SEEN Pr: a, uralte; BR Re Fibrarp of tbe Museum .COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS, Founded by private subscription, in 1861. ALINA ANDUN DR. L. pe KONINCK?’S LIBRARY. No una J ahresbeitcht naturwissenschaftlichen Vereines BHalle. (Zweites Jahr vom Juni 1849 — 1850.) Mit einer lithographirten Tafel. DERLIN, 1800. Wiegandt und Grieben. 1 N Ma BERN N Yo Inhalt. I. Auszug aus den Sitzungsprotocollen. Giebel, über Organisation und systematische Stellung der Pterodactylen Krenzlin und Feistel, über den Einfluss des Magnetismus auf den Volta’schen Bogen e ö c 6 ® 5 . : Feistel, Theorie über die Umwandlung des im Dünger enthaltenen Ammoniak’s in Salpetersäure s . . . Ö . Giebel, Versteinerungen in Geschieben um Königsberg . . . Bertram, über einen eigenthümlichen Blitzschlag . e . . Sack, Wirkungen arseniger Säure auf Obstbäume . ö . » Giebel, über Acanthoteuthis speciosa . ö 5 © : . über Insectenreste im Wettiner Steinkohlengebirge . Bertram, Mittel gegen Schaben ö Giebel, Entdeckung der Schneidezähne bei Rhinoceros tichorhinus Müller, Pflanzenreste in der Braunkohle bei Kranichfeld . über die Cuticula . A \ h : Wiegand, Strehlke’s Mittheilungen über die Drieberg’sche Luft- druckstheorie . 5 & > ö k ® 5 Bertram, Wirkungen des Chloroform auf Mimosa pudica . Andrä, über eine schmelzende Substanz in der Braunkohle Stippius, vortheilhafte Ausbeute an Zucker aus den Rüben . ö Wiegand, über Goldbergers galvanische Ketten . : : . Giebel über die Familie der Ammoniadae . : . Kohlmann legt Oidium aurantiacum vor B i 5 6 5 Huch, Entwickelung der Flechten a . . . Giebel, über Scaphiten . Fe Ö . übergibt Knochen aus dem Diluvium . . 5 . Wiegand, über das Verhältniss der Leibeslänge zu den Pulsschlägen Giebel übergibt Mineralien . . . ————— über Ammoniten . ® Bertsamlegt chinesische Galläpfel vor. . . . Seile. Krause legt Samen von Erodium pruinum vor . i . 5 Huch, über Spira generatrix - Hellwig, über den Quincunx der Blattstellung Ä — Bemerkungen zur Characteristik der Pflanzenarten Wiegand, über Amuels galvanische Ketten über Kunzemanns galvanischen Bogen . Krause legt eine eigenthümliche Hyacinthus orienlalis vor Wiegand, Wirkung der Goldbergerschen Kette Giepel, über Turriliten : o 5 o : s über L. v. Buch’s Entdeckung des Mantelaunschaittee bei Acephalen : : © 5 : über eine Klchenbikecie am Sudmerberge bei Goslar . Arbeiten über das Nummulitengebirge Bibliothek des Vereines . II. Aufsätze. €. Giebel, Scyphia uvaeformis n. sp. : - ; E. Schneider, über die chemische Constitution des Wolframminerales — über das Aequivalent das Wolframmetalles A. Sack, Rhodocrinites verus in krystallisirtem Flussspath C. Giebel, über Troschel’s Gedanken über eine naturgemässe Eintheilung der Thiere die Braunkohlenformation im Magdeburg-Halberstädtischen _ C. Andrä, Verzeichniss der in dem Steinkohlengebirge bei Wettin und Löbejün vorkommenden Pflanzen A. Garcke, über die Tribus der Sideen —— über Achania Poeppigti Spr. und einige weniger be- kannte Hibiskusarten N ; 5 & B h — über Sida cordifolia L. und dıe von ihr getrennten Arten . ke « E. Zuchold, Vebersicht der ae Stadt Halle nd dern et behandelnden naturwissenschaftlichen Literatur 118 131 132 138 143 1. Auszug aus den Sitzungs-Protokollen. Nitzuni am 4. Juli 1849. Der Vorsitzende Hr. Giebel eröffnete die Sitzung mit einem kurzen Rückblick auf die Thätigkeit des Vereines im vergangenen Jahre, welche lei- der durch die in Halle ganz besonders hefüg auftretende Cholera. auf mehrere Wochen unterbrochen worden war. Glücklicher Weise hat der Verein den Verlust von Mitglie- dern durch dieselbe nicht zu beklagen. Darauf wurde über die Druckeinrichtung des ersten Jahresberichtes verhandelt und eine Revision der Stalulen zur Erweiterung des Ver- eines beantragt. Sitzung am 11. Juli. Hr. Giebel hielt einen Vor- trag über die Organisation und syslemalische Stellung der Plerodactylen, über deren Arten und die geologisch -geo- graphische Verbreitung derselben. Nach einer historischen, die Angaben und Arbeiten Collini’s, Herrmann’s, Cüvier’s, Blumenbach’s, Sömmering’s, Oken’s, Goldfuss’s, Münster’s, v. Meyer’s und Owen’s berührenden Einleitung wurden die einzelnen Theile des Schädels und Skeletes mit den ent- sprechenden der lebenden und fossilen Wirbelthiere unter Vorlegung von einigen Facsimile’s und den nöthigen Präpa- raten verglichen. Es ergab sich, dass die Pterodactylen den Säugelhieren und Vögeln keinesweges so auffallend nah stehen als man früher glaubte, denn mit erstern haben sie und selbst nicht einmal auschliesslich gemein die in schna- 1 2 belartige Kiefer eingekeilten Zähne, den Bau des Schwan- zes und die Krallen; mit den Vögeln allein nur die Lücke zwischen dem Auge und der Nase und einige Formverhält- nisse im Schulterblatt, Oberarm, Vorderarm und Unterschen- kel. Dagegen sind entischiedene Amphibien - Charactere in der Schädelbildung, die Anwesenheit eines hintern Stirnbei- nes, das vom Quadrat- und Zitzenbein gebildete Kiefergelenk, die Ueberwölbung der Schläfengrube, die Form des Joch- beines, Flügelbeines und Querknochens, die Form und Zu- sammenselzung des Unterkiefers, ferner. die falschen Rippen der Halswirbel, die Sternalrippen, die Anhefiung der eigent- lichen Rippen, die Form des Brusibeines und Beckens, die Zehenbildung. Das Eigenthümliche der Pterodactylen liegt in der Vereinigung der überwiegenden Amphibien-Charactere mit wenigen Vogel- und Säugelhier-Merkmalen und in dem einzig in der Natur vorkommenden vom kleinen Finger ge- bildeten Flug-. oder Flatter-Organe. Hr. Feistel referirt über eine Arbeit von Bunsen und Playfair die bei der Roheisenbereitung in Hohöfen vor sich gehenden Processe betreffend. (Report. Brit. Assoc. 1845.) Sitzung am 18. Juli. Hr. Giebel legte den neuen Entwurf der Statuten vor, der bis auf wenige Aenderungen von der Gesellschaft angenommen wurde. Darauf vollendete derselbe seinen Vortrag über Pterodactylen. Nach den frü- her angegebenen Characteren unterliegt es keinem Zweifel, dass die Pterodactylen Amphibien sind, aber welche Stelle sie unter denselben einnehmen, bedarf noch eines weitern Nachweises. Von den, Familien der lebenden Amphibien weichen sie so auffallend ab, dass sie in der Reihe dersel- ben keine passende Stellung finden. Ihre natürliche Stel- lung kann nur durch ihr geologisches Auftreten, welches in eine Zeit fällt, wo der Unterschied von nackten und be- schuppten Amphibien sowie die Klassen der Säugethiere und Vögel fehlen, begriffen werden. Es gab damals nur Schild- kröten und Saurier und lelztere waren nicht wie jetzt Sauria loricata, S. quamala und 8. annulata, sondern Landbewohner, Meeresbewohner, Krokodile und Pterodac- 3 tylen. Zuverlässig bekannt sind die Reste der Pterodacty- len nur aus den Schichten des Juragebirges in Baiern und England, und nach den speciellen Angaben hierüber machte es der Redner wahrscheinlich, dass man die Arten in noch mehrere Gattungen sondern müsse, als es neuerdings durch v. Meyer geschehen sei. Dem Schema dieses sich an- schliessend schloss der Vortrag mit Erläuterung folgen- der die näher bekannten Arten umfassenden Uebersicht: I. ? Ornithopterus mit zweigliedrigem Flugfinger, 0. Lava- teri. 1. Pferodactylus mit viergliedrigem Flugfinger und kurzem Schwanz: a) mit fünfzehigen Füssen, Pentadactyl. 1) Hacrotrachelus mit 44 Zähnen, Pf. longirostris. 2) Bra- chytrachelus mit 1," Zähnen, Pt. crassirostris; b) mit vier- zehigen Füssen, Tetradactyli. 1) Zehengliederzahl normal 2—5, Pt. Kochii. 2) Zehengliederzahl abnorm 2—3, Pt. brevirostris. 3) Knochenring im Auge aus schuppigen Glie- dern bestehend, Pt. Meyeri. I. Rhamphorhynchus mit lan- gem Schwanz und knorpliger zahnloser Schnabelspitze: 1) mit zahlreichen zweischneidigen Zähnen, Pt. macronys; 2) mit % flachen nicht schneidenden Zähnen, Pf. Münsteri; 3) mit % dickern Zähnen in gleichen Abständen, Pt. Gem- mingü; 4) mit spitzen langen Zähnen, deren Aussenseite eine Rinne hat, Pt. longicaudus. Sitzung am 25. Juli. Der Vorsitzende Hr. Giebel übergab dem Vereine 200 gedruckte Exemplare der revi- dirten Staluten, und auf seinen Antrag wurde die Anferli- gung von Diplomen für die Vereinsmitglieder beschlossen. Ein zweiter Antrag desselben, der Verein möge die Bear- beitung von Jahresberichten für die einzelnen Zweige der Naturwissenschaften übernehmen, wurde nach längerer De- batte zurückgewiesen. Hr. Krenzlin theilte einige Untersuchungen mit, welche de la Rive über den Volta’schen Bogen und den Einfluss des Magnetismus auf diesen Bogen und die Körper, die un- terbrochene electrische Ströme leiten, in den Annalen der Physik und Chemie LXXVI, Nr. 2. bekannt gemacht hat, Gegen die Behauptung, dass die Intensität der durch den 1 ’ 4 electrischen Strom erzeugten Wärme die stärkste sei, führte Hr. Feistel an, dass ein Apparat zur Messung der stärk- sten Wärme noch fehle, dass Gold auf die angeführte Weise noch nicht verflüchtigt sei, wohl aber durch den Brennspie- gel, dass ferner die mechanische Wirkung des Siromes be- rücksichtigt werden müsse. Hr. Feistel gab eine Auseinandersetzung einer von Kuhlmann neuerdings aufgestellten Probabilitäts-Theorie über die Umwandlung des im Dünger enthaltenden Ammoniak’s in Salpetersäure, sobald derselbe auf der Oberfläche des Bodens mit der atmosphärischen Luft in unmittelbare Be- rührung tritt, sowie über die Rückbildung derselben in Am- moniak, sobald sie in wässrigem Zustande von dem Boden wiederum aufgesogen ist. Hr. Giebel referirt Köllikers Untersuchungen über Actinophrys sol. (Zeitschr. f. wissensch. Zoolog. I. S. 198.) Sitzung am 1. August. Hr, Giebel sprach über eine in den diluvialen Geschieben um Königsberg gesam- melte und ihm von Hın. Rathke daselbst zur Bestimmung übersandte Sammlung von Versteinerungen und knüpfte daran Bemerkungen über das ursprüngliche Vorkommen und die Verbreitung derselben im Norddeutschen Diluvium über- haupt.. Die bestimmten Arten mit Angabe der Fundstätte sind folgende: Sarcinula organon Lamk. Sensburg, Rastenburg. Cyathophyllum caespitosum Goldf. Rastenburg. I 3 turbinatum Goldf. Rastenburg. In » vermiculare Goldf. Lonngarden. E » plicatum Goldf. Rastenburg. hs » ceratites Goldf. Rastenburg. N dianthus Goldf. Rastenburg, Heiligenbeil. Ehlimapdre gothlandica Goldf. Rastenburg, Spirdingsee. » 9». spongites Goldf. Spirdingsee. >» ». polymorpha Goldf. Rastenburg. » » basaltica Goldf. Rastenburg, Heiligenbeil, Spirdingsee. Catenipora escharoides Lamk. Spirdingsee. 5 Astraea porosa Goldf. Spirdingsee, Rastenburg. Aulopora conglomerata Goldf. Rastenburg. Syringoporu veticulata Goldf. Rastenburg. 53 » ramulosa Goldf. Rastenburg. Sphäronites pomum? Sensburg. Cyathocrinites pinnatus Goldf. Sensburg, Rastenburg, Spirdingsce. ” » rugosus Mill. Heiligenbeil. Chonetes sarcinulata Kong. Spirdingsee. » » sp. indet. Sensburg. Spirifer ostiolatus Schlot. Rastenburg. ee cassidea Dalm. Rastenburg. Orthis basalis Dalm. Spirdingsee. » pecten? Spirdingsee. » sp, indet. Sensburg. Euomphalus catenulatus His. Sensburg. » » 9gualteriatus Golf. Sensburg. » » sp. indet. Spirdingsee. » » planorbis Arch. Rastenburg. Murchisonia sp. indet. Rastenburg. Turritella cingulata His. Rasienburg. Orthoceratites annulatus Sowb. Sensburg. A » communis Kis. Heiligenbeil. Lituites convolvans Kis. Sensburg. > sp. indet. Sensburg. Ogygia Buchti Burm. Rastenburg. Phacops caudatus Burm. Rastenburg. » stellifer Burm. Rössel. Asaphus angustifrons Dalm. Heiligenbeil. Scyphia reticulata Goldf. Rastenburg. » paradoxa Goldf. Rastenburg. 8: Schweiggeri Goldf. Rasienburg. Cidarites coronatus Goldf. Neuhausen. Terebratula varians Schloth. Spirdingsee. Belemnites sp. indet. Rasienburg. Turbinolia mitrata Goldf. Rastenburg. Astraea porosa Münst, Rastenburg, Spirdingsee. 6 Astraea geminata Goldf. Raslenburg, Spirdingsee. Scyphia costata Goldf. Rastenburg. „ paradoxa Münst. Rastenburg. Siphonia cervicornis Goldf. Rastenburg. Serpula socialis Goldf. Sensburg. s subrugosa Goldf. Sensburg. „ sp. indet. Spirdingsee. Pecten quadricostatus Sowb. Rastenhurg. „ nitidus Mont. Rastenburg. Serpula corrugata Münst. Guber. Charcharodon angustidens Ag. Neuhausen. Ptychodus latissimus Ag. Rössel. Conchifer. $ Gasteropod. sp. indet. Spirdingsee. Ueber einen -eigenlhümlichen Blitzschlag, der heute früh in der Gegend von Trotha bei Halle Statt gefunden, berichtet Hr. Bertram: Während über Halle der. Himmel heiter war, entlud sich eine halbe Stunde von hier, bei- Trolha eine Gewitterwolke. Der Blitz schlug in einen Kornhaufen, unter welchem eine Mutter mit ihren Kindern Schutz gegen den Regen gesucht halte. Die Mutler, vom Blitz getroffen, war augenblicklich todt, die Kinder dagegen, obwohl sie sich eng an die Mutter angeschmiegt hatten, nicht einmal betäubt. Man fand sie beschäftigt die brennenden Kleider der Mutter zu löschen. Derselbe macht ferner auf die ausserordenlliche Fülle von Blüthen eines Granatbaumes im Garten des Hr. Preiss in Trotha aufmerksam und vermuthel, dass aus gekochlen Saubohnen und Schafmist bereiteter Dünger das üppige Blühen der Granalbäume veranlasse. Silzungam®. Augusl. Der Vorsitzende Hr. Giebel verlheili an die Mitglieder den ersten Jahresbericht und nach Verhandlung einiger Vereinsangelegenheiten gib Hr. Garcke eine Kritik der Hibisceen, wovon das Wesentlichste in der Bot. Zeitung 1849 S. 817 sqq. gedruckt ist. Hr. Bertram referirt die Theorie der Aetherbildung von Dr. Mohr und erörtert zugleich die Darstellung des Aelhers im Grossen, 7 Sitzung am 15. August. Hr. Müller gibt ein Referat über den Einfluss melallischer Gifte auf das Leben der Pflanze nach Beobachtungen von Dr. Schmidt, Flora 1849. Nr. 22—24. Hr. Sack, als Gast anwesend, macht im Gegensatz zu den eben dargelegten nachtheiligen Wirkungen der arsenigen Säure auf den günstigen Einfluss aufmerksam, welchen dieselbe auf die Ausbildung der Früchte von nahe bei Arsenikhütten stehenden Obstbäumen nach seinen eigenen Beobachtungen ausgeübt hat. Auch Hr. Stippius, gleichfalls als Gast an- wesend, und Hr. Feistel bringen noch einige Thatsachen die Wirkung auf Thiere und Pflanzen betreffend gegen Schmidis Beobachtungen bei. Hr. Giebel hält einen Vortrag über die Gattung Acan- thoteuthis unter Vorlegung eines schönen Exemplares von A. spesiosa von Solenhofen, welches im Mineralogischen Museum aufbewahrt wird. Es besieht dasselbe in dem theil- weisen Abdrucke der hornigen Haken an den Armen und in der vollständigen Erhaltung einzelner Haken selbst. Deut- lich zu erkennen sind acht Arme von ziemlich gleicher Länge, aber ungleich verdrückt. Zwei derselben liegen ganz auf einander, ein dritter daneben ist nur in der halben Länge sichtbar, aber nach seinen Krallen den übrigen gleich gewesen. Der fünfte ist mit dem sechsten in der untern Hälfte zu- sammengedrückt, ebenso der siebente mit dem achten. Zwi- schen den letzten beiden Paaren liegt schief noch ein kürzerer Arm, der nach der geringen Grösse seiner Krallen die obere Hälfte des vierten sein wird. Die Eindrücke unterhalb der Arme sind zu undeutlich und unbestimmt, als dass man auf ihren Ursprung von Körpertheilen mit Gewissheit schliessen könnte. Die Arme sind im Gestein durch lichte Farben an- gedeutet und merklich über die Schieferfläche erhaben. Be- slimmter aber als hierdurch sind sie zu erkennen durch die Hakenreihen, deren je zwei an einem Arme liegen. Die meisten dieser Haken sind ebenfalls nur ein Abdruck, aber in einem sehr scharfen erhalten, einige in ihrer Substanz. Sie sichen in beiden Reihen alternirend neben einander, unten am Arme eiwa in zwei Linien Entfernung von einander, oben mehr 8 genähert. Am best erhaltenen Arme zählt man 30, ohne die vollständige Zahl darin zu erkennen. In dem mittlern Drittheile des Armes haben sie ziemlich übereinstimmende Grösse, im obern und untern Drittheil werden sie dagegen merklich kleiner. Ihre Befestigung in den Muskeln der Arme scheint den der Flossenstacheln bei den Haien ähnlich ge- wesen zu sein. Ihre Form ist an beiden Enden zugespitzt und auf den Seiten comprimirt, in der untern Hälfte mit ganz flachen, in der obern mit elwas convexen Seiten. Der vordere und hintere Rand rundet sich an der Spitze ab. Die untere Hälfte war ganz im Fleisch verborgen und ist auf der einen Seite schief abgeschnitten. Von der Schnitt- fläche aus dringt eine ovale Höhle in das Innere. Diese ist der Ernährungskanal. Der Rand der schiefen Fläche ist etwas erweitert und diente zweifelsohne zur Anheftung von Muskeln. Eine besondere Muskelansalzfläche liegt unmittel- bar über der schiefen Endfläche, da wo die Kralle am breitesten ist. Es ist eine kreisrunde oder ovale Grube mit deutlich aufgeworfenem Rande. Die Oberfläche der Krallen erscheint nur dem blossen Auge vollkommen glatt, unter der Loupe dagegen rauh, bei einigen unregelmässig gefurcht. Ihre Substanz ist glänzend, gelblich, bräunlich, schwarz, oder endlich in der obern Hälfte schwarz, in der untern gelblich. Ihre innere Structur zeigt vielfach anastomosirende Kanäle, die von der innern Höhle ausgehen. Sitzung am 22. August. Als neue Mitglieder wur- den aufgenommen der Mineralog Hr. Sack, Apotheker Hr. Stippius, Hr. Dr. Wiegand Lehrer, Buchhändler Herr Zuchold, Hr. Deissner Stud. medic. Hr. Giebel sprach über das Vorkommen der Insecien in ältern Formationen überhaupt und ging dann zu einer specielleren Characlerislik der in dem Wettiner Steinkohlen- gebirge entdeckten Blattenflügel über unter Vorzeigung der im Mineralogischen Museum aufbewahrten Exemplare. Von diesen sind schon im Jahre 1840 durch Hrn. Germar’s Un- tersuchungen bekannt.geworden: Blattina didyma. Bl. ana- glyptica, Bl. anthracophila, Bl, flabellata, Acridites carbo- 9 natus. Seitdem sind noch acht Flügel gefunden worden, von welchen der eine zur Bl. didyma gehört und die Ader- vertheilung deutlicher zeigt als das Originalexemplar;. zwei andere diesem in der Grösse ähnlich, aber in der Verästelung der Adern wesentlich verschieden; der dritte zu Bl. flabel- lata gehörig; der vierte durch vielfache Dichotomie der Adern ausgezeichnet; der fünfte durch die Verzweigung der mittlern Hauptader von vorigem abweichend: der sechste den vorigen beiden sich nähernd und der siebente auffallend von allen frühern verschieden. Darauf theilte Hr. Müller die neuesten Beobachtungen über Zellenbildung mit besonderer Berücksichligung von Jessen’s und Schacht’s Untersuchungen mit. Auf Veranlassung einer früher milgelheilten Kritik der Familie der Aristolochieen gab Hr. Garcke einige nachträg- liche Bemerkungen über Nepenthes destillatoria. Als ein sehr bewährles Mittel zur Vertilgung der Scha- ben stellte Hr. Bertram ein Gemenge von Steinmark und Kartoffeln dar. Sitzung am 29. August. Nachdem die nach Beschluss am 25. Juli ausgeferligten Diplome an die Mitglieder ver- theilt worden waren, einigle sich die Gesellschaft dahin, dass mit der nächsten Sitzung das Sommersemester beendet wer- den und die Sitzungen für den Winter mit dem 10. Octbr. beginnen sollten. Hr. Röhl erörterte nach einer kurzen historischen Ent- wickelung der Theorie des Luftdrucks Driebergs Ansichten über dieses Phänomen mit Zugrundelegung einer von L.Menzer verfassten Schrift: ‚die Lehre vom Luftdrucke in ihrem Prin- cipe ‚als unlogisch erwiesen, nebst einer Fundamentaltheorie über das Barometer und die Schwere.“ Es entspann sich eine längere lebhafte Debatte über die vorgelragenen An- sichten, an welche Hr. Krenzlin eine Kritik der philoso- phischen und mathematischen Basis der Menzer’schen Theorie anschloss. Hr. Giebel theilte Siebold’s Untersuchungen über das Gehörorgan der Orthopteren (Wiegmann’s Archiv 1844 1. 56.) i0 mit und machte dann auf die fast gleichzeitig mit ihm (Leonhard und Bronn, Neues Jahrb. f. Mineral. 1849, 76. 17. Novhr. 1848) gemachte Entdeckung des Akademikers Brandt in Petersburg (Bullet. de l’acad. Petersbourg 1848. 27. Novbr.) aufmerksam, dass nämlich Rhinoceros tichorhinus nicht bloss im Unterkiefer wie er bereits früher (Jahrbuch 1848, 28) dargethan habe, sondern auch im Öberkiefer Schneidezähne besass. Sitzung am 5. September. Hr. Müller referirt Mohl’s Abhandlung über den Narbenbildungsprocess und die Bildung des Korkes bei Quercus Suber. Hr. Garcke gab eine Kritik der Tribus der Sideen. Mit Bezugnahme auf die von den Gebrüdern Schlagint- weit ausgeführten Untersuchungen über den Kohlensäurege- halt der atmosphärischen Luft beschrieb Hr. Krenzlin die beiden von denselben zur Messung der Höhen und der Ent- fernungen zweier in der Horizonlalebne gelegenen Punkte angewandten Instrumente. Hr. Wiegand schloss hieran eine Beschreibung des Romershausen’schen Distanzen-Messers. Sitzung am 10. October. Der Vorsitzende Herr Giebel zeigte den Abgang Hrn. Feistel’s nach Potsdam an und legte die während der Ferien eingegangenen Schrei- ben Sr. Excellenz des Herrn Ministers v. Ladenberg über Anerkennung des Vereins, sowie des Präsidenten des nalur- historischen Vereines in den preussischen Rheinlanden und: Westphalen, des Hrn. Berghauptmann v. Dechen über die Annahme des Tausches der gegenseitigen Druckscriften, und von der Senkenbergschen Gesellschaft in Frankfurt a. M. über den Empfang des Jahresberichtes vor. Darauf staltele derselbe im Namen des Vorstandes Bericht über (die Theil- nahme am Vereine, über die Bibliothek und die Kassenver- waltung während des vergangenen Sommersemesters ab. Bei der Neuwahl der Vorstands-Mitglieder wurden die bis- herigen wiederum gewählt, nämlich Hr. Giebel als Vor- sitzender, Hr. Garcke dessen Stellverireler, Hr. Kohlmann als Schriftführer und Hr. Buchbinder dessen Stellverlreler. 11 Eine in Anregung gebrachte Erweiterung des Vorstandes durch Wahl eines Bibliothekars und eines Kassenführers wurde noch nicht für nölhig erachtet, sondern der Vor- sitzende mit der Verwaltung der Bibliothek beauftragt und dem Schriftführer die Geschäfte des Kassirers wie bisher überlassen. Hr. Huch stud. medic. wurde als neues Mitglied auf- genommen. Hr. Giebel beantragte die Anlegung nalurhistorischer Sammlungen für den Verein, indem er sowohl die Möglich- keit als Nothwendigkeit derselben in einem längeren Vor- irage erörterle. Der Antrag wurde nach kurzer Debatte angenommen und die Ausführung in der Weise angeordnel, dass alle für die Sammlungen eingehenden Gegenstände einsiweilen dem Antragsteller und Hrn. Garcke bis zu wei- terer Beschlussnahme anvertraut werden sollten. Am Schlusse der Sitzung legte Hr. Giebel ein schönes Exemplar einer Scyphie aus dem untern Plänermergel zwischen Blankenburg und Heimburg vor. Sitzung am 17. October. Nach Verhandlung über einige Vereins-Angelegenheilen gab Ir. Müller Mittheilungen über die Lage und über den Reichthum an wohl erhaltenen Pflanzenresten der kürzlich von ihm besuchten Braunkohlen- grube bei Kranichfeld im Thüringen’schen und übergab die von ihm dort gesammelten Pflanzenreste der Vereinssammlung. Es bestehen dieselben in Zapfen von Pitys lignitum Ung. u. a. und in Hölzern, deren microscopische Untersuchung Hr. Andrä übernommen hat. Hr. Giebel sprach über den Generationswechsel mil Zugrundelegung von Steenstrup’s Schrift über denselben und darauf Hr. Buchbinder ‚über das unterirdische Eisfeld und die warmen Luftströme bei der Dornburg am südlichen Fusse des Westerwaldes beobachtet und nach ofüciellen Be- richten zusammengeslelit von C. Thomae‘ (Jahrb. Ver. f. Naturk. Nassau IV.) Hr. Beriram berichtet darauf, dass in dem Benzol ein bisher vergebens gesuchtes Auflösungsmittel für Gulta Percha 12 gefunden sei und erörtert die Bereitungsart und Eigenschaf- ten desselben. Sitzung am 24. October. Hr. Tiemann, Lehrer, und Hr. Lüdemann, Apotheker, wurden als neue Mitglieder aufgenommen. Hr. Bertram gab unter Vorlegung des Benzoe's und einer Percha-Lösung Mittheilungen über die verschiedenen Bereitungsweisen, Eigenschaften und Zusammensetzung des erstern. — Darauf sprach Hr. K. Müller sich gegen die Schleiden- Hartig- Muldersche Ansicht aus, dass die Cuticula ein Secret der Epidermis sei, auch gegen Mohl, der sie für eine blosse Verdickung der Epidermiszellen erklärt und ver- theidigte Karstens Ansicht, nach welcher die Cuticula eine Fortsetzung der Nucleus-haut ist. — Hr. Bertram hielt einen Vortrag über die geschicht- liche Entwickelung der Telegraphie. Hr. Wiegand theilte die Resultate seiner Untersu- chungen der sogenannten galvanischen Ketten von Goldberger, Reinhard, Amuel und Romershausen mit und las dann einen ihm vom Director Strehlke in Danzig eingesandten Brief über die Drieberg’sche Luftdruckstheorie vor, aus welchem folgende Beobachtungen hervorgehoben zu werden verdienen. ‚1, Beim Herabgehen der Taucherglocke empfand ich das erste Mal einen fast unerträglichen Schmerz in den -Ohren. Nach zehn Minuten war jede Spur der Unbehaglichkeit vor- über. Bei spätern Fahrten habe ich niemals eine Unbehag- lichkeit empfunden. Die Taucherglocke wird in der Weichsel und im Danziger Hafen seit Jahren viel gebraucht, besonders zum Ausziehen von Pfählen. Vor zwei Jahren sah ich mehr als hundert Pfähle von beträchtlicher Länge auf einem Platze am Hafen liegen, die alle mit Hülfe einer Taucherglocke herausgezogen waren. So sind denn seit Jahren bestimmte Arbeiter in jedem Sommer bei der Taucherglocke beschäftigt. Alle leiden mehr oder weniger am Gehör. Die Arbeiter haben selbst hinreichend bestimmte Vorstellungen über die grössere Dichligkeit der Luft mit zunehmender Tiefe. „Wenn, haben mir die Leute gesagt, die Taucherglocke aber mit dem 13 oberen Theile unter Wasser taucht, so sind 4 Mann hinrei- chend, um die Taucherglocke immer voll Luft zu halten, so dass über den untern Rand Blasen heraufsteigen; ist die Glocke über 20 Fuss tief gesenkt, so sind 8 Mann an der Druckpumpe nöthig, damit die Leute in der Glocke hinrei- chende Luft haben.“ Das Experiment mit der zugekorkten Flasche, die unten mit der Luft der Glocke gefüllt, oben angelangt den Kork heraustreibt, machen die Arbeiter sehr häufig. Sie führen die gefüllten Brandweinflaschen in die Tiefe, trinken sie unten aus und verkorken sie dann; beim Hinaufziehen wird der Kork regelmässig herausgetrieben. 2. Ein gut ausgekochtes Thermometer mit ziemlich weiter Röhre wird umgekehrt das Quecksilber in die Spitze fallen lassen, so dass in der Kugel ein leerer Raum in Form einer biconvexen Linse entsteht. Zerschneidet man nun das Ther- mometer an der Spitze, (durch eine sanfte Neigung kann man die Stelle der Röhre um die Spitze vom Quecksilber frei machen) so müsste, wenn kein Luftdruck Statt fände, die hohle Linse bleiben, wenn auch die Verbindung der atmomsphärischen Luft, mit dem untern Theile des Queck- silbers im Thermometer einträte, aber die Linse verschwin- det sogleich spurlos, so wie die Röhre in der Nähe der Spitze mit einer Feile geritzt und dann zerbrochen wird. 3. An eine hohle Glaskugel von beiläufig 1 Zoll Durch- messer ist eine 4 Fuss lange feine Glasröhre geschmolzen. Nach starker Erwärmung der Kugel wird das offene Ende der Röhre in Quecksilber getaucht. Das Quecksilber steigt bis zu einer gewissen Höhe, hebt man nun die stark geneigte Röhre aus dem Quecksilber, so wird, da die atmosphärische Luft kontinuirlich auf den untern Theil der Quecksilbersäule wirkt, das Quecksilber mit Anfangs zunehmender, später wegen der Reibung gleichförmiger Geschwindigkeit sich in die Kugel stürzen. Wie dieses Experiment mit der Drie- bergschen Ansicht nur in Verbindung zu bringen ist, vermag ich nicht einzusehen. 4. In meinem meteorologischen Beobachtungszimmer stehen 2 Pistorsche Barometer mit Mikroskopen, das eine 14 mit 5 Linien weiter Röhre, die Röhre des andern ist etwa 23“. Wird die Thüre, die nach innen aufgeht, plötzlich geöffnet, also die im Zimmer befindliche Luft zusammenge- drückt, so steigt das Quecksilber in beiden Baromelern um 4 bis 5 Hunderitheile der Linie, aber in beiden Baromelern um dieselbe Quanlitäl, was nicht der Fall sein könnte, wenn Drieberg Recht hätte, dass nur der Verlust der Quecksilber- säulen in der dünneren oder dichteren Luft die Oscillalionen des Baromelerstandes bewirkte.“ Hr. Bertram berichtet ferner noch über die von ihm an der Mimosa pudica mit Chloroform angestellten Versuche, welche seine frühere Beobachtung bestätigen, dass nämlich die Pflanze nach dem Wiederausbreiten ihrer Blätter bei einer zweiten Berührung mit Chloroform dieselben nicht wieder zusammenziehe. Bei einer Behandlung mit Aether wurde diese Unempfindlichkeit nicht bemerkt. Hr. Andrä spricht über das Vorkommen einer licht- gelben, lockern von den Bergleuten als Siegellack benutzten Substanz in der Mansfelder Braunkohle, welche sich von der ähnlichen Gerstowitzer dadurch unterscheidet, dass sie beim Schmelzen in der Reltorle kein Fett überdestlillirt. Derselbe legt dann eigenthümliche Gesteine aus dem Mansfeld’schen vor. Hr. Stippius macht auf das Steinberg’sche Verfahren aufmerksam, nach welchem eine grössere Ausbeute an Zucker aus den Rüben durch Wegschaffung des Kali’s aus dem Kalke gewonnen wird. Sitzungam31.October. Hr. Kaulfuss, Hr. Kaiser, Dr. med., und Hr. Krause, Kunstgärtner, wurden als neue Mitglieder aufgenommen. Einem früheren Anerbielen nachkommend bewies Herr Wiegand durch einige Versuche mittelst des Galvanome- ters, dass die in öffentlichen Blättern vielfach gepriesenen galvanischen Kelten von Goldberger im Verhältniss zu dem eleetrischen Bogen von Romershausen nur sehr schwache Spuren eines electrischen Stromes erzeugen. Der Verein überliess es Hrn. Wiegand diese Beobachtungen im Interesse des dabei betheiligten Publikums öffentlich bekannt zu machen, 15 Darauf sprach Hr. Garcke über die Tribus der Malveen unter Vorlegung der betreffenden Arten seines Herbariums und Hr. Sack Iheille in Bezug auf Thomä’s unterirdisches Eisfeld und warme Luftströme (Sitzung am 17. October) seine Beobachtungen über die Bildung von Eisincruslationen in den Mühlsteinbrüchen bei Andernach init, indem er zugleich die geognostischen Verhältnisse dieser Gegend unter Vorle- gung der betreffenden Handstück seiner Sammlung erläuterte. Hr. Giebel hielt einen Vortrag über die Familie der Ammoniadae im Allgememeinen. Die Familie Ammoniadae begreift nur ausgestorbene Gattungen Tenlaculiferer Cepha- lopoden, in deren vielkammrigem Gehäuse die Kammerwände eben oder convex gegen die Mündung sind und geknickte bis vielfach gefaltete oder gezackte Ränder haben und deren Sipho steis zwischen dem Rande der Kammerwand und der Schale, gewöhnlich an der Rückseite hinläuft. Bei der völ- ligen Unbekanntschaft mit dem Thiere dieser vielgestaltigen . Gehäuse kann sich die Einreihung der Familie in die Ten- taculiferen Cephalopoden nur auf die Achnlichkeit mit dem Gehäuse von Nautilus stülzen. Diese Aehnlichkeit ist indess nur eine ganz allgemeine und keineswegs eine nähere wie man häufig glaubte. Das Gehäuse bietet dieselbe Form als das der Nauliliten, aber ausserdem noch die eigenthümliche von Turrilites; der Schmuck seiner Schalenoberfläche ist mannigfalliger, in der Quere angeordnet; der Sipho liegt zwischen Kammerwand und Schale und kann die Wand nicht röhrenarlig fortziehen; der Rand der Kammerwände ist stets mehrfach und sehr bestimmt gebogen und hänfig gefaltet. Die Bedeutung dieser Falten ist bei der völligen Unkenntniss aller weichen Theile des Thieres schwer zu erkennen. Schon Schmidel vergleicht dieselben mit den Fingern der Hand und dieser Vergleich führt sofort auch zu der Vermuthung, dass in den Falten der Mantel des Thieres die Schale festgehalten habe. Hatte dies wirklich Statt, so streckte das Thier mit zunehmendem Alter stets mehr Finger zur Festhaltung der grösser werdenden Schale nach hinten aus, und wir hätten den in dem ganzen Thierreiche noch beispiellosen Fall des 16 polaren Wachsthumes eines symmetrischen Thieres. Abge- sehen hiervon liegt uns Nautilus zur ersten Vergleichung vor, und bei diesem ist der Mantel nicht am Rande der Kammer mit der Schale verbunden, sondern eine gute Strecke über demselben. Dieses Verhältniss müssen wir für die Am- moniten gleichfalls festhalten, bis directe Beobachtungen da- gegen sprechen. Ob die Falten zu den Armen des Thieres in irgend einer abhängigen Beziehung standen, lässt sich eben so wenig nachweisen, als dass die Falten das Thier in der gehörigen Lage erhalten haben sollen, welch’ letzterer Vermuthung Nautilus sowohl, als die Goniatiten mit schwach gefalteten Kammerrändern entgegenstehen. Es lassen sich noch mancherlei Ansichten über die Bedeutung der Naht- linie oder Falten der Kammerwände geltend machen. Neh- men wir z. B. gegen die herrschend gewordene Ansicht nicht die Lappen, sondern die Sättel als die für das Thier wichtigen Falten an, und erwägen wir, dass das Thier auf der gewölbten Kammerwand ruhete: so muss sogleich die Frage entstehen, wie hatten der Magen, die Leber und Ge- nitalien Raum und sichere Stütze auf dem convexen Boden? Der in der Mitte gelegene Magen kann das Gewölbe nicht erdrücken, aber die seitlich gelegenen Organe drängen nach dem Rande hin, und biegen diesen bei seiner Entstehung noch dem Drucke nachgiebig, um durch die Faltung den nölhigen Raum zu gewinnen. Gleichzeitig wird der gefaltete Rand eine festere Stütze des Gewölbes, auf welchem das Thier ruht. Die Falten mehren sich mit zunehmendem Al- ter, weil das Thier grösser und schwerer wird, und zu- gleich einer festeren Stütze bedarf. — Nach der allgemei- nen Gestalt des Gehäuses ordnen sich die bis jetzt bekann- ten Mitglieder der Familie der Ammoniadae in folgenden Kreis: . Ammonites. Crioceras Turrilites Scaphites Helicoceras. Ancyloceras Hamites Toxoceras Ptychoceras. Baculites. 17 Mit einer speziellen Schilderung der Mannichfaltigkeit der Gehäuse, in besonderer Rücksicht auf die systematische Bedeutung derselben wurde der Vortrag abgebrochen. Hr. Beriram erläuterte den Umwandlungsprozess der Apfelsäure in Bernsteinsäure nach Dessaigne und Hr. Kohl- mann legle am Schlusse der Sitzung einen auf einer trocke- nen gekochten Kartoffel erzeugten Blutpilz, Oidium auran- tiacum, Vor. Sitzung am 7. November. Hr. Dr. Arndt trat als neues Mitglied dem Vereine bei. Vorgelegi wurde ein Schrei- ben des Hrn. Forsimeisters v. d. Borch die anzulegenden Vereinssammlungen betreffend. Demselben war ein Exemplar des Phallus impudicus beigelegt, welcher auf einem alten Wurzelstocke einer Weissbuche in dem auf dem rechten Ufer der Mulde jenseit Bitterfeld gelegenen Unterforst Mühl- beck gefunden worden war. Hr. Garcke nahm Gelegen- heit, die systemalische Stellung dieses Pilzes näher zu er- läutern. Hr. Huch schloss hieran einen Vortrag über die Ent- wickelung der Flechten und erbot sich, eine Sammlung der in hiesiger Gegend vorkommenden Flechten dem Vereine zu übergeben. In ihrer ersten Entwickelungsphase zeigen die Flechten ähnliche Erscheinungen, wie die übrigen, systematisch höher stehenden Zellenkryptogamen (Moose.) Mögen die Flechten sich aus eigentlichen Sporen oder aus gonymischen Zellen (Brulzellen) entwickeln, immer ist es eine einzelne, von der Mutterpflanze ausgeschiedene Zelle, welche hier die Stelle des Saamenkornes veriritt, und die wegen ihrer Einfachheit nicht geeignet ist, unmittelbar zu dem complicirteren Thallus sich auszubilden; der protothallus (proembryo der Moose) bildet hier die Uebergangsstufe. Der Thallus selbst, in seiner Zusammensetzung aus Zellen ein homöomerischer oder he- teromerischer, zeigt in seiner Gestaltung auffallende Verän- derlichkeit bei ein und derselben Species; höchst indifferent gegen äussern Einfluss und in seinem Wachsthum meist höchst träge fortschreitend, nimmt er seine Nahrung grösstentheils 2 18 aus der Almesphäre, und ist dabei in seiner formellen Aus- bildung doch abhängig von seinem Substrat. Die Sporen bilden sich in bestimmten numerischen Verhältnissen in Schläu- chen, welche letztere in ihrer Vereinigung zu einer Camina proligera oder einem nucleus, die Fruchtorgane (apothecia) darsiellen, die in ihrer verschiedenen Beziehung zur Lager- substanz wiederum verschiedene Formen bedingen. Keim- körner Irelen auf in Häufchen (soredia) gesondert, oder in kleinen Bechern (scyphellae). Ueber das Keimen der Sporen sind bis jeizi nur bei Borrera ceiliarıis ungenügende Beob- achtungen angestellt. Der Formenwechsel des Thallus ist von Wallroth und Meyer ziemlich gleichzeitig anerkannt und beschrieben. Herr Sack sprach üher die geognostischen Verhältnisse am südlichen Fusse des Westerwaldes zur Erklärung des bei der Dornburg vorkommenden Eisfeldes und der warmen Lufiströmungen. Herr Müller gab eine systematische Zusammenstellung der verschiedenen zur Familie der Diatomeen gehörigen Gat- tungen. Sitzung am 14. November. Nach Aufnahme des Herrn Burdach, Apotheker, in den Verein, hielt Herr Kay- ser einen Vortrag über die Familie der Hirudineen in ana- tomisch-physiologischer Beziehung, indem er besonders auf die neuesten Untersuchungen des Gefäss- und Nervensystems von Budge und Leydig aufmerksam machte und durch frisch angelerligie Präparate erläuterte. Herr Huch referirt die Untersuchungen Witlich’s über die Entwicklung des Ei’s der Arachniden (Müllers Archiv für Anat., Physiol., etc. 1849) und Hr, Giebel fügt zu seinem frühern Vorlrage über die Familie der Ammoniadae noch einige geschichtlich - literarische Bemerkungen hinzu und giebt dann eine specielle Darstellung der Gallung Scpahites unler Vorlegung der Exemplare des Mineralogischen Museums. Scaphiten heissen diejenigen Ammoniaden, deren Gehäuse sich in der Jugend spiral in einer Ebene windet, im ausge- wachsenen Aller aber aus der Spirale heraustritt, eine Strecke 19 gerade fortläuft und dann mit der Mündung wieder hacken- arlig gegen die anfängliche Spirale einbiegt. — Die Um- gänge sind theils wenig, theils sehr involut und wachsen mit Ausnahme von Sc. Yvanit, sobald sie aus der Spirale heraustreten, sehr schnell an Höhe, so dass vom Nabel oft gar keine Oeffnung bleibt. Der gerade Theil des Gehäuses erreicht meist nicht die Länge vom Durchmesser des spiralen und behält an der Bauchseite stels eine Concavilät. Mün- dung, Seiten und Rücken ändern wenig, ebenso besteht der äussere Schmuck in, gegen den Rücken hin sich vermehren- den Falten und zuweilen in, der Länge nach geordneten Höckern. Die Nahtlinie ammonitisch. — Parkinson beschrieb 1811 den ersten Scaphiten, welchen Sowerby 1813 Sc. wequdlis und Se.. obliguus nannte. Zu beiden fügte Mantell 1822 noch Sc. striatus und Se. costatus. Alle vier gehören in- dess nur einer Art Sc. aequalis an. 1829 brachte Graf Münster den Nautilus refractus unter die Scaphiten und Hart- mann nannte 1830 einen verdrückten Ammonites communis Sc. bifurcatus. In demselben Jahre werden von Höninghaus als todtgeboren der Sc. affictis und Se. bicoronatus geschaf- fen. Die zweite ‚natürliche Art charakterisirte Puzos 1831 als Sc. Yovanii und 1833 machie Steininger einen verdrück- ten Ammoniten zum Sc. gigas. Morton verwandelte 1834 den Ammonites hippocrepis in Se. Cuvieri um und fügte den Se. reniformis hinzu. Gleichzeitig erwähnte Graf Münster drei neue Arten, von denen nur Sc. ornatus genannt wird, und 1835 eilirt Bronn einen Sc. proboscideus Menke. Im Jahre 1838 machte Leveille den Sc. Puzosii bekannt und Michaud einen verdrückten Ammoniten als Sc. dentatus. d’Orbigny beschrieb darauf im terr. cretac. drei neue Arten: Sc. Hugardanus, compressus und constrictus, Römer nur ein Jahr später sechs neue, von denen Sc. plicatellus, Se. pulcherrimus, Sc. ornatus die erwähnten Münster’schen sein werden, der Sc. compressus, binodosus und inflatus ihm allein gehören. In der neuesten Bearbeitung von Quenstedt erscheinen die Scaphiten als verkrüppelte Ammoniten. Forbes vereinigt 1845 unter Sc. grandis die verschiedensten Syno- Pc 20 nyme und Bronn zählt im Nomenclator 29 Namen auf, die er auf 21 Arten bezieht. Die zuverlässigsten Arten, deren wir nur zehn annehmen können, ordnen sich wie folgt: Ohne Höcker mit sehr langem Haken. . . 2.2... Se. Yvanüı. mit sehr kurzem Haken . 3. ...... „use. uequals. Mit Höckern in zwei Längsreihen an der Bauchkante . . 2.2.2.2... Se. Hugardanus. auf,.der ‚Seile u.a. kenne renlen se SCH Rippochepis. an. der ‚kückenkanie .... ......... Sc. snflatus: in vier Längsreihen nur am graden Theile des Gehäuses an der Bauchkante sehr schwach. . . Se. constrictus. an d. Bauch- u. Rückenkante gleich stark Sc. compressus. in der ganzen Länge des Gehäuses mit feinen Sichelfalien . . . 2.2... Se. tuberculatus. mit dicken geraden Rippen . . . .. Se. binodosus. in zehn Längsreihen. durch gespaltene Rippen verbunden. . Se. ornatus. Am Schluss der Sitzung legt Hr. Ule, als Gast anwe- send, Exemplare der Monas prodigiosa auf Oblaten sitzend vor. Sitzung am 21. November. Hr. Dr. Ule wurde als Mitglied in den Verein aufgenommen. Der Vorsitzende Hr. Giebel übergiebt dem Vereine die nachfolgend genannten, von ihm selbst bei Quedlinburg ausgegrabenen fossilen Reste von Säugelhieren und Vögeln, welche zum Theil schon in Oken’s Isis, 1845, 484; 1847, 522 und der Fauna der Vorwelt (Säugethiere und Vögel. Leipzig 1847) ausführlich beschrieben worden sind. 1) Hyaena spelaea: Schneidezähne, Eck- und Backzähne des Ober- und Unterkiefers, Atlas, 2 Halswirbel, Rückenwirbel Lendenwirbel, linker Oberarm, Speiche, Kahnbein, 3 Mittel- handknochen, ein Zehenglied, rechter Oberschenkel, Tibia, Sprungbein, drei Mittelfussknochen und ebenso viel Zehenglieder. 2) Canıs lupus fosstlis: rechter Unterkieferast„ Fragment des linken, Schneide-, Eck- und Backzähne des Ober- und Unterkiefers. 3) Spermophilus eitillus fosseilis: Unterkiefer ohne Zähne, 2 Oberschenkel. — 21 4) Lepus timidus fosstlis: vollständiger Oberarm und drei Fragmente desselben, vier Ellenfragmente, Speiche, Oberschen- kel und sieben Fragmente desselben, vier Bruchstücke der Ti- bia, zwei Fersenbeine, sechszehn Hand- und Fussknochen, Rippen, Becken, Hals- und Schwanzwirbel. 5) Equus fossilis: 26 untere, 14 obere Mahlzähne, 5 Schneide- zähne, Schädel- und Kieferfragmente, zwei Halswirbel, Rippen, drei Schulterblätter, unterer Theil des Oberarmes, Speiche und Elle, 4 Mittelhandknochen, 3 Phalangen, ein Hufglied, Kreuzbein- und Beckenfragmente, Oberschenkel, Kniescheibe, 4 Fersenbeine und ebenso viel Sprungbeine, 5 Phalangen, 4 Sesambeine, 13 Hand- und Fusswurzelknochen. 6) Cervus elaphus fossilis: 8 Mahlzähne und ein Schneide- zahn, Geweihslück, zwei Phalangen. — 7) Bos primigenius: 12 Mahlzähne, untere Theil des Ober- armes, 15 Phalangen und 2 Hufglieder, 2 Kniescheiben, 3 Fersen- und 3 Sprungbeine, 3 Mittelfussknochen, 2 Kahn- beine, Keilbein, vieleckiges Bein, Sesambein. 8) Rhinoceros tichorhinus: Schädelfragmente und ein ei- genthümlich gestaltetes Nasenbein, untere und obere Mahlzähne, 3 Rückenwirbel, Oberarm, Speiche, mehrere Beckenfragmente 2 Öberschenkelfragmente, Tibia, 2 Fibula, Elle, 3 Fersen- beine, 2 Sprungbeine, 2 vieleckige Beine, 2 halbmondförmige, 2 Würfelbeine, 2 Hackenbeine, 3 Sesambeine, 3 Mittelhand- knochen, 9 Phalangen, 5 Hufglieder, 9) Elephas primigenius: Lamelle eines Milchzahnes. 10) Corvus fossilis: vollständige Tibia. 11) Otis brevipes: Lauflmochen unvollständig und Schenkel- fragmente. Hr. Wiegand theilte die Ergebnisse seiner Untersu- chungen mit, beireffend die Prüfung des von Dr. König auf- gestellten Gesetzes, nach welchem sich die Leibeslänge des Menschen umgekehrt wie die Quadrate der Pulsschläge in einer Minute verhält, so dass Ip? = 334367, wenn I die Leibeslänge und p die Anzahl der Pulsschläge bedeutet. Hr. Giebel sprach über die Gattung Ammonites im Allgemeinen (siehe folgende Sitzung), darauf Hr. Müller über die Antheridien. Hr, Krause legt ungeflügelte Weibchen und geflügelte 22 Männchen der Geometra brumata, so wie Wurzelknollen von Equisetum arvense vor. Silzung am 28. November. Hr. Giebel übergiebt dem Vereine nachfolgende Mineralien in 217 Nummern zur Begründung der oryclognostlischen Vereinssammlung. Physalit von Fahlun; Turmalinerystalle von Penig, Elba, Schörl von der Rosstrappe; verschiedene (11) Bergerystalle aus dem Harze, Erz- und Riesengebirge; sechs verschiedene Quarzstufen; fünf Achate; Amethyst von Wissenbad; Carneol; Chalcedon; Chrysopras von Kosemütz, desgleichen mit Pimelit; Hyalith, Halbopal, Leberopal, Eisenopal; Kolophonrit von Arendal; vier verschiedene Granat vor- kommen; Vesuvian von Phitsch, Augit von Arendal und Schima; Basaltische Hornblende; Asbest, Amianth; Vier verschiedene Feld- spathe; künstliche Crystalle desselben von Sangerhausen; Pechstein von Meissen; Aluminit von Halle; Olivin in Basalt aus Schlesien; Zeolith in Basalt aus Böhmen; Leueit in Lava vom Vesuv; Apophyllit von Andreasberg; Chlorit von der: Rosstrappe; drei verschiedene Glimmer; Borazit von Lüneburg; acht verschiedene Flussspathstufen ; elf verschiedene Gypse; Anhydrit; sechszehn Kalkspathstufen und Abänderungen des Kalksteines; zwei Arragonitsiufen; fünf Schwer- spathe; Cölestin; Rothgültig von Freiberg; Zinnober von Idria; Gediegen Kupfer von Bingen am Rhein; Buntkupfererz von Manns- feld; Fahlerz von Kamsdorf; Kupferkies; Malachit; Schwefelkies; Arsenikkies; Magneteisenstein ; Rotheisenstein; Glaskopf; Eisenglanz; Spatheisenstein; Ziegelerz; Eisenram; Magnetkies; Bohnerz; Braun- eisenstein etc.; Bleiglanz; Silberblei vom Rammelsberge bei Goslar; phosphorsaures und kohlensaures Blei von Freiberg; Grünbleierz von Anhalt; Bournonit; Zinkenit; Zinnstein; Blende; Galmei; Grauen- anganerz von Ihlefeld; Braunstein; Eisenmulm; Molybdän von Alten- berg; Grauspiessglanzerz von Wolfsberg; Spiessglanz von Bräunsdorf; Federerz von Wolfsberg; Berlhierit von Braunsdorf; Wolfram von Zinnwalde; Gediegen Wismuth; Chromerz; Bernstein; Graphit; Schwefel aus Sicilien; Piknit; Heliotrop; Asbestartiger Strahlstein ; Bitterspatherystalle aus dem Diluvium von Quedlinburg und aus dem Keuper; Bergkrystall mit Arsenikkies, Schörl, Flussspath ete. Hr. Huch theilt Czernac’s Untersuchungen des Essig- älchens (Bullet. des natur. Moscou 4849 II.) mit und Hr. Giebel selzt seinen frühern Vortrag über Ammonites mit der Geschichte und Literatur dieser Gattung fort. 23 Die Gattung Ammonites umfasst alle Ammoniaden, deren Gehäuse spiralig in einer Ebene gewunden ist und deren Umgänge sich berühren bis völlig umschliessen. — Die Win- dungsweise gibt dem Gehäuse eine vollkommen symmelrische Gestalt, welche durch einen durch den Sipho gelegten Schnitt in beide Hälften zertheilt wird. d’Orbieny’s Liasturriliten sind nur scheinbare Ausnahmen hiervon und müssen als wahre Ammoniten betrachtet werden. Die Berührung der Umgänge durchläuft alle Grade von den am wenigsten sich einwickeln- den, fast freien Fimbriaten bis zu den völlig involuten Disciten und Macrocephalen und ist von dem 'Verhältniss der Höhe und Breite der Umgänge ganz unabhängig. Genaue malhematische Bestimmungen lassen sich gegenwärlig noch nicht zur Ermittelung specifischer Differenzen in Anwendung bringen, indem die Involubilität bei einzelnen Arten wenig- stens innerhalb umfangsreicher Gränzen zu schwanken scheint. Abweichungen von der spiraligen Windung finden sich nicht selten und zwar ist diejenige, in welcher sich der letzte Theil des Gehäuses gegen den Mittelpunkt drückt, bei einer Gruppe, die man Bullaten nennen könnte, zur Regel gewor- den, bei Reinecke’s Nautilus _elliptieus und Zieten’s Scaphites bifurcatus dagegen, die beide Ammoniten sind, ist die Ver- drückung abnorm oder gewaltsam. Der Redner schilderte dann die Formen des Nabels und der Umgänge, die Zeich- nungen der Oberfläche, den Erhaltungszustand der Exemplare, die Kammern, deren Wände und Nahtlinien. Allgemeine Ge- setze über die Falten des Randes der Kammerwände oder den Zickzackverlauf der Nahtlinien lassen sich nur wenige aufstellen. -Fraas stellt eine Reihe solcher Gesetze auf, die aber schon bei flüchtiger Durchsicht deutlich verraihen, dass sie auf zu beschränkten Beobachtungen beruhen und desshalb unhaltbar sind, ganz abgesehen davon, dass Gonialiten und Ceratiten gar nicht berücksichtigt worden sind. Das Ver- hältniss der einzelnen Lappen unter einander z. B. soll sich hauptsächlich nach der Gestalt der Mündung richten, wovon jedoch mehr Ausnahme als die Regel bestättigende Fälle bei- gebracht wurden. Je breiter der Rückenlappen und je schmä- 24 ler die Sättel, desto verästelter soll der Dorsal sein, allein bei allen Ligaten und selbst bei vielen Coronaten und Ma- crocephalen findet dieses Geselz keine Anwendung. Nach Angabe des geognoslischen Vorkommens der Ammoniten wurde die Geschichte und Literatur der Gattung mitgetheilt. Nach den Erzählungen der Alten über das Cornu Ammonis findet sich dasselbe erst in den Schriften seit dem zehnten Jahrhundert wieder erwähnt und 1556 gab Kenntmann die erste Eintheilung der Scherhörner in solche mit und ohne Harnisch. Er sowohl als Gessner, der vier Arten unter- scheidet, sprechen nicht von der thierischen Natur der Am- moniten. Bauhin unterscheidet 1598 schon 40 Arten, deren Zahl im XV. Jahrhundert durch die vielen Sammlungen noch bedeutend vermehrt wird. Noch 1669 nennt Lachmund das Cornu Ammonis einen lapis. Doch finden sich in dieser Zeit schon Deutungen auf die thierische Natur, z. B. im Mu- seum Wormianum von 1655, wo sie als versteinerte Schlangen- skelete abgebildet werden. Mit Lister’s historia Conchylio- rum 1685 beginnt endlich eine neue Epoche in der Geschichte der Ammoniten, denn hier werden sie zum ersten Male mit den Nautiliten verglichen und ihre thierische Natur ausser Zweifel gesetzt. Lister bildet zwölf Arten zum Theil sehr kenntlich ab und theilt sie in glatte und gestreifte. Luidius und Scheuchzer traten Lister’s Ansicht bei. Scheuchzer kannte im Museum diluvianum schon 140 Arten. Wiewohl Lister und Woodward 1704 nochmals den thierischen Ursprung der Ammoniten unwiderleglich nachwiesen, bildet Lange die- selben doch 14708 wieder als Schlangen, gewundene Seein- seclen und Seewürmer ab. In demselben Jahre nennt Baier die Ammoniten geradezu Nautilitae und theilt die Arten in glatte und rauhe. In seiner Oryciographie der Schweiz von 1718 stellt Scheuchzer zwei Gruppen auf, nämlich Arten mit und ohne Rückgrath, in beiden wieder ‚glatte und gestreifte, letztere nach der Anordnung der Streimen weiter unter- scheidend. Gründlicher als alle seine Vorgänger behandelt Breyn in seiner dissertatio de Polythalamiis 1732 die Ammo- niten. Er nennt das Gehäuse Ammonia und die Steinkerne 25 Ammonites und fügt beiden zum ersten Male eine bestimmte Diagnose bei. Hiernach müsste der jetzt allgemein ange- nommene Name Ammonites eigentlich mit Ammonia vertauscht werden, wie es mit Orthoceras und Orthoceratites bereils geschehen. Leider beförderte Breyn einen gefährlichen Irr- ihum, indem er die Spirula für den lebenden Ammoniten hielt, einen Irrthum, der sich noch in dieses Jahrhundert hineinzog. Die Ansicht von lebenden Ammoniten war besonders unter den Conchyliologen verbreitet und Plancus verwirrte damit noch die Foraminiferen. Für die Vermehrung der Arten trugen bis 1760 viele Oryctographien bei, aber für die Gruppirung derselben wurde Scheuchzers Schema beibehalten. Walch und Schröter lieferten bald darauf und zwar sehr ausführ- liche Abhandlungen über die Ammoniten, indess stehen die- selben doch Bruguiere’s epochemachender Arbeit in der Eneyelop. method. weit nach. Wie Breyn zuerst den Gal- tungsbegriff fixirte, so charaklerisirte Bruguiere zuerst die Arten durch ausführliche Beschreibungen. Er nahm Breyn’s Benennung Ammonites auf und seitdem ist diese anstatt der richtigern Ammonia in Anwendung geblieben. Montfort löste im Jahre 1808 Ammonites in mehrere Galtungen auf, ohne deren Selbstständigkeit genügend begründen zu können. An Bruguiere schliessen sich in Betreff der Gründlichkeit und Reichhaltigkeit Lamark’s und Sowerby’s Arbeiten an, aber in systematischer Hinsicht ungleich wichtiger de Haan’s Monographia Ammonitearum et Goniatiteorum von 1825. Letztere erhielt durch L. v. Buch’s Scharfsinn eine völlige Umgestaltung, indem derselbe zur Feststellung der Gruppen alle Charactere benuzte und dadurch seinem Systeme den Namen eines natürlichen für alle Zeiten sicherte. Auch für die Characteristik der Arten stellle v. Buch muster- hafte Beschreibungen auf. Die Natur der Ammonitengehäuse war nun erkannt und von Jahr zu Jahr mehrte sich die Artenzahl bedeutend. d’Orbigny sah sich deshalb genöthigt zu den 14 von L. v. Buch begründeten Familien noch 9 neue hinzuzufügen und war darin bei Weitem glücklicher als Quenstedt in seiner Darstellung der ‚Familien, Späler 26 als beide hat L. v. Buch noch eine besondere Monographie über die Ceraliten veröffentlicht und es geht aus den hierin niedergelegten gründlichen Beobachtungen hervor, dass die Familien der Goniatiten und Ceratiten, welche selbst Bronn noch jetzt als Gattungen getrennt hält, nicht einmal mehr als Familien beibehalten werden können, da die Form der Nahllinie als einzig bestimmender Character festgehalten keine den übri- gen Ammoniten-Familien gleichwerthigen Gruppen begründet. Eine ausführliche Abhandlung über die Nahtlinie, deren Lappen und Sättel, gab der Redner den Protokollen bei. Darauf referirt Hr. Bertram Liebig’s Bemerkungen über die Bildung der Bernsteinsäure aus der Apfelsäure durch die Gährung (Annalen der Chemie und Pharmacie Bd. 70. S. 104 — 107%) wobei auch die Entwickelung von freiem Wasserstoff bei überschüssig angewandiem Ferment (namentlich allem Käse) ihre Erklärung fand. Dann legte derselbe eine neue Art Galläpfel vor, welche als chinesische Galläpfel kürzlich in den Handel gebracht und gegen 605 Gerbestoff enthalten sollen. Hr. Lüdemann macht als nachträgliche Notiz zu Hrn. Bertram’s früherm Vortrage über die Geschichte der Tele- graphie auf eine in dem Archiv für Pharmacie, Octoberheft 1849, enthaltene Mittheilung über einen die Signale sogleich abdruckenden Apparat aufmerksam. Oeffentliche Sitzung am 5. December. Herr Andrä hält einen Vortrag über die Vegetationsverhältnisse der Vorwelt. Sitzung am 12. December. Der Vorsitzende Hr. Giebel zeigt der Gesellschaft an, dass er binnen Kurzem auf längere Zeit behufs wissenschaftlicher Arbeiten nach Berlin gehen werde und ersucht deshalb den Verein über den erledigten Vorsitz Beschluss zu fassen. Der Verein überträgt dem slellvertretenden Vorsitzenden Hrn. Garcke die Geschäfte des Vorsitzenden und wählt Hrn. Kayser zum inlerimislischen Stellvertreter. Zugleich wird Hr. Giebel beauftragt während seiner Anwesenheit in Berlin bei den hohen vorgesetzten Ministerien des Handels und der Justiz 27 Portofreiheit und Korporationsrechte für den Verein nachzu- suchen. Derselbe übernimmt ferner den Auftrag mit dem Statistischen Büreau in Berlin in Verhandlung zu treten wegen Einrichtung eines meteorologischen Observatoriums, welche der Verein auf Hrn. Ule’s Antrag beschlossen hatte. Nachdem ein von Hrn. Hellwig in Fürstenwalde einge- gangenes Schreiben Hrn. Buchbinder zur Bericht-Erstat- tung überwiesen worden war, theilt Hr. Ule mit, dass er heute früh zwischen 5 und 6 Uhr in 3 Stunden bis 24 Stern- schnuppen beobachtet habe, welche sämmtlich aus dem Stern- bilde des Löwen in der Richtung von NO. nach SW. herge- kommen seien und darauf berichtet Hr. Huch über die Entwickelung des Ei’s der Spinnen nach v. Carus Untersu- chungen in der Zeitschrift für wissenschaflliche Zoologie 1850 Il. Heft 1. Zu den in der Sitzung am 28. v. M. vorgelegten chine- sischen Galläpfeln bemerkt Hr. Bertram, dass dieselben nach Hrn. v. Schlechtendal’s Untersuchungen wahrscheinlich von einer Therebinthacee abslammen und durch den Stich einer Species der Aphiden erzeugt sein dürften, da im Innern eine Menge noch vollständiger Larven enthalten. Ferner fand derselbe ausser der bedeutenden Menge Gerbestof, in Folge dessen sie sich ganz besonders zur 'Tanninbereilung eignen, einen blauen Farbestoff, wogegen Dr. Bley in Bern- burg einen rolhen gefunden. Hr. Burdach fügt hinzu, dass der Farbestoff, wenn er einige Tage an der Luft gestanden, sich mit einer öligen Haut überziehe und aus dem blauen durch grau ins Schwärzliche übergehe. Hr. Krause legt einen Stengel der Salvia splendens von bedeutender Grösse vor. Sitzung am 19. December. Der Vorsitzende Hr. Garcke gab kritische Bemerkungen über die kürzlich er- schienene Flora Hannoverana excursoria von Meyer, worauf Hr. Krause eine Partie Samenkörner von Erodium gruinum vorlegt und auf deren schraubenförmig gedrehten Frucht- schnabel aufmerksam macht, weil diese sich wegen ihrer ausgezeichneten hygroscopischen Eigenschaften unier den 28 eben nicht zuverlässigen Wetterprophelen noch am besten als solche bewährt haben. | Hr. Kohlmann versuchte in einem Vortrage die Ein- fachheit der Bezeichnung und Ableitung der verschiedenen Krystallgestalten unter dem Gesichtspunkte darzuthun, dass man die symmetrisch gelegenen Begränzungsflächen auf die Lage einer Ebene gegen drei sich senkrecht schneidender Achsen zurückführt. Sitzung am 9. Januar 1850. Der Vorsitzende Hr. Garcke legte die eingegangene Schrift vor: Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien Band I—V und naturwissenschaftliche Abhandlungen herausgegeben von Haidinger Bd. I. I. von Hrn. Haidinger eingesandt und Jahresbericht für 1848 von. der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Dresden von Hrn. Geinitz ein- gesandt, sowie ein Schreiben von Hrn. Giebel in Berlin betreffend die Verhandlungen mit dem Statistischen Büreau über Einrichtung des Meteorologischen Museums und die Januar- sitzung der deuischen geologischen Gesellschaft in Berlin. Hr. Schneider hielt einen Vortrag über die chemische Conslitution des Wolframminerales. Sitzung am 16. Januar. Hr. Huch sprach in einem ausführlichen Vortrage über die Spira generalrix. Die Stellung der appendikulären Organe an der Axe der Pflanzen lässt sich in bestimmten Zahlen ausdrücken, deren Vergleichung zur Erkenntniss gewisser nach beslimm- ten Verhältnissen. fortschreitenden Zahlenreihen geführt hat. Um diese numerischen Verhältnisse der Vorstellung als eine formelle Anschauung nahe zu bringen, dient als Vereinigungs- linie die Spirallinie, an der in bestimmten, periodisch wieder- kehrenden Distancen, die Blätter stehend gedacht werden können. Die Auffindung dieser Spirale als der Grund- (oder erzeugenden) Spirale (spira primaria, generatrix) ist an die relative Zahl der Nebenspiralen (sp. secundariae) ge- bunden, Der endliche Ausdruck eines Blattstellungsverhält- nisses ist in dem Divergenzwinkel enthalten, einem Bruche, welcher anzeigt, um den wieviellen Theil des ganzen Axen- 29 umfangs ein Blatt von dem ihm zunächst folgenden oder vorangehenden entfernt ist. Darauf referirte Hr. Buchbinder über das folgende Schreiben des Hrn. Hellwieg. „Zunächst erlaube ich mir einige Berichligungen und Zusätze zu meinem im ersten Jahresberichte des Vereines abgedruckten Vortrage üder den Quincunx mitzutheilen. In Zeile 16 v. oben S. 8 muss es statt ya; heissen yas und am Ende des $. 4. ist hinzuzufügen: Hierdurch erhält man den Längsabstand des Durchschnittes der Nebenreihe mit der Endreihe. Auf 5. 9 hätte die Auseinandersetzung von Zeile 24 an an einem Beispiele ausgeführt werden müssen und $. 10 Zeile 9 fehlt das Wort: Punkte. S. 13 Zeile 15 muss heissen: Geht man nun auf der Nebenreihe (-spirale) von einem der übereinander stehenden Cradialen) Punkte und Zeile 21 statt ‚jener derselben” lies „der Nebenreihe’”; Zeile 23 statt Anfangspunkte „Ausgangspunkte’” und am Ende derselben Seite muss hinzugefügt werden: für die von links nach rechts laufenden Schraubenlinien (Spiralen) ist c ne- galiv, für die andern positiv zu nehmen. — 8. 16 Zeile 29 fehlt Punkten” und der Zeile 13 und 22 angegebene Win- kel ist 1370 30° 28° und Zeile 17 — 21 muss heissen: Achn- liche Grenzwerthe entsprechen den durch die andern obiger Reihen bestimmten Brüchen; so läuft die Reihe der Brüche 1a 1a. 2ial/3r0b5 : 5-5 er PPTPITB in den Werth 10° ferneı Teak ce .n 7-V5 12.3-5 Pag. den Werth 99° ebenso 5° 0? .:7 99° 7-5 == AUS. 9°" in den Werth 3 I. Es haben sich durch die in den früheren Vorträgen gegebenen Entwickelungen hauptsächlich zwei Beslimmungs- weisen des Quincunx durch den bestimmenden Bruch erge- ben, nämlich: 1) durch den Grundwendel. Das Wesentliche dieser Bestimmung bestand darin, dass man von irgend einem Punkte (Blattstelle) aus zu dem nächsten vertikal über ihm 30 stehenden durch alle zwischen befindlichen auf dem kürze- sten Wege überging; die Anzahl der dabei gemachten Um- läufe ergab den Zähler, die Anzahl der durchlaufenen Punkte den Namen des bestimmenden Bruches. Diese Methode empfiehlt sich als die bequemste für den Fall, dass man es mit Blättern in ziemlich weitläufi- ger Vertheilung zu ihun hal. — Protok. pag. 16, 2) durch hervorragende Nebenreihen. Hierüber heisst es pag. 13 (wenigstens sollte es so heissen): Geht man auf einer Nebenreihe (Nebenspirale) von dem einen von 2 übereinander stehenden (radialen) Punk- ten auf dem Stamme (der Scheibe) herum, so können zwei Fälle einireten; entweder fällt gerade ein Punkt derselben in die gerade Linie, welche die beiden übereinander liegen- den Punkte verbindet, oder dies ist nicht der Fall. Findet Letzteres Statt, so wird der Durchgang der Nebenreihe durch diese gerade doch zwischen zwei Punkte der Ne- benreihe fallen. Im ersten Falle zählt man die Punkte, die sich auf der Nebenreihe vom Ausgangspunkte bis zum Durchgangs- punkte befinden (den Ausgangsp. nicht mitgerechnet); das Produkt dieser Anzahl in die Ordnungszahl giebt die Bestimmungszahl m. Im zweiten Falle bestimmt man die beiden Zahlen, die angeben, zwischen den wievielten Punkten der Nebenreihe (den Ausgangspunkt wieder nicht mitgerechnet) der Durch- gang durch die Vertikallinie (den Radias) liegt. Multiplieirt man diese Zahlen nach einander mit der Ordnungszahl p der Nebenreihe, so liegt zwischen diesen beiden Produkten die Bestimmungszahl m. } m c' Kennt man erst m, so findet man » aus: „mr, wobei für die von links nach rechts laufenden Schraubenlinien (Spiralen) ce negaliv, für die anderen posiliv zu nehmen ist. Ich kam auf diese Methode, indem ich ein Verfahren suchte für diejenigen Fälle, in welchen sich an einer Axe 31 näher an und über einander stehende Punkte darbieten, da hier die erte Methode sich kaum anwenden liess. Sie zeigt sich auch für diese Fälle ganz praklisch, z. B. die Axen mit sehr gedrängtem Blatistande, bei Blüthen- und Frucht- ständen von ährenarliger Anordnung (Plantagineen, Conife- ren und dergl.) In vielen Fällen war aber auch diese Methode nicht bequem oder gar nicht brauchbar, namentlich nicht bei den Involueris und den Klinanthiis der Compositen. Für diese Fälle nun will ich jetzt den beiden vorigen Methoden eine dritte hinzufügen, welche mit der zweiten die grösste Aehnlichkeit hat. Ihre Begründung knüpfe ich an die den Sitzungsprot. beigegebene Figur 2 a 8 7 VL, ‘ a a [44 3 v 77 des parallelreihigen Quincunx, in der ich den Durchschnitt der Reihe ay mit äsd durch z bezeichnen will. Zieht man dann ausserdem z0//da und setzt as—l, so hat man offen- bar: yas:zv = ay:az, allgemein: ya, :zv = ay:az d.h. c i C FR a:a—=L:!, indem ya, ige ad, ay—L (Prot. pag. 8.) zv —a und az —1 ist. Lässt man «a fort, so heisst die Proporlion: c he so dass c.!—p.L ist. Dividirt man die erhaltene Gleichung mit D, der Distanz zweier Punkte auf der Nebenreihe (Prot. pag. 8) so ergiebt sich: 32 A LEN Setzt man hier an die Stelle von 7 seinen Werth > p so erhält man: a oder W — ar wenn man ii —. W setzt. REN c D Da I! die Länge as bedeutet und D die Punktdistanz auf der Nebenreihe, so wird durch > die Anzahl W der der Punkte bestimmt, die auf az liegen d. h. auf einer Ne- benreihe in der Stufenhöhe (Ringbreite), wobei wieder der Ausgangspunkt nicht mitgezählt werden darf (Prot. pag. 9. Aus dem obigen Ausdrucke für W folgt noch: m—c.W Kennt man also die Anzahl jener Punkte, so ist das Produkt derselben mit der Coordinationszahl ce (pag. 10) der Nenner des bestimmenden Bruches. Hieraus ergiebt sich denn: 3) Man suche 2 verlikal über einander stehende Blät- ter der Axe (oder 2 radiale Stellen des Anthokliniums), ziehe um die Axe (oder vom Pole aus). in horizontaler Ebene eine Linie (Kreislinie) durch den obersten (inner- sten) der beiden Punkte und zähle die Punkte von dem un- tersten (äussersten) der beiden Punkte auf einer Neben- reihe, die durch ihn geht, bis zum Durchschnitt dieser mit jener Linie. — Liegt genau ein Punkt der Nebenreihe im Durchschnitt, so mulliplicire man die Anzahl der Punkte (mit Ausschluss des ersten) mit der Coordinationszahl der Nebenreihe. Dies Produkt ist der Nenner des bestimmenden Bruches. — Liegt hingegen kein Punkt der Nebenreihe im Durchschnitt, so wird es doch 2 Punkte der Nebenreihe geben, zwischen welche der Durchschnitt fälli; für jeden dieser Punkte erhält man eine Zahl. Multiplieirt man jede dieser Zahlen mit der Coordinationszahl, so giebt dies 2 Werlhe, zwischen welche die Bestimmungszahl m fallen muss; ‚und man wird in den meisten. Fällen mit einiger Sicherheit auf sie schliessen können. In zweifelhaften Fäl- 33 len mache man dieselbe Bestimmung noch an einer zweiten Nebenreihe, um dadurch zwei neue Grenzen zu erhalten. Die Bestimmung der Zahlen qg und n aus m, p und c geschieht dann, wie oben angedeutet. Vergleiche Protok. pag. 13 unten. II. Der spiralreihige Quincunx der Antho- klinien ist Nichts weiter, als der auf eine Ebene reducirte parallelreihige Quincunx ceylindrischer Axen — umgekehrt: Der parallelreihige Quin- cunx ist eine Vertheilung des spiralreihigen Quin- cunx an verschiedene Kreise der Axe. Zur Erläuterung dieses Satzes habe ich den beifolgen- den kleinen Apparat aus einer Anzahl dünner Pappeylinder von verschiedener Länge bestehend angefertigt und an dem- selben den Quincunx „3; dargestellt. Die schwarzen Punkte desselben sind die Punkte des Quincunx, die rothen Linien die Längsreihen und die durch eingeschlagene Nadeln bezeichnete Linie die mittlere Hauptreihe. Jede Nadel steht auf einem besonderen Cylinder, Denkt man sich die Cylinder zusammengeschoben, so dass alle Na- deln in eine Ebene zu stehen kommen, so bilden sie die erste Hauptispirale des spiralreihigen Quincunx 5,. Man sieht dieselbe abgesteckt an dem Basal-Ende des Apparats. Wäre nun der Apparat so eingerichtet worden, dass jeder Punkt des Quincunx durch eine Nadel — auf einem beson- deren Cylinder befindlich — bezeichnet worden wäre, so würde man beim Zusammenschieben sämmtlicher Cylinder (so dass alle Nadeln in eine Ebene kämen) den vollständi- gen spiralreihigen Quincunx „5 durch die Nadeln darge- stellt erhalten. Das Umgekehrte kann man sich ebenso leicht denken, nämlich, dass. man einen spiralreihigen Quincunx in einen parallelreihigen verwandelt durch das Auseinander- schieben der einzelnen Cylinder, in die man jenen zerlegt sich vorstellen kann. Diese Ansicht der Sache scheint mir nebenbei für die allmälige Entwickelung der peripherischen Organe einer 3 34 Pflanzenaxe nicht ohne Bedeutung zu sein. Hiernach wür- den sich dieselben von aussen nach innen an dem Gipfel der Axe nach dem Geselz des jedesmaligen spiralreihigen Quincunx (das um so höher ist, je enger die Organe an einander stehen) ausbilden, das weitere Wachsthum aber die Folge haben, dass die einzelnen Organe auseinander gerückt werden, so zwar, dass jedes auf einem besonderen Cylinder befindlich gedacht werden muss. Die Wandung dieser Cylinder hat man sich freilich von sehr mässiger Dicke vorzustellen, da die einzelnen Cylinder gewöhnlich äusserlich gar nicht gesondert erscheinen. Kommt bei einer Pflanze die Wirtelstellung vor, so ent- wickeln sich die in gleicher Höhe befindlichen Organe gleichzeitig an der Spitze der Pflanzenaxe, so dass in die- sem Falle derselbe Cylinder mehrere Punkte des Quincunx zugleich auf seinem Rande trägt. IM. Einige Bemerkungen zur Charakteristik der Pflanzenarten. Vermöge der Bestimmungen des Quincunx wird es leicht die Stellung der Appendicularorgane einer Pflanzen- axe genau zu charakterisiren. Hierzu ist erstens erfor- derlich, das Zahlengesetz der quincuncialen Stellung anzu- geben; doch reicht dies nicht hin, da die Stärke der Axe nicht nur, sondern auch die jedesmalige Stufenhöhe eine Verschiedenartigkeit der Erscheinung bedingen wird. Man muss also zweitens den oder die Durchmesser der Axe angeben und die ungefähre Höhe einer Stufe; sollte letztere variiren, wie dies häufig der Fall ist, so muss fer- ner die Zu- oder Abnahme der Stufenhöhe festgestellt wer- den. Nach diesen Angaben wird es dann möglich sein, die Anheftungspunkte der Appendicularorgane genau zu con- struiren. Das Auftrelen der Nebenaxen muss natürlich ebenfalls möglichst berücksichtigt werden, so dass nicht nur ihre Aus- 39 gangspunkte zu bemerken sind, sondern auch ihre Bezie- hung (Richtung) zur Hauptaxe anzugeben. Bei dieser Gelegenheit will ich Einiges über die Blüthen- stände gewisser Pflanzenfamilien einschalten. Im Blüthen- stande der Umbelliferen entspringen mehrere (gewöhnl. 5) Zweige in derselben Höhe, deren jeder wiederum mehrere Stiele trägt (auch hier herrscht gewöhnlich die Zahl 5). Jeder Stiel hat meist sein Deckblatt, jeder Zweig sein Stütz- blatt (doch verkümmern beide nicht selten). Werden nun die Zweige sowohl, als die Stiele unendlich verkürzt, so treten sämmtliche Blüthen in eine und dieselbe Höhe und dicht neben einander; die Stützblätter der Zweige bilden die Hülle, die Deckblätter der Stiele die Spreublättchen in dem Blüthenstande der Compositen, in welchem gewöhn- lich höhere Stellungsgesetze auftreten, wie dies in der Ord- nung ist; denn je gedrängter und je zahlreicher die Organe neben einander auftreten, ein desto höheres Gesetz regelt ihre Stellung. Ausser der gegenseitigen Stellung der einzelnen Pflan- zentheile ist nun bei der Charakteristik weiter die Form derselben, namentlich der Blätter, zu fixiren. Dies hat noch weit mehr Schwierigkeiten und man behalf sich bisher mit der Aufstellung gewisser Prädikale, die freilich eine genaue Bestimmung nicht zulassen. Auch hier scheinen mir Zah- lenbestimmungen nicht ohne Werth zu sein, namentlich bei der Beschreibung exotischer Gewächse; denn sie ermöglichen die Construction der betreffenden Theile. Ich will das Gesagte an einem Beispiele darzustellen suchen. Man ziehe sich eine gerade Linie (gew. den Mitielner- ven darstellend) möglichst so durch den Anhefiungspunkt des Stieles an die Blattfläche, dass das Blatt in zwei sym- metrische Hälften getheilt wird oder durch die Spitze des Blattes, wenn eine solche vorhanden ist; diese Linie be- trachte man als Abscissenaxe, den Anheftungspunkt des Stie- les als Anfang der Coordinaten, die Ordinaten senkrecht auf die Abscissenaxe. 3 ig 36 Für das Beispiel habe ich ein Blatt mit continuirlichem Blatirande ohne Einschnitte und Einkerbungen gewählt; die Verbindungslinie vom Anheftungspunkt des Stiels mit der Spitze theilt das Blatt in zwei symmetrische Hälften; die grösste Breite einer zimallinien und dies 9 ” entsprechen. Aus diesen Angaben lassen sich nun 9 Punkte einer ” ” Durch Messung 30,2 0 122052 + 0,4 + 0,8 + 4,1 16% dieser Hälften beträgt ungefähr 10 De- soll unsere Einheit sein. findet man nun, dass in Bezug auf diese Einheit in der einen der symmetrischen Blatthälften der Abscisse —- 0,4 die Ordinaten 0,5 die beiden Ordinaten 0,15 und 0,8 die Ordinate 0,9 ” ” 0,93 0,9 0,7 (Hier hat der Blatt- rand einen Wende- punkt.) 0,4 0 den Blattrand darstellenden Curve consiruiren, deren Ver- bindung durch einen conlinuirlichen Zug die Form des Blat- ies ergeben muss, wie es in beistehender Figur (4 der na- türlichen Grösse) geschehen ist. Jene Zahlenwerthe lassen sich aber kurz so zusammenslellen: —4 IE) 5’ 1,508 9 9,3 max. 9° Tina.” 4° O linie als Einheit. 4 8 11 17 für die Decimal- 37 Hat das Blatt keinen fortlaufend krummlinigen Rand, sondern finden sich an seiner Begrenzung Vorsprünge oder sonstige Abschweifungen, so muss deren Lage angegeben werden. In manchen Fällen kann man die Bezeichnung wohl noch dadurch abkürzen, dass man die Abscissen in gleichen Intervallen auf einander folgen lässt. . Bei zusammengesetzten Blättern muss die Gestalt der eiuzelnen Theile und der Ort ihrer Anheftung bestimmt wer- den, so wie ihre Neigung gegen die Hauptaxen von ganz gleicher Gestalt scheinen die Blättchen eines zusammenge- setzten Blattes nicht in allen Fällen zu sein; indess habe .ich bedeutende Abweichungen in der Form noch nicht be- obachtet; — in einer gewissen Verwandtschaft der Form scheinen mir die Blätichen eines Blattes unzweifelhaft zu stehen und entspränge ‚hieraus die Aufgabe, diese Ver- wandtschaft zu ergründen. Vergl. nebenstehende Zeichnung eines Rossenblattes (4 der natürlichen Grösse). — Die Zusammensetzung aus mehreren Blättchen glaube ich auch für die gespaltenen, ge- theilten und dergl. Blätter anneh- nehmen zu müssen und habe ich z. B. die Blättchen des Rosen- blattes zu einem solchen Blatte in beistehender Figur zusam- mengeselzi. Auch hier müsste 38 die Verwandtschaft der einzelnen Blättchen festgehalten werden. ‚ Ich habe in den letzten Sätzen nur meine Ideen über Construction der Pflanzentheile andeuten wollen, nur um auf diesen Gegenstand aufmerksam zu machen. Vielleicht findet derselbe bei dem Einen oder dem Andern Sympathien! Sollte es mir möglich sein, dem Naturw. Verein auch fernerhin Mittheilungen zu machen, so wird mir diese Mög- lichkeit stets eine wahre und ungetheilte Freude gewähren.” C. Hellwig. Hr. Krause machte auf das in diesem Winter unge- mein häufige Vorkommen der Sorex araneus in seinem vor den Thoren der Stadt gelegenen Garten aufmerksam. Sitzung am 23. Januar. Hr. Schneider setzte seinen Vortrag über das Wolfram fort. — Hr. Wiegand erörterte darauf die Einrichtung einer ihm vom Königl. Hof- mechanikus Amuel in Berlin zur Beurtheilung zugeschickten galvanischen Kette. Es ergab sich, dass die grössern Platten in derselben unnütz sind, da der elektrische Strom dem kürzeren Wege folgend in den Platten so schwach ist, dass er auch auf ein empfindliches Galvanometer noch keinen merklichen Einfluss ausübt. Das in einer kurzen Glasröhre in der Kette als Zwischenleiter eingeschaltete Salzwasser erhöhet die Stärke des Stromes nur vorübergehend, indem derselbe auf die Lösung selbst zersetzend einwirkt. Wie sich die Construction dieser Kette als unzweckmässig her- ausstellte: so in noch auffallenderem Grade die der vorge- legten Goldberger’schen Ringe. Hr. Beriram zeigte einen von Dr. Romershausen con- struirten und vom Mechaniker Schmidt hieselbst mit einigen zweckmässigen Abänderungen ausgeführten Extractions-Ap- parat vor. 2 Sitzung am 30. Januar. Vereins- Angelegenheiten. Hr. Huch sprach über die Entwickelungsgeschichte der Blattläuse vorzüglich in Rücksicht auf Leydigs Beobachtungen (Zeitschr. f. wissensch. Zool. IL, 62). — Hr. Garcke gab 39 Mittheilungen über Achania Poeppigii Spreng. und über einige andere weniger bekannte Arten dieser Gattung. Sitzung am 6. Februar. Nach Aufnahme des Hrn. Anton jun. Buchhändler in den Verein referirte Hr. Huch über Kölliker’s Aufsatz über die Entwickelungsgeschichte der Haare (Zeitschrift f. wissensch. Zool. I. Heft. 1) und Hr. Garcke hielt einen Vortrag über die Familie der Ster- ceuliaceen hinsichtlich ihrer Verwandtschaft zu den Malvaceen ihrer geographischen Verbreitung, ihres Nutzens, ihrer Arten- mengen und Eintheilung. Sitzung am 13. Februar. Der Vorsitzende Herr Garcke legt ein von Hrn. Sturm in Nürnberg eingegan- genes Schreiben nebst der dasselbe begleiteten Schrift: Zum Andenken an Jacob Sturm (Nürnberg 1849) vor, ebenso die von Hrn. Giebel in Berlin eingesandten Verhandlungen mit dem hohen Ministerium des Handels über die nachgesuchte Portofreiheit für den Verein, welche des Herrn Ministers v. d. Heydt Excellenz wegen der bevorstehenden allgemeinen Regulirung des Portofreithums nicht bewilligt hatle. Das diese Verhandlungen begleitende Schreiben Hrn. Giebels enthielt zugleich einen Bericht über die Februarsitzungen der Geographischen und der Deutschen Geologischen Gesell- schaft in Berlin sowie Mittheilungen über zwei junge dort anwesende Elephanten. Hr. Wiegand sprach über die ihm von Hrn. Kunzemann in Schönebeck zur Prüfung übersandten galvanischen Bogen. Es zeichnen sich dieselben insofern vor den Romershausen- schen Bogen aus, als anstalt des gewalzten Zinks Rohzink angewendet worden ist und dieses sich als ein stärkerer Electromotor erwiesen habe. Bei Schliessung der Bogen durch einen feuchten Zwischenleiter gab der Galvanometer einen sehr bedeutenden Ausschlag. Hr. Kohlmann erläuterte die wichtigsten eudiomelri- schen Versuche, zu denen Hr. Röhl die früher von Brunner befolgte Methode, den Sauerstoff durch Verbrennung des Kaliums zu bestimmen hinzufügte. — Darauf sprach Hr. Huch über die Befruchtung der Cryptogamen mit Rücksicht auf 40 die von Hedwig, Schleiden und Chr. Suminczki aufgestellten Theorien und Hr. Bertram über eine neue Darsteliung des Stickstoffs aus salpetrigsaurem Kali durch Einwirkung eines dreifachen Volumens von concentrirter Salmiaklösung bei gelinder Hitze in einem Kolben (Arch. d. Pharmac. Januar 1850.) Hr. Krause zeigte ein Exemplar der Hyacintha orientalis, bei welchem die Theile des gefärbten Perigonium sich zu ebenso viel grünen vegelaliven Blättern ausgebil- det hatten. Sitzung am 20. Februar. Hr. Schneider hielt einen Vortrag über das Vorkommen des Phosphors in der Natur und die wichtige Rolle, welche derselbe im Haushalte der Natur spielt. Silzung am 27. Februar. Nach Aufnahme des Hrn. Beeck, Architekt; in den Verein referirt Hr. Huch über eine Abhandlung von Kölliker über die Entwickelung der Nägel und der Talg- und Schweissdrüsen der Epidermis. (Zeitschr. für wissensch. Zool. I. 41.) — Hr. Zuchold gab Mittheilungen über die drei im südlichen Afrika vorkommenden und von Klug im IV. Bde. der Linnaea entomol. beschriebe- nen Arten der Galtung Manticora und Hr. Röhl machte auf die Wichügkeit einer Abhandlung von Fromkland über Isolirung der organischen Radicale und eine Reihe neuer organischer Körper, welche Phosphor, Metalle etc. enthalten, aufmerksam. Die Isolirung zweier bisher hypothetischen Ra- dikale, des Aethyls und des Methyls veranlasste Hrn. Kohl- mann zu einer Kritik der Radicaltheorie und zu einer Er- örterung der Darstellungsweise und der Natur des Kakodyls als des einzigen bisher isolirten Radicales. Sitzung am 6. März. Hr. Buchbinder erläutert an einem vom Mechanikus Hasemann in Wiltenberg angefertigten, sehr empfehlenswerthen Modelle den Bau und Gang der Dampf- maschinen mit hohem und niederem Drucke. Oeffentliche Sitzung am 13. März. Hr. Buch- binder hält einen Vortrag über das Sonnensystem. Sitzung am 10. April. Der Vorsitzende Hr. Giebel legt im Namen des Vorstandes Bericht über die Verwaltung 41 der Kasse, Bibliothek und Sammlungen des Vereines seit Michaelis vorigen Jahres vor und bei der dann erfolgenden Neuwahl des Vorstandes fällt auf die bisherigen Mitglieder desselben wiederum die Wahl. In Rücksicht der seit der letzten Revision der Statuten eingetretenen veränderten Stellung und höheren, mehr Kräfte zu ihrer Lösung erforderlichen Aufgabe des Vereines legte der Vorsitzende einen neuen Entwurf der Vereinsstatuten vor, nach welchem auch Auswärlige, soweit dieselben zur Erforschung der Fauna, Flora und Gäa der Gegend um Halle besonders thätig sein können, in den Verein aufgenommen werden sollen und deshalb allgemeine Sitzungen ausserhalb Halle abgehalten werden müssen. Wie- wohl die Versammlung nicht beschlussfähig war, wurde dennoch der Entwurf berathen und für die folgende Sitzung zur Be- schlussnahme vorbereitet. — Darauftheilte Hr. Giebel Flourens Untersuchungen über das Unvermögen des Erbrechens der Pferde (Annales des scien. nat. 1849. 3 ser. Sepibr.) mit und Hr. Bertram legte das, im Handel unter dem Namen Pat- schouly bekannte und neuerdings von Pelletier als von einer eigenthümlichen Art des Pogostomum herstammend nachge- wiesene Kraut vor. — Hr. Wiegand erwähnte, dass bei einer an Kopfrheuma leidenden Person die Schmerzen bei Anwendung der Goldbergerschen Kette zunahmen, als die- selbe, das Silberende nach oben gekehrt, längs des Rückens lag, dagegen die Schmerzen nachliessen, sobald der Zinkpol nach oben gewandt wurde. Sitzung am 17. April. Hr. Mechanikus Schmidt wurde als neues Mitglied aufgenommen und Hr. Müller übergibt ein, ihm von Hrn. Dr. Ebel in Königsberg zur Ueberweisung an den Verein eingesandte Schrift seines Bru- ders Dr. B. Ebel, Geographische Naturkunde (Königsberg 1850.) — Der in voriger Sitzung berathene Entwurf der Statuten wurde nach kurzer Debatte mit wenigen Aenderungen angenommen, Hr. Garcke legi nachträglich eine Abbildung des Pogostomum Patschouli aus Hooker’s Journal of Botany vor. — Hr. Giebel selzte seinen frühern Vortrag über die Familie der Ammoniadae mit der Gattung Turrilites fort. 42 Turriliten sind diejenigen Mitglieder der Ammonitenfa- milie, deren Gehäuse thurmförmig und nicht aus in einer Ebene liegenden Spiralumgängen gewunden ist. — Die Höhe des Ge- häuses variirt auffallend uud sein Wachsthumswinkel zwischen 15 und 53 Grad. Die Umgänge sind allermeist rechts seltener links gewunden und zwar in beiden Richtungen bei der- selben Art. Sie berühren sich innig mit Ausnahme bei T. polyploccus, der aber dennoch ein wahrer Turrilit ist. Ihre Form ist cylindrisch oder kanlig, ebenso ändert die Mund- form mit ihrem Rande. Die Lage des Sipho rückt von der untern Naht der Umgänge bis auf den gewölbtesten Theil derselben, indem sie bei eylindrischen Umgängen auf deren Wölbung, bei kantigen dagegen in der Nähe der Naht liegt. Die vielfach gezackte Nahtlinie der Kammerwände varürt innerhalb ziemlich enger Gränzen und bedarf noch der nähern Untersuchung bei zahlreichern und vollständig erhaltenen Exemplaren. Die meisten Turriliten schmücken die Ober- fläche mit Querrippen und Höckern in mannigfaltiger An- ordnung und gewähren darin bei der ungenügenden Erhal- tung der Exemplare meist noch die besten Charactere. Die Geschichte dieser Gattung beginnt im vorigen Jahrhundert. Lange, Baier, und Scheuchzer bilden Exemplare derselben als Turbiniten, Nautiliten, Strombiten ab. Erst Montfort er- kannte 1799 die Ammonitennalur derselben und Lamark gab ihnen 1802 den Namen Turrilites, der nur von de Haan durch die unnütze Umwandlung in Turrites eine Aenderung erlitten hat und neuerdings von Quenstedt in seiner Bedeu- tung modifieirt worden ist. Zu den schon früher bekannten Arten fügten Bose, Sowerby, Mantell, Passy, Risso, Römer, d’Orbigny, Geinitz, Quenstedt, Pictet noch zahlreiche andere hinzu, von denen jedoch höchstens 25 als genügend begrün- det beibehalten werden können. Diese lassen sich nach folgenden Characteren übersichtlich ordnen: Mit runden Umgängen Olıne Höcker mit einfachen Rippen kurz kegelförmig 43 mit starken Rippen . . . . schlank kegelförmig mit schwächeren Rippen mit getheilten Rippen kurz kegelfömig . schlank kegelförmig Mit Höcker in zwei Reihen mit einfachen Rippen mit dichotomen Rippen . mit trichotomen Rippen in drei Reihen in vier Reihen zwischen den Rippen auf den Rippen und zwar auf allen. auf den MDwechseinden Mit gekanteten Umgängen und mit Höcker in vier Reihen sehr schlank kegelförmig kurz kegelförmig Höcker sehr ungleich Höcker ziemlich gleich . in drei Reihen . . in zwei Reihen mit dichotomen Rippen . mit einfachen Rippen Umgänge convex . Umgänge flach mit deutlichen Zwischenrippen . mit undeutlichen Zwischenrippen . ohne Rippen Ohne Höcker mit Doppelrippen mit einfachen Rippen, ah durchbrochen 2 2 2 2.00, . ununterbrochen sind . 2 0 0 > T. acuticostatus. T. Emericanus. T. Astieranus. T. Senequieranus. T. Vibrayanus. T. Polyploccus. T. Archiacanus. T. Mayoranus. T. bituberculatus. T. plicatus. T. Robertanus. T. elegans. T. retroflezus. T. tubercululus. T. Gravesunus. T. Bergeri. T. costatus. T. catenatus. T. Puzosanus. T. Moutonanus. T. Desnoyerst. T. ornatus. T,Scheuchzeranus. T. bifrons. T, Hugardanus. 44 Darauf sprach Hr. Bertram über die von Ojender als Ersatzmittel für das gewöhnliche Pulver vorgeschlagene Mi- schung des chlorsauren Kali mit Zucker und Blutaugensalz und Hr. Giebel theilte die Entdeckung des Mantelausschnittes bei Venus und verwandten Muscheln mit. Es findet sich in den ältern Werken über Conchylio- logie z. B. in der Bruguier’schen Encyclopädie der eigen- thümliche Mantelausschnilt in den Abbildungen der erwähnten Muscheln zwar schon ausgedrückt, aber die Bedeutung des- selben scheint damals nicht bekannt gewesen zu sein, ja er wird nicht einmal in den Diagnosen und Beschreibungen der abgebildeten Arten erwähnt, so dass es wahrscheinlich dem Zeichner überlassen war die Mantellinie anzugeben oder wegzulassen. Als im Jahre 1830 L. v. Buch eine Sammlung terliärer Conchylien von Castel arquato erhielt und dieselben systematisch bestimmte, entging. seinem scharfen Blicke der Eindruck des Mantelrandes nicht und er zeichnete denselben auf die Etiquette einer jeden Art, für welche er den Ver- lauf der Linie als characteristisch erkannt hatte. Zu der- ‚selben Zeit befand sich Dubois in Berlin, um seine in Vol- hynien gesammelten tertiären Conchylien herauszugeben, und L. v. Buch machte denselben auf die Bedeutung des Man- telausschnittes aufmerksam, so dass Dubois’ Werk das erste ist, in welchem dieser Charakter als bestimmend berücksichtigt worden ist. Valenciennes untersuchte damals die in Berlin befindliche Bloch’sche Fisch-Sammlung zu der von ihm ge- meinschafllich mit Cuvier herausgegebenen histoire naturelle des poissons und L. v. Buch äusserte gegen denselben seine Verwunderung, dass Deshayes in den bis damals erschienenen Lieferungen der Coquilles fossiles des environs de Paris den Mantelausschnitt bei den betreffenden Muscheln in den Zeich- nungen ganz unberücksichtigt gelassen habe. Durch diese Aeusserung wurden die Pariser Conchyliologen sogleich auf die grosse Wichtigkeit des Mantelausschnittes geführt und nahmen ihn bei der systematischen Bestimmung auf. Deshayes liess die schon erschienenen Tafeln seines Werkes umarbei- ten und auch in den Abbildungen zum Levrault’schen Diction- 45 naire wurde die Linie des Manlelrandes genau angegeben. L. v. Buch war also der erste, der diesen jetzt zur syste- matischen Bestimmung der Muscheln so wichtigen Charakter erkannte. Sitzung am 1. Mai. Hr. Giebel legt ein Schreiben des Buchhändler Hrn. Eduard Anton, in welchem derselbe seinen naturwissenschaftlichen Verlag dem Vereine zum Ge- schenk anbietet, und den VII. Jahresbericht des naturwissen- schaftlichen Vereines der preussischen Rheinlande als einge- gangen vor. — Hr. Huch referirt über Stein’s Untersuchungen der Entwickelungsgeschichte von Vorticella (Wiegmanns Ar- chiv 1849. 1.) Hr. Giebel beginnt einen Vortrag über die Braunkohlenbildungen im Magdeburg-Halberstädtischen und beleuchtet darauf Hrn. Troschels Gedanken über eine na- iurgemässe Eintheilung der Thiere. Sitzung am 8. Mai. Hr. Giebel vollendet seinen Vortrag über Braunkohlenformation im Magdeburg - Halber- städtischen. — Hr. Sack spricht über seine Entdeckung des Vorkommens von Rhodocrinites verus in kristallisirtem Fluss- spath aus Derbyshire. Sitzung am 15. Mai. Hr. Huch referirt Steins Un- tersuchungen der Entwickelung von Epistylis cristallina (Wiegmanns Archiv 1849. 1) — Darauf theilt Hr. Giebel die Entdeckung einer wahren Knochenbreccie am Sudmerberge bei Goslar mit. Das Vorkommen eigentlicher Knochenbreccien, wie die- selben schon längst im südlichen Europa bekannt sind, ist bis jetzt im Norden Deutschlands unbekannt gewesen, denn die Knochenablagerungen von Thiede, Nordhausen, Quedlin- burg, Egeln u. a. O, habe einen entschieden andern Charakter als die mittelmeerischen Breceien. Es sind Knochenanhäu- fungen im lockern, nur hie und da etwas erhärteten Diluvial- mergel, Lehm oder Sand, der die zerrissene Oberfläche von Gypsstöcken bedeckt und auch in die Spalten hinabdrängt, wo sich dieselben gerade öffnen. Ganz abweichend von diesen Vorkommnissen und den Breccien des Mittelmeeres auffallend ähnlich fand Hr. Ulrich, Bergschüler in Klausthal, eine Kno- 46 chenbreccie am Sudmerberge bei Goslar. Derselbe theilte dem Redner im Herbst vorigen Jahres seine Entdeckung mündlich mit und sandte auf Ersuchen die zum Theil von der umgebenden Masse befreieten, zum Theil noch in grösseren Stücken zusammengekittelen zahllosen Knochenreste zur Be- stimmung ein. Es fiel das Ueberwiegen von Nagern, Insekten- fressern und Vögeln sogleich in die Augen, sowie die grössere Uebereinstimmung. dieser Knochen mit den entsprechenden lebenden Formen, als sie in den diluvialen Anhäufungen auf dem Seveckenberge bei Quedlinburg und bei Westeregeln beobachtet worden war. Die Beschaffenheit der übersandten Bruchstücke der Breccie selbst, die aus zahllosen durch ein eisenhaltiges thonig kalkiges Bindemittel zusammengebackenen Knochen- und Kieferfragmenten und einzelnen Zähnen be- stehen, erregte das Verlangen nach nähern Angaben über die Art des Vorkommens. Hr. Ulrich gewährte den gewünsch- ten Aufschluss darüber, da es dem Redner wegen über- häufter Arbeiten nicht möglich war, sich an Ort und Stelle selbst zu unterrichten. Der Sudmerberg besteht bekanntlich aus Schichten des Plänermergels, welche denen des Platienberges bei Blanken- burg und des Salzberges bei Quedlinburg gleichaltrig sind. Die untern dem Harze zufallenden Schichten des Berges bildet ein grünlich weisser, sandiger, durch seine schönen Scyphien und Siphonien ausgezeichneter Kalkmergel. Auf demselben ruht, etwa die obern drei Viertheile des Berges einnehmend ein gelblich weisser Kalkstein, dessen Schichten von allen Seiten dem Innern des Berges zufallen und eine muldenarlige Lagerung zeigen. Der westliche Abhang ge- währt den besten Aufschluss über die Beschaffenheit dieses Kalksteines und der in ihm vorkommenden Breccie. Der. Kalkstein ist hier zu Tage vielfach zerklüftet, aber mehr nach dem Innern erkennt man drei rechtwinklig gegen ein- ander gerichtete Absonderungen, deren Wände mit weissem Kalksinter überzogen sind. Im untersten Steinbruche an der Westseite des Berges etwa 140—160 Fuss über der Thalsohle sind die Klüfte mit der Knochenbreccie ausgefüllt. 47 Bei näherer Untersuchung zeigte sich, dass enge nur ein bis vier Zoll weite Klüfte untere Lage mit einem feinen, lockeren, gelblich weissen Mehle ausgefüllt waren, in wel- chem die Knochen einzeln und zerstreut lagen. Das Mehl scheint nur ein Zerselzungsprodukt des Kalksteines zu sein und die daraus übersandten Knochen stammen von Ursus, Vespertilio, Hypudaeus. Auf den grossen regelmässigen Klüften im Innern des Kalksteines, sind die Knochen stets durch Sinter zu einer festen Breccie zusammengebacken. Oben scheinen die Klüfte geschlossen, wenigstens liess sich in vertikaler Richtung über der Breccie kein Zugang auf- finden. Bei etwa 3 Fuss Tiefe von oben herein erscheinen die Klüfte völlig leer, dann beginnt die Breceie, welche bis auf funfzehn Fuss Tiefe in den Klüften niederseizt. Die vorgelegten Kiefer- und Skelettheile gehören Ar- ten folgender Gattungen: Vespertilio, Ursus, Lepus, Crice- tus (2), Hypudaeus, Arvicola, Gallus und einem Singvogel. Die Resultate der Vergleichung dieser Knochen mit Skeleten der lebenden Arten versprach der Redner in einer der nächsten Sitzungen der Gesellschaft mitzutheilen, indem er sich vorläufig begnüglte die specifische Differenz einiger Reste von den lebenden anzudeuten. Sitzung am 29. Mai. Nach Aufnahme des Herrn Gandtner, Lehrer in Merseburg, 'theilte Hr. Kohlmann Mitscherlich’s Untersuchungen betreffend die Zusammen- setzung der Zellenwand (Monatsber. Berl. Akad. 1850. März) mit, wobei Hr. Schneider Gelegenheit fand zu erwähnen, dass Jodtinetur auf trockene Stärke gar nicht reagire, son- dern dass nur durch die Gegenwart von Feuchtigkeit oder Wasser die Reaction möglich sei. — Hr. Garcke schilderte die botanischen Gärten Hamburgs und legte einige der dor- tigen Flora eigenthümliche und von ihm vor einigen Tagen selbst gesammelte Pflanzen vor als Aira Wibelliana, Ge- nista anglica, Myosottis sylvatica. — Hr. Giebel gab eine Uebersicht über die seit zwei Jahren bekannt gewordenen Untersuchungen, das Alter und die Lagerung der Nummu- litenschichten betreffend, 48 Auf der Versammlung der italienischen Geologen in Venedig erklärte Ewald, dass der Nnmmulitensandstein den Macigno bedecke und beide nur verschiedene Facies der- selben Formation seien. Der Nummulitenkalk überhaupt muss aber in drei Zonen geschieden werden, von denen die älteste in der Provence zur Kreideformation gehört und kuglige Nummuliten führt, die zweite als Hauptnummulitenformation den eocenen Straten gleich zu stellen ist und linsenförmige Nummuliten einschliesst, die dritte endlich über dem Macigno liegt und miocen ist. Ewald’s umfassenden Beobachtungen schliessen sich die aller übrigen Geognosten mehr oder we- niger an, je nach den Lokalitäten, an welchen dieselben ge- sammelt wurden. Bei Gmünden an der Traun fand Zeusch- ner in dem sandigen Nummulitengebirge Versteinerungen, denen des Kressenberges, von Ewald zur Hauptnummuliten- formation gestellt, ähnlich und Rosthorn erkannte in Istrien einen der Gosaubildung ähnlichen grauen Sandstein, der auf Nummulitenschichten lagert und von denselben bedeckt wird. Auch Tallavignes unterscheidet in den Corbieres ein eoce- nes Nummulitengebirge und ein der Kreide angehöriges auf den Hippuritenschichten ruhend. Jenes nennt er das Systeme Iberien und dieses das Systeme Alaricien und verlegt zwi- schen beide die Hebung der Pyrenäen. Dieselbe Trennung nämlich in ein antepyrenäisches und ein postpyrenäisches Terrain nimmt Elie de Beaumont an, ohne sich auf eine Parallelisirung mit gleichaltrigen Straten einzulassen. In Asturien lagert das Nummulitengebirge auf einem Spatan- gen führenden Kalke der verkannte Orbituliten einschlies- senden Kreideformation nach Verneuil, der Nummuliten- schichten nur da antraf, wo andere eocene Straten über der Kreide fehlen, und Pilla’s, Catullo’s und Pasini’s Angaben über das Zusammenvorkommen von Hippuriten und Nummu- liten als unbegründet zurückweist. Bei Teschen sammelte Hohenegger durch geöffnete Spiralen ausgezeichnete Num- muliten in Schichten, welche das Liegende von neocomien- sischen Ammoniten, Hamiten und Scaphiten bilden, wonach die Nummuliten der Karpathen noch älter zu sein scheinen, 49 als Ewald angibt, Die Eigenthümlichkeit jener Nummuliten gestattet indess keine Identificirung ihrer Schichten mit an- dern Nummulitengebilden und sie werden das Schicksal von Morton’s Nummuliten aus Alabama haben, die d’Orbigny zur Gattung Orbitoides erhob und über deren Lagerung Lyell berichtete. Die Untersuchungen des Schichtenbaues am Karst bei Triest führten Kaiser zu der Ansicht, dass die Nummu- litenschichten früher als der dortige Sandstein sich abgela- gert und dieser aus jenen sich allmählig entwickelt habe. Ehrlich schrieb dem Nummuliten-führenden Sandsteine bei Mattsee unweit Salzburg nach sehr characteristischen Ver- steinerungen ein eocenes Alter zu. Die Nummulitenschichten der Schweiz untersuchten Brunner und Rutimayer, die im Becken der Gironde Raulin, und beachtenswerlhe allgemeine Bemerkungen über die Formation lieferten Boue und Murchison. Sitzung am 5. Juni. Nachdem der Vorsitzende Hr. Giebel auf eine würdige Feier des auf den 21. d. M. fal- lenden Stiftungstages des Vereines angetragen und die Gesell- schaft diesen Antrag angenommen hatte, sprach Hr. Schneider über die neuerdings von ihm wieder angestellten Analysen des Wolframminerales, Sitzung am 12. Juni. Als eingegangen wurde das erste Heft des II. Bandes der Zeitschrift der deutschen geo- logischen Gesellschaft vorgelegt. Hr. Garcke gab unter Vorlegung zahlreicher Exemplare seines Herbariums eine Kritik der Sida cordifolia L. und der mit ihr verwechselten Arten. — Darauf hielt Hr. Schneider einen Vortrag über die Milch und deren chemische Zusammensetzung. Hr. Huch berichtet Kölliker’s Untersuchungen der Gregarinen (Zeitsch. für wissensch. Zoolog. 1850. Heft 1.) Sitzung am 19. Juni. Hr Giebel spricht über ein von Hrn. Andrä dem Vereine zum Druck übergebenes Ver- zeichniss der im hiesigen mineralogischen Museum befindlichen Pflanzenreste aus dem Wettiner und Löbejüner Steinkoh- lengebirge. — Hr. Zuchold gibt einen Ueberblick über die natur- historische Literatur der Gegend um Halle unter Vorlegung 50 der Schriften selbst. Einige der letztern übermachte er der Vereinsbibliothek. Hr. Bertram theilte von Bärensprungs Untersuchun- gen über die Wirkungsweise der grauen Quecksilber- salbe und Quecksilberdämpfe (Journ. f. pract. Chem. 1850. L. 1.) mit. Die Bibliothek des Vereins erhielt seit Michaelis 1849: 1. Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Natur- wissenschaften in Wien. Gesammelt und herausgegeben von W. Hai- dinger. Bd. 1—5. (Vom Herausgeber.) 2. Naturwissenschaftliche Abhandlungen, gesammelt und durch Subscription herausgegeben von W, Haidinger. Bd. 1. 2. (Von demselben). - 3. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Bd. 1 und 2. Heft I. Berlin 1849. 50. (Eingesandt). 4. Verhandlungen des naturhistorischen Vereines der preussischen Rheinlande und Westphalens. Herausgegeben von Prof. Budge. Jahrg. 7. Bonn 1849. (Eingesandt). 5. Zum Andenken an Dr. Jacob Sturm, den Iconographen der deutschen Flora und Fauna. Nürnberg 1849. (Eingesandt). 6. Jahresbericht für 1848 von der Gesellschaft für Natur und Heilkunde in Dresden. Dresden 1849. (Eingesandt). 7. A. Sprengel, Anleitung zur Kenntniss aller in der Umge- gend von Halle wildwachsenden phanerogamischen Gewächse. Halle 1848 bei Eduard Anton. (Vom Verleger). 8. Derselbe, Commentatio de Psarolithis Ligmi fossilis genere. Halae 1828. (Von demselben). 9. E. Glocker, generum et specierum mineralium secundum ordines naturales digestorum synopsis. Halue 1847. (Von demselben). 10. R. Philippi, Enumeratio Molluscorum Siciliae cum vi- ventium tum in tellure tertiaria fossilium quae in ilinere suo observavit. vol. II. Halis 1844. (Von demselben.) 11. Chr. L. Nitzsch, System der Pterylographie nach seinen handschriftlich aufbewahrten Untersuchungen verfasst von H. Bur- meister. Halle 1840. (Von demselben). 12. Ed. Anton, Verzeichniss der Conchylien, welche sich in seiner Sammlung befinden. Halle 1839. (Von demselben). 13. Das Reductionsniveau, ein neues Messinstrument, welches bei unebenem Terrain die gemessenen Linien ohne weitere Rechnung 51 unmittelbar auf dem Felde auf den Horizont reducirt, unzugängliche Höhen und Distanzen misst und ein höchst vortheilhaftes Nivellement bei festen Zielpunkten ausführt. Von Dr. Romershausen. Halle 1848. (Vom Verfasser). 14. Romershausen’s Militairfernrohr zur Distanzmessung und militärischen Aufnahme. Halle 1848. (Von demselben). 15. Die magnetoelektrische Rotationsmaschine und der Stahl- magnet als Heilmittel, von,Dr. Romershausen. Halle 1847. (Von demselben.) 16. Der einfache galvanoelektrische Bogen als Heil- und Schutz- mittel nebst einigen allgemeinen Bemerkungen über vitale Elektri- eität. Von Dr. Romershausen. Halle 1849. (Von demselben.) 17. W. Ebel, Geographische Naturkunde oder Grundzüge einer - allgemeinen Naturgeschichte der drei Reiche mit physiognomischer Schilderung der Erdoberfläche. Königsberg 1850. (Von Dr. Ebel.) 18. Instruction für die Beobachter an den meteorologischen Stationen im preussischen Staate. Berlin 1847. 19. A. Brongniart, Chronologische Uebersicht der Vegetations- perioden und der verschiedenen Floren in ihrer Nacheinanderfolge auf der Erdoberfläche. Aus dem Französisch. von Dr. K. Müller. Halle 1850. 20. Preis-Courant des mechanischen und optischen Institutes der Gebrüder Kriegsmann in Magdeburg, Magdeburg 1846. 21. C. Müller, Synopsis muscorum frondosorum ommium hucusque cogmitorum. Berolini 1848. 22. Micrometrische Untersuchungen über die Entwickelung der Elementartheile des jährlichen Stammes der Dikotylen von Harting. Aus d. Französ. von K. Müller. Halle 1847. 23. Coelum stellatum in quo Asterismi I. Boreales. II. Zo- diacales. III. Australes albicantibus in plano nigro stellis me- thodo lucentibus in coelo nocturno astris convenientissima exhi- bentur opera Chr. Semlesi. Halae 1739. 24. K. Müller, Wanderungen durch die grüne Natur. Eine Naturgeschichte für Kinder. Berlin 1850. 25. B. Cotta, die Dendrolithen im’Beziehung auf ihren inneren Bau. Dresden 1832. 26. O. Ule, Untersuchung über den Raum und die Raumtheo- rien des Aristoteles und Kant nebst einer philosophischen Entwicke- lung des Raumbegriffes als Verhältniss. Halle 1850. 4% 52 2%. O0. Ule, das Weltall. Beschreibung und Geschichte des Kosmos im Entwickelungskampfe der Natur. I. Bd. Halle 1850. 28. L. Menzer, die Lehre vom Luftdrucke in ihrem Prinzipe als unlogisch erwiesen nebst einer Fundamentaltheorie über das Barometer und die Schwere. Halberstadt 1846. 29. K. Rudolphi, Bemerkungen aus dem Gebiete der Naturge- schichte, Medicin und Thierarzeneikunde auf einer Reise durch einen Theil von Deutschland, Holland und Frankreich gesammelt. 2 Thle. Berlin 1804. 5. 30. Gaudin et Lerebours, derniers perfectionnemens ap- portes au Daguerrotype. Paris 1841. 31. Amtlicher Bericht über die dreiundzwanzigste Versamm- lung deutscher Naturforscher und Aerzte in Nürnberg 1845. Nürn- berg 1846. 32. Die deutsche Medicin im XIX. Jahrhundert. Eine Festgabe dargebracht Herrn Walther zu dessen 50jährigen Dienstjubiläum vom ärztlichen Verein in München am 25. Mai 1843. 33. A. Wernher, die angeborenen Küstenhygrome und die ihnen verwandten Geschwülste in anatomischer, diagnostischer und therapeutischer Beziehung. Denkschrift zum 50Jjährigen Doktorjubi- läum des Hrn. W. Nebel. Giessen 1843. 34. Graf Henkel v. Donnersmark, adumbrationes plantarum nonnullarum hortis halensis academici selectarum. Halae 1806. 35. J. F. Beyschlag, de ebore fossili suevico halensi. Halae 1734. 36. €. L. Jungk, observationes botanicae in floram Halen- sem. Halis 1807. \ 37. E. A. Nicolai, dissertatio sistens Coleopterorum species agri halensis. Halae 1822. 38. J. J. Lerche, dissertatio sistens oryctographiam halen- sem s. fossilium et mineralium in agro halensi descriptionem. Halae 1730. 39. J. As. Schreber, Lithographia halensis. Halae 1758. 40. C. C. Schmieder, topographische Mineralogie der Gegend um Halle. Halle 1797. 41. J. F. Hohlleben, Supplementum ad Leysseri floram halen- sem. fasc. I. Halae. 42. Das Goldland Kalifornien. Seine Lage, Grösse, Klima und etziger Zustand. Leipzig 1849. 43. Die Heilquellen und Bäder zu Sulza. Jena 1849. 53 44. A. Wiegand, die merkwürdigen Punkte des Dreiecks mit Rücksicht auf die harmonische Theilung. Eine reiche Fundgrube von Uebungsaufgaben aus der construirenden Geometrie, ebenen Trigonometrie und Algebra. Halle 1848. 45. A. Wiegand, die Vortheile der Lebensversicherungsban- ken, durch mathematisch genaue Berechnung nachgewiesen an der Lebens- und Pensionsversicherungsgesellschaft „‚Janus”” in Hamburg. 3te Aufl. Halle 1849. 46. A. Wiegand, der allgemeine goldene Schnitt und sein Zu- sammenhang mit der harmonischen Theilung. Ein neuer Beitrag zum Ausbau der Geometrie. Zugleich eine Ergänzung zu des Ver- fassers Schrift: Die merkwürdigen Punkte des Dreiecks mit Rück- sicht auf harmonische Theilung. Halle 1849. 47. A. Wiegand, die schwierigen geometrischen Aufgaben aus des Prof. Jacobi Anhängen zu von Swinden’s Elementen der Geo- metrie. Mit Ergänzungen englischer Mathematiker und Auflösungen. Halle 1849. 48. Programm der Petrischule in Danzig vom J. 1848. Ent- hält eine Abhandlung von Strehlke: Zur Entscheidung über die Frage von Luft- und Wasserdruck. 49. J. Weiske, der Bergbau u. das Bergregal. Eisleben 1846. 50. E. Steinbeck, zur Erläuterung des provinziellen Bergrech- tes in Schlesien und der Oberlausitz. Breslau 1841. 51. J. C. Freiesleben, Magazin für Oryctographie von Sach- sen. Heft II. Freiberg 1829. 52. Schmidt, deutsche Bergwerkszustände. Dresden 1848. 53. A. Garke, Flora von Halle mit näherer Berücksichtigung der Umgegend von Weissenfels, Naumburg, Freiburg, Bibra, Nebra, Querfurt, Allstedt, Artern, Eisleben, Hettstädt, Sandersleben, Aschers- leben, Stassfurth, Bernburg, Köthen, Dessau, Oranienbaum, Bitter- feld und Delitsch. I. Theil: Phanerogamen. Halle 1848. 54. A. Garke, Flora von Nord- und Mittel-Deutschland, zum Gebrauch auf Excursionen in Schulen und beim Selbstunterricht. Berlin 1849. 55. Thesaurus Cochlearum, Concharum, Conchyliorum et Mineralium. Ludg. Bat. 1711. 56. C. Giebel, Beschreibung und Abbildungen zweier in den Gypsbrüchen des Seveckenberges bei Quedlinburg ausgegrabenen colossalen Rhinocerosschädel, Merseburg 1846. 54 57. C. Giebel, Gaea ezcursoria germanica. Deutschlands Geognosie, Geologie und Petrefaktenkunde. Leipzig 1848. 58. C. Giebel, Fauna der Vorwelt mit steter Berücksichtigung der lebenden Thiere. I. Bdes. 2 Abth.: Die Amphibien der Vor- welt. Leipzig 1847. 59. C. Giebel, Kosmos oder Geschichte des Weltalls, der Erde und ihrer Bewohner. Ein Volksbuch. Leipzig 1850. 60. M. Becquerel, Populäre Naturlehre mit besonderer Rück- sicht auf die Chemie und verwandten Wissenschaften. Aus dem Französischen. Stuttgart 1845. 61. P. Egen, die Constitution des Erdkörpers und die Bildung seiner Rinde. Elberfeld 1840. 62. Fr. Gerstacker. Kaliforniens Gold- und Quecksilberdistrikt nach. the California Herald. 2. Aufl. Leipzig 1849. 63. Programm der höhern Bürgerschule zu Aschersleben vom Jahre 1843. Enthält eine Abhandlung von G. Heyse: Ueber den Muschelkalk u. seine Versteinerungen in der Gegend von Aschersleben. 64. Programm des Gymnasiums zu Quedlinburg vom J. 1842. Enthält eine Abhandlung von G. Schumann: Versuch einer Theorie des Erdvulkanismus als Beitrag zur Geologie. 65. H. Burmeister, die ersten Grundlehren des Schiffswesens. Als Erklärung zu den in Halle vom Verein zur Gründung einer deutschen Flotte ausgestellten Modellen von Seeschiffen. Halle 1849. - 66. Adhemar, Revolutions de la mer. Paris 1842. 67. E. Beyrich, Beiträge zur Kenntniss der Versteinerungen des Rheinischen Uebergangsgebirges. Berlin 1837. 68. H. Dove, über den Einfluss der Windesrichtung auf die Temperatur eines der freien Ausstrahlung und der Isolation aus- gesetzten Bodens und seiner Pflanzendecke. Berlin 1848, 69. Bericht über die Verhandlungen des baltischen Vereines für Förderung der Landwirthschaft während der Hauptversammlun- gen desselben, von H.. Schober. 4 Theile. Greifswald 1844 — 46. 70. Bericht über die erste neuvorpommersche Fruchtausstel- lung vom 30. September bis 8. October 1845. Ein Beitrag zur Kenntniss der in Neuvorpommern kultivirten Gemüse, angepflanzten Obstsorten ete. von F. Jühlke. Stralsund 1846. 71. Erster und zweiter Jahresbericht und Mittheilungen des Gartenbau-Vereines für Neuvorpommern und Rügen von F, Jühlke. Greifswald 1847, 95 72. Versuche über das Nervensystem von Flourens.. Aus dem Französischen von W. Becker. Leipzig 1827. 73. Beiträge zur Kunde Pommerns. Herausgegeben vom Ver- ein für pommersche Statistik. Stettin 1847. 74. W. Hankel, Mittheilung einiger Versuche über die Electri- eität der Flamme und die hierdurch erzeugten electrischen Ströme. Schrift zur 50jähr. Jubelfeier des Prof. Schweigger. Leipzig 1850. 75. Katalog der Industrie-Ausstellung in Leipzig 1850. 2. Aufl. 76. Caroli Linnaei Systema naturae sistens regni tria na- turae in classes et ordınes genera et species redacta tabulisque aeneis illustrata. Edit. VI. Stockholm 1748. 77. Dissertationen: 1) Simon, de Sarcına ventriculi. Halae 1847. — 2) d’Al- ion, de monstrorum duplicium orıgine atque evolutione. Ibid. 1848. — 3) Ziemann, comparatio columnae verte- bralis hominis cum eadem parte sceleii mammalium et ierrestrium et maritimorum. Ibid. 1848. — 4) Meckel, de genesi adıpis in animalibus. Ibid. 1845. — 5) Andrae, de formatione tertiaria Halae proxima. Ibid. 1848. — 6) Giebel, de geognostica septemtrionalis Hercyniae fasti- gü constitutione. Ibid. 1848. — 7) Steffen, de Endos- mosi. Ibid. 1848. — 8) Sorge, de epilepsia. Ibid. 1848. — 9) Erdmann, de Haemophilia. Ibid. 1844. — 10) Bötiger, de laryngitide exsudativa vulgo Croup vacata. Ibid. 1849. — 11) Kleinknecht, de raro quodam peritonitidis eventu. Ibid. 1849. — 12) Lodderstedt, de typho Hals auctumno anni 1848 observato. Ibid. 1849. — 13) Reins- dorf, de tumoribus malignis in ovarüs. Ibid. 1849. — 14) Schulze, nonnulla de graviditate extrauterina. Ibid. 1848. — 15) Mann, de morbillorum epidemia Halis aestate anni 1848. observata Ibid. 1848. — 16) Reimer, de anomalo vasorum magnorum orlu nonnulla. Ibid. 1849. — 17) Ruck, de aphthis. Ibid. 1847. — 18) Alt, de Haematomate auriculae. Ibid. 1849. — 19) Thermann, de cancro gela- tiniformi. Ibid. 1849. — 20) Veit, observationum de san- guinis quantitate nuperrime institutarum recensio. Ibid. 1848. — 21) Keim, de carcinomate bulbi oculi humani. Ibid. 1848. — 22) Kletschke, de purpura. Ibid. 1847. — 23) Haun, de hydatidibus commentatio descriplione tumo- ris cujusdam hydatidosi addita, Ibid. 1846. — 24) Secu- 56 rius, de psoitide. Ibid. 1848. — 25) Kayser, de luxa- tione claviculae. Ibid. 1847. — 6) Behrens, de aquis sancti Huberti medicatis in Budae convalli. Ibid. 1845. — 27) Schoenberger, de tenotomiae physiologia quaedam. Ibid. 1847. — 28) Rosenow, quaestiones de acidi carbo- nicı respiratione exhalati quantitate. Ibid. 1847. — 29) Loweg, de Hydrocele. Gryphiae 1833. 78) Einzelne Abhandlungen: 1) Stein, Untersuchungen über die Entwickelung der Infu- sorien. 1849. — 2) Göppert, über Braunkohlen bei Grün- berg und die fossilen Cycadeen. — 3) K. Müller (aus der Linnäa): über die Lonnellen des Laubmoosblattes; über die Laubmoosgruppe der Leucophaneen; Beiträge zu einer Flora der Aequinoctial-Gegenden, Laubmoose; Plantae Kegelianae Surinamenses. Muscı frondosi. — (aus der botanischen Zei- tung:) zur Entwickelungsgeschichte der Charen; synopsis macromitriorum hactenus cognitorum; über die Schuppen des Trichomanes membranaceum; einige Bemerkungen über die harzartigen Ausscheidungen auf den Birken; desgl. über die Bildung des Amylum; Garkuea muscorum nov. gen.; zur Entwickelungsgeschichte der Lycopodiaceen; zur Biolo- gie der Kartoffel; einige Bemerkungen über die Sarcinula ventriculi; Systema muscorum ordinis, Cleistocarpi; zur Entwickelungsgeschichte des Pflanzenembryo; de muscis non- . nullis novis vel minus cognitis exoticis; Geschichte der Keimung von Isoetes lacustris; über die Laubmoose der von Funk und Schlimm in Columbien veranstalteten käuf- lichen Sammlung von Linden in Luxemburg; über Phytogeo- graphie. — 4) Giebel, die fossile Hyäne; die Familie der Phocinen; das subhereynische Becken um Quedlinburg in geognostisch-paläontologischer Beziehung übersichtlich dar- gestellt. II. Aufsätze. Scyphia uvaeformis n. sp. Fig. 2.3 ©. Giebel. Sitzung am 10. October 1849. Unter obigem Namen hat mir Hr. Yxem in Quedlinburg eine von ihm selbst auf dem Wege von Blankenburg nach Heimburg in dem zwischen dem untern Quadersandstein und Plänerkalk lagernden, lockern, sandigen Mergel entdeckte Versteinerung übergeben, deren eigenthümliche Form eine nähere Beschreibung verdient. Die allgemeine Gestalt dieser Scyphie ist cylindrisch, unten, wo sie angeheftet war, stielartig verengt und oben gegen den Scheitel hin allem. Anscheine nach ebenfalls etwas verengt. Der obere Theil ist jedoch völlig zerstört, so dass die Form des Scheitels nicht mehr zuverlässig erkannt werden kann. Es scheint, als ob ausser der centralen Scheitelver- tiefung noch andere Kanäle und Höhlen in der Nähe der- selben vorhanden waren, welche diesen Theil den zerstörenden äussern Einflüssen mehr preis gegeben haben als den übrigen Körper. Die Höhe des Schwammes in dem eben bezeichneten Zustande beträgt noch fünf Zoll sechs Linien, und mag im unversehrten Zustande vielleicht acht, höchstens neun Zoll gemessen haben. Die untere Anheftungsstelle ist zwar eben, scheint aber dennoch nicht mehr die natürliche Anheftungs- fläche zu sein, indem ebenfalls ein kleiner Theil abgebrochen sein mag und wahrscheinlich schon vor der Petrificalion. 58 Von einer Theilung in Wurzeläste findet sich keine Spur. Die Fläche hat einen nicht ganz regulär vierseiligen Um- fang von einem Zoll zwei Linien Länge und einem Zoll Breite. Die Höhe des Fusses beträgt auf der einen Seite einen hal- ben, auf der andern einen ganzen Zoll. Ueber dem Fusse verdickt sich der Schwamm ziemlich schnell, und sein grösster Querdurchmesser hält driltehalb Zoll. Die ganze Oberfläche des Schwammes ist mit dicken zitzenförmigen Warzen besetzt, deren Form spitz oder stumpf, kreisrund oder comprimirt oder selbst unregelmässig erscheint. Zwar stehen zuweilen mehrere in der Quere oder schief senkrecht neben einander, allein eine allgemeine regelmässige nur im Einzelnen gestörte Anordnung lässt sich nicht wahrnehmen. Ihre Zwischenräume sind überall viel kleiner als sie selbst, aber ebenso unregel- mässig. Die grössten Warzen messen vier Linien in der Höhe und die kleinsten eine Linie. An eiuzelnen Stellen scheinen zwei oder drei und mehre mit einander verschmol- zen zu sein. Unmittelbar über dem Fusse findet sich eine undeutliche ringförmige Einschnürung, noch nicht einen Zoll hoch darüber eine zweite deutlichere, und zwei Zoll über dieser eine sehr tiefe. Einzelne unregelmässige Gruben sind hie und da zwischen den Warzen eingesenkt und rühren augenscheinlich von fremden Körpern her, welche während des Wachsthums an der Oberfläche hafteten und später ab- fielen oder zerstört wurden. Zwei kleine Knollen von Thon- eisenstein sind noch jetzt fest in die Substanz des Schwammes eingedrückt erhalten. Ausserdem sitzen einige Austerschalen auf der Oberfläche angewachsen, sowie deutliche Schalen von Spondylus lineatus und sehr schöne grössere und kleinere Exemplare von Serpula serpentina Goldf. Die Structurbe- schaffenheit lässt sich an der Oberfläche nirgends mit ge- nügender Sicherheit erkennen, denn nur an einzelnen Stellen sieht man runde Poren und unregelmässige Fasern. Bessern Aufschluss über die innere Structur gewährt der beschädigte obere Theil des Schwammes. Vom Scheitel dringt eine kreis- rund cylindrische Höhle von fünf Linien Durchmesser senkrecht in das Innere bis zu, bedeutender Tiefe hinab. Unmittelbar 59 unter der Oberfläche liegen geräumigere und sehr unregel- mässige Höhlen, die bald sich verengen, bald durch Zwischen- wände in zwei oder drei kleinere sich auflösen. Die Faser- substanz durchziehen cylindrische, meist runde, seltener comprimirte Röhrchen von einem halben Millimeter Durch- messer. Die meisten derselben gehen von dem centralen Canale radienartig nach der Oberfläche und so dicht ge- drängt, dass gewöhnlich nur ein- Millimeter Zwischenraum bleibt. Ihre innern Wandungen erscheinen ziemlich glatt. Einzelne dieser Kanäle laufen auch in mehr weniger schiefer Richtung gegen die Oberfläche hin. Die Bruchstelle zeigt im innern Theile des Schwammes viel zahlreichere Kanäle als in der Nähe der Oberfläche, so dass wenn dieselben hier nicht durch den Versteinerungsprocess undeutlich ge- worden sind, die Poren oder Mündungen der Kanäle auf der Oberfläche durch grössere Zwischenräume von einander ge- trennt waren als die Kanäle im Innern. Das Gewebe des Schwammes besteht an den best erhaltenen Stellen aus deut- lichen Längsfasern, die durch sparsame Querfasern mit ein- ander verbunden sind oder durch uuregelmässige Biegungen mit einander verwachsen zu sein scheinen. Ganz verworren ist das Fasergewebe im untern Theile des Schwammes. Dass die eben beschriebene Versteinerung der Gattung Scyphia angehört, unterliegt keinem Zweifel, aber welcher unter den zahlreichen Arten derselben sie zuzuschreiben ist, bedarf noch der nähern Vergleichung. Unter den 38 von Römer im Norddeutschen Kreidegebirge beschriebenen Arten hat Sc. marginata ganz dasselbe Gewebe, Sc. Koenigii dieselben kleinen Röhrenkanäle und Sc. monilifera ähnliche concen- trische Einschnürungen, aber keine einzige zeigt die eigen- thümliche traubenförmige Gestalt und eine in allen Einzel- heiten übereinstimmende innere Structur. Geinitz und Reuss beschreiben aus dem sächsischen und böhmischen Kreidege- birge keine der unsern ähnliche Form. Von Goldfuss’s Ab- bildungen können nur Fig. 6 und 16 Tab. x. wegen der warzenarligen Oberfläche zur Vergleichung gezogen werden, allein beide sind ihrer Siructur nach entschiedene Polypen 60 und daher mit unserm Schwamme nicht im Entferntesten zu verwechseln. Auch unter den französischen und englischen von Michelin, Leymerie, Morris u. A. beschriebenen Arien finden wir keine entsprechende Formen, daher wir nicht anstehen unserer Art den ihr vom Entdecker beigelegten Namen zu belassen. Ueber die chemische Constitution des Wolframminerals IE. HM. Schneider. Sitzung am 9. und 23. Januar 1850. Die erste genauere und wirklich wissenschaftliche Untersuchung des natürlichen Wolframs wurde von den Gebrüdern De Luyart *) ausgeführt und zwar mit einem Wolfram von Zinnwald im Erzgebirge. Die Ergebnisse der Analyse waren: Braunstein im Zustande des schwarzen Kalkes . 22 pCt. Eisenkalkr Stior} 219038 182 28 IRRE TOT MB Gelber Stoff (Wolframsäure) . . 2 222... - Ouarz’und"Zinn’ 399, 29 DEIN "SEBADTETERT 2 - 1024 - oder nach den neuesten Annahmen berechnet: Mänganoxydul: 2 WER, SEND TI ER T PEr Eisenoxyaul! 3913109704, IIRIIEINIEE ERNEN 2 wolframsäure'®ı,5 2° .,007997299 9, 92°D 8 065,008 = ZANnoxyd ndQuarz an I BE RR 200 - 92 - Die Frage, in welchem Zustande die einzelnen Bestand- theile ursprünglich im Minerale vorhanden seien, haben die genannten Chemiker unentschieden gelassen. *) Chemische Zergliederung des Wolframs und Untersuchung eines neuen darin befindlichen Metalles, von D. John Joseph und D, Fausto de Luyart, Ueberseizt von Gren, Halle 1786, 61 Im Jahre 1815 unternahm Berzelius *) eine genaue und ausführliche Untersuchung der natürlichen Wolframiate, und zwar benutzte er bei seinen Versuchen einen Wolfram von Godolphins Ball in Cumberland. Zur Wiederlegung der von Aikin und Hausmann ausgesprochenen Ansicht, dass nicht Wolframsäure, sondern Wolframoxyd im Wolfram prä- existire, stellte Berzelius folgende Versuche an. Er digerirte geschlämmtes Wolframpulver unter Luftabschluss mit concen- trirter Chlorwasserstoffsäure und erhielt eine Lösung, in welcher durch Ammoniak ein grüner Niederschlag von Eisen- oxydul bewirkt wurde. Der von der Chlorwasserstoffsäure nicht gelöste Theil des Minerals, von blaugrauer Farbe, wurde an der Luft allmählig rostgelb, während Ammoniak unter Zurücklassung von Eisenoxyd Wolframsäure daraus aufnahm. Wurde derselbe bei Luftabschluss mit Ammoniak behandelt, so erlitt er keine Veränderung. Berzelius zog aus diesem Verhalten den Schluss, dass jener blaue Rückstand nicht aus intermediären Wolframoxyde, sondern aus wolframsaurein Eisenoxydul mit einem Ueberschuss an Säure bestehe und dass der Wolfram als ein neutrales Wolframiat von Eisen- und Manganoxydul zu betrachten sei. Der erste, der diese Ansicht Berzelius’s als eine irrige ansprach, war der Graf Franz Schaffgotsch **). Aus den Resultaten seiner Analyse von Wolfram verschiedener Fundorte zog er den Schluss, dass nicht Wolframsäure, sondern Wolframoxyd C(WO,) im Minerale präexistire. Schaff- gotsch erhielt nämlich bei allen seinen Analysen einen Ueber- schuss von mehreren Procenten, sobald er den Wolfram- gehalt als Wolframsäure bestimmte. Ausserdem ergab sich, dass, wenn Wolframoxyd im Minerale angenommen wurde, die Sauerstoffmenge desselben zu der in den Basen enthal- tenen in einem sehr einfachen, durch ganze Zahlen aus- drückbaren Verhältnisse stand, während sich dies Verhältniss bei Annahme von Wolframsäure im Mineral nur ziemlich *) Schweiggers Journal. XVI. 476 u. f. **) Poggendorf’s Annalen. LII. 475— 483, 62 entfernt durch ganze Zahlen ausdrücken liess, indem die Summe der Basen stets grösser gefunden wurde, als sie in einem neutralen wolframsauren Salze hätte sein dürfen. So günstig nun auch vorzüglich dieser letztere Punkt für die von Schaffgotsch aufgestellte Ansicht sprechen mag, so muss dieselbe dennoch als eine irrige bezeichnet werden. Durch Analysen zweier Wolframe (von Zinnwald und Limoges), welche Ebelmen *) ausführte, wurde schon nachge- wiesen, dass man den Wolframgehalt dieses Minerals immer- hin als Wolframsäure in Rechnung stellen könne, ohne da- durch zu einem bedeutenden Ueberschuss der Analyse geführt zu werden. Zu demselben Resultate haben meine eigenen Analysen geführt; ich verwendete zu denselben ausser der Varietät von Zinnwald mehrere Wolframe vom Harz, welche bis jetzt seltener als andere Gegenstand analystischer Untersuchungen gewesen sind. Im Allgemeinen habe ich meine Analysen nach derselben Methode ausgeführt, deren sich Ebelmen bediente. Anstatt das Mineral nur durch Chlorwasserstoffsäure zu zersetzen, habe ich eine Mischung von dieser und etwas Salpetersäure angewendet, wodurch die Zersetzung beschleunigt und das lästige Stossen der Masse während des Kochens bedeutend vermindert wird. Auch ich habe gefunden, dass der Wolfram, selbst wenn er im geschlämmten Zustande angewendet und das Kochen mit Säuren so lange fortgesetzt wird, bis das zurückbleibende Pulver eine reingelbe Farbe angenommen hat, nicht ganz vollständig zu zersetzen ist. Ausserdem habe ich mich über- zeugt, dass es fast unmöglich ist, aus der bei der Zersetzung des Minerals durch Säuren abgeschiedenen Wolframsäure durch Waschen mit angesäuertem Wasser die Oxyde des Eisens und Mangans bis auf die letzten Spuren zu entfernen. Ist dies aber nicht geschehen, so gehen bei der nachherigen Behandlung der Wolframsäure mit Ammoniak jene kleinen Mengen von Metalloxyden mit in die ammoniakalische Lösung der Wolframsäure über und befinden sich endlich in der *) Journal für praktische Chemie. XXX. 405. 63 daraus durch Abdampfen und Glühen erhaltenen Wolfram- säure. Ich habe desshalb diese Säure nach dem Wägen stets mit verdünnter Kalilauge digerirt und stets einige Milli- gramme von Eisen- und Manganoxyd daraus abgeschieden. Der Gang der Analyse ist nun in kurzen Worten fol- gender gewesen: Die nach möglichst vollständiger Zersetzung des Minerals erhaltene Lösung von Eisen- und Manganchlorid wurde von der Wolframsäure abfiltrit und letztere so lange mit Wasser ausgewaschen, dem etwas Chlorwasserstoffsäure zugesetzt war, bis die ablaufende Flüssigkeit keinen Gehalt - an Eisenoxyd mehr zeigte. Die Wolframsäure wurde darauf durch vorsichtiges Spritzen vom Filter entfernt, dieses aber, um etwa noch anhängende Spuren von Wolframsäure nicht zu verlieren, noch mit ammoniakhaltigem Wasser ausgewa- schen. Nachdem die Wolframsäure längere Zeit mit ver- dünnter Ammoniakflüssigkeit digerirt worden war, wurde die Lösung derseiben filtrirt, der ungelöste Rückstand aber ausgewaschen, seinem Gewichte nach bestimmt und dieses von der zur Analyse angewendeten Substanz abgezogen. Die ammoniakalische Lösung der Wolframsäure wurde im Wasserbade zur Trockne verdampft, der Rückstand von wolframsaurem Ammoniak durch Glühen in Wolframsäure ver- wandelt und diese dem Gewichte nach bestimmt. Die bei der Behandlung dieser Säure mit Kalilauge abgeschiedenen kleinen Mengen von Eisen- und Manganoxyd wurden mit Chlorwasserstoffsäure aufgenommen und der sauren Lösung hinzugefügt, welche nach der anfänglichen Zersetzung des Minerals von der Wolframsäure abfiltrirt worden war. Aus dieser wurden nun, nachdem der grösste Theil der über- schüssigen Säure durch Abdampfen daraus entfernt war, durch Schwefelammonium Eisen und Mangan niedergeschla- gen, die Schwefelmetalle nach dem Auswaschen durch Chlor- wasserstoffsäure zersetzt und die Oxyde durch bernsteinsaures Alkali von einander getrennt. Die von den Schwefelmetallen abfiltrirte Flüssigkeit wurde zur Trockne verdampft, der Rück- stand im Platinschälchen geglüht und darauf mit. etwas mässig verdünnter Chlorwasserstoffsäure behandelt. Der dabei un- 64 gelöst bleibende geringe Rückstand bestand aus Wolframsäure, deren Menge der oben erhaltenen hinzufügt wurde. Die davon abfiltrirte Flüssigkeit wurde mit Ammoniak neutralisirt, zuerst durch oxalsaures Ammoniak die Kalkerde, dann durch phosphor- saures Natron die Magnesia, sofern dieselbe noch vorhan- den war, niedergeschlagen. — In dem Wolfram von Zinn- wald habe ich übereinstimmend mit Ebelmen einen geringen Gehalt an Kalkerde gefunden. Alle Wolframe des Harzes, die ich untersucht habe, haben mir einen geringen Gehalt : an Kalkerde und Magnesia ergeben. Magnesia allein ist von Ebelmen in dem Wolfram von Limoges gefunden worden. Folgendes sind nun die Resultate meiner Analysen, zu denen ich vorläufig noch zu bemerken habe, dass bei Be- rechnung derselben für das Aequivalent des Wolframs die Zahl 1150,7 zu Grunde gelegt wurde. Ich werde weiter unten Gelegenheit haben, auf diese Zahl zurückzukommen. 1. Wolfram von Zinnwald. Angewendete Substanz, (nach Abzug des unzerseizten Rückstandes) = 2,251 Grm. Darin wurden gefunden: Sauerstoff. Wolframsäure . 1,711 Gr. — 76,01% . . . 15,119 Eisenoxydul . . 0221 - = 9,81 - Manganoxydul . 0,313 - = 13,90 - .....9,040 Kalkerde . . . 0,027 - — 1,/19- 2,272 100,91 2. Wolfram von der Grube Glasebach bei Strass- berg im Harz. Angewendete Substanz (nach Abzug des Rückstandes) = 2,835 Grm. Darin wurden gefunden: Sauerstoff. Wolframsäure . 2,156 Gr. = 76,048 . . . 15,026 Eisenoxydul . . 0,556 - = 19,61 - Manganoxydul . 0141 - = 4,98 - 5.556 Kalkerde . . . 0,008 - = 028 - { Magnesia. . . Spuren 2,861 109,92 65 3. Wolfram von der Grube Pfaffenberg bei Neu- dorf im Harz. Angewendete Substanz (nach Abzug des Rückstandes ) = 2,216 Grm. Darin wurden gefunden: Sauerstoff. Wolframsäure . 1,689 Gr. = 76,21% . . . 15,761 Eisenoxydul . . 0411 - = 1854 - Manganoxydul . 0116 - = 523 - 5.554 Kalkerde . . . 0,000 - = 0,40 -- Ri Magnesia . . . 0,008 - = 0,36 - 2,233 100,74 4. Wolfram von der Grube Meiseberg bei Neu- dorfim Harz. Es sind mit diesem Wolfram 3 Analysen ausgeführt worden, welche im Mittel folgendes ergeben haben: Sauerstoff. ‚Wollramsäure 1. 272.010 2, =416,23. 12 45.7 2:5:19,269 Eisenoxydul . 2... =3R027T - Manganoxydul . . = 3,96 - Kalkerde 2.2.0202... =:038- u Magnesia, der ao.) zelr.s200:.0,15 - 100,91 Während die Zusammensetzung der unler 2 und 3 auf- geführten Wolframe der Formel: 4 (FeO, WO,) + MnO, WO, entspricht, wird die des Wolframs von Meiseberg am Besten durch die Formel 5 (FeO, WO,) + MnO, WO, ausgedrückt. Die Angabe Kerndt’s *) der den Wolfram von Meiseberg nach der Formel der Varietät von Zinnwald 2 (FeO, WO,) + 3 (MnO, WO,) zusammengesetzt gefunden haben will, dürfie auf einem Irrihum beruhen. — Ich komme nun zurück auf die Analysen von Schaffgotsch. _ Der Ueberschuss, zu welchem dieselben führten, wenn der Wolframgehalt des Minerals als Wolframsäure bestimmt wurde, dürfte in folgenden Betrachtungen einige Erklärung finden. *) Journal für praktische Chemie, XLIL 106, 66 Schaffgotsch hat, — so scheint es nach der Beschreibung seiner Analysen -— das nach der Zersetzung des Minerals zurückbleibende gelbe Pulver für reine Wolframsäure gehal- ten und weder auf den unzersetztenTheil des Minerals selbst, noch auf die quarzigen Beimengungen Rücksicht genommen, welche sehr häufig und zwar im Zustande feinster Verthei- lung im Wolfram auftreten. Ausserdem scheint er den Glüh- rückstand von der Flüssigkeit, welche von dem Niederschlage der Schwefelmetalle abfiltrit wurde, für reine Wolframsäure angesehen zu haben, obgleich derselbe (sehr häufig wenigstens) Kalkerde und Magnesia enthält. Wenn aus diesen Betrachtungen deutlich hervorgeht, dass die Analysen Schaffgotsch’s mit Fehlern behaftet sind, so folgt auch daraus auf indireciem Wege, dass seine An- sicht über die chemische Constitulion des Wolframs nicht die richlige sein kann, insofern dieselbe von den Ergebnissen eben jener Analyse hergenommen ist. Es lässi sich indess auch auf direciem Wege nachweisen, dass nicht Wolframoxyd (WO,) im Wolfram präexistiren kann. Wäre es der Fall, so könnte sich beim Zusammenschmelzen des Minerals mit kohlensaurem Natron unter völligem Luftabschluss nicht wolframsaures Na- tron bilden, indem in dem schmelzenden Gemisch keine Sub- stanz (die Kohlensäure kann nicht wohl in Betracht kommen) enthalten wäre, welcher das Wolframoxyd Sauerstoff ent- ziehen könnte, um sich in Wolframsäure zu verwandeln. Die Richtigkeit dieses Schlusses zu prüfen, schüttete ich auf den Boden eines grösseren Platintiegel elwas gröbliches Magne- sitpulver, stellte dann einen kleinen Piatintiegel hinein, in welchem sich ein inniges Gemisch von 1 Theil Wolframpulver und 2 Theilen kohlensaurem Natron befand, verschloss den. grösseren Tiegel mit einem gut passenden Deckel und setzte ihn einige Zeit einem heftigen Gebläsefeuer aus. (Der Magne- sit ist wasserfreie kohlensaure Magnesia und eignet sich, da er beim Glühen seine Kohlensäure fahren lässt, sehr gut zur Erzeugung einer lrockenen Kohlensäure - Almosphäre.) Das Gemisch von Wolframpulver und kohlensaurem Natron befand sich also während des Schmelzens unter völligem Abschluss 67 von Wasser und Luft. Als nun die geschmolzene Masse nach dem Erkalten mit Wasser behandelt wurde, löste sie sich unter Zurücklassung von Metalloxydulen darin auf und Chlorwasserstoffsäure bewirkte in der Lösung sogleich einen weissen voluminösen Niederschlag von Wolframsäurehydrat. — Es geht also aus diesem Versuche mit Deutlichkeit hervor, dass neben den Oxydulen von Eisen und Mangan nicht W olfram- oxyd (WO,) im natürlichen Wolframe präexistiren kann. Auf andere Weise suchte Ebelmann die Unrichtigkei der Schaffgotsch’schen Ansicht nachzuweisen. Ist Wolfram- oxyd (WO,) im Minerale enthalten, schloss Ebelmen, so muss sich bei der Zersetzung dieses letzteren durch Chlorwasser- stoffsäure unter Luftabschluss Wasserstoffgas entwickeln, vorausgesetzt natürlich, dass während der Zersetzung des Minerals Wolframsäure abgeschieden wird. Der Versuch zeigte, dass dies nicht der Fall war. Ebelmen fand sich dadurch in seiner Ansicht beslärkt, dass der Wolfram als ein neutrales Wolframiat von Eisen- und Manganoxydul zu betrachten sei. Er erblickte darin, dass Wöhler bei der Behandlung des Wolframs im Chlorstrome Wolframchlorür erhalten hatte, keinen Gegenbeweis; er erklärte sich diese Erscheinung so, dass die Wolframsäure einen Theil ihres Sauerstoffs an das Eisen- und Manganoxydul abgebe und sich dann in Gegenwart von Chlor wie Wolframoxyd (WO,) verhielte. An die Versuche Ebelmens schlossen sich. andere von Margueritte, die zu Resultaten führten, welche von denen Ebelmens bedeutend abwichen. Margueritte fand nämlich, dass der Rückstand, den man bei der Behandlung des Woiframs mit Chlorwasserstoffsäure erhält, sobald die Aus- kochung nicht lange genug fortgesetzt war, sich beim Ueber- giessen mit Ammoniak merklich blau färbte, während er sich im entigegengeseizten Falle vollständig darin. auflöste. Mar- gueritie schloss hieraus, dass im Wolfram das blaue Wolfram- oxyd (W,O,) präexistire und dass ‚dasselbe. erst durch . die chemische Action in Wolframsäure verwandeli werde. Neben diesem Oxyde nahm er die Präexistenz von Eisen- 5* 68 und Manganoxyd im Minerale an. Zur Bestätigung seiner Ansicht führt Margueritte Folgendes an: Wenn er Wolfram- pulver in der Kälte und unter Luftabschluss mit Chlorwasser- stoffsäure behandelte, erhielt er eine Lösung, in welcher nur Eisenoxyd enthalten war; kochte er aber das Mineral mit Chlorwasserstoffsäure, so fand er nur Eisenoxydul in Auflösung. — Brachte er braunes oder blaues, auf nassem Wege bereitetes Wolframoxyd mil einer Eisenoxydlösung in Berührung, so erhielt er Wolframsäure und eine Lösung von Eisenoxydul. — Wurde zu einer Auflösung von schwe- felsaurem Eisenoxydul Wolframsäurehydrat gefügt und dem Gemisch dann Ammoniak zugesetzt, so entstand ein grünlich- blauer Niederschlag, den Margueritte für eine Verbindung von blauem Wolframoxyd mit Eisenoxyd hielt; wurde der- selbe mit einer Säure behandelt, so entstand wieder Wolfram- säure und eine Lösung von Eisenoxydul. Margueritte fol- gerie hieraus, dass Wolframsäure und Eisenoxydul bei ihrer Berührung überhaupt kein wolframsaures Eisenoxydul bilden könnten. — Aehnlich wie die Oxydationsstufen des Eisens verhielten sich die des Mangans. — Die Frage, ob der Wolfram als eine Verbindung von Wolframsäure mit Eisen- und Manganoxydul, oder als eine Verbindung von blauem Wolframoxyd mit Eiser und Mangan- oxyd zu betrachten sei, lässt sich durch die quantitalive Analyse allein nicht entscheiden. Der Grund hiervon liegt einfach darin, dass in dem einen wie in dem andern der beiden fraglichen Fälle die Summe der Bestandtheile über- haupt, wie auch die der Sauerstoffmengen nahezu dieselbe bleibt. Ein Beispiel wird dies leicht verdeutlichen. Wolfram von der Grube Glasebach bei Harzgerode wurde folgendermassen zusammengesetzt gefunden: Wolframsäure 32... 2sil 1 ,00,04.87 u 5 26,04 Eisenoxydul eu. usa 19,61- Manganoxydul. . 2... = 498- 2. 24,87 Kalkerdeis les. Behr d 028 100,91 Bei Annahme von blauem Wolframoxyd und den Oxyden 69 von Eisen und Mangan gestaltet sich die Zusammensetzung folgendermassen: Blaues Wolframoxyd . . = 746% . . . 73,46 Eisenoxyd = 21,79 - Manganoxyd . = 549- 1 4937,36 Kalkerde? 29.2, 2m NEN ORT 101,02 Es ist aber 76,04 — 73,46 = 2,58 und 27,56 — 24,87 = 2,69 Diejenige Menge Sauerstoff also, welche Eisen- und Manganoxyd abgeben müssten, um zu Oxydulen zu werden, betrüge in diesem Falle 2,69; die Menge Sauerstoff aber, welche das blaue Oxyd aufnehmen müsste, um sich in W olfram- säure zu verwandeln, wäre = 2,58. Der Unterschied von 0,113 ist jedenfalls zu klein, als dass er mit Bestimmtheit auf analytischem Wege ermittelt werden könnte, — Es liess sich also aus dem Gesichtspunkte analytischer Forschung gegen die Margueritte’sche Ansicht Nichts einwen- den; die Richtigkeit derselben musste auf andere Weise ge- prüft werden. Pulverisirter Wolfram (vom Harz) wurde 18 Stunden lang ohne alle Erwärmung in einem mit Kohlensäure gefüll- ten, luftdicht verschlossenen Glase mit Chlorwasserstoffsäure behandelt. Der Rückstand halte darauf eine blauvioleite Farbe angenommen und die intensiv gelbgefärbte Lösung, unter Kohlensäure filtrirt, gab bei der Behandlung mit koh- lensaurer Kalkerde durchaus keine Reaction auf Eisenoxyd, während Eisenoxydul in grosser Menge darin angezeigt wurde. Wolfram (von Zinnwald) zum feinsten Pulver gerieben und in einem mit Kohlensäure gefüllten, luftdicht verstöpselten Glase 24 Stunden lang bei 30—40° mit Chlorwasserstofl- säure digerirt, hinterliess einen graublauen Rückstand und gab eine Lösung, in welcher durch kohlensaure Kalkerde kaum eine Spur von Eisenoxyd nachgewiesen werden konnte. Das Ergebniss dieser beiden Versuche, im directen Widerspruch mit den Angaben Marguerittes, lässt die Prä- existenz des Eisenoxydes im Wolfram schon ziemlich zwei- Unterschied = 0,11 To felhaft erscheinen. Wenigstens müsste man, um das alleinige Auftreten des Eisenoxyduls in einer ohne Erwärmung be- reiteten chlorwasserstoffsauren Lösung zu erklären, annehmen, dass das Eisenoxyd gleich im Momente seiner Ausschei- dung einen Theil seines Sauersloffs an das blaue Wolframoxyd abgäbe, um nur Eisenoxydul in Lösung treten zu lassen. Für eine solche Annahme scheint nun zwar der Umstand günstig zu sprechen, dass man nach Margueritte und Ram- melsberg Eisenoxydul und Wolframsäure erhält, wenn man das auf nassem Wege bereitete braune oder blaue Wolfram- oxyd mit einer Lösung von Eisenoxyd bis zum Kochen er- hitzt; doch dürfte auf dieses Verhalten allein kein sicherer Schluss zu gründen sein, da die genannten Oxyde des Wolframs, auf nassem Wege bereitet, bekanntlich einen so geringen Grad von Stabilität besitzen, dass sie schon unter dem Einflusse von Luft und Wasser höher oxydirt werden. Es kann also auch nicht befremden, wenn sie, mit andern Oxyden in Berührung gebracht, denselben einen Theil des Sauerstofls entziehen. Uebrigens habe ich mich durch den Versuch davon überzeugt, dass man blaues Wolframoxyd, auf trockenem Wege d. h. durch Glühen der Wolframsäure im Wasserstoffstrome bereilet, durch anhaltendes Kochen mit Eisenchlorid unter Luftabschluss nicht in Wolframsäure zu verwandeln vermag. Es war somit dargeihan, dass bei der Behandlung des Wolframs mit Chlorwasserstoffsäure unter Lüftabschluss so- wohl bei gewöhnlicher Temperatur, als auch bei gelinder Digestionswärme nur Eisenoxydul aufgelöst werde. Es blieb nun noch die Frage zu beantworlen, ob es sich damit bei vollständiger Zersetzung des Wolframs ebenso verhalte, oder ob unter den endlichen Zersetzungsprodueten desselben auch Eisenoxyd angetroffen werde. Die Vermuthung, dass Letzteres der Fall sein könnte, schien um so weniger grundlos zu sein, als dieselbe durch eine Beobachtung Vauquelins *) unter- stützt wurde. Dieser Chemiker erhielt nämlich, nachdem *) Annales de chimie et de physique, T. XXX, 201. 7 er Wolfram bei Luftabschluss mit Chlorwasserstoffsäure zer- setzt und die dabei erhaltene Lösung mit überschüssigem Goldchlorid versetzt hatte, niemals so viel reducirtes Gold, als sich hätte abscheiden müssen, wenn alles als Oxydul in der Lösung enthalten gewesen wäre. — Mit dieser Be- obachtung Vauquelins in Widerspruch standen die Angaben Ebelmens und Margueriltes, welche Chemiker unter den endlichen Zersetzungsproduclen des Wolframs kein Eisenoxyd hatten entdecken können. Den Widerspruch in diesen An- gaben womöglich zu lösen, habe ich einen Versuch angestellt, durch welchen ich, wenn Eisenoxyd wirklich im Wolfram präexislirte, dasselbe nicht nur genau nachzuweisen, sondern zugleich die Menge desselben zu bestimmen vermochte. Der Raum verbietet mir, diesen Versuch hier ausführlich zu be- schreiben. Im Wesentlichen bestand derselbe darin, dass eine abgewogene Menge pulverisirten Wolframs im Kölbchen durch Chlorwasserstoffsäure unter Kohlensäure vollständig zerselzt, die erhaltene Lösung gleichfalls unter Kohlensäure filtrirt und unmittelbar nach dem Filtriren in einem mit Koh- lensäure angefüllten Gefässe mit einem Ueberschuss von kohlensaurer Kalkerde in Berührung gebracht wurde. — So- bald der Versuch von Anfang an mit Sorgfalt und Vorsicht ausgeführt worden war, zeigten sich in dem zuletzt erwähn- ten Gefässe kaum bemerkbare Spuren von braunen Flocken, — jedenfalls zu unbedeutend, als dass daraus auf einen wirklichen Gehalt an Eisenoxyd im Wolfram hätte geschlossen werden können, Da nun aus meinen Versuchen hervorgeht, dass der Wolfram, mag man ihn in der Kälte, oder bei gelinder Di- gestionswärme, oder endlich unter Kochen bis zur völligen Zersetzung, jedenfalls aber unter völligem Luftabschluss mit Chlorwasserstoffsäure behandeln, stets nur Eisenoxydul an diese abgiebt, so glaube ich hieraus schliessen zu dürfen, dass auch nur Eisenoxydul in demselben präexistirt. Da aber kein Grund vorhanden ist, das Mangan auf einer anderen Oxydationsstufe anzunehmen als das Eisen, und da, wie das aus allen zuverlässigen Analysen hervorgeht, neben jenen 72 Oxydulen nur Wolframsäure im Wolfram enthalten sein kann, so glaube ich, dass die fühere Ansicht über die chemische Constitution des Wolframs beizubehalten und derselbe als ein neutrales Wolframiat von Eisen- und Manganoxydul zu betrachten sei. Ueber das Aequivalent des Wolfram- mmeitnlles. Das Aequivalent des Wolframs ist bis jetzt nur einmal und zwar von Berzelius bestimmt worden. 899 Theile Wolframsäure, unter Gläser im Wasserstoffstrome reducirt, gaben 716 Theile Wolfram = 79,644 pCt. Hieraus folgt für das Aequivalent des Wolframs die Zahl 1473,7. — 676 Theile Wolfram, an der Luft oxydirt, gaben 846 Theile Wolframsäure. Hieraus ergiebt sich für das Aequivalent des Wolframs die Zahl 1192,9. Die Mittelzahl aus beiden gefundenen Werthen ist 1183,3. Ich habe mich bei der Bestimmung des Wolframäqui- valentes im Wesentlichen derselben Methode bedient, welche Berzelius befolgte. Es musste also zunächst meine Aufgabe sein, "eine chemisch reine Wolframsäure darzustellen. ; Als rohes Material benutzte ich einen Wolfram von Zinnwald, von.dem mir eine ziemlich betächtliche Quantität zu Gebote stand. Derselbe wurde in feines Pulver ver- wandelt und mit Chlorwasserstoffsäure, die mit etwas Salpe- tersäure versetzt worden war, anhaltend und unter öfterer Erneuerung der Säure gekocht, bis der Rückstand eine citro- nengelbe Farbe angenommen halle. Darauf wurde filtrirt und die Wolframsäure mit warmem Wasser ausgewaschen. Als dieselbe darauf mit verdünntem Aetzammoniak übergossen wurde, löste sie sich nicht vollständig darin auf, sondern es wurde eine nicht unbedeutende Menge eines grauen Nie- derschlages abgeschieden, der auch beim Erwärmen mit Aetzammoniak nicht sichtbar verändert wurde, Die von 73 demselben abfiltrirte Flüssigkeit zeigte einen Stich in’s Gelb- liche und gab beim Abdampfen einen Rückstand, aus welchem bei der Behandlung mit Kalilösung geringe Mengen von Eisen- und Manganoxyd abgeschieden wurden. Es zeigte sich also, dass in eine Lösung, die einen bedeutenden Ueberschuss an Ammoniak enthielt, Oxyde übergegangen waren, welche für sich in Ammoniak unauflöslich sind. Die Ursache dieser auffallenden Erscheinung lag darin, dass die anfänglich aus dem Mineral abgeschiedene Wolframsäure durch Waschen nicht vollständig vom Eısen- und Manganoxyd befreit wor- den war und zugleich darin, dass die Wolframsäure mit Ammoniak und jenen genannten Metalloxyden eigenthümliche Doppelverbindungen (der oben erwähnte graue Niederschlag bestand -aus einer solchen) einzugehen vermag, welche in verdünntem Ammoniak nicht unlöslich sind. Wird aus einer solchen Lösung vermittelst einer stärkeren Mineralsäure die Wolframsäure niedergeschlagen, so ist auch diese mit jenen Metalloxyden verunreinigt und kann durch Waschen mit saurem Wasser nicht völlig davon befreit werden. Die etwas eisen- und manganhaltlige ammoniakalische Lösung der Wolframsäure gab beim Abdampfen zweifach wolframsaures Ammoniak. Es ist mir nicht gelungen, diesen Satz durch wiederholtes Umkrystallisiren von den darin ent- haltenen Oxyden des Eisens und Mangans vollständig zu befreien, obgleich ich die Operation 5—6 mal wiederholt habe und die zuletzt erhaltenen Krystallanschüsse von rein weisser Farbe aushielten. Der Versuch, die aus der Lösung dieses wolframsauren Ammoniaks durch Chlorwasserstoffsäure gefällte Wolframsäure durch Behandeln mit Schwefelammonium von dem Gehalte an Eisen- und Manganoxyd zu befreien, führte gleichfalls nicht zu einem günstigen Resultate, indem es sich herausstellte, dass eine concentrirte Lösung von Schwefelwolfram in Schwe- felammonium beim Erwärmen kleine Mengen von Schwefel- eisen und Schwefelmangan aufzunehmen vermag. Die Darstellung einer reinen Wolframsäure gelang mir endlich auf folgende Weise, Die aus der Lösung des Am- 74 moniumsulfowolframiats abgeschiedene Wolframsäure, wurde anhaltend mit Königswasser gekocht, darauf mit Wasser ver- dünnt, filtrirt und die Wolframsäure so lange mit angesäuer- tem Wasser ausgewaschen, als dieses noch Eisenoxyd daraus aufnahm. Darauf wurde sie mit verdünnter Ammoniakflüssig- keit behandelt, wobei ein geringer graublauer Rückstand blieb, die farblose Lösung aber wurde mit einem Ueberschuss von Chlorwasserstoffsäure versetzt und die dadurch nieder- geschlagene Wolframsäure auf die vorher beschriebene Weise mit Königswasser und Ammoniak behandelt. Nach dreima- liger Wiederholung dieser Operation wurde endlich eine Wolframsäure erhalten, in welcher sich kein Eisen- und Manganoxyd mehr entdecken liess, indem eine Probe der- selben, mit reiner Kalilösung erhitzt, eine vollkommen klare farblose Lösung gab, aus welcher selbst nach tagelangem Stehen nicht eine Spur eines braunen Niederschlages abge- schieden wurde. Ausserdem war in dem zuletzt ablaufen- den sauren Waschwasser selbst durch die empfindlichsten Reagenlien kein Eisenoxyd mehr nachzuweisen. — Die so erhaltene Wolframsäure wurde nach dem Trocknen heftig geglüht, darauf zu einem feinen Pulver gerieben und in diesem Zustande zu den folgenden Reduclionsversuchen verwendet, I. Reductionsversuche., Nach mehreren angeblichen Versuchen, die Reduction über einer Weingeistflamme auszuführen, entschloss ich mich, dieselbe über Kohlenfeuer zu versuchen. Ich legte die Re- ductionsröhre dabei zwischen Zwei eiserne, mit Magnesia ausgelütierte Rinnen, deren obere mit ihrem Rande dacharlig über die untere hinweggrif. Versuch I. 2,617 Grm. Wolframsäure wurden bei hefüiger Glühhitze der Einwirkung des Wasserstofls ausgesetzt. Der Wasser- stoff wurde in diesem wie in allen folgenden Versuchen aus der Entbindungsflasche zuerst durch 2 Flaschen, in welchem sich eine kalische Lösung von Bleioxyd befand, dann durch eime Schwefelsäureflasche und endlich durch (6) ein Kalirohr geleitet, bevor er in die Reductionsröhre eintrat. — Die Reduction war nach drei Stunden been- digt. Der metallische Rückstand mag 2,072 Grm. = 79,175% Wolfram. Es erschien während dieses Versuches am äussersten Ende der Reductionsröhre ein weisses, ziemlich leicht flüchtiges Sublimat, — vielleicht ein basisches Chlor- wolfram. Obgleich das Gewicht desselben nur sehr un- bedeutend gewesen sein kann, so erklärt sich doch vielleicht aus dem Auftreten desselben, wesshalb bei diesem Ver- suche der Gehalt der Wolframsäure an Wolfram niedriger gefunden wurde, als bei den beiden folgenden, zu denen eine, kurz zuvor stark ausgeglühte Wolframsäure ange- wendet wurde. Versuch Il. 4,4595 Grm. Wolframsäure gaben 3,538 Gr. = 79,336% Wolfram. Versuch I. 5,683 Grm. Wolframsäure gaben 4,504 Grm. = 79.2542. Wolfram. Da sich auch bei diesen beiden letzten Versuchen noch jenes weisse Sublimat, wenn auch in höchst unbedeutender Menge zeigte, so wurde eine grössere Menge Wolfram- säure reducirt, das Metall an der Luft geglüht und mit der so erhaltenen Wolframsäure folgende Reductionsversuche angestellt. Versuch W. 2,673 Grm. Wolframsäure gaben 2,120 Grm. = 79,3129 Wolfram. VersuchWV. 5,021 Grm. Wolframsäure gaben 3,985 Grm. = 79,3268 Wolfram. Versuch VI. 6,339 Grm. Wolframsäure gaben 5,030 Grm. = 79,350% Wolfram. Bei keinem dinser 3 leizien Versuche zeigle sich jenes obenerwähnte Sublimat. Mit dem, bei den Reductionsversuchen gewonnenen Me- 76 talle habe ich einige Oxydationsversuche angestellt. Das durch Reduction im Wasserstoffstrome dargestellte Wolfram- metall kann durch Glühen an der Luft vollständig zu Wolfram- säure oxydirt werden; es nimmt dabei an Volumen bedeutend zu, ohne bei vorsichtiger Steigerung der Hitze zu stäuben. Das Erhitzen muss, um die Oxydation vollständig zu bewir- ken, lange fortgesetzt werden, da die anfänglich gebildete Wolframsäure kleine Mengen des Metalles einschliesst und der oxydirenden Einwirkung des atmosphärischen Sauerstofls entzieht. Versuch I. 3,830 Grm. Wolfram gaben 4,828 Grm. Wolframsäure = 76,3292 Wolfram in der Wolframsäure. Versuch Il. 1,5915 Grm. Wolfram gaben 2,3845 Grm. Wolframsäure, also in dieser 79,3242. Metall. Versuch IM. 3,7185 Grm. Wolfram gaben 4,6875 Grm. Wolframsäure, also enthält diese 79,3282 Metall. Zu diesen Oxydalionsversuchen habe ich zu bemerken, dass die Ergebnisse derselben wahrscheinlich ein wenig zu hoch ausgefallen sind, da es nicht gut zu vermeiden war, dass das Metall während des Wägens etwas Feuchtigkeit an- zog. ‘Doch kann der dadurch herbeigeführte Fehler nur sehr unbedeutend sein. Die Reductionsversuche II, II, IV, V und VI (den Ver- such I lasse ich hier unberücksichtigt) haben ergeben: I, in 100 Theilen Wolframsäure 79,336 Th. Wolfram. ls > 2 79,254 - N U Ä 79,312 - = Die a = 79,326 - A ML = _ 79350 - 4 also im Mittel 79,316 » Hieraus folgt nach der Proportion 100 : 79,316 = x + 30 : x das Aequivalent des Wolframs = 1150,39, 77 Die Oxydationsversuche ergaben: I, in 100 Theilen Wolframsäure 79,329 Th. Wolfram. I, - - - - 79,324 - - I, - - - - 79,328 - - also im Mittel 79,327 Hieraus folgt nach der Proportion 100: .:429,327 x =E9300 3% das Aequivalent des Woıiframs = 1151,17. Das Mittel aus beiden gefundenen Werthen ist aber 1150,78. Veher einen Bhodocrinites verus im krystallisirten Flussspath, von A, L. Sack. Sitzung am 8. Mai 1850. Als ich vor einigen Tagen ein in meiner Sammlung befindliches Stück krystallisirten Flussspathes von Derbyshire wegen seines unförmlichen Formates zerschlug, kamen zu meiner grossen Ueberraschung einige darin eingeschlossene Säulenglieder von Rhodocrinites verus Goldf. zum Vorschein. Bekanntlich findet sich in Werner’s Sammlung in Freiberg ein ausgezeichneter Crinoideenstiel in krystallisirtem Flussspath gleichfalls von Derbyshire eingeschlossen, auf welches Vor- kommen Werner selbst und jeder Mineralog einen bedeu- tenden Werth legt. Es wurde dasselbe von Werner in einer Weise gedeutet, der ich von dem Augenblicke an, als meine Flussspathstufe zerspringend die Stielglieder zeigte, nicht mehr beipflichten kann und ich beschreibe das von mir eni- deckte Vorkommen um so ausführlicher, als ein drittes der Art noch nicht bekannt geworden ist. Die Flussspathstufe hatte eine Grösse von einem Fuss Länge und einen halben Fuss Breite bei drei Zoll Höhe. Sie besteht zur Hälfte ihrer Höhe aus Flussspathkrystallen 78 in Würfelform von $ bis 1 Zoll Grösse, die Farbe ist dunkel-, fast indigblau und durchscheinend, die Oberfläche bläu- lichgrau und opak. Die untere Hälfte der Stufe bildet klein- körnig blättriger Flussspath von derselben Farbe, in welchem lichtgelbliche und bräunliche erdige Substanzen, ungefähr ein Achtel des ganzen Volumens einnehmend eingeschlossen sind. Die untere Fläche ist wiederum mit kleinen blauen Flussspath- und wenigen Kalkspathkrysiallen in Skalenoedern beseizt. Die krystallinische Hälfte der Stufe scheidet sich scharf von der untern kleinkörnigen in horizontaler Ebene durch die Länge der Stufe hindurch. Beim Formatisiren zersprang die Stufe in mehrere einige Zoll grosse Stücke. Auf der Gränze des körnigen und krystallisirten Flussspathes und in den leiztern hineinragend bemerkte ich sogleich zwei Säulensiücke, die ich für Rhodocrinites verus erkannte. Das eine derselben besteht nämlich aus acht zusammenhän- genden Stielgliedern, von denen fünf in dem einen und drei in dem andern Stück der Stufe liegen. Die kreisrunden Glieder haben einen Durchmesser von neun Millimeter und eine abwechselnde Dicke von ein und zwei Millimeter. Die leicht convexe Oberfläche der Seiten scheint bei den diekern Gliedern mit einzelnen Warzen besetzt zu sein, wenigslens ist eine solche Warze bei der übrigens krystallinisch blättri- gen Oberfläche noch deutlich erkennbar. Dadurch dass das Säulenfragment in zwei Stücke der Stufe vertheilt ist, sind die Gelenkflächen der Glieder frei sichtbar geworden. Ein feiner Ueberzug von Eisenocker bedeckt die flache, am Rande strahlige Fläche. Die Strahlen reichen nicht bis zum Nahrungs- kanale hin, sondern messen vom Rande ab nur zwei Milli- meler Länge. Ihre Anzahl beläuft sich auf 65—X70, von denen einige sich jedoch theilen. Der Nahrungskanal ist stumpffünftheilig und gleichfalls mit Eisenoker erfüllt. Um ihn herum bis zu dem Anfange der Strahlen ist die Gelenk- fläche glatt. Somit stimmen also diese Glieder mit Rhodo- crinites verus bei Goldfuss Taf. 60 Fig. 3 vollkommen über- ein. Sowohl im Nahrungskanale des Säulenstückes als auch zwischen den Gelenkflächen der einzelnen Glieder ist Fluss- 9 spath deutlich erkennbar eingedrungen. Die Glieder selbst bestehen aus Kalkspath von gelblich brauner Farbe mit deut- lich rhomboedrischen Gefüge. Das zweite Säulenstück zeigt drei frei sichtbare Glieder, welche ebenfalls kreisrund sind, aber nur fünf Millimeter Durchmesser und gleiche Dicke haben. Die gezähnte Nahllinie der einzelnen Glieder tritt auf der Oberfläche schöner hervor als bei vorigem, von dem es sich im Uebrigen nicht unterscheidet. Ein drittes Säulen- fragment liegt ganz in der krystallinischen Schicht der Stufe und ist nur mit einem Theile seiner Aussenfläche entblösst. Man zählt an demselben deutlich zehn durch gezackte Naht- linien mit einander verbundene gleich grosse, grau gefärbte Glieder, deren Durchmesser bedeutend geringer ist als bei den vorigen. Ein viertes Fragment aus acht zum Theil elwas getrennten, übrigens aber dem dritten völlig gleichen Glie- dern bestehend findet sich ganz in der körnigen Partie ein- geschlossen. Ein grösseres auf der Gränze der körnigen und krystallinischen Schicht liegendes Fragment zeigt drei den erst beschriebenen gleiche Glieder. In der körnigen Parlie der Stufe bemerkt man ausserdem bei näherer Be- trachtung kleine vereinzelte mehr weniger zersetzle Glieder. Aus diesem Vorkommen scheint nun hervorzugehen, dass die beschriebene Stufe Flussspath durch Metamorphismus von Berekalk entstanden ist, in welchem die Säulenstücke wegen ihrer krystallinischen Bildung den Einwirkungen der Flusssäure hinreichenden Widerstand leisteten um ihre ur- sprüngliche Form zu bewahren, während die dichte Kalk- masse durch die empordringende Flusssäure so vollständig aufgelösst wurde, dass sie sich in erystallinischen Flussspath umwandeln konnte. Die erdige Subsianz, welche in dem körnigen Flussspatlh regelmässig vertheilt ist, scheint die in dem dichten Kalkstein ursprünglich vorhanden gewesene Thonerde und Billererde zu sein. Das Vorkommen stimmt demnach mit dem längst bekannten des Galmey vollkommen überein. 80 Herrn Troschel’s Gedanken über eine naturgemässe Ein- theilung der 'Thiere, von Ü. Giebel. Sitzung am 1. Mai 1850. Im sechsten Jahrgange der Verhandlungen des Natur- historischen Vereines der preussischen Rheinlande und West- phalens (Bonn 1849) S. 305—321 theilt Hr. Troschel seine Gedanken über eine nalurgemässe Eintheilung der Thiere mit und erklärt sich am Schlusse derselben bereit, den dar- . gelegten Gedankengang gern zurücknehmen zu wollen, wenn die Naturforscher etwas Naturwidriges oder Unlogisches darin nachzuweisen im Stande wären. Wenn ich mir erlaube, das Unlogische und Naturwidrige in Hrn. Troschels Gedan- kengange hier in Kurzem hervorzuheben, so gebe ich mich keineswegs der Hoffnung hin, denselben davon zu über- zeugen, denn jene bescheidene Schlussäusserung steht in einem so unlogischen Zusammenhange mit dem einleitenden Gedanken, dass schon dadurch jede Hoffnung auf eine Ueber- zeugung abgeschnitten worden ist. In der Einleitung. seiner Gedanken $. 305 und 306 behauptet nämlich Hr. Troschel, dass an dem vollendeten (2?) Cuvier’schen Systeme nur all- mählig manche Aenderung zugestanden sei und dass sich sein — Hrn. Troschels — System sehr innig an dasselbe anschliesse und keineswegs ein neues sei, aber dass die Aenderungen in demselben über allen (!) Zweifel erhoben seien. Wenn also Hr. Troschel die von ihm am vollendeten Cuvier’schen Systeme vorgenommenen Aenderungen über allen Zweifel erhoben wähnt, wird es auch schwerlich den Naturforschern gelingen, ihm das Naturwidrige darin nach- zuweisen. Dessenungeachtet halte ich meine Ausstellungen nicht zurück und zwar, weil dieselben auch andere eben- falls für ganz natürlich ausgegebene Systeme mehr oder 81 weniger berühren und deshalb in unserem Kreise wenigstens eine kurze Erörterung verdienen. Empfindung, Bewegung, Ernährung und Fortpflanzung sind die vier Hauptverrichtungen der Thiere und deshalb müssen dieselben in ebenso viele Abiheilungen nach der angegebenen Ordnung unumstösslich gesondert werden. — Dass jene vier Functionen die hauptsächlichsten des thierischen Organismus sind, wırd schwerlich Jemand leugnen, aber dass nach ihnen das Thierreich nalurgemäss in vier Gruppen sich theile, bedarf einer nähern Begründung, welche Hr. Troschel uns nicht gegeben hat. Ernährung und Fortpflanzung haben nämlich die Thiere mit den Pflanzen gemein und wir können sie eben nur deshalb als ein einziges Bestimmungsmoment den animalen Functionen gegenüberstellen und daher nur drei natürlich begründete Hauptgruppen des Thierreichs an- erkennen. Wie naturwidrig die Trennung der vegelativen Systeme im thierischen Organismus und die Gleichstellung der Ernährung und Fortpflanzung, jeder für sich, mit den hier bestimmenden animalen Funktionen der Bewegung und Empfindung ist, fällt sogleich aus der Begründung der ein- zelnen Klassen des Thierreiches in die Augen. Aber auch schon bei den vier Haupigruppen leuchtet das Naturwidrige ein. Die Mollusken sind die Thiere der Ernährung, die Strahlthiere repräsentiren die Fortpflanzung, behauptet Hr. Troschel, und ferner, dass je weiter wir im Thierreich zu den niedern Thierformen hinabsteigen, um so mehr die Fort- pflanzungsfähigkeit und die Organe (!) dazu verglichen mit den andern Organen sich entwickelt zeigen. Wir finden ge- gen Hrn. Troschels Behauptung Ernährungs- und Geschlechts- organ bei den Mollusken in gleichem Grade vollkommener als bei den Strahlthieren und das letztere bei den Weich- thieren keineswegs und in keinem Verhältniss weniger enti- wickelt als bei den Radiaten. Wer jemals den sehr zusam- mengesetzten Geschlechtsapparat einer Schnecke untersuchte und mit den einfachen Schläuchen der männlichen und weib- lichen Geschlechtsorgane bei den Echinodermen, mit den einfachen bandförmigen der Polypen oder gar mit den völlig 6 82 fehlenden Generationsorganen der Infusorien verglich, der wird gewiss in den Strahlthieren den Mollusken gegenüber nichts weniger als Thiere der Fortpflanzung erkennen. Die vier allgemein angenommenen Klassen der Wirbel- thiere sind in dem dargelegten Systeme beibehalten worden, und zwar repräsenliren die Säugelhiere die Empfindung, die Vögel die Bewegung, die Amphibien die Ernährung und die Fische die Fortpflanzung. „Es scheint in der That als wenn der Verdauung bei den Amphibien vorzugsweise die Kräfte gewidmet werden” heisst es 5. 309. Wenn Thiere Monate, Jahre, selbst Jahrhunderte lang ohne jede Nahrung, obwohl sie ihre Kräfte vorzugsweise der Verdauung widmen, exisli- ren können wie die Amphibien, so müssten doch die Fische mit einem viel unvollkommenern Ernährungsorgan zweifels- ohne noch länger hungern können, wovon uns jedoch nur das Gegentheil bekannt ist. In einem Organ herrscht eine um so grössere Thäligkeit je mehr Stoffe dasselbe aufnimmt, verarbeitet und je mehr es daher auch producirt. Der Maul- wurf z. B. kann kaum sechs Stunden lang ohne Nahrung leben und jeder Mensch wird deshalb zugesiehen, dass er ein sehr thätiges Verdauungsorgan besilzt, ebenso der Hecht, der beständig nach Beute jagt und seinen Magen nie leer werden lässt. Aber die zur Freude der Menagerie-Besitzer Monate lang hungernden Schlangen und Krokodile verdanken diese seltene Eigenthümlichkeit nur ihrem schlaffen und un- thätigen Ernährungsorgane und von Hrn, Troschel erfahren wir zum ersten Male, dass das thäligste Ernährungsorgan am wenigsten Nahrung gebraucht. Wodurch unterscheidet sich denn ferner noch das Verdauungsorgan der Amphibien anatomisch anffallend von dem der Fische? Allerdings sind bei jenen Speicheldrüsen vorhanden, welche diesen fehlen, dagegen gibl es aber Fische mit Pankreas und Pförtneran- hängen, die den Amphibien fehlen. Gewährt etwa die Länge und die Windungen des Darmes einen entscheidenden Unter- schied zwischen beiden Klassen, oder der Umstand, dass der After bei den Fischen vor, bei den Amphibien hinter der Genitalmündung liegt? Im Geschlechtsorgane finden wir 83 aber gegen Hrn. Troschel’s Ansicht einen wesentlichen Fort- schritt von den Fischen zu den Amphibien, und dass manche Fische zahllose Eier legen beweisst noch keineswegs, dass ihr Geschlechtsorgan besonders vollkommen entwickelt ist und die ganze Klasse der Fische das Geschlechtsleben repräsentirt. Wir können den. Amphibien keine andere Bedeutung zuschreiben als die einer vermittelnden oder Durchgangsklasse, in welcher der Wirbelthiertypus von den wasserbewohnenden Fischen zu den luftathmenden Vögeln und Säugelhieren übergeht. Die gesammte Organisation der Amphibien schwankt so auffallend zwischen der der Fische und höheren Wirbelihiere, dass ebendesshalb kein einzelnes Organ bei ihnen als characterbestimmend hervortritt. In der Voraussetzung, dass gegen die Wahrheit der eben beleuchteten Betrachtungen über die Wirbelthiere hoffentlich kein erheblicher Einwand gemacht werden wird, legt Hr. Troschel dieselben auch für die übrigen Thierklassen zu Grunde und theilt die Gliederthiere demnächst in vier Klassen nach folgender Ordnung: 1) Spinnen als Empfindungsihiere, 2) Insecien als Bewegungsthiere. 3) Krebse als Ernährungs- ihiere und 4) Würmer als Fortpflanzungsthiere. Wir müssen gegen diese Anordnung und Deutung abermals erhebliche Einwände geltend machen. Die Spinnen sollen eine höhere Stufe einnehmen als die Insekten und zwar bloss deshalb weil die Bewegungsthiere unter den Wirbelthieren, die Vögel, unvollkommener als die Säugelhiere sind. Diese Inconsequenz würde Hrn. Troschel nicht entgangen sein, wenn er seiner vorher auf S. 308 ausgesprochenen Ansicht, dass jede Thier- gruppe ihren eigenen Entwickelungsgang verfolgt, treu ge- blieben und als Feind von aller Spekulation ($. 