus Fr. (quadrifidum Alb.). In schattigen Nadelwäldern. Die runden _ Peridien sind in der Jugend in die Streu eingesenkt, und letztere selbst wird ein großes Stück weit von dem Mycelium aufs Innigste durchwebt. Im Riesengebirge ungemein häufig; aber immer auf einzelne Plätzchen im Walde beschränkt, an denen er alljährlich erscheint, da das Mycelium perennirt. Bei Hirschberg auf der goldenen Aussicht, im Sattler bei Boberröhrsdorf, der Hogolie, dem Zacken- falle ete.; auch bei Niesky. — 3. @. striatus Fr. (peetinatus Alb.). Nur von Alb. am Löbauer Berge auf der bloßen Erde unter der Streu im September gefunden. Fam. 5, Hymenogastrei Vittad. Gattung 1. Aymenogaster. 1. H.virens Kl. (Tuber virens Alb. et Schw.). An den Rändern sandiger Wege bei Niesky und wahrscheinlich häufiger in Schlesien, da er bei Posen sehr zahlreich vorkommt. Fam. 6. sSelerodermacei Bail. Gattung 1. Seleroderma Pers. 1. Sel. vulgare (eitrinum Alb.). Auf Grasplätzen an Wegen, in Nadelwaldungen gemein, auf der Erde und an Stämmen. Ende des Sommers und im Herbst. Ueberall in Schlesien sehr häufig. Sel. vulgare b. (spadiceum Alb.). Etwas seltener als die ge- wöhnliche Form; aber an denselben Orten. — 2. Sel. verrucosum Pers. Auf Angern, Wiesen etc., häufig z. B. im Breslauer botanischen Garten. Fam. 7. Lycoperdacei. Gattung 1. Bovista Pers. 1. B. plumbea Pers. Auf trockenen Wiesen und Weiden in Schlesien überall gemein, auch im Riesengebirge, häufig z. B. in Schreibershau. — 2. BD. niyrescens Pers. Im Herbst und Frühling in Gärten, auf Aeckern etc. durch das Gebiet. Gattung 2. Zycoperdon Tournef. 1. L. pyriforme Schäfl. Im Frühjahr und Herbst in Laub- und Nadelwäldern häufig, z. B. im Riesengebirge. — 2. L. gemmatum Batsch. Alle von Fries unterschiedenen Formen sind in Schlesien beobachtet, nämlich: a) ezcipuliforme (L. exeipulif. Alb.). Auf Waldwiesen, trockenen Hügeln ete. Sept., Oct.; b. perlatum (L. perl. « und 8 Alb.). In Wäldern. Sommer und Herbst; c) echinatum (L. eandidum und echinat. Alb.). Zerstreut oder gesellig in Laub- und Nadelwäldern. Herbst; d) hirtum (umbrinum «& und $). In Nadelwäldern häufig im Herbst; e) furfuraceum (quereinum Alb.). Auf schattigen Plätzen, an Gesträuch, in Wäldern meist vereinzelt; f) papillatum (L. pratense Alb.). Auf trockenen Grasplätzen, Triften etc. überall häufig. Sommer und Herbst. — 93. L. Bovista Linn. An grasigen Hügeln hier und da, z. B. bei Niesky. Aug., Sept. Gattung 3. Tulostoma Pers. 1. T. fmbriatum Fr. (brumale a effile Alb.). Einmal sparsam von Alb. auf einer Mauer (am Jänkendorfer Kirchhof) bei Niesky Ende Januar gefunden. Obwohl ich diese Species, wie auch das T. mammosum 'Fr. in Schlesien niemals angetroffen habe, glaube ich doch, daß sie nicht selten vorkommen, da ich beide ganz nahe bei Posen in sehr zahlreichen Exemplaren gesammelt habe. Fam. 8. PPhalloidei Fr. Gattung 1. Phallus Mich. 1. Ph. impudicus Linn. Von Alb. an vielen Orten bei Niesky heobachtet, nämlich an einer Stelle in einem Nadelwalde (der Moholzer Haide) einzeln, ferner in Gärten bei Jänkendorf, Quolsdorf, Hainchen, Ullersdorf, ziemlich häufig in einem schattigen Buchen- walde des Löbauer Berges; auch zahlreich auf den Hochkirchner Bergen. Alb. Von mir mehrmals an 2 Stellen im Sattler bei Hirschberg und im Breslauer botanischen Garten beobachtet; fehlt auch im Großherzogthum Posen nicht, sondern kommt z. B. auf unserem Annaberge vor. NB. Der Pilz bleibt oft mehrere Jahre lang aus. Interresant war mir der Umstand, daß ein mittelgroßes Ei, welches ich von Hirschberg nach Breslau mitgenommen hatte, in der Trommel noch gewachsen, und daß der Pilz binnen 24 Stunden in seiner ganzen Länge aus demselben hervorgetreten war. Fam. 9, Tremellint. Gattung 1. Tremella L. !. T. albida Huds. (Alb. Nr. 901). An Buchen-, Hainbuchen- und 91 Eichenästen im Winter und Frühjahr hin und wieder. Var. efusa an Buchenstämmen im Eulenwald bei Niesky Alb. — 2. T. mesenterica Jacq. An trockenen, feucht liegenden Zweigen verschiedener Laubbäume, z. B. am Kocheifall. Winter und Frühjahr. — 3. T. lutescens Pers. An trockenen, abgefallenen Zweigen verschiedener Laubbäume. Herbst, Frühjahr. Ueberall häufig, z. B. an vielen Orten bei Niesky.. — 4. T. foliacea Pers. (Alb. Nr. 905). Bewohnt die Stämme verschiedener Laub- und Nadelbäume, besonders der Birken. Herbst und Winter. Var. violascens. Von Alb. an einem alten gefällten Hainbuchenstamme im Buchenwäldchen bei Niesky gefunden. — 5. T. glan- dulosa Fr. (Alb. Nr. 902 & und 8). An Baumstämmen, besonders von Erlen, im Herbst und Winter nicht selten. Gattung 2. Exeidia. 1. E. pitya Fr. (Trem. Auricula y pytia Alb. Nr. 903). An Aesten und Rinden der Fichten um Niesky sehr selten. — 2. E. saccharina Fr. (Tr. spiculosa Var. Sacch. Alb. Nr. 902 y). An alten Fichtenästen nicht selten, z. B. Niesky, Helicon bei Hirschberg. — 3. E. recisa Fr. (Alb. Nr. 914 als Peziza gelatinosa). An trockenen Pappel- und Weidenästen im Spätherbst und Frühling, z. B. bei Niesky. — 4. E. Auricula Judae Fr. An Stämmen und Aesten von Sambucus nigra, häufig z. B. in Hirschberg, Warmbrunn und Erdmannsdorf. Gattung 3. Dacrymyces Nees. 1. D. stillatus Nees (Alb. Nr. 907). An abgestorbenem und moderndem Nadelholze im Winter. Gemein, z. B. an Zäunen in Breslau. — 2. D. lacrymalis Cord. An faulendem Fichtenholze hin und wieder häufig, z. B. bei Niesky. Herbst, Frühling. — 3. D. fragiformis Nees ß carpinea (Alb. Nr. 899). An trockenem Holze der Hainbuche im Frühling. Ein Mal von Alb. auf dem Basalthügel bei Niesky gefunden. Gattung 4. Naematelia Fr. 1. N. encephala Fr. (Tremella enc. Alb. Nr. 900). An todten, abgefallenen Zweigen der Nadelbäume im Winter häufig, z. B. bei Niesky. Gattung 5. Calocera Fr. 1. C. glossoides Fr. (Alb. Nr. 864). An altem Eichenholze im Herbst hier und da, z. B. bei Niesky.. — 2. C. cornea Fr. (Alb. Nr. 863). An verschiedenen Laub- und Nadelbäumen im Herbst nicht selten. — 8. C. viscosa Fr. An faulenden Stämmen und Wurzeln der Kiefern und Fichten in Wäldern überall gemein durch den ganzen Herbst. Besonders im Riesengebirge, z. B. im Sattler. Ich fand Exemplare, die mit einer über fußlangen weißen dichten Wurzel in das Innere alter Fichtenstämme eingedrungen waren. Fam. 10. Clavariacei. Gattung 1. Typhula Fr. 1. T. micans Fr. (Clavaria micans Alb. 873). Ich stelle diese Species, die Scleromitra micans, hierher, gestützt auf eine Ansicht, die ich in meinem Systeme der Pilze S. 79 Zeile 8 u. f. niedergelegt habe. NB. Auf einigen trockenen, abgefallenen Blättern und Blatt- stielen der Salix Caprea Mitte Mai bei Niesky gefunden. Die Pistillaria pusilla Fr. (Alb. Nr. 875) gehört offenbar nicht hierher, sondern zu den Hyphomyceten und zwar zur Familie Stilbini. Sie findet sich auch in Schlesien heerdenweise auf abgefallenen trockenen Birkenblättern. — 2. T. ovata Rieß (Alb. Nr. 876). An abgefallenen Blättern, trockenen Kräuterstengeln, Stützblättchen u. dergl. Sommer und Herbst. — 3. T\ phacorhiza Fr. nebst 8. Auf abgefallenen Blättern in schattigen feuchten Wäldern im Herbst nicht selten, z. B. bei Niesky. — 4. T. erythropus Fr. (Alb. Nr. 878). Häufig an abgefallenen Blättern und Stengeln, z. B. der Erlen. Herbst und Winter. — 5. T. gyrans Fr. (Alb. Nr. 877). An feuchten Plätzen auf faulenden Blättern und Stielen im Herbst überall häufig. — 6. T. variabilis Rieß. Wurde von mir erzogen aus dem Selerotium Semen Tode von abgefallenen Blättern verschiedener Laubbäume aus dem Scheitniger Parke bei Breslau und aus demselben Sele- rotium b. Brassicae aus dem Garten des Gastwirths Ulbrich in Schreibershau. Kommt an allen Orten vor, wo sich das genannte Selerotium findet, und ist in Schlesien in Parken und Gärten häufig. Im Herbst. — 7. T. Persoonii Bail. (Phacorhiza Sclerotioides Pers.). Für Schlesien von mir entdeckt an abgestorbenen, feuchtliegenden Stengeln des Adenostylium albifrons im Melzergrunde und in der kleinen Schneegrube (siehe das Nähere Hedwigia Nr. 14) Gattung 2. Clavaria L. 1. Cl. mucida Pers. (Alb. Nr. 862). An faulendem Holze in schatiigen 12* 92 Wäldern. In der Moholzer Haide bei Niesky, Ende Oct. — 2. Cl. falcata Pers. & candida (Alb. Nr. 872) und 8 (Alb. Nr. 870). Auf etwas feuchtem Boden in Wäldern und zwischen Gesträuch, z. B. bei Niesky. — 3. Cl. juncea Fr. (Alb. Nr. 867 8). In schattigen Birken- und Pappelwäl- dern im Oct. Moholzer Haide bei Niesky. — 4. Cl. Ligula Schäft. (Alb. Nr. 865). In Nadel- wäldern zwischen Moosen. August bis Spätherbst gemein. — 5. Cl. pistillaris L. (Alb. Nr. 866). Vereinzelt in schattigen gemischten Wäldern, besonders auf Basalt. August, September. In Schle- sien nicht häufig, bei Niesky an 2 Standorten. 6. Cl. fragilis Holmsk (Alb. Nr. 871). Auf Grasplätzen in Wäldern. Von Alb. als sehr selteu angegeben; aber wohl nur übersehen. Bei Posen hier und da. October. — 7. Cl. argillacea Pers. (Alb. Nr. 865) und b. flavipes Fr. (Alb. Nr. 869). Auf Grasplätzen im Herbst. Durch das Gebiet. — 8. Cl. strieta Pers. An modernden Baumstrünken im Herbst. Von mir alljährlich in Gärten bei Hirschberg beobachtet. — 9. Cl. abietina Pers. (Alb. Nr. 853). In Nadelwäldern. Sommer bis Spätherbst fast überall. — 10. Cl. formosa Pers. (Alb. Nr. 850). In Birken-, Pappeln- und gemischten Wäldern. Sommer und Herbst, z. B. an einigen Stellen um Niesky. — 11. Cl. delicata Fr. (Alb. Nr. 859). An Rinden im Herbst und Winter. Von Alb. in Lohgruben bei Niesky beobachtet. - 12. Cl. pywidata Pers. (Alb. Nr. 854). In Nadelwaldungen an alten Stämmen. Juni bis Herbst. Um Niesky. — 13. Cl. rugosa Bull. (Alb. Nr. 861). Auf schattigen grasreichen Plätzen in Wäldern. Durch das Gebiet. August bis Spätherbst. — 14. Cl. eristata Pers. mit den Formen nivea Pers. und fmbriata Fr. (Alb. Nr. 857 und 858). Auf feuchter Erde in Wäldern. Im Sattler bei Hirschberg sehr häufig, um Niesky. — 15. Cl. coralloides L. In feuchten Wäldern im Herbst. Sattler bei Hirschberg. — 16. Cl. mus- coides L. (Alb. Nr. 855). Auf feuchten und schattigen Gras- und Moosplätzen im Herbst, z. B. auf der Hogolie bei Schönau in einem lichten Walde. — 17. Cl. fastigiata L. (Alb. Nr. 856). Auf sonnigen Wiesen, besonders an Hügeln vom September bis in den Winter. Hier und da. — 18. Cl. Botrytis Pers. In Laub- und gemischten Wäldern auf der Erde zwischen Moos und Gras. Sommer und Herbst. Sehr groß und schön im Sattler bei Hirschberg, bei Niesky und an vielen anderen Orten. — 19. Cl. flava Pers. In Nadel- und Laubwäldern im Sommer und Herbst. Ueberall häufig, z. B. im Sattler bei Hirschberg, der an Pilzen im Allgemeinen, an Clavarien im Besonderen außerordentlich reich ist. Gattung 3. Sparassis Fr. 1. Sp. erispa Fr. (Alb. Nr. 849). In Nadelwaldungen auf trocke- nem Sandboden im Herbst. Sattler bei Hirschberg und häufig bei Niesky. Jedenfalls noch an vielen anderen Orten in Schlesien. Fam. 11. Aurieularini. Gattung I. Hypochnus Fr. und Bon. Auf diese artenreiche Gattung ist bis jetzt in Schlesien zu wenig geachtet worden; sicher sind nur bekannt: 1. 4. viscosus Bon. Auf abgestorbenen feucht liegenden Aesten und Holz von Laubbäumen sehr häufig, — 2. A. laevis Bon. (Alb. Nr. 824) nebst 8. An Kieferbalken in Wohnungen, wie an Aesten von Laub- und Nadelbäumen. Gattung 2. Phlebia Fr. 1. Ph. merismoides Fr. An bemooster Rinde von Betula alba fast das ganze Jahr. Johannisthal bei Schönau. Gattung 3. Thelephora Ehrh. 1. Th. caleea Pers. (Alb. Nr. 845) nebst $ nivea und y Sambuei. An alten Baumrinden fast das ganze Jahr. Die Stämme von Sambucus nigra scheinen oft durch y wie mit Kreide bestrichen. — 2. Th. polygonia Pers. (Alb. Nr. 822). An trockenen Zweigen, besonders der Eichen, Pappeln und Linden fast das ganze Jahr. — 93. Th. incarnata Pers. (Alb. Nr. 821 und 829). An trockenen Aesten, besonders der Pappeln, auch an Rosa canina (Alb.) im Herbst, fast überall häufig, — 4. Th. einerea Pers. (Alb. Nr. 842). An Stämmen und Aesten verschiedener Bäume, z. B. von Sambueus, Aesculus und Alnus im Frühling und Herbst. — 5. Th. acerina Pers. 8 quereina (Alb. Nr. 846). An alten, lebenden, bemoosten Stämmen der Ulmus campestris bei Niesky im August. — 6. Th. quereina Pers. (Alb. Nr. 819). An abgestorbenen Zweigen verschiedener Laubbäume, besonders von Eichen. Frühjahr bis Herbst. — 7. Th. ochracea 95 Fr. (Alb. Nr. 823 und 832) nebst $ effasa. An faulendem Fichten- und Tannenholze. Herbst und Frühling. — 8. Th. sulphurea Fr. (Alb. Nr. 1120). An faulendem Holze, Aesten, Blättern, im Herbst und Winter häufig, z. B. im Breslauer botanischen Garten; aber selten fruchtend.. — 9. Th. rosea Pers. (Alb. Nr. 825). An Stämmen und Aesten von Pappeln, Birken und Erlen. Herbst und Winter. — 10. Th. sarcoides Fr. (Alb. Nr. 826 8). An verschiedenen faulenden Hölzern und Aesten im Herbst. Häufig. — 11. Th. salieina Fr. (Alb. Nr. 826 «&). Häufig an todten trockenen Aesten der Salix caprea in feuchten schattigen Wäldern. Herbst und Frühling. — 12. Th. me- senterica Pers. (Alb. Nr. 816). An Eichen- und Birkenstämmen im Herbst und Winter bei Niesky. Selten. — 13. Th. Pini Fr. (Alb. Nr. 820). An Stämmen und Aesten der Kiefer fast das ganze Jahr, häufig, — 14. Th. rugosa Pers. (Alb. Nr. 815) « und #. & An Eichenstämmen, $ an Haselnußstöcken. Beide sehr häufig. — 15. Th. rubiginosa Schrad. (Alb. Nr. 810). An bemoosten Stämmen der Buchen und Eichen (in Süddeutschland der Castanea vesca) das ganze Jahr. — 16. Th. sanguinolenta Alb. et Schw. Nr. 815 und 8il. An Stämmen und Aesten der Nadelhölzer. Herbst bis Frühjahr. Fast überall häufig. — 17. Th. hirsuta Willd. (Alb. Nr, 814). Ueberall an Laubbäumen, fast das ganze Jahr. — 18. Th. purpurea Schumach. (Alb. Nr. 817) nebst $ und y. An den Stengeln, ja Wurzeln der Laubbäume; £& sehr selten zwischen Sand und abgefallenen Blät- tern Alb.; y Zilacina (Alb. Nr. 818) an Kieferwurzeln.. — 19. Th. fusca Fr. (Alb. Nr. 838) nebst 8. An faulenden Tannen und Buchen, im Herbst und Frühling. — 20. Th. bombyeina Sommerf. (Alb. Nr. 844). An faulendem Holze und Rinden von Erlen, Weiden etc. in feuchten Wäldern- Herbst bis Frühling. — 21. Th. anthochroa Pers. (Alb. Nr. 828). Ein Mal von Alb. im Mai bei Niesky gefunden. Sie bedeckte vollkommen die Rinde eines Birkenstammes. — 22. Th. ferruginea Pers. (Alb. Nr. 812 und 836). An altem Holze und an Stämmen von Alnus, Populus, Corylus, Rosa canina und Belula. Sommer und Herbst. — 23. Th. chalybaea Pers. (Alb. Nr. 839). An faulenden Nadelhölzern in Wäldern im Sommer; in Wohnungen, Kellern im Winter. — 24, Th. umbrina (Alb. et Schw. Nr. 837 8). An faulendem Kiefernholze überhaupt nur bei Niesky beobachtet. — 25. Th- reticulata Fr. (Alb. Nr. 840). An alten faulenden Kiefernbalken in einem Keller bei Niesky von Alb. gefunden. Im Januar. — 26. Th. puteanea Schumach. (Alb. Nr, 843). In einem Keller im Januar und am Grunde faulender Zäune im November von Alb. gefunden. — 27. Th. sebacea Fr. (Alb. Nr. 833 und 834). An feuchten Orten Gras, Moos, Holz und andere Gegenstände überziehend. Sommer bis Frühling. — 28. Th. byssoides Pers. (Alb. Nr. 855). Auf der Erde und an Rinden in Nadelwäldern. Im Frühling, Sommer und Herbst häufig, — 29. Th. erustacea Schuhmach. (Alb. Nr. 837 &). An halbfaulen Fichtenstämmen im Herbst, z. B. bei Niesky. — 30. 7A. punicea Alb. et Schw. Nr. 827. An Buchen- und Fichtenrinden. März und April. — 31. Th. laciniata Pers. (Alb. Nr. 809). An den Wurzeln und am Grunde verschiedener alter Bäume fast überall. Im Herbst. — 32. Th. eristata Fr. (Alb. Nr. 847). In Gärten und Wäldern Moos, Zweige u. s. w. überziehend und mit den Körpern verwachsend. August bis Spätherbst. Im Breslauer botanischen Garten und bei Niesky. — 33. Th. terrestris Ehrh. (Alb. Nr. 808 nebst $). In Kieferwaldungen auf Sandboden, bisweilen auch auf ganz morschen, zu Humus werdenden Stämmen. Besonders in der Ebene ungemein häufig, z. B. im Lissaer Walde bei Breslau. Perennirend. — 34. Th. pal- mata Fr. (Alb. Nr. 848). In Wäldern, besonders von Nadelbäumen, auf feuchter Erde und zwischen Moos. August bis December häufig. Besonders zahlreich und schön im Sattler bei Hirschberg; aber auch sonst häufig, z. B. bei Niesky. — 35. Th. caryophyllaea Pers. (Alb. Nr. 807). In Wäldern auf Moos- und Grasplätzen im Herbst. Gattung 4. Cratarellus Fr. 1. Cr. elavatus Fr. (Alb. Nr. 703 als M. elavatus & und P). In moosigen Nadelwäldern im August und September häufig. Sattler bei Hirschberg, Niesky. — 2. Cr. sinuosus Fr. (Alb. Nr. 692 als M. fuligineus y). In feuchten Laubwäldern im Herbst. — 3: Cr. cornucopioides Pers. (Alb. Nr. 694). In Laubwäldern’ oft in großer Menge. Gemein, z. B. bei Schmiedeberg, Hirschberg, Niesky,. — 4A. Cr. lutescens Fr. (Alb. Nr. 690). An feuchten 94 schattigen Plätzen in Wäldern. Sommer und Herbst. Riesengebirge, z. B. im Melzergrunde; bei Niesky. Gattung 5. Cyphella Fr. 1. C. lacera Fr. (Alb. Nr. 944 und tab. I, Fig. 5) nebst $ und y. An faulenden Stengeln und Ruthen, besonders des Weinstocks. Juni bis Spätherbst. — 2. €. digi- talis Fr. (Alb. Nr. 943). An Tannenstämmen im Herbst bei Niesky. Gattung 6. Helotium Tode. Die Pilze dieser Gattung gehören zwar dem Habitus nach hierher, doch ist ihre Stellung noch zweifelhaft, da ihr Fruchtlager nicht näher untersucht worden ist. — 1. H. gibbum (Alb. et Schw. Nr. 1046). An einem modernden feucht liegenden Zapfen von Pinus sylvestris überhaupt nur ein Mal gefunden und zwar bei Niesky. — 2. H. glabrum Tode (Alb. Nr. 1047). An faulenden Blättern und Fichtennadeln heerdenweise, aber selten bei Niesky. Anfang Frühling. Fam. 12. Hiydnei. Gattung 1. Grandinia Fr. 1. Gr. erustosa Fr. (Alb. Nr. 799). Ueberall an verschiedenen faulenden Hölzern das ganze Jahr. — 2. Gr. granulosa Fr. (Alb. Nr. 831). An Stämmen und Aesten, besonders der Erlen. Herbst und Winter; b an faulendem Fichtenholze in Kellern und dichten Gebüschen. Winter und Frühjahr selten. Nur bei Niesky beobachtet. Gattung 2. Odontia Fr. 1. Odontia fimbriata Fr. (Alb. Nr. 777). An feucht Aigen Holze hier und da. April bis November. Gattung 3. Irpex Fr. 1. I. obliquus Fr. (Alb. Nr. 780). An Rinden, besonders von ih fallenen Birkenzweigen. Ausdauernd. Fast überall. — 2. I. spathulatus Fr. (Alb. Nr. 779. Auf feuchten Plätzen an faulendem Tannenholze fast das ganze Jahr nicht selten. — $. 1. di Fr. (Alb. Nr. 774). An altem dürren Holze und von der Erde entblößten Wurzeln der Pinus sylvestris auf trockenen Waldplätzen. Im Herbst. Gattung 4. Radulum Fr. 1. R. laetum Fr. (Alb. Nr. 830). Aus der Oberhaut der Buchen- und Hainbuchenzweige hervorbrechend. Herbst bis Frühling, besonders in letzterem. — 2. R. to- mentosum Fr. (Alb. Nr. 781 8). An feuchtem faulenden Holze in Wäldern, vorzüglich an alten Weidenstämmen. Sommer und Herbst. — 3. R. quereinum Fr. (Alb. Nr. 776). An bemoosten Eichenstämmen im Winter und Frühling und an todten Haselnußstämmen im Sommer bei Niesky. — 4. R. orbieulare Fr. (Alb. Nr. 778). An Rinden, besonders der Birken und Weiden im Herbst und Frühling häufig. Gattung 5. Sistotrema Pers. 1. S. confluens Pers. (Alb. Nr. 774). In Nadel- und gemischten Wäldern vorzüglich zwischen Moos. Sommer bis Spätherbst. Gattung 6. Hydnum L. 1. H. fasciculare. (Alb. et Schw. Nr. 796). An faulenden Stämmen von Kiefern und Fichten nicht selten. Herbst. — 2. H. farinaceum Pers. (Alb. Nr. 800). An Aesten und Rinden von Erlen, Haselnußsträuchern etc. Hier und da im Frühling und Herbst. — 3. H. niveum Pers. (Alb. Nr. 803). An Kiefernholz, sowohl verarbeitetem, als unbehauenem hin und wieder. Herbst, Frühling. — 4. H. diaphanum Schrad. (Alb. Nr. 804). An faulenden Buchen- und Birkenstännmen bei Niesky im Herbst. — 5. H. mucidum Pers. (Alb. Nr. 798). An verschie- denen faulenden Hölzern. — 6. AH. bicolor (Alb. et Schw. Nr. 802). An alten trockenen faulen Hölzern und Stämmen, besonders von Fichten, hier und da häufig. Spätsommer und Frühling. — 7. H. viride Fr. (Alb. Nr. 775). Einige Mal in alten, feuchten, schattigen Wäldern an am Boden liegenden halbfaulen Hölzern und Stämmen von Erlen im Sommer und Herbst von Alb. gefunden. — 8. H. ferruginosum Fr. (Alb. Nr. 801). An faulenden bearbeiteten Kieferhölzern. Im November. — 9. H. fusco-atrum b. castaneum (Alb. et Schw. Nr. 797). Ein Mal von Alb. in der Moholzer Haide bei Niesky Ende April an feuchtfaulen Zweigen der Popwlus tremula gefunden. — W. 4. ochraceum Pers. (Alb. Nr. 794) nebst $ und y. & An faulenden Kiefer- und Fichtenstämmen, aber auch an Rubus fruticosus; ß integrum, an feuchten sehr schattigen Plätzen Ende September; y muscorum, auf Fissidens sciuroides auf einem alten lebenden Rüsterstamme. Ende August bei 95 Niesky. — 11. H. gelatinosum Scopol. (Alb. Nr. 795). An einzelnen faulenden, meist entrindeten Tannenstämmen gewöhnlich in zahlreichen Exemplaren. Im Herbst. Nebsi 8 dichroum. Häulig am Hirschberg, z. B. im Sattler und um Niesky. — 12. H. coralloides Scopol. (Alb. Nr. 806). Vereinzelt an alten Stämmen der Laub- und Nadelhölzer. Von mir nur in einem Exemplare im Sattler bei Hirschberg, von Alb. gleichfalls nicht häufig an faulendem Fichtenholze bei Niesky ge- funden. September, October. — 13. H. Auriscalpium L. nebst" $ bicolor (Alb. Nr. 792). Auch in Schlesien aller Orten gemein auf in der Erde liegenden Kiefernzapfen. Nur auf Nadeln der Co- niferen, wie es Alb. auch gefunden haben will, traf ich es niemals an. — 14. H. tomentosum L. (Alb. Nr. 790). Im Herbst in unseren Nadelwäldern überall gemein. — 15. H. melaleucum Fr. (Alb. Nr. 790 y). In moosigen Nadelwäldern hier und da. September, October. — 16. A. zo- natum Batsch. (Alb. Nr. 789). In moosreichen gemischten Wäldern, nicht selten, z. B. Hogolie bei Schönau, Niesky. Sommer und Herbst. — 17. H. spadiceum Pers. (Alb. Nr. 791). Nur ein bis zwei Mal in Nadelwäldern um Niesky von Alb. gefunden. September. — 18. H. aurantiacum (Alb. et Schw. Nr. 787). In hügeligen trockenen Nadelwäldern bei Niesky von Alb. gefunden. Sommer und Herbst. — 19. H. compactum Pers. (Alb. Nr. 788). In trockenen, an Haidekraut reichen Nadelwäldern hier und da häufig. Im Herbst. — 20. A. suaveolens Scopol. (Alb. Nr. 795). In trockenen hügeligen Nadelwäldern im Sommer und Herbst. — 21. H. violascens (Alb. et Schw. Nr. 754). In movsigen Fichtenwäldern bei feuchter Witterung im Herbst in der Umgegend von Niesky ziemlich häufig. Sommer und Herbst. — 22. H.rufescens Pers. (Alb. Nr. 786). In Laub- und Nadelwäldern im Herbst durch das Gebiet. — 23. A. repandum L. (Alb. Nr. 785). In Laub- und Nadelwäldern den ganzen Herbst hindurch sehr gemein. Ueberall um Hirschberg und Niesky. — 24. H. subsquamosum Baisch (Alb. Nr. 783). In Nadelwäldern im Herbst häufig. Sept., Oct. —- 25. H. imbricatum L. (Alb. Nr. 782). In trockenen, besonders hügeligen Nadelwäldern im Herbst überall gemein. Um Hirschberg im October oft in unerhörter Menge. Fam. 13. Polyporei Fr. Gattung 1. Porothelium Fr. 1. P. fmbriatum Fr. (Alb. Nr. 762). An altem Holz und Rinden verschiedener Laubbäume, besonders von Weiden und Eichen. Sommer und Herbst an vielen Orten. — 2. P. subtile Fr. (Alb. Nr. 7685). Nur ein Mal in einigen Exemplaren an mit Moos bedeckten Stämmen Ende Juli von Alb. bei Niesky (im Eulenwalde) gefunden, überhaupt selten. Gattung 2. Merulius Hall. 1. M.lacrymans Schuhmach. (Alb. Nr. 700). An faulendem Holze jeder Art. Ist einer der gefährlichsten Feinde unserer Wohnungen, deren Holzwerk er zerstört; sein wucherndes Mycelium (die Zimantia domestica) überzieht Wände und Möbel, seine Ausdünstungen verpesten die Luft und rufen bei den Bewohnern von Stuben, die er occupirt hat, bösartige Krank- heiten hervor. Ueberall in Schlesien. Interessant ist die Form b, welche Alb. an einem feuchten Orte, völlig entwickelt, auf Marchantia polymorpha antraf. — 2. M. serpens Tode (Alb. Nr. 702). An Aesten der Kiefern, Fichten, der Salix caprea, des Haseluußstrauches etc. Ausdauernd. — Ö. M. aureus Fr. (Alb. Nr. 701). Sowohl in Gebäuden, als auch in Wäldern, besonders auf Kie- fern- und Fichtenholz. Sommer und Herbst. — 4: M. tremellosus Schrad. (Alb. Nr. 699). An alten Stämmen verschiedener Laubbäume, besonders von Birken. Juli bis Winter überall gemein. Gattung 3. Fistulina Bull. 1. F. hepatica Fr. (Alb. Nr. 770). An Eichenstämmen hier und da nicht selten, z. B. in Buchwald bei Schmiedeberg, bei Niesky. Gattung 4. Daedalea Pers. 1. D. latissima Fr. Selten. Von mir in sehr schönen Exem- plaren an bemoosten Buchenstämmen bei Deutsch-Hammer gefunden. — 2. D. unicolor Fr. (Alb. Nr. 772). Häufig an den Stämmen von Laubbäumen, besonders der Hainbuchen, im Herbst. — 3. D. quercina Pers. (Alb. Nr. 704 nebst $ dura). An alten Eichenstämmen gemein, besonders um Hirschberg. Gattung 5. Trametes Fr. 1. Tr. gibbosa Fr. (Alb. Nr. 705). An alten Stämmen von Birken, Weiden etc. nicht selten. August, Septbr. — 2. Tr. rubescens Fr. (Alb. Nr. 706). An abgestorbenen 96 Stämmen und Zweigen der Saliv caprea in schattigen Wäldern. Moholzer Haide bei Niesky im Herbst. — 3. Tr. suaveolens Fr. epier. 491 (Alb. Nr. 743). An alten Weidenstämmen überall, besonders häufig im Hirschberger Thale. — 4. Tr. Pini Fr. epier. 489. An Kiefernstämmen das ganze Jahr, nicht selien. — 4. Tr. odorata Fr. (Alb. Nr. 744). An Fichtenstämmen fast überall gemein. ß polymorphus, ebendaselbst, aber seltener; y tenuis, an schon verfaulten Fichtenstöcken in sehr feuchten Localitäten (Moholzer Haide), sonst in Bergwerken. Gattung 6. Polyporus Fr. 1. P. reticulatus Nees (Alb. Nr. 769). An faulendem Kiefern- und Fichtenholz. Sommer, Winter. — 2. P. vaporarius Fr. (Alb. Nr. 763). An altem morschen Holze, besonders von Nadelbäumen, an Zäunen in sumpfigen Wäldern. Herbst und Frühling. — 3. P. san- . guinolentus (Alb. et Schw. Nr. 764). In schattigen feuchten Wäldern und Hainen an alten Stämmen zwischen Holz und Rinde nicht seiten; auch auf feuchter lehmiger Erde an Gräben. Frühling bis Herbst. — 4. P. molluseus Fr. (Alb. Nr. 767). An faulenden Stämmen; 8 epiphylla, an faulenden Blättern das ganze Jahr. — 5. P. mueidus Fr. (Alb. Nr. 761). An Kiefern- und Fichtenstämmen, bald auf, bald unter der Rinde oder gar im Innern des ausgehöhlten Sumpfes. Ausdauernd. — 6. P. Medulla panis Fr. (Alb. Nr. 760). An faulendem, besonders feucht liegendem Nadelholze, zu jeder Jahreszeit. — 7. P. incarnatus Fr. (Alb. Nr. 765). An Fichtenrinde in alten Wäldern, z. B. bei Niesky. Frühling und Herbst. — 8. P. violaceus Fr. (Alb. Nr. 766 y). An faulendem Fichtenholze. Spätherbst. — 9. P. nitidus Fr. (Alb. Nr. 766) nebst ß dimidiata. In feuchten Wäldern zahlreich an Stämmen und zwar bei Niesky der Nadelbäume. Spätherbs. — 10. P. fer- ruginosns Fr. (Alb. Nr. 758). An alten halbfaulen, moosigen Stämmen, besonders der Erlen. Herbst und Frühling. — 11. P. abietinus Fr. (Alb Nr. 755 und 773). An alten Kiefern- und besonders Fichtenstämmen. Hier und da zahlreich. Herbst und Frühling. — 12. P. versicolor Fr. (Alb. Nr. 753). Sehr gemein an alten Stämmen, die er oft, wie im Breslauer botanischen Garten, von oben bis unten in Tausenden von Exemplaren bedeckt; ß stipitatus, an den Wurzeln alter Stämme. — 13. P. zonatus Fr. (Alb. Nr. 752). An alten Stämmen von Laubhölzern fast überall. — 14. P. velutinus Fr. (Alb. Nr. 751) nebst 8 lutescens. An trockenen Hölzern nicht sehr häufig. Frühling und Herbst. — 15. P. hirsutus Fr. An alten Baumstämmen fast überall häufig. — 16. ?. serialis Fr. syst. (Alb. Nr. 759). An behauenem und unbehauenem Kiefernholze. Im Herbst. — 17. P. radiatus Fr. syst. (Alb. Nr. 739). An alten Laubbäumen, besonders an Erlen und Birken. Zwei- jährig. — 18. P. triqueter Secr. Fr. eprie. 474 (Alb. Nr. 738). An alten Stämmen der Pinus syivestris; 8 stipitatus, auf der Erde am Grunde von Kieferstämmen. «& und £ wurden untermischt hier und da bei Niesky von Alb. gefunden. — 19. P. einnabarinus Fr. syst. (Alb. Nr. 754). An alten Stämmen verschiedener Laubbäume, besonders von Birken. Mai, September. Ein Mal auch an Sorbus Aucuparia bei Niesky. — 20. P. roseus Fr. syst. (Alb. et Schw. Nr. 748). An einem gefällten Fichtenstamme bei Niesky von Alb. gefunden. Ausdauernd. — 21. P. marginatus Fr. (Alb. Nr. 745). An alten Stämmen, besonders der Buchen, in dunklen Wäldern. Aug., Septbr. — 22. P. pinicola Fr. syst. (Alb. Nr. 746). An alten, gefällten Fichtenstämmen in unseren Wäldern häufig; dasselbe gilt für die von der sehr oft von Sphaeria eitrina bewohnten Var.b. — 23. P. einnamomeus Fr. epier. 468. An alten Stämmen unserer Obstbäume sehr gemein, z. B. bei Hirsch- berg. — 24. P. salieinus Fr. syst. (Alb Nr. 757 pr. p.). An alten Weidenstämmen, ausdauernd. Hier und da häufig, z. B. bei Hirschberg. — 25. P. conchatus Fr. syst. (Alb. Nr. 750). Von Alb. einige Mal einzeln oder fast heerdenweise an halbtodten Stämmen der Salix alba gefunden; außerhalb Schlesien häufiger beobachtet. Ausdauernd.. — 26. P. igniarius Fr. epier. 466. An verschiedenen Laubbäumen überall gemein. — 27. P. fomentarius Fr. syst. An Laubbäumen, besonders häufig an Buchen, z. B. auf dem Zobten. Liefert den besten und weichsten Zunderschwamm. — 28. P. betulinus Fr. syst. (Alb. Nr. 747). An Stämmen und Aesten todter Birken in feuchten Wäldern im Herbst, fast überall. — 29. P. resinosus Fr. syst. (Alb. Nr. 737). An alten Stämmen von Laub- und Nadelbäumen. Spätherbs. — 30. P. ceutieularis Fr. epier. 458 (Alb. Nr. 739). An Erlen 97 und Birkenstämmen häufig. — 31. P. hispidus Fr. syst. (Alb. Nr. 736). Ein Mal an einem alten Stamme von Pyrus Malus Mitte Juni von Alb. bei Niesky gefunden. — 32. P. erispus Fr. syst. (Alb: Nr. 741). An Stämmen verschiedener Bäume im Spätherbst. — 83. P. adustus Fr. syst. (Alb. Nr. 740). An Stämmen verschiedener Bäume, Herbst bis Frühjahr gemein. — 34. P. fumosus Fr. syst. (Alb. Nr. 742). An alten hohlen Stämmen der Salix alba bei Niesky. — 85. P. destructor Fr. syst. (Alb. Nr. 756). An feuchten, unbehauenen oder verarbeiteten Nadelbäumen häufig, z. B. in Holzställen bei Hirschberg; b. sebaceus, ein Mal von Alb. auf einem feuchten, beständig be- wässerten, steinernen Fußboden, in dem gar kein Holz vorkam, gefunden. — 86. P. caesius Fr. syst. (Alb. Nr. 734). An Stämmen, Aesten und bearbeitetem Holze der Kiefer hier und dort. — 37. P. mollis Fr. syst. (Alb. Nr. 735 a). An morschen Kiefern- und Fichtenstämmen im Herbst häufig. Br ı fragilis Fr. epier. 454 (Alb. Nr. 735 #). Wie die vorige Art, aber nur bei Niesky beobachtet. — 39. P. stiptieus Fr. syst. (Alb. Nr. 733). An Kieferstämmen hin und wieder. Sep- tember. — 40. P. sulphureus Fr. syst. (Alb. Nr. 732). Von Alb. nur an Eichen, von mir an fast allen übrigen Laubbäumen beobachtet, z. B. bei Hirschberg. NB. Um Posen sehr gemein an abgestor- benen Pappeln, alten Eichen, Wallnußbäumen ete. — 41. P. giganteus Fr. syst. (Alb. Nr. 727). In schattigen Laubwäldern an alten Stöcken und deren Wurzeln. Um Niesky in der Moholzer Haide und am Sohlander Berge im August und September gefunden, von mir im August 1859 in einem fast 5 Fuß großen Exemplare am Raubschloß bei Hirschberg. — 42. P. confluens Fr. syst. (Alb. Nr. 725). Auf der Erde in Nadelwäldern, besonders im Hügellande und Gebirge hier und da häufig, 2. B. um Niesky. August, September. — 43. P. eristatus Fr. syst. (Alb. Nr. 729). Häufig in - schattigen Laubwäldern bei Herrnhut von Alb. gefunden. September, October. — 44. P. frondosus Fr. syst. (Alb. Nr. 726). Von Alb. bei Niesky an einer Eichenwurzel alljährlich im Herbst beobach- tet, von mir ein Mal im Sattler bei Hirschberg gefunden. Polyporus umbellatus Fr. ist mir zwar aus Schlesien noch nicht bekannt, doch halte ich nach seinem Vorkommen bei Posen am Grunde alter Eichen für wahrscheinlich, daß er noch aufgefunden werden wird. — 45. P. lueidus Fr. syst. (Alb. Nr. 750). An alten Stämmen verschiedener Laubbäume zerstreut von mir auf dem Zobten, von Alb. bei Niesky gefunden. Ausdauernd. — 46. P. varius ce. Fr. (Alb. Nr. 731). An Stämmen kranker Linden und an nackten Haselnußwurzeln in einem Hohlwege, ausdauernd; 8 nummularius, Fr. An Stämmen und Aesten hauptsächlich von Laubbäumen, z. B. von Corylus und Alnus hin und wieder in der Oberlausitz nicht selten. — 47. P. melanopus y cyathoides Fr. syst. (Alb. Nr. 720). Ein Mal auf einem Holzplatze unter dem Holze von Alb. gefunden, October. — 48. P. squamosus Fr. syst. (Alb. Nr. 728). An alten Stämmen (bei Posen besonders der Weiden, an denen er hier ungemein häufig ist) von Laubbäumen gemein; $ xanthoporus, aus einem Baumstamme, Ende De- cember. -— 49. P. perennis Fr. syst. (Alb. Nr. 722). In Wäldern an Wegen überall häufig von der Ebene bis zum Hochgebirge, z. B. bei Niesky, Lissa bei Breslau, Grünbusch bei Hirschberg, Melzergrund. — 50. P. Schweinizii Fr. syst. (Alb. Nr. 724). In schattigen moosreichen Wäldern, besonders von Nadelbäumen an Baumwurzeln, August bis Herbst, hin und wieder nicht selten. — 51. P. brumalis Fr. syst. (Alb. Nr. 721) nebst $ faseieulatus. An den Stämmen und Aesten ver- schiedener Bäume, an schattigen Waldplätzen, vom Herbst bis Frühling nicht selten. — 52. P. leu- comelas Fr. syst. (Alb. Nr. 718). In Nadelwäldern auf der Erde, vereinzelt, in. der Oberlausitz nach Alb. hier und da nicht selten. Vom August bis zum Winter. — 53. P. ovinus Fr. syst. (Alb. Nr. 719). In Nadel- und gemischten Wäldern an trockenen Plätzen im August und in den folgenden Monaten bei feuchter Witterung häufig, z. B. bei Niesky und im Walde vor Boberröhrs- dorf bei Hirschberg. Gattung 7. Boletus Dill. 1. B. felleus Bull. (Alb. Nr. 714). Vereinzelt in Nadelwäldern. Juli, August und Anfang September. — 2. D. scaber Fr. syst. (Alb. Nr. 708 und 709). An Zäunen, in Parken, an Waldwegen überhaupt in Birken- und gemischten Wäldern gemein. Kommt in drei Haupiformen vor: a) aurantiacus, b) fuligineo-cinereus, c) fusco-niger. — 3. B. strobilaceus Scop. 13 95 Fr. epier. S. 422. B. squarrosus Pers. M. E. 2 t.'19. Dieser von Mougeot in den Vogesen entdeckte seltene Pilz, welcher in Wäldern, und zwar besonders in Nadelwäldern des Gebirges, nach Fr. auch in Bachenwäldern lebt, wurde in Deutschland bisher nur von mir gefunden und seit 1853 fast in jedem Jahre im Sattler bei Hirschberg beobachtet. August, September. NB. Ich habe ihn auch in meinem im Aufirage des k. k. österr. Ministerii herausgegebenen Herbarium myeol. typieum, Posen 1859, edirt. — 4. B. edulis Bull. (Alb. Nr. 715) Herrenpilz, Steinpilz. In Birken-, Kiefer- wäldern etc. überall häufig. September, October. — 5. B. luridus Schäff. (Alb. Nr. 716 und 717). In Laub- und Nadelwäldern im Sommer und Herbst fast überall, doch wenig zahlreich. — 6. 2. subtomentosus L. (Alb. Nr. 711). Kommt in 3 Formen vor: & gülvus, ß cupreus, y rubiginosus, ß ein Mal von Alb. in einem schattigen Laubwalde (Grobniz) Anfang September gefunden. Um Niesky sind nach Alb. alle Formen wenig zahlreich vertreten, dagegen sind sie außerordentlich ge- mein im Sattler bei Hirschberg. — 7. B. variegatus Fr. syst. (Alb. Nr. 713 $). Gesellig in Nadelwäldern den ganzen Herbst. — 8. DB. piperatus Bull. (Alb. Nr. 712). In versehiedenen Nadelwäldern überall, zerstreut, selten heerdenweise. Im August und den folgenden Monaten. — 9. B. bovinus L. (Alb. Nr. 710). Sehr gemein in Nadelwäldern, wo er in kreisrunden Gruppen angetroffen wird, den ganzen Herbst hindurch. — 10. B. luteus L. (Alb. Nr. 707). Gemein in grasreichen Wäldern, an Wegen etc. September, October. Fam. 14. Agarieini. Abtheilung A. Gattung 1. Lenzites Fr. 1. L. sepiaria Fr. epier. S. 407 (Alb. Nr. 687). An altem fau- lenden Fichtenholze, z. B. an Zäunen, Pfählen, Brückengeländern, Barrieren das ganze Jahr. Bei Breslau, Hirschberg, Lauban, überhaupt aller Orten gemein. — 2. L. abietina Fr. epier. (Alb. Nr. 685). An Stämmen (im Walde), häufiger aber an Balken und Pfählen (in Gärten und Häusern) von Coniferen, besonders Fichten. Sommer und Herbst. — 3. L. betulina Fr. epier. (Alb. Nr. 686). An gefällten Stämmen der Laubbäume, besonders der Birken, fast das ganze Jahr. Das nach Fries und Rabenhorst in ganz Europa, Asien, in Afrika und Amerika gemeine Schizophyllum commune' (der Ag. alneus L. et auct.) ist weder von Alb. noeh von mir in Schlesien gefunden worden, ob- wohl ich dasselbe anderweitig (in Tirol) häufig genug gesammelt habe. Sollte der Pilz bei uns nur übersehen sein? Abtheilung B. Gattung 2. Panus Fr. 1. P. torulosus Fr. epier. S. 397 (Alb. Nr. 667). Hier und da‘in Hainen, wo er an alten halbfaulen Stämmen, besonders der Birken, im Rasen vorkommt. — 2. P. stiptieus Fr. epier. 399 (Alb. Nr. 679). Einer unserer gemeinsten Pilze. In großen Heerden an den Stämmen verschiedener Laubbäume. Herbst, Winter und Frühling. Gattung 3. Lentinus Fr. 1. L. lepideus Fr. epier. 390 (Alb. Nr. 666). Rasenweise an Kieferstäm- men und verarbeitetem Kiefernholze (an Balken, Zäunen, Brücken ete.) in Wäldern und Gärten. Juni bis Septbr. — 2. L. adhaerens Fr. epier. 391 (Alb. Nr. 535). An faulenden, oft fast zerstörten Stämmen der Nadelbäume, besonders der Fichten hier und da. Im Herbst, in milden Jahren den Winter über- dauernd. — 3. L. cochleatus Fr. epier. 394 (Alb. Nr. 640 und 668). An Stämmen und abge- fallenen Zweigen verschiedener Bäume, besonders der Haselnuß, der Pappeln, Erlen, Fichten und der Salix caprea. Frühling bis Herbst nicht selten. Gattung 4. Marasmius Fr. 1. M. epiphyllus Fr. epier. (Alb. Nr. 659) nebst y rugatus Pers. Zahlreich auf abgefallenen Blättern, Blattstielen und Stengeln an schattigen Orten unter Laubbäumen. Spätherbst. — 2. M. perforans Fr. epier. (Alb. Nr. 658 als androsacea Pers.). Am abgefallenen Nadeln in Fichtenwäldern sehr gemein. Ausdauernd. — 3. M. Rotula Fr. epier. (Alb. Nr. 657 «). An Blättern, Stützblättchen und anderen kleinen am Boden liegenden Gegenständen auf schattigen Plätzen an Hainen, verwilderten Zäunen etc. das ganze Jahr. — 4. M. androsaceus Fr. epier. An abgefallenen Kiefernadeln sehr häufig. Seine Wurzeln bilden die Rhizomorpha setiformis Pers. 99 und anderer Autoren. — 5. M. alliaceus Fr. epier. (Alb. Nr. 544). Zwischen Blättern und an faulendem Holze in feuchten schattigen Wäldern, z. B. im Eulenwald bei Niesky ziemlich zahlreich. Juli und August, häufiger im September und October. — 6. M. ramealis Fr. epier. (Alb. Nr. 543). Bedeckt oft in dichten Rasen vollständig trockene abgefallene Aestehen verschiedener Laubbäume Häufig in schattigen Wäldern im Juli und den folgenden Monaten. — 7. M. calopus Fr. epier. (Alb. Nr. 541). Auf»Grasplätzen, Brachen ete. an abgestorbenen Stengeln und Graswurzeln. — 8. M. scorodonius Fr. epier. (Alb. Nr. 540 als alliatus). Auf trockenen grasigen Plätzen, Brachen, Weiden, an den Rändern der Kieferwälder ete. Im August und den folgenden Monaten häufig. — 9..M. erythropus b. Fr. epier. (Alb. Nr. 529) nebst 8 truneigenus. «& terrestris, nur ein Mal in feuchten Erlen- und Pappelgebüschen der Moholzer Haide von Alb. gefunden; $ büschelweise an Buchen, Birken und anderen Laubbäumen, seltener am Grunde derselben auf der Erde. Häufig in moosigen, besonders an Sphagnum reichen Wäldern im Juni, spärlicher im Herbst. — 10. M. oreades Fr. epier. (Alb. Nr. 492 als A. eollinus). Auf trockenen Grasplätzen, Wiesen, Weiden, Brachen eitec., bei feuchter Witterung im Frühling, Sommer und Herbst häufig. Abtheilung C. Gattung 5. Nyetalis Fr. 1. Nyetalis parasitica Fr. epier. (Alb. Nr. 556). Bisher nur ein Mal in einigen Exemplaren von verschiedenem Alter auf dem Hute einer alten trockenen Russula adusta in einem moosigen, schatligen und feuchten Fichtenwalde (Moholzer Haide) Anfang October von Alb. gefunden. Gattung 6. Cantharellus Adanson. 1. ©. erispus Fr. (Alb. Nr. 698). Häufig in schattigen feuchten Laubwäldern an den abgefallenen Aesten, besonders der Birken, Erlen, Haselnuß ete., be- sonders im October und November. — 3. C. bryophilus Fr. (Alb. Nr. 697). Von Alb. nur ein Mal, und zwar auf einem alten bemoosten Ochsenhorne, das an einem feuchten Platze lag, Ende October gefunden. Von mir ebenfalls in der Oberlausitz bei Marklissa auf Hypnum triquetrum in einem Haselnußgebüsch im Monat August ziemlich zahlreich gesammelt. — 3. C. muscigenus Fr. (Alb. Nr. 696). Zwischen .Moosen im Herbst ziemlich häufig, sogar auf Strohdächen. — 4. C.ei- nereus Fr. (Alb. Nr. 695). Ein Mal von Alb. in einem hochgelegenen, gemischten sonnigen Walde Ende October bei Niesky gefunden. — 5. C. tubaeformis Fr. (Alb. Nr. 691). Auf der Erde und an faulenden Stöcken in verschiedenen, schattigen, feuchten Wäldern den ganzen Herbst hindurch. — 6. C. umbonatus Pers. (Alb. Nr. 695). Besonders an feuchten, gras- und moosreichen Rändern der Kieferwälder. October und November nicht selten. b. earbonarius (Alb. Nr. 1129). In büsche- _ ligen, aus 10 — 20 Individuen bestehenden Rasen auf feuchten Brandstellen im Herbst. — 7. C. aurantiacus Fr. (Alb. Nr. 6°9). Im Herbst bei feuchter Witterung in Wäldern, besonders von Fichten hier und da auf der Erde, seltener an Stämmen. August, September; mehr noch October, November. — 8. CO, eibarius Fr. (Alb. Nr. 688 als M. Cantharellus). In Nadelwäldern und unter Birken von der Ebene bis in’s Hochgebirge überall gemein; besonders im Herbst. Wird gegessen und unter dem Namen Pfefferling, Galluschel, Gelbmännel, Pfifferling, Eierschwamm zu Markte gebracht. Gattung 7. Russula Pers., Fr. 1. R. nauseosa Fr. epier. 363 (Alb. Nr. 651). In Nadel- wäldern im August und September nicht selten. — 2. R. lutea Fr. epier. 365 (Alb. Nr. 624). Vereinzelt in gemischten Wäldern hier und da. Im August und den folgenden Monaten. — 93. R. ochracea Fr. epier. 362 (Alb. Nr. 625 #). Nur ein Mal in einem gemischten Nadelwalde bei Niesky Mitte September gefunden. — 4. R. alutacea Fr. epier. 362 (Alb. Nr. 625). In schattigen moosigen Fichtenwäldern hier und da. September, October. b. olivacea (Alb. Nr. 634). Sparsam in schattigen gemischten Wäldern. Anfang September. — 5. R.nitida Fr. epier. 361 (Alb..Nr. 628 e und 3). In Fichtenwäldern hin und wieder nicht selten. Sept., Oct. — 6. R. fragilis Fr. epier. 359 (Alb. Nr. 622) und c. Fr. (Alb. Nr. 617 als R. nivea). Auf feuchten Plätzen in Wäldern im Sommer und Herbst fast überall, aber vereinzelt. — 7. R. foetens Fr. epier.359 (Alb. Nr. 627). An gras- reichen Plätzen zwischen Dornsträuchern und in Laubwäldern fast überall. August, September. — 13 * 100 8. R. ochroleuca Fr. epier. 358 (Alb. Nr. 626 a). In moosreichen Fichtenwäldern nicht selten. Ende Sommer und im Herbst. — 9. R. pectinata Fr. epier. 358 (Alb. Nr. 626 sulcata). Wie die vorige, aber seltener. — 10. R. emetica Fr. (Alb. Nr. 620 und 629 [eynozantha]). In Laub- und Nadelwäldern hin und wieder; sehr häufig im Sattler bei Hirschberg. — 11. R. lactea Fr. epier. 355 (Alb. Nr. 618). In Wäldern, besonders von Laubbäumen nicht selten. Aug., Septbr. — 12. R. rubra Fr. epier. 354. In Laub- und Nadelwäldern, z. B. im Sattler bei Hirschberg. — 13. R. depallens Fr. epier. 353 (Alb. Nr. 621). In Kieferwäldern hin und wieder, besonders an sterilen trockenen Orten im August und den folgenden Monaten. — 14. R. heterophylla Fr. epier. 352 a. (Alb. Nr. 618), b. (Alb. Nr. 633), ec. (Alb. Nr. 630 nebst $). a. In Wäldern, besonders von Laubbäumen, nicht selten; August, September. b. Nur ein Mal unter schattigem Strauchwerk Ende September von Alb. bei Niesky gefunden. c. Wie a. — 15. R. furcata Fr. epier. 352 (Alb. Nr. 632). In verschiedenen Wäldern hin und wieder; nicht selten. August, September. — 16. R. adusta Fr. epier. 350 (Alb. Nr. 649 «&). Häufig besonders in Laubwäldern, aber auch in Nadelwäldern keineswegs selten; den ganzen Herbst hindurch. — 17. R. nigricans Fr. epier. 350 (Alb. Nr. 649) yy erassa. Wie die vorige. Galtung 8. Lactarius Pers., Fr. 1. L. rufus Fr. epier. (Alb. Nr. 612 als L. ruber). In Kieferwäldern fast der gemeinste Agarieus. Der giftigste aller Pilze, nach Fr. epier.: verus ‚„‚meurtier“ Gallorum. Den ganzen Herbst hindurch, zuletzt saftlos. — 2. L. subduleis Fr. epier. 345 (Alb. Nr. 613) nebst $ eimicarius, y innocuus und Ö querceti. «, ß und y in Wäldern; $ besonders in Nadelwäldern; d zwischen Gräsern in fruchtbaren schattigen Laubwäldern hin und wieder. Sep- tember, October. — 3. L. volemus Fr. epier. 344 (Alb. Nr. 610 als L. testaceus «&). In schat- tigen moosreichen Fichtenwäldern im September. — 4. L. pallidus Fr. epier. (Alb. Nr. 609). In schattigen gemischten Wäldern nicht selten. September, October. — 5. L. acris Fr. epier. (Alb. Nr. 616 @). In schattigen Laubwäldern. September, October. — 6. L. delieiosus Pers. der Reisker (Alb. Nr. 611). Heerdenweise in Nadelwäldern von der Ebene bis in’s Hochgebirge (Melzergrund), vom August bis October sehr zahlreich. — 7. L. vellereus 8 exsuceus Fr. epier. 340 (Alb. Nr. 606 3 als Z. pip. $). In schattigen moosreichen Laub- und Nadelwäldern im Spätsommer und Herbst durch das Gebiet. — 8. L. piperatus Fr. epier. (Alb. Nr. 606). Wie die vorige, häufig z. B. im Boberröhrsdorfer Walde bei Hirschberg und bei Niesky. — 9. L. umbrinus Fr. epier. (Alb. Nr. 614). In gemischten Wäldern hin und wieder im Herbst. — 10. L. uvidus Fr. epier. 338 (Alb. Nr. 616 8 als L. aeris 8). Häufig in grasreichen sonnigen Erlengebüschen. Sept., Oct. — 11. L. turpis Fr. epier. 335 (Alb. Nr. 615 als ZL. necator). Nicht selten in Wäldern und unter Hecken im Herbst. — 12. Z. torminosus Fr. epier. (Alb. Nr. 607). Auf sonnigen Wiesen und anderen grasreichen Plätzen, unter gemischten Hecken etc. hin und wieder, nicht selten. — 13. Z. serobieulatus Fr. epier. (Alb. Nr. 608 als L. thejogalus 8). In 'moosreichen Fichtenwäldern. September. Gattung 9. HAygrophorus Fr. 1. H. psittacinus Fr. epier. 332 (Alb. Nr. 495). Auf trockenen Grasplätzen bei feuchter Witterung hier und da häufig. September und besonders October. — 2. H. conicus Fr. (Alb. Nr. 494 nebst $). Auf Grasplätzen im Herbst gemein, z. B. im Florabassin bei Waldenburg, bei Hirschberg, Niesky. — 3. HA. coceineus Fr. (Alb. Nr. 493). Auf Wiesen und anderen, besonders feuchten Grasplätzen den ganzen Herbst hindurch fast überall. — 4. H. cera- eeus Fr. epier. 330 (Alb. Nr. 496). An sonnigen Grasplätzen, Weiden, Wiesen, Brachen, selbst in schattigen Hecken hier und da fast heerdenweise. September und besonders October. — 5. MH. ovinus Fr. epier. 328 (Alb. Nr. 504 als A. obscurus $). In moos- oder grasreichen, oft sonnigen Fichtenwäldern auf Bergen. September, October. — 6. H. virgineus Fr. (Alb. Nr. 644 «&). Auf Wiesen, ‚Brachen etc. hin und wieder häufig. Im Herbst. — 7. H. niveus Fr. epier. (Alb. Nr. 644 3? tenuis). An schattigen Grasplätzen auf Bergen unter Laubholz-Gesträuch ete. Herbst. — 8. H. pratensis Fr. (Alb. Nr. 465 nebst Ö). Auf Wiesen, Weiden, sonnigen Brachen, die trocken 101 und mit zartem Grase bekleidet sind, besonders auf höher gelegenen Punkten. Im September, häu- figer im October und November. — 9. H. caprinus Fr. (A. camarophyllus Alb. Nr. 513 «& und 8). Beide in moosigen Fichtenwäldern und zwar a. in der Ebene, b. in schattigen Bergwäldern. Sep- tember, October. — 10. H. tephroleueus Fr. epier. 325 (Alb. Nr. 510). In moosigen Fichten- wäldern auf Bergen, und zwar an feuchten Plätzen, an den Ufern der Bäche etc., besonders im October. — 11. H. pustulatus Fr. epier. 525 (Alb. Nr. 512) nebst $ consimilis und y brevis. In moosigen Fichtenwäldern auf Bergen. Im Herbst häufig, — 12. MH. olivaceo-albus Fr. (Alb. Nr. 514 als A. limacinus 8). Einzeln oder heerdenweise in Nadelwäldern überall sehr häufig. September und Anfang October. — 18. A. hypothejus Fr. (Alb. Nr. 515 T. X Fig. 4 als A. Vi- tellum). Au den grasreichen feuchten Rändern der Nadel-, besonders der Kieferwälder in der Ebene im Spätherbst‘fast überall häufig. — 14. H. discoides Fr. (Alb. Nr. 524). In schattigen moos- reichen Fichtenwäldern heerden- oder fast rasenweise, besonders im October. — 15. H. purpu- rascens Fr. (Alb. et Schw. Nr. 527). In moosreichen schattigen Fichtenwäldern bei Niesky, wo er an einigen Punkten in sehr großen Heerden erscheint. Ende September und im October. — 16. H. erubescens Fr. epier. (Alb. Nr. 526). In schattigen gemischten Wäldern im Herbst nicht selten. — 17. H. eburneus Fr. (Alb. Nr. 525 nebst $ brevipes). Häufig in schattigen Laubholz- wäldern und Hecken. Septbr., Octbr. — 18. A. chrysodon b. leucodon Fr. epier. (Alb. Nr. 525). Nur zwei Mal in schattigen Hainen bei Niesky Ende Sept. und im Oct. von Alb. gefunden. Gattung 10. Gomphidius Fr. 1. @. glutinosus Fr. epier. 319 (Alb. Nr. 451 als A. Gomphus). In Nadelwäldern fast überall aber vereinzelt. September. October. — 2. @. viscidus Fr. epier. 319 CAlb. Nr. 450). Fast überall gemein in Haiden und Kieferwäldern, vom Herbst bis in den Winter hinein. Wenn er auch von Kälte getroffen zusammenfällt, so lebt er doch sehr oft bei mildem Wetter wieder auf. Gattung 11. Pazxillus Fr. 1. P. atro-tomentosus Fr. epier. 318 (Alb. Nr. 664) «& obliquus und 8 omphalodes. In Nadelwäldern an Fichten- oder Kieferstämmen, «& fast überall häufig, z. B. bei Hirschberg, Niesky, $ seltener. Im August und den folgenden Monaten. — 2. P. involutus Fr. epier. 317 (Alb. Nr. 636) «& terrestris, 8 truneigena. Beide Formen gemein in Nadelwäldern, z. B. unter dem Helicon bei Hirschberg, um Niesky; $& auf Kiefer- und Fichtenstämmen, besonders im September und October. Gattung 12. Cortinarius Fr. A. Hydrocybe Fr. 1. ©. fasciatus Fr. epier. 315 (Alb. Nr. 475 als A. acutus). In Nadel-, besonders Fichtenwäldern hin und wieder häufig. Anfang October. — 2. €. deeipiens Fr. epier. 312 (Alb. Nr. 461). In Wäldern fast überall zahlreich den ganzen Herbst hindurch. — 3. C. castaneus Fr. epier. 307 (Alb. Nr. 460). In Wäldern, besonders von Fichten hin und wieder. September, October. — 4. C. dilutus Fr. epier. 305 (Alb. Nr. 465). In Laub- und Nadelwäldern hier und da. September, October. — 5. C. armeniacus Fr. epier. 304 (Alb. Nr. 462). Wie die vorige aber häufiger. — B. Telumonia Fr. 6. C. hemitrichus Fr. epier. 302 (Alb. Nr. 457). Hin und wieder an sterilen Plätzen in Kieferwäldern nicht sehr häufig. September, October. — 7. C. flexipes Fr. epier. 300 (Alb. Nr. 426). In Nadel-, besonders Fichtenwäldern an feuchten Stellen zahlreich den ganzen Herbst hindurch, — 8. ©. gentilis Fr. epier. 297 (Alb. Nr. 424 als A. helvolus). Auf Grasplätzen unter Birken- und anderem Laubholzgebüsch im Vorge- birge nicht selten. September, October. — 9. C. brunneus Fr. epier. 295 (Alb. Nr. 425). Zerstreut, bisweilen auch fast heerdenweise in feuchten moosreichen Fichtenwäldern. Sommer und Herbst. — 10. €. armillatus Fr. epier. 295 (Alb. Nr. 448 als A. Bulliardi, ß squamulosa). In moos- und wasserreichen Fichtenwäldern einzeln oder fast heerdenweise hier und da. September. — 11. ©. bivelus epier. 292 (Alb. Nr. 455 als A. fulgens). In Laub- und Nadelwäldern hin und wieder keineswegs selten. Im Herbst. — C. Dermocybe Fr. 12. C. raphanoides Fr. epier. 290 (Alb. Nr. 485). Einige Mal vereinzelt in schattigen Wäldern Ende September von Alb. gefunden, sonst nicht selten. — 13. C. cinnamomeus Fr. epier. 