ee ni ir te: _— # Enge in a” BETT es wert , nn. - ‘ - un Fun en an we - 2 z en re * R) 17 De RR BRD ‚9 FE N/A NL ? Ne AS N [&) & | Vierundvierzigstor \ Hi -J ahres-Bexi cht ı- _ Schlesischen Gesellschaft _S 2 en für valerländisch Cultur.. N IC. 7 0 Enthält Ri den Generalberich über die Arbeiten und Veränderungen | = en der Gesellschaft GOLIE im TaRZE 1866 Ze, 4 “ MR ) => AGD 04 \ 9,95 a Hi - : x \ . rn ud n: : . i rear, 1867. Bei Josef Max und Komp. 2) . u ® ns 1° AIOR SS MI IH SOL-ITEM ICH U fr RE ee r Vierundvierzigster Jahres-bericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Gultur. Enthält den Generalbericht über die Arbeiten und Veränderungen der Gesellschaft ım'’Jahre: 18366. Breslau, 1867. Bei Josef Max und Komp. a u Ta En Mr SL ee . u hu ’ Na Wi Er Allgemeiner Bericht über die Verhältnisse und die Wirksamkeit der Gesellschaft im Jahre 1866, abgestattet in der allgemeinen Versammlung am 23. December 1866 vom Bürgermeister Dr. Bartsch, z. 2. General- Secretair. nn Von der am 29. December 1865 abgehaltenen allgemeinen deliberativen Versammlung wurden zu Mitgliedern des Präsidiums für die Etats-Zeit der beiden Jahre 1866/67 gewählt die Herren: Geh. Medieinal-Rath Professor Dr. Goeppert, Geh. Reg.-Rath von Görtz, Bürgermeister Dr. Bartsch, Direetor Dr. Schönborn, Commerzien-Rath Franck, Graf Hoverden, Stadtrath Trewendt, Stadt-Schulrath Dr. Wimmer, Geh. Reg.-Rath Prof. Dr. Löwig, Stadtrath Kaufmann E. H. Müller, Stadtgerichts-Rath Schwürz, Professor Dr. Förster, Director Dr. Gebauer, Professor Dr. Röpell und Professor Dr. Kutzen. Das neue Präsidium eonstituirte sich am 31. December pr. und wählte einstimmig den Herrn Geh. Med.-Rath Professor Dr. Goeppert zum Vor- sitzenden, den Herrn Geh. Reg.-Rath von Görtz zu dessen Stellvertreter, den Bürgermeister Dr. Bartsch und Herrn Direetor Dr. Schönborn zu General-Secretairen und den Herrn Commerzien-Rath Franck zum Cassirer. | Im Laufe des Jahres verstarben: der Königl. Regierungs- und Me- ‚dieinalrath Dr. Brefeld zu Münster, correspondirendes Mitglied der Ge- sellschaft, und die wirklichen Mitglieder: Ober-Stabsarzt Dr. Beyer, Hof- rath Dr. med. Burchard, Kaufmann Conrad, Ober- Regierungs- Rath von Merckel, der commandirende General des 6. Armee-Corps, General ‚der Cavallerie von Mutius, der General der Cavallerie a. D. Graf Nostitz, der Berghauptmann Amelung und $Sanitätsrath Dr. Klopsch sen. 1 a Jahres-Bericht Ausgetreten, meist wegen dienstlicher Versetzung, sind 6 Mitglieder, dagegen folgende 54 Mitglieder im Jahre 1866 nen aufgenommen, nämlich die Herren: Zu 1 2 — ) De 1) Ober-Bergrath Fabrieius, 2) Ober-Stabsarzt Dr. Biefel sen., 3) Banquier Edmund Oppenheim, 4) Commerzien-Rath Gierth, 5) Brauereibesitzer Friebe, 6) Vermessungs - Revisor Kubierschky, 7) Dr. juris Carl Bunke, 8) Dr. med. Gott- stein, 9) Berghauptmann Amelung, 10) Ober-Regierungs-Rath Sack, 11) Regierungs-Rath Koch, 12) Appellationsgerichts-Rath Dames, 13) Ober-Bergrath Lindig, 14) Prinz Carl von Ho- henlohe-Ingelfingen Durchl., Landrath a. D., 15) Reg.-Rath von Zsehock, 16) Hauptlehrer Gustav Seltzsam, 17) Dr. med. Harpeck, 18) Kaufmann Paul Bülow, 19) Kaufmann Joh. Promnitz, 20) Königl. Garten-Inspeetor Stoll, 21) Kauf- mann und Fabrikbesitzer Adolf Werther, 22) Rittergutsbe- sitzer von Mitschke-Collande, 23) Oekonom Ernst Müller zu Simmelwitz, 24) Sanitätsrath Dr. Klopsch sen., 25) Dr. med. Siegismund Fischer, 26) Dr. med. Tamm, 27) Apotheker Müncke, 23) General-Secretair Korn, 29) General-Arzt Dr. Protz, 30) Professor Dr. Waldeyer, 31) Hauptmann Georg von Schweinichen, 32) ehem. Rittergutsbesitzer Rud. Pavel, 33) Kreis-Physieus Dr. Friedberg, 34) Majoratsherr Graf York von Wartenburg, 35) Graf Sandreczky-Sandraschütz in Langenbielau, 36) Dr, med. Trenkmann, 37) Dr. phil. M. Traube, 38) Kaufmann Herm.Hainauer, 39) Ober-Regierungs- RathMeyer, 40) Regierungs-AssessorSchaube, 41)Stadtgerichts- Präsident Dechend, 42) Land-Stallmeister Freiherr von Kno- belsdorf, 43) Zimmermeister Praetorius, 44) Dr. med. Eng- länder, 45) Major Arent, 46) Kaufmann Straka, 47) Kauf- mann und Banquier Emanuel Friedländer, 48) Kaufmann Siegm. Sachs, 49) Regierungs-Rath Fritsch, 50) Regierungs- Rath Baron von Rottenberg, 51) Regierungs-Rath Heermann, 52) Geh. Ober-Bergrath Dr. Serlo, 53) Dr. Bujakowski, 54) Kaufmann Patzky. Ehrenmitgliedern wurden ernannt: zugleich unter Verehrung der silbernen Denkmünze der Gesell- schaft: Herr Dr. L. Rabenhorst zu Dresden, besonders verdient durch seine Werke über die Cryptogamen Europa’s; Herr Geh. Regierungs-Rath Professor Dr. Duflos, jetzt zu Anna- berg in Sachsen, viel verdient um unsere Gesellschaft. In den von uns im Jahre 1837 zuerst in Deutschland für ein gebildetes Publikum veranlassten Vorlesungen übernahm er die Vorträge über Chemie; EI der Schles,. Gesellseh. f, vaterl. Cultur. 3) Herr Professor Dr. Koch zu Berlin, General-Seeretair der Garten- bau-Vereine in den Preussischen Staaten zu Berlin, und 4) Se. Excellenz der commandirende General des 7. Armee Corps, früher Chef der 11. Division (des 6. Armee-Corps), Herr General- Lieutenant von Zastrow. Endlich sind noch zu ecorrespondirenden Mitgliedern ernannt worden: 1) Herr Dr. phil. Ascherson, Secretair des botanischen Vereins der Provinz Brandenburg in Berlin ; 2) Herr Kreis-Physieus Dr. Knop zu Leobschütz; - 3) Herr Dr. Jung, zweiter Irren-Arzt in Leubus, und 4) Herr Dr. A. Günther, Assistent bei dem britischen Museum zu London. Abhandlungen wurden Seitens der Gessellschaft — ausser der von der pädagogischen Seetion auf Grund der Untersuchungen des Herrn Dr. med. et phil. Herrm. Cohn über die Kurzsichtigkeit der Schüler, nebst Vorschlägen zur Verbesserung der Schulzimmer abgefassten Denk- schrift — herausgegeben, und zwar aus der Abtheilung für Naturwissen- schaften und Mediein: | von J. Grätzer: Ueber die öffentliche Armen-Krankenpflege Bres- lau’s im Jahre 1864 nebst Beiträgen zur Bevölkerungs-, Armen-, Krankheits- und Sterblichkeits-Statistik der Stadt Breslau, und von J. Paul, Zur Casuistik eingeklemmter Brüche. Aus der philosophisch-historischen Abtheilung: von J. Kutzen, Der Böhmerwald in seiner geographischen Eigen- thümlichkeit, verglichen mit den Sudeten, besonders mit dem Riesengebirge ; von J. Kutzen, Ueber einen berühmten Brief Friedrich des Grossen am Tage der Schlacht von Kolin den 18. Juni 1857; von C. E. Schück, Die Güterverschleuderungen in Südpreussen und das schwarze Register; von A. Mosbach, Der Fall von Gross-Nowgorod, und von C. Grünhagen, Beiträge zur ältesten Topographie Breslau's. Allgemeine Versammlungen sind sieben abgehalten worden, in welchen, nächst dem Vortrage des Jahresberichts für 1865 durch den General-Secretair und des Herrn Gymnasiallehrers Dr. Eitner über rö- mische Handelspolitik, in der deliberativen Versammlung vom 29. De- cember pr., Folgendes vorgetragen wurde: am 26. Januar ec. von Herrn Dr. phil. Alwin Schulz, über die Spiele und Belustigungen ‘des Mittelalters; am 28. Februar e. von Herrn Geh. Medieinal-Rath Professor Dr. Goeppert, über die Bestandtheile der Steinkohle mit besonderer Beziehung auf Ober-Schlesien und mit Demonstrationen; 6 Jahres-Bericht am 18. April ec, von Herrn Geh. Medieinal-Rath Professor Dr. L e- bert, über die Trichinen und die durch sie erzeugte Krankheit — mit Demonstrationen ; am 31. October ce. von Herrn Professor Dr. Römer, über die Möglichkeit eines artesischen Brunnens in Breslau, durch Zeich- nungen und andere Demonstrationen erläutert; am 6. November c. Antrag des Herın Präses und der Herren Rector magnifieus Professor Dr. Rossbach und Regierungs-Rath Freiherr von Wolzogen: die am Schlusse dieses allgemeinen Berichts abgedruckte Adresse an Se. Majestät den König zu be- schliessen und zu vollziehen, in welcher gebeten wird, als Denk- mal des glorreich errungenen Friedens, in Schlesiens Hauptstadt eine Kunst-Academie und ein Kunst-Museum zu begründen. Der Antrag wurde mit allgemeiner Zustimmung der Versammlung an- senommen, und ist die Adresse demnächst durch die erwählten Deputirten, die Herren Geh. Mediemal-Rath Dr. Goeppert, Rector magnificus Dr. Rossbach, Ober-Bürgermeister Hobrecht, Pro- fessor Dr. Braniss, Stadtrath Korn, Stadtrath Trewendt, Stadtverordneten - Vorsteher Kaufmann Stetter, Canonicus Dr. Thiel, Director Dr. Schönborn, am 20. November Sr. Majestät dem Könige zu Berlin unter Ansprache des Herrn Präses und Herrn Hobrecht überreicht und von Allerhöchstdemselben auf das Huldreichste entgegengenommen worden. In der allgemeinen Versammlung vom 5. December e. endlich theilte das Präsidium zu lebhafter Befriedigung mit, dass eine archäologisch- artistische Section in der Bildung begriffen sei, und hielt hierauf Herr Kreis-Physieus Dr. Friedberg den angekündigten Vortrag: „über die Vergiftung durch Kohlendunst“, zeigte auch zum Schlusse die Speetral- Analyse mit Blut von einem ge- sunden und von einem durch Kohlendunst vergifteten Thiere. Auch für dieses Winterhalbjahr sind in dem, von der Königl. Uni- versität in dankenswerther Weise wiederum bewillisten Musik-Saale öffent- liche Vorträge veranstaltet und von den Herren: Privat-Docenten Dr. phil. Max Karow, Professor und Prov.-Archivar Dr. Grünhagen, Dr. phil. Oginski, Bibliothekar Dr. Drescher, Privat-Docent Dr. phil. Schultz, Kreis-Physieus Dr. med. Friedberg, Berghauptmann und Geh. Ober-Berg- rath und Stadtrath Dr. v. Carnall, Dr. med. Herm. Cohn, Hospital-Ober- wundarzt Dr. Hodann, Gymnasial-Lehrer Dr. Eitner, Prof. Dr. Eberty und Gymnasial-Lehrer Dr. Markgraf gefälligst übernommen worden. Der Herr Minister für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten hat unserer Section für Obstbau und Garten-Cultur die bisherige jährliche Subven- tion von 150 Thlr. in fortgesetzter Geneigtheit wieder angewiesen, und steht zu hoffen, dass auf Verwendung des Präsidiums von gedachter Stelle ausserdem der Schles, Gesellsch, f. vaterl. Cultur. 7 auch Mittel werden bewilligt werden, um die Umfriedung und die nöthigen Baulichkeiten auf dem von der Stadt zur Anlegnug eines pomologischen Gartens überlassenen Areale zu Alt-Scheitnig ausführen zu können. Die Rechnung der allgemeinen Kasse und über den besonderen Fonds der Section für Obstbau ist von dem Cassirer Herrn Commerzien-Rath Franck für das Jahr 1865 in vollkommen befriedigender Weise gelegt und nach erfolgter Revision dem Herrn Rechnungsleger dechargirt worden. Der Eiat für die Jahre 1866 und 1867 wurde in Einnahme und Aus- sabe auf 2636 Thlr, 15 Sgr. festgestellt. Ihr Stiftungsfest feierte die Gesellschaft am 28. Januar ce. wieder unter erfreulicher lebhafter Theilnahme. Ueber die Thätigkeit der einzelnen Seetionen haben die Herren Secretaire Folgendes berichtet: Die naturwissenschaftliche Section (Seceretaire: Staatsrath a. D. Prof. Dr. Grube und Prof. Dr. Römer) hat im Jahre 1866 elf Sitzungen gehalten; in diesen wurden folgende Vorträge gehalten: 10. Jan. Herr Prof. Römer: über das Vorkommen von Posidonomnia . Becheri in mergeligen Kalken bei Rothwaltersdorf; über Knochen einer Fledermaus der Jetztwelt, von Galmei überzogen; über krystallisirten Sandstein aus einer Galmeigrube von Miechowitz und einen Diamant im Muttergestein. Herr Prof. Grube: über Landblutegel; über einen in der Nähe von Breslau angetroffenen Phala- ropus platyrrhynchus. 24. Jan. Herr Prof. Sadebeck: über den Brocken und die vorjährigen Messungen auf demselben. Herr Prof. Grube: über einige interessante Cyprinoiden-For- men Schlesiens. 14. Febr. Herr Prof. Galle: über die neueren Bestimmungen der Ent- ; fernung der Sonne von der Erde. 7. März. Herr Dr. Wilekens auf Pogarth: über den Einfluss der Er- | nährung auf die Entwicklung des Magens der Wieder- käuer. 21. März. Herr Dr. Milde: zoologische Mittheilungen über Meran. 2. Mai. Herr Prof. Römer legte die Sectionen Gleiwitz und Pless seiner geognostischen Karte von Oberschlesien vor und sprach über das Vorkommen des Leithakalkes in Ober- schlesien, sowie über das Erzvorkommen bei Chorzow unweit Königshütte. Herr Herr 1. Aug. Herr 24. Oct. Herr Herr Jahres-Bericht Ober-Bergrath Dr. Websky: über eine sehr auffallende Krystallform des Granates. Prof. Grube: über Landplanarien und das Vorkommen einer solchen, der Fasciola terrestris Müll., bei Landeck in der Grafschaft Glatz. Prof. Grube: über neue Anneliden der Gattungen Zunice und Hesione, sowie über eine Hesione nahe stehende neue Gattung Lamprophaes und eine neue Travisia (Tr. elongata). Prof. Grube: über die Gattung Zunice und die Ueber- sicht ihrer Arten, sowie. über die von Herrn Commerzien- Rath Schiller dem hiesigen zoologischen Museum ge- schenkten Reptilien aus Ostindien. Prof. Cohn: über ein abermaliges Erscheinen von Monas (Zoogloea) prodigiosa an Kartoffeln in Breslau; über Untersuchung der Brunnen in Breslau zur Zeit der 14. Nov. Herr Cholera. Prof. Römer: über die Auffindung devonischer Kalk- steinpartieen bei Siewierz im Königreich Polen: Weiteres über das Vorkommen mariner Conchylien in den unteren Schichten des oberschlesisch - polnischer Stein- kohlenbeckens; über die Auffindung von Thier- und Pflanzenversteinerungen Herr 28. Nov. Herr Herr 12. Dec. Herr in gewissen Sandsteinen Oberschlesiens und Polens, durch welche die Zugehörigkeit derselben zum Keuper be- wiesen wird. Dr. Friedländer: über die Einwirkung von Chlor und Brom auf Zucker. Öberbergrath Dr. Websky: über das Vorkommen von Xanthokom zu Rudolstadt bei Kupferberg. Prof. Grube: über die Blutegel mit Kiemen und eine neue Art von Brenchillion. Prof. Goeppert: über die Tertiärflora der arctischen Länder, über das Vorkonımen von Süsswasserquarz zwi- schen Oppeln, Falkenberg, Proskau und Strehlen, und silurischen Geschiebkalkes bei Schilkowitz bei Stroppen in Schlesien, wie über das Zo:wor von Rothenzechau. Die entomologische Section (Seeretair: Herr Dr. phil. W. G. Schneider) hielt in diesem Jahre sechs Sitzungen, in welchen die Herren Haupt- lehrer Letzner und Dr. Joseph über Coleoptera, und Herr Dr. Wocke über Lepidoptera Mittheilungen machten. der Schles, Gesellsch, f, vaterl, Oultur, 9 a. Coleoptera. Herr Hauptlehrer Letzner stellte Vergleichungen über die Zahl der von ihm in Schlesien 'gesammelten Arten aus den Familien der Carabi- einen, Dytisciden und Palpieornien, gegenüber der Artenzahl derselben Familien der europäischen Fauna an, welche für den Reichthum der schle- sischen Fauna ein sehr günstiges Resultat lieferten, indem dieselbe von ersterer Familie ®/,,, von den beiden letzteren die Hälfte der europäischen Arten enthält. Ferner beschrieb und zeigte derselbe die von ihm im Moose an einem Bache im Moisdorfer Thale bei Jauer gefundenen Larven von Elmis geneus, sowie die Larven des seltenen Curculioniden Marmaropus Bessert, welche in den Stengeln von Rumex acetosa gefunden wurden, deren Ent- wickelungsgeschichte erläutert wurde. Endlich machte derselbe noch Mittheilungen über 2 für Schlesien neue Käfer, nämlich: Coccinella undecimnotata und Salpingus bimaculatus, beide bei Breslau gefunden, und über Agonum ericeti, welche seltenere Art derselbe dies Jahr im Riesengebirge zahlreich in schönen Varietäten er- beutet hatte. Herr Dr. Joseph beschrieb eine neue Gattung und Art aus der Familie der Staphyliniden, welehe mit den Gattungen Achenium und Gym- balium nahe verwandt ist, und benannte dieselbe Kentrocnemis krniensis; dieselbe war von ihm auf dem Kru in Krain entdeckt worden und scheint sehr selten zu sein. Ferner machte derselbe sehr interessante Mittheilungen über seine im vorigen Jahre unternommene Besteigung des kleinen und grossen Mangat in Krain und über die bei dieser Exeursion gemachte Ausbeute von Co- leopteren, welche nur sehr gering ausgefallen war, woran vielleicht die vorgerückte Jahreszeit Schuld sein mochte; von selteneren Caleopteren wurden Carabus intermedius, Cychrus angustatus und Schmidtii, Molops Cotellii, Nebria Dahlii, Leptura aurulenta, Toxotus cinctus, Callimus cyaneus u. S. W. erbeutet. » b. Lepidoptera. Herr Dr. Wocke setzte die europäischen Arten der Mikrolepidopteren- Gattung Cosmopteryx, deren 6 in Europa, aber nur eine davon, nämlich ©. eximia Haworth, auch in Schlesien, vorkommen, auseinander; die Raupe der letzteren minirt die Blätter des Hopfens (Humulus Lupulus); die der übrigen Arten leben minirend auf verschiedenen niederen Pflanzen. Ausser diesen Arten wurden noch 2 unbeschriebene, exotische, von der Insel Samos stammend, vorgezeigt; sowie die schlesische, aus Raupen, die auf Sorbus Aucuparia miniren, erzogene Ornix scoticella und eine bei Breslau gefangene, schr seltene und merkwürdige Aberratlion von Argynnis Latonia mit schwarzen Oberflügeln. \ 10 Jahres-Bericht Ferner wurden folgende für Schlesien neue, oder sehr seltene Arten zur Ansicht gebracht, als: Xanthia Aurago, im September d. J. bei Char- lottenbrunn gefunden; Zuspilapteryx imperialella, bei Oswitz vorkommend, deren Raupe auf Orobus niger minirt; und Lyonetia pulverulentella, bei Ober- nigk entdeckt; als grosse Seltenheit wurde Coriscium sulphurellum gezeigt. Ausserdem wurde noch die nur 2 Arten enthaltende Gattung Stath- mopoda erläutert, deren eine, St. Guerini, nur im südlichen Frankreich vor- kommt und deren Raupe durch ihre Lebensweise in Gallen, welche auf den Blättern von Pistacia Terebinthus entstanden, interessant ist; die zweite Art, St. pedella L., findet sich auch in Schlesien häufig. Herr Oberforstineister von Pannewitz, welcher die Versammlung am 26. Februar ec. mit seiner Gegenwart erfreute, legte 2 Werke von Ratzeburg, und zwar 1) die Waldverderber und ihre Feinde, und 2) die Waldverderbniss, zur Ansicht vor, sowie ausserdem einen 12 jäh- rigen Kiefernstamm mit 270 Frasslöchern von Curculio Pini, und einen Zitterpappelstamm mit grossen Wülsten, durch die Larven von Saperda carcharias entstanden. Für die Bibliothek der entomologischen Section war Band 16 der Linnaea entomologica eingegangen, Die botanische Section (Secrelair: Herr Prof. Dr. Ferdinand Cohn) hat im Jahre 1866 zwölf Sitzungen gehalten, in denen nachstehende Vorträge und Mittheilungen stattfanden: von Herrn Dr. Engler: über die geographische Verbreitung .der Gattung Saxifraga ; von Heırn Prof. Dr. Galle: über eine tausendjährige Eiche bei Ilmenau; von Herın Geh. Med.-Rath Dr. Goeppert: über die Schlangenfichte; — über das Wachsthum des Polyporus abietinus; — über das Vor- kommen des Bernstein in Schlesien; — über die Beobachtungen des Herrn A. Ernst in Caräcas, die Vegetation und die Damm- erdebildung in den Urwäldern des tropischen Südamerika betreffend; von Herrn Wundarzt Knebel: über T'hee-Surrogate; von Herrn Prof. Dr. Körber: über Chatin’s Untersuchungen in Be- treff der sogenannten Placentoiden in den Antheren; — über die Schmarotzernatur der Mistel nach den Untersuchungen von Böhm ; — über Bastardbefruchtung im Pflanzenreich nach den Versuchen von Godron; von Herrn Prof. Dr. Kühn in Halle: Brief über das Vorkommen des Alopecurus agrestis bei Bunzlau; von Herrn Apotheker Lehmann in Reichenbach: Beiträge zum Blüthenkalender der Provinz Schlesien; der Schles, Gesellsch. f, vaterl, Oultus, 11 von Herrn Dr. Milde: über die Morphologie der Equiseten; — über die Farnflora der Insel Madeira; — über die der Schlesischen Gesellschaft vermachten botanischen Sammlungen des verewigten Regierungsralh Max Wichura; — über neue schlesische Moose; — über Morphologie, Anatomie und Systematik der Gattung Isoötes; — über die von Limpricht herausgegebene Bryotheca sülesiaca ; von Herrn Apotheker Müncke: über die Moosflora des Böhmerwaldes; von Herrn Oberforstmeister von Pannewitz: über Verpflanzung der Fichten; — über die Haselerle; — über einen Taxusbestand im Revier Giersdorf bei Wartha; — über das Vorkommen der Mistel auf Eichen; — Demonstration seiner Sammlung; von Herrn Dr, phil, Schneider: über die Entwicklungsgeschichte der Uredineen; — über die schlesischen Arten von Peronospora und das von ilım herausgegebene Schlesische Pilz-Herbarium; von Herrn Dr. Stenzel: über Astbildung bei den Equiseten; — über doppelte Eicheln und Buchenkerne; von Herrn RB. v. Uechtritz: neue Beiträge zur Schlesischen Flora; — über die Schlesischen Characeen; — über die Formen von Urtica dioica, Serratula arvensis u. a.; von dem Secretair: über die Lohmeyer’schen Pflanzenmodelle, — über die von Kabsch unvollendet hinterlassene Abhandlung: Bei- träge zur Anatomie und Entwicklungsgeschichte von Streptocarpus polyanthus; — über das Werk von Wawra: Botanische Reise des Kaiser Max von Mexico in Brasilien; — biographische Mit- theilungen über den verewigten Regierungsrath Max Wichura, — über das Vorkommen der Eichen-Mistel in Schlesien; — Bei- träge zur Physiologie der Oscillarinen, Die medieinische Section (Secretaire: Herr Prof. Dr. Förster und Prof. Dr. Heidenhain) hielt im Jahre 1866 dreizehn Sitzungen. Folgende Vorträge und Mittheilungen bildeten den Inhalt derselben: I. Sitzung, am 5. Januar: 1) Herr Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Goeppert: Ueber einige ältere Arzneimittel. 2) Herr Med.-Rath Prof. Dr. Spiegelberg: Ueber eine Ova- riotomie mit glücklichem Ausgange. Il. Sitzung, am 19. Januar: 1) Herr Prof. Dr. Heidenhain: Resultate seiner Untersuchungen über Speichelseeretion. 2) Herr Dr. Wyss: Zur Pathologie der Gelbsucht. 12 I. IV; IV. v1 VI. VII. IX. Jahres-Bericht Sitzung, am 2, Februar: 1) Herr Dr. Paul: Zur Casuistik eingeklemmter Brüche. 2) Herr Prof. Waldeyer: Ueber den Verknöcherungsprocess. 3) Herr Dr. Köbner: Ueber Zrythrasma. Sitzung, am 16. Februar: I) Herr Dr. Gottstein: Ueber einen Kehlkopf-Polypen und einen Kehlkopf-Abscess. 2) Herr Dr. Ebstein: Ueber einen Fall von Insuffieienz der dreizipfligen Klappe. 3) Herr Prof. Dr. Waldeyer: Ueber Berstung des Herzens. Sitzung: am 2. März: I) Herr Dr. Freund: Ueber den angeborenen partiellen und totalen Defeet der weiblichen Geschlechtsorgane. 2) Dr. E. Joseph: Ueber das Schläfenbein und das Gehörorgan. Sitzung, am 16. März: i) Herr Med.-Rath Prof. Dr. Spiegelberg: Ueber eine zweite Ovariotomie mit glücklichem Ausgang. 2) Herr Prof. Dr. Waldeyer: Ueber die anatomische Unter- suchung der exstirpirten Ovarialeysten. Sitzung, am 27. April: 1) Herr Prof. Dr. Heidenbain: a. Ueber den Bau und die Functionen der Speicheldrüsen (Fortsetzung der Mittheilungen vom 19. Januar). b. Ueber den Einfluss einer Reizung des Rückenmarkes auf die Secretion der Galle. c. Ueber die Ausbreitung der Fasern des Nervus uccessorius Willisii innerhalb der Bahn des Nervus vagus. 2) Herr Dr. Körner: Ueber einen Fall von acuter syphilitischer Gehirnerkrankung. Sitzung, am 16. Mai: Herr Med.-Rath Prof. Dr. Spiegelberg: a. Ueber einen dritten Fall von Ovariotomie und ungünstigen Ausgang derselben. b. Eine neue Methode der Perinaeoplastik. Sitzung, am 15. Juni: Herr Prof. Dr. Waldeyer: Demonstration eines seltenen Falles von Pseudarthrosis Tibiae. . Sitzung, am 26. October: 1) Herr Kreisphysieus Dr. Friedberg: Ueber eine nicht be- achtete Ursache des Erstickungstodes, 2) Herr Dr. Gustav Joseph: Schussfraetnr des ersten Hals- wirbels. 3) und 4) Anträge der Herren Dr. Asch und Dr. H. Cohn. der Schles. Gesellsch, f, vaterl. Cultur. 13 XI. Sitzung, am 9. November: 1) Herr Dr. H. Cohn: Ueber Reste von persistirender Pupillar- membran. | 2) Herr Sanitäts-Rath Dr. Graetzer: Die Armen-Krankenpflege Breslau’s im Jahre 1865. 3) Herr Dr. Gustav Joseph: Dreifache Verletzung der Urethra durch Schuss, und Heilung durch Operation. XI. Sitzung, am 30. November: Herr Dr. Freund: Ueber Enucleation der Uterusfibroide. XII. Sitzung, am 14. December: 1) Herr Med.-Rath Prof. Dr. Spiegelberg: a. Ueber ein schräg verengtes Becken. b. Ueber den vierten Fall von Ovariotomie und ungünstigen Ausgang. 2) Herr Dr. Davidson jun.: Icterus gravis bei einer Schwangeren, Die meteorologische Section (Secretair: Herr Prof. Dr. Galle) hat während des verflossenen Jahres keine Sitzungen gehalten. Die technische Section (Secretair: Herr Director Dr. Gebauer). Es sind in diesem Jahre keine Vorträge gehalten worden. Die be- achtetsten Journale der Technik und Naturwissenschaften wurden den Mitgliedern zugesendet und nach Cursirung der Bibliothek der Gesellschaft übergeben. Die ökonomische Section (Secretair: Geh. Ober-Reg.-Rath Dr. phil. Elwanger) hat im Jahre 1866 drei Sitzungen gehalten. Am 23. Januar hielt der Seeretair einen Vortrag über die volks- wirthschaftliche Bedeutung der grossen und kleinen ländlichen Besitzungen. Hierauf hielt Herr Gutsbesitzer Dr. Wilckens auf Pogarth einen Vortrag über die Grundrente zur wissenschaftlichen Landwirthschaft. Am 8. Februar hielt Herr Gutsbesitzer Dr. Wilekens die Fort- setzung über die Grundrente. Am 27. November Vortrag vom Secretair „aus der Geschichte der Landwirthschaft,“ 14 Jahres-Bericht Die Section für Obst- und Gartenbau (Secretair: Herr Kaufmann und Stadtrath E. H. Müller) hielt im Jahre 1866 acht Sitzungen. In denselben kamen umfangreichen Abhandlungen zum Vortrage: }) Ueber Cultur der Musa Cavendishii Paxt. als Wasserpflanze, von Hofgärtner C. Peieker in Rauden O/S.; 2) Ueber Anpflanzung von Obstbäumen, von Hofgärtner Friedr. Götz in Slawentzitz; ausser diesen aber vielfache kürzere Mittheilungen und Berichte hiesiger und auswärtiger Mitglieder über Pflanzen-Culturen, Obstbau u. dergl., und gewährten diese, sowie die Berathungen in Betreff des Obst-Baumschul- gartens und wegen einheitlicher Betheiligung schlesischer Gärtnereien durch Einsendungen an der im Jahre 1867 zu Paris statthabenden internationalen Ausstellung von Gartenproducten, die laufenden Geschäfte und innern Angelegenheiten der Section vielseitiges Material zu den Verhandlungen. Die Bewirthschaftung des gepachteten Obst-Baumschulgartens, für dessen Unterhaltung Ein Königl. Hohes Ministerium für landwirthschaft- liche Angelegenheiten auch für dieses Jahr 150 Thlr. als Subvention gnä- digst bewilligte, wurde in geordneter Weise fortgesetzt, blieb des be- schränkten Raumes wegen jedoch wiederum ausser Stande, die Änfor- derungen, welche ein ihr ehrenvolles Vertrauen an sie stellte, allseitig zu befriedigen. Mit um so freudigerem Danke verdient daher hervorgehoben zu werden, dass auf erneuete Vorstellung des verehrlichen Präsidii der Schlesischen Gesellschaft die hiesigen städtischen Behörden sich nunmehr bereitwillig geneigt gefunden haben, derselben vom Herbst des nächsten Jahres an, auf eine lange Reihe von Jahren, die kostenfreie Ueberlassung eines nicht unbedeutenden, geeigneten Areale zum Zwecke eines durch die Section anzulegenden pomologischen Gartens bestimmt zuzusichern. — Einen Theil des hierzu bestimmten Ackerlandes hat die Seetion vorläufig in Afterpacht genommen und durch Bodenbearbeitung, Aussaaten und An- pflanzung von Obst-Wildlingen dafür Sorge getragen, dass nach erfolgter Terrain-Uebergabe ohne Säumniss die Einrichtung des Gartens, dessen ordnungsmässige Bepflanzung und Bewirthschaftung in Angriff genommen werden kann. — Die erforderlichen Geldmittel zu nothwendiger Umfrie- dung und Erbauung eines Gärtnerhauses erhofft die Seetion vertrauensvoll theils aus einer durch das verehrliche Präsidium der Schlesischen Gesell- schaft von Einem Königl. Hohen Ministerium für landwirthschaftliche An- gelegenheiten hierfür erbetenen Unterstützung, theils aus der Opferwillig- keit derjenigen ihrer resp. Mitglieder, welche das für die Hebung eines wichtigen Zweiges der höheren Landeseultur immer dringender werdende Bedürfniss nach einem derartigen Etablissement anerkennen. der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Oultur. 15 Eine Gratis- Vertheilung von Obst-Edelreisern aus dem Garten der Section und von zum Theil aus diesem entnommenen, theils hierzu von Mitgliedern gespendeten, oder erkaufteun Gemüse- und Blumensamen fand auch in diesem Jahre in reichem Maasse statt. Die Betheiligung an dem Lesezirkel für hiesige Mitglieder blieb im vorherigen ansehnlichen Umfange, und wurden die eursirten Journale und ‘Bücher, sowie die erworbenen Fortsetzungen der im Vorjahre angekauften beiden kostbaren, pomologischen Kupferwerke der Bibliothek der Schle- sischen Gesellschaft überwiesen. Die historische Section (Secretair: Herr Prof. Dr. Kutzen). In den neun Sitzungen derselben während des Jahres 1866 wurden folgende Vorträge gehalten: 1) Herr Oberlehrer Dr. Reimann: Was bestimmte Pius IV. zu Unterhandlungen über die Wiedereröffnung des Coneils (1560)? 2) Der Secretair der Seetion: Ueber einen berühmten Brief Friedrichs des Grossen am Tage der Schlacht von Kolin. 3) Der Privatgelehrte Herr August Mosbach: Ueber den Fall von Gross-Nowgorod. 4) Herr Gymnasial- Oberlehrer Palm: Ueber das Verhalten der schlesischen Fürsten und Stände bei der Wahl Friedrich’s V. von der Pfalz zum Könige von Böhmen im Jahre 1619: 5) Der Secretair der Section: Ueber die Eigenthümlichkeit der deutschen Ostseeküste und ihre Beziehungen zu menschlichen Verhältnissen. 6) Herr Provinzial-Archivar Dr. Grünhagen: Ueber a) die An- fänge der Nicolaivorstadt von Breslau, und b) den ältesten Lauf der Ohlau vor ihrer Leitung um die Stadt. 7) Herr Gymnasiallehrer Dr. Markgraf: Ueber die Politik Bres- lau’s gegen König Georg von Böhmen in den Jahren 1460—1464. 8) Herr Provinzial-Archivar Dr. Grünhagen: Ueber die Anfünge der Kirchen zu St. Maria Magdalena und Elisabet. 9) Der Secretair der Seetion: Ueber den plastischen Bau von Böhmen und Mähren, sowohl in Beziehung auf Geschichte über- haupt, als auch und insbesondere auf den preussisch-österreichi- schen Krieg des gegenwärligen Jahres. 10) Herr Director Schück: Ueber die Unruhen in Schlesien, nament- lich der Weber, im Jahre 1793, und die dagegen getroffenen Maassregeln, i6 Jahres-Berichit Die pädagogische Section (Seeretair: Herr Director Dr. phil. Kleike). Die pädagogische Section hat im Jahre 1866 sechs Sitzungen abgehalten. 1) Am 15. Januar behandelte der Lehrer Dietrich in einem Vor- trage die Frage: „Welche Stellung hat die Schule, der Kurzsichtigkeit und der Schultisch-Frage gegenüber, einzunehmen?‘ und setzte Herr Dr. Hermann Cohn seine in Betreff der Kurzsichtigkeit in den Schulen Breslau’s und Langenbielau’s gemachten Beobachtungen fort. Hierauf wurde in der von den Lehrern der hiesigen Elementarschulen, von Schul- räthen, Schulinspeetoren und mehreren Aerzten zahlreich besuchten Ver- sammlung eine aus Aerzten und Lehrern zusammengesetzte Commission ge- wählt, welche darauf bezügliche, an die städtischen Behörden zu stellende Anträge entwerfen sollte. Das Gutachten dieser Commission ward in der zweiten Versammlung der pädagogischen Section am 29. Ja- nuar vorgelegt und genehmigt. Auf Grund dessen sind die von der pädagogischen Section „Zur Verbesserung der Schulzimmer“ (s. am Schluss) entworfenen Vor- schläge von dem Präsidium der Gesellschaft zum Druck befördert und unterm 30. März den hiesigen städtischen Behörden, dem Königl. Ober- präsidium, der Königl. Regierung, den Direetoren und Hauptlehrern der hiesigen Schulen und auswärtigen Lehrern übersendet und zu allgemeiner Berücksichtigung empfohlen worden. In derselben Sitzung hielt Herr Dr. H. Cohn noch einen durch Ex- perimente erläuterten Vortrag über „weitere Ursachen der Kurz- siehtigkeit“, zeigte die Einrichtung des normalen, des kurzsich- tigen und des übersichtigen Auges und besprach das Tragen von Brillen. In der dritten Sitzung am 23. April hielt Herr Hauptlehrer Stütze einen Vortrag „Ueber ballhornisirtes Deutsch,“ In der vierten Sitzung am 11. Mai hielt der Realschul-Oberlehrer Reiche einen Vortrag „Ueber den topographischen Unterricht auf Realschulen.“ Der Topographie, d. h. der Ortskunde im weiteren Sinne des Wortes, wurde ihre Stelle in den mittleren Classen der höheren Schulen angewiesen und als ihr Hauptziel die Sicherheit des Schülers in der Orientirung auf der Erdoberfläche bezeichnet; sie beschränke sich nicht, wie die sogenannte „topische Geographie“, auf die horizontalen Lagen und Grössenverhältnisse, sondern ziehe zugleich die Bodengestalt und die bezüglichen Momente aus der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie in den Kreis ihrer Betrachtung. Der Vortragende besprach die üblichen Hilfsmittel und veranschaulichte die von ihm selbst der Schles. Gesellsch. f, vaterl. Cultur. 17 ‚angewendete eigenthümliche Methode, die, wie Referent bezeugen kann, sich als vorzüglich bewährt hat. In der fünften Sitzung am 5. November machte der Realschul- Director Dr. Kletke den „Unterriehtim Altdeutschen“ zum Gegen- stande seines Vortrages; wies in demselben auf die Nothwendigkeit hin, die Jugend der höheren Lehranstalten mit den Quellen unseres Volks- thums bekannt zu machen; besprach die Hindernisse, welche dieser Unter- richtszweig noch zu überwinden habe, sowie die Hilfsmittel und den in der Prima der hiesigen Realschule am Zwinger seit 20 Jahren erzielten erfreulichen Erfolg dieses Unterrichtes. In der sechsten Sitzung am 3. December hielt Derselbe einen - Vortrag „UeberdiegothischeBibel-UebersetzungdesUlphilas“, machte Mittheilungen über das Leben und Wirken des Ulphilas nach den vorhandenen Quellen, sein Glaubensbekenntniss, über die vorhandenen go- thischen Sprachdenkmäler, insbesondere den Codex argenteus zu Upsala und dessen Schicksale, und verglich schliesslich das „Vater unser“ in der go- thischen Uebertragung mit dem griechischen Urtext und der Vulgata. Die Uebertragung der Schriften des Alten und Neuen Bundes in’s Gothische durch Ulphilas sei nicht blos hochwichtig als ältestes Denkmal altdeutscher Sprache, sondern habe vorzüglich zur Verbreitung des Christenthums unter allen germanischen Volksstämmen, mit; denen die Gothen in Berührung gekommen, beigetragen. Referent kann nicht unerwähnt lassen, dass, so zahlreich besucht die Vorträge und Verhandlungen über die „Kurzsichtigkeit“ und die „Sehultischreform“ von den Lehrern der Elementarschulen waren, die Lehrer der höheren Schulen aber in ihnen fast gänzlich. fehlten; so waren die wissenschaftlichen Vorträge von Ersteren fast gar “ nicht, von Letzteren zwar mehr, doch auch nur spärlich besucht. Die vom Präsidium der Gesellschaft weiter verbreitete Denkschtift der Section, betreffend die „Kurzsichtigkeit‘“ und die „Schultischreform‘, lautet wie folgt: Zur Verbesserung der Schulzimmer. In den jüngst verflossenen Monaten sind durch den Herrn Dr. Her- mann Cohn an mehr als 10,000 Schulkindern augenärztliche Uhter- suchungen angestellt worden, welche zu dem Resultat führten, dass die Anzahl der kurzsichtigen Schüler im Verhältniss zur Dunkel- heit der Lehrzimmer zunimmt. Zugleich erwiesen sich sämmtliche Subsellien der untersuchten Schulen für die Gewöhnung einer guten Körperhaltung und der dadurch bedingten Gesundheit der inneren Organe, namentlich aber für die Scho- nung der Augen, als ungeeignet, - 18 Jahres-Bericht Diese 'Thatsachen wurden der „pädagogischen Section“ durch mehrere Vorträge dargelegt, sowohl ärztlicher-, als pädagogischerseits in eingehenden Diseussionen erwogen und sind der Grund, weshalb die unter- zeichnete Section die nachfolgenden Vorschläge vorzulegen sich erlaubt. I; /u einer ausreichenden Beleuchtung der Lehrzimmer ist nöthig, dass das Schulhaus womöglich nach allen Richtungen frei stehe, dass die Fenster desselben eine Höhe von 80—100 und eine Breite von 50—60 Zoll besitzen und zur Linken der schreibenden Schüler liegen. Leider hat sich bei den Elementarschulen Breslau’s, welche 6 bis 16 pCt. kurzsichtige Schüler haben, gezeigt, dass den Schulanstalten in einer Entfernung von oft nur zehn Schritt Häuser (hohe Mauern) von 3—5 Stockwerken gegenüberstehen. | | Am ungünstigsten sind gelegen: Auf der Weissgerbergasse: Evang. Elementarschule Nr. 2 (Hauptlehrer Stütze). Auf der Harrasgasse: Evang. Elementarschule Nr. 5 (Hauptlehrer Ritter) [und muss hier das Winkelzimmer für die dritte Classe als vollständig un- brauchbar bezeichnet werden]. Evang. Elementarschule Nr. 30 (Hauptlehrer D. Letzner). Im „Ordonnanzhause“ auf der Kirchstrasse: Evang. Elementarschule Nr. 13 (Hauptlehrer Dr. Thiel). Vorbereitungs-Classen der „Realschule zum heil. Geist‘. Auf dem Ritterplatze: Evang. Elementarschule Nr. 3 (Hauptlehrer Dobers). In den hier genannten Schulen haben sich die meisten kurzsichtigen Schüler vorgefunden. Deshalb erscheint die Verlegung derselben aus diesen engen Gassen auf freie Plätze oder breite Strassen als dringend geboten. Es ist überhaupt zu empfehlen, zur Errichtung neuer Schulhäuser solche Plätze zu wählen, denen früher oder später durch angrenzende Neubauten das nöthige Licht nie entzogen werden kann. Von dem erwähnten erheblichen Nachtheile werden bereits die evange- lichen Elementarschulen Nr. 11 und 17 (Wäldchen, Hauptlehrer Lausch- ner und Adam), die katholische Elementarschule Nr. 4 (Tauenzienstr., Hauptlehrer Körnig), sowie eine Anzahl Classen der „Realschule am Zwinger‘ betroffen, und dem neuen „Johannesgymnasium“ dürfte mit der Zeit ganz dasselbe widerfahren. Ausserdem sind auf Grund angestellter Untersuchungen und nach den gewissenhaften Angaben der Lehrer die Classen folgender Schulen als nieht ausreichend hell zu bezeichnen: Auf dem Bürgerwerder: Evang. Elementarschule Nr, 4 (Hauptl, Scholz), Classe 3, der Schles.: Gesellsch, f, vaterl. Cultur, 19 Auf der Kirchstrasse: Evang. Elementarschule Nr. 7 (Hauptl. Gutsche), Cl. 2, 3. Evang. Elementarschule Nr. 18 (Hauptl. G. Seltzsam), C!. 1. Evang. Elementarschule Nr. 27 (Hauptl. Wagner), Cl. 1, 3, 4. Auf der Klingelgasse: Evang. Elementarschule Nr. 8 (Hauptl. R. Zahn), Cl. 1, 4. Am Wäldchen: Evang. Elementarschule Nr. 11 (Hauptl. Lauschner), Cl. 1. Auf der Nicolaistrasse: Evang. Elementarschule Nr. 16 (Hauptl. K. Letzner), Cl. 3. Evang. Elementarschule Nr. 28 (Hauptl. B. Hoffmann), Cl. 3, Kathol. Elementarschule Nr. 1 (Hauptl. Liebich), Cl. 2, 3. Mittelschule (Rector Dr. Bach), Cl. 1. Auf der Sonnenstrasse: Evang. Elementarschule Nr. 23 (Hauptl. Wätzoldt), Cl. 4. Auf der Klosterstrasse: Evang. Elementarschule Nr. 29 (Hauptl. Pflüger), Cl. 1, 2, 3, 4. Auf der Schuhbrücke: Kathol. Elementarschule Nr. 7 (Hautl. Kuznik), Cl, 2. Bei dem Maria-Magdalena-Gymnasium: Vorbereitungsschule, Cl. 1a., 1b., 3a., 3b. Bei dem Elisabet-Gymnasium: “ Vorbereitungsschule, Cl. 2, 3. In vielen dieser Classen istesso dunkel, dass im Winter- halbjahr in den ersten Morgen-, so wie in den Nachmittags- stunden Lesen und Schreiben unterbleiben muss. Ausserdem wird dadurch die Aufrechthaltung einer guten Diseiplin wesentlich er- schwert, wenn nicht geradezu unmöglich. Durch Anbringung neuer, resp. Vergrösserung der vorhandenen Fenster dürften sich die meisten der namhaft gemachten Lehrzimmer in einen brauchbareren Zu- stand versetzen lassen. Auch hat sich gezeigt, dass in Strassen gelegene Parterrelocale zu Lehrzimmern wenig oder gar nicht geeignet sind. Ungünstige Beleuchtung — das Licht fällt einem Theile der Schüler zur Rechten — findet sich bei den evangel, Elementarschulen Nr. 7 (Cl. 4) und Nr, 8 (Cl. 2 und 3). In denjenigen Classen, in welchen Gas gebrannt wird, sind zu wenig Flammen vorhanden; durch das Fehlen von Schirmen wird zu wenig Licht auf den Tisch geworfen und durch den Mangel an Cy- lindern entsteht ein fortwährendes Flackern, welches höchst nachtheilig auf das Auge einwirkt, DE: - 20 Jahres-Bericht 11. Der Schultisch ist in allen Schulen Breslau’s unzweekmässig, weil nicht den Grössenverhältnissen der Schüler entsprechend, construirt. Hauptsächlich kommt es bei demselben auf drei Entfernungen an: auf die Höhe der Sitzbank, der Tischplatte und deren horizontalen Ab- stand von einander. Die Sitzbank darf für ein Kind nie höher sein, als dessen Unter- schenkel lang ist. Zahlreiche Messungen, welche von schweizer Aerzten, besonders von Herrn Dr. Fahrner in Zürich angestellt und in Breslau wiederholt worden sind, haben ergeben, dass diese Dimensionen bei Kna- ben und Mädchen ungefähr ?2/, der Körperlänge beträgt. Die Höhe der Sitzbank muss daher jederzeit hiernach festgestellt werden. Der senkrechte Abstand — „Differenz“ — zwischen Sitzbank and Tischplatte muss immer gleich sein der Entfernung der Ellenbogen- spitze (des zwanglos herabhängenden Oberarmes) von der Sitzbank + 1, Diese Entfernung beträgt bei Knaben "/, (bei Mädchen ',) ihrer Körper- grösse, so dass demnach die Höhe des innern, dem Schüler zugekehrten Tischrandes ?/, plus Y, ihrer Körpergrösse + 1‘ gleich sein muss.*) Die wagerechte Entfernung — „Distanz“ — der Sitzbank von der Tischplatte muss entweder Null betragen, oder, was bei weitem zweck- mässiger, der innere Rand des Tisches muss den vordern Rand der Bank um einen Zoll überragen. Dadurch erst wird es dem Schüler möglich, bei normaler Körperhaltung mit seiner Hand das Buch zu erreichen, ohne dass der Oberkörper nach vorn überneigt und das Auge der Schrift zu nahe kommt. Nach diesen Grundverhältnissen sind die Schultische bisher in Bres- lau nicht angefertigt worden. Daher finden sich überall Dimensionen an denselben, welche kaum den Grössenverhältnissen erwachsener Personen, geschweige denn denjenigen der Kinder entsprechen. So schwankt die Höhe der Sitzbank an den jetzigen Subsellien zwischen 16 und 22, und die des innern Tischrandes zwischen 26 und 31 Zoll. Die „Differenz‘ beträgt 10—13, die „Distanz“ dagegen 3—4, auch 6, sogar 9 Zoll!! — Trotz dieser viel zu grossen Dimensionen befinden sich fast nirgends Fussbreter an den Pulten, Zufolge der von Herrn Dr. Hermann Cohn vorgenommenen Mes- sungen und Berechnungen stellen sich die Grössenverhältnisse un- serer Elementarschüler folgendermaassen: Aus dreielassigen Schulen wurden 1453 Kinder gemessen. Sehr grosse und ganz kleine Schüler einer Classe fanden als Ausnahme keine *) Diese Angaben gelten nach Dr. Fahrner nur für Knaben. Bei Mädchen kommt die Dieke der Kleider, welche dem Sitz aufliegen, noch in Betracht, und ist die Höhe des innern Tischrandes daher auf ?, der Körpergrösse + 1 zu bemessen, der Schles, Gesellsch. f, vaterl. Cultur, 21 Berücksichtigung. Aus der Massengrösse wurde die Durchschnittsgrösse einer Classe berechnet, aus den verschiedenen Durchschnittsgrössen der verschiedenen Schulen aber erst die allgemeine Mittelgrösse für die Ab- theilung aufgesucht. Diese Mittelgrösse beträgt in Classe III. Abth. b. 44”, Abth. a. 46°; Cl. II. Abth. b. 48”, Abth. a. 50“; Cl. I. Abth. b. 52'/,, Abth. a. 55". Bei den Schülern der vierclassigen Elementarschulen gestalten sich diese Verhältnisse nur um ein Geringes anders. Es sind 1783 Schüler gemessen worden. Das allgemeine Mittel der Durchschnitts- srösse beträgt in Cl. IV. b. 42”, a, 44”; Cl. IIL.b. 45'/,", a. 47”; Penn 290, a, 51”: C.1.b. 55%, a, 50”. Da das Viercelassensystem in Breslau in nächster Zeit vollends durch- geführt sein wird, so sind den nachfolgenden Berechnungen die obigen Grössenverhältnisse der Schüler vierclassiger Elementarschulen zu Grunde gelegt und die dabei vorkommenden geringen Differenzen (1/,—!/,'‘) aus praktischen Gründen ausser Acht gelassen worden. Nach den acht verschiedenen Stufen müssen eben so viele Schultische in Gebrauch kommen, und kann die Unterabtheilung der dritten Classe einer dreielassigen Schule das Modell für die Oberabtheilung der vierten Classe, dagegen die Oberabtheilung der dritten Classe der ersteren An- stalt dasjenige der Unterabtheilung der dritten Classe einer vierclassigen Schule erhalten, und so fort. Für diese acht Modelle stellen sich die Dimensionen nach den Grössen- verhältnissen der Schüler, von der Fusssohle aus berechnet, also: Mödell:| 1, 2. 3. 4. | 5. 6. r£ 8. m | m Fan nn | nn [mm 0 | | Classe: | IV.b. |IV.a. | I.b. | IH.a. | I.b. |I.a. | Ib. | La. Hohe der Sitzbank:| 12° | 121,” | 13% 131,” | 14” 1a” I 15% 11515 Höhed.innernTischrandes, Knaben: 1814“1,.19% 193,209, 121 1 22° 11.28” 1 24% Mädchen: | 19” | 193,” 20,” a1,” | 22” | 23° | 24” | 25% Die aufgestellten Dimensionen haben sich an einer Anzahl von Schülern, deren Grösse dem allgemeinen Mittel entsprach, in Folge vor- genommener Sitzversuche, als vollständig richtig erwiesen. Die Tischplatte muss 15 Zoll breit sein. Davon erhalten 3 Zoll eine horizontale. 12 Zoll dagegen eine schräge Lage mit einer Neigung von 2 Zoll. Pädagogische Rücksichten erfordern sowohl das Aufstehen der Schü- ler, als das Wechseln ihrer Plätze. Deshalb muss der schräge Theil der Tischplatte, wie Herr Dr. Parow in Berlin vorgeschlagen, der Länge 22 Jahres-Bericht nach in der Mitte getheilt, beide Theile durch Charniere aber so ver- bunden werden, dass sich die untere Hälfte überklappen lässt. Das Bücherbrett wird — wie gegenwärtig — in einer Breite von 6 Zoll und, vom äussern Tischrande aus gerechnet, in einer senkrechten Entfernung von 5 Zoll angebracht. Eine Bankbreite von 10 Zoll ist ausreichend, aber auch nöthig. Am Hinterrande derselben muss zur Stützung der Wirbelsäule eine Rücken- lehne befestigt werden, deren Höhe der Unterkante des innern Tisch- randes entspricht. Nach den hier angegebenen Grössenverhältnissen eonstruirte Schul- tische werden, abgesehen von ihrer verschiedenen Grösse, bedeutend niedriger, als die gegenwärtig gebrauchten. Verschieden hohe Pulte erschweren den Ueberblick über die ganze Classe, und sehr niedrige beeinträchtigen durch ein zu tiefes Niederbücken die Gesundheit des Lehrers. ‚ Deshalb ist für alle Modelle, vom innern Tischrande ans gerechnet, eine Höhe von 28 Zoll, inel. des Sockels, zu beanspruchen. Dieser Umstand bedingt die Anbringung eines Fussbrettes, für welches eine Breite von 6 Zoll genügt. Die Höhe, in welcher es anzubringen, muss bei jedem Modell nach der Höhe des innern Tisch- randes und der Sitzbank regulirt werden. Der übliche Sockel erweist sich am zweckmässigsten, wenn er 4 Zoll hoch, 3 Zoll breit und 30 Zoll lang angefertigt wird. Sowohl vorn, als hinten muss er den Schultisch um 3 Zoll überragen, damit es dem Lehrer möglich wird, zwischen den Pulten hindurchgehen zu können. Es empfiehlt sich weder aus pädagogischen, noch materiell-praktischen Gründen, Schulpulte von 12—14 Fuss Länge anfertigen zu lassen. Das sogenannte „halbe System“, d. h. Schultische, welche vier, höchstens fünf Schüler fassen, hat sich sehr zweckmässig erwiesen. Um eine Verwechselung der verschiedenen Modelle unmöglich zu machen, erscheint es geboten, in jedes ein bestimmtes Signum, z. B. II. b., einbrennen zu lassen. Da nach einer Verfügung der Königlichen Regierung zu Breslau vom 24. Juni 1856 feststeht, dass jeder Schüler 2 Fuss Tischlänge für sich zu beanspruchen hat, so dürfte hierdurch eine Ueberfüllung der Classen, wie sie sich in vielen Schulen vorfindet, in Zukunft zu ver- hindern sein. Breslau, im März 1866. Die pädagogische Section der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur. der Schles, Gesellsch, f. vaterl. Cultur, 23 Die philologische. Section (Secretair: Herr Director Dr. Wissowa) hat, in diesem Jahre nur zwei Versammlungen gehalten. 1. Am 20. Februar sprach Herr Prof. Dr. Stenzler über die Hausregeln der Jnder und die deutsche Sitte. 2. Am 11. December sprach Herr Director Dr. Sehönborn über die schöne Statue des Augustus, welche in der Villa der Livia gefunden worden ist, nach einer Photographie. Die juristische Section (Seceretair: Herr Appellations-Gerichts-Präsident Dr. jur. Belitz) hat im Jahre 1866 fünf Sitzungen gehalten. Am 7. Februar und am 28. März. Fortsetzung des Vortrages des Herrn Appellat.-Gerichts-Raths Schwarz über die Strafgerichte höchster Ordnung — die Schwurgerichte — unter Berücksich- tigung der neuesten Reformvorschläge und der betreffenden Be- stimmungen in dem Entwurf einer Strafprocess- Ordnung für Preussen von 1865. Am 21. November. Herr Appellations-Gerichts-Rath Krüger: Ueber das schlesische Bhegüterrecht vor und nach dem Gesetze vom 11. Juli 1845. Am 29. November hielt Herr Director Schück einen Vortrag, „ob. wegen Furcht vor lan die Wohnungsmiethe ge- kündigt werden dürfe?‘ Am 13. December. Herr Ober- Wundarzt des Allerheiligen-Kran- ken-Hospitals Dr. Hodann: Demonstrativer Vortrag über ein Verfahren, Fussspuren auf Schnee, Sand, Erde ete. zu fixiren und transportabel zu machen. Die musikalische Section (Secretair: Gymnasial-Oberlehrer Dr. Baumgart). Der Secretair der musikalischen Section muss leider berichten, dass die Ursachen, welche schon im vorigen Jahre die Thätigkeit der Section sehr beeinträchtigt hatten, diesmal jede Lebensäusserung derselben ge- hindert haben. Es hat gar keine Versammlung stattfinden können, und bleibt nur die Hoffnung auf einen inhaltsreicheren Jahresbericht für's nächste Mal, 24 Jahres-Bericht Die archäologisch-artistische Section (Secretair: Herr Prof. Dr. Rossbach, Magnif. ). Durch Bildung einer archäologisch-artistischen Section hat die schle- sische Gesellschaft für vaterländische Cultur in diesen Tagen eine höchst erfreuliche Erweiterung erfahren, für sie von doppelter Bedeutung, da ihr jüngst die ehrenvolle und für die Verhältnisse unserer Provinz so bedeu- tende Aufgabe zu Theil ward, zur Gründung einer Kunst-Akademie und eines Kunst-Museums mitzuwirken. Unsere geehrten Mitglieder, die Herren p- t. Ferdinand Cohn, Drescher, Eitner, Förster, Friedlieb, Görlitz, Gebauer, Grempler, Junkmann, Kästner, Kutzen, Nowag, Palm, Reinkens, Rossbach, Alwin Schultz, v. Uech- tritz, Freih. v. Wolzogen, sprachen in einem an das Präsidium gerich- teten Schreiben den Wunsch aus, zu einer besonderen Section zusammen- zutreten, welche beabsichtigte, durch eigene Vorträge und Referate aus dem Gebiete der wissenschaftlichen artistischen Literatur Kenntnisse dieser Art unter den Vereinsmitgliedern zu fördern. An dem ersten Montage jeden Monates soll eine Sitzung von Abends 7!/, Uhr an stattfinden. Das Präsidium kam diesem Wunsche gern entgegen und beauftragte den Unter- zeichneten, die genannten Herren am 8. d. M. zu versammeln, um sich durch Wahl eines Secretairs und daran sich knüpfende Besprechungen über weitere Verhandlungen und Einrichtungen zu einer besonderen Section zu constituiren. Man wählte einstimmig den zeitigen Rector der Universität, Herrn Professor Dr. Rossbach, der sich auch zu allge- meiner Freude bereit erklärte, dies Amt zu übernehmen und in dem oben gedachten Sinne die Arbeiten der Section zu leiten, der wir im Interesse einer hier noch wenig verbreiteten Richtung immer weitere Theilnahme und erfreuliche Ausbreitung wünschen. Breslau,, den 8. December 1866. Goeppert, Präses. Bericht des Conservator der naturhistorischen Sammlungen. Im verflossenen Jahre liess ich es mir angelegen sein, in der Zu- sammenstellung eines Schlesischen Herbarii möglichst weit vorzuschreiten. Zu diesem Zwecke mussten die zahlreichen vereinzelten, zum Theil noch ungeordneten Sammlungen der Gesellschaft durchgesehen und ihre schle- sischen Bestandtheile herausgezogen werden. Diese Arbeit allein würde die Kräfte eines Einzelnen auf Jahre in Anspruch genommen haben, hätte ich mich nicht der beständigen Beihilfe einiger Schüler zu erfreuen gehabt. Gegenwärtig sind alle hierher gehörigen Sammlungen der Schlesischen Gesellschaft auf diese Weise durchgesehen und die schlesischen Elemente der Schles, Gesellsch. f, vaterl. Cultur, 35 | derselben bereits nach Familien geordnet worden. Es bleibt nun die / gleichfalls sehr bedeutende Arbeit noch übrig, jede der einzelnen Familien nach Genera und Species zu sichten, was im nächsten Jahre geschehen soll, Vermehrt wurden die Sammlungen durch folgende Geschenke. Frau Räthin Wichura schenkte die hinterlassenen botanischen Sammlungen ihres verstorbenen Sohnes, des Herrn Regierungsrathes Wi- chura, Dieselben enthielten: | Ä Allgemeines Herbar in 27 Packeten, nach Linne geordnet. 4 Packete Lappländischer Blüthenpflanzen. 2 Packete Karpathen-Pflanzen. | 6 Packete Doubletten. 1 Packet künstlicher Weidenbastarde. 1 Packet Gartenpflanzen. 2 Packete Keimpflanzen. 1 Packet ungeordnete Sachen. 1 Packet Moose, Flechten und Farn aus Lappland. 1 Packet Schreibebücher, enthaltend ein Verzeichniss von ab- | weichenden Pflanzenbildungen. | Herr Dr. Rabenhorst schenkte der Gesellschaft: 1) Algen Europa’s, Octav-Decaden: 183. 184. 185. 186. 187. 188..189. 190. 191. 194. 195. 2) Algen Europa’s, Folio-Decaden: 187. 188. 189. 3) Lichenes europaei fasc. 28. Herr Dr. Schneider in Breslau schenkte der Gesellschaft: 1) Mecklenburg. Cryptogamen, herausgegeben von Brockmüller. 4 Bände. | 2) Schweizerische Cryptogamen, herausgegeben von Wartmann und Schenk. 7 Bände. . 3) Eine Sammlung Pilze auf Quartblätter aufgeklebt. Herr Lehrer Zimmermann aus Striegau schickte an das Herbar eine Pracht-Sammlung von Exemplaren der Pulmonaria officinalis, P. angustifolia und des Bastardes. J. Milde, 26 Jahres-Bericht Bericht über die Kassenverwallung pro 1866. Der Abschluss des Jahres 1865 ergab für die Allgemeine Kasse einen Baarbestand von 737 Thlr. 28 Sgr. 6 Pf. und einen Effecten-Be- stand von 5700 Thlr. Es wurden im Laufe dieses Jahres 500. Thlr. 4!/, procentige Oberschlesische Eisenbahn - Prioritäts- Obligationen zuge- kauft, so dass der Effeeten-Bestand dieser Kasse sich gegenwärtig auf 6200 Thlr. stellt. Da der Ausgabe-Etat in keinem seiner Titel wesentlich überschritten werden durfte und ein erfreulicher Zutritt neuer Mitglieder stattgefunden, so ist zu erwarten, dass auch in diesem Jahre, nach vollständiger Ab- wickelung der noch unerledigten Rechnungssachen, ein verhältnissmässiger Ueberschuss der Kasse verbleiben dürfte. Für die Specialkasse der Section für Obstbau und Gartencultur hat eine Capitalsanlage nicht stattfinden können, so dass der Effecten-Bestand von 1600 Thlr. unverändert geblieben. Bei den für die Zwecke der Section in diesem Jahre nothwendig gewordenen, theils schon ausgeführten, theils noch in der Ausführung be- griffenen Baulichkeiten und Einrichtungen haben sich Ueberschüsse nicht erreichen lassen. Breslau, den 27, December 1866, Franck, Cassirer. Dr esse Bibliotheken und Museen. Die Bibliotheken der Gesellschaft haben in dem abgelaufenen Jahre einen Zuwachs von 527 Nummern mit 1262 Bänden oder Heften erhalten, von denen 426 Nummern mit 1048 Bänden, Heften oder Heftehen der allgemeinen und 101 Nummern mit 214 Bänden, Heften oder Heftchen der schlesischen Bibliothek zugefallen sind. — An Gesellschaftsschriften verdanken dieselben in diesem Jahre ihre Vermehrung ausser 24 schlesi- schen 113 deutschen, 3 schwedischen, 3 englischen, 9 schweizerischen, 9 russischen, 3 französischen, 5 italienischen, 3 belgischen, 1 ungarischen, l siebenbürgischen, 5 amerikanischen, 4 holländischen, 1 dänischen und 1 norwegischen, in Summa 160 ausserschlesischen Gesellschaften und Instituten, Kassen-A bschluss für das Jahr 1866. Soll Ist eingekommen. Ausgabe Ist verausgabt. einkommen nach nach D ; — 71| dem Etat pro = wü oO’ O0 \ en Allgemeine Kasse. RER TE a Allgemeine Kasse le le 1866/67. MH Einnahme. I » #% # || #2 Ausgabe. ac Ka 16 | An Bestand aus dem vorigen Jahre. . » . 2 2 m mn 2.2.2. .[ 9700 | 737 [23 | 6 || 600|— | —|Miethe. . . ee Te OBER = ° . 21, — co | —| — 130 | — | — | Honorare und Remunerationen nn. Sa or —_ 260 | — | — : 300) — |— | Gehalt dem Castellan. . . . : u Eee De — 300 | — | — re | ; ; Ler : Ä = Pausendien festen: 15|—|— | Neujahrsgeschenk demselben . . „2. 00 0 mn mn a nn 15 | — ll — von 2400 ;. Niederschles.-Märk. Eisenbahn-Pr.-Oblig. 3 4% 96 +2; 3I— — 5 dem@Haushülle ns pr u: u Er Er Br 8 | || = „ 1200 „ Bresl.-Schweid.-Freib. ‚, Er a 8 48 „ 100|,=|—= Heizung: a. 200 We 92 | > » 900 „ ©berschl. Eisenb.-Pr.-Öblig. lit. RB. 31%. 31} „ 95|— |— | Beleuchtung . Ma Re a a Eh er || 1017 ,143,, » 900 „ on. Aliteshr \ 4%. . 40%, 10) — | — Unterhaltung ler Mobilien. „| a ee ee 50 |22| — PES00R: Preussischer Prämien-Anleihe & 33% . 105 20) — |—| Feueiversicherungs-Prämie -| .or- er 4 nehter. at lmasit eine, sinla ta uh le 120, „ 500 „ Oberschl. E.-Pr.-Obl.lit. F.(neuangek auft)a4l% 224 „ 15 SE |igchräibmateriänenu ee De et ee 32 129| 6 > 249 | — | — 45 11— | — | Zeitunss-Annoneen „ —. ._-| 9 uch 2 Alan su en Ra I 90 |19| 8 | 500 |— |—| Druckkosten . . ER 2 a ne we || 609 | 12 | 9 1580| — | —| ‚, Beiträgen einheimischer Mitglieder: 65 | — |— | Buchbinder- Aiheiten Es el ee 2 EAN ee Pe N: —_ 8 |19| 3 ne i 40|—|—| Porto . . Pa 0 a Be a ee | Er Pro = Semester von ns Mitgliedern a s A ET. EL Ag: ll) eh Ausgaben. er NE ms 9 |2|3 Fa ” » » », SEE » 25 | EN Nalsnviasenachafiiichen Sec en yes | — | 164g 20, — (#Entomologiseller Section . 5 /17| 6 2 lc Fe ". un -# 60 | — | — Mechieene SECHOHEE 0 re ee ee a — 72 |17| 6 308:—|— | ,, Beiträgen auswärtiger Mitglieder: 2 otanische Seetion N; 5 15 | — Pro I. Semester von 78 Mitglied 22 56 15:1, Juristische 'Seetlon... .. N — Nr g U. > 9 18 re E a2 EZ Deere. 156 R 60|— | — | Bibliothek. . . sln.dan 120 |19| 9 = — een rad 312 | _ | _ || 478/15 |— | Unvorhergesehene Fälle incl. des Betrags für angeschaffte 500 = Effecten. .| — | 54 |10| 3 36 — „ Eintrittsgebühren von 51 neuen Mitglieden a8 . » .». 2.2... — 1353| — | — 150|—'—| ,, Miethsbeitrag vom Schlesischen Kunst-Verein . . 2 2 2 2 2 2.0. — 1500| — | — | 1801 — —| „ 5, > " Gewerbe-Verein . . so een _ 180 | — | — R & 56|—|—| „ ns klassischen Musik-Verein . =... .| — 0 — | — BieetintanbSchlusen.d ei a 100|—'—| „ Jahres- Beitrag vom hiesigen®@Magisirat 0... 3 rer... =, japer 100 | — | — s Effeeten: Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn-Prioritäts-Obligationen 2400 +7. Aussergewöhnliche Einnahmen: Breslau Schweidnitz-Freiburger „, » ) 1200 „, Vergütung für Lokal ete. von Privaten . . 13 9 13% 9 Oberschlesische Eisenbahn-Prioritäts-Obligationen lit. E.. 900 ,, Für verkaufte Abhandlungen . . oe. — M ; 3 5 sn er lit. F.. 1400 ,„. Ueberschuss von den Sonntags-Vorlesungen N Z N : —; 6 i Zuschuss vom Magistrat zum Druck der Dr. ; Preussische Prämien-Anleihe . . . . 0... . . 8300 „ Grätzer' schen Abhandlung . . . Ua, — „ ee il) Zinsen für zeitweise Geldanlage. . . . . 5 „me, =, = oa o| © Angekauft 5 St. Oberschl. Eiseub.-Prior.-Oblig. lit. F. & 100 4 . 500 5 sl Baar A — 613 | 13 | 5 6200 | 3724 | 8| 3 6200 | 3724 | 8| 3 Franck, z. Z. Kassirer der Gesellschaft. Kassen-Abschluss für das Jahr 1S66. Ist eingekommen. Eiffecten. Baar. a Ap: Es Einnahme. | Separatkasse der Section für Obst- und Gartenbau. 1600 141 | 18 2 An Bestand aus dem vorigen Jahre . ‚ Zinsen von Effecten: von 300 +;. Bresl.-Schweidn.-Freib. Eisenb.-Pr.-Oblig. a 4% 12 6 — MM — 4% »» 200 „ Cosel-Oderberger Eisenbahn-Prior.-Oblig. 44% 8 „— ,„ — ,„ » 00 „ Oberschles. Eisenb.-Prior.-Oblig. lit. E. a 31% 24 „15 „ — » 400 „„ Neue Posener Credit-Pfandbriefe 4% ... 16 ,„— „ — n u 60 | 15 | — „ Mitglieder-Beiträgen: von 73 einheimischen Mitgliedern & 1 4 . 73 4%: » 258 auswärtigen Mitgliedern. . ........ 261 ,, — 33a rn ,„ Beiträgen zum Lesezirkel: on Michele 1.02 0 SH a1 — 64 —_ Einnahmen für den Garten und aus demselben: Beiträge von 108 Mitgliedem . . .. . .. 138 4 — MG — Für Erzeugnisse und Ueberwinterungen . 358 „28 „ 4 „, Unterstützung vom Ministerium . . . . . . 150 „— „— ” 1600 | 1247 1/6 Separatkasse der Section für Obst- und Gartenbau. Ausgabe. Für den Lesezirkel: Journale und Bücher . Colportation .. . . . Buchbinderarbeiten . Für Sämereien und Reiser zur Vertheilung: Sämereien und Versandtspesen Druckkosten . . Insgemein: Porto Ara Zeitungs-Ännoncen Kleine Ausgaben . Druckkosten . . ... . Angeschatfte Werke . Buchbinderarbeiten . Extraordinaria . Für den Garten: Gatiennachtäe.. 2 Gehälter, Löhne und Remunerationen . Diverse Ausgaben . RR Bestand am Schlusse des Jahres: Effeeten: Breslau-Schweidnitz-Freiburger Eisenb.-Pr.-Oblig. . Cosel-Oderberger Eisenb.-Pr.-Oblig. . . Oberschles. Eisenb.-Prior.-Oblig, lit. E.. Neue Posener Credit-Pfandbriefe Baar 29 10 46 6 48, — 38 4.26 u 8 4% 3 ” 7 ” 6 ” 20: 8m: 8 10 „ 21 » 2 » 1 ” 1 ” 6 ” 36 » 5 „ 9 ” 31 ” 9 Pe 2 » 3 » 11 » 2 » 25 » 3 „ 100 . — A — 2% 304 2 ehe ae &aar „, ag 205 300 200 „, 700 „ 400 Da Eu 2. Ist verausgaht, der Schles, Gesellsch, f, vaterl. Cultur, 27 Die Namen der Behörden, Institute, Vereine und einzelnen Persön- lichkeiten, durch deren freundliche Beiträge die gedachte Vermehrung im Jahre 1866 stattfand, sind mit beigefügter Zahl der von ihnen geschenkten Werke folgende, A. Bei der schlesischen Bibliothek. a. Von Behörden, Instituten, Vereinen etc. Das jüdisch-theologische Seminar Fraenckel’scher Stiftung zu Breslau 1, das königl. Ober-Bergamt zu Breslau 2, der schlesische Central-Gewerbe- Verein zu Breslau 1, der schlesische Kunstverein zu Breslau 1, die Real- schule zum heiligen Geist zu Breslau 1, das Gymnasium zu St. Maria- Magdalena zu Breslau 1, das königl. Gymnasium zu St. Mailhias zu Bres- lau 1, das königl. Friedrichs-Gymnasium zu Breslau 1, die Realschule am Zwingerplatz zu Breslau 1, die höhere Töchterschule am Ritterplatz zu Breslau 1, die Universität zu Breslau 44, die schlesische Blinden-Unter- richts-Anstalt zu Breslau 1, die Sonntagsschule für Handwerkslehrlinge zu Breslau 1, die Handelskammer zu Breslau 1, das Museum schlesischer Alterthümer zu Breslau 2, der Verein für die Beförderung des Seiden- baues zu Breslau 1, der kaufmännische Verein zu Breslau 1, der Verein für Geschichte und Alterthum Schlesiens zu Breslau 4, die ökonomisch-pa- triotische Societät der Fürstenthümer Schweidnitz und Jauer zu Jauer 1, die königl. Ritter-Academie zu Liegnitz 1, der landwirthschaftliche Verein im Kreise Oels 1, das Gymnasium zu Ratibor 1 Nummer. b. Von einzelnen Geschenkgebern. Die Buchhandlung G. Ph. Aderholz in Breslau 1, Herr Dr. phil. R. Drescher zu Breslau 3, Herr Rittergutsbesitzer Elsner v. Gronow auf Ka- linowitz 1, Herr Geh. Med.-Rath Prof. Dr. H. Goeppert zu Breslau 3, Herr Kaufmann und Gutsbesitzer Hain zu Hermsdorf bei Waldenburg 1, Herr Redacteur W. Janke zu Breslau 1, Herr Kaufmann Kessler zu Bres- lau 1, Herr Stadtrath und Buchhändler W. Korn zu Breslau 1, Herr Hauptlehrer Kuznik zu Breslau 1, Herr Hauptlehrer Letzner zu Breslau 53, die Buchhandlung J. Max und Komp. in Breslau 2, Herr Stadtrath und Kaufmann Müller zu Breslau 3, Herr Redacteur T'h. Oelsner zu Breslau 16, Herr Seminar-Oberlehrer Preis zu Peiskretscham 1, Herr Stadtrath Rahner zu Breslau 1, Herr Universitäts-Zeichner a. D. C. Weitz zu Breslau 1 Nummer. Gekauft wurden 5 Nummern mit 5 Bänden. B. Bei der allgemeinen Bibliothek. a. Von Behörden, Instituten, Vereinen etc. Die Geschichts- und Alterthumsforschende Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg 1, die naturforschende Gesellschaft und der Kunst- und Hand- werksverein des Osterlandes zu Altenburg 2, die königl. Academie der Wissenschaften zu Amsterdam 5, der historische Verein für Unterfranken zu Aschaffenburg 1], der Gewerbeverein zu Bamberg 1, der historische zu Aschaffenburg 1, der Gewerbeverein zu Bamberg 1, der historische Verein zu Bamberg 1, die naturforschende Gesellschaft zu Bamberg 1, 28 Jahres-Bericht der Verein für die Geschichte der Stadt Berlin zu Berlin 1, der land: wirthschaftliche Provinzial-Verein für die Mark Brandenburg und Nieder- Lausitz zu Berlin 2, die Gesellschaft der naturforschenden Freunde zu Berlin 4, die königl, Academie der Wissenschaften zu Berlin 2, das königl. Cultus-Ministerium zu Berlin 1, die Universität zu Berlin 5, die deutsche geologische Gesellschaft zu Berlin 2, die juristische Gesellschaft zu Ber- lin 1, der botanische Verein für die Provinz Brandenburg zu .Berlin 1, die naturforschende Gesellschaft zu Bern 1, die Universität zu Bonn 15, der landwirthschaftliche Verein für Rheinpreussen zu Bonn 1, der natur- wissenschaftliche Verein zu Bremen 2, der Naturforscher- Verein zu Brünn 1, die Forst-Seetion für Mähren und Schlesien zu Brünn 1, die k. k. mährisch-schlesische Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues ete. zu Brünn 1, Pacademie roy. de medecine de Belgique de Bruxelles 2, Pacad. roy. des sciences de Belgique de Bruxelles 8, the Chicago- Academie zu Chicago ], die Universität zu Christiania 12, die naturforschende Gesellschaft Grau- bündens zu Chur 1, der Hauptverein westpreussischer Landwirthe zu Dan- zig nebst der ostpreussischen landwirthschaftlichen Oentralstelle zu Königs- berg 1, der allgemeine Gewerbe-Verein zu Danzig 1, der Verein für Erd- kunde zu Darmstadt 1, der historische Verein für die Geschichte des Gross- herzogthums Hessen zu Darmstadt 2, der gelehrte esthnische Verein zu Dorpat 2, die k. k. Leopold.-Carol. deutsche Academie der Naturforscher zu Dresden 1, das statistische Bureau des königl. sächs. Ministeriums des Innern zu Dresden 1, der Verein für Erdkunde zu Dresden 2, the natural- hist. society of Dublin 1, der landwirthschaftliche baltische Central-Verein zu Eldena 1, die naturforschende Gesellschaft zu Emden 3, der Verein für Geschichte und Alterthumskunde zu Erfurt 1, die königl. Academie semeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt 2, die Universität zu Erlangen 8, der Verein für Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurt a. M. 6, der zoologische Garten zu Frankfurt a.M. 2, die Senkenberg’sche naturforschende Gesellschaft zu Frankfurta.M. 1, der physikalische Verein zu Frankfurt a.M.1, der landwirthschaftliche Central-Verein zu Frankfurt a. ©. 1, die Universität zu Freiburg i. Breisg. 25, die königl. Berg-Academie zu Freiberg 1, der Alterthums-Verein zu Freiberg 1, die naturwissenschaftliche Gesellschaft zu St. Gallen 1, der historische Verein zu St. Gallen 3, la societe helvet. des science. nat. de Geneve 1, la societe de physique et d’hist. nat. de Geneve 1, die 39. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Giessen 1, die oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz 1, die königl. hannoversche landwirthschaftliche Gesellschaft zu Göttingen 3, die königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen 1, das landwirthschaftliche Institut der Universität zu Halle 2, der naturwissenschaftliche Verein für Sachsen und Thüringen zu Halle 2, der historische Verein für Nieder- sachsen zu Hannover 4, die polytechnische Schule zu Hannover 1, de Aol- landsche Maatschappij; der Wesensch. te Haarlem 4, la societe hulland. des sciences de Haarlem 1, der naturhistorisch -medieinische Verein zu Heidel- berg 1, der siebenbürgensche Verein für Naturwissenschaften zu Hermann- stadt 1, der landwirthschaftliche Verein für Tirol zu Insbruck 2, die Uni- versität zu Jena 14, die med.-naturwissenschaftliche Gesellschaft zu Jena 2, die Universität Jowa-City 1, der naturwissenschaftliche Verein zu Karls- ruhe 1, der Verein für hessische Geschichte und Landeskunde zu Kassel 16, die schleswig - holstein - lauenburgische Gesellschaft für die Sammlung und Erhaltuug vaterländischer Alterthümer zu Kiel 2, die schleswig-holstein- der Schles. Gesellsch. f, vaterl. Cultur. 99 lauenburg. Gesellschaft für vaterländ. Geschichte zu Kiel 2, der Verein nördlich der Elbe zu Kiel 1, die Universität zu Kiel 1, das natur-historische Landes- Museum von Kärnthen zu Klagenfurt 1, die Universität zu Königsberg 42, die physikalisch-ökonomisehe Gesellschaft zu Königsberg 1, die Universität zu Kopenhagen 25, die juristische Gesellschaft zu Laibach 3, die Universität zu Leiden 2, die Universität zu Leipzig 2, die polytechnische Gesellschaft zu Leipzig 2, die königl. sächsische Gesellschaft der Wissenschaften zu Leip- zig 2, la socieie roy. des sciences de Liege 1, das Museum Franeisco-Caro- linum zu Linz 3, the roy. society of London 8, the british association f. the advancement of science at London 1, la societe imp. d’agricult. de Lyon 1, la societa italiana di scienze nat. in Mailand 1, der Verein für Naturkunde zu Mannheim 1, die Universität zu Marburg 26, die Gesellschaft zur Beför- derung der gesammten Naturwissenschaften zu Marburg 1, the roy. society of Vietoria at Melbourne 1, la societE imp. des naturalistes de Moscou 6, die königl. bair. Academie der Wissenschaften zu München 5, der historische Verein für Ober-Baiern zu München 3, der landwirthschaftliche Verein zu München 2, das germanische Museum zu Nürnberg 2, die Staats-Acker- bau-Behörde von Ohio zu Ohio 2, la soc. di acclimazione e di agric. in Si- ' eilia zu Palermo 2, linstituto tecnico zu Palermo 2, la soc. imp. et centr. d’hortic. de Paris 1, die russische entomologische Gesellschaft zu St. Peters- burg 4, die kaiserl. Gesellschaft der gesammten Mineralogie zu St. Peters- burg 1, die kaiserl. geographische Gesellschaft zu St. Petersburg 2, /acad. imp. des scienc. de St. Petersbourg 1, la commission imp. archeol. de St. Peters- bourg 2, der königl. ungar. naturwissenschaftliche Verein zu Pesth 2, der Verein zur Beförderung des Seidenbaues zu Potsdam 1, die k. k. pa- triotisch-ökonomische Gesellschaft im Königreich Böhmen zu Prag 2, die königl. böhmische Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag 1, der natur- historische Verein „lotos“ zu Prag 1, der Verein für die Geschichte der Deutschen in Böhmen zu Prag 5, der zoologisch - mineralogische Verein zu Regensburg 1, der naturforschende Verein zu Riga 2, der mecklen- burgische patriotische Verein zn Rostock 2, der Verein der Freunde der Naturgeschichte zu Rostock 1, die Universität zu Rostock 8, die Gesell- schaft für Salzburgische Landeskunde zu Salzburg 2, der historisch-anti- quarische Verein zu Schaffhausen 1, das grossherzogliche statistische Bu- reau zu Schwerin 1, der Verein zur Beförderung der Landwirthschaft zu Sondershausen 1, der provinzial-landwirthschaftliche Verein für die Land- drostei Stade zu Stade 4, der entomologische Verein zu Stettin 1, die polytechnische Gesellschaft zu Stettin 1, die Gesellschaft für pommersche Geschichte und Alterthumskunde zu Stettin 1, die königl. Academie der Wissenschaften zu Stockholm 2, die königl. Commission zu geognostischen Untersuchungen von Schweden zu Stockholm 1, la soc. des scienc. nat. de Strasbourg 1, die königl. Centralstelle für die Landwirthschaft zu Stutt- sart 5, die königl. polytechnische Schule zu Stuttgart 1, der Verein für vaterländische Naturkunde zu Stuttgart 2, das königl. statistisch-topogra- phische Bureau zu Stuttgart 1, /a soc. d’orticoltura del litorale zu Triest 2, der Verein für Kunst- und Alterthum in Ulm und Oberschwaben zu Ulm 1, die königl. Gesellschaft der Wissenschaft zu Upsala 1, !'imp. reg. instituto Veneto di scienze lettere ed arti zu Venedig 2, l’ateneo Veneto zu Venedig 2, the Smithson. institut. at Washington 3, der academische Lese - Verein zu Wien 1, die k. k. geologische Reichsanstalt zu Wien 2, die k. k. Academie der Wissenschaften zu Wien 15, die k, k, geographieche 30 Jahres-Bericht Gesellschaft zu Wien 2, der Alterthums-Verein zu Wien 2, der Verein für nassauische Alterthumskunde zu Wiesbaden 2, der Verein für Natur- kunde im Herzogthum Nassau zu Wiesbaden 2, die physikalisch - medici- nische Gesellschaft zu Würzburg, der polytechnische Verein zu Würz- burg 2, die Universität zu Würzburg 83, die antiquarische Gesellschaft zu Zürich 5 Nummern. b. Von einzelnen Geschenkgebern. Herr Oberstabsarzt a. D. Dr. Biefel zu Breslau 7, Herr Bürgermeister Bartsch zu Breslau 8, Herr Geh. Reg.-Rath Dr. Back zu Altenburg 4, Herr Geh. Med.-Rath Dr. Barkow zu Breslau 3, die Herren Pedro e Ignaeio Blasquez in Mexico 1, Herr Appell.-Ger.-Rath Dr. Förster zu Greifswald 1, Herr Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Goeppert zu Breslau 11, Herr Kaufmann und Gutsbesitzer Hain zu Hermsdorf bei Waldenburg 2, Herr Dr. F. v. Hauer zu Wien 1, Herr Prof. G. Hinrichs zu Jowa-City 1, Herr Prem.- Lieutenant Freih. v. Hüne zu Breslau 113, Herr Dr. med. Jung zu Leubus 2, Herr Oekonomie-Commissar a. D. A. Kroker zu Berlin 2, Herr Dr. H. Kirsch zu Marienbad 1, Herr Kaufmann Kessler zu Breslan 6, Herr Prof. Dr. Kützing zu Nordhausen 1, Herr Dr. med. E. Lichtenstein in Berlin 6, Herr Direetor J. Lehmann zu Berlin 1, Herr Stadtrath und Kaufmann Müller zu Breslau 14, Herr Kaufmann B. Milch zu Breslau 1, Herr Geh. Rath Prof. v. Martius zu München 1, die Buchhandlung M. Nihoff im Haag 3, Herr Redacteur Th. Oelsner zu Breslau 30, Herr Seminar-Ober- lehrer Preis zu Peiskretscham 1, Herr Director Dr. E. Regel zu St. Pe- tersburg 2, Herr Privatdocent Dr. Rollet in Wien 1, Herr Prof. Dr. Sade- beek in Berlin 1, Herr Dr. A. Skofitz zu Wien 1, Herr Dr. phil. Schnei- der zu Breslau 16, Herr Dr. G. Stache in Wien 2, Herr Gymnasiallehrer Dr. Tobias in Zittau 19, Herr Ober-Stadtphysicus W. R. Weitenweber in Prag 1, Herr Prof, Dr. Waitz in Göttingen 1 Nummer. Gekauft wurden 82 Nummern mit 124 Bänden, 15 Bildern und einer Karte. Die Sammlungen der Gesellschaft wurden im verflossenen Jahre durch folgende Geschenke vermehrt: Von Herrn Geh. Reg.-Rath Dr. Back zu Altenburg das Portrait des verstorbenen Geh. Finanz-Rathes ete. A. F. S, Wagner zu Altenburg, von Herrn Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Goeppert in Breslau das Portrait des königl. preuss. Ober-Forstmeisters v. Pannewitz, von Herrn Hauptlehrer Letzner zu Breslau 2 Lithographieen, von Herrn Major a. D. v. Lutz zu Breslau 1 Reise-Barometer nebst Futteral, von Herrn Redacteur Th. Oels- ner zu Breslau das Portrait der verstorbenen Gemahlin des Dichters v. Holtei, von Herrn Photograph R. Weigelt zu Breslau das photographi- sche Portrait des verstorbenen Asien-Reisenden Dr. Agathon Bernstein. Eingetauscht wurden von Herrn Antiquar Stett 23 Bände, Dr. Rudolf Drescher, Bibliothekar, Te der Schles. Gesellsch. f. väterl. Cultur., 1 Die am 20. November 1866 Sr. Majestät dem Könige überreichte von Herrn Baron H. v. Wolzogen verfasste Adresse, betreffend die Er- richtung einer Kunst-Academie und eines Kunst-Museums, lautet wie folgt: Allerdurehlaucehtigster, Grossmächtigster König, Allergnädigster König und Herr! Eure Königliche Majestät wagen wir ehrfurchtsvoll unterzeichnete Bewohner Breslau’s aus den verschiedensten Berufskreisen um huldvolle Gewährung eines würdigen Denkmals zum ewigen Gedächtniss an den slorreichsten Krieg, den Preussen je geführt hat, d. h. um allergnädigste Genehmigung eines Prachtbaues in unserer Stadt zum Zweck eines mit einer Kunst-Academie verbundenen Museums der bildenden Künste hierdurch allerunterthänigst zu bitten. Das Bedürfniss zu beiden eng zusammengehörigen künstlerischen Bil- dungs-Anstalten ist ein seit so langer Zeit gefühltes, von Behörden und Privaten so oft schon anerkanntes, dass dessen Befriedigung durch ein solches unvergängliches, die höchsten patriotischen Gefühle wachrufendes und in idealster Weise ihnen genugthuendes Monument die allgemeinste Freude in Stadt und Provinz erzeugen würde. | Breslau, die zweite Stadt der Preussischen Monarchie, Eurer König- lichen Majestät Haupt- und Residenzstadt, jetzt 165,000 Einwohner zäh- lend und an die südöstliche Grenze des langgedehnten Vaterlandes als eine Warte deutscher Cultur und der traditionellen Intelligenz des glor- reichen Hohenzollernreiches gegen die umringenden slavischen Volks- stämme hingepflanzt — Breslau, die Metropole der treuen Provinz Schle- sien, welche die Perle in der von Eurer Königlichen Majestät ruhmvollst getragenen Preussischen Königskrone genannt wird, entbehrt bis heute, was ausser Berlin selbst Düsseldorf und das ferne Königsberg schon längst besitzen, und worauf manche sonst bei Weitem unbedeutendere Residenz der kleineren deutschen Staaten mit Recht stolz zu sein vermag, eines Centrums für Kunstlehre und Kunstübung, — und weil Breslau dessen entbehrt, deshalb giebt es noch immer Stimmen, welche, trotz der welt- berühmten Namen eines August Kiss, Carl Lessing, August v. Klöber, Julius Hübner, Adolf Menzel und Ludwig Rosen- felder (sämmtlich Schlesier), an dem Kunstsinn und der Kunstbegabung der Schlesier überhaupt zweifeln zu dürfen sich berechtigt halten, während vielmehr der umgekehrte Schluss die Wahrheit zu enthalten scheint: weil Schlesien keinen Concentrationspunkt für künstlerische Bestrebungen hat, darum und nur darum steht es an Kunstsinn und könstlerischer Pro- duetion hinter andern Theilen Preussens und Deutschlands noch zurück. Königliche Majestät! Ein Sieges- und Friedensdenkmal ist es, das wir zur Erfüllung des wichtigsten idealen Bedürfnisser der Provinz aller- 39 Jahres-Bericht unterthänigst zu erbitten wagen, . Schlesien war während des jüngsten gewaltigen Kampfes der bedrohteste Theil des Staates; es hat, wie Aller- höchstdieselben bei Dero letzter allbeglückenden Anwesenheit, beim Sieges- einzug des schlesischen Armeecorps in Schlesiens Hauptstadt, es Aller- höchstselbst auszusprechen geruht haben, an Opferwilligkeit, an patrioti- scher Hingabe, an Königstreue den übrigen Provinzen vorangeleuchtet; seine Söhne haben bei Nachod, Skalitz, Königgrätz geblutet und freudig ihr Leben für König und Vaterland dahingegeben; auf diese Thatsachen allein stützen wir unseren in tiefster Ehrfurcht vorgetragenen Wunsch nach einem ausserordentlichen Denkmale für die hinter uns liegende, ewig denkwürdige Zeit, nach der Gründung eines Institutes, welches das leider bis jetzt noch nicht vorhandene Gleichgewicht zwischen den gei- stigen und materiellen Interessen der Provinz herzustellen am besten ge- eignet scheint. Würde doch ein solches Institut vor Allem zugleich dazu dienen, den Ruhm der erlauchten Ahnherren Eurer Königlichen Majestät und die Grossthaten der Armee auch in Schlesien zu verbreiten, wo pa- triotische Bildwerke bis jetzt noch fehlen, obschon gerade einer unserer Landsleute, Adolf Menzel, durch lange Entfernung uns leider entfrem- det, seine Kunst vorzugsweise dieser hohen Aufgabe gewidmet hat. Die beträchtlichen Erwerbungen Preussens drohen ohnedies den gei- stigen Schwerpunkt des Königreichs aus seinen alten östlichen Bestand- theilen mehr und mehr westwärts zu schieben; in den neuen Provinzen finden sich Residenzstädte mit reich dotirten und zum Theil altbewährten Kunstinstituten, welche der Preussische Staat nicht umhin kann, auch fernerhin zu erhalten und weiter zu fördern; — soll nun Schlesien, diesen Vorzügen gegenüber, für alle Zukunft nur auf den industriellen Fortschritt an- gewiesen, in geistiger Beziehung aber ein Hinterland deutscherCultur bleiben? Das entspricht sicher dem erhabenen Willen Eurer Königlichen Ma- jestät nicht. Allerhöchstdieselben gehören mit jedem Pulsschlage, jedem Athemzuge dem ruhmreichen Herrschergeschlechte an, welches durch sein Genie, seinen Heroismus und seine hochherzige Hingabe an die höchsten .vaterländischen Interessen die heutige stolze Preussische Monarchie aus kleinen Anfängen herauswachsen liess, und dem auch Schlesien eine reiche Förderung seiner Cultur bereits verdankt. Die Heldenlaufbahn Friedrich’s des Grossen begann mit der Einverleibung Schlesiens in die preussische Monarchie; der unvergessliche erste Aufruf: „An Mein Volk“, der die zeitweise gesunkene Kraft des Staates aufs Neue wach- rief und dem Vaterlande zu glänzender Wiederherstellung verhalf, war von Breslau datirt, — und erst vor wenigen Wochen sind Eure König- liche Majestät Allerhöchstselbst, mit den Lorbeeren des letzten preussi- schen Riesenkampfes geschmückt, an der Spitze Ihrer heldenmüthigen Truppen zuerst durch den hier errichteten Triumphbogen eingezogen. Deshalb werden Schlesien und Breslau dem Herzen Eurer Königlichen der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 38 Majestät niemals entfremdet sein können; nie werden sie zurückstehen, wo ihr edler, hochherziger Monarch seine Gnaden austheilt unter seinen getreuen Unterthanen; nie werden sie es zu beklagen haben, dass ihre höchsten Interessen von Preussens Könige, dem Hauptschirmherrn deutscher Gesittung, weniger gewürdigt werden, als irgend ein Bedürfniss anderer Theile des nach jeder Richtung hin mächtig aufblühenden Staates. Nach Westen hin tritt der erst unter der Herrschaft des glorreichen Hohen- zollern-Scepters ausgebaute Cölner Dom vor die Welt hin und legt ein lautes Zeugniss dafür ab, was ein wohlregiertes, glückliches Volk Grosses, Schönes und Erhabenes zu Stande zu bringen vermag; möge für den Osten ein ähnliches Zeugniss der monumentale Bau der königlichen Academie der bildenden Künste und des Kunst-Museums zu Breslau werden dürfen! Wir haben uns bemüht, die nähere Begrün- dung unseres Projects in der allerunterthänigst beigefügten Denkschrift zu entwickeln. Geruhen denn Eure Königliche Majestät uns Allergnädigst die ehr. furchtsvollste Bitte zu gewähren: ein solches Prachtdenkmal des Sieges und Friedens zum Zweck der Vereinigung von Kunst-Academie und Museum unter einem Dache hier errichten und darauf zählen zu dürfen, dass der Staat die Academie dauernd dotire, zu den Gesammt-Baukosten aber für drei aufeinanderfolgende Jahre 50,000 Thaler beitrage. Wenn ‚dem Project Allerhöchsdero huldvolle Theilnahme zur Seite steht, so kann in längstens fünf Jahren Breslau um eine Zierde reicher sein, die nicht nur der Stadt, sondern auch der ganzen Provinz, ja dem srossen Gesammtvaterlande Preussen neue Ehre und neuen Gewinn un- vergänglicher Art zuführt, zugleich aber auch den schuldigen Dank der Gegenwart für Eurer Königlichen Majestät Allergnädigste landesväterliche Entschliessung mit beredtester Zunge ausspricht und den fernsten Jahr- hunderten in unanslöschlicher Weise überliefert. In tiefster Ehrfurcht ersterben wir als Eurer Königlichen Majestät allerunterthänigste und treugehorsamste, (Folgen 759 Unterschriften.) Breslau, den 6. November 1866, 1 ein bh eg HE RU I ua MD Ne ah ar Irina kann ‚al rn A er "are Br th ibef M > Alan ode io wart test bie. rl Ber CR) ar: aeb. uedatle in ne wol IE “gg 7 1% Bert 2 . i u & oe zaiingeh E , al toi a a sa IA m $ dr Born Re una a: k He ne | u I ec ar | Be JR N EN u zeikni as it daisE‘ hs ger 2 Pi E Bil, & > ia Music been ! ef‘ al lobnr: " K ion Innern Be. N ne ara Bf Is er ie kg ARE ur u Di | TE Bericht über die Thätigkeit der allgemeinen nalurwissenschaftlichen Section der Schlesischen Gesellschaft im Jahre 1866, | abgestattet von Ed. Grube und F. Römer, zeitisen Secretairen der Section. 1. Mathematisch -physikalische Wissenschaften. In der Sitzung am 15. Januar machte Herr Prof. Dr. Galle die neueren Bestimmungen der Entfernung der Erde von der Sonne zum Gegenstande eines Vortrags. Während die relativen Entfernungen der Planeten von der Sonne annäherungsweis schon im Alterthum bekannt waren, und auf das ge- ‚naueste seit der Zeit Keppler’s bekannt geworden sind, kann ein Gleiches nicht von den absoluten Entfernungen gesagt werden, wenn diese nicht 'in Halbmessern der Erdbahn, sondern in irdischen Maassen, z. B. in Meilen ausgedrückt werden sollen. Für die Vorausberechnung des scheinbaren Laufes der Sonne und der Planeten und anderer Himmelserscheinungen werden im Wesentlichen nur jene relativen Entfernungen gebraucht; ohne Nachtheil für diese Berechnungen haben daher die Werthe der absoluten Entfernungen bis in die gegenwärtige Zeit mit einer verhältnissmässig viel grösseren Unsicherheit behaftet bleiben können. Diese Entfernungen hän- sen von der Horizontal-Parallele der Sonne ab, einem sehr kleinen Win- kel von etwa 9 Secunden, der vor Erfindung der Fernröhre nicht ge- messen werden konnte, und bei dem die Feststellung bis auf '/,, Secunde ‘oder bis auf '/,, des ganzen Betrages noch jetzt mit grossen Schwierig- Zt 36 Jahres-Bericht keiten verbunden ist. An der Sonne selbst diesen Winkel genau zu messen, ist: praktisch nicht durchführbar. Man war genöthigt, die Parall- axe der nächsten Planeten, Mars und Venus, zu messen, und mittelst der genau bekannten relativen Entfernungen daraus auf die Sonnen-Parallaxe zu schliessen. Im Jahre 1671 fand man auf diese Weise durch corre- spondirende Mars- Beobachtungen in Cayenne und in Paris die Sonnen- Parallaxe — 9,‘, der Wahrheit bereits sehr nahe, während noch Kepp- ler 1‘ dafür angenommen, also die Sonnen-Entfernung 7 mal zu klein ge- schätzt hatte. Das genaueste Mittel zur Bestimmung der Sonnen-Parallaxe bilden die Vorübergänge der Venus vor der Sonnenscheibe, oder die so- senannten Venus-Durchgänge, bei denen Venus der Erde 3mal näher ist als die Sonne, und wo man ohne Mess-Insfrumente, lediglich aus den Zeiten der Ein- und Austritte an der Sonnenscheibe, das gesuchte Resultat finden kann, wenn Beobachter auf geeigneten Punkten der Erdoberfläche vertheilt sind. Fast alle Regierungen und Academieen Europa’s trafen daher zur Beobachtung der beiden Venus-Durchgänge von 1761 und 1769 die ausgedehntesten Vorbereitungen, und auf beiden Hemisphären waren zahlreiche Beobachter vertheilt. Der Erfolg entsprach besonders 1769 in hohem Maasse den gehegten Erwartungen, und die Sonnen-Parallaxe wurde in die engen Grenzen zwischen 8Y/,” und 9“ eingeschlossen. Eine völlig genaue und erschöpfende Berechnung dieser Beobachtungen wurde erst 50 Jahre später von Eneke ausgeführt, der für die Sonnen-Parallaxe den Werth 8,57116 und damit für die Entfernung der Erde von der Sonne 20,682,329 geographische Meilen fand, welcher Werth seit 40 Jahren allgemein angenommen ist, und worauf seit dieser Zeit alle Angaben über absolute Entfernungen und Grössen der Himmelskörper (mit Ausnahme des Mondes) in den astronomischen Schriften sieh gründen. Inzwischen haben seit etwa einem Jahrzehnt die Verfeinerungen der Theorie wie der Beobachtungskunst zu der Einsicht geführt, dass dieses Resultat, das man zeither bis auf etwa !