306) ledig- lich auf gründliche Beobachtung, aus den Thierklassen selbst das leitende Prinzip gewonnen hälte. Die Gliederthiere re- präsentiren die Bewegung, die vollkommensten unter ihnen können also auch nur diejenigen sein, bei welchen die Be- wegungsorgane am vollkommensten entwickelt sind. Ebenso wenig als man den Storch trotz seiner langen Beine nicht für den vollkommensten Vogel halten darf, darf man auch 6* 84 die Insecten mit Flügeln und Füssen zugleich den nur mit Gangfüssen versehenen Spinnen nachstellen. Indess hält Hr. Troschel den Besitz der Flügel bei den Insecten nur für eine „scheinbare’”’ Auszeichnung, indem diese Flügel das vierte Fusspaar der Spinnen vertreten. Ich gestehe es nicht fassen zu können, wie die Umwandlung — die doch nur mit dem „‚scheinbar” gemeint sein soll — des vierten Fuss- paares der Spinnen in die zwei oder vier Flügel der Insecten möglich ist. Jedermann weiss, dass an jedem Körperringe der Gliederthiere nur ein Fusspaar auftritt und dass man aus der Zahl der Fusspaare auf die ursprüngliche Glieder- zahl eines nunmehr verwachsenen Körpertheiles schliesst. Im Cephalothorax der Spinnen sind also vier Brusikasten- ringe verwachsen, bei den Insecten aber nur ein Prolhorax, Meso- und Metathorax vorhanden und jeder mit dem geselz- lichen Fusspaar. Wenn nun ausser diesem an den Brustkasten der Insekten noch andere Bewegungsorgane auftreten: so kön- nen dieselben in keiner Weise aus Füssen entstanden sein, oder Füsse vertreten, sondern sind durch und durch eigenthümliche Organe, und die Natur verlieh den Insecten die ihnen allein eigenthümlichen Flügel, um ihnen auch in dem Bewegungs- organ die höchste Vollkommenheit der ganzen Gruppe zukom- men zu lassen. Dass sie die höchste Vollkommenheit im Kör- perbau besitzen, bedarf keines Beweises, aber Hr. Troschel scheint es nicht bedacht zu haben bei Entwurf seines Systemes, dass die Insecten stets einen Kopf mit Sinnesorganen haben und die Spinnen kopflos sind, dass der Körper bei den In- secten stets deutlich und sehr bestimmt gegliedert ist, bei den Spinnen dagegen oft nur undeutliche Gliederung zeigt oder selbst völlig ungegliedert ist, und dass von den innern Organen der Insecten allein nur das Gefässsytem unvoll- kommener als dass der Spinnen genannt werden darf. Warum werden ferner, wenn die Spinnen ihrer grösseren Kunsttriebe halber auf einer höhern Entwickelungsstufe als die Krebse zu stehen kommen sollen, die Insecten nicht auf die höchste Stufe der Gliederthiere erhoben, da ihre Kunsttriebe doch wahrlich eine ungleich grössere Bewunderung verdienen 85 als die der Spinnen? Die Lungen der höheren Arachniden sind nach Hrn. Troschels Behauptung ein vollkommneres Respirationsorgan als die Tracheen der niedern. Wir räu- men das ein, aber nicht die Folgerung daraus, dass nämlich die durch Tracheen athmenden Insecten sich deshalb den Milben und nicht den höhern Arachniden anschliessen; denn jede Thierklasse verfolgt ja ihren eigenen Entwickelungs- gang und wir dürfen daher die Insecten wegen der Tracheen ebensowenig an die Milben anschliessen als wir die durch Kiemen athmenden Blindwühle unter den mit Lungen ver- sehenen Lepidosiren stellen. Uebrigens gesteht Hr. Troschel zu, dass die Lungensäcke der Arachniden keinem grössern Athmungsbedürfniss genügen als die Tracheen der Insecten, ja dass letztere vielmehr einem grössern Bedürfnisse ge- nügen. Ist das nicht ein offenbarer Widerspruch zu der Anschliessung der Insecten an die Milben? Noch mehr. Hr. Troschel stellt die Gliederthiere um so höher, je geringer die Zahl ihrer Bewegungsorgane ist, denn in der Klasse der Krustaceen nimmt absteigend die Zahl der Fusspaare zu, aber die einzelnen Gliedmassen bilden sich umgekehrt aus und verkümmern bis zum Verschwinden in der absteigen- den Reihe der Gliederthiere. Nach dieser Ansicht müssten wiederum die Spinnen nalurgemäss den Insecten nachge- stellt werden, denn bei ihnen ist die Verkümmerung der Gliedmassen in absteigender Reihe viel auffallender als bei den Insecten oder wenn das nicht zugegeben werden soll, müssen doch wenigstens die Milben mit nur drei Fusspaaren an die Spitze der Gliederthiere gestellt werden. Völlig neu ist uns ferner, dass die Zahl der Bewegungsorgane bei den Krebsen absteigend zunimmt. Trägt nicht bis in die höchsten Ordnungen dieser Klasse jeder Körperring seine Bewegungs- organe, oder für was soll man dieselben an den sieben Ab- dominalringen des Astakus halten? Haben nicht zahlreiche unvollkommnere Krebse weniger Fusspaare als die voll- kommenen und kann man das völlige Fehlen einzelner Fuss- paare bei Schmarotzerkrebsen eine Verkümmerung nennen? Endlich soll die Zahl der Fusspaare im Laufe der Entwicke- S6 lung bei den Insecten der Regel nach abnehmen. Alle Maden sind aber fusslos und mit welchem Rechte darf man die ungegliederten Bewegungsorgane der Raupen ohne Weiteres den drei gegliederten Fusspaaren des vollkommenen Insectes gleichstellen und diese als die verkümmerte Zahl jener betrachten? — Wir wundern uns nicht über diese eigen- thümlichen Betrachtungen der Gliederthiere, da es Herrn Troschel nur ein „angenehmes Spiel” war, den tiefern Zu- sammenhang der Entwickelungsreihe des Thierreiches zu erforschen, und da er noch in der neuesten Ausgabe des Wiegmann’schen Handbuches der Zoologie von 1848 die ihm schon 1849 ganz unvollkommen erscheinende Klasse der Krustaceen als die vollkommenste Klasse der Gliederihiere betrachtet und den ihm jetzt für die höchste Stufe gelten- den Spinnen ebenda noch die dritte Stufe anweist. Ein denkender Naturforscher spielt nicht mit den Thierklassen. Die Mollusken müssen . den vier Hauptlfunctionen ent- sprechend wiederum in’ vier Klassen gesondert: werden. Diese findet Hr. Troschel auch sehr bald und geht ebenso schnell über die Deutung derselben hinweg, weil sie ihm etwas schwerer wird als-bei den vorigen Klassen. Die Ce- phalopoden als erste Klasse sind die Empfindungsthiere, die Schnecken (Gastieropoda u. Pteropoda) trotz ihrer Langsam- keit ‘die Bewegungsthiere, denn ihr Bewegungsorgan, die Sohle ist sehr gross und kräftig, die Acephalen die Ernährungs- thiere, weil Alhmungs- und Verdauungsorgane fast den ganzen Körper ausmachen, endlich die Foraminiferen die Ernährungs- thiere, weil sie in ungeheuren Massen vorkommen. Ebenso naturgemäss als man die Schnecken wegen des kräftigen Fusses für Bewegungsthiere, kann man sie wegen ihres vo- luminösen und sehr kräftigen Ernährungsorganes für Ernäh- rungsthiere halten. Will man die Bedeutung beider Organe im Verhältniss zum ganzen Körper abmessen, so wird jeden- falls das Uebergewicht auf Seiten der Ernährung fallen. Das Organ dieser ist bei den Acephalen auch um Vieles unvoll- kommener, denn es fehlt ihnen ein besonderer Kauapparat und die Speicheldrüsen, ihr Magen ist niemals so kräflig 87 und viel einfacher als bei den Schnecken, die Leber merklich kleiner und der Darm kürzer. Was kann unter solchen Organisalionsverhältnissen unnatürlicher sein als die Muscheln den Schnecken gegenüber zu Ernährungsthieren zu machen! Wegen des entschieden spiralen Baues ihres Körpers stellt Hr. Troschel die Foraminiferen zu den Mollusken, denn die Spirale ist das Bild der Ernährung. So sehr entschieden finde ich jedoch den spiralen Bau nicht. Von den sechs Ordnungen, in welche d’Orbieny die Foraminiferen eintheilt, haben die Monostegier nur eine Kammer, also weder spira- len, noch linienförmigen, noch strahligen Bau, die Stichostegier dagegen entschiedenen linienförmigen Bau, denn die Kammern liegen nicht spiral, sondern in gerader Linie hinter einander, die Enallosiegier ebenfalls keine spirale sondern nach der Längsachse angeordnete Kammern, die Agathistegier enti- schieden strahligen Bau und nur die übrigen beiden einen spiralen Bau. Hr. Troschel konnte also, wenn er auf Be- obachtung sich stützen wollte, schon unter den Foraminiferen die Linie, sein Bild der Bewegung, die Spirale, sein Bild der Ernährung, und die Sirahlen, sein Bild der Fortpflanzung, finden und sich überzeugen, dass die von ihm angestellten Betrachtungen sehr einseitig und schon deshalb nicht zu einer naturgemässen Eintheilung der Thiere führen. Im Wiegmann’schen Handbuche haben die Foraminiferen über- diess noch einen entschieden strahligen Bau, denn sie stehen zwischen den Polypen und Infusorien. So unnatürlich die Stellung dieser Thierchen ist, so wunderbar ist, dass sie bei dem gänzlichen Mangel der Generationsorgane die Fortpflanzung repräsentiren sollen. Endlich die Abtheilung der Strahlthiere mit den vier Klassen Echinodermen, Quallen, Polypen, Infusorien; und nirgends scheint es Hrn. Troschel leichter nachweisbar zu sein als hier, dass die erste Klasse Empfindungsthiere, die zweite Bewegungsthiere, die dritte Ernährungsthiere, die vierte Fort- pflanzungsthiere enthält. „Die Echinodermen sind unter allen die einzigen, bei denen überhaupt ein deutlich entwickeltes Nervensystem nachgewiesen ist.” Meines Wissens sind die 88 Untersuchungen von Grant, Sars, Milne, Edwards, Will u. A., welche bei verschiedenen Quallen die Existenz eines aus acht Ganglien bestehenden Schlundnervenringes ausser Zwei- fel setzen, noch nicht widerlegt worden, oder will Hr. Troschel diese Beobachtungen mit seiner einfachen Behauptung ent- kräften? Es gehen von dem Schlundringe auch Nervenfäden in den Körper ab, so dass zwischen dem Nervensysteme der Echinodermen und Quallen kein anderer allgemeiner Unter- schied Statt hat als der, dass im Schlundringe der ersiern die Gangliensknoten fehlen, während die letztern deutliche Knoten zeigen. Ferner sollen bei den Quallen die Bewe- sungsorgane so sehr entwickelt sein, dass sie allein fast den ganzen Körper bilden. Aber wie es viele Quallen gibt, bei welchen das umgekehrte Verhältniss Statt findet, so sind auch bei vielen Echinodermen die Arme im Verhältniss zum Körper noch auffallender entwickelt als bei jenen Quallen, die Hr. Troschel im Sinne gehabt hat. „Die Polypen sind wieder fast nur Verdauungsorgane, indem die Körperhöhle zugleich Magen ist.” Kann man nicht mit demselben Rechte den ganzen Körper der Polypen auch Geschlechtsorgan, Empfindungsorgan, Respirationsorgan u. Ss. w. nennen, da er doch die Functionen dieser Organe ebenso gut nnd genü- send verrichtet als die Verdauung? Dasselbe fragen wir bei der Deutung der Infusorien als Fortpflanzungsthiere. So leicht sich also Hr. Troschel den Nachweis seiner Behauptungen hier gemacht hat, so schwer wird es denselben zu begrei- fen und einzuräumen. Ich glaube diese wenigen Bemerkungen genügen den Werth von Hrn. Troschels naturgemässer Eintheilung der Thiere zu beurtheilen. Soviel wenigstens erhellet dar- aus, dass dieselbe nach einem einseitigen Principe, den vier Hauptifunetionen, entworfen, die Organisationsverhält- nisse nicht bloss falsch gedeutet sondern selbst aus Liebe zu einem flüchtig gewonnenen Prinzip unberücksichtigt ge- lassen und die Ordnung sowohl als die Bedeutung der auf- gestellien Gruppen eine sehr gewaltsame ist. 89 Die Braunkohlenformation im Magde- hurg-Halberstädtschen, von ©. Giebel. Sitzung am 1. und 8. Mai 1850. In die mannigfaltigen Erhebungen der secundären For- mationen, welche sich an den nördlichen und östlichen Rand des Harzes anlegen, drangen die ältesten den ganzen Nor- den Deutschlands überfluthenden Tertiär-Gewässer ein und lagerten in vielen Mulden und Buchten die aus wechselnden Schichten von Sand, Kohlen und Thon bestehende Braunkoh- lenformation ab. Besonders sind es die von den Massen der Trias, von buntem Sandstein und Muschelkalk gebildeten Tiefen, welche die Braunkohlen erfüllen, und nur in seltenen Fällen scheint auch das Kreide-, Jura- und Steinkohlenge- birge von denselben bedeckt zu sein. Man begnügte sich lange Zeit hindurch die Lagerungsverhältnisse dieser weit verbreiteten Formation gegen die secundären Gebilde fest- zustellen nnd mit der Gewissheit, dass ihre Entstehung in die tertiäre Zeit falle. In der That fehlte es auch an ent- sprechenden Vergleichungspuncten mit andern Tertiärgebilden, um in der Reihe dieser unsern Braunkohlen einen geeigneten Platz anzuweisen, denn die gründlich erforschten Becken von Paris, London nnd einiger andern Localitäten zeigen einen wesentlich andern Schichtenbau und das andere Be- stiimmungsmoment, die organischen Reste, konnten in den Braunkohlen nicht aufgefunden werden. Es hat unserer ‚Kenntniss von den tertiären Bildungen nicht wenig gescha- det, dass die zuerst erforschten Becken von Paris und London überall zur Bestimmung der Reihenfolge jüngerer Formationen als Massstab betrachtet wurden. Ja man legte diesen be- schränkten Localitäten eine so grosse Bedeutung bei, dass selbst das mächtige von den Pyrenäen durch Europa und 90 Afrika nach Asien bis an den Indus und Brahmaputra ausgedehnte Nummulitengebirge sich ihnen unterordnen sollte. Erst in der jüngsten Zeit haben gewichlige Stimmen sich gegen diesen in gränzenlose Verwirrung führenden Weg erhoben und geeignetere Vergleichungspuncte festgestellt. Um die genauere Altersbestimmung der norddeulschen Braun- kohlengebilde erwarb sich mein verehrier Freund, Professor Beyrich, durch seine Abhandlung ‚zur Kenntniss des ter- tiären Bodens der Mark Brandenburg” im XXI. Bande von Karsien’s Archiv für Miner., Geogn. etc. 1848 ein bleibendes Verdienst. Den Resultaten seiner Untersuchungen müssen sich die der Braunkohlenformalion unserer Gegenden an- schliessen. Ich habe bereits in meiner Gäa Deutschlands (Leipzig 1848) den Schichtenban und die Verbreitung der Braunkohlenformation der Provinz Sachsen specieller als in ähnlichen Schriften angegeben, allein eine dem Gegenstande entsprechende und erschöpfende Darstellung zu geben er- laubte der Zweck jenes Buches nicht, und wenn ich mir erlaube heute Abend die Aufmerksamkeit der geehrten Gesell- schaft für eine solche zu beanspruchen, so muss ich zugleich meines Studienfreundes Otiliae dankbar gedenken, der mich durch die Mittheilung seiner ebenso gründlichen als umlassen- den Untersuchungen unserer Braunkohlenformation zu dieser Darstellung veranlasst hat. Ich beginne mit dem dem Harze zunächst gelegenen Ascherslebener Becken. Taf. 1. Fig. 1. Es wird dasselbe von buntem Sandstein und Muschel- kalk begränzt und erstreckt sich von Aschersleben einige Stunden weit bis über Alt-Gatersleben hinaus, während seine Breite im Niveau der Kohlenflötze kaum 2500 Fuss beträgt. Die Oberfläche des Beckens bildet ein sehr ergiebiges Torf- moor, der Boden eines zu Friedrich des Grossen Zeiten völlig trocken gelegten See’s. Die Grundlage der Kohlenformation ist in Osten von Aschersleben bis Wilsleben der bunte Sand- stein, dann schliesst sich Muschelkalk an, der bis Hoym un- unterbrochen fortzieht. Wo sich das Becken in das Bodethal öffnet, zumal von Hoym in nordwestlicher Richtung scheint 91 'auch das von Quedlinburg und Halberstadt bis hierher aus- gedehnte Kreidegebirge an der Begränzung Theil zu nehmen, allein es fehlen hier noch directe Untersuchungen. Das Ausgehende der ebenfalls noch nicht genügend aufgeschlos- senen Braunkohlenformation berührt Aschersleben, Wilsleben, Königsaue, Schadeleben, Friedrichsaue, Nachterstedt und Frohse. Nur der östliche und weiterhin der nordöstliche Flügel der Mulde ist in folgenden von Osten nach Westen sich an einander reihenden Gruben aufgeschlossen: Georg, Antonie, Friedrich Wilhelm, Hermine, Johannes August, Jacob, Renate. Die grösste bauwürdige Ausdehnung der Kohle ist auf Grube Georg bei Aschersleben gefunden worden, wo das Flötz mit westlichen Einfallen auf eine Länge von 900 Lachter bekannt ist. Auf allen dem Ausgehenden weniger nah liegenden Gruben wurden bisher zwei Flötze nachge- wiesen, von denen das obere eine durchschnitlliche Mächtig- ‚keit von 3 Lachter, Jas untere von 14 Lachter besitzt. Beide werden durch ein Ihonigsandiges Zwischenmiltel von 24 Lach- ter Mächtigkeit von einander getrennt. Das Hangende bildet ein unmittelbar vom Diluviun bedeckler grauer zuweilen weisser thoniger Sand von verschiedener Mächtigkeit. Je mehr sich dieser Sand dem Ausgehenden nähert, desto zahl- reicher häufen sich in ihm die sogenannten Knollensteine an. Dieselben trelen aber nicht ausschliesslich am Ausge - henden auf, sondern wurden auch zwischen beiden Kohlen- flötzen angetroffen. Auf den Gruben Georg, Antonie und Friedrich birgt der Sand keine besondere Thonlager, dage- gen erscheinen dergleichen desto häufiger auf den Gruben um Königsaue. Der Thon selbst ist stets sehr mager, sandig und blättrig. Das untere Kohlenflötz greift nach den Be- obachtungen auf der Antonie, wo dasselbe gleich unter der Dammerde erreicht wurde, weiter heraus als das obere. Die gewonnene Kohle ist überall nur reine Formkohle von hell- brauner bis ins Hellgelbe ziehender Farbe, verbrennt sehr flüchtig zu weisser Asche und führt nur selten, immer aber noch mit deutlicher Struciur versehene Hölzer. Häufiger findet sich Retinit und Schwefelkies. Das Liegende des 92 Kohlenflötzes ist noch nicht aufgeschlossen, aber es scheint nach der allseitig geringen Ausdehnung der Mulde nur von sehr geringer Mächtigkeit zu sein und weder besondere Kohlenflötze noch sonst ausgezeichnete Tertiärgebilde zu ent- halten. Erwähnenswerth ist aber noch eine dem Diluvium angehörige und die Gränze des bunten Sandsteines und der Braunkohlen bedeckende Geröllbildung, welche einen tiefen Einschnitt auszufüllen scheint, denn sie reicht unter das Niveau der Braunkohlen hinab bis zur Tiefe des Eine- Bettes. Die Gerölle bestehen hauptsächlich aus Granit, Gneiss, Thonschiefer, Grauwacke und Feuersteinen. Das Egeln’sche Becken. Von weit beträchtlicherem Umfange als das Aschersle- bener Becken, ist das sich ihm zunächst anschliessende, ebenfalls durch die Erhebung des bunten Sandsteines und Muschelkalkes gebildete Egelnsche Becken. Den geringsten Theil an der Begränzung dieses Beckens, nämlich in Süd- osten unweit Stassfurth, nimmt der schon das Aschersle- bener Becken begränzende und von hier mit bedeutender Mächtigkeit in dem anliegenden Theile des Anhalt-Bernbur- gischen Landes auftretende bunte Sandstein. Auf diesen lagern sich, das Becken von zwei Seiten begränzend, die nicht minder mächtigen Schichten des Muschelkalkes, indem die- selben sich aus dem Anhaltischen her über Athensleben, Unseburg, Wolmirsleben, Bleckendorf bis Etgersleben einer- seils und andrerseits in der Masse des Hakels von Gänse- furth, Börnike, Schneitlingen, Hackeborn bis Kroppenstedt sich ausdehnen. Hat jemals eine Vereinigung dieses Beckens mit dem Ascherslebener Statt gehabt, so geschah die Ver- bindung über Gänsefurih her, indess gewähren die nur an der Oberfläche angestellten Beobachtungen keinen sicheren Aufschluss darüber. Nach der vierten Seite hin, im Norden, erscheint auch das Egelnsche Becken geöffnet. Der Bruch von Hadmersleben zieht sich nämlich hier in das Becken hinein und erstreckt sich in demselben über Westeregeln, Egeln nach Stassfurth. Den ersten Aufschluss über den innern Bau des Beckens 95 gewährt die Luise bei Westeregeln, in welcher das 20 Fuss mächtige Kohlenlager wegen der in einer thonigen Kieslage im Hangenden gehaltenen bedeutenden Wasser durch Abraum abgebaut wird. Unter dem Alluvium folgt hier zunächst ein graugelber, 6—7 Fuss mächtiger Lehm mit ganz unre- gelmässig vertheilten zahlreichen Muschelkalk-, Kreide-, Feuerstein- und Kieselschiefergeschieben. Unter dem Lehme folgt eine durch das ganze Becken verbreitele und auch in andern Becken wieder auftretende entschiedene Meeresbil- dung, die ihre Gränzen noch über die unter ihr liegenden Braunkohlenschichten ausdehnt und auf ältere Formationen, wie auf bunten Sandstein sich unmittelbar auflagert. Ihre Zusammenselzung ist mannigfaltig. Zuerst erscheint ein aller- meist schwarzer oder grüner Thon uud unter diesem ein grüner thoniger Sand mit den zahlreichen von Philippi im I. Bande Palaeontographica beschriebenen Versteinerungen, die nach Beyrichs Untersuchungen unbedingt der eocenen Fauna angehören. Diesen petrographischen Character be- wahrt das Gebilde bis Oschersleben und Magdeburg. Nach unten geht nun der Ihonige Sand gemeinlich in eine Kies- lage über, in welcher ziemlich grosse milchweisse Quarz- körner durch einen dunkelgrünen Thon mit einander ver- bunden sind. Dann folgt das 20 Fuss mächtige Braunkohlenflötz. Die Kohle desselben ist meist erdig und wenig knorplig. Ihre unterste Lage zeichnet sich durch zahlreiche Schwefel- kiesknollen aus. Im trocknen Zustande erscheint die Kohle ziemlich hellbraun gefärbt, ebenso ihr Pulver. Ihr Strich ist sehr matt. Sie brennt einmal entzündet ziemlich lebhaft fort und lässt eine weisse ins Graue spielende Asche zurück. Die sparsam und ganz unregelmässig in der Masse aufire- tenden Hölzer zeigen noch deutliche Struciur. Das Liegende des Kohlenflötzes bildet ein grauer, thoniger, ausserordent- lich feiner Sand, der überall noch Spuren von Kohle führt, aber bis jelzt noch nirgends ganz durchsunken ist. Ueber das Verhalten des Flötzes in weiteren Streichen haben die an den zunächst gelegenen Puncten angestellten Bohrversuche keinen genügenden Aufschluss gegeben, aber die Terrain- 94 beschaffenheit macht es wahrscheinlich, dass die bei Hake- born aufgefundene Kohle mit der Westeregelnschen im un- mittelbaren Zusammenhange steht. Am nördlichen Abhange des Hakel ist‘ die Formation wieder aufgeschlossen bei Schneidlingen. Das hier im Abbau begriffene Flölz streicht h. 8, 4 von NW. nach SO. und zeigt ein sehr schwaches Fallen von 4— 5 Grad gegen Norden. Die durchsunkenen Lagen im Hangenden des Flötzes sind unter dem Alluvium und dem aus Lehm und Kies zusammen- gesetzten Diluvium: 1) Grauer Sand. 2) Schwarzer Sand. 3) Grüner Sand. 4) Grauer Sand. 5) Grüner grobkörniger Sand. Es unterliegt wohl kaum einem Zweifel, dass diese sandigen Schichten der oben erwähnten Meeresbildung von Westeregeln völlig gleich stehen und die Unterschiede zwi- schen beiden lediglich localen Umständen beigemessen werden müssen. Es fehlen ihr hier die schwarzen Thone, die grobe Kieslage mit thonigem Bindemittel und jede Spur von Ver- steinerungen. Die Sande selbst sind bald ausserordentlich fein, bald von gröberem Korn und in dem grünen lassen sich die färbenden Bestandtheile in einzelnen Körnern deut- lich erkennen. Unter dem Sande folgt das Kohlenflötz, grösstentheils aus Knorpelkohle bestehend und durch zwei 5--8” starke Thonmittel in drei Ablheilungen getheilt. Von diesen ist die unlere Lage im äussern Ansehen sowohl als in ihrem Pulver schwärzer als die beiden andern, der Bruch erdig und malt, aber man bemerkt auf demselben einzelne Parlikelchen von Pechkohle und Sandconcretionen. Sie ver- brennt auf dem Platinblech mit viel geringerer Lebhafüigkeit als die andern beiden zu einem gelblichen Pulver. Die zweite Lage hat durchweg lichtere gelbe Farbe und zeichnet sich durch grobere Knorpel aus. Sie führt kleine, aber schön milchweisse Quarzkörner, eben nicht sparsam auch Bernstein und thonige und kohlige Partikelchen, welch’ letziere ver- kohlte Pflanzenreste zu sein scheinen. Diese mittlere Lage stimmt mit dem Flötz bei Westeregeln am meisten überein. Etwas dunkler, immer aber noch merklich heller als die erste Lage ist die Kohle der dritten, zugleich von mehr 95 stückiger Beschaffenheit. Auf dem Bruche zwar matt, hat sie doch einen sehr glänzenden Strich und verbrennt zu einer grauen Asche. Holz findet sich in allen drei Abthei- lungen, am häufigsten aber in der ersten und dritten. Die schwachen Zwischenmiltel bestehen aus einem elwas Ihonigen Sande mit zahlreich eingesprengter Kohle. Das Kohlenflötz ruht auf einem 4 Lachter mächtigen, dunkelbraunen, sehr magern sandigen Thone, dem unmittelbar ein weisser sehr feinkörniger Sand folgt. Unter diesem ist ein zweites Flötz erbohrt, dessen Kohle sich durch besondere Festigkeit aus- zeichnet. Ein weisser Thon bildet das Liegende und dann folgt Muschelkalk. Das obere Flötz ist in der Gegend nach Kroppenstädt hin mehrfach durch Bohrversuche nachgewie- sen, die aber nicht bis sum zweiten Kohlenflötze fortge- trieben wurden. In südöstlicher Richlung von Schneidlingen längs des Beckenrandes hin folgt der Tagebau bei Börnecke. Das Kohlenflötz streicht hier mit sehr saniten nördlichen Ein- fallen von Westen nach Osten. Im Hangenden tritt nur die bei Schneidlingen schon vorkommende Geröllschicht und ein sehr feiner etwas Ihoniger Sand mit zunehmender Mäch- tigkeit nach dem Einfallen hin auf. Die Kohle besteht in der obern Lage aus ziemlich kleinknorpeliger Formkohle mit einzelnen Parlien von Stückkohle, welche an die zweite Lage des Schneidlinger obern Flötzes erinnern. Sie scheint sehr fein eingesprengten Bernstein zu führen. Ein kleiner nur zwei Zoll starker Thonschmitz schneidet diese obere Lage scharf von der untern, deren Kohle anfangs noch formbar, dann aber eine mehr noch holzige Structur annimmt und zuletzt von schr schöner stückiger Natur ist. Diese Form- kohle unterscheidet sich durchweg von der Schneidlinger mittlern durch ihre graue Asche. Das Liegende bildet ein magerer sandiger Thon mit häufig eingesprengter Kohle. Nach dem Einfallen des Flötzes hin ist mit der Eugenie ein zweites Flötz angefahren, über welchem wieder der grüne und graue Meeressand von Westeregeln und Schneidlingen 96 gefunden wurde. Wie sich dieses Flölz zu dem zweiten Schneidlinger verhält, ist noch nicht ermittelt worden. Weiter gegen Südost zieht sich das Bodethal zusammen und der hinter Börnicke fortziehende Muschelkalkrücken wen- det sich aus seinem südöstlichen Streichen in ein rein östli- ches, und dadurch wird die Braunkohlenformation abgestossen wie die Bohrversuche unweit des Gänsefurther Busches nach Häklingen hin bestättigen. Sehr wichtige Aufschlüsse über den innern Bau des Egeln’schen Beckens gewährten noch die Lädersburger Bohr- versuche. Unter den über das ganze Becken verbreiteten Diluvialgebilden findet sich hier die eigenthümliche Sandfor- malion am mächtigsten entwickelt und scheint aueh wieder nach den Spuren in den Bohrproben Versleinerungen zu führen. Die Schichtenfolge geben die Bohrprofile von Nro. 4 und Nro. 6 am deutlichsten. In Nro. 4 bis 21 Lachter Teufe wurden aufgeschlossen: Diluvium: Lehm, lehmiger Sand und grober Kies mit Geröllen. feiner grauer thoniger Sand brauner sandiger Thon mit Kohlenspuren grauer sandiger Thon mit Versteinerungen feiner grüner Sand mit Versteinerungen grauer Thon mit grünen Sandstreifen grauer thoniger Sand grauer sandiger Thon grauer thoniger Sand grauer sandiger Thon mit Schwefelkies grüner Sand feste Braunkohle 2° 5° feiner brauner Sand feste Braunkohle 6‘ feiner brauner Sand feste Gesteinsmasse brauner fester Sand. In Nro. 6: Diluvium wie vorhin aber ohne Kies und Gerölle gelber lehmiger Thon 9 schwarzgrauer sandiger Thon grauer feiner thoniger Sand schwarzgrauer sandiger Thon graugrüner feiner etwas thoniger Sand grauer sandiger Thon feiner grüner etwas thoniger Sand grauer sandiger Thon grauer thoniger Sand grauer sandiger Thon mit Schwefelkies Braunkohle 4 Lachter 2 Fuss mächtig brauner feiner Sand Braunkohle 1 Lachter 5 Fuss feiner brauner Sand. Die sandig thonigen Schichten zwischen dem Diluvium und dem obern Braunkohlenflötz bilden zusammen die Meeres- sandformaltion und zeigten in Nro. 4 eine Mächligkeit von 10 Lachter 1 Fuss und in Nro. 6 von 15 Lachter. In den dem Ausgehenden näher gelegenen Bohrlöchern gelangte man unter dieser Sandbildung wieder in den bunten Sand- stein ohne ein Kohlenflötz anzutreffen, so dass dieselbe sich auch hier als eine sehr selbsständige Ablagerung bekundet. Nach all’ diesen Beobachtungen unterliegt es keinem Zweifel, dass alle Ablagerungen der Braunkohlen im Egelnschen derselben Zeit ihre Entstehung verdanken und ihre Unter- schiede nur als lokale betrachtet werden dürfen. Was in der Tiefe des Beckens unter den Braunkohlengebilden noch auftritt, wird nur durch directe bis jetzt nicht angestellte Versuche am besten zwischen Schneidlingen und Unseburg in der grössten Breite des Beckens ermittelt werden können. Das Bierer Becken. Von dem eben beschriebenen Egeln’schen Becken bis zur Elbe hin treten bei den Ortschaften Altenweddingen, Sülldorf, Biere, Welsleben, Dodendorf, Sohlen, tertiäreSchich- ten mit Braunkohlen auf, die augenscheinlich mehrere kleine Becken- und Mulden-Ausfüllungen bilden, in ihrer näheren Begränzung aber aus Mangel an genügendem Aufschluss über den innern Bau nicht genau verfolgt werden können. Die Terrainbeschaffenheit sowie die Lagerungsverhältnisse des » 7 98 bunten Sandsteines, Muschelkalkes und Keupers, welche allein hier als Grundlage der Braunkohlenformation auftreten, ge- statten all’ diese Ablagerungen zusammenzufassen. Wenn wir dafür die Benennung Bierer Becken wählen, so soll da- mit keineswegs behauptet werden, dass die Ablagerung bei Biere etwa die bedeutendsten oder die bestimmende ist, son- dern es soll damit nur an schon bekannte Mittheilungen von Beyrich und Germar (Karsten’s Archiv XXI. 72) und mir (Neues Jahrb. 1847. 822) angeknüpft werden. Den besten Aufschluss gewährt uns auf diesem Gebiete die Kohlenablagerung von Altenweddingen. Sie bildet eine Muldenablagerung von Nordwest nach Südost sich erstreckend, in 450 Lachter Länge mit einer Breite von 160 Lachter. Zwei Kohlenflötze treten auch wiederum auf, das Hangende mit einer Mächligkeit von 4 bis $ Lachter, und etwa zwei Lachter tief darunter das Hauptflötz mit 54 Lachter Mächlig- keit, welches auf dem nordöstlichen Flügel der Mulde durch ein Ihoniges Zwischenmiltel in zwei Abtheilungen geschieden ist. Die Schichten im Hangenden der Kohlenflötze sind im We- sentlichen dieselben als in der Egeln’schen Mulde. Das Profil ‘des Struveschachtes zeigt nämlich: Alluvium und Diluviallehm mit kleinen Geschieben grauen thonigen Sand grauen sandigen Thon mit nur einzelnen Geschieben grauer feiner Sand mit zahlreichen Geschieben Sand mit sehr vielen eisenschüssigen Concretionen, Geschieben und Versteinerungen. Der Unterschied der Sandbildung von der Egein’schen beruht hier also nur auf dem Mangel der grünen Färbung, statt welcher die graue herrscht. Dagegen sind aber die Versteinerungen von denen bei Westeregeln nicht verschie- den. Eigenthümlich ist das Auftreten der Geschiebe bestehend aus grossen Feuersteinknollen, aus quarzigem Sandstein mit Röhren und verkieseltem Holze und glasirter Oberfläche, ferner aus Granit, Diorit, Porphyr, grauen, bisweilen auch dunkelgrünen Thone mit Spuren von Kohle. Unmittelbar unter den sandigen Schichten folgen dann: 99 stinkender Thon milde Braunkohle blauer Then thonige Braunkohle blauer Thon erstes Braunkohlenflötz blaugrauer Thon mit Schwefelkiesen Hauptkohlenflötz. Die in der Braunkohle vorkommenden Thonlagen sind keineswegs regelmässig, sondern bald stärker bald schwächer, bald finden sie sich der Sohle genähert, bald von derselben mehr entfernt. Die die Kohlenflölze begleitenden Thone haben meist eine dunkle Farbe und wiewohl sie schnell viel Wasser einsaugen lösen sie sich doch keineswegs schnell auf, Die Kohle selbst zeichnet sich durch eine sehr grosse Festigkeit aus, wegen welcher ein von den übrigen ganz abweichender Bau getrieben wird. Es treten namentlich im obern Flötze einige Schweile auf, die man ohne Weiteres als Pechkohle betrachten kann und die auf Platinblech ohne die geringste Flamme zu hellgrauer Asche verbrennt. Ihr Bruch zeigt fast Glasglanz und ist flachmuschlig. Die übrige Kohle hat einen ganz dunkelbraunen Strich und viel höhern Glanz, als wir ihn in den übrigen Becken beobachteten, ihr Pulver dagegen verräth beim Verbrennen einen noch grössern Bitumengehalt als die Kohle der Schweife. Sehr fein, aber vielfach einge- sprengter Schwefelkies, oft die bituminösen Hölzer vollstän- dig durehdringend, gibt der Kohle eine ungewöhnliche Schwere, welche zum Theil aber auch schon durch die grosse Dichtig- keit bedingt ist. An anderweiligen Vorkommnissen fallen besonders im Haupiflölz Pflanzenreste in grosser Menge und von beträchtlicher Grösse auf, die selbst der Kohle eine geradflächige Spaltbarkeit verleihen, und Partien feinfaseriger Kohle, auch heller und durchsichliger Bernstein. Das Liegende der Kohle bildet ein weissgrauer, überall mit grössern Par- lien von Schwefelkies erfüllter Thon, der den Keupermergeln aufgelagert ist. Die letztern lassen sich bestimmt von den erstern unterscheiden und sind mit mehreren Bohrlöchern T a 100 erreicht worden. Die weitere Verbreitung der Formation wurde durch das Auswerfen eines 70 Fuss tiefen Brunnens bei dem Gasthofe unweit Stemmern an der Chaussee von Atzendorf nach Magdeburg erkannt, indem man unter der- Dammerde auf grauen Ihonigen Sand, auf weissen Sand, auf stinkenden Thon und reinen weissen Sand gerieih. Diese den Meeressand und die obern Schichten der Kohlenformation veriretenden Schichten lassen kaum einen Zweifel über die Existenz von Kohlenflötzen in grösserer Teufe zu. Bessern Aufschluss als diesen Brunnenbau geben über die Verbrei- tung der Formation noch die Bohrversuche zwischen Alten- weddingen und Bahrendorf. In einigen Bohrlöchern ist man durch den Meeressand hindurch sogleich auf Keuper gekommen, und zwar in denen, welche im Hauptstreichen der Altenwed- dinger Mulde aufgesetzt wurden. In einem andern dagegen am Wege nach Bahrendorf eiwa 380 Lachter vom Alten- weddinger Berghause entfernt hat man Alluvium und diluvialen Lehm mit grobem Kies weissgrauen Sand grauen sandigen Thon in den obern Schichten mit Spuren von Kohlen, in den untern mit Spuren von Versteinerungen. srauen Thon rolhen Thon mit Kies Braunkohlen schwarzblauen Thon milde Kohlen hellblauen Thon denselben mit Schwefelkies rothen Thon mit gelblichen Streifen durchsunken. Die Kohle war von unreiner sandiger und thoniger Beschaffenheit, wie dieselbe öfter am Rande der Kohlenmulden beobachtet wird. Der tiefste rothe Thon er- gab sich bei näherer Untersuchung wieder als Keupermergel zu erkennen, und es scheint als wenn hier eine nur durch einen Keuperrücken von der Altenweddinger getrennie Spe- cialmulde sich ausdehnte, über deren Bau erst weitere Un- tersuchungen angestellt werden müssen. ‘Von Altenweddingen bis Welsleben hin fehlen berg- 10i männische Aufschlüsse, und es können über das Vorkommen von Kohlenablagerungen auf diesem Gebiete nur Vermuthungen aufgestellt werden. Bei Welsleben dagegen gaben ältere seit dem Jahre 1808 mit Unterbrechungen betriebene Baue Aufschluss und über die weitere Fortsetzung nach Biere und Eggersdorf hin Bohrversuche. Diese sprechen für einen unregelmässigen und im Verhältniss zu den vorigen Ablage- rungen eigenthümlichen Bau. Die Kohlenflötze in den ver- schiedenen Bohrlöchern haben sich nämlich nicht mit einan- der identificiren lassen, und das Vorkommen des Septarien- thones, noch mehr aber eines festen Sandsleines im Liegenden der obern Flötze, wie aus den in Karstens Archiv a. a. ©. ınilgelheilten Profilen ersichtlich ist, unterscheiden diese Specialmulde ganz auffallend von allen frühern. Vielleicht liesse sich der Sandstein mit dem Knollenstein identificiren und in der Bierer Mulde dadurch ein Vergleichungspunct mit der Ascherslebener annehmen. Hierüber lässt sich jedoch erst nach einem genügenden Aufschluss durch Grubenbau urlheilen. Das Helmstädter Becken. Die Gränzen dieses umfangsreichen Beckens berühren folgende Ortschaften: Hamersleben, Hötensleben, Supplingen- burg, Helmstädt, Harbke, Völpke, Ueplingen, Beckendorf bis Hornhausen, Neindorf und Oschersleben. Die geongostischen Gränzen erscheinen mannigfaltiger als bei den vorbeschrie- benen Becken. Der Keuper lehnt sich auf dem Wege von Jerxheim nach Schönigen deutlich auf den bunten Sandstein und nordwestlich an den Müuschelkalk des Elms. Weiter ist er von Öhrsleben bis Supplingenburg durch Bohrversuche in der Tiefe nachgewiesen und bildet demnach in dieser ganzen Erstreckung das Liegende der Braunkehlenformation. Der Schluss der Mulde am Dorm ist durch die Bohrver- suche bei Supplingenburg in dem Herumwenden des Keupers und der Kohlenflötze gegen Osten erwiesen worden. Auch die vor mehreren Jahren bei Helmstädt betriebenen Baue sprechen für den Abschluss in dieser Gegend. Auf den Keuper lagern sich unmittelbar die untersten Schichten des 102 Lias und nohmen an der Bildung des Beckens Theil von Querenhorst bis Ueplingen. Sie erstrecken sich bis Nein- dorf, wo unmittelbar hinter dem Dorfe auf dem Wege nach Seehausen die den bei Sommerscheburg bekannten gleichen Eisensieine und Sandsteine anstehen. Der Keuper tritt deut- lich wieder bei Ohrsleben auf dem rechten Ufer des Wirpke- Baches auf und scheint ununterbrochen über den sogenannten neuen Bau hin bis Hamersleben und Wegersleben fortzusetzen. So deutlich als in dem eben bezeichneten nordwest- lichen Theile des Beckens lässt sich das Grundgebirge im südöstlichen Theile nicht verfolgen. Der von Völpke her ziehende Keuper und Lias verschwindet in dem Bruche, welcher sich von Braunschweig nach Oschersleben und von da über Hadmersleben nach Egeln hin erstreckt. Nach dieser Seite hin wäre somit das Helmstädtische Becken ge- öffnet, doch könnte der Wegersleber Keuperzug zwischen Hamersleben und Hornhausen sich hindurchziehen und m den Rücken auslaufen, welchen die Hornhäuser Grube von dem Dorfe selbst trennt, so dass dadurch die letztere Ab- lagerung in einem besondern Busen zu erfüllen schiene. Indess lässt sich an der Oberfläche des Rückens nirgends festes anstehendes Gestein auffinden, sondern nur mächlige Geröllschichten den ganzen Rücken bedeckend und die auf dem Wege zwischen beiden Ortschaften befindlichen Gruben in weissem plastischen Töpferthone verrathen vielmehr das Auftreten der Braunkohlenformation. Nur der für die Ziegelei gewonnene Thon, welcher in dem von der Horn- häuser Grube nach Neindorf sich hinziehenden Thale ge- wonnen wird, könnte noch einem Zweifel erregen. Derselbe ist von grünlicher Farbe, mit braunrothen Eisenoxydhydrat- flecken gesprenkelt und zeigt mit Säuren behandelt durch lebhaftes Brausen einen beträchtlichen Kalkgehalt an, aber er wird in den höher gelegenen Theilen des Thales überall vergebens gesucht und es scheint daher, dass jener Rücken, vielleicht durch eine Keupererhebung veranlasst, lediglich aus Diluvialmassen bestehe und auf die Theilung des Kohlen- beckens wenigstens von keinem erheblichen Einflusse sei. 103 Der Zusammenhang der Kohlenflötze von Hötensleben bis Supplingenburg ist bereits durch Bohrversuche und Gru- benbaue nachgewiesen, und die weitere südöstliche Fortsetzung derselben nach Ausleben hin lässt sich auf die Beobachtung des Ausgehenden eines Kohlenflötzes in einem Teiche unter- halb des neuen Baues, sowie auf die durch Bohrversuche nordwestlich von Hamersleben im sogenannten Herzspiel nach- gewiesene Kohle mit Bestimmtheit annehmen. In einem Bohr- loche, welches schon 1822 jenseits des von Ottleben nach Hamersleben fliessenden Baches niedergestossen wurde, sind folgende Schichten: Alluvium und Diluvium grauer Thon grauer thoniger Sand weisser Sand milde Kohlen blauer Thon schwarzer Thon gute Kohlen schwarzer Thon gute Kohlen schwarzer Thon gute Kohlen blauer Thon durchteuft und durch dieselben die unmittelbare Verbindung der Hamersleber Flötze mit den Hötersleber bestättigt worden. Ebenso ist durch Bohrversuche bei Harbke und Völpke der Zusammenhang der an diesen Orten auftretenden Kohlenflötze ausser Zweifel gesetzt. Die Hornhäuser Flötze würden sich um den erwähnten Keuperrücken, wenn derselbe wirklich existirte, herumlagern, dann unter dem Bruche verschwinden und später bei Oschersleben wieder auftreten. Für diese Annahme spricht die Beobachtung über Tage, die veränderte Streichung der Flötze bei Hornhausen und der innere Bau der Formation bei Hornhausen und Oschersleben. Endlich wäre die Verbindung der Neindorfer Ablagerung mit dem Hauptbecken noch zu erwähnen, die jedoch durch directe Beobachtungen noch nicht nachgewiesen werden kann. 104 Die Helmstädter Mulde würde in der ebenbezeichneten grossen Ausdehnung eine sehr bedeutende Masse tertiärer Gebilde aufgenommen haben, wenn nicht in ihrer Hauptrich- tung von Nordwest nach Südost sich zwei Gebirgsrücken erhöben. Der westliche derselben erstreckt sich von Run- stedt nach Offleben, der östliche von dem Wirpkethale über Barneberg bis nach Wartleben, so dass beide durch das Wirpkethal getrennt erscheinen. Ihre Hebung scheint mit dem Gypse bei Offleben und Barneberg in näherem Zusam- menhange zu stehen. Dass aber diese Erhebungen, die spätestens in die Zeit der Keuperbildung fallen, die grosse Mulde nicht mehrere wesentliche von einander verschiedene Specialmulden theilen, wird sich aus dem Folgenden noch ergeben. Leider befindet sich im Wirpkethale zwischen Hötensleben über Oflfleben hinaus ein grosser Bruch, der weder den innigen Zusammenhang beider Erhebungen noch das Vorkommen terliärer Ablagerungen zwischen denselben erkennen lässt. Die specielle Beschreibung der einzelnen Gruben und Ablagerungen beginne ich mit Hötensleben, wo bis Supplin- genburg hin sechs Flötze mit den dieselben gleichmässig be- gleitenden Schichten erbohrt und dem Prinz Wilhelm am Elz und der Treue in Anbau genommen worden sind. Die Flötze haben eine sehr verschiedene Mächtigkeit und können keineswegs alle sechs abgebauet werden. Den besten Auf- schluss über dieselben und die begleitenden Schichten gibt der Maschinenschacht mit welchem durchsunken wurden: Dammerdes; oa. Sands. Hl. Smlessarlaik 10” Sand, in groben Grand übergehend . . ...2.....40%..5” srauer; Sand mit;.wenig ‚Wasser, ,, cal, ce gruenwalgeeniend I otir blaulicher fetter fester Thon... vu. .0.... 0720 220582 blaulicher Sand. ev mm N I erstes Braunkohlenflötz Pa dunkelbrauner. fetter Thon... u m u Fee. - -lisandirer Thon os ec av UN RE - Htfetter Mester: Thon‘: . or. DAUNINEEST grauer, sandiger Thon mit Wassern . . . 0... 4 dunkelbrauner sehr fester Thon . su 2 we = 1.6 .105 dunkelbrauner wenig sandiger Thon. . 2 .2.2..2.-= 34" zweites»Braunkohleniflötzö. wnndr „uasde „ouebl1! 836% dunkelbrauner fetter fester Thon. . 2.2.2. 2.000 8367 grauer fester wenig sandiger Thon . . » 2. 2.2.7 9% grauer sandiger Thon . . a ur a 24 drittes Flöttz, milde ee Kohle u ae. 0 dunkelbrauner fetter Thon mit Kohlenspuren . . . - vıerbes Flötz, thonive Kohler >... .. ..2.-.0x07 dunkelbrauner* fetter Thon eu ne. jo Kunktes#mllotz,/erdıge” Koller. rauen Na 20" dunkelbrauner fetter Thon mit Kohlen . . 2.2... 5" sechstes Flötz, gute feste‘Kohle)io..2 . 10865 Das Liegende der Kohlenformation ist neh nicht er- reicht worden, aber es ist zweifelsohne nach dem Schönin- ger Salzbohrloch Keuper. Von den Flötzen sind die obern beiden im Abbau begriffen. Die Kohle des ersten hat im Allgemeinen eine sehr stückige dichte Beschaffenheit, ihre Asche eine gelbliche Farbe und einen hellbraunen Strich. Pflanzenreste finden sich nur in undeutlichen Spuren. Da- gegen führt das zweite Flölz häufige Hölzer und scheint ihre blätirige Beschaffenheit den zahlreichen Pflanzenresten zu verdanken. Die Kohle desselben ist specifisch leichter, ihre Asche heller gefärbt, der Strich dunkler und mehr glänzend. Beigemengt erscheint sparsam Retinasphalt, der dem ersten Flölze ganz fehlt. Die hangende Lage des ersten Flötzes ist ein sandiger Thon von dunkelgrauer in dunkel graugrüne spielender Farbe, von ausserordenllicher Feinheit, mit nur wenig Glimmer. Er bildet eine förmlich geschichtete, schiefrige, feste Masse. Dem Kohlenflötze folgt ein hellbrauner Thon mit vielen Kohlenspuren, die jedoch meist aus Bitumen be- stehen und zum Theil’noch deutliche Pflanzenstructur zeigen. Dann ein sandiger Thon von hellerer Farbe mit reichem Glimmergehalt und von ziemlicher Festigkeit. Das Liegende des zweiten Flötzes bildet gleichfalls ein brauner mit Kohle imprägnirter Thon, welchem ein bläulichgrauer Thon folgt. Dieser letztere ist glimmerfrei und schliesst nur hie und da einzelne grössere Quarzkörner ein. Das sogenannte Runstedter 42 Fuss mächtige Flötz, dessen 106 sehr feste und schwefelkiesreiche Kohle lange Zeit gewonnen wurde, dann aber wegen der bedeutenden Wasser aufge- geben werden musste, bildet das Hangende der Hötensleber Flötze, welche nur durch einen Sandsteinrücken davon getrennt sind. Es scheint auch mit dem Wulfersdorfer in Zusammen- hang zu stehen, denn die Mächligkeit dieses beträgt auch 3—5 Lachter und die Kohle ist von derselben Beschaffen- heit bis auf den Mangel des Schwefelkieses. Ebenso wird das Hohnsleber Flötz identisch damit sein, wie durch die Ver- längerung des Hoffmann- und Lindemannschachtes mehr als wahrscheinlich geworden. Das Welfersdorfer Flötz wurde jedoch wegen des geringen Absatzes der Kohlen verlassen und auf der Harbker Grube werden zwei im Liegenden des- selben befindliche Flötze abgebauet. Die Kohle des zweiten dieser Flötze ist hellbraun, von geringer Festigkeit, fast reine Moorkohle, im gepulverten Zustande aber dunkler ge- färbt und lässt eine graue Asche zurück. Die Kohle des dritten Harbker Flötzes stimmt bis auf die meist weisse Asche mit der zweiten Hötensleber vollkommen überein, wie die begleitenden Sand- und Thonschichten. Das unmittelbar Hangende des zweiten Harbker Flötzes bildet ein glimmer- reicher sandiger Thon, der wenn auch im Ganzen eiwas grobkörniger und grobschiefriger, dennoch mit der hangen- den Lage bei Hötensleben parallelisirt werden kann. Das Liegende ist ebenfalls ein sandiger feiner Thon, der wiederum nur ein etwas groberes Korn zeigt. Die tiefern Schichten sind nur aus Bohrproben bekannt geworden, deren Verglei- chung kein sicheres Resultat gewährt. Die Gleichaltrigkeit beider Ablagerungen kann nach allen angestellten Beobach- tungen nicht mehr bezweifelt werden und ist für die Völpker Flötze mit den Harbkern noch augenscheinlicher. Dass unter letztern noch die vier Völpker Flötze auftreten würden, war nach den obwaltenden Verhältnissen zu vermulhen und nach- dem schon durch einige Bohrlöcher die Anwesenheit eines vierten Flötzes mit folgenden Schichten drittes Flötz weissgrauer Sand 107 viertes Flötz weisser sandiger Thon brauner schwimmender Sand nachgewiesen worden, wurde durch das im Liegenden des dritten Flötzes angesetzte Bohrloch Nro.- 34 die Anwesen- heit sämmtlicher Völpkerflötze ausser Zweifel gesetzt. Mit demselben sind folgende Schichten durchsunken: Alluvium und Diluvium grauer Sand weisser Sand grauer Thon grauer Sand Thon viertes Flötz blauer Thon fünftes Flötz schwarzer Thon Sand Thon mit Kohle grauer Sand grauer Thon sechstes Flötz schwarzer Thon. Das Liegende des sechsten Flötzes lässt vermuthen, dass die Kohlenformation damit noch nicht geschlossen ist, son- dern vielleicht noch ein siebentes Flötz auftritt, welches dem sechsten bei Völpke entsprechen würde. Bei Hohnsleben wurde früher ein von Norden nach Sü- den ausgedehntes Flötz abgebauet, aber es lassen sich gegen- wärlig, wo der Bau verlassen, keine specielleren Mittheilungen mehr darüber geben. Doch ist noch wichtig, dass etwa 500 Lachter nach den Liegenden hin, am Kleiberge zwischen Commersdorf und Hohnsleben das Ausgehende eines Kohlen- flötzes erbohrt wurde. Dieses Flötzstück lässt sich dennoch als zum Völpker und Harbker gehörig und nur als eine par- tielle Erhebung des Grundgebirges überlagernd betrachten. In der Völpker Ablagerung sind 6 Flötze bekannt, von welchen aber nur die drei untern der bessern Kohle wegen 108 allein abgebauet werden. Sie haben dasselbe Streichen von h. 11 und dasselbe Einfallen von 6—7° gegen West als die Flötze hei Harbke. Die Kohle des ersten Flötzes scheint ziemlich fest zu sein, führt fast gar keine deutlichen Pflan- reste und verbrennt zu einer weissen Asche. Ihr beträcht- liches specifisches Gewicht lässt auf einen reichen Erden- gehalt schliessen. Die Kohle des zweiten Flötzes ist um Vieles leichter und heller gefärbt, führt viel Retinasphalt und efflorescirt nach längerem Liegen Gyps. Ihr Pulver ist hell- braun und verbrennt zu einer völlig rothbraunen Asche, wie dieselbe von keiner andern Kohle der in Rede stehenden Ablagerungen bekannt ist. Die Kohle des dritten Flötzes besitzt eine auffallende Dichtigkeit und ein sehr grosses specifisches Gewicht. Der Strich ist matt und hellbraun, die Asche vollkommen weiss. Vegelabilische Reste fehlen darin nicht, aber haben keinen Einfluss auf die Structur der Kohle, die einen grossen Erdengehalt führt. Die diese drei Flötze begleitenden Schichten sind leider in ihrer Folge und Anordnung nicht mehr bekannt. Das vierte Flötz zeigi eine Mächtigkeit von $&—#$ Lachier und wird durch einen Sand- schmitz in zwei Theile getrennt. Ausgezeichnet wird dieses Flötz durch zahlreiche hellbraune bituminöse Hölzer, durch weisse Fleckchen wahrscheinlich von erdigem Gyps und durch Partikelchen von schöner Pechkohle. Das Pulver der Kohle ist dunkelbraun und verbrennt zu vollkommen weisser Asche. Das Hangende dieses Flöizes bildet ein grauer, etwas thoniger, glimmerreicher, hie und da dünnschiefriger Sand, der an das Hangende des dritten Harbker Flötzes erinnert und das Liegende ist ein ziemlich reiner, fester, grauer Thon ohne Glimmer und noch im gepulverten Zustande schwer löslich im Wasser. Unter ihm folgt ein brauner Thon mit weissen Sandstreifen und dann ein grauer fettiger Then, welcher das fünfte Flötz bedeckt. Dieses verrälh durch seine Dicht- heit und sein hellbraunes Pulver, welches mit Lebhafligkeit zu weisser ins Röthliche ziehender Asche verbrennt, einige Aehnlichkeit mit dem dritten Flötze. Feste kalkige Concretionen von beträchllicher Grösse und oft Faserkalk einschliessend 109 liegen unregelmässig und zahlreich in diesem wie auch im sechsten Flötze zerstreut. Das Liegende ist ein grauer, feltiger reiner Thon, dem ein schwimmender, grobkörniger, grauer und glimmerleerer Sand folgt. Dieser wird nach unten Ihonig und bedeckt das sechste, 14 Lachter mächlige Flötz, welches durch einen 6—10” starken, ihonigen Sand- schmitz in zwei verschiedene Lagen getheilt wird. Die obere nur 2—3 Lachter mächtige Lage besteht aus einer schönen flüchtigen, mit zahlreichen Pflanzenresten erfüllten Kohle. Nur wenig bituminöses Holz schliesst sie ein. Ihre Farbe ist dunkelbraun, ebenso ihr Pulver, das mit grosser Lebhaf- tigkeit zu einer röthlichen Asche verbrennt. Wiewohl ziemlich dicht, hat sie doch nur ein geringes specifisches Gewicht, Die untere mächligere Lage führt weisse Partikelchen, vielleicht von Thon, und ebenfalls zahlreiche Pflanzenreste. Ihr Pulver und die Asche ist grau. Als Unterlage dieses Flötzes findet sich ein reiner, feitiger, grauer Thon, der in der Nähe des Flötzes durch kohlige Beimengungen noch braun gefärbt ist und in seiner Mächtigkeit variirt, so dass der ihm folgende weissgraue schwimmende Sand oft noch an das Flötz her- anlrilt. Das Liegende der ganzen Ablagerung ist nur auf dem Ziegenberge, dem Ausgehende der Flötze genähert, als Lias durch Bohrversuche erkannt worden, während eben- erwähnter schwimmender Sand im Abbau des sechsten Flötzes noch nicht durchsunken worden ist. Dieser Sand mit dem über ihm liegende Thon, sowie die aus dem Einfallen des Grundgebirges ersichtlich bedeutende Tiefe des Beckens selzen es ausser Zweifel, dass mit dem sechsten Flötze die Köohlenbildung noch nicht abgeschlossen ist, sondern noch andere zu derselben gehörige Schichten von grösserer Mäch- tigkeit folgen. Eine umfangsreiche horizontale Ausbreitung können indess die tiefer liegenden Bildungen nicht haben, da der in der Nähe hervortretende Rücken des bunten Sand- steines ihre Gränze bildet. In der weitern Verfolgung der Kohlengebilde gelangen wir zu der Hamerslebener Grube, auf welcher fünf Flötze mit einem Streichen in h, 10—11 und einem östlichen Fallen unter 110 6—7 Grad bekannt geworden sind. Das erste Flötz, 14 Lachter mächtig, besteht aus einer magern thonigen Kohle, welche viel graue Asche gibt und sich sehr zur Bildung von Schlacke neigt. Die Farbe ist graubraun, der Strich matt und dunkel- braun und das Verbrennen geschieht mit geringer Lebhaf- tigkeil. Spuren vegelabilischer Reste fehlen nicht. Die- sem Flötze folgt ein 2 Lachter mächtiger hellgrauer Thon mit glimmerleerem Sande. Derselbe wird reiner und hell- braun als Hangendes des zweilen Flölzes, welches 3 Lachter mächtig, hellbraun und dunkelblättrig ist. Auch das Pulver ist hellbraun und verbrennt flüchlig zu hellgrauer Asche. Es folgt wiederum ein hellgrauer Thon, 2 Lachter mächtig und mit glimmerleerem Sande, nach unten in einen schwarzen fetten Thon übergehend. Das dritte Kohlenflötz, 11—1% Lachter mächtig, hellbraun, enthält reiche Pflanzenreste und hat einen mehr glänzenden Strich als die Kohle der beiden obern Flötze. Das Pulver ist hellbraun und lässt nach dem Verbrennen eine hellgraue Asche zurück. Als Liegendes tritt ein 3 Lachter mächtiger Thon von hellblaugrauer Farbe auf, der sich durch Reinheit und Fetügkeit sowie durch grosse Bildsamkeit auszeichnet. Im folgenden vierten Flötze stellen sich bituminöse Hölzer zahlreicher ein, die Kohle ist leicht und dicht, ihr Pulver hellbraun, und die Asche dunkelgrau. Ein feller, sandiger und glimmerführender Thon in 2 Lachter Mächligkeit trennt dieses Flötz vom fünften, in welchem die bituminösen Hölzer die Hauptmasse bilden, Die Mächtigkeit beträgt 41 Lachter und die Kohle ist vor- trefflich, ihre Asche ist vollkommen weiss und sehr leicht. Ihr Liegendes bildet ein Anfangs noch mit Kohle imprägnirter fetter brauner Thon. Alle Flölze werden mehrfach von Rücken durchsetzt, welche reinen Gypskryslallen Raum ge- ben. Ein bedeutender Rücken scheint sie auch in südlicher Richtung nach der Tiefe geworfen zu haben, denn im Bohr- loch Nro. 88. 191 Lachter südlich vom Schacht Grünberg wurden folgende Schichten bis 17 Lachter Teufe erkannt: Dammerde Lehm 111 grober Kies milde Braunkohlen. Zwar lassen sich die einzelnen Hamerslebener Flötze nicht gut mit den Völpker identificiren, aber die Beschaffen- heit beider Ablagerungen verräth doch eine so auffallende Aehnlichkeit, dass man sie unzweifelhaft als gleichaltrig be- trachten darf. Die Ablagerung bei Hornhausen scheint bei flüchtiger Betrachtung als eine von der Helmstädter Mulde getrennte und verschiedene. Indess ergiebt doch die speciellere Unter- suchung die Gleichaltrigkeit. Es sind hier nur zwei Flötze bekannt, welche in einem von zwei Seiten geschlossenen, nach Westen aber geöffneten Busen liegen. Nach dem Niveau über Tage lässt sich der westliche höher gelegene Theil von dem östlichen unter dem sogenannten Scefelde hinzie- henden unterscheiden. Das in verschiedenen Zeiten ange- griffene Oberflötz hat eine Mächtigkeit von 1 Lachter und wird durch ein Thonmittel von 4 Lachter Stärke von dem nur $ Lachter mächtigen unbauwürdigen Unterflötz geschie- den. Das Hangende des Oberflötzes bildet ein sehr reiner hellgrauer Thon, dem Hangenden des vierten Hamerslebener Flötzes sehr ähnlich und nach unien in einen sehr magern, braunen, von Kohle und häufigen Sandschnüren durchzogenen Thon übergehend. Die Kohle des Oberflötzes gleicht in jeder Beziehung der des fünften Völpkerflötzes. Das Liegende des Oberflötzes, ist ein hellgrauer, sehr fetter Thon, und das des zweiten Flölzes ein reiner fetter Thon, den man bei 8 Lachter Teufe noch nicht durchsunken hat. Das Thal weiter verfolgend gelangt man zur Steindorfer Ablagerung, in welcher nur ein Flötz durch Abraum abge- bauet wird. Die Mulde wird von zwei im Streichen con- vergirenden Thonrücken begränzt, so jedoch dass das Koh- lenflötz über beide Rücken, wenn auch mit sehr geringer Mächtigkeit und verdrückt, sich hinweglagert. Wahrscheinlich verlieren sich die Rücken in der weitern Erstreckung, und das Flötz nimmt eine regelmässige Lagerung an. Ein sehr interessantes Profil dieser Mulde habe ich in meiner Gäa 112 Deutschlands Taf. 22 abgebildet. Die Kohle ist theils erdige Formkohle, theils Knorpelkohle und führt sparsam und unre- gelmässig zerstreut bituminöses Holz. Einzelne Partien von Pechkohle lassen sich nicht verkennen, und selbst das Pulver zeigt unter der Loupe noch förmliche Textur. Letzteres ist dunkelbraun und seine Asche gelb. Der Thon im Hangenden ist bläulich und sandig, der des Liegenden dagegen grau, rein und plastisch. Bedeckt wird die ganze Bildung von einer gelben Kieslage, die zuweilen conglomeralarlige Con- erelionen der verschiedensten Geschiebe als Granit, Gneuss, Grünstein, Quarz, Feuerstein, Keupersandstein führt. Noch im hangenden Thone finden sich einzelne Nester solcher Conglomerate. Die Schichten im Liegenden sind durch ein mitten in der Mulde angeselztes aber leider nicht bis zum Grundgebirge niedergestossenes Bohrloch zum Theil bekannt geworden, indem man unter dem liegenden des jetzt im Abbau begriffenen Flötzes folgende Schichten durchsank: schwarzgrauer Thon Kohle grauer Thon srauer Sand schwarzgrauer Sand grauer Thon brauner Thon brauner Thon mit Kohle grauer Sand brauner Thon mit Kohle. Das Streichen des Flötzes in hr. 10—11 ist dem der übrigen Ablagerungen gleich, sein Einfallen südwestlich, die Mächtigkeit 4 Lachter, und der Abraum 3—7 Lachter. Die Fortselzung des Flötzes im Norden ist an der Neindorfer Windmühle, und die nach Süden unterhalb des Telegraphen nachgewiesen, aber die Verbindung mit den bei Ueplingen und Wansleben erbohrten Kohlen sowie die Erstreckung bis Oschersleben bedarf noch der weitern Untersuchung. Auch das Fortsetzen nach dem Einfallen hin ist noch zweifelhaft, 115 wahrscheinlich hebt sich das Flötz an dem mit Diluvialgebilden bedeckten Keuperrücken heraus, der den Telegraphen trägt. Im Oscherslebener Kohlenlager endlich ist erst ein westlich einfallendes Flötz im Abbau begriffen. Ueber den Schichtenbau gibt das Profil aus dem Bohrloch Nro. 31 Auf- schluss, mit welchem folgende Lager durchteuft wurden: Dammerde grauer Thon grauer Sand scharzer Thon mit Kohle weisser Sand weisser Thon brauner Thon weisser Thon grauer Sand weisser Thon grauer Sand schwarzer Thon milde Kohlen schwarzer Thon gute Kohlen schwarzer Thon und aus Nro. 29 Dammerde Lehm weisser Sand gelber Sand grauer Sand mit Thon brauner Thon schwarzer Thon Kohle schwarzer Thon gute Kohle schwarzer Thon gute Kohle schwarzer Thon Kohle grauer Thon. Das Kohlenflötz besitzt eine Mächtigkeit von $ Lachter, 8 114 wovon aber ein Achtel auf ein Thonmittel fällt. Die Kohle besteht hauptsächlich aus bituminösen Hölzern, hat einen matten und hellbraunen Strich, und ihr Pulver verbrennt zu hellgrauer Asche. Der hangende dunklere und liegende hellgraue Thon ist sehr rein und formbar, jedoch einzelne Kohlenspuren führend. Er lässt sich am besten mit dem liegenden Thone des ersten Hornhäuser Flötzes vergleichen. Der Sand im Hangenden ist sehr fein und glimmerreich. Die liegenden Schichten des Flötzes sind zum Theil durch das Bohrloch Nro. 40 bekannt geworden, das aber leider nicht bis auf das Grundgebirge niedergestossen werden konnte. Es folgen nämlich unter der Kohle schwarzer Thon mit Kohlenspuren weissgrauer Thon weissgrauer sandiger Thon blauer Thon brauner Sand mit Thon gemischt weissgrauer Ihoniger Sand. Im Streichen ist die Ablagerung etwa auf 350 Lachter bekannt und nach dem Einfallen verliert sie sich bald unter dem grossen Bruche, scheint aber erst an der Erhebung hinter Crottdorf abzuschneiden. Die Verbindung mit der Hornhäuser Formation unterliegt wenig Zweifel, während über ‘das Verhältniss zu dem Neindorfer Flötze nur Vermu- thungen aufgestellt werden können. Danach scheint es im Hangenden dieses letziern zu liegen, denn der mit Gerölle und Sand bedeckte Keuperrücken, auf welchem der Telegraph steht, verliert sich in der östlich von Oschersleben sich aus- breitenden Ebene, die selbst bis an jenen Gebirgszug sich erstreckt, der von Sommerscheburg mit nur wenig. verän- dertem Streichen herabkommt und das Grundgebirge der Neindorfer Ablagerung bildet. Nicht unwahrscheinlich ist, dass hier nun das Neindorfer Flötz, vorher zwischen jene zwei Rücken eingeengt, eine grössere Verbreitung annimmt, wenn nicht der eineRücken in der Tiefe sich fortsetzt und ein Abstossen des Flötzes veranlasst, also andrerseits als Hauptliegendes der Oscherslebener Mulde zu betrachten ist, 115 Als Anhang des Helmstädter Beckens lässt sich die Schwanebecker Ablagerung betrachten, welche im Osten bis Crotidorf, im Norden bis Anderbeck sich auszudehnen scheint. Sie lagert am östlichen steilen Muschelkalkgehänge des Huy. Das einzig bekannte Flötz streicht hr. 8, 4 und fällt mit 6— 7° gegen Nordost ein. Die beste Einsicht in den Schichtenbau gewährt das Profil des Wasserhaltungsschachtes, mit welchem durchsunken wurden: Dammerde Lehm Lehm mit gelbem Sand und grossen Kieseln grüner feiner Sand bunter Sand mit Thon durchsetzt fester mit Thon durchsetzter feinkörniger Sand brauner fester Thon mit Kohlenstreifen weisser Flusssand brauner Thon feiner weisser Sand brauner Sand weisser Sand, Kohlensandstein und Schwefelkiesgemenge brauner Sand brauner Thon feiner weisser Sand weisser und brauner ganz feiner Schwimmsand grauer Schwimmsand Knollenstein _ weisser Thon kleinknörplige Kohle stückhaltige Kohle weissgrauer Schwimmsand. Dieser letzle weissgraue Sand verbreitet sich nicht un- verändert unter der Ablagerung hin. Die Mächligkeit des Flötzes beträgt am bauwürdigen Ausgehenden 4 Lachter und später 3 Lachter. Die Kohle ist meist kleinknörplig, hellbraun, ihre Asche bräunlichgrau. Pflanzenreste fehlen bis auf we- nige bituminöse Hölzer. Das Flötz wird häufig mit Thon- mitieln dürchsetzt und führt hie und da auch Sandnester. Das Vorkommen des Knollensteins verdient hier noch s* 116 besonders berücksichtigt zu werden. Er ist ein vollkommen quarziges Gestein von ausgezeichnet feinem Korn, in dem sich einzelne ganz dichte Quarzparlien unterscheiden lassen. Bei ziemlich grosser Härte zerspringt er in scharfkantige Bruchstücke und zeigt auf der Bruchfläche viel fein einge- sprengtes, auch in Adern durchsetzendes Schwefelkies. Er bildet keine aus ungelheilter Masse bestehenden Lagen, son- dern eine aus lauter einförmigen und andersgestalteten Rücken bestehende Schicht. Jede Niere hat eine glatte, glänzende, gleichsam polirle oder emaillirte Oberfläche wie dieselbe bei den glasirten Blöcken bekannt ist, so dass man ihn an dieser Stelle als secundäres Product betrachten muss. Von dem in der Halle’schen und Mansfeld’schen Kohlenablagerung vor- kommenden Knollenstein unterscheidet er sich durch dunklere Farbe, feineres Korn und die Beimengung von Schwefelkies. Die wahrscheinlichen Pflanzenabdrücke sind beiden gemein- sam. Trotzdem der Knollenstein hier augenscheinlich auf secundärer Lagerstätie sich befindet, bildet er doch einen wesentlichen Theil der Ablagerung und kann deshalb bei der Altersbestimmung berücksichtigt werden. Die in Begleitung der Kohle auftretenden Thone sind allermeist sehr mager und erdig, enthalten viel Bitumen, welches im Feuer durch den Geruch sich verräth, und haben eine erdfahle Farbe. Nur der Thon, welcher das unmittel- bar Hangende der obern Kohle und das Liegende der un- tern Knollensteinschicht bildet, ist weiss und fetlig und lässt sich dem plastischen Thone anderer Localitäten nähern. Er führt auch einzelne kohlige Partien und Drusen mit feinem Sande erfüllt. Die hangenden und liegenden weissen Sande sind von sehr feinem wasserhellem Korne und völlig glimmerleer. Nach den eben dargelegten Lagerungsverhältnissen lassen sich nach der Aussage meines Freundes Oliliae drei ver- schiedene Kohlenbildungen im Helmstädter Becken unter- scheiden, von denen die erste Hötensleben, Harbke, Völpke, Hamersleben und Hornhausen und vielleicht noch Oschers- leben, die zweite Neindorlf, die dritte Schwanebeck umfasst. In Rücksicht auf die Art ihrer Entstehung möchte die erste 11% wohl eine begrabene üppige Vegetation in brakigen Gewässern oder in grössern Süsswasserseen sein, wofür die überall gleichmässige Lagerung unter schwacher Neigung, die äusserst seltenen Störungen derselben, das häufige Vorkommen von moos- und schilfarligen Pflanzenresten und der gänzliche Mangel an Conchilien in den begleitenden 'Thonen und Sanden, endlich die scharfe Trennung dieser von der Kohle sprechen. In den andern beiden Bildungen dagegen sind die Kohlen- flötze unregelmässig von Sand- und Thonschmitzen durch- zogen, welche eine secundäre, durch locale Anschwemmung erzeugte Entstehung wahrscheinlich machen. Auch das Vor- kommen des Knollensteins deutet eine solche Entstehung an. Rückblickend auf die vier verschiedenen Braunkohlen- becken erhellet sogleich, dass die von der Meeressandfor- mation bedeckten bei Egeln und Altenweddingen der aliter- tiären Zeit angehören. In dem Helmstädier Becken und bei Aschersleben fehlt jede zuverlässige Spur eines solchen Sandes und seiner Versteinerungen. Indess bieten die Koh- lengebilde selbst weitere Vergleichungspunkte. Die Hölzer in den Helmstädischen Kohlen gleichen äusserlich betrachtet genau denen von Egeln und Biere. Nach Hartig’s Unter- suchungen bildet Taxodium Goepperti die Hauptmasse der Helmstädter Kohlenlager. Die Schwanebecker und Aschers- lebener Hölzer haben das Ansehen von Laubhölzern. Die Thone haben alle mehr weniger den Character des plastischen Thones und gehen nicht selten in wahren Schieferthon über. Nur bei Schwanebeck und noch mehr bei Aschersleben ändern sie diesen Character und werden an leizterm Orte fast erdig. Eine merglige Natur, wie sie jüngere terliäre Thone zeigen, lässt sich nirgends erkennen. Darnach darf man also ohne Aengstlichkeit auch die nicht vom Meeressande bedeckten Becken dem Egeln’ schen und Bierer gleich stellen. Eine völlige Identität der vier Becken lässt sich schwer nachweisen, am ehesten vielleicht noch von dem Egeln’schen und Neinstedtschen und vom Schwanebecker und Aschers= lebener, zumal von leiztern beiden durch die gleiche Be- 118 schaffenheit der Kohle, das Vorkommen der Knollensteine und durch die Laubhölzer. Die Untersuchung des relativen Alters der einzelnen Becken macht es schr wahrscheinlich, dass das Altenweddinger das älteste unter ihnen ist und zwar wegen der Dichtheit und Festigkeit der Kehle, des dunklen Striches derselben und der grossen Annährung an die Schwarzkohle, ferner wegen der geringen Auflöslichkeit der begleitenden Thone und der muihmasslichen Enistehung aus einer üppigen an Ort und Stelle wuchernden Vegetation. Daran möchte sich die Helmstädter Kohle reihen, die schon etwas lockerer von Gefüge ist und dieselbe Enistehungsweise verrälh. Die durch locale Anschwemmung erfüllte Egelnsche Mulde bleibt in ihrer Stellung zweifelhaft, aber die mehr weniger pla- stische Natur ihrer Thone sowie der Mangel jüngerer Hölzer lassen sie immer noch älter erscheinen als das Ascherslebener und Schwanebecker Gebilde. In diesen verschwindet die plastische Natur der Thone mehr und mehr, weisse Sande treten auf und Knollensteine, die an die Halle’sche Ablage- rung erinnern. Die Hölzer stammen von Coniferen und Laubhölzern, letztere vorwaltend bei Aschersleben. Verzeichniss der in dem Steinkohlen- sebirge bei Wettin und Löbejün vor- kommenden Pflanzen, von ©. Andrue. Sitzung am 19. Juli 1850. Der grösste Theil der in diesem Verzeichniss namhaft gemachten Pflanzenreste findet sich in schönen Exemplaren im hiesigen Mineralogischen Museum. Dasselbe enthält ausser- dem noch eine Anzahl minder vollständige, deren Bestimmung nicht mit Sicherheit angegeben werden kann, daher sie hier 119 ganz unberücksichtigt blieben. Von den vorhandenen neuen Arten wurden nur diejenigen angeführt, deren Beschreibung und Abbildung in dem unter der Presse befindlichen VII Hefte der Versteinerungen von Weltin und Löbejün von OB. Prof. Germar erscheinen wird. Die von andern Schriftstellern erwähnten, mir nicht in Original-Exemplaren bekannten Vor- kommnisse sind nur insoweit berücksichtigt worden, als sie Vertrauen verdienen. PLANTAE VASCULARES. I. Monocotyleae cryptogamae. Familie Calamiteae Ung. 1. Calamites Suck. 1. ©. Suckowii Brongn. Brongniart, hist. veget. foss. 124. ib. 14. Fig. 6. tb. 15. Fig. 1—6. tb. 16. — Gutbier, Gaea v. Sachsen. 67. Welttin. 2. C. ramosus Arlis. Artis, Antedil. Phytolog. tb. 2. — Brongniart, 1. c. 1. 127. tb. 17. Fig. 5. 6. — Gutbier, 1. c. 68. Wettin (nach Sternberg). 3. ©. cruciatus Brongn. Brongniart, 1. c. 1. 126. tb. 19. (incl. synon.) — Calamites alternans Germar und Kaulfuss, Act. acad. caes, L. C. XV. 6. 221. tb. 65. Fig. 1. — Gutbier, I. c. 68. (mit falschen Citaten.) Wettin. 4. C. varians Sternb. Sternberg, Versuch Fl. d. Vorw. II. 50. tb. 12. — Germar, Versteinr. Wettin und Löbej. 47. ib. 20. — Calamites alter- nans Germar (Schreibfehler) in der Isis 1838. 274. tb. 3. Fig. 1. — Calamites tripartitus Gutbier, 1. c. 49? Wettin und Löbejün, 5. ©. Cistii Brongn. Brongniart, 1. ec. 129. tb. 20. — Geinitz, Jahrb. f. Mineral. 1839. 730. (e. Listii ist Druckfehler). — Gutbier, 1. c. 68. Wettin und Löbejün. si 120 6. C. nodosus Schloth. Schlotheim, Petrefkt. 401. tb. 20. Fig. 3. — Brongniart, l. c. 133. ib. 23. Fig. ?—4. — Gutbier, 1. c. 69. Wettin (nach Schlolheim). 7. €. cannaeformis Schloth. Schlotheim, 1. c. 398. tb. 20. Fig. 1. — Brongniart, 1. c. 131. ib. 21. — Gutbier, l. c. 68. Löbejün. 8. C. pachyderma Brongn. Brongniart, 1. c. 132. tb. 22. Löbejün. 9. CO. approximatus Brongn. Brongniart, 1. c. 138. tb. 15. Fig. 7. 8. tb. 24. — Gutbier, 1.0. 69. Löbejün. Nicht selten sind Calamitenstengel mit ansiizenden Blättern, doch in diesem Zustande nicht näher bestimmbar. Familie Equisetaceae Ung. 2. Equisetites Sternb. 10. E. lingulatus Germ. Germar, Versteinr. Wett. Löbej. 27. tb. 10. Fig. 1—4. Weltin und Löbejün. 41. E. zeaeformis Andr. Poacites zeaeformis Schlotheim, Nachtr. z. Petrefkt. 416. tb. 26. Fig. 1. 2. Wellin. Familie Asterophyllitae Ung. 3. Asterophyllites Brongn. 12. A. equisetiformis Brongn. Brongniart, Prodromus 159. — Germar, Isis 1837. 428. tb. 2. Fig. 3. — Ders., Verstein. Wett. Löbj. 21. tb. 8. — Gut- bier, 1. c. 70. Die von Sternberg als Bruckmannia tenuifolia citirte Ab- bildung bei Schlotheim (Flor. d. Vorwelt tb. 1. Fig. 2.) ist die Fruchtähre dieser Pflanze, cf. Germars Abbildg. Weltin. 121 A. Annularia Sternb. 13. A. longifolia Brongn. Brongniart, Prodromus 156. — Germar, Versteinr. Wett. Löbe]. 25. tb. 9. — Gutbier, 1. c. 71. — Bruckmannia tuberculata Sternb. (Blüthen- und Fruchtähren dieser Art). Wettin und Löbejün. 14. A. floribunda Sternb. Sternberg, Versuch. Fl. d. Vorw. I. 4. 31. — Bechera dubia Sternberg, 1. c. 30. tb. 51. Fig. 3. (die angebliche Quirl- stellung der Aeste ist ungegründet.) Wettin. 5. Sphenophyllum Brongn. 15. Sph. Schlotheimü Bronen. Brongniart, Prodromus 68. — Gutbier, 1. ce. 71. — Spheno- phyllites Schlotheimii Germar, Isis 1837, 426. tb. 2. Fig. 1. Ders., Versteinr. Wett. Löbej. 13. tb. 6. — Volkmannia gracilis Sternberg, 1. c. tb. 15. Fig. 3. (excl. Synony.) (Blüthen- oder Fruchtähren dieser Art.) : Weltin und Löbejün. 16. Sph. sawifragaefolium Göpp. Göppert, Bronns Nomenclator 1166. — Sphenophyllites saxi- fragaefolius Germar, Versteinr. Welt. Löbe;. 7. tb? Fig. 1. Weltin. 17. Sph. bifidum Gutb. Gutbier Il. c. 72 (excl. Synony.) —- Rotularia oblongifolia Germar, Act. acad. caes. L.. C. XV. 6. 225. tb. 65. Fig. 3. — Sphenophyllites oblongifolius REENBR, Versteinr. Wett, Löbej. 18. tb. 7. Fig. 3. Wettin. 18. Sph. angustifolium Ung. Unger, genera et species plant. 71. — Sphenophyllites an- gustifolius Germar, Versteinr. Wett. Löbej. 18. tb. 7. Fig. 4—8. — Ders. Alt. acad. caes. L. C. XV. 6. 229. tb. 66. Fig. 5. (Rotulariae species.) . Mit Blüthen- und Fruchtähren, Wettin, 122 19. Sph. longifolium Guth. Gutbier, 1. c. 72. (excl. Synon.) — Sphenophyllites longi- folius Ceinar; Isis 1837. 426. tb. 2. Fig. 2. Weltin. 6. Volkmannia Sternb. *) 20. V. major Germ. u. Andr. Germ. Versteinr. Wett. Löbej. Heft VII. Wettin. 7. Huttionia Sternb. 21. H. carinata Germ. u. Andr. Germar, 1. c. Wettin. Familie Lycopodiaceae. 8. Lycopodites Brongn. 22. L. piniformis Brongn. Brongniart, Prodromus 83. — Lycopodiolithes piniformis Sohlotheim, Nachtr. 2. Petrefk. 415. tb. 23. Fig. 1. 2. Wettin. 23. L. affinis Brongn. Brongniart, Prodromus 83. — Lycopodiolithes filiciformis Schlotheim, 1. c. Figur rechts. Wettin (nach Schlotheim). 24. L. filiciformis Brongn. Brongniart, 1. c. — Lycopodiolithes filiciformis Schlotheim, Flor. d. Vorwelt tb. 24. Figur links. Wettin (nach Schlotheim). 9. Selaginmites brongn. 25. S. Erdmanni Germ. Germar, Versteinr. Wett. Löbej. 60. tb. 26. Weltin. *) Diese und die nachfolgende Gattung enthalten ährenförmige Or- gane, von welchen die der erstern theils Asterophylliten theils Spheno- phyllen angehören, deren Unterscheidung aber in diesem Zustande nur in seltenen Fällen, gewöhnlich bei der Fruchtreife möglich wird. 123 Familie Lepidodendreae Ung. 10. Knorria Sternb. u. Göpp. 26. Kn. Sellowii Sternb. Sternberg, Versuch Fl. d. Vorw. I. 4. 37. tb. 57. — Rost, de filie. ectyp. 11. — Gutbier, 1. c. 88. Löbejün. 11, Lepidodendron Sternh. 27. L. Mileckii Göpp. Göppert, syst. filie. foss. 465. tb. 44. Fig. 1. 2. — Rost, l. c. 13. — Gutbier 1. c. 89. Weltin. 28. L. iteiragonum Sternb. Sternberg, 1. c. 12. (excl. synon.) — Kite Schlotheimiana Sternberg, 1. c. Il. 181. tb. 68. Fig. 10. Weltin. Familie Diploxyleae Ung. 12. Diplozylon Cord. 29. D. elegans Cord. Corda, Verhandl. vaterl. Mus. Böhmen 1840. 25. — Artisia iransversa Sternberg, 1. ec. II. 192. tb. 53. Fig. 7—9 (der Markcylinder). Löbejün. Familie Sigillarieae Ung. 13. Sigillaria Brongn. 30. S. lepidodendrifolia Brongn. Brongniart, hist. veget. foss. I. 436. tb. 161. a sind namentlich die Blätter DEREN worden. 8. Brardii Brongn. Brongniart, Prodromus 65. — Ders. hist. veget. foss. I. 65. 431. tb. 158. Fig. 4. — Germar, Versteinr. Wett. Löbej. 29. tb. 11. — Lepidodendrum dichotomum Rost, 1. c. 9. — Gutbier 1. ec. 89. — Catenaria decora Sternberg, Versuch, Flor. d. Vorw. I. 4. 25. tb. 52. Fig. 1. — Rost, 1. c. 15. — Gutbier, I. c. 88, "Wettin u. Löbejün, 124 32. S. spinulosa Brongn. Germar, Versteinr. Wett. Löbej. 58. tb. 25. — Lepidoden- drum spinulosum Rost, 1. c. 9. — Gutbier, 1. c. 90. Löbejün. 33. 8. elegans Brongn. Brongniart, hist. veget. foss. 438. Ib. 146. Fig. 1. tb. 155. 158. Fig. 1. — Lepidodendrum hexagonum Rost, 1. c. 10. — 8. elegans et hexagona Gutbier, 1. c. 87. Löbejün. 34. 8. Dournaisii Brongn. Brongniart, Prodromus 65. — Ders., hist. veget. foss. I. 441. tb. 153. Fig. 5. Löbejün. 35.. 8. reniformis. Brongn. Brongniart, Ann. sc. nat., ser. IV. 32. tb. 2. Fig. 2. — Ders., Prodromus 69. — Ders., hist. veget. foss. I. 470. tb. 142. Löbejün. 36. $. elongata Brongn. Brongniart, Ann. sc. nat. ]. c. 33. tb. 2. Fig. 3. 4. — Ders., Prodromus 69. — Ders., hist. veget. foss. I. 473. tb. 145. 146. Fig. 2. — Syringodendron profundatum Rost, 1. c. 14. — Gutbier 1. c. 88. Weltin und Löbejün. 37. S. alternans Lindl. u. Hutt. . Lindley und Hutton, foss. Flor. I. 159. tb. 56. — Syringo- dendron alternans Rost, I. c. 15. — Gutbier, l. c. 88. Weltin. 38. S. pes capreoli Sternb. Sternberg, Versuch Flor. d. Vorw. I. 4. 24. — Rost, 1. c. 14. — Gutbier, 1. c. 88. Wetlin. NB. Einige noch von Rost aufgestellte Arten gründen sich auf so mangelhafte Bruchstücke, dass wir hier deren Angabe unterlassen. Familie Stigmarieae Ung. 14, Stigmaria Brongn. 39. .St. anabathra Cord. Corda, Beitr. z. Flor, d, Vorw. 14, tb, 14. — St. ficoides 125 Göppert, Gattg. foss. Pflanz. 13. tb. 18—15. — Ders., Syst. filic. foss. 92. tb. 23. Fig. 7. Gulbier,-1. c. 89. Weitin und Löbejün. Familie Filices. a. Trunci. 15, Stemmatopteris. Cord. 40. St. a Cord. Corda, 76. — Sigillaria peltigera Bucnenorz hist. veget. foss. I. en tb. 138. Wettin. 16. Piychopteris Cord. 41. Pt. macrodiscus Cord. Corda, I. c. 76. — Sigillaria macrodiseus Brongniart, 1. c 418. tb. 139. Wettin, b. Frondes. A. Neuropterides Göpp. 16. Neuropteris Brongn. 42. N. auriculata Brongn. Brongniart, 1. c. 236. tb. 66. — Germar, Versteinr. Wett. Löbej. 9. tb. 4. Rost, 1. c. 22. — Gutbier I. c. 7%. — N. obtusifolia Rost, 1. c. 23. — Cyclopteris Bockschii ? Gutbier lc. 00. Wettin und Löbejün. 43, N. subcrenulata Rost. Rost, 1. c. 22. — Germar, 1. c. il. tb. 5. — Gutbier, 1. c. 78. Wettin, 44. N. Villiersii Brongn. Brongniart, Prodromus 53. — Ders., hist. veget. foss. L 233. tb. 64. Fig. 1. — Rost, 1. c. 22. Löbejün. 45. N. tenuifolia Sternb. Sternberg, 1. e. 17. 11. 72. — Brongniart, hist. veget. foss. I. 241. tb. 72. Fig. 3. Weltin, 126 17. Cyelopteris Brongn. 46. C. orbicularis Brongn. Brongniart, Prodromus 52. — Ders. hist. veget. foss. I. 220. ib. 61. Fig. 1. 2. — Cyclopteris Germari Sternberg, 1. c. I. 68. Rost, I. c. 19. C. recurvata und €. major Rost, 1. c. 19. — Gutbier, 1. c. 77. — Filieites conchaceus Germar und Kaulfuss, Acta acad. caes. Leop. Carol. XV. 6. 227. tb. 66. Fig. 5. > Wettin. 47. C. trichamanoides Brongn. | Brongniart, hist. veget. foss. I. 217. tb. 61. Fig. 4. — Rost, l. c. 18. — Gutbier, 1. c. 78. Weltin und Löbejün. 18. Schizopteris Brongn. 48. Sch. lactuca Sternb. Sternberg, I. e. II. 112. — Germar, Versteinr. Wett. Löbej. 45. tb. 18. 19. — Gutbier, 1. c. 73. — 8. flabellata Gutbier, l. c. 73. — Filieites lacidiformis Germar, Isis 1837. 430. tb. 64. Fig. 4. — Rost, I. c. 20. — Fucoides acutus Germar und Kaulfuss, Acta acad. caes. Leop. Carol. XV. 6. 320. tb. 66. Fig. 7. — Aphlebia acuta Gutbier, 1. c. 72. — Filieites cerispus Germar und Kaulfuss 1. ec. 227. tb. 66. Fig. 6. — Cyclopteris erispa Rost, 1. c. 20. — Cycelopteris Germari Göppert, Syst. filic. foss. 218. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Selaginites Erdmanni ein fructifieirender Wedel dieser Pflanze ist. Weltin u. Löbejün. 19. Aphlebia Sternb. 49. A. patens Germ. Germar, Versteinr. Wett. Löbej. 5. tb. 2. — A. pateraefor- mis Germar, ibid. 7. tb. 3. Weltin. 50. A. irregularis Ger. Germar, 1. c. 57. tb. 24. Weltin. 127 B. Sphenopterides Göpp. 20. Sphenopteris Brongn. 51. Sph. integra Grm. u. Andr, „Germar, 1. c. 67. tb. 28. Welttin. 52. Sp. latifolia Bronen. Brongniart, hist. veget. foss. I. 57. Fig. 1—6. Löbejün. 21. Hymenophyllites Göpp. 53. H. dissectus Göpp. Göppert, syst. filic. foss. 260. — Sphenopteris dissecta Brongniart, l. c. I. 183. tb. 49. Fig. 2. 3. Weltin. 22. Diplacites Göpp. 54. D. longifolius Göpp. Göppert, 1. ec. 274. — Pecopteris longifolia Brongniart, 1. c. I. 273. ib. 83. Fig. 2. — Germar, 1. c. 41. tb. 13. — Rost, l. ec. 30. — Gutbier, ], ec. 80. — D. emarginatus Göppert, ler 274. .tb.,16. Fig. 1.22 Wettin. 25. Alethopteris Sternb. Göpp. 55. A. aquilina Göpp. Göppert 1. c. 298. — Pecopteris aquilina Brongniart, 1. c. . I. 284. tb. 90. — Rost, I. c. 26. — Gutbier, 1. c. 80. Wellin, 56. A. ovata Göpp. Göppert, 1. c. 314. Pecopteris ovata Brongniart, 1. c. 328. tb. 107. Fig. 4. — Neuropteris ovata Germar, 1. c. 31. tb. 12. — Neuropteris mirabilis Rost, I. c. 23. Wettin. 57. A, Bredowii Ung. Pecopteris Bredowii Germar, Il. c. 35. tb. 14. Weltin. 58. A. Defrancei Göpp. Göppert, 1. c. 317. — Pecopteris Defrancei Brongniart, 1. c. 325. tb. 111. — Rost, I. c. 25. — Gutbier, 1. c. 80. Wettin, 128 59. A. sinuata Göpp. Göppert, I. c. 318. — Pecopteris sinuata Brongniart, 1. c. 296. tb. 93. Fig. 3. Löbejün. 60. A. Brongniarlii Göpp. Göppert, 1. c. 314. — Pecopteris pteroides Brongniart, l. c. 329. tb. 99. Fig. 1. — Rost, 1. c. 25. — Gutbier, 1. c. 81. Wellin. 24, Cyatheites Göpp. 61. C. Schlotheimii Göpp. Göppert, 1. c. 320. — Pecopteris cyalhea Brongniart, 1. c. 307. tb. 101. — Rost, I. ec. 25. — Gulbier, 1. c. 81. Wettin. 62. C. Candolleanus. Göppert, 1. c. 321. — Pecopteris Candolleana Brongniart, 305. tb. 100. Fig. 1. — Rost, 1. c. 25. — Gutbier, 1, c. 81. — Pecopteris affinis Brongniart, 1. c. 306. tb. 100. Fig. 2. 3. Wellin. 63. C. arborescens Göpp. Göppert, 1. ec. 321. — Pecopteris arborescens Brongniart, l. ec. 1. 310. tb. 101. 103. Rig.. 1. — Rost, 190929. — P. aspidioides Brongniart, 1. c. 321. tb. 112. Fig. 2. — P. platyrachis Brongniart, 1. ec. 312. ıb. 103. Fig. 4.5. — P. arborea Rost, 1. c. 30, — Gutbier, 1. c. 8. Wettin u. Löbejün. 64, ©. lepidorhackis Göpp. Göppert, 1. c. 322. — Pecopteris lepidorhachis Brongniart, l. c. 313. tb. 103. Fig. 1. 5. Weltin., 65. ©. oreopteridis Göpp. Göppert, 1. c. 323. — Pecopteris oreopteridia Brongniart, l. ec. 317. tb. 104. Fig. 2. tb. 105. Fig. 1-3. — Rost, I. c. 28. — Gutbier, |. c. 8. Wetlin. 66. C. Miltonii Göpp. Göppert, 1. c. 324. — Germar, 1. c. 63. tb. 27. — Pecopte- ris polymorpha Brongniart. I. c. 331. 32. tb. 113. — Rost, I. c. 26. — Pecopteris Miltonü Brongniart, 1. c. 333. tb. 114. 129 Pecopteris marginata Rost, I. c. 30. — Felicites Miltoni Artis, Anted, Phytolog. tb. 14. Wettin u. Löbejün. 25. Hemitelites Göpp. 67. H. Trevirani Göpp. Göppert, 1. c. 333. Ib. 38. Fig. 3. 4. — Pecopteris Trevi- rani Sternberg, Versuche Flor. d. Vorw. II. 158. — Pecopte- ris distans Rost? 1. c. 27. — Gutbier, 1. c. 83. Welttin. 26. Polypodites Göpp. 68. P. elegans Göpp. Göppert, 1. c. 344. tb. 15. Fig. 10. — Pecopteris elegans Germar, 1. c. 39. tb. 15. — Rost, l. c. 29. — Gutbier, 1. c. 83. — Pecopteris arguta Brongniart, 1. c. 303. tb. 108. Fig. 3, Wettin. 27, Pecopteris Göpp. 69. P. Pluckenetii Sternb. Sternberg, Versuche Flor. d. Vorw. I. 4. 19. II. 150. — Germar, 1. c. 42. tb. 16. — Rost, I. c. 29. — Gutbier, 1. c, 83. Wettin und Löbejün. 70. P. Biotii Brongn. Brongniart 1. c. 341. tb. 117. — Gutbier, I. c. 8. — P. delicatula Rost, I. c. 29. Gutbier, ]. c. 81. 71. P. abbreviata Brongn. Brongniart, 1. c. 337. tb, 115. Fig. 1—4. Wettin. y. Gleicheniae Göpp. 28. Asterocarpwus Göpp. 72. A. truncatus Ung. Unger, gen. et spec. plant. 207. — Pecopteris truncata Rost, l. c. 24. — Germar, 1. c. 43. Ib. 17. — Gutbier, 1. c. 81. — Asterocarpus multiradius Gutbier, 1. c. 84. Weltin und Löbejün. ; 130 U. Monocotyleae phanerogamae. Familie Restiaceue. 29, Palaeoxyris Brongn. 73. P. carbonaria Schimp. Germar, 1. c. Heft 7. Welttin. Familie Palmae. . 30. Flabellaria Sternb, 74. Fl. principalis Germ. Germar, 1. c. 50. ib. 23. — Palmacites lanceolatus Schlotheim, Petrefkt. 394? Weltin. III. Dicotylea. Familie Coniferae. 31. Araucarites Sternb. 75. A. Brandlingii Göpp. Göppert, Tchichatscheff, Voyage 389. — Germar, 1. c. 49. tb. 21. 22. Wettin. 76. A. spicaeformis Germ. u. Andr. Germar, 1. c. Heft 7. Wettin. 32. Pinnularıva Lindl, u. Hutt. 77. P. capillacea Lindl. u. Hutt. Lindley und Hutton,. foss. flor. Il. tb. 111. Weltin. Fructus. 33. Cardiocarpon Brongn. 78. C. sp. C. acuto Brongn. sim. Es kommen noch folgende unbestimmte neue Arten hinzu: 2 Sphenopteris, 1 Neuropteris, 1 Odontopteris, ein Stengel mit beerenarligen Früchten, ähnlich denen des Weis- sites vesiculosus, aber sicher davon verschieden und ovale etwas kantige Früchte, die meistens sehr unvollständig er- halten sind. - 131 Veher die Tribus der Sideen. Von ’Augusi Garcke. Sitzung am 5. September 1849. Nachdem die allgemeine Charakteristik dieser Tribus der Malvaceen auseinandergesetzt und nachgewiesen war, dass die Gattung Malachra bei Endlicher gener, plant. p. 985 mit Unrecht zu dieser Abtheilung gebracht sei, da sie zu den eigentlichen Malveen gehöre, wurde über den Werth oder den Unwerth der einzelnen hierher gehörigen Gattungen gesprochen und namentlich längere Zeit bei der Hauptgattung Sida verweilt, und auf die Schwierigkeit einer natürlichen Klassifikation aufmerksam gemacht. Die bisher eingeschla- genen Methoden, wonach die Zahl oder die Gestalt der Früchtchen bei der Eintheilung zu Grunde gelegt, seien un- haltbar; De Candolle habe im Prodromus I p. 459 vielleicht den besten Weg betreten, indem er den ganzen Habitus der hierher gehörigen Pflanzen berücksichtigte, aber freilich dürfe man nicht Sideen mit herz- und eiförmigen Blättern trennen, da sonst bei dem grossen Schwanken der Blaitform leicht ein und dieselbe Species in zwei Abtheilungen gebracht werden müsste, wie dies wirklich bei DC. 1. c. geschehen sei. Leider seien dem De Candolle eine grosse Anzahl von Arten unbekannt gewesen und dies der Grund, wesshalb die nächstverwandten Species oft weit von einander getrennt wären, wie Sida muricata Cav. und S. ciliaris L,, andere seien in einer falschen Section aufgeführt, wie die mit Abu- tilon erosum Schldt. Linnaea XI. p. 367 identische Sida bi- valvis Cav. diss. I. p. 13, welche wegen der aufspringenden Früchtchen zur Gattung Abutilon gehöre, also Abut. bivalve zu nennen sei, beweise. Cf. DC. prodr. I. p. 464. Hierauf warf der Vortragende einen Blick auf die nach dem Erscheinen von De Candolle’s Prodromus bekannt ge- machten Arten, welche sich bei Walpers Repertor. I. p. 313 sq. finden, und wiess nach, dass auch von diesen einige 9% 132 eine unrichtige Stellung einnähmen. So gehören Sida den- ticulata Fresen. (Nr. 12), S$. heterosperma Visiani (Nr. 17), S, rostrata Schum. und Thonn. (Nr. 24), S. rosea Lk. und Otto (Nr. 59), S. inaequalis Lk. und Otto (Nr. 60), S. ve- nosa Alb. Dietrich (Nr. 61), S. Sellowiana Klotzsch (Nr. 62) zur Gattung Abutilon, wohin diese Arten mit Beibehaltung der Trivialnamen zu bringen seien. Veiber Achania Poeppigii Spr. und einige we- niser bekannte Hibiscusarten. Von August Garcke. Sitzung am 30, Januar 1850. Unter dem Namen Achania Poeppigii beschreibt Sprengel Syst. veget. III. p. 100 eine von Pöppig als Achania pilosa Ait. (soll Swartz heissen) auf der Insel Cuba gesammelte Pflanze. Obgleich wir kein Originalexemplar von der Swartzi- schen Pflanze gesehen haben, so zeigt doch eine Verglei- chung der Diagnose bei Swarlz flor. ind. occ. II p. 1224 sogleich, dass die Pöppigsche Pflanze mit der Swartzischen nicht identisch sein kann. Denn die von Swartz 1. c. für seine Pflanze in Anspruch genommenen herzförmigen, oft stumpfen Blätter, die abfallenden Nebenblätter, die mit den Blattstielen gleich langen Blüthenstiele, die gezähnten Aussen- kelchblätter sind Merkmale, welche auf die vorliegende Pöppigsche Pflanze gar nicht passen. Unterwerfen wir diese letztere aber einer genauern Prüfung, so gelangen wir bald zu der Ueberzeugung, dass wir es hier mit gar keiner Achania, oder was dasselbe ist, mit keinem Malvaviscus zu ihun haben; die Pflanze gehört vielmehr zur Gattung Hibis- cus, wie der fünftheilige Griffel und die in 5 Klappen auf- springende Kapsel deutlich beweisen; sie ist also Hibiscus 133 Poeppigii zu nennen. Suchen wir nun ihre Stellung im Systeme und ihre Verwandten zu ermitteln. Da die Samen dieses Hibiscus mit einer langen Baum- wolle ähnlichen Behaarung umgeben sind, so gehört derselbe in ‚die siebente Abiheilung (Bombicella) bei De Candolle prodr. I. p. 452 und es wäre nur zu erforschen, ob er sich als eigne Species erweise oder schon zu den bekannten Arten zu zählen sei. Von den bei DC. ]. c. angegebenen hat eine Art grosse Aehnlichkeit, nämlich H. unilateralis Cav., doch ist sie nach vorliegenden Exemplaren gewiss verschie- den, und wir werden weiter unten die Unterschiede genauer hervorheben; als identisch mit der unsrigen können wir von den bei De Candolle 1. c. beschriebenen keine Art bezeich- nen. Dagegen finden wir bei Walpers Repert. I. S. 305 einen H. truncatus Rich. aufgeführt, welcher wie der Pöppigsche gleichfalls aus Cuba stammt, aber zur Abtheilung Cremontia gehören soll. Nach der in der Flora cubensis von Richard mitgetheilten Diagnose und Abbildung glauben wir mit Be- stimmtheit entnehmen zu dürfen, dass wir es hier mit ein und derselben Pflanze zu thun haben. Nur gehört der Pöppigsche Hibiscus ebenso wenig zur Abtheilung Cremonlia, wie der Richardsche, da ausdrücklich in der Diagnose semina pilis longissimis gossypinis angegeben sind, welches Merkmal unter den Hibiscusarten nur die Section Bombicella besitzt, und wir glauben, dass diese willkürliche Anordnung, wie an unzähligen andern Stellen, so auch hier von Walpers herrührt. Da jedoch der ältere Name stets vorangestellt werden muss, so isi diese Pflanze mit dem Namen Hibis- cus Poeppigii zu bezeichnen, und wir wollen hier eine Diagnose und kurze Beschreibung nebst Angabe der nächsten Verwandten folgen lassen. H. (Bombicella) Poeppigii nob. Exceptis floribus geni- talibusque pilis stellatis detergibilibus obsitus; caule fru- ticoso ramoso; foliis breviter petiolatis, ovatis vel subtri- lobis, acutis, inaequaliter serratis, basi obtusis truncatisque; pedunculis azwillaribus petiolo longioribus supra medium 134 articulatis; involueri foliolis 9-10 lineari-subspa- thulatis calyce brevioribus vel eum aequantibus; petalis calycem duplo superantibus, tubo stamineo bre- vioribus; capsula ovordea, calycem subaequante. Achania Poeppigii Spreng. system. veo. III p. 100. Hibiscus truncatus Rich. flor. Cubens. 138. Crescit in fruticetis maritimis Cubae ad Matanzas. Dieser mit Ausnahme der Blüthentheile überall mit an- liegenden, auf Knötchen sitzenden, abwischbaren Haaren besetzte Hibiscus gehöri seiner langwolligen Samen wegen in die Abtheilung Bombicella und ist mit H. truncatus Rich. ohne Zweifel identisch. Seine eiförmigen oder bis- weilen fast dreilappigen, ungleich gesägten, spitzen, fast durchscheinend punktirten, am Grunde stumpfen oder abge- stutzten Blätter sind 3—2” lang und 4+—11“” breit und sitzen an kurzen, 2—9 Linien langen Blattstielen. Der Mittelnerv des Blattes trägt auf der Unterseite bisweilen eine kleine Drüse. Die kaum 2 Linien langen Nebenblätter sind borsten- förmig und bleiben stehen. Die Blüthenstiele erreichen eine Länge von 14 Zoll, überragen also stets den Blattstiel, sind aber meist kürzer (besonders an den unteren Blättern) als das Blatt selbst; über der Mitte sind sie gegliedert und von da ab dicker und stärker behaart. Der aus 9—140 linealisch- spiralförmigen, eiwa 5 Linien langen Blättchen bestehende Aussenkelch ist meist kürzer, selten ebenso lang als die fast dreieckigen, zugespitzten Zipfel des bis über die Mitte fünf- theiligen Kelches. Die purpurfarbige Blumenkrone hat eine Länge von 3—1 Zoll und ist nebst der sie an Länge über- treffenden Staubfadenröhre ganz kahl. Die Kapsel ist fast kugelig- eiförmig, 5 klappig, mit ziemlich grossen wolle- tragenden Samen. Die mit Hib. Poeppigii zunächst verwandten Arten, Hib. hirtus L. und H, phoeniceus Jacq., sind vielfach mit einander verwechselt worden und mögen daher hier näher characterisirt werden. H. (Bombicella) hirtus L. spec. 977.Stellato-pilosus; caule fruticoso, ramoso; folüis ovatis subcordatisve integris 135 vel 3—5 lobis, serratis, subtus uniglandulosis; stipulis setaceis persisientibus; involueri foliolis parvis 6-9 subulatis calyce brevioribus hispido-pilosis, co- rolla calycem excedente. H. Rosa Malabarica Koen. — Bot. Reg. tab. 337. Hib. phoeniceus Lin. fil. suppl. 310 ex parte — Willd. spec. plant. III. 1 pag. 813 exclus. syn. Linn. suppl. et H. hirt. Cav. — DC. prodr. I. p. 452 ex parte. Cav. diss. 3 tab. 67. Fig. 2 (excl. f.) Pluck. alm. tab. 254 Fig. 3. Rheede Malab. 10 tab. 1. Crescit in India orientali, Mauritio et Mozambique. Dieser Hibiscus ist wegen seiner sehr variirenden Blatt- form vielfach verkannt. Schon Wight und Arnoti prodr. flor. penins. Ind. orient. I. p. 51 haben darauf aufınerksam gemacht, dass von DC. prodr. I. p. 452 zwei Arten, H. hirtus L. und H. phoeniceus Jacq. hort, vind. 3 p. 11 tab. 4, mit Unrecht unter dem Namen H. phoeniceus Willd. zusammen- gefasst seien. Die Verwechselung rührt jedoch aus einer früheren Zeit her, da schon Linne fil. suppl. 310 angibt, dass H. hirtus L. nur als eine Form des auf Zeylon (?) wachsenden H. phoeniceus Jacg. zu betrachten sei. Obgleich wir die Jacquin’sche Abbildung nicht vergleichen können, so glauben wir doch aus der freilich sehr kargen Diagnose bei Linne fil. suppl. 310 und besonders aus der Anmerkung zu H. hirtus L, bei Wight und Arnolt prodr. peninsul. Ind. orient. I. p. 51, woher auch grösstentheils die oben angeführte Sy- nonymie stammt, mit Bestimmtheit annehmen zu dürfen, dass Hib. unilateralis Cav. mit H. phoeniceus Jacq. identisch ist, obgleich wir diese Pflanze nur aus St. Domingo und Colum- bien, nicht aus Zeylon, also nicht aus Ostindien kennen, für welches Land sie auch Wight und Arnold nicht ange- geben haben; wir behalten daher den älteren Namen, H. phoeniceus Jacq., bei. Der Hauptunterschied dieser beiden Arten liegt ausser dem verschiedenen Vaterlande besonders in den Kelchtheilen. Bei H. hirtus L. nämlich sind die Aussen- kelchblätter sehr kurz, oft kaum 1 Linie lang, borsten- oder pfriemenförmig, den Kelch an Länge nie übertreffend, mit steifen auf Knötchen sitzenden Haaren dicht besetzt, die Kelch- 136 zipfel schmal-lanzettlich, die Blüthen meist kleiner und die Mittelnerven der Blätter auf der Unterseite mit einer läng- lichen Drüse versehen, während bei H. phoeniceus Jacq. die Involueralblätter ganz kahl oder nur äusserst sparsam be- haart, linealisch und so lang sind, dass sie den Kelch, oft sogar die Blumenkrone überragen; die Kelchzipfel sind breiter, eiförmig zugespitzt und die Blülhen meist grösser. Zur leichteren Unterscheidung beider verwandten Arten möge hier noch eine kurze Beschreibung beider und zunächst von H. hirtus L. folgen. Der Stengel ist wie die ganze Pflanze mit Ausnahme der Staubfadenröhre mit sternförmigen auf Knötchen sitzen- den Haaren besetzt, welche bei alten Individuen jedoch, be- sonders an den Blüthenstielen und Kelchtheilen, oft weniger deutlich hervortreten, so dass sie als einfach-borstenförmige erscheinen. Die Blätter sind in Form und Grösse sehr ver- änderlich. In Bezug auf die erstere ist zu bemerken, dass die eiförmig-zugespitzte die am häufigsten vorkommende ist, indessen fehlen auch schwach-herzförmige und besonders tief 3—5 lappige, mit vorgezogenem Mittellappen, nicht; am Rande sind sie steis gesägt. Die Länge variirt zwischen 1—3 Zoll, die Breite zwischen 4—2 Zoll. Der rundliche, schwach rinnenförmige Blattstiel erreicht eine Länge von 4—13. Zoll. Sehr ausgezeichnet ist die längliche Drüse des Mittelnerves auf der Unterseite des Blattes. Die 1—2 Linien langen Nebenblätter sind borstenförmig und bleiben lange stehen. Die Blüthenstiele stehen entweder einzeln in den Blattwinkeln und sind dann länger als der Blattstiel, aber kürzer als die Blattfläche selbst, und über der Mitte, oft un- mittelbar unter der Blüthe gegliedert, oder es entspringen, wie nicht nur bei einer Menge Arten dieser Gattung, sondern wie bei fast allen Malvaceen, kürzere oder längere, mehr oder weniger verästelle Zweige aus den Blattwinkeln, so dass der ganze Blüthenstand eine langgestreckte Rispe bildet. Die 6—9 borstenförmigen, behaarten, nur 4-—3 Linien lan- gen Aussenkelchblättchen, welche meist kürzer, selten ebenso lang Caber nie länger) als die schmal-lanzettlichen, steifbe- 137 haarten Kelchzipfel sind, lassen diese Species sogleich von ihren Verwandten erkennen. Die purpurrothen Blüthen sind meist klein, doch stets, oft sogar um das Doppelte länger als der kurze Kelch. Die länglich-verkehrt-eiförmigen, meist nur 4, selten 7 Linien langen Blumenblälter sind auf der Aussen- seite mit sternförmigen Haaren besetzt und werden in der Regel von der an der Spitze in 5 ziemlich lange Griffel aus- gehenden Staubfadenröhre überragt. Die kleine, 3—4 Linien hohe Kapsel birgt in jedem Fache meist 3 bei der Reife mit einer langen Wolle umgebene Samen. H. (Bombicella) phoeniceus Jacq. hort. vind. 3 p. 11 tab. 4. Caule fruticoso, ramoso, glabro; foliüs ovatis, basi truncatis vel subrhomboideis, acuminatis, serratis, gla- bris vel stellato-pilosis, eglandulosis vel uniglandulosis; sti- pulis setaceis, persistentibus; involueri foliolis 9—11 linearibus glabris vel vix stellato -pilosis, ca- Iycem superantibus; corolla calycem excedente. H. unilateralis Cav. diss. 3 p. 158. — H. phoeniceus Willd. spec. plant. III. 1 p. 813 ex parte — DC. prod. I. p. 452 no. 76 ex parte, et forlasse H. columbinus flor. mezxic. apud DC. |. c. no 78. Crescit in St. Domingo et Columbia (verosimiliter quoque in Mexico.) Die ganze Pflanze hat ein kahles Ansehn und unter- scheidet sich schon dadurch auf den ersten Blick von den durch zahlreiche anliegende Sternhaare rauhen eben beschriebenen Arten; nur mit Hilfe der Loupe bemerkt man an den jungen Blättern, besonders auf der Unterseite und an den Kelchen und Blüthen zerstreuete Sternhaare. Die Blätter sind 14—24 Zoll lang und 4—14. Zoll breit, meist eiförmig, am Grunde rundlich, abgestutzt oder rhombisch, am Rande ungleich ge- sägt. Der Mittelnerv ist auf der Unterseite der Blätter theils mit, theils ohne Drüse. Die blattwinkelständigen, gegliederten, 3— 24 Zoll langen Blüthenstiele überragen den kurzen, nur 4—9 Linien langen Blattstiel; bisweilen entspringen aus den Blattachseln aber auch ganze Aeste. Besonders ausgezeichnet sind an dieser Species die 9—11 Linien langen, linealischen, 138 spitzen, kahlen oder nur schwach behaarten Aussenkelchblätt- chen, welche stets die eiförmig-zugespitzten Kelchzipfel, oft so- gar die Blüthen an Länge übertreffen. Die Blülhen stehen in Bezug auf ihre Grösse in der Mitte zwischen den kleinen des H. hirtus und den grössern des H. Poeppigü. Die pur- purroihen, verkehrt-eiförmigen, auf der Aussenseilte mit stern- förmigen Haaren besetzten, 7— 9 Linien langen Blumenblätter sind theils so lang, theils kürzer als die mit 5 deutlichen Griffeln und Narben endigende Staubfadenröhre. Die Staub- fäden stehen keineswegs oder wenigstens nur ausnahmsweise einseitswendig an Jer Staubfadenröhre, wie Cav. u. DC. l. c. für H. unilateralis angeben, nach welchem Merkmale die Pflanze auch den Trivialem unilateralis erhielt, sondern ohne Ordnung rings um die Röhre. Die Kapsel ist kugelig- eiförmig, etwa so hoch als der Kelch; die reifen Samen mit langer Wolle umgeben. Weber Sida cordifelia L. und die von ihr getrennten Arten. Von August Guarcke. Sitzung am 12. Juni 1850. Es ist schon zu wiederholten Malen darauf aufmerksam gemacht, dass mit Sida cordifolia L. oder mit der zu ihr ge- hörigen S. althaeifolia Sw. mehrere meist als gute Arten anerkannte sich bei genauer Prüfung als identisch erweisen. So sagt Kunth (nov. gen. americ. V. p. 204) nach genauer Beschreibung der Sida althaeifolia Sw. dass S. micans Juss. sich von dieser Pflanze kaum unterscheide, nur seien die Grannen an den Karpellen etwas kürzer, Ebenso hält St. Hilaire Flor. bras. merid. I. p. 189 die Sida multiflora Cav. diss. I. p. 18 tab. 3 Fig. 3 von der von ihm ausführ- lich beschriebenen S. althaeifolia Sw. für nicht verschie- den, und endlich berichten Guillemin und Perrotiet Florae 139 Senegamb. tent. I. p. 73, dass ihre genau untersuchten Exem- plare aus Senegambien mit Sida althaeifolia Sw. zusammen- fallen, diese letztere aber mit $. cordifolia L. eine so grosse Verwandtschaft besitze, dass beide Arten, wenn sie nur besser untersucht sein würden, nur eine einzige Species bilden dürften. Zugleich erfahren wir aus der zuletzt angeführten Stelle, dass die von De Candolle im Prodromus unerwähni gelassene Sida africana P. Beauv. flor. Owar. LI. p. 87 tab. 116 ebenfalls zu S. althaeifolia Sw. gehöre, wovon die Verfasser jener Flora sich durch die Einsicht in P. Beauv.’s Herbar überzeugt haben. Hiernach wären schon vier Arten (S. althaeifolia, micans, multiflora und africana) mit Sida cordifolia L. als identisch zu betrachten. Gehen wir nun aber auf die Linne’sche Species selbst zurück, um die an- dern hieher gehörigen Formen besser würdigen zu können. Linne nimmt für seine Sida cordifolia herzförmige, etwas eckige, gesägte, weichbehaarle Blätter in Anspruch und gibt ihr Vorkommen in Indien und am Kap der guien Hoffnung an, hält sie aber irriger Weise für einjährig, wäh- rend sie, wie schon von anderer Seite nachgewiesen, be- stimmt ausdauernd ist. Cavanilles diss. I. p. 19 gibi eine kurze Beschreibung dieser Pflanze und citirt als Vaterland beide Indien, Senegal, Isle de France und Peru und in De Candolle’s Prodr. I. p. 464 findet sie sich diagnosirt: Folüs ovalis cordatis dentatis subangulatis obtusiusculis tomen- tosis, pedicellis solitarüs 1 floris petiolo paulo brevioribus, carpellis 9—-10 birostratis. In India orientali et Africa. © Auf die einzeln stehenden Blüthenstiele aber, welche kürzer als der Blattstiel sein sollen, ist jedoch ebensowenig Gewicht zu legen als auf die Anzahl der Karpellen. Denn die erstern sind, wenn sie wirklich nur einzeln stehen, bald etwas kürzer, bald ebenso lang, bald länger als die Blattstiele, aber ebenso häufig oder wohl häufiger finden sich in den Blattachseln nicht einzelne Blüthenstiele, sondern ganze Aeste, oft von geringer Länge, bisweilen nur so lang als der Blattstiel, meist aber länger als das ganze Blatt und dann ziemlich verzweigt, Nicht selten ist nur eine einzige Blüthe lang ge- 140 stielt, während die andern aus derselben Blattachsel ent- sprungen fast sitzen. Die Blattform ist gleichfalls sehr veränderlich; sie geht aus der fast kreisrunden Gestalt mit nur schwacher Andeu- tung des Herzförmigen unmerklich in die herz -eiförmige oder herzförmig-längliche über. Demnach bliebe nur die Anzahl der Karpellen als Unterscheidungszeichen übrig, und wären bei S. cordifolia immer 9— 10, wie De Candolle 1. c. angibt, vorhanden, so liessen wir dies gern als gutes Merk- mal stehen. Aber schon die im Eingange erwähnten Auto- ren sind hierüber verschiedener Meinung; so gibt Kunth l. c. die Anzahl der Früchtchen auf 11 an und bemerkt, dass nach handschriftlicher Mittheilung von Bonpland dieselbe 12 betragen solle. St. Hilaire erwähnt nur 12 Karpellen, während Guillemie und Perrottet, dem wahren Verhältnisse näher kommend, die Zahl derselben zwischen 9— 12 schwanken lassen. Swartz nimmt für seine $. althaeifolia 10-12 in Anspruch. Wir waren im Stande eine Anzahl von Exemplaren aus verschiedenen Gegenden zu untersuchen und fanden das Zahlenverhältniss der Früchtchen an denselben verschieden. So ergab die Untersuchung, dass die Frucht eines von Martius unter dem Namen S. multiflora ausgegebenen brasilischen Exemplars aus 9—10 Karpellen bestand; ein Exemplar von St. Thomas hatte 10—11 Früchtchen, ein anderes aus Bra- silien 42, ein viertes aus Martinique 10, ein fünftes von Salzmann in Bahia gesammeltes 10—11 und ein aus Porto- riko stammendes sogar 13. Aehnlich verhält es sich mit den Afrikanischen Exemplaren: bei einem von Dr. Peters in Mozambique gesammelten Exemplare bestand die Frucht aus 9 Theilfrüchtchen, ein aus Nubien stammendes hatte 8—10 Karpellen, jedoch so, dass die Zahlen 9 und 10 die vorherrschenden waren, 8 nur selten vorkam, ein drittes vom Kap der guten Hoffnung als Sida velutina bezeichnet, hatte 10 Karpellen; ein viertes von der Insel Bourbon 9—10 und ein cultivirtes Exemplar endlich hatte 8—9 Früchtchen. Hieraus ergibt sich, dass die Zahl der Karpellen zwischen 8 und 13 varürt, 141 Legen wir nun nach diesen Bemerkungen die Kritik an einige andere bisher noch nicht erwähnte in DC’s Prodr. als eigene Arten aufgeführte Species, so stossen wir zu- nächst auf Sida herbacea Cav., welche sich sowohl nach der von DC. gegebenen kurzen Diagnose, als auch nach der Beschreibung von Cavanilles diss. I. p. 19. in nichts von S. cordifolia unterscheidet. Ebenso gehört Sida portori- censis Sprengel syst. veget. III. p. 114 unstreitig hierher, In den Herbarien findet man hin und wieder die hierher ge- hörigen Pflanzen auch mit $. maculata Cav. bezeichnet, jedoch mit Unrecht. Denn diese hat ausser den eiförmigen, fast elliptischen Blättern beinahe dreimal grössere Blüthen als S. cordifolia und die kleinen, vom Kelche ganz bedeckten, an der Spitze mit zwei ganz kurzen Schnäbeln versehenen Früchtchen sind mit denen der letzteren Art gar nicht zu vergleichen, wie dies schon die schöne Abbildung von S$. suberosa L’Herit. stirp. nov. tab. 54 deutlich zeigt, welche mit S. maculata identisch ist. Wie Sida maculata Cav. nur mit Unrecht zu $. cor- difolia L. gezogen ist, so gehört auch die nächste verwandte, von DC. nur unvollständig gekannte Species, die Sida acu- minata DOC. Prodr. I. p. 462 nicht zu ihr, welche Ver- wechslung in den Herbarien gleichfalls öfter stattfindet. Sie hat zwar die kleinen Blüthen mit $. cordifolia gemeinsam, aber die Blätter sind eiförmig, oft elliptisch, und die Frucht besteht nur aus 5—7 Karpellen, welche sternförmig behaart, kürzer als der Kelch, kaum zweihörnig sind; es fehlen ihnen also die langen grannenartigen, meist rückwärts stächeligen Fortsätze der Früchtchen bei S. cordifolia ganz. Noch mag hier auf eine eigenthümliche Varietät der S. cordifolia aufmerksam gemacht werden, welche in der äussern Tracht die grösste Aehnlichkeit mit $. acuminata DC. hal und oft für diese ausgegeben wird. Sie besitzt die- selben kleinen, gedrängten, eiförmigen, spitzen oberen Blätter, wie $. acuminata DO. var. microphylla, nur schärfer und kleiner gesägt und sehr kurz gestielte,, in den Blattwinkeln oder an der Spitze der kurzen Aeste stehende Blüthen, 142 aber ein Blick auf die lang begrannten, aus 10 Karpellen bestehenden Früchtchen lässt sie sogleich als ächte S. cor- difolia L. erkennen. Nach diesen Bemerkungen möge nun folgende Diagnose und Beschreibung hier ihren Platz finden. Sida cordifolia L. spec. 961. Caule suffruticoso, ramoso; ramis molliter villoso-lomentosis et saepius pilis simplicibus longio- ribus obsitis, folus petiolatis, cordato-ovatis, obtusis vel aculis, serratis, supra pubescentibus vel glabriusculis, subtus tomentosis; floribus azillarıbus soltarüs vel saepius fasciculato-racemosis; carpellis 8—13, longe biaristatis, aristis retrorsum ptlosis. Crescit in omnibus terris tropicis et in Africa australia extratropica 8. Var. ß. decipiens. Folus supremis parvis, confertis, ovalo- aculis, argute serratis; floribus in brevibus racemis asillarıbus terminalibusve. Crescit in Peruvia. Caules simplices vel ex eadem radice perpendiculari plures basi suffruticosi, 2’—3’ et ultra alti, teretiusculi, erecti, saepis- sime ramosi, cum ramis velutino-tomentosis et interdum pilis longio- ribus simplicibus obsiti. Folia inferiora 1—3 poll. longa, 3—24 poll. lata, cordato- ovata, inaequaliter dentata, supra pubescentia vel glabriuscula, subtus tomentosa, oblusa vel acula; nervis supra saepe impressis subtus prominentibus; petiolus +„—1% poll. longus, teres vel saepius canaliculatus, hirsutus. Stipulae circiter 3 lineas longae, erectae, setaceae, hirsutae, deciduae. Flores azillares et ad apicem caulis et ramorum, solitarü vel plerumque conferti; pedunculi breves, 2—6 lin. longi, wuniflori, hirsuti, infra apicem articulati, saepius ut in congeneribus flos unus singuli fasciculi longius pedicellutus, alüi plures subsessies. Calyz circiter 3 lın. longus, cupuliformis , molliter incano-tomentosis, supra medium 5 fidus, lacinüs triangularıbus. Petala 5, obtusa vel obsolete emarginata, calyce paulo longiora, glabra, margine cihata, flava, basi maculata. Tubus stamineus flavus, apice stammibus crebris obsitus. Antherae reniformes glabrae. Ovarium globoso-conicum, apice pubescens, 8—13 loculare. Styh 8—13, basın versus 143 coahti, superius disiincti, glabri, singuli stigmate capitellato ter- minuntes. Fructus ee 8—13 carpellis solubilibus constans, caly- cem aequans vel excedens; carpella 1—2 lin. longa, apicem versus hispida, longe biaristata, inter aristas dehiscentia, dorso con- vexo et lateribus planiusculis glabra et plerumque rugulosa; arisiae longitudine fere carpidiorum, pilis plerumque retrorsis dense obsitae. S. micans Cav. diss. I. p. 19 tab. 3. fig. 1. 5. multiflora Cav. diss. I. p. 18 tab. 3. fig. 3. S. herbacea Cav. diss. I. p. 19 tab. 13. fig. 1. S. rotundifolia Cav. diss. I. p. 20 tab. 3. fig. 6 et VI. p. 529. tab. 194. fig. 2. S. althaeifolia Sw. prodr. 101. flor. 2 p. 1207. S. africana P. B. flor. Owar. II. p. 87 tab. 116. . portoricensis Spreng. Syst. veget. III. p. 114. velutina E. Meyer in litt. un Vebersicht der die Stadt Halle und de- ven Umgegend behandelnden naturwis- senschaftlichen Literatur, von E. A. Zuchold. Sitzung am 19. Juni 1850, Ueber den Zweck der nachfolgenden Zusammenstellung habe ich wohl nicht nöthig mich weitläufig auszusprechen; denn es ist, wie jeder zugeben wird, nicht nur nothwen- dig sondern unerlässlich, will man in irgend einem Felde der Naturwissenschaften nicht erfolglos arbeiten, dass man die dahin gehörige Literatur kennt, genau kennt. Sie zeigt nicht allein was unsere Vorgänger leisteten, verhütet mithin, dass man sich Entdeckungen anderer anmasst und Zeit wie Mühe da opfert, wo es bereits von jenen geschehen, sondern lässt uns auch die Lücken sehen, auf deren Aus- füllung der Fleiss zu verwenden ist, auf deren Ergänzung unsere Studien zu lenken sind, 144 Ich werde hier nur versuchen einen Ueberblick über die selbsständig erschienenen Schriften zu geben, die uns zeigen, dass Halle von jeher nicht nur fleissige sondern auch tüchtige Forscher in seinen Mauern barg; denn es giebt wohl nur sehr wenige Orle, die eine gleiche Literatur, sei es in Bezug auf die Zahl wie auf den innern Gehalt, aufzuweisen haben. Auf die in Zeitschriften und Sammelwerken nieder- gelegten Arbeiten einzugehen, gestattele mir weder die Zeit noch der zu Gebote stehende Apparat, und muss ich die Zusammenstellung dieser Arbeiten den geehrten Mitgliedern des Vereins überlassen, welche in die einzelnen Fächer besser eingeweiht sind als ich. Ich lasse nun die mir bekannten Schriften nach den drei Naturreichen getrennt, unter sich in chronologischer Reihe folgen. Mineralogie. 1. *) Dan. Fridr. Hoffmann, Praes. et Joan. Jacob. , Lerche Auctor respond., Diss. inaug. physico - med. sistens Oryctographiam Halensem sive fossilium et mineralium in agro Halensi descriptionem. Halae, tiypis I. C. Hilligeri 1730. A. (56 pag. gratul. 4 pug.) Der Verf. beschränkt sich nicht darauf, die unmittel- bare Gegend der Stadt Halle zu beschreiben, sondern dehnt seine Beobachtungen auf einen Umkreis von 3 bis 4 Meilen aus. Im 1. Kapitel behandelt er die Lage und natürliche Beschaffenheit des Territoriums von Halle. Der Boden dieses Terrains besteht meist aus einer fetten, fruchtbaren Erde; denn nur einige Hügel an der Elster, bei Giebichenstein und Nietleben sind sandig und felsig. — In topographischer Be- ziehung sind diese Felsen, sowie ferner der Petersberg (Mons serenus) die Berge bei Beesen, Esperstädt und Gim- ritz als solche zu erwähnen, die sich merklich über das flache Land erheben und Thalbildungen veranlassen; von *) Die mit einem * bezeichneten Schriften befinden sich in der Bi- bliothek des Vereins, 145 Wäldern ein von Ammendorf bis Leipzig ausgedehnter aus Eichen, ein gleicher am Fusse des Petersberges und einer mannigfaltiger zusammengesetzt, nahe bei der Stadt, die so- genannte Heide, die jedoch sämmtlich nicht der Stadt den nöthigen Holzbedarf liefern. — Der Schichtenbau des Bodens südlich von der Stadt ist: 1, fruchtbare Ackererde 3’ mächtig. 2, Kieselgerölle. 3, Lehm 6° m. 4, feuchter Lehm mit Horn- steingeschieben (Knollenstein?) 8° m. 5, blättriger Lehm 2° m. 6, unreiner trockner Sand 2° m. 7, sandiger Lehm 8° m. 8, fester gelblicher Lehm 1° m. 9, verschiedene Kieselgerölle, wasserreich, den Bedarf davon für das \Yaisen- haus liefernd, 8° m. 10, schwarze feste Erde 24° m., Blöcke und Geschiebe, verkohltes Holz, Pectunculi und andere Con- chylien führend, sowie Spuren reiner Kreide (Aluminit) 18° m. 11, trockner gelblicher 4° und mehr mächtiger Sand. 42, weisser und röthlicher Thon. 13, Sandstein bis 120’ durchsunken. Gegen die Saale hin ändert die angegebene Schichtenfolge schon merklich ab, ebenso nach Westen. In der Stadt selbst ist im südlichen Theile die Zusammensetzung des Bodens nicht minder mannichfaltig. Zu oberst erscheint schwarzes Alluvium, Lehm, Geschiebe, darunter folgen so- genannte Thaukohlen in weiter Ausdehnung bis Liebenau. Im Jahre 1698 wurden auf dem Berlin diese Kohlen aufge- schlossen, 1722 am Waisenhause, wo viel fossiles Holz und gut erhaltene Baumblätter gefunden wurden, dann ganze Baumstämme in regelmässiger Lagerung, und von 30 bis 52 Fuss Tiefe gute Braunkohlen. Als diese durchbohrt wurden, drangen die Wasser mit solcher Gewalt hervor, dass die Arbeiter eiligst fliehen und den Bau aufgeben mussten. Schon 200 Jahre früher wurden nach Valerius Cordus diese Braunkohlen aufgeschlossen. Cap. I. Die in medieinischer und technischer Hinsicht wichtigen Erden. Ein sehr guter Töpferthon von verschiedener Farbe in mehreren Gruben, besonders bei Nietleben. Röthel am Wege bei Giebichenstein. Ocker in der Nähe der Stadt an der Saale und bei Seeben. Kreide häufig an mehreren 10 146 Orten. Mondmilch im Garten des Waisenhauses. Siegelerde bei Naumburg. Cap. II. Steine ohne besiimmte Form. Sandsteine bei Lodersleben, Esperstedt und Rothenburg als Baustein und Schleif- und Mühlstein gebrochen. Kieselige Steine als ge- wöhnlicher Baustein benutzt an der Steinmühle. Kalkstein mit Conchylien bei Lieskau und Freiburg. Tuffstein mit Versteine- rungen bei Lieskau, Passendorf, Querfurth, Freiburg, Eisle- ben, Sangerhausen. Marmor bei Giebichenstein und Quer- furth. Alabaster in Bruchstücken bei Halle. Gyps bei Kölme, Merseburg, Schraplau u. s. w. Fraueneis in Gruben bei Glau- cha, Merseburg, Bottendorf. Kieselgerölle an verschiedenen Orten. Hornstein oder Feuerstein, auch Jaspis überall. Cap. IV. Figurirte Steine, Naturspiele. Aelites, Adler- steine in einer Sandgrube bei Halle und am Salzsee bei Seeburg. Donnerkeile häufig. Steine, welche Theile von Thieren darstellen, als Wirbel und Köpfe. Dendriten. Petrefacten. — Petrifieirtes Holz an der Elster bei Ermlitz, Dieskau, Sennewitz, Querfurth, Giebichenstein u. s. w. Fossile Kohlen bei Halle. Steinpflanzen auf Schiefer bei Wettin, Giebichenstein. Incrusürte Pflanzen an der Saale. Fossile Korallen bei Halle. Belemniten, Echiniten, Judensteine auf den Aeckern. Nautiliten bei Querfurth, Ammoniten bei Weidenbach und Kuckenburg. Turbiniten, Strombiten und Buceiniten bei Farrnstädt und Weidenbach, Kölme, Lieskau, Schraplau. Kochliten, Trochiten, Neriten bei Passendorf, Nietleben, Schraplau. "Tubuliten bei Lodersleben. Musculiten bei Quer- furlh, Passendorf und Lieskau, Chama bei Esperstädi. Trigo- nellen in einer Lehmgrube. Bucarditen bei Querfurth. Pek- tiniten bei Weidenbach und Kuckenburg. Fische im Kupfer- schiefer im Mansfeldischen, Fischzähne bei Schraplau, Oolithen oder Roggensteine bei Alsleben und Rothenburg. Fossile Einhorn- und andere Knochen bei Querfurth, Giebichenstein upla,, O0: | Cap. V. Ueber die Salsen, Salzwerke in Halle, Salz- quellen bei Giebichenstein, Gröbzig, Artern> Glauchau, 447 Liebenau, Erdeborn. — Salpeter bei Teutschenthal. Salzthon bei Düben. Schwefelkies und. Vitriol bei Glaucha, Brach- witz u. a. 0. Cap. VI. Metalle und Mineralien. — Gold in der Saale. Kupfer im Mansfeldischen u. a. 0, Eisen häufig z. B. bei Brachwilz, Giebichenstein u. s. w. Steinkohlen bei Wettin und Löbejün. 2. * Joh. Joach. Lange Praes. et Joh. Christian Daniel Schreber Auctor, Lithographia Halensis. Halae impr. Joh. Jac. Curt. 1758. 4. (IV. et 58 pag.) Erschien in einer zweiten Ausgabe. * Joh. Christian Daniel Schreber, Lithographia Halensis exhibens lapides circa Halam Saronum reperiundos systematice digestos secundum classes et ordines, genera et species cum synonymis selectis et descriptionibus specierum. Praefatus est Joh. Joach. Langius. Cum figuris aeneis. Halae impr. Joh. Jac. Curt. 1759. 8. (XXIV. 80 pag. 1 tab. aen. col.) In Engelmann, Bibliotheca hist. natur. vol. I. p. 604. ist diese Ausgabe irrthümlich mit der Jahreszahl 1750 an- geführt. Die Abhandlung enthält eine vollständige systematische Aufzählung der Steine und Petrefacten mit Angabe der Fund- orte und Literatur in folgender Ordnung: Classis I. Petrae. Ordo 1. Vitrescentes: cos, quarzum siex. Ordo 2. Calcarü: marmor, spatum, schistus. Ordo 3. Apyri: mica, talcum. Classis II. Minerae. Ordo 1. Salia: natrum, selenites, nitrum, muria, alumen, vitriolum. Ordo 2. Sulphura: electrum, bitumen, pyrites. Ordo 3. Mercurialia: arsenicum, cuprum, plumbum, stannum. Classis III. Fossilia. Ordo 1. Concreta: saxum, lophus, stalactites, aetites, calculus. Ordo 2. Petrificata: helmintholitus, entomolithus, ichthyolithus, ornitholithus, zoolithus, phytolithus, graptolithus. Ordo 3. Terrae: marga, ochra, creta, argila, arena, humus. 3.” 0. C. Schmieder, Topographische Mineralogie der Gegend um Halle in Sachsen; oder Beschreibung der sich um 10* 148 Halle findenden Mineralien und Fossilien nebst genauer Anzeige der Orte. Halle, Hendel, 1797. 8. (XXII. 152 Seiten.) Enthält nach der Dedication, Vorrede, Einleitung vom Sammeln und Mineralisiren, 33 Kapitel, die wesentlich fol- gendes behandeln. 1. Von den Lagen unter Halle selbst. Hierin ausser der bereits von Lerche angegebenen die Folge der Schichten in der Thongrube vor dem Ranstädter Thore: 1. Dammerde. 2. Gelber grobkörniger Sandstein. 3. Gel- ber feiner mürber Sandstein, nach unten weiss werdend und Thonklumpen enthaltend. 4. Schmutzig weisser thoni- ger Sand mit Glimmer und Riefen Thones, der zum Putzen gebraucht wird. 5. Grauer, röthlicher und gelber Thon mit ‘Sand und Glimmer. 6. Bläulicher Thon mit Sand und Seleni- ten. 7. Töpferthon. — In der Lehmgrube vor dem Galgthore: 1. Schwarze -Dammerde 2° mächtig. 2. Kiesel und Feuersteine. 3. Trockner Lehm 6° m. 4. Feuchter Lehm 8° m. 5. Blätterlehm mit gelben und braunen Lagen. — Schliesslich werden die Erd- stösse, die in und um Halle gespürt wurden, aufgezählt. 2. Die Obertläche. 3. Geschiebe. — Edelsteine, Lasur, Achat, Chalcedon, Jaspis, Carneol, Flusskiesel, Kieselbreccie, Amethyst, Schörl, Hornblende, Feldspath, Labrador, Granit oder Gneuss, Tripel, -Schwerspath, Marmor. (Perlen.) 4. Phytolithen in den Steinkohlen bei Wettin, Dölau und Giebichenstein als Polypodien und Equiseten. 5. Flussspath, violetter im Giebichensteiner, grüner im Petersberger Porphyr. 6. Dendriten bei Dimnitz, Kölme, Westwitz, Beesen, Ammendorf und Schraplau. 7. Muschelmarmor als Geschiebe bei Giebichenstein an im Waisenhausgarten. 8. Quarz bei Kröllwitz und Ciebichenstein. . 9. - Giebichensteiner Marmor, sogenannter. 10. Mineralische Quellen, an dem Wege nach Böllberg, ‘bei Beuchlitz, Wettin, Dölau, Seeben und Brachwilz, Deker absetzend, auf dem Petersberge. 149 11. Osteolithen. 12. Hallischer Tropfstein bei Giebichenstein und Kröllwitz. 13. Roggenstein bei Eisleben, Seeburg, Alsleben, Rothen- burg, Fienstädt. 44. Töpferthon und Porzellanerde bei Trotha und Gimritz. 15. Bausteine aus den Giebichensteiner Porphyrbrüchen. 16. Klappersteine in den Nietlebener Sandgruben. 17. Von den Salzquellen. Kurze Angabe der Theorien derselben und Beschreibung des Salzsiedens. 18. Thonige Tropfsteine wirft die Saale aus. 19. Schichtenbildungen. Als Orte zum Studium dersel- ben werden empfohlen die Lehmgrube vor dem Galgthore, die Gegend der Passendorfer Strassenhäuser, die Braun- kohlengruben bei Langenbogen, Zscherben u. s. w., die Sand- steinbrüche, die Hügel im Salzthale, die Sandgruben bei Nietleben. 20. Kohlenwerke bei Beesen, Liebenau, Dölau, Schrap- lau, Beuchlitz, Beidersee, Zscherben, Langenbogen. 21. Geoden, bei Dimnitz, Nietleben, Seeburg, Gie- bichenstein. 22. Alaun: oder Thonerde. 23. Eine Versteinerung. 24. Die Schrebersche Conchylienerde. 25. Naturspiele. 26. Versieinerungen, lose und in Feuerstein in der Dimnitzer und Schraplauer Sandgrube, 27. Bernstein bei Dölau, Zscherben und Langenbogen, pulverisirt oder krystallisirt. 28. Kalk- und Ziegelbrennereien. 29. Feuerstein. 30. Quarzporphyr, die gewöhnliche Gebirgsart, die zum Häuserbau uud zum Pflastern allgemein gebraucht wird. 31. Metalle. Silber, Kupfer, Eisen. 32. Salpetersiederei. 33. Gipsspalh bei Langenbogen, Zscherben und Dölau, bei Passendorf, in den Steinkohlenflötzen und den Kupfer- 150 flötzen in der Mansfelder Gegend. Nachricht von den’ vor- nehmsten Mineraliensammlungen in Halle, davon als grösste die des Kriegsralh von Leysser in sechs Schränken, den die Lange’sche einverleibt wurde. lud 2 Carl Justus Andrae, De formatione Halae proxima. Halıs typ.. Plötz 1848. 8. (34 pag.) Handelt über die Braunkohlenlager des Hallenser Ter- ritoriums. 5. Carl Justus Andrae, Geognostische Karte der Umgegend von Halle a. S. mit erläuterndem Text herausgegeben. 1. Blatt. Halle, 'Schrödel u. Simon 1850. (Höhe 153 Breite 25%" Rh.) Verhältniss 1: 40000 der natürlichen Grösse. Botanik Ausser den unmittelbar auf die Flora von Halle Bezug habenden Schriften mag hier noch deren Erwähnung ge- schehen, die dadurch Mittel zur Kenntniss der Gewächse an die Hand geben, dass sie hiesige Gärlen oder in den- selben gezogene Pflanzen beschreiben. Auch ohne diese übersteigen die botanischen Schriften nicht allein. die mine- ralogischen und zoologischen an der Zahl, sie gehen auch in eine viel frühere Zeit als diese zurück. 6. * Carl Schäffer, Deliciae botanicae Hallenses seu Ca- talogus plantarum indigenarum, quae in locis herbosis, praeten- sibus, montosis, sarcosis, cliwvosis, umbrosis, arenosis, paludosis, uliginosis, nemorosis et sylvesiribus circa Hallam Saronum pro- crescunt. Hallae Saconum typ. Salfeld. 1662. 12. (32 fol. s. p.) In diesem kurzen Verzeichnisse finden sich in alpha- betischer Reihenfolge die um Halle wildwachsenden und eultivirten Pflanzen aufgezählt. 7. (Olearius) Specimen florae Hallensis sie designatio plantarum hortuli HM. J(oh.) G(ottf.) Ollearü) quibus instructus fuit anno 1666. 1667. 1668. certis de causis, umicis mazime sic vo- lentibus exhibita atque publicata. Hall. Saxon. typ. Salfeld 1668. 12. (30 fol. sine pagq.) Enthält wie schon der Titel sagt, eine Aufzählung der in dem Garten des Verfassers befindlichen Pflanzen. 151 DB * Eine Abschrift nach dem Exemplar der Königl. Bi- bliothek in Dresden befindet sich in der Bibliothek des Na- turwissenschaftlichen Vereins. 8. Christoph Knauth, Enumeraiio plantarum circa Halam Sazonum et in ejus vicinia, ad trium fere millarıum spatium, sponte provenientium, cum earum synonymus, locis natalibus ubi proveniunt, et tempore quo florent, addıtis characteribus generum summorum atque subalternorum, et indice copioso, in botano- philorum gratiam methodice consignata © Lipsiae sumpt. haered. Fr. Lanckisch. 1687. 8. (VIII. 157 pag. index 25 pag. addendw 2 pug. corrigenda 1 pug.) Dasselbe mit der Jahreszahl 1688. Pritzel eitirt davon nur die erste Ausgabe und insofern fehlerhaft, als im Titel zwischen den Worten spatium und provenientium das sponte fehlt. Die Bibliotheca Banksiana dagegen enthält nur die zweite Ausgabe. Eine Vergleichuug beider ergab, dass sie bis eben auf die Jahreszahl völlig identisch sind. Das Werkchen, dessen Verfasser Fleiss nicht abzuspre- chen ist, enthält 848 Species, incl. 66 Cryptogamen, nach Morison und Rajus in Klassen und Gatiungen geordnet. Es sind den Namen jedoch keine Diagnosen, wohl aber die ge- bräuchlichsten Synonyme von Casper und Johann Bauhin, Tabernaemontanus u. a. sowie die Standorte beigefügt. 9. Abraham Rehfeldt, Hodegus botanicus menstruus prae- missis rudimentis botanicis, plantas, quae potissimum circa Ha- lam Saxonum, vel sponte proveniunt vel siudiose nutriuntur, nom solum usılatioribus nomimbus enumerans; sed et, quo loco eaedem invemiantur, et quo lempore juxiaseriem mensium floreani indi- gitans, plantis officinalibus peculiariter notatis. Im botanophi- lorum gratiam consignatus. Halae sumpt. orphanotrophei 1717. 8. (95 pag. corrigenda 1 pag.) Aufzählung von 1139 Pflanzen mit den Varietäten, theils wildwachsend theils und besonders im Waisenhausgarten cul- tivirt. Diagnosen, Autoren und Synonyma fehlen; jedoch sind die Deutschen Namen nach der Blüthezeit aufgeführt. 10, Joh, Christian Busbaum, Enumeratio plantarum ac- 152 euratior in agro Hallensi locisque vicimis crescentium und cum earum characteribus et viribus, qua variae nungquam antea descriptae exhibentur. Cum pruefatione Friderici Hoffmannı de meihodo compendiosa plantarum vires et virtutes in medendo in- dagandi. Halae 1721. in offic. libr. Renger. 8. (LVI. 342 pag. addenda et corrigenda 1 pag. index 9 pag. 2 tab. aen. quarum Nr. 2 in 4.) Die Tafeln stellen dar: Nr. 1. pag. 70 Chenopodium urbicum. Nr. 2. p. 342 Fungorum species 12. — Das Werk enthält ausser den einheimischen die culti- virten und einige Zierpflanzen, der Zahl nach, einschliesslich von ungefähr 400 Varietäten, 1690 Gewächse, worunter 302 Cryptogamen. Den einzelnen Namen, die in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt sind, sind keine Diagnosen, jedoch die Synonyma mit Angabe der Autoren, meist die medicinische Anwendung der Pflanze und zuweilen eine kurze Beschrei- bung beigefügt. 11. * Friedrich Wilhelma Leysser, Flora Halensis exhibens plantas circa Halam Salicam erescentes secundum systema sexuale Linnaeanum disiributas © Halae Salicue sumtibus auctoris 1761. 8. (XVI. 224 pag. indices 30 pag.) * — Editio altera aucta et reformata. Halae Sal. sumt. auct. 1783. Typis C. @. Taeubel. 8. (XII. 305 pag. addenda 1 pag. indices 38 pag. 1 tab. uen. „„Leyssera gnaphaloides.” ) Die erste Flora von Halle nach dem Linneischen Systeme. Die erste Auflage, auf deren Titel der Name des Verfassers fälschlich Leyser gedruckt ist, enthält, die Culturgewächse ausschliessend, 1122 Pflanzen und zwar 904 Phanerogamen und 218 Cryptogamen, die zweite 1275 Pflanzen, wovon 1017 Phanerogamen und 258 Cryptogamen. Garcke in seiner Flora von Halle Vorr. p. IX. bezweifelt indess das Vorkommen mehrerer Arten, obgleich die Richtigkeit der Bestimmungen im Allgemeinen anzunehmen ist. Einige Nachträge, Beschrei- bungen von im Linneischen Systeme nicht befindlichen Pilan- zen, legte der Verfasser nieder in den Abhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft zu Halle. 1. Bd. (Halle 1809.) Seite I6R—I7R, 153 12. * Joan. Frider. Wohlleben, Supplementum ad Leysseri floram Halensem ® Specimen inaugurale botanico-medicum. Fusci- culus I. cum tabula aenea. Halae lhtteris Michaelis. Sine anno 8. (VI. 44 pag. 1 tab. aen. in fol. obl. Juncus supinus Mnch.) — Supplementi ad Leysseri floram Halensem fasciculus 1. cum tabulae (sic!) aenea. Halae in Comm. der Rengerschen Buchh. 1796. 8. (IV. 44 pag. 1 tab. aen. in fol. obl.) Beide Ausgaben desselben Schrifichens weichen ausser im Titel darin von einander ab, dass der ersten eine Dedi- ‘calion, die der zweiten fehlt, vorgedruckt ist, daher die erste mit VI. die zweite mit IV. Vorsteherseiten. Wohlleben zählt 119 Pflanzen auf, von denen 41 von ihm zuerst für die Flora von Halle aufgefunden, 42 von Leysser als Varietäten angegebene zu Arien erhoben und 47 nach Garcke falsch bestimmt worden sind; 8 als Arten eitirte sind nur Varietäten, 7 waren schon vor Wohlleben bekannt und 4 sind cultivirte Pflanzen. Ein zweiter Theil des Werkchens, der die eryptogamischen Gewächse enthalten sollte, erschien nicht. Der Verfasser wurde durch seinen frühen Tod der Bearbeitung desselben entrissen. 13. Der botanische Garten der Universität Halle im Jahre 1799. Halle bei K. A. Kümmel 1800. 8. (XXIV. 108 Seiten. 1 Kupfertafel in Fol.) Diese Schrift, Sr. Maj. dem hochsel. Könige Friedrich Wilhelm IH. gewidmet, hat den Prof. Curt Sprengel, Director des botanischen Gartens, zum Verfasser, wie aus der Dedi- cation hervorgeht. Die ersten Seiten I—XXIV enthalten I. Kurze Geschichte des botanischen Gartens. Il. Gegen- wärlige Einrichtung des botanischen Gartens mit den Unter- abtheilungen 1. Unterricht der Studirenden, dem ein Ver- zeichniss der im Garten in Menge gezogenen offizinellen Pflanzen beigegeben ist. 2. Beförderung der Wissenschaft mit einer Aufzählung der Correspondenten des botanischen Gar- tens. 3. Anlage des Gartens in Rücksicht der Kunst, mit einer Erklärung des dem Buche beigegebenen Gartenplanes, Den Haupttheil des Werkes bildet das ‚,Verzeichniss der im bolanischen Garten vorräthigen Gewächse und Saa- 154 men“ in alphabetischer Ordnung und ein die letzten 6 Seiten einnehmendes ‚Verzeichniss der veredelten Obstsorten.” Den Pflanzennamen des ersten Verzeichnisses ist die Dauer ihres Wachsthums und das Vaterland beigefügt. 14. Der botunische Garten zu Halle. Erster Nachtrag. Halle bei C. A. Kümmel. 1801. 8. (44 Seiten.) Von dem Verfasser des vorigen. 15.* Curt Sprengel, Florae Halensis tentamen novum. Cum iconibus XII. Halae Saronum sumtibus C. A. Kümmel. 1806. 8. (AV1. 420 pag. 12 tab. aen.) Die dem Werke beigegebenen, von Jac. Sturm gesto- chenen Tafeln stellen dar: 1. Veronica spuria. V. foliosa. V. longifolia. 2. Seseli venosum Hoffm. S. dubium Schk. 3. Euphorbia Gerardiana. E. Esula. 4. E, amygdaloides. 5. Helianthemum rineale. 6. Marrubium peregrinum. M. creticum. 7. Vicia dumentorum. 8. Oxytropis montana. Jungermannia doelaviensis. 9. Hypericum Kohlianum. 10. Hieracium florentinum. H. cymosum. 11. Carduwus cya- noides. C. mollis. 12. Artemisia sulina. Diese Flora, nicht ganz genau nach Linne geordnet, zählt 1787 Arten (1141 Phanerogamen und 676 Cryptoga- men.) Obwohl dieselbe nur einheimische Pflanzen enthalten sollte, haben sich doch einige Culturgewächse eingeschlichen, die hier nicht einmal verwildern; doch sind andrer Seits eine grosse Anzahl Pflanzen zuerst durch den grossen Fleiss Sprengels für die Flora von Halle aufgefunden worden. 16. * Leo Victor Felix $S.R.J.C.HenckelaDonnersmarck, Adumbrationes plantarum nonnullarum horti Halensis academici selectarum. Accedit tabula aenea. Halae formis Fr. Aug. Gru- nert 1806. A. (VIII. 36 pag. 1 tab. aen. Cyperus papyrus.) Beschreibung von 15 Pflanzen, die im botanischen Gar- ten zur Blüthe kamen, theils mit theils ohne Angabe des Vaterlandes. 17. * Christian Ludwig Jungcek, Observationes botanicae in floram Halensem quas speciminis loco inaug. etc. Halis Saxo- num formis T.. A. Grunert. 1807. 8. (26 pag.) 18. * Curt Sprengel, Mantissa prima florae Halensis ad- 155 dita novarum plantarum centuria. Hulae apud C. Kümmel. 1807. 8. (58 pag.) 325 Der Inhalt der Jungcekschen Inauguraldissertation und der von Seile 2—26 des Sprengelschen Schriftchens sind völlig gleich. Es ist wohl desshalb nicht zu bezweifeln, dass Jungek an der Autorschaft sehr unschuldig ist. Die erwähnten 26 Seiten liefern einen Nachtrag zu des Verfassers Florae Halensis tentamen novum. Es sind darin 55 Phanerogamen und 95 Cryplogamen beschrieben. Die Novarum plantarum ex herbario meo centuria wie vor der betreffenden Abtheilung der Schrift gesagt ist, enthält Diagno- sen von Pflanzen aus den verschiedensten Ländern und Welt- iheilen, kann also für den Hallenser Floristen speciell kein Interesse haben. 19.* Curt Sprengel, Observationes bolanicae in floram Ha- lensem. Mantissa secunda. Halae sumtibus Kümmel. 1811. 8. (31 inclus. IV. pag.) Enthält einen weitern Nachtrag zu dem unter Nr. 18 angeführten Werke von 124 Pilanzen. | 20. Friedrich Wilhelm Wallroth, Annus botanicus, sive supplementum terlium ad Curtü Sprengeluü floram Halensem. Cum tractatu et iconibus VI. chararum genus ilustrantibus. Halae sumt. C. A. Kümmel. 1815. 8. (XXX. 200 pag. 6 tab. aen.) Auf den Tafeln sind abgebildet: 1. Chara vulgaris L. 2. Ch. pulchella Wallr. 3. Ch. erinita Wallr. 4. Ch. hispida L. 5. Ch. ceratophylla Wallr. 6. Fig. 1. Ch. flezilis v. stellata Wallr. 2 — globulifera 3 Ch. aspera. 4 Conferva sazicola Wallr. 5 Conf. nodosa Wallr. junior gelatinosa 6 aelate media 7. Conf. asbeslina. 8 a. Conf. nodosa, perfecta, per lentem simpl. — b. ad augm. 4. 9 a—e Marchantia fragrans Balb. 10 a. b. Conf. usneoides Wallr. | Von den 277 in obigem beschriebenen Pflanzen nimmt der Verfasser 127 als von sich zuerst für die Flora von Halle aufgefunden in Anspruch, über die er p. 197 — 200 einen besondern Index giebt. 21. * C. Sprengel, Novi proventus hortorum academicorum Halensis et Berolinensis Centuria specierum minus cognitarum 156 quae vel per annum 1818 in horto Halensi et Berolinensi florue- runt, vel siccae missae fuerunt. Halae impens. Gebauer et fil. sine anno (1819?) 8. (48 pag.) Enthält ausser der auf dem Titel angegebenen Ceniurie noch in einem Appendix die Diagnosen und Beschreibungen von 9 Pflanzen, denen meist die Angabe ihres Vaterlandes beigefügt ist. Die Namen sind alphabetisch und nicht syste- matisch aufgeführt. 22. Friedrich Wühelm Wallroth, Schedulae criticae de plantis florue Halensis selectis. Corollarium novum ad C. Spren- gelü floram Halensem. Accedunt generum quorundam specierumgue omnium definitiones novae, excursus in stirpes difficihores et icones V. Tomus I. Phanerogamia. Halae sumtibus C. A. Kümmel. 1822. 8. (II. 516 pag. 5 tab. aen. in 4.) Die Abbildungen sind: 1. Papaver tirilobum Wallr. 2. Aconitum Bernhardianum Wallr. 3. Thlaspi procumbens Wallr. 4. Artemisia Mertensiana Wallr. 5. A. rupestris. L. Ein zweiter Band ist nicht erschienen. Der Verfasser behandelt in Obigem in Allem 442 Pflanzen, beschränkt sich jedoch nicht ausschliesslich auf die Umgegend von Halle, sondern giebt auch Vieles über die Gebiete um Frankenhausen, Heeringen und Nordhausen. Von den 8 neuen Arten, die Wallroth in dem Werke aufstellte, haben sich nur 4 als haltbar erwiesen. 23. * Curt Sprengel, Flora Halensis. Editio secunda aucta et emendata. Sectio I. Phanerogamica. Sectio II. Cryptoga- mica (2 vol.) Halae sumtibus Kümmel. 1832. 8. (I. pag. 1—-433. I. p. 434—763.) Diese, der ersten, gewichtigen Stimmen zufolge, bedeu- tend nachstehende zweite Ausgabe enthält unter 2199 Pflan- zen 1173 Phanerogamen und 1026 Cryptogamen. Unter den Phanerogamen sind jedoch 60 angeführt, die theils als ein- geführte theils als Culturgewächse angesehen werden müssen. Ausserdem sind 5 in der Art- nicht richtig bestimmt und bereits unter ihren wahren Namen angeführt, 14 Varietäten sind als. Arten und 34 Arten, die später als guie angenom- 157 men wurden, als Varietäten aufgeführt. Nach alledem be- trüge die Zahl der damals bekannten Phanerogamen 1128. 24. D. F. L. de Schlechtendal, Hortus Halensis vivus quam siccus iconibus et descriptiomibus ilustratus. Fasciculus 1—2. Halis Saronum ap. Schwetschke et fil. imp. aucioris (in praefatione 1841.) 4. I. IV. et pag. 1—8 tab. 1—4 II. pag. 9—16 tab. 5—8. Inhalt: 1. Margaranthus solanaceus Schldl. — 2. Solanum verrucosum Schldl. — 3. S. oxycarpum Schiede. — A. Linosyris mezxicana Schldl. — 5. Calandrinia micrantha Schldl. — 6. Ozalıs Ehrenbergü Schldl. — 7. Commelina variabilis Schldl. — 8. Stevia glandulifera Schldl. — Zu bedauern ist, dass eine Fortsetzung nicht erschien, obwohl die Platten zu zwei weitern Heften schon gestochen vorliegen. 25. * A. Sprengel, Anleitung zur Kenntniss aller in der Umgegend von Halle wildwachsenden phanerogamischen Gewächse. ‘Halle, Anton 1848. 8. (IV. 538 Seiten. Druckfehlerverz. 1 S.) Die auf der zweiten Seite der Vorrede stehende VI. ist ein Druckfehler. Das Buch zerfällt in folgende "Theile: 1. Einleitung, meist die Orismologie, die nolhwendigsten Kenntnisse der ‚Botanik, einen kurzen Entwurf des natürlichen Systems ent- haltend. S. 1—58. 2. Den wesentlichen Theil des Werkes, ‘die Beschreibung der Pflanzen S. 59—468. 3. Angabe des ‚Standorts und der Blüthezeit der seltnern Pflanzen. $. 469 — ‚492. 4. Register S. 493—538. Das ganze ist mehr eine Bearbeitung der unter Nr. 20. angeführten Flora Halensis von C. Sprengel. Von neu auf- gefundenen Pflanzen sind nur 6 und zwar Allium sphaero- cephalum L. und fallax Don, Spergula nodosa L., Sinapis Pollichüt, Inula media M. B. und Najas major All. angeführt. Von diesen ist jedoch nach Garcke Allium fallax Don in Curt Sprengel’s Flora als A. angulosum Jacq. bereits ‚aufgeführt, und Inula media M. B. als Art nicht anzuerkennen. Anstatt des nicht zu billigenden Verfahrens von C. Spren- ‚gel, den Autor einer Gattung heizusetzen, bei dem der 458 betreffende Name überhaupt zuerst vorkommt, eitirte der Verfasser die Schriftsteller, bei denen der Name in der Be- deutung, in der er zu gebrauchen, von Tournefort ab. 26. ” August Garcke, Flora von Halle mit näherer Be- rücksichtigung der Umgegend von Weissenfels, Naumburg, Frei- burg, Bibra, Nebra, Querfurt, Allstedt, Artern, Eisleben, Hettstedt, Sandersleben, Ascherslcben, Stassfurt, Bernburg, Köthen, Dessau, Oranienbaum, Bitterfeld und Delitzsch. 1 Theil, Phanerogamen. Halle, E. Anton 1848. 8. (XX. 595 Seiten. Druckfehler und Ver- besserungen 1 8.) Ueber den Inhalt dieser nach dem natürlichen Systeme geordneten Flora, behufs deren Bearbeitung der Verfasser mehrere Jahre die Gegend durchforschte, folge hier das darauf Bezügliche aus der. Vorrede des Werkes selbst: „Sämmtliche aufgezählte Pflanzen gehören zu 109 Familien (nicht 110, wie durch einen Druckfehler oder ein Versehen ‚beim Zählen angegeben ist) von welchen 2 Ampelideen mit Vitis und Ampelopsis und Juglandeen mit Juglans nur cul- tivirte Gewächse und 44 nur mil je einer Gatlung, aber mehren Arten, 18 dagegen nur mit je einer Art vertreten sind. Die bei weiten zahlreichste Familie bilden die Com- positen mit 151 Arten; sie nehmen daher den achten Theil sämmtlicher Phanerogamen ein; unter den Monocotylen sind die Gramineen am zahlreichsten; sie besitzen mit Ausnahme einiger mit fremdem Samen eingeführten, sowie der eulli- virten Arten, welche in dieser Familie wegen der hierher gehörigen Getreidearten besonders zahlreich sind, 97 Re- präsentanten und verhalten sich daher zu sämmtlichen Pha- nerogamen wie 1:12,4. Vorher heisst es: „Von den 1341 beschriebenen Pflan- zen sind 1207 wirklich einheimisch und 134 nicht wild wachsend, sondern 81 davon zum Gebrauche der Menschen in grösserer Menge gebaut oder als Bäume gezogen, 41 als Ziersträucher ursprünglich in Gärten und Parkanlagen cul- tivirt und jetzt in Hecken verwildert, 7 in Wäldern, Dörfern und an Flussufern angepflanzt, 13 müssen als Gartenflücht- linge bezeichnet werden, und 22 sind iheils mit fremdem 159 Samen aus andern Erdtheilen oder wenigstens aus südlichen Gegenden eingeführt, theils auf Lehmmauern angepflanzt. Diese leztern werden mit einigen aus den vorhergehenden 3 Abtheilungen von mehren Floristen, obwohl mit Unrecht, als einheimisch betrachtet. Unter den 1207 einheimischen Arten befinden sich 724 ausdauernde, 276 einjährige, 103 zweijährige, 95 strauch- und baumarlige Gewächse, 5 so- wohl ein- als zweijährige und 4, welche theils zweijährig, theils ausdauernd vorkommen. 90 Arten sind hiervon für die Hallische Gegend in vorliegender Flora zuerst aufgeführt. Den Dicotylen gehören von diesen wildwachsenden Pflanzen, von denen hier immer nur die Rede sein wird, 910 Arten und zwar 468 ausdauernde, 240 einjährige, 98 zweijährige, sämmtliche 95 strauch- und baumartige und die 9 ein-, zwei- und mehrjährigen, den Monocotylen dagegen 297, nämlich 256 ausdauernde, 36. einjährige und nur 5 zweijährige an, die letzteren verhalten sich daher zu den ersteren wie 1 : 3,06.“ Den zahlreichen Freunden des lelzterwähnten Buches, dessen Verfasser sich seit dem Erscheinen desselben durch die „Flora von Nord- und Mitteldeutschland.” Berlin, 1849. 8. in weitern Kreisen Verdienste erworben hat, steht der zweite Band der Flora von Halle, die Cryplogamen enthaltend, in baldiger Aussicht. Zoologie. 27. * Ernst August Nicolai, Diss. inaug. medica sistens ‚Coleopterorum species agrı Halensis. Halae typ. F. A. Grunert. 1822. 8. (44 pag). Zählt in allem 315 Arten aus der Abtheilung der Pen- iameren auf, so dass der Inhalt der Schrift dem Titel nicht ganz entspricht. Die systematische Eintheilung und die Zahl der Species der Familien ist folgende: 1. Familie Carnivora Cuv. 1. Tribus. Cieindeletae Latr. Genus Cicindela. Subgen. Ci- cindela 4 Arten. 2. Tribus. Carabici, Genus Carabus mit 42 Untergaltiungen und 139 Arten. | 160 3. Tribus. Hydrocantharı Latr, Genus Dyticus Geoffr. mit 5 Untergattiungen und Gyrinus Linn. zusammen mit 66 Arten. 2. Familie. Brachelytra Cuv. (Microptera Grav.) Genus Staphylinus mit 13 Untergattungen und 106 Arten. Den Namen sind keine Diagnosen und Beschreibungen, sondern nur Citate aus Schönh. Syn. Ins. — Gyllenthal, Ins. Suec. — Duftschm. Faun. Austr. — Illig. Magaz. — Panzer Fauna. — Paykul Faun. Suec. — Illig. Käf. Pr. — Ahrens Faun. insect. German. — Germar, Magaz. d. Entom. — Sturm, Fauna. — Marsch. Ent. — Fbr. Syst. Eleut. — Ent. Syst. — Olairv. Hel. Ent. — Oliv. Ent. — Schrank Faun. Boica. — Grav. Mon. Mier. — u. a. beigefügt, folgende 13 ausgenommen: Pogonus halophilus. — P. iripennis. — Anchomenus memno- nius. — Agonum plieicolle. — A. micans. — A. fuscipenne. — Pterostichus monticola. — Trechus bisulcatus. — Dyticus cana- liculatus & und @ — Hydroporus memnonius. — Halipus varius. Lathrobium humie. — Oxytelus atricapilus. — bei denen sich beides findet. 21 Subgenera sind nur in einer Species vertreten; da- gegen am zahlreichsten Harpalus mit 20, Dyticus mit 30, Hydroporus mit 24 und Staphilinus mit 32 Arten. 28. * Wilhelm Hermann Runde, Brachelytrorum species agri Halensis @ Dissert. inaug. medica. Halae formis evpressum Plötz. 1835. 8. (VIII. 32 pag.) Enthält vollständige Diagnosen von 192 Arten nach dem Mannerheim’schen Systeme geordnet; zu 15, welche als neue aufgestellt werden, die Beschreibung, 13 aus der Gattung Staphilinus, 1 Stenus und 1 Oxytelus. Von jener Zahl kommen au: Tribus I. Staphilinides mit 10 wattungen, 80 Arten. Tribus II. Stenides mit 4 Gattungen, 24 Arten. Tribus II. Osxytelides mit 3 Gattungen, 19 Arten. Tribus IV. Omalides mit 4 Gattungen, 19 Arten. Tribus V. Tachinides mit 3 Gattungen, 18 Arten, und Tribus VI. Aleochorides mit 8 Gattungen, 32 Arten, 161 10 Gattungen sind nur in einer Art repräsentir. Am artenreichsten sind Staphilinus mit 55, Stenus mit 16 und Bolitochara mit 12 Species. Ein Rückblick auf die gesammte Literatur stellt eine Zahl von 26 Schriften heraus. Davon kommen als auf das am stärksten vertretene Fach, die Botanik, 18, von denen 2 in einer zweiten Auflage erschienen, nämlich Leysser Nr. 11 und Sprengel Nr. 13 und 20, die der dazwischen erschie- nenen Schriften wegen getrennt angeführt werden mussten. In zwei verschiedenen Ausgaben erschienen Knauth Nr. 8, Wohlleben Nr. 12, Sprengel Nr. 16 einmal unter dem Namen _ Jungck’s Nr. 45. Wenn auch nicht direct zum Studium der Flora von Halle bestimmt, sind die Schriften von Sprengel Nr. 13 und 14, Henkel von Donnersmark Nr. 16 und Prof. Dr. von Schlechtendal Nr. 24 mitangegeben, weil sie mit den Hülfsmitteln bekannt machen, die Halle den die Natur- wissenschaften oder im engern Sinne die Botanik Studiren- den darbietet. Auf die Mineralogie kommen 5 Schriften, wovon Schre- ber Nr. 2 in 2 Ausgaben oder Auflagen, und auf die Zoo- ogie 2, als die geringste Zahl, Druck von G. Bernstein in Berlin, a x ER 2 POS Ren De u Do Druckfehler. . lies S. sgquamata statt S. quamata. - Sphaeronites st. Sphäroniles. - atmosphärischen st. aimomsphärischen. - Handstücke 'st. Handstück. - Allgemeinen st. Allgememeinen. - Lamina st. Camina. - Scaphites st. Scpahites. - Rosenblatt st. Rossenblatt. - Hyacinthus st. Hyacintha. - Fünf st. drei. — Blutlaugensalz st. Blutaugensalz. - Myosotis st. Myosottis. k a ee Be er 5 + 5 E72 Fig.1. Ss ee B rıreh — = = == a 3 = = aan = x -. = =; blagend d z z® £ year - =) nn M ö ® f A 3 Pr = Pu ‘ Muthmasstiene = R Gren; © der e Alt Gattersleben. Jahresbericht des naturwissenschaftlichen Vereines BYalle. (Dritter Jahrgang 1850. ) Mit drei Tafeln. —— nn TE N — BERLIN, 1891. Wiegandt und Grieben. NN N N Vorwort. Der vorliegende Bericht umfasst nur die Ver- handlungen der vom Juni bis December 1850 gehal- ienen Sitzungen und sollte eigentlich das erste Heft des dritten Jahresberichtes bilden. Um jedoch die mancherlei Unannehmlichkeiten zu vermeiden, welche aus der vom bürgerlichen Kalenderjahr abweichenden Bestimmung des Vereinsjahres für den Gebrauch des Jahresberichts folgen, ‚hält es der Vorstand für geeignet, mit diesem Hefte die Herausgabe des dritten Jahres- berichtes abzuschliessen und in Zukunft die Verhand- lungen von Neujahr bis wieder Neujahr in einem Jahresbericht zusammenzufassen. Von mehreren Gesellschaften, denen wir unsere früheren Berichte sandten, sind bis jetzt keine Empfangs- schreiben eingegangen. Wir bitten alle Vereine und Institute, welche mit uns in Verkehr treten wollen und unsere frühern Anerbieten nicht erhalten haben, um gefällige Benachrichtigung davon. Der Vorstand. Inhalt, I. Auszug aus den Sitzungsprotokollen. Giebel, geschichtlich-literarische Bemerkungen über die fossilen Rhi- nocerosknochen 2. — Garcke, eigenthümliche Galläpfel aus der Levante 9. — Huch, Verhältniss der Respiration zwischen Pflanze und Thier 9, — Kohlmann und Garcke, Campanula latifolia von Quedlinburg 10. — Kohl- mann, weisser Maulwurf; Gutta Percha-Frabrikate 10. — Huch, Bildung und Entwickelung des Embryo’s der Gastropoden nach Warnecke 10. — Derselbe, über Chaetopterus nach Leuckart 11. — Kohlmann und Kayser, Embryonen von Coluber natrie 11. — Kohlmann, Bestimmung anor- ganischer Bestandtheile organischer Substanzen nach H. Rose 12. — Garcke, über Amoreuxzia und Vorkommen der Aldrovanda vesiculosa 12. — Giebel, Vorkommen der diluvialen Knochen in Sachsen 12. — Kohl- mann, über Hankels optische Experimente 21. — Giebel, über den fei- nern Bau der Fühler bei Insecten nach Burmeister und Erichson 21. — Kohlmann und Sack, Krystalle des halle’schen Feldspathes 21. — Kayser, Entwicklung der Genitalien bei Menschen und Säugethieren 21. — Giebel, lebende Kröten in festem Gestein; Syngnatus acus in der Saale 22. — Kayser, Carotiden bei Krokodilen und Vögeln nach Rathke 23. — Schneider, über das Aequivalent des Calciums 24. — Giebel, Haarwechsel bei Menschen und Thieren nach Langer 24. — Derselbe, über Belemno- sepia 25. — Kohlmann, Auflösbarkeit des Diamantes nach Roger 26. — Andrä, geognostische Verhältnisse bei Magdeburg 26. — Bertram, Be- stimmung der Phosphorsäure nach NH. Rose 27. — Garcke, über Geaster striatus 27. — Kohlmann, Musterproben chemischer Farben 27. — Giebel, über Belemnites magnus 27. — Bertram, Jod in Süsswasserpflanzen nach Chatin 28. — Andrä, schwefelsaure Salze aus Chili; @entiana germa- nica 28. — Kayser, Schleimkanäle bei den Fischen nach Leydig 29. — Bertram, Früchte von T'hevetia nerisfolia 29. — Analyse eines Harnes; Cholesterin 30. — Ule, das atomistische Princip in der Physik 30. — Kohlmann, über Traubensäure 30. — Giebel, eigenthümlicher Belemnites Irisuleus 30. — Garcke, über Hydnum imbricatum 31. — Andrae, braune in den Alpen gefallene Substanz nach Heer 31, — Giebel, über Eleu- theria nach Quatrefages 31. — Kohlmann, meteorologische Instrumente 31. — Giebel, angeblich fossiler Dachsschädel 31. — Bertram, Wasser von Nepenthes destillatoria 32. — Giebel, über Barrande’s Graptolithen 32. — Wiegand, Elemente der mathematischen Geographie 33. — Röhl, über vulkanisirtem Kautschuck nach Hooke 33. — Giebel, Nitzsch’s lithera- rischer Nachlass 33; — Fussmuskeln von Cebus. 37. — Krause, eigen- ihümliche Wurzel vom Pflaumenbaum 37. — Kohlmann, über Kaffee, Thee und Mate; cariöser Knochen von Schaf 37. — Sack, über angenagte, fossile Knochen 38. — Wiegand, Berechnung einer Kugelkalotte 38. — Sack, Entdeckung von Labyrinthodonten bei Bernburg 38. — Giebel, Bemerkungen darüber 38. — Wiegand, über die Himmelskugel 39. — Giebel, Spermatozoen der Salamander nach Czermack 39. — Derselbe, über Korallenriffe 39. — Krause und Garcke, über Polyporus 39. — Kohlmann, über Proteinverbindungen 40. — Winter, über Rubus fruli- cosus und Ueberwachsung eines Einschnittes an einer Buche 40, Vereinsangelegenheiten 1.5921423.23.127.,28.-30. 3EH3IASNA3IE Vermehrung der Bibliothek 40. I. Aufsätze. Seite. C. Giebel, neue Art von Palaeophrynos Tsch. in der Braunkohle des Siebengebirces (dat 1)e 7. 2. 0.2.,, ö 44 über einige Versteinerungen aus den Plänerkalk Ir Quedlinburg (Taf. 2) . . . 5 ee se) A. Sack, über verschiedene, besonders u von Nast ENG €. Giebel, die geographische Verbreitung der Cephalopoda aceta- bulerası .. ..: a on! Beiträge zur ale des Bine: Kat, 3) BER TEA A. Garcke, kritische Anzeige von 0. W. Sonder’s Flora Hamburgen- sis (Hamburg 1851) . . . . : EEE A. Feistel, Wer war Begründer der See ld W. Rollmann, Ehysikalische Notizen » . . .......... 200 2.0188 1. Auszug aus den Sitzungs-Protokollen. Nah am 26. Juni 1850. Stati der frühern halbjähr- lichen Vorlegung des Rechenschaftsberichtes und der gleich- zeitigen Neuwahl des Vorstandes sollte nach $. 12. der revidirten Statuten vom 17. April c. die Abnahme dieses Berichtes jährlich und zwar in der ersten Sitzung des be- ginnenden Vereinsjahres Statt finden. Der Vorsitzende Hr. Giebel berichtete dieser Bestimmung gemäss über die Thätig- keit des Vorstandes seit Michaelis vorigen Jahres. Die Kas- senverwaltung ergab eine Einnahme von 46 Thlr. 27 Sgr. 6 Pf. und eine Ausgabe von 10 Thlr. 18 Sgr. 3 Pf., so dass der Kassenbestand 36 Thlr. 9 Sgr. 3 Pf. beträgt. Die im Laufe des vergangenen Vereinsjahres begründete Bibliothek zählt bereits 122 Nummern. Ausser den reichen Beiträgen der Mitglieder erhielt dieselbe ein sehr werthvolles Geschenk durch den Buchhändler Hın. Ed. Anton in dessen natur- . wissenschaftlichem Verlage und ebenfalls einen schätzens- werthen Zuwachs durch den mit andern naturwissenschaft- lichen Vereinen eröffneten Tausch der gegenseitigen Druck- schriften. Ein vollständiges Verzeichniss der Bibliothek wird in dem Jahresberichte abgedruckt werden. Für die Ver- einssammlungen sind bis jetzt nur einzelne Gegenstände eingegangen und werden die Verzeichnisse darüber gleich- falls in den Berichten mitgetheill werden. Der Stand der Vereinsmitglieder hat sich seit dem letzten Berichte nur in- 2 1 2 sofern geändert, als für zwei von hier abgegangene zwei neue Mitglieder aufgenommen worden sind. Schliesslich sprach der Vorsitzende den Wunsch aus, dass der trotz mancher drückenden Zeitverhältnisse doch rege Fortschritt des Vereines auch ferner gefördert werden möge. Nach Prüfung der über die Verwaltung geführten Jour- nale legte der Vorstand sein Amt nieder und es wurde zur Neuwahl geschritten. Durch diese traten wiederum in den Vorstand Hr. Giebel als Vorsitzender, Hr. Garcke als dessen Stellvertreter, Hr. Kohlmann als Schriftführer und Hr. Kaiser als dessen Stellvertreter. Darauf gab Hr. Giebel geschichtlich - literarische No- tizen über die fossilen Rhinocerosknochen. Bei der grossen Häufigkeit, in welcher fossile Knochen von Rhinoceroten an den verschiedensten Orten Europa’s vorkommen, unterliegt es keinem Zweifel, dass dieselben schon in frühester Zeit als die wissenschaftliche Betrachtung vorweltlicher Organismen noch nicht begonnen hatte, vielfach gesammelt und mit andern Resten gemengt als unicorne fossile verkauft worden sind. In meiner Familie selbst ist der Verkauf des unicorne aus den Gypsbrüchen des Sevecken- berges bei Quedlinburg Jahrhunderte hindurch mit fremden Wanderern betrieben worden und die von Vater auf Sohn weiter erzählten Schilderungen der Knochen geben die Ge- wissheit, dass die meisten dieser Knochen von Rhinoceros stammten. Die Deutung derselben konnte freilich nicht eher gegeben werden als nicht das lebende Nashorn in seinem Zahn- und Skeletbau bekannt geworden war. Diesen lie- ferte Worm und gab dadurch Grew Gelegenheit, schon 1681 die Existenz des fossilen Rhinoceros zu behaupten. Es war ein bereits 1668 bei Chartlam unweit Canterbury in 17 Fuss Tiefe ausgegrabenes Oberkieferfragment, an welchem die Form und Stellung der Augenhöhlen kenntlich war, denn durch diese widerlegte Grew Sommers Behauptung, dass das Fragment dem Flusspferde angehöre. Später liess sich Grew allerdings verleiten die fossilen Rhinoceroszähne dem Hippopotamus zuzuschreiben (Transact. philos. 1701). Zu- 3 verlässiger war die zweite, ein halbes Jahrhundert später gegebene Bestimmung der Nashornreste. Bei Herzberg am Harze waren nämlich mehrere Knochen gefunden worden und ihrer bedeutenden Grösse wegen für Elephantenknochen gehalten. Hollmann nahm Gelegenheit dieselben mit dem Skelet vom Elephanten und Flusspferde zu vergleichen und vermuthete aus den auffallenden Unterschieden von Beiden die Uebereinstimmung mit Rhinoceros. Um seine Vermuthung bestätigen zu lassen, übersandte er Meckel einen Zahn, der denselben während seines Aufenthaltes ın Paris mit dem später von Büffon und Daubention beschriebenen Rhinoceros verglich und die völlige Uebereinstimmung erkannte (Akten der Göttinger Gesellschaft II. 1752). Ein reicheres Material als bis dahin in England und Deutschland gesammelt war fand Pallas aus den verschiedensten Theilen des Russischen Reiches im Petersburger Museum vereinigt, dessen Leitung er 41758 übernahm. Vier Schädel von Rhinoceros fesselten sogleich die Aufmerksamkeit von Pallas und er beschrieb den vollständigsten derselben bereits 1761 im II. Bande der Ak- ten der Petersburger Akademie. Bald darauf bereiste er Sibirien und fand den merkwürdigsten Rest vorweltlicher Schöpfungen, den Cadaver eines Rhinoceroten an den Ufern des Willuji, eines Nebenflusses der Lena. Es war im December 1771 und zwei Jahre später lieferte er im XVH. Bande der Akten der Akademie die Beschreibung und Abbildung einzelner Theile dieses seltenen Fundes nebst der eines vollständigen am Baikalsee entdeckten Schädels. Letzte- rem widmete er noch eine zweite Abhandlung in denselben Akten für 1777 und andere Entdeckungen von Rhinoceros- knochen in Kasan berichtete er in den Neuen Nordischen Beiträgen von 1779. In Deutschland blieben während dieser Zeit die fossilen Nashornknochen nicht ganz unbeachtet. Zückert machte im II. Bande der Beschäftg. Naturforsch. Freunde in Berlin 1776, durch schöne Abbildungen die Reste bekannt, welche von meinem Ahnen 1728 auf dem Seveckenberge ausgegraben und in der Sammlung des Geh. Rath Müller in Berlin aufbewahrt wurden. Bald nachher, 1* 4 1782, 84, 86 erschienen Merks wichtige Briefe, der erste derselben enthält die Beschreibung eines Schädels und meh- rere Skelettheile von den Ufern des Rheines im Darmstädti- schen. In dem zweiten Briefe wird die Entdeckung eines andern Schädels bei Worms gemeldet, über welchen auch Collini eine Abhandlung im V. Bande der Abhandl. der Mannheimer Akademie schrieb, ferner eines Schädels bei Cumbach, zweier Zähne von Weissenau und eines dritten von Strassburg. Der letzte Brief bezieht sich auf die bei Köln und an andern Orten Deutschlands ausgegrabenen Kno- chen. Wiewohl Merk sich nicht mit Osteologie beschäftigte, so erkannte er doch aus der sorgfältigen Vergleichung der ihm bekannt gewordenen Ueberreste, dass einst in Deutsch- land zwei specifisch verschiedene Rhinoceroten gelebt haben, welche auch von den beiden damals bekannten lebenden Arten wesentlich verschieden seien. Auch Camper. halte schon früher (Petersburger Akademie 1780) auf den Unter- schied der Arten mit und ohne Schneidezähne hingewiesen und mit Pallas über die Anwesenheit der Schneidezähne in einem sibirischen Schädel discutirt; die spätere Ansicht eines sumatrensischen Schädels mit Schneidezähnen in England überzeugte ihn von der specifischen Differenz. — So fand Cuvier’s ordnender Geist das Material. Er äusserte sich zuerst 1795 und 1797 über die eigenthümliche Art mit ver- längertem Schädel und zwei Hörnern. Im Anfang dieses Jahrhunderts las er eine ausführlichere Abhandlung über die fossilen und lebenden Rhinocerosarten, deren er vier bis fünf unterschied. Aber trotz dieser überzeugenden Dar- stellung von der Differenz der Arten behauptete Faujas St. Fond in seinem Essai de Geologie 1801, die Verlängerung ‚des Schädels und die Verknöcherung der Nasenscheidewand bei dem sibirischen Nashorn sei ein nur durch das Alter bedingter Character und das Thier nicht von der im Innern Africa’s lebenden Art verschieden. Eine Widerlegung die- ser Ansicht erfolgte nicht; sie wurde vergessen. In den Memoiren des Museums (1806. VII.) lieferte dagegen Cuvier eine vollständige Darstellung der Osteologie aller ihm be- 5 kannten Rhinoceroten, in der das sibirische durch neue wesentliche Charactere als eine eigenthümliche fossile Art bezeichnet wurde. Dieselbe führte bis dahin den Namen sibirisches Nashorn, den Blumenbach in der Archäologie und ein Jahr später in seiner Naturgeschichte in Rhinoceros an- “tiguitatis umänderte und Fischer 1814 in der Zoographie mit den von Cuvier und allen Spätern angenommenen Namen Rh. tichorhinus vertauschte. — Cuvier’s umfassende Unter- suchungen erleichteten die Bestimmung der fossilen Rhinoce- rosreste und in allen Landen wurden dieselben von nun an sorgfältiger beobachtet. Die nächste wichtige Entdeckung geschah 1811 im Arnothale, worüber ein Brief von Philipp Nesti an Targioni Tozetti berichtet. Zu diesen Resten fand Cortesi in den subapenninischen Hügeln von Plaisantin ein fast vollständiges Skelet, welches derselbe in Saggi Geolo- gici 1819 beschrieb. Die Art erhielt in Cuviers Ossemens fossiles, welche 1822 neu aufgelegt wurden, den Namen Rh. leptorhinus und mit ihr wurden zugleich die von Merk abgebildeten Schneidezähne nebst einem ähnlichen von Avaray als Rh. incisivus gedeutet und ein Rh. minutus von Moissac weniger zuverlässig auf die geringere Grösse begründet. Den schönen Schädel von Montpellier, welchen Marcelde Serres schon 1819 im Journal de Physique dem eigenthümlichen Rh. monspessulanum zuertheilt hatte, verwies dagegen Cu- vier zu Rh. tichorhinus und von dem bei Eppelsheim ent- deckten Schädel und Kiefer erhielt er erst während des Druckes des letzten Bandes 1825 durch Schleiermacher Zeichnungen, welche ihm die Existenz des Rh. incisivus als einer dem lebenden sumatrensischen Nashorn zunächst verwandten Art bestätigten. So vermehrte sich in wenigen Jahren die Anzahl der Arten durch Cuvier’s Scharfsinn be- gründet, so dass die Verminderung derselben, welche Pander und d’Alton in dem schönen Werke über die Skelete der Säugethiere 1826 versuchten, keinen Beifall gewinnen: konnte. Von nun an verging fast kein Jahr, in welchem nicht neue Fundorte fossiler Rhinocerosknochen entdeckt wurden. Da brach die für die ganze Paläontologie unheilbringende, kri- 6 tiklose Zeit (1830 —40) herein und gebar ein ganzes Heer neuer Rhinoceroten. Unmittelbar nach Vollendung der Osse- mens fossiles 1825 meldeten Baker und Durand die Ent- deckung fossiler Rhinocerosreste in den subhimalaya’schen Tertiärschichten, welche sie zehn Jahre später dem Rh. uni- cornis fossilis zuschrieben. Derselben Art gedenken Clift und Buckland 1828 vom Irawadi und später Cautley und Falconer von den subhimalayischen Höhen unter der Be- nennung Rh. sivalensis s. angustirictus. Von den Knochen in der Auvergne bezeichneten Croizet und Jobert 1828 einen Metacarpus, der einer schlanken und hochbeinigen Art Rh. elatus angehören sollte. Bronn bildete aus nicht abge- nutzten Zähnen des Rh. tichorhinus aus dem Löss des Rhein- thales sein Coelodonta (Jahrb. 1831), welches nach kurzem Dasein wieder eingezogen wurde und in demselben Jahr stellte Harlan in dem Monthly americ. journ. of geol. ein Rh. aleghuanensis auf nach einem Öberkieferfragment aus Pennsylvanien, welches nicht die entfernteste Aehnlichkeit mit Rhinoceros zeigt und sogar ein Kunstproduct sein soll. Andere Namen brachte Kaup mit kurzen Bemerkungen in der Isis 1832, in v. Meyers Paläologica 1832 und in dem Jahrb. 1833 für Eppelsheimer Reste. Von diesen wurde Rh. pachyrhinus sogleich wieder in Rh. Schleiermacheri umgetauft nach zwei vollständigen Schädeln, Kiefern und anderen Theilen, welche bei Cuvier unter Rh. ineisivus standen. Rh. hypsilorhinus wurde zu letzt genannter Art zurückgeführt und Rh. Goldfussi wieder eingezogen. Der einzige Schneidezahn des Rh. leptodon von Wiesbaden schien dem Rh. Schleiermacheri anzugehören und das vierzehige ungehörnte Rh. incisivus diente zum Typus der neuen Gat- tung Aceratherium. Im Jahre 1834 erschien die dritte Lie- ferung von Kaups deser. oss. foss. mit der ausführlichen Darstellung der Gattung Rhinoceros. Es werden darin Rh. Schleiermacheri, Rh. leptodon und Rh. minutus und unter Aceratherium Rh. incisivus und Rh. Goldfussi als eigenihüm- liche Arten nachgewiesen. Dasselbe Jahr wurde für die Geschichte der Rhinoceroten noch durch eine Abhandlung 7 de Christol’s wichtig. Mit Hülfe neuen Materials versuchte derselbe eine Kritik der Cuvier’schen Arten. Rh. tichorhi- nus erhält Schneidezähne im Unterkiefer und vermuthliche im Oberkiefer, Rh. leptorhinus wird aufgelöst, indem sein Schädel dem Rh. tichorhinus, seine Extremitätenknochen dem Rh. incisivus gegeben werden. Die eigentlichen Charactere des Rh. incisivus, welche Cuvier an den ihm zu Gebote stehenden Resten nicht genügend erkennen konnte, wies Christol an einem Schädel von Montpellier nach und glaubte für diese neue Begründung auch den neuen Namen Rh. me- garhinus einführen zu müssen. Noch in demselben Jahre hatte Cortesi in Italien ein zweites Skelet bei Plaisantin ent- deckt und in der Verwechslung des Oberarmes und Ober- schenkels, und in der Form der Kieferspitze und des letzten oberen Mahlzahnes neue Gattungscharactere gefunden, deren Benennung jedoch auf Blainville’s Rath unterblieb. Dagegen lieferte die berühmte Ablagerung von Sansans zahlreiche Knochen, welche Lartet ebenfalls noch 1834 unter den Na- men Rh. brevimazillaris, Rh. longimazillaris und Rh. qua- dridigitatus s. inermis versandie. Die Beschreibung der- selben erfolgte erst 1836 im Bülletin der geologischen Ge- sellschaft und mit einigen Abänderungen, nämlich die Art mit vierzehigen Vorderfüssen und dreikantigen Schneide- zähnen als Rh. tetradactylus longimaxillaris, die kleinere mit schlankeren Beinen und kürzeren Kiefern als Rh. tetradac- iylus brevimazillarıs, und eine dritte namenlose Art. In Deutschland bemühte sich nach Kaup G. F. Jäger um die Vermehrung der Artnamen in seinen fossilen Wirbelthieren Würtembergs 1835. 