288 a. semisanguineus (Alb. Nr. 449 8 als 102 Ag. sanguin. 8 media). In Nadelwäldern keineswegs selten, im Herbst; b. cinnamomeus (Alb. Nr. 459). wie die vorige; d. eroceus (Alb. Nr. 455), ebenso. — 14. C. sanguineus Fr. epier. 258 (Alb. Nr. 449 «). In Nadelwäldern keineswegs selten, im Herbst. — 15. C. eumorphus Fr. epier. 286 (Alb. Nr. 500). In Birken-, Erlen- und anderem Laubholzgebüsch hin und wieder nicht selten. September, October. — 16. €. decumbens Fr. epier. 284 (Alb. Nr. 446). Sparsam in Fichten- wäldern an trockenen schatligen Orten Ende September. — D. Inoloma Fr. 17. C. pholideus Fr. epier. 252 (Alb. Nr. 441 T. XII, Fig. 1 als A. lepidomyces), Ein Mal auf einem Erlenstamme auf einem sehr schattigen Platze von Alb. gefunden, häufiger am Boden in grasreichen Birkenwäldern auf Bergen. September, October. — 18. C. sublanatus Fr. epier. 283 (Alb. Nr. 443 als Ag: conopus). Im schattigen Dunkel der Wälder, besonders unter Fichten. September, October. — 19. ©. albo-violaceus Fr. epier. 250 (Alb. Nr. 444). Im dichten Schatten unter Laubholzhecken zwischen faulenden Blättern hin und wieder häufig. September, October. — 20. C. violaceo-cinereus Fr. epier. 279 (Alb. Nr. 430). In verschiedenen Wäldern hier und da den ganzen Herbst hindurch, — 21. C. violaceus Fr. epier. 279 (Alb. Nr. 429 als A. hercynicus). An sehr schattigen feuchten Plätzen zwischen abgefallenen halbfaulen Blättern einige Mal von Alb. im September und October gefunden. — 22. C. argentatus Fr. epier. 278 (Alb. Nr. 445). In moosreichen Fichtenwäldern fast überall häufig. September, October. — E. Myracium Fr. 23. C. collinitus Fr. epier. 274 (Alb. Nr. 434). Im dunkelsten Schatten feuchter Wälder, deren Boden mit Laub bedeckt ist. Sep- tember, October. — F. Phlegmacium Fr. + Elastiei. 24. C. subtortus Fr. epier. 273 (Alb. Nr. 439). Nur an einem Orte unter schattigen Fichten bei Niesky (Küchenwiese). Aug., Sept. — 25. C. porphyropus Fr. epier. 271 (Alb. Nr. 431). In Kieferwäldern hin und wieder, vereinzelt; in grasreichen Birkenwäldern im Vorgebirge häufig. September, October. — 26. C. decolorans Fr. epier. 271 (Alb. Nr. 437). In Nadel-, besonders Kieferwäldern häufig, den ganzen Herbst hindurch. — +7 Scauri, diekfüßige. 27. C. scaurus Fr. epier. 265 (Alb. Nr. 440 als A. fulvo-fuligin.). Einzeln, aber nicht selten in moosreichen schattigen Wäldern, besonders von Fichten. September. — 28. C. rufo-olivaceus Fr. epier. 268 (Alb. Nr. 442). In Haiden und Fichtenwäldern überall sehr gemein den ganzen Herbst hindurch. — 29. C. elegantior Fr. epier. 267 (Alb. Nr. 454 als A. tur- binalus). An schattigen oder etwas sonnigen mit Gras bekleideten Plätzen verschiedener Wälder. September, October. — 30. ©. fulgens Fr. epier. 267 (Alb. Nr. 455). In Nadelwäldern hier und da nicht selten. Herbst. — 31. C. arquatus Fr. epier. 265; (Alb. Nr. 436 als A. callochrous). Im Innern schattiger Wälder hin und wieder. September, October. — 32. C. glaucopus Fr. epier. 264 (Alb. Nr. 435 nebst 8 varia). In verschiedenen grasreichen Wäldern und Gebüschen ziemlich häufig. September und besonders October. — 33. C. infractus Fr. epier. 261 (Alb. Nr. 438). In. Laub- wäldern fast rasenartig. September und October hin und wieder. — 34. C. variecolor Fr. epier. 259 (Alb, Nr. 432). In verschiedenen Wäldern einzeln aber nicht selten. Mitte September bis Mitte October. — 35. C. caperatus Fr. epier. 256 (Alb. Nr. 427 als Ay. [Lepiota] macropus). Sehr gemein in trockenen Nadel-, besonders Kieferwäldern überall zerstreut. Im August und den - folgenden Monaten. ; Gattung 13. Bolbitius Fr. 1. B. titubans Fr. epier. 254 (Alb. Nr. 589). Von. Alb. ein Mal in einigen Exemplaren auf Kuhdünger auf einem grasreichen schattigen Waldwege (in der Moholzer Haide) gefunden; von mir mehrmals zwischen faulenden Blättern, besonders von Pappeln auf dem Helikon bei Hirschberg. Ende August. — 2. B. Boltoni Fr. epier. 254. In Schlesien nur von mir, und zwar auf der Warmbrunner Straße dicht bei Hirschberg (Wittwer’sche Besitzung) im Chaussee- graben auf altem zerfallenen Pferdemiste in zahlreichen Exemplaren heerdenweise, im August 1859 gefunden und in meinem Herb. mycol. vivum ausgegeben. Gattung 14. Coprinus-Fr. 1. C. plicatilis Fr. epier. 252 (Alb. Nr. 579 als Ag. pulcher). Auf feuchten Wiesen und anderen frischen Grasplätzen zerstreut. Im Frühling bei milder feuchter und im Herbst bei warmer Witterung. — 2. C. ephemerus Fr. epier. 252 (Alb. Nr. 580). Hier 103 und da auf Düngerhaufen und gedüngten Plätzen nicht selten. Besonders im Mai und Juni. — 3. C. domesticus Fr. epier. 251 (Alb. Nr. 578). In Gärten, auf Grasplätzen etc. nicht selten; im Frühling und besonders im Herbst. — 4. C. radiatus Fr. epier. 251 (Alb. Nr. 581). Ueberall sehr gemein auf Kuh- und Perdedünger an feuchten schattigen Plätzen. Frühling und Herbst. — 5. ©. truneorum Fr. epier. 248 (Alb. Nr. 576 @ als Ag. ferrugineus «). Rasenweise an Stämmen auf einigen feuchten schattigen Plätzen bei Niesky. September. — 6. Ü. micaceus Fr. epier. 247 (Alb. Nr. 576 als A. ferrugineus $ hortensis). Am Grunde alter mulmiger Stämme in Wäldern und Gärten, Juni bis Herbst überall gemein. — 7. €. tomentosus Fr. epier. 245 (Alb. Nr. 575 als A. einereus ß tomentosus). Auf fruchtbaren Orten an verwilderten Hecken, in Gärten etc. hier und da zerstreut. Mai — October. — 8. C. comatus Fr. epier. 242 (Alb. Nr. 574). Gesellig, öfters heerdenweise auf feuchten Plätzen, besonders auf Schutthaufen, frisch gedüngtem Boden, Grasplätzen, an Wegen u. s. w. Ueberall gemein, Sommer und Herbst. Gattung 15. Agaricus L. Gruppe A. Coprinarü,. 1. Psathyrella. 1. Ps. disseminata Fr. epier. 240 (Alb. Nr. 577). Bedeckt nach anhaltendem Regen hohle Weiden-, Pappel- und Lindenstämme in aus unzähligen Exemplaren gebildeten Heerden. Im Frühjahr und Herbst fast überall. 2. Panoeolus. 1. P. fimieolus Pers. (Alb. Nr. 556 & und $ platyphyllos). « Auf Dünger, häufiger auf fruchtbaren, etwas schattigen Grasplätzen und zwischen feuchten Moosen; 8 ebenso, aber seltener. September, October. — 2. P. papilionaceus Fr. epier. 236 (Alb. Nr. 584). Auf Wiesen, Weiden, Brachen zwischen den Gräsern hin und wieder häufig. Sommer und Herbst. — 3. P. se- paratus Fr. epier. 234 (Alb. Nr. 583 als A. semiovatus). Ziemlich häufig bei feuchter Witterung in Nadelwäldern auf Kuhmist im fetten Grase. September, October. Gruppe B. Prateltae. 3. Psathyra. 1. Ps. corruyis Fr. epier. 231 (Alb. Nr. 600). Vereinzelt in Höfen, auf schat- tigen Fußsteigen, in Gärten ete. September, October. — 2. Ps. conopila Fr. epier. 231 (Alb. Nr. 601 als A. eonocephala). Einige Mal von Alb. an grasreichen Plätzen in Hainen im Juli und August gefunden. 4. Psilocybe. 1. Psil. sardella Fr. epier. 230 (Alb. Nr. 605 als A. montanus y eoriarius). An Rinden in Lohgruben im Herbst häufig, aber nur in einem einzigen Jahre von Alb. beobachtet. — 2. Psil. ericaea Fr. epirc. 228. a. pileo ferrugineo - fulvo, sicco fulvo - luteo (Alb. Nr. 587); b. pileo subspadiceo (Alb. Nr. 588 als A. nitidus). Beide häufig in unfruchtbaren Kieferwäldern und Haiden. Sommer und Herbst. — 3. Psil. foenisecii Fr. epier. 227 (Alb. Nr. 585). Auf Grasplätzen, seltener auf Dünger, hier und da nicht selten. Mai bis October. — 4. Psil. spadicea Fr. epier.:225 (Alb. Nr. 599 als A. stipatus nebst $ appendiculata). Beide an verschiedenen Stämmen hin und wieder keineswegs selten. Juni bis September. ö. Hypholoma. 1. H. lateritia Fr. epier. 221 (Alb. Nr. 597). Zahlreich an verschiedenen Stämmen und anderen faulenden Hölzern, an Balken, Gartenzäunen etc. den ganzen Herbst. — 2 H. faseieularis (Schwefelkopf) Fr. epier. 122 (Alb. Nr. 598 nebst $ praticola). Wohl unser gemeinster Pilz. Bildet diehte Rasen von 10— 20 Individuen an alten Baumstämmen, besonders von Weiden. Sommer — Winter. 6. Psalliota. 1. Ps. semiglobata Fr. epier. 220 (Alb. Nr. 582). Ein an Kuh- und Pferde- dünger überall häufiger Pilz, seltener auf fetten Wiesen. Fast ausdauernd.. — 2. Ps. aeruginosa Fr. epier. 218 (Alb. Nr. 594). Einzeln, häufiger heerdenweise in Wäldern, an mulmigen Baumstäm- men etc. Sommer und Herbst; fast überall. — 3. Ps. ? cepaestipes Fr. epier. 216 (Alb. Nr. 590). Auf Rinde in Lohgruben. Sommer und Herbst. — 4. Ps. echinata Fr. epier. 521 (Alb. Nr. 593 ß inermis). Heerden- oder rasenweise an Rinden in Lohgruben nicht selten. September, October. — 5. Ps. eampestris Fr. epier. 213 (Alb. Nr. 591 als A. edulis und 592 nebst $ vaporaria). 104 Auf bebautem und unbebautem Boden, auf Aeckern, Wiesen, in Gärten und Nadelwäldern; 8 in Loh- beeten. Sommer und Herbst. Gruppe C. Dermini. 7. Crepidotus. 1. Cr. scalaris Fr. epier. 211 (Alb. Nr. 678 als A. mollis). An faulenden Kieferstämmen. August bis October. — 2. Cr. variabilis Fr. epier. 211 (Alb. Nr. 682). Sehr gemein in feuchten Wäldern auf abgefallenen Aesten, Stielen, Moosen etc., seltener auf nacktem, feuchtem Boden. Mai, Juni; weit häufiger aber im Herbst. — 3. Cr. depluens Fr. epier. 212 (Alb. Nr. 683 nebst 8 tephromelas, y glaueus, Ö tremulus). Auf der Erde in Wäldern hier und dort; August bis November. 8. Galera. 1. G. hypnorum Fr. epier. 207 (Alb. Nr. 559 nebst $ Bryorum, y Sphagnorum. Zwischen feuchten Moosen in Sümpfen. Sommer bis Spätherbst, überall gemein. — 2. @. rubiginosa Fr. epier. 207 (Alb. Nr. 558). Zwischen Moosen in Wäldern. Im Herbst überall häufig. — 3. @.tenera Fr. epier. 204 (Alb. Nr. 560 und 561 als Ag. pilosellus). «& Auf feuchten fetten Grasplätzen hier und da ziemlich häufig; £ pilosella (Alb. Nr. 561). Ein Mal auf faulenden Fichtenstämmen bei Niesky; y vaporaria, der vielleicht Ag. apalus Fr. ist, heerdenweise, besonders auf Rinde in Lohgruben, seltener auf der Erde. August bis October. 9. Naucoria. 1. N. conspersa Fr. epier. 201 (Alb. Nr. 478). In feuchten Nadelwäldern zwischen Moosen, auf Fichtennadeln etc. Juni bis Herbst. — 2. N. cerodes Fr. epier. 195 (Alb. Nr. 477 als A. pumilus). Auf Grasplätzen; October, November. — 3. N. Cucumis Fr. epier. 193 (Alb. Nr. 476). Zwei Mal von Alb. in Lohgruben und auf dem Sohlander Berge bei Niesky von Alb. gefunden. October, November. — 4. N. subglobosa Fr. epier. 192 (Alb. Nr. 484). Selten und vereinzelt in trockenen Kieferwäldern bei Niesky von Alb. entdeckt. Mitte September. { 10. Flammula. 1. Fl. pierea Fr. epier. 190 (Alb. Nr. 474). An verschiedenen sehr faulen Stämmen auf schattigen Plätzen hier und da, aber nicht häufig. August, September. — 2. Fl. flavida Fr. epier. 157 (Alb. Nr. 456 «). Sehr gemein an verschiedenen Stämmen, besonders der Kiefern und Fichten, den ganzen Herbst. — 3. Fl. astragalina Fr, epier. 186 (Alb. Nr. 456 $ als A. flavidus, ß maculosus). Wie der vorige, aber seltener; im September. — 4. Fl. fusa Fr. epier. 186 (Alb. Nr. 596 als A. silaceus ß ebulbis). Ziemlich häufig in Wäldern, besonders Nadelwäldern- September, October. — 5. Fl. lenta Fr. epier. 154 (Alb. Nr. 447 8 araeophyllos). Nur von Alb. in der Oberlausitz ein oder zwei Mal in Lehmgruben gefunden. October, November. — 6. Fl. tri- choloma Fr. epier. 154 (Alb. et Schw. Nr. 538). An den Rändern moos- und grasreicher Berg- wälder einige Mal von Alb. gefunden. September. 11. Hebeloma. 1. H. fastibile Fr. epier: 178 (Alb. Nr. 490 nebst $ eircinans, y involva- tum, Ö lepturum, & versicolor). Vereinzelt oder in meist kreisförmigen Gruppen in schattigen Wäl- dern zwischen faulenden Blättern, sehr häufig. Sommer und Herbst. — 2. H. geophyllum Fr. epier. 176 a (Alb. Nr. 537 nebst $ als Ag. argillaceus); b. (Alb. Nr, 499). Beide an schattigen Plätzen in Wäldern. September und October. — 3. H. rimosum Fr. epier. 174 (Alb. Nr. 469). An feuchten Grasplätzen in Wiesen und Wäldern, Juni bis September; keineswegs selten. — 4. H. lacerum Fr. epier. 175 (Alb. Nr. 470 als Ag. vialis). Sehr gemein, besonders an sandigen Wegen in Kieferwäldern. Sommer und Herbst. — 5. H. pyriodorum Fr. epier. 172 (Alb. Nr. 464). Einige Mal an Wegen in trockenen Wäldern, besonders von Kiefern von Alb. gefunden. Juli bis August. — 6. H. dulcamarum Fr. epier. 172 (Alb. Nr. 489). Heerdenweise ein Mal Mitte Juni in einem schattigen Haine von Alb. gefunden; die häufigere Form jedoch kommt Ende September hier und da in Wäldern vor. 12. Pholiota. 1. Ph. marginata Fr. epier, 169 (Alb. Nr. 422 8 und y als A. caudieinus ß8 und y). An faulenden Stämmen in Wäldern, besonders von Kiefern im Herbst. — 2. Ph. muta- bilis Fr. epier. 169 (Alb. Nr. 422 « als A. caudieinus «). Wie die vorige, gemein. — 3. Ph. curvipes Fr. epier. 168 (Alb. Nr. 471). Auf Stämmen und trockenen Zweigen der Rosa canina 105 von Alb. bei Niesky gefunden. Mai, Juli, October. — 4. Ph. flammans Fr. epier. 167 (Alb. Nr. 419 als Ay. flammula). An Kieferstäimmen oder auf der Erde am Grunde derselben rasenweise hier und da; aber wenig häufig. September. — 5. Ph. squarrosa Fr. epier. (Alb. Nr. 417 « und ß). Dichte Rasen bildend an und auf alten Stämmen verschiedener Laubbäume, z. B. der Weiden. Sep- tember, October. — 6. Ph. aurivella Fr. epier. 165 (Alb. Nr. 418). Wie der vorige, Sommer und Herbst. — 7. Ph. praecox Fr. epier. 162 (Alb. Nr. 595). Auf Brachen, Wiesen, in Gärten ete. hin und wieder häufig, größer und heerdenweise aber auf Lohe. Mai, Juni, September. — 8. Ph. aurea Fr. epier. 160 (Alb. Nr. 420). An feuchten Orten schattiger Wiesen im felten Grase heerdenweise; nicht sehr selten. September, October. 13. Nolanea. 1. N. pascua Fr. epier. 155 (Alb. Nr. 605 als A. fuligineus). Auf Grasplätzen, Triften ete. im Herbst überall gemein. 14. Leptonia. !. L. chalybaea Fr. epier. 155 (Alb. Nr. 502). An trockenen gras- oder krautreichen Plätzen im September hin und wieder. — 2. L. euchroa Fr. 1. c. (Alb. Nr. 501). Auf einem alten Erlen- und auf einem alten Haselnußstamme von Alb. bei Niesky gefunden. September, October. — 3. L. serrulata Fr. 1. c. (Alb. Nr. 655 als A. Serrula nebst 8 glabra). Auf Wiesen an trockenen Plätzen; aber nicht häufig. September. 15. Clitopilus. 1. Cl. prunulus Fr. epier. 148 (Alb. Nr. 647). Hier und da häufig in Wäl- dern und anderen grasreichen schattigen Orten; im Sommer. 16. Entoloma. 1. E. sericeum Fr. epier. 147 (Alb. Nr. 602 als A. pascuus). Auf Gras- plätzen vereinzelt oder heerdenweise nicht selten. September, October. — 2. E. turbidum Fr. epier. 1. ec. (Alb. Nr. 604 als A. caesius ß argyropus). In Wäldern auf der Erde an schattigen feuchten Plätzen vereinzelt und sparsam. Sept., Oct. — 3. E. elypeatum Fr. epier. 146 (4g. fertilis Alb. Nr. 491). Heerden-, ja fast rasenweise in Wäldern und in Gärten, an Zäunen etc. Mai, Juni und im September. — 4. E. sericellum Fr. epier. 146 (Alb. Nr. 528 als A. sericeus). Auf Grasplätzen, Wiesen etc. hier und da, doch wenig häufig. Sommer und Herbst. — 5. E. Elodes Fr. epier. 144 (Alb. Nr. 509 als A. adstringens ß Placenta Batsch.) Zahlreich in sehr schattigen feuchten Wäldern. September. 17. Pluteus. 1. P. nanus Fr. epier. 141 (Alb. Nr. 518) nebst 8 lutescens (Alb. Nr. 497 als A. leoninus 8). Beide Eormen an alten Stämmen, Aug., Sept. selten (bei Niesky). — 2. P. cervinus Fr. epier. 140 (Alb. Nr.517 nebst $ rigens). Einzeln, aber häufig an Stämmen verschie- dener Bäume und auf Lohe im Herbst. 15. Volvaria. 1. V. speciosa Fr. epier. 139 (Alb. Nr. 400 als Am. incarnata $ laevis). Nur im Hofe des Seminars zu Niesky, wo er alljährlich zwei Mal erschien, von Alb. beobachtet. 19. Pleurotus. 1. P. striatulus Fr. epier. 137 (Alb. Nr. 684 &). In Nadelwäldern an Kiefer- und Fichtenstämmen in oft dichtem Schwarme hier und da. Sommer, — 2. P. applicatus Fr. ]. c. (Alb. Nr. 684 8 hirsutulus). An Stämmen und abgefallenen Aesten der Laubbäume, besonders von Juglans regia und Salix caprea. Frühling bis Herbst. — 3. P. nidulans Fr. epier. 136 (Alb. Nr. 681). Gewöhnlich an Kiefer- und Fichten-, aber auch an Sorbus - Stämmen. Im Frühling, häufiger in Herbst. — 4. P. porrigens Fr. 1. c. (Alb. Nr. 677 nebst ß infundibuliformis). An Stämmen und Wurzeln der Fichte bei feuchter Witterung an einer einzigen Stelle bei Niesky, aber häufig. September. — 5. P. planus Fr. epier. 135 (Alb. Nr. 676 y violaceo-ruber). Auf altem Buchenholze einzeln oder in ziegeldachartigen Rasen bei Niesky. Mai bis Juli und im October, nicht häufig. — 6. P. mitis Fr. 1. c. (Alb. Nr. 680). An abgefallenen Aesten der Kiefern, Fich- ten, Tannen- und Lärchenbäume hier und da nicht selten. August bis November. — 7. P. sero- tinus Fr. epier. 155 (Alb. Nr. 674). In gemischten Wäldern an abgefallenen Birkenästen und an Erlenholz Mitte November. — 8. P. petaloides Fr. epier. 134 (Alb. Nr. 675 als A. spathulatus). Im Innern schattiger Wälder stets an alten noch nicht ganz verfaulten Fichtenstämmen, Anfang Oct. — 9. P. salignus Fr. epier. 133 (Alb. Nr. 673 8 fuligineus). An Birken- und Erlen-, besonders aber 14 106 an Weidenstämmen hier und da nicht selten. Octbr., Novbr. — 10. P, ostreatus Fr. epier. 133 (Alb. Nr. 670). & An gefällten Stämmen von Eichen, Linden etc. hier und da; 8 atro-albus, bün- delweise in Lohgruben und Gärten hin und wieder; Herbst. — 11. P. glandulosus Fr. |. c. (Alb. Nr. 669 $ horizontalis). An einem Stamme von Sambucus racemosa in der Moholzer Haide und an einem Wallnußbaume auf dem Obstberge bei Niesky alljährlich im Oct. und Nov. von Alb. be- obachte. — 12. P. ulmarius Fr. epier. 130 (Alb. Nr. 665). Ein Mal in einem Rasen an einem Buchenstamme bei Niesky von Alb. gefunden. Mitte October. — 13. P. dryinus Fr. epier. 129 (Alb. Nr. 671 nebst 8 subeentralis, die aber vielleicht eine selbstständige Species ist). «& An Eichen- und Hainbuchenstämmen im Oct. selten; 8 nur ein Mal bei Niesky in einem hohlen Stamme von Pyrus sylvestris. — 14. P. Albertini Fr. 1. c. (Alb. et Schw. Nr. 672 als P. Lepiota). Ueberhaupt nur ein Mal in einem einzigen Rasen an einem Fichtenstamme von Alb. bei Niesky gefunden. 20. Omphalia. 1. O. integrella Fr. epier. 125 (Alb. Nr. 570). Einige Mal in schattigen Laubwäldern bei Niesky im Sept. — 2. O. fibula epier. 127 (Alb. Nr. 662 y media). Häufig auf feuchtem lehmigen Boden zwischen Polytrichen in Wäldern, an Wegen etc. Sommer — 3. ©. Campanella Fr. epier. 126 (Alb. Nr. 660). Häufig in Nadelwäldern oft in ungeheuren Heerden, an faulenden Kiefer- und Fichtenstämmen, welche sie ganz bedeckt. Mai, Juni, besonders aber Sept, Oct. — 4. O. stellata Fr. epier. 125 £ (Alb. Nr. 570 Ag. integrellus 8 lignatilis). Nur ein Mal, aber ziemlich häufig an halbfaulen feuchten Balken einer Wasserleitung bei Niesky. Ende August. — 5. O. umbellifera Fr. epier. 125 (Alb. Nr. 663 als Ay. ericetorum & flavo-grisella(. Auf feuchten, sogar mit Gras bewachsenen Plätzen in Wäldern den ganzen Herbst häufig. — 6. O. trieolor Fr. epier. 124 (Alb. Nr. 224 und Tab. IX, Fig. 5 nebst $ bicolor). «& Im Frühjahr auf fruchtbaren schattigen Grasplätzen; & im Herbst auf sonnigen Weiden, Aeckern u. s. w. — 7. ©, rustica Fr. epier. 124 (Alb. Nr. 663 Ag. ericetorum y nigro-grisella). In Wäldern und Haiden auf trockenem kiesigen Boden den ganzen Herbst. — 8. ©. Epichysium Fr. epier. 123 (Alb. Nr. 653 nebst $ icmadophila und y leucophylla). An altem faulenden Holze, hohlen Weiden und Buchen, Sommer und Herbst nicht selten. $ In an Sphagnum reichen Sümpfen ziemlich häufig. September, October. — 9. O. affricata Fr. epier. 123 (Alb. Nr. 648 als O. tigrina). Bisher in Schlesien nur ein Mal in einigen vereinzelten Exemplaren auf einer Wiese bei Niesky Mitte Juni beobachtet. — 10. O. chrysophylla Fr. epier. 122 (Alb. Nr. 653 als O. Epichysium ö zanthophylla). Au ver- schiedenen Stämmen, Sommer und Herbst, ziemlich selten. 21. Mycena. 1. M. hiemalis Fr. epier. 119 (Alb. Nr. 573 als M. corticola). An alten moosigen aber lebenden Rinden der Laubbäume, z. B. der Linden und Eichen, die sie häufig be- wohnt. Sie ist aber schwer zu finden; ich samimelte sie an alten Linden in Krummhübel und im Scheitniger Park. — 2. M. stylobates Fr. epier. 117 a candidus (Alb. Nr. 565).. Keineswegs selten, an schattigen Orten auf trockenen oder halbfaulen Blättern von Gräsern, Bäumen und ver- schiedenen Kräutern. Herbst. — 3. M. eitrinella Fr. epier. 116 (Alb. Nr. 557). An Kiefer- und Fichtennadeln auf feuchten schattigen Plätzen nicht selten. Sept., Oct. — 4. M. vulgaris Fr. l. c. (Alb. Nr. 572). Sehr häufig heerdenweise in Wäldern auf verschiedenen am Boden liegenden Körpern, z. B. auf Blättern und Holz. Im Herbst. — 5. M. epipterigia Fr. epier. 116 (Alb. Nr. 553 als A. flavipes und 554 nebst 8 und y). An Stämmen in Nadelwäldern im Herbst gemein. — 6. M. galopus Fr. epier. 115 (Alb. Nr. 549). Gemein an grösseren Moosen, besonders an Spha- gnum-Arten in feuchten Wäldern überall. — 7. M. sanyuinolenta Fr. 1. c. (Alb. Nr. 567). Zwi- schen Sphagnum-Arteu und anderen großen Moosen auf feuchten Waldplätzen hier und da nicht selten. Sommer. — 8. M. haematopus Fr. epier. 114 (Alb. Nr. 550). Einige Mal an sehr faulen Fichtenstämmen bei Niesky. Aug., Sep. — 9. M. filopes Fr. epier. 112 (Alb. Nr. 582 als M. püosa). Zerstreut an schattigen feuchten Orten zwischen faulenden Blättern hin und wieder nicht selten. Herbst. — 10. M. metata Fr, epier. 110 (Alb. Nr. 551 als M. laevigata). An feuchten 107 Orten in Nadelwäldern fast überall. Sept., Oet. — 11. M. parabolica Fr. epier. 107 (Alb. Nr. 548 als M. atro-alba). Rasenweise an faulenden Kieferstäimmen an feuchten schattigen Plätzen. Im Herbst, den Winter überdauernd.. — 12. M. polygramma Fr. 1. c. (Alb. Nr. 546). Auf Hainen, Grasplätzen u. s. w. hin und wieder nicht selten. Im Herbst. 13. M. galericulata Fr. epier. 106 (Alb. Nr. 545 mit den Varietäten $, y und d und 547 als M. aestiva). Gemein an Stämmen in dunklen feuchten Wäldern. Sommer und Herbst. — 14. M. cohaerens Fr. epier. 105 (Alb. et Schw. Nr. 466). Hier und da am Boden zwischen faulenden Blättern in Pappelwäldern, ziemlich häufig. August bis October. — 15. M. lactea Fr. epier. 103 (Alb. Nr. 571 nebst $ pitya). Gemein auf der Erde in Nadelwäldern, mit einem strahligen Mycelium an die Nadeln befestigt. Frühling und Herbst. — 16. M. luteo-alba Fr. epier. 105 (Alb. Nr. 556). Auf moosreichen oder nackten Plätzen in Kieferwäldern nicht häufig. Septbr. — 17. M. lineata Fr. ]. c. (Alb. Nr. 555). Einzeln oder heerdenweise auf Grasplätzen im Sommer und Herbst häufig. — 18. M. Zephirus Fr. epier. 102 (Alb. Nr. 545 als M. galericulata & rubella). In feuchten Kieferwäldern. Septbr., October. — 19. M. pura Fr. 1. c. (Alb. Nr. 495 nebst $ ianthinus und y purpureus). In schat- tigen Laubwäldern. Im Frühling, weit häufiger jedoch im Spätsommer und Herbst. — 20. M. ro- sella Fr. epier. 101 (Alb. Nr. 569 als M. rosea). In Nadelwäldern, besonders zahlreich an feuch- ten Orten zwischen Sphagnum. Den ganzen Herbst. — 21. M. strobilina Fr. 1. c. (Alb. Nr. 568). An abgefallenen Kiefer - Aesten und -Nadeln bei Niesky. Selten; Sept., Oct. — 22. M. elegans Fr. epier. 100 (Alb. Nr. 566). Zwischen faulenden Blättern in gemischten Wäldern hier und da. September bis December. 22. Collybia. 1. ©. atrata Fr. epier. 98 (Alb. Nr. 654 als Ag. nigrellus). An grasreichen Plätzen im Herbst. —- 2. C. dryophila Fr. epier. 92 (Alb. Nr. 642). In Kieferwäldern hin und wieder ziemlich häufig, ein Mal auch in einem Rasen an einer Eichenwurzel gefunden. — 9. ©. acervata Fr. 1. c. (Alb. Nr. 529 y aestivalis). Hin und wieder häufig im Innern feuchter moos- reicher Wälder fast rasenweise im Juli, spärlicher im Herbst. — 4. €. tenacella Fr. 1. ec. (Alb. Nr. 562). In Nadelwäldern im Herbst hin und wieder. — 5. C. esculenta Fr. 1. c. (Alb. Nr. 564). Einzeln, doch bei feuchter Witterung sehr häufig nicht nur in Laub- und Nadelwäldern, sondern auch auf sonnigen Grasplätzen, Weiden, ja selbst Aeckern hin und wieder. April und Mai. — 6. C. tu- berosa Fr. epier. 90 (Alb. Nr. 542 «&). Auf alten, schwarzen, faulenden Agaricus-Arten an vielen Orten, besonders im Riesengebirge und bei Niesky. — 7. C. eirrhata Fr. epier. 89 (Alb. Nr. 542 $). Sparsam an feuchten Orten auf faulenden Blättern bei Niesky. — 8. C. conigena Fr. ]. c. b pullens (Alb. Nr. 563). Einzeln oder heerdenweise auf Kiefer- und Fichtenzapfen, selten. September bis November. — 9. ©. confluens Fr. epier. 88 (Alb. Nr. 530 nebst $ rufo-cinnamomeus). In Berg- wäldern im Herbst, z. B. bei Niesky; & in Kieferwäldern ziemlich häufig. — 10. €. stipitarius Fr. epier. 87 (Alb. Nr. 539 und Tab. IX, Fig. 6 als A. scabellus). Auf Brachen, Weiden etc., die mit dünnem Grase bekleidet sind. Sommer und Herbst. — 11. C. velutipes Fr. epier. 86 (Alb. Nr. 473). An Stämmen der Salix caprea und alba und von Fagus und Aesculus. September bis Januar. — 12. €. butyracea Fr. epier. 84 (Alb. Nr. 521 % als A. lejopus ß vaccinus). In Nadelwäldern hin und wieder nicht selten. Herbst. — 13. C. asema Fr. epier. 85 (Alb. Nr. 521 a als Ag. lejopus & fuligineus). Häufig in Nadelwälden. — 14. C. maculata Fr. epier. 84 (Alb. Nr. 534). Häufig auf feuchten moosreichen Plätzen in Nadelwäldern. September, October. — 15. €. platyphylla Fr. epier. &2 (Alb. Nr. 520). Auf der Erde am Grunde von Stämmen an feuch- ten Stellen in Wäldern hin und wieder nicht selten; im Frühling, besonders aber im Herbst. — 16. ©. radicata, Fr. epier. 8l (Alb, Nr. 472 «). Selten in Nadel-, häufiger in Laubwäldern. August, September. 23. Clitoeybe. 1. Ol. laccata Fr. epier. 79 (Alb. Nr. 643 als Ag. farinaceus nebst $ rosella) d (s. Fr. epier. l. ce.) Alb. Nr. 656 nebst 8 ineana. Sehr gemein in Wäldern, fast nirgends fehlend und fast ausdauernd.. — 2. Cl. bella Fr. I. c. (Alb. Nr. 641). An sehr faulen Fichten- und Kie- 14 * 108 ferstämmen nicht selten. Sommer und Herbst. — 3. Cl. metachroa Fr. epier. 77 (Alb. Nr. 652 «@ und y als Ag. dicolor). In trockenen Nadelwäldern und auf Grasplätzen, auf der Erde, wie an Stämmen. September, October. — 4. Cl. expallens Fr. epier, 74 (Alb. Nr. 651). Auf der Erde in Nadelwäldern fast überall. Den ganzen Herbst. — 5. Cl. eyathiformis Fr. epier. 73 (Alb. Nr. 650 als Ag. tardus) e (Alb. Nr. 652 dicolor 8 rimosa). Auf der Erde in schattigen gemischten Wäldern, selbst an schattigen Dorfhecken hin und wieder nicht selten. Sommer und Herbst. — 6. Cl. cacaba Fr. epier. 72 (Alb. Nr. 638 Ag. gibbus 8 fuligineus). Einige Mal in Fichtenwäldern zwischen Moosen von Alb. bei Niesky gefunden. Sommer und Herbst. — 7. Cl. gülva Fr. epier. 70 (Alb. Nr. 637) & und y. In schattigen Fichtenwäldern nicht selten. August bis November. —- 5. Cl. sinopica Fr. epier. 69 (Alb. Nr. 639 als Ag. sguamulosus ß rufo-cinnamomeus). Auf einem mit Schutt bedeckten schattigen Grasplatze bei Niesky heerden-, fast rasenweise. Im Mai und Juni jedes Jahr wiederkehrend. — 9. Cl. infundibuliformis Fr. epier. 68 (Alb. Nr. 635 « als Ag. gibbus). In verschiedenen schattigen Wäldern an gras- und moosreichen Plätzen hier und da häufig. Sommer und Herbst. — 10. Cl. mazxima Fr. ]. c. (Alb. Nr. 635). In wenigen Exemplaren an einer einzigen Stelle unter schattigem Laubgehölz am windigen Damm bei Niesky von Alb. gefunden. Mitte Sep- tember. — 11. Cl. opaca Fr. epier. 67 (Alb. Nr. 531 als Ag. eretaceus). In schattigen Wäldern zwischen Moosen und faulenden Blättern, aber nicht häufig. Mitte September. — 12. Cl. candicans Fr. epier. 63 (Alb. Nr. 645). In verschiedenen Wäldern hin und wieder, Den ganzen Herbst. — 13. Cl. phyllophila Fr. epier. 62 (Alb. Nr. 646). In Hainen unter den abgefallenen Blättern ver- schiedener Bäume hin und wieder ziemlich häufig. Sommer und Herbst. — 14. Cl. amara Fr. epier. 60 (Alb. Nr. 532 als Ay. rivulosus ß amarus). In feuchten gemischten Wäldern. Sommer und Herbst. — 15. Cl. vernicosa Fr. |. c. (Alb. Nr. 485 $ als Ag. cerinus 8 splendens). In moosreichen Fichtenwäldern im September, selten. — 16. Cl. odora Fr. epier. 59 (Alb. Nr. 487). Häufig in schattigen Laub- und Nadelwäldern zwischen Moosen oder faulenden Blättern. September, October. — 17. Cl. fumosa Fr. epier. 56 (Alb. Nr. 505). Bald einzeln, bald heerden- oder rasenweise an schattigen grasreichen Orten hin und wieder nicht selten. Herbst. — 18. Cl. elavipes Fr. 1. c. (Alb. Nr. 511). Einzeln oder heerdenweise in schattigen, grasreichen, feuchten Hainen (selten auch in Kieferwäldern) hier und da häufig. Sept., Oct. — 19. Cl. nebularis Fr. epier. 55 (Alb. Nr. 507). Im Herbst in unseren Wäldern sehr gemein. 24. Tricholoma. 1. Tr. sordidum Fr. epier. 53 (Alb. Nr. 425 $ als Ag. nudus ß). Ein Mal rasenweise auf einer feuchten Wiese bei Niesky von Alb. gefunden. Ende Oct. — 2. Tr. hu- mile Fr. epier. 52 (Alb. Nr. 519). Bisher nur auf Lohe und in moosigen Fichtenwäldern auf dem Sohlander Berge von Alb. gefunden. September bis November. — 3. Tr. melaleueum Fr. epier. öl (Alb. Nr. 516). Selten in feuchten schattigen Fichtenwäldern bei Niesky. September. — 4. Tr. nudum Fr. epier. 48 (Alb. Nr. 428 «&). Heerden-, ja fast rasenweise in unseren Kieferwäldern. Spätherbst. — 5. Tr. personatum Fr. 1. c. (Alb. Nr. 435). In Wäldern hin und wieder. Sept. — 6. Tr. Schuhmacheri Fr. epier. 45 (Alb. Nr. 503 als Ag. pullus). An schattigen Plätzen in Laub- und Nadelwäldern hin und wieder. Spätherbst. — 7. Tr. cerinum Fr. epier. 41 (Alb. Nr. 485 «). Nur ein Mal an einem feuchten schattigen Platze in der Moholzer Haide Mitte Sept. gefunden. — 8. Tr. sulfureum Fr. epier. 40 (Alb. Nr. 456). An feuchten schattigen Orten in gemischten Wäl- dern hin und wieder, keineswegs selten. Sept., Oct. — 9. Tr. virgatum Fr. epier. 39 (Alb. Nr. 506 als Ag. atro-cinereus 8 medius). In trockenen moosigen Fichtenwäldern. Sept. — 10. Tr. sapo- naceum Fr. epier. 35 (Alb. Nr. 482 als Ag. luridus nebst $ cinereus und y rubescens). In Wäl- dern, besonders von Coniferen, im Herbst bei feuchter Witterung häufig, bei trockener sehr selten. — 11. Tr. luteo-virens Fr. 1. c. (Alb. et Schw. Nr. 483). In trockenen Nadelwäldern bei Niesky, aber selten. Sept., Oct. — 12. Tr. terreum Fr. epier. 34 (Alb..Nr. 503 als Ag. myomyees nebst $ argyraceus). «& In verschiedenen Wäldern hier und da, aber selten; 3 bisher nur ein Mal fast heerdenweise in einem schattigen Walde (Moholzer Haide) Ende Sept. gefunden. — 13. Tr. vaccinum 109 Fr. epier. 33 (Alb. Nr. 453). In Nadelwäldern hin und wieder nicht selten. Septbr., Octbr. — 14. Tr. Columbetta Fr. epier. 32 (Alb. Nr. 522 als Ag. albus). An trockenen, mit zartem Grase bewachsenen Plätzen, in Birkenwäldern, auf Haiden etc. im Herbst nicht selten. — 15. Tr. rutilans Fr. epier. 31 (Alb. Nr. 481). Gemein in Wäldern, besonders von Coniferen, an schattigen Wegen etc., den ganzen Herbst. — 16. Tr. ustale Fr. epier. 29 (Alb. Nr. 468 als Ag. leucophyllus). In Nadel-, besonders Kieferwäldern im Herbst nicht selten — 17. Tr. flavo-brunneum Fr. ]. c. (Alb. Nr. 467 als Ag. trichopus y virgatus). In Wäldern und auf Wiesen hin und wieder häufig. Sommer und Herbst. — 18. Tr. portentosum Fr. epier. 27 (Alb. Nr. 480 als Ay. leucoxanthus). Häufig in Kieferwäldern und trockenen, selbst sonnigen Haiden. Sept., Oct. — 19. Tr. equestre Fr. epier. 26 (Alb. Nr. 479 als Ag. flavo-virens nebst ß pinastreti). An sandigen Wegen in Kiefer- waldungen, October, November; 8 an gleichem Standorte im September aber nur ein Mal bei Niesky gefunden. 25. Armillaria. 1. A. mueida Fr. epier. 24 (Alb. Nr. 416 «). An faulenden Buchenstämmen häufig; Ende September bei feuchter Witterung. — 2. A. subcava Fr. ]. c. (Alb. Nr. 416 y epigaea). Nur zwei Mal an feuchten grasreichen Stellen bei Niesky gefunden; gleichzeitig mit der vorigen. — 3. 4A. mellea Fr. epier. 23 (Alb. Nr. 421 als Ay. polymyces). Einer unserer gemeinsten Pilze, der an den Stämmen verschiedener Bäume lebt; im Herbst, bei warmer Witterung, sogar oft mitten im Winter wieder auflebend., — 4. A. aurantia Fr. epier. 21 (Alb. Nr. 452). Nur ein Mal, aber heerdenweise in einem schattigen moosreichen Fichtenwalde bei Niesky gefunden. Oct., Nov. — 5. A. robusta Fr. 1. c. (Alb. et Schw. Nr. 415). In Nadel-, besonders Kieferwäldern an sterilen Plätzen, an den Rändern sandiger Wege etc., rasenweise oder zerstreut; nicht selten. Sept., Oct. — 6. A. bulbigera Fr. epier. 20 (Alb. et Schw. Nr. 425). Unter Laubhecken zwischen Blättern und Moosen einzeln oder fast heerdenweise. September. 26. Lepiota. 1. L. delicata Fr. ]. c. (Alb. Nr. 412 als L. mesomorpha ß rosea). Sehr selten; ein Mal in wenigen Exemplaren in einem feuchten schattigen Fichtenwalde (der Moholzer Haide) gefunden; auf der Erde wachsend. Ende September. — 2. L. Carcharias Fr. epier. 19 (Alb. Nr. 413). In Wäldern, besonders von Fichten, im Herbst bei feuchter Witterung häufig. — 3. L. granulosa Fr. epier. 17 (Alb. Nr. 414 nebst y expallidus, d albus und & cinnabarinus). &, y; Ö in Nadelwäldern häufig; & nur ein Mal bei Niesky uuter Laubhecken. — 4. L. cristata @ conspurcata Fr. epier. 15 (Alb. Nr. A410). In schattigen moosreichen Wäldern hin und wieder ziemlich zahlreich. Herbst. — 5. L. elypeolaria Fr. epier. 15 a und b (Alb. Nr. 409 als Ag. colubrinus nebst A pantherina); c (Alb. Nr. All als Ag. felinus). a und b häufig auf Lohe im Herbst; ce einzeln und selten in schattigen Fichtenwäldern. Septbr., Octbr. — 6. L. procera Fr. epier. 12 (Alb. Nr. 408). «& Hin und wieder in Wäldern meist vereinzelt, bei Niesky, Sattler bei Hirschberg etc. Herbst. — 7. L. excoriata Fr. |. c. (Alb. Nr. 405 y). Auf lockerem cultivirten Boden auf Aeckern und in Gärten nicht selten. Im Herbst. 27. Amanita. 1. A. vaginata Fr. epier. 11 (Alb. Nr. 398 als A. livida & und y und Nr. 399 ß fulva). Im Sommer und Herbst überall häufig. — 2. A. valida Fr. epier. 5 (Alb. Nr. 406). In Wäldern hin und wieder. Sept., Oct. — 3. 4A. rubescens Fr. epier. 7 (Alb. Nr. 407). In verschiedenen Wäldern im Herbst, keineswegs selten. — 4. A. muscaria (Fliegenpilz) Fr. epier. 5 (Alb. Nr. 405 mit 8 formosa und y Puella). Ueberall sehr gemein, besonders zahlreich in Bir- kenwäldern. Herbst. 5. A. porphyria Fr. epier. 4 (Alb. et Schw. Nr. 401 und Tab. 11, Fig. 1). In Wäldern, besonders von Fichten, an an Sphagnum reichen, fast torfigen Stellen, die er fast überall vereinzelt bewohnt. Sept., Oct. — 6. A. phialloides Fr. epier. 4 a (Alb. Nr. 402 als A. bulbosa). In feuchten schattigen Wäldern, besonders von Fichten hin und wieder häufig. Aug., Sept.; b (Alb. Nr. 403 als A. eitrina). Auf lockerem schattigen Boden hier und da im Herbst häufig; d (Alb. Nr. 404 als 4. viridis). An feuchten schattigen Plätzen zwischen faulenden Blättern hin und wieder. Sept., Oct. 110 Ueber den Ursprung der schlesischen Flora von Ferdinand Cohn, Secretair der Section, vorgetragen in der Sitzung vom 23. Februar 1860. Vor etwa zwei Jahrzehnten erfreute sich die Durchforschung unserer Provinz vom pflanzengeo- graphischen Gesichtspunkte einer allgemeinen und erfolgreichen Pflege, als Beilschmidt der ‚erste Be- gründer der schlesischen Pflanzengeographie‘“, Elsner, Göppert, Grabowsky, Kabath, Krause, Schnei- der, Scholz, Schramm, Schummel, Wimmer und viele Andere die Flora unseres Gebietes mit Berücksichtigung der allgemeinen pflanzengeographischen Gesichtspunkte feststellten; die Bestrebungen dieser Männer fanden in der botanischen Section ihren Mittelpunkt und in Rob. Schneider’s „Ver- breitung und Vertheilung der schlesischen Pflanzen, nachgewiesen an 14 Gebieten der schlesischen Flora, Breslau 1838“, so wie in Wimmer’s „neuen Beiträgen zur Flora Schlesiens, zur Geschichte und Geographie derselben etc., Breslau 1845“ ihren bedeutendsten und gründlichsten Abschluß. Wenn in den letzten Jahren diese Richtung der Pflanzenforschung bei uns mehr in den Hintergrund getreten ist, so liegt dies zum großen Theil darin, daß die Resultate der pflanzengeographischen Untersu- chungen nicht völlig den Erwartungen entsprochen haben, die man wohl eine Zeit lang an sie ge- knüpft hatte. Alle jene Untersuchungen waren von dem Gesichtspunkte ausgegangen, den A. v. Hum- boldt, der Schöpfer dieser Wissenschaft, ihr als leitenden Gedanken aufgeprägt hatte, „daß die Verschiedenheiten in der Vegetation bedingt seien durch die Verschiedenheiten des Klima’s auf der einen und der geognostischen Unterlage auf der anderen Seite“. Wenn also Adenophora suaveolens auf dem Geiersberge, nicht aber auf dem Zobten, Avena planiculmis im Gesenke, nicht aber im Riesengebirge, Primula minima dagegegen im Riesengebirge und nicht im Gesenke wächst, so be- strebte man sich die Ursache dieser Thatsachen entweder darin zu erkennen, daß die geognostische Unterlage die Vegetation dieser Pflanzen an der einen Localität verhindere, oder man bemühte sich Verschiedenheiten im Klima zwischen beiden Standorten aufzufinden, denen man dieselbe Wirkung zuschreiben konnte. Daß das Klima ein Hauptfactor in der Verbreitung der Pflanzen ist, wird Niemand in Zweifel ziehen. Offenbar ist nur das Klima Schuld, daß bei uns keine Palmen, keine Lorbeeren und Myr- ten wachsen, daß die Flora der Alpen im Allgemeinen nicht in die Ebenen hinabsteigt, die letztere zum größten Theil nicht bis zu den Kämmen des Hochgebirges reicht. Wir vermögen sogar den Einfluß des Klima’s noch weiter zu verfolgen, als dies in unseren Lehrbüchern der Regel nach ge- schieht, wo die Vegetationslinien der Pflanzen nur mit den allgemeinsten Vertheilungsgesetzen der Wärme, Feuchtigkeit ete., z. B. mit einer bestimmten mittleren Jahrestemperatur oder doch mit einer gewissen Isothere oder Isochimene, einer gewissen Regenhöhe und dergl. in Vergleichung gebracht werden. So hat z. B. Grisebach seine bedeutende Arbeit ‚„‚über die Vegetationslinien des nordwestlichen Deutschlands“ in dem Endresultate zusammengefaßt, ‚„‚daß die nördlichen Vegetationslinien unserer einheimischen Pflanzen von Minderung der solaren Wärme, die südlichen von der Verkürzung der Tageslänge, südöstliche, östliche und nordöstliche Vegetationslinien von der zunehmenden Winterkälte, südwestliche von der Verlängerung der Vegetationszeit, nordwestliche dagegen von der Abnahme der Sommerwärme bedingt sind“. Aber auch den nur ausnahmsweise eintretenden klimatischen Extremen möchte ich noch eine größere Bedeutung, namentlich für die scharfe Abgrenzung der Vegetationslinien im Detail, zuschrei- ben, als den mittleren Durchschnitten, die doch nie direct auf die Pflanzen einwirken —, den un- gewöhnlichen Naturereignissen eine größere als den gewöhnlichen Verhältnissen. Der Oelbaum kann bei Triest ohne menschliche Pflege nicht für alle Zeiten sich erhalten, er kann daher daselbst 111 nicht als eingebürgert betrachtet werden, wenn auch nur alle 100 Jahre ein einziges Mal ein solcher Frost eintritt, der ihn bis auf den Grund ausfrieren läßt, möge der Baum auch die übrigen 99 Jahre hindurch noch so üppig gedeihen. Er wird dagegen vielleicht an einem einzigen Punkte dieses Gebietes als völlig einheimisch gelten können, wenn er daselbst durch seine geschützte Lage zufällig gegen den Eintritt eines tödtlichen Extrems für alle Zeit gesichert ist; und von diesem Punkte aus wird er sich möglicherweise in dem Gebiete wiederum ansiedeln können, auch wenn er an allen übrigen Stellen vernichtet war. Ich ‚vermuthe solche Gründe bei dem plötzlichen Wiedererscheinen gewisser seltener Orchideen, die aus einem Gebiete völlig ausgerottet schienen. Für andere Pflanzen wird vielleicht die nördliche Vegetationsgrenze durch die Linie bezeichnet werden, bis zu welcher alle 10 Jahre ein Spätfrost von — x° im Monat Mai eintritt, der dieselbe in der Blüthe vernichtet, während die Kälte im Winter auf ihre Entwickelung keinen Einfluß haben kann. Namentlich auf Bergen können wir oft beobachten, wie bis zu einer bestimmten Linie hin alle Blüthen erfroren sind, während von da abwärts die Pflanze nicht gelitten hat. Eine annuelle Pflanze wird aus einem ganzen Ge- biete bis zu der Linie verschwinden, wo auch nur ein einziges Mal in einem Jahrhundert der Som- mer nicht warm genug war, um die Samen zu reifen, oder so trocken, daß sie an der Dürre zu Grunde ging. Für andere Pflanzen, welche durch Nässe leiden, wird die Linie bestimmend sein, bis zu welcher bei einer excessiven Regenhöhe das Hochwasser gestiegen ist; sie wird sich dage- gen auf einem einzelnen Hügel erhalten können, der über der Ueberschwemmungsmarke liegt und sich von hier aus, wenn auch nur langsam und allmälig, anderswo aber vielleicht auch nie mehr, wieder über ihr altes Gebiet ausdehnen können. So wird die Grenze vieler Pflanzen nicht durch eine Linie, sondern durch eine Zone ausgedrückt sein, innerhalb deren sie je nach der Gunst der Jahrgänge näher oder weiter vorrücken kann, wie wir dies am deutlichsten in der Baumgrenze der Polarländer ausgesprochen finden, wo die Region der Wälder noch von einem breiten Gürtel abge- storbener Bäume eingefaßt ist, die vermuthlich durch excessiven Frost in ungünstigen Jahrgängen getödtet wurden. Wenn diese und ähnliche Betrachtungen in der Begrenzung der Pflanzenareale den Einfluß der normalen und abnormen Bedingungen des Klima’s augenscheinlich machen, freilich dasselbe in Fac- toren zerlegen, die wegen ihrer localen Speecialisirung sich großen Theils wissenschaftlicher Erörte- rung entziehen, so treten uns doch auch zahlreiche Thatsachen entgegen, welche zeigen, daß das Klima nicht der einzige Factor für die Zeichnung der Vegetationslinien ist. Es liegt nämlich auf der Hand, daß sehr viele unserer Pflanzen nicht so weit reichen, als sie allein um des Klima’s willen sich ausbreiten könnten. Ich erinnere nur daran, daß die Kiefer in unserem Riesengebirge in der Regel kaum 1500 Fuß übersteigt, während sie nach Norden hin den Polarkreis weit überschreitet, das Knieholz dagegen (Pinus Pumilio) auf dem Riesengebirge in einer Höhe von etwa 500 Fuß scharf abschneidet, ohne sich in tiefen Regionen durch Aufgeben seines kriechend buschigen Wuchses den veränderten Bedingungen anzupassen, während dieselbe Art in den Alpen in die Thäler hinab- steigt und ich im oberen Wallis ganze Wälder auf dem Thalboden und den flachen Lehnen zwischen Matten und Feldern mit pinienartigem Wuchs sich erheben sah, die mit unserem Knieholz specilisch identisch sein sollen (Pinus uncinata Ram.). Ebenso vergeblich scheinen mir die Bemühungen, dem Klima die directe Schuld zuzuschreiben, wenn an der Elbe oder Weichsel Pflanzen wachsen, die an der Oder fehlen, oder in den Schweizer Alpen Arten, die in Tyrol nicht vorkommen; eben so wenig wird Jemand behaupten können, daß des Klima’s halber Eryngium planum nicht eben so gut auch in Sachsen, Heliosciadium repens nicht auch in Schlesien, Dellis perennis nicht bei Memel, Carum Carvi nicht um Paris, oder Chrysanthemum segetum nicht auch bei Breslau fortkommen könnte. Bemüht man sich nun gar, die Verschiedenheit der Vegetation in benachbarten Lokalitäten, etwa das Fehlen von Ledum und Sturmia, die in den Torfmooren bei Riemberg wachsen, in den gegenüber- liegenden Brüchen bei Nimkau, das Fehlen von Campanula grandiflora, die nur bei Kapsdorf wächst, in den anderen Laubwäldern der Ebene, das Fehlen von Chrysocoma Linosyris auf allen 112 Hügeln Mittelschlesiens, außer dem Fuchsberg bei Breslau, von klimatischen Verschiedenheiten ab- zuleiten, so führt dies offenbar zu Ungereimtheiten. Was den Einfluß des geognostischen Substrats betrifft, so habe ich mich von der Bedeutung desselben wenigstens in unseren provinziellen Verhältnissen noch nicht überzeugen können. Wenn die größten Autoritäten im Gebiete der Pflanzengeographie fast einstimmig den chemisch-geognosti- schen Verhältnissen der Erdrinde eine hohe Wichtigkeit zuschreiben, und auch die junge mit so viel Ausdauer und Erfolg arbeitende österreichische Schule in ihren pflanzengeographischen Arbeiten überall auf die Geognosie den Hauptaccent legt, so will ich mir, dem entgegen, in Bezug auf die Verhält- nisse in den Alpen kein Urtheil erlauben, wo Kalk und Urgebirge in ausgedehntem Gebiete aus- schließlich dominiren; was aber insbesondere die aus der Zertrümmerung aller möglichen Gesteins- arten entstandenen tertiären "und diluvialen Bildungen anbelangt, aus denen der Boden unserer schlesischen Ebene zusammengesetzt ist, so könnte nur vorgefaßte Meinung hier zwischen Urgebirgs- und Kalkpflanzen unterscheiden; aber auch in unserem schlesischen Gebirge habe ich zwischen der Flora des Quader- oder des rothen Sandstein, Pläner- oder Muschelkalk, Basalt oder Melaphyr im Gebiete der Phanerogamen keine specifischen Unterschiede finden können. Nur der mit Salz oder mit organischen Zerselzungsproducten reich getränkte Boden hat eine eigenthümliche Flora, indem andere Gewächse außer Strand- und Ruderalpflanzen durch die fremde Beimischung offenbar getödtet werden; mit dem Epitheton „Kalkpflanzen‘“‘ dagegen und ähnlichen wird in den Floren offenbarer Mißbrauch getrieben. Selbst unter den wenigen Arten aus der Zahl der von Mohl als kalkstet be- zeichneten Pflanzen, die Schlesien mit den Alpen gemein hat, kommen Allium Vietorialis und fallax, Delphinium elatum, Dentaria enneaphyllos, Lunaria rediviva, Cotoneaster vulgaris bei uns auf Gneuß, Basalt, Sandstein etc. vor. Daß die physikalischen Verhältnisse des Bodens, insofern sie von der leichteren oder schwere- ren Verwitterbarkeit, Wasserhaltigkeit u. dgl. der verschiedenen Gesteine abhängen, auf das Aussehen und die Ueppigkeit ihrer Vegetation, vielleicht auch auf das Mischungsverhältniß derselben von Ein- fluß sind, daß einige Pflanzen in schwerem Thon-, andere in leichtem Sandboden besser gedeihen, daß Kalkboden der Ueppigkeit der Vegetation im Allgemeinen günstig ist, und daß daher, wie Hoff- mann sich ausdrückt, vielleicht die meisten Pflanzen kalkhold sein mögen, ist augenscheinlich; aber die Vegetationslinien, wie sie sich so vielfach durch unsere Provinz ziehen, mit der geogno- stischen Karte in irgend einen Zusammenhang zu bringen, halte ich für unmöglich. Die Bedeutung des Klima’s und der geognostischen Unterlage für die Verbreitung der‘ Pflanzen tritt, wie ich glaube, erst in’s rechte Licht, wenn wir den Einfluß in Rechnung ziehen, den die verschiedenen Arten eines Landes auf ‚einander ausüben. Nehmen wir an, in einen pflanzenleeren Boden, etwa nach einer eben aus dem Meere gehobenen Insel, gelange der Same einer einzigen Pflanzenspecies, so würde dieselbe nach einiger Zeit das ganze Terrain überziehen, so weit das Klima oder die Bodenbeschaffenheit ihr die Existenz nicht absolut unmöglich machen, wenn sie auch an den Stellen üppiger gedeihen wird, die ihrer Natur am meisten zusagen, an an- deren Punkten kümmerlicher vegeliren mag. So hat Reissek gezeigt, daß das Ueberschwemmungs- gebiet der Theiß fast ausschließlich von Schilf bewachsen ist, dessen Habitus sich gänzlich ändert, je nachdem es in flachem oder in tiefem Wasser oder gar auf bloßem Sande sich vorfindet. Nehmen wir aber an, daß die Samen von zwei oder mehreren Arten auf dem nackten Boden aufgehen, so werden diese sich in das Areal zu theilen haben, und wenn eine bestimmte klimatische oder Bodenbeschaffenheit das Gedeihen der einen Art besonders begünstigt, während dieselbe der anderen nicht zusagt, so wird letztere von der ersteren auf einer solchen Stelle erstickt und ver- drängt werden. Samen von Arten, die noch später einwandern, oder Rhizome und Ableger, die sich durch nachträgliche Ueberschwemmung verbreiten, werden vielleicht gar nicht mehr aufgehen, da der Boden bereits von den früher angesiedelten Gewächsen vollständig in Beschlag genommen ist; und nur wenn die klimatische und Bodenbeschaffenheit ihrer Entwickelung in hohem Grade förderlich ist, 113 werden sie im Stande sein, sich noch nachträglich einen Platz zu erobern, und die älteren Ein- wohner von demselben zu verdrängen. Es werden in der Welt der Pflanzen sich die nämlichen Erscheinungen vollziehen, wie sie etwa auch bei der Colonisation der Insel durch Einwanderer ver- schiedener Volksstämme eintreten würden. Aus diesen Gründen glauben wir, daß im Allgemeinen die Pflanzen eines Areals sich nicht so weit verbreiten, als sie im Stande wären, wenn sie allein von dem Einfluß des Klima’s abhingen. Die Vegetationslinie einer Art fällt daher in der Regel nicht unmittelbar mit einer klimatischen Grenze (Isotherme, Isothere etc.) zusammen. Die meisten Arten könnten ohne Zweifel recht gut noch ein oder mehrere Meilen weiter nach Osten, Westen, Süd und Nord fortkommen, wenn sie allein auf der Welt existirten. Nur insofern das Klima außerhalb einer gewissen Grenze der kräftigen Ent- faltung der einen Art weniger zusagt, während es gerade eine andere, die mit ihr im Wettstreit um den Raum begriffen ist, begünstigt, wird die erstere vor der letzteren zurückweichen. Man möge nur bedenken, daß kein Land groß genug, als daß alle die Sämlinge auf ihm sich entwickeln könn- ten, die in jedem Frühjahr aufgehen; ein Theil muß nothwendig erstickt werden, und das werden offenbar diejenigen sein, die entweder an und für sich, oder in Folge der localen Einflüsse die schwächlicheren sind. Insoweit kann der Darwin’schen Naturanschauung ein Platz in der Pflanzen- geographie ohne Zweifel nicht abgestritten werden. So erklärt es sich auch, daß eine und dieselbe Art in verschiedenen Localitäten verschieden weit vordringt, je nachdem sie mit mehr oder minder begünstigten Concurrenten zu thun hat. In derselben Weise dürfen wir auch den Einfluß des Ter- rains gelten lassen, so weit er überhaupt ein thatsächlicher ist. Wenn eine sogenannte Kalkpflanze auf Sandboden ausbleibt, so ist es nicht, weil sie überhaupt auf einem solchen nicht wachsen kann, sondern weil darauf sich vorzugsweise andere Arten ansiedeln, zwischen denen jene gar nicht oder nur schwer aufzukommen vermag; auf Kalkboden dagegen wird sie, begünstigt durch die chemischen und physikalischen Bedingnisse, den Kampf mit Erfolg aufnehmen. Wenn die Getreidearten und überhaupt die einjährigen Culturpflänzen bei uns nicht verwildern, so kann daran unmöglich das Klima und noch weniger der Boden Schuld sein, da sie ja auf dem Acker alljährlich die schönsten Samen reifen. Aber der Roggenhalm, der auf der Wiese schoßt, wird, zwischen den dort einge- sessenen Arten erstickt, keine Frucht tragen können und daher mit dem folgenden Winter wieder aussterben. Perennirende Culturpflanzen, die sich erhalten, auch ohne Samen zu reifen, sehen wir daher überall viel leichter verwildern, so die Obstbäume, den Weinstock, den Kalmus, Umbelliferen und andere. Umgekehrt sind der größte Theil der Ackerunkräuter Pflanzen mit sehr kurzer Vegetations- zeit, welche blühen und Samen reifen, ehe die Saat sich entwickelt, z. B. Veronica agrestis, hederi- folia, triphyllos ete., Senecio vulgaris, Draba verna, Stellaria media, Viola tricolor, Lithospermum, Lamium etc. Wenn die Halme in Schluß gekommen, vermögen nur sehr wenige Arten (Cyanus, Consolida, Githago u. a.) zwischen ihnen auszuhalten. In jedem Garten läßt sich beobachten, daß die Hauptschwierigkeit, einen bestimmten Raum mit Gewächsen verschiedener Art zu bepflanzen, darin liegt, daß früher oder später eine oder ein paar Species überwuchern und alle