/,;, des ganzen Betrages für richtig geschätzt hatte, sehr wahrscheinlich mit einem fast zehnfach grösseren Fehler behaftet ist, so dass die Parallaxe um '/,, zu vergrössern, die Sonnen-Entfernung aber um "/,, zu verkleinern, also nahezu gleich 20 Millionen Meilen zu setzen sein wird. Dieser Fehler ist nicht sowohl in den ungenauen Beobach- tungen des vorigen Jahrhunderts, und noch weniger in einer Ungenauig- keit der Enncke’schen Rechnung zu suchen, sondern vornehmlich in der vor 40 ‚Jahren und theilweis noch jetzt unzureichenden Kenntniss der geographischen Lage der damaligen Beobachtungsorte. Drei theoretische und drei Beobachtungs-Resultate der neueren Zeit weisen übereinstimmend auf die Nothwendigkeit der genannten Vergrösserung hin, — Aus dem Einflusse, welchen das Verhältniss der Mond- und Sonnen-Entfernung auf die Monds-Theorie ausübt, folgerte zuerst Hansen die Nothwendigkeit einer Vergrösserung der Sonnen-Parallaxe, und bestimmte dieselbe auf der Sehles, Gesellsch, f, vaterl, Cultur, 37 diesem Wege = 8,9159. Aehnlich kommt bei der Erdtheorie jenes Verhältniss in Betracht, und Le Verrier fand hieraus als zweites Resultat 8,95. Drittens ist für die Venus- und die Mars-Theorie die Annahme einer grösseren anziehenden Erdmasse erforderlich, welche letztere wie- derum von der Sonnen-Parallaxe abhängt, und diese nach Le Verrier —= 8,36 ergiebt. Um diese durch Theorie gefundenen Resultate durch direete Beobachtungen zu prüfen, machte besonders Winnecke in Pul- kowa auf die mit grosser Erdnähe verbundene Mars-Opposition des Jahres 1862 aufmerksam, die demgemäss auch auf der Nord- und Süd-Halbkugel sorgfältig beobachtet, jedoch noch nicht definitiv berechnet worden ist. Fine vorläufige Berechnung von Winnecke gab 3',964, eine andere vollständigere von Stone in England 8,943. Als fünftes Resultat ist eine neue Berechnung des Venus-Durchganges von 1769 von Dr. Powalky in Berlin zu bezeichnen, der mit neueren Längenbestimmungen der Be- obachtungsorte 8,852 fand; die Längenbestimmung eines der wichtigsten damaligen Beobachtnngspunkte in Californien ist bis jetzt noch nicht aus- geführt. Endlich gaben auch noch die neuen Bestimmungen der Licht- Geschwindigkeit von Foucault in Paris, verbunden mit Struve's Be- stimmung der Aberration der Fixsterne, ein Mittel an die Hand, die Sonnen-Parallaxe zu bestimmen, wonach dieselbe = 3,36 gefunden wurde. Das Mittel aus allen 6 Bestimmungen führt nahezu auf die zuerst genannte Hansen ’sche Zahl, die für jetzt als der Wahrheit am nächsten kommend wird betrachtet werden können. — Aus den nächsten Venus- Durchgängen in den Jahren 1874 und 1882, welche Beobachtungs-Sta- tionen in den Süd-Polarläudern erfordern, ist ein Gewinn für diese Unter- suchungen kaum zu erwarten. Es folgen hierauf Venus-Durchgänge erst wieder 121 Jahre später, so dass vor dieser Zeit nur erneute Beobach- tungen des Mars und anderer naher Planeten mit den neueren Hilfsmit- teln als dem Zwecke entsprechend zu erachten sind, und ein bestimmterer Abschluss sich immerhin noch eine Reihe von Jahren verzögern dürfte. In der Sitzung vom 24. Januar sprach Herr Prof. Dr. Sadebeck über den Brocken und die vorjährigen astronomischen und geodätischen Beobachtungen auf demselben. Der Brocken liegt im nördlichen Theile des Harzes, in dem soge- nannten Oberharze, und ist das höchste Gebilde dieses Gebirges. Er hat kegelförmige Gestalt, ist aber viel flacher, als der Zobten und die Schnee- koppe. Von der Ferne gesehen erscheint er bei Weitemn nicht so gross- artig, als die eben genannten schlesischen Berggipfel, was dadurch ver- ursacht wird, dass er allseitig von Vorbergen umgeben wird, welche ihn zu einem grossen Theile verdecken. Erst in einer Entfernung von einigen Meilen überragt er seine Umgebung so, dass man in ihm den Gipfelpunkt 38 Jahres-Bericht des Gebirges erkennt. Am günstigsten zeigt er sich in der Gegend zwi- schen Wolfenbüttel und Halberstadt. Vom Brocken gehen die wichtigsten Wasseradern des Harzes aus, und die Thäler derselben bilden die Zu- gänge zu ihm. Das Bodethal ist unter diesen das grösste, 5 Meilen lang, welches sich von Westen nach Osten hinzieht und an der Rosstrappe, der grossartigsten und schönsten Felsenpartie des Harzes, ausmündet. Nächstdem verdient das Ilsethal hervorgehoben zu werden, welches sieh durch einen vortreffliehen Baumwuchs auszeichnet. Die Ilse entspringt am Osthange des Brockens und bildet eine Reihe von hübschen Wasser- fällen, welche jedoch hinter den Wasserfällen des schlesischen Gebirges an Grossartigkeit weit zurückstehen. Sie haben diesen gegenüber nur den Charakter von Stromschnellen. Am Ausgange des Ilsethales liegt das anmuthige Ilsenburg, der vielbesuchte Sommeraufenthaltsort der Berliner. Von hier führt in diesem Thale eine Kunststrasse bis an den Fuss des Brockenkegels und, nachdem sie dasselbe verlassen hat, in Windungen bis auf den Gipfel des Berges. Der Gipfel des Brockens wird von einem grossen, sanft gewölbten Plateau gebildet, welches etwa so gross als der Ring von Breslau ist. Er ist nicht bewaldet, nur hier und da finden sich verkrüppelte Fichtensträucher, aber kein Knieholz. Mitten auf demselben steht das Brockenhaus, ein massives Hauptgebäude und zwei kleine Ne- bengebäude für Stallung u. s. w. Das Wohnhaus ist mit der Hauptfront nach Osten gerichtet, 12 Fenster lang, und enthält ohngefähr 30 Zimmer zur Beherbergung von Fremden im ersten Stock und in den Bodenräumen. Im Erdgeschosse ist ein grosser Speisesaal, ein Gesellschaftszimmer u. s. w. Die Verpflegung ist ausgezeichnet und steht der auf der Sehneekoppe in Nichts nach. Das Brockenhaus ist im Jahre 1800 vom Grafen Christ. Friedrich zu Stolberg-Wernigerode erbaut worden und hat das Schieksal unseres Koppenhauses gelheilt, indem es schon zweimal abge- brannt ist. Vor demselben steht ein steinerner Aussiehtsthurm von 43 Fuss Höhe. Der Fuss desselben, der höchste natürliche Punkt des Berges, hat eine Seehöhe von 3512 Pariser Fuss. Die Aussichtsweite beträgt etwas über 16 Meilen, d. i. 3 Meilen weniger als auf der Schneekoppe und 3 Meilen mehr als auf dem Zobten. Von den 89 Städten, welche man sehen soll, mögen blos hervorgehoben werden: Wernigerode in NO. an der Ausmündung des 'Thales der Holzemme, in gerader Richtung reich- lich 1'/, Meile entfernt, darüber hinaus, aber schon 4!/, Meilen entfernt, Halberstadt, etwas links und schon ganz nahe am Horizonte Magdeburg, etwas über 10 Meilen entfernt, kenntlich durch die beiden Domthürme, welche man zuweilen, namentlich des Morgens bei Sonnenaufgang, mit blossem Auge sieht. Nach dieser Seite hin ist die Aussicht am beloh- nendsten, denn nach der entgegengesetzten hat man ein buntes Gewirr von Bergen vor sich, zwischen denen nur an einzelnen Stellen kleine Hochflächen mit Dörfern und Städten hervortreten. Fast genau im Süden der Schles, Gesellsch, f, vaterl. Cultur, 39 zeigt sich bei klarem Wetter der Thüringerwald mit dem 14 Meilen ent- fernten Inselsberge, rechts davon der Meissner und noch weiter hin die Porta westphalica. Die Gebirgsart, aus welcher der Brocken besteht, ist Granit (Granitit nach Rose), welcher sich durch grosse Einförmigkeit auszeichnet. Auch die Vegetation bietet wenig Interessantes. Der rothe Fingerhut ist die einzige Pflanze, welche der Brocken und seine nächste Umgebung vor dem schlesischen Hochgebirge voraus hat; dagegen fehlen eine Menge Pflanzen, welche in letzterem allgemein verbreitet sind. Das Clima des Brocken ist milder, als das der Schneekoppe, die mittlere Jahrestemperatur + 1,05°R., also über einen Grad höher, als auf letzterer. Die Witterung hat das Eigenthümliche, dass gute und schlechte Tage in fast gleicher Zahl auftreten und den halbguten nur ein kleines Gebiet übrig lassen. Die Beobachtungen, welche in vorigem Jahre von Herrn General-Lieutenant Dr. Bäyer unter Mitwirkung des Vortragenden aus- geführt worden sind, waren theils astronomischer Art, theils Horizontal- Winkelmessungen. Bei letzteren dienten als Zielpunkte: der Inselsberg, der Seeberg bei Gotha, der Peterberg bei Halle, Magdeburg (nördlicher Domthurm) u. a. Bei ersteren war der Zweck eine scharfe Bestimmung der Polhöhe und der Richtung des Meridians für die mitteleuropäische Gradmessung. Am 14. November hielt Herr Privat-Docent Dr, Friedländer einen Vortrag über die Einwirkung von Chlor und Brom auf Zucker. Die nahezu gleiche chemische Constitution der Kohlenhydrate, die leichte Ueberführung der meisten derselben in Traubenzucker und ihre dadurch documentirte Zusammengehörigkeit haben eine grosse Zahl von Untersuchungen veranlasst, welche bestimmt waren, Anhaltspunkte für die rationelle Constitution dieser Verbindungen zu gewähren. Die Unter- suchungen Linnemann’s, nach welchen Traubenzucker durch direete Aufnahme von Wasserstoff in Mannit übergeht, führten zu der Annahme, dass die Zuckerarten sechsatomige alkoholische Verbindungen wären, eine Annahme, die für den Mannit allerdings sehr wahrscheinlich, für die eigent- lichen Zuckerarten aber noch nicht vollständig bewiesen ist. Der Vortragende suchte durch die Einwirkung des Chlor Substitu- tions- oder Spaltungsproduete des Zuckers zu erzielen, welche über die Constitution desselben Aufschluss geben könnten. Dieselben Versuche sind schon früher in grosser Zahl von Liebig, Malaguti u. A. ange- stellt worden, aber ohne Erfolg; kohlige, humose Massen und eine nicht näher bestimmte organische Säure, welche von den anderen Substanzen nicht zu trennen war, hinderten die weitere Untersuchung. Als der Vor- tragende in eine Zucker-Lösung durch 14 Tage Chlor einleitete, wurde AD“ Jahres-Bericht das Gas anfangs sehr langsam, später energisch aufgenommen; die Lö- sung enthielt nach kurzer Zeit intervertirten Zucker, dann veränderte sich erst der Traubenzucker, später der Fruchtzucker, aber selbst durch vier- zehntägige Behandlung mit Chlor, an dessen Stelle später Brom ange: wendet wurde, wurde nicht aller Zucker zerstört. Wurde die Lösung für sich oder mit kohlensaurem Baryt einge- dampft, so waren die Resultate nicht abweichend von den früher erhal-. tenen. Durch Entfernung des Chlorbaryum durch kohlensaures Sitber- oxyd gelang es indess, ein gut kıystallisirtes Salz, aber in sehr kleiner Menge, zu erhalten; später wurde die freie Salzsäure und’ das gebundene Chlor vorneweg mit Quecksilberoxydul entfernt und dann mit kohlen- saurem Baryt behandelt. Die Lösung wurde ohne weitere Anwendung von Wärme mittelst Alkohol zur Krystallisation gebracht und auf diese Weise ein sehr gut krystallisirendes Barytsalz erhalten, das nach den Untersuchungen Dr. Websky’s im zwei- und eingliedrigen Systeme kry- H,,!0-+3H,0 {2Ba | 15 und sich besonders dadurch auszeichnet, dass es beim Erhitzen ausser- ordentlich stark sich aufbläht. oe stallisirt, die Zusammensetzung C, (C = 1200=16) hat ‚ Die Säure selbst Ca (0, krystallisirt nieht, mit Kalium, Na- a, Baryt, Kalk, Magnesia und Quecksilberoxydul bildet sie gut kıry- stallisirende Salze, meist ohne Wasser; das Silber- und Kupfersalz kry- stallisiren scheinbar nicht. Das Silbersalz ist noch bei 500 maliger Ver- grösserung amorph, aber doppelt brechend, es bildet daher ausserordent- lich kleine Krystalle; das reine Salz in Wasser gelöst und zum Kochen erhitzt, setzt sehr schöne Silberspiegel ab, während die Säure, wenn das Barytsalz mit einem Silbersalze zusammengebracht und selbst mit Ammo- niak erhitzt wird, keine reducirenden Wirkungen ausübt. Unter denselben Umständen reducirt sie Kupfersalze nicht; das reine Kupfersalz aber scheidet nach und nach Kupferoxydul in schönen Krystallen aus. Die Säure ist demnach ein reines Oxydationsproduet des Trauben- und Fruchtzuckers und kann über die rationelle Constitution dieser Zucker- arten keinen Aufschluss geben, doch wird die Formel dieser Zuckerarten, bis jetzt als C,H,,„O, angenommen, wohl verdoppelt und C,,H,, 0,3 seschrieben werden müssen. 2. Beschreibende Naturwissenschaften. Am 2. Mai machte Herr Ober-Bergrath Dr. Websky eine Mikther lung über eine in letzterer Zeit bekannt gewordene der Schles, (esellsch, f, vaterl, Cuitur, 4 sehr auffallende Krystallform des Granates. Während sich die einzelnen Species dieser sowohl in Färbung, wie in chemischer Beziehung sehr mannigfaltigen Mineralgruppe typisch in den Formen des regulären Dodekaöders, des die Kanten desselben abstum- pfenden Leucitoeders und den in die Zone dieser Grenzformen fallenden Achtundvierzigflächnern bewegen, und andere Flächen, wie Würfel und Pyramidenwürfel, nur als äusserste Seltenheiten genannt werden, zeigt ein fleischrothes, derbes Fossil, zuerst von Saemann in Paris als Granat erkannt und von Pisang daselbst analysirt, auf seinen Klüften Krystalle, welche vorherrschend die Form des regulären Oktaöders zeigen; die Ecken desselben sind durch die Flächen des Leueito@ders zugespitzt, die Kanten durch die des Dodekaöders sehr schmal abgestumpft; da aber nur diese schmalen Abstumpfungsflächen allein glänzen, die anderen Flächen matt sind, documentirt sich auch bei diesen Krystallen die typische Be- deutung des Dodekaöders für die Granatgruppe. Die beschriebene Granat-Varietät bildet im Gemenge mit Chlorit untergeordnete Lager in den krystallinischen Schiefern, welche den west- lichen aus Granit bestehenden "Theil der Insel Elba östlich begrenzen. Das vorgelegte Exemplar wurde von Fric in Prag erworben. Derselbe benachrichtiste am 28. November die Section von dem Vorkommen eines höchst seltenen Silber-Erzes, des Xanthokon’s, zu Rudelstadt in Schlesien; drei Exemplare dieses Minerals sind von dem Königlichen Ober-Bergrath Herrn Runge dem mineralogischen Mu- seum der hiesigen Universität zugestellt und das genannte Fossil an den- selben bestimmt worden. Es sind Handstücke eines derben blättrigen Braunspathes, begleitet von chloritischem Ganggestein, welche 50 Lachter unter der Helener Stollensohle, südöstlich vom Neu-Adler Kunstschachte der eonsolidirten Kupferberger Gruben auf dem Silberfirsten-Gange ge- brochen worden sind, einer Lagerstätte, welche zu Anfang dieses Jahr- hunderts einige Anbrüche von gediegenem Silber lieferte und mit der man die nicht unerheblichen Vorkommen von gediegenem Silber, Rothgültigerz und Glaserz in den Bauen der früheren Kupfergrube Friederike Juliane in Zusammenhang bringt; auf Klüften besagten Braunspathes finden sich dendritische Gruppen und deutliche Krystalle von lichtem Rothgültigerz, begleitet von sehr kleinen sechsseitigen Tafeln eines diamantglänzenden, durchsichtigen, pomeranzenfarbigen Minerals von geringer Härte und gleich- farbigem Strich; das Zusammenvorkommen mit liehtem Rothgültigerz und die charakteristische Farbe berechtigen, besagtes Fossil für Xanthokon anzusprechen, eine Species, welche im Jahre 1840 vom Freiberger Mine- ralogen Ober-Bergrath Prof. Dr. Breithaupt an alten Stufen aus dem 42 Jahres-Bericht Bergwerke Himmelsfürst aufgestellt worden ist und abgesehen von Farbe und Krystallform sich vor dem lichten Rothgültigerz durch einen höheren Schwefelgehalt auszeichnet. Anschliessend an diese Mittheilung und bezugnehmend auf seine Be- schreibung des Gangsysteıns von Kupferberg und Rudelstadt in den Schriften der deutschen geologischen Gesellschaft Bd. V. (1853) $. 353, beschrieb der Vortragende die geologischen Verhältnisse der Localität, wo die älteren und neueren Anbrüche der edien Silbererze stattgefunden haben, und zeigte einige Proben derselben, welche aus jener Betriebs- Periode aufbewahrt worden sind, sowie das eine Exemplar, an welchem der obengenannte Xanthokon zu erkennen war. Am 10. Januar machte Herr Prof, Dr. Römer eine Mittheilung über die Auffindung der Posidonomyia Becheri bei Rothwaltersdorf in der Grafschaft Glatz. Man verdankt dieselbe dem um die geognostische Kenntniss des schle- sichen Gebirges schon mehrfach verdienten Herrn Bergmeister Schütze in Waldenburg. Durch ihn wurde dem Vortragenden ein deutliches Exemplar der fraglichen Muschel von der genannten Localität mitgetheilt. Die versteinerungsführenden Schichten von Rothwaltersdorf sind dunkle, auf der Oberfläche sich leicht mit einem braunen Ueberzuge bedeekende Schieferthone, welche den Sammlern von Versteinerungen im schlesischen Gebirge durch die eigenthümliche Mischung von Meeres-Conchylien und Landpflanzen, welche sie einschliessen, wohl bekannt sind. Die marinen Thierreste der Schichten von Rothwaltersdorf sind bekannte Formen des Kohlenkalks, wie namentlich Productus giganteus, Orthis crenistria, Phillipsia Derbyensis und Goniatitites sphaericus. Die Pflanzen sind wohlbekannte Arten der unteren Abtheilung des Steinkohlengebirges, wie namentlich Calamites transitionis. Einige Arten, zu denen die Neuropteris polumorpha Goepp. gehört, scheinen der Localität eigenthümlich zu sein. Wenn nun in diesen Schichten Posidonumyia Becheri vorkommt, so be- weist dies, dass die sogenannte Culm-Bildung, für welehe die genannte Muschel das Haupt-Leitlossil ist, im Alter dem Kohlenkalke wesentlich gleichsteht, und es würde nur noch fraglich sein, ob die Culm-Bildung dem Kohlenkalke überhaupt, oder nur einer gewissen Abtheilung des- selben äquivalent ist. Für die Entscheidung dieser Frage würde einerseits die wichtige Be- obachtung v. Dechen’s (vergl. Verhandl. des naturhistor. Vereins der preuss. Rheinlande u. Westfalens, Jahrg. VII., 1850, S. 201), derzufolge bei Neviges, nordwestlich von Elberfeld, plattenförmige Kalksteine, welche sich als die Fortsetzung der Hauptmasse des Kohlenkalksteines von Ra- tingen darstellen, durch 'Thonschiefer und Kieselschiefer mit Posidonomyia der Schles. Gesellsch. f, vaterl, Oultur, 43 Becheri gleichförmig überlagert werden, zu beachten sein. Andererseits ist auch die Art des Vorkommens der Posidonomyia Becheri in dem eng- englischen Steinkohlengebirge zu berücksichtigen. In England findet sich dieselbe nicht blos in den Culm-Schichten von Devonshire, sondern auch in dem typischen Steinkohlengebirge der mittleten und nördlichen Graf- schaften von England. Der Inoceramus vetustus Sow. ist bekanntlich mit Posidunomyia Becheri identisch. Dieser liegt aber in England überall in Schieferthonen, welche ein constantes Niveau über der Hauptmasse des Kohlenkalks einnehmen. Die Beobachtungen in beiden Ländern scheinen also darauf hinzuweisen, dass das durch Posi lonomya Becheri bezeichnete geognostische Niveau über die Hauptmasse des Kohlenkalkes zu stellen ist, Derselbe legte ein unter eigenthümlichen Umständen in einem Gesteinstück erhaltenes Skelett einer Fledermauss vor, welches für die Bildungsart des oberschlesischen Galmer’s von Interesse ist. Auf einem handgrossen Stücke von gelblich-grauem dichten Dolomit liegen grössere und kleinere eckige Stücke desselben Dolomits, welche mit einer etwa 1 Linie dicken Rinde von gelblich durchscheinendem fein- faserig-krystallinischen Galmei (ZnÖ) überzogen sind und durch diese Rinde zugleich unter sich und mit der Unterlage verkittet sind. Zwischen diesen eckigen Stücken von Dolomit liegen nun die Reste der fraglichen Fledermaus. Namentlich die Knochen der Vorderextremitäten und der Schädel sind erkennbar. Die dünnen langen Fingerknochen ragen zum Theil frei vor, zum Theil sind sie mit einer Rinde von Galmei überzogen und wie überzuckert. Der Schädel ist ebenfalls zum "Theil mit Galmei überzogen. Am Grunde des Schädels hat sich noch ein dieker Büschel von fuchsbraunen Haaren, der ebenfalls zum "Theil mit einer Galmei- Rinde bedeckt ist, erhalten. Grösse und Form des Schädels passen zu Vespertilio murinus L. In jedem Falle liegen hier die Reste einer noch lebenden Fledermaus-Art vor. Das Interesse des Fundes liegt in dem Umstande, dass derselbe ein wenigstens zum Theil sehr jugendliches Bil- dungsalter des Galmei’s beweist, denn eine in die Gesteinklüfie gerathene Fledermaus der Jetztzeit ist hier vom Galmei überzogen worden. Da die ganze Erscheinungsweise des fraglichen Gesteinstückes ganz derjenigen gleicht, wie sie in Oberschlesien die gewöhnliche ist, so hat jedenfalls ein grosser Theil des oberschlesischen Galmei’s die gleiche jugendliche Entstehung mit diesem Stücke gemein. Das bemerkenswerthe Stück wurde auf der dem Herrn Commerzien-Rath von Kramsta gehörigen Galmei- Grube bei Jaworznow im Krakauer Gebiete durch Herrn Berginspektor von Lilienhof entdeckt und von demselben in dankbar anerkannter Liberalität dem mineralogischen Museum der Königl. Universität übergeben. 44 Jahres-Bericht Endlich machte Derselbe Mittheilung von dem Vorkommen mit Quarzsand erfüllter Kalkspath-Krystalle bei Miechowitz, unweit Beuthen, welches ein vollkommenes Seitenstück zu dem bekannten Vorkommen des sogenannten krystallisirten Sandsteines von Fontainebleau bildet. Diese Krystalle wurden schon im Jahre 1864 bei dem Auffahren einer söhligen Strecke in dem obersten Galmei-Lager angetroffen. Sie lagen in einem ganz trockenen weissen Sande, welcher anscheinend eine Kluftausfüllung in dem Muschelkalke bildet und wahrscheinlich der Tertiär- Formation an- gehört. Wie bei Fontainebleau, ist die Form der Krystalle ohne Ausnahme das erste schärfere Rhomboe@der. Meistens sind die !/, bis 1'/, Zoll langen Kıystalle zu mehreren unregelmässig aneinander gewachsen und nicht sel- ten sind Tausende solcher nur mit einzelnen Punkten sich berührender Krystalle zu mehreren Quadratfuss grossen und Y, bis %, Fuss dicken plattenförmigen Aggregaten vereinigt. Ausser diesen unregelmässigen Ver- bindungen der Individuen kommen auch gesetzmässige Verwachsungen der Krystalle zu Zwillingen und besonders Vierlingen vor, welche nach dem Gesetze verwachsen zu sein scheinen, dass zwei Individuen eine Fläche des ersten schärferen Rhomboöäder’s gemein haben. Wenn bei den Krystallen von Fontainebleau der Quarzsand über ?/, und der Kalkspath nur !/, der ganzen Masse beträgt, so wird bei den oberschlesischen Krystallen der Gehalt an Quarzkörnern nicht geringer sein. Dass die Krystallisationskraft der Kalkspath-Substanz sich durch die zwischenliegenden fremdartigen Körper nicht hat beirren lassen, bildet eben das Hauptinteresse dieser Krystalle. Aehnliches ist übrigens auch bei anderen Mineralien und namentlich beim Gyps beobachtet worden. Herr Bergmeister Nehler: in Tarnowitz hatte die vorgelegten Exemplare dem Vortragenden mitgetheilt. Derselbe legte am 2. Mai eine mit Weglassung des Diluviums und Alluviums construirte geognostische Karte des oberschlesich-polnischen Berg-Distrietes vor. Diese Karte ist durch Vereinigung der vier Seetionen Gleiwitz, Königshütte, Loslau und Pless der in der Ausführung begriffenen geogno- stischen Karte von Oberschlesien gebildet. Durch die Weglassung des Diluviums und Alluviums ist der Vortheil gewonnen worden, dass gewisse Formationen, deren Verbreitung in der Wirklichkeit durch die Auflagerung der genannten jüngeren Bildungen schwer zu erkennen ist, hier in dem natürlichen Zusammenhange ihrer ursprünglichen Ablagerung sich dar- stellen. Das gilt im Besonderen von dem oberschlesisch - polnischen Steinkohlengebirge, welches auf dieser Karte zum ersten Male in nnunter- der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 45 brochenem Zusammenhange übersehen werden kann. Die Zusammen- stellung: und Ausführung der Karte nach den durch die geognostische Untersuchung Oberschlesiens bereits gewonnenen Ergebnissen ist ein Ver- dienst des Herrn Bergassesor Degenhardt. ; Derselbe Vortragende legte der Gesellschaft vor: Systeme du centre de la Boheme par Joachim Barrande. 1lere Partie. kecherches paleontologiques. Vol. II. Cephalopodes 2me Serie. Planches 108—-244. 1866 ches lauteur et editeur. Prague. Paris. Dieser stattliche Quart-Band enthält die Fortsetzung der Bearbeitung ‚der Cephalopoden des Silur-Beeckens von Böhmen mit 136 Tafeln nebst ‚Erläuterungen. Derselbe ist dem erst unlängst erschienenen vorhergehen- den Bande, welcher in einer früheren Sitzung der Gesellschaft vorgelegt wurde, so rasch gefolgt, dass für die Vollendung des ganzen Werkes sich daraus die günstigste Vermuthung ergiebt. Den Hauptinhalt des Bandes bildet die Darstellung von 240 Arten der Gattung Cystoceras. Eine Reihe von Tafeln liefert ausserdem Abbildungen von bemerkenswerthen Arten der Gattung Orthoceras. Die nur durch die umfangreichste und an- gestrenglesie Sammelthätigkeit erklärbare Fülle und Mannigfalügkeit des Materials und die Sorgfalt und Treue in der Ausführung der Tafeln sind Vorzüge, durch welche sich der gegenwärtige den früher erschienenen Bänden des grossartigen und bewunderungswürdigen Werkes ebenbürtig anschliesst. Derselbe Redner sprach ferner über das Vorkommen des Leitha-Kalkes in Oberschlesien. Die oberschlesischen Tertiär- Bildungen gehören zu denjenigen des Wiener Tertiär-Beckens und sind wie diese von thoniger, sandiger oder kalkiger Natur. Die Ablagerungen von thoniger Beschaffenheit herrschen vor und entsprechen petrographisch wie paläontologisch gleich vollständig dem unteren Wiener Tegel. Kalkige Ablagerungen, welche dem Leitha-Kalke der Wiener Geologen gleichzustellen sind, kommen seltener vor. Am deutlichsten ist eine solche bei dem 1 Meile südöstlich von Leobschütz gelegenen Dorfe Hohndorf aufge- schlossen. Indem man nach Gyps suchte, traf man hier eine 6 Fuss mächtige Schicht von lockerem weissen Kalkmergel an, welche auf grauem Senonen-Kreidemergel aufruht. Die Hauptmasse des Kalkmergels wird durch wallnussgrosse bis faustgrosse Knollen mit warziger oder traubiger Oberfläche und eoncentrisch-schaliger innerer Structur gebildet. ‚Eben solehe Knollen bilden die Hanptmasse des Leitha-Kalkes im Wiener Becken und sind dort als Organismen erkannt und Nullipora ramosissima genannt worden. Ausserdem enthalten die Hohndorfer Mergel zahlreiche 46 Jahres-Bericht andere wohlerhaltene Versteinerungen. Zu den häufigsten Arten gehören Pecten latissimus var. nodosiformis, eine handgrosse Art, mit starken aus- strahlenden, auf der linken Klappe Knoten tragenden Rippen, Pecten fla- belliformis Defr., Pecten spinulosus (Münster) Goldfuss, Ostrea cochlear Poli, und verschiedene Polythalamien. Die Echinodermen sind namentlich durch Olypeaster grandiflorus Brand vertreten. Als “Seltenheit fand sich einmal auch Conoclypus semiglobus Lam., ein aus den miocänen Schichten der Gegend von Bordeaux zuerst beschriebener Seeigel. Alle diese organi- schen Einschlüsse erweisen gleichmässig das vollständige Gleichstehen der Hohndorfer Mergel mit dem Leitha-Kalk des Wiener Beckens. Der bei der geologischen Aufnahme Oberschlesiens beschäftigte königliche Berg-Eleve Herr A. Halfar hat sich durch das sorgfältige Sammeln der Versteinerungen von Hohndorf ein anerkennenswerthes wissenschaftliches Verdienst erworben. Endlich berichtete Herr Professor Dr. Römer unter Vorlegung ge- eigneter Belegstücke über ein Erzvorkommen bei Chorzow unweit Königshütte, welches aus einem gleich anzuführenden Grunde unter den Hütten- besitzern und Grundbesitzern Oberschlesiens neuerlichst eine nicht unbe- deutende Aufregung verursacht hat. Das fragliche Erz ist ein mangan- haltiger erdiger Brauneisenstein mit zum Theil deutlicher Bohnerzstructur. In einem Teige von erdigem, braunem Eisenoxydhydrat liegen erbsen- grosse bis haselnussgrosse Kugeln oder rundlich-eckige Stücke von glei- cher Farbe. Beim Zerschlagen zeigen diese ziemlich festen Kügelchen eine mehr oder minder deutliche concentrisch-schalige Structur und schwarze oder schwärzlich-graue Farbe. Die dunkele Färbung deutet auf einen Mangangehalt, und in der That haben die bisher ausgeführten Analysen des Erzes übereinstimmend einen ansehnlichen Mangangehalt ergeben. Wegen dieses Mangangehaltes ist nun das fragliche Erz, welches bisher nur als Eisenerz angesehen wurde und Verwendung fand, von einer Seite als Manganerz angesprochen und, da die Manganerze nach dem Berg- gesetze nicht wie Eisenerze ausschliessliches Eigenthum des Grundbesitzers sind, sondern zu den Regalien gehören, dessen Verleihung bei den Berg- behörden nachgesucht worden. Uebrigens sind diese zum Theil 20 Fuss mächtigen Lager von manganhaltigem Brauneisenstein bei Chorzow der Muschelkalk-Bildung und nicht, wie anfänglich angenommen wurde, dem bunten Sandstein untergeordnet. Nach einer in dem ehemischen Laboratorium der königl. Universität durch Herrn Müller, ersten Assistenten des Laboratoriums, Tee Analyse enthält das Erz: der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur, 49 Thonerde!* 7. 4,75 Eisenoxyd . . .„ 34,00 Manganoxydoxydul 18,86 Kieselsäure . . . 32,15 NVaSSEr ME A000 99,76. Der Gehalt an gediegenem Mangan würde nach dieser Analyse 13,4 betragen. In der Sitzung vom 14. November sprach Herr Prof, Dr. Römer über die Auffindung devonischer Kalkstein-Partieen in der Nähe von Siewierz im Königreich Polen. Eine Meile nördlich von der genannten Stadt erhebt sieh bei dem Dörfehen Dziewki ein von Ost nach West streichender, mit Buschwerk bewachsener kleiner Höhenzug, welcher, was zahlreiche an der Öber- fläche umherliegende lose Blöcke und einzelne auf der Höhe des Rückens zu Tage tretende kleine Felsklippen beweisen, aus Schichten eines dun- kelblaugrauen, an der Luft hellgrau ausbleichenden, bituminösen, dichten Kalksteins zusammengesetzt ist. Der Kalkstein ist erfüllt mit Korallen, unter denen sich namentlich Calamopora cervicornis, Cyathophyllum hexago- num, Stromatopora polymorpha und Heliolites porosa bestimmen liessen. Ausser- dem sind gewisse Schichten des Kalksteines mit den Schalen eines grossen Brachiopoden erfüllt, welcher sich nach dem inneren Bau mit Sicherheit als Stringocephalus Burtini feststellen liess. Hiernach steht der Kalkstein dem Kalk von Paffratn bei Köln gleich und gehört in die mittlere Ab- theilung der devonischen Gruppe. Eine zweite kleinere Partie befindet sich bei dem nahe gelegenen Dorfe Nova-Wioska. Ein kleiner mit Wach- holder- Büschen bewachsener Hügel besteht aus dunkelgrauem Dolomit. Derselbe enthält in undeutlicher Erhaltung die fadenförmigen walzenrun- den Stämmchen einer kleinen Calamopora-Art, welche auch in dem Kalke von Dziewki häufig ist. Endlich eine dritte Partie liegt hart neben der Eisenbahn-Station Zawierzie an der Warschau-Wiener Bahn. Ein dunkel- blaugrauer, deutlich krystallinischer Dolomit, demjenigen von Nowa-Wioska ähnlich, steht‘ an dem Bachufer an. Alle drei Partieen liegen in dem Bereiche des in der ganzen Gegend verbreiteten rothen Keuperthons und könnten leicht für Einlagerungen in diesen gehalten werden. Trotz der mehr als 20 Meilen betragenden Entfernung dieser im Gebiete vom Trias- Gesteine inselartig isolirt hervortretenden devonischen Erhebungen von den devonischen Höhenzügen bei Kielee oder dem sogenannten polnischen ‚Mittelgebirge wird man sie doch als äusserste westliche Ausläufer dieses letzteren Gebirges ansehen müssen, da sie fast genau in der westlichen 48 Jahres-Bericht Fortsetzung der Streichungslinie der Kieleer Höhenzüge liegen und da auch die Natur des Kalksteines mit derjenigen gewisser Schichten in die- ser letzteren übereinstimmt. Derselbe Redner theilte ferner weitere Beobachtungen über das Vorkommen mariner Conchylien in den unteren Schichten des oberschlesisch-polnischen Steinkohlenbeckens mit. Früher war von ihm das Vorkommen solcher Reste auf der Carolinen- Grube bei Hohenlohehütte, demnächst ein ganz entsprechendes von der Königsgrube bei Königshütte und endlich ein etwas abweichendes, aber doch unzweifelhaft demselben geognostischen Niveau angehöriges von der Grube „Guter Traugott‘ bei Rosdzin beschrieben worden. Seitdem sind nun auch noch einige andere derartige Fundorte bekannt geworden. Durch den König]. Berg- Inspector Herrn v. Gellhorn in Zabrze, den der Vortragende um Nachfor- schungen in dieser Richtung gebeten hatte, wurden dem V ortragenden im Jahre 1865 in dunkelen diekschieferigen Schieferthon eingeschlossene undeutlich erhaltene, aber doch sicher bestimmbare Conchylien eingesendet, welche von dem Einsender in dem Skalley-Schachte der Königin-Louisen-Grube bei 53 Lachter Tiefe gefunden waren. Unter diesen Conchylien liess sich namentlich Productus longispinus, das häufigste Fossil auf der Carolinen- Grube und auf der Königsgrube, bestimmen. Noch zahlreicher aber finden sich Exemplare einer kleinen Chonetes-Art, welche sich bei näherer Ver- ‚gleichung als eine kleine Form der im Kohlenkalke weit verbreiteten Chonetes Hardrensis Phillips (conf. Davidson: Brit. Carbonif. Brachiop. p. 186, Tab. 47, Fig. 12—18) erwies. Es ist nicht zu zweifeln, dass das geognostische Niveau dieser versteinerungsführenden Schichten bei Zabrze genau dasselbe ist, wie dasjenige der versteinerungsführenden Schichten auf der Carolinen-Grube, auf der Königs-Grube und bei Rosdzin, Während nnn an diesen sämmtlichen Fundorten die Conchylien in dem Schieferthone oder in den von diesem umschlossenen Sphärosiderit- Nieren vorkommen, 30 kommen nun auch noch ein paar Fundorte hinzu, in welchen diese Thierreste in Sandsteinschichten des produetiven Stein- kohlengebirges auftreten. Die eine dieser neuaufgefundenen Localitäten liegt an der von Beuthen nach Neudeck führenden Landstrasse, der Unter- försterei von Koslowagora gegenüber. Theils durch die Gräben der Land- strasse, theils durch einen dicht daneben liegenden Steinbruch sind hier gegen Norden einfallende dünn geschichtete graue Sandsteinschichten auf- geschlossen, von denen einige auf den Schichtllächen mit den Steinkernen und Abdrücken von Schalthieren bedeckt sind. Am häufigsten ist Cho- ‚netes Hardrensis Phillips. Ausserdem wurden Bellerophon Uri und Phillipsia sp. (dieselbe Art, welche in der Schicht Rosdzin häufig ist!) beobachtet. In einem wenige Schritte östlich von der Strasse liegenden kleinen Stein- der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 49 bruche sind hellgraue Sandsteinschichten, welche den Schichten mit ma- rinen Resten augenscheinlich aufruhen, aufgeschlossen, welche Lepidoden- dren und andere bekannte Pflanzenformen des productiven Steinkohlen- gebirges und zwei dünne taube Kohlenflötze einschliessen. Die andere, durch Herrn Berg- Assesor Degenhardt aufgefundene Localität ist ein Eisenbahneinschnitt an der Warschau-Wiener Bahn östlich von dem unweit des grossen Hüttenwerkes von Dabrowa (spr. Dombrowa) gelegenen Dorfe Golonog. Hier stehen Standsteinschichten von ganz ähnlicher pe- trographischer Beschaffenheit wie diejenigen von Koslowagora an. Cho- netes Hardrensis ist auch hier. das häufigste Fossil. Ausserdem wurden auf einem gemeinschaftlich mit Herrn Berg-Assessor Degenhardt im Monat September dieses Jahres ausgeführten Besuche der Localität noch folgende Arten beobachtet: Streptorhynchus (Orthis) crenistria (sehr häufig), Bellerophon Urü, Orthoceras undatum, Phillipsia sp., Littorina obscura son. (?) Die meisten dieser Arten sind solche, welche auch auf der Carolinen- Grube, Königsgrube u. s. w. vorkommen, und es ist nicht zu zweifeln, dass das geognostische Niveau dieser Sandsteinschichten wesentlich das- selbe ist, wie dasjenige der marinen Reste auf der Königsgrube, Carolinen- Grube u. s. w. In jedem Falle weisen-aber auch hier die marinen Thier- reste auf eine untere Abtheilung des Steinkohlengebirges, auf eine wenn nicht völlig flötzfreie, doch unter den mächtigeren Hauptflötzen Ober- schlesiens liegende Abtheilung hin. Von besonderem Interesse ist die Auffindung dieser Schichten mit marinen Resten bei Koslowagora und Golonog für die Bestimmung der Grenzen des oberschlesisch-polnischen Steinkohlenbeckens. Da es jedenfalls Schichten sind, welche der unteren Abtheilung des productiven Kohlengebirges angehören, so wird man auch die nordöstliche Grenze des Kohlenbeckens nicht weit von diesen Punkten vermuthen dürfen. Durch die Auffindung der devonischen Kalkpartieen nördlich und nordöstlich von Siewierz erhält diese Annahme erhöhte Wahrscheinlichkeit. Endlich berichtete derselbe Redner auch noch über die im Laufe des verflossenen Sommers gelungene Auffindung von thierischen und pflanz- lichen Versteinerungen in der über ein grosses Gebiet in Oberschlesien und in den angrenzenden Theilen von Polen verbreiteten, aus braunrothen und bunten Letten mit Einlagerungen von weissen Kalksteinschichten, grauen mürben Sandsteinen, bunten kalkigen Breccien und unreinen Koh- lenflötzen zusammengesetzten Bildung, durch welche die schon früher von dem Berichterstatter behauptete Zugehörigkeit dieser Schichten zum Keu- per zweifellos festgestellt wird. Von besonderer Wichtigkeit ist die Auf- findung von Zähnen der in ihrer Verbreitung ausschliesslich auf den Keu- per und die Lettenkohle beschränkten Fischgattung Ceratodus in der grauen Kalkbreecie von Lissau bei Lublinitz und des Calamites arenaceus in 2: Oo oO grauen 50 Jahres- Bericht Sandsteinschichten der Eisensteinförderungen von Wilmsdorf bei Lands- berg. Der Königl. Berg-Referendar Herr Janik, welcher in dem ver- tlossenen Sommer bei der Aufnahme für die geognostische Karte von Oberschlesien beschäftigt war, hat sich um die Auffindung dieser ent- scheidenden Versteinerungen vorzugsweise verdient gemacht. Am 12. December 1866 sprach Herr Geheimer Medieinal-Rath Prof. Dr. Goeppert über die Tertiärfiora der Polargegenden, anknüpfend zunächst an seine früheren diesfallsigen Untersuchungen, die zum Theil schon bis zum Jahre 1847 hinaufreichen. („Ueber die Tertiär- flora der Polargegenden“, in den Abhandlungen der Schlesischen Gesell- schaft ftir vaterländische Cultur, Abtheil. für Naturw. und Mediein. 1361. Heft 1.) Die ersten näheren Beläge verdankt die Wissenschaft Herrn Adolph Ermann, der bereits im Jahre 1829 in Sedanka in Kamtschatka unter dem 59 — 63° versteinerte Hölzer und auch Blätter, insbesondere an der Mün- dung des Teijils, gesammelt hatte. Redner erkannte unter ihnen Verwandte der Miocänflora des mittleren Europa’s, Juglans acuminata A. Braun, Alnus Kefersteinii und Carpinus-Arten, Taxodium dubium. Später sammelte Th. v. Middendorff in Sibirien unter dem 74° n. Breite in völlig baum- loser Gegend verschiedene fossile, den Coniferen angehörende Hölzer, die ich in seinem Reisewerke beschrieben und abgebildet habe. v. Mercklin bezeichnete ein aus den Braunkohlen Kamtschatka’s stammendes Holz als Cupressinoxylon Breveri. 1861 beschrieb Redner eine Anzahl Pflanzen 1) aus dem nördlichen Grönland bei Anonak etwa im 71° (Dombeyopsis grandi- folia, Seguoia Langsdorfii); 2) aus Island vom 65° (Dombzyopsis, Alnus ma- crophylla, Platanus aceroides und Planera Ungeri, welche mir Herr Kjerulf mitgetheilt hatte); 3) von der Halbinsel Alaschka und den benachbarten . Aleuten oder Fuchsinseln südlich der Behringsstrasse, etwa vom 59° n. Breite; — 1866 eine merkwürdige Cycadee, Zamites arcticus, aus Grönland in Geinitz’ Journ., Jan. 1866, T.]I. Fig. 9. Die fossile Flora der unter No. 3 genannten Aleuten lieferte: Salir Wimmeriana, S. varians und S. #n- tegra, Alnus pseudoglutinosa, Phragmites oeningensis, Taxodium dubium, Sequoia Langsdorfii, Juglans acuminata, Populus balsamoides und P. eximia, sowie eine wahre Osmundacee, wie man bisher im fossilen Zustande noch nicht beobachtete, Osmunda Doroschkiana m. Es ergab sich aus allen diesen Forschungen, dass die erwähnten Fundorte der Miocänformation zuzurechnen sind, insbesondere mit den jüngeren Schichten derselben, wie mit denen von Scehossnitz in Schlesien, den oberen Schichten von Oeningen, Sinigaglia, Mon- tagone in Ober-Italien, sehr übereinstimmen. Wenn wir nun die aus- der Schles. Gesellsch. f, vaterl. Cultur. 51 sedehnte Verbreitung der an den genannten Orten auf den Aleuten, Island, Sibirien und Kamtschatka nachgewiesenen Flora der Miocänformation be- trachten, die sich neueren Forschungen von Lesquereux und O. Heer zufolge auch im westlichen Amerika auf Vancouver-Eiland und Spitz- bergen, ja vielleicht auf andere Inseln des Eismeeres erstreckt, so bestätigt sich die vom Redner schon vor 7 Jahren ausgesprochene Ansicht, dass jene jetzt so unwirthlichen Gegenden sich zur Zeit der Mioeän- periode eines milderen Klima’s zu erfreuen hatten, einer mitt- leren Temperatur von mindestens &—10°, um eine Vegetation zu fördern, wie sie gegenwärtig im mittleren und südlicheren Nordamerika vorhanden ist, deren Flora im Allgemeinen sich mit der der Miocänperiode am näch- sten verwandt zeigt. In Betreff der in obiger Abhandlung erwähnten, dem Redner von dem für die Wissenschaft, seine Freunde und Verehrer noch zu früh verstorbenen Etatsrath Prof. Dr. Forchhammer mitgetheil- ten fossilen grönländischen Pflanzen gilt grösstentheils nur das, was S. 199 darüber mitgetheilt ist. Zu den dort erwähnten Arten treten nur wenige hinzu, wie Taxodium dubium von Ritenbank, Platanus aceroides m., GlIypto- strobus oeningensis und Pleris veningensis von Omenak bei Atanekerdluk in einem brauneisensteinartigen schiefrigen Gestein. Pecopteris borealis Brongn. von Omeynen of Kome (Omeynak), nebst noch einem andern Farnkraut mit schwach sichelförmig gebogenen Fiederblättchen, Pecopteris falcata m., und rundlichen Fruchthäufchen, kommen in einem höchst ubweichend ge- bildeten glimmerreichen Schieferthon vor, den Redner, wenn er ohne weitere Angabe zur Bestimmung vorläge, eher zur productiven Stein- kohlenformation als zu einer jüngeren, geschweige gar tertiären, rechnen würde. Der Fundort verdient gewiss noch eine genauere Untersuchung. Unter den vielen mitgetheilten Proben von fossilen bituminösen und ver- steinten Hölzern und Kohlen, an deren mikroskopischer Untersuchung Redner zur Zeit leider verhindert ist, befindet sich eine geschichtete schwarze Glanzkohle von Omenaksjorelee, No. 611 und 612 der Kopenhagener Sammlung, die der wahren Steinkohle auch insofern gleicht, als ihre Schichten durch Lagen verkohlten, der mineralischen Holzkohle der Stein- kohlenformation ähnlichen Holzes unterbrochen werden, doch zeigt es keine Araucarien-Structur, wie das der Steinkohle, sondern nur die der gewöhnlichen Pinus-Form, Grund genug, sie nicht hierher zu rechnen. Am interessantesten erschien dem Redner das oben erwähnte Vorkom- men einer Cycadee in einem bereits i. J. 1348 von Herrn Rink mitgetheilten, bei Kook (70° n. Br.) gesammelten schwarzen, auch noch Sequoia Langsdorfit enthaltenden Schiefer, die er im 7. Heft von Geinitz und Leonhard N. Journ. ete. p. 131—135 Taf. I. Fig. 9 u. 10 unter dem Namen Zamites arcticus beschrieben und abgebildet hat. Unsere Pflanze allein ist schon im Stande, die obigen Sätze über das einstige wärmere Klima jener hohen Breiten zu bestätigen. 1 53 Jahres-Bericht Ferner legte Derselbe noch vor: 1. Silurischen Geschiebe-Kalk, ähnlich dem von Sadewitz bei Oels, von Schilkowitz bei Stroppen, welcher dort in einiger Ausdehnung vorhanden zu sein scheint. 2. Süsswasserquarz mit undeutlichen Pflanzenresten, gefunden von Dr. Thalheim bei Lorenzberg, Hussinetz und Niklasdorf im Um- kreise von etwa 2 Quadratmeilen bei Strehlen. Die von mir schon vor einigen Jahren nach Fundstücken von Comprachtschütz bei Oppeln beschrie- bene Formation erstreckt sich durch den ganzen Bereich des Falkenberger, Strehlener und Frankensteiner Kreises. Gränzen noch nicht genau be- stimmt. 3. Exemplare des jetzt so viel besprochenen Zozoon canadense, welche Herr Bergrath Dr. Gümbel aus München mir mitgetheilt hatte. Der serpentinreiche krystallinische Kalk von Rothzechau in Schlesien scheint es auch zu enthalten. Derselbe hielt n der Allgemeinen Versammlung der Schlesischen Gesellschaft am 26. Februar 1866 einen Vortrag über Oberschlesiens Zukunft hinsichtlich der Steinkohlenformation, aus welchem wir hier auszüglich den Schluss“) beifügen: Selbstverständlich folgt nun aus diesen Beobachtungen, dass man aus dem Vorkommen der der Steinkohlenformation eisenthümlichenPflan- zengruppen auf das Vorhandensein derselben zu schliessen vermag, daher auch die praktische Bedeutung der Untersuchungen über die fossile Flora, wie ich in einer für Oberschlesien nicht unwichtigen Ange- legenheit vor einigen Jahren zu zeigen Gelegenheit hatte, wovon bald näher die Rede sein soll. Wenn nun auch die gegenwärtig in Betrieb stehenden Kohlenlager Oberschlesiens, wie oben nachgewiesen ward, noch für einen weit grössern Bedarf und für eine sehr ferne Zeit hinreichen, so war es doch von grosser Wichtigkeit, das bis jetzt noch nirgends mit Bestimmtheit erforschte Liegende der gesammten Formation, oder das etwaige Ende derselben genauer kennen zu lernen. Der um die Entwickelung der berg- und hüttenmännischen Industrie Oberschlesiens so hochverdiente Winkler liess zu diesem Zwecke im Jahre 1840 bei Berun bis zu 618 Fuss Tiefe bohren. Man ermittelte durch dasselbe 160—170 Fuss unter der Tiefe des tiefsten gegenwärtigen Betriebes noch Kohlenlager, in einer Tiefe von 493 F. eines von 6 Fuss und in der von 556 F. eines von 3 F., welche sämmtlich noch Kohlensandstein zum Liegenden zeigten. Ich habe damals die Kohlenproben untersucht, sie für ächte Steinkohle er- *) Der Vortrag ist vollständig abgedruckt in den Schlesischen Provinzialblättern pro 1867, April-Heft. der Schles, Gesellsch. £, vaterl. Cultur. 53 klärt und dies auch veröffentlicht. Nichts destoweniger verbrei- tete sich das Gerücht, man habe nur Braunkohle oder überhanpt Kohle jüngerer Formation gefunden. Wahrscheinlich sah man sich nur dadurch veranlasst, nochmals auf 2 Punkten, 2'/, Meilen südwestlich von Berun bei Goczalkowitz und zu Jastrzemb (3 Meilen westlich von Goczalkowitz), auf Salz zu bohren, weil man, im Falle jene Kohle in der That nur Braunkohle war, wohl allenfalls hoffen konnte, darunter noch Salz anzu- treffen, nicht aber, wenn sie zur Steinkohle gehörte, welche Formation nur selten ergiebige Salzquellen enthält. Nachdem im Jahre 1845 und 1846 von Philippi durch Conchylien, von Unger und von mir durch Pflanzen das tertiäre Alter des grossen Wieliezkaer Salzstockes erwiesen worden war, und sich ferner ergab, dass die fossile, von mir bei Katscher gefundene Flora mit der von Wieliezka fast übereinstimmt, hatte ich damals vorgeschlagen, die Bohrungen auf Salz direct im Gypsgebirge bei Katscher oder um Dirschel zu ver- anlassen, und bin auch heute noch der Meinung, dass diess als der geeignetste Punkt zu betrachten sei, wenn man wirklich sich nach der Entdeckung der so überreichen Stassfurther Lager überhaupt veranlasst finden könnte, danach zu suchen. Die eben erwähnten Bohr- versuche wurden also angestellt und fortgesetzt, und zwar nicht ohne Hoffnungen, weil sich alsbald in Jastrzemb schon bei 500 F. Tiefe und später in 467 Fuss Tiefe Soolquellen wahrnehmen liessen; man bohrte weiter, durchlöcherte Kohlenlager, die man ebenfalls wieder für Braun- kohle hielt, in Jastrzemb bis zu 601 F, Tiefe, in Goezalkowitz bis zu 920 F., bis endlich, veranlasst durch die bedeutenden Kosten, die sich auf 30,000 Thlr. beliefen, der damalige Minister von der Heydt unter Einsendung der Bohrproben mich unter dem 11. October und 23. No- vember 1359 ersuchte, zu entscheiden, ob die gefundene Kohle Braunkohle oder Steinkohle sei, von welcher Entscheidung der Fortbetrieb oder die Einstellung der Versuche abhängig gemacht werden sollte. Die Untersuchung nahm natürlich mein grösstes Interesse in An- spruch. Die Kohle der verschiedenen Bohrproben war schwarzglänzend, wie Steinkohle, konnte aber allenfalls der in unteren Tertiärschichten wohl vorkommenden, der Steinkohle im Aeussern nicht unähnlichen, Molassen- kohle angehören. Bald fand ich aber eine wichtige chemische, der Stein- kohle allein zukommende Eigenschaft: das Backen und endlich auch in den einzelnen Kohlenproben mit und ohne Mikroskop fast alle Leitpflanzen der ächten productiven Steinkohlenforma- tion, so dass kein Zweifel übrig blieb, dass sämmtliche Kohlenflötze ineiner Gesammtmächtigkeit von nicht weniger als 16 F. der wahren Kohlenformation angehörten. Die Versuche wurden nun auf Befehl des Ministers unverzüglich, und zwar schon den 24. November 1859 eingestellt, die Bohrlöcher mit den 54 Jahres-Bericht Salzquellen in Privatbesitz übergeben. Somit waren inFolge meiner Berichte die beiden Heilquellen von Goczalkowitz und Jastrzemb begründet, denen bei ihrem Reichthum an Heilstoffen und bei zweckmässiger, durch bedeutende Mittel unterstützter, Leitung gewiss noch eine bedeutende Zukunft bevorsteht. Es trat also hier ein ähnlicher Fall ein, wie einst in Oeynhausen bei Rehme. Auch hier suchte man nach Salzsoole und fand eine Heilquelle, die bekanntlich bereits zu ausserordentlichem Flor gelangt ist. Möge un- seren schlesischen Najaden ein ähnliches günstiges Loos beschieden sein! Wenn also das Bedürfniss nach Erweiterung des gegenwärtigen Koh- lenbergbaues dereinst noch herantreten sollte, ist hier noch eine unbe- rechenbare Fülle dieses trefflichsten aller Brennmateriale vorhanden. Jedoch auch in dem übrigen Kohlenrevier Oberschlesiens haben Ver- suche bereits zu ähnlichen Resultaten geführt. So wurde schon im J. 1841 in der zwischen Königshütte und Beuthen gelegenen Grube Florentine in der Tiefe von 46—47 Lachtern, also nahe an 300 F., ein 184 Zoll mächtiges Kohlenflötz entdeckt. Ebenso sind bereits selbst unter dem Muschelkalk die mächtigen Flötze der Königin Louisengrube zwischen Zabrze, Mickulschütz und Biskupitz mit Bohrlöchern aufgefunden worden, so desgleichen ein 46 zölliges Flötz bei Karb unweit Beuthen, 50 Lachtern nördlich von dem nordöstlichen Lochsteine der Galmeigrube Prinz von Preussen, in 121 Lachtern 61 Zoll Tiefe, also etwa in 812 Fuss. Endlich zeigte auch unser jetziger Oberberghauptmann Herr Dr. Krug von Nidda in einem hier in diesen Räumen am 5. April 1854 gehal- tenen Vortrage (Verhandlungen der Schlesischen Gesellsch. v. J. 1354), dass man selbst unter dem Plateau von Tarnowitz in einer mässigen Tiefe, die noch lohnenden Bergbau gestattete, flach gelagerte Steinkohlen- flötze, vielleicht schon in einer Tiefe von 110 Lachtern, zu erwarten habe, deren Angriff namentlich deswegen von sehr grosser nationaiökonomischer Wichtigkeit sein dürfte, weil dadurch die Vereinigung der Gewinnung von Steinkohlen, Eisenerzen und Kalksteinen, der Materialien zur Eisen- 'erzeugung, in ein und derselben Localität bewirkt werde. So viel ich mich erinnere gelesen zu haben, hat Graf Henckel von Donnersmarck auf Siemianowitz begonnen, dort Bohrversuche anzustellen. Von grösstem technischen wie wissenschaftlichen Interesse erscheint aber der Bohrver- such, welcher auf landesherrliche Rechnung auf der Königsgrube schon seit mehreren Jahren angestellt und erst kürzlich, nachdem man bereits die ungeheure Tiefe von 2000 F. erreicht hatte, vorläufig beendigt wor- den ist. In 680 F. Tiefe durchbohrte man ein 5 Fuss mächtiges Kohlen- lager, in 1044 F, eines von 40 Zoll und endlich noch ein drittes in einer Tiefe von 1711°/, F. von 2!/, F. Mächtigkeit, 1571 F. unter dem gegen- wärtigen Betriebe. Noch ward aber das Ende der Kohlenformation nicht erreicht, denn aus 1959 F. Tiefe brachte man noch einen schiefrigen der Schles. Gesellsch, f. vaterl. Cultur, 55 Sandstein mit Stigmaria jficoides heraus, und zwar von der Form, wie sie nur im productiven Kohlengebirge vorkommt, die sich von der des untern Kohlengebirges oder des Kulm auffallend unterscheidet, den man wohl als das Liegendste der gesammten oberschlesischen Kohlenformation end- lich erwarten konnte. Jedoch sind diese Forschungen natürlich nur von wissenschaftlicher, nieht von praktischer Bedeutung, da wir in Oberschlesien, dessen grösster Tiefbau nur 400—450 F. erreicht, nicht nöthig haben, den Kohlenbedarf in srösseren Tiefen zu suchen, nicht wie in England, wo der Abbau ein- zelner Gruben schon in 1700, ja selbst 2000 F. Tiefe stattfinden muss und die Bergleute ihre Zeit zwischen der Kohlenförderung und Abküh- lung in bereit stehenden Wassergefässen zu theilen haben. Wenn Sie nun, geehrte Herren, erwägen, dass ausser der enormen Kohlenproduction Oberschlesiens fast auf demselben Terrain im J. 1865 noch an 7,917,222 Centner Eisenerze und 5,372,048 Centner Zinkerze, alles zusammen im Werthe von 9 Millionen Thalern, gewonnen worden, so mögen Sie daraus entnehmen, welche ausserordentliche Bedeutung dieser kleine 'T'heil unserer sehönen Provinz für unsern Staat schon jetzt besitzt, die noch lange nicht ihren Höhepunkt erreicht hat. Am 24. October hielt Herr Professor Dr. Ferdinand Cohn einen Vortrag über die Untersuchung der Brunnen in Breslau zur Zeit der | Cholera, welcher in den Abhandlungen der Schlesischen Gesellschaft 1867 mit- getheilt werden wird. In der. Sitzung am 21. März sprach Herr Dr, phil. J. Milde über die Thierwelt Meran’s. Nach einer kurzen Schilderung der Umgebung Meran’s ging der Vor- tragende sogleich zur Betrachtung der Amphibien dieser Gegend über. Unter diesen Thieren sind es namentlich Schlangen und Eidechsen, welche sich am meisten bemerklich machen und sogar zum Charakter der ganzen Gegend beitragen. Unsere norddeutsche Lacerta agilis fehlt hier, sie wird durch ein weit behenderes und noch zierlicher gebautes Thier, die L. muralis Laur., vertreten. Ueberall an Mauern und Häusern, in Wein- gärten, an Felsen trifft man auf dieses lebendige 'Thierchen, welches in der Kletterfähigkeit die Lacerta agilis weit übertrifft. Ich sah sie an einer senkrechten Mauer 2 Stockwerke hinaufkriechen. Abweiehend von un- 'serer norddeutschen Art, lebt sie in grossen Gesellschaften, die in einem beständigen Jagen und Spielen begriffen sind, doch nur bei heiterem 56 Jahres-Bericht Wetter; bei rauher und regnerischer Witterung liegt das Thier ruhig in seiner Höhle. Nicht ganz so häufig ist die viel grössere L. viridis Daud., welche auch sehr gewöhnlich einzeln angetroffen wird und sich nament- lich gern an Wasserleitungen aufhält. In der Schnelligkeit der Bewe- sungen übertrifft sie noch die vorige, steht ihr aber in der Kletterfähig- keit nach. Sie findet sich in vielfachen Abänderungen vor, wie z. B. in der schönen Varietät mento-coerulea Bonap. und der ganz fremdartigen di- lineata Bonap., die ich wiederholt beobachtet habe. L. viridis scheint nicht so bedeutend nach den Höhen vorzudringen, wie L. muralis, die der Vortragende noch am Rande der Seiser-Alp bei wenigstens 4500 F. beob- achtet hat. Aber schon bei 3500 F. findet sich eine dritte Art ein, die L. vi- vipara Jacg., welche in ihrem ganzen Verhalten unserer L. agilis überaus gleicht; dass sie sich aber wirklich langsam bewegen sollte, konnte ich nie beobachten; in Razzes liebt sie besonders die Nähe der hölzernen Wasserleitungen, unter denen sie bei dem geringsten Geräusche ver- schwindet. Von hier geht sie bis an die höchsten Theile der Seiser-Alp, bis 7000 F., wo Redner sie an Dolomittrümmern sich sonnend beobachtete und auch gefangen hat. Um dieser schnellfüssigen Thierchen habhaft zu werden, hat Redner es als höchst empfehlenswerth gefunden, sie mit Vogeldunst zu schiessen. In den allermeisten Fällen sind sie schon durch den Knall so betäubt, dass sie ruhig einen Augenblick sitzen bleiben und ergriffen werden kön- nen, wenn man schnell hinzuspringt. Lacerta viridis auf andere Weise zu fangen, hält ungemein schwer; doch ist ihr Schwanz viel fester gebaut und man kann sie an diesem mit Vorsicht nicht selten nach und nach aus ihrem Versteck herausziehen, wogegen der der L. muralis sogleich abreisst. Den Eidechsen wird von den Schlangen vielfach nachgestellt; während jene den Spinnen, Käfern und andern Insecten nachgehen, schiesst plötzlich eine 5—6 Fuss lange Schlange, die Zamenis Aesculapii, über sie her und sucht sie zu erhaschen. Wird die Eidechse am Schwanze er- fasst, so rettet sie sich oft, indem sie diesen im Stich lässt. Derartig -verstümmelte 'Thierchen erhalten dafür nicht selten 2—3 und noch mehr neue Schwanzenden, wie der Vortragende sich selbst an lebenden Exem- plaren überzeugt hat. Die Aesculap-Schlange ist unter den um Meran vorkommenden Arten bei weitem die häufigste und grösste. Sie kommt ganz schwarz bis licht- gelb vor und findet sich namentlich an sonnigen Abhängen und auf Mauern, wo sie besonders den Eidechsen nachstellt. Weit seltner ist Tropidonotus natriw; unter Steinen findet sich häufig Coronella austriaca Laur. und nament- lich in der Nähe des Wassers Tropidonotus viperinus Schlegel; dieses Thier sieht man sehr gewöhnlich im Wasser; es scheint hier seiner Nahrung nachzugehen. Die Kreuzotter fehlt um Meran ganz und findet sich erst auf den Höhen von Bozen; dagegen kommt die Vipera Redi Gmel. in der der Schles. Gesellsch. f. vaterl, Cultur. 57 Nähe von Meran im Ulten-Thale vor. Vipera Ammodules ist auch nur auf die Gegend um Bozen beschränkt, namentlich soll sie häufig um Schloss Kühbach sein, von wo Redner Spiritus-Exemplare gesehen. Ihm selbst glückte es nicht, sie lebend zu Gesicht zu bekommen. Fängt im Frühjahre Lamium album an zu blühen, dann finden sich sogleich eine Anzahl schöner Hymenoptera ein, unter denen sich nament- lich der grosse schwarz und gelb gebänderte Bombus ligusticus auszeichnet; die dunkelblaue, einer grossen Bremse ähnliche Aylocapa violacea schwärmt in Menge um die Syringa-Gebüsche, und auf Blumen finden sich hier und da Stilbum calens Fab., Chrysis ignita L. und Hedychrum-Arten. Sowie Allium fisutlosum seine Blüthen entwickelt, trifft die riesige Scolia hortorum ein, welche eifrig nach Honigsaft in den Dolden der Zwiebeln sucht. Merkt dieses Thier, dass man ihm nachstellt, so verbreitet es durch eine ausgespritzte Flüssigkeit einen sehr starken Bisamgeruch, wie Redner bei Bozen und in den Giardini publici bei Venedig beobachtete. Ausser- ordentlich reich ist die Gruppe der Ameisen vertreten. Namentlich auf- fallend ist dem Norddeutschen der hier allgemein verbreitete Crematogaster scutellaris Ol., nur vereinzelt zeigt sich Myrmica rubida Ltr., selbst noch um Razzes; nur an sehr heissen Abhängen beobachtete der Vortragende die Colenieen der Oecophthora pallidula Nyl., des einzigen europäischen Genns, welches 4 Geschlechter, Männchen, Weibchen, Arbeiter und Soldaten hat. Unter dem unendlichen Heere der Diptera zieht besonders die Le- bensweise der Larve von Vermileo Degeeri Schin. an. Während aussen um das Wohnhaus herum ‚sich zahllose Trichter eines Ameisenlöwen fanden, lebte zwischen Steinen, im Hausflure selbst, die erwähnte Larve sehr häufig. Kreisförmig zusammengekrümmt lag sie in der Spitze des von ihr bereiteten Triehters von Sand, bereit, jedes kleine Insekt, welches hinabrollte, durch Zusammendrücken zu tödten. Von Hemiptern findet sich unter Steinen aus- nehmend häufig der blutrothund schwarz gezeichnete Harpactor iracundus Deop., Selten Pirates stridulus Fabr., auf blühender Orlaya grandiflora sehr sewöhnlich Graphosoma lineata L., sehr selten Odontotarsus gramineus Fabr. und Ancyrosoma albolineata Fabr. An feuchten Orten sitzt oft zu Hunderten an Kräutern die niedliche Cercopis vulnerata 1llig. Unter den Geradflüglern fallen namentlich Acridium tataricum L. und Mantis religiosa auf, das erstere wegen seiner ungewöhnlichen Grösse und seines vorzüglichen Gesichtes, so dass es ausserordentlich schwer hält, das Thier zu fangen. Die Mantis, bei den Tirolern allgemein „Marinkele‘* genannt, findet man sehr häufig von Juni bis zum September und noch später im Grase herumlaufend, wo das 'Ihier seiner Nahrung nachgeht, die sie zum Theil aus ihren nächsten Verwandten nimmt. In der Ge- fangenschaft frisst regelmässig das viel stärkere Weibchen das Männchen auf, Durch ihre ausserordentliche Menge macht sich Gryllus campestris L. bemerklich, Redner war nicht wenig erstaunt, dieses T'hier auf dem Vogel- 58 Jahres-Bericht markte in Triest in kleinen Bauern, wie einen Singvogel, zum Verkauf ausbieten zu sehen. Auch in Venedig sah derselbe wiederholt in den Strassen die kleinen Drahtbauer mit der armen Feld-Grille aufgehängt. Zu denjenigen Thiergestalten, welche dem Freunde der Natur bei seinem ersten Besuche des Südens am meisten auffallen, gehört unstreitig der Scorpion. Bei Meran ist derselbe sehr häufig, besonders an heissen Abhängen unter Steinen, wo er den ganzen Tag über ruhig auf der dem Boden zugewendeten Seite des Steines aufsitzt, den Schwanz im Bogen auf den Rücken zurückgekrümmt und den Stachel aufwärts gerichtet. Die Nahrung des Thieres besteht aus T'hieren aller Art, die er nur bezwingen kann, aus Asseln, Spinnen, Käfern. Redner fand sogar einmal ein Exemplar, welches an einem riesigen Procrustes coriaceus frass, den es offenbar mit seinem Stachel getödtet hatte. Wälzt man den Stein behutsam um, so bleibt der Scorpion ruhig sitzen und man kann ihn mit Sicherheit, ohne jede Gefahr, am Schwanzstachel anfassen. Er versucht zwar, mit seinen Scheeren zu zwicken; allein es ist nicht einmal im Stande die Haut zu ritzen. Stört man dagegen das Thier, ohne es besonders zu reizen, so läuft es mit gewöhnlich horizontal ausgestrecktem Schwanz mässig schnell vorwärts, von der Hand auf den Arm, ohne auch nur den Versuch zu machen, seinen Giftstachel zu gebrauchen. Nach eigenen Beobachtungen kann versichert werden, dass der Tiroler Scorpion ein ganz harmloses Thier ist, das gewiss erst sticht, wenn es sehr gereizt wird. Der Stich selbst ist nicht gefährlich; man konnte kein einziges zuverlässiges Bei- spiel erfahren, dass sein Stich jemals nennenswerthe Folgen nach sich gezogen habe. Auch in den Häusern findet er sich nicht selten und kriecht des Nachts an den Wänden herum, um seiner Nahrung nach- zugehen. Bekanntlich sind die europäischen ächten Scorpione von den Natur- forschern in mehrere Arten getheilt worden, und schon um Meran hat man Gelegenheit, zwei verschiedene Formen zu unterscheiden, nämlich den Sc. italicus Herbst. und Sc. germanus Schaeff. Den letzteren fand Redner nur an kühleren Lagen und in Höhen bis über 4000‘, so in Verdins im Passeyr und in Razzes am Schlern, wo er das Thier mehrere Male beobachtete, wie es seine weissen Jungen auf dem Rücken trug. Diese Art ist stets viel kleiner, die Glieder des Schwanzes haben keine Kiele, an jedem Brustkamme finden sich höchstens 7 Zähne und an der Unterseite des vierten Tastergliedes finden sich 5 Grübehen, jedes mit einer Borste. — Sc. italicus ist stets grösser, die 5 vorderen Schwanzglieder haben 5 Kiele, an jedem Brustkamme finden sich S—10 Zähne und am vierten Taster- oliede 12 Grübehen, jedes mit einer Borste. In der Gesellschaft beider Arten findet sich nicht selten eine Art Chthonius, ein After-Scorpion, etwa von der Grösse des bekannten Bücher-Sceorpions. Dieses Thier zeichnet sich merkwürdig durch die Art seines Ganges aus, Geht es der Schles. Gesellsch. f. vater]. Cultur. 59 langsam, und dies ist seine gewöhnliche Weise, dann unterscheidet sich seine Bewegung in Nichts von der der meisten Insekten, wird es aber verfolgt, so geht es reissend schnell rückwärts und zwar stets in gerader Richtung. Am 10. Januar berichtete Herr Prof. Dr, Grube im Anschluss an seinen Vortrag über Landblutegel vom 29. November v. J., dass er jetzt durch die Freundlichkeit des Herrn Prof. Peters in den Stand gesetzt sei, Weingeist-Exemplare von ceylo- nischen und luzonischen Landblutegeln mit den australischen (Hirudo lim- bata Gr.) zu vergleichen. Die ceylonischen waren oben wie unten dunkel- braun gefleckt auf gelblich-braunem Grunde, eine mittlere Längsbinde des Kückens und der Seitenwand ohne Flecken, also Schmarda’s Abbildung von H. ceylanica (Annelid. seiner Reise Taf. XVI. Fig. 143b.) ähnlich, die Exemplare von H. tagalla Meyen, von diesem selbst mitgebracht, eines erdfarbig, oben dunkel punktirt und fein gesprenkelt mit feiner schwarzer Längslinie, das andere ohne Zeichnung. Wenn auch bei diesen beiden Arten abweichend von H. limbata die hintere Genitalöffnuung von der vor- deren nicht um 7, sondern um 5 Körperringel, also wie bei unseren Hi- rudines abstand, beide auch an gleicher Stelle gelegen waren, so zeigte sich doch durchaus dieselbe Augenstellung wie bei H. limbata, d. h. die 4 vorderen Augenpaare standen in einem ununterbrochenen Bogen und nur das fünfte war vom vierten durch 2 Ringel getrennt; die Schwanz- scheibe war von dem hinten dickeren Leibe weniger abgesetzt und gra- nulirt, und die Seitenränder des Leibes durchaus nicht schärfer gekerbt, so dass man vielleicht allgemein die Landblutegel an jenen äusseren Charakteren von den andern Hirudines unterscheiden kann. So weit man gegenwärtig die geographische Verbreitung der Landblutegel übersehen kann, erstreckt sie sich von Japan an (nach Kuorr) über Manilla, die Pelew-Inseln (wo sie Semper beobachtet), Java (Thunberg), Sumatra (Marsden), die Gegenden am Himalaya bis nach Ceylon, andrerseits bis nach Süd-Australien; in der neuen Welt sind sie bisher nur in Chili ent- deckt worden (Gay). Die ausführlichsten Nachrichten haben wir über die Ceylonischen durch Hoffmeister, Schmarda und Tennant. Bei Gesunden, sagt letzterer, erzeugen ihre Bisse nur leichte Entzündung und Jucken, aber bei schlechtem Gesundheitszustande können sich, wenn die Wunden durch Reibung gereizt werden, Geschwüre bilden und ein Glied oder selbst das Leben auf dem Spiele stehen. Am übelsten sind die Palankinträger daran, da sie ihre Hände nicht zum Abstreifen dieser Thiere gebrauchen können, die sich zu ganzen Knäulen an ihren Fersen anhäufen; Pferde können dadurch ganz wild gemacht werden, und bei 60 Jahres-Bericht dem Aufstand der Kandyans 1818 haben die Soldaten von dieser Plage ernstlich zu leiden gehabt. Während der trockenen Jahreszeit sind sie wie verschwunden, aber mit den ersten Regengüssen brechen sie aus ihrem Hinterhalt hervor, steigen auf Gebüsche und Bäume, und stürzen sich auf die Vorübergehenden, und da diese im nüchternen Zustande über- aus dünnen Thiere, welche nur die Stärke einer Stricknadel haben, selbst durch die Maschen der Strümpfe dringen, kann man sich nur durch Leder- samaschen einigermassen schützen. Die Eingeborenen schmieren ihren Körper mit Oel, Tabakasche oder Citronensaft ein, welcher letztere wenig- stens den Blutfluss hemmen und zur Heilung der Wunde beitragen soll. In der Sitzung am 28. November legte derselbe Vortragende der Section die „Recherches sur les Bdellodes ou Hirudinees et les Trematodes marins“ von van Beneden und Hesse vor, und sprach über die Blutegel mit Kiemen, namentlich über die Gattung Branchellion und deren von Leydig und Quatrefages auseinandergesetzte Eigenthüm- lichkeiten der inneren Organisation. Diese Thiere, welche parasitisch auf Fischen leben, fallen auf den ersten Blick dadurch auf, dass ihr Körper in zwei sehr ungleiche Abschnitte zerfällt; der vordere bildet einen durch seine Schmalheit und Einfachheit gegen den hinteren sehr abgesetzten Hals, dieser dagegen, merklich breiter, ist jederseits mit einer Reihe von Blättern eingefasst, Athmungsorganen, welche bei allen andern Blut- egeln gänzlich vermisst werden, hier aber an jedem Leibesringel vor- kommen; überdies ist die Endscheibe auf ihrer Innenfläche mit lauter kleinen Haftscheibchen versehen. An dem geringelten Leibe gehören, wie aus der Untersuchung des Nervensystems und verdauenden Canals hervorgeht, immer je 3, bei Hirudo je 5 Ringel zu einem Segment, allein die schleifenförmigen Secretionsorgane, von denen bei Hirudo je 1 Paar in jedem Segment liegt und deren Mündungen also die Zahl der Segmente äusserlich bezeichnen, fehlen bei Branchellion, wo man dagegen jedes dritte Randblatt an der Basis kugelig aufgetrieben findet. Jede solche Auftreibung beherbergt ein herzartiges Organ, eine Aussackung der blut- führenden Seitengefässe, doch soll die Kieme selbst kein Blut erhalten und abgeben, sondern nur mit Lymphe gespeist werden. An dem in jedem Segment ansehnlich erweiterten Darmcanal kann man nicht, wie bei den anderen Blutegeln, Magen und Darm unterscheiden, und er beginnt mit einer freibeweglichen, von einer Scheide umgebenen Rüsselröhre, ähnlich wie bei den Piscicolen und Clepsinen, denen sich Branchellion auch in der Dreitheiligkeit der Segmente anschliesst. Kiefer und Augen fehlen. Die Genital-Oefinungen liegen unmittelbar hintereinander auf der Grenze von Halstheil und Leib. Zu den wenigen Arten dieser Gattung kommt eine neue, die sich in den Sendungen des Herrn Godeffroy findet und aus der Südsee stammt, der Schles. Gesellsch. £. vaterl. Cultur. 61 Br. imbricatum Gr. Sie steht am nächsten Br. scolopendra Dies., hat jeder- seits 32 Kiemenblätter, die eben so wenig als bei diesem buchtig gefal- tete Ränder besitzen, aber nicht gestielt und nierenförmig, sondern sitzend und abgerundet-viereckig oder mehr oval sind, und deren unterer Theil sich so an die Bauchwand legt, dass sie sich dachziegelartig überdecken und man zwischen ihnen in natürlicher Lage nicht wie dort hindurchsehen kann. Ihre absolute Länge beträgt etwa !/, der Leibesbreite, die von ihnen gebildete Randeinfassung erscheint jedoch, da sie schräg nach vorn gerichtet sind, merklich schmäler. Hals und Vorderscheibe zusammen betragen etwa nur Y, der Totallänge, welche 46 mm. ist, die Breite des bandförmigen und an den Enden sehr wenig verschmälerten Leibes ohne die Kiemen 6 mill.e. Die Farbe des Weingeist-Exemplars ist ein grau- liches Weiss, | Beiläufig mag bemerkt werden, dass die in dem obengenannten Werk aufgeführte Saccobdella Nebaliae B. et H., wie schon Leuckart bemerkt hat, mit dem von dem Vortragenden früher beschriebenen Seison Nebaliae identisch ist. Zugleich legte der Vortragende einige noch unbeschriebene Blutegel aus dem nördlichen Neuholland vor, deren Verschiedenheit von den be- kannten, wie bei fast allen diesen Thieren, ausschliesslich auf der Färbung beruht. Zur Gattung Hirudo im engern Sinne zu gehören scheint H. elegans Gr., 34,5 mm. lang, 7,5 mm. breit, olivenfarbig, mit 5 rostfarbigen schwarz- sesäumten Rückenlängsstreifen in ziemlich gleichen Abständen, deren mit- telster jedoch doppelt so breit als die übrigen ist und durch die ganze Länge läuft, während diese erst an den hinteren der 5 Augenpaare be- sinnen. Eine zweite Art, H. novemstriata Gr., könnte wegen der weiten Afteröffnung vielleicht zu Aulacostomum zu zählen sein. Hier sieht man auf olivenfarbenem Grunde 9 schwarze Rückenlängsstreifen, deren 3 mitt lere stärker als die andern nur linearen theils an sich, theils weil sie durch bleichrostfarbene Zwischenräume oder Binden von einander getrennt sind, am meisten in’s Auge fallen. Der Körper ist auffallend gestreckt, 50 mm. lang und nur A mm, breit. Bei beiden Arten ist der Rand bleich gefärbt, der Bauch ungefleckt, die Endscheibe ohne Strahlen. Die dritte Art ist eine nur 12 mm. lange Clepsine, Cl. octostriata mit 2 Augen, deren jetzt fast lehmfarbener Körper auf dem Rücken 8 dunkle braune Längs- streifen und 1 Querreihe kleiner Papillen auf fast jedem Ringel trägt. Die Endscheibe ist mit 5 braunen Strahlen gezeichnet. Am 2. Mai eröffnete derselbe Vortragende die Sitzung mit einigen Bemerkungen über Landplanarien. Wie von den Blutegeln zwar die bei weitem meisten Arten im Wasser leben, einige aber auf dem Lande vorkommen, so giebt es auch unter den 62 Jahres-Bericht Planarien neben den Bewohnern des süssen und salzigen Wassers meh- rere, welche ausserhalb desselben an feuchten Orten auf der Erde leben. Während aber die Landblutegel durch ihre Angriffe auf Menschen und Thiere sich in unangenehmster Weise bemerkbar machen, so dass der Reisende Knox der ceylonischen schon zu Ende des 17. Jahrhunderts sedenkt, entziehen sich die Landplanarien, welche an der Unterseite der Blätter, unter der Rinde fauler Bäume, am Boden unter faulenden Blät- tern und Steinen, ja wohl im Boden selbst ein verstecktes und beschei- denes Dasein führen, trotz ihrer meist bunten Färbung und oft ansehn- lichen Grösse den Blicken minder scharfer Beobachter. Erst dem eifrig in der niedern Thierwelt umherspürenden Zoologen O. Fr. Müller blieb es vorbehalten, von einem solchen Thiere Kunde zu geben (1773); es war seine Fasciola terrestris, eine der kleinsten und unansehnlichsten Arten. Von seiner Entdeckung ward wenig Notiz genommen. Cuvier in seinem Regne animal erwähnt weder der Landblutegel noch der Landplanarien, und es verging ein halbes Jahrhundert, ehe Müller’s Thier wieder ge- funden wurde. Die Planarien oder Plattwürmer des Wassers, die man an ihren Repräsentanten in unsern Teichen und Gräben studiren kann. sind länglich-runde, hinten meist spitzere, und, wovon sie den Namen haben, platte, oft ganz blattförmige weiche Würmchen, welche in ihrer Gestalt wie in mehreren Punkten des inneren Baues den Leberegeln der Schafe ähneln, mit deneb sie Müller noch in eine Gattung brachte. Ohne einen abgesetzten Kopftheil und Körperringelung zu besitzen, wie die Blutegel, doch fast immer mit 2 oder mehreren Aeugelchen am Vor- derrande, auch wohl mit fühlerartigen Hervorragungen versehen, kriechen sie ohne besondere Bewegungsorgane wie die Schnecken auf ihrer Bauch- fläche an Wasserpflanzen und Steinen umher, und nähren sich von kleinen Thieren, die sie mittelst eines plötzlich an der Bauchseite hervortretenden Rüssels verschlingen. Dieser Rüssel führt in eine durch Ausläufer ver- ästelte, verdauende Höhle ohne anderen Ausgang; besondere Repirations- und Cireulationsorgane fehlen, doch ist ihre Haut mit einem Wimperkleide bedeckt. Was man von der Organisation der Landplanarien ermitteli hat, stimmt hiermit überein, sie sind auch Zwitter wie jene, haben jedoch eine viel gestrecktere und wenig platte Gestalt, und erinnern dadurch mehr an die kürzeren unter den Nemertinen, selbst an manche Turbellinen unserer Gewässer; dabei zeigen fast alle mehr oder minder lebhafte Fär- bung oder wenigstens ein sehr ausgesprochenes, in Längsstreifen beste- hendes Muster auf der Oberseite. Durch die verdoppelten Nachforschungen der letzten Jahre hat sich die Zahl der Landplanarien bis auf 37 oder 38 vermehrt, von denen die meisten Süd-, eine Nordamerika, eine Austra- lien (Geoplana Tasmaniana M. u. Sch.), die übrigen Ceylon, Ostindien, China und Japan angehören. Die asiatischen zeichnen sich fast alle durch eine eigenthümliche hammerförmige Gestalt aus, indem sich das Vorder- der Schles, Gesellsch, f. vaterl. Cultur. 63 ende wie ein kurzes Hammereisen verbreitert (Gattung Bipalium Stimps) Eine neue Art dieser Gattung, B. univittatum Gr., welche die Novara- Expedition aus Madras mitgebracht und der Vortragende in den Verhand- lungen des zoologisch-botanischen Vereins in Wien beschrieben hat, wurde der Versammlung vorgelegt. So sehr nun aber die Zahl der bekannten amerikanischen und asiatischen Landplanarien gestiegen ist, so war es in Europa bis vor Kurzem nicht gelungen, ausser der von O. Fr. Müller entdeckten Fasciola (jetzt Rhynchodesmus) terrestris in Europa noch eine zweite zu finden, und selbst jene ist seitdem nur von wenigen Forschern wieder gesehen, von Dug&s im südlichen Frankreich, von Fritz Müller bei Greifswald, von Noll bei St. Goar. Sie fehlt auch Schlesien nicht. Während seines Aufenthalts in Landeck im September 1859 hatte der Vortragende die angenehme Genugthuung, 2 Exemplare derselben unter der lockern Rinde von Baumstämmen zu entdecken, das eine in einer Schlucht bei Voigtsdorf, das leider sogleich zu Grunde ging, das andere am sogenannten Waldtempel bei Landeck. Letzteres, jetzt im zoologi- schen Museum aufbewahrt, konnte er mehrere Stunden beobachten. Ob- wohl dasselbe im gestreckteren Zustande nur 9 mm. lang und 1 mm. breit, also viel kleiner war als die von dem Dänen Müller beschriebenen 6— 8‘ langen T'hiere, so unterliegt es doch kaum einem Zweifel, dass es derselben Art angehört. Es war hellgrau, mit einem Stich in’s Gelb- liehbraune, das mehr bläulichgraue spitze Vorderende erschien oftmals wie durch eine schwache Furche abgesetzt, und trug auf der Rückseite 2 mehr an einander liegende, nicht leicht erkennbare Augen; das weiss- liche Hinterende erschien in der Regel ebenfalls zugespitzt, zuweilen aber auch verdickt und stumpf gerundet. Das drehrunde, unten platte Thier- chen konnte sich merklich strecken und verkürzen und verbreitern, son- derte sehr reichlich einen zähen weisslichen Schleim ab und erinnerte hierdurch, wie durch Gestalt und Farbe an eine kleine Nacktschnecke, die ihre Fühler eingezogen hat, was bereits O. Fr. Müller im Eingang seiner Beschreibung hervorhebt, und worauf hinzudeuten für das Wieder- auflinden dieser interessanten Planarie von Wichtigkeit ist. Die Haut muss von einer gewissen Consistenz sein, da sich bei Biegungen des Kör- pers an der eingekrümmten Stelle unter der Loupe eine leichte Quer- faltung bemerkbar macht; Müller giebt solche bei ansehnlicher Verkür- zung des Körpers an, bei welcher sie dem Vortragenden damals nicht aufgefallen war. Mund und Genitalöffnung liess sich nicht erkennen, wohl aber konnte er sich beim Hineinlegen des Thieres in ein Schälchen mit Wasser durch das Mikroskop an mehreren Stellen des Körpers überzeugen, dass seine Oberfläche mit einem Wimperkleide bedeckt war, was mit der Beobachlung von Fritz Müller an der brasilianischen Geoplana rufiventris übereinstimmt. Ganz vor Kurzem endlich hat Herr El. Meeznikow in und auf der Erde von Blumentöpfen in Giessen eine zweite Landplanarie, 64 Jahres-Bericht Geodesmus bilineatus, entdeckt und genauer untersucht, die auch der Vor- tragende für durchaus verschieden von Fasciola terrestris hält, doch scheint demselben noch fraglich, ob dieses Thier wirklich der europäischen Fauna angehört, und ob es nicht etwa mit Pflanzen von auswärts herüberge- kommen ist. In der Sitzung am 1. August legte Herr Professor Dr, Grube der Section mehrere neue Anneliden aus den Gattungen Eunice, Hesione, Lamprophaös und Travisia mit erläuternden Abbildungen vor. Sie stammten meistens von den Samoa- inseln und aus den reichen Sammlungen des Herrn Godeffroy in Ham- burg. Die Gattung Zunice, deren Kieferapparat den ausgeprägtesten Raub- thier- Charakter verräth, war am zahlreichsten vertreten; fast alle Arten gehörten zu der Abtheilung mit 2 Fühler-Cirren und zweilappigem Stirn- rande. Z. modesta besitzt nur einfache fadenförmige, die winzigen Rücken- eirren an Länge bei weitem übertreffende Kiemen, die erst am 16. Ruder beginnen, auch nur in der verhältnissmässig kleinen Zahl von 43, oder selbst nur 22 Paaren auftreten, und kurze Fühler, deren unpaarer so lang als das Mundsegment; ein vollständiges Exemplar hatte nur 28 mm. Länge und 74 Segmente. Bei allen andern Arten stellten die Athmungs- organe zierliche Kämmchen dar, so bei Z. paueibranchis und bipapillata, beide mit kurzgegliederten Fühlern. Auch die erstere von diesen hat von ihren 140 Segmenten nur 32, welche Kiemen tragen; diese überragen ihren Cirrus nur wenig, beginnen schon am 7. Ruder mit 2 Fädchen, steigen rasch bis auf 9 (am 12. Ruder), und selbst 11 (am 23.), sinken dann aber wieder noch schneller. Der unpaare Fühler ist über zwei Mal so lang als das Mundsegment, die Fühler-Cirren und Rücken-Cirren mehr oder minder undeutlich gegliedert. EZ. bipapillata zeigt so auffallend kurze - Fühler-Cirren, wie sie sonst nirgends beobachtet sind; sie sehen hier nur wie Papillen aus, während sie gewöhnlich fast bis zum Vorderrande des Mundsegments reichen. Sie ähnelt in der kupferbraunen Farbe und dem weissen opalisirenden 5. Segment der EZ. Harassi, doch erhebt sich die Zahl der Fädchen an den Kiemen, die am 4. Ruder beginnen, kaum länger als ihr Cirrus werden und wie dieser weiss aussehen, nur bis 4, so dass sie kaum noch kammförmig zu nennen sind, und erhält sich so vom 8. bis zum 18. Ruder; vom 35. an bis zum Ende des Körpers erscheint die Kieme nur als einfaches Fädchen. Der unpaare Fühler ist pur um die Hälfte länger als das Mundsegment. Diesen entgegen steht E. magnifica mit ungegliederten Fühlern, deren unpaarer die doppelte Länge desselben besitzt. Sie gehört zu den grösseren Arten, da die allein erhaltenen 102 vorderen Segmente zusammen schon über 4° messen, und glänzt in einer der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 65 violetkupferrothen, von weisslichen Fleckchen durchsetzten, prächtig iri- sirenden Färbung; auch bei ihr sind die Kiemenkämmechen nur wenig zu- sammengesetzt und zeigen von der 13. Kieme an meist nur 5, einzelne hintere auch 6 und 7, selbst 8 Fäden, das Auffallende aber ist das späte Auftreten der Kiemen (erst am 22. Ruder). Die Anfangs ansehnlichen, allmählich an Länge abnehmenden Rückeneirren werden schon an der 12. Kieme kürzer als diese. Die von dem Vortragenden als Z. gracilis aufgeführte Zunice der Novara-Expedition, welche ebenfalls in dieser Samm- lung vertreten war, ist nur für eine Varietät der E. antennata Sav. mit deutlicherer Gliederung der Rückencirren zu halten. Endlich ist noch eine grosse Art dieser Gattung mit vierlappigem Stirnrande eingesendet mit dunklerer Färbung als EZ. gigantea, die sich aber sonst in nichts We- sentlichem von dieser unterscheidet. Aus der von den nordischen Meeren ganz ausgeschlossenen Gattung Hesione liegt eine sehr schön gezeichnete und glänzende Art aus Samoa vor: H. genetta. Auf dem rosigen oder blassvioleten Grunde des mit dem Rüssel 30 mm. langen Thieres erscheinen an jedem Segment etwa 5 bis 6 Querreihen kleiner dunkler Rückenfleckchen, von denen die mittleren Reihen fast zu einer Querbinde verfliessen. Auch dem fast quadratischen Kopflappen fehlen die Fleckchen nicht, die Augen sind viel undeutlicher als bei H. pantherina, und man sieht an seinem Hinterrande auch keine deutliche mittlere Einkerbung wie dort. Bei MH. pantherina verschwindet im Weingeist die aus unterbrochenen Längsstreifen bestehende Rücken- zeichnung, die sich bei dieser neuen Art sehr frisch erhalten hatte, übri- gens dürfte sie schwer zu unterscheiden sein. Der längste Fühlereirrus misst 8, der längste Rückencirrus 5,5 mm. Die Zahl der vollständig ausgebildeten Ruder mit Borsten ist wie bei H. pantherina 16, bei der einfarbig grauen H. splendida und H. festiva 17, die Farbe der Borsten wie dort messinggelb, dann folgt noch 1 Paar Cirren ohne Borsten und hierauf 2 Endeirren. Man kann nur 2 kurze einfache Stirnfühler ent- decken. Dies alles bemerkt man ebenso bei einer andern Hesione, die Dr. Fr. Müller aus Desterro eingesandt, und bei der sich auch die Fär- bung vortrefflich erhalten hat, es ist seine H. picta, einerlei mit HA. procto- chonos Schmarda. Auf dem erdbraunen Mittelrücken ‘sieht man 15 auf die Ruder zulaufende weisse Querbinden (beim vordersten Paar fehlt sie), ausserdem erscheint jedes Segment dicht in die Quere weiss liniirt, an den seitlichen Rückenwülsten der Segmente wechseln 2 weisse und 2 braune Flecken ab. Das wie ein breiter Ring abgesetzte Hinterende ist weiss getüpfelt und die ganze Unterseite bleich fleischfarben, der Mittel- streif dicht violet punktirt. Neben dieser Gattung muss eine neue, Lamprophaös, für eine Annelide aus Samoa errichtet werden, welche in dem ganzen Habitus, der Zahl der Augen, Fühlereirren und Ruderpaare mit Hesione übereinstimmt, sich - 9) 66 Jahres-Bericht aber dadurch unterscheidet, dass sie ausser 2 einfachen Fühlern noch 2 äussere zweigliederige an der Stirn und 1 unpaaren einfachen hinteren und zwejästige Ruder, nieht aber die jederseits durch eine Längsfurche abgesetzten Seitenwülste des Rückens besitzt. Bei L. cuprea steht der unpaare Fühler zwischen den hinteren Augen, das obere Bündel enthält haarförmige gekerbte und dicht quergestreifte Borsten, das untere messing- gelbe wie bei Hesione mit langem Sichelanhang versehene Borsten. Der längste Rückeneirrus (der 8.) ist halb so lang als der Leib, der bei 4 mm. Breite 20 mm. misst, ganz dicht quergefurcht in einem unvergleichlichen Glanz und Farbenspiel auf kupferrothem Grunde prangt und nach hinten viel stärker und schneller als nach vorne verjüngt ist. Zum Schluss legte der Vortragende noch eine Travisia ebendaher vor, Tr. elongata, deren dunkelfleischrothe Färbung und nach hinten länger aus- sezogener Körper mit 45 hinter dem Munde gelegenen Segmenten sie von der bisher allein bekannten norwegischen und englischen Tr. oestroides hin- länglich unterscheidet. Der Umstand, dass der grösste Theil des Körpers fest mit Sandkörnchen beklebt ist, macht die Untersuchung des einzigen Exemplars schwierig. Wie es scheint, sind 28 Paar Kiemen, die am 2. Segment beginnen und höchstens eine Länge von 2 mm. erreichen, und an den etwa 13 letzten Segmenten jederseits 2 längere seitliche Pa- pillen vorhanden; die vorderen 13 Segmente sind deutlich dreiringelig, die andern nur zweiringlig, die Borsten sehr zart und haarförmig, jeder- seits in je 2 Bündelchen. Am 24. October theilte Herr Professor Grube die Resultate einer Revision der Buniceen mit, einer Gattung, von welcher bei Herausgabe seiner „Familien der Anneliden“ 1850 nur 10 Arten bekannt waren, während jetzt die Zahl derselben bis auf 60 gestiegen ist, unter denen jedoch die von der Ex- pedition der ‚‚Eugenia‘ mitgebrachten dem Vortragenden nur aus der kurzen Charakteristik Kingberg’s bekannt sind. Um eine so grosse Menge von Formen zu überblicken, bedarf es einer genauen Durcharbei- tung und sorgfältigen Abwägung des Werthes der verschiedenen Merk- male. Eine sichere Basis dafür kann nur aus der Vergleichung mehrerer Individuen, am besten ganzer Altersreihen derselben Art gewonnen wer- den, was bisher nur in seltenen Fällen möglich war. Die früher schon zur Bildung der Hauptabtheilungen benutzten Kennzeichen sind keinen tiefer eingreifenden gewichen, nämlich die Gegenwart oder das Fehlen von 2 Cirren auf dem Rücken des Mundsegments und demnächst die Be- schaffenheit des Stirnrandes, ob er ungetheilt, zwei- oder vierlappig ist- Kinberg erhebt sie zu Gattungskennzeichen, obschon die sonstigen Or- ganisationsverhältnisse keine Abweichungen zeigen. Die bei weitem grösste der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 67 Zahl der Eunicen besitzt einen deutlichen mittleren Einschnitt des Stirn- randes; bei EZ. Bellii Aud. Edw. ist von oben gesehen der Kopflappen zwar ganzrandig, aber auf der Unterseite bemerkt man eine ihn theilende Längsfurche. Die 5 Fühler des Kopflappens sind entweder gegliedert oder einfach, die Glieder entweder kurz und namentlich gegen das Ende hin scharf abgesetzt (rosenkranzförmig) oder gestreckt und weniger deut- lich und zahlreich; die Fühler von letzterer Beschaffenheit sind nicht immer von den einfachen sicher zu unterscheiden. Dasselbe gilt auch von den Fühler-, Rücken- und End-Cirren. Wo Fühlereirren fehlen, hat man bis jetzt nur einfache kurze Fühler- und Rückeneirren beobachtet. Giebt man das Maass der Fühler nach der Zahl der Körpersegmente an, die sie zurückgelegt bedecken, so kommt es darauf an, ob der Kopflappen sanz vorgestreckt oder in das Mundsegment etwas eingezogen war; auch die stärkere oder geringere Contraction des Leibes kann in den betreffen- den Angaben über dieselbe Art Abweichungen hervorrufen; endlich diffe- riren diese Organe mitunter nicht unerheblich in ihrer absoluten Länge; selbst die Fühler eines Paares sind oft ungleich. Von Wichtigkeit ist die Beobachtung, an welchem Ruder die Kiemen zuerst auftreten und mit welchem sie aufhören; das Erstere unterliegt weniger Schwankungen als das Letztere. Bei den meisten Arten beginnen sie, wenn sie anders über- haupt zusammengesetzt werden, schon am 4. bis 6. Ruder, bei wenigen erst hinter dem 11. Ebenso hören sie bei den meisten Arten erst wenige Segmente vor dem Ende oder am Endsegment selbst auf, bei einigen aber schon vor der Mitte des Körpers (z. B. bei E. vivida Stimps, E. Bellü A. et E.). Gesetz ist, dass diese zierlichen, meist kammförmigen Organe einfacher anfangen und aufhören. Die Zahl der Kammzähne oder Fäd- chen steigt jedoch rascher, als sie abnimmt, besonders wenn die Kiemen beinahe bis an das Ende des Körpers vorkommen, und erreicht wohl immer merklich vor der Mitte der Reihe ihr Maximum. Bei der grössten Species, die wir kennen, der Zunice gigantea, welche die Länge unserer einheimischen Schlangen übertrifft, zeigen die Kiemenkämmchen mitunter bis 35, selbst 43 Zähne, wie bei einem Exemplar aus dem Rothen Meer.”) Es scheint ferner die Zahl der Fädchen mit dem Alter zuzunehmen, doch kann sie auch bei gleichgrossen Exemplaren differiren. Sind die Kiemen aber einfacher und treten sie erst spät auf, so unterliegt ihr Erscheinen bedeutenden Schwankungen: sie können ganz einfache Fädchen bleiben oder sich auch wohl gar nicht ausbilden; dies ist der Grund, weshalb *) Die unter demselben Namen aufgeführte Annelide des Adriatischen und Mittelmeers zeigt einige Verschiedenheiten, namentlich beginnen bei den vom Vor- tragenden untersuchten Exemplaren die Kiemen erst am 9. bis 11., bei Exemplaren aus dem Rothen Meer und von den Viti-Inseln schon am 6. Ruder, auch scheint der Leib der ersteren im Verhältniss stärker; man wird aus dieser mittelmeerischen Form wohl eine eigene Art (E. validissima) errichten müssen, 68 Jahres-Bericht man EZ. siciliensis, adriatica und taenia als ebenso viel Arten beschrieben hat, während sie nach der Meinung des Vortragenden zusammenfallen. Besonders zu achten ist auch auf die absolute und relative Länge der Kiemen und kückeneirren. Die Form der Mundtheile und der Borsten und Nadeln, welche die Ruder tragen, kann nur selten zur Art-Unter- scheidung benutzt werden; besondere Erwähnung verdient noch, dass die in einen Haken endenden Nadeln, wie es scheint, immer erst in einiger Entfernung vom Kopftheil neben den geradspitzigen und zwar nur an der unteren Borsten-Gruppe auftreten. | Die prächtige in dem „Ausflug nach Triest‘ vorläufig als Z, violacea beschriebene Annelide hat sich als selbstständige Art (EZ. purpurea Gr.) er- wiesen, da ihre Stirn entschieden nicht 4, sondern 2 Lappen besitzt, die Fühlereirren, was bei der vzolacea nicht der Fall ist, fast den Kopflappen erreichen, die Kiemen, welche hier bis nahe an das Ende des Körpers fort- laufen, früher als bei jener (nämlich etwa vom 17. bis 33. Ruder) ihr Maximum der Zusammensetzung und zwar nur mit 13, bei einem grösse- ren Exemplar mit 18 Fäden erreichen. Neu ist ferner unter den Arten mit zweilappiger Stirn und ungegliederten Fühlern und Fühlerecirren: E. longicornis, von Puerto eabello, 9,5‘ lang, deren unpaarer Fühler bis zum 7. Segment reicht und deren am 6. Ruder beginnende Kiemen am 60. Ruder 23 Fäden (Maximum) und am 145. noch 19 besitzen; am 12. Ruder erreichen die Kiemen die Länge der Rücken-Cirren und über- holen sie dann bald; ferner E. attenuata, aus Brasilien, 9,5‘ lang, scheint am meisten E. prayensis Kbg. zu ähneln, dadurch auffallend, dass ihre Athmungsorgane, die wie bei der vorigen beginnen, schon am 83, Ruder oder bald dahinter aufhören, während das Thier doch an 350 Segmente hat; Maximum 11 Fäden (an Ruder 29), der unpaare Fühler reicht nur bis zum 4. Segment. Ebenso verhält es sich bei E. procera aus Brasilien, auch hier zeigen die Kiemen nicht mehr als 11 Fäden, aber erst zwischen Ruder 59 und 72; sie fangen erst am 22. zu erscheinen an, werden 2 Mal so lang, als ihr Rückeneirrus, und laufen fast bis zum Ende des Körpers fort. E. subdepressa, bei Puerto cabello gefunden, hat höchstens 3- bis 4fädige Kiemen, die aber 3 bis 4 Mal so lang als der Cirrus werden. Auch sie treten erst mit dem 24. Ruder auf und enden noch nicht am 2035. Ruder, wo der Leib abgerissen war; der unpaare Fühler ist noch nicht so lang als das Mundsegment. Einzuziehen ist Z. minuta, die, wie wiederholte Untersuchungen lehren, nichts Anderes als eine junge BE. vit- tata D. Ch. ist, und diese wiederum lässt sich an Weingeist-Exemplaren nicht von EZ. pennata OÖ. Fr. Müll. unterscheiden. In der Sitzung am 24. Januar legte derselbe Vortragende der Section einige interessante Fische der schlesischen Fauna, und zwar Fische aus der Familie der Karpfenartigen, zur Ansicht vor. Zwei derselben der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 69 werden nicht als selbstständige Arten, sondern nur als Bastardformen zu betrachten sein: Cyprinus striatus Holandre (C. Kollarii Heck.) und Abramis Leuckarti Heck. (Abramidopsis Leuckarti Sieb.) Jener, bei unsern Fischen unter dem Namen Karschkarpfen oder Dubelkarpfen bekannt und schon von Börner 1780 in den „ökonomischen Nachrichten der patriotischen Gesellschaft in Schlesien“ beschrieben, ein Bastard von dem gemeinen Karpfen und Karausche, hält, wie Dybowski und v. Siebold nachge- wiesen haben, recht die Mitte zwischen beiden; er besitzt zwar Bärtel am Munde wie der Karpfen, aber sie sind schwächer ausgebildet und die äusseren viel kürzer als bei jenem, die inneren ganz rudimentär oder gar nicht vorhanden. Adramis Leuckarti wird von Professor v. Siebold als Bastard von einem Abdramis und einem Leuciscus, von Walecki in seiner polnischen Fisch-Fauna genauer als Bastard von Brachsen (Adramis Brama) und dem Rothauge (Gardonus rutilus) bezeichnet. Ausserdem legte der Vortragende noch zwei monströse Exemplare des gemeinen Karpfen (Cyprinus carpio) vor, welche sich durch Verkürzung ihres Kopfes aus- zeichnen, eine Missbildung, deren auch Walecki erwähnt. Das eine derselben verdankt das zoologische Museum Herrn Welk aus Kattowitz, es ist ein Spiegelkarpfen; das andere befindet sich schon seit längerer ‚Zeit in der Sammlung und ist noch auffallender, indem sich zwischen Stirn und Schnauze ein seichter Eindruck zeigt und die Stirn ganz auf- getrieben erscheint. Derselbe Vortragende berichtete am 24. October über ein dem hiesigen zoologischen Museum von Herrn Commercien-Rath Schiller ge- machtes sehr dankenswerthes Geschenk, bestehend in einer Reihe ost- indischer, vermuthlich auf einer Reise von Sylhyet nach Kashar gesammel- ter Reptilien und Insecten. Von den Reptilien hob der Vortragende als von mehr oder minder vielseitigerem Interesse hervor und legte vor: Monitor bengalensis Dand., eine dort häufige bis 4’ lange Eidechse, Platy- dactylus guttatus Dand., die grösste Art dieser Gattung und diejenige, von deren Ruf (Gecko oder Tooc-kai) die ganze Familie ihren Namen erhalten hat; Coryphodon Korros D. B. und C©. Blumenbachii D. B., nahe verwandt mit unsern Nattern, wie fast alle Coryphodon sehr ansehnliche Schlangen, welche zwar hinter der bekannten zu derselben Gattung gehörigen nordamerika- nischen Black snake zurückstehen, aber doch eine Länge von 5—6‘ er- reichen, Lycophidion Jaca Shaw, eine überaus zierlich gemusterte Lycodonte, Dipsas Gokool Gray, Bothrops viridis Caup, eine durch ihre lebhafte hell- srüne Farbe unter ihren meist düster gefärbten Verwandten sehr auf- fallende und im Laube der Bäume. lebende Giftschlange (das ansehn- lichste Exemplar misst 27‘, und mehrere zeigen eine deutliche helle, jetzt weissliche Längsbinde auf der untersten Reihe der Rückenschuppen, wie bei B. bilineatus), und die dem Ochsenfrosch an Grösse nur wenig nach- 70 Jahres-Bericht der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. stehende Rana tigrina Daud. — Ueber die von dort eingegangenen Insecten soll noch besonders berichtet werden. In der Versammlung am 10. Januar lenkte Herr Professor Grube die Aufmerksamkeit auf einen bisher in Schlesien noch nicht be- obachteten Wadvogel, den niedlichen Phalaropus platyrrhynchus 'Teemm. (rufus Bechst.). Das vorliegende Exemplar dieses Wassertreters, ein ganz ausgefärbter älterer Vogel, war im Anfang des Juni 1865 bei Grünhübel angetroffen und von Herrn Friderici dem hiesigen zoologischen Garten geschenkt, in dem es mehrere Tage lebte. Die Färbung stimmte mit Naumann’s Abbildung VIII. Taf. 206, Fig. 1 überein, doch war das für das Sommerkleid so charakteristische Rostfarbene, das die ganze Unter- seite wie die Seiten des Halses bedeckt, sanfter und dunkler, auch das . Grau der Flügel düsterer und die rostfarbenen Federränder der Oberseite minder lebhaft. Das Thierchen bewegte sich in seinem unmittelbar in’s Wasser führenden Behälter mit grosser Lebendigkeit und Gewandheit, bald hin und her laufend und seine feinpfeifende Stimme hören lassend, bald schwimmend. Ein Bewohner des hohen Nordens’ der alten wie der neuen Welt und auf dem Meere zu Hause, aber am süssen Wasser brü- tend, ist er schon auf Island selten, im Winter aber auch südlicher an- zutreffen; doch beobachtete Middendorf brütende Pärchen an den Quellen des Stonowoy-Gebirges und auf den shantarischen Inseln (55°), L.v.Schrenk einen jungen Vogel im August an der Mündung des Komar in den Amur (51° 30%), und da der unsere in Schlesien im Juni gefangen ist, lässt sich wohl ebenfalls annehmen, dass er hier habe brüten wollen. — Naumann ist kein einziges Beispiel bekannt, dass man einen in der Mitte von Deutsch- land erlegt habe. Dagegen ist der schmalschnäblige Wassertreter (P%. hyperboreus Bechst.) nach Gloger schon einigemal in Schlesien im Herbst beobachtet und nach J. Tobias’ Angabe auch 1860 in 2 Exemplaren bei Ober-Rengersdorf und ein junges Thier im Herbst eines früheren Jahres am Fuss der Tafefichte geschossen worden. Unser Museum besitzt nur ein Exemplar dieses Wassertreters aus Schweden, weshalb ihm ein schle- sisches sehr willkommen wäre. LI. Bericht über die Thätigkeit der botanischen Section der Schlesischen Gesellschaft im Jahre 1866, abgestattet von Ferdinand Cohn, zeitigem Secretair der Section. In der Sitzung vom 18. Januar 1866 hielt Herr Dr. Milde einen Vortrag über die Morphologie der Equiseten. Der Vortragende erläuterte die anatomische Beschaffenheit und die Bedeutung der Equiseten-Scheide, sowie deren Beziehung zur Stellung der Aeste und zur Fructification. Er ist durch seine Untersuchuugen zu der Ueberzeugung gekommen, dass die Scheide ein Quirl verwachsener Blätter ist, die im fruchtbaren Zustande ihre Früchte auf der Oberseite, im unfruchtbaren Zustande Aeste an ihrem Grunde tragen. Dass die Aeste immer der Scheide angehören, unter welcher sie direct sitzen, kann ma- thematisch und anatomisch bewiesen werden. Hierauf folgte die Erläuterung der Asthülle, eines bisher ganz über- sehenen »Organes der Equiseten. Da jedes Internodium die ihm speciell angehörige Scheide an seinem oberen Ende trägt, so dürfte man am Astgrunde keine Scheide erwarten. In der That weicht die dennoch hier vorkommende Scheide wesentlich von allen übrigen ab. Der Vortragende sieht in ihr eine Hülle, welche dem ganzen Aste und nicht einem ein- zelnen Internodium angehört. 