39. Die darin aufgestellten Arten sind: Rh. Kirchbergensis auf zwei obern und einen untern Mahl- zahn begründet, von Kaup anerkannt und in Rh. Merkii umgetauft, von Owen mit Rh. leptorkinus identificirt, von Blainville zu Rh. incisivus gezogen. Rh. choerocephalus identificirt Jäger selbst mit Rh. incisivus und scheint diesen Namen wahrscheinlich nur als einen passenderen gewählt zu haben. Rh. molassicus beruht nach der Anzeige des Jäger’schen Werkes in dem Jahrbuche 1837 auf dem Frag- 8 mente eines obern Backzahnes. Im Rh. Steinheimensis findet Blainville eine theilweise Uebereinstimmung mit Rh. minutus und verweist die Zähne desselben zu den Paläotherien und Lophiodonten. Endlich ist noch Tapiroporcus zu erwähnen, den Jäger auf Zähne des Milchgebisses von Rhinoceros auf- stellte. Im letztvergangenen Jahrzehnt war die Kritik thä- tiger als die Speciesmacherei. Oven’s vortreffliche Schrift über die fossilen Säugethiere Englands beleuchtet in sehr umfassender Darstellung Rh. tichorhinus und Rh. leptorhinus und von Blainville’s grossem Säugethierwerk erschien gleich darauf die Monographie des Rhinoceros. Wiewohl das Re- sultat einer dreijährigen Arbeit mit Hülfe eines ungeheuren Materials, befriedigt die Kritik dieses Forschers nicht. Er weist die Existenz zweier in Africa und dreier in Asien lebenden Arten nach. Von den fossilen Arten nimmt er als wohlbegründet auf Rh. tichorhinus, Rh. leptorhinus, Rh. unicornis fossilis und Rh. incisivus, dessen Männchen je nach den verschiedenen Alterszuständen als Rh. Goldfussi, Schleiermacheri, Merki, minutus und elatus beschrieben worden und dessen Weibchen hornlos sind. An neuen Ar- ten wurden im Laufe des letzten Jahrzehntes ein Rh. tapi- rinus von Pomel im Bullet. soc. geol. 1844 aus den Ter- tiärschichten im Puy de döme und von Raulin ebenda 1848 ein Rh. brachypus und Rh. tetradactylus von Sansans auf- gestellt. Die erste Auffindung eines sehr jungen Unterkie- fers mit Schneidezahnalveolen verleitete mich zur Aufstellung eines Hysterotherium, welches ich nach Empfang eines voll- ständigeren Kiefers als Jugendzustand des Rh. tichorhinus erkannte und sogleich wieder zurücknahm. Die eigene Aus- grabung fast aller Skelettheile des Rh. tichorhinus, vieler Theile in mehreren Exemplaren, sowie das im hiesigen Mu- seum befindliche Skelet von Nordhausen setzte mich in den Stand die Art specieller zu untersuchen als es früher ge- schehen. Allein die von Brandt in den Memoiren der Pe- tersburger Akademie eben begonnene Monographie derselben Art, welche nicht blos ein reicheres, sondern in den weichen Theilen zugleich schälzbares Material enthalten wird, macht 9 eine ausführlichere Darlegung meiner Untersuchungen über- flüssig. Hr. Garcke legte eigenthümliche, angeblich aus der Levante stammende Galläpfel vor, welche .von dem Stiche _ eines Insekts in die Cupula einer Eichel herrührten. Sie halten eine fast kugelförmige Gestalt mit meist hellbrauner, . ganz glatter Oberfläche, nur eiwa am zweiten Drittheil der Galle von der Anheftungsstelle an gerechnet befindet sich ein deutlicher, von dem Näpfchen herrührender Kranz und im Mittelpunkte dieses Kranzes der mehr oder minder her- vorstehende Rest der Narbe. Das Flugloch ist unterhalb des Kranzes, also in dem Näpfchen, welches im Innern der ‘Galle mit der eigentlichen Eichel so sehr verwachsen ist, dass keine Trennung wahrgenommen werden kann und nur ausserhalb durch den erwähnten Kranz sich bemerklich macht. Von dem im Durchmesser 3 Linien grossen Flugloche geht ein Kanal nach dem meist nur wenig ausgehöhlten Innern der Galle zu der länglichen, 14 Linien langen Larve des Insekts, welches die letztere schon verlassen hatte, so dass über den Namen desselben nichts gesagt werden konnte. Die Galle erreicht und überschreitet die Grösse einer Wallnuss. Sitzung am 3. Juli. Hr. Huch erörterte das Ver- hältniss der Respiration zwischen Pflanze und Thier und machte auf den diametralen Gegensatz dieser Function in beiden organischen Reichen aufmerksam, welcher sich einer- seils als Reductions-Erscheinung, andrerseits als Oxydations- process äusserl. Zugleich wurde angedeutet, dass dieser Gegensatz als Criterium in zweifelhaften Fällen ob Pflanze ob Thier benutzt werden könne. Hr. Giebel sprach unter Vorlegung mehrer Exemplare aus dem Pläner bei Quedlinburg über das bisher unbekannte Vorkommen der Gattungen Guetiardia, Polypothecia u. a. in Deutschland und gab eine nähere Charakteristik der vor- gelegten Arten. Sitzung am 10. Juli. Der Vorsitzende theilte aus einem Schreiben des Hrn. Dove in Berlin vom 4A. Juli mit, dass die für das Vereinsobservatorium bestimmten meteoro- 10 logischen Instrumente angefertigt und nach der Vergleichung mit den Normalinstrumenten sogleich eingesandt werden würden. Hr. Kohlmann hatte auf Hrn. Garcke’s Veranlassung zahlreiche Exemplare der Campanula latifolia im Brühle bei Quedlinburg gesammelt und aus der Untersuchung des Letztern ergab sich, dass diese Art als selbständig von C. trachelium zu unterscheiden sei. Darauf zeigte Hr. Kohlmann eine bei Schafstedt ge- fangene, weisse Varietät von Talpa europaea mit goldglän- zendem Schimmer vor und sprach dann unter Vorlegung mehrerer Fabrikate von Guita Percha und vulcanisirtem Gummi aus der Fabrik des Hrn. Martin Wallach in Kassel über die technische Anwendung derselben. Als besonders . empfehlenswerth bezeichnete er die Röhren von vulcanisir- tem Gummi in ihrer Verwendung anstatt der gewöhnlichen Kautschuckröhren bei Zusammenseizung chemischer Apparate, da dieselben vermitltelst ihrer Elasticität sich so innig anle- gen, dass sie ohne weitern Verband einen luftdichten Ver- schluss gewähren. Auch die Schnüre und Platten von Gutta Percha empfehlen sich als Isolatoren bei electrischen Ver- suchen und stärkere Röhren von vulcanisiriem Gummi durch ihre bedeutende Spannkraft. — Hr. Giebel sprach über die geologisch-geographische Verbreitung der Acetabuliferen. Sitzung am 17. Juli. Hr. Huch referirt Warneck’s Untersuchungen über die Bildung und Entwickelung des Em- bryo’s der Gasteropoden (Bullet. des natur. Moscou 1850. I.) Es betreffen dieselben zunächst die Struclur des Laiches und Eies der Süsswasserschnecken, dann die Zusammensetzung des befruchteten Doiters und den Furchungsprocess in sei- nen verschiedenen Stadien. Die Veränderung der Doiter- masse scheint Warneck zu beweisen, 1) dass die Dottermasse nach der Befruchtung sich chemisch verändert hat, also die Befruchtung ein chemischer Process sei; 2) die chemischen Processe verändern sich zugleich mit der weiter fortschrei- tenden Entwickelung des Embryo; 3) die Furchungskugeln entstehen durch Abschnürung: zuerst theilt sich der ganze 11 Dotter, später die Furchungskugeln immer in zwei Theile, ‚daher ist 4) der Furchungsprocess im Dotter der Gastero- poden ein totaler; 5) die Furchungskugeln haben keine Hülle, statt derselben sind sie an der Oberfläche von einer äusserst dünnen Schicht dichteren Schleimes bedeckt, also von einer Schleimhülle umgeben; 6) die Furchungskugeln sind wahre Zellen; 7) in jedem Stadium des Furchungsprocesses eniste- hen nur vier Furchungskugeln, also schreitet die Theilung in arithmetischer Progression fort; 8) die Bildung der neuen Dotterkugeln aus den alten richtet sich nach dem Alter der Furchungskugeln; 9) die Grösse der Furchungskugeln ist vom dritten Stadium an verschieden; 10) die Kerne der Furchungskugeln vermehren sich durch Theilung und sind im entwickelten Zustande nichts anders als Bläschen, deren Hülle viel dichter ist als die Hülle der Furchungsku- geln; 11) das Kernkörperchen bildet keinen wesentlichen Bestandtheil eines jeden Kernes während der Entwickelung des letztern, die Kerne entwickeln sich auch ohne dasselbe 12) der ganze Furchungsprocess zerfällt in eine gewisse An- zahl von Stadien; 13) jedes Stadium zerfällt wieder in zwei Hälften, welche durch chemische Processe characterisirt werden. Hr. Giebel legt den Abdruck einer Kröte aus der schiefrigen Braunkohle des Siebengebirges in Hrn. Sack’s Sammlungen vor und vergleicht denselben mit lebenden und den bekannten fossilen Arten. Sitzung am 24. Juli. Hr. Huch referirt Leukart’s Untersuchungen von Chätopterus (Wiegmann’s Archiv 1849). — Darauf gibt Hr. Kohlmann eine kurze Characteristik der in Deutschland lebenden Schlangen und zeigt Eier der Coluber natrie aus der Gegend um Dessau, welche nach Hrn. Kaisers Untersuchungen den Embryo im dritten Sta- dium der Entwickelung enthalten. Hr. Sack legt eine schöne Suite Mineralien von Adelaide vor und macht auf die wich- ligsten darunter besonders aufmerksam. Sitzung am 31. Juli. Der Vorsitzende Hr. Giebel legt als eingegangen vor die Verhandlungen des Vereines 12 zur Beförderung des Gartenbaues in den königlich preussi- schen Staaten von 1848 und 49 nebst einem Begleitungs- schreiben des Präsidenten Hrn. Dr. Link über Annahme des Tausches der: gegenseitigen Druckschriften. Hr. Kohlmann spricht über H. Rose's Verfahren die anorganischen Bestandtheile organischer Substanzen zu be- stimmen (Monatsberichte der Berlin. Akademie 1850. Mai). Hr. Garcke characterisirt die Gattung Amoreuzwia, welche nach Planchen als identisch mit Euryanthe Schlecht. sich herausstellte, wobei auf den Vorschlag Grisebachs, Cochlospermum und Amoreuxia in einer besonderen Familie zu vereinigen, näher eingegangen wird. — Ausserdem theilt derselbe noch mit, dass Aldrovanda vesiculosa jetzt auch in Deutschland und zwar in einem See bei Pless in Schlesien von dem Apotheker Hausleutner gefunden sei. Sitzung am 7. August. "Hr. Giebel gab folgende Mittheilungen über das Vorkommen der diluvialen Knochen in der Provinz Sachsen: / So mächtig auch die terliären Ablagerungen in unserer Gegend in den zahlreichen Braunköhlenbecken entwickelt sind: so fehlt uns doch bis jetzt noch jede zuverlässige Spur von Säugelhierresten aus denselben und es scheint sich nach den vorliegenden Beobachtungen schon mit ziemlicher Ge- wissheit herauszustellen, dass Säugethiere zur Zeit unserer Braunkohlenbildung noch gar nicht in Deutschland existirten. Bei dem Mangel an jüngeren Tertiärbildungen müssen wir daher unsere Aufmerksamkeit in Betreff der fossilen Säuge- thiere auf die diluvialen Ablagerungen richten, welche uns in der That auch eine genügende Entschädigung sowohl in Hinsicht auf die Mannigfaltigkeit als auf die Reichhaltigkeit gewähren. Die Verhältnisse, unter denen überhaupt die Knochen von Säugelhieren und Vögeln der Diluvialzeit vor- kommen, sind. vierfach verschiedener Art, nämlich in Höhlen, im aufgeschwemmten Diluvialboden, in Knochenbreccien und im Eise oder gefrorenen Boden. Fern von den eisigen Regionen der Polarzone können wir natürlich das letztere Vorkommen in unserer Gegend nicht erwarten, wenn auch 13 hie und da das Vorkommen von Diluvialeis behauptet wor- den ist. Dagegen sind die Knochenhöhlen des Harzes, die Baumanns- und Bielshöhle, allgemein bekannt. Ihr Reichthum an fossilen Resten steht den ferner gelegenen fränkischen - Höhlen bei Weitem nach, nicht minder die Mannigfaltigkeit derselben, denn Fragmente von Bärenknochen werden am häufigsten erwähnt und andere sah ich nie daselbst in Tropf- stein eingeschlossen. Die dritte Art des Vorkommens, in Knochenbreccien, ist im Gebiete des Mitielmeeres am schön- sten beobachtet worden und erst ganz vor Kurzem wurde der Gesellschaft über die interessante Entdeckung einer ächten Knochenbreccie am Sudmerberge bei Goslar berich- tet und Handstücke derselben, sowie schöne erhaltene Kno- chen vorgelegt. Häufiger und bei weitem reichhaltiger als die erwähnten Breccien- und Höhlenvorkommnisse sind end- lich in unserer Provinz die Knochenablagerungen im lockeren, aufgeschwemmten Diluvialboden. Die diluvialen Ablagerungen scheiden sich in hiesiger Gegend meist durch eine mehr oder minder mächtige Schicht von Kieselgeröllen sehr be- stimmt von dem Alluvium und in der Nähe von Flüssen häufen sich diese Gerölle bis zu funfzig Fuss Mächtigkeit und darüber an. Auf den Bergen von 500 Fuss Höhe ver- schwindet indess die trennende Schicht und wenn hier nicht die petrographische Eigenthümlichkeit die ältere Formation- von der jüngern scheidet, so lässt sich die Gränze der allu- vialen Decke nicht mit Sicherheit verfolgen. Die Diluvial- gebilde selbst bestehen entweder aus Geröllschichten wie häufig über den Braunkohlen und an diluvialen Flussufern, ‘oder aus mergligen und sandigen Ablagerungen. Die Ge- rölle sind meist von sehr grobem Korn und schliessen nur einzelne wenige von grösserem Durchmesser ein. Bisweilen tragen sie noch entschiedene Charactere von Geschieben und bestehen dann aus mehr weniger kanligen und eckigen Gesteinstücken von noch anstehenden älteren Formationen. Eine ausgezeichnele Localität dieses Vorkommens beobach- tete ich am salzigen See unweit Eisleben. Hier steht un- mittelbar am Gasthause von Rollsdorf ein ziemlich mächtiges 14 Geschiebe aus Bruchstücken von Roggenstein, buntem Sand- stein und Muschelkalk. Einige Fuss tief unter der Rasen- decke fand ich in demselben ein Fuss langes Fragment des Stosszahnes von Mammut. Die vollständige Erhaltung des- selben war nicht möglich, da es bereits auf dem Lager vielfach zersprungen und geborsten war. Ich habe indess zum Belege dieses in unserer Gegend noch nicht bekannten Vorkommens ein Bruchstück der Vereinssammlung einge- ordnet. Die diluvialen Mergel gehen einerseits in Lehm und reineren Thon, andrerseits in Sand über und erreichen zuweilen eine Mächtigkeit von mehr denn funfzig Fuss. Die Knochenreste, nur warmblütigen Wirbelthieren angehörig, liegen darin entweder ganz vereinzelt wie jenes Stosszahn- fragment in den Geschieben, in dessen Umgebung ich einige Fuss weit nichts mehr fand, und diess ist allermeist im flachen Lande der Fall, oder sie erscheinen massenhaft ange- häuft und besonders da, wo das Diluvium eine sehr unebene und zerrissene Oberfläche bedeckte. Es ist in unserer Ge- gend nur ein einziges Beispiel bekannt geworden, dass in diesem Vorkommen sämmtliche Skelettheile eines Thieres noch beisammen lagen, nämlich von Rhinoceros bei Ober- gebra unweit Nordhausen, dessen Knochen im hiesigen Mu- seum aufbewahrt werden. Hier unterliegt es keinem Zwei- fel, dass das Thier vollständig und wenigstens im Skelet unversehrt zur Ablagerung gekommen isl. An allen übrigen Fundstätten liegen die Knochen theils vollständig und unver- sehrt, theils zertrümmert und in Bruchstücken von den ver- schiedensten Thieren durch einander gemengt, ja Theile des- selben Knochens, deren Bruchflächen genau an einander passen, weit von einander entfernt und durch andere Kno- chen getrennt. Bei den sorgfältigen Beobachtungen, mit welchen ich die Ablagerung bei Quedlinburg untersuchte, erinnere ich mich nur noch des Beisammenliegens natür- licher Theile eines Hyänenschädels mit einem Unterkieferast und eines Pferdefusses vom Handwurzelgelenk bis zum Huf- gliede. Mit der eben erwähnten Knochenablagerung des Seveckenberges bei Quedlinburg will ich die Art und Weise 45 des massenhaften Vorkommens diluvialer Knochen in unserer Provinz noch näher characterisiren. Der Seveckenberg ist ein 700 Fuss hoher, langgestreck- ter Berg mit flachwelliger Oberfläche, am nördlichen Ab- falle aus steil aufgerichteten Schichten des Muschelkalkes, am südlichen aus den bunten Mergeln des Keupers beste- hend und beide durch eine den Kamm bildende stockförmige Gypsmasse getrennt. Diese nimmt nicht die ganze Länge des Berges ein, sondern wird am östlichen und westlichen Ende von Muschelkalk begränzt, mit dessen Vortreten auch die bunten Mergel abgeschnitten werden. Der Gypsstock, überall durch Steinbrüche aufgeschlossen, hat eine durch hervorragende Zacken, aufliegende Bänke und tief eindrin- gende Klüfte sehr unregelmässige Oberfläche, welche überall mit Diluvium ausgefüllt und geebnet ist. Ueber dem Mu- schelkalke zeigt sich die diluviale Schicht erst tiefer am Abhange des Berges, auf der Höhe desselben und in. der Umgebung des Gypsstockes ruht auf dem Muschelkalke un- mittelbar eine feste und dichte Rasendecke, deren schwarzer Boden auch über das heller gefärbte Diluvium hinzieht. Dieses Letztere wird durch den Abraum in den Stein- brüchen überall aufgeschlossen und zeigt eine schnell wech- selnde petrographische Mannigfaltigkeit zwischen den hoch vorragenden Gypszacken, jedoch nur an den südlichen Wän- den der Steinbrüche, denn an den nördlichen ist es überall ein lichter Mergel mit zahlreichen Muschelkalk-Geschieben. An dieser Seite fehlen organische Ueberreste durchaus, wäh- rend dieselben an der Südseite überall vorkommen. Die einzelnen von mir untersuchten Lagerstätten boten folgende Eigenthümlichkeiten. Im ersten Steinbruch von Quedlinburg her hebt sich rechts eine Wand von Letiengyps mit Fasergypsschnüren empor und wo dieselbe durchbrochen ist, lagert in etwa dreissig Fuss Mächtigkeit ein sehr feuchter Thon mit zahlreichen scharfkantigen Muschelkalk-Geschieben erfüllt. Zwischen diesen fand ich vereinzelt, nicht beisammen, Fussknochen und Zähne von Eqguus, mehrere und zum Theil andere Ske- 16 lettheile nebst einem jungen Unterkieferast von Bos. Alle haben ein im Verhältniss zu den Knochen anderer Lager- stätten sehr frisches Ansehen, aber sie desshalb Thieren der Gegenwart zuzuschreiben gestattet doch die Lagerungsweise nicht. Eiwa zwanzig Schritt von dieser Stätte entfernt und durch hervorragende Gypsmassen gelrennt, steht ein dunkel gefärbter thoniger Sand in etwas geringerer Mächtigkeit und ohne alle fremdarlige Geschiebe. In demselben lagen nach oben wiederum vereinzelt Pferdezähne und tiefer hinab, nur wenige Fuss über der Gypsgrundlage jener merkwürdige Unterkieferast der Höhlenhyäne, einzelne Zähne von Canis und Fragmente von zwei nicht sicher bestimmbaren Geweihen. Hinter der Warte auf dem Gipfel des Berges und un- mittelbar vor dem tiefsten Steinbruche der dritten Gypshütte durchgrub ich die Rasendecke und gelangte in einen Sand von der eben erwähnten Beschaffenheit. Auf dem geringen Raume einer nur zwei bis drei Fuss breiten Spalte in der hervorstehenden Gypsmasse waren zahlreiche Zähne, Kiefer- fragmente, Wirbel und Extremitätenknochen von Bos und Equus nebst Kieferfragmenten und einzelnen Zähnen ange- häuft. Zwei Fuss unter der Oberfläche begann das Lager und bei sechs Fuss Tiefe endete es. Einige Schritte davon in der obern Ecke des tiefsten Steinbruches besteht das viel mächtigere Diluvium aus licht gefärbtem Mergel mit erhärte- ten eckigen Mergelstücken. In zehn Fuss Tiefe unter der Oberfläche, aber nur einen Fuss tief in der entblössten Wand des Steinbruches traf ich einen vollständigen Schädel von Bos, der jedoch schon jahrelang der eindringenden Feuchtigkeit und Wem Froste ausgesetzt so vollständig zer- trümmert war, dass ausser einigen Zähnen kein Stück der Aufbewahrnng werth war. Tiefer in die Wand hinein folg- ten Wirbel und Gliedmassenknochen vom Stier und einzelne auch vom Pferde. Der tiefste Steinbruch wurde im Jahre 1829 in einer Länge von zwanzig Schritt durch Abraum eröffnet. In seiner ganzen Ausdehnung lagen unmittelbar über dem Gypse zahl- reiche Knochen und Zähne zerstreut und an der rechten 17 Seite, wo die Oberfläche des Gypses unregelmässiger wurde, häuften sich dieselben zu einem mehrere Fuss mächtigen, dichten Lager an. Durch die hervorstehenden Felszacken wurden enge Schluchten und Spalten gebildet, deren Reini- gung ich als neunjähriger Knabe übernahm, da einem Er- wachsenen das Eindringen nicht möglich war. Eines solchen Spaltenkreuzes, in welchem ich mich recht gut drehen konnte, erinnere ich mich noch sehr lebhaft. Ich gebrauchte mehrere Tage Zeit um mit Hülfe meiner kleinen Instrumente die zahl- losen Knochen bis zu zwölf Fuss Tiefe auszuräumen. Von den Knochen selbst sehe ich noch einen vollständigen Hyänen- schädel vor mir, den andern Tags der Bauinspector Krüger unversehrt von der Lagerstälte entnehmen sollte, wobei aber leider das schöne Stück in Trümmer zerfiel. Auch lange starke Rippen (von Rhinoceroten) zog ich in grosser An- zehl hervor. Die Form der übrigen Knochen ist mir ent- fallen und so viele von denselben als brauchbar zurückge- legt und nicht in den Abraum geschafft wurden, erhielt der erwähnte Bauinspector Krüger, dessen Sammlung später vom Mineralogischen Museum in Berlin angekauft wurde. In neuerer Zeit grub ich selbst vor dieser Lagerstälte wieder ein und zwar zuerst an der tiefsten Stelle, 30 Fuss unter der Ober- fläche und gerieth alsbald auf mehrere grosse Extremitäten- knochen besonders von Rhinoceros, sparsamer von Pferd und Stier. Die grosse Feuchligkeit des thonigen Bodens nöthigte mich jedoch diese Tiefe wieder zu verlassen und von der Oberfläche aus einzudringen. Unter dem schwarzen Alluvium folgte ein ziemlich fester lichter Diluvialmergel mit rundlichen Concretionen. Bei zwölf Fuss Tiefe erhielt ich die ersten Reste, Knochen von Otis brevipes, Zehen- glieder und Zähne von Pferd und Stier. In etwa funfzehn Fuss Tiefe traf ich einen vollständigen Rhinocerosschädel, der gegenwärtig im Berliner Museum aufbewahrt wird. In der Umgebung desselben lagen andere Reste zerstreut, jedoch nicht in zu grosser Anzahl. Jedenfalls wird diese Stelle, die ich nicht weiter verfolgte, noch eine reiche Ausbeute gewähren. Die interessanteste und zugleich reichhaltigste Lager- 2 18 stätte eröffnete ich im letzten Steinbruche. Die etwa zwan- zig Fuss hohe Wand bestand aus einem gelbbraunen Dilu- viallehm, in welchem einzelne Muschelkalk-Geschiebe bis zu Fussgrösse eingeschlossen waren. Faustgrosse Drusen mit Zwillingslinsen von Gypsspath, kleine, höchstens bis zu einem halben Zoll Grösse anwachsende Rhomboeder von Bitterspaih und erbsengrosse weisse Quarzkörner erschienen als häufige Beimengungen, die erstern unstreitig im Diluvium nach der Ablagerung entstanden, die letztern herbeigeführt. Bis zu sechs Fuss Höhe bedeckte das dichte Knochenlager den unterliegenden Gypsstock, weiter hinauf wurden die Knochen sparsamer und verloren sich bis sechs Fuss unter der Rasendecke völlig. Ohne alle Ordnung lagen die Kno- chen durch einander, von allen Theilen des Skeletes der gleich zu nennenden Thiere. Der Boden des Lagers war durch hervorstehende Bänke von Gyps sehr uneben, und wiederum waren die Räume zwischen diesen Bänken am reichhaltigsten. Sechzehn bis zwanzig Fuss weit räumte ich das Lager in den Abhang hinein ab, und dann hob sich eine Gypswand steil auf und begränzte die Stätte. Eine kaum fussbreite Spalte trennt diese Gypswand von dem Gyps- stocke, und die weitere Eröffnung des Steinbruches zeigte die Fortsetzung der Spalte, und merkwürdig, dass dieser Gyps deutlich geschichteter Lettengyps mit Fasergypsschnüren der Keuperformation ist, während der Gypsstock völlig un- geschichtet und nie Spuren von Fasergyps führend einer ältern Formation (dem Muschelkalk) angehört. An einer Stelle erweiterte sich auch hier die Spalte etwa auf zwei Fuss Durchmesser, und bei dem Ausräumen derselben fand ich die Knochen ringförmig geordnet, die grössern gewalt- sam an die Seilen gedrängt, meist senkrecht oder nur etwas geneigt, nie horizontal, die kleinern in deren Mitte. In acht Fuss Tiefe öffnete sich die Spalte plötzlich wieder, und war hier von einem Rhinocerosschenkel und Beckenfragmenten bei der Ausfüllung verstopft. Ich hatte den sichern Beweis gewonnen, dass die Diluvialfluth in gewaltsamem Strudel in die Spalten eingedrungen und die Knochen dem Strudel 19 gefolgt waren. Wo die Oberfläche am umregelmässigsten war, fanden die Knochen den meisten Widerstand und häuf- ten sich massenhaft an. Die Thiere, welche ich in diesen Resten erkannte, sind Canis spelaeus, Felis spelaea, Hyaena spelaea, Lepus timidus fossilis, Hypudaeus Sciurus, Equus fossilis, Bos Taurus, Cervus 3 spec., Rhinoceros tichorhinus, Elephas primigenius, Fringilla trochanteria, Corvus fossi- ls, Corvus crassipennis, Hirundo fossilis, Larus priscus. *) In Betreff der Anzahl der einzelnen Reste und der Indivi- duen überwog Hyäne und Rhinoceros die übrigen beträcht- lich, dann folgten Pferd und Wiederkäuer, diesen Canis und die andern in sehr vereinzelten Fragmenten. Als ich das Lager völlig aufgeräumt hatte, entwarf ich die beiste- hende Skizze, in welcher die senkrechte Wand den ge- samen INOGELTTA\./APRRREIRCIRREPRT VRR ix r & *) Vergl. Fauna der Vorwelt (Leipzig 1847) Säugethiere u. Vögel. 2% 20 schichteten Keupergyps darstellt. Die ein bis zwei Fuss tiefen Risse laufen senkrecht in die quere, von den 'vor- liegenden Bänken des älteren Gypsstockes versteckte Spalte hinab. Diese ist in der zweiten Figur, welche den horizon- talen Durchschnitt angibt, gezeichnet zugleich mit zwei recht- winklig auf sie treffenden und den Gypstok in der ganzen Quere durchsetzenden aber nur eine bis zwei Linien breiten Klüften, die ich in andern Steinbrüchen nicht beobachtete. Dieselben Verhältnisse, welche der Gypsstock des Se- veckenberges bietet, finden wir in den nah gelegenen, zum Zechsteingebirge gehörigen Gyps in der unmittelbaren Nähe des Harzes bei Gernrode und Stecklenburg wieder. Das aufliegende Diluvium ist ein reiner Lehm und liefert in dem Steinbruche wenn auch sehr sparsam Reste von Hyaena, Elephas und Rhinoceros. Bei Stecklenburg scheint nichts ‚weiter vorgekommen zu sein als der in meiner Fauna, Vögel 5. 23 berücksichtigte Oberschenkel von Gallus. Die Gypsbrüche bei Westeregeln lieferten bisher eine ebenso grosse Anzahl von Ueberresten und zwar derselben Thiere, welche bei Quedlinburg genannt worden sind und wie es nach dem mir bekannt gewordenen scheint in dem- selben Verhältniss der Arten und Exemplare. Ausserdem ‘fanden sich daselbst auch Spuren von Ursus und unzweifel- hafte von Vultur. Diesen vier reichhaltigen Lagerslälten füge ich noch die vereinzelten Vorkommnisse hinzu. Bei Obergebra unweit Nordhausen das bereils erwähnte vollständige Rhinocerosskelet in einer Spalte des Gypses. — Bei Wendelstein ebenfalls auf Gyps Reste von Elephas. — Bei Sangerhausen in Kiesgeröllen wiederum Elephas. — Bei Riestädt dieselben. — Bei Obersdorf im Diluviallehm über Gyps ein Schädel von Cervus und ein Stosszahn von Ele- phas. — Bei Wimmelburg und Eisleben im Diluviallehm Zähne und Knochen von Elephas und andere nicht näher bestimmte Reste. — Bei Oberwiederstädt in rothen Diluvialletten Frag- mente eines Hirschgeweihes. — Bei Arnstedt sowohl im Lehm unter dem Ackerboden als im Thon über Gyps Knochen 21 und Schädel von Bos. — Bei Rollsdorf der früher erwähnte Stosszahn von Elephas im Geschiebe. — Bei Querfurt sind mir keine Vorkommnisse aus neuerer Zeit bekannt, aber nach den Schriftstellern des vorigen Jahrhunderts wurden Reste von Elephas, Bos, Cervus daselbst nicht selten ge- funden. — Bei Bruckdorf ein Mahlzahn von Elephas. — Bei Skortleben im Lehm Zähne von Rhinoceros, — Bei Wallhausen eben solche. — Bei Zellendorf Zähne von Ele- phas. — Bei Salzmünde Fragmente von Hirschgeweih. Sitzung am 14. August. Hr. Kohlmann spricht über einige von Hrn. Hankel im physikalischen Kabinet in Leipzig ausgeführte oplische Experimente und darauf er- läutert Hr. Giebel den feineren Bau der Fühler bei den Insecten nach Burmeister’s (Zeitung für Zool. Zoot. und Paläozool. 1848) und Erichson’s (Denkschrift zu Klug’s Ju- biläum) Untersuchungen, welche dieses Organ als ein in den feinen von einer zarlen und weichen Haut überkleideten Poren zur Empfindung von Gerüchen geeignetes darstellen. Sitzung am 21. August. Als eingegangen wurde vorgelegt Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. preuss. Staaten Bd. XXI. Heft 1. Hr. Kohlmann erläutert die Krystallform des in den Halleschen Porphyren vorkommenden Feldspathes nach Nau- mann’s Bezeichnungsweise und Hr. Sack knüpft daran die Erörterung derselben Krystalle nach Mohs, nämlich: 4Pr-2 P 3Pr-+2 ku 202,2, Sitzung am 28. Me Der Vorsitzende Hr. Giebel zeigt der Gesellschaft an, dass die meteorologischen Instru- menie vom Königlichen Statislischen Bureau iu Berlin ein- gegangen seien. Hr. Kohlmann übergibt eine von Hrn. Rollmann in Stargard, Mitgliede des Vereines, eingesandte lebende Emys europaea, welche zu anatomischen Präparaten für die Ver- einssammlung bestimmt wurde. Darauf hielt Hr, Kayser einen Vortrag über die Ent- - (Pr +00)° (Pr-+00)° Pr.-+00. 22 wickelung der Genitalien bei den Menschen und Säugethie- ren, indem er besonders noch auf Deen’s Mittheilung über den Uterus masculinus (Zeitschr. f. wissensch. Zool. I. 1849. S. 295) einging. Sitzung am 4. September. In Bezug auf folgende Mittheilung von J. Ritter in den Jahrbüchern des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde 1848 XI. S. 358: „in der Nähe der Urne in einem Hünengrabe bei Stuer hatte eine Kröte eine kreisrunde flache Höhlung ohne Oeffnung, weder seitwärts noch nach oben; der feste Thon gestattete auch kein Eindringen von Seiten des Thieres; sie lebte, aber zeigte grosse Unempfindlichkeit beim Berüh- ren und suchte weggestossen ihr altes Lager immer wieder auf; über die Zehen des rechten Vorderfusses hing lose trockene Haut. Schon früher habe ich in der Tiefe von Kegelgräbern Krölen getroffen; sie starben gewöhnlich inner- halb vier und zwanzig Stunden.” Hierauf bezugnehmend gab Hr. Giebel Mittheilungen über andere Vorkommnisse von lebenden Kröten in festem Gestein. Darauf legte derselbe ein von Hrn. Kayser für die Vereinssammlung übergebenes Exemplar von Syngnathus acus vor, welches von einem Knaben hier an der Angel in dem unter dem Namen der Drecksaale bekannten Arme der Saale gefangen worden ist. Wenn schon das Vorkom- men dieses Meeresbewohners in unserer Saale fern von den Küsten der Ost- und Nordsee beispiellos und überraschend ist: so fallen doch die Eigenthümlichkeiten des Exemplares noch mehr auf. Dasselbe misst von der Kieferspitze bis zur Spitze der Schwanzflosse einen Fuss, der Kopf einen Zoll sieben Linien, der Rumpf drei Zoll neun Linien, der Schwanz vom After bis zur Basis der Schwanzflosse sechs Zoll neun Linien, der Kopf bietet keine abweichenden Eigen- thümlichkeiten. Der Rumpf ist siebenkantig und wird von zwanzig Schilderringen umgeben, vor denen an der Bauch- seite noch ein Schild liegt, so dass man hier 21 Schilder zählt. Jeder Ring besteht aus einem in der Mittellinie ge- legenen Bauchschilde, zweien an den Bauchkanten, eben so 23 vielen an den beiden Seiten- und Rückenkanten, welche so angeordnet sind, dass die Körperkanten in die Mittellinien der Schilder fallen. Am vierkantigen Schwanze zählt man einschliesslich des Afterringes 44 Ringe, jeder aus 6 Schil- dern bestehend, indem das ventrale Mittelschild des Rumpfes hier fehlt. Von den Flossen sind die Brust-, After-, Rücken- und Schwanzflossen vorhanden, die Bauchflossen aber fehlen völlig. Die Brustflossen sitzen gleich vorn hinter der Kie- menöffnung und sind zwölfstrahlig. Die Rückenflosse be- ginnt auf dem letzten Rumpfringe über dem After und ruht auf zehn Ringen, die Anzahl ihrer Strahlen beträgt 44. Die Afterflosse besteht nur noch aus drei hinter dem After ge- legenen Strahlen und die Schwanzflosse aus sechs, welche zur miltlern hin sich etwas verlängern. Bloch gibt in seiner Naturgeschichte der Fische Deutschlands folgende Zahlen für die Flossen des S, acus an: B. 14, R. 36, A. 6, S. 10, wonach also keine einzige Zahl mit der unseres Exemplares übereinstimmt, ebenso ist nach ihm der Schwanz sechskanlig. Von andern Arten hat S. iyphle zwar einen vierkanligen Schwanz und zwölf Strahlen in den Brusiflossen, aber als auffallend unterscheidend einen sechskantigen Rumpf und nur achzehn Strahlen in der Rücken- und fünf in der After- flosse. Alle übrigen Arten bieten viel weniger Vergleichungs- puncte und verdient daher das vorliegende die grösste Auf- merksamkeit. Sitzung am 9. October. Der Vorsitzende Hr. Giebel zeigt der Gesellschaft an, dass Hr. Buchbinder nach Merse- burg versetzt als auswärtiges Mitglied in der Liste forige- führt sein wolle und Hr. Gandtner von Merseburg nach Greifswald abgegangen sei. Als eingegangen wurden vor- gelegt: Haidingers Berichte über die Mittheilungen der Wiener Freunde Bd. 5 u. 6 und desselben Abhandlungen Bd. Il. nebst einem Begleitungsschreiben des Herausgebers. Hr. Kayser theilt Rathke’s Beobachtungen und Deu- tungen der Carotiden bei den Krokodilen und Vögeln mit (Müllers Archiv 1850. IN. 184). Die Resultate derselben sind: 1) Bei den beschuppten Amphibien, Vögeln und Säuge- 24 thieren bilden sich zwei neben den Nervi vage: und Venae jugulares verlaufende Carotides communes. 2) Bei den Schlan- gen entsteht ausserdem noch an der untern Seite der Hals- wirbel die unpaare Arteria collaris, welche noch vor dem Kopfe endet. 3) Dieselbe bildet sich auch bei den Kroko- dilen aus, verlängert sich hier aber bis zu dem Kopfe hin und mündet dann mit zwei Aesien in die Garotidenstämme. 4) Dasselbe Verhältniss findet bei vielen Vögeln Statt, jedoch bleibt bisweilen (Papageien) die arter. collaris bis zur Mün- dung unpaar oder bei andern treien zwei arter. collares auf. 5) Die Ausbildung der arter. collaris geschieht auf Kosten der Caroliden. 6) Wenn diese auch noch so wenig entwickelt erscheinen, so bleiben doch ihre Endäste Carotis facialis und C. cerebralis deutlich ausgebildet und erhalten ihr Blut dann aus andern Arlerien. Darauf spricht Hr. Schneider über Erdmann’s und Marchand’s nachirägliche Bemerkungen über das Aequivalent des Calciums (Journ. f. pract. Chemie 1850. L. 239) mit Berücksichtigung der Aequivalent-Bestimmung des Magne- siums (Ebenda). Hr. Giebel macht auf Langer’s Beobachtungen über den Haarwechsel bei Thieren und Menschen aufmerksam (Denkschr. d. Wien. Akad. 1850. I. B. 1). Derselbe weist nach, dass die bei den Thieren in regelmässigen Zeitab- schnitien ausfallenden Haare durch junge in dem Follikel der alten sich bildenden Haare veranlasst wird. Die Papille entsteht und liegt im Grunde des verlängerten Follikels, produeirt hier neue Zellen und überkleidet sich mit einem Aggregat von Pigmentkörnern. Den Raum zwischen ihr und dem pinselartigen alten Haarkolben erfüllen von der Folli- kularwand erzeugte Epithelialzellen. Die Pigmentschicht ver- längert sich zur Bildung des jungen Haares spitzig aufwärts, schiebt die alte Haarzwiebel zur Seite und slösst sie endlich aus. Die Haarsubstanz bildet sich von der Spitze her, so- bald aber das junge Haar aus dem Follikel hervorgetreten ist, geschieht die weilere Ausbildung nur noch an der Ba- sis. Den dunkeln Pigmentkegel umgibt schon frühzeitig 25 ein heller Hof als innere Wurzelscheide, um welche sich alsbald eine zweite granulirte, aus mehr runden Zellen be- stehende gleichsam als Epithelium der Follikularwand bildet. Die innere Scheide ist eine helle Membran, scheinbar mit Längsspalten, welche in Folge der Behandlung mit Essig- säure durch Loslösung der rhombischen Epithelialschüppchen hervortreten. Näher am Haarkeime bleiben die runden Zellen deutlich und die Membran erscheint hier zelliggranulirt. Langer hält sie für ein Product des an der Papille gelegenen Follikulargrundes. Sie umfasst den Haarknopf ebenso wie dieser die Papille und wird beim Hervortreten des Haares mechanisch abgesiossen. Auch die äussere Scheide löst sich beim Ausfallen des Haares ab. Langer sammelte diese Be- obachtungen am Reh, Hirsch, Gemse, Wildschwein, Hasen, Aguti, Schaf, und Rind. Schliesslich machte der Redner noch auf den zwischen Steinlin CHenle’s Zeitschr. für rat. Medic. IX. 287) und Kölliker (Zeitschr. f. wiss. Zool. I. 291) angeregten Sireil über den Bau und Haarwechsel der Haare aufmerksam, in welchem er sich auf Kölliker’s Seite stellte. Sitzung am 16. October. Hr. Märker, Lehrer, und Hr. Prömmer, Apotheker, wurden als neue Mitglieder aufgenommen. Hr. Giebel gab eine Characteristik und Geschichte der unlergegangenen Cephalopodengatlung Belemnosepia. Die letztere anlangend hat diese Gattung ein merkwür- diges Schicksal gehabt. Gr. Münster gab die erste Nach- richt von ihren Resten in Keferstein’s Deutschlands von 1828, wo er dieselben einer Onychoteuthis prisca zuschreibt. Darauf bildete andere Zieten 1830 als Loligo bollensis und L. aalensis ab. Beide betrachtete Agassiz, nachdem er die in England vorkommenden Reste untersucht hatte, als zu Belemniten gehörig und schlägt in Gemeinschaft mit Buck- land 1836 deshalb den Namen Belemnosepia vor. Gr. Mün- ster irat dieser Deutung sogleich entgegen, indem er seine - Onychoteuthis vertheidigte und das Vorkommen der Be- lemnosepia in Deutschland in Abrede stellt. Auch Quenstedt, und zwar auf gewichtige Gründe sich stützend, verwirft die 26 Agassiz-Buckland’sche Deutung im Jahrb. 1839. Er ver- weist dieselben zwischen Loliginen und Sepien unter der Benennung Loligosepia. Der Nachweis fand indess nur wenig Beifall. Voltz bemühte sich im Büllet. geol. 1840 und ausführlicher in den Strassburger Memoiren die Ab- stammung der Reste von Belemniten darzuthun und ohne Rücksicht auf Quenstedt’s und Agassiz’s Namen bringt er abermals einen neuen, Belopeltis, in Anwendung. Durch die bald erfolgende Untersuchung wirklicher Belemnitenreste von Owen und d’Orbigny wurde die Identität derselben mit der Belemnosepie nicht nachgewiesen, daher Quenstedt auch auf seiner wohl begründeten Ansicht beharrt und Gr. Münster die seinige noch durch einen neuen Namen Geoteuthis zu sichern sucht. d’Orbigny tritt nach Prüfung eines ausrei- chenden Materials jenen bei und in der That ist auch die Aehnlichkeit der Belemnosepien mit Ommaästrephes viel grösser als mit den Belemniten. Abweichend von allen er- klärt dann Theodori, dass die Reste von Boll eine überra- schende Aehnlichkeit mit den eigentlichen Sepien besässen und deshalb als Palaeosepia in die Familie der Sepiadae versetzt werden müssten. Von allen diesen Namen ist Be- lemnosepia der älteste und trotz der von der ursprüng- lichen abweichenden Deutung mindestens ebenso bezeichnend als die nachfolgenden, daher er diesen vorgezogen werden muss. In der stratographischen Palaeontologie ist d’Orbigny von seiner frühern Ansicht abgewichen, indem er neben Be- lemnosepia auch Beloptera aufgenommen hat, aber ohne die Gründe dafür darzulegen. Darauf referirt Hr. Kohlmann die von E. E. Roger angestellten Versuche der Auflösbarkeit des Diamantes auf nassem \WVege. Hr. Andrä erläutert die geognostischen Verhältnisse der Gegend um Magdeburg. Zunächst nördlich von der Stadt tritt Grauwacke auf und von da aus in südlicher Richtung über Sudenburg nach Klein-Oltersleben das Roth- liegende, der Zechstein und bunte Sandstein, welche theils durch anstehendes Gestein theils durch Bohrversuche nach- 27 gewiesen sind. Aus der specielleren Erörterung des Ver- haltens der Grauwacke zu dem Rothliegenden ergibt sich, dass die Lagerung des letzteren mit Berücksichtigung des ziemlich ausgedehnten Terrains, welches dasselbe in nord- westlicher Richtung von Magdeburg, bei Emden und Alten- hausen einnimmt, das Pro:ect eines Bohrversuches auf Stein- kohlen zwischen hier und Magdeburg eher unterstützt als geradezu für erfolglos zurückweist. Sitzung am 23. October. Hr. Otte, Lehrer, wurde als neues Mitglied aufgenommen. — Eingegangen: Jahr- bücher des Naturwissenschaftlichen Vereines im Herzogthum Nassau. Heft VI. und Statuten desselben Vereines. Hr. Bertram sprach über H. Rose’s quantitative Be- stimmung der Phosphorsäure und über die Trennung der- selben von Basen. Hr. Garcke erläuterte den Bau und die systematische Stellung des Geaster striatus nach frischen Exemplaren ver- schiedener Entwickelungsstadien, welche er selbst am Don- nersberge bei Cröllwitz sammelte. Darauf zeigte Hr..Kohlmann die von F. F. Runge her- ausgegebenen Musterproben chemischer Farben und sprach über das Verfahren sowie über die Ansichten des Verfassers hinsichtlich seiner Beobachtungen, welch’ letzterer die Ge- sellschaft ihren Beifall versagte. Hr. Giebel gab einleitende Bemerkungen über die Be- lemniten überhaupt und schilderte den grössten aller aus dem Braunen Jura nach den Exemplaren des Mineralogischen Museums. Die Geschichte und Kritik der Art wurde speciell erörtert. Schon bei Kenntmann als B. magnus erwähnt und bei Lachmund schlecht abgebildet ist dieselbe zuerst von Baier als B. maximus characterisirt und abgebildet. Unter diesen Namen führt sie auch Ehrhardt in seiner Monographie der schwäbischen Belemniten auf, daher die Benennung als die älteste sicher begründete allen spätern vorgezogen wer- den muss. Die Schriftsteller des vorigen Jahrhunderts fügen zu den früheren Angaben neue sowohl in Betreff des Vor- kommens als der Eigenthümlichkeiten hinzu, und in diesem 28 Jahrhundert bemühte man sich jede Eigenthümlichkeit mit einem besondern Namen zu belegen. Ohne eine neue Diagnose beizufügen führte Schlotheim 1813 die Benennung B. gigan- teus ein, welche allgemeinen Beifall fand. Im Jahre 1823 unterschied Miller die Weibchen als B. abbreviatus und die Männchen als B. ellipticus, beide zugleich individuell aus- gezeichnet. Beide Namen behielt Blainville bei, den letztern jedoch nur fraglich, und verwandelte den Schlotheim’schen in B. gigas. Ausserdem bezeichnete derselbe noch die com- primirten, auffallend schlanken Formen mit undeutlichen Fal- ten an der Spitze als B. gladius, ein fragmentäres Exemplar mit fünf tiefen Furchen als B. quinquesulcatus und comprimirte mit verlängerter Seitenfurche als B. compressus. Voltz be- achtete diese Namen wenig, benannte beide Geschlechter als B. aalensis und B. longus. In demselben Jahre (1830) stellte Deshayes einen nicht unterschiedenen B. Milleri auf und Zieten die früheren aufnehmend zugleich für die grössten Exemplare den B. grandis, für männliche mit nur zwei Furchen den B. acuminatus, für ähnliche mit glatter Spitze den B. elongatus, für fragmentäre durch die Furchen aus- gezeichnete den B. bipartitus, B. quinquesulcatus und B. bicanaliculatus. Gr. Münster’s unbeschriebene Arten B. py- ramidalis und B. Voltzit gehören nach den von ihm selbst versandten Exemplaren hierher. Durch das Auftreten einer Bauchfurche liess sich Römer zur Aufstellung seines B. ano- malus verleilen und ganz neuerdings glaubte Quenstedt noch einen B. spinatus einführen zu können. Endlich theilt Hr. Bertram noch Chatin’s Untersuchungen betreffend das Vorkommen von Jod in allen Süsswasserpflan- zen mit (Erdmann und Marchand’s Journal 1850. Nro. 12. 14). Sitzung am 31. October. Hr. Raih Winter und Hr. Studiosus medic. Grasenik wurden als neue Mitglieder aufgenommen. i Hr. Andrä sprach unter Vorlegung mehrer Stufen über einige schwefelsaure Salze aus Chili, als über den Co- quimbit, Copiapit und natürlichen Kupfervitriol, deren physi- kalische Eigenschaften und chemisches Verhalten näher er- 29 örtert wurde, Ferner legte derselbe ein Stück eines stein- markigen Fossiles vor, welches aus der Umwandlung des obern Porphyr des Sandfelsens hervorgegangen war und in Verbindung mit wenig veränderten Massen dieses Porphyrs angetroffen wurde. Früher waren dem Redner derartige derbe Partien nur auf den Kluftflächen jenes Gesteines be- gegnet. — Darauf zeigte Hr. Andrä noch einige Exemplare einer Gentiana aus der Schlesischen Flora, welche in diesem Jahre bei Reinerz gesammelt worden waren. Dieselben stimmten allerdings in den meisten Stücken mit @. germa- nica S. überein, zeichneten sich aber durch folgende Eigen- thümlichkeiten aus. Von der Basis aus waren sie ungemein vielstenglig verzweigt, welche Erscheinung indess nicht durch das Abmähen des Hauptstengels hervorgerufen war; sie hatten ausserordentlich zahlreiche Blüthen mit fast weissen Kronenröhren; der Träger des Fruchtknotens betrug durch- gängig ein Dritiheil von den letztern, während sonst bei @. germanica der Fruchtknoten gleich an der Basis stark eingeschnürt ist. Das Kraut zeigte, soweit es sich im ge- trockneten Zustande beurtheilen lässt, ein helleres Grün. Hr. Andrä glaubte in diesen Exemplaren @. pyramidalis N. a. E. zu erkennen. *) Hr. Kayser theilte Leydig’s Untersuchungen der Schleim- kanäle bei den Fischen (Müller’s Archiv f. Anat. etc. 1850, III. 170) unter Vorlegung frisch gefertigter Präparate mit. Es ergeben dieselben, dass die bisher als schleimabsondernde Organe betrachteten Kanäle am Kopfe und in der Seiten- linie wegen des völligen Mangels an Drüsenelementen in ihrer Structur jedenfalls eine andere Bedeutung haben müssen und vielmehr höchst wahrscheinlich als ein eigenthümliches Sinnesorgan fungiren, da Nerven mit knopfförmig verdickten Enden in sie hineinireten. Die von Hın. Kaiser ange- stellte Untersuchung des Kaulbarsches bestätigt die von Leydig im Speciellen mitgetheilten Beobachtungen. Dann las Hr. Bertram einen Brief von Dr. Siegert in Bolivar vor, mit welchem derselbe eine Anzahl Früchte *) Hr, Garcke hielt sie aber für nicht verschieden von & germanica. 30 übersandte, die von den Indianern zur Bereitung des Pfeil- giftes gebraucht und Cargquache genannt werden. Es sind die Früchte von Thevetia neriifolia Juss. und versprach Hr. Bertram, dieselben einer sorgfältigen Analyse zu unter- _ werfen und d’e Resultate dieser mitzutheilen. Ferner berichtete Hr. Bertram über eine von ihm ange- stellte Analyse eines Harnes in Bezug auf Eiweis und Harn- zucker, wobei er die verschiedenen Arten der Untersuchun- gen mit schwefelsaurem Kupferoxydul und Zinnchlorür er- örlerte. Bei der Anwendung des erstern wurde die Reaction durch reichliche Menge von Blasenschleim fast ganz ver- hindert. — Endlich legte derselbe noch eine Quantität Cholesterin vor, welches bei der Eröffnung eines veralteten Wasserbruches gewonnen war, und fügte einige Bemerkungen über die Natur dieses Körpers hinzu. Hr. Ule hielt einen Vortrag über das atomistische Prineip in der Physik. Sitzung am 6. November. Der Vorsitzende Hr. Giebel übergab der Gesellschafl den zweiten Jahresbericht des Vereines und theilte den Beschluss des Vorstandes, den nächsten Jahresbericht in zwei halbjährlichen Heften zu Neu- jahr und Johannis erscheinen zu lassen mit. Hr. Kohlmann sprach unter Vorlegung schöner Kry- stalle von Traubensäure über die Eigenschaften der beiden Säuren, aus denen nach Pasteur’s Untersuchungen die Trau- bensäure besteht. (Ann. de Chim. et phys. XVII. 56. — Journ. f. pract. Chemie Bd. 50. Heft 2. S. 88). Bezugnehmend auf seine frühern Mittheilungen über die Organisation der Belemniten legte Hr. Giebel ein der Länge nach getheiltes Exemplar von Belemnites trisulcus aus dem Lias von der Aller vor, bei welchem gegen alle bisherigen Beobachtungen die Alveole im untern Theile sich schnell verengt und dann fast cylindrisch in die Scheide sich fort- setzt. Dass nicht Verwitterung der Kalkfaser die Alveole scheinbar verlängert, sondern deren Verengerung im Leben des Thieres erzeugt war, bewies die noch an den Alveolar- wänden haftende Schale des gekammerten Alveolarkegels. 31 Nach einer allgemeinen Characteristik der von Fries aufgestellten Familien der Pilze sprach Hr. Garcke über ein in der Gegend von Dresden gesammeltes Hydnum im- bricatum. Hr. Andrä theilte den Inhalt eines Aufsätzes von Prof. O. Heer aus den Mittheilungen der Naturforschenden Gesell- schaft in Zürich mit, welcher von der in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1850 in den Schweizer Central- alpen gefallenen röthlich braunen Substanz handelt, und ge- dachte dabei der Art des Erscheinens der Lauosa nivalis Fries und Protococcus nivalıs Ag. insbesondere der erstern, wie sie im Jahre 1842 von Unger bei Gratz beobachtet worden ist. Hr. Giebel erläuterte den anatomischen Bau der von Quatrefages entdeckten und in den Ann. des sc. nat. 2 ser. 1842. XVIL. beschriebene Gattung Eleutheria in Rücksicht auf ihr verwandtschaftliches Verhältniss zu Hydra, den Sy- napten und andern Polypen. Hr. Kohlmann beschrieb die Construction der dem Vereine vom Königlichen Statistischen Büreau zum Behuf regelmässiger meteorologischer Beobachtungen übersandien Instrumente mit besonderer Berücksichtigung der Skalenein- theilung am Barometer, Thermometer, Psychrometer und Regenmesser. Aus einer Vergleichung des letztern mit dem von Hofgäriner Legeler in Potsdam construirten und da- selbst seit 1845 aufgestellten Regenmesser erschien der unsrige bei seiner grossen Einfachheit viel zweckmässiger. Sitzung am 13. November. Hr. Lehrer Fahland wurde als neues Mitglied aufgenommen. Hr. Giebel legte einen vollständig erhaltenen Dachs- ‚schädel vor, der angeblich in den zur Braunkohlenformation gehörigen Schichten bei Bitterfeld gefunden worden ist. Wenn auch letzteres durch die dunkel gelbbraune Färbung bestätligt wird: so beweisst doch die im Uebrigen grosse Frische des Knochens, dass derselbe weder aus der eocenen Zeit unsrer Braunkohlen noch aus der Diluvialperiode stammt, sondern von einem Individuum der Gegenwart herrührt, wel- 32 ches wahrscheinlich seinen Bau in den erwähnten Schichten angelegt hatte und darin umgekommen ist. Die Ueberein- stimmung mit dem Schädel des lebenden Dachses setzt die Identität ausser Zweifel. In den Zahnformen lässt sich bis in das feinste Detail kein namhafter Unterschied auffinden. Ebenso zeigt die untere Schädelfläche bis auf die Differenz von wenigen Millimetern mit dem zur Vergleichung gewähl- ten lebenden Schädel keinen Unterschied. Von oben be- trachtet erscheint die Nasenöffnung des Bitterfelder Exem- plares etwas höher, der Antlitztheil länger, die Stirn gewölbter, die Frontalleisten vereinigen sich unter einem merklich spitze- ren Winkel und die Sagittalleiste ist auffallend niedriger, die Hinterhauptsleisten weniger entwickelt und beim Zusam- mentreffen mit der Sagitalleiste nur sehr wenig hervortretend, die Anheftungsflächen der Nackenmuskeln weniger verlieft, dagegen die beiden Gruben über den Gelenkhöckern. auf- fallend tiefer. Alle diese Unterschiede bedeuten nur indivi- duelle Eigenthümlichkeiten und gestatten keine specifische Trennung. Hr. Bertram sprach über seine: Analyse des in den Blattstielschläuchen der Nepenthes destillatoria befindlichen Wassers, welches an dem Exemplare in Kefersteins Garten in Kröllwitz gesammelt worden war. Da er auch in einigen Gärten in Leipzig Aufträge zum sorgfältigen Sammeln dieses Wassers gegeben, so behielt er sich vor nach Empfang des- selben die Resultate der verschiedenen Analysen verglei- chend zusammenzustellen. Hr. Giebel referirte über J. Barrande’s neueste Schrift: Graptolithes de Boh@me, Prague 1850, mit Hinsicht auf des- selben grosse Verdienste um die Kenntnisse des böhmischen Silurgebirges und seiner Versteinerungen sowie des darüber angekündigten umfassenden Werkes. Nach den speciellen Untersuchungen des Baues der Graptolihen, welche die un- zweifelhafte Polypennatur erweisen und keine nähere Be- ziehung zu den polythalamischen Cephalopodengehäusen er- geben, scheidet der Verfasser alle bekannten Formen in die drei Gallungen Graptolithus Lin. Rastrites n. g. und Gla- 33 diolites n. 9., deren 21 böhmische Arten sich in den mitt- lern Silurschichten, nämlich sparsam in der Abtheilung D und besonders zahlreich in E verbreiten. Dann wurde noch die Verbreitung in andern Ländern hervorgehoben und die zur Unterscheidung der Arten wichtigen Charactere an- gegeben. Sitzung am 20. November. Hr. Inspector Diek wurde als neues Mitglied aufgenommen und Hr. Röhl theilte der Gesellschaft mit, dass Hr. Bertram als Oberfeldapo- theker des IV. Armeekorps zur Armee einberufen, Halle bereits verlassen und ihm die Fortsetzung der angefangenen Analysen des Wassers von Nepenthes destillatoria über- tragen habe. Hr. Wiegand erläuterte behufs einiger von ihm ange- kündigten Vorträge aus dem Gebiete der mathematischen Geographie einige Elemente dieser Wissenschatt. Hr. Röhl sprach über Hooke’s Bereitungsweise des vulkanisirten Kautschucks und unter Vorlegung von grössern Platten und Röhren über die Eigenschaften und technische Verwendung desselben. Hr. Giebel berichtet über den Inhalt und Werth des ihm übergebenen wissenschaftlichen Nachlasses vom ver- storbenen Ch. L. Nitzsch, früherem Professor der Zoologie an hiesiger Universität. Es besteht derselbe in sehr um- fangsreichen Manuscripten, einer beträchtlichen Anzahl von Zeichnungen und zoologischen Präparaten. Leiztere sind sämmtlich zwischen je zwei an den Rändern fest verschlos- senen Glastäfelchen aufbewahrt. Zahlreiche derselben zeigen Federn von verschiedenen Vögeln und verschiedenen Ge- genden des Vogelkörpers. Sehr schön sind die Präparate des Tracheensystems von der Larve des Dytiscus marginalis, des Hydrophilus piceus, von den Kiemen einer Ephemeren- larve u. a. Die Zeichnungen sind grösstentheils meister- haft ausgeführt und erregen durch Schönheit und Genauig- keit in der Darstellung die grösste Bewunderung. Ausser 15 Blättern mit nach der Natur gezeichneten Pilzen aus dem Oberforste bei Kemberg stellen sämmtliche zoologische Ge- 3 34 genstände dar und zwar auf einzelnen Blättern meist mit Angabe der Zeit, in welcher sie angefertigt wurden. Wie- wohl Thiere aus allen Klassen des Reiches dargestellt sind,’ so verdienen doch nur die Zeichnungen von Gliederthieren und Infuserien eine besondere Berücksichtigung. Unter letztern finden sich die Originalzeichnungen zu der 1817 erschienenen Schrift „Beitrag zur Infusorienkunde oder Na- turbeschreibung der Zerkarien und Bacillarien.” Die beiden ersten Tafeln mit Cercaria sind bereits 1803 und 1804 ge- zeichnet, die der Bacillarien tragen das Jahr 1808 und 1809. Einige andere Zeichnungen von Bacillarien sind nicht er- schienen. Sechzehn andere Tafeln mit Infusorien, ebenfalls in den Jahren 1808 und 1809 ausgeführt, sind zur Heraus- gabe vorbereitet, denn sechs derselben sind vollendet und numerirt, nämlich Tb. I. mit Monas viridis Fig. 1-6; Mo- nas vegetans Fig. *—10; Monas globulus Fig. 11—13; Phacus viridis Fig. 14—16. — Tb. IH. Enchelys viridis. — Th. II. Enchelys dubia Fig. 1—5; Verwandlung und Er- zeugnisse des Enchelyenaggregates Fig. 6— 19. — Tb. X. Closterium acus Fig. 1—4; Gewächs auf dem abgestorbenen Closterium lunula Fig. 5--6. — Tb. XI. Capitularia. cla- vata Fig. 1—3; Selenaea orbicularis Fig. —7. — Tb. XII. Nahrung und Theilung der Infusorien Fig. 1—16. Die übri- gen Tafeln sind nicht vollendet und stellen Arten von En- chelys, Volvox, Globulina u. v. a. dar. 58 kleinere Tafeln enthalten entomologische Gegenstände, theis nur einzelne Thiere, theils die Vergrösserung der Fresswerkzeuge, Fühler und Füsse, auch von Tracheen, vom Darme, theils zugleich die Larven und die gesammte Entwickelungsgeschichte vom Ei bis zum vollkommenen Insect. Auch die verschiedenen Stadien der Entwickelung von Lumbricus semicylindricus füllen eine Tafel. Die meisten dieser Tafeln tragen die Jahreszahl 1806 und alle sind vor 1812 angefertigt. Zu all’ diesen Zeichnungen habe ich keinen Text unter den Manu- scripten finden können. Erst seit dem Jahre 1812 scheint sich Nitzsch mit dem Studium der Helminthen ernstlicher beschäftigt zu haben, denn die 50 Tafeln derselben rühren 35 aus diesem und den folgenden Jahren her. Es befinden sich darunter die Originalien zu den der Ersch und Gru- ber’schen Encyelopädie beigegebenen Ahbildungen, deren Artikel ein glänzendes Zeugniss von Nitzsch's sorgfältigen und gründlichen Beobachtungen geben. Die übrigen sind z. Th. Ausführungen von Skizzen, welche sich in den gleich zu erwähnenden Collectaneen finden, z. Th. einzelne Dar- stellungen ohne erläuternden Text. Die Manuscripte enthalten die Vorlesung über Zoolo- gie zweimal zu verschiedenen Zeiten ausgearbeitet, dieselbe in gleicher Weise über Ornithologie, Entomologie und Hel- minthologie. Wiewohl dieselben mit grösstem Fleisse ange- fertigt sind und Zeugniss geben, dass Nitzsch alle Theile der Zoologie mit gleicher Gründlichkeit und Sorgfalt behan- delte, so ist eine Veröffentlichung derselben, welche, von Nitzsch selbst zur gehörigen Zeit veranstaltet, Epoche ge- macht haben würde, jelzt nach mehr denn zwanzig Jahren zu sehr verspätet. Die Riesenfortschrilte der Zoologie und vergleichenden Anatomie erheischen eine völlige Umarbei- tung in Betreff des systematischen Theiles und von den zahl- reichen speciellen Beobachtungen sind auch bereits die meisten durch andere Forscher bekannt geworden. Werthvoller noch sind die Collectaneen über Helminthologie in 2 Bänden unter dem Titel: Beobachtungen über Eingeweidewürmer Bd. I. seit 1814 und Bd. II. 1815 u. ff. (bis 1824). Die Zuerin niedergelegten reichhaltigen Untersuchungen näher zu be- zeichnen, gebe ich die Zahl der Arten nach den untersuch- ten Wohnthieren übersichtlich an: Cysticercus aus Cercopithecus 2, Mustela putorius, Cricetus, Mus, Lepus, Cervus copreolus 2, Coluber natrır. Bothryocephalus aus Farus 2, Colymbus 2. Ligula aus Larus 2, Wergus merganser und Colymbus rubricollis. Spiroptera aus Falco peregrinus 2, Picus martius und Mus musculus- Echinorhy»chus aus Sus, Mustela, Falco, Sylvia luscimia 2, Strice aluco, Anas fuligula, Anas boschas, Sturnus, Lestris. Liorhynchus aus Ursus Meles. 3% 36 Strongylus aus Ursus Meles, Lepus, Cervus capreolus, Scolopaz gallinula, Anas fuligula, Falco, Corvus garrula, Mergus merganser. Polystomum aus Emys Europaea. Trichocephalus aus Mustela martis und Camelus Dromedarius. Monostomum aus Anas boschas, Anas clangula, Mergus, Trigna alpina, Scolopax rusticola, Grus. Holostomum aus Falco peregrinus 2, Falco haliaetos, Falco pygargus, Corvus garrulu, Sirie aluco 2, Strie bubo, Ciconia alba, Ardea, Scolopax gallinago, Anas boschas, Mergus merganser. Distomum aus Mustela putorius 2, Lutra vulgaris, Vanellus 2, Ciconia alba 3, Strice aluco, Strix bubo, Corvus 2, Scolopaz gallinago, Hirundo rustica 2, Anas boschas 2, - Anas domestica 3, Numenius, Coluber natrix. Taenia aus Vespertilio murimus, Vespertilio serotinus, Cervus cu- preolus, Felis, Lepus, Mustela foina, Mus, Sciurus, Alauda, Parus, Fulco, Otis 4, Larus 2, Anas 8, Numenius 9, Va- nellus 2, Sturnus 2, Turdus 2, Charadrius, Scolopax 9, Fulica atra, Trigna pugnax, Cypselus, Corvus 5, Picus viridis 2, Podiceps, Himantopus 2, Oriotus. Ascaris aus Felis, Vespertilio murinus, Ursus arctos, Mus, Psit- tacus 3, Phasianus gallus, Falco 5, Strix flammea, Corvus corniz, Vanellus 2, Sturnus, Otis, Numenius, Anas boschas. Filaria aus Equus, Falco peregrinus, Strie brachyotis .2, Ci- conia nigra, Caprimulgus europaeus, Numenius, Corvus, Dytieus marginalıs. Amphisiomum aus Cervus capreolus, Strie bubo, Strie aluco, Scolopa® gallinago, Ardea cincerea, Rana temporaria. Alle Arten sind benannt, sowohl die damals bekannten, als die. neuen, die erstern init der vorhandenen Literatur ver- glichen und die ausführlichen Beschreibungen mit zahlreichen theils nur skizzirten theils ausgeführten Zeichnungen be- gleitet. Aus diesen Collectaneen bearbeitete Nitzsch die helminthologischen Artikel für die Ersch und Grubersche Encyelopädie und was nicht in diese aufgenommen ist, hat er auch nicht anderwärts publicirt. Die sorgfältigere Ver- gleichung mit der seitdem erschienenen helminthologischen Literatur wird erweisen, wie viele dieser schönen Beobach- 37 tungen bereits von andern Helminthologen bekannt gemacht worden sind und in welcher Weise die Publication am ge- eignetsten erscheint. Ueberdiess sind die Collectaneen mit Bd. II. und UI. bezeichnet und der erste Band noch zu er- mitteln. Ein grosser Theil von Nitzschens Arbeiten ging in Hrn. Burmeister’s Hände über, der alsbald die Pterylo- graphie herausgab und eine Monographie über die Schma- rotzer zur Herausgabe vorbereitete. Wie weit diese bis jeizt gediehen und über den Inhalt der übrigen Manuscripte kann erst nach Hrn. Burmeister’s Rückkehr aus Brasilien berichtet werden. Jedenfalls ist eine Einsicht auch in diese Manuscripte nöthig, bevor über die vorliegenden ein Be- schluss gefasst werden kann. Darauf legte Hr. Giebel noch die frisch präparirten Muskeln der vordern Extremität eines Cebus aus Brasilien vor und machte auf die bis auf die Hand auffallende Ueber- einstimmung mit den beireffenden Muskeln des Menschen aufmerksam, und Hr. Krause zeigte eine knollenartige hol- zige Anschwellung von der Dicke eines halben Fusses an den Wurzelfasern eines Pflaumenbaumes vor. Sitzung am 27. November. Hr. Rudel und Hr. Dr. Jacobson wurden als neue Mitglieder aufgenommen, und Unger’s Genera et species plantarum (Vindob. 1850) als Geschenk von Hrn. Germar übergeben vorgelegt. Hr. Kohlmann gab einige allgemeine Bemerkungen über Geschichte, Verbreitung und Handel des Kaffee, Thee, Mate (Paraguay-Thee) und des Guarano und ging dann auf eine specielle Darlegung der Untersuchungen von Pfaff und Payen betreffend die in diesen Pflanzen enthaltenen eigen- thümlichen Stoffe über. Besonders hob er die Darstellungs- weise und die Eigenthümlichkeiten des Kaffeins und der damit verbundenen Kaffeesäure und Kaffeegerbsäure hervor, Dann legte derselbe den Metacarpus eines Schafes vor, dessen äussere Knochenrinde cariös aufgetrieben war. Die Auftreibung erstreckt sich vom Handwurzelgelenk, dessen Knochen sie gleichfalls einschliesst, bis gegen das Phalan- 38 gengelenk hin und verdickt den obern Theil des Knochens um mehr als das Doppelte. Hr. Giebel spricht über das Zahnsysiem des Rhino- ceros unter Vorlegung der schönen Zahnreihen von Rh. tichorhinus im mineralogischen Museum. Hr. Sack knüpfte daran einige Bemerkungen über die von ihm in den Sund- wicher Höhlen entdeckten Rhinoceros- und Elephantenkno- chen, welche deutliche Spuren der Benagung durch Hyänen an sich tragen. Mit der Berechnung der Kugelkalotte, welche das Auge von einem erhabenen Puncte der Erdoberfläche übersieht, schloss Hr. Wiegand die Sitzung. Sitzung am 4. December. Der Vorsitzende Hr. Giebel ersucht die Gesellschaft um Einladung zu der von ihm auf den 11. December anberaumten öffentlichen Sitzung. Hr. Sack theilt seine Entdeckung von neuen Laby- rinthodontenschädeln im bunten Sandstein Bernburgs mit. Der eine derselben, in zwei schönen Exemplaren erhalten, gehört zu der bis jelzt noch nicht aus dem: bunten Sand- steine Norddeutschlands bekannten Gattung Mastodonsaurus an und bietet eine überraschende Uebereinstimmung mit dem so eben von Quensledt aus dem grünen Keupersandsteine Würtembergs beschriebenen M. robustus, aber die sorgfäl- tigere Vergleichung lässt doch im Zahnsystem, in der Form der Gaumenlöcher, der Augenhöhlen u. s. w. specifische Differenzen erkennen. Der zweite Schädel wird zur Gat- tung Capitosaurus gehören, welche, wie Burmeister in der Vorrede seiner Monographie von Trematosaurus erwähnt, schon bei Bernburg beobachtet worden ist. — Hr. Giebel hebt die Wichtigkeit dieser Mittheilung durch eine nähere Angabe der geologisch geographischen Verbreitung des Ma- stodonsaurus noch besonders hervor und verwirft die Be- hauptung, welche Quenstedt zum Titel seiner Schrift: ‚‚die Mastodonsaurier sind Batrachier” gewählt hat. Gerade in dem ersten zoologischen Character, in der nackten schlei- migen Körperhaut weichen die Labyrinthodonten von den Batrachiern ab, in dem zweiten der Metamorphose nicht 39 minder auffallend. Nach Quenstedt würden demnach die durch die nackte Körperhaut charakterisirlen Batra- chier zerfallen in a) Labyrinihodonten mit solidem Haut- panzer, b) in Batrachier mit nackter Haut. Schwerlich dürfte eine solche Systematik irgendwo auch nur einigen Beifall finden. Das natürliche Verhältniss besteht vielmehr nur. darin, dass die Labyrinthodonten während der Trias- epoche die unvollkommensten Amphibien oder, da nur Saurier existirten, die unvollkommenste Saurierfamilie waren, wie in der gegenwärligen Schöpfung die Batrachier die tiefste Stufe des Amphibientypus repräsenliren. Man drängt der Natur gewaltsam Batrachier auf in einer Zeit, in welcher sie selbst diesen Begriff noch gar nicht kannte. Hr. Wiegand hält einen Vortrag über die astrono- misch-mathematlische Abtheilung der Himmelskugel, und dann referirt Hr. Giebel noch Czermack’s und Siebold’s Unter- suchungen über die Spermatozoen der Salamander und Tri- tonen (Siebold und Kölliker’s Zeitschrift für Zoologie 1850. I. S. 350). Oeffentliche Sitzung am 11. December. Hr. Giebel spricht über die Bildung der Korallenriffe und Koralleninseln in der Vor- und Jetziwelt. Sitzung am 18. December. Da mit der heutigen Sitzung das Manuscript zum Druck des ersten Heftes des dritten Jahresberichtes abgeschlossen werden soll und die vorhandenen Exemplare der früheren Berichte zur Verthei- lung an die neu eintretenden Mitglieder nicht auf lange Zeit mehr ausreichen, so beschliesst die Gesellschaft in der Folge nur den letzt erschienenen Jahresbericht den neu eintre- tenden Mitgliedern unentgeldlich zu überlassen, und die früheren in Kauf zu stellen und zwar den ersten zum Preise von fünf, den zweiten zu zehn Silbergroschen. Hr. Krause legte einige vortireffliche Exemplare von Polyporus vor, woran Hr. Garcke Bemerkungen über die Eigenthümlichkeiten und systematische Stellung dieser Gati- tung knüpfte. Darauf gab letzterer kritische Bemerkungen über Sonder’s Flora von Hamburg, 40 Hr. Kohlmann sprach über das Vorkommen und die Darstellung der Proteinverbindungen sowie über deren Be- deutung im Haushalte der Natur, indem er besonders auf Mulder’s, Liebig’s und Schlossberger’s Untersuchungen Rück- sicht nahm. Hr. Winter machte auf ein noch nicht genügend er- klärtes plötzliches und häufiges Vorkommen von Rubus fru- ticosus aufmerksam, welches er in einem Schwarzburgischen Forste beobachtet hatte. Auch berichtete derselbe von einem in eben diesem Forste schon 1833 gefällten, aber noch aufbewahrten Buchenstamme, auf dessen innern Jahresringen die Zahl 1547 mit Zoll hoch aufgewachsenen Ziffern be- findlich ist. Die äusseren Jahresringe zeigen an der Stelle der Ziffern eine wulstige Auftreibung und sind dadurch un- deutlich geworden und nicht mehr zu zählen. Dass die Jahreszahl wirklich vor dreihundert Jahren in den Stamm eingeschnitten sein sollte, ist wegen der geringen Dicke des über dieselbe gewachsenen Theiles nicht annehmbar, andrerseits erscheint aber der Stamm wieder zu schwach, wenn die bei der Undeutlichkeit der Ziffer 5 mögliche An- nahme der Jahreszahl 1747 die richtige sein sollte. Die Bibliothek des Vereines erhielt von Juni bis Dechr. 1850 folgende Schriften: 1. Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Natur- wissenschaften in Wien. Gesammelt und herausgegeben von W. Hai- dinger. Bd. 6. (Vom Herausgeber). 2. Naturwissenschaftliche Abhandlungen, gesammelt und durch Subscription herausgegeben von W. Haidinger. III Bd. in 2 Abthl. Wien 1850. (Von demselben). 3. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. II Bd., Heft 2. 3. Berlin 1850. (Eingesandt). 4. Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des Garten- baues in den königl. preuss. Staaten. XIX Bdes. Hft 1.2 und XX Bdes. Heft 1. Berlin 1849. 50. Nebst Verzeichniss der Mitglieder der Gesellschaft. (Eingesandt). 5, Jahrbücher des Vereines für Naturkunde im Herzog- 41 thum Nassau. VI. Jahrgang. Wiesbaden 1850. Nebst den Statuten des Vereines. (Eingesandt). 6. Archiv des Vereines der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. Herausgegeben von E. Boll. Hefi 1—4. Neubranden- burg 1847—50. (Eingesandt). 7. F. Unger, genera et species plantarum fossilium. Vindo- bonae 1850. (Vom Prof. Germar). 8. Verzeichniss der Öffentlichen und Privatvorlesungen, welche am hamburgischen akademischen Gymnasium von Ostern 1850 —51 gehalten werden. Enthaltend Beiträge zur Fauna und Gäa der west- afrikanischen Küstenländer und Inseln. (Vom Dr. Hoffmann in Hamburg). 9. Jul. Petzholdt, der Plauensche Grund. Dresden 1843. (Vom Verfasser). 10. Amtlicher Bericht über die Versammlung deutscher Natur- forscher und Aerzte zu Berlin im September 1828 und zu Braun- schweig im September 1841. 11. C. Müller, Synopsis muscorum frondosorum ommium hucusque cognitorum. Tom. II. Berolini 1850. 12. O. Ule, das Weltall. Beschreibung und Geschichte des Kosmos im Entwickelungskampfe der Natur. II. Bd. Halle 1850. 13. Fr. Baaker, über die Extase oder das Verzucktsein der magnetischen Schlafredner aus einem Schreiben an C. v. Meyer in Frankfurt. Nürnberg 1818. 14. K. H. Dzondi, die Dampfmaschine, eine Anweisung den Strahl heisser Dämpfe zu ärztlichen Zwecken anzuwenden. Leipz. 1821. 15. W. Falconer, Bemerkungen über den Einfluss des Himmel- strichs, der Lage etc. auf Temperament, Sitten und Verstand des Menschen. Aus dem Englischen. Leipzig 1782. 16. E. J. Bertuch, neue allgemeine geographische Ephemeriden. Ba. IV. V. VIL Weimar 1818. 19. 17. J. G. Olearius, specimen florae Halensis sive designatio plantarum hortuli M. J. G. O0. Halae Sax. 1668. (Sorgfältige Ab- schrift des in königl. Bibliothek in Dresden befindlichen Exemplares). 18. C. Schäffer, Deliciae botanicae hulenses s. Catalogus plantarum indigenarum quae in locis herbosis, pratensibus, mon- tosis, suzosis, clivosis, umbrosis, arenosis, paludosis, uliginosis, nemorosis et sylvestribus circa Halam Sazonum procrescunt, Halae 1662. 19. C. Sprengel, Mantissa prima florae halensis, addıta 42 novarum plantarum centuria. Halae 1807. — Observationes botanicae in floram halensem. Mantissa secunda. Halae 1811. 20. C. Sprengel, novi proventus horlorum academicorum halensis et berolinensis. centuria specierum minus cognitarum quae 'vel per annum 1818 in horto halensi et berolinensi flo- ruerunt vel siccae missae fuerunt. Halae s. a. 21. C. Sprengel, Flora halensis. Edit. sec. Halae 1832. 22. J. Chr. Schreber, lithographia halensis exhibens lapides circa Halam Sazonum reperiundos systematice digestos secundum classes et ordınes, genera el species. Halae 1759. 23. Tafeln zur Reduction des Barometers in altfranzösischem Maasse auf 0° Temperatur mit Rücksicht auf die Ausdehnung der Skala. 24. Psychrometertafeln nach den neuesten Untersuchungen be- rechnet von E. F. August. Berlin 1848. 25. G. R. Böhmer, Commentatio physico-botanica de plan- tarum semine antehac spermaiologiae titulo per partes nunc con- Junclim edita et aucta. accedit dissertatio de contextu celluloso vegetabilium. Wittenberg. 1785. 26. A. Hallerus, opuscula sua botanica privs edita recensuit, retractavit et auzil, conjuncta edidit. Göttingen 1749. 27. E. Oelsner -Monmerque, der Kreole. Eine Vorlesung im wissenschaftlichen Vereine zu Berlin. Berlin 1848. 28. Fr. W. a Leyser, flora halensis exchibens plantas circa Halam Salicam crescentes. Halae 1761. — Editio altera uucta et reformata. Halae 1783. 29. J. S. Semmiler, Versuch eines Diarium über die Oeconomie mancher Insekten im Winter. Halle 1782. — Fortsetzung desselben im Sommer. Ebendaselbst. 30. G. A. Honckong, Synopsis plantarum Germaniae conti- nens plantas in Germania sua sponte provenientes adjectis om- nibus auclorum synonymis curante C. Wildenow. tom. 1. 2. Berolimi 1792. 31. L. Redtenbacher, Systematisches Verzeichniss der deut- schen Käfer als Tauschkatalog eingerichtet. Wien 1849. 32. J. G. Siegesbeck, Botanosophiae verioris brevis Sciagra- phia. Petrop. 1737. 33. H. Vogler, Verzeichniss einer auserlesenen Sammlung bo- tanischer Werke, auch solcher, welche den Gartenbau, die Obstbaum- zucht und Forstwissenschaft betreffen. Halberstadt 1818, 43 34. Dissertationen: ! 1) H. Burmeister, de insectorum systemate naturali. Halae 1829. — 2) G. H. Runde, Brachelytrorum species agri halensis. Halae 1835. — 3) F. @. Stercken, de Telangi ectasia. Halae 1849. — 4) A.L. Lüdicke, de serosarum membranarum inflammationibus. Halae 1850. — 5) C. S. Cornehus, de fluido electrico in rerum natura statuendo. Halae 1850. — 6) J. Jacobson, de conjunctliva oculi hu- mani. Berolini 1829. — 7) A. Wendelstedt, de hepatis cirrhost. Halae 1850. — 8) W. London, de morbis non- nullis chronicis ventriculi et duodeni. Halae 1850. — 9) F. R. Förster, de paralysi musculi serrati antici ma- Joris. Halae 1850. — 10) J. L. Friedrich, de signis et curatione polyporum uteri. Halae 1850. 11) ©. O. Deich- mann, de structura penitiore tumorum polypiformium. Halae 1850. — 12) J. C. Römhild, de melanosi. Ha- lae 1833. — 13) W. Rost, de filicum ectypis obvüs in hithanthracum Wettinensium Loebejunensiumque fodinis. Halae 1839. 35. Einzelne Abhandiungen: 1) A. Schlagintweit, über die Ernährung der Pflanzen mit besonderer Rücksicht auf die Bedingungen ihres Gedeihens in verschiedenen Höhen der Alpen. — 2) Derselbe, Unter- ' suchungen über die Thalbildung und die Formen der Ge- birgszüge in den Alpen. — 3) C. Giebel, Pholadomya, Pholas, Pholidophorus, Pholidosuurus, Phyliosoma, Phyllo- stoma, Physa, Physalia, Physeter, Physonemus, Physophora, Physostomi, Phylosaurus, Phytotoma (aus Ersch und Gru- bers Encyclopädie):;: über die Knochen von Felis, Hyaena und Canis aus den Diluvialgebilden des Seveckenberges bei Quedlinburg; Bericht über die daselbst ausgegrabenen fossi- len Knochen (Okens Isis). Il. Aufsätze. Ueber eine neue Art von Palaeophrynos Tsch. aus dem Braunkohlengebilde des Siebengebirges, Taf. 1 von €. Giebel. Sitzung.am 17. Juli 1850. Ueberreste von Batrachiern sind bis jetzt überhaupt noch in viel geringerer Anzahl bekannt geworden als von beschuppten Amphibien und während diese seit der Epoche des Steinkohlengebirges nicht wieder von der Erdoberfläche verschwunden sind, erscheinen die Batrachier zum ersten Male in der tertiären Zeit und zwar erst in deren zweiter Epoche. Die Ueberreste deuten die Existenz beider Fami- lien, der Urodelen und Anuren an, jede mit Repräsentanten noch lebender und zugleich der Vorwelt eigenthümlicher Gattungen. Die Zahl der Anuren überwiegt wie in der gegenwärligen Schöpfung die der Urodelen. Ihre Lager- stätte bilden vornämlich Süsswassermergel und Thone, welche häufig mit Kohlen verbunden gesonderte Becken erfüllen. Sehr schön erhaltene Reste solcher Gebilde sind die von Goldfuss in den Akten der Leopoldiner beschriebenen Batra- chier aus der schiefrigen Braunkohle des Siebengebirges, und eben dieser Lagerstätte ist auch das Fossil entnommen, welches mir Hr. Sack zur näheren Untersuchung mittheilte und das ich der Gesellschaft vorzulegen die Ehre habe. 45 Das Thier ist vollständig in die schlammig thonige Masse eingeschlossen worden und liegt jetzt von der obern Seite entblösst und in den einzelnen Theilen etwas verdrückt und verschoben vor. Das Skelet ist im Abdruck vollständig er- halten, von der Knochensubstanz liegen aber nur noch ein- zelne Spuren in den Abdrücken der Knochen. Der Umriss dieser ist, wo dieselben nicht über einander geschoben und verdrückt sind, scharf und deutlich. Der Kopf, das Becken und die Hinterfüsse sind am stärksten verdrückt. Den ganzen Abdruck umgibt eine scharf begrenzte, viel dunklere Fär- bung als die der übrigen Gesteinsmasse und rührt dieser Umriss, wie schon Goldfuss behauptet, unzweifelhaft von den weichen Theilen des Thieres her. Schon die flüchtige Vergleichung des Fossil’s lässt in dem kurzen breiten Kopfe mit Zähnen im Oberkiefer, in der kurzen Wirbelsäule, in der Form des Kreuzbeines, in dem Verhältniss der vordern und hintern Extremitäten eine grössere Aehnlichkeit mit den Kröten als mit den Fröschen erkennen und in diesen Characteren liegen zugleich die Unterschiede des von Goldfuss beschriebenen Palaeobatrachus diluvianus derselben Fundstätte. Die nächste Verwandischaft zeigt dagegen Tschudi's Palaeophrynos aus dem Oeninger Ter- tiärgebilde. Von der Wirbelsäule ist der vordere und hintere Theil zwar undeutlich, indess lässt sich die Anzahl der Wirbel noch ermitteln. Unmittelbar hinter dem Schädel liegt der fortsatzlose Atlas, in seinen Umrissen zu undeutlich erhal- ten als dass eine nähere Beschreibung und Vergleichung von Interresse ist. Dahinter folgen sechs Wirbel mit deut- lichen Querforisätzen, dann das Kreuzbein und das stielför- mige Schwanzbein. Die Länge dieser Gegend bis zum Schwanzbein misst kaum 0,020 und sind die Wirbel gewalt- sam einzeln etwas über einander geschoben. Der erste Wir- bel hat einen deutlichen, am Ende hakig nach hinten ge- krümmten Querfortsatz, der zweite desgleichen. Der dritte hat den längsten Querfortsatz, welcher gerade und nach hinten gerichtet is. Von ihm nehmen die Querfortsätze 46 nach hinten allmählig ab und stehen fast rechtwinklig an den Wirbeln, der letzte ist jedoch nicht vollständig erhalten. Das Kreuzbein hat einen beilförmigen, fast eben so breiten als langen Querfortsatz, welcher an der linken Seite vom aufliegenden Schlüsselbein grösstentheils verdeckt wird. Die Wirbelkörper sind kurz und breit. Das griffelförmige Schwanz- bein ist gleichfalls kurz und sehr stark. Wiewohl das Ende desselben nicht mit Sicherheit angegeben werden kann, so hat seine Totallänge doch nicht über 0,018 betragen. Vergleichen wir mit diesen Angaben zunächst Palaeo- phrynos Gessneri von ÜOeningen, so stimmt die Zahl der Wirbel, die Form und Richtung ihrer Querfortsätze überein, doch sind letztere elwas länger, die Wirbelkörper breiter nach von Meyer’s Abbildung, Oeningen Taf. 5. Fig. 2. Das Kreuzbein hat dieselbe Form, scheint aber um ein Weniges breiter zu sein als v. Meyer und Tschudi angeben. Das Schwanzbein weicht nur in seiner Verdünnung nach hinten ab, die Länge wird dieselbe gewesen sein, und die Verbin- dung mit dem Kreuzbein lässt sich nicht mehr erkennen. Mit dem Palaeobatrachus hat unser Fossil die Querfortsätze der Wirbel gemein, aber die Bildung des Kreuzbeines weicht zu auffallend ab als dass eine generelle Identität angenommen werden könnte. Dieser Wirbel schliesst auch Rana und Hyla von der Vergleichung aus, während Pipa durch die ganz abweichenden Querfortsätze der vordern Wirbelfort- sätze sich unlerscheidet. Ueber den Brustgürtel der vorderen Gliedmassen lässt sich wegen völliger Zerstörung nichts Beachtenswerlhes mit- theilen. Die Schulterblätter sind gegen den Kopf gedrückt und undeullich, ein Schlüsselbein liegt deutlich umrandet auf dem linken Forlsatze des Kreuzbeines. Der Oberarm ist auf der rechten und linken Seite vollständig im Abdruck vorhanden und die grosse Breite seines obern und die beträcht- liche Dicke seines untern Theiles gut zu erkennen. In die- ser Form stimmt er wieder mit dem ÖOeninger überein und weicht von dem plumperen bei Palaeobatrachus ab. Seine Länge beträgt 0,021, bei dem Oeninger nur 0,0185 und bei 47 Palaeobatrachus 0,017. Auch in der oberen Breite über- trifft er den Oeninger um 0,001. Der Unterarm liegt auf der flachen Seite und misst 0,012 Länge, also etwas mehr als der Oeninger, der auch in der untern Hälfte um 0,0015 schmäler ist. Die Handwurzel zeigt deutlich in der linken Extremität den Abdruck von vier Knochen und so scheint es auch bei dem Oeninger gewesen zu sein, also ganz ab- weichend von Rana, nah übereinstimmend mit Palaeoba- trachus. Die Hände bei dem Oeninger völlig zerstört, sind hier noch gut erhalten. Die vier Metacarpen haben eine durchschnittliche Länge von 0,012, ähnlich denen des Pa- Iaeobatrachus und von Meyer gibt dieselbe in 0,0045 jeden- falls zu gering für die Oeninger an. Phalangen zählt man an den beiden äussern Fingern je drei, an den innern je zwei. Wie die Metacarpen sind auch die Phalangen um Vieles länger als bei dem Oeninger und mehr mit den Fröschen als mit den Kröten übereinstimmend. Die Dimen- sionen unseres Exemplares ergeben sich aus der Abbildung, sind aber in der Goldfuss’schen unzuverlässig. Vom Beckengerüst sind nur die langen gebogenen Hüft- beine deutlich erhalten, Scham- und Sitzbeine gar nicht zu erkennen. Die Verbindung der Hüftbeine mit dem Kreuz- beine ist zerstört und da beide nur im Abdruck vorhanden, auch nicht mehr zu ermitteln. Durch beträchtlichere Stärke und Länge und grössere Krümmung weichen die ossa ilum von denen des Oeninger ab und in eben dem Grade von Palaeobatrachus. Doch lässt unsere Abbildung eine grössere Achnlichkeit mit den lebenden Kröten als mit Rana und Hyla, deren Skelete zur Vergleichung vorliegen genügend erkennen. Der Oberschenkel zeichnet sich wiederum durch seine ver- hältnissmässige Länge und Stärke von dem Oeninger und Palaeobatrachus aus. Er misst 0,032 Länge, während Gold- fuss’s Abbildung nur 0,027 und v. Meyer für den Oeninger 0,020 angibt. Trotz dieser überwiegenden Länge erreicht der unsrige doch die von Rana noch nicht. Sein Verhält- niss zum Oberarm weicht von dem Oeninger auffallender ab als von Palaeobatrachus, Der Unterschenkel erscheint 48 als ein kräftiger, auf der flachen Seite liegender Knochen, der sich in der Mitte nur schwach verdünnt, 0,028 in der Länge und 0,005 in der Breite am untern Gelenk misst. Dasselbe Verhältniss zum Oberschenkel zeigt auch der Oeninger und die Goldfuss’sche Abbildung. Die Beschaffenheit der Ge- lenke lässt sich gar nicht mehr erkennen. Der Fuss ist an der rechten Extremität völlig zerstört, an der linken bis auf die letzten Phalangen erhalten. Die beiden Tarsusknochen liegen hier noch im natürlichen Zusammenhange bei einan- der, sind sehr kräftig, an den Gelenkenden um das Doppelte breiter als in der Mitte, daher ihr Innenrand tief bogenför- mig gekrümmt ist; bei Palaeobatrachus sind diese Knochen viel plumper und weniger von einander getrennt, bei dem Oeninger zarter und schlanker. Die fünf Metatarsen des linken Fusses sind kräftig und lang, mehr frosch- als krö- tenartig, ebenso die vorhandenen Phalangen der ersten und zweiten Ordnung. Der Schädel endlich hat so sehr durch Druck gelitten, dass kein einziger Knochen desselben im Abdruck vollstäu- dig und unversehrt erhalten ist. Die ganze hintere Schädel- gegend wird durch die nachgerückten, zum Theil aufliegenden Gliedmassenknochen undeutlich. Die Scheitelbeine erschei- nen verhältnissmässig schmal, in der Mitte vertieft, die Augen- höhlen sehr klein, nach vorn gerückt, der Oberkiefer mit kräftigen Zähnen besetzt, der Unterkiefer sehr stark, der Umfang des Schädels breiter als lang, vorn stumpf gerundet. Die grosse Achnlichkeit in der Wirbelsäule und den oberen Gliedern der Extremiläten, welche unser Fossil mit Tschudi’s Phalaeophrynos darbietet, veranlasst mich dasselbe eben dieser Gatlung zuzustellen und möchte ich den auffallendsten Unterschied durch den Artnamen P. grandipes ausdrücken. Die kräftigern Füsse allein genügen nicht zur Trennung von der Oeninger Kröte, und die generelle Verwandtschaft bei- der kann erst aus neuen Exemplaren mit besser erhaltenen Schädeln zuverlässig ermittelt werden. 49 Ueher einige Versteinerungen aus dem Plänerkalk bei Quedlinburg. Taf. 2. von ©. Giebel. Sitzung am 3. Juli 1850. In meiner Inaugural-Dissertation: de geognostica septen- trionalis hercyniae fastigii constitutione (Halae 1848) zählte ich 123 Arten aus dem Plänerkalk der Gegend um Quedlin- burg auf. Leider haben anderweitige Arbeiten mich abge- halten noch fortwährend in den an organischen Resten reich- haltigen Schichten der Kreideformation jener Gegend zu sammeln und die Untersuchung aller dort vorkommenden Kreideversteinerungen zur Herausgabe einer besondern Mo- nographie zu vollenden. Die fortgesetzte Vergleichung des vorliegenden Materials hat indess schon manche neue, in jenem Verzeichnisse nicht aufgeführte Form erkennen lassen und glaube ich die verehrte Gesellschaft wird mir ihre Auf- merksamkeit nicht versagen, wenn ich von denselben einige sowohl in Betreff ihrer eigenthümlichen Gestalt als in Hin- sicht ihres Vorkommens beachtenswerthe vorlege und in Kurzem characterisire. Guettardia infundibuliformis Taf. 2. Fig. 7. Guettardia stellata Michelin, Iconogr. zoophytol. 121. Tab. 30. Fungites infundibuliformis Guettard, Memoires II. 424. Tab. 11. Fig. 1—11. Alcyonium stellatum Defrance, Dict. sc. nat.I. suppl.108. Ventriculites quadrangularis. Mantell, Geol. Sussex. Tab. 15. Fig. 6. Brachiolites angularis Smith, Ann. a. mag. nat. hist. 1848, I. 357. c. Figg. Im weissen Plänerkalk des Galgenberges, besonders in dessen tiefern und mächtigern Bänken sah ich zahlreiche 4 50 von braunen Linien gezeichnete Figuren, welche ich anfangs für anorganische Gebilde zu halten geneigt war, da nirgends eine auf vegetabilischen oder animalischen Ursprung hin- deutende Structur sich erkennen liess. Als ich jedoch Exem- plare sah, an welchen die braunen Linien deutlich als Durch- schnitte von Flächen erschienen und diese zum Theil selbst durch einen glücklichen Harmmerschlag frei gelegt waren, sammelte ich einige der schönsten um sie sorgfälliger zu untersuchen, denn ihr organischer Ursprung schien mir nun nicht mehr zweifelhaft. Das auf Taf. 2. Fig. 7. abgebildete Exemplar stellt einen unregelmässig fünfstrahligen Stern in nalürlicher Grösse vor. Die Strahlen sind von verschiedener Länge, ungefähr zwei Linien breit, am Ende völlig abgerundet und aus je zwei Linien gebildet. Der von diesen gebildete Raum steht mit dem der übrigen in der erweiterten Mitte des Sternes in unmittelbarer Verbindung. Der mittlere Raum verkleinert sich sehr nach unten, wie der untere Durchschnitt des Exem- plares zeigt, und in gleichem Grade auch die von ihm aus- gehenden Strahlen, jedoch nur in der Länge, nicht in der Breite. Die Linien erscheinen auch unter der Loupe nur als eine braungefärbte, im Uebrigen von der umgebenden Kalkmasse gar nicht verschiedene Substanz. Die doppelten Längs- und Querschnitte, welche das prismalische Handstück bietet, zeigen jedoch den deutlichen Zusammenhang der Li- nien und die Gränzen der Flächen, deren Durchschnitte diese bilden. Die vorsichtige Reinigung des abgerundeten Endes eines Strahles mit dem Grabstichel entblösste eine abgerun- dete Kante mit rundlichen Oeffnungen von ein bis andert- halb Linien Durchmesser und in ungleichen Zwischenräumen einander folgend. Die bloss gelegle Fläche lässt jedoch eben- falls keine von der Kalksubstanz abweichende Structur er- kennen. Das Exemplar stellt demnach einen hohlen, sehr dünnwandigen und unregelmässig vier- bis fünfseitigen Kör- per dar, der sich nach oben vergrössert und dessen Wände an den Kanten ebenfalls nach oben sich vergrössernde, hohe Radiallamellen bilden. Ausser den häufigeren Exem- 51 plaren mit fünf solchen Radiallamellen kommen andere mit nur vier und seltnere mit sechs Lamellen vor. Die eben beschriebene Form ist dieselbe, welche schon Guettard a. a. OÖ. in mehreren Exemplaren aus der Nor- mandie als Fungites infundibuliformis darstelli und welche viel später Defrance Alcyonium stellatum und Mantell Ven- triculites quadrangularis nennt. Michelin untersuchte die- selben sorgfältiger und erkannte in ihnen den Typus einer eigenthümlichen, den Coseinoporen zunächst verwandten Gat- tung, welche er zu Guettards Ehren Guettardia und die Art nach Defrance G. stellata nannte. Seine Exemplare zeigen zum Theil sehr deutliche Structur, nämlich in senk- rechte parallele Reihen geordnete, dem blossen Auge sicht- bare ovale oder runde Poren als Oeffnungen von Poly- penzellen auf der ganzen Oberfläche des Körpers. Die Aufstellung einer neuen Galtung war in der höchst eigen- thümlichen und characteristischen Form mit den regelmässig geordneten Polypenzellen genügend begründet, aber zur Verwerfung des Guettard’schen Speciesnamens infundibuli- formis lag kein Grund vor. Neuerdings hat Smith die Na- tur dieser Körper noch gründlicher untersucht und sie mit andern vereinigt zur Familie der Ventriculidae erhoben und in eine Ordnung Polyzoa (Bryozoa) gestellt. Von den drei von ihm characterisirten Gattungen Ventriculites, Cephalites und Brachiolites entspricht die leiztere der Guettardia. Aber freilich umfasst Brachiolites elf Arten, während Guei- tardia bei Michelin nur zwei zählt und unter jenen elf wird die infundibuliformis als Br. angularis aufgeführt. Wenn auch der Gattungsbegriff' durch Smilh näher bezeichnet worden ist als von Michelin, so ist doch dessen Form auch unter jenen elf noch eine sehr characteristische, und sind wir genöthigt den ältern Namen Guettardia für sie beizu- behalten. Die Einführung eines vierten Artnamens, Br. an- gularis, ist völlig ungerechtfertigt. Die Figur bei Smith zeigt die Charactere der Art und Gattung vortrefflich. Das Vorkommen der Guettardia im Pläner Deutschlands wird meines Wissens noch nirgends erwähnt, wiewohl ausser 4’ 52 der unsrigen noch andere nur unter andern Namen beschrie- ben worden sind. Römer’s Gattung Pleurostoma (Kreidegb. 5. Taf. 1. Fig. 11. 12) auf zwei nicht specifisch verschiedene Arten begründet und von Geinitz unter Tragos versetzt, lässt sich von Gwettardia nicht trennen. Da die Abbildun- gen nur Fragmente darstellen und in den Diagnosen die Beschaffenheit der natürlichen Enden der Stöcke nicht be- rührt wird, so lässt sich die nähere Verwandtschaft zu einer der von Smith aufgestellten Arten nicht ermitteln. Jeden- falls entfernen sie sich nicht weit von der unsrigen. Ferner beruhen Römer’s Scyphia venosa, Sc. alternans, Sc. tenuis und andere nur auf fragmenlären Exemplaren der Guettardia, und es ist sehr zu bedauern, dass Smith in seiner schönen Abhandlung die deutsche Literatur völlig unberücksichtigt gelassen. Auch Reuss führt aus Böhmen hieher gehörige Fragmente auf, z. B. in seiner Scyphia isopleura, die ich mit unserer Art identificiren möchte, in Sc. heteromorpha u. a. Ptychotrochus nov. gen. Diese Gattung begründe ich auf einige Schwämme aus dem Plänerkalk des Galgenberges, deren eigenthümlicher Bau und ziemlich constante Form von allen mir bekannten Schwämmen abweicht. Sie erheben sich auf einer vielästi- gen Wurzel mit einem sehr kurzen und dünnen Stiele und nehmen schnell an Umfang zu, so dass sie eine kreiselför- mige Gestalt erhalten. Bei einigen rundet sich dieser Krei- sel oben ab und wird birnförmig; bei andern wölbt er sich noch hoch auf. Im Scheitel aller liegt eine grosse, ovale, von erhabenem Rande scharf umgränzte Oeffnung. Dieselbe führt in eine centrale, tief trichterförmige Höhle, welche bis in den Stiel hinabreicht. Ihre Wand ist ringsum geschlossen, nirgends durchbrochen. Die Masse des Schwammes bildet einfache oder vielfach gewundene, in einander verschlungene Falten, bald dicker bald feiner, zwischen denen unregel- mässige Höhlen oder Lücken frei bleiben. Bei einigen schei- nen die Höhlen frei an der Oberfläche auszugehen, bei an- deren geschlossen zu sein. Jedoch erlaubt der Erhaltungs- zustand einiger Exemplare nicht, diese Beschaffenheit sicher 53 zu erkennen. Auch die feinere Siructur des Gewebes ist durch die völlige Umwandlung der Substanz in Kalk nicht zu beobachten. Am meisten nähern sich die hierhergehö- rigen Arten den Coeloptychien, die jedoch durch ihren scharf vom Stiele abgeseizien erweiterten Hut leicht unterschieden werden können. Auch mit Polypothecia bei Benelt zeigen sie einige Aehnlichkeit, welche Gattung jedoch zu unbestimmt charakterisirt ist und zu verschiedenartige Formen einschliesst, als dass sie mil unserer identifieirt werden könnte. Pt. tenuiplicatus Taf. II. Fig. 6. Der Schwamm hat eine birnförmige Geslalt von zwei Zoll Höhe und etwas über einen Zoll Dicke im oberen Theile. Der Scheitel ist gerundet, etwas deprimirt und in der Mitte mit der hoch und scharf umrandeten ovalen Oeffnung von vier und drei Linien Durchmesser versehen. Die cen- trale Höhle scheint erst tief hinab sich zu verengen. Die Substanz bildet äusserst dünnwandige, enge und labyrinthisch gewundene Falten, wie das in der Abbildung dargestellte, zerschlagene Exemplar sehr schön zeigt. Die Oberfläche ist glatt und die Falten stellen auf ihr unregelmässige flache Furchen und die Lücken zwischen ihnen flachwarzige Erha- benheiten dar. Pt. turbinatus Taf. II. Fig. 5. Der Schwamm wächst unmittelbar über der Wurzel schnell an Umfang, indem er bei einem Zoll Höhe bereits ebensoviel oder noch mehr im Durchmesser erreicht. Bei dieser Höhe erweitert er sich plötzlich, bildet einen vor- springenden Rand, über welchem er sich schneller, als er zunahm, wieder verengt. Im Scheitel liegt die ovale Oeffnung von sechs und fünf Linien Durchmesser, mit sehr hohem und scharfem Rande umgeben. Die ganze Oberfläche hat das flachwarzige Ansehen der vorigen Art. Die centrale Höhle verschmälert sich nach unten und die Falten sind viel dicker, weniger zahlreich, entfernter von einander und ein- facher als bei der vorigen Art. Die Gestalt des Schwammes erscheint stets comprimirt, 54 Pt. conulus Taf. II. Fig. 4 ab. Die Art scheint über zwei Zoll hoch zu werden und hat eine umgekehrt kegelförmige Gestalt. Ihr Scheitel ist zerstört und war vielleicht deprimirt wie bei der ersten Art. Die Aeste der Wurzel breiten sich fast horizontal und weit aus und die sehr dicken, wenig zahlreichen Falten lassen unregelmässige Lücken zwischen sich, welche an der Oberfläche geöffnet sind. Die centrale Höhle ist sehr um- fangsreich und im Querschnitte stehen die Falten wie Strah- len an ihrer Peripherie. TE ol. oo Ausser den eben beschriebenen Arten liegen noch Durch- schnitte von Exemplaren anderer, durch die Faltung der Substanz eigenthümlicher Arten vor. Das eine derselben scheint eine birnförmige Gestalt gehabt zu haben und weicht in den Falten auffallend von den vorigen ab. Die centrale im obern Querschnitte erkennbare Höhle ist von beträchtli- chem Umfange. Der Durchschnitt eines andern Exemplares deutet auf eine Höhe desselben von. sechs Zoll und in eben dem Grade sind die Falten weiter. Diese erscheinen auf einer Seite des Handstückes als fünfstrahlige, auffallend ophiurenähnliche Zeichnungen. Scyphia cribrosa Taf. II. Fig. 1. Römer, Norddeutsch. Kreidegeb. 9. Taf. 4. Fig. 1. Diese und die folgende Art sind die häufigsten in den tiefen Bänken des Galgenberges bei Quedlinburg, während sie Römer nur von Goslar, Schönau und Oppeln beschreibt. Auf einer vielästigen, weit verzweigten Wurzel erhebt sich senkrecht der drehrunde, Zoll hohe und höchstens zwei Li- nien dicke Stiel. Derselbe erweitert sich dann schnell zu dem drei bis fünf Zoll langen Röhrenschwamm. Römer’s Figur gibt den Stiel auffallend dick an, wie ich ihn nie be- obachtete. Ebenso zeigen die meisten unserer Exemplare eine sehr regelmässige quere Einschnürung in zollweiten, nach oben engern Abständen, während Römer nur schwache Verdickungen an einzelnen Stellen zeichnet. Auf diesen 55 gliederartigen Einschnürungen bricht der Schwamm gern, wie- wohl die Wandung nicht wirklich gegliedert ist. Die Ober- fläche ist mit kreisrunden, ovalen oder vierseitigen Mündungen bedeckt in quincuncialer Anordnung und durch ebenso breite Zwischenräume gelrennt als ihr eigner Durchmesser. Die regelmässige Stellung und Form verschwindet aber an den eingeschnürten Stellen, wo sich die Mündungen dicht zu- sammendrängen und unregelmässig werden. Die Zwischen- räume sind mit feinen, aber dem blossen Auge noch sichtba- ren Poren dicht besetzt. Die Mündungen auf der Jnnen- seite verhalten sich ebenso als die äusseren. Geinitz identificirt in seinem Quadersandsteingebirge diese Art mit Sc. Zippei Reuss, allein dieselbe hat allermeist rau- tenförmige, in regelmässige Reihen geordnete Mündungen, deren sehr enge und gewölble Zwischenräume nur bei star- ker Vergrösserung ein feines Fasergewebe zeigen. Bei unserer Art sind die Zwischenräume ganz flach, ihre Po- ren dem unbewaffneten Auge deutlich und die Mündungen doch sehr abweichend. Viel wahrscheinlicher ist die Iden- tität von Spongia cribrosa bei Phillipps, welche Römer angibt. Sc. angustata Taf. 2. Fig. 3. Römer, Norddeutsch. Kreidegeb. 8. Taf. 3. Fig.5. — Reuss, Böhm. Kreidegeb. II, 74. Taf. 17. Fig. 11. — Geinitz, Sächs. Kreidegeb. 95. Taf. 23. Fig. 9. Auf einer ebenso wie bei voriger verzweiglen Wurzel erhebt sich der merklich dickere und längere Stiel, welcher allmählig an Unfang gewinnt und dann in den Röhrenschwamm übergeht. Dieser erreicht bisweilen sechs Zoll Länge mit sehr langsam zunehmender Dicke, gewöhnlich in unrelmässi- gen Abständen sich verdickend oder ringförmig einschnü- rend, drehrund oder comprimirt. Die Oberfläche bedecken dicht gedrängt und durch sehr schmale und gewölbte Zwi- schenräume getrennt, unregelmässige, runde, ovale, drei- vier- und mehrseitige Mündungen, welche äusserst selten eine Neigung zu regelmässiger Anordnung wie bei Sec. Zippei zeigen. Die feinen Poren auf den Zwischenräumen sind auch hier den blossen Augen deutlich, Die Wand des > 56 Schwammes ist in der Regel um die Hälfte dünner als bei voriger Art. Auf ihrer Innenseite sind die Mündungen aller- meist oval und in senkrechte Reihen alternirend neben ein- ander gestellt. Römer erwähnt auch diese Art nur aus dem Pläner von Schönau und erkennt das gilterförmige Gewebe erst bei starker Vergrösserung. Vollständige Exemplare scheint er nicht gesehen zu haben. Reuss bildet ein kegelförmiges Exemplar ab und gibt die Höhe auf zwei Zoll an, auch stehen bei ihm die Mündungen weit auseinander. Von sol- cher Beschaffenheit beobachtete ich unter sehr zahlreichen Exemplaren kein einziges. Dass ferner, wie Reuss behauptet, die Mündungen zu Kanälen führen, welche die ganze Sub- stanz des Schwammes durchbohren, ist bei den Quedlinburger - Exemplaren nicht der Fall. Die Kanäle sind vielmehr im Grunde geschlossen und da der Schwamm sehr dünnwandig — eine Linie dick — ist, so alterniren dieselben auf der Innen- und Aussenseite. Die schlankere Form, die gedrängter stehenden, unre- gelmässigen Mündungen, die unregelmässigen Verdiekungen und die dünnen Wände mögen die Trennung’: dieser Art von der vorigen rechtfertigen. Siphonia ficus Taf. 2. Fig. 2. Goldfuss, Petrefk. Deutschl. I. 221. Taf. 65. Fig. 14. Das abgebildete Exemplar, wiewohl im obern Theile völlig zerstört, zeigt doch ganz dasselbe Gewebe, welches Goldfuss als characteristisch bezeichnet, und verdient wegen der in seltener Vollständigkeit erhaltenen Wurzel die Auf- merksamkeit. Es ist mir noch kein so vielfach verästelter Wurzelstock eines Schwammes bekannt geworden. Von den beiden grossen Aesten fehlt leider dem stärkern der zweite Ast völlig, welcher die Grösse und Verzweigung des noch vorhandenen hatte. Ebenso ist auch kein einziger Zweig vollständig, sondern die Enden aller sind verletzt. Die Art findet sich mit $. pyriformis, mit Seyphien von mehr denn Fuss Grösse häufig im Plänerkalk des Romberges bei Neinstedt unweit Quedlinburg. Goldfuss führt den Quader- 57 sandstein bei Quedlinburg als Fundort an, in dem ich jedoch weder von dieser Art noch von irgend einem anderen Schwamme je eine Spur gefunden habe. Ueber verschiedene, besonders Kupfer- erze von Adelaide, von A: L. Sack. Sitzung am 24. Juli 1850. Vorliegende Sammlung von 100 meist sehr schönen Erz- stufen übersandte mir vor zwei Jahren ein Freund aus Adelaide und glaube ich die Aufmerksamkeit der geehrten Gesellschaft ebensowohl wegen der Schönheit als wegen des für uns noch völlig neuen Vorkommens auf dieselben lenken zu dürfen. Leider fehlen mir freilich speciellere Angaben über die Art des Vorkommens und muss ich mich hier auf die Nennung der Gruben beschränken, in welchen die Stufen gesammelt worden sind, denn das einzige beiliegende Handstück des Gebirgsgesteines der Sidneygrube ist ein gelblich brauner mergliger Kalkstein voller Cerithien - , Turritellen - und Pectunculusähnlicher Steinkerne, welche keine zuverlässige Bestimmung gestatten. Die Sidney-Mine liegt südlich von Adelaide in der Nähe des Onkaparingaflusses und aus ihr stammen die dichten Kupferlasuren mit ihonigem Gestein, die dichten und fasrigen Malachite. Die Burra-Mine befindet sich ebenso weit nördlich von Adelaide, unweit des Waterloo- Berges und lieferte besonders die Rothkupfererze mit dichtem Brauneisenstein und die krystallisirten Kupferlasuren. Die Glen-Osmond-Mine ganz in der Nähe von Adelaide am nord- westlichen Abhange des Loflyberges lieferte Bleiglanz mit mergligem Kalksteine, auch von der Montecule- und der Pa-- ringagrube liegen nur Bleiglanze vor und von der Cooringa- Mine Eisenglimmer. Im Allgemeinen hat dieses Vorkommen eine grosse Aehnlichkeit mit dem Uralischen, die Kupferla- 58 suren aber erinnern lebhaft an das von Chessy bei Lyon. Die nähere Betrachtung der einzelnen Stufen bietet noch manches Interressante. 1. Rothkupfererz. Eine schöne Stufe von 8“ Länge, 7“ Breite und 3“ Höhe enthält auf ihrer Oberfläche gegen hundert Krystalle von Rothkupfererz und in der Grösse von einer Erbse bis Stecknadelknopf variirend. Die Formen der- selben sind Octaeder und Rhomboidaldodekaeder und beide in gegenseitiger Verbindung. Alle sind mit dichtem Mala- chit fein überzogen, einzeln aufgewachsen oder gruppirt, zum Theil hohl. Sie liegen auf einem Gemenge aus blättri- gem und dichtem Rothkupfererz mit dichtem und ockerigem Brauneisenstein, welcher in feinen Klüften Kupferlasur in kleinen unbeslimmbaren Krystallen, erdige Kupferlasur und salzsaures Kupfer in kleinen fast smaragdgrünen Krystallen einschliesst. Diese letzten Mineralien bilden zum Theil auch einen Ueberzug auf den Krystallen des Rothkupfererzes. — Drei andere kleinere Stufen zeigen ähnliche Verhältnisse. Die eine derselben besteht aus dichtem Brauneisenstein mit feinem Ueberzuge von Chalcedon und Quarz. Auf ihr be- findet sich ein vollkommnes Octaeder von Rothkupfererz gleichfalls mit diehtem Malachit fein überzogen. Die andere besteht aus einem Gemenge von schlackigem dichtem Braun- eisenstein mit dichtem Rothkupfererz und wenigem krystalli- sirten Quarz. Ihre aufsitzenden Krystalle von Rothkupfererz mit demselben Malachitüberzuge haben Würfelform und sind mehrfach zusammengruppirt. Die dritte dagegen zeigt ein (semenge von Rothkupfererz und derbem krystallinischem Salz- kupfererz, Kupferlasur und Eisenocker mit aufsitzenden octaedrischen Krystallen von Rolhkupfererz, deren Ueberzug aus dichtem Malachit und Salzkupfer besteht. — Das dichte und blättrige Rothkupfererz ist in den übrigen Stufen stets mit dichtem Brauneisenstein gemengt und enthält ausserdem noch Malachit, kleintraubig und faserig, Kupferlasur und kry- stallisirtes und dichtes Salzkupfererz. Nur eine Stufe derben blättrigen Rothkupfererzes enthält allein wenig Salzkupfererz. 2. Kupferlasur kommt theils in Verbindung mit dichtem 59 Brauneisenstein und Rothkupfererz, theis mit ersterem allein oder auch für sich vor. Unter den Belegstücken des ersteren Vorkommens zeigt eines lafelartige rosenförmig zusammen- gehäufte Krystalle von Kupferlasur, welche zum Theil voll- ständig in fasrigen Malachit mit Beibehaltung ihrer Form umgewandelt sind. Im Bruch erscheint die Kupferlasur excen- trisch strahlig. Auf einem andern bilden sehr kleine Kry- stalle von Kupferlasur zum Theil in dichten Malachit umge- wandelt, einen Ueberzug auf dichlem Brauneisenstein. In einem dritten bildet strahlige Kupferlasur ein dreiviertel Zoll breites Trum in ockrigem Brauneisenstein und ist auf der einen Seite tafelarlig krystallisirt, zum Theil in fasrigen Ma- lachit umgewandelt und mit erdigem traubigem Mangan über- zogen. Andere Stufen enthalten Kupferlasur in tafelartigen Krystallen und dicht, mit Eisenocker und thonigem Sandstein, oder wie bei dem Bruchstück einer Kugel von dichler Kupfer- lasur mit thonigem glimmerreichem Sandstein, der in einem Stück, welches die tafelarligen Krystalle in Höhlungen führt, kalkerdehaltig ist, oder endlich zugleich noch erdigen Man- gan enthält. Beachtenswerth sind ausserdem zwei, vier Zoll grosse und ein achtel Zoll dicke Platten von dichter Kupfer- lasur auf beiden Seiten mit erdigem Mangan überzogen. 3. Malachit kommt theils krystallisirt, theils faserig und dicht vor. Auf einer schönen 7 Zoll langen und 5 Zoll breiten Stufe sind die Afterkrystalle des Malachit klein und säulenförmig, in der Form den sie begleitenden Krystallen von Kupferlasur gleich. Sie sitzen auf einem Gemenge von dichtem Brauneisenstein mit Rothkupfererz und Kupferlasur und sind zum grossen Theil mit dichtem kleintraubigem Kalksinter überzogen. Auf einer zweiten Stufe sind dieselben After- krystalle grösser, sehr rauhflächig, ebenfalls theilweise mit dichtem traubigem Kalksinter überzogen, von traubigem er- digem Mangan begleitet und auf derber Kupferlasur aufsitzend. Auch fast glattflächige Afterkrystalle, von dichter und sirah- liger Kupferlasur mit Rothkupfererz und Eisenocker begleitet, zeigen einige Belegstücke; ferner dieselben tafelarlig und rosenförmig zusammengruppirt, mit krystallisirter Kupferlasur 60 und weissem Thone. Auf mehreren andern Stufen scheinen die sehr kleinen Afterkrystalle, auf einem Gemenge von dichtem Brauneisenstein mit Kupferlasur und Spuren von Rothkupfererz aufsitzend, zum Theil einen feinen Ueberzug von Salzkupfer zu haben. Endlich verdient noch eine Stufe Beachtung, auf welcher die Afterkrystalle in Gemeinschaft mit kleinen Krystallen von Rothkupfererz, letztere gänzlich in Malachit umgewandelt, sich befinden. Die nicht minder zahlreichen Stufen von dichtem und fasrigem Malachit zeichnen sich nicht besonders aus. Eine derselben ist schön nieren- förmig gestaltet und blassgrün, eine andere von traubigem feinfasrigem Malachit mit Eisenocker und erdigem Mangan, andere noch mit streifenweise wechselnden helleren und dunk- leren Farben, Ceine Platte von 14“ Dicke und 4“ Grösse ganz dem Sibirischen gleich) auch mit etwas Kupferlasur und thonigem Sandstein vergesellschaftet, oder mit Kupfer- grün überzogen, endlich selbst Ueberzug bildend auf derbem, dichlem, zerfressenem Rothkupfererz. Zwei aus einem innigen Gemenge von Malachit und Kupfererz bestehende Stufen sind auf den Saalbändern mit traubiger Kupferlasur, Eisenocker und "Thon bekleidet. 4. Von Kieselkupfer, blaulichgrün mit dichtem Ma- Aaebib liegt nur eine Stufe vor. . Salzkupfererz, blätirig und krystallisirt, auf dich- tem Br auneisenstein mit dichten und blättrigem Rothkupfererz — auch in Gemeinschaft mit Kupferlasur und traubigem Chalcedon auf schlackigem dichtem Brauneisenstein. 6. Eisenglimmer nur ein Stück, derb und gross- blättrig von der Cooringa-Mine. 7. Bleiglanz derb und grossblättrig mit krystallisirtem Weissbleierz — derselbe und feinkörniger mit mergligem Kalkstein — feinkörniger mit Schwarzbleierz in einigen Stufen — grossblättriger mit traubigem Kieselzinkerz und Eisenocker überzogen. — Ein Stück derbe graue Bleierde von der Montecutegrube. 8. Gediegen Wismuth eingesprengt in rolhem, horn- steinarligem Gestein mil Pinaulnppärt und Eisenocker, 61 Die geographisch-geologische Verhrei- tung der Cephalopoda acetabulifera, ©. Giebel. Sitzung am 10. Juli 1850, Die Cephalopoden gewähren uns das seltene Beispiel einer Thiergruppe, deren überwiegende Anzahl von Gattungen und Arten in der Vorwelt existirten. Von diesen unterge- gangenen Geschlechtern gehört wiederum der grössere Theil den Tentakuliferen an, welche in der lebenden Schöpfung allein noch durch den merkwürdigen Nautilus vertreten sind, merkwürdig nicht allein durch seine eigenthümliche Organi- sation, sondern auch in seiner geologischen Entwickelung, welche in den frühesten Zeiten des organischen Lebens auf der Erdoberfläche beginnt und bis in die Gegenwart reicht. Ganz anders verhalten sich dagegen die -acetabuliferen Ce- phalopoden. Ihre Anzahl im der Vorwelt steht der der ge- genwärtigen Schöpfung fast gleich und ihre Entwickelungs- geschichte beginnt erst in jener gewaltigen Epoche, in welcher der Wendepunkt der organischen Entwickelung überhaupt liegt, in welcher Thiere und Pflanzen die wundersamen Ge- stalien der Vorzeit mit Formen der Gegenwart ähnlicher vertauschen. Im schwarzen Jura oder Lias erscheinen sie zuerst und mannigfaltig, denn die früheren Spuren, welche Kner’s Grauwacken-Sepie und de Konink’s Kohlenbelemnit andeuten sollen, bedürfen noch sehr der Bestätigung. Wie sie von jener Zeit bis in die Gegenwart nach Familien, Gat- tungen und Arten sich verhalten, soll im Folgenden speciel- ler dargelegt werden. Verhalten der fossilen Acetabuliferen über- haupt. Die sorgfältige Prüfung der 545 Artnamen, welche die paläontologische Literatur für die Acetabuliferen ent- hält, ergibt, dass nur 85 Arten genügend begründet sind und 460 Namen unter diese als Synonyme vertheilt werden 62 müssen. Die 85 Arten gehören in 16 verschiedene Gattun- gen, von denen zehn ausschliesslich in der Vorwelt und sechs in dieser und zugleich in der gegenwärtigen Schöpfung repräsenlirt sind. Nur eine Gallung mit einer einzigen, der lebenden sogar identischen Art, Argonauta hians, fällt der Zunft der Octopoden zu, alle übrigen sind Dekapoden. Von den fünf lebenden Familien dieser Zunft vermissen wir nur die Loligopsiden unter jenen, statt derselben aber lernen wir die an Artenzahl alle übrigen übertreffende Familie der Belemniten kennen, deren drei Gattungen allein 54 Arten zählen. Die Familie der Sepiadae findet sich fossil nur in der noch lebenden Gattung Sepia, die der Spirulidae in drei der Gegenwart ganz fremden Gattungen, nämlich Beloptera, Belemnosis, Spirulirostra. Von den Loliginen wird die iy- pische Gattung Loligo mit nur einer Art erwähnt und anstalt der lebenden artenreichen Sepioteuthis drei untergegangene: Teuthopsis, Beloteuthis, Leptoteuthis. Von der letzten Fa- milie der Teuthiden war Enoploteuthis und Omastrephes schon in der Vorwelt repräsentirt, statt Onfchoteuthis dage- gen die eigenthümliche Acanthoteuthis und Belemnosepia. In folgender Uebersicht sind die ausgestorbenen und noch lebenden Gattungen mit der Anzahl ihrer Arten in systema- tischer Ordnung aufgestellt: = 63 lebende Gattun- [fossile Gattungen. Gattungen lebend gen. und fossil. _, OCTOPODA. 1. Fam. Octopo- pidae Octopus 19. = = Pinnoctopus 1. — = Eledone 2. — = Cirroteuthis 1. = Jar 2. Fam. Argonau- lidae Philonexis 4. = == = = Argonauta1 +2. DECAPODA. 3. Fam. Sepiadae Cranchia 1. — = Sepüoloidea 1. == = Sepiola A. = =: Rossia 3. = ar au _ Sepia 21 +7. 4. Fam. Spirulidae|Spirula 1. — = — Beloptera 2. == — Belemnosis 1. — — Spirulirostra 1. — 9. Fam. Loligi- nidae. Sepioteuthis 9. = zur — — Loligo 9 +1. — Teuthopsis 1. = — Beloteuthis 4. — — Leptoteuthis 1. == 6. Fam. Loligo- psidae. Loligopsis 2. —_ == Chiroteuthis 2. — — Histioteuthis 1. = = 7. Fam. Teuthidae. Onychoteuthis 5. = | = — — Enoploteuth. 51 — Acanthoteuthis 1. — = — Omastrephes 6-+4 — Belemnosepia 6. = 8. Fam. Belemni- : tidae. — Belemnitella 4. = — Conoteuthis 1. — — (Belemmätes 49, — |15 Gattg. 52 Arten. |11 Gattg. 71 Arten.|5 Ggn. 43+14 Art. Aus dieser Zusammenstellung erhellet, dass sich die Gattungen mit fossilen und lebenden Arten zugleich zu den ausgestorbenen und den ausschliesslich lebenden verhalten wie 1, 2, 3. Das Verhältniss der Arten ist dagegen ein wesentlich anderes. Im Allgemeinen sind die noch leben- den Gattungen artenreicher als die fossilen mit Ausnahme von Belemnites, welcher den Typus einer Familie darstellt. Unter. den lebenden sind wiederum mit Ausnahme des eine 64 Familie begründenden Octopus diejenigen Gattungen die artenreicheren, welche schon in der Vorwelt existirten. Aber die Zahl ihrer vorweltlichen Arten ist bei weitem ge- ringer als die ihrer lebenden, welche das Dreifache der fossilen beitragen. Die generelle Mannigfaltigkeit ist gleich- falls in der gegenwärtigen Schöpfung grösser als in der Vor- welt, überraschend wenn wir sie mit den einzelnen Epochen der Vorzeit vergleichen. Der Formenreichthum der Arten differirt weniger, denn fossile zählen wir 85 und lebende 95. Die Acetabuliferen des Lias sind durch zwei Fa- milien, Loliginen als Loligo Teuthopsis, Beloteuthis insge- sammt mit 6 Arten, Teuthiden als Belemnosepia mit eben- falls 6 Arten und Belemniten als Belemnites mit 15 Arten vertreten, also überhaupt durch 5 Gattungen mit 27 Arten oder dem sechsten Theile aller Gattungen mit dem siebenten Theile aller Arten. Von den Gattungen ist Loligo die ein- zige, welche in der Gegenwart wieder erscheint, Belemnites die einzige, welche durch den Jura hindurch ins Kreidege- birge geht, während die andern drei ausschliesslich im Lias und zwar in dessen oberer Abtheilung vorkommen, Die längst dauernde Gattung Belemnites erscheint zugleich mit der grössten Artenzahl, während die noch lebende Loligo damals nur eine einzige aufzuweisen hatte, mit welcher sie sogleich wieder verschwindet. Die Belemniten allein gehen auch durch die ganze Schichtenreihe des Lias hindurch mit zunehmender Anzahl ihrer Arten. Bei dieser Mannigfaltig- keit verbreiten sie sich zugleich in den umfangreichsten geographischen Gränzen. Belemnites acutus, B. niger, B. brevis, B. irregularis, B. trisulcus, B. clavatus sind im gan- zen mitllern Europa, in Frankreich, England und Deutschland gefunden worden, andere wie B. umbilicalis, B. curtus, B. exilis, B. tricanaliculatus scheinen auf Deutschland und Frankreich beschränkt zu sein. Die Arten der andern Gat- tungen sind wie geognostisch so auch geographisch auffallend beschränkt. Die fünf Arten von Loligo und Beloteuthis werden nur im Posidonienschiefer von Ohmden und Boll ‚gefunden, Teuthopsis Bunellii nur in Frankreich, die arten- 65 reichern Belemnosepia dagegen mit drei Arten in England und Deutschland zugleich, mit zwei andern nur in Deutsch- land und mit der letzten in Frankreich. Im Braunen und Weissen Jura, welche beiden For- malionen wir hier vereinigen wollen, steigert sich die Man- nigfaltigkeit und die Gränzen der geographischen Verbreitung erweitern sich in demselben Grade. Die Liasinischen Fa- milien erscheinen wieder, aber nur die Belemnitiden gene- rell unverändert, die Loliginen mit der eigenthümlichen Gat- tung Leptoteuthis und die Teuthiden mit drei neuen Gattungen, nämlich dem noch lebenden Enoploteuthis und Ommastrephes und der fossilen Acanthoteuthis. Als vierte Familie treien die Sepien zum ersten Male auf in der noch lebenden Gat- tung Sepia. Wir zählen demnach 6 Gattungen, ein Fünftheil aller bekannten, mit 32 Arten fast dem sechsten Theile aller. Drei Gattungen, nämlich Sepia mit 5 Arten, Ommastrephes mit 4 Arten, Enoploteuthis mit einer Art, überhaupt mit 10 Ar- ten, beschränken sich in ihrem Vorkommen auf den lithogra- phischen Schiefer Baierns und erscheinen dann erst in unseren Meeren wieder. Auch die untergegangenen Leptoteuthis und Acanthoteuthis mit je einer Art ‘sind zuverlässig erst von Solenhofen gekannt. Die zahlreicheren Arten von Belem- nites gehen durch die Schichten des Braunen Jura in den Weissen und nicht blos aller Orten in Europa, sondern auch in Indien, wo B. Grantanus bei Cutch gesammelt wurde. Die grössten Verbreitungsbezirke, das ganze mittlere Europa haben B. maximus, B. excentralis, B. Puzosanus, B. canaliculatus, B. Blainvillei, B. monosuleus und B. Altdorfensis, andere wie B. apiciconus sind aus England und Frankreich bekannt, B. la- tesulcatus aus Deutschland und Frankreich, B. magnificus, B. Panderanus, B. borealis nuraus Russland, B. ovatus, B. Souichi, B. Coquandanus, B. aenigmaticus nur aus Frankreich, wäh- rend Deutschland reich an eigenthümlichen Gattungen: hier nicht eine eigenthümliche Art zu haben scheint. Im Kreidegebirge verschwinden alle Familien bis auf die einzige der Vorzeit eigenthümliche, nämlich die Belem- niliden, welche in grösster Mannigfaltigkeit ihrer Gattungen, 5 66 nämlich Belemnitella, Belemnites und Conoteuthis zusam- men in 18 Arten auftritt. Davon zählt Belemnitella vier Arten, von denen B. mucronata in ganz Europa, in Afrika und Amerika, die übrigen im grössten Theil von Europa verbreitet sind. Conoteuthis ist nur in einer Art aus Frank- reich bekannt. Von den 13 Belemniten hat B. pistilliformis und B. minimus die grösste Verbreitung, nämlich im milllern und südlichen Europa, B. subguadratus in Frankreich und Deutschland, B. bipartitus in Frankreich und Polen, die übri- gen meist nur in der ältern Kreide Frankreichs. In der tertiären Periode begegnet uns von den frühern Familien nur die der Sepien wieder in Sepia mit zwei Arten aus Frankreich, Daneben noch als neu die Familie der Spiruliden mit ihren drei eigenthümlichen Gat- tungen Beloptera, Belemnosis und Spirulirostra in vier Arten, und der einzige vorweltliche Octopode Argonauta hians, so dass wir in .dieser Periode überhaupt fünf Gattungen mit sieben Arten haben. Diese geringe Anzahl lebte auch inner- halb sehr enger Gränzen, drei, nämlich Sepia sepioidea, Beloptera belemnitoidea und DB. Levesquei kommen in Frankreich und England zugleich vor , Sepia compressa nur in Frankreich, Belemnosis anomala nur in England, Argonauta hians und Spirulirostra Bellardii in Italien. Als allgemeine Resultate ergeben sich aus den eben dargelegten speciellen Verhältnissen folgende Sätze: 1. Keine einzige Gallung der Acetabuliferen ist seit deren Erscheinen in allen Formationen bis in die Gegenwart durch Arten vertreten. 2. Von den noch lebenden Gattungen erscheinen einige artenreiche zu verschiedenen Zeiten {in der Vorwelt und verschwinden dann plötzlich wieder; Sepia allein lebte zu- gleich in der durch das Kreidegebirge getrennten Jura- und terliären Periode. 3. Die fossilen Arten noch lebender Gattungen sind bei Weitem geringer an Zahl als deren lebende Arten. 4. Die untergegangenen Gattungen zählen mit Ausnahme von Belemnites nur wenige Arten, 67 5. Die Arten der untergegangenen Gattungen lebten in umfangsreicheren geographischen Gränzen als die fossilen Arten noch lebender Gattungen. 6. Die untergegangenen Gattungen haben dagegen, wiederum mit Ausnahme von Belemnites, ein ebenso be- schränktes geognoslisches Vorkommen als die noch lebenden in ihren fossilen Arten, 7. Die Anzahl der Gattungen erreicht im Weissen Jura ihre grösste Höhe und steht sich im Lias und tertiären Ge- birge gleich, in beiden durch Ueberwiegen der’ untergegan- genen Gattungen, während im Weissen Jura die Zahl der noch lebenden und ausgestorbenen Gattungen gleich ist. 8. Die Anzahl der Arten nimmt in den auf einander folgenden Formationen ab und zwar vom Lias zum Jura, der Kreide in die Terliärschichten im Verhältniss von 1,00: 0,85: 0,70: 0,25. 9. Die geologische Entwickelung der Acetabuliferen be- ginnt im untersten Lias mit der unvollkommensten Familie der Belemnitiden, zu der alsbald die höher organisirten Teuthiden und Loliginen hinzutreten. Die vollkommensten Dekapoden, die Sepien, erscheinen erst im Weissen Jura nnd der vollendetste Typus, ein Octopode, endlich in den jüngsten Tertiärschichten. Für die geographische Verbreitung der leben- den Acetabuliferen lassen sich zwei grosse Bezirke, der Atlantische und der Grosse Ocean, fesstellen und von jenem das Mittelmeer, von diesem das Rothe Meer als engeres Gebiet scheiden. Letzteres nährt die geringste Mannigfaltig- keit, denn die Familien der Teuthiden, Loligopsiden, Spiru- liden und Argonautiden fehlen in ihm völlig, von den übri- gen Familien birgt es die drei artenreichsten Gattungen, nämlich Sepioteuthis mit zwei Arten, Sepia mit fünf und Octopus mit drei Arten. Von diesen zehn Arten sind ihm aber nur sieben eigenthümlich, nämlich Sepioteuthis Hem- prichi, S. loliginiformis und Sepia Savignyi, S. gibbosa, S. Lefebrei und $. elongata, Octopus tetracirrhus dagegen geht Sepia Rouxi auch in den grossen Ocean, Octopus vul- 5% 68 garis und O. Cuvieri zugleich in diesen und in den Atlan- tischen Ocean mit dem Mittelmeere. Im Grossen Ocean leben mit Ausnahme von Spirula Repräsentanten aller Familien, nämlich 13 Gattungen mit 42 Arten. Von diesen ist ein Octopode und ein Dekapode, Pinnoctopus und Sepioloidea generell eigenthümlich, die übrigen verbreiten sich weiter mit ihren Arten. Unter den Teuthiden erscheint Enoploteuthis mannigfalliger als im Atlantischen Ocean, Ommastrephes dagegen nur mit zwei Arten, und Onychoteuthis in beiden Oceanen gleich. Loli- gopsis cychera ist der einzige Loligopside, während Sepio- teuthis mit der grösten Artenzahl die Loliginen vertritt und Loligo selbst nur in zwei Arten bekannt ist. Sepia, der artenreichste Decapode, lebt hier wie im Atlantischen Ocean zahlreich, also in unbeschränkten Gränzen, aber nach den Arten dennoch schärfer geschieden als der entsprechende Octopode Octopus, denn keine einzige Art des Grossen Oceans bewohnt zugleich den Atlantischen. Sepiola und Rossia werden mit drei Arten erwähnt. Argonauta argo und A. nodosa leben beide wieder hier und auch am Cap. Endlich die weit verbreitete Gattung Octopus, von welcher elf Arten aus dem Grossen Ocean bekannt sind. Drei derselben O. vulgaris, O. rugosus und O. Cuvieri kommen auch im Atlan- tischen Ocean vor, die übrigen sind eigenthümlich. Die Ge- sammtzahl der Gattungen und Arten im Grossen Ocean ver- hält sich demnach so, dass 2 Gattungen mit je einer Art eigenthümlich, 8 Gattungen hier in 24 eigenthümlichen Arten und 3 Gattungen endlich zugleich in 11 eigenthümlichen und ausserdem in 6 zugleich im Atlantischen Ocean vorkommen. Das Mittelländische Meer ist mit seinen 12 Gattungen in 21 Arten zwar viel ärmer als der Grosse Ocean, aber doch bei Weitem reicher als das Rothe Meer. Es besteht in Histioteuthis mit einer Art eine eigenthümliche Gattung. Von den andern Gattungen gehören acht Arten ihm aus- schliesslich an. Dagegen bewohnen von Octopus zwei Ar- ten, O. vulgaris und O. Cuvieri alle Bezirke, O. tubercu- latus den Atlantischen Ocean, ferner Argonauta argo zugleich 69 diesen und den grossen Ocean, Sepia officinalis und S$. Orbignyana, Loligo vulgaris und L. parva, Ommasirephes sagittatus und O. Bertramii zugleich den Atlantischen Ocean. Im Atlantischen Ocean werden 17 Gattungen mit 42 Arten gezählt. Von diesen verbreitet sich Spirula zwischen den Wendekreisen, Cranchia nur an den Antillen und Cirro- teuthis an Grönland. Von den übrigen Gattungen sind eigen- ihümliche Arten, 2 von Octopus, 1 von Eledone, 2 von Philonexis, 1 von Sepiola, 1 von Rossia, 7 von Sepia, 1 von Sepioteuthis, 5 von Loligo, 1 Loligopsis, 1 Chiro- teuthis, 1 Onychoteuthis, 1 Enoploteuthis, und 1 Omma- strephes. Die andern Arten finden sich weiter verbreitet und zwar Octopus vulgaris und O. Cuvieri überall, Argo- nauta argo zugleich im Mittelmeer und Grossen Ocean, Octopus rugosus, Argonauta hodosa, Onychoteuthis Banksi und Enoploteuthis leptura noch im Grossen Ocean und die acht letzten zugleich im Mittelmeer, so dass wie das Rothe Meer die meisten Arten mit dem Grossen Ocean gemeinschaftlich besitzt, auch die meisten des Mittelmeeres in den Atlantischen Ocean übergehen. In nachfolgender Tab. sind die Artenzahlennach dem durch ihre Anfangsbuchstaben bezeichneten Bezirke zusammengestellt. A. |M.] G. |R. JAM.|GR.]ANG.| AMGR.|AG. Sum. Octopus . 7 15 Pinnoctopus . « Eledone . Cirroteuthis . Philonexis Argonauta Cranchia . Sepioloidea . Sepiola Rossia o Seplan... Ne Spirula ö Sepioteuths Loligo Loligopsis Cirroteuthis . Histioteuthis. Onychoteuthis . Enoploteuthis . Ommastrephes . Sje=- | sul esen| | vem]| » je | ===] | I |e--| | lelel|o SUURVDOERRTRURRRUBMU. vo»| |erva| o-vr-| | | | I» a RE Fee = ET ES EI TEE ed — =: EIFEL ee areeee ee la el EI ee ea leer kl Elia EEE ee pe Fo er ee ee Summa [27|11|34] ' j4]| 9 70 In den grossen Bezirken, dem Atlanlischen und Grossen Ocean, lassen sich wiederum je zwei Faunen unlerschei- den, nämlich die Küsten America’s einerseils und Europa mit Africa’s Westküste und Indien mit Neuholland und der Ostküste Africa’s andrerseits. Im Atlantischen Ocean leben sowohl an den Küsten der alten als neuen Welt einige Arten als Octopus vulgaris, O. tuberculatus, Philonexis atlanticus, Onychoteuthis Banksi, dagegen sind Argonauta argo, Sepiola atlantica, Sepia officinalis, Loligo vulgaris, Enoploteuthis leptura auf die Küsten Europa’s und Africa’s, und Cranchia scabra, Sepioteuthis sepioidea, Loligo brasi- liensis und andere auf die Küsten America’s beschränkt. Aehnlich ist die Verbreitung im Grossen Ocean, denn Ony- choteuthis platyptera, Enolpoteuthis leptura, Ommastrephes oualaniensis kommen überall vor, Ommastrephes giganteus, Loligo Gahi nur an Chili, Loligo sumatrensis bei Sumatra, Sepioteuthis Blainvilleana, Sepia aculeata bei Java, Sepia australis und Octopus superciliosus bei Neuholland u. s. w. Auch in Betreff der Klimate zeigen die Acetabuliferen eine eigenthümliche Verbreitung, indem sie ausschliesslich zwischen den Wendekreisen, oder in der gemässigten, in der kalten oder selbst in zwei oder drei Zonen zugleich leben. Bei Weitem die meisten, etwa zwei Drittheile aller bekannten Arten halten sich nur in den Meeren der wärmeren Zone auf, andere bewohnen die französischen und englischen Küsten, noch höher nach Norden hinauf werden sie jedoch sehr selten. Eledone cirrhosus lebt bei Schottland und Cirroteuthis Milleri an den Grönländischen Küsten, und gerade in dem nordischen Meere, wo die Zahl der Arten so auf- fallend gering ist, steigt die Anzahl der Individuen ins Un- geheure. Die Verbreitung der einzelnen Familien mit ihren Gat- tungen fällt insofern gleich auf, als die in der Vorwelt nur durch eine Art repräsenlirte und in den gegenwärligen Meeren ärmere Gruppe der Octopoden weiter verbreitet ist als die der Dekapoden. Die Gattung Octopus kommi überall vor, ihr nächster Verwandter Cirrotenthis geht bis Grön- Le) land hinauf. Argonauta argo bevölkert den Atlantischen Ocean mit dem Mittelmeere und zugleich den Grossen Ocean, so dass das Vorkommen fossiler Reste i.ı Italien nicht auf- fällt. Von den Dekapoden verbreitet sich die grosse Familie der Sepien ebenfalls durch alle Meere und mit Rossia pal- pebrosa am Nordpole. Die Arten von Sepia selbst bewoh- nen noch die Küsten Frankreichs und Englands, zahlreicher jedoch die tropischen Meere. Daher kann auch hier das Vor- kommen fossiler Reste in Deutschland, England und Frank- reich nicht verwundern. Spirula dagegen, der lebende Repräsentant der Spiruliden, lebt nur zwischen den \Vende- kreisen, während die entsprechenden Fossilen in England und Frankreich, sparsam auch in Italien gefunden werden. Dasselbe Verhältniss zeigen die Loliginen, welche gegen- wärtig enischiedene Tropenbewohner sind und nur mit sel- tenen Ausnahmen, wie Loligo vulgaris, die europäischen Küsten berühren, in der Vorwelt dagegen bewohnten sie ausschliesslich Deutschland und Frankreich. Die kleine Fa- milie der Loligopsiden verbreitet sich in allen Zonen. Die Teuthiden endlich, vornämlich dem Grossen Ocean ange- hörig, gehen in diesem wie im Atlantischen Ocean über die Wendekreise hinaus, durch die gemässigte Zone bis in den höchsten Norden. Ihre fossilen Gattungen wurden in Deutschland und England beobachtet. — Aus dem Vorkom- men der fossilen Acetabuliferen lässt sich nach dem eben Dargelegten nicht auf ein wärmeres Klima Deutschlands und Englands in den verschiedenen Perioden der Vorzeit schliessen, wie dasselbe durch andere Reste wahrscheinlich gemacht wird, 12 Beiträge zur Osteologie des Rhino- Cecros, Taf. :ıo. Von ©. Giebel, Sitzung am 27. November 1850. Seitdem Blainville seine Monographie der Gattung Rki- noceros herausgegeben und darin das ungeheure Material von diesem Thiere, welches die Pariser Sammlungen ent- halten, veröffentlicht hat, könnte es scheinen, als sei der osteologische Bau des Thieres vollständig erkannt und jede weitere Bemerkung überflüssig. Indess fehlt doch noch mancher Knochen der fossilen Arten, den Blainville nicht untersuchen konnte, und viele andere berücksichtigt er so wenig, als hätten sie gar keine Bedeutung für die Kennt- niss dieses Thieres. Ueberdies ist die Kritik der Arten, die Deutung von Ueberresten, welche ihm nur durch Be- schreibung bekannt waren, wenig 'geeignet einen grossen Beifall zu finden. Eine andere Monographie nur über die fossile sibirische Rhinocerosart ist von Brandt in den Peters- burger Memoiren begonnen worden und zeigt schon in der ersten Lieferung über die erhaltenen Weichtheile des Thieres, wie viel Neues und Wichtiges an einem schon sehr oft untersuchten Thiere noch zu beobachten ist. Von eben dieser Art, dem Rhinoceros tichorhinus, enthält das hiesige Mine- ralogische Museum eine sehr beträchtliche Anzahl von Ueber- resten, deren speciellere Untersuchung mir manche beachtens- werthe Eigenthümlichkeit ergab. Die Reste sind im Diluvium unserer Provinz, bei Egeln, Quedlinburg und Obergebra ge- sammelt worden, gehören sämmtlich der erwähnten Art an, aber zahlreichen Individuen verschiedenen Alters und ver- schiedener Grösse. Sie sind ganz besonders geeignet die individuellen Eigenthümlichkeiten an den einzelnen Skelet- theilen zu studiren und darnach den Werth der zahlreich aufgestellten Arten zu bemessen. In der nachfolgenden Dar- 73 stellung befolge ich denselben Gang, welchen ich bei der Untersuchung der Ueberreste der carnivoren Raubthiere (Oken’s Isis 1845 und 1847) als den geeignetsten erkannt habe, indem ich nämlich von der Vergleichung der ver- wandten lebenden Formen zu den Fossilresten übergehe und dadurch sowohl die Bestimmung der leiztern feststellen als auch deren Verhältniss zu den lebenden ganz speziell erörtern kann. Der Schädel. Der Erhaltungszustand der beiden vollständigen Schädel von Quedlinburg, sowie der Bruchstücke dreier andern ge- stattet nicht die Gränzen der einzelnen Knochen zu verfol- gen und mit den zur Untersuchung vorliegenden Schädeln von der lebenden capischen und javanischen Art zu ver- gleichen, und kann ich daher die formellen Unterschiede nur im Allgemeinen angeben. Von der Seite gesehen fällt am Schädel sogleich das Verhältniss der Länge zur Höhe, die Form der Nasenbeine, die Grösse der Nasenhöhlen, die Lage der Augenhöhlen und die Länge der Backenzahnreihe als characteristisch in die Augen. Den kürzesten und zugleich niedrigsten Schädel hat die javanische Art, den längsten bei ebenfalls geringer Höhe die fossile, und den höchsten, der Länge nach in der Mitte jeher stehenden die capische Art, Die Nasenbeine ragen bei den beiden lebenden Arten frei über den Zwischenkiefer hinweg, und zwar steigen sie bei der capischen von hinten nach vorn bucklig auf und senken sich nach der Spitze hin steil ab, während sie bei der javanischen länger sind, sich nach vorn zuspitzen und mehr in der Mitte kegelför- mig aufsteigen, nach vorn und hinten gleichmässig abfallend. Viel länger und dicker sind sie dagegen bei dem fossilen, von hinten her in sanftem Bogen aufsteigend senken sie sich vorn etwas tiefer hinab und ruhen auf einer knöchernen Scheidewand, welche ihre ganze Länge stützt. Das Kno- chengewebe dieser Wand ist viel lockerer, leichter und weit zelliger als das aller übrigen Knochen, und ihr unterer Rand in der Mitte seiner Länge nicht verwachsen, sondern 74 abgerundet. Dass sie erst im spälern Alter aus der knorp- ligen Scheidewand der übrigen Arten entstehe, bestätigen meine Beobachtungen nicht. Den Ausschnitt der Nasen- öffnung finde ich am capischen Schädel am kürzesten. Sein hinterer Rand liegt über der Gränze des zweiten und dritten Mahlzahnes. Bei dem javanischen erscheint dieser Aus- schnitt grösser, aber dennoch liegt sein hinterer Rand vor der Zahnreihe. Am weitesten reicht der Ausschnitt bei der fossilen Art zurück, nämlich bis auf die Gränze des dritten und vierten Mahlzahnes. Der untere Rand verläuft bei den lebenden Arten geradlinig, bei der fossilen aber erhebt sich im vordern Drittheil ein kleiner Höcker am obern Rande des Oberkiefers. Ein ähnlicher Höcker springt bei dem java- nischen am äussern Rande des Nasenbeines hervor, aber nur an der linken Seite, wo ich denselben auch am fossilen Schädel im hiesigen Museum finde. Da er beiden auf der rechten Seite fehlt, so ist er jedenfalls bedeutungslos. Der Kanal neben dem Nasenloche rückt bei dem fossilen dem Rande desselben am nächsten, liegt über. dem vierten Mahl- zahne und ist zugleich am grössten. Bei dem capischen mündet dieser Kanal über dem dritten Mahlzahne, entfernt sich aber dennoch weiter vom Rande der Nasenöffnung und wird. durch ein knöchernes Säulchen getheilt. In Blainville’s Abbildung Tab. IN. ist das Säulchen bei dem ältern Schädel viel stärker als bei dem unsrigen, und bei dem jüngern Schä- del ist es gar nicht angegeben. Bei dem javanischen rückt der Kanal noch weiter vom Nasenrande zurück und liegt über dem zweiten Mahlzahne, ebenso bei dem sumatrensischen, wo aber der hintere Rand des Nasenausschnittes auf die Gränze des zweiten und dritten Mahlzahnes fällt. Beim RA. unicornis liegt der Nasenausschnitt über dem ersten und zweiten Zahne, der Kanal auf der Gränze des zweiten und dritten, und bei Rh. simus der Ausschnitt über dem zweiten, der Kanal über dem dritten Zahne. Bei den lebenden afri- canischen Arten finde ich auch das Thränenbein von einem ‚kleinen Kanale durchbohrt, der allen anderen Arten fehlt. Die Augenhöhlen sind am umfangsreichsten bei dem java- 75 nischen und ihr vorderer Rand liegt über der Gränze des dritten und vierten Zahnes. Der vordere und obere Rand ist etwas höckerig und rauh. Ebenso verhält sich Rh. uni- cornis und Rh. sumatrensis, nur dass bei ersterem der vor- dere Rand über dem vierten, bei letzterem über dem fünften Zahne liegt. Bei den africanischen Arten erscheint die Augenhöhle deprimirt, kleiner, am obern Rande mit grossen Höckern besetzt und der vordere Rand über dem fünften Zahne gelegen. Bei der fossilen erweitert sich die Höhle wieder, besetzt sich mit sehr starken Höckern, und ihr vor- derer Rand steht über dem sechsten Zahne. Hier sehe ich den Jochbogen am schwächsten, während er bei Rh. simus am stärksten und bei allen übrigen von milttler Dicke ist. Der Gehörgang öffnet sich bei dem capischen nach unten am Zitzenfortsatze, bei dem javanischen und fossilen dagegen ist er geschlossen und etwas abwärts gesenkt, bei letzterem der Ausgang rundlich dreiseitig, bei dem javanischen kreis- rund. Die Gegend hinter dem Ohre stimmt bei dem capi- schen und fossilen überein, aber bei dem javanischen treten die Occipitalränder viel stärker hervor. Die breiten Schlä- fengruben ziehen sich bei leizterem bis auf den Scheitel und sind tief concav, bei dem capischen dagegen sind sie sehr flach und stossen in einer abgerundeten Kante an die Scheitelfläche. Zwischen beiden in der Mitte steht Rh. simus und Rh. tichorhinus. Bei diesen beiden erhebt sich auch die Scheitelfläche am höchsten. Die Erhebung in der Stirn- gegend zwischen den Augenhöhlen, welche das zweite Horn trägt, fehlt allen einhörnigen Arten, auch dem africanischen Rh. simus. Von oben betrachtet ist der Schädel des capischen Nas- hornes im Allgemeinen in allen Gegenden am breitesten, während sich der des javanischen in der Nasen- und Schei- telgegend verschmälert, hier durch die beträchtliche Aus- breitung der Schläfengruben und dort durch die starke Erhöhung der horntragenden Stelle. In der Mitte beider Arten stehen die fossile und einhörnige africanische, welche einander ähnlicher sind, als jede von ihnen den vorigen, Die 76 bedeutend überwiegende Länge, bei den fossilen besonders im Gesichtstheil, bei der africanischen im Cranium, ist sehr characterislisch. Dagegen stimmt die Breite der zweiten Horngegend bei dem capischen und fossilen einerseits und andererseits bei dem javanischen und Rh. simus überein. Bei diesem letztern sind auch die Schläfengruben stets tiefer und am Scheitel einander mehr genähert als bei dem fossilen, dessen Jochbögen zugleich weniger weit abstehen. Den Bogen der Occeipitalleiste finde ich bei beiden einhörnigen übereinstimmend und bei der capischen davon elwas abwei- chend, bei der fossilen ganz eigenthümlich. Die rauhe Stelle, welche das erste Horn trägt, nimmt bei dem javanischen die Mitte der Nasenbeine ein, bei dem fossilen scheint sie noch hinter der Mitte zu liegen und ist zugleich am um- fangsreichsten und rauhesten, bei den africanischen erstreckt sie sich über die vordere gewölbte Hälfte der Nasenbeine. Während endlich die durch die Oberkiefer gebildeten Seiten des Schädels bei allen lebenden Arten senkrecht von oben auf die Zahnreihen hinabgehen, sind dieselben bei der fos- silen sehr geneigt. An der untern Schädelseite zeichnet sich zunächst die fossile Art durch die beträchtliche Breite und völlige Ab- flachung des Grundbeines aus, welches bei der capischen schmäler, mit sehr scharfer Mittelleiste versehen und stark comprimirt, bei der javanischen noch stärker comprimirt, aber mit schwächerer Mittelleiste versehen ist. Mit einer dicken -Wulst stösst das Grundbein bei dem javanischen an das Keilbein. Dieselbe Stelle erscheint bei dem capischen höher und schmäler und ist eine äusserst dünne Knochenplatte. Die fossilen weichen auffallend darin ab, bei dem Quedlin- burger Schädel finde ich nur eine sehr schmale Leiste, bei dem Obergebraer eine niedrige dicke Leiste. Die Flügel- beine erheben sich bei der javanischen plötzlich und fast in verticalem Bogen, bei den capischen und noch mehr bei der fossilen steigen sie ganz allmählig und in sehr sanftem Bogen auf. Der Kanal liegt bei ersterer ganz seitlich und ist sehr kurz, bei der capischen ist er dem Unterkieferge- Dr 77 lenk näher gerückt und bei der fossilen liegt er nicht seit- lich, sondern ganz auf der unlern Schädelfläche und am weitesten vom Unterkiefergelenke enlfernt. Der Zitzenfort- satz übertrifft bei den fossilen durch seine Länge den der lebenden Arten beträchtlich, während dagegen die Unter- kiefergelenkfläche bei diesen viel breiter ist. Die auffallende Erweiterung des Hinterhauptes bei der javanischen fällt auch an der untern Schädelseite sogleich in die Augen. Eine Vergleichung der Gaumengegend und des Rachengewölbes gestattet die Erhaltung der fossilen Schädel nicht, doch sehe ich deren Vomer eben so stark comprimirt als bei dem ja- vanischen. Die Schnauzenspitze vor dem ersten Backzahne misst bei dem Schädel der capischen Art 0,050 Länge, deren hintere zwei Drittheile vom Oberkiefer, und deren vorderes vom Zwischenkiefer gebildet wird. Dieser ist eine schmale dicke Knochenplatte, welche auf der äussern oder vorderen Fläche gewölbi, auf der innern oder hintern concav ist. Der Rand überragt den Oberkieferrand etwas. Von Schneide- zähnen oder deren Alveolen finde ich keine Spur, vielmehr vertritt der höckrige Rand deren Stelle. In der Mittellinie schon zwischen den ersten beiden Backzähnen gehen die Oberkiefer aus einander und es entsteht eine Lücke. Diese erweitert sich alsbald durch einen bis an die Spitze des Oberkiefers reichenden Ausschnitt und wird vorn vom Zwi- schenkiefer wieder geschlossen. Ganz anders ist die Schnau- ‘ zenspitze bei Ah. tichorhinus. Ihre Länge misst vor dem ersten Mahlzahne 0,125. Die Gränze von Ober- und Zwi- schenkiefer ist nirgends sichtbar. Nahe an der Spitze liegen . die beiden länglich ovalen, sehr grossen foramina incisiva von deren vordern Rande eine flache Rinne bis zur äussersten Spitze der Schnauze hinläuft. Zwischen beiden Rinnen senkt sich vor den Löchern deren trennende Mittelleiste zu einer breiteren Rinne ein. Die drei Rinnen verschwinden an der äussersten Schnauzenspitze in eine sanft concave Fläche, über welcher sich die Kieferspitze noch etwas nach vorn und oben erweitert und dann zur Spitze der Nasenbeine aufsteigt. Hinter den for, incisivis liegt auf der Mittellinie 78 eine kleine ovale Grube, von welcher aus ein Kanal nach hinten und ein etwas grösserer nach vorn geht. Die von dem Vorderrande der for. incisiva ausgehenden seichten Rinnen treffen jede an eine tiefere Grube. Beide Gruben sind nichts anderes als die Alveolen für die Schnei- dezähne des Oberkiefers. Beistehende Figur zeigt ihre Lage. Sie sind um 0,020 von einander getrennt, im Um- fange elliptisch, von rechts nach links comprimirt, in beiden Durchmessern 0,007 und 0,004 messend. In ihrem Grunde liegt eine Oeffnung zum Eintritt des Gefässes. Die linke Alveole ist elwas kleiner als die rechte, diese fast senkrecht eindringend, jene schief nach der Mitte geneigt. Zwischen beiden der rechten genähert, aber deren Wand nicht durch- bohrend dringt ein kleiner Nahrungskanal tief ein. Die Al- veolen gleichen ganz denen im Unterkiefer derselben und der capischen Art und können weder für Nahrungskanäle noch für Gruben zu Anheflung von Muskeln, Bändern oder zu andern Zwecken gedeutet werden. An keinem der schönen im Berliner Museum befindlichen Schädel des Rh. tichorhi- nus verschiedener Localitäten beobachtete ich auch nur die geringsten Spuren von Schneidezähnen, so dass dieselben gewiss immer frühzeitig ausfielen und die Alveolen sich bald früher bald später ausfüllten und- spurlos verschwanden. Die hintere Seite des Schädels bietet besonders in dem Verhältniss der Höhe und Breite der Oceipitalfläche und deren Neigung gegen die Achse des Schädels beachtenswerthe Eigenthümlichkeiten. Bei dem javanischen ist diese Fläche auffallend niedrig und in demselben Masse nach unten er- weitert und stark nach vorwärts geneigt. Bei dem capischen ist sie dagegen im untern Theile schon beträchtlich schmäler und oben daher relativ breiter, zugleich höher und fast rechtwinklig gegen die Achse gestellt. Bei dem fossilen endlich verschmälert sie sich unten noch mehr, wird nach oben breiter und neigt sich nach hinten stark über, welche Stellung und Form in der auffallenden Vergrösserung der Nasenbeine und der Länge des Schädels überhaupt bedingt ist. Das Hinterhauptloch, die Lage und Form der Condyl 79 occipitales gewähren entsprechende Unterschiede. Bei dem javanischen ist demnach das Foramen breiter als hoch, die Condyli klein und weit von einander getrennt; bei dem capischen ersteres fast kreisrund, nur um Weniges höher als breit, die Condyli sehr gross und nah beisammenstehend, bei dem fossilen das Foramen sehr gross und rundlich drei- seitig. Von den Muskelflächen sind die beiden seitlichen bei letzterem tief concav und am umfangsreichsten, bei dem capischen schmäler und flacher, bei dem javanischen ganz flach und schief nach aussen gerichtet; die mittlere Muskel- fläche” dagegen bei dem javanischen am tiefsten, bei dem capischen flacher, und durch eine schwache Leiste getrennt, bei dem fossilen wie bei dem javanischen nur etwas flacher, Die Dimensionen am Hinterhaupt sind: Rh. bic. Rh. jav. Rh. tich. Grösste Breite der Oceipitalfläche unten 0,230 0,310 0,250 Dieselbe oben . 3. 0,190 0,150 0,190 Höhe in der Mittellinie über dem Foramen 0,155 0,150 0,160 Höhe des for. magn. occip.. . . . 0,048 0,038 0,058 Breite, desselben... ». 2.2... ..:......0,045 0,050 0,056 Der Unterkiefer hat bei der javanischen Art einen niedrigen und schlanken, auf der Aussenseite convexen, auf der inneren flachen horizontalen Ast. Sein aufsteigender Ast erhebt sich senkrecht hinter dem letzten Mahlzahne und trägt einen schmalen, spitzen, ganz nach vorn geneigten Kronforisatz, der durch einen tiefen Ausschnitt vom Condy- lus getrennt ist. Dieser steht ziemlich hoch und seine Gelenkfläche ist durch zwei Rinnen in ein grösseres Mittel- und zwei kleinere äussere Felder geschieden. Die Massater- grube ist ziemlich tief aber von geringem Umfange. Die Hinterecke auffallend höckerig. Die drei vorderen Zähne stehen senkrecht, die folgenden immer nach vorn geneigt. Die Symphyse beginnt in der Mitte des dritten Zahnes und vor der Zahnreihe setzt sich die Kieferspitze mit etwas zu- nehmender Breite noch lang fort, um die grossen Schneide- zähne beherbergen zu können. Die foramina mentalia sind sehr klein, das hintere grössere unter dem vorderen Rande 80 des zweiten, das vordere kleinere unter dem ersten Zahne‘ gelegen. Viel plumper, stark gekrümmt und höher, aussen flach und innen convex ist der horizontale Ast bei dem capischen. Der aufsteigende Ast erhebt sich eben so schlank, aber nicht vertical, sondern mit entschiedener Neigung nach hinten. Der breite, sehr niedrige Kronfortsatz neigt sich gleichfalls gegen den Condylus, aber der irennende Aus- schnitt ist sehr leicht. Die Gelenkfläche erscheint hier gleich- mässiger, jene Rinnen nur als breite seichte Einsenkungen. Die Massetergrube ist ganz flach und nirgends scharf um- randet, die Hinterecke weniger rauh, aber merklich dicker. Die Symphyse beginnt unter der Mitte des dritten Zahnes und vor dem ersten verschmälert sich die Kieferspitze plötz- lich, und ist nur halb so lang als bei dem javanischen. Zwei Schneidezähne sind jederseils vorhanden, ein äusserer grösserer und ein innerer kleinerer. Die foramina mentalia sehr gross, das hintere unter der Gränze des ersten und zweiten Zahnes, das vordere unter dem zweiten Schneide- zahne.. Während der vordere Unterrand des Kieferendes bei dem javanischen concav ist, trägt er bei dem capischen eine scharfe Mittelleiste. Durch den untern Bogenrand, die Dicke, Höhe und die Neigung des Kronfortsatzes stimmen die fossilen Kiefer mit dem capischen überein, jedoch treten diese Charaktere noch schärfer hervor. Ihre Massalergrube ist sehr tief und deut- lich bis unter den letzten Zahn eingesenkt; der Kronfortsatz steigt ganz allmählig auf, ist aber breit und niedrig und durch einen viel tiefern Ausschnitt vom Condylus getrennt. Dieser ist beträchtlich dicker und von rechts und links viel kürzer. Der Höcker dahinter sowie die Hinterecke bieten keine erwähnenswerthen Eigenthümlichkeiten. Die fora- mina dagegen weichen merkwürdig ab. Ein sehr kleines Loch liegt bei den meisten Kiefern unter dem ersten oder unter der Gränze dieses und des zweiten Zahnes. Ein viel grösseres liegt vorn am Rande der untern Seite des Sym- physentheiles und davor, unmittelbar unter dem äusseren Schneidezahne ein etwa halb so umfangreiches. Dieses und 81 das erstgenannte scheinen indess nicht beständig zu sein, denn das eine derselben vermisse ich an einem sehr alten Exemplare von Egeln, das andere an einem sehr jungen desselben Fundortes. Die Symphyse beginnt bei dem jungen Exemplare unter dem ersten, bei dem älteren unter dem zweiten Zahne. Der untere Kieferrand steigt in starkem Bogen auf, die Symphyse verschmälert sich ein wenig und verlängert sich dann noch mit geringer Breitenzunahme nach vorn. Blainville kannte nur Pallas’ Abbildung des vollstän- digen Un!srkiefers, welcher einen drei Zoll breiten Schneide- zahnrand haben soll und Spuren von kleinen Alveolen zeigt, während der Kiefer des Cadavers nichts Derartiges darbot. Der Kiefer des Rh. leptorhinus ist nach Cuvier dem capischen ähnlicher als irgend eine andere Art, allein nach Christo war dieser Kiefer vom Cortesischen Skelet verstümmelt und die vollständigen Exemplare gehörten dem Rh. tichorhinus an. Cortesi’s Angaben widersprechen sich jedoch, denn nach dem ersten Memoire hatte der Kiefer eine scharfe Spitze, nach dem zweiten dagegen eine spatelförmige ohne Spur von Schneidezähnen. Ein anderer von Blainville erwähnter Kiefer hat eine verlängerte und erweiterte Spitze ohne Zahn- spuren, daher derselbe dem Rh. leptorhinus die Schneide- zähne abspricht. Der von Cuvier dem Rh. incisivus mit Schneidezähnen zugeschriebene Kiefer wurde von Christol auf Rh. tichorhinus gedeutet und ist nach Blainville nicht entscheidend. Von Rh. minutus fehlen noch die Kieferspitzen, aber von Rh. elatus kennt Blainville Kiefer mit einem und mit zwei kräftigen Schneidezähnen. Ueber die Schneide- zahnalveolen der vorliegenden jungen Unterkiefer von Qued- linburg und Egeln habe ich bereits ausführlich in Bronn’s Jahrbüchern f. Mineral. etc. 1848 berichtet und beschränke mich hier nur noch auf die Angabe einiger Dimensionen, zu deren Erläuterung ich bemerke, dass im javanischen Kiefer die Zahnreihe aus sechs, in dem capischen aus sieben Zähnen besteht, und die drei Zahlen unter der fossilen Art sich auf einen ausgewachsenen, einen sehr alten und sehr jungen Kiefer beziehen. 6 82 Rh. jav. Rh. bicorn. Rh. tichorh. Länge der Backzahnreihe 0,230 0,290 0,250 Kieferhöhe unter I. Backz. 0,050 0,060 0,070 0,030 Dieselbe unter dem VI. 0,075 0,055 0,100—0,115 Länge der Symphyse oben semessen ,. . 0,120 0,100 0,130 0,085 Geringste Breite des Sn physentheils vor d.I.Backz. 0,078 0,045 0,100 0,050 Breite der Kieferspitze . 0,098 0,024 0,110 Breite des Condylus . . 0,120 0,116 0,095—0,090 Entfernung desselben vom VI. Backzahın . . . 0,140 0,155 0,220—0,250 Das Zahnsystem. Was die schönen Zahnreihen des Unterkiefers im hie- sigen Museum an Interessantem und Lehrreichem bieten, habe ich in dem schon erwähnten Aufsatze in Bronn’s Jahrbüchern mitgelheilt, bis auf zwei Kieferfragmente, in welchem der Zahnwechsel sehr schön erhalten ist. Die Zahnformen ge- währen in ihrer Einfachheit nichts Beachtenswerlhes, desto mehr aber die des Oberkiefers, welche eine nähere Betrach- tung verdienen. Der erste Zahn im vorliegenden capischen Schädel, um wiederum von den lebenden ir len auszugehen, ist schon völlig abgenutzt, nur auf der einen Seite zeigt die Kaufläche noch Spuren zweier Gruben. Er ist dem Ausfallen nah, dreiseilig und dreiwurzlig. Der zweite Zahn tritt so eben in Function. Er besteht aus einer äussern oben scharfran- digen, aussen flachen Wand und zwei innern, mit jener 'verwachsenen unter einander lief getrennten Hügeln. Der hintere derselben trägt inmitten seiner Vorderseite eine ver- ticale Leiste, gegen welche eine eben solche an der Aussen- wand gerichtet ist, ohne diese zu berühren. Am gegen- überliegenden Zahne erscheint die Leiste der Aussenwand nur als sehr schwacher Vorsprung, der in der Tiefe alsbald verschwindet. An der vordern und hintern Seite des Zahnes steht in der durch die schiefe Stellung der innern Hügel erzeugten Lücke ein Höcker, von welchem der hintere seine Lücke ganz begränzt und dieselbe als Grube erscheinen 83 lässt. Der dritte Zahn ist so eben aus seiner Alveole her- vorgebrochen und im rechten und linken Kiefer auffallend verschieden. Der rechte hat eine dem zweiten gleiche Aussenwand, deren Aussenseite jedoch wellig ist, und deren Innenseite drei unregelmässige, in der Tiefe der Zahnkrone verschwindende, verticale Leisten trägt. Den innern Theil der Zahnkrone bilden drei Hügel, von welchen der mittlere etwas nach dem Gaumen hin vorgerückt ist. Der vordere Hügel ist durch eine starke Lamelle mit der Aussenwand verbunden. Der mittlere legt sich mit seiner hintern Seite innig an den dritten, welcher eine ebenfalls starke Lamelle nach vorn ins Innere der Krone sendet und hier sich theilt, um in der Tiefe eine Röhre zu bilden, nach oben nur einen Spalt. Die Basis umgibt wie beim zweiten Zahne eine Wulst. Der linke Zahn hat innen nur zwei Hügel, deren zweiter gleichfalls durch eine starke Lamelle mit der Aussenwand innig verbunden ist. Von dieser Lamelle gehen zwei senk- rechte Leisten in die Tiefe, ohne sich irgendwo zu berühren. Bei weiterer Abnutzung würde also der rechte Zahn später eine vom innern Thale oder Spalt der Zahnkrone völlig ab- geschlossene Grube auf der Kaufläche zeigen, während die- selbe am linken Zahne stets eine ins Thal geöffnete Spalte darstellt. Der vierte Zahn ist stark, aber noch nicht völ- lig abgenutzt und unter ihm hebt sich der Ersatzzahn schon hervor. Das von innen in die Zahnkrone eindringende Thal ist dem Verschwinden nah, senkt sich aber nach der Mitte hin tiefer ein und ist hier durch einen Vorsprung, welcher den erwähnten Verticalleisten des dritten entspricht, getheilt. Im hintern Theile der Kaufläche liegt eine seichte, von der Basalwulst begränzte Grube. Die Abnutzung des fünften Zahnes ist soweit vorgeschritten, dass die scharfen Ränder abgeschliffen und Ebenen an ihre Stelle getreten sind. Die äussere Wand hat an ihrer Aussenseite drei ver- ticale Vorsprünge. Innen stehen zwei, schief gegen die Aussenwand gerichtete und damit innig verschmolzene Hügel. Der hintere trägt wiederum eine senkrechte, ins Thal ra- gende Leiste. Die Basalwulst vorn und hinten deutlich, 6* 84 innen völlig fehlend.. Am sechsten Zahne hat die Ab- nutzung die scharfen Kronenränder entkantet. Seine Aussen- wand bildet an der vorderen äussern Ecke einen starken verticalen Vorsprung, der bei den vorigen beiden nur ange- deutet war. Die innern Hügel wie bei vorigem. Die senk- recht vorstehende Leiste des hintern Hügels berührt fast den vordern, so dass von dem tiefen Thale eine hintere nur in engem Spalt ‚geöffnete Grube abgelheilt ist. Der siebente Zahn durchbricht so eben den Kieferrand und seine Form ist noch nicht erkennbar. Die eben beschriebene Zahnreihe zeigt uns demnach, dass das capische Nashorn vier Milch- und drei Ersatzmahl- zähne hat, dass der erste Zahn völlig verloren geht, wenn der vierte Ersatzmilchzahn und der letzte der Reihe her- vorbrechen, dass der zweite Ersatzmilchzakn etwas früher in Function tritt als der sechste, und der dritte später als der sechste, und der vierte mit dem siebenten gleichzeitig oder nur wenig früher sein Kaugeschäft beginnt. In Betreff der Form der Zähne und der Zeichnung der Kaufläche ge- winnen wir die Ueberzeugung, dass die Form und Grösse der Thäler und Gruben, abhängig von der veränderlichen Grösse der innern Hügel und deren verticalen Leisten keine Unterschiede von Bedeutung, am wenigsten geeignet zur specifischen Trennung gewähren. Der Schädel der javanischen Art gehört einem viel älteren Thiere an, denn alle Zähne sind stark abgenulzt, aber die Reihe ist noch vollständig, so dass der erste sich hier bis in das höhere Alter erhält. Wie für die Zahnreihe des Unterkiefers ergibt auch die Vergleichung derer des Öberkiefers mit der capischen Art keinen einzigen Unter- schied, der mehr als individuelle Bedeutung hätte. Geringere Entwiekelung der Basalwulst an dem einen oder andern Zahne, etwas grössere Ausdehnung des Thales und der Grube auf der Kaufläche und ähnliche Unterschiede lassen allein sich auffinden. Die grossen Schneidezähne in beiden Kiefern bedingen dagegen einen auffallenden Unterschied im Zahn- systeme beider Arten. Blainville, auf die Untersuchung von 85 sechs Schädeln des javanischen Rhinoceros sich stülzend, be- trachtet das Zahnsystem dieser Art als Typus der Formen für die ganze Gattung. Ich finde jedoch in seinen Angaben keine wesentlichen Differenzen von dem vorliegenden. Im dritten Zahne tritt die verticale Leiste weit ins Thal hervor, und im vierten krümmt sie sich nach vorn und vereinigt sich fast mit dem vorderen Hügel; Eigenthümlichkeiten ohne Bedeutung. Das Gebiss der sumatrensischen Art zeigt nach Blainville’s Abbildung (Tb. VID) ganz dieselben Formen. Das indische und einhörnige africanische Nashorn scheinen jedoch constante Unterschiede zu haben. Bei beiden nämlich um- schliesst die senkrechte Leiste des hintern Hügels gemein- schaftlich mit einer Leiste an der Aussenwand stets eine selbständige Grube, so dass die Kaufläche zwei stels ge- schlossene Gruben und einen ins Thal mündenden Spalt als dritte Grube besitzt. Bei Rh. simus verhält sich die mit dem Thale in Verbindung stehende Grube ganz wie bei dem capischen, indem sie bald geschlossen bald geöffnet ist. De Christol behauptet, dass das Milchgebiss der javanischen Art dieselben drei Gruben auf der Kaufläche habe als das indische. Unter den fossilen Zahnreihen zieht zunächst die voll- ständigste Taf. 3. Fig. 1. aus dem Schädel des bei Obergehra gefundenen Skeletes die Aufmerksamkeit auf sich. Der erste Zahn fehlt. Der zweite stark abgenulzt, unregelmässig vier- seitig, auf beiden Seiten verschieden. Der rechte hat nämlich ein schmales, vom vorderen Rande eindringendes, nach innen und hinten gerichletes Thal und neben diesem nach aussen liegen zwei Gruben, eine vordere kleinere und eine grössere unmittelbar dahinter, beide mit selbständigen Schmeizringen, an der hintern Seile eine dritte völlig umschlossene Grube. Dem linken fehlt die vordere kleine Grube, und nur das Thal mit zwei Gruben ist vorhanden. Die vordere Ecke der äussern Wand springt stark vor. Der characleristische Un- terschied von zwei und drei Gruben für die lebenden Arten findet sich hier also bei demselben Thiere, an demselben Zahne nur durch Rechts und Links verschieden. Der dritte Zahn ist etwas grösser und die Vorderecke der Aussenwand, 86 tritt winkliger hervor. Von den drei Gruben ist die grösste, länglich schmale, etwas gebogene, in der Richtung der Diago- nale liegende durch Schliessung des Thales an der Innenseite gebildet, die andern beiden sind unregelmässig rundlich, die hintere nur wenig kleiner als die vordere. Am Zahn der linken Seite windet der Schmelzring der vorderen rundlichen Grube von aussen her eine kleine Falte in das Innere. Der vierte hat die doppelte Grösse des zweiten und ist weniger abgenutzt als der dritte. Sein Thal mündet noch an der Innenseite und erstreckt sich fast bis zur vordern Aussenecke. Die Grube in der Mitte der Kaufläche sehr unregelmässig, die hintere noch nach hinten geöffnet, sehr gross. Beide Kanten der Aussenwand treten stark hervor und an der vordern Seite liegt eine sehr unbedeutende Ba- salwulst. Der fünfte hat die doppelte Grösse des dritten und keine ringsum geschlossene Grube auf der Kaufläche. Das von innen einbrechende Thal ist von der mittlern Grube nicht geschieden, sondern durch einen schmalen Spalt damit verbunden, welcher sich bis auf die Basis der Krone fortsetzt und also auch bei weiterer Abnutzung sich niemals schliesst. Der dreiseitige Ausschnitt im hintern Theile der Krone will sich so eben zur Grube schliessen, indem die Abnutzung ihren Hinterrand ergreifi. Die Vorderecke der Aussenwand tritt stärker hervor als die Hinterecke, und die Basalwulst der Vorderseite re’cht so hoch hinauf, dass sie bereits von der Abnutzung getroffen ist. Der sechste ist nur wenig grösser und weniger abgenutzt, seine vordere und hintere Aussenkante gleich stark vorstehend. Das Thal mündet noch mit tiefem Einschnitt an der Innenseite, ebenso nach hinten der Ausschnitt. Die mittlere Grube ist ziemlich gross und beim rechten Zahne völlig geschlossen, beim linken dagegen durch einen feinen Spalt ins Thal geöffnet, welcher sich bei fortgesetzter Abnutzung sogar zu einem breiten Ausgange erweitern würde. Wiederum derselbe Zahn eines Indivi- duums in zwei verschiedenen Formen, welche vereinzelt gefunden als verschiedenen Arten angehörig bezeichnet wor- den sind. Der siebente endlich ist etwas kleiner und 87 dreiseitig, eben nicht stark abgenutzt, daher das Thal tief geöffnet. Die Grube ist völlig geschlossen, der hintere Aus- schnitt eine schmale, tiefe Rinne darstellend, welche bis auf die Kronenbasis abgenutzt nur als seichter Ausschnitt auf der Kaufläche erscheinen würde. Der bei Quedlinburg gefundene, gegenwärlig im Ber- liner Museum aufbewahrte Schädel besitzt in dem einen Kiefer fünf Zähne und die Alveole des ersten. Der letzte dieser Reihe gleicht dem sechsten der Gebraer Reihe voll- kommen. Der vorletzte weicht von jenem fünften darin ab, dass hier die mittlere Grube völlig geschlossen ist, während sie dort ins Thal mündete. Ausserdem ist hier die hintere Grube kleiner und der Ausgang des Thales enger. Der drittletzte gleicht dem fünften von Gebra noch mehr, denn die mittlere Grube mündet ins Thal, welches an der Innen- seite bereits völlig geschlossen ist. Diesen tiefen Grad der Abnutzung zeigte uns der vierte der vorigen Reihe nicht. Der viertletzie stimmt’ wieder vollkommen mit dem dritten jener überein, nur die äussern Kanten erscheinen mehr ge- rundet. Der vordere endlich unterscheidet sich merklich von dem entsprechenden der Gebraer Reihe, denn er hat nur die schmale Grube, welche durch Schliessung des Thales entstanden, und die leizte Spur der mittlern Grube. _ In einer zweiten Reihe Taf. 3. Fig. 2. von Quedlinburg ist der erste Zahn bereits spurlos verschwunden, der zweite sehr klein, viel breiter von aussen nach innen als von vorn nach hinten, stark abgenutzt, seine Thalgrube ziemlich breit, die mittlere Grube oval, von mässigem Umfang, die hintere Seite so innig an den folgenden angedrückt, dass die Schmelzbedeckung völlig fehli. Der dritte ist doppelt so gross als der zweite, ebenfalls von innen nach aussen überwiegend breit. Seine Zeichnung der Kaufläche stimmt ‚bis auf die breitere Thalgrube völlig mit dem entsprechen- den von Gebra überein. Auch hier ist nur um die äussere Wand eine Schmelzbekleidung und den andern drei Seiten fehlt dieselbe, deshalb treten auch die Kanten nicht hervor. Der vierte ist elwas grösser, mit starker Vorderkante und 85° umfangsreicherer Grube und sehr breiter Thalgrube. Der fünfte fehlt, der sechste nur grösser als der vierte, übri- gens demselben gleich. Aus der grossen Anzahl der einzelnen Zähne mögen noch folgende Formen berücksichligi werden. Bei einem fünften des linken Kiefers mündet die mittlere Grube in das bereits nach innen geschlossene Thal. Derselbe des rechten Kiefers, so eben durch Abnutzung an den scharfen Rändern entkantet, hat eine sehr grosse mittlere Grube, welche nur durch ein schmales Schmelzband vom Thale getrennt ist. In der Tiefe theilt sich dieses Band und die Grube würde bei fortgeseizter Abnutzung einen breiten Ausgang ins Thal eröffnen, wie diess bei einem andern fünfıen stark abge- nutzten der Fall ist. Ein anderer fünfter oder sechster Taf. 3. Fig. 5. dessen vorgeschrittene Abnutzung das Thal bereits geschlossen, hat eine ins Thal mündende Grube, welche vorn und hinten noch eine vorspringende Schmelz- falte bilde. Zwei Exemplare Taf. 3. Fig. 3. des vierten Zahnes von Wallhausen, zweifelsohne demselben Individuum angehörig, zeichnen sich dadurch aus, dass nur einer in der Grube eine Schmelzfalte hat, der andere nicht. Uebri- gens mündet diese mittlere Grube mit einem breiten Aus- gange in das sehr breite Thal, die hintere Grube ist sehr gross, die vordere Aussenecke stark vorspringend, die innere Vorderecke mit einer leichten Basalwulst versehen, die Vor- derseite völlig schmelzlos. Zu diesen Zähnen ist noch der siebente rechts und links vorhanden, beide wenig abgenulzt. Am rechten findet sich eine von der inneren zur äussern Thalwand gerichtete Schmelzleiste in der Tiefe der Krone. Während also jetzt das Thal nach innen ununterbrochen sich ausdehnt, würde der hintere Theil desselben, sobald die Zahnkrone zur Hälfte abgeschliffen ist, als besondere Grube abgetrennt erscheinen. Bei einem sechsten Zahne Taf. 3. Fig. 4. von Schraplau, dessen Wurzeln völlig zusammenge- bogen und mit einander verwachsen sind und die Abnutzung schon sehr weit gediehen, ist der vordere Theil des Thales wirklich als besondere Grube geschieden und würde sich 89 nie wieder ins Thal öffnen, da die Scheidewand bis in die Tiefe hinabsetzt. Ausserdem hat die mittlere Grube zwei kleine Falten und die hintere zwei sehr grosse starke Schmelzfalten an ihrer vorderen Seite. Bei einem siebenten von Skortleben endlich zeigt die äussere Thalwand einen Vorsprung gegen die innere, welcher die Theilung des Thales nur andeutel. Fig. 9. Mehrere kleine, erste und zweite Zähne Taf. 3. Fig. 7. 