N NN \ N N \ \ In e D der ll) + Naturforschenden Gesellschaft IN (unlllt) (er GRAUBÜNDENS, 5) Neue Folge, VII Jahrgang. (Vereinsjahr 1860-1861.) Chur. Druck der Offizin von J. A, Pradella. A BE. ee 4 . % 4 h 3 y I “ 4 Ei Fa ET ) a ATI ER ’ ru \ 2 nel a Jahresbericht Naturforschenden Gesellschaft Sraubündens. NIERU EBEHJOTNGIERR VII Jahrgang. (Vereinsjahr 1860 —1861.) BEP CHUR, Druck der Offizin von J. A, Pradella: 1862, 2... Ilaisodasudelk | if ie oh F h, Br" a ö as r \ Far ve BR „EBllr Pe | a R N zusguiel AN 4 ann, ATUTUE A 2 a, aaa "gan ng wu 2 en r ’ ke A ‚A Dr aa PE - - u, Ye Aussııyala ? ur ‚ u . i ee Dr 1205 ei 2 f Inhalt. I. Bericht über die Thätigkeit der Naturforschenden Gesellschaft Graubündens im Gesellschaftsjahre 1860/61 Il. Cima da Flix und Piz Err mit ihrer Umgebung, von Prof. @. Theobald (mit 2 Tafeln) ; Ill, Ueber drei neue Balaninus-Arten von Ilerrn Waldemar Fuchs in Berlin IV, Zwei Bergfahrten. 1. Ersteigung des Piz Valrhein von Forstinspector Coaz (mit einer Tafel) 2. Die Ersteigung des Piz Rusein und Tödi von Dr. Simmler V. Zoologische Mittheilungen 1. Prof. Theodald: Ueber einige Mäusearten 2, Killias: Insectenverzeichniss aus Puschlav 3. Kantonsoberst v. Salis: Zug der Vögel bei Chur 1861 VI. Meteorologische Beobachtungen 1. Brügger : Beobachtungen in Churwalden 1857-1861 Pfr. Candrian: Beobachtungen in Pitasch 1861 . Prof. Wehrli: Beobachtungen in Chur 1861 v. Planta: Beobachtungen in Reichenau 1860 u, 1861 Pfr, Rieder: Beobachtungen in Klosters 1861 Lehrer Krättli: Zusammenstellung der Beobachtungen in Bevers von 1852—1861 . 2upe» [> 1 „9 7. Crottogini und Simonett: Beobachtungen in Splügen 1861 : - \ 8. Bellig und Simonett: Beobachtungen auf dem Bern- hardinerpass 1861 } E : : 9, Pianiel und Albertini: Beobachtungen auf dem Julier- Berghaus 1858—1860 . - R 10. Dr. Sömmler : Beobachtung des Zodiacallichtes bei Chur VII. Conchyliologische Mittheilungen von Dr. & Am-Stein in Zizers: I. Nachtrag zu den Mollusken Graubündens ! II, Conchyliologische Notizen aus dem südlich. Tessin VII. Beitrag zur rhätischen Laubmoosflora von Dr. Chr. @. Brügger in Zürich IX, Litteratur 3 : : : : h REN X. Anhang 1. Eingegangene Bücher und Zeitschriften 2. Verzeichniss der Gesellschaftsmitglieder 3. Nekrolog des Herrn Major J. R, Am-Stein 121 122 123 126 127 130 135 155 168 174 178 l. Bericht über die Thätigkeit der Naturforschenden Gesell- schaft Graubündens im Gesellschaftsjahre 1860/61. I. Sitzung 24. October 1860. Der Vorstand wurde folgender- massen bestellt: Präsident: Herr Dr. Killias, Vicepräsident : » Prof. Theobald, Actuar: » Prof. Simmler, Quästor: » Standesbuchhalter Bernard, Bibliothekar: » Forstinspector Coaz, Assessoren: » Dr. Kaiser, » Lehrer Schlegel. - DI. Sitzung. 8. November. Herr Prof. Simmler: Ueber die Rückwirkung der Geologi- schen Verhältnisse in Schlesien auf die dortige Industrie. III. Sitzung. 21. November. Herr Prof. Theobald: Ueber die Orthopteren. IV. Sitzung. 5. December. Herr Reg.-Rath Wassali: Ueber die schweizerische Rind- viehrace. V. Sitzung. 2. Januar 1861. Herr Kantonsoberst v. Salis: Ueber die bündnerischen Meisen. (Vergl. den. vorigen Bericht p. 107.) VI. Sitzung. 16. Januar. Herr Prof. Simmler: Ueber die neue Methode der Spectral- analyse. VD. Sitzung. 30. Januar. Herr Dr. Killias: Ueber Entstehung und Wirkung des Blitzes. VII. Sitzung. 13. Februar. Herr Dr. Berry: Ueber Schädelbildung und Ragenverschie- denheit des Menschen. IX. Sitzung. 27. Februar. Herr Prof. Theobald: Ueber die Hemipteren. X. Sitzung. 13. März. Herr Dr. Kaiser: Ueber die Urzeugung. XI. Sitzung. 27. März. Herr Prof. Simmler: Ueber Liebigs agrieulturchemische Grundsätze. XH. Sitzung. 10. April. Herr Forstinspector Coaz: Ueber Lebenserscheinungen der Pflanzen. XII. (Schluss) Sitzung. 1. Mai. Es wurde der Gesellschaft vom Vorstande eröffnet, dass der hochlöbl. Kleine Rath beschlossen habe, die den Regie- rungsgarten, worin die Gesellschaft*) einen botanischen Garten ”) Siehe I Bericht pag. 3. 3 - angelegt hatte, umgebende Mauer durch eine geschmackvollere eiserne Umzäunung zu ersetzen, woraus die Nothwendigkeit hervorgienge, die in Folge, hievon offen daliegende Anlage gänzlich umzuändern. So sehr es nun auch zu bedauern sei, dass die nicht geringe Mühe und Kosten, welche man auf den botanischen Garten verwendet habe, dadurch dass man ihn aufgeben müsste , verloren giengen, so seien bei dem jetzigen Zustande der Gesellschafts-Finanzen neue Opfer zur Umge- staltung des Gartens schlechterdings unmöglich. Ueberdiess sei der Aufwand für denselben nur durch den ziemlich un- gewissen Ertrag der öffentlichen Vorlesungen ermöglicht wor- den. Die Gesellschaft trat der dargelegten Anschauung bei und der Garten wurde dem hochl. Kleinen Rathe wieder zur Verfügung gestellt.*) Des Weitern wurde noch beschlossen, bei dem demnächst zusammenkommenden Grossen Rathe um eine jährliche Unter- stützung der Gesellschaft, wie solche in früheren Jahren auch bewilligt worden war, wieder einzukommen. (Diesem Gesuch hat auch wirklich unsere oberste Landesbehörde in Anerken- nung der gemeinnützigen Bestrebungen der Naturforschenden Gesellschaft mit Beschluss vom 13. Juni 1861 entsprochen, und eine jährliche Subvention von 200 Fr. ausgesetzt.) Herr Dr. Killias hielt hierauf einen Vortrag: Ueber Feuer- kugeln und Meteorsteine. Technische Section. Im Verlaufe von acht Sitzungen sprachen: Herr Oberingenieur A. v. Salis: Ueber Rüfenverbauungen, Herr Forstinspector Coaz: Ueber Pulverfabrikation, *) Seit dem Bestehen der Gesellschaft ist dieses ihr dritter bei der ge- ringen Theilnahme des Publikums immer wieder missglückte Versuch ge- wesen, einen botanischen Garten am Leben zu erhalten, 4 Herr Prof. Theobald: Ueber Bergbau mit besonderer Beziehung auf Graubünden (2 Vorträge), Herr Bezirksingenieur Fr. v. Salis: Ueber die Geschichte ein- zelner bergmännischer Unternehmungen im Kanton (Vergl. vorjährigen Bericht p. 219), Herr Apotheker Schönecker : Ueber die Production von Eisen und Stahl (2 Vorträge), Herr Professor Simmler: Ueber Präcisionswaffen. Die ‚ziemlich zahlreich besuchten Sitzungen wurden im Lokale »zu den Rebleuten« abgehalten, während die allge- meinen Versammlungen, die sich stets reger Theilnahme er- freuten, im Gasthof zum Lukmanier stattfanden. Il, Cima da Flix und Piz Err mit ihrer Umgebung von Prof. 6. Theobald. Wenn man aus der tiefen Thalschlucht der Albula bei Tiefenkasten der Engadiner-Strasse folgt, so gelangt man zunächst zu den Felsenengen des Uonterser Steins. Unten in schauerlicher Tiefe strömt durch die zerrissenen Felsen zwi- schen Einsturz drohenden Zacken und zerbröckelten Wänden und Halden von gelber Rauhwacke die Julia (Oberhalbsteiner Rhein). Darüber erheben sich senkrecht in massigen Umrissen mächtige Felsen von grauem Dolomit und steigen in immer steileren Terrassen zu den hohen, scharf geschnittenen Gräten des Bergüner Stocks auf, welchen drei kühn geformte Pyra- miden krönen, der Piz St. Michel, 3161 Met., das Tinzner Horn, 3132 Met. und Piz Aela, 3320 Met.; alle drei aus Dolomit gebildet, jede anders gestaltet, sind sie von weit her sichtbar und kenntlich an ihrer schlanken Gestalt und den 6 kahlen schroffen Wänden, worauf nur an wenigen Stellen der Schnee zu haften vermag, obgleich sie sich hoch über die Schneegrenze erheben. Wir treten hervor aus den tannendunklen Schluchten des Felsenpasses und ein weites lachendes Thal liegt vor uns, das Öberhalbstein. Fruchtfelder und üppige Wiesen breiten sich da aus mit zahlreichen Dörfern und malerisch gelegenen Capellen und Burgtrümmern geschmückt, weithin an den Berg- seiten dehnen sich auf steilen Gehängen die Wälder und über ihnen der Alpentriften frisches Grün mit den braunen Alp- hütten und weidenden Herden, aber in ernster, drohender Er- habenheit schauen von der rechten Thalseite jene grauen Felsengestalten herab. Aber plötzlich bricht diese Felsenkette ab und seitlich von ihr, in südöstlicher Richtung, sehen wir eine andere Berg- masse aufstersen, in weniger ‘zerrissenen, aber noch mäch- tigeren, ihre ganze Umgebung gleichsam erdrückenden For- men. “Steile, langfortlaufende Felsenwände von dunkler Fär- bung ‘erheben sich hier über die grünen Terrassen, kurze Felsenrippen strecken sich in diese hinein, zwischen ihnen liegen enge felsige Thäler, oben decken ungeheure Lasten von Eis und Schnee die massigen Felsenstöcke, blanke, blauschim- mernde Gletscherarme senken: sich ‘in ‚die ‚Schluchten hinab. Darüber erheben sich neben mehreren niedrigeren drei’ eben- falls hervorragende dunkle Felsenmassen aus der weissen Firn- decke, der äussere Piz Err oder das Ochsenalphorn, auch Piz Falotta genannt, 3688 Met., der östliche, innere oder eigentliche Piz Err, 3395 Met. und die Cima da Flix, 3287 Met. Form und Farbe geben andere Gesteine als an der Ber- güner Kette zu erkennen, nähere Betrachtung zeigt eine bunte Abwechslung im diesem gewaltigen Felsengebäude,: und so merkwürdige Verhältnisse, dass sie wohl nur von wenigen 7 Gegenden in den Alpen übertroffen werden. Sie sind der Ge- genstand dieser Abhandlung. Nur an eines der Bündner Hauptthäler grenzt dieser Ge- birgsstock, nämlich an Oberhalbstein, von welchem aus breite, mit Wald und Weide bedeckte Terrassen zu ihm aufsteigen ; das Albulathal berührt er nicht unmittelbar, vom Engadin ist er «durch tiefe Einschnitte und mächtige Gebirgsjoche ge- trennt, doch reicht das Seitenthal Val Bevers von da bis zu ihm hinauf, vom Albulathal dringen bis dahin die Felsenthäler Muglix und Tschita; die mächtigen Gletscher in ihrem Hin- tergrund hängen mit den Errgletschern zusammen; von Tinzen her drinst Val Err mit''seinen reichen Weiden, seinen wild- schönen Felsengruppen tief im die Gebirgsmasse ein, welche durch dieses Thal von der Bergüner Kette getrennt wird; sein Hintergrund ist mit jener grossartigen prachtvollen Eis- masse gefüllt, welche den ganzen Raum zwischen den schrof- fen Felsenterrassen des Piz Err und den scharfen Gräten der Tschitaberge einnimmt. ' Jenseits reicht sie in mehrere Eis- ströme gespalten nach Val Bevers hinab und bildet eigentlich den Knotenpunkt, wo die Errstöcke mit dem Albulagebirg und der Bergüner Kette zusammenstossen. Erstere Verbindung findet im Hintergrund von Tschita durch einen mit scharf- zackigen Hörmern gekrönten Grat statt; nur durch eine schwache Einsenkung führt zwischen Piz Vallugn und dem gewaltigen Piz Aela ein selten betretener Pass von Bergün nach Tinzen. Die Verbindung mit der südlichen, granitischen Albulakette wird durch eine hohe, aus mächtigen Granit- kuppen und eisbedeckten ‚Jochen bestehende Kette gebil- det; ein anderer "ebenfalls mit ewigem Schnee und EiSlasten bedeckter und theilweise auch seitlich umhüllter Grat verbin- det im Hintergrund des Val d’Agnelli die Cima da Flix mit dem Piz Munteratsch und Gandalva, also mit der Julierkette. 8 Er trennt die wüsten Felsenthäler dieser Val d’Agnelli von Val Bevers und Suvretta. Ausser der Val d’Agnelli laufen noch folgende, meist kürzere Thäler gegen Oberhalbstein aus: Val Nutungs oder Sess, Val Saviez (Flix), Mal pass und die beiden Zweige von Falotta. Wir wollen diese verschiedenen Einschnitte, durch welche wir Einsicht in das Innere des Ge- birgsstockes gewinnen, der Reihe nach betrachten und -be- ginnen mit Val Err. Wo die Strasse von Tinzen nach Rofna eine schwache Senkung macht, um dann in mehreren Bogen die Thalschwelle zu erklimmen, hinter welcher das alte Seebecken von Rofna liegt, kommt in raschem reissendem Lauf der Errbach aus einer finstern bewaldeten Schlucht. Man benutzt seine Wasser- kraft zu einigen Sägen. Die rechte Seite ist ganz aus grauem Schiefer gebildet, woraus weiter innen auch die andere Thal- seite besteht; auf der linken aber liegen Haufwerke von Ser- pentinschutt und am Ausgang grosse Blöcke jenes grünen Schiefers, der im Oberhalbstein und sonst in Bünden fast immer die Nähe von Serpentin, Gabbro und Spilit-Diorit an- zeigt. In der That findet man bei einigem Suchen bald den Serpentin in Wasserrissen anstehend und immer mächtiger werdend, zieht er sich die Abhänge hinauf und verbreitet sich auf dem mit Wald und Weide bedeckten Plateau, welches die Alphütten Platz und Sumegn trägt. Er wechselt hier auf schwer zu entwirrende Weise mit grünem, rothem und grauem Schiefer, oft ist er von Schutt und reicher Vegetation bedeckt, tritt aber immer "wieder in schwarzen Haufwerken und Fel- sengruppen hervor und erlangt ungemeine Mächtigkeit auf den Gräten’von Falotta ob Mühlen, wo wir ihn wieder finden wer- den. An mehreren Stellen erreichen die Serpentinhaufwerke auch die Strasse. Diese durchschneidet Halden von grauem, grünem und kirschrothem Schiefer, auf der Höhe der Thal- - he 9 schwelle auch eine mächtige Serpentinmasse, welche von grünem Gestein in dicken Bänken überlagert wird; es setzt dieser Serpentin auch auf die andere Seite der Julia über, die in schäumenden Fällen über das schwarze Gestein hinabstürzt, aber nur geringe Ausdehnung erlangt er dort und verschwin- det bald unter Schiefer, aus dem die ganze linke Thalseite von Tinzen bis zum Ende der Ebene von Rofna besteht. Diese ist mit Alluvialboden und Torf gefüllt; auf der rechten Thal- seite aber bleiben bunte Schiefer herrschend, die an mehreren Stellen in spilitisches Gestein übergehen und mehrfach von Serpentin durchsetzt werden. Die nordöstliche Seite des oben genannten Plateaus wird ebenfalls durch steile Schieferhalden und Felswände desselben Materials gebildet, welche diese Alpenweiden von der Tinzener Ochsenalp trennen. Die Schie- fer sind theils grau, theils grün und werden fast überall von Serpentin unterteuft, der auch gangartig in ihnen aufsteigt und die Schieferdecke verschiedentlich gesprengt hat, so dass sie auf dem Grat voll Risse und Klüfte ist. Ihre herabge- stürzten Trümmer liegen, mit Serpentinblöcken und spiliti- schem Gestein gemengt, unten im Wald und auf den Wiesen als mächtige Schutthaufen zerstreut. Hinter dieser zerfallen- den Felsenmauer liest die Ochsenalp und Val Err. Wir wollen diese nun betrachten. Von Tinzen aus steigt man über grauen Bündner Schiefer ziemlich hoch an, indem man die Schlucht des Errbaches zur Rechten hat. Auch jenseits und im dem Tannenwald, durch welchen der Weg nun führt. bemerkt man anstehend kein anderes Gestein. Der Bach macht verschiedene Fälle, so dass bald der Waldweg mit ihm ins Niveau kommt. Eine Brücke geht gerade da hinüber, wo der sehr starke Bergstrom über Felsen und Steintrümmer hinabstürzt. Hier geht der Weg auf die andere Seite, wenn man nicht über das Alpdörfchen 10 Pensa gehen will; aber es spaltet sich auch das Thal in das eigentliche Errthal und die Ochsenalp. Wir folgen zunächst dem ersteren. Der Weg erhebt sich auf der linken Seite des Thalbaches hoch über diesen, immer noch auf grauem Schiefer ; schnell erweitert sich unten die Stromenge und ein schöner grüner Thalboden breitet sich aus, welcher das freundliche Pensa trägt; jenseits erheben sich grüne Berghalden;; sie bestehen aus grauem und buntem Schiefer, auf welchem dann Kalk liegt, weiter oben an der Höhe Blaisota liest unter dem rothen Schiefer rothes Conglomerat (Verrucano) und unter diesem (dlimmerschiefer (Casannaschiefer) und Gneiss. Darüber er- hebt sich hoch und steil eine Pyramide aus grauem Schiefer, welche ein schmaler aus Rauhwacke bestehender Grat von der Dolomitmasse des Piz Aela trennt. Dieser erhebt sich hier als steile breite Felswand zu 3320 Met., jedoch so dünn, dass an einer Stelle eine Oeffnung mitten durch geht, durch welche man an geeigneten Standorten im Oberhalbsteim die Morgensonne, jenseits die Abendsonne (durchscheinen sieht. Davon heisst ‚der Berg in Tinzen auch Piz forate ; der‘ Ber- güner Namen Aela bedeutet Flügel, wegen der Schmalheit des Grates; er ist noch nie erstiegen worden. Die grauen Schie- fer fallen nach NO unter Rauhwacke, Kalk und Dolomit ein, jenseits am Albulathal: kommen sie in derselben, Fallrichtung auch wieder darunter hervor. Doch wir kehren zurück zu dem Thalweg. - Gegenüber Pensa beginnt der graue Schiefer, der am Eingang der Ochsenalp ansteht, grün und roth zu) werden, bald nimmt er vollständig rothe Färbung an, und wechselt mit quarzigem rothem Üonglomerat, welches sich von dem rothen Verrucano wenig oder nicht unterscheidet. An den tiefsten Stellen des Bogens, welchen diese Schiefer hier bilden, 11 steht auch Casannaschiefer und eneissartiges Gestein an. In- dessen biegt sich der rothe Schiefer bald wieder nach NO um und fällt unter einen grauen Kalkschiefer ein, auf welchem dann schwarzer Plattenkalk und die schiefrigen Kalkschichten liegen, welche wir als Mittelbildungen zwischen Verrucano und Hauptdolomit bezeichnen, dann folgt auch dieser. Es erhebt sich diese Dolomit- und Kalkformation ziemlich hoch an der kurzen Kette Carugnas, welche das hintere Errthal von der Ochsenalp scheidet und bildet an der Kehre des Thales die Felsenschwelle, durch welche sich der Thalbach in einer tiefen engen Schlucht hindurch drängt und darin mehrere Fälle bil- det. Jenseits zieht sich der Kalk über Pensa hin, wo wir ihn schon kennen, nach Osten zu weit in das Seitenthal Val lugn. Denn wenn man die Höhe über der Thalschlucht erstie- gen hat, welche noch aus Dolomit und Kalk besteht, macht das Hauptthal eine Wendung nach SO, ein weiter Thalkessel öffnet sich, in welchem die Sennhütten der Alp Err zwischen Felsentrümmern und niedrigen, zu Rundhöckern abgeschliffe- nen Köpfen von buntem Schiefer liegen ; 1943 Met.; von Osten aber öffnet sich Val Jugn zwischen Piz Aela und Piz Val lugn. Am Eingang steht beiderseits schiefriger Kalk an. Dieser bildet aber nur eine Mulde in dem rothen Schiefer, dem er emgelagert ist und fällt beiderseits dem Thale zu; die. Thal- schwelle davor aber besteht aus zerrissenen Felsen von grü- nem und rothem Schiefer, der auch bald im Hintergrund des Thales wieder unter dem Kalkschiefer hervortritt, so wie er auch in stark verbogenen Schichten über demselben ansteht. Steile Abhänge steigen hier gegen den Piz Val lugn auf. Noch weiter hinten endigt das Thälchen in schroffen Wänden vor dem Piz Aela. Sie bestehen aus rothem, braunem und grauem Schiefer, welcher nordöstlich unter den mächtigen Dolomit- stock einfällt, dessen Schichten auch so fallen. Uebrigens 12 wird das Einfallen der Schiefer hier immer steiler, so dass sie am Ende fast senkrecht stehen und wie angelehnt aus- sehen. Auf der Höhe dieser Felswand liegt vor den Dolo- mitstöcken Rauhwacke, theilweise von mächtigen Dolomittrüm- mern bedeckt und diese findet sich auch zwischen dem Piz Aela und Piz Val lugn; durch ihre Anwesenheit entstehen hier zerfallene Halden, wodurch es möglich wird, an dieser Stelle nach Falo und Bergün überzusteigen. Der Piz Val lugn, welcher auf der Nordseite Gletscher trägt, besteht oben aus Kalk und Dolomit; auf seinem südlichen Grat aber ist doch wieder rother Schiefer aufgesetzt; dieselbe Formation erscheint also als Hangendes und Liegendes des Kalkstocks, wodürch sich dieser als dem Schiefer muldenförmig eingela- gert herausstellt. Der Schiefer, welcher die Ostseite des Piz Val lugn be- deckt, erscheint jenseits in Tschita unter den Kalk einfallend. Auf dem Grat der rechten Seite von Val Err, welcher dieses Thal von Tschita scheidet, bildet er weiter östlich eime ge- ringe Einsenkung und lehnt sich seinerseits an einen hohen Granitstock, den Piz Salteras an, welcher hier mit drei an- dern grossen und etlichen kleineren Granitgipfeln die Fort- setzung des Grates nach SO macht. Diese Bergspitzen und Zacken, welche meist eine Höhe von etwa 3000 Met. er- reichen, sind kahl, zerrissen, in senkrechten Felsenterrassen gegen Val Err abstürzend, zwischen ihren weissgrauen, ver- witterten Hömern sind kleine Gletscher gelagert, tief einge- schnittene Schluchten reichen hinab, weithin decken graniti- sche Trümmer die Sohle des Thales. Aber der anstehende Granit erreicht diese noch nicht; vor ihm her streichen die mächtigen Schichten der rothen Schiefer in bunten Bändern mit wechselnden Farben, kirsch- roth, dunkelroth, rothbraun, braun, grau, grün. Es wechseln 13 hier glänzende Thonschiefer, rother ete. Kieselschiefer und Jaspis, feiner Sandstein und grobes Conglomerat mit vor- herrschendem Quarz wie Verrucano oder Galestro.. Noch bunter aber und abwechselnder wird die Felswand durch Ein- lagerung von Kalk und Rauhwacke. Denn die grosse Kalk- masse des Piz Val lugn wird durch den Schiefer zwar hinten bedeckt, aber nicht abgeschnitten ; sie senkt sich vielmehr vorn ebenfalls herab, immer schmäler werdend gegen den Hintergrund des Thales, indem sie seltsame Muldenbiegungen in dem Schiefer beschreibt, deren ganzen Verlauf man über- sieht, wodurch aller Zweifel über die Art der Einlagerung ge- hoben wird. An einer Stelle läuft Kalk und Schiefer zwischen zwei Granitmassen durch, während sie an andern östlich unter den Granit einzufallen scheinen, was aber ebenfalls nur daher kommt, dass die granitische Erhebung sie zurückgebogen hat. Diese Kalkformation, welche in Bogenlinien an der ganzen Felswand herstreicht, besteht zu unterst meist aus gelber Rauhwacke und grauem Kalkschiefer, dann folgen schwarze plattenförmige und weitere schiefrige Kalkbildungen, hierauf grauer Dolomit, welcher derselbe ist, der die Bergüner Stöcke bildet. Schiefer und Rauhwacke liegen über und unter dem Dolomit, also wieder Muldenstructur. An einer Stelle treten die schwarzen Schiefer hoch über dem Kalk hervor und könn- ten von Weitem für Serpentin gehalten werden, aber diese Felsen sind geschichtet und die Rüfen bringen nur schwarzen Schiefer, keinen Serpentin herab. Mangel an Zeit verhinderte mich, die sehr hohe Felswand zu ersteigen. Doch blieb mir auch so über die Beschaffenheit dieser schwarzen Felsen Kein Zweifel, um so weniger, da sie mit ähnlichen auf der linken Thalseite correspondiren, welche ich an Ort und Stelle unter- sucht habe. 14 Noch weiter hinten stehen unter den rothen Schiefern graue Felsen an; es ist Gmeiss und diesem aufliegend grauer Glimmerschiefer (Casannaschiefer). Diese Formation bildet einen Bogen und senkt sich bald wieder unter den Schutt der Thalsohle, welche in der Tiefe auch aus Gneiss zu bestehen scheint. Am Fuss der Gmeissfelsen entspringen starke Quellen. Die bunten Schiefer sammt den Kalkbänken streichen über dem Gneiss weg bis in den äussersten Hintergrund des Thales, wo sie an Granitfelsen abgeschnitten sind. Diese erheben sich dort in mächtigen Stufen wieder zu Höhen von wenig- stens 3000 Met., steil und glatt von den Gletschern abge- schliffen, die einst noch weit grössere Ausdehnung hatten als jetzt. Aber seltsam! oben auf diesen Granitstöcken liegt wie abgeschnitten schwarzer Schiefer, darauf gelbe Rauhwacke und weissgrauer Kalk, alles in einzelnen kleinen Stöcken auf- gesetzt. Sie sind allein hängen geblieben, weil das Eis sie nicht erreichte, das sie sonst wie den unteren Theil der For- mation weggefegt haben würde. Sie sind von hier aus schwer- lich zu erreichen, ich.untersuchte aber einige dieser sonder- baren Auflagerungen von Muglix aus und überzeugte mich von der Richtigkeit der Thatsache. Wir haben das Ende des Thales erreicht. Der Granit senkt sich muldenförmig herab, un auf der rechten Thalseite noch höher zu steigen; er bildet eine steile abgeschliffene Thalschwelle, die man der hellgrauen Farbe wegen von Weitem für Kalk ansehen möchte. Sie ist übrigens an verschiedenen Stellen ersteigbar, schwarzer und grauer Oasannaschiefer liegt auf dem Granit, wo der Gletscher ihn nicht zerstört hat, dann folgt eine mächtige Moräne, über ihr der grosse Errgletscher. In gewaltigen Umrissen steigt dieser auf. Die Hauptmasse liegt in einer Einsenkung zwischen dem Piz Err und den Granitstöcken von Tschita und Muglix. Dass diese zwischen 15 den zwei granitischen Haupterhebungen hinziehende Tiefe zugleich eine mit nicht granitischen geschichteten Gesteinen gefüllte Mulde ist, geht daraus hervor, dass solche in Err und Val Bevers, so wie an den Seiten dem Granit aufgesetzt sind. An dem Punkte, wo wir jetzt stehen, bedeckt das Eis alle Unterlagen, es erhebt sich der Gletscher terrassenförmig, bald in sanften Wölbungen und Bogen, bald in steil abge- brochenen blauschimmernden Abstürzen oder in zerborstene Prismen getheilt; oben wölbt sich ein breites Firnfeld darüber, von den Seiten senken sich andere Gletscherströme auf ihn herab, namentlich auf der linken, von welcher drohende Felsenmassen gegen ihn herabhängen und ihn mit beständig abbröckelndem Gestein überschütten. Ausserdem ist er blank und rein; bei klarem Wetter gewährt er mit seiner grossartig wilden Umgebung einen herrlichen Anblick. Auch die bota- nische Erndte in dieser Gegend gehört zu den sehr interes- santen, wie überall, wo sich Kalk und Schiefer mit graniti- schem Gestein mischen. Man kann diese Eismassen über- steigen und gelangt dann nach Val Bevers, es ist aber ein schwieriges und selbst gefährliches Unternehmen, noch miss- licher, wenn man, wie HH. Escher und Studer gethan, von dort herüberkommt, da es auf Gletschern immer schwerer ist, steile Abhänge herab, als aufwärts zu steigen. Die linke Thalseite correspondirt zwar theilweise mit der rechten, zeigt aber anderntheils so wesentliche Verschieden- heit, dass sie eine besondere Behandlung fordert. An der oben genannten Thalecke, wo die Alphütten liegen, und der Kalk im Flussbette ansteht, setzt letzterer nur wenig in das Hauptthal fort. Nun erscheint derselbe rothe Schiefer, welcher jenseits ansteht hor. 3—4 streichend und südöstlieb einfallend; er zieht sich in dieser Weise ziemlich einförmig an dem Nordabhang der Höhe Carugnas hin. » Bald aber 16 senkt sich von der steilen felsigen Spitze des Berges aus ein sehr ansehnlicher Streif von Kalk und Dolomit in die Thal- sohle und überspringt selbst den Bach, wo er dann unter den weit verbreiteten Gesteinstrümmern verschwindet. Weiter hinein wechselt dieser Kalk mit rothem Schiefer, Quarzit und rothem CGonglomerat; die Formationen biegen sich mulden- föormig ein und fallen zuletzt nördlich, dann einen Rücken bildend wieder südöstlich. In den Schiefern steht hier in ziemlicher Menge Braunsteinerz (Psilomelan) an, theilweise mit Brauneisen gemischt. Die Grube ist reich und wurde vor Kurzem noch ausgebeutet, wäre auch wohl fernerer Berück- sichtigung werth. Weiter abwärts mischt sich auch Serpentin in diese Schieferbildungen, erst in kleinen Partien auf der Seite der ÖOchsenalp, dann südlich und südöstlich von der Passlücke, welche aus dieser in die Val Err führt, in mäch- tigen schwarzen Felsen, und scharfkantigen Klippen gegen das Errthal abstürzend, bis herab in die Thalsohle. Ein Streif Kalk und graue Schiefer liegen davor, ein anderer weit ansehnlicherer Kalkstreif, theilweise dolomitisch, dahinter, worauf wieder Serpentin folgt, dann Quarzit und Gmeiss, an welchen letzteren sich eine hoch aufsteigende, die übrigen Formationen überragende Granitmasse anschliesst, welche sich gegen das Thal senkt und mit derjenigen in Verbindung steht, welche vor dem Gletscher herstreicht. Sie correspondirt mit dem Granitfleck, welcher jenseits vor dem Piz Val lugn liegt und wie dort, so folgt auch hier auf dem Granitrücken eine mit Kalk und Schieferbildungen gefüllte Mulde. Diese For- mationen stehen in zackigen Felsen an und reichen als solche östlich über den Gletscher, westlich umgehen sie den äussern Errgipfel, wo wir sie alsbald wieder finden werden. Ueber sie hinaus ragen die schwarzen Granitfelsen der Spitze aus CE den Gletschern hervor. Um diesen Bau vollständig zu ver- stehen, müssen wir die Tinzner Ochsenalp betrachten. Wir haben schon ihren Eingang kennen gelernt, an der Brücke, wo die Wege sich theilen. Nahe dabei, dicht am Wasser liegt eine rothbraune Schutthalde, die man für irgend ein Serpentinhaufwerk halten könnte; es ist aber der letzte Rest einer Schmelzhütte, wo man die Produkte des Berg- werkes in der Ochsenalp verarbeitete. Mangel an berg- und hüttenmännischen Kenntnissen bezeichneten bei den Unter- nehmern und Dirigenten Anfang und Ende des Betriebes. Der Eingang in die Alp besteht aus grauem Schiefer, der sich aber bald auf beiden Seiten bunt färbt; nur herrscht auf der südlichen Seite, die wir schon als den zerrissenen Grat von Sumegn kennen, der grüne, auf der andern, welche der Südabhang von Carugnas ist, der rothe Schiefer und verru- eanoartiges quarziges Conglomerat vor, welches mit den rothen Schieferbänken wechselt. Darunter erscheint selbst gneiss- artiges Gestein, jedoch nicht in bedeutender Ausdehnung. In dem ganzen Boden der Alp, so wie an den Abhängen rechts und links treten ohne bestimmte Regel Serpentine bald da bald dort hervor, an der Westseite des Piz Err aber erlangt dieses Gestein eine ungemeine Mächtigkeit und bildet eine schwarze Felswand von mehr als 100 Met. Höhe. Auf dem südlichen Grat tritt es mehrfach oben und an den Seiten her- vor, seine Schieferdecke ist von vielen tiefen Spalten und Klüften durchsetzt. Die Alp hat schöne Weiden und maleri- sche Partien, namentlich erhebt sich der Piz Err in Felsen- gebilden von auffallend abwechselnden Formen und Farben bis zu der schön geformten Spitze, welche ein Schneekleid umhüllt. Das Thal biegt sich nun mehr nördlich ein, einige starke Quellen kommen aus grünem Schiefer und Serpentin, dann erscheinen dicht vor dem scharfzackigen Grat, welcher 2 18 die Ochsenalp von dem hintern Errthal scheidet, wieder etliche rothbraune Schutthalden. Sie stammen von dem verlassenen Bergwerk. Man grub dort einen stark eisenhaltigen Kupfer- kies, der in vielen Fällen eigentlich nur ein kupferhaltiger Schwefelkies ist, ein eben nicht reiches Erz, das aber in grossef Menge vorkam, leicht zu gewinnen war und besonders auf Vitriol benutzt wurde. Eine Wiederaufnahme der Grube wäre bei rationellem Betrieb vielleicht nicht unvortheilhaft. Man hatte so viel mir bekannt ist, nur Stollenbau und unbe- deutende Gesenke. Das Erz steht in Serpentin an uud streicht und fällt mit diesem. Str. hor 5.. Fall SO gegen den Berg. In einem alten Stollen fand sich ehemals als secundäres Er- zeugniss sehr schöner Allophan, wovon sich noch Stücke in der Churer Cantonssammlung befinden. Der Eingang ist jetzt verschüttet. In geringer Entfernung von der alten Grube ent- springt eine sehr starke Sauerquelle. Das Wasser hat einen zusammenziehenden Geschmack nach Eisenvitriol. Die Ge- schiebe und der Grubenschutt sind in der ganzen Umgebung zu einem eisenschiüssigen Conglomerat verbunden, durch die eisenhaltige Quelle, oder auch durch den Eisengehalt des Bodens. Die Quelle verdiente eine nähere Untersuchung. Dicht an dieser Stelle endigt das Thal vor einem steilen scharfen Grat. Nördlich kann man, diesen umgehend zwischen ihm und Carugnas nach Val Err hinabsteigen, östlich erheben sich die Terrassen des Piz Err, steile abgebrochene Felsen- stufen, nach oben mit Schneebänken und Gletschern abwech- selnd. Da ich diese bis auf die oberen Gletscher Schichte für Schichte untersucht habe, und dieselben überhaupt für den Bau des Piz Err massgebend sind, so folgt hier der, Durch- schnitt von der alten Grube an bis zur Spitze des Piz Err. 1. Serpentin, in welchem die Erze anstehen; er ist weit ver- hi) 19 breitet und von grauem und buntem Schiefer umgeben, west- lich zieht er sich am Fuss von Carugnas’ weit hinab. 2. Quarzit und Kalk abwechselnd, undeutlich ; könnte auch durch Einsturz der obern Massen dahin gekommen sein. 3. Quarzit deutlich anstehend, mit bunten Schiefern wech- selnd. 4. Weissgrauer, sehr schwerer und dichter Kalk. 5. Serpentin sehr bedeutende Masse, in hohen schwarzen Felsen anstehend. Entwickelt sich auf der andern Seite des Grates noch ansehnlicher, wie wir oben gesehen haben. Man wird überhaupt an diesem Durchschnitt die jenseitigen For- mationen wieder erkennen. 6. Granit. Dem Juliergranit ganz ähnlich, an den Rän- dern gneissartig schalig, undeutlich krystallinisch, in der Mitte deutlich und vollkommen entwickelt und in der Nähe des Serpentins mit pikrolithartigen Ueberzügen der Spalten. 7. Rauhwacke, gelb, wenig porös, nachgerade in gelben Dolomit, dann in weisslichen Dolomit übergehend. Unter ihr scheint noch Glimmerschiefer zu liegen, der aber stark ver- schüttet und daher etwas undeutlich ist; weiter östlich ist er vorhanden. 8. Kalk und Dolomit, eine mächtige Bank auf der Rauh- wacke, schiefrig, dann dolomitisch und dicht. 9. Graue Schiefer| bilden eine mächtige Bank von 15— 10. Rothe Schiefer) 20 Met. 11. Gelblichbrauner Kalk. ‚12. Schiefriger Kalk, dunkelgrau und schwarz. 13. Grauer Kalk in dicken Schichten mit undeutlichen Ver- steinerungen. 14. Gelber Kalk. 15. Schwarzer Schiefer. Sieht von weitem aus wie Ser- pentin und ist derselbe, der auf der rechten Seite des Err- 4 20 thals dafür gehalten worden ist. Hat ansehnliche Mächtig- keit. 16. Schwarzgrauer Kalk, schwache Schichten, die aber weiter östlich stärker werden. 17. Schwarze Schiefer. 18. Gletscher. 19. Schwarze Schiefer. Es ist anzunehmen, dass diese auch unter dem Gletscher stecken. 20. Dolomit. Mächtige steile Felswand,: über welche hier nicht hinaufzukommen ist. 21. Ansehnlicher Gletscher. 22. Schwarze Casannaschiefer. Ich bin nicht selbst darauf gewesen, habe aber die herabgeschobenen Stücke unter 2. Dolomitwand auf dem Gletschsr gefunden. 23. Granit über den Gletscher hervorragend. Auch hier- von finden sich Fragmente. Es ist nicht wahrscheinlich, dass ihn jemand betreten hat. Es ist offenbar, dass hier mehrere der aufgeführten Schichten doppelt vorkommen. So ist namentlich ausser Zwei- fe], dass die über der unteren Granitmasse mit denen unter derselben correspondiren und eigentlich ein Gewölbe über dem Granitrücken vorstellen, dessen Decke abgeworfen ist. Nur der Serpentin bildet ein fremdartiges Einschiebsel, wie überall wo er vorkommt, und hat, wie ebenfalls überall, wo man ihn findet, die Regelmässigkeit der Schichtenlage gestört. Dage- gen bilden die oberen Kalkformationen eine Mulde zwischen den zwei Granitmassen. An einigen Stellen können mir Stein- trümmer und Eis emige Zwischenglieder verborgen haben, während die offen anstehenden bis zur Dolomitwand alle 'ge- nau aufgezählt sind. Wenn man diese nach Westen umgeht, kann man wahrscheinlich auf die Spitze gelangen. Ich wurde durch eintretendes Gewitter verhindert, dieses zu versuchen. 