übrigen ersticken; hier ist es Impatiens parviflora, dort eine Fragaria, anderwärts ein Gras oder eine Aster, die in kur- zer Zeit alles verdrängt und sich ausschließlich des Bodens bemächtigt. Der alte Satz: „Jede Pflanze verbreitet sich so weit, als sie geeignetes Klima und Boden findet“, muß demnach so mo- difieirt werden: „Jede Artkannsich so weitverbreiten, als sie durch Klima und Boden vor ihren Mitbewerbern bevorzugt ist“, Bei der Untersuchung der pflanzengeographischen Verhältnisse muß aber neben dem Klima, der geognostischen Unterlage und den concurrirenden Arten noch ein viertes Moment in Betracht gezo- gen werden, das sich freilich erst seit neuerer Zeit, aber immer dringender geltend macht, das historische. Wir dürfen die Flora eines Landes nicht als etwas Fertiges, Abgeschlossenes, seit unendlichen Zeiten in den allgemeinen wie in den speciellen Zügen unabänderlich Festgestelltes an- sehen, sondern als das zeitige Product einer langen geschichtlichen Entwickelung, die, wie sie aus 15 ’ 114 ununterbrochenen Wandlungen hervorgegangen, so auch noch fortdauernd in Wandlung begriffen ist. Nur oberflächlicher Betrachtung erscheint es, als hätten dieselben Arten, in derselben Vertheilung wie noch heute, seit ewigen Zeiten die Vegetation eines bestimmten Landes gebildet; genauere Un- tersuchung erkennt bald, daß sich die Areale langsam, aber fortdauernd ändern, neue Arten zukom- men, alte verschwinden; so gleicht die Flora jenem heiligen Schiff des Theseus, das scheinbar seit undenklicher Zeit das nämliche geblieben, obwohl alljährlich einige vermoderte Planken durch neue ersetzt wurden. Das Gesetz der Entwickelungsgeschichte ist allein im Stande, uns ebenso das wahre Verständniß der Vegetation eines ganzen Landes zu gewähren, wie es allein uns zum Verständniß der Formen in der einzelnen Pflanze führen kann. Die Geschichte der Flora eines Landes hat eben so gut von Einwanderung und Colonisation, von Heereszügen und Kriegen, von Ausbreitung des einen und Ausrottung eines anderen Geschlechtes zu berichten, wie die Geschichte, welche die Jahrbücher der Völker berichten. Freilich lassen sich nur die wenigsten jener Wandlungen im Ge- biete der Flora durch directe historische Documente belegen, wie wir sie für die Ereignisse in der Menschenwelt verlangen. Die Aufzeichnungen über die Flora einzelner Länder sind alle noch sehr jung, und gerade den ältesten fehlt es oft an Zuverläßigkeit. Wenn man daran denkt, daß die Geschichte der Flora weit zurückreicht bis in jene Zeit, aus welcher keine menschlichen Zeugnisse existiren können, weil es noch keine Menschen gab, so wird allerdings in vielen Fällen die Hypo- these ersetzen müssen, was sich mit apodiktischer Gewißheit nun einmal nicht mehr constatiren läßt. Aber auch die Hypothese kann zu einem so hohen Grade von Evidenz erhoben werden, daß sie als Grundlage für wissenschaftliche Forschungen dienen kann. Was wäre die Chemie ohne die Hypo- these der Atome, die Physik ohne die Hypothese des Aethers, die Geologie vor allen ohne die hypothetische Kosmogonie, von der sie ausgeht? Wenn wir uns bestreben, so tief als möglich in den Ursprung unserer Flora einzudringen,: so kommen wir bald zu der Ueberzeugung, daß wir den Anfang derselben über die Zeit hinaussetzen müssen, die wir gewöhnlich als die historische, die Geologie als Alluvialzeit bezeichnet. Jene fürchterliche Katastrophe, welche nach früherer Anschauung an der Grenze zwischen Diluvium und Alluvium alles pflanzliche und thierische Leben vernichtete, und eine gänzliche Neuschöpfung an der Schwelle der historischen Zeit voraussetzte, hat vor der schärferen Kritik von Lyell und Forbes, wie vor den paläontologischen Forschungen von Göppert, Unger, Heer u. a. nicht Stand gehalten; wir können nicht mehr daran zweifeln, daß insbesondere ein sehr großer Theil unserer heutigen Flora schon zur Zeit des Diluviums unsere Heimath bewohnt hat, wenn auch seitdem manche Arten verschwunden, andere (durch Einwanderung) neu hinzugetreten sein mögen. Daß ein Theil unserer Arten vielleicht noch älter sein mag, als das Diluvium, soll damit nicht in Abrede gestellt werden; hat doch selbst Oswald Heer, der im Allgemeinen der Ansicht ist, daß keine tertiäre Pflanze mit jetzt lebenden identisch sei, in seinen ‚Untersuchungen über Klima und Vegetationsverhältnisse des Tertiärlandes“ gezeigt, daß von 566 aus der oberen Braunkohlenbildung (der Oeningerstufe) be- kannten Arten 61 sich zu heut existirenden derart homolog verhalten, daß die Möglichkeit eines genetischen Zusammenhangs zwischen ihnen nicht abgeleugnet werden könne. Um jedoch auf den „schlüpfrigen Pfad“ dieser Erörterungen nicht weiter als nothwendig ein- zugehen, scheint es mir für Untersuchungen über den Ursprung unserer Flora das Zweckmäßigste, die postterliäre oder die Diluvialzeit als Ausgangspunkt anzunehmen. Damals waren bereits alle Hoch- länder in Europa, Asien und Amerika vollständig ausgebildet, und sind seitdem nie wieder von einem Naturereigniß heimgesucht worden, das auf ihr Relief irgend wesentlich verändernd eingewirkt hätte. Die heutigen Tiefländer dagegen waren von dem nordischen Eismeere bedeckt, dessen Wellen in Europa erst an den Gebirgen von Mittelfrankreich und Mitteldeutschland, den niederrheinischen und Wesergebirgen, dem Thüringer Wald, Erzgebirge, den Sudeten, Karpathen, Balkan, in Asien wohl erst an den südlichen Randgebirgen des schwarzen und des Caspimeers, dem Kaukasus, Paropami- sus, den Turkestanischen, Dsungarischen Gebirgen, dem Altai und den Daurischen Alpen, die sich 115 vom südlichen Sibirien nach der Behringsstraße ziehen, einen Damm fanden. Aus der Wassermasse, die sich von hier bis zum Nordpol ergoß, erhoben sich nur einzelne größere und kleinere Inseln und Archipele, dem heutigen Harz, Teutoburger Wald, den großbritannischen Hochländern, Skandi- navien, Finnland, dem Ural u. s. w. entsprechend. Speciell in Schlesien bildete der Rand des Plateau’s, das sich scharf abgeschnitten und in ununterbrochenem Zuge, zwischen Hultschin und Görlitz, von Südost nach Nordwest erstreckt (vgl. die neue geologische Karte Schlesiens von Carnall, Rose, - Beyrich), den Strand des alten Diluvialmeeres, das sich in einzelnen Buchten und Fjords in’s Innere des Gebirges hineinzog (im Polsnitzthal bis nach Waldenburg 1323°, am Kunzenberg bei Liebichau 1350‘ über dem heutigen Ostseespiegel); Freiburg, Schweidnitz, Reichenbach u. s. w. waren damals Seehäfen; auch das Hirschberger Thal war ein See, der durch die Meerenge des Sattler bei Hirsch- berg sich ergoß, so daß die Fluthen des Eismeeres unmittelbar den Fuß des Riesengebirges bespülen mochten. Alles Land dagegen, was über 1300 — 1400 Fuß sich erhebt, war auch damals schon über dem Meeresspiegel. Ein Bild von dem Zustande Schlesiens in jener Epoche können wir noch heut bei jedem günstigen Sonnenaufgang von einem isolirten Bergkegel, am besten vom Zobten aus, gewinnen, wenn die ganze Tiefebene von einem weißen gleichförmigen Nebelmeer verhüllt ist, aus dem nur einzelne Bergspitzen wie Inseln, und das ganze Hochland über 1400 Fuß, wie eine lange ausgezackte Küste sich in die klare Luft erhebt. Da dieses Hochland seit dem Diluvium nie mehr einer iralininden Katastrophe, sondern nur solchen Natureinflüssen unterlegen hat, wie sie noch heut unverändert fortwirken, so haben wir nicht den geringsten Grund, anzunehmen, daß die Vegetation desselben im Großen und Ganzen sich nicht hätte bis auf den heutigen Tag erhalten sollen. Ich betrachte daher die Flora unserer Gebirge als die ursprüngliche Schlesiens, womit ich aber nicht in Abrede stellen will, daß auch sie in früheren Epochen, die noch hinter dem von mir gewählten Terminus der Diluvialzeit zurückliegen, oder auch während der Dauer dieser Epoche, von anderen, und zwar von verschiedenen Punkten eingewandert sein könne. Keine Art wächst in unseren schlesischen Gebirgen, die nicht auch noch irgendwo in anderen Theilen der Erde vorkäme, für die wir eine Schöpfung in loco mit Nothwendigkeit postu- liren müßten. Bei dem lebhaften Verkehr, welcher damals zwischen den skandinavischen, den finni- schen und den schlesischen Küsten des Diluvialmeeres bestand, und von dem nicht nur die zahllosen, überall über die Ebene und die Hügelregion zerstreuten großen Geschiebe, sondern in noch viel höherem Grade die mächtigen Kies- und Sandlager Zeugniß geben, die bekanntlich ebenfalls zum großen Theil aus dem hohen Norden stammen (vergleiche Girard, die norddeutsche Ebene), mußten wohl zwischen den Moräneblöcken und den Erdmassen auch die Samen und Rhizome nordischer Pflanzen nach Schlesien gebracht werden, wie ja noch heute in gleicher Weise benachbarte Küsten ihre Flora austauschen. Bekanntlich hat Forbes die Ansicht aufgestellt, daß die Uebereinstimmung der Alpen- und der nordischen Flora auf jenen uralten Austausch durch das Diluvialmeer zurück- zuführen sei, und Wichura hat in Bestätigung dieser Theorie 10 in unserem Riesengebirge nur ver- einzelt vorkommende Pflanzen hervorgehoben, von denen wir mit großer Wahrscheinlichkeit anneh- men müssen, daß sie in jener Periode aus dem Norden eingewandert, daß sie damals vielleicht in einem für sie günstigeren Klima eine weitere Verbreitung gehabt, jetzt aber bis auf wenige ganz isolirte Punkte, ‚‚wo sie als lebende Ueberreste jenes Vorzustandes unserer Heimath sich erhalten“, verschwunden sind (Ueber die in Schlesien vereinzelt vorkommenden nordischen Pflanzen, Jahres- bericht der schlesischen Gesellschaft für 1858 pag. 67). Die Zahl solcher Pflanzen hat sich seitdem durch Milde’s Untersuchungen über schlesische Moose noch vermehrt, und es kann nun nicht ge- zweifelt werden, daß wenn selbst Moose den weiten Seetransport auf ihren Felsblöcken aushielten und 200 Meilen südlich von ihrer Urheimath weiter vegetirten, die meisten Phanerogamen diese Reise eben so gut durchmachen konnten, Wir halten es sogar für wahrscheinlich, daß nicht blos die eigentlichen Alpenpflanzen, sondern auch ein großer Theil unserer montanen Flora ebenfalls aus Norden eingewandert ist. Daß übrigens nicht alle unsere Bergpflanzen (die Flora der Region II und III 15* 116 _ in Wimmer’s Nachträgen) aus Norden gekommen sind, sondern daß ein anderer Theil, wenn nicht autochthon, so doch aus Süden von den Alpen, oder aus Osten vom Ural und den Karpathen stam- men muß, beweist eine Vergleichung der schlesischen und der skandinavischen (schwedisch-norwe- gischen) Vegetation, wobei die Floren von Wimmer und Beurling zu Grunde gelegt wurden, Schlesien und Skandinavien haben 1143 Arten mit einander gemein, Skandinavien hat ca. 420, Schle- sien ca. 340 eigenthümliche Arten. Unter letzteren finden wir eine große Zahl von Alpen- und Bergpflanzen, die demnach unmöglich aus Skandinavien stammen können, darunter: Anemone alpina, narcissiflora, Delphinium elatum, Aconitum variegatum, Aralis Halleri, Cardamine resedifolia, Dentaria enneaphyllos, glandulosa, Viola lutea, Pirus torminalis, Spiraea Aruncus, Potentilla aurea, Sieversia montana, Alchemilla fissa, Saxifraga bryoides, muscoides, Ribes petraeum, Anthriscus alpestris, Chaerophyllum hirsutum, Meum athamanticum, Mutellina, Pleurosper- mum austriacum (bis Litthauen), Laserpitium Archangelica, Sambucus racemosa, Valeriana Tripteris, Adenostyles albifrons, Homogyne alpina, Aster alpinus (bis Orenburg), Inula Conyza, Doronicum austriacum, Centaurea montana, Carduus Personata, Hieracium su- deticum, silesiaeum, carpalicum, anglicum, echioides, Plantago montana, Phyteuma orbi- culare, Gentiana asclepiadea, eiliata, punetata,verna, Swertia perennis, Veronica aphylla, bellidioides, Tozzia alpina, Euphorbia duleis, amygdaloides, Thesium pratense, alpinum, Rumex alpinus, Salix silesiaca, Pinus Pumilio, uliginosa, Picea L., Orchis globosa, Lilium Martauon, Allium Victorialis, fallax, Luzula albida, Agrostis alpina, Avena planiculmis, Festuca varia u. a. Die gesperrten Namen gehören nur dem südlicheren Gebirge Schlesiens an und fehlen im eigentlichen Riesengebirge, was gleichfalls für ihren südlichen Ursprung spricht. Ein Theil der schlesischen Berg- und Alpenpflanzen könnte möglicherweise aus dem arctischen Rußland eingewandert sein, insofern Hedysarum obscurum, Pedicularis sudeiica, Stachys alpina u. a. zwar nicht in Skandinavien, aber im hohen Nordosten Europa’s wachsen. Umgekehrt können, wie Wichura schon hervorhob, von unseren Hochgebirgspflanzen Sazxifraga nivalis, Rubus Chamaemorus, Pedi- eularis sudetica, Salix phylieifolia, Carex sparsiflora nicht von den Alpen kommen, da sie auf diesen, wenigstens heutzutage, nicht mehr wachsen. Von den Pflanzen des Gesenkes, die dem Rie- sengebirge fehlen, sind etwa nur Crepis sibirica, Conioselinum Fischeri, Avena planiculmis, Den- taria glandulosa, Hacquetia Epipactis als solche zu bezeichnen, die aus dem Nordosten, die letzteren aus Südosten stammend, nicht weiter nach Nordwesten vorgedrungen sind; für die übrigen läßt sich kein besonderer Grund anführen. Die meisten unserer Alpen- und Gebirgspflanzen bewohnen in mehr oder weniger ununterbrochenem Gürtel das ganze Hochland, das sich von der westlichen Küste der cantabrischen Gebirge, den Pyrenäen, Alpen, den Apenninen, Karpathen und dem Balkan und selbst in Asien nach zum Theil noch unbekannten Grenzen fortzieht; viele reichen noch in’s arctische Amerika. Es liegt jedoch nicht hier in unserer Absicht, auf weitere Untersuchungen über die wahrscheinliche Urheimath unserer schlesischen Alpen- und Bergpflanzen uns einzulassen; für unseren Zweck halten wir an dem Satze fest, daß in der posttertiären Epoche, zur Zeit des Diluvialmeeres, die uns als Ausgangspunkt dient, die Flora des schlesischen Hochlandes im Großen und Ganzen aus den nämlichen Arten bestand wie noch heute, wenn vielleicht auch des feuchteren und rauheren Klima’s halber die eigentlichen Alpenpflanzen damals ein größeres und tieferes Areal bewohnen, vermuthlich auch von polaren Arten eine größere Anzahl bei uns vorkommen mochte, als jetzt, wo gerade diese Gewächse sich nur in uncultivirbaren Felsen und Sümpfen haben erhalten können. Die Berg- und Alpenpflanzen können wir daher von unserem Standpunkte aus als die Urbewohner Schle- siens ansehen, zu einer Zeit, wo die Ebenen noch tief vom Wasser bedeckt waren, Als endlich, wohl nur allmälig und in ungemessenen Zeiträumen, das Meer sich nach Norden zurückzog, und die nordeuropäischen Ebenen mehr und mehr entblößt wurden, auf welche Weise haben wir uns das Auftreten der Vegetation auf diesen vorzustellen? Man könnte annehmen, und es liegt diese Anschauung auch den meisten Darstellungen zu Grunde, daß der jungfräuliche Boden in 117 Folge der ihm hypothetisch beigelegten Zeugungskraft nun durch spätere Zeugung die Urahnen aller der Pflanzen hervorgebracht habe, die ihn noch heute seit jener Zeit bewohnen. Aber ganz abge- sehen davon, daß diese problematische Theorie von der spontanen Entstehung der Pflanzenarten aus der Erde selbst für die ältesten Erdperioden von der Wissenschaft nur mit größtem Widerstreben herbeigezogen wird, so ist für eine Epoche, wo, wie am Schluß des Diluvium, alle Naturverhält- nisse mit den heutigen übereinstimmten, eine derartige Voraussetzung, die mit allen jetztweltlichen Erfahrungen im Widerspruch steht, gewiß nicht zu rechtfertigen; wir würden zu ihr höchstens dann unsere Zuflucht nehmen dürfen, wenn uns keine anderen Wege offen ständen, um die Vegetation der Tiefländer aus bekannten Naturbedingungen zu erklären. Nehmen wir an, eines unserer heutigen Seebecken, etwa das Mittelmeer, würde durch irgend einen geologischen Proceß vom Wasser verlassen und allmälig trocken gelegt, welche Veränderun- gen würde dies herbeiführen? Ohne Zweifel würde zunächst die Vegetation der Küsten und Inseln um so weiter sich ausbreiten, je weiter die Strandlinie fortrückte, wie ja erst vor Kurzem die Pflanzen Holland’s bei der Trockenlegung des Haarlemer Meeres in das zugänglich gewordene Terrain vorgedrungen sind. Gewisse Arten werden schneller vorrücken; andere werden langsamer, andere vielleicht gar nicht folgen, ohne daß es der Wissenschaft möglich ist, für jeden Fall einen beson- deren Grund nachzuweisen. Es wird dann eine Zeit kommen, wo die von Italien, Spanien, Afrika, Malta, Syrien u. s. w. herabgestiegenen Floren, welche bis dahin durch unübersteigbares Hinderniß von einander geschieden waren, nun auf dem ehemaligen Meeresgrunde zusammenstoßen, und eine Wechselwirkung, ein Wettkampf zwischen ihnen beginnen muß. Die kräftigeren, durch Klima und Bodenbeschaffenheit begünstigteren Arten werden sich am weitesten auf dem herrenlosen Terrain ausbreiten; es wird zuletzt selbst einzelnen europäischen Pflanzen möglich werden, Schritt für Schritt vordringend, in das afrikanische Gebiet überzusiedeln, und umgekehrt; andere Arten dagegen werden von diesen vielleicht verdrängt und auf isolirte Punkte beschränkt oder gar völlig ausgerotiet wer- den; es wird endlich, vielleicht erst nach Jahrhunderten, ein gewisser Gleichgewichtszustand eintreten müssen, wo der alte Meerboden unter seine neuen Bewohner vertheilt und von einer aus den ver- schiedensten Elementen gebildeten Mischflora. in Beschlag genommen ist, und höchstens einzelnen Spätlingen noch der Zutritt möglich sein wird. Ganz dieselben Vorgänge mußten und haben ohne Zweifel auch stattgefunden, als das alte Diluvialmeer von den Küsten der mitteleuropäischen und asiatischen Hochländer zurückwich und sich allmälig auf die Grenzen der heutigen Ost- und Nordsee einschränkte. Zunächst mußten die Strand- pflanzen, welche in auffallend übereinstimmender Form und Artenzahl alle nordischen Meere um- säumen, und ohne Zweifel schon damals umsäumten, auf dem ehemaligen Meerboden sich weiter verbreiten; und so lange derselbe seinen Salzgehalt noch nicht verloren, mußten dieselben auch seine einzigen Bewohner bleiben, wie z. B. noch heutzutage Salzpflanzen den für andere Gewächse unbewohnbaren ehemaligen Meeresboden zwischen Caspi- und Aralseee ausschließlich in Beschlag genommen haben. Als durch Regen und Ueberschwemmungen das Erdreich der nordeuropäischen Tiefländer ausgesüßt war, konnten dagegen die Salzpflanzen auf ihm nicht mehr fortkommen und mußten endlich verschwinden, bis sie hinter den Dünen der nordischen Meere eine letzte Zuflucht fanden. Nur da, wo Salzquellen mitten in der Ebene den Strandpflanzen die erforderliche Nahrung darboten, konnten dieselben bis auf den heutigen Tag sich erhalten; so erklärt es sich, daß überall, wo im Binnenland Salinen oder salzführendes Gestein sich findet, auch die Salzpflanzen des Meerstrandes sich angesiedelt haben. In einem früheren Jahresberichte der botanischen Section hatte ich nachge- wiesen, daß in einem salzhaltigen Bache in der goldenen Aue bei Sondershausen, beiläufig 50 Mei- len vom Meere entfernt, nicht nur eine große Anzahl von Strandpflanzen, sondern auch im Wasser selbst eine marine Phanerogame (Ruppia), so wie neben anderen Algen auch zum mindesten 10 Arten Diatomeen von specifischem Meerestypus leben, die bisher nur an oceanischen Küsten beobach- tet waren. Die Vermuthung, daß wir es hier mit einem im Binnenlande zurückgebliebenen Reste 118 des alten Meeres sammt seinen Bewohnern zu thun hätten, schien mir damals nicht gerechtfertigt, insofern die geographische Lage jenes Salzbaches keine Bedingungen bietet, welche ein Zurückblei- ben des Meeres gerade an dieser Stelle wahrscheinlich gemacht hätten, der Salzgehalt desselben aber aus dem Gyps des Zechsteins offenbar herstammt. Wenn man jedoch annimmt, daß das Meer bei seiner Flucht von den deutschen Mittelgebirgen überall Salzpfützen zurückgelassen, wie wir sie noch heute bei jeder Ebbe beobachten, daß aber die an solchen Pfützen mit besonderer Ueppigkeit sich entwickelnden Meeres-Diatomeen beim Aussüßen des Wassers überall zu Grunde gehen mußten und nur da sich bis auf die Gegenwart erhalten konnten, wo wegen eines im Boden selbst in früheren geologischen Epochen niedergelegten Salzgehalts die chemischen Bedingungen für ihre Existenz ge- sichert waren, so verliert das Vorkommen jener mikroskopischen Meeresbewohner an isolirten Punkten des Binnenlandes alles Räthselhafte, und wir können dieselben allerdings als verlorene Posten einer großen, vor undenklichen Zeiten auf dem Rückzuge begriffenen Armee betrachten. Die Stelle der von den nordeuropäischen Ebenen verschwindenden Strandpflanzen mußten die Arten einnehmen, welche, von den ehemaligen Küsten der schon früher gehobenen Hochländer herab- steigend, dem weichenden Strande auf dem Fuße folgten. Damals muß eine Völkerwanderung ein- getreten sein, wie sie seitdem die Erde nicht wieder gesehen hat, Von Skandinavien und dem nördlichen Rußland, von den Alpen, den Karpathen, dem Ural, Kaukasus und den 'sibirischen Hoch- ländern stiegen die Pflanzen hinab, Schritt für Schritt vordringend, um von dem herrenlosen jungfräulichen Boden Besitz zu nehmen. Wären die Pflanzen alle von einem Punkte ausgegangen, so würde ihre Verbreitung das Bild der Wellenkreise dargeboten haben, die concentrisch sich nach allen Seiten hin weiter und weiter fortpflanzen. Aber solche Bewegungscentra gab es in allen Himmelsgegenden zahllose, und so mußten sich die einzelnen Kreise bald berühren und durchdringen, um so mehr, da auch die Fortschrittsgeschwindigkeit der von einem Punkte sich ausbreitenden Pflanzen eine ver- schiedene ist, abhängig von der Leichtigkeit ihrer Vermehrung (durch Samen ete.) im Allgemeinen und von ihrem Gedeihen unter den neuen Umständen insbesondere. So mußten die Pflanzen, von wo sie auch ausgegangen, endlich auf einander treffen; sie durchdrangen, vermischten und bekämpf- ten sich; das Endergebniß jener Wanderungen und Wettkämpfe ist die mitteleuropäische Ebenen- flora, wie sie mit wesentlich übereinstimmender Physiognomie, wenn auch im einzelnen, je nach der größeren Nachbarschaft einzelner Hochländer mit ursprünglicher Flora etwas abweichend, den ganzen Raum des Diluvialmeeres heute in Beschlag genommen hat. Es braucht nicht erst hervor- gehoben zu werden, daß auf dieselbe Weise die Ebenen auch ihre Thiere erhalten haben müssen, von denen ein Theil aus den europäischen, ein anderer aus den asiatischen Hochländern eingewan- dert ist; das letztere ist auch für den Menschen höchst wahrscheinlich. Dieses Resultat aber wurde offenbar nicht mit einem Male, sondern in allmäliger Entwickelung im Laufe der Jahrtausende zu Stande gebracht und ist noch jetzt fortdauernder Wandelung unter- worfen. Zuerst stiegen offenbar als isolirte Inseln oder Sandbänke über den Spiegel des sinkenden Diluvialmeeres diejenigen Theile, welche als Lagerungsstätten tertiärer oder älterer Gesteine oder durch hebende Kräfte sich schon von jeher über das allgemeine Niveau des Meeresgrundes mehr oder weniger erhoben hatten; in Schlesien mußten jene Hügelreihen, welche, parallel den eigentlichen Sudeten, unter dem Namen der trebnitzer und tarnowitzer Höhen sich hinziehen, frühzeitig eine Kette von Sandbänken oder Scheeren, dann eine zusammenhängende Nehrung mit einer Dünenreihe dar- stellen; sie mußten daher, wie diese modernen Bildungen, sich mit Vegetation bedecken, während die eigentlichen Tiefebenen an ihrem Fuße noch unter Wasser lagen. Da sie ihre Pflanzen über- wiegend nur von den benachbarten Hochländern erhalten konnten, so mußten sie auch in der Vege- tation mit ihnen mehr oder weniger übereinstimmen; und in der That finden wir die Flora unserer diluvialen Hügel fast ganz aus Pflanzen des Vorgebirges gebildet, von der der eigentlichen Ebene aber verschieden. Griesebach hat bereits auf den verschiedenen Vegetations- Charakter der Geest und der Marschen, Ascherson auf die Unterschiede der Diluvial- und Alluvialpflanzen aufmerksam 119 gemacht; letzterer hat die Ursache davon in geognostisch - chemischen Gründen gesucht, während Grisebach bereits in der Flora der Diluvialmarsch und in der sonderbaren Verbreitung einzelner Arten, z. B. der Euphorbia Cyparissias, Anzeichen ‚auf frühere geologische Epochen, wie auf uralte Wanderungen der Pflanzen“ anerkannte. Die Charakterpflanzen unserer trebnitzer Berge und der höheren Ebene: Dromus asper, Melica uniflora und nutans, Luzula pilosa, Leucojum, Corallorhiza, Orchis sambueina, ustulata, Platanthera, Cephalanthera, Spiranthes und andere Orchi- deen, Pinus Picea und Abies, Fagus, Quercus Robur, Thesium montanum, Daphne, Solidago, Carlina, Prenanthes, Phyteuma spicatum, Campanula latifolia, Galium rotundifolium, Asperula odorata, Xylosteum, Sambucus racemosa, Melittis, Galeobdolon, Veronica Teucrium, offieinalis, montana, Digitalis, Vitis Idaea, Pyrola uniflora etc., Trienlalis, Sanieula, Astrantia, Laser. pitium prutenicum, Adoxa, Hedera, Thalictrum aquilegifolium, Hepatica, Actaea, Trollius, Corydalis, Viscaria, Lychnis diurna, Stellaria nemorum, Mercurialis perennis, Epilobium mon- tanum, Hypericum montanum, Oxalis Acetosella, Potentilla rupestris, recta, alba, Rubus saxa- tilis, Koehleri etc., Anthyllis, Trifolium alpestre, spadiceum, agrarium finden sich ohne Aus- nahme auch in den Vorbergen der Sudeten, die wir uns gegen den Schluß der Diluvialzeit als die Küsten der Ostsee vorstellen müssen, vor welchen die parallelen trebnitzer Höhen eine Nehrung bildeten; schon damals mit Buchenwäldern bekränzt, wie sie den Ostseestrand, der seitdem 30 Meilen zurückgewichen ist, noch heute begleiten. Eine der eigenthümlichsten Erscheinungen, die schon den ersten Botanikern auffiel, ist die, daß die niedrigsten, ja ganz vereinzelte Hügel, wenn sie sich auch nur wenige Fuß über das tiefe Alluvium erheben, doch wenigstens einige eigenthümliche Pflan- zen darbieten; so sind der Fuchsberg bei Breslau, die Hügel bei Karlowitz, Paschkerwitz, Ohlau, Lissa u. s. w. als isolirte Fundorte seltenerer Pflanzen berühmt. Es ist unmöglich, dem Einfluß des Klima’s oder des Bodens (der in den meisten Fällen Sand ist), die Schuld davon zuzuschreiben; die einzige Erklärung dafür finde ich in der Annahme, daß diese diluvialen Hügel früher über dem Meere aufgetaucht und mit Vegetation bedeckt worden sind, als die tieferen Flächen, deren Pflanzen, wie wir sehen werden, größtentheils aus einer entlegeneren Urheimath stammen müssen. Die Un- terschiede zwischen diluvialer und alluvialer Flora fasse ich so, daß die erstere älter und zum größten Theil von näherer, die letztere jünger und meist aus weiterer Ent- fernung eingewandert ist. Denn offenbar vergingen außerordentlich lange Zeiträume, ehe der alte Meeresboden völlig trocken gelegt, die Flüsse, die damals überall eine mächtigere Wassermasse ergossen, ihre Thal- betten ausgewaschen und ihren Lauf einigermaßen stetig regulirt hatten. Ohne Zweifel bildete auch die Oder einstmals, wie dies bei allen Strömen Deutschlands nachgewiesen ist, ein System größerer Seen, die durch schmälere Flußkanäle in Verbindung standen, etwa wie noch heute die Havel oder der St. Lorenzostrom. Wäre das Höhennetz unserer Provinz in erwünschter Vollständigkeit festge- stellt, um auch von dem Relief der Ebene eine klare Vorstellung zu gewähren, so würde sich leicht eine ganze Reihe terassenförmig übereinanderliegender Seen im heutigen Oderthal mit wissenschaft- licher Schärfe nachweisen lassen. In jenem wasserreichen Terrain scheinen sich zuerst eine Anzahl Sumpf- und Wasserpflanzen angesiedelt zu haben, diesichaufdemälteren und dem dilu- vialen Terrain nicht vorfanden, und durch die stetigen Ueberschwemmungen selbst nach solchen Orten gebracht wurden, für die heutzutage eine Verbreitung durch Wassertransport unmög- lich wäre. Die große Zahl der Unkräuter endlich und der Ruderalpflanzen, welche fast ausschließ- lich die Vegetation der angebauten Tiefebenen bilden, und zu denen wir: nicht blos die zwischen dem eigentlichen Culturterrain sich einnistenden Pflanzen, sondern auch einen großen Theil der an Däm- men, Wegen, an Gräben, selbst in den überall bei uns gesäten Wiesen und Wäldern wachsenden Arten zählen müssen, scheint zu allerletzt, vielleicht erst nach der Einwanderung der Menschen ihren Einzug gefunden zu haben. Die eigentliche Heimath vieler dieser Unkräuter ließ sich zwar bisher ebenso wenig genau feststellen, als die des Menschen, seiner meisten Culturpflanzen und Hausthiere; aber 120 es weisen viele Zeichen darauf hin, daß wir das gemeinschaftliche Vaterland derselben in den Hoch- ländern von Asien zu suchen haben. So wachsen unter anderen auf dem hohen Himalaya, Tibet etc. Draba verna, Turritis glabra, Silene inflata, Stellaria media, Euphorbia helioscopia, Medicago lupulina, Hippuris vulgaris, Scandiw Pecten, Galium Aparine, Tussilago Furfura, Potentilla anserina und supina, Taraxacum offieinale, Anagallis arvensis, Veronica agrestis, Beccabunga Anagallis, Hyoscyamus niger, Convolvulus arvensis, Thymus Serpyllum, Prunella vulgaris, La- mium amplexicaule, Rumex Acetosa u. s. w. Daß die Unkräuter der schlesischen Tiefebene, die dem Hochlande noch heute zum großen Theile fehlen, alle gleichzeitig bei uns eingewandert sind, ist durchaus nicht wahrscheinlich; vermuthlich haben die verschiedenen Völkerzüge, die unseren Boden durchstreiften, in den verschiedenen Jahrhunderten dazu beigetragen, immer neue Arten zu verbreiten; einige Pflanzen mögen Lygier und Vandalen, andere die Slaven, die Römer, die Mon- golen, die deutschen Einwanderer, die Schaaren der Kreuzzüge und des dreißigjährigen Krieges bei uns eingeführt haben; daß die Bewegung von Osten her immer noch fortdauert, daß noch immer nicht alle Pflanzen bei uns angelangt sind, die auf der Wanderung nach Westen begriffen sind, zeigen die Beispiele des Jmpatiens parviflora, Xanthium spinosum, Centaurea solstitialis und Senecio vernalis, die erst seit Menschengedenken in Schlesien angelangt sind; letzterer war im vorigen Jahre um Breslau überall gemein geworden. Die Hauptbereicherung freilich hat unsere Flora in den letzten zwei Jahrhunderten von Amerika erhalten, von woher die für unser Klima geeigneten Arten natürlich erst mit dem gesteigerten Weltverkehr Zugang finden konnten, während aus Asien alle die Pflanzen, die bei uns ihr Fortkommen finden können, eben schon seit längerer oder kürzerer Zeit angelangt sind; die meisten neuen Unkräuter (Oenothera biennis, Erigeron canadensis, Rud- beckiu, Antennaria margaritacea, Amarantus retroflewus, Asclepias syriaca, Galinsogea, Ste- nactis, Aster salignus etc., Mimulus, Collomia und viele andere) sind amerikanischen Ursprungs. De Candolle hat gezeigt, daß von 50 in neuerer Zeit in Europa naturalisirten Unkräutern 49 aus Amerika stammen. So trägt die Vegetation der schlesischen Tiefebene den unverkennbaren Ckarakter einer Misch- lingslora; ein Theil ist aus der Ferne, ein anderer von den benachbarten Bergen der Sudeten ge- kommen. Ein großer Theil der von dem Vorgebirge heruntersteigenden Arten hat sich allerdings nicht weit von dem Fuße des Plateau’s entfernt und beschränkt sich daher auf die höhere Ebene, vermuthlich weil die größere Trockenheit der Luft in der tieferen Region ihre Entwickelung noch weniger begünstigt, als die höhere Wärme derselben. Nur die aus dem Gebirge kommenden Flüsse: Neiße, Weistritz, Bober haben in ihren Thälern einzelne Bergpflanzen weit in’s Tiefland hineingetra- gen. So erklärt sich der ungewöhnliche Reichthum der Flora von Lissa aus dem Einfluß der Weistritz; die Flora von Bunzlau und selbst von’ Sprottau verdankt dem Bober eine Anzahl specifi- scher Bergpflanzen, z.B. Ribes alpinum, Dentaria enneaphyllos, Gentiana campestris, Rumex aqua- tieus, Carex paueiflora, Coeloglossum viride und andere. H. Hoffmann hat in seiner geistvollen und anregenden Schrift: „Pflanzenverbreitung und Pflanzenwanderung“ die Verbreitung der Berg- pflanzen in die Ebene durch die Vermittelung der aus dem Gebirge kommenden Gewässer in einer Vergleichung der Rhein- und Weserflora anschaulich gemacht. Aber auch die aus der Ferne in die Tiefebenen eingewanderten Arten fanden zum Theil nach- träglich noch den Weg in die Berge, besonders in solche, welche den Ebenen zunächst gelegen sind, wie wir dies noch in neuerer Zeit bei der Einwanderung von Erigeron canadense bis mitten in die Alpen beobachten konnten. Gerade von diesem Gesichtspunkte aus ist in hohem Grade belehrend eine Vergleichung der Breslauer Flora, in welcher wir die Vegetation der Tiefebene, vielleicht wegen der hier besonders lebendigen Verkehrsströmung äußerst artenreich finden, mit der des Hirschberger Thales.'- Die Sohle des letzteren, durch die Punkte Hirschberg, Petersdorf, Seidorf, Schmiedeberg, Kupferberg bezeich- net, ist dasselbe Diluvium, wie in der Ebene, da das Thal einst einen See gebildet; das Klima ist 121 wegen der verhältnißmäßig geringen Höhe (1000—1300°) nicht so verschieden von dem Breslauer (370%, daß es eine wesentliche Verschiedenheit in der Vegetation herbeiführen könnte. Da aber das Thal auf allen Seiten rings von hohen Bergen (von 2000° und darüber) eingeschlossen ist, die nur durch einen einzigen schmalen und langen, vom Bober fast ganz ausgefüllten Engpaß (den Satiler) den Eingang gestatten, so ist die Einwanderung der Pflanzen aus der Tiefebene in hohem Grade erschwert. So erklärt sich denn das überraschende Ergebniß, daß von den Pflanzen der Breslauer Flora ein Drittel (ca. 300) im Hirschberger Thale fehlen (ich habe hierbei die Breslauer Flora von Scholz und die ziemlich gleichzeitig erschienene Flora Cervimontana von Elsner, mit Berücksichtigung der Nachträge, der Angaben bei Schneider und Wimmer zu Grunde gelegt, wobei jedoch die schwer zu vergleichenden Arten von Hieracium und Rubus nicht berücksichtigt wurden; für die Richtigkeit der Angaben stehe ich natürlich nicht ein; doch würde das Hauptresultat nicht beeinträchtigt werden, auch wenn ein Theil der Arten noch nachträglich im Hirschberger Thale auf- gefunden würde). Unter diesen 300 Arten bilden die Hauptmasse die Unkräuter aller Art (Be- wohner von Ünlturterrain), von denen folgende im Hirschberger Thale fehlen: Panicum sanguinale, glabrum, Oplismenus Crusgalli, Setaria verticillata, Avena strigosa, Eragrostis, Glyceria distans, Lolium arvense, Bromus sterilis, arvensis, erectus, tectorum, inermis, Carex Schreberi, Ornithogalum nutans, Tulipa, Gagea arvensis, minima, Allium vineale, Scorodopra- sum, Parietaria erecta, Atriplex (mnitens), rosea, Chenopodium urbicum, rubrum, opuli- folium, fieifolium, Botrys, glaucum, Vulvaria, Amarantus Blitum, retroflexus, Polycenemum arvense, Valerianella Morisoni, Dipsacus laciniatus, silvestris, Pulicaria vulgaris, Artemisia campestris, Anthemis tincetoria, Maruta Cotula, Senecio vernalis, Onopordon Acanthium, Cen- taurea panieulata, Cichorium Intybus, Tragopogon porrifolius, major, Lactuca Scariola, (Pieris), Crepis biennis, Xanthium strumarium, Sambueus Ebulus, Ballota nigra, Chaeturus Marrubiastrum, Stachys germanica, arvensis, annua, recta, Nepeta nuda, Marrubium vulgare, Asperugo pro- cumbens, Cynoylossum officinale, Cerinthe minor, Datura stramonium, Verbaseum thapsiforme, phlomoides, Blattaria, Antirrhinum Orontium, Linaria Elatine, spuria, Veronica polita, Orobanche Galii, eoerulea, Cuscuta monogyna, Epithymum, Bupleurum rotundifolium, Anthriscus vulgaris, Cerefolium, Chaerophyllum bulbosum, Sedum album, Sempervivum tectorum, Nigella arvensis, Thalietrum minus, Adonis aestivalis, Ranunculus bulbosus, Sardous, sceleratus, Papaver dubium, Farsetia incana, Lepidium ruderale, Erysimum cheiranthoides, Reseda luteola, Portulaca oleracea, Polycarpon tetraphyllon, Silene gallica, noctiflora, Sagina apetala, Bryonia alba, Malva borealis, Lavatera thuringiaca, Euphorbia exigqua, Peplus, (platyphyllos), Esula, Mereurialis annua, Geranium divaricatum, Prunus avium, Potentilla supina, Melilotus offieinalis, Kochianus, Trifolium fragiferum, Tetragonolobus siliquosus, Vieia lathyroides, tenuifolia, Medicago sativa, falcata, Lathyrustuberosus, Ononis hircina. (Die eingeklammerten bei Schneider, aber nicht bei Elsner). Eine zweite nicht minder zahlreiche Klasse der Breslauer Flora, die dem Hirschberger Thale fehlt, sind die Pflanzen des feuchten Bodens, die Ufer-, Sumpf-, Graben- und Was- serpflanzen, obwohl es an größeren Teichen und Sümpfen daselbst nicht mangelt; ich vermisse: Hierochloa odorata, Glyceria aquatica, Seirpus Tabernaem., radicans, Michel., Heleocharis uni- glumis, Cyperus flavescens, fuscus, Eriophorum gracile, Carex dioica, disticha, fulva, distans, Pseu- doeyperus, riparia, Triglochin marit., Butomus, Juncus capitatus, atratus, fuscoater, Tofieldia, Allium acutangulum, Hydrocharis, Stratiotes, Iris sibirica, Gladiolus imbricatus, Lemna arrhiza, Potamogeton perfoliatus, acutifolius, compressus, pectinatus, Najas minor, Epipactis palustris, Orchis incarnata, coriophora, lazxiflora, (Sparganium ramosum), Ceratophyllum de- und submersum, Salix dasyclados, daphnoides, Rumex Hydrolapathum, (maritimus), Dipsacus pilosus, Senecio eruei- folius, barbareifolius, palustris, Sarracenicus, Inula salicina, (Serratula, Cirsium canum), Scorzonera humilis, Galium (palustre), boreale, Asperula rivalis, Gentiana Amarella, (Erythraea pulchella), Teucrium Scordium, Scutellaria hastifolia, Mentha Pulegium, Myosotis caespitosa, Symphytum 16 122 tuberosum, Gratiola, Lindernia, Scrophularia aquatica, Veronica longifolia, Utricularia intermedia, Glaux maritima, Eryngium campestre (?), planum, Hydrocotyle, Sium, Berula, Oenanthe fistulosa, Ribes nigrum, Thalictrum flavum, Nasturtium austriacum, Cardamine par- viflora, Nuphar, Viola Ruppüi, persieifolia, Spergularia nodosa, Stellaria viscida, glauca, Cucubalus baccifer, Elatine, Euphorbia strieta, lucida, palustris, Radiola Millegranum, Trapa, Myriophyllum spicatum, Epilobium hirsutum, Hippuris, Circaea, Lytrum Hyssopifolia, (Potentilla norvegica), Trifolium hybridum, Lathyrus palustris. Eine dritte Klasse bilden die Sandpflanzen, für die im Hirschberger Thale vielleicht der geeignete Boden fehlen mag. Es sind: Corynephorus, Avena praecox, caryophyllea, Koeleria, Phleum Boehmeri, Carex ericetorum, Plantago arenaria, Filago germanica, Gnaphalium luteo- album, Helichrysum, Arnoseris, Hypochoeris glabra, Chondrilla, Asperula arvensis, Veronica spicata, Pyrola umbellata, Sedum reflecum, Anemone pratensis, Pulsatilla, patens, Biscutella, Alyssum montanum, Arabis arenosa, Viola arenaria, Moenchia, Gypsophila fastigiata, Dianthus prolifer, Alsine tenuifolia, Silene chlorantha, Otites, Spergula pentandra, Potentilla collina, incana, Cytisus capitatus, biflorus, Astragalus Hypoglottis, arenarius, Ormithopus. Die übrigen Pflanzen der Breslauer Flora, die im Hirschberger Thale fehlen, sind 70 an Zahl; ein Theil derselben ließe sich auch noch im Nothfalle in eine der obigen Klassen einreihen; zum Theil sind es seltenere Arten, die ihrer Vegetationslinie nahe sind, z. B.: Melica uniflora, Elymus europaeus, Trisetum, Carex montana, tomentosa, silvatica, Galanthus, Anthericum, Iris bohemica, Thesium montanum, Chrysocoma, Cirsium acaule, Tragopogon orientalis, Crepis praemorsa, Cam- panula Rapunculus, Adenophora, Aylosteum, Melittis, Salvia prat., Prunella grandiflora, Myosotis sparsiflora, Omphalodes, Lithospermum, Pneumonanthe, Melampyrum eristatum, pratense, Verbascum phoeniceum, Seseli, Astrantia, Cnidium, Peucedanum Cervaria, Laserpitium latifolium, Thalictrum collinum, Ranunculus cassubicus, Isopyrum, Arabis Gerardi, hirsuta, Helianthemum, Viola hirta, mirabilis, elatior, Dianthus Carthusianorum, Armeria, Cerastium brachypetalum, Hypericum hir- sutum, Evonymus verrucosus, Euphorbia pilosa, Geranium pyrenaicum, Spiraea Filipendula, Potentilla rupestris, recta, alba, Trifolium ochroleueum, alpestre, rubens, striatum, agrarium, Astragalus Cicer, Onobrychis, Wieia silvatica, cassubica, dumetorum, Orobus tuberosus, niger. Wir werden im Allgemeinen berechtigt sein, die Flora des Hirschberger Thales als eine solche anzusehen, die in ihrem wesentlichsten Theile durch Herabsteigen der urangesessenen Bergflora ge- bildet ist, die in ihr fehlenden Pflanzen der Tiefebene als solche, welche von fern her eingewandert, noch nicht den Eingang durch den Engpaß des Bobers gefunden haben. Von Cichorium und Bal- lota giebt Elsner an, daß sie sichtlich auf der Wanderung nach dem Hirschberger Thale begriffen seien; vielen anderen eingewanderten Unkräutern ist ohne Zweifel im Laufe der Zeit das Eindringen bereits gelungen, und sie sind zu Gliedern jener Flora aufgenommen worden. Viele in der Ebene gemeine Arten sind äußerst selten oder finden sich nur im Boberpaß (Matricaria, Anthemis, Agrimonia, Myosurus, Erigeron canadensis, Nasturtium silvestre, Calamagrostis Epigeios, Stachys palustris, Ervum tetraspermum, Quercus pedunculata u. a.). Wenn wir aber auch annehmen können, daß sämmtliche Pflanzen unserer Ebene eingewandert sind, ein Theil von dem benachbarten Gebirge herabgestiegen, ein anderer aus weiter Ferne von Ost, West, Süd und Nord herkommend, die einen in diesem, die anderen in jenem Jahrhundert, so bleibt uns als letzte Aufgabe der Untersuchung noch übrig, die Urheimath nachzuweisen, von welcher eine jede Art, die heute unseren Boden bewohnt, ihren Ausgang genommen. Diese Auf- gabe befriedigend zu lösen, fehlt es noch an hinreichenden Vorarbeiten, und es stehen uns nur ein- zelne Fingerzeige zu Gebote, die uns bei diesen Forschungen auf den Weg leiten können. Wenn eine Pflanze auf isolirten Standorten sich findet, die durch größere Zwischenräume getrennt sind, so ist dies entweder dafür ein Zeichen, daß sie eine eigenthümliche, seltene Bodenmischung bedarf, oder daß sie aus einem ehemals ausgedehnteren Areal bis auf einzelne Stellen verdrängt ist (das 123 Eine oder auch Beides mag z. B. von unseren selteneren Orchideen gelten); oder daß sie sich in der Nähe ihrer Vegetationslinie befindet. Denn an der Grenze des Areals, innerhalb dessen eine Art überall fortkommen kann, muß natürlich eine Zone liegen, wo sie nur an einzelnen be- günstigten Punkten noch zu vegeliren vermag; und in der That können wir in Schlesien für die meisten unserer selteneren und sporadischen Pflanzen nachweisen, daß sie innerhalb, oder doch in der Nähe unseres Gebietes eine ihrer Vegetationsgrenzen finden. So liegen die drei isolirten Stellen, wo Adenophora suaveolens in Schlesien vorkommt (Geiersberg, Strehlen, Gnadenfrei), in der westlichen Vegetationslinie dieser Art, die durch einzelne Punkte in Preußen, Schlesien, Böhmen, Dalmatien bezeichnet ist, während sie östlich sich durch Mittel- und Südrußland bis nach den mittelasiatischen Bergländern (zum Altai) fortzieht. Chrysocoma Linosyris berührt auf dem Fuchsberg bei Breslau ihre Ostgrenze (Posen, Frankfurt, Breslau, Gnadenfrei), ihr Areal ist die Westhälfte des mittleren und des südlichen Europa. Hlieracium echioides dagegen ist eine Pflanze des südöstlichen Europa’s; ihre beiden schlesischen Fundorte, Fürstenstein und Kynau, liegen in einer schmalen, gegen Nordwesten bis nach Mecklenburg vorspringenden Zunge. Die schlesischen Standorte von Hierochloa borealis (odorata) liegen in ihrer südwestlichen Vegetationslinie, die von Holland über Oldenburg, Brandenburg, Dessau, Lausitz, Böhmen, Nieder- (nicht Ober-) Schlesien nach Ungarn und Siebenbürgen läuft; Zierochloa australis dagegen findet in Mittelschlesien ihre nordwestliche Vege- tationsgrenze, die sich von Süd-Frankreich, Mühlhausen, in der Schweiz, Nürnberg, Karlsbad über Frankenstein, Posen, Thorn, Danzig, Tilsit nach Russisch-Litthauen hineinzieht. Biseutella laevigata ist eine südliche Pflanze; ihr isolirter Fundort im Kottwitzer Wald bei Breslau liegt in ihrer zwischen dem öl und 52° quer durch Deutschland laufenden nördlichen Vegetationslinie, die von Ungarn und Dal- matien heraufkommt und sich nach dem Elsaß, Mittel- und Süd-Frankreich bis nach Spanien und Portugal hinerstreckt. Das Gebiet von Dianthus arenarius, einer nordöstlichen, Pflanze zieht sich von der Niederlausitz über Frankfurt, Posen, Königsberg nach Finnland und Mittelrußland hinüber, und berührt Schlesien nur bei Grünberg u. s. w. Hierin eben liegt der wissenschaftliche Werth einer möglichst vollständigen Kenntniß der Fundorte für die selteneren Arten. Ein einziger neu entdeckter Fundort kann der Vegetationslinie einer Art eine andere Richtung geben, oder Lücken ausfüllen, welche die Verbreitung derselben vordem unerklärlich erscheinen ließen. Im Allgemeinen findet eine überraschende Zahl von Pflanzen eine ihrer Vegetationsgrenzen in Schlesien selbst; nicht weniger als 117 Pflanzen von Mittel- und Niederschlesien, fehlen nach Grabowski’s ‚Flora von Oberschlesien und dem Gesenke (Breslau 1843)“ in diesem letzteren Gebiete, darunter 33 Alpen- pflanzen, die im Riesengebirge, nicht aber in dem fast gleich hohen Gesenke sich finden, nämlich Agrostis rupestris, Poa laxa, Carex hyperborea, irrigua, Limnochloe cespitosa, Luzula spicata, Betula nana, Pinus Pumilio, Salix phylieifolia, Gnaphalium supinum, Hieracium sudeticum, anglieum, earpalicum, Galium saxatile, Linaea borealis, Gentliana asclepiadea, Veronica alpina, Pedieularis sudetica, Primula minima, Auricula, Androsace obtusifolia, Saxifraga bryoides, nivalis, oppositifolia, muscosa, Alsine verna, Arabis alpina, Alchemilla fissa, Rubus Chamae- morus, Sieversia monlana, Geum pyrenaicum, Pirus Aria. Das Altvatergebirge besitzt dagegen 24 Alpenpflanzen, die dem Riesengebirge fehlen, welche ich zum größten Theile schon oben aufgeführt habe. Das Glatzer Schneegebirge, welches geogra- phisch zwischen Riesengebirge und Gesenke mitten inneliegt, in seiner Höhe aber (Schneeberg 4375°) hinter beiden nur wenig zurückbleibt, hat doch nur sehr wenig Alpenpflanzen, sondern trägt den Charakter der höheren Bergflora; wofür ich keinen Grund anzugeben weiß. Von den alpinen Arten, welche Riesengebirge und Gesenke gemein haben, fehlen auf dem Glätzer Schneeberg: Festuca varia, Carex sparsiflora, capillaris, Eriophorum alpinum, Juneus trifidus, Allium Victoridlis, sibiricum, Juniperus nana, Salix lapponum, herbacea, Rumex alpinus, arifolius, Scabiosa lu- eida, Gnaphalium supinum, Hieracium aurantiacum, pallescens, niyrescens, Swertia perennis, Veronica bellidioides, Bupleurum longifolium, Sedum Rhodiola, rubens, Anemone narcissiflora, 16* 9 124 Aconitum Cammarum, Arabis resedifolia, Epilobium alpinum, origanifolium, Sorbus alpestris, Hedysarum obscurum. Von Arten des höheren Gebirges hat der Glatzer Schneeberg nur Carex rigida, Coeloglossum albidum, Veratrum, Hieracium alpinum, prenanthoides, Hypochoeris uni- flora, Soyeria grandiflora, Bartsia, Alectorolophus pulcher, Anthriscus alpestris, Ribes pe- traeum, Delphinium elatum, Aconitum Napellus, Viola biflora, lutea, Empetrum, Epilobium trigonum, Potentilla aurea mit dem Riesengebirge und dem Gesenke; mit letzteren allein außerdem noch Avena planiculmis, Campanula barbata, Doronicum Pardalianches, Euphrasia picta gemein. Sehr zahlreich sind die Pflanzen, die der südöstlichen Hälfte Schlesiens ausschließlich eigen- thümlich oder doch für sie charakteristisch sind und in Mittelschlesien ihre Vegetationslinie errei- chen; folgende 43 oberschlesische Pflanzen fehlen sogar gänzlich in dem übrigen Gebiete: Ranun- eulus illyrieus, Clematis recta, Corydalis solida, Dentaria glandulosa, Saponaria Vaccaria, Stellaria Friesiana, Herniaria hirsuta, Oytisus biflorus (bis Ohlau), Lathyrus hirsutus, Galega officinalis, Saxifraga Hirculus, Epilobium Dodonaei, Elatine hexandra, triandra, Dipsacus pilosus, Scabiosa suaveolens, Hacquetia Epipactis, Barkhausia setosa, Aster Amellus, Senecio paludosus, Asperula cynanchica, Campanula bononiensis und sibirica, Cirsium pannonieum, Nonnea pulla, Salvia glutinosa, Orobanchae plures, Thesium ebracteatum, Sambucus Ebulus (wild), Tamarix Germanica, Salix daphnoides, Aldrovanda, Najas major, Alisma natans, Seilla, Malaxis monophyllos, Alopecurus agrestis, Ajuga Chamaepitys. Durch diese und andere im übrigen Schlesien, wenn auch nicht ganz fehlende, so doch seltenere Arten (Salvia verticillata, Chaeturus Marrubiastrum, Teucrium Botrys, Ononis spinosa, Genista pilosa, Lathyrus tubero- sus etc.) nähert sich die Vegetation von Oberschlesien sichtlich der Karpathenflora. Für eine Anzahl Pflanzen bildet die Oder die Westgrenze, so daß sie auf dem linken Ufer nur so weit fortkommen, als Ueberschwemmungen ihre Samen verbreiten können. Zu diesen Pflanzen des Ostens gehört Anemone patens und vernalis, Ranunculus cassubieus, Isopyrum thalictroides, Asperula Aparine, Eryngium planum, Euphorbia lucida, Evonymus verrucosus, Senecio barba- raeifolius, Dianthus caesius, Silene chlorantha (Isopyrum und Ranunculus cassubicus sind höchst sporadisch in der Ebene bis zu den Vorbergen der Sudeten, Schweidnitz, Strehlen, verbreitet). Ein Theil dieser Arten setzt jedoch nördlich von Schlesien, etwa bei Frankfurt, auch auf das linke Oder- ufer über; so Dianthus caesius, der von hier bis nach Sachsen, Thüringen, Hessen und Niederrhein gelangt ist, Anemone vernalis bis Pommern und Mecklenburg. Allerdings bot in früheren Zeiten der vielfach abgeänderte und unter sich zusammenhängende Lauf der Oder, Elbe und Weichsel in der nördlicheren Hälfte der norddeutschen Ebene leichtere Gelegenheit zur Verbreitung der Arten durch Wassertransport, als die südlicheren, durch Hochländer getrennten Flußläufe. Für diejenigen Pflanzen, deren Vegetationslinfe sich durch unser Gebiet zieht, ist es wenigstens möglich, die Richtung anzugeben, in welcher wir ihre Urheimath zu suchen haben, indem wir zu- gleich in allen Fällen von der Voraussetzung ausgehen, daß dieselbe niemals in einer Tiefebene, sondern nur in einem Hochlande zu erwarten sei. Eine Art, die bei uns ihre östliche Grenze findet, kann weder aus dem Ural, noch von den Karpathen stammen; für andere Pflanzen ist dagegen er- sichtlich, daß sie aus Südosten gekommen sind u. s. w. Viele Arten bewohnen eine breitere oder schmälere Zone parallel dem Alpenzuge, von dem sie vermuthlich ausgegangen sind, andere finden sich dann nochmals wieder im höheren Norden von Deutschland, während sie. im mittleren Gebiete fehlen, so daß sie gleichzeitig von zwei verschiedenen Gebieten herabgestiegen zu sein scheinen, von den Alpen und von Skandinavien. Wären wir im Stande, die Geschichte der Planzenwanderungen vollständig zu überblicken, so würden wir ohne Zweifel auch jedesmal einen Grund dafür angeben können, warum eine Art an dem einen Punkte sich vorfindet, an einem anderen dagegen fehlt; auf welchem Wege sie nämlich bei ihrer Verbreitung nach jenem Landstriche gekommen, und welches Hinderniß sie von diesem fern gehalten hat. Für viele Arten wird wegen der großen Compliecirtheit der bestimmenden Ursachen, von denen Klima, Boden und die Concurrenz der übrigen Arten nur einen 125 Theil bilden, der Wissenschaft nichts weiter möglich sein, als die Thatsachen ihrer Verbreitung zu constatiren, etwa wie die Geschichte sich mit dem Factum begnügen muß, daß germanische Stämme von Norden aus, italische dagegen von Süden ausgehend, in den Alpen aufeinanderstoßen, daß deutsche und slavische Sprache an der Weichsel sich berühren, daß deutsche Völker den oberen magyarische den mittleren, romanische den Südlauf der Donau beherrschen u. s. w., ohne daß wir für jeden Fall einen Grund anzugeben vermöchten, warum gerade „bis hierher und nicht weiter“. Aus diesen Erwägungen scheint es mir für jetzt noch nicht rathsam, die specielle Erörterung der einzelnen Arten zu weit auszudehnen, und ich schließe daher diesen Aufsatz, durch welchen ich nur beabsichtigte, den pflanzengeographischen Forschungen in unserer Provinz eine erneute Anregung zu geben, mit der Zusammenfassung der allgemeinen Gesichtspunkte: 1) Im Allgemeinen kann eine Pflanzenart sich so weit verbreiten, als sie durch Klima, Boden 2) 3) 4) 5) 6) 7) und ihre specifische Natur vor concurrirenden Arten begünstigt ist. Die Verbreitung der Arten, wie sie sich im Speciellen gegenwärtig zeigt, läßt sich jedoch aus diesen Ursachen allein nicht verstehen, wenn man nicht dabei die historische Ent- wickelung unserer Flora mit in Betracht zieht. Die Arten, welche heute die Flora Schlesiens bilden, bewohnen nicht gleichlange dieses Gebiet, sondern stammen aus sehr verschiedenen Zeiträumen, deren Anfang man in vor- historische Epochen zurückzusetzen, am zweckmäßigsten von der Zeit des Diluviums in Be- tracht zu ziehen hat. Die Pflanzen der während des Diluvialmeeres bereits über Wasser gehobenen Hochländer befinden sich zum größten Theil noch heute auf diesem Terrain; es sind dies unsere Alpen- und Vorgebirgspflanzen (die Arten der Regionen II und III von Wimmer); wir können dieselben vom obigen Gesichtspunkte aus als die ursprüngliche Flora Schlesiens betrachten, obwohl auch sie vielleicht, in noch früherer Vorzeit, und zwar theils aus Skandinavien, theils aus den westlichen, theils aus den östlichen Alpen, Karpathen u. s. w. ausgewandert sein mögen; Gründe, welche uns nöthigten, das schlesische Gebirge selbst als Schöpfungscentrum ein- zelner Arten anzusehen, sind nicht vorhanden. Als das Diluvialmeer sich zurückzog, wurden zuerst die heutigen diluvialen Hügel und Land- rücken entblößt und bildeten Inseln, Sandbänke, Dünenzüge und dergl., welche ihre Vege- tation von dem benachbarten Rande des Hochlandes erhielten; daher stimmt unsere Diluvialhügel-Flora wesentlich mit der montanen überein. Die eigentliche Tiefebene wurde zuletzt trocken gelegt; ihre Flora ist eine Mischlingsflora aus verschiedenen Elementen, die aus verschiedenen Ausgangspunkten eingewandert sind, ein Theil von dem benachbarten Hochlande herabsteigend, andere, und zwar der größere Theil, von der Ferne von Ost, West, Süd und Nord her Schritt für Schritt so weit sich ausbreitend, als Klima und Bodenbeschaffenheit sie vor anderen Arten begünstigte. Ein Theil dieser späteren Einwanderer ist dann wieder aus den Tiefen aufsteigend in die Hoch- länder eingedrungen; die meisten finden sich nur in der Ebene. Ein großer Theil dieser für das Tiefland charakteristischen Arten sind Sumpf- und Wasserpflanzen, so wie Unkräuter, Ruderalpflanzen und überhaupt Gewächse des kultivirten Terrains, die im Laufe der Ge- schichte zu uns gekommen sind. Gegenwärtig ist unsere Fora zu einer gewissen Stetigkeit gelangt, indem, namentlich aus Osten her, die Arten, die bei uns überhaupt fortkommen können, schon seit längerer oder kürzerer Zeit eingewandert sind, während aus Amerika sich noch fortdauernd neue Arten einbürgern. Auf der anderen Seite verändert sich die Flora stetig durch Aussterben ein- zelner seltenerer Arten. Eine Trennung der Pflanzen in einheimische und naturalisirte oder 126 , verwilderte läßt sich für die Ebene nur insofern rechtfertigen, als die ersteren eben nur solche Arten in sich begreifen, von denen wir das Datum ihrer Einwanderung nicht kennen. Es ist mit den Pflanzen, wie mit der Bevölkerung, wo auch die herrschenden Volksstämme eines Landes sich einzelnen späteren Einwanderern gegenüber für ursprünglich einheimisch betrachten, wobei sie freilich vergessen, daß auch sie vor einer größeren oder kleineren Zahl von Jahrhunderten aus Osten eingewandert sind. 8) Eine nothwendige Vorarbeit für die Erledigung der Specialfragen über die Urheimath der schlesischen Pflanzen muß noch geliefert werden; einerseits in einer genauen Feststellung des Areals, welches jede unserer Pflanzen auf der Erde bewohnt, mit besonderer Be- rücksichtigung der Vegetationslinien; andererseits speciell in der vollständigen und genauen Ermittelung des Areals, welches jede Pflanzenart in unserer Provinz einnimmt, so daß daraus nicht nur alle Punkte sich ersehen lassen, wo dieselbe bei uns wächst, sondern auch diejenigen, wo sie nicht wächst. Bericht des Conservators der naturhistorischen Sammlungen Dr. Milde über die Verwaltung des Henschel’schen Herbarium im Jahre 1860. Im verflossenen Jahre wurde die vollständige Anordnung des gesammten phanerogamischen und kryptogamischen Herbars zu Ende geführt, und zwar zunächst die Flechten nach Körber’s Werk über die Flechten Deutschlands und dann die sehr umfangreiche Sammlung von Pilzen nach Rabenhorst’s Handbuch der kryptogamischen Gewächse Deutschlands angeordnet und mit Etiquetten versehen; auch mit dem Anlegen von Catalogen über die einzelnen Classen der Kryptogamen wurde begonnen, um das Auffinden der etwa gewünschten Arten zu erleichtern. — Nachdem durch Beschluß des Präsidium vom 6. März 1860 die Mittel bewilligt worden sind, um durch Vergiftung der Pflanzen mit Sublimat ihrer Zerstörung durch Inseceten Einhalt zu thun, und die Erhaltung dieser werthvollen Sammlung für alle Zukunft möglichst sicher zu stellen, so ist Herr Pharmazeut Ilgner vom 12. April bis 1. October mit der Sublimatisirung nach dem im königl. Berliner Herbarium angewendeten Verfahren beschäftigt gewesen. Es sind während dieses Zeit- raums ca. 24,400 Nummern in 204 Arbeitsstunden präparirt worden, und haben sich die Gesammt- kosten pro Nummer auf 1 Pfennig herausgestellt. Bis jetzt sind folgende Familien sublimatisirt worden: @Gnetaceae, Piperitae, Aquaticae Endl., Amentaceae, Salicineae, Laurineae, Proteaceae, Plantagineae, Plumbagineae, Valerianeae, Dipsaceae, Compositae, Orobancheae, Crassulaceae, Sarifrageae, Umbelliferae, Ranunculaceae, Papaveraceae, Cruciferae, Capparideae, Resedaceae, Cucurbitaceae, Begoniaceae, Rosaceae, Papilionaceae. | Hierzu sind noch vom 12. März bis 7. April 1861 hinzugekommen: Palmae, Asperifoliaceae, Labiatae, Myristicaceae, Magnoliaceae, Dilleniaceae. Bei Gelegenheit dieser Arbeit hat sich eine allgemeine Schätzung der in dem Herbarium ent- haltenen Zahl der Nummern bewerkstelligen lassen, von der wir zur Beurtheilung des Reichthums der Sammlung einige Ermittelungen beifügen: Ranuneulaceae ca. 300, Crueiferae ca. 2000, Ro- saceae ca. 1200, Labiatae ca. 2200, Papilionaceae ca. 2600, Compositae ca. 7000 Nummern etc. Das ganze Henschel’sche Herbarium enthält nach dieser Schätzung ca. 60,000 Nummern von Phanerogamen, wozu noch ca. 40,000 Nummern an Kryptogamen, Dubletten und Silesiacis kommen. Nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden Geldmittel soll die Sublimatisation, die durch die Kunst-Ausstellung gegenwärtig unterbrochen ist, später wieder fortgesetzt werden. 