10. von Quedlinburg zeichnen sich dadurch aus, dass ihre in- nere Vorderecke durch einen breiten Hügel gebildet wird, der erst bei weit vorgeschrittener Abnutzung das Thal zu- nächst an der vordern und später auch an der innern Seite schliessen würde. Der Raum für die mittlere Grube ist zu gering und bildet dieselbe einen Vorsprung ins Thal. Sie mündet in dieses nur bei einem Exemplare und würde auch hier bei weiterer Abnutzung sich schliessen und zugleich in zwei sich theilen, denn an ihrem Grunde erhebt sich eine Schmelzscheidewand. Die hintere Grube ist sehr um- fangsreich. . Drei dem Milchgebiss angehörige Zähne Taf. 3. Fig. 8. von Quedlinburg sind noch als eigenthümlich hervorzuheben. Der erste derselben ist auffallend klein, comprimirt, von vorn nach hinten an Breite zunehmend. Er hat drei abge- rundet vierseilige trichterförmige Gruben, welche hinterein- ander liegen, jedoch so dass die mittlere etwas mehr nach aussen liegt als die vordere und hintere. Ein Eindruck an der Innenseite vor der ersten deutet eine halbe vierte Grube an. Der zweite ist von doppelter Grösse, hat ein nach innen geöffnetes Thal, eine hintere und mittlere Grube, welch’ letztere später ins Thal münden würde. Vorn und innen verläuft eine sehr kleine Basalwulst. Den eben erwähnten, den Zahnwechsel darstellenden Unterkieferfragmenten entsprechend fand sich bei Quedlin- burg ein Oberkiefer, dessen letzter Zahn noch nicht und dessen vorletzter eben in Function getreten ist. Der dritt- letzte Zahn ist völlig abgenutzt, nur noch wenige Linien hoch, auf der Kaufläche mit einer flachen Schmelzgrube, 90 der letzten Spur des Thales, versehen. Er liegt fest auf der Krone des vollständig ausgebildeten Ersatzzahnes, der schief in der Alveole steckt, mit der äussern Seite ganz nach hinten gewandt. Der ausfallende ist der vierte Milch- zahn und die zwei folgenden die ersten bleibenden. Die dargelegten mannigfaltigen Zahnformen führen zu der Ueberzeugung, dass der specifische Character der obern Zähne des Rh. tichorhinus in der Anwesenheit eines nach innen, bei den ersten beiden zugleich auch nach vorn ge- öffneten, in Folge der Abnutzung früher als bei den leben- den Arten sich schliessenden Thales, in der Anwesenheit einer miltllern, rundlichen, ovalen, drei- oder vierseiligen, allermeist vom Thale völlig abgeschlossenen oder in dasselbe sich öffnenden Grube und einer ähnlichen hintern, anfangs nur als Ausschnitt vorhandenen, später aber weiter vom Rande sich entfernenden liegt. Alle andern Eigenthümlich- keiten sind individuell, nämlich hervorstehende Schmelzfalten an den Wänden des Thales oder der Gruben, Abtrennung einer neuen Grube vom Thale, Theilung der mittlern Grube in zwei, Anwesenheit oder Mangel einer basalen Schmelz- wulst, Mangel der Schmelzwand an der vordern, hintern und innern Seite des Zahnes, stärkeres oder schwächeres Hervortreten der vorderen und hinteren Aussenkante. Die eben als individuell bezeichneten Eigenthümlich- keiten sind häufig bei der Unkenntniss vollständiger Zahn- reihen von verschiedenen Thieren als specifisch wichtig für unsere Art hervorgehoben und in andern Fällen sogar zur Begründung eigenthümlicher Arten benutzt worden. Blain- ville behauptet z. B. S. 107 seiner Monographie, dass der zweite bis fünfte Zahn drei vollständig geschlossene Gruben auf der Kaufläche haben, der sechste nur zwei geschlossene und der siebente wieder drei vollständige Gruben besitze. Unsere Exemplare des siebenten erhalten keine hintere ge- schlossene Grube und die mittlere auf dem zweiten bis fünf- ten mündet nicht selten ins Thal. Die Vergleichung der auf einzelne Zähne begründeten Arten mit unseren auf Taf, 3. gegebenen Figuren wird sogleich den Werth der- 9 selben erkennen lassen, und zu denselben Resultaten, welche uns die Untersuchung der Zähne lieferte, gelangen wir auch durch die sorgfällige Betrachtung der übrigen Skelettheile, von denen zunächst uns die Wirbelsäule beschäftigen mag. Die Halswirbel. Der Atlas. Cuvier führt als characteristischen Unterschied des At- las bei dem capischen Nashorn von dem des Flusspferdes die fast rechtwinkligen Flügelfortsätze an, und wir können noch hinzufügen, dass letzterer keinen plumpen Höcker als Dornfortsatz, sondern einen wirklichen wenn auch niedrigen Dornfortsatz trägt, der sich mehr nach vorn erhebt, wäh- rend die stellvertrelende Anschwellung bei Rhinoceros mehr nach hinten gegen den Epistropheus hinrückt. Auch in den kleinen Gelenkflächen für den Epistropheus, in den Ka- nälen u. s. w. findet die speciellere Vergleichung noch Un- terschiede. Im Allgemeinen betrachtet ist der rhinocero- tische Atlas ein oblonger Knochen, mit sanft abgerundeten Flügelfortsätzen von der Breite des Wirbels. Die obere Seite der Flügel trägt jederseits die Oeffnungen von drei Kanälen. Die beiden vorderen Paare derselben liegen in je einer gemeinschaftlichen Grube, und von ihnen führt der eine in den Markkanal und dient dem ersten Halsnerven- paare und dem Zweige der Hinterhaupisarterie zum Durch- tritt; der andere durchbohrt den Flügel und mündet auf der untern Seite. Durch ihn gehen die beiden letzten Zweige der Hinterhauptsarterie. Nach Blainville’s Tab. 5. ist dieser Kanal bei dem javanischen ein randlicher Ausschnitt, ebenso soll ($. 30.) es bei dem indischen und sumatrensischen sein, während doch die Figur von Rh. unicornis einen ge- schlossenen Kanal zeigt. In der Mündung der Unterseite dieses Kanals geht noch ein kleinerer aus, welcher in einem Zoll Entfernung hinter dem ersten auf der obern Fläche eindringt und neben sich zugleich einen noch engeren nach innen in die Markhöhle laufen sieht. Am obern Rande, wo sie an den Körper stossen, sind die Flügel seicht ausgeran- det und durch eine Leiste, welche von der Grube der obern 92 Seite sich allmählig erhebt und bis an den höchsten Wirbel- rand schief nach aussen aufsteigt, wird die Ausbuchtung in zwei Theile geschieden. Ausserdem erhebt sich auf der Mitte des Bogens ein breiter dicker Höcker, der nach vorn mil einer dreiseiligen scharfkanligen Fläche abschüssig ist, nach hinten gegen Jen Dorn des Epistropheus aufsteigt und sich zuspilzt. In der Mitte der Unterseite des Wirbelkörpers liegt der comprimirte, hohe, gegen den Epistropheus geneigte Fortsatz und zu jeder Seite desselben eine schiefe rauhe Leiste, ebenso weit von den Kanalöffnungen und der Mittel- linie des Wirbels als vom vordern und hintern Rand der Gelenkfläche entfernt. Während Cuvier den fossilen Allas nur aus Hollmann’s Abbildung kannte und Blainville dieselbe wieder von Cuvier copirte, liegen uns drei Exemplare von Egeln, Quedlinburg, wo ich ausserdem noch andere fand, und von Obergebra zur Vergleichung vor. Sie bestäligen Cuvier’s Vermuihung nicht, dass die Flügelränder des ältesten Exemplares stärker verletzt seien als Hollmann angibt. Cuvier erkannte in der Figur als eigenthümliche Characiere dieses Atlas den tiefen Ausschnitt am obern Flügelrande stait des den Flügel durch- bohrenden Kanals, die Lage und abweichende Form der hintern Gelenkflächen und die Erhabenheiten oben und unten auf der Mittellinie. Unsere Exemplare gestatten diese Eigen- thümlichkeiten noch näher zu betrachten und andere nicht minder wesentliche hinzuzufügen. Der Kanal für das erste Halsnervenpaar erscheint bei den fossilen um Vieles grösser als bei den lebenden, im Durchmesser nämlich wie 0,018 zu 0,010. Auch ist der Umfang desselben nicht kreisrund, sondern abgerundet dreiseilig. Den obern Bogen seiner Mündung sahen wir beim capischen ganz glatt, abgeflacht, hier an den fossilen steht er scharfkantig wie beim Fluss- pferde hervor, weniger bei dem Gebraer, mehr bei dem Egelnschen und am auffallendsten bei dem Quedlinburger. Von der Mündung läuft zugleich eine sehr breite Einsen- kung nach vorn und aussen zum vordern tiefen Ausschnitt an der Flügelbasis. Bei allen drei Exemplaren hat dieser 93 Ausschnitt einen Zoll Durchmesser, also um zwei Drittel umfangsreicher als der ihm entsprechende Kanal des capi- schen Atlas. Während bei letzterem der Kanal die Flügel- basis gleich neben dem zur Markhöhle führenden Kanale durchbohrt, ist der Rand des Ausschnittes bei den fossilen um mehr als zwei Zoll von demselben Kanale entfernt. Auf der obern Fläche des Wirbels ragt übrigens ein schützender, erweiterter Rand über den Ausschnitt hinweg. Der java- nische Atlas hat nun zwar ebenfalls den randlichen Aus- schnitt anstatt des verdeckten Kanales anderer lebender, allein der Rand ragt bei ihm nicht so weit über den Aus- schnitt weg als bei den fossilen, und einen wichtigeren Un- terschied bietet noch der Vorsprung, welcher von der Mit- tellinie der oberen Fläche in den Ausschnitt zwischen .beide Gelenkflächen für die Condyli ragt. Cuvier erwähnt diesen Ausschnitt und führt ihn als Unterschied vom capischen an, aber vernachlässigt ihn bei der Trennung des capischen vom javanischen. Da ihn Blainville von letzterem anführt, so fällt es auf, dass er von Hollmanns Exemplare — andere kennt er nicht — behauptet (S. 104), es sei eben nichts weiter daran zu sehen, als dass es ein Rhinoceroswirbel sei. Wenn schon darin ein specifischer Character liegt, der den Rh. ticho- rhinus vom capischen unterscheidet und dem javanischen nähert, so entfernt noch der Mangel der hintern Kanäle den fossilen weit von allen lebenden. Diese hintern Kanäle feh- len an unsern, gerade an dieser Stelle unversehrt erhaltenen Exemplaren völlig, weder auf der untern, noch obern, noch innern Fläche findet sich eine Spur davon. Auch die Holl- mann’sche Abbildung hat sie nicht, und stimmt also hierin die fossile Art mit Hippopotamus überein. . Ferner fehlen zum Unterschiede von allen lebenden Arten die Kanten auf der obern Fläche und die rauhen Stellen auf der Unter- seite gänzlich. Die den Dornfortsatz vertretende Erhaben- heit stimmt bei dem Quedlinburger Exemplar noch am meisten mit dem lebenden überein, denn sie hat nur nicht die geraden scharfen Ränder, sondern wulstige und unregelmässige und steigt viel steiler auf, weil sie überbaupt weiter nach vorn 94 gerückt ist. Bei dem Egelnschen Exemplar erhebt sie sich von allen Seiten gleichmässig, nicht sehr hoch, und ist völlig abgerundet bis auf die deutliche Berührungsfläche mit dem Epistropheusdorn. Bei dem Gebraer endlich erscheint sie vorn auffallend steil, übrigens stärker als bei jenen. Der untere Fortsatz gleicht dem bei Rh. unicornis, ist bedeutend länger und spitzer als bei dem capischen und völlig ver- schieden vom javanischen. Der Umfang der fossilen Flügel- fortsätze fällt weniger auf als deren beträchtliche Dicke. Die Oceipitalgelenkflächen öffnen sich in den fossilen viel weiter als bei den lebenden, und während bei diesen der Markkanal nur wenig niedriger als breit ist, ist er bei den fossilen auffallend quer elliplisch, nämlich bei jenen 0,057 breit, bei dieser 0,067 und bei jenen 0,033 hoch, hier nur 0,034. Die Bucht zwischen den Gelenkflächen am obern Rande erscheint bei den fossilen beträchtlich breiter als bei den lebenden. Die hinteren Gelenkflächen für den Epistro- pheus fallen bei letzteren in steilen Bogen gegen die Mark- höhle hinab, bei den fossilen dagegen sehr flach, kaum ge- bogen und neigen sich unter auffallend stumpferem Winkel gegen die Markhöhle. Unter den fossilen Atlanten anderer Arlen unterscheidet sich der Rh. incisivus aus der Auvergne durch die grössere Ausdehnung von vorn nach hinten und durch den Kanal anstatt des Flügelausschnittes, welch’ letztere jedoch der Rh. incisivus von Eppelsheim besitzt. Bei diesem ist zugleich der Atlas relativ kürzer und schmäler. Auch der Atlas am Cortesi'schen Skelet hat keinen Kanal für die Wirbelarterie. Dimensionen. Rh. bicorn. Rh. tichorh. v. Egeln. Gebra. Quedlinb. Grösste Breite des Atlas am hintern Rande . . . . ..: 0,280 0,340. — — Grösste Ausdehnung der Flü- gel von vorn nach hinten . 0,115 0135 — Entfernung der äussersten Rän- der der vordernGelenkflächen 0,142 0,158 0,170 0,165 Breite des obern Ausschnittes zwischen denselben . . . 0,042 0,051 0,073 0,063 95 Dimensionen. Rh. bicorn. Rh. tichorh. v. Egeln, Gebra. Quedlinb. Breite des unten . . » . 0,018 0,023 0,025 0,024 Weiteste Oeffnung dieser Ge- lenkllächen . =. . .....20.069 0,084 0,082 0,078 Abstand der äussersten Ränder der hintern Gelenkflächen . 0,175 0,195 0,190 0,018 Ausdehnung des Bogens von hinten nach vorn . . . . 0,063 0,075 0,070 0,070 Cuvier gibt die grösste Breite des Hollmann’schen Exem- plares auf 0,350 an, also noch um 0,01 grösser als unser Egelnsches, wahrscheinlich aber hatte unser Gebraer keine geringere Breite, dagegen bleibt die Breite des capischen bei Cuvier von 0,450 weit vor allen mir bekannten Exem- plaren, Epistropheus. Die überwiegend in die Breite ausgedehnten, stark nach ‚ aussen und rückwärts gekrümmten Atlas-Gelenkflächen, die dünnen, flachen, nach hinten ausgezogenen Querforlsätze mit grossem Gefäss- und Nervenkanale jederseits, der dicke, hohe, nach hinten besonders aufgeschwollene Dornfortsatz und die tief ovale hintere Gelenkfläche zeichnen den zwei- ten Halswirbel des Rhinoceros von dem der übrigen Pachy- dermen sehr augenfällig aus. Am nächsten steht ihm noch der des Flusspferdes, doch erlaubt die Kürze des Gefäss- kanales, die kürzere und höhere Gelenkfläche für den At- las, sowie die flacher concave hintere Gelenkfläche desselben keine Verwechslung. Die lebenden asiatischen Arten unler- scheidet Blainville durch den dicken, starken und niedrigen Dornfortsatz von den africanischen, bei denen er dünner und höher ist und den Atlas weiter überragt. Das einzige fossile Exemplar von Quedlinburg unter- scheidet sich wiederum auffallender von dem lebenden, als Cuvier nach der ihm allein bekannten Hollmann’schen Ab- bildung angibt. Auf der untern Körperfläche fällt sogleich die enorme Entwickelung des mittlern Kammes auf Kosten der Körperdicke in die Augen. Derselbe ist in der Mitte & 96 fünf Linien dick, oben abgerundet und steigt in drei Linien Entfernung hinter dem vorderen Wirbelrande mit nach hinten zunehmender Dicke und Höhe auf. Hinten endet er mit einer gleichschenklig dreiseiligen, wulstigen und runzligen Fläche in ein Zoll drei Linien Höhe über der Körperfläche, so dass die untere Hälfte der hintern Gelenkfläche von ihm gelragen wird. Wie ganz anders bei dem capischen! Am vorderen Rande hinter dem Zahnfortsatze liegt eine dreisei- tige, in der Mittellinie eingesenkte Fläche, über welche der hintere Zapfen des Atlas hinwegragt. Bei Rh. tichorhinus stand dieser Zapfen abwärts gerichtet und halte daher kei- nen Einfluss auf die untere Fläche des Epistropheus. Am Gipfel jener dreiseitigen, die halbe Körperlänge des Wirbels einnehmenden Fläche hebt sich der mittlere Kamm sanft und gleichmässig und plattet sich gegen den Hinterrand hin etwas ab, ohne gerade eine besondere Dieke erreicht zu haben. Somit fällt hier die untere Körperseite vom Hinter- rande und der Mittellinie in sanfter Biegung allseitig ab, während sie doch bei dem fossilen scharf abgesetzt ist. Der Vorderrand der untern Fläche erscheint am fossilen wulsti- ger als am lebenden. Die Atlasgelenkflächen entsprechen denen am Atlas, d. h. sie biegen sich nicht in starkem Bo- gen nach aussen und rückwärls wie bei den lebenden. Auch ist der Zahnfortsatz beträchtlich kürzer und spitzer. Die Querfortsätze, leider zerstört, scheinen dünner und schwächer gewesen zu sein als bei dem capischen. Wie bei dem Allas der vorderste Kanal im Flügel nur als Ausschnitt beobachtet wurde, so ist eben dieser Kanal am Epistropheus wiederum nur als Ausschnitt im Querfortsatze vorhanden. Derselbe ist jedoch bei Weitem nicht so tief als der ihm entsprechende Kanal am capischen. Der Gefässkanal in der Basis des Querforisatzes dagegen ist viel weiter als bei dem lebenden. Die Vergleichung der hintern Gelenkfläche gestattet mir lei- der das Exemplar der lebenden Art nicht, indem dessen Epiphyse fest am folgenden Wirbel haftet. Der Markkanal des fossilen Exemplares scheint verhältnissmässig etwas brei- ter zu sein als am lebenden; eine Eigenthümlichkeit, welche 97 schon der Atlas bot. In dem Markkanale liegt bei dem ca- pischen auf der Mitte ein drei Linien grosses Ernährungs- loch, welches dem fossilen fehlt. Der Körper des Wirbels, wie bereits erwähnt, durch die Entwickelung des untern Kammes geschwächt, ist in der That noch niedriger als bei dem lebenden, aber umgekehrt verhält sich seine Länge und Breite. Der Bogen bietet nur in seinem Dorn eigenthümliche Charactere. Es steigt der- selbe nämlich vom Atlasrande aus viel steiler auf, schwillt bald am oberen Rande dicker an und während sich die obere Ecke schief abschneidet und wieder zusammenzieht bei dem capischen, ist sie bei dem fossilen vollständig, nicht abgestumpft und .bis zum Rande hin mit zunehmender Stärke verdickt. Durch zwei Furchen theilt sich der erhabenste runzliche Rand sogar in drei Längskiele, von denen ich den mittlern beim capischen kaum angedeutet finde. Die hintere Fläche des Dornes zwischen den schiefen Gelenkflächen ist tief ausgehöhlt bei dem lebenden, bei dem fossilen dagegen läuft eine starke Leiste in der Mittellinie von der äussersien Ecke zum Markkanale mit schneller Verdünnung hinab und lösst sich auf der Fläche des Kanales in zwei scharfe diver- girende Leisten auf, die jedoch bald völlig verschwinden, Die Gelenkflächen sind auffallend steiler gegen einander ge- neigt als bei dem lebenden. Dimensionen. Rh. bicorn. Rh. tichorh. Länge des Wirbelkörpers von der Spitze des Zahnfortsatzes bis zum hinteren Rande im Markkanale . . . BEN RU ARE 0,090 0,100 Grösste Breite des Maekanales kan lall: 0,041 0,045 Grösste Höhe desselben. . . . 2... 0,037 0,031 Länge der obern Seite desselben . . . 0,060 0,0%5 Grösste Breite des Bogens . . . 0,045 0,043 Grösste Länge des Dornes in der Richtung des oberen Randes . . . . 0100 0,095 Höhe des Dornes am vordern Rande AR 0,070 0,063 Grösste Höhe desselben . . . . 0,095 0,105 Abstand zwischen dem untern Rande ee 98 Dimensionen. Rh. bicorn. Rh, tichorh. hintern Gelenkflächen und der vorstehenden Ecke des Dornes . . “de 0,140 0,160 Breite der untern Körperfläche in di Mitte 0,190 0,150 Abstand des äussersten Randes der vorderen Gelenkfläche von der Mittellinie des Körpers 0,100 0,085 Grösste Breite des Dornfortsatzes zwischen den höchsten Rändern der schiefen Ge- lenkfläcken . . . en 0,090 0,080 Neigungswinkel dieser Gelenktlächen BSH 98° 84° Der dritte Halswirbel. Trotz Blainville’s Behauptung, dass der dritte bis siebente Halswirbel keine specifischen Differenzen biete, betrachten " dieselben nach einander und ebenso sorgfältig als die ersten beiden. Sie unterscheiden sich bei Rhinoceros von den ähnlichen des Hippopotamus durch andere Dornfortsätze *), durch viel schiefere Lage der Gelenkfortsätze und durch ganz andere Querfortsätze. Bekanntlich theilen sich diese letztern bei Nashorn und Flusspferd in je zwei Fortsätze, einen schmä- leren wagrecht abstehenden und einen flachen, breiten, herab- hängenden. Ersterer ist bei Hippopotamus lang und dünn, bei Rhinoceros kurz und dick, letzterer beim Flusspferd schmal beilförmig, senkrecht herabhängend , beim Nas- horn viel breiter, unregelmässiger, schief nach aussen ge- neigt. Der dritte Halswirbel des Rhinoceros unterscheidet *) Die Dornfortsätze der Halswirbel stehen mit der Länge des Halses überhaupt im umgekehrten Verhältniss. Unter den Pachydermen z. B. hat Elephas die kürzesten Halswirbel mit den längsten Dornen, welche bei Rhinoceros und Hippopotamus um so viel kürzer sind als der Hals langer ist. Bei den Wiederkäuern findet sich Camelus mit dem längsten Halse ohne alle Dornen auf den Haiswirbeln und gleicht darin dem langhalsigen Pferde, bei Cervus verkürzt sich der Hals, also treten schon deutliche Dornen auf und zwar sind diese auf den längeren Halswirbeln des C. elaphus kürzer als auf den kürzeren Wirbeln des ©. alces. Ebenso bei Antilope. Bos mit kurzem Halse hat die längeren Dornen und zwar der kurzhalsige B. bubalus längere Dornen als der langhalsige B. taurus. Den kürzesten Hals haben Ovis und Capra, beide auch die längsten Dornfortsätze. 99 sich von dem vierten durch seinen viel längeren Bogen und den auf dessen Mittellinie sich wenig und allmählig erhebenden, ganz nach hinlen geneigten kurzen Dornfort- satz. Auch hat sein schiefer vorderer Gelenkfortsatz eine weniger steile Gelenkfläche und an der Aussenseite einen auffallend diekwulstigen Knoten. Der Querfortsatz ist dünner und schmäler, sein Gefässkanal weniger umfangreich und der Körper an der untern Seite deutlich comprimirt mit hoher Mittelkante. Die drei fossilen Exemplare wurden bei Egeln, Ober- gebra und Quedlinburg gesammelt und tragen die eben be- zeichneten Charactere ganz entschieden an sich, so dass man keinen Augenblick über ihre Stellung im Skelete zwei- feln kann. Ihre Querfortsätze sind theils sehr beschädigt, theils völlig zerstört, ebenso die Dornen, im Uebrigen aber sind sie vollständig. Bei mancherlei individuellen Eigen- thümlichkeiten unterscheiden sie sich doch merklich von dem lebenden. Zunächst die den Eigenthümlichkeiten der ersten beiden Wirbel entsprechenden Unterschiede. Es erheben sich nämlich die Dornfortsätze schneller und steiler als bei dem capischen und ganz dem Epistropheus analog, und die Gelenkflächen ihrer schiefen Fortsätze stehen unter einem spilzeren Winkel gegen den Markkanal geneigt. Ausserdem ist der wulstige Knoten an der Aussenseite dieses Fortsatzes hier in eine tief hinabgerückte, dem Gelenkrande entspre- chende Kante verwandelt, welche sich unmittelbar am hintern Gelenkrande erhebt, dann über die Aussenseite des Fort- satzes hinabläuft und sich wieder gegen den untern Rand der Gelenkfläche biegt, jedoch verschwindet, bevor sie den- selben erreicht hat. An diese vom Gelenkflächenrande und der eben bezeichneten Kante umgränzten Fläche heftete sich das Kapselband, dessen Anheftung bei dem capischen einen nur ein Drittheil so grossen Raum einnimmt. Die Länge des Bogens ist bei dem fossilen merklich geringer als bei dem lebenden, und es wird diese Verkürzung, welche für den Musc. interspinalis cervicis von wesentlichem Einfluss ist, durch die etwas überwiegende Breite des Bogens ersetzt, ; vs 100 und wo diese das Verhältniss noch nicht ausgleicht, treten Höcker, Rauhheiten und Wulste auf der obern Bogenfläche hervor, um dem Muskel eine möglichst grosse Anheftungs- fläche zu gewähren. Der Gefässkanal in der Basis des Querfortsatzes ist schmal, hoch und vorn auffallend weiter als hinten, während er bei dem lebenden mehr rundlich, kaum oval im Umfange ist und sich vorn gar nicht erwei- tert. Der Querfortsatz selbst ist dieker, schmäler und kürzer bei dem fossilen als bei dem lebenden, und in welch’ auffal- lendem Grade, ergeben die nachstehenden Zahlenverhältnisse. Uebrigens sind beide Aeste, in welche der Fortsatz sich theilt, durch einen tiefen Ausschnitt getrennt, den ich am lebenden Skelet am linken Querfortsatz durch einen dritten vorstehenden Höcker ausgefüllt, am rechten nur sanft ge- buchtet finde. Mithin ist den Halsmuskeln des fossilen Nas- horns eine kleinere Anheftungsstelle gewährt als dem ca- pischen. Die untere Seite des Körpers ist entsprechend comprimirt mit hoher Mittelkante. Diese Compression ist am stärksten am Quedlinburger Exemplar, welches mit dem oben beschriebenen Epistropheus unbedingt demselben Thiere angehörte, weniger auffallend ist sie bei dem Egelnschen, und bei dem Gebraer gleicht sie ziemlich dem capischen. Der hintere Theil der Mittelkante bildet wieder dieselbe dreiseitige erhabene Fläche, welche der Epistropheus zeigte. Die individuellen Unterschiede der drei fossilen Exem- plare sind nicht unbedeutend. Ausser der abweichenden Länge und Breite des Bogens liegen sie besonders im Dorn- fortsatz. Derselbe ist bei dem Quedlinburger Exemplar voll- ständig, sehr niedrig und schmal, bei dem Egelnschen seiner ganzen Länge nach sehr dick und gerade aufsteigend von beiden Seiten her. Unter diesem hebt sich die Markröhre beträchtlich höher, während sie bei den andern beiden gleich- mässig abgerundet ist. Den schmälsten Querfortsatz hat der Quedlinburger, den breitesten der Egelnsche zugleich mit der kleinsten vorderen Gelenkfläche. 101 Dimensionen. Rh. bie. Rh. tichorh. Quedibg. Egeln. Obergebra. Länge des Wirbelbogens in der; Mitte, „7133: 1.033. 2028:0,045 0,042 0,047 0,041 Breite desselben in der Mitte 0,077 0,069 0,067 0,084 Abstand der höchsten Ränder der vord. schief. Gelenkfläche 0,090 0,079 0,090 0,095 Abstand derselben and.hintern 0,080 0,0834 0,088 0,106 Grösster Querdurchm. d. vord. schiefen Gelenkfläcke . . 0,040 0,042 0,036 0,038 Höhe derselben . . . . . 0,038 0,034 0,046 0,039 Höhe des Markkanales vorn 0,030 0,040 0,042 0,038 Grösste Breite desselben . . 0,037 0,034 0,032 0,040 Körperlänge im Markkanal . 0,058 0,053 0,055 — Dieselbe an der untern Seite 0,063 0,055 0,060 — Breite der hintern Körperge- lenkflache. su ..u0:834.20> — 0,058 0,058 — Höhe derselben. . . . . — 0,075 0,077 —_ Breite der Basis des Quer- Ionisalzes .. .. -........,.0,040 0,040. 0,041 0,050 Mittlere Breite der Brücke über dem Gefässkanale . . 0,026 0,025 0,028 0,028 Der vierte Halswirbel. Der senkrecht stehende schmälere Dornfortsatz, der ' kürzere Bogen mit den einander näher gerückten schiefen Gelenkflächen, der grössere Querfortsatz mit der schon mehr herabhängenden und grössern Ausbreitung seines vorderen Theiles und die geringere Compression des Körpers bestim- men den Platz dieses Wirbels hinter dem dritten im Halse. Zur Vergleichung liegt nur ein Exemplar von Egeln vor, welches die eben erwähnten Charactere des lebenden theilt, sich aber von demselben unterscheidet durch einen kürzeren dickeren Bogen, den dadurch bedingten schmäleren aber ungleich dickeren Dornfortsatz, der jedenfalls auch höher war, durch beträchtlichere Stärke der hintern schiefen Fortsätze, durch schmälere aber dickere Brücken über dem Gefässkanale, welcher selbst weit umfangreicher ist in der Basis des Querforisatzes, dessen beilförmige flache Erwei- 102 terung viel weniger nach vorn, aber desto mehr nach aussen sich erstreckt und endlich durch etwas stärkere Compression der unteren Körperfläche zu beiden Seiten der Mittelkante. Die vordere Gelenkfläche des Körpers ist auffallend convex. Leider kann ich die Höhe der Convexität wegen der innigen Verbindung mit der Epiphyse des dritten Wirbels am capi- schen nicht erkennen. Uebrigens erstreckt sich diese Ge- lenkfläche bei dem lebenden viel weiler auf der untern Mittellinie des Körpers hin als bei dem fossilen, dessen Be- weglichkeit darum geringer gewesen sein muss. Dimensionen. Rh. bic.: Rh. tichorh. Länge des Wirbelbogens an derBasis desDornes 0,035 0,030 Abstand der höchsten Ränder d. vord. schief. Gelenkfläche . . . . TROST 0,112 Abstand derselben an der käntern a üleE 0,110 Dicke der Basis des proc. spin. . . . 0,010 0,018 Breite der Brücke über dem Gefässkanale . 0,025 0,020 Grösste Breite des Markkanales . . . . . — 0,041 Grösste Höhe desselben . . 2 22.020. 0,039 Breite des proc. iransv. . . - 0,100 0,083 Abstand seines äussersten Bandes. von dee untern Mittelkante . . . 0,084 0,095 Desgl. von der Ecke des den proc. GL 0,130 0,143 Körperhöhe an der concaven Gelenkfläche . . 0,070 0,085 Breite des Körpers ebenda . . 0,067 0,080 Körperlänge ohne hintere Epiphyse im Markkahal — 0,050 Dieselbe ohne beide Epiphysen an der uniern Seiten aaa Ba et. Gene 0 0,035 Der fünfte Halswirbel. Am fünften Halswirbel steigt der Dorn mit der Breite der Bogenlänge senkrecht auf und spitzt sich vorn und hin- ten gleichmässig zu. Der obere wagrechte Ast des Pro- cessus Iransversus wird lang, weil der vordere beilförmige sich früh und tief abwärts neigt. Am Vorderrande dieses letztern sitzt noch ein hakenförmiger Fortsatz. Bei dem javanischen Nashorn ist der Processus spinosus mit zwei seitlichen, hoch hervorstiehenden und nach hinten herablau- 103 fenden Kämmen versehen; die vorderen Processus obligui mit grossen runzlichen Höckern an der Aussenseite der Ge- lenkfläche besetzt; der wagrechte Ast des Querfortsatzes ungeheuer verlängert, am Ende erweitert, knotig, sehr scharf- kantig, der herabhängende Ast wulstig verdickt, mit geringer Andeutung eines Zapfens am Vorderrande; der Körper unten stark comprimirt. Der ganze Wirbel mit all’ seinen Fort- sätzen erscheint von oben nach unten deprimirt. Das einzige fossile Exemplar von Osterode, ohne vor- dere Epiphyse und mit stark verletzten Dorn- und Querfort- sätzen, nähert sich bei Weitem mehr dem capischen als dem javanischen. Besonders characterisirt ihn aber die Dicke des Dornfortsatzes und der gerade scharfe Vorrand des her- abhängenden Processus transversus. Der horizontale Ast desselben ist weggebrochen und der beilförmige besitzt einen verhältnissmässig geringen Umfang, ist jedoch merklich dicker als bei beiden lebenden Arten. Die untere Seite des Wir- belkörpers gleicht dem capischen, jedoch ist der wulstige Aussenrand des vorderen schiefen Fortsatzes nur wenig ent- wickelt, wahrscheinlich wegen der Jugend des Exemplares. Dimensionen. Rh. bie. Rh, jav. Rh. tich. Länge des Bogens in der Mittellinie . 0,033 0,045 0,038 Abstand der höchsten Ränder der vord. schiefen Gelenkfläche . . . . . .. 0,095 0,098 0,090 Derselbe der hintern . . = „. . ...0,093. 0,0938 50,088 Hintere Dicke der Basis des proc. spin. 0,013 0,011 0,012 Breite der Brücke über d. Gefässkanale 0,026 0,028 0,021 Grösste Breite des Markkanales . . . — 0,036 0,032 Grösste Höhe desselben . . . . » _ 0,029 0,030 Breite der Basis des proc. transv. . 0,036 0,045 0,038 Länge des Wirbelkörpers in d.Markhkölle — 0,059 0,054 Dieselbe an der untern Seite . . . 0,055 0,060 0,050 Körperhöhe an der hintern Gelenkläke — 0,075 0,075 Länge des horizontalen Astes am proc. Manor. DEE, 08... 0055805080 —_ Grösste Länge des beilförmigen . . . 0,065 0,070 = 104 Der sechste Halswirbel. Die für den Unterschied des fünften Halswirbels ange- gebenen Eigenthümlichkeiten des capischen und javanischen treten am sechsten noch entschiedener hervor, aber bei letzierem überwiegt die Länge des Dornfortsatzes bedeutend. Beide unterscheiden sich leicht von dem fünften z. B. durch Verlängerung des beilförmigen Astes am Querforisatze nach hinten, durch den höheren Dornfortsatz, durch den stärkeren Bogen u. Ss. w. Nur ein fossiles Exemplar von. Quedlinburg mit sehr beschädigten Fortsätzen liegt zur Vergleichung vor. Die Compression der unteren Körperseite, die auffallende Dicke der Querfortsätze, die sich aus deren Basis noch sehr gut erkennen lässt, die Höhe des Körpers, die abgerundet vier- seitige Form des Markkanales, der kräftige Dornfortsatz lassen keinen Zweifel, dass dieser Wirbel der sechste ist. Die Eigenthümlichkeiten, welche ihn von den beiden lebenden unterscheiden, sind ziemlich auffallend. Bei dem javanischen liegen nämlich die schiefen Gelenkflächen schon horizontal, nur noch unter einem sehr kleinen Winkel gegen die Achse geneigt, bei dem capischen stehen sie viel steiler, und fast ganz steil bei dem fossilen. An der Aussenseite der vor- dern schiefen Fortsätze des javanischen findet sich ein fast zolllang vom Rande der Gelenkfläche abstehender breiter Höcker, anstatt dessen beim capischen eine dem Gelenk- flächenrande parallel laufende, uneben höckerige Leiste, und bei dem fossilen zwei ebene, breite, unter einander stehende Höcker erscheinen. Der Wirbelbogen ist bei dem javanischen am längsten, bei dem fossilen am kürzesten, der Dornfortsatz dort am dünnsten, hier am dicksten. Die obere Seite der hintern schiefen Fortsätze ist bei beiden lebenden fast flach, glatt, bei dem fossilen in der Nähe des Gelenk- randes mit einem Höcker versehen. Dimensionen. Rh. bic. Rh. jav. Rh. tichorh. Länge des Wirbelbogens in derMittellinie 0,040 0,042 0,038 Abstand der höchsten Ränder der vord. schiefen Gelenklläche . . . . . . 0,098 0,110 0,090 105 Dimensionen. Rh. bic. Rh. jav. Rh. tichorh. Dicke des Dornfortsatzes an der Basis 0,016 0,016 0,022 Breite der Brücke über dem Gefässkanale 0,025 0,029 0,023 Grösste Breite des Markkanales . . . — 0,045 0,035 Grösste Höhe desselben . . . ». »..— 0,034 0,033 Länge des Körpers im Markkanale. . -- 0,055 0,052 Dieselbe an der Unterseite . . . . 0,050 0,070 0,060 Körperhöhe an der hintern Gelenkläcke — 0,072 0,077 Breitenderselben”. . ... nun = 0,065 0,065 Der siebente Halswirbel. Der um das Doppelte verlängerte Processus spinosus, der Mangel des Gefässkanales in der Basis des Querfort- satzes, die geringe Entwickelung dieses selbst und die Kürze des ganzen Wirbels unterscheiden den siebenten im Halse des Nashorns ebensowohl von den frühern als von dem ent- sprechenden anderer Pachydermen. Der capische zeichnet sich vor dem javanischen aus durch den um anderthalb Zoll kürzeren und merklich dünneren Dornforlisatz, welcher. bei der javanischen Art noch am Ende stark knotig anschwillt, durch einen stärkeren, mehr nach abwärts geneigten Quer- fortsatz und durch die Beschaffenheit der untern Körperfläche. Diese ist nämlich im vorderen Theile völlig gleichmässig ge- rundet bis auf zwei sanfte Höckerchen nach den Querfort- sätzen hin, in der hintern Hälfie erheben sich zu beiden Seiten der ausgebuchleten Mitte zwei scharfkantige Höcker. Bei dem javanischen dagegen zieht sich die vordere, stark convexe, fast kuglige Gelenkfläche am untersten Rande in einen zitzenarligen Höcker aus und an der Stelle des kleinen seitlich stehenden treten zollhohe Fortsätze auf, welche mit einer scharfen Kante zum Rande der nah gelegenen Gelenk- fläche laufen. Uebrig as ist an vorliegendem Exemplare der Höcker der linken Seite aufiallend verkümmert. In der hintern Hälfte flacht sich der Körper ab, breitet sich seit- lich weit aus und ist auf der Oberfläche ganz rauh. Ein fossiles Exemplar ohne Dornfortsatz und hintere Epiphyse von Egeln stimmt mit den lebenden soweit überein, dass ihm nur dieselbe Stelle in der Wirbelsäule angewiesen 106 werden kann. An der untern Körperfläche fehlt ihm jedoch jede Spur eines Höckers, vielmehr ist der Körper etwas com- primirt, und die Mittelkante tritt scharf hervor. Der Quer- fortsatz ist schwächer als bei dem javanischen, aber er neigt. sich ebenso stark abwärts als bei dem capischen. Die con- vexe Körpergelenkfläche ist breiter und auffallend grösser als bei dem javanischen und lange nicht so kuglig gewölbt. Die Gelenkflächen der schiefen Fortsätze stehen viel steiler gegen die Wirbelachse als bei den. lebenden Arten, und die rauhe Stelle über der Gelenkfläche des hintern Processus obliquus fehlt völlig. Der Dornfortsatz war nicht stärker als am capischen, zeigt aber am hintern Rande die mittlere Leiste wie beim javanischen. Dimensionen. Rh. bic. Rh. jav. Rh. tichorh. Bogenlänge in der Mittellinie . . . 0,049 0,053 0,046 Abstand der höchsten Ränder der vord. schiefen Gelenkfläche . . . . ... 0,099 0,102 0,100 Derselbe der hintern . . 2... 0,082 0,090 0,090 Grösste Breite des Markkanales fl arena rel 0,044 0,045 Grösste Höhe desselben . . — 0,033 0,037 Körperlänge ohne Epiphyse im arkkanal — 0,044 0,040 Dieselbe an der untern Seite. . . . 0,040 0,055 0,045 Höhe der hintern en en rein 0060 0,065 Breite derselben. . . . 6 = 0,090 0,085 Abstand des Endes des proc. Hans! von der Mittellinie des Körpers . . 0,072 0,080 0,072 Mittlere Breite des proc. transv. . . 0,028 0,027 0,024 Die Rücken- und Lendenwirbel, Bei den Pachydermen ist die Antiklinie in der Wirbel- säule insofern von der höchsten Wichtigkeit, als dieselben den Uebergang von den niederen zu den höheren Säuge- thieren bilden. In keiner andern Familie schwankt dieser Character so auffallend als hier, und liegen seine Extreme in Elephas und Hyrax. Bei ersterem fehlt jede Gegensätz- lichkeit wie in den Extremitäten, so auch in der Wirbelsäule. Die Dornfortsätze sind vom ersten Rückenwirbel bis zum Kreuzbein hin sämmtlich nach hinten gerichtet, und weder 107 in den Querfortsätzen noch in den Wirbelkörpern ist ein Gegensatz der Säule ausgesprochen. Merklich tritt dieser zunächst bei Rhinoceros hervor. Zwar sind auch hier noch sämmtliche Dornen nach hinten gerichtet, aber schon die der letzten Rückenwirbel neigen sich weniger und die der Lendenwirbel stehen fast senkrecht. Ebenso stehen die grossen Querfortsätze der Lendenwirbel rechtwinklig von der Säule ab und ihr äusserstes Ende wendet sich nach vorn. Die Körper der vorderen Rückenwirbel sind breit und niedrig, die der fol- genden verschmälern sich, indem sie zugleich höher werden, von der Mitte der Wirbelsäule an nehmen aber die Körper wieder bis zum letzten Lendenwirbel hin an Breite zu und an Höhe ab, erhalten jedoch hier einen gleichmässigeren Umfang als im vordern Theile der Säule. An Rhinoceros schliesst sich das Flusspferd an, denn bei ihm sind die vor- dern Dornen stark nach hinten geneigt, und schon der des letzten Rückenwirbels entschieden nach vorn, mehr noch die der Lendenwirbel, deren Querfortsätze gleichfalls nach vorn gerichtet sind. Die Grösse der Wirbelkörper nimmt vom letzten Lendenwirbel nach vorn, und vom ersten Rücken- wirbel nach hinten ab und scheint im zwölften Rückenwirbel ihr Minimum zu erreichen. Tapir weicht wenig von Hippo- potamus ab. Bei Sus und Hyrax erscheint die Antiklinie in grösster Vollendung wie bei den Raubthieren. Darin sind die hauptsächlichsten Gattungscharaclere angegeben, und wen- den wir uns sofort zur Vergleichung der fossilen Wirbel. Die vorliegenden Exemplare wurden bei Quedlinburg, Egeln und Obergebra gesammelt und sind leider sehr frag- mentär. Die vollständige Erhaltung der Wirbel ist bei der Ausgrabung äusserst schwierig, indem dieselben mit ihren vielen und meist langen Fortsätzen so zwischen den übrigen Skelettheilen verborgen sind, dass bei der Befreiung der leiztern gewöhnlich die Fortsätze trotz aller Vorsicht und Sorgfalt verloren gehen. Einigen lässt sich ihre Stellung im Skelet jedoch noch nachweisen. Der zweite Rückenwirbel liegt in zwei Exemplaren von Egeln und Quedlinburg vor. Am lebenden Skelet unter- 108 scheidet sich dieser vom ersten Wirbel durch seinen längeren Dornfortsatz, durch den breiteren, kürzeren und dünneren Querfortsatz, dessen Rippenfläche kleiner und mehr nach aussen gewandt ist, durch die grössere und tiefere Rippen- gelenkfläche am Wirbelkörper. Der javanische unterscheidet sich vom capischen durch geringere Grösse, durch einen schmälern, aber dickeren Dornfortsatz, durch kleinere, weniger concave Rippengelenkflächen und durch den schmäleren, an der untern Seite stärker comprimirten Körper. Nach diesen Characteren lassen sich die fossilen mit Zuverlässigkeit be- stimmen. Die Compression des Körpers ist bei dem Quedlin- burger noch geringer als beim capischen, und die Rippen- gelenkflächen sind beträchtlich grösser. Die geringe Con- cavität der letztern entfernt den Wirbel vom javanischen. Merkwürdig ist ein tiefer Ausschnitt der hintern Rippenge- lenkfläche in die concave Gelenkfläche des Körpers, den ich bei beiden lebenden nicht finde. Er fehlt indess auch dem Egelnschen Exemplare, welches ebenso concave Gelenkflächen hat als das capische, jedoch von dem Umfange des Quedlin- burger. Dieses zeigt noch eine beachtenswerthe Asymmeltrie. An der untern Seite findet sich nämlich hinten neben der Mittellinie ein grosser Höcker, und vorn steigt die rechte Rippenfläche weit in die convexe Körpergelenkfläche hinauf, während die linke den Rand derselben noch nicht einmal erreicht. Die Körpergelenkfläche selbst, schief nach der rechten Seite geneigt, ist hier viel weniger gewölbt als links und hat neben der Mitte in der linken Hälfte noch eine er- erhabene Leiste. Vielleicht erzeugle eine Verletzung in der Jugend des Thieres diese Asymmetrie. Dimensionen. Rh. bic. Rh. jav. Rh. tichorh. Länge des Wirbelkörpers an der un- tern Selle . » 2 2.202020. 0,056 0,054 0,066—0,064 Grösste Breite der untern Fläche . 0,095 0,084 0,100—0,105 Breite der Basis des Querfortsatzes 0,045 0,040 0,053—0,060 Der dritte Rückenwirbel unterscheidet sich vom zweiten durch seinen längern und dickern, aber schmälern Dornfortsatz, durch die etwas breitern und kürzern Quer- 109 forlsätze, an welchen zugleich die Rippenflächen weniger concav, noch mehr nach ausswärls gerichtet sind. Die Rippenflächen am Körper sind tiefer concav und umfangs- reicher. Der javanische hat einen stärker rückwärts ge- neigten, schmäleren und beträchtlich dickeren Dorn, schmälere, dickere Querfortisätze, auf welchen eine rauhe Längserha- benheit anstatt der viel kürzeren Verliefung liegt, und einen stärker comprimirten Körper als der capische. Ein junges Exemplar von Egeln, dem die Epiphysen fehlen, entspricht dem dritten Wirbel und lässt über diese Stellung die Nei- gung der schiefen ‚Gelenkflächen, die Dicke des Dornfort- salzes, die Form und Lage der Rippengelenkflächen und die Form der Querfortsätze keinen Zweifel. Die Aehnlich- keit ist wiederum mit dem capischen grösser, jedoch nicht allgemein, denn es unterscheidet sich durch den viel dickeren Dornfortsatz mit der tiefen Aushöhlung der Hinterseite und deren untere Hälfte, durch die tiefe, ovale Grube nicht an der Basis des Dornfortsatzes, sondern wirklich auf der obern Fläche des Processus transversus, welcher überdies viel dicker und länger ist, und durch die weniger concaven, umfangsreichen Rippenflächen. An die vorderen Rippenflächen stösst oben in einer scharfen Kante unter einem fast rechten Winkel eine halbkreisförmige Gelenkfläche, welche den le- benden fehlt. Die Compression des Körpers ist geringer als beim capischen. Dimensionen. Rh. bic. Rh. jav. Rh. tich. Breite des Dornes über seine Basis . . 0,050 0,046 0,064 Dicke desselben an der hintern Seite . 0,026 0,034 0,040 Breite des Querfortsatzes . . 0,040 0,038 0,040 Breite des Wirbels zwischen den Kinden des" 010C. mans. ei 2.02, an 0,170. 0,140,;,..0,1,70 Am vierten Rückenwirbel wird der Dornfortsatz noch dicker, schmäler und kürzer, ganz ebenso der Quer- forisatz, und dessen Rippenflächen wenden sich auffallender nach aussen, Alle Rippenflächen sind grösser. Der java- nische hat einen schmäleren, dickeren, stärker geneigten Dorn, längere Querfortsätze mit höckriger Längsleiste an- 110 statt der Grube auf der Oberseite, kleinere Rippengelenk- flächen und einen stärker comprimirten Körper als der ca- pische. Ein fossiles junges Exemplar ebenfalls ohne Epiphysen möchte ich mit diesem Wirbel vergleichen. Die Aehnlich- keit desselben mit dem capischen ist ebenso gross als vorhin, auch steigern sich die Unterschiede in demselben Grade als er eine Stelle weiter nach hinten liegt. Die abnorme Stel- lung der schiefen Gelenkflächen beweist, dass das Exemplar nicht von demselben Thiere als das vorige herrührt. Ein in Stellung und Form aller Gelenkflächen dem sechsten Rückenwirbel entsprechendes Exemplar von Qued- linburg unterscheidet sich von dem capischen durch merk- lich grössere Rippengelenkflächen und durch dickere, breitere Querfortsätze, welche vorn nicht mit einem Stachel, sondern mit einem grossen Wulsthöcker versehen sind. Die speciellere Vergleichung andrer Exemplare aus der hintern Gegend der Wirbelsäule gewährt kein besonderes Interesse, da dieselben sehr fragmentär sind und die von den vorigen angegebenen Aehnlichkeiten und Unterschiede sich wiederholen. Das Kreuzbein. In den Wirbeln der Kreuzgegend weichen die lebenden Pachydermen auffallend unter einander ab. Beim Tapir verwachsen sechs Wirbel in Körper und Forisätzen völlig mit einander, aber nur die beiden ersten dienen zur Auf- nahme des Beckens und sind deshalb beträchtlich grösser als die folgenden. Beim Elephanten finde ich alle Kreuz- wirbel noch getrennt, drei derselben tragen das Becken und ihre kurzen, dicken, nach hinten gerichteten Dornfortsätze ragen über den Hüflbeinrand hervor. Auch im Skelet des Hippopotamus sind wegen der Jugend die Kreuzwirbel noch getrennt, und ebenfalls drei nehmen das Becken auf. Ihre gerade stehenden Dornen sind dünne, breite, niedrige Kno- chenplatten, welche den Rand des Hüftbeines überragen. Kräftiger als bei allen und durch frühzeitiges Verschmelzen der Wirbelkörper und Fortsätze ausgezeichnet ist das Kreuz- bein des Rhinoceros. Bei dem javanischen sehe ich die 111 fünf Körper und ihre Querfortsätze so innig verwachsen, dass kaum noch die Gränzen zu erkennen sind. Die Dorn- fortsätze ragen nicht über den Hüflbeinrand hervor, sind gleichfalls innig verwachsen, aber ihre Gränzen doch deut- lich zu verfolgen; nach oben verdicken sich alle und bilden eine breite, ununterbrochene Knochenleiste. Bei dem capi- schen Kreuzbeine verwachsen die Körper und Querfortsätze ebenfalls innig mit einander, aber die Dornen nur mit ihren Basen und verdiekten Enden, nicht in der Mitte. Ueberdies ist es schmäler als das javanische. An dem einzigen, stark beschädigten Exemplare von Quedlinburg erscheinen an der untern Fläche die Gränzen der drei erhaltenen Wirbel deutlich, Quer- und Dornfort- sätze sind innig verschmolzen, letztere jedoch nur an ihrer Basis, und darin gibt sich sogleich wieder die nahe Ver- wandtschaft mit dem capischen kund. Weiter noch liegt dieselbe in der beträchtlichen Grösse der obern und untern Nervenkanäle, in der geringen Breite, verbunden mit der starken Concavität der untern Fläche. Abweichend jedoch und dem javanischen ähnlicher sind die sehr kräftigen, starken, sehr nach hinten geneigten Dornfortsätze. Eigenthümlich ist ihm die scharf hervortretende Mittelleiste an der untern, jederseits concaven Fläche des ersten Wirbels und die län- gern, steiler gestellten Gelenkflächen für den letzten Len- denwirbel. Dimensionen. Rh. bic. Rh. jav. Rh, tichorh. Länge des ersten Wirbels an der un- tern Seite... zeoyenı. zen. 2. 0,040, 10,050. 0,055 Dieselbe des zweiten Wirbels . . . 0,037 0,045 0,045 Breite zwischen den ersten untern Ner- yenkanalen . . . » .,- = 2 ....0,060 0,070. 0,070 Dieselbe zwischen den zweiten . . . 00,50 0,058 0,058 Breite der vordern Gelenkfläcke . . 0,070 0,074 0,090 Höhe derselben . . . . 0,040 0,035 0,043 Abstand zwischen beid. Gelenkfortsätzen 0,060 0,050 - 0,060 Die Schwanzwirbel. Die dieken Körper mit ihren auffallend kurzen, schnell verschwindenden Fortsätzen, welche dann durch scharfe 112 Leisten vertrelen werden, zeichnen die Schwanzwirbel des Rhinoceros von denen aller übrigen Hufthiere aus. Das fossile Exemplar von Quedlinburg unterscheidet sich von dem siebenten am lebenden Skelet durch grössere Kürze und Dicke und deutet somit auf einen kürzeren, kräfiigeren Schwanz. Die Rippen. Die Rippen der Pachydermen sind stets viel stärker gekrümmt als die der übrigen Hufthiere. Auch sind sie be- ständig dicker im Verhältniss zu ihrer Breite. Am schmälsten und völlig abgerundet finde ich sie bei Sus, nur wenig breiter bei gleicher Dicke und scharfkantig bei Tapir, nur etwas breiter dann bei Elephas, aber auffallend breit, mit den Rändern sich fast berührend bei Hippopotamus, etwas schmä- ler, relativ dicker, an der vordern Seite scharfkantiger bei Rhinoceros. Von den elf Fragmenten des bei Ohbergebra gefundenen Skeletes misst eins, der sechsten linken Rippe entsprechend, noch anderthalb Fuss Länge. Es ist bei Weitem stärker, dicker, breiter, mehr gekrümmt als das capische. An zwei obern Fragmenten der vierten und zehnten linken Rippe erscheint das Rippenhöckerchen höher und kräftiger. Die untern Fragmente hinterer Rippen zeichnen sich auffallend durch ihre Dicke aus. Die zahlreichen Fragmente von Qued- linburg sind stärker und mit längerm Halse des Gelenkkopfes versehen als am capischen Skelet, und wie alle übrigen Kno- chen, fallen auch die Rippen von Egeln durch ihre enorme Stärke und Grösse auf. Vordere Extremitäten. Das Schulterblatt. Die auffallende Verschiedenheit in der Form des Schul- terblattes bei den Pachydermen verbindet sich wie bei allen übrigen Säugelhieren mit einem zweiten Character, nämlich der Zehenzahl. Je grösser die Zahl der Zehen, desio um- fangreicher das Schulterblatt. Für die Allgemeinheit dieses Satzes erinnere ich an das kürzeste und breiteste, fast halb- kreisförmige Schulterblatt der Cetaceen, welche fünf, oft mehr 113 als dreigliedrige, Zehen besitzen. Ihnen reihen sich die fünf- zehigen Fleischfresser an, aber schon der Hund mit vier Zehen hat ein schmäleres Schulterblatt als die Katze. Bei den zweizehigen Wiederkäuern wird es sehr schmal, und auffallender noch in der Ordnung der Einhufer. Da ich jedoch die Abhängigkeit der einzelnen Knochen im Skelet, ihr gegenseitiges Verhältniss zum Gegenstande eines beson- deren Vortrages mir vorbehalten möchte, so begnüge ich mich mit dieser kurzen Bemerkung und lenke die Aufmerksamkeit auf das Schulterblatt der Pachydermen. Unter diesen hat dasselbe die regulärste Form bei Rhinoceros, die irregu- lärste bei Tapir, und die übrigen Gattungen bieten jede auf- fällige Eigenthümlichkeiten. Der fünfzehige Elephant hat das umfangsreichste Schulterblatt mit sanft gebogenem Vorder- und Hinterrande, fast geradem, viel längerem oberen Rande und mit einer gleich über dem Gelenk sich erhebenden, in der Mitte mit starkem, rückwärts gerichteten Fortsatze ver- sehenen Spina. Bei dem vierzehigen Flusspferde ist der vordere und hintere Rand bedeutend länger, jener sehr un- regelmässig, und in eben dem Grade der obere Rand kürzer. Der Spina fehlt ein mittlerer Fortsatz, und ihre Lage ist entfernier vom vorderen Rande. Bei Tapir rundet sich der obere Rand bogenförmig und läuft unmerklich in die langen Seitenränder über; die Spina liegt ganz im hintern Theile, erhebt sich sehr allmählig bis nach hinten, um schnell wieder abzufallen; das nach oben verlängerte Acromion bildet mit dem ausgeschweiften Vorderrande ein ovales Loch. Bei Rhi- noceros dagegen ist der Umfang fast rectangulär, der obere Rand mehr weniger abgerundet, die Gräte fast mittelständig, in der Mitte am höchsten und geneigt sich nach hinten in einen Fortsatz auszuziehen ; das Acromion ist dick und wulstig. Die schmale schlanke Form des Schulterblattes der Schweine weicht auffallend von den übrigen ab. Die Arten von Rhinoceros lassen sich im Schulterblatt sehr bestimmt characterisiren. Bei dem javanischen ist das- selbe breit mit abgerundeten Ecken, die Gräte dem Vorder- rande mehr genähert und in der Mitte mit einem nach hinten 8 114 gerichteten Fortsatze versehen. Dieser fehlt der capischen Art, deren Schulterblatt eckig, gradseitig und mit mehr mit- telständigem Dorn versehen ist. Die sumatrensische zeichnet sich durch die verlängerte Hinterecke aus und durch den convexen vordern Rand. Fossile Exemplare fand ich mehrere bei Quedlinburg, leider zerfielen dieselben aber schon beim Ausgraben in Splitter, die Vergleichung muss ich daher auf das linke ziem- lich vollständige vom Gebraer Skelet beschränken. Der breite Hals mit dem mehr .hervorstehenden Acromion, der gerade senkrechte Vorderrand, die kleine hintere Grube, welche kein grosser Forisatz an der mehr mittelständigen Gräte über- ragt haben kann, und die Abplattung der Gelenkfläche am Aussenrande neben dem Acromion sind die Charactere, welche dasselbe mit dem capischen theilt und auffallend von den übrigen entfernt. Die Unterschiede von dem capischen sind trotz der erwähnten Aehnlichkeit ziemlich auffällig. Die Gräte steigt nämlich gleichmässiger auf und erreicht erst später ihre grösste Höhe, welche, nach der Krümmung und Dicke des noch erhaltenen Theiles zu schliessen, geringer gewesen sein muss als bei dem capischen. Dagegen ist die Gräte im oberen Theile des Blattes viel dicker und höher und scheint hienach bis an den obern Rand mit beträcht- licherer Höhe und Dicke sich fortgesetzt zu haben. In dem Grade als die Gräte niedriger ist, erhebt sich der Hinterrand stärker, so dass die hintere Grube merklich tiefer als beim capischen ist. Zugleich ist dieser Rand im untern Theile beträchtlich dicker und seine Fläche rechtwinklig, nicht spitz- winklis gegen die Aussenfläche geneigt. Der Mangel des grossen Ernährungskanales am Hinterrande kann nur indi- viduelle Bedeutung haben, die beiden Kanäle am Anfange der Spina sind vorhanden. Die fossilen Schulterblätter andrer Arten weichen auffallender von dem capischen ab, am meisten das von Rh. Merkii, welches durch die Erweiterung seines Axillarrandes besonders dem sumatrensischen sich nähert. Auch das von Rh. incisivus steht dem sumatrensischen nah. Wegen der beschädigten Ränder können keine genauern 115 Angaben über die Dimensionen gegeben werden. Die ge- ringste Breite über dem Acromion beträgt bei dem capischen 0,115, bei dem javanischen 0,100 und dem fossilen 0,125. Der Oberarm. Der Oberarm der Pachydermen unterscheidet sich meist zwar schon durch seine massige Form und colossale Grösse von dem der übrigen Hufthiere, wesentlicher aber noch durch das in der Achse des Knochens gelegene Gelenk für das Schulterblatt, durch die eigenthümliche Gestalt der neben demselben gelegenen Knorren, durch die untere einfache Rolle, welche bei den Wiederkäuern und Einhufern noch eine besondere wagrechte Fläche besitzt. Diese findet sich indess auch beim Tapir, welchen dagegen die auffallende und eigenlhümliche Entwickelung der obern Gelenkknorren und die bedeutende Tiefe der Olecranongrube auszeichnen. Eben diese Charactere dürfen auch für den kleinen Oberarm von Sus als unterscheidend angenommen werden. Die generellen Eigenthümlichkeiten der Pachydermen unter einander Ireten ziemlich scharf hervor. Der Oberarm des Elephanten ist durch seine schlanke Form und fast dop- pelte Länge schon auffallend von dem des Rhinoceros unlter- schieden. Dazu kömmt aber noch die halbkuglig gewölbte Gelenkfläche für das Schulterblatt, die verhältnissmässig sehr geringe Entwickelung der daneben liegenden Knorren, die flache Rolle für den Radius und der starke, hoch hervor- tretende Knorren an der Aussenseite derselben. Sus unter- terscheidet sich durch seine zierliche abgerundete Form, der Tapir durch das ganz nach hinten gerückte Schulter- gelenk und die starken Knorren davor und durch die wieder- käuerähnliche Rolle für den Radius. Grössere Aehnlichkeit mit dem Nashorn bietet das Flusspferd. Doch ist auch bei diesem die Gelenkfläche für das Schulterblatt stärker gewölbt, die Knorren daneben beträchtlich höher, tapirähnlich und an der untern Rolle eine wagrechte Fläche angedeutet und die Knorren daneben von geringer Dicke. Für sich betrachtet ist der Oberarm des Rhinoceros ein 12 bis 16 Zoll langer Knochen, welcher in der Mitte gt 116 gedreht erscheint und in beiden Gelenkenden um das Dop- pelte sich verdickt. Von oben betrachtet hat er einen rhom- boidalen Umfang, dessen hinterer Theil die unregelmässig ovale Gelenkfläche für das Schulterblatt einnimmt. Dieselbe ist unter einem Winkel von 126° 30° gegen die Längsachse des Knochens geneigt, mässig convex, nach vorn sich sanft in die Innenseite der Knorren verflachend. Drei Knorren nehmen die vordere Hälfte des rhomboidalen Umfanges ein und zwar einer die Ecke, die andern die Seiten. Der vordere von ihnen hebt sich dachförmig, und etwas schief gerichtet bildet er den vordern höchsten Rand des Knochens. Ueber ihn hinweg geht die starke Sehne des Biceps brachit und wie bei Wiederkäuern und Einhufern, wenn auch niedriger, erhebt sich die Mitte der Vorderseite, was ich bei keinem andern Pachydermen sehe. An der äussern Ecke erhebt sich der äussere Knorren und steigt mit breiter rauher Fläche senkrecht an der Aussenseite fast bis zur Mitte des Knochens hinab, um hier mit einem rückwärts gekrümmten breiten Haken zu enden. Durch diesen Knorren erhält der Knochen im obern Theil seine ungeheure Breite. Nach hinten setzt sich derselbe in den Knorren der Aussenseite fort, welcher dem Grätenmuskel zur Anheftung dient. Der untere Theil des Oberarms ist vorn über der Rolle etwas vertieft und hinten in schiefer Richtung weit und tief ausgehöhlt für das Olecranon. An der Aussenseite liegt der unebene, höckerige, sehr dicke Knorren, auf dessen Oberfläche die Anhefiungs- stellen der einzelnen Muskeln sehr scharf abgegränzt sind. Von der Rolle ist die grössere innere Erhabenheit scharf gerandet an der Innenseite, die äussere kleinere wölbt sich jedoch nach aussen und erinnert dadurch an die ebene, breitere Fläche der Wiederkäuer. Der Oberarm der javanischen Art ist in allen Verhält- nissen elwas kleiner als der der capischen. Bei diesem ist der vordere Knorren am obern Gelenk plumper, an der vordern Seite schiefer nach aussen geneigt und an der Innenecke zu einem ungeheuren Knorren ausgedehnt, wäh- rend bei dem javanischen diese Ecke nur kantenartig erhaben 117 und der äussere Eckknorren breit hakenförmig nach innen über den Biceps brachii gekrümmt ist. Der rückwärts ge-. krümmte Forlsatz inmilten der Aussenseite ist bei dem ca- pischen plumper und kürzer als bei dem javanischen, und die rauhen Erhabenheiten an der Aussenseite des untern Gelenkes bei letzterem plumper und kräfiiger. Dem java- nischen ähnelt zunächst der indische, der jedoch kräftiger, besonders dicker ist, bei dem sumatrensischen erscheint der obere Fortsatz der Deltaleiste viel schmäler und höher und nach innen gekrümmt. Der Oberarm des Rh. simus, be- hauptet Blainville, sei nicht von dem capischen verschieden und dennoch gibt er sehr wesentliche Unterschiede für beide an, von deren Bedeutung ein flüchliger Blick auf seine Fi- guren schon überzeugt, noch auffallender treten die Unter- schiede mit dem indischen hervor. Zur Vergleichung liegen vor beide Oberarme des Ge- braer Skeletes, ein rechter von Quedlinburg, drei untere Fragmente von Egeln, und zwar zwei der rechten und eines der linken Seite. Alle tragen die generellen Charactere von Rhinoceros und ähneln zum Theil dem javanischen, noch mehr aber dem capischen, ohne auch unter einander völlig übereinzustimmen. Cuvier unterscheidet die fossilen vom indischen durch die schiefere Radiusfläche und durch be- trächtlichere Grösse. Leider fehlt uns der indische zur Ver- gleichung, und in der That bietet der javanische und capische noch auffallendere Unterschiede. Die Gebraer Exemplare sind grösser als die am Skelet der capischen Art, ihre Schulterblattsgelenkfläche scheint etwas stärker gewölbt, der Haken in der Mitte der Aussenseite ist viel dicker, stärker rückwärts gekrümmt, jedoch nicht so auffallend als bei dem javanischen, die Rolle ist mehr schief, an der hintern Seite ebenso tief als bei dem capischen, nicht flach wie bei dem javanischen. Die Olecranongrube läuft nicht allmählig nach oben aus wie bei beiden‘ lebenden, sondern senkt sich plötz- lich ein und ist weniger umfangsreich. Der Knorren am untern Gelenk zeigt eine ganz enorme Entwickelung, mit- viel rauherer Oberfläche, während an der Innenseite dieses 118 Gelenkkopfes kaum eine merkliche Erhabenheit liegt, welche bei dem javanischen etwas und bei dem capischen mehr noch hervortritt. Die Ernährungskanäle sind bei dem fossi- len viel kleiner als bei den lebenden und eigenthümlich ab- weichend in der Lage. Bei dem javanischen z. B. liegi ein vierseitiges, nach unten in den Knochen eindringendes und sich schnell verengendes Loch da, wo über der Olecranon- grube fast in der Mitte des Knochens beide Ränder zusam- menstossen; bei den Gebraern liegt es an derselben Sielle, bei dem Quedlinburger rückt es etwas nach aussen und tiefer hinab, ist zugleich kleiner wie bei Elephas, bei den Egelnschen und dem capischen fehlt es völlig. Das Quedlinburger Exemplar ist kürzer als das Gebraer, der Höcker in der Mitte der Aussenseite kürzer und plumper, mehr nach unten als nach hinten gekrümmt, die Olecranon- grube merklich schmäler. Von dem javanischen unterscheidet es sich ausserdem durch grössere Kürze und Dicke, durch den stärker nach hinten herabhängenden Gelenkkopf, durch eine fast glatle Oberfläche der äussern obern Muskelfläche und durch stärkere Ueberwölbung der Olecranongrube von innen her. Unter den Egelnschen zeichnet sich ein rechtes Exemplar durch seine enorme Grösse aus. Die Olecranon- grube senkt sich von oben her nicht steil, sondern etwas geneigt ein und ist zugleich auffallend breiter. Ueberhaupt erscheinen unsre fossilen Exemplare kürzer und plumper als die lebenden, ihre Muskelanheftungsflächen umfangsreicher und grösser, sei es durch höheres Anschwel- len der Höcker und Fortsätze, sei es durch weitere Um- gränzung auf der Oberfläche des Knochens überhaupt, zu- gleich sind dieselben weniger rauh und höckerig und die abweichende Richtung und Form der Gelenkflächen deutet auf eine unterschiedene Gelenkung selbst. Blainville findet den Oberarm des Rh. tichorhinus dem des Rh. simus und fast noch mehr des Rh. unicornis ähnlich. Der Oberarm von Rh. incisivus ist im Allgemeinen schlanker und zierlicher, der von Rh. leptorhinus zwar viel kleiner, aber in eben dem Grade schlanker, dagegen stimmt der von Rh. elatus aus 119 der Auvergne nach Blainville’s Abbildung (Tab. 10) wenig- stens völlig mit den unsrigen überein. Dimensionen. Rh. bie. Rh. jav. Gebr. Quedl. Egeln. Totallänge des Oberarmes an der Innenseite . . . 2 2.....0,370 0,380 0,420 0,355 Grösste Breite im obern Theile der vordern Seite . . . . 0,160 0,150 0,180 0,180 Durchmesser im dünnsten unter der Mitte gelegenen Theile . 0,065 0,060 0,080 0,075 0,075 Grösster Durchmesser des untern Theiles“. 22.0.2. 279970,150207140%:0,165 70,160%0,170 Breite der Rolle unter der Olecra- nongrube Hi 22.4 0,060 0,052 0,070 0,065 0,074 Dieselbe an der vordern Seite 0,107 0,098 0,112 0,110 0,110 Die Speiche. Während bei den Wiederkäuern und Einhufern die Elle im untern Theile stets verkümmert und die Speiche allein das Handwurzelgelenk bildet, sind bei den Pachydermen beide Knochen ohne Ausnahme vollständig entwickelt und wenn der eine überwiegt, so ist dies die Elle, und die Speiche verkleinert sich. Das letztere ist bei dem Elephanten am auffallendsten. Daran schliesst sich Hippopotamus, wo die Elle noch etwas stärker ist als die Speiche, dann Sus und endlich Rhinoceros, bei welchem die‘ Speiche stärker ist. In Betreff des Längenverhältnisses mit dem Oberarm variürt der Unterarm der Pachydermen innerhalb sehr enger Gränzen. Immer ist er kürzer als der Oberarm, am wenigsten bei Tapir, demnächst bei Rhinoceros und Elephas, dann bei Hip- popotamus und Sus. Beide Knochen liegen innig an einander und sind nur bei Rhinoceros in der Mitte von einander getrennt. In der Form unterscheidet sich der Radius des Rhino- ceros von dem ihm zunächst stehenden Flusspferde durch nicht so auffallend verdickte Gelenkfläche und grössere Länge. Hippopotamus sowohl als Tapir haben drei Flächen im Ober- armgelenk und schiefere Carpusflächen. Der schlanke dünne Radius des Elephanten gestattet keine Verwechslung. Die Speiche des Nashorns ist ein ziemlich schlanker, leicht gebogener Knochen, an dessen oberem Ende zwei 120 concave der Rolle des Humerus entsprechende Gelenkflächen liegen, und an dessen unterm Ende eine grössere äussere, sal- telförmige und eine innere kleine, concave Gelenkfläche für den Carpus sich befindet. Beide Enden sind neben den Ge- flächen sehr rauh zur Anheftung der Bänder und Muskeln und beide berühren den Cubitus, das obere mit der rauhen hintern, das untere mit der ebenfalls rauhen äussern Seite. Die javanische Speiche ist kürzer als die capische, ihre ovale rauhe Fläche der Vorderseite für den Biceps und Brachia- lis internus ist concav eingesenkt, länglich oval, bei dem capischen Radius dagegen viel breiter und convex. Hier sind auch beide Muskelflächen durch eine verticale Rinne von einander geschieden, während sie bei dem javanischen völlig zusammenfliessen. Die Erhabenheit an der Aussen- seite für das äussere Seitenband und den Ausstrecker der Zehen ist bei dem capischen beträchtlicher, sowohl höher als umfangsreicher. Die Trennung der Speiche von der Elle erscheint bei dem javanischen kürzer und zugleich eiwas breiter, und die Speichenarterie läuft, sobald sie an die Vorderseite tritt, in einer auf der Verbindungslinie beider Knochen liegenden Rinne fort, von welcher ich beim capischen Nashorn keine Spur finde. Am untern Gelenk treten die Anheftungsflächen bei dem javanischen viel stärker hervor als bei dem capischen, und während bei diesem die hintere Fläche in ihrem untern Theile convex ist, ist sie bei jenem tief concav. Auch für diesen Knochen gibt Blainville keine nähern specifischen Unterschiede an. Unter den fossilen Speichen befindet sich die linke vom Gebraer Skelet, zwei zusammengehörige, links und rechts von Egeln, eine rechte, eine linke und verschiedene Frag- menie ebendaher, eine linke von Quedlinburg. Die Gebraer zeichnet sich sogleich durch ihre beträcht- liche Grösse aus. Im Einzelnen sieht man im Vergleich mit der capischen den Gelenkrand für das Kapselband zum Ober- arm höher und den äussern Rand der Gelenkfläche fast gar nicht hervorstehen, wie bei dem javanischen Nashorn. Mit diesem stimmt auch die ovale, rauhe, längsgefurchte An- 121 heftungsfläche des Biceps überein, denn sie ist vertieft und nicht erhaben, jedoch liegt sie mehr in der Mitte der Vor- derseite, wie beim capischen, als nach aussen, wie bei dem javanischen. Einen eigentlichen Höcker an der Aussenseite unter der Gelenkfläche für das Seitenband und den hier haftenden Ausstrecker finde ich nicht, und darin weicht dies Exemplar vom capischen und javanischen ab. Es ist bei ihm vielmehr nur eine erhabene Leiste, welche rings um den Knochen mehr weniger deutlich verfolgt werden kann und an der Aussenseile kaum merklich höher wird. Die rauhen Stellen der Hinterseite sprechen für eine viel innigere und festere Verbindung des Radius mit dem Cubitus, als bei den lebenden. Während bei diesen beide Knochen auf mehr denn Zoll Weite in der Mitte klaffen, ist die Trennung. bei dem fossilen so gering, dass die durchtretende Speichenar- terie in beiden Knochen eine Ausbuchtung oder Rinne veran- lasste. Die Rinne für eben diese Arterie auf der Vorderseite beider Knochen ist deutlicher als bei dem capischen, aber weniger markirt als bei dem javanischen. Die vordere und hintere untere Fläche stimmen wesentlich mit dem capischen überein, vielleicht sind einige Anheftungsstellen weniger rauh. Das vollständige linke Egeln’sche Exemplar weicht mehrfach von dem Gebraer ab, theils eigenthümlich, theils dem capischen sich nähernd. Der Rand des obern Gelenks bleibt derselbe, aber die ovale Fläche für den Biceps schwillt im untern äusseren Drittheil auf, während ihr übriger Theil noch tief concav ist. Noch mehr fällt die enorme Entwicke- lung des seitlichen äussern Höckers auf, welcher fast knollig hervorsteht. An der hintern Seite ist die Berührungsfläche mit dem Cubitus etwas rauher als bei dem Gebraer, der Arterien- durchgang ist derselbe, aber die senkrecht auf der Vorder- seite herablaufende Rinne des javanischen liegt hier am Rande der Hinterseite und ist von vorn nicht sichtbar. Bei dem Gebraer läuft dieselbe flach und vorn hinab und theilt sich in eine nach der hintern und vordern Seite gehende viel früher als bei dem Egeln’schen. Der untere Theil weicht wenig ab. Bei sorgfältiger Vergleichung erkennt 122 man eine abweichende Anordnung der Ernährungslöcher, ein- zelne rauhere Stellen und andere unwesentliche Unterschiede. Die übrigen Exemplare von Egeln zeigen entsprechende Eigenthümlichkeiten. Bei allen ist der äussere obere Seiten- höcker aufgeschwollen, auch die Gefässrinne gleich gebildet. Nur bei einem Exemplar, dem die untere Epiphyse fehlt, also einem jungen, ist die Rinne gar nicht vorhanden. Dem- selben fehlen auch die rauhen Berührungsflächen für den Cubitus noch, weil die Verbindung nicht so innig war als bei alten Thieren. Geringe Unterschiede in den Gelenkflächen sowohl für den Humerus als Carpus, in deren Umfang, Con- cavität und Convexität, Neigung, Umrandung beobachtet man bei allen, aber es sind diese individuellen Eigenthümlichkeiten so unbedeutend, dass sie keine weitere Berücksichtigung verdienen. Das Quedlinburger Exemplar ist das kleinste von allen und wiederum eigenihümlich ausgezeichnet. Der Rand der obern Gelenkfläche ist scharf und steht gar nicht hervor. Der äussere Seitenhöcker ist kräflig entwickelt und die ganz nach innen gerückte Fläche des Biceps ist hoch aufge- schwollen und durch eine tiefe Längsgrube in eine höhere, grössere, innere Hälfte und in eine weniger aufgeschwollene, kleinere äussere Hälfte getheilt. Auf der hintern Seite, wo die sehr rauhe Cubitusfläche liegt, ist der Arteriendurchgang sehr schmal, und es läuft dieselbe grade auf dem Rande des Knochens als breite flache Rinne hinab, gräbt sich aber auf dem untern Theile neben der Cubitusfläche wieder sehr tief ein. Der untere Gelenktheil bietet nichts Eigenthümliches. Die Vergleichung der Exemplare ergibt daher, dass der Höcker der obern Aussenseite, die Anheflungsstelle des Biceps nach Lage, Grösse und Beschaffenheit, ebenso die Lage und Stärke der Rinne für die Speichenarterie vielfachen individuellen Abänderungen unterworfen, und in keiner Weise von dem lebenden capischen specifisch unterschieden sind. Dagegen darf die abweichende Grösse des Knochens im Verhältniss zum Oberarm, seine innigere Verbindung mit dem Cubitus, die stärkern Kapselbänder und die dickern Gelenk- 123 theile als specifisch eigenthümlich für Rh. tichorhinus her- vorgehoben werden. Dimensionen. Rh. bie. Rh. jav. Gebra. Quedl. Egeln. Totallänge des Radius an der Innenseite . . . 0,350 0,314 0,392 0,346 0,377 Dieselbe an der Aussen- seite -. - 2» 2.....0,330 0,295 0,360 9,313 0,344 Querdurchmesser d. ob. Gelenkflächke . . . 0,105 0,102 0,113 0,103 0,115—0,104 Mittlere Ausdhng. derslb. 0,060 0,050 0,062 0,057 0,068—.0,055 Querdurchmesser d. unt. Gelenkflächke . . . 0,090 0,090 0,103 0,096 0,115 — 0,106 Die Elle. Der Cubitus der Pachydermen erreicht, wie bereits er- wähnt, stets die Handwurzel, und bei dieser vollständigen Entwickelung bietet er hinlänglich deutliche generelle und specifische Charactere. Bei Elephas und Tapir ist er scharf- kantig und prismalisch, dort auffallend dick und den Radius ganz aufnehmend, mit geradem kurzem Ölecranon, beim Ta- pir dagegen dünner im Verhältniss zum Radius, mit dem- selben schon frühzeitig im untern Theile verwachsend *) und das Olecranon nach innen gekrümmt. An den Tapir schliesst sich Sus an, dessen Cubitus wegen der geringern Grösse und flach gedrückten Form mit keinem andern ver- wechselt werden kann. Bei Hippopotamus ist der Cubilus kurz, dick, rundlich, ganz am Radius anliegend mit mehr horizontal abstehendem Olecranon, bei Rhinoceros dagegen ist er länger, dünner, dreikantig, an einer Stelle vom Radius getrennt, mit flach gedrücktem , senkrechter stehendem Olecranon. Der sehr schwache Cubitus des javanischen Rhinoceros bietet den Ausstreckern an dem knotig aufgeschwollenen Ende des Olecranon eine kräfligere Anheftungssielle als der stärkere der capischen Art. Ausserdem hat jener eine weiter ge- ®) Das zur Vergleichung dienende Skelet gehört einem Thiere mit so eben hervorbrechendem letztem Zahne und doch sind beide Knochen schon innig mit einander verwachsen. 124 öffnete Gelenkfläche für die Rolle des Oberarmes, ist mit einer längeren, aber schmäleren rauhen Fläche an den Ra- dius gelehnt, hat tiefe Rinnen auf der vordern Seite über dem untern Gelenk für die Sehnen der Zehen und endlich nur eine einzige Carpalfläche, während diese bei der Afri- canischen Art auch den mittlern Carpusknochen noch zum Theil aufnimmt. Von den fossilen Exemplaren fehlt dem Gebraer das Ende des Olecranon, einem jungen Egelnschen die Epiphyse auf demselben .und der untere Gelenktheil, und ein Quedlin- burger Exemplar ist ebenso fragmenlär. Die Unterschiede von dem Cubitus der lebenden Arten resultiren schon aus der dargelegten Form des Radius. In der That entspricht bei den vorliegenden Exemplaren die Breite der Berührungs- fläche mit dem Radius, die Lage und der Umfang der auf- liegenden Gefässe, die Gelenkfläche für den Oberarm genau den oben bezeichneten des Radius und Humerus. Der Unter- schied vom javanischen ist in jeder Beziehung auffallender als vom capischen. Dimensionen. Rh. bic. Rh. jav. Gebr. Egeln. Quedlbg. Länge des Olecranon ohne Epi- physe. ... .0.00..2....0405.0,110.. — 0140.77 = Mittlere Breite desselben . . 0,090 0,085 0,100 0,105 — Grösste Oeffnung der Hume- ralgelenkfläche . . . . . 0,098 0,093 0,100 0,105 0,102 Breite derselben am Radius . 0,095 0,090 0,097 0,100 0,099 Abstand des höchsten Randes der Gelenkfl.vom unternEnde 0,430 0,360 0,450 — _ Die Handwurzel. Wenn auch im Allgemeinen wenig von der der Ein- hufer und Wiederkäuer abweichend, bielet die Anordnung der Handwurzelknochen bei den Pachydermen im Einzelnen doch mannigfache Unterschiede, und wenden wir uns daher sogleich zur Vergleichung der einzelnen Knochen selbst. 1. Os naviculare s. scaphoideum begimt die erste Knochenreihe von innen und liegt unter dem Radius. Mit demselben gelenkt es oben, seitlich und aussen mit dem os semilunare, unten mit dem os multangulum majus und 125 minus. Seine Gelenkfläche für den Radius ist in der vor- dern Hälfte querconvex, in der hintern grössern tief concav. Die seitliche Berührung geschieht durch Randflächen, zwischen denen die Mitte dieser Seite concav ist. Die untere Gelenk- fläche besteht aus zwei, durch eine Erhabenheit getrennte, von vorn nach hinten convexe, aber von innen nach aussen concave Flächen. Die ganze übrige Oberfläche ist rauh und uneben, von grossen Nahrungskanälen durchbohrt. Die Gattungen der Pachydermen sind leicht zu unterscheiden. Bei Hippopotamus ist die Radialfläche einfach, die untere für das os multangulum majus sehr gross und für das kleine vieleckige sehr klein. Bei Elephas verlängert sich der Knochen von oben nach unten auffallend, seine Radialfläche ist eben, klein, schief nach vorn. geneigt, die untere Gelenkfläche sehr schmal, aber lang von vorn nach hinten; bei dem kleinern Tapir die obere Gelenkfläche ebenfalls sehr flach, übrigens der Knochen rhinoceros - ähnlich. Leider fehlt am Skelet des javanischen Nashornes dieser Knochen, so dass ich die specifischen Charaktere nicht angeben kann. Nach der Ge- lenkfläche des Radius zu schliessen, war die vordere Um- randung weniger stark bogenförmig und die Convexität und Concavität der obern Gelenkfläche eine andere als bei der capischen Art. Zwei fossile Exemplare liegen zur Vergleichung vor und zwar beide von der linken Seite, das eine bei Gebra, das andere bei Quedlinburg gefunden. Die Unterschiede zwischen beiden beruhen in der abweichenden Grösse, in der Form stimmen sie mit dem des capischen Nashorns überein. Der untere Theil des Knochens zeigt bei näherer Vergleichung eine beachtenswerthe Eigenthümlichkeit. An der hintern Seite nämlich ıst die Fläche über der Gelenk- fläche für das vieleckige Bein bei dem lebenden tiefer aus- gehöhlt als bei den fossilen. Der Knorren, welcher sich auf der Hinterseite über dieser Bandgrube erhebt, nimmt bei dem capischen die ganze Hinlerfläche ein, indem er sich mit gleicher Breite und Höhe vom Innenrande zum os se- milunare ausdehnt, Bei den fossilen dagegen erhebt sich 126 der Knorren plötzlich und höher, aber die breite Einsenkung, welche von der Aussenseite herzieht, verschmälert ihn ganz auffallend. Ferner ist bei dem capischen die Gelenkfläche für das grosse vieleckige Bein von innen nach aussen ge- messen viel breiter als die für das kleine vieleckige, und zwar entsteht dieser grössere Durchmesser durch die Ver- längerung der*untern Aussenecke des Knochens. Bei den fossilen dagegen ist die Fläche für das os multangulum mi- nus grösser als die für das multangulum majus und die untere Aussenecke plump, kurz aufgetrieben, nicht verlängert. Auch sind die Seitenflächen bei dem lebenden viel auffal- lender durchlöchert und gefurcht. Dimensionen. Rh. bic. Gebra. Quedl. Abstand zwischen der obern und untern Ge- lenkfläche an der Innenseite . . . .... 0,025 0,033 0,029 Querdurchmesser der Fläche für das os malt. mmus wii. N. Baer, 025 000,035 Derselbe für das os mult. majus . . .. .. 0,038 0,030 0,030 2. Os semilunare dem Kahnbein folgend ist der mittlere Knochen der ersten Reihe. Er gelenkt oben mit Radius und Ulna zugleich, an der Innenseite mit dem os scaphoideum, an der Aussenseite mit dem os cuneiforme, unten mit dem os unciforme. Die Form dieser zahlreichen Gelenkflächen ist je nach den Gattungen verschieden und danach auch die allgemeine Gestalt des Knochens. Bei dem Nashorn ist der vordere Theil würfelförmig, und hinten hängt ein nach unten gerichteter Fortsatz hinab. Dieser letztere fehlt dem Hippopotamus, bei welchem der Knochen überdies viel höher als breit ist und dem os cuneiforme inniger an- liegt; bei dem Elephanten ist der hintere Forlsatz zwar vor- handen, aber kürzer, und der Knochen vorn beträchtlich breiter als hoch; bei Tapir ist der Forisatz ebenfalls kleiner, und vorn verschmälert sich der Krochen nach unten und zeigt eine sehr innige Berührung mit dem anliegenden. Die Gelenkfläche für die Unterarmknochen ist bei Rhi- noceros unregelmässig, quer, slark convex und senkt sich vorn und hinten tief herab. Der innere Theil für den Ra- 127 dius ist der grössere, der äussere für den Cubitus der kleinere; jener fast horizontal, dieser unter einem spitzern Winkel gegen die Achse des Knochens geneigt. Eine sanft gerundete Erhabenheit verbindet beide Flächen. Für das os scaphoideum ist eine obere und untere Fläche vorhanden; die erstere schmal, ganz an der Innenseite gelegen, nach hinten verlängert, die untere schief nach vorn gerichtet und viel höher. Beide sind schwach eingesenkt, fast flach. Die Flächen für das os cuneiforme erscheinen als schmale Randflächen am obern und untern Rande, dort grösser, hier kleiner. Die untere Fläche ist schief nach aussen gerichtet, concav, nach hinten verschmälert. An sie legen sich nach der Innenseite hin, vorzüglich am verlängerten Fortsatze entwickelt, zwei Gelenkflächen, von welchen die untere länglich concave für den Höcker des os multangulum be- stimmt ist. Von den sechs fossilen Exemplaren gehören drei der rechten und drei der linken Extremität an und ist eines von Gebra, zwei von Egeln, drei von Quedlinburg. Unter einan- der weichen sie nur durch die verschiedene Grösse ab, auffal- lend aber alle von dem lebenden capischen. Die Radial- fläche senkt sich nämlich an der vordern Seite tiefer hinab und wird hier von einer sehr tiefen Rinne für das Kapselband begränzt. Die Cubitalfläche ist unter einem viel stumpferen Winkel abgesetzt, am auffallendsten bei den Egelnschen Exem- plaren, wo der Winkel fast einem rechten gleicht, etwas weniger bei den Quedlinburgern und am wenigsten bei dem Gebraer. In der Ausdehnung dieser Fläche, welche sich bei allen weiter als am capischen erstreckt, weichen die Exemplare unter einander ab. 1) Bei dem Gebraer ist näm- lich die hintere bogenförmige Erweiterung dieser obern Ge- lenkfläche scharf umrandet und deutlich abgesetzt, ebenso die kleine hintere Seitenfläche für das Kahnbein. 2) Bei beiden Egelnschen Exemplaren, einem rechten und einem lin- ken, erweitert sich die obere Gelenkfläche nach hinten und innen zugleich stärker und fliesst mit der hintern seitlichen Kahnbeinfläche ganz zusammen, so dass eine Anheftung für 128 das Band gar nicht stattgefunden hat, welche bei dem Gebraer einen Raum von 0,009 einnimmt. 3) Bei einem linken Quedlin- burger Exemplar fliessen beide Berührungsflächen ebenso völlig in einander, bei den beiden rechten dagegen sind sie durch eine Furche getrennt, deren Breite bei dem einen 0,002, bei dem andern 0,004 beträgt. Die weitere Ausdehnung der Ra- dialfläche spricht unzweifelhaft für eine freiere Gelenkung des Radius auf dem os semilunare, aber die Trennung oder Vereinigung dieser Fläche mit der Kahnbeinfläche kann kaum von Bedeutung bei der Handbewegung sein. Vielleicht liegt in der Vereinigung dieser Flächen eine Andeutung der Ver- wachsung beider Knochen, die wir bei den Raubthieren in vollkommenster Entwickelung beobachten. Die vordern Be- rührungsflächen mit dem os scaphoideum sind nicht minder verschieden in ihrer Ausdehnung, bei keinem Exemplare reicht jedoch die untere Fläche so hoch hinauf als bei dem capischen. Auch ihre Ausdehnung von hinten nach vorn wechselt. Dagegen ist die Berührung mit dem os cunei- forme bei allen. fossilen viel geringer als bei dem capischen, sowohl die obere als untere Fläche sind merklich kleiner. Der hintere Theil des Knochens erscheint verhältnissmässig kleiner als bei dem lebenden. Die untern Doppelflächen für die beiden vieleckigen Beine bieten nur in ihrer hinlern Erstreckung Eigenthümliches. Bei dem capischen geht ihr gemeinschaftlicher Rand unter einem stumpfen Winkel aus- einander, und zwar indem der der äussern Gelenkfläche sich gerade abwendet. Einen so weit geöffneten Winkel finde ich bei keinem fossilen. Am grössten, fast einem rechten gleich ist derselbe bei einem Egelnschen Exemplar, etwas spitzer bei dem Gebraer, und bei zweien von Quedlinburg kaum einem halben rechten gleich. Die Stelle, wo sich beide Gelenkflächen nach hinten trennen, wechselt unab- hängig von der Grösse des Knochens bei den fossilen zwischen 0,020 bis 0,040, vom vordern Rande gemessen. 3. Os cuneiforme. Der äussere erste Knochen in der obern Reihe der Handwurzel ist bei den Pachydermen der regelmässigste in der Gestalt, nämlich würfelförmig. 129 Derselbe gelenkt oben mit dem Cubitus, nach innen mit dem os semilunare, unten mit dem Vieleckigen, aussen und oben mit dem Erbsenbeine. Bei Elephas ist dieser Knochen viel breiter als hoch, mit einem langen Forlsatze an der äussern Hinterecke; bei dem Flusspferde ist er sehr schmal, höher als breit, mit stark nach aussen geneigter Cubitalfläche und beim Tapir ist er winklig ausgebuchtet. Bei dem capischen Nashorn — in unserm Skelet des javanischen fehlt der Knochen — ist die Cubitalfläche quer und stark ausgebuchtet. Sie senkt sich nach aussen hinab, indem sie sich zugleich theilt in eine vordere, dem Cubitus noch zugehörige und eine hintere, höhere für das Erbsen- bein. Die untere Fläche ist im entgegengesetzten Sinne concav und etwas tiefer und breiter als die Cubitalfläche. Von den Semilunarflächen ist die obere die grössere, fast vierseilig, trapezoidal bis zur Mitte des Knochens hinab- reichend. Eine breite Furche trennt sie von der untern, welche nur halb so hoch ist und sichelförmig im Umriss erscheint, der hintere Theil dieser Fläche, mit dem Knorren des semilunare gelenkend, ist fast rechtwinklig, ganz an der hintern Seite gelegen, höher als breit. Die übrige Ober- fläche ist rauh. * Die fossilen Exemplare sind ein rechtes von Egeln und zwei linke von Quedlinburg und Obergebra. Ausser den abweichenden Grössenverhältnissen unterscheiden sie sich besonders noch in den Gelenkflächen von dem capischen. Die Cubitalfläche ist bei allen tiefer concav, am auffallendsten bei dem Egelnschen, welches zugleich die übrigen an Grösse übertrifft. An der Aussenseite hängt die Gelenkfläche tiefer hinab und die hintere für das Erbsenbein ist bei dem Ge- braer flach, nur wenig abgesetzt, bei dem Egelnschen grösser, stärker nach hinten geneigt, und bei dem Quedlinburger am grössten, ganz nach hinten geneigt und unter dem kleinsten Winkel gegen die vordere Seite gerichtet. Die obere Se- milunarfläche ist bei allen kleiner, reicht nicht bis in die Mitte des Knochens hinab, dehnt sich aber weiter von vorn nach hinten aus als bei dem lebenden, bei welchem sie über- 9 130 dies völlig eben ist, während bei den fossilen eine mittlere Er- habenheit sich zeigt. Durch dieselbe wird die Fläche gleich- sam in zwei getheilt. Am os semilunare ist die entsprechende Fläche gleichfalls sehr unregelmässig, bei Weitem nicht so "eben als bei dem lebenden, aber unter den sechs Exemplaren desselben schliesst sich kein einziges innig an die vorlie- genden ossa cuneiformia an. Jedenfalls war die Gelenkung beider Knochen bei dem fossilen Rhinoceros eine viel freiere als bei dem capischen. Die untere Randfläche ist in dem- selben Verhältniss niedriger als die obere, daher die Furche zwischen beiden auch beträchtlich breiter als am lebenden. Die hintere Fortsetzung der Fläche ist bei dem Egelnschen rhombeidal mit sanft abgerundeten Ecken, höher als lang, also dem capischen wenigstens in dieser Ausdehnung gleich; bei dem Quedlinburger ist sie oval, länger als hoch, und bei dem Gebraer in dieser Richlung länglich elliptisch. Auch erscheint der untere Innenrand des Knochens bogenförmig, die Gelenkflächen in einander laufend, während er bei dem capischen rechtwinklig ist, die Berührungsflächen an der Hinterecke über die hintere Kante gebrochen. Die unlere Fläche für das vieleckige Bein zeichnet sich durch ihre geringe CGoncavitäl aus. Sie bildet nach hinten und aussen eine scharfe Ecke, welche bei dem lebenden völlig abge- rundet ist. Dimensionen. Rh. bicorn. Gebra. Quedl. Egeln. Grösste Höhe an der vordern Fläche 0,053 0,056 0,053 0,056 Durchmesser der Cubitalfläche von vorn nach hinten . . » 2..2....0,040 0,046 0,045 0,049 Grösste Tiefe dieser Fläche . . . 0,005 0,006 0,006 0,009 Querdurchmesser d. unt. Gelenkfläche 0,041 0,049 0,047 0,044 Längsdurchmesser derselben . . . 0,0359 0,034 0,042 0,038 Höhe der Innenseite -. . . . .....0,030 0,030 0,025 0,028 4. Os irapezoidale beginnt die zweite Reihe der Handwurzelknochen an der Innenseite, gelenkt oben mittelst einer querconvexen Gelenkfläche mit dem os scaphoideum, mittelst einer eben solchen unten mit dem innern Mittelhand- knochen, an der Aussenseite dem vieleckigen Bein anliegend. 131 Bei dem Elephanten ist die obere Fläche fast plan, schief nach innen geneigt, unter einem rechten Winkel gegen die Fläche des Vieleckigen gerichiet. Auch die untere Fläche ist sehr flach und der Knochen von vorn nach hinten über- wiegend ausgedehnt. Bei dem Flusspferde ist er viel kleiner, die obere Fläche rechtwinklig gegen die Achse des Knochens gerichtet, aber immer noch ziemlich flach und aussen und unten mit einer sehr deutlichen Fläche für die rudimentäre innere Zehe. Beim Tapir wird der Knochen noch kleiner und zeichnet sich besonders durch seine Fläche an der Innen- seite aus. Bei dem Nashorn wird dieser Knochen von oben und unten innig umfasst, hat in der Richtung von vorn nach hinten eine prismatische Gestalt, trägt an der Innenseite auf einer ebenen Gelenkfläche den rudimentären Zehenknochen, erscheint an der Vorderseite elwas aufgelrieben, an der hintern zwischen beiden Seitenflächen kielartig zusammen- gedrückt und liegt mil der ganzen Aussenseite am viel- eckigen Bein. Das einzige fossile Exemplar ist das linke vom Gebraer Skelet. Es unterscheidet sich besonders durch die flache Hinterseite von dem capischen. Dieselbe erhebt sich nicht nur nicht kielartig, sondern senkt sich zwischen beiden Seiten sogar noch etwas ein und ist dabei schmäler als am capischen. 5. Os multangulum minus liegt zwischen dem vorigen und dem gleichnamigen grossen, oben mit dem os scaphoideum, unten mit dem Mitlelknochen gelenkend. Mit Ausnahme bei Elephas hat dieser Knochen eine höchst eigen- thümliche, von den übrigen Carpusknochen auffallend abwei- chende Gestalt. Bei dem Elephanten besitzt er eine trapezoi- dale Vorder- und trigonale Hinterseite, bei den übrigen Gattungen dagegen verlängert er sich hinten in einen weit herabhängenden Haken und oben in einen gewölbten Höcker, dessen kuglige Oberfläche von der hintern untern concaven Gelenkfläche des os semilunare bedeckt wird, Vorn wird er nicht vom os semilunare berührt, nach innen vielmehr vom os scaphoideum, nach aussen vom grossen Vieleckigen. Beide Gelenkflächen stossen stumpfwinklig in einer Kante Be 132 zusammen und gehen in die seitlichen über. Die Innenseite ist für das os trapezoidale und den Melacarpus bestimmt, deren beide Flächen nicht von einander, auch nicht von der untern concaven für den Metacarpus getrennt sind. Dagegen stösst diese letztere mit der von oben und aussen herkom- menden’ Fläche des grossen Vieleckigen in einer scharfen Kante zusammen. So verhält es sich bei Rhinoceros, bei dem Flusspferde dagegen treffen alle Gelenkflächen in Kanten an einander und der hintere Haken ist kürzer und breiter, schief nach innen gerichtet. Ebenso scharfkantig ist der Knochen bei Tapir, aber sein Haken noch beträchtlich breiter. Zwei fossile linke Exemplare von Quedlinburg und Ober- gebra sind bis auf die abweichende Grösse einander völlig gleich und auch vom capischen nicht auffallend: verschieden. Die vordere Fläche erscheint bei dem fossilen nach unten und aussen hin stark aufgetrieben, bei dem lebenden flacher, bei diesem dagegen ist der hinlere Fortsatz für das os se- milunare stärker entwickelt und der Haken kleiner. Letzterer ist bei den fossilen länger, dicker, knoliger, unregelmässiger, tiefer herabhängend, während er bei dem capischen comprimirt, kürzer, mit regelmässiger Oberfläche, fast wagrecht steht. 6. Os multangulum majus hat im Allgemeinen mit vorigem eine grosse Aehnlichkeit, zumal in dem hintern Haken und den vordern Gelenkflächen. Es liegt aussen neben dem _ kleinen Vieleckigen, gelenkt oben mit dem halbmondförmigen und keilförmigen, unten mit dem Metacarpus. Es ist grösser als das vorige und wodurch es sich leicht unterscheidet, es hat keinen hintern obern Gelenkkopf. Bei dem Elephanten gelenkt es oben nur mit dem os cuneiforme, ist hinten flach mit kurzem Vorsprung am Unterrande und wird von der äussern Zehe zugleich seitlich umfasst. Bei Hippopotamus dehnt es sich auffallend in die Quere aus und hat nur einen kurzen hintern Haken. Bei Tapir zeichnet es sich durch die Höhe aus. Bei Rhinoceros trägt es oben zwei stumpf- winklig gegen einander geneigte Gelenkflächen, von denen die nach innen gerichtete, für das os semilunare bestimmte fast flach ist und kleiner, die nach aussen gerichtete für das 133 os cuneiforme dagegen grösser und siark convex ist. Die untere Gelenkfläche ist unregelmässig bogenförmig, an der Innenecke beginnend nimmt sie die ganze Unterseite bis zur Aussenecke ein und gelenkt mit dem kleinen Vieleckigen, dem mittlern und äussern Metacarpus. Die vordere Fläche ist ziemlich flach, nur dem Unterrande parallel etwas er- haben. An der Hinterseite krümmt sich ein langer starker Haken über die untere Fläche für den Metacarpus hinweg, schief nach innen gerichtet, den ähnlichen des kleinen Viel- eckigen berührend, aber ohne besondere Fläche. Bei dem javanischen Rhinoceros ist dieser Haken viel kleiner und nicht so stark geneigt als bei dem capischen. Auch setzt bei jenem die untere Gelenkfläche nicht auf den Haken fort, während diese Fortsetzung bei dem capischen die rudimen- täre Zehe aufnimmt. Die beiden fossilen linken Exemplare wurden bei Qued- linburg und Obergebra gesammelt und gleichen sich bis auf die verschiedene Grösse, unterscheiden sich aber von dem lebenden capischen und javanischen sogleich dadurch, dass die untere und obere für das os cuneiforme bestimmten Flächen in einer äussern Kante zusammentreffen, welche bei den lebenden durch eine Furche getrennt bleiben. Auch setzt sich die untere Gelenkfläche, welche durch ihre grössere Breite mehr dem javanischen als capischen ähnlich ist, nicht auf den Haken fort, und dieser nähert sich in Richtung und Form ebenfalls mehr dem javanischen als capischen, denn er ist kurz, plump, mehr abstehend, nicht schief nach innen gebogen, und seine obere Kante läuft deutlich bis zu jener Kante, in welcher die Flächen für das os semilunare und os cuneiforme sich vereinigen. Dimensionen. Rh. bic, Rh, jav. Gebr. Quedlb. Vordere Breite des Knochens . . 0,068 0,071 0,080 0,069 Vordere grösste Höhe . . . 0,059 0,058 0,065 0,055 Breite der Fläche für das os u 0,043 0,040 0,050 0,041 Länge des Hakens vom obern Rande der Gelenkfläce . . . . . . 0,088 0,065 0,085 0,070 134 Hintere Extremität. Das Becken. Die grossen Darmbeine, die kleinen Sitzbeine, die be- trächtliche Höhe des Beckens im Verhältniss zur Länge und Breite, die Neigung der Darmbeine gegen die Wirbelsäule und Achse des Beckens sind die Charactere, welche das Becken aller Pachydermen von dem der übrigen Säugelhiere unterscheiden und zugleich die generellen Eigenthümlich- keiten in auffallender Weise darbieten. In Betreff der rela- tiven Grösse der Darmbeine folgen die Gattungen von Elephas, Rhinoceros, Hippopotamus, Tapir zu Sus nach einander, in Betreff der Breite würde Elephas und Rhinoceros, Tapir und Hippopotamus vereinigt werden müssen und Sus mit der ge- ringsten Breite allein stehen. Auffallend verschieden er- scheint die Neigung des Darmbeines gegen die Wirbelsäule. Bei dem Elephanten nämlich ist die Neigung rechtwinklig, bei dem Rhinoceros neigt sich das Darmbein von vorn nach hinten und zugleich nach unten, beim Flusspferde in der- selben Richtung stärker, bei Tapir und Sus noch auffal- lender. Mit dieser Stellung steht in gleichem Verhältniss die Länge des Beckens, indem die Gattungen von Elephas mit dem kürzesten bis Sus mit dem längsten Becken ein- ander folgen. Auch die Winklung der Extremitäten und die Antiklinie der Wirbelsäule steht in einem abhängigen Ver- hältniss zur Richtung der Darmbeine, denn Elephas mit gar nicht gewinkelten Extremiläten und ohne Antiklinie der Säule hat das kürzeste Becken mit rechtwinklig gegen die Säule gerichteten Darmbeinen. Bei Rhinoceros winkeln sich die Extremiläten etwas und die Antiklinie äussert sich in den Querfortsätzen der Wirbel, in demselben Grade nimmt die Länge des Beckens zu und die Darmbeine neigen sich gegen die Achse. Bei Tapir steigert sich dieses Verhältniss und erreicht bei Hippopotamus und Sus die Extreme unter den Pachydermen. Das eirunde Loch im Becken erscheint bei Tapir am grössten und kreisförmig, bei Rhinoceros mehr rundlich dreiseitig, klein und elliptisch bei Elephas, grösser und breiter bei Hippopolamus, am schmälsten und längsten 135 bei Sus. Die Länge der Symphysis ossium pubis steht in gradem Verhältniss zur Länge des Beckens überhaupt, da- gegen sind die Sitzbeine bei Elephas am kleinsten, bei Rhi- noceros grösser, bei Hippopotamüs und Sus noch grösser und bei Tapir am grössten. Das Becken des javanischen Rhinoceros ist kürzer als das des capischen; sein innerer Raum bei jenem kreisrund, hier höher als breit; die Hüftbeine dort breiter, kürzer, überhaupt umfangsreicher, die Sitz- und Schambeine grösser und stärker, die Schambeinfuge länger, das Loch grösser, mehr kreisförmig. Die fossilen Exemplare sind leider sehr fragmentär. Die beiden Hälften des Gebraer Skeletes haben beschädigte Hüftbeine und keine Schambeine. Eine rechte Hälfte von Quedlinburg ist besser erhalten, ausserdem liegen von dort noch mehrere Fragmente vor. An allen erkennt man noch, dass der Stiel des Hüfibeines so schlank als bei dem capischen ist und dass die überwiegende Ausdehnung der Breite zur Länge in demselben Verhältniss als bei dieser lebenden Art steht. Dagegen fehlt den fossilen die geschwungene Form, welche das capische von oben betrachtet bietet, und sie nähern sich darin dem javanischen. Ebenso deutet die be- trächlliche Grösse und Form des eirunden Loches und die Stärke der Schambeine und Sitzbeine auf eine grössere Aehn- lichkeit mit dem javanischen. Der Ausschnitt in der Pfanne für das Kapselligament ist bei den Exemplaren von ver- schiedener Grösse. Bei dem capischen finde ich denselben kleiner als bei dem javanischen, etwas grösser als bei diesem bei dem Gebraer, kleiner bei den Quedlinburgern. Die Ge- lenkpfanne ist bei dem capischen am flachsten, bei dem javanischen am tiefsten, und zwischen beiden liegt die Tiefe der fossilen. Dimensionen. Rh. bic. Rh. jav. Gebr. Quedlb. Mittlere Breite des Hüftbeinstieles 0,075 0,065 0,075 „0,075 Grösste Breite des Hüftbeines . . 0,420 0450 — 0,420 Durchmesser der Pfanne von oben nach unten . . . 277% 0105 0.092 0,110,0,110 Derselbe von vorn nach hinten, . 0,110 0,096 0,115 0,115 136 Der Oberschenkel. Drei verschiedene Typen zeigt der Oberschenkel der Pachydermen, nämlich Rhinoceros und Tapir nach dem Typus der Einhufer, Hippopotamus und Sus nach dem der Wieder- käuer, und Elephas ganz eigenthümlich, indem bei diesem die auffallende, den Unterschenkel weit überwiegende Länge und die abweichenden Knorren des oberen Gelenkes und die Form des Kniegelenkes keine Annäherung zu den übrigen verrathen. Hippopotamus und Sus haben einen flachen Ge- lenkkopf für die Beckenpfanne, auf deutlichem Schenkelhalse, einen gerundeten Körper und ein auffallend verdicktes Knie- gelenk. Bei Rhinoceros und Tapir dagegen ist der obere Gelenkkopf halbkuglig, ohne verlängerten Schenkelhals, der Körper breit gedrückt und flach, mit einem besonderen Fort- satze an der Aussenseite für den Glutaeus externus. Beide, Rhinoceros und Tapir, sind trotz dieser allgemeinen Aehn- lichkeit im Einzelnen doch wesentlich verschieden. Der kuglige Gelenkkopf ist nämlich bei dem Tapir noch deutlich vom Körper abgesetzl, auf einem kurzen Halse ruhend und durch eine tiefe Grube an der Innenseile für das ligamen- tum teres besonders ausgezeichnet. Die Schenkeldreher sind sehr stark entwickelt, der Körper des Knochens oben depri-- mirt, unten comprimirt, das Kniegelenk nicht sehr symmetrisch und die Gelenkknorren nach hinten nicht besonders stark entwickelt. Bei Rhinoceros fehlt der Hals für den obern Gelenkkopf völlig, die Trochanler sind breiter, am Kniege- lenk der innere Knorren auffallend grösser als der äussere. Für die Characteristik der capischen und javanischen Art zeigen unsere Skelete mehrfache Eigenthümlichkeiten. Dem Oberschenkel der capischen fehlt eine besondere Grube für das ligamentum teres, welche bei der javanischen als breite, bis an den Rand des Gelenkkopfes sich erweiternde Ver- tiefung vorhanden ist. Dem indischen Nashorn fehlt die Grube ebenfalls. Bei diesem ist zugleich der Knochen im obern Theile am breitesten und durch den doppelten Fortsatz an der Aussenseite auffallend ausgezeichnet. Am schmälsten ist der obere Theil bei dem javanischen, aber doch dicker als bei 137 dem capischen. Der äussere Fortsatz ist bei dem javanischen länger und stärker nach vorn gekrümmt als bei dem capi- schen, wo er zugleich kürzer und dicker ist. Beiden aber fehlt der nach oben gerichtete Fortsatz des indischen. Im untern Gelenk steht das indische Nashorn zwischen dem javanischen und capischen. Unter den fossilen Oberschenkeln ist nur ein rechter von Quedlinburg vollständig, einem andern ebendaher fehlt der obere Gelenkiheil, dem linken Gebraer fehlt der obere Gelenkkopf und die übrigen von Egeln und Quedlinburg sind sehr fragmentär. Als wichtigster Unterschied am obern Ge- lenkkopf macht sich sogleich die Anwesenheit und Form der Bandgrube bemerklich. Dieselbe senkt sich scharfkantig ein und bildet ein gleichschenklig spitzwinkliges Dreieck, dessen Basis der unterbrochene Gelenkrand darstellt. Sie fehlte bei dem capischen und indischen und war bei dem javanischen unregelmässig oval und viel tiefer. Der Gelenkkopf wölbt sich ringsum stärker über den Körper des Knochens als bei allen lebenden, aber sein Rand ist nicht so scharf wie bei dem javanischen. Die obern Trochanter stehen in Grösse und Form zwischen dem javanischen und capischen, ersterem jedoch näher als diesem. Die grössere Aehnlichkeit mit dem Javanischen bestehi in der schiefen Neigung der Aussenfläche, wo sich der grosse, mittlere und kleinere @lutaeus anheftet, in einem deutlichen Höcker zwischen dieser Fläche und dem Gelenkkopfe, welcher dem capischen ganz fehlt, in der Dicke dieses ganzen Theiles überhaupt. Die an der Hinterseite gelegener Grube für den Pectinaeus und Obturator externus ist kleiner als bei den lebenden Arten. An einem blossen Trochanter ist dieselbe ganz dem des javanischen gleich, aber auf der Oberfläche sind die Ansatzstellen der verschie- denen Muskeln sehr deutlich von einander getrennt, schärfer noch als an dem vollständigen Exemplare. Die erhabene Kante an der Innenseite für die Darmbein- und Lenden- muskeln ist weniger entwickelt, die Oberfläche weniger rauh als bei den lebenden. Die ihr entsprechende äussere Kante erscheint bei dem capischen scharfwinklig, bei dem java- 138 nischen und fossilen abgerundet. Die vordere zwischen bei- den Kanten liegende Fläche ist breiter und durch eine merk- liche Einsenkung in der Mitte noch umfangsreicher als bei dem capischen und javanischen. Trotz dieser Einsenkung tritt die in der Mitte vom Gelenkkopfe herablaufende Leiste noch deutlich hervor, deutlicher als beim capischen, weniger als bei dem javanischen. Der Hakenfortsatz in der Mitte der Aussenseite unterscheidet sich von dem lebenden durch grössere Dicke und Kürze, biegt sich nicht so stark nach vorn, aber deutlicher nach oben. Er hat weder einen schar- fen Rand noch eine rauhe Hinterseite wie bei den lebenden, vielmehr ist nur sein unterer Theil scharf gerandet, der obere grössere Theil dagegen gerade abgestumpft mit einer glatten ebenen Fläche, welche unter einem wenig mehr als 90 Grad betragenden Winkel gegen seine vordere Fläche geneigt ist. Die hintere Fläche ist völlig glatt. Diese Be- schaffenheit muss für den Glutaeus externus von grosser Bedeutung sein. Die Rolle für die Kniescheibe ist schmäler als bei den lebenden, übrigens aber die vordere Ansicht des untern Gelenktheiles überhaupt dem capischen gleich. Die Innenfläche neben dem Kniegelenk ist wulstig aufgetrieben, aber nicht zu einer so scharfen queren Kante als bei dem capischen. Beide Gelenkknorren werden durch eine liefe Längsgrube von einander getrennt. Dieselbe erscheint am breitesten ausgehöhlt mit flachem Grunde bei den fossilen, bei den lebenden senkt sie sich nicht so scharf von den Gelenkflächen ein, ist zwar tiefer, aber zugleich ihr Grund concav. Die ganze Hinterseite des Knochens fällt bei den fossilen durch grosse Breite, zumal gegen die Schmalheit des capischen, auf. Im untern Theile dieser Fläche unmit- telbar über den Gelenkknorren heftet sich der Gasterocne- mius auf einer rauhen Stelle mit zwei Köpfen an. Bei dem javanischen liegt die innere Anheftungsstelle in der Mitte der Fläche, ist oval, grösser und höher gelegen als die zweite äussere, welche über dem äussern Gelenkknorren liegt und kleiner ist. Diese senkt sich zugleich tief ein. Bei dem capischen ist eine breite tiefe Grube in der Mitte 139 der Fläche, aussen daneben eine schmale, 'sanft eingesenkte, rauhe SteHe. Unter den fossilen hat das Quedlinburger eine mittlere sanfte Einsenkung, an deren oberen Rand eine kleine rauhe Ansatzstelle schief anstösst und aussen daneben eine Fläche wie bei dem capischen. Bei zwei andern von Qued- linburg erscheint die mittlere Einsenkung breiter und tiefer, die seitlich daneben gelegenen Stellen umfangsreicher. Bei einem Egelnschen Exemplar ist die mittlere Einsenkung noch grössere, die seitliche Stelle aber breit und flach. Das Ge- braer Exemplar hat eine kleine, aber auffallend tiefe Grube in der Mitte, schräg darüber nach innen eine umfangsreichere Ansatzstelle und eine ähnliche aussen daneben. So auffal- lend individuelle Unterschiede bietet die Ansatzstelle eines Muskels! Derselbe Umfang der Anheftung wird bald durch grösse Tiefe, bald durch grössere Rauheit der Oberfläche gewonnen. Das Egelnsche Exemplar bietet hier so auffällige Unterschiede, dass es, in Fragmenten gefunden, für generell eigenthümlich ausgegeben werden könnte. Dimensionen. Rh. bic. Rh. jav. Gebr. Quedlb. Totallänge des Femur . . . 0,480 0,450 0,520 0,500 rn te unter. dem Gelenkköpfe 0,1850 0160 — 0,210 Abstand des untern Trochanterrandes vom obern des Hakenfortsatzes . 0,120 0,100 — 0,140 Mittlerer Höhendurchmesser desFort- Salzes. .,. . 0,079 0,085 0,085 0,075 Mittlere Breite dis Körper: un dem Fortsatze. . . . . 0,070 0,070 0,095 0,095 Breite zwischen ab äussern Hunde der Gelenkknorren °. . 0,125 0,115 0,130 0,130 Breite der Kuiestheibenselanktläche 0,080 0070 — 0,085 Der Unterschenkel. Beide Knochen, Tibia und Fibula, sind bei den Pachy- dermen stets vollkommen ausgebildet, und letztere nimmt am obern Gelenk niemals, am untern dagegen stets Theil, und darin liegt ein wesentlicher Unterschied von den Wieder- käuern und Einhufern. Unter einander lassen sich die Pa- chydermen in diesem Theile leicht unterscheiden. Bei Hippo- 140 potamus ist die Tibia am plumpesten und die Fibula am schwächsten, dann folgt Sus. Daran schliesst sieh Rhino- ceros mit schlankerer Tibia und stärkerer Fibula, bei Elephas steigert sich dieses Verhältniss und erreicht bei Tapir das Extrem. Die Berührung beider Knochen ist bei Rhinoceros am innigsien, wo die Fibula sogar Theil nimmt an der Bil- dung des obern Gelenkrandes, am geringsten ist sie bei Sus und Hippopolamus. Der Elephant hat eine schlanke Tibia, deren äussere Femoralgelenkfläche sehr schief liegt. Ihre Kniescheibenfläche ist eben, gross, dreiseitig, und die Fibula erreicht nicht den Gelenkrand. Die Gelenkfläche für die Rolle des Astragalus ist gerade, ziemlich flach und verlän- gert sich an der Innenseite mit einem kurzen Zapfen ab- wärls, während an der Aussenseite die Fibula kolbenförmig angeschwollen, das Tibiagelenk weit überragt. Bei Tapir ist die Tibia kantiger, die Kniescheibenfläche eine breite Rinne, die Fibula mit einer schiefen bis an den Femoralgelenkflächen- ran verlängerte Fläche angehefiet, die Rolle des Astragalus schief und die Fibula ganz innig in einer Grube der Tibia damit verbunden. Bei Hippopotamus ist die Tibia sehr plump, ihre Kniescheibenfläche durch eine hoch hervorspringende Kante oder vielmehr Wulst von aussen begränzt, die Gelenk- fläche für den Astragalus gerade, aber lief, die Fibula wie bei Elephas. Bei Rhinoceros hal die Tibia eine gedreht dreikantige Gestalt, ebene horizontale Flächen für die Knorren des Femur, eine kurze sehr geneigte Wulst an der Knie- scheibenfläche, eine mehr nach hinten, oben und unten, innig anliegende Fibula und eine sehr ungleiche Gelenkfläche für den Astragalus. Um die Arten des Rhinoceros zu unterscheiden, ist, ab- gesehen von der geringen Grösse überhaupt, bei dem java- nischen eine mehr hervorspringende Wulst neben der Knie- scheibenfläche, welche selbst tiefer ausgehöhlt ist, eine tiefer eoncave Aussenfläche unmittelbar daneben und eine nicht so weit rückwärts gelegene Fibulafläche zu beachten, welche so eben den Rand der Femoralgelenkfläche berührt, während bei dem capischen die Fibula die Tibia überragt, deren Ge- 141 lenkrand wirklich abgestumpfi und ihre ganze Berührungs- fläche mehr nach hinten gerückt ist, während ferner die Aussenseile ganz flach concav, die Kniescheibenwulst niedri- ger und deren Gelenkfläche viel weniger concav ist. Das untere Gelenk für den Astragalus ist bei dem capischen horizontal, bei dem javanischen schief und mit beträchtlicherer innerer Concavität. Zugleich sind, wohl nur wegen des höhern Alters, alle Muskelanheftungsstellen durch Rauhigkeit ihrer Oberfläche bei dem javanischen auffallend ausgezeichnet. Zwei vollständige fossile Exemplare von Quedlinburg scheinen demselben Thiere anzugehören, von welchem der oben erwähnte Oberschenkel herrührt, denn beide entsprechen einander genau in der Form und passen vortrefflich an das Femur. Ausserdem liegt noch der linke des Gebraer Skelets vor. Alle drei stimmen in der verhältnissmässigen Grösse der Femoralgelenkfläche, deren Concavität und Neigung völlig mit dem capischen überein, die Grube ihres Kniegelenkes ist noch tiefer und schmäler als bei dem javanischen, der wulstige Knorren daneben bei weitem grösser. Die Conca- vität der Aussenfläche übertrifft die des capischen nur wenig und bleibt hinter der javanischen weit zurück. Dagegen ist die obere Berührung der Fibula ganz dem javaner ähnlich, denn die Fibulafläche erreicht kaum den Gelenkrand, liegt jedoch wie bei dem. capischen weit zurück. Die von der Kniegelenkwulst herablaufende Kante bleibt bei dem fossilen deutlich bis zur untersten Aussenecke, während sie bei bei- den lebenden schon vor der Mitte abgerundet ist und weiter hinab ganz verschwindet. Der offene Raum zwischen Fibula und Tibia ist bei den fossilen viel kürzer und enger als bei den lebenden. Die hintere Seite der Tibia gleicht im Allge- meinen der des capischen, allein es treten die Rinnen auf derselben deutlicher hervor, ähnlich wie bei dem javanischen, und während die Sehnenrinne‘ innen über dem Gelenk bei diesem fast ganz fehlt, bei dem capischen sehr tief und breit ist, ist sie bei den fossilen flach. Die Fläche für den Astra- galus stimmt mit der des capischen überein, aber die Muskel- 142 anheftungsstellen treten ebenso markirt an der Oberfläche des Knochens hervor als bei dem javanischen. Dimensionen. Rh. bic. Rh. jav. Gebr. Quedlb. Totallänge der Tibia an der Innenseite 0,340 0,290 0,360 0,320 Querdurchmesser der Femoralge- lenkflächey 3438 Na ka Br 20,130: +-:50,120 a4 0 Vordere Breite des untern Gelenks 0,110 0,100 0,120 0,105 Länge des offenen Raumes zwischen Tibia und Fibulla . . . . . ...0,140 0,125 0,060 0,070 Dicke der Tibia in der Mitte hinten gemessen. . :© >» 2... .. 0038. 0,042 0,0732.00%0 Die Fibula. Das Pfeifenbein des Nashornes unterscheidet sich von dem des Tapir durch die geringere Breite des obern Theiles und die geringere Dicke, aber grössere Breite des untern Theiles, von dem des Elephanten durch die viel- und scharf- kantige Gestalt, von dem des Hippopolamus durch grössere Dicke und geringere Erweiterung des untern Theiles. Die Fibula der javanischen Art ist dicker als die der capischen, hat schärfere Kanten und dickere Enden. Zwei vollständige Exemplare, zu den vorigen beiden Schienbeinen von Quedlin- burg gehörig, haben den scharfkantigen Körper des java- nischen, aber die Enden des capischen und unterscheiden sich von beiden sowohl durch ihre innigere Verbindung mit der Tibia als durch ihre kleinere, fast senkrecht stehende Fläche für den Astragalus. Dimensionen. Rh. bic. Rh. jav. Quedlb. Totallänge der Fibula ... .. . .... „.0,8330 0,265 0,298 Grösste Breite oben . . .. - . ... 20.055 0,060 0.038 Dieselbe unten . . . . . . ...22.0057° 0,050.20092 Dicke in der Mitte... . . . . ...:0.019°0.0227.0,020 Breite der Astragalusfläcke . . . . . 0,048 0,045 0,033 ern 200,019 0,0291 Die Kniescheibe. Die Patella der Pachydermen bietet im Allgemeinen eine grössere Achnlichkeit mit der der Wiederkäuer und Einhufer, als im Einzelnen die Galtungen unter einander. Bei dem Ele- phanten ist sie relativ am kleinsten, schmal und dick, mehr Höhe derselben . 143 oval im Umfang als eckig. Bei dem Flusspferde breitet sie sich schon zu beiden Seiten aus und erhebt sich mit der mittlern Wulst über den obern Rand. Eigenthümlich bleibt ihr aber die flache Mittelwulst auf der Gelenkfläche für das Femur und die scharfe Absetzung der vordern verlängerten Wulst von eben dieser Fläche. Die Kniescheibe des Tapir ist kenntlich an ihrer ungeheuern Dicke, welche bei der sehr geringen Breite besonders auffällt, Bei Sus ist sie noch schmäler und elliptisch, sogar dicker als breit. Rhinoceros hält ziemlich die Mitte aller. Die Patella ist vierseitig, die Seiten gebuchtet, schief, nur die äussere leicht convex, die Vorderseite wie immer rauh, die hintere der Gelenkfläche am Femur entsprechend. Ausser durch die Grösse unter- scheidet sich die capische von der javanischen durch be- trächtlichere Breite und geringere Höhe der Mittelwulst auf der vordern und hintern Fläche. Die Anheftungsstellen der Sehnen finde ich an der javanischen schärfer begränzt. Die fossile Kniescheibe entspricht in der Form ganz der _ javanischen, nur dass die Querwulst auf der Vorderseite stärker entwickelt ist, in der Grösse dagegen übertrifft sie die capische noch bedeutend. Die Fusswurzel. Der Tarsus der Pachydermen besteht aus sieben Knochen und weicht in seiner Construction von dem der übrigen Huf- thiere mehr ab als die Handwurzel und bietet zugleich eine grössere generelle Uebereinstimmung als diese. Durch die Lage des Astragalus und Calcaneus, welche nicht neben, sondern unter und hinter einander liegen, sind die wichtigsten Differenzen bedingt, und wenden wir uns deshalb gleich zu den einzelnen Knochen. Astragalus. Die gerade Gelenkrolle theilt den Astragalus der Pa- chydermen mit dem der Wiederkäuer, die Kürze und Ver- bindung mit dem Calcaneus dagegen mit dem der Einhufer. Bei beiden ist aber die Rolle darin wieder gleich, dass beide Erhabenheiten von gleicher Grösse sind, während bei den Pachydermen stets die äussere Erhabenheit breiter und 144 flacher ist als die innere. In Betreff der Gelenkung sieht man bei den Pachydermen den Astragalus oben in der Rolle mit der Tibia und seitlich aussen mit der Fibula gelenken. Schief nach hinten liegen drei verschiedene Flächen für den Calcaneus und unten zwei für das os cuboideum und os naviculare. In der Bildung und dem gegenseitigen Ver- hältniss dieser Verbindungsflächen liegen vorzüglich die ge- nerellen Charactere. Bei dem Elephanten ist die Rolle des Astragalus ziem- lich flach, die Fibulafläche nimmt die ganze Aussenseite ein und die Navicularfläche ist stark convex in der Quere, über die ganze Unterseite ausgebreitet, denn das os cuboideum tritt nicht heran. Der Calcaneus berührt den hintern Rand der Rolle. Bei dem Flusspferde ist die Rolle am tiefsten, die untere Seite wird zur Hälfte von dem os naviculare und zur andern Hälfte vom Wirbelbein eingenommen, die Fibularfläche ist nur wenig kleiner als bei Elephas, aber der Calcaneus berührt den hintern Rand der Rolle nicht. Bei Tapir gestaltet sich der Astragalus pferdeartig, die Rolle ist schief, hat aussen nur eine schmale Fläche für die Fi- bula, wird hinten vom Calcaneus und unten grösstentheils vom os naviculare, nur sehr wenig vom Würfelbein berührt. Das Nashorn nähert sich am meisten dem Hippopotamus, aber eigenthümlich ist ihm die, wenn auch nur sehr geringe Theilnahme des Calcaneus an der Rolle, indem nämlich deren äussere Hinterecke abgestutzt und von einer kleinen Fläche des Calcaneus erselzt ist. Die Fibularfläche ist nur wenig grösser als bei Tapir. Die Fläche für das os naviculare nimmt zwei Drittheile der Unterseite ein und das äussere Drittheil bildet gemeinschaftlich mit dem Calcaneus die Cu- boidalflächen. Beide Flächen stossen in einer sehr stumpfen Kante zusammen. Bei dem javanischen Astragalus, um die Arten noch zu charakterisiren, ist die Rolle tiefer, bei dem capischen flacher; bei ersterem treffen die Rolle, Fibulafläche und obere grösste Calcaneusfläche in der scharfen äussern Hin- terecke zusammen, bei dem capischen dagegen erscheint die 145 Ecke mit einer vertieft dreiseiligen Fläche abgestumpft. Die obere Calcaneusfläche ist bei dem 'capischen breiter und tiefer concav, und auffallend grösser noch ist die innen gelegene Calcaneusfläche, schr breit und doppelt so lang, bei dem javanischen gleich breit und lang. Die dritte, schmale, randliche Calcaneusfläche stösst bei dem javanischen in einer stumpfen Kante an die vorige, bei dem capischen dagegen ist sie durch eine breite Lücke von derselben getrennt und elliplisch. Unter der äussern Calcaneusfläche liegt am Rande des Astragalus bei dem capischen noch eine besondere Fläche für das zweite Keilföürmige, welche dem javanischen völlig fehlt. An der Unterseite erscheint die Cuboidalfläche kleiner bei dem javanischen, grösser bei dem capischen, und an der vordern Seite senkt sich bei ersterem eine grosse Verliefung ein, welche die Vertiefung der Rolle weit ausschneidet und dem leiziern völlig fehlt. Von den vier fossilen Exemplaren gehört ein linkes dem -Skelet von Obergebra, ein anderes linkes und zwei rechte sind von Quedlinburg. Bei mancherlei Achnlichkeiten mit dem javanischen nähern sich dieselben doch entschieden dem capischen. Mit ersierem stimmt überein die Navicularfläche nebst der schmalen langen Cuboidalfläche, welche jedoch noch schmäler ist, die lange untere, mit der innern gleiches Namens zusammenfliessende Randfläche für den Calcaneus und am auffallendsten die beiden Seitenflächen. Mit dem capischen dagegen haben sie die Form der Rolle gemein, die grössere Ausdehnung der Navicularfläche von vorn nach hinten, die Form der innern und äussern Calcaneusfläche und die Anwesenheit einer kleinen randlichen Fläche für das zweite Keilförmige. Ihre von beiden abweichenden Eigen- thümlichkeiten sind augenscheinlich individuell, z. B. die un- besländige Form der innern Calcaneusfläche, die weit über dieselbe hervorragende Kante der Rolle, die veränderliche Breite und Länge der Navicularfläche. Der zwischen dem Rollenrande und dem Rande der Navicularfläche gelegene Raum der Vorderseite ist bei dem Gebraer ganz wie bei dem capischen. Bei einem Quedlinburger senkt er sich 10 146 schon lief ein und bei einem zweiten erreicht er die Tiefe des javanischen, allein nicht dessen Höhe, daher die Rolle auch durch ihn nicht so tief ausgeschnitten wird. Die tiefere Concavilät der äusseren Calcaneusfläche scheint indess nicht ohne Bedeulung zu sein. Dimensionen. Rh. bie. Rh. jav.. Gebr. Quedl. Vordere Breite der Rolle des Astragalus 0,075 0,070 0,080 0,082—0,075 . Grösste Höhe an der Innenseite 0,078 0,070 0,087 0,075 —0,070 Mittlerer Querdurchmesser der Navicul. und Cuboidalfläche . 0,068 0,063 0,068 0,070— 0,067 Mittlerer Durchmesser der Navi- cularflächevonvornnachhinten 0,048 0,039 0,056 0,048—0,042 Höhe der innern Calcaneusfläche 0,049 0,035 0,058 0,054— 0,046 Mittlere Breite der Fibulafläche 0,015 0,020 0,021 0,024—0,020 Der Calcaneus. Das Fersenbein der Pachydermen ist durch seine plumpe Form und seine Lage hinter dem Sprungbein schon genügend von dem der Einhufer und Wiederkäuer unterschieden. Ebenso auffallend irelen die generellen Charactere hervor. Bei Elephas ist der Fortsatz für die Achillessehne ganz ge- neigt, fast horizontal, stark comprimirt, kurz, aber mit ziemlich grosser Endfläche für die Sehne. Am Astragalusgelenk ist er dagegen sehr breit, ebenso die Cuboidalfläche sehr breit. Bei dem Flusspferde ist der Fortsalz ganz nach oben ge- richtet, schlanker, noch stärker comprimirt, am Ende mehr verdickt und die Sehnenstelle concav, die seitliche Berührung mit dem Astragalus ziemlich gross und die Cuboidalfläche stark geneigt. Den Einhufern wiederum sehr ähnlich ist Tapir durch seine schlanke zierliche Form. Bei ihm liegt der Calcaneus schräg nach aussen hinter dem Astragalus, sein Fortisalz ist sehr lang, die Cuboidalfläche nicht geneigt. Der Calcaneus des Nashornes ist der plumpeste unter allen, sein Fortsatz kurz und sehr dick, die Endfläche für die Sehne in der untern Hälfte plötzlich und diekwulstig aufgetrie- ben. Die Theilnahme an der Astragalusrolle und die con- cave Gelenkfläche für das Würfelbein zeichnen den untern Theil aus. 147 Der Fortsatz am Calcaneus des javanischen Rhinoceros ist stärker comprimirt als beim capischen, die Endfläche für die Sehne gleichmässig dickwulstig. Aussen über der Astra- galusfläche liegt eine kleine Randfläche zur Ergänzung der Bogenfläche für die Fibula am Astragalus. Diese letztere ist bei dem capischen nur angedeutet, ausserdem ist dessen Fortsatz viel plumper und im untern Theile unregelmässig wulstig. Andere Unterschiede resultiren aus den bei dem Astragalus angeführten. Von den sechs fossilen Fersenbeinen ist das eine linke vom Gebraer Skelet, drei linke und ein rechtes von Quedlin- burg und ein rechtes von Egeln. Ihre Charactere sprechen wiederum für nächste Verwandtschaft mit dem capischen, von welchem sie im Allgemeinen durch plumpere Form unter- schieden sind. Ausser dem Gebraer passt kein einziges zu dem beschriebenen Aslragalus. Die untere und innere Fläche für diesen sind bei den lebenden Arten getrennt, bei den fossilen vereinigt ohne Spur einer Trennung. Der Raum zwischen den drei Gelenkflächen für den Astragalus ist stark convex bei dem capischen, bei allen fossilen dagegen flach oder vertieft mit höckerigem unregelmässigem Grunde. Der Fortsatz ist länger und dicker und seine Endfläche für die Sehne im Allgemeinen dem capischen ähnlich, jedoch mit mehrfachen individuellen Eigenthümlichkeiten. Das Gebraer Exemplar weicht hier insofern ab, als seine untere Wulst breiter und nicht so schief nach aussen abgestutzt und der obere ebene Theil grösser ist. Das Egelnsche hat eine stark comprimirte Hinterseite mit mittlerem Kiele, einen ebenfalls stark comprimirten Fortsatz, eine sehr dicke Endwulst, welche nur wenig nach aussen geneigt ist. Anstatt des hintern mitilern Kieles findet sich bei einem Quedlinburger eine be- trächlliche Vertiefung, der Fortsatz darüber ist mit einer ebenen Fläche schief abgesiutzt, gegen welche die schiele Fläche der Wulst an der Aussenseite slösst. Durch diese Abstumpfungen erscheint die Endwulst sehr unbedeutend. Zwei andere Quedlinburger haben eine dick aufgetriebene Wulst, am Ende des Forisatzes. Dem vierten Quedlinburger 10* 148 fehlt eine solche abgeselzte Wulst, es endet schmal und flach und ist gegen alle übrigen auffallend stark comprimirt und besitzt ausserdem über der innern Astragalusfläche eine eigenthümliche Wulst. In der Neigung und Concavität der Cuboidalfläche stimmen alle fossilen mit dem capischen über- ein, aber die Breite dieser Fläche bleibt nicht dieselbe. Dimensionen. Rh. bie. Rh. jav. Gebr. Egeln. Quedl. Grösste Breite zwischen der obern Astragalusflächke . 0,088 0,085 0,095 0,096 0,097 — 0,080 Abstand des obern Randes d. äussern Astragalusfl. vom Ende des Fortsatzes . . 0,032 0,040 0,046 0,037 0,047 — 0,030 Oberer Querdurchmesser des Fortsatzes . 2... ...0,049 0,055 0,068 0,065 0,072 —0,045 Mittlere Dicke desselben . 0,035 0,028 0,048 0,039 0,044—0,034 Grösster Längsdurchmesser 0,120 0,120 0,135 0,120 0,130—0,110 Länge des vordern Randes der Cuboidalfläche . . . 0,045 0,047 0,061 0,048 0,060— 0,046 Grösste Breite dieser Fläche 00,29 0,027 0,034 0,030 0,032—0,031 Das Kahnbein. Das Os naviculare der Pachydermen kann nur durch seine Verbindung mit den übrigen Knochen von dem der Einhufer und Wiederkäuer unterschieden werden. Auch die generellen Characlere liegen in dieser Verbindung, denn die allgemeine Form stimmt auffallend überein. Es berührt dieser Knochen mit einer breiten, sanft concaven, obern Gelenk- fläche den Astragalus, mit einer entsprechenden untern die ossa cuneiformia, mit einer bis dreien an der Aussenseite das os cuboideum oder auch den Calcaneus und mit einer hintern das zweite Keilförmige. Bei dem Elephanten ist der- selbe breit und flach, trägt drei untere ziemlich ebene Flächen für die Keilförmigen, keine hintere und eine schief nach aussen und unten gelegene für das Würfelförmige. Bei Hippopotamus ist er klein, aber dick, hat drei untere Flächen und für das os cuboideum eine seitliche. Bei Tapir ist er noch dicker, hat nur eine untere Fläche für die Keilför- migen und zwei seitliche für das os cuboideum. Bei Rhi- noceros ist der ganze Knochen etwas gekrümmt, kahnförmig 149 und hat drei seitliche Flächen, und eine hintere für das zweite Keilförmige. Bei dem javanischen Nashorn sind die Flächen für die Keilförmigen deutlich von einander getrennt. Das einzige fossile Exemplar gehört dem Skelet von Öbergebra. Durch seine Dicke und Grösse gibt es sich sogleich als dem capischen zunächst verwandt zu erkennen. Es unterscheidet sich von demselben durch die völlige Zu- spitzung der vordern Aussenecke, durch völlige Vereinigung der einzelnen Cuboidalflächen und durch den Mangel eines hintern Eckfortsalzes, der bei dem capischen am unterlie- genden Keilförmigen herabhängt. Dimensionen. Rh. bic. Rh. jav.. Gebra. Grösste Dicke an der Vorderseite... . . 0,026 0,024 0,028 Geringste Dicke daselbst . . . - ....0,015 0,014 0,018 Durchmesser der Astragalusfläche von vorn nachchinten a Sue 2 00... .,0.043. 0.041 ,. 0,053 Derselbe von rechts nach links . . . . 0,043 0,040 0,052 Das würfelförmige Bein. Das os cuboideum liegt unter dem Calcaneus und über dem äussern Metatarsus. Die innigere Verbindung dieses Knochens mit dem einzigen Metatarsus bei Einhufern und Wiederkäuern gestattet keine Verwechslung. Bei den Pa- chydermen gelenkt es mit dem os naviculare und dem keil- förmigen, welche mindestens drei Flächen an der Innenseite erzeugen. Bei Elephas ist es flach, sehr niedrig, aber breit, denn es gelenkt unten mit den zwei äussern Metatarsen, oben zur Hälfte mit dem os naviculare, zur andern mit dem Calcaneus. Bei dem Flusspferde ist es auffallend dick, ge- lenkt oben zur Hälfte mit dem Astragalus, zur andern und sehr schief mit dem Calcaneus, unten gleichfalls mit zwei Metatarsen und hat hinten einen untern kurzen Fortsatz unter dem Kopf des Metatarsus und einen obern unter dem Astragalus. Bei Tapir gelenkt es unten nur mit einem Me- tatarsus, oben mit dem Calcaneus und der äussern Ecke des Astragalus, an der Innenseite mit dem os naviculare und Keilförmigen. Bei Rhinoceros ist es von mittlerer Dicke, berührt oben den Calcaneus und mit einer schmalen Fläche 150 den Astragalus, innen das os naviculare und cuneiforme, unten den äussern Metatarsus und hat ausserdem an der Hinterseite einen grossen wulstigen Knorren, der sich unter den Metatarsus neigt. Bei der capischen Art sind die Flächen für den Calcaneus und Astragalus in ihrer vordern Hälfte völlig vereinigt und nach hinten durch eine Mittelkante ge- schieden, die erstere biegt sich mehr nach aussen herab, während bei dem javanischen beide Flächen vollständig ge- trennt sind und letztere weniger geneigt ist. Die hintere Fläche für das os cuneiforme erscheint bei dem javanischen grösser und der hintere Knorren bei dem capischen wulstiger, dicker, stärker geneigt. Zwei fossile Exemplare von Quedlinburg unterscheiden sich von dem des Gebraer Skeletes durch die Grösse und die tieferen Rinnen. Bei einem der ersten sind die Berüh- rungsflächen mit dem os naviculare wie bei dem capischen schon von einander getrennt, bei dem andern sind sie noch vollständiger vereinigt als bei dem javanischen. Uebrigens haben alle mit dem letztern nur die schärfere Trennung der Flächen für Calcaneus und Astragalus und die geringe Grösse des hintern Knorrens gemein. Von dem capischen unterscheiden sie sich ausserdem durch die grösseren Flächen für das os naviculare und cuneiforme, durch die regel- mässige Form des hintern Knorrens, welcher abgerundet, kurz und gleichmässig verdickt ist. Dimensionen. Rh. bic. Rh. jav. Gebr. Quedlb. Vordere Dicke des Knochens 0,040 0,035 0,045 0,045 — 0,038 Durchmesser der obern Seite von vorn nach hinten . . 0,048 0,045 0,056 0,051 — 0,050 Derselbe von rechts nach links 0,048 0,050 0,045 0,045—0,037 Durchmesser der untern Seite von vorn nach hinten . . 0,037 0,035 0,047 0,049--0,044 Die keilförmigen Beine. Die Pachydermen haben zwei bis drei ossa cuneiformia, welche über den innern Metatarsen und unter dem os na- viculare liegen, das über dem grössern Metatarsus gelegene ist sieis das grössere, Es hat allermeist eine unregelmässig 151 dreiseitige Gestalt mit dem Scheitel nach hinten gerichtet. Bei dem Elephanten ist es schmal und dick, bei Hippopota- mus höher als breit und oben verschmälert, beim Tapir sehr breit und flach, Rhinoceros hält die Mitte. Die beiden fossilen Exemplare von Obergebra und Quedlinburg haben eine mehr concave Fläche für das os naviculare als das capische. Die Fläche für den äussern Metatarsus ist bei beiden scharf abgesetzt, hervorstehend, während sie bei dem capischen nicht über die Aussenseite des Knochens erhaben ist. Am hintern Fortsatze biegt sich die Navicularfläche nicht nach innen herab wie bei dem capischen, sondern neigt sich vom höchsten Innenrande gleichmässig und stark zur kleinen Cuboidalfläche hin. Die innere Seite hat beim Gebraer und capischen dieselbe Fläche für das nebenliegende kleinere Keilförmige, bei dem Quedlin- burger dagegen zieht sich die obere Randfläche weit nach hinten mit zunehmender Breite. Dimensionen. Rh. bic. Gebra. Quedl. Vordere Dicke des Knochens . . . . . 0,028 0,029 0,028 Übere Breite; 7. can ntennssene 0,044 2 0,047,,7,0.046 Länge am Innenrande . . . 2..2..2...0,053 0,050 0,050 Grösste Dicke der hintern Ecke . . . . 0,021 0,051 0,031 Mittelhand und Mittelfuss. Die Zahl der Mittelhand- und Mittelfussknochen variirt bei den Pachydermen von zwei bis fünf. Letztere Zahl findet sich bekanntlich bei Elephas und Mastodon. Daran schliesst sich Hippopotamus mit vier, wozu vorn noch ein rudimen- tärer Knochen kommt, dann Hyrax mit %, aber vorn sowohl als hinten mit noch einem rudimentären, Tapir mit & und Rhinoceros mit drei und einem vordern rudimentären. Die Suinen besitzen vier, die äussern hinter den grössern mittllern gelegen. Die Grösse der einzelnen Knochen anlangend bleibt der mittlere stets überwiegend. Bei Rhinoceros fehlen die äussern, also ist der mittlere von den dreien der grösseste, bei Hippopotamus mit einem innern rudimentären ist die zweite innere der vollständigen am grössten. Die Form der Knochen richtet sich nach der Anzahl, daher können wir 152 uns bei der specielleren Vergleichung auf Rhinoceros be- schränken. Bei diesem unterscheidet sich Hand und Fuss durch die Grösse und die Gelenkflächen gegen die Wurzel- knochen, das capische vom javanischen durch beträchtlichere Grösse. Der mittlere Metacarpus. Der mittlere grösste Melacarpus, unterscheidet sich von dem entsprechenden Metatarsus durch beträchtlichere Breite und durch die concave Gelenkfläche für das Vieleckige Bein. Ausserdem hat er oben und aussen noch eine kleinere Gelenkfläche für das andere Vieleckige und vor dieser so- wie an der Hinterecke die Flächen für die äussern Mittel- handknochen. Bei dem Metatarsus sind jederzeit neben der obern Gelenkfläche zwei kleinere vorhanden, welche beide für die anliegenden Zehen bestimmt sind. Unten ist der stark convexe Gelenkkopf für die erste Phalanx, welcher oben einfach convex, unten eine wirkliche Rolle bildet und hier zwei dreikantig prismatische Sesambeine aufnimmt. Beide Arten von Rhinoceros scheinen sich nur dadurch zu unter- scheiden, dass der javanische bei geringerer Länge breiter ist als der capische. Andere Eigenthümlichkeiten, als das Zusammentreffen der hintern äussern Metacarpusflächen mit der Fläche für das Vieleckige bei dem capischen und die Trennung derselben bei dem javanischen, die grössere Aus- dehnung der seitlichen obern Fläche für das andere Viel- eckige bei dem capischen sind von geringer Bedeutung. Die sechs fossilen Exemplare wurden bei Quedlinburg, Egeln und Obergebra gesammelt und variiren in der Grösse so auffallend, dass die kleinsten dem javanischen gleichen, die grössten aber das capische übertreffen. Der erste Un- terschied von dem lebenden liegt in der grössern Conca- vität der Fläche für das Vieleckige, worin alle übereinstimmen. Der äussere Fortsatz erhebt sich nämlich beträchtlich höher über diese Gelenkfläche als bei dem capischen und javanischen. Zugleich ist die zweite Multangularfläche, welche an diesem Fortisatze liegt, verhältnissmässig grösser als am capischen. Sie steht überall unter demselben Winkel gegen die grössere 153 Multangularfläche als bei eben dieser lebenden Art, dehnt sich aber weiter nach hinten aus, und der vertiefte Raum zwischen ihr und der hintern Metacarpusfläche ist viel schmäler. Die Fläche für den innern Metacarpus ist bei allen fossilen ebenfalls viel grösser als bei den lebenden, sowohl der Breite als Länge nach. Die Anheftungsstellen der Muskeln auf der obern und untern Seile zeigen mehrfache Unterschiede von geringer Bedeutung. Am untern Gelenkkopf erscheint die Rolle für die Sesambeine meist schmäler, ihre Einsen- kungen tiefer und die mittlere Kante scharfwinkliger und höher. Die Dicke der Knochen variirt weniger als ihre Länge und nähert sich sehr dem capischen. So flach als bei dem javanischen werden sie niemals, und könnte dieser Character allein schon die Verwandtschaft bestimmen. Dimensionen. Rh. bie. Rh. jav. Gebr. Egeln. Quedlb. Totallänge des Knochens . . 0,173 0,155 0,180 0,160—0,170 0,155—0,173 GrössteBreiteob. 0,065 0,060 0,065 0,060—0,065 0,064—0,072 Dieselbei.d. Mitte 0,050 0,060 0,052 0,048—0,064 0,051—0,054 Dieselbe im unt, Gelenkkopff . 0,062 0,053 0,056 0,050—0,058 0,052—0,055 Querdurchmesser d. grossen Mult- angularfläche . 0,050 0,047 0,042 0,042—0,041 0,040--0,045 Derselbe d. klei- nen äussern . 0,022 0,014 0,022 0,025—0,030 0,026--0,030 Mittlere Dicke des Knochens . . 0,023 0,017 0,025 0,025 —0,030 0,024— 0,026 Der mitilere Metatarsus, Der mittlere Metatarsus hat eine flache Gelenkfläche für den Tarsus, daneben an der Innenseite zwei kleine rand- liche Berührungsflächen des innern und an der Aussenseite zwei grössere des äussern Metatarsus. Hierdurch und durch seine kürzere schmälere Gestalt unterscheidet er sich leicht vom Metacarpus. Der javanische ist kürzer und dünner, aber breiter als der capische. 154 Die drei fossilen Exemplare von Obergebra und Egeln stehen in der Dicke, Länge und Breite dem capischen sehr nah, aber unterscheiden sich dadurch, dass die beiden äussern Flächen für den äussern Metatarsus höher sind und näher beisammenstehen, und dass sie auf der untern Seite tief aus- gehöhlt und scharfkantig sind, was bei dem lebenden kaum merklich der Fall ist. Dimensionen. Rh. bie. Rh. jav. Gebr. Egeln. Totallänge des Knochens . . 0,160 0,143 — 0,162—0,150 Mittlere Breite . . . . . 0,042 0,051 0,045 0,050—0,048 Mittlere Dicke . . . . . 0,022 0,015 0,025 0,026—0,025 Breite des untern Gelenkkopfes 0,052 0,535 — 0,051—0,045 Der innere Metacarpus unterscheidet sich durch seine schmälere, deutlich dreikantig prismatische Gestalt, durch seine leicht gekrümmie Form und seinen schmälern und relativ dickern Gelenkkopf sogleich vom mittlern Metacarpus, vom äussern nur dadurch, dass er oben zwei Gelenkflächen für die Carpusknochen hat, von dem entsprechenden Metatarsus nicht blos durch bedeutendere Grösse, sondern auch durch die Concavität und Duplicität der obern Gelenkfläche. Der javanische ist breiter als der capische und seine obere Gelenkfläche weniger concav. Die vier fossilen Exemplare von Quedlinburg, Obergebra und Egeln stimmen wiederum in der verhältnissmässigen Dicke und Länge so wie in der Concavilät der Carpusfläche mit dem capischen überein. Letztere, die Concavilät, ist indess bei dem Quedlinburger und Egelnschen grösser als bei dem Gebraer und dem lebenden. Nur das eine von Egeln hat die starke Krümmung des capischen, die übrigen sind ziemlich gerade. Bei dem capischen ist aber die seitliche Carpusfläche und die darunter liegende Metacarpusfläche viel kleiner als bei dem javanischen, bei welchem sie noch nicht den Umfang der fossilen zeigen. Zugleich sind letztere am Unterrande nirgends so tief ausgebuchtet als am javanischen. An der untern Seile treten auch hier die Muskelansätze mar- kirter hervor als bei den lebenden. 155 Dimensionen. Rh. bie. Rh. jav. Gebr. Quedlb. Egeln. Totallänge des Knochens . 0,150 0,142 0,162 0,152 0,143 Obere grösste Breite. . . 0,041 0,052 0,060 0,060 0,055 Mittlere grösste Breite . . 0,035 0,042 0,045 0,045 0,042 Breite des untern Gelenks . 0,035 0,039 0,040 0,040 0,035 Grösste Dicke in der Mitte 0,017 0,018 0,024 0,025 0,021 Dieselbe des untern Gelenks 0,037 0,038 0,041 0,040 0,038 Der innere Metatarsus ist schlanker und dünner als der entsprechende Metacarpus, hat eine fast halbmondförmige Tarsusfläche nebst einer vor- dern und hintern Fläche für das Keilförmige und an der hintern Seite noch eine Fläche für das Hakenbein. Die untere Rolle für die Phalanx ist sehr flach. Bei dem javanischen ist die Tarsusfläche beträchtlich breiter und gleichmässig concav, während dieselbe bei dem capischen schmäler und länger, vorn sich .elwas herabsenkt und hinten deutlich con- vex ist. Die innern Flächen stehen bei ersterem sehr scharf- kantig vor, aber die kleine hintere Hakenbeinfläche ist undeutlich, bei dem capischen dagegen gross und scharf- kantig gerandet. Die Rolle der Phalanx erscheint bei dem javanischen beträchtlich breiter als bei dem capischen, der Knochen selbst merklich breiter, stärker, kürzer. Ein fossiles linkes Exemplar von Quedlinburg entspricht in der Länge dem capischen, ist aber merklich dicker. Die Tarsusfläche ist tiefer concav als bei dem javanischen, also auffallend vom capischen. verschieden. Die Flächen an der Innenseite weichen in Form und Grösse von beiden lebenden sehr ab. Die schmale Rolle gleicht dem capischen bis auf die breiteren Flächen für die Sesambeine. Die Muskelansätze erscheinen vertieft und rauh, bei dem javanischen erhaben, bei dem capischen undeutlich. Dimensionen. Rh. bic. Rh. jav. Quedlb. Totallänge der Innenseite. . . . . . 0,149 0,130 0,145 Breite der obern Gelenkfläche . . . . 0,018 0,022 0,025 Länge derselben . . . 2. 2 2.2. .0035 0,036 0,040 Breite der Rolle. . ... .2.20.02020,031 © :0,037. 0,032 Mittlere Dicke... 2 2.2.202020 0,080 0,020 0,027 156 Der äussere Metacarpus ist noch stärker gekrümmt als der innere, zugleich kürzer und relativ breiler, seine Carpusfläche von rechts nach links concav, unregelmässig dreiseitig, bis an den hintern Rand ausgedehnt. Neben ihr an der Innenseite befinden sich zwei getrennte Flächen für den mittlern Metacarpus, von welchen die vordere schief gegen die Achse des Knochens von oben und aussen, nach unten und innen, die andere umgekehrt geneigt ist. Die Innenseite ist in der obern Hälfte rauh und unregelmässig aufgetrieben, der untere Gelenkkopf breit und die Rolle für die Sesambeine ziemlich tief’ Das javanische unterscheidet sich vom capischen durch Kürze und Breite. Bei letzterem ist die vordere Metacarpusfläche eine kleine, schmale Randfläche, die hintere viel grösser und fast kreis- rund, bei dem javanischen dagegen die vordere sehr gross und die hintere klein, abgerundet dreiseilig. Bei diesem ragt auch die Carpusfläche über den äussern Rand etwas vor. Das linke Exemplar vom Gebraer Skelet gleich in vieler Hinsicht dem capischen, ist jedoch grösser, hat grössere Flächen für den anliegenden Melacarpus und einen schief nach aussen gerichtelen untern Gelenkkopf. Dimensionen. Rh. bic, Rh, jav. Gebra. Totallänge an der Innenseite . . . . . 0,150 0,140 0,165 Dieselbe an der Aussenseite . . . . . 0,145 0,130 0,150 Grösste Breite der Carpusfläche . . . . 0,040 0,046 0,047 Länge derselben . . . . 2 2.2....0,050 0,040 0,050 Mittlere Breite des Körpers . . . . . 0,048 0,046 0,045 Breite des Gelenkkopfes . . . . . . 0,039 0,042 0,040 Der äussere Metatarsus. Grössere Breite, Stärke und Krümmung unterscheiden den äussern Metatarsus vom innern, Schmalheit und Kürze vom entsprechenden Metatarsus. Die obere Tarsusfläche ist unregelmässig, grösser von rechts nach links als von vorn nach hinten. Ihr hiuterer Rand springt wulstig. vor. An der Innenseite liegen zwei Flächen für den mittlern Meta- tarsus. Bei dem javanischen ist die Tarsusfläche mehr con- cav als bei dem capischen und senkt. sich aussen und vorn 157 herab. Der wulstige Hinterrand springt bei dem capischen mehr vor als bei dem kürzern und breitern javanischen. Dem fossilen Exemplare von Obergebra fehlt der untere Gelenkkopf, das von Egeln ist vollständig, und beide unter- scheiden sich von dem capischen nur durch beträchtliche Dicke und grössere Concavität der Tarsusfläche. Dimensionen. Rh. bic. Rh. jav. Egeln. Gebra. Totallänge des Knochens . . . . 0135 0125 0135 — Breite im Tarsusgelenk . . . . 0,050 0,048 0,045 0,053 Dieselbe in. der Mitte. . .. - .- 0,030 0,035 0,032 0,033 Dieselbe des untern Gelenks . . 0,032 0,036 0,050 — Die Zehenglieder. Die Phalangen der grossen Pachydermen sind ebenso scharf characterisirt als ihre Mittelhand- und Mittelfuss- knochen. Am längsten und zugleich am dicksten und schmälsten sind sie bei Hippopotamus, an breitesten und flachsten bei Elephas. Näher stehen sich Rhinoceros und Tapir, letzterer durch die geringere Grösse, die Form und Neigung der Gelenkflächen leicht zu unterscheiden. Die Bestimmung der einzelnen fossilen Exemplare unterliegt grossen Schwierig- keiten, und wollen wir die vorliegenden gleich mit den le- benden zusammenstellen. Ein fossiles Exemplar von Obergebra gleicht besonders in der untern Gelenkfläche der ersten Phalanx des innern Zehen des Fusses vom capischen Skelet. Dagegen stimmt die zweite Phalanx desselben Skeletes in der Länge mit dem javanischen mehr als mit dem capischen überein, während die untere Gelenkfläche wieder mit dem letztern ähnlich ist. Von der ersten Phalanx des innern und äussern Fingers liegen sieben Exemplare vor, von welchen die Gebraer und Quedlinburger in der Grösse den javanischen, in der Form aber besonders die Quedlinburger den capischen sich nähern. Dasselbe ist bei drei Exemplaren der zweiten Phalanx der Fall, deren untere Gelenkfläche der des capischen gleicht. Die fünf Hufglieder weichen nicht von den capischen ab, nur eines von Egeln durch beträchtlichere Grösse. 158 Flora HMamburgensis. Beschreibung der phanerogamischen Gewächse, welche in der Umgegend von Hamburg wild wachsen und häufig cultivirt werden. Von Dr. O0. W. Sonder, Apotheker. Hamburg bei Robert Kitller, 1851. Recensirt von A Garcke. Sitzung am 18. December 1850. Obgleich Deutschland eine grosse, Anzahl von Special- floren aufzuweisen hat, so kann doch nicht in Abrede ge- stellt werden, dass manche Gegenden dieses Landes theils gar nicht, theils nur sehr ungenau in botanischer Hinsicht durch- forscht sind und dass das Erscheinen einer neuen Special- flora immer mit Freuden begrüsst werden darf. Denn ab- gesehen von dem zunächst liegenden Zwecke einer jeden solchen Aufzählung der Pflanzenschätze einer besondern Ge- gend, nämlich durch Nachweis der Standorte der einzelnen Gewächse den in der betreffenden Gegend Botanisirenden ein Hilfsmittel an die Hand zu geben, ist es in wissenschaft - licher Hinsicht besonders die Pflanzengeographie, welche durch die Specialfloren gefördert wird. Wie könnte z. B. eine deutsche Flora genügend verfasst werden, wäre man nicht im Besitz von Floren über die einzelnen Theile dieses Landes, wie könnten Geseize aus der Verbreitung der Pflanzen gezogen werden, lieferten nicht die Specialfloren das Material hierzu. Zu diesem Behufe muss aber eine solche Flora mehreren Anforderungen genügen, um nicht, stalt der Wissenschaft. zu dienen, geradezu Schaden zu bringen. Vor allem ist nölhig, dass der Verfasser eines solchen Werks das in Beiracht gezogene Gebiet genügend durch- 159 forscht hat, um über das verschiedene Vorkommen der Pflanzen ein sicheres Resultat mittheilen zu können. Sodann kann eine richtige Bestimmung der aufgefundenen Schätze nicht genug empfohlen werden. Dieser zweiten Forderung entsprechen leider eine grosse Anzahl von Speeialfloren nicht, und doch muss selbst bei der mühevollsten Herbeischaffung des Materials eine falsche Deutung desselben nur Nachtheil bringen. Zwar ist die Anforderung, welche von dieser Seite her an eine Flora gestellt wird, nicht leicht, und es gehört dazu, dass dem Verfasser reiche Mittel der Literatur und in vielen Fällen Originalexemplare zur Vergleichung kritischer Pflanzen zu Gebote gestanden haben, auch ist es sehr wünschens- werth, dass er bei zweifelhaften Arten längere Culturver- suche anstellt, um über die Beständigkeit oder das Schwanken einzelner Organe sich Gewissheit zu verschaffen. Je mehr nun aber diese Anforderungen bei einem solchen Werke erfüllt sind, um so schätzenswerther ist dasselbe, und dass diess bei vorliegendem Buche der Fall, wird uns eine Durch- sicht desselben zeigen. Der Verfasser hat seit zwanzig Jahren das Gebiet genau durchforscht und es ist ihm dadurch möglich geworden, das nöthige Material allein zusammenzubringen, welches Verdienst nicht hoch genug angeschlagen werden kann, da die bereit- willige Aufnahme seltener Pflanzen in eine Flora blos auf Autorität Anderer, ohne eigene Prüfung an Ort und Stelle, schon oft sehr unangenehme Folgen gehabt hat. Aber auch der richtigen Deutung dieser Pflanzenschältze darf man versichert sein, da der Verfasser dem botanischen Publikum längst als sorgfältiger Arbeiter in dieser Wissenschaft bekannt, mit den nöthigen Mitteln ausgestattet ist, um eine solche Aufgabe genügend lösen zu können. Eine genaue Prüfung der Ge- wächse dortiger Gegend war aber um so nölhiger, da durch eine frühere Flora eine Anzahl Pflanzen für die Hamburger Gegend angegeben war, deren Auftreten in jener Flora bei dem Kundigen mindestens ein Staunen hervorrufen musste; dessenungeachtet haben einige eine unverdiente Aufnahme in allgemeine Werke über Deutschlands Flora erhalten, und 160 es ist erfreulich in der vorliegenden Flora eine Berichtigung dieser zweifelhaften Bürger zu finden. Als Gebiet der Flora ist die von Siekmann vorgeschla- gene Umgrenzung angenommen, nämlich ein Halbzirkel um Hamburg am rechten Ufer der Elbe mit einem Radius von drei Meilen. Dazu die nahegelegenen Elbinseln, sowie vom linken Elbufer die nächste Umgebung von Harburg. Gehen wir nun nach diesen Vorbemerkungen zur Be- urtheilung der einzelnen Theile des Buches selbst über. Nach der Vorrede (S. I— IV.) folgt von S. 1 bis 554 die nach dem Linneischen System geordnete Characteristik der Gattungen und Arten, darauf S. 555 und 556 einige Verbesserungen und Zusätze von Oynoglossum officinale und von dem auch in der Gegend von Frankfurt a. O. gefundenen und von Lasch als Xarthium riparium beschriebenen X. macrocarpum DC, sodann von 8. 557-565 eine alphabetisch geordnete numerische Uebersicht der natürlichen Familien mit den betreffenden Gattungen, welche als Resultat ergibt, dass die Flora incl. der häufig als Nutz- und Zierpflanzen kultivirten Gewächse in 111 Familien 444 Gattungen und 1106 Arten beherbergt, wovon nach Abzug der Kulturge- wächse für die wirklich einheimischen 992 Arten in 404 Gat- tungen und 105 Familien übrig bleiben. Das Ganze be- schliesst von S. 567— 601 ein ausführliches Register. Der im Buche befolgte Gang ist folgender: Nach der in lateinischer Sprache abgehandelten Characteristik der Gat- tung und Art folgt in deuischer Sprache eine genaue An- gabe des Standortes, der Blülhezeit und eine kürzere oder längere Beschreibung der Species. Um dem Anfänger das Bestimmen der Pflanzen zu erleichtern, ist das Linneische System zu Grunde gelegt, jedoch bei jeder Gattung die Stel- lung im natürlichen Systeme angegeben. Die Schatienseiten des Sexualsystiems sind jedoch dem Verfasser zu gut bekannt, als dass er nicht darauf Bedacht genommen haben sollte, diesem Mangel abzuheifen. So sind die gewöhnlichsten Ab- weichungen der Arten vom Klassen- und Ordnungscharacter berücksichtigt und letztere an den Orten angegeben, wo sie 161 vom Anfänger gesucht werden könnten. Wir gestehen gern zu, dass bei dem grossen Schwanken vieler Arten auf Voll- ständigkeit solcher Ausnahmen niemals Anspruch gemacht werden kann, doch vermissen wir die Angabe einiger dieser Abweichungen ungern, da die betreffenden Arten fast nur in dieser Abweichung vorkommen. So hätte bei der zweiten Ordnung der dritten Klasse Stelleria media nicht fehlen sollen; ebenso hätte bei der 16. Klasse Lysimachia angeführt werden müssen, da der Verfasser ganz richtig in der Diagnose dieser Gattung (S. 115.) die oft am Grunde verwachsenen Staub- fäden angibt; u. a. | Bei der Gattung Callitriche werden ausser ©, autumna- is L. von den Kützing’schen Arten zwei, C. vernalis, worunter ©, hamulata Kütz. zum Theil und die gewöhnlich als selbst- ständige Art angenommene (, stagnalis Scop. aufgeführt ist und als zweite Art C. platycarpa Kütz. angenommen, mit welcher wieder C. hamulata Kütz. zum Theil verbunden wird, indem der Verfasser bemerkt, dass die Richtung der Griffel und die Gestalt der Deckblälter, auf welche Merkmale Kützing grosses Gewicht legt, nicht beständig seien. Die auch von anderer Seite her erhobenen Bedenken gegen ge- nannie Species verdienen gewiss vollkommene Beachtung. Bei Veronica polita Fr. ist unter den Synonymen V. didyma Tenore mit! angegeben, zum Zeichen, dass der Verfasser ein Originalexemplar von Tenore vergleichen konnte; hier- nach müsste dieser letzte Name als der ältere vorangestellt werden, da aber Koch Synops. S. 610 V. didyma Ten. gleich- falls nach Originalexemplaren zu V. agrestis L. eitirt, so wird für die erstere der Fries’sche Name vorläufig beizu- behalten sein, bis dieser Widerspruch gelöst ist. In Bezug auf die häufig verwechselte und in Deutschland gewiss für viele Gegenden mit Unrecht angegebene Veronica opaca Fr. wird bemerkt, dass die Staubgefässe nicht im Schlunde, wie Koch und nach ihm viele Andere angeben, angewachsen seien, sondern am Grunde der Kronröhre, und dass bei dieser Art die geringe Anzahl von Samen nicht als Unterscheidungs- merkmal angesehen werden könne, da bald nur 2, bald 6—8 11 162 in jedem Fache zu finden seien. Nach Wight’s Vorgange sind statt der gewöhnlich angegebenen drei Arten von Circaea nur zwei angenommen, und ein sicherer Unterschied sei in dem zweifächerigen Fruchtknoten bei ©. lutetiana, sowie in dem einfächerigen bei €. alpina zu finden, wo dann bei beiden eine Mittelform (C. intermedia) eitirt wird. Gewiss mit Recht sieht der Verfasser Valeriana sambucifolia, exaltata und repens nur als Varieläten von V. officinalis an, da die für jene in Vorschlag gebrachten Charactere oft an einem Individuum zusammen zu finden sind, und Ref. hat sich in Gegenden, wo V. sambucifolia und V. exaltata häufig wachsen, selbst überzeugt, dass die Aufstellung derselben zu eigenen Arlen ganz der Natur widerstreitet. Die Zahl der Fiederblättchen ist sehr veränderlich; oft haben die Blätter bei den mit langen Wurzelläufern versehenen Form 8—12, keineswegs immer blos 4—5 Paare von Blättchen, und das Vorhandensein von Wurzelausläufern bei V. offici- nalis ist namentlich an feuchten Orlen sehr häufig. Dass die von Sickmann und Hübener für die Hamburger Flora angegebenen Valerianella carinata Loisl. und V. Auricula DC. auf Verwechslungen von V. olitoria Poll. und V. dentata Poll. beruhten, wird vom Verfasser nachgewiesen. Montia rivularis Gmel., gegen deren specifische Verschiedenheit von M. minor neuerlich wieder Bedenken erhoben sind, in- dem sie nur als Wasserform anzusehen sei, ist gewiss mit Recht als eigene Art angenommen. Die Galtung Heleocharis R. Br. ist in einem elwas erweiterten Sinne als bei Koch in der Synopsis florae germanicae aufgestellt, indem Scirpus Baeothryon Ehrh., S. caespitosus L. und 8. fluitans L. nach Link’s und Hooker’s Vorgange hierher gerechnet werden. Der auf den Elbinseln angegebene Seirpus parvulus Röm. und Schult. beruhte auf einer Verwechslung, indem dort nur Heleocharis acicularis vorkomme, und erstere sei daher aus der Hamburger Flora zu streichen. Heleocharis Taber - naemontani Gmel. erscheint hier gegen den neuesten Bear- beiter dieser Familie als selbstsländige Art und Ref. kann nach seinen Beobachtungen dieser Ansicht vollkommen bei- 163 pflichten, indem er die Zahl der Griffel, die meergrüne Farbe und die kleinere Tracht stets unverändert beisammen gefun- den hat. Von der Gattung Eriophorum sind 5 Arten auf- gezählt, von denen die beiden gewöhnlichsten mit E. lati- folium und E. angustifolium bezeichnet sind. Der Linne’sche Name E. polystachyon, bald auf die erste, bald auf die zweite dieser Arten übertragen, sollte gar nicht vorangestellt werden, indem Linne unter diesem Namen in seiner flora suecica ausser den erwähnten beiden Arten auch E. gracile Koch verstand, milhin nicht für eine Art allein gebraucht werden kann, und der von Patze, Meyer und Elkan in der Flora von Preussen aufgestellte Grundsatz, in diesem Falle den älteren Namen für die erste Varietät beizubehalten, ist durchaus zu verwerfen, weil bei Zulassung dieses Verfahrens jede Be- stimmtheit in den Specialnamen gänzlich untergraben würde. Aus der Familie der Gräser ist hervorzuheben, dass Alopecurus nigricans Hornemann, welcher zuerst für Deutsch- land um Hamburg angegeben wurde, dort wie überhaupt in Deutschland noch nicht gefunden ist; die Form mit dunkler Aehre nach dem Verblühen, welche wohl überall in Deutsch- land vorkommt, gehört zu A. pratensis L. und bei der be- ständigen Verwechslung der ächten Hornemann’schen Pflanze mit der erwähnten Form des Wiesenfuchsschwanzes, sind vom Verfasser, dem authentische Exemplare zu Gebote standen, vergleichende Diagnosen beider Arten angegeben, welche wir hier folgen lassen. A. pratensis L. spiculis ovatis, valvis lanceolatis acutis apice rectis vel subconniventibus, palea acuta vel obtusius- cula basi aristata, arista exserta spicula duplo longiore. A. nigricans Hornem. spiculis oblongis, valvis lanceo- latıs acutis apice divergentibus, palea truncato — obtusa mucronulata medio vel supra medium aristata, arista ple- rumque inclusa. Das einzige Glanzgras, welches in der Hamburger, so- wie in der deutschen Flora überhaupt mit Ausnahme des Littorale, vorkommt, steht beim Verfasser unter Phalaris arundinacea L. mit dem Synonymon Baldingera arundi- 411* 164 nacea Rchb. Unserer Ansicht nach ist die Stellung dieses Grases in der Gattung Phalaris ganz berechtigt, in welchem Falle dann die deutschen Arten dieser Gattung in zwei gleich- werthige Abtheilungen zu gliedern seien, nämlich in solche mit ausgebreiteter und solche mit zusammengezogener Rispe, wie dies auch Koch in der Synopsis florae germ. ed. 2. p. 893 gethan hat. Da der Verfasser jedoch in andern Fällen den verschiedenen Blüthenstand bei Annahme der Gattungen in Anwendung gebracht hat, wie bei den unmittelbar darauf folgenden Digitaria, Echinochloa u. a., so war consequent auch hier Baldingera als Gattung anzuerkennen. Für Ca- lamagrostis strieta Spr. hätte C. neglecta Flor. der Weiter. geschrieben werden sollen, da sich der Ehrhart’sche Name Arundo neglecta (1790) vor dem Timm’schen Arundo stricta (1791) derPriorität erfreut, sowie statt lalamagrostis silvatica DC. (1815) der ältere Name C. arundinacea Roth (1788), wegen des Linne’schen Synonymon Agrostis arundinacea zu wählen war. Die von Palisot de Beauvois aufgestellte Gattung Psamma hätte nicht angenommen werden sollen, da sie mit Ammophila Host identisch ist, und nicht geltend gemacht werden kann, dass dieser letztere Name schon in der Zoologie vergeben sei; denn wollten wir in der syste- matischen Botanik alle Namen ändern, welche mit Namen der Zoologie gleichlauten, so müssten wir ohne allen Grund eine grosse Anzahl von Benennungen umstossen und würden dadurch die Synonymie ganz bedeutend vermehren, ohne nur den geringsten Vortheil daraus zu ziehen, zumal da eine Verwechslung nie eintreten kann. Natürlich ist nicht zu empfehlen, gerade solche Namen für neue Galtungen in der Botanik zu wählen, welche schon in der Zoologie unter- gebracht sind, ist dies aber unwissentlich einmal geschehen, so sollte man diesen Fehler nicht durch einen andern gut machen wollen. Wie mit Psamma verhält es sich $. 475 mit Sturmia Rchb., wofür das fehlende Synonym Liparis in Anwendung gebracht sein sollte. Bei Aira Wibeliana Sond. finden wir die interessante Angabe des regelmässigen zweimaligen Blühens, einmal im 165 Mai und zum zweiten Male im August, also das erste Mal um einen Monat früher als Aira caespitosa und zwar bei ganz gleichem Standorte, ein Unterschied, der gleichfalls für die specifische Verschiedenheit dieses Grases von dem zuletzt erwähnten spricht. Die von Robert Brown aufge- stellte Gattung Triodia ist mit Recht so, und nicht wie jetzt öfter geschieht, Triodon geschrieben. Zwar ist der erste Name grammalisch falsch gebildet (von zoeis und odoös), da aber schon eine Rubiaceengattung Triodon besteht, so kann dieser Name nicht für zwei verschiedene Gattungen gebraucht werden. Da der Verfasser die Gattung Catabrosa von Glyceria trennt, so hätte der von Mertens und Koch willkürlich ge- wählte Name GI. spectabilis nicht angewandt werden sollen, sondern es war GI. aquatica Wahlbg. zu schreiben. Aber selbst für den Fall, dass die mit Glyceria nahe verwandte Gattung Catabrosa mit dieser vereinigt würde, wäre der Beiname aquatica nicht zu verwerfen, wie Patze, Meyer und Elkan in der Flora von Preussen S. 17. meinen, da keines- wegs Glyceria spectabilis Mert. u. K. und @I. airoides Rchb. gleichen Anspruch auf den Namen G/. aquatica haben, denn Aira aquatica L. wurde von Presl 1819 zur Gattung @ly- ceria gebracht, während Wahlenberg die Poa aquatica erst 1820 zu dieser Gatlung stellte. Koch hat daher vollkommen Recht, wenn er in der Synopsis fl. germ. p. 933. für Aira aquatica den Namen Glyceria aquatica in Anwendung bringt, aber Unrecht, wenn er zu den schon zahlreichen Synonymen ein neues (Gl. spectabilis) hinzufügt, da doch schon Mönch diese Pflanze Poa altissima nannte; sie war daher mit Gly- ceria altissima zu bezeichnen. Die in den Primitiis florae Holsatiae aufgestellte unhaltbare Gattung Majanthemum muss, wie der Verfasser richtig schreibt, unter Weber’s Autorität stehen, denn dieser, nicht Wiggers, wie fast allgemein an- genommen wird, hat jenes Werk verfasst; ebenso verhält es sich mit der Autorität von Ranunculus fluviatilis, wobei übrigens vom Verfasser der ältere Name R. fluitans Lmk. vorangestellt sein sollte, und Taraxacum officinale u. a. Die schwierige Gattung Potamogeton ist vom Verfasser mit 166 grosser Sorgfalt bearbeitet, und es finden sich darin viele sehr beachtenswerthe Bemerkungen. In der fünften Klasse stossen wir zuersi bei dem Vergiss- meinnicht auf Myosotis lingulata Lehm., wofür der ältere und bekanntere Name M. caespitosa Schultz gesetzt sein sollte; dagegen ist mit Recht Myosotis stricta Link geschrieben stalt des jetzt wieder auftauchenden Namens M. arenaria Schrader. Zwar wird in der Flora von Preussen von Paize, Meyer und Elkan $. 260 angegeben, dass der letzte Name der ältere sei, indem er in dem 1819 erschienenen Sup- plemente der Flora von Stargard sich finde, während M. stricta Link erst in der 1821 erschienenen Enumeratio horti bot. berol. zuerst auftrete. Dies ist jedoch unrichtig, da Link 1. c. p..164 selbst bei dieser Pflanze auf Römer und Schultes systema vegetab. tom. IV. p. 104 verweist, welches im Jahre 1819 erschienen ist, mithin ist der ältere und be- kanntere Name M. stricta beizubehalten. — Interessant ist die Beobachtung des Verfassers, nach welcher bei Solanum nigrum auf einer und derselben Pflanze reife grünlich-gelbe und schwarze Beeren vorkommen, weshalb auch $. humile Bernh. mit S. nigrum zu einer Art verbunden sind, während sonst auf die Farbe der Beeren Gewicht gelegt zu werden pflegt. Es ist daher von neuem zu prüfen, in wie weit und unter welchen Bedingungen dieser Farbenwechsel bei den reifen Beeren stattfindet. Bei der Rüster werden vom Ver- fasser 3 Arten unterschieden. Ulmus campestris L., U. effusa Willd. und U. montana Withering, von welchen die letzte von der nah verwandten ersten besonders durch den Griffelkanal, der doppelt so lang ist als der Samen, während er bei U. campestris kaum die Länge des Samens erreicht, sich unterscheidet, ausserdem soll U, montana 14 Tage früher blühen. Fortgesetzte Untersuchungen werden eni- scheiden, ob diese Unterschiede sich bewähren. Bei der Flachsseide findet sich die sehr beachtenswerthe Bemerkung, dass die Schuppen unter den Staubgefässen nicht immer an- zutreffen seien, namenllich bei den auf Labiaten wachsenden Individuen, daher die Unterscheidung der C, Schkuhriana 167 Pfeiffer von ©, europaea nach der Abwesenheit der Schuppen nicht stichhaltig. Bei Archangelica officinalis, welche unter Hoffmann’scher Autorität steht, wird nachgewiesen, dass die bei Hamburg wachsende Pflanze mit jener der Gebirge Schlesiens sowie mit jener der Nordseeküste ganz identisch sei, und dass die schwedische’ Alpenpflanze (A. officinalis L. nach Fr.) wahrscheinlich sich gleichfalls von dieser nicht specifisch unterscheide. Von der häufig nur für eine Abart von Armeria vulgaris Willd. gehaltene A. maritima, die jedoch bei Hamburg nicht vorkommt, berichtet der Verfasser, dass sie eine gute Art sei und weder durch Verpflanzung noch durch Aussaat in jene übergehe. Da Linne unter Drosera longifolia sowohl die Dr. intermedia Hayne, als die Dr. anglica Huds. begriff, so kann der erste Name nicht mehr für eine dieser beiden Arten beibehalten werden, wie Fries Novit. flor. suec. ed. 2. p. 82. vorschlägt und von Koch in der Synopsis flor. germ. ed. 2. p. 97. angenommen ist. Aus der achten Klasse ist besonders Epilobium virgatum Fr. hervorzuheben, wozu als Synonyma E. Lamyi F. Schultz und E. ambiguum Fr. eitirt werden. Nach Koch Synopsis flor. germ. p. 1023 soll diese Pflanze bekanntlich aus der deutschen Flora zu streichen sein. Monotropa hirsuta Hornem. wird als besondere Art aufgeführt, wogegen nichts einzuwenden sein wird, wenn die vom Verfasser angegebenen Merkmale, namentlich die länglichen, nicht runden Kapseln, wie bei M. glabra, wirklich constant sind. Arenaria rubra steht beim Verfasser unter Alsine, richtiger wohl unter Spergularia, wohin auch Alsine segetalis L., Arenaria media L. und Arenaria marina Roth gehören. Nach Godron’s Vorgange ist die in den meisten Specialfloren mit Sedum sexangulare L. bezeichnete Pflanze S. boloniense Loisl. genannt, da das ächte $, sexangulare L. nur eine Abart von S. acre sei, dessen unterste Blätter besonders an den sterilen Stengeln fast eiförmig, spitzlich, gehöckert sind, wie bei S. acre, während die Blätter des obern Theiles des Stengels denen von S. boloniense Loisl. (5. sexangulare Aut.) sehr nahe stehen; die übrigen Organe 168 stimmen mehr mit $. acre überein, von dem es als Abart betrachtet werden muss. — Aeltere und daher vorzuziehende Namen für Lychnis vespertina Sibth. (1794) und L. diurna Sibth. (1794) sind L, alba Mill. (1768), und da Weigel in seiner Flora pomerano-rugica vom Jahre 1769 zuerst die Lychnis dioica var. a. L. mit besonderem Namen als L. dioica var. a. rubra unterschied, so ist natürlich dessen Bezeichnung für die jetzt mit Recht als Art unlerschiedene Pflanze beizubehalten. Inconsequent ist es aber, wenn dieser Name in der Flora von Preussen von Patze, Meyer und Elkan S. 384, worin er zuerst als Speciesnahme in Anwendung gebracht ist, mit Weigel's Autorität bezeichnet ist, da es doch L. rubra Palze, Meyer und Elkan heissen muss, In der 13. Klasse ist besonders die Gattung Rubus mit grosser Gründlichkeit und Sachkenntniss bearbeitet und zeigt, wie sehr der Verfasser sich angelegen sein liess, in Betreff der vielen aufgestellten Arten dieser schwierigen Gattung zur Gewissheit zu kommen. Da der Verfasser nicht nur im Besitz der gesammten Literatur über diesen Gegenstand war, sondern auch durch Vergleichung vieler Originalexem- plare genaue Kenniniss der von den verschiedenen Schrift- stellern beschriebenen Arten sich verschaffen konnte, so sind die hier gegebenen Bemerkungen nicht genug zu be- herzigen. Es sind 18 Arten aufgezählt, von denen jedoch nach des Verfassers eigener Aeusserung Rubus pruinosus Arrhen. vielleicht nur eine Spielart von R. corylifolius Sm. sein dürfte. In ähnlicher Weise wie hier ist in neuester Zeil von Dr. E. F. Beike im Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. 4. Heft. S. 73 ff. über die in Mecklenburg vorkommenden Brombeersträucher eine treffliche monographische Arbeit bekannt gemacht. Im Ganzen sind für Mecklenburg 18 Arten angegeben, deren Zahl jedoch bei fortgesetzter Durchforschung des Landes sich wohl ver- grössern möchte. — Aus der 14. Klasse heben wir die Bemerkung des Ver- fassers über Ballota foetida Lmk. hervor, dass er diese Pflanze früher für eine eigene Art gehalten, neuerlich aber 169 in der Kelchform die entschiedensten Uebergänge zu B. nigra L. beobachtet, ja sogar die beiden Kelchformen auf einer Pflanze gesehen habe. Die Gattung Chaiturus steht beim Verfasser unter Ehrhart’scher Autorität. Dies ist jedoch ebensowenig richtig, als dass sie Mönch oder Host aufge- stellt haben soll, wie Endlicher und Meyer berichten. Die Verfasser der Flora von Preussen setzen S. 249. hiervon das wahre Verhältniss auseinander, und da dieser Irrihum immer noch sehr verbreitet ist, so lassen wir die betreffende Stelle aus jenem Werke hier folgen: „Ehrhart hatte im hannöverschen Magazin 1781 p. 421 zuerst bemerkt, Leonurus Marrubiastrum L. entspreche dem Gattungscharacter von Leonurus nicht. Darauf stellte Willdenow im prodr. fl. Berol. 