21 Alle genannten Formationen ziehen im Halbkreis um den westlichen Piz Err, steigen über dem Grat, der die Ochsenalp von Sumegn und Falotta trennt, ansehnlich in die Höhe, woran der dort mächtiger als ausserdem auftretende Serpentin schuld sein mag, und senken sich dann gegen das hintere Falotta hinab, wo wir sie wieder aufnehmen werden. Die geognostische Stellung der verschiedenen hier vor- kommenden Formationen ist keineswegs ganz im Klaren, be- sonders da das einzige sichere Auskunftsmittel, deutliche Fos- silien nämlich, hier wie fast überall in Bünden fehlt; um je- doch eine ungefähre Uebersicht zu gewinnen, mag hier die Gesteinsfolge, wie sie im östlichen Bünden, für die normale angesehen werden kann, als ein theoretisches Schema folgen, worauf wir sehen werden, in wiefern sich dieselbe auf den vorliegenden Gegenstand anwenden lässt. Es wird wohl nie- mand auf einem Terrain wie dieses, wo die Einwirkung von zwei mächtigen Erhebungen alles verworfen und verbogen hat, Regelmässigkeit und Vollständigkeit vermuthen. A. Gneiss tritt überall als Grundformation auf und zwar in den verschiedensten Abänderungen, am Piz Err jedoch nur sehr untergeordnet. B. Casannaschiefer; ein halb oder ganz krystallnisches Gestein, welches fast niemals fehlt. Es ist ein grauer oder rothbrauner Glimmerschiefer, welcher auf der einen Seite in Quarzit und Gneis, auf der andern in Thonchiefer übergeht, zuweilen auch chloritischer und Talkschiefer wird. C. Rother Verrucano, d. h. rother Sandstein und damit verbundenes Conglomerat, dem bunten Sandstein und Roth- liegendem ähnlich. Er geht nach unten in die vorige Num- mer, oft auch in Talkschiefer, Talkquarzit, oben in weissen und gelben Quarzit oder auch in kieselhaltige Rauhwacke und gelben quarzigen Kalkschiefer über. Diese Felsart repräsentirt 22 die untere Trias, auch wohl theilweise tiefer liegende For- mationen. Mit dem Verrucano ist rother Schiefer (Servino) verbunden, welcher theils mit ihm wechselt, theils seine oberen Schichten bildet, oft auch die unteren wie beim bunten Sandstein. Diese rothen Schiefer gehen oft in Kieselschiefer und Jaspis über. D. Untere Rauhwacke. Ein gelbes oder braungelbes zel- liges, dolomitisches Gestein, selten grau oder weiss, einem Kalktuf ähnlich. Es enthält oft Kieselerde. Mit ihm ver- bunden kommt gewöhnlich darunterliegend aber oft auch feh- lend ein Conglomerat vor, welches aus Fragmenten älterer Felsarten besteht, die durch Rauhwacke, Dolomit oder halb krystallinischem Kalk verbunden sind. Nach oben tritt oft grauer, dichter, kieseliger Kalk an die Stelle beider Felsarten oder ist in sie eingelagert, noch weiter hinauf oft grauer oder gelblicher Dolomit. Diese Rauhwacke enthält oft Gyps und 'es möchte der meiste Gyps im östlichen Bünden dahin zu ziehen sein. Diese beiden Felsarten repräsentiren den unteren Muschel- kalk. E. Streifenschiefer. Ein dunkelgrauer oder schwarzer Thon- und Kalkschiefer, mit dunkelbraunen Streifen "und Flecken, die Aehnlichkeit mit Fucoiden haben, oft auch wirk- liche Fucoidenabdrücke enthaltend, die bis jetzt noch nicht bestimmt worden sind, auch mit Streifen und Flecken von Brauneisenstein bezeichnet. Nach oben liegt darauf ein grauer thoniger Kalkschiefer, welcher gern in griffelförmige Stücke zerfällt (der Kürze wegen Griffelschiefer). Beide fehlen selten und sind oft sehr mächtig. Der Streifenschiefer gleicht dem Fleckenmergel, kann aber der Lagerung wegen nicht zu ihm gehören. F. Schwarzer Plattenkalk, und damit verbundener schwar- zer Dolomit. Die unteren Schichten enthalten oft knollige 23 Kalkconcretionen und Hornsteinknollen. Diese Formation fehlt selten; sie enthält gewöhnlich Fossilien, welche jedoch selten zu bestimmen sind. Richthofens Virgloriakalk. G. Graue und schwarze Mergelschiefer (Partnachmergel). H. Kalk und Dolomit, hellgrau, aussen gelb, meist sehr schwer, oft Kieselerde enthaltend mit Bactryllien und andern gewöhnlich sehr unkenntlichen Fossilien. Er wechselt mit Mergelschichten und wird oft nach oben dolomitisch, so dass er Aehnlichkeit mit dem Hauptdolomit bekommt und mit ihm verwechselt werden kann, da diese Formation gewöhnlich sehr mächtig ist. Der Dolomit wird auch oft rauhwackenartig. Aequivalent des Hallstädter Kalks, Arlbergkalk. I. Graue, rothe und bunte Schiefer, obere Rauhwacke und graugelber Dolomit, zuweilen auch quarzige Schichten, die Verrucano gleichen. Sie enthalten oft Gyps. Raibler Schichten der Oesterreichischen Geologen. K. Hauptdolomit. Sehr wichtige Felsart, da er die an- sehnlichsten Kalkgebirge in Bünden bildet, z. B. die Bergüner Stöcke ete. Er ist grau, meist sehr brüchig, die Gebirgsstöcke, welche er bildet, sind kenntlich an der zerfallenen, ruinen- artigen Gestalt. Unterer Dachsteinkalk, nach anderen An- sichten oberstes Glied des Trias. Da man hier noch nie Fossilien in dieser Formation gefunden hat, so lässt sich diess zunächst noch nicht entscheiden. L. Kössner Schichten, oberer Dachsteinkalk und rother Adnether Kalk werden hier nur darum namhaft gemacht, weil sie im östlichen Bünden dem Hauptdolomit aufliegen. In der Nähe des Errstockes kommen sie nicht deutlich vor. M. Bündner Schiefer. Wir haben so eben mehrere Arten von Schiefern kennen gelernt, die man ehemals alle unter diesem Namen begriff. Der eigentliche graue Bündner Schiefer, wie er bei Chur, in der Via mala ete. vorkommt, und der 24 über den Schyn auch nach Öberhalbstein übergeht, ‚gehört meiner Ansicht näch zum oberen Lias und theilweise zu den Unterjurabildungen. Die grauen Schiefer von Tiefenkasten, Conters, Tinzen u. s. w. gehören wohl dahin. Nicht ebenso die in den vorigen Nummern angeführten, die freilich oft und leicht mit ihm verwechselt werden. In die Nähe von Ser- pentin, Granit und sonst abnormen Gesteinen, nehmen alle diese Schiefer einen andern Charakter an. Sie werden grün, roth, oft auch halb krystallinisch und gehen solchergestalt in Glimmerschiefer und gneissartige Felsarten über, andererseits in spilitisches und dioritähnliches Gestein; es finden sich selbst Uebergänge in Gabbro. Wir finden das alles in dem Gebiete, das uns beschäftigt. Da aber die unteren Oberhalbsteiner und Bergüner Schiefer überall unter Formationen einfallen, welche zur Trias gehören, so müsste man sie mit dem Streifenschiefer vereinigen, so dass sie dann in die mittlere Trias gehören würden. Die rothen und grünen Schiefer ge- hören ohnediess theilweise zum Verrucano. N. Abnorme Gesteine, welche wir zu beachten haben, sind Juliergranit, Serpentin, Gabbro, Spilit, Diorit. Der Julier- granit enthält zweierlei Feldspath, weissen oder fleischrothen Orthoklas und grünen Oligoklas, glasglänzenden Quarz und schwärzlichen Glimmer, der meist Magnesiaglimmer zu sein scheint. Er gehört zu den neuern Graniten und ist jünger als der Serpentin, den er, durchbrochen, oder deoch verschoben hat, wesshalb derselbe in Zonen um den Granit- stock gelagert ist, auf dessen Süd- und Ostseite er jedoch zunächst nicht mehr vorkommt. Der meiste Serpentin enthält Bronzit. Die Formationen des Piz Err lassen sich nach Obigem leider nicht so genau bestimmen als wünschbar wäre. Gneiss und Casannaschiefer kommen fast überall in der Nähe des 25 Granits vor, so wie auch auf der Südseite entschieden rother Verrucano. Zu den unteren Verrucanobildungen ist auch ‚das grüne Gestein zu ziehen, welches die oberen Schichten. der Cima Flix, so wie die Berge in Val d’Agnelli zusammensetzt, die L. v. Buch für Serpentin hielt. Auch die rothen Schiefer und Conglomerate von Val Err ziehe ich unbedenklich dazu, und zwar zu den oberen Schichten. Die untere Rauhwacke, das UGonglomerat und der dazu gehörige graue und gelbe Kalk sind gut entwickelt. Wegen der unteren granitischen Zone kommt er zweimal, unter und über dem Granit vor. Die rothe Schieferbank, welche nun folgt, ist mir unklar; sie scheint mir entweder ein Rücken oder eine Einlagerung in den Kalk zu sein, denn dieser hat ganz das Aussehen der unteren Kalk- formation und die darauf liegenden schwarzen Schiefer sind entschieden den Streifenschiefern beizuzählen. Dann wäre die mittlere in diese eingelagerte Kalkmulde Vigloriakalk. Dass aber diese schwarzen Schiefer eine Mulde auf den unteren Kalk bikden, sieht man von dem hinteren Val Err aus deutlich. Was ist nun der obere Dolomit? Das äussere. Aussehen spricht für Hauptdolomit; er ist aber entschieden der auf- steigende Schenkel der Mulde, in welcher der schwarze Schie- fer liegt und desshalb auch noch zur unteren Kalkformation (Muschelkalk, Guttensteiner Kalk) zu ziehen, wenn nicht der davorliegende Gletscher die ‚Verhältnisse verwischt hat, was ich annehmen möchte; auf der rechten Thalseite von Val Err wenigstens ist der Hauptdolomit sicher vorhanden; die Mit- telbildungen aber zwischen Streifenschiefer und Dolomit sind dort nur unvollkommen ausgebildet. Ich habe diese Auseinandersetzung gerade hier gegeben, um Wiederholungen zu vermeiden; wenden wir uns nun zu einer andern Seite des Gebirgs. > Tief unten im Thale, wo in weissschäumenden Fällen der starke Thalbach von Faller sich über das schwarzgrüne' Ge- stein stürzt und mit der Julia vereinigt, liegt am Ufer der letzteren, an hohe Felsen angelehnt, Mühlen oder Molins. Der romantischen Lage und den sonstigen Annehmlichkeiten des Ortes entspricht das hohe geognostische Interesse, welches seine Umgebung gewährt. Jene grünen Felsen, die uns von allen Seiten umgeben, sind metamorphische grüne Schiefer, von der diehtenAbänderung, welche Aphanit und Spilitartiges Ansehen gewinnt. Sie beginnen schon da, wo die kleine Ebene der Rofna sich zu einer engen Schlucht zusammenzieht, und setzen jen- seits Mühlen mit wenig Unterbrechungen durch die Thalbecken von Marmels, Stalvedro und Stalla, bis zum Fusse des Julier fort. Die abgeschlitfenen Kanten und rundhöckerigen Formen, welche diese harte Felsart bei Mühlen zeigt, beweisen, dass da, wo jetzt das trauliche Dörfchen liegt, einst mächtige Gletscher hergeschoben wurden. Am verschiedenen Stellen wechselt dieser grüne Schiefer, der meist in dıcken Bänken ansteht, mit grauem und rothem. Aber unter dieser festen Felsendecke tritt aller Orten Serpentin hervor, so dass man, wie schon Studer sagt, ihn für die Grundformation, alles Andere für aufgesetzt halten möchte. Aus den geborstenen und gesprengten Schiefern erheben sich bald schwarze Hauf- werke, bald Gänge des Serpentins, bald kahle scharfkantige Felsen, von schwarzgrüner Farbe, durch diese, so wie durch die Art ihres Auftretens an Lavaströme und Eruptivkegel vulkanischer Gegenden erinnernd. Mühlen liegt so recht in Mittelpunkt dieser Eruptionen, von wo aus die Serpentine in langen, netzartig verbundenen Linien ausstrahlen. Wenn diese Felsart auch nicht mehr in dem Zustand ist, in welchem sie feurig flüssig der Erde entstieg, so kann man sich doch an solchen Orten der Ueberzeugung nicht erwehren, dass sie einst in’ einem solchen gewesen und dass sie es ist, welche die Felsenwölbungen gesprengt hat; denn vergeblich möchte man nach einer andern Erklärung der Thatsachen suchen. Es würde hier viel zu weit führen, und im Ganzen wenig nützen, alle einzelnen Orte anzuführen, wo um Mühlen Ser- pentin vorkommt. Es mag die Bemerkung genügen, dass auf der ganzen rechten Thalseite, die uns beschäftigt, bis an den Fuss des Julier, eine mehrfach unterbrochene, aber doch in innerer Verbindung stehende Zone von Serpentin hinläuft und dass zwei andere höher oben an dem steilen Fusse des Piz Err sich finden, die aber mit den unteren mehrfach in Ver- bindung stehen, wie das auch auf der linken Seite der Fall ist, auf welcher diese Gesteine sich über den Septimer nach Engadin fortsetzen. Wenn wir bei Mühlen die Julia überschreiten, so erscheint zunächst an den nördlichen Gehängen Serpentin, der sich über die Wiesen, hinabzieht und in die tiefe Schlucht eindringt, welche der Bergstrom sich in grüne Schiefer gerissen hat. Dieser fliesst eine Zeit lang zwischen Serpentinfelsen, weiter ‘oben aber wieder in grünen Schiefern, über welche auch der "Wasserfall herabkommt, den der Bach von Sur bildet. Beim Ansteigen auf den Wiesen steht spilitischer Schiefer an, auch Sur liegt noch grösstentheils auf grünem Schiefer. Oestlich 'vom Dörfchen ist eine tiefe Thalschlucht, anfangs in grünem Schiefer und Schuttboden, dann weiter oben in Serpentin. Dieser enthält dort viel Brauneisen, so wie auch etwas Kupfer- kies und Eisenkies. Das Brauneisen wurde ehemals aus- gebeutet, muss aber wegen des beigemischten Schwefelkieses und Kupferkieses nur schlechtes Material gewesen sein. Doch ‚ist die Grube immer noch für Mineralogen empfehlenswerth, indem dort schöner Tremolit, Asbest, Amianth und verschie- dene andere Mineralien vorkommen. Von der Eısengrube aus 28 senkt senkt sich der Serpentin gegen Marmels herab und steigt auf der anderen Seite nach der Alp Salategnas. Von Sur aus verlässt man die Schiefer bald, hinter welchen links wieder ‘Serpentin ansteht, und gelangt auf mächtige Schutthalden, welche die oben liegende kleine Ebene im Halb- kreise umgeben; es sind alte Gletschermoränen, meist aus den Gesteinen des Piz Err bestehend. Wir ersteigen diesen Schutt- wall auf einem ziemlich bequemen Pfad und vor uns liegt ein ausgedehntes Weideland, welches man von unten nicht hier gesucht hätte. Diese Ebene, fast eine Stunde lang und etwa 1/, Stunde breit, ist ein altes Seebecken, das sich nach und nach mit Bergschutt und Torf gefüllt hat; noch liegen einige kleine Moorstrecken dazwischen, gegen NW. am Fusse der schwarzen Felsenwände von Falotta ein kleiner See, das Uebrige sind üppige Wiesen, durch welche starke Bäche hinziehen, die den Gletschern des Hochgebirgs entströmen und malerisch von dessen Vorstufen stürzen. In der Mitte liegt eine Häuser- gruppe mit der Kapelle St. Rocco, westlich davon die zwei Weiler las Senas, östlich Salategnas und Champ Megr; sie bilden dem Auge einen angenehmen Ruhepunkt in der grossen wilden Natur, welche uns von allen Seiten umgiebt, denn ringsum sieht man weit in die Bündner Gebirge und in nächster Nähe steigen erst die grünen Halden der Vorberge, dann die gewaltigen Felsstöcke und senkrechten Wände des Piz Err auf, hoch herab glänzt der Schnee von seinen erhabenen Kuppen. Wir setzen unsere Untersuchung da fort, wo wir sie in der Tinzner Ochsenalp abbrachen. Die schöne Weidefläche von Senas etc. scheint ganz auf Schiefer und Serpentin zu liegen, denn wo irgendwie der Untergrund sichtbar ist, stehen diese Felsarten an. Nördlich wird sie begrenzt durch den Grat von Falotta, welcher als 29 kurze aber steile Kette vom Piz Err herabläuft und unsern Standort von Alp Sumegn und der Ochsenalp trennt. Es be- steht dieser Rücken aus grünem, rothem und grauem Schiefer, unter welchem überall Serpentin hervortritt. Anderer Ser- pentin steigt gangartig darin auf und spaltet an verschiedenen Stellen die festen Aphanit ähnlichen Gesteine, auf denen sich seine schwarzen Haufwerke ausbreiten. Diese Felsen tragen eine reiche Vegetation, unter anderm sind die Schiefer bedeckt mit den schönen Räschen der Saxifraga planifolia. Oben auf dem höchsten Grat entwickeln sich sehr interessante Ver- hältnisse. Die Höhe des Jochs, wo man nach Sumegn hinabsteigen kann, ist grauer, rother und grüner Schiefer, aus dem mehrere Serpentinstreifen auftauchen; dann folgt ein Haufwerk von Kalk, Granit und Gneissblöcken; es ist eine Moräne, welche sich in die beiderseitigen Thäler senkt, nördlich nach Sumegn und südlich in die Alp Falotta. Uebrigens sieht man alle genannten Formationen auch sich beiderseits hinabsenken, so dass die beiden Thaltiefen aus Schiefer und Serpentin be- stehen. Gegen den Piz Err steigt nun der Grat in einer ge- waltigen Serpentinwand auf, die als schwarze dreieckige Felsen- masse schon von Weitem auffällt. Dann folgt nach oben auf “ diesen Serpentin, der nach der Ochsenalp übersetzt 2. bunter Schiefer, schwache Schichten. 3. Quarzit und Granit, dem Juliergranit ähnlich, dieselbe Bank, die wir schon aus der Ochsenalp kennen; ‚bildet hohe steile Felsen. 4. Eine schwache Schieferbank. 5. Rauhwacke und Kalkconglomerat durch grauen und gelben Kalk verbunden und grauer Kalk. 6. Bunte Schiefer. 7. Gelber und grauer Kalk. 20 8. Schwarze Schiefer mit bunten Schiefern und Kalkbän- ken wechselnd. 9. Kalk und Dolomit, 10. Schwarze und braunrothe Casannaschiefer. 11. Granit, welcher die höchsten Wände bildet. Man wird ohne Mühe die Formationen der Ochsenalp er- kennen. Das Streichen wirft sich aber hier, dem Granitkern des Piz Err folgend, an der Ecke herum; während es in der Ochsenalp hor. 4—3 war mit südöstlichem Fallen, wird es hier plötzlich 2—1 und das Fallen ist östlich immer gegen die granitische Centralmasse, vor welcher die Sedimentgesteine Mulden bilden, wie dort. Sie ziehen nun in einem concaven Bogen durch die hintere Alp Falotta, welche sich in zwei öde Felsenthäler theilt, die ganz mit Gesteintrümmern aller genannten Formationen gefüllt sind. Eis und Schnee dauern das ganze Jahr durch zwischen diesen Haufwerken. In dem östlichen Thälchen liegt ein kleiner, meist zugefrorener See, ein starker Gletscherarm senkt sich zwischen der westlichen und östlichen Errspitze in das Thal hinab. Eine kurze steile Felsenrippe trennt sie. Ich beobachtete an dieser folgendes Profil von aussen nach innen: 1. Serpentin in der Thalsohle. . braune Schiefer. . Mächtige Serpentinmasse. . Bunte Schiefer. . Chloritischer Gneiss und quarzige Talkschiefer, . Granit, mächtige Felsen, in welche ein schmaler Keil von Kalk tief eingreift. 7. Braune Schiefer: 8. Kalk und Rauhwacke. 9. Schiefer, roth, braun ete. 10. Kalk. oo op DD 3i 11 Schiefer, schwarz. 12. Kalk und Dolomit. 13. Schwarze Schiefer (Casannaschiefer). 14. Granit, der sich nach Süden immer tiefer senkt und im östlichen Thälchen die Sohle erreicht. Es liegen gneiss- artige Gesteine davor. Diese Formationen setzen in die folgende Felsenrippe über, deren höchster Punkt Piz Cucarne heisst, doch hat hier der stärker entwickelte Serpentin allerlei Störungen hervor- gebracht; der untere Granitzug verschwindet theilweise unter den Sedimentgesteinen und tritt nur an der Basis ‚hervor, während der obere jene Decke ganz abgeworfen und zurück- gedrängt hat. Auch ist der Piz Cucarne viel breiter als der letzte Grat. Das Profil seiner Westseite ist folgendes: l. Serpentin und Schiefer in der Thalsohle von Senas. 2. Graue, grüne, rothe Schiefer wechselnd, dazwischen auch eine starke Bank von Kalkschiefer und grauem Kalk. 3. Serpentin, einigemal durch Schiefer unterbrochen. 4. Bunte Schiefer. . Granit, Gneiss und Quarzit. Kalk. . Braune Schiefer. ; . Rauhwacke und Kalk einigemal mit Schiefer wechselnd. . Casannaschiefer und Gneiss. | 10. Granit, der den Grat bildet. Die Ostseite ist hievon im Hintergrund etwas verschieden. 1, 2, 3 wie oben, nur ist der Kalk, der in den Schiefern eingelagert ist, viel mächtiger, der Serpentin ist durch eine breite Schiefermasse in zwei Züge gespalten. 4. Grüne Schiefer, äusserst verbogen und verdreht. Sie bilden eine Decke über dem in der Basis des Berges auftre- tenden Granit, der theilweise von Schuttmassen verdeckt ist, 8 m Am Dt 32 5. Brauner Streifenschiefer. 6. Rauhwacke und Kalk, hier schwächer entwickelt, letz- terer auf einige zusammengedrängte Bänder redueirt, die mit Schiefer wechseln. 7. Casannaschiefer. " 8. breites Gneissband. 10. Granit in zackigen Gräten und dann in steilen Wänden aufsteigend, die durch ehemalige Gletscher glatt geschliffen sind. Die Kette des Piz Cucarne ist dem Botaniker zu empfehlen. Es fanden sich ausser den gewöhnlichen Alpenpflanzen kurz vor dem Serpentin Lychnis alpina, Dianthus glacialis, Ranun- culus parmassifolius, hinten am Granit Eritrichium nanum. Hinter dem Piz Cucarn& liegt das Thal Malpass. Es be- ginnt mit schönen grasreichen Terrassen, dann folgt eine steile Thalstufe, wo der untere Granit durchläuft, dahinter ein ödes Felsenthal, mit unendlichen Granit- und Gneisstrümmern ge- füllt. Kalk und Rauhwacke ziehen hinten in zwei Bogen durch, der letzte dicht vor dem Granit. Zwei starke Glet- scherarme mit zerborstenen blauglänzenden Eismassen schie- ben von dem oberen Hauptgletscher herab, darüber erhebt sich als schöne steile Pyramide der östliche Piz Err, welcher der höhere ist. Es sieht von weitem aus, als könne man ihn da, wo der Grat von Oucarne mit ihm zusammenstösst, ieicht ersteigen, kommt man aber vor die glatten Wände und tiefen ungangbaren Einschnitte, so erscheint dieses Unternehmen als sehr misslich, wo nicht unmöglich von dieser Seite. Eine neue kurze Kette, doch länger als Cucarne, folgt nun und trennt Malpass von dem dritten Thale Savriz oder Flix. Sie ist niedriger als Cucarne, weniger felsig und theilweise mit Vegetation bedeckt, wesshalb ihre Structur weniger deutlich ist, doch erkennt man, mehr in die Länge gezogen und durch 33 Wellenbiegungen an einigen Stellen doppelt, dieselben Forma- tionen, “welche dann quer über das Thal setzen. Die beiden Serpentinstreifen rücken weit auseimander, sowie auch die ver- schiedenen Kalkbänke. Die obere der letzteren liegt mit vieler Rauhwacke verbunden ziemlich nahe vor der Granitwand. Es zeigt sich hier deutlich, dass der Kalk eine Einlagerung in eine Mulde ist, denn Kalk und Dolomit liegen an einer Stelle zu beiden Seiten ausgespitzt linsenfürmig in Streifen- schiefer und Casannagestein eingelagert, unter welchen dann Gneiss und Granit liegt. Die Rauhwacke ist sehr mächtig im Hintergrund- des Thälchens und lehnt sich so an die Kette Cugnets, welcher sie in südlicher Richtung folgt. Die Granit- wände steigen im Hintergrund eben so steil und unzugäng- lich auf, wie in Malpass, aber sie brechen hier ab, ehe sie die jenseitige Thalkette erreichen; es legt sich hier Casanna- schiefer und verrucanoartiges Gestein an, dann bunte Schiefer, welche den grössten Theil der Cugnetskette ausmachen. Hier- durch wird es möglich, an dieser Stelle ohne grosse Mühe auf die Cima da Flix zu gelangen. Ich war früher schon einigemal in Savriez gewesen, hatte aber das eintemal wegen vorgerückter Tageszeit, das ander- mal wegen eines sehr heftigen Gewitters, das mich hier über- fiel, niemals bis ans Ende des Thales gelangen können. End- lich fand sich ein sehr schöner Tag Anfangs August 1861; ich brach ziemlich früh von Mühlen auf und befand mich nach Untersuchung des Thales gegen 10 Uhr vor den Granitwän- den der Cima. Während ich an einer grossen schönen Quelle, die etwas tiefer aus dem Trümmergestein entspringt, früh- stückte, betrachtete ich die von weitem unersteiglich schei- nende Felsenwand und fand, dass diese verschiedene be- queme Felsenbänke und Geröllhalden darbietet, welche einen ganz leidlichen Weg auf die Felsenterrasse as wo 34 nachher gar keine Schwierigkeit mehr das Ersteigen des höch- - sten Gipfels verhindert. Auf die Kalkbank folgt erst Streifen- schiefer, dann Casannagestein und noch einmal Streifenschie- fer, indem der Casannaschiefer sich als Rücken aus dem grauen Schiefer heraushebt, ersterer nimmt hier theilweise die Form eines gelblichen Talkschiefer an. Dann folgt eine mächtige Halde von Trümmern, rechts steile durch Tobel zer- rissene Felsen der verschiedenen oben genannten Schiefer und mehrere Strecken von Eis und Schnee bedeckt, links die hohe steile Granitwand. Ich stieg über den zerfallenden Casanna- schiefer, der eben durch die Verwitterung gangbare Wege verursacht, nahe am Granit erst gerade, dann rechts (östlich) aufwärts; der Weg war zum Theil etwas unsicher durch das Rutschen des Gerölls, doch im Ganzen ohne wesentliche Schwierigkeit und Gefahr; bald befand ich mich auf der hohen Felsenterrasse. Es lag viel Schnee darauf, der niemals ganz schmilzt, das Gestein ist von Cugnets und dem Hintergrund der Val Nutungs an, welche wir alsbald näher kennen lernen werden, ein grobkörniger Schiefer und Sandstein von grüner, oft ins Rothe und Graue spielender Farbe, und zum Verru- cano zu ziehen. Da die HH. Escher und Studer von Nutungs aus die Cima erstiegen, so blieben sie fortwährend auf dem Schiefer und konnten den Granit nicht sehen, wesshalb sie glaubten, der ganze Berg bestehe aus jenen Sandsteinen, Schie- fern und Conglomeraten. Langsam steigt das Gebirg nach rechts zu dem Signalpunkt auf; der alte Schnee war fest und wenn ich auch auf dem frisch gefallenen zuweilen etwas tief einsank, so hatte diess doch nie üble Folgen. Eigentliche Gletscher fand ich auf dem Wege nicht. Vertiefungen und Schluchten enthalten Eis unter dem Schnee. Der östlich liegende Gipfel ist eine etwas flache Kegelspitze, die in gewisser Be- ziehung an den Gipfel des Scesaplana erinnert. Das Stein- 2 signal war theilweise von Schnee umhüllt, doch konnte das Gestein der ganzen Kuppe als obiges grünes Conglomerat und grüner Schiefer erkannt werden. Da auf der Cima an einer etwas nordöstlicher gelegenen Kuppe schwarze Steine vor- kommen sollten, die man für Serpentin hielt. so untersuchte ich auch diese, fand aber nur schwarzen Uasannaschiefer, dessen glänzende Ablosungen ihm allerdings einige Aehnlichkeit mit Serpentin. geben, bei genauerer Beobachtung kann man beide nicht verwechseln. Aus diesem Gestein besteht ein Theil des Plateaus und die Gletscher verdecken einen noch grösseren. Die westlichen Spitzen sind Granit, werden aber auf der Ostseite wenigstens theilweise von Gneiss und eben dem schwarzen Uasannaschiefer bedeckt, der auch mit dem Gneiss, der darunter liegt, die steilen Abhänge gegen Val Bevers bildet. Weit ausgedehnte Gletscherhalden und steile Abstürze von Eis erstrecken sich nach Norden und umhüllen grösstentheils die beiden andern Hörner des Gebirgs, die wir als äussern und innern (westlichen und östlichen) Piz Err schon kennen. Der letztere ist von der Cima Flix leicht zu ersteigen, indem der Gletscher wenig Spalten hat und sanft gegen die nach vorn so steile Spitze ansteigt. Noch leichter kommt man auf eine zwischen beiden gelegene Spitze, die auch aus Granit besteht und von Savriez aus sehr steil aus- sieht. Sie heisst dort auch Piz Err, ich möchte aber den Namen Piz Savriez vorschlagen. Eine andere sehr hohe un- benannte Spitze, mitten im Gletscher, die aus Gneiss besteht, möchte als Gletscherhorn zu bezeichnen sein. Die Aussicht von diesen Gipfeln ist unermesslich weit und über alle Be- schreibung grossartig. In der nächsten Umgebung erblickt man nichts als Eis, Schnee, riesige Felsenmassen und furcht- bare Abgründe, dann vom Signalpunkte an ist, mit Ausnahme einiger aus der Schneedecke hervorragender Felsenkuppen, 36 Alles mit Firn und Eis bedeckt; nach Süd und Ost sind grau- sige Abstürze auf die tiefer gelegenen Gletscher, die sich zwi- schen Val d’ Agnelli, Suvretta und Bevers ausdehnen, hinter ihnen die Felsenkegel Munteratsch, Gandalva, Piz Ot ete., öst- lich und nördlich dehnen sich noch weiter und grossartiger die Eismeere der Errgletscher aus, verbinden sich mit den Gletschern von Tschita und Muglix und ziehen sich über die wilden zerspaltenen Granitgräte hin bis nahe zum Albulapass, darüber hin erscheint eine unendliche Menge von Bergspitzen und Gletschern, die Scalettagruppe, die Unterengadiner und Tyroler Alpen in langen Reihen, andere in Gruppen vereinigt, ein unendlicher Wechsel der Formen und Stellungen, worin das Auge oder das Fernrohr immer Neues entdeckt. Nach N ist die Aussicht theilweise verdeckt durch den etwas höhern Piz Err, doch sieht man beiderseits weit genug an ihm vorüber, Berge an Berge gereiht, in der nächsten Um- gebung die grünen Alpen von Sena und Oberhalbstein seiner ganzen Länge nach; den Calanda und sonstige Berge in der Gegend von Chur, über welche die Glarner und ein Theil der Oberländer Gebirge aufsteigen. Mehr westlich hebt der Tödi sein stolzes Haupt, seine gewaltigen Nachbarn überragend, weiterhin die Berge der Vorder- und Hinterrheinquellen, über sie hin in weiter Ferne die Berner Alpen, der Montblane und Monte Rosa. Nach Süden endlich erblicken wir die Thalsicht von Stalla, die zackigen Gipfel des Juliergebirges, dahinter die riesigen Häupter des Bernina und die mächtigen Berg- reihen, welche Bergell zu beiden Seiten begrenzen. Der Himmel war rein und blau, kein Wölkchen trübte sein saphirnes Gewölbe und bei gänzlicher Durchsichtigkeit der Athmosphäre erschienen die entferntesten Gegenstände in überraschender Klarheit. Auch war es vollkommen windstill und daher auf einer Höhe von 3287 Met. eine sehr angenehme 8 Temperatur, eher zu heiss als kühl, da der Reflex der Schnee- felder die Wärme bedeutend verstärkte, Fliegen, Bienen und einzelne Schmetterlinge umflatterten mich und trieben sich auf den Steinen umher. Die Vegetation beschränkte sich auf einige Moose, Flechten und die wenigen Phanerogamen, die man fast immer auf dieser Höhe noch antrifft: Androsace glacialis, Cherleria sedoides, Sesleria disticha, Ranunculus glacialis, etliche Saxifragen u. s. w. Ich stieg nach einander auf die zunächst in geringer Entfernung liegenden Kuppen; auf den Piz Err über die Gletscher zu gehen, war die Zeit zu kurz, besonders da ich nicht hoffen konnte, auf jener Seite einen erträglichen Rück- weg zu finden. Ich kehrte daher über Savriz und Malpass zurück nach Mühlen. Die Kette Cugnets ist viel länger als die andern, die von dem Hauptstock auslaufen, indem sie bis Marmels hinabreicht und die bisher behandelten Alpen von den jenseitigen gänz- lich trennt. Oestlich von ihr liegt das Thal Nutungs oder Sees, auf dessen anderer Seite sich der Piz Morter erhebt. Von der Cima da Flix aus folgen die Formationen abwärts gegen Marmels: 1. Grüner Schiefer und Conglomerat der Cima. 2. Casannaschiefer, eigentlich unter dem vorigen. 3. Rauhwacke. 4. Streifenschiefer. 5. Rauhwacke. Diese Lagerung ist nicht recht deutlich wegen Verschüttung. 6. Granit, über welchen die Schiefer eine Wölbung bilden. 7. Serpentin ebenso. 8. Bunte Schiefer in verschiedenen Biegungen, so dass sie auch, wie oben die Rauhwacke, doppelt vorkommen. 38 9. Mächtige Formation von grauem Kalk und Dolomit, welche das Horn über dem Pass Ouenets, und dann schief gegen die Cima einfallend einen Theil der Thalwand von Savriez bildet. Etwas weiter oben kommt auch noch einmal Serpentin vor, verschwindet aber unter Kalk und Schiefer- trümmern. 10. Rother Schiefer. 11. Quarzit und granitisches Gestein. 12. Mächtige Serpentinbank auf der Passhöhe. Streicht beiderseits weit in die Thäler hinein und enthält in Nutungs Kupfererze. 13. Gabbro, südwestlich vom Pass mit grünem Schiefer. “ Dieser steht auch weiter unten in der halben Höhe der Thal- wand von Nutungs zu beiden Seiten in mächtigen Felsen an. Von da stammen die Blöcke, die bei Marmels an der Strasse liegen. 14. Grüne Schiefer. Sehr langer Rücken, ‘der gegen Savriez und Salategnas in steilen Felsen abfällt. 15. Serpentin. 16. Graue und grüne Schiefer. 17. Serpentin und Schiefer in der Thalsohle bei Marmels. Alle diese Formationen streichen quer durch das Thal Nutungs, verschwinden aber grösstentheils unter Schutt; der obere Kalk bildet eine hohe Thalschwelle, die untere Linie ist unterbrochen. Der Serpentin verschwindet vor den Ab- hängen des Piz Morter und kommt jenseits nicht wieder zum Vorschein. Unten in der Thalsohle von Stalla ist zwar der Serpentin sehr weit verbreitet, aber dieser ist die Fortsetzung eines unteren Zuges, der überhaupt in der Thalsohle verläuft und sich dann gegen den Septimer wendet. Die kleinen Ser- pentinfleecken an den ersten Kehren der Strasse können wohl nicht als Fortsetzung der oberen Züge betrachtet werden. 39 Der Hintergrund von Nutungs besteht nicht mehr aus Granit. Die mächtigen graugrünen Felsen sind aus dem grü- nen Gestein gebildet, welches wir oben an der Cima fanden und welches zwischen Schiefer, Sandstein und Conglomerat schwankt. Aber diese Felsart wird nach unten krystallinisch und geht an mehreren Stellen entschieden in Juliergranit über, ähnlich wie man in Davos den Verrucano und an den deut- schen Gebirgen das Rothliegende in Porphyr übergehen sieht. Aus solchem Gestein besteht auch der Piz Morter, welcher mit seiner Gabelspitze so hoch und imposant über Stalla em- porsteigt. Aber hier geht es in den dichten grünen Schiefer über, der nachgerade das Ansehen von Aphanit und Spilit gewinnt und dann wieder in grauen Schiefer übergeht. Unten in Nutungs geht dieser spilitartige Schiefer in Gabbro über, bei Roccabella und Emmet am Julier entwickelt sich aus grauem Schiefer Glimmerschiefer und Gneiss! An diesen Uebergängen sind bisher alle genaueren Bestimmungen dieser Felsarten gescheitert; es ist mir eben so wenig, wie meinen Vorgängern gelungen, diese räthselhaften Erscheinungen auf einigermassen genügende Weise zu lösen. Dass hier eine Umwandlung nach verschiedenen Seiten stattgefunden hat, ist unschwer einzusehen, aber welches sind die Gesetze, nach denen sie erfolgte? Der Grat, welcher zwischen Piz Morter (Barschegn) und den Vorbergen der Cima, Val Nutungs von der jenseits lie- genden Val d’Agnelli scheidet, besteht aus einem weisslichen, äusserst zerhackten und zerrissenen Dolomit. Unter diesem liegt weisser Kalk, dann verschieden gefärbte gelbe, graue, weissliche Rauhwacke; unter dieser rother gut entwickelter Verrucano, dann Talkquarzit, der in grünen Sandstein und Conglomerat übergeht, ähnlich dem Verrucano im Münster- thal und Bündner Oberland. Er geht verschiedentlich, be- 40 sonders nach oben unter dem Verrucano, in grünen chloriti- schen Schiefer über und nach unten, wo die Stöcke tief genug aufgedeckt sind, in ein massiges Gestein, das nachgerade sich zu Juliergranit entwickelt. Auf der Westseite des Grates ent- hält in der Nähe eines kleinen Sees die Rauhwacke auch noch einige Gypsstöcke. Die Val d’Agnelli, welche nun folgt, ist ein ansehnliches, nach hinten mehrfach verzweigtes Thal, welches sich nicht weit von der Berghütte des Julierpasses öffnet. In ihm be- kommen die Kalkformationen die Oberhand, -und füllen fast die ganze Tiefe des breiten wüsten Thalgrundes, auf welchen hinten von N her die dunkel graugrünen, spitzeckigen Hörner und Riffe des oben beschriebenen grünen Schiefers und Quar- zits hinabsehen. Zwischen ihnen, in blendendem Weiss, glän- zen die Eisgräte der Gletscher hervor, welche sich von da in schweren hochgewölbten Massen nach Suvretta und Bevers hinabsenken. Dicht am Eingang des 'Thales, bei der Alp Surgonda, steht vereinzelt zwischen einer Art Glimmerschiefer Granit und Gmneiss an. Der Gmeiss überspringt den Bach, wird aber bald von dem Glimmerschiefer bedeckt, von welchem oben bemerkt ist, dass er nicht weit davon in gewöhnlichen grauen Schiefer übergeht. Dennoch möchte ich ihn als Casanna- schiefer ansprechen. Er ist das Hauptgestein um die Berg- hütte des Julierpasses, während auf dem Passe selbst nur Granit und davor Gmeiss ansteht.