127 Bericht über die Verwaltung des botanischen Lesevereins im Jahre 1860 Buchhändler E. Trewendt. Laut Verwaltungsbericht für 1859 umfaßte der botanische Leseverein bis Ende genannten Jahres 15 Mitglieder; neu hinzugetreten sind im Laufe des vorigen 4 Mitglieder, ferner mit Anfang dieses Jahres 1 Mitglied, so daß die augenblicklich bestehende Gesammtanzahl sich auf 20 Leser beläuft. Die Beiträge von 15 Lesern und ein von dem Präsidium der Gesellschaft geneigtest bewilligter Zu- schuß von 25 Thlr. bildeten die dem Verein zur Verfügung stehenden Mittel. 34 verschiedene literarische Piecen, von denen 19 für den botanischen Leseverein neu ange- schafft, 15 dagegen von Herrn Professor Dr. Cohn und der schlesischen Gesellschaft geliehen wur- den, sind in Umlauf gewesen und zwar: 1) Flora für 1860; 2) Botanische Zeitung für 1860; 3) Pringsheim, Jahrbücher für wissen- - schaftliche Botanik, II., 2. und 3. Heft; 4) Böhm, Beiträge zur Kenntniß des Chlorophylis, — Einfluß der Sonnenstrahlen auf die Chlorophylibildung, — physiologische Untersuchungen über blaue Passiflorabeeren; 5) Fürnrohr, Schiller und die Pflanzenwelt; — Treviranus, Ver- kümmern der Blumenkrone, — Lorenz, Moore aus den Salzburger Alpen, — Hochmoore in Oberösterreich etc.; 6) Sanio, über die in der Rinde dicotyler Holzgewächse vorkom- menden Niederschläge von chlorsaurem Kalk; 7) Verhandlungen des botanischen Vereins für die Provinz Brandenburg, 1. Heft; 8) Schacht, zur Kenntniß der Wisnea Mocanera Linn. fil.; 9) Klotzsch, die Aristolochiaceae des Berliner Herbariums; 10) Lachmann, die Jah- reszeiten in ihren klimatischen und thermischen Begrenzungen; 11) Schenk, über Partheno- genesis im Pflanzenreiche, — Fritsch, Einfluß der Lufttemperatur, — Prillieux, des graines bulbiformes, — Lorenz, die Quellen des Liburnischen Karstes; 12) Normann, quelques observations de morphologie vegetale; 13) Nägeli, Beiträge zur wissenschaftlichen Botanik, 2. Heft; 14) 15) 16) Darwin, über die Entstehung der Arten im Thier- und Pflanzenreich etc.; 17) Mettenius, 2 Abhandlungen: 1) Beiträge zur Anatomie der Cycadeen, 2) über Seitenknospen bei Farnen; 18) Auerswald, Anleitung zum rativnellen Botanisiren; 19) Engelmann, generis cuscutae species etc., latine vertit Dr. Ascherson; 20) Unger, 1) die versunkene Insel Atlantis, 2) die physiologische Bedeutung der Pflanzencultur; 21) Oesterreichische botanische Zeitschrift, redigirt von Dr. Skofitz, IX. Jahrgang 1859 Nr. 1 — 12; 22) Archiv des Vereins der Freunde der Natur- geschichte in Mecklenburg, herausgegeben von E. Boll, 14. Jahrgang 1860; 23) Irmisch, Beiträge zur Morphologie der monokotylischen Gewächse, }. Heft: Amaryllideen; 24) Karsten, das Geschlechtsleben der Pflanzen und die Parthenogenesis; 25) 26) 27) Müller, der Pflanzenstaat, Lief. 1, 2, 3; 28) Unger, die physiologische Bedeutung der Pflanzencultur; 29) Verhandlungen der k. k. zoolog. botanischen Gesellschaft in Wien, Jahrgang 1859; 30) Röper, vorgefaßte botanische Meinungen; 31) Lorentz, Beiträge zur Biologie und Geo- graphie der Laubmoose; 32) Wagner, malerische Botanik, I. Band; 33) Bayrhoffer, Ent- wickelung und Befruchtung der Cladoniaceen. ragen ie . 2 : 2 ee wer en ron Bee Ye tt BIETE Br r Zune ee B Ah ab gb ? ne ir a z t a Kan ie EN, DAN v il & a er Ds DEE ZEL AHinikl A nr “HERE BEDLTTN MR nal I Ann ned rel vn Ho Paghie will va a ee. #5 „use il. Bedau re outer Bi & Mixe sl) Mintena 2 as re au; eh, Er! y rn GAyemf vr. 2 dot A IT RE FFUROTOTID TE Pas } ut are — u ei er er en ER 6 ee ln, ui aozealbnirkın In (7: BR BE wid. ira ee Atari hr inne: Mela ln u ae. yonäheh anle, i m iR. Wehe erg Pt nn Peer a a wa le 4 BP. "EDER; ob An Re tee een se alu - Far PN ‚Ahr kr re (Eklat zehn pa rn = ira ei ht are Anh, » Yulı (& Kapnlany dern: sagten’ ur Aha Ar engagtinddd Er on au berieieroh nein tgien sone ! Apnkshik ı.. Weg Bi re OR pw m sa ah ee Alm nam ah ea, ia “ab AU% EL © le ‚nthh BERN 91) ER uhr , ELE ae alien er gel a ach BRUT LE," 92, 05 u ke N: a0 Br ER N ade Au ab Te | APP ON 8 N u Ku ae OT nr ih per en een Te a ’ Plefitde ea Su ar; Pet BT Bor gm N x f ee RE EEE 7 Zu Abs ar ae ee Bee 7 N. er pi EEE RAR IE Bericht über die Thätigkeit der entomologischen Section im Jahre 1860, Dr. W. &. Schneider, zeitigem Secretair derselben. h. den 8 Versammlungen der Section in dem Jahre 1860 wurden folgende Vorträge gehalten: I. Coleoptera. Der Secretair zeigte einige merkwürdige, höchst selten vorkommende Deformitäten an Käfern vor, und zwar: 1. Adimonia Tanaceti Linne, ein Exemplar aus der Breslauer Umgegend, bei welchem das 5. Glied des linken Fühlers becherförmig erweitert ist; aus diesem entspringt zunächst die Fort- setzung des übrigen Fühlers mit 6 normalen Gliedern, und außerdem noch ein kürzerer Nebenfühler, aus nur 4 Gliedern bestehend, deren letztes dünn und spitzig ist; das Ganze hat demnach das An- sehen eines kurz vor der Mitte ungleich gegabelten Fühlers. 2. Agonum sexpunetatum Fabr., aus der Umgegend von Ratibor; an diesem Exemplar ent- springt kurz vor dem Ende des rechten Hinterschenkels aus demselben ein zweiter, etwas kürzerer Schenkel mit vollständigem Schienbein und Tarsengliedern. 3. Carabus nitens Linne. An einem Exemplar aus dem Riesengebirge sind die 3 Längsrippen der Flügeldecken sehr oft unterbrochen, so daß die Flügeldecken dadurch ein vollständig gitterartiges Ansehen erhalten. Ferner machte Derselbe Mittheilung über eine für Schlesien neue, von ihm gefundene Art, so wie über einige theils überhaupt, theils um Breslau seltenere, zum Theil mehr zufällig vorkom- mende. Die von Demselben zum ersten Male in Schlesien gefundene, im Ganzen seltene Art ist: 17 130 Pelecotoma fennica Payk., welche von Demselben bereits im Jahre 1859 in Marienau bei Breslau Ende Juni an einer alten Weide umherlaufend, in einem ansehnlichen weiblichen Exemplar beobachtet und erbeutet wurde. Im folgenden Jahre fand auch Herr Staatsanwalt Pfeil diese Art in wenigen Exemplaren bei Groß-Glogau zu gleicher Zeit an alten Pappeln unter gleichen Umständen, wie ich sie an meinem Exemplar beobachtete, worüber dessen Mittheilungen in der Stettiner Ento- molog. Zeitung, Jahrg. 1860, pag. 412 nachzulesen. An in Schlesien selteneren Käfern wurden von Demselben vorgezeigt: 1. Pteroloma Forstroemii Gyll. aus dem Melzergrunde im Riesengebirge, im Juni und wieder im September von Herrn Kreisrichter Klette in Schmiedeberg, einem eifrigen Durchforscher des Riesengebirges, gefunden und mir mitgetheilt; kommt auch an anderen Bächen des Riesengebirges, doch stets über 2000 Fuß Meereshöhe vor. Bis jetzt ist es noch nicht gelungen, die ersten Stände dieser sehr interessanten Art zu entdecken. 2. Geotrupes Typhoeus Linne, ein Männchen dieser, sonst nur in Oberschlesien vorkommen- den Art wurde Mitte Juni des Abends schwärmend am Weidendanım bei Breslau gefangen. 3. Chalcophora Mariana Linne wurde Mitte April in einem Exemplare, welches sich wahr- scheinlich von den Holzplätzen vor dem Ohlauer Thore nach der Stadt verflogen hatte, in einem Hause der inneren Stadt gefangen. 4. Anthocomus sanguinolentus Fabr., eine in Schlesien überhaupt sehr seltene Art, wurde im August in einer sogenannten Käferfalle zu Kleinburg bei Breslau gefangen. 5. Lina 20-punetata Scop. wurde in einem Exemplare Ende März bei Breslau, und in einem Pärchen Mitte Juli zu Bad Reinerz an Weidengebüsch gefunden. Ferner sprach Derselbe über die schlesischen Arten der Rüsselkäfer-Gattung Plinthus Germ., von welcher bis jetzt nur 2 Arten in Schlesien beobachtet worden sind, und zwar: P. Tischeri Germ. und Sturmii Germ., beide nur in den subalpinen Regionen unserer Gebirge vorkommend. In den meisten Sammlungen wird gewöhnlich die häufigere, auf den Hochgebirgen Schlesiens und Tyrols vorkommende Art, Pl. Tischeri Germ., als Pl. Megerlei Panz. bezeichnet, welcher letztere jedoch, sehr selten und wenig gekannt, gewiß nur in sehr wenigen Sammlungen ächt vorhanden ist und bis jetzt in Schlesien noch nicht beobachtet wurde. 1, Pl. Tischeri Germ., von Germar aufgestellt und in seinen /nseetorum species, pag. 328, Nr. 467 beschrieben, ist stets etwas kleiner als P/. Megerlei Panz., 4— 43 lang; der Körper graugelb behaart; die erhabenen Zwischenräume zwischen den Punktreihen der Flügeldecken sind gekörnt. Der Rüssel zeigt bei stark abgeriebenen Exemplaren außer der stark erhabenen Mittellinie noch 2 sehr deutliche Seitenlinien jederseits, welche bei frischen Stücken, und zwar namentlich die äußerste derselben, wegen der Beschuppung weniger deutlich hervortreten. Die Hinterschenkel sind nicht gezahnt. Bei Pl. Megerlei dagegen sind auch die Hinterschenkel deutlich gezahnt; der Körper ist mit rostrothen und gelben Schüppchen bekleidet; der Rüssel zeigt nur eine stark erhabene Mittellinie, neben welcher jedoch nach Schönherr noch beiderseits eine kürzere, seichtere Linie sich befin- den soll. Die Zwischenräume der nicht allzu tiefen Punktreihen auf den Flügeldecken sind nicht gekörnt. Da die Schönherr’schen Beschreibungen, wenn auch mitunter weitläufig, doch die charakteristi- schen Merkmale nicht scharf genug hervorheben, so ist eine ungenaue Bestimmung leicht möglich und wohl zu entschuldigen. 151 Da sich Pl. Tischeri meist unter Steinen aufhält, so reibt sich die Beschuppung und Behaa- rung des Körpers sehr ab; daher haben ältere, und namentlich überwinterte Exemplare ein verän- dertes Ansehen, indem nur noch die pechschwarze Grundfarbe des Körpers hervortritt. Diese letztere Form soll Pl. Schmidtii Sturm (Catalog der Käfersamml. 1843, Pag. 201, Nr. 2) sein, ist jedoch meines Wissens nirgends beschrieben. 2. Pl. Sturmii Germ. (Insect. spec., pag. 330, Nr. 469) ist kleiner als I. Tischeri, braun oder schwarzbraun gefärbt, mit kurzen, feinen, gelben Schüppchen sparsam besetzt. Der Rüssel ist runzlig punktirt, mit einer schwach erhabenen Mittellinie; das Halsschild mit tiefen grübchenartigen Punkten, in deren jedem eine kurze gelbe Borste steht; mitten verläuft eine ziemlich erhabene Mit- tellinie, die jedoch vor dem Hinterrande verschwindet. Die Flügeldecken sind mit sehr großen tiefen Punktreihen versehen, deren abwechselnde Zwischenräume etwas erhaben und mit stumpfen Körnchen besetzt sind. Alle Schenkel sind deutlich gezahnt. Diese, durch die angegebenen Merkmale von der vorigen und allen übrigen leicht zu unter- scheidende Art ist viel seltener als jene und ebenfalls nur auf den höheren Gebirgskämmen der Sudeten, meist unter Steinen, zu finden, von mir auch bei Johannesbad im böhmischen Riesengebirge gesammelt. Durch Abreibung tritt auch bei dieser Art die schwärzliche Grundfarbe des Körpers hervor. Ferner hielt Derselbe einen Vortrag über die von den Herren Dr. Wocke und Staudinger auf ihrer Reise durch Norwegen, namentlich bei Bossekop und Altengaard gesammelten Coleoptera; da jedoch die Untersuchungen wegen neuerdings erhaltener Nachträge noch nicht abgeschlossen sind, so können die Mittheilungen über diese Reiseergebnisse erst im nächsten Jahrgange erfolgen. Schließlich machte Derselbe noch Mittheilungen über die während der 35. Versammlung der Naturforscher und Aerzte zu Königsberg in Ostpreußen gehaltenen interessanten entomologischen Vorträge, wie z. B.: }) Des Herrn Oberlehrer Elditt über Poduriden, namentlich über das warzige Organ auf der Bauchseite dieser Thiere, welches nach des Vortragenden Untersuchungen als Haftorgan dient; interessant waren die Sammlung dieser zwischen Glasplatten präparirten Thiere, so wie eine Anzahl fossiler, in Bernstein eingeschlossener Arten dieser Familie. 2) Der Vortrag des Herrn Director Loew aus Meseritz über den Bernstein und speciell über die Dipterenfauna desselben, ihren klimatischen und localen Charakter, über ihr Verhältniß zur fossilen Dipterenfauna von Aix, Solenhofen und Radoboj, so wie ihr Verhältniß zur Dipteren- fauna der Jetztzeit. Das bisherige Resultat der Beobachtungen über namhaft gemachte Gat- tungen geht dahin, daß unter den bis jetzt von Aix, Solenhofen und Radoboj bekannten Dipteren keine Gattung vorkommt, die nicht auch im Bernstein gefunden worden ist, während sich bei sorgfältigster Vergleichung der Dipteren in Bernstein mit den fossilen Dipteren von jenen 3 Localitäten sich eine specifische Identität nicht nachweisen ließ. 3) Herr Dr. G. Kraatz sprach über die europäischen Lucanus-Arten und wies nach, daß die meisten der von den Autoren aufgestellten Arten als Varietäten von nur 4 charakteristischen wirklichen Arten anzusehen sind, und stellte als selbstständige Art den ZL. orientalis auf, welcher nebst L. Cervus L., L. tetraodon Thunbg. und L. Barbarossa Fabr. die Reihe der europäischen Arten bildet, Eine specielle Auseinandersetzung der besprochenen Arten und Varietäten findet sich in der Berliner entomolog. Zeitschrift 4. Jahrg. (1860) pag. 68-75 und pag. 265—275. 17* 132 4) Herr Professor v. Siebold hielt einen Vortrag über die seltene und sehr merkwürdige Larve von Leptis Vermileo, die er aus der Botzener Gegend erhalten und deren Lebensweise und Verwandlungsgeschichte er genau zu beobachten Gelegenheit hatte. 1. Lepidoptera. Herr Dr. Wocke machte Mittheilungen über einige für die schlesische Fauna neue Arten: Agrotis Sobrina Boisd. Ein frisches Männchen, Ende August vorigen Jahres bei Obernigk gefangen. Coleophora Vitisella Gregson. Der Sack an Vaceinium Vitis Idaea im Herbst und ersten Frühjahr im Waldenburger Gebirge mehrfach gefunden und erzogen. Coleophora Ledi Staint. Die Säcke am 1. April bei Riemberg an Ledum palustre gesam- melt. Die Falter Anfang Mai. Diese stimmen mit Stainton’s Beschreibung (the natural history of the tineina vol. V, pag. 210, tab. XVI, fig. 3) und Abbildung vollkommen überein, weniger da- gegen der Sack, der bei allen meinen (circa 50) Raupen gleich geformt war. Er ist hellrostfarben, nach dem hinteren Ende zu gekrümmt, quergerunzelt und in seiner Mitte mit quergelegten Stückchen der unteren Blatthaut der Futterpflanze bekleidet, die gewöhnlich ebenso lang als der Sack selbst, diesem ein eigenthümliches kreuzartiges Ansehen geben. Stainton’s Abbildung des Sackes zeigt diesen nicht hinten, sondern vorn gekrümmt, ziemlich dunkel braun, ohne Anhängsel, die jedoch nach dem Text häufig vorkommen sollen. Ob nun hier vielleicht zwei nahe verwandte Arten vor- liegen, oder ob die verschiedene Futterpflanze (Stainton führt noch Linde, Cornus und Viburnum opulus als Nahrung an) den Sack so sehr zu ändern im Stande sei, wage ich aus Mangel an Ma- terial für jetzt noch nicht zu entscheiden. Lyonetia Ledi Wk. An gleichem Orte und an demselben Tage mit den Raupen der vorigen Art sammelte ich auch einige überwinterte, aber noch ziemlich gut erhaltene Falter dieser erst im vorjährigen Berichte von mir aufgestellten Art. Sie gehören zur Var. a mit silberweißen Vorder- flügeln ohne Zeichnungen vor der Flügelspitze. Nepticula Rubivora n. sp. Alis ant. yrossiuscule squamatis nigris, fascia media argentea nitidissima parum obliqua, cupillis nigris, conchulis flavescentibus. Ezxpans. alar. c. 4 millim. Hat einige Aehnlichkeit mit Angulifasciella und Agrimoniella, von denen sie sich aber leicht durch den tief schwarzen Kopf unterscheiden läßt. Von den übrigen auf Rubus lebenden Arten trennt sie sich durch die rein silberne Binde und die grobschuppigen, weder violett noch goldig tingirten Vor- derflügel. Größe etwas unter Angulifasciella, mein größtes 2 mißt von einer Flügelspitze zur anderen etwas über, das kleinste 5' wenig unter 4 Millimeter. Der Körper ist im Verhältniß zur Länge der Flügel sehr robust gebaut. Kopfhaare schwarz, Gesicht blaßgelblich, Fühler hellgelblichgrau, nach der Spitze zu gebräunt, Muschel auf der Oberseite glänzend weißlich, unterseits hellgelb. Rücken schwarz, Beine braungrau mit hellgelben Tarsen. Die Vorderflügel sind ziemlich grobschuppig, tiefschwarz, gegen die Flügelspitze mit einigen eingestreuten weißlichen Schüppchen. Der Saum ist durch eine Bogenlinie schwarzer Schuppen begrenzt; Franzen weißlich. In der Mitte der Vor- derflügel liegt die meist etwas nach außen convexe Silberbinde, die ein wenig schief gerichtet ist, indem sie am Vorderrande etwas weiter nach innen endet als am Innenrande. Hinterflügel dunkel- grau mit gleichen Franzen. Unterseite der Vorderflügel schwärzlich mit hellgrauen Franzen. Hin- terflügel wenig heller als auf der Oberseite. 133 Die Raupe bewohnt die Blätter von Rubus caesius an feuchten schattigen Plätzen in der Nähe der Oderufer bei Breslau. Ihre Mine ist unregelmäßig und so vielfach verschlungen, daß ihre Rich- tung oft gar nicht deutlich zu erkennen ist und sie einen großen schmutziggelblichen Fleck darstellt, in dem einzelne Inselchen des unversehrten Blattgrüns stehen. Die Farbe der Raupe ist hellgrau- grün, der Kopf blaßbraun. Die Erscheinungszeit der Raupe, von der ich nur eine Generation be- obachtete, ist eine sehr späte, von Ende September bis Ende October. Das Cocon ist dunkelbraun, von ovaler Form und wenig gewölbt. Den Falter habe ich noch nicht im Freien gefunden, im warmen Zimmer, in das ich die Puppen Anfang Februar brachte, kamen mir die Schmetterlinge erst gegen Ende April aus. Ferner hielt Derselbe einen Vortrag über die während eines fast viermonatlichen Aufenthaltes in Norwegen von ihm beobachteten Lepidoptera. Da der ausführliche Bericht über diese Reise in der Stettiner entomologischen Zeitung veröffent- licht werden wird (die Macrolepidoptera von Dr. Staudinger, die Microlepidoptera von mir), so gebe ich hier nur eine Uebersicht derjenigen schlesischen Falter, die mir auch in Norwegen vorkamen, und von denen hier viele ihre Nordgrenze erreichen. Melitaca Athalia Bork. Ein Exemplar von Kautokeino (69%). Aryynnis Selene SV. Bei Bossekop (70°) so gemein wie bei uns, in der Regel dunkler ge- färbt als die schlesischen Exemplare. Arg. Euphrosyne L. Um Bossekop nicht selten, in der dem hohen Norden eigenthümlichen Form Fingal Herbst. Arg. Pales SV. Um Bossekop sowohl im Thale als auf den Gebirgen bis 2000°. Auf dem Dovrefjeld. In Uebergängen von der reinen Pales zu den Var. Chariclea Boisd. und Arsilache Hb. Vanessa Urticae L. Bei Bossekop im Mai in überwinterten Exemplaren. Im Juli die Raupen, die, viel schwärzer als bei uns, den der Var. /chnusa ähnlich sehen. Die erzogenen Falter greller gefärbt und mit größeren schwarzen Flecken als bei uns. Erebia Medusa SV. Schmetterling und Raupe bei Bossekop, auch von Kautokeino. Abwei- chend von der schlesischen Medusa durch Kleinheit und eine Binde auf der Unterseite der Hinterflügel. Er. Ligea L. Bei Bodoe (etwas über 67°) nahe an der Küste. Pieris Napi Var. Bryoniae. In den Thälern um Bossekop, nicht verschieden von den Exem- plaren aus den Alpen. 'olias Palaeno L. PBossekop und Kautokeino, größer als die schlesische, die Männer bleicher gelb. Lycaena Argus L. Bossekop im Juli häufig. Kleiner, die Männchen reiner blau, die Weib- chen meist oberseits blau bestäubt. Lye. Optilete F. Bei Bossekop Raupe und Falter. Kleiner als in Schlesien, sonst nicht ab- weichend. Polyommatus Chryseis. Bei Bossekop im Thale selten. Die Var. Stiberi. Pol. Phlaeas L. Bossekop am Altenflusse häufig, er gleicht unserer Frühlingsgeneration. Hesperia Comma L. Bei Bossekop gefangen und erzogen. Kleiner und namentlich unterseits schärfer gezeichnet als bei uns. Psyche Opacella HS. Bossekop, nur leere Säcke gefunden. Saturnia Carpini SV. Auf dem Dovrefjeld im August Raupen, die von den schlesischen sehr abweichen, sie sind ganz schwarz, nur die Warzen grünlich, Nudaria Mundana L. Bei Bergen im Mai einige Raupen. Euprepia Plantaginis L. Bei Bossekop nicht selten. Sowohl weiße als gelbe Männchen, wie in Schlesien. 134 Eup. Caja L. Raupen im Frühjahr bei Bodoe (67°). Die Falter haben ein etwas dunkleres Roth der Hinterflügel, sonst wie die deutschen, Eup. Fuliginosa L. Selten bei Bossekop und auf dem Dovre. Die Hinterflügel sind mit Aus- nahme des Innenrandes und der Hinterrandfranzen ganz schwarz. Harpyia Vinula L. Nur bei Trondhjem einige leere Gespinnste. Aecronycta Menyanthidis View. Nur ein Exemplar bei Bossekop gefunden, das viel dunkler gefärbt ist als die schlesischen. Agrotis Conflua Tr. Um Bossekop auf den Tor#nooren gemein. Nur im Thale. Charaeas Graminis L. Bossekop auf Wiesen nicht selten, Mamestra Glauca Hb. Einige Raupen auf dem Dovre. Mam. Dentina SV. Kleiner und dunkler als die schlesischen. War bei Bossekop nicht selten. Hyppa Rectilinea Esp. Selten im Altenthale bei Bossekop. Cleoceris Viminalis F. Nur ein Exemplar bei Bodoe. Es ist sehr groß und dunkel gefärbt. Anarta Cordigera Thunb. Bei Bossekop im Thale wie auf den Bergen bis 2000‘. Auf dem Dovre 3000‘ hoch. Brephos Parthenias L. Bei Bodoe und Bossekop selten. Nicht abweichend von den schle- sischen Exemplaren. Acidalia Commutata Fr. Gemein bei Bossekop im Thale. Macaria Liturata L. Sehr selten bei Bossekop. Sie wird wohl mit 70° ihre Nordgrenze erreicht haben. Biston Hirtarius L. Nur bei Trondhjem einige Exemplare Mitte Mai. Gnophos Mendicaria HS. Bei Bossekop häufig im Kieferwald bis nahe an der Küste. Fidonia Carbonaria L. Bei Bossekop. Kleiner als die deutschen Exemplare. Thamnonoma Brunneata Thunb. Sehr selten bei Bossekop. Phasiane Clathrata L. Selten bei Bossekop. Diese, so wie die vorige werden den 70. Grad wohl nicht überschreiten. Anaitis Sororiata Hb. Auf den Torfsümpfen bei Bossekop, Tromsoe (69°), Bodoe, auf dem Dovrefjeld bis über 3000’. Größer und bleicher als in Norddeutschland. Lobophora Lobulata Hb. Fand ich nicht nördlicher als bei Trondhjem. Lygris Populata SV. Häufig um Bossekop; auch bei Hammerfaest. Dunkler als gewöhnlich bei uns, aber nicht so dunkel als auf den Kämmen des Riesengebirges und Altvaters. L. Achatinata Hb. Nur bei Bodoe beobachtet. Cidaria Variata SV. Var. Obeliscata Hb. Geht so weit nördlich als die Kiefer. Bei Bosse- kop war sie nicht selten, die Exemplare den deutschen ganz gleich. Cid. Miata L. (Coraeiata Tr.). Nur bis Trondhjem bemerkt. Dort im August und im Früh- jahr nicht selten. Cid. Truncata Hufo. Nicht selten bei Bossekop. Cid. Didymata L. Bei Bodoe. Kleiner und düsterer gefärbt als in Schlesien. Cid. Incursata Hb. (Decrepitaria Zeit. Disceptaria FR.). Bei Bossekop gemein. Kleiner und lebhafter gezeichnet als die schlesischen, Cid. Fluctuata L. Bei Bossekop sehr selten. Cid. Montanata SV. Bei Bossekop gemein. Viel kleiner und bleicher als in Schlesien. Cid. Ferrugata L. Cid. Propugnata SV. Cid. Dilutata SV. So weit die Birke reicht häufig. Cid. Caesiata SV. Scheint in ganz Norwegen sehr gemein zu sein. Bei Hammerfaest fing ich auch ein Paar der Var. Flavieinetata Hb. Cid. Luctuata SV. Selten bei Bossekop. Dunkler und kleiner als in Schlesien. Bei Bossekop nicht häufig. 135 Cid. Hastata L. und Var, Hastulata Hb. Sehr häufig um Bossekop. Cid. Affinitaria Wood. Selten im Thale des Altenflusses. Cid. Blandiata SV. Selten Cid. Minorata Tr. Gemein Cid. Albulata SV. Gemein Cid. Elutata SV. Nicht häufig Eupithecia Sobrinata Hb. Selten bei Bodoe. Eup. Arceuthata Fr. Eup. Satyrata Hb. Selten bei Bossekop. Eup. Pygmaeata Hb. Botys Octomaculata L. Nur ein Exemplar bei Bossekop. Bot. Porphyralis SV., Decrepitalis FR., Crambus Dumetellus Hb., Ericellus Hb., Margari- tellus Hb., Maculalis Zeit. (Cacuminellus Zeller), Perlellus Var. Warringtonellus St. Sämmtlich um Bossekop, letzterer auch bei Hammerfaest, 703°. Eudorea Centuriella SV., Murana Curt und Sudetica Zell bei Bossekop im Thale, letztere bei Hammerfaest dicht am Strande häufig. Nicht von den schlesischen abweichend. Pempelia Fusca Hw., Nephopt. Abietella SV., Myelois Tetricella SV. Bei Bossekop im Thale. Von Wicklern wurden folgende schlesische Arten gefunden: Teras Effractana Froel. bei Bodoe; Maccana Tr. und Ferrugana SV. bei Bossekop, letztere auch auf dem Dovre; Aspersana bei Bodoe; Tortrix Rubicundana HS., Adjunctana Tr., Viburnana SV., Ministrana L., Sciap. Pra- tana Hb., Penziana Hb. bei Bossekop; Sc. Wahlbomiana L. bei Bodoe; Conchylis Rutilana Hb.; Dubitana Hb. bei Bossekop; Retinia Posticana Zeit. auch bei Bossekop. Diese Art kommt auch in Schlesien vor und zwar bei Breslau an Pinus silvestris und auf den Seefeldern bei Reinerz, wo ich sie Mitte Juni fing. Außerdem besitze ich von ihr Exemplare aus Hannover und den Steyer- schen Alpen. Penthina Betulaetana Hw., Dimidiana Sod., Sauciana Hb., Lediana L., Arbutella Fab., Palustrana Z., Lacunana SV., Metallicana Hb., Bipunetana F., Schulziana F. um Bossekop, letzttere auch bei Hammerlaest. Die Grapholithen: Ravulana HS. bei Bossekop; Penkleriana SV. und Parmatana Hb. bei Bodoe; Frutetana Hb., Aspidiscana Hb., Interruptana HS., Coniferana Ratz., Augustana Hb., Quadrana Hb., Unguicella L., Myrtillana Tr. bei Bossekop; Dealbana Froel. bei Bodoe, und Phthoroblastis Fimbriana Hw. bei Trondhjem. Von Tineinen wurden 55, von Pterophorinen nur 2 auch in Schlesien einheimische Arten aufgefunden. bei Bossekop. * Mei Aphi „(Be Ha 1 Be 2: Reites hei Maga in a Iren. - au) er ne Be in 1. acc betr Re ee 1 0, nr Pr gehachi u Hin ea ' ‚dor Cor Din Dat ie 2 r vr j u rar dr ir Be Se 7 u; mr me RE Braige Arab ser Zi arm, Mr. Deaiien EV’ Mine ae Wa nach Sn kV ET TE ai Hair ua ei NE a a ah { RT Aal ade RETNE ilyere. Finn vi Winteb as un he Find ıi 2 Ne hi" ger ind HN wre ms wre, " Drsjitene. 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Bun, (Te nn 2 nr bir Mia ea Wen Br a en 2 are Selten. bei. Bone: - Dakiuu‘ I IV, Bericht über die Sitzungen der medicinischen Section im Jahre 1860, erstattet von dem Privatdocenten Dr. Hermann Aubert, Secretair der Section. D: Bericht vom ersten Quartal 1860 befindet sich in dem Jahresberichte für 1859 und enthält Folgendes: 1) Vortrag des Herrn Professor Rühle über Laryngoskopie; 2) Vortrag des Herrn Dr. Auerbach über Muskelcontractionen durch mechanische Reizung am lebenden Menschen (nebst einem Nachtrage); 3) Vortrag des Herrn Professor Lebert über acuten Gelenkrheumatismus. (Dieser Vortrag bildet ein kurzes Resume des zum 60jährigen Doctorjubiläum des Herrn Geh. Sanitätsrathes Dr. Kroker im Namen der Gesellschaft und Section verfaßten Werkes: ‚Klinik des acuten Gelenkrheumatismus von Hermann Lebert, Professor der medicinischen Klinik in Breslau“.) Vierte Sitzung am 30, März. Herr Professor Heidenhain stellt den jetzigen Stand der Frage ‚über das Vorkommen und die Bildung des Zuckers im thierischen Organismus“ dar; Herr Professor Lebert schließt daran einige Mittheilungen eigener Erfahrungen über das Vorkommen des Zuckers und über den Diabetes. Fünfte Sitzung am 1]. Juni. Herr Dr. Davidson spricht „über die Geschichte der anatomischen Abbildungen‘ und erläu- tert seinen Vortrag durch Vorzeigen sehr kostbarer und seltener Werke, welche der Herr Vortra- gende theils aus seiner eigenen, theils aus der hiesigen kgl. Universitäts-Bibliothek herbeigeschafft hatte. Der Vortrag enthielt die Geschichte der anatomischen Abbildungen in den ältesten Zeiten und wurde in der 8. Sitzung vom 9. Juli bis Vesal fortgesetzt. Da der Herr Vortragende noch eine weitere Fortsetzung in Aussicht gestellt hat, so werden seine ausführlichen Mittheilungen in den „Abhandlungen der Gesellschaft“ und zwar im 3. Hefte der naturwissenschaftlich-medieinischen Ab- theilung derselben für 1861 erscheinen. 18 138 Sechste Sitzung am 16. Juni. Herr Dr. Auerbach berichtet über das Buch des Hofrath Dr. Spengler: ‚Brunnenärztliche Mittheilungen über die Thermen von Ems“. Aus den verschiedenen aneinandergereihten Abhandlungen wählt der Vortragende zunächst einige zu eingehender Besprechung aus, — Zuerst bespricht derselbe die Versuche Sp. „über die Absorption in den Bädern von Ems“. Sp. nahm an 10 Tagen je ein Bad und prüfte kurz vor, so wie eine Zeit lang nach dem Bade die chemische Reaction seines Harns. Die ersten 3 Bäder von 25° R. und kurzer Dauer hatten kein Resultat; die letzten 7 Bäder von 25—28°R. und 45 —60 Min. Dauer bewirkten, daß der vor dem Bade stark saure Harn nach dem Bade immer neutral war; doch er- langte er nach einer Stunde immer seine saure Reaction wieder. Diese an sich interessanten Ver- suche können zwar nach der Ansicht des Vortragenden die Aufnahme von Alkalien in das Blut nicht stricte beweisen; denn es bleibt die Möglichkeit, daß nicht der. Alkaligehalt des ‚Harns vermehrt, sondern die Säure desselben vermindert worden wäre, etwa in Folge vermehrter saurer Hautaus- scheidungen; doch mag die erstere Annahme als näher liegend erscheinen. Unter der Voraussetzung einer Aufnahme von Alkali wirft nun der Vortragende die Frage nach der practischen Wichtigkeit dieser Absorption auf. Da nämlich der Urin immer nur für höchstens 7 Stunden neutralisirt wurde, übrigens aber im normalen Zustande kein anderes Excret Alkalien in beträchtlicher Menge dem Körper entführt, so läßt sich die Menge des aufgenommenen und durch den Harn gänzlich wieder ausgeschiedenen Alkali’s berechnen. Für 4 Stunden läßt sich als Maximum eine Quantität von 200 Gran Urin annehmen. Der Vortragende hat nun Versuche angestellt, um das entsprechende Quantum Alkali zu ermitteln, und gefunden, daß er zur Neutralisirung von 200 Gran seines stark sauren Morgenharns immer nahezu 9 Gran Natr. bicarb. brauchte, was mit Winter’s Angaben über den Maximalgehalt des Urins an freier Säure übereinstimmt. Es würden also während eines Bades im günstigsten Falle höchstens 10 Gran Na0,CO? in das Blut aufgenommen worden sein, ein Re- sultat, welches sehr winzig erscheint im Vergleich zu den Dosen der Alkalien, die eben sowohl in Form von Arzneien wie von Mineralbrunnen innerlich verbraucht zu werden pflegen, und welches also zur Erklärung der sicheren und zur Vertheidigung der zweifelhaften Heilwirkungen der Emser Bäder wenig beitragen kann. Der Vortragende bespricht sodann die von Spengler in Ems eingerichteten Inhalationscuren. Das Quellengas, d. h. CO? mit einer geringen Beimischung von N wird unter einer Glocke gesam- melt, von welcher Schläuche ausgehen, die in Mundstücke endigen. Eine Einrichtung zur Beimischung von atmosphärischer Luft ist an diesem Apparate,nicht getroffen. Vielmehr athmen die Patienten gleichzeitig Luft durch den weit geöffneten Mund oder die Nase nach eigenem Ermessen und Geschick ein, so daß über das Mischungs-Verhältaiß sich nichts feststellen läßt. Vom rationellen Standpunkte sei nicht einzusehen, wie die CO? wirken solle, da ja dieses Gas die Respirationsschleimhaut fort- während im normalen Zustand umspült, in größerer Concentration aber die Athmung sehr beeinträch- tigt und bedenkliche Zufälle und Folgezustände (Hyperämie der Lungen und des Gehirns) hervorrufen kann *). Es werde sich also darum handeln, welche therapeutischen Resultate Sp. anführen künne ? Unter 244 Fällen wählt Sp. 4 zur Mittheilung aus, nämlich 4 Fälle von Pharyngo - Laryngitis; da indeß diese 4 Patienten das Emser Wasser gleichzeitig zum Trinken, Baden, Gurgeln und Douchen benutzten, überdies nur 1 von ihnen geheilt, die anderen nur gebessert, jedenfalls aber noch heiser entlassen seien, so sei weder von empirischer, noch von ralioneller Seite eine Basis zur Empfehlung dieser Inhalationen zu finden. Aus der Abhandlung über Frauenkrankheiten hebt der Vortragende hervor, daß die Bubenquelle keine Uterusdouche, sondern nur eine Douche für die Vagina sei, und nur 26° R. habe. Außerdem *) Auch thatsächlich in solchen Inhalations-Hallen zuweilen hervorruft. 139 habe Sp. das Verdienst, neuerdings wirkliche Uterusdouchen, deren Temperatur übrigens höher (bis 33° R.) sei, doch nach Bedürfniß vermindert werden könne, eingerichtet zu haben. Hieran schloß der Vortragende eine allgemeine Charakteristik der übrigen Abhandlungen des Buches, durch hervorgehobene Einzelnheiten erläutert, unter Hinweisung auf die wichtigsten, im All- gemeinen noch so wenig erfüllten Ansprüche, welche an die balneologische Literatur der Gegenwart durchaus gemacht werden müßten. Herr Privatdocent Dr. Freund hielt einen Vortrag: Ueber einige Wochenbettsvorgänge und ihren causalen Zusammenhang. Der Vortragende leitet seinen Vortrag mit einer kurzen historischen Betrachtung der Geburts- hilfe und Frauenkrankheiten im Verhältniß zu den übrigen Disciplinen der medicinischen Wissen- schaft ein, aus welcher ersichtlich wird, wie die stiefmütterliche Behandlung dieser Zweige von den ältesten Zeiten her sich auch noch heutzutage, unter anderen auch in unserer Section durch auffal- lenden Mangel an gynäkologischen Vorträgen bemerklich mache. Die Vorgänge der Schwangerschaft, Geburt, des Wochenbettes und der Lactation im Allgemei- nen lassen sich in ihrem Steigen und Fallen als Curve darstellen. Unter diesen lassen sich die Entwickelungsvorgänge der speciellen Organe in ihren Functionen ebenfalls als Curven aufstellen. Der Uterus erfährt in den betrachteten Zeiträumen Wachsthum und Rückbildung, die in den bekannten histologischen Vorgängen begründet sind. Die Entwickelung in der ersten Zeit der Schwangerschaft ist genauer studirt. Desormeaux giebt folgende Maße an: . 3. Monat : 7 Ctm. Länge, 7 Ctm. Breite, 7 Ctm. Dicke. Bea 9 „ „ % ” „ I „ „ 6. „ : 22 „ „ 16 De 3? „ „ 9. „+ 32-37 Cim. Länge, 24 Cim. Breite, 22—-23 Ctm. Dicke. Die Größenverhältnisse nach der Geburt sind weniger genau studirt. Hier ist die Norm wegen sehr häufiger Störungen schwer zu finden. Im Allgemeinen ist der Vortragende zu folgenden Resultaten gekommen. Unmittelbar nach der Geburt steht der fundus uteri etwa 4” über der symphysis oss. pub.; zwei Stunden später etwa 6— 8” und weiterhin reicht er bis zum Nabel, ja über ihn hinaus. Nach 30—36 Stunden beginnt die Verkleinerung, die im Verlaufe des 3. Wochenbeittages bis zu 3° über der Symphysis gedeiht und nun stetig fortschreitet, so daß am 8. Tage der Fundus von den Bauchdecken aus nicht mehr wahr- nehmbar ist. Diese Volumsveränderungen des Uterus erfahren einige noch in der Breite der Norm ‚liegende Modificationen: 1) nach der Tageszeit, 2) nach dem Moment des Säugens, 3) nach der individuellen Constitution. Dieselben sind natürlich nicht in der Curve angemerkt worden. Pathologisch verändert wird die Rückbildung: 1) durch allgemeine (Blut-) Krankheiten, 2) durch Krankheiten des Uterus (Atrophie, Entzündung), 3) durch Krankheiten anderer Organe (besonders der Leber). Die Brüste, deren nervösen Connex mit den Sexualorganen schon Hippocrates gekannt hat, schließen sich den geschilderten Veränderungen am Uterus in gewisser Weise an. Vom 2. Schwan- gerschaftsmonat an entwickeln sie sich merklich, lassen im 9. und 10. Monat meist etwas Secret aussickern. In den ersten Tagen des Wochenbettes turgeseiren sie wenig oder gar nicht (die Frauen sagen: „die Kinder müssen die Milch erst herbeisaugen“). Am 3. Tage entsteht schnelle und be- deutende Turgescenz, von wo ab bei fortgeführtem Säugen die Secretion andauert. 18* 140 Vergleicht man die Curven der Entwickelung dieser beiden Organe, so tritt ein auffallendes Verhältniß entgegen. Man sieht bis zum 10. Schwangerschaftsmonat ein gleichmäßiges Fortschreiten; in der nachfolgenden Zeit aber ein umgekehrtes Verhalten der beiden Curven zu einander. In der Schwangerschaft drückt der wachsende Uterus auf die großen Gefäße (Geräusche); die nach oben bewirkte Stauung findet in den Brüsten Ausgleichung. Bei der im 10. Monat beginnenden Contraction des Uterus wird ein Theil seiner Blutmenge ausgetrieben, die eine größere Turgescenz der Brüste verursacht (bis zur spontanen Excretion des Secrets). In den ersten Tagen des Wochen- bettes Volumszunahme des Uterus, Schlaffwerden der Brüste; am dritten Tage Contraction des Uterus, schnelle Turgescenz der Brüste oft unter Fiebererscheinungen mit Krisen (Milchfieber, Schweiß, Urin, Stuhlgang). Ist die Rückbildung des Uterus durch Krankheiten gestört, so turges- eiren die Brüste wenig. Milchfieber geht stets mit bedeutender Turgescenz der Brüste einher. Erklärung der beiliegenden Abbildung. Die Curve A stellt die Vorgänge der Schwangerschaft, Geburt, des Wochenbettes und der Lactation im Allgemeinen dar. Die 20 Zahlen der Abscissen entsprechen dem Zeitraume von 20 Monaten. Die Curve B stellt die Volumsveränderungen des Uterus während der Schwangerschaft, der Geburt und des Wochenbettes dar. Die Curve C stellt die Entwickelungsphasen der Brüste während der Schwangerschaft, Geburt, des Wochenbettes und der Lactation dar. Die Zahlen gelten für alle 3 Curven. Siebente Sitzung am 6. Juli. Vortrag des Herrn Dr. Stadthagen in Canth: Ueber einen hochgradigen Defect sämmtlicher vier Extremitäten eines lebenden Neugeborenen. | M.H. Wie sehr die spartanische Lebensweise unserer Landbewohner dazu angethan ist, ihnen auch die Lebensanschauung der Spartaner anzuerziehen, davon wurde mir am 30. April d. J. ein eclatanter Beweis. An jenem Tage wurde ich eitirt, nicht um von einem bedrohten Leben die Ge- fahr abzuwenden, sondern um bei einem eben geborenen, lebensfrischen und lebenskräftigen Knaben Henkerdienste zu verrichten; und damit die Execution ganz lege artis vor sich gehe, wurde mit mir zugleich der zuständige Geistliche eitirt. Denn das Neugeborene war eine Mißgeburt. Sie, m. H., haben mir freundlichst die Ehre ‚gestattet, Ihnen heute jenes Kind vorstellen zu dürfen; erlauben Sie mir jedoch, dem Referate einige anamnestische Bemerkungen in Betreff der mitanwesenden Mutter vorausschicken zu dürfen. Caroline Philipp, geb. Kabirschky, Ehefrau des Lohngärtners August Philipp zu Ober-Struse, Kreis Neumarkt, ist eine 24jährige Brünette von proportionirtem Bau und mäßig guter Ernährung. Sie lebt in äußerst dürftigen Verhältnissen von ihrer Hände schwerer Arbeit, wie sie dies von früher Jugend gewohnt ist. Seit ihrem 16. Lebensjahre flossen ihre Menses regelmäßig alle 4 Wochen 4—5 Tage lang, eingeleitet und begleitet von wehenartigen Schmerzen. Von Krank- heiten früherer Lebensjahre weiß sie Nichts anzugeben, auch kann weder sie, noch ihr Ehemann sich erinnern, daß jemals in der beiderseitigen Verwandtschaft eine angeborene Mißbildung beobach- tet worden wäre. Eben so wenig zeigt ihr erstgeborener Sohn eine solche, der zwar außer der Ehe, aber von dem gegenwärtigen Ehemann erzeugt ist. Die Geburt dieses Knaben, welche am 28. Januar 1859 nach einer ungestörten Schwangerschaft statthatte, erfolgte so leicht und das be- treffende Wochenbett verlief so gutartig, daß die Mutter schon frühzeitig die gewohnte Arbeit wieder aufnehmen konnte. Das Säugungsgeschäft hat sie lediglich wegen äußerer Lebensverhältnisse in der 20. Woche aufgegeben. Nur ein Mal, und zwar am 29. Juli 1859, sind seitdem die Menses | \l ’ Bis INNIM i JA IA MH 6 g I: I 06 [4 8 EEE IH Sr [a EZ a F M & PA + "nmmnn ınT ııınNA BSP,IMTNA ANINnAaIT "IT III IAII NT N | ale | a ee a f ZeRR rd - Ze j ye er . wohnt En der } . wre FEBEROTRET 2 ee re 1° er. ach u ’ Bew ZT TE 0 Eu ee or. we a ET nr we ae Pr 7 TE zz ne Te in Er er N j Be Se Te er ee ee en nn reus a EREERE % (er ® Be rer 2 y Br Es ar ri ä u, ; > gr (hr Pr ? 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Von auffallenden Erscheinungen während derselben nennt sie: reißende und ziehende Schmerzen, welche seit dem vierten Schwangerschaftsmonate sich über den ganzen Umfang der Gebärmutter verbreiteten, sowohl am Tage wie bei Nacht anfallsweise auftraten, ohne daß ein äußerer Druck sie zu steigern oder zu lindern vermochte, und die in fast gleicher Heftigkeit bis in den letzten Schwan- gerschaftsmonat hinein fortdauerten. Daß die Schwangere ihrer wegen nie Hilfe suchte, beweist indeß, daß sie keinen hohen Grad erreichten. Dagegen will sie die Kindesbewegungen während der qu. Schwangerschaft viel später, aber auch an Intensität und Extensität viel geringer wahrge- nommen haben, als während der ersten Graviditä. Außerdem erschien, wie die Hebamme und die Umgebung bestätigen, die Wölbung des Bauches bedeutender, so zwar, daß asthmatische Beschwer- den auftraten. Da diese letzteren aber die Frau nicht abhalten durften, in gewohnter Weise thätig zu sein, so kam es, daß sie am 29. April d. J. beim Tragen eines schweren Gegenstandes von den Treppenstufen abglitt, wo dann sofort Fruchtwasser abzusickern begann. Folgenden Abends um 9 Uhr forderte die Schmerzhaftigkeit der Wehen zur Herbeiholung der Hebamme auf. Obwohl diese bei ihrer Ankunft den Muttermund genügend geöffnet und nachgiebig fand, um zwei Finger durch denselben zu führen, vermochte sie doch nicht, irgend einen Kindestheil mit denselben zu erreichen. Erst anderen Tages, Nachmittags 1 Uhr, als die spärlichen und trotz ihrer Schmerzhaftigkeit unwirk- samen Wehen häufiger und kräftiger geworden waren, konnte sie den in erster Scheitellage befind- lichen Kopf erkennen, der unter äußerst anstrengender Geburtsarbeit langsam vorrückte, bis stürmische Wehen ihn um 4 Uhr zu Tage förderten. Eine Nabelschnurschlinge, welche die rechte Schulter zurückhielt, erheischte Seitens der Hebamme eine manuelle Beihilfe bei der Entwickelung des Rumpfes,. Aber welch’ Entsetzen, als hierbei statt der Arıne nur kurze Stummel zum Vorschein kamen; welcher Graus, als dem Rumpfe keine Unterextremitäten anhingen! Vergeblich wurden die vermissten Glieder in der großen Menge des nachstürzenden Fruchtwassers, so wie in der eine Stunde darauf ausgestoßenen Nachgeburt aufgesucht. In mehr als einer Beziehung bedauere ich, daß ich den Geburtsverlauf nur nach den Angaben der Hebamme schildern kann, zumal diese von dem unvermutheten Eindruck so überwältigt war, daß sie unaufhörlich „zitierte“. (Ich bitte diesen Ausdruck nicht als eine poetische Ausschmückung zu deuten, — das „Zittern“ war eine Paralysis agitans, die nach wenigen Tagen zur Paresis wurde.) Trotzdem blieb ihr Gewissen wach genug, um den mordlustigen Einflüsterungen der umstehenden Weiber tapfer zu widerstehen, und behielt sie Geistesgegenwart genug, um das unglückliche Kind den Blicken der Mutter zu entziehen. Die Aufgabe, die erschöpfte Neuentbundene schonend und allmälig mit der ganzen Größe des sie betroffenen Unglücks bekannt zu machen, sie wie die übrigen Angehörigen zu trösten und darüber zu belehren, daß auch ein solches Kind das Recht zu leben habe, war mir vorbebalten geblieben, und ich kann sie als eine beneidenswerthe nicht bezeichnen *). Erst nach Erfüllung derselben fand ich Muße, den folgenden Befund zu erheben: Befund des Kindes. Der männliche Kindeskörper ist überaus gut genährt, die rosige und turgescirende Haut bis auf einzelne, später näher zu bezeichnende Stellen vom käsigen Ueberzuge freigewaschen und ebenso bis auf eine einzige Stelle (cfr. unten) von Wollhaar frei. Seine Länge vom Scheitel bis zur Penis-Wurzel = 123‘, und zwar fallen hiervon auf die Kopfhöhe 33“, die Länge des Halses 13‘, diejenige des Brustbeines 94“ und die des Bauches 41”. *) Den meisten Trost gewährte den Eltern der Hinweis auf einen ganz ähnlich missgestalteien, vor einigen Decennien in Paris lebenden Knaben, der den Namen Charlemagne führte; weshalb ich den anwesenden Geistlichen bat, dem Kinde bei der sofort vorgenonnmenen Taufe den Namen Carlmann beizulegen. Aus dem- selben Grunde habe ich es dem grösseren Publicum unter dem Namen „Charlemagne II“ vorgeführt. 