72 Jahres-Bericht Hierauf sprach Herr Cand. philos. Engler über die Verbreitung der Arten des Genus Saxifraga. Schon in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts machte sich das Bedürfniss geltend, die Arten dieser Gattung übersichtlich in Abtheilungen anzuordnen. Die Aufgabe wurde theils von Haworth, theils von Gau- dın und Tausch gelöst. Die Zahl der Gruppen, in welche die jetzt bekannten 230—250 Arten untergebracht werden, beträgt 14. Der Vor- tragende machte darauf aufmerksam, dass diesen Gruppen auch die Ve- getationscentren der Gattung entsprechen, dass auf den einzelnen Gebirgs- systemen auch bestimmte Typen der Gattung entwickelt seien, und dass der auf einem Gebirgssystem entwickelte Typus oft wieder in mehrere Subtypen zerfalle, welche sich auf die einzelnen Hauptabtheilungen der Gebirgssysteme vertheilen. Dies wird besonders an den 98 in Europa vorkommenden Arten erläutert, von denen 89 allein auf die Hochgebirge kommen. Die Zahl der Arten beträgt in den Alpen 41, Pyrenäen 33, Karpathen 26, Balkanhalbinsel 21, Apenninen 19, Süd-Spanien 14, Hoch- Frankreich 13, Skandinavien 11, England 11, Island 10, Sudeten 6, Jura 5. Die Anzahl der eigenthümlichen Arten beträgt in Süd-Spanien 71 pCt., auf der Balkanhalbinsel 42 pCt., in den Pyrenäen 30 pCt., Alpen 24 pCt., Karpathen 20 pCt., Skandinavien 9 pCt., Britannien 9 pCt., Hoch-Frank- reich 8 pCt. Der absolut grösste Reichthum von Arten ist in den Alpen, der relativ grösste auf der pyrenäischen Halbinsel. Die Gebirge Süd- Europa’s sind bei weitem artenreicher, als die Gebirge Nord-Europa’s, und die Zahl der eigenthümlichen Arten mehrt sich, je weiter wir nach Südosten oder nach Südwesten fortschreiten; dagegen findet sich in direct südlicher Richtung vom Alpensystem fast gar keine eigenthümliche Art. Darauf gab der Vortragende einen Versuch, analog den von Ben- tham auf das Vorkommen der Labiaten gegründeten pflanzengeographi- schen Reichen, auch das Vorkommen der Sazxifragae solchen Reichen und Vegetationscentren zu Grunde zu legen, woraus sich eine ziemliche Ueber- | einstimmung mit der Bentham'’schen Eintheilung ergiebt, nämlich: I, Arkti- sche Zone. U. Nördliche gemässigte Zone mit 3 Regionen in Europa: 1) Schottland und die umgebenden Inseln, 2) Skandinavien, 3) Nordruss- land. UI. Gemässigte Zone mit folgenden Regionen: 1) Norddeutschland, Belgien, Frankreich; 2) Pyrenäen und Hoch-Frankreich; 3) Alpensystem: a. eigentliche Alpen, b. Karpathen; 4) Gebirge der griechischen Halb- insel; 5) das spanische Hochland ; 6) die Mediterranregion mit folgenden Vegetations-Centren: a. dem spanisch-afrikanischen, b. dem italienischen, ec. dem griechischen, d. dem kleinasiatischen. Die Vertheilung der ein- zelnen Typen betreffend, so ist besonders hervorzuheben, dass die mit Poren zum Kalkausscheiden versehenen 23 Arten fast sämmtlich dem Alpen- oder Karpathensystem angehören, dass nur 4 davon nach Norden der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 70: vordringen. Es sind in den Alpen am stärksten entwickelt die Typen der S. Cotyledon (Cotyledon Gaud.), 8. oppositifolia (Calliphyllum Gaud.), Bur seriana (Trigonophyllum Gaud.), S. caesia (Ponophyllum Gaud.); dagegen in den Pyrenäen und Hochspanien der Typus der S. muscoides (Dactyloides Tausch pr. p.) und der S$. Airsuta (Hydatica Tausch), welcher letztere mit seiner Entwicklung nach Britannien und Irland reicht; auf den Balkan- sebirgen der Typus der S. media (Kabschia Engler); in Griechenland der Typus der S$. rotundifolia (Micropetalum Tausch); auf den griechischen Inseln und Kleinasien der Typus der S. orientalis (Cymbalaria Nymann). In Nord- europa erreicht der Typus der S. cernua (Lobaria Haworth) sein Maximum ; dagegen sind ausserhalb Europa’s namentlich entwickelt Hydatica Tausch im westlichen Amerika und nordöstlichen Asien; Herculus Tausch auf dem Himalayagebirge. Die aus den vorhandenen Thatsachen entnommenen Resultate von allgemeiner Bedeutung dürften folgende sein: Da auf jedem srössern Gebirgssystem ein Typus des Genus Sazifraga hervorragend ent- wiekelt ist, so ist für gewiss anzunehmen, dass diese Typen dort, wo sie jetzt auftreten, auch entstanden sind, wenn sich auch nicht leugnen lässt, dass einzelne Arten dieser Typen über die ursprünglichen Grenzen hin- ausgegangen sind; namentlich muss man annehmen, dass die meisten der Arten, welche dem Norden und den Alpen gemeinsam sind, von diesen nach Norden gewandert seien. Die einzige Möglichkeit für solche Wan- derungen bietet nur die Eiszeit. Für die von einigen Schriftstellern auf- gestellten Ansichten von der Umwandlung der Arten durch Veränderung ihrer gewohnten Verhältnisse bieten die bei den Saxifragen auftretenden Thatsachen keinen Anhaltepunkt dar.*) Zur Erläuterung der pflanzengeographischen Verhältnisse der Gattung wurden 2 Karten vorgezeigt, auf denen der Versuch gemacht worden war, jene Verhältnisse graphisch darzustellen. In der Sitzung vom 1. Februar 1866 sprach Herr Dr. Stenzel über Zweigstellung bei den Schachtelhalmen. Da an jeder Axe die Blätter regelmässig vertheilt sind und dabei einen tiefgreifenden Einfluss auf den äusseren und inneren Bau derselben haben, so ist es natürlich, dass wir die Stellungsverhältnisse anderer Or- sane an der Axe auf die sicher ermittelten der Blätter beziehen. Während nun bei den Blüthenpflanzen die Zweigknospen fast ausnahmslos in den Blattwinkeln stehen, ist dies bei den Gefäss-Oryptogamen nicht der Fall. Bei den Schachtelhalmen entspringen die Zweige zwischen den zu einer Scheide verwachsenen Blättern und kommen am unteren Rande *) Eine ausführliche Bearbeitung der hier besprochenen Verhältnisse hat der Vortragende inzwischen in der Linnaea 1866 bekannt gemacht. 74 Jahres-Bericht dieser Scheide hervor. Der Gefässbündelverlauf zeigt dagegen, dass ihr eigentlicher Ursprung höher liegt, als der der Blätter, und schon aus die- sem Grunde die Annahme Celakowski’s, sie seien gehobene Axillar- knospen des ein Stengelglied tiefer stehenden Blattquirls, unstatthaft ist, Der Vortragende hatte früher angenommen, sie seien herabgerückte Ad- ventivsprosse der Blätter des über ihnen stehenden Wirtels, und hält die Zulässigkeit einer solchen Auffassung auch noch aufrecht, besonders wegen der Analogie mit den nahe verwandten Farnen. Gegen dieselbe spricht besonders der von Dr. Milde hervorgehobene Umstand, dass die Zahl der Zweige stets der Zahl der Blätter des Quirls, dem sie entspringen, entspricht, und nicht der, oft verschiedenen, Zahl der Blätter des nächst höheren Quirls. Danach scheint es am natürlichsten, die Zweige als den, neben ihnen stehenden Blättern zugehörig anzusehen. Genauere Unier- suchungen des Gefässbündelverlaufs in solchen Fällen, wie sie sich nur an frischen Pflanzen im kommenden Sommer werden gut ausführen lassen, werden die eine oder die andere Ansicht unterstützen. Die Zweige der Schachtelhalme endlich als Axillargebilde der sogenannten Asthülle anzu- sehen, scheint deshalb nicht zulässig, weil diese den Zweig selbst am Grunde umgiebt, was wohl kaum bei einem Tragblatte vorkommen dürfte. Sie ist wohl eher für ein den Knospendeckschuppen vergleichbares, unter- stes Blattgebilde des Zweiges selbst zu halten. Herr Geheimrath Professor Dr. Goeppert übersandte im Namen des Hof-Photographer Herrn Weigelt für das Album der Seetion eine Photographie des neben seinen ausgezeichneten Leistungen in Zoologie und Erdkunde auch um die Botanik verdienten Dr. Agathon Bernstein. welcher am 22. September 1828 in Breslau geboren und am 19. April 1865 während der Rückkehr von einer wissenschaftlichen Expedition nach Neu-Guinea auf der im östlichen Theile der Molucken gelegenen Insel Balanta gestorben ist. Herr Wundarzt Knebel hielt einen Vortrag über Thee und seine Surrogate. Derselbe gab zuerst eine Geschichte des chinesischen Thee’s und seiner 760 in China unterschiedenen Sorten, von denen 20 näher charak- terisirt wurden. Da der Aubau des echten Thee’s (Thea chinensis) auf das östliche Asien beschränkt ist, so haben die übrigen Völker, nament- lich die nordischen, eine grosse Anzahl von Surrogaten in Gebrauch ge- nommen, von denen aus Europa 97, aus Asien 62, aus Amerika 59, aus Afrika 20, aus Neu-Holland 14 aufgeführt werden. Im Ganzen sind 246 Thee liefernde Pflanzen bekannt, welche 60 natürlichen Familien und 134 Gattungen angehören. Die meisten Thee-Surrogate liefern die Rosaceae der Schles. Gesellsch, £. vaterl. Cultur. 75 (33), Labiatae (23), Ilicineae (18), Papilionaceae (15), Compositae (13), Eri- caceae (11), Scrophularineae und Myrtaceae (je 10 Arten). In der Sitzung am 15. Februar machte Herr Oberforstmeister v. Pan- newitz, in dessen Wohnung die Section sich versammelt hatte, Mitthei- lungen 1) über eine neue Art der Verpflanzung der Fichten auf Felsboden, nach den Versuchen des Herrn v. Ehrenthal auf Warten- berg bei Jung-Bunzlau; 2) über das Vorkommen der sogenannten Hasel- erle bei Löwenberg (vielleicht ein Bastard zwischen Alnus incana und ylutinosa, wie ihn Herr v. Uechtritz bei Obernigk gefunden); 3) über einige, 60‘ hohe und 45!/,‘ im Umfang haltende, ca. 50 Jahre alte Bäume von Pinus canadensis in der Nähe des Greitfenberger Bahnhofes; 4) über das Vorkommen eines Taxus-Bestandes im Revier Giersdorf bei Wartha, bis zu 1600° Seehöhe, dessen 3 stärkste Exemplare bei 20‘ Umfang 30’ Scheitelhöhe haben und etwa 350 bis 400 Jahre alt sein mögen; 5) über die Rothfäule nach den neuesten Untersuchungen von Willkomm in 'Tharand; 6) über das neue Werk von Ratzeburg (die Waldverderbniss durch Insecten, 1.). Derselbe demonstrirte mehrere seiner reichen Sammlung neu zu- gegangene Hölzer, und Herr Geheimrath Professor Dr. Goeppert theilte mit, dass die früher nur aus Böhmen bekannte, nach ältern Nach- richten auch in England und Schweden beobachtete sogenannte Schlan- senfichte, deren Tracht an Araucaria imbricata erinnert, nunmehr auch in Schlesien bei Obernigsk, Liegnitz und Brieg gefunden worden sei. Herr Dr. Milde legte ein ausgezeichnet schönes Prachtherbarium der Farne von Madeira, gesammelt von dem Leibarzt der Kaiserin von Oesterreich, Dr. Kumar, vor; die dortige Farnflora enthält 43 Fi- lices (39 Polypodiaceae), 2 Hymenophyllaceae, 2 Ophioglossum, 2 Equisetum, 2 Lycopodium, 2 Selaginella. In der Sitzung am 1. März 1866 gab der Secretair bei Eröffnung derselben der Trauer der Mitglieder über ihren am 25. Februar in Berlin verstorbenen, am heutigen Tage in Breslau beerdigten Freund, den Re- gierungsrath Max Wichura, Ausdruck, über den nachstehende biogra- phische Mittheilungen hier angeschlossen werden: Max Ernst Wichura wurde am 27. Januar 1817 zu Neisse in Preuss.- Schlesien geboren. Seine Schulbildung erhielt er in den Jahren 1830—1836 auf dem Königl. Friedrichs- Gymnasium zu Breslau, wohin sein Vater als Kreisgerichtsrath versetzt worden war. Nachdem er Mi- chaelis 1836 ein glänzendes Abiturienten-Examen bestanden, studirte er Jurisprudenz in Breslau und Bonn; im Jahre 1839 machte er das erste 76 Jahres-Bericht juristische Examen, nicht lange nachher das zweite. Seine praktisch-juri- stische Laufbahn begann er in Breslau an den verschiedenen Dikasterien als Auscultator und Referendarius. Nachdem er in Berlin sein drittes Examen abgelegt, vertrat er die Stelle eines Rechtsanwalts beim Ober- tribunal bis zum Jahre 1849. Im Jahre 1850 wurde er Gehülfe des Staats- anwalts in Ratibor. Vom Jahre 1851 bis Ende 1857 war er Stadtrichter am Stadtgericht zu Breslau. Im Jahre 1858 ging er zum Regierungsfache über, woselbst er die Stelle eines Justiziarius in der Abtheilung für Kirchen- und Schulsachen vertrat; im Febrnar 1859 wurde er zum Regierungsrath bei der Regierung zu Breslau ernannt. Aber wenn auch Wichura durch seinen Beruf von juristischen und Verwaltungsgeschäften, die er mit grosser Gewandtheit und Gewissenhaflig- keit zu erledigen wusste, vollauf in Anspruch genommen wurde, so hing doch die Neigung seines Herzens an der Pflanzenwelt. Schon auf dem Friedrichs-Gymnasium hatte Wichura sich eifrig mit Botanik beschäftigt, wobei die Anregung des damaligen Rectors, jetzigen städtischen Schul- raths Professor Dr. Wimmer, auf ihn bestimmend einwirkte; er nahm fleissig an Schummel’s und Wimmer’s Excursionen Theil; er benutzte von dieser Zeit an fast jede freie Stunde zu botanischen Ausflügen in die nähere und fernere Umgebung von Breslau, wie in die schlesischen Ge- birge, so dass er sich bald eine gründliche Kenntniss der einheimischen Flora erwarb. Während seiner Studienzeit in Bonn war es besonders die Morphologie, die seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm; später dehnte er seine botanischen Studien auf Systematik, namentlich der Moose, sowie mit besonderer Vorliebe und Befähigung auf die mathematischen Verhältnisse des Pflanzenbaues und auf die Gesetze der Bastardzeugung bei den Pflanzen aus. Im Jahre 1846 hatte Wichura zur Vorbereitung für das dritte juristische Examen, wie zur Stärkung seiner Gesundheit mehrere Monate des Sommers zu Ustron in Oesterr.-Schlesien zugebracht, wo er mit dem nunmehr verstorbenen alten, wackern Pastor CarlKotschy ‚freundlichen Umgang pflog; hier entdeckte er zwei der merkwürdigsten Bastardweiden. Im Sommer 1856 machte er in Gemeinschaft der Herren v. Wallenberg aus Breslau und Cederstraehle aus Upsala einen Aus- flug nach den Lulea-Lapmarken, vorzugsweise mit der Absicht, die Weiden- bastarde daselbst in freier Natur zu studiren; er hat die Resultate dieser Reise in der Regensburger Flora für 1859 in äusserst anziehender Weise geschildert. Einige Jahre später widmete er einen Aufenthalt von meh- reren Wochen auf dem Radstädter Tauern dem Studium der alpinen Moose. Die Karpathen besuchte er zu botanischen Zwecken 3 Mal. Die Ergeb- nisse seiner botanischen Forschungen sind vorzugsweise in den Verhand- lungen der botanischen Section der Schlesischen Gesellschaft für vater- ländische Cultur niedergelegt, mit deren Mitgliedern er in freundschaft- lichen Verkehr trat, Hier veröffentlichte er unter andern: Untersuchungen der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 77 über die Richtung der Achsendrehung bei den Zoosporen der Algen und den Infusorien, Beiträge zur Physiologie der Laub- und Lebermoose, über das Verhalten der Laubmoose zum Lichte (über letzteres gab er einen ausführlichen Bericht in den Pringsheim’schen Jahrbüchern), über die Drehungsbewegungen der Blätter (ausführlicher in der Regensburger Flora), über gedrehte Stämme, über Faltung der Keimblätter bei Erodium_ cicu- tarium, über die Zusammensetzung der weiblichen Blüthe und die Stellung der Narben bei den Weiden, über Isolepis Micheliana, über das Blühen, Keimen und Fruchttragen einheimischer Bäume und Sträucher, über künst- lich erzeugte Weidenbastarde, über pseudodiclinische Pflanzen (worunter er die heut als Dimorphismus bezeichnete Erscheinung verstand, deren Vorkommen er zuerst [1859] bei Scabiose und Lytrum nachwies). In Lapland hatte Wichura die seltene Volvocinee Stephanosphaera pluvialis aufgefunden und seine Beobachtungen über deren Entwickelung in Ge- meinschaft mit dem Vortragenden in den Nova Acta Acad. Carol. Leop. veröffentlicht. Für eine Anzahl alpiner Pflanzen im Riesengebirge suchte er deren Abstammung und Einwanderung aus Scandinavien zu begründen. Als im Herbst 1859 die Preussische Regierung eine Expedition zur Erforschung der Ostasiatischen Gewässer aussandte, wurde Wichura auf Antrag der physikalischen Classe der Königlichen Academie der Wissen- schaften zu Berlin derselben als Botaniker beigegeben, mit dem Auftrage, nicht bloss für die preussischen Institute lebende und getrocknete Pflan- zen zu sammeln, sondern auch überall, wo es Zeit und Umstände ge- statten würden, Untersuchungen anzustellen und Beobachtungen zu machen; zur Unterstützung beim Sammeln wurde ihm der inzwischen auch verstor- bene Gärtner Schottmüller beigegeben. Zu dieser Mission war Wi- cehura nicht bloss durch seine wissenschaftliche Befähigung besonders geeignet, es kam ihm auch seine vortreffliche Gesundheit, sowie seine grosse geistige Energie und Ausdauer fördernd zur Hülfe. Wichura be- gleitete die Expedition durch 3 Jahre auf der Fregatte Thetis und be- suchte mit längerem oder kürzerem Aufenthalt Madeira, Rio Janeiro, Sin- gapore, Manilla, China und Japan. Als die Expedition sich nach Siam wandte, trennte sich Wichura von derselben, um einen längeren Auf- enthalt auf Java zu nehmen; von da besuchte er einen Theil von Indien bis zum Himalaya, sowie Ceylon, und kehrte im Sommer 1863 vermittelst der Ueberlandpost über Suez, mit einem Abstecher nach Aegypten und Corfu, in die Heimath zurück. Er hatte alle Gefahren und Beschwerden der langen Reise glücklich überstanden, und auch seine reichen Pflanzen- sammlungen, die mit grosser Sorgfalt eingelegt waren und insbesondere im Bereich der Cryptogamen viele Novitäten enthalten, im besten Zu- stande zurückgebracht. Leider wurden die für die Bearbeitung der Re- sultate einer so wichtigen wissenschaftlichen Expedition erforderlichen Massnahmen von Seiten der Regierung allzu lange verzögert, und so 78 Jahres-Bericht kam es, dass, während die botanischen Sammlungen in Berlin lagen, Wichura im Jahre 1863 wieder in seinen alten Wirkungskreis als Rath bei der Königl. Regierung zu Breslau eintreten und seine Zeit den Ver- waltungsgeschäften widmen musste. Gleichwohl fand er noch Musse, um seine in den Jahren 1852—1859 angestellten Versuche über Erzeugung künstlicher Weidenbastarde in seinem 1865 bei Morgenstern erschienenen Buche ‚‚die Bastardbefruchtung im Pflanzenreich, erläutert an den Bastarden der Weiden“ zum Abschluss zu bringen und dadurch den bedeutendsten Beitrag der neuesten Zeit zur Lehre von den Pflanzenbastarden im All- gemeinen zu liefern. Erst im December 1865 wurde Wichura unter Beurlaubung von der Regierung nach Berlin berufen, um die Bearbeitung seines Reisewerks in Angriff zu nehmen. Mit voller Begeisterung und gewissenhafter Gründlichkeit war er an die schwierige Aufgabe gegangen, als das Schicksal seine Vorbereitungen in unerwartet trauriger Weise unterbrach; am Morgen des 26. Februar, wurde er vor seinem Ärbeits- tische liegend, erstickt an Kohlenoxydgas gefunden; mitten im Nieder- schreiben seines Reiseberichts hatte ihn ein plötzlicher Tod ereilt. So ist von einem grossartigen, mühe- und gefahrvollen Unternehmen Nichts übrig geblieben, als seine während der Reise an seine ihn überlebende Mutter gerichteten Briefe, die von einer scharfen Beobachtungsgabe und einem lebhaften Naturgefühl Zeugniss geben und deren Veröffentlichung wir hoffentlich noch erwarten dürfen. Wichura besass eine sinnige Empfänglichkeit für Poesie und Musik; seine edle, durchaus harmonisch gebildete Natur, die einen festen Cha- rakter mit den liebenswürdigsten Umgangsformen auf das Glücklichste zu verbinden wusste, und seine fast übertriebene Anspruchslosigkeit und Be- scheidenheit hatten ihm in den verschiedensten Kreisen eine grosse Zahl von Freunden gewonnen, denen sein Andenken unvergesslich bleiben wird. Herr R. v. Uechtritz hielt einen Vortrag Ueber neue Arten und Formen der schlesischen Flora. Potamogeton decipiens Nolte. Diese Art, welche von Kabath schon vor Jahren bei Marienau und vom Vortragenden 1861 in Teichen um Radziunz bei Trachenberg gefunden wurde, beobachtete Letzterer im vergangenen Sommer wiederholt in einigen Tümpeln hinter der Ohlauer Vorstadt in ziemlicher Anzahl. Von P. lucens, dem dieselbe am nächsten kommt, unterscheidet sie sich leicht durch die sitzenden, am Rande meist nicht gezähnelten, dabei etwas kleineren Blätter, durch die oberwärts kaum verdiekten Blüthenstiele und eine andere Frucht, welche mehr an P. prae- longus erinnert, der sich aber durch an der Spitze kappig-gefaltete Blätter und sehr verlängerte Fruchtstiele unterscheidet. Ein Bastard beider Ar- ten, wie Nolte meint, der übrigens die hiesige Pflanze für eine Art der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 79 anerkannt hat, kann der P. decipiens nicht sein, da P. praelongus in hiesiger Gegend nicht vorkommt. Veronica Anagallis L. var. V. anagalloides Gussone. Blätter schmal-lanzettlich bis lanzettlich-lineal, ganzrandig, Kapseln länger als der Kelch, wie dieser und die Blüthenstiele überall feindrüsig- weichhaarig. Auf feuchtem Schlamme am Ohlauufer bei der Margarethenmühle in gros- ser Menge ohne die Grundform. Im Süden Europa’s verbreitet, in Nord- deutschland, wie es scheint, noch nicht bemerkt. | Linaria Perezii Gay (nach A. Braun’s und Ascherson’s Be- stimmung). Auf magern Sandfeldern der Steinkohlenformation bei Zabrze in Oberschlesien mit Plantago arenaria, August 1865 (E. Nagel). Eine spanische, übrigens in den botanischen Gärten verbreitete Art, welche bei uns vielleicht in Folge früherer Cultur von Seradella sich angesiedelt hat; als eingeschleppt ist sie auf alle Fälle zu betrachten. Eine schon früher von Gerhard um Liegnitz gesammelte, von Dr. Schneider mitgetheilte Linaria scheint ganz die nämliche Art. Chondrilla juncea L. var. latifolia M. B. (als Art). Obere und mittlere Blätter elliptisch-lanzettlich, nicht lineal, wie bei der gewöhnlichen Form, in deren Gesellschaft sie Redner auf Sandäckern am Schwoitscher Fuchsberge im vergangenen Herbste sammelte. Derselbe bemerkte bei dieser Gelegenheit, dass trotz der völligen Urbarmachung dieser ehe- mals für unsere Localflora elassischen Localität sich ein Theil der ur- sprünglichen Vegetation noch bis jetzt erhalten hat; freilich sind die ein- zelnen Arten seltener und meist nur auf einzelne Feldraine beschränkt, während sie früher zahlreich vorkamen. Es finden sich unter andern noch Phleum Boehmeri, Silene nutans, Cucubalus baccifer, Scabiosa Columbaria «, Thalictrum Jlexuosum, Anthericum ramosum, Geranium sanguineum, palustre, Malva Alcea, Veronica spicata, Verbascum Lychnitis, Solidago, Seseli coloratum, Peucedanum Oreoselinum ete.; Linosyris und Digitalis ambigua scheinen leider völlig verloren. Atriplex littoralis L. Auf Schuttplätzen am Oderufer bei der Paulinenbrücke truppweise. Da diese Art, welche in Ungarn auf Salz- boden des Binnenlandes vorkommt, in Deutschland bisher nur an den Meeresküsten gefunden wurde, so lässt sich mit Sicherheit annehmen, dass sie an obigen Ort nur durch Zufall gelangt ist. Am wahrscheinlichsten ist eine Einschleppung durch Ballast der Oderfahrzeuge, vermuthlich von Swinemünde, dem zunächst gelegenen Standorte; dafür spricht auch noch, dass sich in Gesellschaft der A. Zittoralis zugleich dıe am Seestrande und an Salinen häufige Varietät oppositifolia der A. latifolia vereinzelt vorfand. Die Blüthezeit der A. Zittoralis fällt, wenigstens hier, in eine Jahreszeit, zu welcher die übrigen Arten der Gattung in ihrer Entwicklung noch weit zurück sind, nämlich zu Ausgang des Mai und Anfang Juni. Frucht- reife im August. s0 Jahres-Bericht Verbascum phlomvides > Blattaria G. Gr. In zwei Formen im Hofe der Königl. Universitäts-Bibliothek auf wüsten Plätzen unter den Eltern. Die eine, welche in Tracht und Merkmalen ein ziemlich voll- ständiges Mittelglied zwischen diesen bildet, entspricht dem ebenfalls um Breslau vorkommenden VY. pilosum Döll. (V. thapsiforme >< Blattaria), weicht aber von den von mir um Gr.-Bischwitz und Sibyllenort gesammelten In- dividuen des letzteren durch die büschlig zu 3—5, nicht einzeln oder zu zweien stehenden Blüthen, sowie durch die Form der mittlern stengel- ständigen Blätter ab. — Ein Stock des vorliegenden Bastardes stand da- gegen dem V. Blattaria weit näher, von dem er sich fast nur durch die wenngleich spärlich vorhandene Bekleidung der Blätter und die büsch- ligen sehr kurz gestielten Blüthen unterschied. Beide Formen zeigten normal ausgebildete, obschon zur Zeit der Einsammlung noch nicht völlig reife Kapseln. — Dieser Bastard scheint sehr selten, indem er meines Wissens nur drei Mal, bei Montpellier, Magdeburg und in Niederösterreich beobachtet wurde. Er fand sich an der bezeichneten Stelle in drei Stöcken bei einer ungefähr gleich geringen Anzahl von Individuen der beiden Eltern. Scirpus maritimus L. var. monostachyos Sander. Eisenbahn- ausstiche bei Haidau bei Striegau (J. Zimmermann); auch bereits 1854 um Poseritz bei Jordansmühl vom Vortragenden gefunden. Anderwärts, z. B. in der Provinz Sachsen, ist diese Form, welche nach brietlichen Mittheilungen von Fries mit dessen $. maritimus var. pseudopungens iden- tisch ist, vorzüglich auf Salzboden stellenweise zahlreich. Heleocharis ovata var. Heuseri Uechtritz. Obwohl diese Form in der Tracht von der gewöhnlichen verschieden ist (die kleineren Indi- viduen erinnern an die südliche H. atropurpures Kth.), so bietet sie den- noch durchaus keine zur specifischen Trennung geeigneten Merkmale und stimmt vielmehr im Bau der wichtigeren Organe genau mit der gewöhn- lichen Form überein, von der sie sich durch Folgendes unterscheidet. Die Rasen sind weniger dicht- und reichhalmig, die Halme meist niedriger, mehr auseinander fahrend und öfters bogig gekrümmt; die Aehrchen sind ‚kleiner, mehr rundlich-eiförmig, oft fast kugelig, dabei armblüthiger, von dunkel-schwarzbrauner Färbung, nicht hell-kastanienbraun; die Deck- schuppen besitzen einen schmälern hellen Hautrand. — Der um die Er- forschung der schlesischen Flora verdiente Pastor Heuser, gegenwärtig Prediger in New-Orleans, sammelte diese Form zuerst im Spätherbst 1856 an den Teichen bei Kl.-Krausche bei Bunzlau mit Carex cyperoides, wo sie im vergangenen Herbst nach mehrmaligem vergeblichen Suchen von Lim- prieht wiedergefunden wurde. Vortragender selbst fand sie im Septem- ber 1864 ziemlich zahlreich ohne die Normalform an schlammigen Teich- rändern westlich der Obernigker Försterei, gleichfalls in Gesellschaft von Carex cyperoides, welche überhaupt eine getreue Genossin der Heleocharis ovata zu sein pflegt. der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 81 Gnaphalium uliginosum L. var. G. pilulare Whlg. Durch weichstachlige Achenen von der Grundform verschieden. Um Breslau nicht selten, obschon weniger gemein als die letztere und stets an nassen Plätzen, daher besonders an den Oderufern hin und wieder; am Teiche bei Cosel mit Scirpus Michelianus etc. Die beiden in des Redners Exemplar der schlesischen Centurien ausgegebenen Individuen des G@. uliginosum gehören gleichfalls zu dieser Abart. Hieracium personatum Fries (nach des Autors eigner Bestim- mung). Selten um die neue schlesische Baude; mit H. sudeticum verwandt und bisher nur aus Norwegen bekannt. Potentilla canescens Besser. var. fallax Uechtr. Minus pilosa, foliolis obovatis, versus basin longius cuneatis, dentibus rarioribus (utrin- que 2—3) irregularibus, summis multo majoribus. So leicht es für gewöhnlich fällt, P. canescens und P. argentea zu unter- scheiden, so finden sich, obschon selten, doch auch Formen, bei denen man in dieser Hinsicht auf den ersten Anblick in Zweifel gerathen kann. Eine solche ist die vorliegende, welche ich 1859 bei Volpersdorf unweit Neurode an hohen Wegrändern sammelte, indem sie die Blattform der P. argentea mit den sonstigen Merkmalen der P. canescens verbunden zeigt. Bei letzterer Art sind die Blättehen länglich-lanzettlich, am Grunde kurz keilig-verschmälert, nach der Spitze hin wenig verbreitert und fast am ganzen Rande beiderseits mit 4—6 ziemlich gleichgrossen und wenig über die Mitte der Blattfläche eindringenden Kerbzähnen versehen. Bei der Varietät fallax dagegen sind die Blättehen, wie bei P. argentea, mehr läng- lich-verkehrteiförmig, daher gegen die Spitze am breitesten; gegen die Basis sind sie länger keilig-verschmälert und nur etwa bis zur Mitte mit wenigen (beiderseits meist mit 3) ungleichen Einschnitten versehen, von denen die obersten am tiefsten (bis über 2, der Blattfläche) eindringen und nicht selten wieder mit kleinen Zähnen versehen sind. Dass diese Form indessen nicht zu P. argentea gerechnet werden darf, wie manche Botaniker glaubten, beweisen die übrigen Kennzeichen, in denen sie mit P. canescens völlig übereinstimmt. Die Blättehen sind wie bei dieser am Rande ziemlich flach, auch getrocknet kaum umgerollt, ihre Unterseite ist dünn graufilzig und wie der Stengel mit zerstreut stehenden langen Haaren bekleidet, obschon diese weniger zahlreich sind, als bei der typischen P. canescens. Die Gestalt, Grösse und Bekleidung der Köpfchen ist genau wie bei dieser, auch sind die Samen deutlicher runzlig als bei P. argentea. Die Kelchzipfel sind fast gleichgestaltet, deutlich nervig, sämmtlich all- mählich in eine ziemlich lange Spitze verschmälert. Farbe der Kronblätter lebend hell-eitrongelb. Man könnte. versucht sein, in dieser Form eine Bastardbildung zu vermuthen, zumal angeblich (nach Schönheit’s Flora von Thüringen) zwischen P. argentea und P. canescens Hybride in Böhmen und im Elsass beobachtet worden sind. An dem Standort bei Volpersdorf 6 82 Jahres-Bericht hat Vortragender indessen nur die vorliegende Form ohne P. argentea und P. canescens in ziemlicher Menge beobachtet; die echte P. canescens fand er erst wieder im angrenzenden böhmischen Terrain bei Schönau und Braunau. Uebrigens ist die Pflanze, welche Vortragender aus dem nörd- lichen Böhmen als P. argentea >< canescens erhalten habe, gewiss kein Ba- stard, sondern nur eine robuste, stark weissfilzige P. argentea, wie sie allenthalben vorkommt. Potentilla silesiaca (species nova). Nachdem es sich durch die Untersuchungen von F. Schultz und P. Müller in neuerer Zeit heraus- gestellt hat, dass unter der am Mittelrheine für Potentilla collina Wibel gehaltenen Pflanze verschiedene echte Arten inbegriffen wurden, von denen indessen keine mit der in Ostdeutschland als P. collina bezeichneten Form, unsrer P. Guentheri, Pohl identisch ist, so lag die Vermuthung nahe, dass auch unter dieser letzteren, welche am Rheine durch P. rkenana Wirtgen vertreten wird, vielleicht ebenfalls noch eine oder die andere Art ver- borgen sein dürfte. Redner hat sich seit mehreren Jahren mit dem spe- ciellen Studium der einheimischen Formen dieser kritischen Gattung be- fasst und in der That auch gefunden, dass sich auch bei uns ebenfalls mehrere Species aus der Verwandtschaft der P. Guentheri finden, von denen er indessen bisher nur die vorliegende genauer (auch in der Cultur) beobachten konnte. Vortragender giebt im Nachstehenden die Diagnose dieser neuen Art, welche er zuerst im April 1862 auf einem dürren Sand- hügel bei Nimkau gefunden hat, wo sie sich in Gesellschaft von Anemone pratensis und Carex ericetorum in Menge findet: Potentilla silesiaca (e sectione lateralium): caudieulis prostratis, caulibus proeumbentibus, demum ascendentibus, villoso-tomentosis, foliis ra- dicalibus septenatis vel quinatis in rosulam centralem laxe congestis, foliolis oblongo-obovatis basi cuneatis, retusis, margine planis, subtus cano-virescentibus, serratis, manifeste elevato-nervosis, nervis secundariis 5—8, serraturis minori- bus fere regularibus obtusiuseulis, ultima breviore, sti- pulis ovato-lanceolatis brevioribus, petalis calyce duplo fere longiori- bus, earpellis minimis rotundatis rugulosis. Die Diagnose der P. Guentheri Pohl möchte Vortragender im Gegen- satze zu voriger folgendermaassen fixiren: P. G@uentheri: caulibus basi undique decumbentibus, denique ascenden- tibus villoso-tomentosis, diffuse panieulatis, foliis omnibus (ex- ceptis caulinibus superioribus) quinatis, radicalibus in rosulam centralem dense congestis, foliolis obovato-euneatis, margine planis, subtus griseo-tomentosis, obsolete nervosis, nervis secundarliis 3—4, ineiso-serratis, serraturis maximis irregu- laribus acutis, ultima vix breviore, stipulis lanceolatis elongatis, petalis calyce duplo fere longioribus, carpellis minimis rotundatisrugulosis, der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 83 Beschreibung. Die Stämmcehen meist niederliegend. Der Stengel niedrig, aufsteigend, oft röthlich überlaufen, von etwas krausen, kurzen Haaren dünn graufilzig. Die Blätter beiderseits mit dünnem Filz bekleidet, im Alter oberseits fast kahl werdend, unterseits stets graugrünlich, mit eingestreuten Sternhaaren, die der centralen Laubrosette meist 7 zählig, die der untern und mittlern stengelständigen 5— 7 zählig; häufig sind indessen an kleineren magern Indi- viduen auch die der Rosette nur 5zählig. Die Blatinerven zweiter Ordnung auf der Unterseite stark hervortretend, zu beiden Seiten 5—8. Die Blätt- chen aus kurz-keiliger Basis länglich-verkehrteiförmig gestutzt, von der Spitze bis zum untersten Drittheil eingeschnitten-gekerbt gesägt, zu beiden Seiten mit 5—8 stumpflichen, bis auf '/;;, der Blattflächen eindringenden Zähnen; der Endzahn meist deutlich kleiner als die seitenständigen. Die Neben- blätter aus breiteiförmigem Grunde lanzettlich, von der Mitte an ziemlich plötzlich in eine Spitze verschmälert. Fruchtstiele dünn, zuletzt etwas flattrig, bei der Fruchtreife merklich verlängert; Kelch graugrün, schwach seidigbehaart, Kelchzipfel eiförmig, zugespitzt, die äussern etwas kürzer und schmäler als die innern. Blumenblätter verkehrt-eiförmig, etwas schmäler als bei P. Guentheri, schwach ausgerundet, fast noch einmal so lang als der Kelch, gesättigt goldgelb. Früchtchen rundlich, sehr klein, bei der vollkommenen Reife schwach runzlig. — Von P. Gueniheri, wie sie in der Nähe von Breslau häufig vorkommt, unterscheidet sich die P. silesiaca durch die oft 7 zähligen Grundblätter, den graugrünen, nicht weiss- grauen Filz der Unterseite, die zahlreicheren Blattnerven 2. Ordnung, die wie der Mittelnerv stark hervortreten, durch die derbere, im Alter fast starre Blattsubstanz, durch die Blattform,“) die Form der Nebenblätter, durch schwächer bekleidete Kelchzipfel, die bei P. Guentheri stark zottig und am untern Theile von dichten Haaren aschgraufilzig sind, sowie ferner durch die verlängerten, meist niederliegenden Stämmchen, sowie durch die etwas frühere Blüthezeit (Mitte Apıil — Mitte Mai). Durch einige der genannten Charaktere erinnert sie an P. incana Much.) P. cinerea aut.), der zumal die zuerst aufblühenden und mageren Individuen auf den ersten Blick sehr ähnlich sehen. Indessen unterscheidet sich die P. silesiaca leicht von dieser Art durch die kleinere Blüthe, die um die Hälfte kleineren Nüsschen, durch die Form der Nebenblätter, durch die Stellung der Laub- rosette und durch die den grundständigen gleichgestalteten 5—7 zähligen untern und mittlern Stengelblätter. An ihrem Standort kommt die Pflanze *) Bei P. Guentheri sind die Blättchen aus lang-keilförmiger Basis schmal-ver- kehrteiförmig oder länglich-keilig, von der Spitze bis zur Mitte tief eingeschnitten gezähnt, die obern Zähne dringen bis über die Mitte ein und sind spitzer, der Blattrand zeigt beiderseits nur 2—4 ungleiche Kerbzähne und der Endzahn ist grösser und dabei meist wenig kleiner oder eben so gross, als die Seitenzähne. 62 34 Jahres-Bericht zahlreich ohne andere Arten der Gattung vor, nur auf der Nordseite des Hügels findet sich noch P. opaca spärlich; dagegen fehlen sowohl P. Guen- theri, als die sonst an ähnlichen Plätzen um Breslau so gemeine P. incanu, weshalb der Gedanke an eine hybride Bildung von vornherein auszu- schliessen ist. Vielmehr ist die P. silesiaca unbedenklich als eine echte Art aufzufassen, welche die Verwandtschaft der P. Guentheri mit der Gruppe der Potentilla vernalis anschaulicher macht. Von den rheinischen Arten entspricht dieser am meisten die P. leucopolitana P. Müller. Mit der vorstehenden Pflanze nahe verwandt ist eine in den grossen Nadelwaldungen des rechten Oderufers in den Kreisen Militsch und Treb- nitz ziemlich verbreitete Potentilla, welche Redner auch schon an der Nord- abdachung des östlichen Trebnitzer Höhenzuges zwischen Tarnast und Pollentschine bemerkt hat. Die frühe Blüthezeit und die ganze Tracht erinnern an P. silesiaca, gleich der sie die Mitte zwischen P. incana und Guentheri hält; aber in einigen Stücken, zumal durch die Bekleidung, die meist gezähnten Aussenkelchzipfel und die Blattform weicht sie deutlich ab, so dass sie vielleicht ebenfalls eine eigene Art darstellen dürfte. Da der Vortragende indessen diese Pflanze in den letzten Jahren nicht von Neuem beobachten konnte und das getrocknete Material unzulänglich ist, so ist er vorläufig ausser Stande, Genaueres über diese Form mitzutheilen und begnügt sich damit, auf dieselbe bei dieser Gelegenheit aufmerksam zu machen. — In der nähern Umgebung von Breslau, in der P. Guentheri sehr verbreitet ist, hat derselbe bisher keine andere Form als diese finden können, die sich im Allgemeinen sehr constant in ihren Merkmalen zeigt. In der niederschlesischen Ebene ist diese Art überhaupt weit verbreitet, zumal im Oderthale, dagegen scheint sie in Oberschlesien ganz zu fehlen. Die von Grabowski ehemals um Oppeln bei Frauendorf beobachtete Pflanze, die schon dieser Beobachter nur mit Zweifeln für P. Guentheri erklärte, scheint nach einem im Herbar der schlesischen Gesellschaft aufbewahrten Original-Exemplar mit der P. Vockei P. Müller identisch, die vom Vor- tragenden auch im Königreich Polen beobachtet wurde. Zu der nämlichen Art dürfte wohl auch die Gleiwitzer Pflanze gehören, von der schon Ka- bath in seiner mit Unrecht unbeachtet gebliebenen „Flora von Gleiwitz“ bemerkt, dass sie von der um Breslau vorkommenden P. Guenteri abzu- weichen scheine. Neue Standorte. Thalictrum simplex L. var. tenuifolium Sw. (als Art) = TA. laserpitiifolium W. (ex Grisebach). An fruchtbaren Ackerrainen, an Gräben des Thonmergelbodens bei Brocke unweit Breslau sparsam, doch an eini- gen Plätzen. Die vorliegende Pflanze, welche im Allgemeinen mit der um Peterwitz bei Strehlen vorkommenden übereinstimmt, bildet gleich dieser eine Mittelform zwischen dem mehr dem Norden angehörigen TA. der Schles. Gesellsch. f, vaterl. Cultur. 85 simplex verum und dem T%. galioides Nestler, die beide richtiger als pflanzen- geographische Varietäten eines und desselben Typus aufzufassen sein dürften. Die nämliche Form sammelte Vortragender auch im August 1865 spärlich mit bereits überreifen Früchten auf einer kleinen Waldwiese bei Nimkau. Euphorbia pilosa L. Für das engere Gebiet der Breslauer Flora aufgefunden an buschigen Ackergräben und in etwas feuchten Gebüschen bei Brocke an zwei Plätzen. Die Mehrzahl der hier gefundenen Exemplare dieser stattlichen Pflanze, welche in hiesiger Gegend die Nordwestgrenze ihrer Gesammtverbreitung findet, gehört zu der kahl- und glattfrüchtigen Form, der E. procera M. B.; an einer Stelle fanden sich auch Individuen mit schwach warzigen, aber dabei noch kahlen Kapseln. Die anderwärts, z. B. am Geiersberge vorkommende Form mit langhaarigen Kapseln hat Redner hier vergeblich gesucht. — Das in geringer Entfernung von Breslau belegene Terrain, welches die beiden vorstehenden seltenen Arten beher- bergt, bietet ausserdem auf einem ziemlich beschränkten Raume vereinigt noch folgende Arten: Thalictrum flavum, angustifolium, Helianthemum, Cueu- balus baccifer, Viola hirta, Lavatera thuringiaca, Lathyrus palustris, Mellotus macrorrhiza, Lotus tenuifolius (sehr verbreitet), Tetragonolobus (gemein), Astra- galus Cicer, Potentilla alba, opaca, Peucedanum Cervaria, Pimpinella nigra, Galium Wirtgeni (gemein), Senecio vernalis, Tragopogon orientalis, Cirsium cano >< palustre, Taraxacum palustre, Sonchus arvensis var. glabratus, Crepis praemorsa, Hieracium floribundum, Linaria spuria, Teucrium Scordium, Stachys germanica (selten), Primula officinalis, Scrophularia Ehrharti, Chenopodium ‚fieifolium (nicht selten), Euphorbia lucida (häufig auf Feldrainen, in Ge- büschen, sonst bei uns nur in der Oderniederung), E. lucida >< Cyparissias, Salix repens, Scirpus maritimus, Carex Davalliana, Festuca arundinacea, Avena ‚flavescens und Bromus erectus. Die beiden letzteren Gräser sind in dortiger Gegend ungemein verbreitet und ohne Zweifel wirklich einheimisch, wäh- rend sie an andern Punkten in der Nähe der Stadt meist nur künstlich angesät zu sein scheinen. Lactuca Scariola L. An der Berliner Bahn bei den Coaksöfen eine Form, bei der der Mittelnerv des Blattes unterseits meist unbewehrt, nicht dornig, wie gewöhnlich bei dieser Art, zu sein pflegt. Wenn ausser- dem das Blatt ungestielt und ganzrandig ist, so stellt diese Form die ZL. augustana All. dar, die sich indessen bei uns nur selten und vereinzelt unter der normalen findet (Marienau bei Br., Breiter Berg bei Striegau). Sonchus arvensis L. var. glabratus Wimm. (S. uliginosus M. B. fl. taur. cauc.) Diese auf Feldern des Vorgebirgs der östlichen Sudeten- hälfte und besonders in den Karpathenländern allgemeine Form, welche in Oberschlesien auch in der Ebene _stellenweise die herrschende ist, fin- det sich in der niederschlesischen Ebene gewöhnlich nur vereinzelt unter der überall gemeinen Grundform. Um Breslau ist sie auf Feldern nur selten und sparsam, dagegen findet sie sich auf Sumpfwiesen an einigen 86 Jahres-Bericht Stellen in Menge, so bei Radwanitz und vorzüglich auf Torfboden bei Nimkau. An letzterem Orte finden sich auch Exemplare mit sämmtlich sanzrandigen, verlängerten Blättern (var. Aieracioides Grantzow) von sehr fremdartigem Aussehn, wie Vortragender solche auch auf salzhaltigen Wiesen im südlichen Mähren bemerkte. Veronica opaca Fr. Auf Feldern bei Kl.-Mochbern (Spätherbst 1865). Während sich die verwandten V. persica, polita und agrestis fast das ganze Jahr hindurch, in milden Wintern selbst im December und Ja- nuar blühend finden, hat Redner diese etwas seltnere Art bisher nur im Sommer und Herbst, nie im zeitigen Frühjahr bemerkt. MelampyrumpratenseL. var. lineare (M.lineareSanter necMhbs.?). Mit sehr schmalen linealen, seltner lineal-lanzettlichen Blättern und theils sanzrandigen, theils am Grunde spiessförmigen Bracteen. Aehnlich dem M. sylvaticum, aber durch die Blüthenfarbe, die längere Kronenröhre und die schiefgeschnäbelte Kapsel von diesem leicht zu unterscheiden. In schattigen moosigen Nadelwäldern um Obernigk (1864); dann bei Kupp 1..0.-8. (Petri). Omphalodes scorpioides Schrk. Striegau: am Mühlgraben ober- halb der Tsschechenmühle (J. Zimmermann). Anchusa officinalis L. var. glabrescens W,. et Gr. Breslau: Eisenbahndamm am Pöpelwitzer Eichenpark. Mentha viridis L. Nimkau, in einem Graben selten, vielleicht in Folge frühern Anbaues verwildert. Linaria spuria Mill. Eine Pelorienbildung (regelmässige Krone mit 5 Sporen) bei Oltaschin. Bei dieser Art sind hier Pelorienbildungen nicht gerade selten, ebenso wie bei L. vulgaris und genistaefolia, dagegen hat Redner solche bei L. Zlatine noch nicht bemerkt. Melampyrum cristatum L. Exemplare von Wohnwitz bei Nimkau mit einfarbig grünen Bracteen und blassgelben, nicht purpurn überlaufenen Kronen. Am Geiersberge die nämliche Form. Veronica Teucrium L. $ minor Schrad. Niedriger und schmal- - blättriger als die Grundform; die oberen Blätter lineal, meist ungetheilt. Hierzu gehört auch V. Teuerium heterophyllum Rochel pl. Banat. rarior. — Kupferberg bei Danckwitz. Dianthus Armeria >< deltoides Heller. An buschigen Dämmen zwischen dem Josephinenberge bei Althof und der Oder unter den Eltern spärlich. Vaccaria pyramidata Fl.d. W. Myslowitz: auf den Dzieckowitzer Kalkbergen sparsam 1864 (E. Nagel). Elatine hexandra D. C. Am Rudateiche bei Rybnik, seltner als E. triandra, 1865 (Fritze). Ervum pisiforme Peterm. Häufig am Epgelsbarge bei Zobten (P. Hinneberg). der Schles. Gesellsch. £. vaterl. Cultur. 87 Rosa pimpinellifolia L. An den Oderdämmen bei Oswitz, wo sie durch Dammbauten gefährdet schien, noch jetzt, auch spärlich am son- nigen Abhange der Schwedenschanze, aber nie blühend und in Zwerg- sträuchern. | Spiraea Ulmaria L. Ein Exemplar bei Rothkretscham mit theils unterseits kahlen und grünen, theils weissfilzigen Blättern, welches somit die beiden nach der Bekleidung unterschiedenen Formen in sich vereinigt. Pastinaca sativa L. ZweiFormen. 1) Die gewöhnliche kahlere mit hellen grünen, unterseits glänzenden Blättchen, lebhafter gelben, grös- seren Blüthen, sowie 10—12strahligen Dolden. Dies ist P. pratensis Jordan. 2) Eine seltene Form von Ackergräben zwischen Kleinburg und Oltaschin unter der vorigen mit schmutzig dunkelgrünen, unterseits weichhaarigen, matten Blättehen, schmutzig grüngelben, etwas kleineren Blüthen und 7—10strahligen Dolden. Dies scheint P. sativa a silvestris Wallr. sched. erit. Fries Novit. und P. opaca Jordan. P. opaca Bernh., eine südliche Pflanze, zu welcher diese Form einen Uebergang zu bilden scheint, weicht indessen unter andern noch durch beiderseits weichhaarige Blättchen ab. — Hinsichtlich der Bekleidung verhalten sich obige beide Formen ähnlich zu einander, wie Pimpinella Savifraga zur P. nigra W. Asperula rivalis Sm. et Sibth. Auf einer kleinen Sumpfwiese hinter Neudorf, sonst um Breslau nur in den Flussniederungen. Galium Wirtgeni F. Schultz. Auf fruchtbaren Feldrainen, an Ackergräben und auf Wiesen um Brocke gemein. Die Pflanze von hier stimmt mit der früher vorgelesten von Krittern genau überein, bis auf den Honiggeruch der Blüthen, welcher dem des @. verum gleicht. Das Fehlen des Geruchs scheint eine Folge der grössern Feuchtigkeit des Standorts zu sein und bietet jedenfalls keinen zur Unterscheidung von G. verum geeigneten Unterschied. Dipsacus silvestris L., eine seltene Varietät mit fiederspaltigen mittleren Stengelblättern, deren bereits bei Mertens und Koch Erwäh- nung geschieht. Am Ufer der wüthenden Neisse im Dorfe Kauder bei Bolkenhain (J. Zimmermänn). Von D. laciniatus ausser durch die übri- sen Merkmale auf den ersten Blick durch die das Köpfchen überragenden Hüllen zu unterscheiden. Carduus acanthoides >< nutans A. Br. Unter den Eltern ein Exemplar an der Strehlener Strasse kurz vor Lambsfeld. Hieracium? Mittelform zwischen H. praealtum und cymosum von den Striegauer Bergen. Stengel sehr kurz-weichhaarig, Köpfe und Hüllen denen des cymosum ähnlich, aber die Gestalt und Bekleidung der Blätter wie bei H. praealtum. Vermuthlich eine Hybride beider Arten; auch Wimmer erwähnt in der 3. Auflage der Flora von Schlesien solcher Mittelformen, zu denen wohl auch H. praealtum var. pubescens W. et Grab. zu rechnen sein dürfte. s8 Jahres-Bericht Calluna vulgaris var. pubescens Maly. Eine zumal an den Zweig- spitzen stark grau-flaumige, in Schlesien seltene Form, auf Sandboden im Walde zwischen Lublinitz und Ziandowitz (Baumann). Anderwärts auf Torfboden beobachtet. Salvia glutinosa L. Schlossberg bei Golkowitz, Kreis Rybnik (Madame Stein). Zweiter Standort in preuss. Oberschlesien. Potamogeton gramineusL. et var. Zizii Cham. et Schlechtend. Aus Oberschlesien früher nur aus dem Kalichteiche bei Oppeln bekannt, wo beide längst durch die Urbarmachung des Teichterrains verschwunden sind; neuerlich in grosser Menge von Fritze im Pozmikteiche bei Lu- blinitz wiederaufgefunden. Arum maculatum L. In Menge in einem schattigen Laubgehölz, dem sogenannten Grossbusch bei Pläswitz unweit Kostenblut, im Mai 1865 von Schwarzer entdeckt; bisher bei uns nur im südöstlichen Ober- schlesien (und in der Oberlausitz nahe der Gebietsgrenze) gefunden. Eguisetum Telmateja Ehrh. Feuchte Waldstellen am Südabhange des Zobtenberges bei Kl.-Silsterwitz (P. Hinneberg). Derselbe gab eine Aufzählung der schlesischen Characeen. Obschon nicht nur die schlesische Phanerogamen-Flora, sondern auch die der meisten Cryptogamen im Ganzen im Verhältniss zu andern Län- dern für ausserordentlich gut durchforscht gelten kann, so ist doch bisher die kleine, sich den Algen anschliessende Familie der Characeen in syste- matischer Hinsicht nur wenig berücksichtigt worden und es fehlt selbst an einem neuern Verzeichniss der bekannt gewordenen Formen, weshalb die nachstehende Aufzählung der dem Vortragenden bisher aus Schlesien mit Sicherheit bekannt gewordenen Arten nicht überflüssig scheinen dürfte. Derselbe bemerkt, dass er die Mehrzahl der Arten und Formen selbst gesammelt hat und dass sein sämmtliches Material von dem ausgezeich- neten Kenner dieser Gewächse, Professor A. Braun, durchgesehen resp. bestimmt worden ist. Da er sich beim Sammeln dieser Gewächse bisher fast ausschliesslich auf die nächsten Umgebungen von Breslau be- schränken musste, so kann selbstverständlich die nachfolgende Ueber- sicht keinen Anspruch auf Vollständigkeit machen; indessen dürfte die Zahl der Arten selbst durch weitere Forschungen in andern Theilen der Provinz nicht wesentlich vergrössert werden. Schon jetzt erreicht die Zahl unsrer Arten die der aus Böhmen und dem Königreich Sachsen be- kannten; weit reicher an Arten (21 Species) ist die Flora der Mark, deren Reichthum an eigentlichen Landseen eine grössere Mannichfaltigkeit dieser Gewächse, zumal der echten Charen, bedingt. Bei uns herrschen die Nitellen vor, welche sich meist in Wassergräben, Ausstichen u. dergl. der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 89 finden. Eine in dieser Hinsicht besonders ausgezeichnete Localität sind die Gräben am Margarethendamme, welche 2 Charen und 5 Nitellen auf einem wenig ausgedehnten Raume beherbergen. Die dem Redner bisher bekannt gewordenen Arten sind folgende: 1. Nitella Ag. 1) N. gracilis Ag. Selten. Nimkau bei Breslau (1860). Häufiger "um Görlitz bei Leschwitz und Hennersdorf (Hieronymus, Baenitz) und ausserhalb des Gebiets bei Sommerfeld. 2) N. tenuissima Desv. Sehr selten. Bisher nur bei Koberwitz von Wimmer gefunden und in den Centurien schlesischer Pflanzen aus- gegeben; Vortragender hat sie noch nicht beobachtet. 8) N.intricata Agardh. Bisher nur in Ausstichen am Margarethen- damme bei Breslau; in manchen Jahren häufig, in andern sehr selten. 4) N. mucronata A. Br. Häufig am Margarethendamme mit den Formen $ flabellata Kütz. und y heteromorpha A. Br.; um Obernigk. — Rybnik. 5) N. capitata Nees (Charabotryoides Krock. et Ch. capillaris ejusd. ex A. Br.). Zuerst von Krocker bei Marienau und Pirscham gefunden, dann um Kottwitz bei Ohlau (Milde) und häufig am Margarethendamme g et2, hier auch die var. incrustata. — Ausserdem bei Hoyerswerda (ex Rabenhorst) und Görlitz (Baenitz). 6) N. opaca Agardh. Am Margarethendamme 2 1863 sehr selten, häufiger 5 1865. In einem Graben zwischen Kuhnern und Lederhose bei Striegau (2) (Schwarzer). 7) N. flexilis Agardh. Nicht selten. Um Breslau am Margarethen- damme, Pirscham, Zedlitz, Wald hinter Lissa; im Walde zwischen Ober- nigk und Riemberg (Dr. Schneider); — Ohlau (Beilschmidt, schles. Centur.), Strehlen: Galgenberg und Geppersdorf (Hilse)., Warmbrunn (Münster nach Milde’s Herbar.). In Oberschl. um Rybnik und Sorau. — Wird schon von Krocker angegeben. — $ subcapitata A. Br. Mar- sarethendamm bei Breslau; in Uebergängen zur Grundform auch um Pirscham. 2. Chara L. 1) Ch. contraria A. Br. Hoyerswerda (ex Rabenhorst.) Nicht gesehen. 2) Ch. aspera W. (var. brachyphylla). Um Breslau bisher vergeblich gesucht, aber von Hilse in den Mergelgraben von Peterwitz und Striege bei Strehlen gefunden. Jedenfalls bei uns selten und auch in Böhmen fehlend. 3) Ch. foetida A. Br. Gemein; auch schon in den Centurien (als Ch. vulgaris) ausgegeben. Um Breslau häufig am Margarethendamme, Wie- sengräben vor Lissa, Carlowitz (Milde) und besonders gegen Süden vor Öltaschin, bei Kleinburg, Gabitz, Schmolz, Opperau, Koberwitz, Gr.-Je- seritz bei Jordansmühl; Nimkau. 90 Jahres-Bericht var. elongatahabenh. Bei Kattern und bei der Kritterner Ziegelei. var. subhispida A. Br. Am Margarethendamme und hinter Opperau. Knieschwitz bei Strehlen (Hilse), Würchenteich bei Gr.- Wandris zwi- schen Striegau und Liegnitz (Schwarzer). var. brevibracteata A. Br. Ziegelei bei Wiltschau, 2!/, Meile süd- lich von Breslau. — Auch um Knieschwitz bei Strehlen (Hilse). 4) Ch. fragilis Desv. (Ch. pulchella Wallr.) Nicht selten d. d. g.G. Schon in den Centurien, aber ohne Standort ausgegeben. Um Breslau am Margarethendamme, bei Kl. Tschansch, Pirscham, Hasenau (Milde), am Sauerbrunnen bei Gabitz (Sochanski), zwischen Puschkowa und Wirrwitz; Nimkau. — Peterwitzer und Strieger Mergelgruben bei Strehlen (Hilse), Tschocke bei Liegnitz (Gerhard), Thamm bei Primkenau (Tappert), Kuhnern bei Striegau (Schwarzer), Cudowa (Znumer. siles.), Oppeln: Gräben bei der Chrosszützer Wassermühle (Petri). Um Lubli- nitz (Baumann). var. tenuifolia (Ch. capillacea Thuill.). Hasenau bei Breslau. (H. Schulze). Peterwitz bei Strehlen (Hilse). Uebergänge zur Grund. form bei Kl.-Jänowitz bei Liegnitz im Basaltsteinbruche (Schwarzer). var. brachyphylla A. Br. Margarethendamm und Pirscham bei Breslau. var. major (Ch. Hedwigii Agardh). Beckern bei Striegau (Schwarzer). 5) Oh. hispida W. Koberwitz bei Breslau (Krause). Mergelgruben von Gr.-Lauden bei Strehlen (Hilse). Vortragender hat diese Art noch nicht selbst beobachtet. Angeblich nach Krocker bei Mühnitz bei Treb- nitz, bei Gräbschen und Marienau; am letzteren Standorte wenigstens heut zu Tage gewiss nicht vorhanden. Mit einigem Grunde zu vermuthen und darum aufzusuchen wären ausserdem bei uns etwa noch Nitella syncarpa Thuill.; Chara intermedia A. Br.; Ch. ceratophylla Wallr. (vielleicht im Schlawaer See zu finden, da sie nach Mittheilungen von Golenz in allen Seen des angrenzenden Schwiebuser Kreises die gemeinste Characee ist). Weniger wahrscheinlich ist es, dass auch die in Böhmen nicht gerade seltene Ch. coronata Ziz. (Braunii Gmelin) bei uns gefunden werden dürfte, Herr Dr. phil. Schneider gab eine Zusammenstellung derjenigen Aeecidien-Species, von denen ein entwickelungsgeschichtlicher Zusammen- hang mit Uredineen sich bisher hat nachweisen oder wahrscheinlich ma- chen lassen. Der Secretair, Professor Cohn, überreichte eine von Herrn Apo- theker Lehmann angefertigte Bearbeitung der von der schlesischen Gesellschaft im Jahre 1851 angeregten und durch eine Reihe von Jahren fortgesetzten Vegetations-Beobachtungen. Referent hatte in den der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 91 früheren Jahresberichten bereits über die Beobachtungen einzelner Jahr- sänge berichtet (eine populäre Besprechung findet sich in dem Aufsatz „Ueber den Pflanzenkalender‘ im 'Trewendt’schen Volkskalender für 1863). Die nach einem gegebenen Schema angestellten Beobachtungen umfassten eine grosse Anzahl von Pilanzen, deren einzelne Euntwickelungszustände in verschiedenen Orten Schlesiens beobachtet wurden, jedoch nur in we- nigen Stationen anhaltend genug, um zur Berechnung mittlerer Blüthe- zeiten, der Grundlage eines Pflanzenkalenders, auszureichen. Herr Apo- theker Lehmann hat sich mit dankenswerther Sorgfalt der Mühe unter- zogen, aus denjenigen Orten, von denen die längsten und zuverlässigsten Beobachtungsreihen vorliegen, nämlich aus Creutzburg (Apotheker Leh- mann), Gleiwitz (Dr. Kolley), Wohlau (Apotheker Güntzel-Becker), Grünberg (Apotheker Weinmann), Kupferberg (Apotheker Chaussy), Wünschelburg (Apotheker Neumaun), Conitz in Westpreussen (Ober- lehrer Wichert), Claussen bei Lyck in Ostpreussen (Observator Vogt), die Entwickelungszeiten der wichtigsten Pflanzen zu bearbeiten und deren mittlere Blüthezeit, mit Berücksichtigung des frühesten und spätesten Ein- tritts, zu berechnen. Der auf diese Berechnung basirte Pflanzenkalender dieser Orte wurde vorgelegt. In der Sitzung vom 15. März hielt Herr Geheimrath Professor Dr. Goeppert einen Vortrag Ueber die Flora des Böhmerwaldes an und für sich und im Vergleich zu den andern deutschen Gebirgen diesseits der Alpen. Naehdem der Vortragende an seine früheren Vorträge und Arbeiten über den Böhmerwald erinnert, in welchen er insbesondere den nordi- schen Urwald im Allgemeinen und den des Böhmerwaldes speciell cha- rakterisirte, stellte er sich in diesem Vortrage die Aufgabe, die phanero- gamische Flora des Böhmerwaldes, als weiterer Aufbau zur allgemeinen Kenntniss dieses bisher stiefmütterlich behandelten Gebirges, ausführlich zu beleuchten und eine Vergleichung dieser Flora mit der der übrigen Glieder des hereynischen Gebirgssystems vorzuführen. Davon auszüglich Folgendes: Die Botaniker Böhmens nehmen für den Böhmerwald drei Regionen an; die erste, ausgezeichnet durch lohnenden Feldbau, Obst- und Hopfen- cultur, reicht von dem ungefähr 1000’ hohen Fusse des Gebirges bis 1800’, auch wohl 2000° Höhe; die zweite Zone mit ihren theils bewaldeten, theils mit Getreidefeldern bedeckten Höhen reicht ungefähr bis 3000‘; darüber hinaus erstreckt sich die dritte, die Hochgebirgszone, deren Höhen mit verhältnissmässig nur wenigen Ausnahmen von üppig vegetirenden Wäldern bedeckt sind. Selbst die in den höchsten Knieholzregionen vor- kommenden Fichten sind, im Vergleich gegen ähnliche Höhen anderer 92 Jahres-Bericht Gebirge, kräftiger Natur und nur einigermassen in ihrem Höhenwachsthuin beschränkt. Die zwei letzten Regionen, die der Vortragende namentlich zu seinen Forschungen im Böhmerwalde auserwählte, sind genauer nach der Verbreitung der Hauptbäume in die Buchen- und Weisstannen-Region und in die Fichten-Region einzutheilen. Es ist höchst wahrscheinlich, dass die Buchen- und Tannen-Region wohl kaum unter 2000’ ihren ausgeprägten Charakter annimmt; die oberste Grenze erreicht sie aber au dem 4294’ hohen Kubani nach John und Hochstetter bei ungefähr 3600‘, im Bairischen Walde nach Sendtner im Allgemeinen erst bei 3700”. Darüber hinaus erscheint die Buche als Baum höchst selten, häufig dagegen strauchartig, so am Arbergebirge noch bei 4200‘. Der Berg-Ahorn scheint mit der Buche dieselben Höhen zu ersteigen, dagegen geht die Tanne noch bis 5800° in die Fichten- Region hinein, die namentlich zwischen 3500 und 4000‘ ihre grösste Aus- breitung findet. Die Grenzen der Cultur-Pflanzen liegen im Böhmerwalde ausserordent- lich hoch, und es ist anzunehmen, dass die Angaben Sendtner’s viel zu niedrig angesetzt worden sind. Der Vortragende hatte Gelegenheit, selbst um die Arberhäuser, in einer ungefähren Höhe von 3800‘, Mitte August fast reifen Roggen anzutreffen; auch Kartoffeln, Kohl und Lein gediehen hier oben ganz vortrefflich. Was die anderweitigen Pflanzen betrifft, so hatte Vortragender Ge- legenheit, in der zweiten Region, der Buchen- und Tannen-Region, in Ge- meinschaft mit seinem Reisebegleiter, Herrn Apotheker Müncke, folgende Pflanzen zu beobachten resp. zu sammeln. Ohne ihn würde das folgende Verzeichniss nicht so umfangreich geworden sein, da bei seiner Hauptauf- gabe, die Wachsthumsverhältnisse der Bäume zu studiren, er der ander- weitigen Flora nicht so viel Beachtung zu widmen vermochte. Anemone hepatica, nemorosa, ranunculoides, Dentaria enneaphyllos und bulbi- ‚fera, Thalictrum aquilegifolium, Actaea spicata, Ranunculus lanuginosus, sehr allgemein verbreitet Ranunculus nemorosus DC.; Caltka palustris bis in die höchsten Regionen. Cardamine amara, silvatica; Nuphar luteum sehr hoch herauf, im grossen Arbersee, 2925’. Viola palustris auf allen Mooren, selten V. uliginosa bei Leonorenhain, V. mirabilis vornehmlich in Buchenwäldern, V. lutea und biflora fehlten im ganzen Gebirge. Drosera rotundifolia überall verbreitet, ebenso Parnassia palustris, die fast auf jeder sumpfigen Wiese erscheint. Silene inflata, Cerastium vulgatum, Lychnis diurna bis auf den Arbergipfel 4521‘, desgl. Stellaria nemorum und graminea; Stell. Frieseana Seringe fand Herr Müncke am Kubani, weit verbreitet auch in den nie- dern Regionen, wie z. B. auf den Torfmooren bei Schwarzbach. Linum catharticum. Hwyupericum tetrapterum bis weit in die Fichten-Region. Aype- ricum hirsutum, Geranium palustre und pratense, Imputiens noli tangere; O.xalis Acetosella bis auf den Arber; Cytisus nigricans und capitatus; Trifolium repens der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 95 bis auf den Arber, Tr. spadiceum, Lotus corniculatus, Orobus vernus, niger ; Anthyllis Vulneraria fehlt auch hier wie im Bairischen Walde, obschon sie in den Alpen 7—8000° reicht, wenn auch in etwas veränderter Form. Spiraea Ulmaria insbesondere mit Sp. salicifolia flor. purpureis, letztere wirklich wild auf Mooren an der Moldau im oberen Moldauthal bei Kuschwarta und Leonorenhain, nach Sendtner auch im Bairischen Walde bis 1400’; Spiraea Aruncus; Fragaria elatior, vesca; FPotentilla Tormentilla, P. canescens Bss. bei Winterberg und Salnau, Rudus Idaeus, Rosa alpina, Alchemilla vul- garis bis auf den Gipfel des Arber; Comarum palustre; Sorbus Aucuparia bis auf die höchsten Punkte und zwar noch als 20° hoher und 1’ dicker Baum auf dem Dreisesselberg, kräftig und nicht verkrüppelt bis auf den Arberrücken. Zpilobium montanum, angustifolium bis auf den Arbergipfel; E. alpinum (anagallidifolium Lmk.) häufig am Kubani; Circaea lutetiana, al- pina, intermedia; Callitriche verna; Montia fontana, Sedum maximum, villosum ; Ribes alpinum; Chrysosplenium alternifolium; Ch. oppositifolium wurde nicht beobachtet; Sanicula europaea, Astrantia major, Pimpinella magna L. auf- fallend vorherrschend gegen P. saxifraga,; Levisticum officinale fast überall in Bauerngärten, wie bei uns, ceultivirt, weniger häufig Archangelica und Imperatoria; Angelica silvestris auf hochgelegenen Wiesen mit Heracleum, Chaerophyllum aureum, hirsutum, silvestre. Hedera Helix hat Vortragender in den Buchenwäldern nicht gesehen, ebensowenig Viscum album. Sambucus racemosa bis auf die höchsten Punkte; Lonicera nigra; Galium silwaticum bis 4000°, Galium saxatile; Asperula odorata mit den oben genannten Oxalis, Anemone, sehr verbreitet; Asperula rivularis hinter der Adolfsäge bei Kuschwarta; Valeriana officinalis, dioica; Succisa pratensis; Knautia_ sil- vatica bis 6° hoch; Eupatorium cannabinum; Homogyne alpina überall bis auf die höchsten Höhen; Cineraria crispa und Petasites albus häufig an den zahlreichen Gebirgsbächen; Tussilago Farfara; Achillea Millefolium und So- lidago Virga aurea bis auf die höchsten Punkte, wenn auch beide ohne eigentliche Uebergänge in die alpinen Formen; Gnaphalium silvaticum bis hoch hinauf auf den Arber und Plöckelstein, ebenso Arnica montana; Ar- temisia Absinthium dürfte, wie überhaupt in Nord-Deutschland, auch hier nicht wild sein; Senecio nemorensis, Cirsium oleraceum, palustre, heterophyllum bis in die höchsten Regionen; Carlina acaulis und Crepis paludosa; Wülle- metia apargioides am Dreisesselberge; Prenanthes purpurea bis auf die höch- sten Höhen; Hieracium Auricula, Pilosella, vulgatum, pratense; Hier. alpinum und Anverwandte wurden nirgends beobachtet; Leontodon autumnalis und Taraxacum officinale bis auf die höchsten Gipfel, Sonchus alpinus im oberen Theile der Region, doch häufiger in der Fichteu-Region von 3000— 3500’ aufwärts. Phyteuma nigrum auf Wiesen eine allgemein verbreitete Pflanze; Campanula rotundifolia bis auf die höchsten Gipfel; Calluna vulgaris; überall Vaccinium Myrtillus und Vitis Idaea; V. uliginosum und O.xycoccus in Gesell- schaft von Andromeda polufolia auf den ausgedehnten Mooren überall häufige 94 Jahres-Bericht Pflanzen; Pyrola uniflora, secunda, minor, rotundifolia; Gentiana germanica ; Menyanthes trifoliata; Cerinthe minor; Myosotis silvatica; Digitalis grandiflora, nicht aber D. purpurea.. Nach Sendtner soll am Arber Veronica montana vorkommen; Vortragender suchte sie daselbst vergebens, dagegen steigen Ver. officinalis und V. Chamaedrys bis auf die höchsten Gipfel. Melampyrum silvaticum seltener als pratense und auch weniger hochsteigend; Pedicularis silvatica und palustris bis über 2000'; Euphrasia nemorosa, Galeobdolon lu- teum, Stachys silvatica und alpina; Pinguicula vulgaris ist eine auf Mooren häufige Erscheinung; Uiricularia vulgaris und minor im Moldau-Moor bei Schwarzbach; Lysimachia thyrsiflora und nemorum; Soldanella montana überall in schattigen Wäldern und selbst auf Mooren bis auf die höchsten Punkte; Cyclamen europaeum wurde nicht bemerkt; Rumex aquaticus und conglome- ratus; Polygonum Bistorta bis auf die höchsten Gipfel. In den Buchen- wäldern überall Daphne Mezereum, Asarum europaeum, Mercurialis annua. Urtica dioica bewohnt selbst die höchsten Punkte. Von Ulmus campestris wurden in dieser Region stattliche Bäume beobachtet, dagegen waren im Centrum des Böhmerwaldes Quercus pedunculata und Carpinus Betalus nir- gends anzutreffen; Salir amygdalina, pentandra, fragilis, purpurea, aurita, re- pens, silesiaca, alba; Populus tremula steigt wenigstens bis auf die höchsten Punkte der Buchenregion. Betula alba und pubescens sind weit verbreitete Bäume und Sträucher, B. nana erscheint auf allen Mooren und oft in grosser Menge; Taxus baccata soll vereinzelt vorkommen, und Juniperus communis findet man noch bei 4000’ Höhe. Petamogeton natans am höch- sten im kleinen Arbersee, 2848‘. Die wenigen Orchideen, als Orchis la- tifolia, maculata, Gymnadenia albida, Listera cordata, Neottia Nidus avis stei- gen nicht selten bis über 4000’, mit ihnen auch Convallaria verticillata und multiflora, ebenso Majanithemum bifolium; Lilium Martagon erscheint noch in einer Höhe von 4200° am Plöckelsten. Juncus efusus, supinus und ‚filiformis häufige Moorpflanzen; fluthende Varietäten von J. supinus finden sich im Deschenitzer und im Teufelssee bei Eisenstein. Zuzula pallescens, pilosa, albida, maxima und multiflora bis auf die höchsten Gipfel, am Arber auch die Zuz. sudetica Willd. Die Moore, namentlich die höchstgelegenen, sind Sammelplätze für Zriophorum und Carices, als: E. alpinum, vaginatum, angusti- ‚folium und gracile, Carex muricata, remota, paniculata, stellulata, canescens, vulgaris, limosa, glauca, tomentosa, pilulifera, ampullacea, vesicaria, acuta, pauciflora ; Anthoxanthum odoratum wurde selbst noch auf den höchsten Gipfeln beob- achtet, Phleum alpinum an der Rachel. Von Gramineen wurden überhaupt beobachtet: Agrostis rubra, Festuca ovina, Calamagrostis Halleriana, Aira caespitosa, flexuosa; Triodia decumbens, Molinia coverulea, Glyceria fluitans, Festuca heterophylla, Nardus stricta. Von Equisetaceen war namentlich Zquis. silvaticum in dieser Region ziemlich weit verbreitet; Eg. Telmateja kommt auch gewiss hier vor. Lycopodium inundatum bis auf die höcltsten Moore, L. Selago bis auf die Gipfel der höchsten Berge; Lycopodium alpinum in der Schles. Gesellsch. f, vaterl. Cultur. 95 dieser Region ebenfalls weit verbreitet und steigt selbst bei Stubenbach bis gegen 2000° herab; überall L. clavatum und annotinum. Farnkräuter sind zwar in grossen Mengen, aber nur in wenigen Species vertreten: Polypodium vulgare, Phegopteris, Dryopteris, Aspidium aculeatum, Oreopteris, Filix mas, spinulosum; Asplenium Filix femina, Polypodium alpestre, Blechnum Spicant, Pteris aquilina und Cystopteris fragilis; Struthiopteris germanica wurde nur bei Krummau gefunden. Die Flora der höchsten Gipfel zeigt, gegen die des Riesengebirges, einen höchst gewöhnlichen Charakter und unterscheidet sich selbst nur wenig von der Flora der tiefsten Ebene. So wachsen auf dem Gipfel des 4500° hohen Arber ausser Juncus trifidus, Poa alpina, Agrostis alpina, Soldanella montana, Euphrasia nemorosa, Veronica Chamaedrys, officinalis ; Fragaria vesca; Ranunculus repens; Hieracium Pilosella, murorum, sylvaticum ; Rumex Acetosella, Acetosa arifolia; Cerastium triviale, Gnaphalium dioicum, silvaticum; Vaccinium Myrtillus und Witis Idaea; Homogyne alpina, Trifolium repens, Arnica montana, Prunella vulgaris, Trientalis europaea, Campanula rotundifolia, Melampyrum silvaticum, Tormentilla erecta, Poa annua, Avena Jlexuosa, Lycopodium Selago, alpinum, Calluna vulgaris, Garex leporina, Jlava, muricata; Calamagrostis Halleriana; Taraxacum officinale, Apargia autumnalis, hastilis; Nardus stricta, Polypodium alpestre, Aspidium spinulosum, Empetrum niygrum, Viola palustris, Oxalis Acetosella, Alchemilla vulgaris. Von Flechten beobachtete der Vortragende hier eine grössere Anzahl alpiner Arten. Von den Pflanzen, die fast ausschliesslich der höheren Buchen- und Tannen-Region und der Fichten-Region angehören, also etwa in einer Höhe zwischen 3500‘ und 4600’ vorkommen, wären folgende zu erwähnen: Ra; unculus aconitifolius, Aconitum Napellus und variegatum; A. Lycoctonum auf der Rachel; Sayina saxatilis, Epilobium alpinum, Geranium silvaticum, Meum Mutellinam, Gnaphalium norvegicum, Doronicum austriacum und Pardali- anches; Senecio subalpinus soll nach anderweitigen Berichten an der Rachel wachsen; Sunchus alpinus; Gentiana pannonica häufig bei Mader, am Plöckel- steinsee und auf Wiesen bei Aussergefield, eine der wenigen Zierden des Gebirges; Empetrum nigrum, Streptopus amplexifolius, Chaerophyllum aureum, Allium sibiricum am Arber; ebendaselbst Juncus trifidus; Phleum alpinum, Luzula mazxima, Scirpus caespitosus, Poa alpina, Agrostis rupestris, Lycopodium alpinum, Polypodium alpestre; Cystopteris regia soll anderweitig am Lusen gefunden worden sein. Die Fortsetzung dieses Vortrages: Die Vergleichung dieser Flora mit der der übrigen Gebirge des Hereynischen Gebirgssystems, sollte in einer späteren Sitzung erfolgen. Im Allgemeinen nur hier noch die Bemerkung, dass die Flora des Böhmerwaldes unverkennbar sich an die Flora des Fichtelgebirges, des Erzgebirges, des Thüringerwaldes und des Harzes anschliesst und ein und desselben Ursprunges zu sein scheint, die der 96 Jahres-Bericht Sudeten durch ihren alpinen Charakter sich wesentlich von ihr unter- scheidet. Diese letztere steht unstreitig mit der der Karpathen in nächster Beziehung. Hierauf sprach Herr Geheimrath Professor Dr. Goeppert über das Vorkommen des Bernstein in Schlesien, dessen schwunghaften über Schlesien geführten Handel zur Zeit der alten Römer unter andern auch die zahlreichen Silber- und Goldmünzen, die namentlich in Oberschlesien zwischen Leobschütz und Ratibor gefunden werden, zu beweisen scheinen, und legte neue Funde von Gnadenfrei bei Reichenbach, sowie von der Herrenwiese bei Breslau, auch ein an der Ziegelei beiSchweidnitz gefundenes Bernsteinstück mit Wurzelabdrücken vor. Herr Apotheker R. Müncke sprach über die Laubmoosflora des Böhmerwaldes. Im Allgemeinen beanspruchen die Laubmoose zu ihrer üppigsten Ent- wickelung einen höheren Grad von Feuchtigkeit; gesellen sich hierzu schattige, von der Forsteultur noch wenig ergriffene Wälder, so sind die Bedingungen gegeben, unter denen die überwiegende Mehrzahl der Laub- moose sich nicht nur heimisch fühlen, sondern auch das höchste Stadium der Entwickelung erreichen kann. Beides, sowohl Wasserreichthum, als auch die entsprechenden Wäl der, sind im’ Böhmerwalde in einem so hohen Grade verbreitet, wie wir sie anderswo in den deutschen Mittelgebirgen nirgends weiter antreffen. Daher finden wir im Böhmerwalde auch die Moosflora in einer solchen Ueppigkeit und Fülle vertreten, dass die für dieses Gebirge von Reisenden aufgestellte Bezeichnung ‚„‚Moos-Gebirge‘“‘ in jeder Beziehung gerechifer- tigt wird. Ausgedehnte, mehrentheils mit Knieholz und Zwergbirke bewachsene Moore — hier Filze genannt — begrenzen viele tausend Joch umfassende, feuchte, schattige Urwälder, die von der Axt des Holzhauers entweder gar nicht oder doch bisher nur wenig berührt worden sind; wasserreiche Thäler wechseln mit dicht bewaldeten Gebirgszügen, die an mehreren Stellen die Höhe von 4000° weit überragen. Herr Geheimrath Prof. Dr. Goeppert hat in seinen Vorträgen über die Vegetation des Böhmerwaldes zu wiederholten Malen darauf hinge- wiesen, dass die Vegetation der Pflanzen im Böhmerwalde zwar von grosser Ueppigkeit Zeugniss ablege, dass aber die Mannigfaltigkeit der Pflanzen, trotz der südlicheren Lage des Gebirges, viel zu wünschen übrig lasse. Der Böhmerwald hat keine einzige ihm eigenthümliche Pflanze aufzuweisen, und wie wenig die Vegetation der höchsten Gipfel an alpine der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 97 Flora erinnert, beweist das von Herrn Geheimrath Goeppert mitge- theilte Verzeichniss derjenigen Pflanzen, die wir Gelegenheit hatten, auf dem 4600‘ hohen Gipfel des grossen Arberberges zu sammeln. Ganz dieselbe Erscheinung wiederholt sich bei den Moosen: die ein- zelnen Arten treten, auf das Ueppigste vegetirend, in ungeheuren Mengen auf, die Anzahl der verschiedenen Arten ist aber eine verhältnissmässig nır geringe. So sind namentlich die Wälder bewohnenden Moose nur in wenigen Species vertreten, diese aber in so kolossalen Massen, dass es selbst schwer halten dürfte, moosfreie Stellen aufzufinden. Zu den am meisten verbreitetsten gehören vornehmlich: Brachythecium Starkü (Brid.), Dieranum scoparium L., Eurrhynchium striatum (Schrb.), Hylocomium loreum (L.), H. splendens (Hdg.), H. triquetrum (L.), Hypnum crista castrensis L., H. cupres- siforme L. und H. Schreberi L.; andere sind zwar weniger verbreitet, aber überall häufig anzutreffen, wie Brachythecium rivulare (Br. et Sch.), Br. ru- tabulum (L.), Br. velutinum (Dill.), Bryum argenteum L. und caespiticium L., Bartramia pomiformis (L.), Dieranum undulatum Br. etSch., Hypnum purum L., Isothecium myurum Brd., Leucobryum glaucum (L.), Mnium cuspidatum Hdw., Punctatum L., undulatum Hdw., Pogonatum aloides (Hdw.) und urnigerum (L.), Polytrichum commune L., junperinum Hdw. und piliferum Schrb., Thuidium abietinum (L.), delicatulum (L.) und tamariscinum (Hdwg.), Barbula ungui- culata Hdw., Bartramia Halleriana Hdw., B. ithyphylla Brid., Brachythecium salebrosum (Hoffm.), Bryum capillare L., nutans Schreb., roseum Schreb.; Dieranodontium longirostre (W. et M.), Dieranum fuscescens Turn., longi- Folium Hdw., majus Turn., montanum Hdw., palustre Lap. und Schraderi Schwg.; Diphyscium foliosum (L.), Hylocomium umbratum Ehrh., Hypnum molluscum Hdw., Leptotrichum homomallum Hdw., Mnium affine Bland., Mn. hornum L. und spinulosum Br. et Sch., Plagiothecium undulatum (L.), Tayloria serrata Hdw., tenuis Br. et Sch. (im Gairuck an der Rachel), Weisia poly- morpha Sch. Ebenso zahlreich sind die Moose vertreten, die in der Regel die Rinde älterer Bäume, hier namentlich die greisen Berg-Ahorne, zu bewohnen pflegen und diese oft bis an die jüngsten Aeste mit den dichtesten Moos- polstern bedecken. Wiederholt hatten wir Gelegenheit, zu beobachten, dass bei mangelndem Raume oft 2—3 verschiedene Species übereinander vegetirten und sich den nöthigsten Vegetationsraum streitig zu machen suchten. Um die Existenz zu fristen, führten an dergleichen Orten die Lebermoose die erbittertsten Kämpfe gegen ihre Anverwandten, die Laub- moose, die namentlich durch Neckera complanata (L.), Antitrichia curtipen- dula (L.), Isothecium myurum Brd. und Hypnum cupressiforme L., filiforme Sch. die Obergewalt am uralten Ahornstamme zu behaupten strebten. Ein soleher lebensmüder bemooster Stamm ist für sich gleichsam ein Ur- wald im Urwalde. | 98 Jahres-Bericht Ausser den schon angeführten fanden wir hier noch: Anomodon. atte- nuatus Schreb., longifolius Sch. und viticulosus L., Grimmia Hartmanni Sch., Homalia trichomanoides (Schreb.), Homalothecium sericeum (L.), Leskea ner- vosa (Schwäg.), polycarpa Ehrh., Leucodon sciuroides (L.), Neckera crispa (L.) und pennata Hdw.; Orthotrichum affine Hdw., anomalum Hdw., leiocarpum Br. et Sch., speciosum, Pterigynandrum fihiforme Nees, Pylaisia polyantha Schr. ete. Die Mehrzahl der genannten Moose bewohnen auch die Tausende von Baumleichen, die kreuz und quer in den Urwäldern herumliegen; namentlich sind es aber Tetraphis pellueida L., Plagiothecium denticulatum L. und sölesiacum (Sel.), Dicranum fuscescens Turn., montanum Hdw. und sco- parium L., Buabaumia indusiata Brd., Hylocomium splendens Hdwg. u. a., die überall die uralten Riesenstämme dicht bedecken und dadurch wesent- lich dazu beitragen, diese ungeheuren Holzmassen beschleunigend zu zer- stören, und so den Urwald regeneriren helfen. Wir sahen Stämme von riesigen Dimensionen, die soweit in der Verwesung begriffen waren, dass es nur der geringsten Kraftanstrengung bedurfte, dieselben in grosse Haufen der kleinsten Holzsplitter zu verwandeln. Gefährlich ist es daher, die von der Natur zufällig gebildeten Brücken als Bachübergänge zu benutzen. Die weit ausgedehnten Moore, welche die Herren Geheimer Rath Goeppert und Professor Kutzen schon ausführlich beschrieben haben, sind eigentlich nur zusammenhängende Moospolster, vorzüglich aus den verschiedenen Torfmoosen, aus grösseren Polytrichum- und Hypnum-Arten gebildet; der Bryologe findet hier: Sphagnum subsecundum Nees, squarrosum Pers., rigidum Sch., fimbriatum Wils., cymbifolium Ehrh., cuspidatum Ehrh. und acutifolium Ehrh.; Polytrichum gracile Menz. und formosum Hdw., Bar- tramia fontana L., Paludella squarrosa L. (Eisenstein), Meesea tristicha Fk. (Kuschwarta), Hypnum uncinatum Hdw., stramineum Dicks., stellatum Schreb., sarmentosum Wahlb. (Eisenstein), revolwens Sw., pellucidum Wils., palustre Lap., Kneifei Br. et Sch., luitans Hdw., exannulatum Gümb., cuspidatum L., cordifolium Hdw. und aduncum Hdw.; Fissidens adianthoides L. und bryoides Hdw.; Aulacomnium palustre (L.) und androgynum (L.); Dicranum palustre Lap., Schraderi Schw.; Dieranella cerviculat« Hdw.; in den zahlreichen Bächen hin und wieder Cinclidotus fontinalioides Hdw., Fontinalis squamosa L., Hypnum ochraceum Wills.; überall häufig Fontinalis antipyretica L. Die Moosflora der höheren Berge, als namentlich des kleinen und srossen Arberberges, bot im Allgemeinen wenig Interessantes dar. Mag es auch sein, dass unsere Zeit nicht hinreichte, diesen Bergen eine grös- sere Aufmerksamkeit zu schenken, so machten die localen Verhältnisse doch den Eindruck, dass selbst bei längerem Aufenthalte eine grössere Belohnung kaum zu erwarten sei. Wir sammelten hier: Andreaea petro- phila Ehrh., rupestris L., Cynodontium polycarpon (Ehrh.), Didymodon rubellus (Roth.), Encalypta ciliata Hdw., rhabdocarpa Schwg. (mit zahlreichen Früch- ten); Grimmia apocarpa L., pulvinata L., Hedwigia ciliata Dicks., Leptotrichum a der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 99 homomallum Hdw., Lescuraea striata (Schwg.), Orthotrichum rupestre Schleich., Pogonatum alpinum (L.), Racomitrium canescens Hdw., ericoides Brd., hetero- stichum Hdw., lanuginosum Hdw., microcarpum Hdw. und protensum Al. Br. (Plöckelstein); Weisia crispula Hdw. und fugax Hdwe. Die meisten der genannten Moose sind in grossen Mengen an ver- schiedenen Orten im Böhmerwalde zwischen dem Arber und dem Plöckel- stein gefunden worden. Freilich war im Allgemeinen unsere Zeit viel zu kurz, als neben Phanerogamen auch Laubmoose beobachten resp. sammeln zu können, doch glauben wir uns der Ansicht hingeben zu können, dass schwerlich der Böhmerwald ein Stapelplatz für eine grössere Anzahl seltener Moose sein dürfte. Sämmtliche der namentlich aufgeführten Moose legte der Vortragende in instructiven Exemplaren vor. In der Sitzung vom 29. März referirte der Secretair über eine von dem am 20. Juni 1864 auf dem Hohenkasten, Canton Appenzell, verun- glückten Dr. Wilhelm Kabsch hinterlassene Abhandlung: Beiträge zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte von Streptocarpus polyanthus, mit 4 Tafeln. Leider war es dem rastlosen, zu früh der Wissenschaft ent- rissenen Forscher nicht vergönnt, seine Arbeit zu vollenden; indessen enthält das vorhandene Manuscript, welches die Entwickelung von der Keimung bis zur Bildung der Blüthenrispen behandelt, so wichtige und unerwartete That- sachen, dass Referent es für eine Pflicht gegen die Wissenschaft hielt, dieses nachgelassene Fragment, das ihm durch Herrn v. Berlepsch eingehändigt worden ist, druckfertig zu machen und in Pringsheim’s Jahrbüchern zu veröffentlichen. Es ergiebt sich aus diesen Untersuchungen, dass bei Strepto- carpus von den beiden Cotyledonen des Embryo der eine abstirbt, während der zweite auswächst und das einzige, der Erde dicht angedrückte Laubblatt der Pflanze darstellt, dass ferner der obere Vegetationspunkt der Achse, aus dem bei andern Samen die Plumula entsteht, hier gänzlich fehlt, und die Blüthenrispen als adventive Sprosse aus der Fläche des Blattes hervor- sehen. Auch über die Anatomie,des keimenden Samens, die Entstehung der Nerven und die Wachsthumsgeschichte des einen, sich ausserordent- lich vergrössernden Cotyledon, wie über die Entwickelung der Wurzeläste aus Wurzelhaaren werden neue Thatsache ermittelt. Herr Dr. Milde berichtete über eine durch Frau Justizrath Wichura im Namen ihres verewigten Sohnes der Gesellschaft übergebene Schen- kung, enthaltend 1) eine Anzahl Hefte mit Colleetaneen über Morpho- logie und Teratologie der Pflanzen, nach natürlichen Familien geordnet; 2) 27 Packete eines allgemeinen Herbariums, nach Linn« geordnet, Pr: 7* 100 Jahres-Bericht 6 Packete Doubletten, 1 Inordinata, 4 aus der Flora von Lapland, 2 aus der Flora der Karpathen, 1 Farnkräuter, 1 Gartenpflanzen, 1 hybride Weiden, 2 Keimungs- und Entwickelungszustände verschiedener Pflanzen. Herr Dr. phil. Schneider legte eine Anzahl instructiver Exemplare zur Erläuterung der neuesten de Bary’schen Forschungen über die Uredineen vor. In der Sitzung vom 19. April legte der Seceretair der Section vor: 1) eine kleine Sammlung von Pflanzen aus Labrador, Geschenk eines Missionairs der Herrnhuter-Gemeinde; 2) ein japanisches Werk botanisch-ornithologischen Inhalts mit sorg- fältigen und naturgetreuen colorirten Abbildungen aus dem Nach- lass des verstorbenen Regierungsrath Max Wichura. Derselbe hatte in der Sitzung vom 1. März die Frage aufgeworfen, ob in Schlesien Beobachtungen über das Vorkommen der Mistel auf Eichen gemacht seien. Bekanntlich ist in neuerer Zeit dieses Vorkom- men vielfach bezweifelt worden, obwohl die Eichenmistel nicht blos bei dem Cultus der alten Celten und Germanen, sondern auch in den Sagen und der Volksmediein bis in die neueste Zeit eine sehr wichtige Rolle spielte. Herr Ober-Forstmeister v. Pannewitz hat diese Frage zum Gegenstande einer Recherche in den schlesischen Forstrevieren, wo ausgedehntere Eichenwaldungen vorkommen, gemacht und übersendet der Section einen Bericht darüber. Die von den Oberförstern Herren Hering in Tschiefer, v. Pannewitz in Panten, Baron v. Lüttwitz in Nimkau, v. Blankenburg in Kottwitz, Ziemann in Peisterwitz angestellten Nachforschungen haben zwar sämmtlich nur negative Resultate ergeben, jedoch erinnert sich Herr Oberförster v. Pannewitz selbst, vor 10 Jahren im Revier Peisterwitz Misteln auf Eichen wachsend gesehen zu haben. Diese Beobachtung findet ihre Bestätigung durch die älteren Zeugnisse von Beaton (England), Pollich (Süddeutschland), Gaspard (Frank- reich), sowie von Röper, welcher in Deutschland an manchen Orten die Mistel vorzugsweise auf Quercus Robur und pedunculata vorgefunden hat. Ganz neuerdings erklärt Perron, Conservator des naturhistorischen Museums zu Gray, dass er in dem Walde von Rigny, 5 Kilometer von Gray, Eichenmistel, obwohl sehr selten, im Jahre 1856 gefunden und die- selbe in seinem Museum aufbewahre (Illustration vom 10. März 1866). Dieses Vorkommen wird in der Nummer vom 17. März auch noch aus anderen Punkten des alten Sequanien bestätigt. (Vergl. Sitzung vom 1.Nov.) Der Secretair erinnerte daran, dass in der Sitzung der botanischen Section vom 4. Juli 1833 der damalige botanische Obergehilfe, spätere Professor Dr. Schauer das Vorkommen der Mistel auf Eichen ebenfalls der Schles. Gesellsch. f, vaterl, Cultur. 