*) .JJener Schiefer reicht dann weit in das östliche Seitenthal der Val d’Agnelli hinein und schneidet am rothen Verrucano ab, mit welchem der rothe *) Es verdient bemerkt zu werden, dass die Juliersäulen weder aus dem einen noch aus dem andern gehauen sind, sondern aus einem Talk- gneiss, welcher dem Lavezstein von Chiavenna gleicht. Diess bemerkt Bchon Studer, 4 Schiefer verbunden ist, der unter den Geröllen auf dem Julier- pass vorkommt. Auch im Hauptthale von Val d’Agnelli be- hauptet er sich eine gute Strecke und wird dann von Kalk bedeckt. An diesem entwickeln sich so ziemlich alle Forma- tionsglieder, die oben in dem Schema über die Kalkformatio- nen von Ostgraubünden genannt sind, von der Rauhwacke und dem schwarzen Plattenkalk bis zum Hauptdolomit. Auf dem westlichen Grat aber sitzt diesem noch eine Formation von graubraunen Kalkschiefern auf, welche Belemniten, Bival- ven, Corallen und mit diesen zugleich‘ Fucoiden enthält, die denen des Prätigauer Schiefers sehr ähnlich sehen (S. Jahres- bericht von 1861). Im Hintergrund des Hauptthales, sowie des westlichen Thalzweiges (den wir oben als Uebergang gegen Nutungs beschrieben haben) herrscht die Rauhwacke vor, welche auf rothem Verrucano u. s. w. liegt und ganz hinten hoch auf die Gräte hinaufsteigt. Dort theilt sich die Kalk- formation in zwei Zweige. Der eine wendet sich gerade öst- lich und geht, von rothem Verrucano, grünem Talkquarzit und schwärzlichgrauem Casannaschiefer begleitet, zwischen dem Piz Munteratsch und Piz Suvretta durch nach Val Suvretta, wo er zu einer ganz schmalen Binde zusammengeht, über das Joch am See nach Val Celerina übersetzt und sich dort wieder zu mächtigen Bergstöcken entwickelt, die bei Samaden mit dem Piz Padella endigen, während das gleichfalls schmale Band Verrucano ebenfalls dort zu dem sehr ansehnlichen Grat des Piz Nair ob St. Moriz anschwillt, welcher seit einiger Zeit wegen seiner schönen Aussicht besucht wird. Der andere Zweig des Kalkgebirgs von Val d’Agnelli, der von dem so eben verfolgten durch ein Riff von Talkquarzit, grünem Schie- fer und Verrucano getrennt wird, ist breiter und steigt zu einer Höhe von 3203 Met. auf, zu welcher man über das zer- fallende Gestein, das meist aus Rauhwacke besteht und schräge 42 Halden bildet, leicht gelangt. Oben liegt weisser Kalk und Dolomit, ganz so wie auf dem Uebergang nach Nutungs. Von diesem Standpunkt aus sieht man über schauerlich tiefe abgebrochene Gletschermassen nach dem Hintergrund von Val Bevers hinab, man sieht unten den Kalk wieder unter dem Eis hervorkommen und in weissgrauen Rundhöckern sich um den Gletscher ausbreiten. Der Weg da hinab ist jedoch nicht anzurathen, während der andere nach Val Suvretta, den ich jedoch nicht seiner ganzen Länge nach gemacht habe, wenig Schwierigkeiten zu haben scheint. Dagegen ist die Aussicht von diesem Kalkjoch eine der grossartigsten Berg- ansichten, was Wildheit und groteske Form der umgebenden Gebirge betrifit. Nichts als Felsen, Eis und Schnee; nur das mittlere Beverser Thal und auf der entgegengesetzten Seite die grünen Alpen vor dem Septimerpass, zeigen freundlichere Bilder. Es ist schon oft von Val Bevers die Rede gewesen, und wir müssen unsern Gebirgsstock nun auch von dieser Seite betrachten. Das Thal hat seinen Namen von dem Dorfe Bevers im Oberengadin, denn dort öffnet es sich und sein starker Thalbach vereinigt sich hier mit dem jungen Inn, den er ansehnlich verstärkt. Auf anderem Wege kommt man nur schwierig in das Beverser Thal, denn tief eingeschnitten in hohe, steile Granitgebirge gleicht es eher einer weiten Schlucht mit schwer zugänglichen Wänden. Doch hat es schöne Wei- den, eine reiche Flora und höchst malerische Partien. Be- wohnt ist Val Bevers nicht; nur im Sommer sind die netten Sennhütten bevölkert und zahlreiche Herden beweiden diese abgelegene schöne Einöde. Der vordere Theil des Thales bietet wenig geognostisches Interesse. Die nördliche Kette ist dieselbe, welche den Albula- pass südlich begrenzt, die südliche gehört zum Piz Ot, welchen Yan man da, wo der Bach der hintern Suvretta in hohen, wasser- reichen Fällen durch eine enge Kluft herabstürzt, als pracht- volle, von Gletschern umgebene Pyramide, über seine Umge- bung hervorragen sieht. Beiderseits ist nichts als Granit, welcher dem Juliergranit gleicht, mit weissem und grünem Feldspath (letzterer Oligoklas), wenig Quarz und meist schwärz- lichem Glimmer (Magnesiaglimmer). Hie und da ist Horn- blende beigemengt, welche in einzelnen Partien die Oberhand gewinnt, so dass das Gestein in Syenit und bei zurücktreten- dem Quarz in Syenit—Diorit übergeht. Diese letzteren Ge- steine treten jedoch meist als Gänge im Granit auf, dessen zahlreiche Abänderungen hier zu beschreiben zu weit führen würde. Hinter der Einmündung der Suvretta steigt der Boden in einer hohen Thalschwelle an, und behält dieselbe Beschaf- fenheit; aber von den nordwestlichen hohen Granitstöcken fallen andere Gesteine herab, 'Gneiss, Casannaschiefer, Rauh- wacke, Kalkconglomerat und weissgrauer, dichter, glasartig klingender Kalk und Dolomit. Wirklich sieht man diese Fels- arten dem Granit an mehreren Stellen aufgesetzt; es sind aber nur hängen gebliebene einzelne Lappen, die nicht zu- sammenhängen; die einzelnen Granitspitzen sind durch Glet- scher getrennt. Erst am Ende des Thales wird dessen Bau complicirter; wir haben das von dem Joch der Val d’Agnelli schon gesehen. Das Thal theilt sich hier in mehrere Zweige. Der eine, östliche, eher ein Tobel, als ein Thal zu nennen, steigt gegen den Piz Tanter ovas auf. Dieser ist Granit, aber gegen die Schlucht folgt erst Gneiss und Casannaschiefer, dann Rauh- wacke und Kalk, welche sich unter dem westlich davor ge- legenen Gletscher verlieren, unten aber zieht sich die Kalk- formation am ganzen Fuss des Gletschers herum, es ist die- 44 selbe, welche unter diesem durch zu dem Grat der Val d’Ag- nelli aufsteigt. Weiter westlich kommt der Kalk auch wieder unter dem Gletscher hervor und lehnt sich, in mächtigen con- caven Bogen aufsteigend, an die Cima da Flix an, deren Schiehten in dieser Richtung südöstlich gegen Val Bevers fallen. Da sie gegen den Piz Tanter ovas wieder steigen, so ist das ganze Gletscherbett eine mit den Kalkformationen der Trias, dann mit Eis gefüllte Mulde. Es zieht sich dieselbe aber tief abwärts bis in den Bach von Bevers. Hier liegt zu unterst Rauhwacke, ein grauer dichter Kalk und Dolomit, der theilweise in ein Kalkconglomerat übergeht, darauf Strei- fenschiefer, auf diesem schwarzer Plattenkalk und noch ein- mal graue Schiefer. Mit diesen schliesst hier die Kalkbildung, oben vor dem Gletscher sitzt aber noch einmal Dolomit auf den Schiefern (Hauptdolomit). Mehr westlich biegen sich die Kalkschichten noch einmal zu einer Mulde ein, deren ganze concave Biegung aufgedeckt ist und in welcher der Bach fliesst, der von dem Errgletscher kommt. Er bildet hier einen schönen Wasserfall in der tiefen engen Schlucht. Hier erscheint folgendes Prof. 1. Gmeiss und Casannaschiefer. 2. Quarzit, weiss und gelblich, den Verrucano vertretend. 3. Dicke Kalkbank, grau,und dicht. Die untere Rauh- wacke fehlt hier. 4. Kalkschiefer (Streifenschiefer). 5. Schwarzer Plattenkalk. 6. Graue Schiefer. Die darauf liegenden oberen Kalkfor- mationen sind zerstört. } Weiter oben geht eine Schneebrücke über den Bach, die nie zu schmelzen scheint; eine ausgedehnte, meist aus Gneiss bestehende Trümmerhalde folgt, die eine alte Moräne ist, dahinter eine Vertiefung, unstreitig ein ehemaliges Gletscher- we. bett. Der jetzt noch bestehende Gletscher liegt eine Strecke weiter und kommt von der Cima da Flix, ein anderer von. dem innern Piz Err her und ein dritter ist das Ende des grossen Errgletschers. Dieser letztere füllt eine weite, durch einige Felsköpfe unterbrochene Mulde. Nördlich davor stehen die Granitberge an, welche die hintere Val Bevers von Muglix trennen, auf der Südseite ist erst die Cima Flix, dann.der östliche, endlich der westliche Piz Err mit einigen anderen geringeren Gipfeln, dazwischen bis mitten in die Gletscher vorgeschoben das hohe Gletscherhorn. Alle diese durch Glet- scherstrecken verbundenen Höhen bestehen auf der Nordseite, welche: wir hier betrachten, aus Gneiss, welchem Casanna- schiefer aufliegt. Zwischen letzterem und den Kalklappen, die sich daran anschliessen, liegt an mehreren Stellen der Quarzit, welcher den Verrucano vertritt, auch theilweise wirk- licher Verrucano, aber er fehlt auch verschiedentlich, so wie auch die Rauhwacke. Der Gneiss, Casannaschiefer und grüne Talkschiefer, die hier die Rückseite der Cima bilden, so wie der Kalk, welcher unten auf ihnen liegt, senken sich mit östlichem Fallen gegen den Beverser Gletscher und das hintere Beverser Thal. Oben biegen sie um und machen ein Knie, das unter den Gletscher einfällt, welcher zwischen der Cima und dem östl. Piz Err liest. Unter diesen Gletscher fallen südwestlich auch die Gneissschichten der Nordseite des östlichen Piz Err und dem Gletscherhorn, dann stehen diese Schichten senkrecht und die von der linken Thalseite fallen ihnen entgegen, also eine voll- ständige Mulde, nicht durch Erosion, sondern durch Biegung der Formationen entstanden. Die tiefste Stelle der Mulde, da wo der Errgletscher die Thalsohle erreicht, ist mit Kalk und sonstigen Sedimentge- steinen angefüllt. Am Fuss des Gletscherhorns liegt Casanna- 46__ schiefer. Dieser fällt unter den Gletscher ein und es liegt theilweise auf ihm Quarzit und Verrucano. Letzterer ist schwach entwickelt. Dann folgt gut entwickelt der oben an- gegebene graue Kalk, Kalkschiefer, Plattenkalk, dann wieder Schiefer. Auf der Nordseite fällt unter diese Kalkbildungen gut entwickelter Verrucano und rother Schiefer ein, dann Casannaschiefer, Gneiss und endlich folgt wieder Granit, der die Gräte zwischen dem Gletscher und Muglix bildet, doch sitzen hier theilweise wieder Kalklappen auf. Steigt man aber über den Gletscher, der mit ungeheuren Eismassen diese Einsenkung füllt, so gelangt man zunächst an eine kleine Querkette von Granit und Gneiss, auf welcher oben ein Kalk- stock sitzt. Hier ist der Gletscher stark zerspalten. Hat man aber dieses Hinderniss überstiegen, so senkt sich das Eisfeld in einen gefährlichen Absturz gegen Val Err nach NW; nach NO dagegen erheben sich kleine Gräte, wo auf Granit Casannagestein, rothe Schiefer, Rauhwacke, Kalkcon- glomerat und grauer Kalk aufgelagert sind, ebenfalls nur als einzelne hängen gebliebene Lappen einer weit verbreiteten durch das Aufsteigen der Granitstöcke gesprengten und zer- drückten Decke von Sedimentgestein. Ein tiefes Felsenthal senkt sich östlich in mehreren Terrassen der Tiefe zu; es ist Muglix, ein Nebenthal von Tschita und führt ins Albulathal hinab, ein Weg, der ohne erhebliche Gefahr gemacht werden kann; nur muss man sich bei dem ersten Absturz des Glet- schers in Acht nehmen und sich etwas nördlich um den Grat halten, welcher Muglix und Tschita trennt; dort geht ein schmaler Streif der geschichteten Gesteme in das Thal hinab und erscheint nachher in den Granit wie eingekeilt an der ganzen linken Thalwand von Muglix, geht um die Ecke herum und senkt sich nach Tschita hinab, wo er wieder zu bedeu- SR. tenden Massen anwächst. Doch müssen wir diess ebenfalls von unten auf betrachten. Vom Albulapass herab führt der Weg, nachdem man Weissenstein mit seinen ‚Gypsfelsen und seinem zur Thon- und Torfgrube ausgetrockneten See verlassen hat, im Ganzen genommen zwischen Rauhwacke und Streifenschiefer durch; die Rauhwacke aber liest auf Casannaschiefer; der schöne Wasserfall unter dem See von Palpuogna fällt über diese For- mationen. Die Berge der linken Thalseite sind Granit, aber vor diesen breiten sich die Sedimentgesteine aus, besonders die Schiefer, die meist grau und streifig sind und tiefer unten auch roth und sonst bunt werden. Noch weiter abwärts springt der Kalk des Piz Ragnux über die Albula, welche dort einen schönen Fall über Dolomitfelsen macht, und wir sind nun in die Bergüner Kalkformation eingetreten, die sich auch auf der rechten Seite des Flusses zu den hohen Bergen entwickelt, welche von Bergüp an bis nach Ponte die Strasse des Passes begleiten. Ehe wir jedoch an diese Stelle gelangen, öffnet sich bei dem Alpendörfchen Naz das Thal Tschita. Das Dörfchen liegt auf grauem Schiefer, der sich überhaupt im Thale hinauf zieht und überall zum Vorschein kommt, wo die gewaltigen Schuttmassen das Grundgestein zu erkennen er- lauben. Aber auf der linken Seite steigt eine hohe Dolomit- wand auf, deren Grundlage die mehrfach erwähnten Mittel- bildungen sind: Rauhwacke, Schiefer, Plattenkalk u. s. w. Diese Kalkwand hängt aber gleichsam nur auf dem Schiefer, der über ihr wieder hervorkommt und bunte Färbung an- nimmt. Die Berge der rechten Seite sind fortwährend Granit, aber auch auf dieser läuft mitten an dem granitischen Ab- hang ein Streif der Kallkformation, hier grösstentheils aus Rauhwacke bestehend, der sich nach und nach höher hebt um die Ecke nach Muglix eindringt und mehrmals durch 48 Thaleinschnitte und Gletscher unterbrochen, zuletzt auf die höchsten Gräte gelangt, die Muglix von Bevers scheiden. Wir haben ihn dort schon kennen gelernt. Auch Muglix kennen wir schon. Es hat das ganz in Granit liegende Thälchen ausser jenen beiden Kalkstreifen und den Kalkköpfen seiner höchsten Bergeipfel nur das Interesse einer grossen schauerlich wilden Alpenlandschaft und ist als solche sehenswerth, auch wegen seiner Flora zu empfehlen. Anders ist es mit dem nördlichen Thalzweig Tschita. Es ist dieses Thal eine grüne schöne Halde auf der linken Seite, wo der Schiefer vorherrscht; ein mit Geröll und Glet- scherschutt bedecktes, von Schluchten zerrissenes Terrain auf der rechten Seite. Die letztere ist die Fortsetzung der im Hintergrund von Muglix liegenden Gräte, welche die Err- gletscher begrenzen. Es ist die kurze Bergkette, welche Muglix von Tschita trennt, wie oben bemerkt, Granit mit einem,eingekeilten Kalk- streif. Auch die Fortsetzung des Hauptjochs, welches Tschita von Val Err trennt, und das wir schon kennen, besteht an- fangs aus granitischen sehr hohen Bergen mit einigen aufge- setzten Kalkstöcken (S. oben). Diese werden aber bald ab- geworfen und Piz Salteras besteht wieder ganz aus Granit auf der Seite von Tschita. Zwei Gletscher hängen von da in das Thal herab und schieben starke granitische Moränen vor sich her. Nördlich von Piz Salteras aber zieht sich eine breite Zone von rothem Schiefer über das Joch von Val Err her und bildet vor dem Kalkstock des Piz Val lugn eine hohe an ihrer rothen Farbe weithin kenntliche Pyramide. Oben auf dem Joch legt sich dieser Schiefer auf die Kalkformation, während noch unten im Thal der Kalk normal auf dem rothen Schiefer liegt, den ich zu den Verrucanobildungen ziehe, da er deutlich seine Stelle zwischen Kalk und Granit hat; denn 9 der Kalkstock ist eine eingelagerte Mulde. Wir kennen diess alles schon von drüben her und brauchen es daher nicht zu wiederholen. Von da herab zieht sich dieser Schiefer in den Thalgrund von Tschita, den er ausfüllt, und dann hinunter nach Naz, wo er den Kalk unterteuft, wahrscheinlich auch noch eine Strecke nach Muglix hinein, wo ihn mächtige Trüm- mer von Granit bedecken. Es wechselt dieser rothe Schiefer zwar mit grauen und grünlichen Schichten, enthält aber da- zwischen Bänke von rothem Conglomerat, das vollkommen mit dem Verrucano übereinstimmt. Von Muglix streicht in der halben Höhe der steilen Granitwand der oben erwähnte Kalkstreif, aus grauem Kalk und Rauhwackecongiomerat be- stehend, vom Granit durch unbedeutende schiefrige Zwischen- lagen getrennt. Er senkt sich in Tschita in die Thalsohle herab und bildet auf der rechten Seite ansehnliche Kuppen, die vor dem Granit herstreichen. Hier entwickelt sich die Kalkformation in allen Theilen weiter, unten die Kalkschiefer und Plattenkalke, oben Dolomit. Sie überspringt den Bach, geht aber hier, dem rothen Schiefer eingelagert, in ein schma- les Rift zusammen, das sich mit einem andern verbindet, welches von Naz herüberkommt, und im Bogen aufwärts stei- gend den Grat erreicht, welcher Tschita nördlich begrenzt. Auf diesem Grat, der von W nach O zieht, finden sich fol- gende Lagerungsverhältnisse : 1. Kalk und Dolomit des Piz Val lugn, von welchem ein Gletscher gegen Tschita herabzieht. 2. Rothe Schiefer unter dem Kalk. . Ein Granitstock. . Rothe Schiefer, . Kalk und Dolomit. . Graue und rothe Schiefer. . Kalkconglomerat. 109 0 m 0 8. Granit. 9. Gneiss. 10. Granit. 11. Gneiss. 12. Rothe Schiefer in sehr verbogenen Schichten mit ein- gelagerten Kalkstreifen. 13. Die Kalkwand, welche unterhalb Naz gegen die Albula abfällt. Die Schichten der Sedimentgesteine auf diesem Grat fallen nach den verschiedensten Richtungen ein, stehen jedoch alle fast senkrecht und es lässt sich deutlich wahrnehmen, dass sie zwischen den Granitstöcken Mulden bilden. Der Schiefer liegt zwischen Kalk und Granit u. s. w., der Kalk ist ihm theils eingelagert, theils hängt er darauf und es er- scheint die Kalkformation als eine gesprengte Decke. Zwischen dem Kalk von Naz und dem letzten von Schie- fer und Kalk umzogenen Granitkopf, geht der Pfad von Tschita nach Falo über grasige Abhänge, die aus Schiefer und Kalkgrund bestehen. An der Ecke steigen Felsenwände von buntem Schiefer mit seltsam verbogenen Schichten auf, und andere senken sich eben so steil hinab in die tiefe Schlucht, welche diese Formationen von den kühn aufsteigenden Dolo- mitwänden des Piz Ragnux trennt. Ueberall hängen zerrissene Kalkmassen auf den Schiefern, welche sich bis zum Bette der Albula fortsetzen und dieses überspringen; die Kalkmassen des rechten Albulaufers sind ihnen dann aufgesetzt. Indem man aber noch auf der Höhe um die aus bunten Schiefer be- stehende Felsenecke biegt, kommt man auf die Nordseite des Grates, der so eben als Nordgrenze von Tschita beschrieben wurde. Die hohen Wände desselben sind an der Basis Schie- fer und fallen steil südwestlich fast senkrecht gegen Tschita ein, Kalk und Dolomit sitzen auch hier den Schiefern auf. Ei So setzt die Formation fort, bis am Piz Val lum Kalk und Dolomit Alles bedecken. Nördlich von der grabenartigen Ein- senkung, die mit Felstrümmern, weiter oben grösstentheils mit anstehender Rauhwacke gefüllt ist, erheben sich fortwäh- rend hoch und steil die Kalkwände des Piz Ragnux und des höheren Aela. Sie fallen NW, N und endlich vorherrschend NO. Immer höher steigt das wüste Hochthal an, bis man an den Gletschern und Schneehalden des Piz Val lugn vorbei zwischen diesen und dem Piz Aela wieder hinabsteigt. Man kommt nun von den Trümmern der Kalkhörner, die in ge- waltigen Schutthaufen und Guferlinien umhergestreut liegen, auf die steil einfallenden Schichtenköpfe der rothen Schiefer und steigt auf diesen in die wohnlicheren Grashalden des Tbales Val lugn und zu den Alphütten des Errthales hinab, die wir als alte gute Bekanntschaft begrüssen. Wir sind an den Orten angelangt, wo wir unsere Unter- suchung begannen, an den Grenzen zwischen den Errstöcken und den Bergüner Kalkgebirgen, und glauben unsern Lesern ein ziemlich deutliches Bild des mächtigen Gebirgsstocks ge- geben zu haben, welcher der Gegenstand dieser Abhandlung ist. Wenn dieselbe theilweise etwas weit eingegriffen hat, so musste es des Zusammenhangs wegen geschehen. Als Resultat stellt sich Folgendes heraus: Der Errstock ist eine granitische Erhebung, gleichzeitig mit Albula, Piz Ot und Julier, was aus der gleichartigen Be- schaffenheit des Gesteins und dem ähnlichen Hebungscharak- ter hervorgeht. Er steht auch mit diesen in nächster Verbindung, ist aber allerseits durch eine mit geschichteten Gesteinen gefüllte Mulde davon getrennt. Die Erhebungslinie ist NS. BR... Vor der Hauptmasse zieht auf der N und W Seite ein zweiter Granitrücken her, welcher von ersterem durch eine Mulde getrennt ist, die ebenfalls mit Sedimentgesteinen ge- füllt ist. x Von den Bergüner Stöcken findet eine scharfe Trennung statt, welche durch das tiefe Errthal und das Spaltenthal ob Val lugn gegeben wird. Der Serpentin ist von der granitischen Erhebung theils zurückgedrängt, theils selbst durchbrochen, während nirgends Serpentin zwischen dem Granit erscheint, es ist also die Er- hebung des letzteren die jüngere, die des Serpentins die ältere. Der Serpentin lauft zunächst am Piz Err auf der Nord- und Westseite in zwei Zonen her, die sich um so weiter aus einanderthun, je mehr man nach Süden fortschreitet. Zwi- schen ihnen finden sich einige kleinere Serpentinflecken, unten im Thal und an den Abhängen grössere. Oestlich und süd- östlich von unserm Gebirgsstock kommt kein Serpentin mehr vor. Ungeachtet der fast regelmässigen Lage, erscheint der Serpentin als fremdartiges Einschiebsel zwischen Gesteinen, wohin er sonst nicht gehört und charakterisirt sich auch durch Verwerfung der Schichten u. s. w. als Eruptivgestein. Die Sedimentgesteine sind dieselben, die im östlichen Bünden gewöhnlich vorkommen, aber stark zusammengedrückt, verbogen und verworfen. Wegen der Muldenbildung, die das Auge an vielen Stellen vollständig verfolgen kann, kommen sie meist doppelt und mehrfach vor. 7 Der Gneiss ist auf der Westseite schwach, auf der Nord- seite in der Mulde des grossen Gletschers sehr stark ent- wickelt. Casannaschiefer fehlt nirgends. 53 Verrucano erscheint an mehreren Stellen als das sehr kenntliche rothe Conglomerat, es sind aber zu ihm auch noch die unteren bunten Schiefer, die Quarzite und das grüne Ge- stein der Cima da Flix etc. zu ziehen. Die anderen Schiefer gehören verschiedenen Formationen an. (S. oben.) Von den Kalkbildungen kommen am Piz Err selbst nur die älteren vor, welche zur unteren und mittleren Trias ge- hören, der Hauptdolomit erscheint höchstens an der oberen Felswand der Nordseite, tritt jedoch entschieden auf, wo man sich"dem Bergüner Gebirg nähert. Die Kalk- und Dolomitstöcke, welche den Granitkup- pen etc. aufgesetzt sind, erklären sich als hängen gebliebene Lappen einer ehemals «diese Gegend bedeckenden Formation, die durch die granitische Erhebung zerrissen wurde. Die in den Mulden liegenden Sedimentgesteine wurden durch eben diese zusammengedrückt und durch Gletscher und Erosion später theilweise zerstört, doch vermittelt noch eine . dieser Mulden die Verbindung mit den Bergüner Kalkgebir- gen, die andere über Suvretta laufende die mit den Kalk- bergen von Val Celerina und Samaden. Beide hingen zusam- men, ehe die Erhebung des Granitstocks sie trennte. So lässt uns die ins Einzelne gehende Untersuchung eines einzelnen Gebirgsstockes der Alpen einen tieferen Blick thun in deren Entstehungsgeschichte, und was manchem unserer Leser vielleicht langweilig erscheinen mag, das Zählen der Gebirgsschichten, das Abmessen ihres Streichens und Fallens, gibt uns nicht blos die Mittel an die Hand, sie technisch auf Bergbau u. dgl. mit grösserer Sicherheit zu benutzen, sondern es führt uns auch in jene Zeiten zurück, wo die in der Tiefe des Urmeeres gebildeten Massen, durch innere Kräfte des Erdkörpers gehoben, emporstiegen zum sonnigen Licht, es St lässt uns erkennen, wie Glied für Glied des Felsenbaues sich gestaltete und gestalten musste, und das scheinbar regel- widrige Chaos sich nach ewigen Gesetzen zum harmonischen Ganzen ordnete. Em solches aber ist ein gut umgrenzter Ge- birgsstock der Alpen mit seinem mächtigen Felsengebäude, seinen Hörnern und Firnen und dem grünen Schmuck seiner Matten und Wälder. (Hiezu vier Profile) il, Ueber drei neue Balaninus-Arten. Mitgetheilt von Herrn Waldemar Fuchs in Berlin. Durch die Güte des Herrn Ed. Killias in Chur erhielt ich _ unter einer Menge schon bekannter Käferarten auch einen noch unbeschriebenen Balaninus, der in der Nähe von Poschiavo gefangen wurde und dessen Beschreibung hier folgen mag. Balaninus rhaetieus niger, subdepressus, anten- narum scapo ferrugineo, funicolo picescente, rostro tenui longi- tudine dimidium corporis superante, scutello nigro, elytris striato- punctatis, lateribus cinereo pubescentibus, fasciis duabus griseo- albidis, long. rostro exc. I1/,'", s, 3 Millim. Etwas grösser als Balaninus crux;, schwarz; die Flügel- decken namentlich an den Seiten mit aschgrauem Anfluge. Schaft der Fühler rostroth, die Geissel gegen das Ende all- mälig dunkler, das erste und zweite Glied jedes doppelt so lang als jedes der fünf folgenden und mit starker Endkeule. Der Rüssel ist pechbraun, stark gebogen, länger als Hals- 36 schild und Kopf zusammen, Fühler kurz vor der Mitte ein- gefügt, wesshalb das vorliegende Exemplar von mir für ein O sehalten wird. Kopf und Halsschild schwarz, dicht punk- tirt, letzteres mit einer erkennbaren glatten Mittellinie, an den Seiten schwach mit grauen haarförmigen Schüppchen be- setzt, etwas breiter als lang, nach vorn verengt, hinter der Mitte am breitesten, der Hinterrand ist zweimal gebuchtet. Schildehen deutlich, halbrund, schwärzlich. Flügeldecken etwas flach gedrückt, mit deutlichen Schulterecken, jede ein- zeln abgerundet und die Hinterleibsspitze nicht bedeckend, jede mit zehn starken Streifen, in den Streifen schwach punk- tirt, mit flachen Zwischenräumen, die ganze Wurzel und die Spitzen schwach, eine gerade Binde in der Mitte deutlich hellgrau beschuppt, die Mittelbinde ist auf dem ersten und dritten Zwischenraum nicht so breit als auf dem zweiten und verschwindet vom vierten ab ohne den Aussenrand zu er- reichen, indem sie allmälig undeutlicher wird. Unterseite schwarz, deutlich punktirt, die Beine einfarbig schwärzlich, nur die Tarsen etwas heller. Die Vorderhüften stark genähert. Die Schenkel schwach gezähnt. Von B. crux, dem diese Art am nächsten steht, unter- scheidet sich dieselbe besonders durch flachere Gestalt, die etwas an B. villosus erinnert, durch andere Zeichnung, dich- tere und feinere Punktirung des Halsschildes, stärkere Be- schuppung der Flügeldecken, durch die durchweg grau ge- färbte Nath und durch das schwarze Schildchen. Mit dem eben beschriebenen Balaninus sind zwei meines . Wissens ebenfalls noch unbeschriebene Balaninus-Arten so nahe verwandt, dass ich ihre Beschreibung hier unmittelbar sich anschliessen lassen will. Balaninus erueifer niger, squamulis olivaceis supra obtectus, rostro tenui dimidio corporis longiore, obscuro- 57 caslaneo, antenmis ferrugineis, clava canescente,- thorace trivit- tato, scutello rotundato albido, elytris strialo-punctatis, inter- stitüis punctulatis, fascüis duabus ıntegris, sutura albida con- Junetis. Long. rostro exe. 1“ s. 2 mill. Von der Grösse eines kleinen 2. erux, schwarz, eiförmig ; Kopf dicht punktirt, zwischen den Augen mit feinen Längs- streifen grauer Härchen besetzt; Rüssel etwas länger als Kopf und Halsschild zusammen, stark gebogen, dunkel kasta- nienbraun; Fühler hellrostbraun, die Keule fein lichtgrau be- filzt, eiförmig, die zwei ersten Glieder der Geissel schlank. Halsschild olivenbraun beschuppt, Vorderrand und Hinterrand gerade, Seitenränder bis zu zwei Drittel der Länge parallel, von da ab nach vorn verschmälert, hinter dem Vorderrande leicht eingedrückt; eine mit weissen Haarschüppchen besetzte Mittellängslinie ist hinten am breitesten und in der Mitte undeutlich; von da ab, wo sich bei B. erux die weisslichen Seitenlinien befinden, sind die Seiten des Halsschildes durch- weg mit weissgrauen Schüppchen bedeckt. Schildehen rund- lich, weiss. Flügeldecken schwarzbraun beschuppt mit 10 Streifen; auf den Zwischenräumen, und zwar auf den seitlichen der ganzen Länge nach, auf den übrigen nur gegen die Spitze hin, mit Reihen einzelner weisser Schüppchen ; eine weisse Binde am Grunde ist auf den ersten 3 Zwischenräumen eleich- breit, wird auf dem vierten und fünften fast noch einmal so breit und‘ verschmälert sich wieder auf dem sechsten; eine weissliche Mittelbinde erstreckt sich auf jeder Seite der Nath über 4 Zwischenräume; diese beiden Querbinden sind durch einen weiss gefärbten Nathstreifen mit einander verbunden, welcher sich etwas über die Mittelbinde fortsetzt; die Unter- seite ist dicht weiss beschuppt, an den Rändern noch dichter. Die Beine sind dunkelpechbraun, mit weissen Schüppchen 58 ziemlich dicht besetzt, die Schenkel mit kleinem spitzen Zahne; die Vorderhüften genähert. Durch seine Gestalt und die Zeichnung der Flügeldeeken macht dieser Käfer beim ersten Anblick den Eindruck eines hellgefärbten B. crux, von dem er sich jedoch wesentlich durch den weissen Anflug an den Seiten des Halsschildes, so wie durch die länglichere Gestalt desselben und durch die dich- teren Schuppen der Unterseite unterscheidet. Von B. rhati- cus ist er gleichfalls besonders durch das stark beschuppte Halsschild und demnächst durch die bis zur Hälfte der Länge der Flügeldecken weissbeschuppte Nath verschieden, welche bei rhaticus aschgrau ist. Ein Exemplar von Kahr in Tirol gefunden. (Mus. Kraatz.) Balaninus pedemontanus niger, rostro.nigro- piceo, antennarum geniculo dilutiore, capite thoraceque distincte punctatis, hoc curvatim bivittato, scutello corporeque 'subtus al- bido, elytris bası pruinosa, suturae tertia parte albescente, cete- rum sparsim squamatis. Long. #!/,‘" s. 3 mill. Dem B. Brassice in Grösse, Gestalt und Farbe sehr ähn- lich. Schwarz; der Rüssel pechbraun, an der Basis behaart, stark gebogen, etwas länger, als Kopf und Halsschild; Fühler dunkelrostbraun, am Knie heller; der Kopf dicht punktirt, ebenso das Halsschild, dessen Punktirung auf der Scheibe gröber ist, als an den Aussenrändern, eine etwas gebogene Linie weisser Härchen auf jeder Seite tritt vom Grunde bis gegen die Mitte deutlicher hervor, von da aber bildet sie nur einen feinen Streifen; Schildehen weiss beschuppt. Die Flü- geldecken sind am Grunde ebenfalls mit weissen Schüppchen bepudert, mit 10 Streifen, die Zwischenräume mit Doppel- reihen heller Schüppchen, die Färbung im Ganzen dunkel- grau, die Nath bis auf !/, ihrer ganzen Länge weiss. Die Beine sind pechbraun, ungezähnt. 59 Der Mangel der Zähnchen an den Schenkeln und der Umstand, dass die ganze Unterseite des Käfers auffallend stark mit weissen Schüppchen überdeckt ist, lässt denselben leicht von dem ihm im Uebrigen ähnlichen B. Brassicae unter- scheiden. Ein Exemplar aus Piemont (Mus. Kraatz.) Berlin, im Januar 1862. IV. Zwei Bergfahrten. l. Ersteigung des Piz Valrhein. Den 13. Sept. 1861. Beschreibung von Forstinspector J, Coaz. (Mit einem Profil.) Ein Kamingespräch im Gasthof Brocco zu St. Bernhardin brachte das längst von mir gehegte Projekt der Ersteigung des Piz Valrhein zur Reife. Es ist dies die höchste Berg- spitze im Gebirgsstock des Adula, im Hintergrund des Rhein- wald. Herr Kreisförster Zarro und zwei andere sich eben in St. Bernhardin aufhaltende Herren entschlossen sich, Gefahr und Genuss der Ersteigung mit mir zu theilen. Denselben Abend noch trafen wir die erforderlichen An- stalten zu der kleinen Expedition. Folgenden Tags setzten wir über den Bernhardin, vervollständigten in Hinterrhein unsern Reisebedarf und nahmen Peter Ant. Jellienn von Vals zum Führer. Nachmittags brachen wir nach der 2!/, Stunden entfernten, am Fusse des Hinterrhein- oder Zaportgletschers gelegenen Alp Zaport auf. Der Weg führte etwa 10 Minuten 61 über die Landstrasse bis zur Brücke, welche nach dem recht- seitigen Rheinufer in die zahlreichen Kehren des Bernhar- dinerpasses hinüberführt und mit ihren Schutzwehren als erstes Gängelband den jungen Rhein beengt und ihm seinen Weg vorschreibt. Hier verliessen wir die Landstrasse, um dem linkseitigen Rheinufer entlang die Alp zu erreichen. Eine kurze Strecke kamen wir über ebene Wiesflächen, dann über Sand und Geröll, welches die ganze, wenige hundert Fuss breite Thalsohle ausfüllt. Das war die rauhe Wiege des lebensfrischen, kräftigen Gebirgssohnes, des Hinterrheins. In den verschiedensten Curven schlenderte er dahin mit hellen Kieseln, Feldspathkrystallen und Glimmerblättchen und mit niedlichen Alpenpflanzen spielend, welche sich im Sande spo- radisch angesiedelt. Dieses anmuthige Schauspiel verwandelt sich aber in einen merkwürdigen Gegensatz, wenn ihn schlechte Laune befällt. Dann tobt der junge Bursche gewaltig, wirft sein Spielzeug wild durcheinander und schlägt um sich, dass einem bange werden möchte, wüsste man nicht, dass seine Wiege hoch und fest gezimmert ist. Wir trafen ihn in sehr ruhigem Zustande, denn die kühlen Herbsttage liessen ihm seine Gletschermilch nur spärlich zu- fliessen. Um so schöner glänzte sein blaues Auge, um so liebenswürdiger war sein Blick, um so offner kam er uns entgegen. Wir durchschauten sein Innerstes wie den rein- sten Bergkrystall. Indess war es ihm doch nicht gegeben, den Schalken ganz zu verläugnen. An einer Stelle hatte er sich quer über die Thalsohle hingelegt und seine Füsse der- art gegen einen Felsen gestemmt, dass wir uns gezwungen sahen den Felskopf zu übersteigen. Die Gebirgswände, welche diess Thal einschliessen, be- stehen aus krystallinischen Gesteinen, meist aus Gneiss, welcher stellenweis sich zum Glimmerschiefer neigt, anderseits in einen 62 Gneissgranit übergeht. Die Hänge sind streckenweis mit Alpenerlen (Alnus viridis D. C.) bewachsen, welche den Be- wohnern von Hinterrhein den grössten Theil ihres Brennbe- darfes liefern. Zwischen und über diesen Niederwaldbestän- den bis in die Felsen des Moschel und Kirchalphorns hinauf erstrecken sich die Bergmäder, wo das feine, kurze Gras alle 2—3 Jahre nicht ohne Gefahr gemäht und zu Thal gebracht wird. Ungefähr !