142 Der mit 3 langen Haaren besetzte Kopf trägt auf dem rechten Scheitelbein eine beträchtliche Kopfgeschwulst und läßt nirgends die Knochenränder übereinandergeschoben erkennen; seine vordere Fontanelle ist noch # weit, die hintere gar nicht mehr offen zu fühlen, Die Protuberantia oceipitalis externa bildet eine auffallend starke Hervorragung. Der Kopf mißt: vom Scheitel bis zum Kinn . = dl“ von der Glabella bis zur Eintr = 43 zwischen den Schläfengegenden = 234 zwischen den Scheitelbeinhöckern . = 34 vom Scheitel bis zum Hinterhauptsloch = 814 und in seiner horizontalen Peripherie . . — 131« Das Gesicht erscheint unverhältnißmäßig lang, dedie von item Bi“, beleie die Entfernung zwischen dem vorderen Winkel der großen Fontanelle und der Kinnspitze ausmachen, kommen 24” auf den Abstand der letzteren von der Nasenwurzel, während der Abstand der Jochbögen von einander 3° und derjenige der Unterkieferäste von einander 2 beträgt. Da in Folge der schweren Geburt die Augenlider des Kindes wie seine Lippen sugillirt er- scheinen, die Nasenknorpel aber eingedrückt und schief nach links verbogen sind, so haben die scheinbar kleinen blauen Augen etwas widerwärtig Verschmitztes in ihrem Ausdrucke, mit dem aber das Starre der Mundpartie und das Behäbige, das der stark ausgebildete Kehlbraten hineinlegt, im Widerspruche stehen. Es ist schwer, den Gesammtausdruck des Gesichts durch ein Wort zu be- zeichnen: man kann nur sagen, daß er von dem des „kindlichen‘‘ sehr weit entfernt ist und sich dem des „dummen Schuljungen“ nähert. Der wohlgewölbte Brustkorb mißt sowohl iu seiner oberen, wie in seiner unteren Circum- ferenz 15, in seinem queren Durchmesser 4, in seinem geraden 34. Eine Abnormität in Bezug auf Zahl oder Bildung der Rippen ist nicht zu constatiren (!). Die Schulterbreite beträgt 53, die Hüftbreite 44“; die Circumferenz des Körpers in der Höhe der Hüftbeinkämme 103”. In dieser Höhe fällt eine quer über den Bauch verlaufende tiefe Furche der Bauchhaut auf, welche dadurch entsteht, daß das Becken nach vorn und oben vorgeschnellt ist und durch einige Kraftanstrengung in seine natürliche Richtung zurückgeführt werden kann. Durch dieses Verhalten erscheint das oben angegebene Längenmaß des Körpers, resp. des Bauches um 4— 3“ kürzer, so daß die Insertion der Nabelschnur scheinbar die Mitte hält zwischen Processus ziphoideus und Peniswurzel. z An dem doppelt unterbundenen und mit Leinwand umhüllten Nabelschnurreste bemerkt man bei der näheren Untersuchung den Mangel Wharton’scher Gelatine, wie zwei erhabene Leisten von der Beschaffenheit der Hautdecken, welche nach oben und unten all- mälig in die Bauchhaut übergehen. Der Penis ist über die Maßen stark entwickelt (!); er ist 12“ lang und von ent- sprechender Dicke; den rechten (!) Hoden fühlt man im gerunzelten Scrotum, den ann (DD im Leistenkanal. Von der Rückenfläche aus gesehen, zeigt der Rumpf nur in seinem unteren Theile Abnor- mitäten. Während nämlich an den Hals-, Rücken- und Lendenwirbeln (wenigstens von mir) nichts Abweichendes gefunden wird, endet das Kreuzbein nach unten stachelförmig frei in der Richtung der Wirbelsäule weiter verlaufend, ohne mit einem Os coccygis in Ver- bindung zu stehen, so daß man den untersuchenden Finger wohl 3—3‘ weit an seiner Innen- fläche hinaufschieben kann. Unmittelbar an diesem freien Knochenende ist die Kerbe zwischen den Hinterbacken gleichsam von einer blinden Afteröffnung unterbrochen — einem sechsergroßen, zir- 143 kelrunden Grübchen, dessen von der Hautdecke gebildeter Boden erst beim Auseinanderziehen der Falte zum Vorschein kommt, und das bis zum Umfange eines Zweigroschenstückes von zwei Reihen mit einer frappirenden Regelmäßigkeit in zwei concentrische Kreise eingezeichneter und centrifugal geordneter farbloser Härchen umgeben ist. (Diese Härchen sind es, welche ich oben als Lanugo- Reste bezeichnete.) Reizt man den Rand des Grübchens mit der Fingerspitze, so richten sich die Härchen ein wenig auf. Erst 14“ nach unten und vorn von diesem doppelten Haarstrahlenkranze findet sich die wirk- liche Afteröffnung, an der man die strahlenförmigen Hautfalten vermißt und statt ihrer fünf schlafe, längs gefurchte Schleimhautfalten sieht, so daß man einen beginnenden Prolapsus ani vor sich zu haben glaubt. Der beölte kleine Finger dringt indeß nicht ohne Widerstand in’s Rectum, welches das anwesende Kindspech anzuhalten vermag. Die abgeflachten Hinterbacken zeigen weder rechts noch links eine deutliche Begrenzung durch eine Schenkelfalte. Die ganze Beckenpartie wird von dem Kinde mit aalartiger Behändigkeit und bis zu einem kleineren Winkel als gewöhnlich nach rechts und links, nach vorn und hinten bewegt. Was nun die schon angedeuteten Verstümmelungen der Extremitäten betrifft, so erscheinen diese — wenn man die Sache nur räumlich beurtheilt — an den oberen Gliedmaßen in minder hohem Grade als an den unteren. Von jenen ist noch beiderseits ein Stumpf übrig geblieben, der durch ein normales Schulter- gelenk mit dem Schulterblatt in Verbindung steht. Rechterseits hängt dieser Stumpf, beilförmig von den Seiten her zusammengedrückt, 13‘ lang herab und man fühlt in ihm etwa die obere Hälfte eines normalen Oberarmknochens mit einer unregelmäßigen rauhen Kante ohne Muskelbedeckungen enden. Die hier straff angelagerten Hautdecken tragen in der Richtung von vorn nach hinten einen scharf abgegrenzten, 1” langen Narbenstreifen, wie von einer Schnittwunde herrührend, und parallel mit diesem, ein wenig nach außen neben dem Knochenende, eine zweite tief eingesenkte Narbe von 3 Länge. Weiter nach oben, gegen das Schultergelenk hin, zeigt die Vorderfläche des Stumpfes ein Grübchen, in der etwa eine halbe Erbse Raum findet, und nach Innen von demsel- ben ein wärzchenähnliches Gebilde, dem eine zolllange pfriemenartige Verlängerung anhängt. Alle diese Gebilde unterscheiden sich in ihrer Farbe durch Nichts von der übrigen Haut. Während der eben beschriebene Stummel den Eindruck eines Amputationsstumpfes macht, bietet die linke Oberextremität den Charakter einer im Ellenbogengelenke stattgefundenen Exarticulation. Der 25‘ lange, also nur 3‘ hinter der Norm zurückgebliebene Humerus ist hier auch an seiner unteren Epiphyse so ausgebildet, daß man die hintere Grube, so wie die beiden Condylen und die Trochlea deutlich unterscheiden kann, nur hat die letztere — wenn mein Tastsinn nicht täuscht — keine so glatte Fläche wie gewöhnlich. Auch hier fehlen die für den Vorderarm bestimmten Muskellagen, und auch hier haben die Hautdecken sich straff un das Knochenende ge- legt; aber sie tragen auf demselben statt einer — zwei derjenigen der anderen Seite gleichge- staltete und gleichgerichtete, nur ein wenig kürzere Narben. Ebenso findet sich ein Weniges oberhalb des äußeren Condylus eine dritte, 3° lang tiefeingeschnittene Narbe parallel mit jenen verlaufend, und in gleicher Höhe mit ihr nach der Volar-Fläche des Oberarms hin quer geordnet zwei kaum weizenkornstarke Hautpapillen und eine linsengroße Vertiefung. Sämmtliche erwähnte Hauteinsenkungen sind mit käsiger Schmiere ausgefüllt, die sich nur schwer entfernen läßt. So weit sich dies bei einem kleinen Kinde ermitteln läßt, ist die Bewegung beider Armstumpfe nach allen Seiten hin nicht nur möglich, sondern diese erfolgt in einem der Halbirungsfläche des Körpers mehr als gewöhnlich naheliegenden Kreise, so daß das Kind auch den kurzen Stumpf mit Leichtigkeit und Kraft an seine Wange führt. Noch erwähne ich, daß hierbei die Ränder der Achselhöhle nicht sehr scharf hervortreten, und daß das Ermitteln der Arterie in derselben mir nicht gelingen will. 144 An den Stellen, wo die Unterextremitäten mit dem Becken articuliren sollen, sitzt beider- seits ein großer halbkugeliger Wulst auf, dessen 9I—93‘ im Umfange messende Basis in der Fläche des Pfannenrandes liegt. Man findet die Wülste um so eher Mamma-ähnlich, als auf der Höhe eines jeden derselben ein brustwarzenähnliches Gebilde von einer trichter- förmigen Vertiefung eng umschlossen sitzt, das spontan eingezogen und vorgestreckt wer- den kann. Dieses bietet an der linken Extremität, ohne daß man seine Phantasie zu Hilfe ruft, die Gestalt eines mit seiner 3 langen Sohle nach Innen gekehrten Füßchens dar, ohne an seiner Spitze Furchungen zu zeigen; während es an der rechten Extremität die Größe und Gestalt einer großen Maulbeere zeigt. Unter der Loupe zeigt die Epidermis keine Furchung. Entfernt man die in den trichterförmigen Vertiefungen festanklebende Käseschmiere und zieht man jene Klümpchen mit Ueberwindung des von dem Kinde geleisteten Widerstandes dreist hervor, so bemerkt man, daß sie mittelst eines kurzen straffen Stieles mit je einem zweiten senkrechten Gebilde verbunden sind, das konisch sich nach oben verbreiternd wie ein Keil aus der Mamma-ähnlichen Masse hervorgetrie- ben erscheint, und das man um deswillen nicht weiter vor Augen führen kann, weil von seiner Einschnürungsstelle ein kurzer, mehr als gänsekieldicker, straffgespannter Strang nach dem Trichter- rande quer hinüberläuft. Beim Anfühlen und beim Rollen zwischen den Fingerspitzen machen die beiden Endklümpchen den Eindruck eines körnigen Gefüges und nach vorn und rechts von ihnen (also an der rechten Extremität nach außen, an der linken nach innen liegend) sieht man je eine in der Richtung der Längenaxe des Körpers verlaufende, tief eingesenkte und mit Vernix caseosa ausgefüllte 1 Zoll lange Narbenvertiefung. Während man — wie ich hier andeutungsweise bemerke — nicht umhin kann, die eben be- schriebenen Klümpchen als die Rudimente der Füße resp. der Unterschenkel anzusprechen, hat auch der Oberschenkel jeder Seite sein Rudiment, das aber in seinem Entwickelungsgrade dem Zu- stande der Reife nahesteht. Auf der rechten Gelenkpfanne fühlt man nämlich ein querliegendes unmeßbares Knochenstück, dessen Articulation jedoch so unvollkommen erscheint, daß passive Bewegungen eine deutliche Cre- pitation hervorrufen. Linkerseits ist diese obere Epiphyse des Femur mit dem Schenkelkopfe und dem Schenkelhalse deutlicher entwickelt und als 13 Zoll lang meßbar; das Knochenstück ist jedoch quer an das Becken heran nach außen gezogen, ohne bei der versuchten Abziehung zu crepitiren und zeigt an seinem freien Ende eine unregelmäßige zackige Begrenzung. Das Gewicht des Kindes habe ich erst am- fünften Tage nach seiner Geburt, ermittelt, wobei sich eine Schwere von 6%; Zoll- pfunden = 6 Pfund 23% Loth Civilgewicht ergab. Um jedoch einen Begriff von dem Grade seiner Entwickelung und Ernährung zu haben, müssen wir uns die fehlenden Theile ideell ergänzen. Folgen wir hierbei den von Valentin (Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Braunschweig 1850, Bd. II, S. 164 und Anhang Nr. 180) berechneten Gewichtsverhältnissen der einzelnen Körpertheile Neugeborener, so hätten wir für jede fehlende Oberextremität z'; und für jede fehlende Unterextremität je z des ideellen Körpergewichts zu addiren. Da aber noch Residuen der Extremitäten mehr oder weniger vorhanden sind, so glauben wir der Wirklichkeit nahe zu kommen, wenn wir ihre Gewichtssumme der Schwere einer Unterextremität gleich veranschlagen. Wir hätten demnach nur noch ; des absoluten Körpergewichts zu summiren, oder mit anderen Worten dieses zum concreten = 25 : 21 zu setzen. Hiernach würde das Kind, mit vollständigen Gliedmaßen gedacht, an seinem fünften Lebenstage 73 Zollpfund = 8 Pfund 4 Loth Civilgewicht gewogen haben. Wollen wir uns ebenso seine Körperlänge ergänzen, so stützen wir uns auf die Angaben Moreau’s und Scanzoni’s, daß der Körper der Neugeborenen vom Nabelringe aufwärts 1— 2 Zoll mehr mißt, als von da abwärts. Da nun jenes Maß im vorliegenden Falle = 10% Zoll constalirt 145 ist, so würde das Kind bei seiner Geburt vom Scheitel bis zur imaginären Fußsohle 184 resp. 193 Zoll gemessen haben. Es ist für unsere nachfolgende Beurtheilung der vorliegenden Mißgeburt von höchster Wichtig- keit, daß ich mein Referat durch die Beschreibung der Nachgeburt ergänze. Nachgeburt. Daß diese eine Stunde nach dem Kinde durch die Gebärmutterthätigkeit ausgestoßen worden, daß in ihr sich Nichts von Kindestheilen vorfand — ist bereits oben erwähnt. Eben so wenig bot die Placenta an und für sich, außer ihrer beträchtlichen Größe, etwas Auffallendes, und auch von den Eihäuten weiß ich nichts Erwähnenswerthes. Dagegen war die Nabelschnur von so beson- derer Beschaffenheit, daß man sie nur aus Gewohnheit ‚Schnur‘ oder ‚Strang‘ nennen konnte; besser paßte die Bezeichnung „Band“, denn in der Anordnung ihrer Theile hatte sie die größte Aehnlichkeit mit einem Leinwandbande, an dessen Rändern die Ausziehung je eines Fadens versucht worden, ohne gänzlich zu gelingen. Dünn, größtentheils $ Zoll breit, der Wharton’schen Sulze fast baar, bot sie nämlich gar keine spiralförmigen Windungen dar, sondern statt ihrer bald Ausbuchtungen nach den Flächen, bald solche nach den Seiten hin. Neben ihren sehr dünnen Gefäßen zeigte sie flügelförmige, sehnige Anhänge, die zwischen den Ausbuchtungen ausge- spannt, eine Breite von 2— 3‘ (mehr oder weniger) jederseits einnehmen mochten. Schätzungs- weise 4“ von der Placenta entfernt verästelten sich die Gefäße in vielfache Zweige, während jene sehnigen Flügel nach entgegengesetzten Seiten hin sich zu zweien jener Zweige hinauferstreckten und immer breiter werdend sich segelförmig bis über den Placenta-Rand hinaus ausspannten. An ihrem freien Rande zersetzten sich diese Segel (oder Klappen) zu verschiedenen großen Zipfeln, die schließlich dütenförmig gedreht in Schnüre übergingen, deren man auf der einen Seite 4, auf der anderen 7, und zwar in ihrer Dicke zwischen der einer dünnen Violinsaite und derjenigen einer Rabenfeder variirend, in ihrer Länge aber diejenige des Daumens bis Mittelfingers erreichend, ent- wirren konnte. Dem Versuche, sie zu zerreißen, widerstanden diese Stränge und es riß statt dessen das Amnion ein. Der der Placenta anhängende Theil der Nabelschnur maß in seiner Länge bis zur Verästelungs- stelle hin 22 Zoll, und veranschlagte man den am Nabel unterbundenen Rest derselben auf 6 Zoll, so mochte sie im Ganzen 28 Zoll lang sein. So weit mein Referat. Gestatten Sie, m. H., daß ich an dasselbe einige Betrachtungen anreihen darf. I. Diagnose. Es ist leicht, die eben betrachtete Mißgestaltung in irgend eines der verschiedenen Systeme einzureihen, welche mit mehr oder weniger Glück in Betreff der Mißgeburten aufgestellt worden, ohne daß man nöthig hätte, sich über den größeren oder geringeren Werth dieses oder jenes Systems zu streiten. Unser Fall classificirt sich ganz von selbst als Defect, der uns jedoch in dreierlei Form vor Augen tritt; wir sehen ihn: a) an den Oberextremitäten als Peromelie, b) an den unteren Extremitäten als eine an Amelie grenzende Micromelie und ce) an der Wirbelsäule als Oligospondilie. II. Aetiologie. Da aber das Steißbein sich viel später entwickelt als die Extremitäten, so werden wir berech- tigt sein, in seinem Fehlen das Walten des von St. Hilaire sogenannten Loi de balancement zu vermuthen, oder mit anderen Worten: den Defect der Gliedmaßen als primär, den des Steißbeins als secundär zu betrachten, zumal es uns nicht gelingen wird eine und dieselbe unmittelbare Ursache für beiderlei Erscheinungen zu ermitteln. 19 146 Wir werden daher meinen genug gethan zu haben, wenn wir eine stichhaltige Ursache für die Verstümmelung der Extremitäten aufgefunden haben. 1. Versehen. Es hieße nun aber diese hochgeehrte Versammlung beleidigen, wollte ich hie mit dem Nachweis beginnen, daß ein sogenanntes „Versehen“ während der Schwangerschaft — ich meine ein Versehen, wie es in der Phantasie des Laienpublikums lebt, und nicht in dem Sinne, wie ich es später als physiologisch möglich darstellen werde — nicht die Ursache dieser Mißbildung sein könne. _ Wenn ich dennoch an dieses absolute Moment erinnere, so geschieht es nur, um zu zeigen, wie glücklich das Publikum ist, wenn es Stützen für seinen Aberglauben sucht. Die unglück- liche Mutter hat nämlich faktisch an ihrem Hochzeitstage eine große Wickelpuppe geschenkt erhal- ten, der sie so zugethan war, daß sie dieselbe zu sich in’s Bett genommen und sie so zum Urbild des verstümmelten Kindes gemacht haben soll. 2. Sünde. Dasselbe Publikum, immer bereit, wo es gilt, mystische Ideen zur Geltung zu bringen, hat auch den Fall im Interesse des Herrn Heinroth sel. Andenkens ausgebeutet und ihn als willkommenes Material für die Sindentheorie verwerthet. Man halte vor nicht gar zu langer Zeit in dem Flusse, an welchem die etc. Philipp wohnt, ‘und aus welchem sie täglich Wasser schöpft, den Rumpf eines Dorfmädchens eingesackt gefunden, dessen Sehwängerung, Ermordung und Ver- stümmelung durch Abhauen sämmtlicher Extremitäten dem eigenen Vater imputirt worden. Mußte da nicht — unbeschadet unserer Begriffe von der Gerechtigkeit des Schöpfers und des Zusammen- hanges zwischen Verbrecher und Bestrafien — ein eclatantes Strafexempel. für ein so. gräßliches Verbrechen noch in demselben Dorfe statuirt werden? 3. Erbliche Anlage. Doch wenden wir uns zu Ernsterem! — Genügende Beispiele in der Literatur der Mißbildungen weisen uns zunächst auf die Bedeutung der erblichen Anlage für deren Zustandekommen, und wir haben daher zu -constatiren, daß eine solche der vorliegenden De- fectbildung nicht zu Grunde liegt. Die Eltern qu. wissen aus der beiderseitigen Verwandtschaft keinen Fall einer angeborenen Mißbildung anzugeben, und der Umstand, daß 13 Jahre vorher ein von jeder Monstrosität freier Knabe geboren worden, dessen Erzeuger dieselben Eltern sind, muß. die Ausschließung der erblichen Anlage für diesen Fall unterstützen. . 4. Mißbildung der Keime. Diesen letzteren Umstand benutzen. wir aber noch nanhneng um die Annahme einer etwaigen ursprünglichen Mißbildung der Keime als Grund der De- fectbildung zu widerlegen, so daß wir weder beim Vater, noch bei der Mutter qu. die Anlage: zur Bereitung eines depravirten Samens resp. Eichens voraussetzen und deshalb dem ar zwischen den Spermatikern und Ovisten von ferne zusehen dürfen. 5. Ganglien- umd 6. Arterien-Defecte. Ebenso gleichgiltig dürfen wir uns gegenüber dem Streite Derjenigen verhalten, welche das Fehlen der Extremitäten entweder aus der Abwesen- heit der Hals- resp. Lenden-Anschwellung des Rückenmarks, oder aber aus der zu- rückgebliebenen Entwickelung der betr. Arterien herleiten (Serres und Tiedemann). — Seitdem man weiß, daß die Nerven sich centripetal entwickeln, daß daher jene Anschwellungen sich später als die correspondirenden Extremitäten ausbilden, ist es ersichtlich, daß die. erstbezeichnete Ansicht das als Ursache hinstellt, was nur Folge ist. Aber ganz abgesehen hiervon, dürfen wir vermuthen, daß jene Anschwellungen dem in Rede stehenden Kinde gar nicht fehlen; denn für ihre Existenz spricht die Fortentwickelung der Oberarme, wie diejenige der Genitalien, welche letztere sogar die Norm überschritten hat. Was aber die zweite Ansicht — die mangelhafte Heranbildung der Arterien — betrifft, so weiß man auch hier nicht, was Ursache und was Wirkung ist. Diejenigen, welche das Entstehen der Arterien von der Peripherie her beobachtet haben, werden vielmehr von vornherein voraussetzen, daß für ‚ein in seiner Ausbildung gehemmtes Glied ein kleinerer Gefäßzweig gebildet wird, weil schon ein solcher für dessen Fortexistenz genügt. Pur ‚Aber auch selbst zugegeben, es hätte eine jener beiden nn ihre innere Birnahligkog; 147 so ist doch durch keine derselben der Grund erklärt, aus welchem dieser Gefäßstamm oder jener Nerventheil in seiner Entstehung resp. Entwickelung behindert worden. 7. Allgemein-Erkrankung (Rhachitis). Wir haben uns ferner die Frage vorzulegen, ob eine Allgemein-Erkrankung des Foetus Ursache der Mißbildung sei? Wir müssen hier vor Allem an die Rhachitis denken, von der die Schriftsteller erzählen, daß sie im Mutterleibe im Stande sei, die Diaphysen der Röhrenknochen zu verdünnen, in Winkel zu biegen und selbst in ihrer Continuität zu lösen. Unter dieser letzteren Voraussetzung wäre es freilich denkbar, daß auch die Weichtheile von den durchtrennten Stellen abwärts zerstört würden, und so eine Decurtation der Extremitäten enistände. Eine solche Hypothese wird sich aber für unseren Fall nicht stichhaltig zeigen. Das Kind zeigt weder in seinem ganzen Habitus, noch in irgend einem der vorhandenen Knochen eine Spur von Rhachitis; auch seine Mutter wie sein Bruder sind von dieser Krankheit frei. Am allerwenigsten würde sich aber, wie wir später sehen werden, die Mißbildung der unteren Extremitäten durch einen rhachitischen Prozeß erklären lassen. Endlich wird es nicht überflüssig sein, darauf hinzuweisen, daß alle bisher bekannt gewordenen Fälle von angeborener Rhachitis — im Gegensatz zu unserem Falle — todtgeborene oder doch sehr lebensschwache Kinder betrafen. Ist es uns somit bisher nicht gelungen, irgend eine allgemeine Ursache für das Zustande- kommen der qu. Mißbildung aufzufinden, so sind wir vielleicht glücklicher bei der Aufsuchung eines lokalen Moments. 8. Gangrän. Die Autoren führen Beispiele für die Möglichkeit an, daß einzelne Extremitäten der Frucht örtlich und selbstständig erkranken und schließlich durch brandige Zerstörung verloren gehen. Man könnte daher versucht sein, anzunehmen, daß ein solcher Proceß in unserem Falle die Oberextremitäten decurtirt habe. Allein abgesehen davon, daß mit der Einräumung eines solchen Vorgangs die Ursache seines Entstehens noch immer nicht erklärt wäre, müßte es uns überraschen, zu sehen, wie ein so tief in das Blutleben eingreifender Proceß die Entwickelung der Frucht nicht nur nicht behindert hat, sondern sogar zu einer selten hohen Stufe hat gelangen lassen. Zudem würde die Annahme einer brandigen Zerstörung durchaus nicht für die unteren Extremitäten passen, weil an ihnen überhaupt Nichts zerstört ist, — und für beiderlei Deformitäten verschiedene Ursachen voraussetzen zu wollen, wäre ein müßiges Unternehmen, so lange jene sich aus einer ge- meinsamen erklären lassen. | 9. Anliegender Uterus. Suchen wir aber die Mißbildungen aus einer mechanischen Ursache herzuleiten, so haben wir zunächst zu erwähnen, daß wir in einem allzubeengenden Um- schließen der Frucht mittelst der Uteruswände hier den Hemmungsgrund nicht suchen dürfen, wenn wir wissen, daß das vorhanden gewesene Fruchtwasser in seiner Menge sogar diejenige aus der ersten Schwangerschaft überstieg. Außerdem würde es aller physiologischen Erfahrung wider- sprechen, wenn beim Obwalten eines solchen Hemmnisses nicht die früher zur Entwickelung gelan- genden Vorderglieder der Oberextremität, sondern die später ausgebildeten Oberarme vorhanden sind. 10. Fraeturen. Ebenso wenig werden wir hier annehmen dürfen, daß sämmtliche Extremi- täten durch Knochenbrüche decurtirt worden. Die Möglichkeit ihres Zustandekommens während des Uterinallebens mit Zurücklassung vernarbter Stummel ist durch die Beobachtungen so zuverläs- siger Autoren (Chaussier, Watkinson, Lavater, Fitsch, Mäder, Houel, Danyau, Guersant) nachgewie- sen, daß sie über allen Zweifel erhaben ist. Wir verzichten auf den Einwand, daß es in unserem Falle einer bedeutenden gewaltsamen Einwirkung bedurft hätte, um alle 4 Extremitäten zu frangiren, und daß es sonderbar wäre, wenn uns die Mutter von einem so mächtigen Eingriff Nichts zu er- zählen wüßte; denn es würde uns der von Graetzer in seinem classischen Werke (Dr. J. Graetzer, die Krankheiten des Fötus, Breslau, Aderholz, 1837) mitgetheilte Chaussier’sche Fall eines Anderen belehren; trotz der 43 (!!) im Uterus zustandegekommenen Knochenbrüche der Frucht war dort die einwirkende Ursache der Mutter unbekannt geblieben. Dagegen können wir uns nicht versagen, die Annahme von Fracturen zur Erklärung der qu. 19* 148 Mißbildung durch Folgendes abzuwehren. In allen Fällen, welche man bisher über die durch Kno- chenbrüche bewirkten Decurtationen beobachtet hat, ist es gelungen, die Fragmente der betroffenen Extremitäten mehr oder weniger vollständig in den Abgängen bei der Entbindung aufzufinden. Wir unsererseits haben bereits angeführt, daß unser Aufsuchen kein so glückliches Resultat hatte. Wären die betreffenden Fragmente aber auch übersehen worden, so lehrt doch ein Blick auf die Form des linken Oberarmknochens, der mit seiner unteren Epiphyse ausgestattet ist, daß derselbe nicht in seiner Continuität, sondern in seiner Gelenkverbindung getrennt ist, so daß der Begriff der Fractur hier gar nicht passen würde. Endlich haben wir auch in Betreff der Unterextremitäten schon ange- deutet, daß eine Trennung in ihrer Continuität überhaupt gar nicht stattgefunden. 1l. Ab- und Umschnürung. So bleibt uns denn keine andere Erklärungsweise für das Zustandekommen dieser Mißbildung übrig, als die Annahme einer stattgefundenen Ab- resp. Um- schnürung der Extremitäten. a. Durch die Nabelschnur. Da man aber in neuerer Zeit eine solche durch die Nabel- schnur hat bewirken sehen (Montgommery, Labatt, Adam, Nixon, Fleischmann, Ammon, Otto, Sie- bold, Schwabe etec.), so muß ich gleich voranschicken, daß ich diese hier nicht im Sinne haben kann. So beweisend auch jene Fälle dafür sind, daß eine adhäsive Entzündung zwischen Nabel- schnur und Kindestheilen stattfinden kann, so instructiv namentlich in dieser Beziehung der von Graetzer veröffentlichte Burchard’sche Fall ist, wo der Strang unverrückbar fest um die Hüften des Kindes an- und eingewachsen war; so können wir uns doch nicht denken, daß auf diese Weise eine Absetzung der Knochen möglich sei. Denn wären diese auch noch im Zustande des Knorpels, so werden sie immer eher ein Zusammendrücken oder gar eine Durchtrennung des Nabelstranges veranlassen, als eine solche durch diesen erfahren. Darum können in solchen Fällen die Kinder nicht lebend geboren werden. Bei einem reif und lebend geborenen Kinde, wie das vorgeführte, wird man daher von vornherein eine Abschnürung durch die Nabelschnur leugnen müssen. Noch entschiedener wird man dies aber thun, wenn man alle 4 Extremitäten defect findet, da kaum eine Nabelschnur lang genug wäre, um 4 Schlingen und noch dazu die Verbindungsstränge zwischen denselben herzugeben. Am allerwenigsten wird man aber an einen solchen Vorgang denken, wenn man den Nabelstrang, wie hier, an keiner Stelle mit dem Kinde verwachsen findet. b. Durch Stränge. Dagegen werden wir behaupten dürfen, daß die aufgefundenen, ab- normen Stranggebilde geeignet waren, die Defecte der Gliedmaßen zu bewirken, so daß unser Fall sich denen anreiht, welche Gustav Braun monographisch unter dem Titel zusammen- gestellt hat: „Ueber spontane Amputalionen des Foetus und ihre Beziehungen zu den amniotischen Bän- dern‘ (Zeitschr. d. Ges. d. Wiener Aerzt&, 1854). Während die ältere Literatur keinerlei Andeutungen über die Decurtationen der Extremitäten durch serofibröse Bänder bietet, wird erst durch die seit dem 2. Drittel unseres Jahrhunderts ge- machten Beobachtungen von Montgommery, Zagorski, Bischoff, Redtenbacher, Gustav und Carl Brown, Siebold und Litzmann das mögliche Zustandekommen eines solchen Processes außer allen Zweifel gestellt, durch jene Fälle namentlich, in denen es gelang, die einschnürenden Gebilde wohlerhalten aufzufinden. Wir sind nun zwar nicht in der Lage, das Letztere in seinem ganzen Umfange für unseren Fall behaupten zu können; dennoch aber bietet er uns Merkmale genug, um ihn mit höchster Wahrscheinlichkeit als Folge eines gleichen Vorgangs zu erklären. Zu diesen Merkmalen rechnen wir: I) die Rudimente der Stränge resp. Bänder, welche an der Nachgeburt aufgefunden worden; 2) die beiden erhabenen Hautleisten, welche sich vom Nabelring des Kindes auf- und abwärts hinziehen; 149 3) die an den Oberarmen befindlichen Narben mit den sie umgebenden papillenartigen Verlängerungen der Haut; 4) die tiefen Einschnürungen und narbigen Einsenkungen an den Unterextremitäten mit den am lebenden Kinde noch nachweisbaren Strangresten. Gegenüber den früheren Ansichten, daß derartige Ligamente organisirte Lymphe seien (Montgommery und Ammon), oder Entzündungsproducte der Fötus-Decken (Simpson), oder Exsudate des Amnion (Simonart), oder gar Transsudate der Uterusfläche (Scanzoni), hat jetzt die Ansicht die Oberhand gewonnen, daß sie sich lediglich durch Duplicaturen des Amnion bilden. Versuchen wir uns das Zustandekommen derselben zu erklären, ohne einen Ent- zündungsproceß zu Hilfe zu nehmen, der wahrscheinlich auch von einer nerven- und gefäßlosen Haut, wie das Amnion, gar nicht ausgehen kann! Denken wir daran, daß das Amnion aus 2 concentrischen Säcken besteht, von denen der eine das Fruchtwasser, der andere die Frucht umschließt, und daß die Verbindung beider Hüllen miteinander durch jenen Schlauch geschieht, welchen wir den Ueberzug des Nabelstranges nennen, Wir können es nun für möglich halten, daß in jener embryonalen Epoche, wo die An- ordnung jener Hüllen vor sich geht, irgend ein störender Einfluß (ich will einmal sagen: eine gestrecktere Lage des Embryo) die Umhüllung der Nabelgefäße nicht zum eylindrischen Schlauche, sondern entweder zum umgekehrten Trichter oder gar zu spaltförmigen Wandungen gestalten läßt. Indeß werden die Wände dieser Nabelschnurhülle nur dort doppelt erscheinen, wo die Bauchspalte der Frucht offen geblieben; mit der vorschreitenden Verengerung der Bauchspalte und unter dem sich steigernden Druck, den das allmälig vermehrte Fruchtwasser übt, werden dagegen diese Wände zu einer Platte verschmelzen. Die physiologische Möglichkeit, das Amnion mit seines Gleichen zu verschmelzen, ist aber so ausgeprägt, daß eben nur auf dieser Eigenschaft seine Fähigkeit beruht, aus sich heraus das Chorion zu bilden, ohne bei der hierzu nothwendigen Einstülpung seiner Continuität verlustig zu gehen. Demzufolge darf es uns, namentlich da wir wissen, daß die Haut des Embryo von gleicher Textur mit den übrigen amniotischen Theilen ist, nicht überraschen, wenn auch der zur Membran gewordene Nabelschnurüberzug überall, wo jene den Embryo berührt, eine Neigung zur Verwachsung mit demselben zeigt. Es wird nun aber keinem Zweifel unterliegen, daß solche serofibröse Gebilde, wenn sie eine Extremität umschnüren, deren Weiterentwickelung hemmen und nach Umständen sie abschnüren können. Wir werden die Existenz jener Gebilde in unserem Falle um so weniger übersehen dürfen, als sie in dem Verhalten der Nabelschnur sich ebenfalls manifestirt hat; wir würden uns nicht erklären können, warum wir den Nabelstrang nicht mit spiralförmigen Windungen angetroffen, wenn wir nicht annehmen, daß diese durch seine Einbettung in einer breit und straff ausgespannten Membran aufgehalten wurden. Als Rudimente dieser Membran, welche sich allmälig mit dem Wachs- thum und den Bewegungsversuchen der Frucht einerseits, andererseits aber mit der Vergrößerung der Amnionshöhle an und für sich, wieder zersplittern und theilweise resorbiren mußte, müssen die flügelförmigen Anhänge des Nabelstranges, die der Placenta anhängenden beiden Fetzen mit ihren Strängen, endlich die am Kindskörper selbst wahrzunehmenden Ligamentenreste betrachtet werden; wo die Papillen oder Grübchen sich befinden, werden wir die Insertionsstellen der Stränge, wo die streifigen Vertiefungen sind, diejenigen der Membranen vermuthen dürfen. 12. Versehen. Was aber in letzter Instanz die abnorme Gestaltung der Nabelschnur- scheide verschuldet, läßt sich in unserem Falle nicht bestimmt angeben; Frauen von dem Schlage der etc. Philipp sind allzu unachtsam auf sich, als daß sie sich geringer schädlicher Einwirkungen erinnern könnten, und eine so gewaltige Schädlichkeit, welche ihre Erinnerungskraft aus ihrer harten Schale befreit hätte, scheint ja nicht stattgefunden zu haben. Wenn wir dennoch es wagten, vorübergehend anzudeuten, es sei „eine gestrecktere Lage des Embryo‘ an den auffallenden Gestaltungen des Amnii Schuld, so wollten wir damit nur im Allgemeinen 150 aussprechen, daß schließlich jedes Moment, welches im Stande ist, das Lagenverhältniß des Embryo zu seiner Hülle mehr oder weniger zu verschieben, vornämlich aber die Krümmung des unteren embryonalen Endes aufzuhalten oder rückgängig zu machen, als letzte Ursache der vorgeführten Mißbildung gedacht werden könne. Ist es den physiologischen Experimenten gelungen, durch anomale Stellungen und mechanische Erschütterungen des Thieres Mißbildungen künstlich zu erzeugen, so ist kein Grund vorhanden, warum wir bei den Mißbildungen der menschlichen Frucht die Wirkung eines gleichartigen Eingriffs wegleugnen sollten. Im Allgemeinen werden wir sagen dürfen, daß jede Ursache, welche im Stande ist, Erschütte- rungen des Eies unmittelbar, oder mittelbar durch unzeitige Contractionen des Uterus zu bewirken, in ihrem höheren Grade der Einwirkung einen Abortus, in ihrem niederen Grade eine Mißbil- dung der Frucht (und zwar bis zu einer bestimmten Schwangerschaftsepoche) zu erzeugen vermag. Es werden daher zum Zustandekommen der letzteren nicht immer mechanische Einwirkungen, wie Stoß, Schlag, Fall, Springen, Tanzen, Reiten etc. erforderlich sein, sondern auch dynamische, wie das Säugen während der Schwangerschaft, oder psychische, wie Schreck, Aerger, Phanta- siebilder etc. dasselbe bewirken können. Will man diese letzteren Ursachen, insofern der Gesichts- sinn die Einwirkung auf die Psyche vermittelt, als „Versehen“ bezeichnen, so haben wir Nichts dagegen einzuwenden. Aber man spreche dann auch nach derselben Analogie von „Verhören“, wenn der Gehörssinn die Gemüthsbewegung vermittelt u. s. f.; oder will man durchaus den einmal populär gewordenen Ausdruck „Versehen“ für alle derartige Schädlichkeiten beibehalten, dann be- nutze man das freundliche Entgegenkommen unserer Muttersprache und sage: „‚die Frau hat ein Versehen (i. e. diätetischen Fehler) begangen“ und nicht „sie hat ein Versehen erlitten“ — „sie hat es versehen‘ und nicht ‚‚sie hat sich versehen“. Es kann hier nicht" meine Absicht sein, eine kritische Widerlegunii- der noch von so Vielen behaupteten Möglichkeit des ‚‚Versehens‘“ (im bisher gebräuchlichen Sinne) zu versuchen, obgleich fort und fort sogenannte Erfahrungen dafür angeführt werden, daß eine speeifische Abspiegelung des gesehenen Gegenstandes an der Frucht stattgefunden habe. Es scheint mir nur rathsam, mich dagegen zu verwahren, daß ich jener anderen extremen Partei der Aerzte angehöre, welche die physiologische Möglichkeit des Versehens unter allen Umständen leugnet, weil sie sich keinen an- deren Zusammenhang zwischen Mutter und Frucht denken kann, als zwischen Amme und saugendem Kinde, und das mechanische Verhalten beider zu einander gänzlich ignorirt. Damit aber diese Excursion für den vorliegenden Gegenstand nicht ganz fruchtlos sei, so will: ich an sie die Frage knüpfen: warum wohl, wie die tägliche Erfahrung lehrt, fast alle Frauen die Ursache ihres soge- nannten Versehens in die ersten Schwangerschaftsmonate verlegen? 13. Zeit. Diese Frage soll uns die Brücke bilden zur Besprechung der Zeit, in welcher die betrachtete Mißbildung zu Stande gekommen. Es läßt sich nämlich behaupten, daß dies ungefähr in der ersten Hälfte des 3. Schwangerschaftsmonates stattgefunden haben muß, wo die Bauchspalte noch offen, der Nabelstrang noch nicht consolidirt ist und seine Windungen noch nicht begonnen hat. Wir prüfen die Stichhaltigkeit dieser Behauptung am besten, wenn wir nachsehen, ob der Befund an unserem Kinde derselben entspricht. Zu diesem Behufe dürfen wir uns denken, daß die eben entstandenen Ligaturen durch Umschnürung der Extremitäten der Fortbildung derselben entweder einen plötzlichen Stillstand geboten oder diese zur Rückbildung zwangen. Sie haben nun die Oberextremitäten schon so weit entwickelt gefunden, daß die Oberarmknochen zu ihrer Anheftung vorhanden waren. Wir sehen deshalb den rechten Humerus in seiner Diaphyse abgeschnürt mit Hinterlassung einer dem Einzelknochen entsprechenden Narbe. Am linken Arm haben sie sich dicht unterhalb des Ellenbogengelenks angeheftet, so daß die Ent- 151 wiekelung des Humerus auch in seiner unteren Epiphyse fortschreiten konnte; ja die normale Ge- staltung der letzteren berechtigt sogar zu der Annahme, daß das Olecranon noch einige Zeit mit ihr in Verbindung geblieben, ihre Gestaltung bestimmt und sich erst später resorbirt habe. Dagegen finden wir entsprechend den beiden abgesetzten Vorderarmknochen auch zwei Narben an dieser Extremität. Die Einschnürung war also an beiden OR Extremitäten stark genug, um eine Amputatio spontanea zu bewirken. Die Unterextremitäten wurden von den Ligamenten auf einer niederern Entwickelungsstufe angetroffen als die oberen, auf einer solchen, wo sie der Tuberkelbildung noch näher waren, und sie sind zu einem Verharren in diesem Stadio gezwungen worden, ohne amputirt zu werden, so daß sie uns nur das Bild einer Hemmungsbildung bieten. Aber ihre Gliederung war schon so weit-vor sich gegangen, daß die Abtheilung für den Fuß sich von der für den Unterschenkel markirt hat; ja — wenn unser Gefühl nicht täuscht — sind sogar schon die Lineamente der Zehen- bildung durchzufühlen. Allein das os femoris war noch nicht entwickelt genug, um den Ligamen- ten Platz zur Anheftung zu bieten, diese mußten sich daher — wie dies am Kinde sichtbar — an den Unterschenkel setzen. Das Oberschenkelbein selbst aber konnte sich nur vom Becken aus entwickeln und wir sehen daher nur die oberen Epiphysen rudimentär vorhanden. “ Was endlich die Wirbelsäule betrifft, so wurde diese noch mit ihrer Schwanzverlänge- rung bei der Heranbildung des Processes angetroffen. Diese Verlängerung sollte sich in demselben Verhältniß vermindern, in welchem die Unterextremitäten heranwachsen sollten. Da diese letzteren aber hieran gehemmt wurden, so blieb auch jene auf ihrer embryonalen Stufe stehen, und wir finden sie heute noch auf derselben. Darum glaubte ich mich auch im Eingange berechtigt, diesen Formfehler als secundär ansehen zu dürfen — von dem ich übrigens beiläufig bemerke, daß er von dem Kinde dankbar wird hingenommen werden, insofern es durch denselben eine brei- tere Basis zum Sitzen erhalten hat, Fassen wir aber die gezeichneten Zustände zusammen, als zu ein- und derselben Zeit nebeneinander bestehend, so lehrt uns ein Blick auf die Historia foetus, daß dies nur zu Anfang des dritten embryonalen Monats möglich ist. Aus einem früheren Zeitraume würde man keine Narbe am rechten Oberarm, keine Gliede- rung der unteren Extremitäten herschreiben können; aus einem späteren Zeitraume dagegen hätten wir schon eine Nagelbildung an den Zehen, eine gleiche Entwickelungsstufe der unteren Extremitäten mit derjenigen der oberen, eine Rückbildung der Schwanzverlängerung, einen gewundenen Nabelstrang vorfinden müssen — ganz abgesehen davon, daß die später beginnenden En resp. Bewegungen der Muskeln dem Ansatz der Ligameute hinderlich gewesen wären. Am wenigsten aber kann ein solcher Proceß in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft stattgefunden haben, wo die immer größer werdende Quantität des Liquor Amnüi diese Haut eher bestimmt, sich an das Chorion anzulegen, als Duplicaturen nach Innen zu bilden; wo der Fötus be- reits frei sich bewegen kann; wo endlich Lanugo und Vernix caseosa der Verwachsung des fötalen Ueberzuges mit jener Membran in den Weg treten. Eine Unterstützung unserer Meinung, daß jene Verschmelzungen nur vor Ablauf des dritten embryonalen Monats zu Stande kommen können, geben Günsburg’s (Dr. Friedr. Günsburg, Untersu- chungen über die erste Entwickelung der Gewebe des menschlichen Körpers. Mit 4 lithographirten Tafeln. Breslau, Trewendt, 1854) Ermittelungen, nach denen die Verhornung der Epithelialzellen, die früher nur eine texturlose Membran bilden, in der zehnten ‘Woche stattfindet. Es läßt sich daraus folgern, daß mit dieser histologischen Umwandlung auch die Neigung zu Verwachsungen mit dem nunmehr ungleichartig gewordenen Amnion schwinde. Ich habe mich in der Literatur nach Fällen umgesehen, welche dem vorliegenden analog sind, und habe gefunden, daß der gänzliche Mangel- oder die Decurtation aller vier Extremitäten doch 152 nicht so selten ist, als man voraussetzen sollte. Wenigstens fand ich von Isenflamm, Duverney, Buchner, Dupuytren, Veiel, Tiedemann, Hueck solche verzeichnet. Allein es ist mir nicht gelungen, die anatomischen Beschreibungen jener Fälle zu erlangen, um zu vergleichen, was Uebereinstimmen- des und was Abweichendes von dem unsrigen vorlag. Nur den letztgenannten Fall Hueck’s — er betrifft eine bereits 14jährige Esthin — fand ich in Ammon’s celassischem Werke (Dr. Friedr. August von Ammon: „Die angeborenen chirurgischen Krankheiten des Menschen‘ in Abbildungen dargestellt und durch erläuternden Text erklärt. Mit 574 Figuren auf 34 Kupfertafeln in Folio, Berlin 1842, Friedr. Aug. Herbig) des Näheren beschrieben. Die spontanen Amputationen durch einschnürende Stränge veranlassen den berühmten Autor zu den Bemerkungen (l. c. S. 129 sequ.): „Es sei ungewiß, zu welcher Zeit dieser krankhafte Proceß vor sich gehe und“ — — (an einer anderen Stelle:) ‚es lasse sich kaum erklären, warum vorzugsweise die Vorder- glieder der Extremitäten Objecte dieses Processes seien.“ Nun, wir meinen bescheidentlich durch die von uns entwickelten Ansichten Beides unter Einem beantworten zu können: r Jener Proceß findet eben zu einer Zeit statt, wo nur die Vorderglieder der Extremitäten vorhanden sind; und so glauben wir auch in den citirten Bemerkungen eine Stütze für unsere Anschauung zu sehen. Gestatten Sie mir schließlich, m. H., daß ich die Resultate unserer heutigen won. in folgende Sätze zusammenfasse: 1) die vorgefundenen Deformitäten tragen einen verschiedenen Charakter an sich, und zwar stellen a. die Oberextremitäten eine Peromelie dar, b. die Unterextremitäten dagegen eine an Amelie grenzende Micromelie und c. die hintere Beckenwand eine Oligospondilie; 2) die Defecte der Extremitäten sind primär, während die Verbildung des Rumpf- endes secundäfr ist; 3) Ursache der ersteren ist die Ab- resp. Umschnürung durch Ligaturen (Amputation resp. Constricion — Hemmungsbildung der oberen, Bildungshemmung der unteren Extremitäten), wogegen die der letzteren in dem ‚‚loö de balancement“ zu suchen ist (Bildungshemmung), so zwar, daß das Fehlen des Kreuzbeins Folge des Fehlens der Unterextremitäten, — die Deplacirung des sphincter ani externus resp. die Isolirung des sphineter ani internus wiederum Folge der Schwanzverlängerung ist; 4) jene Ligaturen bestanden in sehnigen Schnüren und Membranen, welche aus einer einzigen Duplicatur des Amnion hervorgingen; 5) das Zustandekommen dieser Duplicatur ist durch die veränderte Gestaltung des Nabelschnurüberzuges bei seiner Bildung ermöglicht worden; 6) als Veranlassung zu dieser Abweichung kann ein jeder, auch psychischer Eingriff gedacht werden, welcher die Lage des Embryo im Uterus erschüt- tert hat; 7) die Zeit, in welcher die qu. Deformitäten bedingt worden, kann ausschließ- lich nur der dritte Monat des Embryonallebens gewesen sein. Achte Sitzung am 19. Juli. Fortsetzung des Vortrages des Herrn Dr. Davidson vom 1. Juni. 153 Herr Privatdocent Dr. Levy giebt eine kurze Analyse balneologischer Jahresberichte und Schriften des Hofrathes Dr. Flechsig, Brunnen- und Bade- Arztes zu Elster, welche derselbe der Gesellschaft übersandt hat, geht sodann auf eine Besprechung des Bades Elster selbst über und schlägt Herrn Flechsig zum correspondirenden Mitgliede der Gesellschaft vor, welchem Vorschlag die Section zustimmt. Der Vortragende nimmt sodann Veranlassung, eine Aeußerung zu berichtigen, welche Herr F. in einem seiner Jahresberichte ihm selbst mißverständlich unterlegte. Es bezieht sich diese auf einen Aufsatz des Vortragenden über Bad Landeck in der Günsburg’schen Zeitschrift, welcher nur eine kleine Vorstudie zu einer größeren Badeschrift enthält, welche Dr. Levy im Jahre 1856 der kgl. Regierung im Manuscript überreicht, aber bisher nicht durch den Druck veröffentlicht hat. Der Vortragende hat darin nicht, wie Herr F. meint, den Moor in Landeck als etwas gänzlich Unwesent- liches bezeichnet, im Gegentheil seine Wirkung als die eines salinischen Schwefelmoor’s hervorge- hoben und namentlich seine resolvirende Eigenschaft zur Anwendung als Localbad und Breiumschlag in den geeigneten Fällen lebhaft empfohlen, während ihm allerdings die tonisirende, styptische Wir- kung eines Eisenmoor’s, wie der zu Franzensbad und Elster, nicht zukommt, eine solche Wirkung aber auch überhaupt in Landeek nicht gesucht wird, ja im Widerspruch mit dem allgemeinen Wir- kungscharakter dieser theoretisch lauwarmen, praktisch kühlen Theiotherme steht. Der Vortragende bespricht sodann den Uebergang der flüchtigen Bestandtheile des Moor’s durch die Haut, und ist auch überzeugt von der viel lebhafteren Anregung der endosmotischen Bestrebungen durch Contact, Druck und Reibung im Moorvollbade, als dies im Wasserbade möglich ist. Da in letzterem jedenfalls nur Minimalbestandtheile der gelösten Stoffe durch die Haut übergehen können, so werden die gasführenden, namentlich Schwefelquellen, immer eine größere Gewähr nachweisbarer Wir- kungen zu bieten im Stande sein, weil die Gase durch Haut und Lungen in den Kreislauf übergehen. Unter diesen Quellen verdienen diejenigen eine besondere Berücksichtigung, deren Temperatur das Baden in der natürlichen Quellenwärme gestattet, weil bei aller Vorsicht ein Gasverlust durch Er- hitzen oder Abkühlen des Badewassers unvermeidlich ist. Der Vortragende verbreitet sich nun weiter über den großen und in neuester Zeit wieder eine erhöhte Anerkennung in Deutschland und Frankreich gewinnenden Vorzug wohl eingerichteter und wasserreicher Piscinen vor den Wannen- bädern, namentlich mit Bezug auf Landeck, dessen Bedeutung gerade in seinen Piscinen besteht, die aber freilich noch verbesserungsfähig sind, und auf welche stets das Hauptaugenmerk gerichtet werden sollte; hierbei ist namentlich noch der Wiesenquelle zu gedenken, deren Temperatur und Wasserreichthum die Anlegung noch einer Piscine gestattet und dringend wünschenswerth macht. — Der Vortragende geht dann auf eine specielle Besprechung der Kurmittel zu Landeck und ihre Ver- wendung resp. Verbesserung ein, bespricht die physiologischen Wirkungen der Landecker Bäder, bekennt die Unwirksamkeit der in den Quellen enthaltenen organischen Materie, welche er in Gemeinschaft mit Herrn Prof. Cohn auch untersucht, jedoch im Gegensatz zu dem von französischen Aerzten behaupteten specifischen Charakter ihrer baregine (sulfuraire) durchaus nicht charakteristisch gefunden hat, da derlei Pflanzenbildungen auch in indifferenten Wässern gefunden werden. Auch die von den Franzosen beschriebene, im Jahre 1857 in der Academie der Mediein discutirte orga- nische Materie ist den Schwefelquellen nicht eigenthümlich. Die therapeutischen Erfolge der hauptsächlich als sedativum wirkenden Landecker Therme haben sich erfahrungsgemäß herausgestellt: 1) bei äußeren Krankheiten, bei Hautkrankheiten (ekzema, lichen, prurigo, sycosis, acne), bei callösen atonischen Geschwüren, Schußwunden, Ablösung von Sequestern, bei Exsudaten in Haut, Muskeln, Knochen, Gelenken etec.; 2) bei inneren Krankheiten im chronischen Muskelrheumatismus, Metallcachexieen, chronischem Larynx- und Bronchialkatarrh (Inhalation), Nerven- und Frauen-Krankheiten, mit Aus- schluß bedeutender Gewebsveränderungen in den Geschlechtstheilen. | 20 154 Sehr gute, oft unumgängliche Vorkur für Eisenwässer, und eben so Nachkur nach auflösenden Brunnen u. s. w., wie der Vortragende dies in seiner Schrift über Landeck speciell dargelegt und nachgewiesen hat, welche er später einmal zu veröffentlichen gedenkt, Neunte Sitzung am 3. August. Herr Privatdocent Dr. Paul theilt 2 Fälle von scheinbarem Hermaphroditismus mit. In der hiesigen Filial-Strafanstalt befindet sich eine fünfundzwanzigjährige Gefangene, über deren Geschlecht schon in anderen Strafanstalten, in welchen sie inhaftirt war, erhebliche Zweifel aufstie- gen, welche bei ihrer Translocirung hierher eine sorgfältige und genaue Recherche meinerseits und ein Superarbitrium des technischen Mitgliedes der Aufsichtsbehörde veranlaßten, welches letztere mit meinem Bericht und meinem Gutachten vollkommen übereinstimmte. Ich bedauere, m. H., Ihnen das betreffende Individuum nicht selbst vorstellen zu können, da eine Vorführung sowohl außerhalb, wie innerhalb des Gefängnisses trotz meiner Bemühungen aus gewissen Gründen nicht verstattet worden ist. Indem ich Ihnen aber ein Präparat von den Geschlechtstheilen einer Frau nebenbei demonstrire, welches eine sehr ähnliche Anomalie in der Bildung der Genitalien zeigt und welches ich vor einigen Jahren dem hiesigen anatomischen Museum übergab (sub Nr. 1976a), so wie in Günsburg’s Zeitschrift für klinische Mediein Bd. IV, pag. 4, beschrieb und abbilden ließ; — wird es mir doch wohl möglich sein, Ihnen ein deutliches Bild des Falles auch bei Abwesenheit der betreffenden Person zu entwerfen. Die Genitalien des in Rede stehenden Individuums zeigen nach oben einen in schlaffem Zu- stande, 44 Centimeter langen Penis-Körper, welcher jedenfalls erigibel ist. Er trägt eine wohl ge- bildete Eichel, deren Vorhaut zurück- und wie nach der Spaltung derselben bei der Operation der Phimose seitwärts umgeschlagen bleibt. Hinter der Eichel sind deutlich zwei parallele Schwellkörper bis unter den Schambogen- Winkel hindurchzufühlen — ganz so, wie Sie es auch an dem vorlie- genden Präparate bemerken. An der Spitze der Eichel und an der unteren Seite des Penis findet sich jedoch statt der Oeffnung und dem Rohre der Urethra ein aufgeschlitzter Halbcanal, der sich längs des Peniskörpers von wulstigen Hauträndern begränzt nach unten erstreckt und unter der Schambeinfuge hindurch in eine Oeffinung unter den etwas auseinanderweichenden Schwellkörpern des Penis in eine rundliche Oeffnung und eine etwa 1} Centimeter lange Röhre übergeht, die in allem der weiblichen Harnröhre entspricht und in die Blase mündet. Die Dimensionen und die Be- schaffenheit dieses Penis oder dieser Clitoris ist etwa die von einem l4jährigen Knaben mit voll- kommener Hypospadie. ! Die wulstigen Hautränder der Urethralrinne verlieren sich allmälig in einer mit blasser faltiger Schleimhaut ausgekleideten Fläche, welche die Stelle des Pronaos vaginae einnimmt, zwischen den gleich noch zu beschreibenden großen Schamlefzen liegt und bei der genauesten Besichtigung zuerst keine weitere Oeffnung einer Scheide erkennen ließ, noch auch beim Druck auf diese Fläche nach- gab, wie wenn eine Membran (etwa ein imperforirter Hymen) eine Höhle überdeckt und versperrt. Wenn ein Katheter in die Harnröhre, ein Finger in den Mastdarm eingeführt ist, so treffen beide nur durch eine verhältnißmäßig dünne Weichtheilwand getrennt auf einander, so daß ich beir der ersten Untersuchung geneigt war, einen Total- Mangel der Scheide in diesem Falle anzunehmen. Wie es kam, daß die zweite Exploration mich eines Anderen belehrte, — davon nachher. Die Vorhautwülste gehen zu beiden Seiten in wulstige, fettreiche, gerunzelte