1787 p. 200 die Gattung Chaiturus auf und nannte die Art leonuroides. Er sagt ausdrücklich: @ Leonuro ob fructificationem valde diversam separavi. Folglich hat G. F. W. Meyer in der Chloris Hannoverana p. 303 Recht, dass die Gattung nicht von Ehrhart ist, aber Unrecht, wenn er sie Host zuschreibt, dessen prodrom. fl. Austr. 1797 erschien.” Hiernach kann auch die Species nicht Ehrhart’s Auto- rität tragen, wie der Verfasser schreibl, sondern muss mit der Reichenbach’s vertauscht werden. Thymus Chamaedrys Fr. ist vielleicht nicht mit Unrecht als eigene Art aufgeführt. Da von Wallroih nachgewiesen und von Fries novit. flor. Suec. ed. 2. p. 218 bestätigt ist, dass Linne unter Malva rotundifolia nicht die in Deutschland gemeine gross- blüthige glattfrüchtige Malve verstanden hat, wie Koch und die meisten deutschen Botaniker meinen, sondern die klein- blüthige, grubigfrüchtige Art, welche von Wallmann M. bo- realis genannt wurde, und der Linne’sche Name als der ältere für diese beizubehalten ist, wie auch der Verfasser gethan, so durfte die grossblüthige Malve nicht mit M. vul- garis Fries, dessen Name vom Jahre 1828 stammt, bezeichnet sein, sondern musste den älteren im Jahre 1824 von Wall- rolh ihr gegebenen Namen M. neglecta erhalten. Nicht übereinstimmen kann Referent mit dem Verfasser, 170 wenn Corydalis pumila Host für eine Abart von ©. fabacea Pers. erklärt wird, zwischen welcher sie einzeln oder in geringer Anzahl bei Hamburg wächst. Auch in andern Ge- genden scheint sie sparsam zu sein, während sie bei Halle in sehr grosser Anzahl theils allein, theils mit wenigen Exem- plaren der C. fabacea zusammen auftritt. Hier hat Ref. auch nie einen Uebergang der beiden Arten entdecken können, obwohl er Hunderte von Exemplaren untersuchte, Zwar ist es nicht zu leugnen, dass beide Arten sich sehr nahe stehen, aber die Deckblätter zeigen sich hier sehr constant. Nicht einmal der Fall konnte beobachtet werden, welcher bei €. solida, die übrigens in hiesiger Gegend gar nicht wächst, wohl vorzukommen pflegt, dass die obersten Deckblätter die Kerben fast ganz verlieren und so ganzrandig erscheinen, während die unlern und mittlern tief eingeschnitten sind. Dagegen dürfte zum Unterschiede von C. solida nicht zu viel Gewicht auf die überhangende Fruchttraube gelegt werden, denn diese sehen wir oft ganz gerade, während die Blüthentraube in der Regel gekrümmt ist, Wie C. fa- bacea Pers. hat auch (©. pumila am untern Kronblatte ent- weder gar keinen oder einen sehr unbedeutenden Höcker, welcher bei C. solida Sm. stark hervortritt, wie Referent gegen Koch Taschenbuch S. 22. schon in seiner Flora von Halle $. 23. bemerkt hat. Für den spätern Namen Fumaria micrantha Leg. (1816) hätte der frühere F. densiflora DC. (1813) geselzt sein sollen, ebenso wie für Polygala ser- pyllacea Weihe. der ältere P. depressa Werder. zu wählen war. Sehr genau hat der Verfasser die Weiden untersucht und beschrieben und glaubt den vielen von Wimmer für Bastarde erklärten Formen ebensowenig wie bei Hieracium seine Zustimmung geben zu dürfen. So zieht der Verfasser aus dem äusserst seltenen Vorkommen (nur an einem Stand- orte) der Salix cuspidata Schultz in der Hamburger Flora den Schluss, dass die von Wimmer vertretene Ansicht, wo- nach diese Weide ein Bastard von $. fragilis und S. pen- tandra sein soll, gewiss irrig sei, da die Stammeltern doch zu den gemeinsten Arten gehören, Ebenso verhält es sich 171 mit S. undulata Ehrh., welche nach Wimmer ein Bastard von $. amygdalina und $. hippophaefolia ist, obgleich die letztere bei Hamburg gar nicht vorkommt. Nach der Tracht und den einzelnen Organen zu schliessen, möchte Wimmer’s Vermuthung, dass S. rubra Huds. ein Bastard von S. vi- minalis und S. purpurea sei, mehr Wahrscheinlichkeit für sich haben, wenn nicht das Vorkommen der angeblichen Eltern dagegen spräche; denn diese kommen am Elbufer zu Tausenden durcheinander vor, obgleich daselbst keine ein- zige S. rubra zu finden ist. Aehnlich verhält es sich mit S. Smithiana Willd. Eher glaubt der Verfasser Wimmer beipflichten zu können, wenn. letztere die $. ambigua Ehrh. für eine $. aurito-repens erklärt, da sie die Tracht der S. aurita und in ihren Characteren zwischen dieser und S. repens die Mitte halte, in deren .Gesellschaft sie nur vorkomme. Indem wir von diesem trefflichen Werke Abschied nehmen, wünschen wir sehr, dass die Fortsetzung desselben, welche der Verfasser gemeinschaftlich mit Dr. Goitsche in Altona herauszugeben gedenkt und welche sämmtliche Kryptogamen dorliger Gegend enthalten soll, recht bald nachfolgen möge. Wer war der Begründer der Stöchio- - metrie. Von August Feistel in Potsdam. Unter den Naturwissenschaften ist die Chemie eine der jüngsten. Obwohl viele ihrer Gesetze empirisch gefunden, seit den ältesten Zeiten in Kunst und Handwerk zur täg- lichen Anwendung kamen, obwohl seit dem 8. Jahrhundert steis eine Anzahl von Männern sich mit chemischer Bear- beitung von Naturkörpern beschäftigte, so war doch fast nie die Wissenschaft als solche Ziel ihrer Strebungen, Erst 172 in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts fand die Chemie durch zahlreichere Vertreter eine umfassende wis- senschaftliche Pflege; das gleichzeitige Auftreten vieler aus- gezeichneter Männer bewirkte binnen wenigen Jahrzehnten eine grossarlige Begründung der chemischen Wissenschaft. Wenn man bedenkt, dass in dieser Zeit die wichtigsten Entdeckungen oft von mehreren Forschern zugleich gemacht wurden, sich häufig erst nach längerer Zeit durch ihre innere Wahrheit Geltung verschaffen konnten, so wird man es er- klärlich finden, wenn es dem Geschichtschreiber der Wissen- schaft heut oft sehr schwer wird, den Antheil zu ermitteln, welchen verdienstvolle Chemiker der damaligen Zeit am Auf- bau der Wissenschaft genommen. Jede Aufklärung eines Irrihums dieser Art wird deshalb immer von einigem Inter- esse und Werlh sein. Keinem Chemiker ist wohl durch Vergessen und falsche Würdigung seiner Leistungen grösseres Unrecht geschehen, als Jeremias Benjamin Richter, einem der ausgezeichnetsten wissenschaftllichen Männer seiner Zeit. Während seines Le- bens hatte er den Kummer, den Werth und die Bedeutung seiner Arbeiten völlig missachtet zu sehen; die Jetzizeit legt das Verdienst seiner Entdeckungen, welche das Fundament der Chemie bilden, ihr den mathematischen Character ver- leihen, die Entdeckung der stöchiometrischen Hauptgesetze Wenzel bei, einem Chemiker, welcher 20 Jahre früher lebte, und keine Ahnung derselben hatte. Auf den folgenden Bläl- tern soll eine kurze Darstellung der Antheile, welche Wenzel, welche Richter an der Ermittlung der stöchiometrischen Geselze haben, auf Grund der speciellsten Studien ihrer Werke gegeben werden. Die Stöchiometrie, welcher die Chemie ihren wissen- schaftlichen Charakter verdankt, ist auf drei Hauptsätze basirt: 1, das Gesetz der festen procentischen Verbindungsver- hältnisse. 2, auf das Gesetz der reciproken Verbindungsverhältnisse, oder der Vereinigung nach Aequivalenten; 3, auf das Gesetz der multipeln Proportionen. 173 Bei weitem das wichtigste dieser Gesetze ist das der Aequi- valente. Aus diesem musste sich das Gesetz der multipeln Proportionen mit Nothwendigkeit entwickeln, sobald mit Hülfe des Aequivalentengesetzes eine hinreichende Zahl Analysen ausgeführt war. Die Entdeckung und Begründung dieses zweiten Haupt- satzes legt Berzelius in der zweiten Ausgabe seines Lehr- buchs Bd. II, a (p. 17) Wenzel mit folgenden Worten bei: „Wenzel, ein deutscher Chemiker, scheint der erste ge- „wesen zu sein, welcher seine Aufmerksamkeit auf diese „Verhältnisse richtete, und sie durch Versuche zu bestätigen „suchte. Er unterwarf einer nähern Prüfung die Erscheinung, „welche den Chemikern schon aufgefallen war, dass nämlich „zwei neutrale Salze ihre Neutralität beibehalten, nachdem „sie sich gegenseitig zerselzt haben. Er zeigte, dass die „relativen Verhältnisse zwischen den Alkalien und Erden, „die eine gegebene Quantität von ein und derselben Säure „sättigen, für alle Säuren dieselben sind.” Die quantitativen Analysen Wenzels, fährt Berzelius fort, seien genauer, als die irgend eines Chemikers seiner Zeit, und durch seit- dem angestellte Analysen grossentheils bestätigt. Diese An- gaben, in der 3. und 5. Ausgabe des Lehrbuchs mit den- selben Worten wiederholt, haben auf die Autorität des grossen Namens hin Aufnahme in alle chemischen Werke gefunden, welche seitdem erschienen. Ja! jeder spätere Schriftsteller fast hat mehr aus Wenzels Werk herausgelesen, und während Berzelius im Verlauf der Abhandlung Richters umfassende Arbeiten ehrend hervorhebt, weiss z.B. Kopp’s „Geschichte der Chemie” wenig Gutes davon zu sagen. Höchst verdienstlich erscheint W enzels Arbeit in Hopps Chemie Bd. 2, 356—359. In Wenzels 1777 erschienenem Werk sind hiernach alle Grundzüge der stöchiometrischen Lehre, so weit sie Anfangs dieses Jahrhunderts bekannt waren, enthalten. Wenzel habe die bei Wechselzerlegung neutraler Salze ungeslörte Neutralität vielfältig beobachtet und bestätigt, er habe erkannt, dass diese Gesetzmässigkeit 174 eine Controle für die quantitative Analyse der Neutralsalze bilde, und das Gesetz der Proporlionen daraus hergeleitet. Alles, was Kopp hier aussagt, und noch viel mehr, hat Richter geleistet! Dass aber Wenzel diese Entdek- kungen der wissenschaftlichen Welt geboten habe, ist eine Fabel, wie sich aus Wenzels Werk leicht erweisen lässt. Die Darstellung in Kopps Geschichte der Chemie aber, und in der 5. Ausgabe von Berzelius muss um so mehr überraschen, als schon im Jahre 1840 Hess in Petersburg in einem gedruckten academischen Vortrage, (auch in Erdmann u. March. Journal Bd. 41) den wahren Sachverhalt Jdarlegte. Wenzel beginnt mit einem Capitel: „Ueber die allge- meine Ursache und das Gesetz der Verwandtschaften der Körper.” Hier spricht er ($. 2) von dem ersten stöchio- metrischen Gesetz, wonach jede Körperverbindung: „Eine bestimmte unveränderlich bleibende Abmessung haben muss,” als einer an sich klaren, allbekannten Sache. In der That finden wir dasselbe schon bei frühern Schriftstellern, Mark - graf u. A. angedeutet und ausgesprochen. Unter dem Gesetz der Verwandtschaft versteht Wenzel nach $. 3 eine Angabe der relativen quantitativen Verwandt- schaftsstärken und ihre Darstellung in Reihen, wie dieselben zuerst 1718 von Geoffroy gegeben wurden. Von $. 6 an sucht er die Frage von der Ursache der Verbindung der Körper zu beantworten. Sie liegt ihm ‚in den Eigenschaften „der kleinsten Theile der Körper, welche so klein seien, „dass sie sich der sinnlichen Wahrnehmung entziehen, und „in welche sich ein Metall bei der Auflösung in Säuren zer- „theile. Diese kleinsten Theile besitzen in ihrem natürlichen „Zustande allemal eine bestimmte Figur.” Wenzel führt hier also eine Betrachtungsweise weiter aus, welche schon Boyle, Stahl, Newton und Spätere in bestimmter Form ausgesprochen (Kopp 1, 309) und die Daltons angeblich neuer atomistischer Theorie zu Grunde liegt. Hätte Wenzel das Gesetz der Aequivalente gefun- den, so hätte er bei der Klarheit und Bestimmtheit seiner 175 Ansicht von den „kleinsten Theilen”, also Atomen, zur Auf- stellung der atomistischen Theorie Daltons geführt wer- den müssen. Die folgenden Paragraphen enthalten weitere Betrach- tungen über die Verwandischaftsstärken. Wenzel ordnet sie nach dem paradoxen Salze, dass: die Verwandischaft eines basischen Körpers um so schwächer sei, je längere Zeit er zur Auflösung in Säuren gebrauche. Der zweite Abschnitt des Werks umfasst nun eine lange Reihe quanlitativer Analysen, deren Genauigkeit in so vielen Lehrbüchern der Chemie die willigste Anerkennung gefunden hat, und auf welche sich Wenzels Entdeckung des Aequi- valentengeselzes gründen soll. Wenzel bestimmt hier nach der Reihe der Verwandtschaft die disprocentischen Verbin- dungsverhältnisse der bekannten Basen und Metalle mit jeder der damals bekannlen Säuren, indem er sich des Verhält- nisses 240 (eine halbe Unze) jeder Säuren zu x Basis oder Metall bedient. Die Darstellung des Ganges dieser Arbeit giebt den Eindruck einer ausgezeichneten Sorgfalt und Ge- nauigkeit der Manipulationen, und des aufmerksamsten, um- sichtigsten Benutzens aller bis dahin bekannten chemischen Thatsachen. Gerade aber die Unzulänglichkeit der letztern liess eine grosse Anzahl Irrihümer unentdeckt bestehen, und daher kommen sehr geringe Resultate von dauerndem Werth aus dieser umfangreichen Arbeit. Bei Bestimmung des Ver- hältnisses der alkalischen und alkalisch-erdigen Sauerstoff- salze konnte Wenzel der Wahrheit nahe kommen; und in der That finden sich hier zufriedenstellende Resultate, Bei Bestimmung der metallischen Verbindungen mussten aber sogleich grosse Irrungen entstehen. Wenzel kannte die Gewichtszunahme der Metalle bei der Oxydation durch Auflösung in Säuren nicht, obgleich er sie aus seinen eigenen Versuchen leicht hätte finden können. Nun löst er bald die Metalle direct in der Säure; bald, wenn dies Schwierigkeiten bietet, verwandelt er zuvor das gewogene Metall in Oxyd- hydrat oder Carbonat, und bestimmt die Menge der lösenden Säure; bald fällt er mit dem zu untersuchenden Metall ein 176 fällbares Metallsalz der fraglichen Säure von bekannter Zu- sammensetzung. So kommen bald grössere bald geringere Fehler in die Arbeit, je nachdem die Oxydalion auf Kosten des Wassers, oder der zur Verbindung kommenden Säure erfolgt, oder, wie bei den Fällungsanalysen, gar nicht zur Berechnung kommt. Aehnliche, nur meist kleinere Fehler, treten bei den Halogensalzen auf. Während aber hier die Metallverbin- dungen der Wahrheit sich nähernd zeigen, mussten grade die Alkalien durch Abscheidung ihres Sauerstoffs grosse Abweichungen ergeben. Stalt desselben kam irrihümlich bei den Alkalischen Basen ein Theil Chlor in Rechnung. Bei den schwächeren Säuren und denjenigen, welche mit den Metallen und Erden unlösliche Salze geben, mehren sich die Fehlerquellen noch mehr. Zum Theil sind hier auch die Versuche nur qualitativ, auf die Bestimmung der Ver- wandtschaftsstärke gerichtet. Zur leichtern Uebersicht ist eine Art Aequivalenlen- tafel nach Wenzel berechnet und angehängt. In derselben sind die schwefelsauren Salze zur Grundlage genommen, und die Menge der Basis oder des Metalls, welche sich mit 500 (1 Aeq.) wasserfreier Schwefelsäure verbindet, ausge- worfen. Die untern Spalten zeigen dann die Gewichilsmengen (Aequivalenie) von Salpetersäure, Salzsäure, Essigsäure, welche den für die schwefelsaure Steife berechneten Basen- äquivalenten nach Wenzels Bestimmung entsprechen. Diese Tabelle zeigt unwidersprechlich, dass auf Wenzels Arbeit das Aequivalentengesetz sich nicht entwickeln liess; so gross, so zahlreich sind die Widersprüche. Kaum 4 oder 5 Analysen finden sich, welche mit unsern heutigen Beslim- mungen übereinkommen, und so weit unter sich harmoniren, dass sie dem Aequivalentengeselz entsprechen. Diese so wenigen Analysen finden wir stels so bei Berzelius, Kopp und anderen Scriftstellern hervorgehoben, sämmtliche übrigen aber, welche jeder Gesetzmässigkeit widerstreiten, sind mit Stillschweigen übergangen. Wer aber weitere Beweise fordert, dass Wenzel das 177 Aequivalentengesetz weder entdeckt ‚noch entdecken konnte, findet diese im dritten Abschnitt seines Werkes. Wenzel will hier durch doppelte Wahlverwandtschaft neue Verbin- dungen darstellen, und an den, auf Grund der Ermittelungen des zweiten Abschnitts, angestellten Berechnungen zeigen, welch grossen Werth die genaue Kenniniss der Procentzu- sammensetzung habe. Dass bei der Wechselzerlegung zweier Salze die Neutralität ungestört bleibt, ist ihm aber noch unbekannt. Nach $. 5 will er Chlorsilber durch Zinnober zerlegen. Wenn er nun auf 240 Ag Chl. 2024 Hg S an- wendet, oder so viel, dass das Quecksilber vom Chlor des ersteren zu Sublimat gesättigt werde, so fehlt dem Silber . ein Bedeutendes, um Schwefelsilber zu bilden. $.6 soll aus Bleizucker und Salmiak Ammon. aceticum bereitet werden. Bezieht Wenzel nach Abschnitt 2 beide Basen auf Salzsäure, so findet er, dass auf 9453 PhO, A, 489% NHaC] anzuwenden sind. Dann aber sind nach Wenzel für je 2481 Salmiak 33 Ammoniak zu viel vorhanden, welche keine Essigsäure zur Sättigung vorfinden. Gleiche Resultate findet W. $. 7, als er Grünspan aus CuOSO3 und PbCA bereitet; ferner in $. 8 bei der Bereitung von Salmiak aus schwefelsaurem Ammoniak und Kochsalz. Ziehen wir aus Vorstehendem die Summe, so ergiebt sich: -1. Das erste stöchiometrische Gesetz hat Wenzel als allbe- kannt vorausgesetzt, und nur für die, bis dahin noch nicht in Bezug auf dasselbe untersuchten Salze angewendet, Davon einen möglichst umfassenden, auch practischen Gebrauch zu machen, ist er eifrig bemüht. Wenzel selbst zieht indirect den Schluss: Werden zwei neutrale Salze durch Wahlverwandischaft zerlegt, so wird der Regel nach die Neutralität gestört. Aus seinen Untersuchungen konnte er nur zum Gegentheil eines Aequivalentengeseizes geführt werden. Untersuchen wir jetzt Richters Arbeiten: Den Grundgedanken, welcher Richters ganze wissenschaft- liche Thätigkeit lebenslang bestimmte, finden wir schon in seiner Inaugural-Dissertation. Sie erschien 1789 und han- 12 I 178 delt De usu matheseos in chymia. Gleich ausgezeichnet in mathemathischen wie chemischen Kenntnissen, fasste er die erste schwache Spur einer mathemathischen Gesetzmässigkeit der Chemie mit grösster Intensität auf, und verfolgte dieselbe rastlos bis an seinen Tod. Zeugniss davon geben seine „Stöchiometrie”, 3 Bände 1792—1793, ferner sein in 11 Heften erschienenes periodisches Werk; „Ueber Gegenstände der neuern Chemie”, 1794—1803; endlich seine Fortsetzung von Bourguets Wörterbuch der Chemie. Die von Wenzel begonnene Arbeit, die procentische Zusammensetzung der Körper zu bestimmen, hatten Tolern, Bergmann und Kirwan verfolgt, erweitert und berichtigt. Bei diesen Arbeiten war Bergmann zu dem Resultate ge- kommen: „Phlogisti mutuas quantitates praecipitantis etprae- cipitandi ponderibus inversas esse proportionales.” Zugleich hatte er, so wie andere Chemiker darauf aufmerksam gemacht, dass zwei neutrale Salze durch Wechselzerlegung wieder neutrale Salze geben. Richter, dem die Arbeiten seiner Vorgänger sehr wohl bekannt waren (Stöchiometrie II. Vor- rede 10) verfolgt besonders den letztern, damals schon allgemein bekannten Satz (Vorrede I, 1) und gelangt von ihm zur klaren und bestimmten Erkenntniss des Aequiva- leniengesetzes. Den Gang, durch welchen er zu diesem Resultate ge- führt wurde, in seinen oben genannten Werken zu verfolgen, ist eben so wichtig als interessant. Es tritt dem Leser dabei sogleich der Grund bedeutend entgegen, aus welchem Richters Arbeiten weniger Berücksichtigungen erfuhren, als die seiner Zeitgenossen. Richter halte, bei seiner vor- wiegend mathemathischen Anschauungsweise, die Form seines Vortrags für sein Publikum sehr unglücklich gewählt, ganz in der Art eines mathematischen Lehrbuchs. Dieselbe ist ein Mosaik aus Erklärungen, Grundsätzen, Lehrsätzen, Be- weisen und Zusätzen, welchen jeder fliessende Zusammen- hang mangelt, der an die erzählende und beschreibende Darstellung seiner Wissenschaft gewöhnte Chemiker musste davon abgeschreckt werden. Halbe Bogen lang laufen Reihen- 179 entwickelungen in streng mathematischen Formeln fort, und lassen diese Schriften für alles Andere eher, als chemische Werke ansehen. Dazu ist Richter in der Formulirung seiner Lehr- und Grundsätze oft dunkel und unverständlich; häufig bedarf es einer näheren Durchsicht des Beweises und algebraischer Formeln, um den Sinn derselben recht zu ver- stehen. Auch ein an die einfache, fassliche Darstellung der heutigen Stöchiometrie gewöhnter Chemiker wird dieses klip- penvolle Labyrinth nur mit Widerwillen betreten. Richter beginnt seine Stöchiometrie mit einer Einlei- tung, in welcher die Haupisätze der damaligen Chemie sehr klar zusammengestellt sind. Der dritte Abschnitt enthält dann die stöchiomelrischen Gesetze. Alle bis dahin bekann- ten Wahrheiten der Verwandtschaftslehre sind hier in Form von Lehrsätzen aufgestellt, in mathematischer. Form bewie- sen, durch Erklärungen vorbereitet, durch Zusätze ergänzt. Hier findet sich pag. 124, Erfahrung 6, der Satz von der ungestörten Neutralität sich zerlegender Salze. Die vier, an der Zersetzung Antheil habenden Stoffe bezeichnet er mit „Massen.” Von diesem Erfahrungssatze ausgehend, kommt er zu dem Satze von den Massenreihen, $. 89: „Wenn die Masse eines Elementes in einer bestimmten Grösse, z. B. 1000 angenommen wird, so wird die Anzahl der Elemente von einerlei Art, welche mit den Elementen neutrale Verbindungen machen, eine Massenreihe dieser Elemente genannt. Jede Masse eines solchen Elementes ist ein Glied dieser Massenreihe. Das — 1000 gesetzte Glied ist das determinirende, die damit verglichenen Glieder de- terminirte. Jedes determinirte Glied kann man auch zum determinirenden machen.” Die Dunkelheit, welche sich im Ausdruck dieses Satzes noch findet, verschwindet, wenn man sieht, wie derselbe im 2ten Bande der angewendeten Stöchiometrie von Richter angewendet wird. Pag. 279 stellt er dort eine Doppelreihe von Neutralsalzen auf, deren Procentzusammensetzung er ermittelt hat. Auf diese Bestimmung gründet er die Berech- nung der zur wechselseitigen völligen Zersetzung nöthigen 12% 180 „Massen,” und behandelt dieselben ganz wie Aequivalente. Er bestimmt demnach aus den Massenwerthen wieder die quantitative Zusammenselzung der neugebildeten Salze, hebt weiter die praktische Bedeutung, den Gewinn an Zeit und Genauigkeit von dieser Benutzung der Massenwerthe hervor. Solcher Massenreihen entwirft nun Richter für jede Säure (1000) eine. Es war zu zeigen, dass diese Massen- reihen alle unter sich den Zusammenhang desselben Verhält- nisses hatien. Thatsächlich ist dies ausgesprochen in der Aufstellung: Stöch. II. pag. 279, welche nothwendig diese Voraussetzung hat. Bündig und klar finden wir den Satz aber ausgesprochen: Gegenstände der neueren Chemie St. IV. 67, wo Richter denselben als Fundamentalsatz seiner Ent- deckungen aufstellt. Dies vierte Stück ist für die rechle Beurtheilung von Richter’s Leistungen von grosser Wichtigkeit, indem Richter hier beispielsweise an der Flusssäure seine ana- Iytische Methode, die nöthigen Grundlagen für Aufstellung einer Massenreihe zu gewinnen, auseinandersetzt. Hier sagt er im Verlauf der Abhandlung von seinem Satz: „Dieser Lehrsatz ist ein wahrer Probirstein der sich auf Neutralitätenverhältnisse beziehenden Versuche; denn wenn die empirisch gefundenen Verhältnisse nicht von der Beschaffenheit sind, wie sie das Geselz der wirklich vor- handenen, mit unveränderter Neutralität begleitenden Zer- setzung erfordert, so sind sie ohne weitere Untersuchung als unrichtig zu verwerfen, und ist alsdann in den ange- stellten Versuchen ein Irrthum vorgefallen. In dieser Art benutzt Richter seinen Satz oft zur Kritik seiner eigenen Arbeiten, so wie der Versuche ande- rer Chemiker. Er weist mittelst desselben nach, dass die von Berthollet gegebene Zusammensetzung der Schwefel- säure falsch sei. Gleiches zeigt er von vielen Analysen Wenzel’s, Bergmann’s, Kirwan’s, Wiglepp’s: er bestätigt dagegen damit rechnend Klapproth’s Analyse des Strontianits. Eine Stelle des zweiten Bandes der Siö- chiometrie und dieses vierten Stückes, welche näher anzu- 181 sehen man sich nicht die Mühe gegeben hat, sind Veran- lassung gewesen, Richter’s Arbeiten als auf irrthümlichen Grundlagen ruhend zu bezeichnen. Berzelius sagt darüber: „In Richter’s Arbeiten findet sich ein Umstand vor, wel- cher dazu beiträgt, den Eindruck davon auf den Leser zu schwächen, dass nämlich die quantitativen Resultate seiner Versuche nicht sehr genau sind. In seinen Vergleichungen geht er fast immer von der kohlensauren Thonerde aus, einer Verbindung, von der wir jetzt wissen, dass sie nicht bestehen kann.” Zunächst ist zu bemerken, dass Richter nirgends bei seinen Versuchen von der kohlensauren Thonerde ‚‚ausgeht!” Nur als einzelnes Glied einer zu construirenden Reihe, welche er der Regel nach mit Alkalien und alkalischer Erde beginnt, betrachtet er die Thonerdeverbindung; und sie beschäftigt ihn nur länger, ihrer abweichenden Eigenschaften wegen. Im schlimmen Falle konnte er demnach nur einen falschen Massenwerth derselben bekommen. Aber er geht auch nicht von der ‚„‚kohlensauren”” Thonerde aus, wie schon Hess nachgewiesen hat. Zwar bezeichnet er das durch kohlen- saure Alkalien gefällte Thonerdehydrat als kohlensaure Thonerde; aber er sucht auch, zum Beweise, dass er seinen Stoff wohl studirt, nach dem Grunde: „warum dieselbe we- niger als andere kohlensaure Erden, mit Säuren braust’” cSt. VI. 195). Er kennt ihren hygroskopischen wechselnden Wassergehalt (Stöch. II, 10, und St. IV), und bereitet des- halb, um jedem Irrthum aus dem Wege zu gehen, durch Glühen derselben reine Thonerde, welche nur in seinen Ver- suchen verwendet wird. So erwächst ihm aus seiner ‚„koh- lensauren’” Thonerde in der That kein nennenswerther Feh- ler, welcher im Gegentheil ganz anderen Ursprungs ist. Bei seinen Untersuchungen findet Richter, dass viele Metallsalze sauer reagiren, und hebt hervor, dass man die wahre Neutralität hier nicht durch Farbenreagentien zu be- stimmen vermöge. Demnach unterscheidet er absolute und relative Neutralität. Bei ersterer bleiben die Reagenzpapiere ungeändert, die relative Neutralität markire sich so, dass 182 beim geringsten Zusatz einer alkalischen Basis zum sauer reagirenden Metallsalz Metallkalk falle, welcher durch Dige- sliion nicht mehr in der Flüssigkeit aufgelöst werde. Die stöchiometrischen Gesetze gelten nach Richter für beide Klassen in völlig gleicher Weise. Bisher sahen wir nur Verbindungen 2ter Ordnung von Richter stöchiometrisch betrachtet. Im achten Stück un- terwirft nun Richter den oben aufgeführten Satz Berg- mann’s: ‚,‚Phlogisti mutuas quaniitates pp.’ einer näheren Betrachtung. Er findet bei seinen Untersuchungen den wich- tigen Salz: dass die verschiedenen Metalle, wenn sie sich mit Säuren zu Salzen vereinigen, für dieselbe Menge der lösenden Säure stets gleich viel Sauerstoff aufnehmen. In $. 18 stelli er auf 10 Seiten eine Reihe dahin schlagender Lehrsätze auf. | Diese Oxydation betrachtet Richter ganz unter dem Gesichtspunkte der Neutralitätsreihen, und zieht auch die nichtmetallischen Elemente in dieselben hinein. Im neunten und zehnten Stück sind zwei Tafeln aufge- stellt, in welchen die Oxydation der damals bekannten Me- talle in der Art dargestellt ist, dass ersichtlich ist, wie viel Sauerstoff sich mit 1000 Th. jedes Metalles verbindet. Diese Tafeln gewähren noch ein besonderes Interesse dadurch, dass wir in ihnen die ersten Anfänge der von Berzelius so vortrefflich ausgebildeten Zeichenschrift finden. Die neu- entdeckten Metalle hatten in den alchemystischen Zeichen keine Symbole. Richter wählt dann zuerst für das Molyb- dän den Charakter &, für Uran 9, setzt dann aber für die weiteren Entdeckungen die Anfangsbuchstaben der Namen. So für Chrom xg, für Tellur re, für Titan 7. Diese Zeichen gebraucht er dann in seinen algebraischen Rechnungsaus- drücken statt der ihnen zugehörenden Massenwerthe. Bei diesen Arbeiten entging es Richter nicht, dass der Sauerstoffgehalt mancher Oxyde, z. B. des Mangans, des Eisens, Quecksilbers und Arsens wechselnd sei, nicht immer dem Gesetze einer constanten Zusammensetzung entspreche, Stück VIII pag. 131 sagt er deshalb: „Man 183 muss nicht glauben, dass alle Metalle, für sich verkalkt, eben so viel Lebensluft annehmen, als wenn sie in Säuren auf- gelöst werden. Es kann dies bei mehreren, z. B. dem Co- balt, zutreffen; beim Eisen, Braunstein ist es gewiss nicht der Fall u. s. w.’ Diesem folgt an einem anderen Orte des elften Stücks die wichtige Bemerkung: Wenn ein Metall eine höhere Oxy- dation erlitten, als die gewöhnlichen Neutralitätsverhältnisse verlangen, ohne dabei seine Fähigkeit zu verlieren, Säuren zu sälligen, so werde eine verhältnissmässig geringere Quan_ tität des höheren Oxydes in der Säureneinheit aufgelöst. Stück 10, pag. 139—140 finden sich noch speciellere An- gaben über die Oxydalionsstufen des Arsens. Nach Rich- ter’s Bestimmungen nehmen 1000 Th. Arsen, um arsenige Säure zu werden, 172,4 Sauerstoff auf, um jedoch Arsen- säure zu bilden, 349,6, und in dem verschiedenen Sauer- stoffgehalt findet er den Grund des von ihm studirten Ver- haltens gegen Basen und Säuren. Unzweifelhaft ergiebt sich wohl aus Vorstehendem, dass Richter die umfassendsten Kenntnisse über die Grundlagen der Stöchiometrie durch seine Arbeiten gewonnen, und dass er das zweite Gesetz der Aequivalente völlig aufgestellt und ausgebildet hat. Augenscheinlich fehlen ihm nur eine hinrei - chende Anzahl von Analysen, um zur Aufstellung des Ge- seizes der multipeln Proportionen geführt zu werden. Wenn mehrere Gelehrte darauf hinweisen, dass Rich- ter’s Arbeiten vorzüglich nur auf Verbindungen 2ter Ord- nung sich beziehen, deswegen nur einen untergeordneten Werth haben könnten, und dass vorzugsweise Dalton, wel- cher den stöchiometrischen Erkenntnissen durch Anwendung auf die Elemente Allgemeinheit gegeben, das Verdienst der stöchiometrischen Entdeckungen habe, so beweist dies nur, dass man sich die Mühe, Richter’s Arbeiten durchzulesen, erspart hat. Nicht nur die umfassenden Arbeiten über die Sauerstoffverbindungen giebt uns Richter, sondern auch Reihen für ‚die fünf verbrennlichen Urstoffe: Schwefel, Koh- lenstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Richter hatte nach und 184 nach mit einem unglaublichen Fleiss für 14 Säuren und meh- rere Basen als determinirende Glieder Massenreihen expe- rimentirend construirt, obgleich er, wie dies aus seinen Wer- ken hervorgeht, sehr wohl wusste, dass er aus den Massen- werthen einer Reihe und dem einer fraglichen Säure die neuen Reihen berechnen konnte. Die erste anerkennende Kritik, welche Richter’s Arbeiten überhaupt zu Theil wurde, in Fischer’s Uebersetzung der „Berthollet’schen Lehre von der Verwandtschaft,” macht darauf aufmerksam, dass sämmtliche Massenreihen sich mit grossem praktischen Vor- theil in eine allgemeine Massenreihe (Aequivalentenskale) umrechnen liessen, und giebt eine solche Tafel für die Salze. Richter giebt dagegen als Grund seiner vereinzelten Dar- stellungsweise an: die Bequemlichkeit, in jeder Proportion ein Glied = 1000 zu haben; er liefert jedoch in Bourguet’s Wörterbuch ebenfalls für Verbindungen 2ter Ordnung (nach damaliger Ansicht) eine allgemeine Tafel. Vergleicht man die dort befindlichen Zahlen mit den heut geltenden, so wird man durch die meist grosse Unrich- tigkeit derselben überrascht. Die Gründe dieser Unrichtig- keit zeigen sich leicht in Richter’s Schriften. Zunächst finden wir nicht die minutiöse Sorgfalt, wie z. B. bei Wen- zel; dann arbeitet Richter stets mit grossen Massen, meist viertel, ja halben Pfunden, welche weder scharf genug ge- wogen werden konnten, noch ihrer ganzen Masse nach die beabsichtigten chemisehen Einwirkungen erleiden mochten. Wie Wenzel sieht auch er noch in den Halogenverbin- dungen Sauerstoffsalze, und es erwächst ihm also derselbe Fehler. Der Ausgangspunkt der Richter’schen Reihen- bestimmungen sind die Schwefelsäure- und Salzsäure-Reihe. Richter bereitet sich hierzu eine Normalsäure, indem er die Sätligung derselben durch kauslische Kalkerde bestimmt. Bei der Bereitung dieser durch Glühen bekommt Richter zufällig ein mit den heutigen Zahlen völlig stimmendes Ver- hältniss zwischen Kalk und Kohlensäure. Indem er diese gewonnene Kalkerde nur einmal mit Schwefelsäure sättigt, und ein Theil der ersteren durch Einfüllung der Gipsbildung 185 entgeht, ferner damit die Salzsäure titrirt, von welcher er einen Theil Chlor statt des ausgetirelenen Sauerstoffes bei der Basis in Rechnung nimmt, hält er seine Normalsäuren für schwächer als sie in Wahrheit sind, und dem zufolge werden die Massenwerthe der Basen und Metalle fast sämmt- lich zu gross, nur der Strontian steht der wahren Aequi- valentzahl näher. Da Richter leider keine synthetischen Versuche nach seinen Zahlen anstellt, findet er diesen Feh- ler nicht. Dies ist um so mehr zu beklagen, da die rich- tigere Erkenniniss ihn zugleich von einer vorgefassien Mei- nung befreit haben würde, welche er mit grenzenloser Be- harrlichkeit bei seinen Arbeiten verfolgte. Richter sah nämlich in seinen Massenreihen eine hö- here mathematische Beziehung. Er glaubte zu finden, dass eine durch eine Säure determinirte Reihe von Basen eine arithmetische Progression bilde, eine durch eine Basis deter- minirte Reihe von Säuren dagegen eine geometrische Pro- gression darstelle, während die durch Sauerstoff determi- nirte Reihe der Metalle eine Differenzreihe höherer Ordnung (Trigonalzahlen) erweise. Keine Kritik konnte ihn irre machen; denn die falschen Massenwerthe zeigten sich die- sen Progressionen wunderbar fügsam, und die Richtigkeit dieser Zahlen bestritt Niemand. Wenige richtige Zahlen hät- ten hingereicht, Richter von dem Nichtvorhandensein die- ser schönen Gesetzmässigkeit zu überzeugen, wie denn un- sere heutigen Aequivalente sich derselben durchaus nicht fügen. Diese Irrthümer verkleinern aber Richter’s Verdienste nicht. Richter’s Werke zeigen, dass er eine Reihe der schönsten Entdeckungen auf dem Gebiete der Stöchiomelrie, wie auf dem der chemischen Wissenschaft überhaupt gemacht. Sie zeigen ferner, dass ihm nur wenige vereinzelte Beob- achtungen Bergmann’s für seine stöchiometrischen Er- kenntnisse als Voraussetzungen dienten. Wenn nun bis jetzt Dalton als Begründer der Stöchiometrie in ihrer Allgemein- heit genannt wurde, so wird man diesem doch der Wahrheit gemäss kein anderes Verdienst beilegen können, als das, die 186 speculativen Betrachtungen älterer Chemiker, welche sich bei Wenzel schon concentrirt fanden, weiter ausgeführt, in einen systematischen Zusammenhang mit Rieshter, Ent- deckungen gebracht, und das dritte Hauptigesetz formulirt zu haben. Die neuere Zeit hat den geringen praclischen Werth der atomislischen Theorie anerkannt und nach Liebig’s, Wöhler’s, Marchand’s, Erdmann’s und vieler anderer bedeutenden Chemiker Vorgange bedienen wir uns wieder der einfachen Zahlen, welche die Massenwerthe (Mischungs- gewichte, Aequivalente) bezeichnen, wie schon W ollaston 1811 vorschlug; die Speculation über die Natur und Form der Atome hat fortan auf diese Zahlen keinen wesentlichen Einfluss. So kehrt der ursprünglich deutsche Gedanke zu seiner deutschen Form zurück, und Pflicht der Gerechlig- keit ist es, in der Aequivalentenlehre ein wissenschaftliches Monument Richter’s anzuerkennen. Wie werthvoll und gediegen für ihre Zeiten Wenzel’s und später Dalton’s Arbeiten waren, von ihnen keiner, wohl aber war Richter der Begründer der Stöchiometrie. An seinem Bau konnte die Zeit und Wissenschaft bessern und ergänzen, das Ver- dienst muss ihm dennoch ungeschmälert bleiben. 187 plio (.pitg) | yıey 1X) Pig -2jdny phrorg | vosig | -yuız "OuLIUaSSeN] UEUMWaaILTL 19p Yoen ‘ayplamuassen SIayyoTy 'G Een = lerezulinnne| #106 “rl ce, Sreen|soe a u V’gc2 Seele 223320 sy’Icg ssiggcı ° * * uajyez snıpoziag 2’6801 | “reele’zscrls’reileeirig| 8‘ssel Magelsgctıl svgel 6zr| Srrel ezals’sgelis’tsels2’gsgl90’gog| * 19zuoM yoeu uoseg Vece| — | 86 | "gu | Krrel Hocel -6rE| Horsl *erg| Vogel #’6Ezl Fogel zosel 2’8gel V’egel #szEll 0 Saneszjeg "q 090,9 ee — lesen he el = han osriivenclteonkereline| 6’ege| 0Fog| #rogl| ° ° ° °° ° Sunesäıssq | zisjepäig | | | | | | | | "g C19 = BWajıassem cogl — | Mggel Hszıl "zarl Hal 86r/chel S’osels2‘rogiss’goclse’zo.les’gggl ’Egzul3/rgalss‘acg]| " ° ° " " aanesaogadjeg zjespixg 008 = BWaJıassem 008 | 008 | 00 | oo | oo< | 006 | 008 | 008 | 008 | 008 | 005 || " " Pames[oJoMmyas saınes |zjespÄxg) 006 | 006 | 008 | 008 | 00 un) N EN 5 = 2aalls “ıaqjısppanG) "l9qjıspponG) ZILUISTAN "pAxoune[y urz "ersousen "opıaoyfey 66 Verzeichniss der Vereinsmitglieder. . -,. . . 2er... 76 Aufsätze. L. Fr. Zekeli, das Genus Inoceramus und seine Verbreitung in den Gosaugebilden der östlichen Alpen. Taf. 1. . ... 79 W. Rollmann, über die Stellung verschiedener Legirungen und Amalgame in der thermoelectrischen Spannungsreihe . . „ 106 C. Giebel, Anleitung zur Beobachtung der Thierinsekten aus dem Near: des Prof. Nitzsch mitgetheilt a Aug. Garcke, Ein Wort über Walpers Repertorium Boranices systemalicae . Fr. Ulrich, Beitrag zur a oskalien ans Her Umgegend von Goslar. Taf. 2. 3. : Graf Henckelv.Donnersmark, Le Sala de ie Rocher Eoueautt Th. Schuchardt, Bericht über die diesjährige vom Gartenbau- Verein in Magdeburg veranstaltete Blumenausstellung . C. Bertram, Beitrag zur Flora der Gegend um Magdeburg . . C. Giebel, die Goniatiten und Ceratiten C. Andrae, der Bergsturz bei Magyarökerek in Sichenhargen Tat, 4. W. Baer, über den Pimelit : . W. ehmon, über die qualitative Techn Dkanischer Sub stanzen auf ihre unorganischen Bestandtheile . C. Giebel, über die antediluvianische Säugethierfauna Denichlands — die Säugethiere und Vögel in 1m Knochenbreceie bei Goslar & —— Palacniologische, Mittheilungen W. Baer, über Braunkohlen . . . der Electromagnetismus als bewegende Kraft F. Weber, Metereologische Beobachtungen . . . 2... Seite, 113 136 150 163 164 167 180 193 198 203 219 236 246 259 263 274 Ri N a : Rw 3 ge i R ci 3 : ash or yanıları a Se EL wi Wi nr A 1. Auszug aus den Sitzungs-Protokollen. N, am 8. Januar 1851. Der Vorsitzende Herr Giebel eröffnet die Sitzung mit einer kurzen Anrede, in welcher er auf die gewaltigen Fortschritte der Naturwissen- schaften während der eben vollendeten ersten Hälfte des gegenwärtigen Jahrhunderts, besonders auf den Antheil der zahlreichen naturwissenschaftlichen Vereine an denselben und die auf diese sich stützende Hoffnung für die begin- nende zweite Hälfte unseres Jahrhunderts hinweist. Darauf gibt Hr. Garcke unter Vorlegung der betref- fenden Abbildungen einige nachträgliche Bemerkungen zu seinen frühern Mittheilungen über die Gattung Rubus. Hr. Giebel hält einen Vortrag über die im Kupfer- schiefergebirge vorkommenden Organismen: Das Kupferschiefergebirge ist eine von den wenigen scharf begrenzten, in sich sehr schön gegliederten Forma- tionen, die, noch ehe es eine Wissenschaft der Geognosie und Paläontologie gab, wegen ihres Erzreichihums schon sorgfältig untersucht und in allen ihren Eigenthümlichkeiten erkannt war. An die zahlreichen ältern, zum Theil sehr vortrefflichen Arbeiten über dasselbe reiheten sich in neuester Zeit drei wichtige Monographien, gleichsam: um die Unter- suchungen über dieses Gebilde auf dem gegenwärtigen Stand- punkte der Wissenschaft zum völligen Abschluss zu bringen. Murchison’s und Verneuil’s Russia and Ural brachte 1 2 uns das in Russland weit ausgebreitete Permische System, Geinitz fasste in einer schönen Monographie die organi- schen Reste des deutschen Zechsteingebirges zusammen und King in gleicher Weise die des englischen. Diese Arbei- ten eröffnen uns den Blick auf die organische Schöpfung einer der frühesten Epochen in der Bildungsgeschichte des Erdkörpers, auf eine Schöpfung, die wir vollständiger kaum aus einer andern Epoche kennen. Sie ist freilich zugleich auch eine der dürftigsten, denn sie enthält nur 114 Gattun- gen mit 277 Arten, die überdiess noch eine sehr bestimmte und sehr beschränkte geographische Verbreitung haben. Es gehören nämlich von ihnen 100 Arten ausschliesslich Eng- land an, 73 Russland und 61 Deutschland, nur 43 haben eine allgemeine geographische Verbreitung. So auffallend, dass mehr als £ der Arten geographisch beschränkt vor- kommen, ist die Verbreitung der Arten in andern Forma- tionen nicht und wir dürfen die aus der organischen Welt des Kupferschiefergebirges gewonnenen Gesetze der geo- graphischen Verbreitung keinesweges verallgemeinern und auf andere Schöpfungsepochen anwenden. Der Grund des so sehr beschränkten Auftretens der einzelnen Formen liegt vornämlich in der geringen räumlichen Entwicklung der Formation selbst. Im weiten Czarenreich breiten sich die Mergel, Sandsteine, Conglomerate und Kalksteine, welche das Permische System conslituiren, zwar über einen Flä- chenraum, zweimal grösser als ganz Frankreich, über den grössern Theil der Gouvernemenis von Perm, Örenburg, Kasan, Nischni-Nowgorod, Jaroslaw, Kostrema, Wiatka und Wologda aus, aber in Deutschland ziehen sich die unteren erzführenden, deutlich geschichteten und die oberen unre- gelmässig geordneten Gesleinsschichten der Formation nur in schmalen Streifen gleichsam als ein scharfer Saum an den kleineren älteren Gebirgen wie dem Harze und Thürin- gerwalde entlang und gewinnen nirgends eine überwiegende Ausdehnung; auch in England ist die Verbreitung des Magne- sian Limestone, der bituminösen Mergel, Sandsteine und Conglomerate des Kupferschiefergebirges bei Whitehaven, 3 Newcastle, Darlington, Bristol u. a. Orten nur beschränkt. Die Eigenthümlichkeiten in der Formation und die weite Trennung ihrer Gebiete von einander lassen keine andere als eine beschränkte Verbreitung ihrer organischen Ein- schlüsse erwarten. Wie die räumliche Entwickelung eine ganz eigenthüm- liche: so auch die zeitliche. Die überraschende Mannigfal- tigkeit der thierischen und pflanzlichen Gestalten des Stein- kohlengebirges ist im Kupferschiefer plötzlich verschwunden. Arm und dürftig, aus noch nicht 300 Arten bestehend, ist die ganze organische Schöpfung. Noch auffallender ist der völlige Untergang der ausgezeichnetsten Gestalten der Urzeit des organischen Lebens. Anstatt der merkwürdigen Haar- sterne sind hier nur einige unbestimmbare Exemplare von Seesternen gefunden worden und die räthselhaften Oystideen fehlen ganz. Unter den Mollusken fällt das gänzliche Zurück- treten der Cephalopoden auf, die früher als Nautileen in den mannigfaltigsien Gestalten und als Ammoniaden in den Go- niatilen in überraschender Anzahl vertreten waren. Die Trilobiten sind spurlos verschwunden und unter den Wirbel- thieren vermissen wir die merkwürdigsten Knorpelganoiden, während wir anstatl der Labyrinthodonlten des Steinkohlen- gebirges Eidechsen finden. Nicht minder auffallend ändert sich die Fauna in der Trias, zu welcher der Kupferschiefer den Uebergang von den ältesten Formationen bildet. Laby- rinthodonten erwachen wieder und neben ihnen neue Ge- schöpfe, die Halidraconen. Ein ächter Krebs kündel die Neuzeit der Gliederthiere an. Ammoniten mit rings gezack- ter Nahtlinie der Kammerwände, Nautilen, Haar- und See- sterne drängen sich characteristisch hervor, während Poly- pen vergebens gesucht werden. Die Fauna des Zechsteingebirges, um auf ihren speciel- lern Character einzugehen, repräsentirt die Wirbelthiere nur dureh Fische und Amphibien. Letztere sind als Protero- saurus, Palaeosaurus und Thecodontosaurus bekannt, alle drei den lebenden Eidechsen näher verwandt als irgend einer eigenthümlichen Familie der Vorwelt. Der erstere bewohnte 4* 4 Deutschland, die letztern beiden England, und in Russland lebte der vierle Repräsentant, Rhopalodon. Es ist eine selt- same Erscheinung, dass die Krone der damaligen Schöpfung, eidechsenartige Gestalten, den jetzt lebenden zunächst ver- wandt sind, um so mehr als ihre Epoche, an der Grenze der primären Periode liegend, die auffallendsten Gegensätze der geologischen Entwicklung des thierischen Organismus verbindet. Labyrinthodonten durch Eidechsen geschieden und Eidechsen die Vorgänger von Enaliosauriern! Ungemein zahlreicher erscheinen die Fische, deren man 35 Arten aus 14 Gattungen unterscheiden kann. Von diesen sind Dietaea, Janassa, Byzenos ganz eigenthümliche Ge- stalten, deren nächste Verwandte unter den lebenden Pla- giostomen schwer aufzufinden sind. Auch von den Ganoiden ist Dorypterus eine räthselhafte Form und nicht minder Globulodus, den Egerton neuerdings mit den Platysomen identificiren wollte. Die Platysomen und Akrolepen gehören fast ausschliesslich dem Kupferschiefer an und bilden mit ihren nächsten Verwandten Pygopterus, Palaeoniscus und Amblypterus, die aber bereits in der Epoche des Steinkoh- lengebirges eine bedeutende Rolle spielen, die schöne Fa- milie der heterocerken Monopterygier. Der später so wich- tige und auffallende Unterschied der Knorpel- und Knochen- Ganoiden tritt in ihnen und überhaupt in dieser Epoche nicht entschieden hervor, denn die Wirbelkörper waren noch weich, während alle übrigen Skelettheile völlig verknöchert erscheinen. Der hohlknochige Cölacanthus aus der Familie der homocerken Dipterinen zeigt uns die gleiche Eigenthüm- lichkeit. In geographischer Hinsicht überwiegt unser Vater- land die übrigen Länder. Russland ist am ärmsten an per- mischen Fischen. Man kennt deren erst zwei, darunter ein Paläoniskus, also aus der an Arten zahlreichsten Gattung, die in Deutschland die an Individuen und Arten die häufigste war. Von den deutschen Arten finden sich einige wie P. elegans und P. glaphyurus auch in England, wiewohl King weder diese noch andere als beiden Ländern gemeinsam anführt. Für die Platysomen kenne ich dagegen keine ge- 5 meinschaftlichen Arten, England besitzt deren zwei und Deutschland fünf. Noch auffallender ist dieses Verhältniss bei Acrolepis, von welchem nur eine Art in England, fünf dagegen in Deutschland bekannt sind. Auch sämmtliche Knorpelfische gehören Deutschland ausschliesslich an. Die Gliederthiere sind im Zechsteine überhaupt sehr ärmlich vertreten, nur durch mehre Arten von Cythere und einige Würmer, besonders in England. Nicht mehr lässt sich über die Cephaiopoden berichten. Ein Nautilus in England und Deutschland, und das jüngste Cyrtoceras in Russland repräsentliren diese formenreiche Gruppe. Gaste- ropoden. dagegen zählt King für England 21 Arten, beson- ders aus den Gattungen Turbo, Loxonema, Rissoa, Pleuro- tomaria, Natica auf und betrachtet achtzehn von diesen als für England eigenthümlich, während er Deutschland nur zwei und Russland drei eigenthümliche Arten zuschreibt. Geinitz führt sieben Gasteropoden aus Deutschland auf und darunter sind Trochus helicinus und Pleurotomaria antrina bestimmt auch in England heimisch. Die Zahl der Brachiopoden ist beträchtlicher, 14 Gattungen mit 37 Arten und unter diesen, wie unter den Fischen, sehr characteristische Formen, die vortrefflichsien Leitmuscheln. Der Productus horridus geht durch Deutschland und England nach Spitzbergen hinauf, fehlt aber in Russland merkwürdiger Weise völlig. Der dort vorkommende Pr. Leplayi findet sich indess auch in Deutschland und Spitzbergen, während er in England als Pr. umbonillatus specifisch ausgezeichnet wird. Unter den Terebrateln sind T. elongata, T. Schlotheimi, T. superstes die bekanntesten, letztere scheint in England zu fehlen, während erstere beide überall sich finden. Deutschland be- sitzt keine einzige eigenthümliche Zechstein-Terebratel, denn die T. pectinifera und T. Geinitzana beschrieb Verneuil auch aus Russland. Ebenso kommen die beiden deutschen Spiriferen Sp. undulatus und Sp. cristatus auch in England vor. Die Zahl der Muscheln beläuft sich nach King auf 19 Gattungen mit 47 Arten, und aus Deutschland zählt Gei- nitz nur 13 Arten auf, Die Gattungen Pecten, Arca, Avi- 6 cula und Schizodus zeichnen sich durch characteristische Formen und weite Verbreitung am meisten aus. Die Reste von Strahlthieren treten auffallend zurück: das hiesige Museum besilzt verkieste Seesterne, die eine nähere Bestimmung gar nicht gestatten. Die beiden bestimm- baren Formen Cidaris Keyserlingi und Cyathocrinus ramo- sus werden aus Deutschland, England und Russland aufge- führt. Diese Armuth an Radialen überrascht, wenn man die Mannigfaltigkeit der Polypen näher betrachtet, da beide gern gemeinschaftlich vorkommen. Es werden nämlich 14 Gat- tungen mit 18 Arten der Polypen beschrieben und diese generelle Mannigfaltigkeit ist eine eben nicht häufige Erschei- nung. In Deutschland erkannte Geinitz vier Fenestellen, von denen nur F. retiformis ganz allgemeine Verbreitung hat, die andern nur noch in England sich finden. Auch das Cyathophyllum, das Coscinium, Stenopera und Alveolites werden zugleich als englische Vorkommnisse bezeichnet. Eigenthümlich ist für England eine Aulopore, die sich durch ihre schnurförmigen Aeste vortrefflich auszeichnet, und für Russland Stenoporen, Polyporen und ein Anthophyllum. Die aus England allein bekannten Foraminiferen, Dentalina und Textularia, verdienen mehr wegen dieses Vorkommens als wegen ihrer Form Beachtung, ebenso die Schwämme Tragos und Scyphia. Die Flora des Kupferschiefergebirges ist in England un- gemein dürftig, denn es sind bis jetzt nur schwache Spuren von Chondrites, Caulerpites, Neuropteris und wenige andere gefunden worden. In Deutschland dagegen werden Nadel- hölzer unter der Benennung Cupressites aufgeführt, schöne Kalamiten, von Farren Taeniopteris, Pecopteris und Sphe- nopteris, die merkwürdigen Weissites- Arten und schöne Caulerpites und Chondrites. Letztere fehlen in Russland ganz, aber statt dessen birgt der Kupfersandstein zahlreiche Farren, unter denen Neuropteris allein zehn Arten zählt, Odontopteris, Sphenopteris und Pecopteris mit je drei Arten vertreten wird. Auch die eigenthümliche Noeggerathia findet sich hier und Calamiten häufiger als in Deutschland. 7 Sitzung am 15. Januar. Nachdem die Beschaffung und Einrichtung der Diplome für correspondirende Mitglie- der, deren stalutenmässige Wahl in den nächsten Sitzungen angeordnet werden sollte, beschlossen worden war, sprach Hr. Giebel über die ersten zweifelhaften sowohl als zuver- lässigen Spuren der einzelnen Thierklassen und deren Ord- nungen in den geognoslischen Formationen: Die geologische Entwicklung des thierischen Organismus ist der Entwicklung des Individuums und der des Begriffes Thier, wie früher ausführlicher dargelegt worden, parallel. Die einzelnen Klassen des Thierreiches, als Stufen der Ent- wicklung betrachtet, treten daher nicht gleichzeitig in den geognoslischen Formationen auf, sondern nach einander und zwar nach dem Grade ihrer gegenseitigen Dignität. Das Auftreten einer Klasse ist jedoch wohl zu unterscheiden von den vereinzelten Gestalten aus derselben, und nur diese sollen hier verfolgt werden. Auch in ihnen zeigt sich übri- gens dasselbe Gesetz, welches für die Entwicklung überhaupt gültig ist. Die Infusorien spielen weniger wegen ihrer mierosco- pischen Grösse als vielmehr wegen ihres höchst zarten und weichen Körpers, der gewaltigen äussern Einflüssen erliegt, keine Rolle in der geologischen Entwickelung des Organis- mus. Ehrenberg berichtet uns jedoch die Entdeckung eines Peridinium in der Steinkohle und anderer in der Kreide. Diese einzigen Reste fossiler Infusorien bedürfen noch sehr der nähern Bestättigung, bevor wir sie als zuverlässig auf- nehmen können. Die Polypen gehören zu den ältesten Geschöpfen auf der Erdoberfläche. Von ihren beiden Abtheilungen, den Bryozoen und Anthozoen, erscheinen die letztern zuerst in den Llandeilo flags, zugleich mit Graptolithen, die wir immer- hin auch als Bryozoen betrachten können. Jene ältesten Anthozoen sind Catenipora escharoides, die durch alle Schich- ten bis zu dem Aymestrykalk hinaufgeht, und die gabelästige mit sternförmigen Zellen versehene Porites inordinata, die auf diese ältesten Silurschichten beschränkt ist, In den Cara- 8 docsandsteinen mehrt sich ihre Anzahl schon, indem die bis in den Kohlenkalk hinauf herrschende Galtung C’yathophyllum und der ebenso lang dauernde Favosites in mehreren Arten auftritt. In dem Wenlockschiefer steigert sich die Zahl mehr und wird im Wenlockkalk bereits sehr bedeutend. Hier er- scheinen auch zuerst die eigentlichen Bryozoen deutlich und unzweifelhaft, denn im untern Silurium kennt man sie noch nicht, in den- Wenlockschiefern nur in sehr vereinzelten Spuren. Die Radiaten sind entschieden jünger als die Polypen. Ihre ältesten Repräsentanten liegen sparsam in den untern silurischen Schichten. Es sind die höchst eigenthümlichen, von Haarsternen und allen übrigen Radiaten abweichend or- ganisirten Cystideen, welche mit Echinoencrinus die Reihe eröffnen und im obern Silurium mit Caryocystites, Echi- nosphaerites, Hemicosmites u. a. schon ihre Formenreihe wieder vollenden. Hier gesellen sich aber zu ihnen im Wenlockkalke die ersten Haarsterne, welche durch alle For- mationen bis in die Gegenwart ausdauern. Cyathocrinus, Actinocrinus u. a. erscheinen sogleich in zahlreichen Arten. Von Asterien werden die ältesten in America erwähnt: A. tenuiradiata aus dem Chazy limestone, A. matutina aus dem Trentonkalk und A. americana aus dem Blue limestone. Im obern Silurium ist nur A. antiqua zu nennen und eben so selten bleiben sie bis zum Lias hin,. wo die Echinoden gleichfalls erst zahlreich werden. Die ältesten Arten dieser am vollkommensten organisirten Familie gehen nicht unter den Kohlenkalk hinab. Aus dem irischen Kohlengebirge be- schreibt M’Coy mehre Palaeechinus, und Desor’s Paläocida- riten sowie die Belgische Cidaris Münsterana sind deren Zeitgenossen’ Mollusken finden sich bereits aus allen Ordnungen in den ältesten Silurischen Schichten, überwiegend sind unter ihnen die Brachiopoden, zugleich auch die schönsten und bezeichnetsten Formen, während die Cormopoden Anfangs noch sehr zurücktreten und in minder schön erhaltenen Exemplaren sich finden. Avicula und Posidonomya (Ambo- 9 nychia Hall) lagern mit ziemlich sicher bestimmbaren Arten im Trentonkalk und im Caradocsandstein, noch tiefer in den Llandeiloplatten die Nucula laevis, freilich in kleinen und undeutlichen Steinkernen. In dem Trentonkalk und den Hudsonriverschichten mehrt sich die Zahl schon beträchtlich. Von den Brachiopoden erscheinen zahlreiche Arien der Gat- tungen Leptaena, Atrypa und Orthis in den Llandeiloplatten, und in den Caradocsandsteinen, wo auch die Terebrateln zuerst sicher auftreten, steigert sich deren Anzahl noch mehr. Die Pteropoden scheinen nicht unter das Niveau des Tren- tonkalkes, in welchem Hall vier Conularien erkannte, hinab- zugehen. Von Gasteropoden sind die Euomphalen die älte- sten in den Llandeilo flags, später im Caradoc und Tren- tonkalk werden Murchisonien, Pleurotomarien, Turbonen auf- geführt, aber leider gelingt es nur selten so vollständige und gut erhaltene Exemplare zu finden, welche die generellen Charactere unzweifelhaft zeigen. Die ältesten Cephalopoden gehören in die Familie der Nautilen. Sowerby bildet einen unzweifelhaften Lituiten von Llandovery ab und von ebenda aus dem Caradocsandstein einen Nautilus, den ich auch nur für einen Lituiten zu halten geneigt bin. Im kalkführenden Sandfels in New-York kommen auch schon Orthoceratiten vor. Die Mitglieder der Ammoniaden scheinen im untern Silurium noch ganz zu fehlen, und selbst Eichwalds Gonia- lites siluricus aus dem obern Silurium lässt die Existenz hier noch sehr zweifelhaft. Im Devonischen treten sie aber sogleich massenhaft hervor. Jünger und in den ersten Spuren viel zweifelhafter sind die Acetabuliferen. De Koninck be- schreibt ein Belemnitenfragment aus dem Kohlenkalk, dessen Deutung viel für sich hat, aber es ist eben ein nicht zuver- lässiges bestimmbares Fragment. Aehnlich verhält es sich mit Kner’s Sepienschulp. aus der silurischen Grauwacke von Zalesczyk, dessen Structur und Form viel Uebereinstimmen- des mit der Rückenschale der Sepien zeigt, aber dennoch nicht alle Zweifel löst. Die zuverlässigen Reste von Ace- tabuliferen beginnen erst in den untersten Schichten des Lias, Der Anfang der Würmer liegt in den obern Silur- . 10 schichten, in denen kleine schneckenartig gewundene Kalk- körperchen als Spirorbis gedeutet werden, im Devonischen und noch mehr in dem Kohlengebirge werden diese Reste deutlicher. Tiefer als alle diese, in dem vormals cambrischen Systeme trelen die vielfach und unregelmässig geschlängelten Nereiten und Myrianiten auf, die man wohl für Würmer halten könnte, aber die ihre wahre Natur hinter der unge- nügenden Erhaltung verbergen. Dagegen erscheinen die Crustaceen schon mit zahlreichen, zum Theil prächtig erhal- tenen Trilobiten in den Llandeilo flags wie der Asaphus. Cytheren und Cypris kenni man aus obern silurischen und devonischen Schichten, den ersten langschwänzigen Dekapo- den, Gampsony&, aus dem Saarbrücker Kohlengebirge, die ersten Brachyuren aus dem Braunen Jura. Für die Klasse der Arachnoiden ist Corda’s Cyclophthalmus aus dem Koh- lengebirge der einzige, zugleich aber unzweifelhafte Reprä- sentant im ältern Gebirge. Tiefer gehen auch die ersten Insecten nicht hinab, wofür die schönen Orthopterenflügel des hiesigen Kohlengebirges die Belege sind. Im Lias be- gegnet man schon zahlreicheren Ueberresten. Von den Wirbelthieren begegnen uns die ältesten Fische in den obern Ludlowschichten. Es sind Onchusstachel, Thelodus, Skelerodus, Sphagodus u. a., deren Deutung kei- nem Zweifel unterliegt. Im devonischen Gebirge werden Ganoiden und Selachier bereits characteristisch, die ächten Teleosten erst im Kreidegebirge. Tiefere Spuren der letzte- ren wurden in das Wealdergebirge verlegt, aber die darauf gedeuieten Zähne lassen die Existenz immer noch sehr zweifelhaft. Es ist indess nicht unwahrscheinlich, dass einige der Reste aus dem obern Jura, welche bis jetzt unter den Ganoiden stehen, später noch zu den ächten Knochen- fischen versetzt werden müssen. Als ältestes Amphibium galt bis vor einiger Zeit der schon im vorigen Jahrhundert bekannte Proterosaurus, eine Eidechse aus Kupferschiefer Thüringens, und man begann nur dieses Vorkommens wegen die Reihe der secundären Formationen mit dem Kupferschiefergebirge, um die ältern 11 durch das alleinige Vorkommen von Fischen zu characleri- siren. Nun hat aber Goldfuss Archegosauren, der Familie der Labyrinthonden angehörig, aus dem Saarbrücker Kohlen- gebirge beschrieben und dadurch ist die Klasse der Amphi- bien plötzlich um eine Epoche älter geworden, weshalb ihr erstes Auftreten auch nicht mehr den Anfang der secundären Periode bestimmt. Die Schildkröten erscheinen zuverlässig erst im Lias, denn die von Gaillardot aus dem Muschelkalk der Lorraine erwähnten Trionyxreste sind Saurier und Ku- torga’s noch ältere aus der Gegend von Dorpat wurden schon längst an andere Geschöpfe vertheilt. Die Schlangen gehen nicht unter den Londonthon hinab und die nackten Amphibien erreichen diesen noch nicht, indem die ersten Reste von Fröschen und Salamandern in mitteltertiären Schichten bei Weisenau erkannt wurden. So unzweifelhaft das erste Aufireten der Amphibien ist, so deutlich die ältesten Reste derselben erhalten sind, so fraglich ist noch der Anfang der Vögel, so ungenügend die Erhaltung ihrer ersten Ueberreste. Die Fussspuren im Sandsteine des Connecticutihales, über die Hitchcock schon so viele und lange Abhandlungen geschrieben, dürfen zum Theil als glaubwürdige Reste der frühen Existenz der Vögel bezeichnet werden, aber sie sind nur Spuren, keine wirk- lichen Reste, keine Körpertheile, mit denen allein jede andere Deutung widerlegt werden könnte. In Knochen aus dem Wäldergebirge glaubte man auch eine Zeitlang Reste von Vögeln erkannt zu haben, allein Owen’s zuverlässige Unter- suchungen führten auf Pierodactylen. Es bleibt daher das verdrückte Skelet des Protornis aus dem Glarner Schiefer das unwiderleglich älteste Zeugniss. Aber auch dieses lässt nichts weiter als die Klasse erkennen und lrotzt, wie ich mich aus der Ansicht des Exemplars im Züricher Museum überzeugt habe, jeder nähern systemalischen Bestimmung. Die vereinzelten Reste im Bernstein und andere alttertiären Gebilde führten ebenfalls noch zu keiner genauen Einsicht in die Galtungen und Arten, so dass erst mit den Knochen in mitteltertiären und diluvialen Ablagerungen die syslema- 12 tischen Bestimmungen fossiler Vögel eine grössere Sicher- heit erhalten. Für die Säugethiere glaubte Kutorga im Sandsteine bei Dorpat die ältesten Belege gefunden zu haben, allein es er- gaben sich dieselben als Ueberreste von Fischen und Sau- riern. Anders verhält es sich dagegen mit Plieningers Microlestes aus der Grenzbreccie des Keupers bei Deger- loch. Diese beiden kleinen Backenzähne rühren unzweifel- haft von einem insecienfressenden Raubthiere her, aber sie wurden erst gewonnen bei dem Abwaschen der Letten von der Knochenbreceie, und es drängt sich daher die Frage auf, ob die nur anderthalb Linien grossen Zähne nicht in den anhängenden Letten als spätere Einschlüsse enthalten gewesen waren? Ueber den Erhaltungsgrad der Zähne selbst wird Nichts mitgetheilt, auch ist die Form derselben nicht mit denen der lebenden Fledermäuse und insectenfressenden Raubthiere verglichen worden. Ausser allem Zweifel stehen jetzt die Kiefer von Thylacotherium und Phascolotherium aus dem Stonesfielder Jura. Die Kreide lieferte noch kein Beispiel und erst in den ältern Tertiärschichten werden Säugethiere wieder und zwar in grösserer Anzahl aufgeführt. Nach den zuverlässigen Spuren erschienen also die Thierklassen in folgender Reihe nach einander: Polypen, Mollusken und Crustaceen gleichzeitig zuerst, dann die Ra- diaten, die Würmer, die Fische, Spinnen, Insecten und Am- phibien gleichzeitig, Vögel, Säugethiere. Sitzung am 22. Januar. Als eingegangen wurde vorgelegt: Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Bd. II. Heft 2. 3. Berlin 1851. Hr. Sack spricht über die Erscheinung der Phosphor- escenz im Mineralreiche überhaupt und legt dann zehn Stufen Flussspath verschiedener Fundorte vor, um deren verschiedene Phosphorescenz durch Erhitzen ihres Pulvers auf einer Eisen- blechplatte zu zeigen und zugleich darzuthun, ob und in wie weit die verschiedenen Farben, welche dieses Mineral beim Phosphoresciren zeigt, von der natürlichen Farbe und 13 dem Vorkommen abhängig sind. In violeter Farbe phosphores- eirte der graulichweisse Flussspath von Stolberg, der blau- graue von Ilmenau, der smaragdgrüne Chlorophan und der indigblaue von Lauterberg; in blauer Farbe der lavendel- blaue von Giebichenstein, der blaulichgraue von Stollberg und der blaugrüne aus Baden; in blaugrüner Farbe der wein- gelbe von Gersdorf; in grüner der dunkel-violblaue von Derbyshire, während der grünlichgraue desselben Fundortes gar keine Phosphorescenz zeigte. Hienach kann ein Zu- sammenhang der Phosphorescenz mit der Farbe des Mine- rales und seines Vorkommens nicht angenommen werden. Darauf berichtet Hr. Kohlmann über die von Hrn. Rollmann in Stargard eingesandten physicalischen Notizen, welche bereits im vorigen Berichte S. 188. mitgetheilt wor- den sind. Hr. Kaulfuss hält einen Vortrag über die leimgeben- den Substanzen, deren Vorkommen, Zusammensetzung und Bedeutung im Haushalte der Natur. Sitzung am 29. Januar. Hr. Kohlmann spricht über die Prüfung der Krystalllamellen sowie der organischen Substanzen im galvanisirten Lichte. Nach Erörterung der Polarisation des Lichtes und nach Beschreibung der hierzu geeignetsten Instrumente ging derselbe zur Untersuchung der Mineralien selbst über mit Hülfe zweier aufgestellter Polarisationsapparate und der Turmalinzange. Die eine Prü- fungsmethode, wonach bei unveränderter Stellung der Pola- risalionsebenen unter 90° gegen einander die Krystallla- melle allein um ihre darauf senkrechte Achse gedreht wird, und wobei der Beobachter nur darauf zu sehen hat, ob das Licht abwechselnd verschwindet und wieder erscheint, er- wies sich zur Untersuchung der Mineralien wegen ihrer allgemeinen Anwendbarkeit und Einfachheit als besonders geeignet. Bei Mineralien mit höchst vollkommener monoto- mer Spaltbarkeit erkennt man auf diese Weise ohne weitere Zurichtung leicht, ob man es mit einer optisch einachsigen oder mit einer optisch zweiachsigen Species zu thun hat, woraus sich dann rückwärts ein Schluss auf den allgemeinen 14 Character der Krystallsysteme machen lässt. Auch ist diese Methode wichtig für die Unterscheidung der beiden Glimmer- arten. Die zweite Prüfungsweise stützt sich auf die Farben- ringe, welche die Lamellen im polarisirten Lichte zeigen, und welche bei optisch einachsigen Mineralien als ein Sy- stem concentrischer, von einem schwarzen Kreuze durch- setzter Kreise erscheinen, dagegen bei den optisch zwei- achsigen Lamellen ein oder zwei Systeme von Ellipsen darstellen, von denen jedes in der Mitte von einem schwar- zen Streifen durchsetzt wird. Die ersten zeigten sich be- sonders deutlich bei einem senkrecht auf die Hauptachse geschliffenen Kalkspathrhomboeder, die zweite an einem ebenso geschliffenen Salpeterkrystalle. Obwohl diese Farben- ringe zu den schönsten optischen Erscheinungen gehören, so ist doch ihre Wahrnehmung ausser von der Dicke der Lamellen von manchen andern Bedingungen abhängig, welche gerade nicht immer erfüllt sind. — Nach Erwähnung der dem Quarze eigenthümlichen Erscheinung der Circularpola- risation wies der Redner auf die Wichtigkeit derselben Er- scheinung für die Unterscheidung organischer Flüssigkeiten hin, wie der verschiedenen Zuckerarten und der beiden Modificationen der Traubensäure, welche durch chemische Reaclionen kaum oder, wie bei den letziern, gar nicht zu unterscheiden sind. Schliesslich wurde noch eine auf das Drehungsvermögen gestützte Berechnung des Zuckergehaltes einer Flüssigkeit gegeben unter drei verschiedenen Voraus- setzungen, dass nämlich erstens die Lösung bloss Rohrzucker enthalte, zweitens mit demselben zugleich auch Fruchtzucker und drittens neben Rohrzucker noch Traubenzucker, Sitzung am 5. Februar. Hr. Weber gab den Januarbericht von der meteorologischen Stalion, der im Zu- sammenhange am Jahresschluss gedruckt werden wird. Hr. Giebel schildert unter Vorlegung von Cautley und Falconer’s Fauna antiqua sivalensis die tertiäre Wirbel- thierfauna Indiens: Durch grosse Flussthäler von der Centralkelle des Hi- malaya geirennt, breiten sich die unter dem Namen der Si- 15 valikflügel bekannten Vorgebirge desselben nach Süden hin aus. Sie steigen kaum bis zu 3000 Fuss Höhe empor und bestehen aus jüngern Tertiärschichten, die von tiefen Fluss- beiten durchschnilten, aus Konglomerat, Sandstein, Mergel und Thon zusammengesetzt erscheinen. Die letziern Ge- steinsschiehten zeichnen sich durch ihren Reichthum an merkwürdigen Wirbelihieren aus, den sie in einer Erstrek- kung von 1700 englischen Meilen führen. An ihrem äusser- sten Ende im Busen von Cambay treten sie nochmals auf der kleinen Insel Perim von nur 3 englischen Meilen im Umfange mit der grössten Mannigfaltigkeit ihrer eigenthüm- lichen Reste auf. Den eifrigen Bemühungen Cautley’s und Falconer’s verdanken wir die nähere Kenntniss dieser La- gerstätte und der Schätze auf derselben, welche in dem vorliegenden Prachtwerke bildlich dargesiellt sind. Nur die wichtigsten Säugethiere und Amphibien mögen hier hervor- gehoben werden. In der Säugethierfauna treten uns zunächst Affen, den Semnopitheken und Makaken ähnlich entgegen, Raubthiere wie ein Bär, dem Höhlenbär an Grösse gleich, aber mit mehr carnivoren Gebiss (Amyxzodon), eine zwischen Tiger und Jaguar stehende Felis, noch nicht näher bestimmte Arten von Canis und Hyaena, desgleichen von den Nagern Hystrix und Mus. Auffallend eigenthümlichere Gestalten liefert die Ab- theilung der Huflhiere. Das Sivatherium ist ein riesenhafter Wiederkäuer, der, wie die Kameliden diese Ordnung mit den Einhufern verbinden, durch seine colossale Grösse und plumpen Formen dieselbe mit den Pachydermen vereinigt. Der Schädel bietet eine so überraschende Aehnlichkeit mit dem der Giraffe, dass Geoffroy St. Hilaire das Sivatherium nicht einmal generell von Camelopardalis trennen will. Dieser Ansicht kann man jedoch nicht beitreten, denn der Antlitz- theil des Sivatheriumschädels ist kurz und breit, die Augen- höhlen sehr klein, die Nasenbeine kurz und gekrümmt, während bei der Giraffe das Gesicht schmal und lang ist und ebenso die dasselbe bildenden Knochen. Die Hörner dieser sind mil Haut überzogene Stirnzapfen, die des Siva- 16 therium dagegen verlängert, mit wirklichem Hornüberzuge versehen, und zwar vier an Zahl, von welchen das vordere, kleinere Paar zwischen und über den Augenhöhlen, das hintere, grössere auf den Scheitel hin gerückt ist, so dass der Schädel dadurch eine eckige Form und auffallende Breite erhält. Diese hintern Hörner sind überdies dreizackig und geweiharlig. Die Grösse des Schädels, seine Höhe und Breite besonders im Hinterhaupt, das kurze Gesicht, die hohe Stirn, die breite Schnauze erinnern mehr an den Ele- phanten als an die Giraffe. Das Gebiss ist entschieden wiederkäuerartig und hat um nur einen generellen Character anzuführen, das fünfte oder accessorische Prisma am letzten Mahlzahne nicht. Die Giraffe steht in der Familie der Cer- vinen isolirt und erhält durch das Sivatherium mit geweih- arligen Hörnern eine nähere Beziehung zu denselben, zu- gleich aber sprechen die plumpen und colossalen Formen dieses für eine Trennung von den Cervinen, so dass wir eine Familie der Camelopardalidae aufzustellen genöthigt sind, welche sich durch die schlanken Formen der Giraffe und die dreizackigen Hörner des Sivatherium an die Cer- vinen, durch die plumpen Formen des letzten aber an die entfernteren Pachydermen anreiht. Als drittes Mitglied die- ser neuen Familie ist das Bramatherium Perimense zu be - trachten, dessen Kieferfragmente in Grösse und Form den ersten beiden sich innig anschliessen. Die übrigen Reste von Wiederkäuern gehören den lebenden Gailungen Camelus, Bos und Cervus. Auch die von Equus abgebildeten Arten E. sivalensis, E. namadicus, E. palaeonus bieten nichts Bemerkenswerthes. Wichtig ist jedoch das Vorkommen des deutschen mitteltertiären Hippotherium unter den eben be- zeichneten in obern Tertiärschichten. Ja die Zähne und Kieferfragmente des Hippotherium antelopinum weichen kaum von dem H. gracile ab. Die Pachydermen des terliären Indiens vereinigen unter sich Formen, die wir in Europa und Amerika nur aus sehr verschiedenen Epochen kennen. Von Elephas liegen Abbil- dungen vor, die folgende Arten bezeichnen: E. canesa, 17 E. bombifrons, E. insignis, &. Chfti, E. namadicus, E. hy- sudricus, E. meridionalis, E. antiquus, E. planifrons. An ihren Schädeln erkennt man die auffallendsten Unterschiede unter einander sowohl als von den bisher bekannten Arten. E. namadicus und E. insignis z.B. weichen von E. canesa so sehr ab, dass man bei flüchtiger Betrachtung an der ge- nerellen Identität zweifeln könnte. Die Eigenthümlichkeiten der Zähne treten bei Weitem nicht so scharf hervor. Mit diesen zahlreichen Elephanten lagern gemeinschaftlich darin Mastodonten: M. latidens, M. perimensis, M. sivalensis, deren Unterschiede an den Schädeln unverkennbar ausge- prägt sind. Ein Blick auf die Tafeln 42—45 der Fauna sivalensis, welche sämmtliche Schädel beider Gatlungen in schemalischen Figuren enthalten, zeigt die specifischen Diffe- renzen in auffallendster Weise. Die Hippopotamen haben theils vier Schneidezähne wie H. palaeindicus, theils sechs wie H. sinalensis, H. irawadicus, H. namadicus. Das frühere H. dissimilis ist mit Recht zu der selbstständigen Gattung Merycopotamus erhoben, denn nur die Configuration des Schädels im Allgemeinen gleicht dem des Flusspferdes, das Gebiss weicht auffallend ab. Sus giganteus zeichnet sich durch seine breite Stirn, die weit abstehenden kräftigen Jochbögen, den kurzen Hinterhauptistheil, den sehr ver- schmälerten Scheitel von S. scrofa aus. S. sivalensis hat zwar den langen schmalen Schädel des lebenden, aber die weiten Jochbögen und den verschmälerten Scheitel des S. giganteus, dem sich die dritte Art S. hysudricus noch mehr nähert. Weniger scharf unterscheiden sich die Rhinocero- ten, deren vier Arten Rh. platyrrhinus, palaeindicus, siva- lensis und perimensis abgebildet werden, wiewohl sie mit den europäischen nicht verwechselt werden können. Als letzte Arten, die in der Fauna sivalensis bis jetzt vorliegen, müssen zwei mitllelterliären Gebilden Deutschlands angehö- rige Gattungen genannt werden: das Chalicotherium siva- lense und das Dinotherium indicum. Während wir in diesen wiederum eine Verbindung mit der ältern Tertiärfauna Europa’s sehen, zeigen uns merkwürdiger Weise die Amphibien eine 2 18 grössere Uebereinstimmung mit den jetztlebenden. Es finden sich nämlich die Reste von dem Crocodilus longirostris und von Emys tectum. Auch die riesenhafte Colossochelys hat in ihren Formen eine überraschende Aehnlichkeit mit Testudo, so dass sie nicht generell getrennt werden darf. Sie dehnt ihren Brusipanzer auf 9, ihren Rückenpanzer auf 12 Fuss Länge, 8 Fuss Breite und 6 Fuss Höhe aus. Die Knochen der Extremitäten erinnern durch ihre Grösse an die des Rhinoceros. Das Thier muss 18 Fuss Länge und 7 Fuss Höhe gemessen haben. Sitzung am 12. Februar. Als neue Mitglieder wur- den aufgenommen: Herr Metihner, Bergbeflissener, Herr Knauth, Lehrer. Als eingegangen wurde vorgelegt: Ueber Volkskrankheiten. Ein Vortrag von Dr. v. Bärensprung. Geschenk des Verfassers, sowie eine Sammlung von 15 in der Umgegend von Berlin vorkommenden Charen in zahlreichen, schön präparirten Exem- plaren, als Geschenk für die Vereinssammlung von ebendem- selben. Die Arten sind folgende: Chara stelligera Bauer. Plötzensee. - - ceratophylla Wallr. - - syncarpa Desv. Tempelhof. (= capitata N. v. E.) - - flexilisL. Schöneberg, Weissensee, Tempelhof, Charlottenburg. - - tenuissima Desv. Weissensee, Lankewitz. - - coronalta Ziz. Mariendorf, Lankewitz, Weissensee. (= Brauni Gmel., toriiana Hork., scoparia Bauer). - - barbata Meyer. Schöneberg, Plötzensee. - - reflexa n. sp. der folgenden zunächst verwandt. - - vulgaris L. Rüdersdorf. - - fragilis L. Weissenbach. - - pulchella Wallr. Berlin, Plötzensee. - - criila Wallr. Lauenburg, Mansfeld. - - aspera Wildenow. - - hispida L. Rüdersdorf, Tasdorf. 19 Chara latifolia W. Tegel. (—tomentosaL., monstroso-irregularis inerustans Reichenb.) Hr. Beeck hält einen Vortrag über Galvanoplastik. Nach geschichtlich-literarischen Bemerkungen über den Galvanis- mus wurde das Wesen desselben und die Bedeutung in tech- nischer Hinsicht specieller erörtert und durch Experimente mit zwei galvanischen Apparaten das Mitgetheille veran- schaulicht. Hr. Methner legt einen von ihm auf dem Perleberg- Schachte bei Wettin entdeckten Insectenflügel der Steinkoh- lenformalion vor. Es ist dies nunmehr das vierzehnte Exem- plar von Insectenvorkommen des hiesigen Steinkohlengebirges und wird es von Hrn. Giebel nach einer beigefügten ver- grösserten Abbildung für eine neue Art der früher gefun- denen Blatta, durch den abweichenden Auerverlauf charac- lerisirt, bezeichnet. Um eine specielle Beschreibung desselben wird Hr. Germar ersucht werden. Darauf erläutert Hr. Methner noch die Krystallformen des Feldspathes und deren Vorkommen in den hiesigen ältern Porphyren: Die Feldspathkrystalle im hiesigen ältern Porphyr sind in der Regel so fest eingewachsen, dass es unmöglich ist, sie herauszuschlagen. Man sieht dann nichts weiter als die Bruchfläche, welche, in den meisten Fällen den Zwilling ver- rathend, Interresse erweckt. Durch die Verwitterung wird an manchen Punkten die Grundmasse eher zerstört als die Krystalle und die letzteren sind dann leicht isolirt zu er- halten. Interessant ist in dieser Hinsicht der nordöstliche Abfall des Porphyrs bei Friedrichsschwarz, die Gegend von Gimritz und Neutz. Bei Gimritz erscheinen die Krystalle wie die Grundmasse schon umgewandelt, sind aber noch deutlich bestimmbar. Die Krystalle erscheinen theils einfach, theils und zwar sehr überwiegend als Zwillinge nach dem Karlsbader Gesetz. Die einfachen Krystalle kommen entweder in der Form der geschobenen vierseitigen Säule von 120°, oder weit häufiger in der der rechtwinkligen Säule vor. 2% 20 l. Geschobene Säule. Man findet folgende Flächen: 1) Seitenflächen der Säule (a:b:e) 2) 2te blättr. Bruch (b:»a:® c) 3) Fläche d. 10 seitigen Säule (a:4b:c) horizontale Zone. 4) Fläche d. 12 seitig. Säule (a:»b:oc) 5) ite bl. Bruch (a:c:»b) 6) untere hintere Endfl. (La’:c:b) 7) Diagonalfläche (a:4b:c) in der Diagonalzone von 5 und Kantenzone von 6. 8) Rhomboidfläche (a’:4b:c) in der Kantenzone von 5u.6. Wir sehen also, dass die Horizontalzone sehr vollkommen, die Vertical- Kanten- und Diagonalzone unvollkommen aus- gebildet sind. Merkwürdig ist, dass in der Horizontalfläche der 2te blättrige Bruch stets, und in der verlicalen Zone der 1te blättrige Bruch in der Regel vorherrschl. Wenig Bedeu- dung erlangt die Fläche La:»b:»c), doch ist sie fast immer und deutlich vorhanden. Die Fläche der 12seitigen Säule ist noch zweifelhaft. Die Rhomboidfläche ist stets vor- handen aber klein, die Diagonalfläche fehlt selten, ist bald grösser, bald kleiner. Man findet diese Krystalle deshalb so selten, weil mit dem Zunehmen des 2. und 1. gl. Charakters, dem in der Regel die äussere Form auch entspricht, aber es keines- wegs zu thun braucht, im Gegensatz zum telartoedrisch- viergliedrigen, die Krystalle Zwillingsverwachsungen nach dem Karlsbader Gesetz eingehen, wodurch sie sich als Zwil- linge dann wieder homoedrisch verhalten. I. Rechtwinklige Säule. Flächen dieselben. Ausser dem Vorherrschen des 1. und 2. blättrigen Bruchs, welche die Säule bilden, ist bemerkenswerth: Die Diagonalfläche fehlt fast nie. Die Rhomboidflächen stets da, aber klein. Die Fläche A a’:»b:c) fehlt zuweilen. verlicale Zone. 21 Die Fläche (a:4b:cc) fehlt auch zuweilen und ist weniger deutlich. Die Flächen (a: b: oc) nehmen oft an Grösse zu, be- sonders wenn die Fläche (a:4bwc) oder Aa’:»b:c) fehlt. Säule bald schlanker bald dicker. II. Zwillinge. Karlsbader Gesetz: (a:b:c) gemein, (a:c:b) umgekehrt liegend. Aussehen der Krystalle wie bei I. Oefters sind die Individuen sehr ungleich ausgebildet. Immer wachsen sie an ihren Enden klammerartig übereinander. Ausbildung der Krystalle ist allgemein, da fast alle Individuen die genannten Flächen besitzen. Die Krystall- flächen sind zwar nicht ganz glatt aber scharf abgegrenzt, besonders in der horizontalen Zone. Das durchschnittliche Maximum der Krystalle ist $. Gewöhnliche Grösse 4-—4, Bei den Karisbader Krystallen zeigen sich dieselben Formen und derselbe Ausbildungsgang, die Ausbildung selbst ist aber eine weniger allgemeine. Formen mit weniger als den genannten Flächen sind hier häufig, dort selten. Zwil- linge scheinen hier nicht so sehr überwiegend zu sein und bei den einfachen Krystallen scheint die geschobene vier- seitige Säule vorzukommen. Das Flächenaussehen ist hier unvollkommner, dagegen die Grösse der Krystalle weit be- deutender, Sonst zeigen sich im Einzelnen dieselben Eigen- heiten, z. B. das Vorherrschen von (b:®a:cc) wodurch die Säule breit gedrückt erscheint, das klammerarlige Ueber- wachsen an den Enden des Zwillings. Hr. Giebel zeigt ein Exemplar von Beyrich’s neu auf- gestellter Gattung Arthrophyllum aus dem hiesigen Minera- logischen Museum vor. Sodann berichtet derselbe noch über folgende Mitthei- lung des Hrn. Pastor Schmidt in Aschersleben: „Die Beobachtung der Deckel bei den Gastropoden führte mich zu folgender Eintheilung der Paludinaceen: 1. Paludina Lamk. Deckel nur concentrisch (P. vivipara L., achatina Brug.). 2. Bythinia Grag. (so schreibe ich mit Stein statt Bi- 22 thinia). Deckel in der Mitte eine kleine, bisher ganz übersehene Windung enthaltend, welche von concen- trischen Ansätzen umschlossen ist (B. tentaculata = Paludina impura, B. similis Drap. = P. Troscheli Paasch.). 3. Paludinella Rossm. (in lit.). Deckel nur gewunden. Nach dem Habitus des Gehäuses in drei Unterabthei- lungen zerfallend: a) Lithoglyphus Pfeiff. Gehäuse einförmig conisch, Mündung schräg, Mündungsrand mit einer Schwiele belegt; Typus: Lith. fuscus Pf. mit Lith. naticoides, paludinorum, Paludina prana Kok., fluminensis Sadl, u. L., Pal. Sadleriana F. J. Schmidt, Valvata naticina Mkl. b) Paludinella Rossm. im engern Sinne. Gehäuse abgestumpft eiförmig, Mündung senkrecht; Typus: Pal. viridis Drap. mit anatina Drp., conovula Zgl., psittacina F. J. Schm., prasina Schm,, fru- tinalis Kok., brevis Drp. etc. c) Subulina mihi. Gehäuse thurm- bis pfriemför- mig, Mündung senkrecht; Typus: S. acuta (Palud.) Drap. mit (Pal.) thermalis Mkl., balthica Nülss, minutissima Schm. etc. ; Des Anschlusses an Valvata halber ist folgende Anordnung vorzuziehen: Lithoglyphus - Paludinella - Subulina- Bythinia- Paludina.’’ Sitzung am 19. Februar. Hr. Dieck hält eine kurze Gedächtnissrede zum Andenken an Kopernicus, der heute vor 384 Jahren geboren wurde. Hr. Garcke spricht unter Vorlegung der Exemplare seines Herbariums über die Columniferenfamilie der Büttne- riaceen und setzt deren Verwandtschaftsverhältniss, sowie ihren Unterschied von den zunächst stehenden Familien der Malvaceen und Sterculiaceen aus einander. Die Büttneria- ceen theilen sich in fünf natürlich geschiedene Gruppen: 1) die nur in Neuholland vorkommenden Lasiopetaleen, bei welchen der Kelch kronblattarlig ist und die Biumenkrone 23 völlig zurücktritt; 2) die besonders im tropischen Amerika wachsenden Büttnerieen, welche namentlich in der Haupt- gattung Büttneria durch die schmalen zungenförmig verlän- gerten Kronblätter ausgezeichnet sind; 3) die Hermannieen, welche als kleine Sträucher in überraschender Mannigfaltig- keit besonders das Kap der guten Hoffnung bewohnen; 4) die Dombeyaceen, characterisirt durch die in grosser Anzahl vorhandenen Staubbeutel und 5) die Erioläneen. Hr. Ule hält einen Vortrag über die Telegraphie, den er mit der Erläuterung eines sehr einfach construirten Modelles eines electro-magnelischen Telegraphen schliesst. Sitzung am 26. Februar. Als neues Mitglied wurde aufgenommen: Herr Berghauptmann Dr. Martins. Mit Bezug auf seinen frühern Vortrag über Galvano- plastik spricht Hr. Beeck über die von Davy eingeführten Protectoren und knüpft daran noch die Darstellungsweise der Tuschbilder auf galvanischem Wege nach Kobell unter Vorlegung zweier Abdrücke. Hr. Wiegand erläulerl die Methode, die Entfernung der Himmelskörper zu berechnen, und Hr. Methner theilt seine Beobachtungen über das im Ausgehenden Vorkommen des Knollensteins in den Halberstädlischen und Anhaltinischen Braunkohlenbecken mit. Sitzung am 5. März. Als eingegangen wurden vorgelegt: Verhandlungen der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft. 1847—50. Mittheilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Bern. Nro. 57—86. Hr. Weber gibt den Februarbericht von der Meteo- rologischen Station und darauf erläutert Hr. Röhl die Con- struction des von Walferdin der Pariser Academie vorge- legten Hydrobarometers (L’Institut 5. Febr. 1851.) Hr. Garcke hält einen Vortrag über die Familie der Palmen, in welchem er das Wachsthum, die Lebensweise, die systematische Stellung, geographische Verbreitung, An- 24 zahl der Arten und Gattungen und den Nutzen derselben schilderte. Sitzung am Äi2. März. Als eingegangen wurde vor- gelegt: Jahrbücher der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien. Jahrgang 1850. Heft 1. 2. Verhandlungen des Naturhistorischen Vereins der Preussischen Rheinlande u, Westphalens. Jahrg. 7. Statuten des in Wien gegründeten zoologischen Tausch- verkehrs. Hr. Dieck theili den Inhalt eines in den Monatsberich- ten der Berliner geographischen Gesellschaft (1850. VI.) enthaltenen Berichtes über die Cultur der Cochenille in An- tigua, Gualemala und Amatitan mit, Darauf spricht Hr. Bee ck über die thierische Blectricität, insbesondere über den Bau des elecirischen Organes bei dem Zitterrochen und dessen Wirkungen, sowie über die darüber aufgestellten Hypothesen. Hr. Methner erläutert die von Neumann in die Kry- stallographie eingeführte und von Quenstedt ausgeführte gra- phische Methode. Hr. Giebel gibt eine kurze Schilderung des anatomi- schen Baues der Kreuzspinne. Sitzung am 19. März. Hr. Kohlmann berichtet über eine von Hrn. Feistel in Potsdam eingesandte und bereits im dritten Berichte (S. 173) abgedruckte Abhand- lung unter der Ueberschrift: Wer war Begründer der Stö- chiometrie ? Darauf spricht Hr. Garcke über die Fähigkeit einzel- ner Pflanzen, Samen zu erzeugen, ohne Befruchtung und nach Beendigung einer längern, sich hieran knüpfenden De- batte referirt Hr. Giebel Kesslers Untersuchungen des Muskel- und Verdauungsapparates der Lycosa signorensis. Sitzung am 26. März. Als neues Mitglied wurde aufgenommen: Herr GrafHenkel von Donnersmarck, Geheimer Ober-Regierungsrath in Merseburg. 25 Hr. Kohlmann hielt einen längern Vortrag über die Fette, und legte schliesslich ein ihm von Hrn. Schmidt über- gebenes Thermometer, in Form einer Taschenuhr gearbeitet vor, bei welchem nicht Quecksilber, sondern ein Metallring die Temperatur anzeigt. Sitzung am 2. April. Als eingegangen wurden vor- gelegt: Abhandlungen des zoologisch-mineralogischen Vereins in Regensburg. I. Heft 1849. Correspondenzblatt desselben Vereins. 1847-—50. Hr. Garcke setzt seinen früheren Vortrag über die Columniferen mit einer Schilderung der Tiliaceen fort, welche sich durch die scheibenförmige Drüse zwischen den Kron- blättern und dem Ovarium sowie durch die getrennten Staub- fäden und die zweifächrigen Antheren vor ihren nächsten Verwandten auszeichnen. In Betreff der geographischen Ver- breitung steht diese Familie den Malvaceen zunächst, indem sie gleich dieser die Tropengegenden beider Halbkugeln als eigentliche Heimat anerkennt, doch finden sich auch in der gemässigten Zone der nördlichen Hemisphäre zahlreiche Re- präsentantlen, während sie nach Süden nur wenig über den Wendekreis des Steinbocks hinabgeht. Zur Gliederung der Familie übergehend, bemerkte der Redner, dass sie sich am zweckmässigsten in zwei Gruppen sondern, in die. eigent- lichen Tilieen und in die Eläocarpeen, von denen die ersten sich durch ganz fehlende oder bei ihrem Vorhandensein ungetheilte Kronblätter und die der ganzen Länge nach auf- springenden Staubbeutel von den stets vorhandenen, bis zur Mitte der Platte faserig zertheilten Blumenblättern und den nur an der Spitze mit einer kleinen Klappe aufspringenden Antheren der Eläocarpeen unterscheiden. Jede dieser bei- den Gruppen zerfällt wieder in zwei Abtheilungen, in die Sloaneen mit fehlenden und die Grewieen mit vorhandenen Kronblättern, jene nur im tropischen Amerika, letztere die am weitesten verbreiteten Mitglieder der ganzen Familie enthaltend. Die Unterschiede der beiden Abtheilungen der Bläocarpeen bietet die verschieden gestaltete Frucht dar, 26 indem die Eläocarpeen im engern Sinne, welche das tro- pische Asien und Australien als Vaterland besitzen, mit einer beerenarligen Frucht, die Tricuspidacien, nur in Peru und Chili wachsend, mit einer Kapselfrucht versehen sind. Darauf legte Hr. Dieck eine sehr schön eingerichtete Sammlung gut präparirter Moose von Hrn. Wagner zur Ansicht vor und Hr. Garcke knüpfte daran die Entdeckung zweier in Deutschland noch nicht beobachteter Moose, näm- lich Neckera Menziesi, früher nur aus Nordamerika bekannt, jetzt auch in Thüringen bei Tambach gefunden, und die auf den Pyrenäen und in Sardinien wachsende Neckera perpu- silla, welche Hr. Bertram bei Düben sammelte. Hierauf sprach Hr. Methner über die harmonischen Verhältnisse der Krystalle und gab die Zahlen derselben bei dem Feldspath und Epidot an, wodurch sich Hr. Wiegand zu einigen malhemalischen Bemerkungen über diese Ver- hältnisse veranlasst fand. Nachdem sodann Hr. Kohlmann unter Vorlegung von Proben einige Bemerkungen über das Vorkommen, die Zusam- mensetzung und hohe Wichligkeit des Guano für die Agri- eultur gegeben, theilte Hr. Faltin die von ihm versuchte Magnelisirung der Stahlnadeln durch blauseidenes Band mit. Eine Stahlnadel, zur Hälfte mit solchem Bande umwickelt und an einem Faden senkrecht oder horizontal im Sonnen- licht aufgehängt, wird schon nach 15 Minuten magnelisch, indem ihre Spitze nach Norden, das entgegengesetzte Ende nach Süden sich wendet und Eisenfeilspähne, in ihre Nähe gebracht, angezogen werden. Schneller geschieht diese Magnetisirung, wenn die obere Hälfıe der Nadel umwickelt wird und die Spitze frei bleibt. Schliesslich legte Hr. Giebel noch einen in einer Braun- kohlenschicht auf dem hiesigen Strohhofe ausgegrabenen Halswirbei von Equus vor, den er für nicht fossil hielt, und zeigte darauf Dana’s schönen Atlas der Polypen. Die Osterferien wurden bis auf den 30. April fesigesetzt. Sitzung am 30. April. Als neues Mitglied wurde aufgenommen : 27 Herr Hinze, Hülfslehrer. Hr. Kohlmann berichtet über einen von Hrn. Roll- mann in Stargard eingesandten Aufsatz über Thermoelec- trieilät. Hr. Giebel gibt eine Characteristik und Kritik der Gattung Orthoceras, aus der Folgendes hervorgehoben wer- den mag: Die Orthoceraliten zogen viel früher als andere Nauli- linen die Aufmerksamkeit der Naturforscher auf sich, denn schon Gessner gedenkt in der Mitte des sechzehnten Jahrhun- deris jener verdrückten und verwitterten Steinkerne, deren Kammern wie Glieder erscheinen und die Deutung auf Krebs- schwänze veranlassten. Fast hundert Jahre später trägt Aldrovand in seinem mit erdrückender Gelehrsamkeit gefüll- ten Museum metallicum dieselbe Ansicht wieder vor, und andere Schriftsteller, selbst die verdiensivollsten, wie Luid, Lister, Baier, Lange aus der nächsten Zeil erwähnen, ausser den Belemnitenalveolen, mit denen sie vielleicht die kugelför- migen ÖOrthoceratiten verwechselt haben könnten, Nichts, woraus die Kenntniss dieser Körper ersichtlich ist. Erst Scheuchzer erwähnt wieder einen Körper als Ceratoites annulatus, der dieser Gattung angehört. Der Name bezeugt, dass Scheuchzer die Natur der Orthoceratiten schon erkannte. Svedenborg dagegen erhebt sich nicht über Gessner’s An- sicht, während Volkmann einige als Alveoliten, andere mit grossen Siphonen und nur im Durchschnitt frei liegende als Rückgrat eines Wasserthieres abbildel und beschreibt. Gmelin sah zuerst (1728) die Kammertheilung und den Sipho an mehreren Exemplaren von Petersburg und bezeichnete die- selben als radis articulati lapidei. Trotz aller bisherigen, völlig ungenügenden Vorarbeiten gelang es dem scharfsinni- gen Breyn (1732) in den Alveoliten und Krebsschwänzen ein den Lituiten zunächst verwandtes polylhalamisches Ce- phalopodengeschlecht zu erkennen, dem er den passenden Namen Orthoceras verlich. Mit der Einsicht in die wahre Natur der Gattung erhielt er auch die specifischen Eigen- thümlichkeiten von neun Arten, die er durch Diagnosen und 28 Abbildungen fixirte. Klein war weniger glücklich in der Deutung, und die nächstfolgenden Schriftsteller, wie Wallerius, gingen nicht über Gessner und Volkmann hinaus. Wir finden daher bei Bertrand, Vogel, Arenswald, Wright, Linne, Car- theuser kaum beachtenswerthe Mittheilungen, und selbst die weilschweifigen Abhandlungen von Walch und Schröter blei- ben weit hinter Breyn’s gediegener Arbeit zurück. Fast Alle vereinigen mit den Orthoceratiten die Graptoliten, Li- tuiten und ähnliche Formen und halten die geradhäusigen Foraminiferen für die lebenden Repräsentanten. Aber dennoch waren diese Untersuchungen werthvoller als die ersten in diesem Jahrhundert, denn Montfort’s neue Gattungen Mo- lossus und Achelois verdienen kaum der Erwähnung. Die vortrefflichen Arbeiten von Marin, Parkinson, Sowerby, Schlotheim schliessen sich der Breyn’schen würdig an und liefern neue Beiträge zur Kenniniss der Arten. Sowerby schrieb den Gattungsnamen Orihocera und diese wandte Lamarck auf eine Foraminiferengattung an, während er die eigentlichen Orthoceratiten unter seinen wenig scharf be- stimmten Hippurites und Conilites begriff. Hiegegen er- kannten Cuvier und d’Orbigny die systematische Stellung besser und Deshayes unterwarf die Gattung alsbald einer abermaligen und gründlichen Prüfung, welche die Trennung der Cyrioceraliten zur Folge hatte. Jetzt beginnt die erste Auflösung der Ga.ung. Fischer schied (1829) einige Arten als Melia ab, wofür er später Thoracoceras in Anwendung brachte, und Brorn nannte die americanischen Arten mit perlschnurförmigem Sipho Actinoceras, die nach vorn ver- engten Conoceras. Letztere scheint nicht wieder beobachtet zu sein und erstere wurde von Troost in Conotubularia umgewandelt und ein Ormoceras hinzugefügl. Stockes nahm die Actinoceraliten wieder auf und erhob die Siphonen in die Gattung Huronia. Noch waren die americanischen Vor- kommnisse nicht erschöpft, denn Conrad führte für die Arten mit randlichem Sipho den Namen Cameroceras ein, Hall für die stark comprimirten, flachen Gonioceras und für dülen- förmig in einandersteckende Endoceras. Auch der viel 29 diagnosirende M’Coy schuf, auf unwesentliche Charactere ge- stützt, zwei neue Gattungen, Loxoceras und Cwycloceras. Eine ähnliche Gattung wie Huronia, d. h. auf Siphonen be- gründel, ist Fischer’s Epitonites, eine Radiatengaltung in der Oryciographie von Moskau. Die neuern allgemeinen Darstellungen von de Koninck, Quenstedt, Bronn nehmen die Orthoceraliten in der Breyn-Deshayes’schen Bedeutung und liefern zugleich eine Gruppirung der Arten. Für diese scheint folgendes Schema am natürlichsten zu sein: a) Scha- lenoberfläche glatt: 1. Regularia, Arten mit eylindrischem oder kegelförmigem Gehäuse und kleinem Sipho; 2. Nummularia, Arten mit cylindrischem Gehäuse und sehr grossem, meist perlschnurförmigem Sipho.. b) Schalenoberfläche gerippt: 3. Annulata, Arten mit ringförmig geripptem Gehäuse; 4. Lineata, Arten mit der Länge nach gestreiftem Gehäuse. Von den 400 Namen, unter welchen die Arten in der Lite- ratur zerstreut sind, müssen 300 theils als Synonyme theils als ungenügend begründet verworfen werden, denn die An- zahl der nur einigermassen zuverlässigen Arten beläuft sich nicht über hundert. Silzung am 7. Mai. Als neue Mitglieder wurden aufgenommen: Herr Professor Sohnke, - Körner, College an der Realschule. Zu correspondirenden Mitgliedern wurden ernannt: Herr Professor Naumann in Leipzig, - - - Henkel in Leipzig, = - - Stein in Tharandt, = - - Schnizlein in Erlangen, Lehrer Irmisch in Sondershausen, Apotheker Schuchhardt in Magdeburg. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: . Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. Bd. II. Heft 4. Berlin 1851. Berichte der k. Sächsischen Gesellschaft der Wissen- schaften in Leipzig. Jahrgang 1850. Heft 2. Der Vorsitzende Hr, Giebel Iheilt der Gesellschaft mit, 30 dass Hr. Buchhändler Eduard Anton dem Vereine eine vollständige, sorgfältig geordnete und etiquettirte Sammlung der in hiesiger Gegend vorkommenden Conchylien als Ge- schenk übermacht habe. Es enthält diese werthvolle Samm- lung folgende Arten: Cyclas rivicola Lamk. Saalufer bei Halle. - cornea Lamk.. - - - - - calculata Drap. - - - - Pisidium obliquum Pfef. - - - - - obtusale Pfeif. Passendorfer Wiese. Unio batavus Lamk. Saale bei Halle, Elster bei Schkeuditz. - -.- var. crassus Retz. - - pictorum Lamk. Rabeninsel, Elster bei Schkeuditz. - tumidus Reiz. Saale bei Halle, Elster bei Schkeuditz, St. Gotthardsteich bei Merseburg. Anodonta piscinalis Nüs. Saale bei Halle. - - cellensis Schröt. Gotthardsteich bei Merseburg. - - cygnes Drap. bei Halle. - =... =. - var. exulcerata Vill. Steingrund bei Halle. - -..- .- var. intermedia Lamk. bei Halle. - = ponderosa Pfeif. Merseburg. Dreissena polymorpha Pallas. Saale bei Halle. Enocephalus polymorphus Pallas. Saale bei Halle. Succinea putris L. Gimritz, Saalufer, Passendorfer Wiesen, Seeben, Freiburg a. d. Unstrut. Succinea oblonga Drap. Halle. Helix pomatia L. Halle, Rabeninsel. - = - - Eier derselben. Rabeninsel. - arbustorum L. Rabeninsel, Beesener Busch. - nemoralis L. Halle. - hortensis St. Halle, Rabeninsel, Beesener Busch. - dapicida L. Freiburg. - cellaria Mir. Halle. - sericea Drap. - - bidens Chemn. - - hispida L. Halle, Freiburg. - incarnata Mlir. Freiburg. - fruticum L. Rabeninsel. - caperata Montg. Halle, Nietleben, Freiburg. 31 Helix nitida Mllr. Halle. - pulchella Mlir. - - rotundata Mir. - Bulimus tridens Milr. Nietleben. - detritus Mllr. Freiburg. - obscurus Mir. Halle. Achatina lubrica Mllr. Glaucha. Pupa frumentum Drap. Halle. - muscorum L. var. edentula. Nietleben. - pygmaea Drap. Halle. Clausilia biplicata Mont. Halle. - laminata Mont. Erdeborn. - plicatula Drap. Halle. - parvula Stud. - Balaea fragilis Leach. - Carychium minimum Mir. - Lymnaeus stagnalis L, Passendorf. - truncatulus Mllr. Halle, Nietleben. - palustris L. Halle. Guluaria auricularıia L. Passendorf. - ovata Drap. - - Physa fontinalis Drap. Halle. - hypnorum Lin. - Paludina vivipara L. - - impura L. Unstrut. - tentaculata L. Passendorf. - anatına Drap. salziger See. Valvata piscinalis Mir. Merseburg. Planorbis umbilicatus Milr. Unstrut. - corneus L. Halle, Passendorf. - margindtus Drap. Passendorf. - carinatus Mir. Halle. - leucostomum Ullf. Halle. - vortex L. Halle. - contortus L. Halle. - spirorbis L. - - septemgyratus Zgl. Halle. Neritina fluviatilis L. Langenbogen. Ancylus fluviatilis Mir. Halle. Hr, Weber gab den Aprilbericht von der Meteorolo- ‚32 gischen Station und Hr. Kohlmann berichtete noch über nachträglich eingesandte Untersuchungen über Thermoelec- trieität des Hrn, Rollmann. Schliesslich erläuterte Hr. Gie- bel die Entwickelungsgeschichte der Terebellen nach Milne Edward’s Untersuchungen (Ann. sc. nal. 1844). Sitzung am 21. Mai. Als eingegangen wurde mit- getheilt: Der wahre Grund der weissen Farbe entdeckt und bewiesen von Dr. Burdach in Luckau. Vom Verf. Statuten des zoologisch-botanischen Vereins in Wien, nebst einem die Constituirung dieses Vereins an- zeigenden Schreiben des Secrelärs Hrn. Professor Frauenfeld. Ferner ein Schreiben des Hrn. Professor Naumann in Leipzig, worin derselbe den Empfang des Diplomes dankend anzeigt, und ein anderes von Hrn. Zekeli in Wien, welches folgendes Verzeichniss über Versteinerungen in Siebenbürgen nebst einigen Bemerkungen enthält: „von den in beistehender Tabelle aufgeführten Arten wurde die grössere Anzahl in einem Sandgebilde gefunden, nur etwa sechs oder acht kommen aus Tegel, eine Art aber zeichnet sich besonders auffallend vor den übrigen aus, nämlich das Cerithium lemniscatum, welches von blaugrünem Tone dunkel gefärbt dem eocenen Roncaer zum Verwechseln entspricht.” „Alle Arten, mit Ausnahme der erwähnten, sind mit denen aus dem Wiener Becken sowie dem von Toskana und Bordeaux voll- kommen identisch, folglich ist das jungtertiäre Becken von Sieben- bürgen, vertreten durch seine drei Hauptlocalitäten: Bujtur (mit Rakosd, Lapucjy, Belkeny, Lapusnyak, Pesks etc.), Partsesd (mit Thalheim, Szakadat, Kornezell ete.) und Korod (mit Bats, Doboka, Soos-mezo, Steikafalva etc.) den bisher miocen und pliocen ge- nannten, aber in der Natur nicht zu unterscheidenden jungterliären Gebilden Ungarns, Wiens, Italiens und Frankreichs ganz äquivalent.” „Vielleicht lässt sich ausgehend von dem erwähnten Cerithium lemniscatum und gestützt auf das Verzeichniss der in Siebenbürgen gefundenen tertiären Versteinerungen Ackner’s, schon in nächster Zukunft die Behauptung rechtfertigen, dass in Siebenbürgen unter den jungtertiären auch noch alttertiäre des Pariser und Londoner Beckens, also ein zweites Ronca sich finden wird.” _ 33 Mertiärversteinerumngen aus Bujtur und Lapusnyak (nächst Vajda Hunyäd) im SW. von Siebenbürgen, verglichen mit entsprechenden Lokalitäten. Siebenbür- S Becken Zahl ger Becken Wiener Becken Se = b. 1837 u. Hö i 5. W. : en u (Hörnes Fossilreste u. s. w.) Moscana. Bordeaux. ($) — Fear u y = 5 3 Namen. & SW. | S. |NW. 8 er N : Se Castell’ ato. B Ze ae Bel le Be ae | Bass! Bord. = = ES SEE = 538 ® .S|3|3 Brocchi subapp. 2 3 I sone 215€ 5]2|2\.: Brongn. trapp. Sen „Ela51,31: 228% 5[2|5|2|=|5|€ Gratl. All. o |< su in Egul5lsın 582318281213 us. w. sony 33 1822/8218 =|8|8|82|.5/8/2|5|2|8|3 u. 5. W. as as kasclsess5säszeseee ! = | n aA alvz|lu|A aD ee ee nn ee a———— 1 A Gasteropodem 1. Turritella. | | | 1) vindobonensis. [Partsch! Bj. B. G.[G. E.\S.|N 2 Riepeli. Partsch| - B.|M. G. |G.|E.|S. |N.|N 3 Archimedis. Brgn. - B.| 16.16. |E.|S. Ronca u. Bassan. 4 sp. in. - I. Natica. 5 glaucina. Lamk. - 6.16. |E. |S. Cast. arqualo. Bordeaux. 6 compressa. Bast. - G.|E.|S. N.|P. Bordeaux. 7| millepunctata. Lamk. - B. .'!E.|S. |N. i N.P. Cast. arquato. Bordeaux, I. Trochus. 8 patulus. Broce.) - B.| 16. |@.|E.|s. |N. P.|N.]| Cast. arquato. IV. Ancillaria. 6 A N Loi te. 9j glandiformis. | Lamk.i - 193 B.| 16.6. E.|S. Eordeae v. Strombus. 10 Bonelli. Brgn. | Lpk. M.| 6.) |S. N. Turin, Bordeaux. VI. Rostellaria. 11'(Chen,)pes pelicani.| Lk. Bj. K. IB. |M. G..E.|S. |N.| |G. Cast. arqualo. Bordeaux. va. Conus. als antedluv. 12 extensus. Parisch| - B. Bordeaux. 13 Dujardini. Dsh. - Italien. Bordeaux. 14| _ ventricosus. Br. = G.|E.|S. Cast. arquato. Bordeaux. 15} fuscoeingulatus. Br. | - | | HEN | P | Cast. arquaio. | 3 34 Tertiärversteinerungen aus Bujtur und Lapusnyak (nächst Vajda Hunyäd) im SW. von Siebenbürgen, Nerglehen | mit entsprechenden Lokalitäten. Tertiärbecken Zahl von ImIT . |Sieben- w: rdeaux: 5 bürgen. Wien. Toscana. ai Bo u [=] 5 Namen. S. | = E 3 ? 3 al Castell’ arquato, Beusnan | ale = ’ =| Issl2 | .|3[8|5 Piacenza, Bologna, Saubrigny, gs’ le = Ssl»2lslsselela: |. a E = : Jal.I.:|nale=9%1312|15 825/12 E Crete sanesi, Saucats, Dax, > |< 5 31/52 |sı8|5 8 23|5|82|8|S . 3 | 3 22/23/8382 83 S35)j3| Turin us. w. Asti, St. Paul u.s.w. Fr = 3 |5 SIs lo |E|5 | 2253 51.215 Rule: | = ia] [02] RSja ADD an AA AO | TE vIn. Voluta, 16 rarispina. Lamk. } Bj. K. G.[G.\E. BE Italien, Sicil. Bordeaux. IX Mitra. 17] serobiculata. Brocc.! - /P.| 1B.|M.| |6.| |S. Cast. arquato. Bordeaux, x Murex. 18 trunculus. Lin. - B. G. [E. IS. |N.| |N. Cast. arg. Tosc. 19 brandaris. Lin. - G N. Piacenza. 20 inermis. Parischi - B. G. Cast, arquato, xl. Fusus. 21 rostratus. Br. = cıP. B.|N. E.|S. |N. Cast. arquato, xl. Cancellaria. 22 varicosa. Broce.} - G.\E.|S. Toscana. Bordeaux. Xu. Pleurotoma. 23j granulato-eincta. | Mü. = G. |E. |S 24 cataphracta. Brocc.! - B.|M G. N. Piac. Bologna, Bordeaux. 25 reclicosta. Bell. | - G. |E. |S. Toscana. Asti u. s. w. 26 pustulata., Brocc.) - M. G.\E.|S. |N Crete Sanesi. 27 Juanetti. Dsm. | - G.|E. 28 sp. ind. XIV. Cassis. 29 texta. Br. - B.| 16./G.|E.|S. P. Piac. Calabr. Dax, St. Paul, Bordeaux. XV. Buceinum. 30] mutabile. ui | WE 6. N. P. reihe Ronca, Turin. xVI. Terebra. 31 fuscata. Brocc.j - B. G.|E. N. P. Piac. Cast, arqu, Sauhrigny, Bordx. 32 plicaria. Bast. | - Crete Sanesi. Dax, St. Paul. 33 duplicata. Brocc.I - G. 1% Piemont. Bordeaux, avIl. Cerithium. 34] lemniscatum. Brgn. ; - Ronca (eocän). 35 Mertiärversteinerungen aus Bujtur und Lapusnyak (nächst Vajda Hunyäd) im SW. von Siebenbürgen, verglichen mit entsprechenden Lokalitäten. Tertiäörbecken Zahl von “ je a lsichenz Wien Toscana Bordeaux | = bürgen. 3 2 % 8 Namen. BE 8 = » 28 B > 5 = Pe zu = = < = 2 seo! ‚|8/31S Castell’ arquato Dax, Asti, elle 1 <|»282 23822 2.1l 1 © [ :1al:n.Jlal225 Salsa #|S|e u.5.w. Saucals u. Ss. w, Six s 2315 3 858582351283 s |s = 51513 88 82|2|38 28|2|38 re =! a = jzjajajpj par Ara | 35] Cer. lignitarum. }Eichw.| Bj. N ep G. S. N. | 36 pietum. Basta rnıst G.|N. Cast. Pi Bordeaux. 37 crenatum, Broce.| - |P. G. 196 ee Bean: a 38 sp. ind. u. Parlascio. XV. Dentalium. Bouei. ı Dsh. | = B.|M. Cr. Sanesi. B. Conchiferenm XIX Mactra. 40 triangula. Broce.| Bj. Piac. u. Cast. arqu. $ Sauc. bei Bordeaux. xx Corbula. Al revoluta. Sow. I - G. |E.|S. i Thal Andona,C. arg. Bordeaux. XXI. Venus. 42 rugo0sa, Lin. - | Sicilien u. Cast. arg. xxır. | Venericardia. 43 Juanetti. Bast. I - |P. G.|6. S. IN. IN. P. i Italien. Bordeaux, 44 intermedia, Bast. } - B. 6.6. S. + & Piac. Sanes. Calab. Bordeaux. 45 Partschi. Goldf.| - M.|@.|G.| IS. |N.|N. wolle), XXI. Cardium. | 46 „Deshayesi. Payr. | - B. G.|E.|S. N.P.| | Piacenza, XXIV. Pectunculus. 47 pulvinatus. Lamk.! - 6.|G.|E.|S. |N.|N. P. N; Turin. Bordeaux. xXXV. Arca. | 48 diluvii. Lamk.| - |P. B. M.|6.|G.|E.|S. |N.|N. P.ıN. XXV1. Pecten. 49] flabelliformis. Brocc.| - G.|E. |S. N.} Piac. u. Thal Ada. XXVIL. Ostrea. . 50 eymbularis. Münst.! - G.\6G.|E. S. Sl denticulata, Brocc.| Lpk. Toscana. XXVIN. Anomia. 52 ephippium. Lamk. | Bj. Cast, arqualo. 53 squama, Broce.} - G. S. N Cast. arquato. ee. Polypariem XXIX | Astraea. | 54 moravica. Reuss. | Bj. Tegel von Mähren. IX. Cellepora, 95 sp. ind. 3# 36 Hr. Jacobson trägt einen Bericht über Goldbergers galvanische Ketten aus Posner’s Centralblatte für Mediein und aus Liebig’s Annalen für Chemie vor. Hr. Kohlmann hält einen Vortrag über die Untersu- chungen, welche eine Temperaturzunahme im Innern der Erde nachweisen. Sitzung am 29. Mai. Hr. Märker berichtet über Foucault’s Experimente, mittelst der Abweichung der Schwin- gungsebene eines frei schwebenden Pendels die Umdrehung der Erde um ihre Achse nachzuweisen. (Poggendorf’s An- nalen, Märzheft). Darauf spricht Hr. Garcke über die Missbildungen im Pflanzenreiche, welche in der Umbildung des normalen Zu- standes einzelner Theile der Blühte sich zeigen. Nachdem das seltene Vorkommen von Missbildungen dieser Art, welche zur Lösung einzelner Fragen der Morphologie von grösster Bedeutung sind, sowie deren regelmässige Wiederkehr an einzelnen Theilen derselben Pflanze dargethan, wurden unter Vorzeigung zahlreicher Exemplare die umgebildeten Theile im Einzelnen geschildert. Als einfachster Fall erscheint die blosse Umänderung der Structur und Farbe von Kelch- und Kronblättern mit Beibehaltung der eigenthümlichen Gestalt, wie bei Anemone pratensis und A. pulsatilla, Anagallıs arvensis und A. coerulea u. a. Daran reiht sich dann auch die Umwandlung der Gestalt dieser Blüthentheile in vegeta- tive Blätter, wie bei Actaea spicata. Auffallender bei Wei- tem noch ist bei Primula praenitens die Umbildung aller Blühtentheile in gewöhnliche Blätter. In allen diesen Fällen zeigt die Pflanze bloss die Bildung von Vegetationsorganen, ohne die zur Reproduction nöthigen Theile hervorbringen zu können, Abweichend davon ist die Verwandlung der Staub- gefässe in Kapseln, wovon als Beispiel Papaver somniferum vorgelegt wurde. Eine wesentlich andere Stufe der Missbil- dung ist die Auflösung verschiedener Wirtel der Blühte aus ihrer normalen Stellung. Dies wurde an der Tulpe nachgewiesen, wobei die Kronenblätter in verschiedener Höhe den Stengel umgeben, ferner in ähnlicher Weise bei der Klatschrose, bei 37 Knautia und Hibiscus. Als dritter Fall wurde die Umbil- dung abnormer Triebe an der Spitze und der Blühtenachse aufgestellt. So bei Rosa centifolia, bei welchen die Kelch- blätter in gestielte, zum Theil gefiederte Vegetationsblätter, sowie die Staubgefässe in Kronenblätter umgewandelt waren und an der Stelle des Pistills ein blattartig entwickelter Trieb sich befand. In noch andrer Weise war es bei Geum rivale, wo die Verlängerung der Achse an der Spitze eine zweite Blühte trug, noch anders bei der Todtenblume u. a. Zum vierten Falle sich wendend, sprach der Redner über die vermehrle Zahl der Blühtentheile, wobei besonders auf die Labiaten und Skrophularineen (Pelorienbildung) Rücksicht ge- nommen wurde. Als Beleg hierzu diente die mit vielen Kronenblättern verschene Gagea arvensis und vorzüglich G. saxatilis, Bryonia alba u. a. Die Verminderung und Verkümmerung der Blühtentheile dagegen ist nur bei der Kaiserkrone beobachtet worden. Schliesslich gab Hr. Zuchold die Characteristik der von Leichardt in Neuholland gesammelten Petasida ephippigera: Bruststück sich bedeutend nach hinten ausdehnend, flach gedrückt und am Ende abgerundet; die Seiten nach hinten tief buchtig. Kopf zugespitzt. Fühler lang, gelblich orange- farbig, mit grünlichen Ringen. Wange unter dem Auge mit einer grünlichen Linie, Kopf mit einer obenhin laufen- den, grünlichen Längslinie. Bruststück auf der Mitte leicht gekielt, nach hinten dunkel blaugrün gestreift, mit einem grossen orangefarbigen Flecken auf jeder Seite der Stirn und einem kleinen von derselben Farbe an jeder Ecke des verlängerten Theiles an der Basis. Flügeldecken orange 38 mit zahlreichen schwarzen Flecken und schwarzer Spitze. Unterflügel blass orange, an der Spitze schwarz getrüht. Hinterleib orange, leicht grün geringelt. Beine orange mit drei grünlichen Flecken an der Aussenseite der Sprung- beinschenkel. Länge 1 Zoll 9 Linien. Sitzung am 4A. Juni. Als neues Mitglied wurde auf- genommen: Herr Kühl, Mühlenbaumeister, und zu correspondirenden Mitgliedern ernannt: Herr Dr. Dieffenbach, Privatdocent in Giessen. Herr Dr. Zekeli in Wien. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Würtembergische Naturwissenschaftliche Jahreshefte 1850. I. II. 1851. 1. C. Montagne, Phykologie oder Einleitung in das Slu- dium der Algen. Aus dem Französischen mit Zu- sälzen von K. Müller. Halle 1851. (Vom Ueber- setzer geschenkt.) C. Montagne, Morphologischer Grundriss der Flechten. Aus dem Französischen mit Zusätzen von K. Müller. Halle 1851. (Von demselben). Hr. Weber gab den Maibericht von der Meteorolo- gischen Station und Hr. Giebel hielt einen Vortrag. über das Gehörorgan der Mollusken. Sitzung am 18 Juni. Hr. Kohlmann berichtet über eine geognoslische Excursion nach dem Kyffhäuser und einigen Punkten im Harze, unter Vorlegung der daselbst ge- sammelten Stufen. Hr. Giebel legt eine von der Frau Gräfin von der Schulenburg-Liebrose ihm freundlichst mitgetheilte Suite schöner Bernstein-Insecten vor. Ausserordentliche Sitzung am 21. Juni zur Feier des vierten Jahrestages des Vereins. Hr. Märker hielt emen Vortrag über die topographischen und physica- lischen Verhältnisse des Mondes. Nach Beendigung des Vor- trages begab sich die Geselischaft zur Tafel, an der sie unter ernsten und heitern Gesprächen bis Mitternacht verweilte. 39 Sitzung am 25. Juni. Zum correspondirenden Mil- gliede wurde ernannt: Herr Director Strehlke in Danzig. Der Vorsitzende Hr. Giebel theilte der Gesellschaft mit, dass Hr. Prof. Hankel in Leipzig die Ernennung zum correspondirenden Mitgliede dankbar angenommen habe, und legte ein gleichlautendes Schreiben von Hrn. Dr. Zekeli in Wien vor. Dann gab derselbe den Rechenschaftsbericht über die Ver- waltung des Vorstandes im vollendeten dritten Vereinsjahre. Die Kasse zunächst betreffend, ergibt sich: Einnahme. R Bestand aus vorigem Jahr . . 35 Thir. 9 Ser. 3 Pf. Laufende Beiträge . . . . 2 - 5 Eintrittsgelder und ansserordonie liehesBeiträge m.8 „26. „ei24en- ElaNES8 2 = Rückstände . . . „ir JE mie-HeN]OsgER ie Verkauf der Tahecchesichle En ns Lager der Jahresberichte . . 24 - I > —- Summa 149 Thlr. 4 Ser. 3 Pf. Ausgabe. Druckkosten des II. Jahresberichtes 52 Thlr. 15 Sgr. — Pf. Für 'Lithographien :. ..0.. 20.0...:51 ver id5 van - Für Buchbinderarbeiten . . . . 1 - 17 - 6 - Bureaukostien . . DENE DER ZEN ONE Ausserordentliche Atsgäben 4-24 - — - Summa 1416 Thlr. 10 Sgr. — Pf. demnach ergibt sich eine Mehr-Einnahme von 32 Thl. 24 Sgr. 3Pf. Die Bibliothek erhielt durch den mit folgenden Gesellschaften: K. Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften in Leipzig. K. k. Akademie der Wissenschaften in Wien. Gesellschaft Naturforschender Freunde in Wien. Allgemeine Schweizerische Naturforschende Gesellschaft. Naturforschende Gesellschaft in Bern. Naturforschende Gesellschaft in Basel. Gesellschaft für Vaterländische Naturkunde in Würtemberg. Verein für Naturkunde im Herzogthum Nassau. 40 Naturhistorischer Verein für Preussische Rheinlande und Westphalen. Verein der Freunde der Naturgeschichte in Meklenburg. Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Dresden. K. k. geologische Reichsanstalt in Wien. Deutsche geologische Gesellschaft in Berlin. Gesellschaft zur Beförderung des Gartenbaues in den k. Preussischen Staaten. Zoologisch-mineralogischer Verein in Regensburg. Zoologisch-botanischer Verein in Wien. K.k. Russische Mineralogische Gesellschaft zu St. Petersburg. K.k. Russische Gesellschaft der Naturforscher in Moskau. K. Hanöverische Gesellschaft der Wissenschaften zu Göt- lingen angeknüpfien Tausch der gegenseitigen Druckschriften einen sehr beträchtlichen Zuwachs. Mit andern Vereinen ist der Verkehr angeknüpft und ist die Erweiterung desselben eine steile Sorge des Vorstandes gewesen, da derselbe darin eine wesentliche Förderung der Interessen des Vereines erkennt. Ausserdem bereicherten auch die Herren Germar und Müller hier, Hoffmann in Hamburg, Petzholdt in Dresden die Ver- einsbiblioihek mit zum Theil sehr werthvollen Geschenken. Alle diese Beiträge werden mit den zahlreichen der Ver- einsmitglieder am Schlusse dieses Jahresberichtes aufge- führt werden. Ein grosser Gewinn für die Thätigkeit des Vereines ist die am 1. Januar erfolgte vollständige Einrichtung eines Meteorologischen Observatoriums, zu welchem das Königl. Statistische Bureau in Berlin ein Barometer, Psychrometer, Wetterfahne und Regenmesser lieferte. Die Beobachtungen der ersiern beiden Apparate sowie die Führung des Jour- nales hat Hr. Weber übernommen, die Beobachtung der Wetterfahne und des Regenmessers Hr. Krause jun., welch’ letzierem der Verein zu besonderm Danke verpflichtet ist, da Hr. Krause, ohne Mitglied zu sein, diese schwierige Arbeit übernommen hat. Die Sammlungen erhielten die oben erwähnten schätz- 41 baren Beiträge durch Herrn Ed. Anton und Herrn Dr. v. Bärensprung. Die Mittheilungen einzelner Mitglieder wer- den namhaft gemacht werden, sobald das zur Begründung bestimmte Material geordnet und übergeben wird. Der Stand der Mitglieder hat sich im vergangenen Jahre wesentlich verändert. Von den 25 Mitgliedern am Schluss des zweiten Jahres verliessen 6 Halle und eines schied aus; auch von den 17 neu aufgenommenen haben uns 3 bereits wieder verlassen, so dass der Verein jetzt 32 hiesige, 13 auswärtige und 8 correspondirende Mitglieder zähli. Am Schluss dieses Jahresberichtes wird eine Liste sämmtlicher Mitglieder gegeben werden. Nachdem der Vorsitzende noch einen Ueberblick über die wissenschaftliche Thätigkeit gegeben und daran sich knüpfende Wünsche geäussert hatte, legte der Vorstand sein Amt nieder. Bei der hierauf erfolgten Neuwahl wurde der bisherige Vorstand wieder gewählt. Schliesslich legt Hr. Kohlmann die Missgeburt einer Gans vor, welche ein drittes vollkommen ausgebildetes Bein auf der obern Seite des Schwanzes besitzt. Sitzung am 2. Juli. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Sitzungsberichte der k. k. Akademie in Wien, ma- thematisch - naturwissenschaftliche Klasse 1850. Januar bis November. Nebst einem Begleitungs- schreiben des Secretärs dieser Klasse Herrn Prof. Schrötter. W. Engelmann, Bibliotheca historico-naturalis. Leip- zig 1846. I. Bd. Geschenk des Herrn Verfassers. Sodann wurde ein Schreiben des Hrn. Schuchardt in Magdeburg mitgelheilt, in welchem derselbe seinen Dank für die Ernennung zum correspondirenden Mitgliede aus- spricht. Dem Schreiben war ein frisches Exemplar von Cistudo aus Havanna beigefügt, welches der Vereinssamm- lung einverleibt wurde. Nachdem noch einige Vereins- An- gelegenheiten beseitigt waren, gab Hr. Weber den monat- 4R lichen Bericht über die meteorologischen Beobachtungen, worauf Hr. Beeck über die Luftelectricität und deren Er- scheinungen sprach. Schliesslich legte Hr. Garcke eine ihm von Hrn. Jacobson übergebene Sammlung von Algen der Nordsee vor. Sitzung am 9. Juli. Als eingegangen wurden zwei Schreiben, von Hrn. Irmisch in Sondershausen und Hrn. Stein in Tharandt, mitgetheilt, in welchen dieselben die Annahme der Ernennung zu correspondirenden Mitgliedern dankend anzeigen. Hr. Garcke hält einen Vortrag zum Andenken an den Geh. Medicinalrath Prof. Dr. Link. Darauf theilt Hr. Jacobson zwei Fälle mit, in welchen spitzige, in die Speiseröhre gedrungene Körper mit glücklichem Erfolg entfernt worden sind. Dies veranlasste Hrn. Kayser zu ähnlichen Mittheilungen. Schliesslich legte Hr. Garcke noch die Früchte von Ocotea Puchury major und minor, sowie von Adansonia digitata und Hr. Stippius eine im Feuerstein befindliche Coralle aus dem hiesigen Geschiebe vor. . Sitzung am 16. Juli. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. III Bdes. 1 Heft. Berlin 1851. Berichte über die Verhandlungen der k. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig. Ma- Ihematisch-physikalische Klasse 1850. I Heft. Nebst einem Begleitungsschreiben des Secretairs der Ge- sellschaft Hrn. Prof. Weber. Hr. Giebel sprach über den in der Osterwoche an dem Durchschnitt der Eisenbahn bei Apolda stattgefundenen Bergrutsch. Die Eisenbahn schneidet an dieser Stelle durch ein Keuperlager, dessen Schichten an der südlichen Wand des Durchschnittes, welche eiwa 80 Fuss hoch gewesen sein mochle, von oben nach unten sind: 1) Alluvium 1—?". 2) Diluvium 4‘, 3) Lockere, schmutzig gelbe Mergel, sehr sandig 4. 4) Zwei sehr feste Dolomitbänke, durch eine 2“ starke Lettenschicht geschieden, 2‘. 5) Buntschäckige Mergel 43 8. 6) Glimmerreiche Letten 12‘. %) Leiten und sandige Mergel, bandförmig gestreift und fast die halbe Höhe der Wand mächtig. 8) Felter Thon 2‘. 9) Eine Dolomitbank, © mächtig. Die Schichten fallen unter 25 Grad gegen die Eisenbahn ein und waren durch eine 18 Fuss starke Schutz- mauer gesichert. Allein die vorletzte Thonschicht war von den oben eingedrungenen atmosphärischen Wässern völlig aufgelockert, und durch die beständigen Erschütterungen der Dampfwagen wurde die aufliegende Masse in Bewegung ge- setzt. Sie drang gegen die Schutzmauer, zertrümmerte die- selbe und wälzte sich auf die Schienen. Hr. Ule theilte darauf Kirkwood’s Berechnung der Grösse und Umlaufszeit des angeblich zwischen Mars und Jupiter einsi dagewesenen Planeten mit, aus dessen Zertrümmerung die sogenannten kleinen Planeten entstanden sein sollen. Der Durchmesser des ursprünglichen Planeten hat 1085 geogr. Meilen und seine Umdrehungszeit 574 Stunde betragen, welche Zahlen sich aus dem Gesetz ergeben, dass sich die Quadrate der Radien der Anziehungssphäre wie die Kubus der Umlaufs- zeiten verhalten. Vorgelegt wurden noch ein Sandstein aus hiesiger Stadt- mauer mit eigenthümlichem Kalksinterüberzug, die Missbil- dung einer Rose und ein neues Vorkommen von uuuaı am Schlossberge bei Zörbig. Oeffentliche Sitzung am 23. Juli. Hr. Sohnke hielt einen Vortrag über Sonnenfinsterniss. Sitzung am 30. Juli. Bericht über die Erscheinungen während der totalen Sonnenfinsterniss (vergl. Meteorolo- gische Beobachtungen). Sodann theilt Hr. Märker einen neuen experimentellen Beweis für die Umdrehung der Erde nach Marx mit. Derselbe wendet nämlich anstatt des Fou- cault’schen Pendels, dessen Schwingungsebene in Folge der Umdrehung der Erde sich verrückt, einen freischwebenden Faden mit einem untern und mittlern Zeiger an. Während der letztere sich mit der Umdrehung der Erde dreht, bleibt der untere Zeiger vermöge der Trägheit der Materie ruhig 44 und unverrückt, indem die Torsion des leicht drehbaren Fa- dens ihn von aller Bewegung frei hält. Schliesslich wurde noch ein Schreiben des Hrn. Hütten- meister Bischoff auf dem Mägdesprunge mitgelheilt, in welchem derselbe die Bewegungen der Weltkörper auf chemisch-physicalischem Wege, durch die den Elementen des Chaos inwohnenden Kräfte, zu erklären versucht. Sitzung am 6. August. Hr. Weber gab den Juni- bericht der meteorologischen Station und dann sprach Herr Röhl über das neue Metall, Donarium. Hr. Kohlmann legte Kartoffelknollen vor, die sich auf dem Stengel selbst erzeugt und bereits Blatttriebe entwickelt hatten. Hr. Garcke theilte noch das von Klotsch vorgeschlagene Verfahren, der Kartoffelkrankheit vorzubeugen, mit. Sitzung am 13. August. Hr. Giebel hielt einen Vortrag über die verschiedenen Typen des Herzens und Circulationssystemes in der Thierreihe. Sitzung am 20. August. Als eingegangen wurde mitgetheilt ein Schreiben des Hın. Ulrich in Ocker am Harz über die geognostischen Verhältnisse der Umgegend von Goslar. Darauf sprach Hr. Kohlmann über das Selen und dessen wichtigste Verbindungen mit andern Elementen und knüpfte hieran einige Bemerkungen über die Hypothese der polymeren Isomorphie. Sitzung am 27. August. Als eingegangen wurden vorgelegt: | H. B. Geinitz, das Quadersandsteingebirge oder Kreidegebirge in Deutschland. Mit 12 Tafeln. Frei- berg 1850. bei Craz und Gerlach. L.F. Naumann, über die Fortschritte der Geognosie im Gebiele der Sedimentformationen seit Werner’s Tode. Vortrag, gehalten am Wernerfeste zu Frei- berg den 25. Sepiember 1850. Ebd. 1851. bei denselben. H. E. v. Egidy, der Hefenfahrikant oder Anleitung zur Bereitung einer fliessenden, immerwährenden 45 Kunsthefe, die den bisherigen Ertrag über 700 Pro- cent erhöht etc. Ebd. 1850. bei denselben. Geschenke der Herrn Verleger. Hr. Kaulfuss hielt eimen Vortrag über die richtige Deutung der Wirksamkeit des Druckes auf dem Gebiete der Geologie. Hr. Röhl sprach über das Harnstoff -Eisencyankalium als Ersatzmittel des schwefelsauren Chinin, und legte dann von Herrn Bertram in Magdeburg eingesandte, für die Flora dieser Gegend seltene Pflanzen vor, unter denen z.B. Ranunculus illyrieus vom Kreuzberge bei Salze als der nördlichsten Grenze seines Vorkommens sich befand. So- dann legte derselbe noch einen von Hrn. Schuchardt in Magdeburg eingesandten Bericht über die diesjährige von dem Gartenbauvereine für Magdeburg und Umgegend ver- anstaltele Blumenausstellung vor. Sitzung am 3. September. Als neue Mitglieder wurden aufgenommen: Die Herren Doctoren Barries, Delbrück, Mayer, Reil und Herr Faltin. Hr. Weber gab den Augustbericht der meteorologischen Station und Hr. Ule hielt einen Vortrag über die kosmische Anordnung des Sternenhimmels. Die Herbstferien dauern vier Wochen. Sitzung am8.October. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: C. Müller, Synopsis Muscorum frondosorum. Il. vol. Berlin 1851. Schlussheft. Geschenk des Herrn Verfassers. Verhandlungen der k. k. Russischen mineralogischen Gesellschaft zu Petersburg. Bd. I—VII, Petersburg 1844—1851. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. III. Bandes I. Heft. Berlin 1851. Jahrbuch der k. k. Oesterreichischen geologischen Reichsanstalt. Jahrgang 1850. Il und IV. Helft. Arbeiten und Veränderungen der schlesischen Gesell- 46 schaft für vaterländische Kultur im Jahre 1850. Breslau 1851. Berichte über die Verhandlungen der k. Sächsischen Gesellschaft zu Leipzig. Mathematisch-physicalische Klasse. 1850. I. 1851. I. Miitheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Basel. IX. Basel 1851. Nach längerer Verhandlung über Abänderung einiger Besiimmungen in den Statuten legte der Vorsitzende Herr Giebel eine von Jena aus ergangene Aufforderung zu Bei- trägen für Oken’s Denkmal vor und erklärte, die Subscrip- tionsliste in den Sitzungen bis Neujahr aufzulegen. Darauf beantragte derselbe noch die Cultur der Victoria regia. Zur Begutachtung dieses Antrags und resp. der Möglich- keit der Ausführung desselben seitens des Vereines wurde eine Commission ernannt. Darauf gab Herr Weber den September-Bericht der meleorologischen Station und Hr. Märker sprach über den Fessel’schen electromagnetischen Motor nach Plücker’s Mit- theilungen, sowie Hr. Giebel noch über Siebolds Beobach- tungen der Entstehung des Diplozoon paradoxum. Sitzung am 15. October. Als neue Mitglieder wur- den aufgenommen: Herr Prof. Dr. Heintz, Herr Kögel, botanischer Gärtner, Herr Kleemann, Mechanikus. Durch den Abgang des Hrn. Garcke nach Berlin war die Neuwahl des stellvertretenden Vorsitzenden nothwendig geworden, und bei der Abstimmung fiel die Wahl auf Herrn Heintz. An eingegangenen Schriften wurden mitgetheilt: Bericht über die Generalversammlung der Gesellschaft Maja in Klausthal zu Goslar. Goslar 1851. Bericht über die Beobachtungen auf den melteorolo- gischen Stationen in den Preussischen Staaten wäh- rend der Jahre 1848 und 49 von H. W. Dove. Berlin 1851. Nebst einem Begleitungsschreiben des 47 Directors des k. Statistischen Bureau’s, Herrn Dieterici. Nachdem die in voriger Sitzung beantragte Abänderung er Statuten zurückgewiesen und ebenso die Cultur der Victoria regia, als mit zu grossen Hindernissen verknüpft, von der Commission als uwnausführbar bezeichnet worden war, legte Hr. Giebel noch die Gehörknöchelchen Hyaena spelaea vor. Sitzung am 22. Octoher. Als neue Mitglieder wur- den aufgenommen: Herr Bär, Assistent im chemischen keine lan, Herr Reinwart, Salinen-Rendant, Herr Hasjeinafn ne Diakonus. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien. 1851. I. I. Hr. Sohnke sprach über die Schwierigkeit die Funda- menlalsätze der Geometrie und Mechanik auf rein mathema- tisch constructivem Wege zu beweisen. Er verbreitete sich dabei besonders auf das Parallelentheorem und auf das Parallelogramm der Kräfte und versuchte deren Begründung auf philosophischem Wege. | Darauf beschrieb Hr. Faltin den von Geubel neu con- struirten galvanischen Trogapparat und Hr. Ule theilte die abermalige Erscheinung der Monas prodigiosa auf gekoch- tem Rindfleische mit. Die microscopische Untersuchung des von derselben gebildeten purpurrothen Ueberzuges halte jedoch dieses Infusorium ebensowenig erkennen lassen, als eine früher von Ehrenberg untersuchte und durch die zweite Hand dem Redner mitgetheilte Substanz, daher derselbe die Existenz jener Monas in Zweifel ziehen zu müssen glaubte. Hr. Zuchold legte eine Monstrosität der Fuchsia mit elf Blumenkronblättern, Hr. Giebel einen neuen Rhyncholit und Turrilit aus dem Plänermergel bei Quedlinburg und Herr Kohlmann ein lebendes junges Exemplar der Testudo europaea und ein ausgestopftes von Caprimulgus europaeus für die Vereinssammlung vor. 48 Sitzung am 29. October. Hr. Apotheker Görecke wurde als neues Mitglied aufgenommen. An eingegangenen Schriften wurden mitgetheilt: Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den k. Preuss. Staaten. Bd. XX. Heft II. Berlin 1851. Verzeichniss der im Freien ausdauernden in- und ausländischen Bäume und Sträucher etc., welche zu Althaldensleben bei Magdeburg cultivirt und um beigesetzte Preise zu haben sind. 1851. Hr. Körner hielt einen Vortrag über Meeressirömun- gen und deren Ursachen. Hr. Faltin theilte Böttcher’s Entdeckung, Kupfer- und Stahlstiche auf chemischem Wege zu vervielfältigen, mit und erläuterte dieselbe durch Experimente: Bei Gelegenheit der diesjährigen Versammlung der deut- schen Naturforscher und Aerzte in Gotha, theilte Herr Pro- fessor Böticher aus Frankfurt in einer der Sitzungen der chemischen Sektion ein merkwürdiges Verhalten gewisser Kohlenarten gegen das Jodkalium mit, welches interessant genug erscheint, um hier besprochen zu werden. Wenn man nämlich einen Kupfer- oder Stahlstich in hundertfach verdünnte Schwefelsäure taucht, so lange bis diese Flüssigkeit ihn vollständig durchzogen hat, ihn dann mit Fliesspapier gelinde abtrocknet, dann ein Stück reines französisches Maschinenpapier, welches auf der einen Seite mit einer 72fach verdünnten Jodkaliumlösung bestrichen ist, ebenfalls noch feucht auf die bedruckte Seite des Stiches legt und nun beide Blätter unter eine Presse bringt, so hat sich nach Verlauf von etwa einer halben Stunde ein voll- ständiger Abdruck des Bildes auf dem weissen Blatte ge- bildet, der die feinsten Linien des Originals wiedergibt. Wie diese Erscheinung vor sich geht, ist leicht zu erklären. Durch die Berührung des in Schwefelsäure gelränkten Kupferstiches mit dem Jodkalium des weissen Blattes findet eine Zersetzung dieses Salzes statt; das Jod wird frei und kann sich nun mit dem im Papier enthaltenen 49 Stärkemehl zu Jodamylum verbinden, welches bekanntlich schön blau gefärbt ist. Nun ist aber eine hundertfach ver- dünnte Schwefelsäure für sich allein nicht im Stande, das Jodkalium zu zersetzen und es unterliegt daher keinem Zwei- fel, dass die in der Druckerschwärze enthaltene Kohle eine _ Rolle bei diesem Vorgange spielt, indem sie eine gewisse Anziehung auf das Jod ausübt und es, wenn auch nur me- chanisch, festhält, wodurch dann gerade an den Stellen, wo die schwarzen Linien sich befinden, auch am meisten Jod frei wird und sich mit der Stärke verbindet. Im Einklange hiermit ist auch eine frühere Beobachtung, nach welcher Joddämpfe, die man an einen Kupferstich anschlagen lässt, sich vorzugsweise an den schwarzen Theilen desselben subli- miren, während sie die weissen fast ganz frei- lassen. Bei längerer Einwirkung werden endlich auch die lichten Stel- len mit Jod überzogen, jedoch siels schwächer, so dass sich immer noch auf Papier, welches mit Stärke getränkt ist, ein Abdruck des so behandelten Stiches erzeugt, an dem, wenn er auch längere Zeil den Joddämpfen ausgesetzt war, doch noch die dunkeln von den lichten Stellen zu unter- scheiden sind. So einfach nun auch die von Herrn Professor Böttcher angegebene Methode zur Darstellung von Abdrücken ist, so hat es doch seine besonderen Schwierigkeiten, einen reinen und guten Abdruck zu erhalten, weil das Gelingen der Ope- ration von vielen kleinen Umständen abhängt, die sich gar zu leicht der Beobachtung entziehen. Vor allen Dingen muss man durchaus reine Kupfer- oder besser noch Stahlstiche nehmen, denn der geringste Schmutzfleck erzeugt eine Undeutlichkeit im Abdruck. Auch muss das Papier, welches man anwendet, einestheils so glalt als möglich, dann aber auch stärkehaltig sein, was leicht durch einen Tropfen Jodtinktur geprüft werden kann. Die Brauchbarkeit des Papiers hängt natürlich von diesem letzte- ren Umstande vorzugsweise ab, so dass man bei gewissen Papiersorten entweder gar keinen oder doch nur einen sehr 4 Be 50 0 verschwommenen Abdruck erhält, der mehr einem formlosen bläulichen Fleck als einem Bilde gleicht. Nach den vielfachen Versuchen, die der Redner ange- stellt hat, glaubte er behaupten zu können, dass die Stärke der anzuwendenden Jodkaliumlösung von dem Gehalte des Papiers an Stärkemehl abhängen muss, ohne dies jedoch als völlig gewiss hinzustellen. Von der Presse, die man anwendet, hängt ebenfalls das vollkommene Gelingen der Arbeit ab; je besser und gleich- mässiger diese presst, um so schöner wird der Abdruck. Es ist ein grosser Vorzug dieser Methode, dass man ein und denselben Stich so oft man will abdrucken kann, ohne dass derselbe dadurch leidet, nur ist es nöthig, die- selben vor Staub und Flecken zu bewahren und ihn nach jedesmaligem Gebrauch sorgfältig mit destillirtem Wasser abzuspülen um ihn so zu neuer Anwendung geeignet zu machen. Man könnte demnach einen Kupferslich beliebig vervielfältigen, wenn nicht ein besonderer Umstand diese Arbeit sehr wenig lohnend machte. Wenn der Abdruck eben aus der Presse kommt, so ist er schön blau und alle Linien sind scharf und bestimmi; aber nach kurzer Zeit schon breitet sich ein Nebel über das ganze Bild aus, der immer dichter und dichter wird, bis endlich alle bestimmten Linien verschwinden und nur nebelhafte Gestalten bleiben, die zuletzt auch noch entweichen und nur einen bläulichen Fleck zurücklassen. Die bisherigen Versuche des Redners, diesen Uebelstand zu beseitigen, sind leider ohne Erfolg ge- blieben, indessen hat derselbe die Hoffnung eine Methode zur Fixirung der Bilder noch nicht aufgegeben und ist der Meinung, dass es wohl der Mühe lohnt, einige Arbeit darauf zu verwenden. Schliesslich sprach Hr. Bär noch über Page’s Versuche, die Dampfkraft durch Electromagnetismus zu ersetzen. Sitzung am 5. November. Eingegangen war: Mititheilungen aus dem Osterlande. Bd. I—IX, Alten- burg 1838-48, 51 Der Vorsitzende Hr. Giebel theilte das Resultat der Verhandlungen mit, welche der Vorstand einem frühern Auf- trage gemäss mit dem Directorium der hiesigen Naturfor- schenden Gesellschaft über eine mögliche Vereinigung beider Gesellschaften gepflogen hatte. Es geht dasselbe dahin, dass die Mitglieder beider Gesellschaften an den wissenschaftlichen Verhandlungen einer jeden Theil nehmen können und ebenso die Bibliotheken gegenseitig zum Gebrauche gestellt werden und diese Vereinigung vorläufig auf ein Jahr ausgedehnt ist. Hr. Heintz theilte darauf seine Untersuchungen über den braunen Farbstoff mit, welcher bei der Behandlung der Galle und Gallensteine mit Alkohol oder Aether zurückbleibt. Dadurch ist einerseits die Präexistenz der Kohlensäure in demselben nachgewiesen, andrerseits deutet ein Ueberschuss von Kohlensäure von 14 Procent in der Asche darauf hin, dass ein Theil der vorhandenen Kalkerde an den Farbstoff gebunden ist. Die Trennung derselben hat bei der Leich- tigkeit, mit welcher sich der leiztere im gelösten Zustande zersetzt, und in eine grüne Modification, Biliverdin, übergeht, ihre besondere Schwierigkeit; dennoch ist es gelungen, den- selben in einer Atmosphäre von Wasserstoff und Kohlensäure verschiedenen chemischen Manipulationen zu unterwerfen und ihn aus seiner Lösung in kohlensaurem Natron durch Salz- säure im reinen Zustande auszuscheiden. Dieser mit dem Namen Biliphäin belegte Stoff besitzt ausser der Eigenthüm- lichkeit, sich in Säuren nicht, wohl aber in kaustischen und kohlensauren Alkalien aufzulösen, noch die characteristische Eigenschaft, sich in verdünnten alkalischen Lösungen auf Zusatz von Salpetersäure, welche etwas salpetrige Säure enthält, erst grün, dann blau, dann violett, dann roth und endlich gelb zu färben. Die Zusammensetzung desselben ist: E I. IH. IV. Berechnet. Kohlenstoff 60,70 60,71 61,06 61,03 61,94 0% Wasserstoff 6,05 6,02 6,09 6,06 5,80 #1 Stickstoff 9,12 9,12 903 N? Sauerstoff 23,021128449 23233103 100 100 100 4* 52 Die Formel 0? #1? N? 0° erfordert folgende Zusammensetzung, die mit den gefundenen Zahlen besser übereinstimmt als die angenommene, Kohlenstoff 68,18 C?! Wasserstoff 5,92 #13 Stickstoff 921 N? Sauerstoff 23,69 0° 100 dagegen wurde die Zusammensetzung des reinen Biliver- dins gefunden: gefunden berechnet Kohlenstoff 60,04 60,38 C16 Wasserstoff 5,84 5,66 # Stickstoff 8,53 880 N Sauerstoff 25,99 2516 0° demnach kann das Biliphäin als Biliverdin betrachtet werden, dem die Hälfte eines Sauerstoffatoms entzogen ist, oder mit andern \Vorten, zwei Atome des letztern entstehen aus einem des erstern, indem dieses ein Atom Sauerstoff aufnimmt. Darauf sprach derselbe, mit Rücksicht auf die allotro- pischen Zustände des Schwefels und des Phosphors, unter Vorlegung der betreffenden Präparate, über die Eigenthüm- lichkeit des Selen’s, bei einer Schmelzhitze von 120 Grad plötzlich unter Freiwerden von Wärme in den amorphen Zustand überzugehen. Diese von Hittorff kürzlich gemachte Beobachtung beweist auf das Klarste, dass die Allotropie mit der latenten Wärme in dem innigsten Zusammenhange steht. Alsdann gab Hr. Weber den Octoberbericht der me- teorologischen Station, von diesem nahm Hr. Mayer Ver- anlassung, den Einfluss der Witterung auf den menschlichen Organismus zu beleuchten. Gegen die im persönlichen Le- ben herrschenden Ansichten sprach er sich dahin aus, dass anhaltend nasses Wetter der menschlichen Gesundheit am zuträglichsten ist, dass dagegen Irocknes Wetter bei klarem Himmel und hohem Barometerstande am nachtheiligsten wirkt. Jenes stell sich bei uns in der Regel Ende October und 53 im November ein, letzteres dagegen characterisirt vorzugs- weise den Mai. Die Epidemien zeigen sich von dem Wit- terungsverhältnisse ganz unabhängig. In Bezug auf die von Herrn Ule in voriger Sitzung vorgelegte Monas prodigiosa theilt Hr. Kayser mit, dass es ihm gelungen sei, dieselbe fortzupflanzen und die thierische Natur bei 400maliger Vergrösserung unzweifelhaft zu er- kennen. Hr. Giebel berichtet die Entwickelungsgeschichte des Gordius aquaticus nach Grube’s und von Siebold’s Beobach- lungen. Sitzung am 12. November. Hr. Giebel legt ame- rikanische Ammoniten vor. Darauf hält Hr. Heintz einen Vortrag über die von ihm vorgeschlagene Scheidungsmethode der gemischten Feite und über das Menschenfett insbesondere. Da das Ausführlichere dieses Vortrags bereits in Poggendorfs Annalen veröffentlicht worden ist, so mögen hier nur die allgemeinen Resultate Platz greifen: 1) Die fetten Säuren lassen sich durch partielle Fäl- lung ihrer Lösung in Alkohol durch eine gleichfalls alkoho- lische Lösung von essigsaurem Bleioxyd nach und nach, wenn auch nicht vollkommen, doch so weit von einander scheiden, dass die Natur des Gemisches erkannt werden kann. 2) Das sogenannte reine Stearin, welches bei 61—62 Grad C. schmilzt, ist ein Gemenge zweier oder mehrerer Giycerin enthaltenden Fette, 3) Das sogenannte reine Cetin ist gleichfalls ein Ge- menge mindestens zweier Aethal enthaltenden Fette. Sein Schmelzpunkt ist bei 49—49,5° nicht unveränderlich, son- dern kann durch Umkrystallisiren aus der ätherischen Lö- sung bis auf 53,5° gebracht werden. 4) Der Walrath lässt sich durch Kochen mit einer kochenden Lösung von kaustischem Kali leicht verseifen. und ferner aus den Untersuchungen des Menschenfettes: 1) Das Fett des Menschen besteht nicht, wie man früher annahm aus Olein und Margarin, sondern mindestens aus sechs verschiedenen Fetten. 54 2) Das erste dieser Fette ist nur in sehr geringer Menge darin enthalten, scheint aber nach der einen Analyse der daraus erzeugten fetten Säure identisch mit dem in den Kockelskörnern von Francis entdeckten Stearophain zu sein. Die Zusammensetzung und Eigenschaften derselben, soweit sie studirt werden konnten, stimmten mit denen der Stearo- phaninsäure, welcher die Formel C?° H’° O0? zukommt, überein. 3) Das zweite Fett ist das Anthropin. Die daraus durch Verseifung entstehende Fetisäure zeichnet sich durch ihre grosse Krystallisirbarkeit aus. Sie scheidet sich sowohl aus der alkoholischen Lösung, als wenn sie aus dem geschmol- zenen Zustande in den festen übergeht, in breiten glänzenden Blättchen ab. Ihre Zusammensetzung scheint durch die For- mel C?t H?? O? ausgedrückt werden zu dürfen; doch müssen fernere Untersuchungen die Richtigkeit derselben ausser Zweifel seizen. 4) Das dritte Fett ist das Margarin, welches durch Verseifung Margarinsäure liefert. 5) Das vierte endlich ist das Palmitin, aus welchem durch Verseifung die Palmitinsäure enisteht. 6) Die Palmitinsäure ist identisch mit der Säure, welche durch Einwirkung des schmelzenden Kali’s auf Oelsäure entsteht und von Varrentrapp Olidinsäure genannt worden ist. 7) Der flüssige Theil des Menschenfettes besteht im Wesentlichen aus Olein. Er enthält aber gleichzeitig eine kleine Menge eines andern Fettes, welches durch Verseifung eine Säure liefert, deren Barylsalz sich nicht allein durch seine Eigenschaften, sondern auch durch seinen Gehalt an Baryterde, der 27 bis 28 Procent zu betragen scheint von der ölsauren Baryterde unterscheidet. 8) Die feste Substanz, welche sich aus dem im Winter abgepressien flüssigen Theile des Menschenfettes im nächst- folgenden Winter absetzt, enthält eine nicht unbedeutende Menge freier fetter Säure. Das Menschenfett muss daher einer allmähligen Zersetzung unterliegen, durch welche das Glycerin nach und nach zerstört wird und die fette Säure sich abscheidei, eine Art der Zersetzung, welche an den 55 Felten, deren fette Säuren leicht flüchtig sind, längst be- kannt ist und namentlich beim Ranzigwerden der Butter eine Rolle spielt. Alsdann gibt Herr Giebel eine Uebersicht über die bisher unterschiedenen lebenden und fossilen Hyänenarten. Endlich legt Hr. Rudel eine grosse Anzahl der ver- schiedensien Papiersorien vor, welche er auf der Londoner Industrie-Ausstellung acquirirt hatte. Sitzung am 19. November. Als neue Mitglieder wurden aufgenommen: Herr Dr. Cornelius, Herr Lithograph Meyer, Herr Löpel. > An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: 1. Verhandlungen des naturhistorischen Vereines für Preussische Rheinlande und Westphalen. Jahr- gang VI. 1. 2. 2. Monographie der Peirefakten der Aachner Kreide- formation von J. Müller. Bonn 1851. I. Heft. Nebst einem Begleitungsschreiben des Vereinssecre- tairs Herrn Budge in Bonn. Der Vorsitzende Herr Giebei zeigt an, dass die Sub- scriplion für Oken’s Denkmal bis jetzt 34 Thaler ergeben habe und die Liste noch bis zum 1%. December zu weilern Zeichnungen aufliege. Herr Volkmann theilte seine Untersuchungen über Muskelbewegung mit. Der Apparat, der zur Messung dieser Bewegungen angewandt wurde, besteht in einem durch ein Uhrwerk um seine senkrechte Achse bewegten Cylinder, welcher mit einem von Russ geschwärzten Papierstreifen überzogen ist. Der sich contrahirende Muskel setzt ein senkrechtes Stäbchen in Bewegung und ein an dem untern Ende dieses angebrachtes Menschenhaar zeichnet den Verlauf der Bewegung mit feinster Linie auf das geschwärzte Pa- pier des sich schnell drehenden Cylinders. Um jedoch die in diesem Falle mitwirkende Schwere und Friction zu be- seiligen, wurde der Apparat in horizontale Stellung gebracht, 56 der Muskel auf Quecksilber gelegt und das Stäbchen an ein langes freischwebendes Pendel befestigt. Die somit allein von der Contrachlität und Elasticität des Muskels gezeich- nete Linie ergab sich nach genauer mathematischer Berech- nung als Parabel und liefert den Beweis, dass die Muskel- kraft eine im Verhältniss der Zeit gleichmässig zu- und abnehmende Kraft ist. Die Berechnungen einiger Tausend solcher Parabeln wurden vergelegt. Diese Untersuchungen führen auch zu der Bestimmung der beiden Componenten der Muskelkraft im besondern, der Contractilität und Elasti- cität, unter der bereits durch Versuche gerechtfertigten Vor- aussetzung nämlich, dass während der kurzen Zeitdauer des elecirischen Reizes sich der Elasticitälscoefficient nicht än- dert, Ebenso lässt sich aus dem von der Curve begrenzten Flächenraum die gesammte mechanische Kraft des Muskels berechnen. Darauf legte Herr Heintz seine Meihode den Stickstoff in organischen Substanzen zu bestimmen dar, indem er zugleich die bisherigen Methoden von Will, Varrentrapp, Gay-Lussac, Dumas und Marchand kritisch beleuchiete. Dieselbe kann als eine Vereinigung der Dumas’ und Marchand’schen Me- thode angesehen werden, lässt jedoch dadurch eine grössere Genauigkeit zu, dass einmal mit Hülfe der Luftpumpe. alle atmosphärische Luft aus dem Verbrennungsrohr entfernt wird, und dass ferner durch eine geeignete Menge chlorsauren Kali’s auch die letzte Spur von Kohle in der organischen Substanz verbrannt wird. Die Zweckmässigkeit der Methode hat sich bereits bei der Untersuchung der Harnsäure be- währt, indem die Durchschnittszahl der gefundenen Mengen der einzelnen Bestandtheile auf das genaueste mit der theore- tischen Zusammensetzung übereinstimmt. Sitzung am 26. November. Vorgelegt wurde ein Schreiben des Herrn Professor Schnitzlein in Erlangen, worin derselbe die Ernennung zum correspondirenden Mit- gliede dankbar annimmt und zugleich die Schrift: die natür- liche Pflanzenfamilie der Typhagen, übersendet. Ferner wurde mitgetheilt ein Schreiben des Hrn. Graf 57 Henckel vonDonnersmark in Merseburg über die Schrift: Le Safran de la Roche-Foucault 1586, und von Herrn Bertram in Dresden ein Beitrag zur Magdeburger Flora. Nachdem Herr Heintz noch einige nachträgliche Be- merkungen über seine Methode zur Bestimmung des Stick- stoffes in organischen Substanzen gegeben, lheilte Hr. Mayer zur weitern Bestätigung seiner in der Sitzung am 5. No- vember dargelegten Behauptung, dass die Witterung im October und November der menschlichen Gesundheit am zu- träglichsten, im März und April aber am nachtheiligsten ist, Kopp’s Begründung derselben mit, welcher folgende Tabelle über die Sterblichkeit entlehnt werden mag: Alter. ]Jan.| Fbr. |März| Apr. ! Mai | Jun. | Jul. JAug.|Sept.|Oct.|Nov. | Dec. |Summa] 0— 4.ahr|1004 857| 805] 991) 937 0231327 1314 1090| 993) 787 884| 11912 4— 1 - | 283) 299| 312) 376) 358 398 591) 658] 431) 313] 257| 228] 4504 A— 5 - 71) 54) 65) 68] 70) 50) 57) 80) 8) 71) 61| 57| 787 14—20 - 96! 70! 64! 56! 69) 68! 57! 106! 133! 98! 981 76! 991 30—35 - | 117| 118) 109) 151) 99) 110) 100| 206| 225, 169] 107) 105, 1616 40—45 - | 134) 146/ 129| 122] 122] 116) 94) 197| 218] 131) 126|) 144] 1679 50—55 - | 129] 120, 110) 128) 122) 93) 110| 156) 174) 122| 114) 134) 1512 lie | | | durchschn. Summa [4337|3723,3598 4185/5456]5152]4076|3492|3584| 49128 4094 Eine andere Statistik von gegen 3 Millionen Gestor- benen in verschiedenen Städten im Laufe von 14 Jahrhun- derten einschliesslich aller Epidemien und durch Krieg Umgekommenen ergibt, dass unter 24 Rubriken: das Maximum der Sterblichkeit in den Winter 8Mal, in’s Frühjahr i2 Mal, in den Sommer 3Mal, in on Herbst 1 Mal und das Minimum in den Winter 3 Mal, in’s Früh- jahr 1 Mal, in den Sommer 12 Mal, in den Herbst 8Mal fällt, sodass hiernach das Frühjahr als die gefährlichste und der Herbst als die günstigste Jahreszeit erscheint. Dasselbe Verhältniss ergibt die Zahl der in hiesiger Stadt vorkommenden Sterbefälle, welche in dem von der Cholera freien Jahre 1848 sich in folgender Weise vertheilt: Gestorben sind ls en = = = Monat. | Personen. Januar 33 33 66 Hebruar et... 37 53 | 90 März ss. 32 49 101 Apiler ers: 40 | 35 75 Maas) on an 44 38 82 June a. SE. 41 42 83 Jule re 56 43 99 Aueusb .... nn. 58 46 122 September ..... 3 33 68 October... .. 32 36 68 November ....., 32 25 57 December ..... 66 40 106 Summa | 526 | 491 | 1017 Der vermeintliche Zusammenhang von Luftinfusorien, Electricität, Ozon u. s. w. mit der Sterblichkeit wurde als noch völlig unerwiesen bezeichnei. Schliesslich legte Herr Faltin ein Microskop nebst Prä- paraten aus dem optischen Institut von Menzel in Zürich vor und empfahl dasselbe wegen der Billigkeit und Schön- heit der beigegebenen Objecte. Sitzung am 3. December. Als neues Mitglied wurde aufgenommen: Herr Professor Schaller und an eingegangenen Schriften vorgelegt: Jahresbericht des naturwissenschaftlichen Vereines im Herzogihum Nassau. Jahrgang VI. Verzeichniss der Schmetterlinge in Oberösterreich, von Brittinger. Nebst einem Begleitungsschreiben des Hrn. Verfassers. Hr. Weber gab den November-Bericht von der meteo- rologischen Station und Herr Bär sprach darauf über seine Untersuchungen des Brennmalerials. 59 Herr Heintz legte einige neu construirte chemische Apparate vor: zur quantitativen Bestimmung der Kohlensäure, zur Bestimmung des specifischen Gewichtes der Flüssigkei- ten und eine Abänderung des Liebig’schen Kaliapparates. Darauf theilte er noch mit, dass das Blut nach Entfernung der darin aufgelösten Proteinstoffe mittelst Quecksilberchlorid einen durch Chlorbarium deutlich nachweisbaren Gehalt an schwefelsauren Salzen zeige, welche sich durch die Ver- bindung des in die Lungen aufgenommenen Sauerstoffes mit dem Schwefel der Proteinsubstanzen im Blute gebildet haben. Unter Vorlegung eines kritischen Verzeichnisses der fossilen Säugethiere Deutschlands sprach Hr. Giebel über deren Verhältniss zu den lebenden und die Verbreitung im Allgemeinen. Schliesslich legt Herr Kohlmann folgende Apparate im Auftrage des Herrn Schmidt vor: 1) Eine Lupe, die nach zwei sich rechtwinklig durchschneidenden Cylinder- abschnitten geschliffen ist. 2) Ein Stereoskop. 3) Ein eigen- thümlich geschliffenes Prisma, welches durch einen Ring bequem an den Ocularcylinder eines jeden Microskopes be- festigt werden kann und das Zeichnen microscopischer Ge- genstände erleichtert. 4) Mehrere Microskope. Sitzung am 10. December. Eingegangen: XVI. Jahresbericht des naturwissenschaftlichen Ver- eines in Mannheim. Nebst Begleitungsschreiben des Vereinssecretärs Hrn. Löwe. Hr. Giebel berichtet Joh. Müller's Beobachtungen von Schnecken erzeugenden Holothurien (Monatsberichte der Berlin. Akademie. October). Herr Joh. Müller fand während seines diesjährigen Auf- enthaltes in Triest die @eschlechtsorgane der Synapta di- gitata im August meist noch in demselben Zustande als im Frühlinge, nur weniger strolzend und an den „,— 7% grossen Eichen den sehr feinkörnigen Dotter und das Keim- bläschen, aber nicht den von Quatrefages abgebildeten Keim- fleck. Im August wurde zuerst ein Exemplar mit völlig 60 abweichenden Genitalschlauch beobachtet. Derselbe war näm- lich viel dicker und ohne alle Zweige, in der untern dünneren Hälfte grün, in der obern dıckeren orange gefärbt, und diese obere Hälfte enthielt auch Eier mit Keimbläschen ohne Keim- fleck, „5 gross, mit grobkörniger Dottermasse, die Körner rundlich und oval mit dunkeln Conturen, 445 — 24» gross. Die aufmerksame Verfolgung dieser Erscheinung bei andern Exemplaren führte zur Entdeckung von Blasen mit Dottern in dem anomalen Schlauche, welche im Furchungsprocesse begriffen waren, und von Blasen in dem Schlauche, die junge Schnecken mit spiralen Schalen von „1,“ enthielten. Zwei Monate lang wurde diese Beobachtung verfolgt und 69 Mal die Schnecken oder deren Dotter in der Synapta vorge- funden. Diese Exemplare mit abnormen Genitalschläuchen unterscheiden sich äusserlich gar nicht von denen mit nor- malen, sind aber leicht zu erkennen, weil der dicke Schnecken- schlauch durch die halbdurchsichtige Körperwand hindurch- scheint. Der Schneckenschlauch, ein- bis dreifach in demselben Thiere vorhanden, flottirt nicht wie die normalen Genitalien- schläuche mit dem hintern Ende frei in der Bauchhöhle, son- dern ist hier am Darme befestigt. Diese befestigte hintere, grün gefärbte Hälfte ist mit ihrem blinden Ende in sich selbst eingestülpt, wie der eingestülpte Finger eines Hand- schuhes. Die Verbindung geschieht nicht mit dem Darm unmittelbar, sondern durch einen Fortsatz des sehr weiten Blutgefässes an der freien Seite des Darmes, kurz hinter dem Muskelmagen in der vordern Körperhälfte. Der Fort- salz umfasst den knopfförmig verdiekten Theil des Schlau- ches, in dessen Mitte sich das blinde Ende eingestülpt hat, und ist über demselben innig damit verwachsen. Das durch die heftigen Contractionen der Wände des Darmgefässes in Bewegung gesetzte Blut umspült die knopfförmige Verdickung und dringt auch in die Höhle des eingestülpien Endes. Die äussere Fläche des Darmes und seiner Gefässe ‘wimpert, aber wo der verbindende Fortsatz des Gefässes endet, hören die Wimpern auf und der Schneckenschlauch wimpert nicht, 61 während es doch bei den normalen Genitalschläuchen der Fall ist. Die äussere Schicht des Schlauches und die innere der Einstülpung besteht aus senkrechten pallisadenförmigen Zellen, deren Inhalt die grüne Farbe der untern Hälfte be- dingt und aus sehr reich entwickelten gelblichen Körnchen besteht. Mit sparsamen Körnchen erfüllt, dehnt sich diese Schicht über den ganzen Schlauch. Unter ihr liegt die Muskelhaut, aus Quer- und Längsfasern bestehend und lang- same wurmförmige Bewegungen veranlassend. Dann folgt nach innen eine Lage grosser völlig durchsichtiger Zellen und zu innerst eine Membran, welche in der vordern, nicht aber in der hintern grünen Hälfte des Schlauches lebhafte Wimperbewegung zeigt. In diesen wimpernden vordern Theile liegen nun der Eierstock und die Samenkapseln völlig frei, wie eine Ladung in einem Gewehr. Der Eierstock wird von einer eigenen Kapsel umgeben, welche einen langen rohrförmigen, von allen Seiten geschlos- senen und auf seiner Oberfläche wimpernden Sack darstellt. Der Eierstock füllt dieselbe grösstentheils, jedoch nicht ganz an, indem das dünnere, der Einstülpung zugekehrte Ende, welches zugleich knieförmig gebogen und mit dem Knie die Einstülpung berührt, stets leer von Dottern ist. Die Structur der Kapsel zeigt unter der äussern Wimperhaut eine Schicht kleiner länglicher Zellen und darunter zerstreute helle Ku- geln von „t,‘, der orangenfarbene Eierstock ist dendritisch, ein Stamm, von welchem jederseits sich theilende Aeste aus- gehen. Er liegt an der Innenwand der Kapsel an und lässt sich mit der erforderlichen Vorsicht herausziehen. Der mitt- lere Theil sowohl als die Seitenlappen bestehen aus eiarti- gen Massen von „/,‘“, welche in Häutchen eingeschlossen sind, aus groben Dotterkörnen von „4,— 17. , einem Keim- bläschen von z',“‘ und ohne Keimfleck. Die Eier lassen sich nicht isoliren, ihre Hülsen platzen beim Druck und sind daher diese als Fachwerk des Eierstockes zu betrachten, das Ei ohne Dotterhaut wie bei Actaeon. Die ausgebildeten Dotter verlassen den Dotterstock und seine Kapsel durch Desiscenz und gelangen zu 15 bis 30 in Blasen eingeschlos- 62 sen, in die Höhle des Schlauches, wo sogleich die Entwick- lung mit dem Furchungsprocesse beginnt. Die Samenkapseln, zu 4, 5, 8 bis 18 vorhanden, liegen völlig frei in einer der Ausmündungsstelle genäherten Er- weiterung des Schlauches. Sie wimpern nicht auf ihrer Oberfläche, sind elliplisch von 4—2“‘, aus zwei sackförmig in einander geschlossenen Häuten bestehend. An der äussern, an beiden Enden erweiterten Haut liegt inwendig eine Epi- ihelialschicht und auf dieser helle Kugeln und gelbe Fett- körner. Die innere Kapsel ist völlig durchsichtig, eine ein- fache structurlose Membran, an ihrer Innenseite mit einer Schicht von Zellen von 235°, welche bei der Bildung des Sperma betheiligt zu sein scheinen. Viele Tausend Sperma- iozoen liegen in einer Kapsel von 2‘. Die Köpfchen der- selben sind rundlich oder elliptisch, nicht selten vorn zu- gespitzi, der Schwanz sehr lang, mit einer Anschwellung endend und „!,;" lang. Die Samenkapseln finden sich meist in Schläuchen, deren Dotter noch nicht ausgetreten und be- feuchtet sind, nur einmal wurden die Spermatozoen frei um den Eierstock sich tummelnd beobachtet. Die Blasen mit dem vom Eierstock gelösten Eiern sind 0 75 gross und ihr Inneres wurde in folgenden Zustän- den gesehen: 1) Die Dottermasse ganz vertheilt, diffus, viele runde Klümpchen von Dotterkörnern angehäuft, ebenso die 15—30 Keimbläschen darin vertheilt. 2) In jeder Blase 15—30 discrete Dotter von „5“ wie am Eierstock orange- farben, die diffuse Dottermasse verschwunden. 3) Die Dotter im Furchungsprocesse. 4) Dieselben mit emer wimpernden Kortikalschicht umgeben. 5) Die Schneckenembryonen mit ihren Schalen. Die kalkige Schale misst durchschnittlich 115, braust mil Säuren, hat einen Deckel und die Schnecken eine Kiemenhöhle wie die Pectinibranchien. Der Schnecken- schlauch mündet am Kopfe der Synapte wie ihre normalen Genitalschläuche, und hier treten die jungen Schnecken aus. Ihre Schale bildet 14 Windungen und hat die meiste Aehn- lichkeit mit Natica, aber die Mündung ist so hoch als breit und so gross wie die übrige ganze Schale. Ihre Spindel ist ! 63 fast gerade, daher auch der Deckel an der einen Seite gerad- randig. Am Thiere erscheinen Fuss und Kopf überwiegend gross. Ersterer ist in der Mitle quer eingeknickt, zweilappig, zwischen beiden Lappen eine Art Papille mit einer Oeffnung, die wahrscheinlich zu dem Wassergefässsysteme führt. Ueber dem vordern Fusslappen befindet sich der Mund, von einem besondern Lappen bedeckt, der mit sehr kleinen schwingen- den Wimpern und einzelnen längern Borsten besetzt ist. Im Kopf sieht man die Gehörblasen mit einem OÖtolithen, über diesen die Tentakeln durch zwei Hervorragungen angedeutet, aber von den Augen noch keine Spur. Innerhalb der Schale liegt die Athemhöhle. Magen und Darm sind wie bei andern jungen Schnecken, ebenso die Leber. Nach allem diesen scheinen die Embryonen sich zu Pectinibranchiern auszu- bilden. Herr Bär theilt seine Untersuchungen des Pimelit mit, und Hr. Andrä spricht über den am 13. 14. August Statt gefundenen Bergschlipf bei Magyorekek. Endlich erörtert Herr Giebel das Verhältniss der Goniatiten und Ceratiten zu den übrigen Familien der Ammoniten. Sitzung am 1°. December. Herr Giebel sprach über Moquin-Tandon’s Untersuchungen des Geruchsorganes der Land- und Süsswasserschnecken (Annales des sciences nat. 1851. Mars p. 151) und legte dann ein Fragment eines verkohlten Stammes aus dem Mansfelder Zechstein in Hrn. Sack’s Sammlung befindlich vor. Die Oberfläche dieses Fossiles zeigt ein nelzförmig erhabenes Gewebe mit unregel- mässig vierseitigen Maschen, welches durch dünne Kalkspath- adern gebildet wird, die den Stamm geradlinig in der Länge und Quere durchziehen. Eine systematische Bestim- mung war nicht möglich, da die natürliche Oberfläche nicht “erhalten und die Masse völlig verkohlt ist. Darauf sprach Herr Faltin noch über Emil Bechi’s neue Methode, das Jod aus seinen Verbindungen auszuziehen, Die Akademie der schönen Künste in Florenz hat im Jahre 1849 folgende Preisfrage gestellt: Ein billiges und leichtes Mittel aufzufinden, um das Jod 64 nicht allein aus allen seinen natürlichen Verbindungen, so wie sie in dem Boden Toskanas vorkommen, sondern auch aus jeder andern, künstlichen auszuziehen. Die Academie wünschte, dass diese Methode neu sei, oder geeignet, die schon bekannten Methoden abzukürzen oder zu verbessern; dass sie dazu dienen könne, aus den natürlich vorkommenden Verbindungen und Gemengen des Jods die für die Künste nützlichen Producte zu erhalten um so für Toskana eine neue vortheilhafie Industrie zu eröffnen. — Herrn E. Bechi ist es gelungen, diese Frage so zu be- antworten, dass die Academie ihm den Preis zuerkannt hat. Herr Bechi spricht sich in den Abhandlugen über die- sen Gegenstand nun zunächst über die Unzulänglichkeit der bis jetzt angewendeten Methoden aus und führt an, dass sie alle hauptsächlich darin bestanden hätten, das Jod als Blei- Kupfer- oder Quecksilberjoden zu fällen, was aber bei Stoffen die nur eine geringe Menge von Jod (wie die toskanischen jodhaltigen Quellen) enthalten, nur ungenügende Resultate gibt. Er sagt ferner, dass die Verdünstung der jodhalligen Flüssigkeiten mit Vortheil angewendet werden könnte, wenn nicht das Brennmaterial zu theuer wäre und die Jodüre sich nicht durch das Metall der Kochgefässe zerseizte. Die freiwillige Verdunstung hält er ebenfalls für un- praktisch — wenigstens in Toskana —, weil dieselbe nur im Sommer mit Vortheil angewendet werden kann und grade zu dieser Zeit die Quellen für den medicinischen Gebrauch reservirt werden. — Man hat auch versucht, die Verbindung des Jods mit der Stärke zu seiner Abscheidung anzuwenden, indessen hat Herr Tareponi-Tozelli gezeigt, dass diese Me- thode im Grossen nicht anwendbar ist. Die Methode nun, die Herr Bechi vorschlägt, gründet sich auf die Eigenschaft des Kohlenstoffs, das Jod anzuziehen und es später mit Leichtigkeit an andere Substanzen abzu- geben, in ähnlicher Weise wie durch Kohle auch der Farb- stoff absorbirt wird. Graham, Lassaigne, Chevalier und einige andere Chemiker haben gezeigt, dass die Absorptionsfähig- keit der Kohle sich nicht auf die Farbstoffe beschränkt, und 65 in der That hat Herr Bechi auch gefunden, dass sie den Kalk aus seiner wässerigen Lösung, das Jod aus seiner Jodkaliumlösung, das salpetersaure Blei eic._aus der wässe- rigen Lösung, selbst wenn Ammoniak zugesetzt wird, ab- scheidet. In Bezug auf das Jod bemerkt er noch, dass es durch die Kohle abgeschieden werde, in welcher Flüssigkeit es auch gelöst sei. — Die anwendbarste Kohle zur Ab- sorption des Jods ist der Kienruss, der, obgleich die Thier- kohle eine grössere Absorptionsfähigkeit hat, doch seiner Billigkeit wegen vorzuziehen ist. — Die Kohle, welche das Jod absorbirt hat, hält es hart- näckig zurück. Weder die Hitze, noch das Chlor, noch die Elasticität, und ebenso wenig kaltes oder warmes Wasser, ja nicht einmal der Alkohol, der doch das eigentliche Lö- sungsmiltel des Jodes ist, vermögen es ihr zu entreissen, wogegen sie es leicht an einen Körper abgibt, der mit dem Jod eine innige Verbindung zu bilden im Stande ist. Wenn man die Kohle, welche das Jod enthält, mit Kali- lösung behandelt, so bildet sich Jodkalium und ein kleiner Theil jodsaures Kali. (6J, 6KO = 5KJ + KO JO°). Behandelt man die jodhaliige Kohle mit schwefelsaurem Eisenoxydul in dem Eisenoxyd suspendirt ist, so bildet sich sehr lösliches Eisenjodür und das Sesquioxyd des Eisens fällt zu Boden. (d3fe0O-+-J=FeJ-+Fe?V?). Hat die Kohle das Jod abgegeben, so kann sie, nach- dem sie ausgewaschen ist, von Neuem angewendet worden. Nach dieser in den Grundzügen angegebenen Methode hat nun Herr Bechi das jodhaltlige Wasser aus der Quelle von Castrocaro in Toskana behandelt. Zuerst bewirkle er die Zersetzung der Jodüre ver- mitielst einer Mischung von 1 Theil Schwefelsäure und 2 Theilen Salpetersäure. Nachdem dies geschehen, brachte er die Flüs- sigkeit auf eine Art Filtrum, worauf sich eine genügende Quantität geglühter Kienruss befand, liess sie durchlaufen und wusch dann die Kohle, die nun alles Jod absorbirt halle, aus. Darauf wurde sie mit Eisenoxydul-Hydrat in Berüh- rung gebracht”und zu einem Brei angerührt, der dann wie-. 66 derum auf ein Filtrum gebracht und dort mehreremale mit Wasser ausgewaschen wurde, um alles Eisenjodür daraus zu entfernen. Die Flüssigkeit, die nun das Eisenjodür ge- löst enthält, wird mit schwefelsaurem Kupferoxyd behandelt, wodurch sich Kupferjodür bildet, welches gesammelt und mit Braunstein und Schwefelsäure in eine Retorte gebracht wird. Erhitzi man diese Gemenge, so scheidet sich alles darin enthaltene Jod aus. Die Kohle wurde nun mit Wasser und Salzsäure ausgewaschen, um zu einer neuen Operation zu dienen. Der Apparat, um die eben beschriebene Operation im Grossen auszuführen, ist einfach und billig und kann selbst einem sehr ungeschickten Arbeiter anvertraut werden, es ist desshalb vorauszusetzen, dass derselbe zur Gewinnung des Jods aus solchen Substanzen, in denen es nur in gerin- ger Menge vorhanden ist, in Zukunft mit Vortheil angewen- det werden wird. Vermehrung der Vereinsbibliothek seit Januar 1851. 1. Sitzungsberichte der k. k. Academie der Wissenschaften in Wien. Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse. 1850. I u. Il. Wien 1851. 8. (Eingesandt). 2. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien. Jahrgang I. 1850. Jahrgang Il. 1851. Heft 1. 2. Wien 1850. 51. 4. (Eingesandt). 3. Verhandlungen der k. k. Russischen mineralogischen Ge- sellschaft zu St. Petersburg vom Jahre 1842 —51. Petersburg 1842— 1851. 7 Thle. 8. (Eingesandt). 4. Berichte über die Verhandlungen der k. Sächsischen Ge- sellschaft der Wissenschaften zu Leipzig. Mathematisch-physicalische Klasse. 1850. I. II. 5. Nachrichten von der Georg-August-Universität und der k. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen vom Jahre 1850. Nr. 1—17. 8. 6. H. W. Dove, Bericht über die in den Jahren 1848 u. 49 auf den Stationen des meteorologischen Institutes im Preussischen 67 Staate angestellten Beobachtungen. Berlin 1851. fol. (Vom k. sta- tistischen Bureau in Berlin eingesandt). 7. Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des Garten- baues in den k. Preussischen Staaten. Bd. 20. Heft 2. Berlin 1851. 4. (Eingesandt). 8. Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft in Berlin. Bd. II. 1. 7. 