101 behauptet und sich auf das Zeugniss der Flora Silesiae und des Präsidenten Prof. Neesv. Esenbeck berufen habe. Nach Angabe des Dr. Alexander kam die Eichenmistel sogar häufig bei Krakowane bei Oels vor. Herr Dr. Milde theilt mit, dass Herr Lehrer Limpricht bei Bunz- lau zwei seltene Moose, Eurrhynchium crassinervium und Barbula ambiqua, entdeckt, und dass er selbst in dem der Gesellschaft vermachten Herba- rium des Breslauer Floristen Dr. H. Scholz das Original-Exemplar der Orobanche arenaria vom Josephinenhügel aufgefunden habe. Herr Dr, phil. Schneider hielt einen Vortrag über die Entwickelungsgeschichte und den Pleomorphismus der Pilzfamilie Uredineae nach de Bary’s Untersuchungen in den Annales des sciences naturelles, Botan. Ser. IV., Tom. 20. Nach den vorangegangenen trefflichen Untersuchungen Tulasne’s in demselben Journal verdanken wir de Bary’s möglichst vollständigen Forschungen eine genaue Kenntniss der sehr interessanten Entwickelungs- Geschichte der Uredineen, welche eine gewisse Analogie mit dem Gene- rationswechsel bei den niederen Thieren darbietet. Sie sind, ebenso wie Cystopus, Peronospora, parasitische Endophyten ihrer Nährpflanzen; ihr My- celium ähnelt zwar demjenigen von Peronospora, ist aber mehr dem der übrigen Pilze gleichartig, selten mit zahlreichen Scheidewänden versehen und mit einer Membran bekleidet, die durch Jod und Schwefelsäure nicht blau gefärbt wird. Die Myceliumschläuche sind in den Intercellulargängen der Pflanzen verbreitet und bilden hier oft sehr voluminöse, unentwirr- bare Geflechte, doch fehlen denselben die Saugorgane gänzlich. Die Früchte der Uredineen entstehen unter der Epidermis der Nähr- pflanze, und die kleinen Büschel, woraus sie bestehen, werden durch in dichte Polsterchen vereinigte Aeste des Myceliums gebildet; bei der Reife des Parasiten durchbrechen sie die Epidermis. Die hervorspringendsten Charaktere der Uredineen beruhen sowohl auf dem Bau der Sporen selbst, als auf deren bemerkenswerthem con- stanten Dimorphismus oder Pleomorphismus, indem jede Art 2—5 Arten Fortpflanzungsorgane besitzt, die eine Zusammenordnung oder regelmässige Aufeinanderfolge haben. De Bary unterscheidet folgende 4 Arten von Reproductionsorganen nach Tulasne’s Terminologie: 1) die Sperma- tien (vielleicht männliche Organe), aus den Spermogonien hervor- gehend; 2) die Stylosporen; 3) die eigentlichen Sporen oder Te- leutosporen (Wintersporen), und 4) dieSporidien, welche von dem Promycelium erzeugt werden. Die betreffenden Versuche über Keimung und Entwickelung der verschiedenen Fructificationsorgane wurden an dem 102 Jahres-Bericht Uromyces appendiculatus Link., welcher auf Faba vulgaris und Pisum sativum sich findet, sowie an Uromyces Pkaseolorum Tul. auf Phaseolus angestellt. Die eigentlichen Sporen dieser Pilze sterben mit Ende des Sommers oder im Herbste ab und offenbaren ihre Keimfähigkeit erst im folgenden Frühjahr oder Sommer. Werden die Sporen befeuchtet und in feuchte Atmosphäre oder auf feuchten Boden gebracht, so keimen sie nach einigen Tagen und treiben einen dieken, gekrümmten, stumpfen Schlauch, der sich nur wenig verlängert und 3—4 Sporidien von nie- renförmiger Gestalt abschnürt. Die Keimschläuche dieser Sporidien, so- bald letztere auf die Nährpflanze gebracht sind, dringen nur in die Zel- len der letzteren ein, deren Wände durchbohrend, und bilden hier ein Mycelium, welches sich im Parenchym verbreitet; an den mit Sporidien besäeten Stellen zeigt sich nach etwa 6 Tagen weissliche Färbung und es treten dort nach einigen Tagen orangefarbene, mit Tröpfehen einer hellorangefarbenen schleimigen Flüssigkeit bedeckte Protuberanzen her- vor, nämlich die Spermogonien. Diese vermehren und vergrössern sieh täglich, durchbrechen die Epidermis, nehmen orange Färbung, und eylindrische Form an und bilden die Peridien des Aecidium; diese ölfnen sich am Scheitel, um Schnüre von orangefarbenen Stylosporen, wie sie bei Aecidium längst bekannt sind, herausfallen zu lassen. Werden diese Stylosporen auf der Nährpflanze ausgesäet, so erscheinen auf den weisslichen Flecken um das Aecidium braune oder schwärzliche Punkte, woraus sich dann die Stylosporen des Uredo und die eigentlichen Sporen des Uromyces selbst entwickeln. Die Stylosporen des Aecidium dringen nur in die Spaltöffnungen der Pflanze ein. Der Vortragende hatte einen Keimungsversuch von Stylosporen des Aecidium auf Lapsana communis auf gesunde Blätter dieser Pflanze gemacht; nach 8 Tagen er- schienen auf den besäeten Stellen die Stylosporen des Uredo und bald darauf auch die eigentlichen Sporen der Puccinia Lapsanae. Der Entwickelungsgang, wie er auch bei der Gattung Puecinia und anderen Gattungen der Uredineen sich zeigt, wäre demnach folgender: 1) Die eigentlichen Sporen oder Teleutosporen bringen bei der Keimung ein Promycelium hervor, woraus 2) die Sporidien hervor- sehen, welche ihrerseits ein Mycelium erzeugen, woraus alsbald vermittelst der Spermogonien 3) das Aecidium hervorgeht, welches nun wieder Stylosporen im Sinne Tulasne’s erzeugt. Die Stylosporen bringen 4) den Uredo, die zweite Form von Stylosporen, hervor, und später die eigentlichen Sporen, Nr. 1, oder Teleutosporen, immer in der- selben Pustel vergesellschaftet. Die Uredo- und Teleutosporen entwickeln sich aus dem alten Mycelium, welches vorher das Aecidium hervorge- bracht, und erzeugen immer wieder Uredo- und Teleutosporen. Eine Ausnahme von dem geschilderten Entwickelungsgange machen 1) zwei Aecidium-Formen, nämlich: Erdophyllum Euphorbiae sylva- der Schles, Gesellsch, f, vaterl. Cultur. 103 ticae Dec. und Endophyllum Sempervivi L&v., welche wieder nur von Spermogonien begleitete Aecidien hervorbringen, deren Sporen aber bei der Keimung ein Sporidien bildendes Promycelium entwickeln, und 2) die Puccinia Dianthi Dee., deren Teleutosporen mit der Reife so- fort keimfähig sind, und deren Sporidienkeime sofort in die Spaltöffnungen eindringen, um hier von Neuem nur Teleutosporen zu erzeugen, In seiner jüngsten Arbeit über die Entwickelung der Puccinia graminis (Monatsber. der königl. Acad. d. Wissensch. zu Berlin, 1865) beschreibt de Bary eine dritte Generationsform der Uredineen. Man kennt sehr viele Arten von Puccinia und Uromyces, welche, wie die übrigen, Uredosporen und Teleutosporen bilden, aber nie von einem Aecidium begleitet sind, und welche Nährpflanzen bewohnen, auf denen nie ein Aecidium oder Aehnliches vorkommt, z. B. auf Gräsern, die doch von zahlreichen Puceinia- Arten bewohnt werden, zZ. B. Puccinia graminis, P. coronata, P. straminis etc. Bei diesen bedürfen die aus dem Promycelium entwickelten Sporidien einer anderen, aber für jede Art fest bestimmten Nährpflanze, um hier das Aecidium zu bilden, dessen Stylosporen dann auf der ursprünglichen Nährpflanze den Generationseyelus vollenden, mit Bildung von Uredo- und Teleutosporen. So z. B. bilden die Sporidien von Puccinia graminis auf Triticum repens und Getreidearten nur auf Blättern der Berberis vulgaris das in den Generationscyclus gehörende Aecidium, bekannt als Aecidium Berberidis; das Aecidium Rhamni gehört in den Entwickelungskreis der Puccinia coronata, und Aecidium Asperifolüi auf Anchusa, Lycopsis ete. in jenen der Puccinia straminis, welche beide auf verschiedenen Gräsern und Ge- treidearten vorkommen. Diese Eigenthümlichkeit vieler Arten, zur vollständigen Entwickelung den Wirth wechseln zu müssen, hat de Bary mit einem besonderen Ter- minus bezeichnet, indem er diese Form von Parasiten heteröcische, dagegen diejenigen, welche ihre ganze Entwickelung auf derselben Nähr- pflanze durchlaufen, autöcische nennt. Es giebt noch eine Menge heteröcischer Arten, deren zugehörige Aecidium man noch nicht kennt, und ebenso sehr viele Aecidium, deren Ursprung unbekannt ist. Der Vortrag wurde durch Vorlegung der betreffenden natürlichen Exemplare demonstrirt. In der Sitzung vom 18. October hielt Herr Dr. Milde einen Vortrag über Isoetes. Die jüngste Entdecknng der Isoötes lacustris durch den Vortragenden in dem 3750‘ hoch gelegenen, 1756‘ langen und bis 550° breiten grossen Teiche im Riesengebirge, dessen feinen, kiesigen Grund sie auf ansehn- liche Strecken, jedoch nie nahe am Ufer und nieht unter 4—10‘ Tiefe 104 Jahres-Bericht überzieht, hat von Neuem das Interesse auf diese merkwürdige, unter den höheren Sporenpflanzen ganz isolirt stehende Gattung gelenkt, deren Bau besonders durch die Arbeiten von H. v. Mohl und A. Braun in den Jahren 1840—1847 und deren Entwickelungsgeschichte durch W. Hof- meister 1852 erforscht worden ist. Der niedergedrückte Stamm ist von einer tiefen Furche halbirt; bei den ausserdeutschen Arten ist derselbe drei-, auch vierlappig; doch fand Vortragender auch dreilappige Exemplare der schlesischen Isoötes lacustris. Der innere Bau des Stammes zeigt einen centralen, grösstentheils aus Ring- und Spiralfaserzellen gebildeten, von einer Cambiumschicht und einem stärkereichen Parenchym rings umge- benen Holzkörper. Die Unterseite des Stammes entwickelt im tiefsten Theile der Furche eine halbmondförmig geordnete Reihe von Wurzel- fasern, deren jüngere innere höher gestellt sind; die einfache Terminal- knospe auf der Oberseite bringt zahlreiche (an einem schlesischen Exem- plare nahe an 200) Blätter hervor, deren äussere absterben, während sich innen ununterbrochen neue erzeugen; nur einmal fand sich ein Stock mit zwei getrennten Blattbüscheln, vielleicht aus dem Absterben der pri- mären Endknospe und Bildung zweier Seitenknospen entstanden. Die Blätter besitzen im Allgemeinen einen breiteren Scheidentheil, der sich nach oben in einen schmalen, dem Schnittlauchblatt ähnlichen Blattstiel fortsetzt, eine eigentliche Blattspreite fehlt. Bei den auf trockener Erde lebenden Arten kommen ausser diesen noch schuppenförmige Nieder- blätter (Phylladen), sowie die merkwürdigen meist dreizackigen Blattfüsse (Phyllopodien) vor. Die gewöhnlichen Blätter sind entweder steril oder schliessen im Seheidentheil die Frucht (Sporangium) ein, eine dünnhäutige, mit dem Rücken der inneren Scheidenfläche angewachsene Kapsel, welche entweder grössere: Makrosporen oder sehr zahlreiche staubfeine Mikrosporen ent- hält; zwischen den Sporen sind in der Kapsel dünne Querfäden horizontal ausgespannt. Die Macrosporen haben die Gestalt eines Kugeltetraeders mit war- ziger oder stachliger Schale; die Mikrosporen entsprechen einem Kugel- quadranten und zeigen eine oft verschieden gestaltete Schale (Dimorphis- mus); die ersten bilden bei der Keimung einen kurzen Vorkeim mit einem Eichen (Archegonium), das, durch die Samenfäden der Mikrosporen be- fruchtet, einer neuen Pflanze den Ursprung giebt. Die Iso&ten werden eingetheilt in aguaticae ohne Blattfüsse und Phylladen, ohne Spaltöffnungen auf den Blättern, mit ununterbrochener Vegetation; in amphibiae, ohne Blatt- füsse, meist ohne Phylladen mit Spaltöffnungen, und in Zerrestres mit Blatt- füssen und Phylladen und durch die Trockenheit unterbrochener Vegeta- tion. Europa enthält bis jetzt 20 Arten von Isoötes, darunter Frankreich und Italien 8; das noch sehr unvollkommen untersuchte Spanien, sowie England 3, Deutschland, Russland und Skandinavien 2, der Schles. Gesellsch. f, vaterl. Cultur. 105 Die Isoetes im grossen Teiche wächst ohne jede phanerogamische Gesellschaft und nie nahe am Ufer, stets wenigstens 5 Fuss vom Ufer entfernt in einer Tiefe von mindestens 4 Fuss, meist aber bedeutend tie- fer und nur selten einzeln, gewöhnlich in dicht gedrängten Rasen, die von zahllosen Faden-Algen, Diatomeen und Desmidien umhüllt werden. Die allermeisten Exemplare besitzen 3 '/, — 4° lange Blätter, 5 und 6 lange gehören zu den grössten Seltenheiten, während doch A. Braun von anderen Orten sogar 12’ lange Blätter gesehen hat; dagegen sind von keiner einzigen Localität so blattreiche Exemplare bekannt, wie sie im Grossen Teiche vorkommen. Mit mehr als 100 Blättern wurden meh- rere Exemplare beobachtet, ja einzelne sogar mit nahe an 200 Blättern. Dreilappige Exemplare fand ich mit Sicherheit 3, bei anderen Exem- plaren hatten sich die Lappen entweder unregelmässig, ein Mal aber ganz regelmässig in 4 mit Blättern besetzte Hörner zerklüftet, welche sich vom oberen Rande des Rhizomes aus in einem starken Bogen nach abwärts krümmten. Gar nicht selten fanden sich Individuen, bei welchen sich die Terminalknospe gabelig getheilt hatte, so dass auf einem und demselben Rhizome, durch einen weiten, leeren Zwischenraum getrennt, zwei voll- ständige Individuen, also zwei getrennte Blätterbüschel sassen. — Die Richtung der Blätter ist bei den rasig wachsenden Individuen eine ganz aufrechte, bei den einzeln wachsenden Exemplaren eine abstehende; auch sind bei letzteren die Blätter gerade immer kürzer und schmäler zuge- spitzt, obgleich gerade diese Pflanzen immer die zahlreichsten Blätter besassen. | | Als der Vortragende am 6. August an dem geschilderten Standorte die Isoötes vielfach gesammelt hatte, fand er beim Untersuchen der Aus- beute eine grosse Zahl von Pflänzchen, die oft nur aus 2—4 Blättchen bestanden, und als er zu Hause wiederholt die Sporangien der Isoötes untersuchte, fanden sich mehrere Male selbst Keimpflänzchen in den Sporangien selbst noch eingeschlossen; diese natürlich sehr kleinen Pflänzchen besassen nur ein Blatt und dieses war in Folge des be- schränkten Raumes wiederholt zusammengeknickt. Wir können aus die- sen Beobachtungen mit Sicherheit schliessen, dass die Keimung der Makrosporen Ende Juli beginnt. Herr Adler legte ein Flora-Album, nach der Natur photographirt (Verlag von S. P. Christmann in Berlin), vor, enthaltend gelungene, sauber colorirte und etiquettirte Photographieen von Feld- und Garten- blumen. Der Secretair der Section verlas einen Brief des Herrn Prof. Julius Kühn in Halle; bezugnehmend auf eine in der Sitzung der bo- tanischen Section vom 9, Februar 1865 durch Herrn R. v. Uechtritz 106 Jahres-Bericht gemachte Mittheilung über das Auffinden des Alopecurus agrestis zu Gross- Krausche bei Bunzlau durch Herrn Lehrer Limpricht, theilt derselbe mit, dass im Jahre 1849 bei einer durch ihn geschehenen Saat von Honig- gras, Holcus lanatus, gleichzeitig auch der Alopecurus agrestis aufgegangen und sich seit jener Zeit auf einem grossen Theil der Gross-Krauscher Flur so zahlreich ausgebreitet habe, dass derselbe sich namentlich bei Reinigung des Rübenackers sehr lästig zeige; es scheint demnach dieses in Schlesien ursprünglich wohl nicht einheimische Gras in der bezeich- neten Gegend jetzt völlig eingebürgert. Herr Geheimrath Professor Dr. Goeppert verliest einen an ihn gerichteten Brief des Herrn A. Ernst in Caräcas vom 22. September d. J. Derselbe giebt specielle Berichte über die dort gebräuchlichen Droguen und Hölzer, sowie über landwirthschaftliche Verhältnisse, insbesondere den Kaffeebau, welcher, meist irrationell betrieben, den Boden verarmt und durchschnittlich pro Baum nur °%/,—2 Pfd. Ertrag giebt, während der Durchsehnittsertrag bei einer nach den Vorschlägen von Ernst ra- tionell betriebenen Kaffeeplantage 10 Pfd. pro Baum betrug; Kartoffeln gedeihen nicht und sind daher sehr theuer (4 Kartoffeln von 5 Loth Ge- wicht kosten 1 Real = 3°), Sgr.). Ueber die Humusbildung in den Ur- wäldern der Venezuelanischen Küstencordillere giebt Ernst sehr interes- sante Beobachtungen; stürzt ein Baum oder wird er von Schmarotzeru erdrückt, so wird er bald von Orchideen und Farnkräutern überwuchert, das Holz von Ameisen zerstört und in Mulm verwandelt, während die Rinde länger erhalten bleibt. Moosteppich fehlt im Urwald; ebenso Sphagnumsümpfe, auch Pilze sind selten. Palmen wiederstehen der Fäul- niss sehr lange; der Stamm einer vom Sturme 1847 abgebrochenen Königs- palme (Palma real, Chaguarama: Oreodoxa regia) ist noch heute fest. In der Sitzung vom 1. November legte Herr Professor Dr. Körber eine von Herrn A. Dufft in Potsdam’in origineller und malerischer Weise _ componirte Mooslandschaft vor. Hierauf berichtet Derselbe 1) Ueber die neuerdings von Chatin in den Antheren der Corolli- floren aufgefundenen sogenannten Placentoiden, denen wohl ohne genü- senden Beweis ernährende Functionen in Bezug auf den Pollen zuge- schrieben werden. 2) Ueber die Untersuchungen von Boehm, betreffend die Schmarotzer- natur der Mistel, welcher nachweist, dass diese Pflanze sich nicht, wie die echten Parasiten, von dem assimilirten Bildungssaft in der Rinde, sondern nur, ähnlich einem Pfropfreis, von der rohen, im Holz aufsteigendeu Nahrungsflüssigkeit ernähre. der Schles, Gesellsch £. vaterl. Cultur. 107 3) Ueber die Untersuchungen von Godron, betreffend die Bastard- bildung von Pflanzen. Der Secretair der Section macht Jarauf aufmerksam, dass die in der Sitzung vom 19. April als Beweis für das Vorkommen der Mistel auf Eichen neuerdings angeführten Fälle aus Frankreich sich nachträglich auf eine Verwechselung mit dem nur auf Eichen schmarotzenden Loran- thus europaeus hätten zurückführen lassen; um so wünschenswerther sei daher die Aufklärung der Angaben aus Schlesien, z. B. aus Krakowane bei Oels. Es werden daher alle Diejenigen, welche in unserer Provinz Misteln auf Eichen beobachtet, um freundliche Angabe der Oertlichkeit, womöglich mit Einsendung von Probeexemplaren, ersucht. Herr Dr. Milde hielt einen Vortrag über die Flora im Hofe der Königl. Universitätsbibliothek in Breslau, In dem Berichte über die Thätigkeit der botanischen Section im Jahre 1864 (pag. 126) hat der Vortragende bereits die eigenthümliche Vegetation geschildert, welche sich im Hofe der Universitätsbibliothek vorfindet; im Sommer 1866 hatte derselbe vielfache Gelegenheit, diese Flora weiter zu beobachten und noch zahlreichere Bürger derselben kennen zu lernen: Tragopogon pratensis L. an zwei getrennten Stellen, Geum urbanım ein Stock, Carex muricata ebenso, Silene inflata sparsam, Campanula persicifolia sparsam, dagegen C. rapunculoides zerstreut und zahl- reich, Anagallis arvensis und Spergularia rubra Presl. sparsam, Centaurea jacea in mehreren Stöcken; Geranium Robertianum fand sich sehr zahlreich am Fusse der Mauern der Sandkirche an schattigen Plätzen des Gartens des Herrn Geheimrath Elvenich zugleich mit @. phaeum. In dem be- nachbarten Garten fand sich 1866 auf einem unbebauten Grasplatze das einzige Exemplar von Verbascum Blattaria, was Redner weit und breit auffinden konnte, ebenso fand er nur ein einziges Exemplar des Verbascum phlomoides, während der von v. Uechtritz beschriebene Bastard in mehr als 20 starken Exemplaren beobachtet wurde. Redner hat diese seltene Pflanze im letzten Sommer an Ort und Stelle vielfach untersucht und erlaubt sich, die Resultate seiner Beobachtungen mitzutheilen. Vor Allem waren nur 2 Exemplare vorhanden, welche dem V. pAlo- moides näher standen, während alle übrigen weit mehr Merkmale von V. blattarıa an sich trugen. Die erstere Form besass einen 1—2’ hohen Stengel, der ober- wärts nur sparsam mit sitzenden Drüsen, sonst stermhaarig dicht beklei- det war. Die mittleren Blätter waren länglich-zugespitzt, die oberen herzeiför- mig, unterseits an den Rippen sternhaarig, oberseits kurzhaarig. 108 Jahres-Bericht Die Blüthenquirle standen sehr gedrängt, der Kelch war nur spar- sam drüsig. Die Blumenkrone etwa 1,‘ breit und innen fast ganz kahl; die 2 längeren Staubgefässe am Grunde ohne Wolle, nur in der Mitte ganz wenig violett-wollig. Zweite Form. Die dem V. Blattaria näher stehende Form besass einen oft über 3° hohen Stengel, der ganz grün, glanzlos, vielkantig (bis 12kantig) und sehr haarig bekleidet war; die Haare waren meist Stern- haare und am oberen Stengeltheile von zahllosen Drüsen und auch ganz einfachen Haaren begleitet. Die unteren Blätter waren in den Blattstiel verschmälert, länglich, spitz, nie herablaufend, kerbzähnig, aber die Zähne in ihrer Mitte spitz, unterseits namentlich an den Rippen haarig, selten drüsig, ebenso am Rande oberseits mit vereinzelten Haaren besetzt, sonst kahl; schon die mittleren Blätter mit herzförmiger Basis; obere Blätter herzeiförmig, zu- gespitzt, nie herablaufend, sonst wie vorige, aber oberseits auch drüsig und grün; die Blüthentrauben ausserordentlich verlängert, die Blüthen- knäule entfernt, die Blüthen selbst meist zu vier im Winkel eines Deck- blattes, die Blüthenstiele vor dem Aufblühen viel kürzer als das Tragblatt. Der Kelch haarig und reichdrüsig, die Blumenkrone höchstens 11, weit, mit sehr kurzer Röhre, gelb, aussen bräunlich und feinhaarig und drü- sig, innen am Grunde mit 2 violetten Streifen und auf diesen violeitwollig. Die 2 längeren Staubgefässe sind dreimal so lang als der Staubbeutel und in ihrem oberen Drittheil ohne Wolle, sonst immer violett-wollig, die 3 kürzeren von oben bis unten wollig. Die Staubbeutel sind herablaufend, die Narbe nicht herablaufend, der Griffel am Grunde drüsenhaarig, der Fruchtknoten dicht mit einfachen Haaren besetzt. — Leider wurde der ganze Platz, auf welchem diese interessante Pflanze stand, noch in demselben Sommer ganz mit Schutt hoch überdeckt und soll in nächster Zeit sogar in einen Garten verwandelt werden. Derselbe gab Botanische Mittheilungen aus dem Jahre 1866. a. KRiesengebirge. Selten haben wohl in einem Sommer so zahlreiche schlesische Bo- taniker das Riesengebirge besucht, wie in dem verflossenen. Die Herren Stricker, Stenzel, Siegert, Stein, Limpricht, Zimmermann, Fritze, Engler, Gerndt, Wille und der Vortragende verweilten, die einen längere, die anderen kürzere Zeit in Krummhübel und stellten von hier aus botanische Excursionen an. In Folgendem giebt der Vortragende eine Zusammenstellung seiner während eines Zeitraumes von 6 Wochen angestellten Beobachtungen. — der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 109 1. Das Thal von Querseiffen. So wenig bekannt dieses vom Querseiffen durchströmte, sanft anstei- gende Thal auch ist, so verdient es doch selbst in landschaftlicher Be- ziehung grössere Beachtung: die rauschenden Bäche mit den zerstreuten Felsmassen am Rande, die ausgedehnten grünen Matten, der grosse un- übersehbare Wald auf der Nordseite und die mehr freie Südseite mit ihren vereinzelt daliegenden Landhäusern verleihen der ganzen Gegend den höchst anziehenden Charakter einer lieblichen subalpinen Landschaft. Die Felsmassen am Rande des Querseiffen bieten Leskea nervosa, Anomodon attenuatus, Amblysiegium subtile, Mnium hornum und stellare, En- calypta ciliata, Frullania Tamarisci, Madotheca laevigata. Am Wasser selbst fallen besonders grosse, schwellende Polster eines Bryum auf; es ist dies das hier stets sterile Bryum pseudotriquetrum, hier und da auch an nassen, überrieselten Steinen Bryum alpinum, aber fast nur steril, und Didymodon cylindricus (ster.) An einer alten Weide fand sich hier bei etwa 2300’ Pylaisia polyantha mit reifen Früchten. — Dicht neben dem Bache auf sumpfigen Wiesen wuchern Fissidens adiantoides und F. osmundoides (ec. fr.), Bryum Duvalii und Mnium affine, Hypnum Sendtneri, alle steril. Geht man dem Bache aufwärts nach bis in den Wald hinein, aus welchem er herab- kommt, so trifft man zur Rechten auf ganz verwittertes granitisches Ge- stein, das von Heterocladium heteropteron und Weisia fugax bekleidet wird, im Bache selbst: Thamnium alopecurum und in einem Sumpfe Mnium undulatum; überall an Wegen ist hier verbreitet Diphyscium fohiosum. 2. Thal der Plagnitz. Eine der anmuthigsten Wanderungen führt uns durch den Eulengrund an den Bächen der Plagnitz aufwärts. Auf freien Waldwiesen ist hier Hypnum sarmentosum sehr häufig und zwar in sehr verschiedenen Formen, namentlich in einer Form nana, die kaum 1’ hoch ist, während eine an- dere Form jallax durch ihre gelbe Farbe dem Hypnum stramineum ganz täuschend ähnlich wird. Letzteres kommt gleichfalls hier vor, begleitet von zahlreichen Sphagnen, namentlich S. subseeundum, acutifolium, teres, Girgensohnü, squarrosum, cuspidatum, dagegen fehlt $. Lindbergii hier unten, um so mehr überrascht Anemone alpina an diesen tiefen Stellen, welche im August vielfach hier blühend beobachtet wurde. Noch auffallender ist in dieser Hinsicht der benachbarte Schaffergrund, mit welchem uns unser Wirth, Herr Exner, bekannt machte. Hier wachsen Pinus Pumilio in einem Exemplare, Sorbus aucuparia var. alpestris, Betula pubescens var. carpatica dicht bei einander; auch fand der Vortragende hier einige Exem- plare des Cirsium oleraceum >< heterophyllum. Am Waldesrande fand er die bis jetzt noch wenig bekannte var. pruinosa Moore des Athyrium filix ‚femina, welche er jetzt aus Schottland, der Mark Brandenburg, aus der Manchurei und aus Daurien kennt. Dieselbe ist dadurch ausgezeichnet, 110 Jahres-Bericht dass Spindel und Blattstiel mit zahlreichen, grossen, keulenförmigen, etwas niedergedrückten Drüsen besetzt sind, die am Scheitel hornartige Aus- sackungen zeigen. In den Sümpfen des Eulengrundes fand der Vortragende ausser den vorhin erwähnten Moosen noch Bryum Duvalü, Hypnum exannulatum. So wie man, dem Laufe der Plagnitz folgend, in den Wald selbst eintritt, findet sich auf den überrieselten Steinen eine dunkelgrüne, krause Barbula ein, die leider stets steril, bisher vergeblich mit den bekannten verglichen worden ist und theils an’ Zortuosa, theils an inclinata erinnert. In ihrer Begleitung ist sehr häufig die sonst so seltene Madotheca rivularis. Auf festem Waldboden ist hier und da Plagiothecium Schimperi. Vor der Köh- lerei erscheinen Thamnium und Hypnum molle; im Walde: Mnium spinosum und rostratum, und in einem verlassenen Stollen entdeckte Limpricht einige Stengelchen von Schistotega. Hier oben ist an nassen Felsen und im Wasser selbst Hypnum ochraceum sehr gemein. 3. Kleine Lomnitz und Melzergrund. Vortragender hat dieses Jahr den Melzergrund mehrere Male und von verschiedenen Seiten besucht und kann Manches zur Flora dieser pflanzen- reichen Gegend hinzufügen. Wenn man vom Dorfe Steinseiffen aus die aus dem Melzergrunde kommende kleine Lomnitz verfolgt, hat man am besten Gelegenheit, die fast allen derartigen Bächen eigenthümlichen Cryptogamen in grosser Fülle kennen zu lernen. Namentlich sind es Limnobium molle, ockraceum und Brachythecium rivulare, die immer und immer wiederkehren, hier und da auch Lemanea torulosa und auf sandigen Wiesen sparsam Hypnum arcuatum und Bryum annotinum mit B. alpinum, welches letztere sich von hier bis auf die staubigen Strassenränder der Schmiedeberger Chaussee hinzieht. Die Mauern in der Nähe des Was- sers zeigen, wie an unzähligen Örten, eine grosse Fülle von Bariramia üthyphylla mit Webera cruda, hier und da auch Leskea nervosa. So wie man in den Wald eintritt, der uns bis in den eigentlichen Melzergrund be- “gleitet, zeigen sich besdnders häufig Plagiothecium Schimperi und Hypnum callichroum auf ziemlich trocknen Plätzen, auf Wegen, sehr selten Cam- pylopus flexuosus; au Buchen, alten Weiden, Ebereschen erscheint selten Ulota Drummondi, weit häufiger aber U. crispa und Ludwigi; an Felsen hier und da Heierocladium heteropteron. Auf Kuhdünger fand sich Tayloria serrata; auf den freien Plätzen am Ende des Melzergrundes: Dicranella squarrosa, Webera albicans, Bryum pallens. In den felsigen Wasserrinnen des Abhanges: Blindia acuta, seitwärts auf Felsenschutt: Oligotrichum her- cynicum, Bryum pallens und caespiticium. Auf nassen, wiesenähnlichen Flä- chen: Dieranum Starki, Bryum albicans, Hypnum exannulatum, sarmentosum, Sphagnum Lindbergi; an Felsen und in Höhlen unter diesen: Plagiothecium Mühlenbeckü, Sphagnum Girgensohnü, auf Grasplätzen: Hylocomium umbratum der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur, 111 und Oakesiü, Plagiothecium silvaticum, Bartramia crispa; sehr selten an einer Stelle Allium WVictorialis. Auf Knieholz: Brachythecium reflexum, Hypnum pallescens, Lescuraea striata, hier und da Haematococcus plwialis. 4. Das Thal des langen Seiffens. Wenig gekannt und wenig besucht ist das Thal des langen Seiffens, und doch verdient es wegen seiner Stille und Waldeinsamkeit, der mäch- tig rauschenden Wassermassen, die stellenweise in kleinen Cascaden her- niederbrausen, und seiner moosreichen Felsen eine besondere Beachtung. Schon der Anfang des Thales zeichnet sich durch eine ausserordentliche Fülle von Grimmia Hartmanii var. propagulifera, fructif. Dieranum longifolium und steriles Dier. majus aus. Kurz vor Beginn des dichten Waldes, der sich ohne Unterbrechung am Wasser hinaufzieht, findet sich am Wasser ein grosser Felsblock, auf dessen vertiefter, horizontaler Platte Haemato- coccus in ausserordentlicher Menge angetroffen wird, der auch hier von Philodina begleitet ist. In dem Walde selbst fand Stenzel Goodyera repens und Listera cordata und der Vortragende Epipogon aphyllus. Der Reichthum an Moosen ist ausserordentlich; allein es sind fast sämmtlich nur gemeine Arten, hervorzuheben sind nur Diphyscium, Plagiothecium Schimperi, Trichocolea Tomentella. 5. Riesengrund. Den Riesengrund besuchte der Vortragende hauptsächlich, um die Moos-Flora der Kalkfelsen genauer zu untersuchen. Dieselben beginnen schon hoch oben, und Vortragender ist bei wei- tem nicht bis an ihre untere Grenze gelangt. Schon die ersten Felsen bekleidet Pseudoleskea catenulata, der sich an vielen Stellen Fissidens decipiens beigesellt. Sehr häufig ist auch Barbula tortuosa, Trichostomum rubellum, Encalypta streptocarpa, Distichium capillaceum, Leptotrichum flexicaule, Weisia viridula, Gymnostomum rupestre, Hypnum_ chry- sophyllum, H. stellatum, H. Hoalleri, H. uncinatum, H. molluscum, Pseudoleskea atrovirens, Grimmia apocarpa, Bryum capillare, seltener Distichium inclinatum, Rhynchostegium murale var. julaceum, Orthothecium intricatum, Barbula convo- luta, Weisia viridula, Fissidens bryoides, Pellia epiphylla, Preissia, Rebouillia, Duvalia, Solorina saccata, Selaginella spinulosa; von höheren Sporenpflanzen beobachtete Redner: Zyuisetum arvense, E. palustre, Asplenium Trichomanes, A. viride, A. Ruta muraria, Aspidium Lonchitis. 6. Koppenkegel. Einen besonderen Fleiss verwendetete der Vortragende darauf, die Moos-Flora des höchsten Punktes in Schlesien, des Koppenkegels, mög- lichst vollständig zusammenzustellen. Leider erschwerte ihm ein entsetz- licher Wind dieses Geschäft ausserordentlich. 112 Jahres-Bericht Am höchsten Punkte fand sich zwischen Gras sehr häufig Mnium spinosum steril, auf das hier am allerwenigsten gerechnet wurde, neben Bryum pendulum und caespiticium; Ceratodon, Trichostomum rubellum, Leptotrichum flexicaule, Dicranum scoparium, Starkii und elongatum, Funaria hygrometrica, Brachythecium glareosum, Hypnum urcinatum, Polytrichum urnigerum sind nicht selten; am Unterbau des Hauses wurde gefunden: Weisia erispula, Cynodontium Bruntoni, Andreaea petrophila, Grimmia contorta, apocarpa, Barbulatortuosa, muralis, Bartramiaithyphylla. In den Ritzen der Koppencapelle fanden sich: Leptotrichum pyriforme, Bryum argenteum, pendulum, eirrhatum, Ceratodon, Jungermannia minuta. Selten fand sich an Grasplätzen noch Piychodium plicatum. 7. Grosse Lomnitz bei Krummhübel. Nicht weit unterhalb der Pfaffenmühle finden sich sehr steile Fels- gruppen, welche zum Theil unzugänglich sind. Die Moos-Flora derselben bietet nichts Besonderes; anzuführen sind: Batramia Halleriana, Ampho- ridium Mongeotü, Ulota Hutchinsiae, Mnium hornum, und im Sande bei der Pfaffenmühle sehr sparsam Bryum Mildeanum; in still stehendem Wasser neben der Lomnitz fand sich an einer einzigen Stelle Callitriche hamulata var. trichophylla Ktz. mit reifen Früchten. Die Pflanze wurde von Dr. Hegelmaier bestimmt. 8. Der Grosse Teich. Da über die Moos-Flora des Grossen Teiches so gut wie Nichts bisher bekannt war, so beschloss der Vortragende, die Umgebung des- selben einer genaueren Durchforschung zu unterwerfen. Er hat 5 Mal zu diesem Zwecke verschiedene Theile dieses Hochsee’s besucht und ge- nau durchforscht, muss aber bemerken, dass er einen grossen Theil der steilen Abstürze im Süd-Osten, die überhaupt vielleicht ganz unzugänglich sein mögen, nicht betreten hat. Der bequemste Weg nach dem grossen Teiche führt über Brücken- ‘ berg zunächst nach der Schlingelbaude. Bald nachdem wir Krummhübel verlassen haben, kommen wir, vor Beginn des Waldes, an einer Sumpf- wiese vorbei, die reich an Sumpfmoosen ist, namentlich fällt hier das grosse Strecken überkleidende Hypnum sarmentosum auf, neben Aypnum pratense, arcuatum, stramineum, Dieranum palustre, Aulacomnium palu- stre, Camptothecium nitens, an der trockenen Chaussee sogar Bryum alpinum. Der Wald, den wir zunächst durchwandern, um zur Brücken- berger Mühle zu gelangen, bietet nichts Besonderes, an der Mühle aber leuchten die Blüthen des Mimulus guttatus uns schon von Weitem ent- gegen. Die Steine um Brückenberg sind ausnehmend reich mit Grimmia Doniana, G. Harimanii, Bartramia ithyphylla und Webera eruda be- kleidet; weiter oben findet man an Mauern Tayloria serrata steril in der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 113 grossen Polstern. Ununterbrochener Wald begleitet uns nun bis zur Schlingelbaude. Bemerkenswerthe Moose finden sich auf dieser Strecke fast gar nicht; auch die Umgebung der Schlingelbaude bietet nichts Er- wähnenswerthes dar. An ausgedehnten Sümpfen, welche namentlich Sphagnum subsecundum, Girgensohnü, cuspidatum und teres, Hypnum exannulatum und sarmentosum auszeichnen, führt uns der Weg vorbei nach dem Nordwest-Rande des grossen Teiches. Plagiothecium undula- tum und Webera elongata begleiten uns am Wege bis 4000'. In mehreren Terrassen steigen von den 4097—4320° hohen Rändern im Süden des grossen Teiches steile, kahle Felswände herab und fussen gleichsam in grasigen, feuchten Wiesenflächen, auf die nach unten neue Felswände und Wiesen folgen. Der grössere Theil des Süd-Randes ist wegen der Steilheit dieser Abstürze ganz unzugänglich. Sehr leicht zu- sänglich ist der See dagegen in der Nähe des äussersten Randes im Westen, wohin sogar ein Weg gebahnt ist. Hier liegen, wie an keiner anderen Stelle, so zahlreiche und so grosse Felsen weit in die See hin- ein, dass man, von einem Steine zum anderen springend, bis weit in den See vordringen und bei heiterem Himmel auf dem Grunde desselben bis zum entgegengesetzten Ufer hinsehen kann,‘ da bekanntlich das Wasser fast chemisch rein ist. 26 Morgen soll dieser Hochsee bedecken, dabei von Osten nach Westen 1756‘ lang und 200 —560° breit sein. Seine Tiefe steigt nach Süden bis 75’; sein Spiegel liegt 3770‘ hoch. Um den Nord-Rand des See’s ist ein nur 80° hoher Felstrümmer-Wall vorgelagert, welcher eine sehr bequeme Wanderung Angesichts des See’s von Westen nach Osten verstatten würde, wenn er nicht durch seine Bekleidung mit Knieholz ganz unwegsam gemacht würde, so dass eine Wanderung über diesen stellenweise ganz mit Racomitrium lanuginosum gepolsterten Kamm ganz ausserordentlich beschwerlich ist, immer aber noch einer solchen direct am Wasser hin vorzuziehen ist. Im äusserten Osten, wo die ganze Umgebung den höchsten Grad der Wildheit zeigt und die Aeste des Knie- holzes bis in den Teich selbst hineinhangen, befindet sich ein nur wenig sich bemerkbar machender Abfluss, der sich bald mit dem aus dem Klei- nen Teich herabkommenden vereinigt und später die grosse Lomnitz bildet. Hohes fast undurchdringliches Knieholzgebüsch auf chaotisch über- einander gelagerten Felstrümmern umgiebt unmittelbar die Ufer um diesen Ausfluss herum, grössere Felsmassen finden sich zum Theil weit in den See hinein zerstreut, und da sie zum T'heil herausragen, gestatten sie stellenweise ein beschränktes Vordringen; daneben die hohen steilen Fels- wände des Süd-Randes mit ihren abwechselnden bunten Wiesenflächen, dies Alles giebt ein Bild, welches an Grossartigkeit und Eigenthümlichkeit nur wenig ähnliche in unseren Sudeten hat. Hier war es, wo der Vortragende am 29. Juli 1866 Iso&tes lacustris für Schlesien entdeckte. Die Pflanze ist hier ausserordentlich häufig, ) Lie ne mul DE en m Ba a ZU 114 Jahres-Bericht wächst aber nur selten schon bei 4° Wassertiefe, meist bei 10° und mehr, selten einzeln, meist rasenförmig in zahlreichen Gesellschaften dicht bei- sammen. Ueber die Eigenthümlichkeiten der schlesischen Pflanze ist S. 103—105 bereits berichtet. Es fehlt ihr jede phanerogamische unmit- telbare Gesellschaft, dagegen sind alle Exemplare wie eingehüllt in zahl- lose Diatomeen, Faden-Algen und seltener sogar auch Desmidieen. Die Moos-Flora dieses Theiles ist sehr arm: Plagiothecium Mühlenbecki, Bra- chythecium refleeum, Hypnum pallescens, Dieranodontium longirostre ist das Bemerkenswertheste. Das Haupt-Angenmerk des Vortragenden richtete sich daher auf die grasig-feleigen Abhänge im Südwesten des Sees, welche noch das Meiste zu versprechen schienen. Die Wiesenflächen prangen hier mit Cirsium heterophyllum, Bartschia, Swertia, Pedicularis sudetica, Adenostyles albi- frons, Eriophorum alpinum, Allium ursinum, Arnica, Aconitum Napellus> AÄnemone alpina; an nassen Felswänden blühte Primula minima; von Farnen wurde gesammelt: Phegopteris Dryopteris, polypodioides, Athy- rium Filix femina und alpestre, Blechnum Spicant, Aspidium Oreopteris, A. dilatatum, A. Filix mas, auf einer nassen Wiese Equisetum limosum var. uliginosum ec. fr.; an trocknen Stellen Zycopodium Selago, Selagi- nella spieulosa. Dagegen wurde Asplenium viride, Allosurus und Aspidium Lonchitis vergeblich gesucht; aber auch die Moos-Flora lässt sich nicht entfernt mit der an andern Stellen, namentlich am Kleinen Teiche, ver- gleichen. Vortragender sammelte namentlich Hypnum sarmentosum, ex- annulatum, stramineum, Plagiothecium Mühlenbeckii, Pl. dentieulatum, Dicranum montanum, D. Starki, Sphagnum rigidum, 8. subsecundum, S. cuspidatum, Hypnum stellatum, Racomitrium protensum, R. avieulare, Webera nutans, Leplotrichum flexicaule, Tetraphis pellueida, auf Knie- holz ZLescuraea striala selten. An einer einzigen Stelle beobachtete Vor- tragender im See selbst, weit vom Ufer entfernt, mehrere Colonieen von Juneus filiformis. Auf der Rinde des Knieholzes bildet ein Protococeus sehr hänfig rothe Ueberzüge.e Am West-Ende kann man bei heiterem Wetter Triton alpestris Laur. in Menge beobachten. 9, Der Kleine Teich. Die Zahl der bisher von dem Vortragenden hier beobachteten Arten wurde 1866 um einige vermehrt. Das seltene Dichelyma falcatum fand er um den ganzen Rand des Teiches herum, namentlich massenhaft au Salix Lapponum, deren Aeste weit in das Wasser hineinhingen; hier fruchtete es auch ausnehmend üppig, zum Theil gar nieht in das Wasser hinabhangend, in Gesellschaft von Pellia epiphylla, Mnium punctatum, Brachytheeium reflevum. Auf den benachbarten Wiesen ist Eqwisetum silvatieum und bei mehr als 4000° E. limosum. Mnium einclidioides fand Vortragender an mehreren Stellen am Abflusse, selbst auf einer sandigen der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 115 Wiese. Dieses Jahr fand der Vortragende es häufig mit weiblichen Blüthen. Tayloria serrata fand sich selbst auf Felsen unter der Hampel- baude, aber stets steril, in Menge namentlich in den Gräben neben der Baude, Am Ausflusse des Teiches fand sich an nassen Felsen Webera polymorpha, Bryum capillare var. Ferchelü, Harpanthus, alle selten; noch bei 4000° überraschten den Redner Weisia fugax, Diphyscium fo- liosum und Isothecium Myurum. An Felsen um den Teich findet sich sehr häufig steril Dieranum longifolium, Hylocomium Oakesii, Plagiothecium Mühlenbeckü, Dicranum longirostre, Webera nutans, Leptotrichum flexi- caule, Webera polymorpha, Grimmia funalis (selten), Sarcoscyphus Ehr- harti; am Wege nach der Schlingelbaude Splachnum sphaericum. Im Kleinen Teiche selbst fand Stein: Callitriche verna, Redner fand sie sogar noch in dem reissenden Wasser des Abflusses. Jsoetes hat er vergeblich hier gesucht. 10. Krummhübel. Die nächste Umgebung des Dorfes Krummhübel bietet manches Be- merkenswerthe, Auf den Steinmauern findet sich an vielen Stellen, aber stets ohne Blüthe, Zilium bulbiferum. Athyrium alpesire kommt nahe der Pfaffen-Mühle in einem Stocke unter A. Filix femina vor und zeigt auch hier unter Anderen seine Differenz in den schwarzen grobwarzigen Sporen. Aspidium Filix mas kommt in der Nähe des Fleischers in einer dem 4. eristatum täuschend ähnlichen Form vor, hier ist auch Asplen. septentrionale sehr gemein; von Cystopteris fragilis var. deltoidea fand sich ein einziger Stock auf einer Mauer unterhalb des Gasthauses zur Schnee- koppe. Ein Abhang hinter der sogenannten Eulenburg bietet in Menge: Plagiothecium Roeseanum, Brachythecium populeum; in einem ausgedehn- ten Sumpfe in der Nähe finden sich Sphaynum teres, Girgensohmü, ru- bellum, subsecundum, Bryum pseudotriquetrum mit Frucht, HAypnum stra- mineum und stellatum. An einem Steinwalle daneben: Andreaea petro- phila, in dem benachbarten Birkicht Brachythecium Mildeanum auf einem alien Holzdache, in einem Brunnen Rhynchostegium murale, an Bäumen Orthotrichum Lyellü ce. fr., Barbula papillosa. An der Chaussee von Krummhübel nach Birkicht hin ist an mehreren Stellen Dryum alpinum und an einer Stelle in Menge Bryum Mildeanum. Die nahen, unter dem Namen „Spatlöcher‘‘ bekannten Felsen bei Krummhübel, welche durch Mosigia gibbosa so ausgezeichnet sind, bieten auch Grimmia montana. Eine alte Mauer von Buschvorwerk bewohnten: Didymodon rigidulus, Encalypta streptocarpa. Die Aecker um Krummhübel sind ausgezeichnet namentlich durch Fossombronia pusilla und Anthoceros punetatus, zu denen sich oft noch Riceia glauca, Anthoceros laevis, seltner Blasia pusilla gesellen. [0,2 116 Jahres-Bericht 11. Verbreitung einiger Seltenheiten des Riesengebirges. a. Bryum alpinum. Diese schöne Pflanze war bisher im Riesen- gebirge nur an dem gemauerten Denkmale bei den Elbquellen von Goeppert gefunden worden; seitdem wurde die Pflanze ebenfalls von Goeppert an der alten Zobten-Capelle, von Hilse in einem Steinbruche bei Strehlen und vom Vortragenden am Fusse des Epheuberges bei Cu- dowa und an mehreren Stellen um Hasenau bei Breslau mit Philonotis caespitosa, also in der tiefsten Ebene, gesammelt. Aus den Beobachtun- gen, welche Redner im Sommer 1866 im Riesengebirge zu machen Ge- legenheit hatte, entnimmt er, dass die Pflanze daselbst sehr verbreitet sein mag, bei trockenem Wetter aber sehr leicht übersehen wird, da sie dann, ohnehin meist nur in niedrigen flachen Rasen vorkommend, ganz zusammenschrumpft und oft in Staub und Sand ganz vergraben steckt. Im Thale des Querseiffen fand er sie am reichlichsten, an verschiedenen Stellen, und zwar ziemlich hoch oben, stets am Wasser, bisweilen in grossen, halbkugeligen Polstern, einmal sogar mit wenigen Früchten; nicht weit von hier findet sie sich am Fahrwege nach den Gräbersteinen und seht von da nach Krummhübel hinab, wo sie an zahlreichen Stellen an der Chaussee und an Seitenwegen bis zum Birkicht von ihm be- obachtet wurde. An einer dieser Stellen steht ganz in seiner Nähe in srossen schwellenden Polstern an den Chaussee-Rändern das seltene Bryum Mildeanum. Von Krummbübel zieht sich Dryum alpinum nach Steinseiffen hin und zwar bis auf die Chaussee nach Schmiedeberg hin und aufwärts die kleine Lomnitz entlang. Endlich fand Redner es noch bald hinter der katholischen Schule von Krummhübel, da, wo der in Felsen gehauene Weg nach der Schurrbartsbaude beginnt. An allen diesen Orten versteckt es sich gern zwischen Gras an den Rändern der Chaussee und wird bei trockenem Wetter von Staub und Erde voll- kommen bedeckt. BDryum alpinum hat wie 3. Mildeanum die Eigenthümlichkeit, dass - es die Spitzen seiner Aeste freiwillig abstösst und dadurch für seine Ver- breitung sorgt, da es bei uns nur äusserst selten zu fructifieiren scheint, b. Plagiothecium Schimperi. Diese von dem Vortragenden bisher nur im Westflügel des Riesengebirges beobachtete Art stellte sich bei genauerer Beachtung als sehr verbreitet auch im Ostflügel heraus und muss demnach als charakteristisch für die untere und obere Bergregion angesehen werden. Die tiefsten Stellen ihres Vorkommens sind die am Eingange in den Eulengrund und in den Melzergrund; hier findet sie sich, wie fast überall, namentlich auf sparsam betretenen Waldwegen, oft über fusslange Flächen des festen trockenen Bodens überziehend, fast immer mit Aypnum callichroum, an zahllosen Punkten. In dem benachbarten Gehänge ist sie ausserordentlich verbreitet, ebenso an vielen Stellen der der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 117. Seiffenlehne. Hier verschwindet die Pflanze meist weit unter 3500’, nur ausnahmsweise scheint sie bis dicht unterhalb vom Kleinen Teiche noch vorzukommen, wo sie Stenzel beobachtete. Andere Standorte sind: Am Steinseiffener Wasser und oberhalb der Forstbauden an mehreren getrennten Stellen (Stenzel, Strieker), am Langwasser bei Steinseiffen (Stenzel), im Thale des grossen Seiffen (Milde); St. Peter, auf der böhmischen Seite, bei etwa 3400° (Stricker). c. Hypnum sarmentosum und H. exzannulatum. So sehr verbreitet Aypnum exwannulatum auf allen Sumpfwiesen vom Thale bis zur Höhe des Gebirges ist, so überraschte es den Vortragenden doch aus- nehmend, das bisher für eine ganz ausschliesslich subalpine Art angesehene Hypnum sarmentosum auch an mehreren Stellen im Thale und zwar stets in sehr grosser Menge vorzufinden. Der niedrigste Standort liegt noch unter 1700° ganz vorn am Eingange in den Eulengrund auf einer von Wald umschlossenen Sumpfwiese, wo es mit Dieranum palustre, Hypnum Sendineri und A. exannulainm erscheint. Ein zweiter Standort, etwas höher, liegt nicht weit davon im Wolfshau, wo die Pflanze auf einer Sumpfwiese ausgedehnte Strecken zum Theil in einer sonst noch nicht beobachteten Zwergform überzieht. Diese Stelle ist desshalb noch be- merkenswerth, weil die Pflanze hier in allen Färbungen von hellgelb, dem Hypnum: stramineum täuschend ähnlich, bis dunkelroth vorkommt. Ein dritter Standort liegt zwischen der katholischen Kirche in Krumm- hübel und dem nächsten Walde vor der Brückenberger Mühle, dicht an der Chaussee auf einer Sumpfwiese. Eine bemerkenswerthe Thatsache ist es, dass Aypnum sarmentosum und AH. exannulatum, je höher sie steigen, sich immer dunkler färben. Ganz schwarzrothe Formen finden sich immer nur auf den Höhen des Riesengebirges. Die Färbung beider ist dann so sehr ähnlich, dass die sonst so sehr verschiedenen Arten sehr leicht verwechselt werden. d. Hypnum pallescens. So massenhaft diese Art sich an man- chen Orten findet, so ist ihr Vorkommen doch bei weitem kein so all- gemein verbreitetes, als das der vorigen Arten. Am häufigsten ist sie unstreitig in dem Walde, welcher von der Josephinenhütte nach dem Zackenfalle liegt. Hier erscheint sie namentlich auf verkrüppelten Buchen ausserordentlich reichlich und üppig fructifieirend. Im Ostflügel des Riesen- gebirges erscheint sie ziemlich in derselben Höhe nahe der Schnurrbarts- baude, gleichfalls auf Buchenästen. Sehr häufig ist sie in der schwer durchdringlichen Knieholz-Region des Gehänges, wo sie auf Knieholz und alten Fichten, namentlich am Grunde der Stämme, oft massenhaft ange- troffen wird. Ein sehr ergiebiger Standort ist auch die Umgebung der Dreisteine, wo sie häufig am Knieholz von dem Vortragenden beobachtet wurde. 118 Jahres-Bericht b. Umgebung von Breslau. 12. Rothkretscham. Unter den in der Nähe von Breslau gelegenen Orten verdient Roth- kretscham wegen seines Moos-Reichthums besondere Beachtung. Hier findet sich in den Gräben auch Listera ovata und an vielen Stellen Pyrola rotundifolia. Amblystegium Kochü ist sehr häufig neben dem gemeinen A. serpens: sehr selten ist A. radicale und A. Juratzkanum, hier und da A. riparium. Hypnum hygrophilum Jur. fand Redner nur ein Mal, hänfiger 4. poly- gamum und stellatum. Im Wasser schwimmen Aypnum Sendtneri, Wil- soni, Kneiffiit und Brachythecium Mildeanum mit Mnium affine. An gra- sigen Abhängen Drachylhecium campestre, albicans und salebrosum mit rutabulum, Morchella conica, Cantharellus muscigenus. Unter Gesträuch Leptobryum pyriforme, an mergeligen Stellen: Dicranella varia und Aneura pinguis. 13. Benkwitz. Einen Mergel-Ausstich bei Benkwitz bewohnen mehrere Arten, welche sonst zu den seltensten in Schlesien gehören, namentlich Bryum lacustre. Trichostomum tophaceum, Webera carnea. 14. Nimkau. Dicht am Bahnhofe blühte im Eisenbahngraben neben Aypnum Sendtneri am 10. Juni in Menge Utricularia minor und am Damme selbst Onobrychis saliva. An einer Wölbung neben der Eisenbahn fand Redner Bryum atropurpureum und inelinatum, auf feuchten Sande Dryum turbi- natum und B. uliginosum; letzteres reifte zu Hause nach. In der Nähe der Erlen unterhalb des Bahnhofes fand sich Hypnum fallaciosum und elodes ausserordentlich häufig, im Walde aufblosser Erde: Plagiothecium silesiacum ; auf einem Torfmoore nach Bruch, dicht an der Eisenbahn: Jungermannia inflata, bicuspidata und eine von Gottsche als neu erklärte J. Mildeana G. 15. Lambsfeld. An einem nach Sehönborn hin führenden Querdamme wachsen Fieia tenuifolia, Centaurea Scabiosa, Salvia pratensis beisammen; an Pappeln finden sich Barbula papillosa, pulvinata und latifolia sehr häufig und auf einem Mergel- Ausstiche noch vor Lambsfeld Aypnum cehrysophyllum und polygamum, Brachythecium glareosum, Bryum erythrocarpon. 16. Hasenau und Kunzendorf. Schon vor Hasenau bei Petersdorf finden sich neben der Eisenbahn Oenanthe fistulosa, Cieuta, Ranumeulus Lingua, in Ausstichen Dryum pallens, bimum, pendulum, alpinum und albicans, Hypnum polygamum der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 119 und Zycopodium inundatum. Einen Ausstich füllt beinahe allein PAilo- notis marchica aus, einen zweiten grösseren namentlich Philonotis cae- spitosa mit Bryum alpinum, Sphagnum fimbriatum, cuspidatum und 8. squarrosum var. squarrosulum, und schwimmend neben Dryum alpinum Jungermannia crenulata und J. Mildeana Gottsche. Egquisetum litorale ist durch den ganzen Sumpf und an dem Rande desselben verbreitet; etwas weiter findet sich an trocknen Stellen in Menge Eguisetum arvense var. campestse und im Walde die Form nemorosum. An der Mühle in Hasenau wachsen Amblystegium irriguum neben Hypnum filieinum und ERhynchostegium rusciforme. Verfolgt man den Weg nach Obernigk längs der Eisenbahn, so stösst man kurz vor Kunzendorf auf einen ausgedehnten Torfsumpf mit Orchis maculala, Epipactis palustris, Drosera rotundifolia, Menyanthes; Splach- num ampullaceum fructifieirte ausnehmend üppig, daneben Leueobryum vulgare, Sphagnum acutifolium, eymbifolium, subsecundum; von Leber- moosen fand Redner hier Sphagnoecetis communis, Jungermannia biecu- spidata, J. connivens und J. setacea. 17. Riemberg. Bei einem mehrtägigen Aufenthalte im Herbste hatte Redner Gelegen- heit, um Riemberg mehrere Excursionen anzustellen. Auf einer derselben fand er um den grossen erratischen Block: Galium rotundifolium, Sani- eula europaea, Bryum roseum, Brachythecium Starkii an vielen Stellen, und 2. salebrosum, Hypnum erista castrensis, Eurhynchium striatum und praelongum, an erratischen Blöcken Dieranım longifolium und Racomitrium heterostichum. Auf Sumpfwiesen bei Voetswalde: Dryum pseudotriquetrum, S WEHR 7 Philonotis caespitosa, Fissidens adiantoides und osmundorides, Hypnum molluscum, filieinum, Sendtneri, nitens, Mnium hornum, affine, punctatum, undulatum, palustre, Dieranum palustre c. fr., Trichocolea Towmentella, } ’ er ;] een Pellia epiphylla, auf Aeckern Fossombronia pusilla und auf erratischen Blöcken Grimmia ovata, Dieranum longifolium, Racomitrium heterostichum. Um den Wartheberg beobachtete Redner: Atrichum angustatum, auf > I Bruchäckern mit Blasia pusilla in unendlicher Menge, in einer Mereel- 8) fe grube Dryum lacustre und intermedium. Fünf Minuten von Riemberg findet sich hart an der Fahrstrasse nach Prausnitz ein Gehölz, welches ) durch zahllose erratische Blöcke sich auszeichnet, auf denen namentlich Dieranum longifolium in Menge erscheint, auf blosser Erde ist dagegen Brachythecium Starkii sehr verbreitet. In westlicher Richtung finden sich am Waldsaume Stämme von Sa- rothammus, wie sie wohl selten vorkommen mögen. Der Stengel ist ganz aufrecht, ohne alle Aeste, baumartig, 1 im Durchmesser, über 5° hoch und trägt eine ausgebreitete Krone von Aesten. Nach Wildpark hin fand der Vortragende auf einem faulen Baumstamme Durbaumia indusiata und 120 Jahres-Bericht auf Waldboden Zycopodium complanatum. In einem benachbarten Sumpfe fand sich Sphagnum teres häufig. Verzeichniss der neu entdeekten Moose. Barbula ambigua Br. et Sch. Bunzlau (Limpricht); B. pulvinata Jur. Hoindsfelder Chaussee und Lambsfeld (Milde). Conomitrium Julianum Mont. Lauban (Wille). Fissidens Bloxami Wils. Schönfeld bei Schwiebus (Golenz); F. decipiens D. Ntrs. Jauer. Kauffung. Nieder-Lindewiese. Riesen- grund. (Milde.) 6. Dieranum Mühlenbeckii Brch. et Sch. Elbwiese. (Wichura.) 7. Bryum macrostomum Jur. Pirscham. — Alte Oder. — Ohlau. (Wi- chura.) 8. Eurhymechium crassinervium Breh. et Sch. Bunzlau (Limpricht). 9. Hypnum vernicosum Wils. Bunzlau (Limpricht). SP ID en Nachträglich ist von Herrn Dr. Milde eingegangen nachstehende Mit- theilung über Selaginella helvetica Lk. in Schlesien. Als ich die erste Nachricht erhielt, Selaginella helvetica sei in Schlesien gefunden worden, hegte ich gegen diese Angabe gegründete Zweifel, die auch von anderen Sachkennern getheilt wurden. Inzwischen habe ich Exemplare von den zu erwähnenden Localitäten erhalten, und der Entdecker selbst, Herr Dr. Th. Hein, hatte die Freundlichkeit, mir auf meine Bitte Folgendes zugehen zu lassen. Ich schicke voraus, dass die erste Oertlichkeit in Oesterreichisch-Schlesien liest, die beiden anderen aber bereits in Preussisch-Schlesien. Herr Dr. Hein schreibt mir: „Ich fand Selaginella helvetica in den Mora-Auen bei Komerau nächst Troppau, ferner in den Auen der Oppa bei Branitz und Bleisch- witz (zwischen Troppau und Jägerndorf), wo sie an den 5 Standorten sparsam vorkommt. Sie wächst an der Mora mit Hypnum Kneiffii ver- mengt an feuchten Auen-Stellen, während ich sie bei Branitz und Bleisch- witz auf alten Maulwurfshügeln fand. Ueber die weitere Verbreitung dieser Pflanze kann ich Nichts angeben.“ Da Oppa und Mora ihre Quellen am Altvater haben, so liegt die Vermuthung nahe, dass sie von da herabgewandert ist. Nur ist es zu verwundern, dass in dem von Botanikern seit so langen Jahren besuchten Altvater diese Pflanze bisher nicht beobachtet worden ist, ja dass sie sogar den Karpathen zu fehlen scheint. Wie ich schon an anderen Orten bemerkt habe, ist übrigens Selaginella helvetica durchaus keine alpine Pflanze. Um Salzburg und in Süd-Tirol, wo diese Pflanze in ganz un- beschreiblicher Menge an den verschiedenartigsten Standorten (Bach- und der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 191 Flussufern, Abhängen, an Felswänden, auf Mauern) vorkommt, erreicht sie ihre grösste Verbreitung nicht in der alpinen Region, wo ich sie ver- seblich gesucht habe, sondern gerade in den Thälern. Sonderbar spielt hierbei der Zufall. Vor vielen Jahren sollte Se- laginella helvetica am Hain-Falle in Schlesien entdeckt worden sein; doch war es damals offenbar auf eine Täuschung abgesehen und nun wird sie doch von einem Dr. Hein für Schlesien aufgefunden. Herr Dr. Milde berichtet ferner über ein neues Unternehmen des Herrn Lehrer Limpricht in Bunzlau: Dryotheca silesiaca. Diese soll eine vollständige Sammlung der schlesischen Moose umfassen und ist eine Ausführung des im Winter 1823/24 von den Herren Goep- pert, Wimmer und Remer in Folge Anregung der kryptogamischen Vorlesungen ihres damaligen Lehrers Treviranus projectirten Unter- nehmens. Vorgelegt wurde die erste halbe Centurie, welche sich durch die eleganteste Ausstattung auf losen Quartblättern in Etui, reichliche, sorgfältigst aufgelegte Exemplare und richtige Bestimmung, sowie durch den überaus wohlfeilen Preis von 2 Thalern auszeichnen; die zweite Lie- ferung ist um Weihnachten erschienen, und kann dieses Unternehmen allen Freunden der schlesischen Kryptogamenkunde auf das Beste empfohlen werden. In der Sitzung vom 15. November legte der Secretair vor: eine Aufforderung von 'T'h. Eulenstein in Stuttgart zur Subscription auf seine in 5 Centurien & 12 Thaler erscheinende, sämmtliche Süsswasser- und marinen, sowie die wichtigeren fossilen Gattungen umfassende Sammlung: Typen der Diatomaceen; einen Brief des Herrn Prof. Dr. Galle mit einer von dem langjährigen correspondirenden Mitgliede der Gesell- schaft, Herrn Major Fils, eingesendeten Photographie der tausendjährigen Eiche zu Ilmenau in Thüringen von 28° Umfang; selbe steht 1653° hoch auf buntem Sandstein. Herr Dr. Stenzel theilte, anschliessend an einen früheren Vortrag über die Keimung der Eichel (Jahresber. für 1865, S. 90ff.), mit, dass er seitdem wiederholt — in Scheitnig, Oswitz — zweisamige Eicheln sefunden habe. Die noch vollkommen erhaltene, jeden der beiden Keime umschliessende, braune Samenhaut stellte es bei allen ausser Zweifel, dass nicht mehrere Keime in einem Samen sich ausgebildet, sondern von den zur Blüthezeit in jedem Fruchtknoten vorhandenen 6 Samenknospen sich statt wie gewöhnlich eine, hier zwei zu vollkommenen Samen entwickelt hatten. An getrockneten zweisamigen Eicheln wurde die verschiedene Lage der Samen und ihrer Cotyledonen gegen einander gezeigt, deren Grenzflächen gewöhnlich schief gegen die Mitte der Eichel gerichtet, zu- weilen aber fast parallel sind, 122 Jahres-Bericht Anfang Mai vorigen Jahres wurden unter zahlreichen keimenden Buch- eckern an der Ruine Neuhaus bei Waldenburg auch einige zweisamige gefunden. Die beiden Wurzeln und ein Theil der Stengel waren bereits weit herausgetreten, die noch zusammengefalteten Keimblätter aber noch von ihrer Samenhaut umgeben, so dass auch hier mit Bestimmtheit nicht Poly&mbryonie, sondern Mehrsamigkeit vorlag. Leider ist die Auffindung ähnlicher Fälle nicht, wie bei der Eichel, den ganzen Sommer hindurch möglich, ja durch das dichte Nebeneinanderstehen junger Pflanzen erleich- tert, weil bei der Rothbuche die Keimblätter schon beim Keimen aus der Fruchtschale heraustreten und sich dann über die ursprüngliche Zusammen- gehörigkeit zweier noch so nahe bei einander stehenden Pflanzen nichts mehr entscheiden lässt. Doch könnte in Gegenden, wo die Rothbuche häufig ist, durch das Abschälen besonders grosser und dieker Bucheckern gewiss so gut wie bei der Eichel die angeführte Beobachtung bestätigt und durch manche Einzelheiten ergänzt werden, welche auch in der Ab- weichung von der Regel die nahe Verwandtschaft von @Quercus und Fagus erkennen lässt. Herr v. Uechtritz sprach, unter Vorlegung von Originalexemplaren, über folgende Novitäten aus dem Gebiete der schlesischen Flora: Neue Arten und Formen. 1. Barbarea praecox R. Br. (B. verna Aschers.) Spärlich auf Grasplätzen in Scheitnig bei Breslau mit B. vulgaris, von welcher sie sich durch die sämmtlich gefiederten Blätter, die zahl- reicheren breitlinealischen, mehr genäherten und dabei wagerecht-abste- henden Seitenblättchen der obern Blätter, durch die diekern, den Frucht- stiel an Breite kaum übertreffenden Schoten und die etwas kleineren, hellgelben, nicht goldgelben Blüthen unterscheidet. Von B. strieta, an welche diese Art durch die kleineren, bleichgelben Blüthen einigermaassen _ erinnert, entfernt sie sich dureh die Blattform bedeutend. Da sie bisher in allen Nachbarländern noch nicht gefunden wurde, ausgenommen die Mark Brandenburg, wo sie indessen nach Ascherson schwerlich ur- sprünglich einheimish ist, so lässt sie sich auch bei uns nur als einge- schleppt betrachten. Im westlichen Deutschland, zumal am Rhein, ist sie dagegen stellenweise sehr verbreitet und unzweifelhaft einheimisch. 2. Hieracium carpathicum Besser, Fries Epier. non Wimmer. Die vorliegende Pflanze, welche von Fries für das echte Besser’sche H. carpathicum erklärt wurde, hat Referent zwar schon im vergangenen Jahre als in Schlesien einheimisch bezeichnet, war indessen damals ausser Stande, getrocknete Exemplare vorzulegen. Zu den beiden früheren Fund- orten (Carlsthal im Isergebirge, Kleine Schneegrube) ist inzwischen noch der Schles. Gesellsch. f. vater]. Cultur. 123 ein dritter hinzugekommen, der Melzergrund, aus welchem sie von Stein unter anderen Hieracien mitgebracht wurde. Diese neuerdings in den Karpathen nicht wiedergesammelte seltene Art stellt im Ganzen eine Mittel- form zwischen ZH. bohemicum Fr. (dem H. carpathicum Wimmer’s) und H. vulgatum dar. Von ersterem unterscheidet sie sich unter andern durch die etwas kleineren, mehr blassgelben Köpfe, durch kahle Zungenblüthen: durch die kleinen, den Laubblättern unähnlichen Stützblättchen der Ver- zweigungen des Blüthenstandes, sowie durch die sitzenden, nicht aber halbstengelumfassenden obern Blätter. Von den Formen des H. vulgatum ist das #7. carpathicum verum ausser durch die Frucht leicht durch die Blattform, sowie durch die Farbe der Achänen zu unterscheiden. 3. Aethusa cynapioides M. Br. In schattigen Gebüschen hinter Bischofswalde und vermuthlich auch in der Strachate bei Br. Von der Normalform der Ae. Cynapium unter- scheidet sich diese durch den 3—5‘ hohen, stärkeren, lebend stark blau- grün bereiften Stengel, durch feiner zertheilte Blattzipfel, durch die klei- neren Blüthen, durch die kürzeren, die Döldchen auch bei der Fruchtreife kaum überragenden Involucellen, durch besonders im Verhältniss zu der beträchtlichen Grösse der ganzen Pflanze etwas kleinere Früchte, sowie durch die meist am Grunde genäherten und sich oft berührenden Striemen der Jugen. Ob indessen alle diese Merkmale hinreichen dürften, die Ae. eynapioides specifisch von de. Cynapium zu trennen, möchte Referent sehr bezweifeln, da die Länge der Hüllchen bei diesen Pflanzen offenbar ver- änderlich ist und auch der von den Striemen der Frucht hergenommene Charakter nicht immer zutrifft. Richtig ist indessen, dass letztere bei der hiesigen Ae. cynapioides stets am Grunde mehr genähert erscheinen, weil sie weniger geradlinig verlaufen. Viele Schriftsteller verbinden bereits diese Art mit de. Cynapium, so Döll, der sie als de. Cynapium e. elatior auf- führt, und auch diejenigen, welche sie noch trennen, wie z. B. Ledebour, gestehen die nahe Verwandtschaft beider ein. Die rein ausgeprägte Ae. cynapioides, zu der die vorliegenden Exemplare gehören, scheint bei uns selten, häufiger sind intermediäre Formen, zu denen auch die in den Waldpartieen des hiesigen botanischen Gartens häufig wild vorkommende Pflanze gehört, 4. Polygonum tataricum L. Auf Feldern bei Boronow, Kr. Lublinitz, von Dr. P. Ascherson und bei Rybnik von Fritze gefunden. Obwohl ursprünglich aus dem nörd- lichen Asien stammend, hat sich diese Art, jedenfalls in Folge früheren Anbaus, stellenweise in Deutschland vollkommen eingebürgert. Im nörd- lichen Deutschland (auch in Schlesien) findet sie sich besonders als Unkraut auf Buchweizenfeldern; auf den Bergfeldern des mittlern Vintschgaus (im südwestlichen Tirol) sah Ref. sie dagegen vorzugsweise unter Hafer u. Gerste. 124 Jahres-Bericht 5. Ornithogalum chloranthum Santer. An schattigen Plätzen des Max’schen Gartens in Scheitnig Anfang Mai 1866 gesammelt. Mit O. nutans L. sehr nahe verwandt, indessen durch einige Merkmale bestimmt zu unterscheiden. Bei O. chloranthum sind die Blätter etwas schwächer rinnig, die Blüthen sind etwas kleiner, gewöhnlich mehr genähert, die Sepala sind beiderseits mit einem breiten grünen Rückenstreif geziert, während sie bei ©. nutans (an der frischen Pflanze) innen weiss sind und nur auf der Aussenseite den breiten Rücken- streif zeigen; sodann besitzen die Staubträger bei O. chloranthum auf der Innenseite gegen die Spitze hin einen stark vortretenden Zahn, welcher bei O. nutans fehlt. Bei diesem ist die Kapsel gegen die Fruchtreife hin an der Spitze deutlich genabelt, bei O. chloranthum dagegen stumpflich. Dass diese Art bei uns, wenigstens ehemals, wo geeignete Standorte für diese Pflanzen in und um Breslau noch häufiger waren, noch an andern Stellen vorkam, beweisen in frühern Jahren vom Ref. in Grasgärten der Gartenstrasse, sowie auf Grasplätzen des alten reformirten Kirchhofs als O. nulans gesammelte Exemplare. Dagegen gehört die noch jetzt im Volksgarten vorkommende Pflanze zu O. nutans L. — Ascherson, der das O. chloranthum gleichzeitig bei Berlin unterschied, theilte dem Ref. mit, dass Myogalum Boucheanum Kunth. ein älterer Name für diese Art sei; seinen nomenclatorischen Grundsätzen gemäss bezeichnet er daher unsere Pflanze, da er das Genus Myogalum nicht anerkennt, als ©. Bou- cheanum (Kunth.) Aschers. 6. Elatine triandra Schkuhr. var. callitrichoides Nylander (E. callitrichoides Ruprecht). Von der Grundform durch die längern, fast linealischen, durchschei- nenden Blätter und die verlängerten Internodien, sowie durch die be- trächtliche Grösse abweichend. Mit derselben am Rudateich bei Rybnik von Fritze gesammelt, fast immer 1—3‘ unter dem Wasserspiegel, daher wahrscheinlich eine durch den Standort bedingte Form; übrigens mit von Kühlewein bei Petersburg gesammelten und von Fries aus Finnland mitgetheilten Exemplaren übereinstimmend. 7. Urtica dioecaL. y hispida G. et Gr. (U. hispida DC.) Am Oderufer vor dem zoologischen Garten selten. — Unsere ge- wöhnliche grosse Brennnessel gehört zu den in der Blattform und Be- kleidung veränderlichsten Gewächsen unserer Flora, und es lassen sich mit Leichtigkeit eine Reihe von Formen unterscheiden, die nieht immer als blosse Producte des Standorts angesehen werden können, da sie öfters an einer und derselben Stelle. untermischt vorkommen. Die Endglieder dieser Formenreihe stehen weit genug auseinander und sind in der That zum Theil bereits als verschiedene Arten aufgefasst worden; der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 135 doch lassen sich bei einer etwas sorgfältigeren Beobachtung die verbin- denden Formen bald ausfindig machen. Die vom Redner seit einigen Jahren hier bemerkten Varietäten lassen sich nach der Bekleidung in zwei Gruppen unterbringen. 1) Formen mit doppelter, aus Weichhaaren und Brenn- borsten gemischter Bekleidung. a vulgaris Weddell. Die gewöhnliche, überall bis ins höhere Gebirge vorkommende Form mit eiherzförmig-länglichen bis eiförmig-lan- zettlichen Blättern und kurzhaarigem Stengel. Die Brennhaare sind an der ganzen Pflanze bald mehr bald weniger zahlreich vorhanden, aber im Ganzen stehen sie nır vereinzelt. Die Blätter sind meist grobgesägt, die Sägezähne von mässiger Grösse, etwas gekrümmt, die Blattstiele ziem- lich kurz, 8—4mal kürzer als das Blatt. ß mierophylla Hausmann, Fl. v. Tirol. Stengel mit zahlreichen Aesten, Blätter 3—4mal kleiner als bei der Normalform, dabei weniger stark zugespitzt, mit stumpferen Sägezähnen, daher mehr gekerbt-gesägt. Die Bekleidung wie bei &, doch tragen gewöhnlich die Aeste zahlreichere Brennhaare als der Hauptstengel. Hin und wieder, so um Breslau an den Oderufern und im Dorfe Marienau; bei Görlitz (Baenitz). y lamiifolia. Blätter aus tief-herzförmiger Basis breit- eiförmig, gekerbi-gesägt, die untern mit stumpflicher Spitze, sämmtlich kaum länger als breit, etwa 1}.mal so lang als der Blattstiel. Selten; nur am Oder- ufer bei der Paulinenbrücke in einigen Exemplaren bemerkt. öO angustifolia Ledeb. (U. angustifelia Fischer, nach Grise- bach’s Mittheilung, der die schlesische Pflanze gesehen.) Blätter aus abgerundeter Basis eiförmig-lanzettlich, sehr allmälig in eine lang aus- gezogene Spitze verlaufend, die obersten lineal-lanzettlich, sehr lang zu- gespitzt, am Grunde mehr oder weniger deutlich-keilförmig. Sägezähne der Blätter zahlreich, sehr spitz und gerader als bei der Normalform, mit der sie in der Bekleidung übereinkommt. Sehr selten. Mit « auf Fels- schutte in der Nähe der neuen Burg in Fürstenstein 1861 gefunden. An- derwärts in Baden (Döll) und häufiger in Russland und dem nördlichen Asien. — In der Blattform das Extrem der vorigen Form! & hispida G. et Gr. (UT. hispida DC.) Während die Brennhaar- bekleidung bei allen vorigen Formen im Ganzen nur eine spärliche zu nennen ist, so zeigt sie sich bei dieser seltenen und merkwürdigen Abart ausnehmend stark entwickelt, zumal am Stengel, den Blatt- und Blüthen- stielen; selbst die Blätter sind reichlich damit versehen. Der ganze obere Theil der Pflanze erscheint durch die. dicht gedrängten, weit längeren und starreren Brennborsten fast borstig-filzig, die unteren Blätter sind sehr breit-eiförmig, und die grossen Sägezähne des Randes sind noch stärker gekrümmt, als bei der Normalform, Bei uns sehr selten und bisher nur 126 Jahres-Bericht unter den andern Formen am Oderufer vor dem zoologischen Garten spär- lich gefunden; sonst in Südfrankreich, auf Corsika, Sardinien, Sieilien und in Neapel beobachtet. 2) Formen mit einfacher (seltener fehlender) Beklei- dung. (Brennhaarlose Formen.) GC pubescens. Ganz ohne Brennborsten, der Stengel, die Blatt- und Blüthenstiele, sowie auch die Blätter, zumal auf den Nerven der Unterseite, von dichten, weissgrauen Haaren weichhaarig. Blattstiele ziem- lich lang, etwa 2 mal kürzer als die Blätter, diese aus abgerundeter Basis eiförmig-länglich bis länglich-lanzettlich, lang zugespitzt, mit mässig grossen, auffallend regelmässigen spitzen Sägezähnen. Selten in sumpfigen Wäldern bei Clarenkranst bei Breslau. n subinermis. Meist ganz ohne Brennhaare; Stengel, Blatt- und Blüthenstiele sehr kurz weichhaarig, Blätter beiderseits fast kahl, etwas schärflich, in der Gestalt variirend, gewöhnlich aber wie bei der vorigen Form. Es finden sich aber auch, besonders an trocknen Orten (z. B. am Oderufer vor dem zoologischen Garten), kleinere Individuen, welche in der Blattform an die Varietät angustifolia erinnern, sowie an schattigen, aber dabei trockenen Plätzen solche mit sehr breiten, deutlich herzförmigen, weniger langzugespitzten Blättern, deren Blattstiele sehr lang, oft halb so lang als die Spreite sind. Vielleicht sind letziere einerlei mit der dal- matischen U. glabrata Clementi, welche dem Redner nur aus der Be- schreibung in ‚‚Visianis Flora dalmatica“ bekannt ist; er sammelte sie in schattigen Gebüschen des evangelischen Kirchhofs am Glaeis der Ohlauer Vorstadt. — Bisweilen findet sich die Varietät subinermis auch mit stärker verästetem Stengel und alsdann sind die Blätter merklich kleiner, doch nie von so geringer Grösse, wie bei der Varietät microphylla. — Diese Varietät liesse sich noch in mehrere zergliedern, doch wollte Referent die Zahl der Formen nicht weiter vermehren. — Sie gehört zu den häufigeren Varietäten und ist vorzüglich in schattigen Gebüschen, in feuchten Wal- dungen, Erlenbrüchen nicht selten, wo sie bisweilen eine Höhe von 6—X‘ erreicht. + glaberrima. In der Grösse, Tracht und Blattform den typischen Exemplaren der vorigen Form ähnlich, aber die ganze Pflanze ohne Spur von Bekleidung und die Blätter beiderseits sehr schärflich, mit sehr seich- ten und grossen, gegen die Spitze oft verschwommenen Sägezähnen. Die Farbe des Laubes ist ein mattes Dunkelgrün. So selten unter anderen Formen am Öderufer hinter der Ufergasse; scheint anderwärts noch nir- sends beobachtet. Dem Formenkreis der polymorphen U. dioeca gleichfalls angehörig ist nach Trautvetter und Weddell, den Monographen der Gattung, die "in Schlesien noch nicht beobachtete U. kioviensis Rogowitsch (Ü. radicans der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 1237 Bolla) aus der Ukraine und Ungarn (Presburg). Diese ist monoecisch, während sämmtliche vom Redner in Schlesien beobachtete Varietäten dioeeisch sind. Wahrscheinlich ist die von Tausch in Böhmen angege- bene U. dioeca 8 monoeca die nämliche Pflanze, die sich daher vielleicht auch noch bei uns vorfinden könnte. Wegen des Vorkommens solcher monoeeischer Formen, die sich auch bei andern normal dioecischen Ur- ticeen, z. B. bei Cannabis sativa, finden, hat Kanitz den Linn&’schen Namen in U. major umgeändert, ein Verfahren, weiches nicht allein vom Standpunkte des strengen Prioritätsprineips nicht gerechtfertigt erscheint. Denn mit gleichem Rechte müsste man z. B. den Namen Carex dioeca verwerfen, zumal diese Pflanze nicht einmal die einzige, in normalem Zustande dioeeische Art der Gattung ist. 8. Carez divulsa Good. Auf das Vorkommen dieser oft verkannten und mit ©. muricata ver- wechselten Pflanze bei uns wurde Redner zuerst von Dr. Ascherson aufmerksam gemacht, der ihm zugleich eine genauere Auseinandersetzung der Differenzen beider Arten mittheilte. Es lassen sich von C. divulsa zwei Formen unterscheiden, eine grös- sere, mit schlafferen Halmen und am Grunde gewöhnlich zusammenge- setzter Aehre, welche mehr dem Süden anzugehören und bei uns zu fehlen scheint, und eine kleinere, mit einfacher Aehre, weniger schlanken Halmen und etwas grösseren Früchten. Die letztere ist in der Tracht der C. muricata ungemein ähnlich und wurde auch bisher stets vom Redner als eine Form dieser Art betrachtet. Doch bieten sich mehrere Unter- schiede dar, nach denen sich beide Pflanzen unschwer sondern lassen. Die Schläuche bei C. muricata sind bei der Reife merklich grösser, lan- zettlich-eiförmig, in einen ziemlich langen Schnabel verschmälert und ste- hen mehr sparrig auseinander. Bei C. divulsa sind sie eiförmig, viel kürzer geschnäbelt und bei der Reife mehr aufrecht abstehend. Auf einen weitern durchgreifenden Unterschied in der Fruchtbildung macht der treffliehe Durieu de la Maisonneuve in einem 1359 im „Bulletin de la societe botanique‘“ niedergelegten Aufsatze aufmerksam. Bei C. nuricata ist nämlich der untere Theil der Schlauchwandung schwammig verdickt und die Caryopse wird durch einen durch diese Verdiekungs- schicht hindurchgehenden ziemlich langen Stiel getragen; bei EC. divulsa dagegen ist die Schlauchwandung bis zum Grunde gleichmässig dünnhäutig und die Caryopse nur sehr undeutlich gestielt oder fast sitzend. — Eine fernere Unterscheidung ermöglicht auch die Beschaffenheit der Scheiden- theile des Blattes, deren Bedeutung für die specifische Trennung der Arten dieser Gattung zuerst in durchgreifenderem Grade der dänische Botaniker Lange in der dritten Edition seines „Handbuchs der dänischen Flora“ nachgewiesen hat. Die in dieser Hinsicht von demselben angeführten 128 Jahres-Bericht Differenzen zwischen C. muricata und divulsa geben in der That eine bequeme Handhabe zur Erkennung beider Pflanzen selbst in nicht fruch- tendem Zustande. Bei C. divulsa ist nämlich der häutige Theil der Scheidenmündung ziemlich derb von einem scharfen oft etwas gebräunten, nicht gerade leicht zerreissenden Rande begrenzt, welcher auf der der Blattfläche entgegengesetzten Seite den Anfang der Blattfläche wenig über- ragt („der vordere Theil die Scheide wenig überragend‘“, wie dies Lange kürzer ausdrückt) und sich vor derselben in einen Ligularsaum von der- selben derbhäutigeren, schwerer zerreissbaren Beschaffenheit fortsetzt. Bei C. muricata dagegen ist die Scheide dünnhäutig, leicht zerreisslich und überragt auf der der Blattfläche entgegengesetzten Seite den Anfang der letzteren; der Ligularsaum ist viel länger vorgezogen und ebenfalls leicht zerreisslich. Nach diesen Kriterien liess es sich leicht nachweisen, dass die Ex- emplare von folgenden schlesischen Standorten zu €. divulsa, und nicht zu C. muricata gehören: Dombrowka und Wyssokagöra am Annaberge, Weistritzthal bei Oberweistritz, Fürstensteiner Grund, Striegauer Berge, Kitzelberg bei Kauffung, Landskrone bei Görlitz. Aus der schlesischen Tiefebene dagegen besitzt der Vortragende nur die echte €. muricata und hat an zahlreichen Orten in der Umgebung Breslau’s im verilossenen Frühjahre auch stets nur die letztere Art gefunden. €. divulsa mag daher wohl der niedern Vorgebirgsregion eigenthümlich sein; Redner fand sie an allen Standorten in felsigen Gebüschen. — Hieran knüpft der Vortragende die Mittheilung, dass, einem Schreiben Limpricht’s zufolge, als ein weiterer neuer Bürger der schlesischen Flora Stipa pennata L. gefunden worden ist, und zwar auf Sandhügeln bei Nieder-Leschen bei Sprottau. Exemplare dieser in der Mark Brandenburg ziemlich verbreiteten schönen Pflanze hat sich Redner selbst noch nicht ver- schaffen können, ebensowenig wie von Vaceinium intermedium und Thrineia hirta, welche beide bereits 1865 von Weise um Naumburg am Bober, letztere auch bei Muskau, entdeckt worden sind. Neue Fundorte. 1) Campanula latifolia L. Arnoldsmühler Weistritzwald spar- sam und nicht blühend; zweiter Fundort in der Breslauer Gegend. 2) Phyteuma orbiculare_L. Ullersdorf bei Neisse (M. Winkler.) 3) Echium vulgare L. Die bekannte, kleinblüthige Form (E. Wierzbickii Haberle), aber mit sehr schmalen, schlaffen und dabei stark verlängerten Blättern. Am Lehmdamme. 4) Verbascum Thapsus L. (V. Schraderi G. Meyer.) Wald- ränder bei Clarenkranst zerstreut. Um Breslau höchst selten und am rechten Oderufer in Niederschlesien, wo V. thapsiforme so gemein ist, meines Wissens noch nicht bemerkt. der Schles. Gesellsch, f. vaterl. Cultur. 129 5) Veronica Anagallis L. var. V. anagalloides Gussone. Im Dorfe Clarenkranst in einem Graben ein Exemplar. — In den schon früher mitgetheilten Merkmalen im Ganzen sehr beständig und auch in der Cultur sich haltend, wie man dies Jahr auch im hiesigen botanischen Garten beobachten konnte. 6) Rubus villicaulis Koehl. varietas. Ausgezeichnet durch die derben, stark zurückgekrümmten Stacheln und die auffallend weissgraue Bekleidung der Unterseite der Blätter, wodurch die Pflanze einigermaassen an A. thyrsoideus erinnert. — Clarenkranst. 7) R. Koehleri W. N. Schattenform. Ebendaselbst. 8) R. hirtus W. N. Desgleichen, neu für das engere Gebiet der Breslauer Flora! Daselbst auch häufig Rubus saratilis. 9) Glyceria fluitans var. triticea Fr. Mit einfacher, traubiger, seltner am Grunde ästiger Rispe, am Oderufer bei der Ufergasse und bei Gr.-Nedlitz. Entspricht der Festuca pratensis var. pseudololiacea Fries. 10) @. nemoralis UVUechtritz u. Koernicke. Neisse: ehemals in einem feuchten Laubgehölz bei Reisewitz, nun mit dessen Ausrottung verschwunden (M. Winkler.) Vom Referenten schon 1854 am Geiers- berge und 1859 bei Nimkau beobachtet. 11) Dromus commutatus Schrader. Häufig auf Brachen zwi- schen Carlowitz und Rosenthal. 12) B. racemosus L. Häufig auf fruchtbaren Wiesen vor Gross- Oldern hinter Brocke, um Breslau bisher nur am rechten Oderufer beobachtet. 13) Seirpus maritimus var. monostachyos Sonder. An einer sumpfigen Stelle in der Ohlauer Vorstadt spärlich unter der Form compacta. 14) Carex humilis Leysser. Auf trocknen Hügelrainen über den Katscherer Gipsgruben in verblühtem Zustande im August von Dr. Ascher- son entdeckt. Dritter schlesischer Standort; neu für Oberschlesien. 15) Carex strietaL. var. personata. Halm schlaff, an der Spitze fast überhängend, weibliche Aehrchen sehr verlängert und schlank, Deck- schuppen schmal-lanzettlich, zugespitzt, mit breitem röthlichen Mittelnerv, länger als die Frucht, Schläuche kleiner als bei der normalen Form, auch die Blätter schmäler als bei dieser. Analog der Ü. acuta personata Fries und in der Tracht auch der ©. acuta ähnlich. — Kalinowitz bei Gogoliu (Degenkolb.) 16) Carex elonyata L. Ein Exemplar mit am Grunde stark unter- brochener Aehre und das unterste Aehrchen stützendem laubartigen, den Halm an Länge erreichendem Tragblatte, bei Pirscham. Aehnliche Bil- dungen finden sich bisweilen auch bei anderen Arten, bei denen in nor- malem Zustande das unterste Tragblatt nicht laubartig entwickelt ist, z. B. bei ©. leporina, teretiuscula, stellulata ete. 17) Carex Davalliana Sm. In grosser Menge auf einer kleinen Sumpfwiese bei Brocke bei Breslau. I 130 Jahres-Bericht 15) Luzula pallescens Besser. Jetzt auch häufig in der näch- sten Nähe von Breslau, hinter der Ufergasse, zwischen Scheitnig und Grün- eiche, bei Pirscham gefunden, ausserdem bei Clarenkranst; dann am Anna- berge bei Neurode (Degenkolb). 19) L. pilosa W. Häufig in der Strachate bei Drachenbrunn, näch- ster Standort bei Breslau. 20) Cirsium canum M. B. Nicht selten weissblühend und bis- weilen dabei mit tief geschlitzten Blättern auf Wiesen bei Gross-Oldern; ebendort auch Ü. cano >< oleraceum. 21) Senecio erueifolius L. Sparsam in Gebüschen an Graben- rändern bei Brocke. 22) S. vernalis Wk. In diesem Frühjahr an vielen Punkten der Breslauer Gegend, doch meist vereinzelt, so bei Lambsfeld, Brocke, Car- lowitz, Pöpelwitz ete. Auch von Winkler bei Neisse vereinzelt bemerkt. 23) Inula Helenium L. An Zäunen im Dorfe Rathen bei Bres- lau, wie in Schlesien überhaupt nur verwildert. 24) WValerianella earinata Lois. Polnisch-Neudorf bei Breslau häufig, neu für die Breslauer Flora. 25) Galium Wirtgeni P. Schultz. Feuchte Wiesen bei Gr.- Oldern, dritter Standort in hiesiger Gegend. 26) Epilobium palustre >= teiragonum. Narben und Blatt- form, sowie die "Tracht von E. tetragonum auct., allein die Blätter sind am Grunde nur sitzend, nicht mit dem Stengel verwachsen, welcher stiel- rund, ohne erhabene Längsleisten ist, wie bei palustre. Sparsam unter den Eltern bei Rothkretscham, wo sich auch der Bastard von E. palusire und parviflorum in ziemlicher Anzahl findet. — Zum Vergleich wurden die Eltern vorgelegt. Die nämliche Bastardform, die zu den seltneren gehört, ist bereits von dem verstorbenen Krause bei Breslau gesammelt worden. 27) Lepidium Draba D. C. An einer Stelle am Lehmdamme schon seit fünf Jahren alljährlich, zuerst von Kabath gefunden, in ver- sangenem Sommer besonders häufig. 28) Polygala amaraL. Auf Wiesen und an Feldrainen bei Brocke finden sich häufig zwei Formen, von denen die eine, schon im Frühjahr blühende, etwas grössere, schön dunkelblaue, spärlich mit weiss gemischte Blüthen tragende vom Redner in hiesiger Gegend noch nieht bemerkt wurde. Es ist dies die in der Flora Silesiae als ß eyanella beschriebene seltene Form, wie sie sich auch bei Oppeln findet, zu der vermuthlich auch Polygala austriaca Rehb. gehört. Die andere ist die kleinblüthigere weisslich blühende Form (P. uliginosa Rehb., P. myrtifolia & leucantha FI. Siles.), wie sie auch anderweitig um Breslau (Mirkau, Seifersdorf, Ko- berwitz ete.) vorkommt. Diese letztere blüht den ganzen Sommer hin- durch an dem bezeichneten Orte. der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 131 29) Potentilla procumbens Sibth. Wälder bei Clarenkranst in Gesellschaft von P. tormentilla, ebenso häufig mit 5- als mit 4 zähligen Blüthentheilen. 80) Geranium pyrenaicum L. In Menge am Eingange in den Arnoldsmühler Weistritzwald hinter Rathen, auch an Zäunen und in schat- tigem Gebüsch am Ende des Dorfes selbst mit Geran. palustre und Ro- bertianum. Dort bereits 1854 vom Redner gefunden. 3ly Malvaneglecta >= rotundifolia Lasch. Unter den Eltern in Carlowitz und in Clarenkranst. 32) Serratula Linetoria L. Diese bei uns gemeine Pflanze ist in der Blattform sehr veränderlich, wie dies schon den Alten bekannt war. Bereits Tabernaemontanus bildet drei Formen ab, welche den in Wallroth’s Schedulis eritieis unterschiedenen « integrifolia, 8 heie- rophylla und y dissecta entsprechen und auch schon in der durch sorg- fältige Sonderung der Formen ausgezeichneten Flora Silesiae als sämmt- lich bei uns vorkommend angegeben werden. In Schlesien sind die For- men mit ungetheilten oder fast ungetheilten Blättern bei Weitem die vor- herrsehenden und auf unsern feuchten Niederungs-Wiesen, welche diese Pflanze oft heerdenweise bedeckt, findet man fast immer nur solche, in Gebüschen dagegen und auf Waldwiesen kommen auch hin und wieder die mit mehr oder weniger zertheilten, oft eingeschnitten-fiederspaltigen mittleren und unteren Stengelblättern vor. Solche Individuen sammelte Redner in hiesiger Gegend bei Bischofswalde; anderwärts, z. B. bei Leip- zıs und Halle, sah er diese häufiger und noch ausgeprägter. 33) Centaurea Jacea L. Eine niedrige Form mit dicht weiss- Nockigem Stengel und Blättern, an Dämmen bei Lanisch dicht neben un- bekleideten Exemplaren. Aehnliche Formen werden bisweilen für €. amara L. angesehen, aber diese nur dem Süden Deutschlands angehörige Pflanze weicht von der vorliegenden noch durch einen zarteren, meist ein- fachen Stengel, stets ungetheilte, lineal-lanzettliche obere Blätter und durch die weissliche Färbung der.Hüllschuppen ab. Bei der grossen Neigung der Centaurea Jacea zum Variiren ist es nicht unmöglich, dass auch die südliche ©. amara, wie Hausmann glaubt, nur eine extreme Form unserer Pflanze darstellt, zumal auch bei ihr die Achänen ohne Pappus sind; in- dessen fand Redner, dass die ©. amara, welche er häufig im südlichen Tirol und bei Triest gesammelt hat, eine von allen übrigen Formen der C. Jacea durchaus verschiedene Tracht besitzt, welche für die Artver- schiedenheit zu sprechen scheint. 34) Cenntaurea solstitialis L. Unter Luzerne bei Giessmanns- dorf bei Neisse von Winkler beobachtet. 35) Hieracium floribundum >< Pilosella. Unter den Eltern an der Eisenbahn vor Rothkretscham. Diese Bastardform, sowie die zwi- schen 4. pratense und Pilosella, welche der vorliegenden öfters sehr g9#* 132 Jahres-Bericht ähnlich ist, sind beide von Fries für das echte Marschall Bieber- stein’sche H. bifurcum erklärt worden. 36) Hieracium cymosum L. Dieser Art werden von einigen Schriftstellern die Ausläufer abgesprochen, indessen mit Unrecht. Im Ganzen finden sie sich freilich seiten, und in hiesiger Gegend hat Redner erst zweimal ausläufertragende Individuen beobachtet. Häufiger zeigt sie dagegen die auf den Striegauer Bergen gewöhnliche Form, und zwar be- sitzt diese bald oberirdische, beblätterte Stolonen, bald leicht zerbrechende, blattlose unterirdische, ja es finden sich selbst Exemplare, die beide Arten von Ausläufern zugleich zeigen. 