/, Stunde innert der Rheinbrücke steht der letzte Fichtenbestand, 1650 Met. ü. M. Er ist sehr licht und im Eingehen begriffen, obwohl von den Besitzern ängstlich vor jeder Abholzung bewahrt. Nachdem wir volle 2 Stunden in der Thalsohle fortge- wandert, verengte sich dieselbe dermassen, dass der Rhein sie vollständig einnahm. Ein schlechter Pfad führte allmäh- lig einige hundert Fuss in die Höhe und in einer unbedeu- tenden Terrasse des Hanges, zwischen Trümmergestein, fan- den wir die Alp Zaport. Von einem nahen Hügel herab tele- graphirten zwei Vierfüsser in ihrem gewohnten alten Balken- system und berichteten uns, dass die Alp von einem italieni- schen Schäfer gepachtet sei, denn nur diese besitzen im Kan- ton solche Telegraphisten und Sänger in ihrem Begleit. Der Padrone (Pächter) befand sich allein in seinen 4 Mauern ; seine drei Hirten lagen noch bei ihren Schafheerden, welche sie den ganzen Tag nicht verlassen und erst bei ein- brechender Nacht in die Alphütte zurückkehren. Nach der ersten Begrüssung erkundigten wir uns zunächst nach einem Nachtlager. Vogliono favorire del nostro letto? Es bestund dies, wie allgemein in hiesigen Alpen, aus einem erhöhten Bretterboden mit einer Schicht Heu oder Stroh und wollenen Decken. Wir zogen es indess, gewisser Befürchtungen; wegen vor, in einem Heuhaufen unweit der Alphütte Nachtquartier zu nehmen, welchen die Hirten unter einem grossen Felsblock 2 zusammengebracht, mit einer Trockenmauer umschlossen und mit Brettern bedeckt hatten. Nach dieser Richtung hin beruhigt, lagerten wir uns um den Heerd und schauten dem Padrone zu, wie er uns in einem über dem Feuer hängenden Kessel eine Pulenta bereitete, welche mit Milch und süssem Zieger (Puigna) den Hauptbe- standtheil unseres Abendessens bildete. Bevor wir -uns zur Ruhe begaben hielten wir uns noch einige Zeit vor der Sennhütte auf, angesichts desjenigen Theils des Zaportgletschers, welcher im Circus des Vogelsbergs sein Hauptlager hat. Dieser Gletscher vermag sich nicht bis in die Thalsohle zu erstrecken, indem die vorgeschobenen Eis- ınassen an einer hohen, schroffen und felsigen Wand abbre- chen und in Form von Eislavinen mit donnerähnlichem Rollen und Rauschen in die Tiefe stürzen, am Fusse des Hanges und bis in den\Rhein hinein steile Schuttkegel von Eistrammer bildend. Je nach der Witterung und der im vorangegange- nen Winter gefallenen Schneemasse rückt der Gletscher schneller oder weniger schnell vor und wiederholen sich die „Gletscherbrüche und Eislavinen in kürzeren oder längeren Zwischenräumen. Unterdessen waren die Schafhirten angelangt und hatten sich an die Abtragung eines ganzen Berges gelber Pulenta gemacht. Mit einem hölzernen Schäufelchen stachen sie ein Stück nach dem andern weg und formten die Stücke mit den Händen zu Ballen. Ein Bissen Pulenta und ein Bissen Käs folgten sich nun regelmässig, so lange Material zur Hand war. Nach dieser Scene einer pulentavertilgenden italieni- schen Schäfergruppe begaben wir uns nach unserer Schlaf- stätte. Der Padrone leuchtete uns mit einer Oellampe bis wir uns im Heu gehörig verkrochen und die mitgebrachten wollenen Decken über uns ausgebreitet hatten; dann wünschte 64 er buon riposo, zog sich durch die Maueröffnung zurück und schloss dieselbe durch Anstützen einiger Bretter. Wir schliefen vortreftlich. Die Gletscherlavinen rauschten gedämpft im unsere Träume hinein, ohne uns aufzuwecken. Dagegen rief uns das erste schwache Licht der Morgendäm- merung wach und der Heuhaufen wurde lebendig. Einer nach dem andern schlüpfte aus seinem warmen Lager hinaus in den kalten aber schönen Morgen. Der Boden war ge- froren. i Nach einem gediegenen Frühstück machten wir uns mor- gens 6% Uhr marschfertig und verfolgten sodann den Pfad, welcher zu den Schafweiden im Hintergrund des Thales führt. Nach ungefähr '/, Stunde stiegen wir über eine felsige Schlucht hin, in deren Tiefe ewiger Schatten liegt und wo der Schnee im Sommer nicht wegzuschmelzen vermag.”) Am Ausgang der Schlucht braust der Rhein in tiefausgewaschenem Felsen- bett wildschäumend vorbei. Dieser schaurige Ort heisst die Hölle. Und kaum hat dieser schreckliche Name das Ohr des starr in die Tiefe Blickenden berührt, so bekleiden sich auch bereits die dunklen Felswände mit Teufelsgestalten, welche in Felsvorsprüngen und Klippen ihr höllisches Wesen treiben, Felstrümmer einander zuwerfend und einander in die Abgründe stürzend. Andere durchwaten den wildaufgeregten, schaum- sprühenden Rhein, mitten in den Fluthen und zwischen Fels- blöcken sich balgend und quälend.. Am jenseitigen Ufer suchen die Teufel die Felsen zu erklimmen, über welchen eine grüne Oase liegt mit den feinsten und schönstblühenden Kräutern bewachsen — das Paradies. Es gelingt den sich *) Ein Riss in Hornblendeschiefer nach Prof. Theobald, von andern für Serpentin gehalten. Unweit dieser Stelle findet sieh ein schöner weisser Quarz mit Granaten, der auch an der Rheinquelle ansteht, 65 mühenden Teufeln aber nimmer und sorglos weiden sanfte Schällein auf Paradieses Fluren. Aber auch dieses Schaf- paradies scheint allmählig verloren zu gehen, denn es füllt sich immer mehr mit Trümmergestein und Schutt und der Aufenthalt daselbst wird immer gefährlicher. Nach einem Marsch von einer weitern halben Stunde be- fanden wir uns unweit der Rheinquelle. Da meine Gefährten noch nie da gewesen, so machten wir den kleinen Abstecher, um die einsame Geburtsstätte unseres berühmten Landsmanns zu besichtigen und dem ewig sich Verjüngenden unsern nicht ganz neidfreien Morgengruss zu bringen. Zwischen, Moränen- schutt und Felsen öffnet sich am Ende des gewaltigen Glet- seherstroms, welcher im Hintergrund des Thales am Fusse des Piz Valrhein seinen Ursprung nimmt, ein weites Eisthor. Aus diesem tritt der Neugeborne als ein blauäugiger, weiss- lockiger, aufbrausender Junge zu Tage, nachdem er lange Zeit tief unten im Gletschergrund bahnbrechend seine Kräfte versucht und gesammelt und rastlos treibt ihn das Gesetz der Schwere in den interessanten Lebenslauf hinein, welchen die Configuration der Erdoberfläche ihm angewiesen. Von dieser denkwürdigen Stätte zurückgekehrt folgten wir dem verlassenen Pfad weiter über felsige Weiden. In einer muldenartigen Vertiefung trafen wir eine Schafheerde, welcher der sorgliche Hirt hier eine warme und bequeme Zufluchtsstätte für die Nacht angewiesen hatte. Dieser Ort heisst, um die drei interessantesten Localitäten menschlicher Phantasie vollständig zu machen, das Purgatorium. Unweit ob demselben erhebt sich ein hügelartiger Gebirgsvorsprung, gegen welchen der Gletscher anschwellt und von seiner öst- lichen Riehtung südöstlich abgelenkt wird. Wer einmal bis zur Rheinquelle vorgedrungen ist, versäume es nicht, diese Anhöhe zu ersteigen, von welcher man einen Gesammtüber- b) 66 blick über den Zaportgletscher und die ihn einschliessenden Gebirge hat, mit dem Piz Valrhein im Hintergrunde. Von hier führt ein pfadloser Pass durch die sog. Platten- schlucht und über den Canalgletscher zur Canalalp und nach Vals. Wir setzten unsere Reise am südlichen, schroffen und felsigen Thalhange, auf einem bald auf- bald abwärtssteigen- den und oft sich verlierenden Pfade fort, welchen die Schafe auf ihren Zügen getreten. Weiter hinten stiegen wir auf den Gletscher hinunter und erreichten auf diesem Wege gefahr- loser und rascher die Tiefe des Thales. Wir kamen an eini- gen schönen Gletscherbrunnen oder Mühlen und Gletscher- tischen von 3—4' Höhe vorbei und gegen den Gletscherrand hin hatten sich zahlreiche maulwurfshaufengrosse Sandhügel gruppirt. Zu hinterst des ziemlich sanft ansteigenden Gletscher- stromes betraten wir wieder den Südhang des Thales, wo die letzten Weideplätze liegen, ungefähr 31, Stunden von der Zaportalp entfernt. Hier lagerten wir uns an einem Gletscher- bach und breiteten auf dem herbstlichen Rasen unsere Vor- räthe zur frugalen Mahlzeit aus. Vor uns lag der grosse Gletschereireus zwischen dem Vogelsberg und dem Piz Valrhein, der eigentliche Sammel- kessel der ungeheuren Schneemassen, aus welchen der grosse Strom des Zaportgletschers seinen Firn und seine verschie- denen Eissorten zusammenbackt. Der Gletscher ist nicht stark zerrissen und da die oberen Regionen mit etwas frischem, vor wenigen Tagen gefallenem Schnee bedeckt waren, traten die Spalten jetzt um so weniger hervor. Ich erkundigte mich bei unserem Führer nach der Stelle, wo vor einigen Jahren ein Gemsjäger in einer Gletscherspalte seinen Tod gefunden. Der Führer zeigte hinüber an den 6 Fuss des Vogelsberg und machte uns auf eine, von unserm Standpunkt aus kaum wahrnehmbare Spalte aufmerksam. welche horizontal den Gletscher durchschnitt. Der Verunglückte, so lautete die Erzählung*), ein kräf- tiger, gewandter und kühner Gemsjäger, hiess Sebastian Stoffel und war während des Sommers 1854 Hirt in der Zaportalp. Den 1. September, dem ersten Tag der eröffneten Gemsjagd, nahm er früh schon seinen Stutzer zur Hand und verliess die Alphütte. Der Tag verging, die Nacht kam, aber der Jäger blieb aus. Die Aelpler wurden besorgt, doch durf- ten sie noch der Vermuthung Raum lassen, ihr Kamerad sei in einer andern Alphütte des Gebirgs oder vielleicht sogar im Freien übernachtet, um den kommenden Morgen bei Zeiten zur Stelle zu sein. i Die Sonne beschien zum zweiten Mal das Adulagebirge, zum zweiten Mal glühte das Abendroth von den Gletscher- kuppen, aber Stoffel kehrte auch heute nicht nach der Alp zurück. Jetzt war kaum mehr zu zweifeln, dass er verun- glückt. Ein Hirt wurde mit dem Bericht hinüber nach Vals. seiner Heimath, gesandt, von wo sich sogleich mehrere seiner Freunde aufmachten, um den Vermissten aufzusuchen. Sie durchstreiften Gebirg und Gletscher einen vollen Tag, ohne die geringste Spur von Stoffel zu finden. Den 9. September zogen, Morgens 2 Uhr, 18 Valser ver- eint aus, mit Seilen und Aexten versehen, tüberstiegen die Plattenschlucht und begingen den Zaportgletscher in der ge- wöhnlich von den Gemsjägern eingeschlagenen Richtung. Als sie den sog. Paradiesgletscher**) überschritten, erblickten sie *) Ich vervollständigte dieselbe durch seither erhaltene Mittheilungen des Hrn. Jos. Ant Schmid, erster Vorsteher von Vals. **) Ein Theil des Zaportgletschers. 68 am Rande einer trügerisch mit Schnee bedeckten Gletscher- spalte einen Bergstock. Es war in der That der bekannte Jagdstock des Gesuchten und die Stelle unzweifelhaft gefun- den, wo den verwegenen Jäger sein trauriges Verhängniss er- reicht. Die wackeren Valser waren sogleich entschlossen, die Leiche ihres Kameraden der schaurigen Gletschergruft zu entreissen. Clemens Furger war der muthige Mann, welcher sich bereit fand die Fahrt in diese finstere, eisige Unterwelt zu wagen. Man band ihn an ein langes Seil, welches man aus 5 Heuseiler zusammengesetzt hatte und liess ihn in die eirca 4° breite, nach unten sich allmählig keilförmig veren- gende Spalte hinuntergleiten. Immer weiter und weiter in den Grund des Gletschers sinkend, sah sich Furger in einer Tiefe von circa 60° plötzlich der starren Leiche seines Freun- des gegenüber, Sie war aufrecht in die Spalte eingeklemmt und eingefroren. Die eine Hand hielt das Saektuch gegen die Stirn. Neben dem Jäger lag in der Spalte die erbeutete Gemse. Der Stutzer und das Weidmesser waren tiefer ge- fallen. Vier in die Eiswände eingeschnittene Tritte gaben die entsetzliche Versicherung, dass der Jäger nicht in Folge des Sturzes, sondern durch Kälte und Mangel an Nahrung seinen Tod gefunden. Noch schaudervoller ist die Vermuthung Furgers, dass der Verunglückte die Möglichkeit eingesehen, sich mit Hülfe seines Weidmessers in die Höhe zu arbeiten, aber mit den Füssen so fest in die Spalte eingeklemmt war, dass er sich nicht mehr losmachen konnte und somit fern von jeder Hülfe, hoffnungslos, bei gesundem Körper und klarem Bewusstsein, mit all’ den herzzerreissenden Gedanken an sein Weib und seine 6 kleinen Kinder den finstern Todesengel sich ihm nahen sah, bis seine Sinne sich verdunkelten. 69 Mit diesen beklemmenden Gedanken machte sich Furger daran, den Leichnam seines Kameraden aus dem zähen Glet- schereis herauszuhauen. Bevor er aber mit dieser traurigen Arbeit zu Ende war, drohten ihn seine Kräfte zu verlassen. Das was er geschaut und empfunden wirkten im Dunkel der eisigen Gletscherspalte zu überwältigend auf seine sonst star- ken, nicht so leicht erregbaren Sinne; er musste sich hinauf- ziehen lassen an das Tageslicht, in die warme freie Luft der Gletscheroberfläche und in die kräftigende Mitte seiner Ge- fährten. Nachdem er sich erholt, liess er sich zum zweiten Mal in die verhängnissvolle Spalte-hinunter, und diesmal gelang es ihm nicht nur die Leiche des Jägers, sondern auch die er- beutete Gemse vom Gletscher zu lösen und mit Hülfe seiner Gefährten aus der kalten Gruft zu heben. Denselben Tag noch wurde die Leiche mit grosser Anstrengung über die Plattenschlucht hinüber nach Vals getragen, um in geweihter Erde bestattet zu werden. Diese ergreifende Erzählung war nicht geeignet, uns zu der Ersteigung des Piz Valrhein zu ermuthigen. Wir liessen uns aber nicht abschrecken und stiegen, nach 3/,stündi- gem Aufenthalt, die kleine, thalähnliche Vertiefung zwischen dem Guferhorn und Piz Valrhein hinauf, erreichten bald die Grenze des frischgefallenen Schnees und zu oberst im Thal den begletscherten Sattel, welcher nach dem Lentathal und Zavreila hinüberführt. Auf einer grossen schneefreien Platte machten wir einen kurzen Halt, stärkten uns mit einem Schluck aus der Feldflasche und stiegen sodann, uns links wendend, die mässig steile Gletscherwand hinan, welche sich allmälig zu einem begletscherten Grat verschmälert, aus dem vereinzelte Felsen heraustreten und der nach rechts schroff Bi. Bi gegen den zerrissenen Lentagletscher, links fast senkrecht gegen den Zaportgletscher abfällt. Die Müdigkeit eines unserer Gefährten gieng hier in Er- schlaffung über, so dass er zurückbleiben musste. Den Grat weiter verfolgend kamen wir zu einer Stelle, wo er sich zu einem 4 bis 5 Fuss breiten, mauerförmigen Felsrücken erhebt. Oestlich hängt derselbe so stark über, dass einzelne Löcher der entgegengesetzten Seite in die Tiefe des Zaportgletschers hinunterführen. Die Felsmauer war mit schmelzendem Schnee bedeckt, so dass wir es vorzogen, west- lich unter derselben durchzusteigen, obwohl die Spur eines Berghasen über die Mauer führte und somit vier Hasenfüsse den verwegeneren Weg eingeschlagen hatten. Nachdem wir diese nicht ganz gefahrlose Stelle über- schritten, erweiterte sich der Grat wieder in eine breite, nur ganz allmälig ansteigende Firnfläche, welche sich weiter oben ziemlich plötzlich in einer steilen, von einigen breitklaffenden Gletscherspalten durchzogenen Gletscherwand zur höchsten Spitze des Valrhein erhebt. Nur mühsam drangen wir vor- wärts, indem wir 1—2 Fuss in den von der Mittagssonne auf- geweichten Firn einfielen. Ein zweiter unserer Reisegefährten sank ermattet in den Schnee und blieb zurück. Auch unser Führer wurde, wie er später gestund, von Kopfweh und Mat- tigkeit ergriffen, zwang sich aber mit festem Willen vorwärts und so langte der kleine Rest der Gesellschaft bei der letzten steilen Gletscherwand an, welche wir von ihrer nordwestlichen Seite erstiegen, die Spalten an Stellen überschreitend, wo sie mit Firn überbrückt waren. Um 121/, Uhr war das hohe Ziel unseres Strebens erreicht, zufällig am Jahrestag der ersten Berninaersteigung, den 13. September. Die höchste Spitze des Piz Valrhein ist mit Eis und einer schwachen Firndecke bekleidet. Sie fällt nach O und N sehr [4 schroff, gegen W steil ab. Gegen Süden zieht sich, eirca 200 Fuss weit, ein giebelförmiger, schwach geneigter Grat, in welchem wir eine schneefreie Erweiterung und am östlichen Rand derselben, gegen das Rheinwald hin, die Reste eines Steinsignals fanden. Wessen Hände haben hier die Steine von der Stelle bewegt, wo sie der Erdgeist hingelegt, und wessen Füsse haben diesen reinen Naturboden zum ersten Male betreten? Sehr wahrscheinlich war es der grosse Freund und Kenner unserer Gebirgswelt, Pater Placi- dus a Spescha, Conventual des Klosters Disentis, welcher im Jahr 1789 den Piz Valrhein erstieg. Herr J. Weilemann von St. Gallen, der als der 2. Ersteiger (1859) bekannt ist, fand das Signal bereits vor. Wir liessen uns auf den von der Sonne erwärmten glim- merreichen Gneissplatten nieder, zogen die durchnässten Stie- fe] und Strümpfe von den kalten Füssen und trockneten sie bei einer Lufttemperatur von + 6° R. Auch der Magen verlangte unserer Fürsorge, -— alles innere, häuslich-mensch- liche Geschäfte, welche die Schwingen des kühnen Falken, der das Haus bewohnt, fest im Zaume halten. Nun zur Aussicht! Ein Blick auf die Karte wird sogleich bei Jedermann den Gedanken rufen, dass das ziemlich gegen den Mittelpunkt der Schweizeralpen liegende und im Piz Valrhein bis 3398 Met. — 11,327 Schw. Fuss sich erhebende Adulagebirge einen grossartigen und übersichtlichen Blick über dieselben und eine weite Aussicht nach Süden bieten werde. Und wirklich schaut das Auge in einem Nu vom Moentblane bis weit in die Tyro- ler-Alpen hinein und vom Finsteraarhorn und Tödi bis zu den Apenninen. Orientiren wir uns näher, so sehen wir direkt zu unsern Füssen vier Thäler ihren Anfang nehmen, das Rheinwald „ nach Osten ziehend, das Lentathal nach Norden, Val Caras- sina nordwestlich und Val Malvaglia nach Süden. Von der gesammten Adulagruppe gehen aber im Ganzen zehn Thäler aus, welche ihre Wasseradern in die grossen Flussgebiete des Rhein und Po trennen und durch dieselben dem atlantischen Ozean und adriatischen Meere zuwenden, entgegengesetzte Richtungen verfolgend und circa 7 Breitegrade von einander in die Meeresbecken einmündend. So fliessen der Blegno, die Moesa und Calancasca süd- lich, vereinigen sich mit dem Ticino, welcher bald darauf im Lago maggiore sich verliert, bei Sesto wieder auftaucht und unter Pavia in den östlichen Strom des Po hineingezogen wird. Im Osten des Piz Valrhein sammeln sich unterm Zaport- gletscher die ersten Wasserriesel des Hinterrheins und nörd- lich, vom Lenta-Canal- und Fanell-Gletscher die verschiedenen Alpenbäche, welche im Glenner unter Ilanz mit dem Vorder- rhein sich verbinden. Beide, der Hinter- und Vorderrhein, wirben am felsigen Fusse des schönen Reichenauer Gartens ihre Wasser durcheinander zum vereinten Rheinstrom. Die Gletscher des. Adulagebirges liegen auf dessen öst- licher und nördlicher Abdachung, ein einziger von Bedeutung, derjenige von Brescian, auf der westlichen, keiner aber süd- lich“), denn die Gebirgswände gegen Süden sind zu schroff und zu tief abfallend, als dass grosse Schneemassen sich an- sammeln und erhalten könnten. Weitaus die grösste Aus- dehnung besitzt der Zaportgletscher mit circa 3625 Juch. Flächenraum, Das Querprofil der Alpen am Adulagebirge senkt sich durch die sehr tief in Gneiss und Glimmerschiefer eingebet- *) Wenn man den südöstl, liegenden unbedeutenden Gletscher von Stabbio nicht dazu zählen will. 73 teten Meridianthäler auffallend rasch nach Süden, um sich bis zum mittelländischen Meer nicht mehr erwähnenswerth zu heben. Es sind dies Spältenthäler mit so schroften Seiten- hängen, dass fast keine Ortschaften dieselben bekleiden; da- gegen schiessen prachtvolle Wasserfälle in Schaumpfeilen von den abgebrochenen Gebirgsschichten in die Thalsohlen. Anders zeigt sich die Configuration des Bodens nach Nor- den. Die Thäler verlaufen zwar auch mehr oder weniger im Meridian, aber mit viel schwächerem Gefäll und mit breiten, starkbevölkerten Hangterrassen, um dann wieder in die hohen Gräte der Tödikette hinaufzusteigen. Se senkt sich der Bo- den südlich bis Bellinzona auf eine Entfernung von 7 Schweizer- stunden*) um 3176 Met., nördlich bis nach Hlanz auf 61, Stunden, aber nur um 2680 Met. Das einzige parallel mit dem Hauptgebirgszug verlaufende Thal der Adulagruppe von einiger Bedeutung ist das von Westen nach Osten sich er- streckende Thal des Hinterrhein, welches in zwei schwach- geneigten Terrassen, Rheinwald und Schams und eben so vielen Stromschnellen, Roffla und Viamala, sich in’s Domleschg senkt, Nicht vergessen dürfen wir, dass wir uns hier, auf dem Piz Valrhein, am Berührungspunkt der lepontinischen und rhätischen Alpen befinden. Das Adulagebirge ist daher wie der Monte-Rosa, von welchem die peninischen und lepontini- schen Alpen ausgehen, ein Hauptglied im schweizerischen Alpen-Gebirge. Aber auch in geognostischer Beziehung nimmt es eine hervorragende Stelle ein. Wie schon gesagt, besteht das Adulagebirge aus den krystallinischen Gesteinen, Glimmer- sehiefer und Gneiss mit Uebergängen in Granit. Die Fall- richtung im Allgemeinen ist N. O. und schneidet somit das Streichen der Alpen fast senkrecht. *) 1 Schw. Stunde = 4800 Met, . Die Grundlage dieser Gruppe ist jedenfalls im Val Blegno zu suchen, wo, nach Prof. Studer, an der Cima Cimano em schöner Gneis mit grossen Feldspatkrystallen gefunden wird, den er als die höchste Entwicklungsstufe des Feldspathgesteins dieser Gruppe betrachtet. Es sind Gründe vorhanden, die Erhebung des Adula- gebirgs für älter zu halten als diejenige der jüngsten Erhe- bung der Alpen, so dass nicht die Adulakette die Alpenkette, sondern diese jene schneidet. Das Adulagebirge wird nach N. ©. u. W. von Schiefer begrenzt und nur nach S. setzt sich der Glimmerschiefer und Gneis fort, jedoch in abnehmender metamorph. Ausbildung. Nach Prof. Theobald beginnt von Osten her das kristallini- sche Gebirge bei Hinterrhein, allein die Schiefer von Splügen streichen einerseits über den Bernhardin bis etwa an die Burg Misox, anderseits über den Splügnerberg bis weit ins Val St. Giacomo. Beide Pässe verdanken der Anwesenheit des Schiefers ihre tiefen Einsattlungen. Auf der nördlichen Seite lagern sich die Schiefer vom Valserberg um die Adula- gruppe und streichen durch den Hintergrund von Vals und Vrin über die Terri und Güda nach der Greina und dem Lukmanier. Werfen wir unseren Blick in weitere Fernen, so liegt ini Östen zunächst das bündnerische Gebirgsnetz vor uns, mit den bekannten Bergspitzen, welche als kolossale Marchsteine die Züge der Gebirge und Thalschaften angeben. Keines der wichtigern Häupter fehlt, alle treten in ihrem eigenthümlichen Karakter deutlich hervor, von der Tödi- und Rhätikon-Kette bis hinüber zur Berninagruppe und den Unterengadiner Ber- gen, an welche die gletscherreichen Tyrolergebirge sich an- schliessen. In dieser östlichen Richtung bietet sich dem Auge eine reine Gebirgsaussicht, keine Thaltiefen, keine Ortschaften sind zu erspähen; einzig der, auf einer Anhöhe stehende Kirch- thurm von Splügen ist als winzige Säule erkennbar. Sehr übersichtlich zeigt sich die Tödikette in ihrer ganzen Fronte. In der Richtung von Trons ist ihr südlicher Abhang bis tief in die Waldregion, gegen Fellers bis weit in die Alpwei- den herunter aufgedeckt. An die Tödikette schloss sich im Profil diejenige vom Titlis bis zu den Berner Alpen an, mit dem Sustenhorn und charakteristischen Galenstock. Die Riesen der Schweizer-Alpen, das Schreck- und Finsteraarhorn mit ihren Gesellen, ragten stolz empor und die Berner-Alpen liessen sich bis zum Dia- blerez verfolgen. Weiter im Gesichtskreis, westlich vom Piz Valrhein, erhoben sich die Wallisergebirge mit dem erhabenen, breitrückigen Monte Rosa auf ihrer äussersten Linken. -Der Montblane war nur über die Achseln der anderen Gebirge (der Mischablerhörner ?) sichtbar. In gleicher, westlicher Richtung, aber unserm Standpunkt näher gerückt, lagen, in ihrer ganzen Länge unsern Blicken geöffnet, Valle di St. Maria und Valle di Campo vor uns, zwei entlegene Alpenthäler, welche erst durch das Projekt einer Lukmanier-Eisenbahn die Aufmerksamkeit der Welt auf sich zogen. Im Blegnothal war Ponte Valtelino sichtbar mit dem östlichen Thalgelände und an der Ausmündung des Thales in das Valle Leventino die kleine Ebene von Biasca. Treten wir wieder zurück zum Monte Rosa, so fällt das Profil über die südlichen Ausläufer der hohen Grenzkette zwischen Italien und der Schweiz in die piemontesische Ebene ab, an welche sich weiter links, über dem Monte Cenere hin, die lombardische Ebene anschliesst. In der Tiefe derselben glaub- ten wir durch den Dunstkreis, welcher am Horizonte lagerte, die Apenninen zu erkennen. © _ Pl. a Spescha behauptet in seiner Beschreibung der Er- steigung des Piz Valrhein mit Bestimmtheit, die Apenninen und speziell die Boechetta bei Genua, glaubt sogar das mittel- ländische Meer und Corsica gesehen zu haben. Da diese nicht uninteressante und viel Humor enthaltende Beschreibung nur im Manuscript und einzelnen Abschriften vorhanden ist, so enthebe ich derselben einzelne Stellen. Veranlassung zu der Ersteigung gaben drei Doktoren der Medizin, Rungger von Bern, Akermann von Mainz und Do- meier von Hannover, welche den Hinterrheingletscher besuchen wollten, sich aber nach Medels im Oberland verloren hatten. Spescha nahm sich der Verirrten an und führte sie über den Valserberg nach Rheinwald. Bei der Ersteigung des Piz Val- rhein schlug er (wie auch Weilenmann 1859) den von mir be- schriebenen, diesseits der Alpen einzig möglichen Weg ein. Beim Sattel gegen das Lentathal angekommen, wollte ihr Führer nicht mehr weiter,« allein der beherzte Schafbirt, der uns von der Zaportalp begleitet hatte gieng voraus, ich ihm nach und die Herren Doktoren hinten drein. Bald ergrifi mein Nachfolger meine Kutte und die übrigen boten sich ge- genseitig die Stöcke. Allmälig wurde mir die Sache aber doch zu beschwerlich und zu gefährlich, da die Doktoren mich öfters rückwärts rissen ; ich griff daher meinerseits nach dem Stock des Hirten«. Als sie an den obersten Gletscherhang kamen, sagt er: «Rungger, mein Hintermann, glitt aus, ich sprang ihm nach, ergriff ihn und stellte ihn wieder in Reih’ und Glied. Er wäre zwar nicht erfallen, aber seine Kleider und Haut hätten zerrissen werden können. Dieser Vorfall machte auf die Herren einen solchen Eindruck, dass sie nicht *) Es giebt auch eine Ortschaft Medels im Rheinwald, 17 weiter zu bringen waren. Damit sie sicher ausruhen könnten, machten wir ihnen Sitze in den Firn und dann gieng ich mit dem Schafhirten vorwärts bis über eine Gletscherspalte, in welche sein Stock fiel. Nun war auch er nicht mehr zu be- wegen, die nicht mehr ferne höchste Spitze zu ersteigen. Auf alle meine Vorstellungen antwortete er kurz: mi nö! mi nö! (ieh nicht! ich nicht !)» und so war a Spescha denn gezwungen, allein den Piz Valrhein vollends zu ersteigen, was ihm auch gelang. Auf der Rückkehr traf er seine Gefährten alle noch genau an den Stellen, wo er sie verlassen. Die gelehrten Herren gaben ihm beim Heruntersteigen aber noch viel zu thun. Er erzählt: «Rungger glitschte an einer Firnwand aus und fuhr gegen mich her wie ein Pfeil. Eiligst sprang ich auf ihn los und erfasste ihn bevor er das Steinlager erreicht hatte, in welchem er sich Hals und Bein hätte brechen können. Kaum war dieser aus der Gefahr gerettet, glitschte Ackermann aus. Als ein sehr schwerer Herr war seine Niederfahrt um so schneller und heftiger. Ich sprang aber auf ihn wie ein Joch- geier, meine Glieder krakten, aber der Herr Doktor kam mit heiler Haut davon.» Herr Weilenmann von St. Gallen erstieg den Piz Valrhein ganz allein, ein allerdings etwas verwegenes und nicht anzu- rathendes Unternehmen. Bevor wir die Spitze des Piz Valrhein verliessen, zeich- nete ich noch in Eile das Gebirgs-Profil vom Monte Rosa bis zum Oberalpstock, während mein College Zarro und der Füh- rer den Steinmann wieder aufbauten, und eine kleine Fahne auf- pflanzten. An den Fuss des Signals legten wir unsere blecherne Butterbüchse mit unsern Karten und einigen Scheidemünzen. Gegen 2 Uhr trennten wir uns von der Spitze, genau unsere Spuren vom Herweg verfolgend. Am Fusse des obersten Ke- L gels fanden wir im Schnee die Namen unserer Gefährten, welche sich bis hieher geschleppt hatten und denen es bei mehr Zeit wahrscheinlich auch gelungen wäre uns bis auf die Spitze zu folgen. Da sie aber wussten, dass wir gegen 2 Uhr den Rückmarsch antreten würden, zogen sie es vor, uns einen Vorsprung abzugewinnen und wirklich holten wir sie erst wieder bei der grossen Platte am Lentapass ein. Auf dem Zaportgletscher angelangt, wanderten wir über den Glet- scherstrom bis da, wo er südöstlich abbiegt, durcheilten das Purgatorium, kamen glücklich über die Hölle hinweg und trafen um 5 Uhr in der Zaportalp ein. Wir hätten noch hin- reichende Zeit gehabt uns nach Hinterrhein zu begeben, zogen es aber vor, noch eine Nacht im Heu zu verbringen. 2. Die Ersteigung des Piz Rusein und Tödi, ausgeführt den 30. Juli 1861. Von Dr. Th. Simmler. M Schon frühzeitig erwachte in mir die Lust, jene ewig weissen Berggipfel, jene Eisregionen kennen zu lernen, welche die Bewunderung unseres Vaterlandes veranlassen, so erhaben in die geschäftigen Niederungen herabblicken und an heissen w Sommernachmittagen mit ihren dumpfen Donner weithin ver- künden, dass auch in ihrer Nähe nicht die Grabesstille herr- sche, die diehterisch ihnen, jedoch mit Unrecht, zugeschrieben wird. Das Leben verliert seine grossen Formen und seine Man- nigfaltigkeit mit zunehmender Höhe, ohne aber zu erlöschen ; das Organische wird nur allmählig vom Unorganischen an Ausdehnung übertroffen, eine totale Ruhe der Naturkräfte ist indess selbst auf den höchsten Gipfeln unserer Alpen nicht beobachtet worden. So lange das Auge noch sehen, das Ohr hören und der Gefühlssinn tastend empfinden kann, so lange darf man nicht von todter Umgebung sprechen. Darum un- verzagt hinauf zu den obersten Häuptern, vielleicht finden wir in derselben Zeit mehr Genuss, mehr geistige Erhebung und Erholung zugleich, da andere im luxuriösen Gedränge der Städte und Bäder ihre physische Weltanschauung zu erweitern trachten, oder idyllisch im feuchten Weidengebüsch am dunkeln See die Stunden verträumen. Kann man sich auf solchen Erholungstouren der Wissen- schaft in irgend einer Richtung nützlich machen, so wird ein dazu Berufener dies nicht versäumen, es vielmehr um so eher als seine Pflicht betrachten, je seltener solche Regionen be- sucht werden. Chemiker und Physiker werden freilich weniger Gelegenheit finden als der Geologe, Botaniker und Zoologe, meist aber nur, weil in der Regel zu ihren Beobachtungen Apparate und Instrumente erfordert werden, die sich als eine nicht kleine Inconvenienz bei Bergersteigungen herausstellen. Ich bitte daher zu entschuldigen, wenn meine erste Ersteigung des Piz Rusein und Tödi hier mehr nur als Notiz eines Orien- tierungsunternehmens erscheint, das für mich allerdings ausser- ordentlich genussreich war, in wissenschaftlicher Hinsicht aber 80 schon wegen der Eile, der man sich der Oertlichkeit halber befleissen musste, wenig erhebliche Resultate lieferte. Der Tödi war schon seit Jahren der Zielpunkt meines Strebens in sommerlichen Ferientouren. ° Die überschwengliche Nässe des Jahres 1860 verhinderte mehrere Bemühungen und nur Gipfel, die 9000° nicht viel überragten, konnten von mir, namentlich im Glarnerlande, bewältigt werden; ich sollte an diesen gewissermassen erst meine Befähigung nachweisen, ehe mir gestattet wurde, mein Trachten dem höchsten Throne der nordöstlichen Schweizeralpen zuzuwenden. Vom Glücke begünstigt war indessen der Sommer 1861. Ich kam eben von der Spitze des obern Kärpfstockes zurück und wollte mich zur Tödibesteigung in Stachelberg vorbe- reiten, als ich daselbst vernahm, dass ein Herr Sand von St. Gallen eingetroffen sei und zwar direkt vom Hausstock- gipfel herabkommend, und nun beabsichtige den Tödi zu er- steigen. In kurzer Zeit hatte ich Bekanntschaft mit diesem muthigen Touristen angeknüpft, und wir wurden einig, die Ascension gemeinschaftlich zu unternehmen. Herr Sand hatte den Gemsjäger H. Elmer von Elm als Führer für mehrere Wochen engagirt und dieser Unerschrockene bestand darauf, obschon unbekannt mit dem Weg, den 1837 Thut und Vögeli von Linthal aufgefunden, die Führung allein zu übernehmen und verbat sich ausdrücklich das Engagement eines der soge- nannten Tödiführer. Obschon ich mir Thut auserkoren hatte stand ich doch davon ab und wählte einen harmlosern Gems- jäger, den bekannten Gabriel Zweifel, dem die Tödiparthie gleichfalls neu war, dagegen einige Terrainkenntniss von der Röthi und Biferten besass. Am 29. Juli Mittags verliessen wir Stachelberg und er- reichten Abends 6 Uhr die Sennhütten der obern Sandalp. Die Auspizien waren gut; in ungetrübter Reinheit wölbte sich Me a en 81 der Sternenhimmel über. dem wild-romantischen Hochthale. Wir legten uns schon um 9 Uhr ins Wildheu, um durch einige Stunden Ruhe uns zum frühen Aufbruch und den Strapatzen des kommenden Tages zu stärken. Noch strahlten die Sterne in schönster Pracht und das letzte Mondviertel schwebte über dem beeisten Rücken des Selbstsanft, das Dunkel der Gebirgswildniss mässig erhel- lend, als wir — Morgens 2 Uhr — schon die steilen Hal- den der Röthi emporklommen. Um 41% Uhr waren wir auf dem Ochsenstock und blickten landauswärts, von wo, aus un- bestimmtem Halbdunkel der beginnenden Dämmerung, die schwer erkennbaren Umrisse des Glärnisch, Fronalpstocks und Schänniserberges auftauchten. Im Westen über dem Geis- spützifirn begann der letzte helle Stern »Vega» zu erbleichen und 4°/, Uhr vergoldeten bereits die ersten Sonnenstrahlen die obersten Firnbänder des Tödi. Prof. Ulrichs Brochüre über die Ersteigung des Tödi würde nunmehr um den Weg gefragt, über den wir auch nicht lange im Zweifel blieben. Um 5 Uhr frübstückten wir auf dem sogenannten Biferten- grätli oder Grünhorn (grünlicher Gneiss, auf dem man un- mittelbar die gequälten Schichten des Röthikalkes aufsitzen sieht). Von hier aus betraten wir den Bifertengletscher und bogen Schlag 6 Uhr in die gefüurchtete Schneerose ein. Die bisherigen Beschreibungen dieser sogenannten Schneeruns sind der Art, dass man leicht sich eine falsche, d. h. in Bezug auf das Romantische zu günstige Vorstellung von derselben macht. Möglich ist es indess, dass sie zu Zeiten schauerlicher aus- sieht, als wir-sie diesmal angetroffen hatten. Man denke sich den Bifertengletscher, wie er plötzlich aus einer höhern, Ost nach West gerichteten Thalstufe wild zerklüftet abstürzt, um nun, wieder glatter und gangbar, in NÖ Richtung umgebogen zwischen den hohen Felswänden des Selbstsanft und des Tödi weiter zu fliessen. Die südöstliche »gelbe Wand» des Tödi schiebe nun zwei riesige Felsennasen, die man beim Aufstieg rechter Hand hat, in den Gletscher vor und dieser buchte sich, zwischen denselben rückfluthend, spitzwinklig ein; zugleich werde die höher und südlicher ge- legene Nase mit. weniger steilem und niedrigem Rücken, die gleichzeitig als nördliche Einfassung des Gletscherfalles dient, zum Theil vom Hauptstrom überfluthet, so dass ab und zu gewaltige Eisblöcke in die aufsteigende Bucht herunterstürzen und daselbst liegen bleiben, so wird der Leser eine ziemlich richtige topographische Vorstellung von dieser Schneerose sich gebildet haben. Wir hatten hier einen längeren Anstand, indem wir un- schlüssig waren, ob der Weg den Runs hinauf mit Anhalt an die untere Nase, oder über den Rücken der oberen Nase auf den Gletscher gehen sollte. Elmers Rekognition entschied für das Erstere. Es ist dies die steile Felspartie der »gelben Wand«, die ziemlich strapaziös und unter Umständen nicht ungefährlich sein kann wegen der dräuend überhängenden tiefblauen, colossalen Eismassen, des Bifertengletschers linker Hand und der Tödikuppe rechter Hand. Elmer, sonst ein unerschrockener, ja verwegener Kämpe, mahnte fortwäh- rend zur Eile, besonders wenn jenes unheimliche Schrillern im Eise sich hören liess und einzelne Eisbrocken sich los- lösten. Um 8 Uhr hatten wir glücklich die gelbe Wand er- klommen und stunden auf einer flachen Kalksteinplatte, von der wir ohne Mühe mit einem leichten Sprunge auf das 3. Gletscherplateau übersetzten. Hier ist offenbar die Stelle, bis zu der Hegetschweier in den Jahren 1820 und 22*) vorge- drungen war; auf dieser Kalksteinplatte war es, wo er seine *) Reisen in den Gebirgsstock zwischen Glarus und Graubünden 1825. Ss. 80 und 84. 83 Versuche über die Verbrennung, den Kohlensäuregehalt der Luft, und die Häufigkeit des Pulsschlages vornahm, und hier zeigt sich der von dem überhängenden Firn herabfallende in Staub sich auflösende und Regenbogenfarben zeigende Wasser- fall, von dem Ulrich, Studer und Siegfried im Jahre 1853 vielleicht aus zufälligen Gründen, nichts sahen; hier erst wird 'man des Urlaun, des Stockgron und Bleisasverdas an- sichtig. Hegetschweiler schreibt S. 85, nachdem er sich etwas über die Klarheit der Aussicht beklagt: »Zunächst vor uns lag, etwas östlich, ein Grat aus dem mehrere schwarze Felsen hohläugig guckten, wahrscheinlich der Porphir der Bündner, noch östlicher der Grat Urlaun, der runde glänzend befirnte Platalva und dieht neben ihm nördlich der Biferten oder Dur- gin und von diesem südlich die Felsen aus Frisalthal. Einzig nach Westen bemerkte man an dem Rücken des Bleisasver- das (Grünfleck) Piz Melen (Gelbstock) gegen den Stockgron (grosser Stock) deutlich einen Gletscher mit gewaltigen Eis- zacken, der sich gegen die Wand des Ruseins hinaufzog.« Der unbestimmte Ausdruck »zunächst vor uns« lässt Zweifel entstehen, welchen Grat er eigentlich meint; nach seiner Situationskarte aber ist sicherlich jener sattelförmige von Süd gen Nord herumgebogene Grat mit den allerdings schwarz und honläugig aus dem blendend weissen Firn abstechenden Felsen verstanden, der die breite Urlaunkuppe mit dem Stock- gron und Bleisasverdas verbindet und den er mit dem ‘Namen »Porphir« belegt. Was Hegetschweiler für den Platalva ausgibt ist nichts anderes als jener firnbeladene, gewölbte, steile Abhang zwi- schen Urlaun und Durgin, gewöhnlich von den Linthalern »Bündnertödi« genannt; hinter ihm erst lugen die schwarzen Felszacken des Frisalstockes verstohlen herüber. Der Bifer- s4 tenstock imponirt immer noch als eine stolze Kalksteinpyra- mide mit giraffenartigem, befirntem Rücken und einem ganz schmalen spitzigen Horne auf dem Scheitel. Platalva ist erst nördlich von jenem als langgestreckter horizontaler Eisrücken bemerkbar. Es ist somit unbestreitbar, dass das Verdienst, die Haupt- schwierigkeit einer Besteigung des Tüdi vom Bifertengletscher aus, die gelbe Wand nämlich, zuerst überwunden zu haben, Hegetschweiler und seinem Führer Hans Thut (Vater des Tho- mas, dem neuern Tödi Thut) gebührt. Wenn die Expedition von 1853, vorausgesetzt sie habe am richtigen Orte gesucht, von Hegetschweilers Flasche nichts fand, so ist das nicht zum verwundern. Innerhalb 30 Jahren konnten allerlei Ereignisse jenen Felsvorsprung unweit des Wasserfalles mit sammt der Flasche zerstört und der überwuchernde Gletscher konnte schliesslich alles wegrasirt haben. Es ist billig, wenn man einem Manne, der so viele, ja die meisten Verdienste um die Kenntniss der Tödiumgebung und die Auffindung der Durch- fahrt zu dieser stolzen Gletscherzinne aufweisen kann — wenn man demselben ein Denkmal setzt. Ich erlaube mir daher die Ruhestation auf der Höhe der gelben Wand, von der aus man unmittelbar das 3. Firnplateau betritt, um den Gletscher bis zur Kuppe nicht mehr zu verlassen, «Hegetschweilers Platte« zu nennen; denn hier kann man mit Tell ausrufen »sei das Aergste überstanden.