Hautduplicaturen über, der Beschaffenheit der großen Schamlefzen, noch mehr aber durch ihre ovalrundliche Fülle Scrotalhälften ähnlich. Wie die ersteren lassen sie, nach außen umgelegt, den beschriebenen Pronaos vulvae sehen; wie die letzteren dagegen liegen sie über demselben zusammen und be- decken ihn, lassen aber den Penis frei. Kleinere Hautduplicaturen dahinter, den kleinen Lefzen ent- sprechend, finden sich jedoch nicht vor. Die Haarentwickelung auf dem Schamberg und den Lefzen 155 ist sehr mäßig und schneidet auf ersterem nach oben (wie bei Weibern) mit einem scharfen Bogen ab, erstreckt sich also nicht (wie gewöhnlich bei Männern) federbartartig längs der weißen Linie nach dem Nabel hinauf. Die rechte dieser Hautduplicaturen ist also einer großen Schamlefze vollkommen analog, die linke zeigt jedoch Veränderungen, welche sie einer Hodensackhälfte ähnlicher machen. Zunächst befindet sich im linken Inguinalcanale ein reponibler Leistenbruch, von dem Umfange einer kleinen Birne, der sich etwa bis zur Hälfte der fraglichen Lefze herabsenkt. Unter ihm liegt ein beweglicher, mandelförmiger, etwas abgeplatteter Körper, vom Umfange eines kleinen Hodens oder eines Eier- stockes, welchem letzteren er nach seinen fühlbaren Conturen am ähnlichsten wäre. Er ist aber ganz unschmerzhaft und nicht mit der Darmschlinge der Hernie gleichzeitig reponibel, sondern läßt sich nur bis in den vorderen Inguinal-Ring hineinschieben. Ob er wirklich ein mit vorgefallenes Ovarium, dem er, wie gesagt, sehr ähnlich ist, oder (wahrscheinlicher) ein Stück Netz oder ver- diekter Bruchsack sei, läßt sich nicht entscheiden; ein Hoden aber ist er keines Falles. Dagegen spricht der Mangel allen Schmerzes bei starkem Druck, so wie eines irgend fühlbaren Samenstranges. Gleichwohl hat man anderweitig sich verleiten lassen, diesen Körper für einen Hoden zu halten und deshalb in Verbindung mit dem Clitoris-Penis die Person für einen Mann zu erklären. Das ist sie aber keinesfalls — dem widerspricht ferner der durchweg weibliche Typus im Bau des ganzen Körpers. Die Musculatur der Glieder ist rund und von einem reichlichen Fettpolster umhüllt. Das Becken ist am oberen Theil breit, die Schaufelbeine nach außen weit ausgeschweift, die Oberschenkel convergiren etwas, die fleischigen Waden der Unterschenkel liegen tiefer, als sie beim Manne sich vorfinden. Auch der Oberkörper ist exquisit weiblich gebildet. Die Schlüssel- beine sind weniger nach oben gebogen, daher die runden Schultern etwas tiefer stehen, als sie beim _ musculösen Manne mehr horizontal abstehend sich zeigen. Endlich sind die Mammae stark ent- wickelt, derb und mit erigiblen kleinen Warzen versehen, welche ein brauner Hof umgiebt. Die Stimme ist ein klangvoller Mezzosopran, der Kehlkopf mäßig groß, aber nicht eckig hervorragend, Bartwuchs fehlt gänzlich. Die gesammte Körperhöhe der Person beträgt 5’ 2 6. Den stringenten Beweis, daß die fragliche Person ein Weib sei, lieferte die zweite Untersu- chung. Es war auf eine dahin zielende Frage von ihr behauptet worden, sie habe wiederholt, zwar unregelmäßig, jedoch ziemlich vierwöchentlich einen geringen Blutabgang aus ihrer Harnröhre, sie erwarte ihn nächstens wieder. In der That fand sich ein blutig schleimiger Streif nahe bei der Harnröhrenöffnung vor und die Leibwäsche zeigte große Flecke von der Farbe und Beschaffenheit des Menstrualblutes. Es lag nahe, da eine Vaginalöffnung noch nicht entdeckt worden war, eine Communication der Harnblase mit einem inneren nach außen blinden Vaginalsack, resp. mit dem Uterus anzunehmen, die das Menstrualsecret durch die Harnröhre abgehen lasse. Der eingeführte Katheter ließ jedoch ganz klaren hellen Urin abfließen. Endlich nach langem Suchen mit einer feinen geknöpften Sonde gelang es 3° gerade unter der Harnröhrenmündung in der Schleimhaut- fläche des blinden Pronaos vulvae unter einem Fältchen ganz versteckt eine feine Oeffnung aufzu- finden, in welche die Sonde ohne Widerstand etwa 3 aufwärts geführt werden konnte. Hier also war die zum Durchmesser einer feinen Stricknadel verkleinerte Vagina. Der Katheter in der Blase und der Finger im Mastdarm fühlten jetzt deutlich die Sonde in diesem feinen Scheidencanal, aus welchem somit auch das Menstrualblut herauskam. Von einer Portio vaginalis war freilich mit der feinen langen Sonde nichts bestimmtes zu fühlen. Der tiefer in das Rectum eingeführte Finger ent- deekte auch nach vorn leicht die Umrisse eines zwar kleinen, aber richtig gebildeten Uterus von den Dimensionen der Gebärmutter eines 12—14jährigen Mädchens. Damit war es erwiesen, daß die Person ein Weib war. Daß dieselbe — auch im Gefängnisse — eine gewisse verdächtige Hinneigung zu anderen weiblichen Gefangenen geäußert haben soll, wie sie mehr dem Manne eigen ist, konnte nichts für das Gegentheil beweisen, selbst wenn auch die weibliche Beschaffenheit der Person anatomisch nicht so zweiffellos hätte nachgewiesen werden können. Jedenfalls aber erscheint 20* 156 es erforderlich, diese Gefangene zu isoliren, schon deshalb, weil die heimlich verbreitete Kenntniß von ihrer abnormen, halb männlichen Bildung eine Aufregung unter den anderen weiblichen Sträf- lingen veranlaßt. Dieser Fall eines lebenden scheinbaren hermaphroditischen Weibes weicht mehrfach von dem erwähnten. Präparate ab, welches ich Ihnen, m. H., jetzt vergleichungsweise zu demonstriren mir erlaube. Es rührt von einer 83jährigen Frau her, welche ein excentrisches Leben geführt, unter anderem die Freiheitskriege von 1813—15 als Husar mitgemacht hat, dann verschiedene verdächtige Gewerbe trieb, zuletzt aber Kartenschlägerin war und zu ihrer Zeit deshalb ganz beträchtlichen Zulauf hoher und niederer Stände hatte. Sie starb an allgemeiner Wassersucht in Folge einer Herzkrankheit, welche die Section bestätigte (Hypertrophie mit Dilatation, atheromatöse Auflagerungen, knöcherne Erstarrung,, Insufficienz der Mitralklappe, Emphysem der Lunge, beiderseitiger Hydrothorax, Aseites, Speckleber, Anämie aller Organe, allgemeine große Abmagerung der Musculatur). Die Bildung der äußeren Genitalien ist, wie schon angedeutet, eine der obigen Beschreibung ganz ähnliche. Vor allem verhält sich der Peniskörper ganz ebenso, wie vorhin, nur ist er von einer weiten verschieb- baren Vorhautkappe bedeckt. Ebenso liegt die Urethralrinne offen bis zur normalen Mündung der 2 Centimeter langen Harnröhre. Darunter aber, etwa 3‘ von dieser getrennt, befindet sich der Scheidenkanal mit einer fast kreisrunden Oeffnung, von einem sehr schmalen Hautwulste umgeben. Der Durchmesser dieses verengten Scheidenkanals beträgt einen Centimeter, so daß nur mit Mühe der kleine Finger eingeführt werden kann, welcher in der gewöhnlichen Richtung der Scheide nach oben zum Scheidengewölbe hinaufdringt, Die Länge dieser Vagina ist 74 Centimeter. Die Schleim- haut ist glatt, blaßroth; alle Runzeln, so wie Reste eines Hymen fehlen. Aus dem Scheidengewölbe tritt eine kleine, kaum 1 Centimeter lange fleischige Portio vaginalis hervor. Die Scheide ist von der gewöhnlichen musculösen und Zellschicht umgeben. Das Verhalten der großen Lefzen ist ein der Beschreibung des obigen Falles und zwar der rechten Hautduplicatur vollkommen analoges. In diesem Falle finden sich jedoch die beschriebenen Anomalieen der linken Hautlefze nicht vor. Gebärmutter und Mutterbänder sind vorhanden, der Uterus normal in Form und Größe, entsprechend dem hohen Alter der Frau zurückgebildet. Die Muttermundslippen zeigen keine Einkerbungen und Narben. Die beiden Tuben sind wegsame Röhren, das rechte Ovarium atrophirt aber normal; im linken Eierstock befinden sich mehrere, bis erbsengroße Cysten, welche einen theils hellflüssigen, theils molkigen gelben Inhalt ergießen, der unter dem Mikroskop zahlreiche einfache Molecule mit Epithelien und zahlreichen Körnern darbietet. Corpora lutea sind nicht mehr zu erkennen. Dicht hinter dem linken Eierstock, nicht weit vom herabsteigenden Darmcylinder des letzten Theils der Flexura sigmoidea, da wo beide Organe durch das breite Mutterband und die Gekrösfalte der ge- nannten Darmpartie benachbart sind, sitzt eine hühnereigroße Geschwulst, von einer dem Peritoneal- Blatte ähnlichen sehnigen Hülle umgeben, welche eine dem dicken Darmkoth vollkommen ähnliche lehmfarbene, aber gänzlich geruchlose, schmierig-fettige Masse enthält, die ganz dieselben mikro- skopischen Bestandtheile darbietet, wie jener Ovarien-Cysten-Inhalt, neben denen noch unverkennbare kurze dicke Härchen mit ihren Wurzeln sich finden, während keine Spur von vegetabilischen oder animalen Faserresten zu entdecken ist. Auch läßt sich durchaus keine Verbindung zwischen jener Geschwulst und dem Darmrohre auffinden, obgleich einige strangförmige flache Falten in der Peri- toneal-Haut dazwischen auf den Verdacht einer solchen Communication leicht führen könnten. Die Geschwulst ist sonach jedenfalls eine solitäre, seitwärts gelegene Cyste mit eingediektem Inhalt und innerer Haarbildung. Die Beckenverhältnisse des Leichnams waren die gewöhnlichen weiblichen. Die Mammae sind entwickelt, natürlich verwelkt, schlaf; die Brustwarzen klein, eingezogen. Von den vorhergegangenen geschlechtlichen Verhältnissen der Frau ist mir nur wenig zu er- fahren möglich gewesen. Geboren hat sie bestimmt niemals. Ob Menstruation, wie lange und wie sie vorhanden gewesen sein mag, ist unbekannt; eben so wenig ob Coitus vorgekommen sei. Bei 157 der so engen straffen Scheide möchte derselbe wohl nur unvollkommen oder gar nicht möglich ge- wesen sein. Die penisartige große Clitoris trägt alle Bedingungen an sich, ihre Erectionsfähigkeit vorauszusetzen. Ein dunkles Gerücht ging von der Frau umher, sie habe mit jungen Mädchen ver- dächtigen Umgang gepflogen und sei sogar wegen intendirter Nothzucht an einem Mädchen von 20 Jahren in Criminal-Untersuchung verwickelt gewesen. Diese beiden Fälle ergänzen und ähneln sich somit, haben beide dasselbe Resultat der Unter- suchung; der erstere ist jedoch der weitaus verwickeltere, interessantere und schwierigere. Herr Privatdocent Dr. Förster macht eine Mittheilung über eine eigenthümliche Erscheinung bei der Accomodation, wonach die vordere Augenkammer bei der Accommodation für die Nähe kleiner wird. Zehnte Sitzung am 2. November. Herr Professor Heidenhain hält einen Vortrag über einige im physiologischen Institut unter seiner Leitung gemachte Arbeiten. Herr Privatdocent Dr. Paul stellt ein Kind vor, bei dem die Tracheotomie mit glücklichem Er- folge gemacht worden ist. Die Mittheilung dieses Vortrages wird in den Abhandlungen der- schle- sischen Gesellschaft Abtheilung für Naturwissenschaften und Medicin für 1861 im dritten Hefte erfolgen. Eilfte Sitzung am 16. November. Herr Sanitätsrath Dr. Grötzner trägt einen Fall von Peliosis infantilis atrophica vor und zeigt eine colorirte Abbildung des Objectes vor. Nach einigen einleitenden Bemerkungen über die Schwierigkeit, für den vorliegenden Fall eine erschöpfende Diagnose zu stellen und einen geeigneten Namen zu finden, führt der Vortragende aus dem Leben der Eltern an, daß der Vater in seiner Jugend an heftigen Bräuneanfällen, einem ruhr- arligen Durchfalle und später an Kehlkopfskatarrhen gelitten, bald nach seiner Verheirathung im 28. Lebensjahre aber an Typhus erkrankt sei. Seine Frau habe früher an Menstruationsbeschwerden gelitten, habe dann im 18. Jahre kurz nach ihrer Verheirathung auch den Typhus durchgemacht, und sei bald darauf schwanger geworden, wobei sie einen Inguinalbruch bemerkt habe. Im 20. Jahre habe sie geboren, kurze Zeit gestillt, der Knabe sei aber im 2. Lebensjahre, nach ihrer Aussage an Leberentzündung, gestorben. Zwei Jahre darauf gebar sie wieder einen Knaben, welcher noch iebt und gesund ist. Nach Jahresfrist gebar sie den dritten Knaben, das Object des Vortrages. Folgendes sind die dem Ausbruche der Peliosis vorhergehenden Krankheiten. Bis zum 8. Lebensmonate blieb das Kind gesund und wurde von der Mutter genähr. Am 28. April wurde dasselbe von Lungenkatarrh mit Durchfall ergriffen, welche 14 Tage andauerten. Bei bester Pflege und Nahrung wiederholten sich die Erscheinungen am 29. Mai. Am 22. Juni trat Durchfall mit Gehirncongestionen und hydrocephalischen Erscheinungen auf, die nach 48 Stunden remittirten; indeß blieb noch eine Unbeweglichkeit des rechten Beines und eine Lähmung der rechten oberen Extremität mehrere Tage lang zurück. Am 9. Juli wiederum Durchfälle mit Fieber und er- schwertem Athemholen, Erscheinungen, die durch zweckmäßige Mittel gemildert wurden; indeß trat trotz Appetit des Kindes Abmagerung und allgemeine Abnahme der Lebensthätigkeit ein. Am 27. Juli zeigte sich ein bläulich-schwärzlicher Fleck auf der rechten Wange des Kindes. Nachdem inzwischen 3 Zähne ohne bedeutende Fiebererscheinungen durchgebrochen waren, zeigte sich (am 10. August) bei fieberlosem Zustande ein rother Fleck von der Größe eines Zweigro- 158 schenstücks zwischen der 4. und 5 linken Rippe und außerdem mehrere rothe Punkte am Brustbeine und den Rippen der linken Seite, dergleichen sich bis Abends auf der rechten Seite zeigten und bis zur Größe eines Pfennigs vergrößerten. Am anderen Tage erschienen dergleichen Flecke auch auf dem Bauche, desgleichen auf den Unterschenkeln; sie flossen zusammen und bildeten an der Wade und an den Knieen Flecke von Handtellergröße. Auch die oberen Extremitäten wurden von größeren purpurrothen Flecken überzogen. Auf dem ganzen Rücken zeigten sich gleichfalls rothe Flecke, aber isolirt und von etwa Silbergroschengröße. In Zeit von 2—3 Wochen war das ganze Kind mit Ausnahme des Gesichts und der Kopfhaut, der Hand- und Fußfläche und der Genitalien mit Purpurröthe überzogen. Die anfangs hellrothe Farbe der Haut wurde purpurroth und immer dunkler und verwandelte sich zuletzt in die fast schwarze Heidelbeerfarbe, mit sammetartigem Schimmer. Fieber und Durchfälle hatten während dessen aufgehört, traten aber, bevor die Farbe der Haut ganz dunkel geworden war, wieder ein. Die Haut war dabei sehr welk geworden und das Kind hatte im Gesicht ein greisenartiges Aussehen bekommen. Trotz stärkender und gut näh- render Mittel und sorgfältiger Pflege nahm die Intensität des Herzschlages immer mehr ab, ebenso die Kräfte, es bildeten sich Aphthen im Munde und Decubitus am Steißbeine. Diese wurden durch zweckmäßige Mittel beseitigt, aromatische Bäder und gute Diät angewendet, worauf sich denn auch die Herzthätigkeit hob, die Haut wärmer wurde und die dunkle Färbung erblaßte; auch die Aus- leerungen wurden besser und die Eßlust steigerte sich, Am 4. September heftiges Erbrechen, all- gemeiner Collapsus, Auftreibung der Magengegend, unwillkürlicher Abgang der Faeces, Herzschlag nicht mehr fühlbar. Waschungen und Einreibungen mit Spiritus und Tinet. Oleos. balsam. wurden angewendet, da das Schlingen sehr erschwert war. Während der Nacht Fieber, Hautwärme, Trans- spiration und Harnsedimente. Am 5. September, dem zweiten Geburtstage des Kindes, allgemeine Besserung — aber schon am 10. September trat Oedem der Hände und Füße und des Gesichtes ein, der Unterleib war tympanitisch aufgetrieben und fluctuirend. Sparsame Secretion eiweißhaltigen Harnes, erschwertes Athmen; während die Hautfarbe verblaßte, entstanden neue dunkle Flecke am Nacken. Bei darauf folgender Abnahme der Anasarka trat Oedem des Scrotum anf. Aus dieser Zeit stammen die von Herrn Dr. Diettrich angefertigten Abbildungen von der Vorder- und Hinterseite des Kindes her, welche der Vortragende vorlegt. In den letzten Tagen des September tritt nun noch eine Geschwulst am Zitzenfortsatze auf, welche abscedirt, während die Durchfälle fortdauern, das Athmen beschwerlicher wird — und es erfolgt der Tod am 30. September. Die Section ist nicht gestattet worden. Der Vortragende stellt nach Ausschluß anderer Möglichkeiten die Krankheit als der Peliosis rheumatica Schönlein’s am ähnlichsten hin und schlägt dafür die Benennung Peliosis atrophica infantilis vor. Rücksichtlich der Aetiologie hält er die schnell hintereinanderfolgenden Schwangerschaften der Mutter und den ihnen vorausgegangenen Typhus, so wie vielen Kummer während der Lactation für nicht unwesentlich, desgleichen die Dentition des Kindes. Er hebt weiter die zahlreichen und er- schöpfenden Durchfälle (602 Entleerungen in 102 Tagen) als die Ursache einer mangelhaften Blut- bildung, Abmagerung und Herzschwäche hervor; aus letzterer leitet er die Stagnation in den Hautcapillaren mit darauf folgender Extravasation ab, die er als eine universelle Capillarembolie der Haut bezeichnet. Zugleich lasse sich aus der Anämie die zuleizt eingetretene Bright’sche Affection ab- leiten. Die speciell angeführte Therapie ist eine stets den speciellen Krankheitsverhältnissen ange- messene und rationelle, das alterirte Blut- und Nervenleben berücksichtigende gewesen, übrigens gleich entfernt von gewaltsamem Eingreifen, wie von Unthätigkeit. Für die gerichtliche Mediein hält der Vortragende den Fall insofern für nicht unwichtig, als er einerseits zeigt, wie lange das Leben bei noch so schlecht functionirenden Organen dauern könne, andererseits zur Aufmerksamkeit auffordert bei der Constatirung des Todes schwächlicher heruntergekommener Kinder. 159 Herr Privatdocent Dr. Förster hält darauf einen Vortrag: Ueber Metamorphopsie. Es werde mit diesem Namen Verschiedenes bezeichnet. Der Vortragende versteht darunter das Symptom, daß gerade Linien gekrümmt erscheinen. Hierauf geht er zu einer besonderen Krankheits- form der Netzhaut über, bei der, ohne daß eine Ablösung derselben vorhanden wäre, die Metamor- phopsie ein hervorstechendes Symptom ist. Er theilt zunächst genaue Angaben und Zeichnungen eines intelligenten Kranken mit, welcher horizontale und verticale Linien an einer gewissen, neben dem fixirten Punkte gelegenen Stelle gekrümmt sah; die Stelle mußte danach eine Ausdehnung von 3 Mm. auf der Netzhaut haben und etwa zwischen der mac. lutea und der pap. optica liegen. Aus der scheinbaren Form der Linien schließt der Vortragende auf eine Verschiebung der emplin- denden Netzhautelemente und zwar auf ein Zusammenrücken nach einem bestimmten Punkte hin (dem Krümmungscentrum der Linie entsprechend). Die Krankheit sei als eine Art Schrumpfung der Netz- haut aufzufassen. Der Augenspiegel zeigt im Anfange der Krankheit einen kleinen schwarzen Fleck an der macula lutea, von viel geringerer Ausdehnung, als man erwarten sollte. Diesen Connex hat der Vortragende in 22 Fällen gefunden. Alle waren hochgradig kurzsichtig, mit staphyloma posticum behaftet. Das erste Symtom ist Krummsehen; gerade Linien erscheinen von einem Punkte aus nach allen Seiten zusammengedrängt. Bei Zunehmen der Größe des Krümmungsfeldes tritt Ver- größerung des schwarzen Punktes in der Retina auf, dem dann ein Defect an dieser Stelle folgt; der Defect kann sich über die ganze mac. lutea und weiter ausbreiten. Das peripherische Sehen ist nicht gestört, bei weiterem Fortschritt hört das Krummsehen auf. Auf Zunahme der Krankheit deuten Extravasate in der Umgegend des Pigmeniflecks; das Pigment schwindet später allmälig und es hleibt ein bläulich-weißer Fleck zurück. Die Prognose ist Anfangs gut, hat aber der Fleck 4 der Größe der pap. optie. erreicht, so ist Heilung nicht mehr möglich, wenigstens nicht eine Verkleinerung des Fleckes, Die Aetiologie betreffend erwähnt der Vortragende die Anstrengung der Patienten bei der Accommodation und vieles Weinen; auch hat er eine Verschlimmerung nach dem Gebrauche der Landecker Bäder beobachtet. In Bezug auf die Therapie hält er Blutentziehungen und Fontanellen für unnütz oder zweifelhaft, günstiger fortdauerndes Purgiren und Fußbäder mit Ag. regia. Zwölfte Sitzung am 1. December. Herr Professor Lebert theilt einen Fall von Aneurysma dissecans mit, welcher auf seiner Klinik vorgekommen ist, zeigt das betreffende Präparat vor und knüpft daran Mittheilungen über früher von ihm beobachtete Fälle dieser Art, zu denen er die Abbildungen aus seinem Atlas der pathologischen Anatomie vorlegt. Herr Privatdocent Dr. Cohn hält einen Vortrag über „die Diagnostik und Therapie der chro- nischen Peritonitis“. Herr Sanitätsrath Dr. Grätzer trägt seinen Bericht vor: Ueber die Armen-Krankenpflege Breslau’s im Jahre 1859. Auch mein diesmaliger Bericht hat in Bezug auf die hiesigen Gesundheits - Verhältnisse nur Günstiges zum Inhalt; und scheint es fast, als ob Breslau seinen alten Ruf einer ungesunden Stadt verlieren sollte. Denn schon seit drei Jahren erfreuen wir uns einer sehr geringen Morbilität und einer noch geringeren Mortalität. Auffallend tritt dies im letzten Jahre hervor. Es herrschte keine Epidemie während desselben; in allen öffentlichen Anstalten sind weniger Kranke als im Jahre 1858 behandelt worden; es sind ferner 470 Individuen weniger gestorben und endlich auch noch ein Mehr von Geburten vorgekommen. Außerdem entstand in diesem Jahre eine neue ärztliche Anstalt: das 160 Institut für Augenkranke des Dr. Förster, Friedrich-Wilhelmstraße Nr. 70a —, das einen Fortschritt für Wissenschaft und öffentliches Armen-Krankenwesen bekundet. Bevor wir jedoch diese Dinge näher beleuchten, lassen Sie mich wohl in gewohnter Weise zunächst die Statistik der Krankenhäuser besprechen, in denen sich jene günstigen Verhältnisse des Jahres 1859 am deutlichsten abspiegeln. 1) Das Hospital Allerheiligen verpflegte in diesem Jahre 1200 äußere und 1947 innere Wosnke, also im Ganzen 3147, d. i. 544 weniger als im vorigen Jahre. Entsprechend der allgemeinen besseren Sanität war auch das Mortalitäts- Verhältniß innerhalb des Allerheiligen-Hospitals günstiger: es starben 389 von den Kranken, so daß sich die Mortalität geringer, und zwar auf 1: 827 gestellt hat. Aus dem Oeconomie-Bericht der Verwaltung der Anstalt geht hervor, daß daselbst im Durch- schnitt täglich 288448 Kranke verpflegt worden und daß jeder 334444 Tage daselbst zugebracht hat. Die Gesammtausgabe des Hospitals betrug 39,199 Thlr. 11 Sgr. 2 Pf., der Kranke 12 Thlr. 13 Sgr. 8,2 Pf. und jeden Tag 11 Sgr. 2,05 Pf., welche Höhe von der niedrigen Krankenzahl bei denselben Generalkosten, als: Besoldungen, Wäsche, Beleuchtung, Beheizung u. s. w., herrührt. 2) Das Barmherzigen Brüder-Hospital verpflegte 2215 Kranke, von denen starben 87, so daß die Mortalität 1 : 243% beträgt. Außer den stabilen Kranken wurde täglich noch eine Anzahl poliklinisch behandelt, so daß inclusive der zum Verband und Zahnoperationen kommenden mehr als 15,000 Personen die Hilfe des Klosters bean- spruchten. In der Anstalt weilte jeder Kranke durchschnittlich über 2354321 Tage und auf jeden Tag kommen 784 Kranke. 3) Das Elisabethinerinnen-Hospital behandelte im Jahre 1859 an 1339 Kranke. Es starben von diesen 69, mithin die Mortalität 1:1933. Es waren im Durchschnitt täglich 96% Kranke im Hospital und der einzelne Kranke ver- weilte in der Anstalt 27 Tage. Ab- und zugehende Patienten, welche ärztliche Hilfe und Arznei hier bekamen, waren 762. 4) Die Filiale der Rlisabethinerinnen verpflegte stabil 148, von denen 12 starben; Mortalität 1:123. Auch hier finden wir ab- und zugehende Patienten, welche an äußeren Schäden und inneren Krankheiten litten und Hilfe wie Me- dicamente umsonst erhielten. 5) Das Diaconissen-Krankenhaus Bethanien nahm 554 Kranke auf, darunter in der Männer-Station 70. Von diesen Patienten sind 28 gestorben. Mortalität 1: 1932. Es ist von dieser Anstalt zu erwähnen, daß sie private Krankenpflege außer- halb gewährt. Solche ist in 17 Fällen von Diaconissinnen begehrt und geleistet worden. 6) Das Augusten-Hospital für Kinder verpflegte in der Anstalt selbst 118 kranke Kinder bis zum Alter von 13 Jahren. Von ihnen sind gestorben 21. Mortalität 1:53%. Die Anstalt ist jetzt durch die erweiterten Räume zur Kranken- pflege ganz besonders geeignet und hat wegen ihrer Vergrößerung, namentlich in der ambulatorischen Wirksamkeit einen Assistenz-Arzt, der in derselben wohnt. 7) Das israelitische Fränkel’sche Hospital hatte aufgenommen S6, von denen 7 starben; Mortalität 1: 12%. 161 8) Das königliche Hebammen-Institut nahm 99 Gebärende auf und 101 Kinder wurden darin geboren. Von diesen starben eine Wöch- nerin, todt geboren wurden 4 Kinder und 6 sind nach der Geburt gestorben; mithin die Mortalität 1: 182. 9) Die Gefangenen-Kranken-Anstalten. a. Die städtische (für Polizei- und Arbeitshaus-Gefangene) verpflegte 625 Kranke, von denen 25 gestorben sind; Mortalität 1: 25. b. Die königliche (Lazareth im Stadtgerichts- Gebäude) behandelte 879 Kranke; von ihnen starben 16. Mortalität 1: 5418. c.. Die Filiale der letzteren (im ehemaligen Inquisitoriats- Gebäude) verpflegte 334 Kranke, davon starben 25; Mortalität 1: 13%. 10) Die königliche geburtshilfliche Klinik nahm auf 21 unschwangere Kranke; 3 schwangere Kranke; 353 Gebärende, davon starben 2; 3 kranke Wöchnerinnen; 336 lebende Neugeborene, davon starben 32; 20 todte Neugeborene; zusammen 736. Mortalität 1: 21. 11) Die Heilanstalt für Augenkranke (Kirchstraße 6). In die Anstalt wurden aufgenommen 187, darunter 108 männliche, 63 weibliche Kranke und 16 Kinder, welche 4402 Verpflegungstage in Anspruch nahmen. Die Leistungen der Hausarmen-Krankenpflege waren während des Jahres 1859 wiederum beträchtlich geringer als im Vorjahr. Es wurden in derselben behandelt: 1) In der städtischen Hausarmen-Krankenpflege, und zwar durch 14 Bezirks-Armenärzte 5066 Kranke, also 878 weniger als 1858 aufgenommen. Von diesen sind: Genbädh ao oa ne MW naar rt ni. en 443 Ungebeiklemlassen ". ne ne, 300 Aus der Cur weggeblieben . . . . .. 125 In Krankenhäuser transferitt . . .... 340 Noch in Behandlung geblieben . . . . . 514 5066 Die Mortalität war ungefähr der vorjährigen gleich, sie betrug 1: 11443. Der einzelne Kranke kostete bei einem Totalaufwande von 5030 Thlr. 23 Sgr. 2 Pf., nämlich DE Medsenmente.. .. 2... 20 0-00 8127 This 12 Sgr. „5 Pf. Honoras m herzie . a 0 A NWhndarzter)) .; ‚U susmunssin. 5% 3 3 un Mineralbrunnen und Molken . . . 2... 2. pe | Vieh Sen Bäder. hier, Sinai 1, RER 3 15. — Latus 4735 Thlr. 16 Sgr. 2 Pf. 21 162 Transport 4735 Thlr. 16 Sgr. 2 Pf. Badereise-Unterstüzngn . . -1..2 22.99 u 21... —, 11 ee ge rennen ee nn! m Brachbänder ©. 1.4.20. nmtrere si ME AAN... 5 re & Armer Wöchnerinnen Entbindung etc. . . . 23. A. Verabreichte Lavements . . . 2x... u.\, en 5030 Thlr. 23 Sgr. 2 Pk. fast 1 Thlr. (genau 29 Sgr. 3 Pf.), also 5 Sgr. mehr als die letzten zwei Jahre. Dieser Umstand rührt vorzugsweise daher, daß, wie bei dem Allerheiligen-Hospital, die Generalkosten, — Gehalt der Aerzte u. s. w. dieselben geblieben sind, während die Krankenzahl so bedeutend abgenommen hat, und ferner daher, daß die Apotheker (cfr. allgemeine Bestimmung der Arzneilaxe pro 1859 s 1’ und Ministerial-Verfügung vom 10. Februar 1859) nur 25 Procent statt der bisherigen 334 Procent Rabat von den Medicamenten gewähren. Die Differenz beträgt ungefähr 250 Thlr. Die Medicamente kosteten pro Kopf fast 17 Sgr. 2) Die Tharould-Blacha’sche Fundation verpflegte 1981 Kranke, von denen 73 gestorben sind; Mortalität 1: 2742, 3) Das Hausarmen-Medicinal-Institut behandelte 430 Kranke, von denen 19 starben; Mortalität 1 : 2213, 4) Die israelitische Hausarmen-Krankenpflege behandelte 671 Kranke; hiervon starben 24. Mortalität 1: 2733. 5) Das €. D. Kuh’sche Hausarmen-Kranken-Institut behandelte 282 Kranke, wovon gestorben 12; Mortalität 1: 25%. 6) Die königliche medicinische Poliklinik verpflegte im Jahre 1859 767 Kranke, von denen 18 Todesfälle vorkamen. 7) Die königliche chirurgische und augenärztliche Poliklinik behandelte 1694 Kranke; unter diesen waren 386,-Augenkranke und 1308 chirurgische Kranke. 8) Die königliche geburtshilfliche Poliklinik verpflegte 694 Individuen, und zwar: a. Unschwangere Kranke . 1 email 35 b. Kranke Schwangere" iii my an Ami 24 t. Kreissende Te in PR EEE d. Kranke Wöchnerinnen . -. . .» 2 vw 2 00% 50 e. Nengehörene . 1. m N f: Kranke Kinder 27 Smmn Re N ER 694 Von diesen starben 25, todtgeboren 61; zusammen 66. Mortalität 1: 1053. 9) Die ambulatorische Kinder-Heilanstalt behandelte 536 Kinder, von denen öl starben. Mortalität 1: 1057. 163 10) Der schlesische Verein zur Heilung armer Augenkranker verpflegte 1670 Augenkranke und zwar 601 Männer, 546 Weibliche und 523 Kinder. 14) Das Institut für Augenkranke des Dr. Förster, Friedrich-Wilhelmstraße 70a, - verpflegte vom 2. November, wo es eröffnet wurde, bis zum Ende v. J. 321 Augenkranke, davon 118 Weiber, 110 Männer und 93 Kinder, von denen 261 hiesige Arme waren. Von den Privat-Vereinen erwähne ich hier nur den bedeutendsten und wichtigsten: den Gesundheitspflege-Verein, dem 1195 Mitglieder mit 4881 Personen angehörten. Von diesen erkrankten 3994; hiervon starben 92, mithin Mortalität 1: 4333 oder 2,462. Der Kranke kostete im Ganzen 25 Sgr., an Medicamenten 15 Sgr. 44 Pf. Gesammt-Uebersicht über die Wirksamkeit der 23 Institute im Jahre 1859. Kranke. Gestorbene. 1. Die städtischen Institute. Das Allerheiligen-Hospital . . . . 3147 389 Die Communal- madchrch Wrtäkenpfiege mit 14 BoniksMdrneh 5066 443 2. Die nichtstädtischen Institute. w a Das Barmherzigen Brüder-Hospital . . . 2. 2. 22... 2215 87 Das Elisabethiner-Hospital . . . N BE alle udn lg 1339 69 Die Filiale des Rlisabethiner-Hospitals ar Ban 148 12 Das Diaconissen-Krankenhaus Bethanien . . . 2 22... 554 28 Das Augusten-Hospital für Kinder . .» » 2 2 2 2 22. 118 21 Das Fränkel’sche Israeliten-Hospital . » : 2 2 2 2... 86 i; Das königliche Hebammen-Institut . » 2 2 2 2 22. 200 11 Die städtische Gefangen-Krankenansali . » 2 2 2202. 625 25 Das königliche Gefängniß-Lazareth mit der Filiale . ... . . 1213 41 EFEOHEISIHHHCHE" ink"... ©, te m es 736 34 Die Heilanstalt für Augenkranke . . . 2 2 2 2 2 20. 187 — Die Tharould-Blacha’sche Fundation . . 2 2 2 2 2 22. 1981 75 Das Hausarmen-Medicinal-Institut . . . A N 1 ee, 430 19 Das C. D. Kuh’sche nee a 282 12 Die israelitische Hausarmen-Krankenpflege . . » 2.2. 671 24 len cinische"POliklutmad® ME TOR Ihe ui, wi u: 767 18 neesche' Pohkinnkee ee, le 1694 — me weernlitiche Poliklinik as an 694 86 Die ambulatorische Kinderheilansalt . . 2 2 220. 536 öl Der schlesische Verein für Augenkranke . . : 2.2. 1670 _ Das Dr. Förster’sche Institut für Augenkranke . . ... .- 321 _ 16407 618 Mit den obigen . . ... . 8213 832 24620 1450 21* 164 Was ich am Eingang meines Berichtes gesagt bestätigen diese Zahlen. Das Jahr war vom sanitätischen Standpunkte aus betrachtet ein äußerst günstiges; die Krankenzahl der öffentlichen Armen-Krankenpflege war fast derjenigen des vorigen Jahres gleich, wenn man nämlich jener, wie wir dies bisher gethan, die mit 2000 berechnete Zahl aus den Privatvereinen, welche hier in Breslau auch Armenkranke unter ihren Pflegebefohlenen behandeln, hinzufügt; wenigstens würden unter diesen Kranken sicherlich viele der öffentlichen Armen-Krankenpflege verfallen. Von jenen will ich nur zwei erwähnen, den Verein zur Eintracht und den oben erwähnten Gesundheitspflege - Verein. Insbesondere auffallend geringer ist die Zahl der in der städtischen Armen-Krankenpflege des Aller- heiligen-Hospitals (um 544) und der Hausarmen (um 878, zusammen um 1422 Individuen), während die nichtstädtischen Institute mitunter mehr Kranke aufgenommen haben. Wie im Besonderen von der öffentlichen Armen-Krankenpflege, so vermag ich im Rückblick auf das verflossene Jahr auch im Allgemeinen die Ergebnisse der communalen Bevölkerungs-Statistik als günstigere zu bezeichnen. Die Zahl der Geburten belief sich auf 5202, die der Gestorbenen auf 4205. Wir begrüßen mit Freude die für Breslau so seltene Erscheinung von beinahe 1000 (997) Plusgeburten, wie sie seit 30 Jahren nicht wahrgenommen wurde, da wir bekanntlich nur durch Zuzug in der Einwohnerzahl hier wachsen. Ein ebenso auffallend gutes Resultat liefert die Gesammt-Mortalität; denn bei nur 4205 Gestor- benen und bei der mindestens auf 133,000 sich belaufenden Civileinwohnerzahl stellt sie sich auf 1:31, während das Mittel für Breslau seit 30 Jahren, ja ich möchte sagen, seit zwei Jahrhunderten, kaum 1:26 betrug. Fragen wir nun: welches sind die Ursachen der seit 3 Jahren, und wenn ich die bisher bekannten Resultate des laufenden Jahres mit vollem Recht hinzufügen darf, seit 4 Jahren günstigeren Sanitäts- resp. Mortalitäts-Verhältnisse; so möchte ich sie nicht blos in dem Ausbleiben von Epidemieen und in der Wohlfeilheit der Lebensmittel suchen, sondern auch in dem Umstande, daß unsere Stadt namentlich nach Ost und West sich sehr ausdehnt. Die progressive Steigerung der hie- sigen Population wird, wie bereits erwähnt, nur durch großen Zuzug hervorgebracht. Nun aber sind die von außen Heranziehenden meist wohlhabend, und für sie beschafft die sogenannte Schweidnitzer Vorstadt nach beiden Flügeln hin direct und indirect vorzugsweise neue und bequeme Wohnungen durch Bauten zum Theil prächtiger Art, die häufig genug innerhalb von Gärten liegen. Hierzu treten breite Straßen und die durch sie bewirkte freiere und reinere Luftströmung. Aber selbst die hier schon längst ansäßigen Reichen, die nicht etwa wie einige Wenige durch- aus in der inneren alten Stadt verbleiben müssen, ziehen aus ihren engen mit Menschen überfüllten Straßen und Räumen dort hinaus, um den Vortheil unzweifelhaft gesünderer Wohnungen zu genießen. Da aber dieser Stadttheil eine große Ausdehnung gewinnt und also in der Einwohnerzahl sehr wächst, so dürfte er eine gewisse Ausgleichung gegen die innere Stadt bieten, wo die Massen dicht zusammenwohnen. Daß er der bei Weitem reichste, ja von Armen fast gar nicht bewohnt ist, be- weist zum Theil auch die bezirksärztliche Liste. Obwohl die Wirksamkeit des betreffenden Arztes das ganze Gebiet jenseits des Stadtgrabens vom niederschlesischen Bahnhof bis über den oberschle- sischen hinaus umfaßt, liefert er in diesem Jahr, ähnlich den letzten, doch nur 162 Armenkranke (vor 10 Jahren noch 500), die im Innern der Stadt der kleinste von den 8 Bezirken hat, während die übrigen Vorstädte das Vier- Fünf- und Sechsfache an Armenkranken jährlich zählen. - Die Mortalität in dem einen Factor der städtischen Armen-Krankenpflege im Allerheiligen-Hospital blieb der vorjährigen gleich, in der Hausarmen-Krankenpflege hat sie, ohne daß eine Epidemie vor- handen gewesen, bedeutend zugenommen. Sie stellte sich wie 1: 11,5 und ich leite sie davon ab, daß auffallend viele alte Leute gestorben sind. Dann auch mag ein Grund hiefür in der auffallend geringen Morbilität gelegen haben. Die Verringerung der Krankenzahl in der Hausarmen-Krankenpflege, welche im Allgemeinen beinahe 92 betragen hat, hat vorzugsweise unter den inner - städtischen Bezirken, im 5. 6. und 7. Bezirk, mit ungefähr 309 Theil, also in der östlichen Stadt stattgefunden. 165 Aehnliches wurde auch unter den außerstädtischen Bezirken auf dem Hinterdom und in der Oder- vorstadt nach Klein-Kletschkau zu beobachtet, in etwas auch in dem rechten Theil dieses Bezirkes nach der Eilftausend-Jungfrauen-Kirche zu; bei den übrigen blieb das alte Verhältniß. Es sind in diesem Jahre auf meine Veranlassung zum ersten Mal nach bestimmten Formularen der vom Wiener statistischen Congress veranlaßten Tabellen, statistische Zusammenstellungen von den Bezirks-Armenärzten gefertigt worden, deren wissenschaftliche Ausnutzung noch bevorsteht. Ich kann nicht umhin, auf deren Unvollständigkeit und Mangelhaftigkeit, so wie andererseits auf ihre schwierige Handhabung hinzudeuten und ihnen zum Theil die Ursache hinzuzufügen, warum das Resultat nicht in dem Maße gleichartig und übersichtlich sich herausstellt, als es wünschenswerth ist. Indeß bilden sie, so lange wir nichts Anderes und Besseres besitzen, einen guten Anfang, und bieten selbst für die Verwaltung manches Interessante. Ich führe beispielsweise an: Von Infeetions-Krankheiten sind unter 5066 Hausarmen-Kranken: 92 Keuchhustenanfälle (in dem Alter von 1 Jahr 27, in dem Alter von 1—14 Jahren 65), 430 Wechselfieber- und nur 86 Typhus- und 26 Syphilis-Fälle beobachtet. Die meisten dieser Infections-Krankheiten, 188, wurden in dem Alter von 20—60 Jahren wahrgenommen. Von Parasiten: 36 Krätze, Von Intoxicationen: 10 Alcoholismus mit delirium tremens. Von constitutionellen Krankheiten: 141 an Scropheln, 282 an phthisis tuberculosa, 251 an Rheumatismus, 88 an Altersschwäche. Von vorwiegend localen Leiden: 1) Nervenapparat. 40 Hirnentzündungen bei Kindern unter 1 Jahr, 33 Eklampsie; 2) Circulationsapparat. 33 Herzfehler, darunter 21 im Alter von 20 — 60 Jahren, 16 Hämorrhoiden; 3) Respirations-Apparat. 494 Luftröhren- und Lungenkatarrhe, 115 Lungenentzündung; 4) Digestions-Organe. 550 acuter Magencatarrh (gastrisches Fieber), 154 chronischer, ; 9334 Diarrhöe und Kolik, 52 Unterleibsentzündung ; 5) Urogenital-Leiden. 17 Hodenentzündung, 65 Uterusleiden; 6) Aeußere Bedeckung. 54 Rose, 32 Abscesse; 7) Chirurgische Krankheiten wie Knochenbrüche, Hernien, Ohrenentzündung (ungefähr 60). Dies wären demnach diejenigen Krankheiten, welche vorzugsweise in Breslau, und zwar unter Armenkranken in ungewöhnlich gesunden Jahren vorkommen und einen Rückschluß auf die besser gestellten Klassen gestatten. Es ist zu bedauern, daß der Gesundheitspflege-Verein nicht auch eine derartige Zusammenstellung veranlaßt; man würde dann nach ihrem Einkommen die nächste Stufe der hiesigen Bevölkerung in Rücksicht auf Morbilität zum Vergleich benutzen können. Auch für die Frage der Todesstatistik der Armen im Jahre 1859 finden wir in diesen Listen interessante Notizen; als daß gestorben sind unter 443: an Atrophie, z. B. im kindlichen Alter . . . . 50 ai 1 ee le a a Sr EEE rs „ingeBendBuch e .N 33 Bahn 10) ||?) spe EeEE 67 » Himausschwlzune REN, 9 NISSEHEBE ED N 11 221° 2253 Joe han aut bi a le WE GEF Re PEHe ua) 1 > SE 14 BE EeHmEBdunE . . eh 13 ER 0 ee ee, m er im, I) PERRIRRIERERBRUERe® a a Tee yrarger! 10 0° ROBREERSEN v0 Mr, 10 166 Ebenso ist aus den Listen die Zeit des Todes, das Alter der Gestorbenen und manche andere Momenie zu ersehen. Welch ein Nutzen würde uns auch schon daraus erwachsen, wenn wir aus diesen oder ähnlichen Listen, welche die hiesigen Aerzte ausfüllten, die Todesarten aller hier Gestorbenen erfahren könnten. Die bisherige Art der amtlichen Bekanntwerdung der Todesursachen, selbst in unseren größten Städten, kann in keiner Weise als genügend betrachtet werden, um auch nur annähernd eine gute Todesstatistik zu liefern. Das Ausland und auch einige deutsche Staaten haben dem Uebelstande, der auf den internationalen statistischen Congressen von Brüssel, Paris und Wien in Veranlassung der Marc d’Espine’schen *) hier einschlagenden Arbeiten und Anträge Gegenstand , der Berathung geworden, abzuhelfen gesucht, und man ist eben im Begriff, diesen Zweig der Medi- einalstatistik in ganz Frankreich **) amtlich zu organisiren. Hoffen wir, daß auch in Preußen, wo das statistische Bureau einen neuen und großen Aufschwung zu nehmen anfängt, wenn nicht früher, so doch durch den nächsten statistischen Congreß in Berlin irgend wie staatliche Einrichtungen ge- schaffen werden, ein ähnliches Ziel zu erreichen. Factisch fehlt es hier noch gänzlich an einer systematischen Form der Statistik, durch welche sich genau das Maß der Erkrankungen und Todes- fälle in einzelnen Orten, Gegenden und besonders in den einzelnen Verhältnissen des Volkslebens übersehen ließe. Erst wenn sich Behörden Verbände und besonders Aerzte mit Anfertigung von genauen statistischen Verhältnissen der Lebensdauer, Krankheitsform und Ursachen der aus ihrem Kreise Geschiedenen befassen werden, erst dann werden wir zur rechten Erkenntniß der unserer Kultur unwiderstreitbar anhaftenden Mängel gelangen und ihnen auf die geeignetste Weise abhelfen können. Dreizehnte Sitzung am 14. December. Herr Privatdocent Dr. Klopsch hält einen Vortrag: „Ueber Hüftgelenksentzündung“. Der Herr Vortragende hat denselben in seinen „orthopädischen Studien und Erfahrungen (Breslau 1860) publicirt. Herr Privatdocent Dr. Freund macht Mittheilungen über angeborenen Hydrocephalus aus der poliklinischen Praxis. Herr Privatdocent Dr. Förster macht Mittheilung über die schädlichen Wirkungen eines Ge- heimmittels, des Poser’schen Rheumatismusbalsams. *) Marc d’Espine, der für seine Vaterstadt Genf nicht blos, sondern für die gesammte Schweiz der Begründer der musterhaftesten statistischen medicinischen Einrichtungen geworden, ist auch der Schöpfer einer wissenschaft- lichen Todesstatistik, die er nach vielen verschiedenen vorgängigen Arbeiten kurz vor seinem zu früh erfolgten Tode in einer classischen Schrift „Essai analytique et critique de statistique mortuaire comparee, Geneve et Puris chez Cherbnliez 1858‘ niedergelegt hat. *#) Sur PutilitE d’une constation reguliere des deces, particulierement en France. Journal de la societ€ de statistique de Paris 1861, Mars p. 58 ei s. Bericht über die Thätigkeit der Section für Obst- und Gartenbau im Jahre 1860, erstattet von Dr. Wimmer, zeitigem Secretair derselben. Der in der Versammlung am 7. December 1859 zum Secretair gewählte Referent eröffnete die erste Sitzung der Section am 11. Januar 1860 mit einer Ansprache an die Mitglieder der Section, worin er sich über die Bedingungen äußert, unter welchen er dieses Amt wieder zu übernehmen und fort- zuführen gedenke, und die rege Betheiligung der Mitglieder an den Versammlungen und Verhandlungen der Section als das Haupterforderniß einer erfolgreichen Thätigkeit der Section bezeichnete. Die Section erkannte die Nothwendigkeit an, daß der Secretair eine Oberaufsicht über den am Sections- garten engagirten Gärtner, über die Arbeiten im Garten und über die financielle Verwaltung dessel- ben führe. Was die Thätigkeit der Section betrifft, so hat dieselbe im abgelaufenen Jahre bestanden: 1. In den Versammlungen, deren 15 abgehalten worden sind, und welche anfänglich zahlreicher, später weniger zahlreich, regelmäßig nur von den geschäftsführenden Mitgliedern und einigen Freunden der Gartenkunst und des Obstbaues besucht gewesen sind. Kürzere, zum Theil von Demonstrationen und ausgestellten Pflanzen begleitete Mittheilungen gaben die nachbenannten Herren: v. Fabian: Zwei neue Dolichos- Arten aus Ungarn, beide vortrefflich. Die Wachserbse und Honigerbse. Ueber den grünen und rothen Kotageren-Kohl. Fickert: Ueber Blattläuse und Mittel dagegen. Die Obsteultur des Rendanten Klose zu Spahlitz bei Oels. Ueber norwegische, durch Professor Schübler in Christiania mit- getheilte Obstsorten. Ueber Aepfelsorten, welche Peicker in Grafenort aus von der Section ihm übermittelten Edelreisern gezogen. Müller: Ueber v. Fabian’s Cultur des Lilium japonicum. Ausstellung von Zygopetalum Mackai striatum. Nadbyl: Ueber Anbau der Biskuit-Kartoffel. Rehmann: Ausstellung von Rhododendron eiliatum purpureum und Nidularia fulgens nebst Bemerkungen über deren Cultur. 2. 3. 168 Rother: Ausstellung von Cyelamen Atkinsü, Lycaste Seinneri, Thunbergia laurifolia nebst Bemerkungen über dieselben und deren Cultur. Ueber Du Breuil Cours elementaire d’arboriculture. Rödelius: Ueber Ringelversuche an Weinreben. Ausstellung von a) krankhaften (nicht durch Oidium Tuckeri) Weintrauben, welche Pastor Cochlovius eingesandt; b) einem Pfirsichbäumchen im Topf mit großen Früchten, welches durch Schnitte vom Harz- Nuß und durch Decoct von Quassiaspänen von den Blattläusen geheilt war. Außerdem hielt am 5. December Herr Obergärtner Rehmann einen von Demonstrationen begleiteten Vortrag „Ueber einige Gesichtspunkte das vegetebilische Leben und dessen Ruhezeiten betreffend“, und am 13. December Herr Prof. Dr. Cohn einen des- gleichen „Ueber Ward’sche Kästen“. Im Uebrigen wurden die Versammlungen durch die Berathungen über die Etats der Section überhaupt und des Gartens insbesondere, die Bewirth- schaftung des Gartens, die Ausstellungen, die Vertheilung der Obstedelreiser und Gemüse-Säme- reien an die Mitglieder, so wie über die etwaigen Eingänge, endlich üher die BORSIEERSE der Section an der großen pomologischen Ausstellung zu Berlin ausgefüllt. a) In einer Frühjahrsausstellung, welche unter Mitwirkung des hiesigen Central- Gärtnervereins vom 28.—90. April in dem schon früher dazu benutzten Kutzner’schen Gartensaale veranstaltet wurde. In der Ueberzeugung, daß für solche Ausstellungen alle gärtnerischen Kräfte der Stadt und Umgegend interessirt und gewonnen werden müßten, hatte die Section mit einigen Beauftragten des Central-Gärtnervereins, den Herren Breiter und Rehmann, die Modalitäten dieser Ausstellung vereinbart, und so war eine für die vorhandenen Mittel und die Verhältnisse der Jahreszeit und Witterung recht ansehnliche Ausstellung zu Stande gekommen, deren An- ordnung der Fürstlich Sulkowsky’sche Gartendireetor Rother übernommen hatte, wofür dem- selben der Dank der Section votirt wurde. Wenn diese Ausstellung den Beifall der Kenner erhielt, so muß um so mehr bedauert werden, daß die Laien derselben viel weniger Auf- merksamkeit geschenkt haben, als es ihr eigenes Interesse erheischte, da ihnen hier Gelegen- heit geboten wurde, nicht nur eine Menge seltener und werthvoller Pflanzenformen zu beschauen und kennen zu lernen, sondern auch an den geschickten Arrangements und der künstlerischen Aufstellung ihren Geschmack zu bilden. Das finanzielle Resultat der Ausstellung war daher ein ungünstiges, indem ein Deficit von 38 Thlr. aus der Kasse zu decken war. An Prämien waren 65 Thlr. verausgabt worden. b) In einer nur auf Obst beschränkten Herbst-Ausstellung, welche in den hierzu von dem Prä- sidium der schlesischen Gesellschaft geneigtest bewilligten Gesellschaftsräumen vom 19. bis 22. October stattfand. Nachdem nämlich mehrere aufeinanderfolgende Jahre für die Obstpro- duction äußerst ungünstig gewesen waren, dieser Jahrgang aber reichliches und schönes Obst versprach, glaubte die Section diesen Jahrgang nicht vorübergehen lassen zu dürfen, ohne eine Schaustellung der schlesischen Obstcultur zu veranlassen. Wenn ihren guten Absichten so wenig entsprochen wurde, daß ungeachtet allseitiger Aufforderung nur eilf Aussteller ein- sandten und mehrere derjenigen, welche zugesagt halten, ihr Wort nicht lösten, so konnte sie dennoch in der vorzüglichen Beschaffenheit und richtigen Bestimmung des eingesandten Obstes einigen Ersatz finden. Prämien wurden nicht vertheilt. Der Besuch dieser kleinen Ausstellung, welche ohne Eintrittsgeld offen stand, war nur sehr mäßig. In der Vertheilung von Obst-Edelreisern und Gemüse -Sämereien. Obwohl bei der Einrichtung eines von der Section zur Anzucht edlerer Obstsorten und zum Versuchsanbau seltener und feinerer Gemüsesorten gemietheten Gartens das Ziel vorgeschwebt hatte, von hier aus die Verbreitung guter Obstsorten und besseren Gemüses zu fördern, so konnte man sich doch nicht verbergen, daß, ehe dieser in die gewünschte Wirksamkeit würde treten können, noch längere Zeit hingehen würde, und daß bei dem nur kleinen Areale desselben und der zu seiner Bewirthschaftung nur 169 nothdürftig vorhandenen Mittel diese Verbreitung nur in einem beschränkten Maße werde aus- führbar sein. Daher beschloß die Section, mit der Vertheilung von Edelreisern und Gemüse- Sämereien wie bisher fortzufahren, weil sie überzeugt ist, daß durch eine unermüdliche Fort- setzung dieser Bestrebungen, wenn auch erst nach langer Zeit, doch ein gutes Resultat erzielt werden müsse, und weil sich Reiser viel leichter verbreiten lassen als Bäumchen. Gemüse - Samen müssen ohnehin immer auf’s Neue aus den Quellen bezogen werden, bis hier eine gründlichere Anzucht derselben sich wird eingebürgert haben. Im Gemüsebau hat die Section sich schon einiger Resultate zu rühmen, die zum Theil auf die rastlosen Bemühungen des Oberst-Lieutenant v. Fabian zurückzuführen sind; wer den Gemüsemarkt, wie er vor 30 Jahren war, mit dem heu- tigen vergleicht, wird den Unterschied nicht verkennen können. Daß man heutigen Tages Ro- senkohl, Sprossenkohl, Bassanorübe, feinere Bohnensorten auf dem Markte findet, ist zum Theil das Werk der Section, welche die Samen verschrieben und vertheilt hat. Mit dem Obst aber sieht es noch traurig aus: feine Calvillen, Peppings, edlere Birnen-Sorten sind gar nicht oder nur, sehr, selten und zu enormen Preisen auf unseren Märkten zu sehen. 