37) Thalietrum simplex L. var. tenuifolium Swartz. Jetzt auch in Oberschlesien und zwar an zwei Standorten, bei Rybnik und Tarnowitz von Fritze gefunden. Die Rybniker Pflanze kommt unter allen von den andern schlesischen Orten, welche Redner gesehen, dem Th. galioides Nestler am nächsten. Die Tarnowitzer Exemplare sind breit- blättriger und gleichen mehr denen, die er in vorigem Sommer wiederum in hiesiger Nähe bei Brocke gesammelt hat. Fritze hat übrigens auch . das bei uns sehr seltene und an den Plesser Standorten verschwundene Nuphar pumilum in der Rybniker Gegend von neuem aufgefunden und zwar in dem für seltnere Wasserpflanzen classischen Rudateiche. 38) Drei Wasserhahnenfüsse aus der Verwandtschaft des R. aquatilis, R. trichophyllus Chaix, R. confusus Godron und der echte AR. aguatilis selbst in einem und demselben stagni- renden Feldtümpel bei Brocke, zum Beweise, dass die Verschiedenheiten dieser öfter in ihrer Selbstständigkeit angefochtenen Formen nicht von localer Einflüssen bedingt sein können. 39) Colchicum autumnale L. In ziemlicher Menge auf Wiesen der Oderniederung zwischen Carlowitz und Rosenthal in der Nähe der Ziegelei; seltener bei Brocke. 40) Lysimachia nemorum L. Im Gaczwalde bei Rybnik (Fritze). 41) Anagallis caerulea Schub. Dicht bei Breslau sehr einzeln unter A. arvensis bei der Gräbschner Barriere auf Feldern. 42) Chenopodium Botrys L. Neisse: Dorfanger in Giessmanns- dorf (M. Winkler). 43) Potamogeton decipiens Nolte. Häufig in der Ohlau bei Marienau und bei Pirscham. Ausser durch die in den Büchern angege- benen Charaktere unterscheidet sich diese bei uns meist mit . luceus zusammen vorkommende Art noch sicher von dem letzteren durch die Nebenblätter. Bei P. luceus zeigen diese auf dem Rücken eine von zwei stärker vortretenden, gegen die Basis hin krautig-geflügelten Längsnerven gebildete breite Furche, bei P. decipiens dagegen sind sie auf der Rück- seite abgerundet-gewölbt, ohne Furche, da jene beiden Längsnerven nicht deutlicher hervortreten, als die übrigen, und ungeflügelt sind. Durch dieses der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 133 Merkmal unterscheidet sich der P. decipiens auch von P. praelongus, dessen übrigens sehr bald verschwindende Nebenblätter, soweit Redner dies an einigen getrockneten Individuen wahrnehmen konnte, gleichfalls auf der Rückseite 2 geflügelte Nerven zeigen. Herr Dr. Schneider überreichte der Bibliothek der Gesellschaft zum Geschenk ein Fascikel kleiner Abhandlungen über Kartoffel-Krankheit. In der Sitzung vom 29. November besprach der Seeretair das soeben erschienene Prachtwerk: Botanische Ergebnisse der Reise Sr. Ma- jestät des Kaisers Maximilian von Mexico nach Brasilien, bearbeitet von Dr. Wawra. Wien 1866. Gross-Folio. Herr Dr. Milde legte vor: G. Zimmermann, Verzeichniss der in der Umgegend von Striegau gefundenen Laubmoose, 1866; von demselben eine Sammlung Exemplare von Pulmonaria angustifolia, officinalis und ihrer Bastarde. Ferner äusserte sich Derselbe über die schlesische weisse Trüffel. Herr Pharmazeut Fritze hatte die Freundlichkeit, ihm auf seine Bitte die bei Rybnik häufige weisse Trüffel in mehreren Exem- plaren zu schicken. Es ist genau dieselbe Art, welche er von Herrn Bartsch schon früher aus der Gegend von Brieg erhielt. Da Herr Dr. Reichardt sich eben mit der Untersuchung dieses Pilzes beschäftigt hatte, so liess Redner ihm eine Probe von gedachter Pflanze zukommen und erfuhr nun, dass sie der in Böhmen sehr häufige Choeromyces mae- andriformis Vitt. ist. Herr Wundarzt Knebel zeigte eine Fasciation von Cheiranthus Cheiri; Herr Adler ein Fröbel’sches Spiel zur Erweckung des Interesses für Botanik: Das Reich der Blumenkönigin ete. Herr Dr. phil. Schneider machte Mittheilung über die von ihm in vorigem und diesem Jahre nachträglich gesammelten schlesischen Arten und Formen aus den Pilzgattungen Peronospora Corda und Cystopus Lev.; es waren dies folgende: 1) Peronospora nivea Ung., forma: Anthrisei, auf Anthriscus ; 2) P. pygmaea Ung., forma: Anemones, auf Anemone nemorosa; 3) P. parasitica Pers., forma: Thaliani, auf Sisymbrium Thalianum ; 4) P. Corydalis de Bary, auf Corydalis cava; 5) P. Myosotidis de Bary, auf Myosotis intermedia, sehr selten; 6) P. Viciae Berkel, forma: Orobi, auf Orobus vernus, sehr selten; 7) P. Alsinearum Casp., forma: Cerastä, auf Cerastium triviale ete.; 134 Jahres-Bericht 8) P. Ficariae Tul., forma: Ranuneuli auricomi; 9) P. affinis Rossmann, auf Fumaria offieinalis, selten; 10) P. Trifoliorum de Bary, auf Trifolium filiforme, selten; 11) P. grisea Ung., auf Veronica Beccabunga; 12) P. effusa Greville, forma: Violae, auf Viola tricolor arvensis; 13) P. arborescens Berkel, auf Papaver somniferum ; 14) P. Lamii A. Braun, auf Lamium amplexicaule ; 15) P. obovata Bonord., auf Spergula arvensis; 16) P. leptosperma de Bary, forma: Tripleurospermi, auf Tripleurosper- mum inodorum ; 17) P. leptosperma de Bary, forma: Anthemidis, auf Anthemis arvensis; 18) P. Ayoscyami de Bary, auf Hyoscyamus niger ; 19) Cystopus candidus Lev., forma: Armoraciae, auf Armoracia rusticana ; 20) C. Portulaceae. (Del.) Lev., auf Portulaca oleracea. Sämmtliche hier erwähnte Arten und Formen wurden in getrockneten Exemplaren dem „Schlesischen Herbarium‘“ der Gesellschaft überwiesen. Ausserdem legte der Vortragende noch das 1. Heft des von ihm her- ausgegebenen „Herbarium schlesischer Pilze“ zur Ansicht vor. Ferner machte er dem Gesellschafts-Herbarium folgende werthvolle Sammlungen zum Geschenk: Wartmann und Schenk: Schweizer Kryptogamen und Broekmüller: Mecklenburgische Kryptogamen. 5 Hefte. In der Sitzung vom 13. December wurde vorgezeigt ein vom Herrn Stadtrath Müller eingesandtes Exemplar von Ficus stipulata mit Früch- ten; die fructifieirenden Zweige sind durch bei Weitem grössere Blätter von den sterilen ausgezeichnet. Herr Dr. phil. Schneider theilte das Recept der Giessener Conser- vations-Flüssigkeit für pflanzliche Objeete mit; dasselbe besteht nach Pro- fessor Hoffmann aus Kochsalz 130 Gramm, Alaun 65 Gr., Sublimat 12 Milligr., alles gelöst in 13 Unzen Wasser. Der Secretair der Section berichtete nachstehende Ergebnisse seiner neueren Untersuchungen über Physiologie und Systematik der Oscilarineen und Florideen, welehe ausführlich im 3. Bande von Max. Schultze’s „Archiv für mikroskopische Anatomie 1867“ beschrieben sind, 1) Der spangrüne Farbstoff der Oseillarineae Kg., das Phyeochrom Naeg. ist ein zusammengesetzter Körper, bestehend in einem grünen, in Wasser unlöslichen, in Aleohol und Aether löslichen Stoff, dem Chloro- phyll — und aus einem in Wasser löslichen, in Alcohol und Aether un- löslichen Stoff, dem Phyeoeyan Cohn (nicht identisch mit dem Phyeoeyan der Schles. Gesellsch. f. vater]. Culiur. 135 Kützing, welches synonym mit Phycochrom Naegeli, noch mit Phycocyan Naegeli, welches der blaugrünen Modification des Phycochrom entspricht). 2) In den lebenden Zellen sind beide Farbstoffe zu einer Mischfarbe, dem Phycochrom Naegeli, verbunden; durch das Absterben aber verändern sich die diosmotischen Verhältnisse des Zellinhalts, in Folge dessen das Phycocyan in dem durch Endosmose von aussen eindringenden Wasser sich löst und später durch Dialyse als blaue Flüssigkeit austritt, während das Chlorophyll in den Zellen zurückbleibt. 3) Die charakteristischen Eigenschaften der wässerigen Phycoeyan- Lösung sind ihre überaus lebhafte Fluorescenz in Carminroth, welche durch Erwärmen wie durch die verschiedensten Reagentien zerstört wird; ihre Zerlegung in Wasser und Farbstoff in den Capillarräumen des Filtrir- papiers; ihre Trübung und Entfärbung durch Kochen; ferner wird das Phycocyan durch Alcohol, Säuren und Metallsalze als blaue, durch Kali und Ammoniak als farblose Gallert aus seiner Lösung ausgefällt (vermuth- lich eine Säure). 4) Die purpurrothen oder violetten Phycochromalgen enthalten Phyco- chrom, welches, aus Chlorophyll und einer rothen oder violetten, sonst aber von der blauen anscheinend nicht wesentlich verschiedenen Modifi- cation des Phycocyan zusammengesetzt, sich leicht in die spangrüne Nuance umwandelt. 5) Der rothbraune Farbstoff der Florideen, das Ahodophyll Cohn, ist ebenfalls ein zusammengesetzter Körper, bestehend aus Chlorophyll und Phycoerythrin Cohn, welches letztere weder mit dem Phycoerythrin Kützing = Rhodophyll, noch mit dem Phyeoerythrin Naegeli —= der purpurnen Modification des Phyeochrom identisch ist, 6) Das in den lebenden Florideen-Zellen unzersetzbare Rhodophyll wird nach dem Tode derselben durch endosmotische Wasseraufnahme sofort in seine beiden Bestandtheile gespalten, wovon das grüne Chloro- phyll in den Zellen zurückbleibt, während das rothe Phycoerythrin durch Dialyse in wässeriger Lösung austritt. Diese zeigt lebhafte Fluorescenz in Gelb (Rosannof), Grün bei Rytiphloea (Cramer) und verhält sich gegen Alcohol, Säuren, Basen nnd Kochen dem Phycocyan so analog, dass ins- besondere die purpurne Modification des Phycoeyan sich von Phyceoerythrin nicht sicher unterscheiden lässt. 7) Die nahe Verwandtschaft des Phycocyan und Phyeoerythrin auf der einen und des aus diesen Körpern und Chlorophyll zusammengesetzten Phycochrom und Rhodophyll auf der anderen Seite findet eine Stütze in dem Vorkommen des Phycochrom bei mehreren Florideen, deren nächste Verwandte Rhodophyll enthalten, namentlich bei den Gattungen Bangia, Chantransia, Batrachospermum, Lemania, welche sämmtlich, obwohl zu den Florideen gehörig, doch spangrüne Arten, zum Theil neben rothen, enthalten, und weist auf eine, auch durch entwickelungsgeschichtliche 136 Jahres-Bericht Momente, namentlich den Mangel der Flimmergeisseln und der darauf be- ruhenden eigenen Bewegung bei ihren Fortpflanzungszellen angezeigte nähere Verwandtschaft zwischen Phycochromalgen und Florideen hin. 8) Die älteren Angaben über Schwärmzellenähnliche Bewegungen der Spermatien (Antherozoiden) bei den Florideen sind nachweislich aus einer Verwechselung mit den Zoosporen epiphytischer Chytridien hervor- - gegangen. | 9) In der Classe der Algen werden zwei verschiedene Haupttypen vereinigt, die, von homologen niedersten Formen beginnend, in ihren höheren Entwickelungsstufen weiter auseinandertreten und sich am leich- testen durch das Vorhandensein resp. Fehlen von Schwärmzellen, die durch Geisseln oder Flimmercilien bewegt werden, charakterisiren lassen. Die erste Reihe beginnt mit Chroococcaceen, wozu die Bacterien; OÖseillarien, wozu auch die Vibrionen gehören; Nostocaceen, Rivularieen, Scytonemeen; schliesst sich durch Dangia und Goniotrichum an die Flo- rideen und scheint durch Vermittelung der Collemaceen zu den Lichenen (inel. der Ascomyceten) hinzuleiten. Ihre Fortpflanzungszellen entbehren aller Bewegungsorgane; ihr Farbstoff ist in der Regel nicht rein grün, sondern meist aus Chlorophyll, gepaart mit einem anderen spaltbaren Körper, zusammengesetzt. Die zweite Reihe beginnt mit den Protococcaceen, umfasst Chloro- sporeen, Phaeosporeen und Fucaceen und schliesst sich durch die Chara- ceen an die Moose an. In dieser Abtheilung, in der entweder sämmtliche, oder nur die geschlechtslosen, oder nur die männlichen Fortpflanzungs- zellen als Zoosporen mit flimmernden Geisseln (Flagellatae) oder Cilien (Ciliatae) auftreten, ist der Farbstoff entweder reines Chlorophyll oder eine rothe oder braune Modification desselben. 10) Da unter den Farbstoffen der nicht grünen Algen Phyeochrom und Rhodophyll als integrirenden Bestandtheil ihres Pigments Chlorophyll enthalten, und auch der braune Farbstoff (Phaeophyll) der Diatomeen, Phaeosporeen und Fucaceen, sowie das scharlachrothe Oel (Haematochrom) gewisser Chlorosporeen nur Modificationen des Chlorophylls zu sein schei- nen, so kann man nunmehr den Satz aussprechen, dass alle assimiliren- den Pflanzen Chlorophyll oder doch eine nahe Modification desselben als Träger der Assimilationsprocesse enthalten. 11) Die Bewegung der Öscillarineen beruht auf drei Momenten: 1) einer stetigen, aber in der Richtung abwechselnden Rotation um die Längsachse; 2) der Fähigkeit, sich abwechselnd vorwärts und rückwärts auf einer Unterlage fortzuschieben; 3) der Fähigkeit, sich zu beugen, zu strecken und zu schlängeln, der Flexilität. 12) Die Ursache der Rotation, die auch bei allen Zoosporen und In- {[usorien vorkommt, ist noch nicht ermittelt. Das Vorwärtsschieben scheint aus der rotirenden Bewegung durch Reibung auf der Unterlage hervorzu- der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 137 sehen, ähnlich wie bei den Rädern eines Wagens, da die Ösecillarien, gleich den Diatomeen, in der Regel nur dann vorwärts kriechen, wenn sie an fremden Körpern, an ihren eigenen Fäden oder an der Oberfläche des Wassers eine Stützfläche finden, dagegen im Allgemeinen nicht im Stande sind, frei durch das Wasser zu schwimmen. 13) Die Fähigkeit, sich zu krümmen und zu schlängeln, welche, com- binirt mit der Rotation, die anscheinenden Pendelbewegungen der Oscil- larien-Fäden veranlasst, beruht auf Contractilität der Zellen, welche sich auf der concaven Seite ein wenig verkürzen und auf der convexen dem entsprechend ein wenig strecken. Bei Beggiatoa mirabilis n. s. ist die Contractilität so kräftig, dass sie kurze peristaltische Wellenbewegungen und wurmähnliche Krümmungen des Fadens zur Folge hat. 14) Gewisse Oscillarineen, namentlich Deggiatoa, entwickeln, viel- leicht durch Zersetzung von schwefelsauren Salzen, im Wasser freien Schwefelwasserstoff. Das Gedeihen dieser Algengruppe in heissen, mit Salzen stark gesättigten Lösungen (Thermalquellen) macht es wahrschein- lich, dass die allerersten auf der Erde in dem dieselbe einst be- deckenden heissen Urmeere entstandenen Organismen Chroococcaceen und Öscillarineen gewesen seien. Von Herrn Schulrath Prof. Dr. Wimmer ist nachstehende Mitthei- lung eingesendet worden, welche in der Sitzung vom 17. Januar 1867 vorgelesen wurde: Dem Herrn Pharmaceuten Zincke, gegenwärtig zu Hamburg, ver- danke ich die Mittheilung einiger interessanten Weiden-Formen, über welche ich mir nachfolgende Bemerkungen mitzutheilen erlaube. 1) Salix fragilis androgyna. — Es ist diess eine schmalblättrige Form, welche vielleicht zu der sogenannten S. Ausselliana Koch gehört. Die Kätzchen enthalten zum Theil nur weibliche, oder nur männliche Blumen, letztere aber nicht mehr ganz normal gebildete, zum Theil solche, die aus weiblichen am Grunde und männlichen gegen die Spitze gemischt sind. — Aehnliche Verhältnisse kommen auch bei andern vor, namentlich bei der unter dem Namen $. Hoppeana bekannten Varietät der 8. tri- andra, zuweilen auch bei $. einerea und $S. Caprea, selten bei $. purpurea. Bei der Abtheilung der 8. Capreae, wie auch bei 8. repens sind dagegen diejenigen monströsen Formen häufiger, bei denen jede Blume einen Mit- telkörper hat zwischen stamen und germen, der bald dem einen, bald dem anderen näher steht. 2) Salix Calodendron. — Diese Form, welche mir zuerst aus dem Breslauer Botanischen Garten als ein. mächtiger Baum unter dem Namen „Ss. acuminata Roth‘‘ bekannt wurde, ist in der That $. acuminata Smith, in Forbe’s Salictum Woburnense vortrefflich abgebildet, und in Fries Herbarium normale unter gleichem Namen gegeben, Von Sonder in 138 Jahres-Bericht Hamburg ist dieselbe als ‚,$. conifera“ vertheilt worden. Dass man den Namen ,„S. aenminata“ für diese Form, der er zuerst gebührt, aufgeben muss, ist unzweifelhaft, da er zu vieldeutig geworden ist. Denn Hoff- nann, Seringe, Koch, Schleicher und Patze haben jeder eine ver- schiedene Form unter diesem Namen verstanden. Ich habe daher der vorliegenden Form einen neuen Namen geben müssen. Denn obwohl man sie nicht für eine echte Art halten kann, so ist es doch bis jetzt nicht gelungen, zu ermitteln, aus welchen Arten ihr Ursprung abzuleiten ist. Uebrigens ist es doch sehr wahrscheinlich, dass sie um Hamburg nicht ursprünglich entstanden, sondern aus England, wo sie häufiger vorzukom- men scheint, sowohl dahin, als auch nach Schweden gelangt sei. 3) Salix aurita-viminalis 2. — Die hier vorliegenden Exemplare dieser Bastardform stellen eine vollendete Mittelform dar, aus welcher sie sich leicht erkennen lässt; ganz entsprechende erhielten wir von Driesen durch Lasch und von Tilsit durch Heidenreich. 4) Salix viminalis-repens 2. — In den Salices Europaeae habe ich den Nachweis geführt, dass diese Bastardform die Linn&’sche $. rosma- rinifolia, dass sie fälschlich von Koch als $. angustifolia Wulfen — welche erwiesener Maassen nichts anderes als die schmale Wiesenform von 8. repens ist — aufgeführt und dass sie eine Vermischung von 8. repens und $. viminalis ist. Ausser dem Standorte bei Driesen war sie bisher aus Deutschlands, Schwedens und Englands Küstengegenden be- kannt; in Deutschland namentlich von Treviranus bei Bremen und am vollkommensten von Heidenreich bei Tilsit beobachtet. Der Zin- cke’sche Standort im Besenhorst bei Hamburg ist neu und vervollstän- digt die Verbreitung. Man wird nicht übersehen, dass diese Pflanze einen bestimmten Verbreitungsbezirk hat um die Küsten der Nord- und Ostsee, und könnte daraus auf den Schluss gelangen, dass wir es hier mit einer echten, mit 8. viminalis einer- und mit $. repens andererseits verwandten Art zn thun haben. Aber viel wichtiger, als dass eine Pflanze einen deut- lich begrenzten Bezirk einnimmt, ist die in ihrer Gestalt, ihren Kennzeichen ‘ und Abweichungen ausgesprochene Mischung aus zwei Arten. Auch die vorliegenden Exemplare des Herrn Zincke geben hierfür einen deut- lichen Beleg. 5) Salix viminalis-purpurea ce. sericea von Neumühlen an der Elbe bei Hamburg, mit der auch bei uns an den Ufern der Oder, Weistritz u. a. vorkommenden Form übereinstimmend. 6) Salix viminalis-purpurea b Forbyana von Nienstädten bei Ham- burg. Vorausgesetzt, dass sie nicht durch Steeklinge hierher gelangt ist (wie diess z. B. von den an der Weistritz nächst dem Bahnhofe bei Canth wachsenden Exemplaren wahrscheinlich ist), würden dies die ersten spontanen Exemplare der 8. Forbyana sein, die ich gesehen. Auch die vorliegenden Exemplare zeigen in den Blättern deutlicher auf die der Schles. Gesellsch. £f. vaterl. Cultur. 139 S. purpurea hin, in Gestalt und in Farbe, desgleichen die kurzeiförmigen Fruchtknoten, Von unserem correspondirenden Mitglied Herrn Lehrer G, Limpricht in Bunzlau ist eingesendet worden: Beitrag zur bryologischen Kenntniss der grossen Schneegrube und der Kesselkoppe im Riesengebirge. Durch Herrn Dr. J. Milde in Breslau auf die bryologische Durch- forschung dieser beiden, am westlichen Ende des Riesengebirgszuges ge- legenen Punkte, deren Moosflora wenig oder gar nicht gekannt ist, auf- merksam gemacht, war es mir in den beiden letzten Jahren vergönnt, dieselben wiederholentlich zu besuchen, und ich versäumte nicht, gleich an Ort und Stelle die gewöhnlicheren Arten zu notiren, um so ein an- schauliches Bild von der Moosvegetation der durchforschten Gebietstheile zu gewinnen. In die grosse Schneegrube gelangt man am bequemsten über das etwa 1500‘ hohe, am Nordfusse des hohen Rades gelegene Agnetendorf. Vom Wirthshause führt der Weg zwischen den letzten vereinzelten Häusern des Dorfes. Die zahllosen Granitblöcke, welche überall zerstreut herum- liegen oder zu Mauern aufgerichtet sind, bedecken zahlreiche Grimmien, besonders Gr. ovata, Doniana, pulvinata, apocarpa; Hedwigia; Raco- milrium heterostichum, fasciculare und microcarpum; seltener Gr. Hart- mani. Im Aufsteigen nach den Korallensteinen tritt der Weg am Ende des Dorfes in einen reinen Fichtenwald ein. Hier liegen mächtige Gra- nitblöcke5 welche ganz mit Moosen überkleidet sind; Eurhynchium stria- tum, Isothecium myurum, Hylocomium umbratum und loreum, beide steril, Dieranum scoparium und longifolium bilden Massenvegetation; unterge- ordnet treten auf Weisia erispula, Dieranum montanum und zuweilen auch Grim. Hartmani. — Hylocomium triquetrum und splendens, Aypnun: Schreberi, Dieranum scoparium, Lycopodium annotinum und Selago, au feuchteren Stellen Plagioth. undul. und Hypnum erista castr. geben den Grundton der Waldvegetation an. An alten Fichtenstämmen sind Diera- num mont. und fuscescens, Hypnum uneinat., auch wohl Brachytheeium reflexum äusserst verbreitet, hingegen zählt Drachyth. Starkii zu den sel- tenen Erscheinungen. Neben Plagiotheeium dentie. findet sich auf schat- tigen, festgetretenen Waldwegen, am liebsten zwischen Baumwurzeln, in breiten, aber sterilen Rasen /Xagioth. Schimperi; an quelligen Stellen: Sphagnum acutifolium, squarr. und Philonotis fontana; am Rande der Hohlwege: Leptotrichum homom., Pogonatum nanum und urnigerum, Drywn nulans, Dieran. heterom. und seltener Diphyseium foliosum. Höher hinauf mischt sich der Wald mit Buchen; hier an Buchen- stämmen Ulota erispa und Ludwigü, Orthotrichum leiocarpum, speciosum 140 Jahres-Bericht und stramineum, Pterigynand. filifforme; an mulmigen Baumstümpfen Dieranodontium longirost., Dieran. fuscescens und Plagioth. silesiacum ; auf Waldboden Mnium spinosum und spinulosum. Im weiteren Aufsteigen erreichen wir die Korallensteine (2716 hoch), eine Gruppe mächtiger Granitblöcke, die sich bryologisch nur durch das massige Auftreten von Andreaea petrophila und durch eine Fülle von Racomitrium mierocarp., heterost., fasciculare und sudeticum auszeichnen. Hier entdeckte mein Freund und Reisegefährte J. Zimmermann am 1. October 1866 ein für Schlesien neues, sehr seltenes Moos: Aylocomiun: squarrosum 8 patulum Juratzka — Hylocomium subpinnatum Lindbg. Die Buche verschwindet allmählich; noch einmal tritt ein geschlos- sener Fichtenbestand auf. Wir verlassen den aufwärts nach der Peter- baude führenden Weg und biegen rechts auf einem schmalen Waldpfade nach den Schneegruben ab. In dem Dickicht des Waldes auf kiesel- reichem, stets feucht gehaltenem Moder haben sich tiefe Polster von Hypneen (Plagiothee. undul., Hylocon. umbrat., splendens und loreum, Hypnum Schreb. und crista castr.), Sphagneen (Sph. Girgensohnii) und Dieraneen (besonders D. scoparium) angesiedelt. Die fauligen Baum- stümpfe überkleiden Dieranodont. longirostre und Dier. fusceseens. Im Kiese des Grabenrandes finden wir zahlreich Dicranella heterom. und cerviculata, Webera elongata und nutans, eben so häufig ist an den stei- nernen Ueberbrückungen Brachyodus trichodes und an dem feuchten Fels- gerölle Racomitr. fasciceulare. Allmählich verschwindet der schöne Fichtenwald, die Individuen iso- liren sich mehr, ihr Längenwachsthum nimmt ab und das der Seitenäste beginnt; vereinzelte Sorbus erscheinen zwischen den wettergebleichten Fichtenleichen, und vom hohen Rade langt ein breiter Knieholzstreifen herunter. Eine so augenfällige Abgrenzung der Regionen, wie beispiels- weise am Gehänge bei Krummhübel, lässt sich jedoch hier nicht nachweisen. Brachythecium reflewxum, Lescuraea striata, Ulota crispa und Lud- wigi umkleiden die Sorbusstämme; an alten Fichten lebt Aypnum pal- - lescens, Brachyth. Starkü und velutinum, während am Knieholze meist nur Aypn. uncinatum vertreten ist. Wir stehen am Eingange in die Schneegruben, dieser grossartigsten und eigenthümlichsten Partie diesseits der Alpen. Gewaltige Schuttmassen grosser Granitblöcke haben vor den Gruben mächtige Dämme gebildet, an denen sich das von den Rändern herabrieselnde Wasser zu kleinen Bergseen (Kochelteiche) staut. An einem dieser Teiche gehen wir vor- bei, übersteigen einen mächtigen, aus losem Geröll bestehenden und mit Knieholz und Sorbus bewachsenen Wall und gelangen von der Nordost- seite in die nördlich vom hohen Rade (4761’ hoch) schroff abstürzende Schlucht der grossen Schneegrube. Ganz senkrecht abgeschnittene, wild S se zerklüftete, gegen 1500’ hohe, kahle Granitwände schliessen sie im Süden, der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 141 Osten und Westen ein und trennen sie von der westlich gelegenen min- der grossartigen kleinen Schneegrube. An dem beide Gruben scheidenden Felssrate führt ein beschwerlicher Fusspfad steil hinauf zur Kammhöhe. Gegen $S. und O. werden die Wände von zahlreichen tiefen Schluchten und schroffen Klüften durchfurcht, welche nur theilweise eine Durchfor- schung zulassen. Von diesen ziehen sich nach unten immer breiter wer- dende Ströme kahler Granittrümmer bis tief in die Grube, deren Sohle eine kleine, kiesige und trockene, wiesenartige Fläche einnimmt, die wohl mit der Sohle der kleinen Schneegrube (3442°) gleiche Seehöhe haben dürfte. Die Grube selbst ist von allem Gesträuch entblösst, und nur gegen den Ausgang zieht sich ein Streifen dürftigen Knieholzes an dem Gehänge des hohen Rades hinauf. — Der moosige Theil der Wiesen- fläche besteht hauptsächlich aus kieselliebendem Hylocomium squarr. mit splend. und triquet., Polytrichum commune und Pogonatum alpinum. Zwischen den zahlreichen Felstrümmern, die reichlich mit Weisia erispula, Dieranum longifolium (steril) und Starkii bedeckt sind, finden wir Ly- copodium Selago und Allosurus erispus, letzteren in prachtvollen Rasen. Höher hinauf, am Fusse der Felswände, wo zwischen dem Geröll eine dürftige Humusdecke sich gebildet, begegnen wir einer mannigfacheren Moosvegetation, die vorzugsweise durch Aylocom. Oakesit, loreum, triqu. und squarr.; Plagioth. undul. und sylvat.; Hypn. callichroum, unein. und purum, zuweilen auch durch Dryum roseum vertreten ist. Das Gerölle bekleiden Pseudoleskea atrovirens, Brachyth. reflecum, Hypn. unecin., Ra- comitrium sudet. und mierocarpum. — Da, wo auf der schattigen und feuchten Südost-Seite Archangelica officin. grosse Büsche bildet, grüsste uns auf einem mächtigen Felsblocke ein herrlicher Rasen T'’etraplodon anguslatus, mit vereinzelten Individuen Tetrapl. mnioides, als dessen Sub- strat sich der Cadaver einer Maus erwies. Die fast senkrechten Fels- wände liessen nur an ihrem Fusse eine Durchsuchung zu und zeigten in grosser Uebereinstimmung Unmassen von Racomitrien (sudet., lanugin., aciculare, faseic. und patens), Dieranum Starkiü und Andreaea petrophila; auf feuchten Felsvorsprüngen hatten sich Sphagnum fimbriatum, Brachy- thecium plumosum und Hypn. sarmentosum, und in feuchten Felsspalten blindia acuta, Dicranum falcatum und Bartramia üthyphylla angesiedelt. In den bald trockenen, bald wasserreichen Schluchten und Katarakten der Süd- und Ost-Seite, die sich durch grosse Sterilität auszeichnen, sind Hypnum ochraceum, molle und exannulatum, Bhynchostegium ruseif., Blindia acuta, Philonotis font. und Mnium punet. die gewöhnlichen Arten; hier machte ich meinen lohnendsten Fund in Dryum turbinatum var. lati- folium (steril), welche Form bisher nur aus den Alpen bekannt war. Im Hinaufsteigen zur Kammhöhe wurden in erderfüllten Spalten noch Weisia fugax mit Dryum capill,, an Felsen Sphagnum Girgensohnä, Hypnum sarment., Plagiothecium Muehlenbeckii und Dieranum elongatum, und auf 142 Jahres-Bericht Felsklippen am obern Grubenrande (4571’ Höhe) neben Racomitrien und Andreaea peirophila, auch Grimmia contorta und Doniana gesammelt. In Vergleich zur benachbarten kleinen Schneegrube und ähnlichen Schluchten unsers Riesengebirges ist die grosse Schneegrube ungemein arm an Arten und besitzt nur Dryum turb. var. latif. eigenthümlich. Zu- gestanden, dass noch die eine oder die andere seltene Art die grünen Plätze bewohnt, welche zwischen den unersteiglichen Felsspalten das Auge des Botanikers auf sich ziehen; zugestanden, dass spätere Forscher an den zugänglicheren Stellen interessante Beiträge liefern werden: so lässt sich dessen ungeachtet annehmen, dass die Artenzahl der hier vorkom- menden Moose sich nicht allzuhoch stellen dürfte. Für diese Annahme spricht ganz besonders der Mangel an Feuchtigkeit. Hier werden die Schluchten und Klüfte nieht ununterbrochen von höher gelegenen Gebirgs- mooren, sondern nur zeitweise von zusammengelaufenem Schnee- und Regenwasser befeuchtet und trocknen daher im Sommer vollständig aus. Hier fehlen ferner die von einem steten Schneelager gespeisten Bäche, um welche sich in der kleinen Schneegrube die herrlichste Vegetation entwickelt. Zudem besteht das Gestein nur aus Granit, während die kleine Schneegrube die grösste Fülle seltener Arten am Basalte besitzt; diese leicht verwitternde Felsart erzeugt einen fruchtbaren Humus, auf welchem eine reiche Vegetation gedeiht, wogegen der aus Granit gebil- dete Grus nur wenigen Moosen zusagt. Dig Kammhöhe zeigt einen einförmigen Charakter. Vor dem Gruben- hause ermöglicht eine dünne Humusschicht das Auftreten einiger Rasen- partieen (Poa, Deschampsia, Hieracium, Solidago, Lycopod. alpin.), deren Grundlage sichtlich überall Flechten und Moose bilden. Wir finden hier Hylocomium splendens, squarr. und triquei, Hypnum Schreberi, Pogonat. alpin., Polytr. comm., junip. und pilif., Ceratodon, Webera nutans, Kunaria hygr. und Dieranum scop. Die unter dem Namen „Rübezahlskanzel“ bekannten kolossalen Gra- nitmassen, an welche sich das Grubenhaus anlehnt, bieten nur Grimmiu . eontorla (steril), Racomitr. faseiculare und lanugin., Weisia crispula, Andreaea petrophila; am Grunde der Felsmassen wächst Plagioth. sylvat. und um die Düngerstätte ist fruchtende Zayloria serrata häufig. Von den Schneegruben in südwestlicher Richtung liegt auf dem süd- lichen der beiden parallelen Hauptkämme des Riesengebirges die Kessel- koppe. Von dem nördlichen Hauptkamme ist sie durch ein ausgedehn- tes, von zahlreichen Knieholzgruppen unterbrochenes Hochmoor, die Elb- wiese, getrennt. Im Verfolg des Planes, der Kesselkoppe einen Besuch abzustatten, steigen wir zur Elbbaude hinab. Bald hinter dem Gruben- hause liegen auf der Höhe des Kammes zahllose nackte, nur mit bunten Flechten bekleidete Felstrümmer, zwischen deren Ritzen spärliche Gräser und Moose sprossen. Erst tiefer hinab gegen den Elbspalt wird die der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 143 Vegetation reicher. Zahlreiche Knieholzgruppen, vermischt mit verein- zelten Sorbus und verkrüppelten Fichten, bekleiden die steil abhängige, durch quellenreiche und moorige Stellen unterbrochene Lehne. Die sum- pfigen Strecken haben eine überaus üppige Moosentwickelung aufzuweisen. Vorzüglieh treten Sphagna (acutif., cuspid., subsecund., Lindbergii und Grirgensohnii) in grossen Beständen auf, in deren Gesellschaft Hypnum sirment. und exannulat., letzteres auch fruchtend, selten fehlen, während Philonot. font. und Ithynchost. ruscif. die zahlreichen Quellbäche aus- polstern. An den Knieholzstämmen wächst meist nur Hypn. unein., da- gegen bekleiden Yypnum pallescens und sparsam Drachyth. Starkii den Grund alter Fichten, und an Sorbus sind Lescuraea striata und Drachy- thecium reflexum reich verbreitet. Nach halbstündiger Wanderung erreichen wir die Elbbaude am obe- ren Rande des Elbgrundes. Diese Baude möchte ich beiläufig jedem Botaniker zur Station für den westlichen Theil des Riesengebirges em- pfehlen. In einem kleinen, gegen Unbill der Witterung geschützten Pa- villon kann der Sammler, unbegafft von den vorüberfluthenden Touristen, seine Schätze sichten und einlegen. Dazu liegt die Baude inmitten der ergiebigsten Punkte, und der Wirth versteht sich für einen längeren Auf- enthalt gern zur Ermässigung der Taxe. In einer scharf ausgeschnittenen Rinne stürzt die Elbe, einen 200’ hohen Wasserfall bildend, über mächtige Granittrümmer in den gross- artigen, durch 4000° hohe Bergzüge eingerahmten Elbgrund hinab. Hier trifft man an den vom Wasserstaub stets feucht gehaltenen Felsen und Felsvorsprüngen: Sphaynum acutif., Hypnum sarment., ochraceum, ex- annul., molle, blindia acuta, Brachyodus trichodes, Fontinalis antipyr. und squamosa; in klemen Wasseradern: Dieran. squarros., Blindia und Philonotis font.: in Felsspalten: Weisia fugax, Webera elongata; auf Erde: Dieranum Starkü, Cynodont. polycarp., Bryum pallens, Webera nutans; in Höhlungen unter Steinen Plagioth. sylvat.; auf mulmiger Erde unter Knieholz: Plagiotheecium Muehlenbeckii und das unvermeidliche Aypn. uneinatum. — Nach unten erweitert sich der Grund; links ist ein dunkler Fichtenwald, rechts bildet Knieholza und Sorbus ein undurchdring- liehes Gehege. Hier in der dunklen Waldschlucht wächst auf zersetztem Gestein Hookeria lucens; an fauligen Baumstämmen Dieranodont. longir., Dieran. fuscese., longifol. und scoparium; auf Waldmoder und feuchtem Geröll Hylocom. Oakesü, Plagiothecium Mühlenbeckü und sylvat.: an Sorbusstämmen Leseur. striata, brachyth. reflex., Pseudoleskea atrovir., Ulota crispa, Ludwigii und Orthotrichum stram.: an Knieholz Hypnum uncinalum, seltener pallescens. Von der Elbbaude führt der Weg oberhalb der bis gegen 900° steil zum Elbgrunde abfallenden Felswände zum Pantschefalle. Die Lehne zwischen beiden Fällen ist das Paradies für Hieracien-Sammler. Hier | 144 Jahres-Bericht wachsen in reicher Fülle die verschiedenen Formen von A. carpat., su- detie., nigrescens und alpinum; ausserdem sind von phanerogamischen Seltenheiten Carex irrigua, Rubus Chamaem. (unter Knieholz) und Salix Daphneola (mit S. Lapponum in einigen Sträuchern am Pantschebette) anzutreffen. Die Mooswelt ist weniger mannigfach. Oligotr. hercyn., Polytr. junip., gracile, comm., Leptotr. homom., Webera nut., Dieranella cervir., Dier. scop., zahlreiche Sphagna (besonders cuspid.) sind die ge- wöhnlichen Arten; an Felsen mit Racom. sudet., microcarp., acicul., Bryum capillare, Webera elongata auch Heterocladium heteropterum (bei 4000). Die Felspartieen um den Pantschefall sind mit Racomitrien be- deckt; auf Steinen im Pantschebette Racomitr. acicul., Hypn. ochraceum (auch mit Früchten) und exannul. — Zu beiden Seiten des Pantscheufers dehnt sich oberhalb des Falles ein tiefes, mit dichten Knieholzbüschen bewachsenes Sumpfterrain aus, das fast ausschliesslich von Sphagna eingenommen wird. Neben Sph. cuspid. tritt hier besonders häufig SpA. Lindbergü auf, das ich jeden Herbst mit zahlreichen reifen Früchten sammelte; untergeordnet erscheinen zwischen den Sphagna-Polstern Hypnum sarment., exannul., stramineum und cuspidatum. Steigen wir nun, auf’s Geradewohl nur der Richtung folgend, über eine trockene Wiesenfläche mit vorwiegend Polytrichien (besonders sirietum) zur Kesselkoppe, so haben wir Gelegenheit, am Nordost-Fusse derselben eine grössere isolirte Felspartie kennen zu lernen, die ausser Grimmia contort., Doniana, Racom. sudet., Andreaea petroph , Gymnomitr. corall. nur Flechten einen willkommenen Wohnsitz bietet. Von hier senkt sich ein steriler Schieferabhang steil zur Kesselgrube hinab. Die Kesselkoppe, 4405’ hoch, besteht, wie der ganze südliche (böhmische) Zug des Riesengebirges, aus Glimmerschiefer mit Einlage- rungen von Quarz und Feldspath. Ihr stumpfer kegelförmiger Gipfel er- hebt sich nur gegen 200° über die angrenzende Elbwiese und bildet eine ziemlich ausgedehnte, mit dürftigem Knieholz und Heidekraut bewachsene, kurzgrasige Fläche. Die Zahl der hier vorkommenden Moose ist nicht gross und beschränkt sich auf die wenigen Arten der sterilen Kämme. Der Nordhang senkt sich allmählich, von keiner Felspartie unterbrochen, in einem trümmerreichen, anscheinend sehr trocknen und pflanzenarmen Hange zur Fläche der Elbwiese und zum Ranserichgrunde hinab. Gegen Südwest verbindet ein breiter Sattel den Gipfel mit dem benachbarten Krätzelstein. Gegen Südost fällt die Kesselkoppe in steilen, durch mäch- tige Felspartieen unterbrochenen Wänden ab. Durch einen weit vor- springenden Felsgrat werden hier zwei, den beiden Schneegruben ähn- liche, mit ungeheuren Felstrümmern erfüllte, an den Rändern und in der Tiefe mit Knieholz bewachsene Schluchten gebildet, die unter dem Namen der „kleinen und grossen Kesselgrube‘“ gekannt sind. — Direet vom Gipfel führt ein Fusspfad bis zu dem am Grate bei ca. 4000‘ versuchsweise der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 145 auf Kupfererze eingetriebenen Stollen. Hier prangte noch am 1. October Dianthus Wimmeri mit herrlichen Blüthen. Noch etwa 150° tiefer ge- langt man an der Nordseite des beide Gruben scheidenden Grates zu einer von überhängenden Felsen gebildeten Stelle, wo der Glimmerschiefer in Quarzfels übergeht und breite Feldspathadern das Gestein durchziehen. Hier entfaltet auf beschränktem Raume die Kessslkoppe ihren grössten Moosreichthum. Der Besuch lohnte mit ungeahnter Ausbeute, und der Standort erschien mir, nicht nur wegen der schönen und seltenen Species, die ich in wunderbarer Vereinigung hier vorfand, sondern ganz besonders wegen der grossen Anzahl Arten, die sich auf dem kleinen Raume zu- sammengehäuft fanden, als der reichste und interessanteste Moosstandort, der mir nächst dem Basalte der kleinen Schneegrube bisher auf meinen riesengebirgigen Wanderungen aufgestossen. Gleich auf den ersten Blick überraschte mich die im Riesengebirge bisher nur vom Basalte der kleinen Schneegrube bekannte Grimmia funalis in breiten, sterilen Polstern mit Gr. apocarpa var. rufula und Andreaea petrophila; in Felsspalten findet sich Cynodontium Bruntoni, Gymnostomum rupestre, Didymodon rubell., Webera elongata, Bartramia ithyphylla und Halleriana, Preissia commu- tata, Asplenium viride und Saxifraga oppositifolia; auf Felsvorsprüngen sind allgemein verbreitet Hypnum sarmentosum und molluscum (auch mit Früchten), Pseudoleskea catenulata, Leptotrichum flexicaule, Distichum capillaceum, Racomitrium lanugin. und fascicul.; feuchte Felswinkel sind mit grossen, aber sterilen Polstern von Amphoridium Mougeotü, Blindia acuta und Barbula tortuosa ausgefüllt, zwischen welchen sparsam Fissidens tarifolius und fruchtendes Plagiothecium pulchellum erscheinen. Am Grunde der Felswände gedeihen üppig, aber steril Piychodium plicatum, Hylocomium Oakesü und Hypnum stellatum. Das zahlreiche Geröll über- ziehen Piychod. plicatum, Hylocom. Oakesü, Pseudolesk. atrovir. und Amblystegium subtile, dazwischen fruchtende Rasen von Barbula tortuosa und in wenigen Stöcken Aspidium Lonchitis und Allosurus cerispus. An grasigen Stellen, wo HAylocomium triquetr., squarros., Hypnum unein., com- mutat., Polytr. comm. den Untergrund bilden, finden sich Zycopodium se- laginoides und Botrychium Lunaria vertreten. Die übrigen Felsmassen der Kesselkoppe sind meist mit Racomitrien bedeckt, unter denen Zanugin. und sudeticum immer am häufigsten, ‘hingegen R. patens am seltensten auftritt. In erdigen Felsspalten findet sich Weisia fugax, und auf den zahlreich in den Gruben umherliegenden Felsblöcken sind neben Raco- mitrien auch Weisia cerispula und steril Dieranum longif. äusserst ver- breitet. Die Grubensohle und die nach den Kesselbauden zu abschüssigen, quelligen Lehnen sind mit Knieholz und Fichten bewachsen; hier lebt Hypnum pallescens, Brachythecium reflecum ’und Starkii und auf feuchtem Waldmoder Plagioth. Muehlenbeckü. — In den zahlreichen Quellbächen der kleinen Iser, die mit jähem Gefälle abwärts stürzen, findet sich neben 10 146 Jahres-Bericht Hypnum ochrae., exannul., molle, Rhynchostegium ruseif., Blindia acuta, Dicranella squarr., Racomitr. aciculare auch das seltene Aypnum areticum. Grosse Polster bilden am Rande dieser Bäche Dryum pallescens und Phi- lonotis fontana. An trockenen Stellen sind auf blosser Erde Desmatodon latifolius und Dieranum Starkii nicht selten, und am kiesigen Gehänge des oberen Grubenrandes wurden Dieranum Starkiü, Webera nutans und Oligotrichum hereynieum zahlreich beobachtet. — Auffallend ist die grosse Aehnlichkeit der Phanerogamenflora der Kesselkoppe mit der des Riesen- srundes am Brunnenberge, indem hier die meisten der dort vorkommen- den seltenern riesengebirgischen Arten (Carex vaginata und capillaris, Saxifraga oppositifolia, Rhodiola rosea, Dianthus Wimmeri, Delphinium elatum und Bupleurum longifolium) auftreten. — Weitere Forschungen späterer Bryologen, besonders solcher, die im Sammeln erfahrener sind, werden sicher für die bezeichneten Punkte noch reiche Beiträge liefern, und, indem auch ich der Hoffnung lebe, in Folge mit geübterem Blick noch Manches zufügen zu können, gestehe ich gern ein, dass mir zwei von der Kesselkoppe bekannte Arten (Zieria julacea und Orthothecium intricatum) ungeachtet fleissigen Suchens für jetzt ent- sangen sind. Von Herrn Lehrer G. Limpricht in Bunzlau wurde ferner ein- gesandt: Ein Blick auf die höheren Kryptogamen im Gebiete der Bunzlauer Flora. Das Gebiet der Bunzlauer Flora, als welches ich eine Kreisfläche auffasse, deren peripherische Punkte von Bunzlau, als dem Centrum, durch halbtägige Wanderungen zu erreichen sind, trägt das Gepräge einer dach- artig sich allmählich nach Norden senkenden Hochfläche, die den Ueber- sang von dem schlesischen Vorgebirge zum norddeutschen Flachlande vermittelt. Nach der Beschaffenheit des Bodens ünd der dieser entspre- chenden Vegetation lässt sich das Gebiet in eine nördlich ebene und eine südlich hügelige Hälfte eintheilen, welche letztere im Gröditzberg 1237‘ und im Probsthainer Spitzberg 1566‘ ihre höchsten Erhebungen findet. Die Theilungslinie wird gebildet durch den Schienenweg der niederschle- sisch-märkischen Bahn (Bunzlauer Bahnhof 612°), welche auf dem Heide- plateau zwischen Bober und Queis bei Doberau ihre grösste Steigung (658%) auf der ganzen Strecke Breslau-Berlin zu überwinden hatte. Es ist demnach die Umgegend von Bunzlau (Boberspiegel am Viaduet 530° hoch, (Queisspiegel am *Viaduct bei Siegersdorf 566‘ hoch) recht eigentlich als die Region der höheren Ebene und der niederen Berge (500—1500°) zu bezeichnen. der Schles, Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 147 I. Die Moosflora des Quadersandsteins. Der Quadersandstein, welcher die Unterlage im ganzen südlichen und südwestlichen Theile des Florenbereichs bildet, tritt, ausser in der Heide und am Südrande des Gebiets, nur meist unbedentend oder selbst gar nicht zu Tage, ist jedoch durch die Bach- und Flussthäler vom aufge- schwemmten Lande entblösst und ausserdem durch zahlreiche Brüche auf- geschlossen, die seit Jahrhunderten im Betriebe sind und daher in den verlassenen, zum Theil mit Bäumen und Gebüsch dicht beschatteten Par- tieen eine ziemlich reiche Moosentwickelung darbieten. Die Looswitzer Steinbrüche. Diese seit Jahrhunderten verlassenen Brüche, deren grobkörniger, eonglomeratischer Sandstein einst das Material zu Bunzlau’s Stadtmauern geliefert hat, liegen etwa %, Stunden nordöstlich der Stadt hinter dem Dorfe Looswitz am Saume eines Nadelwaldes. — Die mit Kiefern und Birken bewachsenen Steinhalden und die Sohle der Brüche zeichnen sich durch eine Menge von Rubus-Arten aus (R. affinis W. et N., R. Koehleri W.etN., R. apricus Wim., R. villicaulis Köhler, R. hirtus W. et N., Rh. nemorosus Hayne und R. Idaeus L.), die in reicher Fülle oft bunt durcheinander wachsen. Auf dem sterilen Heideboden finden wir nur die gewöhnlichen, den Grundton der Heidevegetation angebenden Arten: Hypnum Schreberi, purum, cupress., Hyloc. splend., Dieranum scopar., reichlich fruchtendes Dier. spurium, steriles Leucobryum glaue., Polytr. pilifer. und juniper. — Zwischen alten Wurzelstöcken sind häufig: Dar- iramia pomif. und Dieran. undul., auf etwas feuchter Erde am Hohlwege sparsam: Duxcbaum. aphyll., Diphysce. foliosum, Leptotrichum homom.; zahlreicher dagegen: Pogonat. nanum, aloid. und Dicranella heteromalla. Die sonnigen Felsblöcke sind für Moose unergiebig. Hier wurden neben dem unvermeidlichen Zypn. ceupressif. gesammelt: Diceranella heteromalla, spärlich HJedwigia eiliata, Grimmia trichophylla und ovalta (steril), Raco- mitrium heterostich. und die für Schlesien so seltene Weisia eirrhata. Desto üppiger sind die gegen 40° hohen senkrechten Felswände der Süd- seite mit Moosen bedeckt, doch treten nur gemeine Arten auf: Aypn. cupressif. und Schreberi, Mnium horn. und punctat. e. fret., Bryum nu- tans, Dieran. scopar. und Dicranella heterom., Jungermannia albicans und Scapania nemorosa; in kleinen Höhlungen: Plagioth. dentie.: in Fels- spalten: Tetraphis. pellue. und Bartr. pomif.: am Grunde der Felsen: Polytr. commune, Thuidium tamar., Hylocom. triquetr. und squar. — An den Felswänden eines isolirt liegenden Bruches, dessen Sohle mit einem fast undurchdringlichen Rubusgestrüpp ausgefüllt ist, sprossen neben Jso- ihec. myurum, Eurhynch. striatum und myosuroid. auch sparsam in den Ritzen der Quadern sterile Räschen von Campylopus fragilis. — Farne sind 10% a a En a EEE eu EEE EEE 148 Jahres-Bericht wenig verbreitet (Aspid. Filix. mas, Aspl. Filix fem., Phegopt. Dryopt.); auch das sonst auf Sandstein häufige Polyp. vulgare erscheint nur vereinzelt. Eine ganz ähnliche Vegetation zeigen die südwärts gelegenen Neu- Warthauer Sandsteinbrüche. Als einzige Seltenheit dürfte Zycop. Selago anzuführen sein, das sparsam an den Wänden eines verlassenen Bruches vorkommt. Nach v. Albertini soll hier auch Hylocom. loreum wachsen. Die Steinkammern. Auf der Hochebene zwischen Bober und Queis (658°), die eine ein- förmige, mit Kieferwald bedeckte Fläche darstellt, durehbricht der Quader- sandstein noch einmal auf seiner nördlichen Grenze die Diluvialdecke und tritt auf einem trockenen Heiderücken in den sogenannten „‚Steinkammern“, theils in breiten Felsmassen von geringer Erhebung, theils in bunt über- einander gewürfelten Felstrümmern, theils in verstreut umherliegenden srösseren und kleineren Blöcken zu Tage. — Unter dem Schatten des dichten Kieferwaldes hat sich die Oberfläche der quarzitähnlichen Sand- steinmassen grossentheils mit der Moos- und Flechtenvegetation des sterilen Heidelandes (Calluna — Vacein. Myrtillus — Cladonia — Imbricaria sawatil. und physodes — Hypn. Schreberi, Leucobryum, Sphagn. acutif. und Girgensohnii) bekleidet, und nur die Seitenflächen und Felsspalten ‚können einige Eigenthümlichkeiten aufweisen. Hier haben sich angesiedelt: Polypod. vulg., Hypn. cupressif., Eurhynchium myosuroides, Bartr. pomif.; Aulacom. androgyn. ce. pseudop., Webera nutans, Tetraph. pellue., Cy- nodont. polye., Ulota Hutchins., Dier. mont. (steril), Dier. flagellare (e. fret.), Dicranell. heterom.; sparsam hingegen Plagioth. dent. und Isoth. myurum. — Auffallend ist das Fehlen der Grimmien, wovon die Ursache wohl darin zu suchen ist, dass die Felspartieen nicht windfrei liegen; desto reicher sind die um die Hauptfelsen herliegenden Blöcke mit Gy- rophora polyphylla überladen, zwischen denen zuweilen kümmerliche Räs- chen von Andreaea petrophila auftreten. Leider droht diesen interessanten Felsmassen Vernichtung, indem man jährlich grosse Massen sprengt, um Chausseebaumaterial und Pflastersteine zu gewinnen. Das Queisthal bei Wehrau. Oberhalb Wehrau treten die Thalwände des Queis näher zusammen; das Thal füllt sich mit gemisehtem Gehölz; der Queis erweitert sich seeartig um das Wehrauer Schloss, bis er unterhalb des Wehres bei den Papierfabriken und dem Hammerwerk über eine quer durch den Fluss sich hinziehende. Felswand (quarzitähnlicher Quadersand- stein) als Wassersturz (Teufelswehr) in seiner ganzen Breite sich schäumend 10‘ tief hinunterstürzt und dann rauschend über zahllose Fels- blöcke fortfliesst. Steile, bewaldete Thalwände, welche besonders am linken Ufer in wunderlich geformten Sandsteinfelsen (,‚Kaffeekrug“) sich aus dem Walde der Abhänge emporheben, begleiten den Queis eine kurze der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 149 Strecke, bis er noch vor der Klitschdorfer Brücke den an den Sandstein grenzenden Muschelkalk durchbricht und nun seine Ufer erweitert, die wieder von kahlen Sandbergen eingeschlossen werden. Ausser dem grossen landschaftlichen Reiz, welchen die Partie um das Teufelswehr besitzt, in- dem sich hier mitten in der einförmigen Heide ein Stück Gebirgslandschaft wiederholt, ist die Kryptogamenflora der kurzen Strecke eine höchst reiche und charakteristische, indem sie einige Arten aufweist, die in der Ebene (Queisspiegel ca. 520° hoch) so fremdartig dastehen, dass man sie viel- leicht ebenso richtig als zur montanen Region gehörig ansieht. Ganz be- sonders sind es: Racom. acicul. und heterost., Grimmia acocarpa et var. rivularis, Gr. pulvinata, Orthotr. anomalum, grosse Polster von Dicho- dontium pellue., und von Flechten: Endocarpon fluviatile, Synechoblastum flaceidum und Rhizocarpum Oederi, welche die Öberfläche und Seiten- wände der über den Flussspiegel gehobenen und durch Hochwasser pe- riodisch überflutheten Felstrüimmer im Queisbette bedecken. Im Wasser selbst wächst an Steinen: Fontin. antipyr., Rhynchost. rusciform., Bra- chyth. rivulare (steril), Amblyst. irrig., Hypn. palustre; direct unter dem Wassersturze in einer Höhle: Fissidens incurvus (auch auf Sandstein unter dem Bunzlauer Boberwehr), und an Felsen, die durch den feinen Wasser- staub stets feucht gehalten werden, häufig: Hypnum cupressif. und ar- cuatum, Thamnium alopec., Homalia trichom. ; vereinzelt hingegen: Mnium stell., horn., punct., Bryum capil., Bartr. ithyphylla. — An den mäch- tisen Felstrümmern, welche die Ufer unterhalb des Wehres begleiten, finden wir äussert verbreitet: Climacium dendr., Homaloth. serir., Pla- gioth. silvat., Homalia trichom., Brachyth. popul., Rhynchost. murale, Mnium rostr., hornum und cusp., Madotheca platyph. Hier wurde auch das seltene Eurhynchium crassinervium als neuer Bürger der schlesischen Laubmoosflora entdeckt. Die Felsen des Kaffeekruges bestehen aus grob- körnigem, leicht zerreiblichem Sandstein, sind theilweise mit Gras und Gestrüpp bewachsen und weisen nur spärlich die an Sandstein gewöhnlichen Arten (Dieranell. heterom., Barb. muralis, Tetraphis pell., Bartr. pomif. und ithyph., Campylopus fragilis) auf. Unter Gebüsch sind an den erdigen und ra- sigen Abhängen Darbula subulata, Dieran. spurium, undulatum, Pogonatum aloides und an feuchten Stellen um die Röhrleitung Rhynchost. ruseiforme und brachyih. Mildeanum nicht selten. — Von Farnen wurden an den bezeich- neten Felsmassen beobachtet: Polypod. vulgare, Aspl. Trichomanes und septentr., Cystopt. fragilis, und in den Mauerritzen um das Hammerwerk: Aspl. Ruta mur. Schliesslich sei noch das Schindeldach des letzteren mit Orthutr. anomalum, Didymod. rubell., Hypnum unein. und Leskea polycarpa erwähnt. Die Sandsteinfelsen bei Löwenbereg. Ebenso interessant ist die Moosflora des Quadersandsteins in der nächsten Umgebung Löwenbergs. Ganz besonders zeichnen sich aus die 150 Jahres-Bericht Y„ Stunde südöstlich der Stadt am Nordfusse der Blücherhöhe gelegenen alten Steinbrüche im „Buchholz“, deren dicht mit Buchen und Fichten beschattete Umgebung den Bewohnern Löwenbergs einen beliebten Spa- zierort gewährt. Die stets feucht gehaltenen, an einzelnen Stellen gegen 40‘ senkrecht abfallenden Felswände weisen eine reiche Moosentwickelung auf. Hier überraschte mich auf den ersten Blick der in Schlesien so sel- tene Campylopus fragilis. welcher in üppiger Fülle, aber selten fruchtend, mit Dieranell. heterom., Cynod. polye., Bartr. pomif., Aulacom. androg. c. pseudop., Webera nutans und Bryum caespit. vornehmlich die Spalten der Quadern ausfüll. Ausserdem finden wir an diesen Felswänden mehr oder minder zahlreich vertreten: Dieran. scoparium, Mnium horn., punct. und rostrat., Pylais polyant., Thuidium tamar., Plagioth. silvat., Brachyth. popul., Amblyst. serpens, Hypn. Sommerfeltü, cupress., Hylocom. splend., — Pellia epiphylla, Marchantia polymorpha und conica, Lycop. Selago, Polyp. vulgare; doch nur an einer Stelle Zomalia trichom. — Am Fusse der Hauptfelsen liegen im Schatten des Gehölzes zahlreiche grössere und kleinere Felsblöcke, daran häufig: Brachyth. popul., Eurhynch. myosu- roides und Dieran. longifol. (steril), sparsamer dagegen: Eurhynch. striat., Dier. mont. und Dicranod. longirostre, letztere beide steril. Den schat- tigen, lockeren Waldboden der Abhänge bedeckt Plagioth. dent. in brei- ten Rasen. Uebereinstimmend mit den Steinkammern in der Bunzlauer Heide fehlen auch hier die Grimmien fast gänzlich, denn nur am Saume des Gehölzes entwickeln vereinzelte Blöcke dürftig: Aedwigta ciliata, Grimmia apocarpa und ovata. Weiter an der linken Boberseite aufwärts tritt uns in dem benach- barten Vorwerksbusche, einem durch Nadelholz gemischten Laub- walde, eine reiche Vorgebirgsflora mit Arabis Halleri, Spiraea Aruncus, Lonicera Xylosteum, Astrantia major und Thlaspi alpestre (letzteres am Boberufer) entgegen. Die Unterlage bildet theilweise Keupermergel, der in einer Lettengrube am Waldsaume ausgebeutet wird; hier Webera carnea und albicans, Dryum turbin., Camptoth. lutescens, Eurrkynch. praelong., . Hypn. chrysoph. und Kneiffii. Im Walde finden wir eine Menge zerstreut umherliegende Blöcke eines thonigen Sandsteins, der den Kenpermergel zu überlagern scheint, daran: Dieranum scop., longif. (steril), fulvum, Dieranella heterom., Cynod. polye., Dicranod. longir., Campyl. fragilis, Webera elongata, Eurhynch. striat., Thuid. delicat., Brachyth. popul. und Hypn. eupressif., — auf thonigem Waldboden: Dryum caespit., Leptotr. pallid. und Dicran. undul,; auf etwas feuchtem Untergrunde: Drachyth. Rutabulum; und am Grunde der Buchenstämme: Anomod. vitie. und Amblyst. subtile. Gegenüber dem Vorwerksbusche liegt, nur durch das schmale Bober- ihal getrennt, der Plagwitzer Steinberg, an dessen steil zum Bober abfallendem Südgehänge der Quadersandstein, theils in einzelnen Blöcken, der Schles. Gesellsch. £. vaterl. Cultur. 151 theils in grösseren Felsmassen ansteht. Nicht nur die sonnigen, sondern auch die beschatteten Partieen dieser Lehnen sind neben zahlreichen Flechten (Umbilicaria pustulata, Gyrophora polyphylla und hirsuta) ganz besonders durch einen Reichthum an Grimmien ausgezeichnet. Ausser den an Sandstein gewöhnlichen Arten: Grim. ovata, pulvin., Racom. he- terost., Hedwigia, treten hier auch die selteneren Gr. trichophylla, com- mut. und an einzelnen Felsblöcken Ulota Hutchins. auf. — Auf Wald- boden ist an diesem Abhange häufig: Pleurid. sub., Barb. subul., Weisia virid., Anomod. atten. und vitic.; sparsamer Leptotr. homom. und pallidum, und nur an einer Stelle um das „warme Loch“ Buxbaumia aphylla. Weiter stromauf wächst hinter dem Dorfe Siebeneichen im Kiese des Boberufers Onoclea Struthiopt. und an den schattigen Abhängen des Frauenberges (Melaphyr) Aspid. lobat. Wenn die Moosflora des Quadersandsteins innerhalb des Gebiets in Summa einen gewissen Reichthum an Arten repräsentirt, so ist derselbe begründet: theils in der mannigfachen Gesteinsbeschaffenheit, die nach den verschiedenen Localitäten von dem Conglomerat der Looswitzer Stein- brüche bis zu dem Quarzitfelsen der Steinkammern in mancherlei Modi- ficationen wechselt; theils in der höchst mannigfachen Umgebung der Sandsteinpartieen, die bald als kahle Felsen der Einwirkung der Sonne und des Windes schutzlos ausgesetzt sind und zahlreiche Grimmien ent- wickeln, bald im dichten Schatten des Nadel- oder des Laubwaldes lagern und die Uebersiedelung substratvager Arten auf das Gestein ermöglichen, bald an den Ufern grösserer Flüsse auftreten und den aus der Bergregion herabwandernden Moosen einen willkommenen Wohnsitz bieten. Im Vergleich zur Moosflora der Sandsteinfelsen des Heuscheuerge- birges (Heuscheuer, wildes Loch, Adersbach und Weckelsdorf) vermissen wir an den Sandsteinpartieen der hiesigen Flora eine ganze Reihe seltener Arten: Weisia fugax, Oynod. alpest., Dier. elong., Dieranod. arist., seric., Brachyod. trich., Didym. ceylind., Barb. tort., Schistost. osmund., Tetrod. repand., Encalyp. strept., Taylor. serr., Tetrapl. mnioid., Leskea nerv., Eurhynch. strig., Rhynchost: depr , Amblyst. pinnat. (Didym. rub., Dier. palustr., Aulac. pal., Sph. cymb., cusp., subsec.) Zur Erklärung dieser Erscheinung weise ich darauf hin, dass die meisten der angezogenen Arten der montanen Region angehören, in deren Bereiche jene Felspartieen lie- gen, während das hiesige Florengebiet der Region der höheren Ebene und der niederen Berge zufällt, indem auch die höchstgelegenen Sand- steinzüge nur gegen 800° Seehöhe haben; dass ferner an jenen Punkten der Sandstein in grossartigen Verhältnissen als mächtige Gebirgsmasse auftritt und daher eine reiche Moosentwickelung äusserst begünstigt, wo- gegen die in hiesiger Flor hier und da anstehenden Felspartieen keinen Vergleich zulassen; dass endlich die bedeutende Seehöhe und das massige Auftreten jener Sandsteine zugleich einen hohen Feuchtigkeilsgrad bedingen 152 Jahres-Bericht und somit das Auftreten zahlreicher Sphagneen und der mit ihnen gesellig vorkommenden Arten erklären, während unsere Sandsteinfelsen zumeist das Bild öder Dürre und Sterilität zeigen. II. Die Moose der Kalkpartieen, Der Kalk hat im Florengebiete nur eine untergeordnete Verbreitung. Er tritt als Muschelkalk am Nordsaume der Quadersandsteinmulde in einer ansehnlicheren Partie auf, die in der Richtung Gross-Hartmannsdorf, Alt- Warthau, Nischwitz in zahlreichen Kalkbrüchen aufgeschlossen ist und nach langer Unterbrechung bei Klitschdorf und Wehrau wieder erscheint. Ebenso untergeordnet bildet der Zechstein im Südwesten des Gebiets zwischen dem bunten Sandstein und dem Rothliegenden eine schmale Zone, die bei Giesmannsdorf anhebt, bei Neuland durch einen eingelager- ten mächtigen Gypsstock unterbrochen wird, und über Kunzendorf u. W., Görisseifen bis an den Bober bei Siebeneichen südlich von Löwenberg sich erstreckt. Ausserhalb dieses Zuges liegt das Vorkommen des Zech- steins am Gröditzberge und ein Lager körnigen Kalkes zwischen Giess- mannsdorf und Klein-Neundorf. An allen diesen Punkten tritt der Kalk nur höchst unbedeutend oder gar nicht zu Tage und ist nur durch den Abbau mehr oder minder von der Diluvialdecke entblösst worden, daher ist es erklärlich, dass entschiedene Kalkmoose fast gänzlich fehlen und auch von solchen Arten, die durch massenhafte Entwiekelung dem Kalke ein so eigenthümliches Gepräge verleihen, nur wenige vertreten sind. Die alten Brüche und Halden zeigen hinsichtlich ihrer Moosflora eine grosse Uebereinstimmung. Es finden sich fast allgemein verbreitet: T’huidium abietinum, Camptoth. lutescens (reichlich fruchtend bei Klitschdorf am Queis), Hypnum chrysophyllum, Brachythecium Rutabulum, Pogonatum urnigerum, Barbula unguieulata und fallax, Didymodon rubellus, Pottia truncate, Anacalypta lanceolata und Gymnostom. microstomum; trockenere Stellen lieben: Barbula convoluta, Phascum eurvicollum, Pottia cavifolia und Barbula rigida; auf feuchtem Boden, besonders auf der Sohle der alten Brüche, gedeihen: Dieranella varia, Fissidens bryeides und adian- toides, Webera carnea, Bryum pallens, Hypnum Kneiffi, und minder häu- fig Brachythecium glareosum und Mildeanum, zuweilen auch Hypnum ar- cuatum. Auf Kalkäckern wachsen: Sphaerangium muticum, Phascum cuspidatum mit der Var. piliferum, Barbula unguiculata und Entosthodon fascieulare. | Dessenungeachtet zeichnet sich jede Localität auch wieder durch eine oder die andere Eigenthümlichkeit aus. So besitzen die Warthauer Kalk- hügel Diceranella Schreberi und Hypnum Sommerfeltii, der alte Wehrauer Kalkbruch Barbula ambigua und Bryum atropurpureum, die Muschelkalk- partie der Goldmühle Barbula inelinata (steril), — und bei Gross-Hart- en der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 153 mannsdorf finden wir Phascum bryoides, Barbula ruralis ß rupestris, Hypnum incurvatum und commutatum. Am artenreichsten stellt sich noch das Lager körnigen Kalks im Walde zwischen Ober-Giessmannsdorf und Klein-Neundorf. Ausser den oben genannten allgemein verbreiteten Moo- sen begegnen wir an den Abhängen der Brüche: Darbula tortuosa und inclinata (beide steril) und Encalypta vulgaris; auf den sandigen Kalk- halden fruchtet Bryum Funkii. Die wenigen Kalkfelsen sind reich bedeckt mit Aypn. chrysoph., Homalothecium sericeum, Barbula tortuosa und mu- ralis ß incana, Encalypla streptocarpa und Grimmia apocarpa, sämmt- lich frachtend; minder häufig treffen wir an: Aypnum rugosum, Didymod. rubellus, Distichium capillaceum, Grimmia pulvinata und Orthotrichum anomalum; desgleichen auf verwitterten Kalkblöcken: Weisia viridula. Die Mauern einer Kalkscheune haben noch aufzuweisen: Trichostomum rigidulum, Didymod. rubellus und Encalypta sireptocarpa. Von selteneren Phanerogamen wurden für das Gebiet auf Kalkäckeru bei Warthau Poterium sanguis., Anthyllis Vulner., Adonis aestiv., Euphor- bia exigua, auf kalkigem Heideland in der Nähe des Wehrauer Kalk- bruchs Pulsatilla vernalis, und in den Kalkbrüchen bei Giessmannsdorf Rubus saxatilis beobachtet. III. Die Moosflora der höchsten Erhebungen. Als höchste Erhebungen finden wir am Südsaume des Florengebiets die beiden nach Höhe und Form ausgezeichneten Basaltkegel des Gröditz- berges und des Probsthainer Spitzberges, deren Moosvegetation mit der der zahlreichen Basaltkegel am Nordfusse des Riesengebirges im W esent- lichen übereinstimmt. Der Gröditzberg. Dieser breitabgestumpfte Basaltkegel (1237' hoch) erhebt sich mitten aus dem Gerölllande. Der mit einer Burgruine gezierte Gipfel und die mit zahlreichem Basaltgeröll bedeckten Abhänge sind dicht mit gemisch- tem Laubholze bewachsen. ‘Das schattige Geröll bekleiden: Aypn. eu- pressif., incurv., rugos., Homaloth. serie., Pierigyn. flif., Isoth. myurum, Anomod. vitic.; im Grase dazwischen finden wir: Aylocom. trigu., Mnium rostr., serrat., Bryum capill., Fissid. bryoid., Webera eruda, Bryum ro- seum, Encalypt. vulgar.; an Baumwurzeln Anomod. atien.; an Baumstäm- men Necker. compl. und Drachyth. velut.; auf sonnigem Basalthumus Gymnost. microst., Weisia virid. und Encalypta ceiliat«. — Am Südab- hange stehen ungefähr in der Mitte des Berges einige Basaltfelsen an, deren Hauptvegetation Grim. commut., apocarpa 8 gracilis, Hedwigia ciliata var, leucophaea, Orthotr. rupestr. und anomalum bilden; hier auch Asplen. septent. und Trichom.; am schattigen Hohlwege ist besonders Cystopteris fragil. häufig. 154 Jahres-Bericht Der Probsthainer Spitzberg. Aehnlich, nur ungleich reicher ist die Moosflora dieses eigenthümlich konisch aufragenden Basaltkegels (1566° h.), der sich ungefähr 3 Stunden südwestlich des Gröditzberges aus niederen Hügelgruppen am Saume des Vorgebirges erhebt. Er ist bis an die mächtigen Felsen des Gipfels be. waldet, in deren erderfüllite Spalten überall das seltene Allium strietum seine netzfaserigen Zwiebeln eingekeilt hat. Hier finden wir an der wind- freien Sonnenseite zahlreich: Grim. commut., ovata, leucophaea, apocarp., Jtacom. heterost., Hedwigia ciliata, Orthotr. anomal., seltener Orthotr. rupestre und Darbula rural.; in humösen Felsritzen Weisia virid., ferner . Asplen. septentr., Trichom., germanicum und Ruta mur.; in schattigen Felsspalten der Ost- und Nordseite schwellende Polster von Amph. Mou- geotü, Bartr. pomif., seltener üthyph., Webera cruda, Necker. compl., Aypn. rugos. und Dier. scop. — Von den Felsen des Gipfels ziehen sich zahlreiche Basalttrümmer bis über die Mitte des Berges herab. Ausser an der windfreien Südseite, wo zahllose Grimmien das lose Geröll be- kleiden, wachsen hier auf den beschatteten Trümmern: Anomod. vitic., Antitr. curtip., JIsothec. myur., Homaloth. seric. und Hypnum incurv.; dazwischen auf Basalterde: Barb. subul., Encalypt. vulgar. und eiliat., Bryum capill.; an Baumstämmen Brachyth. velut., Anomod. atten. und Neckera complan. — Merkenswerth ist noch das Vorkommen einiger Stöcke von Aspid. lobatum im Waldschatten des Nordabhanges. IV. Das Heideland. Der ganze nördliche Theil des Florengebiets fällt in den Bereich der niederschlesischen Heiden, und beginnt das eigentliche Sand- und Heide- gebiet auf der rechten Boberseite jenseits des kleinen Bobers. Am linken Boberufer erstreckt es sich weiter südlich und verbreitet sich, den Sand- stein unter der Diluvialdecke begrabend, über die ganze Hochebene (658°) zwischen Bober und Queis. Nur wenige Höhenrücken durchziehen diese “allmählich gegen Norden sich absenkende Hochfläche, aus denen der Ochsenkopf und die Steinberge bei Kromnitz, der Sinaiberg im Zumm der Klitschdorfer Heide sich als auch von der Ferne zu erkennende Höhen- punkte bis 200° über den Boberspiegel (530° Höhe beim Viaduct) erheben. Das gesammte Heidegebiet trägt den Charakter einer ton- und trost- losen, mit einförmigem Kieferwald bedeckten Sandstrecke, die nur unbe- deutend durch die Flussauen des Bober und Queis, durch mehr oder minder ausgedehnte Torfmoore und feuchte Wiesenstreifen, wie durch die vereinzelten Häuser ärmlicher Dörfer unterbrochen wird. Nur an wenigen Stellen untermischt sich der Kieferwald mit Tannen und Fichten oder geht, wie im Zumm, in einen mit Eichen und Buchen gemischten Wald über. Hier überraschen uns Üephalanth. rubra, Goodyera repens, Antherieum Bi . der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 155 ramosum, Melittis Melissophyllum, Brachypodium sylvat., Lycopod. Selayo und .compl. — Charakteristisch für die sterilen Sandflächen am Heide- saume ist das Vorkommen von Dotrychium Lunaria, zwischen dem in der Regel vereinzelte Individuen von Botrychium matricariaefolium auftreten (Doberau, Kromnitz, Neu-Schönfeld). Botrychium rutaefolium Al. Braun wurde bisher nur unter Rubusgebüsch am Waldsaume zwischen Aslau und Modlau beobachtet. — Die Zahl der Moose unseres sandigen Heide- landes ist sehr beschränkt. ZAypnum Schreb., purum, cupress. und Ay- locom. splend., triquetr. gelten als die gemeinsten, den Grundton der Heidevegetation angebenden Arten; untergeordnet erscheint Hypn. erista casirensis. Ebenso zeichnen sich durch häufiges Vorkommen aus: Dieran. scop., undul. und spurium, letzteres meist steril, Racom. canese., Atrich. undul., Leucobr. glaucum, Webera nutans, Bryum capill. (Werthau) und Dryum erythrocarp. (Lichtenwaldau). Von höheren Sporenpflanzen finden sich all- gemein verbreitet: Pieris aquilina, Asplen. Filix fem., Aspid. Filix mas, spinul., Lycopod. elavat., minder häufig Zycopod. compl. — Auf trocke- nen Waldblössen, Kieferhauen und Rodeland gedeihen besonders Polytri- cha reichlich und bilden mit dürftigen Gräsern (Carex pilulif., ericet., praecox; Avena caryophyli., praecox; Luzula pallese., multifl.; Hlecebrun: und Erigeron canadense) die Hauptvegetation. Am häufigsten trifft man auf Pogon. nanum, urnigerum, Polytr. piif., Junip., comm., Atrich. undul., Ceratodon purpureus; weit seltener Pogon. aloides. Auf solchen Plätzen findet sich dann wohl auch als grösste Zierde unserer Heiden Anemone vernalis (Wehrau, Zeche, Rückenwaldau). Wird der Heideuntergrund etwas feuchter, wohl gar torfiger Natur, so erhält die ganze Vegetation eine andere Physiognomie. Der Kiefern- wald mischt sich mit Tannen und Fichten. Weite Strecken sind mit Ledum, Vaccinium uligin., Oxycoce., Andromeda, Polygala amara, Pe- dieularis sudet., Juncus squarr., Ihynchosp. alba, Erioph. vagin., Care. Oederi und stellulata, Drosera-Arten bedeckt, und in kleinen Tümpeln findet sich zahlreich Utrieul. minor. An solchen Stellen fehlen dann höchst selten Dlechnum Spicant, Lycop. annolin., inundat. (und zuweilen Selago), und die Moosflora erscheint durch zahlreiche Sphagna (acutif., ceymbif., Girgensohnü, cuspid.), Aulacom. pal., Philon. font., Leucobr. und Poly- tricha, besonders comm. und strietum, reich vertreten. — Ein sehr inter- essantes Stück sumpfigen Heidelandes findet sich in der grossen Zeche in der Nähe der Stadt. Hier wächst unter Büschen von Erica Tetralix das bis jetzt in Schlesien nur von den Seefeldern bekannte zierliche Sphagnum molluseum Breh. e. fret. in Gesellschaft von Sph. eymbif. und aculif., Drosera rotundifolia und intermed., Utrieul. minor, Vacein. Oxy- eoce., Lycopod. inund. und Dblechnum Spieant; nicht weit davon über- zieht fruchtendes Sphagn. rigidum einen grossen, etwas feuchten Kiefer- hau. Auf Waldwegen finden sich durch das ganze Haidegebiet Dieranell. 156 Jahres-Bericht heterom., Barbul. unguie., Leptotr. homom., an Waldgräben Sphagn, squarr., Mnium 'hornum, Dicranella heterom. und cervieul.; in einem tho- nigen Waldgraben in der Nähe des Grünsteinhügels: Pleuridium nitidum, Leptotrichum pallidum, Dicranella rufescens, Webera annotina und Tre- matodon ambiguus; an Waldabhängen zuweilen wie in der Zeche Diphyse. folios. und Pogon. aloides. Die alten Stämme und Stümpfe der Kiefern und Fichten bekleiden Hypnum cupressif., Plagioth. silesiac. (Greulich), Dieran. scop., mont. (fruchtend in der Greulicher Heide), flagell.; Fichtenstämme und Aeste entwickeln vornehmlich Ulota erispa und Orthotr. speciosum ; die Stämme der Eichen bieten Anomod. atten., Antitr. curtip., Neckera crispa, Brachyth. velutinum, und an feuchten Erlenstöcken sind Plagioth. dentic. und sylvat., Eurhynch. striatum und Tetraphis pell. nicht selten. Weniger interessant durch ihre Moosflora als durch den Reichthum an Farnen ist die schattige Waldschlucht des Försterbachs in der grossen Zeche. In- mitten des Kiefernwaldes wachsen an den mit Erlengebüsch bewachsenen Ufern des kleinen Baches in reicher Fülle: Pteris aquilina, Aspl. Filix fem., Phegopt. polypod., Dryopt., Aspid. spinul., montan. und Blechnum Spicant. V. Die Torfsümpfe. Vor eingehender Behandlung dieses Gegenstandes sei ein Blick auf den Charakter und die Vegetation des Queisthales bei Aschitzau und Thommendorf gestattet. Von den Hochflächen senken sich von beiden Seilen meist sandige, wenig bewachsene Lehnen hinab in ein wei- tes Thal, wo Wiesen und Aecker in buntem Wechsel auf einander folgen. Bei Aschitzau befinden sich in der sogenannten „Klinge“ am Fusse der Abhänge zahlreiche quellige und sumpfige Stellen, deren Wasser in einem Teiche und in einigen Torfausstichen sich ansammelt, von denen es in kleinen Bächen zum Queis (Spiegel ca. 540‘) abfliesst. Diese sanftge- neigten Wiesenflächen zeigen einen den Heidetorfmooren ganz ähnlichen Phanerogamen-Flor. Es sind Carex-Arten, Eriophor. angustif., Rhyn- chospora alba, Triglochin palust., Drosera interm. und rotundifolia, ÜComarum palust., Parnussia, Menyanthes, Vacein. Oayeoce., Pedieul, palust., Euphrasia, Bidens nutans, Hierac. pilosella, welche hier am häufigsten vorkommen. Den moosigen Theil des Wiesengrundes bilden überwiegend Hypneen (cusp., stell., stram., Camptoth. nitens), in deren Gesellschaft Olimac. dendr., Aulacom. palust., Philonot. font., Mnium affine und ausgedehnte Polster von Dieranum palustre erscheinen; an quelligen und schaukelnden Stellen finden sich auch neben Sphagneen (besonders aculif., cymbif. und subsee.) Fissidens adianth., Bryum bimum, Meesia tristicha und Lycop. inund. — Die zahlreichen Wiesengräben sind mit Montia fontana, Hydrocharis, Gratiola, Philonot. font., Hypnum stram., exann. und zahlreichen Sphagna (darunter Sph. teres Angst. nicht selten) ganz ausgekleidet. In einem dieser Gräben, aber nur an einer der Schles. Gesellsch. f. vaterl, Cultur. 157 Stelle, wächst fast ganz unter Wasser Mnium cinclidioides in Gesellschaft von Philon. font. und Marchantia polymorpha. Dieses seltene Moos ist wahrscheinlich vom Isergebirge (wo es noch aufzufinden sein dürfte) durch das Hochwasser des Queis bis in die Sumpfniederung der höheren Ebene sewandert. Ungefähr !/, Stunde südwestlich von Thommendorf erstreckt sich in nordwestlioher Richtung vom Saume der Wehrauer Oberheide ein aus- sedehntes Torfmoor, der Pfarrbruch, das theils in Form von Torf- wiesen auftritt, die durch Torfstechereien ausgebeutet werden, theils mit Fiehten und Kiefern bestanden ist. Höchst interessant ist das Vorkom- men von Pinus uliginosa Neum. (von den Anwohnern „Kieferfichte‘‘ ge- nannt), die am Heidesaume mit Pinus sylvest. gemischt einen ziemlich ausgedehnten Bestand bildet. — Die Ausstiche sind fast ausschliesslich mit Sphagn. cuspid. ausgefüllt, das unter allen Sphagna am meisten die Feuchtigkeit zu lieben scheint. Seine weitere Fortsetzung findet der Pfarrbruch in den Hosenitz- wiesen. Dieser über eine Meile lange, bald breitere, bald schmalere Torfwiesenstreifen zieht sich, durch Waldpartieen und Ausstiche unter- brochen, längs des Hosenitzgrabens in nordwestlicher Richtung quer durch die Wehrauer Heide. Höher gelegene Stellen, wo die Torfbildung zum Abschlusse gekommen zu sein scheint, zeigen Wiesennatur, während die tieferen Stellen ganz das Gepräge der tiefsten Torfsümpfe aufweisen. Die phanerogamische Flor ist eine ausserordentlich reiche, indem sich hier ausser den gewöhnlichen Sumpfpflanzen die selteneren Heidemoorpflanzen, als: Carex leucoglochin, pulicaris, dioica, paradoxa, Calamagrostis stricta, Erioph. gracile, Rhynchospora fusca und alba, Cyperus flavesc., Juncus fliform., Tofieldia, Scheuchzeria, Sparganium natans, Potamogeton ru- fescens, Drosera rotundif., anglica und intermedia, Utrieularia vulg.. intermedia und minor, Gentiana amarella, Orchis incarnata etc, vereinigt finden. Unter den höheren Sporenpflanzen wurden beobachtet: Eguiset, palust. und limosum, Lycopod. annot. und inund., Aspid. Thelypt.; am Hosenitzgraben im Waldschatten: Eguis. sylvat., Phegopt. polypod., Dryopt. und Dlechnum Spicant. Die Moosflora enthält Aypna und Sphagna in reichem Wechsel, bald die einen, bald die anderen vorherrschend, bald beide im buntesten Durcheinander. An höheren Stellen mit entschiedener Wiesennatur wiegen Hypneen vor, hier Hypn. stellat., Sendineri, trifa- rium, cusp., Camptoth. nitens, Hylocom. squarr. mit Climac. dendroides, Aulacom., pal., Leucobryum glaue., Fissid. adianth., Dieran. pal., Dieranell, cervie.; auf tieferen Stellen bilden Sphagna, besonders acut., eymbif., teres und subsee. mächtige Polster,- zwischen denen sich Aypn. stram., pellueidum und exannul. hindurchzwängen, auch fehlen Hypn. eusp., Cam- ptoth. nitens, Aulacom. palust., Webera nutans, Bryum bimum und Fis- sidens adiantoides selten. Als grösste Zierde finden wir an einer der 15 Jahres-Bericht tiefsten Stellen, da, wo Aspid. Thelypt. grosse Büsche bildet, zwischen Sedum villosum auch Meesia tristicha herrlich fruchtend. Die Ausstiche, deren Ränder gewöhnlich Dieranell. cervie., Webera nutans und Polytr. gracile bekleiden, sind in der Regel mit Sphagn. cusp. und Aypn. fluitaus ausgefüllt. Am Hosenitzgraben finden wir im engsten Gemisch: Atrich. nud., Polytr. comm., gracile und strietum, und im Waldschatten Mnium hornum. — Leider scheint auch dieses ausgezeichnete Heidemoor seine ursprüngliche Natur durch Entwässerung im Laufe der Zeit verlieren zu wollen, wie denu schon diesen Sommer früher unzugängliche Stellen ein Bild grosser Dürre boten. Ein anderes minder ausgedehntes Torfmoor liegt südlich von Bunz- lau bei Thiergarten in einer Thalsenkung der Hochebene zwischen Bober und Queis. Rings von Ackerland umgeben, in beträchtlicher Ent- fernung von Kiefernwäldern, zeigt es wesentlich anderen Charakter, denn hier füllen reichlich fruchtende Hypna (cordif., Sendineri, exannul.) die Ausstiche, deren Wände mit Atrichum tenellum, Polytr. gracile und Di- eranell. cervicul. ausgekleidet sind. Dessenungeachtet sind auf den sum- pfigen Wiesenflächen neben Dieran. palust., Philon. font. (steril), Meesia tristicha, Bryum bimum, Webera nutans auch Sphagna (teres, subsecund., cuspid.) verbreitet, und an den Rändern der Torfgräben erscheint Pla- gioth. sylvat. nicht selten. Nördlich vom Dorfe Greulich öffnet sich die Heide zu einer unüber- sehbaren, nur durch tiefe Torfgräben unterbrochenen Wiesenfläche, deren Ränder am Heidesaume durch die Dörfer Rückenwaldau, Neuhammer und Modlau markirt werden. Südlich von Greulich fliesst die Ostritz, ein tiefes Torfwasser, die sich zu zwei grösseren Teichen, dem Waldmühlteiche und dem Hammerteiche, erweitert, deren Ränder schaukelnde Sümpfe bilden. Nur diese Sumpfstrecken habe ich genauer abgesucht, doch berechtigt der Reich- thum der hier auf beschränktem Gebiete gefundenen Arten zu der Ver- muthung, dass auf jenen ausgedehnten Torfmooren, auf denen mir bis jetzt nur Fissid. osmund. und Dieranum Schraderi aufgefallen sind, mit Aus- ‚dauer und geübtem Blick noch manch interessanter Fund gelingen dürfte. Die tiefen, theilweise mit Erlengebüsch bewachsenen Sumpfflächen an der Büdseite des Hammerteichs lassen selbst bei trockenen Som- mern nur eine theilweise Untersuchung zu; denn in der Nähe des Teich- randes wird die Moosdecke so trügerisch, dass jeder weitere Schritt ein Versinken befürchten lässt. Die Phanerogamenflor ist durch zahlreiche Carex-Arten vertreten, darunter C. limosa, chordorrhiza und dioica zu den selteneren zählen; ferner finden sich hier: Seirpus paueiflorus, Scheuch- zeria, Menyanthes, Andromeda, Vacecin. Oxycoce., Utricul. minor und intermedia, Drosera und Nymphaea alba. — Die Moosdecke bilden vor- zugsweise Sphagneen, besonders Sph. eymbif., cuspid., teres Angst. und subsec., nur letzteres steril; aber auch Hypneen sind reich verbreitet, der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 159 vornehmlich Hypnum scorpioid., stell., evannul., euspid. und siram., sämmt- lich mit Frucht, dazwischen Aulacom. palust., Dicranum pal., Fissidens adianth. ete. Um die alten Erlenstöcke sind Aspid. cristat., spinul, und Thelypt. nicht selten. Nicht wesentlich von diesem Sumpfe verschieden zeigt sich die Ve- getation um den weiter oberhalb gelegenen Waldmühlteich. Seine Ufer sind mit einem wahren Walde von Carices bedeckt, darunter ©. filiformis und Rhychospora fusca am massigsten auftreten. Grosse Polster von Sphagnum cymb. und Aulacom. pal., zwischen denen herrlich fruch- tendes Aypnum stramineum sich eingeschoben hat, bilden auf der schau- kelnden, schwimmenden, aus den Rhizonen massenhafter Carex-Rasen ge- bildeten Decke kleine Inselehen, die man ohne Gefahr betreten kann, während die tieferen Stellen ganz mit Sphagnum cusp. und subsec., Hypnum cusp., Scheuchzeria und Nlenyanthes ausgefüllt sind. Hier entdeckte ich auch auf dem morschen Schindeldache der Sägemühle die bisher für Schlesien so seltene Weisia cirrhata in grossen reichlich fruchtenden Polstern. Nördlich vom Waldmühlteich erstreckt sich durch die Heide eine lange Reihe tiefer 'Torfausstiche, die fast ausschliesslich mit Aypnum flui- {ans und den zahlreichen Formen des Sph. eusp. (darunter Sph. lazxifol. C. Muell. häufig mit Frucht) ausgefüllt sind, während Webera nutans ß longiseia, Dicranella cervic. und Polytr. gracile die Ränder derselben bedecken. Wenn ich gern zugestehe, dass mir auf unseren ausgedehnten Torf- revieren die Wiederauffindung des bereits von Crüger beobachteten Splachnum ampull. entgangen ist, und ich auch die Hoffnung nicht auf- gebe, dass mir dieser und andere Funde noch gelingen dürften, so bleibt es doch immer auffallend, dass einige in den schlesischen Sümpfen ganz gewöhnliche Arten, wie Aypn. filiein., gigant., Iycopod., Kneiffi, Bryum pseudotriquetrum, mir bis jetzt nicht entgegengetreten sind. Die ange- zogenen Arten fehlen im Florenbereiche durchaus nicht, denn sie finden sich im südlichen Theile des Gebiets auf Sumpfterrain mit thonigem Unter- srunde, der leicht als kalkhaltig sich erweisen dürfte. Da nun gedachte Arten zu den kalkfordernden Sumpfmoosen gehören, so würden unsere Torfmoore den sauren Sumpfbildungen zuzuweisen sein, wofür auch das zahlreiche Auftreten derjenigen Arten (Sphagna, Hypn. exann., fluit., stram., cordif., Polytr. yracile und striet.) spricht, die sich weder auf Kalk noch in kalkhaltigen Torfsümpfen finden. VI. Teiche. Stehende Gewässer treten innerhalb des Florengebiets nicht gerade häufig auf, doch ist fast jeder der sorgfältiger abgesuchten Teiche durch eine oder die andere Seltenheit ausgezeichnet. So findet sich an den Rändern des grössten der Gnadenberger Teiche zwischen Carex-Rasen 160 Jahves-Bericht der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. (C. filiformis) zahlreich das für Schlesien neue Hypnum polygamum ; in einem thonigen Sumpfe am Rande des Schwiebendorfer Teiches Bryum pseudotriqu. mit Lycop. inund,, Orchis incarnata, Drosera rotundif. und anglica; auf dem Schlamme der ausgetrockneten Martinwaldauer Dorf- teiche ist Physcomitr. sphaericum nicht selten, und ein Ausstich bei Krei- bau in der Nähe der Bahn ist bis jetzt der einzige specifisch schlesische Standort für Pilularia globulifera. Im Ganzen wurden im Gebiete der Umgegend Bunzlau’s 235 Arten Laubmoose beobachtet, nämlich: 145 Acrocarp., 79 Pleurocarp., 1 Andreaea, 10 Sphagna. Damit dürfte der Reichthum keineswegs erschlossen sein, da für die Region der höheren Ebene und der niederen Berge, welcher, wie im Eingange nachgewiesen wurde, das Florengebiet angehört, in Schlesien bereits 275 Arten gekannt sind, und auch innerhalb des Gebiets einzelne Arten auftreten, die eigentlich als Flüchtlinge aus der montanen Region anzusehen sind. ILI. Bericht über die Thätigkeit der entomologischen Section der Schlesischen Gesellschaft im Jahre 1866, abgestattet von Dr. W. G. Schneider, zeitisem Secretair der Section. Herr Hauptlehrer K. Letzner machte folgende Mittheilungen über Coccinella (Adalia Muls.) undecimnotata Schneid. und ihre Stände. Im Juni und Juli d. J. war ich so glücklich, nahe bei Breslau die Coccinella undecimnotata, welche in Schlesien bisher ausser mir wohl noch von keinem Entomologen gefangen worden ist und mehr dem Süden an- zugehören scheint, in Mehrzahl zu erbeuten und in noch grösserer Anzahl zu erziehen, so dass ich von derselben weit über 100 Exemplare besitze. Ich erlaube mir deshalb, über dieses Thier Folgendes mitzutheilen. I. Der Käfer. Die in Schlesien gefangenen Exemplare des in Rede stehenden Thieres sind im Ganzen etwas grösser und flacher, als die Exemplare, welche ich bei Triest, Meran und Nauders gesammelt habe; auch ist das Roth ihrer Flügeldecken etwas dunkler, ziemlich von demselben Farbenton, welchen die dunkleren Exemplare der COoccinella septempunctata zeigen. Die schle- sischen Exemplare lassen sich etwa unter folgende Formen vertheilen: 1. In Beziehung auf die Färbung des Kopfes: a. Der Kopf ist bei dem Männchen von dem oberen Augenrande an bis zum Munde herab hellgelb, mit einem in der Mitte der Stirn nach 1l 162 Jahres-Bericht oben vorspringenden gelben Spitzchen; bei dem Weibchen ist der Kopf schwarz, mit einem ziemlich grossen gelben Fleckchen am Innenrande jedes Anges, welches sich auch am untern Augenrande noch fortsetzt. b. In der Mitte der beiden gelben Fleckchen am Innenrande der Augen zeigt sich mitten auf der Stirn ein gelber Punkt. Nur Weibchen. c. Die beiden gelben Fleckchen am Innenrande der Augen fliessen an ihrem oberen Theile zusammen und bilden eine schmale gelbe Binde über die Stirn. Nur Weibchen. d. Die beiden gelben Fleckchen am Innenrande der Augen sind klei- ner als gewöhnlich, punktförmig. Nur Weibchen. 2. In Beziehung auf die Färbung des Thorax: a. Thorax schwarz, in den Vorderecken mit einem grossen, blass- gelben, viereckigen Flecken, welcher auch ein Stück der Unterseite ein- nimmt. Bei dem Männchen hängen beide Flecken am Vorderrande durch eine schmalere oder breitere gelbe Linie zusammen, welche auf ihrer Mitte noch ein Spitzchen oder den Anfang einer kurzen, gelben Linie nach hin- ten aussendet. Auch von der innern Ecke jedes der beiden grossen gel- ben Flecken zieht sich der Anfang einer schmalen gelben Linie schräg nach hinten und innen. Bei dem Weibchen ist der Vorderrand des Tho- rax zwischen den beiden grossen gelben Flecken schwarz. : b. Wie die vorstehende Form, nur ist der gelbe Fleck in den Vor- derecken des Thorax nicht vier-, sondern dreieckig; die nach innen vor- springende Ecke und die von derselben ausgehende kurze gelbe Linie fehlt mithin. c. Thorax auf der Mitte des Vorderrandes mit einem gelben Fleck- chen oder Spitzchen. Nur Weibchen. d. Thorax am Vorderrande zwischen den beiden grossen gelben Flecken mit einer schmalen gelben Linie, die auf ihrer Mitte ein gelbes Spitzchen nach hinten aussendet. Solche Exemplare zeigen demnach die Färbung des Thorax der Männchen der Varietät b., doch ist die gelbe Querlinie immer viel schmaler, als bei diesen. Nur Weibchen. [2) 3. In Beziehung auf die Färbung der Deckschilde: a. Bei der am vollkommensten ausgefärbten Form zeigt jede Decke, mit Ausnahme des Fleckes am Schildchen, 5 schwarze Punkte oder Flecke: Der erste an der Schulter, mässig gross, etwa von der Grösse des vor- deren Seitenfleckes einer normal gefärbten Coccinella septempunctata, der zweite ganz am Aussenrande im ersten Drittel der Deckschilde. Er ist stets viel kleiner uud oft nur als ein Schatten am äussersten Aussenrande wahrzunehmen. Nur selten erstreckt sich derselbe bei schlesischen Exem- plaren über den flach abgesetzten Seitenrand hinweg und auf den senk- recht emporsteigenden Theil der Flügeldecken empor (auch bei den fol- genden Formen), oder gewinnt von vorn nach hinten eine Ausdehnung, der Schles. Gesellsch. f, vaterl. Cultur. 163 welche der der andern Flecken gleichkommt. Der dritte Fleck steht unfern der Naht etwas hinter der Mitte, und ist so gross oder etwas grösser als der erste; der vierte etwas weiter nach hinten (etwa am Anfange des letzten Drittels der Deckschilde) und unfern des Aussen- randes, und ist so gross oder etwas kleiner als der erste Fleck. Der fünfte Fleck ist stets nur punktförmig, steht noch etwas weiter nach hinten und unfern der Naht, in gleicher Linie mit dem dritten Flecke. — Ich besitze von dieser Form nur 2 Exemplare. b. Der fünfte Punkt ist kaum noch als sanfter Schatten wahrzuneh- men, oder auf einer Decke ganz geschwunden. 3 Exempl. ec. Der fünfte Punkt ist auf beiden Decken ganz geschwunden, die ersten Flecken normalmässig. Die häufigste Form, 18 Männchen und 36 Weibchen. d. Der vierte Fleck erscheint nur noch als ein kleiner, schwarzer Punkt. .8 Weibchen. e. Wie Var. c. oder d., aber der dritte Fleck ist nur klein, punkt- förmig, zuweilen kleiner als der vierte. 3 Exemplare. f. Wie Var. c. oder d., aber der erste Fleck ist klein, punktförmig, zuweilen kleiner als der vierte. 3 Männchen und 2 Weibchen. g. Der vierte Fleck ist gänzlich geschwunden, und also nur noch die ersten 3 vorhanden. 2 Männchen, 4 Weibchen. h. Der zweite Punkt ist gänzlich geschwunden, und nur noch der erste, dritte und vierte in ihrer normalmässigen Grösse vorhanden. 9 Männ- chen, 7 Weibchen. 1. Wie h., aber der dritte Fleck ist nur klein, punktförmig. 2 Expl. k. Wie h., aber die eine Decke zeigt einen Schatten von dem fünf- ten Punkte. 1 Exempl. l. Der zweite und vierte Punkt sind gänzlich geschwunden, und nur noch der erste und dritte vorhanden. 1 3,32. m. Der erste und vierte Punkt sind ganz geschwunden, und nur der zweite und dritte noch vorhanden. Zuweilen erscheint der erste Punkt noch als leiser Schatten. 