« Von hier aus beginnt der Gletscher unmittelbar sich stark nach unten zu senken und zu zer- klüften, so dass er unterhalb dieser Platte gänzlich ungang- bar wird. Man befindet sich hier an einem ziemlich gebor- genen Ort; die noch einige Tausend Fuss fast senkrecht em- porstrebenden Felswände bilden einen Winkel, eine Art Nische sind aber von dräuend, wenn auch herrlich blau schimmern- den Eismassen gekrönt, die allmälig sich vorschiebend ab- 85 brechen und auf den Bifertenfirn hinübergeworfen werden, wie man aus den Blöcken entnehmen kann, mit denen er gleich Anfangs übersät erscheint. Nach einem 2. Frühstück setzten wir, 20 Minuten nach 8 Uhr, unsern Weg fort anfangs an einigen furchtbar gähnen- den, weitklaffenden Spalten vorbei und über mehrere soge- nannte Schneebrücken. Der Firn war gediegen und wir kamen rasch vorwärts, in westlicher Richtung steuerten wir gerade auf den Stockgron zu. Das 3. Firnplateau bildet, wenn man so sagen darf, ein sanft ansteigendes Hügelgelände, hie und da von respeetabeln Schründen durchzogen. Um 9 Uhr waren wir am Fuss des Stockgron angelangt, da wo sich der Glet- scher plötzlich nach Norden umbiegt und mit mindestens 30—40° Böschung sich aus dem Sattel zwischen Tödi und Rusein herabschwingt. Die Beschreibung wie auch die Ab- bildung in Ulrich’s Ersteigung ist so klar, dass ich keinen Augenblick zweifelhaft war über die Situation und den Auf- stieg. Elmer meinte eine Zeit lang, gerade wie 1837 bei den ersten Versuchen Thut und Vögeli, man müsse in der Kehle zwischen Firn und dem felsigen Postament der Tödikuppe, rechter Hand emporklimmen, das sei der kürzeste, und wohl auch der Weg, den Prof. Ulrich, Studer und Siegfried ge- nommen hätten. Ich beharrte indessen darauf, dass wir unsere Schritte gerade nach der Mitte des Sattels zu nehmen hätten; von dort könnten wir dann wählen zwischen Tödi rechts und Rusein links. Endlich setzten wir uns auch dieser Meinung gemäss in Marsch. Hier bewies nun Elmer ein echt alpin-glaciales Pilotentalent. Zwischen furchtbar gähnenden bei 60 Fuss breiten Gletscherspalten, in denen mitunter selbst wieder haushohe Blöcke jenes streifigen oder gebänderten Eises lagen, ging es auf oft schmalen Brücken hindurch. Der verminderte Luftdruck äusserte seinen Einfluss durch Er- 86 müdung der Beinmuskeln und Erschwerung der Respiration. Alle 50—100 Schritte machten wir einige Secunden Halt, um uns Zeit zu einer recht tiefen Inspiration zu gönnen. Um halb 10 Uhr befanden wir uns in der Höhe des westlichen Stockgron und des südlichen Urlaun und begrüssten bereits über diese hinweg die zahllosen Schneegipfel Graubündens. Der Bifertenstock ergab sich aber noch nicht, wir befanden uns noch erheblich unter der Niveaulinie seines Scheitels. — Elmer, der nun sah, dass die Sache gewonnen war, hatte in seinem Eifer keine Ruhe mehr: rastlos drang er aufwärts, hinter ihm her fast eben so rüstig Herr Sand, ich liess mir dagegen mit Zweifel etwas mehr Zeit um die Umgebung zu studiren und Notizen machen zu können; als wir, circa %, 11 Uhr, ebenfalls keuchend auf der Höhe des Sattels ankamen und das.grosse, dreieckige, sanft zum Sandgipfel abfallende Plateau vor uns erblickten, hatten wir die Sicht der beiden andern verloren; sie mussten offenbar den nahen Tödigipfel schon erstiegen und sich dann östlich nach jener Firnkante gewandt haben, die von Stachelberg aus so schön gesehen wird. Ich fasste nun sogleich den Entschluss, nach dem noch unerstiegenen Rusein aufzubrechen, der sich als eine parallelo- pipedische Eismasse auf felsigem Postament aufsitzend dar- bot. Man biegt im Bogen um, nach Süden zu, und gelangt bald auf einen giebelförmig zugeschärften Firn, über den man balancirend hinwegschreiten muss. Hier zeigte es sich, dass Gabriel Zweifel kein Hochgebirgsführer war, wovon ich übri- gens schon Proben bei der Hochkärpfersteigung am 26. Juli dieses Jahres erlebt hatte. Zweifel versagte auf einmal den Vortritt und überliess es mir zu gehen wohin ich wolle. Wir banden uns daher mit Hülfe des Seiles auf 20 Fuss Distanz zusammen und nun schritt ich vorsichtig, jedoch unerschrocken BR dem noch nie betretenen Ziele zu. Zum ersten Male sah ich jetzt von dieser Höhe auf die obere Sandalp und den Sand- gletscher hinunter, linker Hand stürzte der Firn nach gäh- nenden Spalten des Bifertengletschers ab. Er war gediegen und erlaubte einen festen Auftritt. Nach etwa hundert Schritten war die equilibristische Probe glücklich bestanden und im Augenblick waren wir am Fuss der Eiswand, die von einer starken Firnkruste bedeckt war und desshalb trotz der Steilheit gestattete, durch feste Fusstritte sich eine Treppe zu schaffen. In wenig Secunden hatten wir die 15 bis 20 Fuss Höhe überwunden und wir sahen uns auf einer ganz planen nur wenige Grade nach Süden geneigten Eisfläche von elliptischem Umriss, die kaum für 20 Mann Stehplatz geboten hätte — der stolze Rusein war besiegt! Es war 5 Minuten vor 11 Uhr. Unter so günstigen Verhältnissen ist der Tödi wohl kaum je betreten worden. Auch nicht die leiseste Andeutung eines Wölkchens oder eines Duftes um die Bergspitzen ; tadellose Klarheit, nur nach Norden, in den Ebenen von Augsburg und Ulm verflossen Himmel und Erde in unbestimmter Färbung ineinander. Die Sonne strahlte klar an dem herrlich blauen Firmament, das mir indess weniger dunkel vorgekommen ist, als am 3. August 1853, 3000 Fuss tiefer, vom Sandgrate aus. Es ist unbeschreiblich was ınan hier alles übersieht, und schon das Bewusstsein, zu den wenigen Sterblichen zu gehören, welche von diesem Standpunkte aus das herrliche Stück Erd- oberfläche mit einem Blicke zu betrachten das Glück hatten oder noch haben werden, versetzt uns in eine ganz eigen- thümliche Stimmung. Ich hatte schon viele Höhen von 9—10000 Fuss in Glarus, Bündten, Bern erklommen, aber ich muss gestehen, dass ich mit der Ruseinaussicht keine auch nur entfernt vergleichen darf. Das Panorama ist zirkelrund, 88 denn es steht uns nichts vor den Augen, wir sehen über alle näheren Spitzen hinaus, wir sehen auf ihre Scheitel hinunter. Der ganze Zug der Centralalpen vom Örteles bis hinter den Monte rosa und Montblanc steht in Reih und Glied entwickelt, einer Armee in Schlachtlinie zu vergleichen, vor uns. Dieses bietet die südöstliche Hälfte unseres Horizontes; die nordwestliche scheint begrenzt durch die Jurakette, den Schwarzwald und die rauhe Alp. die Rechnung zeigt, dass die Gesichtslinie in Folge der Erdkrümmung etwa auf den Höhen hinter Augsburg und Regensburg im NO einschneiden muss. Ich enthebe mich hier einer vollständigen Beschreibung der Aussicht, da sie zum Theil schon in Ulrich’s Tödierstei- gung S. 68 gegeben ist. Einige Speeialitäten muss ich aber anführen, weil frühere Besteiger des Tödi sie gar nicht bemerken konnten und die gerade den grossen Vorzug des Ruseingipfels vor dem Tödigipfel bedingen. Vom Rusein übersieht man nämlich ganz bequem die obere Sandalp sammt den Hütten und man glaubt die Stimme müsse zu diesen hinunter dringen. Schauerlich steil stürzen die befirnten Wände westlich nach dem Sandgletscher und Sandgrat ab, aus dem der düstre Crap Glarunna (Kl. Tödi) melancholisch zu uns aufschaut. Ebenso liegt die ganze Alp Rusein, Cavrein und Cavardiras zu unsern Füssen ausgebrei- tet. Wunderbar schön überblickt man das Firnmeer zwischen Catscharauls, Clariden, Scheerhorn und Düssistock, doch ist man nicht hoch genug um die Hüfialp wahrzunehmen. Von allem diesem konnten die frühern Besteiger nichts sehen, weil sie den niedrigeren Gipfel des Tödi zum Stand- punkt wählten, der dann allerdings den Vortheil hat, direkte Aussicht auf Linthal und Stachelberger Bad zu bieten, um 89 die Leute, die vielleicht mit Spannung oft nach dem Tödi blicken, von der glücklichen Ausführung des Unternehmens avertiren zu können. Weder vom Rusein noch vom Tödi sieht man direkt nach Chur, sondern nur an den Pizoggel- und Mittenberg; dagegen habe ich ganz bestimmt über den Rücken des Grepliun (Selbstsanft) und den Kistenstock hinweg die Häuser von Maladers und Calfreisen erkannt. Dass man Chur nicht sehen kann ist lediglich der Vorsprung des Calanda bei der goldenen Sonne Schuld. In die Stadt Zürich dagegen schaut man mit dem Fernrohr förmlich hinein, ebenso nach Luzern, jedoch nur vom Rusein aus; das Kulmhaus auf dem Rigi kann man ganz bequem nspieiren. Dass man den Bodensee übersieht braucht kaum gesagt zu werden. Da meine eigentliche Absicht war, meinen Rückweg nach der Ruseinalp einzuschlagen, und damit zugleich die Ersteig- barkeit des Piz Rusem und Tödi von der Bündnerseite her zu eonstatiren, So recognoscirte ich sorgfältig das Labyrinth von Lucken in dem zerhackten Grate, der steil abfallend grad nacb Süden den Rusein mit dem Stockgron (Piz Rusein der Dufourkarte 3478 Met.) verbindet. Aus der Lucke zwischen Piz Mellen und Bleisasverdas*) schwang sich ein Gletscher etwas steil gegen die Ruseinalp ab, da wo er aufhörte begann eine langgedehnte, wie es schien ganz versandete Schutthalde, die zu betreten keine Schwierigkeit haben konnte, sie musste direkt, ohne Abstürze, zu der Thalsohle geleiten. Anderseits schien auch die westliche Abdachung des Stockgron vollkom- men zugänglich. *) Diese Namen sind meines Wissens zuerst von Hegetschweiler litte- rarısch angewendet worden. Der Bleisasverdas ist der zunächst unter dem Rusein befindliche Gipfel des obgenannten sägezähnigen (rates, darauf folgt niedriger der Piz Mellen und noch niedriger Stockgron, der alsdann durch einen horizontal gekrümmten “rat mit Urlaun zusammenhängt, ww _ Nach den Mittheilungen des Herrn Prof. A. Escher von der Linth wurde am 11. August 1834 von ihm, Dr. Steiger aus Luzern und Hegetschweiler in Begleit dreier Führer, die sich rühmten den Tödigipfel erstiegen zu haben, von der Ruseinhütte aus der Versuch gemacht, den Stockgron und von da aus die Tödispitze zu gewinnen. Bis zu dem kleinen Gletscher, der aus einer der Lucken herabstieg, wäre alles gut gegangen, das Betreten desselben war aber seiner Steil- heit und Glattheit ‚halber nicht ohne einige Gefahr, da ein Ausgleiten felsigen Abstürzen zugeführt hätte; zudem erwiesen sich die drei angeblichen Tödibesteiger an dieser Stelle auch nicht als die wahren Jakobe und endlich drohte das Wetter sich zu verschlimmern. In Anbetracht dieser drei fatalen Umstände wurde die Expedition aufgegeben. (Vergl. auch Ulrich S. 32.) Ich habe meinerseits die feste Ueberzeugung gewonnen, dass der Rusein von der Bündnerseite aus erstiegen werden kann. Es ist möglich. dass das Erklettern der westlichen Wände des Stockgrons oder Piz Mellen noch etwas strapa- ziöser ist als die Partie an der gelben Wand des Biferten, dessen ungeachtet muss der Zeitaufwand bis zur Ruseinspitze ein beträchtlich geringerer sein. Es unterliegt Keinem Zweifel, dass die Ueberschreitung des Grates Rusein-Stockgron im Jahre 1824 am 1. September durch die beiden Gefährten Spescha’s — Placi Curschellas von Trons und Augustin Bisquolm von Dissentis — wirklich statt- gefunden hat, und dass dieselben über den steilen und hohen Firnwall des Bifertengletschers empor bis auf die Sattelkante zwischen Rusein und Tödi gestiegen sind, wo sie dann, ihrer Aussage entsprechend, die zwei Schneekuppen (Rusein und Tödi) in der Mitte (im Sandgipfel) winkelartig zusammen- stossen sahen. Aus der Phantasie kann eine so getreue Schil- 9A derung unmöglich geschöpft worden sein. — Dagegen bleibt es immer zweifelhaft, sogar unwahrscheinlich, dass die beiden wirklich auf einem der obersten Tödigipfel resp. auf der Ruseinplatte ihr Mittagsbrod verzehrt haben, sondern es spricht vielmehr alles dafür, dass sie sich begnügten, nach so vielen Mihseligkeiten auf dem Sattel angekommen zu sein, von dem aus man sehr leicht beurtheilen kann, dass der Rusein der höhere der beiden Tödigipfel ist. Die Aussicht ist hier schon so unermesslich, dass sie den weniger interes- sirten Bewohner der Berge vollkommen befriedigt. Wären Curschellas und sein Gefährte auf dem Eiskasten des Rusein gesessen, so hätten sie gewiss nicht ermangelt, dem Pater Spescha zu erzählen, wie sie gleichzeitig die Sennhütten auf Rusein- und Sandalp übersehen, wie der Berg furchtbar steil nach dem grossen Sandgletscher auf der Glarnerseite abstürze und der Gipfel nur durch Ueberschreitung eines giebelartigen Firngrates von der Breite einer Fusssohle zu erreichen sei.*) Als ich am 28. August in Dissentis mich nach den Spe- scha’schen Begleitern erkundigte, hiess es, dass sie beide noch lebten. Leider blieb mir nicht die Zeit dieselben aufzusuchen. Wenn daher ZHegeischweiler das Verdienst gebührt, die wesentlichen Hindernisse der Tödiersteigung von der Glarner- seite her, via Bifertengletscher, schon im Jahre 1822 über- wunden zu haben, so fällt dagegen der Ruhm, zum ersten Male, durch eigene Anschauung, von dem grossen überfirnten Scheitelplateau des imposanten Tödi in Kenntniss gesetzt worden zu sein, auf die Bündner Curschellas und Bisquolm, *) Ich verweise hier auf meines Freundes Theodald treffliche Schil- derungen der Bemühungen des verdienten Pater Spescha, die authentisch sind, da ihm die Manuscripte Spescha’s zu Gebote standen. S. dessen „Bündner Oberland“ S 70. Vergl. auch Ulrich S, 10, { 92 indirekt aber auf Spescha, welcher der intellectuelle Urheber des Unternehmens war, 1824. F Der ziemlich stumpfe Tödikegel oder die Tödispitze der Glarner ist offenbar schon von den 3 Linthalern: Vögeli Vater und Sohn und Thomas Thut am 10. August 1837, und 8 Tage später von Dürler erreicht worden, das beweist der Umstand, dass sie Linthal und das Stachelbergerbad sehr deutlich er- kannten und von dort aus Salutsignale empfiengen ; auf dem Sattel wäre das nicht möglich gewesen. In der That ist vom Sattel aus die Ersteigung des Tödikulm (man kann eigent- lich kaum mehr von Steigen reden, denn der Firn geht ganz sanft in die Höhe) in 5 Minuten bewerkstelligt. Die Expe- dition von 1853, bestehend aus den Herrn Prof. Ulrich, Statt- halter Studer und Antiquar Siegfried kann daher im Ernste nicht wohl die Priorität in Bezug auf die Erreichung des Tödigipfels beanspruchen. Dagegen darf ich die Ehre, den eigentlichen und höchsten Gipfel des Tödi, den kühn geform- ten Rusein (der von Zürich aus allein gesehen werden kann) zuerst betreten zu haben, mit allem Rechte für mich und meinen kühnen Gefährten 4. @. Sand jr. aus St. Gallen, über- haupt für die Expedition am 30. Juli 1861 in Anspruch nehmen. Wir wollen nicht bestreiten, dass alle früheren Besteiger den Rusein so gut hätten erreichen können wie wir, und es ist nur zu verwundern, dass keine Expedition diesen Einfall hatte, resp. dass keiner der Unternehmer so unabhängig war, die Aussicht nach Stachelberg eventuell Preis zu geben. Der Leser wird sich erinnern, dass ich einstweilen mit meinem Führer Zweifel immer noch allein mich auf dem Rusein befinde und daher die historischen Bemerkungen ent- schuldigen, die sich an diesen Standpunkt anknüpfen und von mir in der Pause erörtert wurden. 93 Es wehte ein mässiger Westwind, der aber auf die Dauer recht schneidend wurde. Das Thermometer zeigte 60 C., sank aber bis zu unserm Aufbruch bis auf 4!/,°. Leider ent- behrte ich eines Barometers und anderer Instrumente zu phy- sikalischer Beobachtung ; mit dem geognostischen Compass war nicht viel auszurichten; ein Versuch den Tiefenwinkel des Tödi zu messen gab wegen des Windes und der Kälte kein sicheres Resultat; ich schätzte den Ruseingipfel um eirca 100—150 Fuss höher als den Tödigipfel. Die trigonometri- sche Messung, die sich auf die höhere südl. Ecke der abge- stuzten Tödipyramide, also auf den Rusein bezieht, vom Uetli- berg und der Weid bei Zürich aus visirt, weist eine Höhe von 3622.3 Meter auf. Prof. Ulrich’s barometrische Messung des Tödigipfels ergab 3607.02 Meter. Die Unsicherheit baro- metrischer Resultate hier ausser Acht gelassen, ergiebt sich eine Differenz von 15,3 Met. Es wäre demnach der Rusein nur 51 Fuss höher als der Tödi. Dieses Ergebniss scheint mir doch etwas niedrig, namentlich in Betracht einer von mir am 26. Juli von der Spitze des Hochkärpf aus absichtlich aufgenommenen Zeichnung der beiden Gipfel. Wir sassen schon bald %/, Stunden auf dem Firn des Rusein und immer noch blieben die beiden übrigen unsichtbar, was mich nicht ohne etwelche Besorgniss liess. Da endlich tauchten sie hinter dem Tödigipfel, diesem zueilend, auf. Ich schwang das rothe Flaggentuch an meinem behammerten Bergstock hoch in die Luft, worauf das Signal alsbald erwiedert wurde. Sie verweilten nur kurze Zeit und verfügten sich alsbald zu unserm Standpunkt. Der siegestrunkene Elmer war mit Herrn Sand weit östlich über den Tödigipfel hinaus nach jener tiefer liegenden Ecke oder Firnkante gegangen, die am bequemsten von Stachelberg aus gesehen werden kann. Es war halb 11 Uhr, als sie auf diesem Standpunkte vom Balkon des Stachelberger Bades aus durch die Fernröhren beobach- tet wurden. Alsbald erwiederten die Badgäste den Flaggen- gruss der kühnen Wanderer durch Ausstecken einer colossa- len aus rothen Tischteppichen zusammengesetzten Fahne. Auch in den Strassen des Dorfes Linthal sammelten sich die ungläubigen Leute, die mit starkem Kopfschütteln ironisch uns gestern glückliche Reise gewünscht hatten; denn es war bekannt, dass wir ohne einen der berühmten Tödimänner das Unternehmen wagen wollten. Die Stelle. wo unsere beiden Gefährten standen, war offenbar noch von keinem Menschen betreten worden; in der Ueberzeugung nun, dass mit der Zeit sich eine Specialtopo- graphie des Tödiberges ausbilden werde und um die Ver- dienste des kühnen Gemsjägers zu ehren, nenne ich sie den aElmerboden.» Dass wir nun auf der Eisplatte des Rusein eine gutge- bratene Gans, nebst einer Flasche Medoc, welche wir mit ge- nommen, als »gute Gaben Gottes« betrachteten, ca va sans dire. Nach der Mahlzeit entschlossen wir uns um so eher zum Aufbruch, als der gar nicht angenehme Wind uns die Glieder erstarren machte und nicht Raum genug war, uns ge- hörige Bewegung zu geben. Steine fanden sich keine hier um eine Pyramide zu errichten, unsere Stöcke konnten wir nicht zurücklassen ; als einziges Andenken liessen wir daher unsere geleerte Medocflasche zurück, indem wir sie bis zu 3/,, verkehrt in den körnigen Firn eingruben. Natürlich hatten wir einen Zettel mit unsern Namen und Datum etc. versehen eingeschlossen. Die Flasche musste sich durch die Wirkung der Sonnen- wärme allmälig selbst tiefer eingraben und gegen Zufälle schützen. Wenn nun dieser Eiskasten nicht von Zeit zu Zeit abbricht und in die Tiefe stürzt, so möchte es wohl sein, dass o5 man die Flasche nächstes Jahr bei einem Bohrversuche noch antrifft. 12, Uhr sagten wir dem Rusein Lebewohl. Auf der Sattelkante angelangt, eilte ich mit Zweifel dem Tödigipfel zu, indess Herr Sand und Elmer uns warteten. Unmittelbar unter der Spitze zeigte sich noch eine schwarze schauerlich tiefe fast ganz mit Firnschnee überbedeckte Spalte, die ich um ein Haar übersehen hätte. Oben angelangt liessen wir unsere rothen Flaggen wehen und musterten mit den Fern- röhren Stachelberg und Linthal. Es liess sich Niemand mehr blicken, die Gäste sassen an der Tafel. — Die Aussicht ist natürlich bis auf das schon Erörterte die gleiche. Von den nah liegenden Höhen imponirt noch am meisten der Durgin oder Bifertenstock, der mit seinem spitzen Horne neidisch dem Tödi den Rang streitig machen zu wollen scheint ; es gelingt ihm aber nicht. In den Karten und in Zieglers Hypso- metrie ist der Bifertenstock zu 3285,2 Meter angegeben, also nicht weniger als 337.1 Met. oder 1124 Fuss niedriger als der Tödi. Jeder, der auf dem Tödi war, hat gesehen, dass eine solche Differenz eine Unmöglichkeit ist. Nach Erkundi- gungen bei Herrn Denzler bezieht sich nun auch jene Höhen- angabe nicht auf den Gipfel des Biferten, sondern auf jene Felsenecke (von der gelben Wand aus gesehen), die unmittel- bar unter seinem befirnten Scheitel sich ablöst. Herrn Ingen. Denzlers Einschnitt auf Uto und Weid ergab für die Durgin- spitze die weit rationellere Zahl 3463. 7 Meter, so dass die Differenz auf 158,6 Meter oder 529 Fuss herabsinkt. Um 123/, hatten wir uns wieder auf dem Sattel bei den Zurück- gelassenen eingefunden. Der Gang von Piz Rusein nach Piz Tödi nimmt also höchstens 20 Minuten Zeit in Anspruch. Noch muss ich beifügen, dass ich gleich Dürler und andern nicht alles Leben auf dem Tödiplateau erstorben fand. Als 96 ich im Begriff! war nach dem Rusein umzubiegen, flatterte ebenfalls ein Papilio brassic® in sehr trägem Fluge über den Firn, so dass ich ihn leicht erhaschen konnte. Ich bereue, ihn nicht mitgenommen zu haben. — Wir banden uns nun- mehr rasch an das lange Seil in 15 Fuss Distanz, voran Elmer, dann Sand, ich und Zweifel, der den Schluss bildete. Und nun, 123/, Uhr, nahmen wir Abschied von der erhabe- nen Höhe. Der Schnee hatte sich mittlerweile erweicht und wir sanken tief ein. Mehrmals stürzte dieser und jener in verborgene Klüfte bis an die Schulter, konnte aber schnell wieder herausgehoben werden. Später setzten wir uns alle und rutschten mässig schnell der Tiefe zu, die Schlangen- linien unsers Aufstiegs durchschneidend. Da Herr Sand mit seinem Führer nicht Lust bezeigte die Entdeckungstour nach Alp Rusein zu unternehmen, so entschloss ich mich, wohl einsehend, dass mit meinem Zweifel allein die Sache risquirt wäre, bei der Caravane zu bleiben. Am Fusse des Stockgron, da wo der Gletscher wieder ebener wird, folgten wir daher unsern Fusstritten von heute Morgen. Das Fortkommen war diesmal weit beschwerlicher wegen des _ Einsinkens. Kurz bevor wir »Hegetschweilers Platte« erreich- ten, fanden wir unsere Spur mit vielen frisch gefallenen grossen Eisblöcken verschüttet. Wir eilten desshalb so rasch als möglich und fassten um 2 Uhr Posto auf der Höhe der gel- . ben Wand. Hier machten wir eine Viertelstunde Pause, um abzuwarten bis die Sonne nicht mehr direkt die Eiszacken ob der Schneerose beschien.- Ein stäubender Wasserfall hieng jetzt in der That über uns und fortwährend flogen kleine Steinchen mit sausendem Ton an unsern Ohren vorbei; 21/, Uhr banden wir uns wieder jeder von seinem Führer gehalten an die Seile, um die gelbe Wand hinunter zu klettern. Elmer war die Seele der ganzen Descension; er lotste Sand, mich 97 und Zweifel über die mannshohen senkrechten Abstürze her- unter, das Seil doppelt über die Achsel gezogen und mit Händen und Füssen sich in einen Felsenwinkel mit allen Leibeskräften einstemmend. Alles gieng gut. Im spitzen Winkel der Schneerose angelangt eilten wir so sehr als mög- lich und befanden uns bereits um 31%, Uhr auf dem zweiten Plateau des Bifertengletschers. -Eine Viertelstunde später liessen wir uns am Seil wieder über die Eiswand herunter, um in zwei Minuten auf dem Grünhorn oder Bifertengrätli eine Rast zu machen. Kurz vorher stürzte Zweifel noch köpflings in einen Gletschertrichter, der glücklicherweise nicht tief genug war, um ihn verschwinden zu lassen. 20 Minuten nach 4 Uhr wurde nach dem Bifertenalpkessel aufgebrochen, eine noch etwas missliche Passage wegen der mit Eis ver- mengten langen Geröllhalde. Einige Schneehühner wurden bei dieser Gelegenheit aufgescheucht und unten auf der Alp präsentirte sich vor dem Eingang einer durch einen Felsblock geschützten Höhle eine Familie Murmelthiere, die sehr putzig ihre Männchen machten. 51/, Uhr ruhten wir zum letzten Male in den Strahlen der Abendsonne auf der Höhe des Ochsenstockes und Abends 7 Uhr kamen wir wohl erhalten in den Hotels der Obersandalp an. Fassen wir alles zusammen, so dürfen wir behaupten, es sei der Tödi wohl noch nie unter so günstigen Verhältnissen erstiegen worden. Wir marschirten von Morgens 2 Uhr bis 10% Uhr resp. 11 Uhr Vormittags, also 8-9 Stunden von den Obersandalphütten aus gerechnet, im Aufstieg, und be- durften einschliesslich der etwas starken Rasten 6°/, Stunden zur Descension. Dabei waren der Tödigipfel und der Rusein besucht worden, was bisher noch keine Expedition sich ge- traut hatte. Die wissenschaftliche Ausbeute war freilich ge- ring, wie bei allen Orientirungsreisen, die in Regionen von % 12000 Fuss hinaufreichen. Was ich hier Neues ın geologi- scher Beziehung constatiren kann, das ist das Vorkommen der bunten (roth und grünen) Schieferthone (Verrucano) an der gelben Wand. Dieselben sind in steiler Lagerung mit schwarzvioletten knotigen Schiefern, ganz entsprechend den- jenigen am Fuss des Hahnenstockes, gepaart. Sie ruhen unter dem gelben Röthikalk und auf dem grünlichen krystal- linischen Gneiss (Alpinit). Es mangelt somit das geognosti- sche Glied des Verrucano am Tödi so wenig wie an andern Stellen des Glarnerlandes, nur ist es weniger mächtig ent- wickelt; es tritt zurück von der massigen Ausbreitung gerade so wie an der ganzen Westseite des Limthales. — Wie diese Verhältnisse, so sind auch die merkwürdigen Anthraeitschiefer am Röthigletscher, genauer zu studiren. Der letztere ist ein schwarzer feinflasriger bis blättriger Schiefer mit Gängen und Adern eines honiggelben Quarzes, in welchem stark glänzende Anthracitstückchen von meistens tetragonaler Form und Erb- sengrösse eingebettet liegen; sie fallen beim Zerstufen öfters heraus und hinterlassen scharfe glänzende Abdrücke ihrer Flächen. Mit dem entschiedenen Vorsatze, wenn je die Verhält- nisse es erlauben, nächsten Sommer den Tödi wieder zu be- suchen und alsdann mehr auf wissenschaftliche Beobachtung zu verwenden, schliesse ich diese Skizze einer mir unvergess- lichen Hochgebirgstour. T /oologische Mittheilungen. 1. Ueber einige Mäusearten. Talpa coeca Savi, der Blindmaulwurf. Im Februar 1862 wurde mir von dem Kantonsschüler Zumbrunnen ein in den Gärten um Chur gefangener Maulwurf gebracht, welchem die äusseren Augen vollständig fehlten. Es war leicht, in demselben den Blindmaulwurf zu erkennen, der im südlichen Europa häufiger ist als der gemeine und in manchen Gegen- den ausschliesslich vorkommt. Sein Vorkommen nördlich von den Alpen ist mir indess nicht bekannt, wenigstens ist diese Thierspecies für Graubünden eine neue Entdeckung. Ich legte die Sache damals der naturforschenden Gesellschaft vor. Am 23. März fand Herr Dr. Killias denselben Maul- wurf in einer Falle zwischen Maienfeld und Fläsch, so dass derselbe also im ganzen Rheinthal vorzukommen scheint, wo der gemeine Maulwurf sonst ebenfalls häufig genug ist, so dass also hier die beiden Species sich beisammen finden. Von dem letztern hat unter andern das Churer Naturalien- kabinet auch ein gelblichweisses Exemplar. Öberflächlich betrachtet gleichen sich beide Arten sehr. Bei den beiden Exemplaren des Blindmaulwurfs, die mir bis jetzt zugekommen sind, schien nur der Pelz etwas mehr kohl- schwarz zu sein und weniger den grauen Glanz zu besitzen, den der gemeine hat. Die Grösse, sowie die Dimensionen der einzelnen Theile scheinen auch ganz gleich zu sein. Nur die zwei mittleren der obern Schneidezähne sind merklich breiter als die andern, sonst ist die Bezahnung dieselbe. Kinn und Kehle haben einen rostfarbigen Anflug, den übrigens der ge- meine M. auch hat, und über Brust und Bauch läuft von da ein schwacher rostfarbig angeflogener Streif. Die Augen sind äusserlich vollständig mit Haut bedeckt und ganz verborgen. Wo sie sitzen sind nur die Haare etwas spärlicher und ent- steht dadurch ein fast kahler Fleck. Beim Abziehen der Haut findet man aber ganz kleine Augäpfelchen auf einem verhältnissmässig starken Sehnerv. Sie haben eine Iris, Pupille und Hornhaut. Die Alten waren der Ansicht, alle Maulwürfe seien blind. Aristoteles sagt: Die Augen seien zwar vorhanden, aber äusserlich nicht sichtbar. Ziehe man aber die Haut ab, so könne man sie finden und sie hätten dieselben Theile wie andere Augen. Aehnliches behauptet Plinius. Da man nach- her an den nördlichen Maulwürfen die Sache anders fand, hielt man diess lange Zeit für eine Fabel, bis Olivier 1800 den Blindmaulwurf in Syrien, Savi 1822 in Italien wieder ent- deckten. Letzterer wies die Sache vollständig nach. Man fand ihn nachher auch in Südfrankreich und wahrscheinlich ist er auch in der Schweiz und in Süddeutschland weiter ver- breitet als bloss im Churer Rheinthal, wesshalb hier auf dieses seltsame Thier aufmerksam gemacht wird. en. Sorex alpinus Schinz. Diese seltene Spitzmaus kommt am Pizokelberg bei Chur vor. Ich fand ein Exem- plar in der Nähe des Brunnenhäuschens am obern Waldweg. Sorex pyzmaeus ZL. kommt wahrscheinlich in Bünden vor. Der verstorbene Reg.-Rath Steiner behauptete, es gebe in der Gegend von Lavin eine auffallend kleine Spitz- maus. Diess ist weiter zu beobachten, wozu wir auffordern. In dem benachbarten Tyrol ist sie bestimmt nachgewiesen. Hypudaeus nivalis Mart. die Schneemaus. In ganz Bünden über der Waldregion bis auf Gletscherinseln und Spitzen von 10—11,000° so weit noch einige Vegetation reicht. Man trifft daselbst besonders unmittelbar nach dem Schmel- zen des Schnees eine Menge labyrinthischer Gänge, welche sich durchkreuzen und halb in die Erde eingewühlt sind, jedoch nicht bedeckt, da sie zwischen Erde und Schnee ge- macht werden. Diese führen gewöhnlich zu einem runden Nest, das aus zerkauten Gräsern und Wurzeln gemacht ist und worin die Mäuse ihren Winteraufenthalt haben. Ich fand diese Nester immer verlassen. Diejenigen, worin sich die Jungen hefinden, werden, wie es scheint, später angelegt und befinden sich unter der Erde oder auch in Steinhaufen u. dgl. Man sieht die Mäuse oft, wird ihrer aber selten habhaft, da sie sehr flink sind. Ich habe selbst noch niemals eine be- kommen können, obgleich ich oft mit dem Stock nach ihnen schlug. Im Winter, wo sie nicht schlafen, sollen sie sich oft in Sennhütten finden. Sie scheinen überhaupt ihren Wohnort der Nahrung wegen zu ändern und diese auf weithin auf- zuspüren. So erzählten mir die Führer auf den Piz Languard: seitdem Fremde oft dort auf der Spitze allerlei Abfälle von Vietualien liegen liessen, was wegen des ungemein starken Besuches oft geschieht, habe sich der Gipfel mit Mäusen be- völkert, welche, sobald die Menschen sich entfernt hätten, aus 02 den Spalten hervorkämen und die verlassenen Plätze einnäh- men, um von jenen Resten ihre Mahlzeiten zu halten. Die erste Beobachtung der Schneemaus, welche die Wissenschaft kennt, ist die von Hugi, welcher dieselbe mitten im Winter in einer hoch gelegenen Alphütte antraf. Ich finde aber aus viel früherer Zeit in den Manuscripten des Paters Placidus a Spescha angeführt, dass dieser bei einer am Ende des vori- gen Jahrhunderts ausgeführten Ersteigung des Badus auf der Bergspitze »eine Ratte« unter einem Steinhaufen hervorkom- men sah, die ihn, wie er sich ausdrückt, lange neugierig an- schaute. Nun sind seit der Entdeckung der Schneemaus noch einige ähnliche Mäuse entdeckt worden, deren speeifische Verschiedenheit zum Theil nicht recht feststeht. Es wäre zu wünschen, dass diejenigen, welche Gelegenheit hierzu haben, Exemplare dieser Thierchen sammelten, um mit Sicherheit zu constatiren, was von diesen Nagethieren der Schmee- und Alpenregion eigentlich bei uns vorkommt, denn es sind hierin noch Entdeckungen zu machen. So behaupten Hirten und Jäger, es gebe in den Alpen eine Maus, die im Winter weiss werde. Die von Hugi beobachteten waren braungrau wie im Sommer. Ich erhielt letzten Spätherbst von Herrn Bernhard in Zuz eine weisse Wühlmaus, welche jener verwandt zu sein scheint. Es ist ein junges Thier, und kann ein Naturspiel sein, wie es von allen Mäusearten weisse Exemplare giebt. Das mir zugekommene konnte nicht mehr ausgestopft werden und wird in Spiritus aufbewahrt. Die Augen konnten nicht mehr untersucht werden, da sie schon in Zersetzung über- gegangen waren. (Prof. Theobald.) 2. Inseetenverzeichniss aus Puschlav. Das folgende fragmentarische Verzeichniss mag als ein Beitrag zu einer einstigen entomologischen Fauna unseres u “Kantons hier eine Stelle finden. Es betrifft Insecten aus ver- schiedenen Ordnungen, hauptsächlich Coleopteren, die ich vor drei Jahren vorzüglich in der Umgebung des Puschlaver See’s gesammelt habe, und deren Bestimmung ich der Ge- fälligkeit des Herırn W. Fuchs in Berlin verdanke. Die be- merkenswertheren Species sind mit einem * bezeichnet, die häufigeren mit einem h. 1. Coleopteren (nach Schaum’s Catalog 1860). Cieindela hybrida, var. riparia | Amara montivaga » sylvicola Anisodactylus binotatus Notiophilus biguttatus Harpalus brevicollis Carabus sylvestris var. alpinus Calosoma sycophanta Pristonychus janthinus Calathus melanocephalus Agonum parumpunctatus » viduus » antennarius Poecilus cupreus Fun Koyi » lepidus Omaseus nigrita Pterostichus parumpunectatus Curtonotus aulica Celia rufocincta Pereosia patricia Amara familiaris » acuminata » trivialis » ceurta » Junicollis > )) zeneus » honestus » latus Peryphus obsoletum Hydroporus nigrita Agabus pulchellus h. » fontinalis » Salieri Tachinus fimetarius Creophilus maxillosus *Emus hirtus Staphilinus cs#sarius Oeypus cyaneus Anthophagus armiger} 7 » omalinus Anthobium ophthalmieum Silpha reticulata » tristis » obscura Phalacrus corruscus Dermestes lardarius Anthrenus varius » museorum Orphilus glabratus Byrrhus pilula » fasciatus » dorsalis Cytilus varius Lucanus cervus Onthophagus fraeticornis » ovatus 104 Agrilus viridis Trachys minutus Lacon murinus h. Adrastus pallens Agriotes obscurus Diacanthus seneus h. Actenicerus tessellatus Corymbites aulicus » pectinicornis Campylus linearis Athous niger h. Colobopterus erraticus » hamorrhoidalis Aphodius fetens Limonius Iythrodes ) fimetarius h. » minutus ) obscurus | *Cardiophorus musculus *Acrossus rufipes Daseillus cervinus * 7 atramentarius Podabrus luteralis Geotrupes stercorarius | *Ancistronycha abdominalis » sylvatieus Telephorus albomarginatus » vernalis var. alpinus » lividus var. dispar Hoplia farinosa Serica brunnea *Amphimallus ochraceus z » assimilis Phyllopertha hortieula Anamala Junü » oblonga h, Epicometes hirtella » rufus Rhagonycha melanura Malachius «eneus » bipustulatus Ebaeus pedicularius Dasytes fusculus Haplocnemus floralis Danacaa pallipes Cetonia floricola var. metallica | Trichodes apiarius » aurata h. Trichius fasciatus h. Anthaxia 4punctata Cis micans Isomira murina Uteniopus sulfureus Omophlus lepturoides Lagria hirta h. Mordella aculeata Anaspis rufilabris » frontalis Lytta vesicatoria h. ! Oedemera podagrari® ) flavescens » ccerulea » flavipes » lurida Bruchus eisti h. Apoderus Coryli *Apion Spencei Sitones spec. Polydrosus undatus » flavipes » sericeus » micans Liophlaus nubilis *Hylobius pineti » abietis Molytes germanus Phyllobius calcaratus » spittacinus » argentatus » maculicornis Ötiorhynchus armadillo h. ) Ligustiei » rugifrons Larinus spec. | | Balaninus rubidus » rhsticus*) Fuchs. Orchestes quercus » carnifex Cionus hortulanus Miarus campanul& Gerambix heros Aromia moschata Callidium violaceum Tetropium luridum Asemum striatum Criocephalus rusticus Clytus arietis Anaglyptus mysticus Oberea linearis Rhagium indagator Toxotus cursor *Pachyta 4maculata » 8Smaculata » virginea h. Strangalia Afaseiata » armata » melanura Leptura testacea » tomentosa » eincta h. » sanguinolenta » maculicornis » livida Anoplodera lurida Gr 'ammoptera leevis EL pag. 55. Grammoptera ruficornis Orsodacna cerasi Labidostomis longimana Lachnaa longipes Clythra quadripunctata Gynandrophthalma cyanea * » flavieollis » affınis Eumolpus obscurus Cryptocephalus coryli 106 | | » variegatus » sericeus » hypocheeridis h. » flavipes » geminus *Pachybrachys histrio Chrysomela staphylea » marginalis » analis » violacea » Menthastri » fastuosa *Oreina luctuosa h. Lina »nea » tremul® Phratora tibialis » vitellina Adimonia tanaceti » rustica h. » sanguinea (ralleruca calmariensis Agelastica alni Calomierus pinicola Luperus rufipes h. Graptodera oleracea Longitarsus ochroleucus Sphseroderma testacea Hippodamia 13punctata » septemmaculata Adonia mutabilis h. Adalia bipunctata Harmonia impustalata Coceinella 7punctata h. Myrrha 18guttata Calvia l14guttata Halyzia 16guttata Propylex 14punctata Chilocorus renipustulatus Lasia globosa. 