4. In der’Betheiligung an der vom 3. bis 7. October zu Berlin ausgeschriebenen Versammlung der Pomologen und der damit verbundenen großen pomologischen Ausstellung, wozu der General- secretair des Gartenbauvereins, Professor Koch, schriftlich eingeladen hatte. Die Section glaubte ihrerseits dieser Aufforderung in der Weise genügen zu müssen, daß sie in den öffentlichen Blättern die Pomologen Schlesiens davon in Kenntniß setzte und zur Betheiligung aufforderte, außerdem aber ihr Mitglied, Director Fickert, ersuchte, wie früher in Gotha, so diesmal zu Berlin als Beauftragter der Section der Versammlung beizuwohnen und die Interessen der schlesischen Einsender bei der Ausstellung wahrzunehmen. Beides hat derselbe in bereitwilliger Weise über- nommen und ausgeführt, auch der Section über die dortigen Verhandlungen und die Obstausstel- lung Bericht erstattet. Eine besondere Sorge der Section ist auch der von derselben gemieihete Garten auf der Matthiasstraße Nr. 90 gewesen. Die großen Kosten, welche derselbe in den Vorjahren besonders dadurch verursacht, daß größere Partieen gänzlich umgegraben und der unfruchtbare und für Pllan- zen verderbliche eisenschüssige und mit ganzen Stücken von Rasenerz erfüllte Untergrund heraus- geschafft und durch guten Boden ersetzt und daß eine durchgängige Düngung vorgenommen werden mußte, veranlaßte die Section, mit dem Vermiether wegen Abänderung des ursprünglichen, ihr sehr ungünstigen Contractes und Herabsetzung der stipulirten Miethsumme in Unterhandlung zu treten, und derselbe ist in Anerkennung der durch die Melioration des Bodens ihm gewor- denen Vortheile darauf bereitwillig eingegangen. Die Section mußte darauf denken, den Garten, zu dessen Sustentation Ein Hohes landwirthschaftliches Ministerium für drei aufeinanderfolgende Jahre die Summe von je 150 Thlr. huldreichst bewilligt hat, wenigstens eine Reihe von Jahren hindurch zu halten, damit derselbe bis zu wahrnehmbarer Wirksamkeit fortgeführt werden und Resultate desselben in die Erscheinung treten können. Ohne diese höheren Orts bewilligte Sub- vention und die zu diesem besonderen Zweck von einer Anzahl Mitglieder — die sich indeß selbstverständlich allmälig verringert — geleisteten Beiträge würde die Weiterführung des Gartens sehr problematisch sein, obgleich das vergangene Jahr im Ganzen sich günstiger gestaltete, die Ausgaben möglichst beschränkt worden und die Erträge höher gewesen sind. Für das nächste Jahr wird eine Anzahl gezogener Bäumchen, namentlich Pfirsiche und Apfel-Copulanten, zum Ver- kauf gestellt werden, wobei für die Mitglieder die möglichst geringsten Preise normirt werden sollen. Die Section hat den Verlust eines ihrer thätigsten Mitglieder zu beklagen. Herr Maurer- meister Dobe, der sich besonders des Vereinsgartens lebhaft angenommen hatte, wie er auch ein sehr wirksames Mitglied der Promenaden-Deputation war, starb am 11. Februar 1861. Indem hiermit der allgemeine Bericht über die Arbeiten der Section im Jahre 1860 geschlossen wird, folgen die ausführlichen Angaben über die einzelnen oben summarisch berührten Punkte, 22 u 170 Vortrag des Obergärtner Rehmann (im Auszug): Ueber einige Erscheinungen des vegetabilischen Lebens, besonders die Ruhezeiten desselben. Das vegetabilische Leben ruht im Samen und erwacht, sobald derselbe in Boden oder Sand gelegt und befeuchtet wird. Die aufgenommenen Säfte kommen allen Geweben zu Gute und gehen bis an alle Enden der Axe, wo sie Blüthen und Früchte erzeugen; dieselben bilden aber auch Wur- zeln. Daß dieselben auch nach der Trennung von der säfteaufnehmenden Wurzel wirksam sind, zeigt ein vor drei Tagen abgeschnittener Schaft von Musa rosacea, dessen Mittelkörper sich bis jetzt um drei Zoll verlängert hat. Darauf beruht die Vermehrung durch Stecklinge, welche aus dem im Stammstücke vorhandenen Safte Wurzeln bilden, wie ein Zweig von Aphelandra” Leopoldi be- weist, so wie zerschnittene Stammstücke von Dracaena Draco, welche Luftwurzeln machen und Augen ansetzen. Ebenso entwickelte ein im Januar zur Decoration des Glashauses abgeschnittener, in den feuchtwarmen Boden desselben eingelassener Stamm von Gleditschia im März, durch hohe Temperatur gereizt, Blätter und Blüthen, welche natürlich später als der im Stamm vorhandene Saft- vorrath erschöpft war, vertrockneten. Dieses Vorhandensein eines zur Bildung der Theile verwend- baren Saftes kommt auch bei der Beantwortung der Frage: ob es eine Ruhe der Vegetation gebe, in Betracht. Streng genommen nämlich giebt es keine Ruhezeit, sondern das vegetalive Leben ist immer in Thätigkeit. Knollen, z. B. von Culadium esculentum, beginnen, wenn die Blätter abge- storben sind, oder wenn nach dem Ausdrucke des Gärtners die Pflanze eingezogen hat, selbst wenn sie bei Seite und außer Pflege gestellt werden, sofort neue Triebe zu bilden. Desgleichen werden die Blüthenknospen der Bäume schon im Sommer gebildet, müssen aber zu ihrer Entwickelung nach dem Winter auf günstigere Temperatur warten. Das Abfallen der Blätter hängt mit dem regelmä- ßigen Verlaufe der Vegetation zusammen; ein Zweig von Crataegus Oxyacantha, dessen Stock im Sommer versetzt worden war, hatte durch diese Störung seinen Vegetationsproceß nicht vollenden können; die Blätter hafteten daher noch jetzt, wiewohl schon Frost eingetreten war, noch fest am Zweige. Die Knolle einer Gloxinia, welche, nachdem sie eingezogen, zwei Monate im Sande ge- legen hatte, entwickelte jetzt Triebe; schneidet man diese 3 Zoll lang ab, so erhält man eine neue Pflanze, welche ihre Knolle bildet und meist ein besseres Resultat giebt als die alte Knolle. Eine Gesneria, die noch nicht völlig eingezogen hat, bildet an der Wurzel eine Menge Knöllchen, deren jedes eine vollständige Pflanze geben kann. Wichtig ist der Unterschied zwischen wahren Knollen mit vielen Augen, wie die Kartoffel, und falschen Knollen, welche nur einen Kopf haben, wie Ipomoea tuberosa, die sich zwar durch Theilung ‚vervielfältigen läßt, ‚aber nur durch Aerschneleng des Kopfes, nicht der unteren Theile. Vortrag des Professor Dr. Cohn: Ueber Ward’sche Kästen. Während das Verfahren, Stecklinge in einem abgeschlossenen Raume durch Ueberdecken mit einem Glase oder in den Vermehrungskästen der Gärtner zu ziehen, seit Jange bekannt und im Ge- brauch war, muß doch das Verfahren, dessen sich der Londoner Arzt Dr. N. B. Ward bediente und insbesondere die Anwendung, welche er demselben gab, als neu bezeichnet werden. Die Erfahrung, daß in einer verkorkten Flasche, in der eine Sphinx-Puppe für ihre Entwickelung aufbewahrt wurde, und auf deren Grunde sich etwas Erde befand, eine Poa und Aspidium Filix mas emporsproßten, die erstere bis zur Blüthe kam und die andere mehrere Jahre hindurch fructificirte, veranlaßte Ward, die Bedingungen, welche hier thätig gewesen waren, aufzusuchen und dieselben in eigends dazu her- gestellten Vorrichtungen zu vereinigen; dies ist der Ursprung der sogenannten Ward’schen Pflanzen- kästen, die in neuerer Zeit noch unter dem Namen der Terrarien eine allgemeine Verbreitung 171 gefunden haben. Das Princip derselben beruht der Hauptsache nach auf der Herstellung eines im kleinen Raume abgeschlossenen künstlichen Klima inmitten des Zimmers, welches alle den Pflanzen zuträglichen Bedingungen (Licht, Wärme, Feuchtigkeit) zuläßt, die schädlichen aber (Staub, schroffe Temperalurwechsel, Trockenheit der Atmosphäre) ausschließt. Das Wesentliche der Einrichtung ist, daß ein flaches Gefäß mit sandreichem Boden gefüllt, lebende Pflanzen hineingesetzt und das Ganze möglichst dicht durch eine mehr oder minder hohe Glasbedeckung geschlossen werde; die Pflanzen vegetiren und wachsen darin Jahre lang ohne begossen zu werden und ohne daß die Glasdecke ge- lüftet zu werden braucht. Die Luft im Kasten ist stets mit Wasserdunst gesättigt, welcher allerdings nicht direct zur Ernährung der Pflanzen dienen kann, da nach Unger und Duchartre alle Pflanzen, selbst Cactus und Orchideen, in einer mit Wasserdampf gesättigten Atmosphäre durch Transpiration stelig an Gewicht verlieren, wenn sie nicht von Zeit zu Zeit Wasser durch die Wurzeln aufnehmen. Wohl aber wird durch die feuchte Atmosphäre die Cultur solcher Pflanzen überhaupt ermöglicht, die wie Moose, Farne, Sumpf- und Wasserpflanzen in einer nicht mit Wasserdunst gesättigten Luft sofort vertrocknen; für andere Gewächse, namentlich die monokotyledonischen Blattpflanzen und an- dere Schatten liebenden Gewächse, wird durch Hemmung der Transpiration der ganze Lebensproceß verlangsamt und dadurch namentlich das Leben der Blätter ungewöhnlich lange erhalten. Dass auch abgeschnittene Blumen in einer verschlossenen, mit Wasserdampf gefüllten Flasche außerordentlich lange, selbst mehrere Monate frisch bleiben, hat Göppert durch eine Reihe von Versuchen schon im Jahre 1856 gezeigt, und auf die practische Verwendbarkeit dieser Thatsache für Versendung von Blüthen, Früchten und Reisern hingewiesen. Der Luftwechsel in diesen Kästen ist nicht ganz auf- gehoben, da er sich durch die Ritze und den Boden nach den Gesetzen der Diffusion fortdauernd, wenn auch langsam vollzieht. Uebrigens hat bereits Saussure nachgewiesen, daß selbst im völlig geschlossenen Raume Pflanzen sehr lange Zeit leben können, ohne die Luft zu verändern, indem sie den Sauerstoff, den sie im Sonnenschein aushauchen, im Dunklen wieder aufnehmen und statt dessen Kohlensäure exhaliren, die sie im Licht wieder absorbiren. Ein Wachsthum und Neubildungen sind jedoch nur möglich, wenn in einem so geschlossenen Raume sich beständig ein Ueberschuß von Kohlensäure befindet, wie dies im Ward’schen Kasten jedoch in Folge der im Boden vermodernden Pflanzenreste ohne Zweifel stattfindet; im Allgemeinen ist aber die Triebkraft der Pflanzen im Kasten keine üppige, dagegen sind dieselben auffallend zum Vergeilen geneigt. — Die ersten Versuche Ward’s lieferten sehr günstige Resultate, indem es ihm gelang, z. B. Trichomanes speciosum, das bis dahin noch in keinem Treibhause ausgehalten hatte, zu cultiviren, so daß es 250 Wedel von 14—20 Zoll Länge entwickelte, desgleichen die aller Cultur widerstrebenden Hymenophyllum Wil- soni und tunbridgense. Demnächst war er bemüht, seine Vorrichtung nach allen Seiten hin und zu den mannigfaltigsten Zwecken in Anwendung zu bringen, nicht allein zur Decoration der Salons und Zimmer, zumal an Fenstern, wozu Heizung durch Wasserröhren erforderlich ist, sondern auch für die Zimmer der Armen, für Hospitäler zur Erquickung der Gemüther der Armen und Kranken u. s. f. Er richtete dergleichen Kästen als Treibhäuser mit bestimmtem Klima vor, zu Alpenpflanzen, wo die Pflanzen während des Winters mit Schnee bedeckt wurden, Palmen-, Bananen-, Orchideenkästen u. s. w. In größerer Ausdehnung richtete er in einem seiner Zimmer ein solches Haus ein von 24° Länge, 12‘ Breite und 11‘ Höhe mit der Inschrift: Exiguus spatio, varüs sed fertilis herbis. Bei weitem das Wichtigste aber ist, daß Ward mit seinen Kästen die schwierige Aufgabe löste, lebende Pflanzen aus einer Zone der Erde nach einer anderen zu bringen. Bekanntlich stammen die Kaffeeplantagen Westindiens von einem einzigen Pflänzchen, welches von einer großen Zahl aus dem Pariser botanischen Garten entnommenen Pflanzen die Ueberfahrt ausgehalten hatte. Des Ward’schen Kastens bediente man sich zuerst 1833 zum Transport europäischer Pflanzen nach Sidney und australischer von da zurück nach England, auf welcher Reise die Pflanzen die außerordentlichen Wechsel der Temperatur von 27—31° R. im Februar in Sidney, 6° am Cap Horn, 31° in Rio Ja- neiro, 40° am Aequator, 4% im November im Kanal ohne Schaden ertrugen, während bei den 22* 172 früheren Transporten die Pflanzen meist, wenn sie auch die Falırt ausgehalten hatten, im Winter in England selbst zu Grunde gingen. Jetzt ist dies fast die ausschließliche Weise, Pflanzen zu versenden, und der berühmte Garten zu Kew hat stets 40) Kästen auf Reisen, welche nicht nur neue Entdeckungen fremder Länder nach Europa bringen, sondern auch den Austausch der Pflanzen verschiedener Erdgegenden und die Verbreitung nützlicher Culturgewächse vermitteln. Nur mittelst dieser Methode wurde die Verpflanzung des Theestrauchs von China nach Indien, welche Fortune zu Stande brachte, und die von der holländischen Regierung in’s Werk gesetzte Uebersiedelung der Chinabäume nach Java möglich. Endlich vermag man auch auf diese Weise Pflanzen nach Europa zu bringen, deren Samen ihre Keimkraft sehr schnell verlieren; am Standorte in den Kasten gesäet, kommen sie schon als ansehnliche Pflänzchen in Europa an. — Schließlich wurde angeführt, wie die Hinzufügung eines Wasserbassins mitten im Kasten und Bevölkerung desselben mit kleinen Thie- ren Bowerbank auf den Gedanken eines selbstständigen Aquarium, Wasserbecken mit Pflanzen und Thieren, brachte; wie dann Mitchell großartige Aquarien, u. a. dergleichen im Zoological Garden und im Regents Park, construirte, und Mrs, Thynn endlich die Marine Vivariums in Aufnahme brachte, worin Meerthiere der mannigfaltigsten Art nicht nur dem Beschauer Vergnügen gewähren, sondern auch der Erforschung ihrer Naturgeschichte wesentlich Vorschub geleistet haben. Die erste Probe eines Ward’schen Pflanzenkastens in sehr zierlicher Form stellte hierorts Hr. Director Inkermann auf einer Pflanzenausstellung der Section im Jahre 1854 aus. Heut waren dergleichen in geschmackvollem Arrangement und zum Theil eigenthümlicher Erfindung, und zwar drei von Herrn Hüser, der sich schon seit einigen Jahren mit der Construction solcher Kästen beschäftigt, zwei von Herrn Klemptnermeister Adler, dessen Kästen in neuester Zeit mit Recht weite Verbreitung gefun- den, und einige kleinere mit starkvegetirenden Kryptogamen, worunter selbst Steinflechten, von Herrn . Hospital-Wundarzt Hodann ausgestellt; der letztere stellte in einer späteren Sitzung der botanischen Section noch einige Ward’sche Kästen aus, die in künstlerischerer Anordnung das Bild einer Tro- penlandschaft im Kleinen darboten. Ganz eigenthümlich ist ein hierorts von Herrn Dr. Friese nach eigenen Zeichnungen construirter Ward’scher Kasten, der die Gestalt eines kleinen mit Satteldach versehenen Glashauses besitzt, von 4° 14“ Länge, 2° 2‘ Tiefe, 2‘ 24” Höhe bis zum Dach, 3° 1” Höhe bis zur Giebelspitze; er ist von 6 viereckigen und 2 dreieckigen Glasplatten gebildet, die lose in gußeisernen Rahmen liegen. Das Ganze steht auf einem Tisch, dessen Platte in der Mitte ge- spalten und von Löchern durchbohrt ist, um die Stämme größerer Blattpflanzen (Palmen, Dracänen u. s. w.) hindurchtreten zu lassen, deren Kübel auf geeigneten Stellagen unter dem Tisch stehen, während die Kronen sich im Glasraum des Kastens entfalten; in einem dieser Löcher steckt ein Kolben mit Wasser, welcher, von unten durch eine Spirituslampe erwärmt, den Raum mit Dämpfen erfüllt und im Winter als Heizapparat dient; er reicht aus, um dem Kasten im ungeheizten Zimmer eine constante Temperatur von 10 — 11° R. zu erhalten. Eine aus Holzkohlenstücken in höchst natürlichen Formen zusammengestellte Berggruppe bietet Moosen und Felspflanzen einen geeigneten Boden; die hintere Glaswand ist mit einer in blauem Tone gehaltenen Landschaft in Oel bemalt, welche nicht nur das Ganze durch eine schöne Perspective abschließt, sondern anch das Licht nur von oben einwirken läßt und dadurch ein aufrechtes Wachsthum der Pflanzen befördert. Der ganze Raum ist mit Moosen, Flechten, Selaginellen und Farnen, so wie mit verschiedenen zierlichen Blatt- und Schlingpflanzen in üppigster Vegetation erfüllt. Ein ähnliches Terrarium ist im Besitz des Herrn Hainauer. 173 Etat der Section für Obst- und Gartenbau für das Jahr 1860. Einnahme. %. |Sci&h I. Laufende Beiträge der Mitglieder . . » 2. .....1945 |— |—| Am 1. Januar sind 355 Mit- glieder. II. Zinsen von den Effecten . . . » 2 2.2. 2...4 20 [—|—1 Die Effecten bestehen ind500 hl. (nominell) Papier.a4$. III. Beiträge zum Lesezirkel von 67 Mitgliedern. . . .| 67 | —|— Summa | 432 -- Ausgabe. 3 \seia] I. Für den Lesezirkel: a) für Journale . .'. Eines... . GBsCH b) auf Buchbinderarbeiten, Yiignelten etc. uni, Er Coperation WO Tu AD. 120 | — | — II. Für Sämereien und Reiser zur Vertheilung: BEIDEN 2: ta our... 09 STR b) Pfropfreiser . . ee or c) Fracht, Porto und ee re N 2; IH. Für Prämien bei den Ausstellungen . . . ...] 31—|— IV. Für Porto und Postproeura . . » » .2.2..2....] 35 /—|—| Im Jahre 8158 hl. 36 meer Bochbinderarbeiten . Ws. 2 nen. I MizFür Couverts, Formulare u. del. . 2.0... 2 |—|— eeBeitungs-Iiserate |. Yun) .or. vH. ee VIH. Beitrag zum Sections-Garten . . » 2 2 2.2, 60 I—|—. ln — 432 Summa Gartencommission und Etat für den Sections-Garten. Die zur Verwaltung des von der Section für Obst- und Gartenbau gepachteten Gartens Ge- wählten haben sich am 5. Januar d. J. in dem Sections-Garten versammelt und die Geschäftsführung unter sich vertheilt wie folgt: Herr Breiter für den Obstbau, » „» Eistert „ , Gemüsebau, „ Inkermann für die Blumenzucht. Die Kassenführung übernimmt Herr Dobe und die schriftlichen Arbeiten Herr Rödelius. 174 Ein Etat-Entwurf pro 1860 wurde so aufgestellt: Einnahme. 1. Aus dem Glashause . . . re 30 Thlr. 2. Obstbäumchen, Weinsenker, Reiser etc: STE THE UR B7;; 3. Gemüse- und Blumenpflanzen . . » . 2 2 220. Br; 4, "Gemüse für die Küchett. .. mins na ARE: 4 ,, 5. Obst, Wein und-sonstige Früchte - . . . 2 2.2 20% ren 6, Ertrag: der Bpargelbestel- in m. ie sd 20. ;, 7. Abgeschnittene Blumen . . Si) ee ER RE 10 In Summa 150 Thlr. Dazu a) Subvention Eines Hohen Landwirthschaftlichen Ministerium . 150 b) Beiträge von Mitglieden . . . . re WAL c) Beitrag des katholischen Te FAR TER: bi 30 Summa 450 Thlr. Ausgabe. 1:: Jährliche 'Cogengnchg a 7 ee N I Tea Tbir. 2, Giriierg chat EN REED u ee $, "Garen ee a ER, Bu . er Topelönnet ne were 1. ERBE Pe ve 20. 1 E + UÜkensilten‘,. use g an. ee BEER RL. 5, 6: = „+ Heiz ud a 30°"), 7%. , Dünger id Erde YET a | BR 8. ,, Pflanzen-Sämereien, Reiser etc. . -. . . 2... 30 ,„ Rx Bram ee A ZNORER 10 Summa 490 Thlr. Hält man die vorstehend angenommene Einnahme von 430 Thlr. gegen die Ausgabe von 490 Thlr., so ergiebt sich ein Zuschuß von 60 Thlr. aus der Sectionskasse. Breslau, am 8, Januar 1860. Bericht über die Bewirthschaftung des von der Section für Obst- und Gartenbau gepachteten Gartens im Jahre 1860. Durch die am Ende vorigen Jahres stattgehabte Neuwahl der Verwaltungs - Commission traten zu den wieder gewählten drei früheren Mitgliedern zwei neue hinzu. Die nun aus der Zahl von 5 Mitgliedern bestehende Commission vertheilte in ihrer ersten Sitzung die einzelnen Geschäfte der Gartenverwaltung so unter sich, daß Herr Director Inkermann den Vorsitz und die Oberaufsicht über die Blumenzucht übernahm, Herr Kunsigärtner Breiter den Obstbau und Herr Kunstgärtner Eistert den Gemüsebau unter besondere Obhut erhielten. Der Kassenverwaltung unterzog sich Herr Mau- rermeister Dobe und das Schriftführeramt übernahm Herr Haupt-Turnlehrer Rödelius. I. Die im Verzeichniß der Garten-Geräthschaften nach kürzlich vorgenommener genauer Ab- schätzung der einzelnen Stücke notirte Summe des Gesammtwerthes derselben beläuft sich auf 101 Thlr. 2 Sgr. 6 Pf. Sollten jedoch diese Stücke neu beschafft werden, so würden diese min- destens eine Ausgabe von 123 Thlr. 4 Sgr. 6 Pf. erfordern. Il. Das Verzeichniß sämmtlicher Pflanzen giebt: A. Der Obst-Gewächse Werth-Summa mit. . 421 Thlr. 15 Sgr. 6 Pf., B. Der Zierpflanzen Werth-Summa mit... 17 „ 1, — „ Summa 538 Thlr. 19 Sgr. 6 Pf. 175 III. Das Verzeichniß von geernteten Sämereien weist eine Summe von 10 Thlr. nach. IV. Der Werth des vorhandenen Compostes und Düngers ist anzusetzen mit 20 Thlr. Das todie und lebende Inventarium ist also werth: Run 101 Thlr. 2 Sgr. 6 Pf. UINaEMERLO?, u, 338 1,4 ld er | 00 Va Ren IE. ya a DEE and, U 3 my Summa 669 Thir. 22 Sgr. — Pf. Die Einnahme betrug: 1. Aus: dem Garten ..-. . . 160 Thlr. 8 Sgr. 10 Pf. 2. Besondere Beiträge . . 1211 „ — „ —» 3. Beihilfe des kgl. landw. Minist. 150° „ — „ — » 4: Vom Semmar ' . !.u. ."” A er Summa 451 Thlr. 8 Sgr. 10 Pf. Hierzu ist zu bemerken, daß noch 16 Thlr. 20 Sgr. ausstehen und an Obstreisern 241. Stück an Mitglieder vertheilt worden sind, Die Ausgabe betrug: 1. Zur Gartenbestellung . . . - 139 Thlr. 6 Ser. Bun Gartönpächti, U, ja; Aue = 10 „ — „ au. kärmergehaltin neu lie 144: ..1— '%, 4. Ständiger Arbeiter-Lohn . . 6% „ — „ ö. Weihnachisgeschenk . . . . 2 PA ie Summa 488 Thlr. 6 Sgr. Der Obstbau. Die sorgfältig geführten Verzeichnisse weisen nach: a) bis ultimo December 1860 als verkauft: 90 Stück Aepfelsämlinge, 10 ,, Aepfelcopulanten, 1 ,, Birncopulanten; b) als Bestand: —— | | Wildlinge*) . . .| 6174 655 400 114 558 517 110 VeredelteaufSämlinge] 2490 66 = _ 109 470 — Auf Quitte . . . — 30 —_ _ — —_ — Auf Mahaleb . . . — - _ —_ 23 —_ E= Der Stämmch. Summa| 8664 | 751 | #00 | 11 | 690 | 957 | 110 Ba... [2,0 A, *) Zu Wildlingen sind auch alle auf’s schlafende Auge oculirten Stämmchen gezählt. | ee | Mahaleb. | Wein. |Stachelbeer. Johannisb. | Himbeeren. | Erdbeeren. Der Stück Summa 315 | 310 | 142 | 50 | 18 | 48 | 456 I = N N Ta GE RAR anaen 176 Die Stämmchen des Kern- und Steinobstes betragen zusammen . . „ 12341 Stecklinge und Stauden des Beerenobstes 2.2 nn nn 0. 714 Summa 13055 Zur Anzahl der Sortenbäume ist 1 Pflaumenbaum zugetreten. Was die Stecklingszucht betrifft, so haben sich die im vorjährigen Bericht mitgetheilten Erfah- rungen bestätigt. Die Versuche mit Schwefel haben auch diesmal zu keinem sicheren Schlusse geführt. Bedauer- licher Weise trat nach jeder Schwefelung (außer der ersten) stets Regen ein. Nur am geschützten Weinspalier zeigte die Schwefelung eine nicht zu verkennende wohlthätige Wirkung. Um die Einwirkung des Ringelns auf die Ausbildung und Reife der Frucht kennen zu lernen, wurden eine Anzahl Weinreben und Obstbaumzweige geringelt. An letzteren zeigten die über der geringelten Stelle befindlichen Früchte durchaus keine Verschiedenheit von den übrigen am Baume. An einigen Weinreben jedoch waren die Trauben über dem sogenannten ee reifer und süßer als die an ungeringelten Reben. Den Verheerungen der Blattläuse mußte, trotz aller angewandten Mühe, eine nicht geringe Anzahl von veredelten Kirschbäumchen unterliegen. Auch die Apfelblattlaus hatte die jungen Triebe der Aepfelbäumchen in vordem nicht gesehener Weise so belegt, daß die glückliche Erhaltung un- serer Zimmercopulanten mehr der nachhaltigen Wirkung des rayolten Feldes, auf dem sie gepflanzt sind, zugeschrieben werden muß, als allen angewendeten Spritzungen und Bestäubungen. Fast wären die erst am 8. Mai aus Norwegen angelangten und sogleich aufgesetzten Aepfelreiser sämmtlich eine Beute dieser Aussauger geworden. Jedes Vertilgungsmittel befreite die jungen Spitzen nur immer auf einige Stunden von der Plage. Am besten bewährte sich eine Abkochung von Fliegenspähnen. Der Ertrag der vorhandenen Obstbäume und Beerensträucher war ein sehr reicher, so daß, obwohl der überall ausgebreitete Fruchisegen die Preise sehr niedrig hielt, dennoch die daraus er- zielte Einnahme die im Etat dafür ausgeworfene Summe um mehr als die Hälfte überschritt. Der Gemüsebau, Unter den 95 Nummern von Gemüse-Sämereien, die für den Garten beschafft worden waren, sind besonders hervorzuheben: 1) die Salatsorte: „Früher Simpson“. Wir nennen sie um deßwillen, weil wir darauf auf- merksam machen wollen, daß Liebhaber von Kopfsalat diese Sorte nicht ziehen dürfen. Der Simpson schließt, so wie der Romain niemals, hat aber ein krauses sehr weiches Blatt von gelber Farbe, was ihn demnach nicht marktfähig macht; 2) der Wirsing de Vertus ist die beste von "allen uns bekannten Welschkrautsorten; 3) vor dem Anbau der ‚neuen sehr langen violetten Carotte‘“ möchten wir warnen. Für’s erste ist sie nicht länger als ganz gewöhnliche andere Möhren. Dann ist sie nicht durch- weg violett gefärbt, sondern hat hellere und dunklere Flecken, weshalb sie den Käufer entschieden abstößt. Außerdem sieht sie gekocht so höchst unappetitlich aus, daß wer sie einmal gekocht und ihren Geschmack dazu nicht besser gefunden hat, als den unserer ganz gewöhnlichen Möhren, sie sicher nicht wieder zur Speise begehren wird. Von den 13 Sorten Melonen gab die Zucht im Freien keinen, im Frühbeet einen höchst ge- ringen Ertrag. Sie unterlagen, wie fast alle aus 9 Sorten Gurken gezüchteten Pflanzen, der im früheren Berichte erwähnten Krankheit, der Schwindsucht und dem Befallen. Der Schwefelung auf Gemüse erging es nicht besser als der beim Obstbau erwähnten. Die Blumenzucht brachte uns aus den Astern- und Levkoyen-Sortimenten einen höchst vortrefflichen Schmuck. Obwohl Dianthus Heddewigü, vom Regen sehr gestört, die großen Blumenspiegel nur selten 177 zur vollen Geltung bringen konnte, so zeigte sich doch diese neue Hybride als eine wahre Zierde der Blumenbeete. Einen vortrefflichen Flor entwickelten die im vorigen Jahre gezüchteten Nelkensämlinge, so wie als Rabattenzierde die aus Stecklingen gezüchteten englischen Malven mit den Sämlingen deutscher Stockrosen glänzten. Ein besonderer Einfluß des Schwefels auf Blumen konnte ebenfalls nicht wahrgenommen werden. Uebersichtlicher Auszug aus den im Garten gemachten meteorologischen Beobachtungen. Temperatur der Luftnach | Größte Tempe- Beschekenben der Tage Reaumur. ratur - Differenz. ö se |®=5 8 mit | Besondere Banats % & s |33 3 &> s | S = | 8 | Bemerkungen. Eaaererisstelelel sts: Erlinze | Fee een Bir a»: — 50| + 5°|— 0° 50 4° 4136. Februar...... — 80%) + 4°) 2° 99 ae Iolahl I ul? Ben: Ye... — 6% + 504 2101 9° 5° 6/14| 1 4| 6 am 26. erstes Gew, Bl... + 2° +15°1+72;%9 9° 50 OD E= \2 00 uam IE Page - u pe u.-n.. + 1°) +22°|+1210] 14° 6° I 1015| — | dl — u. As. 4: + 6°| +24°|+141°% 10° 6% AL Sin | ia. — Bblegen u. :. + 8°] +21°|+134°] 10° 20 2 108.1. 43136, — August ...... + 6°) +22°|+1310) 8° 41 7/18) 4/2 — September....[+ 4°|+18°/+123° 8° 4° 110 |10| 4| 6 | — laml. letztes Gew. October...... — 2°) +14°%|+ 6410 7° 5°110/10| 1) 9| 1 jam13.erst.Schnee. November .....[— 3° + 5°)+2:,% 6° 4 1| 8/10| 4| 7 lamS0.ersterFrost. December .....|—12°| + 5°|— 34% 4° 59 = Ma 3: m Mer Ba | Für’s ganze Jahr | — 8°| +24°|+ 619 14° 20 | 70 14 | 38 | 83 | 32 | Zur weiteren Charakteristik der Monate seien noch die Tage gezählt mit einer Lufttemperatur Monate. unter 00 tr ae RN, Fu ; Ei. I über 15° Be... 10.6. I 10 Tage 8 Tage Wer Tage —_ —_ ER Februar ........ BL, 13 „ zu. = = er er, .... 4 „ 4 „ BB“. _ —_ Rı Br... —_ _ Dawn. 14 Tage 1 Tage er Be... war, == = Dr; 7,5 m 'YrE Re ....... = _ _ BU 20”, 2 Tage "cha ee _ _ _ girl Bar, 29.08 1 71 Diener ee _ _ —_ De zur, zn September ...... E= — e ar 16°% ar October ........ —_ 2 Tage 14 Tage on. E= — November ... .. 10 Tage Bye B _ — _ December .. BAR“, N, en. — en a ‚Im Jahre | 55 Tage | 57 Tage | 75 Tage | 61 Tage | 110 Tage | 7 Tage 23° 178 Der Unterricht im Gartenbau wurde den Zöglingen des hiesigen Schullehrer - Seminars in gleicher Weise, wie im vorjährigen Bericht mitgetheilt worden ist, ertheilt. Breslau, am 31. December 1860. Die Commission für die Verwaltung des von der Section für Obst- und Gartenbau gepachteten Gartens. A. Inkermann. E. Breiter. J. Eistert. J. Rödelius. Bericht über die Vertheilung von Obst-Bdelreisern. Eingegangen sind: Von den Herren: Pflaumen. | Summa. Spalding . . . 27 14 - 7 48 Tiger nt Mn 7, 24 4 3 33 Heyder ia » „u. — _ _ 4 4 Frickinger . . . 62 27 — —_ 89 Luckow ... 224 17 —_ _ 241 Cochlovius . . 38 16 —_ _ 54 Rödelius _ 205 110 124 439 Vereins-Garten . 181 — 60 = 241 Hohenheim . . 97 107 — 204 Liegel . . . .» _ _ 22 146 168 gegen Bezahlung. Oberdieck . . . 24 39 26 | 12 101 I) 1 332-1. 336. 1632 In Sren| 1000| 73 |] 30, 4 3.1] Diese 236 Obstsorten in 1627 Reisern wurden an 30 Mitglieder vertheilt. Die Ausgaben betrugen: Für Reiser ee - Fe und Oberdieck) 11 Thlr. — Sgr. 2 Pf. Brief-Poro . . . re u 1.0, — 5 Verpackungen — nn en mi end Fan = San Summa 14 Thlr. 8 Sgr. 2 Pf. F. Rödelius. Bericht über die Vertheilung von Gemüse- und Blumen -Sämereien von Kaufmann E. H. Müller, z. Z. stellvertretendem Secretair. In der Sitzung vom 11. Januar 1860 wurde die Anschaffung von Sämereien neuerer zum Anbau empfohlener oder schon früher zum weiteren Anbau durch einige unserer Mitglieder als empfehlenswerth anerkannter Sämereien von Nutz- und Zierpflanzen behufs Vertheilung an Mitglieder auch für dieses Jahr beschlossen und die Beschaffung und Vertheilung derselben dem Referenten: wiederum anvertraut. 179 In Folge dessen wurden bezogen von den Herren Carl Appelius (Jühlke), Ernst Benary, Frdr. Ad, Haage jun., C. Lorenz, Moschkowitz & Siegling und Gebr. Villain in Erfurt, Carl Ebritsch in Arnstadt und Gust. Teichert in Striegau, zusammen 54 Sorten Nutz- und 49 Sorten Zierpflanzen - Samen. Zu besonderem Danke fühlt sich die Section aber verpflichtet den Herren Ernst Benary, F. Ad. Haage jun., CE. Lorenz, Moschkowitz und Siegling und C. Ebritsch, wie den geehrten Mitgliedern: Herren Kunsigärtner Bartsch, Polizei-Assessor Eitner, Obrist-Lieutenant a. D. v. Fabian, Kunstgärtner J. Grüger, Gutsbesitzer Matthaei, Kunstgäriner Riedel, Haupt-Turnlehrer Rödelius, Garten-Inspector Stoll, Kunst- und Handelsgärtner G. Teichert, Lehrer Titze und Rittergutsbesitzer Werther, welche die Güte hatten, behufs Vertheilung an Sections-Mitglieder die bedeutende Anzahl von 200 Sorten Nutz- und 60 Sorten Zierpflanzen-Samen als Geschenke zu spenden, wobei nicht unerwähnt bleiben mag, daß sich hierunter allein 90 Sorten Cucurbitaceen von Herrn Obrist-Lieutenant a. D. v. Fabian und 17 Sorten Hülsenfrüchte und Getreidearten, welche Herr Haupt-Turnlehrer Rödelius von Herrn Dr. Schübler in Christiania erhalten hatte, befanden. Rechnen wir hierzu die zu gleichem Zwecke aus dem Versuchsgarten der Section entnommenen 15 Sorten Nutz- und 3 Sorten Zierpflanzen-Samen, so ergiebt sich, daß für die diesjährige Verthei- lung zusammen 269 Sorten Nutz- und 112 Sorten Zierpflanzen - Samen zu Gebote standen, welche denn auch in der Mitte des Monat April, und zwar erstere in 1940, letztere in 810 für kleinere Anbau-Versuche genügenden Portionen an den Garten der Section und resp. SO und 50 Mitglieder unter Beigabe des Schema für die uns gefällig darüber zu ertheilenden Kulturberichte vertheilt und übermittelt werden konnten. Die durch die Section für diese Vertheilung aufgewendeten Kosten betrugen nach der derselben gelegten speciellen Rechnung: für die bezogenen Sämereien von Nutzpflanzen . 17 Thlr. 7 Sgr. — Pf. Le }) 2) HM be „ Zierpflanzen . 15 „ an nt „. verlegte Porti, Emballage und Frachten . . 6 ,„ WW, — ,„ „, Verpackungs- und Versendungs-Speesen . . 10 „ 29 „ 9, Zusammen 49 Thlr, 17 Sgr. 9 Pf. Bericht über die Frühjahrs-Ausstellung. Die durch den Fürst. Sulkowsky’schen Gartendirektor Herrn R. Rother bewirkte Anordnung der Ausstellung war in der Art geschehen, daß der größere Theil des Saales von Parterregruppen, welche mit Moos ausgelegt und von Steinen umgrenzt waren, erfüllt wurde; an den Wänden waren theils Gruppen am Boden, theils auf Tischen angebracht. Am Eingange befanden sich zwei große Azaleenbäume, von wo aus sich an der nordöstlichen Wand eine reiche Azaleen-Collection in voller Blüthe des Kaufmann Burghart (Gärtner Brosig) erstreckte. Daran schloß sich an der östlichen Wand eine Gruppe blühender und Blattpflanzen des Buchhändler Trewendt (Gärtner Klei- nert) und eine dergleichen des Kaufmann Müller (Gärtner Perschke), aus einer großen Acacia ‚armata und mehreren selteneren Farn bestehend, unter denen Dicksonia rubiginosa, Adiantum tenerum, Pteris arguta et hirtella, Blechnum brasiliense. Dahinter eine reiche Collection Cine- rariae des Herrn v. Kessel auf Glauchau (Gärtner Silex). Die Mitte dieser Wand erfüllte eine Gruppe des Ordners, aus zum Theil sehr seltenen Blattpflanzen, als Fieus Roxburghü, Theophrasta macrophylla, Jussieui, latifolia und Jonesü, Phyllocladus trichomanoides, Daerydium cupressi- num, Pinus eanariensis, Dracaena umbraculifera, Yucca aloifolia fol. varieg., Pandanus java- ‚nicus fol, varieg., Sabal subglobosum, Thrinax argentea, Bactris spinos«, Chamaedorea Ernesti Augusti, Cocos botryophora, Ceratozamia mexicana bestehend. An der Südseite waren zwei Camellia - Gruppen der Herren Breiter und Scholz, eine Collection Cinerariae des Kaufmann 23 * 180 Eichborn (Obergärtner Rehmann) und eine Collection Azaleae des Director Inkermann auf- gestellt. An der Westseite zwei Birnbäumchen, an welchen der Ordner die Spalier- und Pyra- midenform nach französischer Methode vor Augen stellte. Eine Gruppe Hyacinthen und Tacetten vom Kunstgärtner Hübner in Bunzlau. Auf dem Tische darüber waren die aus der wohlberühmten Gärtnerei des Grafen Pückler auf Thomaswaldau (Gärtner Luckow) stammenden Producte der Frühtreiberei, Spargel, Bohnen, Radies, Kartoffeln, Gurken und Kopfsalat ausgelegt; desgleichen die Seide aus den Samenkapseln der Aselepias syriaca von Frau v. Prittwitz-Gaffron auf Nassadel bei Bralin; Ananas und reife Bananen (Musa Cavendishi) aus dem Tiele-Winkler’schen Garten zu Miechowitz (Garteninspector Stoll); 30 Zoll lange Bataten (Dioscorea Batatas) und die eßbare Zwiebel von Oregon (Camassia esculenta) von Inspector Neumann. An der Mittelthür zwei Trauercypressen und große Bonaparteen. Daneben ein Tisch mit Rkopala Skinneri, heterophylla;» magnifica und complicata, Caladium Chantinü, Brongniartü et Verschaffeltii (Eichborn’sche Gärtnerei, Gärtner Rehmann); ein blaues und ein rothes an Gitterwerk gezogenes Tropaeolum (Kaufmann Müller). Eine Collection Pens&e’s vom Ordner. Die westliche Hälfte der Nordwand erfüllte eine Gruppe blühender Pflanzen aus dem Eichborn’schen Garten. Die Mitte des Saales wurde von zwei Gruppen gebildet. In der südlichen hatte Herr Kunstgärtner J. Monhaupt eine Auswahl seiner rühmlichst bekannten Coniferen-Sammlung ausgestellt. Die nördliche bildeten tro- pische Blattpflanzen aus dem Eichborn’schen Garten, welche Herr Rehmann in musterhafter Weise aufgestellt hatte; darunter Sciadophyllum farinosum, Aralia Sieboldi, insignis, arborea, trifoliata, Gastonia palmata, Klopstockia cerifera, Cocos oleracea, Carludovica palmata, Latania borbonica. Neben dieser eine Gruppe seltener Arten aus dem hiesigen königl. botanischen Garten, in welcher Dracaena australis, Agave filifera, Pinus Montezumae, Astelia alpina, Rhododendron arboreum, Dasylirium, Cryptomeria die Aufmerksamkeit der Kenner erregten. Um diese Gruppen waren kleinere Beete angebracht, unter welchen die Thee- und Bourbon-Rosen des Handels- gärtner Junger sich auszeichneten. Nächstdem verdienen besondere Erwähnung zwei Gruppen Be- goniae aus der Gärtnerei des Ministers a. D. Milde (Gärtner Grähe) und aus der Jung-Guille- main’schen Gärtnerei, und ein ausgezeichnetes Kulturexemplar von Begonia Rex magnifica aus der Frank’schen Gärtnerei zu Ratibor (Gärtner Schleben). Durch Hofgärtner Schwedler waren aus dem Fürstlich Hohenlohe’schen Garten zu Slaventzitz ausgestellt: Colea floribunda varieg. und - Pavetta borbonica varieg. Aus dem Garten des Gutsbesitzers Barchewitz auf Kritern (Gärtner Ibisch) war eine Gruppe blühender Pflanzen und vom Kunstgäriner E. Monhaupt eine Gruppe blühender Kaiserkronen ausgestellt. Die zur Ertheilung der Preise gebildete Kommission beschloß folgende Preise: 1) Acht große Prämien: der Gruppe blühender Gewächse des Kaufmann Eichborn, der Gruppe Azaleen des Kaufmann Burghart, der Colea floribunda des Fürsten Hohenlohe zu Slaventzitz, der Begonia Rex magnifica des Kaufmann Frank in Ratibor, der Ananas und den Bananen des Herrn v. Tiele-Winkler zu Miechowitz, der Collection von Begonien des Minister a. D. Milde, der Pflanzengruppe des Kaufmann Müller, der Blattpflanzengruppe des Kunstgärtner R. Rother. 2) Sieben kleine Prämien: der Collection Camelliae des Kunstgärtner Breiter, den getriebenen Gemüsen der Gräfl. Pückler’schen Gärtnerei in TRomeemeLgBeR den Caladien des Kaufmann Eichborn, den Rosen des Kunstgärtner Junger, den Begonien und Hyacinthen der Kunstgärtner Jung und Guillemain, 181 den Azaleen des Director Inkermann, den Cinerarien des Herrn v. Kessel auf Ober-Glauchau. 3) Ehrenvolle Erwähnung: den Coniferen des Kunstgärtner J. Monhaupt, den Zwergbäumen des Kunstgärtner Rother, der Gruppe blühender Gewächse des Gutsbesitzer Barchewitz auf Kritern, Statistische Notizen von Kaufmann E. H. Müller, 2. Z. stellvertretendem Secretair. Im Jahre 1860 waren an dem in dieser Section bestehenden Lesezirkel gegen Zahlung eines Extrabeitrages von 1 Thir. 69 Mitglieder betheiligt und cursirten in demselben: 8 Jahresberichte von mit uns durch Schriften- Austausch in Verbindung stehenden Gesell- schaften, 12 deutsche und ausländische, zum Theil mit Abbildungen versehene Zeitschriften und 13 Brochüren und Bücher, auf Gärtnerei Bezug habenden Inhalts. In demselben Jahre wurden der Bibliothek der schlesischen Gesellschaft, Abtheilung für Garten- bau, die vorher in jenem Lesezirkel in Umlauf gewesenen Schriften einverleibt, unter welchen sich sehr schätzenswerthe Geschenke der Herren Prof. Dr. Ferd. Cohn hier, königl. Garten - Inspector F. Jühlke in Erfurt, königl. Garten-Inspector Ed. Lucas in Reutlingen (Würtemberg) und Super- intendent Oberdieck in Jeinsen (Hannover) befanden, und erhielt dieselbe dadurch zu dem in unserem Jahresberichte pro 1857 abgedruckten und in denjenigen pro 1858 und 1859 fortgesetzten Verzeichnisse die nicht unansehnliche Bereicherung nachstehend näher bezeichneter (31) Schriften, als: Appun, Carl Ferd. Ueber die Behandlung von Sämereien und Pflanzen des tropischen Süd-Amerika, besonders Venezuela’s. Bunzlau 1858. Bericht über neuere Nutzpflanzen, insbesondere über die Ergebnisse ihres Anbaues in verschiedenen Theilen Deutschlands. Herausgegeben von Metz & Comp. Jahrgang 1859. Berlin. Blätter für Handel, Gewerbe und sociales Leben (Beiblatt zur Magdeburgischen Zeitung). Enthaltend: Aufsatz von Immisch „Ueber den Zustand des Garten-, insbesondere des Obstbaues in der Umgegend von Magdeburg und einigen benachbarten Theilen der Provinz Sachsen“. Jahrgang 1858, Nr. 39 bis 45. Magdeburg. — Vereinigte Frauendorfer. Allgemeine deutsche Gartenzeitung, Obstbaumfreund, Bürger- und Bauernzeitung. Herausgegeben von der praktischen Gartenbaugesellschaft in Baiern. Red.: E. Fürst. Jahrgang 1858. Passau. Bonplandia, Zeitschrift für die gesammte Botanik. Officielles Organ der kaiserl. Leopold.-Carol. Akademie der Naturforscher. Herausgegeben von Wilhelm E. G. Seemann und Di. Ber- thold Seemann. 6. Jahrgang 1858. Hannover. Flore des Serres et des Jardins de l’Europe etc. Publie et eEdit€ par Louis van Houtte. Grand Edition. 2. Serie. Tom. II. Gand 1857. Gartenbau, der landwirthschaftliche. Eine leitende Darstellung für den theoretischen und practischen Schulunterricht in der Gartenpflege. Eingerichtet von J. Strohal, Ed. Wildt und Ferd. Kroczak. Herausgegeben von der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde. Brünn 1859. Garten- und Blumenzeitung, neue allgemeine deutsche; als Fortsetzung der Mettler’schen. Herausge- geben und redigirt von Ed. Otto. 14. Jahrg. Hamburg 1858. 182 Garten-Flora. Monatsschrift für deutsche, schweizerische und russische Garten- und Blumenkunde. Herausgegeben von Dr. Ed. Regel. 7. Jahrgang. Erlangen 1858. Gartenzeitung, allgemeine thüringische; als Fortsetzung der Bernhardt’schen. Herausgegeben von F. Freiherr v. Biedenfeld. 17. Jahrgang. Erfurt 1858. _ Berliner allgemeine. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl Koch. Jahrgang 1858. Berlin. — illustrirte. Eine monatliche Zeitschrift für Gartenbau und Blumenzucht. Herausgegeben von der Gartenbau-Gesellschaft ‚Flora‘ in Stuttgart, red. von Albert Courtin. 2. Band. Stuttgart 1858. General - Anzeiger für Kunst- und Handelsgärtnerei, Blumenzucht, Gartenbau und Landwirthschaft. Herausgegeben von Alfred Topf, red. von Th. Rümpler. 2. und 3. Jahrgang. Erfurt 1858 und 1859. Haffner, Herrmann. Die Hebung des Obsibaues. Nürnberg 1858. Handbuch, illustriries, der Obstkunde. Herausgegeben von Fr. Jahn, Ed. Lucas und J. G. C. Ober- dieck. 1. Band, erste und zweite Lieferung: Aepfel. Stuttgart 1823. — 2. Band, erste Lieferung: Birnen. Stuttgart 1859. Hoffacker, Fr. B. Der Hausgarten in Stadt und Land, leichtfaßliche Anleitung zum Gartenbau für Besitzer städtischer und ländlicher Hausgärten, Lahr 1859. Hooibrenk, Daniel. Neuestes Verfahren zur Kultur des Weinstocks, um sowohl die Quantität zu vermehren als die Qualität zu verbessern, nebst einem Anhange über Cultur des Maul- beerbaumes, um mehr als die doppelte Anzahl Futterblätter zu erzeugen. Wien 1859. Jahresbericht des Vereins für Gartenbau in Schleswig, Holstein und Lauenburg pro 1858. Kiel 1859. Illustration hortieole, 1’, Journal speeial des Serres et des Jardins etc. Redige par Ch. Lemaire et publie par Ambroise Verschaffell. Vol. 5. Gand 1858. Koch, Karl, Prof. Dr. Bericht über die zweite allgemeine deutsche Obst-, Wein- und Gemüse- Ausstellung zu Gotha während der Tage vom 19. bis 13. October 1857. Berlin 1858. Köhler, Wilhelm, Anleitung zur Erziehung und Pflege der Obstbäume. Wien 1858. Magazin, deutsches, für Garten- und Blumenkunde. Herausgegeben und redigirt von W. Neubert. Jahrgang 1858. Stuttgart. Meyer, G., Lehrbuch der schönen Gartenkunst. Mit besonderer Rücksicht auf die practische Aus- führung von Gärten, Parkanlagen u. s. w. Berlin 1860, Pomona. Allgemeine deutsche Zeitschrift für den gesammten Obst- und Weinbau. Herausgegeben von F. J. Dochnal. 7. Jahrgang. Nürnberg 1858. Protokoll - Auszüge und Verhandlungen der Gartenbau - Gesellschaft ‚‚Flora“ zu Frankfurt a. M. 10. Jahrgang 1857. Frankfurt a. M. 1858. Rauch, A., Dr. Anbau-Versuche mit neuen oder wenig bekannten Nutzgewächsen, nebst Andeutungen zur Begründung neuer Industriezweige. Kempten 1859. Schacht, H., Dr. Madeira und Teneriffa mit ihrer Vegetation. Berlia 1859. Vereinsschrift, Schlesische landwirthschaftliche. Unter Mitwirkung vieler landwirthschaftlicher Vereine Schlesiens herausgegeben von J. G. Elsner. 5. Jahrgang. Glogau 1858. Verhandlungen der Gartenbau-Gesellschaft in Wien. 1. Heft. Wien 1858. — des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den königlichen preußischen Staaten; Neue Reihe. 5. Jahrgang. Berlin 1857. Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Herausgegeben von Prof. Dr. Karl Koch und G. A. Fintelmann. 1. Jahrgang. Berlin 1858. Die im Jahre 1860 erschienenen Lieferungen des von H. Arnoldi in Gotha unter Controle des dortigen Thüringischen Gartenbau-Vereins herausgegebenen Obst-Kabinets naturgetreu aus Porzellan- masse nachgebildeter Früchte verschiedener Art wurden ebenfalls von der Section angeschaflt. NB. Das Reglement für die Benutzung der Bibliothek befindet sich in unserem Jahresber. pro 1857. 183 Am ersten Januar 1860 zählte die Section für Obst- und Gartenbau Mitglieder: Hiesige. Auswärtige. Summa. 124 271 395 Is kanfonden Jahres: 1860. traten zu, uns an ende ee ) 2 12 129 278 407 und schieden dagegen aus . . . ak sch a aa 5 25 30 es verblieben daher pro 1561 . . . ... 124 253 377 von denen als wirkliche Mitglieder der Schles. Gesellschaft beitragsfrei sind 30 7 37 Be orsuchegusen wagen bei, una 2 a 0 lu ea 24 84 108 und an dem Lesezirkel sind betheiligt -. . » 2 2 2 2 20. 67 _ 67 Gesammt-Bericht über die Cultur- Versuche der Sections-Mitglieder mit den ihnen Seitens der Section zugetheilten Gemüse - Sämereien. Zusammengestellt vom königl. Universitäts-Secretair Nadbyl. Die Wirksamkeit unserer Section äußert sich nach Außen insbesondere darin, daß alljährlich Sämereien, hauptsächlich neuere, und Pfropfreiser von angepriesenen und empfehlenswerthen Obst- sorten an die Mitglieder zur Vertheilung kommen. Es sind dadurch bereits unverkennbare Resultate erzielt worden, indem nicht allein in den Privatgärten manche schöne Pflanzen, manches feine Gemüse und edles Obst sich eingebürgert hat, sondern auch die Blumen-, Gemüse- und Obst-Märkte begonnen haben, früher dort nie Gesehenes feil zu bieten. Wenn man aber weiß, wie schwer es hält, ein Vourtheil gegen Neuerungen zu besiegen, namentlich bei Nahrungspflanzen, dann mag man auch das Streben und die etwaigen Resultate desselben nicht zu gering anschlagen. Bei den neuen Gemüsen wird namentlich noch lange als ein Hinderniß ihrer Verbreitung der Umstand entgegen- treten, daß deren Zubereitungsweise und Behandlung in der Küche noch nicht hinreichend bekannt und geläufig ist. Daher auch die oft widersprechenden Ansichten über den Werth einer und der- selben Art, abgesehen vom Geschmacke, der nach Gegenden und Individuen sehr verschieden ist, und bei welchem bekanntlich ein Jeder ein Recht der Entscheidung für seine Person in Anspruch nimmt. Es wäre demnach zu wünschen, daß diejenigen Herren Mitglieder der Section, welche gern ihrer übernommenen Verpflichtung, über die Resultate ihrer Culturen Bericht zu erstatten, nachkom- men, bei bisher unbekannten Gemüsearten auch die Art der Zubereitung ihrerseits bekannt machten, um den weniger Erfahrenen hierdurch zu Hilfe zu kommen und zu verhindern, daß nicht eine an sich brauchbare Gemüseart schon nach dem ersten Versuche, welcher nur ein relativ mißlungener sein mochte, von Vielen über Bord geworfen würde. Nicht weniger erwünscht würde es sein, wenn in den Berichten mitgetheilt würde, was mehr- jährige Erfahrungen in den Culturen einer und derselben Gemüseart für Erfolge gehabt haben, da bekanntlich nur wiederholte Versuche eine genauere Kenntniß herbeiführen können. Im Jahre 1860 hat die Section mit Gemüse-Sämereien nachstehende Vertheilung vorge- nommen: I. Kohlarten. 1. Kopfkohl: Joanet oder Nanlais; Winnigstädter früher; Centner größter; Atkins unvergleichlicher. 2. Wirsingkohl: Herblinger; de Vertus; Chou Marcelin. 184 3. Winterkohl: neuer englischer krauser; breitblättriger besonders krauser; brauner krauser. 4. Kohlrabi: neue große blaue Riesen. Il. Rüben. 1. Eigentliche Rüben: gelbe glatte finnländische; weiße d’Auvergne. 2. Kohlrübe: Erdrübe. II. Knollen und rübenartige Wurzeln. 1. Radies: neue ovale rosenrothe; neue runde; neue runde weißköpfige frühe. 2. Rettig: chinesischer rosenrother Winter-. 3. Carotten: neue lange violette; allerkürzeste frühe Treib-; lange rothe von Surrey. 4. Kartoffeln: neue Circassienne; große runde mittelfrühe Algier-; Bisquit-, frühe 6 Wochen-; blaue 6 Wochen-; ohne Blüthe früheste runde; Riesen-. IV, Bohnen. 1. Stangenbohnen: bunte Villataneuse ohne Fäden; neue ertragreiche Pfriemen-; Phaseolus ensifol. gig. braun Korn-; schwarze Wachs-; frühe gelbe weißkörnige; neue weißkörnige; Wachs-; neue Moorländer-; Riesen-Schwert-; bunt Korn-; Riesen-Schwert-, weiß Korn-; Frankfurter Speck-; grau getigerte. 2. Buschbohnen: St. Didier blaßgelbe Zwerg-; frühe Velmot’s Zwerg-Treib-; weiße Flageolet-; gelbe Flageolet-; rothe Flageolet-; frühe weißschalige graue Zwerg- ohne Fäden; Taurische Eier-; schwarze Wachs-; gelbe Wachs-; runde Zucker-Brech-; frühe canadische braune; frühe weiße cana- dische; weiße von Erdödy (Dolichos leucospermum) und grüne von Erdödy (Cajanus indica), beide letztere nicht im Handel; griechische Fleisch-; Solitair-; kastanienbraune mit gelbem Fleisch; Early yellow ; Harricot renflee; Phaseolus vexillatus; Early Rachel; Phuseolus ornithopus, letztere fünf aus Christiania. V, Erbsen. l. Zuckererbsen: große gelbschotige Wachs-Schwert-; frühe niedrige. 2. Kneifelerbsen: früheste Dunett’s first Early-; niedrige grünbleibende Kaper-; des Ueber- flusses; Veitch’s vollkommene; aus der Ukraine (nicht im Handel); neueste von Canada. 3. Markerbsen: englische Matchless-; Mammouth-; runzlige Hair’s niedrige Mammouth; runz- lige Waite’s Königin der Mark-; runzlige Champion of Scotland-; Zwerg-, Climax Napoleon- (2); Eugenie- (2°); Divarf Mammouth-; Riesen-, 6° reichtragende (nicht im Handel). 4. Trockenerbsen. Von China- 6‘; Riesen- vom Himalaja (beide nicht im Handel); v. Hohen- heim; holländische Trocken-; blutrothe (7%); defance vert (5'); Pois Michaux & oeil noir; grün- bleibende Brockel (beide letztere aus Christiania). VI. Salate. 1. Kopfsalat: Forellen-Topf- und Vollblut-, weiß Korn-; derselbe schwarz Korn-; Perpignaner Dauer-; Simpson früher; westindischer Schweizer; großer gelber; großer Steinkopf. 2. Bindsalat: Sachsenhäuser selbst schließender; (?) griechischer. 3. Kresse: ganz neue australische Salat. VI Zwiebeln. 1. Zwiebel: Nocera-, silberweiße frühe; de Vertus; gelbe runde; gelbe platte; dänische; rus- sische; neue gelbe James-. 2. Borree: großer gelber von Poitou; großer Musselburger. 3. Schalotte: von Jersey-; dänische haltbarste; Kartoffelzwiebel-; neue feine Tafel-Zwiebel-. 185 VIN. Kürbis und gurkenartige Pflanzen. l. Gurke: Arnstädter blaßgrüne Riesen - Schlangen-; Arnstädter schwefelgelbe Schlangen-, Arnstädter weiße Riesen-Schlangen-, chinesische blaßgrüne Schlangen-, desgl. grüne, desgl. weiße, desgl volltragende; Schlange von Athen; englische Non plus ultra; kleine frühe grüne Trauben-; glatte dicke volltragende; glatte lange volltragende; neue dicke lange weiße; Patrix; aus der Mon- golei; lange aus der Krimm; Heros; glattschalige von Babylon, von Babylon (nicht im Handel); weiße (desgl.); von Kermatschah; echte russische. 2. Melone: französische Netz-; süße Dettma aus dem Caucasus; aus Kleinasien; neue Golden- ball; grünfleischige Ananas-; gelbfleischige Ananas-; von Malta; gelbe Königs-Cantaloupe; grüne desgl.; schwarze desgl.; echte Sultan; Persische; Sammt von Persien; große Prescot; lange Prescot; kleine runde Prescot; von Texas (Doublette); runde von Texas; türkische mit gefleckter Schale; Seraile; kleine lange schwarze; Ananas-; amerikanische Land-; desgl. weiße; desgl. lange schwarze; von Venezuela; Ananas von Athen; Pfirsich-; echte Camila; Cantaloupe von Perpignan; Canta- loupe späte; ovale von Süd- Carolina; lange von Avignon; runde von Avignon; Sultana; von Ispahan; von Smyrna; von Damascus; von Sarepta; von Long-Island; von Rouen; feine Nutweg; grüne von Madeira; spanische Doublette; echte Cabul; Musat; Muscatello; large Musce; Curshel’s London Preis I., dito Preis II.; weiße Königs-; griechische Königs-; von Babylon (nicht im Handel); große griechische; kleine Chito-Havanha; große Chito mit glatter Schale; sogenannte May-; von Smyrna Winter-; donische Winter-; große Valenciennes; frühe portugiesische; Talabes von Ispahan; long Egyptian; von Athen Winter-; von Smyrna Zucker-; brown hem_ stale; Riesen-Netz-; große Riesen-Netz-; runde desgl.; kleine desgl.; sehr gute desgl.; türkische desgl.; von Süd-Carolina Netz-; Trentham hybride; Mopret's hybr. green fletch; Hybride aus Sarepta; Hybride aus Camile; Hybride Sultan türkische Netz-; Hybride aus Großer Chito. 3. Arbuse: aus Cuba; aus Virginien; aus Sarepta; aus China; aus Caragua; aus Süd-Rußland (zur Zuckerfabrikation). 4. Angurie: aus China; Scandis amarilles; Ige green Watermelon. 5. Nutzkürbis: von den Jonischen Inseln; Valparaiso; genetzter Tonnen-. IX. Krantarlige Gemüse- und Gewürzkräuter. Sellerie, engl. Bleich- weißer; Seymour’s Champion und Cole’s neuer Krystall-. Liebesapfel (Tomate) aus Nord-Amerika. Raphanus caudatus. Hibiscus esculenta (Gombo) und Hibiscus canabina. Petersilie, Schnitt- Myatt’s garnishing und Mitchel’s Matchless. Fenchel, bologneser großer süßer Anis. Se u dee X. 0Oekonomische Pflanzen und Gräser. 1. Mais: Ungarischer rosa; Bernstein-; aus der Bukowina; frühester Perl-; dunkelrother ame- rikanischer; Badener; von der Insel Gombo; gestreifter amerikanischer. 2. Hirse: gelber; rother; weißer; brauner, grauer, bronzirter (sämmtlich aus Christiania), Sorg. saccharatum; album cernuum, Imphy. Weizen: Triticum aristatum und Club spring Wheat. Gerste: v. Alten (zu 3—4 aus Christiania). Linsen: schwarze; langschotige; Galiandra; neue Algeroba Erbs-Linse (Provencer). Tabak: von Salonichi; von Cuba; Graham Seed, Georg’s County. Mohn: Riesen neuer weißer mit offener Kapsel. ‚ Zucker-Runkelrübe: neue weiße Imperial. Bunias orientalis (Futterpflanze). 