9. Verhandlungen der Schweizerischen naturforschenden Ge- sellschaft in Schaffhausen 1847, in Solothurn 1848, in Frauenfeld 1849, in Aarau 1850. 4 Hefte. 8. (Eingesandt). 10. Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern. Nr. 57—86. Bern 1846. 8. (Eingesandt). 11. Bericht über die Verhandlungen der naturforschenden Ge- sellschaft in Basel vom August 1848 bis Juli 1850. Nr. IX. Basel 1851. 8. (Eingesandt). 12. Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der Preussi- schen Rheinlande und Westphalens. - 13. Correspondenzblatt des zoologisch-mineralogischen Vereines in Regensburg. Jahrgang I—IV. Regensburg 1847 — 1850. 8. (Eingesandt). 14. Abhandlungen des zoologisch-mineralogischen Vereines in Regensburg. Der XXVI. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte gewidmet. Regensburg 1849. 8. (Eingesandt). 15. Würtembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte. Jahr- gang VI. 1. 2. VIE. 1. Stuttgart 1849—51. 8. (Eingesandt). 16. Achtundzwanzigster Jahresbericht der Schlesischen Gesell- schaft für vaterländische Kultur. Enthält die Arbeiten und Verän- derungen der Gesellschaft im Jahre 1850. Breslau 1851. 4. (Eingesandt). 17. Bericht über die erste Generalversammlung des Klausthaler naturwissenschaftlichen Vereines Maja zu Goslar am 26. April 1851. Erstattet von den zeitigen Präsidenten des Vereines Fr. Wimmer und E. Metzer. Goslar 1851. 8. (Eingesandt). 18. J. Müller, Monographie der Petrefakten der Aachener Kreideformation. II Abtheilungen mit 4 Tafeln. Herausgegeben vom naturhistorischen Vereine der Preussischen Rheinlande und West- phalens. Bonn 1851. 4 (Eingesandt). 5% 68 19. Mittheilungen aus dem Osterlande. Band H—IX. Altenburg 1838—48. 8. (Eingesandt). 20. Jahrbücher des Vereines für Naturkunde im Herzogthum Nassau. VI. Jahrgang. Wiesbaden 1851. 8. (Eingesandt). 21. Siebzehnter Jahresbericht des Mannheimer Vereines für Naturkunde von C. A. Löw. Mannheim 1851. 8. (Eingesandt.). 22. F. v. Bärensprung, über Volkskrankheiten. Ein im wis- senschaftlichen Verein am 4. Januar 1851 zu Berlin gehaltener Vor- trag. Halle 1851. 8. (Geschenk des Herrn Verfassers). 23. C. Montagne, Morphologischer Grundriss der Flechten. Aus dem Französischen von K. Müller. Halle 1851, 8. 24. ———— Phykologie oder Einleitung ins Studium der Al- gen. Aus dem Französischen von K. Müller. Halle 1851. 8. 25. Ueber den Tabacksbau. Auszug aus dem Berichte an den Finanzminister von Frankreich in Folge einer Sendung nach Amerika, von Rey. Aus dem Französischen von K. Müller. (Abdruck aus den Hallischen Courier 185%. April). (Wie 23 und 24 Geschenk des Herrn Müller). 26. W. Engelmann, Bibliotheca historico-naturalis. Verzeich- niss der Bücher über Naturgeschichte, welche in Deutschland, Skan- dinavien, Holland, England, Frankreich, Italien und Spanien in den Jahren 1700—1846 erschienen sind. I. Bd. Allgemeine Naturge- schichte, Zoologie und Paläontologie. Leipzig 1846. 8. (Geschenk des Herrn Verfassers). 2%. C. F. Naumann, über die Fortschritte der Geognosie im Gebiete der Sedimentformationen seit Werners Tode. Vortrag ge- halien am Wernerfeste zu Freiburg den 25. September 1850. 8. Freiberg 1850. bei Craz und Gerlach. 28. H. E. v. Egidy,. der Hefenfabrikant. Freiberg 1850. 16. bei Craz und Gerlach. 29. H. B. Geinitz, das Quadersandsteingebirge oder Kreidege- birge in Deutschland. Mit 12 Tafeln. Freiberg bei Craz und Ger- lach. 1849. 27—29 Geschenk der Herrn Verlegers. 30. A. Schnitzlein, die natürliche Pflanzenfamilie der Typha- ceen mit besonderer Rücksicht auf die deutschen Arten. Nördlingen 1845. 4. Mit 2 Tafeln. (Geschenk des Herrn Verfassers.). 69 31. Chr. Brittinger, die Schmetterlinge des Kronlandes Oester- reich ob der Ens. Wien 1851. 8. (Geschenk des Hrn. Verfassers). 32. F. A. Catullo, Saggio di Zoologia fossile delle Provincie Austro Venete. Padova 182%. 4. 33. P. S. Pallas, tableuu physique et topographique de la Tauride tire du journal d’un voyage fait en 1794. Petersbourg 1796. 8. | 34. A. Rode, Wegweiser für die Sehenswürdigkeiten in und um Dessau. Dessau 1795. 2 Theile S. 35. J. Ch. Döll, zur Erklärung der Laubknospen der Amentaceen. Eine Beigabe zur Rheinischen Flora. Frankfurt a. M. 1848. 8°. 36. J. Ch. D. Schreber, Plantarum verticillatarum unilabia- tarum generu ei species. Lipsiae 1774. 4. 37. 0. Schlömilch, der Attractionscaleül. Mit einer Figuren- tafel. Halle 1851. 8. (Von Hern Buchhändler Schmidt). 38. C. Meiners, Briefe über die Schweiz. 2 Thle, Berlin 1785. 8. 39. F. J. Beriuch, über die Mittel Naturgeschichte gemein- nütziger zu machen und in das praktische Leben einzuführen. Weimar 1799. 4. 40. Programm der höhern Gewerbschule in Kassel 1846. 47. enthält: Philippi, über tertiäre Versteinerungen im Magdeburgschen. Kassel 1847. 4. 41. J. H. Laspeyres, Vorschlag zu einer neuen in die Klasse der Glossaten einzuführenden Gattung Platypteryv. Berlin 1803. 4. 42. F. Schödler, das Buch der Natur. 5. Auflage. mit 350 Holz- schnitten etc. Braunschweig 1850. 8. 43. P. Camper, Naturgeschichte des Orang-Utang und einiger andern Affenarten, des africanischen Nashornes und des Rennthieres. Deutsch von J. F. Herbell. Mit Kupfern. Düsseldorf 1791. 4. 44. Neue Schriften der Gesellschaft naturforschender Freunde Westphalens. I. Bd. Düsseldorf 1798. 4. 45. J. H. Martersteck, böhmischer Flora erster Theil oder Verzeichniss aller hier wild und frei wachsenden Arzneipflanzen. Bonn 1792. 8. 46. J. W. Meigen, Systematische Beschreibung der bekannten europäischen zweiflügligen Insecten. Theil I—II. Aachen 1818. 8. = 3 sl. 4. = SNTuronienmae ne ee — 2 2 4 sl. 5.18 #41 ESEONIEN kerieiaue Haas ua) Versehen 1 10 b) 16 #IV. 6 ZU Danien.e 2 De en“ = 1 — Stellen wir davon die für die Kreideschichten oder we- niger leitenden Arten nach ihrem Vorkommen in verschie- denen Ländern zusammen, so ergibt sich folgende: England und Schweden. Frankreich, voyen. Italien und Sa-| Westphalen, 97 Uebersicht III m a TE emo TEE TITTEN Belgien, Sachsen, Harz. Schlesien. Böhmen und Polen. Ame- Gosau. rika. ET 1. Inoc. sulcalus. (rs.) 5 2. Inoc. concentricus. N vw S {>} De r. Cambridge, Clop- hill and Compton (Bedford). Malling andFolkstone(Kent) Lewes, Ringmer u. Wardourthal (Sus- sex elc.). Grünsand von Kö- pinge in Schoonen (Schweden). Cambridge, Malling, Folkstone (Kent), Lewes, Ringmer etc. (Suss), Lyme Regis (in Dorsetshire), Atherfield auf der Insel Wight. ‘du Rhone Calais). Gerau- dot(Aube). Perte du Rhone (Ain). Escragrolle (Var). d’Aubenton (Aisne). Varennes (Meuse). Rouen, Meulers (Seineinfer). Mont Gros b. Nizza (Sardinien), Montagne de Fis, (Buetkette) Cluse, in Savoyen. Geraudot, Ervy, Dieuville (Aube), Wissant (Pas - de Calais), Esera- |grolle (Var), Perte (Ain), Macheromenil (Ar- dennes), Varennes, Avocourt (Meuse) Cötes noires (Haut |Marne) Voiray(Haut Saöne) Morteau (Doubs) Cluse, Montagne de Fis (Savoie), Beaume pres d’Aubenton (Aisne),St.Florentin (Yonne). A. Inscerami Wissant (Pas-de- « |Koschütz (?) im Grünsand (Plänermergel ?) Goldf. (Gein ?) Grünsand Unterer Quader von mittl. Pläner. Aachen. Xoschütz, Ripp- chen, Kl.-Naun- dorf. 'Schandau, Pirna, Bannewitz, Te- schen. (I. prop.) Cotta. Priestnitz, Nieder-Wartha, Constappel, Strehlen und Weinböhla. je Anal Per PER RE BR 1 TB aa LE ne Fre a BEN En Be er [ Inte: im Allgau, Sonthofen [Grienten], Westalpen in Uri zu Seewee). TREE BR REN em N ml UERaEe Buena 3. Inoc. Salamoni. r 4. T, 5. Inoc. Decheni. q. BURN IRRE SERIE. 5 5 u Lanka ld ch Bill ee ale eu = er HET nenn ea Fe sill Inoc. involutus. Blakdown in De- vonshire. Obere Kreide von .| Swaffhamm und West-Lexham (Norfolk). Novion, Clar, Ge- raudot, St. Flo- rentin, Clar. Eseragrolle (Var.) Sens (Yonne). Hilsconglomerat von Essen, Oberer Kreide- mergel bei Hal- berstadt und Lüneburg. een 11 lud Art ar D Arten. ee Ts ee ee en ee cc nee a) England und Schweden. Frankreich, Italien und Sa- voyen. 98 Belgien, Westphalen, |Böhmen und Harz. Sachsen, Schlesien. Polen. | Gosau. Ame- rika. B. Catillü 2. Ringmer Plänerkalk von | Nagor- qs.)) Hamsey, Oflkam Strehlen, Pläner-| zany bei | Grünbach Inoc. (Sussex). . mergel bei Za- | Lemberg Muth- Cripsi. si. Royan, Perig- }Falkenberg, Hal-- schendorf. in manns- nac, (Charente in- / dem,Lemförde | Quadersandstein | Galizien. |dorf,Adri- var. Goldfuss. | ferior), Condau, und Dülmen |von Schneeberg, gang, Lanquais (Dor- | (Westphalen). | Tyssa, Kreibitz Wöllers- dogne), Tours etc. dorf etc. (Indre et Loire) b.W.Neu- stadt und var. alaeformis. Gosauthal 2. Orglande Nagor- | Stöckel- | (Manche), zany. | wald und Inoc. impressus. ‚sIIl.| Royan (Charente Hofer- inferieur). graben ” (Gosau). 2 Royan, M e- R scher, Perig- nac (Charente in- E Sul ferieur) Caudeau $ ° ; prees de Bergerac |(Dordogne) Tours | (Indre et Loire). 4. St. Cerotte Ss: (Sarıh Inoc. angulatus. arle). 3. Lewes, Brighton, | Fecamp (Seine Muth- inferieure), Sens, manns- Inoe. si. St. Sauveur dorf und Lamarcki | (Yonne),Mas(Var)' Adrigaug d’Orb. Perignac (Cha-) 2 ? bei rente infer.) Eper- Wiener ju2y (Marne), Ter- Neustadt. :cis(Landes), Lan- | quais(Dordogne). 6. Cambridge, Roy- | Paris est Tou- | Pläner bei Pa- Leitend Lubeza, Wiener ston, Balts, Oxford, raine, Meudan,| derborn, Rothen- | für Plänerkalk |Wolbrom | Neustadt Inoe. rs. |Osmington, Wilts, Fecamp, felde, Quedlin- Weinböhla, |Zloto bei und Cuvieri. Malling, Folkstone | Dieppe (Seine burg. Strehlen, Hohn-‚Wislica) Gosau. sin. etc. inferieure). Untere Kreide bei ‚dorf, Teplitz und (Crakau). a Lüneburg. Oppeln. Turobin Ignaberga, Bals- (Lublin) berg und Kjuge- Nagor- strand (Schweden). zany (Lembrg) 7. St. Audre de Haldem Plänermergel u. sin Mouille (B.Alpes)| bei Osnabrück | Plänerkalk von | Inoc. i Rivieres (Westph.) Strehlen. | ElunE Alaude>): Paderborn jPlkalk v. Strehlen | (Westph.) Plmergel von | Priestnitz. 99 England Frankreich, Belgien, Sachsen, A . Rn e= Arten. und Italien und Sa-| Westphalen, |Böhmen und Polen. | Gosau. | . Schweden. voyen. Harz. Schlesien. rika. 8. Depart. Inoe. laevigatus. | sI. dezrAube: 9. ae, immensen Santa Fe de Bogota... B © Amer. 10. Orange Inoe. pernoides. |SIII. (Yaucluse). 12. Brighton, Lewes, |St. Cerotte (Sarthe) Büren (Westph.) | Plänerkalk von Meiersdorf Offham. Troyes (Aube) | Pläner b. Goslar, Strehlen u. Teplitz (bei W. Inoc. latus. [S1I. Swaffham (Norfolk)| Rouen, Havre Langelsheim, |Quadersandstein Neustadt) (Seine inferieure) | Kalenberg, Sar- |v. Welschhufen, und Pribagon(Vaucluse)| stedt, Quedlin- |Cotta u. Lohmen. Gosau. burg, Lieben- Oppeln. burg. : : Hamsey Pläner v. Iburg Pläner vou Datz. Venus: Offham. Sarstedt, Söhlde. | Strehlen. 12. Pläner bei Quadersandstein Rothenfelde und | vonSchandau EN Werl, (Dresden). Oberer Pläner u. oberer Quader. | 13. Lewes, Brighton, Quedlinburg, Oberer Pläner, | Czarkow Aller Gravesend, Rheine (Westph.) | oberer Quader und nocEroneuiar —— Goslar, Lieben- |Klein - Naundorf,| Wodzis- burg, Sarstedt, Schandau, law. a) cordiformis 2 Werl, Alfeld Strehlen. (undul.) b) annulatus a scirea) Wrisbergholzen. = Meiers- c) undulatus ping En Pläner b. Oppeln. dorf. 24. N. To ealeeatust Older cretaceous strata of Greene county, Alabama. Amer. 15. St. Calais le | Flammeumergel | Unterer Quader. . Mons (Sarthe) | bei Wiel, Pläner |Mittl. Pläner und 00% BISELTER ILL Orange, Mont- bei Sarstedt, Lie- | Plänerkalk. dragon (Vau- | benburg, Halber- Koschülz, cluse) Rouen, Fe- | stadt; weisse Strehlen, und camp (Seine inf.) | Kreide v. Hıldes- Oppeln. St. Sauveur (Yonne) heim und Auxon (Aube) la Quedlinburg. Malle (Var) Villers (Calvados.) 26. Folkstone, ? Rouen. Graue Kreide zu |Quadersandstein B Lewes Siedinkhäuser u. |bei Bannewitz u. Ines TS Dill Hummanby, Rothenfelde, Schandau (?) 2 Warminster. Gründsand zu Osterfeld b.Essen Untere Kreide bei Lüneburg. 7* 100 ; England Frankreich, Belgien, Sachsen, A Arten. und Italien und Sa-| Westphalen, |Böhmen und Polen. | Gosau. h e rıka. Schweden. voyen. Harz. Schlesien. €. Mytiloides 1. Plumpton, Offham,| Rouen, Dieppe, Quedliubnrg, |Quadersandstein | Kreide- | Grünbach Southerham, Wilt-'Duclair, Senonches| Coesfeld, Essen: |v. Pirna, Schan-;mergelzu) Muth- Inoc. mytiloides. | (rs.) |shire. Lewes (Suss.) (Eure). Tourtenay Kreide. dau, Pläner von| Szezer- | manns- Lyme Regis (Deux Sevres). n— Schmetschna in | bakow. dorf, (Dorsetshire). |Chinon, Argenton, Pläner von Böhmen. Wodzis- | Staren- _— Leblanc (Indre et | Bochum u. Sar- | Unterer und | law und berg. Moe@n (Dänemark. | Loire). Troyes, stedt (Westph.) | oberer Quader, | Turobin, | Wöllers- si. Auxon (Aube). Ne- Flänerkalk und dorf mours, Sens, Plänermergel. (W. Neu- loigny, St. Sau- Hundorf,Kutsch- stadt) veur (Yonne), lin, Strehlen. Hofer- Cambrai (Nord) Plänersandstein graben Douchy (Marne). von Trziblitz in (Gosau). . Böhmen. 2. Souillon St.Sauveur(Yonne). ? Tecanetformie Allssit (Suisse). Rouen (Seine infer.) Muth- mannsdorf. 3. | Bettancourt, | la Ferree (Haut- Inoe. q. | - Marne) St. Sauveur neocomienanus. | (Xonne) Mart de | |Marsan (Vaucluse). | Cluse (Savoie). Marsan, | | | | 4. St. Auhban (Var). Amer. Inoe. plicatus. | q. | | 9. Montdragon et Inoc. Requieni. |SIII. ns Omas) | 6. Le Plan d’Aups. | Inoec. siliqua. |sIIl. > OD 8. Quedlinburg, Inoc. sıIl. DE: lobatus mit der Grü u En t ara rünsand etc. 8. Kreidetuff N von Inoc. nobilis. |SIII. Mastricht; 9. Inoe. Barabinoi. |sIIl. Alabama in Amer. 101 Die Zahl der in den Gosaugebilden vorgefundenen Ar- ten beläuft sich daher auf 8, sie sind: 1) Inoceramus Cripsi (Fig. 1 und 2). Sehr zahlreich und deutlich ausgesprochen: gleich häufig im Gosauthale wie bei Grünbach und Muthmannsdorf an der Wand (bei Wiener Neustadt). Von ihm gilt vorzugsweise, was ich Eingangs meiner Worte von der Schale der Gosauer Arten im All- gemeinen sagte: Stets haben nämlich die aus dem Gosau- thale stammenden Exemplare eine mehr oder weniger weisse kalcinirte blätterige Schale, selten auch die faserige erhalten: dagegen sind die an der Wand vorkommenden häufig bloss nackte Steinkerne oder haben über der dünnen braunen, sich hie und da ablösenden blälterigen Lage noch die obere fa- serige Schicht beinahe unversehrt erhalten. Dies, wie die Farbe und Art des Gesteines, — hier celber thoniger oder > g 8 grauer Sandstein, — dort (Gosau) blaugrauer Mergel und Kalktrümmergestein, — dient als sicheres Unterscheidungs- merkmal. Die Form, in welcher diese Art jedoch hier wie dort erscheint, wechselt in den mannigfaltigsten Uebergängen und erscheint vornehmlich in 3 Varietäten: je nachdem der Winkel, den der Schlossrand mit der Vorderseite bildet, spitzer oder stumpfer wird. — var. 1. Mantell’s eigentlicher I. Cripsi, den auch Goldfuss Tab. CAII., Fig. 4a. abgebildet: der Winkel beträgt ungefähr 90°. Die Schalen sind gleich und stets flach, oft von ansehnlichem Umfange (Fig. 2 der Schlossrand). Die Rippen regelmässig concentrisch, tief gefaltet und sehr fein parallel gestreif. Wenn auch nicht so häufig, wie bei Na- gorzanyer Exemplaren auf Steinkern, so doch deutlicher noch in Bruchstücken von Schalen aus Adrigang und Grün- bach finden sich die schon von Conybeare, Mantell und Gold- fuss erwähnten, von dem Erstern als Parasiten gehaltenen und von Bronn, Entobia genannten eiförmigen Körnchen, welche dieser Art eigenthümlich zu sein scheinen. var. 2. d’Orbigny’s I. Goldfussanus, oder die von Goldfuss Tab. CXI., Fig. 4d. bezeichnete Varielät. Der Winkel ist schon bedeutend stumpfer, 120 — 135°. Die 102 Wirbel stehen in der Regel etwas vor und veranlassen eine bogenförmige Ausbuchtung der Schale nach vorne: die Form ist übrigens genau die der vorigen Spielart, flach und stark von vorne nach hinten verlängert. — var. 3. Meine durch Fig. 1. veranschaulichte Varietät alceeformis, bei welcher der Winkel 140 — 160° beirägt, die kreisförmige Erweiterung der Schale nach vorne den Flügel an Länge und Breite fast übertrifft, wie dies besonders bei grössern Exemplaren aus der Gegend von Wiener Neustadt sehr deutlich zu sehen, wo sie sich, stets flach und regel- mässig gerippt, häufiger findet, als im Thale der Gosau. 2. Imoceramus impressus d’Orb. Eine noch ziemlich schwankende Art, die ich am liebsten als Varietät der vo- rigen untergeordnet hätte, wenn ich nicht bei Nagorzanyer Steinkernen sehr auffallend deutlich, später auch bei 5 Ex- emplaren aus unsern Gosaugebilden dieselben eigenthümlichen Einsenkungen der Schale constant hälie wiederkehren sehen. Alle übrigen Verhältnisse und Charactere stimmen nämlich vollkommen mit den 2 ersten Varietäten von I. Cripsi über- ein, obwohl die 2. Form die gewöhnlichere zu sein scheint, und die an 20 Exempl., die ich verglichen, meist eine sehr unbedeutende, höchstens mittlere Grösse besassen. Unsere Exemplare fanden sich im Stöckelwald und im Hofergraben im Gosauthale. Ob sich daselbst der dieser Art nächstverwandie I. re- gularis d’Orb. auch vorfindet, kann ich gegenwärtig bei den mir vorliegenden breitgeflügelten, glattschaligen Siücken nicht entscheiden, weil ich daran noch keinen Schlossrand unier- suchen konnte. 3. Inoceramus Lamarcki d’Orb. (vergl. Fig. 6). Unsere besterhaltene, interessanteste Art, schliesst sich, wie schon aus d’Orbigny’s Abbildung und Beschreibung und hof- fentlich auch meiner Fig. 6 hervorgeht, genau an I. Cripsi an. Ihre grössere Breite im Verhältniss zur Höhe, der ver- hältnissmässig sehr breite Flügel und der spitze Winkel des Schlossrandes mit der über die höchste Wölbung gezogenen Achse beweisen ihre Verwandschafl, sowie die starke Wöl- 103 bung der Schale, die sehr feine, aber den concentrischen Rippen nicht parallele Streifung ihren Unterschied bedingen. Insbesondere verdient der letztere Umstand scharf hervor- gehoben zu werden, weil man sonst gar leicht an der bloss gewölbteren Form Veranlassung nehmen könnte, zu glauben, es seien damit bloss die entsprechenden der Steinkerne des Grünsandes von Dülmen in Westphalen (Goldfuss p. 116) wieder mit einem neuen Namen bezeichnet. Hat man aber, wie in unsern Gosaugebilden, I. Cripsi in seinen mannig- fachsten Gestalten und daneben den fraglichen J. Lamarcki d’Orb. (nicht Goldf.) in mindestens 12 vollständigen Exem- plaren vor sich, so erkennt man den bedeutenden Unier- schied von beiden, und nur an eiwas flachern Formen die annähernde Verwandschaft derselben. Ueberdies finden sie sich auch nie zusammen und in derselben Schicht vor, viel- mehr unser /. Lamarcki bloss in einem harten, dunkelbraunen, muschelreichen, sandigen Mergel bei Muihmannsdorf im Bar- barastollen und in einem Steinbruch nebenan. 4. Imoceramus Cuvieri Sow. (Unsere Fig. 4). Ziem- lich häufig im Gosauthale und an der Wand, ganz unter den- selben Verhältnissen, wie die vorigen. Grosse Exemplare sind meist nur in Bruchstücken vorhanden, deren breite und grosse, schwerem Sammt ähnliche Falten (Rippen) mit feinen und deutlichen parallelen Linien sie jedoch hinlänglich cha- racterisiren. Ausserdem finden sich mit ihnen zusammen auch kleinere junge Exemplare mit dem bezeichnenden schie- fen Schlossrande und den verhältnissmässig starken concen- trischen Rippen, von denen einige mit d’Orbigny’s I. ungu- latus auffaliende Aehnlichkeit haben. 5. Inoceramus latus Mani. Der Schlossrand bildet mit der Achse einen fast rechten Winkel: die Rippen sind regel- mässig concentrisch, flach und dicht gedrängt: mit ihnen kreuzen sich sehr deutliche, vom kleinen Wirbel ausstrah- iende Linien. Die Schalen sind sehr flach, scheinen gleich- schalig zu sein, sind an der Vorderseite kreisförmig convex, hinten in einen ziemlich breiten Flügel ausgehend. Ein ein- ziger, sehr vollständiger Steinkern von Meiersdorf an der 104 Wand liegt im k. k. Min. Kabinet vor, bei einigen andern desselben Vorkommens oder auch entsprechenden aus dem Gosaulhale mit blätteriger Schale, aber ohne strahlenförmige Linien liess sich der Schlossrand nicht bestimmt genug wahr- nehmen. 6. Inoceramus alatus Goldf. (Unsere Taf. Fig. 3 u. 5.) Entspricht der Hauptsache nach dem von Goldfuss beschrie- benen und abgebildete, obgleich durch stumpfere, nicht vor- wärts umgebogene Wirbel und schmälere conerentische Rippen unbedeutend von ihm unterschieden. Unsere beigefügte Ab- bildung soll sein Vorkommen bei uns veranschaulichen nnd den Speciescharacter desselben als solchen rechtfertigen: sie ist den bei Grünbach an der Kirche vorgefundenen Exem- plaren entnommen. 7. Inoceramus Brongniarti Sow. var. undulata. (Goldf. Rem.). Genau dieselbe mit Goldfuss’s Beschreibung, nur noch einmal so gross, als seine Abbildung (Tab. CXI.), und ein klein wenig mit dem schwach zugespitzien Wirbel überragend. In allen andern Stücken identisch. Unicum aus Meiersdorf an der Wand. K.k. Min. Kabinet. 8. Inoceramus mytiloides (Fig. { eine Var.). Zwar meist nur als Steinkern, den selten die blätterige, noch sel- tener auch die faserige Schale bedeckt, doch gewöhnlich im ganzen Umrisse erhalten, findet sich diese Art fast eben so . häufig als J. Cripsi, und auch nicht weniger wechselnd in dem die Form der Muschel bedingenden Winkel des Schloss- randes mit der Längenachse der Schale. Wenn es nun gleich besonders bei dieser Art sehr schwer ist, an dem in sanfter Spirale sich windenden Rücken die Achsenlinie be- stimmt anzugeben, so fällt es doch bei dem grossen Wechsel der Form alsogleich auf, dass neben der nach Goldf. CXII. Fig. 4a. und d’Orb. Pl. 406 Fig. 6 als normal erkannte Ge- stalt sich nicht selten auch Exemplare finden, bei denen der Schlosswinkel stumpfer geworden, selbst 90° beträgt, und die (unsere Fig, 7) sehr auffallend an d’Orbigny’s I. cuneiformis erinnern; — sowie andrerseits sogar der Wirbel, seitwärst 105 gewendet, nur noch an seinem kurzen Flügel kenntlich, doch leise zur Form von I. Cripsi hinneigi. Häufig bei Muth- mannsdorf, Grünbach und Wöllersdorf in der Nähe von W. Neustadt: selten im Hofer- und Tauerngraben, sowie im Grabenbach von Gosau. Vergleichen wir zum Schlusse noch das Vorkommen von Inoceramus in dem Gosaugebilde insbesondere mit den An- gaben und Bezeichnungen von d’Orbigny, so muss es in der That überraschen, wie deutlich und entschieden unsere Go- sauschichten seinen obern Kreide-Etagen, den turonien und senonien, entsprechen und unsere eben aufgezählten Arten fast durchgängig dieselben sind, die d’Orbigny aus Süd- Frankreich beschreibt. 106 Ueber die Stellung verschiedener Legi- rungen und Amalgaıne im der thermo- elektrischen Spammumgsreihe h von WW. Hkollmann in Stargard. Seebeck hat kurz nach seiner Entdeckung der Thermo- Elektricilät auch verschiedene Metall-Legirungen in Bezug auf ihr Verhalten in der Thermokette geprüft. Seine Unter- suchung bedarf aber einer ausführlicheren Behandlung, weil er von je zwei Metallen immer nur wenige Legirungen ge- prüft hat, aus deren Stellung sich die der übrigen auch nicht annäherungsweise bestimmen lässt. Wahrscheinlich ordnen sich die Legirungen nach einem bestimmten Gesetze in die thermo-elektrische Spannungsreihe ein, zu dessen Auffindung man nothwendig ganze Reihen von Legirungen anferligen und prüfen muss. Ich habe diese Arbeit zunächst für leicht- flüssigere Metalle unternommen und bis jetzt folgende Re- sultate erhalten. 1. Die Wismuth-Zinn-Legirungen. Dieselben zeigen sogleich, wie das auch schon Seebeck gefunden, dass die Legirungen keineswegs alle zwischen den legirten Metallen stehen. Durch einen anfangs geringen und dann immer mehr wachsenden Zusatz von Wismuth zum Zinn erhält man Legirungen, die immer positiver werden, bis die Legirung aus 12 Theilen Wismuth und 1 Theil Zinn weit über dem Antimon steht. Nimmt nun der Wismuth- Antheil noch wei!er zu, so werden die Legirungen wieder nega- tiver, nähern sich also dem Wismuth, von dem sie sich vorher entfernten, und wenn die Legirung z. B. 128 Thl. Wismuth 4 Thl, Zinn steht, schon zwischen Platin und Neusilber. Diese Anordnung der Legirungen gilt jedoch’ nur für eine geringe 107 Temperaturerhöhung der einen Berührungsstelle; wird die- selbe grösser, so finden häufig Umkehrungen des Stromes statt, und zwar in der Weise, dass die Legirungen sich dem Wismuth näher stellen. Die Alliage 12 Theile Wismuth, 4 Theil Zinn steht z. B. bei grösserer Temperatur-Differenz der Berührungsstellen zwischen Eisen und Antimon, während sie vorher über Antimon stand. das Nähere leicht zu ersehen. Niedere Temperatur. Metalle. | Legirungen. Aus folgender Tabelle ist Höhere Temperatur Metalle. De Er | Legirungen. — | 12 Bi. 1 Sn. | 12Bi. 1 Sn. Antimon — — = pe 16Bi.1 Sn. — 12Bi. 1 Sn. | 12Bi. 1 Sn. — — 32Bi.1Sn, — — 16Bi. 1Sn. — 8Bi.1 Sn. — — SBi. 1 Sn. — Antimon — _— — — 32 Bi. 1Sn. _ — 64 Bi. 1 Sn. — ABi.1 Sn. — — 4Bi.1 Sn. — Eisen — — — 2Bi.1 Sn. — — 2Bi.1Sn. = Eisen — Zink — —- 1 Bi. 1 Sn. — Silber — —_ _ 1Bi.2 Sn. Kupfer — —_ Zink — — — — 64 Bi. 1 Sn. Silber — _ —- 1Bi. 1 Sn. = Kupfer — — _ 1Bi. 2 Sn. _ — 1Bi. 4 Sn. — — 1 Bi. 4Sn. = Ps 1Bi. 8Sn. _— — 1 Bi. 8Sn. = — 1 Bı. 16 Sn. — — 1 Bi. 16 Sn. = = 1 Bi. 32 Sn. — — 1 Bi. 32 Sn. == Zinn — — Zinn — — Blei — — Blei — — Platin — — Platin — _ — _ 128B1.1Sn. | Neusilber — — Neusilber — _ — — 128Bi.1Sn. Wismuth. E= | — Wismuih. — — Die angewandte höhere Temperatur war im Allgemeinen die des Schmelzpunktes der Legirungen. auch die Umkehrung schon viel früher ein. der Temperatur geht Vielfach tritt aber Bei abnehmen- natürlich die Galvanometer - Nadel wieder durch 0° in die ursprüngliche Ablenkung (für nie- dere Temperatur ) über. liegend. 2. Die Zink-Zinn-Legirungen, Dieselben zeigten sich alle zwischen Zinn und Zink An jedes einzelne der beiden Metalle schliessen 108 sie sich um so näher an, je mehr sie davon enthalten. Die Ströme, welche diese Legirungen liefern, sind übrigens nur schwach und oft nur durch bedeutende Hitzgrade hervor- zurufen. Bei grösserer Temperatur-Differenz der Berührungs- stellen kommen auch hier Umkehrungen vor, und zwar in der Art, dass sich dann die Legirungeu dem Zink näher stellen. Die beiden folgenden Tabellen enthalten das Nähere. Niedere Temperatur. Höhere Temperatur. Metalle. | Legirungen. Metalle, | Legirungen. Zink — Zink — Silber _- — 128 Zn. 1 Sn. _ 128 Zn. 1 &n. E= 64Zn.1Sn. — 64 Zn. 1 Sn. — 32Zn.1Sn. — 32 Zn. 1 Sn. = 16 Zn. 1 Sn. — 16 Zn. 1 Sn. — 8 Zn. 1 Sn. —_ 8Zn. 1 Sn. — 4 Zn. 1 Sn. —_ 4Zn. 1 Sn. — 2 Zn. 1 Sn. Kupfer —_ Silber — — 2 Zn. 1 Sn. — 1 Zu.1 Sn. Kohle — Kupfer —_ - 1 Zn. 1 Sn. — 1 Zn. 2 Sn. — 1 Zn. 2 Sn. Kohle 1 Zn. 4Sn. — 1 Zn. 4 Sn. — 1 Zn. 8Sn. Zinn — | 1 Zn. 8Sn. | Zinn Die stärkste angewandte Erhitzung ist die der begin- nenden Schmelzung. 3. Die Wismuth-Blei-Legirungen. Diese Legirungen liegen nur zum kleinsten Theile zwi- schen Wismuth und Blei. Die grössere Anzahl ist positiver, als Blei. Bei wachsendem Zusatze von Wismulh zu Blei werden die Legirungen zuerst stets positiver, dann wieder negativer, dann abermals positiver, und zuletzt so lange nega- tiver, bis sie sich dem Wismulh anschliessen. Während also die Reihe der Wismuth-Zinn-Legirungen einmal auf- und absteigt in der Spannungsreihe, steigen die Wismuth - Blei- Legirungen auf und ab. Das Delail der Stellungen zeigt folgende Tabelle. 109 Bei höherer Temperatur-Differenz scheinen die Legi- rungen der 1. und 4. Columne sich im Allgemeinen dem Blei und Wismuth mehr zu nähern. Metalle. | Legirungen. 1 2} = = —_ 2Bi. 1 Pb. sen | Er — — 4Bi. 1 Pb. — _ _ 3Bi. 2 Pb. un — — — 1Bı. 1Pb. — Zink — | _ — ine Silber — _ — ar Kupfer — — — Fa Eisen | == ae me | Mr _— 1Bi. APb. —_ — e* — — 1Bi. 3 Pb. — Su —_ 1Bi. SPb. —_ — er FE ns — 2 Bi. 3 Pb. — _ 1 Bi.16 Pb. = — En — — 1 Bi. 2Pb. — ai — 1 Bi. 64 Pb. — — in Zinn — —_ — un Blei — — == Let Platin - — an Ru mr en — _ 16 Bi. I Pb. Neusilber — _ — Zen Wismuth _ _ a Re 4. Die Antimon-Blei-Legirungen. Die Reihe dieser Legirungen liegt ganz zwischen beiden Metallen. Sie steigt jedoch nicht ununterbrochen von einem zum andern, sondern erleidet von der Legirung 1 Sb. 1 Pb. ab einen Rückgang, um dann von 4 Sb. 1 Pb. wieder bis zum Anlimon zu steigen. Die folgende Tabelle sagt das Nähere. Bei höherer Temperatur der Berührungsstelle ordnen sich die Legirungen ganz einfach so, dass jede Legirung negativ ist gegen jede andere, die mehr Antimon enthält, als sie selbst, und positiv gegen jede, die mehr Blei enthält. 110 Diese neue Anordnung kommt in der Art zu Stande, dass sich die Legirungen der 3. Columne sämmtlich zwischen An- timon und Eisen stellen. Dasselbe scheinen auch die der 2. Columne, natürlich in umgekehrter Ordnung, zu thun. Ob aber die Legirungen der 1. Columne mit Zink oder Eisen bei höherer Temperatur den Strom umkehren oder ihre Stelle behalten, war nicht bestimmt zu entscheiden. Es liefern nämlich die fraglichen Combinationen an der erwärmten Be- rührungsstelle entgegengesetzte, beinahe gleiche Ströme. Da es nun sehr schwer ist, beide sich berührenden Enden durch eine Flamme ganz gleichmässig stark zu erwärmen, so blei- ben Zweifel, ob der resultirende Strom durch zufällig stär- kere Erwärmung des einen Elementes entstanden, oder ob er sein Dasein der gleichen Erwärmung beider verdankt. Niedere Temperatur: Metalle. Legirungen. 1. | 2. | 3. Antimon —_ — | — — _ — 32 Sb. 1Pb. Eisen —_ —_ — — — — 16 Sb. 1 Pb. — — — 8Sb. 1 Ph. _ 1Sb. 1Pb. —_ — — _ 2Sb. 1Pb. — _ 1Sb. 2 Pb. —_ —_ — — 6Sb. 1Pb. E= — — 5Sb. 1 Pb. — —_ = 4Sb. 1 Sb. — —_ 3 Sb. 1Pb. _ —_ 1Sb. 3Pb. — = — 1 Sb. APb. = Zink — — Silber — —_ — — 1Sb. SPb. _ =; Kupfer — —_ — — 1 Sb. 16 Pb. — — Zinn — —_ — Blei -— — — 111 5. Die Zinn-Blei-Legirungen. Die Zinn-Blei-Legirungen bedürfen zum Hervorbringen auch nur schwacher Ströme und starker Hitzgrade. Der Ver- lauf ihrer Reihe hat Aehnlichkeit mit dem der Wismuth-Zinn-- Reihe, nur dass die Zinn-Blei-Legirungen bei weitem nicht so hoch in der Spannungsreihe steigen. Sie bleiben alle unter Kupfer. — Das Weitere sagt ohne nähere Erklärung folgende Tabelle. Metalle. Legirungen. Kupfer _ — — 1 Sn. APb. | En — — 1Sn. SPb. =— — 1Sn. 16Pb. — 1 Sn. 2 Pb. — — — 1Sn. 32Pb. — — 1Sn.64Pb. — 1 Sn. 1 Pb. — —_ 2 Sn. 1 Pb. — — 4 Sn. 1 Pb. —_ Zinn —_ _ Blei — —_ 6. Die Antimon-Zinn-Legirungen. Es stehen dieselben für höhere und niedere Temperatur der Berührungsstelle zwischen Antimon und Zinn, und zwar in einer beständig fortschreitenden Reihe; so dass sie sich dem Antimon oder Zinn um so näher stellen, je mehr sie davon enthalten. Bei höherer Temperatur schiebt sich die Reihe von der Mitte nach den Enden auseinander, die nähere Anordnung ist folgende: 112 KT Tee ———AAAeee ED PSEEEEEE Niedere Temperatur. Höhere Temperatur. Metalle. | Legirungen. Metalle. | Legirungen, Antimon — Antimon — Eisen — — 8Sb. 1 Sn. — 8:Sb.. .1Sn: —_ 4Sb. 1 Sn. — 4Sb. 1 Sn. — 2Sb. 1 Sn. — 2Sb. 1 Sn. — 1Sb. 1 Sn. — 1Sb. 1 Sn. Eisen — — 1Sb. 2 Sn. Zink — Zink — — 1Sb. 2 Sn. Silber — Silber ; — = 1Sb. 4 Sn. — 1Sb. 4Sn. Kupfer — Kupfer == == I 1Sb. 8 Sn. _ 1Sb. 8 Sn. — | 1 Sb. 32 Sn. — 1 Sb. 32 Sn. Zinn _ Zinn — 7. Die Antimon-Wismuth-Legirungen. Diese Legirungen sind sämmtlich negativer als Antimon, und zum Theil auch negativer als Wismuth. Mit wachsen- den Zusätzen von Wismuth zum Anlimon steigen die Legi- rungen bis unter Wismuth, um dann wieder bis zum Wismuth aufzusteigen. Bei höherer Temperatur schieben sie sich nach dem Antimon hin zusammen. Ihre Anodnung ist folgende: Niedere Temperatur. Höhere Temperatur. Metalle. | Legirungen. Metalle. | Legirungen. Antımon _ | Antimon — 2 16Sb. 1 Bi. — 16Sb. 1Bi. = | 8Sb. 1Bi. — 8Sb. 1Biı. — 4Sh. 1Bi. —_ 4Sb. 1Bi. Eisen — _ 2Sb. 1Bi. —_ 2Sb. 1Bi. Eisen — Zink — Zink — Silber _ Silber — Kupfer —_ Kupfer n Blei — Blei — Platin — _ 1Sb. 1Bi. Neusilber —_ Platın _ ie 1Sb. 1Bi. — 1Sb. 2Bi. — 1Sb. 2Bi. Neusilber —_ —_ 1Sb. 4Bi. — 1Sb. 4ABi. Wismuth —_ - 1Sb. 8Bi. pr 1:Sb. 8Bi.| Wismuth — — 1Sb. 16Bi. 11 Sb. 64 Bi. — — 1 Sb. 64Bi. u 1Sb. 32 Bi. —_ — 1 Sb. 16 Bi. — —_ — 1Bi. 32 Bi. —_ 113 Die beiden Legirungen 1 Sb. 16 Bi. und 1 Sb. 32 Bi. gaben selbst beim Schmelzen mit Bi. combinirt einen Strom, an dem man keine Abnahme merkt. Vielleicht wären sie mit Vortheil statt Bi. in der Thermosäule anzuwenden. Stargard im April 1851. [ Fortsetzung folgt. ] Anleitung zur Beohachtung der Thier- insekten. Aus dem Nachlasse des verstorbenen Prof. Chr, Nitzsch “mitgetheilt C. G. Giebel. Die nachfolgende Methode bei der Untersuchung der parasitischen Insekten ist aus dem unvollständigen Manu- scripte zu einem grösseren Werke über Thierinsekten ent- lehnt. Wenn auch schon im Jahre 1816 niedergeschrieben, besitzt die Darlegung dieser. Methode sowohl durch ihre Einfachheit als ihre Sicherheit noch jetzt einigen Werth, und ihre Mittheilung wird auch nicht durch den kurzen Aus- zug, welchen der verewigte Verfasser in dem dritten Bande von Germar’s Magazin für Entomologie gegeben, überflüssig gemacht, Ich theile daher im Folgenden die Worte des Verfassers unverändert mit, Vom Aufsuchen und Einsammeln der Thierinsekten. Da bis jetzt kein wahres Thierinsekt auf andern Thieren als Warmblütern gefunden worden ist, so sind es diese, und zwar — wegen ihrer zahlreichern Arten und ihres grossen Reichthums an jenen Schmarozern — besonders die Vögel, auf denen man die Thierinsekten aufsuchen muss. Um aber zur Beobachtung und genauen Kenntniss möglichst vieler parasitischen Insekten zu gelangen, muss man nicht nur 8 114 möglichst viele Arten der Warmblüter, sondern auch jede Art derselben öfters oder in vielen Individuen der Prüfung zu unterwerfen suchen; denn man trifft die verschiedenen Schmarozer einer Thierspecies keineswegs immer beisammen, sondern man findet vielmehr auf einzelnen Individuen bald nur die eine, bald nur die andere Art, bald viele, bald we- nige, bald gar keine, und manche Arten kommen überhaupt nur sehr einzeln und selten vor. Gleich nach dem Haar- oder Federwechsel ihrer Heimathsthiere, sowie auch bei ganz jungen Thieren sind sie aus begreiflichen Gründen sparsamer. Allein zu allen Jahreszeiten darf man hoffen, Thierinsekten auf Warmblütern zu finden. Mit Ausnahme unserer Hausthiere sind lebendige Thiere nicht so leicht als todte zur Schmarozerlese zu erhalten; auch kann dieselbe an den erstern nicht mit der Bequem- lichkeit und Genauigkeit angestelli werden, als an todien Thieren. Diese aber dürfen dann, wenn sie zu jenem Be- huf recht tauglich sein sollen, nicht zu lange gelegen haben und nicht mit andern Thieren von verschiedener Art in dichte Berührung gekommen sein, weil sonst, im erstern Falle, ihre Parasiten theils forigekrochen oder abgefallen, iheils gestor- ben, vertrocknet und zur Untersuchung unbrauchbar gewor- den sind; im andern Falle aber fremdartige Insekten auf sie übergekrochen sein können *), was bisweilen zu Irrungen *) Vornehmlich ereignet sich dieses Ueberkriechen der Schma- rozerinsekten bei frisch geschossenen und neben einander gelegten Vögeln. So habe ich einen Federling der Nebelkrähe auf einem Weiher, einen Haftfuss derselben Krähenart auf einem Zeisig, einen Federling der wilden Ente auf dem schwarzen Blässling und Federlinge der spaltfüssigen Sterne auf einem Specht in Folge jenes regelwidrigen, erst im Tode der Vögel erfolgten Ueberganges angetroffen. Denn da ich bei nfteiner vielfältigen und langen Bekanntschaft mit diesem Zweig der Entomologie jede einmal uniersuchte Thierinsektenart, auch wenn sie von ihrem Heimalhsthiere entfernt ist, leicht wieder erkenne, so habe ich auf den etwa vom Jäger mir überbrachten Vögeln auch die fremden Parasiten immer leicht erkannt und nach denselben die übrigen ? 115 in Hinsicht des Wohnorts der Thierinsekten Veranlassung geben kann. Das Thier, dessen Schmarozerinsekten gesammelt wer- den sollen, muss seiner Gattung und Art nach genau be- stimmt werden. Der Wohnort ist ein wichtiger Punkt in der Naturgeschichte jedes Thierinsekts. Die genaue Angabe desselben trägt zur Bestimmung und Wiedererkennung der Arten viel bei, und andrerseits wird durch falsche oder nachlässige Bestimmung der Heimathsthiere leicht Irrung in Ansehung der Unterscheidung jener Insekten veranlasst wer- den. Es ist daher unumgänglich nöthig, dass derjenige, welcher das Studium und die weitere Vervollkommnung der Thierinsektenkunde unternimmt, mit der Naturbeschreibung und Nomenklatur der Säugethiere und Vögel bekannt sei, oder sich diese Kenntniss erwerbe. Was nun das Aufsuchen der Thierinsekten auf todten Thieren betrifft, so verfährt man dabei folgendermassen. Man legt das Thier, insofern es die Grösse desselben ge- stattet, auf weisses: Papier oder einen reinlichen Tisch. mir etwa vorenthaltenen Contenta der Schiesstasche richtig bestimmt. Es wies sich jederzeit aus, dass die Vögel, deren Parasiten sich als Fremdlinge auf den erhaltenen Vögeln vorfanden, wirklich bei letztern gelegen haiten. Erst kürzlich schickte mir der berühmte Ornitholog Naumann d. J. Federlinge, die auf einem Wanderfalken gefunden waren, in welchen ich aber eine nur auf Tauben einhei- mische und von denen der Falken ganz abweichende Art wahrnahm. Auf meine desshalb gethane Anfrage, ob nicht jener Wander- falk mit Tauben in dichte Berührung gekommen sei, erhielt ich eine bejahende Antwort. Bei gehöriger Vorsicht und Bekanntschaft mit den jeder Familie oder Gattung der Vögel eigenthümlichen Formen der Schmarozerinsekten wird man mehrentheils bestimmen können, ob ein vorgefundener Schmarozer nur als Fremdling da ist. Am meisten aber hat man sich bei sehr nahe verwandten Vogelarten, deren Parasiten noch unbekannt sind, vor dem Zusammenlegen der erstern zu hüten, denn hier würde auch der geübteste Kenner, im Falle eine Vertauschung der Insekten Statt fände, vor Irrthum nicht sicher sein. 8* 116 Sobald es erkaltet ist, kommen die in seinem Pelze verbor- genen Schmarozer gern an die Spitze der Federn oder der Haare, besonders dann, wenn man das 'Thier aus einer käl- tern Temperatur in eine warme bringt. Dadurch wird das Absuchen einigermassen erleichtert, indem die Parasiten ofi in Menge auf die Unterlage fallen und man dieselben ohne sehr mühsames Suchen theils von dieser, theils von dem Thiere abnehmen kann; indess geschieht dies nicht immer. Manche Arten bleiben bis an ihren Tod gewöhnlich dicht auf der Haut oder doch zwischen dem Pelze sitzen, auch kommen oft nur sehr wenige und überhaupt selten alle In- dividuen aus demselben hervor. Man würde daher oftmals eine sehr kärgliche und unvollständige Ernte ihun, wenn man sich nicht der Mühe unterziehen wollte, eine genaue Revision des Felles und seiner Auswüchse vorzunehmen. Diese ist nun freilich meist sehr mühsam und langweilig. Da man auf allen Regionen und an allen Theilen, die nack- ten ausgenommen, hin und wieder Thierinsekten findet, so müssen auch diese alle durchmustiert werden, wenn man keine Schmarozerart übersehen und so viele Exemplare, als nölhig, sammeln will. Ich habe nicht selten mit dem Absu- chen eines einzigen Vogels mehrere Stunden zugebracht. Wenn sich bei der gewöhnlichen Untersuchungsart gar nichts finden wollte, habe ich wohl eine Feder nach der andern ausgerupft, diese erst gegen die Erde und dann gegen das Licht besehen und so endlich doch wohl vielleicht eine neue, seltene Art gefunden. Man kann nämlich diese Operation nicht genau genug anstellen, und darf auch nach anfangs vergeblichem Bemühen die Hoffnung auf einen glücklichen . Fund nicht gleich aufgeben; theils weil die Schmarozerin- sekten manchmal nur in sehr geringer Anzahl vorkommen, theils weil sie so klein und verborgen sind, dass sie, was besonders bei den oft ganz im Flaum versteckten Vogel- schmarozern der Fall ist, sehr leicht übersehen werden können. Zum Abnehmen der gefundenen, oft am Pelze oder auf der Haut sehr fest haftenden Thierinsekten bedient man 117 sich einer kleinen Zwickzange (Pincette), welche spitze, schmale und etwas nachgiebige Blätter haben muss, damit sie nicht zu sehr quetscht. Die ergriffenen Insekten thut man in Uhrgläser, und zwar, wenn mehrere Arten zugleich gefunden werden, die Individuen einer jeden zusammen in ein besonderes. Da bei weitem die meisten Thierin- sekten auf glatten Körpern nicht fortkommen können, so hält sie das Uhrglas sicher gefangen. Allein manche, näm- lich einige Täken, der Carnus, die Nyeteribia und ganz besonders die Haftfüsse, welche auf den glättesten Flächen mit Schnelligkeit laufen. und klettern können, be- dürfen zuvor einer besondern Behandlung. Sie mit Gummi oder einem andern Leim anzukleben, wie ich wohl selbst anfänglich versucht habe, ist gar nicht zweckmässig, weil sie dadurch verunreinigt und nicht einmal hinlänglich fest- gehalten werden. Ueberdem hat man oft schon Mühe genug, sie nur erst auf das Glas zu bringen, indem besonders die Haftfüsse an dem Zänglein so gut als an den Fingern und jedem Werkzeug, womit sie gefasst werden, zunächst hinan- laufen, sobald der Druck, der sie hält, aufhört und sie sich ohne neues Ergreifen nicht abbringen lassen. Diese schnell- füssigen und überall haftenden Schmarozer kann man nun nicht besser als durch Weingeist in ihren Bewegungen hem- men. Entweder lässt man nämlich mittelst eines Pinsels gleich einen Tropfen auf sie fallen, sobald man ihrer am Thiere ansichtig wird, oder man taucht sie, mit der Zange ergriffen, in Weingeist ein, wodurch denn ihre Bewegungen, wo nicht augenblicklich, doch sehr bald gelähmt werden. Nun bringt man sie mit einem Pinsel oder der Zange ohne Mühe auf das Glas. Ermannen sie sich da etwa wieder, so betupft man sie abermals mit Weingeist, absorbirt aber den- selben sogleich, wenn ihre Bewegungen aufhören. Auf diese Weise versichert man sich der Hafftüsse und anderer schnell- füssigen Insekten, meist ohne sie zu tödten, denn wenn der Spiritus nicht allzu stark ist, und sie nicht zu lange in der Befeuchtung desselben bleiben, leben sie obwohl erlahmt und ermattei, noch geraume Zeit fort. Der Haftfüsse wegen 118 muss man daher bei der Untersuchung jedes Vogels einen kleinen Haarpinsel und ein offenes Gefäss mit Weingeist in Bereitschaft halten, ob man gleich diesen Apparat nicht immer beim Sammeln jener Schmarozer gleichermassen nö- thig hat. Manche Haftfüsse werden nämlich ohnehin sehr bald träge und matt, nachdem sie von ihrem Vogel entfernt sind, welches bei den grossen Arien aus den Untergaltungen Laemobothrion, Eureum, Trinoton und Physosto- mum wohl immer, und bei andern wenigstens dann der Fall ist, wenn sie sich schon müde gelaufen halten oder- ihr Heimathsvogel seit mehreren Tagen todi war. Da es ein ausnehmender Vortheii beim Siudium der Thierinsekten ist, dass man gewöhnlich Junge, Alte, Männchen, Weibchen und Eier beisammen findet, so muss man diese Gelegenheit, sich vollständig über die verschiedenen Formen und Zustände einer jeden zu unterrichten, nicht unbenutzt lassen und alle genannten Formen, soweit es Ihunlich ist, sammeln, besonders aber bei den vollkommenen auf möglichst viele Individuen zu sehen; denn an dem einen Stücke sieht man dieses, an dem andern jenes, besser und nur durch Ver- gleichung vieler lernt man das Eigenihümliche der Art ge- hörig kennen. Auch müssen bei anatomischen Untersuchun- gen oft gar viele Exemplare aufgeopfert werden. Indessen ist es rathsam, wenn eine nicht allzuhäufig vorgefundene Thierinsektenart einer sorgfältigen, mehrere Tage dauernden Untersuchung unterworfen werden soll, für jeden Tag nicht mehr Exemplare zu sammeln, als man gerade zur Untersu- chung braucht, weil sie selbst an todten Thierkörpern länger leben und frisch bleiben, als wenn sie von denselben ge- nommen sind; wie es denn überhaupi besser ist, das Ab- lesen der Parariten eines Thieres nicht mit einem Male abzulhun, sondern es lieber von Zeit zu Zeit wieder vorzu- nehmen, indem die Schmarozer gewöhnlich auch nur nach und nach aus dem Pelze hervorkommen, 119 Aufbewahrung der Thierinsekten. Da man nicht immer im Stande ist, die vorgefundenen Thierinsekten frisch zu untersuchen oder die Untersuchung derselben sogleich zu vollenden; da ferner sehr oft eine Vergleichung mehrerer Arten, die man sich nicht immer nach Belieben gleich verschaffen kann, angestellt werden muss, so ist eine Sammlung natürlicher Exemplare der Thier- insekten zum genauern Studium derselben durchaus noth- wendig. Man mag daher eine aufgefindene Art schon beobachtet haben oder nicht, so muss man dieselbe auf eine schickliche Weise aufzubewahren suchen. Allein die bei andern Insekten übliche trockne Conservationsmethode ist hier nicht anwendbar. Die meisten Thierinsekten sind viel zu klein, um an Stecknadeln gespiesst werden zu können; auch würde dies nachmals ihrer mikroskopischen Untersu- chung hinderlich sein. Klebt man sie hingegen auf Marien- glas oder Karienstückchen, wie dies die Sammler, welche etwa auf Schmarozerinsekten achten, gewöhnlich zu thun pflegen, so werden sie unvermeidlich durch den Leim ver- unreinigt. Ueberhaupi aber verlieren fast alle Thierinsekten, wenn sie Irocken aufgehoben werden, wegen der Weichheit ihres Panzers mehr oder weniger ihre natürliche Gestalt und die zu fernern Untersuchungen derselben (besonders ihrer Mundorgane, Fühlhörner und Fussenden) so nölhige Bieg- samkeit, welche sich so wenig, als die ursprüngliche frische Form, durch Aufweichen ganz wieder herstellen lässt. Wenn daher auch die Täken und grossen Haflfüsse im trocknen Zustande ihre Form minder verlieren, so ist doch die Auf- bewahrung in Weingeisi für alle Thierinsekten die beste, und für die allermeisten die einzig schickliche. Sie behalten, so aufbewahrt, nicht nur ihre natürliche Gestalt, Farbe, Zeich- nung und Biegsamkeit aller Theile, sondern sie sind auch dann vor Beschädigungen, denen trockene Insekten so sehr ausgesetzt sind, völlig gesichert. Es hat indessen bisher Niemand jenes für die Naturforschung überhaupt so unge- 120 mein wichtige und noch lange nicht hinlänglich benutzte Conservationsmittel bei den Thierinsekten angewandt. Wenn man hier ja an dasselbe gedacht hat, so hat man vielleicht, wie ich ehedem selbst, die Benutzung so kleiner Spiritus- präparate für zu umständlich und schwierig gehalten *), was jedoch blosses Vorurtheil ist. Ich setze nicht nur die klein- sten Thierinsekten, sondern sogar kaum sichtbare Milben in Spiritus, und es macht mir sehr wenig Mühe, dieselben in der Flüssigkeit wieder zu finden und herauszunehmen, wenn ich ihrer zur Untersuchung bedarf. Freilich muss man bei einer solchen Sammlung einige Regeln und Vortheile in Acht nehmen. Der Weingeist muss völlig klar und farb- los sein. Es dürfen mit den Insekten keine anderen Körper- chen hineinkommen; die Fläschchen müssen ebenfalls von reinem, weissem Glase gemacht sein und die schickliche Grösse und Form haben. Meinen Versuchen zufolge sind eylindrische Fläschchen mit ganz kurzem, eiwas verengertem Halse und flachem Mündungsrande, welche etwa drittehalb Zoll hoch und fünf Linien weit sind, zur Aufbewahrung aller Arten von Thierinsekten die bequemsten und schicklichsten. Diese füllt man grösstentheils, jedoch nicht ganz bis oben an, mit Weingeist, ihut dann von einer gefundenen Insekten- art womöglich die ganze Sippschaft und so viele Exemplare, als man hat, mittelst des Pinsels zusammen in ein beson- deres Fläschchen, stopft dasselbe mit einem Korkpfropf zu und schreibt auf einem in der Nähe des Halses angeklebten Zettelchen den Namen des Insekts und seines Heimathsthieres bei. Die ganze Sammlung stellt man in schmalen, etwa acht bis zwölf Zoll langen, mit Scheidewänden versehenen Käst- chen auf, welche einzeln nicht mehr als zwei Reihen Gläser fassen und gerade nur so tief sind, dass der obere Theil der Gläser noch hervorsteht und man die Signatur eines jeden, ohne es herauszunehmen, sehen kann. Wenn man *) Schrank erklärt geradezu, man könne die kleinen Thier- insekten nicht anders, als in Abbildungen aufbewahren. S. dessen Briefe an Nau. Erlangen 1802. S. 360. 121 nun die Gläser systematisch nach Ordnung, Gattung und Untergattung der in ihnen enthaltenen Insekten ordnet, diese Abtheilungen an den Kästchen bemerkt, die einzelnen Käst- chen ebenfalls systematisch rangirt (man mag sie nun in einem grössern Kasten oder in einem Schranke aufstellen), so lässt sich eine solche Sammlung sehr bequem benutzen und jede beliebige Art sogleich herausfinden. Aeussere Untersuchung der Thierinsekten. so brauchbar und nothwendig aber eine Sammlung, wie die angegebene, ist, so soll sie doch nur den Mangel frischer Individuen ersetzen, und wenn es irgend möglich ist, muss man die Untersuchung eines Thierinsekts nicht aufschieben, sondern dieselbe an lebendigen oder frischen Exemplaren anstellen. Es gibt auch, abgesehen von den wirklichen Le- bensäusserungen, einige bloss körperliche Verhältnisse der Thierinsekten, die man an Spirituspräparaten nicht gehörig wahrnehmen kann, wie zum Beispiel die Beschaffenheit der Mundtheile und aller innern Organe. Auch ist es bisweilen, wiewohl selten, der Fall, dass der Weingeist den Hinterleib zu sehr ausdehnt und die blässern Zeichnungen und Grund- farben ein wenig verändert. Soll aber ein in Spiritus auf- bewahrtes Thierinsekt der Untersuchung unterworfen werden, so thut man wohl, dasselbe, nachdem es aus dem Glase ge- nommen ist, eine kurze Zeit einzuwässern, damit der kleine Körper, was bei Spirituspräparaten überhaupt der Fall ist, nicht zu schnell verirocknet. Ist dies geschehen, so zieht man die Feuchtigkeit mittelst des Pinsels rein von der Ober- fläche des Insekts ab, worauf dann das Objekt zur Unter- suchung vorbereitet ist. Da die allermeisten Thierinsekten so klein sind, dass man auch mit dem besten myopischen Auge nicht einmal die Bildung und Zeichnung ihrer Haupttheile genau zu er- kennen vermag, und da es selbst bei den grössesten Arten unmöglich ist, die feinern Organe ohne Vergrösserung deut- lich wahrzunehmen, so erfordert die Untersuchung aller 122 Thierinsekten die Anwendung des Mikroskopes. Man hat dabei sowohl einfache Linsen, als das Compositum nölhig, und zwar muss man in jedem vorkommenden Falle beide anwenden und denselben Gegensiand unter verschiedenen Graden der Vergrösserung belrachten. Manche Naturfor- scher bedienen sich sehr starker Vergrösserungen fast gar nicht; allein sie sind zur Beobachtung vieler Bildungen, die man sonst gar nicht bemerkt oder nicht deutlich genug sieht, unenibehrlich. So sind zum Beispiel die feinen Riefen und körnigen Erhabenheiten der Haut bei Läusen und Federlin- gen, die hellen Pusteln in den dunkeln Zeichnungen vieler Thierinsekten, selbst die Luftlöcher, die Stemmer zwischen den Fussklauen der Liotheen eic. ohne wenigstens zwei- hundertmalige Vergrösserung des Durchmessers schwerlich genau zu erkennen. \Venn vornehmlich das zusammenge- seizte Mikroskop diese starken Vergrösserungen gewährt, so verdient doch die Anwendung der einfachen Linsen in den meisten Fällen den Vorzug, indem sie die Farben und Oberflächen viel heller und deutlicher, als das Compositum darstellen, welches bei völlig opaken Gegenständen fast nichts als den äussern Umriss zeigt, bei transparenten Objekten aber gar leicht in Irrthum führen und eine Verwechslung der innern hindurchscheinenden Theile mit den oberfläch- lichen und äussern Bildungen und Zeichnungen veranlassen kann. Man muss daher neben den Handlupen vom stärksten und mehreren schwächern Vergrösserungsgraden ein Linsen- gestell oder sogenanntes einfaches Mikroskop bei diesen Untersuchungen stets zur Hand haben, um das Objekt mit mehrerer Bequemlichkeit längere Zeil hindurch mit dem ein- fachen Glase beobachten zu können, was zur Verferligung der Abbildung und Beschreibung sehr notlhwendig ist. Das einfache und zusammengeseizie Mikroskop aber inüssen so eingerichtet sein, dass der Objektträger auf einer Scheibe frei liegt, indem die bei mehreren Mikroskopen an- gebrachte Vorrichtung zum Festhalten oder Einklemmen des Objektträgers völlig unnütz und hinderlich ist. Als Objekt- Iräger benutzi man entweder gleich das Uhrglas, oder besser 123 einen einfachen Glasstreifen. Darauf nimmt man von jeder Thierinsektenart, die man beobachten will, wo möglich mehrere Individuen, auf einmal und stellt dieselben in einer Reihe und gleicher Richtung neben einander, damit man mehrere Exemplare bei schwächern Vergrösserungsgraden auf einmal übersehen, oder bei stärkern wenigstens schnell nach ein- ander ins Sehfeld bringen kann. Auf diese Art kann die so nolhwendige Vergleichung mehrerer Individuen bei der mikroskopischen Beobachtung mit Leichtigkeit und Genauig- keit angestellt werden. Die vollständige Angabe alles dessen, was bei der Un- tersuchung der äussern Verhältnisse der Thierinsekten in Acht zu nehmen ist, würde theils unnöthig sein, theils hier zu weit führen. Man wird dies am besten aus der Natur- beschreibung dieser Insekten selbst abstrahiren können. Ich bemerke nur, dass das Insekt nicht nur zuvörderst im Gan- zen von oben und unten und von allen Seiten beschaut werden muss, sondern dass auch jeder Theil desselben ein besonderes Studium, eine eigene wiederholte Beobachtung bei mehrmaliger Abänderung der mikroskopischen Hülfsmittel sowohl, als der Lage und Richtung des Objekts erfordert. Man kann diese Untersuchungen nicht genau genug anstellen. Auch die kleinste, scheinbar geringfügige Differenz, wenn sie beständig, ist zur Beslimmung der Arien von Wichtig- kei. Um daher bei der Beobachtung eines Thierinsekts nichts aus der Acht zu lassen, ist es rathsam, sich ein schrift- liches Verzeichniss aller zu beobachtenden Theile und frag- lichen Verhältnisse für jede Gattung zu entwerfen, und dieses bei der Untersuchung jeder Ari zum Grunde zu legen und Schritt vor Schritt zu verfolgen. Innere Untersuchung der Thierinsekten, Wenn die Untersuchung des innern Baues für die Kenni- niss aller Art organischer Körper von entschiedener Wich- ligkeit ist, so darf sie auch beim Studium der Thierinsek- ten nicht hintan gesetzt werden. Freilich sind Anatomien 124 so kleiner Körper, wie die meisten Thierinsekten sind, welche die Grenzen der anatomischen Kunst zu bezeichnen scheinen und die kleinsten Körper sein mögen, bei welchen die Zer- gliederung anwendbar ist, ungemein mühsam und schwierig. Allein sie sind es in geringerem Grade, sobald man sich schon in der Zergliederung grösserer Insekten versucht und darin einige Fertigkeit erworben hat, obgleich bei den meisten Thierinsekten ein abgeändertes Verfahren nöthig ist. Die Methode, welche ich bei der anatomischen Untersu- chung grösserer Insekten vom Hirschkäfer oder dem grossen Wasserkäfer (Hydrophilus piceus) an, bis eiwa zur Stuben- fliege herab, seit vielen Jahren angewandt und bewährt gefun - den habe, ist, nach ihren allgemeinsten Momenten angegeben, folgende *): Man legt das Insekt (vorwärts oder rücklings) auf ein dünnes, längliches Brettchen von weichem Holze **), welches etwa zwei- bis dreimal so breit als das Insekt, aber lang genug ist, um es bequem halten zu können, und das zu jedesmaligem Bedarf gleich so, wie es sein muss, geschnitten werden kann. Darauf wird das Insekt zuvörderst mit einer Stecknadel am Kopfe oder Vordertheile und ebenso am Hinterende festgesteckt. Ist dies geschehen, so wird der Rumpf mit einer feinen Scheere, welche spitze, in einem sehr stumpfen Winkel gebrochene Blätter haben muss, oder nach Befinden mit einem spilzen kleinen Messerchen der Länge nach aufgeschnitten, wobei die Spitze des schneidenden Instruments mit Vorsicht so zu führen ist, dass die Einge- weide durch selbige nicht verleizi werden. Sodann werden die durch den Aufschnitt entstandenen Ränder des Panzers behutsam von einander gezogen, nach und nach ausgebreitet *) Ausführlicher habe ich von der Zergliederung der Insekten in einer Inauguralschrift gehandelt, welche unter dem Titel: dis- sertatio de opportuna insecta dissecandi ratione im Jahre 1815 bei der Universität Wittenberg erschienen ist. *=*) Ein solches hölzernes Brettchen ist meinen Versuchen zu- folge weit schicklicher, als eine Wachstafel, deren sich Andere zu dem nämlichen Behuf bedienen, ' 125 und mit mehreren, nach Verhältniss des Insekts feinern oder stärkern Stecknadeln auf dem Breitchen befestigt. Wenn bei diesem Ausbreiten und Voneinanderziehen die Härte des Panzers, besonders am Thorax, hinderlich wird, so muss man den Panzer des Insekts, ehe dasselbe aufs Breit kömmt, hin und wieder der Länge nach einknicken oder einschneiden oder abschaben, damit er beim Ausbreiten nachgibt. Nachdem nun der geöffnete Panzer gespreizt und festi- gesleckt ist, bring man das Breitchen mit dem Insekt in ein kleines, flaches, längliches Gefäss mit Wasser, drückt es mit der linken Hand völlig auf den Grund, so dass das Wasser völlig darüber steht, und präparirt nun mit der Rech- ten die innern Organe, welche sich bald im Wasser erheben und artig darin fluktuiren; man lockert sie auf, zieht sie aus- einander und reinigt sie, was vorzüglich mit einem Haar- -pinsel, mit gefassten Stahlnadeln und hin und wieder wenn die Theile nicht zu zart sind, mit einer feinen, nur schwach drückenden Zange geschieht. Sobald die Ganglienkeite (sonst unpassend Rückenmark genannt) welche, im Fall das Insekt von der Bauchseite geöffnet worden ist, sich zuerst zeigt, gefunden und auf die Seite gelegt worden, und der Netz- körper (sonst Feitkörper genannt) selbst nicht mehr Ge- genstand der Untersuchung ist, muss der letztere behutsam weggepinselt oder, wo er zu consistent ist, mit dem Zängel- chen nach und nach weggenommen werden, weil ohnedies keine innere Theilart, am wenigsten bei manchen Larven, deutlich dargelegt werden kann, er müsste denn, wie bei manchen vollkommenen Insekten, nur sehr gering von Masse und Ausdehnung sein. Man erneuert das Wasser im Ge- fässe, so oft es durch die Theile des Netzkörpers trübe ge- worden ist. Auch kann man die Siecknadeln, mit welchen der Panzer des Insekts gespreizt und befestigt ist, insofern sie bei der Präparation der Eingeweide hinderlich sind, später- hin wenigstens hin und wieder herauszuziehen versuchen, indem die Spreizung und Anhefiung manchmal, besonders bei den weichhäutigen Larven dennoch, bleibt, Das bisher angegebene Verfahren ist zur allgemeinen, 126 oberflächlichen Untersuchung und Musterung der meisten und wichtigsten innern Theile des Insekts hinreichend, und eine solche vorläufige, allgemeine Musterung ist zur Kennt- niss der Lage und Proporlion, welche die Organe zu ein- ander haben, auch nothwendig. Allein jede Theilart erfor- dert noch eine eigene fernere Untersuchung und eine mehr oder weniger verschiedene Behandlung des Insekts. Es kömmt auf die insbesondere darzustellende Theilart an, ob das Insekt von der Rückenseite oder Bauchseite oder auch wohl noch in anderer Richtung geöffnet werden soll, wie- wohl es gut ist, womöglich jedes Organ von verschiedenen Seiten her aufzusuchen. Denn schwerlich wird man an Einem Individuum die ganze Anatomie vollenden können, da die genaue und vollständige Darstellung der einen Theil- art sehr oft die Verletzung der andern nöthig macht und die meisten Organe theils der leichtern und sicherern Präparation, theils der mikroskopischen Beobachtung wegen aus dem Körper genommen und auf einer Glasplatte oder in einem flachen Uhrglase auseinandergelegt werden müssen. Selbst ein einziges System von Organen wird man nicht immer (am wenigsten die Muskeln) ohne Section mehrerer Exem- plare zur vollständigen Darstellung bringen können, um so weniger, je kleiner das Insekt ist und je schwerer es sich in anderer Hinsicht, z. B. wegen tiefer Struktur und Härte des Panzers, behandeln lässt. — Wenn man keine allgemein verbreitelen Organe darstellen und verfolgen will, so kann man die Füsse und Flügel, insofern sie bei der Anatomie des Rumpfs hinderlich sind, zuvor abschneiden. Will man aber innere Theile bis in die Glieder verfolgen, so müssen diese natürlicher Weise erhalten und, soweit es möglich ist, mit der Scheere oder dem Messer aufgeschnitten wer- den. Bei Untersuchung der innern Organe des Kopfs, darf dieser gar nicht angesteckt werden, wenn er nicht gross genug ist, dass man die fixirende Nadel an der Seile oder an der Lippe oder an einer Mandibel anbringen kann. Im enigegengesetzten Falle muss die der Oeffnung des Rumpfs 127 vorausgehende Anheftung des Vordertheils am Halse oder Thorax gemacht werden. Soll der Nahrungskanal dargestellt werden, so ist die oft sehr schwierige Entwickelung der sogenannten Gallge- fässe das, worauf man seine vorzügliche Aufmerksamkeit zu richten hat. Oft ist es ralhsam, die Entwickelung dieser Gefässe ersi nach Herausnahme des ganzen Nahrungskanals vorzunehmen oder zu vollenden. Man verfährt dabei so: Man trennt den Kopf und das letzte Segment des Hinler- leibes oder ein Stück desselben völlig los, so dass ersterer nur am Schlunde, letzteres aber am Mastdarm sitzen bleibt, schneidet oder reisst behutsam die Tracheenäste ab, welche den Nahrungskanal halten, so wie die, welche zu den Ge- schlechtstheilen gehen, im Fall diese vorhanden sind, und nimmt vom Netzkörper nur so viel hinweg, als nöthig ist, um die genannten Eingeweide möglichst von ihren Verbin- dungen mit dem Köper frei zu machen, Nunmehr wälzt man den vielleicht grösstentheils noch vom Fettkörper um- hüllten Nahrungskanal mit dem daranhängenden Kopfe und Endsegmente und den Geschlechtstheilen aus dem Leibe heraus in die Wassermasse des Gefässes. Von da wird er mit einem flachen Uhrglase, oder nach Befinden mit einer Glasiafel herausgeschöpft und nun erst werden mit der grössten Vorsicht die Gallgefässe nebst dem ganzen Speisekanal ent- wickelt und ausgebreitet, was mit dem Haarpinsel, mit Nadeln und durch zweckmässiges mehrmaliges Anspülen von Wasser geschieht. Die Geschlechtstheile können an dem Präparate bleiben, insofern sie sich so disponiren lassen, dass sie die Theile des Nahrungskanals nicht verdecken, sonst werden sie nachher gesondert und abgeschnitten. Auch wenn es bloss auf die Untersuchung der Genitalien abgesehen ist, wird es mehrentheils wohlgethan sein, dieselben gleich mit dem Nahrungskanal auf die angegebene Weise aus dem Körper zu nehmen; man müsste denn finden, dass sie sich im Körper schon gut und ohne Verletzung vom Nahrungs- kanal und den Gallgefässen absondern liessen, wo sie dann für sich herausgenommen werden können. 128 Bei der Untersuchung der Speichel-, der Spinn- und der Aftergefässe verfährt man ebenso, wie bei der des Nah- rungskanals. Es ist natürlich, dass sie auf jene Art mit dem letztern aus dem Leibe genommen werden. Ist es auf Darstellung der Tracheen abgesehen, so muss man sich möglichst vor Verletzug derselben hüten, weil sie, sobald Feuchtigkeit in ihre Höhlung dringt, meist unscheinbar werden. Da indessen diese Verletzung bei einer längern Untersuchung selten ganz verhütet werden kann, so thut man wohl, sich mit dem Verlauf derselben so schnell wie möglich bekannt zu machen und den aufgeschnitienen Körper des Insekts nicht zu lange in Wasser zu lassen, sondern ihn, nachdem er vom Nelzkörper gereinigt ist, mit dem Pin- sel rein abzutrocknen und nachher nur nothdürftiig zu be- feuchten. Indessen ist diese Vorsicht da, wo die Tracheen eine schwärzliche oder dunkele Farbe haben, wie bei den Larven mehrerer Dytisken und Hydrophilen, bei denen der Gattung Agrion, der der Tipula conlaminata und andern, nicht nöthig, indem hier das Eindringen des Wassers nicht schadet. Wenn bei Larven stärkere, der Länge nach gehende Hauptstämme der Luftröhren da sind, so kann man den grössten Theil dieses Gefässsystems als ein zusammen- hängendes Präparat, nachdem die kleinern Aeste, durch deren Insertion es im Körper gehalten wird, und die etwa daseien- den Muskularhenkel abgeschnitten worden, herausnehmen und auf einer Glasplatte ausbreiten *). *) Ich habe auch den Versuch gemacht, das Tracheensystem mancher Insekten zwischen zwei am Rande mit einem Papierstreifen zusammengeleimte Glastafeln, nachdem es vorher auf einer derselben frisch ausgebreitet worden, trocken aufzubewahren, da es, in Spi- ritus conservirt, mehrentheils unscheinbar wird. Es ist mir dies namentlich mit dem der Larve von Tipula contaminata, Dytiscus marginals punctulatus, Hydrophilus piceus und andern sehr wohl gelungen *). Bei manchen Insekten aber ziehen sich die Luftröhren- *) Diese Präparate befinden sich in meinen Händen und sind noch jetzt nach 40 Jahren unversehrt und wohl erhalten. Gl. 129 Um das Herz oder den sogenannten Rückenkanal sicht- bar zu machen, muss man das Insekt von der Bauchseite, und zwar lebendig öffnen und die Eingeweide schnell heraus- nehmen, so dass die innere Seite des Rückens, wo das Herz liegt, bloss wird. Man erkennt dieses dann leicht an seiner pulsirenden Bewegung. Die genaue Untersuchung der Muskeln = sehr schwierig, besonders bei den vollkommenen Insekten. Sie erfordert die Zergliederung mehrerer Individuen und eine verschiedene Art der Seclion. Ein Exemplar muss von der Bauchseite, ein anderes von der Rückenseite geöffnet, ein drittes ver- likal in der Gegend des Thorax durchschnitten, ein viertes am Brust- und Rückentheil des Thorax äusserlich abgeschält werden, ja es müssen der Kopf und die Füsse noch, so weit es möglich ist, aufgeschnilten werden, wenn man zu einer einigermassen vollständigen Ansicht jener Theile, die doch bei kleinern Insekten schwerlich erreichbar sein dürfte, ge- langen will. Die Eingeweide und Tracheen werden bei der Untersuchung der Muskeln von innen her weggenommen, jedoch muss man vorher auf diejenigen Muskeln, welche etwa die grössern Tracheenstämme oder den Nahrungskanal festhalten (denn dergleichen werden bei mehreren Insekten gefunden) und auf die, welche zur Bewegung der äussern, zurückziehbaren Geschlechtsorgane dienen, aufmerksam ge- wesen sein. Was endlich das Nervensystem betrifft, so ist die Ganglien- kelte, welche den Stamm der Rumpfnerven bildet, leicht zu finden, wenn das Insekt von unten der Länge nach auf- geschnitten wird. Allein schon des Gehirns wegen, und um dieses leichter in seinem Zusammenhange mit der besagten stämme, sobald sie trocken werden, so sehr zusammen, dass sie gänzlich zerreissen, und folglich diese Methode nicht auf sie anwend- bar ist. Dies ist bei allen Larven der Gattung Libellula und Aeschna Fabr. der Fall, deren merkwürdiges Tracheensystem und höchst wundervoller, im Mastdarm beflndlicher Kiemenapparat nur in Wein- geist aufbewahrt werden kann. 9 130 Ganglienkette darzustellen, ist es besser, die Section von der Rückseite vorzunehmen, zuerst durch Abschälung des Kopfs das Gehirn darzustellen, dann nach gefundenen Hirnnerven die Fäden aufzusuchen, welche mit dem ersten Rumpfganglion einen Henkel um den Schlund bilden, und so bei behutsamer und allmäliger Aufhebung und nachheriger Wegnahme des Darmkanals und der übrigen Eingeweide zur Ganglienkeite überzugehen und diese bis ans Ende zu verfolgen. Hat man die Nerven des Gehirns und der Ganglienkette nach ihrer Insection und Vertheilung beobachtet, so schneidet man sie in möglichst weiter Entfernung von den genannten Theilen ab und lösst nun das ganze System behutsam aus dem Leibe, um es dann auf der Glasplatte auszubreiten und mikrosko- pisch beobachten zu können. Uebrigens gibt es viele besondere Regeln und Cautelen bei der Präparation der einzelnen Thierarten und manche Modification des hier nur ganz im Allgemeinen angegebenen Verfahrens, welche die Verschiedenheit der Grösse, Gestalt und Härte der Insekten nothwendig macht, deren Erörterung jedoch hier zu weit führen würde. Auf die jetzt beschrie- bene Methode aber können nur sehr wenige Thierinsekten, eiwa die Arten der Gattung Hippobosca L. und von den übrigen bekannten höchstens nur das Liotheum gigas und solche, die etwa die Grösse dieses Insekts haben möchten, kaum noch Liotheum cimicoides, Philopterus falcicornis und Pediculus urius zergliedert werden. Hingegen ist leicht zu erachten, dass auf die übrigen Thierinsekten, welche selten eiwas grösser als die Kopflaus, meist aber viel kleiner und oft kaum den vierten Theil so lang sind, weder das Aufschneiden mit der Scheere, noch das Anstecken und Spreizen mit Stecknadeln, noch das Zer- gliedern auf einem opaken Brettchen, noch das Einbringen in eine grössere Wassermasse anwendbar sein würde. Solche kleine Insekten müssen nothwendig auf einer Glasplatte, welche gleich als Objektträger unter das Mikroskop gebracht werden kann, und bloss unter einem Wassertropfen zer- gliedert werden. Die Instrumente sind hier, ausser einem 131 feinen Haarpinsel, spitze und stumpfere mit einem kleinen Griff versehene Stahlnadeln und ein feines Messerchen oder Skalpell mit sehr scharfer, spitziger, kurzer, geradrückiger Klinge. Das kleine Insekt, welches zergliedert werden soll, wird nun auf die Glasplatte sogelegt, dass der Kopf hin zum Zer- gliederer, der Hinterleib aber abwärts gerichtet ist. Hierauf bringt man einen Tropfen Wasser auf dasselbe. Sodann wird es durch den Druck einer nicht allzu spitzen Nadel, die man mit der linken, fest aufgelegten Hand hält, an dem Vordertheile, dem Kopfe oder dem Brusistücke fest auf die Glasplatte ge- drückt und, während es so fixirt ist, behutsam abwärts vom Thorax oder vom Anfang des Hinterleibes an bis gegen das Ende desselben mit dem Messer aufgeschnitten oder auf- gerissen, wobei man die Schärfe des Messers nach aussen oder nach oben hält. Während der Aufschnitt geschieht, quellen die Eingeweide gewöhnlich aus der gemachten Oefl- nung heraus, was noch nachher durch einen seitlichen Druck auf den Hinterleib und durch Anspülen eines neuen Wasser- tropfens, welcher zugleich das bessere Entfalten der heraus- quellenden Eingeweide zur Folge hat, befördert werden kann. Man sucht nun theils durch den Pinsel, theils mit Hülfe einer spitzen Nadel die Eingeweide so viel wie möglich auf die Seite des Insekts zu ziehen und alsdann den hintern Theil des Hinterleibes von dem vordern mit dem Messer oder einer Nadel abzureissen. Dieses Abreissen gelingt bei manchen Arten schwerer, bei andern leichter, je nachdem der Zu- sammenhang der Segmente fester oder geringer ist. Man verfährt dabei so, dass man die fixirende Nadel auf den ersten Segmenten, die abreissende spitzere Nadel oder das Messer aber da aulsetzt, wo die Trennung geschehen soll. Sie ist nicht leicht mit einem Male möglich, sondern es muss erst die eine Seite und dann die andere abgerissen werden. Hat man nun den hintern Theil des Abdominalpanzers von dem vordern geirennt, so zieht man den abgerissenen Hin- tertheil, welcher jetzt bloss durch die innern Eingeweide mit jenem verbunden ist, so weit es ohne Zerreissung der 9% 152 Eingeweide geschehen kann, ganz behutsam los, damit die Eingeweide aus beiden Theilen des Hinterleibes möglichst herausgezogen werden und sich frei auf der Glasplatte prä- sentiren. Auf diese Art ist man oft im Stande, den Netz- körper, den Kropf, den Magen, die sogenannten Gallgefässe und einen Theil des eigentlichen Darmkanals und der innern Geschlechtstheile sichtbar zu machen. Bei der Hinwegnahme des gewöhnlich ziemlich geringen, in wenigen langen Schläu- chen bestehenden Netzkörpers, wie überhaupt bei der Prä- paration der innern Organe dieser kleinen Körper, gebraucht man mehr die Nadel, als den Pinsel, weil die feinern Theile leicht an den Haaren des Pinsels hängen bleiben. Wenn man nun den Nahrungskanal auf die besagte Weise so dargestellt hat, dass nur noch der Schlund oder der obere Theil des Schlundes und dann der hintere Theil des Darmkanals zur vollständigen Darstellung fehlt, so ver- vollständigt man die Ansicht folgendermassen. Man reisst an einem andern Exemplare, indem man den Thorax durch eine mit der linken Hand gehaltene Nadel hält, mit einer andern von der Rechten geführten Nadel den Kopf behutsam vom Bruststück ab, wodurch dann der Schlund und oft der ganze Kropf und ein Theil des Magens zugleich aus dem Leibe gezogen werden. Ja, es ist mir bei einem sehr kleinen Liotheum auf diese einfache Art gelungen, sogar noch die vier Gallgefässe mit herauszuziehen. Dieses behutsame Ab- ziehen des Kopfs ist zugleich das einzige Mittel, bei so klei- nen Insekten die Speichelgefässe und die Ganglienkette dar- zustellen. Um aber den hintersten Theil des Nahrungskanals und die innern Geschlechtstheile zu präpariren, muss man mit einem Individuum, welches schon auf die zuerst angege- bene Weise behandelt ist, wo nämlich schon der Hinterleib aufgeschnitten, dann seine hintere Portion von der vordern losgetrennt und der Nahrungskanal grossentheils schon dar- gelegt ist, auf folgende Art verfahren. Man sucht soviel wie möglich den Nahrungskanal von den Genitalien zu ent- fernen, etwas seitwärts zu legen und nun das anhängende hintere Stück des Abdominalpanzers der Länge nach (wie 133 immer mit Nadeln) in zwei Stücke zu irennen. Gelingt es nun auf diese Weise, dass an dem einen Stücke der Mastdarm, an dem andern die Geschlechtistheile hängen bleiben, was, obgleich die äussern Mündungen beider nicht neben, sondern über einander liegen, doch leicht geschieht, da die Trennung ohnehin gewöhnlich etwas schief geräth, so entfernt man beide Portionen von einander, wickelt die Gallgefässe aus dem Gewirre der Ovarien oder der Samengänge und Samen- bläschen nach und nach heraus und biegt nun sowohl das an dem Darme, als das an den Genitalien sitzen gebliebene Panzerstück seitwärts so ab, dass beide Organe nun von der Umhüllung des Stücks möglichst frei und völlig sichtbar werden. Auf diese Art sind nun sowohl die Genitalien als der hintere Theil des Nahrungskanals dargestellt, und es kommt dann nur noch auf die etwa nöthige Absonderung der Partikeln des Neizkörpers und die Ausbreitung der ge- nannten Organe an. Die Luftröhren lassen sich bei den meisten kleinern Thierinsekten schon ohne Anatomie sehr schön in Ansehung ihres Verlaufs beobachten. Sobald man das Insekt nämlich in einen Tropfen Wassers bringt, wird es ganz durchschei- nend und zeigt unter dem Mikroskope die Tracheen aufs deutlichste, wenn nicht die Farbe des Panzers zu dunkel ist. Bei so dunkelgefärbten Arten muss man die Larven oder die eben gehäuteten /magines, bei denen der Panzer noch ganz weiss und ohne Zeichnung ist, zu dieser Unter- suchung wählen. Durch die Zergliederung hingegen lassen sich nur ein- zelne. Theile des Tracheensystems, zum Beispiel die Aeste, welche zum Nahrungskanal und den Genitalien gehen, dar- stellen. Noch viel weniger dürfte in Ansehung der Kenntniss des Herzens und der Muskeln bei anatomischen Untersu- chungen dieser kleinen Thiere ein Resultat von einiger Er- heblichkeit zu erwarten sein. Selbst bei durchscheinenden Thierinsekten sieht man jene Organe wenig oder gar nicht. 134 Ihre Beobachtung würde indessen vermuthlich auf keine wich- tigen Besonderheiten führen. Was das Nervensystem beirifft, so lässt sich, wie schon bemerkt ist, die Ganglienkette durch behutsames Abreissen des Kopfes aus dem Rumpfe herausziehen. Ist dieses ge- lungen und sind alle Ganglien vollständig herausgezogen, was man an den vielen aus dem Hintertheil des letzten Ganglions kommenden Nerven ersieht, so sondert man die übrigen, zugleich herausgezogenen Organe ab und nimmt sie mit der Nadel oder Messerspitze ganz weg. Wenn nun der Kopf des Insekts nicht gar zu klein und schmal ist, so kann man versuchen, mit der Messerspitze ein Stück des Kopfpanzers über dem Gehirn wegzunehmen, wodurch die Darstellung des Gehirns bisweilen ziemlich gelingt. Während der Zergliederung jedes Thierinsekts braucht man das Mikroskop. Nicht nur so wie der Aufschnitt ge- schehen und der Austritt der Eingeweide erfolgt ist, sondern so wie ein neuer Pinselstrich auf die heraustretenden Einge- weide gemacht, ein neuer Wassertropfen auf das Objekt gespült, oder mit der Nadel im mindesten an den Theilen gezogen worden ist, kurz bei der geringsten Veränderung, die das kleine Objekt, welches anatomirt wird, erfährt, muss es stets mit der Glasplatte, auf der es liegt, unter das Mi- kroskop gebracht und durch dasselbe betrachtet werden, damit man sieht, was durch die Operation bewirkt worden, welche Lage die Theile bekommen haben, und was noch zu thun ist. Allein die Zergliederung selbst, das Aufschnei- den des Panzers sowohl als jede nachherige, unmittelbar auf das Objekt wirkende Operation muss mit blossem, unbe- waffnetem Auge verrichtel werden, indem meinen Versuchen zufolge das Mikroskop gleichzeitig bei der Operation ganz und gar nicht mit wirklichem Vortheil zu gebrauchen, son- dern im Gegentheil hinderlich ist. Es ist freilich eine selt- same Sache, Theile zu präpariren, ohne dieselben deutlich zu sehen. Allein mit einem guten myopischen Gesicht, was überhaupt bei der Untersuchung der 'Thierinsekten von sehr grossem Nutzen ist, wird man nach vorhergehender mikros- 135 kopischer Betrachtung Manches auch ohne Vergrösserungs- glas wohl erkennen, was man zuvor ohne dasselbe nicht wahrzunehmen im Stande war. Beim Nahrungskanal ge- währen auch der Kropf und Magen, bei den männlichen Geschlechtstheilen die Hoden und die Samenblasen und bei den weiblichen die ausgebildeten durchscheinenden Eier ge- wisse leicht sichtbare Anhaltungspunkte für das blosse Auge, nach deren Lage und Richtung die der übrigen unsichtbaren oder minder sichtbaren Theile, welche mit ihnen zusammen- hängen, geschätzt und die fernere Operation eingerichtet werden kann. Es ist leicht zu erachten, dass diese Zergliederung un- möglich mit der Regelmässigkeit angestellt werden kann, dass sie weit öfter verunglücken muss, und dass sie weit mehr Behutsamkeit und Geduld erfordert, als die Zerglie- derung grösserer Insekten. Es ist dies eine Anatome per expectationem et experimenlationem. Eile verdirbt Alles. Bei der Darlegung und Entwickelung eines Organes muss man mit einem Male so wenig wie möglich thun, jeden Ein- druck, den man auf das kleine Präparat macht, so schwach wie möglich einrichten, und immer wieder das Vergrösse- rungsglas zu Hülfe nehmen. — Eine. feste, sichere Hand ist hier vorzüglich von Nöthen. — Wo die Nadel, wo das Messer oder der Pinsel eiwa besser anzuwenden sei, dies muss man durch eigene Uebung lernen. Das hlosse An- spülen neuer Wassertroppen richtet oft schon viel aus. Auch kann man mitunter Tropfen von Weingeist auf das Objekt fallen lassen, theils um die zarten Organe dadurch etwas härter zu machen, Iheils um den Strudel, der aus der Vermischung des Wassers und Weingeisies entsieht, zur Auflockerung und bessern Lösung der feinsten Theile zu benutzen. 136 Ein Wort über Walpers’ Repertorium bolanices systematicae von Aug. Garcke. Bei der grossen Wichtigkeit eines Werkes, welches sich zur Aufgabe gestellt hat, das vorhandene Malerial eines Zweiges einer Wissenschaft von einem bestimmten Zeitpunkt an vollständig zu geben, ist es nöthig über die Brauchbar- keit oder Unbrauchbarkeit desselben genau unterrichtet zu sein. Ein solches Werk ist das Repertorium botanices sy- stematicae von W. S. Walpers, welches alle nach dem Er- scheinen von de Candolle's Prodromus bekannt gemachten Pflanzenarten zusammenfassen will. Obgleich nun über dieses Werk im Allgemeinen schon manches ungünstige Urtheil gefällt ist, so sind doch, so viel wir wissen, die einzelnen Unrichtigkeiten desselben noch nicht nachgewiesen. Zwar haben wir uns vor Anfertigung dieser Beurtheilung die Frage vorgelegt, ob überhaupt eine solche jetzt, mehrere Jahre nach dem Erscheinen des Werkes, noch nöthig sei, da ein jeder wissenschaftliche Forscher sich schon lange ein Urtheil über dieses Buch gebildet haben wird; aber wir sind hierbei zu der festen Ueberzeugung gelangt, und haben ein gleiches Urtheil selbst von den Männern, welchen der Verfasser in der Vorrede zum ersten Theile für die ihm geleistelen Un- terstützungen seinen Dank ausspricht, vernommen, dass ein aufrichtiger Systematliker, der sich bei seinen Untersuchungen die betreffende Literatur zu verschaffen weiss, das Reper- torium nur als ein unvollständiges Register betrachtet und als solches gebraucht, dass es aber andererseits eine grosse Anzahl von Männern gibt, welche nicht die Zeit und Hilfs- mittel haben, um das im Repertorium Gesagte zu prüfen, und die dasselbe unbedingt statt der Quellen benutzen. Für diese ist nun ein Nachweis des Fehlerhaften in dem Werke gewiss von der grössten Wichtigkeit, und nicht etwa aus eitler Tadelsucht, sondern weil wir wissen, dass wir der 137 Wissenschaft einen Dienst erweisen, bringen wir hier die Belege zu unserer Behauptung bei und decken die zum Theil groben, oft unglaublichen Irrthümer des Buches unver- hohlen auf. Wir beabsichtigen zwar nicht, alle Nachlässigkeiten und Flüchtigkeitsfehler dieses Buches hervorzuheben, weil wir für diesen Fall einen umfangreichen Commentar schreiben müssten, sondern wollen nur, um zum vorsichtigen Gebrauch dieses Buches zu rathen, in einer einzigen Familie an einer einzigen Gatlung nachweisen, wie gross die Anzahl von Verstössen ist. Wir wählen hierzu die Gattung Hibiscus in dem Umfange, wie sie de Candolle im Prodromus betrachtet, also mit der Gallung Kosteletzkya und Abelmoschus, und wollen nur gelegentlich bei dieser Familie auf einige andere grobe Irrthümer des Buches aufmerksam machen. In der Diagnose von Kosteletskya sagittata fehlen bei Walpers Repert. I, p. 3902 nach lobis baseos die Worte divergentibus, superioribus sagittato-lanceolatis, acutis, inae- qualiter serratis, lobis baseos wahrscheinlich blos deshalb, weil die Worte lobis baseos doppelt vorkommen und bei Kost. cordata sieht calyce pubescenti-hispido, puberulo, während im Original calyce pubescenti-hispido, seminibus puberulis zu lesen ist, und es wäre in der That auch sehr überflüssig, neben calıyce pubescenti-hispido noch puberulo zu schreiben. Bei der von Walpers als Hibiscus bezeich- neten Gattung befindet sich die Bemerkung, dass er die hier- her gehörigen Arten nach der geographischen Verbreitung geordnet habe, weil die Seetionen von den Autoren nicht immer angegeben wären. Diese von dem Verfasser des Re- pertoriums so sehr geliebte Eintheilung nützt jedoch gar nichts für denjenigen, welcher weiss, dass sehr viele Pflan- zenarten in Asien und Afrika zu gleicher Zeit vorkommen, einige auch in Asien, Afrika und Amerika zugleich wachsen, und da man den Verbreitungskreis bei den einzelnen zur Untersuchung vorliegenden Arten natürlicher Weise im Vor- aus nicht wissen kann, so muss ein gewissenhafter Forscher nach der Walpers’schen Eintheilung nach Erdtheilen bei jeder 138 . zur Untersuchung bestimmten Art sämmiliche aufgeführte Species einer Gattung prüfen, ob nich! eine Diagnose zu der in Frage stehenden Pflanze passe; für ihn ist also diese Eintheilung nach Erdtheilen ganz unnütz, ja sogar sehr zeil- raubend. Ob aber der vom Verfasser des Repertoriums an- gegebene Grund zu diesem Verfahren berechtigte, oder ob aus blosser Willkür diese Einrichtung getroffen, werden wir sogleich bei der Prüfung der einzelnen Arien sehen. Ehe wir aber an diese gehen, müssen wir erwähnen, dass sich bei Walpers l. c. eine Anmerkung findet, in welcher darauf hingewiesen wird, dass mehrere zu Hibiscus gezogene Arien vielleicht zu Abelmoschus gehören. Wir haben hierauf zu berichtigen, dass ausser dem von Walpers Repert. I, p. 303 Nr. 13 unbegreiflicher Weise hierher gezogenen H. longi- folius Willd., welcher schon in de Candolle’s Prodromus 1], p. 450 richtig zur Section Abelmoschus gebracht war, nur noch der unter Nr. 52 mit unbekanniem Valerlande ange- gebene H. Vriseanus Hassk., dessen Stellung gleichfalls richtig vom Autor bezeichnet ist, zur Seclion Abelmoschus gehört, dass diese Bemerkung hier also ganz überflüssig war. Hätte dagegen der Verfasser des Repertoriums S. 308 bei Abelmoschus die Bemerkung gemacht: „ich erinnere daran, dass viele hierher gebrachte Arten durch mich will- kürlich und ganz ohne Grund zu Abelmoschus gezogen sind, obgleich von den betreffenden Autoren die richtige Stellung dieser Species angegeben ist“, so hälte diese Anmerkung wenigstens Wahrheit gehabt. Denn von den aufgezählten Arten gehören 17 ganz bestimmt nicht zu Abelmoschus, und kein Mensch ausser Walpers hat sie jemals zu dieser Gattung gestellt; wir haben hier also 17 ganz unnülze Synonyme unter Walpers Autorität. Ueberhaupi macht es einen wider- wärtligen Eindruck, zu sehen, wie der Verfasser des Reper- toriums bemüht gewesen ist, alle die Arten, welche von ihren Gründern oft mit vollkommenem Rechte zu den von Endlicher in den Generibus nicht angenommenen Gattungen gestellt sind, sogleich wieder einzuziehen, natürlich um das beliebte „mihi“ überall dahinterseizen zu können. Wie 139 untreu ist der Verfasser daher dem von ihm selbst gewählten Motto „relata refero“ geworden! Hätte er die Worte An- derer treu und sorgfältig wiedergegeben, so würde er sich den Dank aller derer erworben haben, welche das Reper- torium benutzen; jetzt ist es leider anders. Der gewissen- hafte Monograph jeder Familie, der in Folge der Bekannt- schaft mit dem Gesammtmateriale der betreffenden Ordnung am besten im Stande ist, über den Werth einer Gattung zu urlheilen, würde auch hier das rechte Verhältniss aufgedeckt haben, und es wäre auf diese Weise ein ganzes Heer un- nülzer Synonyme vermieden worden. Wenn wir nun zur Prüfung der Richtigkeit der gege- benen Diagnosen, bei den einzelnen Arten, sowie deren Stellung in Bezug auf die Section übergehen, so werden wir finden, dass namentlich diese letztere fast immer fehlerhaft angegeben ist. Nichts ist aber, wie allgemein bekannt, für die Systematik unheilbringender, nichts vermehrt so sehr die Synonymie, nichts erschwert das Beslimmen einer unbe- kannten Pflanze mehr, als eine falsche Angabe der Section. Bei Hibiscus Lindleyi Wall. (wofür im Original Lindlei steht) fehlt hinter capsula appresse-ptlosa das Wort sericea. Bei Hib. similis Blume fehlt die Angabe der Section ganz, obgleich der Autor ihn an der bei Walpers . angeführten Stelle zur Abtheilung Asanza bringt. Dies Weglassen der Seclion ist aber um so weniger zu enischuldigen, da Wal- pers selbst $. 311 zu Paritium tiliacium Adr. Jussieu, nach Wight und Arnott’s Vorgange, H. similis Blume als Syno- nymon (wenn auch mit Fragezeichen) eilirt. Von dem nun folgenden H. longifolius Willd. haben wir schon gesagt, dass ihn bereits de Candolle mit Recht zur Section Abel- moschus gebracht hat, und schon Wight und Arnott haben nachgewiesen, dass diese Species mit Abelmoschus moscha- tus Mönch identisch ist, wohin sie Walpers S. 309 gleich- falls bringt; hier haben wir also zwei Arten, welche von Walpers an verschiedenen Stellen zu zwei verschiedenen Gattungen gebracht werden. — Ob bei H. dongalensis Del. die Section angegeben ist, wissen wir nicht, da uns Cail- 140 laud, Voyage a Meroe nicht zur Hand ist; da wir jedoch diese Species sehr wohl kennen, so bemerken wir hier, dass sie zur Abtheilung Keimia gehört. Hib. versicolor Schum. und Thonn. ist dagegen von Walpers für die Section Ketmia mit Fragezeichen angegeben, was wiederum falsch ist, da diese Pflanze von den Autoren ausdrücklieh mit A. rigidus verglichen wird und die Samen selbst in der Diagnose als lanata angegeben werden; mithin gehört sie zur Abtheilung Bombicella. Ausserdem steht in der Diagnose bei Walpers pedunculis awillarıbus subsolitariis petiolis brevioribus, während es im Originale foliis brevioribus heisst. Bei H. triumfettaefolius Schum. und Thonn. setzt Walpers gleichfalls Keimia mit Fragezeichen, ohne dazu berechtigt zu sein, da die Autoren seine Verwandschaft nicht angeben; doch ist es nach der Beschreibung wahrscheinlich, ja fast gewiss, dass er zur Seclion Ketmia gehört. Den Hib. stri- gosus Schum. und Thorn. bringt Walpers dagegen ohne Fragezeichen zur Abtheilung Ketmia, gleichsam als ob die Gründer dieser Species ihr diese Stellung angewiesen hätten, was doch nicht der Fall ist, vielmehr wird von dieser Art nur gesagl, dass sie dem Hib. vitifolius L. nahe verwandt sei; dieser steht aber bei de Candolle Prodr. I, p. 450 in der Abiheilung Abelmoschus, mithin hätte Walpers den H. strigosus als nächsten Verwandten consequenter Weise gleich- falls zu Abelmoschus bringen müssen. Für diesen Fall hat jedoch Walpers einmal richtig gerathen, da H. vitifolius L. von De Candolle mit Unrecht zur Abtheilung Abelmoschus gebracht ist, er gehört zu Keimia, und daher auch H. stri- gosus. Nicht so glücklich ist Walpers mit dem N. 22 an- gegebenen H. obtusatus Schum. und Thonn. gewesen, wel- cher von den Autoren mit dem von de Candolle zu Abel- moschus gebrachten H. cannabinus verglichen, von Walpers dagegen wiederum ganz willkürlich mit Fragezeichen zu Ketmia gestellt wird. Da nun aber H. canmabinus nicht zu Abelmoschus, sondern wegen der Drüsen auf den Kelch- zipfeln zu Furcaria gehört, so muss auch H. obtusatus, bei welchem dasselbe statt findet, in dieser Section seinen Platz 141 einnehmen. Bei dem nun folgenden H. physaloides Guill. und Perrott. fehlt bei Walpers in der Diagnose hinter lobis das Wort lanceolatis. Hibiscus Endlicheri Walpers und AH. Doni Walp. geben treffliche Beispiele, wie es in der be- schreibenden Botanik hergeht. Don stellte General syst. of gard vol. I, p. 488 auf zwei guineische Pflanzen die Gat- tung Polychlaena auf, Endlicher bringt diese Gattung, welche mit der 4 Jahre später von Presl gegründeten Kosteletzkya identisch ist, an eine ganz falsche Stelle, und Walpers, welcher keine von beiden Arten kennt, tauft sie in Folge der falschen Stellung bei Endlicher willkürlich um. Fürwahr, wollten wir mit vielen Pflanzen so verfahren, die Synonymie würde bald reissende Fortschritte machen. Bei den in der dritten Abtheilung (Americani) auf- gezählten finden wir unter den fünf zuerst genannten vier von St. Hilaire aufgestellte Species, bei welchen gar keine Section angegeben ist, obgleich St. Hilaire Flor. Bras. merid. I. p. 243 bei Auseinanderselzung der einzelnen Sec- tionen ausdrücklich angibt, dass die sieben von ihm zuerst beschriebenen (H. flageliformis, denn so hat St. Hilaire diese Art benannt, und nicht, wie Walpers schreibt, H. fla- gellaris, H. cucurbitaceus, H. laziflorus, welche beiden Walpers S. 310 ganz unbegreiflicher Weise zu Abelmoschus stellt, #. bifurcatus, H. multiformis, H. decipiens und H. kitaibelifolius) zur Abtheilung Furcaria gehören. Zu derselben Abtheilung gehören auch die bei Walpers gleich- falls ohne Section angeführten H. costatus A. Rich. und H. corylifolius Presl. Dagegen gehört der hierauf erwähnte H. trumcatus A. Rich. nicht zu Cremontia, wie Walpers angibt, sondern wegen der mit langen Haaren besetzten Saamen zur Abtheilung Bombicella. Hib. tampicensis Moric. wird von Walpers wiederum mit Fragezeichen zur Abthei- lung Ketmia gebracht, obgleich Moricand ausdrücklich sagt, diese Species gehöre zur Section Pentaspermum oder, was dasselbe ist, zu Kosteleizkya oder Polychlaena. H. Berlan- ‘ derianus wird von Moricand mit H. clypeatus verglichen, hätte also, da dieser bei de Candolle in der Section Abel- 142 moschus steht, folgerecht auch von Walpers zu Abelmoschus gebracht werden müssen: stalt dessen fragt er an, ob diese Art zu Ketmia gehöre. Hierher gehört sie nun in der That, so gut wie H. clypeatus. Bei dem darauf folgenden AH. lavateroides Moric. ist das von Walpers nach Ketmia ge- setzte Fragezeichen wieder ganz unnütz, da von Moricand ausdrücklich diese Section angegeben wird. Da die Section von H. setifer Presl selbst von ihrem Gründer wegen der nur unvollkommen bekannten Pflanze nicht angegeben wer- den konnte, so ist die Anfrage bei Walpers, ob diese Art zu Ketmia gehöre, ganz überflüssig, denn mit demselben Rechte hätte er irgend eine andere Seclion nennen können. Woher aber der Verfasser des Repertoriums so zuverlässig weiss, dass der folgende H. salviaefolius St. Hil. zu Bom- bicella gehöre, ist uns, wie vieles andere in seinem Buche, ganz unbegreiflich, da weder St. Hilaire die Section aus- drücklich angibt, noch in der Diagnose und Beschreibung irgend ein Grund zu dieser Vermulhung vorliegt; diese An- gabe ist daher von Walpers einmal wieder ganz aus der Luft gegriffen. Aus der ausführlichen Beschreibung bei St. Hilaire geht vielmehr mit der grössten Wahrscheinlich- keit hervor, dass diese Art zur Section Ketmia gehöre. In der vierten Abtheilung (Australasici) finden wir bei H. insularis Endl. angezeigt, dass diese Art zu Cre- montia gehören solle, obgleich Endlicher an dem von Wal- pers angeführten Orte ausdrücklich sagt, dass sie zu Bom- bicella zu zählen sei. Bei dem folgenden H. Huegelii Endl. ist das Verhältniss nicht anders: Walpers fragt an, ob er zu Sabdariffa gehöre, wiewohl ihm Endlicher einen Platz in der Section Asanza angewiesen hat. Von den bei Walpers . mit zweifelhaftem Vaterlande bezeichneten gehört der ohne Section angegebene H. Vriseanus Hassk. zur Abtheilung Abelmoschus, wie der Autor selbst bemerkte. Wir kommen nun zu den von Walpers $. 308 unter Abelmoschus angeführten Arten, von denen wiederum die meisten nicht hierher gehören, wie wir schon oben be- merkten. So sind H. congener Schum. und Thonn. und H. 143 verrucosus Guill. und Perr. als nächste Verwandte von H. connabinus zur Section Furcaria mit gabellosen Aussen- kelchblättchen zu bringen, wie dies aus den ausführlichen Beschreibungen bei den Autoren deutlich genug zu ersehen ist; ebendahin gehört auch H. rostellatus, wie Guill. und Perr. ausdrücklich angeben. Unter H. persicifolius Eckl, und Zeyh. enum. plant. afric. aust. No. 305 wird zwar von den Autoren in Bezug auf die Section nichts bemerkt; dass diese Arl aber zur Section Abelmoschus gehören sollte, ist sehr unwahrscheinlich, und in der Diagnose liegt auch nicht der geringste Grund zu ihrer Versetzung nach Abelmoschus. Der nun folgende H. ciliaris Presl liefert wiederum einen trefflichen Beweis, wie überaus leichtfertig Walpers bei seinem Repertorium zu Werke gegangen ist. Presl nimmt nämlich Relig. Haenk. II. 133 sowohl Hibiscus als Abel- moschus als besondere Gattungen an und sagt S. 134 aus- drücklich, dass zu der zuletzt genannten Gattung ausser der Section Manihot bei de Candolle Prodr. I. p. 448 noch A. esculentus, A. moschatus und A. longifolius gehörten, weiss also sehr wohl, dass die meisten bei de Candolle im Pro- dromus in der sechsten Section aufgeführten Species nicht dahin gehören. Bei der Gattung Hibiscus aber finden wir bei Presl Il. c. drei neue Arten: H. corylifolius, H. ciliaris und H. setifer. Statt nun diese drei Arten unverändert an dem ihnen vom Autor angewiesenen Orte zu lassen, bringt Walpers die erste und dritte zu Hibiscus, die zweite zu Abelmoschus. Wie kann man ein solches Verfahren recht- fertigen? Aehnlich verhält es sich mit den folgenden Arten, doch wollen wir nur noch einige Unrichtigkeiten hervor- heben, da unsere Leser in Folge der mannigfachen Fehler des Reperloriums wohl zu der Ueberzeugung gelangt sein- werden, dass ein solches Werk nicht als ein Supplement zu de Candolle’s Prodromus betrachtet werden kann. So erwähnen wir den unter Nr. 25 aufgeführten Abel- moschus (Hibiscus Ketmia S. 1) Genevit Boj. Vom Autor dieser Species wird ausdrücklich angegeben, dass sie zur ersten Unterabtheilung der Section Ketmia gehöre, und von 144 Walpers auch ganz richtig in Parenthese als Hibiscus Ket- mia S. 1 bezeichnet (d. h. mit andern Worten, diese Art muss in der Unterabtheilung Cremontia der Seclion Ketmia ihren Platz einnehmen, wobei die Section also ganz in dem Sinne aufgefasst wird, wie sie Endlicher gener. plant. 5. 982 begründet) dessenungeachtet zur Gallung Abelmoschus ge- stellt. Wie solche Fehler haben begangen werden können, ist uns in der That unbegreiflich. Bei dem nun folgenden Hibiscus cruentus Bert. fehlen in der Diagnose hinter folis petiolatis, palmato-trifidis quinquefidisque die Worte basi cuneatis. Dass die Nr. 27 und 28 angeführten H. laxi- florus St. Hil. und H. cucurbitaceus St. Hil. ächte Hibis- cusarten sind und zwar zur Abtheilung Furcaria gehören, wie St. Hilaire selbst angibt, haben wir schon erwähnt. Diese falsche Stellung von so vielen ächten Hibiscusarten, die von Keinem zur Gattung Abelmoschus gebracht sind, ist um so unangenehmer, da ihre Namen auch im Register zum Theil nur unter Abelmoschus stehen und man beim Nach- schlagen desselben auf die Vermuthung kommen muss, dass die unter Hibiscus nicht erwähnten Arten auch im Texte fehlen. Aehnlich verhält es sich mit den im zweilen Bande des Repertoriums unter Hibiscus aufgeführten Arten. Gleich der zuerst genannte H. Rainerianus wird ohne Section ange- geben, obgleich diese (Ketmia) ausdrücklich vom Autor beigefügt wird. Derselbe Fall findet bei dem folgenden #. Jacqguini Colla statt. Der dritte A. javanicus, von Wein- mann mit H. mutabilis verglichen, muss in der Section Ket- mia stehen. Bei H. striatus Hornem. wird zwar die Ver- wandschaft nicht ausdrücklich angegeben, aber nur ein flüch- tiger Blick auf die Diagnose zeigl, dass er zur Abtheilung Abelmoschus gehört, da ausdrücklich bemerkt ist: interior (scil. calyx) latere longitudinaliter rumpitur, welche Eigen- schaft nur den Mitgliedern der Galtung Abelmoschus zu- kommt. Der nun folgende H. dimidiatus wird von Walpers unter Zuccarini’scher Autorität angegeben, während Sylloge Ratisb. II. p. 55 ausdrücklich Schrank von den dort beschrie- 145 benen Arten als Autor angezeigt wird. Diese falsche An- gabe des Autors bezieht sich nicht blos auf diesen und den vorher beschriebenen A. strictus, wo gleichfalls Zuccarini eitirt wird, sondern geht durch das ganze Repertorium hin- durch. Uebrigens wird diese Species ausdrücklich mit dem in die Section Ketmia gehörigen H. micans Cav. verglichen; es hätte daher bei Walpers bei der überaus dürftigen Diagnose dieser Species die Angabe der Abtheilung um so weniger fehlen dürfen. Von H. fluminensis Arab. und den beiden folgenden H. trilineatus und H. urticaefolus ist zwar die Section von St. Hilaire und Naudin nicht angegeben, allein ein Blick auf die Diagnose zeigt schon, dass sie wegen des drüsentragenden Kelches zur Section Furcaria gehören. Hier findet sich übrigens wiederum bei Walpers ein Fehler, der sich gleichfalls durch das ganze Repertorium hindurch zieht, indem Ann. des scienc. nat, vol. XVII, angegeben wird, da es doch vol. XVII. heissen muss. Im fünften Bande des Repertoriums $. 91. findet sich zu den sieben angeführten Hibiscusarten die Bemerkung, dass sie wahrscheinlich sämmtlich zur Section Bombicella gehören möchten. Jedoch schon bei dem zuerst genannten H. Vrieseanus Hassk., der übrigens schon im ersten Bande S. 306. No. 52. erwähnt ist, trifft dies nicht zu, da er zur Section Manihot oder, was dasselbe ist, zu Abelmoschus gehört, wie Hasskarl auch ausdrücklich angibt. Der fol- gende H. grewiaefolius Hassk. von Zollinger ohne hinrei- chenden Grund zur Gattung Bombycodendron erhoben, ge- hört wegen der sich ablösenden innern Scheidewand und des am Grunde verwachsenen Aussenkelchs zur Gattung Paritium. Bei H. Kraussianus Buchinger ist zwar die Stel- lung nicht angegeben, aber auch nicht der geringste Grund zu der Vermuthung vorhanden, dass er zur Section Bom- bicella gehören sollte; er ist überdies mit einer längst be- kannten Species identisch. Fassen wir nun das Fehlerhafte in dieser einzigen Gat- tung zusammen, so finden wir, dass Walpers zwei Mal die Autoren verwechselt, zwei Mal die Speciesnamen verdreht, 10 146 neun Mal die Diagnosen verfälscht (die zahlreichen, schon anderwärts gerügten Uebersetzungsfehler nicht mitge- rechnet) und zwei und fünfzig Mal falsche oder keine Sectionen angegeben wo sie doch von den Autoren nam- hafı gemacht waren und in Folge der falschen Stellung 19 unnütze Synonyme geschaffen hat. Welchen Schluss soll man hiernach auf das Fehlerhafte des ganzen Buches machen, wenn es in einer einzigen Gattung so aussieht? Dieselbe Flüchtigkeit in der Zusammenstellung des Materials wird auch bei andern Gattungen dieser Familie bemerkt, doch mögen hier unter den unzähligen. nur ein Paar Beispiele genügen. Auf $. 324 des ersten Theils steht No. 18 Abu- tilon sessiliflorum, während im Original sich A. sessilifolium Presl findet, wie es auch nicht anders heissen kann, da diese Species wohl sitzende Blätter, aber gerade auffallend langgestielte Blüthen besitzt. Durch die willkürliche Aen- derung von Walpers 1. c. bei Abut. Grevilleanum Gill. aus flore mediocri, aurantiaco in floribus mediocri-auran- tiacis entsteht ein Unsinn. Bei Abut. ramosissimum Presl (No. 37. im Repert.) findet sich in der Diagnose bei Wal- pers carpellis 3—5 spermis, während es nach dem Original carpellis quinque trispermis heissen muss, und ebenso sind bei Abut. calycinum Presi (No. 40 bei Walpers) die Worte des Originals carpellis 6—10 trispermis von Walpers in carpellis 6—-10 spermis umgewandelt. Für Abuf. macro- podum Guwill. uw. Perr. schreibt Walpers (No. 15.) Abut. macrocarpum. Noch willkürlicher und unverständiger ist (No. 43) die Diagnose von Pavonia tricalycaris St. Hil. abgeändert. Im Originale steht calyce exteriore polyphyllo, biseriato, foliolis exterioribus brevissimis, interiore inte- rioribus paulo breviore. Walpers nimmt wahrscheinlich an dem ganz richtigen doppelten interior Anstoss und setzt dafür inte- riore exteriori paulo breviore und bringt dadurch wieder eine Unrichtigkeit in die Diagnose. Ja die Flüchtigkeit geht noch weiter! Auf Seite 317. No. 57 wird eine Sida Hilariana Walpers mss. angeführt und als Synonymon S. articaefolia St. Hil. (nec Wight et Arn.) angegeben. Walpers hat den 147 ihr von St. Hilaire beigelegten Trivialnamen umgetault, weil eine andere gleichen Namens von Wight und Arnott im Prodr. fl. penins. Ind. or. aufgestellt war, die sich im Re- pertorio S. 314. No. 6. findet. Wenn es nun schon sehr gewagt ist, eine Art deshalb umzutaufen, weil sie mit einer andern einen gleichen Namen trägt, ohne sich vorher zu überzeugen, ob beide wirklich haltbare Species sind, so ist es jedenfalls noch weit unverständiger, als neuen Namen wiederum einen solchen zu wählen, welcher schon verge- ben ist, wie dies Walpers gethan hat. Denn obgleich Presl schon eine Sida Hilariana aufgestellt hatte, welche sich auch bei Walpers No. 76, also gleich auf der folgenden Seite nach der eben erwähnten findet, so wählt der Verf. des Repertoriums dennoch denselben Namen und verfällt also in denselben Fehler, den er eben verbessern will. Fragen wir aber weiter, wie es um diese umgetaufte Art stehe, so erhalten wir hierauf eine Antwort, die nicht zu Gunsten des Verfassers des Repert. lautet. St. Hilaire sagt nämlich Ann. des sc. nat, (ser. 3) vol. XVII. p. 52 ausdrücklich, dass seine Sida urticaefolia zu Sida flavescens Cav. gehöre, welche Bemerkung Walpers im Repertorio natürlich wiederum ganz weglässt. Aber auch von anderer Seite betrachtet, ist diese Walpers’sche Species ein todigebornes Kind. Wenn auch wirklich die Sida urticaefolia von St. Hilaire eine haltbare Art gewesen wäre, mithin wegen der gleichlauten- den von Wicht und Arnotti eine Aenderung des Namens hätte vorgenommen werden müssen, so wäre doch nöthig gewesen, dass die zuerst aufgestellte Species den Namen behielte.e. Nun ist aber Sida urticaefolia von St. Hilaire zuersi in der im Jahre 1827 erschienenen Flora Bras. merid. I. p. 189 erwähnt, während die gleichnamige von Wight und Arnoit erst im Prodr. fl. penins. Ind. or. vom Jahre 1834 bekannt gemacht ist; es hätte also die letztere als die jüngere, und nicht, wie Walpers gethan hat, die von St. Hilaire gegründete Species umgetauft werden müssen. Fehler solcher und ähnlicher Art könnten wir aus dieser einzigen Familie noch eine ganze Anzahl beibringen. 10* 148 Wenn wir bisher nur die Verfälschung der Diagnose, die Verwechselung der Autornamen, die willkürliche Veränderung der Sectionen und die unnütze Vermehrung der Synonymie zu rügen hatten, so wollen wir jetzt noch ein Paar Worte über das Weglassen von Arten hinzufügen. Wir könnten und würden billiger Weise diesen Punkt gar nicht berühren, wenn es sich hier um einzelne Arten handelte, welche ver- einzelt und zerstreut in grossen, oft seltenen Reisebeschrei- bungen und ähnlichen Werken sich vorfinden, deren Fehlen zu entschuldigen wäre: so aber wollen wir nur von den weg- gelassenen Arten reden, die in Büchern bekannt gemacht sind, welche der Verfasser des Repertoriums benutzt und oft eitirt hat. Wie ist es z. B. zu rechifertigen, wenn Hi- biscus callosus Blume Bydragen fehlt, da der Verfasser des Rep. den auf derselben Seite stehenden Hib. Pseudo-Abel- moschus anführt; wie zu entschuldigen, wenn aus dem von Walpers so oft citirien Botanical Magazine und Bot. Register so viele Arten nicht angeführt sind, wie, um bei dieser ein- zigen Gattung Hibiscus stehen zu bleiben, Hib. unidens Lindl. Bot. reg. tab. 878, Hib. racemosus Lindl. bot. reg. tab. 917, Hib. strigosus Lindl. bot. reg. tab. 860, Hib. Richardsoni Sweet cf. Lindl. bot. reg. tab. 875, Hib. hybri- dus bot. mag. tab. 28591. So fehlen aus dem oft erwähnten General syst. of gard. and bot. von G. Don Hib. scandens Roxb., H. cancellatus Roxb., H. trionoides Don. So findet sich bei Sprengel Systema vegetabilium vol. IV. pars L. p. 258 ein Hib. unicaulis de Cand. und im Supplemente zu diesem Werke S. 19 ein Hib. biflorus Spreng. In den Ver- handlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues Band III. S. 102 tab. 8 ist Hibiscas fugax Martius beschrie- ben und abgebildet, und Band IV. S. 171. tab. 1. Hib. atte- nuatus Bosse beschrieben und abgebildet, welche beide im Repertorio fehlen. Auch hätte wohl Hib. Batacensis Blanco Fl. de Filip. p. 544 erwähnt werden können, da andere von Blanco in seiner Flora aufgestellte Arten namhaft gemacht sind. Hier sind also 14 Arten einer einzigen Gattung aus den von Walpers benutzten Werken weggelassen, und so könnten 149 wir aus der Familie der Malvaceen noch eine ansehnliche Zahl von fehlenden Arten aufführen, wenn zur Begründung unserer Behauptung die erwähnten Beispiele nicht genügen soll- ten. Man glaube aber ja nicht, dass die Gattung Hibiscus oder die Familie Malvaceen allein im Repertorio besonders schlecht zusammengestellt sei, wir können aus andern Familien noch weit auffallendere Verstösse namhaft machen. Bisweilen sucht man vergebens eine mit ! bezeichnete Abbildung und Diagnose an der angeführten Stelle, ja es kommt vor, dass die citirte Art nebst Abbildung sich gar nicht in dem angegebenen Werke befindet. Noch mehr! wir haben eine Diagnose ge- funden, bei welcher der Anfang und das Ende zwei ganz verschiedenen Diagnosen angehören und die im Original dazwischen stehenden Arten weggelassen sind. Für solche Fehler, sowie für die früher gerügten, wird man hoffentlich nicht die überdies ganz lächerliche Entschuldigung beibrin- gen wollen, dass hier der Corrector oder wohl gar der Setzer und Drucker die Schuld tragen. Wir bedauern aufrichtig, durch die Nothwendigkeit ge- zwungen zu sein, ein so ungünstiges Urtheil über das Re- pertorium, welches mit so leichter Mühe hätte gut gearbeitet werden können und dann einem dringenden Bedürfnisse ab- geholfen hälte, fällen zu müssen. In seiner jetzigen Gestalt wirkt es freilich fast nur nachtheilig, man müsste denn vor dem Gebrauche einer jeden Familie oder vielmehr des gan- zen Werkes erst Wort für Wort mit den Originalen ver- gleichen und nachsehen, ob nicht vom Verfasser des Re- pertoriums eine Aenderung in der Diagnose vorgenommen, ob der Autor richtig angegeben, ob das Vaterland mit dem der Quelle übereinstimmt, ob nicht eine Anzahl von Arten aus der betreffenden Gattung oder Familie fehlen, ob die Verwandtschaft der Species nicht fehlerhaft bezeichnet ist, und so haben wir wirklich für eine nicht unbedeutende Anzahl von Familien Wort für Wort mit den Originalen verglichen und sind dabei auf manchen fast unglaublichen Fehler gestossen. Schliesslich bitten wir den Verfasser des Repertoriums recht dringend, bei einer eiwanigen Entgegnung sich an 150 die Sache zu halten und einen Nachweis zu liefern, dass das, was wir hier als Fehler zu rügen gezwungen waren, auf Irrthümern von unserer Seite beruhe und uns mit den nichtssagenden Redensarten, deren er sich zur Beanl- wortung der mannigfachen Angriffe auf seine Schriften bis- her bedient hat, zu verschonen. Beitrag zur seosnostischen Kenntniss der Umge- send von Geslar. Taf. 2 u. 3 von Zar, Ülrich in Oker. Indem ich Ihnen im Nachfolgenden meine Ansichten über die einzelnen, in der Umgegend von Gosslar auftretenden Formationen mittheile, muss ich bevorworten, dass ich keines- wegs beabsichtige, bei der über diese Gegend vorhandenen, reichhaltigen und schätzenswerihen Literatur *) etwas Voll- *) Schuster beschrieb schon 1835 in Bronn’s neuem Jahr- buche f. Mineral. etc. S. 127 die hiesige Gegend vortrefflich und gab eine geognostische Karte derselben, welche die allgemeinen Verhältnisse richtig darstellt. Später lieferte Hr. Bergrath v. Unger durch eine Monographie des Sudmerberges und Hr. Oberbergmeister Ahrend durch die Beschreibung der den Fuss des Adenberges zusammensetzenden Gebirgsschichten werthvolle Beiträge zur Kennt- niss unserer Gegend. In neuester Zeit hat Giebel in seiner Gäa Deutschlands und Geinitz in seinem Quadersandsteingebirge die geognostischen Verhältnisse Goslars, und Letzterer besonders das Kreidegebirge specieller berührt. Ferner verdienen auch F. A. Rö- mers Arbeiten über das Norddeutsche Oolith- und Kreidebirge und über den Harz unsere Aufmerksamkeit, da in denselben zahlreiche Versteinerungen aus den Schichten von Goslar beschrieben wor- den sind, 151 ständiges zu liefern; vielmehr will ich nur das übersichtlich zusammenfassen, was seit dem Erscheinen der wichtigen Abhandlung von Schuster vollständiger und besser erkannt oder neu entdeckt worden ist. Die beigefügten Petrefakten- verzeichnisse des Kahnsteines bei Langelsheim sind von meinem verehrten Freunde Siegemann nach der von ihm selbst zusammengetragenen, lehrreichen Sammlung entworfen. Auch der Durchschniti des Kahnsteins und die Erklärung der anscheinenden Mächtigkeit der Orthocerasschiefer rühren von demselben her. Zur allgemeinen Orientirung habe ich in Fig. 1. Taf. 1. einen idealen Durchschnitt aller Schichten zwischen der Grauwacke des Harzes und den söhligen Schichten des Sudmerberger Conglomerates beigegeben. Die Hebung dieser Schichten muss entweder dicht vor oder gleich nach der Entstehung der Siphonienmergel Statt gefunden haben. Ich beginne die Darlegung meiner Beobachtung mit dem ältern Gebirge und schreite zu den jüngern fort. 1. Devonisches Schichtensystem. F. A. Römer rechnet in seiner neuesten Arbeit über den Harz (Palaeontographica III. 1.) die Schieferschichten zwischen der Rathsschiefergrube und dem Innerstethale zu den Cypridinenschiefern. In neuester Zeit hat sich jedoch deutlich herausgestellt, dass dieselben den Orthocerasschie- fern (Wissenbacherschiefern) entsprechen. Wirft man einen Blick auf die Punkte der geognostischen Karte von Goslar, an denen bis jetzt Cypridinenschiefer mit Bestimmtheit nach- gewiesen worden sind, wie am Hessenkopf, oben im Verleg- thale und bei Lautenihal, so wird es mehr als wahrschein- lich, dass der Orthocerasschiefer nach Süden von einer Schicht Cypridinenschiefer begrenzt wird. Für diese Annahme spre- chen auch die Kalkbänke, welche man vom Hessenkopfe bis nach Lautenthal hin verfolgen, und die namentlich an letzterem Orte dem Cypridinenschiefer eigen sind. Die Localitäten, an welchen bis jeizt Versteinerungen gesammelt wurden, und diese selbst sind folgende: 1. Das Tüllethal: Phacops latifrons, Orthis sp. 152 2. Dem Kloster Riechenberg gegenüber am hohlen Fahr- wege: Phacops latifrons, Chonetes sp. 3. Die Schieferbrüche am Nordberge. Von hier führt Römer in seinen Versteinerungen des Harzgebirges S. 35 Cyrtoceras Nessigi an, aus dessen Vorkommen zur Genüge hervorgeht, dass die Schichten zu den Cypridinenschiefern gehören. Kürzlich habe ich an diesem Orte auch noch einige fast microscopisch kleine Versteinerungen gefunden, deren Bestimmung ich aber leider Ihnen noch nicht mittheilen kann. 4. Der Weg zwischen dem Nord- und Steinberge, wo in den anstehenden Schiefern einzelne Straten ganz mit Ten- takuliten erfüllt sind und an andern Stellen Orthoceratiten und Goniatiten auftreten. 5. Unfern der Kuppe des Steinberges findet sich zwischen Grünsteinen ein verhärterter Thonschiefer, der mehr oder minder deutliche Orthoceratiten enthält. Zu einer Beschrei- bung der den Orihoceratitenschiefern eigenthümlichen Grün- stein-Durchbrüche habe ich seit längerer Zeit schon Mate- rialien gesammelt und werde dieselben sobald als möglich in einem besondern Aufsatze verarbeiten. Siegemann äussert sich über die scheinbare Mächtigkeit dieser Schieferablage- rung mit folgenden Worten: ‚‚denkt man sich die Verwer- fungsklüfte k k, k, in Taf. 3. Fig. 3, mit emporgedrungenen Grünsteinen erfüllt, so wird man ein ganz ähnliches Bild erhalten, als das in Fig. 2 gegebene Profil der Gegend zwischen Goslar und Langelsheim darstell. An den mit einem Sternchen bezeichneten Punkten sind Versteinerungen gefunden worden.” 2. Die Formationen des Trias. Ueber diese Gebilde sind seit Schusters Untersuchungen in unserer Gegend eben keine neuen erwähnenswerthen Beobachtungen gesammelt worden, und ich kann dieselben um so eher übergehen, als Sie durch v. Strombecks Ab- handlung über den Muschelkalk das Wissenswertheste dar- über neuerdings wieder erfahren haben. Die von mir im Muschelkalk gesammelten Versteinerungen sind: 153 Encrinites hluformis Trochus sp. ind. Pecten laevigatus Turritella sp. ind. Lima striata Nautilus arietis Gervillia socialis Rhyncholites hirundo Trigonia pes anseris Ammonites nodosus. Terebratula vulgaris 3. Das Juragebirge. Die drei von L. v. Buch in der schönen Abhandlung über den deutschen Jura characlerisirten Formationen dieses interessanten Schichtensysiems sind bei Goslar mehr oder weniger vollständig entwickelt, und zwar scheint der Schwarze Jura in der Gegend zwischen Goslar und Oker mächtiger aufzutreten, während der Weisse von Oker bis Harzburg mehr entwickelt ist. Nördlich von Goslar bis nach Langels- heim kenne ich keine hiezu gehörigen Schichten. a. Der Schwarze Jura. Auf dem in der unmittelbaren Nähe von Goslar gele- genen Osterfelde lagert anscheinend unter, aber bei Betrach- tung der allgemeinen Lagerungsverhältnisse über den verstei- nerungsleeren Keuperthonen eine dunkelfarbige Thonschicht mit sehr characteristischen Versleinerungen in prächtig er- haltenen Exemplaren. Ich brauche nur den Ammonites spi- natus und A. opalinus mit schön perlmutterglänzender Schale noch zu nennen, um Sie an die dunkeln Thone im Kley bei Quedlinburg zu erinnern, und in der That ist die Ueberein- stimmung beider Localitäten auch vollständig. Bei uns aber sind diese Thone anscheinend die ältesten Juraschichten, denn von den bei Ihnen auftretenden Gryphitenschichten haben wir hier noch nirgends eine Spur beobachtet. Die Versteinerungen liegen zum Theil frei in den Thonen, zum Theil haben sie sich, und das ist namentlich mit den kleinern Arten der Fall, in den sehr zahlreichen Geoden von thoni- gem Sphärosiderit concentrirt. Manche dieser, zuweilen Kinderkopfs-dicken Kugeln bestehen fast ganz aus Verstei- nerungen. Herr Ahrend hat die zahlreichsten derselben gesammelt und in seiner Abhandlung aufgezählt. Harz ab- wärts, also eigentlich über der eben bezeichneten Thonbil- 154 dung liegend, folgt der Posidonienschiefer in ungefähr acht Fuss Mächtigkeit. Früher war diese Bildung nur bei Oker bekannt, jetzt ist sie aber auch in den Thongruben auf dem Österfelde aufgeschlossen und führt hier dieselben characte- ristischen Versteinerungen, nämlich die Posidonia Bronni und den Ammonites serpentinus bis zu Papierdünne zusam- mengedrückt. Auf diese ausgezeichnete Schieferschicht folgt eine zweite mächtige Thonablagerung, welche nach meinem Dafürhalten trotz dem, dass keine petrographischen Unter- schiede sich bemerklich machen, dennoch in zwei Abthei- lungen geschieden werden muss. Die dem Posidonienschiefer unmittelbar aufliegende Bildung führt nämlich Versteinerungen, während in den Thonen des Hangenden bis jetzt vergeblich danach gesucht wurde. Unter jenen Versteinerungen zeich- nen sich zahlreiche Fragmente von Am. foliaceus und unbe- stimmte Belemniten aus. Sie liegen am Eingange in die grössere Thongrube auf dem Österfelde. b. Der Braune Jura. Von den Gliedern des Braunen Jura treten in hiesiger Gegend gleichfalls zwei auf, welche jedoch nur mit Hülfe der in ihnen vorkommenden Versteinerungen von den dar- unter liegenden liasinischen Thonen zu unterscheiden sind. Die ältere dieser Ablagerungen ist der Dogger, der als eine etwa 80 Fuss mächtige Thonbildung erscheint. Früher wurde aus derselben das Material zur Ziegelfabrikation ge- wonnen, gegenwärlig sind aber die Gruben nicht mehr im Betriebe, daher auch die Versteinerungen daraus sehr selten geworden sind. Nur eine sehr dünne Schicht besteht fast ganz aus opalisirenden Muschelfragmenten. Die häufigsten von mir gesammelten Versteinerungen sind: Ammonites Parkinsoni Belemnites Terebratula rimosa Astarte Lutraria gregaria Cerithium. Das jüngere Glied des Braunen Jura, den Oxfordthon, entdeckte ich im Herbste 1850 am Nordrande des Kramer’- schen Teiches. Die Mächtigkeit dieses ebenfalls dunkeln Thones war ich noch nicht im Stande zu ermitteln, da die- 455 selbe nach der einen Seite von dem Teiche, nach der an- dern von einer dichten Rasendecke verschlossen wird. Noch weniger als an dieser Stelle ist der Oxfordthon im Gelenk- bache und am südöstlichen Abhange des Pelersberges auf- geschlossen, dagegen bietet er bei Bündheim in der Thon- srube einen schönen Beobachtungspunkt. Die von mir in diesem Thone gesammelten Versteinerungen, welche die Deutung der Schichten ausser Zweifel setzen, sind nach Herın Beyrichs Bestimmungen folgende: Ammonites Jason Turbo ornatus - perarmatus Belemnites sulcatus - Duncani khodocrinus echinatus - convolutus Ostraea - cordatus Cucullaea - 2 specc. indetr. Trigonia *) Gryphaea dilatata Clythia. #) Das von Herrn Ulrich mir übersandte Exemplar oder viel- mehr sehr characteristische Schalenfragment gehört der Trigonia sulcata, welche seit Parkinson, Lamarck, Sowerby und Agassiz Trigonia costata genannt wird. Die starken, nach der Mitte hin leicht gekrümmten Rippen, der breite, tief gekerbte Diagonalkiel, dessen Kerben nicht den Rippen entsprechen, sondern zahlreicher sind, die gekörnten scharfen Linien und die ebenso beschaffene Rippe auf der vordern Fläche lassen gar keinen Zweifel über die Deu- tung des Fragmentes. Den Namen dieser weit verbreiteten Leit- muschel anlangend, ist der von Hermann 1781 vorgeschlagene und von einer vorireffllichen Abbildung begleitete allen spätern vorzuziehen. Bronn bemerkt zwar Leth. Oolithgeb. 241., dass die so sehr ver- breitete Benennung Tr. costata unmöglich verdrängt werden könne, allein so gut er selbst den Ammonites amaltheus durch A. mar- garitatus verdrängen hilft, musste er auch die Tr. sulcata in ihre Rechte wieder einsetzen. Eine Grenze zwischen weit und wenig verbreiteten Namen lässt sich schwer ziehen, wie der A. amaltheus und viele andere, beweisen und nur die strengste Consequenz in der Aufnahme der ältesten sicher begründeten Namen kann der Ver- wirrung in der Synonymie ein Ende machen. Mit Recht vereinigt Bronn die Tr. lineolaia und die von d’Orbigny noch getrennten 156 c. Der Weisse Jura. Die eben bezeichneten thonigen Juraschichten bilden einen sehr scharfen Gegensatz zu den jüngsten kalkigen Straten des Weissen Jura in hiesiger Gegend, so dass die Grenze auffallend genug hervortritt. Die älteste Schicht des Weissen Jura beobachtete ich am nördlichen Rande des schon erwähnten Kramer’schen Teiches, unweit des angrenzenden Gartens. Sie besteht aus zerklüfteten mergligen Kalken, die nur sehr sparsame Versteinerungen führen. Ich fand Ammonites biplex Pinna Cerithium muricatum Cucullaea. In L. v. Buch’s Schema des deutschen Jura ist das Cerithium muricatum als Leitmuschel für ein viel tieferes Niveau angegeben, was mir sehr beachtenswerth zu sein scheint, zumal ich die Bestimmungen meiner Exemplare Hrn. F. A. Römer verdanke. Auf jenen Kalk folgi nur eine zwei bis drei Fuss mächtige Bank von reinem, dichtem Kalkstein, die ausschliesslich aus Korallen (Astraea) gebildet wird. Anstehend findet man dieselbe nur in dem Fahrwege auf dem Petersberge, dessen schon Schuster gedenkt; Bruch- stücke von Korallen findet man jedoch auf dem ganzen Striche von hier nach dem erwähnten Teiche hin: und ebenso besteht ein grosser Theil der Gerölle am Boden des Teiches aus Fragmenten von Korallen. Die Arten derselben scheinen mit denen des Lindnerberges bei Hannover identisch zu sein. Ihre sternförmigen Zellen treten zwar nicht überali gleich scharf und deutlich hervor, aber die Structur und Farbe verräth fast immer ihre Anwesenheit in den Kalkstücken. Harzabwärts fortschreitend folgt nun auf diesen Corallenkalk ein anderer theils oolithischer, theils dichter, feinkörniger Tr. elongata und Tr. cardissa mit dieser Art, und da die Tr. mo- nilifera und Tr. denticulata, beide von Agassiz Trig. p. 40 nur sehr fraglich aus einander gehalten, auf eben nicht erheblicheren Unterschieden als jene beruhen: so stehe ich nicht an sie mit Tr. sulcata zu identificiren. Giebel, 157 Kalkstein von gelber Farbe, in der Gegend der Sandgrube nahe an vierzig Fuss mächtig und in einzelnen untergeordneten Siraten sehr reich an Versteinerungen. Am besten aufge- schlossen sind dieselben in der Sandgrube, im Fahrwege auf dem Petersberge, am östlichen Abhange des Petersberges (an der sogenannten Kattennähe) und an dem dem Harze zugekehrten Abfalle des Langenberges. Obgleich nur diese versteinerungsführende Schicht an den genannten vier Orten eine hinsichtlich der vorkommenden Arten verschiedene Ent- wickelung zeigt: so halte ich es doch für besser, dieselbe vorläufig noch nicht weiter zu zergliedern, sondern erst die Resultale abzuwarten, zu welchen die sorgfältige Verglei- chung und Bestimmung aller Versteinerungen führen wird. Von den in der Sandgrube gesammelten führe ich nur fol- gende jetzt an: Hemicidaris crenularis Modiola imbricata Pygastes lagenalis Gervillia musculoides Trochus tuberculosus Mytilus pectinatus Pecten varains Ammonites polygyratus Pecten sp. indet. Ostraea sp. Exogyra Serpula Terebratulae specc. Krebs. Nun folgen sehr mächtige, weisse und dichte, feinsplitt- rige Kalke, die reich an verschiedenen Versteinerungen sind und die eigentlichen Portlandkalke der Engländer repräsen- tiren. Man findet sie aufgeschlossen im Fahrwege auf dem Petersberge an der oben erwähnten Katlennähe und schöner noch am Langenberge bei Oker. In der ganzen Länge des letztern kann man zwischen den weissen Kalken die dunkle Schicht eines bituminösen und sehr magnesiahaltigen Kalk- steines verfolgen, welche zuweilen Kugeln von krystalli- nischen Kalkspath, aber auch Versteinerungen führt. Als leitende Arten desselben kann ich Ihnen anführen: Terebratula biplicata Pholadomya acuticosta Natica macrostoma Pterocera Oceani Venus Brongniarti 158 Die eben angeführte Schichtenfolge des Jura ist im Durch- schnitt Fig. 4 dargestellt. 4. Das Kreidegebirge. Meine Mittheilungen über diese Formation knüpfe ich an die in Fig. 1, 5 und 6 dargestellten Profile. Fig. 6 stellt einen Durchschnitt durch den von Riechenberg bis Langels- heim sich erstreckenden Höhenzug, Kahnstein genannt, dar. Das unterste hier aufgeschlossene Glied der Formation ist Quadersandstein, von F. Römer neuerdings als Hilssandstein gedeutet *). Das Liegende dieser als mehr oder weniger fester, gelblich- oder grünlich-weisser Sand auftretenden Bildung ist unbekannt; wahrscheinlich sind es Keuperthone. Ver- steinerungen sind in diesem Gliede weder bei Goslar, wo es gleichfalls aufiritt, noch bei Langelsheim gefunden worden, dagegen kamen im vorigen Jahre bei Lulter einige Ammo- niten vor, von denen mein Freund Siegemann ein Exemplar besitzt. Den Sand überlagern nun einige wenig mächtige Mergel- und Thonschichten, die wegen ungenügenden Auf- schlusses auch nur eine geringe Anzahl von Versteinerungen bis jetzt geliefert haben. In den vier im Profil unterschie- denen Schichten lagen Belemnites Listeri, Avicula gry- phaeoides und Pycnodus, und den beiden untern ist eine noch nicht näher bestimmte Teredina eigenthümlich. “Hier- auf folgen die kalkigen und mergligen Schichten des Flam- menmergels mit ihren zahlreichen Kieselconcretionen. Schon Hausmann bezeichnete den Flammenmergel als einen für den nördlichen Harzrand wichtigen geognostischen Horizont, und das ist er heute noch. Durch die von Siegemann eifrig gesammelten Versteinerungen hat die Ansicht Platz gewon- nen, dass derselbe ein Aequivalent des englischen Gault sei. Ich nenne Ihnen folgende Arten aus Siegemanns Sammlung: Ammonites Mayoranus Pecten laminosus - - splendens - quadricostatus - - anflatus Ostraeu vesticularis *) Bronn’s neues Jahrbuch für Mineral. 1851. 315. 159 Baculites sp. Ostraea lineata? Hamites sp. Pleurotomaria linearis Belemnites Lister Trochus Basteroti Avicula Gryphaeoides Solarium ornatum Plicatula inflata Serpula antiquata Lima Mantellı Pisces. Crustacea. Den Flammenmergel überlagert eine wenig mächtige Schicht sandiger, sehr glauconitreicher Mergel, welchen Siege- mann, durch ein Vorkommen von schönen Saurierzähnen aufmerksam gemacht, genauer untersuchte und folgende Ver- steinerungen darin erkannte: Ammonites varians Terebratula gracilis Belemnites Listeri - - striatula Plicatula inflata - - plicatihis Lima Hoperi - = carneü Inoceramus sp. Otodus appendiculatus Avicula gryphaeoides Polyptychodoninterruptus”). Ostraea carinata Die zunächst jüngern Schichten bestehen aus leicht zer- fallenden Kalkmergeln, und diese sind sowohl hinsichtlich der Arten als der Exemplare die versteinerungsreichsten Schichten des Kahnsteines. Unmittelbar über den grünen Mergeln fallen die Schichten ziemlich steil nach NO. ein, während sie schon fünf Minuten weiter am Ufer der Innerste entlang ganz hori- zontal liegen, wie im Profil angegeben. Die bis jetzt in diesen Schichten gefundenen Versteinerungen sind folgende: Ammonites rhotomagensis Inoceramus Brongnvarti - - Moantelli - .- pictus - - peramplus Spondylus spinosus - .- varians - truncatus Turrilites tuberculatus Ostraea carinata - = costatus - Jdateralis Scaphites aequalis - vesiculosa Nautilus simplez Cardium decussatum - - elegans Pecten quadricostatus Pleurotomaria limearis - membranaceus *) Sieben Zähne und mehrere Knochen von H. v. Meyer bestimmt. 160 Terebratula plicatilis Pecten Beaveri - - octoplicata Micraster cor angumum - - pisum Holaster subglobosus on enklearnea - - hemisphaericus = - semiglobosa Ananchytes ovata - - gracilis Discoidea cylindrica - - striatula - - subuculus Lima Hoperi Cidaris vesicularis Plicatula inflata - spec. ind. Pentacrinus Buchi Salenia 3 spec. Asterias quinqueloba Lamna Serpulae specc. Otodus appendiculatus Coprolithen v. Macropoma. Diesen, gewöhnlich als unterer Pläner bezeichneten, Schichten folgen zunächst reine weisse Kalke mit Feuer- steinen, nach oben mit schwachen Mergellagen (Plänerkalk) wie am Galgenberge bei Quedlinburg. Sie sind am Ufer der Innerste entlang auf eine ziemliche Erstreckung zu verfolgen und von den darüber liegenden Kalkmergeln, welche mit wenig mächtigen Kalklagen wechseln, durch keine scharfe Grenze geschieden. In jenen Kalken sind häufige Erdfälle zu beobachten, die fast ganz mit Geröllen erfüllt erscheinen. In einem Kalkbruche am Ufer der Innerste ist ein solcher Erdfall aufgeschlossen und in dem Profil Fig. 6. mit E ver- zeichnet. Von Versteinerungen kenne ich aus diesen Schich- ten, und zwar aus den Kalken Inoceramus Brongniarti Terebratula plicatilis Scaphites aequalis Hamites spec. aus den Mergeln Terebratula semiglobosa Galerites albogalerus Inoceramus Brongniarti Spondylus spec. Micraster cor angumum Scyphia spec. Ananchytes ovata Bei Dörnten, einem Dorfe zwei Stunden nördlich von Goslar gelegen, sind die Kalke durch mehrere Steinbrüche aufgeschlossen, und fand ich daselbst ausser Inoceramen und Galeriten viele sehr schön erhaltene, in Calcedon verwandelte 161 Scyphien, deren Bestimmungen ich Ihnen leider jetzt noch nicht mittheilen kann. Bei Goslar und Oker (Profil Fig. 1 u. 5) tritt als ältestes Glied der Kreideformation Römer’s Hilsconglomerat auf: ein gelblicher, krystallinisch-körniger oder oolithischer Kalkstein. Am schönsten aufgeschlossen findei man denselben am öst- lichen Abhange des Langenberges unmittelbar auf Portland- kalk ruhend. Hier sind auch früher mehrere Versuche auf Eisenstein betrieben, die jedoch in neuerer Zeit aus mir unbekannten Gründen eingestellt sind. Der Eisenstein des Hilsconglomerates ist ein in kleinen verschieden gestalteten Stücken und Körnern auftretender Gelbeisenstein und nicht selten beaobchtet man im Innern der Stücke noch einen Kern von Schwefelkies. Weniger zwar entwickelt, aber dennoch Versteinerungen und Eisenstein führend findet man das Hils- conglomerat noch an der Kattenmäse und aller Wahrschein- lichkeit nach ist die zwischen dem Weissen Jura und dem Quadersandstein in der Sandgrube anstehende Schicht eben- falls Hilsconglomerat. Am Langenberge habe ich folgende von Hrn, v. Strombeck in Braunschweig bestimmte Versteine- rungen gefunden: Ceriopora arborea Exrogyra sinuata Scyphiae specc. - spiralis Toxaster complanatus Avicula Cornuelana Pyrina pygaea Terebratula biplicata Cidarites variabilis - - .oblonga Ostraea macroptera Belemnites Ob die in der Sandgrube auftretenden, zwischen Hils- conglomerai und oberen Jura liegenden Thonschichten zum Jura- oder Kreidegebirge gehören, konnte bis jetzt noch nicht ermittelt werden, da die wenigen darin gefundenen Versteinerungen so schlecht erhalten sind, dass eine nur einigermassen zuverlässige Bestimmung nicht möglich ist. In der ganzen Erstreckung von Langelsheim bis Harz- burg folgt dann der Quadersandstein, bei Goslar ungefähr 30 Fuss mächtig und dem des Kahnsteines sehr ähnlich, vielleicht nur etwas weisser von Farbe und ohne jede Spur 11 162 von Versteinerungen. Darauf folgen die in Profil Fig. 5. als gelber Thon, schwarzer Thon und Grünsand aufgezeich- neten Schichten, in denen ich jedoch trotz des aufmerksam- sten Suchens bis jetzt noch keine Versteinerungen habe finden können. Daran lagert sich der in der Sandgrube aufgeschlossene Flammenmergel von derselben Gesteinsbe- schaffenheit wie bei Langelsheim, jedoch mit geringerem Reichthum an Versteinerungen als dort; ich fand bei Goslar nur Apicula gryphaeoides. Die bei Langelsheim den Flam- menmergel überlagernden grünen Mergel oder Grünsande fehlen bei Goslar und man kann am Fahrwege bei der Sand- grube beobachten, wie sich eine dünne Schicht des untern Plänermergels an den Flammenmergel legt, characterisirt durch Turrilites costatus und viele Inoceramen. Dann folgen die weissen festen Plänerkalke mit Feuersteinen und schwa- chen Mergellagen, welche durch einen Steinbruch hinter der Klus sehr schön aufgeschossen sind, aber mit Ausnahme von Spondylus, Hamites und Ananchytes nicht die Verstei- nerungen führen, die ich für die jüngsten Kreideschichten bei Langelsheim anführte. Hierüber liegen weiche, leicht zerfallene Kalkmergel, nach der einzigen darin vorkommen- den Versteinerung Ananchytenmergel genannt. Am Sudmerberge besteht, wie ich Ihnen schon mittheilte (Jahresbericht I. 45), die älteste Schicht aus grünlichen lockeren Mergeln durch das häufige Vorkommen sehr schön erhaltener Siphonien und Scyphien ausgezeichnet (Siphonien- mergel). Die obern Schichten enthalten ein dichtes Conglo- merat von Kalkspath, Sand, Thon und Eisenstein und ein- zelne Schichten bestehen vorherrschend aus kleinen und zarten Korallen (Bryozoen), die überhaupt in diesem Ge- steine sehr verbreitet sind. / 163 Ze Safran de Ia Roche-Foucault. A Poitiers, par Engiulbert de Marnef. 1586. in 4to. von Graf Menckel von Donnersmarck in Merseburg. So lautet buchstäblich der Titel einer selbst in Frank- reich überaus seltenen Schrift, von zweiundzwanzig unpagi- nirten Blättern, mit den Custoden A. bis F. Sie ist anonym; denn der Verfasser hat sich nirgend genannt. Ueber seine persönlichen Verhältnisse sagt er nichts weiter als Blatt 4 verto: er sei „ne dans un village de ’ Angoumois* und Blatt 20 verto: er habe seinen Traktat „a Montignac-Charente“ geschrieben, „en la maison de M. de Lagebarton, premier president du parlement de Bordeaux, lan 1560, au mois de decembre, qui fut sans glace aussi-bien que les autres mois ses voisins, mais Tant mouillie et eus aussi, que les vivants n’avoient souvenanes d’avoir vu les rivieres si grosses et enflees.“ Gleich im Eingang des in 40 Paragraphen oder „Articles“ eingetheilten Werkes macht er darauf aufmerksam, dass er hinsichtlich des Anbaues des Saffrans nur das Ver- fahren näher beschreiben wolle, welches in dem Orte Roche -Foucauli „et dans le reste de l’Augoumois* (heut zu Tage dem Departement de la Charente) üblich sei. Trotz diesen ausdrücklichen Versicherungen und ohngeachtet schon der Titel, nach dem Geiste der französischen Sprache, ganz deutlich besagt, dass la Roche-Foucault nicht der Name einer Person, sondern der eines Ortes sein müsse, sind einige Botaniker darauf verfallen, das Wort la Roche-Fou- cault für den Namen des Verfassers dieser anonymen Schrift zu halten. Daher meint der gelehrte Bibliograph Mercier abb& de Saint-Leger in seiner Notice d’un Eraite tres-rare du Safram in Millin’s Ma- gasin encyclopedique. Paris. 1797. Tome second p. 289 — 298 mit vollem Recht: „Quelques bibliographes, qui en ont parle sans Vavoir vu, Vont attribue ü un nomme 141% 164 la Roche-Foucault, qu’il faut renvoyer au pays des Chimeres; puisque ces auteurs ont pris fort mal-a-pro- pos, le lieu de la Roche-Foucault, en Angoumois, pour le nom de l’auteur de ce petit traite du Safran, cultive a la Roche-Foucault.* Wir bedauern hinzufügen zu müssen, dass gerade deutsche Bibliographen es sind, die den Orts- namen mit dem Namen des Verfassers verwechselt haben. Für die Behauptung aber, dass die Schrift eigentlich 1567 erschienen und es nur einzelne Abdrücke mit der Jahres- zahl 41568 gäbe, wüssten wir für jetzt nur die botanische Zeitung 1851, S. 805, anzuführen. Im Pritzel’schen The- saurus literaturae botanicae Lipsiae 1847 steht „Le Safran etc.* S. 149, No. 5563 und 477 aufgeführt. Bericht über die diesjährige vom Gartenbau- Werein in Magdeburg veranstaltete Blumen- Ausstellung von Th. Schuchardt in Magdeburg. Die diesjährige, von dem Gartenbau-Verein für Magde- burg und Umgegend veranstaltete Blumen- Ausstellung fand am 13., 14. und 15. April in einem Theile des grossen Rathhaus-Saales statt. — Nicht leugnen kann ich, dass ich mit einem gewissen Vorurtheil die Treppen hinanslieg, der Sache eben nicht günstig, denn bei wiederholten Besuchen der Magdeburger Handelsgärien war ich stets nur wenig befriedigt zurück- gekehri; um so grösser war meine Ueberraschung, als ich meine Erwartungen übertroffen fand. Sehr passend waren die Blumen sowohl estradenmässig auf an den Wänden lang- gestellten Tafeln, als auch auf mitten im Saale placirten Tischen verschiedener Form und Grösse aufgestellt. Sowohl 165 in ihrem Ensemble als auch einzeln gewährten die Gruppen einen Anblick, der Kenner und Laien nichts zu wünschen übrig liess. — Die geschmackvollste Gruppe war unstreilig die, an der dem Eingang gegenüber liegenden Wand aufgestellte. Eine grosse Melaleuca, ein Rhododendron von seltener Schönheit und eine baumarlig gezogene weissblühende, in herrlicher Blüthe stehende Erica persoluta bildeten die Mitte der Gruppe, an welche sich nach beiden Enden der Tafel hin äusserst neit geordnet eine Menge schöner Asaleen, Acacien, Erica, Epacris, Cytisus, Chorizema’s anlehnten ; weiter unten werde ich auf jede einzelne Gattung nochmals zurückkommen. Die, rechts vom Eingang, über welchen ein schön gezogenes Tropaeolum tricolorum angebracht war, aufgestellte Gruppe enthielt bei ebenfalls lobenswerther Anordnung bei weitem die meisten Pflanzen-Familien reprä- sentirt; einen lieblichen Anblick gewährte ein in einer Fen- stervertiefung im günstigsten Licht angebrachter Tisch mit ver- hältnissmässig vielen, weniger häufig vorkommenden Pflanzen. Der Totaleindruck war ein höchst befriedigender, die schönste Anordnung der nach ihren Eigenthümern gesonderten Par- thieen und Gruppen ergötzte das Auge und liess die am vorzüglichsten gezogenen Gewächse eines Jeden leicht er- kennen. Fast durchgängig verrieihen die Gewächse eine sorgfältige und ausgezeichnete Cultur. — Was nun die einzelnen Familien anbetrifft, so wurden ungern die Repräsentanten der allerdings noch leider wenig verbreiteten, aber allgemein beliebten Orchideen vermisst, doch wird nach Versicherung der Herrn Aussteller die nächste Ausstellung mit einigen, aus den Hamburger Orchi- deenhäusern eninommenen Pflanzen geschmückt sein. Farrn und Coriferen waren nur schwach vertreten, erstere durch Arten der Gattungen Lycopodium, Selaginella, Pteris, Da- vallia, Gymnogramma, letztere durch einige schöne Arten von Thuja, Cupressus. Zahlreiche reich blühende Lache- nalia tricolor und eine prächtige Amaryllis vittata reprä- ‚senlirten die Zwiebelgewächse; ein Metrosideros und eine 166 Eugenia australis mit Blüthen und Früchten die Myrtaceen. Leguminosen, Ericaceen, Compositen waren am zahlreich- sten vorhanden. Ausserdem bemerkte ich die Grevillea robusta, @r, linearis, Pimelea spectabiis und P. niosa in noch nie gesehenen starken und kräftigen Exemplaren, eine Suite Epacris, theils aus Saamen gezogene, in schön- ster Blüthe ‚stehende Pflanzen, welche die allgemeine Auf- merksamkeit erregten; Gnidia pinifera, eine kaum 2 Fuss hohe Banksia collina, deren vier kreuzförmig gewachsene Aestchen eine 6 Zoll lange Blütlhenähre umgaben; vortheil- haft zeichnete sich eine mit Blüthen bedeckie Thusmannia aromatica aus; eine kleine vielblüthige weissblühende Passi- flora contrastirte mit ihrem hellen Grün der Blätter ange- nehm mit dem dunkeln Grün der hinter ihr stehenden Thuja. Eine weiss- und gelbblühende Thunbergia atrata, eine schöne Rennedya rubicunda, Tropaeolum pentaphyllum und iricolor waren die einzigen Schlingpflanzen. Forenia asiatica, Wei- gelia rosea, Abutilon siriatum, Linum arboreum, Kalmia glauca, Cyclamen persicum weiss und roth gestreift, Erio- stemum scabrum, Habrotihamnus fasciculatus, Justicia carnea, Pultenaea tenuifolia, P. subumbellata, Eutaxia mystifolia, Indigofera speciosa, Fuchsia corymbiflora möchten die viel- leicht weniger häufig vorkommenden, hier aufgestellten Pflan- zen gewesen sein. — Die Camellienzeit war eigentlich schon vorüber, doch waren noch ganz ausgezeichnete Exemplare, worunter einige 10—12 F, hohe, ausgestellt, z. B. Camellia venosa, trium- phans, florida, grandiflora superba, alba florib. plen, Leoma, Gutriana etc. etc. In seltener Schönheit prangten die Azaleen, mit einfachen, einfarbigen, gefüllten, gestreiften Blüthen, z. B. A. optima, ornata, mirabilis, alba flor. plenis, pur- purea superba, colorans, multiflora eic. Eine Suite Cine- rarien, deren Blüthen in sieben verschiedenen Farbennüancen prangten, ergötzte das Auge, so wie auch die grosse Zahl der sorgfältig gezogenen Erica’s, welche ohne Ausnahme durchweg in herrlicher Blüthe standen, namentlich zeichnete sich aus Erica persoluta flor. rubr. et alb,, mutabilis, gra- 167 cilis, fimbriata, australis, nigrida, floribunda, pyramidalis etc. Auch die Acacien waren durchgängig schöne Exemplare, in reichster Blüthe stehend, wie z. B. A. pulchella, armata, paradoxa, lineata, latifolia, longifolia, coarctata, dealbata, hastulata, lophanta, alata etc. Cytisus racemosus elegans, Polygala Popaeana, P. spectabilis, P. cordifolia, letztere mit schönen grossen dunkelrothen Blüthen, so wie ein 12 bis 14 F. im Umfang haltendes Exemplar von Chorizema varium zeichneten sich ebenfalls vortheilhaft aus. Dieses letztere, so wie die schönsten Azaleen, Erica, Epacris hatte ein Handelsgärtner der Neustadt geliefert, ihm wurde sowohl für die äusserst geschmackvolle Aufstellung seiner Gruppe, als auch für die sorgfältige Cultur, welche jedes einzelne Exemplar seiner ausgestellten Blumen auf das deut- lichste und unverkennbarste verräth, mit vollem Recht der erste Preis zuerkannt. Keinenfalls darf jedoch unerwähnt bleiben, dass die Bezeichnung der einzelnen Pflanzen mit ihrem vollständigen Namen, eine unerlässliche Bedingung bei jeder Blumenausstellung, hier sehr Vieles zu wünschen übrig liess, denn nur bei dem kleinsten Theil der ausgestellten Gewächse fand ich die Namen vor. — Beitrag zur Flora der Gegend um Magdeburg von ©. Bertram ın Dresden. Im Laufe des vergangenen Vereinsjahres wurden von den Herren Giebel und Andrä die geognostischen Ver- hältnisse Magdeburgs und der Umgegend in ausführlichen Vorträgen erörtert. Hierauf bezugnehmend, erlaube ich mir der geehrien Gesellschaft das Resultat meiner botanischen Excursionen während dieses Sommers mitzutheilen und ein 168 Referat über die Flora Magdeburgs und der Umgegend über- haupt einzusenden. Obwohl dasselbe durchaus nicht als diesen Gegenstand vollständig erschöpfend angesehen werden kann, da hierzu mehrjährige, sorgfältige Beobachtungen er- forderlich, so dürfte es doch wenigstens einigen Anhalt bei Beurtheilung der hiesigen Flor gewähren, insofern mir, ausser meiner eigenen reichlichen Ausbeute, auch die Sammlungen anderer eifriger Botaniker, namentlich unseres Vereins-Mit- gliedes Herrn Schuchardt, zur Disposition standen. Da es zu weit führen würde, sämmiliche hier wild wachsende Pflanzen aufzuführen, so glaube ich, die unserer ganzen Gegend allgemein zukommenden übergehen und vorzugs- weise mich auf die mehr stellenweise auftretenden beschrän- ken zu dürfen. Was die Flora Magdeburgs im Allgemeinen anbelangt, so kann dieselbe, namentlich im Vergleich mit der Hallenser, nur als einförmig und ziemlich dürftig bezeichnet werden, wie diess auch in den geognostischen Verhältnissen, dem gleichförmigen ebenen Boden begründet, zumal von letzierem bei dem ungewöhnlich hohen Werthe hiesiger Grundstücke und der Ausdehnung des Rüben- und Cichorienbaues, auch der dürftigste in jüngster Zeit benutzt und cultivirt wird. Dadurch ist denn gegen sonst in den nächsten Umgebungen hinsichtlich der Standorte manche Veränderung eingetreten und mancher Pflanzenbürger vollständig verdrängt. Dem- ungeachtet sind ihr doch noch einige sehr schöne und sel- tene Sachen geblieben! Am reichhaltigsten sind die Sumpf- und Wasserpflanzen vertrelen und ganz besonders die Salz- pflanzen zu erwähnen, die von Beindorf über Sohlen nach Sülldorf längst der Sülze ziemlich vollständig und in vielen schönen Exemplaren auftreten, (ähnlich der bei Artern und Stassfurt) obwohl dieser Standorte meines Wissens in kei- nem Handbuche näher gedacht worden. Doch werde ich das Nähere bei den einzelnen Familien erwähnen und be- merke nur noch, dass ich hinsichtlich der Aufzählung Dr. Garcke’s Flora von Nord- und Mitteldeutschland zu Grunde gelegt. 169 Clematis vecta L. an den Rändern des Herrenkruges. C. Vitalba L. verwildert. Thalictrum flav. L. gleichfalls angustifol. Jacq. Anemone Hepatica L. A. Pulsatilla u. pratens. L. nemoros. L. Von letzterer nahm ich bereits Gelegenheit dem Verein eine merk- würdige Umbildung einzusenden. A. ranunculoid. L. Adonis Flammea Jacq. u. vernal. L. beide bei Beindorf. Ranunculus hederac. L. aquatil. L. divaricat, Schrk., fluitans Lmk. Flammula L. Lingua L. Ficaria L. auricom. L. acris L. bulbos., L. scelerat. L. — lanuginos. L. habe ich vergeblich gesucht. R. Illyricus L. auf dem Hummelsberge bei Schönebeck in vielen prächtigen Exemplaren und, wie aus dem eingesandten ersicht- lich, bei weitem grösser und üppiger als die auf dem Schwei- zerlinge gesammelten. Myosurus minimus L. Nigella sativa u. arvens. L. Calth. pal. L. u. Delph. Consol. Nymphaea alba L. in grossen Mengen bei Pechau, unter denen Hr. Schuchardt auch 2 Exemplare von neglecta H. gefun- den haben will; doch habe ich diese nicht im frischen Zustande gesehen und erlaube mir einige bescheidene Zweifel. Nuphar luteum L. ebendas. Fumaria offic. L. u. Vaillant. L. auf den Kalkbergen zwischen Alten- Weddingen und Sülldorf. Corydalis cava Schwgg. intermed. Mer. u. solida Sm. vom Herren- kruge bis Elbenau. Cruciferen sind durch die vielen feuchten, überschwemmten Plätze längst der Elbe ziemlich viel zu finden und zwar Nasturtium amphibium R. Br. u. officinalis L. Nasi. Pyrenaicum R. Br. in frühern Jahren gesammelt vom Herrn Apotheker Hartmann in Magdeburg, im Laufe dieses Sommers von Hrrn. Panse, Schuchardt und mir in den Gräben dicht vor der Friedrichstädter Vorstadt. Barbarea vulgaris R. Br. arcuata Relıb. Cardamine impatiens L., sehr häufig in den Hölzern am Louisenthal und bei Schönebeck (Elbenauer Holz) silvatica Lk. pratens. u.amara L. Sisymbrium offic. Scop. u. S. Löselii L. über die ganzen Festungs- mauern verbreitet, Sophia L, Alliaria Scop, ' 170 Erysimum cheiranthoides L. Erucastr. Pollichii Sch. habe ich vergeblich gesucht, dagegen aber Diplotazis tenuifolia DC. in schönen Exemplaren in der Nähe von Sülldorf gefunden. Turritis glabra L. Alyssum montanum L. auf den Kalkbergen bei Sülldorf und auch an andern Orten gefunden. A. calycin. u. incan. L. häufiger. Capsella Burs. pastor. Mnch. u. C. procumbens Fr. auf den Wiesen- rändern bei Sülldorf. Draba mural. L. Lepid. Draba L. ruderale L. u. campestre R. Br. Thlaspi arvens. L. Rapistrum (Myagr.) perenne All. Raphan. Raphanistr. L. Ausserdem die üblichen eultiv. Crucifer. Viola palustr. L. hirta, odorata, silvestr., canina u. recta Garcke (persicifol.) in den sumpfigen Wiesen des Herrenkruges. V. tricol. L. Reseda lutea L. ziemlich häufig, Iuteol. L. gebaut. Parnassia palusir. L. Wiesen zwischen Beindorf und Sohlen. Polygala vulgar. L. u. comosa Schk. in den Kammstädter Hölzern. Saponaria NWaccaria u. officinal. L. häufig. Agrosiemma Githag. L. Dianthus Armeria L. Carthusianor. u. deltoides L. auf dem trocknen Berge zwischen Wolmirstedt und Rammstädt. Siene Otites Sm. inflata Sm. u. nutans L. Lychmis ViscariaL. flos cuculi L. L. rubra P. M. E. (diurna Sibth.) Sagina procumbens L. nodosa Bartl.; Spergula arvens. L. Spergularia rubra Per. u. marina Gark. von Beindorf — Sülldorf. Stellaria holostea L. u. media Vill. graminea L. Cerastium triviale Lk. u. arvens. L. Linum catharticum L. Malva Alcea, silvestr. u. rotundifol. L. Althaea officinalis L. häufig; gleich an der Friedrichsstadt. Hypericum perforat. quadrangul. tetrapter. montan. hirsut. u. humif. L. Geranium pratens. L. S. palustr. L. molle L. Robertian. L. G. cieu- tarium L. sanguineum u. pusill. L. (Rammstädt). Ozalis Acetosella L. u. stricta L. Dictamnus alb. habe ich nicht finden können, obwohl er hier vor- kommen soll, 171 Evonym. europ. L. Rhamn. catharlica L. u. Frangula L. Sarothamnus scoparius Koch. Genista pilosa L. germanica L. u. tincetoria L. von Rammstädt an bis in die Colditzer Heide. Ononis spinosa u. arvens. L. letzte trockene Fichtenanpflanz. bei Rammstädt. Anthyll. Vulneraria L. ebendaselbst. Medicago sativa L. falcata L. u. lupulina L. Melilotus dentata Pers. häufig bei Sülldorf, M. offie. Dsr. u. alba Dsr. Trifol. montan. pratens. medium. arvens. u. repens L. Lotus siliquos. u. corniculatus L. Astragal. glycyphyll. L. Herrenkrug; A. hypoglett. L. Rammstädt häufig. A. excap. früher hier nicht selten, nach Angabe Danck- worts, in der Nähe von Klein-Ottersleben; jetzt fast ganz ver- schwunden und von Herrn Schuchardt und mir nur bei Beindorf zwischen den Bergen und Ackerfurchen gesehen. Coronilla varia L. Trockene Fichtenpflanz. bei Rammstädt. Hypocrep. comosa L. ebendaselbst. Vieia Cracca, sepium u. sativa L. häulig. Ervum hirsutum L. u. gracile DC. an der Magdebg. Berlin. Eisen- bahn vor der Friedrichstadt. Lathyrus Nissolia L. ebendas. zwischen dem Hölzchen u. Krakau, früher häufiger im Hölzchen selbst; hat aber durch die Eisen- bahn den Standort verändert. L. pratens. L. vernus Bernh. niger W. u. tuberos. L. Spiraea Ulmarja u. Filipendul. L. Geum urban. u. rivale L. Potentilla rupestr., Tormentilla, argentea L. (b. Rammstädt) anserina u. reptans L. Sanguisorba offic. L. u. Poter. sanguisorba L. Epilob. hirsutum parviflor. palustr. u. roseum L. meistens in den Festungsgräben, auch in dem feuchten Holze bei Louisenthal. Circaea lutetiana L. (Herrenkrug). Trapa natans L. bei Pechau. Myriophyll. verticill. u. spicat. L. in den Gräben bei Beindorf, Hippur. commun. L. häufig. Ceratophyll. submers. L. zwischen Sohlen und Beindorf. Callitrıche vernal u. stagnal. Scop. ebendas. Lythrum salicaria L. Herniaria glabra L. bei Alten-Weddingen. 172 Scleranth. annuus u. perennis L. bei der Sudenburg. Sedum maxim. 8. alb. L. acre, Semperviv. tector. L. Sazifraga \ridactil. L. u. granulata L. Sanicula europ. L. bei Rammstädt. Eryng. campestre. L. häufig. Cicuta virosa L. Festungsgraben. Helosciad. repens Koch, hinter dem Herrenkruge. Falcaria Rivini H. Halberstädter Chaussee-Gräben. Aegopod. Podagar. L. Pimpinella magna L. u. Saxifraga L. Sium latifol. L. überall. Bupleurum tenuissim. L. sehr schön an den Wiesenrändern zwischen Beindorf und Sülldorf. rotundifol. L. Oenanth. fistulos. u. Phellandr. L. häufig. Aethusa Cynap. L. Staus pratens. B. \ Peucedanum Cervaria L. auf den Bergen an der Eisenbahn zwischen Rammstädt und Wolmirstädt. Heracleum Sphondyl. L. Caucalıis daucoides L. in dem Thalgrunde vor Sülldorf. Torilis Anthriscus L. (Lemmsdorf). Scandix pecten L. Anthriscus silvestr. H. Cerefol. H. u. vulgar. P. Chaerophyll. temul. u. bulbos. L. Conium maculat. L. in den Festungswällen massenhaft. Sherardia arvens. L. Asperula arvens. u. eynanchica L. bei Beindorf auf den Bergen u. Ackerrändern. Rubia tinetor. L. verwildert. Galium eruciat. Scop. verum L. Mollugo L. u. silvaticum L. am Herrenkruge etc. G. Aparine am Schwan bei Lemsdorf. Valeriana oflic. L. u. dioica L. Valerianella olitoria Mnch. Dipsacus Fullon. L. gebaut u. pilos. L. Scabiosa arvens. suceisa u. Columbar. Eupatorium cannabin. L. Festungsgräben u. Herrenkrug. Tusstlago Farfar. L. u. Petasites offic. M. Aster iripolium L. Salze, — Gräben bei Beindorf u. Sülldorf in Menge. A. salign. an überschwemmten Plätzen zwischen der Strom- brücke und Buckau. Erigeron Canadens. L. 173 Solidago Virga aurea L. Rammstädt. Inula Britanica, dysenterica u. Pulicaria L. häufig, I. Conyza L. Fichtenhölzer bei Rammstädt. Bidens cernua u. tripartita L. häufig. Gnaphal. luteo-alb. u. arenar. L. bei Randau; silvatic. u. dioicum bei Rammstädt. Artemisia Arten kommen bei Sülldorf und Beindorf gewiss mehrere vor, doch war ich leider Ende September verhindert genaues Nachsuchen zu halten. Tanacet. vulgar. L. Achillea millefol. u. Ptarmica L. Chrysanthem. Leucanth. Parthen. u. inodor. L. Senecio vulgar. Jabob. u. paludos. L. Echinops sphaerocephal. L. auf den Festungsmauern. Cirsivum lanceolat. palustre u. olerac. Scop. Carduus acanthoid. L. u. Onopord. Acanthium L. Lappa major L. u. tomentosa Lmk. Carlina vulgar. L. Beindorfer Berge. Serratula tinctoria L. Lampsana commun. L. Centaur. Cyan. L. Jacea L. u. Caleitrapa L. Picris hieracioid. L. Halberstädter Chaussee-Gräben. Tragopog. pratens. L. Lactuca scariol. L. Tarazxac. office. Web. Sonchus asper L. olerac. L. u. asper W. Hieracium praemors. L. Pilosella u. cymos. L. umbellat. L. in den Kiefer-Anpflanzung. bei Rammstädt; H. praealt. Koch. muror. L. u. pratens. Tausch, innerhalb der Festungswerke. Phyteuma orbicul. u. spicat. L. beide bei Rammstädt, auch Elbenau. Campanula vodundifol. rapunculoid. u. glomerata L. Vacein. Myrtill. L. sparsam in den Rammstädter Forsten. Calluna vulgar. L. Pyrola Arten habe ich nicht auffinden können. Gentiana sehr sparsam und zwar nur Gent. Pneumonanthe L. Me- nyanth. trifol. L. Erythr. Centaur. Pers. u. pulchella Fr. Convolvul. sepium u. arvens. L. Asperugo procumb. in den Festungswerken sehr häufig. Echinosperm. Lappula ebendaselbst. Nonnea pulla DC. einzeln zwischen Lemmdorf u. Klein-Ottersleben. Symphytum offic. habe ich hier nur mit rother Blüthe gesehen. Echium vulgar. L. u. Lithosperm. arvens. L. Myosot. palustris W. strieta Lk. versicol. Pers. collina Rehb. spar- siflora Mik. nicht selten bei Louisenthal u. Elbenau. 174 Solan. Dulcamara L. nigr. u. Hyoscyam. niger u. Datura Stramon. L. Verbascum Thaps. L. thapsif. Sch. phlomoid. L. Berge bei Ramm- städt, phoeniceum L. in der Kiefern-Anpflanzung bei Ramm- städt dicht an der Eisenbahn in zahlreichen schönen Exemplaren gesammelt. (Dem Vereine bereits vorgelegt). Scrophular. nodos. L. Gratiola offieinal. L. häufig vor der Friedrichstadt. Antirrhin. Oront. L. Linaria minor Desf. u. vulgar. Mill. Veronica Anagall. L. Beccabunga L. Chamaedrys u. office. L. ser- pyllif. triphyll. u. hederaefol. L. Melampyr. arvense u. pratense L. Rammstädt. Alectoroloph. minor L. Euphras. office. L. u. Odontit. L. Lycop. europ. L. Salv. pratens. L. Mentha silvestr. (var. virid. L.) L. aquatica u. arvens. L. Nepeta Cataria L. Thym. serphyll. L. u. Glechom. hederac. L. Lamium amplexic. purpur. u. alb. L. Galeops. Ladanum L. Am Park bei Sülldorf in beiden Formen (an- gustif. u. latif.) sehr häufig. Marrub. vulgar. L. Siachys germanica L. Scutellar. galerieulat u. hastata dicht bei Magdbrg (Friedrichstadt). Prunella vulgar. L. u. grandifl. häufig bei Rammstädt. Ajuga reptans L. A. Chamaepit. zwischen Lemmsdorf u. d. Schwan. Utricularia vulgar. L. nach Hrn. Schuchardt auch U. neglecta L. bei Pechan. Lysimach. Nummularia L. häufig. Anagallis arvens. L. u. coerulea hinter Sudenburg sehr häufig. Hottonia palustr. L. Waldgräben bei Elbenau. Glaux maritima L. Salze, Beindorf, Sülldorf. Plantago maj. u. med. L. maritima Beindorf— Sülldorf. Salicorn. herbacea ebendaselbst. E Chenopod. maritim. L. gleichfalls Ch. hybrid. alb. mural. glaue. u. Vulvar. L. , Blitum Bon. Henric. M. u. rubr. Rehb. Atriplez nitens. rolundif. u. latif. L. Halym. pedunculat. Wall. Bein- dorf u. Sülldorf häufig. Rumexz Hydrolapat. aquatic. L, acetosa u. Acetosella L. Polygon. amphib. L. Persicar. Hydropip. avicular. L. Convolvul. L. Euphorb. platyphyll. L. (Sudenburg.): palustr. L. sehr häufig in Louisenthal; Peplus L. exigua u. Cypariss. L. Alısma plantago L. Butom. umbell. L. Trigloch. palustr. u. maritim. L. häufig bei Beindorf, 175 Zostera marina L. ebendaselbst. Potamoget. bin ich bei Bestimmung trockner Exemplare nicht sicher gewesen. Spargan. simplex u. ramos. L. Thypha latifol. L. Acor. Cal. L. Von der schönen Familie der Orchid. die in der Hall. Flora so reichhaltig zu finden, ist hier nur wenig zu haben. Ich habe nur Orch. Morio, maculata,| selbst diese nur sparsam u. latifol. L. u. Platanthera bifol. R.| auch erst bei Rammstädt. Iris pseud-acor. L. Convall. majal. u. multifl. L. Smilacina bifol. DC. Rammstädt. Ornüthogal. umbell. L. auf den Festungsgräben. Gagea lutea u. pratens. L. Die Juncaceen und Cyperaceen finden wir hier stark re- präsentirt und zwar in nächster Nähe Magdeburgs, theils in den Festungsgräben, theils in den feuchten Wäldern vom Herren- kruge — Elbenau. Juncus conglomerat. L. effus. L. glauc. L. lamprocarp. E. compres. L. Tenageia E. u. bufon. L. J. Gerardi Loisl. Salzboden bei Beindorf. Luzula pilos. W. u. campestr. DC. bei Krakau und Beindorf. Heliochar. palustr. R. Br. acicular. R. Br. ovata R. Br. uniglum. Link. Cyperus flav. u. fusc. L. hinter dem Herrenkruge (Richters Kaffee- garten). Scirpus setaceus L. bei Sülldorf. lacustr. Tabernaemont. Gmel. ma- ritim. L. silvatic L. compress. Pers. in Menge bei Beindorf. Eriophor. angustifol. Rth u. latifol. Hpp. (bei Rammstädt). Carex arenaria L. sehr häufig bei Randau, vulpina L. muricata L. paniculat. L. Schreber. L. stellulat. L. canescens L. vulgar. Fr. strieta Good. acuta L. montana L. praecox. Jacg. panicea L. glauca Scop. pallescens L. Oederi u. flava (beide in den Eller- brüchen 'bei Rammstädt). silvatica ampullac. paludos. vesicar. riparia u. hirta (von letztern eine sehr schwach behaarte Form.) supina L. sehr schön und in grosser Menge in der Nähe des Forsthauses bei Rammstädt). Holoshoenus L. hinter dem Richterschen Kaffeehause auf der Strasse nachı Burg in den Moor- und Torfgräben. Gramineen. Andropogon :Ischaemum L. sehr schön auf den trocknen Hügeln bei Rammstädt. Panicum Crus Galli L. 176 Setaria glauca u. virid. P. B. Phalaris arundinac. L. Anthoxanth. odorat. L. Alopecur. pratens. L. u. geniculat. L. (bei Beindorf sehr häufig). Phleum pratens L. Agrostis vulgar. W. Spica venti P. B. Calamagrostis epigeios Roth. (Louisenthal — Elbenau). Milium eifus. L. Rammstädt. Stypa capillata L. zwischen Klein-Ottersleben und Dodeleben. Phragmites commun. Trin. Aira cristata L. u. cespitosa L. u. canescens L, Melica nutans L. Holcus lanatus L. Avena flavescens L. u. pubescens L. Briza media L. Eragrostis pilosa P. B. Poa annua L. bulbosa L. (b. vivipara Schrd. sehr häufig) nemo- ral. L. trivial. L. u. pratens. L. Glyceria spectabil. M. u. Koch. fluitans R. Br. distans Whbg. u. aquatica Prsl. besonders häufig bei Beindorf an den salzigen Gräben. Dactyl. glomerata L. Cynosurus cristat. L. Festuca ovina L. arundinacea Schrb. u. elatior L. Bromus mollis L. (bei Beindorf ganze Wiesen überziehend.) steri- lis L. u. tector L. inermis Leyss. Triticum repens L. Hordeum murin. L. Lolium perenne L. Elymus arenarius L. Viele Exemplare waren zahlreicher mit Mutter- korn versehen. Cryptogamia. Was zunächst die Filices anbelangt, so ist ihr Vorkom- men ein sehr vereinzeltes und beschränkt sich auf folgende wenige Arten: Cystopteris fragilis Bernh. Asplenium Ruta muraria L. - - Trichomanes L. - — septentrionale L. Polypodium vulgar. L. Polystichum Filix mas Rth. Asplenium Filix femina Bernh. sämmtlich in den Festungswerken; namentlich zwischen dem Ulrichsthor und dem Sudenburger bis an den Wilhelmsgarten hin. 177 Pteris aquilina L. findet sich in den Rammstädter Forsten in grosser Menge. Eine merkwürdige Form von letzterem sammelte ich (in mehreren Exemplaren) in den Lindhorster Ellernbrüchen. Dieselbe glich in ihrem ganzen Habitus vielmehr dem Polyst. filix mas. Rth., insofern sich aus dem Rhizom gleich unmittel- bar an der Erde mehrere Wedel vollständig entwickelt hatten und zu der Zeit die schönste Fructification zeigten. Obwohl nun hinsichtlich dieser kein Zweifel vorhanden, so waren an dem Laube ebenfalls auffallende Abweichungen vorhanden. Während bei dem gleichzeitig in Rammstädt gesammelten Exemplaren die Fiederchen stumpf, so waren sie hier spitz und scharf getrennt. — Ich sah mich dadurch veranlasst, dem Herrn Dr. Garcke mehrere Exemplare einzusenden, der selbige nach genauer Untersuchung für Pter. aquilina L. bestimmte, wiewohl er die eigenthümliche Abänderung zugab. Lyecopodiac. habe ich nicht gesehen, wohl aber fand ich in den Tei- chen u. Gräben bei Pechau Salvinia natans Hoffm. sehr häufig u. mit schöner Fruchtbildung. Von Botrych. Lunaria u. Ophiogloss. vulgat. liegen mir hier gesammelte Exemplare vor, doch konnten mir die Standorte nicht bezeichnet werden. Musci. Schliesslich erlaube ich mir noch ein Verzeichniss der hier gefundenen Laubmoose beizufügen, bemerke aber gleich- zeitig, dass dasselbe nur unvollständig und wenig massge- bend für die hiesige kryptogamische Flor sein kann, da dasselbe sich lediglich auf die von mir selbst gesammelten beschränkt. Natürlich reichen die wenigen freien Tage eines an das Geschäft gebundenen Apotheker-Gehülfen während eines einzigen Sommerhalbjahres nicht hin, ein so weites Feld genügend zu erforschen. Phascum bryoides Hornsch. | Klinke-Graben zwischen Lemmsdorf cuspidat. Schreb. und Klein-Ottersleben. Leucobryum vulgare Hampe (Dieran. glauc.) Fichtenwälder bei Rammstädt (sin. frct.) Funaria hygrometrica. Hedw. 12 178 Physomitrium pyriforme Brd., Festungsgräben, bei Lemsdorf etc. Mnium cuspidatum Hedw. undulat. Schreb. Tetraphis pellucida (Georgea Mnemosym Ehrh.) Sp. ce. fruct. sehr schön und oft in den Ellernbrüchen bei Rammstädt. Catharinea undulata Hedw. Polytrich. aloides Hedw. (Lehmgruben bei Beindorf). commune L. gracile Menz. | Ranımstädt. piliferum Schreb. Bryum nutans Schreb. caespititium L. argenteum L. an den Festungsgräben. intermedium Brd. inclinatum Br. et Schimp. crudum Schreb. Rammstädt. pseudo-triqueir. Hdw. Wiesen zwischen Beindorf u. Sohlen häufig. elongatum Dicks. am Teiche innerhalb der Festung zwi- schen dem Ulrichs- u. Neustädter Thor. carneum L. Herrenkrug an der Eisenbahn. Dieranum scoparium Hedw. Rammstädt. undulatum Schrd. auf Strohdächern in Klein-Ottersleben. Bruntoni Sm. (Didymodon obscur. Khlf.) Festungswälle. Angstroemia heterromalla C. M. ebendaselbst. Encalypta vulgar. Hedw. Ceratodon purpur. Brd. Barbula muralis Tim. rigida Hedw. subulata Hedw. ruralis Hedw. apiculata ad Kl.//Oltersleben. Pottia truncata Brd. | Herrenkrug — Elbenau. Festungsmauern. Strohdächer. Gartenmauer. an verschiedenen minutula Hmpe. I Orten. lanceolata C.M. (AnacalyptaBr. et Schp.) Pott. Heimii Fürnr. sehr schön und häufig am Klinke-Graben hinter der Sudenburg; auch dicht bei Beindorf in der Nähe der Mühle an der Sülze. Trichostomum rubellum Rabenh, die ganzen Festungswälle überzogen. Orthotrichum affıne Schrd. striatum Schrd. diaphan. Hedw. Grimmia pulvinata Hook et Tayl. leucophaea Grev. canescens C. M.) sine fruct, sandige Fichtenhölzer bei lanuginos. C. M. Rammstädt. Hypnum viparioid. var. B. Klein-Ottersleber Teich. ruscifol. Dick. sin. fr. Lemsdorfer Brunnen. serpens Hedw. lutescens Huds. auf Mauern. purum L. Schreberi L. intricatum L. praelongum L. squarrosum L. Herrenkrug. cordifolium Hedw. triquetrum L. tamarisciuum Hedw.) in Menge in den Festungsgräben am cuspidatum L. Ulrichs-Thore. commutatum Hdw. c. fr. filieinum L. s. fr. Leskea sericea L. trichomanoides Hedw. paludos. Hedw. Neckera viticulosa Leys. Leucodon sciuroides Schweg. S. e) ebendaselbst. Climacium dendroides Web. et M. Fontinal. anlipyretica L. Von Lebermoosen findet sich innerhalb der Festungswälle Grimaldia hemisphaerica Ldbe. Marchantia polymorpha L. Ausserdem habe ich eine Parthie Jungermannia gesammelt, die aber noch unbestimmt sind. im Elbenauer Holze ziemlich häufig. Wiesengräben vor Sohlen. Herrenkrug. beide häufig und mit Fruchtbildung. 