3 Männchen. Auch der Fleck am Schildchen ändert sehr ab, und zwar in folgen- den Hauptformen. n. Der Fleck am Schildchen ist vorn schmal, wird nach hinten be- deutend breiter und krümmt sich an den concaven Seiten hinterwärts mehr oder weniger stark nach aussen, so dass sein Hinterrand an der Naht eine einspringende Vertiefung zeigt und er dadurch eine verkehrt- herzförmige Gestalt gewinnt. o. Wie n., die nach hinten gekehrte Seite des Nahtfleckes bildet aber eine gerade (wagerechte) Linie, wodurch der ganze Fleck die Form eines gleichschenkeligen Dreiecks gewinnt. p. Wie n., aber die nach hinten gekehrte Seite des Nahtfleckes ist i1* 164 Jahres-Bericht mehr oder weniger nach aussen gewölbt. Bei Exemplaren, wo diese Wölbung stark ist, erhält der ganze Fleck Aehnlichkeit mit dem Naht- flecke der Coccinella septempunctata, dessen Grösse er zuweilen wohl auch erreicht. Bei dieser Art ist der Nahtfleck aber kürzer und auch nach vorn von mehr gerundeter, also kreisförmiger Gestalt. g. Wie n., aber die Hinterseite des Nahtfleckes zeigt 3 nach hinten gerichtete Spitzchen, 1 an der Naht und 1 an jedem Endpunkte. Zu- weilen nimmt man statt des mittelsten grösseren auch 2 kleinere wahr. r. Der Nahtfleck ist nach hinten nur wenig verbreitert und seine Seiten sind gerade oder doch nur sehr wenig concav. s. Der Nahtfleck ist hinten so breit als vorn, und erscheint also nur als ein schwarzer Strich. In Beziehung auf die Textur der Deckschilde kommt auch bei dieser Art folgende Form vor: t. Deckschilde unpunktirt, matt, glanzlos, sanft gerunzelt. Voll- kommen erhärtete und ausgefärbte Exemplare. II. Die Larve. Die Larve ist ausgewachsen über 5° lang, 1%, — 2” breit und be- sitzt kurz vor ihrer Verpuppung folgende Eigenschaften. Kopf schwarz, glatt, glänzend, auf der Stirn niedergedrückt, jederseits mit einer Vertiefung zwischen den Augen, mit einzelnen ziemlich langen, bräunlichen Haaren besetzt. — Maxillar-Taster verhältnissmässig lang und dick, dreigliedrig, das erste Glied kurz, das letzte kegelförmig, so lang als das vorletzte. — Lippen-Taster viel kürzer und dünner, zwei- gliedrig, das letzte Glied weniger kegelförmig. — Fühler kurz, zwei- gliedrig, das stumpf zugespitzte Endglied an der Spitze mit einigen kurzen Haaren besetzt. — Die Ocellen liegen hinter den Fühlern auf einer Anschwellung des Kopfes, von denselben durch eine Vertiefung getrennt. Es sind ihrer jederseits 3 vorhanden, deren jede wieder auf einer tuber- kelartigen Erhöhung des Kopfes liegt. Diese 3 Ocellen bilden ein Drei- eck, dessen Spitze nach hinten (dem Thorax zu), die eine an der Grund- linie liegende Ocelle nach unten, die andere nach oben gerichtet ist. — Der Thorax ist etwas eingedrückt, uneben, mit unregelmässigen Ver- tiefungen versehen und mit vielen langen, steifen, bräunlichen Haaren be- setzt, deren jedes auf einem Tuberkelchen steht. Seine Farbe ist schwarz, am Hinter- und Vorderrande orangegelb gerandet, welche Färbung sich in den Hinter- und Vorderecken meist in ein Fleckehen erweitert; die Mittellinie ebenfalls gelblich oder gelblich-weiss, mehr oder weniger deut- lich. — Mesothorax schwarz, auf der Mitte gelbroth, welche Färbung sich auch am Hinterrande nach beiden Seiten noch ein Stück fortsetzt; am Seitenrande wieder gelblich. Auf jeder Seite der Mittellinie steht wenig hinter der Mitte (das Segment von vorn nach hinten betrachtet) der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 165 eine mit mehreren nach der Mitte zu höher werdenden, stumpfen Spitz- chen besetzte, schwarze Tuberkel, und von dieser weiter nach aussen, unfern des Seitenrandes, eine von vorn nach hinten sich erstreckende, grössere, welche viel mehr solcher stumpfer, kegelförmiger Spitzchen zählt, und mit der inneren durch eine schwarze, unebene, glänzende, horn- artige Platte (aus der sich beide erheben) verbunden ist. Noch weiter nach aussen steht, durch eine Vertiefung von der vorhergehenden ge- trennt, noch eine dritte, der inneren an Grösse gleichende Tuberkel. Jede der die einzelnen Tuberkeln bildenden erwähnten stumpfen Spitzchen oder kegelförmigen Erhöhungen ist mit einem ziemlich langen, steifen, bräun- lichen Haare besetzt. Nahe an der Vorderecke steht auf der Oberseite ein Stigma. — Metathorax wie der Mesothorax, nur ist die Tuberkel am Seitenrande auf ihrer hintern Hälfte von einem gelbrothen Flecke umgeben. — Die 8 Hinterleibs-Segmente sind ınatt, blass gelbroth, auf der Oberseite mit 4 Reihen, den beiden innersten des Mesothorax an Grösse und Beschaffenheit gleich stehenden Tuberkeln und einer eben- solchen Reihe an jedem Seitenrande, welche letztere aber durch eine tiefe Längsfurche von den 4 Reihen auf dem Rücken getrennt ist. Nur selten ist eine dieser Tuberkeln ganz geschwunden. Das erste und vierte Seg- ment ist an dem Seitenrande etwas lebhafter orange gefärbt, und diese Färbung fällt um so mehr in die Augen, als auch die Tuberkel am Sei- tenrande, sowie die ihr nach innen zunächst stehende, ebenfalls ganz gelb- roth ist. Auf diesen beiden Segmenten befinden sich daher nur noch 2 schwarze Tuberkeln in den beiden Reihen unfern der Mittellinie, wäh- rend auf allen übrigen Abdominal-Segmenten alle Tuberkeln schwarz sind. Die Hälfte jedes Hinterleibsringes, welche vor den beiden mittelsten Tu- berkeln sich befindet, ist etwas dunkler gefärbt, als die hintere Hälfte, so dass es scheint, als wenn die gelbrothe Färbung durch die schwärz- liche Oberhaut hindurchleuchtete. Bei dem zweiten, dritten und fünften bis achten Segmente ist auch die Hälfte, welche vor den beiden, jeder- seits weiter nach aussen gelegenen Tuberkeln sich befindet, auf dieselbe Weise dunkler gefärbt. — Das Anal-Segment ist schwarz, am Hinter- rande gelblich, mit zahlreichen, steifen, braunen Härchen (wie die Tu- berkeln der vorhergehenden Segmente) besetzt. — Unterseite gelbroth mit einem dunklen Schatten übergossen; Beine schwärzlich. Die 3 Ab- dominal-Segmente zeigen auf ihrer Unterseite jederseits, unfern des Seiten- randes, eine Reihe brauner, glatter, mit sparsameren und kürzeren Här- chen besetzter Tuberkeln, und ausser diesen noch 4 Reihen kleiner, bräun- licher, glatter Hornplättchen. In der Jugend ist die Larve durchgängig viel dunkler gefärbt, und ihre gelbliche Färbung schwindet um so mehr, je jünger sie ist. In der ersten Hälfte ihres Lebensalters erscheint die Larve daher dem blossen Auge gleichmässig schwarz; unter der Lupe bemerkt man jedoch, dass 166 Jahres-Bericht sämmtliche Tuberkeln tiefschwarz, die Grundfarbe des Körpers aber ein mattes Grauschwarz ist, und dass auf dem Rücken (namentlich auf den beiden letzten Brust- und den ersten Abdominal-Ringen) diese Färbung stellenweise noch etwas blasser wird, als leuchtete eine hellere Färbung durch die dunklere Oberhaut hindurch. Erst nach der Mitte des Larven- alters tritt der gelbe Fleck auf dem ersten Abdominal-Segmente an jeder Seite auf, und das zweite zeigt an der äusseren Tuberkel ein blasses, weissgelbliches Fleckchen, während die Tuberkel selbst schwarz ist. Das sechste und siebente Segment besitzt alsdann am Hinterrande in der Mitte ein gelbweissliches, schmales Rändchen. In einem noch höheren Alters- stadium zeigt sich die gelbe Färbung auch auf dem vierten Segmente, wobei alsdann zugleich der Hinterrand aller Abdominal-Segmente auf seiner Mitte (etwa in der Ausdehnung, um welche die beiden mittelsten Tuberkeln von einander abstehen) weisslich, dann gelblich und zuletzt orange gefärbt ist. — Mit der Ausbreitung der gelben Färbung auf dem Abdomen hält dieselbe auch auf dem Thorax gleichen Schritt, so dass bei etwa halberwachsenen Larven der Thorax nur an den Vorderecken ein schmales Rändchen der helleren Färbung zeigt. Il. Die Puppe. Die Puppe gleicht an Grösse und Gestalt der der Coccinella septem- punctata; ihre Oberfläche ist durch Runzeln und kleine Erhöhungen matt, und ihre häutige, gabelförmige Spitze wie das letzte oder Anal-Segment in der sie festhaltenden Larvenhaut verborgen, aus der also nur die vor- dersten 7 Segmente des Abdomens hervorragen. Sie ist wie bei andern Arten dieser Gattung nach der Bauchseite zu stark gekrümmt, so dass Kopf und Anus in einer Ebene liegen, während der Rücken einen bedeu- tenden Bogen nach oben macht. Um dies zu ermöglichen, klaffen (wie bei andern Arten) die Zwischenräume zwischen dem dritten und vierten, vierten und fünften, fünften und sechsten, sechsten und siebenten Abdo- minal-Segmente auf der Mitte des Rückens bedeutend, schliessen sich aber, wenn die Puppe, durch Berührung gereizt, sich auf Augenblicke emporrichtet. — Die Hauptfarbe ist bald mehr röthlichgelb, bald mehr schwarz. Nachfolgende Beschreibung ist nach heller gefärbten Individuen entworfen. Kopf schwarz, mit weisslicher Mittellinie. — Thorax rothgelb, meist schwarz gerandet, am Vorderrande mit zwei grösseren, durch eine hellere Mittellinie von einander geschiedenen, am Hinterrande mit vier kleineren schwarzen Flecken. — Meso- und Metathorax, jeder mit einem schwarzen Flecke auf jeder Seite neben der Mittellinie. — Von den 7 sichtbaren Abdominal-Segmenten zeigt jedes einen schwarzen Fleck neben der Mittellinie, welche sämmtlich mit denen des Meso- und der Schles. Gesellsch. f, vaterl. Cultur. 167 Metathorax in einer geraden Linie liegen.“) Weiter nach aussen, zwi- schen dieser Punktreihe und dem Seitenrande, nimmt man jederseits noch eine Reihe schwarzer Punkte wahr, mit Ausnahme des ersten und auch wohl des vierten und siebenten Segmentes, auf welchen dieser Fleck fehlt. Meist findet sich auch auf dem, durch eine vertiefte Linie vom Rücken getrennten, breiten und flachen Seitenrande jederseits noch eine Reihe schwarzer Fleckchen, jedoch erst vom dritten Segment an. Zu- weilen ist diese Reihe auf dem vierten Segmente unterbrochen; bei hel- leren Exemplaren hat das dritte Segment allein einen dunklen Fleck. — Sehr nahe an der eben erwähnten vertieften Längslinie steht im Vorder- winkel jedes Rücken-Segmentes das Stigma, welches bei heller gefärbten Individuen durch seine schwärzliche Färbung in die Augen fällt. — Die Deckschilde besitzen an der Schulter, am Schildehen und etwa auf der Mitte einen schwarzen Fleck. — Unterseite heller oder dunkler braun. Die vorderen 4 Beine liegen wie gewöhnlich auf den Flügel- decken, und ihre Schenkel und Kniee stehen über den Aussenrand der- selben bedeutend hervor; die Hinterbeine liegen unter den Decken, und nur ihre Kniee sind unter dem Seitenrande des vierten Segmentes sichtbar. Von dieser Färbung entfernen sich zahlreiche Exemplare nach beiden Seiten hin. Bei manchen schwindet das Schwarz allmälig, so dass die sanze Puppe mehr gelblich erscheint und zuletzt nur noch auf dem Meso- und Metathorax, wie auf dem zweiten und dritten Abdominal-Segmente ein der innersten Reihe angehörender schwarzer Punkt, und ein eben- soleher auf der Mitte der Deckschilde wahrzunehmen ist. In der andern Reihe wächst die schwarze Färbung allmälig, die Flecken vergrössern sich und fliessen zusammen, so dass zuerst die Deckschilde, dann der Meso- und Meta-, wie der Prothorax, und zuletzt auch der Hinterleib ganz schwarz erscheinen; doch bleibt auf dem letzteren in der Regel in der Gegend der Mittellinie eine hellere Färbung, am längsten auf dem ersten und zweiten Segmente, sichtbar. In der Regel sind die-Puppen bald nach dem Abstreifen der Lar- venhaut mit der hellsten Färbung versehen und erleiden später eine all- mälige Vergrösserung der schwarzen Färbung; doch kommen auch zahl- reiche Exemplare vor, welche bis zum Auskriechen des vollkommenen Insectes keine Vergrösserung, der schwarzen Färbung, ja diese selbst beim Auskriechen nur in dem höchst geringen Grade wahrnehmen liessen, wie oben als Minimum angegeben worden ist. Merkwürdiger Weise zeigen die aus solchen Puppen ausgekrochenen Käfer nicht immer ein in gleichem Verhältnisse stehendes Schwinden der schwarzen Flecke, *) Auch das von der Larvenhaut bedeckte achte Segment zeigt diese beiden Punkte. 168 Jahres-Bericht IV. Vorkommen des Thieres. Den bisher noch von keinem Entomologen bei Breslau angetroffenen Käfer beobachtete ich zuerst Mitte Juni d. J. in einzelnen Exemplaren an der alten Oder in Gesellschaft der Coccinella septempunctata und C. mu- tabilis. Eine Woche später trat er bereits in grösserer Zahl und in Ge- sellschaft seiner eigenen zahlreichen Larven und Puppen auf, und im Juli steigerte sich ihre Anzahl noch. Selbst die dottergelben Eier, welche wie bei andern Arten in regellosen Häufchen zu kaum mehr als 20 Stück auf den Blättern bei einander lagen, fehlten nicht. Die Bedingung dieses Vorkommens war eine dunkelbraune Blattlaus, welche die obern Theile mancher Pflanzen, wie Cirsium-Arten, Tanacetum vulgare und ganz beson- ders Centaurea paniculata dicht bedeckte, und der Larve zur Nahrung diente. Mit dieser Blattlaus habe ich die meisten der oben erwähnten, zahlreichen Exemplare des Käfers aus halberwachsenen Larven in meiner Wohnung erzogen. Die Zucht macht, wie bei allen Coceinellen, durch- aus keine Schwierigkeiten, da, im Falle selbst die Nahrung ausgehen sollte, die Larven 2—3 Tage hungern können, ohne dass ihnen dies (ab- gesehen von dem Schwinden der Körpergrösse) Schaden zu bringen scheint. Diese Einrichtung ist zur Erhaltung der Arten dieser Gattung jedenfalis nothwendig, da wohl auch in der freien Natur eine schnelle Verminde- rung der Blattläuse an einem Orte eintreten kann, und jene Thiere dann leicht zu Grunde gehen würden, wenn sie nicht einige Zeit ohne Nahrung zu bestehen vermöchten. — Merkwürdig ist, dass die nach Nahrung su- chenden Larven an den senkrechten Wänden, ja an dem wagerechten Deckel eines Glases ohne grosse Schwierigkeit sich fortzubewegen im Stande sind. — Kommt für die Larve die Zeit heran, wo sie sich ver- puppen soll, so zieht sie sich von vorn nach hinten zusammen, wodurch sie eine etwas kürzere, aber breitere Gestalt erhält. Befindet sie sich an einem ihr zusagenden Orte, so klebt sie sich mit dem Anus an Stengel, Knospen oder Blätter der Pflanze, auf der sie gelebt, in senkrechter oder doch wenigstens wagerechter Lage fest (in welchem ersteren Falle sie den Kopf stets nach unten gerichtet hat), und streift nach etwa 1 bis 2 Tagen die Larvenhaut durch einen Längsriss auf Kopf und Brust ab, so dass dieselbe die Puppe an der Spitze ringsum umschliesst. Die Puppenzeit umfasste in der trockenen, sonnigen Stube 6—8 Tage, mag aber wohl auch im Freien kaum länger andauern, da hier (wie ich mehr als ein Mal zu beobachten Gelegenheit hatte) weder trübes Wetter, noch selbst eingetretener Regen den Käfer nicht länger in der Puppenhülle zurückzuhalten vermochte. — Die meisten Exemplare des Käfers kamen mir vom 16. bis 18. Juli aus. Später habe ich wegen einer Ferienreise keine mehr erzogen, obwohl Larven noch in grosser Anzahl vorhanden waren. n der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 169 Woher es kommt, dass das Thier hier plötzlich und in so grosser Anzahl auftreten konnte, ist mir unbekannt. Vielleicht waren einzelne Exemplare bereits das Jahr vorher von den öfterer wehenden Südwinden uns zugebracht worden. Dass gerade Coceinellen auf diese Weise weite Reisen machen, ist bekannt. Herr Hauptlehrer K. Letzner berichtete ferner über seine diesjährige Hundstaes-Excursion nach dem Riesengebirge. Für viele Thiere, z. D. Chrysomelen, Anthophagen, Nebrien ete., war es selbst auf den Kämmen bereits zu spät, die Sümpfe aber waren wegen anhaltender Regen im Juli Ende dieses Monats nicht zu besuchen. Dagegen wurde Leistus fer- rugineus L. in den Schneegruben in mehreren Exemplaren, Leistus spini- barbis F. in 1 Exemplar an der Koppe, Pterostichus negligens St. in grös- serer Zahl, Amara rufocincta in 1 Exempl., und mehrere andere, seltene Käfer gefangen. Besonders interessant war das Auffinden des Ancho- menus (Agonum) ericeti Pz. am hohen Rade in mehr als 40 Exemplaren, einer Anzahl, in welcher das Thier bisher noch von keinem Entomologen in Deutschland erbeutet worden ist. Besonders waren dies Jahr die kupferfarbenen Stücke in der schönsten Färbung vertreten, und zwar in 7 Mal so grosser Anzahl, als die dunkler gefärbten, welches Verhältniss sonst umgekehrt zu sein pflegt. Zu den, in der Zeitschrift für Entomo- logie, Breslau 1851, $. 166, von mir beschriebenen Formen dieses Thie- res, bin ich, trotz der bedeutend grösseren Anzahl von Exemplaren, welche mir jetzt zu Gebote stehen, doch nur wenige zuzufügen im Stande. Die verschiedenen Farben-Varietäten des in Rede stehenden Thieres würden sich nun etwa folgendermaassen gestalten: a) genuinus; die ganze Ober- seite gleichmässig kupferbronzefarben, zuweilen, namentlich auf Kopf und Halsschild, mit Messing- oder Goldschimmer. 7 Exemplare. — b) thora- cicus; wie die vorhergehende Form, aber Scheitel, Mitte des Halsschildes und mehr oder weniger auch die Naht, grün schimmernd. 8 Exemplare. — ec) Dicolor; Kopf und Thorax wie bei Var. a hellbronze-, Deckschilde kupferfarben. 10 Exemplare, — d) cupreus; die ganze Oberseite feurig kupferfarben. 10 Exemplare. — e) detritus; wie die vorhergehende Form, aber auf der Mitte der Decken zeigt sich ein mehr oder minder deut- licher dunkler Wisch, wodurch die Decken das Aussehen gewinnen, als wäre die kupfrige Färbung abgewischt. 3 Exemplare. — f) cuprescens; die kupfrige Färbung der Oberseite nicht feurig, sondern blasskupferig. 2 Exemplare. g) versicolor; Rand der Decken kupferig, der innere Theil derselben stellenweise bald dunkelgrünlich, bald violett-kupferig oder schwärzlich-bronzefarben. 1 Exemplar. — h) nigro-aeneus; die ganze Oberseite schwärzlich-erzfarben, hie und da zuweilen violett oder grün- lieh schimmernd. 7 Exemplare. — i) coracinus; die ganze Oberseite gleichmässig tiefschwarz. 6 Exemplare. 170 Jahres-Bericht Derselbe zeigte ferner als neu für Schlesiens Fauna vor: Salpingus bimaculatus Gyl., welchen er am 26. April d. J. in einer Vorstadt von Breslau in einem Exemplare gefangen hatte. Wahrscheinlich lebt der- selbe unter der Rinde alter Rosskastanien. Herr Hauptlehrer K. Letzner hielt ferner folgenden Vortrag über Marmoropus Besseri Schönh, und seine Stände. Schon den längst verstorbenen schlesischen Entomologen Jänsch, Schummel und Schilling war es bekannt, dass Marmoropus Besseri bei Breslau vorkomme, und ich selbst habe denselben seit fast 30 Jahren an den Oderdämmen und Wiesenrändern (in grösserer oder geringerer Ent- fernung) ober- und unterhalb Breslau, wie an der Weide, öfters gekä- schert und seit 6—8 Jahren in Menge (manchen Sommer 60—80 Stück) erzogen. Da die Larve und Puppe dieses in Deutschland ‚sonst für selten gehaltenen Thieres bis jetzt noch nicht bekannt ist, so erlaube ich mir, Folgendes darüber mitzutheilen. Die Larve ist ausgewachsen wenig über 3‘ lang, gelblichweiss, fusslos, aber nicht von der kurzen, gekrümmten Form, wie sie bei Apionen und anderen Rüsselkäfern sich findet, sondern langgestreckt, schmal, wurmförmig, nicht flach gedrückt, vorn und hinten sanft verschmälert, und die einzelnen Segmente sind durch tiefe Quereinschnitte auf ihrer Mitte der Quere nach bedeutend emporgehoben (namentlich die ersten 7 Ab- dominal-Ringe) in der Weise, wie man dies besonders stark bei den Lar- ven der Longicornen findet. Die Larve besteht aus Kopf, 3 Brust-, 9 Ab- dominal- und dem kleinen abgerundeten Anal-Segmente. Der Kopf ist mit dem gewöhnlichen, gelblichen Hornschilde bedeckt, wenig nach unten geneigt und mit der üblichen, vertieften Längslinie versehen. Die Fühler sind kurz, aber deutlich wahrnehmbar, 2gliedrig, bedeutend oberhalb des Mundes und weit aus einander stehend. Augen sind nicht wahrnehmbar. Die Palpen sind so klein und so wenig vorragend, dass sie auch bei ‘ starker Vergrösserung nur undeutlich zu erkennen sind. — Von den drei Brustringen ist der erste fast doppelt so lang als der zweite oder ’dritte, und auf seiner Mitte (von rechts nach links betrachtet) viel flacher, also weniger emporgehoben als diese. Auf der Unterseite sind die 3 Brust- Segmente kaum mehr vortretend als die Bauch-Segmente, aber ein jedes mit einer Querreihe sehr weitläuftig stehender, kurzer Härchen auf seiner Mitte besetzt. — Ueber die ersten 8 Abdominal-Segmente läuft nahe am Seitenrande eine eingedrückte Längslinie, und zwar auf der Ober- wie auf der Unterseite, durch welche der Seitenrand jedes Segmentes von der Ober- und Unterseite abgesetzt und emporgehoben wird. Die höchste, seitlich nach aussen gekehrte Stelle desselben ist mit 1—2 dünnen, kurzen Härchen besetzt. Ausser diesen ist die sehr zart gerunzelte Oberfläche ohne alle Behaarung. der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 171 Die Puppe ist 11%,‘ lang, gelblichweiss und von der kurzen, ge- drungenen Gestalt des Käfers. Der Rüssel liest wie gewöhnlich dicht auf dem Bauche; der Kopf zeigt ein wenig über den Augen ein deut- liehes Grübcehen, über welchem, ziemlich nahe bei einander, 2 ein Haar tragende Tuberkelchen stehen. Zwei ebensolche finden sich unter diesem Grübehen zwischen den bereits kenntlichen Augen. Der Thorax zeigt einen sanft aufgebogenen Vorderrand und auf dem vorderen Viertel eine seichte Mittellinie. Am Hinterrande findet sich auf demselben vor dem grossen breiten Schildchen eine tiefe Aushöhlung. Zu jeder Seite der Mittellinie stehen anf der vorderen Hälfte des Thorax 2 mit einem kurzen Härchen gekrönte Tuberkelchen, die vordersten beiden jedoch weiter aus einander, als die hintersten. Die Beine liegen wie gewöhnlich, die Tar- sen der Mittelfüsse jedoch ziemlich weit auseinander, und die der Hinter- füsse nur an der Spitze einander berührend, so dass in dem zwischen denselben frei bleibenden, verhältnissmässig grossen Raume die Brust der Puppe deutlich zu sehen ist. Die Flügeldecken sind bedeutend kürzer als die sich über der Spitze der Hintertarsen berührenden Flügelscheiden und zeigen vertiefte Längsstreifen. Das walzenförmige, hinten abgerun- dete Abdomen endet auf der Bauchseite mit 2 sehr kurzen, nicht nahe bei einander stehenden, eine Gabel bildenden Spitzchen. Der Käfer legt (je nach der Entwickelung der Vegetation) seine Eier etwa in der ersten oder letzten Hälfte des Mai einzeln an die Sten- gel von Rumex acetosa, ohngefähr einen halben Fuss über der Erde. Die Larve bohrt sich bald nach ihrem Auskriechen in den Stengel ein, und die kleine Wunde verheilt binnen Kurzem; doch ist es meist immer mög- lich, die zurückgebliebene Narbe an der von dem Grün des Stengels ab- weichenden röthlichen Färbung zu erkennen. Von ihrem Eintreten in den Stengel an steigt die Larve im Innern desselben nach oben, wie mau an dem allmälig breiter werdenden Larvengange (der erst später den Stengel ganz aushöhlt) sehr deutlich sehen kann. Ist die Larve erwach- sen, so bereitet sie sich auf der Seite, auf welcher sie mit dem Körper nicht unmittelbar den Stengel berührt, aus zusammengeklebtem Wurm- mehl ein dürfiiges Gehäuse, in der Regel nahe über dem, durch das am Stengel sitzende Blatt markirten Knoten, und von hier bohrt sich der Käfer eine kreisförmige Oeffnung direct in’s Freie. Die ersten Käfer er- scheinen bei günstiger Witterung in der ersten Hälfte des Juni, kommen aber nur auf kurze Zeit aus dem Stengel heraus, daher man sie in Mehr- zahl nur dann fängt, wenn man den Stengel spaltet. Nicht selten sind mir im Zimmer die Käfer eher gestorben, als sie den sie bergenden Sten- gel verliessen. Diese Eigenthümlichkeit ist jedenfalls die Ursache, dass das Thier für selten gilt. Oft bewohnt nur eine Larve den Stengel, zuweilen, namentlich in der zweiten Hälfte des Sommers, findet man aber auch 2—5 in einem Stengel, und diese steigen alsdann oft wohl auch 172 Jahres-Bericht der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. bis in die Aeste empor. Zuweilen wohnen in dem untersten Theile des Stengels, bis zum Wurzelstocke herab, noch eine Anzahl Larven von Apion humile. Vom Juni oder Juli an findet man bis in den September hinein, meist immer Käfer, Puppen und Larven neben einander, so dass man wohl wenigstens eine doppelte, wenn nicht eine dreifache Generation des Thieres in einem Sommer anzunehmen genöthigt ist. IV. Bericht über die Thätigkeit der medieinischen Seciion der Schlesischen Gesell- | schaft im Jahre 1866, abgestattet von R. Förster und R. Heidenhain, zeitisen Secretairen der Section. — Erste Sitzung, am 5. Januar 1866. 1) Herr Geh. Medicinalrath Professor Dr. Goeppert berichtet über einige ältere Arzneimittel. Zunächst widmete der Vortragende einige Worte ehrender Erinne- rung unserem, den 19. April v. J. im Dienste der Wissenschaft im fern- sten Asien in der Nähe der Molukken verstorbenen Collegen Dr. Aga- thon Bernstein, Schüler unserer Universität und in unserem Kreise noch Vielen persönlich bekannt und von ihnen hochgeschätzt, unter Vor- legung einer wohlgelungenen Photographie desselben. Von der hollän- dischen Regierung mit einer auch persönlich recht gefahrvollen wissen- schaftlichen Expedition nach Neu-Guinea beauftragt, gelang es ihm wohl, nach dem höchst competenten Urtheil des Directors der Reichsmuseen, Herrn Dr. Schlegel in Leyden, ausserordentlich werthvolle Schätze für die Wissenschaft zu erbeuten, leider aber nicht die Tücke des Tropen- klima’s zu überwinden, welches ihm auf der Heimkehr nach so vielen überstandenen Anstrengungen einen frühen Tod bereitete. Unserer Uni- versität und ihren Lehrern bewahrte er stets das dankbarste Andenken, welches er durch höchst werthvolle Sendungen für unsere Museen und den botanischen Garten auf eine steter Erinnerung werthe Weise an den Tag legte. 174 Jahres-Bericht Zu dem eigentlichen 'Thema seines Vortrages: über einige ältere Arzneimittel übergehend, führte er aus, dass, nachdem es der Arznei- mittellehre erst in unseren Tagen gelungen sei, unter Benutzung der neueren Forschungen der Physiologie und Chemie eine wissenschaftliche Basis zu erlangen, sie unstreitig noch die Aufgabe zu lösen hätte, die früheren, zum Theil seit Jahrtausenden auf empirischem Wege gewonnenen Thatsachen über die Wirkung der Arzneimittel mit den Ansichten der Gegenwart in Einklang zu bringen, und sie nicht, wie freilich Viele wollen, als unnützen Ballast ohne Weiteres zu beseitigen. Immerhin aber ist es wohl nicht ohne Interesse, an solche uralte Arzneimittel in unserer Zeit zu erinnern, von denen die vorgelegten zum Theil auch als grosse Selten- heiten zu betrachten sind. So zunächst 1) das Adler-, Calambaholz, das Aloeholz der heiligen Schrift, eines der ältesten Arzneimittel, unter anderem zu Räucherungen und Einbalsamirungen verwendet, gefeiert im alten und neuen Testament und heute noch im ganzen Orient hochge- schätzt, von Agudlaria Agallocha Roxb. (Aquilarineae), einem Baume der gebirgigen Gegenden von Cochinchina, Silhet und Assam. Unter eigen- thümlichen Umständen, die an die neueren Beobachtungen über Umwan- delung der Cellulose in Gummi und Harze erinnern, erlangt es erst seine wirksamen, durch Harze und ätherische Oele, wie es scheint, bedingten Eigenschaften, in welchem Zustande es aber kaum jemals bei uns einge- führt worden ist, obschon es Jahrhunderte lang eine Stelle in älteren Handbüchern der Materia medica einnahm. Das vorliegende Exemplar echter Beschaffenheit verdanken wir unserem Chinareisenden Herrn Dr. Jagor in Berlin. 2) Mekkabalsam, ein ebenfalls nur selten echt zu uns gelangendes, jedenfalls weit überschätztes kostbares Arzneimittel des Orients, von Balsamodendron gileadense Kunth, einem Strauche Arabiens, einst im hohen Alterthume in Egypten und Syrien eultivirt. Galen reiste einst selbst nach Syrien, um die Pflanze kennen zu lernen und sich den echten Balsam zu verschaffen. 3) Die maledivische Nuss oder der Meer-Salomons-Cocos, von eigenthümlicher Form, die grösste Baumfrucht der Erde, von einer Palme Lodoicea Sechellarum. Sie ward bald nach der ersten Umschiffung des Cap’s durch Vasco di Gama in Portugal am Anfange des sechszehnten Jahrhunderts bekannt, nur in der See in der Nähe der maledivischen Inseln schwimmend gefunden, daher von wunder- lichen Sagen umwebt als miraculum miraculorum naturae, als wahre Panacee gepriesen, und ihrem Ursprünge nach als Frucht einer auf der Insel Praslin am Seestrande wachsenden Palme erst im Jahre 1771 durch Sonnerat entdeckt. Die Schale wurde zu angeblich giftwidrigen Trinkgeschirren verwendet, im 16. und 17. Jahrhundert mit ungeheuren Summen bezahlt, so von Kaiser Rudolph U. mit 4000 Goldgulden, und oft mit Silber, Gold und Diamanten reich verziert, wie die von Clusius gelieferte, hier vor- gelegte Abbildung eines Exemplars zeigte, welches auf der sogenannten der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 175 unüberwindlichen Armada Philipp’s erbeutet wurde. Sie ist jetzt zwar immer noch selten, doch ihr Preis natürlich unendlich geringer und ihr medicinischer Credit längst geschwunden. Das vorgelegte Exemplar brachte Herr Graf Götzen von seiner ostafrikanischen Reise mit. Der Vortra- gende verdankt es Herrn Kaufmann Hainauer. 4) Das Tabaxir, eine Haupt-Panac&e Ostindiens, ein bläulich-weisses, fast ganz aus reiner Kie- selerde bestehendes Concrement aus den baumartigen Halmen des Bam- bus, von dem Mineral, dem Hydrophan oder Weltauge kaum zu unter- scheiden. 5) Jin-sang, Ginsang-Wurzel, von Panax Ginseng C. A. Meyer, selbst in besseren Sorten (denen von Corea) jetzt öfter als früher in Europa, ohne aber im Entferntesten die Beachtung zu finden, deren sie sich in Ostasien seit Jahrtausenden als vermeintlich wirksamstes Kräfti- gungsmittel zu erfreuen hat. 6) Die Sommerpflanze Winterraupe, Sphaeria Robertsi, aus China, dort sehr geschätzt; ein würdiger Beitrag zu Paulini’'s Werk mit den unaussprechlichen Namen. 7) Die einst sehr berühmten Goldberger und Striegauer Wundererden in mit dem Stadtwappen versehenen Pasten, jetzt aber so selten, wie der echte Lapis. bezoardicus de Goa. Diesen älteren Medicamenten wurden noch an- gereiht: Der flüssige weisse peruvianische Balsam, eine der grössten ' pharmakologischen Seltenheiten; die Cocablätter von Erythroxylon Coca, eine heilige Pflanze der alten Peruaner, von weit ausgedehntem Gebrauche in jenen Gegenden, und nach den Schilderungen an’s Wunderbare grenzen- der Wirkung. (Diese wie die vorige Pflanze seit Kurzem im hiesigen bo- tanischen Garten.) Endlich die Cedronsamen (die Cotyledonen) von Simaba Cedron, einem Baume aus der Familie der Simarubeen am Mag- dalenenstrom in Columbien, eingeschickt von unserem früheren, jetzt in Costa Rica lebenden Collegen und Freunde Herrn Dr. v. Frantzius, auf welche der berühmte Reisende und Botaniker Berthold Seemann zuerst wieder aufmerksam machte. Von höchst intensiver Bitierkeit, viel- leicht, da nach physiologisch-chemischen Erfahrungen die arzneilichen Wir- kungen in den Samen sich am meisten concentriren, das wirksamste bit- tere Mittel der Simarubeen, zu denen doch nichts weniger als die Quassia und Simaruba gehören. Im Vaterlande sehr geschätzt, das Stück zu 2 Gulden verkäuflich, gelten sie als Haupt-Fiebermittel und Gegengift gegen Schlangenbiss. Im europäischen Handel werden sie wohl zur Zeit noch vermisst. Schliesslich noch Vorschläge des Vortragenden zur ärztlichen Be- handlung der Trichinose durch höchst intensive bittere Mit- tel (Quassia, Simaruba und dergleichen) in Verbindung mit nause- ösen-anthelminthischen (wie Semina Cynae, Tanaceti, Hb. Absinthi, Rhizom. Filicis), wegen ihrer weiten Verbreitung in den gesammten Orga- nismus nach erfolgter Aufnahme in den Blutstrom und der dann nicht zu bezweifelnden Möglichkeit, die Trichinen in den Muskeln zu erreichen 176 Jahres-Bericht und sie vielleicht so zu bewältigen, wie dies durch jene Mittel den verwandten Eingeweidewürmern geschieht. Aehnlichkeit der Structurver- hältoisse und Bestandtheile lassen gleiche Empfindlichkeit, folglich auch gleiche Wirkung vermuthen. In Verbindung mit Abführmitteln und all- gemein therapeutischen Massregeln verdient dies Verfahren wohl ein ra- tionelles genannt zu werden. Ein Dectoct. concentrat. L. Quassiae, sowie Extr. resin. oleos. Sem. Cynae in geeigneter Form würde sich vorkommen- denfalls zunächst verwenden. 2) Herr Medicinalrath Prof. Dr. Spiegelberg berichtete über eine in der geburtshilfliichen Klinik ausgeführte und mit Erfolg gekrönte Ovariotomie. Der Fall bot einerseits durch die ausgedehnten Adhäsionen, welche die Cyste mit der vorderen Bauchwand und dem Netze eingegangen, andererseits durch die Raschheit, mit der die Heilung eintrat, und die geringe Reaction nach den Eingriffen besonderes Interesse. Diesen Erfolg findet der Vortragende begründet in dem Verhalten des Stieles, der lang genug war, um ohne Zerrung in der Wunde fixirt werden zu können, in der Operationsweise — Trennung des Stieles mit der galvanokaustischen Schlinge, Einheilen des zerrissenen Netzes in den oberen Wundwinkel, Entfernung aller Gerinnsel aus der Bauchhöhle, Fassen des Bauchfelles in die Drahtnaht — und schliesslich in der Art der Nachbehandlung, welche ganz nach dem Vorbilde der Engländer eine rein exspectative war und ihr Augenmerk besonders auf intensives Warmhalten der Ope- rirten richtete, so wie auf Vermeiden der Darreichung von Arzeneien per Magen; Narcotica wurden hypodermatisch angewandt. Der Vortragende verbreitete sich dann noch auf die Gefahren der Operation, welche er hauptsächlich im Choe derselben, weniger in der Peritonitis findet; auf die neueren Behandlungsweisen des Stieles; und . zeigt schliesslich, dass die modernen Erfolge dieser, einer der grossartig- sten Operationen, durchaus ermuthigend sind, indem auf eirca drei Ope- rationen ein Todesfall und zwei Genesungen kommen. Zweite Sitzung, am 19. Januar 1866. 1) Professor Heidenhain theilte die bisherigen Resultate einer Untersuchung über Speichelsecretion mit. Die Hauptergebnisse der an der gld. submaxillaris des Hundes an- gestellten Beobachtungen sind folgende: l. Die Reizung der Drüsen-Nerven (chorda tympani und sympathicus) ruft in der Drüse nicht blos physikalische und chemische, sondern auch der Schles, Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 177 morphologische Vorgänge hervor. Bei längerer Reizung eines der beiden Nerven treten in dem excernirten Speichel grosse Mengen von zelligen Elementen (Speichelkörperchen) auf. Der Vortragende beobachtete vier Formen, von denen zwei amöboide Bewegungen zeigen, und die wahr- scheinlich nur verschiedene Entwickelungsstufen derselben Zellenart sind. 2. Der Sympathicus-Speichel enthält ausserdem noch häufig schleimig metamorphosirte Zellen, welche aus den Acinis der Drüse stammen, und eigenthümliche helle tropfenartige Gebilde von variabler Grösse, deren Hauptmasse aus Schleim, umgeben von einer feinen begrenzenden Eiweiss- Schicht, besteht, Die letzteren treten in grosser Menge auf, wenn auf längere Reizung des Sympathicus die der Chorda (oder umgekehrt) folgt. 3. In den Acinis der Unterkiefer-Drüse sind zweierlei morphologische Elemente zu unterscheiden. Der grosse centrale Theil ihres Binnenraumes wird von grossen hellen Zellen mit kürzeren oder längeren Fortsätzen und platten Kernen eingenommen. An der Peripherie des Acinus dagegen liegen eigenthümlich stark granulirte, nach ausserhalb kreisförmig begrenzte Platten, deren Innenfläche einen Relief-Abdruck der benachbarten Zellen bildet und von denen lange Fortsätze nach innen hin abgehen. Die Masse dieser Platten unterscheidet sich chemisch sehr wesentlich von der Inhalts- Masse der centralen Zellen, namentlich durch beträchtlichen Gehalt an Albuminaten. Oft sieht man in den Randplatten einen oder mehrere runde Kerne. Anfangs hatte der Vortragende dieselben für Nerven-Endorgane gehalten, doch ist er von dieser Ansicht zurückgekommen. Sie scheinen vielmehr Protoplasma-Ansammlungen, welche einer Gruppe noch nicht von einander isolirter Zellen (ähnlich den Myeloplaxes) entsprechen, zu sein und von ihnen die Bildung der Speichelkörperchen auszugehen. Zwischen den Drüsenacinis, eingelagert in das Bindegewebe, finden . sich stets Lymphkörperchen. 4. Das anatomische Verhalten der Acini ändert sich wesentlich nach Reizung des einen oder des anderen Drüsen-Nerven. Nach Reizung der Chorda werden die centralen Acinus-Zellen stark getrübt, was von einer Infiltration derselben mit Albuminaten herzurühren scheint. Der Gegensatz der centralen Zellen und der Randplatten tritt deshalb weniger scharf hervor. Oft findet man in den Acinis kaum noch grosse helle Zellen mit platten Kernen, statt derselben kleinere, fein- körnige Zellen mit runden Kernen. — Die Acini sind nur durch enge Zwischenräume von einander getrennt, Lymphkörperehen in denselben sehr sparsam. Nach Reizung des Sympathieus treten die centralen hellen Zellen be- sonders scharf hervor. Die Randplatten sind stark entwickelt; oft lässt sich an ihnen die Tendenz zum Zerfallen in eckige Theilstücke (kleine Zellen) erkennen. Die interacinösen Räume sind erweitert, um sie zahl- reiche Lymphkörperchen sichtbar. 12 178 Jahres-Bericht Der Vortragende bezeichnet schliesslich seine bisherigen Beobachtun- gen als keineswegs abschliessende, sondern lediglich als die Grundlagen einer Reihe neuer Fragen, über deren Beantwortung er nach Maassgabe des Fortschrittes seiner Untersuchungen weiter zu berichten gedenkt. 2) Hierauf sprach Herr Dr. med. Wyss Zur Pathologie der Gelbsucht. Der gemeinschaftliche Gallengang geht bekanntlich bald durch, bald neben dem Kopf der Bauchspeicheldrüse vorbei zum Zwölffingerdarm hinab. Es ist klar, dass er bei Erkrankungen resp. Vergrösserungen der Drüse im ersteren Falle leichter comprimirt wird, als im letzteren, weil er im letzteren Falle ausweichen kann, im ersteren den Druck von allen Seiten her erleiden muss. Dies zeigte sich sehr deutlich in einem Falle, wo der Gallengang durch den Kopf der Bauchspeicheldrüse hindurchging und die Drüse dadurch vergrössert war, dass, in Folge einer narbigen Verwachsung des Bauchspeicheldrüsenganges nahe an seiner Einmündungs- stelle in den Zwölffingerdarm, sein Stamm und alle seine Aeste eystös entartet waren; wo diese Cysten, die mit Flüssigkeit prall gefüllt waren, den Gallengang vollständig zusammendrückten, so dass keine Galle ab- fliessen konnte und die Gallenwege nach der Leber hin sich ausdehnten und so die Gelbsucht, die tödtlich endete, entstanden war. Die weiteren Mittheilungen bezogen sich auf die mikroskopischen Verhältnisse der icterischen Leber. In geringen Graden von Gelbsucht findet man in den Leberzellen viel Gallenfärbstoff abgelagert. In höheren Graden ausserdem zahlreiche braune und grüne Stengelechen und ver- ästelte Körperchen im Lebergewebe, die man früher als krystallisirte Galle auffasste. Weil diese Körperchen 1) immer ausserhalb der Leber- zellen, im sogenannten Gerüste der Leberläppchen liegen; 2) weil sie sich verästeln und Ausläufer zwischen die Leberzellen hinein absenden; 3) weil solche Körperchen, wie der Vortragende einmal beobachtete, in Form einer geschlossenen, vollständigen Masche, an die sich eine zweite anschloss, auftreten können, muss man dieselben als mit Galle angefüllte, ausgedehnte feinste Gallengänge, sogenannte Gallengangscapillaren, die im Innern der Leberläppchen ein die Leberzellen umspinnendes Netzwerk bilden, auffassen. Dadurch, dass bei langer Dauer der Gelbsucht in die- sen mit Galle gefüllten Zellengängen der Gallenfarbstoff krystallisirt, wird dieses einfache Bild modifieirt. Sehr ausgedehnte Verstopfung der Gallen- capillaren mit eingedickter Galle und namentlich die Anfüllung grösserer, zwischen den Leberläppchen liegender Gallengänge hat zur Folge, dass aus den Leberzellen keine Galle in die grossen Gallengänge gelangen kann, dass sich in den letzteren farbloser Schleim anhäuft. der Schles, Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 179 Dritte Sitzung, am 2. Februar 1866. 1) Herr Dr. Paul spricht über eingeklemmte Brüche, Nach einigen einleitenden Sätzen über den Werth des Bruchschnittes als lebensrettende Operation und über die grosse Mannigfaltigkeit der Erscheinungen bei eingeklemmten Brüchen, weist der Vortragende auf die Wichtigkeit des Studiums der Casuistik hin, welche gerade in diesem Gebiete am fruchttragendsten sei. Durch die Detail-Betrachtung der ein- zelnen Fälle könne man nur zur Uebersicht aller der Varietäten und Ab- weichungen gelangen, welche am Krankenbetie uns entgegentreten. Der Vortragende wählt einige instructive Fälle zur Mittheilung aus, welche besonders über die Fortdauer von Einklemmungserscheinungen belehren, die unabhängig von der Bruchgeschwulst selbst und ausserhalb des Wir- kungskreises der glücklich ausgeführten Operation lagen, wie die Leichen- untersuchung unumstösslich nachwies. Gerade aber nur aus solchen un- glücklich verlaufenden, klinisch und anatomisch aber vollständig erörter- ten Beobachtungen werden weit bessere Lehren gewonnen, als aus den günstigen Fällen; deshalb erfolgt ihre Mittheilung: 1. Unbeweglicher, wallnussgrosser, ziemlich weicher Schenkelbruch bei einer 6öjährigen Frau. Einklemmungserscheinungen seit 3 Tagen. Die Operation befreit eine durchaus noch nicht missfarbige, aber schlaffe, mit der Bruchpforte theilweise verwachsene Darmschlinge; darauf vor- übergehender Nachlass der Incarcerations-Erscheinungen. Wiederkehr der- selben nach 24 Stunden mit rapidem Kräfteverfall. Tod am vierten Tage nach der Operation. Die Section ergiebt eine Achsendrehung des Darm- rohres vor der eingeklemmt gewesenen Stelle, partielle adhäsive Entzün- dung des visceralen Bauchfelles. Die eingeklemmt gewesene Darmpartie erweist sich als eine Ausbuchtung der convexen Seite des Darmrohres von Haselnussgrösse, welche in dem Bruche gelegen, jetzt ganz frei und wenig nur noch injieirt ist (wahrer Littr@’scher Darmdivertikalbruch). 2. Eingeklemmter Schenkelbruch bei einer 60 jährigen Frau, der stets unvollkommen reponirt, indolent unter einem Bruchbande gelegen hatte und der plötzlich vor 4 Tagen schmerzhaft geworden. Einklemmungs- erscheinnngen mit bedeutender Gasauftreibung der Baucheingeweide. Nach genauester Untersuchung wird die Diagnose auf einen alten Netzbruch mit frischem Vorfall einer Darmschlinge gestellt. Die Operation bestätigt dies. Die Einklemmung im Bruchsackhalse und am Lig. Gimbern. wird gehoben, die zwar bläuliche, aber feste Schlinge reponirt; der noch vor- liegende, apfelgrosse hypertrophirte Netzknoten, welcher mit der Bruch- pforte verwachsen ist, wird nach mehrfacher Unterbindung abgetragen. Sofort nach der Operation günstiges Befinden und Nachlass aller Ein- 12* 180 Jahres-Bericht klemmungserscheinungen bis auf die Tympanie. Unter Zunahme derselben am zweiten Tage kehren jene allmählich wieder, und nach 5 Tagen, ohne Jeichen von Entzündung, erfolgt der Tod unter allmählichem Kräftever- fall und Steigerung der Tympanie. Die Section ergab alte, ausgebreitete, sehr feste Verwachsungen des Netzes mit den Därmen und dem seitlichen Bauchfelle innerhalb der Bauchhöhle, wodurch die Därme niedergedrückt und um so fester gehalten wurden, je mehr sie sich während der Dauer der Brucheinklemmung mit Gas gefüllt hatten. Keine Spur einer Bauch- fellentzündung; die eingeklemmt gewesene Darmschlinge liegt ohne para- Iytische Aufblähung, ohne Entzündung frei und etwas entfernt von der Bruchpforte. 3. Schenkelbruch von Apfelgrösse, 4 Tage lang eingeklemmt, bei einem 54jährigen Manne. Anderweitig ist schon eine rigorose Taxis fruchtlos angewendet worden. Die Operation befreit leicht die einge- klemmte, durchaus feste, nur dunkele, aber nicht missfarbige Darm- schlinge. Günstigster Verlauf bis zum zwölften Tage; von da ab, ohne vorhergehende, irgend erhebliche Erscheinungen, bildete sich eine steck- nadelkopfgrosse Kothfistel aus, welche Anfangs mittelst eines Compressiv- Verbandes zur Heilung zu gelangen schien. Wiederholt zwingen aber Erscheinungen von innerer Einklemmung zur Abnahme des Verbandes, da bei freiem Abfluss des Darminhalts aus der Fistel sich jene sofort vermindern. Während dessen stets Abgang vieler faeces per anum. Am vierundvierzigsten Tage nach der Operation stirbt der Kranke an einer hypostatischen Lungenentzündung mit gangränösem Zerfall, welche zu jenen Erscheinungen hinzutritt. Die Section ergiebt eine Verwachsung der sehr ausgedehnten und bis nach rechts hin verlagerten Flexura sigmoidea, des Netzes und der eingeklemmt gewesenen Dünndarmschlinge, welche letztere an ihrem convexen Rande durchbrochen ist und welche alle durch feste Verklebungen eine haselnussgrosse Vorhöhle gebildet haben, zwischen der Darmfistel und der ehemaligen Operationsöffnung des Bruches unter dem lig. Pourparti. Nur durch den Druck der gefüllten Flerura sigm. auf die Darmschlinge waren die späteren Incarcerations-Erscheinungen entstanden und immer wieder wachgerufen worden. 4. Ein junger Mann mit Hernia inguinal. incompleta congenita, seit 5 Tagen gleichzeitig mit dem im Leistenkanal oben zurückgebliebenen Testikel eingeklemmt, kam schon mit beginnender ausgebreiteter brandiger Entzündung der ganzen Bruchgeschwulst zur Beobachtung. Zur Operation war der günstige Moment schon längst vorüber. Die Section ergab eine total brandigzerstörte Darmschlinge, von dem Testikel dicht am innern hinteren Leistenringe festgehalten. Ausgebreitete brandige Zerstörung aller umliegenden Theile und des Zellgewebes der Bauchhaut und selbst eines Theiles des Scrotum. der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 181 2) Professor Waldeyer theilt die Resultate seiner Untersuchungen über den Verknöcherungsprozess mit, wie sie vor Kurzem in dem „Archiv für Mikroskopie‘‘ veröffentlicht worden sind. Arm Verknöcherungsrande, z. B. des hyalinen Knorpels, bildet sich zunächst eine besondere Zellenlage aus, die von den Zellen des Matrikulargewebes sich durch Grösse und vielzackige Form wesent- lich unterscheidet, Osteoblasten (Gegenbaur). Diese Zellen sind Analoga der Elfenbeinzellen der Zahnpulpa und überziehen, ähnlich einem Epithelium, die in der Verknöcherung begriffenen Partieen. Sie wandelu sich in osteogenes Gewebe um, indem ihre peripherischen Protoplasma- theile zur Intercellular-Substanz des osteogenen Gewebes werden, und die Kerne mit dem nächst anliegenden Protoplasma als zackige „Knochen- körperchen‘“ übrig bleiben. Die Knochengrundsubstanz entsteht also nicht, wie Gegenbaur und Andere wollen, aus einem Secret der Osteoblasten, sondern aus einer direecten Umwandelung eines Theiles des Protoplasma’s der letzteren. 3) Herr Dr. Köbner machte eine vorläufige Mittheilung über den von Bärensprung als Erythrasma bezeichneten, in Gestalt von rund- lichen oder rosettenförmigen, rothen, scharf begrenzten und trockenen Flecken in der Inguinal- oder Axillargegend auftretenden Ausschlag. Nach Bärensprung ist derselbe durch einen von Burghardt (Berlin) gefun- denen, durch besondere Zartheit seiner Elemente ausgezeichneten parasi- tischen Pilz bedingt, für welchen er den Namen Microsporon minutissimum vorschlägt. Die Angabe Bärensprung’s (1862) ist bisher isolirt ge- blieben, nur hat der Vortragende (1863) ein diesem nach Sitz und Con- figuration ähnliches, aber klinisch, sowie dem mikroskopischen Befunde nach verschiedenes Exanthem, von Hebra Zczema marginatum genannt, als Mycose, und zwar als Dermatomycosis tonsurans, erwiesen, — Nachdem nun demselben ein Exemplar jenes sogenannten Erythrasma im April 1865 Gelegenheit zur mikroskopischen Auffindung der äusserst kleinen Sporidien und Myceliumfäden gegeben hatte, wurde ihm December v. J. ein zweiter Fall bekannt, welcher ein besonderes Interesse darbot, da sich neben den bezeichneten, dieselbe Pilzbildung darbietenden rothen, trockenen Flecken und halbkreisförmigen Flächen an beiden Oberscheukeln eine über Brust, Bauch und Rücken verbreitete Pityriasis versicolor vorfand. Der Vortragende begnügte sich aber mit diesem Zusammentreffen zweier bisher als heterogen betrachteter Dermatomyeosen auf demselben Individuum nicht, um auf ihre Identität zu schliessen, da frühere Erfahrung ihm die Möglichkeit der Coineidenz z. B. eines ausgesäten Favus und Herpes circinatus auf derselben Person gezeigt hatte. Vielmehr säete er, um das sogenannte Erythrasma genetisch 182 Jahres-Bericht zu verfolgen, die abgeschabte Oberhaut desselben auf sich und Herrn Cand. med. Schellhaus nach seiner epidermoidalen Impfmethode aus. Von 3 gleichzeitig unternommenen Versuchen glückte nur einer und zwar auf dem Vorderarme des Herrn Schellhaus, auf welchem dieser in der dritten Woche eine sehr kleine, rothe, völlig bläschen- und papel- freie Scheibe wahrnahm, die bei ihrem allmählichen Wachsthum — bis hente, 6 Wochen seit der Aussaat, ist sie etwa guldengross geworden — sich in der Mitte entfärbte und welche man auf dem vorgezeigten Arme als mattrothen, ebenen, trockenen Ring mit normalem Centrum erkennt. Eingehendere Mittheilungen im Anschluss an die zum ersten Male geluu- gene Uebertragung dieses Exanthems behält der Vortragende sich vor. Vierte Sitzung, am 16. Februar. 1) Bevor Herr Dr. Gottstein auf das von ihm angekündigte Thema eingeht, stellt er einen Kranken vor, der an einem Kehlkopfpolypen leidet und den er mit der galvanocaustischen Schlinge zu operiren sedenkt. Er motivirt diese Methode durch die eigenthümliche Beschaffen- heit der Neubildung. Dieselbe wird nämlich, trotzdem der Kehldeckel nicht nach rückwärts gelagert ist und der Einblick in den Larynx ein leichter ist, bei gewöhnlicher Respiration gar nicht gesehen; nur bei star- ker Exspiration, besonders aber bei der Phonation, wird sie von der hintern Wand der Epiglottis nicht weit von der vorderen Commissur der Stimmbänder nach oben geschleudert; ihre Insertion ist etwas seitlich nach links, die Gestalt länglich, Farbe die der Schleimhaut. Dieselbe mit dem Messer zu operiren, hielt der Vortragende für schwierig, weil der Kranke nicht so lange in der Exspiration verharren kann, als zur Operation noth- wendig wäre; dagegen sei zu hoffen, dass es leichter gelingen wird, wäh- rend einer verlängerten und verstärkten Exspiration mit der Schlinge den Polypen aufzufangen und dann galvanocaustisch zu beseitigen. Sodann sprach Vortragender über Kehlkopfabscesse und über einen von ihm behandelten Fall. Nachdem er aus der Literatur eine Anzahl Fälle zusammengestellt, die primären durch vorangegangene Entzündung des submukösen Zellen- gewebes bedingten von denen, die von Perichondritis laryngea hervorge- rufen waren, getrennt halte, zeigte er, wie in allen bis zur Erfindung der Laryngoskopie beobachteten Fällen durch Verkennung der Krankheit der Tod durch Erstickung eingetreten war und wie erst in der neuesten Zeit durch den Kehlkopfspiegel die Diagnose der Kehlkopfabscesse erleichtert, eine operative Behandlung ermöglicht wurde. Als Beweis dafür führte er folgenden von ihm beobachteten Fall an. Ein Haushälter leidet seit der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 183 längerer Zeit an Halssehmerzen und Schlingbeschwerden. Alle angewand- ten Mittel bleiben erfolglos, im Gegentheil nehmen die Beschwerden be- deutend zu, so dass sich Respirationshindernisse und Heiserkeit hinzuge- sellte. Der Kranke quälte sich fast °/, Jahr mit seinem Leiden, ohne dess eine laryngoskopische Untersuchung vom behaudelnden Arzte vor- genommen worden wäre. Er kam sodann in Behandlung des Vortragen- den, der aus dem Spiegel ausser Oedem der rechten Hälfte der Epiglottis eine fast das ganze Lumen des Larynx verschliessende Geschwulst an der hinteren Wand des Kehlkopfes diagnosticirte, die er nach der Anamnese un] dem Aussehen für einen Abscess erklärte. Nachdem er eine zeitlang den Larynxeingang theils zur Verminderung der Schleimsecretion, theils zur Abstumpfung der lokalen Empfindlichkeit mit arg. nitr. bepinselt hatte, eröffnete er wiederholt den Abscess mit einem einfachen, nicht cachirten Polypenmesser. Es entleerte sich eine grosse Menge Eiter, die Geschwulsi fiel immer mehr zusammen, so dass die Stimmbänder gesehen werden konnten, das Oedem der Epiglottis schwand. Der Kranke befindet sich wohl und geht seiner früheren Beschäftigung nach. 2) Herr Dr. Ebstein sprach über einen sehr seltnen Fall von Insuffizienz der dreizipfligen Klappe des Herzens, bedingt durch eine hochgradige angeborne Verbildung derselben bei einem 19jährigen Manne. Bekanntlich gehört die Insuffizienz dieser Klappe zu den seltensten Herzfehlern. Sie wird meist bedingt durch eine fötale Endocarditis, in seltenen Fällen auch dadurch, dass Abscesse der Herzscheidewand nach dem rechten Herzen perforiren und die Klappe von ihrem Ursprunge ab- lösen. In unserm Falle handelte es sich um ein anderes Vorkommen. Der Kranke war stets kurzathmig, aber nie blausüchtig gewesen. Seit 2 Jahren immer mehr zunehmender Husten; seit 6 Wochen Heiserkeit und Anschwellung der Unterschenkel. Im Allerheiligen-Hospital, wohin der Kranke 7 Tage vor seinem Tode seine Zuflucht nahm, nachdem er vorher nie bettlägerig gewesen, wurde eine hochgradige Tuberkulose des sanzen linken und des obern Lappens der rechten Lunge constatirt; ferner bedeutende Verbreiterung der Herzdämpfung nach rechts, ein den ersten und zweiten Herzton unterdrückendes Aftergeräusch, welches auch in der Aort. thor. desc. gehört wurde und an der Basis des Herzens am stärksten war, starker Flächenstoss des Herzens mit systolischem Schwirren und systolische pulsatorische Bewegung in den Halsvenen, keine Verstärkung des zweiten Pulmonalarterientons. Livide Gesichtsfarbe. Oedematöse Schwellung des Unterschenkels. Abmagerung des übrigen Körpers. Tod - unter den Erscheinungen des Lungenödems. 184 Jahres-Bericht Bei der Leichenöffnung fand sich statt der normalen dreizipfligen Klappe ein rudimentärer, unter dem Klappenringe entspringender innerer Zipfel, statt des vordern und hintern Zipfels fand sich eine nach unten zu sich sackförmig abschliessende, gefensterte Membran, welche an der hin- tern Wand des rechten Ventrikels direet in das Endocardium desselben überging. Diese Membran stand durch Sehnenfäden, welche von ihrer äussern Fläche ihren Ursprung nahmen, mit den Papillarmuskeln des rech- ten Ventrikels in Verbindung. Durch diese Membran wurde der rechte Ventrikel in zwei ungleiche Hälften geschieden, von denen die eine den von der erwähnten Membran nach unten abgeschlossenen sackartigen Raum umfasste, während die andere den Raum zwischen der Aussenfläche der Membran und der Innenwand des rechten Ventrikels und den Conus arterios. dexter umfasste. Die Verbindung zwischen der ersterwähnten Hälfte und dem Conus arterios. dexter wurde durch eine ovale Oeffnung vermit- telt, welche von dem vordern Abschnitt der Membran einerseits und einem Papillarmuskel am Septum ventrieulosum andererseits begrenzt wurde. Die Valvula Thebesii fehlte. Die Valvula foraminis oval. fand sich an meh- reren Stellen offen. Starke Erweiterung des rechten Vorhofs, mässige des rechten Ventrikels. Sonst am Herzen nichts Abnormes. Tuberkulose der Lungen in der während dem Leben constatirten Ausdehnung, Tu- berkulöse Geschwüre der wahren Stimmbänder. Die geschilderte Ver- bildung der dreizipfligen Klappe datirt aus dem zweiten und dritten Monat des Fötallebens. 3) Herr Professor Dr. Waldeyer demonstrirte einen Fall von Ruptura cordis sin. Der linke Ventrikel zeigte an der Spitze eine aneurysmatische Er- weiterung, deren Wandungen von stark verfetteten Muskelfasern gebildet wurden. Das Aueurysma war von einem massigen alten Fibringerinnsel ausgefüllt. Der Riss ging in vielfach gewundenem Zuge durch die Herz- wand und mündete in der Nähe der Anastomose der Kranzarterien an der Spitze. Die Kranzarterien selbst zeigten hochgradige atheromatöse Entartung. Fünfte Sitzung, am 2. März. 1) Herr Dr. Freund sprach über defectus totalis et partialis genitalium femin. congenit. Nachdem auf das hohe Interesse gerade dieser Missbildungen hinge- wiesen worden, ward eine kurze Uebersicht der Entwickelungsgeschichte dieses Systems gegeben und auf diese fussend eine von der bisher ange- der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 185 nommenen abweichende Eintheilung der Missbildungen dieses Systems folgendermaassen gegeben: 1. vollständiger Defect des Genital-Apparats (Vorkommen angezweifelt); 2. Stehenbleiben des Genital- Apparats auf der Entwickelung der vierten bis sechsten Woche a. mit tofalem Defect des unteren verschmolzenen Theiles der Müller’schen Gänge, b. mit Vorhandensein desselben; 3. mangelnde Verschmelzung der Müller’schen Gänge a. bis zu derjenigen Partie, aus welcher die vagina entsteht, b. bis zum sinus unogenitalis; 4, Defect derjenigen Partie des aus der Vereinigung der Müller’schen Gänge gebildeten Canals, aus welcher die vagina entsteht, a. totaler, b. partieller; 5. Persistenz der fötalen Beschaffenheit des Genital-Apparats über die Pubertät hinaus. Von den unter 2, 3, 4, 5 aufgeführten Formen werden Beispiele von selbstbeobachteten Fällen gegeben; inshesondere werden die zweite und vierte Form durch je ein Präparat (das eine war von einem reifen weiblichen Fötus, das andere von einem 20 jährigen, wegen defectus vaginae operirten Mädchen herrührend) erläutert. “ 2) Herr Dr. E. Joseph sprach über das Schläfenbein und das in ihm enthaltene Gehörorgan. Sowohl vom entwicklungsgeschichtlichen als anatomischen Standpunkte ist eine Trennung des Felsenbeins vom Schläfen- und Paukenbein streng geboten. Die Entwickelungsgeschichte lehrt, dass das Felsenbein dem aus einem häutigen in einen knorpligen Zustand übergehenden Primor- dialschädel angehört, während die beiden andern Knochen aus einer spä- teren weichen Bildungsmasse sich in secundäre, Deck- oder Belegknochen umwandeln. Andererseits zeigt uns die Anatomie, dass das Telsenbein nur seitlich mit dem Schläfenbein innig verwachsen ist, obwohl eine Tren- nungsspalte immer zurückbleibt, während es im übrigen Theile mehr oder minder locker mit einem Falze dem Schläfenbein anliegt. Der Gehörcanal hat im Ganzen einen nach unten und vorn convexen Verlauf und ist im Durchschnitt 35 mm. lang. Der äussere Gehörgang wird nur vom Schläfen- und Paukenbein gebildet, während die Pauken- höhle zum grössten Theile und das Labyrinth ganz vom Felsenbein dar- gestellt wird. Der knöcherne äussere Gehörgang hat die Gestalt eines horizontal gelagerten, nach oben eonvexen Trichters, der mit einer schräg zugeschnitienen Ausflussöffnung medianwärts endet. Er ist im Durchschnitt 156 Jahres - Bericht 22 mm. lang, während seine Centralaxe nur 15 mm. beträgt. Dabei ist er in seinen Wänden derartig verschoben, dass die untere und vordere \Wand nach innen zu überragen. Die Paukenhöhle liegt mit ihren Durch- messern analog der innern Oeffnung des äusseren Gehörganges. Die obere Abtheilung derselben wurde bisher irrthümlich als Warzenhöhle (antrum mastoidum) bezeichnet. In der mittleren Abtheilung, der eigentlichen Pau- kenhöhle, ist der entwicklungsgeschichtlich wie anatomisch nachgewiesene Zusammenhang eines Canals, der in den Steigbügelvorsprung ausmündet, mit dem Facialcanal von besonderem Interesse. Dieser Steigbügelcanal (canalis stapedii) ist etwa zwischen 8&—12 mm. lang, verläuft in einem nach oben und hinten convexen Bogen vor dem Facialcanal, und zwar unten zuerst lateralwärts, alsdann sich kreuzend, und zu oberst medianwärts von demselben. Im Labyrinth soll der aquaeductus vestibuli nicht immer den bisher beschriebenen Verlauf haben, sondern oberhalb der Oeffnung des gemeinschaftlichen Canals enden, oder in der compacten Knochensub- stanz, die den oberen Bogengang umgiebt, blind auslaufen können. Sechste Sitzung, am 16. März. 1) Herr Medieinalrath Prof. Dr. Spiegelberg berichtete über eine zweite von ihm mit glücklichem Erfolge ausgeführte Ovariotomie. Die 39jährige, verheirathete Kranke, Mutter von 4 Kindern, war im December 1864 (den Anfang des Leidens setzt sie in den Sommer des- selben Jahres) zum erstenmale, dann im April 1865 und von da an durch- schnittlich jede 4 Wochen, im Ganzen 11 mal punktirt. Sie war bei der Aufnahme sehr emacerirt und mit linkseitigem Schenkelödem behaftet; die Auscehnung des Bauches enorm, in der rechten Seite des Tumors feste umfangreiche Massen zu fühlen; sehr deutliches Reibungsgeräusch war vorhanden; der Uterus erschien nur wenig vergrössert, leicht nach rechts deviirt und schwer beweglich; die wichtigsten Körperorgane sonst gesund. Um zu starken Collaps nach Entfernung des Cystoids zu verhüten, wurde die Operation ausgeführt, ehe die Geschwulst die stärkste Füllung wieder erreicht hatte. Adhäsionen waren mit Netz und Darm nur in Gestalt „weier langer Bändchen vorhanden; der Schnitt musste 14 Centimeter lang werden, um die soliden nach unten und rechts zu gelagerten Massen zu Tage fördern zu könnon. Die Geschwulst entsprang aus dem linken breiten Bande und zwar ohne eigentlichen Stiel; vielmehr ging das Cystoid direct in das breite Band über, und diese Ansatzstelle hatte eine Länge von eirca 10 Centimeter und eine Dicke von 2 Centimeter; an der inneren Hälfte, nach aussen, war sie dünner; an den Uteruskörper ragte die Masse bis auf kaum 2 Centimeter Entfernung heran. Diese Basis wurde mittelst dreier Seidenfäden umschnürt (das Drahtmaterial, zuerst der Schles. Gesellsch, f. vaterl. Cultur. 137 versucht, riss immer durch), der Tumor dicht davor mit dem Messer ent- fernt, und zwar die äussere Hälfte der mit ihm verwachsenen Tube mit- genommen; ‘und dann noch zwei stark spritzende Arterien umstochen. ‚Alle 5 Ligaturfäden wurden dicht am Knoten abgeschnitten und nach Entfernung der erwähnten bandförmigen Adhäsionen, sowie nach gehöriger Reinigung der Bauchhöhle diese mittelst 6 das Bauch- fell umfassender Drahtnähte und 3 oberflächlicher Knopfnähte fest ge- schlossen. Bei der Nachbehandlung wurde das im ersten Falle eingeschlagene Verfahren — Anwendung der Wärme und hyperdermatische Application srosser Morphiumdosen — streng inne gehalten; die anfangs stürmisch auftretenden Erscheinungen von Peritonitis schwanden bis zum fünften Tage, es blieb pelviperitonitisches Exsudat zurück, welches allmählich eindickte und schliesslich keine Beschwerden machte; es diente zur Ab- kapselung der 5 in der Bodenhöhle zurückgelassenen Ligaturen. Die Knopfnähte wurden am fünften, die Drahtnähte am neunten Tage ent- fernt; die Bauchwunde zeigte sich eben, per prim. intent. fest geschlossen. Vier Wochen nach der Operation wurde die Frau aus der Klinik genesen entlassen. 2) Herr Professor Waldeyer berichtet über die anatomische Untersuchung der von Herrn Medicinalrath Spiegelberg exstirpirten Ovariocysten. Die im ersten Falle vorhandene einfache Cyste zeichnete sich durch den Bau der innern strata ihrer dicken Wandung aus. Dieselben bestanden aus einem schichtweise gelagerten jungen Bindegewebe mit vielfach ein- gestreuten Resten mehr oder weniger veränderten Blutfarbstoffs, so dass eine analoge Bildung, wie bei der Pachymeningitis haemorrhagica oder der Haematocele retrouterina hier angenommen werden musste. Der Ovarial- tumor im zweiten Falle war ein zusammengesetztes Cystoid mit slandu- lären und papillären vielfach verzweigten Wucherungen, die sämmtlich von einem regelmässigen Cylinderepithel ausgekleidet, resp. überzogen waren. Der Vortragende erklärte, wesentlich in Uebereinstimmung mit der Ansicht von Wilson Fox, die Entstehung der secundären cystischen Räume solcher zusammengesetzter Cystome aus Abschnürungen der drü- senähnlichen Epithelwucherungen, so wie aus dem Zusammenwachsen leistenförmiger, mit Epithel überkleideter Formationen, die von den Wan- dungen der grösseren Cystenräume hervorgehen. Es ist sehr wahrschein- lieh, dass diese zusammengesetzten Ovarialeysten nur aus excessiven Wucherungsprocessen der Bildungsschlänche der Graaf’schen Follikel hervorgehen, 188 Jahres-Bericht Siebente Sitzung, am 27, April. 1) Professor Heidenhain berichtete über einige im physiologischen Institute angestellte Experimental- | Untersuchungen. 1. Zunächst setzt derselbe frühere Mittheilungen (Sitz. vom 19. Jan. 1866; — medicinisches Centralblatt vom 24. Februar d. J.), betreffend den Bau und die Verrichtungen der Speicheldrüsen, fort. Der Vor- tragende hatte früherhin gefunden, das die gld. submaxillaris des erwach- senen Hundes (nach Erhärtung in Alkohol und Aufweichung der ange- fertigten Schnitte in Glycerin) in ihren Acinis zweierlei Zellen zeist: central gelegene helle Zellen mit Fortsätzen und plattem Kern, deren Protoplasma arm an Albuminaten, reich an Schleim ist, und peripherisch gelegene körnige Zellen, die immer nur an einzelnen Stellen des Um- fanges des Acinus entwickelt sind, ein eiweissreiches Protoplasma und runde Kerne besitzen. Die weitere Untersuchung hat gelehrt, dass bei jungen Thieren die Drüse sich anders verhält. Die körnigen Zellen neh- men den Umfang des Acinus zum grössten Theil oder ganz ein und drin- sen mehr oder weniger weit in die Mitte desselben vor, so dass kleine Acini ganz von denselben ausgefüllt werden und in den grösseren diese Elemente wenigstens mehr als bei dem erwachsenen Thiere den Schleim- zellen gegenüber hervortreten. Reizt man bei einem erwachsenen Thiere die Chorda längere Zeit, so nehmen die Acini der Drüse ganz die Beschaffenheit der Acini jün- gerer Thiere an, so dass mikroskopische Präparate der beiderlei Drüsen nicht mehr von einander unterschieden werden können. Diese Thatsache ist ein neuer Beweis für die von dem Vortragenden schon früher aufge- stellte Behauptung, dass bei dem durch die Reizung der Chorda einge- leiteten Secretionsvorgange in der Drüse des erwachsenen Thieres die centralen hellen Zellen zu Grunde gehen, während die peripherischen ' Zellen sich durch Wucherunng vermehren und jene ersetzen: die gereizte Drüse wird auf den Zustand des jugendlichen Wachsthums zurückgeführt. Die yld. submaxillaris des Kaninchens ist anatomisch wie physiologisch von der des Hundes verschieden. Die Acini enthalten nur eine Art von Zellen, deren körniges Protoplasma und runde Kerne an die peripheri- schen Zellen der Hundedrüse erinnern. Der Sympathicus wirkt zwar, wie beim Hunde, verengend auf die Gefässe der Drüse, aber er leitet selbst bei anhaltender Reizung keinerlei Secretion ein. Das durch Chorda- Reizung erzielte Secret ist wesentlich verschieden von dem der Hunde- drüse: dasselbe ist nicht fadenziehend, frei von Schleim, trübt sich nicht beim Stehen an der Luft, enthält nie Speichelkörperchen; sein Gehalt an festen Bestandtheilen ist etwa 1,2 pCt., darunter ein dem Natronalbumigat der Schles. Gesellsch. f, vaterl, Cultur. 189 ähnlicher Eiweisskörper. In den Acinis gehen nach längerer Reizung eigenthümliche Veränderungen der Zellen vor sich, die an einem anderen Orte genauer charakterisirt werden sollen. Von beiden Drüsen verschieden ist die gld. sublingualis des Hundes. Ihre Acini enthalten zum Theil nur körnige eiweissreiche Zellen, zum Theil ausser diesen Schleimzellen, welche central liegen. Zwischen den Acinis befinden sich grosse Mengen von Lymphkörperchen ähnlichen Ge- bilden. Seeretion wird nur durch den nerv. tympanico-lingualis, nicht durch den Sympathicus hervorgerufen. Das geldeartige Secret enthält meist viele amöboide Körperchen. Die Acini der Drüsn scheinen bei der Se- eretion ähnliche Veränderungen wie die der gld. submaxillaris zu erfahren. 2. Die Studirenden Max Heidenhain und Ludwig Lichtheim untersuchten den etwaigen Einfluss einer Reizung des Rücken- markes auf die Secretion der Galle. Es stellte sich heraus: 1) dass während der durch Inductionsströme herbeigeführten Rückenmarksreizung die Menge der secernirten Galle abnimmt; 2) dass der Secretionsdruck merklich sinkt. Beide Veränderungen scheinen nur eine mittelbare Folge der Rückenmarksreizung zu sein, darauf beruhend, dass die kleinen zufüh- renden Gefässe der Leber sich verengen und somit der Blutdruck inner- halb der Capillaren des Organs sinkt. Directe Versuche lehrten, dass bei Compression der Aorta Druck und Secretionsmenge ebenfalls sinken; letztere jedoch, nachdem unmittelbar nach eingeleiteter Compression eine vorübergehende Steigerung der ausfliessenden Gallenmenge erfolgt ist, welche sehr bald einer erheblichen Verminderung Platz macht. 3. Herr Stud. Albert Burckhardt verfolgte die Ausbreitung der Fasern des nerv. accessorius Willisii innerhalb der Bahn des nerv. vayus, indem er den Stamm jenes Nerven aus dem for. jugalare ausriss und die fettige Degeneration der vom Centrum getrennten Fasern desselben abwartete. Es ergab sich, dass der ram. pharyngeus, beide ramt laryngei, der obere in kleiner, der untere in sehr grosser Anzahl, und die rami cardiaci des Vagus Fasern vom Accessorius erhalten. 2) Herr Dr. Körner berichtete über einen Fall von acuter syphilitischer Gehirnerkrankung,. Patient, ein kräftiger, sonst gesunder Mann, hatte sich vor ungefähr 5 Jahren allgemeine Lues zugezogen, gegen welche er im Laufe der Zeit die verschiedensten Kuren anwendete, ohne dass dieselben jedoch einen dauernden Erfolg gehabt hätten. Im August 1864 litt er an einer Peri- hepatitis, welche wahrscheinlich auf- die allgemeine Erkrankung zurück- zuführen ist. Im Herbst 1365 bekam der Vortragende ihn in Behand- lung wegen auf’s Neue sehr stark hervortretender Symptome der Lues. Es wurde damals eine Inunetionskur eingeleitet, welche nach 14 Tagen 190 Jahres-Bericht eine bedeutende Besserung erzielte, worauf jedoch Patient dieselbe unter- brach. Im Januar 1866 traten, eigentlich ohne ernstere Veranlassung, plötzlich eigenthümliche Anfälle auf, welche in einem Frostgefühl der ganzen rechten Körperhälfte nebst Zuckungen derselben Seite, in grosser Herzangst und Erstickungsnoth bestanden; dieselben waren begleitet von heftigen Kopfschmerzen, Verengung der Pupillen, subjectiven, sehr unan- genehmen Geruchsempfindungen, Fehlen des Bewusstseins und Delirien auf der Höhe der Anfälle; sie kamen Anfangs drei- bis viermal in 24 Stun- den, vom dritten Tage an aber fast alle Stunden und noch öfter; dabei profuser Schweiss, grosse Schwäche und Aufregung; Puls im Anfall bis zu 130 beschleunigt, sonst normal. — Die Therapie hatte Anfangs in Bromkalium, dann in Jodkalium, beides ohne Erfolg, bestanden, dagegen brachte eine foreirt eingeleitete Schmierkur, verbunden mit subeutanen Injeetionen von Morphium Früh und Abends, schon nach vier Tagen völ- liges Aufhören der Anfälle und Besserung. — Die anderen Symptome der Lues bestehen nach wie vor. Achte Sitzung, am 16. Mai. Herr Medicinalrath Prof. Dr. Spiegelberg machte Mittheilung über eine in der Klinik ausgeführte doppelte Ovariotomie. Beide Eierstöcke waren zu ungefähr kindeskopfgrossen Cystomen ent- artet, zugleich war Ascites vorhanden. Da dieser vor der Operation nicht erkannt war, so entstand bei Eröffnung der Bauchhöhle ein Aufenthalt durch den Zweifel, ob man Peritoneum oder Cystenwand vor sich habe; in Folge dessen wurde die Fascie von ihren Muskeln und vom Peritoneum in stellenweise grossem Umfange abgetrennt. Nach erkannter Sachlage ging die Entfernung beider degenerirter Organe rasch vor sich; die Stiele verhielten sich wie im zweiten Falle des Redners (pag. 156) und wurden auf die gleiche Weise behandelt; Adhäsionen des linken Eierstockes mit dem Netze und den Bauchwandungen wurden galvanocaustisch getrennt. Die ‘ Bauchwunde, 18 Centimeter lang, wurde mit 10 Draht- und 8 Knopf- nähten völlig geschlossen. Die Kranke starb am dritten Tage, wie die Obduction zeigte, durch Peritonitis. Von grossem Interesse war das Verhalten der das Bauchfell durchziehenden Nähte, die schon geschehene Abkapselung der Stielreste und ihrer Ligaturen in der Cauterisationsfläche der Adhäsionen, von grossem Interesse auch die schon völlige Verklebung der abgetrennten Fascie und des Bauchfells miteinander; nur dicht an dem Wundrande fanden sich ein paar eichelnussgrosse, mit gutem Eiter gefüllte Höhlen. Die durch die lange Dauer des Ascites — die Kranke war zehnmal punktirt — veränderte Beschaffenheit des Bauchfelles ist bei einer Würdigung des lethalen Ausganges der Operation vor Allem in Betracht zu ziehen. [3 der Schles. Gesellsch. £f. vaterl. Cultur. 191 Weiter berichtet der Vortragende über seine Methode der Pe- rinäoplastik, die sich darin von anderen unterscheidet, dass mit der breiten ovalären Anfrischung des Dammes zugleich ein langer dreieckiger Lappen aus der Schleimhaut der hinteren Scheidenwand, dessen Basis auf die Dammwaunde trifft, exeidirt wird. Die Scheidenwunde wird durch der Länge nach verlaufende Knopfnähte geschlossen, die Dammwunde durch sehr tief greifende Drahtnäthe. — Operirt man nur wegen Läsion des Sphincter ani und daraus resultirender Incontinenz, so genügt die bezeich- nete Anfrischung ete. des Dammes allein; durch die Vereinigung wird im Falle des Gelingens die Function des Sphineter wieder hergestellt; ihn vom Os coceyg. abzutrennen, kann bei starker Retraction desselben nöthig werden. — ÖOperirt man wegen Vorfall der hinteren Vaginalwand, so würde man noch die hintere Scheidenwand, wie angegeben, verkürzen; man bewirkt dadurch die Herstellung eines hinten breiten, nach vorn schmäler werdenden Dammes; bewirkt, dass die hintere Scheidenwand ihre nach vorn gekrümmte Richtung wieder erhält, der herabgesunkene Uterus jetzt somit nicht direet auf den neuen Damm drückt, sondern in schräger Richtung nach vorn getrieben wird, und schliesslich verkleinert man die hypertrophirte Scheide beträchtlich. — Während der Nachbe- handlung ist absolute Ruhe, Sistirung der Defäcation, wenigstens acht- tägiges Liegenlassen der Dammnath von der grössten Wichtigkeit. — Redner hat bisher in 5 Fällen auf die angedeutete Weise mit Erfolg operirt. Neunte Sitzung, am 15. Juni. Herr Prof. Dr. Waldeyer demonstrirte einen seltenen Fall von Pseudarthrosis Tibiae. Die Tibia war bei einer Längsverschiebung der Bruchenden von ca. 1’ an der Fracturstelle durch derbes fibröses Gewebe ohne Knorpelent- wickelung zusammengeheilt, während die Fibula anscheinend völlig un- verletzt geblieben war. Letztere hatte später allein als feste Stütze des Oberschenkels fungiren müssen, und waren demgemäss ihre Gelenke und Muskeln verändert worden. Die Fibula selbst zeigte sich hypertrophisch und stark nach hinten gekrümmt, ihre Muskeln (peronei) leicht hypertro- phirt. Das obere Tibio-Fibulargelenk mit ca. zweifach vergrösserter Ge- lenkfläche und bedeutender Verstärkung der Kapsel gestattete eine sehr ausgiebige Bewegung der Fibula nach allen Richtungen in der Fläche des Knorpelüberzugs. Am Lig. laterale genu waren accessorische Schleimbeutel entwickelt. Der Malleolus externus war bedeutend (ca. ', .‚Centimeter) verlängert und stützte sich auf den Calcaneus. Die Muscul. Tibialis anticus und soleus zeigten, soweit sie von der ligamentös vereinigten Bruchstelle der Tibia entspringen, interstitielle Fettentartung. 192 Jahres-Bericht Zehnte Situng, am 26. October. 1) Herr Kreis-Physieus Dr. Hermann Friedberg sprach über eine nicht beachtete Ursache des Erstickungstodes und bezeichnete als solche das Einathmen des durch Erbrechen entleerten Mageninhaltes. Ein Theil des letzteren gelangt schon bei dem gewöhnlichen Erbrechen in die Lufiwege, wird aber sofort durch Husten entfernt, welcher reflectorisch ausgelöst wird in Folge des Reizes, den der in die Luftwege eingedrungene fremde Körper erzeugt. Wenn die Reflexthätigkeit unterdrückt ist und der Husten deshalb ausbleibt, dann kann der Mageninhalt in den Athmungswegen sofort den Erstickungs- tod zur Folge haben. Der Mageninhalt kann hierbei durch einen tiefen Athemzug bis in die feineren Luftröhrenäste geführt werden, wo ihn der Vortragende neuerdings bei einer gerichtlichen Leichenöffnung (Gehirn- verletzung) gefunden hat, oder in dem Kehlkopfe oder der Luftröhre ver- harren, wie er in seiner Schrift „über die Vergiftung durch Kohlendunst‘* nachgewiesen hat. Der Vortragende erläuterte verschiedene krankhafte Zustände der Centralgebilde des Nervensystems, welche das Erbrechen hervorrufen, zugleich aber die Reflexthätigkeit unterdrücken und somit den Erstickungstod in der bezeichneten Weise herbeiführen. Letztere ist bis jetzt nicht beachtet worden, verdient aber ein aufmerksames Studium, denn sie ist für den Kliniker und für den Gerichtsarzt von grosser Wichtigkeit. 2) Herr Dr. Gustav Joseph theilte einen Fall von Schussfractur des ersten Halswirbels (atlas) mit, der sowohl wegen Seltenheit des Vorkommens, als auch wegen seines Verlaufs (bei 7 Wochen langem Fortbestande des Lebens) von Interesse ist. Er betraf einen 25 Jahr alten galizisch-österreichischen Soldaten, der am 3. Juli bei Königgrätz schwer verwundet und später nach Breslau gebracht, am 10. Juli in das hiesige Kriegs-Reserve-Lazareth aufgenommen worden war. Ausser einer Reihe von Verletzungen im Munde, durch den die Kugel gedrungen war, wurde Zertrümmerung des vorderen Atlas- bogens diagnostieirt. Dabei Geschwulst und Steifheit des Nackens und Beschränkung der Dreh- und Nickbewegungen. Dabei hatte Patient stets unwillkürlich die Absicht, dieselben mechanisch mittelst der Hände zu be- werkstelligen. Er ging, stand und sass, wie ein Mensch, der eine schwere Last auf dem Kopfe trägt. Erscheinungen von Hirn- und Rückenmarks- verletzung waren durchaus abwesend; Allgemeinbefinden, Verdauung und Schlaf gut. Am 27. Juli gelang es, den Sitz der Kugel am Rande des musc. cucullaris zu entdecken und dieselbe zu entfernen. Hierauf durch der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 193 4 Wochen Wohlbefinden, aber vom 26. August Abends ab Fieber, Ver- dauungsstörung und Eingenommenheit des Kopfes. Am 27. August fiel der Kranke bei dem Versuche sich aufzusetzen aus dem Bette und war plötzlich todt. Die Autopsie zeigte, dass zu der Zertrümmerung der Mitte des vorderen Atlasbogens noch Abbrechen des rechten Seitentheiles des- selben hinzugetreten war. Dadurch waren die Bandmassen, welche den Zahnfortsatz des zweiten Halswirbels verhindern, nach hinten gegen das Kückenmark auszuweichen, nicht mehr im Stande, diesen Zweck zu er- füllen. Die dadurch bewirkte Compression des Rückenmarkes hatte dann den plötzlichen Tod herbeigeführt. 35) Herr Dr. Asch stellte den Antrag, dass die Section auf einen Schmähartikel einer Wiener medicinischen Zeitschrift, der auch in der „Schles. Zeitung‘ (Nr. 444) und in vielen anderen Blättern abgedruckt worden war und der die Befähigung der preussischen Aerzte in Bezug auf die Behandlung der Verwundeten und die Verpflegung der letzteren herabsetzte, eine Entgegnung erlasse. Die Section lehnte den Antrag ab, da dergleichen Schmähartikel in vielen österreichischen Zeitungen seit Monaten häufig auftreten und ins Besondere der in Rede stehende ganz sinnlose Behauptungen enthält, eine allseitige und wissenschaftliche Ent- gegnung deshalb nicht angewendet sei. 4) Ein Antrag des Herrn Dr. H. Cohn auf Bildung einer Commis- sion zur Untersuchung des Trinkwassers von Breslau während des Herr- schens der Cholera-Epidemie und nach dem Verschwinden derselben wurde — von Herrn Dr. Köbner im Namen des Antragstellers — zurückgezogen, nachdem Herr Dr. Asch mitgetheilt hatte, dass die Con- stitulrung einer Commission, welche nicht nur das Trinkwasser, sondern womöglich alle als ätiologisch in Betracht kommenden Momente der jetzigen Epidemie zu untersuchen haben werde, von Seiten der städtischen Behörden im Werke sei. Elfte Sitzung, am 9. November. 1) Herr Dr. Herrmann Cohn berichtete über vier von ihm beobachtete Fälle von Resten persistirender Pupillar-Membran und stellte zwei damit behaftete Patienten vor. Sicher beobachtet sind bisher nur 8 Fälle dieser Krankheit, genau beschrieben erst 5 von We- ber, Alfred Gräfe und Horner, so dass man jetzt 12 Fälle verglei- chen kann. Die vier Fälle des Vortragenden haben das gemeinsam, dass nie frühere Augenleiden nachweisbar waren, nie das freie Pupillenspiel 13 194 Jahres-Bericht durch Synechien verhindert und stets die Iris braun und gesund war. Zweimal waren beide Augen, zweimal nur das rechte befallen. 1. Ein 7jähriger Knabe, bei dem beiderseiig M= Y,„, A= Y%n; rechts S = , links 8 = Y, ist, zeigt in beiden Augen Reste einer Pupillarmembran. Rechts entspringen vom äusseren Theile des kleinen Kreises der Iris 9 sehr dünne, gelbweisse Fäden, die sich im untern äusseren Pupillarraume in ein dichtes Maschennetz oder eine Platte ver- einigen und nach dem unteren inneren Theil des kleinen Iriskreises. einen Faden absenden. Bei Contraction der Pupille hängen die Fäden und die Platte schlaff in den vorderen T'heil des Kammerwassers hinein, bei Di- latation der Pupille wird das Gebilde, das durchaus nicht an der Linsen- kapsel adhärirt, straff gespannt; sehr dünne cataracta capsul. cenir. Links sieht man ausser einer sehr zarten centralen Kapseltrübung von der Vor- derfläche des unteren Theiles des kleinen Iriskreises 2 ganz kurze, dünne Fädchen entspringen und polypenartig in das Kammerwasser frei hinein- ragen. — 2. Ein 20jähriges Fräulein mit beiderseitiger M = !/,,, rechts Nankıslinks Anl srechts S =, nk Se ezeiktibeiivollie klaren Medien jederseits 5 vom eire. iridis minor entspringende dünne, braune Fäden, die mit einander durch einen haarfeinen, blassen, quer über die Pupille weglaufenden Faden vereinigt sind. — 3. Ein 24 jähriger em- metropischer Kaufmann bietet eine ganz dem zweiten Falle analoge Er- scheinung auf seiner rechten Iris. — 4. Ein Sjähriger Knabe mit H = !/,o; A=! und$=?), hat auf dem rechten Auge Reste einer Pupillar- membran; 3 vom unteren äusseren Theile des kleinen Iriskreises ent- springende gelbe Faden vereinigen sich in einem einzigen Fädchen auf der Mitte der Linsenkapsel in einer dünnen Pigmentplatte. 2) Herr Sanitätsrath Dr. Graetzer spricht über die Armenkrankenpflege Breslau’s vom Jahre 1865. Der Vortragende bemerkte einleitend, wie die von ihm vor 3 Jahren aufgestellte Ansicht, dass in dem Gesundheitsverhältniss der nächsten Pe- riode hier Schlimmeres zu erwarten sei, sich auch im Jahre 1865 bewahr- heitet habe. Die Armenkrankenpflege wies nicht nur mehr Kranke, son- dern ganz besonders mehr Gestorbene nach. Diese letzteren betrugen ein halbes Procent mehr als im voraufgegangenen Jahre. Erfreulich war dagegen, dass die beiden Krankenhäuser zu den Barmherzigen Brüdern und Bethanien durch bedeutende und zweckmässige An- und Umbauten eine beträchtliche Vergrösserung in den Krankenräumen erlangt haben. Was die Leistungen der einzelnen Institute anbelangt, so sind in den städtischen Anstalten Allerheiligen-Hospital und Hausarmenkrankenpflege 4633 und 6061, zusammen 10,694, Individuen verpflegt worden, also eine der vorjährigen fast gleiche Zahl. Grösser als im vorigen Jahre gestaltete der Schles. Gesellsch. f, vaterl. Cultur. 195 diese sich in den nichtstädtischen, wo sie 24,854 erreichte. In Summa wurden demnach 35,548 Armenkranke in unseren Instituten behandelt. Es starben in den hiesigen 10 Krankenhäusern allein von 11,810 Be- handelten 990, in der gesammten Hausarmenkrankenpflege von 25,738 Er- krankten 1224. Es betrugen demnach die Gestorbenen in der Armen- krankenpflege 2214, somit von 100 hier Gestorbenen 37,80 (gegen 40,49 vom Jahre 1864). Es entspricht diese Steigerung gewissermaassen der im Allgemeinen srösseren Mortalität Breslau’s, welche bei 5857 Todesfällen sich wie 1: 27,93 stellt (gegen 1: 31,62 im Jahre 1864). Da auch die Zahl der Geborenen nur 6583 betrug, so nahm nicht nur diejenige der Mehr- geburten gegen die Sterbefälle ab, sondern sie stellt sich auch an sich dadurch geringer, dass man eine grössere Einwohnerzahl von ungefähr 6000 annehmen kann. Die Ursache dieser ungüustigen Erscheinungen vermochte der Vor- tragende nicht zu ermitteln, da weder Epidemieen, noch Theuerung der Lebensmittel, noch Mangel an lohnendem Verdienst für die arbeitenden Ulassen wahrgenommen wurde. Höchstens könnte man die abnormen Witterungsverhältnisse anklagen, welche die heissen Mai-, Juli- und August- Tage darboten, wie seit mehr als 50 Jahren nicht. Als Folge dieses kann man die verhältnissmässig vielen tödtlichen Brechdurchfälle in allen Lebensaltern (200) und die grosse Mortalität in der Kinderwelt betrachten. Es starben über 2000 Kinder unter 1 Jahr alt, darunter über 500 uneheliche. Wenn man nun noch hiernach erwägt, wie von allen hiesigen Todesfällen der sechste Theil in Krankenhäusern und zwei Fünftel in der Armerkrankenpflege überhaupt sich zugetragen haben, so kann man wohl behaupten, dass in dem Jahre 1865 die Armuth nicht abgenommen und die Gesundheit sich nicht gebessert habe. Wegen der vielen Einzel- heiten verweisen wir auf den demnächstigen Abdruck des Vortrages in den „Abhandlungen der Schlesischen Gesellsch, für vaterländische Cultur.“ 3) Herr Dr. Gustav Joseph berichtete über einen Fall von dreifacher Verletzung der Urethra durch einen Schuss und dessen Heilung durch Operation. Derselbe be- traf einen siebenundzwanzig Jahre alten Gefreiten vom Schlesischen Fü- silier-Regiment Nr. 33, welcher am 28. Juni dieses Jahres bei Skalitz schwer verwundet, nach Breslau gebracht und in die Abtheilung des Vor- tragenden im hiesigen Kriegs-Reserve-Lazareth aufgenommen worden war. Der Schuss war von oben und vorn schief nach unten und hinten gegan- gen und hatte die Urethra in der Nähe der Symphysis 0ss. pubis, ferner in der pars scrotalis und endlich in der pars membranacea zwischen Bulbus und Prostata, sowie den Damm durchbohrt. Durch den letzten (dritten) Theil 13% 196 Jahres-Bericht der Verletzung war die Urethra von der Blase völlig getrennt worden und der Abfluss des Harns geschah durch die mit Gewebstrümmern aus- gekleidete wallnussgrosse Wunde im Damme, in deren Umgebung die Weichtheile noch durch einen Granatsplitter weggerissen waren. Das Auffinden des an der Blase befindlichen Theiles der durchschossenen Ure- thra in einem Chaos von Gewebstrümmern war besonders mühsam. Durch die Operation wurden die getrennten Theile der Urethra wieder vereinigt. Die durch Vernarbung bewirkte ringförmige Verengerung der Urethra an besagter Stelle wurde durch Liegenlassen von Kathetern und Einführung von erweiternden Bougies vermindert. Der Geheilte, welcher wieder ohne jede Beschwerde seine Bedürfnisse auf normalem Wege befriedigen kann, wurde von dem Vortragenden der Versammlung vorgestellt. Zwölfte Sitzung, am 30. November. Herr Dr. W. A. Freund trug vor über Enucleation der Uterusfibroide. Nach einigen historischen und pathologisch-anatomischen Vorbemer- kungen wurden drei Operationsgeschichten mitgetheilt: Der erste Fall betrifft eine 50jährige Frau, welche, nachdem sie mehrere Jahre an den bekannten Symptomen des submukösen Uterusfibroides gelitten hatte, seit einem Jahre bei bedeutend verringerten Ausscheidungen über incontinentia urinae, tenesmus, Schmerzen in der Tiefe des Beckens klagte. — Es fand sich ein doppelt mannsfaustgrosses Fibroid, welches in die Vagina getreten und mit dem ganzen Umfange der Letzteren ver- wachsen war. Die Adhäsionen wurden getrennt und darauf die Basis des Tumors über die ganze Vorderfläche des Uterus sich ausbreitend nachge- wiesen. Da die Kranke sich schon nach diesem Eingriffe bedeutend er- leichtert fühlte, so wurde von der voraussichtlich schwierigen und gefähr- lichen Radikaloperation abgestanden. Zweiter Fall. An einer 4ljährigen Frau mit einem über faust- grossen Fibroid in der vorderen Wand des Uterus wurde am 1. November 1866 die Enucleation vollständig, mit Schwierigkeit, ohne jeden Unfall ausgeführt. Die Frau war äusserst anämisch, mager, mit Fussödemen und mässiger Albuminurie behaftet; die Leber ragte 2’ über den Rippen- rand, war dabei glatt und diekrandig. — Einige Tage nach der Opera- tion wurde die Kranke ohne jede örtliche Affeetion somnolent und ging im Beginn der zweiten Woche comatös zu Grunde. Die Section ergab einen vollkommen zurückgebildeten Uterus in welchem die Operationsbasis nur noch in geringem Umfange zu erkennen war; nirgends eine Spur von Phlebitis, Lymphangoitis; dagegen starke Fettentartung der Leber und atro- phische Fettniere. — Die Kranke war an den Folgen der Bright’schen Nierenerkrankung gestorben. der Schles. Gesellsch. f, vaterl. Cultur. 197 Der dritte Fall zeigt einen schnellen und günstigen Verlauf. — Eine 38jährige Frau litt seit mehreren Jahren an einem faustgrossen harten Fibroid in der hinteren Wand des Uterus. — Nach erfolgter Dilatation des orif. uteri gelang es, den Tumor mit den Fingern aus der Substanz des Uterus zu schälen und mit dem Haken zu extrahiren. — Nach 8 Tagen war die Frau ausser Bett und ist von der Anämie schnell genesen. Dreizehnte Sitzung, am 14. December. 1) Herr Medieinalrath Professor Dr. Spiegelberg demonstrirte ein. schräg verengtes synostotisches Becken, dessen Trägerin, eine öljährige Erstgeschwängerte, iın April d. J. in der synäkologischen Klinik nach künstlich eingeleiteter Frühgeburt entbunden und an Zndometritis diphtherit. zu Grunde gegangen war. Als kleines Kind (3 Jahr alt) hatte sie eine Comminutiv-Fractur der rechten Tibia erlitten, ein langes Krankenlager durchmachen müssen, war aber wieder vollstän- dig zum Gebrauche der verkürzten rechten Unterextremität gelangt. Diese erschien sehr atrophisch, das os femoris aber von compactem Gefüge; das Becken zeigte alle die von Nägele für diese Form der Verengerung be- schriebenen charakteristischen Eigenschaften, ausserdem aber die Spuren des einseitig auf der rechten Seite verstärkten Druckes in der Verschie- bung des rechten Hüftbeins nach oben, hinten und einwärts, in dem Schwund des rechten Kreuzbeinflügels, der elfenbeinernen Synostose der lleosacral- junetur, vor Allem aber in der Skoliose und Torsion des Lendentheils der Wirbelsäule nach rechts und in der Abplattung der rechten Seite der Wirbelkörper von oben nach unten. Redner spricht sich denn auch dafür aus, dass in dem vorliegenden Falle die Anomalie des Beckens nicht auf congenitale Störungen, sondern auf einseitig zu starken Druck zurückzuführen sei. — Es wurden dann noch die Diagnose dieser Becken- form und der Einfluss derselben auf den Geburtsmechanismus besprochen und in letzterer Beziehung betont, dass das resultirende Geburtshinderniss im vorliegenden Falle nicht allein in der schrägen Verengerung, sondern auch in der primären Grössenanlage des Beckens mit begründet sei; für die Art des Eintrittes des Kopfes in’s Becken ist das Verhältniss der Distant. sacro-cotyloid. auf der kranken und gesunden Seite maasgebend. Im vor- liegenden Falle war dieses Maass auf der kranken Seite sehr gering, der anatomisch längste schräge Durchmesser für den Mechanismus der Geburt der kürzeste; das ganze Becken war dabei von Hause aus zu klein. 