2. Rhynchoten, Tetyra hottentotta Fabr. Cydnus morio Lin. Strachia ornata Lin. » oleracea Lin. Pentatoma rufipes Lin. ! Pentatoma nigricornis Fahr. » lunula Fabr. | ® Verbasci de Geer. N dissimilis Fabr. | Syromastes marginatus Lin. 107 Astemma apterum Lin. Lyg&us equestris Lin. Pachymerus pini Lin. » rustieus L. *Heterogaster Jacobe& Schill. Lygus campestris Lin. Banchus Falcator Groh. Hedychrum rutilans F. Bompbus terrestris L. » muscorum L. » lapidarius L. *Hylotoma Berberidis Schrnk. h Cimbex variabilis Kl. *Xiphydria Camelus L. Athalia opinarum F. *Tenthredo albicorins F. » rufiventris F. ) scalaris Kl: » obsoleta Kl. ) rustica L. » notha Kl, (?) Apis mellifa L. var. Italica Sirex Gigas L. Hylaus leceiozonius Schrank. ) seladonius Pnz. Chelostoma maxillosum Latr. Rhopalus erassicornis Lin. Anthocoris nemorum Lin. Lopus gothieus Lin, yllocoris umbratilis Lin. Odontoscolis fuliginosus. 3. Hymenopteren. Ammophila sabulosa L. Pompilus fumipennis Zett. Paniscus testaceus Rossi *Panurgus ater Latr. Jchneumon culpatorius F. » castigator F, Myrmica casspitum Latr. Formica ligniperda Latr. ) Truneicola Nyl. » rufa Linn. » congerens Nyl. *Lissonota setosa Grach. Polistes Diadema Latr. Jchneumon infractorius L. Osmia Serratule Panz. OÖdynerus parietinus Linn. Nomada Jacobe& Kirb. var. Crabro interruptus de Geer Prosopis antennata Mus. Berol. *Nysson maculata Fabr. 4. Dipteren. Eristalis tenax Linn. Volucella plumata F. Tabanus tropieus L. Sargus cuprarius L. ms Sargus infuscatus Mg. Sc»va mellina L. Eristalis arbustorum L. | » seripta L. Echinomyia tessellata F. Ortalis vibrans L. Myopa utra F. | *Beris nitens Latr. Musca vagabunda Mg. | *Cyrtopogon Flavimanus Mg. Trypeta Arctii de Geer (E. Killias.) 3. Zug der Vögel bei Chur 1861. Febr. 26. beobachtet: erste Staaren. » Kibitzen. » Lerchen (Alaud. arvens.) » Knäckenten (An. querquedula.) März 22. » den ersten Rothschwanz (Silv. thitys.) » 25. » die ersten Schwalben (Hir. urbica.) »..25. ) die ersten Schnepfen (Scol. rust.) », 25. » den Baumrothschwanz (Silv. phön.) >. Bi Blaukehlchen (silv. suecica). »..130: » Laubsänger (die Spec. ?) >. BU.) wu mehrere Schwalben (Hir. rustica). April 7. » einen Wiedehopf (Up. epops.). Ri‘ » mehrere Falken im Zug — welche? und Enten, besonders querquedula. Br » Beccassinen (Scolop. major). ah ATi » Steinschmätzer (Saxicola oenanthe). » 18. » viele Schnepfen (Se. rust.) noch’im Zug. » .24. » - Fliegenfänger (Museic. luctuosa). » 2. » Wendehals (Yunx torquilla). 2.25: » erste Kukuke (2 Exempl. am Rossboden). (Bei Bevers erster Kukuksruf 9. Mai). | »..27. » Falken u. a. Rothfussfalke (F. rufipes). we April 27. beobachtet: Gabelweihe (F. milvus). 27. 30: Mai 13. 2.19, mm>DaT- ye 97 > 2 Juni 20 Aug. 24 Sept. 2. r—--20: Deu 72% » 29. Octob. 20. Nov. 28. Dec. 20. » Pirol (Oxialus galbula). » erste Wiesenschmätzer. » erste Wachtel. » erster Wachtelkönig. Auf Brambrüsch ein kaum aus dem\Nest ge- flogener, noch grau befiederter Kreuzschnabel — bei Gefahr gefangen zu werden, retteten ihn die Alten durch gewaltsames Wegstossen vom Ast, auf dem er gesessen. Churer-Maiensäss schon junge Zaunkönige (Silv. traglodites). Maiensäss — fHlügge Ringamseln, in deren Nähe noch ein Nest mit 5 Eiern. Wurde bei Obersaxen ein junger Steinadler aus dem Nest genommen. Beccassinen bei Sedrun in Tavetsch gesehen. Bei Chur noch Alpensegler (Cypsel. alp.) Sammlung der Schwalben und Hauptabzug. Kibitze auf dem Rückzug. Grosse Würger im Zug (Lan. exeubitor). bis Nov. 20. Schnepfe bei Chur. Am Rhein bei Zitzers zwei Störche im Zug. In den Weingärten (Meyer) eine Wachtel gesehen. Wachtelzug im Herbst sehr gering — dauerte vom 20. Sept. bis Mitte Oetober, während 1859 bis Anfang November. (Kantonsoberst v. Salıs.) "uassawas urjjeJ93 yasLız Se aowwı opan (z ‚Sungpegoag A9p SSUyIS um Sunydowag ayarg (5 # sı8 | 875 | 08 | eııl 002 es |_18_| 88 sTT [SP9 g0E°9+) Fr0'c+| Pprwsaıyer VE Keen cz let © |79 ELF 9 2gmeng re A En & IT |. 21 (eig —| 671408 +) dequeaon — 3.9 .0L6L|.E d 8 st 160 + ern, + I0PO - Es 8.49.1001 6 g G el | 67 | E9I7162'6 4) Jeqwardeg = PIE OEGEMI FT L L 198 +| ZsstiegTı-+ JEnonYy = k kA Bi G u #22 FIIstscır nf = E18 08 Ef I L ir | 80 +) zisttige‘s + tung SEEN L 6 9 70 — gaııtecı + wi Eee ee: G 2 Zu I | 19 — 6tItıEr +) adv 96 & ala) SI wi L 6 8 1621-1 g’8 41600 + ZAeN HE EEE Ble| = 2 681 E60 AUHIRUER] TE a | cL | F#I| 01 q 0 | 9 ga 6€ +6e —ı TENURL = E<|-s.| 8 | a (zaouypps| usoy | 2| =: | | MN MS ON 0S [S10paIN "Sy90H | "Aopyı)) | © = | | ode] "yaSs.ıuayaoy "LEST yr A9SLIB.T UI I3rIyISIIPIIN nEIISPMUNg ZUnyPLıpur :U9SLL, UB PUHUISLIOLLIOA "SIBUOM sop | (y merdwayL | BI PWwypFUg unH UOA 1oypsu 9ONZSuy WJ "W 0 ‚OFOF Uapjemany,) u u9Funy9egoag AYSIF0J01I099OW °F ( NDDUNNPBIOHg H9U9SLEOTO.LOAM 1A 111 9ggt | zc5 | 09 | cer| oT) SIT | 02 | 001 | 22 |[Cspo 06T/cH) zer'r+| Pprwsaıyer SCH) =. 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Zusammenstellung der monatliche (59 | Barometerstand bei 0° C. | in Millimötres. Niedrigster. Monate. „| — —_ | = | = ga nge 3) e Kaps ee ıE8 2 ss == | = | S | En IS =) D =) | Fe | =) | 2 2 = | Sa | dest Fifa Januar | 708,39 | 707,51 | 708,64 | 708,17 | 717,62 Februar | 705,81 | 704,57 | 705,16 | 705,18 | 718,42 März | 703.21 | 702,39 | 702,89 | 702,83 | 713,48 April | 705,89 | 704,78 | 705,79 | 705,49 | 712,88 Mai , 706,26 | 705,40 | 705,69 | 705,78 713,12 Juni | 706,42 | 705,06 | 706,26 | 705,91 | 712,08 Juli | 707,22 | 705,82 | 706,85 | 706,64 | 715,67 August | 713,75 | 712,75 | 713,51 | 713,28 | 717,04 September | 711,64 | 710,27 | 711,36 | 711,09 | 717,10 October | 712,74 |-.711,26. |. 712,35 | 712,12 | 718,23 November ' 709,26 | 708,27 | 709,20 | 708,91 | 722,22 December | 713,85 | 712,83 | 713,45 | 713,38 719,74 708,70 | 707,57 | 108,46 708,28 | 719,74 Notizen. Febr. 10. Erica carnea. 21. Haselstaude und Erle stäuben. 23. Im Lürlibad Croe. vernus. 27. Cornus mascula. April 4. Abends 8!/, Uhr ein glänzendes Meteor gegen NO; in der letzten Woche des Monats blühten die Obstbäume, Birnblüthe auffallend spärlich. Mai. Die Raupen thaten grossen Schaden am Obste, namentlich bei Masans; der rauhen Witterung halber schwärmten die Maikäfer erst gegen Ende des Monats, bei Chur zudem so wenig zahlreich, dass von benachbarten Ortschaften, wie Trimmis, sich des Mandates halber ein lebhafter Käferhan- del nach der Stadt entwickelte. In der Nacht vom 10—11. grosser Brand in Glarus; die Feuerröthe war über dem Calanda gegen Tamins sichtbar. Juli. Am 2. wurde ein Komet sichtbar; Mitgetheilt vo 117 . Witterungsverhältnisse zu Chur im Jahr 1861. M. ü. M.) Professor Wehrli. immelsbe- | Nieder- |= Thermometerstand (C.) encE) = = schaffenheit. | schlag. x Mittlerer an 5 = Tage.. Tage. | Is Be RUM VaEEsagE BESTEN. STE Rurand DE Zsıl © 2 se De | lan Seiz! = = £ nn =) en ur Eu Br IF: = |3|/2/2|»|8|2!= =) — au Rn = S- =] 255 z in z a m |= | ‚914,05 3,2814 7,501--12,00| 11 | 8 | ı2l 4 6 7) o )1+4,1445,24415,50— 3,501 9 ıı | 8| A 1) 0) o 03| 3,88 »3,13|.,.17,80— 3,80 -2 | 21:...8| 8] 16| 1| 0 7,49| 8,661 18,304 0,601 ı1 | 13 | el 5 2 0| 0 12,08| 13,!0| 27,401. 1,001 7 |13-|11| 8 0) 0) 0 16,62] 17,88| 34,001 11,000 5 | 14 | 11l 14 0) 0| 0 916,86) 17,83] 27,101 10,201 10 | 13 | 810) 0° 01 3 17,97| 19,47) 31500 980117 ol 3 3 00.0) 2 13,80] 14,72) 28,70) 430) 11 | 9 | 10) 10| '2| 0) 3 ‚71| 10,84) 12,10] - 22,000 -2,50| 17 | ı2 | 2] 3 'o) =2[ 0 9,71] 4,87) 5,681 15,00 1,01 6115 | 9] 8 a 3| o E97 1,84—0,99—0,49| 10,00—11,80| 14 110 | 7 A 3 A 0 6,90 13,65, 8,62 9,73) 34,00—12,001120 148 | 971811 34 17] 8 2 ı verschwand mit rasch abnehmendem Glanze um den 22. Am’. und den folgenden Tagen richtete die durch starken warmen Regen hoch angeschwollene Plessur an Wuhrbauten, Grund- Stücken u. s. w. sehr bedeutenden Schaden an, (ganz ähnliche Verheerung wie um die Mitte des vorigen Jahrhunderts). August. Am 3. heftiges Gewitter mit Hagelschlag bei Maienfeld ; am 29. ein schönes Meteor gegen O0. Am 26. September Donnerwetter mit gleichzeitigem Schneefall. Am 17. December Abends 7 Up Uhr ein Erdstoss; die Sonnenfinsterniss am 31. wurde in Chur nur undeutlich wahrgenommen. (Ornitholog. Beob. pag. 108) (3umgyary Isoqun AU 9SRL, CE) 691 | E9E| 2 |zı | ze ı TE] 28 | S% | zedl 68 IT | 75 +18'cHjso'c--| es‘6-|1g°e+msoumer 0% 8 I | I = |8E | 8.822892 162 ro BER 1: 9087100 2, = Dal 81 az td | —- 17° |7 16:8 er er ce Acor0 | = A0N 2 zı 9: | | ZERBUR9: | DEE OT Se \ORee Fioneaor "PO 01 97 I TE 8 | — ET EB re oT 6 oe das 0 | #1 I) |8 <= | TIERE | Fe tiREzE2TT VOR 1er 668 = ony 1 ı 9: |: | ZSlksnligt | 6 1:87 Pr Rec call 68:08 Tat 6 mp 1 | 61 I 71 = | —..6 | E22 ya el Se reacect DELL Eio are 5 = Sun? st | sı |=I1 27T | (Er caıeE |: - WIE CH0T Rom a2 IE een &1 91 I=IG 15% 19) IC | E-)e .—| Yes Care Soc Tudy Ai 01 | Fi 716,17 18 2RBE STE E80 FE Far r jezem I u ed VE ee 07 Fe Ba lg % | € ITEs |) ul lee Een 0er 28er aRnunr oz | | MnSIONN E = | S | 3 "qnı) == el} = = 'speuogy -puoqy | "Sen "SION | sne sn® zZ & | = | Eh Ss | zus 7 zues| & sop we | wm we Fr rare Dim: Dinger Re | . 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OL IN 1981 uU® PUSSOIMIOA] 7 ie heat Te ER Ta ZUNYdLIPUT AA I3RISTOIPIIN ZURIOITAM (y) meradwd] ‘91 :238, oypspum zuws !"oc MS 00 Vers MN UM "0008 ON UN "O8 OS an S zayep sany %, yoen (, "pur z0qn H9UyaS AOISIT '9G "NIOF wIrgam am 6/21 poelusarg '6T nm ZT "8 um » Sunyyary "paou ur YPWoy '2/z "eOIqm "Puma '6 "lage punısjeys 'c/g UEATTMYIS SUOZUT °C "NUNNM AOSIHF "05 "TUISUOYDAOT aaysıy °7/z "Fejyaspposuy AOISIT "LG NPDUR UOUIZURMUISUION 77 DZIISYMRT "g/ET "DRUOSUONULT AOISLT 'T/LE "WZIION ‚68 |8 | | 07.|.98 | se [ 661 Sorla cı9 Far 08 Fr |er'EHjes'9r|ss°T+[wseauer « = | >} NR zus 37 area) E | Ss uw we | we we | 0 Be ei A nee E08 en Br Gh ie woSe] ur ehr OAOTIIN | 1981 pum JBRIYISI9POIN SUNDIM ep) amersdwa]L | (OSeIsZunyorgoag E Al uajyaJ doqwaoaı] pun rer wi 'gN) "PpsIy FL WA] UOA u9Sunuydlazyuy UDp yaeu Youoadg CW a ,210F) S19S0]4 u U9SUmydegoagl AYISIF0J0.19YM "€ | Januar. Februar, März. # 8,441— 6,18 — 6,5 1853 | 7,67/-10,48/- 6,93 1854 |- 8,58|— 9,401 3,37 1855 |-11,061— 4,88 — 3,15 1856 |- 5,281 3,57 2,59 1857 use 8,711— 2,49 1858 FREE 9,07/— 3,25 1859 |-11,74— 5,474 0,19 1860 | 6,31/—10,99/— 5,31 1861 B 9,001— 2,94 — 2,32 Mittel — Bemerkungen. 1850 am 24. März Mal See gefangen worden. — ®) 13./4. Julier offen! (für Wagen). 26./8.—21 jeden Monat Gefrierpunkt. — 5) März an 14 Tagen 20° °) Januar: an 20 Tagen -+? wie 1856; —200 nie. = 997 —7,169—3,572 of um eu Comp; Zanlony "FEB 26 1943 | April. + 0,99 — 0,96 + 2,43 + 1,63 + 2,98 +1,13 + 4,78 + 2.95 + 140 + 1,35 + 7,69 + 5,66 + 7,55 + 5,03 + 5.18 + 7,07 + 517 + 8,09 + 7,66 + 6,12 120 b 6. Aus den „Beobachtungen“ in Bevers, 5700’ über Meer, von Joh. L. Krättli. Offener freihangender Thermometer nach Celsius, beobachet im Schatten. . Morgens immer vor Sonnenaufgang — Minimum —, Mittags von 11— gegen 2 Uhr — Maximum — und Abends 9—10 Uhr, Schneemasse (jedes Mal frisch gemessen) ‚in Schweizerfuss ä 300 millimötres. Monatsmittel Juni. Juli, +10,49| +13,5 +10,35| 12,62 + 9,75) +12,69 -H10,08| +12,21 -H11,39| +11,60 +10,22| -H13,35 -+12,92| +11,39 -H11,08| -H15,31 +H11,12| 410,5 -H11,40| -H11,97 August. |Septemb. -H11,36 +12,07 +11,25 112,98 +13,17 +13,12 +11,411110,86 +14,2614 8,33 11,324 9,17 -H431|4 8,93 + 9,13 + 8,4 + 8,92 +10,31 + 7,01 + 9,99 1,868 -F6,517 Mittel für den Frühling (März, April, Mai) Sommer (Juni, Juli, August) Herbst (September, October, Novemb.) + 4,1340 Winter (December, Januar, Februar) von zehn Jahren. 10,880) + 1,6040 +11,9370 — 8,2410 October. + 414 +42 + 5,34 + 7,00 + 5,10 + 5,90 + 5,28 + 5,79 URN, Novemb. + 2,14 — 0,88 6 Sy) il 0,996 ea or) -+ 5,83 +12,514 112,525 49,105 45,228 Decemb, — 5,09 — 9,29 — 6,46 ana — 8,89 — 8,26 7,75 9,97 9,26 — 7,88 8,458 mittlerer tägl. d. Mts. grösster, 17,53, März 14,23, März 17,72, Sept. 15,7, Febr. 16,16, Febr. 19,2, Febr. 16,9, Juui 17,54, Juli 18,64, März 18,05, Aug. Jahresmittel Schnee im Thal Temperatur a A a Pre kr | lien . g. Pariser‘“| und Tage. + 2,77 | 11,05 [275,25 |5 M. 11 T. N 26,8 am 5/7. |—29,0 am 14/3. + 1,42 | 11,82 127468 |5 » O» BL a Fe » 9/7. 30,8 » 30/12. + 2,13 | 13,51 276,06 |5 » 8» en age » 24/7..-32,1 » 142. + 2,19 | 13,63 [a75,18 |6 » 24» [13° u „mo am 1.u.3/8—30,6 » 27/1. + 2,62 | 13,32 [975,81 |5 » 12» 191,5” 1295 am 12/8. |—28,0 » 3/12. + 2,395| 14,24 1976,346|5 » 14» | 6 aan u 128,4 » 4/8. 128,8 » 12/8. + 2,222] 13,88 1275,83 |4 » 26 » |10- at Tan 127,4 » 20/7. 27,8 » 25/1. + 3,13 | 14,33 075,92 |5 » 14» 108,1«| 1%) 131,6 » 4/7. 81,3 » 21/12, + 1,762] 13,56 1974,81 |5 » 25» [14° 10 4006 » 16/7. 30,6 » 22/12. + 3,04 | 14,46 1275,993| 5 » 21» | 8° nal DR 130,8 » 14/8. |-23,9am 13.u.18/1, 2,3679 13,380]275,58815 M. 15,5 T. geringster, 8,05, Nov. 9,74, Mai 10,92, Juni 10,7 Octbr. 10,4, Mai 11,44, Oct. 10,81, Nov. 11,38, Mai 10,46, Nov: 11,22, Nov. Anmerkung. In obigen Zusammenstellungen konnte unmöglich vermieden werden, Einiges aus dem vorjährigen Jahresbericht pag. (118 a. ff.) zu wiederholen. Einge- schneit. 17/18.Nv „ Dec. . Nov. . Oct. . Nov. . Nov. . Noy. . Nov. . Noy. . Nov. . April . Maij . April . Mai . Mai . Mai Aber ‚m Thal. 5 April . Mai . April . April 28. April®) 26. März5) oja offen und in Zürich Sehlittbahn. — Vom 12./11. 1851 bis 4,/2. 52 nicht 5” Schnee gefallen. — !) 15./8. seit 3 Wochen jeden Tag Regen! — :) Noybr. Bis 15 @ schwere Fische im Kampferer- ‚/9 kein Regen! nur am 1./9. Abds. wenige Tropfen. — *) Gegen Ende April Pferde im Trott mit Lastschlitten über den harten Schnee. und mehr Wechsel. — ®) December 14 wolkenlose Tage! — ”) Mai stärkster Schneefall, mit 26,2”. Juli 21 Tage mit Niederschlag. — ®) April 2. 34,4° Wechsel in eirca/7 Stunden !! — Febr. und März an 12 und an 13 Tagen über 20° Wechsel. — !°) Beim Jahresschluss fuhr über den Malojapass noch immer der Postwagen. Ende Juni: seit 2 Jahren x - “r % i Le ; MIN u m ‘ ie va) 2 ’, a F el ı i “ . a L) i 14 Far’, > ie: Yu Tehuz x E Day « Er % in er Ming Kinsäll Nonne) au a ee 2: | eg Br Od ed u RR KC#h Ar a E a nt Ay Taa? ei S0el ee f; an Haren el at 0.8 - aut ül I a a ER ER arm -Hag, m shrse BER ‚sa + ie N. | © T0,R Ha, es Werte ws maah B I FEUER. We; Be & a Mr a0 - ‚Ho e Hd & lee nme a; DE Sy PEN 2 ine a Dre > “ındsıoa SSoJspay ur opına ay %/ı2 SUsZıoyy Jenurf '0E WY Yr0S US HFN W Er MS '% 91 ON “% 08 0 “Yo 9E M :yoınp Aue Sep 0, you apury Jap Noyayneg (zo— "uS9y Sie aauyaS [yomos uadu, OL Uy (ı 8-L4trr-| 28-1.69-|-g8-(-a1z] sa s'zı Test 1ve+ sg + ze FLoTFrMer “| 17-17 I | er | m Baım 7 + Bgie—jeg' 7 —ge0— 16 0 | OA onm ı|—| mol g [8 |08|% 89 —| 2 198°04880 FILE ET) "AoN Mm ı|-|.e Ike Iz Ie | 8 Bri | FIı 88 2 IT koeles C 5 GC acc 66 üfe | AoN sI erTıh 33€ et IST SIE —P Toee etc 119 76% "PO DL zT 1611. 5% Echsen u oe | das 02 | T |8E 4 =, 4 —3 Sch Frgmids D-| | EI TiBEi6 HCRB some RL | DnYy % | HF II — Er 8er 809 0 ne 2 .pyelBeh So Ca | L.jor|ja. |) 28/1 jo Jer Ti9eL 1959 12801 |960-| Tunp cL | 6L. | IT| 2] 00.2.1898 |ot, et 9 6 —|mI BES HL ITIEE9 12107) TeM 8 Zur BE, ii go 2 eis | Diane Of 06.0 gu LEE LEE) THdy ZI BL, | EI 0; Gl, oEı Dal 6-4 2E | EIER: 0 Er ETr rar 0 08,97] ZIUW 0) A st| 1) 01,10 | — |ı | es |S |e1I 9 18870881980 Tre) “1007 9 0 |& Eile T I: | FH Fee | 06, oE Pi} 1] 710 7 08 TE Tenuep | | | S N 2 | Be | 228 < 2 ana = & ı sueıy & | = "sreuon. 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Rquesaq (N | pl ı tler la) Fre oe |) 0 (9e —| JaqumaoN 9 2 10 LE |@ JE JEer|trig- eiteo rt Deo 1I0PO L 8 | CL |S J0or|I | a Je — et tee Hr, +4rc + aoquaydag ° 6 | 9 IS IT I-|2r Hr 9tas +sL + STH ysnony 9 % | 9 19 1) —|ı #rlgI la + 1atg6 +98 + TeItos + mp I 5 | Fee |F lern a — 2er +07 Hi He tunp 8 cs ı IT ıs 9 Ile zz ı Fr A cs + tea +09 +rı + RN 9 | L |1,/9 | 11%8|2 Jer-| 0Iteo —sı -| ee +oe — udy ° || L |=|2 Ir |w or le-ıya des -se— 0 FE — ZIE N $ | u IT IE | BR - ir E Jenıgad a. 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Sumyarıpumy | ?3eIgosıopoın | Zunmayım (W amesdws] | ln a a a DEE 126 10. Beobachtung des Zodiacallichtes bei Chur. Am 19. September 1861 begab ich mich nach Sonnen- untergang äuf den Rosenhügel um zu sehen, ob in Chur das Zodiacallicht ebenfalls wahrgenommen werden könne. Um 6 Uhr war es bereits so dunkel, dass alle Sterne bis 4. und 5. Grösse beobachtet werden konnten, auch die Milchstrasse, die nach dem Calanda sich herunter senkte. Den Blick nach Westen wendend, sah ich nunmehr einen verwaschenen, hel- len Schimmer, am westlichen Ende des Calanda breit aufsetzend und schief am Himmel aufsteigend, sich zuspitzend bis gegen die Plejaden. Die Intensität des Scheines war etwas geringer als diejenige der Milchstrasse in der Gegend vom Schwan. Diese cosmische Helliskeit war gegen den Horizont zu von dem Sternbild des Wallfisches, gegen den Zenith hin vom Pegasus und Widder eingeschlossen. Einzelne Sterne vom Band der Fische schimmerten mitten durch dieselbe Hie und da glaubte ich auch ein gewisses Zucken wahrnehmen zu können. In der Gegend der obern Brücke und bei der neuen Post, wo man den westlichen Horizont übersieht, ist das Zodiacallicht ebenfalls gut sichtbar bis gegen 9 Uhr Abends. In den mondfreien Nächten des Februar wurde dasselbe noch mehrmals von mir wie auch von Herrn Collegen Theobald beobachtet. Der rothe Mars stund damals gerade im Stern- bild des Widders. Dr. Simmler. Anmerkung. Am Schlusse dieser Mittheilungen ist noch zu be- merken, dass für die sämmtlichen Stationen, mit Ausnahme von Chur und Bevers; bei den eingesandten Tabellen die Thermometerbeobachtun- gen corrigirt worden sind. Die Correktionen verdankt die Redaktion Herr Dr. Chr. Brügger in Zürich, welcher überdiess seine zahl- reichen Materialien über meteorologische Beobachtungen im Kanton ‚mit verdankenswerthester Liberalität zur Verfügung stellte. Die Red, . vn. Gonchyliologische Mittheilungen von Dr. L. Am-Stein in Zizers. I. Nachtrag zu den Mollusken Graubündens. (Jahresbericht vom Jahr 1856—57, pag. 68 u. ff.) a. Für Binden neu; (83) Helix aculeata Müll. Oberhalb Zizers im Wald längs einer Felswand. (84). Helix hortensis L. Im Buchenwald oberhalb der Ganda bei Marschlins und im Castalett unterhalb Igis, bei- derorts eine rein schwefelgelbe Schale ohne Binden. — Bisher hatte ich diese Schneke in Bünden nie gefun- den, auch Hr. Hartmann kennt kein Vorkommen der- selben in unserer Gegend; ihr nächster Fundort war bisher das St. Gallische Rheinthal nach Hartmann, und Vorarlberg nach Gredler. (85). Limnaeus stagnalis Müll. Im ‚Sommer 1861 von Herr Dr. Killias im Trinser See aufgefunden, wo er zahl- / 128 reich vorkomme. Die erhaltenen Schalen sind ganz rein, ohne den öftern erdigen oder vegetativen Ueberzug. b. Berichtigungen und neue Fundorte. . Vitrina diaphana Dr. Kommt auch um Parpan vor bis hinauf an das Stetzerhorn. . Vit. pellueida Müll. Umgegend von Zizers besonders in der Au am Rhein häufig, und über Chur hinauf bis Parpan. 3, Suceinea putris L. An Quellbrunnen hinterhalb Saas im Prätigau. i . Succ, Pfeifferi Rossm. Um Malans und Zizers; um Luzein. a. var. fulva Hartm, Auf dem Zizerser Ried. . Succ. oblonga Drap. a. var, extensa Hartm. Im Livison bei Malans. b. var. elongata Stud. Auf dem Zizerser Ried und in der Au längs dem Rhein. . Hyalina glabra Stud. Oberhalb Zizers im Wald. . Hyal. cellaria Müll, Mit ersterer vergesellschaftet an den- selben Orten; aber auch im Thalgrund längs dem Rhein. . Hyal, nitens Mich. Die häufigste Schnecke dieser Gruppe vom Thal bis in die Berge hinauf z. B. Parpan. . Hyal, nitidula Drap. var, major. Um Zizers und oberhalb Parpan gegen Stätz hinauf. 10. Hyal. nitidosa Fer. Wie die vorangenannte von Zizers thalaufwärts bis über Parpan. 11. Hyal. lucida Drap. Um Zizers häufig. 12. Hyal. erystallina Müll, Oberhalb Zizers im Wald unter Baumrinde. 13. Hyal. diaphana Stud, Oberhalb Zizers und Igis im Wald unter Baumrinde, häufiger wie vorige; bei Putz im Prätigau und gegen Churwalden hinauf. 14. 15. 16. 1%: 18. 19. 20. 21. 22. 23. 09 Hyal. fulva Müll, Bei Jenaz, um Zizers vom Rhein in den Wald hinauf, bei Chur am Rhein und bei Par- pan. — Der höchste Standort an dem ich sie bisher getroffen ist die Alp Sardona zu hinterst in dem Bünden benachbarten Calfeuserthal. Helix rupestris var. saxatilis Hartm. Wahrscheinlich die Hel, Hel. Hel. Hel, Hel. — Bel. — Hel, Hel, weitverbreiteste Schnecke hei uns vom Thal bis in alle Höhen. Im Gufer unter dem Stätzerhorn bei Parpan fand ich vorigen Herbst 1 Exemplar, das sich in seiner Form der uns sonst fehlenden var. ru- pestris sehr nähert, wenn nicht in. dieselbe übergeht. rotundata Müll. Ebenso verbreitet wie vorige, wenn auch nicht in solcher Zahl. Schalen die nur zum Theil oder ganz albin, finden sich nicht selten. ruderata Stud. Oberhalb Zizers, aber selten; bei Parpan. obvoluta Müll. Oberhalb Zizers und Igis nicht selten im Gebüsch, im Wald und längs den Felsen. personata Drap. Um Zizers und Igis, wie vorige. costatc Müll. Sehr häufig um Zizers; Luzisweid bei Parpan. pulchella Müll. Um Zizers selten; bei Parpan häufi- ger wie vorige. strigella Drap. Bei Malix oberhalb Chur noch vor- kommend. filieina Schmidt. Um Zizers und thalauf über Chur- walden bis Parpan. 24. Hel. hispida Müll. Oberhalb Zizers, im Wald selten. 25.Hel. cobresiana v. Alten. Um Zizers und Igis und thalauf über Churwalden nicht selten; nicht ganz so häufig auch die 26. Hel. edentula Drap. 130 27. Hel. incarnata Müll. Um Zizers und Igis häufig vom Rhein bis an den Wald und die Felsen, und thalauf- wärts über Chur dis Churwalden. 28. Hel ericetorum Müll. Im Rappaguk hinterhalb Zizers, häufig beim Kreuz oberhalb Chur und von da stel- lenweise längs der Strasse bis gegen Malix. candidula Stud. Um Zizers, besonders oberhalb ge- gen den Wald; mitunter klein, aber mit deutlicher carina und starken weissen Querstreifen, vielleicht var, costulata Z. 30. Hel, lapieida L. Oberhalb Igis im Wald und zwar ein le- bendes Exemplar etwa in Manneshöhe an einem jun- gen Buchenstamm kriechend. 31. Hel, arbustorum var. alpestris Z. Sehr schön auf den Berg- wiesen oberhalb Parpan gegen die Rothhornkette hin- auf und nach dem Joch hinaus. 29. Hel, — Der Vergleichung wegen füge ich hier noch einige Höhen- zahlen oben angeführter Standörter bei. Zizers am Rhein 1770’, Zizers Dorf 1893‘, Malix 3860, Churwalden 4040’, Parpan 5016’, Stätz 6090‘, und Gufer unterhalb Stätzerhorn 7350, (eidgen. Fuss) über Meer. Il. Conchyliologische Notizen aus dem süd- lichen Tessin. Die militärische Grenzbesetzung gegen Italien führte uns im Frühjahr 1859 unvermuthet nach dem südlichsten Theile 131 unseres schweizerischen Vaterlandes und selbst des Kantons Tessin und die Aussicht längere Zeit in jenen interessanten Gegenden verweilen zu müssen, wekte in mir gleich die Hofl- nung, dieselbe in conchyliologischer Hinsicht ausbeuten zu können. Der Grenzdienst im Bezirk Mendrisio gestaltete sich aber in der Folge der Art, dass nur wenig Gelegenheit zum Sammeln geboten ward und redueirte um vieles die voraus- sichtlich reiche Beute. Wenn die Mittheilung des Erlangten hier dennoch ge- wagt wird, so geschieht es theils, weil so viel mir bekannt, über die genannte Gegend in dieser Hinsicht noch wenig pub- lieirt worden ist, und somit doch die eine oder andere Angabe für die Localität wenigstens von Interesse sein kann, theils die nähern Angaben von Fundorten für nachfolgende Sammler erwünschte Erleichterung bieten; endlich haben vielleicht auch noch andere Liebhaber dieses Faches, durch die gleiche Ver- anlassung in jenes schöne Land geführt, m andern Thälern des Tessins ebenfalls gesammelt, und es dürfte denn dieser kleine Beitrag eine nicht unerwünschte Ergänzung bieten. Herr W. Hartmann, Conchyliolog in St. Gallen*), der nach der Rückkehr in die Heimath, das Gesammelte zur Einsicht erhalten, hatte nicht allein die Güte die Diagnosen mehrerer mir noch unbekannten Species zu verificiren, sondern erfreute mich mit zahlreichen conchyliologischen Notizen über Tessin. Was davon den Bezirk Mendrisio betrifft, reihe ich hier zur Vervollständigung ein und spreche zugleich dem vielverehrten Gönner meinen verbindlichsten Dank aus; ebenso verdanke ich meinem werthen Collega und Kriegsgefährten Herr Dr. Killias von Chur seine freundschaftlichen Bemühungen, mit denen er auf gemeinsamen wie alleinigen Touren diese kleine Sammlung förderte. — *) Der wackere Forscher ist seither (im Laufe dieses Frühlings) ver- storben,. Anm, d, Red, 132 1. Helix (Hyelina) cellaria Müll. In der Gartenanlage des Herrn Syndie’s Mantegani in Mendrisio, selten, Mai. Diese Anlage senkt sich von der westlichen Terasse des Wohnhauses sehr steil die Felsenstufe ab gegen den Thalbach und ist mit Lorbeer, Kirschlorbeer, Gypressen und Pinus- arten bewachsen. 2. Helix (Hyalına) hiulca Jan. In obgenannter Anlage, ziemlich häufig. Mai. Nach Hartmanns brieflicher Mittheilung bis jetzt für Tessin noch nicht bekannt, wohl aber für die benachbarte Provinz Como. 3. Helix (Helieogena) pomatia L. a. var, Gesneri Hartm. Von unsern bündnerischen Schalen dieser Abart in nichts unterschieden 19345 In genannter Gartenanlage in Mendrisio. b. var. rustica Hartm, bei Chiasso von Herrn M. Scheuchzer gefunden, genau wie in der deutschen Schweiz, dünnschalig, gewöhnlich 12345, aber auch sehr schön schmalbandig 12'345. W. Hartmann briefl. Notiz. 4. Helix (Arianta) arbustorum L. bei Chiasso klein und un- ansehnlich, von Herr W. Scheuchzer gefunden Hartm. Notiz. 5. Helix (Tacha) nemoralis L, gelb ohne Band, mit13 und 5 Binden, die mitunter sehr schwach gefärbt und durchschei- nend werden; das Spindelblatt ist fast bei allen blass, mehr oder weniger in die gelbe Färbung übergehend. Vergl. Hartm. Gasteropoden pag. 190, wo ähnliche Vorkommnisse aus dem Tessin angeführt werden. In befeuchteten und schattigen Strassenzäunen und Mor- gens vor Sonnenaufgang im Feld waren nicht selten um Men- drisio, längs der Strasse nach Castel St. Pietro hinauf und in der Nähe der Brüke gegen Rancate. Erst im Juni traf ich ganz ausgewachsene Exemplare, während die früher be- obachteten alle noch lippenlos waren. 6. Helix (Irigonostoma) angigyra Ziegl. In obgemeldeter Gartenanlage und um Mendrisio nicht selten. Von Herrn Scheuchzer früher auch bei Gapolago gefunden. 7. Helis (Monacha) ciliata Venetz, In mehrerwähnter Gartenanlage, etwas selten und sämmtlich ohne Thiere, den- noch einige Exemplar mit deutlichen Randfranzen. Mai. 8. Helix (Trichia) strigella Drap. Um Mendrisio; nicht häufig? Juni. 9. Helix (Euchema) . . ? . . Nach Herrn Hartmann’s briefl. Mittheilung zu speetabilis Ziegl, gehörig. Der noch fehl- ende Mundsaum lässt die Bestimmung nicht völlig zu. Ein Exemplar aus der Umgebung von Ligornetto. Juni. 10. Helix (Discus) rontundatus Müll. Oberhalb Ligornetto unter Mauersteinen. Juni. 11. Helix (Delomphalus) rupestris Drap. var. saxatılis Hartm. Oberhalb Mendrisio an den Felsen längs der Strasse nach Castel St. Pietro; Mai, und bei Besazio, Juni, nicht häufig- 12. Bulimus (Eua) obscurus Drap. Umgegend von Men- drisio. Mai. 13. Torquilla frumentum Stud. var, solida Hartm. Um- gegend von Mendrisio, ziemlich selten. 14. Pupa subtilis Hartm. (P. Sempron) Charp. Oberhalb Mendrisio gegen Castel St. Pietro. Juni. 15. Chlausilia (Papillifera) ornata Ziegl. Mendrisio und Umgegend an Garten und Feldmaueren sehr häufig; in be- zug auf Reichthum der Papillen ziemlich wechselnd, mit bald sehr feinen, zarten, bald stärkerer Längsstriemen, mit bald dünnen, durchscheinenden, bald festen, kalkreichen Gehäusen» so dass die davon abhängigen Abweichungen albupustulata Jan., rubigenea Ziegl., und tenwis Mouss, vepresentirt sind. Mai u „Juni. 134 16. Clausilia (Trapezia) ..?... Nicht allein mir sondern auch Herrn Hartmann noch unbekannt. Eine Vergleichung mit den neuern diess Fach behandelnden Schriften jener süd- lichen Gegenden dürfte sie doch als schon bekannt heraus- stellen, wesshalb mit einer Beschreibung noch zurükgehalten wird. Vielleicht Ch. Strobeli Perco.? Zu Mendrisio in mehrgenannter Gartenanlage des Herrn Mantegani. Mai. 17. Pomatias variegatus Stud. Gross und sehr schön, lebhaft gefärbt. Um Mendrisio Morgens sehr früh oder nach Regen sehr häufig an Mauern z. B. längs der Strasse nach Rancate. Mai. 18. Chyelostoma elegans Drap. Unterhalb Besazio gegen Rancate und am Fussweg nach Ligornetto Morgens früh und nach Regen häufig, sonst aber nur unter feuchtliegenden Steinen im Gebüsch. Juni. 19. Paludina achatina Drap: wahrscheinlich var, violas- cens Jan. nach briefl. Mittheilung Herrn Hartm. — Seeufer von Caprino gegenüber Lugano. Iuni. — = De AR Fade ee: vn. Beitrag zur rhätischen Laubmoostlora aus den Jahren 1851—1855 von Dr. Chr. 6. Brügger in Zürich. *) (In der folgenden Aufzählung ist die Nomenclatur durch- weg nach Rabenhorst, mit einigen Verbesserungen nach Schim- pers neuer Synopsis (1860); die Revision der sämmtlichen hier aufgezählten Formen und Arten hatte seiner Zeit ein ausgezeichneter Mooskenner, der sel. Professor Sendtner in München, mein unvergesslicher Lehrer und Freund, vorzu- nehmen die Gefälligkeit, wodurch er sich auch um die rhätische Flora Verdienste erwarb.) Anacalypta lanceolata: Hohlweg zwischen Savusch und Tartar am Heinzenberg 2700—3000' ü. M. Mergelboden (7/II. 1855.) t) Unter bester Verdankung an den Herrn Einsender für seinen sorgfältigen und reichhaltigen Beitrag füge ich dem- selben in einigen Noten die Beobachtung einiger von mir noch nicht aufgezählten Arten bei, die sich Herrn Prof. Theobald und mir zumeist auf den vorjährigen Excursionen ergeben haben; in dieser Hinsicht knüpfe ich an Nr. 350 meines letzten Verzeichnisses an, im vorigen Jahresbericht, pag. 251. (Killias.) 136 Anodon ventricosus (Grimmia anodon Sendtn. Rabenh. p. 154): Oberengadin bei Silvaplana und Surlei (X. 54). Andreaea rupestris: Granitgestein um Silvaplana und Surlei Barbula » im Oberengadin 5600—6000° ü. M. (X. 1854. Brgg.): am Albula-Pass (W. Schimper und Dr. Brandis) 2) aciphylla: Oberengadin bei St. Moritz (IX. 1854.) ambigua: Viamala zwischen Thusis und Ronggella (IX. 1854.) | fallax: im grauen Mergelschlamm des Nollabettes bei Thusis 2200—2500° (X. 1854); im Tamina- thal zwischen Ragatz und dem Pfäferserbad am neuen Weg (IX. 1854). muralıs: alte Mauern und Gestein um Thusis (X. 1854), Tagstein (I. 55) und Tartar am Heinzen- berg (III. 55) 3000’. rigida: Mauern und Gestein um Cazis, Thusis, Rong- gella in der Viamala 2900° (X. 1854.) subulata: Nollathal und Schlosswald (Tagstein) bei 'Thusis 2900‘ (II. 1855). tortuosa: Tamina-Thal zwischen Valenz und Vättis (12/IX. 1854); bei Thusis (IV. 55); im Bovel und am Crapteig (Nordabfall 2600‘) in Chur- walden im Klosterwald und bei Parpan 4500‘ (IX. 1851). unguiculata: um Thusis auf Feldmauern und im grauen Mergelschlamm des Nollabettes (X. 1854), Viamala (IX. 1852). 2) Dr. Brandis, damals Docent an der Universitüt Bonn, seither als Gartendirektor in einer ostindischen Stadt etablirt, hatte im Spätsommer 1855 u. A. in Gesellschaft von W. Schimper den Albula bes:cht und mir von der wertlivollen Ausbeute Mittheilungen gemacht. (Br,) 187 Bartramia calcarea: am Albulapass beim Weissenstein (Schim- per und Brandis 1855). » Halleriana: bei Thusis am waldigen Crapteig 2600’ Nordabhang (IV. 55); im Oberengadin bei Silva- plana im Walde auf Crestatsch 5900° Granit (X. 54). [«Auf dem Maloja: Haller!» | » Oederi: um Thusis in den Wäldern auf Garschenna (3/V,), Crapteig (1/IV.), Seissa (10/VI. 1855) 3900’ Nordabh., und in der Viamala gegen Ronggella 2900‘ (IX. 54) die Schieferfelsen 'überkleidend; in Ferrera und Avers zwischen Canicül und Campsut in der Thalschlucht 4600—5200° (IX. 54); Ober- engadin um Silvaplana und Surlei bis gegen die Alp hinauf 6300° (IX. 1853—54), auf dem Albula (W. Schimper und Brandis 1855). Blindia acuta: Avers zwischen Campsut und Canicül am Aus- sange von Val di Lei nasse Schieferplatten (glim- merhaltige Thonschiefer) überziehend 4500 — 5000‘ (18/IX. 1854) schön fruetific. Bryum arctieum: Albulapass um den Weissenstein (W. Schim- per und Dr. Brandis 1855). ) » argenleum var, lanatumRabh: um Thusis auf Mauern und Grabmälern (27/U. 1855); in Churwalden, oberhalb Parpan gegen die Lenzerhaide 4800° (X. 1854.) » eaespiticium: im Rheinsand zwischen Thusis und Für- stenau und bei Cazis zwischen Weidengebüsch mit Dryas octopetala 2000° (6/V. 1855); Oberengadin um Samaden (Campagna), St. Moritz, Silvaplana und Surlei 5800° fructif. (IX. 1853). 