12* 180 Die Goniatiten und Teratiten in ihrem Verhältnisse zu den Familien der Ammoniten von €. G. Giebel. Während die älteren Paläontologen bis Bruguiere Nau- tiliten und Ammoniten steis nur durch den Grad und die Art der Involubilität von einander schieden, wagten es allein Baier in seiner Oryctographia norica 1710 und mehr denn hundert Jahre später Reinecke in der kleinen Monographie Maris protogaei Nautili et Argonautae 1818 jene Trennung als auf einen unwesentlichen Character begründet zu ver- werfen und die Ammoniten generell mit den Nautiliten zu vereinigen. Der Letztere wies aber zugleich auf den gesetz- mässigen Verlauf der Nahtlinie der Kammerwände bei den Ammoniten hin und lenkie dadurch die Aufmerksamkeit auf einen nachmals so wichtig gewordenen Character. Schon de Haan unterschied darauf zwei Familien, nämlich die Ammonitea als mil septis margine foliaceolobatis und die Goniatites characterisirt mit septis angulatis vel undulatis. Das spirale Gehäuse der Gonialiteen war völlig involut bei der Gattung Goniatites und bestand bei der Gallung Cera- fites aus nur zur Hälfte involuten Umgängen. Der Cha- racter der Nautileen wurde in septa integerrima gelegt. Wenn nun auch durch diese Feststellung neuer Familien und Gattungen ein wesentlicher Fortschritt in der Erkenntniss der Ammoniten gemacht war: so beruhte dieselbe doch auf so einseitigen Characleren, dass eine Revision nicht lange ausbleiben konnte. Schon ein Jahr darauf ordnete d’Orbigny in seinem tableau des Cephalopodes 1826 die Familien und Gattungen neu. Die von de Haan nicht beachteten später als Clymenien aufgeführten Nautilen gleichfalls mit septis angulalis vel undulatis wurden als Aganides zugleich durch den ventralen Sipho ausgeschieden, ebenso die Familie der Ammoneen und Gonialiteen unter dem Character der zacki- gen Nahtlinie und des dorsalen Sipho vereinigt. Geoniatiten, 181 Ceratiten, Globiten und Planuliten waren nunmehr blosse Gruppennamen für die Arten der einzigen Gattung Ammonites. L. v. Buch’s classische Abhandlung begründete d’Orbigny’s Familie der Ammoneen und deren typische Gattung Ammo- nites noch mehr und ordnete die Arten der letztern zuerst in natürliche Gruppen. Diese Gruppen sind natürliche, weil sie auf alle wesentlichen Charactere der Arten, nämlich auf die Form des Gehäuses und seiner Umgänge, auf den äus- sern Schmuck und auf den Verlauf der Nahtlinie sich stützen. Daher konnte der seit ihrer Aufstellung entdeckte, unge- heure Reichihum an Formen wohl neue Gruppen hinzufügen, aber die Charactere der ursprünglichen nicht als unhaltbar nachweisen. Unter diesen Familien sind auch de Haan’s Goniatiten und Ceratiten aufgeführt, aber freilich in einer völlig neuen Gestalt, so dass sie kaum mehr als den Namen mit de Haan’s Gatlungen gemein haben. Denn das ursprüng- lich Bestimmende der Ceraliten, die halb involuten Umgänge tritt als unwesentlich zurück und an deren Stelle werden die Zähne am Rücken der Schale, die runden ungetheilten Sältel und die schwach gezähnten Lappen der Nahtlinie characteristisch, sowie das Vorkommen in Muschelkalk. In- gleichen verschwindet die völlige Involubilität der Umgänge bei den Goniatiten, sie erhalten vielmehr eine völlig unge- zähnte Nahtlinie, einen dünnen und schwachen Sipho, sehr feine Streifen oder seltener Falten auf der Schalenoberfläche, die sich auf den Seiten nach vorn, auf dem Rücken ab- weichend von allen übrigen Ammoniten stets nach hinten biegen, und das geognostische Vorkommen wird auf die Schichten unterhalb der Steinkohle beschränkt, Der Form des Gehäuses, der Involubilität und Grössenzunahme der Umgänge, der Form und dem gegenseitigen Verhältniss der Lappen und Sättel wird hier keine Bedeutung zugeschrieben, wiewohl dieselbe bei den übrigen Familien der Ammoniten ihre gerechte Aufnahme fand. Die Wichtigkeit der Gonia- titen und Ceratiten durch ihre bestimmte Verbreitung für die Geognosie überwog indess so sehr, dass man beide als besondere Gattungen gegen L. v. Buch’s ausdrückliche Be- 182 stimmung aufnahm. Von langer Dauer war aber der geog- nostische Character nicht. Die Schichten von St. Cassian und der Alpenkalk lieferten zahlreiche Goniatiten und Cera- titen zugleich mit Ammoniten und es fehlte nicht an scharf- sinnigen und wunderlichen Erklärungen des dadurch ver- letzten Gesetzes. Die Thatsache aber stand fest und jene Familien verloren ihre sirenge geognostische Verbreitung. L. v. Buch hat sogar in seiner letzten Abhandlung über Ceratiten nachgewiesen, dass diese ebensowohl unterhalb des Kohlengebirges als auch noch im Kreidegebirge vorkommen, freilich änderte er in dieser Arbeit den Begriff der Gonia- titen und Ceratiten elwas. Zu den ersiern rechnet er nun- mehr blos diejenigen Formen, „welche mit einem Sipho und demgemäss auch mit einem Dorsallobus versehen sind, dabei aber die Seitenloben mit zusammenlaufenden Seiten besitzen, unlen etwas ausgeschweift, einer Schuhsohle ähnlich, welche im Grunde zu einer Spitze sich vereinigen. Auch die Sältel sind gewöhnlich auf den Seiten nicht breit, zuweilen sogar spitz; aber lange ehe der leizie Lobus oder Einschnitt der Seite die Naht berühri, erhebt sich ein breiter gewölbter Sattel, dessen Schenkel sich in der Naht verbirgt genau wie in den gewölbten Clymenien.*“ Alle Formen, bei welchen die Loben bis in die Naht fortgehen und als Hülfslappen angesehen werden können, müssen dagegen den Ceraliten beigezähli werden. Bei diesen gehen auch alle Falten, Streifen und Knoten der Seiten nach vorn hin, nicht rück- wärts, Die Lappen haben eben die nach innen zu einge- bogenen Seiten, welche bei Kreideceraliten so auffallend hervortreien. Zu dieser Unterscheidung wird jedoch hinzu- gefügt, dass die Lappen der Gonialiten und Ceraliten un- merklich in einander übergehen und die wesentlichen und durchgreifenden Kennzeichen beider nur schwierig fesizu- stellen sind. Abweichend hiervon legen die Gebrüder Sand- berger bei der Bestimmung der Gonialiten ein grosses Ge- wicht auf die Dute der Kammerwand, durch welche der Sipho hindurch geht und auf die ovale oder kugliche Ge- stali der Anfangskammer des Gehäuses. Zugleich versetzen 183 sie ihre Gattung Gonialites weit weg von den Ammoniten zu den Nautilinen neben die Clymenien. Es ist meine Absicht nachzuweisen, dass die Goniatiten und Ceratiten nicht nur nicht, wie L. v. Buch wiederholt ausgesprochen, eigenthümliche, von Ammonites verschiedene Gattungen sind, sondern dass sie weder in ihrer frühern noch spältern Bedeutung nicht einmal als natürlich begrün- deie Familien, den übrigen Familien der Ammonitenarten gegenüber betrachtet werden können, vielmehr in einem streng natürlichen Sysieme aufgelös’t und zum Theil an die jüngeren Ammonitenfamilien vertheill werden müssen. Ich erkenne trotzdem an und bemerke schon hier im Voraus, dass die Gonialiten und Ceratiten, in welcher Bedeutung man sie auch nehmen mag, als die ältern Ammoniten uns die frühern Eniwicklungsstufen der spätern darstellen, dass sie insbesondere die allmählige Entwicklung der Falten der Kammerwände zeigen, dass die Goniatiten endlich eine grös- sere Verwandschaft mit Nautilus offenbaren als alle übrigen Ammoniten. Prüfen wir zunächst die Charactere der Ceratiten. In ihrem frühern Umfange, auf den A. nodosus des Muschel- kalkes fast beschränkt, waren die im Grunde gezähnten Lappen, die runden Sättel und die Zähne am Rücken der Schale die wesentlichen Charactere. Gr. Münster beschrieb nun Arien ohne Rippen und Zähne wie den A. sulcıfer, A. Achelous, A. irregularis, Arten mit fünf Höckerreihen statt der Zähne wie A. Münsteri, bei andern Arten stieg die Zähnelung aus dem Grunde der Lappen an deren Wän- den empor; so bei A. Agenor und A. Jarbas, sie verbreitete sich sogar über die Sättel hinweg bei A. Aon und A. fur- cafus. v. Klipstein’s A. brevicostatus, A. infundibuliformis, A. Zeuschneri, A. Karsteni u. a. boten gleiche Verhältnisse. Bei allen ändert trotz der einfachen Zähnelung der Naht- linie der äussere Schmuck, die Form und Involubilität der Umgänge auffallend ab. Noch mehr, wir haben Gonialtilen, alte und ächte, mit Zähnen im Grunde der Lappen, den A. miwolobus, A. spirorbis, A. Looneyi, A. Gülbertsont, 184 i A. nitidus, A. Kinyanus, A. Orbignyanus u. a. In der spä- tern Definition L. v. Buch’s werden die Zähne am Rücken den Ceratiten genommen. die Zahl der Loben ist mindestens die gesetzliche, die Falten, Streifen und Knoten der Schale gehen nach vorn und die Loben haben nach innen zu ein- gebogene Seiten ohne Zähne und zahnlose Sättel. Der leiz- tere Character, die ungetheilten Sättel, fällt bei A. syriacus, die gezähnten Lappen fehlen bei A. Vibrayeanus und A. Ewaldi. Unter den oben angeführten Arten von Si. Cas- sian finden wir mehrere, denen die Lappen mit nach innen zu gebogenen Seiten fehlen bei Anwesenheit der übrigen Charactere. Bei A. pessoides, A. mixolobus und andern frühern Goniatiten, die wegen der Form ihrer Lappen nun zu den Ceraliten gestellt werden, geht die Streifung der Schalenoberfläche auf dem Rücken nach hinten und nicht wie bei den übrigen nach vorn. Warum, fragen wir uns, soll bei den Ceratiten nur die Wand der Loben und höch- stens noch ihre Zähnelung und die ungezähnten Sättel das Bestimmende sein, während bei Fimbriaten, Amaltheen, Arieten, Planulaten und den übrigen Familien zugleich noch die relative Grösse der Lappen und Sättel, die Form und Involubilität der Umgänge, die Zeichnung ihrer Schale zur Feststellung des Familien - Characters benutzt wird? Sollen wir eine Familie durch einseitige Charactere gewaltsam auf- recht erhalten, weil sie früher in ihrem Vorkommen auf den Muschelkalk beschränkt, also geognostisch gui war, jetzt aber auch in andern Formationen Repräsentanten zeigt? Die Geognosie konnte damals noch die Rechte dieser Fa- milie stützen, jetzt nicht mehr. Wir würden abgesehen von Alle dem gern den Characteren der Ceratiten eine wesent- liche Bedeutung zuschreiben, wenn aus denselben auf eine wirklich eigenthümliche Organisation der Thiere geschlossen werden könnte. Die Richtung der Wände in den Seiten- lappen ist für viele Arten völlig bedeulungslos, wie wir bei den Goniatiten sehen werden; die Zähnelung der Lappen und Sättel — die jungen Jura- und Kreideammoniten haben sie ebenfalls und ändern sich nicht specifisch, indem sie bei 185 weiterem Wachsthum die Zähne zu Fingern, Armen und Aesien vergrössern und Lappen und Sättel mehr und mehr zer- spalten. Hiernach halte ich es für natürlich und nothwendig, den Massstab der Jura- und Kreidefamilien auch an die Am- moniten des Muschelkalkes, an die Ceratiten überhaupt an- zulegen, um so mehr, da kein einziger beachtenswerther Grund für ihre generelle Trennung von Ammonites beige- bracht werden kann. Der A. parcus z. B. hat wenig in- volute, runde Umgänge mit feinen (Querstreifen auf der Schalenoberfläche, keine Hülfslappen und einen schmälern und kürzeren Rücken - als Seitenlappen. Er hat also die wesentlichen Charactere der Fimbriaten und kann bei einer wirklich naturgemässen Anordnung der Ammoniten nur ihnen untergeordnet werden. Die einfache Zähnelung im Grunde der Lappen haben alle Fimbriaten in der Jugend und Nie- mand wird den Sohn, der den Vater in irgend einer Eigen- schaft übertrifft, deshalb aus der Familie ausscheiden, mit der er durch die natürlichen Bande verknüpft ist. Der A. nodosus hat die Involubilität und Form der Umgänge, sowie der Mündung, die Rippen, Höcker, Hülfslappen und das Ver- hältniss des Rücken- zum Seitenlappen, ganz ebenso wie diese Eigenthümlichkeiten als characteristisch für die Familie der Ornaten angegeben werden und es ist kein Grund vor- handen ihn von diesen zu trennen. Ebenso innig schliesst sich der A. semipartitus den Dentaten an, der A. syriacus der Angulicostaten, der A. Jarbas den Heterophyllen und so wird es nicht schwer fallen, allen Ceratiten ihre natür- liche Familie anzuweisen, sobald man die Bedeutungslosig- keit der Zähne in ihren Lappen erkannt hat. Für die Goniatiten ist zunächst die von Quenstedt be- obachtete Siphonaldute der Kammerwände zu beachten, denn sie wird von Sandberger als wesentlicher Unterschied bei der generellen Trennung der Goniatiten hervorgehoben. An ihrer Existenz zweifle ich nicht, seit dem ich die Exemplare in der reichhaltigen und schönen Sammlung der Verfasser der Nassauischen Monographie gesehen, aber eine generelle 186 Bedeutung kann ‘auch ich ihr nicht einräumen, denn die prächtigen Goniatiten ohne Siphonaldule in andern Samm- lungen beweisen zur Genüge, dass die Dute, ohne die Na- tur des Goniatiten zu ändern, auch fehlen kann. Der Sipho geht bei den Nautileen bald durch eine einfache Oeffnung in der Kammerwand, bald setzt sich deren Rand in einen kürzern oder längern Cylinder fort, ebenso rückt bei den Ammoniten der Sipho aus dem Einschnitte der Kammerwand in eine am Rande derselben gelegene Oeffnung und ver- längert dieselbe auch wohl dutenförmig, zumal bei den den Nautilen näherstehenden ältesten Ammoniten, in einer Zeit, in welcher die Natur zum ersten Male den Unterschied zwi- schen Ammoniten und Nautilinen auszuführen sucht. Stehen doch die tertiären Felinen und Caninen einander näher als die lebenden, die Krokodile und Eidechsen der secundären Periode einander näher als die der Gegenwart. Nach Al- lem, was wir über die Bedeutung des Sipho für das Thier des Nautilus und Ammonites ermitteln können, ist die kleine Siphonaldute, wie sie bei einer Anzahl Goniatiten vorkömmt, weder von specifischer noch von genereller Wichtigkeit und wir lassen sie bei der systematischen Besiimmung ganz un- berücksichtigt. Ein andrer, mehr durchgreifender, aber gleichfalls nau- tilinischer Character der Goniatiten liegt in dem Verlauf der Wachsthumslinien oder Falten auf der Schalenoberfläche. Er ist durchgreifender, weil der bei den meisten devonischen und Kohlengoniatiten, deren Gesäuse unversehrt vorliegt, beobachtet wurde und deshalb wird er als allen Arten all- gemein und unabänderlich zukommend bezeichnet. Ich will hiegegen nicht einwenden, dass wir viele, sehr viele Arten nur in schalenlosen Steinkernen kennen und unter diesen möglicher Weise und selbst wahrscheinlich noch mehrere sich finden möchten, deren vollständiges Gehäuse ächt am- monitische d. h. auf dem Rücken nach vorn gebogene Wachs- thumslinien haben könnten; ich muss aber zur Würdigung dieses Characters für die Systematik den ächten Goniatiten aus dem Alaunschiefer von Choquier, A. Listeri, anführen, 187 bei welchem ein und dasselbe Exemplar anfangs auf dem Rücken nach vorn gebogene, dann geradlinige und zuletzt nach hinten gebogene Falten hat. Mit Recht bemerkt daher Beyrich, dass man auf die Richinng der Streifen oder Falten der Schale bei Unterscheidung der Goniatiten von den übrigen Ammoniten kein grosses Gewicht legen darf. Diese Beob- achtung steht nicht isolirt da. Von keinem einzigen Gonia- titen unter den alpinen und aus der Kreide ist die nach hinten gerichtete Rückenbiegung der Streifen bekannt, sie verhalten sich in dieser Hinsicht wie die jurassischen Ammo- niten. L. v. Buch konnte daher wegen dieses Characters sehr wohl devonische Arten zu den Ceraliten stellen. Ich räume ihm keine grössere Bedeutung ein als der Siphonal- dute. Er zeigt die Annäherung der ältern Ammoniten an die Nautileen im Allgemeinen, ohne eine entscheidende Be- stimmung für die Ammonitenarten unter einander. Zu ihm in nächster Beziehung steht der auffallende Mangel von Rippen, Höckern und Stacheln bei den Goniatiten. Zahl- reiche postdevonische Arten schmücken sich aber ebenso prächtig und reich mit Rücken und Höckern wie die schön- sten jurassischen Ammoniten. Selbst die devonischen: @. subarmatus, G. carinalus,. @. speciosus, @. bimpressus u. a. haben eine sehr markirie Rippen- und Höckerbildung. Der Verlauf der Nahtlinie endlich in den zahnlosen und ungelheilten Lappen und Sätteln, von Anfang her als ein ausgezeiehneter Character der Goniatiien gepriesen, erweis’t sich bei näherer Prüfung gleichfalls unhaltbar und bedeu- tungslos für die Familienbestimmung. Der Mangel der Zäh- nelung ist durch zahlreiche Arten, wie @. Kinganus, @. Or- bignyanus, und andere zum Theil oben angeführte als un- wesentlich bezeichnet worden. Wie die Zähnelung zeigt sich auch die einfache Theilung der Lappen und Sättel ohne Rücksicht auf die anderweitige Beschaffenheit des Gehäuses 2. B. bei @. pisum, @. Pressli, @. Bucklandi, @. Roemer:i. Oft suchte man freilich diese Theilung dadurch zu wider- legen, dass man den theilenden Secundärlappen im Rücken- sattel für den ersten Seitenlappen nahm und auf diese Weise 188 das natürliche Gesetz im Verlauf der Nahllinie aufhob. Aber abgesehen von dieser Zähnelung ist bei den Goniatiten auch das gegenseitige Grössenverhältniss der Lappen und Sättel sowie deren Anzahl niemals berücksichtigt worden, während bei den jurassischen Familien ein grosses Gewicht auf den hohen Rückensattel, auf den Mangel oder die grosse An- zahl der Hülfslappen gelegt wird. So steht daher der @. subnautilinus nur mit dem Rückenlappen und ohne deutliche Seitenlappen, und der @. lateseptatus ohne alle Andeutung von Seitenlappen neben @. multilobatus mit 12 Seitenlappen. Die schmalen und hohen Sättel nebst den tiefen Lappen des @G. crenistria und des eben erwähnten @. multilobatus stehen neben den flachen des @. retrorsus. Alle Verhältnisse, die überhaupt in der relativen Grösse der Lappen und Sättel beobachtet werden, sind unter den Goniatiten vereinigt und da die systematische Bedeutung derselben doch auch gewür- digt werden soll: so werden sie zur Unterscheidung von Goniatiten-Familien gewählt, daher Orenati, Lingulati, Irre- yulares, Simplices, Lanceolati u. a., die also ebenso einseitig und unnatürlich bestimmt sind wie die Gonialiten selbst. Wenn endlich L. v. Buch in seiner letzter Abhandlung den breiten gewölbien Sattel, dessen Schenkel sich in der Naht verbirgt, und die Seitenloben mit zusammenlaufenden Seiten und unten einer Schuhsohle ähnlich für die Goniatiten bean- sprucht: so sprechen dagegen zahlreiche Arten ohne breiten und überhaupt ohne einen solchen Sattel wie G@. multiloba- tus, @. tuberculatus, G. tridens, @. serratus, @. Roemeri, G. arquatusu. v. a. Wir müssen uns also gestehen, dass die Gonialiten in ihrem bisherigen Umfange eine auf einseitige, höchst ver- änderliche und selbst bedeutungslose Charactere begründete und den übrigen Ammonitenfamilien gegenüber höchst un- nalürliche Gruppe ist, zugleich aber auch einräumen, dass bei ihnen mancher Character, der bei den spätern Arten constant wird, noch schwankt und die natürliche Anordnung erschwert. Es verhält sich mit den ältern Ammoniten ganz ebenso wie mit den ältern Nautilinen und dem ersten Auf- 189 treten der Gattungen und Familien überhaupt. Wie die Go- -niatiten sich den Nautilen nähern, so bieten umgekehrt die ältesten Nautilen merkwürdige Annäherungen zu den Am- moniten. Diese in der Entwicklung des organischen Lebens tief begründete Erscheinung, diese innigere Verwandtschaft der Formen hat die Systematik sehr wohl zu berücksich- ligen, aber sie darf dieselbe nicht einseitig zum alleinigen Gegenstande ihrer Untersuchung wählen. So wenig der A. capricornu mit dem A. Metternichi bei einer natürlichen Anordnung der Ammonitenarien in ein und dieselbe Familie gestellt werden darf, ebenso wenig lässt die Vereinigung des nicht involuten, kantigen, geripplen, sparsam lappigen G. Pressli mit dem sehr involuten, schmalrückigen, flachen, glatten und viellappigen @. multilobatus verantworten. Ich halte daher die Auflösung und Vertheilung der Goniatiten an die übrigen Familien der Ammoniten für nothwendig. Aber freilich ist bei dem ungeheuren Formenreichthum der Goniatiten die Vertheilung nicht so leicht als bei den Ce- ratiten und wird noch dadurch besonders erschwert, dass viele nur ungenügend, in einzelnen, oft schlecht erhaltenen Exemplaren bekannt sind. Trotz dem gebe ich hier einige Andeutung in der Hoffnung, dass dieselben bald eine gründ- liche Prüfung und specielle Durchführung eines reicheren als mir zu Gebote stehenden Materiales veranlassen möge. Die Gruppe der Serrati bei Sandberger enthält als ty- pische Art den A. multilobatus bei Beyrich. Der Character derselben liegt in dem flach scheibenförmigen Gehäuse mit komprimirtem, kantigen Rücken und glatter Schale, in den sehr involuten Umgängen und in der viellappigen Nahtlinie, deren Lappen nicht wie in der Regel vom Rücken- oder ersten Seitlenlappen bis an den Nabel an Grösse abnehmen, sondern bis auf die Seitenmitte an Grösse zu- und erst dann abnehmen, also drei Stufen darstellen. Diese Eigen- thümlichkeiten finden wir vereinigt bei dem A. Metternichi, der als Typus einer besondern Familie und mit Recht be- trachtet worden ist. Ich wähle die Bezeichnung Multilobati für dieselbe und ordne ihr die dem A. multilobatus ver- 190 wandten Goniatiten wie den A. chemungensis, A. multisep- tatus, A. Orbignyanus und gleichfalls die Verwandten des A. Metternichi als den A. imperator und A. Layeri bei. Die sehr wenig involuten, flachseitigen Gehäuse mit kantig abgesetztem, flachem oder selbst eingesenktem Rücken und radialen Rippen auf den Seiten, die gern von einem Höcker ausgehen oder mit einem solchen enden und deren Nahtlinie in der Regel nur die sechs Hauptlappen bildet und von diesen den ersten seitlichen als den grössten zeigt, in- dem zugleich der Rückensattel meist sich spaltet, diese so beschaffenen Arten finden in keiner jurassischen oder Kreide- familie eine natürliche Stelle. Ihre Charactere sind so eigen- thümlich, dass sie die Aufstellung einer besondern Familie er- heischen. Ich vereinige daher den A. speciosus, A. vinctus, A. Pressli, A. subcarinatus, A. intermedius, A. subarmatus, 4A. pessoides, A. ceratitoides, A. trullatus und A. masximus in die selbstständige Familie der Angulati nach der Form ihres Gehäuses und der Lappen ihrer Nahtlinie so benannt. Der A. subnautilinus, bis auf den tiefen Rückenlappen und die convexen Kammerwäude aller Ammoniten - Charac- tere beraubt, ist somit diejenige Art, in welcher die Nau- tiliten-Aehnlichkeit ihren höchsten Grad erreicht. Es reihen sich ihr eine grosse Anzahl gleichartiger Arten an, in denen die Verwandtschaft zwar allmählich lockerer wird, doch aber immer noch unverkennbar hervortritt. Grosse Involubilität, schnelles Wachsthum, abgerundete bald comprimirte, bald deprimirle Umgänge, gänzlicher Mangel an Rippen, Höckern und Zähnen, eine naulilinische Nahtlinie mit ein oder zwei nur ausnahmsweise noch einem dritten Seitenlappen sind die allgemeinen Charactere der subnautilinen Ammoniten, welche zugleich verhindern, dieselben den spätern Familien unter- zuordnen. Ich nenne sie Subnautilini und nicht Gontatites, weil diese letztere Benennung ganz unpassend ist, denn die typischen Arten haben keine geknickte Nahtlinie und die spitzwinklige Form der Lappen und Sättel ist hier ganz be- deutungslos. Auch ist der mit der Benennung der Gonia- liten verbundene Begriff bereits fünf Mal wesentlich modifi- 191 cirt worden und würde auf die ganz beschränkte Familie der Subnaulilinen angewandt die grössten Missverständnisse veranlassen. In dieser ältesten Familie tritt das Grössen- verhältniss und die Form der einzelnen Lappen und Sättel in der Nahtlinie noch nicht characteristisch hervor, denn es schwankt bei den Exemplaren ein und derselben Art noch auffallend, wie bei A. retrorsus u. a. so überraschend und entschieden nachgewiesen worden ist. Dennoch liesse sich vielleicht die Familie noch in zwei gleichwerihige auflösen, wenn man zwischen der regelmässigen Lappenbildung, welche die gesetzliche Anzahl der sechs Hauptlappen überschreitet und der Form des Gehäuses einerseits und der unregelmäs- sigen Nahtlinie mit höchstens sechs Hauptlappen sowie deren Gehäuse andrerseits einen innigen Zusammenhang, eine ge- selzmässige Abhängigkeit nachweisen könnte. Auch die vielen ungenügenden Abbildungen und Diagnosen angewiesen, bin ich ausser Stande diese Trennung mit Erfolg durchzuführen und nehme daher lieber zwei Formenreihen unter den Sub- nautilinen an, die von A. Becheri und A. subnautilinus aus- gehen und, wie es mir scheint, durch eine Anzahl“von For- men innig mit einander verbunden sind. Viele der hieher gehörigen Arten bedürfen indess einer gründlichen Revision und wird sich durch eine solche die Anzahl noch beträchtlicher verringern als ich es mit dem geringen Material wagen durfte. Die Arten sind: A. Hens- lowi, A. Münsteri, A. orbicularis, A. sphaeroides, A. cla- vilobus, A. planus, A. mammilifer, A. biferus, A. retrorsus, A. rotatorius, A. cancellatus, A. Belvalanus, A. subinvo- lutus, A. atratus, A. carina, A. carinatus, A. intumescens, A. orbiculus, A. nummularius, A. aequabilis, A. primordialis, A. forcipifer, A. vittiger, A. uchtensis, A. lamellosus, A. paucilobus, A. implicatus, A. vesica, A. platylobus, A. reti- culatus, A. spaericus, A. Listeri, A. Jossae, A. Gibsoni, A. Dannenbergi, A. lateseptatus, A. expansus, A. Achelous uva Durch die eben bezeichneten drei Familien ist die grösste Anzahl der Gonialiten eingeordnet und die Stelle der noch 192 übrigen lässt sich leicht ermittteln. So fällt A. ophideus, A.-cyclolobus, A. mixolobus, A. spirorbis unter die Fim- briaten, A. pisum unter die Heterophyllen, A. Eryx, A. Be- aumonti, A. infrafurcatus unter die Faleiferen, A. princeps unter die Macrocephalen, A. Rosthorni unter die Planulaten U.uS..f. In dieser neuen Anordnung ist nun das bisher gültige Gesetz über die geognostische Verbreitung der Familie auf- gehoben worden. Es verhält sich jedoch mit dieser Auf- hebung nicht anders als mit der frühern, welche das anfangs auf den Jura beschränkte Vorkommen einiger Familien auch auf das Kreidegebirge ausdehnte. Der Proterosaurus war nur so lange das älteste Amphibien, als der Archegosaurus noch unbekannt war. Zwingt uns die Aehnlichkeit der For- men eine Familie in das Kreidegebirge fortzusetzen: so darf dieselbe uns nicht abhalten den Anfang in den Muschelkalk und noch tiefer zu verlegen. Jede grössere Familie wird, wenn sie genügend bekannt ist, ihre eigene geologische Entwickelung durch mehrere Formationen hindurch zeigen, während kleinere Familien, deren Charactere den Arten einen engern Spielraum gewähren, immer auf einige und selbst eine einzige Formation beschränkt bleiben werden. Durch die Auflösung der Ceratiten und Gonialiten ist endlich auch die bisherige rein geognostische Anordnung der Familien überhaupt gestört worden. Vom zoologischen Standpunkte aus liess sich die übliche Reihenfolge, in welcher die Gonialiten den Anfang machen, dann die Ceratiten, Arie- ten u. s. w. folgen, nie rechtfertigen. Das Verschwinden jener Familien wird daher auch den Zoologen nicht über- raschen. Je nachdem man die Galtung Ammonites an die nächst verwandten Crioceraliten oder unmittelbar an die Fa- milie der Naulilinen anschliesst, muss man mit den Fimbriaten oder Subnaulilinen die Anordnung der Familien beginnen und lediglich nach der Verwandtschaft die übrigen anreihen. Der Geognost wird freilich die Stelle der Familien immer durch die Formationen bestimmen und er darf davon nicht abweichen, weil ihm das Alter der Formalionen wichliger 193 ist als die Verwandschaft der in denselben vorkommenden organischen Formen. Ihm wird die zoologische Unter- suchung und Bestimmung der Familien, obwohl die Goniatiten und Ceratiten schon längst ihre engen geognostischen Grenzen überschritten haben, nicht gefallen, weil sie seinen Ansichten von der Bedeutung der Formen, der Arten, Gattungen und Familien widerspricht. Er folgt den neuen Untersuchungen dieser Art nur langsam und trennt sich schwer von dem einmal eingeführten Brauche. Der Bergsturz bei Magyarökerek in Sichenbürsen von & 8, Andrae. er Unter den Naturereignissen, welche im Laufe dieses Sommers Siebenbürgen betroffen und auch die Zeitungen mehr oder weniger in Bewegung gesetzt hatten, sind beson- ders die Bergstürze zu erwähnen. — Die ersten Nachrichten nannten mehrere Punkte, wo dergleichen stattgefunden haben sollten; so an den Quellen der Maros, bei Görgeny, bei Klausenburg und Schällburg. An den ersten beiden Orten beruhen die Angaben nur auf Vermuthungen, wozu die Ver- heerungen, welche in Folge von Wolkenbrüchen durch die dasigen Gewässer hervorgerufen worden sind, Anlass ge- geben haben, denn Referent konnte über diese Vorfälle we- der an Ort und Stelle etwas erfahren, noch durch eigene Anschauung auffinden. Von den Substanzen, welche die Maros in jener Zeit geführt hatte, bewahrte der Herr Apo- theker in Szäszvegen ein Fläschchen auf, dessen Wasser aber nichts weiter als einen dicken, dunkeln und geruch- losen Bodensatz zeigte, der offenbar nur das Residuum hu- moser Stoffe war. Die von den Zeitungen gegebene Mit- theilung, dass damals die Fische in dem Wasser zu Grunde gegangen seien, findet ihre natürliche Erklärung in dem 13 194 Umstande, dass die Respiration jener Thiere wegen der ungeheuren Massen erdiger und vegetabilischer Theile, die durch die gewaltigen Wasserfluthen von den mit ausge- dehnten Waldungen bedeckten Bergen herabgeführt wurden, in Stocken gerieth und den Tod herbeiführte, wesshalb wir nicht erst wie man meinte, solche Stoffe presumiren dürfen, die auf den Organismus absolut schädlich einwirken. Die Bergstürze bei Klausenburg beschränken sich, wenn wir von den Erdfällen, die durch Unterwaschung des Ufers am Fellogras und bei Csucja bewirkt wurden, absehen, auf den in der Nähe des Dorfes Magyarökerek, dessen ich aus- führlicher gedenken will; über das Ereigniss bei Schäsburg ist Referenten nichts näheres bekannt geworden. Das Dorf Magyarökerek, anderthalb Stunden südwest- lich von Bämfi Hungard und 54 Stunde westlich von Klau- senburg gelegen, zieht sich von Norden nach Süden in einem engen Thale hin, dessen Gehänge theils kulturfähig sind und daher auch zum Ackerbaue benutzt werden, theils von Rasen und niederem Strauchwerke bedeckt sind; der Berg- sturz hat an dem westlich vom Dorfe befindlichen Thalge- hänge stattgefunden und zwar zeigt sich, dass der nicht von dem Ereigniss tangirte Theil desselben nahe dem Dorfe einen steilen Absturz macht, während da, wo die Catastrophe Statt haite, ein sanfteres Verflächen vorhanden ist. Im Hin- tergrunde des Gehänges erhebt sich eine Gebirgskelte, welche das davorliegende hügelige Land sehr bedeutend überragt und woran sich das vom Bergsturze beiroffene Terrain mit allmähligem Ansteigen anlehnt, während der andere oben erwähnte Theil einen Rücken bildet, der zwischen sich und der hier sehr steil abfallenden hohen Gebirgskette ein tief eingeschnittenes Thal lässt. Beifolgende Durchschnilte wer- den diese Verhältnisse am besten versinnlichen. Nach glaubwürdigen Aussagen soll sich der bemerkte steile Absturz jenes Gehänges bis nahe an das nördliche Ende des Dorfes erstreckt haben und hier das Ansteigen der obern Fläche so beschaffen gewesen sein, dass dieselbe erst einen kleinen Hügel und dahinter einen grössern ge- 195 bildet habe, wofür auch mehrere Erscheinungen des Berg- sturzes sprechen; es würden demnach die Conturen der Oberfläche eiwa das Aussehen der nachstehenden Figur gehabt haben. Es dürfte zweckmässig sein, zunächst nun die geogno- stischen Verhältnisse des hier in Rede stehenden Gebietes zu erörtern und dann die Catastrophe sowie deren Resultate in Betracht zu ziehen. Die hintere hohe Gebirgskette, welche beiläufig eiwa 2000 Schritt vom Dorfe enifernt sein mag, besteht aus Porphyr (Fig. 1. 2. A.), der nur am Fusse eine Neigung zur Verwitlterung zeigt, oben aber theils in einen kleinsteinigen Gruss zerfällt, theils wenig angegriffen erscheint, daher sanft veränderte Formen darbietet und ebenfalls mit Laubholz und Wiesen bedeckt ist. Am Fusse dieses Por- phyr in der Richtung auf den Bergsturz bemerkt man zu- vörderst bunte, namentlich rothe lettige Schichten (Fig. 1. a.), denen nach unten Bänder aus Nummuliten von Hirsekorn-Grösse, dann Lager aus grossen Nummuliten gebildet, folgen, die durch einen Gruss wiederum kleinerer Arten dieser Gaitung cemen- tirt sind (Fig. 1. b.). Erwähnte Schichten gehören unzwei- felhaft der tertiären Epoche an und haben ein steiles 50 bis 60 Grad betragendes dem Porphyr zugekehrtes West- fallen. Nimmt man von hier aus den Weg nach Magyarö- kerek, so erblickt man schon einige Schritte von der eben betrachteten Stelle zahlreiche Bruchstücke eines sehr dichten weissen Kalksteines, der in Handstücken wenig Ueberein- stimmendes mit ähnlichen Gesteinen der Grobkalkbildungen zeigt, vielmehr ganz das Ansehen eines Liaskalkes besitzt. Man gelangt hierauf alsbald an den Bergsturz und bemerkt, dass derselbe sich ganz im Bereiche dieses Kalksteines be- findet. Von Versieinerungen war darin keine Spur zu ent- decken, wohl aber wurden am südlichen Rande des Ein- bruches seitwärts geschobene Schichtenfragmente beobachtet, die dem Hangenden angehört haben mochten, und deren Kalk mit ziemlich mässigen grauen Hornstein- und weissen Quarzmassen innig verwachsen war. 13* 196 Wie früher erwähnt wurde, verläuft das Terrain des Bergsturzes südlich in einen schmalen Rücken; hier nun, wo der oben beschriebene Kalkstein noch in seinem ursprüng- lichen Schichtenverbande zu Tage tritt, zeigt sich eine ausser- ordentlich deutliche Stralification. Das Gestein ist ungemein zerklüftet und besitzt ein Fallen von 25-—30 Grad, das auf- fallender Weise nach Osten gerichtet, also ein den Numu- litenschichten entgegengeselztes ist (Fig. 1. 2. c.), was ein Grund mehr für Annahme einer ältern Formation sein dürfte. Am nördlichen Ende des Dorfes, unmittelbar dem Berg- sturze gegenüber am Fusse des östlichen Thalgehänges, treten mehrere Grobkalkschichten mit zahlreichen Bruch- stücken von Ostraea Arten hervor, welche wieder ein west- lich gerichtetes, aber minder steiles Fallen, als das der Nu- mulitenstrecken besitzen (Fig. 1. d.). Das Streichen sämmt- licher Schichten geht von Norden nach Süden, also conform mit der Längeausdehnung des Thales und fast parallel mit dem hintern Porphyrzuge. Zufolge Mittheilung eines zuverlässigen Augenzeugen hat. nun die Katastrophe des Bergsturzes damit begonnen, dass am 43. August 1851 Nachmittags nach mehrwöchent- lichem heftigen Regen der kleinere Hügel, unter dem Namen Venyigös bekannt, sich zuerst in Bewegung seizte, worauf dann langsam der grössere, Gelesztäs benannt, nachrückte, und die dazwischen entstandene Kluft ausfüllte, was bis zum 14. August Nachmittags fortdauerte; ein Nachrollen der Trümmer aber fand selbst noch innerhalb der drei nächst- folgenden Tage statt. Diese Darstellung ist um so glaub- würdiger, als sie genau den Verhältnissen entspricht, unter welchen das Ereigniss nur statt gehabt haben kann. Aus dem bisher mitgetheilten ist ganz augenscheinlich, dass zu- nächst die Schichten des vordern Hügels, welche einen steilen Absturz besassen, in ihrem Gleichgewichte gestört wurden, indem der ohnehin schon sehr zerklüftete Kalk durch den andauernden Regen noch mehr seines Bindemittels beraubt und dadurch ein Abrutschen herbeigeführt wurde. — Durch 197 den gewaltsamen Abbruch erschüttert, wurden die dahinter befindlichen Schichtentheile des zweiten Theiles, durch aimo- sphärische Einflüsse aufgelockert, genöthigt, gleichfalls nach- zugeben und boten so einen neuen Impuls für die Bewegung der vordern Massen. Den vorhandenen Anzeigen nach, ist der hintere Hügel nur mit seinem vordern Theile abgebro- chen und nachgeschoben, während das zunächst gelegene obere Terrain sich einsenkte, was gleichzeitig auf einen Ein- sturz von unterirdischen Höhlungen, wozu der Kalk eine grosse Neigung besitzt, hinzudeuten scheint. In den untern und miltlern Theilen des Bergsturz-Terrains sind die Trümmer wild durch einander gewürfelil und grosse Schichtenmassen, mit Strauchwerk und Rasen bedeckt, mannigfaltig überstürzt; am südlichen Stosse, wo die Bewegung eine Grenze gefunden, sind die Schichien theils jäh abgerissen, und 20 bis 30 Fuss tief hinabgestürzt, theils über das seitwärts nicht alterirte Gebiet hinausgeschoben worden. Oberhalb dieses Platzes der Verwüstung sind die mit Rasen bekleideten eingesenkten Schichten von tief hinabjähenden Rissen und Klüften durch- furcht, welche meistens parallel mit dem Streichen der Stecken verlaufen; nur am nördlichen Risse, wo gleichfalls die Grenze der Beengung durch eine Einsenkung der Ober- fläche bezeichnet ist, bemerkt man, dass jene Spalten der der Neigung der Schichten folgen. Das Gebiet, welches von dieser Zertrümmerung betroffen worden, hält etwa £ Stunden im Umfange und stellt sich von einem fast dreiseiligen Um- risse dar, so zwar, dass der eine Winkel desselben an das nördliche Ende des Dorfes fällt, wesshalb dieses von den Wirkungen der Katastrophe nicht betroffen worden ist. Die Erkebung des grossen Hügels über die Thalsohle dürfte kaum mehr als 600—700 Fuss betragen. Besonders auf- fallende Erscheinungen haben dieses Ereigniss nicht begleitet, ja es verdient sogar bemerkt zu werden, dass eine schöne klare Quelle, welche im Dorfe durch den Hof des hiesigen Pfarrers rinnt und offenbar aus seinem westlichen Gehege kommt, durchaus keine Veränderung in jener Zeit erlitten hai. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass im Laufe der Zeit 198 auch der südlich vom Bergsturz gelegene Rücken unter ähnlichen Bedingungen eine Neigung zur Wanderung be- kommen könnte, ohne indess, wie es Referenten scheint, Ge- fahrbringend für die nächsie Umgebung zu sein. Teber den Pimelit. Von DW. Baer Mit diesem Namen hat Karsten zwei Arten von Mine- ralien belegt, von denen bis jetzi noch unentschieden war, ob sie wirklich zusammen gehören. Nur von der einen Art, der zerreiblichen, wie Karsten sie nennt, besitzen wir eine Analyse von Klapproth *®). Zwar hat C. Schmidt eine Untersuchung. eines Mine- rals veröffentlicht **), welchem er den Namen Pimelit bei- legt, aber dieses Mineral ist sowohl seinem äussern Charakter, als auch dem spezifischen Gewicht und der chemischen Zu- sammenselzung nach wesentlich von dem Pimelit verschieden, so dass Glocker demselben den Namen Alizit gegeben hat. Obgleich die chemische Natur des festen, oder wie Karsten ihn nennt, verhärteten Pimelits bis jetzt nicht bekannt war, so sind doch über seine Identität mit der grünen Chrysopraserde Klapproths oder dem zerreiblichen Pimelit Karstens ***) bereits Zweifel erhoben worden, wesshalb auch der Name Pimelit mehr auf den verhärteten beschränkt worden is. Um nun diese Zweifel zu heben *) Beitrag z. chem. Kenntniss d. M. Bd. II. pag. 134. #*) Poggendorfs Annalen Bd. LXI. pag. 388. *#°) Dass Letzterer beide Mineralien für identisch gehalten hat, ersieht man daraus, dass er in seinen mineralogischen Tabellen 2. Auflage pag. 26 und 27 bei dem zerreiblichen Pimelit ausdrück- lich die Klapprothsche Analyse aufführt. 199 und die chemische Natur des wahren Pimelits, über die in der mineralogischen Literatur nach grosse Verworrenheit herrscht, kennen zu lernen, habe ich eine Untersuchung desselben unternommen, deren Resultate ich im Folgenden mittheile. Durch die Güte des Herrn Professors Dr. E. F. Glocker zu Breslau, der mir auf meine Bitte mit der grössten Bereit- willigkeit einige der besten Exemplare seiner Privatsammlung übersandte, wurde ich in den Stand gesetzl, diese Arbeit ausführen zu können, wofür ich hier demselben öffentlich meinen Dank ausspreche. Die mir zur Untersuchug zu Gebote stehenden Stücke waren derb, im Bruch flachmuschlich, in der Härte zwischen Gyps und Kalkspath stehend, von Wachsglanz und an den Kanten durchscheinend. Der Pimelit ist ziemlich fettig an- zufühlen, — woher auch der Name, — und nicht an der Zunge hängend. Durch Chlorwasserstoffsäure lässt er sich leicht aufschliessen, selbst auch nach dem Glühen. In den mineralogischen Handbüchern wird das spezi- fische Gewicht dieses Minerals zu 2,23 bis 2,28 angegeben, von welcher Angabe jedoch meine Bestimmungen abweichen. Ich fand dafür bei + 21,025 C. 2,76 und dann bei einem andern Versuch mit anderem Material bei + 19°C. 2,71. Diese Abweichung rührt wohl daher, dass bei den älteren Bestimmungen des spezifischen Gewichts grössere Stücke des Minerals, die in der Regel mehr oder weniger hohle Räume enthalten, verwendet worden sind, während ich zu den meinigen Pulver genommen habe. Vor dem Lölhrohr erhielt ich die Reaction, welche Berzelius angibt *); nur blieb bei der Behandlung mit Soda nach dem Abschlämmen der Kohle nicht viel reduzirtes Nickel zurück, Weder das Mineral, noch das bei der Un- tersuchung erhaltene Nickeloxydul gab vor dem Löthrohr eine Spur einer Kobaltreaction. #) Die Anwendung des Löthrohrs in der Chemie und Minera- logie, vierte Auflage, pag. 182. 200 Erhitzi man das Mineral in einem Kölbchen, so gibt es viel Wasser, das Mineral schwärzt sich dabei und man nimmt einen bitumösen Geruch wahr, ein Anzeichen, dass in dem Pimelit ein organischer Körper enthalten sei. Bei fortdauernder Erhitzung verbrennt die ausgeschiedene Kohle, die schwarze Farbe verschwindet und das Mineral nimmt eine graugelbliche, ins Braune sich ziehende Farbe, die der wasser- freien Nickeloxydulsalze und des Eisenoxyds an. Um die Natur und die Menge der in dem Pimelit ent- haltenen organischen Substanz zu bestimmen, wurden 1,112 Grm. desselben in einem Glasrohr im Sauerstoffstrome ge- glüht. Die aufgefangene Kohlensäure wog 0,018 Grm., die 0,44 pCt. Kohlenstoff entsprechen und das Wasser 0,240 Grm. oder 21,58 pCt. Der Verlust, den das Mineral beim Glühen erlitten hatte, beirug 0,2375 Grm. oder 21,36 pCt. Aus diesen Resultaten geht hervor, dass neben dem Kohlenstoff auch Wassersioff in dem Pimelit enthalten gewesen ist, denn sonst müsste der Verlust, den das Mineral beim Glühen er- litten hat, gleich sein der Summe des aufgefangenen Wassers und des Kohlenstoffs. Diese ist aber grösser, weil der in dem Mineral vorhanden gewesene Wasserstoff sich mit einer gewissen Menge Sauerstoff zu Wasser verbunden hat. Um diese Menge Sauersioff ist also die Summe des Wassers und des Kohlenstoffs grösser, als der Glühverlust des Minerals. Bezeichnen wir sie mit x, so ist 21,36 = 21,58 + 0,44 — x. x also = 21,58 + 0,44 — 21,36 = 5,66. Dieser Menge Sauer- stoff entsprechen 0,08 Wasserstoff, von dem man annehmen kann, dass er in dem Mineral mit den 0,44 Kohlenstoff zu 0,52 Halbkohlenwasserstoff verbunden enthalten gewesen sei. Freilich könnte man einwenden, dass in dieser anorganischen Verbindung auch noch Wasserstoff und Sauerstoff enthalten gewesen sei, gerade in dem Verhältniss, wie im Wasser. Aber da diese Kohlenwasserstoff-Verbindung in der organi- schen Natur häufig vorkommt, so ist ihre Annahme in dem Pimelit wohl gerechtferiigt. Für Wasser blieben demnach 20,84 pCi. Im Luftbade bei + 110C. getrocknet verlor das Mineral 201 im ersten Versuch 8,70 pCt. und im zweiten 8,91 pCt.; beim Glühen noch im ersten Versuch 12,51 pCt. und im zweiten 12,63 pCt. der Glühverlust betrug also im ersten Versuch 21,21 pCt.; und im zweiten 21,54; im Mittel also 21,375 pCt. Die Resultate zweier Analysen des nicht getrockneten Minerals waren folgende: 1: I. Kieselsäure 35,46 35,56 Eisenoxyd 2,90 2,44 Thonerde 22,76 22,94 Talkerde 14,64 14,43 Nickeloxydul 2,78 2,73 Glühverlust 21,21 21,54 9975 99,64 Nehmen wir aus diesen beiden Analysen das Mittel und ziehen wir vom Glühverlust das Gewicht der organischen Substanz ab, so ergibi sich für den Pimelit folgende Zu- menselzung: Sauerstoffgehalt: Kieselsäure 35,80 18,60 Eisenoxyd 2,69 ea 1160 Thonerde 23,04 10,79 Talkerde 14,66 5,69) 6.28 Nickeloxydul 2,78 0,591 i Wasser 21,03 18,69 100,00 Der Sauerstoffgehalt der Kieselsäure, der Basen mit drei Atomen Sauerstoff, der mit einem Atom und des Wassers verhält sich wie 3:2:1:3. Hieraus leitet sich folgende Formel ab: se äireg) \ its H Aus der Vergleichung dieser Resultate mit denen Klapp- roths *) geht hervor, dass die beiden Mineralien, die Karsten e- A. a. O., so wie auch Rammelsherg’s Handwörterbuch des chemischen Theils der Mineralogie, 2. Abtheilung pag. 58, 202 mit dem Namen Pimelit belegt hat, in ihrer chemischen Na- tur wesentlich von einander verschieden sind, so dass dieser Name für beide gemeinschaftlich nicht mehr gebraucht wer- den kann. Aus der von Klapproth angegebenen Zusammen- setzung der grünen Chrysopraserde, nach der sich der Sauer- stoffgehalt der Basen &, der Basen R, der Kieselsäure und des Wassers wie 1: 1,83: 8,46 : 15,76 verhält, lässt sich keine Formel ableiten, so dass dieses Mineral nur als ein Gemenge angesehen werden kann. Wir finden in den Handbüchern der Mineralogie die verschiedensten Angaben und Vermuthungen über die Zu- sammenseizung des Pimelits. So z.B. ist nach Beudant *) der Pimelit ein Bisilicat des Nickeloxyduls mit 20 Atomen Wasser. (Ni$i?+20 H). Er gibt dafür folgende Zusam- mensetzung an: 43 Si 22,35 17 Ni 3,62 40H 35,56 Das Verhältniss des Sauersioffgehaltes des Nickeloxyduls zu dem der Kieselsäure und des Wassers ist 1: 6,17: 9,82, wonach sich nur 10 Atome Wasser ergeben. Berechnen wir die einzelnen Bestandtheile nach der Formel NiSi?+10H, so erhalten wir 42,01 8i 17,07 Ni 40,924. Dagegen spricht Leonhard**) die Vermuthung aus, dass der Pimelit, den er mit der grünen Chrysopraserde Klapproths für identisch hält, nichts weiter sei, als ein durch Nickeloxydul grün gefärbter Speckstein. Da er nun diesen Ausspruch mit den Angaben Klapproths nicht in Uebereinstimmung bringen kann, so spricht er die weitere Hypothese aus, dass wohl auch andere Mineralien, wie halb aufgelöste Halbopale, grün gefärbtes Steinmark für Pimelit *) Hartimanns Handwörterbuch der Mineralogie und Geologie. „ **) Handbuch der Oryktognosie pag. 542, 203 gehalten worden sind. Dass dies wirklich der Fall gewesen, ist nicht leicht anzunehmen, denn schon eine oberflächliche Betrachtung dieser verschiedenen Mineralien belehrt uns, dass sie wesentlich von einander verschieden sind. Durch die oben angegebenen Daten, so wie durch die daraus sich ergebende Formel habe ich gezeigt, dass der Pimelit weder ein Bisilikat des Nickeloxyduls, noch ein durch Nickeloxydulgrün gefärbter Speckstein — nach Lychnell und Berzelius neutrale kieselsaure Talkerde, in der zuweilen Eisenoxydul einen Theil der Basis ersetzt, mit Talkerde- hydrat, — sondern eine Verbindung von einem Atom Drittel- silicat der Talkerde, — theilweise durch Nickeloxydul ersetzt, — mit zwei Atomen Drittelsilicat der Thonerde, — theil- weise durch Eisenoxyd ersetzt, — und 9 Atomen Wasser ist. Veber die qualitztive Untersuchung organischer Substanzen auf ihre unor- sanischen Bestiandiheile. Von WW. Heini:. In Betreff der Methoden, organische Körper auf dieje- nigen Bestandtheile zu untersuchen, die wir ungeachtet ihres Vorkommens in den Organismen als unorganische bezeich- nen müssen, sind grade in neuester Zeit eine Reihe von Untersuchungen ausgeführt worden, welche die dazu anzu- wendenden Methoden auf einen hohen Grad von Vollkom- menheit gebracht haben, ohne jedoch, wie es scheint, das höchste Ziel ganz zu erreichen. Sie sind jedoch meisiens auf die quantitative Bestimmung derselben gerichiei gewesen. Indessen kann man auch für die qualitaiive Untersuchung höchst wichtige Fingerzeige jenen Versuchen eninehmen. Früher hat man, um die qualitative Zusammensetzung der unorganischen Bestandtheile organischer Substanzen auf- zufinden, dieselben durch Trocknen vom Wasser befreit, ge- 204 glüht und die sich dabei bildende Kohle bei starkem Feuer und Zutritt der Luft verbrannt. Es ist durch. die neueren Arbeiten klar geworden, dass hierbei unter Umständen das Chlor aus den Chlormetallen vollkommen ausgeltrieben werden kann, z. B. wenn der Gehalt der organischen Substanz an sauren phosphorsauren Salzen gross sein sollte im Verhält- niss zu der Menge der vorhandenen Chlormetalle. Ja selbst das gewöhnliche phosphorsaure Natron, das zwei Atome fixer Basis auf einen Atom der Säure enthält, vermag in der Glühhitze und bei Zutritt der Luft Chlormetalle zu zersetzen, so dass sich dreibasisch phosphorsaures Salz bilden kann, welches nun mit salpetersaurem Silberoxyd einen gelben Niederschlag gibt, wie ich dies in meiner Arbeit über die quantitative Bestimmung der Aschenbestandtheile thierischer Substanzen (Poggend. Ann. Bd. 72 $. 115) nachgewiesen habe. Alle Chemiker, selbst die bedeutendsten schlossen noch bis vor ganz kurzer Zeit, dass, wenn die Lösung der Asche einer organischen Subsianz mit salpelersauren Silber- oxyd verseizi einen Niederschlag gab, die Phosphorsäure mit drei Atomen fixer Basis verbunden in der organischen Substanz präexistire. Es ist klar, dass dieser Schluss nicht richlig ist. Denn da in der organischen Substanz fast immer Chlormetalle enthalten sind, so sind es vielleicht diese ge- wesen, welche die Ursache waren, dass das etwa vorhan- dene saure phosphorsaure Salz sich in das dreibasische ver- wandelt hai, des Umstandes gar nicht erst zu gedenken, dass entweder kohlensaure Salze in der organischen Sub- stanz präexistiren oder bei der Einäscherung derselben aus Verbindungen feuerbeständiger Basen mit organischen Säuren sich bilden können, welche unter allen Umständen die sauren phosphorsauren Salze in der Glühhitze in dreibasische ver- wandeln müssen. Es folgt aber hieraus, dass, wenn man in dem wässrigen Auszug der Asche einer organischen Subsianz, nachdem er mit Schwefelsäure angesäuert und mit salpetersaurem Silberoxyd versetzt worden ist, keine Trü- bung beobachtet, man nicht zu schliessen berechtigt ist, dass auch in der organischen Substanz keine Chlorverbindungen 205 zugegen gewesen seien. Diese können vorhanden gewesen, aber bei der Einäscherung durch phosphorsaure Salze so zerselzt worden sein, dass das Chlor ausgetrieben worden ist. Es lassen sich sogar noch andere Umstände angeben, unler welchen solche Zersetzung derselben erfolgen muss; z. B. wenn die organische Substanz reich an Schwefel ist und dieser bei reichlichem Sauerstoffzuiritt in Schwefel- säure verwandelt wird, welche sich mit dem aus dem Chlor- metalle zu bildenden Oxyde verbinden kann. In diesem Falle wird der Sauerstoff: der Luft das Chlormetall zu zer- setzen vermögen, es wird Chlor entweichen und das gebil- dete Metalloxyd sich mit der Schwefelsäure verbinden. Ferner ist bekannt, dass die Chlormetalle der alkali- schen Erden, namentlich aber die Magnesia bei strenger Hitze und freiem Zutritt des Sauerstoffs der Luft ihr Chlor verlieren. Dies geschieht jedoch stets nur theilweise, so dass die Gegenwart des Chlors in der organischen Substanz, wenn auch seine Menge in der Asche derselben bedeutend verringert ist, doch qualitativ noch nachgewiesen wer- den kann. Die Chlormetalle der Alkalien aber sind bei starker Hitze flüchtig. Wird daher die Einäscherung bei sehr hoher Temperatur, und namentlich wie dies bei der Einäscherung organischer Körper nöthig ist, damit die Kohle verbrenne, bei starkem Luftwechsel vollendet, so kann die ganze Menge derselben sich verflüchtigen. Wenn daher das Chlor nur an Kalium oder Natrium gebunden war, so kann es in diesem Falle in der Asche vergebens gesucht werden. Jene Ver- flüchtigung der Chlormetalle wird namentlich dann eintreten, wenn eine geringe Menge derselben in der Asche gemengt ist mil grossen Quantitäten in der angewendeten Tempe- ratur nichtschmelzender Substanzen. In diesem Falle wird also das schmelzende Chlormetall von jener nichtschmelzen- den lockeren Substanz aufgesogen, und bietet so der zutre- tenden Luft eine möglichst grosse Oberfläche dar, wodurch natürlich das Verdunsten derselben befördert wird. Will man daher die Gegenwart von Chlorverbindungen 206 in einer organischen Substanz mit Sicherheit nachweisen, so darf man nicht die Asche derselben darauf untersuchen. Findet man in der Asche Chlorverbindungen, dann wird dadurch freilich die Gegenwart desselben auch in der orga- nischen Substanz nachgewiesen. Findet man sie aber nicht in der Asche, so ist dadurch noch nicht ihre Abwesenheit in dem organischen Körper erwiesen. Man kann dann diesen in einem güt bedeckten Tiegel bei einer Temperatur, bei welcher er noch kaum rothglühend wird, verkohlen, wobei man Sorge tragen muss, dass, sobald die Entwickelung von Dämpfen aus demselben aufhört die Wärmequelle entfernt wird. Die erhaltene Kohle zieht man dann mit heissem Wasser aus, versetzt die wässrige filtrirte Lösung mit reiner Salpetersäure und endlich mit einigen Tropfen einer Lösung von salpetersaurem Silberoxyd. Allein auch selbst bei An- wendung dieser Methode kann man nicht ganz sicher von der Abwesenheit der Chlorverbindungen überzeugt sein, wenn dadurch kein Niederschlag entstanden sein sollte. Denn auch selbst bei der Verkohlung der organischen Substanz bei möglichst gelinder Wärme kann alles Chlor aus demselben ausgetrieben sein, wenn- nur wenig davon, dagegen grosse Mengen saurer phosphorsaurer Salze zugegen waren, Die beste und unter allen Umständen sichere Methode, Chlormetalle in organischen Substanzen nachzuweisen, ist die folgende: Man kocht die Substanz mit Wasser aus, ver- setzt die Lösung mit etwa einem Drittel ihres Volumens reiner Salpetersäure, filtrirt und setzt zu der klaren Flüssig- keit salpetersaures Silberoxyd. Entsteht dadurch ein weisser Niederschlag, der entweder von selbst oder durch Umschüt- teln, oder durch Kochen der Flüssigkeit käsig zusammen- ballt, so sind Chlorverbindungen vorhanden. Entsteht dagegen kein Niederschlag oder löst er sich in der Kochhitze auf, so ist die Abwesenheit derselben vollkommen erwiesen. Aehnlich wie mit den Chlorverbindungen verhält es sich mit den kohlensauren Salzen. Auch sie darf man nicht in der Asche der organischen Substanz aufsuchen. Bei Gegen- wart schwefelenthaltender Körper oder phosphorsaurer Salze, 207 die noch nicht drei Atome fixer Basis enthalten, würde die Kohlensäure aus denselben entweder durch die bei der Ein- äscherung sich bildenden Schwefelsäure oder durch die Phos- phorsäure ausgelrieben werden. Die Abwesenheit der kohlen- sauren Salze in der Asche lässt daher noch nicht auf ihre Abwesenheit in der organischen Substanz schliessen. Hier aber kann auch der umgekehrte Fall eintreten und tritt sogar gewiss häufiger ein, als der eben erwähnte, dass nämlich auch die Gegenwart von kohlensauren Salzen in der Asche nicht einen Rückschluss auf ihre Gegenwart in der organischen Substanz erlaubl. Wenn nämlich Salze unorganischer Basen mit organischen Säuren in derselben enthalten sind, so werden letztere bei der Einäscherung zerstört. Die unorganische Basis aber bemächtigt sich der Kohlensäure, welche sich bei der Verbrennung organischer Substanzen in reichlicher Menge bildet. Findet man daher kohlensaure Salze in der Asche eines organischen Körpers, so können diese einer Verbindung einer Basis mit organischen Säuren ihren Ursprung verdanken, brauchen aber noch nicht in demselben präexistirt zu haben. Zur Entdeckung kohlensaurer Salze in organischen Kör- pern ist offenbar die beste Methode die von Lehmann *) zur Auffindung derselben im Blute angewendete. Man zerkleinert zu dem Ende dieselbe durch Zerschneiden, Zerreiben und Zerstampfen in einem Mörser bis sie einen gleichmässigen Brei bildet. Diesen verdünnt man mit so viel Wasser, dass die Masse ziemlich leichtflüssig wird. Man bringt sie dann in eine zweihalsige Flasche, in deren einem Halse ein Glas- rohr Juftdicht schliessend befestigt isl. Durch dieses nahe am Boden der zweihalsigen Flasche mündende Rohr tritt ein steliger Wasserstoffsirom in die Flüssigkeit. In den zweiten Hals ist ein anderes Glasrohr eingepasst, das je- doch nicht in die Flüssigkeit eintauchen darf, sondern viel- mehr davor gesichert ist, dass auch nicht geringe Mengen derselben durch Spritzen in dasselbe hinein gelangen können. *) Journal f. pract. Chemie Bd. 40 $S. 133. 208 An dieses Rohr wird, nachdem das Gas mehrere Stunden durch die Flüssigkeit hindurch geleitet ist, mittelst eines Kautchoucrohrs ein mit einer klaren Mischung von Chlor- baryum und Ammoniak gefüllter Kugelapparat verbunden. Trübt sich diese Flüssigkeit nicht, selbst wenn das Wasser- stoffgas anhaltend durch dieselbe geströmt ist, so kann man zu dem eigentlichen Versuche schreiten. Sollte dagegen noch eine Trübung eintreten, so muss das Durchleiten von Wasserstoffgas so lange fortgesetzt werden, bis der Inhalt eines neuen eben solchen Kugelapparats nicht mehr getrübt wird, d. h. bis keine freie Kohlensäure mehr in der zu untersuchenden Flüssigkeit vorhanden ist. Bevor das Durchleiten von Wasserstoff begann, hat man ein Röhrchen von höchst dünnem Glase, welches man mit Essigsäure und so viel Platindraht, dass es in der Flüs- sigkeit zu Boden sinken muss, gefülli und darauf zuge- schmolzen hat, auf den Boden der zweihalsigen Flasche ge- senkt. Jetzt muss man dieses Röhrchen entweder durch vorsichliges Schütteln der Flasche, oder besser dadurch zerbrechen, dass man es grade unter die Mündung des Wasserstoffgas zuleitenden Rohrs bringt und nun dieses herabschiebt, wodurch es zerdrückt wird. Die Essigsäure muss die Kohlensäure der etwa vorhandenen kohlensauren Salze austreiben, die dann durch das durchgeleitete Wasser- stoffgas in den Kugelapparat getrieben wird. Eine in dem- selben nun entstehende Trübung weist die Gegenwart der kohlensauren Salze in der organischen Substanz nach. Ent- steht dagegen keine Trübung, so ist ihre Abwesenheit er- wiesen. Auch das Vorhandensein von schwefelsauren Salzen in gewissen organischen Substanzen ist ohne Zweifel oft ohne Grund behauptet worden, weil man glaubte, aus ihrer Ge- genwart in der Asche derselben auf ihre Gegenwart in der ursprünglichen Substanz selbst schliessen zu dürfen. Ebenso mag es zuweilen vorgekommen sein, dass man die Abwe- senheit derselben behauptete, wo sie doch vorhanden waren. Wenn nämlich geringe Mengen derselben zugleich mit grossen 209 Mengen sauren phosphorsauren Salzen in einer organischen Substanz vorkommen, so wird die Schwefelsäure in der Glühhitze durch die Phosphorsäure ausgetrieben werden können. Man findet dann in der Asche keine Schwefelsäure, obgleich sie doch vorher vorhanden war. Anderseits aber kommt es häufig vor, dass organische Substanzen den Schwefel in anderer Form als in der der Schwefelsäure enthalten, wie z. B. die Proteinsubstanzen, das Taurin und andere. Wenn man solche Körper einäschert, so kann sich, wenn kohlensaure Salze, die entweder in der organischen Substanz präexistiren oder aus darin enthaltenen organisch sauren Salzen sich erst bei der Einäscherung bil- den können, oder auch selbst nur Chlormelalle zugegen sind, Schwefelsäure bilden, die, die Kohlensäure oder das Chlor austreibend, an die vorher mit diesen verbundenen Basen gebunden in der Asche zurückbleibt. Findet man in solcher Asche Schwefelsäure, so weist dies noch nicht die Präexi- stenz schwefelsaurer Salze in der organischen Substanz selbst nach. Um die Schwefelsäure in solchen Körper sicher zu entdecken, verfährt man am besten wie folgt. Man zerklei- nert dieselben durch Zerschneiden, Zerquetschen und Zer- stampfen in einem Mörser möglichst, und kocht die breiige Masse mit Zusatz von etwas Salzsäure. Nach dem Erkalten der Flüssigkeit filtrirt man ab und setzt zu der filtrirten Lö- sung einige Tropfen Chlorbaryum. Entsteht dadurch eine Trübung oder ein Niederschlag, so war Schwefelsäure in der organischen Substanz enthalten, natürlich aber nicht im freien Zustande, sondern an irgend eine Base gebunden. Bleibt die Flüssigkeit aber klar, so ist die Abwesenheit schwefelsaurer Salze erwiesen. Auf diese Weise habe ich mich zum Beispiel überzeugt, dass wirklich, wie man bisher nur aus der Untersuchung der Asche des Blutes geschlossen hat, in dieser Flüssigkeit schwefelsaure Salze vorkommen. Auch Betreffs der Phosphorsäure möchte es zuweilen zweifelhaft sein, ob sie als solche schon in der organischen Substanz präexislirte, wenn sie in der Asche derselben ge- 14 210 funden wird, oder ob sie sich erst durch das Einäschern derselben gebildet hat. Nach Mulder’s und Anderer Angaben sollen die Proteinsubstanzen ausser Schwefel auch noch Phosphor in einer anderen Form, als in der der Phosphor- säure enthalten. Ausserdem aber fand Mulder darin stets noch phosphorsaure Salze. Da er nun aus der Differenz zweier quantitaliven Bestimmungen von Phosphorsäure, ein- mal derjenigen Menge, die in der Proteinsubstanz präexi- stirte, das andere mal derjenigen, die nach Zerstörung der organischen Substanz erhalten wurde, auf jenen Phosphor- gehalt schloss, und diese Differenz immer nur sehr gering (etwa 0,3 Procent) war, so kann man, wenn man nament- lich bedenkt, wie wenig vollkommen noch zu der Zeit, als Mulder diese Versuche anstellte, die Methoden, die Phos- phorsäure quantitativ zu bestimmen, waren, nicht umhin zu zweifeln, ob jene Annahme der Gegenwart von Phosphor in den Proteinsubstanzen neben Phosphorsäure gegründet ist. Dagegen ist erwiesenermassen z. B. im Gehirn eine gepaarte phosphorsaure Verbindung vorhanden, die Oleo- phosphorsäure, die ausserdem im Rückenmark und in den Nerven vorkommt, wie dies von Fremy *) nachgewiesen worden ist. Aus dieser Verbindung scheidet sich aber die Phosphorsäure äusserst leicht ab. Schon blosses Kochen mit Wasser kann diese Zersetzung bewirken. Ausserdem hat Gobley **) eine andere mit Phosphorsäure gepaarte Säure, die Glycerinphosphorsäure in dem Eidotter von Hühnereiern, im Rogen und in der Milch des Karpfen aufgefunden. Auch diese Säure wird wenigstens im freien Zustande leicht zer- setzt, indem sich Phosphorsäure bildet. Wie weit verbreitet das Vorkommen dieser Körper ist, lässt sich bis jelzt nicht absehen. Wahrscheinlich sind sie viel häufiger, wenigstens im thierischen Organismus vorhanden, als man bis jetzt meint. Es wird kaum möglich sein, eine Methode zu ersinnen, die Phosphorsäure in organischen Substanzen zu entdecken, *) Ann. de Chemie et de Phys. 1841 p. 465. **) Ann. der Chem. und Pharm. Bd. 60 S. 275. 211 die auf alle organischen Körper gleich gut Anwendung finden dürfte, selbst auf die jene beiden Säure enthaltenden. Bei Untersuchung dieser würde man niemals des Zweifels entho- ben sein, ob die gefundene Phosphorsäure nicht erst durch Zersetzung von Oleo- oder Glycerinphosphorsäure bei den zur Prüfung auf Phosphorsäure nöthigen Operationen gebildet sei. Glücklicherweise kommt aber die Phosphorsäure so häufig, die erwähnten Stoffe aber so selten, wenigstens so viel man bis jetzt weiss, in den Organısmen vor, dass man meistens, wo man in der Asche einer Substanz Phosphorsäure findet, auf die Gegenwart derselben in ihr selbst schliessen darf. Man findet sie in der Asche, wenn man sie mit einem starken Ueberschuss eines Gemenges von kohlensaurem Natron und kohlensaurem Kali in einem Platintiegel bei sehr starker Hitze zusammenschmelzt, die geschmolzene Masse mit Wasser ausiaugt und die filiririe mit Salzsäure stark sauer gemachle Lösung zuerst mit Ammoniak alkalisch macht und die Flüssig- keit mit einigen Tropfen einer Lösung von schwefelsaurer Magnesia versetzt. Entsteht dadurch ein Niederschlag von phosphorsaurer Ammoniak -Talkerde, so ist Phosphorsäure vorhanden, wo nicht, so ist ihre Abwesenheit entschieden. Zwar wird die phosphorsaure Kalkerde, die so häufig in organischen Substanzen vorkommt, durch Schmelzen mit koh- lensauren Alkalien nie vollständig zersetzt, allein stets wird sich dabei wenigstens seine zur Auffindung derselben genü- gende Menge von phosphorsaurem Alkali bilden, In den meisten Fällen kann man noch viel einfacher zum Ziele kommen, wenn man die Asche der organischen Substanz in einer Säure löst, was sich darin nicht löst, abfiltrirt und die filtrirte Flüssigkeit mit Ammoniak versetzt. Entsteht dadurch ein Niederschlag (phosphorsaure Kalk- erde oder Ammoniak - Talkerde), so ist die Gegenwart der Phosphorsäure erwiesen. Ist jedoch kein Niederschlag entstanden, so versetzt man die Lösung mit einigen Tropfen einer Lösung von schwefelsaurer Talkerde. Auch ein hier entstehender Niederschlag weist die Gegenwart der Phosphor- säure nach. Sollte aber auch hier kein Niederschlag ent- 14% 212 stehen, so könnte die Phosphorsäure in dem Niederschlage enthalten sein, der als in Essigsäure unlöslich abfiltrit wor- den ist. Er kann aus phosphorsaurem Eisenoxyd bestehen. Diesen muss man trocknen und mit kohlensaurem Natron zusammenschmelzen, die geschmolzene Masse mit Wasser auslaugen und die Lösung wie weiter oben angegeben auf Phosphorsäure untersuchen. Die Methode, welcher man sich bedient hat, um Fluor- verbindungen in Iihierischen Substanzen aufzufinden, genügt in den Fällen, wenn die Basen in demselben die vorhandenen Säuren vollkommen sättigen, namentlich aber, wenn sie im Ueberschuss vorhanden sind. Im letzteren Falle, wo die Asche reich. an kohlensauren Salzen sein muss, thut man jedoch wohl, diese erst durch verdünnte Essigsäure zu zer- setzen und den ausgewaschenen Rückstand, nachdem er getrocknet ist, in einem Platintiegel mit concentrirter Schwe- felsäure versetzt, gelinde zu erhitzen, um durch die eniwei- chende Fluorwasserstoffsäure Schriftzüge, die man in den Wachsüberzug einer Glasplatte eingegraben hat, in letztere, mit welcher man den Platintiegel zudeckt, einzuätzen. Sind aber die Säuren vorherrschend, ist namentlich die Quantität der sauren phosphorsauren Salze gross, so kann beim Ein- äschern der Fluorgehalt leicht verloren gehen. In diesem Falle setzt man am besten etwas Kalkbrei zu der organischen Substanz, bevor man sie einäschert, verfährt aber im Uebri- gen, wie oben beschrieben. Zur Aufündung der Basen, welche in organischen Substanzen vorkommen, kann man in den meisten Fällen sich der Asche derselben bedienen. Wenigstens muss die Kalk- und Talkerde in jedem Falle in der Asche enthalten sein. Man findet sie leicht, wenn man die Asche in Salzsäure löst, die Lösung mit Ammoniak füllt, den entstandenen Nieder- schlag in einem geringen Ueberschuss von Essigsäure auf- löst, das elwa ungelöst bleibende abfiltrirt und zum Filtrat eine Lösung von oxalsaurem Kali hinzufügt. Entsteht dadurch ein Niederschlag oder auch nur eine Trübung, so ist Kalk- erde in der organischen Substanz enthalten. Im entgegen- 213 gesetzten Falle ist sie frei davon. Nachdem man die Kalk- erde durch einen Ueberschuss von oxalsaurem Kali vollstän- dig niedergeschlagen hat, (damit dies vollkommen geschehe, muss die Flüssigkeit 24 Stunden ruhig stehen) filtrirt man, und versetzt das Filtrat mit Ammoniak im Ueberschuss. Ent- steht schon dadurch oder doch bei nachherigem Zusatz von phosphorsaurem Natron ein Niederschlag, so ist Talkerde zugegen. Ist der Erfolg der entgegengesetzte, so fehlt sie gänzlich. Um die organischen Substanzen auf Kali und Natron zu prüfen, kann man sich in den meisten Fällen gleichfalls der Asche derselben bedienen. Nur in den Fällen, wenn sie nur in geringer Menge vorhanden und nur an Xhlor gebunden sind, wenn ferner die Einäscherung nur durch anhaltendes, sehr starkes Erhitzen möglich wurde, wenn endlich die Hauptmasse der Asche aus bei dieser Tempera- tur nichtschmelzenden Substanzen besteht, kann es vorkom- men, dass die Asche sie nicht enthält während sie doch in dem organischen Körper vorhanden waren. Fürchtet man, dass dieser Fall eintreten könnte, so verkohlt man die orga- nische Substanz in einem bedeckten Tiegel bei möglichst mässiger Hitze, kocht die Kohle mit verdünnter Salzsäure aus, filtrirt, äschert dann die Kohle, die nun viel leichter ver- brennt, bei mässiger Hitze ein, und behandelt die zurück- bleibende Asche gleichfalls mit verdünnter Salzsäure. Die salzsauren Lösungen werden nach den bekannten Methoden auf Kali und Natron untersucht. Schwieriger ist es zu unterscheiden, ob in einem orga- nischen Körper Eisenoxyd oder Eisenoxydul oder Salze der- selben vorkommen. Während Versuche von Strecker*) nachweisen, dass aus den Versuchen von H. Rose **) nicht geschlossen werden darf, dass die Metalle in den organischen Substanzen zum Theil im oxidirten, zum Theil im anoxydi- schen Zustande, d. h. als integrirende Bestandtheile orga- *) Annalen der Chem. u. Pharm. Bd. 73. S. 339. **) Poggendorfs Annalen Bd. 76. S. 315. 214 nischer Verbindungen vorkommen, und dass dieser Theil der- selben erst bei der Einäscherung oxydirt wird, so ist doch vom Eisen gewiss, dass zum Beispiel in den Thieren mit rothem Blut das Eisen in solchem anoxydischen Zustande enthalten ist. Zu ermitteln, ob neben diesem Eisen noch oxydirtes Eisen in roihem Blute vorhanden ist, hat einige Schwierig- keiten. Wollte man das Blutiroih mit dem Albumin durch Kochen coaguliren, so könnie das Eisenoxyd als phosphor- saures Eisenoxyd mit gefälll werden. Selbst ein Zusatz von wenig: Essigsäure, der schon deshalb nothwendig ist, damit das coagulirie Albumin filirirbar werde, würde diesem Uebel- stande nicht entgegenwirken, da bekanntlich phosphorsaures Eisenoxyd in verdünnter Essigsäure nicht löslich ist. Man wird schwerlich eine andere Weise zur Ermittelung von Eisenoxydsalzen neben anoxydischen Eisen angeben können als die, stail der Essigsäure die Flüssigkeit, indem sie kocht, mit wenigen Tropfen Salzsäure anzusäuern, wobei man auf’s sorgfältigsie das Anbrennen vermeiden muss, dann zu filtriren, das Filtrat ammoniakalisch zu machen und mit Schwefelammonium zu versetzen. Eine graulich schwarze Färbung oder eine schwarze Füllung weist die Gegenwart von oxydiriem Eisen nach. Statt dessen kann man auch die saure Flüssigkeit mit einem Tropfen Kaliumeisencyanür verseizen. Ein blauer Niederschlag oder eine blaue Färbung muss entstehen, wenn Eisenverbindungen vorhanden sind. Wo indessen kein Hämatin, dagegen Eisen, vorkommt, da nimmt man bis jetzt an, sei das Eisen im oxydirten Zu- stande vorhanden, man würde also aus dem Vorhandensein von Eisenoxyd in der Asche unmittelbar auf die Gegenwart von oxydirtem Eisen in der organischen Substanz schliessen dürfen. Fernere Untersuchungen müssen jedoch erst nach- weisen, ob jene Annahme richtig ist. Ich komme endlich zu einem Gegenstande, der jedoch der Art ist, dass er mir nicht erlaubt, schon in diesem Auf- satze ihn wesentlich zu fördern. Meine Absicht ist vielmehr, die Aufmerksamkeit anderer darauf zu lenken. Man findet 215 gewöhnlich in den Angaben über die Zusammensetzung der Asche organischer Substanzen nicht die Basen für sich und die Säuren für sich, sondern Basen und Säuren zu Salzen verbunden angegeben. Man sagt also nicht, eine Asche ent- halte Kalkerde, Talkerde, Kali, Natron oder deren Metalle verbunden mit Phosphorsäure, Schwefelsäure, Chlor, sondern sie enthalte phosphorsaure Kalk- und Talkerde, Chlorkalium und Chlornatrium und phosphorsaures Kali oder Natron. Es lässt sich allerdings oft schliessen aus der Untersuchung der Asche, dass diese die genannten Basen und Säuren in solchen Verbindungen enthalte. Man ist aber noch weiter gegangen, und hat geschlossen, dass auch in der organischen Substanz diese Salze schon präexislirien. Ob aber dieser Schluss richtig ist, möchte nech bezweifelt werden können. Man hat aber sogar sehr oft und allgemein aus der Untersuchung der Asche organischer Körper auf die Zu- sammenseizung derselben auf eine ganz unrichlige Weise geschlossen. Weil man beim Zusatz von Ammoniak zu der sauren Lösung einer Phosphorsäure, Kalkerde und Talkerde enthaltenden Asche einen Niederschlag von phosphorsaurer Kalkerde und Ammoniak-Talkerde erhielt, glaubte man, in der Asche müsse phosphorsaure Kalkerde und phosjhor- saure Talkerde enthalten sein. Man bedachte nicht, dass die Gegenwart des Ammoniaks, das in der Asche fehli, es ist, die die Verwandtschaft der Phosphorsäure zur Talkerde so erhöht, dass sie sich damit verbindet. Man schloss aber noch weiter, dass phosphorsaure Kalkerde und Talkerde in den organischen Substanzen präexistiren. So nimmt man noch jeizi ganz allgemein an, dass in den Knochen die Talkerde als phosphorsaures Salz enthalten ist. Die Knochen, welche mit Wasser von allen löslichen Substanzen befreit sind, bestehen bekanntlich, abgesehen von der leimgebenden Substanz, aus Phosphorsäure, Kalkerde, Talkerde, Kohlensäure und etwas Fluorcaleium. Die Menge der darin enthaltenen Talkerde und des Fluor’s ist aber nur sehr gering. Dass letzteres an Calcium und nicht an Magnesium gebunden sei, lässt sich wohl ziemlich sicher 216 behaupten, weil es dazu viel grössere Verwandtschaft hat. Was aber berechtigt anzunehmen, dass die Talkerde mit der Phosphorsäure und nicht mit der Kohlensäure verbunden sei? Ein directer Versuch hat mir gezeigt, dass die Phos- phorsäure bei gewöhnlicher Temperatur stärkere Verwandt- schaft zur Kalkerde als zur Talkerde hat. Löst man etwa gleiche Theile Chlorcalecium und Chlormagnesium in Wasser und setzt zu.der Lösung etwas phosphorsaures Natron, so enthält der gewaschene Niederschlag, wenn noch Kalkerde in der abfiltrirten Flüssigkeit enthalten ist, keine Spur von Talkerde. Hieraus muss man schliessen, dass da, wo sich aus einer Flüssigkeit phosphorsaure alkalische Erden aus- scheiden, wenn ein Ueberschuss an Kalk zugegen ist, die Kalkerde allein von jener Säure gebunden werden, die Talk- erde aber an irgend eine andere Säure treten wird. Dieser Fall findet nun in den Knochen statt. Es ist hier die Kalk- erde und Talkerde gegen die vorhandene Phosphorsäure im Ueberschuss enthalten. In den Knochen muss daher nicht phosphorsaure, sondern kohlensaure Talkerde angenommen werden. Sie bestehen demnach aus phosphorsaurer Kalk- erde, kohlensaurer Kalkerde und kohlensaurer Talkerde mit elwas Fluorcaleium. Nur in den Fällen, wo die Menge der Kohlensäure so gering ist, dass sie nicht alle Talkerde in kohlensaure Talkerde verwandeln kann ist keine kohlensaure Kalkerde, dagegen aber phosphorsaure Talkerde in den Kno- chen anzunehmen. Nach den Untersuchungen von v. Bibra *) kommt ein solches Mengenverhältniss der Bestandtheile der Knochen wirklich zuweilen vor. Eine andere Frage ist die, in welcher Form die kohlen- saure und phosphorsaure Talkerde in den Knochen ent- halten sein muss. Betreffs der phosphorsauren Kalkerde der selben habe ich **) bewiesen, dass sie nicht, wie Berzelius angegeben hat, aus drei Atomen Phosphorsäure und acht *) Chemische Untersuchung über Knochen und Zähne. Schwein- furt 1844 S. 266—277. **) Poggend. Annal. Bd. 77. S. 367. 217 Atomen Kalkerde besteht, sondern dass sie der Formel 2 Ca gemäss zusammengeselzt ist, Die in dieser Arbeit beschrie- benen Analysen scheinen auch einen Schluss zu gestatten auf die Zusammensetzung der kohlensauren Talkerde in den Knochen. Nimmt man an, sie sei als neutrales Salz darin enthalten, so genügt die Menge der gefundenen Basen grade, um die gefundenen Säuren zu sättigen. Allein da die genaue Bestimmung des Fluor’s grossen Schwierigkeiten unterworfen ist, die Menge der gefundenen Talkerde aber stets nur sehr gering war, so dürfen jene Versuche nicht als genügender Beweis dafür betrachtet werden. Allein wenn man bedenkt, dass zwar nach den neueren Untersuchungen von H. Rose *) basische Verbindungen der Talkerde mit der Kohlensäure bei einer unter 50° C. liegenden Temperatur gebildet wer- den können, dass dies aber nicht der Fall ist, wenn die Flüssigkeit gleichzeitig freie Kohlensäure enthält, sondern dass in diesem Falle nur die neutrale kohlensaure Magnesia sich absetzen kann, so ist klar, dass im thierischen Orga- nismus, wo diese Bedingungen stets erfüllt sind, im festen Zustande wie in den Knochen, nur die neutrale Verbindung vorkommen kann. Ferner wo man bisher phosphorsaure Talkerde im festen Zustande gefunden zu haben glaubte, meinte man, sie müsse als aus einem Atom der Säure und zwei Atomen der Basis bestehend betrachtet werden, weil man sie in dieser Form aus den Knochen abzuscheiden im Stande ist. Man fällt sie als phosphorsaure Ammoniak-Talkerde, die durch Glühen in jene Verbindung übergeht. Hieraus folgt aber offenbar nicht, dass sie in den Knochen auch in dieser Form präexislirt. Denn nur das freie Ammoniak, welches im normalen Zustande im Thier- und Pflanzenkörper nicht vorkommt, veranlasst die Bildung jener Ammoniumoxyd enthaltenden Verbindung, durch deren Glühen erst phosphorsaure Talkerde entsteht. Mit demselbeu Rechte könnte man annehmen, dass pyrophosphorsaure Talkerde in den Knochen enthalten sei, Allerdings kommt in gewissen Con- *) Poggend. Annal, Bd. 83 S. 425. 219 grade dieses Salz schon in derselben präexislirt habe. Denn schon das Abdampfen kann eine solche Veränderung bedin- gen. Wissen wir doch z. B. dass aus der Mischung von Kochsalz und schwefelsaurer Talkerde je nach der Tempe- ralur, bei welcher das Verdunsten geschieht, entweder schwe- felsaures Natron oder schwefelsaure Talkerde sich absetzt. Auch wenn man durch Alkohol aus der Flüssigkeit ein Salz niederschlagen könnte, so darf man dieses nicht als präexi- stirend in derselben betrachten, weil seine Bildung mögli- cherweise nur durch den Alkoholzusatz bedingt sein möchte. Weil die Verbindung grade dieser Base mit grade dieser Säure in der alkoholischen Flüssigkeit nicht löslich ist, bil- det sie sich erst und scheidet sich dann ab. Es ist daher besser, bei Untersuchungen der unorga- nischen Bestandtheile organischer Körper, namentlich orga- nischer Flüssigkeiten, nur anzugeben, welche Basen und welche Säuren oder electronegatliven Elemente man gefun- den hat. Jede Zusammenstellung der Säuren und Basen ist auf Hypothesen gebaut, die ohne Zweifel sehr häufig von der Wahrheit sehr abweichende Schlüsse zulassen. Die antediluvianische SAäugethier- fauna Deuischlands von © GG. Giebel, Schon seit längerer Zeit mit der Bearbeitung eines kri- tischen Verzeichnisses der in Deutschland und einigen an- grenzenden Ländern vorkommenden Petrefakten beschäftigt, dessen Erscheinen nahe bevorsteht, beabsichtige ich im Fol- genden eine kurze allgemeine Uebersicht über die in Deutsch- land vorkommenden und bekannten, oder wenigstens namhaft gemachten Säugethiere zu geben, sowohl in der Absicht die allgemeinen Organisationsverhältnisse dieser Klasse nach den vorliegenden Untersuchungen anzudeuten, als den gegen- 218 cretionen phosphorsaure Ammoniak-Talkerde vor, allein in gesunden thierischen oder pflanzlichen Theilen ist dies nie- mals der Fall. In welcher Form ist nun die phosphorsaure Talkerde in denjenigen Knochen in welchem sie wirklich neben kohlensaurer Talkerde existirt, enthalten ? Diese Frage ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden. Da jedoch neben der phosphorsauren auch kohlensaure Talk- erde, die Basis also im Ueberschuss, in den Knochen ent- halten ist, so sind die Umstände für die Bildung der Ver- bindung, die gemäss der Formel PMg® zusammengesetzt ist, durchaus günstig. Dafür dass nur diese in den Knochen vorkommen kann, spricht auch der Umstand, dass sie äusserst schwer löslich ist, während die halb phosphorsaure Magnesia (“ ) in 322 Theilen Wasser sich löst. Da die Menge der in den Knochen vorkommenden phosphorsauren Talkerde nur gering ist, so müsste sie sich in der sie tränkenden Flüssigkeit auflösen, wenn sie nach letzterer Formel zusam- mengeselzt wäre. Man ersieht hieraus, wie schwer es ist, sich eine klare und richtige Vorstellung zu machen von der Form, in der die unorganischen Bestandtheile in den organischen Substanzen enthalten sind. Schwer ist es schon, da die Wahrheit zu finden, wo sie in fester Gestalt vorkommen. Wie viel schwerer noch wird man zu einer richligen Vorstellung kommen können von der Art der Gruppirung der verschiedenen unorganischen Basen und Säuren, wo sie gelöst in thierischen oder pflanz- lichen Theilen enthalten sind. Man gibt keinen Weg, es aus- zumitteln. Aus der Form, in der sie in der Asche enthalten sind, darf man keinen Rückschluss auf die Form machen, welche sie in der organischen Substanz selbst besitzen. Der Process der Einäscherung muss Veränderungen hervorrufen, welche letztere Form gänzlich verwischen. Aber auch selbst, wenn man eine organische Flüssigkeit eindampft und wenn man nun das Herauskrystallisiren irgend eines Salzes be- obachtet, darf man es nicht als ausgemacht betrachten, dass 220 wärtigen Stand dieser Untersuchungen selbst darzulegen. Leider stehen die letztern trotz der lebhaften 'Thätigkeit auf dem Gebiete der Paläontologie bei uns dennoch weit, weit hinter denen in Frankreich und England zurück. Während in diesen Ländern die Säugelhierfauna durch Cuvier, Blain- ville, Gervais und Owen ebenso gründlich als umfassend erforscht und in musterhaften Werken dargestellt worden ist, haben wir in Deutschland nur vereinzelte, kleine Mono- graphieen, daneben ein ganzes Heer inhaltsloser Namen, un- genügend bekannter Arten, aber keine einzige Arbeit, die wir jenen nur annähernd zur Seite stellen könnten. Nur wenige Localitäten sind erschöpfend bearbeitet, nur einzelne Formen zum Gegenstande der Untersuchung gewählt worden. Wir wollen hier nicht die bedauerlichen Gründe eines Uebel- standes verfolgen, sondern den Uebelstand, wie er ist, dar- legen und wenden uns ohne weitere Untersuchung an die systemalische Aufzählung der Säugelhiere, wobei wir die Ordnungen der Affen, Beutelthiere, und Edentaten, aus denen noch keine fossilen Repräsentanten bei uns erkannt worden sind, übergehen und die Reihe mit den Chiropteren er- öffnen. Von diesen ist nur die Gattung Vespertilio bekannt und zwar nennt uns v. Meyer zwei Arten aus den mio- cenen Schichten von Weisenau, V. praecox und V. insignis. Wir erfahren über dieselben nur, dass sie „ganz entschie- den zwei Genera” bezeichnen und welche Skelettheile von ihnen aufgefunden worden, über ihre Verwandtschaft mit andern Arten, über ihre specifischen Eigenthümlichkeiten, über Alles was die Wissenschafi zur Begründung systema- tischer Benennungen verlangt, schweigt die Literatur. Von zwei andern Arten aus dem Diluvium im Lahnthal erfahren wir, dass sie mit V. murinus die meiste Aehnlichkeit haben. Die Reste aus den fränkischen Höhlen sind nach R. Wagner nicht- fossil und ebenso mag es sich mit einigen andern ver- halten, über die nur sehr zweifelhafie Mittheilungen vorliegen. Die insectenfressenden Raubthiere sind ebenso ungenügend bekannt. Die Schichten bei Weisenau sollen mehrere Arten verschiedener Gattungen enthalten. v. Meyer 221 nennt einen Erinaceus priscus, dessen Kiefer nach der ver- schiedenen Grösse vielleicht zwei Arten andeuten, ferner Sorex pusillus, eins der kleinsten Säugelhiere, Talpa brachychir durch die Kleinheit des Oberarms ausgezeichnet, Dimylus paradoxus mit nur zwei hintern Backzähnen und einen Oxy- gomphius frequens, und O, leptognathus mit Hylogale einige Aechnlichkeit zeigend. Eine so leichtfertige Einführung der Formen kann weder dem Paläontologen noch dem Geogno- sten irgend welchen Anhalt gewähren, mag er seine Unter- suchungen auf die Systematik oder auf die Ermittlung der allgemeinen ‘Organisationsverhältnisse richten. Ueber die Reste aus der Höhle von Brumberg, welche Spitzmäusen und Maulwürfen angehören, urtheilt R. Wagner wie über die Fledermäuse desselben Fundorltes. Dagegen lieferte uns Plieninger die vollständige Beschreibung eines mehr durch sein Vorkommen als durch seine Form ausgezeichneten In- seclenfressers, die Zähne des Microlestes antiquus aus der Grenzbreccie des Keupers bei Degerloch. Das Thier mag hier seine Stelle einnehmen und nicht unter den Beutel- thieren. Die carnivoren Raubthiere fallen durch ihre Grösse mehr in die Augen, daher auch ihre Reste grösstentheils besser bekannt sind als die der vorigen. Von der typischen Gattung Felis beschreibt Kaup vier Arten von Eppelsheim, F. aphanista nach drei Unterkieferzähnen von Tigergrösse, F. ogygia ebenfalls nach einem Kieferfragment mit dem Eck- und zwei ersten Lückzähnen von der Grösse der F. concolor. Auch Jäger bildet einen fragmentären Lückzahn dieser Art aus dem Bohnerz von Salmendingen ab, der nicht völlig übereinstimmt und die Existenz der Art im Bohnerz sehr fraglich lässt. Die dritte Art F. antediluviana auf den zweiten und dritten vereinzelten untern Backzahn begründet, halte ich für völlig zweifelhaft, indem grade die charakterischen Theile verletzt sind; später nach Auffindung eines Unter- kieferastes identifieirt sie Kaup mit F. issiodorensis, die ich aber gleichfalls für ungenügend begründet halte. End- lich die F. prisca mit einem Unterkieferfragment, in denen 222 die beiden letzten Backzähne sitzen, von Luchsgrösse. Unter eben diesen Namen werden abweichende Fragmente aus den Gaylenreuther Höhlen zugleich mit denen der F. antiqua von v. Meyer erwähnt, Schädel mit dem Gebiss, aber ohne nähere Angaben, so dass eine Prüfung nicht möglich ist. Die am vollständigsten bekannte und in Diluvialgebilden häufig vorkommende Art ist F. spelaea, noch immer fälsch- lich Höhlenlöwe genannt, da sie die specifischen Charaktere des Tigers theilt und gerade die Unterschiede im Skelet bei den Katzen sehr empfindlich sind. Einen kleinen Unter- kiefer endlich aus der Rabensteiner Höhle bezeichnet R. Wagner als F. minuta, aber nicht mit der gleichnamigen lebenden auf Java identisch, der bis auf die geringere Grösse kaum von F. catus verschieden ist und in Bronn’s Nomen- clator auch derselben untergeordnet wird. Von der Hyäne ist H. spelaea, der lebenden H. crocuta entsprechend, überall im Diluvium zerstreut, vollständig be- kannt, dagegen ist von der französischen H. prisca das Vorkommen in Deutschland noch gar nicht nachgewiesen, denn die stark abgerollte Hälfte eines Lückzahnes aus dem Bohnerz, welche Jäger auf” sie deutet, lässi die specifische Bestimmung völlig zweifelhaft. In der noch jetzt in Deutschland lebenden Galtung Canis haben wir die den Wolf vertretende Art ©. spelaeus in zahlreichen unzweifelhaften Resten aus verschiedenen Dilu- vialgebilden. Seltener sind die Reste von dem Fuchs, die auf Identität mit dem lebenden schliessen lassen, wie auch die des C.-palustris und zuletzt als eigenthümliche Gattung Galecynus bezeichnet. Ausserdem verdienen hier noch er- wähnt zu werden Jägers Galeotherium, dessen unterer Fleischzahn dem des Fuchses gleicht und dessen Eckzahn- fragment jede zuverlässige Bestimmung unmöglich macht. Ebenso beruht das Lycotherium nur auf einem Eckzahnfrag- ment, welches zur Aufstellung einer neuen Gattung unzu- reichend ist. Eine dritte Gattung ist Acanthodon, von der uns v. Meyer nichts weiter mittheilt, als dass der Name nach dem charaklerislischen Querzahne von Weisenau ge- 223 wählt sei. Eben nicht mehr erfahren wir über desselben Harpagodon aus dem Bohnerz bei Mösskirch. Er soll der grösste Fleischfresser sein. Kaups Agnotherium beruht auf einem Back- und Eckzahne, die beide wohl ein eigenthüm- liches Thier vermuthen lassen, ohne dass man die Gattung schon für gerechtfertigt halten konnte. Blainville will dieselbe mit Hyaena identificiren. Auch Jäger beschreibt einen ähnlichen Backzahn aus dem Bohnerz. Merkwürdig sind die unter sehr verschiedenen Namen Machairodus, Ur- sus, Felis u. a. aufgeführten Eckzähne aus dem Mainzer Becken, deren eigenthümliche Form die Existenz einer eige- nen Gattung ausser Zweifel setzen, aber bei dem Mangel anderer Skelettheile die systematische Stellung derselben ganz zweifelhaft lassen. Das Vorkommen von Viverrinen isi bei uns mehr als fraglich, denn die Eckzahnkrone V. ferreojurassica oder V. molassica bei Jäger genügt nicht zur nähern Bestim- mung, ja ihre plumpe Form spricht gegen Viverren und die Figur in Nov. act. acad. Leopold. XXI Bd. tab. 69 Fig. 6. 7 deutet viel entschiedener auf Phoka. Der Backzahn von Herpestes ferreojurassica zeigt mehr Aehnlichkeit mit dem entsprechenden lebenden. Von Mustelinen werden Reste des gemeinen Marder aus Höhlen angeführt, aus dem Süsswasser- kalk von Georgenmünd eine eigenthümliche, aber nicht weiter beschriebenen M. diluviana und die M. ferreojurassica hat Jäger selbst als lebendes Wiesel bezeichnet. Ein Eckzahn von Quedlinburg gestaltete keine verlässige Bestimmung. An hiehergehörigen eigenthümlichen Gattungen nennt v. Meyer Palaeogale mit zwei Arten von Weisenau, ohne irgend eine nähere Begründung des Namens. Palaeomephites von Slein- heim beruht auf einem Schädelfragment, dessen Charactere Jäger neuerdings selbst als unzureichend zur Begründung einer eigenen Gattung bezeichnet. Der Schneide- und Eck- zahn der Lutra ferreojurassica gehören der lebenden Otter an. Von Meles antediluvianus beschrieb ich einen Schädel aus den Sundwicher Höhlen und ebenfalls von Gulo spelaeus, dessen Existenz schon früher ausser Zweifel gesetzt war, 224 Ein todter Name im Tertiärkalk von Mombach ist Stephano- don, denn v. Meyer sagt nichts weiter, als das Thier stehe zwischen Viverrinen und Mustelinen. Von der eigenthüm- lichen Gatlung Frankreichs Amphicyon, die Gervais mit Canis identificirt, kennen wir in Deutschland zwei Arten von Kirchberg, A. Eseri, in einem obern von Canis abweichen- den Fleischzahn und A. intermedius in einem obern Mahl- zahne, der nicht von Canis abweicht. Zwei andere Arten nennt v. Meyer A. dominans und A. Klipsteini ohne jede nähere Angabe. Das Unterkieferfragment von Eppelsheim, bekannt als Gulo diaphorus, ist der vollständigste Rest der Gattung Amphicyon aus Deutschland. Die Gattung Ursus ist in den drei Arten aus den fränkischen Höhlen U. spelaeus, U. arcioideus, U. priscus genügend bekannt. Alle andern Reste fallen einer von diesen, meist der andern zu. Den Eckzahn von Meyers U. dentifricius fand ich in zahlrei- chen Exemplaren aus der Sundwicher Höhle mit U. spelaeus übereinstimmend und damit stimmen auch v. Middendorfs Beobachtungen überein. Der U. ferreojurassicus soll kein Speciesname sein, sondern nur den Fundort andeuten, der Zahn gestattet keine nähere Bestimmung. Ueber die Reste von Nagethieren liegen kaum ausführ- lichere Beschreibungen vor als über die der Insektenfresser, wiewohl ihr Vorkommen viel häufiger ist. Von Sciurus fand ich einen Unterkiefer bei Quedlinburg, durch doppelte Grösse und die Kleinheit des ersten Zahnes von der leben- den Art verschieden. Gr. Münster nennt ein Sc. diluvianus. Ein Unterkieferast aus dem Diluvium von Mosbach gehört nach v. Meyer der lebenden Arctomys marmotta an und nach demselben soll A. primigenia von Eppelsheim gleich- falls identisch sein. Jäger’s Lendenwirbel von Kanstadt unterscheidet sich nicht und Debey’s A. aquisgranensis aus dem Löss von Aachen ist nur dem Namen nach be- kannt. Den eppelsheimer Spermophilus superciliosus weist v. Meyer dem lebenden Sp. eitillus zu und characterisirt zugleich einen neuen Sp. speciosus von Weisenau. Der Biber, aus Deutschland fast ganz verdrängt, existirte zur 225 zur tertiären Zeit in einer Art, Castor Jaegeri, von welcher Kaup Zähne und Kieferfragmenle aus dem Mainzer Becken und Jäger Backzähne aus dem Bohnerz von Mösskirch be- schreibt. Sie wurde zuerst als Chalicomys, Chelodus, Aula- codon aufgeführt und unter ersierem Namen stellte v. Meyer noch eine zweile Art, Ch. Eseri auf für die Reste von Weisenau und aus dem Oerlinger Thal bei Ulm. Jäger beschreibt dieselben und bildet sie ab und danach darf die Art als begründet betrachtet werden. Knochen von der lebenden Art finden sich in Höhlen und im aufgeschwemmten Lande. Die nah verwandte, von Kaup auf Reste aus dem Mainzer Becken begründete Gattung Palaeomys identificirte v. Meyer mit ©. Jägeri, scheint jedoch diese Ansicht wie- der aufgegeben zu haben, da die Gattung und Art in Bronn’s Nomenclator selbständig aufgenommen worden ist. Ueberreste von Hypudäen werden aus Diluvialgebilden gar nicht selten angeführt, aber sichere Bestimmungen und ausführliche Be- schreibungen fehlen noch ganz, so dass die Behauptung, als rühren alle von den lebenden Arten her, und kämen gar keine wirklich fossile vor, viel für sich hat. Ich fand einen wirklich fossilen Schädel bei Quedlinburg, der aber leider eine Vergleichung mit dem lebenden des H. amphibius nicht gestattete. Die zahlreichen Ueberreste von zweien Arten aus der Goslar’schen Knochenbreccie sind in diesem Jahres- berichte beschrieben. Jäger bestimmte einen Nagzahn aus dem Süsswasserkalk von Haslach nach H. terrestris, ich muss aber gestehen, dass es mir unmöglich ist, die speci- fischen Differenzen an diesem Rest aufzufinden. Alle dem Hamster zugeschriebenen Ueberreste werden zugleich als nicht fossil, als mit der lebenden Art identisch bezeichnet, ingleichen die von Mus. In den tertiären Schichten von Weisenau fand v. Meyer zwei Namen: Micromys ornatus und Lithomys parvulus ; worauf sich dieselben gründen, habe ich nicht ermitteln können. Dagegen bildet Jäger biber- ähnliche Zähne aus dem Bohnerz ab, die er mit Dipus zu- nächst verwandt findet und deshalb Dipoides nennt. Sie scheinen eigenthümlich zu sein, doch es ist schwer die Gat- 15 226 tung zu ermitteln. Vollständig bekannt sind dagegen zwei Arten von Lagomys aus dem Oeninger Mergel, beide von den lebenden abweichend. Ihnen ähnlich- ist Tifanomys von Weisenau, welchen v. Meyer zu characterisiren für nöthig erachtete. Die Knochen von Lepus werden denen von Hy- pudäen gleich gestellt und sollen nicht fossil sein. Zahl- reiche Ueberreste, die ich im Knochenlager bei Quedlinburg fand, die in Betreff ihrer Erhaltung denen der Hyäne, des Rhinoceros und der übrigen dort vorkommenden Arten völlig gleich sind und ihrer Lagerung nach — ein Unterkieferast z. B. lag in der Hirnhöhle eines Rhinocerosschädels — un- zweifelhaft desselben Alters sind, stimmen vollkommen mit denen der lebenden Arten überein, daher ich an der Exi- stenz des L. timidus und L. cuniculus in der Diluvialzeit keinen Zweifel hegen kann. Als letztes Nagethier verdient Jäger’s Palaeotragos Steinheimensis genannt zu werden, ein Name, der nach Jäger selbst keine Art oder Gattung, sondern nur einen Fundort bezeichnen soll. Mit Recht be- zeichnet v. Middendorf die Methode, völlig unbestimm- baren Resten wegen ihres Vorkommens systemalische Namen beizulegen, als eine höchst verwerfliche und gefährliche. Die Namen werden als müssiger und läsliger Ballast in den Systemen umhergeschleppt, ohne dass sie eine wirkliche Be- deutung haben. Der Palaeotragos unterstützt das Gedächt- niss eben nicht mehr als „Abdruck eines Nagezahnes von Steinheim” und lenkt auch keine grössere Aufmerksamkeit auf denselben, ja er verdient in Wahrheit gar nicht so viel Aufmerksamkeit, als ihm durch den Namen gegeben werden soll. Es wäre ein grosses Unglück für den Fortschritt der Paläontologie, wenn die blossen Fundorinamen allgemein eingeführt würden; eine grenzenlose, alles aufrichtige Streben hemmende Verwirrung wäre die unausbleibliche Folge. Unter den Hufthieren sind zunächst die Einhufer durch zahlreiche Ueberreste des gemeinen Pferdes in verschiedenen Diluvialgebilden bekannt. Die völlige Identität dieser Reste mit den entsprechenden der lebenden Art leidet keinen Zweifel. Dagegen scheinen die dem Esel zugeschriebenen 227 sehr fraglich und von jener nicht specifisch verschieden zu sein. Als zweite Art kann Owen’s E. plicidens betrachtet werden, welchem die Reste von Jäger’s E. molassicus zufallen. Das tertiäre Hippotherium ist durch Kaup’s gründ- liche Untersuchungen in einer einzigen Art genügend fest- gestellt worden. Die Wiederkäuer werden durch Cervinen und Bovinen vertreten. Von ersteren hat Goldfuss ein ziemlich voll- ständiges Skelet des Moschus Meyeri aus der Braunkohle des Siebengebirges beschrieben. Andere Reste dieser Gattung haben keinen systemalischen Werth. Die umfangreichste Gattung der Hirsche wird in einem ganzen Heere von Arten aufgeführt. Zunächst in tertiären Schichten fand v. Meyer einzelne durch die Grösse unterschiedene Zähne, die er mit Palaeomeryx Bojani und P. Kaupi bezeichnet. Von P. me- dius bei Weisenau erfahren wir nur, dass seine Ueberreste mehr denn 100 Exemplaren angehören, aber von P. minor wird ein Zahn beschrieben. P, pygmaeus, P. minimus, P. eminens sind völlig inhaltsleere Namen. Von dem ?. Scheuch- zeri endlich ist ein Unterkieferast abgebildet worden. Wie- wohl diese Arten zum Theil völlig unbekannt sind, so hat doch Jäger zu allen Ueberreste im Süsswasserkalk wieder erkannt, aber auch an diesen sucht man vergebens nach specifischen Eigenthümlichkeiten. Zu diesen kommen nun die von Kaup beschriebenen Arten von Eppelsheim, aber auf andere Theile begründet. Vier nämlich werden durch die verschiedenen Formen des Geweihes characterisirt, dessen specifische Bedeutung noch nicht ganz ermitlell worden und jedenfalls geringer ist, als gemeinlich angenommen wird. Drei andere beruhen auf Zähnen. Sicherer bekannt dürfen die diluvialen Reste des Cervus elaphus, C. tarandus, C. alces und ©. eurycerus bezeichnet werden. Der €, dilu- vianus aus dem Lahnthale beruht auf einem Geweihfragment, dem man die specifische Selbständigkeit nicht einräumen kann. Es liessen sich noch viele fragliche Ueberreste auf- führen, aber alle sind entweder an sich zur Bestimmung unzulänglich oder sie sind zu ungenügend beschrieben, als 15* 228 dass ihre Stellung ermittelt werden könnte. Das merkwür- dige Dorcatherium wurde in einer terliären Art genügend begründet, zwei andere, v. Meyers D. Guntianum und D. Vindobonense, sind blosse Namen für unbekannte Kiefer- fragmente und Skelettheile. In der Familie der Bovinen scheint die Existenz der Gattung Antilope noch zweifelhaft zu sein, denn die von Jäger aufgeführten tertiären Zähne und Knochen gestatten keine überzeugende Deutung. Die Hörner aus dem Diluvium von Quedlinburg muss ich als ungenügend bezeichnen und die Reste von Köstritz führen uns eben nicht weiter. Von Ovis führt Germar einen Unterkiefer aus dem Diluvium von Westeregeln an, der das lebende Schaf an Grösse über- trifft. Die Gattung Bos ist in ihren deutschen Arten, die dem Diluvium angehören, genügend begründet. B. primi- genius, B. priscus und B. Pallasi kommen vor. Die vorherrschend terliären Anoplotherien glaubte Jäger nachgewiesen zu haben. Der obere Backzahn aus dem Bohn- erz und die Phalanx von Hohenhöven beweisen jedoch das Vorkommen des Xiphodon gracile noch nicht. Wahrschein- licher ist die Deutung einiger anderer Reste auf Anoplothe- rium, indess lässt auch deren Species sich nicht ermitteln. Von einem andern Thiere, Microtherium, erwähnt v. Meyer zahlreiche Kiefer- und Skeleltheile von Weisenau, aber wie- wohl er mit demselben das französische Oplotherium ver- drängen will, hat er doch nirgends die Charactere angegeben und dadurch die Existenz des Thieres und sein Recht auf dieselbe begründet. Der erste Pachyderm, dessen wir als begründet gedenken müssen, ist Kaup’s Chalicotherium von Eppelsheim, wenn auch nur das Zahnsystem aufgefunden worden ist. Nach eben nicht mehr Resten beschrieb von Meyer zuerst das Hyotherium Soemmeringi von Georgens- gmünd. Weisenau soll die Reste einer zweiten Art beher- bergen, deren Eigenthümlichkeiten unbekannt sind. Die Zähne, welche Jäger mit drei Namen in diese Gattung verselzt, gehören wahrscheinlich nicht hieher. Die tertiären Schweine characterisirt Kaup, Sus antiquus und S. palaeochoerus nach 229 Unterkieferästen, S. antediluvianus nur nach zwei Zähnen. Zu ihnen fügte Goldfuss S. priscus aus der Sundwicher Höhle und noch fraglich. Hippopolamen fand Jäger in Würtemberg. Das Schneide- zahnfragment aus der Molasse ist indess völlig unbestimmbar, ebenso die Eckzähne des Potamohippus aus dem Bohnerz und das Siderotherium. Das einzige Backenzahnfragment des Potamohippus möchte noch auf Flusspferd zu deuten sein. Von der Gattung Rhinoceros sind fast alle Skeleitheile des weit verbreiteten und schon lange bekannten Rh. tichor- hinus in unserem vorigen Jahresbericht beschrieben. Es gehört diese Art zu den best bekannten überhaupt. Von Rh. incisivus und Rh. Schleiermacheri sind zwar nicht so viele Reste aufgefunden worden, aber doch sehr characle- ristische, deren Kenntniss wir besonders Kaup verdanken, Zu diesen drei Arten fügte Jäger noch Rh. Kirchbergensis, Rh. Steinheimensis, Rh. molassicus, Rh. minutus, deren Deu- tung indess auf Verkennung der Charactere beruht. Der- selbe erkannte auch in einem Backzahne aus dem Bohnerz von Neuhausen das Palaeotherium magnum, in andern das P. crassum, P. minus, aber die früher auf Lophiodon ge- deuteten Fragmente hat er selbst neuerdings zu Tapir ver- wiesen. Die Existenz dieses ist indess durch einen Zahn von Wiesbaden und den von mir verglichenen Halswirbel aus der Sundwicher Höhle ausser Zweifel gesetzt. Die Kennt- niss der Arten ist freilich noch sehr dürftig, denn die Na- men T. helveticus, T. priscus, T. pusillus, T. antiquus er- fordern noch nähere Begründung. Zwei Mastodonten, M. longirostris und M. angustidens, die v. Meyer jedoch vereinigt, unterscheidet Kaup in mittel- terliären Schichten. Der Elephas primigenius fehlt in keiner Sammlung, während von E. priscus erst einige Zähne durch Goldfuss bekannt geworden sind. Eine dritte Art konnte ich auf den Unterkiefer und einzelne Zähne, gleichfalls aus dem Diluvium, begründen. Das Dinotherium giganteum ist durch seinen Schädelbau vollständig bekannt, aber andere Skelettheile fehlen, so dass 230 der Körperbau des Thieres immer noch verschiedenen Ver- muthungen Raum gibt. Noch eine zweite oder gar mehre -Arten von Dinotherium anzunehmen ist sehr gewagt. Der von Jäger früher beschriebene Eckzahn eines Trichechus molassicus hat sich als Rippenfragment des Me- taxytherium ergeben und es fehlt uns nun jede Spur dieses Thieres in unserer Fauna. Die Zähne des Phoca ambigua dagegen, welche v. Meyer aus dem Tertiärgebilde von Osnabrück beschreibt, lassen keinen Zweifel über die Deu- tung aufkommen. Den Phoken verwandt wird Pachyodon genannt, doch lässt sich über den Grad der Verwandtschaft bei dem Mangel an nähern Angaben Nichts feststellen. Halianassa, Pygmeodon und Halitherium sind Namen für sehr vereinzelte Ueberreste aus tertiären Schichten, welche Christol’s Metaxytherium angehören und zwei Arten er- kennen lassen. Neben diesen mag das merkwürdige Kiefer- fragment aus dem Diluvium bei Oelnitz stehen, welches Kaup Cymatotherium nannte. Die Delphinreste gestatten keine nähere Bestimmung. Olfers kennt einen Schädel im Sand- stein von Bünde und Jäger Felsenbeine aus der Molasse von Baltringen. Aus letzterer Bildung beschreibt v. Meyer einen Schädel als einer eigenihümlichen Gattung, Arionius angehörig. Endlich wären noch die völlig unbestiimmbaren Reste zu erwähnen, in welchen Jäger die Existenz des Walfisches vermuthet. Aus diesen Angaben lässt sich unsere Kenntniss der vorweltlichen Säugethierfauna Deutschlands abmessen. Es ist in dem Vorkommen ihrer Reste begründet, dass viele Gallungen und Arten nur theilweise bekannt sind und die wenigsten vollständig. Um so unverantwortlicher aber ist es, wenn die aufgefundenen Fragmente nicht sorgfältig ge- prüft und genügend beschrieben werden, wenn sie ober- flächlich zusammengestellt mit Namen versehen werden, an denen die Wissenschaft Nichts hat. Weder für die Geoiogie noch für die Zoologie lassen sich aus jenen von Brona sehr treffend als todtgeboren bezeichneten Namen aligemeine Resultate ziehen. Wir berücksichligen sie daher auch in 231 der folgenden Aufzählung der Arten nicht, sondern beschrän- ken uns lediglich auf die wirklich begründeten: Quadrumana fehlen. Chiroptera : Vespertilio sp. ind. Weisenau. — Goslar. Ferae: a. Insectivorae: Erinaceus sp. ind. Weisenau. Sorex sp. ind. Weisenau. Talpa sp. ind. Weisenau. europaea. Knochenhöhlen, Microlesies antiquus. Grenzbreccie des Keupers. b. Carnivorae: Felis aphanista. Eppelsheim. ogygia. Eppelsheim. prisca. Eppelsheim — ? Gaylenreuth. spelaea. Knochenhöhlen und Diluvium. catus. Rabensteiner Höhle. Hyaecana spelaea. Knochenhöhlen und Diluvium. Canis spelaeus. Knochenhöhlen und Diluvium. vulpes. Bohnerz und Lahnthal. familiaris. Sundwicherhöhle und im Rhein. Galecynus oeningensis. Oeningen. Meles antediluvianus. Sundwicher Höhle. Gulo spelaeus. Gaylenreuther und Sundwicher Höhle. Amphicyon diaphorus. Eppelsheim. Eseri. Kirchberg. c. Omnivorae: Ursus spelaeus. Knochenhöhlen. arctoideus. Muggendorfer Höhle. priscus. Gaylenreuther Höhle Marsupialia fehlen: Glires: Sciurus priscus. Quedlinburg. Arctomys marmotta. Diluvium bei Mosbach und Eppelsheim. Spermophilus speciosus. Weisenau. eitillus. Diluvium bei Eppelsheim. Castor Jägeri. Eppelsheim und Mösskirch. Eseri. Weisenau und Ellen, fossilis. Knochenhöhlen. 232 Palaeomys castoroides. Eppelsheim. Hypudaeus sp. ind. Quedlinburg und Goslar. Lagomys oeningensis. Oeningen. Meyeri. Oeningen. Lepus diluvianus. Quedlinbnrg und Gosslar. eunieulus. Quedlinburg. Edentata felılen. Solidungula : Equus fossilis. Diluvium. plicidens. Bohnerz. Hippotherium gracile. Eppelsheim. Bisulca: Moschus Meyeri. Braunkohle des Siebengebirges. Cervus Bojani. Georgensgmünd, Hohenhöven, Wien. minor. Weisenau und Wiesbaden. Scheuchzeri. Weisenau, Mösskirch, Steinheim. anocerus. Eppelsheim. dieranocerus. Eppelsheim. curtocerus. Eppelsheim. trigonocerus. Eppelsheim. Bertholdi. Eppelsheim. nanus. Eppelsheim. Partschi. Eppelsheim. elaphus. Quedlinburg, Lahnthal, Sundwicher Höhle u. a. O. tarandus. Köstritz. alces. Würzburg und Mösskirch. eurycerus. Köln, Wien, Sundwicher Höhle u. a. O. Dorcatherium Naui. Eppelsheim. Ovis sp. ind. Westeregeln Bos primigenius. Diluvium. priscus. Diluvium. Pallasi. Merseburg. Multungula: Anoplotherium spec. ind. Metzingen, Oertlingen. Chalicotherium Goldfussi Eppelsheim. antiquum. Eppelsheim. Hyotherium Soemmeringi. Georgensgmünd. Sus antiquus. Eppelsheim. palaeochoerus. Eppelsheim. priscus. Sundwicher Höhle. 233 Rhinoceros tichorhinus. Diluvium. ineisivus. Eppelsheim, Georgensgmünd Wien u. a. 0. Schleiermacheri. Eppelsheim. Palaeotherium sp. ind. Bohnerz. Tapirus sp. ind. Eppelsheim — Sundwicher Höhle. Mastodon angustidens. Eppelsheim, Georgensgmünd, Mösskirch. Elephas primigenius. Diluvium. priscus. Thiede, Wittenberg. minimus. Quedlinburg. Pinnipedia : Dinotherium giganteum. Eppelshein, Georgensgmünd, Wien, Phoca ambigua. Osnabrück. Bipinnata: Methaxytherium Cuvieri. Flonheim. Christoli. Wien, Flonheim. Cymatotherium antiquum. Oelnitz. Delphinus sp. ind. Bünde und Baltringen, _Arionius servatus. Baltringen. Nach dieser Aufzählung dürfen wir die antediluvianische Säugethierfauna auf etwa 40 Gattungen mit 80 Arten feststellen. Die Hälfte dieser Gattungen ist noch in unserer lebenden Fauna repräsenlirt, einige wenige sind auf die wärmeren Ge- genden zurückgedrängt und die übrigen völlig verschwunden. Unsere alttertiären Gebilde wie die norddeutschen Braun- kohlen haben bisher noch keine Säugethierresie geliefert, die ältesten birgt das mitteltertiäre Mainzer und Wiener Becken, auf diese folgt Oeningen und einige andere Süss- wassergebilde und endlich die Knochenhöhlen, denen die diluvialen Spaltenausfüllungen und das diluviale Flachland gleichaltrig ist. Die Knochenbreccie bei Goslar und einige Gebilde sind postdiluvianisch oder dem alten, in Deutschland noch wenig beachteten Alluvium angehörig. Die Unterschiede unserer fossilen von der lebenden Fauna liegen, abgesehen von der grössern Manichfaltigkeit in den Arten der letztern und ohne Rücksicht auf das ver- schiedene Alter der ersteren in der geringern Anzahl kleiner und der überwiegenden grösserer Raubihiere und in der grössern Manichfaltigkeit der Hufthiere. Unter den Raub- 234 thieren sind der Bär, Luchs, Wolf, jetzt schon sehr zurück- gedrängt, die grössten in unserer lebenden Fauna, dann folgen die kleineren und zahlreicheren, Fuchs, Hund, Dachs, Katze, Marder. In der Vorwelt dagegen finden wir einige Katzen von Tigergrösse, drei Bären, eine grosse Hyäne, ausserdem Hunde, Dachs, Vielfrass und Marder. Die Ein- hufer waren durch zwei Pferde und das untergegangene Hippotherium vertreten. Von Wiederkäuern fehlt uns jetzt Moschus, die Arten der Hirsche waren viel zahlreicher und zu den Repräsentanten des jetzigen Bos taurus und Bos urus gesellte sich noch eine nordische Form, Bos Pallasi. Völlig untergegangen ist das Dremotherium, durch einen Zahn mehr von allen lebenden Wiederkäuern ausgezeichnet. Unser ein- ziger Vielhufer in der lebenden Fauna ist der Eber und das zahme Schwein, durch seine schlanken Füsse mit paarigen Zehen und den stark comprimirten Körper unter allen leben- den Pachydermen noch am meisten den Wiederkäuern sich nähernd. Es war auch in der Vorwelt durch mehr als eine Art vertreten und diesen reihte sich das untergegangene Hyotherium an. Ausserdem exislirte ein Chalicotherium und vielleicht auch die in Frankreich besonders heimischen Anoplotherien und Paläotherien. Rhinoceroten und Elephan- ten sind heute nur noch Bewohner Africa’s und Asiens, ihre Repräsentanten in der Vorwelt verbreiteten sich durch ganz Europa und waren in Deutschland besonders häufig. Zu diesen landbewohnenden Riesen kommt noch der Mastodont, der in der diluvialen Zeit ein Bewohner Amerika’s war, und der in Asien und Amerika lebende Tapir. Von den Flossensäugethieren kennen wir Robben und Delphine in den deutschen Gewässern der Vorzeit, das Metaxytherium, der Arionius und das riesige Dinotherium sind der Gegenwart völlig fremde Wasserbewohner. Dem Alter nach unterscheiden wir die mitteltertiäre, oberlertiäre und diluviale Fauna. Die älteste zeichnet sich durch insektenfressende Raubthiere, durch grosse Kalzen und Hunde, durch biberähnliche Nager, durch Hirsche, durch merkwürdige Einhufer und die überwiegende Anzahl von 235 Pachydermen und Flossensäugelhieren aus. Die obere Ter- tiärfauna enthält nur einzelne Gestalten, die ein dürftiges Bild der damaligen Bevölkerung gewähren. Die diluviale Fauna dagegen wird durch ihre an Arten und Individuen zahlreichen Raubthiere, Einhufer, Wiederkäuer und Vielhufer characterisirt. Im Allgemeinen hat unsere frühere Säugethierfauna den Character der jetzigen der alten Welt und es fehlen ihr amerikanische und neuholländische Formen gänzlich. Die grossen Raubthiere und Pachydermen geben ihr auf den ersten Blick einen tropischen Character, aber begründen sie denselben auch wirklich? — Nein. Der Löwe bewohnte nachweislich noch das südliche Europa und der Tiger streicht noch gegenwärtig in unsere Breitegrade hinauf und besucht selbst die Grenzen Sibiriens. Die grossen Katzen sind also keine entschiedenen Tropenbewohner. Ebensowenig wie die Hyänen. Und wenn sie es wären, würden ihre Repräsen- tanten in früheren Schöpfungsperioden noch nicht mit Gewiss- heit auf ein tropisches Klima ihres nördlicher gelegenen Va- terlandes schliessen lassen, denn die Rhinoceroten und Ele- phanten zählen wir in der gegenwärligen Schöpfung zu den tropischen Formen, ihre specifischen Repräsentanten der Diluvialzeit waren aber, wie ihr aufgefundener Pelz und Nahrungssubstanz zur Genüge beweist, für den Aufent- halt in einem weniger milden Klima, in einem rauheren Lande organisirt. Der Schluss aus der Achnlichkeit der Arten in der Vor- und Jetztwelt auf die Gleichheit der Lebens- bedingungen beider ist nicht gerechtfertigt, ja die im eisigen Boden eingebetteten Cadaver jener vielzehigen Pachydermen widerlegen diese Schlussfolge. Und doch gehören gerade die Säugelhiere zu den empfindlichsten Geschöpfen hinsicht- lich der äussern Lebensbedingungen. Allgemeine Gesetze, denen sie sich nicht unterwerfen, denen sie geradezu ent- gegentreten, dürfen daher auf die viel beweglicheren, unbe- schränkteren Wasser- und Luftbewohner noch weniger angewandt werden. Behauptungen, dass diese oder jene Ablagerung in Europa tropische, amerikanische oder neuhol- ländische Formen enthalte und zur Zeit von deren Existenz 236 deshalb tropische, amerikanische oder neuholländische Ver- hältnisse obgewaltet haben sollen, sind gewiss nicht so sicher begründet, als sie ausgesprochen werden. Diess bestätigt, um die Beobachtungen einer zweiten Thierklasse noch anzu- führen, die Zusammenstellung der im Bernstein eingeschlos- senen Insekten. Sibirische, amerikanische, neuholländische, tropische und europäische Formen sind hier vereinigt und waren insgesammt Bewohner Deutschlands. Welche von ihnen sollen das Klima bestimmen, die sibirischen oder die neuholländischen? — Die Säugethierfauna Deutschlands be- rechtigt also nicht zur Annahme eines tropischen Klima’s in unserm Vaterlande vor dem Eintritt der gegenwärligen Ordnung der Dinge, ebensowenig widerspricht aber auch ihr Gesammtcharacter der Annahme eines mildern Klima’s, wenn dieselbe aus andern Gründen gerechlferligt scheint. Die Säugethiere und Vögel in der HKnochenhbreccie bei Goslar von ©. G. Giebel, Ueber das Vorkommen der merkwürdigen Knochen- breccie in den Spalten des sandigen Mergels am Sudmer- berge bei Goslar ist bereils in unserm zweiten Jahresberichte S. 45 das Nähere mitgetheill worden. Ich habe seitdem an Ort und Stelle diese interessante Bildung beobachtet und da nach Herrn Ulrich’s letzten Mittheilungen weder neue Knochen gewonnen, noch andere beachtenswerthe Verhält- nisse durch den Betrieb in den Steinbrüchen aufgeschlossen worden sind, so theile ich im Folgenden die Resultate der Vergleichung aller bis jetzt gesammelten Knochen mit, um so mehr, als dieselben vollkommen zur Bestimmung des Al- ters der Breccie genügen. Vespertilio. Nur ein rechter Unterkiefer der Fleder- maus liegt vor, der einen Lückzahn mehr als die gemeine Art hat und daher zur Ahtheilung Plecotus gehört, von der 237 mir leider kein Skelet zur Vergleichung zu Gebote steht. Von V. murinus unterscheidet sich dieser Kiefer durch die grössere Länge und Stärke, durch eine tiefere Massetergrube, durch einen slärkern Kronfortsatz und durch die gleiche Höhe vom letzten Backzahn bis zur Symphyse hin. Auch die Zähne sind höher und von innen nach aussen schmäler. Die Länge vom Eckfortsatze bis zur Symphyse beiträgt 0,018 bei V. murinus nur 0,014; die Entfernung vom Eckfortsatze bis zur Spitze des Kronfortsatzes 0,007, bei V. murinus 0,005; die Höhe unter dem vorletzten Backzahne 0,002 und ebensoviel bei V. murinus, die Höhe des vorderen Zackens dieses Zahnes 0,0025 bei V. murinus 0,0015. Ursus. Die Fragmente vom Bär bestehen in einem rechten Unterkieferaste eines sehr jungen Thieres, in einem letzten und drittletzten Backzahne, in zwei äusseren und einem mittleren Schneidezahne und einer Eckzahnkrone. Alle ‚stimmen vollkommen mit den entsprechenden Theilen von Ursus arctos überein, und es gewährt das geringere Alter der fossilen Reste keinen einzigen Unterschied von dem zur Vergleichung gezogenen ausgewachsenen lebenden Thiere. Lepus. Drei Unterkieferäste und zwar zwei der linken Seite, von denen einer ohne Kronfortsatz, der andere nur die vordere Hälfte mit drei Backzähnen und dem Nagezahne ist und der dritte von der rechten Seite ohne Kronfortsatz. Es gewähren dieselben einen specifischen Unterschied von L. timidus ebensowenig, als die von mir in dem Knochen- lager des Seveckenberges bei Quedlinburg ausgegrabenen und unzweifelhaft der Diluvialzeit angehörigen Kiefer und Knochen dieses Thieres. Die bei sorgfältiger Vergleichung hervortretenden Unterschiede ergeben sich als individuelle, nicht auffallender als bei den acht vorliegenden Schädeln der lebenden Art unter einander. Die Höhe des horizon- talen Astes unter dem zweiten Backzahne z. B. beträgt bei den fossilen Exemplaren 0,016 bis 0,019; bei den le- benden schwankt sie von 0,012 bis 0,015. Die Länge der Backzahnreihe misst bei den fossilen 0,020; bei den lebenden 0,018 bis 0,022; die Länge des Astes vor dem ersten Back- 238 zahne bei den fossilen 0,023 und 0,025; bei den lebenden 0,019 bis 0,021. An dem rechten Unterkiefer ist dieser Theil eben so schlank und wagrecht als bei dem lebenden, bei dem linken ist er dagegen plumper und etwas gekrümmt. Die Massetergrube erscheint bei den fossilen schärfer umrandet und der untere Kieferrand kräftiger entwickelt. Die Zähne und übrigen Verhältnisse bieten gar nichts Abweichendes. Von Schädelfragmenten liegt ein rechtes Schläfenbein mit dem Jochfortsatze vor, der scharfwinklicher hervortritt als bei dem lebenden, und ein rechtes Stirnbein mit dem Superciliarbeine, welches sich durch grosse Stärke besonders in letzterem Theile auszeichnet. Von andern Skelettheilen ist der ebenfalls sehr kräftige Gelenktheil einer rechten Skapula und der untere Theil der Tibia eines jungen Thieres und ohne Gelenkepiphyse formell dem lebenden völlig gleich. Eben nicht grössere, d. h. individuelle Unterschiede bieten die diluvialen Reste von Quedlinburg. Der Unter- kiefer z. B. die ähnlich abweichenden Grössenverhältnisse., Die vordern Lamellen seiner Backzähne erscheinen viel brei- ter als die hintern, die vordern Leisten auf der Kaufläche merklich höher, der Backzahntheil des Kiefers höher, dicker, vorn verhältnissmässig niedriger, das Ernährungsloch an der äussern obern Seite viel näher an den Backzähnen durch- gebrochen und der hintere Winkel mehr nach Aussen ge- richte. An einem einzelnen vierten Unterkieferbackzahne der linken Seite finde ich die äussere Furche viel liefer als bei andern. Ein rechtes Schulterblatt unterscheidet sich von dem lebenden durch den schlankeren Hals seines Gelenk- iheiles, durch ein wohl frühes, aber nicht allmähliges, viel- vielmehr plötzliches Verschwinden der Gräte. Von Ober- armen fand ich schlanke und dünne und kürzere und dickere Exemplare, bei denen fast allgemein die Wölbung des obern Gelenkkopfes hinten eiwas tiefer herabgeht und die Sehnen- rinne an der vordern Seite zwischen beiden Rollhügeln we- niger tief ist und mehr nach unten und aussen sich zieht, als es bei dem lebenden der Fall ist. Ich setze die Ver- 239 gleichung der Quedlinburger Exemplare nicht weiter fort, denn die nachweisbaren Unterschiede führen bei allen übrigen Skelettheilen auf specifische Idenlität, sobald man die indivi- duellen Eigenthümlichkeiten der einzelnen Knochen der le- benden Art an einer ausreichenden Anzahl von Exemplaren sorgfällig geprüft und daran die specifischen Characlere ab- gewogen hat. Cricetus. Den Unterkiefer des Hamsters unterscheidet man von dem zunächst ähnlichen des Mus decumanus leicht dadurch, dass bei diesem die drei Mahlzähne von vorn nach hinten an Grösse abnehmen, während bei Cricetus die beiden letzten von gleicher Grösse sind, überdiess springt der schmälere Eckfortsatz hier mehr vor als dort. Danach ge- hört der linke Unterkieferast von Goslar entschieden dem Hamster an und er bietet auch keinen einzigen beachtens- werthen Unterschied von dem in grosser Anzahl vorliegen- den lebenden. Wiewohl übrigens das Exemplar von einem vollkommen ausgewachsenen Thiere herrührt, so sind auf den Kauflächen der Mahlzähne doch die schwachen Erhö- hungen und seine scharfen Leisten vorlreffllich erhalten, viel weniger abgenutzt als bei den gleichaltrigen lebenden. Einzelne Nagzähne stimmen vollkommen mit dem leben- den überein und ein linker Oberarm bis auf die eiwas ge- ringere Länge. Hypudaeus. Die Ueberreste dieses Thieres sind zahllos. Die aus zusammengekitteten Knochen bestehenden Handstücke der Breccie enthalten, soweit die meist zerbrochenen Reste in der Masse bestimmt werden können, fast nur Hypudäen- knochen. An einzelnen, von der umgebenden Masse gänz- lich befreieten Theilen liegen folgende zwei durch die Grösse leicht zu unterscheidende Reihen vor, denen wir eine nähere Aufmerksamkeit schenken wollen: 1. Vier Oberarme, drei Speichen, zwei Ellen, eilf Ober- schenkel, vier Schienbeine, zwei Beckenhälften, zwei Ober- kieferfragmente und zehn Unterkieferäste. 2. Drei Oberarme, eine Speiche, vier Oberschenkel und fünf Unterkieferäste. Die entsprechenden Theile dieser 240 beiden Reihen stimmen in ihren Formen so auffallend mit einander überein, dass jeder Gedanke an eine generische Dif- ferenz unterdrückt wird und die specifische zunächst nur in der durchgängigen Grössenverschiedenheit einen Anhalt findet. R. Wagner bildet in seiner Abhandlung über die fos- silen Insektenfresser etc. Taf. 1. Fig. 31 einen Oberarm aus der sardinischen Knochenbreccie ab, der eine perforirte Olecranongrube, einen sehr kräftigen Körper und einen stark entwickelten seitlichen Hakenfortsatz hat. Mit dieser Abbildung stimmen auch zwei von R. Wagner dem hiesi- gen Museum übermachte Exemplare aus der Breccie von Cagliari überein. Von ihnen unterscheiden sich die drei kleineren der Goslarer Breccie durch zierlichere Formen, durch ihre merklich geringere Dicke und durch den kleineren Seitenfortsatz. Die Länge der unsrigen beträgt 0,012, 0,011 und 0,010; die der mittelmeerischen 0,013 und 0,014; die untere Breite bei den unsrigen 0,003 und 0,0025. Diese Unterschiede lassen sich nicht auf individuelle und Alters- Eigenthümlichkeiten deuten, sondern bedingen eine specifische Differenz. Die ihrer Grösse nach dazu gehörige Speiche ist 0,012 lang, dünn und fadenförmig, im obern Theile stärker gekrümmt als die andern Exemplare und im untern gar nicht. Den vier Oberschenkeln fehlt leider das untere Gelenk. Der vollständigste misst noch 0,011 und war höchstens 0,0125 lang. Die dünne, zierliche und schlanke Form des Knochens, die scharfkantigen Knorren am obern Gelenk, der kugelrunde auf einem sehr dünnen Halse befindliche Gelenkkopf stimmen so vortrefflich zu dem Oberarme und der Speiche, dass man ohne Bedenken sie derselben Art zuweisen muss. Sie sind dem Oberschenkel, welchen Wagner als der fossilen Feld- maus angehörig aus der Gaylenreuther Höhle Taf. 1. Fig. 32 bezeichnet, sehr ähnlich, derselbe ist jedoch grösser, relativ dicker und hat kürzere Gelenkknochen. Das hiesige Museum besitzt noch zwei Oberarme von Cagliari, deren Wagner in seiner Abhandlung nicht gedenkt, wiewohl sie von den obigen wesentlich abweichen durch ihre nicht perforirte .Olecranongrube und durch die Anwe- 241 senheit einer kleinen Knochenbrücke an der Seite des untern Gelenkes, wie dieselbe auch bei den Katzen vorkommt. Schon bei der Untersuchung der Hyänenreste (Oken’s Isis 1845 S, 483) habe ich mich überzeugt, dass die Perforation der Olecranongrube bei den Thieren ein constanter Character ist und dass jene Knochenbrücke eine generische Bedeutung hat. Ich scheide daher diese Exemplare von der Verglei- chung aus. Unsere vier grossen Oberarme weichen nur ausser der beträchtlichern Grösse noch durch den Mangel des Loches in der Olecranongrube, durch den relativ klei- neren seillichen Hakenfortsatz und durch die viel flachere Rolle für den Unterarm von den kleinern Exemplaren ab. Der bei Cuvier, oss. foss. IV. tab. 14 Fig. 21, 22 abgebil- dete Oberarm scheint derselben Art anzugehören, doch lässt sich die Identität nicht ausser Zweifel setzen, da auch der untere Gelenkkopf desselben augenscheinlich beschädigt ist. Die Länge der unsrigen beträgt 0,016 und 0,017, die Breite des untern Gelenktheiles 0,005 bis 0,006, die Entfernung des Hakenfortsatzes vom untern Ende 0,009. Die drei zu den ebenbezeichneten Oberarmen gehörigen Speichen sind viel stärker als die kleine, von unregelmässig kantiger Form, in der Mitte gekrümmt und die Humeralge- lenkfläche oval, erweitert, mit hervorstehendem Rande, die untere Hälfte ist völlig comprimirt, platt, gedreht gegen die obere und erst im Gelenktheile wieder verdickt. Die Länge beirägt 0,015, die Breite in der untern Hälfte 0,002. Zwei Ellen möchte ich dazu stellen, die eine zwar dünn und schlank, die andere etwas plumper, kürzer und breiter, 0,017 und 0,015 lang. Das Becken ist um ein Drittheil kleiner als das bei Wagner Fig. 32 abgebildete, sein eirundes Loch deutlich dreiseitig, vor der Pfanne ein starker Höcker befindlich, im Uebrigen gleicht es dem abge- bildeten. Indess genügen die angeführten Eigenthümlichkeiten zur specifischen Trennung von dem mittelmeerischen. Die beiden von Wagner dem hiesigen Museum eingesandten Beckenhälften von Cagliari übertreffen das unsrige gleich- falls um ein Drittheil, haben aber den Höcker vor der Pfanne, 16 242 der in der Abbildung nicht einmal angedeutet ist und einen bis auf den Grund gehenden Ausschnitt für das Kapselband am hintern Rande der Pfanne, während bei dem unsrigen dieser Rand vollständig und ringsum geschlossen ist. Die Totallänge unsers Beckens beträgt 0,017, der hintere Rand ist 0,008 hoch, die grösste Länge des eirunden Loches 0,005, die Breite desselben 0,003, der Durchmesser der kreisrunden Gelenkpfanne 0,002. Die elf Oberschenkel weichen zwar in der Grösse man- nichfach unter einander ab, allein ihrer Form nach dürfen sie nicht von einander geschieden werden. Sie verrathen insgesammt eine grosse Aehnlichkeit mit Fig. 33 bei Wagner, doch ist in derselben der Hals des kugligten Gelenkkopfes länger, der absteigende Kamm beträchtlich grösser und der zweite unterhalb des Gelenkkopfes befindliche Knorren um Vieles kleiner und höher hinaufgerückt, denn er ragt bei bei den unsrigen über den Rand des Knochens hervor und ist unterhalb des Gelenkhalses angebracht. Hierin gleichen die unsrigen vielmehr der Abbildung bei Cuvier Tab. 15 - Fig. 24, der aber beträchtlich stärker ist. Die von Wagner eingesandten vier Exemplare scheinen indess auch zwei ver- schiedenen Arten anzugehören, einer grössern, die auch abgebildet ist und einer kleinern, die sich der unsrigen mehr nähert, ohne identisch zu sein. Die Totallänge der unsrigen schwankt zwischen 0,020 bis 0,012 ohne untere Gelenkepi- physe, die allen fehlt. Die grossen von Cagliari sind bis 0,024 lang und im obern Theile beträchtlich breiter. Die vier Schienbeine von Goslar stehen in demselben Verhältniss zu denen bei Wagner wie die Oberschenkel. Sie sind im obern Theile beträchtlich schmäler, im untern platter und kantiger, während die beiden vorliegenden Exem- plare von Cagliari unterhalb der angewachsenen Fibula völlig abgerundet sind. Die Figur bei Cuvier Tab. 15 Fig. 30 stellt einen viel zu plumpen Knochen vor, als dass sie auf die unsrigen bezogen werden könnte. Die Länge der unsrigen beträgt 0,018 bis 0,022, der eine von Cagliari misst 0,026. Von den beiden Oberkieferfragmenten ist das kleinere 243 mit dem wenig gekrümmten, dünnen und spitzen Nagezahne und dem ersten Backzahne versehen, indess gewährt seine Vergleichung und ebensowenig die des’ grössern minder vollständigen kein besonderes Interesse. Die Grössenverhältnisse in den elf und vier Unterkiefer- ästen entsprechen denen in den bezeichneten Skelettheilen. Die Höhe des Astes beträgt an der Innenseite über dem Anfange der Symphyse bei den grössern 0,005, bei den kleinern 0,003, die Länge der Zahnreihe bei jenen 0,008, bei diesen 0,005 und in eben dem Verhältniss stehen alle übrigen Dimensionen. Einen Unterschied in der Form der Aeste bin ich nicht im Stande aufzufinden. Zwei rechte und ein linker Unterkieferast von Cagliari stimmen in der Grösse mit unseren grösseren überein, in der Form aber weichen sie insofern ab, als der Kronfortsatz bei ihnen in der untern und hintern Hälfte diek und aufgetrieben ist, während der ganze Kronfortsatz bei unsern grossen und kleinen in seiner vollen Ausdehnung dünn und plattförmig erscheint. In den Zähnen macht sich zwischen den grossen und kleinen ein beachtenswerther Unterschied bemerklich. Die Falten oder senkrechten Lamellen stehen nämlich bei den grossen schiefwinklig gegen die Mittellinie und stossen in dieser von beiden Seiten her unter einem nach hinten geöffneten Winkel zusammen, bei den kleinen dagegen um- umgekehrt unter einem nach vorn geöffneten Winkel. Der erste Zahn hat in den grossen Kiefern sechs Lamellen an der Aussenseite, fünf an der Innenseite, jeder der beiden folgenden hat innen und aussen je drei. Eben diese Falten- zahl besitzen auch die Zähne in den kleinen Kiefern und weichen hierin unsere beiden Arten wie auch in der Form der Lamellen von den Abbildungen der Hypudäenzähne in G. Cuviers ossemens fossilis und in Fr. Dents de mammi- feres wesentlich ab. Ebenso gestattet dieser Character keine Vereinigung mit den Zähnen von Cagliari. Wir haben daher in der Knochenbreccie von Goslar zwei Arten von Hypudäen, eine grössere und eine kleinere, welche von denen in den mittelmeerischen Breccien wesent- 16* 244 lich verschieden sind und ebenso von der in der Gaylen- reuther Höhe vorkommenden. Von den Fossilresten anderer Localitäten liegen weder Abbildungen noch Beschreibungen vor, aus denen das verwandtschaftliche Verhältniss mit den unsrigen ermittelt werden könnte. Von Wiederkäuenden Thieren liegen vor: ein rechtes Oberfragment mit den fünf letzten Backenzähnen eines aus- gewachsenen Thieres; ein rechtes Oberkieferfragment mit zwei Zähnen eines jüngeren Thieres, denn der zweite Zahn tritt so eben erst in Function, und der untere Gelenktheil einer rechten Tibia mit dem ansitzenden Fragment der Fi- bula. Diese drei Fragmente gehören derselben Art an und nur die abweichenden Grössenverhältnisse der Zähne zum Kiefer- knochen und dieses zur Tibia bieten einen Unterschied von Cervus elaphus, der jedoch für nicht mehr als individuell zu halten ist, zumal die Formen selbst keinen wesentlichen Unterschied zeigen. Ausserdem führt nun die Breccie noch eine überra- schende Menge Knochen von Vögeln. Unter den vollständig ausgearbeiteten gehören einige Oberschenkel, Unterarmkno- chen, Mittelhandknochen zu Gallus domesticus, einige Tarsen, Ulna und Radius zu Columba domestica, andere meist Tarsen zu Perdix, Alauda und Fringilla.. Eine nicht unbeträcht- liche Anzahl von Zehenknochen, Fragmenten von Tarsen, Oberschenkel und Unterarmknochen ist zu einer zuverläs- sigen Bestimmung eben nicht geeignet, wenigstens gestatten die mir jetzt zu Gebote stehenden Präparate keine so spe- cielle Vergleichung, dass ich das Artverhältniss schon an- geben könnte. Doch werde ich bei meinen schon seit einiger Zeit in Angriff genommenen ornithologisch - osteologischen Untersuchungen, deren Fortschritt durch die zeitraubende Anfertigung der Präparate vielfach gehemmt wird, Gelegen- heit haben, auf diese fossilen Fragmente wieder zurückzu- kommen. Die mit Sicherheit in unserer Breccie erkannten Thiere sind nach Vorstehendem also folgende: 245 Vespertiho Gallus Ursus Columba Lepus Perdiz Cricetus Alauda Hypudaeus Fringilla Cervus in etwa 12 bis 14 Arten, von denen die Nager und kleinern Vögel an Individuen ungleich zahlreicher auftreten als die übrigen. Ein Blick auf dieses Verzeichniss genügt, um sich von der völligen Verschiedenheit dieser Ablagerung von den diluvialen Spaltenausfüllungen des Gypses bei Thiede, We- steregeln und Quedlinburg zu überzeugen. In diesen über- wiegen die Reste von Hufthieren meist ausgestorbener Arten und der Gegend jetzt ganz fremdartige Gattungen, demnächst Raubthiere unter denselben Verhältnissen. In unserer Breccie dagegen fast nur kleine, in der Gegend noch jetzt heimische Thiere. Aber wie in geognostischer Hinsicht diese Breccie mit den mittelmeerischen auffallend übereinstimmt: so auch in den Knochenresten, in den Verhältnissen der Gattungen und Arten unter einander wie zu den an Ort und Stelle lebenden. Die Gleichaltrigkeit beider scheint mir daher ebenso wenig zweifelhaft als die gleichen Bedingnisse der Entstehung. In Betreff der zunächst gelegenen Baumannshöhle gilt dasselbe als von den Gypsspalten, deren Reste beide übereinstimmen, dagegen wird die von Desnoyers (Bullet. soc. geol. 1842. XII. 290) untersuchte Höhle im Gyps von Montmoreney und ähnliche im südlichen Frankreich den eingeschlossenen Gat- tungen und Arten nach als identisch betrachtet werden müssen. Wie diese zahllosen Reste so verschiedener Thiere auf der Höhe des Sudmerberges in die Spalten gelangt sind? diese Frage lasse ich unbeantwortet. Regen konnte sie nicht zusammenschlemmen, Raubthiere haben sie ebensowenig auf- gespeichert und an eine Hebung des Sudmerberges in der postdiluvischen Zeit wird Niemand denken, der die geogno- stischen Verhältnisse jener Gegend kennt, 246 Palüontologische Mittheilungen ©. G. Giebel. 4. Amerikanische Ammoniten. Unter einer sehr schönen Sammiung von verschiedenen Erzen aus Chili erhielt das hiesige mineralogische Museum zwei Ammonilen, von denen der eine der A. bullatus ist. Nach der Angabe des Einsenders wurde das Exemplar auf dem Gipfel der Cordilleren westlich von Mendoza gefunden. Es misst 34 Zoll im Durchmesser, und 13 Zoll Dicke im letzten Umgange. Dieser und der vorleizie Umgang sind zur Hälfte weggebrochen, so jedoch dass der Durchschnitt hinter der Mündung liegt und die Beschaffenheit dieser noch zur sichern Bestimmung unversehrt ist. Man erkennt noch sehr deutlich den mit der Wohnkammer sich stark erwei- terten Nabel und die tiefe Einschnürung vor dem Mundrande. Von dem sehr engen Nabel steigen 20 Rippen auf, die sich bald theilen und eiwa zu 60 über den Rücken gehen. Die Schale fehlt jedoch grösstentheils und auf der Oberfläche der Steinkerne sind die Rippen, zumal auf dem Rücken nicht ganz deutlich. Wo die dicke Schale noch aufliegt, sind auch die Rippen deutlich auf dem Rücken. In der Nähe der Mündung, in der Umgebung ihrer kragenarligen Einschnü- rung sind die Rippen verschwunden. Auf dem durch den Querschnitt blosgelegten Rücken der dritllezten Windung Ireten sie markirt hervor und werden hier von dem frei liegenden Sipho durchbrochen. Die Kammerwand ist auf dem Querschnitte entblösst, aber ihre Nahtlinie auf der Oberfläche nirgends zu erkennen, daher auch die Formen der Lappen und Sättel nicht genau bestimmt werden können. Die Falten der Wand machen die Uebereinstimmung mit der von Quenstedt, Petrefkt. Taf. 15 Fig. 3 gezeichneten Naht- linie sehr wahrscheinlich. Die Besiimmung des Exemplares 247 unterliegt keinem Zweifel und da der A. bullatus, sowie die ganze durch ihn characterisirte Gruppe bis jetzt nur als ausschliesslich jurassisch bekannt ist, so müssen wir hierauf gestülzt die Existenz jurassischer Schichten in den Cordilleren als unzweifelhaft annehmen. Unter den von d’Orbigny, Voyage dans l’Amerique meridionale abgebildeten Ammoniten ist der regelwidrig benannte A. santa fecinus Tab. 16. Fig. 3. 4. von Santa fe de Bogoia sehr ähnlich, doch fehlt demselben der characieristische Theil der Wohnkammer, so dass eine Identificirung sehr gewagt erscheinen könnte, zumal da diese Art zugleich minder dick, flachseitig und schmalrückig im Verhältniss zu der unsrigen ist. Bekanntlich haben Coquand und Bayle (Bullet. soc. geol. 4850. VI. 232.) Die bis jetzt beschriebenen Kreideversteinerungen einer krilischen Revision unterworfen und darunier die liasischen Arten: Nautilus striatus, Ammonites opalinus, Ostraea cymbium, Terebra- tula tetraedra, T. ornithocephala u. a. ferner die mitleljuras- sischen Ostraea gregaria, O. Marshi, O. Sandalina, Phola- domya Zieteni, Panopaea peregrina, Terebratula concinna, T. lacunosa u. a. erkannt. Gegen diese Deutung trat aber L.v. Buch (Zeitschr. deutsch. geol. Gesellsch. 1850. II. 292) auf, indem er die Gryphaea cymbium bei Coquand auf Gr. Pitcheri Mort. deutet, in der Pleurotomaria Humboldti eine ächte Kreideform erkennt, und die Terebratula tetraedra als sicher nicht da bezeichnet, Diess veranlasste mich, die sämmtlichen Kreideammoniten zu vergleichen, aber ich fand keinen einzigen, auf den ich das vorliegende, mit den juras- sischen A. bullatus vollkommen übereinsiimmende Exemplar beziehen konnte. Ein zweites mit derselben Sendung eingetroffenes Exem- plar von Copiapo ist zu sehr verwiltert, um die Art auch nur annähernd zu ermilteln. Denkt man sich bei d’Orbigny’s A. recticostatus die Rippen durch Verwilterung entfernt und den Rücken breiter und flacher: so hat man das Bild dieses Ammoniten, Die Nahtlinie scheint fimbriatisch gewesen zu sein ohne dass man Näheres darüber ermitteln kann. Die 248 Form spricht im Allgemeinen mehr für einen Kreide- als für einen jurassischen Ammonit. Bei dieser Gelegenheit erwähne ich noch zwei andere Ammoniten im hiesigen Museum, welche der Prediger Wagener bei Barbacoas in der Provinz Truxillo sammelte und einge- sandt hat. Beide lassen sich auf Morton’s A. verpertinus und A. delawarensis deuten, die ich für nicht specifisch verschieden halten möchte. Der letztere (Synops. cret. foss. Unit. St. 37. Tab. 2. Fig. 5) beruht nämlich auf einem noch nicht den vierten Theil eines Umganges darstellenden Frag- mente, von dessen Bauchrande dicke gerundete Lippen in grössern Abständen von einander, als ihre Breite beträgt, entspringen. Diese gabeln sich auf der Seitenmitte und jeder Ast wirft an der Rückenkanie einen ziemlich starken Höcker auf. Der Rücken ist convex und platt. Die Naht- linie ist von Morton unnatürlich angegeben und die Involu- bilität ist jedenfalls sehr gering. Der A. vespertinus (. e. 40. Tab. 27. Fig. 1) dagegen ist das Fragment eines viel grössern Umganges, dessen Rippen einfach sind, auf der Seitenmitte und an der Rückenkante stark anschwellen, alles Uebrige aber ist unbekannt. Das vorliegende kleinere Frag- ment gleicht nur dem A. delawarensis, aber es hat nur eine einzige Gabelrippe, die übrigen sind einfach. Sein Rücken trägt einen starken Siphonalkiel, der an einer Stelle wegge- brochen ist, daher hier durch Abreibung der Rücken glatt ist. Das andere grössere Fragment entspricht dem A. ves- pertinus, aber es setzen sich an zwei Stellen am untern Höcker der Rippen je eine neue ein, so dass diese gega- belt erscheinen, alle übrigen Rippen sind einfach. Einigen fehlt der untere Höcker. Dieses Fehlen der Höcker und die Einsetzung der neuen Rippen ist nicht auf beiden Seiten gleich, also unbestimmt und zufällig. Der Rücken ist con- vex und der Siphonalkiel undeutlich und schwach. Dem- nach beweisen unsere Fragmente, dass die von Morton hervorgehobenen Unterschiede in der Rippenbildung nicht constant, dass sie zufällig sind und hei der übrigen Ueber- 249 einstimmung der sehr unvollständigen Fragmente muss das kleinere, A. delawarensis, von einem innern, das grössere, A. vespertinus, von einem äussern Umgange herrühren. Unter den europäischen Arten stehen A. Rhotomagensis, A. Woolgari, A. Fleuriauanus zunächst, erstere beide durch die Form ihres Rückens, letzterer durch die starken Höcker an der Nabelkante unterschieden, überdiess alle drei mit geringerer Grössenzunahme. Daher wird der A. vesper- tinus als eine der Kreide Mittelamerika’s eigenthümliche Art zu betrachten sein, die jedoch der nähern Untersuchung bedarf, denn auch an unsern Fragmenten ist die Nahtlinie nirgends mit Sicherheit zu erkennen, wiewohl die # Linie dicke schwarze Schale an vielen Stellen abgesprungen ist. 2. Ein Turrilit und Rhyncholit aus der Kreide von Quedlinburg. 1. Turrilites conoideus n. sp. In den sandigen Mer- geln zwischen dem Plänerkalk und unterem Quadersandsteine an der Steinholzmühle bei Quedlinburg, in welchem Ammo- nites varians und Turrilites tuberculatus vorkommen, sam- melte ich auch einen kleinen Turriliten, der keiner bekannten Art angehört. Er ist kurz kegelförmig, ähnlich dem T. ele- gans bei d’Orbigny, aber von diesem sogleich durch den völligen Mangel der queren, die Höcker verbindenden Rippen unterschieden. Durch die Anordnung seiner Höcker nähert er sich vielmehr dem grössern und mehr thurmförmigen T. Gravesanus. Es sind nämlich deutlich entwickelt drei Höckerreihen vorhanden. Von diesen besteht die mittlere aus grösseren, und durch weitere Zwischenräume von ein- ander getrennten, zitzenförmigen Höckern, die darüber und darunter gelegene aus kleineren und zahlreicheren. Die Nahtlinie ist leider nicht deutlich zu erkennen. Es genügen indess die angegebenen Eigenthümlichkeiten zur Begründung einer selbstständigen Art. Der T. tuberculatus kommt an dieser Localität in Frag- menten von höchstens einem ganzen Umgange vor und zeich- net sich im Allgemeinen durch flachere Seiten vor denen 250 bei d’Orbigny aus. Ebenso unvollständig sind die Fragmente des T. costatus und T. Desnoyersi, doch leidet deren Be- stimmung kaum einen Zweifel. d’Orbigny hal neuerdings dieses Glied des Kreidegebirges mit dem Namen ierrain cenomanien belegl. 2. Rhyncholites compressus n. sp. Rhyncholithen aus der Kreide sind bereits durch v. Hagenow und d’Orbigny bekannt geworden. Letzterer beschreibt aus dem Neocomien einen Rh. Dutemplei. Alle drei sind sehr selten und der Rh. Dutemplei ist sogar verloren gegangen und beruht auf emer blossen Erinnerung. Die vierte Art ist der Rh. cre- taceus aus der Kreide von Rügen. Hierzu stelle ich noch eine, wie es mir scheint, neue Art aus dem Mergel des Salzberges bei Quedlinburg. Sie ist nur in einem einzigen fragmentären, den obern 'Theil oder eigentlichen Schnabel darstellenden Fragment bis jetzt gefunden. Die geringere Grösse, die slärkere Compression und die Abwesenheit feiner Längsstriche unterscheiden sie von der Rügen’schen Art, mit der sie die scharf hervortretenden seitlichen flügel- förmigen Spilzen und die hinterwärts eingedrückten Seiten gemein hat, Der letzte Character scheidet sie auffallend von Rh. Astieranus, der auch kürzere Flügel hat. Abge- sehen von der starken Compression, den scharfen Flügel- spitzen und den eingedrückten Seiten stimmt sie mit dem Rh. hirundo aus dem Muschelkalk überein, 3. Hyaena. In meiner Abhandlung über die lebenden und fossilen Hyänen in Oken’s Isis 1845. VII. 483 unterschied ich von ersteren nur H. crocuta und H. striata nach drei Skeleten in den hiesigen Sammlungen und liess das Verhältniss an- derer Arten unbestimmt, da mir weder Material zur Fest- stellung derselben zu Gebote stand, noch dazu geeignele Beschreibungen oder Abbildungen von Skeleten vorhanden waren. Neuerdings erst ist mir eine Abhandlung von A. Wagner in den Abhandlungen der zweiten Klasse der Münchener Akademie der Wissenschaften Bd, III. Abtheil. II, 251 S. 609 zugekommen, in welcher die Existenz der dritten Art H. brunnea nach Differenzen im Schädel und Zahnbau ausser Zweifel gesetz! ist. Im Zahnsysieme kommt der un- tere Fleischzahn dieser Art durch den Mangel eines eigent- lichen innern Zackens dem der gefleckien am nächsten. Dass derselbe bei gleicher Kieferlänge merklich kleiner und sein hinterer Ansatz grösser ist als bei der geileckten, muss ich nach den zahlreichen Zähnen der H. spelaea für bedeutungs- los halten. Der obere Fleischzahn dagegen ähnelt vielmehr der gestreiftien Hyäne. Es sind nämlich die drei Zacken seiner Krone von gleicher Ausdehnung und nicht wie bei der gefleckien der hintere Zacken die halbe Länge der Zahn- krone einnehmend. An unsern beiden Schädeln der H. striata ist jeder dieser Zacken fast übereinstimmend 0,010 lang, an dem der H. erocuta dagegen der hintere 0,015, der mittlere 0,012 und der vordere 0,007 lang. Die Figur der H. brunnea, welche Wagner gibt, weicht nur darin von unserer ge- gestreifien ab, dass der erste Zacken eiwas siärker ist, worauf kein besonderes Gewicht gelegt werden darf. Es würde daher die H. brunnea den untern Fleischzahn der H. crocuta und den obern der H. striafa haben. Mit dieser letzteren stimmt nun auch die Anwesenheit und Form eines hinteren queren Mahlzahnes überein, weicher der gefleckten völlig fehlt, denn der kleine an seiner Stalt vorkommende Kornzahn verschwindet sogar noch bei einzelnen Individuen, wie bei dem unsrigen, an dessen rechter Seile auch keine Spur davon vorhanden ist. Am Schädel gleicht der Hirntheil der H. brunnea dem der H. striata, der Gesichtsiheil dagegen dem der H. crocuta, ja er ist selbst noch mehr als bei dieser aufgetrieben. Der Jochbogen stimmt mit dem der gesireiften überein und scheint . die horizontale Naht. bis ins Alter zu behalten, während dieselbe bei den andern Arten frühzeitig verschwindet. Sie fehlt auch an unseren Schädeln völlig. Wagner führt noch einige Unterschiede zwischen H. striata und H. crocuta in der Form der Pauke an, die auf unsere Schädel keine Anwendung finden und daher wohl nicht mehr als individuelle Bedeutung haben. 252 Beide Schädel unserer H. siriata stammen von alten Thieren, die Wagner’schen von viel jüngern. Auch glaubt Wagner zu dem von Cuvier angegebenen Unterschiede beider Arten noch den des grossen Querzahnes der gestreiften und des kleinen Kornzahnes der gefleckten hinzufügen zu müssen. Allein in der zweiten Ausgabe der ossemens fos- siles IV. p. und in der dritten VII. 350 macht Cuvier bereits auf diesen auffallenden Unterschied aufmerksam, der schon bei der flüchtigsten Vergleichung beider Schädel in die Augen fällt und von keinem Beobachter vor Wagner übersehen worden ist. Die kritische Revision der fossilen Arten führte mich in der oben erwähnten Abhandlung zu der Ueberzeugung, dass nur zwei Arten H. spelaea und H. prisca genügend begründet seien und alle übrigen einer von diesen beiden untergeordnet werden müssen. Die wiederholte Prüfung meiner damaligen Darlegung hat meine Ansicht über diese Arten noch mehr befestigt, so dass ich für die auch von A. Wagner und Blainville abweichende Anordnung der Synonyme und Aufzählung der Arten in Bronn’s Nomen- clator keine Rechtfertigung auffinden kann. In Betreff der Identität der H. intermedia mit H. spelaea ist Blainville und neuerdings auch Wagner in seiner Abhandlung über die Säugethiere in den Muggendorfer Höhlen ohne Berück- sichtigung meiner Darlegung zu demselben Resultate gelangt. Gervais behält in seiner Zoologie und Paleontologie fran- gaise p. 122 die H. intermedia bei, ohne neue Beweise für ihre Existenz den ersten bei Marcel de Serres beizufügen, ja er schreibt ihr sogar alle Reste der Lünel-Vieler Höhle zu, die früher der H. spelaea angehörten und leugnet das Vorkommen dieser Art in jener Höhle. Derselbe hat auch die H. arvernensis und A. Perrieri jedoch nur auf Croizet’s Autorität und nicht auf Prüfung neuer Reste wieder aufge- nommen. Die auch im Bronn’schen Nomenclator noch exi- stirende H. dubia, welche auf einem zweiten obern Lückzahn, der bekanntlich keine specifischen Eigenthümlichkeiten bietet, 293 beruht, zieht Gervais so sehr in Zweifel, dass er den Zahn nicht einmal der Gattung lassen will. Ausserdem sind seit meiner Abhandlung noch drei Arten aufgestellt worden. Die eine derselben H. Vialetti beruht auf wenig characteristi- schen Theilen aus den miocenen Schichten von Vialette bei Puy und ist kleiner als die bekannten Arten. Die zweite Art H. brevirostris von Sainzelle hat nach zwei Schädelfrag- menten die Grösse der H. spelaea, aber sie hat den oberen Mahlzahn der gestreiften. Näheres ist über beide noch nicht bekannt, wohl aber nöthig bevor ihre Selbständigkeit als gesichert betrachtet werden darf. Von den letztern hält auch Gervais noch die speciellere Untersuchung für nöthig. Die dritte neue Art ist eben dieses Paläontologen H. Hippa- rionum aus dem Süsswassergebilde von Cucuron im Vaucluse. Sie beruht auf einem Oberkieferfragment, welchem nur der erste Lückzahn fehlt. Der quere Höckerzahn ist bei der- selben Breite dessen der gestreiften Hyäne doppelt so lang von vorn nach hinten. An den Lückzähnen ist der vordere Basalhöcker viel stärker als bei den bekannten Arten und im Fleischzahne haben die beiden hintern Lappen gleiche Ausdehnung, der vordere ist dagegen merklich kürzer. Ausser- dem tritt an der Innenseite eine scharfe basale Schmelzwulst hervor, die so stark bei andern Arten nicht bekannt ist. Gervais fügt noch hinzu, dass der hintere Zacken fast zweilappig ist, indess scheint nach der Abbildung diese an- gedeutele Theilung nicht markirter zu sein, als ich sie bei unsern lebenden und fossilen Zähnen finde. Die H. hippa- rionum wäre irolz des nur kleinen Fragmentes als dritte sicher begründete Art neben H. spelaea und H. prisca auf- zunehmen, so dass die Gesammtzahl der Arten sich nun- mehr auf sechs beläuft. Bei dieser Gelegenheit lenke ich noch die Aufmerksam- keit auf die Gehörknöchelchen, die ich in einem Schä- del der H. spelaea von Quedlinburg vollständig und wohl erhalten fand. Leider sind in unsern drei Schädeln der lebenden Hyänen diese Knöchelchen nicht mehr vorhanden 254 und Abbildungen derselben, weder fossiler noch frischer, mir nicht bekannt, so dass ich auf eine Vergleichung ver- zichten muss. 4, Arthrophyllum, In der vorjährigen Januar-Sitzung der deutschen geolo- gischen Gesellschaft in Berlin (Zeitschr. II. S. 10) legte Hr. Beyrich ein eigenihümliches Peirefakt aus dem devonischen Sandsteine vom Kahleberg bei Klausthal vor und begründete auf dasselbe eine neue, neben Amplexus und Caninia zu siellende Galtung unter dem Namen Arthrophylium. Bei einer neulichen Durchsicht der Aviculaceen im hiesigen mi- neralogischen Museum fand ich darunter eine Stufe desselben Gesteins und Fundortes, in welcher ausser einigen Muscheln auch dieser merkwürdige Körper verborgen war. Von der umgebenden Masse befreiet erscheint er bei Zell Länge aus neun, fast kreisrunden, von unten nach oben allmählig an Umfang zunehmenden, flachen Schüsselchen zusammengesetzt. Seine ursprüngliche Länge war viel beträchllicher, wie der Abdruck im Gestein zeigt, und der Querdurchmessser der obern Schüsseln beträgt etwa $ Zoll. Der Rand der höhern Schüssel ragt über den der darunter liegenden sleis etwas hervor, so dass der Körper schon äusserlich deutlich zer- gliedert erscheint. Zugleich sind diese Ränder senkrecht gefurcht. Die Furchen deuten die Lamellen an, aus welchen die Masse einer jeden Schüssel besteht. Diese Lamellen gehen radienartig und paarig zu je zweien von dem perfo- rirten Centrum aus, zu mehr denn vierzig. An einer Stelle scheinen die Ränder des durch die Lamellen gebildeten kreis- förmigen Fächers zusammengelegt, indem sich hier die La- mellen etwas biegen und von Innen berühren. Das Centrum war perforirt, trichterförmig und enthält im gegenwärligen Zustande einen kleinen struclurlosen Zapfen von etwa einer Linie Dicke. Die Aehnlichkeit des Fossiles mit den verwiiterten Stein- kernen gewisser Orihoceraliten ist nicht zu leugnen, allein die eigenthümliche und regelmässige Anordnung der Radial- 255 lamellen und die ganz abweichende Beschaffenheit des Sipho sprechen entschieden gegen jede Vereinigung mit Orihoce- ratiten. Wollte man jene Structur nur dem Versteinerungs- processe zuschreiben, so würden die Steinkerne von Sipho- nen die nächste Vergleichung bieten, aber auch bei diesen ist nie mehr als eine strahlige Textur vorhanden. Mit Recht verweist daher Beyrich auf Caninia und Amplezus. Die erstere Gattung hat fast dieselbe Anordnung der La- mellen, aber ein weiter trichterförmig eingesenktes Centrum und um vieles höhere Glieder, die nicht so regelmässig schüsselförmig, sondern bis auf die centrale Einsenkung flach sind. Bei Amplexus bilden die einfachen, nicht paarig geordneten Lamellen nur den Rand. Beide sind überdiess cyalhophyllenähnliche, gekrümmt kegelförmige Korallen mit querrunzlicher Oberfläche. Letztere fehlt unserem Fossil ganz und war sie vorhanden, so halte sie gewiss ein regel- mässigeres Ansehen, wie auch die Form höchst wahrschein- lich einen geraden Kegel darstellte. Der Mangel wirklicher Querwände unterscheidet überdiess das Arthrophyllum noch wesentlich von den angeführten Gattungen. Eine überra- schende Achnlichkeit bietet noch Strephodes multilamellatum bei M’Coy (Ann. a. magaz. nat. hist. 2 ser. III. 5. Synops. brit. palaeoz. rocks II. 93. tab. 3 €. Fig. 3). Dem äussern Ansehen nach stimmt dasselbe völlig überein, allein es fehlt ihm der centrale Zapfen in jedem Schüsselchen, die Lamellen sind zahlreicher 100 bis 150, mehrfach sich theilend vom Centrum bis zum Rande hin und nicht nach einer Seite hin zusammengelegt. Desselben Str. trochiforme |. c. 51. tab. 1.B. Fig. 21 hat zwar eine mehr übereinstimmende Anordnung der Lamellen, dagegen eine völlig abweichende Gestalt. Es lässt sich daher das Arthrophyllum sehr wohl als eine eigen- thümliche Form aufführen, aber die systematische Stellung wird erst aus besser erhaltenen und vollständigern Exem- plaren als die vorliegenden sind, mit genügender Sicherheit ermittelt werden können und darf vorläufig nur fraglich neben, - vielleicht auch unter Sirephodes aufgeführt werden. 256 5. Ammonites Stobaei. Stobäus bildet in Diss. epist. de Nummulo Bratensb. etc. 732 p. 19. Fig. 7—-9 Ammonitenfragmente ab, die erst durch Nilsson fast hundert Jahre später systematisch bestimmt und durch Abbildung eines vollständigeren Exemplars kenntlich characterisirt worden sind. Auch Hisinger bildet den Ammo- nites Stobaei ab und dennoch hat derselbe nicht die ihm gebührende Aufnahme gefunden. D’Orbigny berücksichtigt ihn kaum, Bronn hat ihn im Nomenclator aufgenommen, zu- gleich aber auf A. peramplus und A. lewesiensis hinge- wiesen. Mit keinem von beiden lässt er sich identificiren, ja seine Gestalt nähert sich viel mehr dem A. Beudanti als einem von jenen. Die Nahtlinie ist weder von Nilsson, noch von Hisinger genau beschrieben oder abgebildet wor- den und deshalb scheint eine nähere Beschreibung nicht überflüssig zu zein. Ich liefere dieselben nach einem schönen, fast anderthalbfüssigen Steinkerne von Essen, der sich im hiesigen mineralogischen Museum befindet. Die innern Um- gänge fehlen, nur zwei sind vollständig, aber wiewohl die äusserste Bruchstelle des letzteren schon sechs Zoll Höhe für denselben zeigt, so beginnt doch auch hier die Wohn- kammer noch nicht. Der Rückenlappen ist schmal und tief, fast dreimal länger als breit. Der Siphonalsattel erhebt sich beinah bis zur halben Höhe mit senkrechten Wänden und breitem Gipfel, die uns durch ein- und zweispitzige Finger getheilt erschei- nen. Hierin gleicht der A. Stobaei vielmehr dem A. Man- telli und A. Beudanti als dem A. lewesiensis, mit welchem das Grössenverhältniss seines Rückenlappens übereinstimmt. Die Endarme des Lappens sind senkrecht und zweilingrig, bei A. lewesiensis dreifingrig, und von ihrem Grunde geht jederseits ein schlanker ungleich kurzfingeriger Arm ab. Bei einigen Kammern endet dieser Arm regelmässig drei- fingrig, bei andern sehr unregelmässig. Darüber folgt ein kurzer Finger und dann wieder ein sehr langer den halben Sattel durchbrechender Arm mit drei Endfingern. 257 Der Rückensattel ist dreimal so breit als der Lappen, durch einen senkrechten, mittelständigen und schmalen Se- cundärlappen bis zur halben Tiefe gespalten. Der breite, schief abfallende Gipfel, die Aeste und Finger in demselben stimmen in überraschender Weise mit der Zeichnung des A. lewesiensis bei d’Orbigny terr. ceret. I. Tab. 101 über- ein, nur dass die Theilung der ventralen Hälfte durch zwei ungleiche Secundärlappen geschieht und bei d’Orbigny durch einen senkrechten mittelständigen. Der lange, dünne, erste Seitenlappen erinnnert ebenfalls zunächst an A. lewesiensis, doch ist er in unserem A. Stobaei noch schmäler, sein Körper nur ein Drittheil so breit als der des Dorsalen. Drei schlanke Aeste gehen im Niveau des Gipfels im Siphonalsattel ab. Der dorsale Endast greift mit seinen drei Endfingern nur wenig weiter zurück als die des Rückenlappens. Die beiden andern Aeste haben eine gemeinschaftliche, tiefer gelegene Basis, der mittlere löst sich in drei sehr entwickelte Arme auf, deren Finger viel weiter zurückreichen als die des Dorsalen; der ventrale Ast ist kaum halb so lang und endet sehr ungleich drei- armig. Von den Seitenwänden des Lappens gehen in glei- cher Höhe über der Theilung nach dem Bauche und nach dem Rücken hin zwei gleiche Arme aus, die mit kurzen, zwei und dreispitzigen Fingern geschmückt sind. Es lässt sich nicht verkennen, dass die typische Form dieses Lappens mit A. lewesiens:s übereinstimmt, im Detail aber bielel sie so viele Eigenthümlichkeiten, dass eine Identificirung nicht angemessen erscheint, Der erste Seitensaltel ist um ein Drittheil schmäler als der Dorsale und seine Gipfellinie liegt im Scheibenradius wie die aller übrigen Sättel. Er ist bald durch einen senk- rechten, bald durch einen schiefen Secündärlappen in eine schmälere Dorsal- und breitere Ventralhälfte getheilt, jene wiederum in zwei ungleiche, diese in zwei gleiche Aeste zerspalten. Diese Theilung weicht demnach ziemlich auf- fallend von A. lewesiensis ab. Der zweite Seitenlappen ist fast nur halb so lang als 17 258 der erste, in gleichem Grade schmal. Er endet mit zwei zweiarmigen Aesten, also paarigen, und zwar sind beide einander gleich und senkrecht herabhängend oder der Dor- sale etwas kleiner und höher hinaufgerückt. Darin liegt ein wesentlicher Unterschied von A. lewesiensis, dessen unterer Seitenlappen dem oberen conform ist. Der untere Seitensattel verhält sich zum oberen, wie dieser zum dorsalen. Sein theilender Secundärlappen liegt in der untern Hälfte und ist schief. Die grössere dorsale Hälfte ist in drei Aeste, die kleinere ventrale in zwei Aesie zerspalten, und auch hierin weicht A. lewesiensis ab. Vier Hilfslappen sind vorhanden. Der erste und grösste liegt auf der Nabelkante schief nach der Seite gewandt. Er ist nur wenig schmäler und kürzer als der untere Seiten- lappen und endet mit drei Armen, die grosse Neigung zur paarigen Anordnung zeigen, indem nämlich die oberen bei- den von einer gemeinschaftlichen Basis ausgehen und dem unteren grossen gemeinschaftlich gegenüberstehen. Vier kurze paarige Finger liegen an den Seiten des Lappens. Der Sattel halb so breit als der untere laterale ist durch einen senkrechten Secundärlappen in zwei gleiche Aeste gespalten. Der zweite Hilfslappen beginnt an der Umgangs- naht und liegt schief auf der Nabelfläche, seine drei End- finger zeigen noch entschiedenere Neigung zur paarigen Anordnung als die des ersten. Sein Sattel stellt einen un- gelheilten Ast, der Hälfte des ersten Hülfssattels gleich, dar. Der dritte Hilfslappen in gleicher Weise von der Naht ab- gehend, ist schlank, mit einfachen Zacken. Der vierte ist kaum halb so lang und gewährt noch einem Zacken Platz, welcher als die Endspitze des Quenstedt’schen Nahtlobus betrachtet werden darf. Die Blätter der Sattelränder sind überall abgerundet, die Spitzen der Lappen lang ausgezogen. Die Kammer- wände folgen einander so schnell, dass die Lappen stels in die halbe Tiefe der vorhergehenden zurückreichen. 259 Ueher Braunkohblen von WW. Baem Während meines Aufenthaltes in Berlin wurde mir auf Verwenden meines verehrten Lehrers, des Herrn Professors Dr. Heintz, weilläuftige Untersuchungen über eine grosse Reihe von Brennmaterialien der verschiedensten Art — Holz, Torf, Braunkohlen, Steinkohlen, Coaks und Torfkohlen, — übertragen. Wer sich dafür interessirt, findet eine ausführ- liche Mittheilung dieser Untersuchungen im Archiv der Phar- macie 2te Reihe Bd. LVI. pag. 159, LXI. pag. 1, LXIM. p. 129, LXVI. pag. 263 und LXVI. pag. 277. Hier will ich, veranlasst durch meinen jetzigen Aufenthalt in einer Gegend, in welcher Braunkohlen fast das einzige Brennma- terial abgeben, nur einen Punkt zur Sprache bringen. Da, wo Braunkohlen in grosser Menge verbraucht wer- den, will man die Bemerkung gemacht haben, dass man bei Verwendung frisch geförderter Kohlen grössere Effekle er- ziele, als bei der gelagerten. Man ist deshalb der Ansicht, dass in der Braunkohle beim Liegen eine Zersetzung und dadurch ein Verlust an Kohlenstoff statifinde, wesshalb frisch geförderte Braunkohlen, trotz ihres bedeutenden Wasserge- halts lieber gekauft werden, als solche, die bereits längere Zeit gelagert haben, während man grade das Entgegenge- selzie glauben sollte, dass sich die Kohle eben durch die Abgabe eines grossen Theiles ihres beträchtlichen Wasser- gehaltes verbessere. Ich erhielt daher den Auftrag, durch die Analyse dar- zuthun, in wiefern dieser scheinbare Widerspruch gegründet sei. Zu den Untersuchungen, die diese Frage entscheiden sollten, wurde die Braunkohle von Tollwitz ausersehen. Sie wurde einmal ungetrocknet, und dann wieder, nachdem sie bei+ 110° C. im Lufibade vollständig ausgetrocknet worden war, analysirt. Zur bessern Uebersicht werde ich die Re- sultate hier folgen lassen. 260 Die Ergebnisse der Elementaranalyse waren folgende: Wasser. Kohlensäure. Asche. a. ( 0,661 Grm. d. getrocknet. Kohle lieferten: 0,499 0,705 0,038 b.\! 0,492 - - bei+110°C getr. Kohlelief. 0,2555 1,139 0,0645 c.{ 0,414 - - ungetrockneten Kohle lief. 0,2386 0,555 0,029 al 0,333 - - beit+110°Cgetr. - - 0,169 0,790 0,0385 e. (0,5305 - - ungetrockneten - - 0,3135 0,9795 0,0555 {% | 0,373 - --beit110°Cgetr. - - 0,1856 0,849 0,0465 Hieraus lässt sich folgende Zusammensetzung in 100 Gewichts- theilen berechnen: a. ( 29,09 Kohlenst., 8,39 Wasserst., 56,77 Sauerst.,*) 5,75 Asche. Die eg a EL En ae 700: d. | 6470 a Ngiegidt ass PI-ANee eigsose! ER ass IIRZ I Anga,eidt. „ou So wer f. (eo 2.405,56 eine un19,90. er ee Nach Abzug der Asche erhalten wir folgende Zusammensetzung: a. ( 30,87 Kohlenstoff, 8,90 Wasserstoff, 60,23 Sauerstoff. b. | 71,02 -_ 6,49 - 22,49 - c. ( 39,31 - 8,26 - 52,43 - d. | 73,16 a 6,37 - 20,47 - e. ( 56,24 - 1,34 - 36,42 - f. | 70,9 - 6,35 - 22,74 - Beim Trocknen der Kohle im Lufibade bei+110°C fand in der That eine Zusetzung statt; die Kohle verbreitete einen sehr unangenehmen, brenzlichen Geruch, der auf eine bei dieser Temperatur flüchtige Kohlenstoffverbindung schliessen liess, die mit dem Wasser fortging. Trotzdem aber ergah *) Die Angaben des Sauerstoffgehaltes sind aus zwei Gründen zu hoch ausgefallen. Einmal enthalten die Braunkohlen eine geringe Menge Stickstoff und dann auch Schwefel, welche beiden Bestandtheile nicht weiter bestimmt worden sind. *%) Die Verschiedenheit dieser Analysen rührt daher, dass zwischen der Anfertigung von je zweien derselben immer 8—14 Tage verstrichen, in welcher Zeit die mir zur Untersuchung übergebene Kohle beträcht- lich an Gewicht abnahm. Der Verlust, den die Kohle beim Trocknen erlitt, war folgender: bei a und b verloren 3,6095 Grm. 1,8575 Grm. an Gewicht oder 51,46 pCt., bei ce und d 2,935 Grm. 1,160 Grm. oder 39,52 pCt. und bei e und f 2,523 Grm. 0,445 Grm. oder 18,03 pCi. 261 die Analyse der: bei + 110°C getrockneten Kohlen einen grösseren Kohlenstoffgehalt, als die der nicht getrockneten, wenn wir das beim Trocknen verloren gegangene Wasser einmal von der zur Analyse verwendeten Menge der nicht getrockneten Kohle und dann von dem bei der Analyse er- haltenen Wasser abziehen, so erhalten wir folgende Resultate: a. (59,90 Kohlenstoff, 5,50 Wasserstoff, 22,76 Sauerstoff, 11,84 Asche. b. Mn - 5,77 - 19,99 - 11,10 - c, ( 60,45 - 5,43 - 22,54 - 1158. - d. | 64,70 - 5,63 - 18,11 - 11,56 - e. ( 61,37 - 5,57 - 20,30 - 276 - f. | 62,07 - 5,56 - 19,90 - 1247 - oder nach Abzug der Asche: a. ( 67,64 Kohlenstoff, 6,24 Wasserstoff, 25,82 Sauerstoff. b. | 71,02 - 6,49 - 22,49 - c. ( 68,37 - 6,14 - 25,49 - 2 73,10 - 6,37 - 20,47 - e. ( 70,35 - 6,38 - 23,27 - f. | 70,91 - 6,35 - 22,74 - Zählen wir nun das Gewicht das beim Trocknen bei +110°C verloren gegangenen Wassers einmal zu dem Ge- wicht der zur Analyse verwendeten Menge der bei dieser Temperatur getrockneten Kohle hinzu, und dann auch zu dem bei der Analyse erhaltenen Wasser, so mussten die Resultate beider Analysen, auf 100 berechnet, mit einander übereinstimmen, oder wenn beim Trocknen wirklich ein Kohlenstoffverdunst stattgefunden hätte, so müsste der Koh- lenstoffgehalt in dieser Analyse geringer ausgefallen sein. Führen wir die Rechnung aus, so erhalten wir folgende Resultate: a. Kae Kohlenstoff, 8,39 Wasserstoff, 56,77 Sauerstoff, 5,75 Asche. b. \30,65 27352 - Bau 6,36 - c. (36,56 2.268 = Aa 7,00 - d. (or En 50 = 4608 - 7,00 - e. Be 106,57 - 3361: — 21046 f, SOEBEN Senne Bonn N 32,33, Be > 262 Es ergibt sich hier also ein Mehr an Kohlenstoff und dies ist unmöglich. Es rührt daher, dass die Kohle wegen des. sehr grossen Wassergehalts schon in der kurzen Zeit, dass sie gewogen und dann aus dem Tiegel in das Schiffchen geschüttet wird, eine nicht unbedeutende Menge Wasser verliert, und so erhält man für die zur Analyse verwendete Kohle ein grösseres Gewicht, als in der That angewendet worden ist.. Um diese Menge erhält man auch den Gewichts- verlust beim Trocknen geringer, so dass hierdurch also ein doppelter Fehler bewirkt wird. So konnte diese Frage also nicht entschieden werden. Es wurden daher noch mit der Barenschen Braunkohle in Stücken Versuche angestellt. Die Analysen wurden mit bei +110°C getrockneter Kohle ausgeführt, die zweite 8 Wochen später als die erste; aber auch hier ergibt sich keine Abnahme, sondern eine Zunahme des Kohlenstoffs, wie uns folgende Zusammenstellung der Resultate lehrt: 1. 