2) Derselbe referirte weiter über die vierte von ihm in der Klinik ausgeführte Ovariotomie, welche durch die Nothwendigkeit, sehr verbreitete und innige Adhäsionen der Cyste mit dem Netze, dem Mesoreetum, einer Schlinge des lleum 195 Jahres-Bericht und der rechten Fossa iliaca zu trennen, besonders schwierig war. Die Geschwulst sass links mit breitem Stiele der Gebärmutter an, und es be- fand sich auch das rechte Ovarium im Zustande beginnender ceystöser Entartung; der Stiel wurde mittelst der Klammer in der Bauchwunde be- festigt. Der Verlauf nach der Operation war Anfangs ein sehr günstiger, am vierten Tage aber verfiel die Kranke rasch und starb 84 Stunden nach der Operation. Die Obduction wies keine bestimmte Todesursache nach, weder Peritonitis, noch Septicämie, noch embolische Processe; es bleibt sonach nur übrig, den Tod durch den vagen Begriff der „Erschö- pfung“ zu erklären. 3) Herr Dr. Davidson jun. theilte einen in der geburtshilfiichen Klinik beobachteten Fall von Icterus gravis einer Schwangern mit, in welchem ein mechanisches Hinderniss für den Abfluss der Galle durch einen Schleimpfropf anatomisch nachgewiesen und die Leber im Zustande der acuten gelben Atrophie gefunden wurde. Redner gab alsdann einen kritischen Ueberblick über die bezüglich der Pathogenese dieser Krankheitsform aufgestellten Ansichten und sprach sich dahin aus, dass nicht nur die auf die Resultate der neueren Phy- siologie basirte Theorie von Leyden vollkommen ausreiche, den Process im vorliegenden Falle zu erklären, sondern dass dieser auch auf die auf- fällige Thatsache, dass der puerperale Zustand ein so günstiger Boden für Entstehung des Ieterus gravis ist, Licht zu werfen im Stande sei. Es sind in der Complication eines von Hause aus einfachen katarrhalischen Ieterus mit dem schwangern Zustande die Momente gegeben, welche die toxische Wirkung der resorbirten Gallenbestandtheile mehr als sonst zur Geltung gelangen lassen. Die an diesen Vortrag sich knüpfende Debatte nahm solche Dimen- sionen an, dass sie bei zu weit vorgerückter Zeit nicht zu Ende geführt werden konnte und ihre Fortsetzung daher auf die nächste Sitzung vertagt wurde. Wir heben aus derselben einen von Herrn Dr. Köbner mit- setheilten Fall hervor, welcher für die Möglichkeit der Ent- stehung eines sogenannten /Icierus gravis aus einem katarrha- lischen, sowie für die Praxis der Schmierkur gleich wichtig ist. Mit Rücksicht auf die grosse Mereuriophobie, welche aus Anlass des- selben sich in Breslau zu verbreiten drohte, giebt Herr Dr. Köbner alle Details an. Der 21jährige Handlungsreisende R. G., welcher vor sechs Wochen wegen Ulcus induratum penis von einem auswärtigen Collegen rein örtlich der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 199 behandelt worden war, stellte sich ihm am 27. Juli 1865 vor mit Roseola syphil. univers., indolenten Anschwellungen der Leistendrüsen, allgemeiner Abgeschlagenheit und etwas fahlem Gesichtsteint, welcher ebenso wie jene Müdigkeit seit einigen Wochen bestehen sollte. Der Vortragende ver- ordnete ihm unter allen in dieser warmen Jahreszeit gebotenen Cautelen eine Inunetionskur, welche am 29. Juli mit 2 Skrupel ung. Aydr. ciner. pro die begonnen und bis zum 3. August ebenso fortgesetzt wurde. Am 4. August wurde ınit der zweiten halben Unze ung. ciner. begonnen und dieselbe bis zum Nachmittag des 8. August verrieben. Bis zu diesem Tage war keine Spur von Salivation oder Stomatitis eingetreten, dagegen die Roseola im Verschwinden, die Drüsen der Leistengegend etwas kleiner, sein Appetit zwar nur mässig, aber nicht geringer, als seit Wochen; insbesondere verdaute er die Tagesportion von etwa '/, Pfd. Kalbfleisch nebst Brühe gut. Zur Ueberraschung des Referenten wurde derselbe am Morgen des 9. August zu dem in voriger Nacht schwer Erkrankten gerufen. Er hatte 15—20 mal alle — wie sich trotz anfänglichen Leugnens später ergab, im ‚„‚Turnverein‘‘ am gestrigen Abend genossenen — Speisen und Spirituosa erbrochen; fortwährender Brechreiz und Aufgetriebenheit der Magengegend quälten ihn. Ordination: Morph. c. aqua amygd. amar.; Aussetzung der bereits vorräthig gehaltenen ferneren Portionen Ung. ciner., wovon sonach im Ganzen 1 Unze binnen 11 Tagen verrieben wor- den war. — Da Dr. Köbner an diesem Tage nicht mehr requirirt wurde, besuchte er den Patienten am nächsten Morgen (10. August). Der Zu- stand hatte sich verschlimmert. Das Erbrechen hatte nicht nachgelassen, _ sondern kehrte, wenn Patient sich aufrichtete, wieder, die allgemeine Mattiskeit war deshalb noch grösser, leichter Icterus war eingetreten, und seit gestern Nachmittag war ein sehr dunkelbrauner Urin im spärlicher Menge, circa 4 Unzen, entleert. Dabei Schmerzen in der Regio epigastr. mit dem Gefühl des Druckes, das während der Brechacte sich zu einer Empfindung, als ob Kranker ersticken müsste, steigerte. Leib etwas auf- getrieben (seit 2 Tagen Obstipation), Körpertemperatur nicht erhöht, 90 mässig volle Pulse, enormer Durst. Die Regio epigastr. auf Druck empfind- lich, der linke Leberlappen aber zeigte sich nur höchst unbedeutend, der rechte gar nicht vergrössert. Ordin.: Tinct. Colocynth. (bis zu den Vorboten der Entleerung 2stündlich 20 Tropfen), Eisstückchen mit Rücksicht auf Durst, Brechreiz und Hämaturie — denn als solche haupt- sächlich erwies sie die Harnuntersuchung, von Gallenfarbstoff war nur wenig nachzuweisen. Ferner: Ulysm. aceti., Cataplasma ad Epigastrium. 10. August Abends. Trotz wiederholten Erbrechens hat Patient die meisten Coloeynthentropfen laut Aussage der Wärterin bei sich behalten, aber ohne Wirkung. Der Ieterus hat zu-, die Harnmenge bis auf 1 Unze abgenommen. Der Harn ist röthlich-schwarz, wird durch Salpetersäure völlig eoagulirt und zeigt mikroskopisch nur Blutkörperchen, keine Elemente 200 Jahres-Bericht aus Nieren oder Blase. Zur Minderung des Brechreizes einer- und der Nierenblutung andererseits wurde, da Patient Morphium refusirte, ein kleine Menge Natr. bicarb. mit Extr. Secal. cornut. verabreicht; noch 2 Essig- klystiere. Ä 11. August Morgens. (Consil mit Herrn Dr. H. Stern.) Medicament sowie Eiswasser sind in ganz schlafloser Nacht ausgebrochen worden. Der Schmerz im Epigastrium, spontan wie auf Druck, besteht fort, der Ieterus ist sehr stark. Der seit gestern Abend entleerte Harn, nur "/, Unze, ist theerfarben, reich an Blut nebst ein wenig Gallenpigment. Lebervo- lumen hat nicht abgenommen. Zunge graugelb belegt, 100 wenig gefüllte Pulse. Haut trocken, normal warm. Nierengegend auf Druck schmerz- los. Verzweifelte Gemüthsstimmung. Der Indication eines Drasticum sollte durch Wiederaufnahme der Tünct. Colocynth. und der Clysmata genügt werden. Aber beide waren bis zum Abende des 11. August, ohne zur Wirkung gelangt zu sein, entleert worden und der Gesammtzustand un- verändert. Mit Rücksicht auf die bessere dort zu erwartende Pflege wurde Patient nach dem jüdischen Hospital übergetragen. — Hier sah Redner ihn am 15. August wieder: minder ieterisch zwar, aber ganz erschöpft, vor sich ein Geschirr voll gallig-grüner Vomita, daneben ein solches mit dünnflüssigem, blutreichem Stuhl; die Menge des schwarzen Harnes ver- schwindend klein. Der Kranke lag muthlos da, doch völlig bei Besinnung. Er brauchte dort Moschus und Acid. muriat. in einem Schleimdeeoct. Dasselbe Bild, selbst das Bewusstsein, soll sich bis zu seinem am 17. August Morgens erfolgten Tode erhalten haben. — Von Salivation oder Stoma- titis war keine Spur bemerkt worden. Section am 18. August, 31 hora post mortem (durfte nur partiell gemacht werden).*) In das kleine Becken hatten sich etwa 10 Unzen klarer gelber Aseci- tesflüssigkeit gesenkt. Leber, im Ganzen von normalem Umfang und normaler Schwere, gesund auf der Serosa, zeigte den linken Lappen ein wenig vergrössert, mit derber Schnittfläche, scharf contourirten Acinis, - sehr blutarm. Der rechte Lappen zeigte an der convexen Fläche in grossem Umfange einen bräunlichen, matschen Brei; auf dem Durchschnitt dieses Lappens mehr nach dem scharfen Rande hin zeigte sich in der Tiefe das Parenchym gleichfalls sehr brüchig, dem Fingerdruck leicht nachgebend, mit verwaschenen Contouren der Läppchen, von schmutzig- brauner Farbe. Dabei keine zusammenhängende oder umschriebene Fett- infiltration, keine Hämorrhagien. Gallenblase enorm aufgetrieben, voll eingedickter, theerschwarzer, körnchenreicher Galle, welche die Wände *) Leider wurden uns von dem anwesenden Familienvertreter auch Stückchen einzelner besonders wichtiger Organe zu mikroskopischen Untersuchungen nicht gewährt, der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur, 201 des duet. choledoch. schwärzlich imbibirt hatte. An seiner Duodenal- mündung enthielt dieser Gang einen dieken Schleimpfropf. Milz zeigt nach Trennung einiger Adhäsionen an das linke Hypochondrium unter normaler Kapsel und bei normaler Grösse eine weiche, fast schmierige, dunkelkirschrothe Pulpa, in der die einzelnen Theile‘ nicht zu erkennen sind. Nieren stellenweise cadaverös verfärbt; die rechte zeigt nur einige, durch dazwischen gelegenes normales Gewebe getrennte, gelbliche, fettig- entarteten Harnkanälchen gleichende Streifen, die liuke dagegen auf allen Schnitten pallisadenartig aneinandergereihte gelbe Streifung längs der Intermediär- und eines Theils der Pyramidalsubstanz, verbreiterten, ge- schwellten und gelbröthlichen Cortex; in den Calices nichts Abnormes. Harnblase enthält, bei intacter Schleimhaut, ca. °/, Unzen eines molkig- weissen Harnes, der zum grössten Theil, wie das Mikroskop erwies, Spermatozoen — einige sogar noch vibrirend, — Fettkügelchen und ver- einzelte Pflasterepithelien der Blase als Ursache der Trübung aufwies; von Fibrineylindern oder dergl. nichts. Magen, stark von Gas ausge- dehnt, im etat mammelonne, enthält an beiden Curvaturen eine grosse Menge kleiner Eechymosen mit zerstreuten Epithelabschürfungen; die erhabenen Schleimhautfalten sind gleichfalls hier und da ecchymosirt. Duodenal- schleimhaut, besonders in den Falten, stark geschwellt und schleimreich. ' (Das Jejunum und lleum wurden, bei der Eilfertigkeit der Section, leider so wenig wie Herz, Lungen und Gehirn geöffnet.) Colon descendens, das in seiner ganzen Länge schwärzliche Stellen durchscheinen lässt, zeigt eine durchwegs fast dunkelpurpurne, mit dieken Ecchymosen suffun- dirte Schleimhaut, auf der sich als kleine, an der Spitze blutgetränkte Hügel derb und markig infiltrirte, auf dem knirschenden Durchnitt weisse Solitärfollikel erheben. Die Schleimhaut wird im Rectum wieder normal, nur etwas hyperämisch. Schlund, Larynx, Trachea völlig gesund. Blut der v. cava infer. düunflüssig, kirschfarben. Die Todesdiagnose lautet hiernach: Acuter Gastroenterocatarrh, Ieterus catarrhalis. Parenchym-Zerfall in einzelnen Theilen der Leber, in der Milz und partielle fettige Entartung der Nieren, besonders der linken. Die starke Diekdarmblutung und der geringe Ascites möchten sich am ehesten durch Stauung in der Pfortader erklären lassen. Dr. Köbner ist nun der Ansicht, dass in diesem Falle der acute Magen-, Darm- und Gallengang-Catarıh, also der mechanisch ent- standenelcterus, den Anstoss zu den pernieiösen Parenchym- läsionen deswegen gegeben hat, weil er einen durch consti- tutionelle Syphilis — vielleicht in Verbindung mit beginnen- der, obwohl noch nicht einmal an der Mundschleimhaut bemerkbarer Hydrargyrose — geschwächten Körper befiel. no Mi n Far sine Be en Bei nö je. Ra, Sa a u Saıh a daR Ja #3 REN Mr vier BL _. a Ye = ne ; rn gan - AR Wr FR he 1) dub 2 ? ER er 1%) | Anlage A, Februar. April. Mai Juni. August. September. | October. November. December. | Summa 1865. Be Summa m. (wzelen. | w. | Mm. Ewa lm we nme | wel | va | I. Desvyza Vnrs vv | I | ANA | EIN VVZe | Ve sv Ba LT a ZEN ir Sa nn — ss, mm > Sn TE ——————————— [nn nn nn ecneren en enenteeeetestestelenete 1 3 _ — = 2 — 2 = 2 = — _ — = = — =: == En 1 = 1 1 3 10 13 LOBEN), ernc=cH == pe — — = = — 1 — ee Er = — em — = e= en == == — e.} wo Er 1 N ET N CA SCoRG — 1 = —— —_ 1 1 — == > = 1 — 1 = 1 en en = = = 4: 1 2 9 5 7 Byphus, Nervenfieber.... ....................u0e0eu0e sensor so0r 7 () 8 8 11 6 4 7 7 6 8 9 13 14 12 10 6 11 4 13 13 7 7 8 100 108 208 en On. m 2 1 1 1 > 1 4 4 A 1 1 it 4 4 7 1 6 3 4 1 1 1 Au on Be 55 Bunzeneatarrh ....-..-.-.-.-.-oeeee een esseneeenneeeansnenntaeseneenener — 2 4 b) 3 6 1 3 3 3 1 2 2 3 2 —_ — 2 2 1 3 2 7 — 28 29 57 irmeabare ne een: RE 3 10 6 3 9 5 6 4 6 13 13 13 30 15 33 30 23 21 11 6 7 8 Ü 9 154 130 284 de Ernährung (Atrophie), vorzugsweise bei Kindern... 15 6) 18 15 26 21 18 24 20 16 21 22 25 18 26 28 28 22 17 16 15 11 13 16| 242 | 2ı8 460 ehrfieber, vorzugsweise bei Erwachsenen ........ ee ee 3 1 2 3 1 3 7 4 2 9 2 6 3 3 4 1 4 3 1 4 2 1 1 3 32 34 66 Tubereulosis oder Lungenschwindsucht... ........ ....... -.....- : 32 24 33 16 36 | 28 39 sl 43 39 48 28 39 25 31 20 34. 29 35| Al 36 33 43 32 | 445 346 291 I nfröhrensehwindsucht.......... EEE 2 eiserne e= — 1 1 — — — 2 —- — = — — —_ 1 1 — — _ 1 1 = 2 — 5 5 10° Unte == — | — 2 Da 1 1 ee 1 2 6 2 ee 4 ee 1 I 33 Bunnscnenkzunlunsm. .-....... 2.2.2200 nennen eenare N: 5 7 14 8 10 15 20 6 9 7 8 7 10 6 7 3 9 2 9 6 6 4 3 10 110 81 191 en: I EEE RE o 2 3 3 2 5 — 8 3 1 —_ 2 — 4 1 3 1 — il 3 4 4 — 2 2 37 17 54 Gehirn- resp. Hirnhautentzündung .. .............-.-u.eene0n > & 2 3 — 2 2) 1 4 1 9 4 — 5 4 3 2 2 3 2 2 — 2 2 3 35 29 54 1ejl 2 4 — 2 — 3 1 2 3 1 _ 1 1 1 1 2 _ 2 2 3 1 2 1 2 12 25 37 10 6 7 7 9 16 8 9 11 9 ) 5 11 13 8 8 8 7 12 4 ) 12 7 12 109 108 217 14 14 13 20 15 21 10 16 14 19 9 7 11 6 14 6) 4 13 12 10 9 | 8 6 11 131 154 2835 4 15 d 7 10 14 3 10 9 13 12 8 10 4 11 6 11 6 12 8 11 il 7 77 ‚133 210 6 6 ) 6 7 7 12 12 11 [q 10 12 I d 6 6 12 13° d 8 10 8 10 104 100 204 35 32 22 29 56 41 61 29 49 41 44 31 69 62 39 34 sl 44 32 | 26 30 30 36 23 504 422 926 — — 1 1 — 2 1 = _ 1 — — 1 — il — — 1 _ 1 1 1 1 —_ 6 7 15 4 3 6) 5 6) 5) 6 7 — 7 3 1 1 3 4 I 7 4 2 8 9) 4 4 46 54 100 1 5 = ©) 6 3 2 3 I 1 2 3 9 1 1 2 — 1 1 3 | d 4 3 28 27 55 = 2 _ 2 — 3 _ 2 — 3 _ 1 — 2 —_ 1 9 == 1 — = — 19 19 EB 5| 29 A| © 7 8 a 5 8 4 2 3 8 6 2 4 8 4 7 6 9| 65| 101 166 AN = — 1 3 — — 1 — 6) 1 3 3 1 3 4 d h) 5 2 3 4 3 28 26 54 1 | 4 2 6 1 5) 9 s) 8 31 22 25 50 22 10 O8 1 4 1 1 _ 118 103 221 3 : 1 2 2 4 hen ehe vr m ie ne 3 x BvR & F & I e ! Hi un a ee a ee un. en en ae ee N fi {' . ; 3 un 7 “ > 2 E : ; - ' ; h i En TE ; Sg 1 par denn cn eigen tunen De Sen inne nr ash m ne ran ae nokta urn En ir - x En SEE er n = en se ae Ben sat“ - or “ x B ? n 5 { x E 5 4 23 7 ! f 4 3 eurer .r hr eh rer x . =B a ad mpreupuihh Alan Gm Hl una Sat use am aa EN U Kama Da Ak vn Lack diesel dr Es bohren a rd ds a ua Tan Va nk a a Aal na a ar 2 snrau & «inne ner an nen nn 9—10 10—20 k ö REN | Jannmanı ana Bebruar werner März. era nen April ne. —'-1|1—-|1 Typhus-, Ma er aa —— — 1 Er typhöses, Dun ee — _— 1 — nervyoses Ndlali 2... 2... 1 a | — ete. Fieber. | August ...... ......... —ı—-|1—-|—-|]1 September 2.2.2: —|—|— 11 — October | | Ik E | | 2 | a0, 2 November‘... DH DD Dy Pp$ DH HD @ December...... .... ae Brech- May ee Durchfall, Juni... ...... : | Ruhr Julia 2 een: | 29 a AUSUSL....0 ee | 18 September.............. 15 October. sr 3) November ..... ..... 3 December........:.. =— (| Wr el ea Anlage B. 40—50 30—40 | ) En vn o . Ile Bericht über die Thätigkeit der historischen Section der Schlesischen Gesellschaft im Jahre 1866, abgestattet von Prof. Dr. Kutzen, zeitisem Secretair der Section. — Die während des Jahres 1866 in 9 Sitzungen der historischen Section gehaltenen umfassenderen 10 Vorträge sind bereits oben (8. 15) im all- gemeinen Berichte angegeben worden. Da von denselben No. 1, 3, 6 schon in den Abhandlungen der Schlesischen Gesellschaft für vaterländi- sche Cultur, Philos.-historische Abtheilung, 1866, gedruckt vorliegen, ebenso No. 4 in der Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schle- siens (Bd. VII. Heft 2) und No. 2 in H. v. Sybel’s Historischer Zeit- schrift (Bd. XV.); so bedarf es hier nur der Angabe des Inhalts von N0.1,9, 7, 8509:und::10. Zu No. 5. In der Sitzung vom 9. März hielt der Secretair der Section einen Vortrag, dessen Gegenstand der deutsche Küstensaum der Ostsee in seiner BEigenthümlichkeit und in seinen Beziehungen zu menschlichen Verhältnissen war. Wie der grösste Theil der Ostseeküsten überhaupt, so ist auch fast die ganze deutsche Küste dieses Binnenmeeres flach, und fast überall geht an ihr das Land nur allmählich ins Meer. Daher ist es letzterem bei stärkerem Wellenschlage leicht möglich, die im Grunde befindlichen Materialien an das Ufer und an ihm hinauf zu treiben, so dass hier nach 204 Jahres-Bericht und nach ein Aufwurf von Sand und Steinen sich erhebt, in welchem diese nach einem bekannten allgemeinen Naturgesetze meist oben zu lie- gen kommen; ja es giebt Stellen, wo ein solcher Wall oder Damm vor- herrschend aus Geröll gebildet ist und dadurch der Küste ein auffallendes Gepräge verleiht, wie dies z. B. hier und da in Ostpreussen und Mecklen- burg der Fall ist. Bei weitem häufiger aber bestehen jene Uferwälle nur aus losem und feinem Sande, und dieser giebt im trockenen Zustande Veranlassung, dass sie, die das Meer zu bilden begonnen, durch die Stürme noch erhöhet werden. Dieselben würden ihn nämlich nicht nur auf der geebneten und wenig geneigten Fläche des lang gedehnten Strandes fort und in die Höhe, sondern auch immer weiter landeinwärts und so weit treiben, als sie selber gehen; da aber tritt ihnen der Uferrand mit ge- wissen Hindernissen, mit den oben auf ihm befindlichen Gräsern, Sträu- chern und anderen Unterbrechungen seiner ebenen Fläche entgegen, wo- durch, in Folge von Wiederholungen solcher Vorgänge, ein Anhäufen des von dem Winde entführten Sandes in der Nähe eben jenes Uferrandes und zwar in langen Reihen von oft hohen Wölbungen und Hügeln ent- steht. Solche Gebilde aus Sand, durch stärkere Wogen und Winde her- vorgebracht, heissen Dünen. Sie ziehen sich nicht allein unmittelbar an der Meeresküste hin, sondern wiederholen sich gewöhnlich weiter in das Land hinein, bilden Längen- und Querthäler und erreichen bisweilen eine ansehnliche Höhe und Breite. Wie einfach das Phänomen der Dünen auch ist, so geben sie doch für den aufmerksamen und denkenden Be- obachter zu hochinteressanten Wahrnehmungen und Forschungen Veran- lassung, die sich theils auf die mannigfaltigen Gestaltungen und Formen des Terrains und auf die Belebung desselben durch eine nicht geringe Zahl Thiere, theils auf viele eigenthümliche Sagen und Erzählungen über sie unter der dortigen Bevölkerung, auf Bruchstücke ihrer Geschichte und auf den Kampf beziehen, zu welchem sie, ihrer Wichtigkeit wegen für die hinter ihnen landeinwärts liegenden fruchtbaren Ackerstriche und Wiesen, seit langer Zeit den Menschen herausgefordert haben. Eine besondere Beachtung verdienen in der Provinz Preussen die so- senannten Nehrungen, die gleichfalls Dünenbildungen, und zwar oft im srossartigsten Maassstabe enthalten. Wenn nämlich das Meer in eine tiefer eingeschnittene Bucht endet und in diese ein grösserer Fluss mün- det, der durch seine Strömung und die mitgeführten Erdtheile eine hem- mende Gegenwirkung gegen die Thätigkeit des Meeres äussert, so wird bisweilen nicht erst am innern Rande jener Bucht, sondern bereits mehr vorn am offenen Meere eine Sandbank sich bilden und anwachsen, be- sonders wenn hierzu vorspringende Spitzen und Wölbungen Anlehnung und Halt gewähren. Die hierdurch allmählich entstandene Landzunge veranlasst einen See zwischen dem Meere und dem festen Lande, und ein solcher heisst, falls er mit dem ersteren noch in einiger Verbindung steht, der Schles. Gesellsch. f, vaterl. Cultur. 205 aber süsses Wasser enthält, ein Haff, während jene Landzunge eine Nehrung genannt wird, — ein Name, der, aus dem Altpreussischen her- geleitet, so viel als ausgewühltes, von den Meereswellen aufgeworfenes Land bezeichnen soll. Der Vortragende ging hierauf näher auf beachtenswerthe Einzeln- heiten der Nehrungen ein, insbesondere auf die an ihnen durch Sturm- fluthen vorgegangenen Veränderungen, auf die durch sie bewirkten Ver- wüstungen und die ihnen in unserem Jahrhunderte zu Theil gewordene Pflege, welche bereits segensreiche Folgen zu Tage gefördert hat. Er sehloss seine Mittheilungen über den Küstensaum der Ostsee, indem er in den Hauptzügen ein Bild der eisenthümiichen Belebung entwarf, welche für die ostpreussischen Theile desselben auf die Bernsteingewinnung und für nieht wenige Orte verschiedener Gegenden auf die Seebäder zurück- zuführen ist, die seit dem Anfange des jetzigen Jahrhunderts entstanden und in Aufnahme gekommen sind. Zu No. 7. In der Sitzung am 11. Mai entwickelte Herr Gymnasial- lehrer Dr. Markgraf die Politik Breslau’s gegen König Georg von Böhmen. 1460—1464. Die anfängliche Opposition Breslau’s gegen die Wahl Georg Podie- brad’s war durch den Vertrag vom 13. Januar 1460, den der Erzbischof von Creta als päpstlicher Legat vermittelt hatte, und durch den der Hul- digungstermin auf 3 Jahre hinausgeschoben wurde, zur Ruhe gekommen. Da in dem Vertrage vorausgesetzt ward, der König werde sich inzwischen mit der Kirche einigen, dies aber nicht geschah, so suchte die Stadt auch fernerhin sich der Huldigung und Unterwerfung zu entziehen. Sie tritt in einen sehr lebendigen diplomatischen Verkehr mit dem Papste Pius I., indem sie einen ständigen Vertreter an den päpstlichen Hof sendet, erst Johann Kitzing, dann Nicolaus Merboth und zuletzt Fabian Hanko. Die zahlreichen Berichte dieser Männer nebst den Depeschen der Stadt nach Rom an den Papst und die bei der Curie einflussreichen Persönlichkeiten, welche Schriftstücke theils im hiesigen Stadtarchiv, theils in dem lateini- schen Manuseript des Eschenloer aufbewahrt sind, lieferten nebst der deutschen Darstellung des letzteren das Material für den Vortrag. Da sich schon im Jahre 1461 zeigte, dass der König an den Vorrechten der böhmischen Kirche festzuhalten entschlossen war, fürchtete man in Bres- lau bald, dass er die Stadt mit Waffengewalt zur Unterwerfung nöthigen werde. Es werden deshalb 1462 und 1463 grosse Befestigungen der Stadt, der Oder und des Domes aufgeführt, des letzteren zwar mit Ein- willigung des zur Stadt haltenden Capitels, aber gegen den Willen des Bischofs Jost, der, aus dem böhmischen Herrengeschlecht der Rosenberge stammend, die Partei des Königs hielt. Daneben suchte die Stadt in Rom DT nee RenEien u Fr Er R Ss ee er ee ee ee A 206 Jahres-Bericht eine Suspension des Huldigungstermines zu erwirken, was ihr auch nach den Ereignissen des Jahres 1462, worüber bei Palacky das Nähere, am 24. September d. J. gelang. Iın nächsten Jahre erscheint der Erz- bischof von Creta wieder in der Stadt und sucht ganz Schlesien dem Könige abwendig zu machen, geräth aber deshalb mit dem Bischof Jost, der alle Kräfte für eine friedliche Lösung des Streites aufbietet, ın einen harten Conflict. Während der Zeit nimmt der päpstliche Hof, der die Rücksichten auf eine Intercession des Kaisers und anderer Fürsten zu Gunsten des Königs nicht abweisen kann, eine zuwartende Stellung ein, lässt jedoch Breslau mit tröstlichem Zuspruch nicht im Stich. Die Gefahr für die Stadt liegt aber darin, dass bei den Kriegsunruhen Handel und Wandel immer mehr abnimmt, und dass der König, ohne die Stadt direct anzugreifen, ihr ringsherum allmählich alle Verkehrsadern unterbindet. Die Stadt, deren einzige Hoffnung auf dem Papste beruht, petitionirt des- halb immer dringender um ein entschiedenes Vorgehen gegen den König, d. h. um seine Absetzung, Ernennung eines Cardinal-Legaten und Ver- kündigung eines Kreuzzuges gegen die Hussiten. Darauf geht zwar Pius 11. noch nicht ein; da er sich aber durch die immer kühner werdenden Pläne des Königs in seiner eigenen Machtstellung bedroht sieht, so geht er am 16. Juni 1464 wenigstens einen Schritt vorwärts und eitirt denselben binnen 180 Tagen zur Verantwortung nach Rom; doch stirbt er schen am 15. August, und sein Tod bringt einen Stillstand in den Ereignissen hervor. Zu No. 8. In der Sitzung der historischen Section am 26. October sprach der Provinzial-Archivar Herr Dr. Grünhagen über die Entstehungszeit der hiesigen Kirchen zu Maria Magdalena und Elisabet. Bezüglich der ersteren widerlegte er die Anführung Ehrhardt’s in seiner „Presbyterologie“, welcher einen gewissen Johannes de Namslavia unter dem Titel eines plebanus ad St. Mar. Magdal. schon in Urkunden aus den Jahren 1205, 1213 und 1226 gefunden haben will; er wies nach, dass Urkunden jener Zeit weder einen derartigen vom Geburtsorte her- genommenen Zunamen wie de Namslavia, noch auch den Titel plebanus kennen. Ferner interpretirte er eine Stelle aus der Sandstiftschronik vom Jahre 1226, welche die älteste Erwähnung der Maria Magdalenenkirche enthält, abweichend von der bisher üblichen Erklärung, dahin, dass in jenem Jahre Bischof Lorenz die von den Augustinern tauschweise erwor- bene Adalbertkirche den Dominikanern übergeben habe, jedoch ohne die bisher an dieser Kirche haftenden Parochialrechte. Vielmehr habe der Bischof diese einer neu zu gründenden Kirche vorbehalten, nämlich eben der Maria Magdalenenkirche, deren Bau dann in die Zeit von 1226—1232 (dem Todesjahre des Bischofs Lorenz) fallen würde. Ihre jetzige Gestalt der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 207 hat sie durch vergrössernde Umbauten im XIV. und XV. Jahrhundert erhalten. Bezüglich der Elisabetkirche ging der Vortragende von einer Stelle der Urkunde -vom 26. Februar 1253 aus, in welcher die parochia beate Elizabet dem Orden der Kreuzherren zu St. Matthias geschenkt wird. Der Ausdruck parochia muss nach der Meinung, welche er näher begründete, hier nothwendig in der Bedeutung von ecclesia parochialis, Pfarrkirche, auf- vefasst werden, und wir haben dann hier den nicht ungewöhnlichen Rechts- act der Incorporation einer Kirche an ein Kloster vor uns. Eine solche wäre aber, schloss er weiter, undenkbar gewesen, wenn die Bürgerschaft und nicht einer der Fürsten die Kirche erbaut hätte. Ebenso zwingt die urkundlich beglaubigte Thatsache, dass die Kirche eine eigene Dotation und eine besondere Pfarrwohnung hatte, dass also bei ihrer Gründung an eine Incorporation derselben nicht gedacht worden war, mit der Erbauung einige Zeit vor 1253 zurückzugehen, und eine Reihe von Schlüssen macht es wahrscheinlich, dass die Bauzeit der Kirche in die Jahre 1241--1248 falle, wo dann Herzog Boleslaw sie in dem von ihm 1241 als deutsche Stadt gegründeten Breslau erbaute, und mit Rücksicht auf die hauptsäch- lich aus Thüringen herberufenen Colonisten zu Ehren einer thüringischen Fürstin, der 1235 heiliggesprochenen Elisabet, weihen liess. Die bisherige Tradition, welche die Kirche in den Jahren 1253—57 erbauen liess, und auf Grund deren noch 1857 das 600 jährige Jubiläum der Kirche gefeiert worden ist, wurde dann im Einzelnen kritisch be- trachtet und zu widerlegen gesucht. Die Verdienste zweier anderer Historiker, Schmeidler’s, welcher über die beiden hier besprocheuen Kirchen gründliche und umfassende Schriften verfasst, und Luchs’s, welcher bezüglich der Elisabetkirche zuerst der Ueberlieferung kritisch gegenübergetreten ist, wurden im Laufe des Vortrages wiederhoit rühmend anerkannt. Zu No. 9. In der Sitzung am 23. November hielt der Secretair der Section einen Vortrag über den plastischen Bau von Böhmen und Mähren, sowohl in Beziehung auf Geschichte überhaupt, als auch und insbesondere auf den preussisch-österreichischen Krieg des gegenwärtigen Jahres. Er leitete diesen Gegenstand damit ein, dass er im Allgemeinen die Berichte beurtheilte, die über den letzten Krieg erschienen, und dass er hauptsächlich gewisse Grundfehler bezüglich der geographischen Auffassung Böhmens nachwies, die in einem grossen Theile derselben enthalten seien. Unter ihnen mache sich besonders einer bemerklich, der selbst noch in grösseren Werken vorkomme, die sonst gerechte Ansprüche auf den Ruf 208 Jahres-Bericht der Wissenschaftlichkeit machen, der Fehler nämlich, dass Böhmen ein- fach und kurzweg als ein Becken- oder Kessel-, als ein Gebirgskessel- Land bezeichnet werde. Ein solches ist es aber nicht, wie wiederholt früher schon dargethan worden, denn es fehlen ihm die. nothwendigen Eigenschaften dazu, die darin bestehen, dass 1) das Innere eines Landes eine einzige grosse, wirklich kesselförmig gestaltete, nach der Mitte zu am tiefsten ausgehöhlte oder durch eine wagerechte Ebene geschlossene Senkung, und dass 2) dieses derartige Innere ringsum ohne Unterbrechung von einem merklich erhöhten Rande eingeschlossen sei. Vielmehr ist Böhmen, im Grossen und Ganzen betrachtet, ein von verschiedenen, nicht durehgehends enggeschlossenen und hochaufragenden Gebirgen und gebir- gigen Erdanschwellungen umgebenes, in seinem Innern vorherrschend un- ebenes und von Nordost nach Südwest ansteigendes Stufen- oder Terrassen- Land, für welches die Bezeichnung „Kesselland‘“ höchstens nur in sofern Sinn und Wahrheit hätte, als es hier und da verschiedene, nicht sehr aus- gedehnte Kesselsenkungen enthält. Wenn nun aber einige Abschnitte der einschliessenden Erhebungen den Charakter eines merklich erhöhten und enggeschlossenen Randgebirges entbehren, so sind gerade sie dadurch im Verhältnisse Böhmens zu dem Auslande höchst einflussreich geworden; denn gerade hier hat die Natur durch Pässe eine Menge Wege nach aussen und von den Nachbarn her nach dem innern Lande gewiesen, und diese sind jetzt fast überall durch grosse Verkehrsstrassen bezeichnet, die sich über und durch die Grenz- wälle hindurchwinden. Bei der Westgrenze ist die Wichtigkeit solcher Beziehungen bereits in einem früheren Vortrage („Der Böhmerwald in seiner geographischen Eigenthümlichkeit und historischen Bedeutung“) dargethan worden; daher wurde diesmal hauptsächlich der Nord-, Ost- und Südgrenze Aufmerksamkeit geschenkt. Aus der Betrachtung der Be- schaffenheit des Lausitzer Gebirges, der Depressionen und Pässe der Su- deten zwischen dem Riesengebirge und dem Südende der Grafschaft Glatz, sowie der dem Böhmerlande ähnlichen und ihm besonders im Osten leicht zugänglichen terrassenartigen Gestaltung Mährens ergab sich, dass in neuerer Zeit die von der Moldau östlich gelegene Hälfte Böhmens die bei Weitem wichtigere für Krieg wie für Frieden sei. Die Beweise dafür wurden meist aus den Kriegen Friedrich’s des Grossen und aus dem diesjährigen preussisch-österreichischen Kriege entnommen. Zu No. 10. In der Sitzung am 7. December erörterte Herr Director Schück die Unruhen in Schlesien, namentlich der Weber, in und nach dem Jahre 1793 und die Maassregeln zu deren Beseitigung. Das Mercantil-System Friedrich’s des Grossen hatte den Leinwand- handel, die Quelle vielen Wohlstandes in Schlesien, untergraben, das der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 209 Ausland, namentlich Irland, trat in Concurrenz, und die Leichtfertigkeit, ja der Betrug bei Anfertigung der Waaren, war noch mehr Ursache, den Markt für schlesische Leinen zu verkümmern. So wurde die Handels- Conjunetur für Schlesien ungünstig; die Weber aber glaubten, es sei nur der böse Wille der Kaufleute hierbei thätig, und leiteten den Druck, unter dem sie litten, auf diese Quelle zurück. Dazu kamen unvorsichtige Reden einzelner Kaufleute, so dass der Unwille der Weberbevölkernng sich steigerte, ohne jedoch sich weiter als bis zum blossen Tumultuiren zu erheben. Gleichzeitig waren aber von anderer Seite Placate, Flug- blätter gegen Regierung, Adel und Geistlichkeit verbreitet worden, welche aus Schadenfreude, Neugier, Scandalsucht eifrigst gelesen, ja sogar in Wirthshäusern von Schullehrern vorgelesen wurden. Dagegen liess nun der Minister Graf von Hoym Androhungen und Strafverfügungen ergehen, segen die aufrührerischen Weber aber, die daheim mit Stöcken bewaffnet auftraten, Soldaten marschiren. Der Minister ging so weit, gegen die Verbreiter jener Placate und Libelle den Tod anzudrohen; es kam aber zu keiner Hinrichtung; dagegen wurden die gegründeten Beschwerden der Weber über den von Kaufleuten segen sie geübten Druck untersucht und ihre Beseitigung anbefohlen. Privatleute, z. B. der Kaufmann Zippel in Schmiedeberg, Lachmann in Greiffenberg, traten selbst thätig helfend ein und thaten mehr als der Minister, der die dargebotene Hilfe so verelausulirte, dass sie nicht an- nehmbar war. Doch half der Strassenbau im Gebirge, und Friedrich Wilhelm 1I. liess aus Preussen Flachs kommen, der wohlfeil verkauft wurde. Der König selbst war für freien Handel, aber das allgemeine Geschrei war dagegen, und statt durchzugreifen, gab er nach. Unterdess waren die Aufstände der Handwerker in Breslau vorge- kommen, die ausser allem Zusammenhang mit jenen Unruhen standen und auch nicht Bezug auf die französische Revolution hatten. Der Minister aber hatte grosse Furcht vor dieser und suchte auf alle Weise, auch durch sehr unzweckmässige Censurmaassregeln gegen Leihbibliotheken und Lesezirkel, den bösen Geist zu beschwören. Richtiger erkannte die Kammer zu Gross-Glogau die Lage der Dinge, und von dort, wie von einzelnen Männern, Räthen unter Hoym, ging die Vorbereitung zu den angemessenen Maassregeln aus, welche in den ersten Regierungsjahren Friedrich Wilhelm’s IIl. das vorbereiteten, was später zur Umgestaltung der ganzen Staatsverhältnisse führen sollte. 14 NV Bericht über die Verhandlungen der Section für Obst- und Gartenbau im Jahre 1866 von Kaufmann und Stadtrath E. H. Müller, zeitisem Secretair der Section. _ Die Section für Obst- und Gartenbau der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur hat im Jahre 1866 — 8 Sitzungen gehalten. Die erste Sitzung am 14. Februar eröffnete der für die neue Etats- Periode wieder erwählte Secretair mit dem an die anwesenden resp. Mit- glieder gerichteten Ersuchen, ihn in seinen Bestrebungen für fortschreitende Leistungen und das dadurch bedingte fernere gemeinnützige Gedeihen der Section thäatig zu unterstützen, welche Bitte er an dieser Stelle auch den auswärtigen resp. Mitgliedern ausspricht; derselbe theilte demnächst den Generalbericht mit, welcher dem verehrlichen Präsidium der Schle- sischen Gesellschaft über die Thätigkeit dieser Section im Jahre 1866 überreicht worden war, und legte eine Abbildung der von Gebrüder Born in Erfurt gezüchteten neuen carmoisinrothen, gefüllten Zwerg-Winter- Levkoje vor, von welcher dieselben das !/, Loth Samen zum Preise von 10 Thlr. offeriren. Hieraus fand sich Veranlassung zu Aeusserungen über die vor nicht langer Zeit auch von Erfurt her zu sehr hohen Preisen angebotenen Samen der Sanvitatia procumbens fl. pl., welche sämmtlich da- hin gingen, dass hierorts schon seit vielen Jahren, und in verschiedenen Gärten, einzelne oder mehrere Pflanzen dieser Species mit gefüllten Blu- men vorgekommen sind, die von diesen erhaltenen und wieder ausge- säeten Samen aber entweder gar keine, oder doch nur abermals eine äusserst geringe Anzahl Pflanzen mit gefüllten Blumen lieferten; die mei- sten gefüllten Blumen wurden auf sehr humusreichem, schwerem Lehm: 14* m ee N ' I | j 1% 14 ‚A y Al 1} 13 rt ! ne Bi a cr Bei 1 Fon RE Der ae ee a An nn Ten EC un 212 Jahres-Bericht boden und auf leichtem, lehmigem Sandboden, wenigere dagegen auf ge- wöhnlichem guten Gartenboden beobachtet, so dass zur Erreichung ceon- stanter Füllung der Blumen dieser Pflanze weitere Culturversuche und die Untersuchung der Samen auf etwaige äussere Unterscheidungszeichen sich sehr empfehlen dürften. Zum Vortrage gelangte hierauf eine von Herrn Hofgärtner Peicker in Rauden OS. eingesendete und weiterhin zu allgemeinerer Kenntniss gebrachte Abhandlung über die Cultur der Zwerg-Banane, Musa Caven- dishii Paxt. (M. chinensis Sweet.), als Wasserpflanze. Der Secretair knüpfte hieran noch die Bemerkung, wie er sich überzeugt habe, welche ausser- ordentlich günstige Erfolge Herr Hofgärtner Wendland in Herrenhausen bei Haunover dadurch auch an verschiedenen Palmen erziele, dass er den Gefässen, in welchen sich dieselben befinden, entweder Untersätze giebt, welche mit Wasser gefüllt erhalten, oder auch dieselben mit dem Topf- boden in die Bassins für Wasserpflanzen gestellt werden, und wie Herr Wendland bereits vor längerer Zeit veröffentlichte, sich für diese Cultur besonders eigenen: Attalea Cahune Mart., Calamus micranthus Blume, Cera- tolobus glaucescens Blume, Corypha elata, Elais guianensis Jacq., Euterpe oleracea Mart., Lattania Commersoni Mart. und L. rubra Hort. Berol., Livistonia Jen- kinsii Griff., Mazximiliana regia Mart., Oreodoxa regia Knth., Raphia Rufa Mart., Verschafeltia princeps Wendl., Regelia princeps Cat. Versch., Zalacca edulis Blume, sowie alle Arten von Bactris, Desmoncus, Iriartea, Licuala, Martinetia und T’hrinax. Herr Handelsgärtner Guillemain nannte ausser diesen noch Carludowica latifolia und einige Pandanus-Arten als für diese Cultur vortheilhaft empfänglich und bestätigte, dass in Herrenhausen schon in früheren Jahren Musa Cavendishii mit ausgezeichnetem Erfolge ebenfalls als Wasserpflanze cultivirt worden sei. Derselbe führte beiläufig noch an, dass im Allgemeinen solche Pflanzen, welche durch grosse Blätter viel Feuchtigkeit consumiren, bei höherer Temperatur der Luft und des Wassers, wenn auch nicht eigentliche Wasserpflanzen, dennoch im Win- ter im Wohnzimmer sehr wohl zur Cultur als solche geeignet zu unter- halten sind und hier besonders lungenleidenden Personen empfohlen sein dürften; Herr Guillmain bezeichnete als dergleichen Pflanzen u. a. die Sirelizia-, Alocasia- und Colocasia-Arten, überhaupt die meisten aus der Familie der Aroideae.e In Gefässen im Zimmer ceultivirt, müssen diese Pflanzen jedoch reichlich Wasser und einen guten Wasserabzug durch Drainage mit Torf- und Holzkohlen-Brocken und kleinen Steinen erhalten: unter solchen Verhältnissen vegetirt z. B. auch Musa Cavendishii in jedem Boden, jedoch besonders kräftig, wenn demselben gut verrotteter Kuh- dünger beigemischt wurde. Noch wies derselbe darauf hin, wie es ohn- längst wiederum einem französischen Gärtner hierorts gelungen sei, durch die kolossalste Marktschreierei manche Käufer anzulocken und bei fabel- haft hohen Preisen auf das ärgste zu täuschen; so z. B. habe derselbe der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur., 213 nach vorhandenen Bildern, Rosen mit unglaublichen Farbenzusammen- stellungen zum Verkauf geboten, auch Acer striata unter dein Namen Styphelia purpurea, ja sogar Aesculus- und Pavia-Sämlinge als Maronnier de la Nouvelle Hollande mit essbaren Früchten, und Yucca gloriosa als roth und himmelblau blühend, ferner Pfirsiche auf Mandel veredelt, welche Unter- lage unsere Winter nicht aushält, sowie allerdings sehr üppig gewachsene und gut gezogene Birnbäumchen, aber mit der Bezeichnung „Belle An- gerine“ versehen, welche Sorte, wie bekannt, jedoch ein äusserst kümmer- liches Wachsthum besitzt und nur aus einem in einen Wildling oculirten Fruchtauge bei angemessener Wartung die zwar bis 8 Pfd. schwere, aber nichts weniger als edele Frucht liefert, welche in Paris das Stück mit 2—3 und mehr Franes gekauft wird; um so mehr sei zu beklagen, dass solche Leute immer noch leichtgläubige Käufer bei Preisen finden, welche um Hunderte von Procenten höher sind als diejenigen. welche man oft genug als ganz exorbitant bezeichnet für in hiesigen Handelsgärtnereien unter Garantie der Echtheit zum Verkauf gestellte Pflanzen. In der zweiten, am 4. März abgehaltenen, Sitzung wurde Herrn Director Inkermann für durch ihn über für den Obst-Baumschulgarten der Section gemachte Einnahmen und Ausgaben gelegte, durch Herrn Goldarbeiter Herrmann nach den Belägen und in caleulo geprüfte und richtig befundene Rechnung pro 1865 Decharge ertheilt und der Dank für gehabte Mühwaltung ausgesprochen. Eine briefliche Mittheilung des leider seitdem verstorbenen, um die Verbreitung der Obstbaumzucht sehr wohlverdienten Gutspäachters Herrn Grodke zu Bilawe bei Carolath brachte zur erfreulichen Kenntniss, dass es demselben nach jahrelangen vergeblichen Bemühungen doch endlich gelungen sei, auch unter den kleineren Grundbesitzern seiner Umgegend einen regeren Sinn für den Obstbau zu erwecken, welcher sich durch vermehrte Anpflanzungen junger edler Obstbäume und Veredlungen auf Bäume sehr geringer Obstsorten und Wildlinge bethätige; diesen Sinn seinerseits thunlichst weiter- zu heben, sei er solchen kleinen Grundbe- sitzern nicht allein willig zu Rathe, sondern überlasse denselben auch zu äusserst geringen Preisen junge edle Obstbäume und den Aermeren unter diesen gratis, Wildlinge und Edelreiser. Dem gleichzeitigen Gesuch des Herrn Grodke, ihn bei dem gegenwärtigen Mangel an letzteren mit solehen zum bezeichneten Zwecke aus dem Garten der Section zu unter- stützen, wurde daher gern und in thunlich reichem Maasse entsprochen. Gelegentlich der dritten Sitzung am 9. Mai übergab der Seere- tair das schon in einer früheren Sitzung durch Herrn Prof. Dr. Ferdinand Cohn besprochene Programm für die vom 22. bis 25. Mai 1866 zu Lon- don stattfindende internationale Gartenbau-Ausstellung und damit verbun- denem Congress; dasselbe wies u. a. die erhebliche Anzahl von in Summa 248 Propositionen für Leistungen aus allen Fächern der Gartenkunst, des 314 Jahres-Bericht Obstbaues und der mit denselben in Verbindung stehenden Industriezweige zur Preisbewerbung und hierfür 716 Preise in Höhe von 10 Schilling bis 30 Pfd. Sterling, im Gesammtwerthe von 2500 Pfd. Sterling (ea. 16,700 Thlr.) nach. Auch theilte der Secretair mit, dass, anlässlich einer durch ihn von Herrn Hofgärtner Jäger in Eisenach für die hiesige städtische Pro- menaden-Verwaltung bezogenen grösseren Partie Stämmchen der Gleditschia Triacantha L., derselbe über diesen mit zierlich doppeltgefiederten Blättern versehenen, zu der grossen Familie der Leguminosae (hülsenfrüchtigen Pflan- zen) gehörenden nordamerikanischen Baum sich dahin äusserte, dass ihm derselbe schon bei einem Alter von 60 Jahren 2 Fuss breite Bretter als Meubles-Nutzholz geliefert habe, welches nebst dem Nussbaumholz wohl das beste, von einer bei anderen dergleichen Nutzhölzern wohl nicht be- kannten Härte und von heller, jedoch mehr orangegelber Mahagonifarbe sei, daher auch zu Culturen in grösserem Umfange recht angelegentlich empfohlen zu werden verdiene. Während der am 24. October stattgehabten fünften Sitzung prä- sentirte der Öbergärtner der hiesigen städtischen Promenaden, Herr Lö- sener, ein monströses, über 3 Pfd. schweres Exemplar der Mormonen- Kartoffel, welches auf dem Gute Költschen bei Reichenbach i. Schl., dem Herın v. Löbbecke gehörig, gewonnen war. Diese von Letztgenanntem aus Rio de Janeiro bezogene Kartoffel-Sorte, von hellrother Farbe und ge- wöhnlich nierenförmiger Gestalt, soll zwar einen ausserordentlich reichen Ertrag gewähren, jedoch wegen sehr geringen Amylum-Gehalts nur zur Futterung geeignet sein. Auch legte der Secretair einen mit 19 voll- kommen ausgebildeten Samenkapseln besetzten Fruchtstand der Paulownia imperialis Sieb. et Zucc. vor, welchen derselbe gelegentlich seines Be- suches des besonders durch seltene und schöne ausländische Bäume und Sträucher, namentlich Coniferen, gezierten und wohlbekannten Gartens des Herrn Hof-Buchdrucker Haenel zu Magdeburg, der Güte dessen Besitzers zu verdanken hatte; dort, wie, nach Versicherung des Herrn Geheimen Rath Prof. Dr. Goeppert, auch in dem hiesigen Königl. botanischen Garten, wird dieser Baum schon seit Jahren nicht mehr gegen Frost ge- schützt und hatte in diesem Jahre reichlich seine in grossen, aufrecht- stehenden Endrispen versammelten, schönen und wohlriechenden, matt- rosa-violetten, inwendig braun punktirten Blumen entfaltet, auch Tausende von Fruchtkapseln angesetzt, deren Samen konnten aber an beiden Orten ihre volle Reife nicht erlangen. So, wie die am 25. Juli abgehaltene vierte Sitzung fast nur in- neren Angelegenheiten der Section gewidmet war, welche auch Theile der Zeit der vorangegangenen und folgenden Sitzungen beanspruchten, galt die am 7. November abgehaltene Sechste Sitzung fast lediglich der Berathung darüber, ob über- haupt und in wie weit, sich die Section an der im Jahre 1567 zu Paris der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 315 statthaben sollenden internationalen Industrie-, Pflanzen- und Frucht-Aus- stellung in Beziehung auf letztere, sowie an der Herstellung eines mit dieser in Verbindung zu bringenden sogenannten Preussischen Garten be- theiligen möge? — Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preuss. Staaten zu Berlin hatte durch seinen General-Secretair, Herrn Prof. Dr. Koch, das Ersuchen an die Section gestellt, den hiesi- gen Verein für Gärtner und Gartenfreunde aufzufordern, mit ihr gemein- sam dahin zu wirken, dass eine zu erhoffende Beschickung jener Ausstellung und Einsendungen zur Bepflanzung des gedachten Gartens aus schlesischen Gärtnereien als ein Einheitliches erfolge. Aufgefordert durch die Section, welche gern bereit gewesen war, diesem Wunsche nach Möglichkeit zu entsprechen, wohnte ein Theil des Vorstandes und einige Mitglieder letzt- genannten Vereins dieser Sitzung bei. In derselben wurde zunächst durch den Secretair der Section das Programm für die in Aussicht genommene Pariser Ausstellung, soweit solches zur Zeit überhaupt bekannt gegeben war, und ein Schreiben des Herrn Prof. Dr. Koch vorgetragen, betreffend die Herstellung des Preussischen Gartens und die Einsendungen der für diesen und für die Ausstellung selbst bestimmten Pflanzen. Konnte man sich hiernach auch nicht verhehlen, dass mannigfache Umstände vorhanden wären, unter denen eine selbst nur theilweis siegreiche Concurrenz der auch von dem Ausstellungsorte so beträchtlich entfernten Gärtnereien Schlesiens mit denjenigen besonders Seitens Frankreichs, Englands, Hollands und Belgiens schwer gedacht werden könne, so war man doch andererseits der Meinung, dass schlesischer Gärtner-Fleiss und Kunst bei jenen Ver- anlassungen dennoch und um so eher vertreten seien mögen, als diese we- nigstens in Bezug auf Ananas-Cultur, Obstfrüchte und einige Gemüsearten nicht eben jede Concurrenz zu scheuen haben dürften. Die sich hierdurch zu erkennen gegebene Geneigtheit für Betheiligung gab dem anwesenden Präses des Schlesischen Gesellschaft, Herrn Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Goeppert, Veranlassung zu dem allseitig gern angenommenen Vorschlage: demnächst durch eine aus Mitgliedern beider Vereine zu erwählende ge- “ mischte Commission über die Art und Weise berathen und beschliessen zu lassen, in welcher unter Berücksichtigung der vorläufig gestellten Anträge eine einheitliche Betheiligung an beiden Unternehmungen herbeizuführen sein könne. Auf Einladung des Secretairs der Section trat diese combi- nirte Commission am 4. December zur Berathung zusammen und wurde darüber schlüssig, die beiderseitigen Mitglieder und hervorragende andere Gartenbesitzer und Gärtner Schlesiens, nicht allein durch die hiesigen po- litischen und ökonomischen Zeitungen wiederholt, sondern auch durch besondere Cireulaire, welche die wichtigsten Bestimmungen und sämmtliche Preisbewerbungen der in 14 Perioden vom 1. April bis 31. October 1867 dauern sollenden Ausstellung, ebenso auch Näheres über die beabsichtigte Einrichtung des mit derselben in Verbindung zu bringenden Preussischen et 216 Jahres-Bericht Gartens enthielten, zur Beschiekung beider mit ihren Gartenproducten, als Obst, Gemüse, Pflanzen, Sämereien ete. aufzufordern und dieselben zu- gleich zu ersuchen, event. ihre Geneigtheit dafür und die Gegenstände der beabsichtigen Einsendungen der Section für Obst- und Gartenbau mit Schluss des Jahres zu weiterer Veranlassnng bekannt zu geben. Die siebente Sitzung am 21. November bot zu Nachstehendem Gelegenheit. Zunächst theilte der Seeretair ein Schreiben des Lehrers Herrn Oppler in Plania, Secretair des Ratiborer Gartenbau-Vereins, mit, aus welchem an dieser Stelle hervorgehoben sein möge, dass die Neigung für Obsteultur auch in dem Ratiborer und den an diesen grenzenden Kreisen unter den kleinen Ackerbesitzern und den Privaten der Städte, ohnerachtet der oft ungünstigen klimatischen und Boden- Verhältnisse, dennoch in erfreulicher Weise Fortschritte mache; es erweise sich dies aus den sich bei den bezeichneten Kreis- Einsassen mehrenden Obst- baum-Anpflanzungen, wie auch daraus, dass selbst ganz schlichte Land- bewohner sich bestreben, Kenuntniss der für den Anbau geeignetsten Sor- ten und diese selbst auch unter richtiger Bezeichnung zu erlangen; leider stehe letzterem allerdings oft der Umstand entgegen, dass die Mehrzahl der offieiellen und etwaiger Dominial- Obstbaumschulen ohne genügende Sachkenntniss, Eifer und Ordnung unterhalten werde, was denn auch Grund für einen geringen Erfolg des Betriebes in Bezug auf den Absatz sei, über welchen sieh solche beklagen. Ferner berichtet Herr Oppler, dass auch in dem Ratiborer und diesem benachbarten Kreisen die noch in der letzten Hälfte des Monat Mai eingetretenen Fröste die Blüthen der Obstbäume vernichteten, spätere Stürme den grössten Theil des in sehr geringer Menge gemachten Fruchtansatzes herabwarfen und hierdurch die Obsternte, namentlich diejenige von Aepfeln, fast auf Null reduzirten, und führt weiter an, dass in seiner Gegend Birnen und Pflaumen überhaupt häufiger angebaut würden als Aepfel, als besonders bemerkenswerth aber, dass in diesem Jahre die wenigen übrig gebliebenen Früchte von „‚Schwartz’s Blut-Reinette“, ebenso wie in dem vorangegangenen Jahre die „Winter- Dechants-Birne‘‘, schon vom Baume geniessbar waren, auch der Wein fast überall gut gerathen und in seinem Garten der „blaue Malvasier‘“ schon in der Mitte des September vollständig reif gewesen sei; derselbe knüpft jedoch hieran das Bedauern, dass viele Besitzer von Weinspalieren, ja sogar Gärtner auf den Dominien, immer noch nicht von dem grossen Fehler abzubringen sind, die Trauben durch zu starkes Abblatiten gar zu frei zu legen, und spricht sich ferner aus über den reichen Ertrag und die vorzügliche Güte der ihm bei der durch die Section in diesem Jahre vollzogenen Gratis-Vertheilung von Sämereien u. a. zu Theil gewordenen Erbsensorten: „Non plus ultra, Woodford green und Neue engl. grosse Brech-Zucker-“, aber auch darüber, dass die Schuljugend seines Ortes die aus den von ihm geschenksweise erhaltenen Blumensamen erwachsenden der Schles, Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 217 Pflanzen gut pflegt, mit deren Blumen in der Stadt einträgliche Geschäfte mache, diese nützliche Betriebsamkeit aber mehr und mehr einem schäd- lichen Müssiggange steuere. Beiläufig führt Herr Oppler das factische Curiosum an, dass in seiner Gegend die Sonnenblume (Helianthus annuus L.) sehr häufig in der Nähe der ländlichen Wohnungen cultivirt werde, weil man der Meinung sei, dass dieselbe der Gesundheit schädliche Miasmen absorbiren und durch deren Anpflanzung dort das Fieber beseitigt würde, wo es sonst dauernd geherrscht habe, und erwähnt endlich noch, dass das Schloss Rogau im Oppelner Kreise, dem Grafen v. Haugwitz gehörig, mit baumstarkem Epheu fast überwachsen sei, und das dem Grafen Seherr-Thoss gehörige Schloss Dobrau bei Ober-Glogau grossartige, nach Angabe des Fürsten Pückler-Muskau ausgeführte Parkanlagen besitze; letzterem trat Herr Garten-Inspector Stoll mit Zweifeln entgegen, da nach seinem Wissen der Plan zu diesen vortrefflichen Parkanlagen von Herrn Garten-Inspeetor Petzold in Muskau, einem würdigen Schüler des in diesem Fache so berühmten Fürsten Pückler, entworfen und aus- seführt wurde. Aus einem zur Mittheilung gelangten Briefe des Garten -Inspector Herrn Becker in Miechowitz wurde vernommen, dass auch dort und in weiter Umgegend die diesjährige Obsternte durch die schon oben erwähn- ten Witterungs-Verhältnisse sehr bedeutend beeinträchtigt worden ist, so zwar, dass selbst die bis zu Eintritt derselben in reichstem Blüthenschmuck gestandenen sehr zahlreichen wilden Birnbäume nicht einmal genügende Früchte trugen, um den Samen zur Anzucht der für die Dominial-Baum- schule erforderlichen Wildlinge in ausreichender Menge zu liefern. Herr Hofgärtner Schwedler in Slawentzitz machte die briefliche Mittheilung, dass er in diesem Jahre das schon öfter empfohlene Ver- fahren versucht habe, feinkörnigen, von Staub gereinigten Steinkohlengrus zur Anzucht von Stecklingspflanzen in Anwendung zu bringen; dieser Ver- such sei von dem günstigsten Erfolge begleitet gewesen, der durch Be- nutzung dieses Materials entstandene, gewiss sehr zu beachtende Vortheil bestehe darin, dass dasselbe das sonst so leicht und häufige Eintreten der Fäulniss der Stecklinge sehr wesentlich hindere, dagegen aber deren Be- wurzelung ausserordentlich fördere. Zugleich empfahl derselbe für einen vortrefflichen Effect hervorbringende Gruppenpflanzungen die beiden Ama- ranthaceen: Plectranthus Verschaffeltü und Achyranthus Verschafeltii, sowie zur Herstellung moderner Blumen- resp. Pflanzen-Parterres die neuen buntlaubigen Species der Althernanthera, als: amoena, paronichivides, spathu- jata und versicolor, welche sich leieht durch T'heilung und Stecklinge ver- mehren und bei 8 bis I1 Grad Wärme überwintern lassen, vorzüglich in Verbindung mit deu silbergrau-blätterigen Ajuga reptans und A. rept. fol. variegata, Centaurea Cineraria (C. candidissima) und C. gymnocarpa, Üerastium Biebersteini, Koniga variegata, Gnafalium lanatum und Leucophylla Brownii, | | 218 Jahres-Bericht welche ebenfalls leicht vermehrt und bei 3 bis 5 Grad Wärme überwintert werden; ausserdem empfehlen sich diese Pflanzen aber noch sämmtlich zu niedrigen Einfassungen. Herr Schwedler erwähnte hierbei einer von ihm arrangirten, 2 Quadratruthen grossen, höchst imposanten Gruppe, zu- sammengestellt aus nur buntblätterigen Pflanzen, unter denen sich auch der neue weissbandirte japanische Mais, obschon er nicht die versprochene Höhe erreichte, vortheilhaft auszeichnete, und gab Nachricht davon, dass er wohlgelungene Befruchtungsversuche mit Lilium lancifolium und dem neuen, sehr beachtenswerthen Lilium auratum gemacht habe. Eingesendet waren von Herrn Kunstgärtner Grunert in Drzazgowo Blüthenzweige der allzuwenig cultivirten Adhadota Vasica Nees. (Justicia Adhadota L.), eines ceylonischen Strauches, welcher im Kalthause in freien guten Gartenboden gepflanzt eine Höhe bis zu 16° erreicht und durch seine grossen, weissen, inwendig purpurlinürten, mit rostfarbenen Flecken bestreuten, in eine Aehre versammelten, zahlreichen Blüthen vom Juni bis in den Spätherbst erfreut. Es waren diesen noch mit Früchten be- besetzte Zweige des Ficus stipulata 'Thb. (F. scandens Lam.) beigegeben, welche die, dieser Pflanze eigenthümliche, merkwürdige Erscheinung er- wiesen, dass, wenn ältere Exemplare Fruchtzweige treiben, an diesen bei Weitem grössere und anders geformte Blätter erscheinen, als man solche an dieser Species in unsern Warmhäusern zu sehen gewöhnt ist; der Unterschied in der Belaubung war ein so auffallender, dass selbst Männer von Fach die Behauptung aufstellten, es stammten diese Zweige nicht von der genannten, sondern von einer anderen Ficus-Species. Der Se- eretair nahm hieraus Veranlassung, von dem Einsender die Zusendung noch einiger solcher Fruchtzweige zu erbitten, an welchen der Uebergang der gewöhnlichen Blatt-Form und Grösse in die vorliegende möglichst deutlich zu ersehen sei; bereitwillig wurde auch diesem Ersuchen nach- sekommen, und in der Letzten Sitzung, am 12. December, konnten dieselben mit der Versicherung des Einsenders und dem auf mehrere Autoren und die eigene Erfahrung begründeten Gutachten des Herrn Geheimen Rath Professor Dr. Goeppert vorgelegt werden, dass diese Fruchtzweige in Wirklichkeit solche des Ficus stipulata sind, dem diese interessante Eigenthümlichkeit nachgewiesenermaassen allerdings eigen sei. In derselben Sitzung wurde beschlossen, auch im Frühjahr 1867 eine Gratis-Vertheilung von Sämereien und Obst-Edelreisern an die resp. Mitglieder der Section statthaben zu lassen, und ein von Herrn Hofgärtner Götz in Slawentzitz verfasster und eingesendeter Aufsatz: „Ueber Anpflauzung von Obstbäumen“ vorgetragen, von welchem wir weiterhin Kenntniss geben. Herr Handelsgärtner v. Dra- bizius legte noch die auf Zwergstamm gezogene Frucht von „Delice d’Hardenpont d’Angers“ vor, einer Birne, welche nicht nur ein schönes Ansehn, bei äusserst schmelzenden: Fleisch, einen sehr angenehm würzigen u der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 219 Geschmack, sondern auch den Vorzug einer bis in den Februar dauernden Haltbarkeit besitzt. Im Verlauf der abgehaltenen Sitzungen wurde auch der durch den Seeretair aufgestellte Geld-Etat pro 1866 der Section berathen und festgestellt, die hier im Anhange folgenden Berichte desselben über die im Frühjahr stattgehabte Gratis-Vertheilung von Sämereien und Obst-Edel- reisern an Mitglieder der Section und die statistischen Notizen mitgetheilt, der durch den Sections-Gärtner entworfene Plan für die diesjährige Be- stellung deren Obst-Baumschulgartens geprüft und gutgeheissen und die neuerschienen Lieferungen von „Le jardin fruitier du museum par J. Decaisne“, „Niederländischer Obstgarten von $. Berghuis, deutsch bearbeitet von Dr. C. de Gavere‘‘ und des „Arnoldi'schen Obsteabinet’s“ zur Kenntniss- nahme vorgelest und die in ersteren beiden Werken abgebildeten, in letzterem aber die aus Porzellanmasse nachgebildet enthaltenen Obst- früchte eingehender Besprechung unterworfen. In Ermangelung geeigneter Localität war die Section zu en auf- richtigen Bedauern auch in diesem Jahre ausser Stande, eine Ausstellung von Pflanzen und sonstigen Gartenerzeugnissen zu veranstalten, auch muss- ten die durch dieselbe getroffenen Vorbereitungen zur Beschiekung der zu Reutlingen in Würtemberg im Herbst dieses Jahres durch den Deut- schen Pomologen-Verein zu veranlassen beabsichtigten Obst-Ausstellung eingestellt werden, da dieser sich durch die inzwischen eingetretenen po- litischen Ereignisse zur Aufgabe derselben nothgedrungen sah. Dagegen hatte die Section Einem hohen Ministerium für die land- wirthschaftlichen Angelegenheiten eine in dem zeitherigen Umfange für Unterhaltung ihres Obst- Baumschulgarten gnädigst bewülligte Subvention auch in diesem Jahre zu verdanken. Die Bewirthschaftung des Seitens der Section erpachteten Gartens erfolgte nach dem hierfür festgestellten Plane unter Beaufsichtigung der Garten-Commission durch deren zeitherigen Gärtner und gewährte wegen der im Jahre 1865 vorgenommenen, wenn auch nur in sehr mässigem Umfange möglich gewesenen Erweiterung der Obst-Baumschule in Bezug auf Anzucht junger Stämmchen ein nicht unerheblich günstigeres Resultat als in den Vorjahren. Die ungünstigen Witterungsverhältnisse, namentlich des Frübjahrs, übten jedoch einen störenden Einfluss auf den Absatz. Einige Anlagen zu dem gegenwärtigen Bericht werden über den Betrieb unserer Obst-Baumschule nähere Nachweise bieten. Auch die nach unserem vorjährigen Bericht seit dem 1. October 1865 bis dahin 1867 vorläufig in Afterpacht genommene, ca. 6 Morgen grosse, hinter dem Park von Scheitnig gelegene Ackerparzelle wurde zur Anlage einer Obst-Baumschule in Cultur gebracht, indem schon im Laufe des Winters ca. 3 Morgen durch Rigolen und Planiren vorbereitet wurden, um im Frühjahr grösstentheils mit aus dem Garten der Seetion entnommenen u EEE rn Te nn en a u RU TR ET ET Tun u SW EEE De I 220 Jahres-Bericht und mit erkauften Obst-Wildlingen bepflanzt zu werden, während der Rest dieser Fläche und die weiteren ca. 3 Morgen Land Behufs Boden-Reini- gung und Auflockerung nur erst mit Kartoffeln bebaut und nach deren Abernte auch diese eirca 3 Morgen rigolt und planirt werden konnten. Bedauerlicher Weise haben die Kartoffeln (Frühe Johannis-), wie wohl fast aller Orten, auch hier einen nur sehr geringen Ertrag ergeben, da- gegen entwickelten die Obst-Wildlinge ein freudiges Wachsthum und ver- sprechen recht bald gute veredelungsfähige Unterlagen zu gewähren. Schon in unserem letzten Jahresbericht theilten wir mit, dass es den eifrigen Bemühungen namentlich der Mitglieder der Garten-Commission gelungen sei, ein nach Lage und Bodenbeschaffenheit für die zu erstrebenden weiteren Zwecke der Section geeignetes, der Commune Breslau gehöriges Terrain zu ermitteln, und zwar einen Theil der zu den Scheitniger Do- minial-Ländereien gehörigen sogenannten „‚Scheibe‘‘, dicht hinter dem Park von Scheitnig und angrenzend an die städtische Promenaden-Baumschule und die nach Schwoitsch führende neue Chaussee gelegen; dass ferner auf Ansuchen der Section ein hochverehrliches Präsidium der Schlesischen Gesellschaft es bereitwilligst übernommen habe, diese bezeichnete Area von den hiesigen städtischen Behörden zu unentgeltlicher Ueberlassung an ihre Section für Obst- und Gartenbau zum Zweck der Anlage eines Pomologischen und damit verbundenen Obst-Baumschul- und resp. Ver- suchs-Garten zu erbitten, und dass Anlass zu begründeter Hoffnung vor- handen sei, schon in unserem nächsten Berichte Kunde davon zu geben, dass durch die Munificenz der hiesigen hochlöblichen Communal-Behörden der Wunsch der Section erfüllt werden würde, sich für die Folge ein bedeutend grösseres Areal, als den bis jetzt in Pacht habenden Garten, für ihre weithin gemeinnützigen Zwecke gesichert zu wissen. Zu um so grösserer Genugthuung gereicht es uns nun, es hiermit dankbarst aussprechen und zu gewiss erfreuender Kenntniss unserer resp. Mitglieder bringen zu können, dass die seit lange erstrebte Erfüllung die- ses Wunsches nunmehr ihre Verwirklichung erreicht hat. Es empfing nämlich das Präsidium der Schlesischen Gesellschaft am 16. Mai 1866 folgende hochschätzbare Zuschrift: „Das Präsidium benachrichtigen wir auf den gefälligen Antrag vom 23. October v. J. nunmehr ergebenst, dass wir in Anerkennung und zur Unterstützung der gemeinnützigen Bestrebungen der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur im Einverständnisse mit der Stadt- verordneten-Versammlung beschlossen haben: der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zwar nicht den ganzen uns bezeichneten Theil der in der Dominial-Feldmark Alt-Scheitnig belegenen sogenannten Scheibe, jedoch die in dem sub voto rem. beigefügten Situations-Plane mit den Buchstaben e. d. e. f. g. e. bezeichnete Fläche von 15 Morgen 176 Q.-Ruthen, der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur, 321 ausschliesslich indess des in dieser Fläche begriffenen, in der Rich- tung von d. nach e. belegenen Dammes, unentgeltlich zur Anlage eines pomologischen Gartens vom 1. October 1867 ab, unter fol- senden Bedingungen: a) alle auf der gedachten Fläche von der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur und in specie von deren Section für Obst- und Gartenbau zu errichtenden baulichen Anlagen bedürfen vor deren Ausführung unserer Genehmigung, b) bei dem Aufhören des Instituts eines pomologischen Gartens auf dem vorgedachten Grundstücke bleiben zwar die auf demselben befindlichen baulichen Anlagen jeglicher Art, einschliesslich der Einhegungen und sämmtlicher Pflanzungen, Eigenthum der Schle- sischen Gesellschaft für vaterländische Cultur; allein die letztere ist alsdann verpflichtet, alle diese Anlagen und Pflanzungen so- fort auf ihre Kosten zu beseitigen und das Grundstück selbst der Stadtgemeinde Breslau unentgeltlich wieder zurückzugewähren, jedoch mit der Maassgabe zu überlassen, dass die unentgeltliche Ueberlassung ausser dem sub b. vorgesehenen Falle auf 30 Jahre vom 1. October 1867 ab erfolgt und den städtischen Behörden vor- behalten bleibt, eine weitere Prolongation von dem Erfolge dieses gemeinnützigen Unternehmens abhängig zu machen. Das Präsidium ersuchen wir ergebenst, sich über die vorstehenden Modalitäten der Ueberlassung des bezeichneten Terrains gefällig recht bald zu erklären. Breslau, den 9. Mai 1866. Der Magistrat hiesiger Haupt- und Residenzstadt. Hobrecht. Fintelmann. An das Präsidium der Schlesichen Gesellschaft für vaterländische Cultur, z. H. des Königl. Geh. Medieinal-Rathes und Professor, Ritter ete. Herrn Dr. Goeppert Hochwohlgeboren hier. I. 494. /66. Dass eine in so überaus liberaler Weise dargebotene, bedeutende Hülfe nur mit dem dafür ausgesprochen wärmsten Danke acceptirt werden konnte, bedarf wohl keiner weiteren Begründung; die Section wird durch diese Ueberweisung in den Stand gesetzt werden, um so eher und siche- rer das Ziel ihrer Bestrebungen zu erreichen, den Anbau edler, für unsere Provinz geeigneter Obstsorten unter nur richtiger Namensbezeichnung in ausreichenderem Maasse zu fördern und hierbei auch für Heranbildung tüchtiger Baumwärter und Obstbaumgärtner, welche für Schlesien noch CR rn \ 222 Jahres-Bericht ein dringendes, besonders für dessen Landwirthschaft nicht zu unterschä- tzendes Bedürfniss sind, mit Sorge tragen zu helfen; für Ersteres werden ihr schon die weiter oben angedenteten, hierauf gezielten Vorbereitungen von nicht geringem Nutzen sein. Dass aber hierfür der blosse Besitz von Grund und Boden nicht allein ausreichend sei, vielmehr auch nicht unerhebliche Geldmittel erforderlich wären zur unabweislichen Umfriedung jener Area, der gründlichen Um- arbeitung und Herrichtung ihres Bodens, der Einrichtung des Gartens selbst, wie auch seines ersten Betriebes, und endlich zur Anlage von Brunnen und der unbedingt nothwendigen Erbauung eines Gärtnerhauses nebst Garten-Wirthschaftsräumen, hatte die Section und mit ihr das Prä- sidium der Schlesischen Gesellschaft wohl erkannt; Wohldasselbe hat daher und auf Grund schon früher von hoher Stelle zweien Mitgliedern der Garten-Commission ausgesprochener Andeutung für Gewährung einer für den vorliegenden Fall ausreichenden Unterstützung, sich geneigtest bewogen gefunden, bei Einem Königl. Hohen Ministerium für die land- wirthschaftlichen Angelegenheiten um eine solche zur Ausführung jener Baulichkeiten etc. zu petitioniren. Zu Bekräftigung dieser Petition wurden in derselben die Erfolge der bisherigen Leistungen der Section und deren weitere Ziele so weit als thunlich dargelegt und in Beziehung auf letztere ein dem Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussi- schen Staaten auf dessen Ersuchen von dieser eingereichter, noch heute vollgültiger Bericht „Ueber den Zustand des Obstbaues in Schlesien“, welchen wir hier nachfolgend wiedergeben, sowie das erhaltene magistra- tualische Bewilligungsschreiben nebst Situationsplan für den anzulegenden pomologischen Garten und die Zeichnung zum Bau eines Gärtner-W ohn- hauses und dessen Baukosten- Anschlag beigefügt. Bei den inzwischen eingetretenen politischen Ereignissen konnte eine baldige Ueberreichung jener Petition jedoch nicht angemessen erachtet werden, musste vielmehr bis gegen den Schluss des Jahres ausgesetzt bleiben, und hierin dürfte wohl der Grund liegen, dass dieselbe nach äusserem Vernehmen zu unserem höchsten Bedauern weder jetzt, noch auch wohl in den nächsten Jahren irgend welche sichere Aussicht auf einen günstigen Erfolg zu erwarten haben soll. Findet diese Befürchtung ihre Bestätigung, so wird die Section, falls sie nicht Rückschritte thun will, dennoch in ihrem Vorhaben nicht ein- halten dürfen, sie wird vielmehr der weiteren Eniwickelung des Obst- baues, als eines für unsere Provinz hochwichtigen Landesculturzweiges, ihre Aufmerksamkeit und Kräfte um so eifriger zu widmen und um so ern- ster darauf Bedacht zu nehmen haben, andere Hilfsquellen aufzufinden, aus welchen es ihr möglich wird, die erbetene, aber nicht zu erlangen vermögende ausserordentliche Subvention Eines Königlichen Hohen Ministerü zu ergänzen; denn, hat die Section seit ihrem fast 20jährigen Bestehen schon der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 993 manche Schwierigkeiten mit Glück und zu allgemeinerem Nutzen zu über- winden, auch in den letzten Jahren auf einem äusserst beschränkten Raume eine demselben angemessene, vielfach anerkannt befriedigende Wirksam- keit zu üben vermocht, und ist ihr nun zu weiterer Ausdehnung derselben in solcher Anerkennung durch die Munificenz der hiesigen hochlöblichen städtischen Behörden jetzt sogar eine bedeutende Ackerfläche unentgelt- lich und unter den im übrigen liberalsten Bedingungen bestimmt zugesichert worden, so erscheint es uns geradezu umsoweniger denkbar, dass ein für seinen Beginn einerseits in so hohem Maasse begünstigtes, ausgedehnter werden sollendes, gemeinnützliches Unternehmen andererseits aus Mangel an den dafür benöthigten Geldmitteln nicht alsbald in seinem ganzen und vollen Umfange ins Leben zu rufen sein sollte, als die Section das Glück hat, unter ihren zahlreichen Mitgliedern selbst auch eine erhebliche An- zahl wohlhabender, dem Obst- und Gartenbau wohlgeneigter und intelli- genter Männer zu besitzen, von denen sich wohl erwarten lassen darf, dass sie demselben ihre hierzu förderliche Hilfe wohlwollend angedeihen lassen werden. Möge es uns vergönnt sein, wie im Allgemeinen, so auch im Beson- deren in der hier zuletzt beregten Angelegenheit im nächsten Berichte recht Befriedigendes mittheilen zu können. Die Zwerg-Banane, Musa Cavendishii Paxt. (M. chinensis Sweet.), als Wasserpllanze. Vom Herzogl. Hofgärtner 0. Peicker in Rauden 0/8. Obwohl die Cultur sämmtlicher, in deutschen Gärten bis jetzt am meisten verbreiteten Species von Musa eine sehr eiufache ist, und es als bekannt vorausgesetzt werden darf, dass dieselben, um zu besonders üp- piger Eutwickelung, Blüthe und Fruchtreife zu gelangen, ausser der ihnen erforderlichen Wärme und möglichst unbeschränktem Raume in kräftiger Erde, auch einen hohen Feuchtigkeitsgrad während ihrer Wachsthums- periode beanspruchen, so dürfte es doch weniger bekannt sein, dass diese Ptlanzengattung, auch als Wasserpflanze behandelt, nicht allein gedeiht, sondern auch zu ungewöhnlichen Dimensionen heranwächst, blüht und Früchte trägt. Es ist daher wohl Grund vorhanden, diese 'T'hatsache etwas näher zu erörtern und zu allgemeinerer Kenntniss zu bringen, was denn auch der Zweck nachstehender Zeilen sein soll. 924 Jahres-Bericht Ein hiesiger Herzoglicher Beamter, Herr $..., der nebenbei ein pas- sionirter Gartenfreund ist und unter Anderem auch ein ziemlich umfang- reiches Aquarium für tropische Wasserpflanzen unterhält, erhielt im Som- mer 1863 von mir ein kleines Exemplar von oben bezeichneter Zwerg- banane zu dem Zwecke, dasselbe zur Decoration für dieses Aquarium heranzuziehen, und in welcher Weise dieser Zweck über alles Erwarten erreicht wurde, wird aus Folgendem zu ersehen sein. | Zunächst wurde die kleine Pflanze, welche bis dahin in einem Ge- fäss von ca. 7” oberer Weite gestanden, in einen hölzernen Kübel von 15 Weite so verpflanzt, dass deren Erdballen ganz stumpf kegelförmig etwas über den Kübelrand herausragte und sodann, um eben einen eclatanten Versuch zu riskiren, ohne alles Weitere bis an den Wurzelhals ins Was- ser gestellt, dessen Temperatur während des Sommers zwischen + 20 bis 25 Grad Re&aumur betrug und im Winter nie unter + 15 Grad R. zu stehen kam. In den ersten 4 bis 5 Wochen schien es der Pflanze in diesem nas- sen Elemente nicht zu behagen, sie hing ermattet die Blätter und wuchs kaum merklich, bis endlich an der Oberfläche des Ballens, also im Was- ser, rings um die Pflanze eine Menge neuer, schön weisser Wurzeln sich zeigten, an denen sich wiederum zahlreiche feine Saugwürzelchen bildeten, und mit diesem Wurzelvermögen in gleichem Verhältniss die Vegetation auch nach oben rasche Fortschritte machte. Der gute Glaube, der Pflanze eine Wohlthat zu erweisen, führte hierin jedoch eine neue Unterbrechung herbei; es war nämlich nach einiger Zeit die Manipulation unternommen worden, sämmtliche im Wasser gebildeten Wurzeln nach dem Erdballen zurückzulenken und dort mit frischer Erde zu bedecken; die Pflanze nahm dies jedoch wiederum übel und machte in Folge dessen in Wachsthum und Blätterentwickelung so lange Pause, bis sie wieder hinreiehend neue Saugfederchen in das Wasser entsendet hatte. Im nächsten Frühjahr schien es indess doch gerathen, der Pflanze ein bedeutend grösseres Gefäss und mehr Erde zu geben, da nicht zu verkennen war, dass ihr ausser den aus dem klaren Wasser zugeführten Nahrungsstoffen auch noch andere, vermittelst kräftiger Erde, zugeführt werden müssten. Zu diesem Zweck wurde ein einfacher Bretterkasten von 3° Länge und Breite und 2’ Tiefe angefertigt und darein die Pflanze ohne Störung des Ballens versetzt, wobei diesmal auch die im Wasser gebildeten Wurzeln nach oben angedeuteter Erfahrung berücksichtigt wurden, welches Verfahren die Pflanze denn auch durch ein fast unge- störtes Weiterwachsen belohnte, im April des vergangenen Jahres mit der Blüthenähre erschien und Ende September die ersten reifen Früchte lieferte, während die nach unten gewendete Blüthenähre fort vegetirte, ohne jedoch, wie dies wohl immer der Fall ist, von einem gewissen Punkte an noch fruchtbare Blüthen zu entwickeln. der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 225 Es kamen an dieser Aehre 30 und einige Früchte zur Reife, welche eine Länge von je 6 bis 8° erreichten, von mattgelber Farbe waren, ein sehr liebliches Aroma hatten und ebenso angenehm schmeckten. In hal- ber Entwickelung verblieben 8 Fruchtquirle und alle nach diesen folgen- den Blüthen blieben gänzlich unfruchtbar. Der Stamm der Pflanze hatte an seinem stärksten Theile 9‘ Durchmesser, bei einer Höhe von 5 bis zum Austritt der Blüthenähre aus den Blättern gerechnet. Die Blätter selbst waren bis zu 4,’ lang und bis 30° breit und strotzten in dem üppig- sten Grün. Das Ornamentale der Pflanze wurde noch gehoben durch drei, um die Hauptflanze stehende, zweijährige Schösslinge, welche in gleicher Lebensfrische und Blätterreichthum, nur in geringeren Dimensionen, sich in recht pittoresker Weise um dieselbe gruppirten und dem Ganzen einen angenehmen Abschluss gaben. Zu bezweifeln dürfte kaum sein, dass auf Kosten dessen die Fruchtbarkeit der Mutterpflanze sehr beeinträchtigt wurde, indem bei rechtzeitiger Trennung dieser Schösslinge vom Mutter- stocke, oder doch mindestens Redueirung derselben bis auf einen, jeden- falls eine grössere Anzahl Früchte zur Reife gelangt wären. Nach einer in Nr. 20 der Berliner „Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde‘‘ vom Jahre 1861 gemachten Angabe soll es den Wohl- geschmack und die vollkommenste Ausbildung der Früchte befördern, wenn der Blüthenstand an der Stelle und zu der Zeit abgeschnitten wird, wo und wann die tauben Blüthen beginnen, weil dann die, diesem Theile sonst unnütz zugeführte Nahrung dem stehenbleibenden fruchtbaren Theile zu Gute kommt und ausserdem hierdurch ein fast gleichzeitiges Reifen der Früchte bewirkt werden soll. Das vorherbeschriebene fruchttragende Exemplar durfte seine Le- benskraft nicht gar lange in dem bezeichneten Aquarium vereinsamt zur Schau tragen, sondern sein Pflegeherr fand es schon im nächsten Früh- jahr (1864) für angemessen, demselben eine neue Generation in 3 Exem- plaren beizugesellen und diese folgte denn auch bald nach überwundenem Assimilationsstadium, — wenn sich die Gewöhnung der Pflanze an den Stand im Wasser mit diesem Ausdruck bezeichnen lässt, — mit bewun- dernswürdigem Eifer dem Beispiele der älteren Pflanze; setzen dieselben, wie anzunehmen ist, dies auch im nächsten Sommer bis zum Fruchttragen fort, so wird, wenn diese Hoffnung nicht trügt, an diesen Pflanzen das oben angedeutete Mittel des Einstutzens der Blüthenähren angewendet werden. Mit diesen drei Pflanzen zugleich wurde auch eine Musa zebrina v.Houtte der Wassercultur unterworfen, welche jedoch in der gleichen Willigkeit, sich in solchem Standorte normal zu entwickeln, durch den Umstand be- hindert wurde, dass an der höchsten Stelle des Aquarium, 7’ über dem Wasserspiegel, die Fensterlage beginnt, während diese Species mehr als das Doppelte dieser Höhe erreichen kann; sie musste deshalb einige Male 15 b 1 | 1 226 Jahres-Bericht buchstäblich abgeschnitten werden und präsentirt so allerdings ein bedauer- liches Bild. Nichtsdestoweniger führt sie dem Beweise näher, dass sämmt- liche Musa-Arten den Standort im Wasser vertragen und dass auch bei der gewöhnlichen Cultur derselben, im freien Grunde oder in geräumigen Gefässen, bei entsprechender Wärme, wohl nie zu viel Wasser gegeben werden kann. — Noch interessanter beweist dies ein Exemplar, oder vielmehr ein Conglomerat von vier Schösslingen aus einem gemeinschaft- lichen Mutterstock der Musa Cavendishii, welches sich seit mehr als einem Jahre, gänzlich ohne Gefäss, vollständig schwimmend, ausser den bereits erwähnten Exemplaren in diesem Aquarium befindet und nur durch einen kleinen, verwurzelten Erdballen einen geringen Ballast erhält, während es oben an einem Stabe befestigt im Gleichgewicht erhalten wird. Dabei wachsen alle vier Schösslinge gleich kräftig, nur dürfte es nothwendig werden, dieselben bis-auf einen zu vermindern, und wird es dann die Zeit lehren, ob selbst unter solchen Verhältnissen diese Species sich zum Fruchttragen bequemt. Aus dem bisher Gesagten wird schon zur Genüge zu entnehmen sein, dass in dem in Rede stehenden Aquarium für tropische Wasserpflanzen gegenwärtig hauptsächlich Musa’s dominiren. Zwischen diesen aber ve- getiren Nymphäen, Pontederien etc. nebensächlich weiter; nur Nelumbium speciosum W. will sich seinen Platz nicht so leicht streitig machen lassen, sondern entfaltet jeden Sommer seine kolossalen Blätter und Blumen in ungeschmälerter Pracht und brachte in dem letztvergangenen Sommer auch reifen Samen, welcher nach Angabe des Herrn Besitzers einen nussähn- lichen Geschmack besitzt. Zu erwähnen wäre endlich noch, wenn auch weniger als etwas Neues, dass vor etwas mehr als einem Jahre auch noch Cyperus Papyrus in die- sem Aquarium ceultivirt wurde und sich darin ebenfalls ganz ungewöhnlich üppig entwickelte, so dass dessen Höheraum für denselben ebenfalls bei Weitem nicht ausreichte, sondern die zahlreichen Stengel mit ihren über- aus reizenden, haarfeinen, doppelt verzweigten Blätterschopfen immer stark seitwärts gebogen werden mussten, um nicht zu verderben. Leider ging das sehr starke Exemplar im Winter 1864 bis 1865 zu Grunde, nachdem es drei Sommer hindurch seinen Platz mit Ehren ausgefüllt hatte. Ausser diesem Allen erfreuen sich in demselben Aquarium eine An- zahl Goldfischehen in allen Lebensstadien eines muntern Daseins und er- höhen den Reiz des tropischen Bildes. der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Culiur. 997 Veber das Pflanzen der Obstbäume. Von Hofgärtner Friedrich Goetz in Slawentzitz. In nachstehendem Aufsatze gedenke ich meine Erfahrungen im All- gemeinen und mein durch mehrjährige Praxis sich bewährt habendes Ver- fahren im Besonderen, in Bezug auf die so wichtige, meist aber unge- nügend oder gar verkehrt ausgeführte Pflanzung der Obstbäume darzu- legen; hierbei werde ich nicht nur die Operationen bei dem Pilanzen selbst, sondern auch diejenigen, vor und nach dem Pflanzen vorzuneh- menden Arbeiten besprechen, welche nothwendiger Weise ausgeführt wer- den müssen, wenn die Anpflanzung von gutem Erfolge sein soll. Bevor man zur Anpflanzung schreitet, muss man vor Allem über die Wahl der Obstsorten mit sich einig sein, da dies von grösster Wichtig- keit ist. Es genüst nicht, an und für sich gute und werthvolle Sorten zu wählen, sondern auch solche, die zu den speciellen Zwecken, welche man beabsichtigt und für die örtliche Lage des zu bepflanzenden Grund- stückes vorzüglich geeignet sind. Das Kernobst behauptet unter allen Umständen den Vorzug und zwar wegen seines höheren Ertrages, seines höheren wirthschaftlichen Werthes und seiner grösseren Dauerhaftigkeit. Von Sommer-Aepfeln und Birnen pflanze man nur verhältnissmässig wenige an, da dieselben nur von sehr kurzer Dauer und geringem wirthschaft- lichen Werthe sind. Eine Ausnahme kann dies erleiden, wenn die An- pflanzungen in der Nähe grösserer Städte gemacht werden und man sich auf den Verkauf von feinem Frühobst einrichten will; in diesem Falle ist es nur von Vortheil, eine grössere Menge feinen Sommerobstes, haupt- sächlich Calvillen und Rosenäpfel, Butterbirnen und Bergamotten anzu- pflanzen, da für solche Früchte sich dort immer ein leichter Absatz zu lohnenden Preisen erzielen lässt. In grösserer Menge kann man Herbst- obst anpflanzen, da sich unter diesem eine namhafte Anzahl Aepfel- und Birn-Sorten befindet, welche durch 2- bis 3monatliche Dauer und wahren wirthschaftlichen Werth sich auszeichnen. Die Hauptbasis jeder grösseren Obstbaumpflanzung aber, bei welcher der Nutzen als Endziel betrachtet wird, muss aus Winterobst bestehen. Da ausser den Aepfel- und Birnsorten, welche ausschliesslich Wirth- schaftsobst sind, es auch sehr viele Sorten giebt, welche für Tafel und Wirthschaft gleich hohen Werth haben, so ist es im Allgemeinen am vor- theilhaftesten, Bäume der letzteren Sorten zur Anpflanuzung zu wählen. In Bezug auf das Verhältniss der Anpflanzung von Steinobstbäumen zu derjenigen von Kernobstbäumen bemerke ich, dass, wofern nicht beson- dere Liebhaberei des Eigenthümers das Gegentheil verlangt, die ersteren immer in der Minderheit stehen sollten, weil eben sämmtliches Steinobst von weit geringerem ökonomischen Werthe ist als das Kernobst. 