3) Auch in der Synopsis angegeben. Bd Bryum capillare: Taminathal zwischen Valens und Vättis 2800 » —3000° (12/IX. 54); Oberengadin bei Silvaplana. cernuum: Weissenstein auf dem Albula (Schimp. und Brandis 1855) fructif. cucullatum: auf dem Albula fructif. (Schimp. und Bran- dis 1855.) erudum: Churwalden im Klosterwald und bei Parpan gegen die Lenzerhaide 4800° (IX. 1851); Ferrera und Avers in der waldigen Thalschlucht zwischen Canicül und Campsut 4--5000° (18/IX. 54) auf glimmerhaltigem Thonschiefer. longicollum: (grimsulanum Schimp. und Sendtn.!) Ober- engadin um Silvaplana und Julier und Mt. Püla- schin, am See bei Surlei, bei Sils gegen Gräve- salvas 6000° (IX. 1853—54). Ludwigii: Weissenstein am Albula (Schimp. und Bran- dis 1855). nutans: Avers und Ferrera in der waldigen Thalenge zwischen Campsut und Canicül 4500° (IX. 54); Öberengadin um Silvaplana am Julier und bei Surlei (IX. 1853). pallens: häufig um Thusis im Nollathal und der Via- mala bis Ronggella 3000' (X. 54 und II. 55), in Churwalden bei Parpan (IX. 51), am Albula (Schimp. und Brandis 1855), im Oberengadin um Sils und Silvaplana, Seeufer und Julierstrasse 5800° (IX. 53—54). | pallescens: in Churwalden bei Parpan gegen die Len- zerhaide 4700° (X. 54); Oberengadin um Samaden, St. Moritz, Surlei und Silvaplana bis auf die Julier- Passhöhe 7100‘ mit Carex irrigua; Grävesalvas ob Sils (IX. 1853—54). me Bryum polymorphum: Oberengadin bei Silvaplana und Surlei auf dem Felsenriff am See 5600‘, Sils gegen Grä- vesalvas (IX. 53), auf dem Albula (Schimp. und Brandis). » pseudotriguetrum: Oberengadin um Silvaplana am Ju- lier (IX. 53) und in Val Chiamuera bei Camogaschg bis über 7000° an Südabhängen um Quellen (1/IX. 1855). » pyriforme: Voralpen (Maiensässe auf Seissa 3900‘ Nord- abh.) um Thusis (VI. 55). » roseum: am Heinzenberg in einem Hohlweg zwischen Savusch und Tartar 3000‘ mit Phascum euspidatum, Encalypta vulg und Pottia cavifolia (7/III. 1855). » turbinatum: Viamala zwischen Thusis und Ronggella 2800‘ an den beschatteten feuchten Schieferwänden (14/IX. 54); im Oberhalbstein bei stalla an der alten Julierstrasse 5600‘ auf feuchten Chloritfelsen (IX. 53) ; die var. c) latifolium (Schleicheri Schwer.) auf dem Albula fruetif. (Schimp. und Brandis 1855). » Wahlenbergiüi var. glaciale Rabh,: steril auf dem Al- bula (Schimp. und Brandis 1855). ®) Catharinea hereynica: Adulagebirge am Valserjoch zwischen Vals und Hinterrhein auf Glimmerboden 7—8000’ (IX. 1851). ) undulata: im Schlosswald (Tagstein) bei Thusis 2600’ (Ill. 1855). Cinchdium siygium: auf dem Albula beim Weissenstein 1855 steril (Schimp. und Brand.) ) ı) 351. Bryum demissum Hook. Von Prof. Gisler in Altdorf auf dem Badus gesammelt, und ursprüng- lich für Br. Zierii Diks. gehalten. 5) Sch. Synops. p. 402. 140 Coseinodon pulvinatus Sprgl. (Grimmia eribrosa Hedw.): Ober- engadin bei Silvaplana und Surlei in Menge auf dem Gmneissfelsenrifi am See mit Grimmia alpestris, pulvinata, ovata, Hedwigia ciliata, Orthotrichum Sturmiü ete. 5600° (IX. 53). Desmatodon latifolius (Rab. p. 100): Oberengadin bei Silva- plana und Surlei (IX. 1853). Dicranum Grevilleanum Br. eur: Oberengadin bei Silvaplana mit D. varium 5600—6000° (IX. 54). longifolium: auf dem Albula (Schimp, und Brandis 1855). congestum (var. alpinum Sendtn. d. robustum Ra- benhorst): Oberengadin bei Sils (Grävesalvas), Sil- vaplana, Surlei, St. Moritz (chaunt Ruinatsch) in den Lärchen- und Arvenwäldern (IX. 53—54), auf dem Albula (Schimp. und Brandis). var. flexicanle Hornsch. bei Silvaplana im Wald am M. Pülaschin 6000° Granit (X. 54). gracilescens c) tenellum Rabenh. (D. alpestre L. Wah- lenbg.) Oberengadin um Silvaplana (Schlucht des Julierbaches), Campfer und Surlei (Felsenriff am See) 5600-6000‘ Granit (IX. 53). majus Schwägr. (D. polysetum Brid.): Churwalden im Mühlitöbeli hinter dem «Büdemi», mit D. sco- parium im Fichtenwald 4000° (IX. 51). polycarpum: Oberengadin um Silvaplana und Surlei 5600—6000‘, woselbst auch eine var. mit nicht kropfiger Büchse und rechts gedrehtem Stiel (X. 53—54). scoparium in drei Hauptformen: a) collinum wm. (Form der Maisregion): 14 Thusis z. B. im Schlosswald (Tagstein) 2500‘ (III. 55.) b) montanum m. (Form der Bergregion): Maiensässe von Thusis (auf Seissa) 3500-4000’ (VI. 55), im Schyn 3500’ (X. 51); Churwalden im Parpaner Pra- dafenzerwald, auf Rhonenbüdemi, (VI. 55), Lenzerhaide beim grossen See (IX. 54). alpestre m. (Form der Alpenregion): inclus. var, orthophyllum Rabenh.) Oberengadin in den Lärchen- und Ar- venwaldungen bei Samaden (Muotas), St. Moritz (über den Bädern, Crapp, S, Giann), Campfer (Halbinsel «Piz»), Silvaplana, Surlei (Waldkamm «Cre- statsch») und Grävesalvas 5300— 6000’ Granit (VII—X. 55—55). Dieranum squarrosum: Öberengadin zwischen Silvaplana und Campfer mit Bartramia fontana (IX. 53). C N » undulatum: Churwalden im «Klosterwald» 4000’ (V. 51). ) varium: Tamina-Thal zwischen Ragatz und Pfä- ferserbad am neuen Weg (IX. 54); bei Thusis in Hohlwegen und an brüchigen Abhängen im Nolla- thal auf dem blaugrauen Mergel (X. 54); Ober- engadin bei St. Moritz (chaunt Ruinatsch) und Silvaplana auf Thonboden 5700° (IX. 54) mit D- Grevilleanum ®). ‘) 352. Wieranella eurvata Schp. Von Schim- per zwischen Pfäfers und Vättis, und am Splügen angegeben Distichium capillaceum: häufig um Thusis im Wald ob Ehren- fels, auf Garschenna, am Crapteig, Viamala bis Rongella 2500—3000° (IX. 54—VI. 55); Ferrera und Avers in der Thalschlucht zwischen Canicül und Campsut 5000° (IX. 54); Oberengadin gemein um Silvaplana und Surlei bis in die Alpen an 7000° (IX. 53—54); auf dem Albula (Schimp. und Brand. 55). inclinatum: auf dem Albula (Schimp. und Brandis 1854). 7) Encalypta ciliata: selten bei Thusis im Walde von Crapteig 3000° Nordabh. (VI. 55) Thonschiefer ; in Avers zwischen Cresta und Canicül auf glimmerreichem Thonboden 4500—5500° (IX. 54); Oberengadin bei Silvaplana in der Schlucht des Julierbaches auf Granit 5800° (IX. 53). rhabdocarpa: auf dem Albula (Schimp. und Bran- dis 55). vulgaris: am grössten Dolomithügel («Tuma-D’gille» oder Zilli Urk. 1460) bei Ems (25/1. 55) in einem Hohlweg zwischen Lavusch und Tartar am Hein- zenberg reichlich fructif. 2700—3000' Ost (31/IIL. 55), und auf gleicher Höhe und Bodenart (Bündner- schiefer) im Hohlweg «in den Erlen» zwischen Uhur (Städeli) und Malix sehr schön fructif. nebst (in einem 1840 in der «Flora» mitgetheilten bryologischen “ Reisebericht, den ich früher leider nicht kannte, und wovon ich durch die Gefälligkeit von Herrn Brügger einen Auszug benützen konnte). ?) Sch. Synops. p. 137. Das schöne Moos findet sich anz nahe unter dem Weissensteinwirthshaus in Menge auf er Strassenmauer. 143 Hypnum ceatenulatum, Leskea polyantha, Schistid. apoe., Frullania dilatata ete. (20/IU. 55). Grimmia elatior Br. eur.: Oberengadin um Silvaplana (X. 54). mollis Br. et Sch. var. aquatica: auf dem Albula (Schimp. und Brand. IX. 55). °) » pulvinata: um Thusis auf erratischen Blöcken (Pro- togin, Verrtcano, Granit) bei Tagstein und auf Crapteig 3000° (III—IV. 55), bei Cazis auf glimmerreichem Rheinsand 2000; auf erratischem Gestein (Juliergranit) auch in Churwalden 4000° und im äussern Oberhalbstein (Reams und Salux, X. 54). ) » var. argentata mit aufrechten Früchten! im Oberengadin bei Silvaplana und Sur- lei auf dem Gneissriff am See (IX. 53). » uncinata: Oberengadin bei Silvaplana und Surlei (X. 54). » unicolor: «am Eingange der Roffla auf nassen Fel- sen grosse Rasen bildend, die bis oben auf mit fei- nem Sande angefüllt sind» (W. P. Schimper, Aug. 1839, vgl. «Flora» bot. Ztg. 1840, II. p. 576 ff.) — an der bezeichneten Stelle habe ich sie wieder ge- sammelt den 14. Sept. 1854. °) @Gümbelia alpestris: Oberengadin von der Thalsohle bis auf die höchsten noch von Vegetabilien belebten Granit- gipfel, so am Ufer des See’s von Silvaplana (Felsen- » 8) Sch. Syn. p. 222. Neue Standorte für das Moos sind: am Pischa-Fall im Berninaheuthal, am See von Palpuoigna, an der Beverser Suyretta (Theobald), am Piz Languard (Metz- ler); meist in einer Höhe von 6000’ und darüber, auf grani- tischer Unterlage in und an Gletscherbächen. 9) Sch. Syn. p. 224. — riff unterhalb Surlei 5600‘ mit Coseinodon pulvinat. IX. 1853) und auf dem Piz-Ot beim Signal 10,016‘ Par. mit Aretia glacialis (17. Sept. 1855). Gymnostomum curvirostrum die typische Form (Sendtner!): bei Cazis auf Kalksinter 2500° O (IV, 55); var. mieropcarpum et pomiforme mit allen möglichen Uebergängen: in der Viamala zwischen Thusis und Ronggella an den beschatteten stets feuch- ten Schieferwänden grosse Polster bildend 2300 — 2900‘ (IX. 1852—54, vgl. Wartm. und Schk. Schwz. Cryptog. 1862. Nr. 90) und var. micro- carpa bis in die Maiensässe auf Seissa 4000’ NO (VI: 55). rupestre: mit vorigem und Uebergangsformen in der Viamala zwischen Thusis und Ronggella 2300--2900° (IX. 54). Hedwigia ciliata: Churwalden im Klosterwald 4000‘ (IX. 1851). Oberengadin bei Silvaplana auf dem Felsenriff am See 5600’ Gneiss (IX. 53). Hymenostomuım mmicrostonmuum: Dolomithügel bei Ems 2000‘ (25/Ill. 55). 9) Hypnum aduncum: Oberengadin am Julier bei Silvaplana 6000’ (IX. 53) und am Albula beim Weissenstein (16/VIII. 1855). catenulatum: Hohlweg «in den Erlen» unter der Ka- pelle zwischen Chur und Malix 2800° (IH. 55). commutatum: Oberengadin bei Silvaplana in der Schlucht des Julierbachs (IX. 53) 5800‘. confervordes (?) so bestimmte der sel. Prof. Sendtner, mein unvergesslicher Lehrer, ein im XNollathal bei 10) Nr. 353, 145 Thusis auf dem blau-grauen Mergel bei 2500‘ im Oktober 1854 von mir gesammeltes Moos (in Gesell- schaft von H. incurvatum, serpens, murale, Dieranum varium etc.). » chrysophyllum Brid. (Schimp. Synops. p. 602): (H. polymorphum Br. eur.) auf Kalksinter über Cazis nächst Thusis 2500’ (II. 55). » curvatum: Bergwälder am Dreibündenberg über Ma- lix 4--5000° und im Schynpass 3—4000° (X. 51). » flieinum: in einem Brunnentrog zu Gazis bei Thusis mit H. riparium 2100° (XI. 54). » fluitans: beim Weissenstein am Albula (16/VII. 1855). » incurvatum: Hohlwege, Feldmauern und Baumgärten um Thusis (Campogna, Nollathal) 2100—2500° (X. 54—IlI. 55). » Mühlenbeckiü: Oberengadin um Silvaplana und Surlei in der Waldregion 5600—7000’ (IX. 53). » murale: bei Thusis im Nollathal und über Cazis auf Kalksinter 2500' (X. 54--III 55). » praelongum: Wälder bei Thusis im Bovel und auf Crapteig 3300° (IV—VI. 55). » recognitum: Churwalden im Bergwald auf Camiez ge- sen Parpan 4400 (X. 52). » riparium: in einem Brunntrog zu Cazis nächst Thu- sis mit H. filiemum (XL 54). » rulabulum: Wälder bei Thusis im Bovel und auf Crap- teig (IV— VI 55). » stramineum: auf dem Albula (Schimp. und Brand. 1855). 11) 11) Im stagnirenden Abfluss des Mortiratschgletschers in unendlicher Menge, doch nur steril. 146 Hypnum strigosum: bei Thusis im Schlosswald gegen Tagstein 2600‘ (IH. 55). » striatum: Schreb. CH. longirostre Ehrh.): Bergwälder bei Thusis im Bovel und auf Crapteig 3300° (IV— VL 55). » velutinum: Wälder um Thusis (Tagstein) und in Churwalden (Klosterwald) etc. (X. 51—Il. 55). !2) ':) 354. Hypnum Starkii BBrid. Im Walde un- ter der Trimmiser Fürstenalp (Theobald). Zweifelsohne noch vielfach übersehen. 35. HE. umbratusmn Hddw. Von Herın Professor Theobald in einem Walde ob Churwalden, beiläufig in einer Höhe über 5000‘, gesammelt. 356. HI. Heusleri Juratzka. (Verhandlungen der zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. XI p. 431). Ich habe dieses Moos in grossen sterilen Rasen gesellschaftlich mit Barbula ruralis und ÖOrthotrichum speciosum am morschen Gebälk eines eingestürzten Stalles unterhalb Parpan (5000) 1860 gesammelt. Dermalen ist der Standort durch Aufräu- men der genannten Ruine leider vernichtet. Ich ziehe jedoch noch ein steriles Hypuum hieher, das Herr Metzler im Ber- nina Heuthal gesammelt hat, dessen sichere Bestimmung, wie bei meinem Moose nie gelingen wollte, bis ich durch Herrn Bartsch in Wien auf die von Juratzka neu aufgestellte Art aufmerksam gemacht wurde. Dieselbe ist bisher nur steril bekannt und erinnert im Habitus an gewöhnlichere Formen, wie cupressiforme, uncinatum u. $. w. Die Blätter sind jedoch daltig gestreift und deren Ränder bis gegen die Spitze zurück- gerollt.» Das Moos mag nicht gerade selten sein und wird sich im Florengebiet der Alpen noch häufiger finden, wie dieses mit so mancher neu aufgefundenen oder aufgestellten Art schliess- lich der ‚Fall gewesen ist; ich erinnere beispielsweise an die Barbula papillosa Wils., die früher nur in England bekannt, nachträglich bei Hamburg, Breslau, Wien, Meran u. s. w. an- gegeben wird, aber freilich nur steril. Es mag daher die Bemerkung Platz finden, dass mir die Gebietsgränze der Moose in latitudinaler wie in longitudinaler Hinsicht gewöhnlich durch sterilen Formen vertreten zu sein scheint. Hierauf beruht über- haupt der grosse Verbreitungsbezirk so vieler Cryptogamen, 147 Meesea uliginosa b) alpina (Funk): auf dem Albula beim Weisen- stein (Schimp. und Brand. 1855). Mnium euspidatum: im Laubwäldchen bei der Mühle am nörd- lichen Fusse des Schlossfelsens von Ortenstein im Domleschg 2400° (IV. 55). » pugetatum: Vals (St. Petersthal) im Bergwald am Wege nach Zarfreila am Rothenberg mit Linnaea bo- realis und Streptopus amplexifolius, auf Gneiss 4—5000° (6/IX. 51), Churwalden im Waldtobel von Camiez ge- sen Parpan 4400° (X. 52). » rostratum: um Thusis in Hohlwegen und an brüchigen Abhängen im Nollathal auf dem blau-grauen Mergel 2500° (X. 54). » serratum: Oberengadin bei Sils am Eingange von Val Fex hinter Maria, auf Kalk 5600—6000° (IX. 55). » spinosum: im Buchenwald auf Kunkels am Pass nach Tamins 4000—4400° (IX. 54) und im Fichtenwald auf Camiez in Churwalden gegen Parpan 4400‘ (X. 52). Kalk und Bündnerschiefer. Neckera complanata (Leskea Rabenh.): auf dem Dolomithügel «Tuma-Valvegn» südlich von Ems zwischen Gebüsch 1900° S W (III. 55). » erispa: Viamala hinter Thusis 2500’ (II. 55). die zu ihrer Verbreitung nicht so ausschliesslich an die Frucht- bildung gebunden sind. So mögen sich noch für manche bis- her nur als steril bekannte Moose weiterhin in den asiatischen Alpen die vollständigen Typen einst finden. Wenn man übri- gens noch manche sterile Arten schliesslich als sterile Abarten wird fixiren können, so mag man hierin doch leicht zu weit gehen, obwohl die auffällige Vielgestaltigkeit eines Hypnum commutatum oder palustre zu weitgehenden Schlüssen ver- führen kann. 148 Myurella apiculata Schimp. (Hypnum ap. Theden.): Öberengadin bei Silvaplana (IX. 54). 15) Julacea Schimp. (Hypnum jul. Vill.): Oberenga- _ din (Silvaplana) ete. mit voriger. Orthotrichum alpestre Hornsch. (Bryol. eur.): Oberengadin am Albula über Ponte (Schimp. u. Brand. 1855). 14) anomalum: an Obstbäumen bei Ems (III. 55), an alten Nussbäumen, Eichen und Feldmauern um Thusis, am Heinzenberg bis Tartar 3300 (II—IH. 55), im Oberhalbstein zwischen Reams u. Salux 3600—4000° (X. 54). cupulatum: Oberengadin bei Surlei nächst Silva- plana 5600—6000° (IX. 53). diaphanum: an Obstbäumen bei Ems nächst Chur (IH. 55). Hutchinsie@: bei Thusis an Schieferfelsen im Wald auf Crapteig 3000 fructif. (VI. 55). pumilum: an Obstbäumen bei Ems mit ©. dia- phanum (III. 55). rupestre: Oberengadin bei Silvaplana auf grani- tischem Gestein 5600° (IX. 54). stramineum: Oberengadin am Julier bei Silva- plana in der Waldregion (IX. 54). Sturmiü: Oberengadin in der Waldregion um St. Moritz (über den Bädern), Silvaplana (am Julier) 2) NL, 35,7, 14) «Versus Ponte.» Schpr. Synops. p. 268. Ich kann den Standort vollkommen bestätigen; ich traf in der Lärchen- region unter der Pontner Alp einen Felsblock am Hohlwege vollständi mit herrlichen Fruchtexemplaren dieses seltenen Mooses überzogen. ‘Herr Metzler sammelte es überdiess bei St. Moritz, und Prof. Theobald im Rosetschthal, immer auf granitischem Gestein, und bei mehr als 6000‘ ü. M. und Surlei (Felsenriff am See, Waldkamm Cre- statsch) auf granit. Gestein 5500—6500° (IX—X. 53—54). Orthotrichum urnigerum var. confertum Schimp.: Oberengadin am Albula oberhalb Ponte an der Waldgrenze „ (Sehimp. und Brandis 1855.) 5) Phascum piliferum Schreb. (Pl. cuspidatum var. ö) Schimp. Syn. 17): am Heinzenberg in einem Hohlweg zwi- schen Tartar und Savusch mit Pottia cavifolia, En- calypta vulg., Ancalypta lane. ete. auf blaugrauem Mergel 2700—3000° (7/LlI. 55). Platygyrium repens Br. eur. (Leptohymenium Rab. p. 249): bei Thusis an alten Nussbäumen und Feldmauern auf Campogna 2200’ (II. 55).16) Pogonatum aloides: Kulm des Heinzenbergs ob dem Lüscher- See 6500° (9/VI. 1855), in Churwalden oberhalb Parpan gegen die Lenzerhaide 4800 (IX. 52), Ober- engadin um Silvaplana, auf Grävesalvas etc. 5600 —6500° (IX. 53), Thonschiefer und Granit. Pogonatum alpinum. Churwalden auf der Scheidecke oberhalb Parpan gegen die Lenzerhaide 4750° (X. 52), Fer- rera und Avers zwischen Canicül und Cresta; Oberengadin bei Samadeh (Muotas 5500' N), Sil- vaplana und Surlei bis in die Alpen, am Julier- pass 7100° (IX. 54-55) vg. Wartm. und Schk. Schwz, Cryptog. Nr. 90. » ..) septentrionale (Polytrichum- Sw.) auf allen unsern höhern Urgebirgsalpen über 7000, z. B. Albula (Schimp. und Brand. 1852 fructif.), dann auf La- 15) Sch. Syn. p. 275. | 16) Nr. 358. Neckera Schw, bei ©. Müll. AO _ virums, Foscagno, Bernina, Piz Ot, Scaletta, Valetta (Stallerberg), in V. Bergalga am Pass nach Soglio, in V. Faller am Pass nach Avers, sur-Carungas, in den Davoser-, Alveneuer-, Eroser- und Wiesener- Alpen (Todtenalp, Sandhubel, Urdensee), am Splü- gen, Bernhardin, Valserberg, in den Vriner-Alpen (Blegnas), am la Greina, P. Cavradi (Badus) ete. erinnere ich mich weite von diesem Moos über- zogene Stellen betreten zu haben. Polytrichum formosum. Bei Thusis im Schloss- wald (Tagstein) 2500° (III. 55), Avers und Ferrera zwischen Canicül und Campsut in der waldigen Thalschlucht (IX. 54), Oberengadin bei Sils 5600‘ (IX. 55).17) » piliferum, Oberengadin auf Sand und Kies im Delta des Flatzbaches zwischen Sama- den und Celerina mit Carex bicolor und incurva, Salix serpyllifolia, Seirpus alpinus, Silene exscapa, (rentiana glacialis, Trifo- lium pallescens ete. 5300° (IX. 55) und bei Silvaplana und Surlei 5600° (IX. 53). » strietum (alpestre Hpp.): auf dem Albula (Schimp. und Brand. 1855).'9) Pottia cavifolia: Dolomithügel Tuma-d’Gille bei Ems 2000‘, und am Heinzenberg in einem Hohlweg bei Tartar 3000° Mergelboden mit Phascum cuspidat. (III. 55) Racomitrium canescens: zwischen Canicül und Cresta in Avers, mit Bartramia Oederi, auf Glimmerboden (IX. 54) . Nr. 359. Durch Versehen in meinem «Verzeichniss» weggelassen. 15) Mehrfach in den Torfmooren des Oberengadins, z. B. bei St. Moritz, in Val Rosetsch, am Mortiratsch u. s. w. Me Racomitrium lanuginosum : auf dem Albula (Schimp. und Brand. 55) fructif. » sudeticum: auf dem Albula (Schimp. und Brand. 55) fructif. 19) Rhahdoweisia fugax Br. ei Sch.: Oberengadin bei Silvaplana 5600‘ (IX. 54) 2°) Schistidium apocarpum (Grimmia apocarpa Hedw.); um Thusis häufig auf Gestein (mergel. Thonschiefer), Feldmauern, an alten Nussbäumen, Zit- terpappeln (Campogna, Rufrüe, Schloss- wald, Bovel, Viamala, Crapteig) 2200— 3000° (X. 54—IV. 55), ebenso in Chur- walden von der Churergrenze (bei der Kapelle) bis auf die Lenzerhaide 4800’, gern auf erratischen Blöcken (im Ried); » » var. 5) gracile Br. eur. (Sch. Schleicheri Brid.):: Oberengadin in den Arven- und Lärchenwäldern um Silvaplana (Cre- statsch) 5800° auf Granitblöcken (X. 54) 19) Nr. 360. Diese Grimmia ist auf unseren granitischen Alpen an etwas feuchten Lagen ausserordentlich verbreitet, hauptsächlich in der subalpinen und alpinen Region, und ge- wöhnlich fructificirend. C. Müller zog diese Art früher zn Grimmia patens Br., daher ich sie in meinem Verzeichnisse ebenfalls damit vereinigte. Gr. patens besitze ich jedoch ächt nur von Sassalbo (bei 9000‘) im Puschlav, und meine bezüg- lichen Angaben sind daher auf Racom. sudeticum zu beziehen, was ich hiemit zu berichtigen wünsche. Die nahe verwandte seltene Grimmia (Racomitr.) microcarpa hat u. A. Schimper auf Davos gefunden. Eine neue Art für unser Gebiet entdeckte Prof. Theobald 1860 am Pitz Mundaun: 1 Ar. 361) Grimmia Hartmanni Schp. Steril Sie stimmt vollständig zu den in Rabenhorst’s Bryothek mit- getheilten Exemplaren. 0) Nr. 362. 2 Lund und im Camogaskerthal V. Chiamuera auf Kalk bis zur Waldgrenze 7000‘ (IX. 55). var.) confertum Br. eur. (@rimmia con- ferta Funk.): Oberengadin bei Campfer 5600-—-5800° (IX. 53°) Seligeria pusilla Br. eur.: bei Thusis im Wald am Nordab- hang des Felskopfes Crapteig rechts über dem Ein- gange der Viamala, 3000° an kalkreichen (mit Säu- ren aufbrausenden) Thonschieferfelsen, sehr schön fructific. (1/VI. 1855). » reeurvala Br. eur.: bei Sils nächst Thusis im Walde über Ehrenfels gegen die Maiensässe von Garschenna 3000° NW an Thonschieferfelsen (3/V, 1855.)2') Sphagnum acutifolium: subalpine Torfmoore in Churwalden auf dem «Riedboden» 4600’, auf dem Rungg (im Parpanerwald unterhalb dem Stätzeralpsäss) 5000° und auf der Lenzerhaide am grossen See 4630’, an beiden Orten auf kalkhalt. Lehm- boden (VIE 55), schön fruetifie. im Torfmoor beim Schwarzensee an den Stützen zwischen Davos und Klosters 4680° (mit Drosera rotundifolia und obovata, Andromeda polifolial, Viola palustris, Calluna vulgaris 5b) eiliaris 2!) Besonders gerne an feuchten Thonschieferfelsen, so z. B. massenhaft am Fussweg von Langwies nach Molinis (um 4000°), ob der Fideriser Au (gegen 3000’) ; ausserdem mehrfach bei 5000‘ und darüber (St. Antönien, Vättis, gegen das Churer Joch u. s. w.) 363. Seligeria tristicha Schpr. Bei Splügen mit den beiden Vorigen nach Schimpers Reisebericht. 193 Huds. neben Erica carnea!, Comma- rum palustre, Parnassia alpina, Gen- tiana bavarica und excisa, Carex paus eiflora, irrigua, canescens, Lycopo- dium inundatum !, Polystichum Thelip- teris! — den 23. August 1856). Ober- engadin: bei Surlei (Lei d’uvischel) ! und beim Sauerbrunnen von St. Moritz in mehreren Formen, mit Aulacomnium palustre 5480—5600° (IX. 54—VIll. 55). N » var. capillifolium : am Albula (Schimp. und Brand. 1855). » ride Oberengadin am Lei d’uvischel (Bi- schofsteich) bei Surlei 5600° Granitboden (IX. 54) mit Sph. acutifol. » cymbifolium: Churwalderberg mittlere Terrasse auf dem «Riedboden» 4600° im umgebenden Wiesen- moor mit ausgesprochener Kalkflora bildet nebst Sph. capillifolium (Phragmites, Schenus ferrugineus, Seirpus cz#spit., Eriophorum latifol., Carex dioica und fulva, Bellidiastrum, Bartsia, Willemetia, Hip- poerepis, Sesleria coerulea etc.) kleine Sphagneta- Inseln mit Kieselpflanzen (Eriophorum vaginatum, und angustifol., Carex pauciflora und irrigua, Com- marum palustre, Calluna und Vaeeinien, Orchis Traunsteineri) (VII. 1855). » rigidum Schimp. sgn. (Sph. compactum var. rigi- dum Müll. syn.): am Albula (Schimp. und Brand. 1855). Splachnum Frölichianum Hedw. (Dissodon Frelich. Grev.): am Albula (Schimp. und Brand. 1855). Fr BR Splachnum sphericum L, (Spl. gracile Schwgr.): am Albula (Schimp. und Brand. 1855).2?) Trichostomum flexicaule: Taminathal zwischen Valens und Vät- tis. 2800—3000° (IX. 54), am Albula (Schimp. und Brand. 1855). » rigidulum: Taminathal von Ragatz (am Weg nach dem Pfäferserbad) bis Vättis und Kunkels 4000’ (IX. 54), um Thusis im Nollathal und in der Viamala 2200—3000° (X. 54—Ill. 55). 2) Weisia eirrhata: Oberengadin um Silvaplana (IX. 54)2) » crispula: in Churwalden bei Parpan auf Gmeiss und Hornblendegestein 4500—5000° (X. 52) ; Oberenga- din häufig um Silvaplana, Surlei, Campfer bis in die Alpen 7100° (Juliersäulen), ebenso im Camo- gaskerthal (Val Chiamuera) auf krystallin. Gestein (IX—X. 53—55), in Avers zwischen Cresta und Campsut 5—6000 (IX. 54). » viridula: bei Thusis im Schlosswald (Tagstein) 2700’ (II. 55), Oberengadin um Samaden und St. Moritz 5800° (IX. 54). 22) 364. TWetraplodon angustatus Br. Frau Prof. Theobald sammelte ein Räschen dieser seltenen Splach- nacee auf der Halbinsel am Silser See (1861). 23) 365. In der Viamala an allen feuchten mit Erde be- deckten Felsen (Schimper Reisebericht). Unter gleichen Ver- hältnissen im Steinbachwald bei Chur. 366. Trichostomum obliquum ©. MH. (Des- matodon Sch.) Am Pitz Languard mit reichlichen Früchten von Prof. Theobald gefunden. E rarissimis! (Sch.) 24) Nr.. 367. u LED I. Litteratur. a) Selbständige Schriften, Beiträge zur deutschen Mythologie ge- sammelt in Churrhätien von Dr. F. J. Vonbun. (Chur bei L. Hitz 1862.) Es war ein sehr verdienstliches Unternehmen des vorarlbergischen Verfassers durch Zusam- menstellung von Volkssagen, Gebräuchen, Spruchweisen und dergl. auf ein, wenn bisher auch nicht ganz übersehenes, doch immerhin einseitig und unkritisch behandeltes Gebiet der im Volke mit- merkwürdiger Zähigkeit fortlebenden uralten my- thologischen Traditionen hinzuweisen. Mit vielem Glücke ist unter Zugrundelegung der J. Grimm’schen Forschungen der Zusammenhang jener mit der deutschen und nordischen Mythologie nachgewiesen, wenn wir auch nicht gerade in allen Punkten dem Verfasser Recht geben möchten. Denn man darf nach unserer Ueberzeugung neben dem Material, das die urälteste religiöse Anschauung und dunkle geschichtliche Er- innerungen der Sage geboten haben, gewiss nicht auch ein 156 selbstständiges, frei schaffendes Element übersehen, das hier, wie aller Volkspoesie zu Grunde liegt, und beispielsweise ein denkwürdiges Naturereigniss willkührlich deutet und aus- schmückt; man denke z. B. an die mannigfachen Sagen von «todten Alpen», die in denselben eine Strafe Gottes für un- rechtmässiges, hartherziges Benehmen versinnlichen, und s0- mit auf einer weit späteren, rein christlichen Anschauung ba- siren. Der Verfasser ordnet seinen Stoff nach @ötter und Halb- götter, Elbische Wesen. Zauber und Naturgegenstände, Jeder Landeskundige findet bald, dass der Verfasser noch lange nicht Alles benützen konnte, was bei uns an Volkssagen und Aberglauben bekannt ist, und so bildet seine Arbeit gerade eine Aufforderung, solche Dinge, die bei dem reger werden- . den Verkehr in den früher so abgeschlossenen Thäler zu- sehends dem Gedächtnisse des Volkes entschwinden, noch vor ihrem gänzlichen Untergange zu retten. Es wäre dieses eine schöne und anziehende Aufgabe fir unsere Gebildeten auf dem Lande; nur müsste das Material durchaus unge- schmückt, ganz getreu in der naiven Ausdrucksweise des Volks geboten werden. Höchst interessant ist besonders der ganze Sagenkreis über die «Wilden Männer» oder «Fänken» ; viel- leicht dass die Sage hierin das Andenken an eine dureh die rhätische Einwanderung verdrängte, durch technische Geschick- lichkeit ausgezeichnete (keltische ??) Uebervölkerung erhalten hat;; jedenfalls möchte man an einen solchen Zusammenhang bei der pag. 62 aus Plinius (VI. 23) eitirten Stelle glauben. Sie lautet; «Summae et praecipites Rhaeticarum alpium vertices 'partim indigenis incoluntur, nunquam conubiis aliarum gentium mixtis. Parvuli sunt, ignari et imbelles, fugaces velocesque ve- luti rupicaprae, quia infantes illarum uberibus aluntur, Sub- 157 terraneas specus aperire solent, veluti mures alpini, suffugia hiemi et receptacula eibis.» etc. Vielleicht dass die vielen Sagen über verlassene Bergwerke zum Theil weit hinter das Mittelalter zurückreichen und auch auf ein solches besonderes bergbaukundiges Volkselement hinwei- sen. Wir bedauern der Raumersparniss wegen nicht näher auf das interessante und anziehend geschriebene Buch eintreten zu können. In Bezug auf einzelne Unrichtigkeiten möchten wir nur gegen die schreckliche Deutung von Mille morti in Pu- schlav (pag. 88) protestiren. Es soll hier ein Dorf mit tausend Einwohnern verschüttet worden sein. (S. Leonhardi, das Poschiavinothal, pag. 85.) Später war allerdings auf der Schutthalde der Richtplatz. Ueber Ursprung und Geschichte der rhäto-romanischen Sprache von P. J. Andeer, Pfarrer in Bergün. (Chur bei L. Hitz 1862.) Das Werk zer- fällt nach dem Wortlaut des Titels in zwei Haupttheile. Im ersten Theile werden alle bisher aufgestellten Hypothesen über Alter und Ursprung des romanischen Idioms aufgezählt und beleuchtet und zur Erhärtung des Satzes, dass das Rhäto- Romanische vom Lateinischen herrühre, wird es mit dem Lateinischen sowohl als mit den verschiedensten romanischen Idiomen zusammengestellt; die gleiche Vergleichung wird auch vom grammaticalischen Standpunkte aus durchgeführt. Im zweiten Theile werden Geschichte und Litteratur der romani- schen Sprache behandelt, und ihrer Zeitfolge nach in vier Perioden gebracht und eine jegliche durch mannigfaltige Sprachproben belegt und erläutert. Am Schlusse seiner Ar- beit angelangt legt sich der Verfasser die Frage über die der romanischen Sprache bevorstehende Zukunft vor, und be- spricht die Mittel, die zu ihrer Erhaltung angewandt werden sollten. Ein Verzeichniss von 177 in romanischer Sprache er- 158 schienen Büchern, meistens theologisch-kirchlichen Inhaltes und ein Anhang mit Proben romanischer Kirchenpoesie schliessen die mit vielem Fleisse und grosser Liebe zum Ge- genstande unternommene Darstellung; wenn dieselbe nach unserer Ansicht die Frage über Entstehung und Grundele- mente der graubündnerischen romanischen Idiome noch kei- neswegs zum Abschluss bringt, so wünschen wir, dass die- selbe anderseits auf die Pflege und Erhaltung derselben ein- wirken möge; weniger von dem Gesichtspunkt aus, dass die- selbe analog mit Gemsen und Lämmergeiern eine Merkwürdig- keit für das reisende Publikum darstellt, als dass m der an- gestammten Sprache und Ausdrucksweise eines Volkes ein guter Theil seines eigenartigen urwüchsigen Wesens liegt, und mit derselben sich erhält oder zu Grunde geht. Möchten endlich einmal ernstliche Anstalten getroffen werden, auch auf diesem Gebiete, wie auf demjenigen der Sage alles Eigen- thümliche, Locale genau zu verzeichnen und vor gänzlichem Untergange zu retten. Andrerseits wäre es eben so wünsch- bar, dass auch die geradezu kindischen ethymologischen Deutungen wie Celerina —= celer oenus und dgl. Abgeschmackt- heiten endlich einmal gründlich beseitigt würden, anstatt sie immer und immer wieder aufs Tapet zu bringen. Das Bündner Oberland oder der Vor- derrhein mit seinen Seitenthälern von Prof. @. Theobald, mit 5 Ansichten und einem Kärtchen. (Chur bei L. Hitz 1861.) «Derjenige, welcher die in dem Werkchen angegebenen und geschilderten Wanderungen unternimmt, wird in unserem Oberland ein Land finden, das an hohen Schönheiten der verschiedensten Art hinter keinem Alpen- lande zurücksteht.» (Vorwort.) In 16 Kapiteln führt uns der Verfasser durch das ganze Oberland und seine Seitenthäler mit der Schilderung der Natur auch stets die Betrachtung AN des Volkes, seiner Sage und Geschichte verbindend. Bei dem zunehmenden Renommee und Besuch des Engadins war es eine sehr zeitgemässe und lobenswerthe Aufgabe, die Aufmerksam- keit des Publikums auch auf unser so höchst pittoreskes Oberland zu leiten, und es ist dieses in einer Weise geschehen, die neuerdings für die Beobachtungs- und Darstellungsgabe des Verfassers ein ehrendes Zeugniss ablegt. Vom naturhistorischen Standpunkte aus sind noch beson- ders eine Biographie des Pater Placidus a Spescha, sowie am Schlusse eine Geologische Uebersicht, ein nach Bodenerhebung und speziellen Lokalitäten geordnetes Pflanzenverzeichniss und eine Skizze der Fauna zu erwähnen. Von den mit Beifall aufgenommenen Naturbildern des nämlichen Verfassers erscheint eben beim nämlichen Ver- leger eine Zweite vermehrte und verbesserte Auflage mit 44 Ansichten und 4 Kärtchen. Wir benützen diesen Anlass um dem Herrn Verleger unsere Anerkennung für seine wieder- holten Unternehmungen auf dem Gebiet der bündnerischen Litteratur auszusprechen. Die Mineralguelle und Curanstalt zu Peiden von J. M. v. Rascher, Doct, Med. (Chur 1862 in Commission bei G. Kellenberger.) Das 50 Seiten umfassende Schriftchen will nicht als eine erschöpfende Monographie über den Lugnetzer Eisensäuerling angesehen werden, sondern ist mehr der Vorläufer einer ausführlicheren, später zu erwarten- den Monographie vom Badbesitzer Dr. Arpagaus. Das Natur- historiscH-topographische rührt von Herrn Prof. Theobald her. Von unserem thätigen Balneochemiker Dr. A. v. Planta liegt eine neue Analyse der Luziusquelle vor, wovon wir das Haupt- resultat hier folgen lassen (pag. 43). Eine physiologisch-the- rapeutische Skizze bildet den Schluss. 160 } Zusammenstellung der Resultate. Die Peidner St. Luziusquelle enthält: I. Die kohlensauern Salze als einfache Carbonate berechnet. Fixe Bestandtheile. in 1000 Theilen. Kohlensaurer Kalk . . . . 0,9523 Kohlensaure Magnesia . . . 0,2484 Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,0169 HIOFNABTIUIN SO RL N RT I Schwefelsaures Natron . . . 0,9484 Schwefelsaures Kali . . . . 0,0672 Schwefelsaurer Kalk . . . . 0,5812 TSIESEICHGE". NIRR WON ERN NENNE STINE Summe fixer Bestandtheile . . 3,0551. direkt bestimmt . . . . 2,9460. Gasförmige Bestandtheile. Freie und halbfreie Kohlensäure 1,6791 wirklich freie Kohlensäure . . 1,1236. Auf Volumina berechnet beträgt bei Quelltemperatur (7R. — 8,70 Celsius) und Normalbarometerstand (0,76 M.) Freie und halbfreie Kohlensäure . . 1106, 35 C. C. m. wirklich freie Kohlensäure . . . . . 740,33 C. C. m. ll. Die kohlensauren Salze als wasserfreie Bicarbonate berechnet: Fixe Bestandtheile, In 1000 Theilen. /weifach kohlensaurer Kalk . . 1,3713 » kohlensaure Magnesia . 0,3785 . » kohlensaures Eisenoxydul 0,0233 Chlornatrium ‘. „. “090,2 575, 9.9198 Schwefelsaures Natron . .... . 0,9484 Sehweselsauges Kalı .”. - . 0.0042 Schwefelsaurer Kalk . . , ... 0,5812 BaBRBIERde. 2 ee. ne. ODE Summe fixer Bestandtheile . 3,6106 161 Das Engadin, seine Heilquellen ete., ein öffentlicher Vortrag gehalten in Breslau von Prof. Dr. Lebert. Nebst einem Nachtrag über Tarasp und St. Moritz. (Breslau bei Korn 1861.) (Auch in französischer Uebersetzung erschienen.) Eine lebendige Skizze, womit der berühmte Kliniker insbesondere den Zweck verbindet, die im. Titel genannten Quellen in me- dizinischer Hinsicht näher zu beleuchten und dem norddeut- schen Publikum vorzuführen. Neues findet sich darin Nichts. Ein ähnlicher Aufsatz von Prof. Sigmund in Wien ist uns lei- der nicht erreichbar gewesen. Les eaux de Tarasp et Schuls et notices sur ’Engadine par H. R. de Bertigny. (Fribourg, im- primerie du chroniquer 1861.) Analog der Tendenz des vori- gen Schriftechens hat hier Herr Bertigny besonders das Pu- blikum der französischen Schweiz im Auge mit besonderer Beziehung auf die Quellen von Schuls und Tarasp. Die An- ordnung des Stoffes ist in der Hauptsache die nämliche, nur schiebt der Verfasser das Tagebuch einer Tarasper Badekur ein, worin er nicht ohne Humor seine Bemerkungen über Land und Leute verflicht. & QOuelques mots sur les eaux salines de Tarasp-Schuls. (Chur 1861 bei J. A. Pradella.) Eine gut geschriebene rationelle Anleitung über die Eigenschaften und die richtige Anwendung des Tarasperwassers (aus der Feder von Herrn Dr. Berry). b) Aus Büchern und Zeitschriften. Aus Dr. R, Wolfs Biographien zur Kulturgeschichte der Schweiz haben wir noch nachzutragen (siehe vorigen Bericht p. 262): 1AR 1. Biographie des Physikers Prof. Martin Planta von Süss (1727—1772), mit Benützung der schon anderweitig publieirten verschiedenen Materialien. . 2. Biographie des als Mathematikers und Festungsbauers berühmten Johannes Ardüser von Davos (1584— 1665). 