60,00 Kohlenst., 4,56 Wasserst., 25,43 Sauerst. 10,01 Asche. 2. 61,38 - 4,91 - 2397 - 1014 - oder nach Abzug der Asche: 1. 66,67 Kohlenst., 5,07 \Vasserst., 28,26 Sauerst. 2. 68,31 - 5,46 - 26,23 - In der Zeit, die zwischen der Anstellung dieser beiden Analysen verfloss, verlor die Kohle 12,84 pCt. an Gewicht. Auch sie gab beim Trocknen den widerlichen, brenzlichen Geruch aus. Demnach scheint hier derselbe Process statt- zufinden, wie bei der Bildung der Braun- und Steinkohlen aus dem Holze, wo auch, obgleich neben dem Sauerstoff und Wasserstoff ebenfalls auch Kohlenstoff fortgeht, dennoch eine Anhäufung des letzteren stattfindet, weil die fortgehende Menge desselben geringer ist, als die des Sauerstoffs und Kohlenstoffs. Weitere Versuche zur Entscheidung dieser Frage anzu- stellen, war mir leider nicht verstattet. Während ich mit diesen Untersuchungen beschäftigt war, veröffentlichte F, Bischof, Obersiedemeister in Dürrenberg eine Abhandlung ‚über den Brennwerth einiger Braunkohlen 263 in der Provinz Sachsen” *), in der es heisst: „Versuche weisen darauf hin, dass bei lange fortgeseiztem Trocknen ein leicht flüchtiges Produkt forgeht, das sich erst aus den Factoren der Braunkohle Wasserstoff, Kohlenstoff und Sauerstoff bilden mag. Letzterer findet auch unter gewissen Bedingungen bei langer Lagerung auf der Halde statt, wenn die Braun- kohlen locker mit ziemlicher Feuchtigkeit umgestürzt werden und atmosphärischen Einwirkungen ausgesetzt bleiben. Es findet unter solchen Verhältnissen zunächst eine langsame kalte Verbrennung statt, indem die Kohle sich mit dem eigenen und dem aus der Atmosphäre absorbirten Sauerstoff verbin- det, und diese steigert sich unter Umständen so, dass auch Verbindungen des Wasserstofls bewirkt werden, und die Braunkole in Selbstenzündung geräth. Durch solchen Prozess verlieren natürlich die Braunkohlen an Brennkraft und prak- tische Erfahrung hat längst gelehrt, dass frisch gefördete Kohle der gelagerten vorzuziehen ist.” Bischof hal es aber unterlassen durch die Analyse seine Behauptungen zu bestäligen. Ber Electromagnetismus als hewe=- sende Kraft von ww Baer. Galvani’s bekannte Entdeckung gegen Ende des vorigen Jahrhunderts fiel in eine Zeit, in der alle Geister in grosser Bewegung waren. Nicht allein auf politischem Gebiete ent- brannte der Kampf, sondern auch auf allen übrigen erstrebie man eine Wiedergeburt. So auch auf dem. der Wissen- schaft, denn sie war es ja, durch die die neuen Ideen ge- zeiligt worden waren. Rasch durchflog die Nachricht von *) Bergwerksfreund, Bd. XIII. pag. 23, auch Dinglers polytech- nisches Journal Bd. CXVI. pag. 103. 264 dem, was Galvani beobachtet, Deutschland, Frankreich und England. Erregte das Phänomen schon an und für sich grosses Erstaunen, so war es noch mehr die Deutung, welche Galvani dieser Erscheinung gegeben hatte. Dieser Gedanke, die Auffindung eines Lebensprinzips, — Galvanis Lieblings- theorie, — welche die Menschen vielfach beschäftigt hat, erregte besonders die Begierde der Gelehrten jener Zeit, so dass die geistvollsten Köpfe sich beeilten die Versuche zu wiederholen und vielfälig abzuändern. Aber erst in neuester Zeit haben die Wunder, die man damals schon von dem Galvanismus erwartete, angefangen ins Leben zu treten, — freilich in anderer Art. Schon in jenen Tagen traten die Anzeichen davon ans Licht, aber man beachtete sie nicht, weil man ganz eiwas Anderes suchte. Aehnliche wunderbare Dinge erwartete man in neuester Zeit, als aus dem entgegengeselzten Ende Europas die Kunde von Oerstedts grosser Entdeckung zu uns kam. Wie in jener Zeit die Auffindung eines Lebensprinzipes, so war es jetzt vor allem die Verwendung des Electromagnetismus als bewegender Kraft der Maschinen, die man zu erstreben suchte. In Deutschland trug man sich sogar mit dem Gedanken das stolze England, den ersten Manufacturstaat der Welt, zu entthronen, denn durch den Electromagnelismus waren ja die Kohlen, deren unermesslicher Reichthum und günstig ge- legene Ablagerungen England zu dem machen, was es heute ist, zu entbehren. Sie sollten voriheilhafter durch Zink er- seizt werden können. Sogar die Bundesversammlung in Frankfurt begünstigte dieses Unternehmen, indem sie auf das Gelingen desselben eine Belohnung von 100,000 Gulden setzte. Diese sind noch immer zu gewinnen, ein Beweis dafür, dass wenigstens bei uns es noch nicht gelungen ist, die Zauberformel zu finden, welche die Erhebung dieses Schatzes gelingen macht, d. h. das Problem zu lösen. Man erwartete von der Ausführung dieser Idee so ausser- ordentliche Erfolge, — und das war nolhwendig, wenn sie zu Versuchen anreizen sollte, — dass auch andere talenti- volle Männer der Wissenschaft, wie Jacobi, Dal Negro, 265 Mac Gauley, Wheatstone und in neuester Zeit Hjorth sich diesem Gegenstande widmeien. Aber trotz der bedeu- tenden Summen, die man auf den Bau solcher Maschinen verwendet hat, ist bis jeizt kein genügendes Resultat er- zielt worden. Selbst der fleissige Experimentator Jacobi, dessen Scharfsinn wir die Galvanoplastik verdanken, scheint ungeachtet des ihm von der russischen Regierung geleisteten pecuniären Beistandes seine Versuche aufgegeben zu haben, obgleich er bereits eine Maschine construirt hat, die in einer Minute 24,000 Pfund einen Fuss hoch hob, deren Effekt aber nicht mit dem einer Dampfmaschine verglichen werden kann, denn er beträgt nur # einer Pferdekratft. Dass es dem menschlichen Scharfsinn gelingen werde, die sich hier entgegenstellenden Schwierigkeiten zu heben, mit andern Worten, dass das Problem ausführbar sei, daran war von vorne herein kein Zweifel, sonst würden auch nicht Männer, wie die genannten, versucht haben, ihre geistigen Kräfie an der Lösung dieser Aufgabe zu messen. Aber eine andere bei weitem wichtigere Frage war die: in wel- chem Verhältniss stehen die Kosten zum Nutzen. Und eben hierauf geben uns die Grundprinzipien der Wissenschaft keine sehr günstige Anwort. Die unter dem Namen Aequivalent von dem Chemiker einem jeden Elemente beigelegte Zahl drückt nicht allein das unabänderliche Gewichtsverhältniss aus, in welchem die einzelnen Elemente unter sich Verbindungen eingehen, oder auch einander vertreten, sondern zu gleicher Zeit auch die Wirkungswerthe der einzelnen Stoffe aus, die sich auf alle Thätigkeit beziehen, welche sie zu äussern fähig sind. In diesem Sinne sind also sechs Gewichtstheile Kohle gleich- bedeutend für 329 Th. Zink. Bringen wir nun das Zink, mit irgend einem andern Metall auf eine bestimmte Weise verbunden, in verdünnte Schwefelsäure, so wird Wasser zer- setzt, der Sauerstoff desselben tritt an das Zink und bildet mit diesem Zinkoxyd; in Folge dieses chemischen Vorganges entsteht ein elecirischer Strom, der Eisen in einen Magneten verwandelt, und dadurch im Stande ist, ein Gewicht in die 266 Höhe zu heben. Dadurch, dass wir die Berührung des Zinks mit der Säure abwechselnd aufheben und wiederherstellen, können wir dem zu hebenden Gewicht eine auf und nieder- gehende Bewegung mittheilen. So sind also die Bedingungen erfüllt, um eine Maschine in den Gang zu setzen. Die Kraft, die hier hervorgebracht wird, kann aber auch auf andere Weise erlangt werden, denn anstatt in der galvanischeu Batterie kann auch das Zink direkt im Sauer- stoff der Luft verbrannt werden. Geschähe dies unter einem Dampfkessel, so erhalten wir eine gewisse Menge Wasser- stoff, die wieder eine bestimmte Kraft repräsentirt. Nun zeigen uns aber die Versuche von Desprety, dass bei der Verbrennung von sechs Pfunden Zink im Sauerstoff zu Zink- oxyd nicht mehr Wärme entbunden wird, als bei der von einem Pfund Kohle und dies sagt uns wieder, dass wir mit einem Pfund Kohle eine sechsmal grössere Kraft hervor- bringen können, als mit einem Pfund Zink. Bedenken wir nun, dass wir zur Darstellung des Zinks selbst der Kohlen bedürfen, so leuchtet ein, dass wir besser thun Kohle zur Hervorbringung einer Kraft anzuwenden, als Zink. Nun könnte man einwenden, dass dies nur richtig wäre, wenn man so zu sagen Zink als Brennmaterial statt der Kohlen bei Dampfmaschinen anwenden wollte, und nicht bei der galvanischen Batterie, denn hier könne man durch einen sehr geringen Zinkverbrauch leicht einen Magneten herstellen, der 1000 Pfund trägt. Das wohl, aber ein solcher Magnet ist nicht im Stande auch nur ein einziges Pfund 2” hoch zu heben; er kann mithin keine Bewegung hervorrufen und ist also bei der Construction von Maschinen nutzlos. Weitere Betrachtungen lehren uns, dass zwischen Wärme, Electrizität und Magnetismus ähnliche Beziehungen stattfinden wie zwischen Kohle, Zink und Sauerstoff; wie hier exisliren auch dort Aequivalente, und beide stehen zu einander in gewissem Verhältniss. Ob wir das Zink in der galvanischen Batterie oxydiren oder direkt über dem Damppfkessel in der Luft, beides ist ein und derselbe chemische Vorgang, nur mit dem. Unterschiede, dass das eine Mal Electrizität, das 267 andere Wärme erzeugt wird. Somit können wir für Zink Kohle substituiren und kämen wir auch hier wieder zu dem Schlusse, dass wir höchst wahrscheinlich durch Kohle mehr Kraft hervorbringen können, als durch Zink, in welcher Form wir es auch verwenden mögen. Von englischen Physikern sind in neuester Zeit Unter- suchungen unternommen, die über diesen Punkt Licht ver- breiten sollten. So hat Hunt vor der Society of Arts in London, in welcher Sitzung der berühmte Ingenieur Stephensen den Vorsitz führte, einen sehr interessanten Vortrag gehal- ten #*), in dem er aber das Vortheilhafte — in Hinsicht auf den Geldpunkt — der Anwendung des Electromagnelismus als bewegender Kraft nachweist. Die Hauptpunkte hieraus werde ich vorführen. Ein Voltaischer Strom, der durch die chemische Zer- setzung der Elemente einer Batterie hervorgebracht ist, kann durch Induction eine magnetische Kraft erzeugen, welche immer zu der Masse des Stoffes (Zink, Eisen oder eines andern Metalles, ja nach der Construction der Batterie), die von der Batterie consumirt wird, im Verhältniss steht. Durch eine lange Reihe von Experimenten hat Hunt be- wiesen, dass die grösste Summe magnetischer Kraft erzeugt wird, wenn der chemische Prozess am schnellsten vor sich geht und daraus folgt, dass es vortheilhafter ist bei allen magnetischen Maschinen eine Batterie von intensiver Thätig- keit zu gebrauchen, als eine, die nur langsam wirkt. So wird in einer electromagnetischen Maschine durch die Growesche Batterie eine Pferdekraft mit dem Aufwande von 45 Pfund Zink in 24 Stunden erreicht, während in einer Daniellschen 75 Pfund zu demselben Zweck erforderlich sind. Die Ur- sache hiervon wird in der Nothwendigkeit gesucht einen hohen Grad von Thätigkeit zu erzeugen, um den Widerstand zu besiegen, den die molecularischen Kräfte den elecirischen Strömungen enigegenseizen, von denen die magnetische Kraft abhängt. *) Phil. Mag. [3] XXXV. p. 550. 268 Die mechanischen Effekte gleicher Gewichte Kohle und Zink, erstere in einer Cornwallschen Dampfmaschine, letzteres in einer Groveschen Batterie verbraucht, verhalten sich nach Hunt wie 143:80, denn in den Schmelzöfen Cornwalls, in denen Steinkohlen gebraucht werden, ist nur ein Gran er- forderlich, um 145 Pfund einen Fuss hoch zu treiben, wo- gegen ein in der Batterie verzehrier Gran Zink nur 80 Pfd. hebt und da die Steinkohle unter 9 Pence kostet, ein Zentner Zink aber über 216 Pence, so verhalten sich die Kosten wie 1:24. Hiernach verhielte sich der ökonomische Effekt wie 42:1. Aber selbst dieser Effekt lässt sich in der Wirk- lichkeit nicht erreichen, da die erzeugte Kraft durch den Abstand bedeutend verliert und durch die Bewegung der Anker und durch Inductionsströme ausserdem noch geschwächt wird. So gehen in der Entfernung von nur „15 # der Kraft verloren und diese ungeheure Reduction findet dann statt, wenn die Magnete stationär sind. Sobald sie aber in Be- wegung gesetzt werden, tritt wiederum eine grosse Verrin- gerung der ursprünglichen Kraft ein und jede an den Polen eines Magneten vorgehende Störung vermindert während der Fortdauer der Bewegung seine Attractionskraft. Die anzie- hende Kraft eines Magneten, die, von Störungen frei, 150 Pfd. beträgt, fällt, wenn man eine Armatur an seinen Polen sich umdrehen lässt, auf die Hälfte. Wenn daher eine Reihe von Magneten, die construirt worden ist um eine gewisse Kraft hervorzubringen, in Bewegung gesetzt wird, so erleidet jeder Magnet einen ungeheuern Kraftverlust und ihre combinirte Wirkung bleibt mithin in der Praxis weit hinter der ver- anschlagten Kraft zurück. Diese Thatsache ist früher nie genau festgestellt worden, obgleich Jacobi sie beobachtet haben soll. Und nicht nur erleidet jeder Magnet aut diese Weise einen wirklichen Kraftverlust, sondern die verlorne Kraft verwandelt sich in eine neue Macht, oder vielmehr in einen electrischen Strom, der mit dem ursprünglichen, durch welchen der Magnetismus bewirkt wird, in Opposition geräth. Im besten Fall wäre also die Anwendung der electromagne- 269 tischen Kraft bei Maschinen 50 mal theurer als der Dampf, gegenwärtig aber 150 mal. Zu günstigeren Resultaten ist Petrie *) in seinen Be- trachtungen über den mechanischen Effekt des electrischen Stromes im Vergleich mit dem der Wärme gekommen. Er findet, dass in der Daniell’schen Kelte durch einen Verbrauch an 1,56 Pfund Zink in der Stunde eine Pferdekraft erzeugt wird, dass man aber in den besten electromagnetischen Ma- schinen bis jetzt nur im Stande sei eine Pferdekraft durch den Verbrauch von 50 bis 60 Pfund zu erzielen, mithin nur den „', Theil der theoretischen Kraft. In den besten Corn- wallschen Dampfmaschinen wird aber nur „4, in den Loco- motiven gewöhnlich gar nur „4, der erzeugten Kraft nutzbar verwendet. So ist er denn der Meinung, dass, nach der Natur dieser Kräfte zu schliessen, die Benutzung der Elec- tricität, bei Anwendung der gehörigen Miltet, dereinst viel günstigere Resultate liefern werde, als die der Wärme. Wie dies aber in der That zu erreichen sei, darüber gibt er uns leider keine Aufschlüsse. Eh Dem jugendlich frischen Nordamerika scheint es vorbe- halten zu sein, die Hoffnungen, welche man beim ersten Erfassen der Idee hegte Wirklichkeit werden zu lassen. Hier hat man sich durch diese theoretischen Plänkeleien nicht abhalten lassen, sondern bei dem dort vorwaltenden pracli- schen Sinne ist man dem Dinge geradezu auf den Leib ge- gangen und hat Hand ans Werk gelegt, um die lange ge- hegten Hoffnungen endlich Thatsache werden zu lassen. Es war hier nicht genug, dass sich der electrische Strom selbst pl in der Secunde 24,456 deutsche Meilen bewegt **), dass er *) Edinb. new philos. Journ. L. p. 66. **) Bekanntlich ist die Geschwindigkeit der Electrizität zuerst von Wheatstone 1834 mittelst eines eigenthümlichen, sehr sinnrei- chen Apparates gemessen worden. Nach ihm beträgt sie in Kupfer- drähten 62,500 d. Meil. in einer Secunde. In neuerer Zeit hat man an verschiedenen Orien die Drähte der telegraphischen Leitungen zu Messungen dieser Art benutzt. Die hier erhaltenen Resultate 270 das Wort des Redners, bevor noch dieser die Tribüne ver- lassen hat, weithin durch das Land trägt, er sollte auch noch der Knecht des Menschen, der sich zum Herrn der Natur- kräfte aufgeworfen hat, werden, um für diesen den Wider- stand der rohen Materie zu überwinden, die der Mensch tausendfältig nach seinen Bedürfnissen umformt und hiervon den härtesten Theil des Werkes übernehmen. Alle ungün- stigen Resultate, die talentvolle Männer der Wissenschaft, von genügenden Geldmilteln unterstützt, bei ihren Versuchen den Eleetromagnetismus zur Foritreibung von Maschinen zu verwenden, erlangt halten, schrecken nicht ab, wiederum von Neuem Versuche anzustellen. Dass der menschliche Geist hier wieder einen neuen Triumpf feiern wird, dafür sind jetzt alle Anzeichen vorhanden. Die wissenschaftlichen Journale, die dem grösseren Publikum wenig zugänglich sind, theilen uns jetzt die Re- sultate der Versuche mit, die der Professor Page angestellt hat, um zu einer eleciromagnetischen Maschine zu gelangen, die mit den jetzt gebräuchlichen Dampfmaschinen rivalisiren könne. Die bis dahin erzielten Resultate sind der Art, dass es sich wohl der Mühe verlohnt, sie etwas näher kennen zu lernen. Wohl sind früher schon eleetromagnetische Maschinen consiruirt, aber bei allen tritt in dem Augenblick, wo der Strom unterbrochen wird, in Folge eines entgegengesetzt gerichleten, secundären Stromes ein Kraftverlust ein und dies ist der Grund, warum alle diese Maschinen keine praclische sind aber beträchtlich hinter der Angabe Wheatstones zurückge- blieben. So fand Walker in Amerika für Eisendraht eine Geschwin- digkeit von 4076 d. M.; Mitschel in Cincinnati, der den Stoff des Drahtes aber nicht angibt, 6190 d. Meil. Die oben angegebene Messung ist die neueste dieser Art, von Fizean und Gonnell ausge- führt. Sie gilt für Kupferdraht, für Eisendraht fanden sie nur 13,586 d. Meil. Diese Versuche haben ergeben, dass die Geschwin- digkeit der Electrizität nicht der Leitfähigkeit proportionirt und unabhängig von der Drahtlinie ist. Zahl und Beschaffenheit der galvanischen Elemente haben keinen Einfluss darauf. ri Anwendung zulassen. Statt die bis jetzt betretene Bahn zu verfolgen, hat Page sie verlassen und einen durchaus neuen Weg eingeschlagen, dem allein er seine erzielten Resultate zu verdanken hat. Bekanntlich wird eine Eisenstange innerhalb einer kräf- tigen Spirale, deren Enden mit den Polen einer galvanischen Batterie verbunden sind, festgehalten, wenn auch die Axe der Spirale vertikal steht, und wenn die Stange mit der Hand zum Theil aus der Spirale herausgezogen wird, so springt sie wieder zurück, sobald man sie loslässt. Dieses Prinzip hat Page beim Bau seiner Maschinen angewendet. Wird nur eine einzige Spirale gebraucht, so ist die Kraft nicht in jedem Punkte der Bewegung constant; sobald man aber eine Reihe einzelner Spiralen anwendet, durch welche successive der Strom geleitet wird, so bewegt sich die Me- tallstange durch das ganze System mit grosser Geschwin- digkeit hin und zurück, wodurch eine hin- und hergehende Bewegung erzielt wird, die sich fortpflanzen lässt. Page’s Versuche sind nicht bloss auf dem Laborato- viumstisch angestellt. Ist er auch vom Geringeren ausge- gangen, so hat er doch bald mit Eisenmassen gearbeitet, die 300 Pfund wogen und die Spiralen das doppelte. Der glück- liche Verlauf der Experimente gestattete beständig zu einer grösseren Kraft fortzuschreiten, wobei sich herausstellte, dass dann der Preis der Kraft stets ein geringerer wurde. Dieser Fortschritt zum Besseren konnte natürlich nur ein äusserst langsamer sein, wenn man bedenkt, wie viele Vor- fragen erst mussten beantwortet werden, zumal da Page, durch verschiedene Berufsgeschäfte in Anspruch genommen, diesen Versuchen, an denen er mit um so grösserer Liebe hing, je mehr Erfolg sie versprachen, nur die Abendstunden wid- men konnte. Eine seiner ersten Maschinen verwandte er dazu, eine Kreissäge von 10“ Durchmesser, die Drehbank und den Schleif- stein in der Anstalt zu treiben. Alle diese Arbeiten ver- richtete die- neue Maschine gleichzeitig. Was nun den Preis der Kraft anbetrifft, die, wie wir gesehen haben, mit der 272 Grösse der Maschine stets abnimmt, so beläuft er sich nach Page’s eigenen Angaben für eine Pferdekraft bei einer Dauer von 24 Stunden auf 20 Cents. Doch sind hierbei, nach der Angabe Johnson, die Zinkpreise zu hoch ange- schlagen, so dass 10 Cents wohl eine genauere Schätzung sind. Es konnte nicht ausbleiben, dass diese Versuche in Nordamerika gewaltiges Aufsehen erregten, zumal da Page sie vor den Augen der Nation anstellle und sich nicht in ein unheimliches Geheimniss hüllte. Jedermann stand der Zutritt in seine Werkstätte offen, er hat sogar verschiedene Male mit seinen Maschinen öffentlich experimentirt. Die Re- gierung der vereinigten Staaten, die Wichtigkeit der erzielten Resulte erkennend, nahm sich der Sache an und so ist es Page gelungen, eine Locomotive von 10 Pferden Kraft auf- zustellen, mit der bereits auf der Baltimors Eisenbahn Probe- fahrten angestellt sind, die bis jetzt aber nur eine Geschwin- digkeit von 3,47 d. Meil. in der Stunde erreichte. Diese Maschine wiegt 2074 Ceniner und hat Triebräder von 5' Durchmesser mit 2‘ Hub. Mag nun auch die Welt mit den bis jetzt erlangten Re- sultaten noch nicht zufrieden gestellt sein, mag auch noch die Ausführung vieler Versuche und die Verwendung be- deutender Geldmittel nothwendig sein, bis die Erfindung wirklich nutzbar gemacht wird, so glaubl man in Amerika doch, dass wir am Anfang einer neuen Aera der Wissen- schaft stehen, dass uns Umwälzungen des socialen Lebens und der gewerblichen Thäligkeit bevorsiehen, die dem ge- meinen Manne eben so räthselhaft erscheinen, wie diejenigen, welche die Dampfmaschinen und der electromagneltische Tele- graph hervorgerufen haben. Page selbst ist weit davon zu glauben, dass er schon am Ziele angelangt ist. Er weiss sehr gut, dass, bevor zu Ausführungen in noch grösserem Maassstabe geschrilten werden kann, die Anstellung höchst zahlreicher Experimente unvermeidlich ist, die nur-der ge- bührend anzuerkennen vermag, der mil den Schwierigkeiten einer auf ganz neuem Felde sich bewegenden Untersuchung vertraut ist. Aber er wird, von der nordamerikanischen 273 Regierung hinreichend unterstützt, uns aus dieser Unwissen- heit hinausführen und die Frage zur Entscheidung bringen, ob die Menschheit Nutzen aus diesen Entdeckungen ziehen soll. Und wir können von der weitern Verfolgung dieses Unternehmens, das bereits bei seinem Anfange so günstige Resultate geliefert hat, das Beste erwarten. Page meint, dass seine Erfindung hauptsächlich für die Schifffahrt den grössten Vortheil bringen wird. Darum ist er bemüht, ein magnetisches Schiff von 100 Pferde Kraft zu construiren und die mit diesem anzustellenden Versuche werden das sicherste Mittel darbieten, über die ganze Erfin- dung das Endresultat abzugeben. Wir dürfen also unsere Hoffnungen auf ein günstiges Endresultat nicht sinken lassen, wenn auch jetzt noch nicht alle Schwierigkeiten beseitigt sind. Wollten wir z. B. Ful- tons Dampfschiff mit einer neueren Construction vergleichen, so würde ersteres schlecht bestehen. Und doch, wer möchte sagen, dass nach Fultons beschränktem Erfolge alle Be- mühungen, den Dampf als bewegende Kraft für Schiffe zu benutzen, hätten aufgegeben werden müssen, oder dass wir seinem Eifer und seiner Einsicht nicht Dank schuldig sind für die Leistungen in der Dampfschifffahrt, deren wir uns jetzt erfreuen. Eine gleiche Ermuthigung gibt uns die Zu- sammenstellung der ersten Dampfmaschinen von Savary und Newkomen mit den heutigen. Wohl vergingen hier fast 100 Jahre, bevor Jacob Watt den ersten Schritt in der glänzenden Laufbahn that, die seinen Namen unsterblich ge- macht hat, aber bei dem heutigen Stande der Naturwissen- schaften können wir eine viel raschere Vervollkommnung von Page’s Erfindung erwarten, wofür uns eben das Dampf- schiff, die Locomotive und der electromagnetische Telegraph sichere Beweise liefern. Ist nur das Prinzip richtig, so finden sich Verbesserungen sehr schnell. 18 274 Metereologische Beobachtungen aufgezeichnet zu Halle a. d. S. für den naturwissenschaftlichen Verein im Jahre 1851 von EP. Weber. Wenn ich es unternehme, mit nachfolgenden metereo- logischen Beobachtungen an die Oeffenilichkeit zu treten, so geschieht dies weniger, weil ich dieselben für sich allein schon für hinreichend erachte, um für die Wissenschaft oder für das praktische Leben daraus Schlüsse ziehen zu können, als vielmehr in der Voraussetzung, dass das, was ich hiermit biete, eben nur ein Anfang ist, der sich aber in der Folge und hoffentlich schon in diesem Jahre sowohl hinsichtlich der Zahl der zu beobachtenden Objecte als auch hinsichtlich der Allseitigkeit der Beobachtungen an diesen Objecten vervollkommnen wird. — Bei dieser Gelegenheit wiederhole ich den öfter ge- äusserlen Wunsch, dass diese Veröffentlichung der Resultate unserer Beobachtungen nicht bloss in unserm Kreise unmit- telbar, sondern auch überhaupt in der nächsten Umgegend von Halle Veranlassung geben wird, mir über vorkommende Naturerscheinungen an Pflanzen und Thieren, die mit metereologischen Umständen irgend welchen Zusammen- hang haben, schriftliche Notizen zukommen zu lassen. Die metereologischen Instrumente, welche wir bisher im Auftrage des Königl. Preuss. statistischen Büreau’s in Berlin zu beobachten Gelegenheit hatten, sind: 1) Ein Heberbarometer von Greiner (jun.) in Berlin, mit verschiebbarer Skala und zwei Fernröhren daran, an welcher man den Stand des Baromeiers nach alt-pariser Zoll und Linien mit Hülfe eines Nonius bis zu Hunderttheilen der Linie genau ablesen kann. An der Skala ist zugleich ein Thermometer angebracht, welches die Temperatur der um- gebenden Luft nach Reaumur angibt. Metereologische Beobachtungen, aufgezeichnet zu Halle a. d. Saale im Monat Januar 1851. ee — m, —uu—uummm—mmuuu ss HJ >—>„„1 ss SH HH sosoum u. | Datım, mi oO 11 [reger mr wm 16 UDO DD DD DD m =» SS @ I BO DD MO .85 08 X Mon Feuchtigkeit der Luft. Barometer. Paris. Zoll und Linien auf | Thermometer nach Wind. Richtung und 0 Grad Reaum. reducirt. Reaum. Dunstspannung. Relative Feuchtig- Stärke. Paris. Lin. keit. Procente. Morg. 6% |Nachm, 2r.| Abas. 101. | Tägliches [han In.en[a.1on| Et; [vor [N.2n.|A.10n | IE} on |N.2]A.10n. ver m.on | n.en. 27. 10,39 \ 27. 10,97 | 27. 11,30 |27. 10,85| 5,5] 6,91 5,5| 6,0[3,01|3,05| 2,72 |2,93| 95 | 83 | 83 | 87 | sw.1 | Sw.3 27. 11,34 | 27. 11,55 | 27. 11,94 | 27. 11,61| 4,91 6,8] 3,2| 5,0|2,69) 3,88] 2,22| 2,60] 87 | 79 | 83 | 83 | sw.1 | sw.3 27. 11,90|28. 0,25 | 27. 11,96|28. 0,04| 29] 4,5] 23| 3,2]2,211 3,31] 1,93 12,15] 85 | 77 | 79° | so |sw.o| 8.3 27. 10,99 | 27. 10,88 | 27. 10,23 | 27. 10,70| 24] 42] 3,6| 3,1|2,05| 3,451 2,54 |2,35| 85 | 82 | 92 | 87 | sw.3 | w.2 97. 93|27. rar. 779|27. 8569| 0,3] 3,1) 0,7| 1.112,00, 3,42) 1,92 [2,11] 97 | 95 | 90 |9sa|sw.ı | S.1 27. 7,15\27. 6,9927. z30|27. 7,15[| 1,2] 3,3 1,0| 1,8[1,97)2,41| 2,03 |2,14| 88 | 90 | 93 | 90 | S.0 | sw.o 97. 164l27. 7,55|27. 7,65|27. %,61| 0,0) 3,5| 1,0) 1,2|1,72|2,02] 1,98 |1,91| 86 | st | 90 |s6 | w.ı | w.i 27. 7,95|27. 7,90|27. 830|27. 8,05| 1,41 3,7] 3,41 3,8[2,11|2,67| 2,61 |2,26| 93 | 96 | 96 |95 | 0.0 | so.1 27. 9,29|27. 10,34|27. 11,52 |27. 10,38] 1,4] 43] 3,8| 3,2|2,11| 2,65) 2,63 [2,46] 93 | 90 | 94 | 92 | so.1 | so.1 28. 1,0628. 214/28. 331\28. 2,17| 3,6) 3,5| 1,1| 2,6[2,25|2,29| 2,05 |2,20| 89 | 82 | 93 |s5| w.2| w.i 28. 3,8528. 3,9128. 3,50|28. 3,75] -1,5| -0,4| -1,2 | -1,1]|1,57| 1,75| 1,62 |1,65| 90 | 91 | 92 | 91 | so.0 | 0.1 28, 2,33|28. 2,10|28. 1,03|28. 1,82]|-1,6| 1,4] -1,8 | -0,7]1,59| 1,84] 1,48 \1,62| 92 | sı | sa |5| So] 1 28. 0,16 |27. 11,96 27. 11,79 | 27. 11,95 | -3,8| -0,2) -2,8 | -1,9]1,41| 1,69] 1,29 |1,46| 91 | 86 | 84 | 87 | sw.2 | sw.1 27. 11,06 | 27. 10,47 | 27. 9,97 | 27. 10,50|-5,0| 0,1) -4,0|-3,011,01| 1,48| 1,13 |1,21| sı | 72 | 82 |79| s.1| 8.2 27. 8,75|27. 852/27. 9,69|27. 8,99|-5,1] 0,8| -2,7 | -3,4|1,04| 1,41) 1,27 |1,24| 84 | 66 | 88 | 79| 0.1| so.2 27. 11,03 |27. 11,74 27. 11,76 | 27. 11,51 |-3,8) 1,7) 1,8 | -0,1[ 1,16) 1,76] 1,93 |1,62| 83 | 75 | 82 |so| s.o | sw.1 27. 10,83 27. 10,21.\ 27. 11,49 | 27. 10,84|-0,6| 2,1) 23,6 1,4]1,75| 1,79| 2,21 |1,92| 93 | 75|7|85] Ssı| Si 27. 11,63 | 27. 11,74|28. 0,5527. 11,97 |-1,6| 1,7| 1,8| 0,6] 1,56] 2,15] 2,25 [1,99] 90 | 92 | 96 | 93 | SO.0 | so.1 28. 1,1328. 1,84|2%8. 1,78|28. 1,58| 1,8) 3,81 1,1] 2,2|2,14|2,36| 1,89 | 2,13] 91 | 84 | 86 |sr| w.ı | w.i 28. 1,32|28. 0,13|27. 11,39|28. 0,28| 0,5) 2,4] 0,9) 1,3|1,93| 1,93| 1,91 |1,93| 92 | 79 | 88 | 86 | SO.1| 0.1 27. 10,41 |27. 9,69|27. 9,70 |27. 9,93|-0,3| 3,41 2,9| 2,0] 1,771 2,10) 2,03 \1,97| 91 | 77 | 79 |82| 8.1 | sw.2 27. 10,15 |27. 11,61 |28. 1,82|27. 11,86| 2,2] 5,9) 1,6| 3,2]1,91) 2,71) 2,10|2,24| 79 | 80 | 91 | 83 | sw.2 | sw.2 28. 3,1228. 3,17|28. 3,7128. 3,33| 1,4] 2,7] 0,0| 1,4|2,01|2,27| 1,86 |2,05| 89 | s9 | 93 | 90 | w.o | sw.1i 28. 3,4028. 2,4628. 1,36|28. 2,41| 0,1] 0,9| -0,4| 0,2] 1,93| 2,01] 1,57 \1,84| 96 | 93 | sı | 90 | NO. 1 | NO. 2 28. 0,54128. 013/28. 0,33|28. 0,33|-1,0| 0,2) -0,2 | -0,3| 1,39| 1,84 1,88 | 1,70] 76 | 91 | 95 | 87 | so.2| SA 28. 0,15|28. 0,02|28. 0,1128. 0,09|-0,4| -1,8| -3,4 | -1,911,70|1,53| 1,05 |1,a3| 88 | 90 | 72 |83 | so.1| 0.2 28. 0,0828. 0,6728. 1,2128. 0,72|-4,0| -2,8| -5,6 | -4,1|1,02| 0,92] 0,84 | 0,93| 7a | co | 71 | 68 | so.2 | so.2 28. 0,59|28. 0,0027. 11,85|28. 1,15|-4,4 -3,0| -2,8 | -3,4| 0,85 1,02| 1,38 | 1,08] 64 | 67 | 90 | 74 | so.ı | S0.0 27. 10,97 |27. 10,75 | 27. 10,28 | 27. 10,67|-0,4 3,1) 1,8| 1,5[1,79| 2,26| 2,09 |2,05| 93.| 86 | 89. | 89 | sw.o | sw.1 27. 8,45|27. 7,58|27. 8,0527. 8,03| 3,01 6,1) 1,1) 3,4|2,34| 2,32] 1,90|2,19| 90 | rı | 86 | 82 | sw.2 | sw.2 27. 7,02|27. 5,12|27. 6,29|27. 6,14| 0,7) 5,6| 3,0| 3.111,87) 2,47] 2,24|2,19| 88 | 75 | 85 |8s3| S.2 | sw.2 27. 11,08 | 27. 11,32| 27. 11,23] 0,0) 2,1) 0,6| 1,0)1,80 2,09) 1,90 |1,93] 88 | 82 | 87 | 85 | Ss. - Mitt. | 27. 11,20 12° 37° 79 -W. Charakter der Himmelsansicht. M.6h. IM 2h. 14.104 bdkt. z. htr. wolk. trüb. wolk. bdkt. z. htr. bdkt. bdkt. trüb. heiter v. htr heiter v.htr, v. htr. heiter z. htr. trüb. trüb. trüb. v. htr. trüb. z. hir. trüb. trüb. badkt. wolk. heiter trüb. wolk, trüb. trüb. bdkt. bdkt. z. htr. heiter heiter z. htr. v. hir. v. hir. bdkt. trüb. trüb. trüb. trül). trüb. trüb. heiter trüb. trüb. bakt. bakt. bdkt. bdkt. badkt. z. htr. wolk. bdkt. z. htr. bdkt. trüb. heiter trüb. z. htr. v. htr. z. htr. trüb. v. hir. z. htr. trüb. bakt. bakt. z. hir. z. htr. heiter heiter v.htr. v. htr. bdkt. z. hir. trüb. trüb. heiter trüb. wolk. trüb. trüb. trüb. bakt. bdkt. trüb. heiter wolk.|z. htr. zoll. v. hir. v.htr. Wassermengen, Bar: 1,6 15,0 Woraus u. zu welcher Zeit. Regen gestern Nachm, 2 Uhr. Regen 72 U. Vm. Vorm, Regen. Regen gestern Nachm. bis Ab. Vorm. Nebel. Regen gestern nach 5 Uhr. c. $ Zoll hoch, Schnee, vor.Ncht,, Bemerkungen, Schwaches Morgenroth. Wolkenform vorherrsch. Ci-str. desgl. Von 74 Uhr an feiner Regen, dabei sehr nebelig. Fast den ganzen nebeligt und fencht, Morgens 6 Uhr starker Nebel; welcher in Regen überging. Wolkenform Ci-str. Wolkenzug von NO.-SW. Wolken- form Ci-str. Wolkenform Ci-str. Wolkenzug von W.-O. Wolkenzug von W.-O. Mondfinsterniss nicht sichtb. weg. d. trüb. Himmels. Wolkenzug von W.-0, Wolkenzug von NW.-SO. Wolkenzug von W.-O0. Um 5 Uhr Abendroth. Den ganzen Tag viel Nebel. N. 4U. wen. Schnee, d. aber d. Erdbod. nicht bedeckte. Abdrth, matt-röthlich, Siehe Monatsbericht. Metereologische Beobachtungen, aufgezeichnet zu Halle a. d. Saale im Monat Februar 1851. Län“, äh nr su | Feuchtigkeit der Luft. Datum. es oo un wm wu vvv DD m m mb m Mon. Mitt. Barometer. Paris. Zoll und Linien auf 0 Grad Reaum. reducirt. Morg. 6h- |Nachm. 2h. 27. 27. 27. 27. 21. 27. 28. 2. 27. 28. 28. 28. 27. 28. 28. 28. 28. 28. 27. 27. 27. 27. 28. 28. 27. 27. 28. 28. 27. 6,94 7,03 8,31 8,23 11,94 9,65 0,07 11,19 9,07 3,71 3,46 1,13 9,49 1,35 2,83 2,67 1,55 1,09 10,74 9,37 7,61 10,77 0,62 1,09 11,96 10,63 1,37 1,75 11,45 21. 27. 27. 27. 27. 27. 283. 27. 28. 28. 28. 28. 27. 28. 28. 28. 28. 28. 27. 27. 27. 27. 28, 28. 27. 27. 28. 28. 27. Thermometer nach Reaum. Dunstspannung. Relative Feuchtig- Paris. Lin. keit. Procente. Abas. 101. | TäRliches n.o0.|n.20 14.100 HR Mon |N.2n A.1on.|TEI- Ia.on.In.20.|a.100.| 181 6,96 27. zor ar. 697| 02] 3,0] -0,2| 1,3]1,81| 2,36) 1,78|1,98| 89 | 83 | 90 | 87 195 a7. sa7 ar. 782|-1,2| 1,01 -1,1 | -0,4] 1,65) 1,98! 1,72 | 1,78] 92 | 90 | 96 | 93 zn er. 828|27. 8,081-2,1\-0,6| -0,9 | -1,2l 1,61 1,85| 1,801,75| 98 | 98 | 98 | 98 8,91 |27. 10,35 27. 9,13|-0,8) 3,61 2,7) 1,8|1,72 2,31| 2,27 | 2,10] 92 | 82 | 89 | 88 11,96 | 27. 11,35 | 27. 11,75| 1,3) 40 -0,2| 1,7] 2,09) 2,02] 1,72 1,94] 93 | 71 87 | 84 8,82 |27. 10,66 27. 9,6! 001 211 1,2| 1,1|1,72|2,10| 2,02 |1,95| 86 | 87 | 91 | 88 0,9228. 1,1328. oıl 1,6| 3,8) 05| 2,0|3,05 2,42] 1,88 2,12] 89 | sa | 92 | ss 8,08|27. 7,48|27. 8,92| 0,7) 2,5) 2,4| 1,9] 1,82) 2,19) 2,31 |2,11 88 | 88 | 93 | 90 0,24\28. 2,56 27. 11,961 1,8) 1,5) -0,6 | 0,912,30, 2,13| 1,70 | 2,04 98 | 93 | 90 | 94 4,36 128. 4,10|28. 4,06 | -2,4| -1,7| -3,4 | -2,8[ 1,47| 1,32| 1,38 | 1,39] 92 | 77 | 94 | 88 2,2|28, 2,0828. 2721-46 1,4] 0,3|-1,0]4,23|1,58| 1,68 | 1,50] 95 | v0 | so | 82 0,00 | 27. 10,82 | 27. 11,98|-0,6| 3,0) 1,8| 1,4|1,37\1,55| 1,57 |1,50] 72 | 59 | 67 | 66 10,54 28. 0,42 |27. 10,82| 0,6| 0,6 -1,1| 0,0] 1,90 1,811 1,51 1,74] 90 | s6 | 83 | s6 1,89|28. 243|28. 1,89|-3,4| 0,4] -1,8 | -1,6| 1,33] 1,76| 1,53 | 1,54| 91 | 85 | 90 | s9 2,88|28. 2,80|28. 2,84|-4,6| 0,81 -0,3 | -1,4| 1,18) 1,69) 1,64 |1,50| 91 | 79 | 84 | 85 2,5428. 222128. 2,48|-1,0) 30) -1,0| 0,3] 1,52! 1,86| 1,60 |1,66| 83 | rı | 87 | so 1,0828. 1,13|28. 1,25|-2,5| 3,1) -0,2 | 0,1j1,42|1,52| 1,82 |1,59| 89 | 58 | 92 | 80 0,85|28. 0,2828. 0,74[-30 31| 1,2| o8l1,a5|1,88| 1,71 [1,68] 87 | 71 | 76 | 78 10,14 |27. 9,92 | 27. 10,27| 23,8) 4,8) 4,5| 4,011,93| 2,26| 2,36 2,18] 75 | 75 | 79 | 76 8,89|27. 8,19|27. 8,82] 3,6) 5,4| 3,9) 4,3 2,43| 2,71! 2,33 2,491 88 | 84 | 82 | 55 845 127. 9,83 127. 863] 2,6) 5,5| 2,6| 3,6 2,21) 2,28) 2,16 |2,22] 87 | 70 | 85 | 81 10,90 | 27. 11,69 | 27. 11,12| 1,6| 3,5) 2,2) 2,4|2,00 2,07 2,22 2,10] 87 | 76 | 91 | 85 147128. 1,82|28. 1,27| 001 0,4 -2,8|-0,8]1,72|1,47| 1,20 1,20| s6 | v1 | 83 | 80 0,16 | 27. 11,76 | 28. 0,34 | -5,0) 2,11 -1,9 | -1,6] 1,09) 1,37| 1,51 | 1,32] 87 | 57 | 90 | 78 10,21 |27. 10,32 | 27. 10,50] -3,4| 4,2) 0,4| 0,41 1,18 1,75| 1,67 11,53] 81 | 60 | 81 | 74 11,94 128. 1,21 | 27. 11,93 | 0,0, -0,6] -1,0 | -0,5] 1,72] 1,53] 1,25 | 1,50) 86 | 81 | 68 | 78 0,82\28. 1,66 28. 1,28[-3,6| -0,1) -1,3| -1,31 1,071 1,17] 1,48 |1,21l 68 | 59 | sı | 69 125/28. 0,45|28. 1,15|-3,8| -0,3| -3,2 | -2,4|1,12) 1,55) 1,21 | 1,36] 80 | 79 | 95 | 85 11,45 |27. 11,73 127. 11,54|-0,9| 22] 0,1 in 1,87| 1,26 | 1,75| 87 | 77 | 86 | 83 Wind. Richtung und Stärke. s.0 0.1 ©. 1lheiter . bakt. 0.1) SW.1 W. Olheiter v. hir. N.1l NO.1 0.1! bdkt. bakt. S.1| SW.1) SW.1| bdkt. trüb. W.1| SW.1, SSW. 1} trüb. .v. hir. S.11 SW.O| W.1i trüb. wolk. Ww.1 W.1| SW.1j trüb. z. hir. Sw.1l SW.2]| SW.1ijbdkt. bdkt. NW.1! NNO.2 N. 1} bakt. v. hir. N.1l N0.0| SW.Olbakt. v. hir. Sw.1| SW.2 W. lv. htr. .|wolk. SW.1WSW.2WSW. 2]wolk. . trüb. WSW.2| NW.2| NW.1}| trüb. v. htr. W. 0|WSW. 1|WSW. ilheiter v. htr. WNW.O| w.i| SW. 1lheiter trüb, WSW.1IWNW.1| W.1] trüb. .\v. htr. W.0| W.1 W.1lz. hir. .\v. htr. Sw.1) SWw.2| W.ijv. htr. .v. hir. Sw.3| SW.2| SW.1jbdkt. . | bakt, SW.2| SWw.2! SW.ilbdkt. .wolk. Sw.1| SW.2 N. 1| bakt. trüb. NW.1| NW.1 N. 1[wolk. .| trüb. ONO. 2 0.1) SO.1J| trüb. v. hir, s.1l SO.1 S. 1jheiter v. htr. SWw.1| SW.1| SW, Olheiter |heiter heiter NW.0| NO.2 N. 2]z. htr. badkt. NNO.0| NW.1| NW, 1] bakt. v. htr. WNW. 1 W.2/WNW. ilheiter v.htr. S. - 64° 35° 31,8 - W. [wolk. |wolk. z. hir. Charakter der Himmelsansicht, Wassermengen. M. 6h. | N. 2h. | A. 100 M. 6h. N.2n. |A.1 Zoll. 0,3 0,5 1,1) 2,1 0,5 8,7 12,6 8,5 22,7 0,05 0,05 0,05 18,0 0,4 0,75 0,1 0,4 0,1 0,1 8,25 6,1 0,1 7,5 0,1 0,1 0,2 0,1 0,1 3,5 on] Par. |Woraus u. zu welcher Zeit. Vge. Nacht Nebel. Vorige Nacht Reif. desgl. Regen zwischen 10-11 U, früh, Nebel. Regen 1} U. Nm. TU. Regen u. 8U. Schnee beigem, Vge.Ncht.Schnee. Gestern Nm. u. vge. Nacht Schnee. Reif, desgl. desgl. Schnee, Nacht bis Mitt. 12 U., 1,3”. Reif, desgl, desgl. desgl. desgl. Nebel. Mgs. 7-12U. Reg. Mgs. 6-10U. Reg. Nebel. Vg.Ab. 8} u.Ng.v. 10-12U.Schn.m.R Reif, desgl. Vg.Ncht. Graupeln. Reif. desgl. Bemerkungen. Um 2 U. Nachm. zeigte sich leichter Nebel, Morg. 7 U. starker Nebel, vorher Str. Um 6U. stark. Nebel, der sich um 10U. wenig lüftete, daun aber wieder sehr verdichtete und viel Reif ansetzte., Um 24 U. Nm. ein Stück Regenbogen. Nachdem um 10 U. der Nebel ver- schwunden war, Ci und Ci-str, Um 7 U, ein prächtiges Morgenroth. Um 2U. u. spät.Reg. mit feinen Schlossen schauerweise, d. Nm. öfter wiederh. Vge. Nacht Schneefall 3 Z. hoch; den ganzen Tag aber feiner Regen. Morg. 6 U. starker Nebel mit Staub- regen. Nebel den ganzen Tag. Nachm. und Abend Str. Abendroth um 53 U. Abends ein matter Hof nm den Mond von c. 8 Mondradien. Wolkenzug von N-S. Wolkenform Morg. Str.. Nm. Ci-str., Abd. Str. Wolkenform Morg. Sir. Grosser Hof um den Mond. Morg. Wolkenform Str., Nachm, Ci. Wolkenform Str. Um 8 U. fr. leichter Nebel. Nachm,. 4 U. ziemlich strk. Schneefall. Siehe Monatsbericht. Metereologische Beobachtungen, aufgezeichnet zu Halle a. d. Saale im Monat März 1851. Th u.a = a —=—=—=—=— me —— Feuchtigkeit der Luft, i ini eter nach Wind. Richtung und | Ch r der a v ver ere F Dunstspannun Relative Feuchti Stärke 7 en Wassermengen. 5 . . unstspa g. ative Feuchtig- . . = Paris. Lin. keit. Procente, Bemerkungen. 3 3 Tägliches |1, , ‚Tel. .IN.2h. n. Tgl. ‚In.on „| Tgl. h Par.|Woraus u. zu & | Morg. 6% |Nachm. 2 Abds. 108.) ter, won |N.2r A-AON- | yy. [MS N-23 A100 ap [ON N-2- [A108 zen | M6r | N.28 [atom [mon Im.2n [an |zei weicher Zen, 27. 11,80|27. 9,41|27. 7,56|27. 9,59| -8,4 1,4 -2,5 | -3,2] 0,75] 1,89| 1,30 |1,31| 83 | 83 | 82 | 83 | SW. 1|WSW. 9,19| 28. 0,31|28. 2,26 | 27. 11,92 | -4,5| -44 -8,2 | -5,7] 1,16) 1,00] 0,59 | 0,92] 81 | 75 | 64 | 73 N.3| NW. 28. 2,0327. 11,24|27. 9,19 | 27. 11,49 |-10,4| -3,4 -0,8 | -4,9] 0,49| 1,12| 1,50 | 1,00] 67 | 76 | 81 | 75 SW.11WSW. 27. 8,32|27. 9,81|27. 10,10|27. 9,41| 0,8) 0,8 -0,6 | 0,311,99| 1,32| 1,45 |1,59| 93 | 63 | 77 | 73 I NW.2| NW. 27. 8,79|27. 7,50|27. 3,83|27. 6,67| 1,4] 42) 2,4| 2,712,01 2,03| 2,06 | 2,03] 89 | 70 | 83 | 81 |wSW. 2|WSW. 237.. 2,6027. 2,1327. 4,48|27. 3,07|-0,3| 1,9 -0,5.| 0,4] 1,65| 1,76] 1,69 | 1,70) 85 | 74 | 88 | 82 W.1| SW.3|NNW. 3] trüb. |bakt. | trüb. | 0,8] Schnee Nacht, 73327. 8,14|27. 10,58 |27. 8,68|-1,0) 0,4) -0,4 | -0,3]1,56| 1,78| 1,65 |1,66| 85 | 86 | 85 | 85 |NNW. 1INNW. N, 2]bdkt. | bdkt. | bdkt. | 6,3| Vge. Ncht. Schnee. 2| SSW.1|bakt. | bakt. |bakt. | 28,8) Y3"; Nachm- aus | Der Schnee bedeckte 2 Zoll hoch das 3 3 2 2 3 2 £ Abds. 10UU. war jedoch d, Wolkendecke 97. 11,84|28. 0,87\28. 1,60\28. 0,77|-2,0 -1,3| -2,3 | -1,9| 1,53) 1,26) 1,36 |1,38| 92 | 71 | 84 | 82 | NNO.1| NNO.2) NNO.2]|trüb. |wolk |bakt. | 6,0] Schnee Am. 1 U, 2 2 1 2 1 1 1 2 Schnee u, Graup. Erdreich, NW, 2] bakt. | trüb. |v, htr.} 13,6| Mg. 113 U. Schnee. WSW. 3/wolk. | bdkt. | trüb. | 0,2) Nacht. Reif. WSW.1lbakt. |z. htr.| bakt. | 10,6| vge. Ncht, Schnee,| Schneefall vorige Nacht bis Mittag 1 U., : > darauf Wolkenform Ci-Str. SW. 3]bakt. |bakt. \bakt. | 3,7] Vg%; Nacht u Me. uw. | [IS I oe @ 20 0 ” {: (Ni) so locker, dass an vielenOrten d. 28, 134/28. 0,94|28. 0,37\28. 0,88|-1,0 -1,9| -2,7\ -2,2]1,46|1,42| 1,85 [1,41] 87 | sa | 86 || 0A 0. 0. 2|bakt. |bakt. |bakt. | 0,1| neir. ee ee 10 | 27. 11,56 | 27. 10,58 | 27. 10,55 | 27. 10,90|-4,4 3,1| -0,9 | -0,7| 1,13| 1,67) 1,67 |1,49| 85 | 64 | 91 | 80 | so.2| So.2| 0SO. lv. htr.|wolk. |v.’htr.| 0,1 desel, Machine. „Walkanloun Stgel gjpir 11 |27. 10,90 |27. 11,88 |28. 0,83 27. 11,87|-2,4| 4,6| 0,8| 1,0J1,43|2,49| 1,89 |1,94| 89 | 83 | 88 | 87 | ssw.1| sw. 12 |28. 0,18|27. 10,67|27. 8,96 |27. 10,60] -1,11 4,01 1,8] 1,8]1,64| 2,241 1,99 1,96] 91 | 78 | 85 | 85 | SSO.1| 050. 13 127. 8,99|27. 9,31 |27. 10,03|27. 9,44| 1,4 6,1) 3,2| 3,6|2,06| 2,08 2,02 |2,03| 91 | 61 | 76 | 76 | SSO.0| ssw. 14 | 27. 10,61 | 27. 10,99 27. 11,31 | 27. 10,97| 0,8) 75) 2,7| 3,7|1,94| 2,431 2,12 |2,16| 91 | 63 | 83 | 79 | sw.1| sw. 15 | 27. 11,26 | 27. 10,47 |27. 9,64| 27. 1046| 0,3) 7,2) 2,1) 3,2] 1,95| 2,28] 2,15 |2,13| 95 | 61 | 89 | 82 | sso.0| 0s0. SO, 1heiter|z. htr.|v. htr.| 0,1 desgl. Grosser Hof um. den. Mond, 16 |27. 9,05|27. 9,11|27. 9,14|27. 9,10| 1,4) 7,2) 3,2| 3,9]2,06| 2,54) 2,22 | 2,271 9ı | 68 | 83 | 81 | sw.ıl sw.2| SSW. 1|bakt. | bakt. heiter] 0,3) ug. 6-su. 1.Rg. 17 |27. 8,94|27. 8,96|27. 8,42|27, 8,77| 2,0) 5,6| 4,7, 3,1]1,92| 1,80) 2,07 |1,93] 80 | 58 | 89 | 76 | sw.1lwsw.2| SSW. 2] trüb. | bakt. [heiter] 0,1] Nacht. 18 127. 6,99|27. 9,08|27. 894|27. 834] 2,2] 44 2,2, 2,9] 1,82 2,17) 2,01 2,001 75 | 73 | 83 | 77 | NO.0|wNW.2| SW. 2|bakt. | bakt. trüb. | A,4| 6-Su. ug. £. Ren. 19 |27. 7,0027. 7,30\27. 7,94\27. 7,41| 3,9) 8,6| '5,3| 5,9]2,34 2,01] 2,67 |2,34| 83 | 50 | 83 | 72 |wsw.3| w.3|WSW.1lz. htr.| trüb. |bakt. | 2,9] Vge. Nacht Ren. 20 |27. 6,52/27. 642/27. 6,52|27. 649| 4,0] 9,6| 7,9 | 7,2|2,63| 3,52) 3,36 [3,17] 92 | 77 | sa | 84 S.1lWSW.2 SW. 2lbakt. |bdkt. |bakt. | 14,2 Er N 21 |27. 6,38|27. 6,1027. 5,55 127. 5,94| 7,5,12,2) 7,8| 9,2]3,54| 4,05| 3,14 3,58] 92 | 67 | 79 | 79 | So.0| ssw.1| SSO.1|bakt. |bakt. |heiter| 19,8) Ren. Mg. 6-10 U. 22 |27. 6,22)27. 6,36|27. 5,68|27. 6,09| 6,5,10,3| 5,2] 7,3|3,25| 2,78] 2,65 |2,89| 92 | 57 | sa | 78 W.1| SSW. 2) SSW. 2|bakt. |z. htr.\welk.| 5,3| Ren. Mg. 6-8 U. 23 |27. 5,7327. 5,81127. 5,7127. 5,75| 4,8 12,2 7,0| 8,0[2,73| 2,90, 3,15 |2,93| 89 | 51 | 85 | 75 | SSw.1| SSw.1| NO.0|trüb. |wolk. |heiter | O,1| Nacht. Starkes Morgenrolh. 24 127. 5,77\27. 741/27. 9,03\27. 7,40| 5,0) 6,2) 3,6| 4,9|2,78| 2,85| 2,54 |2,72| s9 | 82 | 92 | 88 | NW. 1lWSW. 2)WSW. 1lbakt. | trüb. |heiter| 0,1 desgl. 25 127. 9,43 127. 9,6427. 10,21|27. 9,76] 2,1,10,9) 6,0| 6,3]2,25| 2,51) 3,15 |2,64| 93 | 49 | 93 | 78] sw.1l SW. 2|WSW. ilheiter| trüb. | trüb. | 0,1 desgl. 26 127. 9,8327. 8,57127. 7,58|27. 8,66| 2,1] 82) 7,0| 5,8]2,10| 3,14, 3,27 |2,84| 87 | 77 | 88 | 84 | Sw.o| SSW.2| SSW. 2lheiter|bdkt. | trüb. | 6,3| Ran. mg. 11-1 U. 27 127. 8,23|27. 9,0327. 7,7827. 8,35| 7,0) 8,0) 5,7| 6,9]3,14| 3,07, 2,48 |2,56| 85 | 51 | 75 | 70 |[wsw.2) SW. 3| SSW. 2]bakt. | trüb. | bakt.| 0,8|r.Sibrgn. Ig.6-TV. 28 |27. 5,88|27. 6,28 27. 8,63 127. 6,93| 7,0) 9,9) 4,2) 7,0[2,84 3,04 2,12 2,67) 77 | 65 | 73 | 72 |wsw. 2|wNW.3|WSW. 2]bakt. | trüb. |heiter| 3,5| Rgn. d1g. 5-6 U. 29 |27. 8,7527. 6,68 27. 4,9327. 6,75| 3,6) 6,8) 6,1, 5,5l2,21| 2,91) 3,13 |2,75] so | so | 91 | sa | sw.2| SSw.2|WSW. 2lheiter| bakt. |bakt. | 7,8] Ren. Nacht 2 U. | Morg. 6 U. Ci, Ci-Str. 30 127. 5,2127. 6,6627. 7,3027. 6,39| 4,4| 7,0 3,7 5,012,51, 2,67, 2,40 |2,53| 85 | 72 | 86 | 81 |wsw.1ıl W.2| WW. 2lz. hır.! trüb. \wolk.| 28,3| Ren. Ava. 93-N2. 31 [27. 7,35|27. 8,33|27. 9,79|27. 8,49| 3,6) 7,1, 3,7, 4,8l2,45| 2,02) 2,28 |2,25| 88 | 54 | 82 | 75| SWw.1wnW.2| _W.2]trüb. | trüb. | trüb. | 14,3] Ren. un. 12-2U. SO. Olheiter |wolk. |v. hir.| 0,6 desgl, SO. Olv. htr.| trüb. |bdkt. | 0,5 desgl, W.1jwolk. |z. htr.)bdkt. | 0,1 desgl. SW. Olbdkt. |z. htr.| trüb. | 0,1 desgl. Min. |27. 8,7127. 8,7727. 8,7827. 8,75| 1,1) 5,1) 2,4) 3,02,04 2,35 2,18 2,15| 87 | 68 | 84 | 80. |S.- 480 26° 35“,9 - W. |wolk.| trüb. |wolk.| 6,8 Sup Ehen ü.| Siehe Monatsbericht. Metereologische Beobachtungen, aufgezeichnet zu Halle a. d. Saale im Monat April 1851. TLTLL—L—6666666666eeee hä hä Auen Feuchtigkeit der Luft. iafama? | | Barometer. Paris. Zoll und Linien auf | Thermometer nach E _| Wind, Richtung und | Charakter der Wassermengen 0 Grad Reaum. reducirt. Reaum. Dunstspannung. Relative Feuchtig- Stärke. Himmelsansicht. : une Paris. Lin, keit. Procente. i h 101. Tägliches [17 gn./.onJa.10n]T8l-{n.on.In.on.|a.ıon] TEl-In.on|w.en/a.ron Tel] mon. | m. on. 1A 10h. [m on |N 2n.|A.10n.] Par. |Woraus u. zu | More. 6* |Nachm. 2% Be EN eg 1 Min] " . 2» |A.10%]7 o11.|welcher Zeit. 1 |27. 10,67 \27. 11,36 |28. 0,6028. 11,54| 3,0) 5,4| 3,3] 3,6[2,08| 1,56] 2,19|1,94| 87) 48] 81 | 72 |NNW.2] NW.21WSW. O| bakt.| trüb. |wolk.| 2,5| Me. 8} U. Sirgn. 2128. 1,1528. 0,00\28. 0,8|28. 0,91] 2,1) 8,5| 3,4) 4,7[2,05) 1,99) 2,05|2,03| 85] 47) 76 | 69 |wsw.o] SW.2] SW. 1] trüb. | trüb. heiter] 0,1] Stautregen. 3 !97. 10,84 | 27. 10,46 |27. 9,58, 27. 10,29| 3,8) 6,8) 4,5| 5,0] 2,48 2,60] 2,75|2,61| 88| 71] 92 | 84 | SW.1WNW.1|NNW. Olbakt. | trüb. | bakt.| 11,2] Morg. 5-83 u. a ler. 827\27. 8,56|27. 853/27. 8415| 2,01 4,8] 2,4| 3,1[2,29|2,54| 2,27|2,35| 95) 83] 91 | 90 |NNW.2]NNW.2) NW. 2]bakt. | bakt. | bakt.| 10,7] ve.A0.73-Ng.7u. 5 27. 9,08|27. 10,42 | 27. 11,19| 27. 10,23| 1,0] 2,2] 1,6| 1,6[1,98| 1,71] 1,72 |1,81| 90] 70) 75 | 78 |nNW.2] NNO.2] NNO. O]bakt. |bakt. | bakt.| 19,5| ve. An. 7-Mg. 6u.|) DerRen. anbeid. Tag. wartheilweise 6 |er. 11,62 | 27. 11,77 28. 0,02 | 27. 11,80] 1,01 2,7) 0,5) 1,4]1,77|1,75| 1,88 |1,80| sıl 69) 90 | 80 | no. 1|nnw.2|nnw. 2|bakt. |pakt. | trüb.| 0,2] schnee u.strgn. |) Erb. immer schnell wied wech. 7 |27. 11,42| 27. 11,27 | 27. 10,52| 27. 11,07| 0,0) 3,6) 3,6) 2,411,85| 2,21] 2,54/2,20| 93] 80] 92 | 88 | nW.1| ONO. 1| NNO. 2|bakt. |bakt. | bakt.| 16,0] ve.Nacht-min. ıu. > 8 27. 9,46|27. 8,70|27. 8,39|27. 8,85| 3,3] 6,2] 3,3| 4,3[2,58| 2,85] 2,58|2,67| 96) 82] 96 | 91 | OnO.2| 0.2) 0SO. A|bakt. |bakt. |v. htr.| 9,5) Morg. 6-73 u. 9 I27. 8,90|27. 9,20|27. 8,86\27. 8,99| 3,2] 9,7] 7,5| 6,8[2,49| 2,96| 3,66 |3,04| 93) 63) 95 | 84] Ww.o| ONO.1| NW. 1|bakt. | trüb. | bakt.| 1,8] ve. Ava. 7} u. 10 27. 8,80|27. 9,50| 27. 10,19\27. 9,50| 6,8] 7,0) 5,6| 6,5[3,58|3,33] 3,04 | 3,32] 98] 90) 93 | 94 | mw.1) NW.1| NW. 1|bakt. |bakt. | bakt.| 1,8] sibrgn. 2 U. Nm. 11 |27. 10,30 | 27. 10,29| 27. 9,64 |27. 10,08] 4,5) 6,7) 6,3| 5,8]2,87\3,18| 3,43 |3,16| 96] 88| 98 |'94 N.0| NNO.0| NNO. 1lbakt. | bakt. | bakt.| 12,7] 2 u. Nachm. 12 |27. 9,04|27. 9,19|27. 9,44|27. 9,22] 6,3) 9,7) 8s,4| 8,1|3,40| 3,55| 3,45 |3,47| 100) 77) 82 | 86 | ONO.4) 050.1) NW. 1|bakt. |bakt. | bakt.] 0,3] Nebel. Morgens starker Nebel, 13 |27. 9,86 |27. 10,22 | 27. 10,29 27. 10,12] 7,8|11,6| 8,6| 9,3|3,64| 4,09) 3,18|3,64| 92] 76| 75 |sı | nw.1l N.4NNW. 4] bakt. |bakt. | bakt.| O,1| Aus Nebel 14 |27. 10,01 |27. 9,66|27. 9,24|27. 9,64| 5,7) 8,61 7,9| 7,413,31| 3,97) 3,80.|3,69| 100) 94) 95 | 96 |nNW.O|NNW.1] N.4]|bakt. |bakt. | bakt.| 3,7| 118.8-2U.Nm. | Morgens 6 U. starker Nebel. 15 |27. 8,86|27. 9,0527. 8,65|27. 885| 7,5112,0| 8,4| 9,3[3,66| 4,04) 3,77|3,82| 95) 72] 90 | 86 | 050.0) SO.1| SSO. 1] trüb. | trüb. |z. htr.| 21,0) 2u. Xm.-g. 6 u. | Grosser Hof um den Mond, Wolken- 16 |27. 8,64|27. 9,8327. 10,85|27. 9,77| 8,7)10,0) 7,8| 8,813,61/3,78| 3,07|3,49| 84) 80) 78 | 81 | Sw.1NNW.2|NNW. O| trüb. | bakt. |z. htr.| 0,8] More. 10-12 U. Abds. 85 U, im Westen eine sehr Al 17 (27. 11,33 | 27. 10,73 | 27. 10,95 |27. 11,00| 6,2\14,7| 9,7 |10,2]3,09| 2,38] 4,01 |3,16| 89] 34] 86 | 70 0.1) SSW. 2] 0SO. 1lheiter |z. htr.|wolk.| O,1| vge. Nacht. Um 5 U, ein ziemlich starkes Boniker 18 |27. 11,16 | 27. 11,27 | 27. 11,00 27. 11,14| 8,8] 13,7, 10,9 |11,1[4,24] 4,80] 4,75 |4,60| 99] 75] 94 | 89 | sw.1l NW. O|WNW.OJwolk.|bakt. | bakt.| 17,3) VS, NW, Meute | Morgens 6 U. Wolkenform Ci-str 19 |27. 10,68 27. 11,21 |27. 11,83 |27. 11,24| 8,9 14,3| 9,1 |10,8|4,21| 4,02] 3,08 | 3,77| 97) 60| vo | 76 | sw.ilwnw.al nw.ilbakt. | trüb. |wolk.| 0,1| vee. Nach. 20 27. 11,35|27. 9,3427. 7,85|27. 9,51| 7,3] 15,8| 11,6 |11,6|2,73| 4,13] 5,11 |3,99| 72] 55! 94 | 74 0.2) SSW.2| S.1]| trüb. | trüb. | bakt.| 35,1| ve. Av. 8-10 u. 21 27. 6,67|27. 6,69|27. 7,80127. 7,05|11,7| 15,5) 11,0 |12,7[4,64| 4,95| 4,72|4,77| 85 67] 91 | sı | Sw.1WsW.2| SSO.Olz. htr.| trüb. |heiter| 1,3] a3. 10-11 v. 22 [27. 7,9827. 6,96|27. 6,2427. 7,06| 9,9 17,3] 13,9 |13,7[4,15|4,46| 4,54 |4,38| 88] 53) 70 | 70| sw.ıl sw.2wsw. 2lheiter|z. htr.| bakt| 0,1) Nacı. Bo ale Sr 23 |27. 6,53|27. 7,27|27. 9,0327. 7,61 10,4) 14,7) 9,4111,5[4,55|4,12| 3,79 |4,15[| 93] 591 sa | 79 | ssw.ilwsw.2) N. 0lz. htr.| trüb. | trüb.| 23,7 desgl. 24 27. 9,2227. 864127. 8,37|27. 8,74| 7,8|13,9) 9,2)10,3|3,48|4,08| 3,98 |3,85| 89] 63] 89 | s0o| No.0] SO.1NNW. Olz. her. trüb. |heiter| 0,3 desgl. 25 |27. 7,53|27. 6,45|27. 4,9227. 6,30| %,510,5| 7,7| ,6|3,80|3,96| 3,67 |3,81| 9s| sol 93 | 9o|nnw.2) N.2| NW.2|bakt. | trüb. |Dakt.| 2,6] Ve.An.TU.u.X0r. | Morgens 6 U. starker Nebel. 26 27. 3,9627. 4,60 127. 6,51127. 5,02| 5,7] 4,8] 5,2| 5,213,25|3,06| 2,8 |2,93| 99] 100) 78 | 92 | ww. 3| ww. 3.|ww.2|bakt. |bakt. | bake.| 108,7) more. 23-5 v. rd ee SS 27 |27. 6,49|27. 5,99|27. 5,3827. 5,95| 2,4110,6| 5,6| 6,2|2,27|2,85| 2,65 |2,50| 91) 56| sı | 76 | sw.1)ssw.1| 50. 1lheiter|wolk. |v. hır.| 65,0] Gsstımuheutentz-] sy. una Ci. 28 127. 4,8827. 6,70/27. 8,1327. 6571 491 881 5,5| 6,4la,7513,01l 2,72|2,83| sol 70 83 | sı s.1lwnw.2l nw. 1lheiter| bakt. |Dakt.| 2,4! versch A Schauer] Horg. 6 U. Ci-sir, Ci. 29 [?7. 8,02|27. 804127. 829|27. 8,12| 48| 83] 5,0) 6,0]2,66|2,79| 2,88 |2,78| 87] 67) 92 | 82 | ww.ıl so.2] 0.oJbakt. | trüb. |heiter| 4,2 Nach. Abd. 10 U. desgl. 30 127. 8,61|27. 8,3927. 8,08|27. 836| 43] 82] 5,4| 6012,54 2,70, 2,46 |2,57| 86| 66) 76 | 76] SW.1l SW.2| SSW. 2lheiter| trüb. |z. htr.| 7,8] 123-1. Nachm. | Morg. 6 U. desgl. Mon. Miy.|27. 9,11\27. 9,19127. 9,2427. 9,17] 5,5] 9,61 6,7 2 3,06 3,25| 3,21 13,17) 91, 70] 86 | 82 | W- 58° 11° 07 - N. | trüb. | trüb. |wolk.| 12,0) Regen. Siehe Monatsbericht. Metereologische Beobachtungen, aufgezeichnet zu Halle a. d. Saale im Monat Mai 1851. Feuchtigkeit der Luft. Barometer. Paris. Zoll und Linien auf | Thermometer nach | Wind, Richtung und | Charakter der 0 Grad Reaum. reducirt. Reaum. Dunstspannung. Relative Feuchtig- Stärke. Himmelsansicht. Wassermengen. 1 Paris. Lin. keit. Procente, emerkungen. Morg. 6t. |Nachm, 2». | Abds. ton. | Tägliches my gn. n.2n [A100 Tel. Sen. /n.2n.la.ıon.| Tel. NEIN 2uja.10n Tel.| m.6H | m.2n. | A.ıon. Mn. |N.2r A.1on.|Par.|Woraus u. zu k org Mittel. | Mitt. Mitt._ Mitt. Zoll.|welcher Zeit. ı ler. 73027. 722|27. 7,ss|er. 7A7| 5,0| 9,61 3,9| 6,2|2,7112,32) 2,50 |2,51| 87| 50 | 88 | 75 | sw.ilwsw.2| SW.A] trüb. | trüb, |v. hir. 0,1 rs Un Boca ia Ba Fan in 2 |27. g19|27. 78927. 803127. 804128] 97] 5,6] 6,0|2,3512,40| 2,80 12,52] 91152 | 85 | 76 | Sw.1l SW.Al S.Alheiter|z. ltr.iheiter| 3,8] ve Ana su. [Denim santen Gewinerwotken dro- 3 |2r. 7,96 |27. 7,39|27. 7,79\27. zrıl 21 |11,6| 5,8) 7,2|2,60|2,87| 2,98 |2,82] 90| 53 | 89 | 77 | sw.1l SW.2| SW.Olz. htr.|wolk, heiter] 2,9) mug. 12-2 v. a|e7. 7,16|27. 6,81|27. 671127. 6,89| 5,5 10,2] 6,1| 7,3 | 2,901 2,56| 3,02 |2,82| sa| 53 | 89 | 77 | sw.1| sw.1| NO. ilheiter|wolk.|v. htr.| 0,4) Reit in a. Nacht. 5 127. 5,78|27. 5,96|27. 7,74|27. 6,49] 62| 11,7) 4,6| 7,5|2,92]2,35| 1,95 |2,41| sa| 40 | 65 | 63 0.1/WSW.2) SW. 2] trüb. |wolk. |v. htr.| 0,5) morg.8-9rein.Rg. 6 er. 782|27. 701 |27. 6,7927. 7,21| 3,2) 10,3) a,7| 6,1|2,02]2,41| 2,53 |2,32| 75| 49 | 83 | 69 | ssw.2| SW.3| SW. 2lheiter|z. htr.| bakt.| 0,1|Reir in a. Nacht. | Morgens 6 Uhr Sır. 7 ler. 795/27. 9,12|27. 9,52|27. 8,83| 5,4| 88] 5,2| 6,5[2,58| 3,63] 2,47 |2,56| so] sı | 78 | 73 | sw.2| Sw.3| SW.A|trüb. | bakt.\heiter| 7,3] Ve-Aba. 73-83 U. 8 lar. 9,9127. 9,70|27. 8,22|27. 9,28| 3,2| 12,2) 9,2| 8,3|2,39| 2,30] 2,93 | 2,54] so| 40 | 65 | 62 S.1| SSO.2) NO. 2 lv. htr.|heiter\ bakt.| 0,7| reir. 927. 6,34|27. 7,37) 27. 10,21|27. 7,97| 7,7) 88] 6,5| 7,7|3,36| 3,44] 3,05 |3,28] 85) so | 86 | sa | nno.2|wsw.2| w.4lbakt.| bakt. | trüb. | 38,8) ve.nche.-min. aan. 10 |27. 10,76 | 27. 10,38 |27. 10,46 |27. 10,53] 4,3|10,6| 6,0| 7,0[2,93| 2,60] 3,02|2,86|100| 52 | 89 | 80 | SOo.1l 0.1] O.2|bakt.| bakt.|v. hır.| 0,9] VE; Nm, sUu-Nen 11 [27. 10,04|27. 9,70|27. 9,40|27. 9,711 5,0|11,7] 7,8) z,8[2,88|3,11| 2,89|2,96| 92| 57 | 73 | 74 0.2! 0.2] NO.2]trüb. | bakt.|bakt.| 0,1] Niederschiag. 12 |27. 9,08|27. 9,19|27. 10,04|27. 9,44] 5,7| 8,61 6,3| 6,9|3,01|3,25) 3,30 |3,19| 91 | 77 | 95 | 88 | mno.2]| NO.1) N.Ajbakt.| bakt.|bakt.| 2,8| vge. Nach. 13 |27. 10,40 | 27. 10,62\28. 0,0527. 11,02] 4,4| 8,8) 3,7| 5,6] 2,72] 2,74) 2,18|2,55| 92| 64 | 78 | 78 | nw.2| NNO.2)NNW. 2] bakt. | bakt. heiter] 9,5| ve. Ava. 4-10 u. 14 |28. 0,72|28. 0,89/28. 1,41|28. 1,01| 2,0| 8,5) 2,8| 4,4] 1,971,99| 1,63 |1,86| s2| 47 | 63 | 64 |nNw.2|NNW.2| N. lz. htr.! bakt. |v. hir.| 0,1] Niederscht.(Thau). 15 |28. 0,89[28. 0,1727. 11,74|28. 0,27| 2,7| 83) 6,3| 5,8] 1,96| 1,991 2,82 |2,26| 77| a8 | sı | v9 N.1)l Ww.1| NO.1|bakt.| trüb. | bakt.| 0,1 desgl, 16 |27. 11,46 | 27. 11,68 | 27. 11,65 | 27. 11,60| 6,3] 11,4| 7,2| 8,3| 2,88 3,26| 2,72|2,95| 83] st | 72 | 72] w.ıl sw.il O.1lz. htr.| bakt. |z. hır.| 0,1 desgl, 17 127. 11,52| 27. 10,78| 27. 10,81 |27. 11,04] 5,2| 13,0) 8,9| 9,0| 2,64) 2,08) 2,40 |2,37| s3| 34 | 55 | 57 | wo. 1lwnw.1| NNW. Alr. htr |z. htr.!v. hir. - 18 |27. 11,02) 27. 10,61 \27. 9,67|27. 10,43] 6,6 |13,6| 8,4| 9,5 | 2,61| 2,62) 3,07 |2,77| 73| a1 | 74 | 63 N.) N.1l $.4lv. htr.|heiter |v. htr.] - Wolkenform Nm. 2U. N1., Ci-s1,8ır. 19 |27. 8,88|27. 8,35|27. 8,52|27. 8,58| 8,5 11,81 6,4] 8,9|2,90| 3,62] 2,91 |3,14| 69| 66 | 83 | 73 | sw.1l NW.1l SW.1lbakt.| bakt.|wolk.| 1,9) Morg. 51-7 u. a = Re 20 |27. 8,97|27. 9,50|27. 11,32) 27. 10,93| 6,5 [10,4 5,4) 7,4[3,18|2,55| 2,58|2,77| 90| 52 | so | 74 |wsw. 2]WNW.2)WNW.2| bakt. | trüb. |v. htr.| 8,7| versch. Regensch. von Dölau über Gieichenstein kom- 21 |27. 11,61 |27. 11,69 | 27. 11,17 127. 11,49] 5,9 | 10,6) 7,3| 7,9] 2,66 2,66| 3,54 | 2,95] 79| 53 | 93 | 75 [|wnw.21wSw.2) NW. ilz. hir.| bakt.| bakt.| 5,4, Gestern u, heute in GIB Une BL Aa uns 22 127. 11,59|28. 0,2428. 0,74|28. 0,19| 8,1)10,6| 8,1) 8,9|3,67|4,15| 3,61 [3,81] 90| 83 | 89 | 87 |wnw.1l w.1] W.O|bakt.| hakt.| bakt.| 58,2] xm. au.-Aa.tov. Pe een 23 |28. 0,60|28. 0,33|28. 0,1728. 0,37| 83] 11,8| 9,6| 9,9[3,74 4,24] 4,041 4,01] s0| 77 | 88 | ss |wnw.1l w.1l W.0ofbdkt.| bakt.| trüb. | 16,5! vge.Nehe.-Min.2u. 24 |28. 0,3728. 0,61|28. 1,12|28. 0,70| 7,0)10,0| 6,6| 7,9][3,02|2,79| 2,72|2,84| 82| 59 | 76 | 2| nw.2| Nw.2| NW. 1] trüb. |wolk. heiter] 0,2] Gestern Nachm. 25 |28. 1,23) 27. 11,71 27. 9,95|27. 11,64] 5,6|12,6| 9,6| 9,312,5513,74| 3,62 [3,51] 78) 64 | 75 |72| w.elwsw.2) SW. Alheiter| bakt.| bakı.| 2,4 rn koseiten daneben Sır. 26 [27. 7,8027. 6,68|27. 9,95|27. 8,12| 8,5| 9,7) 5,1] 7,8[3,81|3,69| 2,91 |3,47| 91 | 80 | 93 | ss | sw.2]| Nw.1l W.1lbakt.| bakt.|wolk.| 82,0 ne u Be 27 \27. 9,59|27. 10,29 | 27. 11,03|27. 10,30| 5,9) 7,7| 5,8) 6,513,13|3,23] 2,98 | 3,11] 93 | 82 | sa | ss |wsw. 1] nww.ıl SW. 1] trüb. | trüb. |v. htr.| 22,8] YE,Ap4-Sy-oheuie 28 [27. 11,63 27. 11,59\28. 0,13 | 27. 11,79] 6,5 10,6) 8,2] 8,4[3,12|2,66| 2,93 2,90] ss] 53 | 71 | zı | ww.2]| mw.2| NW. 1lz. htr.\wolk. | twüb.| 6,4) Yen on 29 128. 1,1128. 1,39\28. 1,49|28. 1,33| 6,8| 11,7) 9,4! 9,3|3,14| 2,76] 3,51 |3,14| s6| 51 | 77 | zı | mw.1l Nw.2| W.4ltrüb. |wolk. | bakt.| 0,1] Niederschisg. 30 28. 2,0528. 1,9128. 1,77|28. 1,91| 7,9| 11,0] 10,6| 9,8 [3,23 4,36) 3,71 |3,77| sı | sa | 76 | so | nw.1l Nw.1l NW. 1|bakt.| bakt. | bakt.| 0,1] Niederschtag. 31 [28. 204/28. 212128. 2,27|28. 214] 78|12,1] 8,5| 9,5|2,95| 2,18, 2,84 |2,66| 7a] 39 | 68 | co | nw.2| nw.2) NW. 2] trüb. jheiter|v. htr.| - Welke org 5 Ui 3 Nach. 74 | W.- 30° 5° 57“ -N. |wolk,| trüb. |z. “| 8,8 Siehe Monatsbericht. KR LLLL——————ää nenn m. Wind. Richtung und Datum. Morg. 6h. 2,22 0,67 10,67 8,05 10,88 . 10,80 . 11,85 0,24 8,85 5,94 8,57 0,22 . 10,06 . 10,60 . 11,96 . 10,65 10,58 0,25 0,42 11,31 0,54 9,62 8,63 0,68 0,93 0,57 0,87 0,87 0,51 0,67 eo ou od» DB Dy DD DyDyDyDW DD Di mb Mi ee SO S O7 NINO UP OVP SOC NAID UT PD m Metereologische Beobachtungen, aufgezeichnet zu Halle a. d. Saale im Monat Juni 1851. Nachm. 2. JAbds. 10%. | Tägliches [yjgn. 1,58 11,98 9,48 8,06 . 10,56 . 11,19 . 11,64 . 10,12 8,67 4,82 . 10,14 . 11,81 9,80 . 10,86 0,32 9,69 . 10,46 0,71 . 11,59 , 11,61 . 11,84 9,09 . 10,88 0,29 0,83 1,00 0,85 0,75 0,22 0,48 28. 14,11 . 11,46 9,10 9,73 , 10,31 . 11,60 . 11,53 . 10,22 8,47 6,91 . 11,59 . 10,87 . 10,39 . 11,69 . 11,94 . 10,34 . 11,60 0,94 . 10,59 0,10 . 10,64 9,06 0,05 0,43 0,58 1,07 0,68 0,68 0,21 0,37 Mittel. 28. 28. 27. 27. 27. 27. 27. 27. 27. 27. 27. 27. 27. 27. 28. 2. 27. 28. 27. 27. 27. 21. 27. 28. 28. 28. 28. 28. 28. 28. 1,64| 8,0 0,04| 9,1 9,751 9,6 8,61 [12,9 10,58] 9,5 11,20 | 10,5 11,67 | 11,6 10,86 [12,6 8,66 | 11,8 5,89| 9,8 10,10| 7,6 11,63] 8,5 10,08 [12,2 11,05 | 16,0 0,07| 9,8 10,29 | 11,8 10,88 | 10,6 0,63| 8,1 11,53| 7,0 11,67 |13,0 11,67 111,0 9,26 | 13,0 10,52 [14,1 0,57| 84 0,78| 8,9 0,68] 11,4 0,80 | 11,0 0,77110,5 0,31 |11,8 0,51 [12,2 Reaum. Imer 13,1 17,3 20,2 17,4 12,7 17,9 20,4 16,8 14,8 16,4 12,5 16,7 20,6 18,2 14,5 14,9 13,3 10,8 13,5 18,0 16,4 20,2 13,4 12,8 14,8 12,9 14,1 16,8 18,3 18,9 10,3 11,3 13,7 11,8 10,1 11,9 14,5 12,8 10,8 7,3 8,8 11,5 15,2 11,6 10,4 10,4 8,9 7A 12,9 11,9 12,9 14,9 10,2 9,7 11,8 10,9 10,5 11,8 13,8 15,7 Barometer. Paris. Zoll und Linien auf | Thermometer nach 0 Grad Reaum. reducirt. Feuchtigkeit der Luft. Dunstspannung. Paris. Lin. 10,5 12,5 14,5 14,0 10,8 13,4 15,5 14,1 12,5 11,2 9,6 12,2 16,0 15,3 11,6 12,4 10,9 8,8 11,1 14,3 13,4 2,50 3,21 3,64 4,91 4,01 4,81 4,45 4,96 4,11 4,40 3,07 3,42 4,47 5,25 3,77 4,48 4,49 3,57 3,02 4,95 4,43 16,01 5,59 12,6] 5,85 10,3] 3,19 11,8) 3,55 11,714,45 11,91 4,14 13,01 4,11 14,6| 4,46 15,6| 4,53 Relative Feuchtig- Procente. keit. In2r 3,18 3,79 3,99 5,30 4,68 3,45 4,32 5,00 3,52 4,03 2,64 3,32 5,47 4,83 3,22 4,42 2,79 2,41 4,28 4,28 5,20 5,43 3,56 3,00 4,00 4,03 4,90 3,86 4,13 3,26 A.10h. 3,88 4,40 5,10 4,83 4,79 4,57 5,25 4,65 3,07 3,12 3,11 4,19 4,47 4,44 3,64 4,33 3,48 3,20 4,38 4,65 5,13 5,93 3,32 3,68 5,05 4,53 4,73 4,68 4,49 4,01 Tgl. Mitt. 3,19 3,80 4,24 5,01 4,49 4,28 4,67 4,87 3,57 3,85 2,94 3,64 4,80 4,84 3,54 4,4 3,59 3,06 3,89 4,63 4,92 5,65 4,25 3,29 4,20 4,34 4,59 4,22 4,36 3,93 2 45 38 62 79 80 84 80 83 100 82 83 78 61 82 12 78 62 82 74 83 80 84 73 84 85 84 69 79 92 88 96 85 1.61 [N.2.]A.108. Tel. Mitt. I Charakter der Stärke. Himmelsansicht, Wassermengen. ungen. Mon | N. 2n. | a.101. |. or N.2n. |A.100. Par.|Woraus u. zu Izon. welcher Zeit. NW.1|NNW.1) NW. ilheiter |heiter | trüb. | - NW.1| SSW, 1| SSW. 1lv. hir.|z. htr.'v. htr.] - SW.1) SW.1| SSW. 1lv. htr.|heiter | bdkt.|44,0| vg. Aba. 9-11 U. SW.1| SSW. 1| NNW. 1lheiter |z. htr.|v. htr.| 11,6] staubregen. NNW.1| NW.1| NO.0| bdkt.| bdkt. heiter] 5,6 desgl. WSW.1| SSW. 1|WNW.0| bakt. |heiter |v. htr.| 1,2] Niederschlag aus | Morgens 6 Uhr starker Nebel. SSW.0| SW.1WSW. ijheiter |wolk. |heiter| - Abends 105 Uhr wurde im Westen Ww.1| SW.2 W.0l bdkt.| trüb. |wolk.| 5,5| Morgens 4 Uhr. WSW. 2|WSW.3]|WSW. 1| bakt. |wolk.| trüb. 134,9) Ya her schauen. |" einem onen ennen de Sonne von SWw.1) NW.3| NW. 2] bdkt.| trüb. |z. htr.| 70,4 WNW.1IWNW.1| NW. 1} trüb. |wolk. |z. hir.) - WNW.1| SSW.2 S. 1Jwolk. |z. htr.\heiter] - SSW.1| SW.3WSW. ilheiter |z. htr.'z. htir.] - wsw.2] W.2NNW. O| trüb. | trüb. | bake.| 0,1 Nass NNO.1) NW.1| SW.1} bdkt. |wolk, |v. htr.| - SW.1|WSW.3| SW. 1] bdkt.| trüb. [heiter] - WSW.1 W.2 W.2] trüb. | trüb. | bdkt. |] 25,6| vg. Abd. 7-9 U. W.1| NW. 3|WNW.14| bakt. |. htr.z. hir.| 3,0 Ele negensen. SW.1)| SW.2/WNW.1} bdkt. | trüb. | bdkt.| 9,0) vg. Abd. 10 U. SW.1| NW.1) NW. 1} trüb. | trüb. |z. htr.] - NNW.1| SO.1| SO.1j trüb. |z. htr.'heiter] - SSW. 1 WSW.1 N. 1] bakt. |z. htr.| trüb. | 8,8| Vorige Nacht. a Ai S0.2| NW.2!WNW.1] bdkt. | trüb. |z. htr.| 73,9) Morgens 7-10 U. Meere en in NNOlicher W.1| SW.1 W.2] trüb. |wolk.| bdkt.] 4,5] vg. Abend 6 U. Sw.1l Ww.A| SW. Alz. htr.| trüb. | bakt.| 0,1] Nelerschhe Ins NWw.2| NW.1) NW. 1] trüb. | bakt. | bakt.| 19,5] Verschied- Resen- NW.1| NW.1| NW.1} bdkt.| bdkt. |heiter| 1,0| Morgens 7-8 Uhr. NO.1| SO.1| SO. 1jheiter heiter |v. htr.] - 0S0.1| NW.1 N. ilheiter heiter |heiter] - ONO.1) SO.1 N.Oiv. hir.|heiter | trüb. | - Mitt. 27. 11,22 a7. 10,98 21. 11,21 27. 11,16 |10,7 16,0 11,5 12,7] 4,19 4,01 4,30 4,17 8 53 80 71 S.- 810 57° 40” -W. trüb. wolk. z. htr.) 10,6 Siehe Monatsbericht. Metereologische Beobachtungen, aufgezeichnet zu Halle a. d. Saale im Monat Juli 1851. LLLLL——n nn nn nn nm nenn nn, Feuchtigkeit der Luft. Barometer. Paris. Zoll und Linien auf | Thermometer nach | Wind. Richtung und | Charakter der Wahserinen 0 Grad Reaum, reducirt. Reaum. Dunstspannung. Relative Feuchtig- Stärke. Himmelsansicht, Sr EB 3 5 x emerkungen. = Paris. Lin. |_ keit. Procente. u Tägliches Tgl. | Tgl. Tel. Par. |Wora zu = a h. h. h. 1, H h h h. ar. |Y us u. zu & [ More. 6% |Nachm. PS jAvas. 10% | Inch 1.60.02 1a.10 Im: iR or N.2n. A10n NE No. |N.2n. ja.10r.| 1 TEl-| m.on | N. 2 ja. 10: M. 6 In. jA.ton on 1 28. 0,41 |27. 11,81 | 27. 10,95 | 27. 11,72|13,5| 19,3] 13,8 | 15,5] 3,84] 2,77, 4,55 |3,72| 61 | 28 | 70 |53 | NO.1] SSw.1| SSW. lv. htr./heiter|heiter| - 2 |27. 10,19|27. 9,54|27. 9,03|27. 9,59|13,0| 20,0] 15,0 | 16,0] 4,36| 3,25] 3,80 | 3,80] 72 | 31 | 54 | 52 | SSw. 1) SSW. 1) NNO. Alheiter |heiter heiter] - 3 ler. gaslar. za |2r. 782127. 7,89] 13,1|20,9| 14,1 | 16,0] 4,52| 4,701 5,70 |4,07| 7a | a2 | 86 | 67 | mw. 1] No. 2|wNW.Alheiter| trüb. |akt.| - a ee al27. 7,67|27. 7,94|27. 8,48|27. 8,03| 12,8] 17,0] 13,6 | 14,5] 4,86] 5,34] 5,30 |5,17| 82 | 64 | 83 | 76 | mw.1] NW.1l N.4]|bakt.| trüb. |heiter| 34,3] Gestern Abu. 5 V. | Nachmittags 2 Uhr Cu-sır. 5 [27. 9,27|27. 9,90|27. 10,30 |27. 9,82|12,9114,8| 11,1|12,9|5,13| 4,78] 3,83 | 4,58| 85 | 68 | 7a | 76| Nw.2]| N.2| NW.4|bakt.| trüb. |heiter| 0,8] Feiner Regen. [Abends 10 Uhr ci. 6 [27. 10,05 |27. 9,78|27. 10,53) 27. 10,12| 9,9] 15,2) 10,7 | 11,9] 4,02| 3,30] 3,55 3,62] 85 | 46 | 71 | 67 | mw.1] NW.2|WNW.O| trüb. | trüb. |v. htr.| - 7 [27. 10,39 27. 10,03\27. 9,86 | 27. 10,09 | 10,2\ 13,6| 11,6 | 11,8] 4,06| 3,31) 4,30 |3,89| 84 | 52 | 79 | 72 |wnw.o] W.1lWSW.4|bakı.| bakt. |bakı.| - 8 |27. 8,64|27. 6,37|27. 5,93|27. 6,98] 11,3] 19,0] 12,6 |14,3[ 5,25) 3,91) 4,21 |4,46] 80 | a1 | 72 | 6a | sw.1l Sw.2| W.2|bakt.| trüb. | trüb. | - 9 |27. 7,00|27. 7,24|27. 8,35)27. 7,53] 9,5|14,1] 9,3|11,0[3,77\2,74| 3,61 |3,37| 83 | 42 | 80 | 68| mw.2] W.2| SW.Ajtrüb. | trüb. |z. hır.) - 10 |27. 723|27. 5,60|27. 768/27. 6,84| 10,0] 17,4) 10,8| 12,7] 4,05 3,42] 4,57 |4,01| 85 | 40 | 90 | 72] sw.1l sw.2] SSW.Ofz. htr.| trüb. | wäh, | 16,7| Nachm. 33-5 Un. | UN n2,> Unr ein ziemlich starkes Ger 11 [27. 7,25|27. 10,05 |27. 11,44|27. 9,58|10,6| 9,6] 8,9| 9,7]4,64| 3,83} 3,81 |4,09] 93 | 83 | 88 | 88 |ssw.o] NW.2) W.1]trüb. | bakt.| vun, | 45, var 00 hr en ars der 12 |27. 11,04 |27. 10,07|27. 9,3827. 10,16| 9,0 10,9| 11,0|10,3| 3,72] 4,40) 4,87 |4,33| 85 | 86 | 9a | 88 |wsw. 0 witter mit Hagel. 1] SW.1 W. 1lz. htr.| bdkt. | bakt.] 23,0] Nachm. 3 Uhr 13 |27. 9,27|27. 8,7627. 8,31|27. 8,78|10,8| 14,7) 11,9 | 12,5| 4,49 5,35| 5,27 |5,04| 89 | 77 | 95 |87 | w.ıl Sw.1l W.i|trüb. | bakt.|z. hir] 6,5| vorige Nacht. I gewinerwoiken entinden sich ohne 14 [27. 7,92|27. 6,88|27. 6,68|27. 7,16|12,0 198| 13,6) 15,1]4,33| 4,63] 4,84 |4,60| 77 | 45 | 76 | 66 | sw.il sw.2| SW.1ltrüb. |z. her.) bakt.] 24,0 u Naher u] dee ie in die Nach Ko: 15 |27. 6,6627. 771 |27. 8,5427. 7,64]12,3113,1| 9,0|11,5]4,82]4,561 3,71 |4,36| 84 | 75 | 85 | 81 | sw.4l w.1l SW.Alz. hir.) trüb. iz. her] 0,7 een) nn ameiner Danmersciis 16 |27. 842|27. 7,54|27. 843|27. 8,13|10,41 16,01 8,9|11,8[3,92|4,15| 4,07 |4,05] so | 54 | 92 | 75 | sw.1l Sw.2) SW. lz. her. bakt.|heiter| 8,4 Yan 17 27. 8,9827. 9,04|27. 891 |27. 8,98] 9,7114,4 12,0) 12,0]3,88| 3,77) 4,18|3,94| sa | 56 | 75 | 72 [wsw.1| N.1] SO,lheiter, trüb. | bakt.| 0,9) Swaubresen. 18 |27. 7,70\27. 7,61|27. 9,71\27. 8,34|10,5|10,0) 8,3| 9,6]4,46| 4,54) 3,93 |4,31| 90 | 96 | 95 | 94] m.1l NW.2) NW.4lhakt. | bakt. | bakt.|267,0| Morg- 4-And. TU. 19 127. 11,01 27. 11,53\28. 0,5627. 11,70| 8,8|14,8| 10,2 | 11,3|4,04| 3,77] 4,41 |4,07| 94 | 54 | 92 | 80 |wnw.1l W.1| ONO. ijheiter |wolk. heiter] 0,2 Thu. 20 28. 0,39 | 27. 11,70 |27. 11,15 |27. 11,75] 9,5|18,5| 13,0 | 13,7] 4,22| 4,15| 5,55 |4,64| 93 | 45 | 92 | 77 | ssw.1| sSw.2| SSO.A|v. htr.heiter| trüb.] - Vachmittags 2 Uhr Ci-sir. 21 |27. 10,55 | 27. 10,25 |27. 11,28) 27. 10,69 | 12,9] 21,5| 13,9 | 16,1] 4,91| 5,36| 4,89 | 5,05] s2 | a6 | 75 | 68 | sso.1l sw.2]| N. lv. hir.iheiter)heiter| - ee a en 22 |27. 11,20 | 27. 10,76 | 27. 10,76 | 27. 10,91 | 12,8) 18,5) 13,3 | 14,9| 4,80] 4,53] 4,56 |4,63| sı | 49 | 73 | 68 | nno.1l NO.1) N.1}trüb. |wolk.\heiter] - 23 |?7. 10,36|27. 8,70\27. 6,89127. 8,65|11,2 19,8) 14,9 | 15,3[ 5,02] 5,04 6,12 | 5,39] 96 | 49 | 87 | 7 | mno.1| 0.1| 0.1lz. htr.heiter|z. htr.| - Morgens Ci-str. und Abends Ci. 24 |27. 6,15|27. 6,25|27. 6,4627. 6,29|14,3]19,5| 13,0 | 15,6] 5,41) 4,99) 5,11 |5,17| 83 | 50 | 84 | 72] sw.1| sw.1] SW. 1] trüb. |z. htr.|heiter| - 7,3| Morgens 3 Uhr. {Morgens Ci, Abends Str. und Ci-sir. 25 [?7. 6,58|27. 6,1427. 6,10|27. 6,27|14,1, 19,8] 13,9 | 15,9[4,75| 5,48| 5,22 |5,15| 73 | 53 | so | 69 | sw.1) Sw.2] SW.1fz. hir.'z. htr./heiter|) - Abends Str. und Ciesir. 26 a7. 66527. 617|27. 6,91|27. 6,58|14,0]20,2| 15,0) 16,4|4,7915,44| 5,83 15,35] 73 | 52 | 82 | 69 | sw.1l ssw.il w.Alz. hir.) üb. |Dast.| 1,0] ve. 8m zul nah ehien vol Gemiter um. 27 |27. 804/27. 9,6127. 10,71\27. 9,49] 11,3 16,2| 10,3 |12,6|4,69| 4,15| 4,30 |4,38] 89 | 53 | ss | 77 |wnw.2|wsw. 11wsw. 1[Daxt. [z. hir. banı.| 28,0 na aau ee 28 [28. 009128. 0,33|27. 11,70|28. 0,04| 9,3|15,7) 10,8 |11,9]3,94| 3,34] 3,93 |3,74| 8s | a5 | 78 | 70 | w.ilwsw.ı] 550.4] trüb. |z. hir./heiter| 15,4 vorige Nacht. | min au sgched, 0.90° schreien, in der Tichtung von NW.-SO. 29 127. 11,37 | 27. 10,26 |27. 9,7327. 10,45] 9,8 18,8| 13,2 | 13,9] 4,05) 4,35] 4,97 |A,a6] 87 | 46 | sı | 71 | SSO.1| SSO.1 0. 0O!y. htr.heiter |v. htr.! - Nachmittags Cu. und Ci-str. 30 127. 9,3327. 8,74\27. 8,99|27. 9,02|11,5|20,6| 16,2|16,1|4,56| 5,30) 6,26 | 5,44] 85 | 49 | s3 | 72 0.1 0.1 ONO.0jz. htr. heiter heiter] - 31 [?7. 9,3317. 811127. 7,72|27. 8,24]14,9 28,2 16,6 17,9|5,93| 6,03] 6,82 6,27] sa | a9 | s5 | 73 | mno.1| 0N0.1) ONO. O\v. hir./z. hir.iheiter| - Nachmiltags Cu-sir. a VE TE ET To a DEE VEERREE) BEB] KEE) BEER KERN WERE REN WERE REEL ERBEN EEE UEREEREREEL EEERERL EEERRERER T TrnmEE EEE Mon. Miu. 27. 9,1327. 8,83|27. 9,0827. 9,01|11,5\17,0] 12,3113,6|4,491 4,34] 4,72 \4,52] 83 | 54 | 82 | 73 |5.- 550 38° 297,8 - W.| wüb. |wolk.|z. hır.] 15,4 Siehe Monatsbericht. Metereologische Beobachtungen, aufgezeichnet zu Halle a. d. Saale im Monat August 1851. a —————————————m———eeee nn he [u Datum, eoeaoyıaoa un Pod » a oO Mon. Mitt. Barometer. Paris. Zoll und Linien auf Thermometer nach 0 Grad Reaum. reducirt. Morg. 6h. [Nachm. 2% | Ahds. 10h. 7,32 9,30 0,04 0,08 0,34 1,23 0,53 ‚11, 9,43 9,29 . 11,45 0,17 0,62 . 10,61 9,90 . 10,57 . 10,33 9,35 . 10,44 2,70 0,68 . 11,50 . 10,37 9,37 9,01 0,99 9,66 8,22 6,31 7,90 9,56 27. 10,61 277. 27. 27. 27. 28. 28. 28. 2. al. 27. 27. 28. 21. 27. a7. 27. 27. 27. 28. 28. 28. 27. 27. 27. 27. 28. 27. 27. 27. 27. 27. 21. 7,39 10,04 11,95 11,66 0,79 0,68 0,15 10,76 9,01 9,71 11,50 0,30 11,84 9,85 9,63 10,71 9,96 9,15 0,96 2,08 0,09 10,68 9,54 9,72 10,39 0,47 9,77 3,49 6,23 8,50 10,49 10,47 a7. 27 28. 27 28. 28. 8,24 . 11,19 0,11 . 11,82 1,43 0,63 27. 11,98 27 27. . 10,04 9,00 . 10,60 . 11,99 0,67 . 11,16 9,82 . 10,09 . 10,96 9,82 9,34 2,46 1,33 . 11,82 . 10,53 9,47 9,73 0,47 . 11,52 9,77 5,57 6,95 8,92 . 11,74 10,75 | Tägliches 27. 27. 27. Mittel. 7,65 10,18 0,03 ‚11,85 0,85 0,85 0,22 . 10,54 9,15 9,87 . 11,65 0,38 . 11,87 . 10,09 9,87 . 10,75 . 10,04 9,28 0,62 2,04 0,10 . 10,90 9,79 9,61 . 10,62 0,33 9,73 5,76 6,50 8,44 . 10,60 10,61 Feuchtigkeit der Luft. _| Wind, Richtung und | Charakter der Wassermengen Reaum. Dunstspannung. Relative Feuchtig- Stärke. Himmelsansicht. } Paris. Lin. keit. Procente. FERN] Tel. ren Ten, ie Par.|Woraus u. zu 1.61 [N.2014.104 Tel Ion. In.2n.la.1on| 18; |06 IN.2»A.10n vol] m. on. | N. 2b. | A.10n. m. 6. |N.2.|a.10. DEN 14,8| 21,6) 16,2 | 17,5[ 6,74) 7,39] 6,38 | 6,84] 96 | 63 | 82 | so | ww.1) Nw.2] NW.2|bakt.| trüb. | trüb.| - 14,41 14,0) 13,4) 13,9] 5,861 5,09| 5,46 |5,47| 86 | 78 | 84 [83 | NW.1) NW. A| NNW. Afz. htr.| trüb, | trüb. | 4,8, "llses 123 Uhr 11,11 17,1| 12,4 | 13,5| 4,40| 3,55) 4,93] 4,29] 85 | 43 | 84 | ri [NNW.1] SO.1. SO.OJheiter |z. htr.\v. htr.| 0,1] Nielerschlag in der 10,6) 19,8) 14,7 | 15,0] 4,63) 5,04| 5,92 | 5,20] 95 | 49 | 86 | 77 S0.1| ONO.1| NO. Ofv. htr.|heiter |heiter| 0,1 desgl. 13,6) 16,7 10,4 | 13,6] 5,54| 3,98] 4,34 |4,62| 88 | 49 | ss | 75 |NNW.1} N.1| NNO.1| bakt. |z. htr.v. htr.] - 10,5| 17,1) 12,3 | 13,3] 4,02] 5,38] 4,36 |4,59| sı | 6a | 76 | 74 | NNO.1) ONO.1) ONO. 4] trüb. |heiter |v. htr.| 0,1 desgl. 10,4| 17,8| 12,7 |13,6| 3,92| 3,54) a,a8 | 3,98| 80 | a0 | 76 | 65 | ONO.1) 0.2) ONO. Alheiterjheiter |v. htr.| - 10,6| 19,8] 14,5 | 14,8] 4,15] 4,65) 5,11 |4,64| s2 | a7 | 75 | 68 0.1) 080.1) O.Ajheiter heiter heiter] 0,1) aesgı. 12,2) 20,6| 15,4 | 16,1] 4,61| 6,11) 5,37 \5,36| 81 | 56 | 73 | 7o| NO.1) SO.1| SO. ifheiter heiter heiter] - 12,7 17,9| 12,7 |14,4| 4,90] 4,82) 4,38 |4,70| 83 | 52 | 74 | 70 |NNW.1INNW.2] NW. ifheiter heiter |v. htr.| 0,1 desgl. 10,3] 17,9| 13,2) 13,8] 4,17| 2,71] 4,96 |3,95| 86 | 31 | st | 66 | NW.1INNW.1| W.Alheiter |v. htr.|v. hir] - 12,3|18,2| 13,9 | 14,8] 4,58] 3,81| 4,66 14,35] 80 | a2 | 72 | 65 | nw.1| NW.1] N. Alz. htr.|heiter jheiter| 0,1 desgl. 10,3) 20,0) 14,9 |15,1| 4,17| 4,37] 5,12] 4,55| 86 | a2 | 73 | 67 | NNO.0] SW.1] SO. Ofheiter |heiter heiter] - 12,2| 20,0| 13,6 \15,3| 4,89] 6,56] 5,70 |5,72] 86 | 63 | 90 | so] SO.1l SW.1] SW.1lz. htr.| trüb. |heiter| 11,0) Vorig. Ava. 5-6 u. 12,2) 20,8, 14,8 | 15,9[5,36| 5,23) 5,65 |5,41| 94 | 47 | st | 74 |wsw. 1lWSW.1| W.Alz. htr.|z. htr./z. hir.| - 13,31 18,5) 14,3 |15,4]5,40|4,61| 4,54 [4,85] 57 | 50 | 68 |68| w.oINNW.1l N. A| trüb. |z. hir. heiter| 12,4, Ye Nana nn 12,0 20,2| 15,1 \ 15,8] 4,91| 5,08] 6,65 15,55] 8s | a8 | 93 | 76 | 050.1| NW.2]WNW.0| trüb. |wolk. | trüb. | - 13,0 13,7) 12,9 13,2] 5,74] 5,43] 5,13 |5,43] 95 | 85 | 85 | 88 [wnw.1| NW.1] W.4[bakt. | trüb. | trüb. | 29,5 Yu 11,6|14,2] 9,0) 11,6|4,90| 4,12] 3,51 | 4,18] 91 | 62 | 80 | 7s | NO.1| NNO.2| NNO. 1] trüb. | bakt. |z. htr.| 22,5) Vorige Nacht. 7,4| 14,9] 10,4 | 10,9] 3,45] 3,44] 3,92 | 3,60) 90 | 49 | 80 | 73 | NO.1| NNO.1| N. Alheiter |heiter |v. htr.| - 8,5, 17,3] 11,7 | 12,5|3,67| 3,63] 3,78 |3,69| 87 | a3 | 68 | 66 S.1| SO.1] SO.0| trüb. jheiter|v. hu] 0,1 cr ann 10,2 20,3| 15,1 |15,2]3,84| 4,86| 5,54 [4,75] 80 | 46 | 77 | 68] SO.1|WSW.2| W.Olheiter heiter |v. htr.| - 12,0) 21,9| 15,4 | 16,4| 4,69) 5,05| 6,03 |5,26| 84 | 42 | 82 |69| w.1) W.1i/ W.Olv. htr.|heiter |v. htr.| 0,1 desgl. 14,91 20,2, 14,6 | 16,6] 5,29] 5,60| 5,68 [5,52] 75 | 53 | 84 | 71 [NNW.o) W.1l N. Ofz. htr.jheiter \v. hir] 0,2 N cchresn 11,8| 16,0] 10,3 | 12,7] 5,13) 3,92) 4,38 |4,48| 93 | 51 | 90 | 78] W.1WNW.1l NW. Olz. htr. heiter heiter] - 9,0) 16,0) 12,4 | 12,5] 3,71) 3,17] 4,12 | 3,67] 85 | Ai | 71 | 66 |wsw. 11WSW.1| SW. 2fheiter heiter |z. htr.] 0,1, Niederschlag As 11,0 15,8] 13,4 | 13,4] 4,36 4,36) 4,69 |4,47| 85 | 58 | 75 | 73] SW.1WSW. 1|WSW. 1] bakt. |z. htr.| bakt.| - j 11,6| 15,7) 10,0 | 12,4] 4,74 5,62| 3,78] 4,71] ss | 75 | 80 | sı] sw.1l sw.3l W.2]bakt.| bakt. | trüb. | 0,1 desgl. 72|12,6| 8,6| 9,5] 3,40) 2,63) 3,46 [3,16] 90 | 45 | 82 | 72 | sw.i1| NW.2| NW. Alz. htr.! trüb. |v. hir] - 7,7|12,6| 10,3 |10,2| 3,41) 2,62) 3,50 |3,18| 87 | 45 | 72 | 68 |wnw.1| NW.2]| WW. 1lheiter |wolk.|wolk.| 0,8) Vorige Nacht. 9,0) 12,0] 10,1 | 10,41 3,77| 3,70) 4,16 |3,88| 86 | 66 | 87 | so | nw.1| NW.2] NW. 2 bakt. | bakt. | bakt.| 7,2) Feiner Regen. ehe 12,9 ol 4,5% 4,83 14,65] 86 | 52 | 80 | 73 |W- 490 58° 35,1 -N. |z. htr.|z. htr.heiter| 2,9 Bemerkungen, Nachmittags 3 U. Gewilter, aber ohne dass es in Halle geregnet hatte Um 10% Uhr wurden einige Feuer- kugeln bemerkt, Morgens Ci-cu Abends Ci-sir. Nachmittags Cu.; Abends Sir, Ci. Morgens Ci, und Sir. Morgens Ci, Morgens Ci. Morg. Ci.; Nachm. Cu.; Abd. Ci. u. Sır. Nachmittags Cu-str. Nachmittags und Abends Cu-str. Nachmittags Cu. Morgens und Nachmittags Cu-str. Nachmittags Cu. Nachmittags Cu-sir. und Cu, Nachmittags Nachmittags Morg. Str., Ci-sir.; Nachm, Cu. Siehe Monatsbericht. Metereologische Beobachtungen, aufgezeichnet zu Halle a. d. Saale im Monat September 1851. | Barometer. Paris. Zoll und Linien auf | Thermometer nach = = 3 [=] voseeuPsov.- zDDydvy dB By DD DD DD vv vv mn nn nn m S 2 oo oo PO D- SO ao oo um pw vd — oo Mon, Mitt.] 27. 0 Grad Reaum. reducirt. 0,05 9,84 9,47 8,00 9,26 . 11,27 0,55 1,62 3,11 3,18 . 2,68 0,62 . 10,96 0,92 2,61 3,60 2,33 0,96 . 10,44 9,14 8,36 9,25 . 10,57 . 11,62 9,24 6,80 9,69 9,63 7,46 8,07 11,18 27. 27. 27. 27. 27. 28. 28. 28. 28. 28. 28. 27. 27. 28. 28. 28, 28. 28. 27. 27. 21. a7. 27. 27. 27. 27. 27. 27. 27. 27. 27. Reaum. | Morg. 6 |Nachm. 2n. 11,67 9,79 9,08 8,83 9,80 0,15 1,28 1,69 3,32 3,09 2,08 11,96 11,63 1,32 3,35 2,85 2,03 0,09 10,04 8,52 8,05 9,53 11,29 11,31 8,44 7,47 9,39 9,24 7,07 8,19 11,14 Abds, 10h. 21. 27. 27. 27. 21. 28. 28. 28. 23. 28. 28. 27. 28. 28. 28. 28. 28. 27. 27. 27. 27. 27. 27. 27. 27. 27. 27. 27. 27. 27. AT. 10,78 9,86 7,76 9,21 10,75 0,46 1,93 2,63 3,39 2,79 1,18 11,14 0,38 1,78 3,78 2,18 1,62 11,38 9,86 8,02 9,06 10,25 11,57 10,51 7,50 9,24 9,62 8,56 7,65 8,40 11,16 Tägliches Mittel. 27. 27. 27. | 27. 21. 27. 28. 28. 28. 23. 28. 27. 27. 28. 28. 28. 28. 28. 27. 27. 27. 27. 27. 27. 27. 27. 27. 27. 27. 27. 27. 11,50 9,83 8,77 8,68 9,94 11,96 1,85 1,98 3,27 3,02 1,98 11,91 11,66 1,34 3,25 2,88 2,00 0,14 10,11 3,56 8,49 9,68 11,14 11,15 8,39 7,84 9,53 9,14 7,39 8,22 11,17 us ‚64. N.Ch 8,8 7,0 9,1 9,5 9,9 11,4 7 5,5 3,4 5,8 8,9 9,9 10,0 10,0 6,5 6,2 7,4 10,4 12,0 10,3 14,3 14,3 11,7 11,6 10,0 10,4 10,8 11,3 12,0 13,7 12,8 12,7 12,9 11,4 13,5 13,9 12,2 9,5 13,6 10,9 12,1 11,9 14,9 9,0 9,0 9,2 10,6 11,7 A „10h. 8,0 9,6 9,2 10,9 11,5 9,6 6,5 6,2 7,8 9,7 9,9 10,7 10,4 10,2 7,6 9,2 8,0 10,1 10,3 11,6 6,8 9,6 72 11,1 10,8 9,5 7,1 7,6 8,1 8,2 g1 HouchtiäE> der Lubiz | Wind, Richtung und Charakter der W Dunstspannung. Relative Feuchtig- Stärke. Himmelsansicht. OSEDFMDIREN. as Paris. Lin, keit, Procente. | erkungen. nem. M.on.In.2n |A.10n. na [moon NOTSUNTEN ER M. 6%. | Nn.2%. | A.1on. [mo |n.2 1a.10n KREDEPROE ıc =r 9,1[3,25| 2,86| 3,70 \3,27| 76| 58 | 92 | 75| Nw.1| NW.2) NW,4jtrüb. |bakt. | bakt.| - 9,5|3,58| 4,60| a,a7 |4,22] 97 | 82 | 97 | 92 | Sw.1] Sw.1 SW.O]bakt. | bakt.| bakt.| 15,6| Vorig. Nachmittag. 9,514,41\4,10| 4,45 4,32|100 | 84 | 100 | 95 |NNW.1| NW.2,WNW. 1] bakt. | bakt.| bakt.} 0,3) Vormiuag. Da La en 11,6]4,35| 4,55| 4,39 |4,43| 95| 68 | 88 | 84 | SW.2| SW.2| SW.1]| trüb. | trüb. |z. htr.|135,0| Gesiern Abend. regen, der sich aber gegen Abe 11,9[4,65| 4,69| 4,77 |4,70| 99| 70 | 89 | 86 | SSO.1INNW.1| NW. 1|bakt. | trüb. |z. hir.| 7,4] Gele hachmittag| unter Wasser setzte. 10,9|4,88| 3,51) 3,57 |3,99| 91 | 6a | 78 | 78 | mw.2) ww.2| w.1lbakt.| trüb. heiter| 1,1 A re a 8,513,32| 3,14| 2,82 |3,09]| 87 | 58 | 79 | 75 | NW.2| NNW. 2) NNW. Olheiter | trüb. |heiter| 0,1 Morgens 6 Uhr Ci-str. und Ci-cu. 7,2] 2,96| 3,99) 2,85 |3,27] 91 | 82 | 82 | 86 |nnw.1| N.1) N.A|trüb, | trüb. jheiter| 9,1 Schönes Biorgskroth Abengefl0 Uhr 7,2|2,33| 2,59| 2,20 |2,37| 86 | 53 | 56 | 65 |nnw.1) NO.2| NNW. Alheiter 'z. htr.| trüb. | 0,1 8,8[2,74| 2,51| 3,82 3,33| s2| 69 | 82 | 78 | nw.1 NW.1] W.2]wolk,| trüb. |bakt.| - 10,0] 3,48| 3,631 4,37 |3,83] 80) 69 | 93 | 81 | Nw.1) NW.2| NW. Albakt. | trüb, |bakt.| - 10,9|4,43| 4,24) 4,45 14,37] 94) 76 | 88 | 86 INNW.1| NW.1| NW. 2]bakt. | bakt.| bakt.| 30,9! Gesırn. Aba.5-72u. 11,4]4,47| 4,29| 4,34 4,37| 94| 67 | 88 |83 | nw.2| NW.2| NW. 2]bakt.| trüb. | trüb. | - 11,0]4,47| 4,42) 4,20 14,36] 94| 74 | 87 | 85 [nNw. 1, NNW. 2] NNW. 2|bakt. | trüb. | bakt.| 1,2) Morgens 63-8 Uhr. 9,2|3,39| 2,89| 3,32 ,3,20] 90| 49 | 85 | 75 | NNO.1| NO.2| N. 1lheiter |wolk. heiter] 10,4 Yolze Samı ein 9,8]3,45| 3,87| 3,39 | 3,57) 92| 64 | 78 | 78 | NW.1|NNW.2|NNW. 2]wolk.| trüb. |bdkt.| - 8,8[3,33| 3,12] 3,70 |3,38] 90| 59 | 92 | 80 | Nno.2]| 0.2) ONO.2]bakt. | trüb. | trüb. | 0,1 Niederschlag aus 10,1|3,61| 3,55| 3,81 \3,66]100, 56 | 80 | 79 | 0no.2| 0N0.3| ONO. 2|bakt. |wolk.) bakt.| 0,4 Aus Neber. Morgens nebeligt. 10,91 3,78) 4,38) 4,38 |4,18| 89 | 67 | 90 | 82 | ONO.1| ONO.1| NNO. 1] trüb. | trüb. |z. htr.] - 10,8] 4,17| 5,61) 5,27 5,02] 99| 99 | 97 | 98 | NNO.1| ONO.2]| ONO. 3] bakt. | bakt.| bakt.| 81,7] Morg. 8-Ana. 9 U.] Morgens starker Nebel. 8,8l4,344,35| 3,52 |4,07| 91| 95 | 97 | 94 |wsw. 1] SSW.1| SSW. 1| bakt. | bakt. | trüb. [108,8] More. 8}-Nm. 3 u. 9,513,33|4,28| 3,91 |3,84| 95| 73 | 85 | 84 | sSO.1) SSW.1| OSO. 1] trüb. |wolk. |z. htr.| 14,0! Abends 4-5 Uhr. 8,2]3,49 4,33| 3,76 \3,86| 98| 85 | 100 | 94 |nnw.1| SO.1| SO. 1lz. htr.'z. htr./heiter| O,1| Aus Nebel. Morgens lelgntie MERch: waleiEr Aeit 9,8] 3,46] 5,03| 4,83 |4,44]100 | 89 | 93 | 94 | SO.0) NNO.1NNW. 1] bakt. | trüb. |z. hır.| 4,3 Morgens Nebel. 10,9] 4,58) 5,39) 5,07 |5,01| 97 | 97 | 100 | 98 |nnw. | nnw.1| SW.Alheiter | trüb. |z. htr.| 21,6] morgens 93 Un. ACNh, Tanner ana neuen un 10,6|3,83| 4,34) 4,22 |4,13]100| 62 | 93 |85 | sw.ıl SW.1| SW. ilz. htr.| trüb. | bakt.| 14,4] Gestern Abend. [Morgens Ci-cu., Ci. 8,0]3,64| 3,26| 3,54 |3,48| 92| 74 | 95 | 87 | Sw.o) N.1| SSW.1|bakt. | bakt.|bakt.| - 7,8|3,48|3,71| 3,90 13,70) 95 | 85 | 100 | 93 | sw. N.1 NW.2!bakt. | bakt.\ bakt.| - 7,9|3,52\4,24| 3,74 |3,83|100 | 95 | 92 | 96 | Nw.2) W.1) SW. 1|bakt, | bakt.| bakı.[1a7,a VE, A Sl au 8,113,01)4,07| 3,71 |3,60| 92 81 | 90 | 88 | SSw.1 SSW.1| SSO. 1lheiter |z. htr.|heiter| - 9,513,72|4,02| 3,95|3,90)| 93| 74 | 89 | 85 |W. - 54° 37° 26“,9 - N. | trüb. | trüb. Ivond 20,13 Siehe Monatshericht. KERR Metereologische Beobachtungen, aufgezeichnet zu Halle a. d. Saale im Monat October 1851. Tamm Barometer. Paris. Zoll und Linien auf | Thermometer nach Beuchtjgkeit der Left: | Wind, Richtung und | Charakter der ee | 0 Grad Reaum. reducirt. Reaum. Dunstspannung. Relative Feuchtig- Stärke. Himmelsansicht. Ber Böiherkun & Paris. Lin. keit. Procente. Rn. gen. zı "20. | Abas. 1or. Tägliches |1y gr |.2n.]a.1on| TEl-Im.en.In.on./a.1on.| Tel Mo |N.2 A|, .2»: | A. 10. |m. on |N.20|A.10n Par. |Woraus u, zu a ] More 6h |Nachm Abds. 10 Mittel, M.6 Im.2 | Inie.| | Mitt. Mitt. ]zan welcher Zeit. 1 |27. 7,80|27. 6,6027. 6,0527. 6,82| 7,5 12,4] 8,4| 9,4|3,80| 4,78 3,87 4,15] 98, 83 | 93 | 91 0.1] SO.1 50. Alheiter! bakt. |heiter Morgens Ci. und Sır. 2 |27. 6,27|27. 7,04\27. 7,65|27. 6,99| 8,0] 15,4| 11,3) 11,6|3,83| 4,27| 4,48 |4,19| 95| 58 | 85 | 79 | Sw.o) W.1 NW.1] trüb. | bakt.| trüb. Morgens Nebel. 3 l27. 7,97|27. 8,78\27. 8,99|27. 8,58] 9,9 12,5) 10,0 | 10,8] 4,50 4,31) 4,75 |4,52] 96) 74 | 100 | 90 |NNW.O| SSO.1 $. O| bakt.| bakt. | bakt. ee 4 |27. 8,5227. 8,65 27. 8Aa7|27. 8,55| 9,6/11,3) 8,3| 9,7|4,60, 4,48] 3,80 |4,29| 100 | 85 | 92 | 92 N.1| SW.1| SW. 1lbdkt. | bdkt.| bakt. VE RE 5 |27. 8,30|27. 8,97|27. 9,13|27. 8,90| 7,2] 12,2) 9,6| 9,7|3,511 4,77 4,04 |a,11| 93| 82 | 88 | 88 | Sw.1) SW.1) SW. 1lwolk.| trüb. | bdkt. ' 6 |27. 9,51 | 27. 10,11 | 27. 10,39 | 27. 10,00| 7,2] 10,9) 6,6) 8,2]3,51| 3,24) 2,96 13,24] 93| 63 | 83 | 80 | Sw.11WSW.2] SW. 2lz. hir.|z. htr./heiter Morgens TAU. fein.] Morgens Ci. und Ni. 7 127. 10,23|27. 9,50|27. 9,0127. 9,58| 5,7 11,7) 10,1) 9,2] 2,95| 4,00) 4,16 3,70] 89| 74 | 87 83 | Sw.1)| SW.2| SW.Alz. htr.| trüb. | trüb. FeinRebah vol 8 j27. 7,9427. 8,15|27. 9,19|27. 8,43|10,2)1104| 7,3| 9,314,41|3,76| 3,54 |3,90| 91| 77 | 93 | 87 | SW.1| SW.2) NW. 2] bakt. |wolk. | bakt. 9 [27. 10,23 | 27. 10,79 | 27. 10,57 |27. 10,53| 5,0/10,1| 6,0| 7,0|2,88| 3,10] 3,15 13,04| 92| 65 | 93 | 83 | Sw.2] W.1l SW. 2lz. her.| trüb. |z. hir.| 40,1 Gestern Nm. B3 U. 10 |27. 10,17 \27. 10,32 | 27. 11,50 |27. 10,66| 4,5 11,6) 9,8| 8,6] 2,81| 3,88) 4,33 \3,67| 94| 72 | 93 | 86 | Sw.o]| SW.1] W.O| trüb. | trüb. | bakt. 11 128. 0,58|28. 1,5128. 2,37|28. 1,49] 8,4] 13,0| 10,0 | 10,5] 3,90) 4,06| 4,19 |4,05| 94| 67 | 88 | 83 w.1l W.1) SW. 1] bakt. |z. htr.| bakt. 12 |28. 2,24|28. 2,12|28. 1,99|28. 2,12|10,5| 13,8) 10,4 | 11,6|4,59| 4,24| 4,21 |4,35| 93 | 66 | 86 | 82 W.1|WSW. 1\WNW.1] bakt. | bdkt. | bakt. EN vor 13 [28. 1,50\28. 0,73\27. 11,70|28. 0,64 | 10,0 13,7) 9,6 11,1]4,47 4,51) 4,19) 4,39] 94 71 | 91 | 85 |[wsw.3| W.2) W.1]bakt.| bakt. |z. htr. 14 |27. 10,59 | 27. 10,03 27. 9,76 |27. 10,13] 7,4| 13,2) 10,5 | 10,4] 3,83| 4,45| 4,59 |4,29]100 | 72 | 93 | 88 |wsw. W. W. |z. htr.|z. htr.| trüb. desgl. ee A a 15 [27. 8,5127. 6,8427. 5,2527. 6,87|10,1|14,5| 10,2 | 11,6[4,58] 5,42] 4,35 |4,78| 95 79 | 90 |88| w. | sw. | SW. [bakt. | bakt. heiter 16 [27. 4,3027. 6,7427. 7,6327. 6,22|10,2) 10,6) 7,1 | 9,3|3,47 3,01) 3,30 |3,26] 72| 60 | 88 | 73 | sw. w. | W. [heiter | trüb. | bakt. desgl, Morgens Ci-cu, und Sır. 17 [27. 8,11\27. 8,4927. 9,5727. 8,72| 5,6 8,0) 5,6) 6,413,1013,26| 2,98 |3,11| 94| sı | 91 |89| w. w. | SW. [bakt. |wolk.| trüb. | 37,7 Vorige Nacht. 18 [27. 10,85|27. 11,45|28. 0,0927. 11,46] 4,0) 8,8] 4,2| 5,72,75|2,87| 2,68 |2,77| 96| 67 | 85 |s3 | sw. | sw. | SW. Iz. htr.|heiter |heiter 19 127. 11,76 127. 11,82|28. 0,4828. 0,02] 2,5110,5| 7,7| 6,912,31| 2,63] 2,55 |2,50| 92| 51 | 65 |69 | sw. | sw. | SW. Iheiter heiter |v. htr. 20 [28. 0,5928. 0,52128. 0,8428. 0,65| 5,5113,01 7,2| 8,3[2,9013,89| 3,45 |3,41| 89 | 70 | 90 |83 | sw. 1| 050. 1]heiter heiter |v. htr. Niederschlag aus d.] Morgens Str. und Ni. 21 |28. 0,55 |27. 11,82 27. 11,68128. 0,02| 7,3 13,3] 9,2| 9,9]3,60|5,08| 4,38 |4,35| 95 | 82 | 98 | 92 | 080.1 2) NO. 1jheiter heiter v. htr. 22 |27. 11,38 |27. 11,72|28. 0,2427. 11,78| 6,0114,8 8,8| 9,9[3,20|5,16| 4,30 |4,29|100 | 74 | 100 | sı | so.o 0) SW. Olv. htr.|v. htr.\v. htr. 23 128. 0,9928. 1,3828. 1,50|28. 1,29| 6,210,8| 10,1| 9,0|3,46|4,71| 4,65 |4,27|100 | 93 | 97 | 97 5.0 0) SW. 0] bakt.| bakt.| bakt. Aus Nebel. Den ganzen Tag schr nebeligt. 24 28. 1,6828. 1,78128. 1,71128. 1,72| 8,9 8,6 7,7| 8.la,3al3,00| 3,41 |3,88| 100 | 92 | 87 | 93 [jwnw.a 2) NNW. 2] bakt. | bakt. | bakt. BT Kane 2 [28. 137/28. 1,9328. 2,3828. 1,89| 7,3] 71 7,0 7,2]3,67 3,081 3,20 |3,32| 97 | 80 | 86 | 88 Jwnw.ilnnw. 1 NN W. Ol bakt.| bakt.| bakt. 0 0 2 3 1 1 1 2 1 1 1 1 Morgens und Abends Nebel. Morg. Nebel u. Str.; Nachm, Ci. u. Ni. Morg. Str. und Ni.; Nachm. Ci. und Ni. Morgens Nebel. 26 (28. 1,2327. 11,64|27. 10,26 127. 11,71| 5,9 9,9) 7,8| z,0l3,18|3,15| 3,20 | 3,18] 94| 67 | sı |sı | no.0| ssw.ol ssw.1lbakt. |wolk.| bakt. Fein Nakfeln gaira.1 Morgens Nehels Abends Regen 27 (27. 8,6927. 8,00|27. 9,67|27. 8,79| 7,8) 8,9] 8,2| 8313,32 3,30 3,83 [3,48] 84| 76 | 93 | sa | Sw.2) SSw W.2] bakt. | bakt. | bakt. ruhe 28 |27. 10,98|27. 9,8227. 7,05|27. 9,28| 68 8,7 74| 76l3,07 3,45| 3,14 3,27] 90 | sı | 82 | 8a |wsw. 1| ssw. S. 1| bakt. | trüb. | bakt. Den ganzen Tag fei- 29 [?27. 4,38|27. 3,2827. 2,84|27. 350| 71 941 67| 7,7la,77 3,07, 3,06 |2,97| 7a| 68 | 85 | 76 | ssw. S. SO. 1] trüb. |wolk.| bakt. 30 [27. 1,91 127. 440127. 5,47|27. 3983| 7,0) 7,8) 2,4| 5,7l3,4013,06| 2,06 [2,84] 92| 53 | 83 | 76 | so. 31 [27 4,90|27. 410127. 5,2427. 4,75| 1,01 49 421 31081220 2,16 224] so 81 | sı | 82 | 080. SO. 1} bdkt. |z. htr.|heiter VorSonnenaufgang. S. 2] bakt. | bdkt. | bakt. Vorige Nacht. Mon. Mitt.|27. 9,74 27. 9,78|2 | “m 978127. 9,9127. 981] .7,1111,0] 8,1 a 3,84, 3,65 |3,67| 93 73 | 89 | 85 |S - 47° 30° 41“,8 - W. [wolk. |wolk. |wolk.] 5,6, Siehe Monatsbericht. Metereologische Beobachtungen, aufgezeichnet zu Halle a. d. Saale im Monat November 1851. L—— en Feuchtigkeit der Luft. Barometer. Paris. Zoll und Linien auf | Thermometer nach Wind. Richtung und | Charakter der Wassermengen. 0 Grad Reaum. reducirt. Reaum. ‚Dunstspannung. Relative Feuchtig- | Stärke. Himmelsansicht, Bemerkunzen = Paris. Lin. keit. Procente. weis = e Tägliches |ır r Tel.lı. Tgl. |Tgı.! ? ir 'Par.|Woraus u. zu & [Morg. or |Nachm.2% Abds. 10. anliches Ion IN.2%1.1081 Mr NINE AA0N Er [MOr-|N.2RJA.10R IE M.6n | N. 20 | A. 100 |m. on. |n.on[arongy an; | Woraus u 2 6,7127. 786/27. 7,36/27. 731] 1,9| 6,2) 3,8) 4,02,21| 2,27) 2,42 |2,30| 93 | 66 | 86 | 82 | sso. 6,52|27. 5,07|27. 4,71|27. 5,43] 3,0) 6,3] 3,6| 4,3]2,40| 2,65 2,54 |2,53| 92 | 76 | 92 | 87 | so. 7. 49427. 6,53|27. 7,63|27. 6,37| 2,2] 5,81 23,0) 3,3[2,13| 2,89) 2,18, 2,40] 88 | 87 | 91 | 89 | so. 27. 746\27. 6,9327. 5,93|27. 6,77| 2,5| 3,01 2,8| 2,8|2,13| 2,40) 2,40 |2,31| 85 | 92 | 93 | 90o| w. 6,8127. 6,5627. 7,04|27. 6850| 2,6 3,41 2,9) 3,01 2,25| 2,16 2,15 |2,10| s9 | so | 83 | sa | sw. 27. 7,89 |27. 8,0127. 7,9a|er. 7,75| 32) 49) 0,5) 20l2,28| 2,14 1,88 12,100 85 | 69 | so |sı] so. 27. 733/27. 746|27. 8,25|27. 768|-0,8 2,8| 3,2| 2,3|1,94| 2,21) 2,34 |2,16| 90 | 85 | 84 | 86 0. 27. 8,42|27. 8,53|27. 8,95|27. 8,63] 0,7 3,1) 0,8| 1,5[2,03|2,14| 1,99 |2,05| 95 | sı | 92 | 89 | so. 27. 9,32|27. 9,6427. 9,4727. 9,48| 1,1) 2,7] 1,9| 1,9] 2,001 2,38) 2,32 2,23] 90 | 93 | 97 | 93 | ssw. SW.1 SO.0Olv. htr.|heiter |heiter]| - Nachmittags Ci. und Ni. SSO.0 SO.0|bakt.| bakt. |heiter| - Morgens feiner Nebel, SSW.1| SO.0|bakt. |wolk.|z. htr.! 0,3] Morg. fein. Regen. W.1 W.2] bakt.) bdkt. | badkt.] 5,3) Vorm. fein. Regen, SW.3 SO.3]z. htr.) bdkt.|wolk.| 2,7) Vorm. und Mittags. $.2 SO.1J]bdkt. |z. htr.|heiter WSW.0) 8. 1| trüb. | bakt. | üb. | 1,1 "Ren chwacn ONO.1 S. 0] trüb. | trüb. |wolk.] - SSW.0| $.0| bakt.| bakt. | bakt. | 0,2] Yorgens 7-8 Uhr feines Nässeln. Am 5ten und 6ten war der Wind mei- stens so stark und wechselte dabei die Richtung so häufig, dass die Fahne immer schwankte und oftin kürzester Zeit bis 180° herumschlug, weshalb die Windrichtung nach Gutdünken bestimmt werden musste. Morgens 7-8 Uhr erster Schnee mit Regen gemischt, der aber augen- blicklich an der Erde aufthauete, ee X 1 vum BB u — De -ı 10 |?7. 871|27. 7,88|27. 8,69|27. 8,43| 2,4] 1,9] 1,8) 2,012,31|2,32) 2,09 |2,24| 93 | 97 | 89 | 93 |wsw.ownw.ol S.O|bakt.| bakt. |z. hir.| 3,2) Fan Nasscın und 11 |27. 9,37 |27. 10,59 | 27. 11,84 |27. 10,60[-0,5| 3,11 1,2) 1,3[1,77| 2,05! 1,81 |1,88| 93 | 78 | sı |sa| so. $.1) SW. lv. htr. trüb. | trüb. | 5,2| Vorige Nach. 12 |28. 0,2128. 0,96|28. 1,76|28. 0,98| 0,6] 1,8) 1,6) 1,3l1,81) 1,93] 1,89) 1,88] s6 | sı | s2 | 83 |wsw. w.1| SW. 0] bakt. | bakt. | trüb. | - 13 |28. 2,13|28. 2,16|28. 1,30\28. 1,86| 1,0| 4,6 3,3) 3,011,98| 2,55! 2,24 2,26] 90 | 85 | 83 | 86 | ssw.1| ssw.2) Ssw. 2] akt. |heiter| trüb.| - 14 [27. 10,24 |27. 9,77|27. 9,68|27. 9,90| 3,4 2,9 -o,1| 2,1[2,27| 1,89) 1,68 1,95] 84 | 73 | 85 | sı | sw. W.2| SW. 1|bakt.| trüb. |v. htr.| 0,4] vorige Nacht. 15 |27. 8,89|27. 9,32|27. 9,4027. 9,20| 0,0| 2,6 -1,2| 0,4]1,69| 1,78) 1,59 | 1,69] 85 | 70 | 90 | s2 | ssw.1| ssw.1] SW. 1] trüb. |z. htr.|v. htr.| - 16 er erster Schnee, welcher 17 |27. 3,84|27. 4,39|27. 5,60|27. 4,94| 0,3) 0,8) -0,2| 0,2] 1,90] 1,56] 1,93 |1,80| 92 | 73 | 100 | ss | sso. S.1) SSW. 1] bakt. |z. hir. z. hir.| 1,21 gr, 20 Arent 18 |27. 6,24|27. 7,04|27. 8,1327. 7,14|-2,8| -0,2) -3,5 | -2,2] 1,33] 1,44) 1,30 |1,36| 86 | 73 | 90 | 83 | ssw. S.1| SSW, Olheiter |z. htr./heiter] - Abends feiner’ Nebel. 19 |27. 8,5427. 9,02|27. 858/27. 8,71|-5,0| 0,3) -3,4 | -2,7|1,20) 1,42| 1,14 |1,25| 87 | ©o| vs | 78 | so. S0.0| SO._|v. htr./heiter |v. htr.] - 20 127. 8,1927. 7,48|27. 6,91|27. 7,53 |-4,8| -1,4| -0,9 | -2,4|1,15| 1,08| 1,76 |1,33] 90 | st | 96 | 82 | sw. w.1l Ww.2]bakt.| bakt. | bakt.| - : 21 |27. 783,27. 8,44|27. 6,93|27. 7,73|-0,6| 0,6 -1,2 | -0,4|1,28| 1,67| 1,55 1,50] 68 | 79 | se | 78 |wsw. s.2 SO.2]bakt. |z. her! trüb. [30,2] Schuss vor-Abendf per schnee lag heute 8” hoch. Re) ww [o} = 6,92 | 27. 8,83|27. 9,9327. 8,56|-1,4| 0,8) -2,4| -1,0) 1,50] 1,84) 1,43 |1,59| 85 | s6 | 89 | 87 so. S.0) ONO.0] bakt. | trüb. | trüb. | 4,2] Heute Morg. Schn. 23 127. 11,01 |27. 11,60 |27. 11,10 |27. 11,24 | -4,4| -4,2] -2,5 | -3,7|1,17) 1,02] 1,36 |1,18| 88 | 76 | s6 | 83 N.0| NW.O W.0]bakt. |heiter| bakt.| 3,8] Schnee zu versch Anenas 10 Uhr Nebel, weicher nässte. 24 |?7. 981127. 8,36|27. 6,5127. 8,23|-2,2] 0,0) -1,4| -1,2]1,46| 1,55] 1,50 |1,50| 89 | 78 | 85 | 84 | ssw. SO.0| 0S0.0| bakt, | bakt. | bakt.| 0,8| Von Nebel. Morgens 6 Uhr dichter, nasser Nebel. [0] or Morgeus starker Nebel. 0S0.0| 080.0 bdkt. | trüb. | bakt. 5,3) Vorm. Schneeir. SSW.1] SSW. Oz. htr.|heiter \v. hir.| 7,3) "Nacht und vorm. SSW. 2) SSW. 2] bakt. trüb. | bakt. [10,4 Shuesnunn "er W.1) W.1|bakt. | bakt. |bakt.| - WNW.0O| SSW. A| bakt. | bakt. | bakt. | 0,7 Pr reihen Ww.1 W.0) bdkt. | bakt. | trüb. | 1,1} Vormittags Schnee. 27. 511/27. 4,89\27. 5,49|27. 5,16|-6,1| 0,6) 0,8 | -1,6| 1,06 1,72] 1,90 |1,56| 94 | 82 | 88 | 88 0. 27. 6,12|27. 6,94|27. 6,69|27. 6,58|-0,3| 1,41 -0,8| 0,1|1,73| 1,75| 1,78 |1,75| 89 | 7 | 96 |87 | so. 27. 6,19|27. 6,25|27. 6,19,27. 6,21|-0,4| 1,31 0,4| 0,4|1,66| 1,83] 1,87 1,79] 86 | si | 90 | s6 | ssw. 27. 6,2027. 701127. 8,2627. 7,161 0,5 1,2) 1,0| 0,9]1,93 2,07! 1,98 |1,99l 92 | 93 | 90 | 92 | ssw. 27. 9,3727. 10,85 | 27. 10,95 27. 10,39| 1,0) 1,0 0,6| 0,9] 1,93|2,09| 2,01 |2,03| 90 | 96 | 95 |9a| w. 27. 11,07 |27. 11,62] 27. 11,78 | 27. 11,49| 0,5) 0,2] -0,3| 0,1|1,99| 1,94 1,80 1,91 95 | 95 | 92 |9a| w. wvevevuvmv» SS ı © 1 0 1 1 2 3 0 1 0 0 0 0 1 3 1 27. 8,4127. 7,17|27. 5,38|27. 6,99|-2,6| 2,61 0,4| 0,1[1,49| 1,74| 1,85 |1,69| 95 | 69 | 90 | 85 |wsw. 1) SSw.1| SW. 2lheiter |z. htr.| trüb.| - 2 1 1 0 2 1 ) 0 0 1 2 2 1 2 Mon. Min.|27. 8,1127. 837|27. 841127. 8,30] -0,11 2,01 0,5 or 1,95| 1,89| 1,88] 89 | 80 89 | 86 |S. - 24° 33° 589 - W. | trüb. |wolk. |wolk.| 2,8 Siehe Monatsbericht. Metereologische Beobachtungen, aufgezeichnet zu Halle a. d. Saale im Monat Dezember 1851. T———————————————————|| | || | —— Feuchtigkeit der Luft. | Wind. Richtung und | Charakter der Relative Feuchtig- Stärke. Himmelsansicht, keit. Procente. Barometer. Paris. Zoll und Linien auf | Thermometer nach | 0 Grad Reaum. reducirt. Reaum. Dunstspannung. Paris. Lin. Wassermengen. Bemerkungen. ı = a En cnäliun. 2 En u | ; BE E Morg. 6h. |Nachm. 24 lAbas. | en mon |N.2r A.ton. [Er [nor nen A.1on. 18% [mon N.2n14.108 1El-| m. on | N. 2. |a. 10. m. on. |n.2».|A.100 en ne 1 127. 11,87 | 27. 11,61 | 27. 10,97 | 27. 11,48] 0,2] 0,41 0,2] 0,3|1,88 1,78] 1,76 11,81] 93) 86 | 87 | 89 | W.o] SW.1| S.2|bakt. |wolk.| trüb.| - 2 |27. 10,51 \97. 995|27. 896|27. 9,81] 0,4 1,9] 1,2] 1,3|1,87| 2,11) 2,07 |2,02| 90| 89 | 89 | 89 | SW.1l SW.1l S.2|bakt.| bakt. | bakt.| - 3 |a7. 9,88|27. 11,84|28. 1,10|@7. 11,61] 1,3 0,5] 3,2) -0,5]1,99| 1,64 1,21 11,61| 88| 78. | 83 | 83 [WNW.2]| W.1l W.O|bakt. |wolk. z. htr 3,7 NH ekam] Morgens etwas nebeligt. alas. 0,8|28. 022|28. 0,65|28. 0,55] -4,9) -0,8| -0,4| -2,0]1,06| 1,46| 1,70 1,41] 83 | 78 | 88 | 83 | SSO.0] SSW.1]| SW. Alv. htr./z. htr. trüb. | - 528. 135[28. 1,65|28. 1,10|28. 1,47|-0,4] 1,0) 0,7| 0,411,93|1,98| 1,87 |1,92|100| 90 | 88 | 93 | W.o) SW.O| SS. 1] bakt.| bakt.| bakt.| - Magens starkgr Mabel, welshef Glat- 6 les. 0,26 | 27. 11,94 | 27. 11,50 | 27. 11,90| 1,8] 3,4] 4,6| 3,3|2,14| 2,49] 2,90 12,51] 91 | 92 | 96 | 93 5.2] SSW.2| 8. 2|bake. | bakı.| wab. | 69 Fire 7128. 04528. 1,3128. 2,32)28. 1.43] 44] 5,2) 4,6| 4,712,78| 2,77) 2,66 |2,74| 94| 88 | 88 | 90 | SW.1] SW.1l SSW. 1| trüb. | trüb. | bakt.| 1,15) Vge. Nacht Regen. 8 l28. 1,0527. 11,57\28. 0,02|28. 0,21] 4,0) 4,8) 3,4| 4,1|2,52|2,49| 2,27 |2,43| 88| 81 | 84 | 84 Ss.1 8.1] 8.2] bakt. |z. htr.| bakt.| 0,15) Vge. Nacht Regen. 9|28. 0,33|28. 0,42|28. 0,15|28. 0,30] 4,4] 6,0 5,4) 5,312,4412,51| 2,70 |2,55| 82| 7a | 84 | 80 s.2] sw.2| 8. 1lwolk.|z. htr.wolk.| 0,10) Glen Abd 9 10 |27. 11,84 128. 0,6628. 0,2728. 0,26| 7,2] 9,1) 8,6| 8,3[3,20|3,95| 3,58 |3,58| 85 | 90 | 85 | 87 | SW.2] Sw.1) SSW. 2]z. hır.) trüb. |wolk.| 6,45| org. 4 U. Regen. 11 |27. 11,72] 28. 1,43|28. 3,38|88. 1,52] 6,7) 8,3] 44| 6,5[2,63]2,41) 2,62|2,55| 73| 58 | 89 | 73 | SW.2] SW.2| SSW. 2fheiter|z. hir.|v. hır.| 0,52 "yoes och Unr] Tremor nahe. a Sir. Abends 12 |28. 431128. 4,39|28. 4,91|28. 4,54| 2,6| 6,4] 5,0| 4,7[2,30| 3,02] 2,94 |2,75| 91 | 86 | 94 | 90 |SSw.2] 5.2) W.lheiter) trüb. | bdkt.| 0,10] vorige Nacht. 13 28. 4,62|28. 4,33|28. 4,6228. 4,52| 4,6) 5,6) 4,6| 4,9|2,90| 3,04) 2,90 |2,95| 96| 93 | 96 | 95 | SW.1l S.1| SSW. 1] bakt.| bakt.| bakt.| 1,15) Feiner Staubregen.] Die Nacht sehr nebeligt. 14 |28. 4,68|28. 5,2528. 5,22|28. 5,05| 1,7) 236) 1,8| 2,012,33/ 2,21) 2,25 |3,26)100 | 87 | 96 | 94 | W.A1] SSO.1) S.A|bakt, | bakt.| bAkt.| 0,70 Vorige Nacht. {Die Nacht ebenfalls nebeligt, 15 |28. 5,17/28. 4,3228. 4,0028. 4,50| 1,4] 3,4| 0,1] 1,6)2,27| 2,49] 1,97|2%,24|100| 91 | 98 | 96 | SO.1] SO.1, SO.0| bakt. heiter) bakt.| 0,20] vorige Nacht. [Nachmittags Ci. und Cistr. Abends 16 |28. 3,18|28. 2,93128. 3,12|28. 3,08|-0,4| 0,5) -0,4|-0,1|1,84| 2,04] 1,84 |1,91| 95| 98 | 95 | 96 | SO.0WNW.A] W.Alv. hir. bat. bake. | 1,10 Ykn mann, "| aansen Tax überden Himmelkedeekt, 1728. 2,81/28. 2,74|28. 2,4428. 2,66[-0,3| 1,0) 1,0| 0,6] 1,8611,98| 1,98|1,94| 95) 90 | 90 | 92 | SW.1] SSw.2) S.1jbakt.) bakt.|bakt.| - 18 |28. 2,2028. 2,4728. 2,52)28. 2,40| 1,0) 2,7 0,3| 1,3]1,98| 2,27| 1,95 |2,07| 90| 89 | 95 | 91 | SO.1l 5.1 8.1] bakt./wolk.|z. hır.| 0,1 | Vorige Nacht. 19 |28. 2,0028. 2,1428. 2,66|28. 2,27 |-1,2) -0,4| -3,0 |-1,2|1,71| 1,84) 1,41 11,65] 95) 95 | sa | 9ı S.1) SO.1| 0S0. Alheiter |v. htr.|v. htr.| - 20 |28. 2,6228. 2,9128. 2,50/28. 2,68|-2,2) 0,4 -2,0 | -1,3|1,46| 1,91) 1,59 |1,65| 89 | 92 | 95 | 92 | 050.2] SSW.1| OSO. Alv. htr.| bakt. |v. hır.| - 21128. 1,85/28. 1,07|27. 11,52)28. 0,81|-2,2] 0,9) -2,2| -1,2] 1,55) 1,57| 1,37 1,501 95| 72 | sa | 84 | SO.1) SO.1| SO.Alv. hır.|v. htr.|v. hir] - 22 |27. 10,35 |27. 9,86 | 27. 10,70 | 27. 10,30|-3,9| 1,2) -0,7 | -1,1[1,19| 1,56] 1,70 |1,48| 86 | 70 | 90 | 82 | SSO.1| SSO.2| SO. lv. htr./heiter |v. htr.| - Nachmittags 2 Uhr Cu. und Ci. 23 127. 11,42)28. 0,25|28. 1,05/28. 0,24|-0,8| 3,01 1,0| 1,1|1,72|2,17| 2,03 |1,97| 92| 83 | 93 | 89 S.1) SSW.2| SW. 2fv. htr./wolk.| trüb. | - 24 28. 0,87123. 0,56128. 0,49128. 0,64| 1,9) 29) 2,0| 2,3]2,32| 2,50] 2,2912,37| 97| 88 | 95 | 93 | W.AWSW.1| SW. OJbakt.| bakt.| bakt.| 5,401 VEN Shukreeee| Morgens dichter und feuchter Nebel 25 |27. 11,66 28. 0,52\28. 1,5028. 0,56] 1,4) -0,1) -1,2| 0,01%,22| 1,83] 1,65 |1,90) 98| 92 | 92 | 94 |WNW.1| NW.1l N. 2|bakt.| trüb. | bakt. [17,10] vorige Nacht. 26 28. 2,30128. 3,2228. 2,5528. 2,69|-0,2]-0,4 -0,9 | -0,5[1,74| 1,79| 1,67 1,723] 88| 93 | 91 | 91 | NwW.2| NW.A) N. 1|bakt.! trüb. | bakt.| 0,20| Morg. früh Regen. 27 |28. 1,82|28. 1,6928. 1,2928. 1,60|-1,1)-0,4| -1,1|-0,9| 1,67] 1,84] 1,59 11,70] 92| 95 | 88 | 92 | Nw.1) Nw.1) NW. Alwolk. |wolk.|bakt.| - 28 |28. 1,67|28. 2,8228. 3,98|28. 23,82]|-1,8| -1,2] -5,0| -2,7J1,53| 1,65! 1,09 |1,42] 90 | 92 | 87 | 90 N.1| NW.O NO.0]z. htr.| bakt. |v. hir.| 2,60 Pensmnn nor 29 |28. 3,97128. 3,33128. 2,8928. 3,40|-5,81-3,6| -1,3|-3,2|1,01) 1,28] 1,60 \1,30| 87| 82 | 90 | 86 | ssw.1) SSw.1| S.A]heiter| bakt. | bakt.| - 30 |28. 281128. 2,98|28. 2,5228. 278| 0.01 181 03| o,7|1,80| 1,67 1,85 11,77] oo| mı | 90 | 82 | sw.2] Sw.2) SW. 4] bakt.| bakı. |v. her.[ 1,80] Vorige Noch und] Abenes 10 Uhr Allender Nebel, ebes 31128. 156128. 0,2127.11,23128. 0,33] 1,3) 1,4] 0,7| 1,1|1,99] 1,91) 1,82) 1,91] 88) sa! 85 [86 | sw.2| sw.ıl ssw. ılırüb. \wolk.! bakt.| 0,15) Vorige Nach. Mon. Miu.|28. 1,48\28. 1,57128. 1,6328. 1,56| 0,7) 2,21 1,0| 1,3|2,00| 2,13] 2,03|2,05| 9ı| 85 | so | 89 |s. - 26° a6 45”,2 - w. |woik, [woik.\woik.| 2,3 Siehe Monutshericht, Jahresübersicht der metereologischen Beobachtungen zu Halle a. d. Saale im Jahre 1851. s | Feuchtigkeit der Luft. is. i Grad Reaum, reducirt. Thermometer nach Reaumur, m — Barometer. Paris. Zoll und Linien auf 0 Dunstdruck, IRelative Feuchtigkeit. Monat ao Paris, Lin. Procente. Monatl. Maximum. Minimum, BE Mon.| Maximum. Minimum. e i Mo ! 2 BD Differ.M. 6b. | N, 2h. |A.106:| 01 Differ.|M.6h. |N, 2u. A.10n.| Mon. Iıy.en. Mon. ei > | ; | Mittel. |Barometer.| Tg. ee = a! | ei Therm.|Tg. ER |Tg. l ie : 10% tinei,|N-6%N-241A.100. Mitt. —L—————————————— LT 4“ [770 “ 44 [73 “4 “4 “ [73 dt “4 dt | LIZ o o o o o o o Januar . . |27. 11,20 | 27. 11,08 |27. 11,32 | 27. 11,23 28. 3,95 |11. 2.27. 5,12 |31. - 2.)10,83] 0,0| 2,1 0,6| 1,0 6,9 | 1.2.| -5,6 127. 10.) 12,5] 1,80 2,99 | 1,90 | 1,93] 88 | 82 | 87 | 85 Februar. . [27. 11,45 | 27. 11,45 27. 11,73 | 27. 11,54 | 28. 4,36 |10. 2.] 27. 6,94 1. 6.| 9,42] -0,9| 2,2| 0141| 0,5 5,5 121. 2.| -5,6 124. 6.| 11,1] 1,65 1,87 | 1,76 | 1,75| 87 | 77 | 86 | 83 März ... 127. 8,71|27. 8,7727. 8,78|27. 8,75|.28. 2,26 | 2. 10.) 27. 2,13] ,0, 2210,18 11 Bj 2,4| 3,0] 12,2 |21. 2.| -10,4| 3. 6.| 22,4] 2,04 2,25 | 2,18 | 2,15| 87 | 68 | 84. | 80 ————— En Mittel l> 10 as|or. 10,43 | 27. 10,61 E 10 sl - Febr. | - März. | - | 0,1 | 3,1 | 1,0 | - Narz. | - März | - | 2 20 | 15 | 1| 87 | 76 | 86 | 83 DC —— nn] = nn nn 1a a a ET TE nl nm Be a on da zulassen Tann, nsnminij ing Hama HN Jake! Ver ieiicne reihe) Yemen Hi WERNE THE" WERDET TERN PH HealeT | Pommes TommammemeT Tome nneT Take | Tamm omenm April ... |27. 9,11\27. 9,19|27. 9,24 27. 9,17|28. 1,15 |2. 6 27. 3,96 126. 6. 9190| 551 96| 671 73| 173 |22.2.] 0017. 6.) 17,31 3,06| 3,25 | 3,21 | 3,17) 91 | 70 | 86 | 82 Mai 27. 10,25 |27. 10,16 | 27. 10,51 |27. 10,30 | 28. 2,27 |31. 10.| 27. 6,34 | 9. 6.) 7,93] 5,8) 10,6| 6,8) 7,7| 13,6 |18. 2. 2,0114. 6.| 11,6| 2,86 | 2,89 | 2,91 | 2,88] 85 | 58 | 80 | 74 Juni 27. 11,22 |27. 10,98 |27. 11,21 | 27. 11,16 | 28. 2,22 | 1. 6.) 27. 4,82 110. si 9,40] 10,7| 16,0) 11,5| 12,7| 20,6 \13. 2. 7,6 11. 6.] 13,0] 4,19 | 4,01 | 4,30 | 4,17| 82 | 53 | so | 71 ————————————————e ee er —— Mittel [> 101027 10,11 I? 10,32 | 27. 10, al - | Mai. - Ani. - | 2,3 12,1 | 8,5 o.| - Juni. - ln. | - 3,37 30] 3a | sa] 86 | 60 | 82 | 76 Juli... ... 127. 9,13|27. 8,8327. 9,08|27. 9,01 28. 0,56 119. 2.| 27. 5,60 |10.. 2.| 6,96) 11,5 17,0| 12,3: 13,6] 23,2 |31. 2. 8,3 18. 10.| 13,9 Fr 4,34 | 4,72 | 4,52| 83 | 54 | 82 | 73 August . . |27. 10,61 | 27. 10,47 | 27. 10,75 | 27. 10,61 | 28. 2,70 120. 6.) 27. 3,49 |28. 2.)11,21) 11,2| 17,4 | 13,9, 13,9] 21,9 |24. 2. 7,2129. 6.] 14,7| 4,59| 4,52| 4,38 | 4,65 | 86 | 52 | 80 | 73 September [27. 11,18 | 27. 11,14 | 27. 11,16 | 27. 11,17] 28. 3,78 \15. 10.} 27. 6,80 126. 6.) 8,98] 7,8| 11,7| 9,1) 9,5] 14,9 |26. 2. 3,419. 6.| 11,5] 3,72| 4,02| 3,95 | 3,90| 93 | 74 | 89 | 85 Mittel | 27. 1031 er 10,5|27. sale 1020| - Sen | - | - - |:o2| 15, | al 12.| - | - - | - - |») | 4,50| s0| 87 | 60 | 84 |” November. [27. 8,1127. 8,37)27. 8,41|27. 8,30| 28. 2,16 113. 2.| 27. 3,84 117. 6.\10,32) -0,1| 20) 05| 08] 64| 2.2.| -6,1 25. 6.| 12,5] 1,80 28. An28: 1,57|28. 1,6328. 1,56] 28. 5,25 114. 2.| 27. 8,96 | 2. 10.| 8,29] 0,7| 2,2) 1,0) 1,3] 91 |10. 2.| -5,8|29. 6.| 14,9] 2,00 1,95 | 1,98, 2,13 | 2,03 1,88| 89 Dezember. 2,05] 9 =: 9,74 . 9,7827. 9,91 127. 9,81| 28. 2,38 |25. 10.| 27. 1,91 \30. 6.123,47) z,1| 11,0) 81) 87] 154 | 2.2] 1013. 6. 14,4 = 3,65 3,67| 93 3|891|8 Fortsetzung der Jahresübersicht. | Charakter der mittleren Himmels- | Elektrische | . Hydrometeore, Windrichtungen. Ansicht. Erschei- Monat. Zahl der Tage mit Tage mit | Wassermengen aus | Aüngen. Monatliche mittl ; in. |Rgn. u.[Wer-| Ge- x. |xso.|s0.|oxo.[0. 050. so so S. |SSW.|SW.| W sw.[w. www. NNW. reine, s v. htr.|heiter| z. htr.\wolk. |trübe bäby [Meg Schn. |Regen.|Schn. |] 1 | vier u. . ie Nil) ehe me) BR ÜBEN I EDER EBEN a 108 KLAUENAE Eon DB Kcka ALD Db EN “ “4 “ | Januar 2 le || = --120| - [20| = | 84 101 + -| - 18-1203” 841-w.| 2 3/1 9| 5|.8} af | 1 | 6025 38 6405| - | - Februar la ale 0 0 0 lassen li A) Bl - | 8-64 3531%;8-w.]| 94 7a Ba ug 7| 3 | 76,37| 28911059] - | - März Bla! = 28% 3 ala aa la) ıs | 7 3 51 3 | S.-480 26°35“9-w.| - aaa 5 te 12 6910 ine - | = ] 5 | | 1 E 3 5 HE 14 sı| 24 E 7 | 1 3 | se sras02-w.| 3 | 13 17 | 22|3|12 “| 10 [24% 101502] = | A April | co | ıl a a|jalal2| 512] 5 | 1) 5 | 16| 14 |w.-580 11° 047-N.| - 1) 5 106 IH er[u27 221 -7]3596 |7- 359,6] - 2 Mai s| sie) = [| el - Jia] aL°2 |) 20| 7 [a0 06 | 21l 4 |w.-300 5570. | 4 3. Big Me gericht era ea |. * Juni a era aaa el szlner | 198] 161 Ion] age FR. a0} (EA SENesziag”g wi as rear Ser er a 1 | | | s-s- os-w.| 1 9|18 20 24 | 19 | ser: [051 | - | 1 | 3 Jult | .w. 2 5. - Jıl 5|-| | 23 6 [11 5 | 10l 1 | S.-35°38°29«5-w.| - 6) 88 le r7rleaı 15 | -farso |r-:1476,0 August . . 4|5 2ulgolerfm | ae Bl zul al 1a] 191° 19. TIwi-age HB on | | 2 7\ - | 8994| - | 894 September | 5| a | 3| s|ı 3) 3I-| 6\13) 1 | 3 ı | 21) 17 [w.-54° 3726“9-N. | - 24 Ser 11 | ıs | - [604,0 | - 604,0 | wo 5250-8. | N | 44|7|15 | 20 | 15 “| 2 |1109+ 2 1109| 3 | 11 Ootober#. 11] - 3 | - Jal 2 | sl 5|5l 5 | 33l a lacl Aa 2| 4 | S.-47° 30°41%,8-W.| 1 am aus kei lle sähe 0,0137 | ae7a 1 des November. |1) - | - | 21 3[| 3 Ja6| 3ftol 20 Jı10ol 5 1a a 1 | S.-24° 33°58“,9-w.| - ja |° 7049 \ınJısal oa 736] - | - Dezember. | 3) - | ı | - |J-| 310 a|ls ss al ıl 8 3 2| - 1 8.-26° 4645%,2-w.| 1 a\3| | si 8] | 1) 0673| 36 99] - | - 5| - | | 2 a 8 E 12 | 38 si 10 E 8 | 1o| 5 | 8.-250 26° 08 W.| 2 | 12 | 7 | 20 | 26 | 25 ”| 12 [254 | als | 1 | & Im J. 1851 |43| 29 | 29 | 35 "| 19 Is) 27 |67| 83 |237| 70 Ina 43 1120| 57 | S- 03° 3738177 W.| 7158 | 59 | 77 | 93 | 71 1 22 ko2s. 1mleros; 5 | 14 Wassermenge pro Monat — 233,06; pro Tag 12,42 Paris. Kubikm. auf den Quadratfuss Land. 275 2) Ein August’sches Psychrometer, bestehend aus zwei völlig übereinstimmenden Normalthermomelern mit Gradein- theilung nach Reaumur, an welchen man zehntel Grade mit grosser Sicherheit ablesen kann. Das trockene Thermometer ist zugleich dazu bestimmt, die Luftwärme anzugeben. Das ganze Psychrometer ist 19% Fuss über dem Erdboden gegen Mitternacht und 1 Fuss von der Wand abstehend angebracht und durch ein Weiterdach vor Beschädigung hinlänglich geschützt. 3) Eine Windfahne mit drehbarer Axe, an welcher unten ein Zeiger angebracht ist, welcher die Richtung der Fahne auf einer ziemlich grossen Scheibe genau angibt. 4) Ein Regenmesser, bestehend aus einem cylindrischen Gefäss mit trichterförmigen Aufsatz, dessen obere Oeffnung genau einen Quadratfuss weit ist. Das im Cylinder aufge- fangene Wasser wird beim Ablassen durch ein Drehventil in einem Glase gemessen, an welches eine genaue Skala nach paris. Kubikzollen angeschliffen ist. Die beiden zuletzt genannten Instrumente waren früher bei dem Herrn Kunstgärtner Krause aufgestellt, und wur- den von demselben mit dankenswerther Sorgfalt beobachtet. Später jedoch, als es demselben wegen seiner übrigen Ge- schäfte nicht mehr möglich war, die Beobachtungen fortzu- setzen, erbot sich Herr Kleemann, die genannten Instru- mente in seinem Hause zweckdienlich aufzustellen und zu beobachten. Ausser diesen Herren unterstützten mich noch mit grösster Bereitwilligkeit die geehrten Vereinsmitglieder: HH. Kohlmann, Dieck, Otto und Tiemann, denen allen unser meteorologisches Institut zum Danke verpflichtet ist. Zur Erklärung der folgenden Monatstabellen will ich hier gleich erwähnen, dass der jedesmalige Barometerstand auf 0 Grad Reaum,. reducirt ist, ferner dass die Luftfeuch- tigkeit, also Dunstdruck und relative Feuchtigkeit der Luft aus dem jedesmaligen Stande der beiden Ther- mometer und deren Differenz nach den Tabellen von August berechnet sind. Die Abkürzungen in den Colonnen für die Himmelsansicht bedeuten: bedkt. = bedeckt, wenn der Himmel 18* 276 völlig mit Wolken bedeckt war, trbe.=trübe, wenn der Himmel zu 0,8 — 0,9 bedeckt erschien, wolk. = wolkig, wenn derselbe zu 0,6 — 0,7 mit Wolken bedeckt war. z. heit. = ziemlich heiter, wenn ungefähr die Hälfte, heit. wenn „, — „5 des Himmels mit Wolken bedeckt war, und endlich v. heit, wenn gar keine Wolken am Himmel sichtbar waren. Die Wolkenform zu bezeichnen, hielt ich nicht für nöthig, da dieselbe im vergangenen Jahre so stark vorherrschend Nimbus war, dass die übrigen Wolkenformen dagegen fast verschwin- den. Wo daher einmal eine andere Form vorherrschend war, habe ich es in der Colonne für Bemerkungen an- gezeigt. Am 15. September vorigen Jahres wurde eine genaue Messung vom Orte der Aufstellung des Barometers nach dem hiesigen Bahnhofe, dessen Höhe über dem mittleren Meeres- spiegel der Osisee amtlich festgestellt ist, gemeinschaftlich von mehreren Vereinsmitgliedern angestellt, welche folgendes Resultat hatte. Die Eisenschienen vor dem hallischen Bahn- hofe liegen 345,20 preuss. Fuss über dem mittleren Meeres- spiegel der Ostsee. Die Sohle des Barometers steht 34' 010‘ _ unter dem angegebenen Punkte, also 311‘ 2“ 5“ oder 311.13 preus. Fuss über dem mittleren Spiegel der Ostsee. Da wir erst mit Januar 1851 unsere Beobachtungen begonnen haben, so kann ich für dieses Mal eine Uebersicht des metereologischen Jahres 1851 leider nicht geben und muss mich vielmehr auf einen Ueberblick über das bür- gerliche Jahr 1851 beschränken. In der Folge soll jedoch die Eintheilung des metereologischen Jahres zu Grunde ge- legt werden. Januar 1851. Das Barometer stand zu Anfang des Januar bei trübem und regnigtem Wetter auf 27 10,29, stieg bei südwest- licher Windrichtung und ziemlich heilerm Wetter bis zum 3ten Nachmittag 2 Uhr auf 28" 0'25, worauf es bis zum 6ten bei fortdauernd südwestlicher aber sehr verän- derlicher Windrichtung auf 27" 6,99 fie. Nun stieg 277 - das Barometer wieder bei sehr veränderlichem Wind und Wetter bis zum A1ten Nachm. 2 Uhr auf 28" 391, fiel dann bei vorherrschend südlicher Windrichtung und heiterm Wetter bis zum 15ten Nachm. 2 Uhr auf 27" 8“52 worauf es bis zum 19ten Nachm. 2 Uhr bei sehr veränderlicher Windrichtung und meistens irübem Wetter steigend eine Höhe von 28” 1‘',S4 erreichte. Von da bis zum 23ten Abends 10 Uhr erreichte es nach einer nicht unbedeutenden Schwankung, bei sehr veränderlichem Wind und Weiter die Höhe von 28" 3,71 und war dann bis zum Schluss des Monates, wo es nur noch eine Höhe von 27" 6"',29 zeigte, anfangs bei vorherrschender nordwestlicher, dann aber durch N. nach SO. und endlich nach SW. herumgehender Wind- richtung und meistens irübem Wetter im Fallen begriffen. Der mittlere Barometerstand im Monat war 27° 11,23 Der höchste Barometerstand war den141.Nm. 2Uhr 28 3 ,9 Der niedrigste - -— - 31.Nm.2Uhr 27 5 ‚12 Die grösste Differenz im Monat betrug demnach binnen 20 Tagen 10,83. Die grösste Differenz binnen 24 Stunden wurde am 22. Abends 10 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 27" 9,70 auf 28" 1'",82, also um 4,12 stieg. Der Gang der Temperatur war im Allgemeinen zu schwankend, als dass ich ihn hier im Einzelnen verfolgen möchte. Ich will mir daher erlauben, hier nur die wich- tigsten Zahlen anzuführen. Die mittlere Wärme im Januar war . . . 190 Reaum., Die höchste Wärme war am 1. Nm. 2 Uhr . 6 9 - Die geringste Wärme am 27. Abd. 10 Uhr —5 6 - Die Zahl der Eistage im Monat war 10. Die Windrichtung war den ganzen Monat hindurch sehr veränderlich, so dass sie ziemlich selten mehrere Tage hin- durch auch nur ungefähr dieselbe geblieben wäre. Die beobachteten Windrichtungen vertheilen sich so, dass auf 0= 6 |W=10| NO =2|SO =20 sSs=20 |N = 1NW=0 | SW=34 kommen, wonach dann die mittlere Windrichtung im Januar sein würde: S— 12° 37 79 —W. 278 Die Feuchtigkeit der Luft war den ganzen Monat hin- durch im Allgemeinen sehr bedeutend, wenn sie sich auch nie bis zu völliger Dunstsätligung sieigerte. Die mittlere Feuchtigkeit der Luft war 85 pCt. relative Feuchtigkeit bei einem mittlern Dunstdruck von 1“',93. Dem entsprechend war auch das Wetter häufig trübe, wir zählten im ganzen Monat 2 völlig heitere, 3 heitere, 9 ziemlich heitere, 5 wol- kige, 8 trübe und 4 Tage mit völlig bedecktem Himmel. Trotz der grossen Feuchtigkeit der Luft war doch die Summe der Niederschläge ziemlich gering. Es wurde an 11 Tagen Regen, an 1 Tag Schnee beobachtet, und ausserdem erfolgten an mehreren Tagen nicht unbedeutende Niederschläge aus Nebel. Die Summe aller dieser Niederschläge beträgt aber nur 680 par. Kubikmass auf den Quadratfuss Land oder 2'2 pro Tag. Februar 1851. Im Februar war der Gang des Barometers im Allge- meinen viel ruhiger als im Januar. Die erste Beobachtung im Monat zeigte bei schwachem Südwinde und ziemlich hei- terem Weller zugleich den niedrigsten Stand im Monat, nem- lich 27” 6',94. Von da an war das Barometer bei vorher- schend SW licher Windrichtung und veränderlichem, meistens trübem und regnigtem Weiter im Steigen begriffen bis zum 10. Nachm. 2 Uhr, wo es den höchsten Stand im Monat 28“ 4,36 erreichte. Vom 10. an war der Gang des Bar. sehr schwankend und erreichte am 15. Nachm. 2 Uhr unter mehrmaligen Steigen und Fallen bei vorherrschend west- licher Windrichtung und durchschnittlich ziemlich heiterem Wetter den nächst höchsten Stand: 28" 2,88. Vom 15. an fiel das Barometer ununterbrochen anfangs bei westlicher Windrichtung und heiterem Welter, dann bei mehr südwest- licher Windrichtung, trübem und regnigtem Wetter, bis es am 21. Morgens nur noch 27 7,61 erreichte. Darauf stieg das Barometer wieder, während der Wind sich durch N nach O herumdrehte und nachdem es schon am 23. wieder die Höhe von 28“ erreicht hatle, hielt es sich. in dieser Höhe, 279 wenig darüber und wenig darunter, bis zum Schluss des Monates. Der mittlere Barometerstand im Februar war 27 11"',54 Der höchste Stand am 10. Nachm. 2 Uhr 28 4 ,36 Der niedrigste Stand am 1. Morg. 6 Uhr 276 9 Die grösste Differenz im ganzen Monat war demnach binnen 10 Tagen: 9'",42. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 8—9. Febr. Abd. 10 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 27" 7" AS auf 28" 2,56, also um 7,08 stieg, nicht viel weniger, als obige grösste Schwankung im ganzen Monate beträgt. Das Thermometer zeigte einen fast noch schwankenderen Gang als im vergangenen Monat, und durchschnittlich auch fast eine eben so hohe Temperatur. Nemlich: Die mittlere Wärme der Luft war im Februar 0,5 Die höchste Wärme den 31. Nachm. 2 Uhr : D)D Die geringste Wärme den 24. Morg. 6 Uhr — 5,6 Die Zahl der Eistage war im Monat 11 Tage. Die im Monat beobachteten Windrichtungen vertheilen sich so, dass auf N= 6 | N0O= 53,NN0=2 |0N0 =1 0=5|S0O= 2! 1NNW=0 050 =0 S= 31|NW= 8|S50 =9 |WNW=5 Ww=14 |SW=29| SSsW=?2 |WSW=5 kommen, wonach die mittlere Windrichtung im Februar sein würde S— 64° 35' 31",5—W. Die Luft war im Februar nicht völlig so feucht wie im Januar, aber die Feuchtigkeit doch sehr gross, denn sie betrug im Mittel 83 pCt. relative Feuchtigkeit bei einem mittleren Dunstdruck von 1,75. Ebenso war auch das Wetter. Wir zählten im Februar 1 völlig heitern, 7 heitere, 8 ziemlich heitere, 3 wolkige, 6 trübe und 3 Tage mit völlig bedecktem Himmel. Eigentlicher Regen wurde nur an 7 Tagen, Schnee an 3 Tagen beobachtet, aber ausserdem fanden sich Tag für Tag kleine Wassermengen von Nebel oder Reif im Regenmesser. Die Summe aller dieser Niederschläge beträgt 98,47 par. 280 Kubikmass Wasser auf den Quadratfuss im Monat, oder 3",5 pro Tag. März 1851. Zu Anfang des Monats stand das Barometer bei der Wind- richtung SW. und mit Schneewolken bedecktem Himmel 27 11,80 hoch und erreichte am 2. Abends 10 Uhr die Höhe von 28” 226. Von da ab sank dasselbe anfangs langsam bei trübem Wetter und ziemlich heftiger und vorherrschend west- licher Windrichtung, bis zum 5., dann aber bei zunehmend stürmischen Wetter sehr schnell bis zum 6. März Nachm. 2 Uhr, wo es den niedrigsten Stand im Monat 27‘ 2,13 erreichte. Fast so schnell, wie es gesunken war, erhob es sich wieder, und zwar bei südwestlicher Windrichtung und fortwährend trü- bem Wetter, so dass es schon am 8. wieder die Höhe von 28° und darüber erreichte, von welcher es unter unbedeutenden Schwankungen langsam bis zum 23. Abd. 10 Uhr (27” 5',71) herabsank und zwar bei vorherrschend südwestlicher Wind- richtung und trübem, auch oft regniglem Wetter. Noch einmal erhob es sich am 25. und war dann bis gegen Ende des Monates bei südwestlicher Windrichtung und fortwährend trübem Wetter im Fallen, die beiden letzten Tage des Mo- nates aber wieder bei westlicher Windrichtung im Steigen begriffen. | Der mittlere Stand des Barometers war im März 27 8,75 Der höchste Barometerstand am 2. Abd. 10 Uhr 28 2 ‚26 Der niedrigste Barometerstand am 6. Nchm. 2 Uhr 27 2 ,13 Die grösste Schwankung des Barometers im ganzen Monat betrug demnach (binnen 5 Tagen) 10“'13. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 5—6. Mrg. 6 Uhr beobachtet, wo das schon im Sinken begriffene Barometer von 27 8"79 auf 27" 2"',60, also um 6'“,19 herabsank. Das Thermomeler zeigte 1. März Morg. 6 Uhr, nachdem es die Tage: vorher wenig unter 0 gestanden hatte, die uner- wartet niedrige Temperatur von — 8°,4 Kälte, stieg zwar noch denselben Tag bis +1°,4, sank dann aber wieder stetig bis zum 3. Mrg. 6 Uhr, wo es die niedrigste Tempe- 281 ratur im Monat und im ganzen Winter, nemlich — 109,4 anzeigte. Wie zu erwarten stand, hielt diese abnorme Kälte nicht lange an, und schon am andern Morgen zeigte das Thermometer wieder + 0,8. Es hatte also binnen 24 Stunden (die tägliche Schwankung der Temperatur abgerechnet) eine Temperaturveränderung von 11°,2 stattgefunden, die grösste im Monat und im ganzen Winter. An den folgenden Tagen stand das Thermometer wieder so tief, dass die mittlere Temperatur meistens wenige Grade unter O betrug. Vom 12. an aber stieg die Temperatur ziemlich stetig bis zum 21., wo sie im tägl. Mittel 9°,2 im Maximum 12°,2 betrug, und sank dann bis zum Schluss des Monates auf 4°,8 mitt- lere Tageswärme. Die mittlere Temperatur des Monals war: 30,0 Die höchste Wärme der Luft am 21 u. 23. Nehm. 2 Uhr=12 ‚2 Die geringste Wärme der Luft am 3. Morg. 6 Uhr — 10 ‚2 Die Zahl der Eistage war 7. Die im März beobachteten Windrichtungen vertheilen sich wie folgt: N=2 | N0=2| NNO= 3 0N0= 0 0=3 , SO=6|NNW= 3) 080= 3 s=1 |NW=5| SS0= AW\NW= 3 w=7 ,5SW=19| SSW = 14|WSW = 16 Daraus ergibt sich die mittlere Windrichtung S—48° 26' 35,9 —W. Die Luft war auch den vergangenen Monat hindurch wieder sehr feucht; die mittlerere relative Feuchtigkeit war nemlich 80 pCt. bei dem mittleren Dunstdruck von 2,15. Demgemäss war auch das Wetter im Allgemeinen wolkig, fast trübe, einen völlig heitern Tag hatten wir im ganzen Monat nicht, dagegen zählten wir 3 heitere, 14 wolkige, 9 trübe und 5 Tage mit bedecktem Himmel. Eigentlicher Regen wurde an 12, Schnee an 6 Tagen beobachtet, ausser- dem aber jeden Tag eine, wenn auch meistens unbedeutende Wassermenge im Regenmesser gefunden, die sich aus Reif oder Nebel niedergeschlagen hatte. Die Summe aller Nieder- schläge zusammen beträgt 189,9 paris. Kubikmass Wasser 282 auf den Quadratfuss Land. (Davon sind 108,3 aus Regen und Nebel, %1‘,6 aus Schnee und Reif angesammelt). — Auf den Tag würde also eine Wassermenge von 5,3 kommen, 2,4 Zoll mehr als Februar. April 1851. Die Schwankungen des Barometers von Tag zu Tag gerechnet waren in diesem Monat so gering, der Wechsel des Steigens und Fallens aber, die täglichen Oscillationen ungerechnet, so häufig, dass es zu weilläufig sein würde, dieselben hier speciell zu betrachten. Im Allgemeinen hatten wir in der ersten Hälte des Monats einen viel höhern Ba- rometerstand als in der andern Hälfte. Es war: Der mittlere Barometerstand . . 2 .2..2...27" 9,17 Der höchste Stand am 2. Morgens 6 Uhr . . 28 1 15 Der niedrigste Stand am 26. Morg. 6 Uhr . 27 3 ,% demnach betrug die grösste Schwankung im Monat 9,19 (binnen 24 Tagen) die grösste Schwankung binnen 24 Stun- den wurde am 20—21. Morg. 6 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 27" 11,35 auf 27" 6,67 also um 4'',68 herabsank. Die Temperatur der Luft war im ersten Drittel des Monats April verhältnissmässig lief zu nennen, indem die mittlere Tageswärme 7° R. nie ganz erreichte, die höchste Wärme aber nur 9°,7, die niedrigste dagegen 0,0 betrug. Im zweiten Drittel des Monats war die mittlere Tageswärme meistens im Steigen begriffen und erreichte in der ersten Hälfte des letzten Drittels Cam 22. Apr.) die grösste Höhe im Monat, nemlich: mittlere Wärme des Tages = 13°,7 und Maximum des Tages 17°,3. Von da ab sank die Temperatur sehr schnell, so dass wir am 26. nur noch 5°,2 mittlere Wärme hatten, welche sich auch an den folgenden Tagen bis zum Schluss des Monates nur wenig über 6,0 erhob. Es war: Die mittlere Wärme im Monat April . .. = 3 Die höchste Wärme den 22. Nachm. 2 Uhr . = 1X°%3 Die geringste Wärme den 7. Morg. 6 Uhr . = 0°0 Auch die Windrichtung hat den ganzen Monat hindurch so 283 häufig gewechselt, dass sich überhaupt nur zwei Tage finden, an welchen sie vom Morgen bis zum Abend dieselbe geblieben wäre. Die beobachteten Windrichtungen vertheilen sich so, dass auf N=5 ıNO=1/NNO= 6| 0N0 =4 0=4 1S0= 4N\NNW=14| 0850 =4 s=2 NW=16|SS0 = 2 | WNW=5 w=1 sW=12|SSW = 5|WSW=5 kommen, wonach die mittlere Windrichtung im Monat April berechnet ist auf W — 58° 41° 0,74 —N. In dieser vor- herrschend nordwestlichen Windrichlung müssen wir wohl die nächste Ursache des irüben und feuchten Welters er- kennen, welches wir den ganzen Monat hindurch mit wenigen kurzen Unterbrechungen beobachteten. Das Psychrometer zeigte fast Tag für Tag einen sehr hohen Grad von Feuch- ligkeit der Luft, ja mehrere Male völlige Dunstsättigung der- selben an. Die mittlere Feuchtigkeit der Luft war bei mitt- lerem Dunstdruck von 3,17 relative Feuchtigkeit. 82 pCt. Das Welter war durchschnittlich viel trüber als in den- vorhergehenden Monaten. Wir zählten im ganzen Monat keinen völlig heitern und überhaupt nur einen heitern Tag, dagegen 5 Tage mit ziemlich heiterm, 6 Tage mit bewölklem, 6 Tage mit trübem und 12 Tage mit ganz bedecktem Himmel. Die Zahl der Regentage war im April gleichfalls grösser als in den früheren Monaten, sie beträgt 22 (incl. des 5. und 6., an welchen Regen mit Schnee vermischt beobachtet wurde.) Ausserdem wurden aber noch jeden Tag ohne Aus- nahme kleine Wassermengen, aus Nebel niedergeschlagen, im Regenmesser vorgefunden. Die Summe aller dieser Nieder- schläge. gibt 359''6 par. Kubikmass Wasser auf den Quadral- fuss Land im Monat, oder pro Tag. c. 12, Noch dürfte zu erwähnen sein, dass wir den letzten Schneefall am 5. und 6. beobachteten; jedoch fiel der Schnee mit Regen untermischt und blieb auch nicht liegen. Am 18. Nachm. 44 Uhr sahen wir in diesem Jahre das erste Gewitter über Halle, verbunden mit Strichregen. Zwischen Halle und Trotha war der Regen scharf abgeschnitten. Ein 284 sehr starkes und weit ausgedehntes Gewitter entlud sich am 26. April Morgens 2 Uhr, verbunden mit so starkem Platz- regen, dass sich nach dem Gewitter 108,7 par. Kubikmass Wasser befanden, beinahe der dritte Theil der Summe des Regenwassers vom ganzen regnigten Monat. Mai 1851. Zu Anfang des Monats zeigte das Barometer bei süd- westlicher Windrichtung und trübem Himmel einen Luftdruck von 27" 7"',30, erreichte bei derselben Windrichtung und ziemlich heiterem Wetter bis zum 5. Morgens 6 Uhr fallend dann bis zum 8. Morgens 6 Uhr bei mehr veränderlichem Wetter wieder steigend die Höhe von 27 991. Hier drehete sich der Wind, welcher kurz vorher nach $. herum- gegangen war, schnell durch O. nach NO., der Himmel wurde bald mit Wolken bedeckt und es begann anhaltend zu regnen. Schon am andern Morgen zeigle das Barometer nur noch eine Höhe von 27" 6,34, erhob sich jedoch bei fortwäh- rend trübem und nebeligtem Wetter und wechselnden Wind- richtungen sehr schnell, so dass es schon am Morgen des 10. bei SO. die Höhe von 27 10,76 zeigte. Bei fort- während trübem Wetter fiel alsdann das Barometer langsam bis zum 12. Morgens 6 Uhr, stieg aber von da ab schnell bei vorherrschend nördlicher Windrichtung und erreichte am 14. Abends 10 Uhr bei N. und nachdem wenige Stunden vorher alle Wolken am Himmel verjagt waren, eine Höhe von 28° 1,41. Obgleich die nördliche Windrichtung vor- herrschend blieb, war doch schon am folgenden Morgen der Himmel mit Wolken bedeckt und das Welter blieb unver- änderlich bis zum 18. Nachmittags 2 Uhr bis wohin auch das Bar. im langsamen Sinken begriffen war. Vom 18.— 24. halten wir bei vorherrschend westlicher Windrichtung mei- stens bedeckten Himmel und viel Regen und erst am Abend des 24. heiterte sich der Himmel auf. Das Barometer war während dieser Zeit in stetem Steigen begriffen und er- reichte am 25. Morgens 6 Uhr eine Höhe von 28" 1'",23. Während der folgenden Nacht drehte sich jedoch der Wind 285 von NW. nach SW. und bedeckte den ganzen Himmel mit Regenwolken. Es fiel eine bedeutende Menge Regen (mit- unter Schlossen) wobei das Barometer bis zum folgenden Nachmittag ziemlich schnell auf 27" 6“‘,68 herabsank. Von nun an aber war das Barometer bei vorherrschender nord- westlicher Windrichtung und bei zwar veränderlichem aber doch ziemlich angenehmen Weiter bis zum Schluss des Monats in sleiem Steigen begriffen, und hatte bei der letzten Beobachtung im Monat die Höhe von 28° 2"',27 erreicht. Der mittlere Stand des Bar. im Monat war 27 10,30 Der höchste Stand am 31. Ab. 10 Uhr war 28 2 ,27 Der niedrigste Stand am 9. Morg. 6 Uhr war 27 6 ‚34 Die grösste Schwankung im Monat betrug demnach ?7'',93, die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 25—26. Morgens 6 Uhr beobachtet, wo das Barometer von 28" 1,23 auf 27° 7°, SO also um 5,43 herabsank. Die Luftwärme war im Mai verhältnissmässig sehr ge- ring. Sie hat im Tagesmittel den ganzen Monat hindurch 10° nie ganz erreicht und ist namentlich im ersten Drittel des Monats öfter bis unter 4° gesunken. Die mittlere Wärme der Luft war . . .. ORT Die höchste Wärme den 18. Nachm. 2 Uhr . 13,6 Die geringste Wärme den 14. Morg. 6 Uhr 2,0 Die im Monat Mai gemachten Beobachtungen der Wind- richtung vertheilen sich, dass N=5/N0= 6 NNO=3 | 0N0=0 0= 65S0= 1|NNW=4 | 050 =0 s= 3|N0=21| SS0 =1 |WNW=6 Ww= 10 |SW= 20| ssWw=2 |WSW =7 Mal gewehet hat, woraus sich dann die mittlere Windrichtung im Monat auf W — 30° 5° 57 —N bestimmt. Die Luft, welche dieser Wind uns zugeführt hat, war im Ganzen sehr feucht, wenn auch nicht in dem Grade, wie in den früheren Monaten. Es betrug die mittlere relative Feuchtigkeit der Luft 74 pCt. bei dem mittleren Dunstdruck von 288. Der Himmel war ebenfalls ziemlich trübe und bewölkt, wenn auch in geringerem Grade als in den vor- 286 hergehenden Monaten. Wir zählten 1 Tag mit völlig hei- terem, 3 Tage mit heiterem, 6 Tage mit ziemlich heiterem, 9 Tage mit bewölktem, 6 Tage mit trübem und 6 Tage mit bedecktem Himmel. An 15 Tagen haben wir Regen gehabt, ausserdem aber fast jede Nacht kleine Niederschläge. Die Summe der Wassermengen, welche im Regenmesser gefun- den wurden, beträgt 2729 par. Kubikmass auf den Quadrat- fuss Land. Demnach sind durchschnittlich täglich 8,8 Regen- wasser auf den Quadratfuss Land gefallen. Von auffallenden Naturerscheinungen wären vielleicht noch zu erwähnen ein schwaches Gewitter, welches am ersten Mai beobachtet wurde und zwei Schlossenschauer, von denen das erstere am 20. Nachmittags von der Dölauer Haide über Giebichenstein gekommen und auch den Neu- markt von Halle ziemlich stark getroffen hat. Im übrigen Theile der Stadt wurde es wenig oder gar nicht verspürt. Das zweite am 25. war ausgedehnter, aber weniger stark und heftig. Juni 1851. Das Barometer zeigte zu Anfang des Monates bei der Wind- richtung NW. und heiterem Wetter einen Luftdruck von 28 2,22 und fiel alsdann langsam und mit wenigen Schwankungen bei durchschnittlich südwestlicher Windrichtung und sehr ver- änderlichem Wetter bis zum 10. Nachm. 2 Uhr, wo es auf 27 4,82 herabgesunken war. Darauf slieg es wieder, anfangs bei NW. und trübem Himmel schnell, dann bei süd- westlicher und endlich nach W. zurückgehender Windrich- tung und sehr veränderlichem Weiler unter vielen Schwan- kungen bis zum 18. Abends 10 Uhr, wo es bei WNW. und ziemlich heiterem Wetter die Höhe von 28“ 0'',94 erreichte. Darauf fiel es wieder, ebenfalls unter mehreren Schwankungen bei vorherrschend westlicher Windrichtung und meistens trü- bem, oft regnerischem Wetter bis zum 23. Morgens 6 Uhr auf 27 8,65, hatte jedoch schon bis zum folgenden Morgen bei sehr windigem und trübem Wetter die Höhe von 28 0',68 erreicht, und hielt sich in dieser Höhe, wenig darüber und 28 wenig darunter, anfangs bei nordwestlicher Windrichtung und trübem, regnigtem Wetter, dann aber bei mehr östlicher Windrichtung und heiterem Welter bis zum Schluss des Monates. Der mittlere Stand des Baromet. war im Juni 27° 11',16 Der höchste Stand war am 1. Juni Morg. 6 Uhr 28 2 ,22 Der niedrigste Stand war am 10. Nachm. 2 Uhr 27 4 ,82 Demnach betrug die grösste Schwankung im Monat 9,40. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am. 10.— 11. Juni Nachmittags 2 Uhr beobachtet, wo das Bar. von 27" 4,82 auf 27" 10,14, also um 5,32 stieg. Die Luftwärme war im Juni im Verhältniss zur Jahres- zeit sehr gering, und dabei unbeständig, wie das Weller selbst. Die mittlere Wärme im Monat war nemlich nur 129,7 Die grösste Wärme den 13. Nachmittags 2 Uhr 20 ‚6 Die geringste Wärme den 11. Morgens 6 Uhr 7 ,6 Es wurde demnach die grösste Wärmeveränderung im Mo- nat innerhalb dreier Tage beobachtet und beirug dieselbe 13°. Die Windrichtung war den ganzen Monat hindurch sehr unbeständig. Kaum dass der Wind auch nur zwei Tage hindurch ununterbrochen in derselben Richtung gewehet hätte. Dabei war er mitunter sehr heftig, namentlich am 9. 10. 13. und 16. Nachmittags. Die im Monat beobachteten Windrich- lungen vertheilen sich auf die üblichen Weltgegenden so, dass auf N=3 | NO= 2| NNO=0 | 0N0=1 0=0 50= T,NNW=6 | 050 = 1 s=1 ıNW=19| S5S0 =0 |WNW= 7 w=9 sW=16| Ss W= |WSW=10 kommen, so dass dann die mittlere Windrichtung im Monat sein würde: S— 81° 57‘ 40°'—W, eine wenig von W. ab- weichende Windrictung. Die Luft, welche dieser Wind uns zuführte, war im Ganzen ziemlich feucht, wenn auch merklich weniger als in den früheren Monaten, namentlich des Morgens und Abends. Die mittlere Feuchtigkeit der Luft war 71 pCt. relative Feuch- tigkeit bei dem Dunsidruck von 4,17, 288 Der durchschnittliche Character der Himmelsansicht im Monat ist wolkig. Wir zählten nämlich im ganzen Monat 5 Tage mit heiterem, 7 Tage mit ziemlich heiterem, 5 Tage mit bewölktem, 12 Tage mit trübem, 1 Tag mit bedecktem Himmel. An 14 Tagen wurde Regen beobachtet, welcher in Summa eine Wassermenge von 318,7 paris. Kubikmass auf den Quadratfuss Land lieferte, was auf den Tag 10',6 betragen würde. Von den auffallenden Naturerscheinungen wäre vielleicht noch zu erwähnen, dass am zweiten Pfingsfeierlage Nach- mittags 2 Uhr die Sonne von einem grossen farbigen Hofe umgeben erschien, sowie dass am 22. Juni Abends 84 Uhr Halle von einem ziemlich starken und anhaltenden Gewitter berührt wurde, welches in nördlicher und dann nordöstlicher Richtung weiter zog. Juli 1851. Zu Anfang des Monats Juli wurde bei der Windrichtung ONO. und völlig heiterm Himmel ein Luftdruck von 28° 0,14 beobachtet, welcher, während der Wind durch N. nach W. herumging und den Himmel stark mit Wolken überdeckte, bis zum 10. Nachm. 2 Uhr unter öfterem Schwanken bis auf27' 5,60 herabsank. Der Wind ging darauf weiter nach SW. herum bis zum 15. und brachte dann einige ziemlich heitere Tage, worauf er bis zum 18. nach NW. zurückging und den Himmel an diesem Tage mit dichten Regenwolken völlig bedeckte. Während dieser Zeit stieg das Barometer unter mehrmaligen Schwankungen und erreichte am 19. Abends 10 Uhr die Höhe von 28° 0,56. Bis zum 25. hatten wir darauf bei sehr veränderlicher Windrichtung ein ziemlich heiteres Welter, und auch das Barometer fiel bis dahin (Nachm. 2 Uhr) unter mehreren Schwankungen bis auf 27" 6,14. Während wir nun bis zum 28. bei vorherrschend südwestlicher Windrich- tung einen bewölkten und regnigten Himmel hatten, stieg das Barometer wieder und erreichte am genannten Tage Nachm. 2 Uhr noch einmal eine Höhe von 28° 0,33, worauf es bei durch SO. nach NO. herumgehender Windrichtung und 289 sehr heiterem Wetter bis zum Schluss des Monates bis auf 27" 7,72 herabsank. Der mittlere Stand des Barometers war 27° 9,01 Der höchste Stand am 19. Nachm. 2 Uhr 25 0 ,56 Der niedrigste Stand am 10. Nachm. 2 Uhr 27 5 ,60 Die grösste Schwankung im Juli betrug demnach nur 996. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 23 — 24. Juli Morgens 9 Uhr beobachtet, wo das Bar. von 27" 10,36 auf 27" 6“',15, also um 4,21 herabsank. Die Temperatur-Veränderungen waren im vergangenen Monat mit wenigen Ausnahmen dem Gange des Barometers gerade enigegengesetzi, so dass die Thermometer stiegen, während das Barometer fiel und umgekehrt. Im Uebrigen war sie verhältnissmässig sehr niedrig. Die mittlere Wärme im Monat betrug nur 13°,6 R. Die grösste Wärme am 31. Nachm. 2 Uhr 22,2 - Die geringste Wärme am 18. Abends 10 Uhr 8,3 - Die Windrichtung war im Anfang des Monats bis zum 44. entschieden vorherrschend westlich, dann bis zum Schluss des Monates sehr veränderlich, jedoch immer noch schwach vorherrschend westlich. Die im Monat beobachteten Wind- richtungen waren so vertheilt, dass auf = 6|N0= 2 NNO=5 | 0N0=4 0=5,80= 1/NNW=1 | 050 =0 Ss= 0 NW=10| SS0O=5 |WNW=5 w=11|sW=233|SSW=9 |WSW=6 kommen, wonach die berechnete mittlere Windrichtung im Monat sein würde: S— 55° 38'29',8—W. Die Durchsättigung der Luft im Monat Juli ist der des Juni ziemlich gleich gewesen. Das Psychrometer zeigte im monatlichen Durchschnitt bei einem Dunstdruck von 4,52 eine relative Feuchtigkeit von 73 pCt. Es konnte daher bei dem häufigen Wechsel der Windrichtungen nicht ausbleiben, dass der Himmel sich mehr oder weniger mit Wolken be- deckte. Der durchschnittliche Character der Himmelsansicht war demgemäss wolkig. Wir zählten im ganzen Monat 6 Tage mit heiterem, 8 Tage mit ziemlich heiterem, 19 290 8 Tage mit bewölktem, 7 Tage mit trübem und 2 Tage mit bedecktem Himmel. An 15 Tagen wurde Regen be- obachtet, und es beträgt die Gesammimenge des an diesen Tagen niedergefallenen Regenmessers 476,0 par. Kubikmass auf den Quadralfuss Land oder durchschnittlich auf den Tag im Monat 15,4. Ich kann jedoch nicht unterlassen zu er- wähnen, dass mehr als die Hälfte dieser Regenmenge am 18. gefallen ist, wo sich im Regenmesser 267,0 vorfanden. An 5 Tagen wurden Gewilter und an 2 Tagen mehrere Stern- schnuppen beobachtet. Ich kann nicht unterlassen, mich an diesem Orte weitläu- figer über die Beobachtung der Sonnenfinsterniss auszulassen, welche vom naturwissenschaftlichen Vereine hier angestellt wurde. Der Eintritt (am 28. Juli Nachm. 3 Uhr 2 Min.) und Ver- lauf der Sonnenfinsterniss geschahen ganz so, wie die Asiro- nomie ihn zuvor berechnet hatte. Maximum 4 Uhr 5 Min.; — Austritt 5 Uhr 8 Min. — Es dürfte hier also nur berichtet wer- den, theils welche metereologische Beobachtungen dabei ge- macht wurden, theils welche Einflüsse die Verfinsterung der Sonne auf das Verhalten der Thiere und Pflanzen gezeigt hat. Es wurden Beobachtungen des Barometers und Psychro- meters angeslellt, und zwar in Zwischenräumen von 15 Min. zu 15 Minuten. Die nachfolgende Tabelle über diese Beobach- tungen dürfte zeigen, das die Sonnenfinsterniss auf die Ba- rometerschwankung wohl kaum einen Einfluss ausgeübt hat, entschieden aber auf die Luftwärme, welche von 1704 R. beim Eintritt der Sonnenfinsterniss bis auf 14°,6 R., also um 2° 8 bis zum Zeitpunkt der grössten Verdunkelung gesunken war. Da inzwischen der vorher ziemlich bewölkte Himmel heiterer geworden war, die Wärme also eigentlich anstatt zu fallen, hätte steigen müssen, wenn die Sonnenfinsterniss nicht gewesen wäre, so erscheint diese gegentheilige Ver- änderung der Wärme noch bedeutender. Am Ende der Sonnenfinsterniss zeigte das Thermometer wieder eine Luft- wärme von 17°,5 R. Die psychrometrischen Verhältnisse haben sich während der Sonnenfinsterniss wesentlich auch nur wenig geändert. 291 Die relative Feuchtigkeit sowie der Dunstdruck haben aller- dings zugenommen, aber fast nur in dem Masse der Abküh- lung, während der wirkliche Feuchtigkeitsgehalt der Luft wenig vermehrt worden ist, und auch dies dürfte weniger auf Rechnung der Sonnenfinsterniss als der Windrichtung zu seizen sein, welche während der Verfinsterung meistens genau SSW lich, selten etwas nach SW. hin abweichend, immer aber mehr SSWlich als SWlich war, und deren Stärke mei- stens eins war. Der Himmel war beim Beginn der Sonnen- finsterniss ziemlich heiter, und die dichteren Nimbi und Cumuli, welche bis dahin die Bewolkung ausmachten, gingen allmählig in streifige Cirro-strati über, welche um 4 Uhr etwa und später sich in Norden zu einer förmlichen Strahlenkrone vereinigten, und von da aus sich über dem ganzen Himmel ausbreiteten, so dass sie sich in Süden wieder, jedoch nicht so auffallend vereinigten. Hier dürfte auch ein grosser Ring um die Sonne zu erwähnen sein, welchen der Herr Prof. Sohnke auf 60° im Durchmesser geschätzt hat, innen weisslich und aussen röthlich gefärbt und an der westlichen Seite der Sonne weniger deutlich hervortretend. Zur Zeil der grössten Verfinsterung war die eigenthüm- liche Beleuchtung aller Gegenstände, namentlich der Bäume und grünen Felder sehr auffallend, derjenigen nicht unähn- lich, welche man bisweilen bei starken Gewittern oder über- haupt dann beobachten kann, wenn eine einzelne, aber sehr dunkle Wolke das Licht der Sonne auffängt. Auch dürfte die Beobachtung nicht uninteressant sein, dass, wo während der stärksten Verfinsterung einzelne Lichtstrahlen durch das Laub der Bäunme hindurch fielen, diese auf dem Boden allemal nicht einen rundlichen wie sonst gewöhnlich, sondern einen sichelförmigen Fleck beschienen, und zwar stets in umge- kehrter Form der Sonnensichel. Die Einwirkung auf die Thier- und Pflanzenwelt ist hier jedenfalls geringer gewesen, als man allgemein erwartele. An frei liegenden Orten hat man fast gar keine Veränderung, sowenig an Hausthieren wie an freien Thieren bemerkt. Im Schatten dagegen habe ich selbst bemerkt, dass Sperlinge 19* 292 sich auf den Zweigen zusammen setzten und ganz das Ver- halten annahmen, als wären sie im Begriff, ihre Nester auf- zusuchen und sich zur Ruhe zu begeben. Eben so sind, wie mir berichtet wurde, bei dem Kantor Müller in Krosigk am Petersberge dessen Wohnung am nördlichen Abhange einer dieselbe weit überragenden Anhöhe liegt und ringsum von meistens hohen und dicht belaublen Bäumen umgeben ist, sämmtliche Hühner, der Hahn hinterdrein, zur Ruhe ge- gangen, jedoch später wieder zum Vorschein gekommen. Der- selbe versicherte auch, dass seine Bienen in grossen Schaaren nach Hause gekommen seien, ganz so, wie sie zu thun pflegen, wenn ein Gewitter im Anzuge ist. Andere wollen auch be- merkt haben, dass die Schwalben sehr tief geflogen hätten, wovon jedoch andere wieder das Gegentheil gleichfalls be- obachtet hatten. Bei den Pflanzen schlossen sich nur die Blüthen der Eschscholtzia, blieben aber auch, wenn sie nicht später der unmittelbaren Einwirkung der Sonnenstrahlen ausgesetzt wa- ren, nach der Sonnenfinsterniss geschlossen. Demnach er- schien die Einwirkung der Sonnenfinsterniss auf die hiesige Pflanzenwelt gleichfalls gering. Endlich will ich noch erwähnen, dass der Herr Mecha- nikus Sehmidt hier zugleich mit einem andern Herrn, dessen Namen ich nicht weiss, mit Fernröhren bemerkt haben wollen, dass die Sonnensichel ihnen nicht stets symmetrisch, sondern elliptisch ausgeschnitten erschienen sei, so dass bei abneh- mender Sonne das obere, bei zunehmender Sonne das untere Horn stärker erschienen sei als das andere. — Ferner hat der Lehrer der Physik zu Schulpforta während der Sonnen- finsterniss Versuche mit einem Brennspiegel gemacht, um die Lichtstärke des verminderten Sonnenlichtes zu prüfen. Der- selbe brachte bei Wirkung des vollen Sonnenlichtes Blei im Fokus binnen 8 Sekunden zum Schmelzen; während der grössten Verfinsterung übte dasselbe sogar nach mehreren Minuten erst eine nur unbedeutende Wirkung auf Eichen- holz aus. 293 Tabelle über die metereologischen Beobachtungen während der Sonnen- finsterniss am 28. Juli 1851. Stunde u.|Barometer auf 0 Gr. LDKURLSED =, Luft. Minute. | Reaum. reducirt. |nach Reaum, | Pnstdr. |Relat. Feuch- par. Lin. | tigkeit Proc. St. M. NE) R 1 2 Uhr. 28. 0,33 15,7 3,34 45 pli, 2. 30 27. 11,83 16,9 3,83 Le 2. 45 27. 11,78 17,3 3,98 4 - 3. 27. 11,63 17,4 3,83 45 - 3. 15 27. 11,54 17,2 3,90 46 - 3. 30 27. 11,47 17,0 3,81 46 - 3. 45 27. 11,46 16,6 3,65 45 - 4. 27. 11,38 15,4 3,80 52 - 4. 20 27. 11,30 14,6 4,13 60 - 4. 30 27. 11,25 15,0 4,16 59 - 4. 45 27. 11,85 15,8 3,96 Ban 5. 27. 11,25 16,8 4,10 50 - 5. 15 27. 11,29 17,5 4,45 52 - 5. 30 27. 11,28 17,3 4,03 49 - 5. 45 27. 11,24 17,0 3,81 46 - 6. 27. 11,25 16,7 3,83 4 - 6. 30 27. 11,30 16,1 4,02 2 - 7. 27. 11,28 15,2 4,38 61 - August 1851. Zu Anfang des Monats zeigte das Barometer bei NW. und bedecktem Himmel die Höhe von 27" 7,32 und war während der Wind durch $. nach NO herumging und der Himmel ein immer freundlicheres Ansehen annahm, im Steigen begriffen bis zum 6. Morgens 6 Uhr, wo es 28‘ 1"',23 hoch stand. Von da bis zum 12. sank es anfangs bei südöstlicher und stieg dann wieder bei nordwestlicher Windrichtung und fort- 4 294 während freundlichem Wetter, so dass es am 12. Abends 10 Uhr wieder eine Höhe von 28° 0,67 erreichte. Von hier bis zum 18. Nachmittags 2 Uhr fiel das Barometer bei sehr veränderlicher Windrichtung und zunehmend trüberem Wetter auf 27° 9,45 erreichte, jedoch schon am 20. Morg. 6 Uhr bei nordöstlicher Windrichtung und sich schnell er- heiterndem Himmel die Höhe von 28° 270. Von dieser seltenen Höhe sank es bis zum 28. Nachm. 2 Uhr mit beträcht- lichen Schwankungen bei sehr veränderlicher Windrichtung und anfangs noch freundlichem, dann aber zunehmend trü- berem Wetter bis auf 27° 3,49. Dieser tiefe Stand des Barom. war mit hefiigem, aber nicht anhaltendem Sturmwind aus SW. verbunden. Bis zum Schluss des Monats stieg darauf das Barometer bei nordwestlicher Windrichtung und zunehmend trübem Wetter, und erreichte am Ende desselben eine Höhe von 27” 11,74. Der mittlere Stand des Barom. im Monat war 27” 10,61 Der höchste Stand des Bar. d. 20. Morg. 6 Uhr 28 2 ,0 Der niedrigste Stand des Bar.d.28.Nachm.2Uhr 27 3 ,49 Es betrug demnach die grösste Schwankung in 9 Tagen 11'',21. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 27—28. Nachmittags 2 Uhr beobachtet, wo das Barom. von 27" Y",TT auf 27 3,49, also um 9,28 fiel. Die mittlere Tageswärme hat sich, wenige Tage abge- rechnet, selten weit von der mitileren Temperatur des Mo- nats entfernt und sank erst gegen Ende des Monats, nachdem sie kurz vorher das Maximum des Monats erreicht haite, bedeutender unter das Mittel. Es betrug nämlich: Die mittlere Wärme im August . . ......13%9 Die höchste Wärme am 24. Nachmittags 2 Uhr . 21 ,9 Die geringste Wärme am 29. Morgens 6 Uhr 7,2 Die Windrichtung war zu Anfang des Monats vorherr- schend nordwestlich, drehete sich dann durch N. nach NO,, ging aber in der zweiten Hälfte des Monats allmählich wieder nach NW. zurück. Die sämmtlichen beobachteten Wind- richtungen vertheilen sich so, dass auf 295 5 NO= 4| NNO=6 | ONO=5 3,50=10|NNW=7T | 050 =2 1NW=19, SO =0 WNW=4 w=12|sW= 8 55W=0 |WSW=7 kommen, woraus sich als die mittlere Windrichtung im Mo- nat August ergeben würde: W — 49° 58° 35“, 1 —N. Auffallend ist es, dass das Weiter bei diesem sonst fast nur von irübem und nassem Wetter begleiteten Winde (NW) so freundlich und trocken war. Wenngleich die Luft an sich ziemlich feucht war (die mittlere Feuchtigkeit der Luft im Monat war 73 pCt. relative Feuchtigkeit bei dem mittlern Dunstdruck von 4',65) so zählten wir doch 1 völlig hei- tern Tag, 16 Tage mit heiterem, 6 Tage mit ziemlich hei- terem, 6 Tage mit trübem und nur zwei Tage mit bedecktem Himmel. Auch hat es auffallend selten und wenig geregnet. Wir zählten nur 7 Tage, an welchen Regen beobachtet wurde und die Gesammtmasse des an diesen Tagen gefallenen Regenwassers beträgt nur 89,4 paris. Kubikmass auf den Quadratfuss Land oder durchschnittlich auf den Tag 29. Noch dürfte hier darauf aufmerksam gemacht werden, dass wir im August 4, jedoch zum Theil nur schwache Ge- witter hatten und an zwei Abenden lebhaftes Wetterleuchten beobachteten, und endlich, dass seit dem dritten viele Stern- schnuppen in den verschiedensten Himmelsgegenden beob- achtet wurden, jedoch wenige nur beschrieben werden konnten. September 1851, Zu Anfang, des September hatte das Barometer bei NW. und trübem Wetter noch die Höhe von 28 0'',05, sank aber bis zum 3. bei vorherrschend nordwesilicher Windrichtung und trübem und regnigtem Wetter auf 27 7,76. Bis zum 9. Abends erreichte es wieder bei nordwestlicher Windrich- tung und anfänglich trübem und regnigtem, dann aber freund- licherem Wetter steigend die Höhe von 28” 3,39, fiel dann wieder bis zum 13. Morgens bei NW. und zunehmend trübem Wetter bis auf 27° 10,96, worauf es bis zum 15. Abends 296 40 Uhr bei noch vorherrschend nordwestlicher Windrich- tung. und Anfangs noch trübem und regnerischem, dann aber heiterem Weiter das Maximum im Monat 28° 3°,78 erreichte, Vom 15. bis zum 26. war das Barom. bei anfangs nordöst- licher, dann durch S. bis SW. herumgehender Windrichtung und trübem, und in der letzten Hälfte dieses Zeitraumes auch sehr regnigtem Wetter unter mehrfachen meistens unbedeu- tenden Schwankungen im Fallen begriffen und stand am 26. Morgens 6 Uhr nur noch 27 6,80 hoch. Bis zum Schluss des Monats erhob es sich bei meistens trübem und regnigtem Wetter nur wenig über diese Höhe, Der mittlere Stand des Barom. im September 27” 11,17 Der höchste Stand desselben am 15. Abd. 10 Uhr 28 3 ,8 Der niedrigste desselben am 26. Morg. 6 Uhr 277 6 ,80 Die grösste Schwankung im Monat betrug demnach innerhalb 11 Tagen 8'‘,98; die grösste Schwankung: inner- halb 24 Stunden wurde am 26— 27. Morgens 6 Uhr beob- achtet, wo das Barometer von 27” 6,80 auf 27 9,69 also nur um 2'",89 gestiegen war. Die Temperatur-Veränderungen im September waren im Allgemeinen wieder entgegengesetzt den Schwankungen des Barometers, so nämlich, dass fast regelmässig die Wärme der Luft zunahm, während der Luftdruck geringer wurde und umgekehrt. Die Luflwärme war natürlich bei der vor- herrschenden Windrichtung und dem anhaltend feuchten Weiter nur sehr gering. Es betrug nämlich Die mittlere Wärme im September . . 2.995 Die höchste Wärme den 26. Nachmitlags 2 Uhr 14 ,9 Die geringsie Wärme den 9. Morgens 6 Uhr . 34 Die im Monat beobachteten Windrichtungen waren so vertheilt, dass auf N=5 NO= 3, NNO = 4| 0N0 = 8 0=1 |50= 3) NNW=17| 0850 = 1 s=0 INW=21| SS0O = 3[WNW= 1 w=3 |Sw=13| SSW= 6|WSsW= 1 kommen, woraus die mittlere Windrichtung für den Monat gefunden wurde: W —-54° 37' 26, 9—N, 297 Diese nahe zu nordwestliche Windrichtung führte, wie gewöhnlich, eine kalte und feuchte Luft mit sich. Das Psy- chrometer zeigte durchschnittlich einen sehr hohen Grad von Dunstsättigung, ja öfter völlige Dunstsättigung der Luft an, und im Mittel des Monats selbst beitrug die relative Feuchtigkeit der Luft 85 pCt. bei dem mittlern Dunst- druck von 3°‘,90. Demgemäss war auch das Wetter im Allgemeinen trübe. Wir zählten im Monat nur 2 Tage mit heiterem und 3 Tage mit ziemlich heiterem Himmel, dagegen 7 Tage mit bewölktem, 7 Tage mit trübem und 11 Tage mit bedecktem Himmel. An 18 Tagen, (ohne die Tage, an welchen wir starke nässende Nebel hatten) wurde Regen beobachtet, und zwar ergab die Messung mit dem Regenmesser die bedeutende Quantitäi von 604°,0 par. Kubikmass im Monat oder durchschnittlich täglich 20,13 auf den Quadratfuss Land. Von auffallenden Naturerscheinungen im Septbr. dürfte noch zu erwähnen sein ein einzelner Donnerschlag am 5. Nachmittags 4 Uhr in südlicher Richtung von Halle und am 25. Abends 8 Uhr ein völlig ausgebildetes Gewilter, verbun- den mit Regen, welchem Wetterleuchten in westlicher Rich- tung voranging und nachfolgte. October 1851. Das Barometer hatte zu Anfang des Monats bei der Wind- richtung O. u. heiterem Wetter die Höhe von 27'7‘‘,80 und war, unerhebliche Schwankungen abgerechnet, bei vorherrschend südwestlicher Windrichtung und trübem Wetter im Steigen begriffen bis zum 11. Abends 10 Uhr, wo es die Höhe von 28° 2,37 erreichte. Bis zum 16. Morgens 6 Uhr fiel es dann bei mehr westlicher Windrichtung und sehr veränder- lichem Weiter auf 27° 4,30, stieg alsdann wieder, indem der Wind mehr nach S. und endlich nach SO. herumging, bis zum 20. Abends 10 Uhr, wo es bei heiterem Himmel die Höhe von 28” 0’,84 erreichte und sich dann bei fort- dauernder südöstlicher Windrichtung bis zum 23, ungefähr in derselben Höhe hielt. Am 25. Abends 10 Uhr erreichte 298 es bei nordwestlicher Windrichtung und trübem, nebeligtem Wetter seinen höchsten Stand im Monat, nämlich 28 2'”,38 und fiel darauf bei stets bedecktem Himmel und nach SW. herumgehender Windrichtung und unter bedeutenden Schwan- kungen bis zum 30. Morgens 6 Uhr, wo es nur noch eine Höhe von 27 1’",91 zeigte. Am Schluss des Monates hatte es wieder die Höhe von 27 4,75 erreicht. Der mittlere Stand des Barom. war also im Oclbr. 27 9" 81 Der höchste Stand beobachtet am 25. Abd. 10 Uhr 28 2 ,38 Der niedrigste Stand - am 30. Morg. 6 Uhr 27 1 9 Die grösste Schwankung im Monat betrug demnach (in 5 Tagen) 12,47. Die grösste Schwankung binnen 24 Stun- den wurde am 28—29. 6 Uhr beobachtet, wo das Barom. von 27° 10,98 auf 27 4,38, also um 6‘,60 herabsank. Das Thermometer zeigte sich in diesem Monat weniger abhängig von den Schwankungen des Barometers, als ich es in einigen frühern Monaten bemerkt hatte. Im Allge- meinen kann hier nur bemerkt werden, dass die Temperatur in der ersten Hälfte des Monates, also bei vorherrschend südwestlicher Windrichtung ziemlich hoch stand, gegen das Ende desselben aber bedeutend sank und dann auch niedrig blieb. R Die mittlere Wärme der Luft war . . 2. ....807 Die höchste Wärme am 2. Octobr. Nachm. 2 Uhr 15 ‚4 Die geringste Wärme am 31. Morgens 6 Uhr 1,0 Die Windrichtung war, wie oben schon angedeutet wurde, namentlich in den ersten zwei Dritteln des Monats stark vorherrschend südwestlich. Vom 19—26. hatten wir sehr veränderlichen Wind. Gegen das Ende des Monats drehte sich der Wind von NW. durch SW. nach SO. Die im Monat beobachteten Windrichtungen vertheilten sich so, dass auf N= 1|N0O= 3|NNO=0 | 0N0=0 0= 1|50= 8|INNW=4 | 050 = s= 5|NW=2| S5s0=5 |WNW=4 w= 16 |SW=33| Sssw=5 |WSW=4 kommen, woraus sich als die mittlere Windrichtung im Monat 299 ergeben würde: S— 47° 30° 41,78 —W, also eine nur wenig von SW. abweichende Windrichtung. Diese Windrichtung führte uns eine meistens sehr trübe und feuchte Luft zu, so dass wir auch im Allgemeinen den Monat hindurch trübes und feuchtes Weiter hatten. Es be- trug die relative Feuchtigkeit der Luft im Durchschnitt 85 pCt. bei dem mittlern Dunstdruck von 3,67. Wir zählten im ganzen Monat 1 Tag mit völlig heiterem Himmel, 4 Tage mit heiterem, 2 Tage mit ziemlich heiterem, 5 Tage mit wolkigem, 11 Tage mit irübem und 8 Tage mit ganz bedecktem Himmel. Trotz des hohen Feuchtigkeitgrades der Luft und des trüben und feuchten Wetters gab es doch verhältnissmässig wenig Regenwasser im Monat. Wir zählten 11 Tage mit Regen, an welchen zusammen eine Wasser- menge von 173,7 paris. Kubikmass im Monat, oder durch- schnittlich täglich eiwa 5,6 auf den Quadratfuss Land ge- fallen sind. Von besonderen Naturerscheinungen isi noch zu er- wähnen, dass am 14. Abends & Uhr in westlicher Richtung von Halle am Horizonte noch ein zweimaliges Welterleuchten deutlich bemerkt worden ist. November 1851. Zu Anfang des Monates zeigte das Barometer bei der Windrichtung SSO. und heiterem Wetter einen Luftdruck von 27 6‘,71, sank noch an demselben und dem folgenden Tage um einige Linien, worauf es bis zum 13. Nachmittags 2 Uhr bei sehr veränderlichem, oft stürmischen (zwischen SO. und WSW.) Winde und meistens trübem und regnigtem Wetter im Steigen begriffen war. Nachdem es hier die Höhe von 28° 2,16 erreicht hatte, sank es bei etwas freundlicherem Wetter und vorherrschend südwestlicher Wind- richtung ziemlich schnell, so dass es am 17. Morgens 6 Uhr nur noch einen Luftdruck von 27” 3',84 zeigte. Darauf stieg es wieder bei meistens trübem Welter und sehr ver- änderlicher Windrichtung bis zum 23. Nachmittags 2 Uhr unter ziemlich häufigen Schwankungen auf 27‘ 11°”,60, sank dann aber wieder sehr schnell, so dass es schon am 25. 300 Nachmittags auf 27’ 4,89 stand. Darauf war es bei vor- herrschend südwestlicher Windrichtung und meistens trübem und bedecktem Himmel in wununterbrochenem Steigen be- griffen. Im Ganzen war der Stand des Barometers im No- vember viel tiefer als im October. Es betrug nämlich Der mittlere Stand des Barom. im November 27° 8,30 Der höchste Stand des Bar. am 13. Nchm. 2 Uhr :.28 2 ,16 Der niedrigste Stand des Bar. am 17. Mrg.6 Uhr 27 3 ‚84 Die grösste Schwankung in Monat betrug demnach (binnen 4 Tagen) 10,32. Die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 23—24. Abends 10 Uhr beobachtet, wo das Bar. von 27” 11,10 auf 27° 6,51, also um 4°,59 herabsank. Die Temperatur-Veränderungen waren im November wieder (wenn auch nur ganz im Allgemeinen) correspon- dirend den entgegengesetzten Schwankungen des Barometers. In dem letzten Drittel des Monats sank die Temperatur so bedeutend, dass sie die mittlere Wärme bis unter die mittlere Wärme des December hinabdrängte. Es betrug nemlich Die mittlere Wärme der Luft im November nur 0,8 Die höchste Wärme am 2. Nachmiltags 2 Uhr 6,4 Die geringste Wärme am 25. Morgens 6 Uhr — 6,1 Die Kälte währte am genannten Tage freilich nicht lange, denn am Nachmittag desselben Tages hatten wir schon wieder 0,6 Grad. Der erste (trockene) Frost wurde am 11. Morg. bemerkt, wo das Thermometer — 0°,5 Reaum. anzeigte. Während der October sich durch verhältnissmässig sehr beständigen Wind ausgezeichnet hatte, haben wir im Novbr. gerade das Gegentheil zu beobachten gehabt. Es sind we- nige Tage, an welchen der Wind auch nur ungefähr in gleicher Stärke gewehet hätte. Am unruhigsten war die Fahne an den beiden stürmischen Tagen vom 5. zum 6. Die im November beobachteten Windrichtungen vertheilten sich so, dass auf N= 1/|N0= 0 NNO= 0| 0N0=2 0= 350 =16 \NNW= 1| 050=3 sS=10|NW= 1|) S5S0 = 3|WNW=1 w=14|5W =10|SSW =20 |WSW=5 301 kommen, woraus sich dann als die mittlere Windrichtung im Monat ergeben würde 5 — 24° 33’ 58°,9W. Im Allgemeinen war das Weiter im November sehr trübe. Die beiden ersien Tage des Monats waren noch ziemlich freundlich, aber vom 3. bis zum 13. hatten wir meistens trübes und regnigtes Welter. Vom 13. bis 19. war der Himmel etwas freundlicher, dann aber hatten wir bis zum Schluss des Monates mit nur wenigen Unterbrechungen trü- ben und bedeckten Himmel. Schon am 9. Morgens 7—8 zeigten sich einige Spuren von Schnee mit Regen unter- mischt, der aber gar keine Dauer hatte, den ersten Schnee, der liegen blieb, bemerkten wir erst am 16. Abends 8 Uhr. — Die Luft war den ganzen Monat sehr feucht, so dass die mittlere relative Feuchtigkeit derselben 86 pCt. (bei dem mittlern Dunstdruck von 1’,88) beitrug. Dabei zählten wir im ganzen Monat 4 Tage mit heiterem, 2 Tage mit ziem- lich heiterem, 8 Tage mit wolkigem, 7 Tage mit trü- bem und 9 Tage mit bedecktem‘Himmel. An 7 Tagen wurde Regen und an 11 Tagen Schneefall beobachtet, aber auffallend ist die geringe Quantität dieser Niederschläge. Es beträgt nemlich die Gesammtsumme des an diesen 18 Ta- gen im Regenmesser angesammelten Wassers nur 83‘,6 par. Kubikmass, oder durchschnittlich pro Tag im Monat 2,8 auf den Quadratfuss Land. Von diesen 83,6 sind aber nur 17,4 als Regen, die übrigen 65,3 als Schnee nieder- gefallen. December 1851. Das Barometer stand zu Anfang des Monats bei der Windrichtung SW. und trübem Wetter auf 27 11,87, sank bis zum 2. Abends 10 Uhr bei regnigtem Wetter auf 27° 8,96. Nachdem es aber bei SSW. und wolkigem Himmel schon am folgenden Tage wieder bis über 28° gestiegen war, hielt es sich bei südlicher und südwestlicher Windrichtung und meistens trübem, nebligtem und regnigtem Wetter ungefähr in derselben Höhe bis zum 11., worauf es dann bis zum 14. Nachmittags 2 Uhr bei vorherrschend südlicher Wind- 302 richtung und regnigtem Wetter die bedeutende Höhe von 28° 5,25 erreichte. Von da ab bis zum 22. sank das Barometer ziemlich langsam bei vorherrschend südöstlicher Windrichtung und anfangs trübem, dann aber heiterem Wetter bis auf 27” 9,86, erreichte dann bis zum 28. Abds. 10 Uhr bei vorherrschendem NW.-Winde und häufig trübem und nebeligtem Wetter und unter ziemlich bedeutenden Schwankungen die Höhe von 28” 3,98, worauf es bis zum Schluss des Monates bei sehr veränderlichem, jedoch mei- stens trübem Wetter und südwestlicher Windrichtung im Sinken begriffen war. Die letzte Beobachtung im Jahre zeigte noch eine Höhe von 27” 11,23. Der mittlere Stand des Barom. im Dechr. war 28 1'“,56 Der höchste Stand des Bar. den 14. Nchm. 2Uhr 28 5 ,25 Der niedrigste Stand d. Bar. den 2. Abd. 10 Uhr 27 8 ,96 Die grösste Schwankung im Monat betrug demnach 8,29; die grösste Schwankung binnen 24 Stunden wurde am 2—3. Abends 410 Uhr beobachtet, wo das Bar. von 27” 8,96 auf 28° 1‘,10, also um 4,14 stieg. Die Luftwärme war im December durchschnittlich hoch, höher als im November. Es betrug nemlich Die mittlere Wärme im December . . . ...14%3R Die höchste Wärme hatten wir am 10. Nchm.2 Uhr 9,1 - Die geringste Wärme -— - am 29. Morg. 6 Uhr —5,8 - Die Windrichtung war im December anfangs südwestlich bis zum 5., dann 3 Tage südlich, vom 9—13. wieder süd- westlich, vom 14—22. vorherrschend südöstlich und süd- südöstlich. Dann ging der Wind durch Süden herum nach Nordwest bis zum 28, worauf er sich schnell wieder nach Südwest herumdrehte. Sämmtliche im December beobachteien Windrichtungen sind: = 3 NO= 1/|NNO= 0| 0N0=0 0= 0) SO=10|NNW= 0| 050=3 s=19|NW= 7| SS0 = 4|WNW=3 Ww= 85W=21|SSW=13 |WSW=1 woraus sich denn als die mittlere Windrichtung ergibt Ss — 26° 46' 45,2 — W, 303 Die Luft hatte den ganzen Monat hindurch mit sehr wenigen Ausnahmen (unter Mittag) einen sehr hohen Grad von Feuchtigkeit. Zwar wurde überhaupt nur 3 Mal völlige Dunstsätligung der Luft beobachtet, aber an 16 Tagen war die Luft selbst im täglichen so feucht, dass sie 90 und mehr Procent relativer Feuchtigkeit enthielt. Unter 75 pCt. sind überhaupt im ganzen Monat nur 5 Mal beobachtet. Die mittlere Feuchtigkeit der Luft im Monat war 89 pCt. relat. Feuchtigkeit bei dem mittleren Dunsidruck von 2,05. — Diesem Verhältniss entsprechend war das Weiter vorherr- schend trübe und wolkig, An 8 Tagen hatten wir völlig bedeckten Himmel, ausserdem zählten wir 8 Tage mit trübem, 7 Tage mit wolkigem, 3 Tage mit ziemlich heiterem, 4 Tage mit heiterem und 1 völlig heitern Tag (am 21. December). Bei alledem hatten wir im December nur 5 Tage, an welchen wirklicher Regen beobachtet wurde; an 5 andern Tagen dagegen beobachteten wir nur ganz feinen Staubregen und feines sogenanntes „‚Nassniedergehen.” Ausserdem wurde am 28. auch Schnee beobachtet, jedoch hatte das, was herabfiel, nicht die eigentliche Form von Schnee, son- dern mehr die von kleinen Graupen. Endlich wurden noch häufig kleine Wassermengen im Regenmesser vorgefunden, die nur aus Nebel und feuchter Luft niedergeschlagen waren. Die Summe aller dieser Niederschläge betrug 69,9 paris. Kubikmass (also pro Tag 2,3) auf den Quadratfuss Land. Jahresbericht. Die Barometerschwankungen im vergangenen Jahre be- stätigen im Allgemeinen die Erfahrung, dass der Barometer- stand vom Winter gegen die Zeit der Aequinoctien hin ab- nimmt, im Sommer zwar wieder steigt, ohne jedoch die Höhe, welche er im Winter hatte, zu erreichen, und dass er im Herbste noch einmal ein Minimum erreicht, worauf er gegen 304 den Winter hin wieder im Steigen begriffen ist. Im Januar hatte das Barometer die miltlere Höhe von 27 1123, stieg im Februar noch um 0',31, (Maximum 28” 4,36) worauf es im März (am 6.) das erste Minimum 27° 2 13 erreichte. Vom März an, den April und Mai hindurch war es im Allgemeinen im Steigen begriffen bis in den Juni, wo es wieder 27‘ 11,16 mittlere Höhe erreichte. Darauf war es unter sehr häufigen und (namentlich in der Aequinoctial- zeit) bedeutenden Schwankungen bis gegen das Ende des November im Fallen begriffen und hatte hier im Mittel nur 27 8,30 Höhe. Im December dagegen hob sich der Ba- rometerstand so bedeutend, dass er im Mittel 28° 1',56 Höhe erreichte. Der mittlere Barometerstand des Jahres 41851 war für Halle 27° 10‘‘,39, mithin 0,52 höher als der von Kämtz aus mehr als zehnjähriger Beobachtung ge- fundene mittlere Barometerstand von 27° 9,87. Den höchsten Stand zeigte das Baromet. am 14. December 28” 5',25. Den niedrigsten hatten wir am 30. Octbr. 27” 1,91 (den nächst niedrigsten am 6. März; also beide Minima ziemlich in der Nähe der Aequinoctien). Die grösste Schwankung im Jahre beträgt nach dem Obigen 15,34; die grösste Schwankung innerhalb eines Monates war im October 12,47; die grösste Schwankung innerhalb 24 Stunden am 8—9. Februar be- trug 7,08. Die mittlere Monatswärme ist im vergangenen Jahre im Februar am geringsten gewesen und beitrug hier 0%, 5 R. Von da an ist dieselbe gestiegen bis in den August, wo sie 13°,9 betrug und dann wieder gefallen bis in den November, in welchem wir nur 0°,8 Wärme hatten. Der December war dann wieder um 0°,5 wärmer. Das Jahresmittel für 4851 beträgt 6°,7 R. Die mittlere Temperatur für Halle beträgt aber nach Kämtz 8°,9; mithin haben wir 1851 trotz des milden Winters durchschnittlich 2°,2 weniger gehabt. Es irifft dieser bedeutende Ausfall an Wärme vorzüglich die Sommer- und Herbstmonate, wie folgende Vergleichung zeigt. 305 | Mai | Juni | Juli |August|Sptbr.| Octbr. | Novbr. Kämiz Mittell12°,9 150,7 |18°,2 | 170,5 |14°,4| 90,5 | 40,8 1851 Mittel | 70,7 |12°,7 13°,5 | 13°,9 | 9°,5 | 8°,7 | 00,8 Die grösste Wärme wurde am 31. Juli beobachtet und betrug hier 22°,2; die geringste Wärme fiel nicht in einen Wintermonat, sondern auf den 3. März und betrug — 10°,4. Die Luftströmungen hatten im Januar des vergangenen Jahres eine vorherrschend südsüdwestliche Richtung, gingen im Februar und März SW. und WSW., schlugen dann im April bedeutend nach NW. um und noch darüber hinaus und gingen alsdann im Mai, Juni und Juli langsam bis WSW. zurück. Den August und September hindurch wehete der Wind vor- herrschend nordwestlich, worauf er sich im October nieder bis SW. und in den beiden letzten Monaten bis SSW. herum- drehete. Sämmtliche im Jahre beobachteten Windrichtungen vertheilen sich so, dass auf | N= 43 NO= 29| NNO =29| ONO =25 0= 37 50= 8|NNW=57, 050 =19 S= 67|NW=129 550 =27 |WNW=43 w= 114 | SW =237 | SSW =83 |WSW =170 kommen, woraus die mittlere Windrichtung für das Jahr 14851 berechnet wurde: S — 63° 37’ 38,7 -—-W. Dass die Feuchtigkeit der Luft im vergangenen Jahre nicht gering war, hat uns fast jeder Monatsbericht gesagt und zeigt auch jetzt wieder die Vergleichung des Jahres- mittels von 1851 mit dem von Kämtz für Halle gefundenen Ausdruck der mittleren Feuchtigkeit der Luft 77 pCt. relat. Feuchtigkeit bei dem mittleren Dunstdruck von 3,37 paris. Lin. — Nur 4 Monate (Mai bis August) hindurch hatten wir bei starkem Dunstdruck eine nur wenig geringere relative Feuchtigkeit der Luft, in den übrigen Monaten überstieg sie derselbe und zum Theil bedeutend, so dass die mittlere re- lative Feuchtigkeit der Luft im Jahre 1851 betrug 81 ptCi. bei dem mittlern Dunstdruck von 3,06, Im Allgemeinen hatten wir vergangenes Jahr mit Aus- nahme des August und demnächst des Februar, welche 20 306 ziemlich heiter waren, theils trüben theils wolkigen Himmel gehabt. Wir zählten überhaupt im ganzen Jahre nur 7 Tage, an welchen der Himmel ganz oder doch fast - ganz wolkenleer gewesen war. An 58 Tagen hatten wir durchschnittlich heitern, an 59 Tagen ziemlich heitern, an 75 Tagen bewölkten, an 93 Tagen trüben, an 72 Tagen bedeckten Himmel. An 166 Tagen wurden Nieder- schläge von Regen (incl. 22 Tage mit Schnee) beobachtet, wobei die Tage mit kleinen Wassermengen aus Nebel, Reif etc. nicht mitgezählt sind. Alle diese Niederschläge zusammen geben eine Summe von 2796,72 (incl. 172,1 von Schnee) paris. Kubikmass auf den Quadralfuss Land, oder für die ganze Umgegend eine Wassermenge, welche den Erdboden, wenn sie auf einmal gefallen wäre, überall 19,4 par. Zoll hoch bedecken würde. Auf die einzelnen Tage im Jahre vertheilt gibt es 7,7 par. Kubikmass auf den Quadratfuss Land. Ausserdem ist noch zu erwähnen, dass wir im ver- gangenen Jahre an 5 Tagen Wetterleuchten, meistens in südlicher Richtung; — aber in Halle selbst 14 Gewitter mit Regen verbunden beobachtet haben; nemlich 2 im April, 1 im Juni, 5 im Juli, 4 im August und 2 im September. Druck von G. Bernstein in Berlin. Narurm Verein in Halk. UV 15 ZA ei? u E z Te __ EREETBE NR LRNEN N Marne Urn in Halle HE 03 = - = @ = \ uppy wp pAnp 04] Ip. 2 IN NN INN Y INN \\N IN n | (INN) /\/ ulm YY NN \Y IN) IN | N] NN N Ill N N INA Y AN \ AAN INNNININN AM NN NVNN \NYM AN IN N INN AN IN N al NW N) In v V\VV\ ıN) Petersber o ° Tal. 2pp PP 04] s21P2PL BZ 29 WI. 4 SO: 97272 STATT KEN ” Maturm Uxein in Halle IV ad: IH. LSdeales Irofil der Schichten zwischen dem Gose -u.Innerstellrale. KR - DT 5 ) & en R x = R . On den mit Xbezeichneten 2 = 5) 5 : 2 z Selten sınd Verslame- 7 z = en rungen giftnden. : & . DR sleı Tollethal rin Ke NT VHRN NUN YaN NERNUN N Nge=Z \= = \\ N \ Er RUNNERL. \ N \\ \\ NM KINN) ||| || IN IIIIl| Slatırm. Verein in Halle IV Taf. NE IT, I ST“, Du) DH SZ == = ES S IS EI IH N / D Thalsohle Magvarökch. Einde des Dorfes. £ HABEN URN N N A x ar