2 7 ar 24 186 Die vorstehend aufgeführten Sämereien sind in 1939 Portionen an 78 Mitglieder der Section vertheilt worden, und zwar außer dem Sectionsgarten und Vereinsgarten in Ratibor an nachstehende Herren: Kaufmann Müller hier, Mathäi in Straupitz, Grüger in Hühnern, Frickinger in Laasan, Titze in Töppendorf, Eitner in Bunzlau, Werther in Masselwitz, Spalding in Johnsbach, Riedel in Goldberg, v. Woikowski in Pohlsdorf, Stoll in Miechowitz, Richter in Luzine, Suchanek in Groß-Roßmierz, v. Thielau in Lampersdorf, v. Welezeck in Laband, v. Witte in Hochkirch, Zindler in Militsch, v. Dresky in Creisau, Raabe in Pawelau, Schiebil in Bertultau, Wolny in Camenz, Grüger in Prieborn, v. Richthofen in Leszein, Teichmann hier, v. Gräfe in Groß-Ellgut, Freund in Oppersdorf, Sieben- haar in Hirschberg, v. Engelmann in Przibor, v. Pannwitz in Bürgsdorf, Perschke in Tost, v. Usedom in Melochwitz, v. Durand in Baranowitz, Herbig in Neudeck, Dr. Fickert hier, v. Kessel in Ober- Glauche, Diestel in Siemianowitz, v. Drabitius in Kletschkau, Kleemann in Carolath, Peicker in Gra- fenort, Lukow in Nieder-Thomaswaldau, Preiß in Wanowitz, Antast in Poppschütz, Bartsch in Schö- bekirch, Baum in Kraska, Bayer in Kommende Neudorf, Biewald in Crzizanowitz, Bötticher in Simsdorf, Brand in Schirakowitz, v. Brixen in Seitsch, Brückner in Bohrau, Bullrich in Herrnstadt, Bullrich in Wehrse, Diebitz in Zirlau, Fölkel in Borislawitz, Fölkel in Nieder-Marklowitz, Gottschalk in Malk- witz, Grobke in Bilawe, Heine in Kunzendorf, Hippe in Deutsch-Weichsel, Illgner in Wernersdorf, v. Kloß in Zobten, Kölling in Pietschen, Kristen in Glatz, Kurz in Schlabe, Ludwig in Ebersdorf, Meader in Nieder-Zodel, Naglo in Laurahütte, Polomski in Poppelau, Radler in Polnisch-Jägel, Sa- remba in Dalkau, Schneider in Wiedau, Scholz in Nieder-Schwedeldorf, Schwarz in Jackschönau, Teicher in Striegau, Werner in Wölfelsdorf, Zopf in Rauschwitz. Kulturberichte sind eingegangen: aus dem Sectionsgarten und dem Gartenbauvereine zu Ratibor, so wie von nachstehenden Herren: Bayer in Sorgau, v. Witte in Hochkirch, Riedel in Goldberg, Kurz in Schlawe, Werther in Masselwitz, Grüger in Hühnern, Frickinger in Laasan, v. Woikowski- Biedau in Pohlsdorf, v. Thielau in Lampersdorf, v. Welezeck in Laband, v. Kessel in Ober-Glauche, Peicker in Grafenort, Freund in Oppersdorf, Stoll in Miechowitz, Richter in Luzine und Dr. Fickert hier, im Ganzen also 17 und von der Frau Gräfin Schweinitz in Sulau (über Blumensämereien). Bevor ich auf diese Berichte näher eingehe, halte ich es für Pflicht, auch diejenigen Herren Mitglieder, welche der Section Sämereien zur Vertheilung zugeschickt haben, was mit dem größten Danke angenommen wurde, namhaft zu machen. Den größten Theil der Gurken-, Melonen-, Ar- buse-, Angurien- und Kürbis-Samen hat Herr Obristlieutenant v. Fabian und neben ihm Herr Riedel in Goldberg der Section geschenkt. Außer von ihnen erhielt die Section Samen von Herrn Turnlehrer Rödelius, namentlich alle aus Christiania herstammenden; von den Herren Werther, Grüger, Tietze, Eitner, Stoll, Mathäi, Teicher, Bartsch und aus dem Sectionsgarten. Die Bezugsquellen für die übrigen Sämereien waren die Samen-Handlungen: Lorenz, Gebrüder Villain, Haage, Benary, Moschkowitz und Siegling, Appelius in Erfurt und Ebritsch in Arnstadt. Aus den eingegangenen Kulturberichten dürfte sich Folgendes zur Mittheilung eignen: Ge müs ee. I. Kohlarten. 1. Joanet oder Nantais, ein früher Kopfkohl, über welchen von sechs Berichten nur zwei aus Niederschlesien günstig lauten, während diejenigen aus Oberschlesien seine starke Blattrippen und hohlen, wenn gleich groß werdenden Köpfe, und deßhalb den geringen Werth für die Küche, hervorheben. Der Anbau war überall im Garten erfolgt. Die Bezeichnung als „‚früher‘‘ scheint er indeß nicht zu verdienen, denn seine Reifezeit trat nach dem Ende Mai erfolgten Auspflanzen im October ein. Wegen seiner üppigen Blätter wird er als geeignet zum Viehfutter empfohlen. Nach 187 diesem Resultate dürften mit diesem Kopfkohl doch noch Versuche zu machen sein, denn ich ver- muthe, daß. eine Herbstaussaat günstigere Erfolge, namentlich hinsichtlich der Festigkeit der Köpfe und des früheren Reifens herausstellen dürfte. 2. Winnigstädter früher Kopfkohl. 6 aus verschiedenen Gegenden Schlesiens einge- gangenen Berichte loben diesen Kopfkohl als einen dauerhaften Kohl von gutem Geschmack, der daher sehr zum Anbau zu empfehlen sei. Ueber seine Reifezeit geben die Berichte keine Auskunft, und Herr Stoll in Miechowitz erklärt diesen Kopfkohl als identisch mit dem in Würtemberg häufig angebauten Filderkraut. 3. Zentnerkohl. Die eingegangenen zwei Berichte bezeugen ein sehr üppiges Wachsthum, doch sei er nur zu Viehfutter tauglich; auch hätten die Samen (von Villain aus Erfurt) mancherlei ausgeartete und Bastard-Formen ergeben. 4. Atkins unvergleichlicher. Nach einem Berichte ist in Folge Mehlthaues der Anbau mißrathen. Der zweite Bericht lobt die schönen festen Köpfe in länglicher Form. Ausgepflanzt im Garten Mitte Mai, Reifzeit Ende September. Wirsingkohl. 1. -Herblinger. Der von Herrn Haagie jun. in Erfurt bezogene Samen zeigte 4 verschie- dene Sorten, von denen keine wertihvoller war als die alten Sorten. Da ihn aber ein Bericht zum Anbau empfiehlt, so dürften weitere Versuche mit reinem Samen zu machen sein. 2. de Vertus. Ueber diesen sind 8 Berichte eingegangen, von denen 7 des Lobes voll sind. Dieser Wirsing ist niedrig, liefert sehr schöne große feste Köpfe und ist für die Küche wegen seiner langen Ausdauer im Winter, wo er im Keller aufbewahrt wird, von besonderem Werthe, deshalb auch als Marktgemüse überall zur Verbreitung zu empfehlen. Er bleibt, bis der Frost ein- tritt, im Freien. 3. Chou Marcellin. Liefert nicht große, aber sehr feste Köpfe und wird nach Auspflanzung im April schon Anfangs August reif, was ihn für die Küche sehr empfiehlt. Winterkohl. 1. Neuer englischer krauser selbstschließender kopfkohlartiger. Nach den 8 vorliegenden Berichten schließt er sehr ungleich feste Köpfe, ist grün und im Geschmacke sehr zart; hält den Winter im Freien gut aus, so daß er zu empfehlen ist. 2. Breitblättriger besonders krauser. Ueber diesen lauten die eingegangenen drei Berichte ebenfalls günstig. Kohlrabi. Neue große blaue Riesen-. Ein Bericht hebt die schöne Form und ausgezeichnete Größe hervor, schweigt dagegen über ihren Werth als Küchengemüse, gegenüber den übrigen Kohlrabi-Arten. li. Rüben. l. Weiße d’Auvergne. Die fünf eingegangenen Berichte gehen in ihren Resultaten aus- einander, indem einige die ziemlich groß werdende platte Rübe wegen ihrer Bitterkeit nur als zu Futter brauchbar, andere sie als süß und weich für die Küche und weniger zum Futter geeignet bezeichnen. Weitere Versuche werden die Wahrheit herausstellen. 2. Gelbe platte finnländische. Gedeiht in mehr sandiger Erde gut, der Same muß sparsam ausgesäet werden. Sie ist, wenn sie nach Art der Teltower Rübe zubereitet wird, ein köstliches Gemüse und verdient Verbreitung. II. Knollen- und rübenartige Wurzelgewächse, 1. Radies,' neue ovale rosenrothe. Zwei Berichte bezeichnen diese Sorte als gut, während ein Bericht erwähnt, sie seien lang wie Butterradies und ungenießbar gewesen. Da nach letzterem der Anbau im Freien, nach ersteren aber im Frühbeet erfolgte, so mag hierin der Grund der Verschiedenheit des Ausspruches über den Werth zu suchen sein. 24* 188 2. Rettig, chinesischer rosenrother Winter-. Derselbe wird im Geschmack theils als zart gelobt, theils dem gewöhnlichen Sommerrettig nachgesetzt. Er scheint zwischen dem Som- mer- und Winterreitig zu stehen. Die Aussaat am besten in der zweiten Hälfte des Juni. 3. Carotten: a) allerkürzeste frühe Treib-. Diese wird der frühen halleschen hinsichtlich der Frühreife und des süßen Geschmacks vorgezogen. b) neue lange violette. Wenig Zuckerstoff und empfiehlt sich durch ihre Farbe für die Küche nicht. c) lange rothe von Surrey. Eine schöne Sorte und des Anbaues werth. 4. Kartoffeln. Da im Jahre 1860 in Schlesien diese Frucht mißrathen ist, so war es na- türlich, daß über die vertheilten Sorten keine günstigen Berichte eingehen konnten. Die Versuche werden daher zu wiederholen sein. Die neue Circassienne scheint eine gute Frucht zu sein, denn, obwohl sie auch von der Krankheit befallen war, so wird doch ihr Wohlgeschmack gerühmt. IV, Bohnen. Alle Berichte klagen über das Verderben der Buschbohnen in Folge der Nässe des Sommers 1560. Weniger litten die Stangenbohnen. Von letzteren werden empfohlen: die schwarze Wachsbohne, die Riesenschwert- bohne, die weißkörnige Wachsbohne, die Bohne von Vitry, diese als Trockenbohne. Die Zubereitung der schwarzen Wachsbohne nach Spargelart wird hervorgehoben. Von den Buschbohnen werden gelobt: Early yellow, welche nicht verschieden von der ariser Treibbohne sein soll; rothe Flageolet, mit robustem Wuchs, daher weit zu pflanzen; weiße Flageolet, sich für den Feldbau eignend; Taurische Eierbohne, eine sehr gute Trockenbohne, für den Feldbau; frühe weißschalige graue Zwerg-, ohne Faden, als Brech- bohne zu gebrauchen, im Geschmacke äußerst zart, aber gegen die Nässe sehr empfindlich, reift Anfangs September und ist ertragreich; frühe Vilmots-Zwerg-Treibbohne, wird zeitlich reif, ist ertragreich und daher zu empfehlen. Die Buschbohnen: weiße von Erdödy (Dolichos leucospermus) und grüne von Erdödy (Cajanus indica) brachten nur Blüthen und zwar erst Ende September, keine Früchte. V, Erbsen. Auch die Erbsen litten von dem nassen Wetter, so daß wenig reife Schoten geerntet werden konnten. x 1. Als für die herrschaftliche Küche wie auch für den Markt geeignet und gesucht wird die große gelbschotige Wachsschwert- bezeichnet, sie trägt reichlich, reift spät und hat einen starken Wuchs. 2. Kneifelerbsen. Früheste Dunnets first early, wird empfohlen, sie hat viele und kernreiche Schoten, reift aber nicht früher als die älteren früheren Sorten und wird wie die niedrig bleibende Kapererbse 3—5 Fuß hoch, so daß sie gestengelt werden muß. Die Erbse des Ueberflusses wird als empfehlenswerth bezeichnet, ebenso Veitch’s Vollkommene, die mit- telgroße Schoten hat und reichlich trägt. Die ertragreichste von Allen ist die Neueste Erbse von Canada, ihr Wuchs ist groß und hat dieselbe gelbgrüne kornreiche Schoten. Ueber ihren qualitativen Werth wird nichts mitgetheilt. 3. Markerbsen. Die englische Matchles wächst hoch, ertragreich; Hair’s niedrige Mamouth- hat große Schoten, wenig Korn, wird empfohlen. Sehr große Schoten hat Wait’s Königin der Mark-, ist aber weniger ertragreich, wogegen die runzlige Champion of Scot- land, neue Zwergerbse, ertragreicher ist. 4. Die Trockenerbse, blutrothe, von v. Fabian, wird nicht empfohlen. Die unreifen 189 Körner sind bitter und als Trockenerbse ist sie zu hoch, um sie auf dem Felde zu bauen. Die Erbse von China wird als wenig ertragreich geschildert; die Riesenerbse vom Himalaya macht große Schoten mit wenig Körnern und wächst hoch; die Erbse aus der Ukraine liefert wenig Körner. Wie bereits oben angegeben, müssen die wenig günstigen Resultate bei dieser wichtigen Frucht- gattung dem ungünstigen Jahrgange zugeschrieben werden, und es erscheint wünschenswerth, die Versuche zu wiederholen. Die obigen Mittheilungen beruhen zum Theil auch nur auf einzelnen Berichten, so daß sie deshalb schon nicht als ganz zuverläßig angesehen werden können. Ueber sehr viele vertheilte Sorten sind gar keine Berichte eingegangen, weshalb der Wunsch ausgespro- chen wird, es möchten in den nächsten Berichten die weiteren Erfahrungen mitgetheilt und auch be- merkt werden, inwieweit die obigen Mittheilungen sich bestätigt haben oder nicht. Dies gilt auch von dem oben über die Bohnen-Sorten Angegebenen. VI Salat, Ueber die zwei Arten: Forellen-Topfs-Vollblut mit weißem und schwarzem Korn sind keine günstigen Berichte eingegangen; sie werden als etwas hart und für die Küche etwa als Zierde, für den Markt aber als gar nicht brauchbar geschildert. Dagegen wird der westindische, so wie der große Steinkopf und der große gelbe Schweizer empfohlen. Der frühe Simp- son schließt nicht fest, soll aber ein zartschmeckendes Blatt haben. Die neue australische Salat-Kresse unterscheidet sich von der gewöhnlichen Gartenkresse durch etwas größere Blätter und einen schärferen Geschmack; sie wird sich wie alle Kressenarten wohl schwerlich in der schle- sischen Küche einbürgern. VII. Zwiebeln. Von den Zwiebelarten werden empfohlen: die neue gelbe James, die von Nocera (als früheste), die gelbe Birnzwiebel und die von Madeira. Sie haben zwar nicht den scharfen Zwiebelgeruch und Geschmack, der letztere ist aber sehr fein und süß. Die beiden Borreearten: großer gelber von Poitou und großer Musselburger, sind gute Suppengemüse und werden weiter anzubauen sein. Die unter dem Namen „Kartoffelzwiebel‘ bekannte Schalotte hat ein angenehmes Gewürz und liefert einen sehr reichlichen Ertrag, weshalb deren größere Verbreitung zu wünschen ist, zumal sie sich für den Markt gut eignet. VIN. Kürbis- und gurkenarlige Pflanzen. Diese Pflanzengattung ist im Jahre 1860 durchweg in Schlesien mißrathen, so daß auch die meisten Berichte nur diese einfache Mittheilung machen. Es wird indeß bei den Gurken die Notiz nicht uninteressant sein, daß die neue grüne chinesische Schlangengurke sich trotz des un- günstigen Wetters am besten bewährt hat, so daß diese vorzüglich des Anbaues werth erscheint. IX. Krautartige Gemüse und Gewürzkräuter. Ueber die hierher gehörigen, oben angegebenen, zum Versuchsanbau ausgetheilten Sämereien sind keine nennenswerthen Resultate mitgetheilt worden. Es scheint denselben keine besondere Beachtung geschenkt worden zu sein, X. 0economische Pflanzen und Gräser. 1. Mais. Der früheste Perl- und der Mais aus der Bukowina werden gelobt, beide benutzbar als Futter für das Federvieh; letzterer hat schöne lange gedrängte Kolben. Auch der Bernstein- und Badener werden als gut bezeichnet. 190 Der Mais wird theils vermahlen, theils in Körnern zum Mästen des Federviehs mit großem Erfolge verwendet; er bewirkt ein sehr feinschmeckendes Fleisch. Derselbe muß aber vor der Fütterung in Salzwasser abgekocht werden. Eine besondere Sorte ist der Papageien-Mais wegen seiner höchst auffallenden Farbenzusammenstellung; er ist ertragreich und hat lange engge- körnte Kolben. Herr Erzpriester Kurz in Schlawa offerirt Samen. 2. Hirse. Die aufgeführten Hirsesorten sollen nicht neu, sondern nach der Mittheilung des Herrn Stoll in Miechowitz schon vor 12 Jahren in Proskau kultivirt worden sein, woselbst sie auch jetzt noch auf dem. Versuchsfelde angebaut werden. Einen Erfolg theilt Herr Stoll nicht mit, da- gegen werden anderweitig die roihe, gelbe und graue Sorte als sehr ertragreich und für die Küche werthvoll bezeichnet... Die Kuliurversuche werden fortzusetzen versprochen. 3. Von den beiden Weizenarten: Triticum aristatum und Club spring Wheat, welche Anfangs Mai im Garten ausgesät und Ende August und Anfang September geerntet wurden, wird von Herrn v. Thielau in Lampersdorf berichtet, daß sie ganz schön wären und in nichts unserem ge- wöhnlichen Weizen nachständen. ’ 4. Ueber die neue Algeroba-Linse sind die drei eingegangenen Berichte verschiedener Meinung. Zwei sprechen sich über ihren Werth. gar nicht aus und führen an, daß sie zwar zeitig geblüht, aber an einem Orte keinen, am anderen geringen Ansatz gemacht habe, was wohl der Wit- terung zuzuschreiben sein dürfte; denn der dritte Bericht, wo sie auf lockerem Boden angebaut wurde, enthält die Bemerkung, daß sie sehr zu empfehlen sei. 5. Der Tabak von Cuba wird wegen seines geringen Ertrages zum Anbau nicht empfohlen, wohl aber der von Ohio, welcher einen außerordentlichen Erirag liefert. ‘Die Pflanze wurde 5‘ hoch, mit 26 Blättern, jedes 2° lang und verhältnißmäßig breit. Was den Tabaksbau anbetrifft, so enthält der Bericht des Ratiborer Gartenbau-Vereins folgende Notiz: Vor ungefähr 30 Jahren seien mit dem Tabaksbaue in den Gemeinden Lubom und Grabowka, Ratiborer Kreises, die Erstlingsversuche und zwar mit verschiedenen, theilweise unmittelbar aus Amerika bezogenen Tabakssorten angestellt worden. Im Jahre 1860 wären bereits 100 pr. Murgen mit Tabak bebaut gewesen und hätten einen höchsten Ertrag von 80 Thlr. vom Morgen nach Abzug der Arbeitskosten abgeworfen. Während dieser Zeit hätte sich in jener Gegend der Virginier bewährt und insbesondere eine dort erzeugte neue Form sich als vorzüglich ergiebig ausgezeichnet, die für geeigneten Boden Oberschlesiens empfohlen wird. 6. Bunias orientalis wird als eine gute Futterpflanze bezeichnet, hat aber keinen Samen geliefert. } Aus vorstehenden Mittheilungen ergiebt sich, daß über einen großen Theil der vertheilten Ge- müse-Sämereien keine Nachricht, über einen anderen Theil nur Berichte Einzelner eingegangen und über einen weiteren Theil ganz unbestimmte Auslassungen vorliegen. Nur über einen kleinen Theil konnten daher solche Mittheilungen gemacht werden, welche zu einem weiteren Anhalte dienen können. Aber auch in diesem Resultat ist ein Nutzen und ein Fortschritt gelegen; lassen wir es uns daher angelegen sein, denselben zu verfolgen, das Ende wird das Werk krönen. Und hieran schließen wir die dringende Bitte an die geehrien Herren Mitglieder unserer "Section in der Provinz, nicht nur der Kultur dieser ihnen gelieferten Sämereien die möglichste Aufmerksam- keit zu schenken, sondern auch ihren Berichten über den Erfolg derselben nach Anleitung des über- wiesenen Schema die wünschenswerthe Vollständigkeit zu geben, damit die Section im Stande sei, aus der Vergleichung der eingehenden Berichte über den Werth der Sorten selbst ein triftiges Urtheil gewinnen und in den Jahresberichten vorlegen zu können. TE Bericht über die Thätigkeit der historischen Section im Jahre 1860 Professor Dr. J. Kutzen, zeitigem Secretair derselben. Winrena des genannten Jahres wurden in sechs Sitzungen der historischen Section folgende Vor- träge gehalten: In den beiden Sitzungen vom 9. und 29. Februar sprach der zeitige Secretair Prof. Dr. J. Kutzen: Ueber den Zwist Friedrich’s des Grossen mit seinem General, dem Fürsten Moritz von Dessau, in der Schlacht bei Kolin und über die angeblichen Folgen desselben. Die Niederlage bei Kolin war für Friedrich die erste und machte einen tiefen Eindruck in ganz Europa. Dieser Umstand sowohl, wie die Größe der Folgen derselben erhielt die Theilnahme an ihr lebendig und damit auch das Interesse für Ergründung der Ursachen jenes unerwarteten Un- glücks. Ueber letztere bildeten sich vorzugsweise zwei, einander wesentlich entgegengesetzte An- sichten, aber nicht gleichzeitig, sondern nach einander. Seit der Schlacht bei Kolin (den 18. Juni 1757) fast die ganze zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts hindurch sprach man Friedrich selbst von jeder Schuld frei und verurtheilte die Fehler und Mißverständnisse in Ausführung seines Schlacht- planes, der, wenn je einer, den Sieg verdient hätte. Nicht so seit dem ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts, wo v. Retzow’s „Charakteristik der wichtigsten Ereignisse des siebenjährigen Krieges“ so viel Anklang fand. Nach der in diesem Werke gegebenen umfassenden und von allen früheren abweichenden Darstellung der Schlacht von Kolin und dem über letztere dabei ausgesprochenen Urtheile fing eine ganz andere Auffassung mehr und mehr sich zu verbreiten und festzusetzen an, eine Auffassung, die auch in dem vorigen Decennium noch fast überall die vorherrschende war. Der König selbst, hieß es nun, trage allein oder doch hauptsächlich die Schuld des Unglücks, und zwar von dem Moment an, wo er, bei dem Beginn der Schlacht, auf eine plötzliche und unmotivirte Weise von seinem ersten, ohne Widerrede als trefflich anerkannten Schlachtentwurfe wesentlich ab- gewichen. Daß dies geschehen, davon liege ein unverwerfliches Zeugniß in dem Zwiste des Königs mit dem Fürsten Moritz von Dessau und in den an letzteren während desselben und nachher erlas- senen Angriffsbefehlen der Nachwelt vor. Demnach stellte der Vortragende, nach vorausgeschickter allgemeiner Orientirung über die Ge- gend, die Vorbereitungen zur Schlacht und den Anfang derselben, nach v. Retzow, oder, was dasselbe bedeutet, nach v. Gaudi (denn daß v. Retzow seine ganze Mittheilung darüber dem späteren General v. Gaudi, der als Hauptmann und Flügeladjutant des Königs in der Schlacht von Kolin gegenwärtig war, verdanke, sagt er selbst) in erforderlicher Ausführlichkeit den vorhin ange- 192 deuteten Auftritt zwischen dem Könige und dem Fürsten dar und knüpfte hieran mehrere erhebliche Zweifel über die volle Glaubwürdigkeit der v. Retzow’schen Mittheilung im Einzelnen. Hierauf führte er, auch wenn man diese unangetastet lassen wolle, theils aus den Werken und aus gewissen, als glaubwürdig verbürgten mündlichen Aeußerungen des Königs, theils aus den Mittheilungen anderer Theilnehmer an der Schlacht und aus österreichischen Berichten, theils aus der, von ihm wiederholt und zuletzt noch im vorigen Spätsommer an Ort und Stelle untersuchten Beschaffenheit des Terrains, theils endlich und vorzüglich aus der Schlachtbeschreibung und Karte des Retzow’schen Werkes selbst den Beweis: 1) daß in eben diesem Werke der Schlachtentwurf des Königs keineswegs einfach und unge- trübt, vielmehr mit fremdem Urtheil, mit Folgerungen Anderer aus demselben, mit später gewonnener besserer Einsicht und wohl auch beibehaltener falscher Kunde über gewisse Gegenstände gemischt erscheine; 2) daß sich der, nach v. Gaudi und v. Retzow einzig und allein zweckmäßigen, ja zuläßi- gen Ausführung des Schlachtplanes sehr bedeutende Hindernisse entgegengestellt haben würden, die beide nicht kannten; 3) daß in der Art der Ausführung seines Planes, welche Friedrich theilweise dem Fürsten Moritz anbefohlen, keineswegs ein plötzliches und unerklärliches Aufgeben desselben im Prinzip, sondern nur eine Modification in Anwendung gewisser Mittel zu erkennen; und endlich 4) daß, wollte man auch jenes zugeben, der Verlust der Schlacht (und hierfür gründete der Vortragende die Beweisführung ausschließlich auf das von Gaudi und Retzow selbst dar- gebotene historische Material) dennoch durch ganz andere Ursachen herbeigeführt sei. In der Sitzung vom 28. März hielt Herr Privatdocent Dr. Grünhagen einen Vortrag: Ueber die Anfänge der Zünfte in Breslau und ihr erstes Eintreten in den Rath. Derselbe zeigte zunächst, der bisher herrschenden Ansicht entgegentretend, aus einer Urkunde von 1217, wie schon lange vor Einführung des deutschen Rechtes das Wort Innung im Sinne von ausschließlicher Berechtigung üblich war, und wies auch darauf hin, daß das häufige Vorkommen von besonders privilegirten Verkaufsstätten für die verschiedenen Handwerke dieselben als in sich und nach außen abgeschlossen, also mit den wesentlichsten Merkmalen einer Innung begabt erschei- nen lasse. Die Einführung des deutschen Rechtes hat sie demnach nicht erst hervorgerufen, wohl aber gefördert. Jetzt erfahren wir auch etwas über ihre Organisation, wie sie z. B. ihre gesetzli- chen Vertreter in den Geschworenen haben, welche auch der Rath, so oft es ihm gut scheint, zu seinen Berathungen zuzieht. Schon im Anfang des-14. Jahrhunderts sehen wir sie alle wichtigen Bestimmungen des Rathes mit unterschreiben. Doch die Zünfte, deren Angehörige, vor Concurrenz geschützt, schnell wohlhabend werden mußten, strebten bald auch nach unmittelbarer Theil- nahme am Rathe, und das Breslauer Patriziat, welches weder eine auf vornehme Herkunft sich stützende Aristokratie noch eine geschlossene Kaufmannsgilde war, sondern nur lediglich auf Reich- thum und persönlichem Ansehen basirte und nur durch den eingeführten Modus der Cooptation bei der Wahl des neuen Rathes eine gewisse Excelusivität aufrecht erhalten konnte, vermochte diesem Andrängen nicht lange Widerstand zu leisten. Schon am Ende des 13. Jahrhunderts finden wir mehrfach Zünftler im Rathe, und wenn auch noch einmal nach dem Jahre 1305, wo der junge ver- schwenderische Herzog Boleslaus, den reiche Geldzahlungen ganz für das patrizische Interesse ge- wonnen hatten, die Zügel der Regierung ergriff, die Patrizier sich stark genug fühlten, um den Beirath der Plebejer ganz entbehren zu können, so erfolgte dafür 1314 eine doppelt starke Reaction der Zünfte, die nun massenweise den Eintritt in den Rath erlangen, so daß 1315, auf dem Höhenpunkte der ganzen Bewegung, 6 Rathsherren aus den Zünften, 6 aus den Patriziern gewählt werden. Leider sprechen von diesen wichtigen Ereignissen nur vereinzelte Andeutungen, und dies ist auch der Grund, weshalb die bisherigen Breslauer Historiker theils gar nicht, theils nur ganz beiläufig diese Ver- 193 hältnisse berührt haben. Der Vortragende, der es versuchte, einen umsichtlichen Zusammenhang hineinzubringen, konnte für seine mühsamen Untersuchungen als Quellen nur den Rathskatalog und die (jetztvom Verein für Geschichte Schlesiens herausgegebenen) Rechnungsbücher der Stadt Breslau neben einigen Urkunden benutzen. So wenig wir nun über diese so schnell erfolgte Umwälzung im Sinne der Zünfte unterrichtet sind, so wenig vermögen wir die Schnelligkeit, mit der wieder die aristokra- tische Reaction eintrat, zu erklären. Nach 1320 kehrte wieder Alles in das alte Gleis zurück: es giebt fortan wieder nur 8 patrizische Rathsherren, blos vereinzelt kommen noch zünftische Beisitzer vor. Wie schwierig aber noch immer die Bürgerschaft war, sieht man daraus, daß der Rath ge- nöthigt war, die Steuer auf eine eidliche Selbstschätzung der Einzelnen zu gründen und schwere Strafbestimmung für diejenigen auszuwirken, welche es damit nicht genau genug nähmen. Bald lenkte sich die ganze Aufmerksamkeit der Breslauer auf die sich damals vorbereitende folgenreiche Veränderung, nämlich die Anknüpfung eines Lehns-Verhältnisses zwischen dem Herzoge von Breslau und der Krone Böhmen, auf welche die Breslauer Kaufleute im Interesse ihres Handels eifrig hindrängten. Vorher aber sorgte der Rath dafür, daß eine große Anzahl schwebender Fragen noch vor dem Forum des gefügigen Herzogs definitiv entschieden würden. So z. B, ließ er sich den Modus der Cooptation, auf welchem ja allein alle patrizische Exclusivität beruhte, urkundlich legalisiren, beendigte auch die unaufhörlichen Streitigkeiten mit dem Vogte durch Ankauf der Erb- vogtei und die Reibungen mit den Neustädtern durch Vereinigung beider Städte zu einem Ganzen. Diese, so wie noch viele andere Gesetze machen die letzten Jahre Piastischer Herrschaft über Breslau zu einem für die Entwickelung der Stadt sehr bedeutungsvollen Zeitabschnitte. Der Rath verfuhr wie ein kluger Miether, der Angesichts eines bevorstehenden Hausverkaufs dasjenige, was bisher durch freundliches Uebereinkommen mit dem alten Wirth stattgefunden, sich rechtlich feststellen zu lassen nicht versäumt. In der Sitzung vom 25. April hielt Herr Oberlehrer Dr. Reimann einen Vortrag: Ueber die Verhandlungen und Kriege der Vereinigten Staaten mit den Indianern am Ende des 18. Jahrhunderts. Er schilderte zuerst die Lage der Dinge, wie Washington sie 1789 vorfand. Von den vier Stämmen südlich vom Ohio hatten drei einen Vertrag mit dem alten Congreß abgeschlossen, aber gerade der wichtigste war dazu noch nicht gebracht worden, und ein Theil der Stämme des Nordens befand sich mit den Vereinigten Staaten im offenen Kriege. Der Präsident wollte nun nicht bloß einen gerechten und dauerhaften Frieden mit allen Ureinwohnern zu Stande bringen, sondern er hielt es auch für eine Pflicht, Ackerbau und Viehzucht unter ihnen zu befördern und überhaupt das Licht der Civilisation unter sie zu tragen. . Aber schon jenes Werk war eine schwere Aufgabe, die in Bezug auf die Einen den Kampf unvermeidlich machte, während das Verhältniß zu den Anderen einige Male eben dahin zu führen drohte. Die Wildheit und Rachsucht der Indianer, die Unklugheit und Ländergier der weißen Grenzbewohner, das ungerechte Verfahren einzelner Staaten der Union, die Einwirkungen Englands auf die nördlichen Stämme, die Umtriebe Spaniens im Süden, das alles traf zusammen, um die Herstellung des Friedens in die Ferne zu rücken. Aber der Beharrlichkeit ‘ des Präsidenten gelang es doch, auch dieses Ziel zu erreichen. Die Darstellung der mannigfaltigen Ereignisse, die hier nur angedeutet wurden, beruht auf den Documenten, die in sehr großer Menge im 20. Bande der amerikanischen State Papers abgedruckt sind. In der Sitzung vom 28. November trug Herr Privatdocent Dr. Grünhagen vor: Ueber Schlesiens Anschluss an die Krone Böhmen im 14. Jahrhundert. Er wies zunächst auf die unbestimmte Stellung hin, welche Schlesien von Anfang zum deutschen Reiche gehabt: seine Befreiung vom polnischen Joche war zum Theil durch das energische Auf- treten Friedrich’s I. mitbewirkt; seine innere Umgestaltung im 13. Jahrhundert ward durch Deutsche 25 194 vollzogen; dagegen hielt die römische Curie daran fest, daß Schlesien zu Polen gehöre, weil Polen den Peterspfennig zahlte, das deutsche Reich nicht. Ebenso suchten auch die zersplitterten piastischen Fürsten ihre Anlehnung nicht an das deutsche Reich, dessen Kaiser nichts dazu Aufmunterndes thue, sondern bei den beiden rivalisirenden mächtigen Nachbarn Polen und Böhmen. Als die Thronstrei- tigkeiten und das Emporkommen des deutschen Ordens für ersteres Schwächung herbeiführten, be- gannen die Beziehungen zu Böhmen immer mannigfacher zu werden. Schon Ottocar hatte in der Machtstellung, die er sich zu schaffen gewußt, Mittel gefunden, Schlesien’s Fürsten an sich zu ketten, durch Bande des Bluts, als Schiedsrichter in ihren Streitigkeiten; sie fochten in seinen Schlachten mit, und als er besiegt war, fühlte sich Heinrich IV. von Breslau so compromittirt, daß er dem siegenden Kaiser gegenüber seine Lande als Reichslehen anerkannte. Zwischen Heinrich und den Böhmischen Großen fanden enge Beziehungen, zwischen ihm und Wenzel II. ein gegenseitiger Erbvertrag statt. Mit Heinrich’s Tode aber schwand bei den Erbfolgestreitigkeiten unter seinen Nachfolgern dieses Gleichgewicht aus der beiderseitigen Verbindung, der böhmische Einfluß in Schlesien wuchs, und alle oberschlesischen Herzöge gingen bei Böhmen zu Lehen (Beuthen, Oppeln, Ratibor). Dem ältesten Sohne Heinrich’s V., Boleslaus, gab Wenzel seine Tochter zur Gemahlin, führte über ihn die Vormundschaft, hielt ihn lange an seinem Hofe und bewog ihn zu allerhand Länderabtretungen. Als indeß mit dem Aussterben der Przemisliden im Anfange des 14. Jahrhunderts Böhmen durch eine innere Krisis beschäftigt und zugleich in Polen mit Wladislaus I. eine kräftige Persönlichkeit auf den Thron gelangt war, überwog die Hinneigung zu Polen wieder. Nachdem aber der neue Herrscher Böhmens, Johann, seiner Feinde Herr geworden, sehen wir die schlesischen Fürsten an seinem Hofe und in seinem Heere, durch Heirathen mit ihm verbunden etc. Seit 1315 besteht ein Defensivbündniß zwischen Boleslaus von Liegnitz und Brieg, dem Schwager Johann’s, und diesem; während Johann’s Abwesenheit fungirt Boleslaus als Statthalter über Böhmen. Als Johann an die Wiedererlangung der polnischen Krone dachte (1327), die sein Schwiegervater Wenzel II. getragen, da mußten auch über das Schicksal Schlesiens die Würfel fallen, und Breslau’s Beispiel war dabei entscheidend. Der Feldzug Johann’s war rasch durch Vermittelung beendet. Den schlesischen Her- zögen aber, welche sich wechselseitig bedrängten, namentlich von dem gewaltthätigen Boleslaus zu leiden, von Polen aber zu fürchten hatten, war eine Anlehnung an eine starke Macht erwünscht. Insbesondere zeigte sich Heinrich VI. von Breslau dem Boleslaus gegenüber fast wehrlos, der sogar wiederholt mitten in Breslau Räthe des Herzogs aufhob. Vergebens suchte der Letztere reale Hilfe beim Kaiser. Die Breslauer Bürgerschaft ihrerseits hoffte durch Anschluß an einen größeren Staat stärkeren Schutz und ein erweitertes Gebiet- für ihre Handelsbeziehungen. Belege in dem städtischen Budget zeugen dafür, daß sie selbst Gesandtschaften an Johann und zu dessen Empfange schickte. Nachdem bei seiner Rückreise durch Oberschlesien schon die Herzöge von Teschen, Kosel, Auschwitz und Ratibor ihm gehuldigt, suchte auch Heinrich von Breslau seine Begegnung und unterhandelte mit ihm. Wahrscheinlich in Prag selbst kam man zum Abschlusse, und Johann begab sich von dort nach Breslau zur Unterzeichnung des Vertrages (6. April 1327), wonach Breslau böhmisches Lehen ward. Dem Beispiele folgte Tages darauf Boleslaus von Oppeln; Boleslaus von Brieg erst später nach gewaltsamem Widerstande. Die angedeuteten natürlichen Er- klärungsgründe, welche der Vortrag in’s Einzelne motivirte und ausführte, machen alle anderen, oft sehr gesuchten überflüssig. Die Folgen des Vorgangs können für Schlesien nur günstig genannt werden. In der Sitzung am 19. December entwickelte Herr Geheime Ober-Bergrath Steinbeck den Aufstand der Tuchmacher zu Breslau in dem Jahre 1333. Dieser Vortrag ist vollständig abgedruckt in den Abhandlungen der Schlesischen Gesellschaft für vaterl. Kultur und zwar in dem so eben publicirten Heft I. 1861 der philos.-historischen Abtheilung. Zu den Verhandlungen der meteorologischen Section. Allgemeine Uebersicht der meteorologifchen Beobachtungen auf der kgl. Univerfitäts- Sternwarte zu Dreslon im Jahre 1860. (Höhe des Barometers 453,62 Pariser Fuss über dem Ostseespiegel bei Swinemünde.) I. Barometerstand, II. Temperatur III. Feuch- IV. 1860 redueirt auf 0° Reaumur in der Luft in Graden nach tigkeit WON BAUR Pariser Linien. Reaumur. der Luft. Niederschläge. = [-9} "Ir ö F ae ee £ = r S = A 5/28] .|s =3 Monat. = a = 2 5 - 2 e = £ E= E 5 Ö 3 F 2 8 R rl £ ie re = a2: a2|2|j21|3 |S2<Ä er Sn FE BE a a FE a a 1 a ra EEE = & zZ | Januar ... |12|338,54) 51321,32]331,10] 2)+ 8°%2 |16)— 5°%0|-+ 0%67 11,701 0,78] 2 | 11) 18 | 10,63 Februar. .|24| 337,57|27| 323,48] 330,62] 6)+ 3,0 |11)— 7,8/— 1,76] 1,39| 0,80] 3! 4 | 22 20,41 März ....] 2) 33635124] 325,38) 330,79]2p1|+ 86 lı2]|— 7,4/+ 0,96] 1,65| 0,75] 6| 7/ıs| 1321 April ....|16| 336,84| 1] 326,81) 331,5°| s[+ 14,8 |17|+ 13|+ 6,48] 2,44| 0,70| 410/16 | 20,45 Mai... 1) 336,44|27| 327,30) 331,52J12\+ 22,4 | 61+ 1,81+1123] 328|0,62| 11 13 | 7| 11,37 Inixer - : 23| 334,37115| 328,56| 331,35]26|+ 22,8 | 1/+ 6,0)+ 13,991 4,32| 0,671 6 | 12 | 12 35,46 Juli .... # 3| 334,33|31| 327,07) 331,35f16|-+ 21,6 | 7!+ 7,41+12,83] 4,64| 0,78| 5| 9|17 65,59 August...|19| 333,723] 5| 327,89| 331,18[27)-+ 22,8 |299|+ 8,8|+ 13,97] 4,64| 0,72] 4 |13| 14 46,81 September|12) 336,70|18| 328,04] 332,45[26| + 19,7 [13 + 3,8|-+11,37| 3,93] 0,74| s|ı0|ı2 | 13,04 October. .[30) 338,53|12) 326,32] 333,67]17|+ 13,3 |301— 2,6/+ 5,83] 2,51| 0,74] 6|13 | 12 8,23 November | ı| 337,18|18| 324,86] 332,37|18|+ 5,6 1,1 3,6|+ o66| 1,811 0,84| 1) 5|24| 19,33 December |30| 337,52|,| 323,11) 330,11| 9|+ 6,2 311 13,0— 1,95] 1,47) 0,83] 1 \13 17 | 1354 Jahr... Bossa araalaarsi] + 2208 I- 1300 + 6921 I2* 2] ol 57 120 159 | 275.97 Minimum der Dunstsättigung 0,23 Mai 8. Minimum des Dunstdruckes 0,42 Dec. 31. Maximum 7,46 August 17. 25* 196 V. BHerrschende Winde, Januar. Den ganzen Monat hindurch blieb Süd vorherrschend, West, Südost und Ost kamen ziemlich oft, die anderen Richtungen nur ausnahmsweise vor. Februar. Westwind mit den Zwischenrichtungen Südwest und Nordwest blieb überwiegend; Nord kam ziemlich häufig, Ostwinde am seltensten vor. März. Am häufigsten kam Westwind, dann zunächst Süd und Südost vor, während nördliche und östliche Richtungen beinahe gar nicht beobachtet wurden. April. Im ersten Drittel des Monats Ost und Süd, im zweiten Nord, Ost und Süd, und im letzten Nord und Nordwest vorherrschende Windesrichtungen. Mai. Bei häufigem Wechsel des Windes kamen im Laufe des Mai nördliche und westliche Rich- tungen überwiegend, Ost und Süd ziemlich häufig, Nordost nur ausnahmsweise vor. Juni. Nordwest, West und Südost wurden am häufigsten beobachtet, am seltensten Nordost und Südwest. Im Allgemeinen zeigte sich der Wind sehr unbeständig. Juli. Im ersten und letzten Drittheile West und Nordwest, in der Mitte des Monats fast ausschließ- lich Ost- und Nordost-Richtungen. August. Den ganzen Monat hindurch blieben südliche und westliche Windesrichtungen vorherr- schend, nördliche und östliche kamen fast gar nicht vor. September. Im ersten Drittheile Nord- und Westwinde, dann bis gegen Ende südliche und öst- liche Richtungen vorherrschend, in den letzten Tagen wieder Nord und Nordwest. October. Beinahe den ganzen Monat westliche und südliche Winde vorherrschend, in den letzten Tagen aber ausschließlich Ostwind. November. Im ersten Drittheile Nord- und Nordostwinde, dann aber südliche und westliche Rich- tungen überwiegend, am Ende wieder Ost. December. Den ganzen Monat südliche und östliche Richtungen vorherrschend, in der zweiten Hälfte mit Nordwest- und Nordwinden wechselnd. VI. Witterungs - Charakter. Januar. Bei vorherrschend trübem Himmel und unbedeutenden Regen- und Schneefällen war nur im zweiten Drittheile des Monats mäßiger Frost, sonst durchweg warmes Wetter. Am 3. Januar Eisgang, vom 13. ab Treibeis und dann ein nochmaliges theilweises Fest- werden der Oder. Nebel selten. Gewaltige Schwankungen im Barometerstande; ein paar Feuerkugeln am 23. und 24. Januar. Februar. Der Himmel war fast immer bedeckt, dabei häufige Schnee- und einige Regenfälle, öfters Reifbildungen und einige Nebel. Ziemlich den ganzen Monat hindurch anhaltender mäßiger Frost ohne erhebliche Osecillationen, der Luftdruck bei im Ganzen niedrigem Stande fortwährenden großen Schwankungen ausgesetzt. März. Bei meist bedecktem Himmel in der ersten Hälfte ziemlich strenger Nachwinter mit häufigem aber unbedeutendem Schneefall und öfterem Reif; in der zweiten Hälfte wärmer; am 17. ein zweiter völlig gefahrloser Eisgang der Oder. Die Barometerschwankungen: seltener und geringer als im Januar und Februar. Ein einziger Nebel am 16. April. Ueberwiegend bewölkter Himmel mit häufigem Regen, in der ersten Hälfte angenehm warm, dann rauh und wechselnd bis gegen Ende, wo es wieder wärmer wurde. Selten Nebel, einige Reife, aber kein Frost mehr. Mai. Bei oft heiterem Himmel war der ganze Monat mit Ausschluß der letzten Tage ungemein trocken, vom 8. bis zum 26. anhaltend warm. Nebel kam einmal, Gewitter gar nicht, Schloßen am 6. Nachmittags 3 Uhr vor. Der Barometer hatte ohne alle größeren Schwankungen eine normale Höhe. 197 Juni. Angenehme und sehr fruchtbare Witterung, der Himmel zur Hälfte heiter, zur Hälfte trübe, kein Nebel, ein paar kurze Gewitter und öftere Strichregen. Barometer normal und ruhig, Thermometerstand zwar auch angemessen, aber mehreren bedeutenden Schwan- kungen ausgesetzt. Juli. Meist trüber, regenreicher und kühler Sommermonat, in einem großen Theile der Provinz Ueberschwemmungen, nur ein paar heitere und warme Tage, ein paar Mal Nebel und 3 nahe Gewitter im Laufe des Monats. Luftdruck und Luftwärme fast ohne alle Schwan- kungen. August. Die erste Hälfte trübe mit vielem Regen, dann aber ziemlich beständiges heiteres und zum Theile warmes Wetter. Ein paar Nebel, 2 nahe Gewitter und an 2 Abenden Wet- terleuchten. Luftdruck und Luftwärme wie im Juli ohne größere Schwankungen. September. In der ersten Hälfte meist trübe, regnerisch und zuweilen herbstlich kühl, dann aber angenehmes, warmes nnd heiteres Wetter bis gegen Ende, wo es wieder trübe wurde, Ein paar Nebel am Ende und ein paar Gewitter am Anfange des Monats. Der Luftdruck begann erheblich zu schwanken. October. Vorherrschend bewölkter meist treckener Herbstmonat mit einigen Nebeln und Reifen, ein Mal Schnee, in den letzten Tagen heiter und kalt. Barometer hoch, namentlich in der letzten Woche des Octobers, sonst ziemlich schwankend. November. Trüber Himmel mit häufigem aber unbedeutendem Regen und Schnee. Oefters Nebel und Reifbildung. Die zweite Hälfte des Monats ungleich wärmer als die erste. Baro- meter erheblich schwankend. December. Meist trüber Himmel. Nach 2 kalten Tagen zu Anfange bis zum 14. ungewöhnlich warn, dann aber ausdauernde Kälte bis zu Ende des Monats. Am 31. recht kalt. Oeftere Schneefälle in der zweiten Hälfte des Monats. Auch Reif- und Nebelbildungen nicht selten. Barometer meist niedrig und oft schwankend. ” ofe aan ’494 ah a Pe 27 = 54 -, { a TR ad er N ’ ln amntin ık, so nad ‚doikpais ande Be 7 ar ke le ou nr ö N a.“ ek re „I 6 os nie Era" N June Ei - ig ir .— aba ding plnr 22,00 or a TE ee er dir nor I mtl, „mail nah, > ze ne br ID BETER UA 6, m jr un. 6M 12 20575 Met > RK or, " ra ar he ur u I d & u 7 a ea B. Ik x an 1 2 Hupe ni I 7 EL B 5 ge v RE. ae BERN Ar Baried en v ah) Is en Sanil it Bir u. bei ’ Hlie 4 age, gamis 0. euere sılamen ine, med Lihh PER m amd At url uhrdechndan Sad =Y or u ee nk nd o m % go | AR Me en dann‘ uni? Dazee > Ben 3 er ng Fajmaslid ‘ a Bayer Ir ne so Ye 5 en‘ hir und N fi, sub Rn 3 [2 EH: N Wr ehe. ap 4 He ae ah Ali, Ran Inn. u r . f » ar de Sr he Mes er oh . y ‘ j ER ; Y ri v chörcähr r ‚ BL. ? E ’ AL 2.208 2 & ' " v ,* [' bes L f ‘ a Ä, 2 j AP” s & BI « % eV "ee ee Ir P - . Mit ee ae he zer „nannte ee se © ap 4 chaelenh Aare brae " ; Kasr en A BE ee ae EEE D SIE, ' ar Pr Rt EIFED \ “ie 8% ‚ie PS a | 8 er, EEE Eur 2 le a ee Ye 4 + 2 ar Br x «“ y 5% ve ia NEr nur uns ur Ma ee i ie A Be 70 WAR Du, Per TS by ' ur Br te m 5 7 er Par d 2, ie Dan 2 3 Fer 22) er g een ei ER Inhalt. Allgemeiner Bericht über die Verhältnisse und die Wirksamkeit der Gesellschaft im Jahre 1860 vom Bürger- meister) Bartsch n.i:r Kcal R Fe Fe Beat ie ale Kahl Allgemeine Versammlungen der Gesellschaft.......-.u.--rreenenereeeenneeeeennn nennen nnnnnnnn Kurzer Bericht über die im Jahre 1860 thätig gewesenen Nectionen. Bnnssonschaltliche: BECHON 4.2.0.2 U ee felenete sad sihace nee Die entomologische Section .....:-::.:2«rs- 270000 n0nen onen nn een nn nennen nennen n onen unnunne ec one ee ee N BE N aan ana une. 0.200. Blaasafsn 0 1,0 Die medieinische Section .......... ren KLEE ES N ua e es we nee Seele se es Bene Obst> hand -Gartenbauen. 2:22.20: NE ee een eg essen ne nn ARTE Sek EIER IE Re WAR Ace 2 EERRELEIRELIS SER eo rin DVI OR IRROHR AH rHEN ER 2 ehe nennen nneunnnensnds 2 SEINEN SE ee >24 Dun De RI NO IE eva. Se EEE ER I EIERSEIOTEN. Se ee ee ahnen aan seele ae en BEEeuer die Verwaltung der Kasse von Klocke..... ....uucnanaencsnennerenunesp es rennen en Bericht über die Bibliotheken und Museen von Letzuner.......»....eueunnasooeoenneennuenenonn euren Verhandlungen der einzelnen Sectionen. 1) Naturwissenschaftliche Section. a) Mathematisch-physikalische Wissenschaften. Director Dr. Gebauer: Ueber die Erscheinung zweier horizontalen hyperbolischen Regenbogen ........... Professor Dr. Sadebeck: 1) Ueber seine auf einer Reise nach Frankenstein angestellten Beobachtungen.... 2) Mittheilung von den von ihm angestellten Orientirungsbeobachtungen auf der hiesigenSternwarte Professor Dr. Marbach: Ueber die von Kirchhof und Bunsen im neuesten Hefte der Poggendorif’schen An- nalen behandelte chemische Analyse durch Spectralbeobachtungen ..................- Professor Dr. Löwig: Ueber die verschiedenen Zustände des activen Sauerstofls.........222ecneecnnennn b) Beschreibende Naturwissenschaften. Berghauptmann v. Carnall: Ueber die Lagerung und Verbreitung der Steinkohlenflötze in Oberschlesien.... Apotheker Dr. Beinert in Charlottenbrunn: Ueber die verschobenen oder zertrümmerten Geschiebe in den Conglomeratbänken der Grauwacke- oder Uebergangs-Formation bei Schweidnitz, Sei- forsdork aurlnhleii-i, .aii.e asked. ee ah ee een Me Seite. SO STD 200 Geh. Med.-Rath Professor Dr. Göppert: 1) Verzeichniss der Meteoriten der Mineralien-Sammlung der schle- sischen Gesellschaft .......... LEE BE re EC u 2) Beiträge zur fossilen Flora Russlands: a: :Veber die Dissllöra mi haar. u EEE EEE SEE 0 MEER e. Ueher die polare; Teruär-Flora u... oa Dee Et te. 3) Bemerkungen über die Vegetations-Verhältnisse Norwegens. ....... -rusnenesennnnnanneene Erofessor Dr. F. Cohn:. Ueber ‚Partbenogenesis'.... u. Jumaa asian re ee EEE... .. Staatsrath Professor Dr. Grube: 1) Ueber ein Paar lebende Exemplare von Phrynosoma cornutum vueeeen. 2) Bemerkungen über die javanische Vogellaune. ..... nm ET EN RE 3) Ueber das Reichsmuseum der Naturgeschichte in Leiden und die zoologischen Gärten in Amster- dem und Rotterdam ..... ale re «Ma. srniuggee u I EEE ER ae 4) Ueber einige neue oder weniger bekannte Schnecken des adriatischen Meeres .............. Professor Dr. Lebert: Ueber die grossen Heuschreckenzüge der letzten Jahre im Kanton Wallis. .......... W. v. Blandowsky: 1) Ueber die geographische Verbreitung der Vögel und Säugethiere Australiens....... 2) Kurze Uebersicht der wichtigsten, zur Erforschung Australiens unternommenen Reisen........ 2) Botanische Section. Professor Dr. F. Cohn: 1) Feier des 153. Geburtstages Linn&’s in Breslau ........ 222222 sennnenneennnn 2) Ueber Sammlangen :schlesischer: Bacillerien + Hm... 2 ME se Hren 3) Ueber contractile und irritabile Gewebe und Pflanzen... .....:ceccneseeuen sense neaneenn 4) Ueber den Ursprung der schlesischen. Flora... u. mn ne u m RENNEN anal dene alte Dr. Milde: 1) Ueber die Anatomie und Entwickelung der Torfmoose ..........rreuneresesenenerennenee 2) Mittheilungen über ‚die schlesische, Flora... 5:4 & s4a--.enn0 nen: - one ahmranke 3) Bericht über die Verwaltung des Henschel’schen Herbariums..............2enessenennenene Lehrer Hilse in Strehlen: 1) Beiträge zur Algen- und Diatomeen-Kunde Schlesiens, insbesondere Strehlens. 2) Ueber einige Diatomeen in Conjugation ......nocno0re nu... munpahrse) dem rich er 3) Neue Standorte einiger Laubmoose Schlesiens........-:...2.0-rerueenerenee en uluinee Dr. Th. Bail in Posen: Zusammenstellung der Hymenomyceten in Schlesien und der Nieder-Lausitz........ Buchhändler Trewendt: Bericht über die Verwaltung des botanischen Lesevereins.......uuseeeenceens at 3) Entomologische Section. Dr. W. G. Schneider: 1); Daher 3 monströse. Käfer... 4... 05404... sy n Bad u a a 2) Veber seltene oder für Schlesien: neue:Käfer x... eu ereie= s.. 22 Ss a ee eo ee 3) Ueber die schlesischen: Arten der Gattung Plipihus ....=»..unansnnceuncn un. one nennen 4) Mittheilungen über die während der Versammlung der Naturforscher zu Königsberg gehaltenen entomologischen WERBEFREI IR EEE RU nes nn en ee nn Dr. Wocke: 1) Ueber einige für Schlesiens Fauna neue Lepidoptern.........ucsesennsnoenuncnernen nee 2) Ueber von ihm in Norwegen beobachtete Schmetterlinge ».....-:»-:-:-es2senesneeeeenenen 4) Medicinische Section. Dr. Auerbach: Bericht über Hofrath Dr. Spengler’s „Brunnenärztliche Mittheilungen über die Thermen Privatdocent Dr. Freund: Ueber einige Wochenbettsvorgänge und ihren causalen Zusammenhang.......... Dr. Stadthagen in Canth: Ueber einen hochgradigen Defect sämmtlicher 4 Extremitäten eines lebenden Neu- BEborenen. =... oree an eiainten TEE A» anre net eek eee efe.n 152. 24: ee Privatdocent Dr, Levy: Ucher die Thermen zu Landek WARE WER Neon nin ne san rn man ee Privatdocent Dr. Paul: Ueber zwei Fälle von scheinbarem Hermaphroditismus .........-+-+ren2r00 +. u Sanitätsrath Dr. Grötzner: Ueber einen Fall von Peliosis infantilis atrophica......:.scseneoseeeennennen« Privatdocent-Dr. Förster : Ueber Metameorphopsie ... sus niit he een nn nenn Br ° Sanitätsrath Dr. Grätzer: Ueber die Armen-Krankenpflege Breslau’s im Jahre 1859. ..........«2sr2e00r0- Seite. 32 201 Seite. 5) Section für Obst- und Gartenbau. Director Professor Dr. Winmer: Ueber die Thätigkeit der Section im Jahre 1860.......-.unercerceeeen. 167 Obergärtner Rehmann: Ueber einige Erscheinungen des vegetabilischen Lebens, besonders die Ruhezeiten BBmEINOHE GE IBBETIBON. ......:.5 2 a no halnainiare m ae ah ame he een. un Eroterunsalr E. Cohn: 'Vober Ward:sche Kästen -... .........=... 0% ». 2014 efefotı ople Me ee aaa dene 170 Hauptturnlehrer Rödelius: 1) Bericht über die Bewirthschaftung des von der Section gepachteten Gartens Bra a a ee ne ea 174 2) Auszug aus den im Garten gemachten meteorologischen Beobachtungen ...........-.rrur00. 177 3) Bericht über die Vertheilung von Obst-Edelreisern ..........-zrre2eseseneneeenennnennnnn 178 Kaufmann E. H. Müller: 1) Bericht über die Vertheilung von Gemüse- und Blumen-Sämereien...........: 178 9) Bericht über, die Erühjahrs-Ausstellung.. .u- ......--o-öecruneno nenn nl an 179 3) Statistische Woßizen/die Section betreffend ..u.....22..4..u00 02H nun ec 181 Universitäts-Secretair Nadbyl: Gesammtbericht über die Cultur-Versuche der Sections-Mitglieder mit den ihnen Seitens der Section zugetheilten Gemüse-Sämereien......--.2n0resoeeennennneenn nn 183 6) Historische Section. Professor Dr. Kutzen: Ueber den Zwist Friedrich II. mit Moritz von Dessau in der Schlacht bei Kolin und über die angehlichonPalgendbeteiben »:..::.-.:... 000 wear ud Re 191 Privatdocent Dr. Grünhagen: 1) Ueber die Anfänge der Zünfte in Breslau und ihr erstes Eintreten in den Rath 192 2) Ueber Schlesiens Anschluss an die Krone Böhmen im 14. Jahrhundert ...........2..22.2.... 193 Oberlehrer Dr. Reimann: Ueber die Verhandlungen der Vereinigten Staaten mit den Indianern am Ende des UBER KRTRRN SE. RER. SER» dla aan seine ae ne te N REN 193 7) Meteorologische Section. Sternwarten-Adjunct Dr. Günther: Allgemeine Uebersicht der meteorologischen Beobachtungen auf der königl. Universitäts-Sternwarte zu Breslau im Jahre 1860 ........... EN En. . 195 Alphabetisches Namen -Verzeichniss der Verfasser der im vorstehenden Jahresberichte erwähnten Mittheilungen und Vorträge. Lehrer Adamy: S. 8. Obristlieutenant a. D. v. Fabian: S. 167. Dr. Asch: S. 7. Director Dr. Fickert: S. 9, 167. Privatdocent Dr. Aubert: S. 7. Privatdocent Dr. Förster: S. 7, 157, 159, 166. Dr. Auerbach: S. 7, 137, 138. Privatdocent Dr. Freund: S. 7, 139, 166. Prof. Dr. Friedlieb: S. 8. Dr. Bail in Posen: S. 88. Bürgermeister Bartsch: S. 3. Director Dr. Gebauer: S. 5, 15. Dr. Baumgart: S. 9. Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Göppert: S. 5, 6, 32, 33, Apotheker Dr. Beinert in Charlottenbrunn: S. 30. 36, 64. Appell.-Ger.-Präsident Belitz: S. 9. Sanitätsrath Dr. Grätzer: S. 7, 159. v. Blandowsky: S. 5, 60, 61. Sanitätsrath Dr. Grötzner: S. 7, 157. Staatsrath Prof. Dr. Grube: S. 5, 51, 55, 59. Geh. Ober-Bergrath u. Berghauptm. v. Carnall: S.5, 28. Privatdocent Dr. Grünhagen: S. 8, 192, 193. Oberlehrer Dr. Cauer: S. 5. Sternwarten-Adjunct Dr. Günther: S. 195. Dr. med. B. Cohn: S. 7, 159. Prof. Dr. F. Cohn: S. 5, 6, 8, 50, 63, 64, 65, 66, 110, 170. Prof. Dr. Heidenhain: S. 6, 7, 137. Lehrer Hilse in Strehlen: S. 75, 86. Dr. Davidson: S. 7, 137. Appell.-Ger.-Präsident a. D. Dr. Hundrich: S. 9. 26 Appell.-Ger.-Rath Klingberg: S. 9. Kaufmann Klocke: S. 10. Privatdocent Dr. Klopsch: S. 7, 166. Privatdocent Dr. Körber: S. 6, 63. Professor Dr. Kutzen: S$. 5, 8, 191. Professor Dr. Lebert: S. 6, 7, 59, 137, 159. Hauptlehrer Letzner: S. 6, 11. Privatdocent Dr. Levy: S. 7, 153. Professor Dr. Löwig: S. 6, 28. Dr. Luchs: S. 4. Professor Dr. Marbach: S. 6, 27. Dr. Milde: S. 6, 67, 126. Appell.-Ger.-Chef-Präsident v. Möller: S. 9. Kaufmann E. H. Müller: S. 167, 178, 179, 181. Universitäts-Secretair Nadbyl: S. 167, 183. Literat Th. Oelsner: S. 8. Privatdocent Dr. Oginski: S. 4. Oberforstmeister v. Pannewitz: $. 6, 64. Privatdocent Dr. Paul: S. 7. Stadtgerichts-Rath Primker: S. 9. mi Obergärtner Rehmann: S. 8, 167, 170. Oberlehrer Dr. Reimann: $. 4, 8, 193. Hauptturnlehrer Rödelius: S. 168, 174, 178. Gartendirector Rother: S. 8, 168. Baron v. Rothkirch: S, 9. Professor Dr. Rühle: S. 7, 137. Professor Dr. Sadebeck: S. 6, 19, 20. Dr. W. 6. Schneider: $S. 6, 129, 130, 131. Director Prof. Dr. Schönborn: S. 4, 9. Seminar-Oberlehrer Scholz: S. 8. Director Schück: S. 9. Musikdirector Siegert: $. 6, 63. Dr. Stadthagen in Canth: S. 7, 140. Geh. Ober-Bergrath Steinbeck: S. 8, 194. Dr. Stenzel: S. 6, 74. Dr. Suckow: S. 9. Buchhändler und Stadtrath E. Trewendt: S. 127. Lehrer Wandelt: S. 10. Director Prof. Dr. Wimmer: S. 6, 63, 74, 167. Director Dr. Wissowa: S, 9. Appell.-Ger.-Rath v. Wittken: S. 9. Dr. med. Wocke: S. 6, 132, 133. * 4 4 MT: > u 37 u ” w E a | I , n ee AT / IR 218 Yu f ul