3. Die Biographie des stets vom edelsten Gemeinsinn er- fülten Marl Ulysses von Salis- Warsehlins (1760—1818), der, zugleich Naturforscher, sich insbesondere durch die gemeinschaftlich mit Steinmüller redigirte Alpina ein bleibendes Denkmal gesetzt und nachhaltig auf die wissen- schaftliche Erforschung des Alpengebietes eingewirkt hat. Die voriges Jahr angezeigte Biographie des Decan Pool ist seither in emem Separatabdrucke erschienen. Aus: Dr. L. Rütimeyer, die Fauna der Pfahlbauten ın der Schweiz (Basel 1861) entnehmen wir folgende auf die Race einiger bündnerischen Hausthiere bezügliche Bemerkungen. «Eine sehr eigenthümliche Race des Haus- schweins in nicht grosser Entfernung vom Schauplatz der Pfahl- bauten, ist eine sehr kleine Race, die ich das Bündner Schwein nennen will, ««von sehr kleiner Statur, rund nicht scharf- rückig, kurzbeinig, mit kurzen aufrechten Ohren, kurzer, dicker Schnauze, und langen, abstehenden Borsten.»» Schon Steinmüller ist diese Form (Alpina U. 1827) aufgefallen. Eine Vergleichung des Schädels des Bündnerschweines mit demjenigen, des Wildschweines und der Berkshire-Race ergibt, dass das Torfschwein ««trotz allgemein geringerer Grösse und der ganz anderen Bildung des Hinterkopfes mit dem Bündner- schwein grosse Analogieen in der Verkürzung des Gesichts- schädels und in dem Fehlen der Caninprotuberanzen darbietet, 163 Zu ähnlichen Ergebnissen führt die Vergleichung des Zahn- systems.» » Schliesslich vereinigt der Verfasser das Torfschwein, das indische (Siam-) und das Bündnerschwein zu einer natürlichen Gruppe, in der ersteres die wilde, letztere beiden die zahmen Formen des gemeinschaftlichen Grundtypus aussprechen (pag. 181 und 109.) Weiterhin findet Rütimeyer eine lebende analoge Rage für das Schaf aus der Steinperiode in einer Race des Oberlandes, die er in den Alpen des Nalpsthales über Dissentis getroffen, ««kleine Schafe mit höchst feinen Extremitäten, welche in Grösse und namentlich in der Bildung der Hörner mit der Low’schen Abbildung der Schafe von Wales in hohem Maasse übereinstimmen. Ihre Farbe ist schwarz, weiss, am häufigsten ein schönes silbergrau. Die Hörner sind selten nach vor- wärts gewunden, häufiger aber aufstehend und ähnlich wie bei Ziegen in schwachem Bogen nach binten gerichtet, doch immer mehr divergent als bei Ziegen»». Nach weiterer Berück- sichtigung des dem Ziegentypus sich nähernden Schädels ge- langt R. zum Schlusse, es liege kein Grund vor, die Schaf- race des Nalpsthales von derjenigen aus der Steinperiode verschieden zu halten. Die Bheingquellen von Prof. Theobald. (In der «Natur» redig. von Müller und Uhle, 1861 Nr. 28—32.) Na- turhistorisch-topographische Darstellung. Eine Geognostische Schilderung des Mit- telrheinthales von Dr. @. v. Rath (in den Sitzungs- berichten der Niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Bonn. 1861 pag. 44—50) respektive der Land- schaft Medels verbreitet sich neben einer detaillirten Würdi- 164 gung der oryktognostischen Verhältnisse und mineralogischen Vorkommnisse auch über das von Oberst La Nicca ausgear- beitete Tunnelprojekt durch den Lukmanier von Val Crystal- lina bis gegen« Olivone. Ueber den Sphen von Tavetsch gibt Fr. Hessen- berg krystallographische Messungen in den Abhandlungen der Senkenbergischen Naturforschenden Gesellschaft Il. p. 270. Vergl. unsern Jahresbericht IV. p. 56. In der Berliner Entomologischen Zeitschrift haben die folgenden Aufsätze Bezug auf emtomeologische Vor- kommnisse in Graubünden: Im IH. Band, unter den «Schweizerischen Otiorhynchen von Stierlin» werden 57 Arten, darunter 25 sehr seltene aus Bünden aufgeführt. Im II. B. pag. 268 führt derselbe 2 Dichotrochelus und zwei neue Phyllobius-Arten (alpinus und paradoxus St.) aus Bünden an. Ibid. pag. 340 gibt Kiesewetter «Bemerkungen über die ZEntomologische Fauna von Ragatzu» (insbesondere Coleopteren und Hymenopteren). In der «k. preussischen Telegraphen-Vereins Zeitschrift» 1861. Heft 8 und 9 gibt Inspektor P. v. Salis eine Zusammen- stellung seiner Beobachtungen über Einwirkung der Luftelectricität auf die Telegraphenlinien der Schweizerischen Hochalpen (resp. des IV. Telegraphenkreises, von dessen 8 mit Linien versehenen Päs- sen 6 zu unserem Kanton gehören.) Er gelangt zu dem in- teressanten Resultat: dass erstens Verletzungen des telegra- phischen Leitungsapparates in Folge von Entladung der Luft- electrieität stets in unmittelbarer Nähe des Wassers stattfin- den, sei dieses ein See, oder ein queer unter dem Draht 165 hinfliessender Bach; und zweitens, dass die Luftelectrieitäts- entladungen auf den hohen von steilen Felsen begränzten Alpenübergängen viel seltener sind als im den Niederungen. Die meisten Fälle von Beschädigung der Telegraphenlinie durch den Blitz kommen innert einer Höhe unter 500 Meter ü. M. vor. Eine gelungene Ersteigung des Bernina durch A. v. Oettingen aus Dorpat den 4. August 1861 findet sich im Feuilleton der Berliner Nationalzeitung und hieraus in Nro. 271--276 der Neuen Biindner Zeitung 1861 abgedruckt. Als Führer dienten Peter. Jenni und Joh. Colani von Pontresina. Vorher hatten Hardy und Kennedy, Mitglieder des Londoner Alpenklubbs die kühne Fahrt glücklich ausgeführt ; wir wissen aber nicht, ob hierüber ein Bericht publieirt worden ist. 0. schliesst sich dem Urtheile der beiden Engländer an, dass die Ersteigung des Bernina schwieriger aber in Rücksicht auf den Einblick in die grossartigen Phänomene der Gletscherwelt lohnender als diejenige des Monte Rosa sei. Dagegen sei auf letzterem die Aussicht schöner. Mit allem Recht wird schliesslich auf Pontresina als eine sehr geeignete Ausgangs- station für die mannigfaltigsten Gletscherfahrten hingewiesen, wie z. B. Grindelwald und Chamounix hiefür schon längst berühmt sind. Auch, die genannten Führer erndten reich- liches Lob. Die Gebirgspässe Graubündens und die Eisenbahnstrasse zwischen der Schweiz und Htalien in Petermanns geographischen Mittheilungen. (Gotha 1862. I. Heft.) Der Aufsatz ist eine theilweise Re- produktion der im vorigen Bericht erschienenen Hypsometri- schen Arbeit von Forstinspektor Coaz; ausserdem ist ein sehr anschauliches Kärtchen zur Darstellung unserer Pässe bei- gelegt. In Prof. Dr. Weber: die Schweizer Alpenluft in ihren Wir- kungen auf Gesunde und Kranke (Zürich 1862) ist eine spe- zielle empfehlende Hinweisung auf die Bäder und celi=- matischen Curorie Graubündens enthalten. Hoffentlich ist die Zeit nicht mehr ferne, wo nach Organisi- rung der 16 eidgenössischen meteorologischen Stationen und unter gleichzeitiger Verwerthung des bisher gesammelten an- sehnlichen meteorologischen Materials der wissenschaftliche Beweis für die Vorzüglichkeit und eigenthümliche Beschaffen- heit unserer climatischen Verhältnisse geleistet werden kann. c) Karten und Panoramas, Hiarten. Nachdem durch den Abschluss der einschlä- gigen prachtvollen Blätter der Dufour’schen Karte (XIV. XV. XIX. XX) die genaueste und nebenbei bemerkt, für manche naturwissenschaftliche Diseiplinen ganz unentbehrliche Einsicht in die geographischen und orographischen Verhältnisse unse- res Kantons gewonnen worden ist, machte sich bald das Be- dürfniss kund, die verschiedenen grossen Blätter in kleinerem- Massstab reproducirt zu sehen. In diesem Sinne hat die Firma Wurster & Comp. in Winterthur eine Karte des Kantons Grau- bünden herausgegeben, 57 Cm. lang und 42 Cm. hoch, die dem gewöhnlichen Bedürfnisse ziemlich entspricht, aber durch- aus nicht mit der wünschbaren Genauigkeit behandelt ist; so sind z. B. im Puschlav drei bekannte Punkte übergangen, wie Meschino, Cavaglia, Sasso albo, während dieselben auf der im Verhältniss kleineren Leutholdischen Schweizerkarte ganz rich- tig angegeben werden. Weit mehr versprechen wir uns von 167 einer demnächst im Verlage von L. Hitz in Chur erscheinen- den Karte des Kantons Graubünden, gezeichnet von Ingenieur Mengold in Chur, 44 Cm. hoch und 60 Cm. lang, welche sich durch die grösste Exactheit und schöne Zeichnung empfiehlt. Der Stich wird in Genf besorgt. En Panorama vom Piz Mondaun bei Hlanz, gezeichnet von Maler Caderas, (Chur bei L. Hitz 1861) 15 Cm. hoch und 85 Cm. lang, ist in der Absicht pu- blieirt worden, die wirklich sehr lohnende Parthie auf unseren «Oberländer Rigiv in immer grössere Aufnahme zu bringen. Vom künstlerischen Standpunkt aus hat das Blatt weniger Bedeutung. Ein vorzüglich schönes Bild, soweit es die Undankbarkeit des allzukolossalen Süjets zulässt, ist hingegen das Pano- rama vom Piz Languard (gezeichnet, gestochen und veröffentlicht von C. Huber in Zürich 1862). 85 Cm. lang und 13 Cm. hoch, mit darüberstehender, benannter Profil- zeichnung. (Killias.) \. Anhang. 1. Verzeichniss der durch Geschenke und Tausch- verbindungen eingegangenen Bücher u. Zeitschriften. (Maı 1861 —Mai 1862). Aarau. Meteorolog. Beobachtungen im Aargau für 1861. Augsburg. XIV. Bericht des Naturhist. Vereins. Basel. Verhandlungen der Naturf. Gesellschaft. IL. 1.2.3. Berlin. Zeitschrift der Deutschen Geolog. Gesellschaft. XI. XIH. XIV. 1. Verhandlungen des Botan. Vereins für die Provinz Brandenburg I. LI. Zeitschrift des Entomologischen Vereins L—IV. Bern. Mittheilungen der Naturf. Gesellschaft Nr. 440—496. Denkschriften der Allg. Schweiz. Naturf. Gesellschaft XVII. XXI. Blatt (Martigny-Aosta) der Dufour’schen Schwei- zerkarte. Bonn. Verhandlungen des Naturhistor. Vereins der Preussi- schen Rheinlande XVII. 169 Von Dr. Gerhard vom Rath als Geschenke des Ver- fassers: 1. Beitrag zur Kenntniss des Trachytes des Sieben- gebirges. 2. Separatabdrücke (5) mineralogischen Inhaltes. Bresiau. 5Ster Jahresbericht der Schlesischen Gesell- schaft für Vaterländische Cultur. Abhandlungen derselben: Naturhistorische Abth. I. IL; Philosophisch-historische I. Brünn. Mittheilungen der k. k. Mährisch-Schlesischen Gesellschaft für Akerbau, Natur und Landeskunde. L—VL Brüssel. Annuaire de ’Akad. Royale des Seiences. XXVI. Bulletins des Seances de la Ulasse des Sciences. 1860. Cassel. Berichte über die Thätigkeit des Vereins für Naturkunde 1837—1860. Chur. Von der Tarasp-Schulser Gesellschaft: Dr. Lebert: L’Engadine, Discours public. Breslau 1861. Dr. Planta: Chemische Untersuchung der Heilquellen zu Schuls und Tarasp. Chur 1860. II. Aufl. Hel. Remy de Bertigny: Les Eaux de Schuls e Tarasp. Constanz. Von H. Dr. Stitzenberger als Geschenk des Verfassers: 1. Zur Terminologie der Fortpflanzungsorgane der Uryptogamen. 2. Ueber die Flechtengatung Anzia (Separatabdrücke). MBanzig. Neueste Schriften der Naturf. Gesellschaft. VI 2—4. Klinsmann: Clavis Dilleniana ad hortum Elthamen- sem. 1856. Darmstadt. Notizblatt des Vereins für Erdkunde. II— UI Nr. 1.2. 12 vo Dessau. Verhandlungen des Naturh. Vereins für Anhalt. I—XX. Emden. Jahresbericht der Naturf. Gesellschaft. Prestel: Untersuchungen über den Moorrauch. 1861. Frankfurt. Abnandlungen der Senkenbergischen Ge- sellschaft III. 2. Frauenfeld. Mittheilungen des Thurgauischen Natur- histor. Vereines. 1. Frutigen. Schweizerische Alpenwirthschaft 3 Heft. Von H. Pf. Schatzmann. Aarau 1861. Gesch. des Verfassers. St. Gallen. Bericht der Naturwissenschaftlichen Gesell- schaft für 1860—61. Göttingen. Biographie des Philosophen Herbart von Dr. Moller. Separatabdruck. Gesch. des Verfassers. Graz. X Bericht des Geognost.-Montanistischen Vereins. Halle. Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften von Giebel und Heinz. XV. XVL Hanau. Jahresberichte der Wetterauischen Gesellschaft für 1860 und 1861. | Heidelberg. Verhandlungen des Naturh.-Medicinischen Vereins I. II. 1—6. Hermannstadt. Verhandlungen des Siebenbürg. Vereins für Naturkunde XI. Königsberg. Schriften der k. Physikal. Oeconomischen Gesellschaft I. IL 1. Ueber Hydrilla verticillata von Dr. Rob. Caspary. Gesch. des Verfassers. Lausanne. Bulletins de la Societe vaudoise des Se. Naturelles Nr. 48. Leipzig. Berichte über die Verhandlungen der k. Sächs. Akademie der Wissenschaften. Mathemat. physikal. Klasse XII. ee St. Howis. Transactions of the Academy of Sciences 1. Lüneburg. Jahresbericht des Naturf. Vereins für 1861. Denkschriften desselben I. (Volger über Borazit. 1855.) Mailand. Atti della Societä italiana di Scienze naturali IL. Mannheim. XVII—XXVI. Jahresbericht des Vereins für Naturkunde. Mieklenburg. Archiv des Vereins der Freunde der Natur- geschichte. XV. München. Sitzungsberichte der k. bayerischen Akademie 1860. 4. 5. 1861 II 1. 2. Harless: Gränzen der Physiologischen Forschung. » Maassbestimmung der Polarisation. » Molekuläre Vorgänge in der Nervensubstanz. Rathke: Ueber die Arterien der Verdauungswerkzeuge der Saurier. Wagner: Zur urweltlichen Fauna des lithogr. Schie- fers, I. » Denkrede auf G. H. v. Schubert. Neuchätel. Bulletin de la Societe des Se Naturelles. V.3. Nürnberg. Abhandlungen der Naturf. Gesellschaft. I. II. Offenbach. 1. Bericht des Vereins für Naturkunde. Palermo. Atti della Societa di Acelimazione in Sicilia. 1 a 3 Passau. IV. Jahresbericht des Naturforschenden Vereins. Dr. Lindermeyer: Die Vögel Griechenlands. 1860. Dr. Egger: Der Jurakalk bei Ortenburg. Petersburg. Bulletin der Kaiserl. Akadamie der Wissen. Schalten. IL.—IV. 1. 2. Prag. »Lotos«. Zeitschrift des gleichnamigen Naturwissen- schaftlichen Vereins. Sitzungsberichte der K. Böhm. Gesellschaft der Wissenschaften für 1859—61. 172 Strassburg. Memoires de la Societ& des Sciences Natu- relles.;.,IV. V..t. Stuttzart. Württemberg. Naturwissenschaftliche Jahres- hefte. XVI XVI. 1. Als Geschenke des Verfassers: Die neuesten artesischen Brunnen zu Heilbronn von Dr. Bruckmann. Triest. L’ortolano, giornale popolare d’ Agricoltura. re- datto da A. Stossich. 1.—II. Udime. Bulletino dell’ associazione agraria Friulana. 1862. Venedig. Atti dell’ J. R. Istituto Veneto di scienze. VII Serie terza. Washington. Von Seite des Smithsonian’schen Instituts: Annual Report for 1860. Leconte: Coleoptera of North-Amerika. Wetherill: Report on the sulphur Whater of Lafayette. Report en the Amerikan coast survey up to the year 1826. Norton literary letter No. 1. 4. Als Geschenk von Herrn Eidgen. Consul Hitz: Explorations and surveys for a Railroad Route from the Mississippi River to the Pacific Ocean. 2 Bände mit 145 Tafeln. Wien. Jahrbuch der k. k. Geologischen Reichsanstalt. Ks WIL. Mittheilungen der k. k. Geographischen Gesellschaft. L—IV. Monatsschrift des Entomologischen Vereins. 1.—V. Von Herrn Bibliothekar Dr. Sennoner als Geschenke: Cybulz: Anwendung der Plastik beim Terrainzeichnen. 1861. Kotschy: Die Vegetation und der Kanal auf dem Istmus von Suez, 1858. 173 Wiesbaden. Jahrbuch des Vereins für Naturkunde, XIV. XV. Nebst Beilage: Odernheimer, das Festland Australien, Würzburg. Naturwissenschaftliche Zeitschrift, heraus- gegeben von der Physikal.-Medizin. Gesellschaft. I. II. Zuwrich. Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesell- schaft: TBIL)3. 4A. IV, V. Die Futterpflanze der Fagararaupe von Dr. Chr. Brügger. Geschenk des Verfassers. Nachträglich während des Druckes eingegangen: Blankenburg a. H. Berichte des Naturf. Vereins im Harz für 1860 und 1861. Brüssel. Annuaire de l’Acad. Royale des Sciences XXVII. Bulletins pour l’an 1861. WDürkhheim. XVII. u. XIX. Jahresbericht der »Pollichia.« Freiburg i. B. Verhandlungen der Naturf. Gesellschaft. IR. Gratz. XI. Bericht des Montanistischen Vereins. Hannover. XI. Jahresbericht der Naturf. Gesellschaft. Wien. Verhandlungen des Zoologisch-Botanisch. Vereins. IX. “Neilreich: Nachtrag zur Maly’s Flora. 1862. 2. Verzeichniss der Gesellschaftsmitglieder. (April 1862) Ordentliche Mitglieder, - a. In Chur. Herr Albert, Goldschmid. | 16..Herr Braun, Architekt. - Alt, Mechaniker. 17. » Braun, Richter. Anderegg, Lehrer. 18. » Gamenisch, Stadtförst Bavier, Sim. Bürger- | 19. » Capeller, Sohn, Apo- meister. theker. Bavier Val., Hauptm. | 20. » Caselitz, Professor. Bauer Joh., Kaufm. | 21. » Caviezel Rud., Kaufm. Bavier Sim., Ingen. | 22. » . Christ H., Bezirks- Bärtsch, Kupferschm. aktuar. Bazzigher L., Kaufm. | 23. » Coaz, Forstinspektor. Bener P., Rathsher. | 24. » Damman, Pfarrer. Bernard, Standes- 25. » Darms, Photograph. buchhalter. 26. » Depuoz, Ingen. Bernold, Oberst. 27. » Eisenecker, Fabrikant. Berry, Dr. 28. » Escher C., Director. Bott, Professor. 29. » Frauendienst, Sekr. Botscheider, Mechan. | 30. » Gadmer G., Reg. Rath, _ 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 31. Herr Gsell, Buchhändler. Hatz, Dr. Heuss, Apotheker. Hidber, Inspektor. Hiller, Professor. Hilty Dr. jur. Hitz, -L. Buchhändler. Hold, Reg. Rath. Honegger, Schusterm. Hössli, Kaufmann. Kaiser, Dr. Käslin, Musikdirektor. Killias, Dr. Killias W., Direktor. de Latour H., Pulver- verwalter. La Nieca, Oberst. Largiader, Seminard. Loretz, Kreisrichter. Loretz, Chirurgus. Ludwig, Baumeister. Manni, Forstadjunkt. Mengold, Ingenieur. Morath, Kaufmann. Müller, Professor. Nutt, Professor. v. Planta, Oberst. ‘v. Planta Ad., Dr. v. Planta Rud. Oberst- lieutenant. | | 59. Herr v. Planta C., National- 60. » rath. v. Planta Andr., Na- tionalrath. Pradella, Buchdruker- Risch, Uhrenmacher. Risch M., Hauptm. v. Salis Gaud., Reg. R. v. Salis Friedr., Ing. v. Salis Hier. , Oberst. v. Salis Albert, Kauf- mann. v. Salis Adolf, Ober- ingenieur. v. Salis P., Inspektor. Schällibaum, Rektor. Schmeizl, Moderator. Seechi, Hauptmann. Schönecker,, Apothek. v. Sprecher, Peter. v. Sprecher A. Bürger- meister. Tester, Actuar. Trepp, Richter. Theobald, Professor. Wassali, Reg. Rath. Wassali J. R., Stadtv. Wehrli, Professor. Willi P., Agent. Wunderli, Mechan. Würth, Dr. Auf dem Lande. 85. Herr Amstein, Dr. in Zizers. 86. 57. 88. 89. %. 91. » Andeer, Pfarrer in Bergün. Bernhard, Apotheker in Samaden. Bernhard, Dr. in Zuz. Buol P. Dr.in Alveneu. Candrian, Luc., Pfarr. in Pitasch. Emmermann, Förster in Samaden. Gruber, Ed. in Küblis Janka, Förster, Truns Marchioli, Dr. in Pos- chiavo. 176 96. » E) 95. Herr Moos, Dr. in Tarasp. Nicolai, Lehrer, in Bergün. Rieder, Pfarrer in Klosters. J. v. Salis, Oberst in Jenins. Sarraz Joh., in Pon- tresina. Simonett, Ingenieur, in Splügen. Spengler, Dr. in Davos. Vital, Pfr. in Fettan. Walser, Ed. Hauptm. in Seewis. Correspondirende Mitglieder. Herr Simmler, Dr. in Bern. Schatzmann, Pfarrer in Frutigen (Bern) Stocker, Sekretair in Zürich. v. Rothkirch, in Zürich. Killias, W. Ingenieur in Rorschach. Stein, Apotheker in Aarau. Stitzenberger, Dr. in Constanz. Bruckmann, Dr. Ingenieur in Stuttgart. Cassian, Professor in Frankfurt. a/m Hessenberg, Fr. in Frankfrut a/m 2... Herr Jasche, Bergmeister in Wernigerode. » v. Heyden, Senator in Frankfurt a/M. » Röder, Schulinspektor in Hanau. » Rössler, Fabrikant in Hanau. » Spengler, Med. Dr. in Bad Ems. » Moller, Professor in Göttingen. » Sennoner, Dr. Bibliothekar in Wien. » Schweizer, Dr. in Triest. » Koch, Kaufmann in Triest. » Bernouilli, G. Dr. in Guatemala. Ehrenmitglieder. Herr v. Salis, Ulysses, in Marschlins. » Conrado, Thomas zu Baldenstein. » Escher v. d. Linth, in Zürich, » Studer, Professor in Bern. » Federer, Dekan in Ragataz. » ‘Hepp, Ph. Dr. in Zürich. » Cloetta, Dr. Professor in Zürich. » Lavizzari, Dr. Staatsrath in Lugano. » Müller, Carl Dr. in Halle a/S. » Erlenmayer, Dr. in Bendorf bei Coblenz. » J. Hitz, Eidg. Consul in Washington. m a EI IN. a rn —— Nekrolog, Dem Wunsche mehrerer Freunde zu entsprechen, ver- suche ich hier einige biographische Notizen über meinen ver- storbenen Vater vorläufig zusammen zu stellen, in der Voraus- sicht, nach Durchsuchung und Durchmusterung seines Nach- lasses etwas Vollständigeres zu geben oder einer geübteren Feder zur Bearbeitung überlassen zu können. Johann Rudolf Am Stein wurde den 1. Mai 1777 im Schloss Marschlins geboren, wo sein Vater Med. Dr. Joh. Georg Am Stein der Aeltere Hausarzt und Lehrer am Phitantropin des Herrn Ministers Ulysses v. Salis-Marschlins war, und dessen Schwester Hortensia die Mutter des Neuge- bornen. Im Jahr 1779 zog Am Stein der Vater, nachdem das Philantropin sich aufgelöst, mit seiner Familie nach Zizers, wo er Haus und Gut sich erworben. Er lebte nun ganz der medieinischen Praxis, der Pflege und Verbesserung seines Gutes und seinen vielseitigen wissenschaftlichen Arbeiten und Correspondenzen in den medicinischen, naturwissenschaftlichen .M und ökonomischen Fächern. Das Vertrauen in seine ärztliche Kunst führte ihn bei dem damaligen Mangel an gebildeten Aerzten oft bis in die entlegenern Thäler des Landes, bis nach Disentis hinauf, ja selbst über die Alpen nach Chiavenna. Die durch solche Touren bedingte öftere und längere Ab- wesenheit von Hause, verbunden mit den jedesmal gehäuften Arbeiten anderer Art bei seiner Heimkehr musste nothwendig zur Folge haben, dass die erste Erziehung seiner Kinder, zweier Knaben und einer Tochter, hauptsächlich der Mutter anheimfiel, um so mehr, als der damalige Stand der Dorf- schule keineswegs einladend war. Die Mutter war aber auch geeignet dazu, wie nicht sobald eine, denn ausser ihrer Ge- wandtheit in Führung eines Hauswesens, die sie bewiesen, indem sie lange der ausgedehnten Hauswirthschaft ihres Vaters und Bruders im Schloss Marschlins mit bestem Erfolg vorgestanden, hatte sie überhaupt die sorgfältigste, der Toch- ter eines solchen Hauses würdige Erziehung genossen. Ausser sehr verschiedenen weiblichen Arbeiten, die sie mit Kunst- fertigkeit übte, sprach und schrieb sie Französisch und Ita- lienisch gleich ihrer Muttersprache, war in der betreffenden Litteratur bewandert, und von Herrn Prof. Martin Planta hatte sie selbst Unterricht in der Physik und Naturgeschichte genossen, und mehrere hieher gehörige Arbeiten sehr ver- schiedener Art zeugen noch jetzt von dem Eifer und der Ausdauer, die sie diesen Fächern einst zugewandt. Wie tief nun die Erziehung dieser Mutter in Herz und Gemüth ihrer lieben Zöglinge eingedrungen, davon zeugt die hohe Achtung, die innigste Liebe und Dankbarkeit, mit der mein Vater stetsfort und selbst in seinem hohen Alter auf seinem Sterbebette von seiner Mutter gesprochen. Indem Vater und Mutter grosses und stetiges Interesse für die Naturgeschichte hegten, kann es nicht: wundern, dass auch ihre Kinder früh hierauf hingewiesen wurden und nach Aus- sage meines Vaters fingen er und sein Bruder schon früh an für seine Eltern und für sich verschiedene Naturalien zu sammeln, und theilweise auch zu zeichnen und zu malen. Rudolf war übrigens schon früh zum Soldaten bestimmt, die Familienverhältnisse und seine eigene Neigung, soweit man in solchem Alter davon sprechen kann, waren dafür und nicht ohne Lächeln erzählte er, wie er sich als Knabe in diversen Uniformen gefallen. Mit dem 12. Jahr kam er in die berühmte CGarlsschule nach Stuttgart und zwar als Externe in das Haus des Herrn Prof. Lamotte, wo er die liebevollste Aufnahme fand, deren er stets mit Dankbarkeit gedachte. Wahrend drei Jahren besuchte er die genannte vorzügliche Anstalt mit Rücksicht auf die zu wählende militärische Lauf- bahn, und schloss manche werthe Bekanntschaften, von denen er mehrere in viel spätern Jahren unter sehr verschiedenen Verumständungen zu erneuern Gelegenheit hatte. Bald nach- dem er Stuttgart und seine Schule verlassen, trat er als Cadet in das Regiment Schmid im den Dienst der holländi- schen Generalstaaten. Es würde hier zu weit führen, wenn wir dienun begonnene militärische Laufbahn, die sich durch die stürmischsten Zeitläufe in wechselvollen Lagen mehr denn vierzig Jahren hinzieht, in ihre Einzelheiten eingehend ver- folgen wollten, die Hauptmomente jedoch mögen in kurzen Zügen folgen. Die französische Revolution war in vollem Gang und die Franken, das Schwert in der Hand, waren be- reits daran auch ihre Nachbaren mit der neuen Völkerfreiheit zu beglücken. Selbst die Natur bahnte diesen den Weg und auf dem Eis überschritten die fränkischen Schaaren Flüsse und Canäle der Niederlande; mit dem Land ging auch die Armee unter die Herrschaft der Eroberer über, und so war auch mein Vater Soldat der französischen Republik geworden, 181 (1794/95). Die Art und Weise, wie diese Republikaner in ihrem Vaterland gegen die eigenen Mitbürger verfahren, war jedoch nicht geeignet gewesen, ihn für sie günstig zu stimmen, und mit Abscheu erzählte er immer von den Massacrirungen, die sie an wehrlosen gefangenen Emigranten vollzogen, wo sie solcher habhaft, wurden. Sobald möglich nahm er daher seinen Abschied und eilte nach Hause. Daselbst hielt es ihn aber doch nicht lange und bald trat er als Lieutenant in das Regiment Christ in königl. sardinischen Diensten. Mit Wärme schilderte er oftmals das herrliche Turin mit seiner amphi- theatralischen Aussicht in die Alpen, sowie andere schöne oder merkwürdige Gegenden und Orte jenes südlichen Lan- des. Aher auch hier sollte er das gleiche Schicksal erleben wie in Holland. Die Franken in ihrem sog. civilisatorischen Eifer waren schon längst auch über die Alpen eingebrochen, hatten sich Fürsten und Völker botmässig gemacht, und eines schönen Morgens verleibten sie die piemontesischen Truppen ihrer Armee ein, und mein Vater war wieder nolens volens im Dienste der französischen Republik (1798/99). Unter dem Commando eines Citoyen’s General Magot machte er die meist nächtlichen Kreuz- und Querzüge einer fliegenden Colonne mit, die die Hügellandschaft nach den Alpen hin durchstreifte, um sie vor Aufstandsversuchen gegen die verwünschten Be- freier zu wahren. Sobald es thunlich war nahm mein Vater seinen Abschied, verliess die gezwungene Stellung unter den französischen Revolutionären, mit denen er nie oder nur höchst selten sympathisiren konnte und gelangte in Gesellschaft meh- rerer gleichgesinnter Offiziere, unter denen auch ein oder zwei Cameraden von der Carlsschule, auf abentheuerlichem Zuge durch franzosenfeindliche piemontesische Gegenden und Cosakenabtheilungen der russischen Armee wieder nach der Heimath. I. N Hier sah er sich aber gleich wieder den Franzosen ge- genüber; er trat als Hauptmann in das in englischem Solde stehende Regiment des Generals Salis-Marschlins, stand erst- lich an der Tardisbrücke und rheinaufwärts gegen Chur dem Feinde gegenüber, und erhielt später das Commando über die dem Regiment beigegebene Artillerieabtheilung. Das Gros des Corps kam später nach dem Engadin, er mit seinen Piecen hatte ein kleines Fort über Feldkirch zu besetzen. Bei einem grössern Angriff der Franzosen auf den mit Oester- reichern wohl besetzten Platz hatte auch er auf seinem etwas vereinsamten Posten einen Zusammenstoss mit einer kleinen feindlichen Colonne, die er aber glücklich gefangen nahm. Später zog er mit den diese Gegenden bisher besetzt halten- den österreichischen Truppen über den Arlsberg zu seinem Regiment nach Tirol und mit diesem in der Folge bis Steier- mark, wo dann die ganze vereinigte Armee entlassen, sein Regiment aufgelöst wurde und er mit Abschied nach Hause zurückkehrte. In der Heimath angelangt traf er seine geliebte Mutter, auf deren Wunsch vorzüglich er die angebotenen Stellen in andern Corps nicht angenommen, ganz vereinsamt. Vater und Schwester waren heimgegangen und der Bruder als Me- diein Studirender auf auswärtigen Schulen. Mit Eifer nahm er sich der Bewirthschaftung des väterlichen Gutes an, be- suchte mehrmals Hofwyl, machte die Bekanntschaft Fellen- bergs, und suchte zu bessern, soweit es die jeden ordentlichen Aufschwung hindernden Atzungsverhältnisse und tief gewur- zelten Vorurtheile zuliessen. Theils für sich, theils in Ge- meinschaft mit dem befreundeten Herrn Grafen Salis-Zizers und Podestat Marin liess er viele edlere und ökonomischere Obstsorten von Bollweilen für die hiesigen Baumgärten kom- men. Neben der ökonomischen Thätigkeit wandte er sich er. auch wieder den Naturwissenschaften und andern Lieblings- fächern zu, um so mehr, als er von dem früher Gesammelten vieles verdorben, zerstört, manches gänzlich verschwunden fand. Stets beklagte er den Verlust vieler zoologischer Zeich- nungen, besonders von Vögeln, die von ihm und seinem Bruder nach der Natur aufgenommen und gemalt worden, dann eine schöne Sammlung von Landkarten und mehrere wissenschaft- liche Kupferwerke, was Alles von den Franzosen plünderungs- rechtlich annexirt worden sein soll. In diese Zeit, wenn ich nicht irre, fällt auch die trigonometrische Aufnahme des Thals von der Landquart bis Chur durch Mag. Rösch, dem er dabei hülfreich an die Hand ging und schliesslich auch die Karte zeichnete, wie sie in der Alpina sich findet. Dass er schon damals mit mehreren befreundeten Naturforschern (wie Pfar. Pool, Pfar. Steinmüller, Prof. R. Schinz in Zürich, Hartmann in St. Gallen) in Verbindung stand, ist mir aus seinen Erzählungen erinnerlich, das Nähere wird sich später hoffentlich bei Durchmusterung seiner Correspondenzen etc. noch’ ergeben. In militärischer Beziehung bildet der Zug gegen das im Aufstand begriffene Volk am Zürchersee, den mein Vater mit den dahin beorderten Kantonaltruppen im Frühjahr 1804 mit- machte, eine kurze Episode dieses Zeitraumes. Mit dem Jahr 1805 trat das Militärleben wieder in den Vordergrund. Als Adjudant im eidgen. Generalstab gab ihm die Besetzung der Rhein- und Bündnergebirgsgrenzen reichliche Beschäfti- gung unter den Commandos verschiedener Obern und er- wünschte Gelegenheit, verschiedene Gegenden seines Vater- landes, namentlich eine Menge von Gebirgspassagen und Orts- entfernungen, noch näher kennen zu lernen. Es gab diess auch wahrscheinlich Mitveranlassung zu der von ihm gezeich- neten Karte von Graubünden, wie sie zuerst im helvetischen 184 Almanach von 1806 erschienen. Im Jahr 1814 wurde er als Adjudant eines eidg. Oberst nach dem Tessin beordert zur Dämpfung der dort drohenden Unruhen und gleich nach seiner Rückkehr trat er als Hauptmann in das Regiment v. Sprecher in holl. niederländischen Diensten und kam so das zweite Mal nach Holland. Im December 1817 erhielt er hier die ihn tief betrübende Nachricht von dem Hinschied seiner ge- liebten Mutter und wenige Monate später von dem seines Bruders, welcher der gewissenhaften und unerschrockenen Ausübung des ärztlichen Berufes sein Leben geopfert hatte. Nun kehrte er (Herbst 1818) heim, um sein Erbe anzu- treten und die nöthigen diessfallsigen Anordnungen zu treffen, führte die Wittwe seines Bruders als Gemahlin wieder in das Haus ein, zog von Zizers nach Chur und bereits nach Jahres- frist von da nach Malans, wo er sich endlich dauernd nie- derliess. In der Kantonalmiliz zum Major avancirt,' besorgte er die damals üblichen sog. Musterungen der Truppen in ver- schiedenen Gegenden des Landes und schloss endlich seine militärische Beschäftigung damit, dass er im Jahr 1838, da dem Lande von Frankreich her Krieg drohte und die Land- wehr aufs eifrigste organisirt wurde, das Commando einer solchen mit Feuerwaffen, Morgensternen und Sensen bewaft- neten Truppenabtheilung übernahm. Gemeinatzung, Beisäss- verhältniss und andere ähnliche Hemmschuhe einer freien und rationellen Bewirthschaftung des Bodens verleideten ihm die Sache dermassen, dass er die Besorgung dieser Arbeit von nun an zumeist seiner Frau überliess. Mit um so grösserm Eifer beschäftigte er sich dagegen mit seinen Lieblingsstudien und verschiedenen Sammlungen, war seit 1819 Mitglied der ‘Gesellschaft gesammter Natur- wissenschaften der Schweiz. Mitstifter der im Jahr 1845 ge- 185 stifteten Naturforschenden Gesellschaft Graubündens, Mitglied des historischen Vereins und pflegte eine lebhafte Correspon- denz mit verschiedenen befreundeten Fachgenossen, ‘denen er auch von dem von ihm Gesammelten gern und reichlich mit- theilte. Mit dem politischen Leben und Treiben ‚der neuern Zeit konnte er sich nie recht befreunden und lebte der Ueberzeugung, dass das Glück des geliebten Vaterlandes am meisten und sichersten durch einfache, aber gründliche und wahrhaft religiöse Jugenderziehung gefördert werde. Er war daher eifriges Mitglied des bündnerischen Schulvereins und konnte es nicht recht verwinden, als dieser Verein seiner er- folereichen Thätigkeit bei Anhandnahme des Volksschulwesens durch die Kantonsbehörden gänzlich enthoben wurde. Er war der Ansicht, dass der Verein hierauf nicht sich auflösen, sondern ein anderes ähnliches Feld der Arbeit suchen solle. Das Interesse, mit dem er an der Stiftung und Fortführung der Armenschule und Lehrerschule in Schiers Theil nahm, bot ihm später Ersatz für .das Verlorene und ebenso sprach er immer davon, dass die Erziehung und Bildung der Taub- stummen unseres. Landes ein würdiges Feld für die Thätig- keit eines Vereines wäre, ein Gedanke, dessen theilweise Ver- wirklichung er noch erlebte. Seit Jahren schon hatte er seine entomologischen Arbeiten aufgegeben, indem ihm die minutiösen anstrengenden Untersuchungen zu beschwerlich wurden; dagegen las und hörte er mit Freude von dem wie- der auflebenden naturwissenschaftlichen Forschen im Vater- lande, und den dahin zielenden Schriften und nebstdem zeich- nete und malte er unablässig für seine rhätische Wappen- sammlung. “Rüstig für seine Jahre, kaum je gefährlich krank, - überfiel ihn letzten Spätherbst ein nur in Anbetracht seines Alters beachtenswerthes Catarrhalfieber; dasselbe gab aber trotz der angewandten Aufmerksamkeit nach wenigen nn Veran- 1 186 lassung zu einem raschen Sinken der Lebenskräfte und so schied denn der Vielgenannte den 19. Dec. 1862 ruhig und sanft in das Jenseits, in welchem er vor Allen seiner geliebten Mutter wieder zu begegnen hoffte. Die hinterlassenen Sammlungen warten einer genauern Sichtung und Catalogisirung ; vorläufig kann man sie aufzählen wie folgt: I. Insektensammlung: Mit germgen Ausnahmen enthält diese ansehnliche Sammlung nur bündnerischen Arten und (dann wieder vorzüglich aus unserer Rheingegend, vom Thal bis auf die umgränzenden Gebirge, stellt also eine reine Lan- desfauna dar und umfasst die Abtheilungen: 7. Diptera. 2. Hemiptera, 3. Lepidoptera, 4. Neuroptera, 5. Hymenoptera, 6, Orthoptera und 7. Coleoptera. Nicht Alles ist gleichmässig durchbearbeitet; Manches noch zu benennen, indem die ge- sammte einschlägige Fachlitteratur für den Alleinstehenden zu kostbar war. Was von ihm direkt publizirt wurde, sind drei Aufsätze dipterologischen Inhaltes in diesen Berichten (über Bündner Dipteren im 11., über Amsteinia punctipennis im Il., und Dipterolog. Beiträge im V. Heft). Hier anschliessend ist auch zu nennen eine ansehnliche Zahl von Zeichnungen von Insekten nach der Natur, z. Theil ausgemalt, mit noch zahlreicheren Beschreibungen und Notizen, ebenfalls sehr verschiedene Klassen umfassend. I. Wappensammlung, fast durchgehends gemalt. Die Hauptabtheilung davon umfasst die rhätischen Geschlechter alter und neuer Zeit. Nebstdem findet sich aber auch eine bedeutende Anzahl von Wappen aus aller Herren Länder. In den späteren Jahren, nachdem es dem Sammler zu beschwer- lich, ja theilweise unmöglich geworden, das Untersuchen und Bestimmen der Insekten fortzusetzen, blieben die Arbeiten für 187 die Wappensammlung die Lieblingsbeschäftigung bis in die Tage des Sterbelagers. III. Sammlung von Briefsiegeln und Abgüsse von alten Siegeln in Wachs und Gyps, sowie auch Zeichnungen alter Siegel. IV. Sammlung von Porträts in Kupferstich und Lithograpie von Bündnern alter und neuer Zeit. V. Eine ansehnliche Notizen- und Copiensammlung hısto- rischen Inhalts. VI. Eine Menge von Handzeichnungen von Landschaften, naturwissenschaftlichen Gegenständen, wie Pflanzen, Früchte, Thiere und aus andern interessanten Fächern mehr. Eine detaillirtere Aufzählung des Gesammelten, eine ge- nauere Würdigung des Werthvollern darin, kann, wie oben schon angedeutet, jetzt noch nicht gegeben, später aber, wie ich hoffe, desto besser nachgeholt werden. Beurtheilung von Charakter, politischem und religiösem Denken des Verstorbenen wird man mir erlassen, der ich in ihm stets den seinem Vaterlande treu ergebenen Bürger, den aufrichtig religiösen Geist und den liebevollsten Vater verehrte. Zizers, im Mai 1862. Dr. J. @. Am Stein. ak: av Sariradl. m angeearu nn EIS! x u) r u I: ee Nr BT) lan r @ ware nr I : AN N AL f k A vn UM, yY ; u or vornhssuonen La) oe TERN N IE Alias nı ie h a Es | ‚Kar aonaa er Sa Saanben PM ji “ IR TINO DE TARTABE NL" (1.7 2260112) tiefen sei e nem 1 « 7 Narr 3 dich y 1 3 Pe - ı 193 his. LEERE vs Y Lara 8 dr a 9 17 Mara Er DER WR as RN | | | f N zh I N ar Yahll z y . 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