19 * 928 Jahres-Bericht Von Zwetschen- und Pflaumen-Sorten sind im Allgemeinen zu An- pflanzungen in grösserer Ausdehnung nur die gewöhnliche Haus- und die italienische Zwetsche, sowie die Augustzwetsche (besonders für rauhere Gegenden), zu empfehlen, und ausser diesen etwa noch die grosse und die kleine grüne Reineclaude und die kleine gelbe Mirabelle, welche 3 letzteren Sorten auch noch in Nord-Deutschland in nicht zu rauhen Lagen ganz gut gedeihen und schöne Erträge liefern; die kleine Mirabelle und kleine Reineclaude kommen auch in Sandboden recht gut fort. Kirschbäume sollte man in grösserer Menge nur in der Nähe von Städten anpflanzen und dabei vorzüglich die besten am frühesten und am spätesten reifenden Sorten berücksichtigen; für den Handel in entfernte Orte aber hauptsächlich Sorten aus der Klasse der Knorpelkirschen wählen, da nur diese einen Transport gut ertragen. Was die Aprikosen und Pfirsichen anbelangt, so werden diese immer nur Luxusobst bleiben und meistens nur in herrschaftlichen Gärten ihren Platz finden. Der Umstand, dass dieselben nur in den wärmeren Lagen Süd-Deutschlands als Hochstämme gerathen, für Nord-Deutschland aber deren nicht wenig Mühe und Arbeit verursachende Spaliercultur ein un- umgängliches Erforderniss ist, um geniessbare Früchte zu erhalten, wird in Deutschland stets ein Hinderniss für allgemeineren Anbau dieser beiden Obstsorten bleiben. Die soeben angegebenen allgemeinen Regeln über Auswahl der Obst- arten werden gewiss für Viele eine sichere Richtschnur in dieser Beziehng abgeben können. Natürlich muss es dem Bedürfniss und persönlichen Interesse jedes Einzelnen überlassen bleiben, ob er vorzugsweise Sommer-, Herbst- oder Winterobst, Tafel- oder Wirthschafts-, Kern- oder Steinobst anzupflanzen gedenkt. Um aber für Solche, welche in der Pomologie wenige oder keine Kenntnisse besitzen, einen gewissen Anhalt in dieser Beziehung zu geben, will ich hier ein kleines Sortiment von anerkannt vorzüglichen Obstsorten zusammenstellen, welche auch in rauheren Lagen ‘uud mittelmässigen Böden recht gut gedeihen und reiche Erträge gewähren, vorausgesetzt, dass es an der erforderlichen Pflege nicht fehlt: Aepfel: Wirter-Goldparmaine, Sommer-Parmaine, Königlieher- und Grauer Kurzstiel, Pariser Rambour-Reinette, Goldzeugapfel, Braddick’s Nonpareil, Deutscher Goldpeppinug, Edelborsdorfer, Langston’s Sonder- gleichen, Parker’s Pepping, Gelber Richard, Prinzen-, Danziger Kant-, Alant-, Luiken-, Grosser Bobn-, Weisser- und Brauner Mat- und Winter- ceitron-Apfel, Burchardt’s-, Gäsdonker-, Glanz-, Muscat-, Carmeliter-, Bau- mann’s-, Osnabrücker-, Grosse Casseler- und Champagner-Reinette, Rother Herbstcalville, Winterpostoph, Süsser Holaart, Weisser- und Rother Astra- kan, Charlanowsky, Sommer-Rabau, Lütticher- und Lothringer Rambour, Geiber Herbst-, Gelber Winter- und Rother Stettiner, Apfel von Hawthorden und Kleiner Langstiel. u" (u der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 229 Birnen: Gute Graue, Grüne Hoyerswerdaer, Wildling von Motte, Capiaumonts-, Weisse- und Lange grüne Herbst-Butterbirn, Holländische Feigenbirn, Rothe Bergamotte, Englische Sommer-Butterbirn, Grumkower Winterbirn, Forellenbirn, Römische Schmalzbirn, Leipziger Rettigbirn, Kopertzscher Fürstenbirn, Anewitzer Schmalzbirn, Kuhfuss, Wittenberger Glockenbirn, Champagner Bratbirn, Weiler’sche Mostbirn, Pomeranzen- birn vom Zabergau. Die 3 letzten Birnsorten liefern einen ausgezeich- neten Obstwein, welcher dem französischen Champagner fast gleich kommt, und verdienen daher ganz besondere Empfehlung. Von Zwetschen und Pflaumen sind für rauhere Lagen und mit- telmässige Böden nur die schon oben erwähnten Sorten, dagegen für ge- schützte Hausgärten ausser jenen aber noch: Reineclaude de Bavay, Wa- shington, Rothe, Weisse und Violette Diapre und Rother und Weisser Perdrison zu empfehlen; diese 5 letzten Sorten sind nicht nur sehr edle Tafelfrüchte, sondern geben auch ein vortreffliches Dörrobst und über- treffen in dieser Hinsicht alle andern Pflaumen und Zwetschen. Unter den Kirschen sind folgende Sorten wegen ihrer Tragbarkeit und Genügsamkeit in Bezug auf Boden und Klima sehr empfehlenswerth: Früheste bunte- und Werder’sche schwarze Herzkirsche, Frühe Herzogs-, Rothe Muscateller-, Prinzess- und Gubener Bernstein-Kirsche, Spanische Früh-, Ostheimer- und Frauendorfer Weichsel. In Bezug auf Aprikosen und Pfirsichen sehe ich aus den oben angeführten Gründen davon ab, ein Sortiment aufzustellen, und erwähne nur beiläufig, dass unter den bis jetzt bekannten Sorten die Gewöhnliche Grosse- und die Grosse Früh-Aprikose, und die Pfirsichen: Pourpree ha- tive, Madelaine rouge und Double Montagne die härtesten und dauer- haftestesten sind. Von besonderer Wichtigkeit ist ferner, dass vor Beginn der An- pflanzung auch eine genaue Untersuchung des Bodens stattfindet, um hier- nach die Wahl der anzupflanzenden Obstarten und die Art der etwa vorzunehmenden Bodenverbesserung bewirken zu können, und empfehle ich, ganz besonders gründlich hierbei zu verfahren, da hiervon zum gros- sen Theil das zukünftige Gedeihen der jungen Pflanzung abhängt. Nur zu häufig werden bei der Pflanzunug sowohl, als auch später, die Bäume auf die gröbste Weise vernachlässigt. Viele scheinen zu glauben, dass mit dem blossen Einsetzen des Baumes in die Erde Alles gethan ist, um fortan Anwartschaft auf unausgesetzt reiche Ernten zu haben. Wenn der- artig misshandelte Bäume dann nach einigen Jahren entweder eingehen oder im günstigen Falle kümmerlich fortvegetiren und statt guter Ernten hin und wieder nur einige elende Früchte liefern, so heisst es dann: „Der Boden dieser Gegend ist für den Obstbau nicht mehr tauglich“, „es hat in der Gegend eine klimatische Veränderung stattgefunden“ und ähnlicher Unsinn mehr! Wer seine Bäume aus einer soliden, wohlrenommirten 230 Jahres-Bericht Baumschule, wo die Bäume in rationeller und gewissenhafter Weise her- angebildet werden, bezieht, hat sich die Schuld nur selbst beizumessen, wenn die Bäume nach Versetzung auf ihren bleibenden Standort nicht fortkommen. In hohen, offenen und rauhen Lagen kommen die vorhin angeführten Kirschensorten, alle Mostbirnen, fast alle Aepfel aus der Classe der Streif- linge und Plattäpfel, so wie die gemeine Zwetsche ganz gut fort, auch wenn der Boden sehr mittelmässig ist, nur darf es an der gehörigen Sorg- falt beim Pflanzen und der nöthigen späteren Pflege der Bäume nicht fehlen. Süsskirschen gedeihen in derartigen Lagen sogar noch in schwe- ren zähen Thon- und Letteböden, während die in Bezug auf Boden noch weit genügsameren Weichselsorten einen mittelschweren Boden vorziehen und auch in reinem Sandboden sehr gut gedeihen, wenn derselbe nur nicht gänzlich aller Feuchtigkeit und Humusbestandtheile entbehrt. Für tiefe und zugleich nasse Lagen eignen sich Wirthschaftsäpfel, Zwetschen und die geringeren Pflaumensorten, wenn der Boden zugleich bindig ist, ist derselbe nur mässig schwer, so kommen in solchen Lagen auch Wirth- schaftsbirnen gut fort. Feuchter Moorboden gestattet nur die Anpflanzung der gemeinen Zwetsche und der geringen Pflaumensorten, während bei sehr nassem Moorboden, wie er sich in vielen Gegenden Nord-Deutsch- lands vorfindet, erst eine Trockenlegung stattfinden muss, ehe man an Obstanpflanzungen denken kann. Doch genügt die Trockenlegung allein noch nicht, sondern es muss auch die oberste Schicht des Bodens, wo- möglich 1’, mindestens aber 6‘ tief abgeschält, auf Haufen zusammenge- setzt und diese dann angezündet werden; die zurückbleibende Asche ist mit dem Boden tüchtig zu vermischen und muss dieser sodann, bei all- jährlich reichlicher Düngung mit Stallmist, 4 bis 6 Jahre lang zum Acker- bau benutzt werden. Hierdurch wird der Boden so bedeutend verbessert, dass er nach dieser Zeit sehr wohl zu Obstanpflanzungen tauglich ist und man bei richtiger Anwendung dieses Verfahrens sicher, wenn auch nur mässige Fruchternten erwarten kann. Will man auf Moorboden eben so reichliche Obsternten erzielen, wie auf Bodenarten, welche von Natur für den Obstbau geeignet sind, so muss derselbe durchaus eine starke Bei- mischung von Lehm oder Lehmmergel erhalten; da aber den Moordistrieten diese beiden Erdarten nur selten eigen sind, oft nur aus weiter Entfernung beschafft werden können, so wird man in den häufigsten Fällen auf eine derartige Bodenverbesserung verzichten müssen, weil sonst die Anlage- kosten den späteren Gewinn leicht übersteigen möchten. Dagegen kann man den in Moorländereien fast überall massenhaft vorhandenen Sand sehr gut als ein wohlfeiles Verbesserungsmittel anwenden, und die hiermit ver- knüpften Kosten und Arbeiten werden durch die dauerhafte Gesundheit der Bäume reichlich vergütet. der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 231 Leichter, trockener Heideboden, wie er ebenfalls in vielen Gegenden Nord-Deutschlands vorkommt, bedarf einer starken Beimischung von Lehm, Thon oder Lehmmergel, wenn Aepfel und Birnen gut darin gedeihen sollen; stehen diese Verbesserungsmittel nicht zu Gebote, so kann man in solehem Boden immer noch Weichseln, Süsskirschen, Zwetschen und ge- wöhnliche Pflaumensorten mit gutem Erfolge pflanzen, wenn man bei dem Pflanzen einen Zusatz von gutem Compostdünger anwendet und auch später den Bäumen von Zeit zu Zeit eine derartige Düngung zukommen lässt. Kalkboden, welcher in Nord-Deutschland fast gar nicht, in Süd- Deutschland aber in grosser Ausdehnung vorkommt, ist für die Anpflan- zung von Obstbäumen sehr vortheilhaft, wenn er nicht zu leicht ist, son- dern eine Beimischung von Thon oder Lehm nebst der gehörigen Feuchtig- keit besitzt; dagegen ist ganz reiner Kalkboden unfruchtbar. Lehmiger Sandboden ist für alle Obstsorten sehr vortheilhaft, wäh- rnnd reiner Sandboden, wie er besonders im nördlichen Sachsen, der Provinz Brandenburg, Pommern, sowie einem Theile Schlesiens vorkommt, nur unter gewissen Verhältnissen mit Vortheil benutzt werden kann. Liegt nämlich in einer gewissen Tiefe unter dem Sande eine Lehm- oder Letten- schicht, was sehr häufig der Fall ist, so kann man, wenn diese nicht über 3‘ unter der Bodenoberfläche liegt, durch tiefes Rigolen den Boden nach- haltig verbessern und für den Obstbau geeignet machen; liegt aber diese Schieht noch tiefer, so wird wenigstens für ausgedehnte Pflanzungen das Rigolen zu kostspielig, und man hat sich in diesem Falle zu begnügen, die Baumlöcher 1—2’ tiefer als gewöhnlich zu machen. Die Bäume wer- den dann nach einigen Jahren, sobald sie mit ihren Wurzeln in die tief- liegende Lehmschicht eingedrungen sind, ein unerwartet kräftiges Gedeihen und anhaltende Fruchtbarkeit zeigen. Hat man es aber mit reinem Sand- boden zu thun, ohne dieses natürliche Verbesserungsmittel zur Hand zu haben, so leistet man am besten Verzicht auf den Obstbau, da unter solchen Umständen von irgend welchem Ertrage nicht die Rede sein kann, Nur die Weichselsorten kommen in derartigem Boden noch gut fort und liefern sogar reichlich Früchte, wenn man sie bisweilen mit gutem, völlig verrottetem Compost düngt. Die Baumlöcher sollten für Herbstpflanzungen stets schon im Sommer, oder noch besser im Frühjahr, für Frühjahrspflanzungen schon im Herbst gemacht werden, damit die ausgeworfene Erde recht mürbe wird und auch die Wände der Baumlöcher gelockert werden, was für das Gedeihen der jungen Bäume von grosser Wichtigkeit ist. Die Löcher sollten, wo dies der Untergrund erlaubt, immer 4—5‘ weit und 3° tief gemacht wer- den, da hierdurch den Bäumen für ihre ganze Lebensdauer ein kräftiges Gedeihen gesichert wird; nicht genug kann davor gewarnt werden, die Bäume förmlich mit Gewalt in kleine, oft kaum 2’ weite und 1’ tiefe Löcher einzuzwängen, wie dies von unwissenden Gärtnern nur zu häulig a 232 Jahres-Bericht geschieht; ein fortwährendes Siechthum ist die natürliche Folge dieses thörichten Beginnens. Ist das zu bepflanzende Grundstück nicht zu gross und scheut man die Kosten nicht, so lasse man dasselbe rigolen, man wird es gewiss nicht zu bereuen haben. Bei Grundstücken, welche schon von Natur kräftigen, fruchtbaren Boden haben und überdies durch langjährige Cultur verbessert worden sind, ist das Rigolen jedoch nicht nöthig. Einige Wochen früher, als die Anpflanzung erfolgen soll, müssen die Baumlöcher nach Verhältniss ihrer Tiefe, zur Hälfte bis zu zwei Dritt- theilen mit der ausgeworfenen Erde gefüllt werden, damit sich dieselbe vor dem Pflanzen einigermassen setzen kann und erstere Arbeit sodann schneller von statten geht. Ist die Erde sehr mager, so thut man wohl, derselben vor dem Einfüllen etwas guten Compost beizumischen. Ueber die Zeit der Pflanzung sind die Meinungen getheilt. Die Einen geben das Frühjahr, die Andern den Herbst als die vortheilhaftere Pflanz- zeit an. Das Wahre an der Sache aber ist, dass beide Jahreszeiten an und für sich gleich gut zu dieser Arbeit sind, und dass nur Klima oder Bodenverhältnisse zum Vortheile des Einen oder des Andern entscheiden können. In Kalk-, Sand- und Heideboden kann man getrost im Herbst pflan- zen, wenn man dann nur zur rechten Zeit pflanzt, d.h. wenn die Bäume anfangen ihr Laub zu verlieren oder dasselbe erst verloren haben (in keinem Falle später), also je nach dem Klima und örtlicher Lage während des ganzen Monat October. Die Bäume haben in diesem Falle noch Zeit, sich vor Eintritt der Kälte einigermaassen in den Boden einzuwurzeln, und entwickeln dann im Frühjahr einen ganz besonders kräftigen Trieb. Das Schneiden der Bäume wird aber dann besser bis zum Frühjahr verschoben. Die Frühjahrspflanzung ist bei schweren, kalten Thon-, Letten- und Lehmböden vorzuziehen, so wie in einer sehr rauhen Lage, wie z. B. auf den norddeutschen Gebirgen. Man muss dann mit dem Pflanzen so lange warten, bis der Boden einigermaassen abgetrocknet ist und sich bequem bearbeiten lässt. Auch in leichten trockenen Böden kann man im Frühjahr pflanzen, doch muss es dann möglichst zeitig und sobald die starken Nachtfröste vorüber sind, geschehen. Man kann auch in schweren, kalten Böden im Herbst pflanzen, doch nur in recht warmen Lagen. Die zu pflanzenden Bäume sollte man einige Stunden vor der Pflan- zung mit den Wurzelballen in einen dünnen Brei aus Lehm, Mistjauche und Wasser einstellen und nach dem Herausnehmen die Wurzeln noch mit guter, feiner Compost- oder Mistbeeterde überstreuen. Es ist dies nicht geradezu nothwendig, aber die hierauf verwendete Mühe wird durch das vorzügliche Gedeihen der so behandelten Bäume reichlich belohnt. Durch dieses Verfahren werden die Wurzeln gleichsam in Nahrungsstoff der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur, 233 eingehüllt, es entwickeln sich in Folge dessen zahlreiche Haarwurzeln und das Gedeihen des Baumes ist vollkommen gesichert. - Wenn man die Bäume aus der Baumschule halb vertrocknet erhält, was in Folge weiten 'Transportes oft genng vorkommt, so schlage man dieselben sofort nach ihrer Ankunft an einem schattigen Orte in feuchte Erde ein und zwar so, dass ausser dem Wurzelballen auch noch der Stamm mit Erde bedeckt ist; war das Vertrocknen der Rinde und des Holzes nicht schon zu weit vorgeschritten, so erholen sich derartig be- handelte Bäume mit Sicherheit; dagegen ist es ganz verwerflich, dieselben in Wasser zu stellen, da sie hierdurch unfehlbar völlig verdorben werden. Bei dem Pflanzen selbst schüttet man nun, nachdem vorher die Baum- löcher wie oben angegeben aufgefüllt waren, nachträglich noch so viel Erde in dieselben, dass der Baum nach vollbrachter Pfianzung einige Zoll höher als auf seinem früheren Standorte steht. Dies ist nothwendig, weil sich die Erde in den Baumlöchern nach und nach setzt, und der Baum andernfalls in die Erde käme, was für dessen Gesundheit und Tragbar- keit von grösstem Nachtheil sein würde. Während des Pflanzens muss man die feinste Erde, welche man zur Verfügung hat, zwischen den Wur- zeln, und zwar am besten mit den Händen einfüllen, da man mit Spaten und Schaufel nicht immer gut zwischen diese gelangen kann, ohne Gefahr zu laufen, sie zu beschädigen; das beliebte Rütteln des Baumes ist ganz zu unterlassen, weil auch hierbei die Wurzeln nur zu leicht Noth leiden. In Bezug auf das Beschneiden der Wurzeln bemerke ich, dass man bei gesunden reich bewurzelten Bäumen nur die bei dem Herausnehmen derselben beschädigten Wurzeln bis auf eine gute Stelle zurückschneidet, den übrigen aber nur die Spitzen verstutzt. Bei halb vertrockneten Bäumen, welche vor dem Pflanzen einige Zeit im Einschlag liegen muss- ten, ist es dagegen nothwendig, bis auf frisches, kräftiges Holz zurück- zuschneiden und die Bäume einige Stunden lang mit dem Wurzelballen in oben erwähnte Mischung zu stellen. Nur auf diese Weise kann man derartige Bäume mit Erfolg pflanzen. Endlich kommen zum öftern auch noch übrigens kräftige Bäume vor, die aber fast keine Haarwurzeln, son- dern nur eine Pfahlwurzel und einige starke Nebenwurzeln haben; auch bei diesen müssen die Wurzeln nach Verhältniss ihrer Länge und Stärke zurückgeschnitten werden, um die Entwickelung reichlicher Haarwurzeln hervorzurufen, welche für die spätere Fruchtbarkeit des Baumes ganz wesentlich sind. :Wenn man um die Wurzeln solcher Bäume wollene Lappen wickelt, so wird die Erzeugung von Haarwurzeln ganz ausser- ordentlich gefördert, auch Moos ist für diesen Zweck ganz gut anwendbar. Nachdem die Bäume gepflanzt sind, umgiebt man dieselben mit einem etwa 6‘ hohen Walle, um in der durch denselben gebildeten Vertiefung Regen und Schnee aufzunehmen. Pflanzt man im Herbst, so ist das An- siessen in den meisten Fällen überflüssig, in schwerem kalten Boden 234 Jahres-Bericht sogar schädlich und nur in sehr trockenen Sand- und Heideböden nöthig. Bei der Frühjahrspflanzung, gleichviel in was für Boden, ist dagegen ein so starkes Angiessen, oder vielmehr Einschlämmen anzuwenden, dass die Erde im Baumloche fast breiartig wird, um alle Zwischenräume im Wur- zelballen vollkommen auszufüllen. Das so beliebte Eintreten der Erde halte ich für sehr nachtheilig und dulde es durchaus nicht. Um nun ein richtiges Verhältniss zwischen den den Baum ernähren- den Wurzeln und der Krone des Baumes, welche gleichsam den verzeh- renden Theil bildet, herzustellen, müssen die Zweige nach Verhältniss ihrer Länge und Stärke mit steter Rücksichtnahme auf die Beschaffenheit der Wurzelkrone beschnitten werden. Die aus den Baumschulen in den Handel kommenden Bäume haben meist 3 oder 4, bisweilen auch 5 Kro- nenzweige; 3 bis 4 Zweige sind hinlänglich, um die Grundlage zu einer schönen, vollkommenen Krone zu bilden, auch 5 Zweige können einem Baume noch füglich belassen werden, wenn dieselben gleichmässig um den Stamm vertheilt sind, in keinem Falle aber mehr. Bei Kirschen und Birnen ist der Mitteltrieb nie zu entfernen, sondern 2 oder 3 Augen län- ger als die übrigen zu schneiden; bei Aepfeln und Pflaumen kann der- selbe jedoch ohne Nachtheil für die Form der Krone entfernt werden. Die Seitenzweige schwach bewurzelter Bäume schneidet man auf 3 bis 4 Augen, und nur wenn sie besonders kräftig sind, auf 4 bis 5 Augen zurück; sind dieselben jedoch sehr schwach, so sind ihnen nicht mehr als 2 Augen zu belassen. Kräftig bewurzelte Bäume können dagegen stets lang geschnitten werden, da sie mehr kräftige Augentriebe zu entwickeln vermögen. Ebenso wie mit den Hochstämmen, von denen bisber die Rede war, verfährt man bei dem Beschneiden der Halb- und Niederstämme. Die Anpflanzung der Formenbäume geschieht im Allgemeinen auch auf die- selbe Weise, nur muss man dabei wo möglich noch grössere Sorgfalt anwenden. Jedenfalls ist es am besten, solche aus zwei- oder besser noch einjährigen Veredelungen selbst heranzubilden, als aus der Baum- schule schon gebildete mehrjährige Pyramiden, Spaliere u. dergl. zu be- ziehen, denn in den meisten Fällen sind solche Bäume von Pfuscher- händen dermaassen zugerichtet, dass es äusserst schwer hält, nach meh- reren Jahren dieselben noch in eine gute Form zu bringen; überdies werden in den meisten Baumschulen nur aus verkrüppelten, im Wuchse zurückgebliebenen Schwächlingen aller Art, ohne Rücksicht auf Sorte und Unterlage, Formenbäume gebildet, welche sie jedoch in Wirklichkeit nieht sind. Aber auch abgesehen hiervon ist die Anpflanzung schon ausgebil- deter Formenbäume deshalb zu widerrathen, weil ältere Bäume stets schwieriger anwachsen, stark zurückgeschnitten werden müssen und somit ein erzweckter Zeitgewinn nicht erreicht wird. Da nun aber die Heran- bildung der Formenbäume in das Gebiet des Baumschnittes gehört, will der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 335 ich hier nur in Kürze den Schnitt einjähriger, zu Formbäumen bestimmter Veredelungen, wie er bei der Anpflanzung an ihrem bleibenden Standort nothwendig ist, angeben. Aepfel und Birnen, welche zu Pyramiden be- stimmt sind, werden, wenn auf Wildling veredelt, auf zwei Dritttheile bis zur Hälfte ihrer Länge (in keinem Falle länger) zurückgeschnitten; sind sie aber auf Paradiesstamm oder Ducin oder Quitten veredelt, so kann man sie bis auf ein Dritttheil ihrer Länge einschneiden. Es kommt bei solchen Bäumchen bisweilen vor, dass sie schon im ersten Jahre Seiten- triebe entwickelt haben; sind diese kräftig genug und gleichmässig um das Stämmchen vertheilt, so sind sie zur Bildung der ersten Seitenzweige der Pyramide zu benutzen, und müssen die übrigen schlafenuden Augen dann durch oberhalb derselben angebrachte Einschnitte zum Austreiben gebracht werden. Die eigentlichen Zwerg- oder Buschbäume, in welcher Form man hauptsächlich nur Aepfelbäume erzieht, werden ganz in der Weise wie Hochstämme beim Pflanzen beschnitten. Um die Grundlage zu einer sewöhnlichen Palmette zu bilden, wird der Edeltrieb so zurückgeschnitten, dass man ein Auge nach vorn, eines zur rechten und eines zur linken Seite behält; das vordere Auge dient dann zur Bildung des Leitastes, während die beiden andern die untersten Seitenzweige zu bilden haben. Oft kommt es vor, dass nicht jedes Auge austreibt, es ist dann rathsam, auf einige Augen mehr zu schneiden, und sobald der Trieb der am besten stehenden Augen gesichert ist, die übrigen auszubrechen. Zur Erziehung einer Doppelpalmette muss der Edeltrieb in einer Höhe von 8 bis 12” über dem Boden auf 2 einander gegenüberstehende Augen geschnitten werden, aus denen man die beiden Leitäste erzieht, welche die Grund- lage der Doppelpalmette bilden. Bäumchen, welche man zu Säulenpyra- ıniden bestimmt, werden beim Pflanzen, ganz wie oben bei den Pyramiden angegeben wurde, zurückgeschnitten. Dass Hoch- und Halbstämme nach vollendeter Pflanzung fest und dauerhaft an Pfähle gebunden werden müssen, ist eine Sache, die sich wohl von selbst versteht, sowie auch, dass die Pfähle vor dem Pflanzen in die Baumgruben eingeschlagen werden sollen, da im gegentheiligen Falle die Wurzeln nur zu leicht beschädigt werden. Sehr zweckmässig ist es, die Baumscheibe einige Zoll hoch mit verrottetem Mist, Compost oder Gerberlohe zu belegen, durch welche Stoffe bei Herbstpflanzungen das Eindringen des Frostes verhindert und bei Frühjahrspflanzungen eine den jungen Bäumchen sehr wohlthätige gleichmässige Feuchtigkeit erhalten und deren Anwachsen bei weitem gesicherter wird. 238 Jahres-Bericht Der Zustand des Obstbaues in Schlesien. Von Stadt-Schul-Rath Prof. Dr. Wimmer. Die nachfolgende Darstellung gründet sich auf eine Anzahl von Be- richten, welche an die Section für Obst- und Gartenbau der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur von Mitgliedern derselben im Jahre 1864 eingesandt worden sind und zu welchen dieselbe in Veranlassung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten zu Berlin durch gedruckte Anschreiben unter Formulirung beson- derer Fragen aufgefordert hatte. Wenn auch diese Berichte nur aus 23 Kreisen Schlesiens eingegan- gen sind, so stammen sie doch aus den verschiedensten Gegenden der Provinz und umfassen alle Theile derselben, so dass das daraus zusammen- gestellte Bild wohl auf Objectivität Anspruch machen darf. In weiterer Ausdehnung und grösserem Maassstabe, wie in Böhmen, Mähren, einem Theile des mittleren und südwestlichen Deutschlands, wird Obst nirgends in Schlesien angebaut. Derselbe beschränkt sich auf eine Anzahl Dominial-Gärtnereien, die Grasgärten der Bauern, Chausseen und wenige Feldwege. Eigens mit Obstbäumen besetzte Felder, Hutungen u. dergl. sind nur sehr vereinzelt. Daher liefert die Provinz ihren Bedarf nicht. Aus einigen Kreisen wird Obst ausserhalb derselben ausgeführt, doch in unbedeutender Menge; andere versorgen auch noch die naheliegenden Kreise, die meisten aber erbauen nicht einmal so viel, als für ihren eigenen Bedarf hinreicht. Der Genuss des frischen sowohl, als gekochten, gebackenen ete. Obstes ist in der ganzen Provinz geringer, als für den Gesundheitszustand seiner Be- wohner wünschenswerth wäre. Im Durchschnitt sind es Pflaumen und Kirschen, welche in mehreren Gegenden Schlesiens in grösserer Menge, auch in eigenen Pflanzungen, gebaut und weiter, wenn auch nicht über die Provinz hinaus, verfahren werden. Namentlich gilt dies von dem Trebnitzer Höhenzuge, wo es zahlreiche sogenannte Kirschberge giebt, und wo auch grössere Pflaumen- gärten gefunden werden, deren Producte indess von sehr verschiedener Güte sind. Aber wird auch hin und wieder Pilaumenmuss bereitet und Pflaumen gebacken, so ist dies eine verschwindende Menge gegen die aus anderu Provinzen eingeführten Quantitäten. Die Süsskirschen möchten ausreichen, weil sie wenig wirthschaftlichen Verbrauch haben, aber die Sauerkirschen sind bei weitem nicht hinreichend und durchaus schlecht, weil die edleren Varietäten gar nicht angebaut werden und die Stämme ungepflegt an den Wegen verkommen. der Schles. Gesellsch. f, vaterl, Cultur. 937 Nach dem werden wohl viele Aepfel gebaut, aber bei weitem nicht in ausreichender Menge und nur einzeln in eigenen Obstgärten. Daher wird eine ansehnliche Quantität geschälter Aepfel von auswärts einge- führt; Cyderbereitung giebt es nicht, da das Fabrikat von Häusler in Hirschberg keinen Beifall gefunden zu haben scheint. Noch weit weniger ausreichend ist die Birnenproduction, von der dasselbe gilt, was von den Aepfeln gesagt wurde. Was die Rusticalen betrifft, so wird von diesen der Obstbau mit geringen Ausnahmen in einer höchst mangelhaften Weise betrieben. Die meisten derselben haben nur in der Umgebung ihrer Wohnhäuser in ihren Grasgärten Obstbäume, welche allerdings nach den verschiedenen Gegenden von sehr verschiedenem Werthe sind. Aber darüber ist nur eine Stimme unter den Berichterstattern, dass es den Rusticalen an Sinn und Verständ- niss für den Obstbau fehlt. Dasjenige, was sich bei ihnen an guten Sor- ten etwa vorfindet, stammt aus früherer Zeit, — manche edlere Sorten haben sich noch aus der Zeit der Klostergärten erhalten, — oder wird ihnen ohne ihr Zuthun durch Freunde der Obstbaumeultur aufgedrungen. Meistens hegen sie schlechte Sorten und haben auch kein Bestreben, edlere anzuschaffen, theils weil sie den Werth derselben nicht kennen, oder es verschmähen, Jahre lang auf Frucht und Ertrag zu warten, theils weil sie die Mühe bei deren Cultur scheuen. Diejenigen, die aber auch selbst veredeln gelernt und schlechte Stämme gut machen, oder edle aus Baum- schulen sich zu verschaffen nicht verschmähen, verstehen doch meist ihre weitere Behandlung nicht. Die Obstbäume werden bei den Rusticalen meist nur wie wilde Bäume behandelt, deren Ertrag, so gut oder schlecht er sei, man wohl einsammelt, die aber zu pflegen man sich nicht die Mühe nimmt. Recht einleuchtend wird dies bei dem Anblick der Pflaumen- bäume, welche in mehreren Gegenden auch grössere Grasegärten der Bauern erfüllen und zum Theil reiche Früchte tragen; sie sind fast durch- sehends elende Krüppel. Hierbei ist es selbstverständlich, dass die Pflan- zungen planlos geschehen, die verschiedensten Obstsorten ohne Rücksicht auf Boden- und Lage-Verhältnisse durch einander gemengt werden. Aus einigen Gegenden wird indess berichtet, dass bei den Rusticalen sich, hauptsächlich in Folge guten Beispieles einzelner Züchter oder der Do- minien, auch die Lust zu regen anfängt, besseres Obst zu erziehen und sich gute Sorten aus den vorhandenen (Quellen zu verschaffen; bei manchen scheitert aber die Ausführung, weil es ihnen an Mitteln gebricht, sich das Bessere zu verschaffen. Die Gutsbesitzer pflegen den Obstbau hauptsächlich nur in einem zum Schlosshofe gehörigen Obstgarten, welcher meist von geringer, selten von grösserer Ausdehnung und durchschnittlich nur zur Lieferung des eigenen Bedarfes bestimmt ist. Einige grössere Herrschaften (Graf Dohna in Kotzenau, v. Kessel in Glauche, v. Reuss in Lossen, Graf Herber- 238 Jahres-Bericht stein in Grafenort, Herzog von Ratibor in Rauden, Weisshof ete., v. Lipinski in Gutwohne) machen eine Ausnahme durch Anlage grösserer Obstgärten und Cultur edler Sorten. — Auch hat sich die Zahl Derjenigen namhaft vermehrt, welche die Wege auf den Dominial-Ländereien mit Obstbäumen, zum Theil auch edlerer Sorten, bepflanzen lassen und da- durch, sowie durch Anlage von Baumschulen, den Rusticalen ein gutes, hier und da auch schon wirksam gewordenes Beispiel gegeben haben. Am wenigsten scheinen sich die Gemeinden der Obstbaumzucht anzunehmen, während doch aus vielen Gegenden berichtet wird, dass nicht unbedeutende Areale unfruchtbaren oder gering rentirenden Ge- meindelandes zur Anlage von Obstgärten trefillich benutzt werden könnten. Nur hie und da haben sie unter verständiger Leitung angefangen, wenig- stens die Communicationswege zu bepflanzen. (Brieg.) An den Chausseen ist durch die Veranstaltungen und Anordnungen der Regierung die Anpflanzung von Obstbäumen fortgeschritten, aber bei weitem nicht in dem Maasse und mit demjenigen Erfolge, dass man für die nächste Zukunft darauf grosse Hofinungen setzen dürfte. Aus den Kreisen Wohlau, Ohlau, Schweidnitz, Brieg, Creutzburg, Neustadt, Cosel, Ratibor, Nimptsch wird zwar des Obstes an den Chausseen Erwähnung gethan, aber meistentheils bemerkt, dass der Anbau nur stellenweise geschehe, dass in der Auswahl der Sorten nicht sorgfältig verfahren werde (Aus- nahme: Chaussee von Constadt nach Creutzburg, wo die Sorten von Klose in Spalitz bezogen werden), zum Theil weil es an guten Baum- schulen fehlt, dass sie nicht Pilege erhalten, weil es an Baumwärtern mangelt, und dass sie durch die Rohheit der Leute vielfach geschädigt werden. Die Mehrzahl unserer Berichte spricht sich dahin aus, dass sich der Obstbau in neuerer Zeit zu vermehren begonnen hat und demselben sowohl von den Gutsbesitzern als von den Gemeinden und den Bauern mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird als früher, doch gilt dies nur in sehr bescheidenem Maasse; aus einigen Gegenden hat man von einer Hebung des Obstbaues Nichts berichten können. Es ist schon im Vorhergehenden angedeutet worden, dass die Be- schatfenheit des in Schlesien angebauten Obstes im Durebschnitt eine sehr mangelhafte ist: in ganz Schlesien wird für den Markt nur ein sehr mittelmässiges Product erzeugt. Feineres Obst findet sich nur in Privatgärten, in den Obstgärten der Dominien und vereinzelter Freunde der Obstbaumzucht und wird von diesen grösstentheils zu eigenem Bedarf verwandt, kommt also gar nicht, oder nur in sehr geringen Mengen in den Handel. Auch ciejenigen grös- seren Gärtnerreien, die für den Markt bauen, führen diesem doch nur die geringeren und seit sehr langer Zeit in der Provinz eingebürgerten Sorten zu. Von der Beschaiienheit unsers Obstbaues ist der Breslauer Markt der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 939 sehr geeignet, ein anschauliches Bild zu gewähren, weil auf ihm die Pro- ducte eines grossen Theiles der Provinz, zumal was Hartobst betrifft, zu- sammenströmen. Dieses Bild ist ein wenig erquickliches. Nur bei einigen wenigen der grösseren Händler findet man in kleineren Quantitäten fei- neres Obst und Obst in untadligen Exemplaren, aber zu verhältnissmässig sehr hohen Preisen. Der gewöhnliche Markt ist nur mit den gewöhn- lichsten Sorten und meist sehr mangelhaften Früchten bestellt, und aus den nicht allzu zahlreichen Aepfelkellern, welche bis Weihnachten und bis gegen Ende des Winters ihre Vorräthe halten, wird wenigstens der Feinschmecker sich zu versorgen Bedenken tragen. Der Welschweinling (Lehmapfel), der Pleissner Rambour, sind ebensowohl die häufigsten als auch noch die besten, nur selten trifft man auf Goldreinetten und einige andere Reinetten-Sorten in einigermaassen geniessbarem Zustande; die grauen Reinetten sind fast immer unreif und die Borsdorfer meist in schr unvollkommenen Exemplaren zu haben. Was ausserdem auf den Markt kommt, giebt sich dem Kenner unschwer meist als wildes, d.h. unver- edeltes, aus Sämlingen entstandenes, oder als verwildertes, d.h. durch Uneultur, schlechten Boden u. s. w. verschlechtertes Obst zu erkennen. Dazu kommt freilich noch, dass der grösste Theil desselben nicht zur Reife gekommen ist, da es von den Pächtern, theils um es vor Diebstahl zu retten, theils um es längere Zeit aufbewahren zu können, lange vor der Reifezeit von den Bäumen genommen, und überdies nur selten ge- pflückt, sondern geschüttelt wird. Der Grund dieses im Ganzen traurigen Zustandes der Obstbaumzucht in der Provinz liegt in dem Mangel an Theilnahme und in der Indolenz der Leute, Mangel an Einsicht in die zu erlangenden Vortheile, Mangel an Kenntniss des richtigen Verfahrens und Mangel an bequemer und bil- liger Gelegenheit, sich das geeignete gute Material zu verschaffen. Zur Behebung dieser Mängel sind von verschiedenen Seiten verschie- dene, theils aus der Erfahrung, theils aus der Theorie geschöpfte Vor- schläge gemacht worden. Zunächst ist es ausser allem Zweifel, dass das wirksamste Mittel, die Theilnahmlosigkeit zu bekämpfen und ein richtigeres Verständniss der Vortheile, welche der Obstbau gewährt, herbeizuführen, das Beispiel’ ist. In diesem Sinne haben viele wackere Landgeistliche den Obstbau gepflegt und werthvolle Obstgärten und Baumschulen gegründet; in dem- selben Sinne hat der Staat in früherer Zeit angeordnet, dass die ange- henden Schullehrer in den Seminarien im Obstbau und der Veredelung unterrichtet würden, und die Anlage von Obstgärten und Baumschulen durch dieselben begünstigt. So lässt sich auch hofien, dass, wenn unter der Aegide der Staatsbehörden die Vereine für Hebung des Obstbaues sich mehren, die Theilnahme für diesen Culturzweig sich verbreiten und erhöhen wird, diese auch bei dem grossen Theile der ländlichen Bevöl- 240 Jahres-Bericht kerung allmälig zunehmen werde. Uuzweifelhaft ist es ferner und von mehreren Berichterstattern nachdrücklich hervorgehoben, dass man sich von der Wirksamkeit der Schule Wesentliches versprechen darf, und es dürfte sich daher empfehlen, dass die Volkslehrer hierüber in ihren Vor- bereitungsanstalten wohl unterrichtet und für die Sache erwärmt und dass sie befähigt würden, was ihrer Hauptthätigkeit keinen Eintrag zu thun braucht, aus ihren Gärtchen und Baumschulen auch Samen und Keime edler Früchte zu verbreiten. Auch die Geistlichen dürften es nicht ver- schmähen wollen, Keime auch des äusseren Wohlstandes zu legen, was mit dem Gedeihen und der Gesundheit der Seele so innig zusammenhängt. Wird erst in der ländlichen Bevölkerung durch mehrere Beispiele die Ueberzeugung erwachsen, welche Quelle des Wohlstandes in sorgsamer Pflege der Obstbäume liest und welche Rente der wohlangelegte und gut bestellte Obstgarten abwirft, so wird auch der Nachahmungstrieb er- wachen und die Nacheiferung sich regen. Je weiter der Absatz guten Obstes sich ausdehnen wird, desto sicherer wird der aus diesem Oultur- zweige zu ziehende Gewinn und damit der Trieb desto reger werden, an diesem Gewinn theilzunehmen. In manchen Gegenden, wie gesagt, ist diese Wirkung des Beispiels bereits, wenn auch nur noch in schwachen Anfängen, wahrgenommen worden; man daıf hoffen, dass auch da, wo diese Cultur noch gänzlich darnieder liegt, allmälig der Sinn dafür auf jenem Wege geweckt und er- halten werden könne; mit der Theilnahme für die Pflege, mit der Frende- an dem Gedeihen wird auch die Rohheit der Sitte sich verlieren. Denn in mehreren Gegenden der Provinz entschuldigt man die Lauheit gegen den Obstbau durch den Mangel an Schutz gegen die Hand des Frevels, und von mehreren Seiten wird eine Verschärfung der Feldpolizei und der Strafen für Obstbaumfrevel als unabweislich dargestellt. Wenn es auch nicht zu leugnen ist, dass diese Vergehen einer strengen Ahndung unter- liegen müssen, so ist doch von der Wirkung des Beispiels eine viel bessere Hilfe als von der Strafe zu erwarten. Beweis dafür dürfte sein, dass in obstbaumreichen Gegenden der Baumfrevel und der Obstdiebstahl weniger oft vorkommen. | Ein anderes Hinderniss für die Fortschritte des Obstbaues muss man in dem Mangel an Kenntniss der Behandlung, Wartung und Pflege der Obstbäume erblicken, ein Mangel, welcher nicht nur in den Grasgärten der Bauern, sondern auch in den Obstanlagen grösserer Gutsbesitzer und auf Chausseen deutlich zu Tage tritt. Was hilft es, aus den besten Quellen schöne Bäumchen zu beziehen, wenn man sie nicht zu behandeln versteht. Als ein Product der Cultur bedarf der Obstbaum einer künstlichen Pflege, einer Bekanntschaft mit den Eigenthümlichkeiten der verschiedenen Sorten, wenn sie die darauf gewandten Kosten und die darauf gewandte Mühe-dureh gute und reiche der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 241 Frucht lohnen sollen. Zur Verbreitung dieser Kenntnisse sind wohl manche Versuche gemacht worden durch Herausgabe geeigneter Schriften. Dennoch scheint es noch an einem kleinen Handbüchlein zu fehlen, welches neben einer Uebersicht über die des Anbaues würdigen Sorten nach Lage und Klima, die wichtigsten Regeln der Obsteultur und der Behandlung der Bäume in bündiger und klarer Sprache enthält, geeignet, die mündliche Belehrung zu unterstützen, oder wo sie fehlt, zu ersetzen. — Als die bei weitem geeignetste Maassregel, um die richtige Behandlung der Obstbäume zu verbreiten, wird von allen Seiten die Heranbildung von tüchtigen Baumwärtern empfohlen. Denn auch auf grösseren Dominien ist die Pflege des Obstbaues selten einem besonderen, darin erfahrenen Gärtner anver- traut, theils weil es au solchen mangelt, theils weil nach Herkommen der oder die Gärtner in allen Zweigen, namentlich auch in der Blumen- und Pflanzeneultur und im Gemüsebau erfahren sein sollen. Der Obstbau bleibt dann gewöhnlich die vernachlässigte Partie, weil solche Gärtner davon wenig oder Nichts verstehen und man wähnt, dass die Obstbäume sich schon ohne Schaden einige Zeit selbst überlassen bleiben können. Am wünschenswerthesten erscheint es daher, dass für die Ausbildung von tüchtigen Baumwärtern gesorgt würde, welche in grösseren oder kleineren Bezirken, entweder öffentlich angestellt, oder nach Vertrag mit den grös- seren Grundbesitzern und Gemeinden die Pflege und Wartung der An- pflanzungen und Baumschulen übernehmen könnten. Die anderweitigen Vorschläge wegen Prämienvertheilung u. dergl. können als minder wichtig hier übergangen werden. Es darf nicht verschwiegen werden, dass der Vorschub, welcher in früherer Zeit dem Obstbau in der Provinz durch die Handelsgärtnereien geleistet worden ist, ein sehr zweideutiger ist. Zwar hat es an solchen Instituten nie gefehlt, welche die Bedürfenden mit veredelten Bäumchen versorgten: aber ihre Zahl und ihre Vorräthe reichten bei weitem nicht aus und überall wurden Klagen laut, dass die gewonnenen Früchte den Namen, unter denen man die Stämmcehen erhalten hatte, nicht entsprachen. In neuerer Zeit sind zwar Baumschulen in verschiedenen Gegenden der Provinz, zum Theil auch in grösserem Maassstabe gegründet worden, aber sie vermögen doch meist nur ihre nächste Umgegend zu befriedigen, und sie haben noch nicht vermocht, auch wo man gewissenhaft verfährt, das lange begründete Misstrauen zu beseitigen. Jedenfalls bedarf die Provinz noch eine Anzahl grösserer Baumschulen, welche nicht allein die Strassen und Wege mit gesunden Stämmen zu versorgen, sondern auch den Gärten der Obstzüchter den erforderlichen -Vorrath zu liefern im Stande sind. Reicht doch nicht einmal die Zahl der Wildlinge in den vorhandenen aus, um der Nachfrage zu genügen. Für diese Baumschulen aber würde es von unberechenbarem Werthe sein und überhaupt der Obsteultur in der Provinz eine förderliche Entwicekelung gewähren, wenn es darin ein paar 16 949 Jahres-Bericht ad pomologische Centira gäbe, von welchen die Verbeitung richtig be- nanuten ÖObstes in Edelreisern und Stämmchen ausginge. - Bericht über die Vertheilung von Nutz- und Zierpflanzen-Samen und Obst-Edelreisern im Frühjahr 1866. Von dem zeitigen Secretair der Section. Für die diesjährige Gratis-Vertheilung an Mitglieder der Section wur- den aus verschiedenen wohl renommirten Quellen 46 Sorten Samen von Nutzpflanzen bezogen; 45 Sorten dergl. lieferte grossen Theils der Sectionsgarten, theils hatten wir dieselben einigen resp. Mitgliedern und den Herren C. Krüger & Sohn in Lübbenau zu verdanken, wornach zusammen 91 Sorten zur Disposition standen, welche in 934 Portionen an 83 Mitelieder zum Versuchs- resp. weiteren Anbau vertheilt wurden. Laut Beschluss waren zur diesmaligen Vertheilung keine Blumen- Sämereien bezogen worden, dennoch hatten wir die Freude, 29 Sorten dergleichen, welche zum Theil aus dem Garten der Section entnommen, theils auch noch von einigen resp. Mitgliedern zu diesem Zwecke gütig eingesendet wurden, an 73 Mitglieder in 409 Portionen vertheilen zu können. Die Versendung dieser Sämereien wurde wie in früheren Jahren durch den Referenten bewirkt und zwar in der zweiten Hälfte des Monat März und so weit es irgend angänglich war, ebenso wie die Nutzpflanzensamen, nach den eingegangenen desiderativen Verzeichnissen. In gleicher Weise und fast zur selben Zeit expedirte der Gärtner der Section die gewünschten Zusendungen von Obst-Edelreisern, wozu der Sectionsgarten 1090 Stück in 106 Sorten geliefert, aber auch ebenfalls einige resp. Mitglieder 345 Stück in zum Theil jenen und noch 4 Sorten von zuverlässig richtig bezeichneten Bäumen geneigtest beige- tragen hatten, so dass in Allem 1435 Edelreiser in 110 Sorten der ver- verschiedenen Kern- und Steinobstarten abgegeben wurden. Die über die Kosten dieser Gratis-Vertheilung gelegte specielle Rech- nung wies den aus der Casse der Section dafür entnommenen Betrag von zusammen 38 Thlr. 26 Sgr. 8 Pf. nach. der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 243 Bericht über die Cultur-Ergebnisse einiger an Mitglieder der Section vertheilten Gemüse- und Blumen-Samen, und den Erfolg von Veredelungen mit von der Section empfangenen Obst-Edelreisern. Von J. Jettinger, Gärtner der Section. Der Gemüsebau ist ein bedeutender Factor im volkswirthschaftlichen Leben. Für Tausende ist derselbe eine ergiebige Erwerbsquelle; es er- hellt dies schon daraus, dass wir ganze Gegenden finden, deren Bewohner sich fast ausschliesslich vom Gemüsebau ernähren. — Findet dessen Be- trieb in der Nähe grosser Städte mit Sachkenntniss statt, so wird, falls man nicht mit sonst irgendwelchen ungünstigen Verhältnissen zu kämpfen hat, nicht leicht ein anderer Landesculturzweig demselben an Rentabilität gleichkommen. Die Producte des Gemüsebaues sind uns aber auch als Nahrungs- mittel fast unentbehrlich; wir empfinden dies am härtesten, wenn durch Missernte dieses oder jenes landesübliche Gemüse ausfällt, oder auch nur vertheuert wird. — Mit Hilfe der Gemüse erreichen wir die so wohl- thuende Abwechselung in unserer täglichen Nahrung, und selbst wenn des Winters eisige Kälte die Fluren in ihr starres Gewand hüllt und uns der Genuss frischer Gemüse nicht mehr gestattet ist, sind die Vorrathskam- mern unserer sorgsamen Hausfrauen im Stande, durch conservirte frische, getrocknete, eingekochte oder eingemachte Gemüse aller Art einigen Er- satz zu bieten. Der Gemüsegarten selbst, bei dessen Einrichtung allerdings nur auf Zweckmässigkeit für die Cultur der Küchengewächse, nicht aber auf schöne Formen Rücksicht genommen werden kann, gewährt, namentlich wenn auch als Obstgarten benutzt, bei richtiger Anlage, Ordnung und Sauber- keit auch keinen unangenehen Anblick. Wer wollte einem so gehaltenen Gemüsegarten auch alles Aesthetische absprechen können? Ein Gang durch einen wohlgeordneten Küchengarten wird nicht verfehlen, anregend auf uns zu wirken; auch hier werden wir an unsern Pfleglingen das stete Werden und Vergehen mannigfaltig beobachten können. Wenn der Gemüsegärtner mit zu denjenigen gehört, denen es der Himmel nie recht machen kann, so ist es auch I'hatsache, dass die schäd- lichen Witterungseinflüsse auf keinen andern Zweig der Gärtnerei so nach- theilig und störend einwirken, wie auf den Gemüsebau; erinnern wir uns nur an den faden Geschmack unserer Gartenerbsen bei andauerndem Regenwetter, wie viel die leidigen Spätfröste zerstören, lange andauernder 16° 244 Jahres-Bericht Trockenheit und anderer schädlicher Ursachen gar nicht zu gedenken, Auch der Sommer des Jahres 1866 war für den Gemüsebau ein unheil- voller; was der Frost uns übrig liess, zerstörte gar manchen Orts Hagel- schlag und enorme Trockenheit im Spätsommer. Doch wollen wir uns durch solche Unbilden nicht abschrecken lassen, auf diesem Felde weiter zu arbeiten, günstigere Verhältnisse werden uns dafür wieder reichlich entschädigen. Wie der diesjährige Bericht nachweist, war die Theilnahme an der Gratis-Vertheilung wiederum eine recht umfangreiche, und der in dem vor- jährigen Bericht ausgesprochenen Bitte, uns mit Mittheilung gemachter Er- fahrungen bei Culturversuchen reichlicher zu versehen, wurde wenigstens theilweise entsprochen, was wir hier dankbar hervorheben wollen. Bei Manchem musste allerdings der gehabte gute Wille für die That ange. nommen werden, denn die politischen Ereignisse des Jahres riefen auch viele Gärtner von ihrer friedlichen Beschäftigung in das Getümmel des Krieges, aus welchem auch manchem unter ihnen zu jener zurückzukehren nicht beschieden war. Die Folgen davon hier näher zu bezeichnen, glau- ben wir uns überheben zu dürfen, sie wurden vielseitig bitter empfunden. Die in den empfangenen Berichten uns zur Kenntniss gebrachten Be- obachtungen und Erfahrungen, und diejenigen, welche wir in dem Garten der Section an einigen Gemüsearten selbst zu machen Gelegenheit hatten, wollen wir uns nun gestatten, in Folgendem zusammenzustellen. I. Gemüse. A. Blumenkohl, von Walchern. Eine ältere Sorte, die sich un- sern Verhältnissen bei frühem Anpflanzen gut anzupassen scheint. Der Ertrag hat in Quantität und Qualität befriedigt. B. Kopfkohl. 1) Calominski’scher Riesen-Kopfkohl. Vorzügliche späte Sorte; Köpfe von platter Form, bedeutender Schwere und grossem Uinfange, muss daher weitläufig gepflanzt werden und verdient häufigen Anbau. 2) Schweinfurter früher K. Schliesst nicht fest, auch lauten die Be- richte darüber im Uebrigen nicht günstig. C. Wirsing, Casseler Winter-, wird als eine werthvolle Bereiche- rung unserer Wirsingsorten und zum Verbrauch im Winter als vorzüglich bezeichnet und zum weiteren Anbau empfohlen. D. Salat. Die in unsern früheren Berichten empfohlenen Sorten verhielten sich auch in diesem Jahre zu dem dort Gesagten ganz conform; wir fügen diesen wieder einige nen aufgenommene Sorten hinzu: 1) Sieilianischer 8. Empfehlenswerthe Sorte mit festen Köpfen, wei- chem, wohlschmeckendem Blatt und in der Hitze sehr haltbar. der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 945 2) S. von Algier. Die Ansichten über diese Sorte sind getheilt, einer- seits wird dieselbe als gut mit zwar kleinen aber festen Köpfen gerühmt, andererseits verworfen. Ein gülliges Urtheil müssen fernere Versuche er- geben; vielleicht wäre sie zum Treiben geeignet. 3) Carter’s G&ant white und 4) Dunnet’s G&ant black sind beides Sorten englischer Abkunft und für unserere Verhältnisse in Allem nicht geeignet. 5) Eindivie, feingekrauste spanische. Die Pflanzen, Ende Juli ausge- pfllanzt, ergaben eichorienartige Blätter, welche ganz gerade in die Höhe wuchsen. Jedenfalls hat ein Missgriff in der Samenhandlung stattgefunden. E. Speise-Rübe, Boule d’or, Wird als solche gelobt, doch ent- hält der Bericht zu wenig über die Art, wie sie gebaut wurde, F. Gurken. Leider sind wir nicht in der Lage, auch nur einige Andeutungen über Gurken zu geben, denn überall hatten die Pflanzungen von den gleichen, ungünstigen Witterungsverhältnissen zu leiden. G. Buschbohnen. 1) Neue grau marmorirte. Sehr reichtragend, mit zarten Schoten. Die Pflanzen bleiben niedrig. 2) Neue violette. Gute reichtragende Sorten mit fleischigen Schoten, welche von langer Dauer und gutem Geschmack sind. Etwas rankender Wuchs. 3) Early Rachel. Früh, reichtragend und empfehlenswerth. 4) D’Aleier nain grain blanc. Sehr frühe und reichtragende Sorte. Ein Berichterstatter erwähnt, dass diese Sorte nicht ganz rein gewesen sei; das Gleiche haben wir auch hier befunden. 5) Harrieot Martini. Reichtragend, mit grossen, aber sehr harten Schoten, was möglicher Weise die Trockenheit bewirkt haben mag. Daher wiederholt zu prüfen. 6) Sophieens aus Christiania. Wenn auch nicht als Schnittbohne geeignet, so doch zum Verbrauch in trockenem Zustande zu empfehlen, da die runden, weissen Körner eine sehr zarte Schale haben. 7) Weinbohne aus Christiania. Sehr reichtragend, jedoch fehlen ihr die Eigenschaften einer guten Schnittbohne; auch zum Trockenverbrauch wenig geeignet, da ihr grosses Korn eine fahlbraune Schale hat. Bei andern Sorten verweisen wir die resp. Leser auf das in unsern früheren Berichten Gesagte, was wir nur bestätigen können. H. Stangenbohnen. 1) Schlachtsehwert von Algier. Die früheste von den Schwertbohnen, von grosser Fruchtbarkeit, jung verspeist vor- züglich. Nach einem sehr aufmerksamen Beobachter reifen die Samen auch noch in rauherem, höher gelegenem Gebirgsklima, nur ist sie beim Beginn ihres Wachsthums etwas empfindlich. 2) Wachs-Zucker-Perl-St. Sehr wohlschmeckend, doch von geringe- rem Ertrage. 246 Jahres-Bericht 3) Bandirte aus Spanien. Unstreitig die ergiebigste Stangenbohne, doch werden die Schoten kaum 3 Zoll lang und sehr schnell hart; dürfte sich hauptsächlich da empfehlen, wo die sogenannten „Einlegebohnen“ viel gebraucht werden, wozu sich deren ganz junge Schoten eignen wer- den, nur muss dann die Aussaat nicht vor Mitte oder Ende Juni erfolgen. 4) Exotique oeil blane. Hat als Schnittbohne keinen Werth und verhält sich in Allem wie die vorhergehende Sorte. 5) Riesen-Butter- aus Japan. Die Sorte rechtfertigt ihren Namen one kommen, ist ziemlich reichtragend, aber gegen nasse Witterung empfind- lich. Geschmack vorzüglich. 6) Aus Costarica. Buntblühende Sorte, sehr reich und lange tragend, von überaus zartem Geschmack, nur reiften die Körner trotz des schönen Nachsommers nicht. 7) Bunte aus Lima. Nicht ganz so gut wie die vorstehende Sorte; auch deren Samen reiften nicht. 8) Krüger’s bunte Wachs-Schwert-St. Verschiedenfarbige Körner, ebenso grüne und gelbe Schoten. Wird sicher ihrer harten Schoten wegen nicht leicht Eingang finden. J. Erbsen. 1) Zucker-Erbse, spanische Kupuziner-. Reichtragend mit langen, vollen Schoten. Sowohl ausgekörnt, als mit den Schoten zu- bereitet, sehr süss und zart schmeckend. Die Pflanzen werden 4—5 Fuss hoch, und verdient diese Sorte in jeder Hinsicht Empfehlung. 2) Kneifel-Erbse, Carter’s first erop. Wird als die vorzüglichste von allen gerühmt, reift früher als Daniel O’Rurke, ist sehr reichtragend und wohlschmeckend. 3) Kneifel-Erbse, grüne, aus Dalecarlien. Ist uns aus eigener Erfah- rung zwar nicht bekannt, nach dem Urtheile eines Berichterstatters ist dieselbe aber so schlecht und zum Anbau ungeeignet, dass sie gänzlich verschwinden möchte. Wir möchten jedoch zu noch ferneren Versuchen und nicht dazu rathen, dieselbe sogleich gänzlich zu verwerfen. 4) Kneifel-Erbse, Sutton’s langschotige Tom Thumb. Gut; liefert einen Mittelertrag, bleibt niedrig und hat sehr lange Schoten. 5) Kneifel-Erbse, rothe, aus Smyrna, und 6) Kneifel-Erbse, buntblühende, aus Japan. Beide Sorten werden 5 Fuss hoch, tragen zwar sehr reich, doch lassen die Körner an Süssig- keit viel zu wünschen übrig, werden sich auch ihrer rothbraunen Farbe wegen nicht leicht Eingang verschaffen. 7) Kneifel-Erbse, Riesen-, aus Japan. Von gutem Nutzungswerthe, doch geringem Ertrage. K. Radies, gelbe Wiener. Liebhabern von Radieschen können wir diese Sorte angelegentlich empfehlen; wenn ihr auch die rothe oder rein weisse Farbe mangelt, so ist ihr Geschmack merklich besser als der der Schles. Gesellsch, f. vaterl, Cultur, 947 anderer Sorten, überdies liefert sie grössere Knollen und passirt nicht so schnell. Indem wir hiermit unsern Bericht über die Gemüse schliessen, führen wir noch die Kartoffel-Sorten: Amerikanische Festtags-, Patterson’s Victoria und Blanchard an, welche Sorten sowohl hier angebaut, als auch bei der Gratis-Vertheilung verbreitet wurden, müssen uns aber in Folge ungün- stiger Anbau-Verhältnisse und wegen über dieselben nicht ausreichend erhaltener Nachrichten die Berichterstattung für das nächste Jahr vorbe- halten. II. Zierpflanzen. Das über diesen Gegenstand eingegangene spärliche Material lässt es nicht zu, Neues zu berichten. Dagegen dürfte es vielleicht einiges Interesse bieten, über den Samen der in dem vorjährigen Bericht erwähnten Sanvitalia procumbens fl. pl. zu sprechen. Bekanntlich erregte diese Pflanze, als eiwas ganz neues Ange- priesenes, gewaltiges Aufsehen. Ob Jeder so glücklich war, unter dem beschafften Samen auch von der gefüllten Varietät zu haben, lassen wir dahingestellt sein. Schon bei genauer Betrachtung der Samen lässt sich ziemlich sicher feststellen, welches Korn die gefüllte Varietät liefern wird. Der Same der einfachen Sanvitalia proc. ist ganz flach, in der Mitte schiefergrau mit weisslichem Rande (ähnlich dem Samen von Dill), während der der ge- füllten dreikantig, weisslich, ohngefähr ', Zoll lang ist und noch Reste von den Staubgefässen am oberen Ende des Samenkornes hat. Der Same sieht so unscheinbar aus, dass man leicht zu der Ansicht gelangen kann, es wären dies Ueberreste von verblühten Blumen. Will man sieh über- zeugen, dass man es mit wirklichem Samen zu thun hat, so darf man nur die äussere Hülle mit einem feinen und scharfen Messer sorgfältig entfernen und den blossgelegten Theil auf einem reinen, weissen Blatt Papier mit der Messerspitze zerdrücken, so wird ein zurückbleibender fetter Fleck den Beweis dafür geben. Noch besser geschieht diese Unter- suchung mit Hilfe einer Lupe, welche man überhaupt, wenn man den Samen rein haben will, zum Aussuchen einer grösseren Partie anwenden muss. Was das Keimen des Samens anbelangt, so haben wir bis jetzt die Erfahrung gemacht, dass derjenige der gefüllten Varietät nicht so leicht keimt, wie derjenige der einfachen Species, und wollen wir nach dieser Seite hin weiter beobachten. III. Obst-Edelreiser. Aus den Berichten, die uns über diesen Gegenstand vorliegen, ersehen ‚„ dass mit den vertheilten Edelreisern eine nicht unbeträchtliche An- zahl edler Obstbäume geschaffen wurde. wir 248 Jahres-Bericht Wir hoffen, es wird dies noch mehr der Fall sein, je mehr die Ein- sicht Verbreitung gewinnt, welche ganz besondere Genüsse und Werths- Erträge dieser Zweig der landwirthschaftlichen Gärtnerei bietet, und schwer zu begreifen ist es, gerade die Obstbaumeultur von so Vielen, denen Boden, Mittel und Zeit zu Gebote stehen, unbeachtet oder vernachlässigt zu sehen. Man kann nur annehmen, dass Unkenntniss oder Indolenz dies verschulden. Allerdings trägt auch der beklagenswerthe Baumfrevel viel dazu bei; sobald aber in einer Gegend der Obstbau nur erst in ausgedehnterem Maasse und regelrecht betrieben wird, wird auch dieses Leiden gemindert werden. Für den nächsten Jahresbericht behalten wir uns vor, eingehender über den Nutzen des rationell betriebenen Obstbaues zu sprechen, und werden dann zugleich auch der Mängel und Fehler erwähnen, welche dem weiteren Aufblühen des landwirthschaftlichen Obstbaues entgegenstehen. Statistische Notizen. - Von dem zeitigen Secretair der Section. Im Jahre 1866 nahmen 64 Mitglieder an dem für hiesige Sections- Mitglieder bestehenden, von dem Referenten geleiteten Lesezirkel Theil und eireulirten in demselben 3 Berichte von Gesellschaften, welche mit der Section in Schriften- Austausch stehen, 9 zum Theil mit Abbildungen versehene deutsche und ausläudische Zeitschriften und 17 in neuester Zeit erschienene, die verschiedenen Zweige der Gar- ten-Literatur umfassende Bücher und Brochuren. Hierunter befanden sich auch wohlgeneigte Zuwendungen der Herren: Königl. Hof-Garten-Direetor F. Jühlke in Sanssouci, Königl. Garten-In- spector und Director des pomologischen Instituts Dr. Ed. Lucas zu Reut- lingen in Würtemberg, Superintendent Oberdieck in Jeinsen und Literat Th. Oelsner hierselbst, wofür den gütigen Geschenkgebern der verbind- lichste Dank der Section hiermit ausgesprochen wird. Der Bibliothek der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur, Abtheilung für Obst- und Gartencultur, wurden wiederum die in dem Lese- zivkel in Umlauf gewesenen Schriften, nebst den weiter durch die Section angekauften Fortsetzungen zweier klassischen, beschreibenden pomologischen AM u EEE TE as F der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 249 Kupferwerke übergeben; dieselben stehen nach einem besonderen Regle- ment dort zur weiteren Benutzung, und sind dies die nachstehend ver- zeichneten: Bericht über die Thätigkeit der baierischen Gartenbau-Gesellschaft im Jahre 1862 und im Jahre 1863. Erstattet von K. Effner. Mün- chen 1863 und 1864, — über die vierte allgemeine Versammlung deutscher Pomologen, Obst- und Gemüsezüchter nebst der damit verbundenen Ausstellung, wäh- rend der Tage vom 10. bis 13. October 1863 in Görlitz. Herausg, vonProf.Dr. CarlKoch, Präsident der Versammlung. Weimar 1864. Blätter, vereinigte Frauendorfer. Allgemeine deutsche Gartenzeitung, Obstbaumfreund, Bürger- und Bauernzeitung. Herausg. von der praktischen Gartenbaugesellschaft in Baiern. Redacteur: E. Fürst. Jahrg. 1864. Frauendorf. Decaisne, J., Le Jardin Fruitier du Museum, ou Iconographie de toutes les Espöces et Varietes d’Arbres Fruitiers cultivds dans cet Etablissement avec leur Description, leur Histoire, leur Synomymie etc. Tom. VII. Paris 1866. Florens, Otto, Dr., Anleitung zur genaueren Kenntniss der schäd- lichen Garten-Insecten, sowie der bewährtesten Mittel zu deren Vertilgung. Ein nothwendiger Rathgeber für Gärtner, Obst- und Weinbauer, Forstmänner und Landwirthe, sowie für jeden Feld- und Gartenbesitzer. Mit Benutzung des französischen ‚‚Les insectes“ etc. bearbeitet. Dresden. Garten- und Blumenzeitung, neue allgemeine Deutsche. Herausg. v. Ed. Otto. 20. Jahrg. Hamburg 1864. Garten-Flora.. Monatsschrift für deutsche, schweizerische und russische Garten- und Blumenkunde. Herausg. u. red. von Dr. E. Regel. 13. Jahrg. Erlangen 1864. Garten-Zeitung, Anhaltische. Gärtnerische Zeitschrift für Jedermann. Herausg. von der Direction der Gärtner-Lehranstalt zu Cöthen. I. Jahre... 1869:, No, 1 u.2. — Deutsche. Organ der vereinigten Gartenbau - Gesellschaften etc. Herausg. von Theodor Rümpler in Erfurt. 2. Jahrg. Leipzig 1864. — Illustrirte. Eine monatliche Zeitschrift für Gartenbau und Blumen- zucht. Herausg. von der Gartenbau -Gesellschaft Flora in Stutt- gart. Red. von Carl Müller. 8. Bd. Stuttgart 1864. Gescehwind, Rudolf, Die Hybridation und Sämlingszucht der Rosen, ihre Botanik, Classification und Cultur nach den Anforderungen der Neuzeit. Praktische Anweisung zur Erziehung neuer Rosen-Va- rietäten und Hybriden aus Samen, sowohl im Freien, als auch in Glashäusern und Fensterbeeten. Wien 1864. 250 Jahres-Bericht Handbuch, illustrirtes, der Obstkunde, Herausg. von Fr. Jahn, Ed. Lucas und J. G. C. Oberdieck. 5. Bd. 2, Lief. Birnen. Ravensburg 1864. Hartwig, J., Der Küchengarten. 2. Theil: Die Gemüsetreiberei oder das Treiben der zum Küchengebrauche dienenden Gewächse, als der Gemüse und Gewürzkräuter in Mistbeeten, Treibkästen und Treibhäusern, mit Anwendung der Warmwasserheizung. Für Gärtner und Gartenfreunde nach den neuesten Erfahrungen. — Die Obstbaumzucht in Töpfen oder Kübeln. Nach dem Englischen des Thomas Rivers von Ferd. Freih. v. Biedenfeld,. 2. ver- besserte Aufl. Weimar 1864. Henkel, Dr. J.B., und W. Hochstetter. Synopsis der Nadelhölzer, deren charakteristischen Merkmale nebst Andeutungen über ihre Cultur und Ausdauer in Deutschlands Klima. Stuttgart 1865. Jaeger, H., Ziergehölze, die, der Gärten und Parkanlagen. Alpha- betisch geordnete Beschreibung, Cultur und Verwendung aller bis jetzt näher bekannt gewordenen Holzpflanzen und ihrer Abarten, | welche in Deutschland und Ländern von gleichem Klima im Freien gezogen werden können. Nebst Bemerkung über ihre Benutzung zu andern Zwecken und mit einer Einleitung über die Bewirth- schaftung der Baumschulen, wie über Anzucht, Pflanzung, Aceli- | matisation der Gehölze. Ein Handbuch für Gärtner, Baumschulen- | und Gartenbesitzer, Forstmänner ete. Weimar 1865. Jahresbericht des Thüringischen Garten- und Seidenbauvereins zu Gotha. 27. pro 1863. Gotha 1864. Jardin, Le, Fruitier Neerlandais (Niederländischer Obstgarten), deerit et publie par la SocieteE pour regler et ameliorer les Races fruitiers, etablie a Boskoop; dessine d’apres nature par M. S. Berghuis; Texte fran- gais et allemagne par Dr. C. de @avere; Leipzic, Greningue, Bruxelles. _ lliustration horticole, L’. Journal special des Serres et des Jardins etc. Red. par Ch. Lemaire et publie par Ambroise Verschaffelt. Tom.11. Gand 1864. Jühlke, F., Beiträge zur Revision des Gemüsegartens und Bemerkun- gen über Aussaat, Pflanzung und Pflege einiger empfehlenswerther Producte desselben. Separat- Abdruck aus Wiegand’s Volks- und Garten-Kalender auf das Jahr 1864. Katalog zur allgemeinen deutschen Ausstellung von Gemüsen und landwirthschaftlichen Producten, Obst, Pflanzen, Blumen, Garten- Geräthschaften u. s. w. in Erfurt vom 9. bis 17. September 1865. Lucas, Eduard, Leitfaden zur Bestimmung der Obstsorten. Für die Besitzer des Illustrirten Handbuchs der Obstkunde von Jahn, Lueas und Oberdieck. Ravensburg 1863. der Schles. Gesellsch, f. vaterl. Cultur. 951 Magazin, deutsches, für Garten- und Blumenkunde. Zeitschrift für Gar- ten- und Blumenfreunde und Gärtner. Herausg. und red. von W. Neubert. 17. Jahrg. Stuttgart 1864. Mittheilungen über den Anhaltischen Gartenbau-Verein zu Dessau für das Jahr 1864. Dessau 1865. — über Flora, Gesellschaft für Botanik und Gartenbau in Dresden. Dedau. herause. von Carl Briedrieh’Ehrig. 3. Bd. 1. Helft. Dresden 1864. Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau. Herausg. von J. G.C. Oberdieck und Ed. Lucas. 10. Jahrg. Stuttgart 1864. Müller, Leopold, Beiträge zur Förderung der Obsteultur und Obst- kunde. Stuttgart 1864. Neumannn, H. $., Die moderne Anlage des Gartens am Hause und der städtischen Villa. Ein praktisches Handbuch für Gartenbesitzer, Bauunternehmer, Architekten und Gärtner, erläutert an 24 fein co- lorirten Gartenplänen nebst Detailzeichnungen nach bereits existi- renden Grundstücken und Verhältnissen verschiedenen Charakters und räumlichen Umfanges, unter Aufführung und Schilderung der ernpfehlenswerthesten Ziergehölze und Obstsorten. Nach den Grund- sätzen der schönen Gartenkunst, sowie der Architektur den Anfor- derungen der Neuzeit gemäss bearbeitet. Dresden 1865. Obstgarten, Niederländischer (Le Jardin Fruitier Neerlandais), beschrieben "und verfasst vom Boskooper Verein zur Bestimmung und Verede- lung der Obstsorten; in Abbildungen nach der Natur von 8. Ber- shuis; deutsche u. französische Bearbeitung von Dr. C. de Gavere. Leipzig, Gröningen, Brüssel. | Pomona. Allgemeine deutsche Zeitschrift für den gesammten Obst- und Weinbau. Herausg. von F. J. Dochnal. 13. Jahrg. Nürnberg 1864, Puydt, P. L. de, Theoretische und praktische Anleitung zur Cultur der Kalthauspflanzen (Orangerie- und temperirte Häuser der Gärtner), nebst praktischen Bemerkungen über Pflanzen-Physiologie u. Physik in Bezug auf Gärtnerei, einer Anleitung zur billigen Anlegung der verschiedenen Gewächshäuser, zur Behandlung der Pflanzen im Kalthause, im freien Lande und für das Zimmer, sowie einem Ver- zeichniss der schönsten in Kalthäusern zu eultivirenden Pflanzen. Nach dem Französischen bearbeitet von einem praktischen Gärtner. Hamburg 1862. Salomon, Carl Heinrich, Die Farne für’s Freiland. (Mit Einschluss der Lycopodiaceen.) Eine vollständige alphabetisch geordnete Zu- sammenstellung der in Deutschland im Freien, mit und ohne Decke, den Winter überdauernden Farnkräuter, mit Angabe des Vater- landes und der betreffenden Autoren, nebst Angabe der sämmt- lichen Synonymen. Würzburg 1865. 252 Jahres-Bericht Scheydecker, M., Anleitung zum Obstbaumschnitt und der Rebenzucht nach dem neuesten französischen System. Herausg. von H. Grube. Düsseldorf 1864. Schröter, Ludwig, Die Obstzucht in Töpfen oder Kübeln. Eine praktische Anweisung, Früchte an Obstbäumchen und Fruchtsträu- chern in Töpfen und Kübeln zu ziehen, sowie eine Aufzählung und Beschreibung der sich am besten hierzu eignenden Obssorten, nebst einem Arbeitskalender für Obstfreunde. Leipzig 1865. — Der Zimmereärtner. Eine kurzgefasste praktische Unterweisung, die bekanntesten und beliebtesten Pflanzen im Wohnzimmer an- zuziehen, zu pflegen und zu unterhalten. Leipzig 1864. Schürch, B., Neue Methoden zum Entfernen und Vertilgen der äussert schädlichen Baumraupen ete.. zur Vermehrung des Ertrages der Obst- und Waldbäume, der Weinstöcke, der Johannisbeer- und Stachelbeer-Sträucher u. s. w. Aarau 1863. Statuten derGärtner-Lehranstalt zu Cöthen, Herzogth. Anhalt. Cöthen 1866. — für die höhere Lehranstalt für Pomologie und Gartenbau, für die Gartenbauschule und für die Obstbauschule des Pomologischen In: | stitutes in Reutlingen. Reutlingen 1865. Taschenbuch für Pomologen, Gärtner und Gartenfreunde. Herausg. von dem Pomologischen Institut in Reutlingen. 4. Jahrg. 1864, Thielau, Friedrich v., Die Culturpflanzen Norwegens. Von Dr. F, C. Schübeler im Jahre 1862 redigirt. Mit Erlaubniss des Ver- fassers in einigen Auszügen zur Veröffentlichung in Deutschland zusammengestellt. Breslau 1864. Wochenschrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den König]. Preussischen Staaten, für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Red. von Prof. Dr. Carl Koch. 7. Jahrg. Berlin 1864. Wörmann, R. W. A., Der Garten-Ingenieur. Handbuch der gesamm- ten Technik des Gartenwesens. Eine praktische Anleitung zur Anlage der Culturkasten, der Glashäuser, der Gärtnerwohnungen, der Blumenstuben, Blumenerker, zur Einrichtung der Feuerungen und Wasserheizungen, der Teppichgärten, Gärten, Brunnen, Wasser- leitungen, Springbrunnen, zum Feldmessen, Nivelliren, Planzeichnen ete. für Gärtner, Gartenbesitzer, Gärtner-Gehilfen und Lehrlinge, j Ingenieure, Architekten, Maurermeister, Zimmermeister etc. 1. Abth.: Die Culturkasten und Mistbeete. Praktische Anleitung zur Anlage und Unterhaltung der Holzkasten, gemauerten Kasten, der Mistbeetfenster oder Fensterdecken, der Decken gegen Kälte und Feuchtigkeit ete. Nach langjähr. eigenen Erfahrungen. Berlin 1364. 2. Abth.: Die Teppichgärten, deren Entwurf und Anlage. Eine Samm- lung der neuesten und geschmackvollsten Muster zu Teppichen. Nach eigenen Entwürfen. Berlin 1864. der Schies. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 953 3. Abth.: Die Canal- und ÖOfenheizungen. Die Gärtner-Wohnungen. E Deren Anlage und zweckmässige Einrichtung. Nach eigenen Er- | fahrungen und Entwürfen. Berlin 1864. 4. Abth.: Praktische Mathematik als Vorbereitung zum Feldmessen. Ein Handbuch für Gärtner, Gärtner-Gehilfen und Gärtner-Lehrlinge, Ingenieure, Architekten ete. 2 Hefte. Berlin 1864. 5. Abth.: Die künstlichen Schutz- und Cultur-Räume. 1. Theil: Praktische Anleitung zur Anlage und zweckmässigen Ein- richtung der Schutzwände, Spalierkästen, Baracken oder Noth- häuser, der grossen und kleinen Winterhäuser, sowie der Kalt- und Lauhäuser. Nach langjährigen eigenen praktischen Er- fahrungen. 3 Hefte. Berlin 1869. Zeitschrift für Acclimatisation. Organ des Acclimatisations-Vereins in Berlin. Herausg. von Dr. L. Buvry. 1865. 3. Jahrg. Neue Folge. No. 1 bis 3. Berlin, Wien, München, Paris. Das Obst-Cabinet von H. Arnoldi in Gotha in seiner 26. und 27. Lief. naturgetreu aus Porzellan-Compositionsmasse nachgebildeter Obst- früchte verschiedener Art. Herausg. unter Controle des Thüringischen Gartenbau-Vereins zu Gotha. Die Section für Obst- und Gartenbau zählte primo Januar 1866 Mitglieder: Hiesige. Auswärtige. Summa. 108 251 359 Im Laufe des Jahres 1366 traten hinzu . 6 15 21 114 266 380 undesehreden dagegen aus) ... ........ 7 11 18 pro 1867 verblieben demnach 107 255 362. Als wirkliche Mitglieder der Schlesischen Gesellschaft sind hiervon beitragsfreii ..... 40 9 49 und tragen im Jahre 1867 zur Unterhaltung des Obst-Baumschul- resp. Versuchs-Gartens bei 26 53 125. DD wu Nachweisung des Zuwachses, des Abganges und der Bestände der Obstbaumschule in dem Garten der Section für Obst- und Gartenbau Ende December 1866. A. Wildlinge. Aepfel. Birnen. Kirschen. Pflaumen. AV . ydonia vul- 3 ann 1 Prunus dome- Oy Prunus avium, Pyrus malus, |P. mal. praecox| P. communis, garıs pyrıfera, stica, Haus- 3 Apfel. et paradisiaca. Birne. One Süsskirsche. | „yatsche. > Stück. | Stück. | Stück. | Stück. | Stück. | Stück. | Stück. | Stück. | Stück. | Stück. | Stück. | Stück. 5 Bestand aus 1865 in zwei- und mehrjährigen Pflanzen | — 6723| — 640 | — 484 | — 1001 — 14301 — 375 = Hierzu einjährige Sämlinge und Ausläufer von 1866 | — — — — — 13500] — 1220| — 12001 — _ Ka ] jun i sn Summa | — | 6713| — 640 | — | 3984 = 201 — 126301 — 375 eredelt.. zes — _ 10 —_ 186 (0) Hiervon wurden in 1866 = : 5 verkauften _ —— Be en = = einmen HOAWOE er ee. ee 2600 — 400 — 190 — Summa 2000 o 410 _ Eye 30 Es blieben mithin Ende December 1866 Bestand.. | .... 147131 .... 640-1. 23874 D2DE 28. 21220 ee 345 | | | a *) Das massenhafte Auftreten der Apfel-Schildlaus vernichtete diese grosse Anzahl der Apfel-Wildlinge, il) a 235 | = Fr = = SC 1 92l 08 | 9€6 Il v6 [01 1076 | 6% | 8lr lo Be a re a puwgsogt 9IBI J9AQUSIY9I(TOPUYTUSAIO TA & gel Gl 06 6 LS 8 Gl OL 81 88 rl 16 88 eV 661 ee Tr 7uneN.I9A A 9HET UL U9P.AMAM UOA.IOIF - = et 0% SER 1674 29 IPCT, 108 9,2 | woqroıg @) 2 _— r — 85 9] a ar | ar ERS HR rn .. ‘709 = 9HKT ur u9DuLd UOAAOIN ES ® | gl 12% 586 616 89 9P%G 10% 897, [| FWUng 5 | | e ee ei ARBRCI Me| O1 el | &6 al RR: “" 998T S ur SunfpeasA NZAO1M 5 & GT cl 76 &6 506 GE &6 &1 89 gl 9856 69 807 I6l | 591% ‘ -ZunjopeloA 9211 & -yelayswu pun -T9Mz f= ut CggI sme puejsogl 2 | 3 "u941OS laws] "u9}IOS ewuwus] "us]105 [aus "UP}10S |'HULUEIG| "U9J10OS \euuns] "u9J10g |vwweIg| "usl1og ewuras| "U9J.10S |BWwWRIg Donıd pur LI OUISYAZSNEH "SYISITNSSNS Nm) "SUNPIEM 19po "SUMPIEAM "sıppand snıhq jue yue me me a ne u9soyrady OY9ISIyd uoumnepd UHYISALY uouatg . 107Jdey 'ISg0UT0Ig pun -uIOy 'q Jahres-Bericht ı[) [| u . ee ee 0. Beerenobst und Wein. zz. Stachelbeeren. | Johannisheeren. Himbeeren. Eirdbeeren. Wein. Pflanzen. Sorten. Pflanzen. Sorten, Pflanzen. Sorten. Pflanzen. Sorten. Pflanzen. Sorten. Bestand aus 1865 in mehrjährigen Pflanzen 269 | 26 191 5 183 10 4600 15 255 15 Hierzu einjährige Pflanzen aus 1866....... 11 4 385 12 170 8 _ — 88 24 Summa 280 576 353 4600 343 Hiervon wurden in 1866 verkauft ......... 119 27 73 12 188 10 300 12 73 14 Bleiben Ende December 1866 Bestand .... 161 2 503 12 165 10 4300 12 270 26 a a ie der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 2357 D. Stand- und Probebäume und Standpflanzen. Breisst.and Ende Dec. 1866 | gegen in 1865. Stämmeu. Stämmeu. Dan | Sorten. Balanzen: Sorten. Aepfel In... ur. 39 39 39 39 Birnen 28 27 28 27 Standbäume....... Kirschen -........ 6 4 6 4 Piirsichen ee: 10 10 24 24 Aprikosen .ın..... 2 2 3 3 Kepler. Bi 22 % 17 Probebäume....... Birnen alu ar. 6 83 6 83 Pllaumenaa.0..2.: 4 23 4 23 Stachelbeeren ..... 27 27 28 28 Johannisbeeren ... 13 13 13 13 Sitandpflanzen ....,x. Himbeeren... ... .r 9 ) 9 9 Erdbeeren ........ 700 15 700 15 Weinreben ....... 40 40 40 40 Ausserdem sind Rabatten eingefasst mit 72 Aepfelstämmchen als Cordon horizontal in 37 Sorten gegen ebensoviele im vorigen Jahre. EB. Verkaufs - Resultate. Verkauft wurden in 1866 |gegen in 1865 ae Aenfel.er sen. ger.r _ 450 Stück. N ee z Binnen SR ER en _ 1502 Aenfehan 0 aa as 287 Stück. 488 5 Bien sen ee. 163, Z33e 0% aletinmellen u Binsehen: 2... 2%: kor Br’ 5 BRBIUMEN ...4% miele nu. al 45 Ta, PRRAIEBa.. ei a Aa. 20° 5, 93 9 Aprikosen ti... ara. er 13... Stachelbeeren........... BEG-N. ı 343... Johannisbeeren ......... 29..$; lade... Beorenobstr...%. cn: Himbeeren: . Sn... 188, 5 738..% Brdbeenen. sr esarer dere 300... I60, Menteben 2... 2023. I SER 106°. in Summa | i308 Stück. | 4105 Stück. Nas A ie Buruäd at Sata «b .r eier wur ei ven urn ar: ee u ı a a a 5 a en nn ae un nd har caı 2 een uni. ze Da rec nt et an 0 aa ern? Ktiednesmanienie a Hark RN PN K a NE & a ee ee a ae einen u > eg ehe en PERURER" Ahr PET NONE Bu Een | 1 | e " stallereH- ‚ein RR ne Ins wenn luenn: ideen ME ne ae TAT a BR N 2 hg ji toiyd in OR ee Rn en as or ER ja NE re Es we v1. Meteorologische Section. Allgemeine Uebersicht der meteorologischen Beobachtungen auf der königl. Universitäts- Sternwarte zu Breslau im Jahre 1866. Höhe des Barometers 453,62 Pariser Fuss über dem Ostseespiegel bei Swinemünde. I. Barometerstand, I. Temperatur 1866. redueirt auf 0° Reaumur in der Luft in Graden nach Pariser Linien. Reaumur. I 5 | & ie) 2 = . © ö u Oo . eb) un I) =) SNnUle 2 = m) R= A = | = | ummarı..... 25 1337”.,93| 9 1322423133245 | 19 I+ 8°%6 | 7 |— 494 B. Ay; Februar .....|21| 335,02|28 | 323,98) 329,94 | 7 |-+ 10,7 [21 |— 72|+ 223 Manz. malsı. 29 .1:7335,65.11.20:.1.5,321,27.1.-329 241 25: + 7.6 | 16 |—:. 5.01+ 153 OR 23 | 337°04|28 | 325.181 33190 128 + 200 20 | 0.0 |-+ 809 Mae. 21 | 335,54| 2| 324,25| 331,66 129 |-+ 19,6 |33|+ 1,4|+ 8,84 a... 9 |. 335,40|17 | 325,88] 332,19128 + 254/12 |+ 90|-+ 1618 VA 11 33.80, 30 | 327,09| 330,53] ı + 23,4 |311+ 9,8 |-+ 14,06 August ...... 26 | 334,54 129 | 327,801. 330,73127 |+ 230113 |-+ 821-+ 13,59 September... 19 | 334,91 | 3| 326,98] 331,73125 |-+ 23,0 | 17 = 7,2 1-+ 14,02 Betober ....1 7 338,97 | 14 | 329,35] 334,65 1 ı-r 192129 ,— 48|+ 5.06 November ..129 | 337.60 117 | 321,56] 330,371 8 |-+- 108130] — 4,2 | r 3.31 December ..118 | 337,69 | 14 | 321,68) 331,62] 7 [+ 10.2 | 15 I— 72[+ 1,36 a ae 3987.97 [a21“ 37 3314,43 | | 2504 | - 732 |+ 7955 260 Jahres-Bericht III. Feuchtig- | IV. Wolkenbildung 1866. keit und der Luft, Niederschläge. Se . © = EE- : ee | 2. | To5 Monat. > = = En "© = > 2E7 a ag lel® 555 u | ne Januar a ner | 1099 | 0,80 3 3 17 | 4,42 Bebruar nl 1,98 0,78 3 16. = ,26,98 März... 2 1,91 0,83 2 20 20.08 Apn AH NRE 2.69 0,67 7. \ 2 9,75 Ma 297.1 065 1.3.10. 161° Sıız a 1691,02 6 | ı7 | z|e as alla 4,43 0.69 1 a2 37,67 Aueuste... ne Soon 4.22 0.68 4 :| 15-1 12 29.17 September. ....... 4,52 0,71 8 6 | 16 13,33 Vetober 2... Wäre 2531 0,72 14 | 10 7 0,00 November ......... 2,16 079 2 6 | 22 28.12 December. ....... 1,89 0,82 0 7, | 24 21.08 en | 2.1.98 | 0,73 | 55 | 120 | 190 | 2454.45 Minimum der Dunstsättigung 0,16 Mai 17. Minimum des Dunstdruckes 0’”,38 Mai 17. Januar. Maximum 6,76 Juni 8. V. Herrschende Winde, Süd- und Westwinde von Anfang bis Ende vorherrschend, Süd- west und Südost ebenfalls häufg, die anderen Richtungen fast gar nicht beobachtet. Februar. West ward am oftesten, dann Süd, Südwest, Südost ziemlich März. April. Mai. Juni. Juli. häufig, die andern Richtungen dagegen sehr selten beobachtet. Vorherrschend blieben Ost, Südost und West. Nördliche und südliche Richtungen kamen ziemlich gleich oft vor; Nordost und Nordwest waren selten. Im ersten Drittheil Südost-, dann bis zu Ende meist Westwinde. In der ersten Hälfte West, wechselnd mit Südost, vorherrschend; in der zweiten blieb Nord, an dessen Stelle aber auch oft Ost und Südost trat, überwiegend. Im Laufe des Monats zeigten sich Süd-, Südost-, West- und Nord- winde zahlreich, während die übrigen Richtungen nur vereinzelt und ausnahmsweise vorkamen. Westwind war mit grosser Entschiedenheit überwiegend. Oest- liche Richtungen waren sehr selten, südliche sind öfter nebst Nordwest beobachtet worden. der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 261 August. In den ersten 2 Drittheilen des Monats waren West-, Südwest- und Südwinde beinahe ausschliesslich herrschend, im letzten Drit- theil zeigte sich Südost überwiegend. September. Südost- und Südwinde waren den ganzen Monat hindurch dominirend. Auch Westwind kam ziemlich oft, die übrigen Rich- tungen nur vereinzelt vor. October. Öst- und Südost fast ausschliesslich den ganzen Monat herr- schend. West und Nord kamen einige Male, die anderen Rich- tungen dagegen fast gar nicht vor. November. West mit Südwest und Süd den ganzen Monat herrschend, sämmtliche andere Richtungen kamen sehr vereinzelt oder gar nicht vor. December. Wie im November, doch kamen Südost- und Ostwinde etliche Male vor. Yl. Witterungs-Charakter. Januar. Bei vorherrschend trübem Himmel oft unbedeutender Regen, fast nie Schnee, wenig Nebel, häufiger Reif, ganz anomal hohe Temperatur (es kamen nur 8 Frosttage vor), mittlerer, unaufhör- lich schwankender Barometerstand. Februar. Trüber Himmel mit sehr häufigen Niederschlägen erst von Regen, dann von Schnee, oft Reif, kein Nebel, das Barometer niedrig und sehr schwankend, die erste Hälfte unverhältnissmässig warm, dann ein paar Tage mässiger Frost, worauf wieder Wärme folgte. März. Sehr ähnlich dem Februar fast in jeder Beziehung. Die Tempe- ratur war jedoch in diesem Monate niedriger als im Februar, und beinahe normal. Frost häufig und bis zu Ende. April. Bei oft heiterem Himmel und grosser "Trockenheit normale, aber sehr schwankende Temperatur, kein Nebel, ein paar Male Reif und ein Mal Wetterleuchten, normaler wenig oscillirender Baro- meterstand, Mai. Vorherrschend bewölkt, häufige Regenfälle, dabei sehr trockene Luft, die erste Hälfte angemessen warm, dann bis zum 26. rauh und unfreundlich mit Reif, Graupel und Schneeflocken, ein Ge- witter; mittlerer unerheblich schwankender Luftdruck. Juni, Bei oft bewölktem Himmel häufige aber unbedeutende Regen- niederschläge, wenig elektrische Erscheinungen, ein Nebel, mitt- lerer wenig schwankender Luftdruck, sommerliche, ein paar Male erheblich variable 'l’emperatur., 362 Jahres-Bericht der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. Juli. Der ganze Monat war bei fast immer bedeektem Himmel und 20 Regentagen ein recht unfreundlicher und kühler Sommer-Monat. Nebel kam gar nicht, elektrische Phänomene sehr selten vor. Barometerstand niedrig. Die Cholera trat sehr intensiv in Bres- lau auf. August. Bei bewölktem Himmel und häufigem Regen war der Monat normal warm, gegen Ende zuweilen heiss. Gewitter und Nebel kamen sehr selten vor. Der Barometerstand mit Ausnahme der letzten Woche durchweg niedrig. Die Cholera wüthet den Monat hindurch noch heftiger als im Juli. September. Die ersten 3 Wochen trüber Himmel und häufiger aber unbedeutender Regen, kein Nebel, 2 Gewitter. Die letzten 8 Tage vollständig wolkenlos mit sehr hoher Temperatur, Barometerstand normal und wenig schwankend. Die Cholera begann gegen Ende des Monats erheblich nachzulassen. October. Beinahe immer wolkenfreier Himmel, äusserst trocken, in der zweiten Hälfte häufige und zum Theil empfindliche Morgenfröste. Einige starke Nebel, dagegen kein messbarer Regenniederschlag. Barometer fast immer anomal hoch. Einzelne Choleralfälle auch am Ende dieses Monats noch vorkommend. November. Bei fast immer trübem Himmel wurden häufige Nieder- schläge von Regen und Schnee, ein Graupelwetter, ein Nebel und mehrere Reifbildungen beobachtet. Am 17. orkanähnlicher Sturm. Das Barometer bei grossartigen fortwährenden Schwankungen ziem- lich niedrig. Das erste Drittheil des Monats warm, dann normale Temperatur. ‚ December. In seinem ganzen Erscheinen dem November gleichend, trübe, oft Regen und Schnee, mehrere Nebel und Reife. Barometer erst schwankend, dann constant hoch; Temperatur sehr warm, so dass Frosttage zu den Ausnahmen gehörten. Starke Winde an- haltend. Le EIII— GE Inhalt des 44. Jahres - Berichts Allgemeiner Bericht über die Verhältnisse und die Wirksamkeit der Gesell- schaft im Jahre 1866, vom Bürgermeister Dr. Bartsch...............- Kurze Uebersicht der im Jahre 1866 thätig gewesenen Sectionen: Die natunwissensehaftliche Section. all sedns un kl ern Diesentomolosischeilseethong 1.1. 1m a MO RN N ee d. Diesbotanische tSection mr). Mara ren, Br sr eral. Diepmediemischesection ir. was... ra erinlal R.- Dierokonomische DEecHion - ei 2... ee rl Blebeiialel 2 - Diensection ur. ObstztundGartenbau: .. . =. n2n.ner al) er aa). Dies historische 38eetlon® sr. I en ern Die palasogısche, Section u... ar Mile Denkschrift der Section, betreffend die Kurzsichtigkeit und die Schul- LISCHLELOLM 717.2 REES AR SEN ie Biesphilologische Section... 2.2 pain a dar arbeit dien Direammistischer Se£1ion une DER eR als. Biesärchäologisch-artistische. Section 2... .... .... .. rasant ame. Bericht über die naturhistorischen Sammlungen, von Dr. J. Milde.......... Bericht über die Verwaltung der Kasse, von Franck ..... .........2...... Bericht über die Bibliotheken und Museen, von Dr. Drescher............. Adresse an Se. Majestät den König, betreffend die Errichtung einer Kunst- Academie und eines Kunst-Museums zu Breslau, vom Baron H. v. Wol- Bericht über die Thätigkeit der einzelnen Sectionen. I. Naturwissenschaftliche Section. 1) Mathematisch-physikalische Wissenschaften. Prof. Dr. Galle: Ueber die neueren Bestimmungen der Entfernung der Erde NONKGEL"SOHMO. 1.0.0 N Re te en nie Saale Prof. Dr. Sadebeck: Ueber den Brocken und die vorjährigen astronomischen und geodätischen Beobachtungen auf demselben. .................- Privat-Doc. Dr. Friedländer: Ueber die Einwirkung von Chlor und Brom BE ZIG Te Te N SE es ar wohn 2) Beschreibende Naturwissenschaften. Ober-Berg-Rath Dr. Websky: Ueber eine sehr auffallende Krystallform des Granates: 2. EN 2 No ER ah NR. — Ueber das Vorkommen des Xanthokon’s, eines höchst seltenen Silbererzes, zu "Rudelsstadthinv Schlesien ne. a er ee. Seite 17 23 23 24 24 26 26 264 Inhalts-Verzeichniss. Seite Prof. Dr. F. Römer: Ueber die Auffindung der Posidonomyia Becheri bei Roth- waltersdart in ‘der Gratsenatw Blatza 2... m en 42 — Ueber das Skelett einer Fledermaus im dichten Dolomit in Oberschlesien 43 — Ueber das Vorkommen mit Quarzsand erfüllter Kalkspath-Krystalle bei Niechowitz ber Beuthen in... en N 44 — Ueber eine geognostische Karte des oberschlesisch - polnischen Berg- distrietsm ee ie ES ER EG a 44 — Ueber Systeme du centre de la Boheme par J. Barrande, I. part., recherches palaeontologiguiesteol Al. una en. van. Bas. Kreml. 000... 45 — Ueber das Vorkommen des Leitha-Kalkes bei Hohndorf unweit Leobschütz 45 — Ueber das Vorkommen von manganhaltigem Brauneisenstein bei Chorzow in Oberschlesien #% an. Bu m Sn. 0 Ha 46 — Ueber die Auffindung devonischer Kalkstein-Partieen in der Nähe von Siewierz: im. KönigreichiRolen: Man u mie. nel mie I Re 47 — Weitere Beobachtungen über das Vorkommen mariner Conchylien in den unteren Schichten des oberschlesisch-polnischen Kohlenbeckens..... 48 — Ueber die Auffindung von thierischen und pflanzlichen Versteinerungen in den braunrothen und bunten Letten Oberschlesiens ............. 49 Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Goeppert: Ueber die Tertiärflora der Polar- goxenden:....uen se... ae, Mesrle Ken A e e 50 — Ueber vorgelegte Stücke von silurischem Geschiebe-Kalk von Schilko- witz, Süsswasserquarz mit Pflanzenresten von Strehlen und von Bo200n canadense.... une see enmanene nun DA RE 52 — Ueber Oberschlesiens Zukunft hinsichtlich der Steinkohlenformation..... 52 Dr. phil:.J. Milde: Ueber die. "Thierwelt'Meran’s ...... ...... . Erreger... 55 Staatsrath. Prof, Dr. Grube: Ueber Blutegel? 2... Es ar 59.61 = .Ueber: die Blutegel. mit. Kiemen ........ ...... 2... BeatsnR SER 2: 60 = ‚Weber: Eandplanarien... ... ......- .. Bat Reiben a 61 -—- Ueber neue Anneliden aus den Gattungen Eunice, Hesione, Lampropha£s Und: Travisia ..... ade. 0 ARE Ba GREEN A a 64 — ‚BResultate/einer; Kevision der Eunieeen 1.2. Mn s.Herkente sr ey 66 — Ueber Cyprinus striatus und Abramis Leuckarti, zwei schlesische Fische.... 68 — Ueber einige, dem zoologischen Museum in Breslau geschenkte, ostindische Reptilien u. Nasa ce! na UN ee 69 — Ueber ein in Schlesien gefangenes Exemplar des Phalaropus platyrrhynchus Tem. tartao nl Berhd Deus. Sie. en set Sebnrgahe se 70 II. Botanische Section. Dr. J.. Milde: Deber die Morphologie der Equiseten 22.2 2 See 1 Cand. philos. Engler: Ueber die Verbreitung der Arten des Genus Saxıfraga 72 Dr. Stenzel: Ueber Zweigstellung bei den Schachtelhalmen................ 13 WMundarzt/Knebiel: Ueber "Thee und seine Surrogate. 2... 2. ur 74 Öberforstmeister v. Pannewitz: Verschiedene forstwissenschaftliche und bo- tanische Mittheilunven.....u a. Re 15 Prof. Dr. F. Cohn: Biographische Mittheilungen über den Regierungsrath Max Wichuns 27 NARELVTIRTER FRA LORD EN er 75 R. v. Uechtritz: Ueber neue Arten und Formen der schlesischen Flora.... 78 — Aufzählung der schlesischen Characeen............zerens benennen. 88 Prof. Dr. F. Cohn: Ueber eine vom Apotheker Lehmann angefertigte Be- arbeitung von langjährigen Vegetations-Beobachtungen ............ 90 Inhalts-Verzeichniss. Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Goeppert: Ueber die Flora des Böhmerwaldes an und für sich, und im Vergleich zu den andern deutschen Gebirgen nessensederZälpentistis in aakeR lee wrhtrl. — Neue Fundorte von Bernstein in Schlesien.................2.......... Apotheker R. Müncke: Ueber die Laubmoosflora des Böhmerwaldes ....... Prof. Dr. F. Cohn: Ueber Dr. W. Kabsch’s Beiträge zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte von Streptocarpus polyanthus ..............-- — Ueber das Vorkommen der Mistel auf Eichen .................... 100. Dr. phil. Schneider: Ueber die Entwickelungs-Geschichte und den Pleomor- phismus) der:Pilzfamilie Uredineae-.............. Saas a: en Dr. J. Milde: Ueber Zsoetes lacusiris im grossen Teiche..................... Prof. Dr. F. Cohn: Mittheilung des Prof. Kühn in Halle über das Auffinden des’ Alopecurus: agrestis /bei Bunzlau”. .. .........2.2. 20.22.22. vesenl.. Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Goeppert: Ueber einen Brief von A. Ernst in Warzeass ls ee Beer ER Bee... Dr. J. Milde: Ueber die Flora im Hofe der Königl. Universitäts-Bibliothek in Breslau 2: gem wgne) Orga rel. a Ha... — Botanische Mittheilungen aus dem Jahre 1866 ..................22200. = ljewenSelnginella, helvetica Lk. in. Schlesien... 1.2.7.2... sg aa... — Ueber die vom Lehrer Limpricht herauszugebende Bryotheca silesiaca.. Prof. Dr. F. Cohn: Ueber eine Photographie der 1000jährigen Eiche zu Hmm a a ar SADEORRERITE SIDRE .. > DEE Srenzel- Weber die, Keimung. den Bichek 7927. a2. BA R. v. Uechtritz: Ueber mehrere Novitäten aus dem Gebiete der schlesischen Eomaneı raten at an On ELEND. an ernle — Ueber neue Fundorte schlesischer Pflanzen ....................2...... Dr. J. Milde: Ueber die schlesische weisse Trüffel... ..............:.... Dr. phil. Schneider: Ueber die schlesischen Arten der Pilzgattungen Perono- Sau e Ss unde @ystonns Ebene are rei es. pair. 2 dar — Ueber das Recept der Giessener Conservations-Flüssigkeit für pflanzliche Olieeren ua. Sal as yelrstelshzrdair Prof. Dr. F. Cohn: Seine Untersuchungen über Physiologie und Systematik dens®seillarienlund Blorideenrzi. 23. 2er En I. nei Schulrath Prof. Dr. Wimmer: Ueber einige interessante Weidenformen ...... Lehrer Limpricht in Bunzlau: Beitrag zur bryologischen Kenntniss der — Ein Blick auf die höheren Kryptogamen im Gebiete der Bunzlauer Flora Il. Entomologische Section. Hauptlehrer K. Letzner: Ueber Coccinella (Adalia) undecimnotata und ihre Stände — Ueber seine coleopterologische Ausbeute im Riesengebirge in den Hunds- tagen dieses Jahres, und namentlich über Anchomenus ericeti Pz.....- — Ueber Marmoropus Besseri Schönh. und seine Stände ................... IV. Medieinische Section. Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Goeppert: Ueber einige ältere Arzneimittel ..... Med.-Rath Prof. Dr. Spiegelberg: Ueber eine mit Erfolg ausgeführte Bgariotomie.nscalliegaeer ar erwerben are, Prof. Heidenhain: Ueber seine bisherigen Resultate einer Untersuchung über SHEICHEISECTENON NN SE en RRRÜOEN. ESURTRL SZ. en. 265 Seite a 96 96 99 107 101 103 105 106 107 108 120 121 134 134 157 159 146 161 169 170 173 176 266 ® Inhalts-Verzeichniss. Seite Dr. Wyss:Zur Bathologie der Gelbsupht‘). ;132>,424.4. 1 Er DREH 178 Privat-Doe! Dr. Paul: Ueber: eingeklemmte' Briiche..:.. 2... x ar ber... .. 179 Prof. Dr. Waldeyer: Resultate seiner Untersuchungen über den Verknöche- TUNESPIOZEII: ...4.2.1... 0 ee er Ba nn ee 181 Dr. Köbner: Ueber den von Bärensprung als Erythrasma bezeichneten Aus- schlage s An hi a N ale: a 181 Dr. Gottstein: Ueber einen Kranken, der an einem Kehlkopfpolypen leidet 182 — Ueber Kehlkopfabscesse und über einen von ihm behandelten Fall..... 182 Dr. Ebstein: Ueber einen sehr seltenen Fall von Insufficienz der dreizipfligen Klappe: des, Herzens... .z.... . „ut ana Zee ra 183 Prof. Dr. Waldeyer: Ueber einen Fall von Ruptura cordis sin. ............. 184 Dr. Freund: Ueber Defectus totalis et partialis genitahum femin. congenit. ........ 184 Dr. E. Joseph: Ueber das Schläfenbein und das in ihm enthaltene Hörorgan 185 Med.-Rath Prof. Dr. Spiegelberg: Ueber eine zweite von ihm mit glück- licehem ‚Erfolge ausgeführte Oyanietomie .......... . . mer. 186 Prof. Dr. Waldeyer: Ueber die anatomische Untersuchung der vom Med.- Rath Dr. Spiegelberg exstirpirten Ovarioeysten-..... wur... 187 Prof. Dr. Heidenhain: Ueber einige im physiologischen Institute angestellte Experimental-Untersuchungen@eL..r 2.1 ss er 188 Dr. Körner: Ueber einen Fall von acuter syphilitischer Gehinerkrankung .. 189 Med.-Rath Prof. Dr. Spieglberg: Ueber eine in der Klinik ausgeführte dop- pelte, Ovariotomie -.........2..42 2». 2. 22. 190 —: Üeber seine Methode).der Berinaäoplastikeb 7 mE Sir zer 191 Prof. Dr. Waldeyer: Ueber einen seltenen Fall von Pseudarthrosis tibiae..... 191 Kreisphysikus Dr. H. Friedberg: Ueber eine nicht beachtete Ursache des Erstickungstodes.. +... :29sks RE sahne ea 192 Dr. G. Joseph: Ueber einen Fall von Schussfraetur des ersten Halswirbels (Atlas) ttaesl! el seh erben Re Rare 192 Dr. Asch: Antrag auf Entgegnung eines Schmähartikels einer Wiener medizin. Zeitschrift Soll abe les ee el 193 Dr. H. Cohn: Ueber vier von ihm beobachtete Fälle von Resten persistirender Püpillar:Membransev. al essen län zer aa 193 Sanitäts-Rath Dr. Grätzer: Ueber die ae -Krankenpflege Breslau’s vom Jahr d86Baa N. Maag ren Bann. N. A ee 194 Dr. 6. Joseph: Ueber einen Fall von dreifacher Verletzung der Urethra durch einen ‚Schuss... . bu rkmeszl Jake. ie ee Te 195 Dr. W. A. Freund: Ueber Enucleation der Uterusfibroide ................. 196 Med.-Rath Prof. Dr. Spiegelberg: Ueber ein schräg verengtes synostotisches Becken... 2.22. 2, ob A 197 — Ueber die vierte von ihm in der Klinik ausgeführte Ovariotomie....... 197 Dr. Davidson jun.: Ueber einen in der geburtshilflichen Klinik beobachteten Tall von. Teterus, gravıs einer Schwangern 2 198 Dr. Köbner: Ueber einen Fall, welcher für die Möglichkeit der Entstehung eines sogenannten Icterus gravis aus einem katarrhalischen spricht... 198 Y, Historische Seetion, Prof. Dr. Kutzen: Der deutsche Küstensaum der Ostsee in seiner Eigenthüm- lichkeit und in seinen Beziehungen zu menschlichen Verhältnissen .. 203 Gymnasiallehrer Dr. Markgraf: Die Politik Breslau’s gegen König Georg von; Böhmen 1460-54: 3... en Nr RER. 205 Inhalts-V erzeichniss. 267 Seite Prov.-Archivar Dr. Grünhagen: Ueber die Entstehungszeit der hiesigen Kirchen zu Maria Magdalena und Elisabet......................... 206 Prof. Dr. Kutzen: Ueber den plastischen Bau von Böhmen und Mähren..... 207 Director Schück: Die Unruhen in Schlesien, namentlich der Weber, in und nach dem Jahre 1793 und die Maassregeln zu deren Beseitigung ... 208 VL Section für Obsi- und Gartenbau. Kaufmann und Stadrath E. H. Müller: Bericht über die Thätigkeit der Section INS TANRENLSOO EN le ee ee ee 211 Hofgärtner C. Peicker in Rauden O/S.: Die Zwerg-Banane, Musa Cavendishü P., AS ASSErP anZzen ne nn a a 223 Hofgärtner F. Goetz in Slawentzitz: Ueber das Pflanzen der Obstbäume ... 227 Stadt-Schul-Rath Prof. Dr. Wimmer: Der Zustand des Obstbaues in Schlesien 236 Kaufmann und Stadtrath E. H. Müller: Bericht über die Vertheilung von Nutz- und Zierpflanzen-Samen und Obst-Edelreisern im Frühjahr 1866 242 Sections-Gärtner Jettinger: Bericht über die Cultur-Ergebnisse einiger Ge- müse- und Blumen-Samen, und den Erfolg von Veredlungen mit von n der Section vertheilten Obst-Edelreisern .\........................ 243 Kaufmann und Stadtrath E. H. Müller: Statistische Notizen, die Section und ihmen Besezirkelöbetreitend.. ...... He... 2.0. een 248 — Nachweisung des Zuwachses, des Abganges und der Bestände der Obst- baumschulesındem Garten der Section... ...... u... ueueaceruee. 254 VII. Meteorologische Section. Prof. Dr. Galle: Allgemeine Uebersicht der meteorologischen Beobachtungen auf der königl. Universitäts-Sternwarte zu Breslau im Jahre 1866.. 254 &: bi Em m I ER TEL PIE q a f Fi rn i 7 u) \ % I Druck von Grass, Barth & Comp: (W. Friedrich) in Breslau. ie — y u K- ex SE, L = nn De ne, — er u % Fe ng - - g4